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:Mki-
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ALEMANNIA
Zeitschrift
für
Sprache, Litteratur und Volksknnde
des
Elsasses nnd Oberrheins
herausgegeben
Dr. Anton Birlinger
ProfeMor an der UniTenitXt in Bonn.
Vierter Band.
Bonn
bei Adolph Marcus
1877.
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Inhalt
^ . Seite
Elsass
Die älteste deutsche Orifiriaftl-Vrkiinde aus dem Eisass
PfanDensclimid 208 — 212
üntersnehungren zur Elsässer Grammatik I Kräuter . 255—257
Zur HVortforsohuDHT Krutenau. Bech 195—197
Zur altelsftssischen besonders straasburgischen Pflanzen«
künde Birlinger 192—194
Brief des Strassbnrger Theolo§ren JMarbaeh.flber die Ge-
meinde der yerti^benen Franzosen nnd Nieder-
länder zu Strassburgr und Frankfurt Crecelius . 22—24
Wimphelinfir aber die Siebenzal Weinkau ff 184—186
Anfängre der Reformation in Colmar HRocholl Ein-
fährungr der Beformation in Colmar Derselbe An-
zeige Crecelius 206—207
Strassburg nnd die Ulmer Studenten Birlinger. . . . 191—192
Strassburger Kirohweihpredigt Derselbe 18t6— 191
Die Gartenmeisterin im Eisass Derselbe 277-278
Aus einem Epos: Deutseh-firanzösischer Krieg Wörth
Günthert 62—85
Schweiz
Urbar des Klosters Bheinau U Jhd« Meyer . 106-144 212—236
Lexicalisch-etjmologische Yersuehe (v. HRudolff Grimm)
Baechtold 152—153
Kiltgang und Kiltsprflche im Aargan Rochhol 7. . . . 1—10
Kilten in Sehwyz Birlinger 10—12
Sohweizerspott Derselbe 279
Scherrer, kleine Toggenburger Chroniken Anzeige
Derselbe 203—206
Rechtsrheinisches Land
Altdeutsche Gebete , Mariengrässe , Heiliggeistgrässe
Holder Schults 86—106 279—283
Min allerliebstes suzelin Bech 18
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IV
Seite
Zur Wortforsehnng Y VI TII Beiersahs Yladenbis Häbl
Pumpernickel Schweizerhosen Gruntwelle Tobel Tier-
stimroen Krutnowe Höllküchlein Herling Kessel Vogel
Erlentritt Birlinger Bech. . 165—161 195—196 258—261
Lexiealische u. s. w. Yersiiehe (Elchingen) Birlinger . 154—155
Zu Sebastlaa Bttrster Derselbe 236—244
Conrad Winsiechers Oftdicht de Castro Hochen Zorn
Holder 197-200
Zwei Briefe Sebastian Franeks Weinkauff 24—80
Johann Jacob Weidner Crecelius 30—33
Znr Crailsheimer Schulordnung Derselbe 16—18
Paul Wllst, ein schwäbischer Jongleur Weinkauff. . 181—184
Crailsheimer Juden- und Hebammenordnung 1480 Cre-
celius 12-16
]>as Wirtshaus am Oberrhein Trenkle 45—59
Der Schwaben Lob I Aus Sebastian Sailer Birlinger ; 59—61
Schwabenneekereien II Derselbe 144—- 151
Zauber- und Oespenstergeschichten Derselbe 161—181
Zur Sagen- und Sittenknnde Derselbe 242—244 262—270
Gegen Aberglauben Derselbe 270—271
Tom Toten- oder LeicheuTOgel Derselbe 271—273
Yolkstfimliches, Yolksheilmittel, Aberglauben^ Inschriften
Schüz 273—274
Ofensprtlche aus der Calwer C^egend Derselbe 244—252
Becherinscliriften v. Dadelsen 252
8pr1lchw$rter und Redensarten Birlinger 252—255
Zu des Knaben Wunderhom Erk Crecelius Wein-
kauff Birlinger 33—45 283—288
Alemannische Oedidite ans Vorarlberg Hagen .... 19—22
Zu Schiller und Wieland Birlinger 276
An Enlenspiegels Orabe Derselbe 275—276
Zur Alemannia Birlinger Woeste 260—262
Rottweiler Oberamtsbeschreibung Anzeige Birlinger 201—203
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Schweizersitten
1 Eiltgang und Eiltsprüche im Aargau
Die Tobiasnächte, im ATestamente beschrieben, die ritter-
lichen Probenächte, in den „Tageliedern" der Minnesänger ge-
schildert; sollten sie sich wirklich übertragen haben auf die beim
Landvolk üblichen Eiltnächte, auf jene Nachtbesuche, die da zu
vorbestimmten Zeiten und unter ehrbaren Voraussetzungen einem
ländlichen Liebespaare stillschweigend gestattet sind ? Gewiss nicht.
£ine allgemeine^ ganze Landschaften und Volksstämme seit Men-
schengedenken beteiligende Sitte kann nichts Entlehntes und Nach-
geahmtes, muss auf diesem Stamm und Boden, dem sie jezt noch
eigen ist, selbst gewachsen sein. Darum ist sie denn hier gleich-
alt wie die Landessage und hat schon in der. ersten Befreiungs-
geschichte des Volkes eine historische Rolle mitgespielt. Einer
der ersten Eidgenossen ist ein namhafter Kiltgänger. V^Tie der-
selbe, da die Waldstätte in der Neujahrsnacht 1308 die Vogts-
burgen brachen, seinerseits die ünterwaldner Veste Rozberg erstieg
und nam, mag uns Tschudi's Chronik I, 239 kurz wiederholen.
„Ein dienstmagt uif der vesti Rotzberg was eins Gesellen von
Staus Bul, der verliess (verabredete) mit jra, er wolt Nachtz zu
jro uff die Bulschafft kommen am nüwen Jars Abend umb Mitter-
nacht. Die Magt was des Bescheid fro, band das Seil an einSul
im Fenster und ließ es hinab an Boden gan. Der Gesell zog sich
selber hinuff daran ins Schloß, zog mit der Magd in Ihr Kammer
zu schertzen ' ein Stund oder zwo. Mittler wil kam der Bunds-
gesellen einer nach dem andern am Seil hinuff." Im Winterthurer
Neujahrsblatt v, J. 1791 ist diese Scene in Bild und Lied dar-
gestellt, die bezügliche Strofe lautet:
Sie zieht ihn auf, sie herzen sich.
Er ruft: Nun Brüder, herl
Ein Jeder mach^ es nun wie ich^
Dann über Rozberg her!
Wie man aus der Liedstrofe hört, so schämte sich das
vorige Jahrhundert dieses von den Chronisten aufrichtig einge-
standenen Eiltganges noch keineswegs; das unsrige hingegen ist
heikler, es glaubt zu Ehren der geschichtlichen Würde bei dieser
Bixlinger, Alemannia IV 1. 1
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Erzählung nicht die Schlichwege der Liebe, sondern diejenigen der
List voranstellen zu müssen. Eine sich selbst beraubende Nüchtern-
heit! Als ob nicht iii aller Welt die Liebe das erste Motiv ge-
wesen wäre. Als ob nicht heute noch, wie damals, der Eiltgang
bei den Unterwaldner Aelplern allgemein wäre, als ob er nicht
auch in unserem Vorlande fortbestände, und hier immer und
überall wiedergekehrt wäre, so oft man ihn polizeilich oder kirchen-
polizeilich abgeschafft geglaubt hat. Was ihn hervoi'gerufen hat,
das bedingt auch seine Andauer: die Menschennatur, die Trennung
der Stände, das Hefkommen und die Zähigkeit des Bauemvolkes.
Dazu tritt nun erst gar manches örtliche, noch wenig mit er-
wogene Motiv. Auf dem Lande und im Gebirge ist durch die dünnere
Bevölkerung, durch die Entlegenheit und teilweise Unwegsamkeit
der Dörfer und Höfe, sodann durch die altherkömmliche Arbeits-
teilung, welche jedem Geschlechte isolirt die besondere Arbeits-
gattung zuweist, der gesellige Verkehr beider Geschlechter beinahe
bleibend beschränkt. Da hat denn auch, hier die Not Künste
gelehrt und hat den Liebenden besondere Gelegenheiten eingeräumt,
sich näher kennen und vertrauen zu lernen. Denn der Kiltgang
ist eben nichts anderes als was Liebe ist, ein auf gegenseitiges
Vertrauen gegründetes Verhältniss, das mit der förmlichen Trau-
ung abgeschlossen wird. Dass gegen diese Deutung das Urteil
der höheren Stände protestiert, ist allbekannt. Allein so lange die-
selben ihre eignen Standesheiraten zum Gegenstande politischer
und ökonomischer Spekulationen machen; so lange sie den Kirch-
gang nicht minder, als auf Dörfern der Kiltgang, zum Anknüpfungs-
punkt für Bekanntschaften herabwürdigen, hier noch dazu mit dem
entschiedenen Bewusstsein gröblicher Heuchelei, so lange ist es
erlaubt, ihrem Urteile das sittliche Gewicht abzusprechen, und
man muss sie an ein einschlägiges derbes Wort erinnern, welches
ihrem Zunftgenossen, dem Berner Patrizier Victor von Bonstetten
angehört. In Rückerinnerung an jene armen Ratsherren töchter
zu Bern, die bei jeder neuen Ratsbesetzung von plözlichen Be-
werbern, d. h. Stellenjägern, umlagert waren und dabei binnen der
zwölf Stunden der eben andauernden Ratswahlen zugleich .für
immer über ihr eignes Herz entscheiden mussten; in Entrüstung
über das Schicksal dieser sogenannten :»>Barettlitöchter« sagte Bon-
stetten noch in seinen ältesten Tagen zu Heinrich Zschokke:
„Schreiben Sie auch einmal eine Erzählung von unsern Berner-
bauern und lassen Sie sie um Gotteswillen kilten!
Das viel besprochne Wort Eilt erklärt sich aus seiner Mund-
art selber. Die Formel: zu Kilt gehen, wird durch die Neben-
formel übersezt: zu Licht gehen. Der Chilter wird im Solo-
thurnischen auch das dunkel glühende Knöpfchen oder Röschen
am Lichtdocht genannt; das Kiltholz heisst im Zofinger Bezirke
das aussen unter dem Stubenfenster aufgebeigt liegende, kleinge-
scheitete Brennholz. Die Herbstzeitlose heisst Chiltbluroe, im El-
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sass Eelterle, in der Champagne veillotes, weil sie mit dem Wieder-
beginne der Licht- und Spinnstube, und der Nachtwachen: veil-
16es, zu blühen anfängt. Stöb'er, Eleräss. Volksbüchl. (1) 1859,
154 und in Frommanns Zeitschr. 4, 12 wo gwelte gwelter, >aIso w
noch erhalten erscheint. Das Wort war ehedem gemeindeutsch
und verrät sich noch in verscKiedenen, dem Deutschen stamm-
verwandten oder räumlich zunächst stehenden Sprachen. Bei den
Inselschweden im Riga'schen Meerbusen heisst kuild der Abend;
wenn man da beim Brauttanze den Gästen die von der Braut
gestrickten Geschenke vorlegt, wird ein Tanzlied gesungen, an-
fangend:
Dies ist Dämmerungsarbeit,
Trenn auf und schlag auf!
d. h. ziehe das Gestrickte wieder auseinander, beginne die Arbeit
auf's neue. Russwurm, Eibofolke 2, S. 81 und 178. Litthauisch
skilt ist Feuer anschlagen, skiltawa Feuerschlag. Pott, Indogerm.
Spr. (1) 2, 550. Selbst im Rothwelsch heisst Chilles Abends;
Killesgänger Abenddieb. Anton, Wörtb. der Gaunersprache.
Magdeburg 1834, 25»),
Nur genau vorbestimmte Tage räumt das Herkommen dem
Eiltgang ein und hält sie mit Strenge, ja oft mit roher Grausam-
keit aufrecht ; denn eine unsichtbare Geheimpolizei wacht hier über
derlei traditionellen Satzungen und wird von dem an jedem Orte
bestehenden Vereine der Ortsburschen- und Nachtbubenschaft ge-
handhabt. Die zunächst folgenden Angaben betreffen nur den
Aargau. Im Hallwiler-Seethale und angrenzenden Eulmerthale sind
hiefür der Samstag, Sonntag und Donnerstag bestimmt, gelten aber
allein für die Ledigen. Der Freitag steht zu gleichem Zwecke
ausschliesslich dem Bräutigam zu, denn in diesen Tälern finden
die Hochzeits-Einladungen und Oopulationen auch nur am Freitag
statt. Im Bezirk Zurzach ist der Samstag alleiniger Eilttag; wer
da an einem Dienstage auf gleichem Gange betroffen würde, wäre
durchaus als ein Wjistling verschrien. Ebenso wird im Solo-
thurnischen ein am Mitwoch Kiltender unter »die Räudigen« ge-
zälf! Burschen, die solchen Satzungen zuwider handeln, und
Mädchen, die zur Unzeit Besuche annehmen, haben in ihrer Um-
gegend auf ein Ehebündnis sicherlich nicht mehr zu rechnen.
1) Ein ftltes alemannisches chwiltiwerch v. J. 817 bezeugt:
pnellae . , tres opus ad vestrum ei tres sibi faciant dies, et hos, quod
Alamanni chwiltiwerch dicunt, non faciant: die Mägde sollen 3 Tage
der Woche für den Herrn, S Tage für sich arbeiten, aber »Arbeit des
späten Abends« sollen sie nicht thun. Vrgl. Grimm Deutsche Rechts-
alterth. 352. Graff Sprachsch. lY 654. Schmelier hat des dunkeln
Wortes Deutung gefunden. Wie erkiken neben erquicken, niederd.
kalmen neben qualmen, kimraa (bair.) und kommen aus quiman, Kecken
(Schwab .) neben. Quecken u. s. w., so kilt aus kwilt; angelsächs. cveld,
altnord. kveld ntr. auch queldr msc. = Abend. Sieh den schönen
Artikel Hildebrands im DW V 704 ff. DH.
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Zur Rolle eines seiu Ziel glücklich erreichenden Kilters ge-
hört, ausser dem Beiwerk von allerlei mitgeschleppter Ess- und
Trink waare, vor allem ein^ geübtes, in jedem Augenblicke verfüg-
bares Spruchgedächtnis. Herkömmlich wird er auf seinem Wege
von den Nachtbuben und sonstigen Beobachtern mit ironischen
Begrüssungen und Anfragm geneckt und geschraubt. Will er
ihrer rasch los sein^ so muss er schlagfertig und witzig zu ent-
gegnen verstehen. Eine plumpe Antwort ist sein Verderben, er
muss sie mit der eignen Haut bezahlen, nur die Laune hilft ihm
durch. Steht er alsdann zum erstenmale drunten am ersehnten
Hause, noch unerkannt und bei eitler Nacht; so beginnt da vom
Fenster herab eine abermalige Eatechisation, bei der er noch viel
weniger den Kürzeren ziehen darf. Da wird die Tochter und
selbst deren Vater erst das Wer und Woher zu wissen verlangen,
oder vielmehr sie werden vor Allem hören wollen, wie artig und
schlau der Anklopfende um Einlass zu bitten verstehe. Auch die
Mutter mischt mit gutem Rechte sich mit ein, und so steht er
abermals den Vielen gegenüber. Ist aber gar schon ein Begüns-
tigter oben zu Besuche und schickt mit verstellter Stimme ein
»Rappedüzli,« ein Spottverslein zum Fenster herunter, so bleibt
dem Enttäuschten keine andere Waffe als der Witz, hinter dem
er dann seinen Verdruss verbirgt und seinen Rückzug deckt.
Solcherlei möglichen Fällen und Unfällen sind die nachfol-
genden Sprüche entsprungen, ihnen gemäss sind sie zu deuten.
Der Sammler, der sie hier erstmalig bekannt giebt, täuscht sich
über ihren Minderwert nicht im geringsten. Denn trotz ihrer
mundartlichen Derbheit sind sie nicht lauter an Ort und Stelle
selbstgewachsnes Naturprodukt, sondern sie kopieren das benach-
barte Schwarzwälder- und Tiroler Volkslied zuweilen deutlich genug.
Anderes dagegen ist in seiner Abkunft uralt und begegnet uns
ausserdem nur in den lyrischen Formeln des Mittelhochdeutschen.
Darunter gehört hier der wirklich schöne Spruch (No. 1), der beim
Maienpflanzen an den Maibaum gehängt wird. Er handelt von
den beiden, dem deutschen Ehegotte Donar geheiligten Liebes-
aymbolen, dem Rosmarin und der Brautseide, und trifft hierin
überein mit einem gereimten Liebesbriefe aus unbestimmbarer Vor-
zeit, (Mone, Anzeiger 1838, 552), worin es ebenso heisst:
und grüß dich gott durch eine haut vol seyden:
ich will alle frischen hertzen von deiner wegen meyden.
und grüß dich gott durch ein seydenfaden :
mich und dich in ein finster gaden.
So wird auch im Eindermärchen (Grimm, No. 80) der Brunnen
angeredet: >Lauf hin zur Braut und laß dir rothe Seide
geben.« Darum tragen Rosmarin und rote Seide jezt noch die
Hochzeitsleute an Hut und Rock.
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Zum Maienbaume, vor der Liebsten Haus gesteckt.
I lols sie grueßen darb e böcbi Tanne:
die Zit iscb cbo zim wibe und zum manne.
I lofs sie grüeßen durb es Hämpfeli Tbau:
i wött, mi Holdi war' mi lieb« Fran.
I lols sie grüeßen darb es Nägeli:
i wött, i bätt's in Arm as Aerfeli ^).
I loiii sie grüeßen darb en Eicbe-Spo:
wött lieber bi nef ligge, as se ftob.
I lols sie grüeßen darb es Cbangeli Fade:
i wött, i cbönnt scbo bi-ner s£ i Gade.
I lols sie grüeße darb es Hämpfeli Side:
i mag's elleige nümme meb yerlide.
I lofs sie grüeße darb es Bosmeri:
wött, aß i Tag and Nacbt cbönnt bi-ner si.
Rosmeri and Ciprelse:
aß i de nit vergefse;
Bosmert and Nägeli dri:
g'börst, i möcbt gern bi der si!
Bi der si, wies Böseli bockt
am-ene einige Stengel:
Der Herr is schön and d' Fraa is schön
and s' Chind ist , wie ne Engel.
Anmeldungen am Eammerfenster«
Wotsch mi öppe ihe la? Ein freundlicher Nachtspracb. Ge-
dichtet von einem gefühlvollen Jüngling. Gedruckt Anno 10000,
zur Zeit des Mondscheins. — (Fliegend. Blatt, o. 0. a. J.)
Cham, Aenneli, mis SchätzeH, mach s' Fensterli üf,
s'macht ehalt hie vorüfse, i wart nit gern druf.
Am Suntig hesch tanzet, und brav hesch es gmacht,
und wo-n-i di gseh ha, het s' Herz i mer glacbt.
Un ietz het mi's zöge an de Haare zu dir,
warum, o mis Anni, machst s' Biegele für?
Bin ig halt en Arme, so bist denn du rieh,
und thüe mer's z'säme, so si mer jo glich.
Und bin-i nit hübsche, so bisch es doch du,
hesch chrüselig Härli, Bothbäckli derzue.
Und wärist mis Fraueli und war' i di Ma:
jo lustiger cbönnt es im Himmel nit gä.
Mis Hüttli war' fertig und s' Bettli war' gmacht
und Fischli gäbs z' Morge, und Vögeli z' Nacht;
Am Märit s' Ordinäri, dezue Haselnuß,
und wenn's dich thät biße, i chratzte dir gwüß.
1) Armvoll. Hebel i. Geisterbesache a. d. Feldberg. Alem. Spr. 101.
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6
Drum chum ietz, mis Anni, und mach nit so lang,
es wird mir do üfse gar schröckeli bang.
Chaust gar nit erwache? chum numme vors Hus,
ig ribe dir selber da d' Aeugeli üs.
Hest Chumber, i dörf dir keis Müntscheli gä?
I dörfti gwüß meh noh, i dörft dirs noh nä!
Du weißt no nit, wieviel Oouraschi ig hätt,
war* i einist do dinne bi dir i dim Bett.
Wach üf ietz^ mis Anni, leg^s Gloschli nit a;
ha Menggi net g'förchtet, het kei^s ane gha.
S' macht nüt wege'm Hemmli, i ha so viel Muet,
i näm' di as Aerveli ganz füdeliblutt.
U hest Eine dinne und ist er nit nett,
so müpf mit de Ghneue de Eäri üfsem Bett.
Es ist doch nüt mit ohm, sini Haar si nit falb,
si-n Alte ist e Spitzbueb und er ist es Chalb;
Het drü Geißli im Ställi, wo eis si grad streckt,
wo s' ander ist halbe und s' dritte verreckt.
We der Luft e chli harschet, sis Hattli scho chracht,
sini Pfaisterli si ja mit Pfandzeddle vermacht.
Die Alti, en Schlange, es ist ja ne Grüß:
sie treit de ganz Wuche s' Nachtchübeli nit üs.
Die Ornig, die schmöckt me dem Bürschli wol a>
Me meint ja, seil Ohübeli sig selben 6 da.
Zwilchhofe dem Schnider die fchuldet er noh,
er het nit just gstohle, doch s' chönnt noh se cho.
Jetz mag i nit ihe, es fchmöckt gar nit rein,
wött wärli, ig wäri scho wider deheim.
Hesch öppe gmeint, Aenni, es sig mer de Aerst?
o neu hei Chüe Hörner: hei Geiße bloß Chärstl
Blib numme-n-im Bettli, streck d'Gabli grad üs,
Adje ietz, mis Anni, i gange nach Hüs.
Nachtspruch. Guten Abend, gebe Gigs- oder Gott grüeßai,
Meitschi! Ich will dir von meinen großen Reisen zählen. Ich
bin zu den Zeiten, als der große Christoffel und der Bären-Mani
(die 2 Wahrzeichen der Stadt Bern) regierten und die ganze Welt
unter ihre Fasse nahmen, unter und ob dem Meere umzogen, so-
weit der' Himmel blau ist. Wo der Erzpriester Johannes bei der
Papiermühle gradüber dem Seifenwebershaus wohnt, dort fieng ich
ein gar kostlich E^sen an im Eälbermeere, das ist nicht weit von
Amerika in der Fegfeuergassen, wo die Säue auf den Bäumen
wachsen. leh besann mich aber dort anders und schiffte mich nicht
auf der Niemandsgasse ein, sondern ich nahm den Weg auf die
Achsel, den Stecken unter die Füße^ band die Schuhe an die Seiten,
mein Schwert an die Leber und zog über Stauden und Stock.
Da wo der Weg übers Haus geht, kam ich in eine großmächtige
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Stadt . . . Wald, hUn i säge wolle, und de Wald het nnmme drei
einzige Tanne ghk. Und do, wo-n-i verirret bin gd, bin i üf e
söttige Tanne üffe g'chlätteret und ba mis Biel zue mer gsteckt.
Und do ba-ni nes Vogelnest gseb, haue das Nest ab und g^beien-
es abe. Do sind aber feuf Zentner Fadere dinn gsi und mit abe-
g'heit. Do bin i denn au wider abe, ba das Nest a'zündt, ha
mis Biel dri gst«ckt, und do sind beedi verbrunne. Numme der
Bielhelm nid. Do zweien-e do en Erbsftüde uf de Bielhelm üfe
und do ist si fo groß werde, dals i ha müeße die allergrößist
Leitere nä, für die Erbs vo der Stüde abz günne. D'Leitere hett
aber numme drei Seigel gha. Do fallen i denn ab der Leiteren
abe, feuf Ghlafter tief i Erdboden ihe^ und do weiß i mir nümme
z'helfe. Jetzund springen i hei, g6 Schüfle und Bickel z'reiche,
und grabe ml widrum üße und gange zue mim Müetti. Amen.
^Liebis Maideli, witt mi ha?
lue, i bi-n-e 2iimberma,
will dir es Hüseli baue:
bind und zVorn es Städeli dra,
as d'au chast es Ohüeli ha
und es Pärli Saue.
AUi Vögeli singet gern
bis am Samstig z' obet;
alli Maideli hem-mi gern:
o wie bi-n-i plöget!
Ja, Bethli, i bi-n-s' Aettis Bue,
drum bin i ehe stolz,
min Aetti het der Waare gnue
und z rings ums Hüs vil Holz,
im Stal zwd Stiere und zwo Chüe,
und Brod bis ghue und Wi,
Ja, Bethli, wenn d'mi überchunnst,
se chaust wol lustig si!
Am Samstig chömmet Buebe
zum Liseli z' Chilt,
gar mänge in d^ Stube,
nummen Eine, der gilt;
nummen Eine zum Maidli,
de Hans zum vorüß,
und chlopft er am Ladli^
so thuets em geschwind üf.
Alli Ghatze sin schwarz,
und im Bettliwär' Platz,
s'müeßt Niemer dinn ligge,
weder ich und mi Schatz.
Wenn' der Mond scho nit schint,
so lüchte doch d' Stere,
wenn du mich hüt nit magst,
han i di doch gere.
Anne Marm, was heuschis?
hübsch bin i, das weiß i!
höclie Schue trag i,
hundert Guldi vermag i.
„Hundert Guldi is net vil,
mi Vatter git mer's, wann i will,
Chasten und Bett
mit Rosline überdeckt.«
Anneli, hesch dis Bettli gmacht?
»nei, i ha's vergesse!«
bist du denn die ganzi Nacht
bi dem Jäger g'feffe?
mueik du grüene Schüehli trage,
grüne Schueh mit Schnalle,
grüne Schueh mit Gold beschlage,
die ihm wol gefalle;
morges früeh, wann d' Sunne
schint,
euXis arm Maringgeli grint!
Anneli, wo bist nächtig gsi?
>hinderm Hüs im Höfli.«
Wer ist aber bi der gsi?
»der im blaue Tschöpli.«
Und was hat er bi der th6,
hesch di von em chüfse 16?
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8
aber schämst di nit vor d' Lüte?
»Ei, das het jo ntit z* bedüte!«
I. der ChiUe-n ist e Tritt,
wo me die Liebe z'sämme git,
zweu und zweu, paar um paar,
chumm ig ächter au dahar?
der Aetti seit, s'heig ke 6'fohr,
i gab en Chilter übers Johr.
Drü chlisbge Gizze
gönd größer e Geiß;
chumm, säg mer das itze,
was i no nig weiß.
Aeugli, wie Röslithau,
8* GCchtli, so fromm und schlau:
wer zu mim Schätzli goht,
wer mir vors Lädli stobt,
den fchieß ech tod!
Jo Bäbeli, du muefch artig thue,
wenn d s' Bürrchli witt erlange,
und wenn d' ehm öppe chüechle
witt,
so thue au Schmutz i d' Pfanne.
Bäbeli lue, Bäbeli lue,
d' Chuderjüppe brünnt d'r,
bind und vorn, chrüz und quer,
und nebedra die Bümper.
Schätzerli, du Chäberli,
war' ich bi der inne,
ha der öppis g'chrömelet,
ha ders wolle bringe,
hunderttüsig Schitli,
die gänd im Oefeli warm;
i wött, i hätt mis Schatzeli
no einischt so im Arm.
Der Gngger üf em dürre-nAst,
er guget alli Samstig z'nacht.
er guget dene Buebe,
sie föUe oho ge luege.
o Gugger, wo bisch nächtig gsi?
im ene hohle Bäumli.
wa hesch im hohle Bäumli gmacht ?
i ha mim Schätzli en Maie bracht.
Mueter, chochet Zibelesuppe,
d' zibele stöhnt im Garte;
i ha fcho mänge blange Tag
üf d' Chüechli müeße warte;
chochet Oepfelfchnitz und Bire-
schnitz
und gäle Rüebli drunter:
und wenn mi Mneter e Jum-
pfere ist,
nimmt's mi doch au wunder,
d' Mueter bachet Chüechli
und macht e ganzi Wanne,
d' Chnabe chömmet mit enand,
es git e ganzi Chammer.
Der Abgewisene.
Bin überm ßergli ennet gsi,
ha s' Bethli wolle b'sueche,
do isch en andere binera gsi,
do hätt' i möge flueche.
do seit mi Mueter, nei o nei,
das Flueche muefch du mide,
16ß Bethli gd, loß s' wibe si,
thue lieber ledig blibe.
Bald gras' i am Hübel,
bald gras' i am Rai,
bald hän i es Schätzli,
bald bin i ellei.
uüd wenn i keis h4
und wenn i keis weiß,
so nimm i der Gertel
und näggele-n-ei's,
und näggele-n-ei's
vom ene Schwarzdorn,
itzt hätts ekei Gattig
und hett ekei Form!
Im Winter, wenns regnet und
schneit,
so nimm i mis Schlittli und reit,
rite vor's Schätzeiis Thür,
ist denn no s' Riegeli für;
wilPs mi nit ihe Idh,
mueß i vorüße ft6h.
aber oheien oho:
en andermdl bin i nit do.
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Wer will es wackres Bürschli ge,
mueß nett und artig si;
im Oarte g'günnt me Böseli
nnd Majen obedri.
Im Garten auf der Laube,
da pflückt man einen Strauß,
und wer kein Geld zum Trinken
bat,
der bleibe hübscb zu Haus.
Gueten Obig, Vreneli,
cbonnt i nit e weneli
zu der ine cb6?
will di lebre Garbe drösche,
will die lehre Hemmli wösche,
choche, chüechle, spinne, stricke
und verfötzlet Hösli flicke.
>Nei, du chunnst mer nit vors
Hüs,
oder i löß de Budel üs;
nei, du chunnst mer nit vor d' Thür,
oder i ftoß de Biegel für!«
Du tüsigs Margretli,
chumm, thue mer d' Thür üf,
ich früren a d' Finger,
bin sust nit wol üf.
>ünd frürst du a d' Finger,
leg Händscheli a,
und bist e bravs Bürstli,
chlopf no-ne m61 a!«
Die Erwartende.
Lustig und munter!
am Sunntig z' nacht chunnter,
und wenn er nit chunnt,
se-n-isch er nit gsund.
Es nachtet unter de Bänke,
d' Maidli föhnt a z' denke,
fe heiget no keis Garn;
do chunnt e Gschump
und bringt es Pfund:
Wind a, wind a, wind a!
Sie säget gang, i chönn nit spinne,
i Q^ött wol au mis Lisme 16,
und was sie säget, werd* i inne,
s' Rädeli will nit umme goh,
d' Chnabe wend nit zue mes
ch6 —
ti-tum!
du Hebi Zit,
wie ist au d' Nacht so lang
und s^ Bett so wlt!
So chli, daß i bi,
so falsch chan i si:
de Schatz, wo du liebst,
is au halber mi!
Elternrat.
He, eigeli het die Ghatz Aeugeli,
wil fie au lüegele mueß;
Bürstli, thue nid so gli wibe,
sust hefch di ganz Lebtig Ver-
druß.
He, eigeli het die Ghatz Aeugeli,
daß fie au lüegele cha;
Meiteli, witt nid de Buggel voll.
Nimm du di Lebtig ken Ma.
d' Manne sind fü'rig, i sägdir's ja,
brünned 's nit gar, denn so
räucht's;
thuest em nid flittren und fläterle,
so hefch de Buggel voll Streich.
»Flittren und fläterlen chan i nid,
gwüß, i will lieber ken Ma,
ja, ich will ledig mi Lebtig si,
mueß denn kes Wiegeli h&.«
Sure Holzöpfel
und langi Stiel dra:
freu di nur, Maidschi,
mueßt au^ne Ma ha!
Hätt' i nit gmannet,
wött' i nimmera^h manne :
es will mir kei Jüppe
am Nagel m^h Vhange!
Hosechnöpf und Mugge dra,
so vil aß Tag' im Jör;
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10
Maidli, 16ß mer d^ Buebe ga, ha gmefiift, i heig e Mutte voll
snst chratziscfa no im Hör. Brod,
and find' keis Mfimpfli i miner
Ha gmeint, i heig e Taväre- Not.
Wirtshüs:
ietz hanget numme Windle vor-üß. (Der Vater hat abermals ein
ha gmeint, i heig e jungi Frau: Mädchen bekommen.)
ietz han-i nnmnen e Welle Strau. Mls Herz isch trüervoU
ha gmeint, i heig e Cheller voll vo wege g' Babis:
Wi, ha gmeint, es choche Chrüt,
ietz han i im ene Gläsli e chli. ietz chochets Chabis.
ha gmeint, i heig es Fafs voll und Chabis mag i nid,
Chäs, wött' lieber Rüebli;
und ietz sind numme die Stei es Maidli hft-n-i fcho,
fo räß. i möcht' es Büebli.
ELBochholz
2. Kilten in Schwyz^)
Man kann sagen, daß die Schweiz dasjenige Land ifib, worinn
Amor und Hjrmen in dem heften Einverftändniß leben. Faft in
der ganzen Schweiz, vornehmlich aber in dem Kanton Schweiz,
ist, ich weiss nicht warum oder wie, ein sehr seltsamer Gebrauch
eingeführt, der mich in grosse Verwunderang gesetzt hat, mich,
der ich gewohnt bin, nur über ein Ding zu wundern, nehmlich
darüber, dass man sich noch in der Welt über etwas verwundem
kann. Ich wusste wohl, dass die Liebe bey den Grönländern
z. B. nicht auf die Art wirkt, wie bey dem wollüstigen Einwohner
des mittäglichen Europa. Ich wusste, dass alle iene Verfeinerun-
gen der Liebe, die vielleicht nur noch mehr Unruhe als Vergnügen
gewähren, in Labrador unbekannt sind; dort wo der Mensch eben
so, wie iJles was ihn umgiebt, von Eis ist, und sich einer Frau
mit eben dem Gefühl nähert, als einem Stück Seehundsfleisch,
womit er seine elende und mühevolle Existenz unterhält. Es war
mir nicht unbekannt,, dass die Natur auf dem ganzen Erdboden
die Mannigfaltigkeit in ihren Werken liebt, und dass alles an dem
Menschen, nur das, was ihm wesentlich ist, ausgenommen, der
Verschiedenheit unterworfen ist. Allein^ wenn man mir gesagt
hätte, dass hundert und fünfzig Meilen von Paris, in einem Lande,
welches wegen der Weisheit seiner Gesetze und Reinigkeit seiner
Sitten so berühmt ist, das schon ganz mannbare Mädchen einen
jungen* Menschen, der ihr ^ie Ehe verspricht, in ihr Bette auf-
nimmt, als wenn er. bereits ihr Gatte wäre ; wenn man mir weiter-
1) üeber Eheschliessttng und Vorprobe im Serüfthal (Glartfs)' öiöK
Osenbrüggen Wanderstudien IV 324. Fischer's Probenächte bekannt.
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11
gesagt hätte, dass dieses seltsame Vorspiel von beyden Familien
gut geheissen, und von einer Generation zur andern beybehalten
wird: so würde ich es nicht haben glauben können. Und gleich-
wohl ist unter allen Gebräuchen, welche einen in Erstaunen setzen
können, keiner so zuverlässig, als dieser.
Der Einwohner in dem Kanton Schweiz heurathet sehr jung.
Dies ist ja wohl der Trieb der Natur an allen Orten, wo der
Mensch kein Bedenken trägt, sich fortzupflanzen. Eine solche Be-
denklichkeit aber, die man immer als den schrecklichsten Vorwurf
für solche Regierungen, wo sie statt findet, betrachten muss^ ist
in dem Kanton Schweiz unbekannt, als woselbst sich wegen der
weitläuftigen Gemeinhuten, worauf die Heerden weiden, und wegen
der mit Holz zur Erbauung neuer Hütten bewachsenen Berge,
immer ein. Platz zur Anrichtung einer neuen Haushaltung findet.
Es geschiehet daher selten, dass der Schweizer, welcher versichert
ist, dieses doppelte Erbgut seinen Kindern hinterlassen zu können,
sich nicht sobald er die von der Natur bestimmte Zeit, eine 6e-
hilfinn zu suchen, erreichet hat, verheurathe. Gemeiniglich sucht
er sich die seinige auf dem nächsten Berg, oder in dem nächsten
Thal aus. Die häufigen Besuche, die er bej ihr abstattet, machen
dass seine Wahl bald bekannt wird, und in allen umhergelegenen
Weilern betrachtet man ihn als einen erklärten Bräutigam, in
dessen Rechte niemand einen Eingrif zu thun unternimmt. Man*
sagt, dass denienigen, der die Verwegenheit begienge, ihn in seiner
Liebschaft zu beunruhigen, eine ö£Eentliche Rache treffen würde;
und dem ungeachtet zweifle ich, ob es in Labrador selbst bey der
Liebe kälter hergehen könne. Kaum ist die Sonne aufgegangen,
so findet sich schon der Schweitzer bey seiner Geliebten ein. Ge-
meiniglich giebt sie sich mit irgend einem häuslichen Geschäfte
ab; er nimmt sich aber sehr in Acht, ihr bey ihrer Arbeit irgend
eine Hilfe zu leisten, sondern siehet sie blos kaltblütig an, und
sagt kein Wort. Findet er sie etwa in einer Entfernung von ihrer
Hütte sitzen? 'Er setzt sich neben ihr hin, und sagt kein Wort.
Gehet sie in die Kirche, oder in eine Gesellschaft, oder besucht
sie ein ländliches Fest? Er nimmt sie unter den Arm, raucht seine
Pfeife, und sagt kein Woi*t. Auf solche* Art wird die ganze
Woche zugebracht. In der Nacht aber vom Samstag fxit den Sonn-
tag stellet sich der phlegmatische und stumme Liebhaber an der
Thür seiner Herzensbeherrscherinn ein. Sie ö&et ihm. Er folgt
ihr in ihre Kammer, entkleidet sich ganz ruhig, legt sich in das
Bett neben ihr, und sagt, sehr gewöhnlich, auch da kein Wort.
Wenigstens wird es so versichert; und es könnte dieses zu einem
Beweise dienen, dass die Liebe stumm bleibet, wann die E^inbil-
dungskraft ruhig ist. Am folgenden Morgen bringt die Mutter
des Mädchen den beyden Liebenden eine hölzerne Schüssel mit
Kaffe, dessen Gebrauch auf diesen . Gebirgen durchgehepds einge-
führt ist*r Sie setzet sich auf das Bette, frühstücket mit ihnen.
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12
und würde es für eine Beleidigung ihres künftigen Eidams halten,
wenn sie sich im geringsten merken liesse^ dass sie eine Enthaltung,
die uns in Frankreich auf lebenslang lächerlich machte, in
Zweifel ziehe ^).
ABirlinger
Crailshoimer Juden- und Hebammenordnung
von 1480
1 Ordinacio Judeorum
Item summe placeret, quia ex jure convincitur, quod ludei,
licet cruorem siciant et potent laicorum et nos usuris depauperent
et quibusdam landabile esse reputetur ut accipiat ab eis pecunias
ad usuram etc., tamen cottidie nobis maledicunt, Cristum blas-
phemant, beatam virginem Mariam subsannabunt, crucem Cristi
criminibus varys confingunt irrident et conspuunt etc. obstinati nobis
commorantur ex pessima licencia principum et ob questum eorundem.
Item balneatores deberent eis deputare unum diem in septi-
mana, quo ipsi intrarent balneum, et non omnes dies exceptos
sabbatum. nam licet plures eis conbalneantur confabulentur et
plus diligant quam proximum cristianum, sunt tamen boni adhuc
sacerdotes et layci, qui nunquam delectantur eis commorari ^el
confabulari sine grandi necessitate, ergo nee in balneo eis con-
lavari. fetent enim et inficiunt balnea ex crudis malis aliarys suis,
est enim oottidianus eorum usus commedere pipereata alliata et
condimenta contra pestem et lepram et pauci eorum infirmantur.
Item cum deferantur sacramenta ad infirmos seu in proces-
sionibus quibuscumque vel in festis corporis Cristi, fugere debent
et claudere suas fenestras et hostias, et si a sacerdotibus repre-
hendantur in stratis, debent deponere capucia, etiam si non faciant
ob reverenciam crucis Cristi, tamen ob reverenciam sacerdotum,
quibus ipsi sunt obstricti ad dandum decimas et reme . .a defun-'
ctorum suorum et oblamina, non autem denarium professionalem,
quia non sunt capaces sacramentorum ecclesie, sed in alys sunt
occupantes loca Cristianorum.
Item quicumque fidelium eis locat domos pro censsu, debet
indicere ludeis, ne furentur masculos, ne in eis exerceant prestigia,
ne tractent aut conspiracionem faciant Cristianis, ne conveniant
contra comune civitatis nee contra ecclesiam nee utentur veneficys
aut maleficys, ne fontes inficiant veneno. et debent super hoc
prestare juramentum.
Item in omni quadragesima a dominica letare non debent
Cristianos neque in jure vel extra occupare vexare vel pignora re-
1) Bemerkungen eines Malteser Ritters auf einer Reise durch
einige europäische Länder. Aaszug a. d. Franz. Leipzig 1790. 8^.
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cipere neque usuram de peccunia exigere indilate ad octavas pasoe,
quia ipsi a nobis noiunt impediri in diebas cenophegio ^} vel alys
suis festis et hec habent precipere plebanus cum brachio seculari.
Item in septimana Ingubri scili^et a feria quarta post pal-
mar um uon debent exire suas domos neque aperire fenestras nsque
in diem pasce, simili modo in diebns corporis Cristi et ociava.
Item ludei ad nulla venaHa debent porrigere manus nisi emptis
üHs, sive sint fructus sive pulli siye pisces, quia est ipsomm
astucia, ut nos inmundicias eorum tollamus. eciam verum est,
qnod omne quod tangunt vegetabile nunquam increm entum percipiet
sed moritur debilitatur aut marcessit et hoc certum est.
Item ludei debent habere propria conventicula in certis locis
et non circa capellas nee in publice foro nee se appodiare mer-
cantys vel institis quia anhelitu suo tam zinciber piper zuccarum
gariofila macia rauscata et uvas passas et alia inficinnt suo anhelitu
et salivis venenosis et pauci volunt illud intelHgere, volunt enim
circa omnes artifices habere suum statum qpbis nocendi.
Idem ludeis non debent tribui pignora preciosiora quam in
valore duplici illius rei ipsis inpignorate, quia in hoc leditur co-
ro une bonum. Item non de]i)ent viris supel)^ vestimentis uxorum nee
sumptuosis mulieribus super vestimenta virorum accomodare pec-
cunias et hoc sub precepto maximo et penis plebani ac consulatus
vel prefecti, ex illo enim multa fiunt et facta sunt et hodie sunt
et facta sunt adulteria dissidia inter coniuges, ut vix mulieres
evadant mortem a viris. Si autem ambo coniuges petunt sibi
accomodari, tunc licet.
Item nullus consulum debet sciencia(?) sua ludeis adjudicare
usuram computatam et pro debito conscriptam vel summatam,
quia non licet recipere usuram de vel super usura, non attentn
füiqua litera desuper confecta sive principis nobilis aut alicuius
potestatis.
Item non debent eis dari litere sigillate pro debitis suis et
peccunys concessis et pignoribns nisi cum scienda testinm fide-
dignorum puta adminus duorum consiliariorum, quia cum suis
iniquis literis prescribunt sequentes usuras et denudant comune bo-
num in tali modo.
Item et ludei non debent spaciare in muris vel super muro
civitatis neque in cimiterys nee in capellis foras civitatis, quia
vidi ymagines Cristi trans&cas multis voraminibns, et hoc de ludeis
presnmmendum est, et mihi relatum quod pertranseant capellas
huiusmodi. Quare placeret. quod domini consiliarij una cum li-
cencia domini prefecti et judicis facerent decretum, ne aliqui pueri
ascenderent murum, quia eum stercoribus polluunt, quod vigiles de
hoc conqueruntur, et ad . . . p . . . ymo proiciunt lapillis de muro
gallinas pullos pavones et arbores et annichilant gramina et hortos,
1) Laubhüttenfest: axfjvonrjyut,
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14
ymo proioiunt et frangant vitra et fenestralia et multos clainores
ineptoB faciniit.
Erklärungen. Ich habe die Sprachfehler des Originals
stehen gelassen, z.B. confingant st. configunt (sie durchbohren
das Kreuz), hostias st. ostia, marcessit st. marcescit. Pipe-
reata = piperata, Speisen mit Pfeffer. Alliata (in der Hs.
steht nur alliat), offenbar dasselbe wie weiter oben aliaria
(aliarys = alliariis), Speisen aus Knoblauch oder mit Knoblauch
angemacht, Oblamina ist deutlich, es sind wol dieselben Ab-
gaben gemeint, die gewöhnliche oblegia, oblagia n. &• (daher Oblei)
genannt werden. Aber was sind die remedia defunotorum?
de^n so wird zu lesen sein (es steht in der Hs. reme mit über-
geschriebenem a dahinter). Appodiare se, sich anlehnen; mer-
cantys von mercantia (Ware); institis yon einem nach in-
st itor (Krämer) gebildeten instita (Ware die im Detail
zu verkaufen ist). Gariofila = caryophylla (Grewürznäglein).
Macia mnscata Muscatnuß; macia ist im Mittelalter Neben-
form von macis (Muscatnuß). In der Hs. steht übrigens nur
mac mit folgendem Zefchen der Abkürzung. Im letzten Absatz
ist von den zwei nicht vollständig lesbaren Worten das letztere
durch eine sonst in der Hs. mir nicht vorgekommene Abkürzung
losgedrückt: pj.
2 Obstetricum ordinacio
De obstetricibus placeret, quod omni angaria ^) vel saltim bis in
anno facerent juramentnm fidelitatis circa inpregnatas sc. illas
avisando ut essent temperate in eibo potu labore incessu etabsti-
nerent se ab ira et huiusmodi presertim cum essent vicine partui.
Item quod tempore partus non reoedant a muliere laborante
sed caute provideat de ipsam alliquando confortando et animosam
reddendo, cum bonis bona verba dando, cum rudibus acriora prout
necessitas exposcit, et cauta sit mulieres allevando sc. ut habeat
oopiam adiuvancium et camissiam in taugende ipsam et adjn-
vando etc.
Item provideat se, ne pira sint in domo parturientis vel circa
eam ullo loco, ut dicit Oalienus, nee introeat ventus horribilis ad
locum puerpere neque assit pluralitas mulierum nee clamores nee
multa lumina neo clangores, et si mulier sit delicata et fortis ante-
feratur eius nasui combustum coreum^) vel combustum cornu,
quia deprimit talis oder ad pariendum, et si esset tarn vicina par-
tui et fetus in via, insuffletur ei parum de elleboro albo .i. nyes-
burcz, quod si non habetur statim recipiatur de pulvere strigili
1) Angaria (Frondienst) = Fronfasten, die 4 s. g. Quatember
(quatuor tempora).
2) cor i um Leder.
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15
. equi quod idem facit. Item radix pollipody ^) ligetur ad coxam
super genu et pariet.
Item Sit sollicita ad lavandum puemm et Don nlmis calide,
qoi si post liiuretar anxie amea ^) vel aneto nimqaara pacietnr
maximum frigus, si kbvetur vino semper integer manet.
Item ipsa obstetrix cum digito sno anulari^) vel cum uno
grosso bohemiali vel consimili [debet] solvere lingwam pueri et
mundare os et gingivas et lingwam et ti^es guttas sibi immittere
vini optimi, ex hoc sanum obtinebit caput, et mondatus sie offe-
ratur ad baptizandum, et si tali modo non solvatorlingwa ipsins
post triginta dies solvetur sibi cumscara .i. flieden^) et statim
tradatiir matri ad sugendom. Item si sngere noUet, nngatnr pa-
pula .i. Caput mammille cum lacte amigdalamm vel cum medone
aut melle. quod si mulier careret lacte, conteratnr fenicnlum ant
coquatur in bono vino vel aqua et bibat et habebit augmentnm
lactis, et si papule sint nimis parve, ligentnr cum ligamine ab
ante ad tempus et sie fiant habües ad os pueri.
Item ante proximitatem partus faciat obstetrix puerperam
sedere in capa cum aqua tepida et non fervida decoccionis ble-
torum ^) malvarum arthomesie ^) camomille violarum que sunt moUi-
ficative. Si vero non appeteret balneari, tunc ungatnr oleo olive
vel violate '^) circa ylia ex opposito wlve ^) et idem os wlve un-
gatur et circa pectinem et faciat cum fortibus viris aut mulieribus
ascendere et descendere gradum, tantum precavere a vento et fumo
et a frigore et a nimio calore.
Item interdum ex maÜs accidencys impr^gnatarum tempore
partus debilitantur, quod nequeunt se juvare sc. anhelitum ad
interioraet inferiora impellendo, et plures moriuntur et sendentes
se morituras petunt puerum evelli per scissuram et in tali casu
sollers obstetrix debet prescidere latus % dextrnm autem non, cum
cor viris sit in sinistro et mulieribus in dextro, et incipiat a parte
inferiori circa pectinem supra scindendo ultra bonam palmam et
cum sua manu inuncta oleo subtiliter ammoveat intestina et infir-
mam faciat iacere supinam .i. capud aliqualiter deorssum, donec
1) polypodinm« warscheinlich vulgatum.
2) Wol = ammiy ammium. Yerschidene Pflanzen dises Namens
waren officinell. Aus der deutschen Namensform Ammei mag das obige
amea gebildet sein. Es passt diß zu an et um (hier wol Anethum
graveolens Dill), da beide Pflanzen zu den Doldentragem gehören.
3) Der kleiqe Finger.
4) Gekürzt aus vliedeme, diß ans Phlebotomus (Meßer zum Ader-
laß)^ rein deutsch Laßeisen.
5^ = blitornm v. blitum (Melde).
6) = Artemisia.
7) Wol = violeta, welches für viola vorkommt.
8) vulvae.
9) Der Kaiserschnitt wurde im Mittelalter regdmäßig auf der
linken Seite gemacht. Vrgl. Haeser, Geschichte der Mediz. (1. Aufl. S. 300).
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matricem attingat, tunc inclinatur ad latus apertum, ut bene sciunt,
et faciant puero solucioDem secuDdiDarum ^) etc. Mulieri vero, si
Dondum mortiia et si habet signa vite, ponatur subtiliter in dorsso
et fiant tres vel quatuor ligature wlneris cum acu et filo sericeo
aut subtili et desuper longum emplastrum de ovis tribus et stuppa
canabj et si haberi potest pulvis boli armenici addatur et ligetur
emplastrum super wluus et detur ei modicus potus vini optimj et
si supervixerit et racionata fuerit, detur ei in pötu de radice con-
Bolide maioris i. swarczburcz^ et in vino coquatur polium mon-
tanum et detur ei et deo favente sanabitur.
Item si mater premoritur, infans ponatur in Bombace i. pawm-
wol aut lana succida^) et custodiatur ne tangat lana os eins et
detur de lacte alterius lactantis vel capre guttandum et oottidie
tres guttule vini odoriferi et inponatur sibi digitus auricularis et
sie fit consuetuB ad sugendum, fiat pulmenculum primo de amilo ^),
et digito annotato assuescat pulmentum summere et sie potest puer
salvari et ipsa mater misericordiam dei aquirere cum benediccione,
et talis puer cognomine dicitur prescisus.
Item omnis obstetrix debet secura habere de speciebus odori-
feris sc. galange muscate gariofila cinamomum et alia aromatica
sicut muscum olibanum mastix caropforam laudanura et similia,
quibus mediantibus confortet debilem et si non est delicata faciat
fumum de corio vel cornu vel stercore equi. Item lauri bacca
trita in vino prodest. Item gagathes alba pulverizata data facit
parere.
Ich teile dise beiden Ordnungen mit aus dem Crailsheimer
Pfarrbuch, das um 1480 von dem damaligen Pleban Johann Satler
angelegt wurde. Aus demselben ist auch die im vorigen Bande
der Alemannia abgedruckte Schulordnung entlehnt. Eine genauere
Beschreibung der Handschrift habe ich in der Zeitschrift des Histo-
rischen Vereins für das württembergische Franken X S. 37 (1875)
gegeben.
WCreceliuB
Zur Crailsheiiner Schulordnung
Die Schulordnung ist entlehnt aus einem vom Pfarrer Johann
Satler (f 1482) um 1480 im Interesse seiner Pfarrei angelegten
Buche, in welchem außer einem Kalender zur Eintragung der
kirch]. Localfeste und Memorien die Renten und Güter der Kirche,
sowie Instructionen für den Geistlichen, die Capläne, den Schul-
rector, Küster, Totengräber, über die Juden und Hebammen ver-
zeichnet waren.
1) secundinao = secundae, Nachgeburt.
2) lana sucoida od. suoida, frisch geschome Wolle.
8) Amylum oder amulum, Kraftmehl.
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S. 247 Z. 16 V. u. laris ist sehr undeutlich geschrihen, es
könnte auch leucis gelesen werden; beides vermag ich nicht zu
deuten.
S. 258 Z. 21 Y. u. ist statt etc. zu lesen et sie, welches,
wie ich nachträgb'ch gesehen habe, in der Hs. so abgekürzt
wird: et®.
S. 258 Z. 24 y. u. das fraglich als nostre gegebene Wort
ist uere (verae) zu lesen.
S. 260 Z, 10 V. o. ist statt temporalibus zu lesen talibus.
Die in der Schulordnung aufgenommenen deutschen geistlichen
Lieder gehören zu den ältesten Aufzeichnungen solcher, die be-
stimmt datiert werden können.
Das Lied »Mittel vnsers leben czeit« ist die Uebersezung
des bekannten »Media vita« ; die vorliegende Fassung weicht von
sämmtlichen bei Wackeiiiagel (Das deutsche Kirchenlied II S. 749 ff.)
vielfach ab, namentlich in der 3. Zeile.
»Santa Maria ste vns bey« ist eine Vaiiation der Litanie
»Gott der vatter won vns bey« von welcher Wackernagel II S. 517
— 520 manigfache Fassungen gibt, die älteste aus dem Münchener
cod. gerra. 444 vom Jahr 1422. Die in der Crailsheimer Schul-
ordnung stammt nach deren ausdrücklicher Angabe aus Oberbaiem.
Die Litanie »Sandt Michel im hymel thron« kann ich nicht
weiter nachweisen.
Von dem alten Ostergesang »Grist ist erstanden« erwänt die
Schulordnung nur zwei Strofen; sie kannte ihn also etwa in der
Gestalt, wie er bei Witzel im Psaltes Ecclesiasticus steht (Wacker-
nagel II S. 726).
Die Uebersezung von »Surrexit Christus hodie« (Anfang
»Erstanden ist der heilige Christ«) teilt Wackernagel II S, 733 £P.
in sechs Fassungen mit, von denen die älteste Aufzeichnung in
einer Breslauer Hs. von 1478 steht. Die in der Crailsheimer
Schulordnung weicht von sämmtlichen sechs wesentlich ab.
Die Prosa von der Himmelfart »Crist für gen himel« steht
mit ihren späteren Erweiterungen bei Waokernagel II S. 744 ff.
Das deutsche »Yeni sancte Spiritus« s. bei Wackernagel II
S. 748, wo unter Nr. 986 zwei Aufzeichnungen aus Münchener
Hss. des 15. Jahrh. mitgeteilt werden.
Den Gesang »Got sey gelobet vnd gebenedeyt« hat Wacker-
nagel n S. 748 aus dem Trutebulschen Enchiridion von 1524 um
eine Strofe erweitert, sonst zimlich in Uebereinstimmung mit dem
Texte in der Crailsheimer Schulordnung.
Der Hymnus »Ave vivens hostia« steht in »SchÄne, alte,
Catholische Gesang vnd Rueff. Tegemsee 1577« und im Speye-
nschen Gesangbuch von 1600; daraus bei Wackernagel I S. 240 ff.
Der Text in der Crailsheimer Schulordnung hat hier und da bessere
Lesarten; es feien ihm aber drei Strofen (die 14. sowie die 17.
und 18. bei Wackernagel). Das in der Schulordnung zwischen
Birlinger, Alemannia IV 1. 2
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18
den einzelnen Strofen des Hymnus eingeschobene deutsche Lied ist
mir sonst noch nicht vorgekommen. WCrecelius
Mtn allerliebestes suzeltn!
Das in den Amores Söflingeuses, im 3. Bande dieser Zeit-
schrift S. 141, 142 und 143 vorkommende Kosewort suzelfn hat
der Herausgeber in demselben Bande S. 296 besprochen und es
zu dem schwäbischen Worte s u z e 1 n = lecken, schlecken, schmaz-
gen gehalten. Ich möchte, auf anderweitige, ältere Erscheinungen
dieses Ausdruckes gestüzt, die nahe ligeude Ableitung von süeze
(süß) nicht von der Hand weisen. In einem andern Sinne vermag
ich wenigstens das Wort nicht zu fassen, welches ehemals der
Minnesinger Tanhuser XI, 3, 5 (bei v. d. Hagen MS. II, 93a) auf
vüezel reimte in folgenden Versen:
Nu tanze eht hin, min süezel!
S6 hol, s6 smal, s6 wurden nie kein vüezel.
Auch Oswald von Wolkenstein bedient sich einmal dises Aus-
druckes in der nasalierten Form süenzel, vergl. deffen Ausgabe
von B. Weber XXXIX, 1, 11: pleib hie, nit eyl, mein trauter
Küentzel, süentzel! Wenn es ferner in dem Büchlein der Nonne
von Engelthal S. 43 heisst: [si] sprach zu dem kindelin: liebez
kint, wie haist du? d6 sprach ez: lesus suzzelin! so ist es doch
auch hier noch fraglich, ob man bei suzzelin an einen saugenden
Knaben zu denken hat, oder ob man das Wort nicht vielmehr =
süezelin süezel zu fassen habe, vergl. Lexers Handwörterbuch
11, 1288. Anders steht die Sache da wo das Wort als Zuname
gebraucht ist. So erscheint um das Jahr 1380 ein gewisser
Betzold Sutzel von Mergentheim im Hennebergischen ür-
kundenbuche ed. Schöppach und Brückner III S. 106, 4 — 7. Hier
ist es mir auch sehr warscheinlich, daß dise Benennung nicht mit
süeze,* eher mit dem bei Schmeller-Frommann H, 350 verzeich-
neten sutzeln = zutfchen (vergl. Mundarten II, 240) saugen,
sutzel = etwas an dem Kinder saugen — zusammenhängt, sowie
daß dahin auch das schwäbische suzzele (bei Schmid 521) =
Schweinchen (im obersächsischen Ofterlande und in Düringen
Kufch-fchw einleben) gehört. Findet ßch doch schon bei
Albrecht von Scharfenberg suz für Bruftwarze, Zitz, so in seinem
J. Titurel 5941, 3: heizet im neraen den suz zur tenken siten;
vergl. dafür zutz in Fromm anns Mundarten III, 544. Und wie
sutzeln je nach dem Dialect mit zutz ein wechselt vergl.
Schmeller lY, 297, so findet sich ganz dem obigen sutzel ent-
sprechend bei Muscatblüt auch schon zutzel und zwar im Sinne
von Mündchen oder Weinheber, so in den bekannten Weingrüßen
12, 14 (Altd. Blätter von Haupt u. Hoffmann I, 409):
Wenn sein flasch vol ist desselben strutzel,
So vast er dannoch ein mass in den zutzel. Fedor Bech
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19
Alemannische Gedichte aus Vorarlberg
I möcht' a Liedle singe
Ab soll mer Oanar bringe
Vum Nagel heär d' Gitar'l
I möcht* a Liedle singe
Der frohe Buebeschaar.
Wie war' as doch a trüebe,
So öd' füer jeda Stand,
Ach, wenn as gar koa Liebe^
Koa Madie gab im Land!
Wie langsam tat' verrinne,
Wie trurig menge Stund'!
Ma müesst' se bindersinne,
Yerdloufe wie an Hund.
Wie war' as doch so schud'rig!
Koa Hochzig und koan Bai!
Wie war' doch d' Weält so mud'rig,
Sie war' a Jommertal.
Gottvatter hot's empfunde,
Und g'halte füer a Strof;
D'rum hot der Adam g'funde
A G'hülfin noch 'em Schlof.
Was d' Bluema sind füer d' Oua,
Füer Garte, Wies' und Feäld,
Sind d' Madien .und sind d' Froua
I Gottes Bchönar Weält.
D'rum soll ma s' o nit träze,
Soll fründli sy derbei,
In Ehre ho und schäze,
Und liebe warm und treu! —
Jez ist a Soate g'sprunge! . . .
Jo nu, was lit denn d'ra?
Des Lied hot Oanar g'sunge,
Deär d' Madien lide ka.
1^ 2. Gitar, Guitarre, griech. xid^aga, B, 3. hindersinne, ver-
rückt werden. 4, 2. Hochzig, Hochzeit. 7, 1. trätze, ziun Besten
haben. 8, 1. Soate, Saite.
Wiegenliedchen
Schlof wol, schlof wol im warme
Bett,
Bim stille Obedstündlel
Du host gottlob di Sächle g'hett,
Liebs Engele, liebs Kindle!
Wie lieble blickt mit mildem Schi
Mit sina Silberhömle
Der Mo uff 's Wiegebettle hi,
Vum Himmel 's Obedstemle!
Wie friedle nickt all's dummedum
Im nette Stühle hinnal
Du schreist und woaßst no nit
warum i
Doch später wirst es inna.
As kunnt a Zit, bist nimma froh.
Du magst denn nimma lache.
3, 1. dummedum, ringsum,
nimma, nimmer. 6, 2. wo alle, weidlich, schnell.
Was mueß doch o, was mueß doch o
A Menscheherz mitmache 1
So lang, so lang a Mnetter host,
So lang se se ka rege,
Guet's Büeble, ist der wol, du
göst
Dem Leäbe frisch entgege.
Gott sey mit dir, du lieba Bue!
Wie woalle tuet mit Trure,
Wie bald a Muetter d' Ouge zue!
Denn, Herzle, bist z' bedure!
Schuzengele, Schuzengc^le,
Verlaß i Not und Trüebe
Mi arms, arms Eindle nimmameh,
Ersez' em d' Muetterliebe 1
8, 2. hinna, herinnen. 4, 2.
An die Heimat
Hoamatländle, Hoamatland,
Wie bist du so süeß!
Ländle, nimm vu Herz und Hand
Mine schönste Grüeß'!
Weär vu dir nie fort ist g'sy,
Weär dohoam all' ist,
deär woaßt und sieht nit i,
Wie so lieb du bist!
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20
Mengam bot koa Freud', koa Glück,
Statt dem Brot nu Steä,
Wenig frohe Ougeblick'
Sine Hoamat g'geä.
Schoadet ar vu dir mit Spott,
Du verargst era 's nit,
Rüefst vu Herze: »B'hüef dl Gottlc
Gist em 's Hoamweh mit.
2, 2. dohoam, daheim. 8, 1. Mengam, manchem. 3, 2. Steä,
Steine. 4, 4. Gisti, gibst.
Gesang
Was git as Schöners uff 'er Weält,
Was Liebers als a Lied!
Wie klingt as heäll duer Hus und
Feäld,
Wie froh duer Wald und Ried!
A Liedle Ist a muspers Ding,
A Lied a Gottesgab'.
As macht oa*m 's Herz so frei, so
ring
Vu'r Wiege bis zum Grab.
Weär s' G'sang it mag, ist übel d'ra,
Ist übel d'ra, wie g'seit.
Deär fang a'n Schneäckehandel a;
As g'hört em o a Freud'!
1, 3. duer, durch. 2, 1. musper, munter, 2, 3. ring, leicht.
Die alten Lieder
Ach, wenn i über Ried undG'rör
Die alte Lieder singe,
Die alte Wisa wider hör',
So möcht' mer's Herz verspringe.
A Weh, a Hoamweh kunnt mi a
Noch mina Kindertage,
Koa Feädere, koan Griffel ka
Des meälde oder säge.
Mir ist derbei worhaftig g'rad',
Als seäh' i uf und nieder
So menga lieba Kammerat,
Die alte Zita wieder.
Wie froh und selig hot roa det
Die alte Lieder g'sunge,
Anander denn a gerne g'hett! —
As ist verbei, verklunge!
So Mengar, deär s' am Hoamatsee
Hot g'sunge mit uns Kinde
Duer Wald undF^äld,i8t nimmameh,
Ist leider nimma z' finde!
Ar ka se nit am Silbermo,
Am Sunnegold meh labe,
Ist nimma do, ist nimma do, —
Scho laug, scho lang vergrabe!
1, 3. Wisa, Weisen (moduli). 4, 1. det, dort.
Anfrage
1 's Landg'richt kunnt, i woaß it wo,
An Bureburst mit Klage:
»Wie tuet as mi doch o und o
Im G'schier iez ummarschlage !
I ho mi Hüsle, Hag und Mur,
Mi Feäld, wie jedar ander Bur,
und 's Güetle i der Omung.
I hätt', ma frog' nu deä und deä,
Scho lang hirote solle;
As will und will me Koane neäh, . . .
As ist zum Teufelholle I
Jez honi doch a reächte Bitt':
Ihr Herre, säget, künnt' ma nit
A so a Lueder zwinge?«
1, 3. und o, auch und auch. 1, 5. Mur, Mauer. 1,7. Güetle,
Wiesstiickchen. 2, 1. deä und deä, den und den.
Die Tranerkunde
As heuet i ma wite Guet
A sechs, a siebe Ma.
Ma werbet lustig und vertuet
Des Gras, so Sink ma ka.
Ma hot worhaftig übel Zit,
As wert se klei und groß,
Verzettet, was in Mada lit,
Und schaffet fest d'ruf los.
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21
As hilft an lange Burebue
ümkere Heu und Gras,
Grift wacker mit der Gabel zae;
D' Hofbärin ist si Bas'.
An Bott vum nächste Wilar kannt,
Und bringt dem Buebe bei,
Daß justament voar eÜe Stund'
Sin Vatter g'storbe sey.
Der Heaar loset uff 'e Bott,
und brummlet voar se hi:
tWie trurig wear* i, liebarGottl
Go moann am Morge sylc
1, 1. Guet, Wiese. 1, 3. Ma werbet, man spreitet das abge-
mähte Gras aus einander. 2, 3. Verzettet, spreitet das (noch nicht
dürre) Heu aus einander. 3, 4. Bas', Base. 4, 1. Bott, Bote.
Die Abrechnung
Zum leäberkranke Müllar kunnt
Der Pfarar mit si'm Hündle,
Blibt allbereits a Glockestund',
Sizt neäb' em da so fründle.
Ma schnupft, verhandlet des und des,
Hot 's beianander it so bös'
Und red't vu früehera Zita.
Der Pfarar lächlet seelefroh,
Und ißt a Kaiserbiere:
»Andreas, hör', as lot se o
Yu-n-allem dischguriere :
Was moanst, wie war', wie war' as,
wenn
Mit Unserherrgete o denn
Abreächne tatest amole?c
Der Müllar sohnufet bodeschwer,
Ar mueß it übel krose,
Als ob a Schrättle uff em war*,
Und mag it witer lose.
Ar schmöllelet ♦) de Herre-n-a:
»I reächen' it gern ab, o na;
I woaß, as trifft mer nint ussar.c
1, 5. des und des, das und das. 2, 3. lot se o, laßt sich auch.
3, 2. krose, Athembeschwerden haben, 3,3. Schrättle, Trude, Alp.
*) Zu Alem. III 65: Schmelge.
Der König und der Hirt
Um üdank und verlorne Müeh'
Und Kummer allarhand
Z' vergeässe, fart amole frneh
An König über Land.
Im Wiesgrund stot im Morgeschi
An Dorfhirt baarfueß do,
Ar seh out zum gold'ne Wage hi,
De stolza Schimmel noh.
Ar süfzget bim Kuehscheälleton
Und Stückle Haberbrot:
»Wie glückle leäbt ma-n-uff 'em
TronI
Wie sorglos bis in 'n Todl«
Und wie der Hirt im nasse Klee
Des rüeft bi sina Stuck',
So wirft a'n Blick voll Gram und
Weh'
Der König noch em z'ruck:
»0 selig, weär si Brot in Rueh'
Ka eässe spät und früeht
Wie glückle leäbt deär Hirtebue
Bi sina Schaf' und Küeh'tc
Im Winier
Lustig, lustig, liebe Lüt',
Lustig mueß ma sy!
Woalle rinnt und ruschet d'
Wie a Bächle hi.
Zit,
Lond nu schneie Tag füer Tag,
Wirble Schnee uff Schnee!
Lond nu feäze, wie-n-as mag,
Ueber Land und Seel
Jede Jorszit hot ihr Trüebs
Halt füer Jedarma,
Hot ihr B'sunders und ihr Liebs,
Feit koa Härle d'ra.
Seähe mer so mengemol
Rings de Himmel grau,
Mit dem gold'ne Sunnestrol
Wird ar wieder blau.
Noch 'em Winter kunnt der Lenz,
Ostere und Mai,
Bringt isBlüemle, Strüß' und Kränz',
AUarloa, juhei!
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D'ram sey lustig arm und rieh.
Ob ma lob' und warn'!
Ist i hundert Jore glich, —
Euder oder Qam!
2,2, feäze, Flocken werfen. 5^ 2. is, uns. 6, 4. Euder, Werg
Paradies und Himmel
Was lot se, wo du gost und bist,
Duer Berg' und Täler finde,
Deäm freier und deam ringer ist,
Und wöler, als de Kinde!
Weäm ist so wol i Hus und Feäld?
Du bist und blibst, o Kinderwealt,
A Paradis uff Erde!
2, 2. zitnet, zeitigt, reift.
Der Bomm verblüeiht, der Lenz
verschwind't,
As zitnet Korn und Trüble.
selig, weär si Brütle find't,
A liebs, a wackers Wible!
Wie froh verrinnt em Jorum Jor!
Ar bot bim Frouele fiierwor
De Himmel denn uff Erde!
Das Schwabenrätsel
In 'am Wirtshus uff 'em Land
Trinkt und singt ma lustig d'ruf.
Rätsle git ma nochanand
Froh und kuriemunter uf.
Deär bringt des und diesar des.
Und a-n-anders des uff d' Bah.
's Weätter duss' ist bodebös',
Beänget, was as reänge ka.
Und an feste Schwobehirt
Stellt se voar 'e Wirtstisch hi,
Froget d' Gast': »Ei, welas wird
Dütschlands höchstar Berg wol sy?«
1, 4. kuriemunter, ser lustig. 2, 8. bode-, superl.
Reänget, regnet. 4, 4. Nick, Genick. 5. 1. nohe, nach.
Nu, ma rötet hi und hear,
Oas um 's Ander hot koa Glück
Und koa'n Sterne die und deär;
's Hirtle schüttlet Kopf und Nick :
»Denket nohe, Jung und Alt!
Suechet e nit im Tirol!
Dütschlands höchstar Berg ist halt
Weleweäg der Aschberg*) wol;
Denn min Vatter, des ist wor,
Hot des Ding am beste g'wüßt;
Hot drei Monat g'brucht uff 's
Hoor,
Bis ar abar g'kumme-n-ist. «
2, 4.
5,4.
Weleweäg, jedenfalls. *) Hohenasperg. 6, 4. abar, herab.
CHagen
Brief des Strassburger Theologen JJÜiarbach über
die Gemeinde der vertriebenen Franzosen und
Niederländer zu Strassburg und Frankfurt
Reuerendo viro eriiditione, pietate & virtute praestantiss :
D. Hartmanno Beyer, docenti Euangelium Chriftj in Ecclesia Franco-
fordiensi, fratri & consymmystae suo in domino colendissimo.
S. Reuerende vir & frater charissime, legi tuas literas & ad
consymmystas meos causam vestram retuli, qui mecum cum vestram
tum ecclesiae vestrae conditionem plurimum dolent. Metuunt enim
hanc semel exortara inter vos & peregrinos vestros hospites dis-
sensionem in doctrina & ceremonijs, cum maximo Ecclesiae veftrae
detrimento, ad piam concordiam yix reduci posse. Et tarn optan-
dum esset vestrum senatum aut initio prudentius deliberasse quibus
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conditionibus tales hospitio susciperet, aut nunquam nostrorum
exemplum imitatos fuisse, quanquam Deque Dostris adeo foeliciter
▼t principio sperabatur successerit. Nam sicut illorum multi nee
religionis causa exulant, & plane fanaticis ac portentosis opinionibus
pugnantibus cum sana doctrina imbati sunt, ita etiam incomposita
vita, moribus peregrinis & artibus, quibus victum qaaeront, pu-
blicae tranquilHtati & honestati non parum obsunt.
Goeperat ante bienninm pastor Gallicanae ^) nationis apad nos
apertius quam antea suam sententiam de negotio Eucbaristiae
publice de suggestu proponere, ex qua facile intelligebatur eum
Zwinglianae factionis esse. Verum nos eins in tempore admoniti,
coactum ipsum in connentum nostrum grauiter of&cij sui commone-
fecimus, & vt consensum nobiscum in doctrina & reliquis Ecclesiae
caeremonijs seruaret bortati sumüs. Quia vero parum nostra ad-
monitioue apud ipsum profecisse nos videbamur, causa Senatui
nostro proposita est, qui primo quidem visitationem Ecclesiarum
intra ciuitatem instituit, & per Superintendentem ciuibus denunciari
sua autoritate mandauit, magistratum scilicet velle, vt in omnibus
Ecclesijs consentienter Cbristi Euangelium iuxta Augustanae con-
fessionis formulam praedicetur, & vt in caeremonijs Ecclesiasticis
Sit conformitas. Deinde conuocatis pastoribus & reliquis Ecclesiae
ministris eadem sententia repetita est addita comminatione si qui
propria autoritate innouare aliquid in Ecclesijs tentauerint, quod
cum Augustana confessione pugnet, in eos Senatum grauiter anim-
aduersurum esse.
' D. Zancbium vero & D. Martyrem ^), quorum ille nuper primum
ex Italia, bic vero ex Anglia ad nos venerat, ea conditione in or-
dinem professorum scbolae nostrae admisit, vt non tantum verbis,
sed suo quoque cbirograpbo testarentur <& compromitterent se
Augustanam confessionem recipere, & secundum eam consentienter
tranquille & pacifice in scbola nobiscum sacras literas docturos
esse. Itaque domini beneficio bac actione tantum effectum est vt
nostrae Ecclesiae sint pacatae, & inter Ecclesiae ministros ac scbolae
professores optime conueniat.
Hanc rationem si gubernatores vestrae ciuitatis sequerentur,
spes esset facile exortum incendium iterum extingui posse. Neque
nos inpraesentiarum aliud consilium nouimus quod vobis imperti-
amur quam vt apud magistratum vestrum instetis oportune & im-
portune ne sua autoritate in bac tanta causa eos destituat. Dispu-
tationem vero de articulis religionis nostrae cum ipsis instituere
omnibus modis vobis dissuademus. Quae sit nostra de sacramentis
confessio, <& quare errori Zwingliano aduersemur, constat ex scriptis
D. Lntheri, D. Brentij & aliorum, qui doctissimis suis scriptis non
tantum luculenter falsam sacramentorum doctrinam refutare sed
1) Garnier. Röhricn Gesch. der Reformation i. Elsaß III 102 ff.
2) Röhrich a. a. 0. III 105 ff.
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etiam firmissimis argumeDtis sacrarum literarum nostram stabili-
uerunt, quae si isti obliuioni tradiderunt, legant Westphali nostri
editam nunc defensionem ' J, & siqni ex illis adhuc sunt sanabiles,
facile acquiescent, si vero ita obstinate in semel.concepta opinione
perseuerare constitutum est, frustra omnis disputationis labor a
vobis sascipietur, & malum in dies reddetur deterius. Hoc breuiter
ad tuam epistolam, colendiss: frater, respondere volai, & existimo
te satis intelligere quid a nobis factum sit. Optarim tarnen uos
coram data occasione prolixius cum de hac controuersia tum de
alijs Ecclesiae negotijs familiariter coUoqui posse. Interim hoc
tibi Bit persuasissimum me totum vestrum esse. Bene & foeliciter
vale. Meo & conuentus Ecclesiastici nomine rogo et reuerenter &
officiose^ salutem dicas omnibus tuis fratribus & consymmystis,
D. Matthiae Rittero veteri meo amico ac reliquis. Dominus cor-
roboret vos & benedicat vestris minifterijs vt firmiter pro asse-
renda yeritate coelestis suae doctrinae decertare & aduersarijs ora
obducere ualeatis , Amen. Datae Argentorati 18 Septembris
anno 1555.
Vester in Dno
frater
loh: Marbachius.
Entnommen aus einer Es. in der BibL der CatharinenJcirche
zu Hamburg^ welche Briefe an M, Joachim Westphal {Prediger
ad 8. Catharinam in Hamburg 1541, Superintendent daselbst 1571,
t 1574) enthält. Es ist eine Abschrift von der Hand des Frank-
furter Predigers Hartmann Beyer, welche dieser offenbar wegen
der ehrenden Erwänung von Westphals Schrift über das Abend-
mal an den le^rteren schickte. Westphal schrieb auch gegen die
reformierte Gemeinde der vertriebenen Franzosen und Niederländer
zu Frankfurt und forderte den Senat der Stadt auf die Kirche
vor dem Gift der Irrlerer zu schüzen (s. Herzogs Real-Ency-
clopädie XVIII S. 60). WCrecelius
Zwei Briefe Seb. Francks
1
Sebastian Francks Supplication um Aufnahme in Ulm^)
Veste Fürsichtige, Ersame, weyse, günstige liebe Herrn vnd
Väter. Ich habe mich vor einem Jar zw Eßling nidergelaßen,
1) Nachdem loachim Westphal schon 1552 und 1553 Schriften
über die Abendmalsfrage hatte erscheinen lassen, gab er Ratisb. 1555
(schon 1554 veröffentlicht) seine CoUeetanea sententiarum D. Aur.
Augustini de Coena Domini heraus. Auf die Gegenschrift Calvins er-
schien alsdann Francof. 1555 »Adversus cuiusdam Sacramentarii falsam
criminationem justa defensio.« Diese leztere ist an obiger Stelle gemeint.
2) Wir bieten aus unserer Urkundensammlung zu Seb. Franck
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jm willen mich alda mit meinen henden zw nären, derz# hatt
mir Gott (in deß hand aller menschen hertzen steet, das ers
hinnaige wa hin er wöll) das fenster auffthon ynd das hertz eines
Erbem Baths der maß beregt ynd geneigt gemacht, ja sollich
gnad vor irem angesicht finden lassen, das sy mich on alle fär-
derong, fürschrifft, oder supplication, ja on alle forschnng meins
names, wer ich sey, alein auff mein ploß müntlich anpringen, ein
zeytlang haben angenommen ynd freygesetzt, das ich bey inen
soll versuchen, ob es meins fugs vnd gelegenheyt sein wolt^ bey
in zu bleiben, diß ich eine erbaren Bath bilHch zu danken habe.
Nun hat es sich aber zwtragen, das ich dise zeyt etwas dapfers
bey in (doch on ir schuld) hab einbüßt, weil mein handtierung vnd
handwerck nit gattung im land zw wirtenberg ist, da fast alein
der Adel vnd gar wenig Bürgerin auß saiffen zw waschen pflegen
vnd gewon seind, sonder alles auß laug gebaucht oder gelaugt
wirt, wie diß wol wissend ist, so diß lands brauch erfaren haben.
Als ich mirs nun hab laßen säur werden, vnd in armut ia vmb
alles kommen bin, hab ich es nach verzweifelten dingen mit Vlm
versucht, ob mich Grott allda wolle segnen vnd bin disen sommer
ein mal oder 7 auff die freyen wuchenmärckt mit saiffen hirher
gefam. Das hatt mir Gott glück vnd sein segen geben, das ich
mich disen sommer etwas von Vlm hab genärt, enthalten vnd in
soUich kuntschafft konunen, das ich ytz so ich keine hie habe,
auch dyßmals nit darum hieher kommen bin, auff der gaßen von
vilen vmb saiffen wurd angeschryen. Auß diser meiner anligenden
not vnd zwfallendem glück, auch dz ich ein sonder lieb vnd nai-
gung zw der stat Ylm habe, wurde ich verursacht nur f. w. mit
bitt anzusprengen, weil mir Got ye on mein zuthon den weg hatt
zeygt vnd ein thür meiner narung, on yedermaus nachteyl bey
Eur f. auffthon, zw dem es sich auch auß sonder Gottes Schickung
wunderbarlich zwtragen hatt, warlich on mein willen vnd gesuoh,
das ich bey Eur f. w. bekandt werden soll, ia bereit zum teyl in
dem Leser hier zwei interessante Briefe Francks. Der erste Brief ist
an Bürgermeister und Bäte von Ulm gerichtet und tragt kein Datum
(wol aus dem Herbst des Jahres 1533). Professor Haszier in Ulm
schickte mir im Februar 1863 davon eine Abschrift mit folgender Er-
klärung: »Das Original habe ich schon lange nicht mehr, aber eine
durchaus genaue von mir selbst Buchstab für Buchstab collationierte
Abschrift, von welcher die gegenwärtige durch meinen Sohn gemacht
und abermals genau collationiert wurde. Sie können sich auf das be-
stimmteste darauf verlassen, auch wenn Ihnen Manches sonderbar vor-
kommen sollte. < Wo oder bei wem die Urschrift sich befindet, ist nicht
mitgeteilt. Keim (Beformation ülm's S. 270) scheint dise eingesehen
zu haben; die sonderbare Stelle : einmal oder 7 lautet bei ihm: einmal
oder zwei. Ich vermute: es stand im Original: oder 7 d. h. ij =2,
one Punkte geschriben konnte das Zeichen leicht für 7 gehalten
werden. Auch ist die Lesart » genärt c jedenfalls nach Franckscher
Bechtschreibung in >gen6rtc zu verwandeln.
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ein kuntscliafft kommen bin. Bitte derhalb Eur f. w. durch Gott,
wolle so vätterlich an mir thon vnd auß zwgethoner erberkeyt so
vil gute ynd früntschafft an mir beweißen vnd mich, wa nit hie
zw V 1 m , doch zw Geyßling, (da ich all ding zw meins band-
wercks brauch baß z\& weg ziehen vnd yberkommen mag, dann
alhie zw Vlm) angesehen mein bitt, not, armut; ynd geförd gnä-
diglich aufnemen, vnderschlaiffen vnd freisetzen, alda mein handele
zw treiben, vnd die freien wuchenmärckt alhie zw Vlm zu
brauchen, will Eur f. w. auß lieb etwas weitters thon vnd mich
in gnaden ferrer bedencken, mit behausung, holtz oder anderm
farsatz, daß ich onverdienter nit begeren darff oder je nit gern
begere, das setze ich euch in Eur f. w. gnad vnd bede Eurer
lieb vnd Erberkeit heym, weil ich lieber Eur f. w. vnd ge-
meiner Statt wollt nutz sein, dann etwas abnemen. Entbeut mich
aber aller trew, liebe vnd gute nach vermag vnd der maß der
gaben Gottes, vm Eur f. w. farnemlich vnd vmb ein gantz Statt
vnd land zw verdienen. Beger auch nit müßigs prot zw essen,
sonder zw arbeitten vnd mich mit willen laßen brauchen, warzu
ich einen Erbem Rath taugenlich vnd wamit ich gemeiner Statt
nutzlich sein verhoff, oder geacht würd. Alein das ich nit beger,
auch in willens bin, nit on vrsach in*disen gefarlichen verwirten
zeytten mich in ein ampt hinauß zw laßen, oder herfär zw thon.
bitte auch Eur f. w. darftir, wolle soUichs gegen mir nit förnemen.
Was ich vom hem hab^ dz will ich schrifftlich dem volck Gottes
mitzuteylen nit vergraben, diß will aber ein freyen man haben,
der mit keinem ampt verstrickt sey, damit nit yemant acht; er
habe dise oder jenem zu lieb geschrieben, vnd diß lied gesungen^
deß prot er esse. In anderrn fällen bin ich gantz Eurer weiß-
heyt aigen, also dz sie mir hatt zw gebieten, sonderlich wa £. f.
w. mein bitt vnd fümemen in gnad gedenckt zw erhören, für-
deren vnd geweren; verhoff auch mein bitt vnd anschlag sey nit
wider gemeinen nutz, ob er gleich wider einen oder zwein, die
mein waar auch feil haben villeicht sein möcht, die in etwas dar-
durch abgeen vermeinen möchten, so seind doch acht ich die freyen
WQchenmarckt darum gefreyt, erfuden vnd außgerufft, das man
allerley einer statt zw füre, auch dz alle war vnd kauffmanschatz
in einem rechten billichen gelt bleibe, daß ye ein statt land vnd
marckt dz ander lert, also will ich mit meiner war auch, wills
Gott, kein theuring oder aufschlag in gmeine statt pringen, sonder
vil er ein abschlag vnd die saiffen in ziemlichen gelt behalten.
Dann ich mich ye schämen wolt, das ich ein last vnd bürd der
erden sein solt vnd etwas treiben oder fümemen, dz nit zw
pefserung gemeines nutz dienet, weil ich von Gottes gnaden waiß,
dz im wie nymant selbs geborn, also nymant im selbs leben soll,
vnd auch Cicero in seiner pollicey alle hendel vnredlich acht, die
nit zw vnderstützung vnd auffung der gemein dienen. Ich waiß
auch on rom zu reden, dz mirs mit saiffensieden nit bald einer
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27
Yorthut in teutschen landen, dz will ich mit meiner war, auch mit
allen denen so mir abkaa£ft haben vnd noch abkauffen, verheb,
war machen. Wa aber dz widerspil wirt erwisen, soll Enr f. w.
nit mich sonder gemeinen nutz bedencken, mirs billich verbietten.
Es sey aber verr, dz ich guthat von Eur f. w. entphahe, Tnd
vbel dagegen von mir sagen, clagen, vnd hören laß. Hiemit
will ich mich ynd mein sach in Eur f. w. lieb vnd gnad be-
uelchen vnd aufgeopfert haben mit bitt mein bestes väterlich zw
bedencken. Deß will ich zw schuldiger Widerlegung nach verm^
geflißen sein vnd wa Eur t w. weitter etwas falet, soll es Eur f.
w. an herr Jörgen Besserer burgermeistern vnd an herr Conradt
Atinger Statschreibern, erkundigen, mit den ich müntlich geredt
hab allerley, dieselben wu mein mund vnd brieff sein nit mer
dann Gott gebe Eur f. w. das pest zu bedenken, daß bede auff
Eur f. w. vnd meiner seitten zw seins reichs merung diene. Amen.
Eurer veste färsichtige
Weyßheyt vnderthäniger
Aufschrift : diener
An ein Burgermeyster vnd Sebastian Franck vö
fünff Geheymen Rath Thonaw Word
der Statt Ulm
Supplicatiö
(Von anderer Hand darunter: Ao. 1533.)
2
Der Berner Brief hat keine Ueberschrifk, dagegen steht auf
der Bückseite des Briefs folgende Adresse: Dem wolgeachten vnd
famemen etc. (sie!) | Seckelschreiber zfi Bern, meinem sonder-
günstigen | geliebten hern vnd patronen. — Bei Simler ist nach
Cunitz dazu notiert: Eberhardus a Bumlang.
Mein in christo sonder geliebter Her vnd freund. Es ist
natürlich die zu lieben, die vns lieben ; weil ich nun von dem Eif-
1) Der zweite Brief ist an den Säckelmeister von Bern gerichtet.
Er findet sich abschriftlich in der Simler'schen Briefsammlung in
Zürich, Simler T 46- ex Autogr. in Tom. Epist. p. 56 apud Scheure-
rum Bern.
Herr Professor Ed. Cunitz in Strassburg hatte die Freundlichkeit
mir seine Abschrift dieses Briefes mitzuteilen. Ich wandte mich an
Herrn Professor Hermann Hagen in Bern, ob sich dort noch das Ori-
ginal befände. Derselbe teilte mir im Nov. 1876 über den betreflfenden
Srief folgendes mit: »Ich fand ihn weder auf der hiesigen Stadtbibliothek
noch in dem Nachlasd Scheurers, dagegen gelang es mir unter der ge-
föUigen UnterstützuDg des Staatsschreibers Herrn von Studier denselben
in einem Bande des Staatsarchivs, und zwar einem solchen, welcher aus
dem alten, im Jahr 1830 aufgehobenen und mit dem Staatsarchiv ver-
einigten Conventsarchiv herrürt, zu finden. Die Nummer des Bandes
ist ser primitiv bezeichnet, weshalb er sich schwer finden liess, nam-
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28
häber kaufniAn ynd vnserem mitburger meinem guten freund zfi
Vlm vernomen hab, wie ir mich, gleichwol onverdienter sach,
villeicht vmb deß großen Gots (willen, durchstrichen) vnd seiner
gaben willen mir geringen auß gnaden angehenckt, mit donderer
lieb ymbfahen, kan ich nit hinumb, ich musz euch widerumb in
dem von desz wegen ir mich von hertzen lieben, füg euch hierauf
zu wissen, dz ich der mainung zu Basel bin ankomen, auch dise
raisz (Cunitz: vornomen) mein geliebten zusuchen, so bin ich mich
so hart gangen, dz ich weitter nit kan komen, vnd wol 8 tag
noch sorg ich, still zu ligen hab, bisz ich mein fusz wider zu recht
pringe. So bin ich auch von Gots gnaden bisz her, wie vil ich
armer esel anderen geporn, nit wenig (beide Worte am Band)
gewunnen vnd zu tragen hab, nit so reich worden, dz ich ein
kläpperle ^) so weit möcht gehaben'* Drumb damit ich nit gar
auszbleib, komen ich hie zu euch mit meiner band, wie mit gmdt
alzeyt, vnd fig euch meiner raisz vrsach zu vernemen. Ich bin
von Vlm dise raisz vszzogen, mir durch gots eingeben vnd
Schickung ein ort zu suchen vnd erwelen, da ich mich vnd die
mein mit ehern zu erhalten mer gelegenhayt, comodites, fug vnd
platz möcht haben, dann zu Vlm. Erstlich ist zu Vlm keinpapir,
dann was ich 20 meil her von Basel oder Straßburg mit
groszer gfar, sorg, wagung vnd kosten füren lasz, vnd von dann
wider wol 40 meil gen Franckfort. Zum andern, das das gröszt
ist, dz man etwas zu vil Lutherisch, oder waisz nit, wie ichs soll
nennen, bey vns ist, vnd die verordneten censores librorum kleinen
gfallen ab meinen Büchern haben, vnd mir weder mein Arch,
noch mein Germaniam noch ytz mein verschlofzen buch zu
trucken wollen zulafzen, bin derhalb ausz not verursacht worden,
die an andere ort vmb ein klein gelt zu verkauflFen, als nemlich
gen Franc fort vnd Augspurg, da seind es guten bücher vnd
offenlich durch die censores zu trucken vergönt worden. Dz ver-
ursacht mich (durchstrichen), ia n6t mich, quando semper timent
vlmenses celum ruiturum, ubi plane nullus imminet timor, etiam
Cesarem, iam concordiam inani motu pertimescunt cum ego nil tam
amen quam pacem, quoad fieri potest cum omnibusque concordia
(Cunitz : concordia[m] neque ulli homini inter spirantes male velim,
nedum Cesari. Cupio certe omnibus pro virili prodesse. Atqui
fit plerumque ut pessima suspicemur de iis (ut in Christo est vi-
dere) qui omni modo vel propatria mori et nihil non subire gli-
scunt. Hierum ist mein freuntlich (bint, durchstrichen) bit an
eur lieb mir zu raten, wa ich mich niederlassen solt. Ich möcht
lieh Tom. II Epistolae varii thematis et Miscellanea Ecclesiastica. Dort
steht der Brief auf p. 55—57.
Herr Professor Hagen hatte die Güte, den Züricher Brief, den ich
ihm übersandt, genau mit der ferner Urschrift zu collationieren.
l) Rösslein.
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wol bey den Schweitzer oder Aidgnossen sein^ sonderlich bey euch
zu Bern oder Basel, so waisz ich nit,- wie ich ein solchen weitsten
weg mit 3 iungen sünen Ynd einem gar (Cunitz: par) kleinen
töchterlin, dero dz ältest 7 iar, dz iüngst Ghristoffer genant mir
(Conitz: nur) erst 15 may disz Monats mir geborn ist (Cunitz:
[machen sol]). zu dem bin ich, Got hab lob, nit so reich, dz ich
ein soUichen weg (Cunitz: [machen kan]), weil ich aufs wenigest
zwen w&gen gantz wol (Cunitz : vol) beladen vnd gemenet '), zu
meiner armut ein so weitten raisz haben mAszt. Dann ich ein
schön truckerey hab: 10 schrift mit aller zngeh6r, die ich doch
bisz her, ausz vrbunst ^) vnd eitler forcht der cenforn, wenig zu
Vlm braucht hab, vnd wie obgehört, meine bAcher die ich mit
groszer arbait geporn, vmb ein badgelt hab müszen verschlaudern,
wolt ains, so ichs selbs truckt, vnd mit (mit) gl&ck wie andern
abgieng, mer genieszen dann sonst (mit?) 10 vnd bleib also für
vnd for ein betler, vnd mach andere, zu hern, bisz ich ytz, ob
wol von Gots gnaden noch frisch vnd gsund, 4o iar auf mich
geladen hab, vnd nun mer zeit were, dz mir Gott ein thür auf-
thet, dz mir mein arbait mer nutz trieg, dann bisz her, vnd mich
Got mein air einmal selbs liesz auszbrieten^), vnd nit alzeit
ein arme Bachstelz blieb, die anderen Guckug Ire air
auszbrieten vnd ire iungen etzen vnd aufziehen,
sonderlich weil ich mit kindem vber fallen. Drum bit vnd iure
charitatis beut ich euwer lieb mein pestes zu bedencken. Wann
die von Bern mir (steht über der Zeile) nit mer eher vnd vor-
teil thetten, dann dz si mich (holeten durchstrichen) holen lieszen,
so wolt ich bey in burger werden, mein manrecht bringen, vnd
leib vnd gut z& in setzen, auch alles wz ich ^zu gmeiner stat
hail, frid, wolstand erdencken vnd ymmer nach meinen geringen
vermögen thon m5cht, kein fleisz vnd gfar sparen noch meiden,
vnd mich bürgerlich onsectisch oder omparteisch vnd dienstlich
gegen yederman halten. Gedunckt es euch aber, es sey mein fug
vnd gelegenheit nit bey euch, so rath sonst dz pest. Ich wolt
auch ein schonen laden mit bücher haben, allerlerley sort vnd
frag, hab noch bisz vmb 250 fl. b&cber zfi Vlm, da ich auch ein
laden gehabt. Mich will nun anen, es sey Bern zu weit von
Franckfort im land, vnd die wäre bosz von sich vnd zu sich
zu pringen. So hab ich an Basel den mangel, es seind vil reicher
trackerhern dar: 12 bisz auf disen tag, bei den kein armer
gsel ergibt (d. h. gedeiht), oder wol aufkomen kan. Dameben ists
mit büchern vbefsetzt, vnd wol 10 g&den oder laden mit allerley
gattung, von gar reichen buchhändlem dar fail, ergib ich fremb-
der armer vnder in, wie ein flieg in einen stifel. Der
1) Bespannt.. Alem. III 281t>.
2) Misgunst.
3) Aenliche Redensarten DW III 77. •
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grosz Got weise ynd lait mich, durch sein gaist, dnrch euch oder
anderen, an dz ort, da ich im gfal, vnd er mir hüll vnd ful
durch mein ausfliegen schencken wiL Hierauf hegere ich freunt-
liche antwort, mags gsein in eyl, weil ich noch zfi Basel bin. Ist
es der mAh werdt dz ich selbs zu euch soll, so schickt mir auf
dem f&sz ein kl&pperle^ mit aigem boten, so will ich selbs zu euch
reütten, ynd mit dem boten gleich kommen, auch sehen, wie ich
den boten zu friden stel. Kompt mir aber nit gleich botschafh,
so tdll ich darbe j y ersten, dz eur lieb rath nit ist, dz ich mich
zu Bern niderlasz, nicht dester weniger soll vnser lieb, die ab-
wesung desz leibs nit trennen, dz pest, dz ich hab ynd bin, habt
ir teglich hej euch, nemlich mein gmdt ynd bücher. Vale in
Christo, caro mea, 22 May, in Basel Bey Conradt Befcben Biblio-
polae, insigni et diuiti auf dem yisch marckt
Anno MDXXXIX
Eur lieb
Dienstwillger
im hem geliebter
Sebastian Franck ').
FWeinkauff
Johann Jacob Weidner
Aus: Teutsche Poetische | Haußapoteck | inn zweentheil ab- |
getheylet. | Der erste theil helt inn sich Weltliche Stuck. | Der
ander theil aber, Geistliche Sachen. | Durch | M. lohannem lacobum
Weidnerum, | yon Hall zugerichtet. | (Holzschnitt) | Gedruckt zu
Rotenburg auff der Tauber, | Durch Hieronymum K5rnlein. (Zeile
2 3, 5, 6, 8, 10 in rotem Druck). S^.
Botrys. Traubenkraut.
Schreiber, Buchbinder, vnd Buchtrucker,
Die sein gemeinglich groß Weinschlucker,
Traubenkraut mftßen sie stets haben,
Vnd jmmerzu damit sich laben.
Diu nimbt gleichwol nicht wunder mich,
Dann h6r, was ich berichte dich.
Soll den Schreibern die Schriffb fortgahn.
So müssens Wein zur Dinten hau,
Ynd daß sie nicht eintrucknen thu.
So mAßn sie t&glich gießen zu.
1) üeber Sab. Franck geb. 1499 in Donauwerd, f 1542 in Basel,
wird die unten folgende längere Abhandlung Weiijkauflfs Aufschluss
geben. Aufenthalt: Nördlingen, Heidelberg, Augsburg, Gustenfelden,
Nürnberg, Strassburg, Esslingen, Ulm, Basel.
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31
Der Buchbinder der muß Planieren,
Will er änderst das Bnch recht zieren,
Er muß auch manches Olaß mit Wein
Haben^ den Leim zu weichen ein.
Der Trucker das Papier muß netzen.
Sonst will der Firnß sich nit ansetzen.
Die Schrifft muß er auch inns Bad führen,
Ehe ehr dieselb will Resolvieren.
Lathyris. Cataputia minor. Springk5rner.
Junge Knaben vnd Töchterlein
Natürliche Springk6mer sein:
Bey Ihnen muß es sein gesungen,
Bey Ihnen muß es sein gesprungen,
Ein grosse Wannen voller Flöh
Sojt einer bhalten können eh,
Sie lassn Abend werden ynd Morgen,
Sie lassn die lieben Vögelein sorgen,
Bey jhnen^ ist kein traurigkeit,
Sonder nur lauter Muth ynd Frewd,
Bey jhnen hat es nie kein Noht,
Beim Becken holen sie das Brot,
Fragn nicht, was das Eom gelten thu,
Sie lauffen der Schubladen zu:
Sie sein Herrn, die Eltern Knecht,
Sie warten auff ihr J&gerrecht:
Den Eltern forderns an die Suppen,
Den Eltern forderns an die Juppen,
Jetz wöllens Strimpff, jetz wöllens Schuh,
Sie lassen jhnen wenig ruh,
Es geht nur Aber die Eltern auß,
Dip Kinder die gehn ledig auß.
Alkakengi. Schlutten*).
Mancher maint er habs wol troffen.
Wann er nur hab ein Weib erloffen.
Er maint sie sey gschickt überauß,
So ist sie offt ein Schlutt im Hauß.
Inn jhrem Hauß gehts richtig zu,
Wann man soU essn, so setzts erst zu.
Die Bett sie auch yngemacht lest stahn.
Biß man jetzund soll schlaffen gähn.
*) Unordentliche, unreinliche, faule Weibsperson. Schmid 468.
Satyrium. Stendelwurtz.
Vil Junge Töchter ynd Ehehalten
Auff Stendelwurtz thun sehr yil halten,
Wenn man sie haißt außrichten was,
So eylens wie die Schneck im 6raß,
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Ymb ein gar liderliches ding
Haltens überall ein Stenderling.
Hyorcijamus. Schlaf krant. Brafflcanus senior.
Otia non doctnm reddnnt, nee fomnns abnndans,
Nee tibi per ventos affa columba yenit.
Hexam: German:
Brancbstu viel Schlaffkraut, vnd hast viel massige Stunde,
so kanstu nicht glerth werden; so dencke nur auch nicht;
daß dir werd bringen der Windt ein brattene Tauben.
Von demselben Job. Jac Weidner erschien »Teutsches Po-
etisches I Lustgärtlein, | darinnen nachfolgende | BlAmlein zufinden,
Als: I 1. Glückwünschung zu Hochzeiten, No. 1. | 2. Glückwün-
schung zum Neuen Jahr. 10. | 3. GlAckw Ansehungen auff den Weg.
30. I 4. Fang: Oder Anbind Brieff. 33. | 5. Klagen Aber Leichen.
39. I 6. Reymen mancherley Innhalts.47. | Gepilantzet, durch | M.
Johann : Jacob Weidnern von Hall | in Schwaben, an jetzo Pfarrern
daselb- | sten , zu VnterLympurg. | (Holzschnitt) | Gedruckt zu
Rotenburg auff der Tauber, | durch Hieronymum Körnlein. — Z. 2,
3, 12, 15 und die Ziffern zu Anfang und Schluß von Z. 4 — 10
rot gedruckt. 8®.
Hinter der Vorrede ein Gedicht von Erasmus Widmann Ha-
lensis, Cantor und Organist zu Rotenburg uff der Tauber, »Zu
Lob der Poeterey«, am Schluß ein Gedicht von Balthasar Schnurr
von Landsidel Pfarrer zu Amlißhagen »In deß Herrn Authoris
Lustgärtlein«.
Von den 84 Nummern dieser Sammlung von Gelegenheitsge-
dichten teile ich mit die »Grabschrift, Herrn Jo ha n: Weidners,
gekrönten Poetens, weiland Predigers un Decani zu Hall, meines
vielgeliebten Vatters Seeligen so den 29. Weinmonat, Anno 1606.
im Herrn entschlaffen, auß dem Latein verteutschet, vnd auff die
vier Lateinische conjugationes gerichtet.«
Weidnerus hatt Geliebt die Tugend
Im Alter vnd in seiner Jugend.
Weidnerus wann er hat Gelehrt
Ward mit Verwunderung gehört.
Kein gutes Buch ist schier gewesen,
Welchs Weidnerus nicht hett Gelefen.
Nun aber hört er zu mit fleiß
Der Music schon im Paradeiß.
unter Nr. 45 steht eine »Klag Aber den Tödtlichen abgang
wandelbare M. Johah: Georg: Weidners, meines Fr. lieben
Bruders, Pfarrers zu Messern in Oesterreich, vielgeliebter Hauß-
frawen, welche Anno 1617. sanfft in dem Herrn entschlaffen.«
Für seine Kinder, Gordula, Barbara und Hans Ludwig, ver-
faßt Weidner »ein Guldin ABC zur Lebens Regel« (Nr. 53);
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sonst besingt er unter seinen nähern Verwandten Christoph Drüliern,
Adelichen Rosenbergischen Pfarrer zu Eschenaw, und Andreas
DrAUern, Hauptman zu VnterLympurg, seine Schwäger.
Auch in dem Lustgärtlein versucht sich Weidner in deutschen
Hexametern in einem Anhang zu dem „Hochzeitwunsch" an den
I)r. med. Johann Benedict Berger, Physicus zu Rotenburg auff der
Tauber, und Margaretha Schaibler (11. Aug. 1617).
Hexametri Germanici ad Neoyafxova.
Deß Ehestands Stiffter schenck euch ein glücklichen Ehstand:
Deß Ehestands Stiffter w611 euch vor Layde bewahren:
Deß Ehestands Stiffter schirme euch Ihr zAchtigen Hertzen:
Deli Ehestands Stiffter schenck euch ein friedlichs Ehebet:
Deß Ehestandts Stiffter gönn euch ein fruchtbares Ehebet:
Deß Ehestandts Stiffter wöll euch bschern gehorsame Kinder:
Deß Ehestandts Stiffter frilit euch diß Zeitliche Leben:
Deß Ehestandts Stiffter laß euch auch inns Paradeiße.
In der Vorrede rümt Weidner u. a. an der deutschen Sprache :
»Die Teutsche Sprach ist sehr reich von schönen Anm Atigen
Apophthegmatis vnd sprAchen, welche gemeinglich öfioiozilevTa
sein vnd im End der Wörter gleichlauten, Als:
Leyd vnd Meyd.
Eh wigs, dann wags.
Beschaffen ist vnverschlaffen.
Mir benAget, wie es Gott fAget.
All mein Haab, ist Gottes gab.
GlAck vnd Glaß, Wie bald bricht das.
Was sein soll, das schickt sich woL«
Von der »Haußapotec« führt Weller Aunalen I S. 378 eine
Rotenburger Ausgabe von 1620 an und von dem Poetischen Lust-
gärtlein II S. 42 eine Ausgabe in drei Teilen : Nürnberg bei Abr.
Wagemann 1622. WCrecelius
Zu des Knaben Wunderhorn ^)
Neu bearbeitet von Anton Birlinger und Wilhelm Grecelius
III
Das Wunderhorn I 11. Das überarbeitete Original s. in:
AElwert, üngedruckte Reste alten Gesangs. Marburg 1848.
2. Aufl. S. 18: Eine alt französische Romanze. Nach der engl.
Uebersetzung verdeutscht.
Ein Knabe kam
Lieblich und schön
Auf einem schnellen Roß
In König Arthurs Schloß.
1) Fortsezung von H 181 ff. III 164 ff.
Birlinger, Alemannia IV 1. 3
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34
Ein Korn trug seine Hand
Daran vier goldne Band.
Von Elfenbein das Hörn
Zum schönsten Scbmuk erkom,
Gar manchen schönen Stein
Legt man ins Gold hinein,
Berlyn (Perlen) und Sardonich
Und reiche Ealcedonier.
Es war vom Elefant (nämlich das Elfenbein)
So gros man keinen fand,
So stark und schön man keinen fing.
Und oben dran ein Ring
Von Silber fein gemacht,
Es hingen hundert Glocken dran
Von feinstem Gold gemacht.
Zu Eonstantinas Zeit
Arbeitet's eine Fey.
Die war gar gut und weis.
Dies war des Homs Gebrauch
Wie ich Euch sagen will:
Nur Einen Druk von Euerm Finger
Und diese hundert Glocken all
Gaben so süsen Schall,
Daß weder Harf noch Geige
Und keiner Jungfrau Sang
Keiner Siren im Meer
So was nie geben kan
Vorher S. 16 stet die französische Romanze dazu (1. Aufl.
S. 11) mit der Bemerkung: »Eins der ältesten französischen
Lieder.« LErk
>Die schwarzbraune Hexe« I 31 in der Ueberschrifb
ist mir bedenklich, sie wird von Brentano eingefädelt sein. Das
Jägerlied hat es wol nur mit dem schwarzbraunen Mädel zu tun.
Das Lied mu(^ sehr alt sein, wie aus dem Anklang in einem
Lied von 1462 (Soltau histor. Volksl. I 142) hervorget:
Der von Württemberg fürt das Hörn,
Ich hoff sein lagen sy ganz verlorn.
Aus dem »Rimböklin« (um 1550) entnimmt Ubland folgenden
verwanten Liedesanfang (No. 102):
Ick bin ein jeger und vöer ein hörn,
all dat ick jage is vorlam,
noch wil ick jagen dach und nacht
bet ick einen steden holen krigen mach.
Derselbe stet mit geringen Abweichungen in »Schöne künst-
like I Werldtspröke, | Darinne aller | Stende, Natur vnd Egen- {
Bchop affgemahlet syn . . . (am Ende :) Gedrücket tho | Hamborch
bey Henrick Binder . . . M.DGXIIIL« Es lautet hier:
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Ick bin ein Jeger vnd v6r ein Hom,
All wat ick yage ys vorlam.
Noch wil ick yagen Dach vnd Nacht,
Beth ick ein sted LeelT krygen mach.
Das Lied »Es blies ein Jäger wol in sein Hom Und alles
was er blies das war verlorn« stet zuerst in Nicolais feynem
kleynem Almanach (1777) S. 64 und wurde diesem nach v. d. Ha-
gens Notiz von Steinacker eingesendet. Uhland Nr. 103 hat es
daher entlent und wol durch Herders Mitteilung (Von deutscher
Art und Kunst 1778) ve^ranlalit den pervers »Alleweil bei der
Nacht« hinzugefugt : dieser gehört aber zu einem anderen Jägerliede.
Eine ältere Aufzeichnung des Liedes findet sich in einem fl.
Bl. 8^ (8 Blatter), das um 1700, vielleicht schon in der zweiten
Hälfte des 17. Jahrh. gedruckt ist: »Sieben schöne | Jäger-
Lieder, I Das Erste: | Mit dem Jäger ich es halte, etc.« Es ist
darin das dritte Lied und lautet folgendermaßen:
Ein jeder Jäger blässt sein Horu; er blässt sein Hom,
Und was er blässt ist alles verlohm, und was u. s. w.
Soll es denn alles verlohren seyn, verlohren seyn,
Viel lieber wolt ich kein Jäger mehr seyn.
Er blässt sein Hom auf der hohen Straß, auf der hohen Straß,
Da sprang ein schwartzbrauns Thierlein heraus. :,:
Ey Thierlein, laß dein Füße nur stahn, Füße nur stahn.
Mein schneeweisse Hündlein die fangen dich schon. :,: .
Dein schneeweisse Hündlein die fangen mich nicht, die u. s. w.
Sie wissen meine fälsche Sprünglein gar nicht. :.:
Dein fälsche Sprünglein die wissen sie gar wol, wissen n. s. w.
Du dauerst mich, daß du sterben solt. :,:
Ey sterb ich dann, so bin ich todt^ bin ich todt,
Begräbt man mich unter die Röslein roth. :,:
Wol unter die Röslein, wol untern grünem Klee, unter grünen Klee,
Doch scheiden von der Hertzallerliebsten das thut weh. :,:
Es stund kaum an den dritten Tag, dritten Tag,
Da wuchsen drey Blumen aus ihren Grab. :,:
Das erste war ein Röslein roth, Röslein roth.
War gewachsen von der Hertzallerliebsten Todt. :,:
Das ander war ein Nägelein, ein Nägelein,
War gewachsen von der Hertzallerliebsten mein. :,:
Das dritte war ein Lügen weiß, Lilgen weiß,
Steckt ers auf, seinen Hut mit Fleiß. :,:
Damit thät er groß Ubermuth, groß Ubermuth,
Thät selten den Bauem-Mädgen gut. :,: LErk
Doctor Faust I 166 ff. und 539. V. d. Hagen: Ueber die
ältesten Darstellungen der Faustsage, Berlin, Hermann Schnitze
1844. 8®. S. 12: Die »Sprache in Reimen«, womit Mephistopheles
den Faust verspottet und überhaupt der sprichwörtliche Ausdruck,
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mangeln bei Widmann und nähern das ältere Buch mehr einerseits
den dramatischen Spielen und andererseits dem merkwürdigen
Yolksliede von Doctor Faust, welches, als fliegendes Blatt aus
Köln bekannt sich leicht in die ursprüngliche strophische Form
als ein wirkliches Lied herstellen läßt und ganz eigentümliche
Züge enthält, namentlich wie Faust in Jerusalem vom Teufel ein
Oemälde des Gekreuzigten fordert, so daß Göthe selber in diesem
Liede »tiefe und gründliche Motive« erkennt. Unten als An-
merkung: »Bei Stieglitz 179 (ist das Lied) wiederholt aus dem
Wunderhom I 214 (uns. Ausgabe I 166) wo sonst nichtstrophische
Gedichte (z. B. Thedel von Walmoden) gern zu Liedern verarbeitet
sind.« Dr. Chr. L. Stieglitz der ä. schrieb: die Sage vom Dr.
Faust in F. v. Raumers histor. Taschenbuch 1834. S. 125—210,
umgearbeitet auch in Scheible's Kloster II S. 3 — 26. LA. v.
Arnim schrieb auch die Vorrede zu W. MüUerer üebers. des Mar-
lowe'schen Faust. Berlin 1818.
Müllertücke I 169. — Eine andere Fassung ans der Um-
gegend von Wien.
1. Es wollt gut Müller um Holz ausfahren^
Er wollt ein'n Wagen mit Scheitern laden,
Gar eilends und gar geschwinde.
2. Und als der Herr Müllner *nein kommt in Wald,
Drei Mörder ihm begegnen bald.
Gar sehr thut er erschrecken.
3. >0 Müller, herzliebster Müller mein.
Du hast ein^ Frau, die trägt ein Kind,
Thu uns es jetzt verkaufen!«
4. Die Mörder die breiten den Mantel auf.
Zweihundert Gulden die zählen b* ihm drauf
Vor's Weib und auch vor's Kinde.
Ö. Der Müllner der dacht in seinem Sinn:
Zweihundert Ghilden ist ein schlechter Gewinn,
Ich will s^ noch länger behalten.
6. Die Mörder die breiten den Mantel auf.
Dreihundert Gulden, die zählen s' ihm drauf
Vor's Weib und auch vor's Kinde.
7. Der Müllner dacht in seinem Sinn:
Dreihundert Gulden ist ein schöner Gewinn,
Will ihnen sie verkaufen.
8. Und als der Herr Müllner bei m Thor 'nein fahrt,
Da er gleich um sein Ehfrau schreit:
>Soll eilends zu mir kommen!«
9. >0 Fraue, herzliebste Fraue mein.
Sollst gschwind zu deiner Mutter gehn,
Sie ist krank und sie wird sterben.«
10. »Ha ist sie dann heut so sehr krank,
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Daß sie weder reiten noch fahren kann,
Soll eilends zu ihr kommen?«
11. D^ Frau Müllnerin nimmt nnn ihr Schleierlein weiß
Und gieng davon mit gröstem Fleiß,
Daß 's Oott möcht gleich erbarmen.
12. Und als d' Fraa Müllnerin 'nein kommt in Wald,
Drei Mörder ihr begegnen bald,
Gar sehr thät sie erschrecken.
13. Sie nehmen d^ Frau Müllnerin wol bei der Mitt\
Und binden s' an ein'n eichenen Baum,
14. Die Mörder die breiten tlen Mantel auf,
Und Würfel und Karten, da spielen sie ^ drauf,
t Wer die Frau Müllnerin soll schneiden.
15. Der jüngste, der darunter war,
Der hatt' verspielt und noch nicht gar,
Der soll die Frau Müllnerin schneiden.
16. Da ritt .gut Edelmann wol durch das Holz,
Zwei Hündlein er bei ihme hatt'.
Die fangen an zu bellen.
17. Und als der Herr Edelmann weiter vor ritt.
Da er die Frau Müllnerin liegen sieht,
Gar sehr thät er erschrecken.
18. Der Edelmann nimmt ihr nun ihr Schleierlein weiß
Und ritt davon mit gröetem Fleiß,
Daß 's Gott möcht gleich erbarmen.
19. Und als der Herr Edelmann beim Thor 'nein reit, •
Da er um Windel und Wasser her schreit:
»D' Frau Müllnerin geht zum Kinde!«
20. Und als d' Frau Müllnerin zwei Stund darinnen war^
Zwei Knäblein sie geboren hat
Gar eilends und gar geschwinde.
21. >0 Knecht, herzliebster Knechte mein,
Geh' du mir zum Herrn Müllner hinein,
Soll eilends zu mir kommen!«
22. Und als der Herr Müllner zum Edelmann kommt:
>Wo hast denn du dein schwangres Weib?
23. »Ich hab's ausg'schickt, bab ihr mit geben
Viel Gold und Geld, ich kann sie nicht erwarten !<
24. »Du Müllner, du erlognes Gut,
Hast du verkauft dein Fleisch und Blut,
Das wird man dir nicht schenken!«
25. Der Edelmann ließ machen ein kupfernes Roß,
Darein man faßt viel Feuer und Glut,
Drauf mußt' der Herr Müllner reiten.
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Von M. Scbottky um 1820 aufgezeichnet (dessen Nachlaß be-
saß von der Hagen). Bei den Strofen, wo die dritte Zeile feit,
ist villeicht die zweite zu wiederholen, damit der Melodie ein
Genüge geschehe. Str. 8, 1 würde am Schluß »reit« statt »fahrt«
einzusezen sein, um den Reim herzustellen. LErk
Für fünfzehn Pfennige I 268. Der Anfang ist ein Wan-
delvers, der sich schon in einem Gedicht vom Jahr 1422 findet
(Cod. Monac. 444 nach einer Abschrift Pfeiffers):
Eynem iungen weypp
Iren stoltzen leypp
der wart gegeben
ze irem leben.
Nw lä mich slaffen :|:
Auwe mir armen weih,
mein iunger leib
der ist beschaffen
dem alten äffen.
Nw lä mich slaffen :|:
Eynen iungen knaben
den m&ß ich haben
scholt ich in aus der erden graben.
Nw \k mich slaffen :|:
Zu der stund
ein alter huntt,
der zu frewden nicht en kunt.
. Nw 1& mich slaffen :|:
Du alter pock
du fauler stock
herumb dich wend
das din got scheut.
Nw la mich slaffen :|: LErk
LErk übersandte uns dises Lidchen, das freilich nicht strenge
hiehergehört, allein da Director Prof. Halm es collationierte, wollen
wir es doch einfügen.
Dursli und Babel i. Das alte Grenchnerlied. I 277.
Der Dursli dingt z' Chrieg.
Es het e Bur es Töchterli;
Me seit em numme 's Babeli.
Das het e Paar Zupfe, si sy wie Guld,
D'rum isch em 's Nochbers Dursli huld.
Der Dursli lauft 'em Vater no :
>0 Vater! weit er mer .'s Babeli lo?«
»»Mys Babeli isch no vil zue chlei;
»»Es schloft no wohl drü Johr allei.«*
Der Dursli lauft in einer Stung,
Er lauft wohl abe-n-uff Solothum;
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Er lauft die Gasse-n-i und us^
Bis aß er chunnt vor's Hauptmes Hus.
»0 Hauptme, liebe Hauptme my,
1 will mi dinge-n-i Flanderen y.«
Der Hauptme tbuet der Seckel uf
Und git 'em Dursli drei Chrone d'ruf.
Der Dursli geit do wider hei,
Hei zne sym Uebe Babeli cblei.
»0 Babeli, o lieh's Babeli my,
»I ha mi dunge-n-i Flanderen y.«
Das Babeli lauft wohl hinger^s Hus,
Es grynt em schier syni Aeugeli us.
»0 Babeli, briegg doch nit e so,
»I wott jo wider umme cho.
»Und chumme-n-ig Über's Johr nit hei,
»So schrybe-n-i dir es Briefeli chlei;
»Im Briefeli soll's geschribe sto:
»I wott mys Babeli nit verlo.«
Und wenn der Himmel papyrig wär\
Und jede Stern e Schryber war',
Und jede Schryber h&tt' sibe^Häng',
Si schrybe doch mir Liebi keis Eng.
Die erste Abteilung dieses Liedes erschien zuerst gedruckt
in Herders „Stimmen der Völker", erste Ausg. 1778 — 1779. Das
Lied trägt dort den Namen „Dusle und Babele'' und entspricht
in Zal und Inhalt der Strofen (mit Ausname der lezten Strofe)
ganz dem hier mitgeteilten ersten Liede. Die Sprache ist sehr
incorrect, und man sieht deutlich Herders Bestreben, das Lied
durch Veränderung der dialektischen Formen und Ausdrücke dem
deutschen Publikum verständlicher zu machen. Der gleiche Text
der ersten Abteilung unseres Liedes liegt dem Abdrucke desselben
zu Grunde, welcher 1810 in Nr. 20 des Solothumischen Wochen-
blattes und 1821 im Solothumer Kalender erschien. Die Heraus-
geber haben das bei Herder verhochdeutschte Lied wieder ins
Schweizerdeutsche zurückzuübersezen gesucht,, nicht immer mit
Glück, wie schon der unserm Volksdialekt ganz fremde Gebrauch
des Imperfectum Indicativ des Zeitwortes lert. In der Solothumer
Zeitung 1861 Nr. 14 u. ff. teilte Hr. Fürsprech J. Amiet den
Text des Solothumischen Wochenblattes aufs Neue in einer un-
serem Dialekte mehr entsprechenden Redaction mit, der wir auch
bis auf wenige Ausnamen gefolgt sind. Dagegen ist der von
J. J. Amiet im Solothumer Kalender von 1857 besorgte Abdruck
ganz der des Wochenblattes von 1810. In bedeutend veränderter
Redaction erschien das erste Lied bei Rud. Wiß: „Texte zu der
Sammlung der Schweizer Kühreihen '^ 1826 und daraus abgedruckt
in Ol. Brentano „des Knaben Wunderhorn** (Ausg. von 1846) und
in vielen Liederbüchern z. B. dem Aarauer Liederbuch. Strofe 2
ist hier in folgende zwei Strofen ausgesponnen:
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Der Dursli geit dem Aetti na:
^0, Aetti, wotsch mer d's Bäbeli la?"
„„0 nei, o neu Dursli my,
„„Mys Bäbeli isch no vil zu chly.***
,,0, Müeti, liebstes Müeti my!
„Cba d's Babely no nit g'hürath't sy?"
^„Mys Babely iscb no viel zu chlei,
,,„Es scbloft dieß Jabr no sanft alle!.*'"
Ebenso ist Strofe 4 in 2 Strofen ausgesponnen:
,,0 Hauptma, lieber Hauptma my!
,,Brucbst du ke Chnecbt i Flandre-n-y?**
„,,0 ja! ja! o Dursli my!
^„I dinge di i Flandre-n-y."**
Der Hauptma ziebt der Seckel us,
Er git dem Durs drei Tbaler drus.
„„Nu sä, nu sä, o Dursli my!
„„Jetz bist du dinget i Flandre-n-y.*"
Ganz das Gleiche gescbiebt mit unserer Str. 6, wo es bei Rud.
Wiß beißt: Das Bäbeli geit wol bingers Hus;
Es grynt ihm fast die Aeugleni us,
„„Ach Dursli! liebe Dursli my!
„„So best du dinget i Flandre-n-y."**
„0 Bäbeli! tbue doch nit e so!
„I will d's Jahr wieder umhi cho,
„ü will beim Aetti frage-n-a,
„Ob er mir d's Bäbeli deh well la."
Bei Rud. Wiß findet sich auch zuerst die von uns aufgenommene
Schlußstrofe des ersten Liedes. Wir glauben, obige Erweiterungen
seien durch Rud. Wiß in den Text gekommen. Die pedantische
Weitschweifigkeit und Regelmässigkeit, welche dadurch in das Lied
kommt, ist der Volkspoesie fremd. Wiß hat außerdem unserm
guten Leberberger-Liede die Ehre angetan, es in den Bemer-
Dialekt zu übersezen. Die Schlußstrofe bei Wiß ist offenbar aus
einem andern Volksliede in unser Volkslied geraten, hat sich aber
seither im Volksmunde erhalten. Das Lied ist heute im Leber-
berge nur unter dem Namen „der papierige Himmel** bekannt,
und unter den wenigen Strofen, welche noch gesungen werden,
feit die vom papierigen Himmel nie. Dieser Umstand und der
offenbar der Volkspoesie angehörigo Gedanke der Strofe bewogen
uns, dieselbe, troz unserer kritischen Zweifel, in den Text aufzu-
nehmen *)." Franz Jos. Schild „der Großätti aus dem Leberberg" 1863.
Antonius zur Predig die Kirche findt ledig 1376. Die
Grundlage dazu befindet sich im Musical. Leuthe Spiegel . . .
1687. 40. No. 12.
1) Es folgen noch 5 Lieder scheinbar dazu gehörig; das Wunder-
horn anerkennt sie ebenfalls nicht.
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Ich besize eine Abschrift von Schottky, die ich Ihnen könnte
abgeben. Das obige Werk muß wol in der Wiener Bibl. zu
haben sein. . LErk
Vorzeichen des Jüngsten Tages I 431 ff. Kürzer im
Buche »Sibilla Wisag« gedruckt von Heinerice Knoblochzem,
Heidelberg. 15. Jhd. 8«.
Stanfenberg I 468 ff.' Ein unbekannter teutscher Dichter
hat die Sage in einem Gyclus von Romanzen behandelt, der im
Jahr 1595 in Straßburg erschinen und äusserst selten ist. In des
Knaben Wunderhorn von Arnim und Brentano, einer
von Göthe meisterhaft gewürdigten Sammlung acht teutscher
Yolkspoesien, die sich nur noch verstümmelt im Munde der nied-
rigen Glasse erhalten und auch hier bald untergehen werden, sind
.jene Romanzen, mit Weglaßung des Zwecklosen und Unpoetischen
mitgeteilt. — Ich weiß nicht, ob dieser Sage überhaupt etwas
Historisches zum Gbninde ligt; zwar beruft sich der Verf. des Ge-
dichts auf einige Steine zwischen Stanfenberg und dem Dorfs Nus-
bach, die noch als Denkmäler eines veranlaßenden Ereignisses vor-
handen sein sollen, inzwischen ligt in dem ganzen kleinen Epos
eine romantische Tiefe und die Gestalten bewegen sich so ganz
in dem — dem wunderbaren wesentlichen Helldunkel, daß es mir
vielmehr aus einer dichterischen Fantasie hervorgegangen zu sein
scheint. Die meisten Volkssagen, in wie fem sie dem Romantischen
angehören, ruhen überhaupt sehr selten auf einem historischen
Ghrunde und knüpfen sich gewöhnlich nur an Naturerscheinungen,
welche die Fantasie mächtig anregen. Badische Wochenschrift ed.
Schreiber Heidelberg 1806 Sp. 59 ff. ^ Vrgl. ferner ühlands
Schriften I 505.
Ins Heu II 129 ff. Alem. IH 170 ff. Aus einer Hdschr.
des 15. Jhds. hat v. Fichard im Frankfurtischen Archive III 279
(1815) ein hieher gehörendes Lied mitgeteilt: Eyn ander suberlich
lytlin von eyner fischerin.
Anfang: As wolt ein hübsches freuwelin
Wolt fischen uff dem see.
Mit irem nüwen schieffelin,
Got geh uns glück und heil.
Sie schick den man ins he u. s. w.
6 Strofen. In der Anmerkung verweist der H. aufs Wunderhorn
I 346 und Bragur II 212.
Das bekannte Abschiedslied »Ich stund an einem
Morgen« folgt hier mit der Uebersezung Beb eis II 207^).
1) Sieh Alem. ÜI 164 ff.
2) Bebeliana opuscula nova, Argentorati 1512. 4^. Bogen Qiij fg.
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Vulgaris canfcio. ich stond an einem
morgen gar haimlich an aim ort.
Per enndem Heinricnm Bebeliom Poetam, in
Carmen latinnm redactom.
Tempore quo conianz Tithonum mane reliqnit,
Occolto fteteram conditns ipfe loco.
Hie illam andivi miferanda voce qnerelam
Qua flet amatoris polchra pnella abitnm.
1 Ich ftnnd an einem morgen
heimlich an einem ort,
Da het ich mich verborgen,
ich hört klegliche wort
Von einem frewlein hübfch vnd fein
Das rt&nd bei feinem holen,
es mfift geschciden fein.
5 Nefcio qno fato mihi mens prefagit amioe, Puella.
Gedere conantem teque parare fngam,
Hoc ego fperaui mihi qoi iorare folebas,
Te folam in vita femper amabo mea.
Jorabas memini, miCeram cor perdere queris?
10 requies animae dimidiumque meae.
2* »Herzlieb! ich hab vernummen,
du wöllft von hinnen fchier,
Wenn wilt du wider kummen?
das folt du fagen mir.«
Sic ftata fata vocant, non e£t fpes vlla manendi. Amator.
Yirgo yale, noAari quae memor eile velis«
Ac dlCcedenti poftremnm porrlge dextram,
Quae toties nobis pignus amoris erat.
15 Dent quoque dij foperi (quoniam non poiTumus ipsi)
In me pro meritis premia digna tuis.
2^. »Merck, feines lieb, was ich dir sag!
mein z&knnft t&Tt du fragen,
weilz weder Aund, noch tag.«
Ne tantum committe nefas^ crudelis amator. Puella.
Aut miseram properes enfe necare prios,
Dixeris aut faltem reditum, R nuUa morandi
20 Spes fuerit, yitae conTulitoque meae.
At maneas potius, quicquid mihi patria cura
In dotem dederit, fumptibus adde tuis.
3 Das frewlein weinet fere
fein hertz was unmfits vol:
»Nu gib mir weif vnd lere
wie ich mich halten sol!
Die Seelenzustande der Liebenden sind mit einer Ovids würdigen Fein-
heit ausgemalt.
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Ich fetz fOr dich, was ich yennag
und wilt da hie heleiben,
yerzer dich jar und tag!«
Laiimus in rumma tot noctes totque per annos Amator.
Laeticia, noceat ne mora longa caue.
25 TempoB adeft, quod si non tempeftiaas abiho,
Jactoram famae inre timebo toae.
Hoc timeo imprimiB, qao nil mihi triftias vnqoam
Eueniet, tantum dij prohibete ne&s.
Et qnid opes referas? qnae non alimenta per annnm
30 Praeftiterint, etiam polt abitanu eram,
Vt yites famae paupertatifque periclam.
Concedas triitem iam precor ipsa viam.
4 Der knab der fprach aufs mfite:
»Dein willen ich wol fpür,
Verzerten wir dein gftte,
ein jar war bald hinfor,
Dennoch mAft es gefcheiden Tein:
ich wil dich freuntlich bitten,
fetz deinen willen drein!''
Sic ftat abire tibi, eft et inexorabile pectus, Pnella.
At saltem liceat me comitem effe viae.
35 Nee piget extremas teoom concedere ad oras.
Quo fine mors Yita daldor effe folet.
5 Das frewlein, das fchrei: „Morte!
mort über alles leid!
Mich krenken deine worte,
herzlieb, nit von mir fcheid!
Für dich fo fetz ich gfit und er,
und folt ich mit dir ziehen,
kein weg war mir zu fer/
Farce toam gentem precor infiunare puella. Amator.
Atque domum patris, qnae probitate nitet,
Inuenies etiam de tot modo milibus vnnm
40 Vrbis amatorem, cni placaiffe yelis.
Qnique tibi penitos veteres ezpectorat ignes;
Tam cito foemineo corde recedit amor.
6 Der knab, der fprach mit züchten:
„Mein fchatz ob allem gfit,
ich wil dich freuntlich bitten,
fchlag folchs anfz deinem m&t!
. Gedenk wol an die frennde dein,
die dir keins argen trawen
und teglich bei dir fein !^
Döfine nobilium mihi commemorare parentum Puella.
Stemmata, non alius cor mihi tanget amans.
45 Non ego candorem famae, non ftirpis honorem
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Curabo, tecum dam licet ire procal. .
Quid te detineam phaleratis vocibus ultra? Amator.
Pulcbra puella vale, me fera fata vocant.
Hie flens et iparfos virgo laniata capillos Puella*
50 Pectore de trifti, talia verba refert:
Non ego credideram, dum difiunguntur amantes,
Affiigi tantum, mors leuis ipfa foret.
Mors leuis ipfa foret finem pofitura dolori,
Quotidie morior, maceror, excrutior.
55 At mibi concludi pomt fi carcere pectus
lUius, vt curae nuUa puella foret, .
Ante per bammatos errarera mortis ad boram
Sentes^ et tribulos nuda geuu atque pedes,
Ante per ictiferos enfes, mediumque per ignem,
60 Carcere quam ilnerem pectus abire meo.
Fixifti telum, credas mihi, pectoris imo, Amator.
nie ait, boc ignis, hoc latet ipfa Venus.
Concutit boc corpus, penetrauit et ilia fumma
Quod fine nee fine te cogor abire mifer.
65 Quam mallem, noftis diui, tentare duellum
Promiffum, atque latus boftis adire feri.
Atque ita difcedens, oculos reflexerat vfque, -
Dum vifum excludit, fallit et aura fuum.
7* Do kert er ir den rucken
er fprach nit mer zu ir;
lila petit latebras, et' queftibus aera complet, Puella.
Cuique fluunt oculi more perennis aquae,
Ac poftquam redijt animus, mox ecee puellas
Flebilibus, caueant; admonet illa modis.
7^ Das frewelin tet ficb fcbmueken
in einen winkel fcbier,
Und weinet dafz es fcbier vergieng.
Das bat ein fchreiber gefungen,
wies einem frewlein gieng.
Difeite ab exemplo miferae, blandifüima turba.
Nil fore perpetuum quod placuiffe folet.
Nee faciles fallant iuuenum blandiffima verba.
NuUa fides iuuenum, nulla in amore fides.
Spes, amor eft fallax, nee duratura yoluptas,
Impacata quies, laeticia atque dolens,
Pemicies ioeunda, nimis quoque dulcor amarus,
Qui poftquam fiireris, mox fugitiuus abit.
Denique mille in amore cruces, et dulce venenum,
Luctus, et lacrimae, cura, querela, dolor.
XVIII. KAL. SEPTEM. ANNO M. D. VII. FWeinkaufP
Graf Friedrieb II 258 1 Str. v. unten; Wie ilt sie also
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inniglich. Die Angabe als ob die HH. in der 1. Auflage
„höniglich'' eingesezfc hätten ist unrichtig. hönigJich gehört
dem alten schweizerischen Texte an und heißt böß, wild runz-
lichten verzogenen „verpfisenen" Gesichtes. ^Gaperare frontem,
die Stirnen nmtzlen oder rümpfen, hönlich sehen, nit fröhlich
sein. ^ Fries. „Hönlich sähende, torve, toryus. Hönlichs angesichts,
vultuosus." Maaler. In den Proben aus dem für das schweizerische
Idiotikon gesammelten Materiale (Staub und LTobler) 1874 ist
des Wortes reichlich gedacht. S. 16 fip. Got. schon hauni, humilis;
h6ni ahd. verachtet. „Inniglich^ einzusezen ist unsinnig und es
ist kaum begreiflich, dass bei Uhland II S. 278 Str. 11 selbes
stehen blieb.
II 240 Str. 2, 6 lis „meinen'' statt „mein" und Str. 2, 9
„der Frauwen" statt „den Frauwen".
II 2 ist durch ein Yersehn in der Druckerei das Lied „Hans
in allen Gassen" nach der altem Aifsgabe abgedruckt, wärend
dasselbe S. 5 f. vollständig und nach dem ursprünglichen Texte
mitgeteilt wird.
II 24. In der mit „0 lieber Herr und Gotte** beginnenden Strofe
ist die vorlezte Zeile „So g'schwind ist Feur im Dacha'^, ausgefallen.
U 44. „Ein hübsches lied in des Brembergers thon." An-
fang: „Wie wol dem tag." Fl. Bl. 4®. o. 0. u. J. (Auf der
Berliner Bibl.) enthält das Gedicht, wovon wir nach dem Wunder-
horn nur ein Bruchstück mitteilen konnten. Vgl Uhlands
Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage IV S. 17, wo
gleichfalls ein Bruchstück abgedruckt ist, das aber sehr von dem
Wunderhom abweicht. Die Herausgeber
Das Wirtshaus am Oberrhein
1 Heidnische Erinnerungen. Der Culturhistoriker
Riehl spricht in einer seiner anziehenden Schriften den Gedanken
aus, dass das Wirtshans dem Deutschen zur zweiten Heimat
werden könne. In der Tat, dem Wirtshause ist ein wesentlicher
Teil des süddeutschen Öfi^entlichen Lebens zugeteilt. So war es im
Süden von jeher. Schon der Rom er sang auf traute Erden winkel :
Syrische Wirtin geschmückt, um das Haupt die griechische Binde,
Und zu der Schellengetön zierlich bewegend den Leib,
Tanzt in trunkenem Mut vor der wolbekannten Taverne
Schlagend mit wechselnder Hand lärmender Stäbe Gefüg ').
Aus der römischen Zeit kommen am Rheine in den Sizen
alter Cultur, in Mainz, Speier, Worms, Baden, Basel und
Constanz wol die Tabemae und Cauponae vor. Die erstere Be-
zeichnung hat sich bis auf unsere Tage erhalten.
1) Zell, Ferienschriften. Erste Sammlung. Freiburg, Wagner 1826.
Abhdlg. die Wirtshäuser der Alten.
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Bei der Oastfreundächaft der Römer war es Pflicht, die Cli-
entelen Yom Laode zu bewirten und zu beherbergen. " Dem Volke
und seiner Lust blieben die Tavernen, Gauponen und Popinen, die
Schenken, Weinyerkäufereien und Garküchen, in welchen indessen
nicht bloB dem Eizel des Gaumens sein Recht widerfnr.
Das hielt am Oberrheine bis in die Karolingische Zeit hinein
und in manchen Schriften diser Zeit finden sich noch Spuren über
die zweideutige Natur solcher Wirtschaften.
Erst das spätere Mittelalter machte die Wirtschaft ehrlich und
das Zunftwesen wurde die Schöpferin der modernen Schilde. So
in den Städten.
Das Land hatte wärend des frühern Mittelalters bis in das
14. Jarhundert noch eigentümliche Einrichtungen. Die grossen
Höfe der Freibauern, welche im 9. und 10. Jarhundert der
Heerbann und die allgemeine Werpflicbt zu Grunde gerichtet
hatte '), übten Gastfreundschaft, und in reicher Fülle stand dem
Gast und Freunde Wegzerung zu Gebote, und gerne trug der
Hansherr seinen Reichtum in der Fülle der Speisen und Getränke
zur Schau, wie es ja stets Sitte der Barbaren ist.
War es doch auch am Hofe des Frankenkönigs Chilperich Sitte,
eine Menge gesottenes Fleisch im Audienzsale vorzulegen, und
muste doch Jeder, der zum Könige kam, sich ein Stück nemen
und dort aus der Hand essen. Thiery schildert dise Hofsitte in
seinen berümten merovingischen Erzalongen.
Die Aebte und Pröbste, die grossen Herren mit Gefolge, die
zu iren Gerichten füren, hatten ire Einker in iren eigenen Höfen.
Ja, der Abt von S. Gallen konnte den ganzen Oberrhein, die
Schweiz und Oberitalien bis nach Mailand bereisen und stets auf
Grütem seines Klosters Nachtherberge nemen. Die HerrenhÖfe
hatten hierzu ire besiromten Verpflichtungen, welche die s. g.
Weistümer enthielten. Sogar freie Ueberfarten über Flüsse hatten
sich manche ausbedungen. So für der Propst von Weiss enburg,
dessen Kloster Ord. Bened. schon in den merovingischen Zeiten ge-
stiftet war, kostenfrei auf dem „Var** von seinem Dorfe Hagenbach
nach dem alten keltischen Fischerdorfe Daheslar, dem hentigen
Daxlanden, um in Darlach (Duriacum) und Ettlingen (Atiniacum)
Gericht zu halten; denn dise Gegend von der Alb und Pfinz ge-
hörte bis zum 11. Jarhundert dem Kloster Weissenburg ^.
Das aufstrebende Mittelalter nam in seinen socialen Einrich-
tungen viles Römische in sich auf. Die Zünfte mit iren Heiligen
und Herbergen sind nur üebertragungen in die christliche Welt.
Wie einzelne Loealitäten ire besonderen Schuzgötter hatten, so
waren Dörfer und Wald und Flur unter den besonderen Schuz
1) Eullmann, Geschichte des Steuerwesens.
2) Traditiones Possessionesque Wizenburgenses. Ed. Zeuss. Spirae.
1842. Hagenbuoch (Hagenbach) in Daherskr (Daxlanden) p. 306. 367.
Arnold, Ansiedl. 1875. 187.
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des Ortsheiligen gestellt, der manchmal sogar in die Ortswappen
mit aufgenommen ward. So trägt das Gemeindewappen Forstes
die hl. Barbara, jenes von Gengenbach und Nordrach den hl. Ul-
rich, Huttenheim den hl. Peter und Seckenheira den hl. Egidius.
.Ja in den Tälern der Oos und Murg finden wir im 18. Jar-
hundert noch die Sitte allgemeiner grosser Bittgänge mit allen
Heiligen des ganzen G au es, wie heute noch in den Tälern der Tiber ^).
Das Mittelalter kannte wie das römische Zeitalter die Frauen-
hauser, die pomphaften Aufzüge, welche Prozessionen wurden, die
geistlichen Spile, Mummenschanze, Eselsfeste, wo der Cleriker durch
einen wiehernden Esel repräsentiert ward, Osterpossen, an die
Lupercalien erinnernd, und dergl., welche alle den heidnischen
Naturdienst christianisierten und dem Humor und der Satire eine
erstaunliche Freiheit ge warten. Hierbei spilten die Schenken
eine grosse Rolle ; denn bei solchen Gelegenheiten strömte das
Landvolk in die Stadt und suchte sich von seinen Mühen und
Drangsalen zu erholen.
In den mittelalterlichen Städten gab es von jeher Wirts-
häuser und Gasthöfe (Herbergen) wie z.B. in Freiburg schon
§rl^ich nach Gründung der Stadt; denn es heisst vom hl. Bernhard,
als er dort das Kreuz gepredigt: In Frienburg puerum caecum
mater obtulit (S. Bernardo) mane in hospitio. An dise alten
Herbergen reihten sich alsdann die A d e 1 s- und Zunftstuben an,
wie zu Freiburg bereits im 14. Jarhimdert „der Ritter^ auf dem
Münsterplaze eine war. Im Anfange des 16. Jarhunderts waren
sie dort schon zalreich, wie . die dortigen Stadtakten aufweisen.
Eines z. B. hatte den sonderbaren Schild ,,Zum roten Schwerdt*^.
Auch im alten Heidelberg gab es eine Herberge „Zum Ritter'^.
In der Stadt Mainz 1450 die Herberge „Zum Spiegel^.
Später kamen die Kranz- und Buschwirtschaften auf für
Speisen und Getränke — die Vorgänger unserer modernen Restau-
rationen! Das Aushängen von grünen Büschen und Kränzen war
das 2ieichen, dass die Insassen ihren selbstgezogenen Wein verzapften.
Bei den Klöstern bestunden von jeher Hospizien oder Gastr
häuser für die Fremden und Reisenden des Laienstandes, wie zu
S. Blasien, welches „Gasthaus" im 16. Jarhundert erneuert ward.
In Salem bestunden sogar schon 1150 2 Gasthäuser, eines für vor-
nehmere und eines für geringere Gäste. Jedes hatte seinen Wirt oder
Meister, magister hospitum inferiorum et magister honesUorum ^).
Die Trinkstuben der Zünfte und des Adels — also eine
Art geschlossener Gesellschaften — in den Städten vermerten sich
bis zum 15. Jarhundert ser. In Strassburg z. B. gab es um
die Mitte des 14. Jarhunderts nicht weniger als 8 adelige Stuben ;
1) Protoc. Visit. Spir. 1683. Gregorovius, Bilder aus Italien.
S. 76. 85.
2) Vergl. Seb. Bürster ed. v. Weech 1875 S. 22. 30. 32. 93. 138. 135.
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ttm die Mitte des folgenden noch 4, anno 1490 noch ^ und anno
1790 noch eine! So namen zn Freiburg auch die bürgerlichen
oder Zunftstuben ab, da um Mitte des 15. Seculi daselbst nur
noch 6 derselben bestunden ; das hieng mit der Beschränkung der
Zünfte zusammen.
In Marktflecken oder bei Schiffsländen und dergleichen
bestunden schon merere Schenken neben der Taverne — Bier- und
Weinschenken, wie z. B. schon im 12. Jarhundert zu Schaff-
hausen am Rheinfalle, wo die Schiffart unterbrochen war, sich
VI Cauponae yini et cerevisiae befanden>
Im Mittelalter waren die Dorfwirtshäuser und Dorf-
schenken noch wenig zai reich. In eigentlichen Flecken und Dör-
fern bestand je eine Taverne, welche meist von der Ortsherr-
schaft zu Lehen gieng. Im Breisgau hiess eine solche Wirtschaft
die Stube.
Auf dem Lande bestand in den Dörfern neben der Taverne
meistens noch ein Wein- oder Bierhaus. Aber die Wirtschafts-
rechte wurden auch einzeln stehenden Mülen und Maierhöfen
erteilt, wohin das Volk an Sonn- und Feiertagen nach dem Nach-
mittagsgottesdienste gerne sich versammelte und wo es meist schöne
Bäume und Tanzpläze fand.
Eine Hauptrolle in Städten und Dörfern spilten früher die
Wirtshäuser zum „Adler" und „zum Ochsen*'. Denn jene waren
die Posthäuser und dise die Metzigen, wo man gut trank und
noch besser afs.
Bei SchifiPsländen trift man meistens heute noch die Schilde
zum Schiff und Anker, die Nachfolger der römischen Contu-
bernia nautarum, und im W^alde jene zum Hirsch und zur Tanne.
2 Das alte Wirtshaus. Ueber die Art und Weise, wie
auf dem Lande die Wirtschaften wärend des 16. und 17. Jar-
hunderts betriben wurden, will ich einiges mitteilen. • Die Wirt-
schaft oder Dorfstube wurde zum Betriebe auf gewisse Zeit,
z. B. ein Jar, einem Bürger übergeben. Das Ungelt, welches
vom Weine entrichtet wurde, war der Herrschaft allein zuständig.
Was an Wein und andern Getränken vom Zapfen zum feilen Kauf
ausgeschenkt ward, davon gehörte der Herrschaft von jedem Saum
ein Schilling, 6 Pfenning zu üngelt ^). Femer erhob die Herrschaft
den Masspfennig, d. h. von jedem Saum Wein 8 Bazen, wovon
Niemand befreit war. Keiner durfte eine Wirtschaft treiben one
Erlaubniss der Herrschaft; besass er dieselbe, so durfte er vor
Ablauf (Verscheinung) eines Jares bei Strafe eines Pfundes Rappen
mit dem Betribe nicht aufhören.
1) üngelt heisst es und nicht Um-gelt oder Ohmgelt, üngelt
ist Geld, das man nicht von Rechtswegen, sondern erbeten (freiwillig)
der Herrschaft zalt, ein Geld, das man eigentlich nicht zu zalen hat.
Vgl. Weigand Wb. II 946: widrige Abgabe.
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Ueber die Erhebung des Ungeltes war z. B. im bad. darlach-
sehen Oberlande angeordnet, dass nur zuvor geschäzter Wein, d.
h. solcher, von welchem bereits der Masspfennig bezalt und dessen
Quantität daher festgestellt war, verzapft werden durfte. Der Wein
wurde im Keller des Wirts vom Vogte und den Geschworenen
überschlagen d. h. die Quantität bemessen und das Quantum auf
die beiden Kerbhölzer «geschnitten, wovon der Wirt eines und
der Vogt oder die Geschworenen das andere aufbewarten«
Wurde Wein ans dem Keller verkauft, so schnitt man dises
Quantum von dem Vorräte auf dem Kerbhoke ab. Daher kömmt
der Ausdruck Accis, das Aufgeschnittene (acdsum), von dem man
Abgabe bezalt.
Von Wein, der umgestanden war, wurde das Ungelt ruckver-
gütet, d. h. verrechnet und ab dem Kerbholze geschnitten. Eine
baare Rückvergütung fand nie statt und die Herrschaft betrachtete
das bereits Erhaltene als Vorempfang. Den umgestandenen Wein
durfte der Wirt mit seinen Leuten im Hause vertrinken (was
ich Manchem heutzutage wol gönnen möchte), aber nicht verkaufen«
Der Wirt durfte nicht eher ausschenken, bevor alles Ungelt
bezalt war.
Neben disen regelmässigen Wirtschaften gab es von Zeit zu
Zeit Busch- und Kranz wir tschaften. Mit disen hatte es
folgende Bewandtnis. Da im Mittelalter vil Wein gebaut und
vil geherbstet wurde und nur die bessern Sorten in das Aasland
giengen, so muste man den Verker mit den Landweinen erleich-
tern, damit sie abgesezt werden konnten. Den Wein kann man
nicht wie andere Früchte auf den Markt bringen, man muss ihn
entweder im Keller oder in der Schenke verkaufen, jenes geschiet
gewönlich nur bei besseren Sorten, dises bei geringen. Der Wein-
bauer muste daher für seinen Landwein eine Zeit lang Schenk-
wirt sein, um in zu verkaufen. Solche zeitweise Schenken hiess
man Busch- oder Strausswirtschaften, weil ein solcher
Bauernwirt statt des Schildes einen grünen Ast oder Busch von
Nadel- oder Laubholz über seine Haustüre hinaussteckte zum
Zeichen, dass er seinen Wein verzapfe, was er auch mit Angabe
des Preises öffentlich ausrufen Hess, das man „Weinrnfen" nannte.
Dise Sitte der Strausswirtschaften ist uralt und am ganzen
Ober- und Mittelrheine verbreitet; in früheren Zeiten wurde statt
des Strausses auch ein Reif oder Kranz vor die Türe gesteckt,
woher noch die Kranz wir tschaften rüren.
Die Strausswirte hiess man im 16. Jarhundert im Breisgau
und zu Rastatt, zum Unterschied von den Schildwirten, Gassen-
wirte, warscheinlich weil sie nicht an der Elauptstrasse ire
Schenken hatten. Sie gaben iren Wein immer wolfeiler als die
Schildwirte.
Die Polizei ward scharf gehandhabt. In den Dorfwirts-
häusem durfte nicht über neun Ur Abends Wein verzapft
Birlinger, Alemannia IV 1. 4
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50
werden und man dnrfte nicht höher spilen, als um einen Vierer.
Anch wurden die Lebensmittel überwacht. Der Vogt hatte darauf
zu sehen, dass an Brot und Fleisch kein Mangel sei und wurden
die Preise des Fleisches festgesezt, „damit der arm Mann im
feylen Kaufe nit übermessen werde/ Ja, man war damals schon
so weit, dass die einzelnen Stücke des geschlachteten Tieres je
nach irer Güte ire bestimmten Preise hatten^ so dass nicht, wie
heute oft, der arme Mann für sein Geld bei einem halben oder
ganzen Pfunde Fleisch — die Knochen erhält, und der Reiche bei
5 Pfund das Fleisch. Fälschungen an Wein, Bier und Nwrungs-
mitteln wurden empfindlich gestraft, was bei der gewissenlosen
Zeit äusserst nötig war.
Eb gab femer eigene polizeiliche Vorschriften für den Wirt,
welcher zur Abwer von Streitigkeiten und Sittenwidrigkeiten viles
Hausrecht besass. Fremde Leut« durften in Dörfern nur wärend
der Ernte zalreich sich aufhalten, was bei den schlechten Häusern
und unverschlossenen Türen, bei der Menge gartender Knechte,
Wildflügler und Zigeuner eben nötig war.
Die Herrschaften hatten sich yilfach das Tavernrecht vor-
behalten, das inen vil Geld eintrug, da es mit Mezgerei und
Bäckerei meistens verbunden war, ein Gegenstand, welchen aus-
fürlich das deutsche Privatrecht behandelt.
3 Gute alte Zeiten. Der dreissigjärige Kri^ hatte den
Wolstand des deutschen Volkes vernichtet und die verwüsteten
Städte und Dörfer erholten sich nur langsam wieder. Die wilde
Zeit der Junker und Soldaten, welche diser Krieg zurückgelassen,
artete in masslose Schlemmerei aus. Das Geld war selten, die Be-
völkerung war auf ein Drittel herabgesunken und der Wein eben
so schlecht als wolfeil geworden. Wer sollte auf Lager kaufen,
wer bei schlechten Wegen und hohen Zollschranken exportieren?
Der Weinbau sank im Beginne des vorigen Jarhunderts auf eine
ser tiefe Stufe.
Der Bürgerstand beschäftigte sich allmälig mer mit Herstellung
geordneter Verhaltnisse. Die Zunftstube ward in ire früheren
Rechte wieder eingesezt und die Auffürung der Jungen strenge
und pedantisch überwacht.
Der Reisende fand in Städten um Mitte des vorigen Jar-
hunderts bereits bequeme Gasthäuser am Oberrheine, da durch den
Verker mit Holland und Frankreich manches Zweckmässige zur
Kenntnis unserer Altvordern gekommen war. Aach die Dörfer
auf der Ebene blieben in wirtshäuslicher Beziehung nicht zurück;
die Lemhütten mit Strodächem verschwanden in der zweiten Hälfte
des vorigen Jarhunderts fast vollständig Die Bevölkerung hatte
zugenommen, die Milderung und Aufhebung der Leibeigenschaft
hatte das Loss der ländlichen Bevölkerung verbessert und vilfach
begann Wolhabenheit in der Rheinebene auch in Dörfern und
Marktflecken das Leben angenemer und menschenwürdiger zu ge*
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stalten. Dise Seite meDschlicben Behagens besangen unsere deut-
schen Dichter meist im entsprechenden Dialekt wie Hebel, Sailer, Weiz-
mann, Eobell, Nadler u. A. Vrgl. Birlinger „Ans Schwaben" II 386 ff.
Die besten Wirtshäuser, für das Volk waren in den Ort-
schaften oder einzeln an den öffentlichen Strassen diejenigen, wo
die Furien te mit den Frachtwagen zu halten oder zu über-
nachten pfl^^n; denn dise Furieute mit iren stattlichen Hengst-
gespannen (gewönlich 4 bis 6) genossen ein grosses Ansehen und
lebten gut. Sie bildeten einen eigenen mannhaften Stand, der sich
sehen lassen konnte in seiner eigentümlichen Tracht. Der echte
Frachtfurmann trug eine farbige Joppe, darüber meist das Blau-
hemd, farbiges Leiblein mit Silberknöpfen, schwarze Lederhosen,
weisse Strümpfe, Bundschuhe, gestickte Hosenträger, schräger breit-
krämpiger Filzhut, in der Hosentasche ein dolchartiges Messer
nebst Besteck. — Unter den Wirtschaften auf dem Lande zeichneten
sich die Schwarzwälder Bauern Wirtshäuser besonders charakte-
ristisch aus. Eine grosse geräumige Stube zu ebener Erde, oben
und an den Wänden sorgfältig vertäfelt, mit einem gewaltigen
Kachelofen neben der Türe. Gegen das Freie zwei Fensterreien
mit Bänken. In der vordem Ecke ein grosser Rundtisch von
^homholz mit einer Schiefertafel in der Mitte. In der Ecke selber
ein Kruzifix nebst Heiligenbildern zu beiden Seiten, welche Stellen
später der Landesherr und der Kaiser Napoleon einnamen. Oefters
noch ein länglicher Nebentisch, Stüle (s. g. Schapellen) gleichfalls
von Ahorn. Neben der Stube einerseits die Küche mit dem Schal-
ter, anderseits die Kammer der Wirtsleute. Im zweiten Stocke
die Laube mit den Nelkenstöcken, die Gastkammern etc. Neben
der Wirtschaft die Stallung, Scheune, Tenne u. s. w. Alles unter
einem Dache, alles von Holz bis auf die Trockenmauer und den
Keller.
Unter den Gastkammem war zuweilen eine grössere mit einem
breiten Himmelbette. Die Betten bestunden gewönlich aus Stro-
sack. Unter- und Oberbett, Kopfkissen, die Ueberzüge von Kölsch,
Leiiüache oder Leintuch aus blendend weisser Leinwand. Auf
dem Schwarzwalde, wo es noch Eichen- ^und Buchenwaldungen
hatte, war der Strosack öfters mit Buchen- oder Eichenlaub ge-
füllt, welches bei jeder Bewegung des Gastes ein helles Geräusch
verursachte. Dise Füllung war aber ser gesund.
In solchen Bauernwirtschaften bekam man in der Regel
guten Wein von 6 bis 12 Krz. den Schoppen, zuweilen auch Bier,
trefflichen Braten mit Salat, Hauchen, Pfannenkuchen, ausgezeichneten
Schinken, anderes Schweinernes mit Sauerkraut, Späzlein mit ein-
gemachtem Kalbfleisch, Kaffee, Kirschenwasser u. s. w. Das Alles
war meistens weit besser zubereitet, als man es in städtischen
Gasthöfen bekommen konnte und ungleich wolfeiler.
In den Stubenwirtschaften der Dörfer hiengen hinter den Tischen
an der Wand zuweilen schwarze Tafeln, worauf mit Kreide die
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Namen derjenigen, welcbe ire Zeche schuldig bliben, nebst dem
Betrage aufgeschriben stunden — so lang yor Aller Augen, bis die
Zechschuld abgetragen war. In der Einschank aber hieng ebenfalls
eine schwarze längliche Tafel, worauf der Wirt die verschidenen
Zechen verzeichnete. Da es früher mit römischen Ziffern geschah
(wie bis in die 30er Jare vile Landleute mit solchen, oft in ser
gewandter Weise rechneten), so entstund das Sprichwort: ' „Mit
doppelter Kreide rechnen** oder „Einem ein x für ein u vormachen/
Nämlich die gewönlichen Ziffern waren der I und der Y; hatte
man nun von V an wieder 5 Einer angeschriben, so wurden sie in
einen Y zusammengezogen und diser unter den vorigen verkert
gesezt, wodurch ein X entstand. So machte die doppelte Kreide
des Wirtes oft ein X für ein V.
So im Schwarzwalde !
Das Breisgauische Hügelland und die fruchtreiche Ebene boten
nicht minder Freundliches und Heimisches. Ein stattliches Wonhaus
mit hoher Stige ist diser „Löwen". Hübsches Hausgärtchen,
von der Tochter des Hauses gepflegt; in der schönen Jareszeit, in
dem Pracht- und Wonnemond ein Bett voll Rosen, Nelken, Ros-
marin, Gretchen in der Hecke und weisse Lilien. Die Küche er-
kannte man bald an den vergitterten Fenstern, an welchen di#*
fetten Gänse, Hüner und Enten für die brazelnde Pfanne bereit
hiengen. Frölicher Gesang, heiterer Sonnenschein und freundliche
Gesichter luden zur Einker ein.
So auch in der frölichen Pfalz, dem Yolke mit echtem Mutter-
wiz und unsterblicher Heiterkeit. Dort gieng es aber lebhafter,
lauter und „krischer" her^ als bei den mer schweigsamen zuge-
knöpften Oberländer Bauern. Auch auf eine gute Küche verstet
sich der echte Pfälzg*, denn „der Mensch bot en Maage, nn nit
umesunscht", sagt Kobell in seinen pfalzischen Gedichten.
4 Topografie der Wirtsschilde. Ein Hauptkapitel
bildet nun die Topografie der Wirtsschilde. Sie lässt ans
die Geschichte der Yerbreitung der Wirtshäuser und ire ursprüng-
liche Bestimmung erkennen. Es lässt sich nämlich hier eine ge-
wisse Gesezmässigkeit aufweisen, wie bei der Topografie der
Kirchenpatrone, wo die Apostel, canonischen Heiligen und ersten
Märtyrer^ denen ^ie Kirchen geweiht sind, auf das hohe, ich
möchte sagen canonische Alter einer Kirche hinweisen.
Die ältesten Schilde sind Leu, Adler, Ochse, Lamm, Krone,
Stern, Sonne, Bär, Hirsch, Einhorn — also lauter Embleme der
Heraldik, welche man von den Köpfen unserer in Wäldern wonenden
Yorfaren nam, die sich in den Anfangen irer Cultur mit den Hör-
nern des Auerochsen schmückten.
In der Regel zeigen die Schilde Adler und Löwe an, dass
früher eine Poststelle da war; später kam das Post- und Wald-
^ hom hinzu. Ochse, Lamm, Rindsfuss weisen auf Mezgerei hin;
Krone, Sonne, Sterne und Brezel auf Bäckerei. Dem Forscher
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Nork würde es unschwer fallen, einen inneren «bedeatsamen* Zn-
sammenhang der Brot formen mit dem Katardienste der ersten
Brot essenden Menschen zu finden. Wie dem sei, es gibt eine
deutsche Urform des Wirtshauses, das Alles in Allem war, aus
welchem sich die arbeitsteiligen Schilde abschnürten, um einen
zoologischen Ausdruck zu gebrauchen. Die Schilde, Anker, Schiff,
Schwan, Hecht, Salm, Karpfen etc. weisen auf Niderlagen der
Schiffer, Flösser, Fischer und Hölzhändler hin. Sie sind die cau-
ponae nautarum. Am Bodensee und an der Rheinstrasse finden
sich dise Schilde eben desswegen so häufig.
In Weingegenden finden wir yile Schilde: Fass, Rebstock,
Traube, Weinberg, vier Jareszeiten ; in Fruchtgegenden yile
Linde^ ^üug, grüner Baum; auf dem Walde: Tanne, Bär,
Hirsch, Wolf und Rössle. Vgl. Alem. I 99 oben.
In der Herrschaft Bonndorf und im Hauensteinischen gab es
yile Schilde zum Hirsch, was wol damit zusammenhängt, dass
S. Blasien einen Hirsch in seinem Wappen hat, und die „Eürzen^
Wirtshäuser da meistens von der Herrschaft zu Erblehen giengen.
Das „Rössle** trifft man immer an den Steigen, wo Vorspann
genommen wird. Im Schwabenlande wird hie und da das Rössle
zum „ Rapple **.
Vilfach hiengen nun gewisse Schilde der Dorfwirtschaften, als
Gemeindestuben, mit dem Wappen des Ortes zusammen. Solche
Embleme sind besonders Rose, Linde, Pflug, Kranz, Engel,
grüner Baum, Kreuz, Blume, Lau{b, Wilder Mann, Ross, Hase,
Maien, Tanne, Angel und Anker.
Die Linde ist Torzüglich im Mittelrheinkreis zu Haus, der
Pflug im Markgräflerlande, der Bär im düstem Schwarzwalde,
die Tannen und der Hirsch im Hauensteinischen und Kleggau
und die Rosen, Lilien, Rosenstock, Pfauen-, Han- und Taubenschüde
in 'der sonnigen heiteren Pfalz. Wer denkt wol nicht an das
charakteristische „Hinkche, Taibche, Po" des lustigen Gedichts in
Pfalzer Mundart: „Bin aach emol uf Reese ** u. s. w. ^).
Dem freundlichen Leser will ich eine grössere Anzal Embleme
der Dorfwappen anfüren und er wird sich meine obigen Bemer-
kungen gefallen lassen. Heidelberg fürt eine Nymphe mit
Heidelbeerbusch im ältesten Wappenschilde; WaldangeUoch eine
Angel, Schlechtnau einen Kranz ) Oberwolfach einen Wolf, Wolfach
eine Wolfsangel, Sandhofen einen Löwen, Renchen ein Kreuz,
Zunzingen einen Han, Rhein weiler einen Anker und Tannenbaum,
Bellingen einen Ritter, Vögisheim ein Hufeisen, Wurm einen
Brunnen, Dietlingen eine Rebhippe, ebenso Weiler, Ursenbach einen
1) Der Verfasser dises Gedichtes ist der evangelische Pfarrer
Lang, Studiengenosse Mone's und Dambacher's an der Universität
Heidelberg, später Pfarrer in Müllheim. Er hat vile komische Gedichte
geschriben, von welchen dises das bekannteste ist.
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Ochsen (ür) über einem Bach (ein redendes Wappen), Fahren-
bach einen Farrei^, Niedereschach eine Esche (Fisch), Wallbach
einen Hirsch, Daxlanden einen Anker^ wie Mannheim, welches im
15. Jarhundert nach dem Synodale Wormatiense ein elendes Fischer-
dorf war, wie Oos; Eutingen ein Hufeisen — alte Eisenwerke bei
Pforzheim 5 Nordrach einen Berghammer und Sulzburg und Todtnau
Bergleute; Greffern einen GrefiFer (Steuerruder zum Floss);
Henischwand einen Hirsch und eine Tanne; Jöhlingen eine Eichel;
Breisach 2 Sterne über 6 Felsen; Gengenbach einen Fisch; Alt-
Bchweier, Ballrechten und Waltershofen — Rebstöcke; Elsenz und
Lautenbach eine Traube u. s. w.
Dise Ortswappen sind aber meistens Linearwappen one
Farben. Sie haben, so ferne die Orte nicht reich^unmittelbare
selbständige politische Wesen waren, keine heraldische Beziehungen.
Sie sind nur Wappen im uneigentlichen Sinne, in Wappen form
gebrachte Ortszeichen (Embleme). Das waren die Wirtsschilde
von jeher und desshalb war ursprünglich der Wirtsschild
von gleicher Farbe. Daher der weisse Ochse, der rote Ochse,
der schwarze Ochse, der goldene Ochse, das weisse Lamm, das
goldene Lamm, der goldene Adler, der schwarze Adler und dergl.
5 Alt-Karlsruhe die rote Stadt und seine Wirts-
häuser. Unter allen Städten Badens besass Karlsruhe, bekannt
unter dem Namen, die „rote Stadt", im vorigen Jarhundert die
originellste Physiognomie. War es doch in der früheren alt-
väterischen Topografie ein bekanntes Unicum ^). Fächerartig
gebaut, gegen Süden durch eine Häuserreihe geschlossen, mit
Häusern von 1 und iVs Stock besezt, alle gleichmässig rot
angestrichen, in deren Strassen sich gelbe Lakaien und gelbe
Dragoner zu Fuss bewegen, Bürger mit hochroten, hellbraunen
und hellgrünen Röcken sich zeigten, die Stadt mit Wald umgeben,
one jegliches hervorragende Gebäude, mit monoton -grasgrüner
Aussicht — eine Waldcolonie in Landesfarben. Gewiss
eine originelle Erscheinung! Der Fächer Karlsruhe, dessen resi-
denzmässiger Griff das Schloss war, ward in wenigen Jaren gebaut.
Die Stralen aus Forlenholz herzustellen, hatte ein Israelite über-
nommen. Das Volk hiess in nur den „Baujuden". Zwei Häuser
wurden immer auf einen Eingang berechnet — Spuren einer Spar-
samkeit, die heutzutage noch nicht ganz in der Altstadt ver-
wischt sind.
Die Strassen fürten ursprünglich die Namen verschidener
adeliger Geschlechter; doch das Volk hielt sich an die Schilde der
Wirtshäuser, die dem Gemüte der Bürger stets näher ligen, als
die Blasons der Wappenschilder.
Um 1752 besass Karlsruhe eine Waldstrasse, Herrengasse,
1) Historisch statistisch-topogr. Lexikon von Schwaben. Ulm 1791.
(Verfasser Maier). Vortrefflich in Längins Hebel geschildert.
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Ritterstrasse, Lammgasse, Bärengasse, Ereazstrasse,
Adlersfrasse, Eronenstrasse und Waldhornstrasse.
Abseits lag das Dörfchen Elein-Earlsruhe, anter einem besondern
Stabhalter stehend und ein Gemeinwesen für sich bildend.
Earlsruhe zälte um 1752 etwa 2800 Seelen zu 50 Schild-, 10 Strauss-
und 5 Judenwirtschaften!
Nach einem Memoriale von 1752 waren folgende Wirtschaften
im Betribe: Wolf, Hirsch, weisses Lamm^ schwarzes Lamm,
Bären, Rappen, weisser Ochse, goldenes Lamm, goldener
Ochse, weisses Rössle, weisser Löwe, roter Hirsch; Einhorn,
Vogel Strauss, Schwanen, blaue Ente, goldener Adler (Billard),
Blume, Laub, Rose, grüner Baum, Apfel, Rebstock, 3 Eronen,
Eante^ Eönig David, 3 Mohren, Schlüssel, Waldhorn, Ereuz,
Arche Noah, Post, Sonne, Engel, frölicher Mann, Anker, Darm-
städter Hof (Billard und Eaffee), Pflüg, Erone, Fass, zu den
drei Schweizern, drei Eönig, Syrene und Drache. Hiezu kommen
dann noch 10 Strauss wirtschaften und 5 Judenwirtschaften! Nach
einer Aktennotiz sind die beiden Wirtschaften zum Lamm und zum
Fass die ältesten l).
Von disen allen giengen nur einige leidlich und einige wenige
einträglich. Die Regierung beschäftigte sich in den 50er Jaren
damit, merere Schilde eingehen zu lassen. Die meisten Wirte
trieben indessen nebenbei ein anderes Geschäft; sie waren Mezger,
Bäcker, Tapezier, Schneider, Eüfer, Brantweinbrenner, Friseure u.
s. w. Vile hielten sich auch nach dem damaligen euphemistischen
Ausdrucke „irregulaire^, d. h. sie sahen stets, wie es in andern
Wirtschaften „ausschaut''.
Feine Weine wurden wenig hier verzapft ; dagegen Weine aus
der Umgegend und vilfach auch gemachte Weine, wozu die Israeliten
damals schon die Bestandteile Uferten.
Angenem wurde das Leben hier erst mit Anfang der 70er Jare.
Ein gebildeter Beamtenstand mit angenemen Umgangsformen hatte
sich herausgearbeitet. Die Geselligkeit hatte den Charakter, wie
wir in heute noch in kleinen schwäbischen Landstädtchen finden.
An Zeitungen hatte man nur das Wochenblatt, das äusserst
dürftige Nachrichten von den Weltbegebenheiten brachte. Häufig
aber finden wir darin landwirtschaftliche Ratschläge und hie und
da historische und belerende Aufsäze, welche so recht die landes-
väterliche Sorgfalt der baden- durlachischen Regierung kennzeichnen.
Eine Haiiptlectüre waren aber die Ealender und die Almanache.
Unter disen ersteren sind der markgräflich badische „genealo-
gische" und der „historische" Landkalender gemeint. In dem-
jenigen für 1781 (Earlsruhe bei Maklot) sind noch drei Monats-
kalender enthalten, nämlich der verbesserte protestantische, der
1) Die Wirtschaften, deren Namen durchschossen sind, waren die
gangbaren. *
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katholische (Gregorianische) and der alte Jnlianische, nach welchem
heute noch die griechische Kirche zält.
Der genealogische Kalender enthält, seinem Namen vollkommen
gerecht zu werden^ eine ausfürliche Genealogie der ehedem noch in
die Hunderte gehenden „souveränen Häuser Europa's'^, deren
Kenntnis damals zum guten Tone gehörte und deren Details
Gegenstand eifriger Unterhaltung von Männiglich und Weibiglich
in den Familienzirkeln kleiner Residenzstädte waren, und ein Ver-
zeichnis der im Schwäbischen Kreise und in der nördlichen Schweiz
abzuhaltenden Jarmärkte und Messen. Unterhaltendes und Be-
lereudes enthält dagegen der „hochfürstliche markgräfliche Land-
kalender".
Am Schlüsse des vorigen Jarhunderts erschinen in badischen
Landen noch historische und Haushaltungskalender, der Schreib-
kalender — eine Einrichtung, die bald nach Erfindung der Buch-,
druckerkunst für die Geschäftswelt aufkam, der Hof- und Staats-
kalender, sodann der Kalender fär die freie Reichsstadt OfiPenburg,
der oberrheinische „hinkende Bote" und mit Beginn unseres Jar-
hunderts der „Lahrer hinkende Bote", villeicht der einzige unter
den noch bestehenden Kalendern diser Art, welcher eigentlich schon
im alten- Reiche das Tageslicht erblickte.
Der Vorläufer des rheinischen Hausfreundes, dessen Namen
durch Hebel so bekannt geworden, war eigentlich der „mark-
gräflich badische gnädigst privilegirte Landkalender^, welcher zu
Karlsruhe im Verlage des fürstlichen Gymnasiums erschien. Der
Hebersche Hausfreund dürfte als Volkskalender wol noch unüber-
troflen sein und der Prälat hat dem Verlage durch seine litte-
rarische Tätigkeit ein wirkliches bene getan.
Die Musenalmanache, die Leetüre der höheren Stände,
hatten ire Wige in Frankreich, zu Paris. Der Almanach des
Muses war das Prototyp dises später so zalreichen sentimentalen
Geschlechtes. Vortrefflich schildert der bidere Schlosser die Wir-
kung diser literarischen Erscheinung auf die Bildung seiner Zeit-
genossen.
Was die Karlsruher lasen, hat der Hof-Buchhändler Macklot
in seinen fleissigen Anzeigen im Karlsruher Wochenblatt verewigt.
Der Hof hatte bis zum Anfalle der baden-badeuschen Lande
im Jare 1770 wenige Mittel für Kunstanstalten, wie Biblioteken,
Musik und Theater. Nach 1771 spilten ab und zu wandernde
Comödianten die bald aus der Mode kommenden Stücke.
Vor 1771 war das Hoforchester noch ser nahe beisammen.
Es bestand 1763 unter Director Molter aus 3 Violinen, 2 Wald-
horn, 1 Flaut» trav., 1 Violoncello, 1 Clavicinist, 1 Fagot und
1 Hautboist, womit kleinere Symphonien (Tänze und Serenaden),
wi sie die Vorgänger Haydn's geschriben hatten, wol auizufuren
waren. Nach 1771 ward schon mer getan. Das Orchester der
Capelle zu Baden-Baden ward nach dem Anfalle der baden-baden-
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sehen Lande mit der^ELarlsruher vereinigt und zälte 1778 8 Viol.,
3 Violen, 1 Violon, 1 Flant., 2 Oboen, 1 Clarinette, 2 Fagot,
2 Waldhorn und 1 Clavicinist (Clavi- Cembalo Klavier).'
Freilich war diss wenig gegen das berümte Mannheimer Or-
chester, welches im Jahr 1765 unter den Directoren Gma, Holz-
bauer und Ritschel 17 Violinen, 4 Flaut. Trav., 3 Hautbois, 3 Celli,
2 Violon, 5 Waldhorn, 2 Clarini (Trompeten), 4 Fagotte, 4 Brat-
schen (Violen) zälte, wobei aber zu bemerken ist, dass in der
Pfalz wol die Hälfte des Budgets in Malerei, Sculptur und Musik
darauf gieng, wärend der sparsame Markgraf eben mer an das
Wol seiner Untertanen dachte.
Erst die Napoleonische Periode gestaltete das Karlsruher
Theater, nachdem die Mittel auch reichlicher flössen, etwas zeitge-
mässer und bald wurden Spontini und Rossini in der Oper vor-
herrschend.
6 Unsere Tage. Man ist vilfach der Ansicht, dass die
Anzal der Wirtschaften in Städten jezt relativ grösser sei als
früher. Die Ansicht ist irrig. Folgende Uebersicht belert uns eines
andern :
In Karlsruhe kamen im Jar 1750 auf 1 Wirtschaft 45 Köpfe
1813 „ „ „ 225 „
1873
303
In Mannheim kamen im Jar 1818 auf 1 Wirtschaft 109 Köpfe
1873 „ „ „ 173 „
In Heidelberg kamen im Jar 1818 auf 1 Wirtschaft 135 Köpfe
1873
188
In Freiburg kamen im Jar 1813 auf 1 Wirtschaft 159 Köpfe
1873 „ „ „ 220 ,
Unter den grösseren Städten stet Constanz in der grösseren
Anzal Wirtschaften im Verhältniss zur Einwonerzal z. Z. obenan.
Es zält 10,061 Einwoner und 95 Wirtschaften, folglich kömmt
eine Wirtschaft auf 105 Köpfe.
Auch die Anname, dass die dichtere Bevölkerung eine ent-
sprechend grössere Anzal von Wirtschaften herbeifüre, ist nicht
richtig, wie aus folgender Uebersicht hervorget:
Einwonerzal
Amt
1 Wirtschaft
auf Köpfe
auf
1 n-Meüe
Carlsruhe
314
14,476
Bühl
223
7,176
Schwetzingen
173
7.048
Breisach
248
6,779
Buchen
151
2,884
St. Blasien
201
2,159
Bonndorf
141
2,475
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Es ist dises bezüglich des Landes so zu* erklären : die einmal
in den Dörfern bestehenden Wirtshänser bleiben bestehen, ob die
Zal der Einwoner des Dorfes zu- oder abnimmt, da die Wirte auf
dem Lande nicht ausschlisslich auf den Erwerb durch die Wirt-
schaft angewisen sind. Die kleineren Städte, insbesondere die
Amtssize, haben immer eine grössere Anzal Wirtshäuser, weil die
Dorfbewoner vilfach Veranlassung haben^ bei den Amts- und Ge-
richtssizen zu erscheinen und nachher gerne „zeren'^ ; auch ist für
manche bisher noch ein regerer Güter- und Personenverker per
Achse Ursache des Bestehens einer grösseren Anzal von Wirt-
schaften. In reinen Bauerngegenden ist der Wirtshaüsbesuch von
Seite der Einwoner schwach; er findet meistens nur an Soimtags-
nachmittagen statt. Wo dagegen sich Fabrikarbeiter und Arbeiter
anderer Art nidergelassen haben, wie z. B. in Karlsruhe, in Mann-
heim, Pforzheim, Lahr ü. s. w., welche meistens im haaren Gelde
iren Feind erblicken, ist der Besuch der einzelnen Localitäten
durchgehends stark.
So kommen in dem Städtchen Bühl auf 1 Wirtschaft 97 Köpfe,
Grünwinkel 74, Radolfzell 96, Oppenau 75, Ueberlingen 101,
Wertheim 187, Haslach i/B. 83, Oberkirch 96.
In neuerer Zeit hat die Zal der Wirtschaften gegen den Be-
stand in den 60erJaren in Folge der leichteren Goncessions-
ert eilung und dem erhöhten Verdienste der arbeitenden
Klassen erheblich zugenommen. Es betrug im Jar 1862 die
Zal der Wirtschaften im Lande 5758, und im Jar 1872 — 7490,
das ist also eine Zuname von etwas mer als 30%. Ebenso hat
sich die Zal der Weinhändler nicht unbeträchtlich und namentlich
an den Orten, in welchen Wein gebaut wird, vermert. Ob zum
Frommen des Gonsumenten, wollen wir nicht untersuchen.
Aber eine Progression, wie in dem von Rebhügeln umgebenen
Stuttgart, ist in Baden nirgends vorgekommen.
Die Zal der Wirtschaften in Stuttgart war nämlich am 1. Juli
1871 1872 1873
Hotels 10 10 9
Gastwirtschaften 119 118 122
Schenkwirtschaften 410 470 524
539 598 ' 656
Eine Schenkwirtschaft bedarf eben keiner grossen Kapitalien
zum Betribe und ist eine eben so angeneme unterhaltende wie
rentable Beschäftigung, und darf diser grosse Zudrang nicht so ser
in Erstaunen sezen.
Die Zal der Bierbraaer ist bei dem starken Consum ebenfalls
gestigen. Es ist in Baden seit 1862 bis 1872 dise von 1184 auf
1597 angewachsen, unter welchen Geschäfte sind, welche schon zu
den grösseren gehören. Der Consum in Baden betrug im Jare 1872
mer als 70 Millionen Mass Bier und 30 Millionen Mass Wein!
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Die Städte haben sich Danihaft vergrössert und der Natar der
Dinge entsprechend zieht sich die feine reichere und zu den Fen-
stern mhend ausschauende Welt an das Süd- ond Westende der
Städte. Sie strebt wie die Koralle nnd derBaom dem Lichte und
der Wärme zu, hinter sich die arbeitende Menge — Holz und
Kalk — lassend, welcher aus zweiter, dritter und Tierter Hand
nicht das Beste an Genussmitteln erhält. An dise Aeste, Blätter,
Zweige und Stamme, welche ja weniger die Sonne des Glückes be-
scheint, haben ^ich die parasitischen Zwischenhändler, die
Arbeitsteiler der Manchesterschule im Reiche der Consumtion, gesezt.
Mögen die Armen sich trösten, denn
des Lebens ungemischte Freude
Wird ja keinem Sterblichen zu Teil
sagt der Dichter.
Karlsruhe JBTrenkle
Der Schwaben Lob
I Aus Sebastian Sailer
Bei Maria Loreto in der kaiserlichen Hof kirche zu Wien kam
alljärlich die Löbliche Landes- Genossenschaft aus Schwaben zu-
sammen um ire gewönliche Andacht zu begehen. Als Festprediger
wurden Schwaben nach Wien berufen. Das Thema war ein schwä-
bischer Heiliger, besonders St. Ulrich. Ein RPGeorgius Fritz
hat unter seinen Lob- und Trauerreden I Tl. Kürnb. 1717 eine
Wiener Festpredigt veröffentlicht „Von den sieben Gottes-förch-
tigen Heiligen aus Schwaben**. Ich lasse sie später folgen. Fürs
erste soll uns Sebastian Sailer, der bekannte schwäbische
Dichter, aus .seiner Wiener Festpredigt über den hl. Udalrich
von Augsburg einen kleinen Beitrag liefern. In seinen Geistlichen
Reden, Angsb. 1768 II Bd. S. 360 ff. lesen wir folgende Ansprache
an die Schwaben. (Die Schreibweise der Alemannia angepasst.)
„Erlauben sie, Hochansehnlicho; dass ich hier einen Blick auf
ir Vaterland werfe! Auch dises hat die offenbaren Merkmale der
göttlichen Vorsicht, die Bestimmung des erkiessnen Volkes an sich ;
es sey, dass wir auf die Lage der Landschaft sehen, die zu irem
zeitlichen Wol ire Hülfe beiträgt oder die Religion in irer Herr-
lichkeit aufsuchen, die durch die Gesandten der göttlichen War-
heit unter unsere Brüder verbreitet war. Schwaben ist unter die
vorzüglichsten Staaten Deutschlands zu rechnen. Es ist gross, weil
es sich gegen Osten an Bayern, gegen Süden an Tyrol und die
Schweiz, gegen Westen an das Elsass und gegen Norden an die
Unterpfalz und Franken erbreitet. Es ist heldenmässig, da es in
alten Zeiten sich der römischen Gewalt am längsten, am stand-
haftesten entgegensezte ; da es so vilen Kaisem, die ire Kronen
mit Lorbem umflochten, die Geburt und Erziehung gab ; da es so
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vile Helden aufzog, deren Namen in Schwabens Jarbücbern glänzen.
Es ist edel, da in im die berrlicbsten Stammbäume der ältesten,
herzöglieben, fürstlichen, gräflichen und freiherrlichen Geschlechter,
wie die Ceder auf dem Libanon und die Fahnen in Gades wuchsen
und noch hie und da blühen. Es ist prächtig, da es mit dem obigen
eine beträchtliche Anzal der Reichsprälaten, der Menge Beichs-
städte mit iren Herrlichkeiten in öffentlichen Comitien und Land-
tagen aufweiset. Es ist glückselig, weil es unter seinen Reichs-
staten auch die kaiserlichen königlichen österreichischen Vorlande
zu Mitbürgern zälet. Es ist fruchtbar, da in im nicht nur die
reichlichste Narung in unabsehbaren Ebenen sowol, als auf den
steilsten Bergen wachset; sondern auch Würtenberg, das Paradis
Sueviens, die besten Weine zeuget. Es ist heilig, wie wir in seinen
Nekrologien lesen, und wie wir es in der Geschichte der zweyen
weit ausgedenten Bistümer, Gostanz und Augsburg, auch in den
Schriften der wolregulierten Gotteshäuser finden. Es ist weise, es
ist gelert, wie es seine hohen Schulen, die Pflanzörter der Wissen-
schaften und freyen Künste bezeugen.
Teure Brüder ! die Rechtschaffenheit und die kündigen Taten
unserer Vorältern sowol, als noch ser viler unserer Mitbrüder
haben die glücklichen Eigenschaften der Schwaben unzweifelhaft
bestimmt und so bestimmt, dass.man iren Wert in den entfernte-
sten Ländern niemals verkannte. Ich komme aus Schwaben und ich
komme von dem Mittelpunkte desselben, welcher der erhabene und
geheiligte Bussenberg ist. Du hast mich vor allen besonders hier
in die kaiserlich königliche Residenzstadt Wien in Oesterreich, ge-
liebte schwäbische Nation! aus deinem eignen Vaterlande berufen,
deinem hl. Schuzpatrone Udalrichen, weiland Bischöfe in Augs-
burg, eine Lobrede zu sprechen ; und eben selbe, heute an deinem
feierlichen Nationalfesttage zu halten. Dein Ansuchen war mir ein
angenemer, ein schmäuchelhafter Befel, dem ich nicht widerstehen
konnte und mein Gehorsam ist patriotische Liebe. Aber möchte
ich deine Hoffnungen erfüllen, die du in meine unzulängliche
Kräfte sezest? Möchte ich in die würdigen Fussstapfen so viler
erwürdigen Redner treten die durch 70 Jare her (denn so lange
feyerst du das Gedächtnisfest allhier deines hl. Bischofs auf diser
hl. Stätte) Udalrichs Lob verherrlichet."
„Schwaben! glückseliges Schwaben! du hörest alle dise Tor-
heiten (Freidenkerei etc.) noch von Feme. Ir Geräusch kömmt
dir ausser deinen Gränzen zu Oren. Deine Gefilde, wo die kato-
lische Religion sesshaft ist, welche deinen Inwonem, deinen Bür-
gerr^ vor Alters von den Abgesandten Jüngern des hl. Bonifazius,
von dem hl. Gallus, Magnus, Golumbanns und Pirminius beige-
bracht war, wissen um dise Brut der Hölle, um dises unsinnige
Geschwader noch nichts. Deine Hochwürdigsten Oberhirten und
Bischöfe gehen mit irem Stabe diser Gattung Wölfe grossmütig
entgegen. Sie wachen für ire Herde. Sie lauren auf die verderb-
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liehen und giftvollen Schriften, welche in der Druckerei des Toll-
hauses anweiser und wanwiziger Religionsfeinde ausgebrütet in die
Welt fliegen. Selsorger, Pfarrer und Plebanen sowol von Welt-
als Ordenspriestern bestreben sich in die Wette, den löblichen Pracht
des Gottesdienstes zu befördern und die inen Anvertrauten zu unter-
richten. Es leben in Schwaben wie hier in Oesterreich, weise
Danielen, welche mit einer gesibten und getreuen Asche den Baals-
pfafifen auf die Spur kommen und ire Fussstapfen entdecken; und
man findet wizige Jakoben, welche die in der Stille eingepackten
Gözen Labans unter dem Terebintenbaume verschworen.*' S. 358 ff.
„Gerechte Handlung^ vernünftiges Tun eines Weisen, der
seinem Nächsten mit warer Liebe zugetan bleibt ; du bist eine löb-
liche Eigenschaft der weisen Schwaben! Du bist unter inen eine
geübte Sache! Sie lassen das feste Band der Liebe unter sich
nicht in Trümmer reissen ; sie tilgen die Zwiste in irer ersten Ge-
burt früzeitig. Sie verbannen den Unfriden, ehe er in schlimmen
Wirkungen ausbricht. Sie sind wie die Ringe einer Kette unter
sich verbunden ; und ire aufrichtige, ire, one Häuchelei, one Falsch-
heit und Täuscherei handelnde Liebe ist eine sichere Verknüpfung
irer Herzen. Die EinhäUigkeit ist, wie den Spartanern die beste
Mauer irer Bürger; sie gesellen sich mit einstimmiger Denkungs-
art, wie die Meergrundeln, um sich gegen die Raubfische zu ver-
teidigen. Sie halten an die Worte des Boetius fest: Nichts mag
lange bestehen, was nicht einig ist und alle Dinge eilen irer Zer-
nichtung zu welche nicht zusammenhalten. (De consol. philos.
lib. lY) und sie machen sich durch die gleiche Gesinnung, wie
eine Orgel durch die Einstimmung rümlich. Die Liebe, die Liebe,
sage ich, ist die Beherrscherin ires Wandels und unser hl. Udal-
rich gewärt schon das Drittemal die Ere seiner Patrioten." S. 407 ff.
Am Schlüsse der Predigt S. 425 ff. heisst es: Ich gehe in
euer Vaterland zurück und ich werde euren Abwesenden Landes-
brüdern zur besten Ermunterung euer beneidenswürdiges, euer rei-
zendes Schicksal verkündigen, dass ir unter dem allerhöchsten
Zepter die goldenen Tage unzerstörlicher Glückseligkeiten ferners
zu geniessen die sichersten Hoffnungen habet.
Nun rufe ich im Namen der gesamten schwäbischen Landes-
genossenschaft zu dir, weiser Schwabe, heiliger Udalrich!
und- ich rufe aus ganzen Kräften 2u dir; sih aus der hl. Höhe
auf deine allhiero sich zur Anbetung Gottes und deiner Vererung
versammdte Landeskinder; o höre ire flehenden Seufzer, die sie
durch dich zu dem allerhöchsten Trone des Allmächtigen hin-
schicken! Begleite sie mit deiner Viles vermögenden Fürbitte!
Segne dein schwäbisches Volk, deine Erbschaft deine Kinder: und
erwirb inen und allen, die dich heute vereren, den waren Eifer
für die hl. Religion, die Armseligkeit des Gehorsams gegen die
Obern, die Tätigkeit der Liebe gegen den Nächsten, dann wird
diser Tag unvergesslich, die Glückseligkeit der Schwaben unzer-
störbar und die ewige Belonung derselben unzweifelhaft sein.
ABirlinger
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Aus einem Epos: Deutsch-französischer Krieg
Wörth
Dort wo sieb Höhe steil an Höhe reiht^
Der Laubwald seine Schatten niederstreut,
Vom grünen Wiesenstreifen eingefasst
Im Grunde kühl der Sauerbach verrauscht,
Weithin ob muldenförmigem Geklüft
Und über Hängen reich an Obst, an Wein,
Die Dörfer ragen, jedes eine Burg,
Moosbronn zur Linken, drüber Elsasshausen,
Dann höher noch, von Nebel und von Hegen
Mit Dunst umhüllt, der Kirchturm von Fröschweiler —
Dort lagert trozig mit des Heeres Kern:
Der Herzog von Magenta, Mac Mahon.
Dem Adler gleich, der unter seinem Flügel
Die Eralle birgt, doch wachsam um sich blickt,
Erwartet er den Feind und neue Gunst
Des Schicksals, das zum Liebling ihn erkoren!
Drum wo zum Tal hinab der Trauben Last
Den zähen Stamm der Rebe nach sich zieht.
Wo sich in grünen Blätterlabyrinthen
Ein jeder Fusstritt leicht verwirrt, verirrt.
Im weiten Garten süsser Lebensfreude
Verbreitet seine Neze rings der Tod.
Da ruht des Feuerrohres schwüler Bliz
Im feuchten Dunkel; Turkos und Zuaven,
Und was sich zu den enfans perdus zält,
Hat sich im Paradiese eingenistet!
Aus ihren Augen sprüht die Boutegier
Und ihre Ungeduld spielt mit Ahn Waffen. —
Nicht lange zögert Walther-Montbary
Mit seiner Vorhut; strammen Füsilieren
Die fern her aus der „roten Erde" stammen —
Und rot wird bald die Erde ringsum sein
Von ihrem Blut und ihrem blühenden Leben!
Den Sauerbach, vom Zorn der Wetter wild.
Passieren sie auf Stangen, Brettern, Türen.
Anstürmend dann auf Wörth verscheuchen sie
Mit leichter Mühe aus der Stadt den Feind.
Der deutschen Stadt — denn deutsch ist jeder Stein,
Ein jeder Plaz dariuT der freie Markt,
Das stolze Haus, wo Rat gepflogen wird
Und das sein hohes Dach auf Säulen stüzt;
Davor der Brunnen, schwazhaft gleich den Mägden
Die ihn umstehn, beschattet von Akazien,
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Den kugelrunden — seitwärts aber wascht
Ein munterer Bach die staubbedeckte Strasse. —
Jezt suchen aufwärts durch den Bebengarten
Und durch des Hopfen starren Lanzenwald,
Westfalen mit den Schlesiern sich Bahn.
Sie schlüpfen durch die losen Blattgewinde
Schwerfällig hin, der engende Tornister,
Der starke Helm, des Hauptes Schuz und Last,
Beschweren sie und hindern ihren Schritt.
Da wirft sich mit des Tigers weitem Sprung
Ein Turko auf den nächsten Füsilier,
Krallt sich in seinen Nacken blutig ein,
Und schleudert, an den Haaren ihn erfassend,
Den Ueberraschten auf den Boden hin
Erdrosselt und zerstückt!
Sein Kamerad — -
Denn parweis schreiten stets die Flankier vor —
Fand nicht zur Unterstüzung Raum und Zeit,
So sc)inell geschah die Tat. Er will die Kugel
Dem Ungeheuer rächend senden nach^
Das, wie es kam, geräuschlos sich entfernt.
Doch ihn erfasst von rückwärts der Zuave
Mit nervigem Arm, zieht ihn zur Erde nieder,
Und stosst den Yatagan ihm durch die Brust,
Dass aus der breiten Wunde flieht das Leben.
Zum Herzen fährt die Hand des Sterbenden
Das Blut zu hemmen, welches schwarz entströmt.
Da schaut der Sieger einen gold'nen Ring
An der erstarrenden; „Gott sei mit Dir!^
Ist drauf mit dunkeln Lettern eingegraben.
Ihn gab die Liebste mit dem lezten Kuss
Dem Scheidenden, den sie durch jene Schrift
Gefeiet hoffte wider die Gefar.
Nun hascht nach ihm, dem Zeichen stillen Glückes,
Des Ruhelosen wilde Beutelust,
Und weil sich mit dem Rest der Lebenskraft
Die Hand des Opfers widerwillig schliesst.
So trennt er rasch mit einem Messerschnitt
Den Finger ab, der ihm den Reif verwert. —
Auf allen Seiten wütet bald der Kampf.
Mit grellem Schrei erheben sich die braunen,
Verzerrten Köpfe von den knorrigen Reben —
Wo sie gebückt den Feind erlauerten.
So zäh, so braun, so furchenvoll wie diese —
Und leichtgefügt in rote, weisse Reihen,
Entstürzen sie zum wirren Handgemenge.
Der Rückstoss aber lenkt den Anprall ab,
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Er trifft mit stärkerer Wucht den Ungestüm.
Die Engel schlägt die Brust des Muselmanns,
Und den „Pariser Taugenichts" zerreisst
Das Bajonnet mit unheilbarem Stoss. —
Des Füsiliers, dem hell das rote Blut
Von bleicher Wange tropft^ bemächtigt sich,
Als er ihn straucheln sieht, ein wack'rer Mann
Der rot das Kreuz auf weisser Binde trägt.
Doch Petrikowsky wert den Beistand ab,
So heisst der Füsilier, er braucht ihn nicht.
Schon steht er wieder fest auf eig'nen Füssen.
„Dort liegt ein Heide^ zeigt er, „dem ich eben
Den lezten Segen gab. Heft^ ihn zusammen,
Dass er mit ganzen Gliedern kommt in^s -Grab!"
Dann wischt er flugs das „dumme Blut" sich ab ^
Und sucht im schattigen Gebüsch den Quell,
Der ihm den Schmerz und was noch ärger brennt.
Den Durst vertreiben soll, den folternden,
Der Samariter mit dem blanken Kreuz
Murrt über die verlorne Zeit — er eilt
Dem schwer verlezten Gegner beizusteh'n.
Ein Turko ist es^ der mit beiden Händen
Im Boden grimmig wült, als ob er selbst
Sein Grab im blutdurchweichten holen wollte.
Tief hat das Eisen ihm die Brust durchfurcht.
Die muskelstarke, harumwobene,
Und halb gebrochen starrt sein Auge nieder.
Der Samariter beugt sich über ihn.
Er senkt die Sonde forschend in den Riss
Und achtet sorglich auf den Strom des Blutes.
Dann winkt er freundlich seinem Feinde zu —
Beruhigung spricht aus dem stummen Gruss.
Beruhigung liegt in der sichern Hand
Mit welcher den Verband er zubereitet.
Der Turko athmet auf, erst schwer und dumpf.
Dann leicht und lebhaft, wie sich nach und nach
Die Wunde schliesst und die getrennte Brust.
Sein Auge öffnet sich dem Lichte wieder.
Doch blizt es seltsam auf . . es leuchtet wild
Das Weiss' in ihm als wie getaucht in Blut,
Phosphorisch brennt sein rabenschwarzer Stern.
Da kert der Füsilier erfrischt zurück.
Und still verwundert blickt er auf die Beiden,
Verwundert und gerürt; er denkt dabei
Der Mutter, die so manchen. Riss geheilt
Dem ungeberdigsten von allen Buben.
Der Samariter hat sein Werk getan.
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Indem er sein Besteck zusammenrafft
Schaut er sich schon nach neuer Arbeit um —
Er hat zu suchen nicht, nur auszuwälen,
Denn ringsum klagt und stönt und jammert es
Gleich dem Geheul des Volks an Unglückstagen —
Drum raschen Schrittes will er weitergeh 'n.
Da, jählings, springt der Turko von den Knieen
Auf denen er sein Gleichgewicht erschwankt,
Wildfluchend auf, reisst das Gewer an sich,
Das ihm entfallen war beim Einzelstreit,
Und sendet mit der Hand, die noch vom Fieber
Geschüttelt wird, dem Retter durch das Herz
Die Kugel, die der Satan giessen half!
Gleich wie vom Bliz getroffen zackt der Mann
Zum Boden hin, den Tot des Helden sterben
Doch hönisch lachend triumpliiert der Turko —
Auf einen Augenblick! So lange steht
Zu Stein erstarrt der brave Petrikowsky,
Dann rast er hin, wo sich das Scheusal krümmt,
. Und schmettert auf den weichen Turban hart
Den Kolben des Geweres, dass in Funken
Das Aug' zerstiebt und das Gehirn in Flocken ! —
Zur Höhe weiter, weiter fliegt der Sturm.
Zertreten ist das grüne Rebgewinde,
Zerknickt der Hopfen kletterndes Gespross,
Zerwettert rings des Obstes frohe Pracht,
Zerhagelt und zernichtet!
Vom am Weg
Liegt tot ein braver Offizier des Feindes.
Noch hält er einen Zettel in der Hand,
Ein rosiges Papier mit ein par Worten:
„Mon eher papa!*' Sein Kind hat es geschrieben —
„Mon eher papa 1*^ Nichts weiter — doch ein Buch
Der Liebe war es ihm und vielen Andern
Die stehen blieben und die Worte lasen:
Mon eher papa — den süssen Herzensgrass.
So Mancher denkt an Kind und Weib dabei.
Er schaut die Lieben plözlich wie im Traum,
Und geht zum Sterben — wie der Gegner starb,
Mit allen Engeln frohen Angedenkens! —
Kommando schallt, der Trommler rürt die Hände,
Der Pfeifer spielt das Lied „vom Kameraden**
Der noch zum Abschied reichen wollt^ die Hand,
Doch nimmer fand des Bruders treue Rechte
Dieweil sie eben in den flnstern Lauf
Das Blei verschoss, um seinen Fall zu rächen.
Nun ruht er dort auf Reben weich gebettet
Birlinger, Alemannia IV 1 5
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6«
Wo sich der Blätter lustige» Geranke
In grünen Ketten um den Fuse der Toten,
Um Freund und Feinde windet unzerreissbar !
Auf Elsassbausen aber stürmt die Scbar
Der Lebenden mit gleichem Schritt und Tritt,
In neuer Ordnung, ungebrochnen Mutes,
Den jedes Hindernis verstärkt, nicht schwächt.
Schon liegt das Dorf mit Händen greifbar da.
Es zeigen sieb in grauen Regenwolken«
Die auf gesenkten Scbwingen um sie streifen,
Die Giebeldächer lustig aufgebaut.
Weiss übertüncht blinkt Hans an Haus, durchzogen
Vom schwarzen Nezwejrk vielgekreuzter Balken,
Doch drückt der Jare Last auf manchen Bau
Es zieht sich krumm und schief die Reihe hin.
Da rauscht der Raoult mit den Zuaven auf.
Gleich einer Meute blutgereizter Hunde,
Mit Hunger aufgespart für das Hallali,
Entlässt er sie der Leine, seiner Fürung.
So wird der Hochjagd änlich dieser Kampf;
Das edle Wild ist blutig, abgehezt,
Verzweiflung nur ist seine lezte Kraft !
Es unterliegt dem wilden Ungestüm
Mit dem die Bestien entgegenrasen, —
Denn seit dem Morgen schlägt der Preusse sich,
Seit sieben Stunden mit dem Afrikaner,
Der wol umhegt von Mauer, Wald und Wall
Die Höhen hält in starker UeberzaL
Hier wandelt sich der Sturm zur Gegenwer,
Zum raschen Angi'ifiP dort' der Widerstand.
Die breite Front der gegnerischen Macht
Drängt vor sich her die lockern deutschen Reihen —
Sie weichen, doch sie fliehen nicht! Sie weichen
Nur aus — nach links und rechts! Sie stehen
Bis dass sie fallen — stets zum Feinde hin
Die Stirn gewendet und die tapfre Brust.
Nur wo zum Tale sinkt der Höhen Rand,
Des Kegelberges steil gewölbter Hang,
Durch jenen roten Weinberg voll des Todes
Statt holden Segens, geht es schnell hinab —
Doch unten halten sie und schöpfen Atem! —
Still steht die Schlacht mit tausenden von Leben!
Doch glücklich sind die Toten, denn sie haben
Das Unglück hinter sich und jede Qual!
Denn für den Turko kam die Schnitterstunde
Und alle Gräuel gibt die Hölle frei!
Hört ihr den Jammer — glücklich sind die Toten!
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Der Yatagan blizt sausend durch die Luft
Und jeder Bliz ist ein Yemichtangsstreioh !
Hier ist kein Mitleid, keine Menschlichkeit!
Das Tier, von Blat berauscht, das Ungeheuer,
Das nur dem blinden Triebe der Natur
In seinen unbezämten Lüsten folgt —
Das Tier — o glücklicb, glücklich sind die Toten!
Das zum Gebisse, zu der Taze, Klaue,
Das scharfe Eisen fügt, die Grausamkeit
Des Denkens zu der ausgelassenen Wut —
Die Menschenbestie tobt in der Runde
Und opfert statt den Göttern, ihren .Gözen! —
Still steht die Schlacht. So ruhet der Vulkan!
Noch grollt es dumpf in ihm, noch zischt es auf,
Ein Stral, ein Dampf zuckt hier, fliegt dort empor,
Wirft einen Stein, sprüht giftigen Schwefel aus —
Dann wieder tritt die schwüle Stille ein
So ruht die Schlacht für einen Augenblick!
Dann steigt es schwarz vom Sanergrund herauf,
In dichten Massen: Böse mit den Hessen,
Nassauern, Thüringern — der bei PodoU
Das Naohtgefecht so meisterhaft geleitet —
Und Hugo Kirchbach, Held des Böhmerwaldes,
Der jezt des alten Steinmetz Scharen fürt,
Nicht anders fürt, als war' er Zwillingsbruder
Des Recken und sein Busenfreund gewesen.
Durch Wörth, im Sturme, geht es unaufhaltsam,
Durch Reben, Hopfen, durch den Wald bergan.
Durch jedes Labyrint des frühern Kampfes.
Nichts widersteht! Nicht Raoult, nicht Lartigue
Der gegen Gunstett vorgedrungen war
Und nur des Sieges Purpurblüten sah.
Nicht seine gold'ne Frucht genossen hat.
Nichts widersteht! Der Rächer kert zurück
Und furchtbar rächt er das Entsezliche,
Die Götter an den Gözen — streng, gerecht,
Doch grausam nicht — den Menschen an den Menschen!
Am Boden ligt und auf den Boden stürzt
Die Hälfte jener wilden Afrikaner:
Der Scorpionenfresser, Löwenjäger,
Der Communisten aus der Sahara.
Die ganz Europa Schrecken eingeflösst
Gleich einer Nacht voll blutiger Gesichte! —
Der Weinberg ist genommen, durch die Lachen
Des Blutes fürte, die schlüpferige Bau
Den Hang empor des steügetürmten Berges
Den schon aus weiter Ferne kennt der Blick.
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Daneben ruht das Dorf, nnbeimJich still
Ruht Elsasshausen links und rechts des Weges,
Ein ausgebrannter Krater des Vulkans
Der jüngst hier tobte, wetternd sich vertobte.
Da — horch — schon wieder grollt es dumpf in ihm —
Heiss zischt es auf, der Dampf fliegt hoch empor,
Helleuchtend, zuckend, folgen Bliz nach Bliz,
Granaten schmettern rings in Haufen nieder,
Mit Chassepotkugeln unheilyoU gemischt,
Denn unaufhörlich rollt das Plänklerfeuer —
Und gleich den Stimmen wanbetörter Weiber
In dem Tumult weitschallenden Männerzorns,
Aufkreischen aus dem donnernden Choral
Des Feldgeschüzes rauh die Mitraillensen.
Die Wunde fült der Arm, der Fuss, die Brust
Des mutig vorwäi*ts dringenden Soldaten,
Jedoch den Schüzen sieht das Auge nicht
Der sie geschlagen hat aus dem Versteck.
Ihn birgt der Graben, schüzen Wall und Busch,
Und wallos sendet er die Kugel fort.
Die sicher eines blutigen Opfers ist
Wo sie hineinsaust in die wirren Schwärme.
Denn jede Ordnung löst in Trümmer sich
Verwirrend auf, »vergebens mant der Ruf
Der Offiziere : Stehen ! Stehenbleiben !
Es duckt sich auf den Boden wer da kann
Zu Busch und Gras — - Wildenten tauchen so
Vielfarbigen Gefieders in die Finten.
Und zwischen Schilf und Binsen nieder, knarrt
Des Ufers Sand vom Tritt des nahen Jägers
Und schwirrt aus seinem langen Feuerror
Der Schrote Flug hellklingenden Tones hin.
Doch: „Auf!" und „Vorwärts!" „Stehen 1 Stehenbleiben !"
Erschallt der Fürer Ruf — und sie gehorchen
Die Thüringer, die Schlesier, die Hessen,
Sie springen auf wutschnaubend, stehen, drängen
In Eile weiter, straucheln, sammeln sich —
In ein Gewül, aus welchem nach Verbindung
Vielfach Getrenntes unablässig strebt
Und kaum vereint, zersplittert und zerfört.
Nur mühsam hält im Sattel sich der Böse,
Verlezt im Ober- und im Unterfuss —
Doch bleibt er Allen sichtbar gleich der Fane !
„Wer rote Achselklappen trägt, hieher!"
Winkt jener Offizier den Thüringern,
Und wirft sein Pfeifchen, dessen Lockruf wild
Der Donner überbrüllt hat, auf die Seite.
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Den gelben Achselklappen ruft ein And'rer,
Den Scblesiern und Polen: „Vorwärts l** „Vorwärts!"
und vorwärts, weiter, weiter tobt der Sturm
Als schüttelte der Geist des Attila
Die pfeifenden Stränen seiner Risenpeitsche
Wild durch die Luft und wirr, so wogt der Sturm.
In losen Reihen, lockern Haufen, Schwärmen
Vom Waldessaume zu dem Saum des Dorfes
Herüber und hinüber! —
Da yerlässt
Der Marschall seiner Adler sichern Horst.
Er dringt hervor und lässt dahinten nicht
Wie sonst gebräuchlich war, die teuren Zeichen
Die an der Römer grosse Zeit gemanen —
Und an die grossB Schuld von — Waterloo!
Erprobte Männer^ bärtige Sergeanten,
Ganz tätowiert mit Narben, auf der Brust
Von Mexiko, vom Malakoff das Silber,
Elrheben leuchtend .vor dem Heere sie,
Dem stolzesten des dritten Bonaparte!
Doch fliegen sie gebietend nicht wie früher
In hoher Luft mit rauschendem Flügelschlag,
Die Einzige[n im Glanz der Rumessonne,
Tief unter ihnen, tief in Blut und Staub,
Zallose Gegner mit der Furcht im Herzen!
Sie schreiten nur mit ihren Trägern fort,
Nur langsam, stockend, nur von Halt zu Halt!
Denn stets erzwungen ist ein jeder Schritt,
Und stets gehemmt des Adlers freier Flug!
Ein jeder Verstoss weckt den Gegenstoss,
Und um die Gunst des wechselvollen Bodens:
Um jeden Busch, um jeden Baum entsteht,
Um jedes Haus ein wildes Handgemenge.
Doch ruhig auf dem hohen, schwarzen Ross,
So hoch und schwarz gleichwie ein Höllengeist,
Sizt Mac Mahon mit unbewegter Seele —
Und fordert „Feuer* für die Cigarette.
Und Feuer! Feuer! schallt das Echo nach,
Es senden vierzehn deutsche Batterien
Ihm ihre Blize zu. Tief bebt der Grund,
Und mit dem Grund erbebt, was auf ihm steht.
Von drei der Seiten lodert Elsasshausen,
Das vielbestrittene, in Flammen auf.
Die Häuser wanken, von den Dächern rasseln
Die spizen Giebel, Splitter aller Art,
Und hilfesuchend für das nakte Leben
Entweichen die Bewoner laut aufheulend.
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Hoch über ihnen tanzt der Funken Schwall,
Er mert sich stets, er folgt dem heissen Drang,
Dem immer starkem Zog ins Fessellose,
Bis sich die Lohe mit gewaltigem Druck
Entledigt jeder engenden Gewalt,
Gross, purpurrot, in Säulen, aufwärts steigt,
Die facherartig oben sich verbreiten,
Wild durcheinander Asche, Trümmer wirbeln
Und weit im Unbegrenzten hin verqualmen.
Doch in der rauchdurchflog'nen Gasse steht
In Reihen dichtgeschlossen, Arm an Arm,
So unbeweglich wie ein Wellenbrecher,
Der Grenadiere stolzes Regiment.
„Vive TEmpöreur!" Ihr Feldruf übertönt
Den drönenden Granatensturm. * So ruhig
Als ob der milde Lenzwind Poitou's
Die Züge fächelte der Eisenmänner,
Nicht sengendes Geloder wehender Flammen —
Bleibt ihr Gesicht — zupft auch am Bart die Glut,
Und an den offnen Taschen der Patronen.
„Vive l'Empereur!" Da schlägt die Kugel ein.
Die andere folgt, die dritte, vierte nach.
Am sichern Ziel zerschellt der Eisenkern
Und schleudert weithin Schrecken und Verderben*
Doch schliessen sich die Lücken eilig zu,
Fest, Arm an Arm, in Reihen aufgeschlossen.
Steht wieder das vereinte Regiment,
Und „morituri, te salutant, Caesar!"
Erschallt im Troz von Hunderten der Stimmen.
Doch lauter knattert jezt das Schüzenfeuer
Im Rücken, auf den Seiten, ineinander
Verschlingt sich seine knarrende Melodie,
Stets heisser, heiserer, unausgesezt
Das Ohr betäubend, an dem Mark des Lebens
Dämonisch, rastlos nagend — auf dem Weg
Seitwärts, Fröschweiler zu, und dann im Rücken,
In dunkler Wälder Schoss, auf jenem Weg
Den für den Abzug sich der Marschall walte.
Denn an das Unglück denkt der Mächtige
Selbst im Bewusstsein seiner vollen Kraft,
Klug an das Wechselvolle — aus der Hand
Der Götter fallen schwarz und weiss die Lose! —
Drum — langsam — weicht der Marschall Mac Mahon.
Als lausch' er einem fröhlichen Geplauder
Nicht einem rasenden Granatenfeuer
Fürt ruhig er die Seinigen hinweg
Zur Höhe bin und in den Schuz der Wälder.
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Behaglich glimmt die Gigarette fort —
Im Unglück ist er wie im Glück derselbe!
Gelassen ruht sein Blick auf Freund und Feind,
Gibt jenem Mut, gibt diesem Troz zurück —
'Und wie bei einer Friedensübung prüft
Die Flucht er hier und den Triumph er dort:
Als ob er Richter, nicht gerichtet wäre! —
Doch einem Adjutanten winkt er zu:
„Nun ist es Zeit!*^ Der jagt so rasch von dannen
Als ob die Windsbraut ihn getragen hätte
Kein sterblich Ross, das einen Atem hat.
Und bald erschüttert sich das Eingeweide
Der Berge rings, des wellengleichen Bodens.
Vom Walde her wälzt ein Gewitter sich
In Staub gehüllt, in Tausende von Blizen!
Der Samum nur, der in der Sahara
Den Sand zu Wogen aufwült, hoch zu Bergen,
Ins Angesicht des Himmels ihn verschleudert,
Dass alles Leben ausgeht, alles Licht —
Der Tag, im Trüben düsterrot erglühend,
Als eine grosse Leichenfackel brennt —
Der Samum ist allein dem Sturme gleich
Der von den Höhen plözlich niederbricht.
Den Wald zertritt, den rauhen Boden ebnet
Und neue Schrecken häuft — bis an das Ende!
Das sind die Reiter aus der Normandie,
Die Enkel jener todesmutigen Ritter
Die, stets im Bügel oder auf dem Schiff,
Die Erde nicht des Fusstritts wert gehalten!
Die Kürassiere sind es, Frankreichs Stolz,
Aus jenem wald- und weidereichen Land
Das auf die eine Wange küsst der Rhein
Und auf die andere der Mosel Strom.
Hei, wie sie fliegen: Reiter, Ritter, Retter!
Des Heeres. Pracht und seiner Donner Macht,
Des gold'nen Sieges erzumschiente Boten,
Die Paladine jeder Eriegertugend,
Der Ehre Kämpen und der lezten Hoffnung !
Hei, wie sie rasen — vorgestreckt den Leib,
Und den Pallasch in Flammenkreisen schwingend!
Schwarz starrt der Bart um jedes Angesicht
Und dunkler weht des Helmes schwarze Mäne
Weit hinten nach, peitscht vor sich her die Luft
Und wült sie auf zu geisterhaftem Sausen!
Die Augen leuchten trunken von dem Ritt —
Gleich Meteoren heiss vom Himmelsflug —
Laut schlägt das Herz an die gewölbte Brust,
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Und dumpf erdrönt das Erz vom Wiederhall,
Das schüzend sich um Herz und Busen legt!
Die Rosse schreien und mit starkem Huf
Zermalmen sie was unter ihnen kriecht,
Was unter ihnen ligt. und wankt und fällt:
Den Staub und Stein, den Menschen, das Geschüz!
Kein Fürer lenkt sie mer durch Wort und Wink,
Es schmettern die Trompeten das Signal,
Und feuriger als Sporn und Peitsche treibt
Die wilden Renner fort der gellende Ton!
Das schwarze Ross des Marschalls, aufgeregt
Vom Wiehern, von dem Schnauben jener Hengste
Das immer näher kommt, als wie ein Gruss
Der Waide drauf es jung sich ausgetobt
Im unbegrenzten Raum der Kabylie
Mit der Genossen windesschneller Herde —
Der Rappe richtet hoch auf das Gehör,
Im feuchten Schimmer stralt sein Augenstern —
Dann fart er im gewaltigen NerVenschwung
Senkrecht empor, tanzt auf den Hinterfüssen
Und strömt aus roten Nüstern Dampf und Glut!
Doch ruhig bleibt der Reit-er — strammer nur
Umschliesst er den erhizten Leib des Tiers
Und drückt ihn nieder in das Gleichgewicht.
Dann schleudert er den ausgebrannten Stumpf
Der Cigarette zu dem nächsten Baum
Aus dessen holem Stamm ein Hornisschwarm
Mit scharfem Tosen sich zum Ausflug rüstet! —
Mit einem Mal verstummt der Fenerkampf.
Verschwunden sind die Plänkler überall,
Verweht wie Blätter vor des Sturmes Jagd —
Als wären sie vom Boden eingeschluckt
So ward es einsam, leblos in der Runde!
Doch in den Gräben klingt^s geheimnisvoll
Wie Stal und Eisen — all' die Zweige rauschen
An Busch und Baum — dann Stille, Grabesruhe -
Wie vor dem Ungewitter die Natur
Zum Friedhof wird, von Blizen grell erleuchtet!
Nur eine Schar totmüder Füsiliere
Aus Hessenland, den Hauptmann in der Mitte,
Zieht' unbesorgt geraden Weges hin
Den Reiterschwall im Nacken, welcher näher
Und näher tobt!
Drauf macht sie Halt und Kert,
Und atmet auf. Sie ballt sich nicht zum Knäuel,
Schliesst Stahl und Knochen nicht zur Mauerwand
Die weder Ross noch Reiter niederrennt —
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In dünner Linie reiht sich Schüz an Schüz,
Der aufrecht, jener knieend, diser Ugend,
Jedoch znm Schasse fertig jeder Mann !
Nun bricht die Wetterwolke donnernd los.
Der Boden stönt, es drönt das ganze Rund
Der Atmosphäre, auf die Schüzen fällt
Der weggefegte Staub als Aschenschauer
Und trübt den Bück, erstickt den Atemzug
„Schnellfeuer!" ruft der Hauptmann. Eine Säule
Von Dampf fart auf, umfasst den Zaubermantel
Der um den Stoss der Panzerreiter fliegt
Mit weissen Wirbeln, fliesst mit ihm zusammen
In weiten Ringen, mischt^ yerflächtigt sich
*In seinen schweren Falten, dass kein Blick
Der Sonne selbst zu schauen dort vermag!
Da reisst ein ungeheurer Bliz hindurch —
Die reisigen Geschwader stürmen vor,
Doch nicht in stolzer Ordnung, eng vereint.
Nicht Schwert an Schwert, die Fürer weit voran,
Die Banner an der Spize blau-weiss-rot —
Gleich bunten Flaggen an dem Rosenfest
Wo Minne siegt, hier ritterliche Minne —
Nicht Ross an Boss in ungebroch'ner Reihe,
Die Köpfe hoch, die Augen leuchtend, gross,
Die Manen wallend und die sausenden Schweife — -
Im wogenden Gedränge jagen sie
Unordentlich dahin, die Fürer feien,
Die Banner sind gesenkt, die andern Reiter
Tot oder sterbend — über sie hinweg
Drängt sich die Masse ziellos, zügellos,
Chaotisch fortgeschleudert in die Weite! —
So braust ein Wasserschwall allmächtig hin.
Er wült den Sand des Bettes tiefer aus
Und sprizt zur Höhe trozig seine Flut —
Da prallt er auf an einem Felsenblock
Der mitten in des Stromes Schnelle ruht,
Und seiner Wogen ungeheure Wucht
Zerfart in Nichts vor disem Hindernis.
In Schaum zerschellt umzittem sie die Brust
Des ragenden Granites, weiten sich
Zu flachen, immer flachern Kreisen aus
Bis machtlos sich, zu flüchtigem Gischt zerrieben,
Nach seichten Ufern hinwälzt das Gewelle! —
Den auseinander stiebenden Schwadronen
Gebieten die Trompeten schmetternd Halt!
Schnell fasst die Zügel kürzer jede Faust,
Den schwanken Bügel fester jeder Fuss,
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Zam Ganzen kert der Einzelne zarück
Und längs der Strasse klirrt die Masse hin,
In stolzer Ruhe wiederum geschart,
Wo hingeschleudert yon dem ersten Stoss,
Der hochgewaltig gleich dem Wasserschwall
An ihnen sich und in sich seiher brach —
Die Schüzen ligen hingemäht vom Stahl
Und Ton dem Huf — der Hauptmann in der Mitte!
Da lodert auf die kaum gereihten Reiter
Von allen Seiten, allen Ecken, Enden,
Aus allen Gräben, hinter jedem Busch
Und Baum hervor — ein mörderisches Feuer.
Es schlägt vernichtend in die schwere Masse
Die wild verworren durcheinander drängt
Und jeden Halt verliert und jede Ruhe.
Gepresst, zerquetscht vom Druck und Gegendruck
Reibt Bügel sich an Bügel, es erklingt
Ein schriller Ton fast wie das Miserere,
Verhallend dumpf in dem entsezten Ohr!
Durch Helm und Panzer bort die Kugel sich,
In Splitter bricht das schüzende Metall
Und dringt mit Nadelspizen in die Wunde.
Den Pferden saust sie feurig durch die Manen —
Durch Hals und Stime, durch den schlanken Leib
Zieht sie die Furche für des Todes Sat.
Es stürzt das Ross, der Reiter fallt mit ihm —
Der Reiter stürzt und über ihn das Ross.
Nun kert der hohe, weitentflatterte Busch
Den niedem Staub, es altert schnell der Bart
Von ihm befleckt, und aus der Hole tritt,
In's Zeitenlose starrend, krass das Auge!
Entfallen ist den Fäusten der Pallasch,
Die Schneide wendet feindlich sich zum Freund
Der hilflos sich am Boden krümmt, vergebens
Sich aufzurafien müht — ihn zwingt die Last
Des Erzes, das er trägt, zu neuem Falle!
An Zweigen hängt, in dem Gebüsch zerstreut.
Die bunte Zierrat und der Rock in Fezen,
Der eitle Glanz, der heiter, sternengleich
Gebult mit jedem Lichte jenes Tages.
Wer nicht besinnungslos zu Boden stürzt,
Zerdrückt vom wuchtigen Leib des eignen Tieres,
Von seinem Fuss zerstampft im bittern Krampf _
Des herben Todes . . wer vei^weiflungsvoU
Nicht, zwischen Leichen eingesargt, erstickt
Wer Raum gewinnt und Luft von diesen Reitern
Für seine Zügel, für die heissen Lungen,
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Der wendet eilig Brost und Boss zurück
Und sucht das Heil der Rettung in der Flucht!
Da, wie vom Gott des Krieges auferweckt
Ans Grab und Tot — erstet die kleine Schar
An welcher der Orkan zerbrochen war.
Aus roten Lachen, aus gehäuftem Staub,
Aus Fezen und aus Trümmern hochgetürmt,
Erheben sich, die Braven schussbereit.
Zwar feit gar Mancher — hingestreckt vom Stahl
Und von den Hufen — doch der Hauptmann ragt
Hoch über Menschen- über Rosseleichen,
Und seines Deg^üs blanke Spize zeigt —
Wie der Magnet den unverrückten Pol —
Dem Zielenden das unverrückte Ziel!
„Schnellfeuer!" ruft er — und in nächster Nähe
Empfängt die Flüchtigen der Abschiedsgruss
So heiss wie das Willkommen es gewesen!
Die vordem Reiter stürzen auf den Grund
Verwundet oder tot — die lezten sezen
In blinder Hast weit über sie hinweg
Und retten sich in unnahbare Ferne
Was übrig blieb im bebenden Leib vom Leben! —
Indessen hat der Kürassiere Troz
Den Ungestüm des Angriffs aufgehalten.
Die Legionen ballen um die Adler
Zum lezten Widerstände furchtlos sich
Und Mac Mahon kann wieder eine Front
Von Mutigen dem Sturm entgegenstellen.
Die Glut der fieberhaften Ungeduld
Die bei dem Stoss, den Michel ausgefürt
Mit seinen Reitern, einen Augenblick
In seinen Augen drohend aufgebrannt,
Entschwindet von des Marschalls Angesicht
Und seine Stime glättet ruhig sich
Zum dunklen Marmor der Beharrlichkeit.
Er zaudert — reitet weiter — zögert wieder.
Die breite Brust dem Gegner zugekert.
Der sie vergeblich mit der Kugel sucht.
Die Ihn nur schont, doch seine Freunde tötet!
Das Ross, das seinen stolzen Schritt zurück
Wie vorwärts geht mit gleicher Majestät —
Es kennt den alten Herrn nicht mer, der ihm
Und nicht dem eig'nen Willen folgt wie sonst.
Doch auch der Sieger rückt ermüdet nach,
Er schleppt sich weiter auf des Gegners Spur.
Der lezte Mann ward von im eingesezt,
Der lezte Nerv des Mannes angespannt —
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Die Schwinge der Verfolgung ist erlamt —
Der Lon für so yil Mühe will entgehen!
Jezt — auf den Flanken donnern die Kanonen . . .
Der Marschall stuzt. Er schickt die Adjutanten
Nach links und rechts: „die Pferde totzuhezen",
Befielt er ihnen — „heisch' es die Gefar!"
Und bald verschlingt der Staub die Rasenden.
Doch stärker wird das Feuer, wird umfassend.
Der Puls der Schlacht hebt sich aufs Neue wieder
Und drängt mit seinen fieberhaften Schlägen
Fröschweiler zu.
So heisst die neue Losung.
Hier fieng das Wetter an und hier vertobt's.
Schon früh am Morgen stürmte Graf von Bothmer
Mit seinen Baiern den verschanzten Ort,
Dem Eönigsregimente und dem „Neunten".
Zum Kampfe war der Tapfre stark genug,
Zum Ueberwinden aber feit die Zal —
Er mu3s zurück und grollender hört er
Im Waldrevier, wo sich die Müden sammeln,
Die Donner grollen bis zum Nachmittag
Bei Wörth und Gunstett und bei Elsasshausen.
Auf jenem Weg, den er gepflastert hat
Mit seiner Helden wundenvollen Leibern,
Rückt von der Tann herbei mit neuer Kraft,
Mit frischem Mut und vpllem Siegsvertrauen. —
Im grünen Wiesental steht eine Müle
Am külen Bach, dort hat er für die Krieger
Vorsorglich eine Lagerstatt errichtet,
Wo man der Wunden friedlich pflegen kann.
Dann rückt er in die Dämmernacht des Waldes,
Der mit der Eichen, mit der Buchen Stamm
Zur Höhe strebt, ein Tempel der Natur
Mit himmelblauem Dach auf tausend Säulen!
Im Holweg, der sich steil nach oben zieht,
Tief ausgewaschen vom Gewitterregen,
Schäumt eine Flut von Blizen: also leuchten
Die Bayonnette durch die grünen Schatten,
Die ringsum lagern still, geheimnisvoll,
Und unaufhaltsam geht der Zug bergan.
Da flammt es heiss den Eiligen entgegen,
Ein Summen und ein Pfeifen tobt umher
Als ob ein Heer gefrässiger Heuschrecken
Auf müden Flügeln schwer herniederfiele
Auf Ast und Zweig, dass alles Laub verschwindet
So wie im Hui, die Rinde selbst der Bäume
Zerstückelt und zerriebe» wird zu Pulver
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Das spurlos gleich dem Moderstanb zerfart,
Und selbst ein Bild nicht der Zerstörung bleibt.
Und aus den Reihen nimmt der wilde Sturm,
Der beutegierig so darnieder braust,
Den ersten besten Mann, dreht ihn herum,
Den zweiten auch zugleich, den dritten vierten —
Noch Manchen dann — als ob ein jäher Schwindel,
Ein Fieberanfall sie ergriffen hätte —
Und wirft aie vorwärts auf den Boden hin,
Dass selten nur der Eine und der AndVe
Sich wieder aufrafft und zum Tal zurück
Die Schritte wenden kann, zur grünen Wiese.
Doch keinen Augenblick stuzt die Kolonne,
Nichts hemmt den Marsch, der Tot nicht, nicht die Furcht
In seinen Labyrinten zu verirren.
In Plänklerpare wimmelnd aufgelöst.
Verbreiten sich die vordersten der Züge,
Sie stöbern rings umher und aus dem Schatten
Verscheuchen sie die lezten der Zuaven
Die müde von des Kampfes Höllenbrand
Sich hier verkülten und im Hinterhalt
Den Schweiss getrocknet hatten auf den Stirnen.
Nun — hab' ich dich, dann schlag ich dich: so meint
Es von der Tann und jeder von den Seinen
Denkt anders nicht; er kann sieh drauf verlassen,
Dass ihre Tapferkeit — nicht blind wie jene
Die einst bei Idstedt ihm den Sieg gekostet —
Den Sieg im jezt verbürgt — sie dauert aus!
Ja, hab ich dich, dann schlag' ich dich!'' es jubeln
Die Wackern so dem Fürer nach, sie drängen
Vorüber sich an ihm, er soll vor Tot
Und Wunden sicher, die sie jauchzend suchen,
Der Zeuge hoher Taten, ihres Rumes
Und seines Sternes goldenen Aufgangs sein.
Der Tambour schlägt den Sturmmarsch, fast ein Knabe,
Doch ebenbürtig jedem Manne schon
Durch rümliche Gesinnung, hinter ihm
Schwingt hoch den Helm mit schwarzer Bärenraupe
Ein Veteran, er blutet aus drei Wunden
Und achtet's nicht, — jolt laut des Kampfes Ruf,
Der im Gebirge jäh das Echo weckt,
Im träumerischen Schoss der Risenberge:
Des hohen Göirs und schneebedeckten Altmann's —
Dass furchtsam sich vom Horst der Aar erhebt.
Und über Grat und Abgrund springt die Gemse —
Den altbekannten, allbekannten Ruf
Jolt er den Jüngern zu, die seinen Spuren
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Vermessen folgen, weil der Jägerscbrei
Die Waidmannslost in ihren Seelen weckte,
Dass sie, im Wettlauf, miteinander eilen
Der Höhe zu, wo sich das trübe Bot
Der Türkenhosen zeigt in den Gezweigen
Hart an der knorrigen Wurzel einer Eiche,
Gekrümmt wie diese liegt — vom Todeskampf
Geschüttelt durch und durch, ein alter Neger.
Ihm hat der Veteran den Rest gegeben
Mit einem Schlage seines Büchsenkolbens
Dass alle Nerven rissen allzumal
Gleich wie der Draht des berstenden Glaviers.
Wie Schatten sieht er Freund' und Feinde gleiten
An ihm vorüber, aus des Waldes Nacht
Gespenstisch tauchen, in der Nacht verschwinden.
Von allen, allen fröhlichen Genossen
Die fernher aus der Wüste mit ihm kamen —
Weit übers Meer und durch die Ebenen
Den endlos grauen der Provence — nicht Einen
Nicht Einen schaut er mer, nur von den Feinden
Stürmt Schar an Schar vorbei, es wiederhallt
Der Wald von ihrem Schritt und ihren Waffen.
Da schüttelt ihn aufs Neue Furcht und Angst,
Des Todes Vorgefül: Verlassen sein,
Verlorensein in dem Gewül der Feinde!
Er schliesst die Augen fest, es scUiesst sein Herz
Erstarrend sich, dumpf aus der Lippen Wulst
Schickt er den Fluch, den Pfeil des Sterbenden:
„Ihr blauen Teufel!*' und verstummt auf immer.
Indessen hat Terrasse nach Terrasse
Im Sturm erzwungen von der Tann. Ein Garten,
Der auf des Berges Scheitel lieblich grünt,
Hegt noch der Balsaminen zarten Schmuck,
Vielfarbig noch der Astern Lustgepränge,
Bald um die Wette würgt das Bayonnet
In diesem sonst so friedensstillen Raum.
Ein jeder Fussbreit Erde wird verwert
Als gieng mit ihm ein Paradis verloren —
Und wird erstürmt als ob ein Paradis
Genommen würde, nicht ein Totenacker!
Denn jeder Weg ist aufgewült, zertreten,
Zerknickt der Busch, zerrissen jeder Baum,
Und jeder Halm des hochentspross'nen Grases
Mit Blut befeuchtet, mit Gehirn beperlt.
Der Friedhof, hart daran, gebietet Frieden
Den Lebenden und Toten — weiter nicht
Kommt der erschöpfte Sieger — weiter nicht
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Im Doppelstral des Feuers und de» Sonne —
Als Bothmer kam im knien Morgennebel!
Allüberall sind dessen schweren Tritte
Dem weichen, holen Boden eingedrückt:
Der Lauf des Todes in der Grabeserde!
In langen Reihen, oft in dichten Hänfen,
Wie sie die Wnt des Kampfes hingemäht,
Sind rings zerstreut die Toten, die Verlezten —
Bleich, starr und stumm sind jene, dise sterbend!
Das fünfte Regiment, den andern Braven
Im Sturm voran, geht rasch darüber weg
In Reih und Glied, dass laut der Sand erknirscht
Auf welchem dichtgeschichtet Feinde ligen,
Stahlblaue Tuniken und rote Hosen,
Dazwischen dunkle, buntverzierte Jacken
Aus Afrika, wie sie der Maure liebt«
Das Alles, tief in Gras und Sand gebettet,
Tritt tiefer in den Boden noch der Fnss,
Der über ihn mit gleichem Tempo schreitet
Als schritt er über Lorbeerzweige hin.
Bei Kameraden nur weicht er zur Seite
Bedachtig aus: so weicht das edle Ross
Dem Reiter aus, der vor ihm niderstürzte !
Und manchmal hält er einen Augenblick
Wie festgewurzelt an bei lieben Freunden, .
Die noch vor Kurzem waren frisch und rot
Doch von des Todes Hauch in ihren Zügen
Verwittert jezo sind, verwischt, vergilbt
Gleichwie ein Bild vom Moder der Zerstörung!
Ein blasses Haupt hebt plözlich sich empor.
Ein durch und durch geschossener Leib, es stüzt
Die brechende Gestalt sich auf den Arm.
Und mit dem Gruss, der one Worte spricht.
Mit einem Blicke des verglasenden Auges
Winkt es dem Freunde zu, der just einher
Mit seinen Waffenbrüdern rüstig schreitet
„Wie? Bist du 's, Max?"
Betroffen steht er still
Mit disem Ausrnf, kniet beim Freunde nider
Und hält das Haupt ihm mit den Liebeshänden.
„„Verzage nicht! Hier, hier ist Wein, es stärkt
Ein voller Zug die schwachen Kräfte dir,
Nimm, nimm und trinke!*** Jener lächelt schmerzlich
Und haucht die Worte hin — es klingt so leise
Wie Flüstern des verwelkten Eichenblattes
Das eben vom zerschossenen Baume fallt —
„Es ist vergebens — gut ist's, wie es ist!
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Der Tot lässt sich so scböD nicht wiederfinden!
Wir siegten und für Deutschland sterb' ich, Freund,
Ein solcher Tot wiegt jedes Leben auf 1*^
Es bricht der Arm, der seine Stüze war,
Sein Blick erstarrt, ein leichtes Röcheln noch —
Er hat vollendet! Auf den Boden hin
Lässt ihn der Kamerad entgleiten — hastig
Dann springt er auf und „vorwärts, Brüder!^ tobt
Sein Schmerz sich aus, „vorwärts, dort steht der Feind!"
Denn immer noch, ein Bollwerk, ragt Fröschweiler,
Ein Bollwerk für den Ueberrest des Gegners
Der mit dem Mute der Verzweiflung kämpft.
Fest, anerschüttert steht der Turm der Kirche;
Im weiten Schatten vor dem Randportal
Sizt ruhig noch der Son von Afrika
Und lent an seiner Flinte heissen Lauf
Die heissVe Wange — wie der Mekka- Pilger
Am Zile, bei der heiligen Moschee,
An seinem Stab, morsch von der Reise, lent.
In langer Karawane rollt Geschüz
Und Wagen, sprengt der Reiter auf und ab,
Granaten plazen in der brennenden Luft,
Doch unbekümmert um die wilde Jagd,
Die über ihnen durch die Himmel fegt,
Kult sich am Brunnen der Verwundete,
Stillt seinen grimmen Durst der Fieberkranke
Und trinkt mit vollen Zügen neues Leben
Und neuen Mut — zum Sterben!
Denn es legt
Der Feuergürtel enger sich ums Dorf.
Der Friedhof, die gewaltige Bastion,
Wo Raoult noch herrscht mit unbezämter Wut,
Umgeht der Baiem kluggefürter Schwann
Und drängt sich seitwärts in die qualmende Gasse.
Doch links und rechts der Strasse, die nach Wörth
Mit dunklem Zweig der Obstbaum überschattet^
Behängt mit edlen Früchten überreich,
Strömt Preussenvolk in regellosen Haufen,
Den Feuerherd zu leschen, der noch immer
In Flammen sprüt, ein tosender Vulkan.
Dort zu den Niderschlesiem gesellt
Sich atemlos von stundenlangem Laufschritt,
Dass sie zu kurz nicht komme bei dem Kampf —
Der Wirtem berger vorderste Brigade.
Die roten Fanen rauschen durch die Luft
Wie sensuchtstrunken nach der Feuertaufe,
Und weitum schallt die alte Schlachtenmär
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Von Schwabenstreichen im Geräusch der Waffen.
Voran die Jäger, wie es sich geziemt
Wenn Feind und Wald mit ihrem Zauber locken,
Wenn die Gefar am nächsten, grössten ist,
Die Würfel der Entscheidung sind geworfen 1
Dann folgt in Hast das zweite Regiment —
Es sieht die Brüder blutig auf dem Boden,
Es sieht die Brüder schwankend an der Seite,
Erblickt den Feind, der gegenüber trozti
Und noch ist diser nicht erreicht, so sieht
Der Jäger neben sich den Musketier,
Der Schlesier zur Linken sich den Schwaben.
In bunten Zügen durcheinander, wirr
Zerflossen und doch fest gleich dem Erystall,
Der in dem kleinsten Teil bewart den Kern,
Ob auch das Licht verschieden in umlodert,
Wogt in das Dorf der Stürmer bunte Schaar.
Von Haus zu Haus und durch die lange Gasse
Bis zu der Kirche flutet hin der Schwall,
Um deren Turm die schweifende Granate
Längst in verderbenschwangern Kreisen zog.
Nun schlägt sie ein, zerfart — es wankt der Turm.
Die zweite wettert nach, zerberstend fliegt
Das bröckelnde Gemäuer in die Lufb.
Die dritte, kommt und bricht ein Loch hindurch
Und heizt die dürren Balken, dass sie hell
Wie Schwefeihölzer lodern — auf das Dach,
Als war er von Dämonen abgehoben.
Stürzt nieder jezt der Turm, zertrümmert rings
Das weitgeschweifte Dach und füllt mit ihm,
Mit Qualm und Schutt den Schoss des Gotteshauses.
Und von sich selbst ertönt das Grabgeläute
Der ehernen Glocken — angeweht vom Hauch
Der wild entflammten Hölle schwingen sie
Sich hin und her bis sie zu Boden schmettern —
In seinen Vesten bebt der ganze Bau,
Mit donnerndem G^krach erdrönt die Wand,
Der Mörtel fallt, es bort sich durch die Fenster
Noch schärfer als der scharfe Diamant
Der Flammen Stachel, glühend tropft herab
Das lichte Blei rundbogiger Umfassung, •
Und, wie vom Sturmwind aufgerissen, iart
Die braune Eichentüre aus den Angeln,
Dass offen vor den Blicken des Soldaten
Der nach dem Gegner, nach der Beute sucht —
Das unbeschüzte Heiligtum sich zeigtl —
Im falteolosen Kleid von reinem Weiss —
Birlinger, Alemannia IV 1 6
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8d
Vom üals bis zu den Zehen schitnniernd hell —
Ist drin ein junger Turko hingestreckt,
Ihm hat der Sturz den Schädel eingeschlagen!
Zu seijlen Füssen offen der Tornister,
Rein ausgeplündert — denn die Seinen Hessen
Den Leichnam wol, doch nicht sein Gut zurück,
Ein Blatt Papier verschmähten einzig sie,
Ein Schreiben halb von dunklem Blut verlescht,
Kaum leserlich dem Arzte, der es fand.
Arabisch war der Brief und zierlich, fein
Doch fest dabei die Hand die ihn geschrieben.
„Nur Gott sei Lob, und Ere ihm allein!
An Jenen, den ich liebe, den zu treffen
Mein Herz sich sent, der herrlich und geert,
Den treuen Augen zwar entzogen ist
Doch Tag und Nacht dem Herzen gegenwärtig
So lange noch die Zweige golden mapht
Die frische Quelle dem Myrobabaum !
An ihn, der über Seinesgleichen ragt,
Ein Giesebach unter Tapfern, an den Herrn,
Den unbesieglichen Sergeanten Abbas!
Der Friede sei mit dir so lange Vögel
Im Grünen wonen und die Turteltaube
Durch alle Länder fliegt! Wie geht es Dir?
Wie. geht's mit Deinen Freuden, Deinen Sorgen?
Fragst Du nach mir — so geht mir's immer gut,
Bis auf die Trennung ach ! mein lieber Freund !
Ich sandte eine Antwort nach Sekida —
Doch kdine Rückantwort ward mir zu Teil!
Drei Schreiben sandt' ich aus, vergeblich aus.
Und ich sah ein: Du hast sie nicht erhalten,
Es hat ein Grass von Dir uns nicht beglückt!
Dich grüsset Ibrahim, es grüsst Bahir,
Die Hausbewoner alle segnen Dich,
Und liebend grüsst Dich Deine Elhamisa
Bint Elhavass. Am neunzehnten des Juli" —
Doch draussen vor der Kirche bei dem Brunnen
Auf sprödem Stro ligt Raoult der Zuave.
Das Bein ist ihm zerschmettert, seinen Degen
Warf er zur Seite — er gehört dem Sieger —
Ein unnüz Spilzeug dünkt er ihm, ein Hon,
Seitdem die Kraft entschwand, ihn zu gebrauchen.
In Wellen fliesst der Bart ihm weiss zur Brust
Drin mäditig schlägt das Herz mit Hammerschlägen
Als wollt' 68 die gewaltige zerreissen.
Doch seines Auges Blick zuckt wie ein Bliz,
Und diser Bliz glänzt wie ein BofinungsstriJ :
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Dass er niclit überleben wird solch^ Unglück i
Und seine Anung hat ihn nicht getäuscht.
Die Kugel, die ihn traf, hat ihn erlöst
Von jedem Leid, aus der Gefangenschaft,
Denn frei geht — mit den Toten er von dannen! •
Des Marschalls Auge hat die Boten längst
Und überall gesucht. Nur einer kommt
Un meldet ihm: Fröschweiler ist genommen!
Die Kunde fliegt von einem Mund zum andern,
Sie übertäubt der Fürer Ordnungsruf.
„Fröschweiler ist genommen l'^ Neu beginnt
Der Donner des Geschüzes; es erbebt
So Berg als Wald - in tausend Stücke bricht
Auf einmal jezt das Herz der Legionen !
Da jagt ein Ross daher mit wilden Sprüngen,
Bedeckt mit Blut und Schaum, ein lediges,
Dem an den Leib der lose Sattel schlägt.
Ein zweites folgt mit einem Kürassier
Dem Helm und Panzer feit, die Hare starren
Dem Reiter vipemgleich empor, es starren
Die Augen vor Entsezen! Dann ein Schwann
Von bunten Reitern — hier ein Lancier,
Dort ein Husar — auf einem Pferd Zuaren
Die fest sich halten wie ein Zwillingspar
Das die Natur zusammenschmiedete.
Nun wieder Panzerreiter Trupp auf Trupp,
Fast werlos und besinnungslos, voll Hast
Die Rosse spornend, dass sie laut vor Schmerz
Aufstonen, zittern, hoch empor sich bäumen.
Dann wie im Wansinn über Stock und Stein
Wegfliegen, über Busch und Graben sezen.
Dann wieder Pferde one Zaum und Lenker,
In wilder Freiheit rennen sie dahin
Den Stein zerschlagend mit bewertem Huf,
Umflattert von den Manen, von dem Schweif
Und Feuer blizend aus den grossen Augen!
Erschüttert durch den Anblick lösen sich
Des Heeres Reihen lärmend auf, es hängt
An Fufis und Bügel sich des flüchtigen Reiters
Flink mancher Voltigeor und fleht mit Blick
Und Händen, seiner Angst sich zu erbarmen.
Drauf wirft sich, der zulezt im Feuer war,
Mit rauchendem Geschüz der Kanonier
Gleich einem Keil in die verworrene Masse.
Was ihm nicht weichen will, wird überfaren.
Wird umgestürzt, es folgen rasselnd nach
Die Wagen mit dem Rest des Schiessbedarfs.
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u
Auch sie, die noch die Saat des Todes bergen,
Sind für die Flucht, die Rettung auserseh^n.
Es klammert an die Speichen ihrer Räder
Der Tross sich an und auf dem Deckel tront
Daz rotberockte „Kind des Regimentes^
Die Marketenderin mit leerem Fass
Und holem Herzen. —
Aber Mac Mahon?
Mit klugem Blick schaut auf den Wirbelsturm
Sein schwarzes Ross, es peitscht mit zornigem Schweif
Die Weichen sich und wiehert unablässig.
Will es die flüchtigen Genossen manen
Zur Umker, wie verzweiflungsvoU ermant
Der Feldherr die zerfarenden Legionen?
£s ist umsonst das Eine und das And re —
Die Grenadiere reisst die Flucht dahin
Und keiner von den Rennern wendet um!
Da mit gewaltigem Weitsprung fart das Tier
Hoch über das Gesindel weg, den Herrn
Selbst noch im Unglück stolz von ihm zu scheiden!
Es überspringt den Tambour, den Zuaven,
Den Grenadier, der stirbt — es drängt zur Seite
Verachtungsvoll den bügellosen Reiter.
Auf ungebanten Wegen jagt es fort
Vor der Verfolgung sicher, vor dem Schwindel
Der selbst die bravsten Herzen überfallt,
Den lezten Halt der Disciplin zerbricht.
Denn kein Befel gilt mer und keine Bitte —
Den Fürer lässt der Fliehende zurück.
Der Kamerad verlässt den Kameraden,
Von goldener Stange reisst des Rumes Hort
Der Träger ab, er birgt ihn auf der Brust
Vor schnödem Fall und vor der Hand des Feindes.
In Gräben, hinter Bäume rettet sich
Wer aus dem Strudel noch entrinnen kann,
Er wirft die Waffen weg und das Gepäck
Und was ihm wert und teuer war im Leben.
Der Boden schlingt, die Schlucht den Flüchtling ein —
Nur eine Stimme hört er noch: die Furcht,
Nur einem Fürer folgt er: dem Entsezen!
Der Kanonier, fast bis zum Hemd entkleidet,
Zerreisst dem schreckenstollen Tier den Strang,
Befreit es von der Last der Proze, schwingt
Schwerfällig auf den Rücken sich und eilt
Mit ihm davon, das Feuerror verlassend!
Ein Bauerwagen naht, gefüllt mit Betten
Und Hausrat, doch der Eigentümer feit
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Mit Weib and Kind, es teilt das weiche Lager,
Die weissen Linnen blutig überträufelnd,
£in wundes Häuflein diebischer Zuaven.
Drei Tote dann auf einem Karren — dann
Im Banhof harrte seit geraumer Zeit
Ein langer Wagenzug auf die Soldaten,
Die bis zulezt ihr Aeusserstes getan -
Und müde nun und wund darnieder lagen.
Mit Windesschnelle sollte jener Zug
Zum friedlichen Asyle sie verbringen,
Wo jede Pflege, wo jedweder Trost
An flaumenweicher Brust sie hegen würde.
Und markerschütternd braust der Zug herbei,
Unübersehbar ist der Wagen Reihe.
Er dampft und pfeift, die Erde hallt ihm nach
Und wer ihn sieht, der wünscht den kranken Sönen
Den würdigen des Vaterlandes — Flügel!
Doch die Verlezten nicht, die Sterbenden,
Der Rest der Gloire nicht die Flüchtigen,
Die Feigen, Zitternden, die Unverserten,
Die nimmer sterben wollen, nie mit £]ren,
Der Unverschämten, die im . Schlachtgewül
Den Freund verlassen, der nicht weiter kann,
Den wunden Bruder unter Rosseshuf —
Sie füllen alle Wagen, alle Treppen,
S i e stehen dicht gedrängt auf jedem Dach,
Mit halbem Leibe schwebend in der Luft
Umklammem jeden Halt sie, der sich bietet!
Hui, wie es schrillt, hei, wie die Erde bebt!
In Wirbeln fliegt der Rauch umher, es keucht
Zum Bersten überheizt die Dampfmaschine.
So schnaubt der Tot mit seinen Opfern fort,
Er lässt sie jedes Grausen schaudernd fülen
Der allgemeinen rasenden Vernichtung,
Die sie im Fluge hier zermalmen kann,
Allmiteinander wenn es ihm beliebt!
Doch graut ihm selbst vor solchem Misgeschick,
Genug hat er für heute, nicht für morgen —
Er flieht mit ihnen, nicht entfliehen sie ihm! —
EJGünthert
1) ,,Ich habe an dem mir mitgeteilten Fragment zu grosses Wol-
gefallen gehabt, als dass ich mich darüber weitläufig krittelnd auslassen
sollte; ich habe nichts daran zu tadeln, und das Lob, das ich demselben
zolle, bedarf keiner ausfürlichen Motivierung. Dass eine gewisse Mono-
tonie in einem Cyclus von Schlachtgemälden sich schwer vermeiden
lässt, möge noch einmal erwänt sein, und um Ihren Cyclas wie der
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Altdeutsche Gebete
1 MariengrAße
Dis sind .1. loblicher grüczli von der himelschen
künginen Maria, von der fröd die si gehebt hat von der frö-
lichen vrstende jrs geminteu snns, bett zum ersten dises lob.
Salue jnperatrix mater Ihesu Ghriste, o gloriosa domina, que
virgo Maria extitit plena gracia filio conpasa amoris est jncendio
resurgenti amplexans osculans cum gaudio alleluia.
lobung*) Ich loben ^) dich vnd erhöch vnd bris dich, du
himelsche ktingi des miniklichen Verlangens, so din zart mAtterlichs
hat nach der vrstende vnd zukunft dins gexninten suns regina.
Ich loben dich^ du dar schinender mete stern, dz die
göttlich vermngenhat ^) allain jn der gezirten arch dins edlen herczen
lag verborgen, won du allain krefftiklich gelobtist, dz din sun war-
lich von dem tod wftrd vf er erston. regina.
Ich loben dich fürlüchtendes mete gestirn, dz du mit
dem og diner claren verstentnus schowitist, wie sich die hoch, die
hohwArdig sei zu dem vergotten Hb was fugen, sich wider jn ain
andren formiren. regina celi.
Ich loben dich du wider glender morgen stern, als du
jn hoche contemplacio bekantist, das gott der ewig vatter mit
siner Ullmächtikat vnd gewallsamkat wz vff brechen vff ze weken
von dem tod dinen geminten sun. regina.
Ich loben dich du lücht rieh es tag ögli der fröd riehen
fröd, die din adelich hercz ensping, do du erkantest, dz der himel-
schich vatter dinen geminten sun jm selbs hat glich machet jn
allmächtikat jn herrfchafft vnd in göttlicher wesenhat. regina.
Meister der Ilias zu einer wirklich epischen Einheit zusammenzu-
schliessen, fehlt Ihnen als Zeitgenossen der Dinge^ die Sie schildern,
die dem Epiker nöthige Freiheit, mit dem Stoffe nach Bedürfnis zu
schalten und zu walten. Ihr Stoff ist noch Tagesgeschicbte; der Dichter
braucht den Dämmerschein der Vergangenheit. Er fischt im Trüben.
Je ungewisser, dunkler die Historie, desto besser für ihn. Was sich
aber im Einzelnen aus dem Stoffe machen lässt, ist viel, und ich
glaube, Sie machen es. Die Menge der unmittelbar aus der Erfahrung
geschöpften Züge wird Ihre kriegerische Ehrenchronik zu einer für
Jetzt- und Nachwelt wertvollen Gabe machen. Ich muss gestehen,
dass den mit Phantasiefarben gemalten Schlachtenbildern der meisten
Poeten gegenüber die Ihrigen allein mir einen richtigen Begriff der
Wirklichkeit gegeben. Dazu kommt, dass Ihr Ausdruck edel, Ihr Vers
wohlß^eformt ist — was will man mehr? Also munter fortgefahren und
das Begonnene weiter zu Ende geführt. Ich habe ein lebhaftes Ver-
langen, das Ganze bald fertig vor mir zu sehen!'' Robert Hemmerling.
1) = Lobpreisung. Feit Lexer I 1948.
2) Dise Endung uralt alemannisch, heute noch niederfrankisch
üblich. B.
8) Meine alem. Sprache S. 67. B.
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Ich loben dich du wider springendes morgen gestirn
der hochen fr6d dins herczen, do dir der erzengel Gabriel mit fil
tusend scharen der engel verkunpt, dz din ain gebomer sun war-
lich von dem tod vf erstanden wer. regina.
Ich loben dich du vff brechendes n\orgen rot der himel-
sehen fr6d wan vnd hüglichat die din hercz, sei vnd gemAtt vnd
alle dine adren durch gangen hat des ersten begirlichen ogen blicks,
do du dinen verklärten sun an scbowitist, do er dir jn siner vr-
stende wz erschinen. regina.
Ich loben dich du miten täglichs lieoht der tiefen fröd
dins jungfröwklicheu herozen, do din kunklicher sun dich mit so
sAssen fröden riehen worten wz grüczen vnd zu dir sprechen : Salue
jnperatrix, resurexi et aduc sum. regina celi.
Ich loben dich du glencendes wesperliches Hecht als
sich din geeinter sun dir wz ') zögen jn aller der richat, adel-
kat, allmächtikat vnd vermugenhat mitt der jnn der himelschlich
vatter hat gezirt vnd begäbet, regina.
Ich loben dich du fröd springendes abendrot der jn
hiczüigen begird, die din sei durch ging, do dich din geminter sun
mit den endlosen armen siner gotthat vmfing vnd dich zärtlich
an sin vätterlich hercz truckt. regina. salue jnpe(ratrix).
Ich loben dich du wuniklicher^) carfunkel stain als du
mit mineader begird kustist vnd schowitist die V rot guldinen
porten siner verklärten .V. min wunden dar von din sei zerflos.
regina.
Ich loben dich du brin ender rubin als du mit begird dins
herczen schowitist dz rot guldi sigvenli, das dir din geliepter mit
siner kaiserlichen band was zögen jn dem du schowitist^) sin
ewige kunkliche hersohaft. regina celi.
Ich loben dich du jungfrö wklicher grünender schma-
ragt als din kayserlicher sun dir ain frölichs lob sett vm al din
mütterliche denstbarkatt trüwer vnd liebe, so du jm die XXXIIII
jar erbotten hatist. regina.
Ich loben dich du minricher amatist des grosen wollge-
fallens och dankens vnd lobens, so din geminter sun dir set vm
dz gross durch trungelioh hercz laid, so du jn sine liden vnd tod
hast gehebt, regina.
Ich loben dich du adeliclicher amatist das din verclärter
sun jn siner günlichen^) vrstende dich tusent faltiklich ergetzt
vnd erfröwt hat alles dins schmerczen vnd lidens, so du mit jm
gehebt hast jn sinem sterben, regina celi.
Ich loben dich du himelscher Jaspis alla du dich mit
1) Am rechten Rande „er^^
2) In der hs. stet ein durchstrichenes dich.
3) In der hs. „dz rot guldi" durchstrichen.
4) Entstellt aus guotlich, guollich, alem. Schriften besonders eigen.
Lexer I 1123. B.
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jungfröwklicher plaghat zärtlich wert naigen vor der hochen gött-
lichen trinitet vnd jr ain ewigs lob setist das menschlich kind so
hoch geliebet hat, dz die ander person der gothat menschlich
natur von mine an sich hat genomen darum das wir och göttlich
wnrdend. regina *).
Ich loben dich du fr öd bringender dar er sardinus^jals
du dem ewigen vatter jn lobricher dankberkat wert vftragen vür
dich vnd für alle menschen das hoch würdig leben liden vnd sterben
dins geminten suns. regina.
Ich loben dich du glenzeuder rubin alls du gott de
himelschen vatter ain ewigs lob setist für dich vnd für all crea-
turen, dz er sinen geminten sun hat geben vß aigne gewalt vf
ze ston von dem tod. regina.
Ich loben dich du glencendes puliertes gold als du dem
ewigen vatter mit hocher begird vf trest vnd all creaturen jn lob-
richer dankberkat gegen jm verwesen bist der tiefen min jn der
er sich hat gin jn dz haiig sacrament.
Ich loben dich du göttlicher margarit als sich din jung-
fröwklich hercz frowt vnd jubilirt, do du an secht^) vnd bekan-
test das dem himelschen vatter sin er Mfalt wider ward jn der
göttlichen signuft dins suns, darum du jm ain frölich lob settist.
regina. salue jnperatrix.
Ich loben dich du brinender roter ros der springenden
fröd alls du bekantest dz durch din flaisch vnd blnt vnd durch
gesegneten frucht dins libs alle menschen von dem ewigen tod er-
löst sind, regina.
Ich loben dich du hailsames lanander blümli der fröd
dins zarten herczen, dz din kind dz hoch sehr igen (Schreien) der
alltvetter so gnngsamklich erhört vnd erfült vnd si frölich jn der
vorheld*) wz trösten vnd erfröwen.
Ich loben dich du adelichs gemengtes nagel rösli der
tieffen herczklichen fröd, so din hercz sei vnd lib durch ging, do
dir din geminter sun zogt alle die seien die ervs der forheld er-
löst het och die mit jm erstanden warhat die du mit herczklicher
gird an schowitist.
Ich loben dich du wo 1 schmekender wisser ros als Adam
vnd Ena mit allen patriarchen vnd propfeten nider knüwitent für
din kaiserliche würdikat vnd dir ain lob setent, dz du den geboren
vnd erzogen der si von dem tod erlöst hat.
Ich loben dich du rot brinendes nagel rösli der jubiliren-
den fröd, so die alltueter empfingend do sy din dar lüchtendes an-
1) Oft nur regi-
2^ Mhd. sardin, ein Edelstein, Lexer II 608. B.
3) Solche Formen 2. Pers. sing, praet. ind. alemannisch ganz ge-
wönlich. M. Alem. Spr. 195. B.
4) So spricht das Yolk heute noch st. Yorhölle.
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gesiebt anschowitint des si meng M jar hatent begert ze secben
vnd si von dir batent profitiert *) betend dz von dir geboren solt
werden der liebbaber der weit, regina.
leb loben dicb du jungfröw gilg der fröd, die die lieben
patriarcben durcb ging, do si bekantend, dz si dicb ewiklicb war-
dint scbowen vnd si ocb ain bimelscblicbe fröd durcb floß, do si
bekantent, dz si vnder dinem gebieten soltent sin.
Ich loben dicb du lücbtendes gold blümli der bocben fröd,
dz so menig menscb mit lib vnd sei dinem sun ze er vnd ze lob
vf erstand von dem tod an de österlicben tag.
Ich loben dicb du bimelscb lieber baisam der minricben
fröd dins zarten berczen als du bekantest das bocb bimelscblich
lob vnd engelscblicb Spalieren so die fürstlicb riterscbaft, die bocb
schwebenden gaist, die jnbninstigen serapbin, die liecbtrioben ceru-
bin vnd all bimelscblich burger sind verbringen ze lob vnd er der
glonoslicben vrstende dins geminten suns. regina.
Ich loben dich du wol gezirter ros von Jeriebo dz du
bekantist, dz durch din künklicben signuft dins sune die zal vnd
die cor der engelscblicben gaisten solt erfdlt werden.
Ich loben dich du ade lieb es maigen rösli dz die himel>
sehen vnd engelscblicben scbaren in den XL tagen so menig mal
mit süss klingender stim vnd bimelsehen harpfen sangen dz engelscb-
licb gesang. regina celi.
O dulcis et benedieta eelorum regina, salna nos miseros pecta-
tores ^), ne eterna morte dampnemur, sed cum Christo saluemus ®),
alleluia.
Ich loben dicb du gezirte tristkamer^) des ewigen worcz
dz du so meng mal mit vf gehebtem gemüt betrachtitist alle die
frütht vnd nücz so allem menschlichen geschleeht jst komen von
der gewaltigen vrstende dins geminten suns. regina.
Ich loben dich du portdesbimels der frÖd dins berczen
des frödenrichen ziez, dz du batest jn siner vrstende den er sich
dir on vnderlas er zogt jn bocber elarhat sin göttlichen wesens.
Ich loben dicb du bimelscbe küngi dz din edle sei jn
disem miniklieben zit so dik von minen vnd von begird zerflos vnd
jn ward genomen jn die baimlicbat der gottbat.
Ich loben dich du frow der engel als du ob allen creaturen
mit tiefer erkantnus wert scbowen die richat, adelkat vnd nucz-
barkat der gewaltigen vrstende dins suns. regina.
Ich loben dich du wunsame gezird aller baiigen dz du
dinem geminten sun so menig jnbrünstig lob, er vnd glore hast
geset, dz er vs gewalsamkat siner hoeben vermugenhat für vili
1) hs. prfitiert hat.
2) Lis peccatores.
B) Lis salvemur.
4) Schazkammer. Alem. III 14. 134. B
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Biner verschmächt so hoohe richat göttliche herschaft sich selbs
hat begäbet vnd gezirt f&r all hailgeo. regica.
Ich loben dich du frödzitrende cron aller jungfrowen
dz du dine geminteo sun so meng jnbrünstig lob bist sagen vm
al sin väterlich triiwer und würdikat so er an dich gelet hat für
all creaturen, besunder dz er dir des ersten jn siner vrstende er^
schinen jst vnd din müterlich durch liten hercz vor allen menschen
getrost vnd erfröwt hat.
Ich loben dich du wolgezirtes tabernakel der haiigen
drifaltikat das du all creaturen jn lobr icher dankberkat bist
ferwesen gegen dine sun vm die tiefen min der er sich hat geben
in dz sacrament.
Ich loben dich du fröliche ogen waid der himelschen
Jerusalem der hochen fröd dins herczen als du bekantist dz die
gesegnet frucht dins lips nun gnugsamklich mit sei vnd lib vn-
tödemlich was *) erstanden.
Ich loben dich du gesegnite arch der hochen gotthat
dz sich din zart edel hercz jn jubilierender fröd fröwt, dz dim
kind jn siner glorioslichen vrstende sin er Mfalt wider geben jst
fil mer den jn die Juden verachtet hond.
Ich loben dich du geplümtes paradis vol aller lust-
bar kat der herczlichen fröd, die du haist gehebt, so du bekantest
dz sich din geminter sun jn dem paradis so miniklich vnd so wtin-
samklich wz erzögen vnd sich jnen nach höchster geniegt gab ze
niesen, dz du dem ewigen vatter jn hocher dankberkat wert
vftragen.
Maria omnes sanctus ^) te honorat, Jhesus Christus te co-
ronat jn celesti gloria. Te Maria omnes sancti benedicund et lau-
dantes tibi dicunt aue domina celorum.
Ich loben dich du brun aller gnaden der tieffen fröd so
din sei vnd lib enpfing, dz sich hirael vnd erd vnd all creaturen
sich wunderbarlicb fröwtent vnd froloketend von fröd vnd hüg-
lichat *), dz din geminter jr Schöpfer vnd erlöser warlich vom tod
erstanden was.
Ich ermanen dich vnd loben dich du geminte tochter des
himelschen vatters der grossen fröd dins edlen herczen das
sich die dar liechtrich sun mit wunderbarer hüglichat wz fröwen
vnd jre glantz vnd schin drig stund je lies schinen vf dz ertherich
och mit spilender fröd vf wz gon ze lob vnd er der ewigen sanen
der gerechtikatt die och an disem frölichen österlichen tag mit me
wunsamkat wz vf gon den si je geton het vnd ewiklich t&n
wirt. regina.
1) Durchstrichenes erschi- in der hs.
2) Zu sancti verbeßert.
8) Etwas andere Hand.
4) Zu Lexer I 1379 wo es feit (= freudige muntere Weise).
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Ich loben dich du matter des ewigen worcz die du en-
pfiogt do da bekantest, dz die enaunt mineri so mit jnbrunstiger
min jren geminten Herren sacht wie wol dinem edlen herczen wie
beschach von jrem yngloben, so fröwt dich doch jr hochi trüw
vnd min zu jm.
Ich loben dich da gespons des haiigen gaistes dz du dich ^)
mit herczlicher trüw wert fröwen mit der minrichea Maria mag der
din geminter sun erschain vnd sich jr jn aller clarhat wz erzögen
vnd si vätterlich wz trösteo da von jr hercz jn mine zerflos.
Ich loben dich du geplümter ros gart aller hailikat der
fröd dins herczen, dz die lieben junger so gancz erfült wurdent
mit grosser fröd do jnen din geminter sun erschain vnd jnen sinen
frid wz wünschen, regina.
Ich loben dich du fürbringeri alles hails der fröd dins
harczen so din kind sine geliepten junger wz trösten vnd erfröif en
vnd jnen sine min zaichen ze küssen gab dauon jre herczen zerflos.
Ich loben dich du gesegniti ob allen creaturen der
hochen fröd dins herczen, dz du bekantest dz durch die günlichen
vrstende dins suns der war christelich glob so miniklich wider
granet hat jn allen verfinstreten herczen von der vrstend dins kinds.
Ich loben dich du gewaltige kaseri himerichs vnd
ertherichs der grosen fröd do du bekantest die grossen jubi-
lirenden fröd so alle gott minende Lerczen hond jn der gewaltigen
vrstende dins suns. regina.
Ich loben dich du Spiegel aller wunsamkat der tiefen
fröd dins edlen herczen, daz du der haiigen drifaltikat ain ewigs
lob setist für dich vnd all creaturen, dz din kind mit siner gün-
lichen vrstende menschlich kind so uil gnad richat vnd adelkat vnd
frighat verdenet hatt besunder dz wir an dem junsten tag mit sei
vnd Hb werdend vferston.
Ich grüoz vnd loben dich du küngin der engel du himel-
sche kayseri, jch glorificier dich du himel der gotthat der
hochen tieffen fröd die din zart edel hercz vnd lib durch ging vnd
jeczent enpfacht von der göttlichen signuft dins geliepten suns, won
du nan mit höchste benügt bist schowen loben vnd niesen die
adelkat vnd richat der vrstende dins geliepten suns von der richat
vnd adelkat all himelschlich barger jr höchste fröd vnd selikat
hond, jch bit dich du wellist mir verliehen dz jch hie jn dissem
zit dz überwürdig glorioslich fest der gewaltigen vrstende dins
kaiserlichen suns also mit jn hicziger gird sig loben vnd eren, dz
jch jn dem ewigen vatterland mi allem himekchen herr sig loben
schowen vnd niesen jn clarhat sei vnd libs. amen, regina cell.
Maria.
Uirgini Marie laudes concinand (so) christiana. beata domi-
na, toa per precamina reconcilientur peccatores. Tiant per te liberi
1) Am linken Rande.
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92 >
a fermeto veteri victime paschalis perceptoris. Da nobis Maria virgo
Clemens et pia Aspectu Christi uiuentis et gloriam vidi resurgentis.
Cum prece nos pia Christo reconcilia Que sola mater jntacta es
genitrix verbi dei facta. Credendum est ex te deum et hominem
Simus') Christum processise ex virgine mattre tu nobis victor rex
miserere. Alleluia.
2 Heiliggeistgrüsse
Dvm conplerentur dies pentecostes, erant omnes pariter di-
centes alleluia, et subito factus est sonns de celo alleluia. Tam-
quam Spiritus vehemens (s auf tis) repleuit totam domuro alleluia
Dum ergo essend (so) jn vnum disipuli congregati propter metum
judeorum, sonus repente de celo uenit super eos Tamquam.
Ich loben eren vnd anbet dich vnd grücz dich vs der höchsten
begird mins herczen du vs gender glancz glichformig jn der
allmächtikat vnd jn der substancz de vatter vnd de sun , von
jrer baider jnbliken jn wolgefellikat du haiiger gaist vs gaist vn-
begriffelich allen herczen.
Ich loben dich du clares Hecht lüchtent jn der guldinen
gotthatt, dz du bist ain band der min ain milter vsflüs der gnaden
die drit person jn der hochen gotthat vnd och drig personen vnd
als ain gott.
Ich grücz dich du ewige vorwissenhat^ dz du bist ain
glancz vnd ain wider glast vnd ain lüchtende cron ze becrönen
die maystet des vatters vnd suns von de sich ersplieglend die
brinende serpfin vnd cherubin vnd all himelschlich burger.
Ich glorificir dich dubrundergüti, dz niemend sich en-
schulgen mag von diner erbärmd, eya du fluschst vs von richer
miltikat jn alle geschafenhat jn leben vnd jn wesen ze entalten
wider jn ze laiten jn ünsern ersten vrsprung.
Ich loben vnd eren dich du ewige wishat, das du vs diner
ewigen forwissenhat so adelich fürtrahtet hast ze schöpfen die
adelichen creaturen engelscb lieber gaist. ^
Ich loben dich du adelicher werch maister^ dz du vs
ewikat fürtrachtet hast den adel engelschlicher gaist ze frigen von
dem fal der sünden, du haist si übernatürlich gezirt vnd si als ain
Jiecht für din göttlich angesicht gestelt dir ze lüchten vnd si lüch-
tent nach dinem gefalen.
Ich loben dich du abgründlicher brun aller gütti,^d«^
jn dir wag vnd mess nemer funden wirt jn diner hochen gotthat
alles bimelsch herr sich ferlürt jn dem vnendlosen quellenden
brunen da si fersinkend vnd ensinkend vnd doch zil vnd end nemer
findend won da gebrist alle dem dz da jn himel vnd jn erd jst.
Ich naig diner hochen maystet vnd beken mich vnwürdig dich
hochen got ze anbeten vnd ze loben vnd grüczen dz du splendor
1) Lis scimus,
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dS
pateroe glorie jn dioer hochen kaysserlichen phallens all engelsch-
Uch vnd himelschlich jnwoner jnfürst ynd jn laitest jn jren ersten
vrsprung, du gist jnen mas vnd zil vs vod jn ze gon jn die gol-
dinen gottbat.
Ich loben dich du edler bocber subtiler wercbmaster
von dem all werchmaister jre künst ynd wishat enpfachend, das du
jn diner ewigen ewikat fürsechen hast ze foimiren die luttren nach
dir gebilteten sei ze schafem von jcht geschaffen hast vnd si tail-
hafftig gemachet hast dins göttlichen würkens, ach wie so fil ade-
licher seien da geschaffen hast, die disse hochen adelkat vnd
würdikat nie betrachtet hond vnd vm so ain denen fchneden inst
jr ranen latren seien sogar liederlich vnd schnöklich entränget
hond vnd so wenig erachtet vnd gescheczt hend din hond din hoche
lieben in der da vns nach dinem bild geschaffen hast.
Ich loben vnd grücz dich du zarter liebhaber der ge-
stalt miner sei der hochen grossen adelkat miner sei die da
ewiger gott gelet hast in dz fünkli miner sei ferborgen allen minen
krefften vnd die krefft miner sei so ordelich geordnet hast jn mir
die jch laider dorcb die jngebung des bössen schantlich entornet
hon min arme sei entstelt hon vnd wider dine gebott vnd ret vnd
jngeben bossklich geton hon, ach vnd den adel miner sei vnd dz
luter vnschuldig hembtli miner gewissni gancz zerzert vnd enstelt
hon. Eya dz widerbring jn miner sei, ker nit von mir dine gütigen
ögli sich jn min rüwend hercz, naig dine vatterlichen oren vnd
vermerk gütiklich dz geschraig vnd anrüffen dins kinds, ferschmach
nit din geschöpft vnd band getet, du milter vatter, wider bring
dz ferloren bild miner sei vnd mich für bas jn min erst gebome
frihat des himelschen vatterlands dar zu du mich geschaffen hast.
Spiritus domini repleuit orbem terarum alleluia et hoc quo-
niam continet omnia scienciam habet vocis alleluia. Omnium est
enim artifex homnem habens virtutnm omnia prospiciais.
Ich grücz dich du abgrundigs wessen aller wesen vnd du
liepliches morgen rot vf gangen vor dem liechten tag der erbärmd
wert du vffgon mit dem zarten kelien tow diner gnaden jn dem
edlen herczen Marie jn der enpfenknus unsers behalters, do du si
wert vmschätwen, ach du fürbringer unsers hails diner gnad do
du die edlen sei wert beschaffen vnd dz edel libli wert formiren
vs dem rainisten blntt des herczen Marie.
Ich lob vnd g. dich du vff brastinde sun mit den hic-
zigen stralen dins göttlichen fürs die künklichen matter
enzuntist, dz si von min jrs wesens war entflosen vnd ferbrunen,
do der hoch sim gottes sich naigt von diner beschaffung jn dz
edel hercz Marie won dz din göttliche kraft vnd süsses maigen
tow jr hercz wert erkülen.
Ich loben dich dz du bist ain anfang unser erlös ung
vnd och ain entalter vnd ain wesen aller creaturen, dz du gebüst
dem tod vnd dem leben vnd si sind dir vrtenig, ach wie so menge
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94
edle sei da so adelich geschafen hast ynd da si so miniklich wider
jn gefürt hast jn jrn vrsprang.
Ich loben dich du vsg&nder glancz von dem vatter
vnd dem sun, dz du dz gancz ertherich erfüllen bist mit dinen
gnaden vnd gaben also dz kain 1 gnedli kain gäbli nit jst dz nit
von dir denkt quelenden branen sig fliesen vnd sig komen.
Ich loben dich da fr ö liehe sumerwü, dz du bist ain
fröche ogen waid alles himelschen hofgesinds die mit vnvfhörliche
stimem singent vor dem hochen tron diner maystet ; ach des tiefen
nigens so si tunt vor dem hochen tron mit ersamer reuerens diner
göttlichen allmächtikat.
Ich loben dich du milter vatter der armen, du milter
trost aller ferzwiffleten, ain küler brun de turstigen
dz für der min vnd ain ogen trost vnd ain volle ersetigun der be-
gririgen herczen.
du haiiger gaist gaistest, wo du wilt nist hut jn dem nestli
mins herczen, ach gas din gnad jn min türe sei, begnad hüt din
geschöpft vnd din band getet, lais num ain ainnigen tropfen diner
gnad jn mink kalte sei, erkik si von dem tötlichen schlaf der
sunder hiczg^) min kalt hercz mit dem für diner ^) min vnd guss
din göttliche gnad jn min hercz, verschwam vnd ferflöez alle mine
creft jn dz dief bodelos mer der hochen gothat, da jch ersterb
vnd entwerd allen geschaffnen dingen.
Ich grücz dich du für is band der min dz du hocher tröster
von ünsre behalter manigfaltig verhaisen vnd gelopt bist^ do er
zfi nachet sim liden vnd nun mit siner sichbaren lidbaren lib für
uns wolt schaiden gelopt er uns die gelüpt des vatters dich ze
senden jn diss weit alle weit zfi strafen von dem gericht diser weit.
Ach du süsser tröster bis hüt gegrüczt von mir das du
durch dz ferhaisen ünsers behalters jn der lösten ziten uns gelopt
bist worden da uon die betrüpten herczen der junger Christi ain
süssen trost enpfingend, ach do der betrüpt durch liten herr sprach,
er weit uns senden ainen andren tröster der gaist der warhat der
uns würt leren alle ding, der da vs gat von dem vatter, du w&r-
dist nit von dir selber reden, sunder wz du hören würdist dz wjlr-
dist du reden.
Ich loben dich du ewiger gott, dz du ging wert zu disser
ferhaisung uns dine arme kind ze besechen jn'de frid vnd vns
ze erfröwen vnd erfulen mit dinen sibenfaltigen gnaden vnd gaben,
ach wie rilich du dich ergüst mit dinen dinen gnaden jn die be-
gingen minenden herczen die sich berait«n vnd schikend z& gnaden.
Cum venerit paraclitus quem ego mitam vobis spiritum veri-
tatis qui a patre procedit jUe stestimonium perhibebit de me
alleluia.
Ich loben dich du ewige gnüsamkat des jnerlichen getrengs
1) Vor hicz ist kik durchstrichen. 2) diner auf miner.
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vnd maüigfeltigs tribulirflD, so du jn den X tfl^n den jungter Christi
Z& wert senden jn de si gar ju jr nicht wurden geschlagen jn
de si jr grosse grobkat vnd vnerkanthat wnrdent bekenen vnd
jnen we tet dz si so vnerkantlich mit de heren gelept vnd ge*
wandlet betend vnd jnen sin süse 1er vnd fermanung so gar wenig
cnachtet betend da von si so gar gross getreng jrer gewissni batent.
Ich lo)>en dich du brinendes camin der grossen forbe-
raitschaft vnd grossen gefelikat jn dem du bekantest jr grundlose
gelaissenfaat jn dem si sich dir ergaben, sölte dis getreng ewiklich
geweret haben, dz si dz wiliklich woltend angenomen haben, ach
wie gruntlich du si liest vf jr aigen nicht vnd dii lütretest si als
dz gold vnd bei*aitest si zu dinem hoche werck.
Ich loben dich du zarter miniklicher vatter dinr vätter-
liehen truw jn der dinr aller bestes maintest des grosen wol-
gefallens so du bätest an jre demütige vnder wurffs so dir ewigen
Gott tatend mit begerun dinr gnad ferzichung jrer sund vnd ge-
trulichs fluchen vnd ferlognen, so si ton bettend, ach dz du jnen
gnediklich wert verziehen.
Ich grücz dich des grossen wol gefalens so du h&test an jre
hochen vff gespanen gemütt, do si dich warlich jndem gaist warent
anbeten, siwarend fersamlet bi ain andren mit Maria von forcht
der Juden, jre gemüt warend och fersamlet, ach si gedachtend woi
an die ferhaissung jrs maister, dz er jnen weit schicken die gelupt
des vatters, ach die fersamlet ohristelich kilch die si allain warend
WZ foillich durch dich ain festnung ze über kumen.
Ich loben dich brinendes für der min des grossen woll'
gefallens an jrem wol gesasten gemütt vnd jn kerte versamleten ge*
motten jn de zit si vff gespanen g herczen warend warten der
gelupt des vatters, ach des süssen stilen ^) ferhollnen suffczen mit
dnrchlittnen gemüttnen mit ganczer zufersicht warend dich anbetten
vnd bi ain andren ^also ze beliben.
Ich loben, .eren, bris vnd gk>riflcier dich du vff brast ende
snn vs brechend vs dem tünsterlichen abgrund der got-
hat, dz du glügendes brinendes camin du vnd du vschlechst
von für, jch ermanen dich des adelichen vsgons alls du hüt vs bist
gangen da göttlicher gaist als der bnitgem von siner schlaf kamer mit
den nischenden bächen diner göttlichen gaben, ach wie stürmlingen
du dz hus er faltest dar in si versamlet jnsasend Eya wie du brinender
süsser Gott jn fürinen zungen wert erschinen vnd (am linken Rande
vf) jetwedere junger ward gesech ain zung: ach der grossen fröd
die durch ging ir aller hercz sei vnd Hb vnd geäder, won kain gelid
nit an jnen wz, dz nit erfült ward mit fröd. Eya hie wurdend si
M falt ergeczt alles jrs lidens vnd getrengs jn ain ogen, do du ai.
durch flust mit dinen göttlichen gnaden vnd gaben vnd alle jre
1) Hs. ob^i vnd der>
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kreff erfultist mit fröden vad sftssikatt das dz si von dir vnd von
jneo oemer geschaiden mochtent werden.
Ich loben dich du süris band der liebe der gnaden, do du si
wert frigen von allen tötlichen sunden vnd schulden, du wert si
binden mit de starken fürinen band dinr göttlichen min vnd liebe,
du wert jre wankelmütigen herczeu festnen als ainen starken vn-
beweglichen turn won vf si die bailig kilch gefestnet solt werden.
Ich grücz dich du splendor pattris diner hochen güti jn der
du dich wert ergiessen mit dinen gnaden jn die herczeu der lieben
junger vnd jnen wert vf tan die ogen jrer vorstentnus jn dem si
bekant dich vnd och alle geschrift.
Ich loben dich du füriner busch, das du mit den furinen
Zungen wert leren die junger die sprachen aller band land, dz si
soltent dar mit jn allen landen verkünden dz wort gocz vnd jn aller
weit solt vfgon jr geton.
Ich loben dich das du an disem frölichen phingsttag hast er-
fröwt alle trurige betrüpte herczeu vnd noch täglich wilt sin ain
trost aller durch litnen herczeu die sich zu diner gnad schiken sind.
Non uos relinquam orphanos alleluia, uado et venia (so I) ad uos
alleluia et gaudebit cor vestrum alleluia.
Repleti sund omnes spiritu sancto et ceperund loqui alleluia.
rog pro uobis pattrem vt ille uos custodiat alleluia.
Ich loben dich du liechter carfunckel dz du an dise hochzit-
Uchen phingstag mit snndrer richtung vnd schecz dich wert er
giessen jn de vergülten schrin der hochen gotthat jn der künk-
lichen magt hercz, die sich vor jnen allen vf dz aller höchst be-
rait vnd sich diner gnad enphenklich hat gmachet die durch flust
vnd über sehntest jr hercz sei vnd gemüt jn de si zerflos vnd
wider jnflos mit danknemer dankberkat.
Ich loben dich du brinende fackel der grossen gezird so du
jn himel vnd jn erd an si gelet hast du erwaltest, si dir ze ainer
gespons vnd du vmschetwetest si wer zeflossen von jnbrünstiger min
jn der du ir hercz enzuntest.
Ich loben dich diner fürnemlichen liebe so du bätest zu dem
süssen hercz sant Johanes, dz du jnsunder erfultest mit dinen
gnaden also die ferborgnen schäcz vnd haimlichat, die er vs der
brüst ünsers heren gesogen het die jm verdek was die hastu jm
hüt clarlich offenbar gemachot vnd jm sine jnwendigen ogen vf
geton dz er mit siner subtilen 1er alle weit damit erlücht hat.
Ich loben dich du süsser vsflus das du an dise frölichen
pfingstag hamges&cht hast dine ferlome kind vnd noch teglich
hamsfichst alle trurige betrüpte herczeu ^die du mit dinem gött-
lichen trost ham suchen bist vnd trösten bist.
Ich loben dich dz du mit dinem jnwendigen triben vnd jagen
mit diner süssen gnad hütt die forchtsamen herczeu gedürstiklich
vs lufent vnd vs ruiftent den haiigen globen.
Ich loben dich du fürine zung dz du hüt an dise frölichen
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tag hast gemachet vs den armen vischer, die nücz wistend Tnd ver-
st&ntent, doctores vnd lerer vnd hirten der ganczen cristenhatt.
Ich loben dich di; ewiger Gott, dz da hütvfton hast jre jn-
wendige ogen jrer verstentnue vnd si hütt giert hast jn ain ogen
blik all sprachen, allso dz si retent mit nüwen zungen die ding
Gottes die geschechen warend.
Ich loben dich des grossen ferwundren, dz dz folk het jn dem
do si hortent ain j ecklichen mit siner sprach ze reden ^die grossen
ding Grottes, da uon si sprachent si werind trunken, ja warlich wa-
rend si trunken jn dinr liebe, won du hetist si jngefürt jn din
win keller, da von si von grosser richat vnd völi si vs ruftend dich
ze sin ain waren Gott.
Ich grücz dich ze CM stund der grossen wunder vnd zaichen
so du jnen ferlicht ze würken, allso dz durch jr kunst vnd wishat
sant Peter an diso tag \^ menschen bekart, wie fil me och die
andren mochtend bekeren.
Ich loben dich du trüwer ewiger sorg träger unser seien, dz
allain durch dich unser haiiger cristilicher glob geuestnet vnd
gewurczlet jst, den hetist du nit die zwifelhefi'tigen herczle diner
schäffle nit gesterkt vnd erlücht, so wer jch vnd alle weit nit dar
zu komen, won durch jr 1er vnd fermaimng sind wir wider vm ge-
fürt vf die rechten lancz strais zu dem ewigen leben.
Acctpite spiritum sanctum, quorum remiseritis peccata, remi-
tantur eis alleluia.
Ich loben dich du wunberende fr6d des vätterlichen herozen
des frölichen behenden jnkers, so du dich wider um wert presentiren
jn die gnldinen gothat dir selbs wert lob vnd dank ze sagen vm
die grossen gnad, so uns von dir bescbechen jst.
Ich lob dich du ewige gn&samkat, dz du allain gnug bist dir
selbs lob Vnd dank ze sagen vm die grossen guttet so du uns be-
wist hast.
Ich loben dich, dz allem himelschen herr gebrist dich ze loben
vnd all brinent cerubim vnd serapfin die ferlürend sich von lob
jn diner höche.
Ich loben dich, dz du bist ain jnlaiter vnd ain jnfurer aller
Gott minden herczen jn jre vrsprung, du bist dz fdri band der min,
wen du binst, der mag nertier vf bunden werden von diner liebi.
Ich loben dich du süsse hoffnung vnd zuuersicht mins herczen,
daz du allain mir gist leben vnd wesen vnd mir geben hast min
leben vnd mir och das selb nemen machst, wen du wit, kum hüt
vnd er lücht die ogen miner fernunft, dz jch dich clarlich mag
beken vnd liebhaben über alle ding.
Ich grücz dich du tröster aller waisin, kum hut jn die hiczigen
begird mins herczen, lais hüt fliessen ainen anigen tropfen diner
gnad jn min kaltes hercz, sider jch nit würdig bin die costlicheo
trachten vnferdakt ze niesen, ach so laiss doch ainen süssen ge-
Bürlbiger, Alemumia IV 2 7
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»8
schmak nach dir, dz jch jn dinen fSs tporen dir nach lof mit jn-
hfcikat miDB herzen.
I lobeD (Schlags feit.)
PergameTdhandschrift des 15. Jarh. aus 8t. Georgen m
Schwarzwdlde Nr. XLII^ jeet in der Grossh. Hof- und Landes-
hibliothek in Carlsruhe, 132 Blätter in Meinem Formate; 1 — 24
und 45 — 52 sind Quatemionen, die übrigen Qtänionen. Auf Blatt
T steht, \ schw I schwöst | er Elshe \ et schäp \ fin. Die Anfangs-
buchßfaheh sind alle rot. Alfred Holder
3 Aller haiigen ordnnng, tag vnd zitt
Uff sant Ursula tag der edlen künginen fach an die ord-
nnng all haiigen ze eren. Des ersten rüff an all haiigen, beger
Ton jnen sy dir vmb Gott sigint erwerben gnad, liebi vnd jnhitzige
begird, das du sy all sygist loben vnd eren nach dem höchsten
lob vnd gefallen Gottes. Dammb sprich jrem verdienen ze er
XII Te deum laudamus, och XXXIIII pater noster. Begers da mit
sy dir erwerbint vnd verlichint das dn dem edlen bild vnd exempel
1er vnd gebotten ünsers herren sygist nachfolgen vnd dnrch alles
din leben Gott lutterlkh sygist minnen suchen vnd allain mainen.
An sant Vrslen tag erheb dich jn die ersten wonong des
himels zu den haiigen wittwen: Betracht jr sälig abgeschaiden
leben, dz sy gef&rt. habend jn grosser strengikait, die weit ver-
schmächt, alle liplichen gelüsten abgestorben: Dar amb sy nnn
Gott ewigklich mit fröden sind sohowen. Ueb dich och nach dinem
vermögen jn dissen tagenden; besüder nimm für dich ze leren ab
ze sterben alle liplichen gelüsten. Er sy vmb jr hailigs leben
mit XXXIIII pater noster geordnet jn die mensch werdnng ünsers
herren, VIII Te denm Gott ze lob, dz er sy mit dissen tagenden
begabett hatt.
Uff sant Cordnla tag erheb din gemüt höcher ja die
zierlichen schar der lattren jangfrowen: Betracht jr edels min-
mklichs leben, dz sy gefÜrt hond jn hocher vnschald, der weit jr
gezierd vnd fröd vnd richtomm abgestorben, gelept in engelsch-
Ucher purhait, gestritten vnd gesygett, als die edlen ritter vnd
kempfer ChriXti, hieramb sy sind die vsser weiten gemachle des
lemlis. Fliss dich jrem edlen minniklichen leben nach ze folgen!
Besunder lern von jnen gedaltigs vertragen vmb alle widerwerti-
kait. Er jr hailigs verdienen mit XXXIIII pater noster geordnet
jn die ed)^n vnsohaldigen kinthait ünsers herren. Gott z& lob
Till Te deam^ dz er sy vss tassenden vsserwelt hatt.
An dem nächsten tag sant Cordnla tag darch Bdiow
mit flissiger betrachtoi^ die grossen loblichen schar aller hailgea
bischoff, bichter vnd ainsidel, die so recht ain minnrich^ jnbrinstig.
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99
hert abgeschaiden leben hond gefürt. Die h. Cristenhait so mit grosser
würdikait hond geziert mit jre haiigen ämpter, 1er vnd predginen,
och mit jrem abgeschaidnen leben, wonn sy die weit jr fröd vnd
gezierd hond geflochen, jn den höler vnd feisten gewonet, darumb
hatt jnen Gott geben jn dem wyten himel sich ewigklich ze fröwen.
Er sy mit XXXIIII pater noster geordnet jn alle haiige frucht-
bare wort vnd werck ünsers herren VIII Te deum das sy Gott
mit vil tagenden begäbet hatt die du och flissklich solt üben, be-
sonder dich flissist alweg vnder ze gon vnd dinem aignen willen
ab ze sterben.
Uff den III tag nach sant Cordula erheb din gemütt
vnd durch schow die würdigen aller hailgosten schar aller haiigen
marterer, die lib vnd leben vmb Gottes willen hond geben, onzal-
liehe martter vmb Gottes liebi gelitten, vil verschmächt vnd dur-
ächtnngi darumb sy jetz jn Gott ewigklich lebent. Fliss dich jrem
balligen ersterblichen leben nach ze folgen, besunder jr grossen
gednltikait. Er jr hailigs blutt vergiessen mit XXXIIII pater
noster geordnet jn den bl&ttigeü schwaisß so Christus vff dem
berg vnd jn sine liden verrert h. YIII Te deum Gott zu lob vmb
alles gutt, so er jnen je gethon hatt jn leben vnd jn sterben.
Uff Grisanti et Dario schow mit hertzklicher begird die
liechtrichen fürstlichen XII hotten, wie die dem edlen Sun Götz jn
aller hailikait hond nach gefolgett in durächtung, eilend vnd ver-
schmächt in williger armnt gaistes vnd natur: hierumb sy mit
Christo werdent regnieren vnd richten über die XII geschlecht:
üb dich mit allem fliss jn jrem jnbrinstigen göttlichen leben, folg
jnen besunder nach jn williger armut; er jren allen aller haiigest
volkomnest leben mit XXXIIII pater noster geordnet jn dz schmertz-
lich liden ünsers herren. Bett VIII Te deum Gott zu ainem sander-
lichen lob vmb alle die würdikait, so Gott für all creaturen an sy
geleit hat.
Sant Euaristus tag. Erheb din betrachtung jn dem wür^
digen chor der haiigen alt vätter, patriarchen und prophetten. Schow
wie die so jn hocher begird vnd minn gelept hond. Och jn herttem
strenge abgeschaidne senftmüttige leben, da mit sy überkamen
hond Gott ze schowen von angeaicht ze angesicht. Er sy vmb jr
mianriche begird vnd hailigs leben mit XXXIIII pater noster dem
tod ünsers herren. Fliss dich jren edlen tugenden nach ze folgen,
besonder lern güttige senftmüttikait, VIII Te deum Gott ze lob vmb
alle die tugenden, so er jnen verliehen hat.
SantJuonis tag ergang dicfc mit dinem gemüt jn die
IX chör der engel. Schow wie ^e von Gott so hoch, adelich vnd
lutter geschaffen sind, miniklich geziert mit göttlichem liecht, wie
sy die werck vnd^ würckungen Gottes de menschen so adelich er-
zögent, vnd offnent sy zu dem liecht göttlicher erkantmis bringent,
hierum sy sich fröwent so sich ain sünder bekert. Fliss dich engelach-
Uch ze leben alle glüsten ab ze sterben, besunder jn hocher lutter-
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lÖO
kaitt. Bett jnoi ae eren XXXlIll pater noster geordnet jn die
▼ntendi Tod Tffiut änaers herrai Gott za ainem 8iiiid]ig<Qn lob
YIII Te deom Tinb mDe die gaben vnd gnaden mit denen er sy
geziert hatt.
üff dz fest Sjmon >)
Sprich XXXIin pater noster geordnet jn die minnriehen Sendung
Gott des b. gaists Ym Te denm Gott da mit ze loben vmb alle
die gnad, er Tnd wirdikaity mit denen er sin kangcUiche mfiter
geerett batt.
An dem nacbsten tag nach der Xll hotten tag dnrch schow
mit hertzklicher betrachtnng, wie der sfiss, milt bailig Gaist tss
flnst mit göttlicher richait aDe minnende beginge hertzen ze er^
füllen mit allen gnaden ynd tagenden, Tnd wie er mit dem Hecht
siner göttlichen erlnchtnng entzflndt meng beging hertz sin Hb
Ynd leben darch Gott jn den tod gibt. B^ner dir von jm verliehen
werd alle^) zarthait der nator gantz ab ze sterben von jnen ynd Yon
YBsnen, bett XXXIIII pater noster ze eren aUem dem gatt, so durch
die gantzen Oristenhait beschncht von siner erMchtung, YIII Te
denm jm ze lob ymb alle die gotten wurcknng so er jn aUen den
minnenden hertzen th&tt^
Uff den tag vor dem haiigen aubent schow mit hertz-
klicher begird vnd warer nachfolgnng jn die riehen minnikHchen
volkomenhaitt des ewigen wort«, wie dz ain minnikHche gnngsame
ersattignng jst allem himelschHche herr nach siner gothait vnd
menschait, bild tieff jn din hertz dz über würdig rieh volkomen leben
senft milt demüttig exempel tinsers herren. Lern sunderHch dich
Hden on clag, on Irost on behelff suchen. Bett allem sine hoch
wirdige verdienen XXXI III pater noster der richaitt siner got-
hait Ym Te (deum).
An dem haiigen aubent erbeb dich za der hochen richait
vnd almächtikaitt Gott des ewigen vatters, wie der jst ainer vss-
blfigenden berenden natur, uns von lutrer miltikait vnd barm-
hertzikait jst enthalten vnd f&rkumen, hiemmb din hertz jn st&tter
begird jm vnderwürflich sol sin jn williger vnderthänikait allen
sinen gebotten. Bett siner gnindlossen barmhertzikaitt XXXIIII
pater noster dem grundlossen gatt, mit dem er on vnderlaß vss
flüst jnn alle creatnren YIII Te deum.
In der ersten vesper erheb din gemüt: schow wie all
haiigen vnd vsserwelten ain ewigs frödenrichs schowen habent jn
den claren liechtrichen Spiegel der ewigen gothait, vnd bekennent
wie der ewig vatter jst ain vrspmng aller der gothaitt, wallent
vnd fliessend von vnmässiger richait, vollhait aller gnthait, sich
gnst jn ain jetHche sei mit süsser rüst jn jm ewigkHch ze leben. Hie
1) Nun 1 Blatt (14) ausgerissen, jede Seite zu 10 Zeilen. Erbalien
sind die Anfangsbuchstaben jeder Zeile 14' und die Endbuchstaben 14^.
2) Aller vor der' Rasur.
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erklingent die süssen saitten spil ainer begerenden begird, dich
Gottes allain syg gelüsten Te deam laudamus.
In der complett erheb din begird: schow wie die loblich
schar aller haiigen ain minniklichs zerfliessen vnd jnsincken habent
jn dz gmndloß wessen Gottes, jn die duncklen stille finstren dar-
hait formlosen wißlosikait, jn dz all lutter gaist sind vallieren.
Hie erheb die saitten spil ainer minnenden begird, nüt minnen noch
mainen denn allain Gott.
In der metti erheb dich jndiner beschownng, wie aU haii-
gen sind sincken vnd versincken jn dz tieff abgrdnd Gottes, das
da jst ain dobender ruschender see won vnmässiger adelkait,
richaitt vnd gnthait quellent vnd vss fliessent mit aller fröd vnd
Büssikait. Hie spann vff die harpffen ains erhabnen gemüts Gott
allain schowen vnd betrachten.
In den laudes betracht den Hechten glantz der ewigen
sunnen, durch jr clarhait minniklich erlücht wurt dz fin adelich
morgen rot Maria die küngin vö himelrich vnd dz fröd spülend
gestiem aller engel vnd haiigen, die mit nüwem lob sind vff
brechen der ewigen sunnen geben dz lob. er vnd glori.
In der primm^) schow den lustigen frödrichen gegenwurff
aller liechtrichosten anschowung aller haiigen, so sy habend von
der ewigen gehurt, wonn als der vatter sin ewigs wort all ogen-
blick nüw gebiertt, also entpfachent sy all ogenblick nüwe richait,
göttliche entflossenhait, süsses messen vätterlicher berhafftikait.
Hie erklingt dz süsstönend saiten spil ains brinnenden jnnigen stillen
gemüts jn dem allain gehört vnd entpfangen werd das ewig vätter-
lich wort.
Zv der tertz erheb din gemüt, schow das gmndloß gutt,
göttliche richait, himelsche fröliche süssikait, so all vss erweiten
entpfachent, so Gott der ewig vatter jn sich selbs blickt, das er
jst dz gmndloß aller höchst g&tt, rieh, almächtig vnd ewig ;
hierumb die lebendigen andren siner vätterlichen richait vnd gut-
hait vssfliessend mit minniklichem lob sins selbs vnd all haiigen
vnd engel, sy durch flüst mit himelscher frödricher süssikait sins
göttlichen haiigen gaists. Hie erbeb die süssen orgula ains minn-
zerfliessenden hertzen, mit stätter begird ze sincken jn den ewigen
vrsprung.
In der sexst erheb alle din krefb, schow wie all haiigen vnd
engel vmb stond de thron Gottes, den lobent vnd jm psallierent
ain himelschlich sanctus, jm gebentt die er vnd glori, den sogen
wyshait vnd gothait, wie XXIIII alten herren jre krönen legent für
den thron der glori Gottes, die Uli tier mit jnen on vffhören
rüffend: sanctns sanctus sanctus! die harpfenden mit jren harpffen
singent nüws gesang vnd lob Gottes. Hie so erthön din himelsche
1) Prim stet darüber.
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prasanen ainer psallierendeii lobrichen begird. Erbüts Gott dem
obresten gutt.
In der hailgeu meß schow ynd lob den yrsprung aller
ding in de mit göttliche messen loben vnd schowent ersattigett
würt der gantz bimelscblicb hofif, wie sy trinckent vnd schöpfend
die lebendigen wasser von dem süssen brunnen der ewigen got-
haitt. £ya hie spann vff das süss saitten spil ains rainen luttren
minniklicben gemüts, jn dz ainen statten fluss sygint haben die
lebendigen andren des ewigen vrsprungs.
Non. betracht die wunnsamen fröd hoche belonung, so all
haiigen von Gott sind entpfachen, jn jm schowen vnd niessen vmb
jr edels minniklichs verdienen vnd wie sy vmb jr sterbent hertt
abgeschaiden leben, jetz lüchtend vnd glentzendt jn dem claren
Spiegel der ewigen gottbait; hie erclingtt dz lieplich saytten spil
ains luttren vnuerbildetten gemüts, entfrömdett aller zitlichait.
U es per. schow wie a 11 haiigen habend ain liechttriche schowen,
minniklichs jnsincken jn dz hoch verdienen ünsers herren, wie sy
nachfolgent dem lemli, jn des blutt sy jre stolen geröttett habend
vnd mit Christo ewigklich sind regieren. Hie spann vff dz min-
niklich claffizimer ain vff gerichts erlüchts gemüts, die gedächtnus
allain syg jn dem hoch wirdigen leben vnd liden Christi.
Complet. erheb din gemüt, schow wie all vsser weiten ewig-
klich on end sind sincken vnd fli essen jn de ewigen vr sprang,
da sy jn der finstren stille hörent sprechen dz ewig wort, wie sy
jn der dunsterlichen darhait dz ewig Hecht sind schowen, Gott
allain bekennen amen. Hie erheb die süssen saiten spil ains süssen
zerfliessenden gemüts minnricher veraingung mit Got.
Uff dissen loblichen tag lob, er vnd bett an die bochen gött-
lichen drüfaltikaitt, dz sy jst der lebendig vrsprung, vss dem alle
gäthaitt jst fliessen vnd wider jn sy lenden. dissem gfttt zu eren
vnd lob bett ain krön och XXXIÜI Gloria patri.
Des andren tags erheb din gemüt jn liechtricher schowlichait
jn die engelschlichen gaist vnd III göttlichen yerachyen, wie die
sind lutter vnd adelich von Gott geschaffen, jm stätz mit jnsincken-
de lob sind dienen vnd psallieren, wie die obresten gaist jn der
aller höchsten minu jn Gott sind lachten vnd glentzen, vnd der vss
flass göttlicher süssikait ewigklich durch sy jst fliessen jn all
creaturen. Bett jnen ain krönlin, als sy jn jrem strit statt sind an
Gott beliben, och XXXIIII Gloria patri, als sy von ewiger ewigkait
jn de göttlichen vrsprung sind sincken. Beger das sy durch die
aller höchsten vnschuld vmb Gott erwerbintt, dz da nach dissem
zit mit jneu Gott ewigklich werdist schowen.
An dem dritten tag erheb dich jn diner begird jn den
hochen chor der löblichen schar der propbetten vnd wysagen, schow
wie die jn Gott erfröwt vnd jn himelschlicher süssikait aller
fruchten jn jm ersattigett werdent, die hitzig begird jr brinnenden
liebe erkült vnd würt getrenckt von dem brunnen des lebens.
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Bett jnen ain krönlin, »]& sy alle aitt jn der höchsten begird zfi
Gott braimen hond, XXXUI Glon« patri, als bj Gott achowent fa-
cie ad faciem. Beger, sy dir Tmb Gott erwerbint, dz da z& der
waren gottschowlichait knmist.
Uff den IUI tag erspacier dich jn die himdschen wonong«
Bchow den widerluchtenden chor der fürstlichen zwelffbotteo, wie
die als mit würcker des ewigen worts mit jm sind sinckei^ vnd ver-
sincken jn das minnent vätterlich herts, niesent jn voller Instperkait
die YoUen waid der ewigen gothait. Bett jnen ain krönlin jr
minnenden begird^ jn der sy dem edlen son Gots jn aller yol«
komenhait hond nach gefolget XXXIIII Gloria patri, als jnen all
ogenblick nüw entdeckt werdent die haimlichait, richait vnd adel-
kait Gottes. Beger von jnen, dir ymb Gott erwerbint, jn hie latter-
Uch minnist vnd dort ewigkUch schowist.
Des y tags erheb die ogen diner begird, schow jn de
wunniklichen chor der haiigen edlen martterer, wie die Mchtent
vnd glentzent, als die brinnenden stemen an dem thron der glori
erlöcbt v£P dem berg Syon vmb waident das hoch gebierg der
ewigen gothait mit dem lemli, jn des bl&tt sy gewaschen habent
jre Stolen. Bett jnen ain krönli der jnhitsigen minn jn der sy jr
edel bl&tt vergossen hond XXXIIII Gloria patri, als sy ewigklich
mit Christas sind r^gnieren, si jn jm erfröwen vnd erlnstigen als jn
jr höchsten sälikaitt. Beger, sy dir vmb Gott erwerbint hie ritter-
lich ze stritten, dz da ewigldich mit jnen tragist das krönlin
anreolä.
Uff den VI tag erheb dich aber jn diner begird, schow, jn
wafi £röden vnd zierlichait sind lachten die haiigen bichter, die
vmb die haiss brinnenden liebi, jn der si so ain hertt streng leben
bond gef&rt, jetz jn adeUcher fryhait jn Gott sind sincken vnd
fliessen, allain brachen vnd niessen sind die fracht des wanuberen-
den vfttterlichen hertzen. Bett jnen ain krön der grossen minn
vnd liebi, jn der sy Hb vnd leben, er vnd gatt dnrch Götz willen
hond gelon. Bett och XXXIIII Gloria patri, als sy ewigklich on
end Gott sind loben vnd psallieren mit nüwen gesenger. Beger,
sy dir erwerbint mit jnen Gott von ewen ze ewen schowen.
An dem YII tag hab jn diner begird die grossen edlen
schar aller minnenden hertzen, die dnrch jr hailig volkomen leben
z& geselget sind der grossen menge aller haiigen. £ya schow, wie
die vmb jr sälge arbait hert strenge minnrichs leben ewige räw
habent, jn der vätterlichoi scho£ mengen süssen vmbfang habent
von den göttlichen armen. Bett jnen ain cron vmb jr later Gott
s&chen, minnen vnd mainen, och XXXIIII Gloria patri, als sy so
mengen liechten frodrichen blick vnd schowen habent jn den daren
Spiegel der gothaitt; rüff sy an, dir vmb Gott erwerbint hie also
Intterlich ze leben, dz da dort Gott ewigklich schowist.
An dem YIII tag beweg hertz sei vnd gemüt vnd all creft
ze schowen, minnen vnd loben das geblümpt parendiß aller süssi-
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104
kait Maria die kunginenvö himelrich mit der liech trieben schar
aller jungfrowen. Eya schow jn waß glentzender clarhait sy jn Gott
luchteDt, als die adelichen goldplümle jm süssen gschmackt geben,
als die w}ß scbinenden gylgen. Schow wie sy nach folgen t dem
lemli, wie sy Gott vfF zücht jn den liecbten glantz der serapbini.
Eya hie alle wann vnd fröd, hie sieht man frölich ogenblick von
lieb zelieb gon. Bett jnen ainen krön jrem rainen vnschuldigen
leben, och XXXIIII Gloria patri, als sy Gott ewigklich jn höchster
fröd sind schowen loben vnd niessen. Diß beger mit tieffer jnni-
kait, sy dir och vmb Gott sygintt bitten vnd erwerben amen.
Die Ordnung. E(irie).
Hab jn dem ersten kirie vor dir den engelschlichen chor an-
geli vnd die hochen liebi, jn der sich Christus unser erlöser hätt
geben jn dz überwirdig aller haiigest sacrament, in dissem bedenck
och flissiklich dz lieplich capitel Benedictus Deus, daz er jst ain
milter vatter aller erbärmd vnd ain güttiger warer Gott aller vol*
komnen süssen tröstung, der uns vätterlich tröst vnd widerumb
erkickt jn aller trübsale arbait vnd not, och minniklich erfröwt
vnd sterckt mit der himelschlichen würtschaft des hoch wirdigen
sacraments. Bitt vnd beger von jm, er dir well verliehen vnd
geben ain wol geschickte rainne luttre sei geziert mit allen tagenden.
Das II kirie bedütder loblich chor archangeli, betracht an-
dächtiklich den grossmächtigen kämpf vnd stritt ünsers edlen künen
Verfechters Christi jm Ölberg vnd sin strengi nott. Och gedenck
dz hoch capitteU altitudo wie vngemessen vnd vnussprechelich
jst die höche der richaitt vnd wyfhait Gottes, vnbegriffelich vnd
vnerforschelich sine weg! Bitt vnd beger ain gantze gelässenhait
vnd verziechung dins willens jn den göttlichen willen, das du ze
aller zit frölich zu Gott mügist sprechen: Fiat voluntas tua!
Hab vor dir die krefftigen engel virtutes, och die hertten
grimmen gefancknus des herren vnd die göttlichen aluermugenhaitt
mit der er alle ding vermag, regiertt vnd jn wessen behalt, bitt
vmb ain freyg ledig hertz von allen creaturen vnd aller zitlichait.
Das I Christo soltu din contemplieren haben *jn dem fürstlichen
chor principatus, och betrachten wie Christus der herr von ainem
richter zu dem andren gefurt jst, vnd wie er jst ain fürst des
ewigen frids, ain vatter der künftigen weit, cuius regni non erit
finis. Beger vnannemmlichait der menschen, dz du niemant vrtailist
denn dich selbs.
II Christo. Kirie, dz v hab vor dir den gewaltsamen chor
potestates. Er sin scharpffe, grimme gaysslung. Gedenck die vn*
ergrüntlichen böchi, das er jst der ehrest edlest vnd vnentlichest,
beger gnad vnd krafft alle ding ze liden, wie sy da herküment on
allen zitlichen trost.
Dz III Christo. Ist der herschent chor dominaciones. Er die
schmertzlichen krönung Christi, betracht sin göttliche herrlichait,
wie er ain grossmächtiger küng jst aller klingen, ain her der her*
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106
sehenden. Bitt vmb die edlen tngent gantee yerachtung din selbs,
dz alle fröd vnd glorieren fer von dir syg, allain das sachist jn
dem crutz unsers herren Jhesu Christi.
VII ky. Die tbroni vod himelschlichen sessel Gottes, jn denen
Gott der her süssklich i awen jst. Hab ooh vor dir das jnngst vrtail
ünsers herreD, als jm der schwär last des crutz vff sine verwandten
ruggen geleit war. Schow sin hochen vDgeinessnen ewigen gewalt,
potestas eins potestas eterna que non auferetur et regnum eins
quod non corruinpetur, er dich alweg well entpfachen vnd ver-
schli essen jn sin vätterlich hertz hie jn zit vud an dinem letz-
sten end.
VIII ky. Cherubin die liechtschnidenden hab in diner be-
trachtung zu de VIII kirie, och als Chnstas unser getrüwoster
erlöser das crutz vss trag, vnd alle sin angst vud not die er laid
biß vff den berg Caluarie. Gedenck wie er jst der glantz vnd schün
der vätterlichen glori. Beger ain gantzes schwigen jnnerlich vnd
vsserlich jn ain frölichs ergeben Gott vnd sinem höchsten gefallen.
Seraphin die brinnenden hab vor dir, och wie der herr Jhesus ab-
gezogen ward vor dein crutz, sin hertte annaglung vnd schmäch-
liehe vff richtung. Schow die wunnikh'chait vnd frödrichlichait
Gottes, wie er jst die krön vnd der Ion aller siner haiigen. Bitt
jnn, er dich an dine letzsten end well entpfachen jn sin rieh, jnn
ewigklich ze loben, schowen vnd niessen on end mit allem himelsch-
lichen herr.
(U)ff den aller hochzittlichosten Gott wolgefelligosten Try.
Das erst pater noster bett dem durchlittnen betrüpten herren
jm Ölberg, als er von döttlicher angst vnd nott den bl&ttigen
schwayß schwitz. Bitt vnd beger von jm, dz er dich nit lafs
sterben on den jüngsten toff des haiigen öls. Pater noster II.
Das II pater noster bett dem liden, so der edel sun Götz ge-
hept hat, do achtzig tussent man über jnn rafftent Cnicifige. Beger
von jm durch das liden so er hat gehept jn dem rüffen siner sy-
gindt, wenn du kumpst an din letzst end^ vnd dich din aigne con-
scientz strafft vmb alle dine sünd ciain vnd gi'oss, dz er dir well
gnädig vnd barmhertzig sin.
Das III pater noster bett dem liden, so der herr Jhesus hat ge-
hept, do die obresten bischoff vnd die fürsten der priester, als fer
es an jnen waß, jnn vrtailtent zum tod des crützes. Bitt vnd beger
von Gott, wenn jn der stund dins tods din sei geangstiget würt,
vnd dir alle dine grossen schwären sünd gegenwürtig sind, dz er
dich vätterlich well entpfachen vnd trösten vnd dich niemer ver-
lassen.
Das IUI pater noster b., als der grossmächtig herr vnd Gott,
jn des gewalt alle ding sind vnd stond, der da hat dz leben vnd
den tod jn siner band, verurtailt ward zu dem verschmachten tod
des crützes. Bitt vnd beger von Gott, dz er jn der stund dins tods,
so du von allen creaturen verlassen bist, dir ain barmhertziger
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106
richter well sin vnd ain gnädig vrtail über dich felleii, vnd alle
gaist der vinstemas von dir triben.
Das V pater noster bet dem edlen cosparen TnschuldigeD iod
ODterB Herren Jhesn Christi. Bitt ynd beger yon jm, dz er d[r well
verliehen vnd geben ain vemüftig cristelich sälig end, vnd nach
diesem zergftngcklichen zit die wnnn vnd fröd des himelschlichen
richs mit allen englen vnd baiigen amen.
Papierhandschrift aus dem Ende des 15. Jarhunderts, aus
St. Georgen im Schwarsfwäldey Nr. CIX, jezt in der Grrossh. ILof^
und Landeshibliotheh in Carlsrühe. 55 Blätter, davon 1 — 14
(14 ausgerissen) und 31^44 Septenionen^ 15 — 30 ein Achter ^
45 — 54 einQuinio; JBl. 55 büdete mit dem folgenden ausgerissenen
einen Unio. Alfred Holder
Urbar des Klostars Rheinau
Anfang XIV Jarh.i).
(bl. 1 VW.) Ertzingen*).
Decima de Billungs h&b solnit ij ') qoartalia tritici.
Ager ob Elwisen qanm colitur x quart. speltae.
Pratum in der Lachen^) j quartale tritici.
5 Scopoza def Kayfers ij modios vtriosque j modinm anene.
Soopoza bi der Mure ij modios tritici vj qaart. siligfliis z
qnartalia anene.
Area vel ager Rinwis j qnart. tritici.
Bonnm der B6imlerrin vel Winters ij modios vtrinfque j
10 medium anene.
Ager in Enbrehtz gründe j modiam filiginis.
Area def Limpachers ij quart. tritici.
Scopoza Wilbacbers ij modios vtrinfque vj quart. auene.
Pratum vff Bintal j quart. triticL
15 Ager in Schiitabach foluit terciam partem et duaf partef
decime.
Scopoza H&bers vel Mettingers ij modios vtrinfque yj quart.
anene.
Scopoza L&toltz ze dem gailgbrunnen vj quart. tritici j mo-
20dium auene.
Pratum in TAffenmac j quart. tritici — Rechberg.
Soopoza behainf ij quart. tritici vj quart. filiginis j medium
auene | habet fcopozam vel EUicouerf.
( , —
1) Ich gebe hier zunächst den Text; über den Saoh- und Wort-
gehalt dieses Schriftstückes werde ich spater einen Aufsatz bringen.
2) Dorf im badischen Klettgau.
8) Üebergeschrieben bans Rfldger.
4) Üebergeschrieben vel löchli.
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107
[Soopoza in Bachtal] vj qaart. Ttnufque vj quart. auene.
Scopoza vilamef j modinm tritici j modiam auene.
Ager in Hakafelü quam colitur ij quart. tritici.
Scopoza dicta Grieffehainf ij modios vtriurque yj quart. auene.
Scopoza Mündelir ij modios Ytriufque yj quart. auene. 5
Ager Bürgif oellerarii ij quart. vtriufque ij quart. auene et
pro remedio ad cellarium nostrum j quart. iiliginif.
Scopoza def lachers vel k&Uis iij modiof vtriufque z quart.
auene.
Ager fterchis vf Hakafelli annnatim j medium tritici. 10
(bl. 1 rw.) Scopoza k&llif j modium vtriufque j medium auene.
Area fancta dicti gfitmanf j quart. tritici ij quart. auene.
Kolben wife j modium tritici.
Scopoza def roten gut j modium tritici j modinm auene.
Bonum dictum an dem belle iiij modios vtriufque j mal' 15
trum auene.
Ager des Swertfiirbers uel tellenbrunnen j quart. tritici ij
quart. auene.
Decima in Harthusen ij modios siliginis et in quarto anno
nichil 1). 20
Ager juxta domum Nicolai hospitis j quart tritici.
Ager dictus der ftrupkaker in tercio anno x quart. siliginis.
Area dicta des Smides hofstat ij quart. tritici.
Scopoza kummen j modium vtriusque uel plus ij quart. auene
dat kildorfer. 25
Ager in bennenlo j. modium tritici BA. gundoltzhain dat
ad anniuersar. Binow.
(bl. 2 VW.) Bu Gundelsbain dat de quarta parte Curie vij
modios tritici vj modios auene ij quart. pisarum j porcum *) suam 80
partem feni et in quarto anno dat aliquantum minus de censu
X solides. Item de scopoza der lacherren vj quart. tritici vj quart.
siliginis x quart. auene. Item de scopoza köUis ij quart. tritici ij
quart. siliginis (ij quart. auene) ^), De area prato et agro G&t-
mans j quart. tritici ij quart. auene. (De scopoza der böimlerren 35
ij quart. tritici ij quart. siliginis ij quart. auene. De agro in
Engelbrechtz grünt j modium siliginis. De bono der böimlerren j
quart. tritici j quart. auene *) (quae dat Erni de o»teruiDgen) ^)
mansus veldes hailb mediam partem ^).
1) Am Rande: rechberg.
2) üebergeschrieben x solidos.
3) Am Bande : j modium auene.
4) Am Rande: (Item j Quartale siliginis).
5) Stellen^ die im Texte in Klammern stehen, sind im Original
durchgestrichen.
6) Am Rande: Item de bono vlmers j quartale «iligini« j Quar-
tale auene.
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108
Johannes Zoller de quarta parte Curie vij modios tritici yj
modios auene ^) ij quart. prisarnm j poroum suam partem feni et
in quarto anno dat minas censu. De scopoza Wilbachers ij tritici
ij siligiuis iij quart. auene.
5 (C. Boller) *) de quarta parte Curie vij modios tritici vj mo-
dios auene ij quart. pisarum j porcum suam partem feni ^) et
in quarto anno dat aliquantum minus censu. (Item de quarta parte
huba ze vallentor ij modios tritici ij modios siliginis) j maltrum
auene suam partem porcum j modium tritici iiij quart. siliginis
10 V quart. auene. (Item de Scopoza bi der Mure ij quart. tritici ij
quart. siliginis iij quart. auene De scopoza bi der mür ij quart.
tritici ij siliginis iij quart. auene).
C. Genseli (de quarta parte curie vij modios tritici vj modios
auene ij quart. pisaruin j porcum j porcum suam partem feni sci-
15 licet et in quarto anno aliquantum minus). Item de mansu des
Mettingers ij modios tritici ij modios siliginis j maltrum auene
suam partem porcum. (Item de scopoza ze dem gailgbrunnen
mediam partem vj quart. tritici). Item de bono Müttels media
parte j quart. tritici ij quart. siliginis ij quart. auene. Item de
20 scopoza ze dem gailgbrunnen vj quart. tritici j modium auene.
(bl. 2 rw.) Henni Zölli de Huba ze vallentor vj modios vtri-
usque vj modios auene suam partem porcum. (Item de Scopoza
wilbachers ij quart. tritici ij quart. siliginis ij quart. auene. De
area Limpachers ij quart. tritici). De prato uf rindal j quart.
25 tritici. (de scopoza Harprehtz j modium siliginis j modium auene).
(Henni Sutor) de Huba ze vallentor^) ij modios vtriusque ij
modios auene suam partem porcum. (Item de scopoza vilaraes j
quart. tritici j quart. auene. De scopoza Müttels j quart. vtrius-
que). Item de scopoza in bachtal (iij quart. vtriusque ij quart.
30 auene) ^) iij quart. vtriusque ij quart. auene ^).
H. Boiler'^) de mansu ze vallentor ij modios vtriusque ij
modios auene suam partem porcum De scopoza kaysers (j quart.
tritici j quart. siliginis ij quart. auene) j modium vtriusque j
modium auene.
35 Junggli de mansu ze vallentor ij modios vtriusque ij modios
auene suam partem porcum. De scopoza des Roten ij tritici).
Huber de Rinhain (de Huba ze vallentor j modium vtriusque
j modium auene. De scopoza bi der Mure ij quart. tritici ij quart.
siliginis iij quart. auene. De scopoza des kaysers j quart. tritici
40 j quart. siliginis ij quart. auene).
1) Uebergeschrieben : x solidos.
2) Uebergeschrieben: Hans Keller.
3) Uebergeschrieben: x solidos.
4) Darüber geschrieben: Ita Hainzin.
5) Darunter geschrieben: de vilame.
6) Die letzten beiden Zinsposten zugesetzt.
7) Darüber geschrieben: Elsi u. (Zöchli).
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109
(Cunr.^) Simeler) de scopoza GriessehainB*) ij modios vtri-
usqae vj quart. aaene. De mansti Mettingers iiij modios vtriasque
• j maltrum auene j porcum v soll dos de bachtal iij quart. ') . . . .
suam partem porcum).
Henni de Wifsenburg (de mausn des Mettingers ij modios 5
tritici duas tercias partes vtriusqne ij modios et dnas tercias
partes auene. Item de scopoza des Habers j modium vtriusque
iij qoart. auene).
H. HAntwanger de scopoza behaius et Elliconers hec due
sunt vna scopoza ij qunrt. tritici vj quart. siliginis j mod. auene. 10
(bl. 3. VW.) Jobannes an dem aker^) de scopoza villici j modium
vtriusque iij quart. auene. Item (de mansu Mettingers y quart.
et j terciam partem vtriusque v quart. et j terciam partem auene
suam partem porc). Item de mansu veldeshailb iij modios vtrius-
que ij modios auene. Item de scopoza h&bers j modium vtriusque 15
iij quart. auene ^).
(Johannes Madelle) ^) de mansu billungs v modios vtriusque
vj modios auene suam partem porcum. Item de scopoza bi der
Mur j modium tritici iij quart. siliginis v quart. auene. Item de
agris Bürgi cellerarii ij quart. vtriusque ij quart. auene et pro re- 20
medio ad cellarium j quart. siliginis. Item de scopoza in der
gassen ze Rehberg v quart.- tritici j modium auene'').
H. Gretten de scopoza vrillebachers ij quart. iij siliginis üij
quart. auene de area limpachers ij quart./ tritici ®).
Cänr. an dem G6ren et soror sua de scopoza vilames j quart. 25
tritici j quart. auene. Item de scopoza des Rdten j quart. tritici
j quart. auene. Item de scopoza des Muttels j fcrtonem tritici j
fertonem siliginis j fertonem auene ^).
(Bürgi von H6ri ^^) de scopoza bi dem gailgbrunnen iij quart.
tritici ij quart. auene. Item de scopoza des Mfittels j quart. vtri-dO
usque j quart. auene. Item de scopoza Hartprehtz uel Ezishains
j modium siliginis j modium auene. Scopoza zem gailbrunnen iij
quart. tritici ij quart. auene).
Henni Simeler de scopoza vilames ij quart. tritici ij quart.
auene. Item de scopoza in Bachtai iij quart. vtriusque j modium 35
auene. Item de scopoza Müttels ij quart. vtriusque j quart. auene.
1) Darüber geschrieben: Henni.
2) Darüber geschrieben: item vilames.
3) Darüber geschrieben: ij quartalia auene.
4) üebergeschrieben: Mettinger de scoposa mettingers.
5) Von neuer Hand hinzugefügt: quot Gundolzhaini vxor habet
et benric sneuli vel Mettingers.
6) üebergeschrieben: C. hflter.
7) Von neuer Hand: dat Henni Friedrich.
8) Diese zwei Zeilen von neuer Hand.
9^ Untergeschrieben: j quartarium auene.
lÖ) C. Hermans.
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110
Item de scopoza kommen j modium Ytriusqne ij qaart. soene. De
acopoza Bacbtal iij qaart. vtriusqae ij quart. aaene).
G. Gensli ^) uel sui heredes dant de scopoza Brünlis ^) ij mo-
dios vtriusqae yj modios auene.
5 (bL 3 rw.) H. et Henni Sneweli de mansn veldeshailb (yj
quart. ') ytriusque ij modios auene. Item de scopoza Mündelis uel
Snewelis (j quart. et j terciam partem) tritici ij quart. (et j
terciam) siliginis ij quart. auene. Item de scopoza vlmers j quart.
«iliginis j quart. auene. Item de agro stercbis uel Hakaselli j
10 modium tritici De ^) istis bonis dant Hennis Snewlis vij quart. tri-
tici yij quart. siliginis vij quart. auene et Hans Sneweli iij quart.
iritici iij quart. siliginis iij quart. auene.
(Hans Z611i junior de scopoza snewelis uel mündelis j quart.
et j terciam partem tritici j quart. et j terciam partem siligims
15 y quart. auene. Item de scopoza ylmers j quart. siligims j quart
auene *).
(H. Snewli sartor de scopoza vlmers j quart. siliginis j quart.
auene).
G&nrat dictus Taler de bono an dem boUe iiij modios vtrias-
20 que j maltmm auene. (Item de bono der b6imleren j quart. tri-
tici j quart. siliginis j quart. aaene).
Nicolaus Madelle de mansu Billungs iij modios vtriusqae x
quart. auene et suam partem porcuro. Gerung^) de wisse wil hoc
computat.
25 Dicta Wiserin de prato gutmans j medium tritici. Item de
agro ze Tellenbrnunen j quart. tritici. Item de area O&tmans j
quart. tritici ij quart. auene.
Jobannes Zoller senex (de scopoza Wilbachers ij qaart. tritici
iij quart. siliginis ij modios auene. De prato vf Rintal j quart.
30 tritici. De scopoza des kaysers j quart. vtriasque j quart. auene).
Item de scopoza Gotbrehtz"^) j quart. ytriusque.
(Hospita de area j quart. tritici quod dat C. Zoller).
(bl. 4 VW.) Nicolaus de Slaitbain De scopoza wanalde ij quart.
tritici \| quart. siliginis. De prato in der lachen j quart. tritici.
35 H. de H6ri de mansu fridingers (roediam) ^) partem de sco-
poza Metting^s ij modios ytriusque yj quart. auene. Bürgi voo
H6ri etiam dat quartam partem.
Gunrat de Husen qui residet in Rüti uel mediam partem de
mansu fridingers.
1) Uebergeschrieben: Qui est mortuus.
2) Uebergeschrieben: Harprechs uel Ezilj (eriha?) Henni Zölli.
3) Uebergeschrieben: iij modios.
4) Das folgende von späterer Hand.
V 5) Unter den vorigen Worten steht die Bemerkung: nemo computat.
6) Das folgende von neuer Hand.
7) Untergeschrieben: uel köllis.
8) Uebergeschrieben: quartam.
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111
Dictns (Stotter) Steger de agro in SelulUbach ^) qmim ooli-
tur Yj quart. spelte.
G. Zoller an der Strasae de soopoza villiei j modiBm Ttriasqae
iij quart. aaene. De area der wirtenen j qnart. tritici.
H. Zoller an der Strasse de scopoea vilames j qaart. tritici 5
j qnart. aaene. Item de scopoza des Mfittels j fertonem tritici j
fertonem aaene. Item de scopoza des Roten j qaart. tritioi j qaart.
aaene. De Curia vij modios tritici vj modios aaene ij qaart. pise
uel porc. et fenum etcet.
Predium des Tettingers de scopoza (köUis j quart. YtrinsqnelO
j quart. auene. de scopoza vlmers J quart. siliginis) j quart. auene.
Item de scopoza (Mündeiis j quart. et j terdam partem) tritici
j quart. et j terciam partem siliginis ij quart. auene. (De sco-
poza des kaysers j quart Ttriusque j quart. auene).
(Eberh. Madelle de scopoza der b5imlerren ij quart. vtriusqne 16
j quart. auene).
(Bürgi Ernis de Scopoza der B5imlerren j quart. siliginis) j
quart. auene.
(Henni venterloe et soror sua de mansu fridingers quartam
partem). 20
(bl. 4 rw.) Dictus Heller de Scoposa ') bi der mur j medium
tritici iij quart. siliginis t quart. aneoe.
C&ni Hüter ^) Henni fridrich et fridrich habent partem bil-
lungs hüb et babent mediam partem scopose bi der mur et de
agris bArgis kellere. 25
H. Hüter de bono Mündeiis ij quart. et duas teroias partes
tritici ij quart. et duas partes j modinm auene.
Item concessimus decimam canapi sitam in viUa Trasadingen
Hainrico dicto berschi Johanni dicto fr61er et Jacobo dicto .
seH) seniori. loco et nomine tocius ville qui in sao loco et no-30
mine ville servituti nostro monasterio astrinxerunt. Et qunm
predicti tres decedunt tunc prefata deeima libere redibit ad bmumis
nostras.
(bl. 5 VW.) Rebberg^).
Curia in Rebberg solvit annuatim xx modios tritici v maltratt
aaene ij poreos qaorum vterque valet v solides, vnum plana*
trum feni.
Mansus des Baildingers xiiij modios tritici ij maltra auene j
porcnm valentem v solidos (et de veteri Silna v quart. tritiei ued
de Noua Silua j medium tritici L oua). 40
Mansus der H&berinen xiiij modios tritici ij maltra auene j
1) uel Elwis.
2) Uebergeschrieben : dat H. Zoller.
S) üebergeachrieben: dat solos j quartarium siliginis jmto remedio
ad cellarium.
4) Der dem s vorausgebende Vocal ist verklext, daber unleserlicb.
5) Dorf im badiscben Klettgau.
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112
porcnm valentem v solidos et de yeteri silua v quart. tritici et
de Doaa silua j modium tritici L oua.
MansuB^) dae der griessehain iiij modios tritici j maltrum
auene j porcum ualentem viij solidos.
5 Bonum des Lftningers x modios tritici j maltmm anene et de
noua silua ij quart. tritici j porcum ualentem viij solidos.
Scopoza in der Gassen x qnart. tritici ij modios auene.
Scopoza der forsterren xj quart. tritici ij modios auene.
Decima laycalis in Rehberg in der gassen vj modios tritici j
10 maltrum auene et in quarto anno nichil.
Scopoza Rinowers xj quart. tritici ij modios auene.
Scopoza Eglolfs xj quart. tritici ij modios. auene.
Scopoza des Altenburgers xj quart. tritici ij modios auene.
Item due scopoze der Grieshaimer xviiij quart. tritici j mal-
15trum auene de noua silua j modium tritici.
Scopoza Wilbuchers x quart. tritici ij modios. anene. .
(bl. 5 rw.) Bonum H. Gerungs x modios tritici j maltrum
auene.
Area venterlos hofstat j quart. tritici.
20 Bonum dictum daz fri gut j modium tritici.
Bonum des Stultzen x quart. tritici ij modios auene.
Bonum der Hererren viiij quart. tritici ij modios auene.
Area dicta Günthers j quart. tritici.
Pratam louchringers j solidum.
25 Scopoza Schüpfers vj quart. tritici j modium auene dat
flchöpferin.
Item lignum der von Griessehain iij quart. tritici vel oster-
fiagers. lignum müli stag.
30 (bL 6 VW.) Johannes Rudger habet Curiam. Item dat de
mansu des Baildingers iiij modios tritici j pedem porci ij modios
auene. Item de scopoza des friien j modium tritici. Item de media
parte decime vf Billungs Hab ij quart. tritici scilicet in quarto
anno cedit Episcopo.
B5 Ru friderich de mansu (des Baildingers iiij modios tritici ij
modios auene j pedem porc. Item de scopoza Altenburgers vj
quart. tritici j modium auene. de area venterlos v quart. tritici).
Item de nouo ligno j quart. tritici de bono der herrerren viiij
quart. tritici ij modios auene.
40 Cunrat Gerung de media parte mansu Baildingers vij modios
tritici j porcum j maltrum auene. Item de bono gerangs x mo-
dios tritici j maltrum auene. Item de scopoza in der gassen v quart.
tritici j modium auene. (Item de scopoza Schüpfers vj quart.
tritici j modium auene). De scopoza der forsterren vj quart. tri-
45 tici j modium auene. Item de area fabris ij quart. tritici De nouo
1) Darüber geschrieben : Bonum.
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IIA
lingno j quartanttm tritici. De antiquo ligno iij quart. tritici. De
decima laycaii x modios tritici iij modios auene scilicet in quarto
anno cedit Episcopo.
BArgi ^) fnderich de bono des Stultzen x qnart. tritici ij mo-
dios auene. De bono der \Vilbacherren x quart. tritici ij modios 5
anene. Item de scopoza Grieshainerren vj quart. et j fertohem
tritici j modium iij ieilones auene.
Petrus Rudger dat duas partes des Idningers g&t^). .
Johannes friderich de decima laycaii vj quart. tritici j modium
anene. Item de decima in Harthnsen (j modium siliginis) ij quart. 1
siliginis de raansu baildinprers iiij modios tritici ij modios auene j
pedem porci de bono ventnrlos j quart. tritici^).
(bl. 6 rw.) (Guonr. *) de luglicon de bono 15ningers iij quart.
tritici iij quart. auene. De scopoza des Roten in Erzingen ij
quart. tritici ij quart. auene. (Item de scopoza Egishainis j mo- 15
dium tritici scilicet egisbain dat auenam). De scopoza der b5imler'ren
ij qnart. tritici ij quart. siliginis ij quart. auene. De agro in Engel-
brechtz grünt j modium siliginis. Dicta wederin de decima in
Hartbusen j modium siliginis.
Cunrat de Wissenburg de mansu dne (domine?) de griesse-20
hain iiij modios tritici j maltrum auene j porcum valentem viij so-
lidos. Item de Scopoza der Griesbaimerren j modium iij fertones tri-
tici j modium j fertonem auene. De bono Altenburgs vj quart. tritici
j modium auene. De nouo ligno j quart. tritici. De area Günthers
j quart. tritici. De bono Löiiingers iij quart. tritici iij quart. 25
auene. De prato Tüffenmac j quart. tritici. De bono der for-
sterren vj quart. tritici j modium auene. De decima laicali ij
quart. siliginis.
Petrus RAdger de bono löningers iij modios tritici x quart.
auene j porcum valentem viij solidos quos ipse dat et sui participes. 30
(C. Rudger de bono dicto friien gut ij quart. tritici).
ßürgi villicus de bono Griesshaimerren ij modios tritici vj
quart. auene. ^
G&nrat Jeger^) de Scopoza Eglolfs vj quart. tritici j modium
auene. Item de bono Rinowers vj quart. tritici j modium auene. 35
Henni friderich de predictis scopozis ij modios tritici ij mo-
dios auene.
Friderich (de bono der Hererren viiij quart. tritici ij modios
auene. Item de nouo ligno j quart. tritici).
Henni von Wissenburg (de prato tüffenmac j quart. tritici. 40
Item de scopoza h&bers in Erzingen ij quart. ij t. prt. tritici ij
1) Darüber geschrieben: Johannes.
2) Diese Zeile von anderer Hand.
3) Das folgende von neuer Hand, aber unleserlich.
4) Darüber geschrieben: Hainr.
5) Darüber geschrieben: et Heini friderich habent istas duas
scopozas.
Birliagor« Alemsimis IV 2 8
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qtlart. ij tercias partes siliginis j modium auene) ij modios vtrius-
qae j modium auene.
(bl. 7 VW.) (Job. Huber *) de Scopoza Eglolfs vj quart. tritici
j modium auene ^). Item de scopoza Rinowers vj quart. tritici j
5 modium auene).
Fridericb de bono Altenburgs vj quart. tritici j modium auene
de nouo ligno j quart. tritici De scopoza bi der mur mediam partem.
(Henni von Wissenburg de mansu Mcttingers) in Erzingen ijij
(modios et duas tertias partes vtriusque) ij ij modios (et duas
lOtertias partes auene de scopoza bubers ij modios vtriusque vj
quart. auene),
(Dicta Schupfer de bono der Schupferren vj quart. tritici j
modium auene).
(Henni fridericb de bono Eglolfs vj quart. tritici j modium
1 5 auene. Item de bono).
Rieden apud Glaustrum^).
Curia ibidem soluit iiij modios vtriusque.
Bonum schupfers habet welti gerung pro j modio tritici j
modio auene.
20 Grauenhusen^). ,
Pratum ibidem soluit iij modios tritici.
Tilndorf^).
Bonum ibidem soluit j quart. tritici ij quart. siliginis v solidos.
Tittishusen*).
25 Bonum ibidem soluit iij modios auene et iiij libras piperis et
duos pullos dictos vrrahAner. Item viligen v solidos denariorum
j libram cere.
(bl. 7 rw.) Item '') Hainrich von Erzingen ist der Hof gelihen
ze Biederren anno Ixxxxxij urab iij mut kernen die soll er älli jar
SOwerren dem gotzhus ze Rinow.
(bl. 8 VW.) Wissewil»).
Curia in Wissewil soluit annuatim xij modios vtriusque ij
maltra auene j porcum viilentem v solidos.
Item qui colunt Curiam dant de Silua quae dicitur Nak iiij
35 modios vtriusque.
Mansus des hubers viij modios vtriusque j maltrum auene j
porcum valentem v solidos.
1) Darüber geschrieben: dictus zeppel.
2) Darüber geschrieben: hftbor debet computare in Martilla Scop.
Egishains.
3) Dorf im badischen Albgau.
4) Ebenso.
5) Ebenso.
6) Dorf auf der Baar.
7\ Das Folgende von anderer Hand.
8) Dorf im badischen Elettgau.
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Scopoza Hermans ij quart. siliginis.
Scopoza Martis bi dem bach j poi^um valentem x solidos.
Bonam Stangoldes ij modios 'tritici.
Scopoza an Nak j modium siliginis.
Bonum des clingklers j modium siliginis. 5
Bonum des hirten j quart. siliginis.
De wislital de Cultura hyemali ij quart. tritici. Item de
cultura £stuali iij quart. auene.
De Molendino j quart. tritici.
(Bonum quod dicitur Nak iiij modios vtriusqne). 10
(bl. 8 rw.) G. Huser de bonis suis (vij modios tritici) debet
comput. Friderichs hfib mediam. De bono stangoltz j modium
tritici.
Johannes an Nak ^) de bono Clingklers j modium siliginis.
Item de scopoza an Nak ij quart. siliginis de scopoza Hermans ij 15
quart. siliginis. Item de scopoza an Nak ij quart. siliginis.
(Jobannes Hüntwanger ^) de scopoza an Nak ij quart. siliginis
j modium siliginis. dealiis alia. dabit de scoposaNak et de bono).
Cunrat Lauenter et sui particlpes dant porcum.
(Claus)*) de Husen de bono Stangoltz j modium tritici de 20
scopoza Martis in dem bach j porcum valentem x solidos. Item
de mansu Mettingers in Erzingen media yüj modios vtriusque ij
maltra auene et suam partem porci. Item de media parte sco-
poze wanalde, in Erzingen ij quart. tritici ij quart. siliginis.
Gerung de bono des hirten j quart. siliginis. 25
H. faber de mansu H&bers v quart.' et j terciam partem tri-
tici V quart. et j terciam partem siliginis v quart. et j tertiam
partem auene suam partem porci.
(H. huber} de mansu hubers x quart. et ij tercias partes tri-
tici X quart. et ij tertias partes siliginis x quart. ij ^tertias partes 30
auene suam partem porci.
(bl. 9 VW.) Johannes Lauenter Gerung dictud G&tti et dictus
Scheppi et dictus Hüntwanger dant de bono quod dicitur Nak iiij
modios vtriusque *),
(bl. 9 rw.) Osteruingen^). 35
Curia soluit per duos annos x modios tritici tercio vero anno
X modios vtriusque et annüatim iij maltra auene j porcum va-
lentem V solidos.
Scopoza Sidenuades viij quart. tritici j medium auene.
Scopoza Witzigen x quart. tritici j modium auene. 40
Scopoza des maus am rain v quart. tritici j modium auene.
1) Uebergescbrieben : h. stoU et pueri sui.
2) Darüber geschrieben: C. stolle et filii fabri.
8) Darüber geschrieben: Gerung.
Diese drei Zeilen von andrer Hand.
Dorf im schafifhauserischen Klettgau.
t\
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Scopoza Crotzingers j modium tritici ij quart. au^ne.
Scopoza Nakers iij quart. tritici ij qaart. auene.
Scopoza Gutgemachs v quart. tritici j modium auene.
Scopoza des Müllers j modium tritici j modium auene.
5 Pratum dictum zwiwis ij quartalia tritici.
Scopoza Gerüngs quondam dicta Sculteti iij quart. tritici ij
quart. auene.
Scopoza Güntherinen vj quart. tritici j modium auene.
Scopoza des Buchers v quart. tritici.
10 (Area quam colit Bürgi Ernis j quart. tritici).
Scopoza Markwartinen j modium tritici.
Ager Johannis de Buchherg in Trasendingen vno anno ij
modios tritici et de decima ij quart. tritici secundo anno ij mo-
dios auene et de decima ij quart. auene tercio anno nichil.
15 Ager in langwanden et pratum in wangental et area in Oster-
uingen j quart. tritici.
Bonum uel area louchringers j quart. tritici dat wernli win^
garter.
(Ortus des Langen ij pullos. Item alia scopoza G&tgemachs
20 V quart. tritici j modium auene).
(bl. 10 VW.) Johannes de Buchberg habet quartem partam Cu-
rie et dat censum. Item de scopoza markwartinen j modium tritici.
Item habet agros in Trasendingen. Item de scopoza des Nakers
25 ij quart. tritici j quart. auene. (De Zwiwis ij quart. tritici. Item
de ligno in Rechberg iij quart. tritici).
Dictus Crideler habet quartam partem Curie.
C. Ernis habet quartam partem Curie.
Item de scopoza Witzigen dat ipse et soror sua v quart.
30 tritici ij quart. auene.
Johannes Ernis habet quartam partem Curie (dat Richart
wingarter).
Item de area der louchringeiTen j quart. tritici.
Henni Bertschinc de Griessehain dat de scopoza des Nakers
35 uel des hirten ij quart. tritici j quart. auene.
(Jäggli) ^) de buchherg (de scopoza des witzigen j quart. tri-
tici j quart. auene). De scopoza des maus am rain j quart. j
fertonem tritici j quart. auene. (De prato in langwanden j quart.
tritici. De vinea j modium tritici).
40 Johannes Opfershouer de scopoza witzigen iij quart. tritici ij
quart. auene. Item de vinea dictum Abbatis j modium tritici.
(bl. 10 rw.) Johannes wemher de scopoza witzigen j quart.
tritici j quart. auene.
(Gerung) ^) de scopoza witzigen j quart. tritici j quart. auene.
1) Darüber geschrieben: Herman.
2) Darüber geschrieben: Johannes Sultzberg.
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(Item de scopoza des mans am rain j quarU j fertonem tritici j
quart. aaene).
Ruprecht de scopoza des mans am rain j quart/ j fertpnem
tritici j quart. auene (dh orto des Langen ij pullos).
Bürgi £rnisde scopoza gutgemahs v quart. tritici j modium auene. 5
(Henni Müller de scopoza des mans am rain j quart. j fer-
tonem tritici j quart. auene. Item de scopoza des Müllers j
' modium tritici j modium auene j quart. j fertonem tritici j quart.
j fertonem auene).
H. Gerungs de scopoza sculteti üj quart. tritici 10
(Scopoza Crotzingers j quart. tritici j quart. auene).
(Burgi Ernis de area sua j quart. tritici de area in Erzingen
j quart. siliginis j, quart. auene).
Dictus Stamlei> de scopoza Crotzingers üj quart. tritici ij
quart. auene. Item de scopoza Guntherinen vj quart. tritici j 15
modium auene.
H. Bertschi de scopoza Crotzingers j quart. tritici j quart. auene.
Joh. Eneht de scopoza (Ertzingers ^) j quart. tritici j quart.
auene).
Erni gntgemach de scopoza Sidenuades ij modios tritici j mo- 20
dium auene. Item de scopoza gutgemachs-) v quart. tritici j
modium auene.
Johannes faber de Wiswil de prato langwanden j quart.
tritici. (De scopoza Müllers ij quart. tritici ij tercias partes ij
quart. auene ij tercias partes auene j modium tritici j modium 25
auene. Item de scopoza des mans am rain j quart. j fertonem
tritici j quart- auene).
(bl. 11 YW.) Henni Müller^) de scopoza des mans am rain
j quart. j fertonem tritici j quart. auene. Item de scopoza Müllers
(j quart. j terciam partem tritici j quart.^et j terciam partem30
auene) j modium tritici j modium auene.
G&chtlingen^).
Cftnrat Bucher de Rinaugia de bono in gähtlingen üj nfodios
tritici üj soUdos denariorum. Item de bono in osteruingen v
quart. tritici. 35
Beringen*).
Dictus fritbolt de Scafusa vj quart. tritici de bono ibidem.
Wiehs«).
Item bonum in Wiehs j modium tritici j modium auene üj
solidos denariorum. Item dicta kusin de agro ibidem ij pullos 40
Hiltzingerra xvüj den. De bono vttunhouen xvüj denar.
1) Darüber geschrieben : area sua in niderdorf j quart. tritici.
2) Am Rande: dat C. de Wissenbur^.
3) Darüber geschrieben: Johannes fsmer dat.
4) Dorf im schaffhauserischen Elettgau.
5) Ebenso.
6) Dorf im Hegau.
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(bl. 12 nr). Griessehan^)
Gnria soluit iiij modios tritici x modios siliginis ij maltra
anene j porcum Talentem x solidos iij pallos L ona.
Sräpoza Stigellers maior ij modios tritici ij modios auene.
5 Scopoza Stigellers minor ij modios ntriiiBqQe ij modios auene.
Predium bi dem St^ soluit ij modios tritici vj modios sili-
ginis yj (dat) modios auene j libram ij solidos iiij pullos Ix oua.
Scopoza Glatuelders j medium tritici j medium auene.
Das NAgerAt quod cÜcitur die schftninan quum colitur j mo-
lOdium tritici j modium auene.
Guria Vera soluit t«rciam partem omnium fructuum et ij por-
cos quorum yterque valet x solides.
Molendinum j qnart. tritici.
Ager dictns uf Burgberg in cultnra üiemali ij quart. tritici
15 in Estuali ij quart. auene.
Scopoza Haintzinen j modium tritici j modium auene.
Scopoza an dem graben j modium tritici j modium auene.
Scopoza Krämers ij modios vtriusque ij modios auene.
Noua silua in Rehberg soluit hie iij quart. tritici.
20 Bonum dictum des HeberHngers bunt iij solidos.
(bl. 12 rw.) (Ager des Heberlingers in cultura Hyemali j
modium tritici et in cultura Estuali j medium auene).
Ager in Riethainer gerüte de cultnra Hyemali j modium tri-
tici de Elstuali j modium auene scilicet iam uno soluit.
25 Area quam colit Gunrat Huser j quart. tritici ij pullos.
(bl. 13 Yw.) H. in dem Bach dat de Guria iiij modios tritici
X modios siliginis ij maltra auene j porcum valentem x solidos iij
puUos L oua.
Cunrat Stigeller^) de scopoza Maiori j modium tritici j mo-
30diam auene. Item de scopoza Minori ij modios vtriusque ij mo-
dios auene. De scopoza (Glatuelders j modium tritici j modium
auene. De scopoza am graben j modium auene). H. RAüner de
scopoza an graben j modium tritici.
Dictus (Huser) ^) de area sua j quart. tritici ij pullos.
35 H. Stigeller. Eber Kilchdorfer. Johannes Jestetter dant de
scopoza maiori j medium tritici j modium auene.
(Relicta)*) Beringers de predio bi dem Steg^) media parte
j modium tritici iij modios siliginis iij modios auene xj solidos ij
pullos XXX oua.
1) Dorf im badischen Klettgau,
2) Darüber geschrieben: henni in wiswil, darüber maier, dann
darüber Henni Stigeller.
3) Darüber geschrieben: Mettinger.
4) Darüber geschrieben: Cünrat
5) Cebergeschrieben: de quo dat C. Kilkdorfer mediam partem.
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(C. Eilchdorfer dat de bono in Ertzingeu ij quart. tritici ij
qaart. siliginis ij qaart. auene).
(Predium Nicolai Spilmans de media parte predii ze dem Steg
j modium tritici iij modios siliginis iij modios auene xj solidos ij
pullos XXX oua. De bünta Heberlingers in cultura Hyemali j 5
quart. tritici ^). De bono Glatuelders j quart. tritici j quart. auene.
De bono ITaintzen ij quart. tritici ij quart. auene. De prato Heber-
lingers xTÜj denarios. De Bono Cramers j modium vtriusque j
medium auene. De novo ligno in Recbberg ij quart. tritici. Item
de bünta Heberlingers in cultura Hyemali ij quart. tritici in Est- 10
uali ij quart. auene).
Henni Huser dat predio suo j puUum.
(bl. 1 3 rw.) Jobannes Bertschinc de bono Glatuelders ij quart.
tritici ij quart. auene.
Wemli Erzinger de bono Glatuelders j quart. tritici j quart. 1 5
auene. Item de agro Heberlingers quum est in cultura Hiemali
j modium tritici et In cultura Estuali j modium auene.
üxor Sch5nbaintzen de bono Haintzinen ij quart tritici ij
quart. auene. De bono Cramers j modium vtriusque j modium
auene. De bünta Heberlingers ij quart. tritici (in cultura Hyemali 20
in Estuali ij quart. auene). De scopoza Glatuelders j quart. tri-
tici j quart. auene. De prato Heberlingers xviij denarios. Item
de Bouo ligno ij quart. tritici.
Johannes Aiser j quart. tritici j quart. auene de scopoza
StigeUers. 25
Molitor de Molendino in Münchingen j quart. tritici.
C. vogt de bono Glatuelders j quart. tritici j quart. auene.
Eberli Kilchdorfer dat de bonis suis in Erzingen ij quart.
tritici ij quart. siliginis ij quart. auene. Item de bono suo in
Griessehain ij quart. auene quod dicitur maior scopoza ij quart. 30
tritici ij quart. auene sie habetur alia parte cum sociis suis.
Dicius fürderer (de bono Glatuelders j quart. tritici j quart.
auene).
Dictus Friderich de bono Altenburg in Rehberg vj quart.
tritici j medium auene de scopoza . . : . : ^) mediam 35
partem. Item de nouo ligno j quart. tritici j modium tritici iij
quart. siliginis (j modium auene) v quart. auene.
(bl. 14 VW.) C. Stolle dat de predio ze dem Steg mediam
partem.
(bl. 14 rw.) Bftl»). 40
Curia in Bül soluit vj modios tritici iiij modios siliginis ij
maltra auene unum porcum valentera y solidos.
Mansus des widemers ij modios tritici ij modios auene j por-
cum valentem yiij solidos.
1) Darüber geschrieben: In cultura Estuali ij quartalia auene.
2^ Die ausgelassenen Worte unleserlich.
8) Dorf im badischen Klettgau.
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(bl. 15 VW.) Riedern*).
H. Strub dat de bonis suis uno anno j modium tritici x quart.
auene. Secundo anno v quart. tritici j modium auene. Tercio
anuo X quart. tritici v quart. auene et dat annuatim viij solides
5 ij pullos.
Johannes Wernher de Area Struben j solidum x oua.
(bl. 16 VW.) Buchberg^).
Curia soluit xij modios vtriusque ij maltra auene j modium
leguminis j porcum valentem vj solidos C oua iij pullos.
10 Curia dicta Maiierhof xij modios vtriusque ij maltra auene
iij porcos valentes v solidos C oua.
Predium dictum Swaighusen soluit vno anno viiij modios sili-
ginis secundo anno ij modios siliginis. Tercio anno iij modios sili-
ginis et annuatim j modium auene j porcum valentem v solidos L
15 oua dat®) Bürgi &zinger.
Rainbrehtz bül j quai*t. siliginis.
Area Mettelen ij quart.. siliginis.
Hohnegge in tercio anno vj modios siliginis^).
L&ggis Hailde j quart. siliginis.
20 Bonum dictum Brunneader tres lagenas vini.
Area in obernhof ij quart. siliginis quam habet C. Solger
in bailb.
Predium dictum peters gut j modium tritici ij modios siliginis
ij modios auene.
25 Predium BAlers j modium tritici vj quart. siliginis j modium
auene-
Bonum in Höuberg j modium siliginis^).
Predium ze dem brunnen j modium tritici ij modios siliginis
ij modios auene.
30 Predium ze der Zuben^) j modium tritici j modium siliginis
j modium auene.
(bl. 16 rw.) Predium dictum daz troglehen j modium siliginis
iiij solidos de porc. L oua'). ,
Willinen Hürwi vj quart. siliginis iij solidos L oua.
35 Aliud bonum in Hürwi vj quart. siliginis v solidos de porc.
L oua.
Bonum Anshelms j modium siliginis iüj solidos L ou^.
Bonum des Stultzen^) ij quart. tritici j modium siliginis j
modium auene.
1) Dorf im badischen Elettgau.
2) Dorf im schaffhauserischen Klettgau.
3) Dies und das folgende von anderer Hand.
4) Am Rande: Hans Rusti dat forte mediam partem.
5) Von anderer Hand: vel wetlich.
6) Untergeschrieben: Zuber.
7) Am Rande: uacat.
8) Von neuer Hand darüber geschrieben: vel Souzzen.
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BoDom dictuiB daz buch soluit in tercio anno v modios siliginis.
De area wegmans ij quart. siliginis.
De agro in Stampach (ij quart. tritici) j quart. tritici.
Bonum de skesselers v quart. siliginis v solidos de porc.
Bonum des heldes ij quart. siliginis. 5
Bonum dictum in obernhof ij quart. et ij tercias partes tri-
tici ij modios siliginis ij n^odios (auene)^).
Bonum in Höuberg vel in obem hof j modium tritici j modium
siliginis j modium auene.
Bonum dictum daz altgerüte iiij modios siliginis. iO
Scopoza in (Gupfen)^) iiij modios siliginis ij modios auene v
solidos de porc.
Bonum Hfiggis j modium siliginis j modium auene.
Bonum flachers j modium siliginis ij quart. auene ^).
Scopoza in guphen ij modios siliginis j modium auene. 15
(bl. 17 VW.) Bonum in dem Murkart vj quart. siliginis j mo-
dium auene.
De agro H. in dem Murkart *) in tercio anno j quart. siliginis.
Bonum dictum Hasenbützi in tercio anno xx quart. siliginis.
Kamsowe iiij modios tritici j maltrum auene vij solidos de porc. 20
Bonum dictum Agnesen gut j quart. tritici iiij solidos.
Bonum des friien in Swaighusen v modios siliginis quod habet
dictus Egbreht de Rinaugia.
(bl. 17 rw.) H. de zwaindal'^) de quarta parte Curie iij mo-25
dios vtriusque ij modios auene ij quart. pisarum. Item de bono
Rainbrehtz bül j quart. siliginis. De areis dictis Mettelen ij quart.
siliginis. (De bono dos Heldes ij quart. siliginis). De bono dicto
das Troglehen j modium siliginis iiij solidoft L oua. De bono
Hohnegge in tercio anno iij modios siliginis. (De bono dicto L&g- 30
gis Hailde j quart. siliginis). Item in tercio anno de Hasenbützi
ij quart. siliginis. Item participes predicti (H. de zwaindal et dant
de bono in Hohnegg in tercio anno iij modios siliginis). Ram-
sowe j modium tritici j modium auene et de Hürwi ij quart.
siliginis. 35
Bürgi Erzinger et Johannes de quarta parte Curie iij modios
vtriusque ij modios auene ij quart. pisarum. Item de bono in
Swaighusen vno anno viiij modios siliginis. Secundo anno, ij mo-
dios siliginis. Tercio anno iij modios siliginis et annuatim j mo-
dium auene j porcum valentem v solidos L oua. De agris in 40
Stampach j quart. tritici. De agro ze Rainbrehtz bül j quart.
siliginis. Item de bono quod dicitur brunneader iij lagenas vini.
1) Von neuer Hand daneben geschrieben: ij quartalia auene.
2) Von neuer Haud darüber geschrieben: uel soupen.
3) Am Rande: vel junkherren.
4) Am Rande: qui dicitur in stöken.
5) Darüber geschrieben: Swartz.
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(Johannes) Marschal (Johannes winter H. RAdger ^) Johannes
Sniit habent predictam Curiam mediaro et dant tnodium censum ^)
habent qnart. pai-tem Curie daut vj qaart. iritici vj quart. sili-
ginis ij modius auene pur. oua pull, suam partem. (Johannes smit
5 de Curia vj quart. vtriusque j niodium auene. Item de orto in
obernhof ij quart. siliginis j quart. pisarum. Bonum in RAdlingeu
Isenhutz ij modios siliginis).
H. Marsealk ^) habet duas partes quartae partis curie dat j
modium tritici j modium siliginis j inodium auene part. per. oua
10 pullos habet etiam Hurwi. Johannes RAdger dat terciam pai-tem
quartae partis curie.
(bl. 18 VW.) Dictus Sunnenfro ^) de Curia dicta Maiierhof
quarta parte lij niodios vtriusque ij modios auene tres pedes porc.
XXV oua. Item de bono Wegmans ij quart. siliginis. De scopoza
15 in gupfen j modium siliginis ij quart. auene. De bono flachers j
, modium siliginis ij quart. auene. (De bono Hftggis j modium sili-
ginis j modium auene). De bono quod dicitur das b&ch in torcio
anno (v solidos v quart. siliginis) iij quart. siliginis.
(H. RAdger de predicta Curia j modium vtriusque ij quart.
20 auene ^) et suam partem porcorum et oua).
B. Stil junior de predicta Curia vj quart. vtriusque j modium
auene ij pedes porc. xiij oua. Item de bono Bertoltz ze dem
Brunnen ij quart. tritici j medium siliginis j modium auene. De
bono schupen j modium siliginis.
25 (Adelbait villica) ^) de predicta Curia vj quart. vtriusque j
modium auene ij pedes porc. xiij oua de area oberhof ij quai*t.
siliginis.
(Dictus Rietmaiier) ^) de predicta Curia iij quart. tritici (j
modium siliginis v quart. etvnam terciam partem auene j porcum
30 et oua. De bono dicto peters gut j modium vtriusque j modium
auene). De bono Agnesen xvj denarios.
(Burgi viUicus)*) de predicta Curia ij modios vtriusque v
quart. et j terciam partem auene j porcum et oua. De bono
Agnesun terciam partem , . . quart. tritici xvj denarios.
35 Cunrat villicus de predicta Curia (v quart.) ^^) tritici ij modios
siliginis v ^^) quart. et duas tercias partes auene j porcum et oua.
1) Uebergescbrieben : Herman.
2) Darübergeschrieben: (Jobannes habet duas partes) habet houber
et hurwi.
3) Das folgende dieses Alinea's von anderer Hand.
4) Am Rande: vel Johannes Erzinger.
5^ Darüber geschrieben: dictus Mettinger.
6) Darüber geschrieben: j modium auene.
7) Darüber geschrieben: H. Rietmaiier.
8) Darüber geschrieben : EUi vel cftni Maiger — dat Rietmaiger forte.
d) Darüber geschrieben: Wernli Billung, Bürgi £rzinger.
10) Uebergescbrieben: ij modios.
11) Darüber: x.
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123
De bono quod dicitur Hürwi iij quart. siliginis iij solidos xxv oua.
De bono quod dicitur daz Buch in tercio anno y quart. siliginis.
(C. villicuB dat der Rietmaiier). De Honeg ij quart. siliginis in
tercio anno de bono agnesun duas partes quart. tritici xxxij den.
(bl. 18 rw.) (Item predicti dictus Rietmaiier ßürgi villicus Cunrat 5
villicuB dant de bono Aguesen j quart. tritici iiij solidos dena-
riorum).
H. peter de bono peiers iij quart. tritici (vj quart. siliginis) ')
]j quart. auene.
(Dictus Ansheln de bono peter j quart. tritici ij quart, auene. 10
Item de bono Anshelns j modium siliginis iiij solidos L oua).
H. BAler de bono bülers j modium tritici vj quart. siliginis j
medium auene. (De bono kesselers v solidos denariorum v quart.
siliginis). De bono quod dicitur daz buch in tercio anno x quart.
siliginis (de ortu in obernhof ij quart. siliginis ^) daz alt gerAt iiij 15
modios siliginis.
Johannes Marschal (de bono Höuberg ij quart. siliginis). De
bono (dicto Hürwi iij quart. siliginis iij solidos denariorum).
(H. Marschal de bono Höuberg ij quart» siliginis).
Johannes Stil') de bono H. zem brunnen ij quart. tritici j 20
modium siliginis j modium auene. De Hasenbützi in tercio anno
iij quart. siliginis^).
(Cunrat de Höuberg junior)^) de bono zuber ij modios vtri-
usque j modium äuene. Item de Hasenbützi in tercio anno ij
quart. siliginis®). 25
Ita Schützin de bono Willinen Hürwi vj quart. siliginis iij
solidos denariorum L oua').
H. Schütz de bono schützen ij quart. tritici j modium siliginis
j modium auene. (De vinea brunnader ij modios tritici).
Cunrat filius Sunnenfro de bono kesselers v quart. siliginis v30
solidos de bono in Höuberg ij quart. siliginis. De bono daz buch
in tercio anno v quart. siliginis.
(bl. 19 VW.) (Cunrat Stil senior von dem obernhof j quart.
et j terciam partem tritici j modium siliginis v quart. auene. De
ficopoza in gupfen^) ij modios siliginis j modium auene. L oua 35
1) Darüber geschrieben: ij modios siliginis.
2) " " ^ '^^ " ' '^
2) Von neuer Hand hinzugefügt: Bonum obernhof j quart. tritici
j modium siliginis v quart. auene.
3) Darüber geschrieben: uel broger Oünrat Melwer, H. troger.
4) Von anderer Hand dazugescluieben: (De bono in Höuberg ij
quart siliginis).
5) Darüber geschrieben: H. vrener. Am Rande: Rüdger et H.
vrener.
6) Von neuer Hand hinzugefügt: (item de bono in Höuberg ij
quart. siliginis).
7) Am Rande: vacat
8) Darüber geschrieben: vel schupen.
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V solidos. De bono quod dicitur daz alt gerütt iiij modios sili-
ginis. De Hasenbützi in tercio anno v quart. siliginis).
Rudger Stil von dem obernhof j quart. j terciam partem tri-
tici *) j modium siliginis (j raodium) aaene^). Von Hasenbützi
5 in tercio anno v quart. siliginis.
(Bürgi)*) Mantz de bono (in Höuberg)*) ij modios vtiiusque
j medium auene. De scopoza in Gupfen j modium siliginis ij
quart. auene'*).
Rii villicus de bono Murkart vj quart. siliginis j modium
10 auene. De agro in Staken in tercio anno j quart. siliginis.
Item de Ramsowe ij modios tritici ij modios auene iiij solidos de-
nariorum.
Egbreht de Rinaugia ^) dat de bono des friien in Swaighusen
V modios siliginis'') in tercio anno.
15 Job de bono H&ggis j modium siliginis j modium auene.
Biirgi f^zinger babet vineam in brunneadren soluentem nobis
tres lagenas vini. De quo concessit partem versus Augiam uxori
Johannis dicti Huter et filiis suis qui sunt nostri monasterii quibus
debent dare sex quart. vini illo qui babet vineam predictam annu-
20 atim et nobis ad cellarium nostrum et annuatim Micbahelis ij pullos.
(bl. 20 VW.) Rüdlingen»).
Curia soluit iiij modios iij quart. tritici iiij modios siliginis j
maltrum auene C oua.
Bonum dictum Ragbans ij modios siliginis j modium auene.
25 Bonum Ldicblis ij modios siliginis j modium auene v solidos
L oua.
Area ze dem trog et ager eorum ij quart. siliginis.
Area Btirgi tbomans .xij solidos denariorum.
Molendinum viiij quart. tritici x quart. siliginis vj solides L
30 oua ij pullos molares. ~
Bonum dictum getzen gut ij quart. siliginis.
Bonum dictum des Wolfs ij modios siliginis j modium auene
v solidos L oua.
Bonum dictum daz troglehen Area uel bünta ij quart.
35 siliginis.
Area H. de Houberg ij modios siliginis^).
1) Darüber geschrieben: de Hasenbützi in tercio anno iij quart.
siliginis.
2) Darunter geschrieben: v quart.
8) Daneben: Cftnrat.
4) Darüber geschrieben: des winters.
5) Daneben von andrer Hand: de agro uf Hohnegg iij quart
siliginis.
6) Am Rande: Hans Rüsti.
7) Das folgende von anderer Hand.
8) Dorf im schaffhauserischen Elettgau.
9) Daneben von anderer Hand uel Isenhütz.
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Bonam Hedwigs vischerren ij quart. tritici .ij modios siliginis
ij modios auene.
Bonnm ze dem brunnen nel örlingers j modinm siliginis j me-
dium aaene.
Bonnm in lüblosen vj qaart. siliginis j medium aaene. 5
Area illorum zem Trog xviij solides et ager eorum ij qaart.
siliginis«
Bonnm dictum Schachers ij qnart. tritici ij modios siliginis
ij modios auene.
Bonum Kadi vischers x quart. siliginis j medium aaene. 10
BoAum dicti Susen j medium siliginis ij quart* aaene.
Item de agro quedam qui dicitur vor den aichen in tercio
anno ij quart. siliginis.
De vinea ander Hag j quart. tritici ael . . .
De bono des wolfs minori j medium siliginis. 15
(bl. 20 rw.) Bonum dictum der Humpinen ij quart. siliginis
T) denarios Gostentzer.
(Bonam Adelhait) ^) filie Cfinrat de Höuberg iij quart. siliginis
vj denarios Costentzer.
(Bonum dicti Wolfs j medium siliginis). ' 20
De agro ^) sub vinea ij quart. tritici. Item de area *) et agris
pertinentibus ad eandem aream ij qaart. siliginis.
(Bonum löcblin j modium siliginis j medium auene) ^).
(bl. 21 VW.) H. ^) celler dat de media parte Curie x quart. 25
tritici ij modios siliginis ij modios auene. L oua. Item de bono
des Wolfs minori j modium siliginis. (De bono des 6rlingers apud
fontem j modium siliginis j modium auene). De area ze dem trog
et agris ejus ij qaart. siliginis. De bono 15ichlis j medium sili-
ginis ij qaart. auene iij solides xxv oua. (De bono Ramsowe media 30
parte ij modios tritici ij modios auene iüj solidos). De bono dicto
geltzen ij quart. siliginis. (Item de area uel bünta Isenhotz ij
modios siliginis. De Molendino) vüij quart. tritici x quart. sili-
ginis vj solidos L oua ij pulles molares*). De bono wolfs ij quart.
siliginis j qnart. auene xv denarios xiij oua. 35
(Albreht) ') Wolf de quarta parte Curie x quart. tritici j mo-
dium siliginis j modium auene xiij oua. De agro vnder dem Win-
garten j quart. tritici. (De area an Hagner weg ij quart. siliginis).
Item de bono situm in bächberg qued dicitur Hasenbützi quum
1) Darüber geschrieben: Rudi vischer.
2) Darüber geschrieben: area, agris.
3) Darüber geschrieben: Hagnerweg.
4) Dies von anderer Hand hinzugeschriebeii.
5) Uebergeschrieben: toman.
6) Am EUnde: Rusti.
7) Darüber geschrieben: H.
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colitnr V qtiart. siliginis. De bono des Wolfs vj qnart. siliginis iij
quart. auene iij solidos xxv oua.
(Johannes Wolf de bono des wolfs ij qnar'. siliginis j quart.
auene xv denarios).
5 H. Rinsnelt de quarta parte Cui-ie x quart. tritici j modium
siliginis j modium auene xiij oua. De vinea underm Hag j quart.
tritici. De bono Oerlingers j raodiuro siliginis j modium auene.
(Johannes wolf de bono des wolfs ij quart. siliginis j quart.
auene xv denarios) 0.
10 (Cftnrat vischeli filius H. celler de Ramsowe ij modios tritici
ij modios auene).
(bl. 21. rw.) H. wolf^) de dicto kelnhof in buchberg quart.
partem uel octo.
(H. ^) Rüdger de bono des wolfs ij quart. siliginis j quart.
15 auene xv denaiios xiij oua).
Johannes ze dem trog de bono Ragbains j modium siliginis ij
quärt. auene. De bono 16ichlis ij quart. siliginis j quart. auene
XV denarios et suam partem ouorum. De area zem Trog xviij
solidos denariorum (et de agris ze dem Trog ij quart. siliginis)^).
20 (Cunrat ze dem Trog de bono Löichlis) ij quart. siliginis j
quart. auene xv denarios et oua suam partem. (De bono des
wolfs minori) ij quart. siliginis*). De ramsow ij quart. tritici ij
quart. auene.
(Cunrat thoman de area thomans vj ®) solidos. De bono rag-
25bains j medium siliginis ij qnart. auene).
(Cänrat de Oberdorf de area thomans vj solidos).
(Eis})'') vischerin de bono ludis uel Cunrat de Höuberg iij
quart. siliginis vj denarioB Costentzer. De bono Hedwig vische-
rinen j quart. tritici j (medium)®) siliginis j (modium) auene ij
30 quart. auene. De hiis dat Geri vischer ij quart. siliginis j quart.
tritici ij quart. auene.
(Adelhait Sniderin de bono Lüblosen vj quart. siliginis j mo-
dium auene).
Johannes vischer^) (de bono Hedwig vischerren ij quart.
35 tritici vj quart. '^) siliginis vj quart. auene) ^*).
1) Ist in der Hs. repetirt.
2) Darüber geschrieben: Cunrat Rinsuelt.
3) Daneben: Johannes.
4) Von anderer Hand hinzugefügt: Item von dem troglehen ij
quart. siliginis (de ramsow ij quart. tritici ij quart. auene xj denarios).
5) IHes von anderer Hand» ebenso das folgende.
6) Korrigfirt: xij.
7) Darüber geschrieben: Rü.
8) Darüber geschrieben: ij quart.
9) Darüber geschrieben: dat P]lli Müllerin.
10) Von neuer Hand darüber geschrieben: j modium.
11) Ebenso von neuer Hand: j modium.
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Caorat büman de bono RAdi vischers t qtuiri. siligiDis ij
quart, aaene^).
(EUi ^) vischer de bono Ra vischer v quart. siliginis ij quart.
auene).
Jobannes Erzinger de bono isenhut ij modios siliginis (de Ram- 5
80 j modium tritici j modium auene xxj denarios).
(bl. 22 VW.) Conrat Schacher de agris pertinentibus ad bonum
ze dem Trog j quart« siliginis. De bono Schachers j quart. tritici
(ij modios) ^) siliginis (ij modios auene) iij modios auene.
(Adelhait vischerin de bono RAdi vischers v quart. siliginis 10
ij quart, auene).
(Cunrat)^) Suso de bono Susen j modium siliginis ij quart.
auene. Item de agris vor den achen in terdo anno ij quart. sili-
ginis. De bono Humpinen ij quart. siliginis vj denarios Gostentzer
area ze Hagner weg ij quart. siliginis. 15
Ru Schacher de bono lüblosen vj quart. siliginis j medium
auene ^). (De bono Schachers j quart. tritici iij quart. siliginis
ij quart. auene).
Johannes Suso®) de bono Schachers j quart. tritici v quart.
siliginis v quart. auene. 20
Wastochlngen'^).
(Bonum ibidem dat dictus Behau iij modios tritici vj quart.
siliginis j maltrum^ auene v solides zxx oua ij pullos).
Bailb«).
(bl. 23 VW.) Curia in Bailb solnit viij modios vtrinsque ij26
maltra auene j porcum valentem viij solides unam lagenam vini
G oua.
Predium der Kysen v modios vtriusque j maltrum auene j
porcum valentem v solides.
Yinea verrenhailde. 30
F51ki de tribus jugeribus quum coluntur.
Molendinum j solidum.
Bonum Sewers j modium siliginis.
Scopoza folkis ij tritici iij solides.
Rapolt Grimeii het euch im vnd sinen erben empfangen von 85
Hunrich dem Spallinger ain hailb Juchart akkers in ze RAdiuar
vnd h5ret in der Hekrinen leben vnd sint ie an dem dfitten jar
1) Darüber geschrieben: x quart. siliginis j modium aaene.
2) Das folgende von anderer Hand.
3) Daneben geschrieben: iig quart.
4) Darüber geschrieben: Johannes.
5) Dies von neuerer Hand.
6) Darüber geschrieben: Bfi Schacher.
7) Dorf im zürcherischen Elettgau. Dazu geschrieben: inveuies
postea.
8) Dorf im badischen Elettgau, j. Balm geschrieben.
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wider vff daz vorgenant gAt geben ij quart. siliginis vnd vff Sanct
Gallen tag unserm Gotzhus zwen ässchen ^) ouch an dem dritten
jar vnd wenn ain zins den andern erloufiet, so ist der akker ledig.
Rapolt Grimeli het empfangen im und sinen erben von Eberli
5kysen ain wis, lit in Satellen ob Ellicon und h6ret in der kysen
gut ze Balb und git ierlichs den kysen wider vff daz gut j qnart.
auene, und an unsern kelr vff Sanct Mauritien tag zwai HAner.
und wenn ain zins den andern erlouffet an körn oder an hAnren
so ist es von den Grimelin vnd Iren erben ledig.
10 (bl. 28 rw.) RAdi f61ki junior de media Curia iiij modios
vtriusque j maltrum auene j porcum. Item de bono der kysen ij
quart. siliginis. De agro ze dem wiier j solidum. '
Gunrat Solger de quarta parte Curie ij modios vtriusque ij
modios auene j pedem porci. Item de vinea apud domum suam j
15 lagenam vini. (Item de area in obernhof ze bucbberg ij quart. siliginis).
Eberh. Solger de quarta parte Curie ij modios vtriusque ij
modios äuene j pedem porci. , De bono der Kysen j fertonem tri-
tici j quart. siliginis j quart. auene.
Eberh. kys de bono der kysen iij quart. tritici ij quart. sili-
20ginis ij quart. auene.
Gunrat kys ij quart. tritici ij quart. siliginis ij quart. auene.
De bono Schillings j fertonem tritici.
H. zoUer de bono der kysen iij fertones tritici j quart. sili-
ginis j quai-t. auene. Item de bono der Schilling j quart. tritici
25 iij solidos ij denarios de bono Struben j quart. tritici x denarios.
Johannes kys de bono der kysen v quart. tritici ij quart. sili-
ginis ij modios auene.
(bl. 24 VW.) Item Gmnes Kysen dant ij quart. auene j por-
cum valentem v solidos.
30 RAdi f61ki senior de bono suo (j quart. tritici ij solidos^).
De bono Burgi pfudelers j quart. tritici j solidum. Item de bono
Ali von ah j quart. tritici j solidum).
Relicta^) Gunrat Schillings de Altenburg j fertonem tritici xviij
denarios. (Surt comput.)
35 (Gunrat Strub*) de bono Schillings j quart. tritici x de-
narios) *).
(Johannes pfudeler j quart. tritici j solidum denariorum).
Yrmi weterhains de weterhains Hailden j solidum.
Molitor de Moleodino j solidum.
40 (Claus Stainbrüchel) ^) de bono Schillings ij solidos.
1) Beigeschrieben: hüner.
2) Darüber geschrieben: ij quartalia tritici iij solidos, und am
Rande: uel ij quartalia tritici et de Johannes phudler vt supra.
3) Darüber geschrieben: dat Atwin.
4) Darüber geschrieben: dat zoller.
5) Am Rande: habet H. zoller.
6) Darüber geschrieben von anderer Hand: uel Henni scilling.
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H. wiier ^) de Nak de bono Sewers j modium siligiDis. De-
derunt nobis quart. auene de bono kisen qui supra sunt, dant
Yölki senior nxor cani8(?) kisen eberü kiso H. Solger H. Zoller.
Altenburg').
5 (bl. 25 VW.) Garia in Altenburg soluit xxx modios siliginis ij
maltra auene x solidos GC oua.
Scopoza an Rinegge v quart. siliginis j aucam.
Decima zwüschant wegen in tercio anno ij modios siliginis.
Scopoza in der gassen^) iiij modios siliginis xviij denarios.
10 Bonnm bruder Rddis vj mcKÜos siliginis.
Ager' der Risinen in tercio anno j modium siliginis.
Johanne^ Vallentor qui vocatur Stöltzli de scopoza sua j quart.
siliginis. Item de orto suo j solidum.
Bonum Hainrieb Vallentors vj quart. siliginis.
15 Pratum quondam H. Spicbmaisters in Wangental ij modios
siliginis^).
Scopoza bruder Rudis j quart. siliginis.
Bonum lüprantz v quart. siliginis.
Gündelis fürt v quart. tritici et decimam ibidem.
20 Yerrobünt j modium siliginis.
Item das gedürne ij aucas.
Scopoza der Medrinen uel witzigen j quart. siliginis ^).
Item jugera ^) propria de cultura hyemali ij denarios de Est-
nali.j denarium.
25 Item de area in brubsings garten xvüj denarios.
(bl. 25 rw.) Scopoza des Roten j quart. siliginis xvüj denarios.
Scopoza secunda '') an Rinegge j quart; siliginis xvüj denarios.
Scopoza Birchlis j quart. süiginis ad vocaciam ij quart.
siliginis.
30 Bonum^ dictum Süters gut v quart. siüginis j aucam.
Scopoza des Teken j quart. siliginis.
Una media scopoza Mettizel^) viüj denarios^).
Scopoza der Maitellen superior j quart. siliginis.
Item scopoza der Maitellan inferior xvüj denarios.
85 Scopoza zehenders una j quart. siliginis xvüj denarios.
Altera scopoza zebenders ij solidos. Tercia '^) scopoza des
1) Darüber geschrieben: Stolle.
2) Dorf im badischen Klettgau.
3) Am Rande: uel tagwans.
4) Am Rande: habet vli raser.
5) Am Rande: uel j medium siliginis.
6) Darüber geschrieben: am graben.
7) Darüber geschrieben: uel der Herren.
8) Am Bande: uel kudrers ij qaartalia siliginis. Von neuer Hand:
uel xüiij.
9) Am Bande: uel souzen.
10) Von andrer Hand.
BirllDger, Alemaimift IV 2 9
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zehenders iij qaart. siliginis Item de dimidia Scopoza des zebenders
ij qaart. siliginis ix denarios.
Scopoza Bagglers ^ quart. siliginis ').
Scopoza Scbillings j quart. siliginis.
5 Area ze Betzlen gassen in cnltura bjemali j quart. siliginis
item de estuali j quart. auene^).
Area bAsingers viij denarios.
ludlis aker uel Ortus viiij denarios.
Scopoza Tagwans j quart. siliginis viiij denarios.
10 W&tlicb et dicta Scb&lmaistrin dant de vinea an der alt^n
Hailden j modium siliginis. Dictus zoller.
(bl. 26 VW.) Ager in birkisrüti soluit y pullos ^).
Area z& dem bacbe soluit j puUum.
Atenbusen.
15 (bl. 26 rw.) Bonum in Atenbusen soluit mediam partem de
vinea ^) item xxx solidos denariorum.
(bl. 27 VW.) Item Cellerarius babet mediam Guriam de qua
dat XV modios siliginis j maltrum auene v solidos denariorum G
20oua. Et dat ad advocaciam j modium tritici j quart. siliginis j
maltrum auene. Item dat de stüra maii j libram. Item de media
Scopoza an Rinegg xviij denarios. Ad advocaciam j quart. sili-
ginis ^). .
Dictus R6t^) et soror sua dant de quarta parte Gurie viij
25 modios siliginis ij modios auene iij solidos denariorum L oua.
Item ad advocaciam ij quart. tritici j quart. siliginis ij modios
auene. De scopoza des Rdten j quart. siliginis xviij b5. denari-
orum. Ad advocaciam iij quart. siliginis. Item de stQra maii x
solidos.
30 (Dictus R6meller)^) de quarta parte Gurie viij modios sili-
ginis ij modios auene iij solidos L uva. Item de stüra maii x
solidos. Ad advocaciam ij quart. tritici j quart. siliginis ij modios
auene. (Item de Scopoza der Maitellan der obren j quart. sili-
ginis ad advocaciam ij quart. siliginis). Item de scopoza der
35 zebender j quart. siliginis viij denarios. Ad advocaciam ij quart.
siliginis. (Item de scopoza Tagwans in der gassen vj quart.
1) Am Rande: uel Heginen.
2) Am Rande: (Item de decima vnderwegen in tercio anno ij mo-
dio^ sibginis).
8) Am Rande: spectat ad curiam.
4) Darüber geschrieben: dat Hafner.
5) Von neuer Hand hinzugefügt: de scopoza scutzen xviij denarios,
advocacia j quartale siliginis.
6) Darüber geschrieben: babet dwli.
7) Darüber geschrieben: H. sehender. Von neuer Hand: habet
unum Simler.
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siliginis. Ad advocaciam ij quart. siliginis). Scopoza vallentors j
quart. siliginis iij denarios. (De Huba ij quart. siliginis)^).
(Predium Scfaützinen de media scopoza Mettizelten viij dena-
rios. Ad advocaciam j quart. siliginis).
(bl. 27 rw.) Uolrich Günther') de Scopoza der zehender in 5
Schaf husen j quart. siliginis yiiij denarios. Ad advocaciam j quart.
siliginis).
Uolrich peter ^) de scopoza in der Gassen ^) vj modios siliginis
xviiij denarios. Ad advocaciam iij quart. siliginis. Item filrich
peter de area in brüchsings '^) garten ix denarios. 10
Rudi Gerung de bono bruder RAdis vj modios siliginis. Ad
advocaciam iij quart. siliginis. De ^) scopoza bruder RAdis j quart.
siliginis de advocacia j quart. siliginis.
H. kudrer'') de scopoza Vallentores vj quart. siliginis et ad
advocaciam iij quart. siliginis. De scopoza des Teken j quart. 1 5
siliginis sl6^ advocaciam ij quart. siliginis. Item de scopoza Metti-
zelten j quart. siliginis üj denarios. Ad advocaciam j quart. j
fertonem siliginis.
Eberh. Gasser Senior de scopoza an Rinegg j quart. siliginis
xviij denarios. Item ad advocaciam j quart. siliginis. Item de 20
decima arboiiim v denarios. (Item de bono der Riserinen ip tercio
anno j medium siliginis). Item habet proprios agros sitos juxta
fossetum. (Item de media area in bruhsings garten ix denarios).
(Dictus Simeler de Erzingen de media scopoza Bagglers j
quart. siliginis. Ad advocaciam j quart. siliginis. Der jung wisman 25
üj quart. siliginis de bono fuchsen iij denarios).
(bl. 28 VW.) (Clans keller de scopoza Birchlinen ad advocaciam
ij quart. siliginis) ®).
Rudolf Schilling de bono des Suters iij quart. siliginis^). Ad
advocaciam j quart. siliginis. Item de scopoza Mettizelten j quart. 30
siliginis iij denarios. Ad advocaciam j quart. siliginis et j fertonem
siliginis. Item de scopoza Schillings j quart. siliginis. Ad advo-
caciam ij quart. siliginis. Item de bono lüprantz j quart. j fertonem
siliginis. Item de area ze Betzlen gassen de cultura Hyemali j
quart. siliginis. Estuali { quart. auene. Item von dem gedüm35
ij aucas. Item de decima vndcrwegen in tercio anno ij quart.
siliginis.
1) Mit neuer Hand hinzugefügt: Item de bono simlers j medium
siliginis.
2) Darüber geschrieben: Tagwan. Debet tagwan compntare.
3) Darüber geschrieben : claus keller toiam scopozam.
4) Darüber geschrieben: uel tag wans.
5) Am Rande: dat Hüber.
6) Dies von andrer Hand hinzugefügt.
7) Darüber geschrieben: claus keller.
8) Darüber geschrieben: De scopoza Baggeler uel Heginen j quart.
siliginis de advocacia j quart. siliginis.
9) Darüber geschrieben: j aucam.
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(C&nratO Simeler de scopoza der zebender^) ij quart. sili-
ginis ij soIidoB denariornm. De scopoza der Maitellan der Nideren
xviij denarios ad advocaciam ij quart. siliginis. De orto GAfings
viiij denarios de orto jndlis viiij denarios. Item de media scopoza
5 der zehender alia j fertonem siliginis x denarios. Ad advocaciam
j quart. siliginis. Item de bono lüprantz iij quart. siliginis de orto
brubsings xj denarios)^).
Dictus H&ber de media scopoza der zebender j fertonem sili-
ginis X denarios. Ad advocaciam j quart. siliginis. Item de sco-
lOpoza Haini Hermans ad advocaciam ij quart. siliginis. (Item de
media scopoza Bagglers j quart. siliginis. Ad advocaciam j quart.
siliginis. De mansu ij quart. siliginis).
Dictus frAie (de scopoza Bircblis j quart. siliginis. Ad ad-
vocaciam ij quart. siliginis). Item de scopoza der Maitlon supe-
15riori j quart. siliginis et de advocacia j quart. siliginis. De Sco-
poza Bircblis j quart. siliginis advocacia ij quart. siliginis.
(bl. 28 rw.) (Jobannes St61tzli de scopoza vallantores) j quart.
siliginis iij denarios. (Ad advocaciam ij quart. siliginis). De orto
vallentores j solidum (ad advocaciam j quart. siliginis).
20 Gunrat fucbs dat ij quart. siliginis iij denarios.
Sneweli de bono brfider RAdis*) j quart. siliginis. Advocacia
iij quart. siliginis (item de scopoza der medrinen j quart. siliginis
ad advocaciam iij quart. siliginis. Item de scopoza an Rinegg v
quart. siliginis j aucam).
25 Dictus feh dat de vinea v quart. siliginis j aucam.
H. Hilti de verrobünt ij quart. siliginis (de Hasenswantz x
quart. siliginis).
Scolastica de verrobünt ij quart. siliginis.
Isenbfit de Hasenswantz x quart. siliginis.
30 Albrecbt an der Staig de scopoza Tagwans j quart. siliginis
viiij denarios. Advocacia j quart. siliginis.
Jobannes celler de BAI de scopoza der Maiteilen j quart. sili-
ginis advocacia j quart. siliginis quem babet R6meller.
(H. RAfli de mansu^Hantknaben advocaciam de tribus partibus
35 ij quart. siliginis).
Item Greta scbillingin (et ulricb scbilling advocacia de eadem
mansu j quart. siliginis. Item de Scopoza m&derinen'^) j quart.
siliginis de advocacia iij quart. siliginis).
(bl. 29 VW.) Henni Truttinger de bono des Suters iij quart.
40 siliginis j aucam. Advocacia j quart. siliginis.
1) Darüber geschrieben:, ftlricb.
2) Darüber geschrieben: de advocacia.
3) Von neuer Hand hinzugefugt: de bono mederinen j medium
siliginis.
4) Darüber geschrieben: debet daus Schilling comput. Am Rande:
Tagwan debet computare.
5) Darüber geschrieben: uel witzigen.
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H. Rotlober ^) (de scopoza an Rinegg v quart. siliginis j
aucam).
Ru wAtalgos de scopoza (Bagglers j quart. siliginis advocaciam
j qaart. siliginis). Item de bono lübrantz j fertonem et j quart.
siliginis. Item de decima underwegen in tercio yj quart. siliginis. 5
(Ru Angst de bono Lübrantz iij quart. siliginis).
(Claus Schilling de Scopoza der medrinen j quart siliginis.
Advocaciam iij quart. siliginis).
(Dicta Hfiberin^) de mansu des Hantknaben ij quart. siliginis
de advocacia. Item de scopoza des zehenders dimidia j fertonem 10
siliginis de advocacia j quart. siliginis). (Item de tercia Scopoza
des zehenders ij quart. siliginis et de advocacia j quart. siliginis).
Item de vinea an der alten Haldun ij quart. siliginis de advocacia ')
(Sunthuser) *) de dicta brAlwis in wangental '^) ij quart. -tritici.
Cunrat bechler de area (des witzigen j quart. tritici). 15
(An^'Swertzen)^) vor des Widmers Hus v solidos j pullnm
autumpnale xxx oua.
H. de buch de vinea altera parte reni j pseumam et j vrnam
vini Quatuor vinee sunt ibi quorum quilibet dat j vrnam vini et
j quart. siliginis. De hiis vineis habet H. von b&ch dictus BAler20
dictus Burst et ulrich Günther'').
Census vini.
(bl. 29 rw.) RAdi Schilling dat de vinea in dem (gerüt)®) v
quart. vini ^). Item de vinea des Suters wingart ij quart. vini.
Item de vinea juxta Hofwis üij quart. vini. 25
Claus Keller dat de vinea ze dem Hindern brunnen üij
quart. vini.
Eberh. gasser de vinea bi der Hofwise j lagenam vini.
H. Büchli (ij quart. vini).
Celler de BAI et Römeller dant de vinea bi der trotten iij 30
quart. vini. •
Dicta Hfiberin et dictus Simler dant de vinea sua iij quart. vini.
Gerung de vinea in dem töbellin j lagenam vini.
De vinea ze der Hofwis et de vinea in dem gedürn dat (Henni
Truttinger xvüj solidos) tagwan xviij solidos. 35
lugera ^^) quae dicuntur aigen äkker ex quibus dicta Schillingin
habet viiij dicta kudrerin iij jugera.
1) Darübergeschrieben: de Gündelis fürt j medium siliginis.
2) Darüber geschrieben: uel zehender de henken.
3) Am Rande: H. Rüfli et scolastica habent.
4) Darüber geschrieben: Egli fritbold.
5) Darüber geschrieben: Jestetten.
6) Darüber geschrieben: üolrich Rasor Bürgi tr&ger.
7) Von anderer Hand: uel Guonrat Baggler.
8) "
8) Darüber geschrieben: gedürn.
9) Darüber geschrieben: de vinea gedürn et Hofwis dat Henni
Truttinger xviiij solidos.
10) Mit anderer Tinte.
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Item Epphenhouer habet ix jngera agrorum.
Item Hans st51tzli habet j jugerum agri.
Rinaugia^).
(bl. 30 VW.) De domo H. angstz ij quart. tritici.
5 De domo celler de örlingen j fertonem cere.
Bonum dictum Hasenswantz x qnart. siligiDis.
Bonum dictum daz Mattelehen j modium tritici.
Yinea in bürgtor j qnart. tritici ij pullos.
De bono Birsteller ij quart. siliginis.
10 De domo Ehingers in cliuo ij quart. tritici item de orto ij
pullos.
De yinea Schröters j quart. tritici ij pullos ^).
Vinea des Sünders j pullum quam habet dietrich.
De vinea Hüsellers j pseumam vini.
15, De domo w61uinen ij quart. tritici.
De domo H. B&chain iij quart. tritici.
Bonum dictum der urtzacher iij quart. siliginis.
De agro H. Spichmaister an Eggweg quura colitur j quart.
siliginis.
20 De agro Johannis Truttingers ob RAdiuar quum colitur vj
quart. siliginis.
Bonum in Rotloben ij quart. tritici ij pullos.
Yinea dicti Alaspachers in Rotloben j lagenam vini j pullum.
Vinea ulrich wAtulgos in Rod j modium siliginis.
25 ' üolrich Günther de vinea Mekingers j quart. siliginis j ur-
nam vini.
De vinea brümsis dant filii Regishains j quart. siliginis j ur-
nam vini.
De vinea celler j quart. siliginis j urnam vini.
30 De vinea Cnnrat de buch j pseumam vini item de alia vinea
j urnam vini ^).
Vinea H. Hugs ij quart. siliginis.
U. Bentz et Agnes uxor sua dant de agro dicto des maiiers
Boungart xiiij solides.
35 (bl. 30 rw.) Hü sunt agri proprii pertinentes in Altenburg.
Epphenhouer habet x jugera quae dicuntur des linggen äker
et sunt Sita under Hohrain. Et ij jugera ob urfar. Item v jugera
ibidem sita et dicuntur des vallentors rüti et habet dictus Ephen-
houer.
40 Item dicta schillingin habet ij jugera sita in lankwatten. Et
habet ij jugera ibidem nider der strausse. Item habet iij jugera
sita im Erlle uff Jestetter veld ob der strausse. Item habet ij
1) Stadt im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues.
2) Am Rande: quam habet tengeller.
3) Von neuer Hand hinzugefügt: j quartarium siliginis isti quatuor
vinee sunt scripti in Altenburg.
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jugera sita uff des gigers Halden. Item habet j jagemm ob dem
töbellin. Item j jugerum bi dem graben. Item habet ij jugera
uff Rinhalden vor swaben. Item habet j jugerum an nider yeld
uff des nols Halden. Item habet iig jugera ^) zwbchent wegen uff
nols Halden. 5
Item dictus zingge habet ij jugera uff dem Hasla. Item habet
j jugerum an kilchstaig.
Item dicta kellerin de TrüUikon habet ij jugera uff dem Hasla.
Item habet j jugerum uff kilchstaig. Item habet j jugerum hinder
dem dorf. Item dicta kuderin habet iij jugera vor swaben der ain 10
aker lit im grut und der ander uff gaisshalden. Item habet j ju-
gerum in tobelgrund.
Item dictus keller habet j jugerum uff Hasla h6rt in des
schützen gut.
Item RAdi gerung habet j jugerum 4in niderveld. 15
Item 66telg6ssin habet j jugerum bi dem graben.
Item Eberli gasser habet j jugerum an nassem w^.
Item Hans stöltzli habet ij jugera under Hohrain. Item habet
ij jugera in gaisshalden.
Item dictus keller habet j jugerum in gaisshalden. 20
(Item dictus Hnber). Quotlibet jugerum supra scriptorum In
cultura yemali soliiit j denarium novum et in cultura estiuali sol-
uit j denarium antiquum et in tercio anno nichil.
(bl. 31 VW.) Item die Hofstaten hie zu rinow getalit sind es
sig zu garten äkkern wisen bomgarten Hoffstatten die sol menklich 25
in eren haben vnd was ain ietlicher ....').
Wastochingen*).
(bl. 32 VW.) Predium quod colit dictus Behain soluit iij mo-
dios tritici vj quart. siliginis j maltrum auene v solidos xxx oua
ij pullos. 30
H. dictus wirt de Kayserstul dat de bono in Herdem j fer-
tonem cere.
Hüntwangen *).
Mansus in Hüntwangen x modios vtriusque vj modios auene
vj solidos minus ij denarios. 35
Ager dictus pfantaker soluit in cultura Hyemali ij quart.
tritici in cultura Estuali ij quart. auene.
Item Johannes filius brotpeken de Risoluingen j fertonem pi-
peris de bono RAtenbachs.
(bl. 32 rw.) Winkeln ij modios tritici ij modios auene, quod 40
habet dictus Brünier et dat censum.
1) Darüber geschrieben: Thoman und Rudolf.
2) Schluss fehlt.
3) Dorf im zürcherischen Klettgau, vgl. S. 57.
4) Ebenso.
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Bnchsa^).
(bl. 33 yw.^ Gonrat dictns Widmer inj modios tritid.
Id ober Hasla Hainrich der Swestran j fertonem oere.
Metmenhasla^).
5 Mansus soluitvj modios tritici j maltrum auene ij modios le-
guminis j porcam valentem v solidos.
Bonum dictum der Kinde gut ij quart. tritici.
Bonam dictum Segot j quart. tritici.
Höri«).
10 , Curia in Hdri xx modios vtriusque iij maltra auene iiij modios
legnminis ij porcos ytrumque valentem v solidos C oua.
Mansus dictus Baildingers v modios tritici j maltrum auene
yj solidos predium Glatuelders yj solidos j libram cere.
Zwaindal^).
15 Curia Zwaindal soluit xx modios siliginis ij porcos vtrumque
valentem v solidos C oua.
Pratum ibidem habent die von Hasla j quart. tritici ij solidos.
Glatuelden«^).
(bl. 33 rw.) Curia in Glatuelden soluit xxx modios siliginis
20 ij porcos utrumque valentem v solidos novorum.
H. celler dat terciam partem de Curia et bono quod dicitur
des forsters leben x quart. siliginis j porcum v solidos.
Scopoza dicta Götzen iij modios siliginis. Otten ®) de Grampen
dant censum.
25 H. dictus H. Tahs de bono suo ij modios siliginis.
Seglingen soluit in uno anno xxx modios siliginis secnndo
anno xxiiij modios siliginis* tercio anno xx modios siliginis j porcum
valentem v solidos omni anno.
Bonum Albrecbt soluit iij modios siliginis ibidem '').
30 Baildingen»).
(bl. 34 VW.) (Curia in Baildingen) *)
Martella superior^®).
(bl. 34 rw.) Curia in Martella xxv modios vtriusque x modios
auene iij modios pisarum j porcum- valentem viij solidos j libram
35 piperis j plaustrum stramiuis j plaustrum aridi ligni C oua et ambo
Curie superior et inferior j plaustrum feni.
1) Im Züricbgau, Kt. Zürich.
2) Ebenso.
S) Ebenso.
4) Ebenso; jetzt Zweidien.
bS Ebenso.
4 6) Darüber geschrieben: uel bi nidrest.
7) Am Rande: quos habet tahs in owe.
8) Dorf auf der Baar.
9) Mehr steht nicht da.
10) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thargaues, jetzt
Ober-Marthalen.
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Curia inferior in obra Martella xyj modios vtriusque ij maltra
aaene ij porcos quorum uterque valet y solidos xxx oua.
Mansus der Andolfinger xiiij modios vtriusque ij maltra auene
j porcum valentem viij solidos xxx oua.
Mansus Wiltbabers yij modios vtriusque j ' maltrum auene j 5
porcum valente^ v solidos xv oua.
Mansus des Jungling x modios vtriusque ij maltra auene j
porcum valentem vj solides- xxv oua.
Mansus der Hnmlingers vij modios tritici v modios siliginis vj
modios auene j porcum valentem vj solidos xxx oua debet H. worder 10
computare.
Mansus ^) Benkouers vij modios vtriusque j maltrum auene j
porcum valentem v solidos xv oua.
Dicunt quod bonum Cuntzen uel Wilthabern soluebat quondam
vj modios vtriusque v modios aaene iiij modios utriusque^). 15
(bl, 35 VW.) Mansus der Bruggeren vij modios vtriusque j
maltrum auene j porcum valentem v solidos.
Mansus der Kysinen zer brugg xij modios vtriusque vj modium
auene j porcum valentem vj solidos xxx oua.
IkLinsus wilgenspficbers ^) vij modios vtriusque j maltrum auene 20
j porcum valentem ^ solidos xv oua.
Scopoza Lewers v modios siliginis duas scapulas ij pullos ^).
Scopoza ze Eürbli j medium^) utriusque. £t de bono dicti
wAsten iiij quart. vtriusque.
Bonum dictum des fürers ^) widern x quart. vtriusque j mo* 25
dium auene ij pullos '').
Scopoza TAngers j modium vtriusque.
Scopoza Dietrichs ij quart. tritici.
Judas Rüti quum colitur ij quart. tritici.
Scopoza H. Elsinen ij modios vtriusque j modium auene. 30
Scopoza des friien ij modios vtriusque.
Scopoza des Notgers uel Mettingers j" modium fabarum.
Bonum dictum des Mettingers widern viij modios vtriusque et
quod dictur der usser Hof vj modios auene j modium pisarum vij
solidos vj pullos C oua. 35
Scopoza des Mettingers j modium vtriusque.
(Scopoza zimermans iiij modios vtriusque).
(bl. 35 rw.) Scopoza ze obrahusen j modium vtriusque j
modium auene.
1) Darüber geschrieben: habet Haini keller.
2) Etwas verblühen.
3) Darüber geschrieben: uel crienrieters.
4) Am Rande: forte walzhüter.
5) Darüber geschrieben: iiij quartalia.
6) Darüber geschrieben: media pars.
7) Am Rande: secanda pars x qaartalia vtriusque j modium
auene Göldli.
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Soopoza Cunrat Wilthabers j modium vtriusque j modium
auene *).
Item Alia scopoza Wilthabers j modium vtriusque j modium
auene.
5 Dne scopoze in Mandelen ij modios vtriusque ij roodios auene.
(Due scopoze Sweglers xij quart. vtriusque ij modios auene).
Scopoza ze Lewreu j modium vtriusque.
Scopoza Stüdelis j modium vtriusque j modium auene.
Scopoza der wibrinen j modium vtriusque ueP) göldler.
10 Scopoza Hainzelmannin j modium vtriusque.
Item de bono des von WesterspAl v solidos. .
Item de dote uel scopoza Strassers ij modios vtriusque ij pullos.
Scopoza Egisbains ij modios vtriusque j modium auene debet
wipf^) computare.
15 Due scopoze Benkouers ij modios vtriusque ij modios auene
alia benkouer ij quart. tritici.
Scopoza Sweglers vel Genselis j modium vtriusque j modium
auene.
Scopoza des Miltors^) ij modios vtriusque j modium auene*
20 Scopoza kürblinen uel lupfers j modium vtriusque j modium
auene.
Scopoza des Ritters j modium vtriusque j modium auene.
Pratum dictum zehende wis ij quart. tritici.
(bl. 36 VW.) Scopoza des suters ij modios vtriusque j modium
25 auene.
Due scopoze BrAhsings ij modios vtriusque j modium auene.
Scopoza des slatters uel zimbermans iiij modios vtriusque ij
modios auenOi^
Scopoza Zäwüschs j modium vtriusque.
30 Scopoza Eoufmans j modium vtriusque j modium auene dat
H. fuchs.
Scopoza wdtulgos j modium vtriusque j modium auene debet
Maiierin computare.
Molendinum vij modios vtriusque xij solidos G oua ij pul los
35 autumpnales et duos pullos molares.
Scopoza Notgers uel z&wüscbs j modium vtriusque.
Cnnrat Tüger het ainen wingarten h5ret in Stüdelis gut^)
von dem wingarten git er ellA jar ij quart. siliginis et j hfin an
unsern kelr Mauritii.
40 Ain wis lit ze NJdrawisen bi dem vallentor höret in den ussern
Hof ^ ze obra Martelle. Het Johannes Mantz der Müller vnd git
1) Am Rande: H. wilth has duas forte.
2) Von anderer Hand.
3) Darüber geschrieben: boller.
4) Darüber geschrieben: ael von erst.
5) Darüber geschrieben: Habet Rudi pfafif.
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ierlicbs j modium siliginiiB wider in den selben Hof Vf. Sanct
mariis tag und ain unsern kelr Manritii zwai HAnr. Und erlAf aber
ain zins der andern so ist die wis dem vorigen Hof ledig.
(bl. 36 rw.) H. wilthaber dat de Mansu wilthabers iiij mo-5
dies vtrinsque ij modios anene j porcum valentem v solidos. (Item
de Mansu Jünglings v modios utriusque j maltrum anene) j porcum
valentem vj solidos xv oua. (Item de scopoza Cunrat wilthabers
ij quart. vtriusque ij quart. auene. Item de scopoza H. wilthabers
j medium ytriusqne j modium auene). Item de Curia in Griienriet. 10
Ru wilthaber de scopoza (Cunrat wilthabers ij quart.)
viriusque j quart. auene ^).
Dicti Amman de Alggfi de media parte Mansu der wiltha-
brinen iiij modios vtriusque ij modios auene j porcum valentem v
solidos. Item de dote des Mettingers viij modios vtriusque vj mo- 15
dios auene j modium pisarum vij solidos vj pullos C oua. De sco-
poza Mettingers j modium vtriusque ^). De scopoza in Obra Husen
j modium vtriusque j modium auene. Iste scopoze dicuntur der
usser Hof (item de scopoza ze obrahusen j modium vtriusque j
modium auene)'). 20
H. (Werder) ^) de mansu Junglings v" modios utriusque j mal-
trum auene ^) j porcum valentem vj solidos xv oua. De bono
Bruggers vij modios vtriusque j maltrum auene. Item de bono
Mandelen ij modios vtriusque ij modios auene. Item de scopoza
an Lewren j modium vtriusque^ De Judas Rüti quum colitur ^25
quart. tritici secundo anno j modium auene. Item de hiis predictis
bonis dat jacobus celler terciam. De mansu Humlingers vij modios
vtriusque ^) x solidos. Item Jacob etiler. De Media dote des
fürors X quart. vtriusque j modium auene de bono mandelen.
(bl. 37 VW.) (Dicta Strasserin de dote uel scopoza Strassers 30
ij modios vtriusque de quo dat Johannes landolt -terciam partem).
Item Johannes Landolt de tercia parte mansu der Andolfinger
viiij quart. et j terciam partem tritici viiij quart. et j terciam
partem siliginis xi quart. auene. Item de dote uel scopoza Strassers 35
j quart. et j terciam partem tritici j quart. et j terciam partem
siliginis suam partem porci.
Dicta strasserin de dote uel scopoza Strassers ij quart. et ij
terdas partes tritici ij quart. et ij tercias partes siliginis'').
ij Darüber geschrieben: j modium vtriusque j modium auene.
2) Von anderer Haud darüber geschrieben: j modium auene.
3) Am Rande: H. wilthaber dat istum censum medium et Jacobus
celler medium.
4) Darüber geschrieben: celler.
5) Am Rande: Item H. keller terciam partem.
6) Am Rande: j quartale auene.
7) Am Rande: dat wipf der wilgonspüch.
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Canrat ^) Andolfinger de mansn der Andolfinger vilij quart. j
terciam partem tritici viiij quart. et j terciam partem siliginis x
qaart. auene soam partem porci. (De bono stüdelis ij quart. tri-
tici) item de bono der wibrinen ij quart. tritici ij quart. siliginis.
5 Claus Bdier de mansu der Andolfinger viiij quart. et j ter-
ciam partem tritici viiij quart. et j terciam partem siliginis zj
quart. auene. (De scopoza Elsiners) suam partem porci. Item
de Scopoza Elsiners ij modios vtrinsque j medium auene. De media
scopoza Haintzelmans ij quart. vtriusqne.
10 Dictus Haintzelman celler. (De Curia superiori Media parte
xiij modios vtriusque v modios auene vj quart. pisarum suam
partem porci et ligni straminis et ouorum et piperis. De mansu
Benkouers vij modios vtriusque j maltrum auene j porcum valen-
tem V solidos).
15 (bl. 37 rw.) (Cunrat celler) ^) de altei*a media parte Curie
superioris xiij modios vtriusque v modios auene vj quart. pisarum
suam partem porcorum piperis straminis et feni et ligni et cet.
Cunrat Niderhouer de Curia inferiori xij modios vtriuisque vj
modios auene suam partem porcorum et ouorum et feni et cet.
20 (Item de mansu Humlingers vij modios tritici v modios siliginis vj
modios auene j porcum valentem vj solidos xxx oua).
Ru werder de mansu Humlingers vij modios tritici v modios
siliginis vj modios auene j porcum valentem vj solidos.
H. Eacherinen de Curia inferiori iiij modios vtriusque ij mo-
25 dies auene suam partem porcorum et cet.
Dictus Haintzelman^) der ober (de media scopoza Haintzel-
mans ij quart. vtriusque. Item de mansu Benkouers vij modios
vtriusque j maltrum auene j porcum valentem v solidos et oua).
Johannes Rusti de duobus scopozis Zäwüschinen ij modios
30 vtriusque.
(Willi Billung) ^) de bono zimbermans iiij modios vtriusque ij
modios auene.
Dicti Sürt de scopoza des friien ij modios vtriusque.
Claus Ritter de scopoza Ritters j modium vtriusque j mo-
3Ödium auene.
H. Waltzhuter de Scopoza lewers v modios siliginis ij scapulas
ij puUos.
(bl. 48 VW.) Dicta Rebmannin de mansu ^) wilgenspuchers uel
Criienrieters iiij modios vtriusque ij modios auene j porcum valen-
40tem V solidos et oua.
1) Darüber geschrieben: uel wiss.
2) Darüber geschrieben: Bürgi mantz.
3) Darüber geschrieben: Claus bÄler.
4) Darüber geschrieben: uel Spaltenstein.
5) Darüber geschrieben: media pars.
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(C&nrat Griienrieter) ^) de scopoza Eürblis et de bono wflsten
jj quart. tritici ij quart. siliginis.
Joliannes Criienrieter de scopoza Kürblis (et de bono notger) ^)
iij quart. tritici j quart. siliginis et de bono des von WesterspAl
Y solidos Mansus der kysinen Tiij modios vtriusque. Ad tempu8 5
yj modios auene j porcum y solidos.
Uolrich Criienrieter de Mansu Wilgenspficher uel Oiienrieters
iiij modios vtriusque ij modios auene j porcum valentem v so-
lidos et oua. De prato dicto zehendewise ij qnart. tritici. Sco-
poza Slatters ij modios vtriusque ij modios auene. 10
(Claus Spaltenstain iiij modios vtriusque ij modios auene). Dat
wis ij quart. tritici.
(Bürgi Gotzhusmann de bono stAdelis j medium vtriusque j
modium auene de qno dat H. Jürsso ij quart. siliginis de vinea sua).
G&nrat celler de Trüllicon de scopoza Mettingers uel Notgers 15
j modium fabarum.
(Dictus 651deler) ^) de media parte dotis des fdrers ^) x quart.
vtriusque j modium auene. (De scopoza Wibrinen j modium
vtriusque).
(H. Kys de bono'^) zimbermans uel flacbers) Slatters iiij 20
modios vtriusque (ij modios auene. Uiltbrant kys dat mediam
partem) peters Ritter de scopoza des lupfers ze Eurbli j modium
vtriusque j modium auene.
(bl. 38 rw.) Dictus TAnger de scopoza Tangers j modium
vtriusque. Item de Scopoza zewAscbinen in Inferieri Marteila vj 25
quart. vtriusque.
Johannes •) Andolfinger de scopoza Dietrici ij quart. vtriusque.
Item de scopoza Benkouers ij quart. tritici.
Wetzel Sutor de scopoza sua ij modios vtriusque j modium
auene. (Item de mansu Jünglings v modios vtriusque j maltrumSO
auene j porcum valentem vj solidos xv oua).
Haintz Genseli de scopoza Sweglers j quart. auene. Item de
scopoza koufmans j modium vtriusque j modium auene.
Dictus pfiffer de scopoza Sweglers ij quart. vtriusque ij
quart. auene. 35
Molitor de Molendino vij modios vtriusque xij solidos C oua
ij pullos autumpnales ij pullos Molares'').
1) Darüber gesohrieben: Verena Bieter, von neuer Hand: Jo-
hannes nüfrer.
2) Darüber gechrieben: et wüsten.
8) Darüber geschrieben: Cünrat Tünger.
4) Darüber geschrieben: Tünger debet cotnputare.
5) Darüber geschrieben: scopoza, und am Kande: istam mediam
partem.
6) Daneben: Rü.
Am Rande: De bono sweglers aliqna.
5!
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142
(Claus ^) Jürsso)') de scopoza Benkoaers ij modios vtriusqne
ij modios auene.
Dictus Haber de Rehberg et dictus Boller debent expedire
scopozam Egishains ').
5 Criienriet*).
Curia iu Criienriet soluit x modios vtrinsque j maltrum auene
j porcum valentem yij solidos.
Vinea an der Staig que fuit ager speetabat ad Briden Hub
quam habet Hiltbrant Kys roediam. Uolrich vasolt alteram partim
10 et praedictus Hiltbrant dat de parte sua dicto vasolt j quart«
tritici de sua parte quam habet in Briden Hub et dat nobis ad
cellarium Maurjtii j puUum et praedictus ulrich de sua parte et
j pullum.
Inferior Martella'^).
15 (bl. 39 TW.) Curia ibidem soluit xxy modios vtriusque x
modios auene j porcum valentem viij solidos C oua.
Mansus dictus Briden Hfib viij modios vtriusque j maltrum
auene j porcum valentem v solidos xxx oua.
Scopoza zäwüschinen vj quart. vtriusque®).
20 Scopoza Mntzchen ij quart. tritici iij quart. siliginis.
Scopoza Husers j modium vtriusque.
Scopoza cellerarii j modium vtriusque j modium auene ^).
Scopoza der füchsinen viij quart. vtriusque j modium auene.
Scopoza RAdgers j modium vtriusque j modium auene ^).
25 Molendinum x quart. tritici ij modios siliginis vij solidos de-
nariorum L oua.
Due scopoze H. Notgers quarum una soluit viij quart. vtri-
usque. Altera soluit j modium vtriusque et ambe ij modios auene.
Item H. Notger et Rusti habent vineam ') de qua dant annuatim
30 ad mansura ibidem j quart. tritici et ad cellar. nostrum Maaricii
ij pullos.
Due scopoze Sweglers xij quai*t. vtriusque ij modios auene.
habent H. celler et Johannes werden (Alia etiam scopoza Sweglers
35 xij quart. vtriusque ij modios auene).
H. wilthaber het des Bollers kinden vnd ir erben verlihen
1) Daneben am Rande: Johannes Tflnger.
2) Darüber geschrieben: Landolt.
8) Daneben geschrieben von anderer Hand: in boller et murli.
4) Bei dem Dorfe Alten nächst Andel fingen im zürcherischen Ge-
biete des alten Thurgaues.
5) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues, Nieder-
Marthsden.
6) Am Rande: habet Tünger.
7) Am Rande: Saler habet partem dat advocato. "
8) Am Rande: Tügerin habet pariem.
9) Darüber geschrieben: ista pertineut ad inferiorem villam.
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143
ainen aker nsser dem assern Hof vnd sol ie zwai jar nah enander
wider uff daz gut geben zwai quart. siliginis vnd j hun. An dem
dritten jar so git er nun daz hun vnd ierlieh an unsern kelr \j ,
bAner.
(bl. 39 rw.) TAngerin von z&wüscbinen gut vj quart. vtrinsque. 5
Item de matleben dat.
H. wiltbaber het gen ainen aigenen akker Ht uff dem ilöiten-
berg in sinem erblehen umb den akker lit vor uff dem flöidenberg
vor den rekholtern von dem selben akker git er ierlieh ij hünr
ze Sanct Mauritien tag an unser kelr ze erbzins. 10
(bl. 40 VW.) (Uolrioh villicus ^) de bono der fühsinen viij
quart. vtriusque j modium anene). De bono Sweglers quod scriptum
in superiori martella xij quart. vtriusque ij modios auene. Item
de media parte Curie ziij raodios vtriusque v modios nuene j por-
cum valentem viij solidos L oua bonum swelers mediam parteml5
Henni notger.
Dictns Notger ^) de Curia media parte xiij modios vtriusque
v modios auene. (De scopoza Husers j modium vtriusqe) j porcum
valentem viij solidos L oua. De t^copoza Husers j n^odium vtri-
usque. (Due scopoze Notgers quarum una solnit viij quart. vtri-20
usque Altera j modium vtriusque et arabe ij modios auene).
(Bürgi Notger de Media parte Curie xiij modios vtriusque
V modios auene j porcum valentem viij solidos L oua. Item de
Curia in Ellicon x modios vtriusque ij modios auene ij pullos).
(H. et Johannes) Spallinger dant de media parte Briden Hub 25
iiij modies vtriusque ij modios auene j porcum valentem v solidos
XV oua.
Ueli vasolt de media briden H&b mediam partem bonum Muzgen.
(H. fuchs de media parte briden Häb iiij modios vtriusque \j
modios auene j porcum valentem v solidos). Item de scopoza ^) 30
RAdgers^) j modium vtriusque j modium auene. De scopoza kouf-
mans j modium vtriusque j modium auene scriptum in superiori
Martella.
(Rusti de duabus scopozis Notgers viij quart. vtriusque ij
modios auene). Item Rusti et Notger dant de vinea Mauritii ij 35
pnllos. Item de Curia in Ellicon x modios vtriusque ij modios
auene ^ puUos. Dicta Salerin viij quart. vtriusque j modium auene
de bono fühsinen.
Ueli vasolt de media parte briden Hub iiij modios vtriusque
ij modios auene j porcum valentem v solidos xv oua scopoza 40
fühsinen.
(bl. 40 VW.) TAngerin de Scopoza Z&wüschinen vj quart.
viriudque.
1) Darüber geschrieben: Henni werden
2) Darüber: H. Hilti.
3) Am Rande: H. waltzhftters.
4) Daneben geschrieben: ael H. fuchs.
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144
Molendinnm solnebat.
Rod*).
Curia in Rod soluit viij modios siliginis ij m odios anene.
Ager an dem Sin werben qunm colitnr iij quart. siliginis ij
5 pulloB.
Mansus soluit xiüj quart. siliginis ij modios auene.
Item Omnes in Rot dant j porcum yalentem v solidos.
Vinea bantzerrüti dat ij quart. tritici redeuntibus ad predium
in Rod ad cellarium nostrum Mauritii ij pullos.
10 H. lotstetter et plures dant hunc censum ad predia predicta
et nobis pullos. (Schluss folgt) JMeyer
Sch Wabenneckereien «)
II
»Die Schwaben fnüssen imschul-
digerweise viele Histörchen von sich
ausbreiten lassen, sie sind aber so
klug, dass sie selbst solche zur Be-
lustigung der Gesellschaften er-
zählen und sich nebst andern Na-
tionen mit gleichem Rechte oder
Unrechte an den Schweizern wieder
zu erholen pflegen. c
Keyßlers Reisen S. 11.
1 Es ist ein eigenes Schiksal der kleinen Reichsstädte,
dass man allerlei schnakische und ihnen nicht zur Ehre gereichende
Anekdoten von ihnen erzählt. So müssen sich die Bürger einer
gewissen, die innerhalb der Gränzen des Herzogthums Würtemberg
liegt, die Verordnung nachsagen lassen, die einstens bei einer in
der Nachbarschaft unvermuthet entstandenen Fenersbrunst ihre
Feuerspritzen, mit denen sie ihren Noth leidenden Nachbarn zu
Hülfe kommen wollen, unbrauchbar gefunden worden, bei Rathe
gemacht worden sei, künftig solche pünktlich allemal vierzehn Tage
vorher probiren zu lassen, ehe ein Brand entstehe, um, wenn der
Fall existire, solche desto zuverlässiger brauchen zu können. In
einer anderen sei ein Aufruhr unter den Bürgern entstanden, da
es an dem gewesen sei, einen grossen Verbrecher, der aber ein
Fremder gewesen, aufzuknüpfen. Sie habe den patriotischen Grund
angeführt: Ihr Galgen sei nur für sie und ihre Kinder, und nicht
für Fremde. Durch den Vorschlag eines Rathsherren seien die
aufgebrachten Gemüther endlich wieder zur Ruhe gebracht worden,
dem Delinquenten, den man nun nicht in seine Ileimath weisen
und zur Behauptung seines Rechts an sein vaterländisches Hoch-
1) Rodhof bei Marthalen im zürcherischen Gebiete des alten
Thurgaues.
2) Sieh oben II 254 ff.
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145
geriohte anhalten könne, weil er ein Yagante sei, der keine Hei-
mat habe, wenigstens solche nicht wisse, einen Revers zur Unter-
schrift vorzulegen, dass dieser einzelne Vorgang, als eine diesmal
unvermeidliche Ausnahme von der Regel, der Bürgerschaft in Zu-
kunft nicht zum Präjudiz gereichen solle, und diesen Revers den
Criminalakten ' in perpetuam rei memoriam als eine Urkunde, an
der den Staaten gelegen sei, beizulegen. Zugleich sollte ad proto-
collum genommen werden, dass der Galgen, wenn über kurz oder
lang die Juftiz bei einem Mitgliede der Bürgerschaft sich desselben
bedienen müsste, von seiner durch die Aufknüpfung eines Fremden
daran ehemals geschehenen Entweihung liberirt, und vorher, ehe
die Exekution vorgenommen werde, wieder ad novos usus feierlich
mit wohl überlegten Geremonien eingeweiht werden müsse. In eben
diese Klasse gehört der Vorgang in einer dritten Reichsstadt, eben-
falls mit einem Delinquenten, der gehängt werden sollte. Nachdem
er g^aume Zeit auf der Stadt Kosten im Gefangniss unterhalten
worden sei, und endlich der Tag der Vollziehung des Urtheils an-
gebrochen, habe man sich durch die weisliche Ueberlegung der
Unkosten, die die Exekution erfordern würde, veranlasst gefunden,
dem Missethäter obrigkeitlich einen Goldgulden 'abzureichen, mit
dem Anfügen, dass er, vollkommen überzeugt von der Gerechtig-
keit des über ihn ausgesprochenen Urtheils, bei den Umständen,
in denen sich ihre Gemeinkasse befände, sich an einen andern Ort
hinwenden möchte, um über sich verfugen zu lassen, was Rechtens
sei, und dass er mit dem Pfenning, den sie ihm hiemit gäben,
wohl Reisekosten und das übrige bestreiten könnte. Eben die Rück-
sicht der Sparsamkeit, die es nothwendig machte, ihm zu der ihm
gebührenden Oriminaljiistizpflege einen andern Ort anzuweisen nnd
daselbst zu seinem Rechte zu verhelfen, beide ihnen auch die Hände,
ihm mit einem so ergiebigen Viaticum, als sie selbst wünschten,
an die Hand zu gehen. Den über eine so seltene Grossmnt und
Gerechtigkeitsliebe gerührten Delinquenten möchte ich gesehen
haben. Die Geschichte erzählt d^n endlichen Verlauf der Sache
nicht, so gerne ich Ihnen damit diente. Ob diese Begebenheiten
wahr oder unwahr seien, darüber lässt sich nicht wohl streiten,
diess aber dennoch nicht ohne grossen Schein behaupten, dass wohl
einzelne Vorfälle dabei zu Grunde liegen, die ins lächerliche fallen,
nnd die die Quelle der beissenden Vorwürfe sind, die man den
Schwaben von langen Zeiten her macht; wenn sie schon in der
Folge, wie es zu geschehen pflegt, ausgedehnt, verschönert, oder
richtiger gesagt, verunstaltet worden sind. In andern Ländern
fehlt es gewiss an solchen Geschichtchen nicht. Aber die Schwaben
haben das Unglück, dass die ihrigen ausgebreiteter und dauer-
hafter sind.
Reise eines Gurländers durch Schwaben 1784 S. 303.
2 Doch trifft man im Würtembergischen noch Strassen genug an,
durch die Reisende in Verlegenheit gesetzt werden, und keine gnte
Birlinger. Alemamiia IV 2 10
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146
Begriffe von den Vorstehern derjenigen Orte bekommen, in deren
Nähe diese schlechten Wege sind. Ich ivünsche, dass es mehr
Spass als Ernst sei, was man einer gewissen ansehnlichen Stadt in
diesem Lande nachsagt, dass sie den Vorschlag, der von jemand
gemacht worden, nur eine gewisse Strecke weit von der Stadt einen
jämmerlichen Weg ausbessern, und nach Art einer Chaussee anlegen
zu lassen, aus diesem Grunde verworfen habe, weil sonst die
Bürger, die Pferde und Karren haben, diese müssig
stehen lassen müssten, und nichts mehr yerdienen
könnten, wenn jenerWegaufeinmalgut gemacht würde;
da sie hingegen, wenn er im alten Stand bliebe, von Zeit zu Zeit,
so oft er gar zu tief und morastig sei, Steine zuführen, und also
etwas verdienen dürften. Diese Betrachtung habe auch Eindruck
bei den übrigen gemacht, und es sei einmüthig beschlossen worden,
die gründliche Verbesserung des Weges, so wenig sie Unkosten ge-
macht haben würde, um ein für allemal auf sich beruhen zu lassen. —
Eine andere Landstadt habe sich dagegen gesetzt, zu der Anrich-
tung einer Chaussee etwas beizutragen, die ganz in ihrer Nähe
hätte errichtet werden sollen. Ein Mitglied der Versammlung habe
eingewendet : diese neuen Wege, von denen die klugen Alten nichts
gewusst haben, und doch glücklicher gewesen seien, als wir, die
wir alle Augenblicke neue Erfindungen auf die Bahn bringen, seien
Pferde und Wagen, SchifiP und Geschirr der Fuhrleute höchst schäd-
lich: wie man bisher auf den alten Wegen fortgekommen sei, und
Handel und Wandel getrieben habe, und noch besser als in diesen
unsern neuerung&süchtigen und verderblichen Zeiten, so könne es
auch in Zukunft geschehen. Ein anderer habe behauptet, da man
bei den neuen Wegen Chausseegeld werde bezahlen müssen, so werden
die Fuhrleute und Reisende solche meiden und die alten Strassen
vorziehen, auf denen man zwar etwas Weggeld, aber doch nicht
soviel, als auf den neuen geben dürfe. Diess ist noch lange nicht
alles, und bei weitem nicht cks wichtigste, habe ein dritter ge-
antwortet: Aber denke ^man dn Kriegszeiten! da sind die Orte,
auf die Chansseen zugehen, immer die ersten, wo sich die Armeen
hinwenden : ich gebe meine Stimme wider die Chaussee, und wenn
alle Ja dazu sagen wollten*
Wie gesagt, so geschehen! der neue Weg unterblieb aus diesen
wichtigen Gründen. Das Städtchen sieht aber nun selten mehr
einen Reisenden: und die Nachkommen jener patriotischen und
klugen Vorfahren können sich nicht genug ärgern, dass das nichts-
würdige und pöbelhafte Räsonnement ihrer Vorfahren ein so heil-
sames Vorhaben solle gehindert haben. So oft ich Chansseegeld
zu bezahlen habe, so oft fallen mir diese an das Alter thum ange-
klammerte und auf ihrer eigenen Einsicht versessenen Schwaben
ein. Doch, da sie nicht viele Brüder haben, sondern ihre Anzahl
die geringere ist, so will ich durch diese Benennung der ganzen
ehrwürdigen Nation nicht zu nahe getreten haben.
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U1
Reise eines Garlanders durch Schwaben 1784 S. 177.
Erst vor wenigen Jaren machten noch bei Anlegung der
Eisenbau und des Telegraphen die Nenenbürger änliche Streiche.
Es rent sie heute furchtbar. Die Wildberger Hessen sich auch
etwas änliches beigehen; ein Lied davon wird die Alemannia
noch bringen. . ^
3 Sieben Schwaben: Hasenei. Die Welt zwar redet also,
ein Schmach, ein Manltaschen, ein Ehrschmälerndes Wort empfangen
und dazu stillschweigen, sie nit rechnen ist pfaffisch, schwäbisch,
ist bernhäuterisch ; pfafBsch weil diesem' zustehet, die Red des
hl. Euangelii zu beobachten: wann dich einer schlägt u. s. w.
Schwäbisch ist es, weils ein Anzeigen ist, es bruthe einer in
seinem Busen forchtsame Hasen aus. Bernhäuter sind
eigentlich die Jäger, weil ihnen zustehet die Beem auszuhänten.
Vgl. Germania 1871 S. 85 ff. 1872 S. 94. Orießkirchen
Festiyale I 40 41. Tiroler Prediger v. Ende 17. Jhds. Salzburg.
4 Lied eines Nachtwächters wegen dex gewaltsamen
Hinrichtung eines Farren.
Hört auf ihr Leute allzumal
Und lasset euch doch sagen,
Was sich nicht weit vom Nekkar-Thal
Hat kürzlich zugetragen!
In Schwaben herrscht geraume Zeit
Das ungarische Fieber
Des Viehs, dass manche brave Leut
Verarmten fast darüber.
Der Thierarzneikunst Allgewalt
Ward sämmtlich aufgeboten,
Den Jammer in der Pest-Gestalt
Urplözlich auszurotten.
Wohl folgte mancher braver Mann
Den einsichtsvollen Männern,
Und that als deutscher Biedermann
Den Rat von klügern Kennern.
Doch mancher Dummkopf lebt ja noch
Der's Bessere nicht achtet;
Der unter dem Despoten Joch
Der grossen Dummheit schmachtet.
So wurd* in forma optima —
Wie's Chronik mit sich führet —
Durch Wunder Sympathetica
Die Viehseuch exorzieret.
Hier scheute mancher Mann sich nicht,
Stekt seinen Tross von Rindern
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I4d
Unbschrie'en straks ein Unschlitt-Licfat,
Cum venia, in Hintern.
Dort schmiert man Stein-Oehl in den Stall
Hängt Tenfeledrek zur Thüre,
Ziert mit drei fff sie, im Fall
'Man Teufeley verspüre.
Der Vater vieler Dummheit ist
Bekanntlich — Aberglauben,
Der manchem sucht mit plomper List
Sein bischen Wiz zu rauben.
Und diss geschieht im Schwabenland
Ach leyder gar nicht selten!
Drum Muse mache nun bekannt
Was Zeitungen uns melden.
Der B weise . . . Rat,
Vor Viehseuch Hess frisch auf der That
Der Bürgerschafft entbieten:
,Man solle morgen mit den Tag
Den allerschönsten Farren,
Der sich auch je nur finden mag
Lebendig hier verscharren;
Und dass die ganze Anzahl sich
Von Rindern ein E:]^mpel
Hier nehm', soll jedermänniglich
Erscheinen bey dem Tempel.
Mit Kuh, mit Kalb, mit Ochs, mit Stier.
Von da ward auf den Wiesen
In Prozession besagtem Thier
Sein Pläzchen angewiesen."
Gesagt, gethan. Die Bürgerschaft
Erscheint im Sonntags-Kleide
Bekleidet von der Ochsenschalft
Solenne auf der Weide.
Bald fühlt der arme Sünder sich,
In banger Todesklemme!
Drum sträubt^ und tobt' er jämmerlich
Mit Wut erfülltem Grimme.
Nun bindt und knebelt man mit Not
Fängt sträklings an zu scharren
Und scharrt mit Barbarismus Tod —
Den schönsten aller Farren.
Wie lange Wahrheit, säumest du
Von deinen lichten Höhen
Bey solchen Fällen — ach im Nu —
Zu uns herab zu gehen!!
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149
Fliegendes Blatt, Ende des vorigen oder Anfang dieses Jarbds.
Stattgart? Mit vortrefflichem Kupfer das Ereignis darstellend.
In Scheible's Schaltjar III 251 feien 2 Strofen. Der Holzschnitt
meines ExempL ist vortrefflicher.
Vergleiche: Denkmal ehelicher Zärtlichkeit
am Grabe des zu Beutelspach 1796 lebendig begrabenen Farren,
errichtet von dessen hinterbliebenen tiefgebengten Kühen.
Wer du seyn magst, Wandrer! steh' hier stille!
Dieses Grab deckt unsres Gatten Hülle,
Weiland Farren hier zu Beutelspach.
Ach! er starb für die gesammten Rinder
Dieses Dorfes. Wir und unsre Kinder
Brüllen trostlos seinem Schatten nach.
Von dem engern Ausschuss blinder Schwaben
Ward er hier lebendig eingegraben,
Als ob diess ein heilig Mittel war'.
Und die Seuche von uns wenden könnte.
Toller Wahn! im neuen Testamente
Opfert man ja keine Farren mehr.
Ach! er war der Heerde Stolz und Freude,
Ging so zärtlich mit uns auf die Weide,
Sorgte stets für die Bevölkerung.
Welche Schmerzen unsre Brust durchwühlen,
Können nur die jungen Wittwen fühlen;
Grösstentheils sind wir auch rasch und jung.
Zwar er brummte, wie die Männer alle,
Doch wir reizten selten seine Galle,
Die sein Tod bei uns nicht heilen kann.
Hing er gleich den Kopf oft mürrisch nieder,
Er war rauh, doch ehrlich, brav und bieder,
Und das Dorf ihm sonst wohl zugethan.
Als sie ihn, gefesselt an den Füssen
In die Grube grausam niederstiessen,
Mörderisch ihm raubten Luft und Licht,
Rief er noch mit thränendem Gesichte:
Herr behalt dem Schulzen und Gerichte
Und dem Volk die Schwachheitssünde nicht.
Scheibles Schaltjar lU 416, fliegendes Blatt
5 Sie (die Pflegs- Verwaltern und Richtern) machens wie jener
Schwab, der alles was er fände halb Gott zu geben verlobte:
ungefähr fand er einen Sack voll Nuß, da fraß er die Kern, die
NuBS-Schallen aber gab er Gott. Also versprechen sie ihrem Herrn
getreu zu seiui ihm alles zu geben was eintraglichs ; wo 'sie aber
ihren Vortheil ersehen, da sagen sie: Herr, mein Fisch; da hal-
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150
bieren sie, aber gar ungleicH; das best« und meiste behalten sie
vor sich und was sie nicht mögen, ist gut genug vor den Herrn.
Wunderseltsame, Wahrhafte, beynebens lächerliche Traumge-
sichter u. 8. w. V. Joannes Prambhofer, Augsburg 1712. 4*^ S.104.
6 Pomplonius Schnauzer, ein Bauer von Schnerkingen in
Schwaben, stiege zur Herbstzeit auf einen Birnbaum, damit er die
Frucht möge abbrocken und selbige folgenden Tag auf dem Marck
verkaufen; weil er aber allzu weit sich auf einen Ast hinausbegeben,
also konnte solcher den schweren Bauernlast nicht ertragen; ist
also entzweigebrochen und der arme Pomploni gäh heruntergefallen,
auch ihme eine Rippen im Leib gebrochen. Ungefehr gienge mn
Reisender vorbei, welcher mit dem ßaurn ein herzliches Mitleiden
getragen und zugleich sich verlauten laßen, er wisse ein leichtes
Mittel, daß er nimmehr solle von einem Baum fallen. Als Pom-
plonius gebeten solches Mittel ihme zu entdecken, sagte diser:
Mein guter Freund, steig du inskünfbige nicht mehr auf einen
Baum, so wirst du gewiss nicht mehr herunterfallen.
Joannes Prambhofer S. 340.
7 Im Schwarzwald^ Vogelsberg könnt ihr euch Flegel wählen
So viel ihr braucht, und ist es, wie ihr wißt
Ein tüchtig Jägervolk, das mit dem Feind sich mißt.
Das fromme Schwabenland will ich Dir auch noch zeigen,
Wo immerhin gleich hängt der Himmel voller Geigen.
Ein langsam fleißig Volk, das sich in Seckten quält
Und seines Glaubens Ziel breitmäulig dir erzählt.
Probe aus der Micheliade 22. Gesänge. Welt und Zeit. IV
Teil. Germanien 1819. (Die Exemplare [Mainz] beinahe alle gleich
nach Erscheinen confisciert und eingestampft.)
8 Ein Arzt machet die alten Weiber wieder jung.
„In der Stadt Heilbronn hatte vor wenig Jahren ein Arzt aus-
trommeln lassen^ dass er neben andern Künsten auch die alten
Weiber wieder jung machen könne. Kaum, dass solches ruchbar
worden, da hat sich gleich eine grosse Anzahl der alten Weiber
bey diesem Ärzten gemeldet. Der Arzt befahl ihnen, dass sie des
andern Tags ihre Namen sammt- dem Alter, schriftlich bringen
sollten; welches auch geschehen. Da waren zu lesen: Catharina
Glöcklin, alt 101 Jahr. Magdalena Stuhlflüßin, alt 88 Jahre.
Ursula Pausellin, alt 94 Jahre. Veronica Schutzin, alt 69 Jahre.
Regina Storchin, alt 92 Jahre, etc. Nachdem alle diese den dritten
Tag wiederum bey dem Arzte erschienen, beklagte er sich, wie
dass er ihre Zetteln verloren, und muß ihm solche ein Bösewicht
gestohlen haben; sey also vonnöthen, daß eine jede wieder einen
Zettel schreibe. Unterdessen aber sagte er ihnen es vorhin, daß
die Aelteste aus ihnen müßte zu Aschen verbrennet werden, welche
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151
Asche nachmals tauge für eine Medicin, womit er aus Alten kann
Junge machen. Holla! gedachte eine jede, vielleicht hin ich die
Aelteste; will also weniger Jahre meines Alters schreiben, damit
solcher Aschermittwoche nicht über mich komme. Wie nun
der Arzt ^die neuen Zettel erhalten, da hat er auch die vorigen
Zettel hervorgezogen, und sagte zu den herumstehenden alten
Weibern: Ich habe die alten Zettel gefunden; sehe aber einen
großen Unterschied: in dem ersten Zettel war Oatharina Glöcklin
101 Jahr alt, und in dem andern nur 49, Ursula Pausellin vorhin
94 Jahre, anjetzo nur 36, Regina Storchin vor zween Tagen 92 Jahre
alt, anjetzo aber nur 32 Jahre. Wohlan, weil ich euch dann inner-
halb 2 Tagen habe jünger gemacht, wie ihr es selbst mit euern
Zetteln beweiset, so seyd ihr alle vor Gott und der Welt schuldig,
mich davor zu bezahlen. Hierauf fieng alles an zu lachen, und
die jung gemachten Weiber mußten in ihrem alten Pelze wieder
heim gehen.''
Aus einem alten Buche: Lächerliche Begebenheiten betitelt.
17. Kapitel.
9 A. 1424 sollen zu Franckfort in der Meß ein Niederländer
und Schwab an einem Tisch gewesen und jeder seine Nation ge-
rühmet und der andern vorgezogen; der Niderländer auch äen
Schwaben einer langsamen Sprach gezigen und ein Gewett mit
dem Schwaben gethan haben, welcher bälder 3 Statt in seinem
Land nennen könne. Der Schwab fieng an: Ylam istuyna,
Kempta die and\ und Mengama (so sprechen auch fast die
Schwaben Memmingen aus) die dritte.
Schorer, Memmingor Chronik S. 7.
10 Der schwäbische Kreis gehört unter die besten des deutschen
Reichs, und wenn die Bewohner desselben ihre Vorzüge erkennen
und fühlen, so können sie an Genuß derselben sich über die un-
verdiente Schmach, die sie noch immer, als Schwaben, von andern,
die doch nicht besser als sie sind, tragen müssen, getrost hinweg-
setzen : und jener Würtemberger, der, um den Neckereien, die sich
die Schwaben in andern Ländern Deutschlands je und je ausge-
setzt sehen, zu entgehen, die Frage, ob er ein Schwabe sei, so
beantwortete: Nein, sondern ein Würtemberger ! hat, dünkt mich,
seine Sache in keiner Rücksicht gut gemacht; und er muß es mit
sehr gefalligen Leuten zu thun gehabt haben, daß er sich mit
dieser den Holländern in Japan abgeborgten Wendung Ruhe ver-
schaffen konnte.
Reisen eines Curländers, sieh oben.
ABirliuger
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152
Loxicalisch-etymologische und grammatische ,
Versuche älterer Zeit
1 Der folgende ergezliche Halbansinn findet sich in der „Neu-
vermohrten und verbesserten kleinen Schweitzer-Ci^nica von
Hanß Rudolff Grimm, Buchbinder, Trompeter und Flachmahler
in Burgdorff (Kt. Bern) Gedr. im Jahr 1733" p. 25 fif.
Das Vater unser ist aus St. Gallen (b. Müllenhoff & Scherer
p. 199 und 569), das nicht — wie Gustav Scherrer im Verzeich-
nis der Hss. der Stiftsbibl. v. St. Gallen p. 9 annimmt — zuerst
bei Goldast scriptt. Alem. 1609 gedruckt wurde, sondern schon in
Stumpfs Schweizerchronik Buch IV Cap. 31 (1548) steht, in
der mir vorliegenden Ausgabe v. 1586 auf Bl. GCLIII, b zugleich
mit dem St. Galler Credo.
a Schweitzerische, alt Teutsche, Celtische und alt
Fränckische Wörter werden ausgelegt
Man redt und schreibt noch etwann alte Teutsche, Celtische,
und alt Fränckische Wörter, wie dann so soll Udel ein Barger-
Recht, auch Versichernngs- und Hoofstats-Zinß oder Geld heißen.
Spetten heißte spannen, vorspannen. Leuen heißt ruhen. Thaun
oder Dann heißt ein Berg oder Hügel, davon die Stadt Thun den
Namen hat. Quad heißt böß. Föcken, probieren. Gaumen, wachen
oder hüeten. Lümbden, Nachred. Vergicht, Außsag, Bekandtnuß.
Beiten, warten, stillhalten. Utzid heißt nichts. Traffer überall oder
allenthalben. Eynung heißt Züchtigung oder Stra£P. Eirmen, fol-
gen, guts thun. Aechten, ausschliessen. Andten heißt melden.
Spand, die Vergabung. Erdauren, überlegen, überschlagen. Imbis,
Mittag. Promt heißt er ist hitzig und brinnt auf. Pfründer, Ver-
gabung, Genießer. Pfrund, Verordnung, Vergabung. Hählen, be-
kandt machen. Verhählen , verschweigen. Rüegen , schänden ,
schmähen, Thour heißt ein Kehr. Verurfecht, veraltet. Tauncr,
Taglöhner. Phede heißt Kummer, auch ein Eyd. Urphede heißt
Kummer, auch ewiger Eyd. Tort heißt Schaden und ünbild oder
Verdruß anthun. Lach, Loch, Loher, oder Buchen, oder Eychen,
bedeutet ein March, Löchere, marchen. Urbar bedeutet ein Schlaff-
buch. Span oder Sp&nig ist streitig. Pfad, ein Weeg. Pferrich,
Pferch ist ein Schaaffstahl. Spähen, suchen auffsuchen. Beichsnet,
reichsnen heißt regieren. Mätz ist s. v. ein Hur. Vermummet ist
verstellt oder verlarvet.
Danne so seynds noch andere alte Wörter, so aus dem La- .
tinischen ins Teutsche übersetzt worden, und weder Teutsch noch
Weltsch sind, dahero heißte Kostigus, Kostrich. Orgatorix heißt
Ehrenreich auch Hordrich. Catamanteles, Kalte Mantel. Ariovistus,
Ernst oder Ernstreich. Alpes fruchtbahre Bergen. Häscher, Er-
jager oder Auffsucher. Gütsch, eine Flue, so hanget. Gaun heißt
ein Felß. Agaun am Felsen oder Stein. Urhab; Urheber, Ur-
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158
sacher. Gewürset, beschädigt. Feig ^), Und oder weich, auch zeitig.
Gnod, gnaa, oder kaum. Horst, Zag. Hörstery Züger. Kibig,
zornig. Er hat getrüet, er bat zugenonamen an Fettigkeit. Mieden
heißt dingen oder an sich bringen. Miedling, ist einer der sich
mit Geld bestechen läßt Jähen, bekannt machen. Yeijähen, ver-
schweigen. Forst, Wald, Waldung. Förstner, Waldmeister. Frist'),
Dach, Dachstuhl. Schropffen, Bergschropffen ist eine herabhangeter
Fels. Geschlichtet, aufgebebt oder Frieden gemacht. Fahrhab ist
Roß und Kühe, Schaaf und Geissen. Seyt jewelten, Zeitenhar,
seyth langen Zeiten bar. Grollen, Neyd, Haß. Speichen, ver-
spotten. Dammet heißt dennoch oder eben auch. Triffig heißt
Schutz oder Schirm, und so andere unbekannte Wörter mehr.
b Geltische Sprach, was das für eine seye? und voa
wem selbige kommen, wie auch die Zelten?
Die alt Celtische Sprach ist eine zusammen gestümplete Sprach,
aus vielen Sprachen zusammen gesetzt ; dann nach dem deß Japhets
Sohn der Gomer, so Europa beherrschete, mit Todt abgienge, da
fiel Europa, worunter Franckreych, Savoyen, Teutschland und die
Eydgnoßschafft begriffen war, an des Gomers Sohn, dem Gelta,
welcher der erste Monarch dieser Landen wäre; dieser Oelta wurde
von den Gallieren oder Frantzosen Samothes, von den Teutschen
Tuiscon und von vielen Ascenas genennt; dieser lehrte die Men-
schen, wie man die Hütten oder Gelten aufschlagen solle, darinn
zu leben und zu wohnen. Und ist von diesem Celta die Geltische
verderbte alte Teutsche Sprach entstanden.
Sprach der Schweitzer und Helvetier, welches die
erste unter ihnen gewesen, wie auch unter den
Gallieren oder Frantzosen?
Die Helvetier oder Schweitzer, wie auch die Gallier oder
Frantzosen sind Teutscher Sprach gewesen, allein nit gut Teutsch,
sonder auß vieleil Sprachen zusammen gesetzt. Da aber Julius
Cäsar die Gallier überwunden, habend die Römer die Italiänisch
und latinische Sprach mit latinischen Buchstaben eingeführt. Her-
nach aber haben die Schweitzer oder Helvetier ihr grob Teutsch
behalten. Nach diesem soll Carolus der grosse das Vatter Unser
in Teutscher Sprach umb ein namhafftes verbessert haben, das
also haißt:
Fatter unser du un Himmle bist, dein Namo werde geheüigot.
Bin Eiche chome. Bin Witto geschehe in ErdOy also im Himmele.
Unser täglicha Brodt Mb uns heüto. ünde unsere sculda belad-
eüns als auch wir helasent unseren scuLdigeren, und in Chorunga
nit Uytest^ du unsich nun belose um sich von übele, Am.
JBaechtold
1) Wol Drnckfeler statt Teig.
2) Statt First.
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154
2 Dise nachfolgenden Notizen stammen yon Elchinger Mönchen
her. Elchingen hei Ulm. ^Wie wäre es aber, wann daß wort Cy-
pern von dem Baum Gyper oder von dem deutschen Wort Küpe r,
Kupfer (welches in solcher Insel nach der Menge wachset) her-
käme? Massen ja die Gelehrte behaupten wollen, das in dem
ganzen Welttheil Europa die deutsche Sprach allein zu Anfang
seye geredet worden; auch Japhet deß Noä Sohn (von welchem
die Deutschen hauptursprünglich herstammen) solche Insel zu be-
wohnen für sich erwählet habe/ Schmid-Schleyr, Pilger -Reise.
Ulm 1730 S. 131. (Mein „aus Schwaben" I 104).
„Wann er(Dapper) unsere Deutsche und Muttersprache
gründlicher verstanden hätte, würde er zweifelsohne auch erkennent
haben, wo Spanien und Hispanien herkomme?" S. 326.
„Koppten: oder von unserm deutsch gebräuchlichen Wort
koppen, kopen, gekopt, kopt, welches ebensoviel andeutet
(== spalten) und wollen ja die Deutschsprachkundige das die
deutsche Sprach nit nur um ein sonder mehr hundert Jahre älter
seye als die griechische, wie sie es aus den uralten Griechen selber
erweisen können." S. 341.
„Die Türkische Sprache betreffend, so haltet schon oft belobter
P. Athanas. Kircherus davon (Turris Babel pag. 131b. 204 a. 205 b)
das dieselbe aus der Illyrischen, Tartarischer, Bosnischer und Ara-
bischen Sprache vermischet seye. Wann aber dieser gelehrte Mann
in seiner lieben deutschen Muttersprach gründlicher unter-
wisen war gewesen, so würde er die Türkische Sprache vielmehr
aus der uralt cymbrischen und Scytischen das ist Altdeutschen
Sprache, davon die Illyrische, Tartarische und andere mehrere
Sprachen abstammen hergeleitet haben. Solche meine gutbefestigte
Meinung kan man weitläufiger finden bei Justo GeorgioSchot-
telio in seinem sehr mühsamen und vortref^chen Werke von der
deutschen Sprache ; bei dem sinnreichen Daniel Georg Morhof
in seinem Unterricht von der deutschen Sprache und Poesie; bei
dem scharfsinnigen und überaus erfahrnen Harsdörfer; Vtei
Johann Bödicker, bei Philipp Cluver in s. Einführung zu der
allgemeinen Erdbeschreibung, wie auch in seinem alten Deutschland
und in noch unzahlbar anderen von der Uralten deutschen Sprach
höchst verdienten und berühmten Männern.^ S. 324.
„Der Truzelmann — so derTursmann oder Tolkund Tolk-
mann ist und anitzo Tolmetsch, gleichsam wie der Spate in seinem
Stammbaum und Fortwachs der Teutschen Sprache sagt, Tal-
mensch genennet wird von Tall so eine Sprache, Rede u. s. w.
im Uralt Deutschen bedeutet und annoch in Niederland im Ge-
brauche ist." S. 718.
„Fürwahr hat der gelehrte Schwedische Edelmann Georg Stim-
helm die Skytische Sprache der Hebreischen nicht ohne Grund . vor-
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155
gezogen, solches aach aadere in der Uralten Dentschen Sprach wol-
erfame Männer sämtlich behaubten wollen; und damit ich mich
der Worten deß sehr belesenen und Sprach- Erfahrenen Mannes
Georg Morhofens bediene, der Grund von den Namen der Alten
Vätern, die in der hebreischen Sprach vorkommen, nicht so unwider-
treiblich seind, daß des Grotii und Cluverii Gegeneinwendungen
demselben nichts anhaben sollten/ S. 405.
„Und wird sich auch dessen Niemand verwundern wann
Einer der Deutschen Sprache kündig betrachtet, wie überaiiß
groß unterschieden die uralte Deutsche Buchstaben, ja auch die
Wörter selbst von den' jetzigen Deutschen seyen, das auch aus
vielhundert guter Deutschen dieselbe keiner weder lesen noch ver-
stehen kan." S. 669.
3 Lob unsrer teuern Muttersprache. Es ist immerzu
bejammern, das sogar auch die Deutschgebor ne von Gott und der
Natur an Seel und Leib wolbegabte Landeskinder nach dem edlen
und ältesten Herkommen, nach der unzahlbaren Wort-Fruchtbar-
keit, nach der außbündigen natürlichen Schönheit und Kunstzier-
lichkeit nach den unvergleichlichen Verbind- und Zusammenfügungen
der Stamm- oder Einsilbigen Wörtern u. s. w. ihrer lieben
Muttersprach nicht besser und gründlicher nach-
forschen. Sie wurden für wahr nicht so leicht einer eintzigen
andern Sprache der ganzen Welt den Vorzug laßen; noch ihre
Mutersprache so verächtlich, hart und untauglich erachten; noch
eine so Uradeliche, von selbsten wolgeschmückte Muter mit unter-
schiedlichen Spanisch- Französisch- Welsch- und Lateinischen Flick-
Fleck, Lipp-Lapp- Wörtern zu einer Quacksalberin und Fast-
nachterin machen; noch so viele schändliche Fehler wider die
Rechtschreibung begehen; noch diese König- und Keyserliche
Held ensp räch zu ihrem selbsteigenen Weltspott in deutsch ge-
druckten Bogen und Büchern mit Bocks- und Geissfellen bekleiden
u. s. w. S. 385. ABirlinger
Zur Wortforschung»)
V
1 Beiersah s. In der sog. Hofzucht des Tanhauser, d.h. in
der seit Mitte des 16. Jhds. zuerst wieder veröffentlichten Tisch-
zucht in Haupts Zeitschrift VI 490 V. 61 ff. heißt es:
Swer snüdet als ein wazzerdabs ^)
so er izzet, als etlicher pfliget,
1) Vgl Alem. I 147 ff. 158 ff. 165 ff. 185 ff. 255 ff. 285 ff. II
269 ff. III 65 ff. 176 ö. 275 ff. Jeder Band wird unter disem Namen
eine kleinere oder grössere Arbeit bringen. Gegenwärtige Mitteilungen
erhalten darum die fortlaufende Nummer. I S 17 II S 259 III S 65 ff.
275 ff.
2) Lis lahs.
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156
und smataet als ein B e i er s a ha ^)
wie gar der sich der zuht verwiget u. s. w.
In der T. YII 174 den. Ztsckr. begegnet:
Swer snüdet als ein wazzerdahs
und smackitzet als ein lahs u. s. w.
In der von EWeller (Litt. Verein, Stuttg. 119 Public.) aus
einem Druck yerö£fentlichten Tischzucht 8. 53 steht:
Wer auch schäumet als ain tachs
Und schwunzelt als ain wasser-lachs u. s. w.
Einige Zeilen vorher, stimmend mit der 2. Tischzucht S. 69
Welcher sich über die Schussel habt
Und darzu rüedisch inn sich schnabt
Mit dem mund als ein eberschweiu u. s. w.
Meine Handschrift, Pap. 15. Jhd. stimmt mit den Drucken die
Weller gibt, bis auf swiczet, ander dags:
Und darzu rudischen schnabt
mit dem mund als ein schwein
der soll pey andern sawen sein.
Wer snawet als ein ander dags
Und swiczet als ein wasser lags u. s. w.
Eine Tischzucht in dem Berliner Meistersinger-Codex „Die
Dischzucht Inn dem Rosenthon Sachsn", — kürzer:
Nit schnawde oder sewisoh schmatze u. s. w.
In der Zeitschrift für Gymnasialwesen 1870 IV. Jargang N.
F. 8. 678 bespricht Jänicke Wackernagels Voces Variae 2. Aufl.
und sagt: „Was 8.71 von „Lachs** gesagt wird, ist zu streichen;
lahs sei Schreibfeier, und in fahs zu emendieren, dann stimme es
mit dem smaokizt vortrefflich zu Wackernagels Verbesserung (Voces
S. 67 Anm. wo Baierfachs, Baierfark unsinniger Weise stet, also
Beierfahs statt Beiersachs)! Daß ein Tier geroeint sei, fart
J. fort, zeigt der Zusammenhang; daß es gerade das Schwein ist,
ergibt sich deutlich aus der von Wackernagel nicht angefürten
Stelle in Witten weilers Ring 30« 18:
pey hünren lernt man gachczgen
pey sweinen seuwisch smaczgen.
Den ganzen Apparat in der Anm. (648) wonach „fach** und
„fark** (Schmeller I2 221) zurechtgesezt werden, hätte sich J. er-
sparen können, ebenso das Citat Weinhold Gramm. § 164. Es ist
so wenig gewonnen als mit dem „Oeislitz*^ in der Zeitschrift f. D.
Phil. Daß Lexer mhd. Wb. I 159 die Hofzucht citiert und „baie-
risches Schwert'' übersezt ist natürlich Irrtum. Daß Jänicke „Lachs*'
tilgen will ebenso, nicht minder was Wackemagel Voces S. 67
Anm. bringt. Daß in Ztsch. VII 175 wazzer zu lahs herunter zu
nemen ist, vorsteht sich. Ein fahs für Schwein gibt es nicht, und
fark stet einfach nicht in den Handschriften. Beier sahs ist
1) Es. payr sacha.
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I5t
westfälisches' Schwein, ans her, beier, peier (verg). £ber«
Schwein in den Weller'schen Drucken) und hot mit Baiern nichts
zu tun« Das ist die einzig ^richtige Deutung: sahs ist petre-
faktisches Bestimmungswort. Die alte Schulzncht des R^ensburger
Rechenmeisters Kandier (gedruckt und verl^ v. Enphrosyne
Müllerin, Wittib 1628), eine Erneuerung unsrer altern Tischzncht^
gibt die bekannte Stelle auch:
Schmatz nit wie ein westphälisch Schwein.
2 Yladenbis Alem. III 292. FBech schreibt mir: „das
seltene Wort, welches oben zu deuten versucht ward, befindet sich
auch noch in einem Vocabular des 15. Jhds., aufgenommen bei
Diefenbach Gloss. Lat. Germ. 319^ unter larva, vladebijs vel
vladebyß. Damach w&re es eine Art Schembart. Uebrigens
vergleiche man auAer den angefürten Zusammenseznngen auf' -bis
noch bnochbiz, Bücherwurm, und bizendrät, Schuster, isenbiz,
wolfbiss vgl. Lexer im H. Wb.^ — r Ich will hier auch gleich
den in meinem Wb. zu den Köln. Kroniken gemachten Feier,
Weverschlacht Y. 416, lodere bessern: es sind die Wollenweber
(lodanaere mhd.), nicht Lotterbuben. Sieh mein Angsb. Wb. s. v.
3 Hähl Alem. III 287, 4 Z. v. d. = climacter. Gerbert
Iter Alem. Gloss. 49^: hähila crumacula, it. greagra. Graff IV
772. h&hala, hähela, hähila, h&hel, h&la, haal, hähla, cramacula,
wmran der Kessel hängt. Vgl. Diefenb. Gloss. Nov. 118^ s. v.
cmmaera'). H. Wittenweilers Ring S. 40. climacter^ ein Hähl,
Vooab. Lat. Germ. ed. Merk. Ulmae 1612. In Merks Castellum
1646: das eisen über dem Herd darinn man den Kessel hoch oder
niedrig hei^n kan s. v. gradus. Denzler 1713, 149: clim. hall,
daran man kessel oder häfen henkt. Vgl Schmeller P 1072. 1073.
DW lY 2 158. Yilmar 143 u. s. w. Gehört zu altem hangan,
h^hen; die Bildungssilbe -il, -el drückt das wiederkerende Anf-
and Abhängen aus; der Wurzelvocal ist natürlich lang.
4 Pumpernickel Alem. II 262 ff. WOrecelius teilt mir
darüber mit: Zu den älteren Belegen für das Wort Pumpernickel
in der Bedeutung eines groben klotzigen Menschen, gehören
die im Weiber-Spiegel von A. Tharaeus. Der Titel ist: Weibor
Spiegel. I Das ist, | Eine lustige Co- | moedia von 7 Personen,
den I Ehelichen Haußstand betref- | fend. | Beschrieben von | AN-
DREA THARAEO Muscovi- | ensi, Pfarrherrn im Städtlein | Bu-
choltz. I 16(Hohsschnitt)28. | Erffurdt bey Tobias Fritzschen.
1) Eolm. Cod. ed. Bartsch S.395 stet ein Lugenmärohen, worinn
es heisst:
Ein kaeskar und ein storkes nest die sangen wol,
ein drispiz und ain hächel waren wines vol u. s. w.
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158
tn dieser Comoedia bezeichnet eine Fraa ihren Mann wieder-
holt mit diesem Namen:
Ach hett ich doch zu dieser zeit,
Als mich mein Pumper Nikel freit,
Genommen einen Bettelmann,
Ich hets besser getroffen an. (A iij^)
und A iiij*:
Mein Putnper Nikel^ der lose Mann,
Wendet an mich kein Pfennig nicht,
Doch hat verthan der Bösewicht
Meine Mitgab in kurtzer^ Zeit,
Weil er nur stets im Luder leit.
5 Schweizer, Schweizerhosen. Ersteres erscheint für
Schweizergelt in einer bairisch-schwäbischen Reimerei : Mundus
Agonizans, das ist verschidene Glück- und Unfall, Sitten, Auf-
führungen, Unordnungen. In lat. und teutschen Reimen vorge-
bildet von P. Bonifacio Pfaffenzeller 0. S. B. (Thierhaupten).
Augsb. J. Jac. Lotter 1728 8<> S. 88:
Poltracken und das Polnisch Geld,
Wie auch die leichte Greuzer
Und was für Schlag sich außerwöhlt
Die sonst verschlagne Schweitzer
SeiDd zimlich roth, doch in der Noth
Muß man sie alle nehmen.
Verschlagen = abgenüzt, gekrümmt. Zu SchmeHer-From-
mann II 653. Schweizer hosen Alem. II 265 bei Yergleicbnngen
kann ich nochraal belegen. Joannes Prambhofer's Wunderseltsame
Warhaffte, beynebens lächerliche Traumgesichter u. s. w. Augs-
burg 1712 4^ S. 109: Schau mir nur disen Prallhansen an! er
geht daher, als wenn er wolt dem Babylonischen Thnrm den Knopf
aufsetzen: er spreitzt sich, wie ein nagel-neues paar
Schweizer hosen. — Der botanische Name für flos Mexicanns
oder Jalapa (Alem. a. a. 0.) stet auch bei Frisch II 247% wo sich
gleichfalls eine Schweizer-Pfeife verzeichnet findet für „die
kleinste Querpfeife, so die Soldaten noch bei den Trummein haben.
It. ein Register in den Orgeln, das dergleichen Laut gibt.*' Ferner
hat Heinrich Hessens Neue Gartenkunst, Leipzig 1706 F£E^: Re-
bellen, Schweitzerhosen, flos Americanus, mirabilis de Peru.
6 Gruntwelle, Alem. I 285 ff. Küdtün St. 85, 3. Das
Büchlein: Kurtzweil der Ewigen Weißheit in verwunderlichen mit
Schimpf und Ernst untermischten Geschichten v. Marianus Schott
(Einsideln), Costanz 1790 (Adam Köberle) enthält S. 150 den
Saz unter Gapitel „das Wasser t retten": aber sihe, indem er
hurtig fortlaufet (Petrus), treibet der starke Wind eine Grund-
Wellen gegen ihn;, er fangt ihme an zu förchten und aus forcht
in das Wasser zu fallen.
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I5d
7 Tobel, Töbele ist alemannisches Wort und bezeichnet
eine Vertiefung^ welche durch das Wasser, das yon der Höhe nach
dem Tale hinabströmte, ausgehölt ward. Auf der Nordseite des
Bodensee^s ziehen sich z. B. yon Meersburg nach Hagnau recht
häufig solche Einschnitte durch die Weinberge an das Seenfer,
teilweise von kleinen Bunsen d. h. Bächen belebt. Es sind sanft
nach beiden Seiten ansteigende Ufer; die Form ist oft mnlden-
artig, genau was im Augsb. Schwaben schlau (slä mhd.) ist.
Appellativisch und als Eigenname d. h. als Flur- und Waldname
tritt Tobel nur in alem. Gebiete auf. Nemen wir auf neuern Ge- '
brauch Rücksicht, so begegnet es appellativisch in Thomas Born-
hauser's schöner Dichtung: Rudolf von Werdenberg im Freiheits-
kampf der Appenzeller S. 14:
Den Bruder verfurte die Waidmannslust
Ein struppiger Eber durchstieß ihm die Brust,
Just starb er an blutenden Wunden
Als ich ihn im Tobel gefunden.
Annette Freiin v. Droste-Hülshof, Gedichte Stnttg. 1844 S. 94
„das öde Haus'* hat:
Tiefab im Tobel liegt ein Haus u. s. w.
So schweigt am Tobelrand ihr Girren (der Taube)
Man kann nun nicht mer längnen, daß das Wort den Earakter
eines ;,hochdeutschen'^ erlangt hat. Frisch (II 374^) und Kampe
füren es auf, jener mit vielen Belegen aus Schweizerquellen. Wei-
gand nennt es kurz. Eine Erklärung, die zutreffend wäre, kenne
ich nicht. Tobil, Tubil kann nur tubal, tobal gelautet haben, denn
ein altes Tubil hätte später Tübel abgesezt; nach Abschnitt der
Bildungssilbe -al, die mit -il gerne eine Wiederholung anzeigt,
bleibt tub-, tob- was nach Wackernagel zu beteben gehören soll,
ahd. tepjan bitepjan, sopire, opprimere. Das gibt keinen Sinn,
leh verweise auf ahd. tob^n, tobon = toben, dabachari, (Graff
althochd. Sprachsch. 5, 348) insanir^, grassari ^), was auf einen
Verbalstamm dnb, diub, daub verweist und synonym zu klingen,
diezzen stet; secundär: ausholen; wärend leztere ihre Sub-
stantive, ausgenommen Dußil, Dussel, Düsseldorf, vom Präscnsab-
laut bilden, weist tobil die Bildung vom Prät. Flur, auf, was den
„Erfolgt erheischt: also ausgeholter, vertiefter Wasserabflnßort.
Oertlich nördlich reichen diese Flurnamen, Bergnamen bis Zwie-
falten, Waldsee, Leutkirch, bis in die Nähe von Rottenburg und
Tübingen; im hohenzoll. Rangendingen heißt ein Stück Feld, wo
eine kleine schluchtartige Vertiefung ist „im Dobel". Ich werde
bei den hohenzoll. Flur-Namen unten einen ausfürlichern Nachweis
liefern, ebenso wie im Helmbrecht sich das Wort finden kann.
ABirlinger
1) Vergleiche also Tazzil, Dazzil, was dem Tubil, Tobal ent-
spricht.
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160
8 Tierstimmen. a „Nach disem kam das gepaglete Kamel
und yor ihme niderkniend^ präsentirte seine Dienst, das rferd
sprang auch in TöUigem Galop daher und mit seinem Wichelen^)
legte es den Gmss ab, der Esel stellte sein kunstred 'auf mit
seinem Gigagen^) und erzeigte sein Höifligkeit mit aufwerfen
der hindern Füssen, als wolte er die Stern am Firmament besser
anheften; also grüßte ihn der Ochs und Khne mit dem mnyen,
<üe Geiß mitBeegken^), das Schaaf mitMeegken, das Schwein
mit Grunnen^)y der Low mit brüllen, der Beer mit Brumm-
len^), der Wolf mit heulen, der Fuchs mit beffzgen n. s. w.
Der Gigel (Han) stellet sich mit krähen, das Hun mit gagsen^),
die Schwalb schwatzend, die Ambsel pfeifend, die Nachtigall
schlagend, die Wachtel mit ihrem tritt mich nit! die Mayse
mit ihrem zizisibi''), das Täublein mit krutbuch, das Turtel-
Täublein weinend u. s. w. Horchet ob kein Schwein grunne!
(17). Ein Esel soll mir die W^ahrheit gigagen und vorlesen u.
s. w. (47) konnte er nichts hören — als grunnen der Schweinen,
gigagen der Esel, begken der Geißböcken u. s. w. (50). Ein
gefreßner Geißbock beegket (64). Begken und megken (65).
Alsbald kompt der Rab mit seinem kra, kra^), ja ja sagend (113).
Gagentze Hüner 276. gme-, gme-, gmegetzen v. Bock
S. HO."
Kurizweü der Ewigen Weißheit in verwunderlk^ten mit Schimpf
vnd Ernst untermischten Geschichten Aus dem Leben der Heiligen
tt. s. w. durch Marianum Schott 0. S. B, (Ein&eddn), Costane^
Köberle, 1690. 8®. Vorrede und 310 Ä.
Es. begegnen hier merere Tierstimmen-Bezeichnungen die das
ausgezeichnete Buch Wackernagels: Vooes Variae Animantinm,
2. Aufl. 1869 nicht auffürt: gigagen y. Ese); begken vom
Geifibock. weinen von der Turteltaube, sonst ruggüßen. alem.
krutbuch vom Täublein.
Ich bemerke hier zu Wackemagel Voces 106 ff., daß ein
gleichlautender Druck seines Vogelsanges (IV) sich auf der Solo-
thumer Stadtbibliothek befindet: Zürich bei Rudolph Heriyberger,
Formschnider. One Jai*zal 4 Bll. 8^ Bl. 4: Ein ander Lied: Er
ist der Morgensterne u. s. w.
b „Etliche gemeine Leut seynd des einfältigen Wahns, daß
1) Mhd. wihenen, wihelen, häufig. Wackemagel Voces 65. Wein-
hold Alem, Gramm. § 201. Frommann Ztsch. VII 162 ff. Wbl. «.
Volkstum!. 92. Alem. Sprache 106.
2) Voces 61.
3) Voces 61 (v. Gemsen).
4) Voces 67.
6) Voces 61.
6) Voces 62. 24. gahzen, Mone Anz. Gloss. == gracillare.
7) Zu Voces 66. 26 (Ziwi).
8) Voces 27.
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161
sie vestiglich glauben, sie verstehen der Vogel ihr Gesang, spre-
chende: der Rab singt nicht änderst alsDalk, Dalk, Dalk. Der
Amerling singt E dl, Edl, Edl bin ich. Der Gimpel singt nicht
änderst, als wie du, wie du, wie du. Die Maisen singt nicht
änderst, als zuckersüß, zuckersüß, gut, gut, gut, zuckersüß, zucker-
süß. Der Spatz aber auf dem Dach singt immerzu Dieb, Dieb,
Dieb. Wann deme also wäre, so solten die Spatzen nirgends
änderst wo nisten, als in den Häusern der Advokaten damit sie
von Frühe an bis auf die Nacht Dieb, Dieb, Dieb möchten
salutirt werden.
Wunderseltsame, Wahrhaffte, heynebens lächerliche Traum-
Gesichter von unterschiedlichen Standts- und Ämbts- iheils Loh-
theils schelt-würdigen Personen u. s, to. von Joanne Pramhhof er.
Augsburg im Verlag Georg Schlüter und Martin Happach 1712.
4^ 8. 140.
Ich mache hier auf Frommanns Zeitsch. VII 97 ff. aufmerksam,
wo ich über den Finkensang und seine Namen mehreres aus der
Österreich, (bairischen) Vogelsteller- und Vogelliebhabersprache
mitteilte. ABirlinger
Zauber- und Gespenstergeschichlen
1 Von einem Deserteur und erfarnen Schüler
Vor 50 oder 60 Jaren ward ein Mann N. aus Bergfelden
(Würtemberg), der mit Federweiß und Schreibsand handelte und
als jung zum Militair ausgehoben werden sollte, flüchtig. Er trieb
sich einige Zeit im Großherzogtum Baden umher. Um sicherer
zu sein entschloß er sich durch die Schweiz an die Grenzen der
Österreich. Staten zu wandern und sich daselbst anwerben zu lassen.
Bei der Wanderung durch die Schweiz ging er einst Abends
in einem Dorfe in ein einstokiges Häuschen, um sich Nachiherberge
zu erbitten, erschrak aber, als er die Türe öffnete, den Stuben-
boden mit Sand bestreut, ein geordnetes Zimmer und in demselben
nur einen alten Mann zu finden, der ihm zwar das Nachtquartier
zusagte, aber auch frei erklärte, „Du bist ein Deserteur!" Unter
einem Verwände entfernte er sich noch auf einige Zeit, besuchte
die Dorfschenke, und erkundigte sich daselbst, was der Mann im
Bodenhäuschen, der ihm Nachtherberge zugesagt hätte, für ein
Mann sei? Er erhielt die Antwort „dieser Mann sei ein er-
farner Schüler, und er solle nur befolgen, was er ihm rate.**
Bei seiner Rükker in^s Häuschen dieses Mannes fand er das Abend- *
essen bereit, das für den Hausherrn, dessen Haushälterin und den
fremden Gast in 16 gesotenen Erdäpfeln und Spek bestand. Bei
I) Meist nach frühern Aufzeichnungen des f ev. Pfarrers Köhler
von Marschalkenzimmern.
Birlinger, Alemannia IV 2 11
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162
der Abendunterhaitang sagte der seltsame Hausvater seinem Gaste :
Er solle nur seine vorhabende Wanderung fortsezen, allein in
6 Wochen werde ihn eine Sensucht nach seiner Heimat dorthin
zu gehen treiben und er werde als Deserteur über 1000 Hiebe er-
halten ; er wolle ihm aber etwas geben, daß ihm diese Hiebe nichts
schaden. Er gab ihm hierauf ein Zettelchen, das er in seioe Weste
nähen sollte, forderte für solches 15 Tlr. und sagte ihm dabei:
jezt hast du noch IV2 Tlr. (was wirklich so war), und Wenn du
das Zettelchen einst an einen Andern verkaufst, so sollst du auch
nicht weiter als 15 Tlr. dafür fordern." Wirklich träumte ihm
nach 6 Wochen so angelegentlich von seiner Heimat, daß ihn dieser
Traum bestimmte, nach Haus zu reisen. Nach seiner Ankunft in
Bergfelden stellte er sich bei dem Oberarot in Sulz freiwillig. Ober-
amtmann Schäffer ließ ihn zu seinem Regimente nach Elwangen
einliefern, wo er zum Gassenlaufen durch 300 Mann verurteilt
wurde. Weil von den vielen Hieben sein Rüken nicht verlezt
wurde, so hies es „Canaille^ du musi etwas zum Festmachen bei
dir haben!" Man durchsuchte ihn und seine Beinkleider genau,
jedoch one den in der Weste verborgenen Zettel zu finden.
Mündlich. VrgL Volkstümliches aus Schwaben I 85. Aus
Schwaben I 104 ff.
2 Spuk in Sigmarswangen
Justina, jüngste hinterlaßene Tochter des Schauflers Andreas
Hofstetter in Marschalkenzimraern geh, den 3. Okt. 1801 heiratete
sich den 29. Januar 1834 nach Sigmarswangen in ihrem 33. Jare
an den Bürger und Weber Job. Walter daselbst, der 29 Jare
alt, also 4 Jare jünger als seine Gattin war. Leztere hat 1825
ein unehl. Kind (patre Job. Steudinger von Vöhringen) geboren, war
aber übrigens ein braves Mädchen und unter ihren Schwestern die
beste. Sie und ihr Mann hatten lange in Alpirsbach gedient.
Noch bei Lebzeiten ihres vor etlichen Jaren gestorbenen
Mannes erschien eine kleine Frauensperson in städtischer Kleidung
und verlangte, siQ sollt mit ihr auf einen gewiesen Plaz gehen, um
eine Seele zu erlösen und einen Schaz zu heben, allein ihr Gatte
ließe es ihr nicht zu, dies zu tun. Diese Erscheinung wiederholte
sich seitdem järlich im März. Bei einer ihrer lezten Erscheinungen
stund in geringer Entfernung eine dunkle Gestalt, von der aber
das Weibchen die Wittwe versicherte, daß solche ihr weder etwas
schaden könne noch werde.
Im Spätjare 1842 erschien die schwarze Gestalt allein,, ver-
langte, daß sie mit ihr gehen oder sich erklären solle, sie wolle
keinen Teil , an der Seele haben. Als die Wittwe einst zum Fenster
hinausschaute, gab ihr solche einen Schlag an den Hinterkopf,
(vormutl. gtie sieß diesen an, als sie erschroken schnell zurück-
wich), und riß ein andermal die Fensterladen auf, welche Justine
auf Anraten des Pfarrverwesers geschlossen hatte.
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163
Der leziere kam in Begleitnng des SchulmeiBters einst selbst
bei Nacht, sah die Gestalt auch, die aber vor ihm zurüke wiech,
und als er mit einem Stabe nach ihr schlug, waren es Streiche in
die Luft.
Im Jantiar 1843 kam der Schattenmann endlich gar in die
Stube der Wittwe, lief vom Fenster her zur Bettstelle, legte sich
3 Male neben sie, wobei die Wittwe aber nur eiiie eisige Kälte
falte, und blieb dann auf ihre Erklärung, daß sie nichts von der
Seele wolle, in den folgenden Nächten aus.
So hörte vorerst eine Spukgeschichte auf, die im Dorfe und
der ganzen Gegend vieles Gerede machte.
Schon die weibl. Erscheinung hatte erklärt, wenn Justine die
Seele nicht erlösen wolle, müsse solche noch harren, bis ihre Tochter
erwachsen seye.
Bald kam der schwarze Schattenmann wieder, den aber Nie-
mand außer der Wittwe sah und schlug, als mere Leute bei
ihr waren, die Fensterladen aufreißend etliche Scheiben ein. Wie
seit meren Jaren je im März, erschien auch jezt wieder die
weibliche Gestalt, ein schwarzes Tuch um den Kopf, im öbrigen
ganz weiß. Den 6. März Nachts sagte diese der Wittwe (alt 42.)
daß der schwarze Mann, einst ihr Geliebter, 2 mit ihr erzeugte
Kinder ermordet, und sie als sie ihn verraten wellen mit dem 3.
schwanger erstochen habe. Der Plaz auf den sie sie früher ge-
fürt habe, seye der, wo die gemordeten Kinder lägen. Der schwarze
Mann müsse noch lange schweben, sie aber könne bald erlöst werden
und werde dann ganz weiß erscheinen. Sie ermante die Wittwe,
fleißig zu beten, brach aber die Unterredung schnell ab und ver-
schwand, als die neben ihr liegende Tochter Justine erwachte.
Der einst vom Oberamt mit 1 Landjäger nach Sigmarswangen
geschickte Stations-Commandant sah und hörte nichts, aber der
Pfarrverweser, der öfters mit dem Schulmeister kam, versicherte
ihm, einst habe es einen solchen Schlag an das Häuschen getan,
daß solches zitterte und mere Scheiben zerbrachen, und beim iftls-
baldigen Nachsehen um das ganze Haus seyen nicht die gering-
sten Spuren menschlicher Fußtritte im fHschgefallen Schnee zu
finden gewesen.
Justine, die aus Mangel an Ruhe abmagerte, gab an, das
Weibchen habe keinen Namen, aber das ihr angegeben, vor 271
Jaren sey sie aus Strassburg von einem Offizier mitgeschleppt
worden, dann seye sie auf mere Jare beim Pfarrer des Orts in
Diensten gestanden, der 2 mit ihr erzeugte Kinder ermordet und sie
schwanger mit dem 3. auch getödtet habe, und der seye der
schwarze Mann, dessen Erlösungszeit noch entfernt seye.
Den 10/11. März waren vom Oberamt abgeschickt der Stations-
Commandant mit 1 Landjäger und 1 herzhaften Bürger von Sulz
im Hause, allein vom Spuk ließ sich nichts sehen und hören.
Mündlich.
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164
B Die Erscheinung eines ertrunkenen Jünglings
Nach dem Bericht des Abts von St. Pierre
Auf die Nachricht, daß ein Priester zu Valomni, der die Knaben
lerte, vor 10 Jaren eine Erscheinung gehabt habe, ein redlicher
Mann von gutem Rufe, ließ er ihn zum Essen einladen, und sich
die Erscheinung, die er am hellen Mittage gehabt hatte, erzälen.
Der Priester Namens Bezuel berichtete Folgendes. 1695 ab
ich ein Jüngling von 15 Jaren war, genoß ich der Freundschaft
der 2 Söne des Procurators D. Abaguineß, die mit mir die Schule
besuchten. DerAeltere war in meinem Alter, der Andere 19 Mon-
den jünger. Der Aeltere hatte den Namen Des Fontaine s, wir
spazierten und spielten oft miteinander. Er liebte mich mer als
sein Bruder und war auch mir lieber, weil er munterer und ver-
ständiger war.
1696, als wir im Capuziner Closter umherglengen, erzälte er
mir, er habe kürzlich die Geschichte zweier Freunde gelesen, die
sich wechselsweise gelobt hätten, wer von ihnen zuerst sterbe, solle
wieder kommen * und dem Andern Nachricht von seinem Zustande
geben. Dies se^e geschehen und er habe seinem Freunde er-
staanenswürdige Dinge gemeldet. Deswegen verlangte Des Fon-
taines dringend von mir, ich solle ihm wie er mir es tun wolle,
das Nemliche vejrsprecheu. Ich weigerte mich standhaft dies zu
tun, so oft er auch sein Verlangen bittend wiederholte. Endlich
im August 1696 als er «um zu studieren nach Caen abgehen sollte,
wiederholte er mit trähnenden Augen seine Bitte so inständig,
daß ich mich überreden ließ, und hatte schon 2 Zettel bereit, auf
deren einem er mit seinem Blute geschrieben versprach, im Falle
seines Todes mir von seinem Zustand Nachricht zu geben, auf dem
andern mußte ich, nachdem ich einen Finger blutig gerizt hatt«,
das Gleiche tun. Er war ser erfreut darüber, dankte mir innig
und reiste einige Zeit darauf mit seinem Bruder ab. Die Trennung
war uns Beiden schmerzlich, wir wechselten Briefe, und 6 Wochen
ehe Folgendes sich ereignete, bekam ich den lezten von ihm.
1697 an einem Donnerstag d. 31. Julii bat mich mein Gönner
Herr Sortoville auf seine Wiese zu gehen und die Heuenden zu
beaufsichtigen. Kaum war ich Y4 Stunde daselbst, als mich ^löz-
lieh ein Uebelbefinden anwandelte, ungefär um 2 ür. Vergeblich
stüzte ich mich auf die Gabel, die ich in der Hand hatte, ich war
genötigt, mich Vs Stunde auf das Heu nieder zu legen, um mich
zu erholen. Ich befürchtete eine Erkrankung, spürte aber die
übrige Zeit des Tages nicht viel, doch schlief ich Nachts unruhig.
Des folgenden Tages zur nemlichen Stunde, als ich den lOjärigen
Neffen meines Herrn auf die Wiese fürte, befiel mich auf dem
Wege eine Schwäche, daß ich mich auf einen Stein in den Schatten
sezen mußte, bis sie vorübergieng. «Dann spürte ich nichts mer,
hatte aber eine schlaflose Nacht.
Den 2. August als ich in der Heuscheuer war, um 2 Ur,
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bekam ich den nemlichen Aufall, aber stärker, ich sank in eine
tiefe Onmacht und war meiner nicht mcr bewußt. Einer der
Knechte, der dies sah, rief andere zur Hilfe, ich kam wieder zum
Bewußtsein, war aber in meinem Gemüt mer angegriefen als die
übrigen Male. Man sagte mir, auf die Frage^ was mir begegnet
seye, habe ich geantwortet: Ich habe solche Dinge gesehen, die
ich nie geglaubt hätte. Ich erinnerte mich blos einen Menschen
gesehen zu haben, dessen Körper zur Hälfte nakt war, den ich
aber nicht kannte.
Ich stieg gefürt von Einigen die Stiege hinab, als ich aber
plözlich unten an derselben meinen Freund Des Fontaines erblickte,
fiel ich wieder in Obmacht und mit dem Kopf zwischen 2 Rasseln
hinein. Die Leute hoben mich auf und sezten mich auf einen
Ballen. Hier sizend sah ich weder den Herrn Sortoville noch sein
Gesinde, sondern nur den Des Fontaines unten an der Stege, der
mir winkte zu ihm zu kommen. Ich rückte auf meinem Size nach,
um ihm Plaz zu machen. Als er aber nicht kam, und ich auf-
stand, um zu ihm zu gehen, gieng er mir entgegen, ergrif meinen
linken Arm mit seiner rechten Hand und fürte mich 30 Schritte
weit in ein Nebengemach. Die Dienstboten, welche meinten, mein
Anfall sey vorüber und ich wolle meine Notdurft verrichten,
giengen an ihre Arbeit, einen Knecht ausgenommen, der dem Herrn
Sortoville sagte, ich rede mit mir selber. Weil dieser mich be-
trunken glaubte, und zu mir hin gieng, so hörte er mich Fragen
machen und Antworten erhalten, die er mir nachher erzälte.
^/4 Stunden blieb ich auf der Stelle, mit dem Des Fontaines redend,
der mir sagte:
„Ich habe dir versprochen, wenn ich vor dir sterben sollte,
zu erscheinen und von meinem Tode Nachricht zu geben : Nun bin
ich aber gestorben und vorgestern in dem Flusse bei Gaen er-
trunken um diese Stunde. Wir spazierten zum Tore hinaus, die
große Wärme erweckte in uns eine Lust zu baden, weil mich aber
eine Schwäche befiel, so sank ich in die Tiefe des Wassers. Mein
Begleiter der Abt von Meniljeano eilte mir zu Hülfe, ich ergrif
einen seiner Füße, allein indem er sich emporschwingen wollte,
stieß er mich so auf die Brust, daß ich aufs neue in die dort
große* Tiefe des Wassers versank." Er erzälte mir, was ihnen bei
diesem Spaziergang begegnete und wovon sie sprachen, auf meine
Fragen aber, ob er selig oder verdammt, oder im Fogfeuer seye?
Ob ich im Stande der Gnade seye und ihm bald nachfolgen werde,
antwortete er ebenso wenig, als ob er sie nicht gehört hätte. Ich
trat oft näher, um ihn zu umarmen, ergrif aber nichts, doch
fülte ich, daß er mich immer noch am Arme hielt, und als ich
mein Gesicht w^wendete, um ihn nicht mehr zu sehen, weil mich
sein Anblik bestürzt machte, so zog er mich am Arme, um mich
zu zwingen, ihn zu sehen und zu hören.. Er erschien mir immer
größer, als er ehedem war, und zur Zeit seines Todes seyn konnte.
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denn er war erst 10 Monden abwesend gewesen. Immer sah ich
ihn an der Mitte des Leibes nakt, sein gelbes Haar one Bedekung,
und in demselben oberhalb der Stirn eine zusammengewickelte weiße
Schrift, die ich aber nicht lesen konnte.
Seine Stimme war die nemliche wie im Leben^ seine Miene
weder fröhlich noch traurig, aber ruhig. Er bat mich, wenn sein
Bruder zurükkere, gewiese Dinge ihm zu sagen, die er seinen
Aeltern melden solle, und ich 7 Psalmen beten sollte, die ihm zur
Buße aufgegeben waren, und die er noch nicht recitirt habe.
Nachdem er mich nochmals erinnert hatte, mit seinem Bruder zu
reden, verabschidete er sich von mir mit den nemlichen Worten,
wie er sonst, wenn wir nach einem Spaziergange uns trennten, um
nach Hause zu gehen, es that. Sein Bruder sagte er mir, habe
zur Zeit seines Todes au einer Uebersezung geschrieben, und be*
fürchtet, es möchte ihm ein Unglük begegnen, auch es bereut, daß
er ihn allein habe gehen lassen, was der Bruder als richtig so
nachher bestätigte.
Genau beschrieb er mir den Plaz seines Todes, und den Baum,
in den er einige Worte eingeschniedten hatte, die ich nach 2 Jaren,
um sie seinem Begleiter Gotot zu zeigen, noch richtig fand. Gotot
bestätigte auch die Richtigkeit der Aufgabe der 7 Psalmen.
Weil ich beinahe 1 Monden lang den mir an seinen Bruder
gegebenen Auftrag nicht erfüllen konnte, so erschien er mir noch
2 Mal, das erste Mal auf einem Landhause, wohin ich gegangen
war, und weil es mir übel wurde, mich von der Gesellschaft ent-
fernte, in einen Winkel des Gartens mich begab, wo Des Fontaines
mir erschien, mir die Nachlässigkeit mit seinem Bruder zu reden
verwies, 7^ St. mit mir redte, aber auf meine Fragen wieder keine
Antwort gab.
Als ich einst des Morgens nach der Kirche gieng, erschien er
mir wieder, hielt sich jedoch nicht lange auf, erinnerte mich wieder
mit seinem Bruder zu reden, bean wertete keine meiner Fragen, und
nam mit den gewonten Worten Abschied.
Merkwürdig ist es, daß ich immer an der Stelle des Armes,
an der er mich zuerst ergriefen hatte, einen Schmerz fülte, bis
ich mit seinem Bruder gesprochen hatte. 3 Nächte lag ich wegen
des Staunens, das mich ergriefen, schlaflos, sagte nach der 1. Er-
scheinung dem Herrn v. Varouville, daß Des Fontaines ertrunken
sey und mir dies selbst angezeigt habe, und als dieser sogleich zu
seinen Aeltern gieng um nachzufragen, war so eben ihnen die
traurige Nachricht zugekommen. Mir begegnete von da an nichts
mer, aber nach Gotots Behauptung erschien der ertrunkene Jüng-
ling auch dem Abte von Menlijean.
Ncbch 8 1—9: Mortui amici apparentis historia medicis
illtistrcUa noiis. Freside EL Camerario pro licentia etc, im Novbr.
1729 Phü, Joe, Schlotterheck^ Wangensis. Tubingae, lU. Böhelii.
22. S. 4.
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4 Spuk des verscbmähteu Liebhabers
Ein Sendsettreiben an Hm. I. H, Meister von Zürch. Unter
dieser Aufschrift findet man S. 293 bis 320 der y^Uypötite
Clairon Betrachtungen über sich selbst^ und über die dramatische
Kunst. Aus der französ. Handschrift übersezt, 1, Bändchen.
Zürich, b. OreU, Füssli u. Comp. 1798. XIV u. 320. S. 8. Mit
dem' Bildniss der Verfasserin''' die Beschreibung einer Ge-
spenster- oder Spukscene^ die im wesentlichen Auszuge fol-
gendes giebt. Die Vorrede des Uebersezers ist von Stuttgart^ vom
19. April 1798 datiert. Der Bruch mit latein. Lettern wie das
Papier schön.
Glairon^s Jugend und der Beifall, den sie auf den Bünen
des Teaters und der Opern hatten, zogen vieler guten und alter
Lüstlinge Augen auf diese Schauspielerin. Unter den wenigen
besseren Männern, die sich in sie verliebten, war Hr. von S'^, der
Son eines Kaufmanns von B'^'^a, etwa 30 J. alt, schön in Wuchs
und Bildung, Dichter mit Wiz und Leichtigkeit, und gut erzogen.
Schüchtern^ verrät er nur durch Blike und zärtliche Gefällig-
Iceiten den tiefen Eindruk, den Clairon auf ihn gemacht hatte. Sie
selbst unterschied ihn vor Andern und schenkte ihm ihre Freund-
schaft. S. hofte von der Zeit mer, hatte sein ganzes' Vermögen
zu Gelde gemacht, um es unter höheren Titeln in Paris verzeren
zu können, und floh und verachtete die Menschen, weil, wie er
sagte, er sie zu gut kenne. Nur Clairon wollte er sehen, und es
dahin bringen, dass sie auch nur ihm lebe.
Clairon misfiel dieß ; sie wollte ungebunden bleiben, schränkte
die tägliche Gesellschaft auf seltene Besuche ein und betrug sich
ganz den Hofnungen des Liebenden entgegen. Nun wurde dieser
aus Liebe schwer krank. Mit Sorgfalt wartete sie ihn, und unter-
stüzte sogar den Mangel, in den ihn der Geiz seines Schwagers
versezt^ der ihm seine Einkünfte vorenthielt, sagte aber immer
seinen Hofnungen ab. Dieß schlug seinem Geful Wunden, die
nimmer heilten; er gelangte wieder zu seinem Vermögen, aber
gesund wurde er nimmer. Seine Briefe und Besuche schlug Clairon,
die sich jezt von ihm entfernte, beständig aus.
2V2 Jar nach seiner Bekanntschaft mit ihr nahte sein Ende;
Clairon schlug ihm die Bitte ab, seinen lezten Augenbliken den
Trost zu gönnen, sie noch einmal zu sehen. Nur sein Bedienter
und ein älteres Frauenzimmer waren in seinen lezten Tagen um
ihn. Er wonte auf dem Walle, nahe bei der Straße d' Antin,
Clairon in der Straße Bussy, nahe bei der Seinestraße und Abtei
St. Germain. Clairon speiste gewöhnh'ch in Gesellschaft ihrer
Mutter und mehrerer Chapeau's, darunter der talentvolle Roselli
war, zu Abend, und hatte eben erst kleine Schäferlieder gesungen,
als auf Glockenschlag 11 Uhr der durchdringendste Schrei folgte.
Seine düstre Tonstimmung und Länge sezte die Gesellschaft in
Staunen, und Clairon sank in eine Onmacht, in der sie fast
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'.4 Stunde lang ono Bemutseyn lag. Die mäainliche Gesellschaft
raisonnirte viel über das Ereignis, verabredte, aof den Fall er sich
wieder hören Heße, Spionen in der Gasse zu halten, nm den Ur-
heber desselben za entdecken. Alle Bediente, Nachbarn and die
PoHssei selbst hatten ihn mit gehört» hörten ihn immer zur gleichen
Stande anter Clairon's Fenstern, and er schien nnr aas der leeren
Laft za Kommen»
Wenn Clairon zaweilen aaßer ihrem Hanse speiste, hörte man
es, and erst, wenn sie za üaose kam and bei ihren Bedienten
nachfragte, erscholl der Schrei mitten unter ihnen. Als einst der
Präsident Ton R . . . . , bei dem Clairon za Abend gespeist hatte,
sie bis an ihre Hanstöre b^leitete and eben Abschied nam,
drang dieser Schrei zwischen beiden dnrch, and man brachte ersteren
halbtod in seinen Wagen zarück.
Boselli b^leitele einst die Gairon bei einem Besoche in die
Strafte St. Honore. Der Freidenker redte anter Wegs von dem
Gespenst and redte Clairon za, den Geist anzornfen, mit dem
Yersprechen, die Sache za glaaben, wenn er antworten wöide.
Clairon taVs and 3 mal nach einander erschoU der Schrei schnell
and forchterlich. Fast one Bewastseyn worden beide aas dem
Wagen gehoben, als sie bei der Freandin anforen, der der Be-
such galt. X
Einige Monden hörte man nnn nichts mer, bis w^en der Hea-
rat des Dauphins alle Schanspielertroppen nach Versailles be-
rufen wurden. Morgens um 3 Ur legte sich Clairoa und im
nemlichen Zinmier Madame Grandral in der Allee Ton St. Cload
zu Bette, weil leztere kein Zimmer nach Tergeblichem Warten mer
hatte bekommen können. Clairon sagte beim Auskleiden zu ihrem
Kammermädchen: „Nun sind wir am Ende der Welt; es macht
das abscheuHchste Wetter. Der Schrei würde ser Terl^en seyn,
wenn er uns hier suchen sollte, und — er erscholl plözlich so
schrekend, dafi im ganzen Hause niemand mer schlafen konnte;
doch nun zum leztenmal. Dafür erfolgte, als etwa 8 Tage her-
nach Clairon mit ihrrr gewönlichen GeseUschaft schwazte, nm
11 Ur ein Flintenschuß, der eines ihrer Fenster nur wenig be-
schädigte, den aber alle Anwesende hörten und das Fouer sahen.
Clairon glaubte, man habe sie töden wollen; der Polizei-
Lieutenant Manila htß alle Clairons Logie gegenüber liegende
Häuser durchsuchen und die folgenden Nächte bewachen, you unten
bis oben; doch aUer Anstalten unerachtet^ hörte und sah man
den Spuk 3 volle Monden, immer nm 11 Uhr, immer nach dem-
selben Fenster zielende one sehen zu können» wo er her komme.
Die ProtoGoUe der Polizei können dieß beurkunden.
Gairon achtete seiner, daran gewönt, so wenig mer, daß
sie einst^ one zu anden, daß es die bestimmte Stunde aeye^ an
dem geöfiieten Fenster mit dem Oberau^eker der Hoffeste stund,
und Tom Schuß beide mitten ins Zünmer wie todt hingescbleadert
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wurden. Beide, als sie sich erholten, befanden sich unyerwundet,
aber von der stärksten Maulschelle er auf die linke und Clairon
auf die rechte Wange getroffen, und lachten beide darüber.
Den 2. Tag darauf für Clairon in einem Mietwagen zu
einem nächtlichen Feste, das die Mademoiselle Dnrnesril in ihrem
Hause ä la Barriere blanche gab. Gegen 11 Uhr, im schönsten
Nordlicht, füren sie über die Boulevards. Starb hier von S'*'?
fragte ihr Kammermädchen. Clairon bejate es und zeigte auf
2 Häuser mit der Hand, in deren einem er müsse gewont haben,
und gleich drang aus einem derselben der Schuß durch ihren Wagen.
Der Kutscher der sich von Räubern angefallen meinte, für im
Gallopp davon und Clairon erholte sich länger vom Schreck, der
sie dießmal befiel.
Statt des Schießens hörte man von nun an um dieselbe Stunde,
ein Händeklatschen von besonderm Takt, und öfters wiederholt.
Die nächsten überall auflaurende Freunde der Clairon bezeugten
es unter ihrer Haustüre zu hören, aber hier erhob es sich wol,
jedoch sehen konnten sie nichts.
Als dieß eine Zeitlang gedauert hatte, traten melodische Töne
an seine Stelle, die immer bei dem Kreuzwege von Bussy anfiengen
und bei Clairon's Haustüre endeten. Man verfolgte und hörte sie,
aber man sah es nicht, bis endlich nach etwas mer als 2V2 Jaren
alles aufhörte. Clairon bezog hierauf^ weil sie sich etwas be-
reichert hatte und um ihter Gesundheit willen ein Haus in der
ruhigeren Maraisstraße für 1200 Tlr., in dem Racine 40 Jare
mit seiner Familie gelebt hatte lind starb. Es verlangte, noch
eh* sie auszog, eine alte Dame das Zimmer zu sehen. Beide sahen
sich erst lange stumm an, und in der auf dieß Staunen folgenden
Unterredung erfur Clairon, die Dame hätte sie längst gerne ge-
sprochen, habe aber jezt erst durch die vor ihr Zimmer, aus dem
Clairon ausziehen wollte, gehängte Ausleihungstafel Gelegenheit
dazu gefunden, erfur, die Dame seye die Freundin des von S*,
seine Gesellschafterin in seinem lezten Lebensjar gewesen, um-
sonst habe sie ihn gebeten, Clairon zu vergessen; immer habe er
versichert, sie noch jenseit des Grabes zu lieben, aber Clairon's
Versagung seiner lezten Bitte habe sein Tod beschleunigt; er zälte
jede Minute, bis um halb 11 Uhr sein Lakai mit der abschlägigen
Antwort kam. Nach einigem Stillschweigen ergriff er dann dio
Hand seiner Freundin mit schrecklicher Miene der Verzweiflung,
und sagte : die Barbarin ! Sie soll nichts dabei gewinnen ; ich will sie
gerade so lange nach meinem Tode verfolgen, als ich es in meinem
Leben getan habe. Dann starb er.
Clairon bezeugt am Schlüsse ihres Briefs, daß diese Erzälung
tiefen Eindruk auf sie gemacht habe, den erst die Zeit nach und
nach wieder austilgte und empfielt Hrn. Meister Verschwiegenheit
über den Inhalt dieses Briefs.
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5 Bekentnisse eines Zauberers
Ini März des Jahres 1633 würde in Strasburg ein Junge von
16 Jareii, aus Molzheim, als Zauberer hingerichtet, der freudig
starb und dabei jedermann vor der Bosheit der Jesuiten warnte,
welche ihn in sein Unglück gebracht hätten. Wie Oraeus 1. c.
S. 34 den von ihm verbreiteten gedrukten Nachrichten nacherzält,
bekannte er : ein Jesuit aus Molzheim habe ihn mit andern Jungen
in der Zauberei unterrichtet ; in Gestalt eines ansehnlichen, schwarzen
Mannes seye dann der Teufel zu ihm in die Schule gekommen,
habe ihm Geldstücke verert, die aber in der Folge nur Scherben
gewesen und ihn überredt, sich ihm zu verschreiben; auch habe
er ihm mit seiner Klaue eine Wunde auf die Hand gedrükt, deren
Narbe man noch sähe, und mit dem aus derselben fließenden Blute
habe er sich verschreiben müssen. Hierauf habe ihn der Teufel
ein Kunststück nach dem andern gelert und mit einem anderen
Teufel in Gestalt eines ser schönen Mädchens verlobt, der dann
mit bei allen seinen Taten gewesen wäre. Er bekannte ferner,
daß er- viele kleine Kinder gelämt, andere getödet, anderen das
Gehirn aus dem Kopfe gezaubert habe, blos durch Berüren mit
einem vergifteten Stäbchen, das er immer in der Hand trug. Seinen
eigenen Vater habe er lam und wassersüchtig gemacht, zu Lucern
in der Schweiz und anderen Orten Leute, die Morgens und Abends
beteten, vergiftet, daß sie rasend geworden; viel Vieh umgebracht,
unter anderem seye er einer Kuh in Gestalt eines Raben auf den
Rüken gesessen und habe sie zerhakt und von ihr gefressen, bis
sie gestorben, und einer andereh habe er sich als Fuchs an den
Schwanz gehängt, bis sie sich zu Tode gesprungen hätte. Einige
Mägde habe er geschwängert, mit einem Schaf in Hunds- und mit
einem Schwein in Wolfisgestalt Sodomiterei getrieben und wärend
der Belagerung von Benfeld seye er auf einem mit 6 Kazen be-
spannten Wagen aus- und eingefaren und habe Briefe von den
Jesuiten hineingebracht. Auf einen noch in Breisach und einen'
andern in Schlettstadt lebenden Pater Soc. Jesu gab er auch Schand-
taten an. Nach Strassburg war er gekommen, um seine Kunst
an dem Superintendent D. Schmidt zu versuchen, den er aber ver-
feite und einen anderen Pfarrer für ihn ansähe, der ihm auf der
Straße begegnete. Er begrüste denselben mit einem. langen Hände-
druk uüd machte ihm den Kopf durch ein giftiges Pulver voll
Blattern und Geschwüre, die er aber alle, nach dem man ihn ver-
haftet und dazu aufgefordert hatte, auch wiederum heilte.
Vgl. Alsatia 1856—57 S. 256 ff.
6 Der ermordete Poltergeist
Unter den ehmaligen Woltätern des Klosters Salmanswciler
oder Salem ^) waren auch die Grafen von Montfort, die unter ande-
1) Es wurde im J. 1137 gestiftet, liegt 1 Meile von üeberlingen,
war eine reiche Gistercienser Abtei. Sieh Seb. Barster Alem. III 267.
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171
rem bei einer ihrer Schenkungen die Bedingungen machten, daß
jeder reisende Ritter und Edelmann eine Nacht unentgeldlich im
Gloster beherbergt werden sollte, um Reisende soviel möglich ab-
znschreken, beunruhigte ein in einen Teufel vermummter Mönch
die Uebemachtenden und selbst einst einen Grafen von Montfort,
der sich um die verbreiteten Gerüchte von Unsicherheit nicht be-
kümmerte und durch seine Herzhaftigkeit den eigennüzigen Pfaffen
einen feinen Streich spielte. Als ihn nemlich ein ungewönliches
Poltern über seinem Bette beunruhigte, so stach er mit seinem
Schwerdt durch diejenige Stelle der Decke seines Schlafzimmers,
über der der Poltergeist zu seyn schien, so mächtig hinauf, daß
er den daselbst liegenden Mönch, der den Lärm verursachte, durch-
borte, und damit den Ruf der Unsicherheit auf die schönste Art
beschämte. In der Folge wußten aber die Mönche obige Stiftung
für Reisende doch sich' vom Halse zu schaffen ^).
7 Das lüsterne Gespenst
Cruflius 1. c. erzält eine artige Geisterscene, die er von der
ersten Quelle hatte. Zu den Zeiten des Vaters derjenigen jungen
HeiTen von Werther, mit denen er sich als ihr Hofmeister in seinen
jüngeren Jaren zu Strasburg aufhielt, trug sich in Beichlingen,
Werthers damaliger Wonung, folgendes zu. Zur Winterszeit be-
unruhigte ein nächtliches Poltern einst Werthers Wonung und der
Poltergeist schliech besonders oft in die Kammer, wo die Mägde
schliefen, deren Brüste er mit seinen kalten Händen betastete;
worüber die Mädchen, die des Nachts vor Schreken kaum zu atmen
vermochten, am Tage jämmerlich klagten. Einst war ein starker
junger Edelmann, aus dem alten Geschlechte derer von Bünau
Zeuge solcher Klagen, ärgerte sich darüber und sagte: „ich will die
Mädchen an dem Gespenste rächen, so war ich Bünau bin!"
Wirklich stellte er sich des Nachts an einer bequemen Stelle auf
die Lauer und als das vermeinte Gespenst polternd daher kam,
um wieder die Mädchen zu besuchen, trat Bünau heryor, pakte
es mit beiden Armen^ warf es die Treppen hinab und sagte: „Seht
doch, wi^ artig dieser Geist die Treppen abhobeln kann. Morgen
wollen wir ihn näher kennen lernen!
Den nächsten Morgen ließ Hr. v. Werther alle seine Haus-
genossen versammeln und so ernst er auch sonst immer war,
mußte er doch lachen, als sein Schreiber mit zerfallenem Gesichte
und blauen Flecken an der Stirne erschien. „Nun du guter Geist!
Also bist du derjenige, der uns bei Nacht so viele Unruhe machte?
Geh jezt nur hin, aber komm künftig nimmer wieder!" sagte er
zu dem Beschämten^ und so hatte die Spukerei ein Ende.
1) Nach Grusius I, 558 f.
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8 Die Hexe von Gomaringen^)
Der den 13. September 1803 za Neren im besten Alter als
Schultheiß gestorbene geschikte Chirurg Joh. Jac. Naedele war
einer derjenigen Männer, die erhaben über Volksvorurteile nichts
glauben wollen, was sie nicht erfaren haben und ihre Vernunft
nicht erklären kann. Entfernt von aller Furcht, wanderte er un-
zälige Male auch solche Wege, die durch unzälige Sagen berüch-
tigt waren, in tiefer Nacht; und immer fester wurde dardurch
sein Glaube, daß Alles eitle Einbildung oder Lüge seye, was man
von Zauberei und Gespenstern erzäle. Die eigene Erfarung eines
solchen Mannes vom Gegenteil, besonders aus seiner eigenen Er-
zälung aufgefaßt, verdient allerdings als historisches Factum eine
Stelle in diesen Blättern. Sie ist folgende. 1801 wurde er einst
spät noch Abends zu dem lange kränkelnden Rat und Vogt Phil.
Wilh. Laiblin in Gomaringen, Vs Stunde von Neren, gerufen.
Fast unzälige Male geschähe es in einer längeren Reihe von
Jaren, daß er von diesem Beamten, welcher erst den 21. Februar
1802 starb, gebraucht und za jeder Tageszeit geholt wurde, und
so oft dieß erst Abends geschah und er übernachten sollte oder
wollte, wurde ihm jedesmal ein eigenes Zimmer und Bette im
Schlosse angewiesen. In diesem Zimmer, auf dem er schon ser
oft übernachtet hatte, legte er sich auch dießmal zu Bette, und
schlief bald ein.
Gegen Mitternacht etwa erwachte er, und wie ihm dünkte,
am Schall der Morgenglocke. Indem er sich umsah und die Helle
der Nacht ihn in seinem Wane bestärkte, so sieht er die alte
Balbiererin des Orts, die er ser gut kannte, und auch gestern
beim Hereingehen in den Fleken gesehen und gegrüst, auch ihres
Hexenblikes ungeachtet noch nie im Geringsten gefürchtet hatte, —
zur Türe seines Zimmers herein und auf sein Bette zugehen. Eh'
er sich über die Ursache dieses seltsamen Besuchs besinnen konnte,
falte er die alte Frau auf sich liegen, und zwar mit einer so
schweren und gleich anschließenden Bürde, daß er unerachtet et
ärgerlich und mit Zorn alle seine Mannkraft anstrengte, keinen
seiner Arme unter der Deke hervorbringen, viel weniger also die
ungebetene Last abwerfen konnte, sondern ruhig harren mußte,
bis sie kurz vor dem Schall der Morgengloke selbst wieder fort
vom Bette und zur Türe hinaus gieng, die er beim Aufstehen
und Nachsehen doch noch ganz so verschlossen fand, wie er sie
vor Schlafengehen abgeschlossen hatte.
9 Weiße Frau wiegt das Kind«)
Das Haus des Bürgers und Schmids Christoph Keck in Leid-
ringen (Sulz a. N.) war im Rufe eines Spuks, den man von Zeit
1) Bei Reutlingen.
2) Eine anderwärts vilfach vorkommende Sage.
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za Zeit spürte. Die Sage war, es seye vor älteren Zeiten einst
der Keller eingestürzt, und dardurch etwas verschüttet worden, das
diejenige Weibsperson daselbst verstekt hatte, deren Seele noch
in diesem Hause unruhyoU umherspuke.
Besonders regte sie sich wieder, nachdem dem vorgenannten
Schmid seine Gattin Agnes, geb. Schwarzin den 3. December 1770
das 10. Kind eine Tochter Catharine geboren hatte. In weißer
Gestalt, die beide A eitern sahen, kam sie fast jede Nacht: Ihr
Schimmer erhellte zuweilen wie Mondschein die Stube : Sie trat
zur Wiege des Kindes und wiegte dieß Kind oft stundenlange. Die
Mutter kroch meistens furchtsam unter die Deke des Bettes, allein
der Vater weniger furchtsam, für sein Kind besorgt und der Er-
scheinungen bald gewont, besah den Spuk oft genauer, erfnr
nie kein Leid, nur war er nicht im Stande, die Wiege zu stellen
und zu verhindern, daß die weiße Frau das Kind wiege.
So trieb sie es ungefar 2 Jare, dann aber machte sie zu-
weilen unartige Streiche, löste das Vieh im Stalle ab, und plagte
eine weiße Ziege so arg, daß das Schreien des armen Tieres den
Hausvater öfters in einer Nacht mermals in den Stall zu eilen
nötigte.
Die Tochter, welche beim Heranwachsen die besondere Zu-
neigung des Geistes gegen sie hörte und merkte, gieng nie bei
Nacht allein aus der Stube, heiratete den 4. Februar 1794 den
Schmied-Meister Joh. Kühler von Marschalkenzimmem, und zog
mit demselben in seinen Geburts-Ort, wo beide noch leben und
hausen.
Zu Ende des Jahres 1795. — Auf der Stelle des Hauses
stand nach einer alten Sage einst eine Edelmannsbehausung oder
ein kleines Schloß.
10 Die Erscheinung eines Gestorbenen
Der als der gröste Mechaniker seines Jarhunderis bekannte
Pfarrer M. Phil. MatJiaeus Hahn zu Echterdingen unweit Stutt-
gart^ von dessen Wittwe einer anerkannt gelerten und recht-
schaffenen Frau ich nachsiehende Geschichte hörte, starb erst 50 Jahre
6 Monden und 23 Tag alt, den 2, Maj 1790.
Auf seinem Krankenbette dachte er noch viel an einen seiner
Söne, welcher ihm entlaufen war, befal die 100 Tlr. zu streichen,
welche er ihm im gerechten Unwillen aufgeschrieben hatte, und
demselben zu schreiben, daß er ihm seine Feitritte verzeihe.
Dieser Son hielt sich in Berlin auf, und hatte keinen Gedanken
an den frühen Tod seines Vaters. Einst ^ hellen Tage trat dieser
in der gewönüchen Hauskleidung, die er im Leben trug, nemlich
einem simpeln üeberrocke und einer leichten Müze in's Arbeits-
zimmer seines Sones, und sagte: „Christian, ich bin gestorben
und auf den Mittag um 2 ür wird der Trauerbrief mit der Nach-
richt von meinem Tode durch die Post hier ankommen." Der
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Vater verschwand darauf wieder : der Son versank in tiefe Rümng
and Staunen, erzälte der Gesellschaft von jungen Leuten, welche
nach dem Mittagessen ihrer Verabredung gemäs kamen, um ihn
zu einem frohen Ausfluge abzuholen, die Ursache der ihnen auf-
fallenden Gemüts-Stimmung, in welcher sie ihn antraffen^ gieng
zwar auf ihr Zudringen endlich mit, wurde aber troz ihrer Be-
mühung, ihm die Sache als eine leere Einbildung auszureden, nicht
heiter, und lief als sie nach 4 Uhr zurüke kerten, sogleich auf
die Post, um der Warheit näher zu kommen. Er erhielt richtig
einen Trauerbrief mit der Bemerkung, daß er solchen schon um
2 Ur hätte haben können, weil um diese Stunde dießmal die
^ Post schon angekommen wäre ; reiste kurz darauf von Berlin nach
Hause, und erzälte den Seinigen diese Erscheinung, deren Eindrüke
auf sein Gemüt noch lange auffallend sichtbar waren, als die Ur-
sache seiner schnellen Heimreise.
11 Das Mändle im Pfarrhaus.
Auf seiner 2. Pfarre fand Simon ^) die bequeme Türe der
Fruchtkammer oben im Pfarrhause auf eine auffallende Art mit
unnötig vielen Nägeln vernagelt, und durch einen engen Seitengang
einen höchst unbequemen Eingang in dieselbe. Er fragte nach der
Ursache und wollte die vernagelte Türe aufbrechen lassen, allein
die Leute sagten ihm, daß sie schon seit langen Zeiten in diesem
Znstande seye, und daß auch seine Vorfaren im Amte aus guten
Gründen von dem Vorsaze dieselbe erbrechen zu lassen, abstrahirt
hätten. Als Simon dies Alles als Torheit erklärte und auf seinem
Entschluß solche zu öffnen beharren wollte, so baten und warnten
ihn alle Nachbarn und Bürger so lange und dringend daß er ihren
Bitten nachgeben mußte, fand auch in der Folge keine Ursache
1) Kraffib Ehrenreich Simon, geboren den 22. März 1715 in Heiden-
heim, stadierte in den 1730er Jaren als Oppidanus zu Tübingen, wurde
den 23. Januar 1748 Pfarrer zu Thailfingen unweit Ehingen, 1765 von
hier nach St. Georgen befördert, wo er bis 1774 blieb, und dann noch
1774 bis 17ß0 Pfarrer in Rothfelden Altenstaiger Oberamts war. Hier
t er den 21. Januar 1780, aet. 65.
Sein Vater M. Orato ülr. Simon war 1704—16 Special und
Stadtpfarrer zu Heidenheim.
Abt inAnhausen 1718—25; in Königsbrunn 1725—28; Repetent,
1689—93. 2. Diacon in Kirchheim 1693—704 und Special in Urach
1716—18.
t le.Maj 1728 aet. 56. nat. 1672 in Steinsfeld, magistrierte 1684, •
13, August als tertius in Hedinger's Promotion. Sein Vater
M. Golomann Simon gebürtigt von Kirn; magistrierte den
2. März 1659 als 6. seiner Promotion,, war 1661—71 Pfarrer in Kocher-
steinsfeld, und 1671—95 in Ober Eisisheim.
Simon hatte auch einen Bruder Friedrich, geboren in Heiden -
heim, magistrierte 1726, war 1736—44 Pfarrer in Braitenberg und 1744
bis zu seinem Sterben 1745 in Ehningen bei Böblingen.
t 21. März 1745 aet. 40, nat. also 1705.
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diese Nachgiebigkeit zu bedaaern. Ser oft horten er und seine
Leute in jener Kammer rumoren und ein dem ganz gleiches Ge-
lärme, welches das Kommessen verursacht.
Als eine seiner in St. Georgen herangewachsenen Töchter
(welche noch jezt lebt, und sich bei ihrem Schwager dem resign.
Förster von Weiler Merklingen in Balingen aufhält), einst Abends
etwas spät noch in der Küche beschäftigt, das Hans beschlossen
und 'die Magd nicht mer im Stalle war, hörte sie die Stalltüre
auf- und zu gehen, jemand die Treppen heraufkommen, und ein
kleines Männchen von mittlerem Alter, in ein Leibchen von Bar-
chent gekleidet, und mit 1 Müze von Ziz und mit blauem Band
eingefaßt auf dem Kopfe, stellte sich auf die Schwelle der Küche-
türe, one ein Wort zu reden^ sah nur das Mädchen an, welches
ihn zuerst auch betrachtete, dann aber von Grauen ergriffen, zu
schreien anfieng, und weil der Kerl den Ausgang aus der Küche
besezt hielt, mit Hilfe ihrer Schwestern durch den sc^enannten
Bietladen in die Wonstube flüchtete.
Merere Jare nach diesem Vorfalle, und als er von allen
längst wieder vergessen und vom Pfarrer als bloße Sinnentäu-
schung vorgestellt worden war, gieng die nemliche. Tochter, wie
sie schon oft getan, nach beendigtem Hausgeschäften auf den
obem Boden, und in eine Kammer neben der mergenannten Frucht-
kammer, um ihre Blumenstöke zu begießen, welche auf einem Stok-
brette stunden. Indem sie zum Laden hinausgebogen damit be-
schäftigt war, sah sie mit einem Male und deutlich, weil es noch
helle und vor dem Vespefgeläute war, den nemlichen kleinen Mann
im nemlichen Anzüge aus dem Laden der Fruchtkammer heraus
und nach ihr herüber schauen. Sie fand an dieser Galanterie des
sonst nie mer sichtbar gewordenen Kornkammerbewoners so
weniges Behagen, daß sie mit jugendlicher Fertigkeit plözlich
davon und die Treppen schreiend hinabsprang, als ob der Kerl
ihr auf den Fersen folgte, auch nie wieder in der Abenddämmerung
ihre Blumenstöke besuchte.
MündHch. 1819 aufgez.
12 Die seltsame Schweinherde
Ungefar im August 1800 füren der jezige Hr. Regierungs-
Jiat bei der Stadt-Direction in Stuttgart Graf v. S., und ein auf
dem Gymnasium studierender Jüngling von Efslingen mit einem
Hauderer nach Stuttgart zurüke. Bei dem lezten Hause zu Berg
hatte der leztere gehalten, um das Chausseegeld zu bezalen. Als
er eine kleine Strek« vom Dorfe auf der nach der Residenz füren-
den Hauptstraße schon wieder plözlich stille hielt, wunderten sich
die beiden Jünglinge, welche im Gespräche miteinander nichts be-
merkt hatten. Auf ihre Frage, warum er stillhalte? Ob etwas
gebrochen wäre? und ihre Aeußerung, er sollte doch faren! sagte
er leise: „Still, still; da läßt sich nicht reden! Ich weiß' schon.
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was das ist; nnd zeigte dabei mit der Hand aaf die Straße. Dies
veranlaßte die munteren Jünglinge, den einen auf der linken, den
V. Sax auf der rechten Seite aus der Chaise hinaus auf die Straße
zu sehen. Beide bemerkten eine Herde halbgewachsener Schweine,
gedrängt im gewönlichem Schweinstrabe an ihnen vorbei gehend.
Diese Tiere fällten nicht nur die breite Straße zu beiden Seiten
der Chaise^ sondern liefen selbst unter dieser und den Pferden,
welche die Köpfe schüttelten und schnarchten zwischen den Füßen
hindurch. Der Zug bestund wenigstens aus etlichen Hunderten,
denn er dauerte merere Minuten, in der Richtung von Stuttgart
nach Berg hin. Die Schweine waren von gleicher Größe, dunkler
Farbe, und wenige^ die einzeln nacheilten, schlössen den Zug. Die
beiden Jünglinge sahen ihm furchtlos und mit Vergnügen zu, und
konnten genau sehen, weil es im Anfang einer Sommernacht, noch
vor 10 Uhr, und die Scene durch Mondschein beleuchtet war.
Nachher erst fiel es ihnen auf, daß keines dieser Schweinchen ge-
grunzt, und keiner von ihnen sie laufen gehört hätte; — und daß
weder ein Mensch noch ein Hund der Herde folgten. Auf ihre
Nachfrage erfuren sie, daß die nemliche Erscheinung auf gleiche
Weise, wiewol selten, schon früher sich ereignet habe, und auch
ihrem Hauderer schon bekannt war.
Aus der Erzälung des Hrn. Grafen v. S. aufgezeichnet den
1. September 1819.
13 Gespenstische Furwerk
1821 erkrankte der älteste Son Job. Geo. des resignierten
Bürgermeisters Andreas Blöchle zu Fluorn (bei Oberndorf a. N.)
an einer Kolik, Umsonst war die Hilfe merer Aerzte. Den
5. Juli ritt Lindenwirt Blöchle nach Sulz, um noch einmal Hilfe
zu suchen. Mit Sensucht warteten die Aeltem und selbst der
20 Jare alte kranke Jüngling, der länger zu leben wünschte, auf
seine Rükkunft, die Abends V2IO Uhr erfolgte. V2 Stunde vor
derselben, um 9 Uhr, als es schon tiefe Dämmerung und im Dorfe
Alles stille war, hörte der Kranke und mere bei ihm in der
Kammer anwesende Personen deutlich und rasch ein Gefärt vor-
faren. Sie eilten in der festen Meinung, der Vetter sey mit einem
Arzte angekommen, aus der Kammer und mit Laternen hinab
vor^s Haus. Allein, als sie hinabkamen, war nirgend ein Gefärt
oder Mensch, Alles stille, und Morgens 3 Ur starb der Kranke,
dessen unheilbare Schmerzen erst mit dem Tode endeten.
Mündlich.
14 Das seltsame Kegelspiel
Als der gewesene Schultheißen-Amtsverweser Lehmann in
Hohenmessingen noch als lediger Bursche bei seinen Aeltem auf
dem Wallenbrunner Hofe war, gieng er öfters an Sonn- und Feier-
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tagen nach dem Erähenbade bei Alpirspach und nach Schencken-
Zell, wo gekegelt wurde. Ein Kerl aus der Beinhardsaue gewann
jedesmal den übrigen Burschen, auch solchen, die sonst am besten
warfen, Alles ab. Als einst der junge Lehmann verdrüßlich hier-
über heimgekommen war, und sein Vater auf das Fragen nach der
Ursache seines Mißmutes, dieselbe vernommen hatte, riet er eine
bei Sonnenuntergang von einem Wagen genommene Sperrkette
unbeschrien in die Kegelban gerade vor den Ort hin zu vergraben,
auf welchen die Kegel zu stehen kamen. Der Rat wurde befolgt,
der bisher glükliche Spieler verlor alle sein Geld wieder, weil die
von ihm geschobene Kugel jedesmal, wenn sie an die Stelle kam,
wo die Kette ruhte, einen Saz über die Kegel hinauß machte,
und nicht einen mer fällte und — er kam nicht wieder.
Mündlich. Vgl. aus Schwaben I 115 ff.
15 Das verdächtige Traubengeschenk.
Als der den 14. Juni 1745 in Oberstenfeld geborne jezt in
seineqa 77. Jare noch lebende Gr. Pfarrer M, Job. Theod. Dorn-
feld in Neckarweihingen^ ein Mann, der wenig auf Erscheinungen
und dergleichen hält, einst einen Besuch in seinem Geburtsorte
machte, wo sein Vater von 1729 bis 1755 Pfarrer gewesen war,
und bei Nacht heimkerte, kamen auf seinem Wege 2 Weibsper-
sonen zu ihm. Als sie eine Zeit lang mit ihm gelaufen waren,
und der Weg an Weinbergen vorbeifürte, sagte die eine der-
selben: Sie müsse ihm doch auch Trauben geben, gieng in den
Weinberg hinein und brachte ihm ein Büschelgen. Gleich darauf
verschwanden beide Weiber aus seinen Augen, und er hörte hoch
über sich ein abscheuliches Kazengeschrei. So erzälte er^s auch
Hrn. Barth, der 1821/22 bei ihm Vicar gewesen. Er warf nun
die Trauben sogleich hinweg.
16 Der gefundene und wieder begrabene Schaz
Ein wolhabender und im Rufe der Frömmigkeit stehender
Mann im Pfarrdorfe Schlaitdorf, Tübinger Oberamts, hatte ein
braves und noch neuerbautes Haus. Damit einst 2 seiner Kinder
ihre Haushaltung ganz bequem darinn füren könnten, beschloss
er 1816 auch noch einen 2. Keller in demselben erbauen zu lassen.
Kaum war die Arbeit der Ausgrabung desselben auf etliche Fuß
in die Tiefe vorgerückt, so entdekten die Söne und Töchter des
Hansbesizers, durch die sie verrichtet wurde, ein Gewölbe und an
demselben eine Türe, und als sie leztere erbrochen hatten, ein
Küstchen, in welchem sie alte Schriften und Kostbarkeiten vor-
fanden. Bei dem weiteren Graben kamen sie auf die Türe eines
2. Gewölbes. Anstatt aber auch dieses zu öffnen, ließ der Mann
das Kistchen mit seinem merkwürdigen Inhalt wieder in das erste
Gewölbe bringen, solches wieder zuschließen, und die gegrabene
Oeffnung wieder zuwerfen. Was ihn zu dem Allem vermochte,
war Folgendes.
Blrlinger, Alemumla IV 2 12
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In der 1. Nacht nach dem Allen erfreulichen und unerwarteten
Funde erschien ihm ein Mann in weißer Gestalt und Kleidung.
Diese Erscheinung wurde von da an oft wiederholt, und oh sie
schon nicht schrekend aussah und ihm kein Leid zufugte, sondern
hlos zuweilen an seinem Kopfküssen oder der Bettdeke zog, so
jagte sie ihm doch eine Angst ein, die noch größer als die Freude
üher den gefundenen Schaz war und ihn hewog, denselhen wieder
an seine vorige Stelle zu sezen, auch die Erhauung eines zweiten
Kellers ganz aufzugehen, in der Hoffiiung, der ungehetenen nächt-
lichen Besuche dardurch sich zu entledigen. Allein diese Hoffnung
wurde so wenig erfüllt, daß vielmer derjenige, welcher diesen
Schaz vergraben hatte, und entweder ein Mitglied der Familie
der Edelknecht von Schlaitdorf oder der Dürner v. Turnaw war,
welche und zwar jene im 13. diese im 15. Jarhnndert ihren Siz
in der Burg hatten, auf deren Ruinen nun das obgenannte Haus
stund, seine Besuche nicht nur bei Nacht fortsezte, sondern sogar
dem Besizer jenes Hauses nun auch zuweilen bei hellem Tage Be-
suche gab. Einmal sahen ihn sogar die Hausgenossen, als sie am
Tische alle zusammen das Früstük zu verzeren saßen. Er kam
als ein Knabe in weißer Kleidung in die Stube, lief am Ofen
vorüber, wünschte ihnen einen guten Tag und eine gesegnete Mal-
zeit, verschwand dann, und ein silberheUer Stern schrekte nach
seinem Verschwinden an den getünchten Wänden des Zimmers
vorüber.
Um den Mann, den eine Abzerung — eine Folge fortdauern-
der Angst und schlafloser Nächte, zu töten drohte, von den lästigen
Erscheinungen zu befreien, wurde Mancherlei versucht. Ein Baker
Bihner von M. riet ihm, Hilfe bei dem unter dem Namen Stilling
bekannten Hrn. Hofrat Jung zu suchen, weil er voraussezte, daß
der Verfasser der Theorie der Geisterkunde über alle Geister ge-
bieten könne, und für 1816 mit ihm nach Carlsruhe. Stilling
riet ihm, den Schaz zu heben, den Geistermann aber über die
Absicht seiner Besuche und seinen Willen in Hinsicht des Schazes
zu befragen, und versprach im nächsten Früjar selbst nach' Schlait*
dorf zu kommen.
Stillings Rat zu befolgen hatte der Bauer nicht mehr Mut
genug; Stilling kam nicht nach Schlaitdorf, weil er die für ihn
weit erfreulichere Reise nach der besseren Welt machen durfte,
und die den Bauern beängstigenden Erscheinungen hörten nach
und nach auf, entweder weil sie dem Geistermann als zwecklos
selbst entleideten, oder weil die veranstalteten gemeinschaftlichen
Betstunden in den christlichen Erbauungsstunden der ganzen Um-
gegend ihm, und eben damit auch dem beängstigten Bauern Ruhe
bewirkten.
Mündlich.
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17 Warum als Kaze
Bei dem Brande der Stadt Sulz vom Jare 1794 fläcbtete der
Weisgerbermeister Joh. Fried. Schmid auch sein Eisenge wicht, das
aber nachher sich nicht mer vorfand, weil es wie damalen so Vieles
gestolen wurde. Merer& Jare nachher bemerkten Leute der Vor-
stadt an dem Bergabhange hinter derselben und immerfort an der
nemlichen Stelle eine erbärmlich heulende Kaze. Dies veranlaßte
endlich einige derselben auf dieser Stelle nachzugraben, und bei
diesem* Nachgraben fand man einen eisernen Gewichtstein nach
dem andern. Auf die von diesem seltsamnn Funde schnell durch
die ganze Stadt verbreitete Nachricht trieb die Neugierde auch
den Schmid nach dem Orte des Fundes, und unerwartet fand er
das schon seit Jaren verloren gehaltene Gewicht wieder, als dessen
Eigentümer ihn die daran eingehauenen Anfangsbuchstaben seines
Namens und andere Zeugnisse legitimierten. Seitdem besizt er dies
Gewicht wieder, und seitdem hört und sieht man keine Kaze mer
an der benannten Stelle.
Mündlich.
18 Die Heilige-Zeit 1823
Freitag den 28. November Nachts sah man wieder, wie öfters
schon, helle Lichter in der Rathausstube zu Seedorf. Der Pfarrer
und Amtsverweser giengen hin, um die Sache zu untersuchen und
fanden nichts. Weil aber der Revisor, der gerade im Orte arbeitete
und vile Männer den Spuk fortan beobachteten, so gieng auch der
ehmalige Soldat, der Spielmann Egidi Scheerer in die Stube des
Rathauses hinauf, sagte den gegenüberstehenden aus dem Fenster,
daß er nichts höre und sehe, allein diese sahen auch wärend diser
Versicherung 2 Lichter links und rechts neben ihm am Fenster.
Schon merere Jare früher verließ wegen nächtlichen Beun-
ruhigungen ein Unterförster die Wonung auf disem Rathause und
der Hund meines Bruders, so lang diser, der selbst nichts -höi*te
und sah, als Substitut in Seedorf arbeitete und auf dem Rathaus
schlief, gieng ihm bei Nacht oft nicht aus dem Zimmer und ver-
kroch sich unter die Bettlade.
Mündlich. Aus Schwaben I 225 ff.
19 Rosse nicht geheuer
Mondtag Abends den 1. December kam der Kutscher des
Revierförsters v. Blattmacher zu Alpirsbach mit . 2 Pferden von
Rottweil zurück, und nicht lange nach der Abendglocke durch
Alt-Obemdorf. Eine Strecke vor disem Dorfe kam eine lauge
Reihe von Knppelpferden gegen ihn, die nur klein waren, aber
das ganz ungewönliche hatten, daß auf jedem 1 Person saß. Seine
Pferde, mit denen er an ihnen vorbeiritt, schnaubten und wurden
endlich so scheu> daß sie unhaltbar mit ihm über die Chaussee
hinaas in die Wiesen am Neckar hinabrannten, und nicht wieder
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auf die Straße zurück zu bringen waren, bis der Zog der Kuppel-
pferde, die der Kutscher auf etliche 100 schäste, vorüber war.
Noch muß bemerkt werden, daß diser Mann, der schon mwere
Jare in Obemdorf gedient hatte, weder betrunken, noch als Tor-
maliger Soldat als Lügner oder als furchtsam bekannt war, daß
er auf der Post in Oberndorf, wo er übernachtete, dies dem an-
wesenden Honoratioren erzälte, und daß dise Erscheinung, die man
noch nie auf disem Wege gehabt hatte, eine Vorbedeutung von
Durchzügen oder Krieg sein dürfte. Auch auf unserer Markung
sah man die schwebenden Lichter wieder häufiger bei Nacht.
20 Eine gutersonnene Spukerei
Am lezten Tage des Jares 1823 vereinigte sich eine Gesell-
schaft von Frauen zu Sulz, um die unruhige Neujarsnacht in einem
der hinteren Zimmer der obem Etage von Kaufmann Jacobi^s Haus,
unter Gesprächen bei einem selbstgefertigten Punsch zuzubringen.
Die junge Frau des resign. Hrn. Stadtpflegers Schmid lente die
Einlflkdung zur Teilname rund ab, weil ir Kind nicht wol und ^s
notwendig wäre> daß sie zu Hause bleibe, da ir Mann in diser
Nacht in Gesellschaft gehe.
Die Frauen, welche oft schon ire über alberne Gespenster-
furcht erhabene Denkungsart ausgesprochen hatten, saßen vom
Punsch teils schläfrig teils animoser gemacht beisammen, als beim
Nahen der Mitternachtstunde die Türe des Zimmers sich leise öff-
nete, und eine weibliche Gestalt in der Kleidung einer alten Frau
aus der Mitte des vorigen Jarhunderts, mit leichenblassem An-
gesichte, schüchtern zuerst hereinguckte, endlich unhörbar und
schwankend hereinschlich, und mit zitternd ausgereckten Händen
zum Ofen sich nahte.
Weg war mit einem Moment alle angenommene Furchtlosig-
keit der Frauen ! Schläfrigkeit und Frosinn waren dahin, und auch
die minder furchtsamen ließen sich von dem Schrecken der andern
hinreißen, so daß keine mer mit Besonnenheit handelte. Die Eine
ließ vor Schrecken den Harn laufen, die Andere fieng ganz an-
dächtig an das „Vor dem Teufel uns bewar etc.^ zu beten, eine
Dritte hielt ire Nachbarin unvermögend nur vom Sopha sich zu
erheben, so fest, daß auch dise nicht davon laufen konnte und laut
aufschrie, und die Frau des Bevierförsters R. stürmte in's Neben-
zimmer, schlüpfte der Eigentümerin desselben in's Bette und
wickelte sich, so ganz vor Furcht außer sich, in dasselbe, daß es
von iren Schuhen beschmuzte und von irem Harn bewässert, und
sie von der Fr. B., nachdem sich die Spukgestalt indessen wieder
entfernt hatte und lärmend in Schuhen die Treppen hinabge-
sprungen war, voll Zorn über die Verwüstung ires Wittwenlagers
mit Zanken und Fluchen herausgejagt wurde.
Die Mägde, welche auf den oben entstandenen Lärm herbei-
eilten, versicherten iren Frauen mit Lachen, daß keine Ursache
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des Schreckens verbanden nnd der entsprungene Spuk die Frau
Schmid seye. Dises junge und schalkhafte Weibchen, welches
schon bei der obgemeldten Einladung auf den Einfall geriet, den
Andern einen wol verdienten Streich zu spielen und die Stärke ires
Unglaubens in Hinsicht der Spuk- und Poltergeister auf eine Probe
zu sezen, hatte nur deswegen alle Teilname an der Punschge-
sellschaft abgelent, sich die nötigen Kleider aus der Garderobe
der Wittwe G. geborgt, ihr Gesicht ganz weiß gepudert und ehe
sie iren Freundinnen den 4o8en Spuk zu spielen die Stiege hinauf-
gieng, ire Schuhe um leise gehen zu können, ausgezogen.
Hätte sich Frau Schmid nicht den Mägden zu erkennen ge-
geben und hätten nicht dise es bezeugt, daß jene die ganze Ge-
sellschaft zum Besten gehabt habe, so würden Alle ir lebenlang
behauptet haben, daß inen die Frau SchiUin, emalige Bewonerin
des Hauses, leibhaftig erschienen sei.
21 Eine Geldvergrabung
Der jezige Oberamtsbaumeister Jac. Friedr. Major zu Sulz
v€lrlor in dem totalen Brande diser Stadt den 15. Juli 1794 das
von seinen Eltern erhaltene Haus im untern südwestL Teile der
Stadt, welches ein von unbehauenen Steinen bis unter das Dach
erbautes mer breites als langes Gebäude, mit dicken Mauern, ge-
wölbtem Eingange, von hohem Alter und der Sage nach vor Zeiten
ein kleines Kloster war. Im Stalle dises Gebäudes spukte es von
langen Zeiten her, und wenn man keinen schwarzen Bock im Stalle
hatte, wurde das andere Vieh beunruhigt und öfters bei Nacht
abgebunden. Die Leute waren dies schon gewont und achteten
nicht mer vil darauf.
Als Majer am Schutte seiner Brandstätte aufräumte, um das
Beschlag von den verbrannten Kisten und Türen aufzusuchen, traf
er mit dem Pickel in einen umgestürzten Kochtopf von gewönlicher
Form, aber so gut gebrannt, daß er durch den Hieb in seinen
Boden nicht zerbrach, sondern am Pickel hängen blieb und in die
Höhe gezogen wurde. Unter demselben war eine kleine Summe
Geldes aufgebeigt von etwa 30 K., aus 2 Basler Talern v. J. 1664,
2 Basier Ducaten, 1 weiteren Goldmünze, deren Gepräge aus lauter
kleinen Kreuzchen bestund und för welche ihm Hr. Kaufmann
Jacobi 9 K. gab, • und dem übrigen Teile nach aus Landmünzen
bestand, welche zum Teile von den übrigen zulaufenden Leuten
weggeripst wurden.
Mündlich. ABirlinger
Paul Wüst
ein schwäbischer Jongleur (ioculator)
Zur Zeit des Grafen Eberhard ^) im Barte (oder ^Bartman'
wie er bei Seb. Franck heißt) und des Tübinger Humanisten Hein-
1) Graf Eberhard starb 1496, Bebel 1616.
Dig%zedby Google —
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rieh Bebel^lebte in wirtembergischen Landen ein berümter, bei Hoch
und Niedrig beliebter Possenreißer und Taschenspieler Namens
Paul, dem die Zeitgenossen ob seiner groben Witze und derben
Spaße den Beinamen Wüst gaben.
Bebel erzält uns in seinen Faoetien (drei Bücher, 1512 4^ bei
Schurer in Straßburg erschienen) zwei Anecdoten von disem Wüst.
Diser Mann durchstreifte Wirtemberg die Kreuz und die Quer, um
sich mittelst seiner Schnurren und Possen sein Brot zu verdienen.
Er zog dies farende Leben der Stelle eines Hofnarren vor, die ihm
in jener Zeit so gut wie dem Kunz von der Rosen bei Kaiser
Max oder dem Conrad Pocher bei dem Pfalzgrafen am Rhein ein
auskömmliches und bequemes Leben verschafft hätte. Als ihm
Graf Eberhard („Wirtembergs erster Herzog'', dem Seb. Franck in
seiner Germania (1538) einen eigenen, erenden Abschnitt widmet)
eine Stelle unter seinem Hofgesinde anbot, lente er dies Glück mit
einem Seitenhieb auf des Grafen kinderlose Ehe nicht gerade fein
und höfisch ab.
Die zweite Anecdote, wie Paul den wundergläubigen Wirt im
Remstal verhönt und betrogen hat; zeigt in irer Unflätigkeit, wie
grob die Spaße jener Zeit waren.
Daß diser schwäbische ioculator, wie ihn Bebel nennt, auch
Verse machte und als Bänkelsänger sie vortrug, erfaren wir aus Seb.
Francks Sprichwörtern, der von ihm zwei Strofen anfürt, aus denen
wir ein besseres und rümlichcres Bild gewinnen, und sehen, wie der
derbe Schalk auch recht ernsthaft sein konnte. Die Verse lauten also
bei Seb, Franck, Sprichwörter 1541. I, 65^:
„Not all ding schleußt,
Not eisen reißt,
Not machet donder vnd blizen,
Not felsen spalt,
Not schwecht all gwalt,
Not dringt engstlich zu schwizeu.
Not stiftet mord,
Not bringt gut wort,
Not brichet halß starcken willen
Not gibt vil dieb,
Not raubt mein lieb, «
Not not wer wil dich stillen?
singt Paulus wüst."
Die beiden Schwanke aus der alten Verdeutschung der lat.
Ausg. V. 1544 (v. e. Ungen.) in der Ausgabe o. 0. 1568 in
Scheible's Kloster I 298 II 30. Nach Jak. Franck (Edenkoben)
ist M. Lindner der Uebersetzer. Nach Scheible Jakob Heinrich-
mann. Vergl. Zapfs Bebel 222 ff.
De Paulo Vuust, Lib. I Blatt Ciiij^.
Paulus Vuust i. impurns ex inconditis salibus et scommatibus
cognominatus, cum Eberhardus princeps noster barbatus rogasset
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eam vt suus familiaris esset: Respondit pater mens procreavit sibi
proprium fatuum, tu si vis ynum . habere facias tibijpai sicat pater
meus fedt.
Facetia Pauli Vuiest
traducta a Brassicano ^). Lib. III Blatt Xiij sq.
Si cui incognitus sit Paulus Vuiest Sueuns ioculator egregius,
hac saltem facetia euudem plane quotusquisque leotor agnoscat.
Oonueniebant quodam vespere tres socij gratia ludi, qui tunc
in principatn Vuirtenbergensi yetitus fuerat, apud Tabemarium
vallis Ramasianae admodum curiosum, cum quo pepigerant, fores
clauderet et obducto vecte intromitteret neminem, ne in medio
ludo deprphensi mulctam institutam soluere cogerentur. quibus
Taberoarius ille qu^ötus et Incri auidus facile annnit, et conditionem
accepit. cumque bi aliquandiu lusissent, venit Paulus ille Vuiest
ex compositi, fores pulsabat, mussisabant intus ludentes quorum
techna aderat, simulabant fortasse aliquem adesse, cui ludus ülorum
suspectus esset, ob id Tabernario mandabant ne cuiquam aperiret.
Quo autem taciturniores se gerebant intra odea, tanto ille foris
ianuam^ tumultuosius sonoriusque pedibus et manibus pulsabat.
Tandem sociorum vnus, ^vade inquit, hospes, et quid rerum no-
uarum tamen calleat, explorato, dum foribus admodum insultet.'
Hospes cui rerum nouarum experiundarum libido incesserat qn^-
situm ibut, cui vt respondebat Paulus, Qua se parere posse, ocyns
rem ad socios, quos hospitabatur, perfert plurimumque rogat cum
hominem iutromitti sinerent causa hanc rem factu mirificentissimam
videndi et experiundi. Hi vt res ex composito gerebatur, ali-
quantisper cunctabantur difficillimosque se simulabant, quasi istius
hominis aduentum grauarentur plurimum. Victi tandem assiduis
Tabernarij supplicijs et precibus sinebant pulsantem (ne tamen
ipsorum ludus proderetur) intromitti. Ilospes vt erat rerum no-
uarum auidissimus gestijt, exiluit, cucurrit, repagulum foribus de-
torsit, aperuit, hominem hunc personatum humaniter excepit, hypo-
causto, quod stubam appellant barbari, induxit ac pone fornacem
in tenebras more glocitantis gallinae collocavit hortabaturqne eundem
artis su^, quam iactauerat, periculum faceret, adeo mor^ impatiens
extiterat hospes. Jussa subit Paulus ille, qui duo ova ad viuam
cutem pectoris sui tamdiu fouerat ac gestauerat, vt percaluissent.
Cumque aliquam^iu consedisset Paulus, hospitem vocauit, vt ouum
snpposita manu blande exciperet, Accurrit hospes, ouum excipit,
ostentat id Insoribus, iurat per deos immortales adhuc incalescere.
Hortatur Paulum secundo ouum pariat. At ille subdole renitebatur,
^bonam, inquit, et minime vulgarem galliuam esse oportet, quae
vno die bina oua parire ^) soleat. Non tamen destitit hospes a
precando. Morem gessit Paulus hospiti, statimque hospitem accer-
1) Johann Brassican (Kol^l) aus Gonstanz war professor eloqaentiae
oder politiorum literaram in Tübingen.
2) parire auch weiter unten statt parere.
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siuit, ouam secundo partu exciperet. affuit hospes, ouum sumpserat
in manus quod ^que ac primum oalescebat, m medium profert ac
rei magnitudinem miris laudibus extoUit. Rogauit tandem Paulum
per omnes deos vt Tertio ouum pariat, poUicens amplias se nil ab
eodem exacturum. Responderat Paulus sibi id factu difficiliimam
fore. ^Timeo enim, inquit, ipsa ouorum seminaria interne dissoini
et penitus deperire, unde non immodicam iacturam sumerem, inde
enim mihi victus subduceretnr. Quanto plus Paulus rem pernega-
uerat, tanto obnixius hospes eundem precabatur. Tandem Paulus
rem illam se tertio tentaturum ait, quocumqne res caderet. Ybi
vero tempus faciendi oleti et aluum soluendi adesset, 'Hospes, in-
quit, ocijssime adsis^ vitellnm excipias, quoniam ouum illud postre-
mum testa caret. adsis, ne in pulueres recidat ac nullius vsui eue-
niat cura? Accurrebat hospes plus aequo credulus, nedum curiosus,
ambas manus supponit. At is non ouum sed soluti alui purga-
menta in manus hospitis profusissime cacauit, exclamando *^£beu
ad meam maximam iacturam redegisti me, ouum ampiius nullum
parire dabitur, id est quod initio verebar. Gomperta vero fraude
hospes Paulum nisi pone collusores desiluisset, personamque de-
traxisset, distiicto gladio adortus fuisset.
Digua Hystoria curioso. Vnde sibi exemplum sumant qui-
cunque rerum nouarum nonitate oimia permouentur.
FWeinkauflf
Wimpheling über die Siebenzal
Jakob Wimpheling hatte gleich mit dem Beginn des 16. Jar-
huuderts seine Professur in Heidelberg aufgegeben und sich nach
Straßburg in das Wilhelms-Kloster zurückgezogen. Als er in seiner
Schrift Germania (Straßburg 1501 4^) den Rhein als „Deutschlands
Strom, nicht Gränze" zu erweisen versuchte, erhob sich der eben
von seinen akademischen Reisen 1501 zurückgekerte Barfüßermönch
Thomas Murner — er rümte sich selbst Paris, Freiburg, Köln,
Rostock, Prag, Wien und Krakau gesehen zu haben — gegen dise
Behauptung in einer Schrift Nova Germania. Diser Widerlegung
sezte Wimpheling eine Defensio Germaniae ^) entgegen, sie erschien
1502 4® in Freiburg — auf dem Titelblatte figuriren Wimpheling
und seine sieben Schüler Murner gegenüber. Murner hatte sich
über die Siebenzal der Zeugen, die in der Germania angefürt waren,
lustig gemacht mit Berufung auf das deutsche Sprichwort:
Dann vner von siben sagt der lugt gern.
Diß rusticanum proverbium : quisquis Septem in ore habet fre-
quenter mentitur erklärt Wimpheling für eine wäre „Tenfelserfin-
1) Vgl. Erhard, Wiederaufblühen wissensch. Bildung in Deutsch-
land, I, 458, Karl Schmidt in Herzogs R.-EncycL 18, 172 fg. Strobel,
Gesch. des Elsasses 3, 527.
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dang" im Widerspruch stehend mit unserm heiligen Christen-
glauben (nostra religio quae falsa esse non potest)»
Er ruft dem Gegner warnend zu: Ne vulgo credas, ne Cer-
bero aut Plutoni assentias, diabolns inventor est huius proverbii.
Gegenüber der simplicitas populi stehe die Tatsache, daß die Sieben-
zal bei Heiden wie Christen eine wichtige, heilige und mystische
Zal sei. In der Siebenzal seien die unendlich vilen Mysterien un-
sers Glaubens befaßt, welche der Clerus dem Volke vortrage. Disen
Glauben wolle der Teufel beim Volk untergraben.
Und nun citirt Wimpheling nicht blos Stellen aus Plat.o, Ci-
cero, Virgil (ter quaterque beati id est septies) Macrobius, Apu-
leius, Aulus Gellius, Lactantius, Gregorius, Lyranus, nein er
durchmustert die ganze Bibel von der Genesis bis Apokalypsis um
die Siebenzal zu notiren. Darauf folgen die „sieben Dinge'^ christ-
licher Lehre und Lebens (7 Gaben des heil. Geistes, 7 Sacramente,
7järige Buße (emenda) einst für eine Todsünde, 7 Tugenden —
tres theologicae, quatuor cardinales — 7 Todsünden, 7 Wunder
bei Christi Geburt, 7 Süßigkeiten (suavitates) Christi, 7 Worte
am Kreuz, 7 Freuden der heil. Jungfrau, 7 Wochentage, 7 horae
canonicae, 7 Bußpsalmen Davids wie Petrarchas etc.), der Wissen-
schaft (7 freie, 7 gewerbliche Künste, mechanicae), der Literatur
(7 Bücher Decretalen etc.) ; der Geschichte (7 Alter der Welt, 7 Weisen
Griechenlands, 7 Könige Roms, 7 Schläfer, 7 Kurfürsten, 7 Haupt-
Kirchen Roms); der Astronomie (7 Planeten, 7 Plejaden); der
Medizin (septem diebus formatur homo in utero, post Septem men-
ses emergunt dentes); der Pädagogik (mit 7 Jaren ist der Knabe
zur Schule zu füren, mit 7 Jaren kann er zwischen Gut und
Bös unterscheiden, mit der dritten Siebenzal ist der Mensch ver-
pflichtet die Fasten zu halten).
Endlich kommt Wimpheling auf
Die Siebenzal der Stadt Straßburg.
Ter Septem sunt in senatu argentinensi.
Septem sunt genuflectiones in magna processione: qua nuUa est
solennior aut deuotior.
Septem articulis utitur frequenter Keisersbergius in sermone.
Septem sunt monasteria monialium in argentina,
Septem poen^ infemi sunt depictf ad Johannitas.
Septem altaria consecrata sunt ad Guilhelmitas.
Septem coUectas in missa regulariter recipiunt Gartusienses ax-
gentiiL
Septem blabhardi sunt tertia pars floreni.
Septem sunt monasteria virorum argen: intra muros.
Septem oua emuntnr dnobus numis.
Septem pontes sunt trans bruscham (Breusch).
Septem column^ in corpore argentinen: vtrimque.
Hinzu fugt er £^ facecüs causa ioci.
Septem lolhardi possunt bibere bisseptem mensuras vini.
-■i
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Septem luxuriosis beguttis dod placet castus monachus.
Septem laxuriosi lolhardi posaunt in magnis oivitatibus inaenire
Septem meretriculas.
Septem mensuras vini vna die bibit quidam anthonita Vuestphalus
in BrusseUa (Brüssel oder Bruchsal?)
Septem luscinljs plus caccat vna vacca.
Septem monachis non snfficiunt sex cucnll^.
Septem orga&a quibus ambulat videt: comedit: habet catellus Vuin-
pfelingij.
Septem defensores in sola acie belli habet Ynynfelingius.
Septem blabhardos potius sumeret frater Thomas mnmer pro missa
legenda quam sex denarios,
Septem ter vniones sunt in taxillo.
Septem representant diabolum in ludo cartarum.
üeber die Siebenzal vgl. Weigand, deutsches Wörterb. u. d.
W. sieben, A. v. Keller, Alte Schwanke 1876 S 40 und Zöckler
in Herzog's Real-Encyclopädie 14, 375. FWeinkauff
Srassburger Kirchweihpredigt
(Auszug)
An dem Fest der Kirchtoeihe, Geprediget in der Domkirche
zu Strassburg im Jahre 1767. Heilige Beden hey verschiedenen
Gelegenheiten gehalten von Anton Jeanjean^ Z. der H, Seh. des
bisch, Sem. Vorsteher , und des Stifts ßum jungen S. Peter Chorh.
und Schol. Mit Erlaubniss der Obern. Strasburg, Zu finden bey
Franz Ludwig Petita wohnhaft in der Spiessgasse. MDCCLXXL
„ Die göttliche Fürsehung hat das Licht der Wahrheit, das w
heilige Evangelium unserm Vaterland, dem Elsaß, nicht lange ver-
borgen gehidten. Schon zu der Apostel Zeiten führte die gött-
liche Güte eiferige Jünger in diese Gegend, den Einwohnern an-
zukündigen, daß JEsus der Sohn GOttes, und daß kein anderer
Name als dieser den Menschen zum ewigen Heil gegeben seye.
Die ersten Bothen des Evangelii wurden angehört, die Götzen an
vielen Orten zerstört; hingegen wurde der einzige, ewige, wahre
GOtt und JEsus sein eingebohrner Sohn, der allgemeine Heiland
erkannt, angebetet. Die Väter haben es ihren Kindern, und diese
wieder ihren Enkeln erzehlet, daß schon in dem ersten Jahr-
hundert die christliche Religion in diesem Lande geprediget und
dem wahren Gottesdienst Kirchen gebauet worden: also hat das
einstimmige Zeugniß aller Einwohner und aller Zeiten versichert,
daß an dem Ufer des Illflusses das Gotteshaus Ell genannt, an
dem Ufer der Breusch das bekannte Dom-Peter, und endlich hier
die Kirche zu dem Alten St. Peter die drey Orte seyen, an wel-
chen die drey ersten Kirchen von den ersten Glaubenspredigern
schon in dem ersten Jahrhundert in unserm Lande sind erbauet
worden.
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„Die Unbeständigkeit, die Bosheit, die Macht der Heiden und
andere Ursachen vertrieben nach und nach die heilige Religion;
die Zahl der Glaubigen wurde gering, die Wahrheit kam in Ver-
gessenheit, der Dienst der Abgötterey schwang sich wieder empor,
und die verlassenen Gemäuer der ersten Kirchen waren betrübte
Denkmäler der Güte GOttes und des Wankelmuths der Menschen.
Allein die Fürsichtigkeit GOttes wachte immer. Elsaß ! der christ-
liche Glaube war bis dahin wie eine Pflanze, die nicht tief einge-
wurzelt ist; von nun an wird sie einem Baume gleichen, dessen
Wurzel nicht auszuräuten, dessen Stamm unbeweglich allen Winden
widerstehet, dessen Aeste mit Früchten beladen, immer grünen
und sich allenthalben ausbreiten. Clodovaus, König in Frankreich,
empfangt die heilige Taufe, seine Bekehrung zieht die Bekehrung
seines ganzen Volkes nach sich ; der heilige Glaube wurde dadurch
in diesen Gegenden des Rheinstroms wieder eingeführt, befestiget,
and man sah bald keinen Menschen mehr, der nicht Christum be-
kannte u. s. w." S 196 ff.
„Zur Strafe ließ er geschehen, daß der heilige Ort von un-
reinen Völkern betreten, die Altäre abgebrochen, die Opfer unter-
lassen, die heiligen Geschirre entweihet, das Heiligthum eröffnet,
und dieses prächtige Haus GOttes von Unbeschnittenen bewohnt^
durch abgöttischen Dienst entheiliget, oder auch gar öd und un-
betreten, ohne Opfer und gottesdienstliche Uebungen, leer, von
jedermann verschmähet wurde. Unglückseliges Straßburg! also
hat GOtt deine öffentlichen Unordnungen, deine überhäuften Sünden
nach der schärfesten Gerechtigkeit gestraft. betrübte Zeiten!
werden wir euch denn niemals vergessen können ? Ach ! wir könden
es nicht ohne Wehmut melden. Um das dreyzehnte, vierzehnte
Jahrhundert war die Ausgelassenheit des Volkes und . . . ach!
darf ich es sagen? und die Aergernisse der Priester auf das höchste
gestiegen. Die alte Frömmigkeit und Redlichkeit war verbannt,
Muthwillo; Unmäsigkeit, Unlauterkeit, verderbte alle Stände. Die
Biscliöffe waren gewaffnet, zum Krieg bereit, die Geistlichen trag,
nachläßig, das Volk aufrührisch, widerspenstig. Die Lehre der
catholischen Kirche war allezeit rein, aber die Sitten der Catholischen
waren der heiligen Lehre zuwider. Man hörte von nichts als Em-
pörungen der Unterthanen gegen ihre Herrschaften, von Zwang
und Gewaltthätigkeiten der Herrschafben, vom Mißbrauch der
heiligsten Sachen, von Uebertretung der heiligsten Pflichten, von
öffentlichen Sünden der heiligsten Stände . . . Der Allerhöchste
ergrimmte nicht sogleich, seine Langmut trug Gedult; er ließ
das Land und die Stadt warnen und zur Buße ermahnen. Er
sandte einen der eiferigsten Männer, der wie ein Prophet das Volk
zur Bekehrung antreiben sollte: Johannes Geilerus, Priester
und Prediger dieses Doms, bäte, ermahnte, drohete,
donnerte dreyßig ganzer Jahre auf diesem Lehrstuhle;
seine Schriften sind vor unsern Augen, und man siebet
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aus denselben, mit welch groftem Eifer er znr Vertil-
gung der öffentlichen Laster, zur Vermeidung der heim-
lichen Sünden unermüdet gearbeitet habe .... Aber
aUes vergebens. Die Bosheit war verstockt, und also konnte die
Bache nicht länger ausbleiben. Der Grimm des eraümten GrOttes
fallt auf diese Kirche . . . Wie! wird sie vielleicht durch ein
Erdbeben erschüttert, etwa von dem Donnerstrahl beschädiget,
eingeäschert, oder von feindlichen Kriegsvölkern beraubt? Nein,
Vielgeliebte! dieses alles wären betrübte Unglücksfälle, die einem
Gott geweihten Orte großen Schaden zufügen, aber denselben
eigentlich nicht entheiligen. Die Gerechtigkeit GOttes hat dieses
sein Haus weit erschrecklicher gestraft. Er ist aus demselben ge-
wichen und hat es der Entheiligung übergeben.
Durch die strengsten Urtheile läßt GOtt zu, daß der Geist
der Lüge und des Irrthums sich in den Geist der Wahrheit und
der Besserung gleichsam verhüllet; daß die unreine, fleischliche,
unbändige Liebe zur Freyheit die meisten Seelsorger und Priester
verblendet; daß die Herrschsucht und unabhängliche Macht die
weltlichen Obern einnimmt; daß Neubegierde, Unruhe, Aufruhr,
Neigung zum zügellosen Leben den Pöbel aufhetzet: GOtt läßt
eine Trennung oder Glaubensneuerung zu. gerechter Himmel,
was für eine entsetzliche Strafe! Die heilige, uralte, von dem
Mat^rnus, Amandus, Arbogastus, Florentius gepredigte, so viele
Jahrhunderte hindurch von den Voreltern eiferigst bekannte und
treulichst vertheidigte catholische Lehre mißfällt; eine neue, von
lauter alten schon längst verworfenen Irrthümern zusammen ge-
schmolzene Lehre, wird freventlich vorgetragen, begierig angehört,
blind angenommen. Die gegen ihre heiligste Gelübde meineidigen,
der priesterliohen Eingezogenheit überdrüßigen, gegen ihren recht-
mäsigen Bischoff widerspenstigen, der klösterlichen Einsamkeit ent-
runnenen, abtrünnigen Geistlichen waren die Urheber dieses Un-
heils. Unter dem Vorwand des reinen Evangeliums, des unver-
fälschten göttlichen Worts, dringen sie dem Volke Neuigkeit im
Glauben auf, vertilgen die alte unveränderliche Wahrheit der Reli-
gion. Unter dem Deckmantel die Mißbräuche abzuschaffen, die
Sitten zu verbessern, bahnen sie aller Leichtfertigkeit den Weg.
Unter dem schönen Namen der Freyheit des Evangeliums treten
sie alle Gesetze mit Füßen, und lösen die Bande der heiligsten
Pflichten auf. Unter dem Schein das Licht des Evangeliums wieder
anzuzünden, löschen sie die Fackel des Glaubens ans.
Im Jahr 1521 fieng die Bache des HErm an auszubrechen:
Philippus von Rumsberg, Leutpriester von dem Alten St. Peter,
und Matthäus Zell, Prediger und Pfarrherr in diesem Münster,
waren die ersten so die catholische Lehre bestritten, und die neue
Lehre Lutheri predigten. Martinus Bucerus, Wolfgang
Capito, Caspar Hedio, warfen das Joch aller Kirchen-
gesetze ab, erklärten ßich öffentlich wider die alte Religion, ge-
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I8d
WAnnen den Schatz des Raths, wiegelten das Volk auf, schläferten
alles mit ihrem vertraulichen Glauben ein, weckten und hetzten
Alles mit ihrer Liebe zur Freyheit auf. Acht Jahre lang kämpfte
die catholische Kirche mit diesen Glaubensneuern. Gleichwie eine
Mutter, der ein wütender Mörder ihre liebe Kinder ans dem
Schooße reißen will, sich wehret, schreyet, streitet, ihr Kind hält
nnd es in ihre Arme schließet so lang sie immer kann u. s. w.
Die göttliche Barmherzigkeit wollte endlich diesem Gottes-
hause auch wiederum Heil und Gnade widerfahren lassen. Die
Bischöfe, die Priester nnd Ghorgeistlichen saßen schon über hun-
dert und zwanzig Jahre zu Molsheim, aus ihrer Kirche und Stadt
yertrieben ; sie sahen von weitem und senizeten über den betrübten
Stand dieses Tempels, wie die Kinder Israel zu Babylon über das
Unglück Sions weinten. Es schien keine Hoffnung, und die mensch-
liche Weisheit glaubte, daß unsre heilige Religion an dieses Gottes-
haus keinen Anspruch, vielweniger einen Eing^ang mehr haben
würde. Aber, christcatholische Kirche, sey getrost! der HErr ist
deine Stütze nnd Errettung. Er hat den Geist des Perser-Königs
Gyrus aufgewecket, seine Macht erweitert, seinen Thron befestiget,
damit er den zerstörten Tempel wieder aufbaue; er hat Judam
den Maccabäer gestärkt, seine Waffen gesegnet, seinen Namen
fürchterlich gemacht, damit er den entheiligten Tempel wieder
reinige und einweihe: diese nemliche Güte des Allerhöchsten wird
dir, o heilige Religion! durch ein Wunder seiner Vorsicht dieses
Haus wieder zustellen . . . Wer wird sich hier nicht verwundem
und GOttes Lob anstimmen? Ein König aus Frankreich hat diesen
ersten heiligen Bau der Religion gewidmet, ein König aus Frank-
reich sollte denselben der Religion auch wieder zurück geben.
Ludovicus der Große sollte seine vielfältige Siege auch durch diesen
heiligen Eifer verherrlichen und verewigen. Als ein glorreicher
Mehrer seines Reichs, aber auch als ein noch glorreicherer Be-
schützer und Mehrer der wahren Religion hatte er durch seine
unüberwindlichen Waffen alle anderen Machten gedemüthiget; seine
Feinde zitterten vor ihm, weil der Sieg ihn aller Orten begleitete.
Die Rechte seiner Krone zu behaupten, und die gerechtesten An-
forderungen seines Thrones zu suchen, war er zu Felde gez<^en;
alle feindlichen Heere flohen, alle Städte mußten ihm ihre Thore
eröfoen. Strasburg höret seine Ankunft, und ohngeachtet seiner
festen Mauren, seines häufigen Krieges- und Mundvorraths, ohnge-
achtet der starken Mannschaft, der Tapferkeit aller Bürger, der
Hülfe aller uncatholischen Fürsten und Länder: ungeachtet alles
dessen, bietet man dem König ohne Zwang, ohne Widerstand, mit
aller Demut die Stadtschlüssel an. Alle bekennen sich als ge-
treue Unterthanen Frankrdchs. GOtt lenkte die Herzen der Bürger
und des Raths, sich ohne Blutvergießen zu ergeben. Allein, GOtt
erleuchtete noch viel kräftiger den König: er wollte die Schlüssel
der Stadt nicht annehmen, der Rath habe ihm denn zum* voraus
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Vefsproctien, die Hauptkirche, diesen prächtigen Bau, der heiligen
Religicm wieder einzuräumen. Die Stadt mußte dem Ueherwinder
gehorchen: Ludovicus der Vierzehnte zog mit einem Theile seines
Heeres in die Stadt den 24. Weinmonat 1681. Der gottselige
König wollte ohne Aufschuh dem Herrn der Heerschaaren in diesem
heiligen Tempel Lob und Dank abstatten: er sprach zu seinen
Helden, wie ehemals Maccabäus und seine Brüder: Siehe, unsere
Feinde sind besieget, laßt uns hinauf ziehen, und den heiligen Ort
reinigen und erneuem ; und das Heer versammelte sich und bestieg
den Berg Sion. {»teilen sich Euer Liebe und Andacht die Freude
und den Eifer der so lang seufzenden Catholischen vorl Die An-
stalten wurden in aller Eile gemacht. Der König kam, und wurde
an dem Eingange des Doms als der Beschützer der heiligen Reli-
gion von dem Durchleuchtigsten Fürsten und Bischofen Franz
Egon Ton Fürstenberg empfangen ; Seine Königliche Majestät giengen
unter dem Jubelgeschrey der Catholischen, unter dem Paucken-
und Trompetenschall in den Tempel hinein. Es waren mit einer
frölichen Behendigkeit an yerschiedenen Orten des Doms Altäre für
die Not aufgeschlagen, die Priester waren in großer Zahl herbey ge-
laufen ; und nachdem die Kirche von dem Bischof durch das Gebet
wieder eingesegnet, so wurde das Opfer der heiligen Messe gleich
wieder zum ersten male gehalten. Der König wohnte demselben
bey, und goß sein Herz mit inbrünstiger Andacht ans; er fühlte
das Vergnügen eines christlichen Helden, dessen Waffen durch die
Vertheidigung des göttlichen Namens und durch den Schutz seiner
heiligen Kirche mehr verherrlicht werden, als durch Eroberung
der Städte und Länder. Er gewann zu diesem heiligen Tempel
eine große Liebe, bewies auch solche durch unzählige Gutthaten,
und insonderheit durch die unschätzbaren silbernen Gefäße und
Kirchengerät, durch die güldenen künstlich-gewürkten Priester-
und Leviten-Kleider, womit seine königliche Freygebigkeit diese
Kirche beschenkte. Seine Durchleucht der Bischof hörte denselben
Tag gleichsam nicht auf zu weinen; man hörte ihn öfters unter
häufigen Freudenzähren die Worte Simeons seufzen: Nun, o HErr!
laß deinen Diener im Frieden das Zeitliche verlassen, denn meine
Augen haben nun gesehen, was ich einzig und allein verlangt habe,
nemlich das Heil, so diesem Hause und meinem Volke geschehen
ist. Man sah allerseits nichts als Andacht und Frolocken, und es
wurde verordnet, daß jährlich an dem nemlichen Tage die Priester-
schaft in dem ganzen Bischthum das Gedächtniß des wieder erober-
ten Doms mit Gebet und heiligen Opfern andächtigst begehen
sollen . . . Also, Allerliebste! sehet Ihr, wie GOttes besondere
Güte und Barmherzigkeit dieses Haus nicht in seinem gerechten
Zorn verstoßen, sondern nach langer Trübsal in Gnaden wieder auf-
genommen und wiederum gereiniget, geheiliget habe . . . Durch
eine außerordentliche Liebe des Allerhöchsten ist diesem Hause
wieder Heil widerfahren . . . Salus domui huic facta est: ...
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Welchen Dank sollen wir gegen dem alhnächtigen gütigen GOtt,
was für Ehrerbietigkeit gegen diesen heiligen Ort, was für stand-
hafte Liebe zu nnsrer allein seligmachenden Religion fühlen! . . .
wertheste Zuhörer ! wer hätte jemals vermnthen sollen, daß
die heilige Religion, die schon über hundert Jahre vertrieben war,
in einer Stadt welche gänzlich abgefallen, in einer Kirche welche
schon so lang von unsern wirdigen Brüdern in Besitz genommen
war, ohne Widerspruch, ohne Widerstand, ohne Gewalt wiederum
eingeführt werden; daß auf den abgebrochenen Altären das un-
blutige Opfer, und auf diesem Stuhle die Lehre der Wahrheit ab-
gehandelt werden sollte? Es ist der Finger GOttes! ein Wunder
seiner Güte, seiner Barmherzigkeit. Wer rufet nicht, wie die
Israeliten, da sie unter Esdras den Grund des zweyten Tempels
ansahen: Lobet und singet dem HErrn, denn er ist gut und seine
Barmherzigkeit ist unaufhörlich, ewig . . . ABirlinger
Strassburg und die Ulmer Studenten
Ich habe Alemannia II 61 Anmerkung kurz mitgeteilt, daß
die Theologie-Studierenden von Ulm in Straßburg begegnen, wärend
die oberelsäßischen Studenten der Stipendien wegen Tübingen walten.
Von einem gewißen Sitzlin'), einem Uimer, gibt es ein hand-
schriftliches Memorial, worinn ich einen Beweis für meine Bemer-
kung fand. Ob es derselbe Sitzlin ist, dem wir den ebenfalls aus
Ulm stammenden „Discurs, so zwischen Herrn Superintendenten
Dr. Theodorico deßgleichen M. Episcopo und Heinrich Sitzlino
kurz vor seinem H. Sitzlin seligen Ableiben Vorgängen^ verdanken,
(Anfang 17. Jhd.) weiß ich nicht. Genug er war Ulmer und
studierte in Straßburg. Ich seze seine eigenen Worte her.
„A. 1599 bin ich gen Straß bürg gezogen — von Heymet aus
mit dem jungen Daniel Besserern patricio. A. 1602 den 2. JuH
bin ich den Schulmeisters Dienst zue Reichenweil ^) in Ober-
elsaß Würtemb. Herschaft angetretten, viel vnd schwäre Krank-
heiten ausgestanden.^
„Den 24. Juli 1611 haben wir denEdelsäß gesegnet vnd
alhero gen Ulm den 2. Augusti kommen."
Einen zweiten Beleg liefert mir das Tagebuch des Ulmers
Joachim Bischoff aus dem Anfange des 17. Jhds. das ich hand-
1) A. 1611 den 8. Januar ist Nicolaus Sitzlin mein fast 70jähriger
Vatter selig entschlafen, dessen wir den 16. hernach traurige Botschaft
empfangen.
2) Die strassburgischen rechts- and linksrheinische Ortsnamen
lieben wei er farweiler: Elgersweier, Zunsweier, Reiohenweier, Ober-
weier^ Bebenweier, Ramschweier, Waltersweier u. s. w. Die urkundl.
Formen bieten alle — wilre. Vgl. m. alem. Sprache S. 95 ff. Bader
u. Mone haben es schon so erklärt.
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102
schriftlich l^esize. Er zält seine Bruder und Schwestern auf; da
nennt er einen „Ludovicus nach dero Herrn Doctor Ludovicus ge-
nannt/ „A. 1590 den 2. Angusti ist er yon meinem Herrn Vatter
Nach Tübingen gesandt und daselbst deponirt worden. Hernach
den 28. August nach Straßburg gezogen^ daselbst examinirt
vnd in die oberste Olaß promovirt worden. A. 1593 hat er zu
Straßburg bey der Universitaet magistrirt, seines Alters im 28. Jare.
A. 1596 Adi 27. October ist er yon den Ehrwürdigen vnd hoch^
gelahrten Johanne Wessenbeccio SS. Theoi. Doctore vnd Supei^
endendenten alhie zu Ulm im Münster ordinirt worden. — A. 1597
uff 20 Jenner hat er durch die Ehrwürdigen vnd hochgelährten
Herrn Doctorem Johann: Papum vnd Herrn Doctorem Philippum
Marbachium, beede Professoren daselbsten vmb des Ehmvesten
vnd fümemben Herrn Marzolph Roß, Burger vnd Handelsmann zu
Straßburg Ehm Tochter Nambens Martha Roß in hat werben vnd
anhalten lassen, derer Er auch ist gewehrt worden. Darüber ist
der hochzeitlich Ehrntag der 21. Febrer angestelt vnd durch den
Ehrwirdigen Herrn M. Bartholomaeus Nassero, Pfarrern zu St.
Thomae daselbst copulirt vnd eingesegnet worden. Drey Malzeiten
sein auf der Ammeister-Stuben vnd der Tanz zum Spiegel^) ge-
nandt gehalten worden, den 9. Martii nach Ulm ankumben u. s. w."
Den 21. Dez. 1599 walte ihn der Rat zum Prediger am Münster
zu Ulm.
ABirlinger
Zur altelsässischen besonders strassburgischen
Pflanzenkunde
Die Straßburger Rettiche sind in ganz Deutschland be-
kannt gewesen. Heinrich Hessens Gartenlust ^) erwänt: Der Winter-
Rettiche giebet es unterschidliche Arten als die großen weißen
und schwarzen Straß burger; die großen Erfurter u. s. w.
S. 197. Nur die runden und Sand-Rettiche seien zarter als die
Straßburger. S. 198. Im lezten Viertel des Brachmonats,
schreibt H. Hesse vor, soll der Gärtner Rettigsaamen säen oder
pflanzen, so man im Winter gebrauchen kann, als da sind die
schwarzen und weißen „Straßburger Winter-Rettige** S. 345.
H. Bock oder Tragus (Ausgabe: Straßburg durch Josiam Rihel
1560 2) berichtet Bl. 273*>: Rhetich: Theophrastus sagt von vier
geschlechten; inn tinserm tentschen land wachsen auch drei ge-
1) Trinkstube der Krämer 1877. Zu dem grossen Spiegel 1424
1463. Die Strassb. Gassen- und Häuseniamen S. 148. Alem. I 163 255.
2) Heinrich Hessens Churfürstl. Mayntzischen Garten- Vorstehers
Neue Garten-Lust ed. Theodorus Phytiologus. Leipzig^ im Verlag von
Joh. Ludwig Gledisch a. 1706. 4^
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schlecht, nemlich die runde und gemeine Rhetich als zu Staß-
burg und Speier. Darnach die langen Rhetich werden etwan
elenlang — wachsen in Lothringen vnd umb die Statt Metz.
Auf dem ganzen Rheinstrom ist kein ertrich zu den Ruoben und
Rhetich bequemer weder (als) das straßburgisch; daselbsten
findt man sie zeitlich, werden auch hin und wieder in die land
geteiiet, sollen die Däwung fürderen."
Da ich die Rüben schon genannt habe, will ich kurz berichten,
was ich fand. Unser Hesse nennt Stock-Rüben, bayerische Stock-
Rüben, die ßodenhäuser delikaten langen Sand-Rüben, die runden
und großen langen Elsässer- und Wetterauer Rüben, die Bort-
fäldischen Rüben u. s. w. S. 203. Tragus 272*> : „der Strsß-
burgische Acker wird der "Ruoben halben weit und breit ge-
lobet, darumb das sie so zeitlich voUkommenlich funden werden.^
Den Blumenkol hatte man nach H. Hesse nur in fürst-
lichen Gärten früher gekannt, oder auch gar nicht: „anjetzo aber
kennen ihn auch die Bürger und Bauern, welche denn, sonderlich
in dem Elsaß, in der Pfalz, ak umb Wormbs und der Orten
mehr ganze Aecker voll damit bepflanzen.^ S. 182. Vom winter-
weißen Kopfkol kennt Hesse den braunschweigischen „so yor
allen billig den Vorzug soll haben**, den „Qvetlinburger", den Er-
furter roten und weißen, den Franckfurter und Straßburger."
S. 184. Tragus 286^: »Wie kan man doch des krauts empern :
Der gemein Man in unserm land würt ehe und lieber in seinem
Haus des Weins weder des Kappes entraten. — Das schreiben
wir den armen Leuten zu trost, die etwan des kappes froh werden
am hl. Ostertag."
Zwiebeln und Knoblauch. Die braunschweigischen platten
Zwiebel seien besser als die Bamberger und Straßburger
runden. Hesse 199.
Der Knoblauch war eine Lieblingsspeise der Elsäßer. Tragus
278*: kein angenemer Wurzel im ganzen Elsaß weder (als)
Knoblauch, Zwibel, Retich und Ruoben, daraus sich vil erziehen.
„Der KnoblaufP sei i. E. gemeinlich die erste und lezte dracht bei
dem gemeinen arbeitseligen Volk in Dörfern.'* Ebenda.
In Laurentius Fries Spiegel der Artzney 1546 Bl. 36b wünscht
der Verf. daß dem Elsäßer Knoblauch, dem Allgäuer Habermus,
sowie dem Schweizer Milch gegeben werde, das sei am zuträg-
lichsten.
Vom Straßburger Salat berichtet Hesse mer. S. 160
fürt er neben dem gelben und grünen Prahl« Salat, dem braunen
und und grünen ungarischen, dem großen holländischen Kopf-Salat,
sonsten Donnenbinder genannt, den Straßburger grünen tauer-
haften Kopfsalat auf; der Straßburger grüne mit roten Platten
müsse gegen Johannis gesäet werden. S. 110. „Man hat auch
kraussen Winter- Endivien, welcher zu Frankfurt a. M.. Straß-
barg und den umbligenden Oertern gar gemein ist und gebrauchet
BirUnger, Alemannia lY 2 13
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194
wird.'' S. 163. Tr^giu 99«: Im Elsaß findt man tod jm aelbs
bei den Weingarten gewachsen an Rechen und Mauren Endi via/
Von den Pomeranzen meint Heinr. Bock 380^: davon mag
man junge Bäumlin aufpflanzen, als etlich Burger zu Metz und
zu Straßburg in den Garten, mer Inits dann notdurfts halben
aufzielen. Von den Kamillen: ist nnnmer in Zweienbrucken,
Hornbach, auch zu Weisse nburg, und wa ichs hingeschickt hab,
gemein worden. Und hab diß Kraut erstmals von einem guten
Herrn, der es von Metz bracht mit Danksagung empfangen, welche
daselbst „diß kraut umb seines lieblichen Geruchs willen in gärten
zielen.'' 53^^. Dises Thymus oder welscher Quendel wechst über-
auß vil im Bitscher Gewäld, ein sandecht drucken erdtrich
und insonderheit zwischen Igelshart vnd Niderbronn ; item vor dem
Gewäld zwischen Niederbronn und Merzwiler, auf dürrem Sandt. 16^.
„Die groß zam Ochsenzung wachset in etlichen lendem auf
den besten ackern, als in Lothringen bei Dnsa, St. Nicolauspfort
und umb Nancea, in derselben Revier und Art hab ich sie funden."
86^ „Das ander groß geschlecht der wolfswurcz zielen die zu
Straßburg in den gärten für ein Instkraut, sol erstmals als von
Leon in Franckreich kommen sein. 91^.
„Das Aenis man vil jetz und auf dem Rheinstrom zielet und
insonderheit in Speirischen und Straß burgischen Aeckern,
darauß etlich zum Theil jr Narung suchen." 167^. Die großen
Heidelbeer wachsen nicht in allen Wäldern, sonder in großer Wild-
nuß, in feuchten finstern Dälern, in nassen und snmpfichten Bruch-
gründen als im Waßgau in der Grafschaft Bitsch n. s. w.
359\ ,,Der Buxbaum wächst im Waßgau, im hohen Gewälde,
unfern von Kaiserslautern.'^ 393^ Kastanien nüße „werden mit
großen heuffen auß dem Elsaß in Türingen und Niderland ge-
füret; wachsen fast gern umb Weisse nburg, da findt man eigene
Kastanienwälde, als umb das Dorf Dörrenbach, desgleichen im Ober-
elsaß. " 403^. „Das Geschlecht der wilden Lindenbäume findt man
in finstern hohen Wäldern, wachsen im Waßgau." 408\ „Iip Waß-
gau findt man große Wald der Haselnuß." 402^ Vom Maß-
holder: in etlichen finstern Wäldern im Waßgau und in der
Grafschaft Bitsch findt man disen Baum so groß, das daraus
schöne Gebäuw mögen gemacht werden. 412a.
Ich werde diß Thema gelegentlich weiterfüren. Dr. Fr. Kirsch-
leger hat in A. Stöbers Alsatia 1868 S. 227 einen Aufsaz „Hie-
ronymus Book (gen. Tragus) der Reformator der Pflanzenkunde in
der ersten Hälfte des 16. Jhds." veröflPentlicht, der mir schon
früher Veranlaßung zu meinem Beitrage gab.
ABirlinger
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195
Zur Woftforschung
VI
Krutnowe
In Schreibers UrkuDdenbucbe der Stadt Freiburg II, S. 305
beginnt eine alte Aufzeichnung der Waffen und des Hausgerätes
auf der ehemaligen Burg Badenweiler folgendermaßen:
„Anno Domini MCCCC^ XXIP uff mytwochen vor dem Palm-
tag dö wart der hüsrat vff der vesti Badenwilr geantwurttet vnd
yerschriben geben Hansen Öler als einem fchriber : Item des ersten
inderkrutnow 3 bettziechen, 2 pfulben (Pfüle) mit ziechen,
und 3 küssy mit ziechen, und 3 strdseck, und 2 rot sergeu, d6
ist eine serg (Decke) lüit grünen streiffen. Item in mins herren
kammer 3 bett, dd h&nt zwfei bett sdechen" u. s. w.
Unter den hier vorkommenden Ausdrücken interessiert be-'
sonders krutnow, und der Leser wird fragen, was damit gemeint
sei. In den gangbaren Wörterbüchern habe ich das Wort bis jezt
nicht entdecken können; eine auf diese Stelle Bezug nemende Er-
klärung scheint also noch nicht versucht worden zu sein. Nur so
vil ergibt sich aus dem Zusammenhange in dem es stet, daß hier
ein besonderes Gebäude oder ein Zimmer der Burg darunter zu
verstehen ist. Denn das daselbst beßndliche Mobiliar ist nach den
verschidenen Bäumen geordnet und aüfgezält, die die Burg umfaßt,
und hiemach muß auch die krutnowe ein gewisser Bestandteil
der Yeste gewesen sein so gut wie die darauf genannten Räumlich-
keiten: „des herren kammer, das stüblin in mins herren kammer,
die kappelle, des keller(s) kammer, des schribers kammer, die reiß-
kammer, die helle, die spisekammer mit dem spisegadem, die ritter-
kammer, die küchy, die ritterstube, der wachter ergker, der kellerin
kammer, das kornhüs, die armbrustkämmer^ der keller.^ Aus den
in dieser krutnow vorgefundenen Gegenständen läßt sich offenbar
kein Schluß ziehen, weder auf die ursprüngliche Bestimmung der-
selben noch auf die eigentliche Bedeutung ires Namens. Allenfalls
vermuten lässt sich, daß es einst eine Lokalität war, wo daz krüt
genuwen oder genouwen wart; vergl. Graffs Diut. II 271,
Pfeiffers Zwei Arzneibücher S. 75 (182) und besonders Lexers
Handwörterb. II, 96, wo sich Stellen finden, aus denen hervorget,
daß nüwen, zumal krüt nüwen ein geläufiger Ausdruck der
alten Apotheker und Aerzte in Süddeutschland war. Get man nun
davon aus, daß nüwen (oder nouwen, später newen) so viel wie
tundere, stoßen, stampfen, malen, pulverisieren bedeutete, so wird
man bei krutnowe zunächst an eine Art Erautstampfe denken
dürfen; vergl. „krautstein" und „krautstoeßel" im Deutschen
Wörterbuche V (Hildebrand). Krüt bezeichnete nun aber schon
im 14. Jarhundert, wie aus Laurent Aachener Zustände S. 440^
ersichtlich ist, auch das Schießpulver. Die krutnowe kann daher
etwas dem verwandtes gewesQp sein, das im 15. Jarhunderi bei
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Cristianas Wierstraat 2754 „die kruytmoell*^ (Pulvermüle), bei Lau-
rent 1. 1. 379, 24 im 14. Jarhundert die krütkammer (Pulver-
kammer) hieß. Onehin befanden sich auf der Burg Badenweiler
laut des oben berürten Verzeichnisses S. 309 „ain klotzbüsse
(Kugelbüchse) und 10 möschin (messingen) stabbussen, schiessen
klainy blijklötzly (Bleikugeln)/
Allein diser Vermutung stet die Warnemung entgegen, daß
krutnowe oder kr utenowe -anderwärts als Bezeichnung für eine
Gegend vorkömmt und als solche gewiß älter ist als die Erfindung
des Schießpulvers. So keißt bekanntlich in Straßburg ein Stadt-
teil auf dem rechten Ufer der 111 die Erutenau, verhoch deutscht
die Kraut ten au; sie ist erwänt bei Twinger von Koenigshofen
S. 338 ed. Schilter: „Grutenowe die vorstat bleip gerwe (ganz)
umbehüf = 817, 28 ed, Hegel; und S. 359 ed. Schilter: „in
krutenowe und in andern vorstetten was nahtes grosse hüte =
852, 14 ed. Hegel. Verschiden davon scheint der in Pfeiffers
Habsburg- Oesterreichischem ürbarbuch genannte Ort, so 7, 3 da
wo vom officium Einsichshein (Ensisheim) die Rede ist: „die dar
komen Hute, die in dem dorfe ze Kempps und in der Krutnowe
gesefsen sint*^; und 20, 8 unter der Bubrik officium in Landser:
„diu herschaft hat ouch die Krutnowe, die vörste und alliu diu
hölzer diu da ligent zwischen Basil und Roggenhüsen.*' Jedenfalls
reichte diser Name weit über das 13. Jarhundert zurück; doch
bin ich weitere Belege zu bringen außer Stande, da mir Mones
und Schöpfiins und anderer Schriften nicht zur Hand sind. Bei
disem krutnowe wage ich kaum mer an eine Zusammensezung
mit nouwen zu denken, sondern eher an ouwe = Niederung,
von Wasser umflossenes Land, wie bei den Namen Lutzeln-
owe Langenowe Menzenowe Reitnowe . Mortenowe Feldenowe Wel-
nowe Witenowe, wie solche aus der Nachbarschaft das Pfeiffersche
ürbarbuch auffurt, vergl. auch noch Graff Sprachsch. I, 504. In
diser Fassung ist aber die Erklärung des ersten Teiles der Zu-
sammensezung schwierig. Im ersten Bande unsrer Zeitschr. auf
S. 167 ist der Name einmal für „Geröllau'' erklärt und dabei wol
Bedacht genommen auf krutt. grutt, grutze = Schutt, steinigtes
Feld, ein bis jezt eigentlich nur vermutetes Wort, vergl. Frommann
Mund. II, 422 und Schmeller-Frommann I, 1388 s. v. kruttig; —
für den Elsaß und namentlich für dessen ältere Zeit müßte das
Vorkommen des Wortes erst nachgewisen werden; — das andere-
mal ist aber auch wieder krüt oder kriutin(?) als möglich hin-
gestellt.
Ich vermag nicht zu entscheiden^ ob man eigentlich zwei ver-
schidene Wörter anzunemen habe, so daß das eine krüt-uowe,
das andere kruten-owe lautete, oder ob beide Formen ursprüng-
lich ein und dasselbe bedeuteten. Die krüt-nowe kann recht
wol in ältester Zeit^ d. h. ehe man noch Schießpulver bereiten
lernte, eine andere, wenn auch verwandte Bestimmung gehabt haben.
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etwa die, daß sie vorzugsweise von Gewürzkrämern oder Apothekern
gebraucht wurde, vergi. den kruter und den kriuteler in Lexers
Handwörterb. so wie das krüthüs ebendaselbst. Jedenfalls ist das
Wort von sprachlichem Interesse und wert, daß Forscher weitere
Erkundigungen über dasselbe einziehen.
Fedor Bech
Conrad Winziechers Gedicht de Castro Hochen Zorn
Des Reutlinger Bürgers Conrad Winziecher Gedicht auf die
Einname der Burg Hohenzollern 1423 ward von Ch. F. von Stalin
im 1. Hefte des Jargangs 1851 der Württembergischen Jarbücher
für vaterländische Geschichte, Geographie, Statistik und Topo-
graphie S. 129 — 134 zum erstenmal herausgegeben und im 3. Teil
der Wirtembergischen Geschichte S. 421 — 425 im Zusammenhang
mit der Zeitgeschichte erläutert. Seiner Bearbeitung lagen folgende
Handschriften zu Grunde: 1) S = Stuttgarter Codex theol. et
philos. fol nr. 197 Bl. 191^—192^, im Jar 1424 von Bertholdus
Höltschäfft cappellanus sancti Blasii in Tüwingen geschrieben. 2) C =
. Carlsruher Codex one Nummer, ans St. Blasien im Schwarzwalde,
Bl. 84^ — 87^, um 1439 zusammengestelltes Notizbuch desDiaconus
Hainrich Ottner. Vgl. F. J. Mone, Quellensammlung der Badischen
Landesgeschichte I 174. Da dem seligen Stalin nur eine sehr
mangelhafte und ungenaue Abschrift des nicht von ihm selbst einge-
sehenen Carlsruher Codex vorlag, so gebe ich im Nachstehenden
den Wortlaut des Gedichts nach diser Handschrift diplomatisch
getreu wieder. Abgesehen von der Auflösung der zalreichen Ab-
kürzungen habe ich nur Unterscheidungszeichen und große Anfangs-
buchstaben für die Eigennamen einzusezen mir erlaubt, die nötigen
Erläuterungen aber unter den Text verwiesen.
De Castro Hochen Zorn *).
Comes Fridricus ^) Öttinger *) de Zor quoque dictus
Tyrannus totus in Alimania bene notus
De Rotenburg cepit triginta sex et omnes decepit
De Rotwila octo istos carcerauit in Castro
5 In illa die feria ante Letare,
Et scripserunt ciuitates et pecyerunt,
Vt illos dimitteret iusticie et obediret
Et daret inducias, seruaret regulas iustas
hoche II
1) Zorn
2) Friedrich VII, f 30. September 1443 im gelobten Lande.
3) Weil er an dem Hofe seines Vetters, des Grafen von Öttingen,
erzogen war, vergl. v. Stillfried und Märcker, HohenzoUerische For-
schuDgen I 221 ^^.
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198
£t si se inveniret, ut iusticiam pro se haberet,
10 Tunc representarentur uel pro eis floreni darentur.
RomaDO imperio noluit respondere de facto.
Hoc fecit Buperbia, quoniam gestit in mente sua,
Noluit dimittere, voluit sed nummos habere.
Hoc contempserunt ciuitates et inijerunt
15 CoDsilium magnum* et sie conuenerunt in vnum,
Et noUent iuiuriam vlterius parcere *) istam
Et noUent viuere pro eo uel castrum lucrari
Anno M^CCCC^ duodecimo que secundo^)
In die sancte Nicomedis ^) et sancti Marcelli *)
20 Vlmenses eines Will Rottwill Augustenses
Boppfinger Gienger Alon nee non Dinckelspühel '
■ Memminger B&chhornner Kempter Ysin et Rauenspurger
Koffbüren Gemünder Lükilcher PfuUendörffer
RAdlinger Wisenhornner Bibrach ^)
25 Ad campos traxernnt et Hohenzorn obsederunt
Ebdomttdas quinque et sine omne lesione
Domos fecerunt in quibus nichil caruerunt,
Ceperunt lepores ceraos areas et perdices,
Alea luserunt et gaudea omnia quernnt,
30 Dum ludunt domini, disponunt prandia serui,
Fregerant haustas et pulchras federnnt choreas,
Ydonis ludo^) luserunt Stetten in claustro^ ||
B1. 85 r Tempore elapso congregavit se multitudo,
' Tunc conuenerunt, consilium et inijerunt,
30 Yt non recederent tarn diu et ibi manerent,
Donec lucraretur Hohenzor et devastaretur
Et caperent comitem et suam pulchram mulierem.
Machina ex pixidi fregerunt omnia queque,
Destruxerunt domos murum et galinum retro furnum.
40 Sed propter famulos pleni latrocinio falsos
Non laborauerunt, qui non consensum dederunt,
Yt caperent comitem, cellam et castrum haberent,
Et predictorum representarentur in manus ipsorum
Et facerent bona propter boni comitis dona.
45 Falsitate nimia scandere nescierunt excelsa,
Sic anno isto montem nequeunt cogere primo.
1) Stalin beßert perferrej einem Latinisten wie Winziecher dürfte
selbst ein patere zuzutrauen sein,
2) = 1422.
3) 1, Juni.
4) =* Marcellini, 2. Juni.
5) Die Stuttgarter Hs. fügt hinzu: Horwer et Rotenburger Sic
civitates magne parveque imperiales.
6) Ueber das Schuheborg^u, Schuhscboppen vgl. Schmeller, Bayer.
Wörterbuch III 840. Birlinger, Yolkstümliches aus Schwaben II 432. '
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199
In festo sanctoram omninm ') atque animarum ^) Endlin
Soonczerlin '
Inde recesserant et sex centum relinquerunt,
Vt precaaerentur necessaria ne adducerentur,
50 Donec pre fi*igx>re ad castrum possint redire.
Comes Fridricus dominus de Zor sepe dictos
De Castro recessit, dilectam scfcom recepit
Et alios famulos infirmos et sibi caros,
Qui sibi seruiemnt et molta secum tolerant,
55 Conmisit alijs castrum forcioribus illis^),
Et sie recessit, cum manu eis promisit,
Et vellet redire ab eis et numquam abire.
Sic promissam fregit in seruis et non bene egit.
Ante stelle festum ^)^ cum tempus fuit obscurum,
60 Gomitis amasia de Messingen prius dicta
Ascendit castrum, pulueres et portauit secum
Pixidis aromota vvlneratis et sie erat capta || ^)
B1.86^Post Mathie festum ^) reuenerunt predicte ad castrum,
Machina et pixide sagitabant sicut et ante''),
65 Et famulos istos pleni latrocinio falsos
Domi relinquerunt et sine timore vixerunt
Tum clipijs scalis voneijs^) tactisque palistis
Ascenderunt in altum et sie venerunt ad murum.
Et tunc Schlechtinger et notificauit ^),
70 Misit ad comitem, ut eis miteret opem.
'Non possum preesse, aquila vellet nobiscum esse,
Hohenzor in castro reuorat suo rastro.'
öttinger rescripsit et adiutoribusque suis dixit:
'Vos debetis scire non velle ^d castrum venire,
1) 1. November.
2) 2. November.
3) Zwischen V. 55 und 59 hat die Stuttgarter Hb. die Verse:
Bis sex illorum socii facti sunt mortuorum
Per sagitarios qui multum oderant illos,
und stellt die Verse 56 und 57 vor 55. V. 58 feit.
4) Dreikönigstag.
5) Nach diesem Vers sind zwei Seiten übergeschlagen, leer.
6) 24. Horuung.
7) Die Stuttgarter Hs. sezt die Verse 65 und 66 vor 64 und
schaltet vor 67 folgende 4 Verse ein:
Montem reliDquerunt fugam in castrum receperunt,
Et tuDc dixerunt capiitanei et decreuerunt.
Vt vellent sequi' vestigia pedum inimici
Et esse muniti ünem et facere liti.
8) Stalin schreibt foveis; ich vermute vineis.
9) Statt dieses lückenhaften Verses hat die Stuttgarter Handschrift:
Flechinger conteropsit infernalem ignem eis misit
Et tunc clamauit simul et notiiicauit.
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200
75 Sic facite optimum castrum sit vobis conmissum,
Dico vobis vere, non possum aaxilium habere.'
In festo Neri ') venerunt nuncij magni
Missi a dominis a partibus quoque diuersis
Ladwico domino dux Reni et Palantino ^)
80 Domino de Lutringen ^), margravij et secum de Baden ^)
Et rogauerunt captaneos et pecyerunt,
Vt castrum reciperent in graciam et seruos haberent,
Cuius capellana in honore fuit dedicata
Michahelis archangeli et signiferi Christi.
85 Et tunc dixerunt captaney et responderunt ^) :
. 'Auctoritas nostra non tenet hec uec habet illa,
Sed intimalibus ciuitatibus et respondemus:
In die quarta responsio sit vobis nota.'
In die secunda^) post meridiem hora quarta
90 Hoc concesserunt ciuitates et receperunt ||'
Bl.Syr Castrum cum seruis triginta et omnibus bonis,
Qui erant in Castro sine dolo tempore isto.
Sic miseri illi repenti erant parati,
Castrum descenderunt triste et se ipsos dederunt
95 In eorum graciam et invocabant benedictam,
Vt eis succurreret in manu et eins haberet.
Sic Öttinger serui in Vlmam erant deducti
Et omnia bona que in castro fuerunt inventa.
Hohenzor Corona fuit super omnia castra
100 In nostra prouincia et in Alimania tota,
Yt in monte patet in multis et in cordibus latet.
Sic Corona ista Vrbani '') fuit distructa.
Qui me dedictauit simul et metrificauit
Conradus de Rutlingen Winziecher, sie
105 Illius anima capiat celestia regna.
Dann folgt die Fabel:
» In illo tempore dixit lupus ad capram : 'volumus ire ad siluam
cantare missam propter te et propter me et propter omnia gener a
caprarum'. dixit ita lupus, incepit cantare, capra non voluit sibi
sacrificare, Et lupus de altare proiecit capram super terram. capra
clamauit: 'meee, nescio magis viuere.' hoc custodes audierunt et
cum canlbus venerunt. si canis non venisset, lupus capram com-
medisset. Alfred Holder
1) 12. Mai.
2) Pfalzgraf Ludwig III. der Bärtige, f 20. December 1436.
3) Herzog Karl I von Lothringen, f 25. Januar 1431.
4) Markgraf Bernhard I. von Baden, f 5. Mai 1431.
5) vor responderunt ist dixerunt ausgestrichen.
6) 14. Mai.
7) 25. Mai.
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201
Litteratur
Beschreibung des Oberaints Rottweil. Heraasgegeben von
dem K. statistisch- topographischen Bureau. Stuttgart, Linde -
mann 1875. S^ XII 579 S. >). Mit drei Tabellen, einer geo-
gnostisch kolorirten Karte des Oberamts, einem Farbendrnckbild
und sechs Lithographien.
Die wirtembergischen Oberamtsbeschreibungen erfreuen sich
eines europäischen Rufes. Leute wie Memminger, v. Stalin,
V. Kausler hatte nur Wirtemberg. Sie lebten nur für ihr engeres
Vaterland und ließen aber auch keine dunkle Ecke* in dem so
buntfarbig zusammengesezten neuen Wirtemberg undurchsucht,
gleichvil ob dessen Urkunden in Stuttgart, Wien, Karlsruhe, der
Schweiz, in Darmstadt oder Berlin lagen. Als vor noch nicht
langer Zeit die k. bairische Akademie d. W. oder vilmer die
historische Commission bei derselben nach einem bairischen Stalin
umsah, fand sich keiner und der wirtembergische wollte nicht. Er
konnte auch nicht, denn one warmen Parti cularismus, Local-
patriotismus gehts nicht. Um die beiden Großeltern, die wirtemb.
Geschichte Stalins und das Urkundenbuch Kauslers, scharen sich,
wenn ich das Beispil gebrauchen soll, die Kinder und Enkel:
56 Bände und Bändchen Oberamtsbeschreibuugen, deren neueste
die höchst wichtige die von Rotweil ist. Außer den anerkannten
Verdiensten des Finanzrat v. Paulus, der schon bei 25 Jargängen
tätig mitgeholfen, begegnen wir hier seinem Sone, dem Sone v. Sta-
lins u. s. w. als Herausgebern. Wie weder in Baden noch in
Baiem bei jedem Bezirke es möglich tre£fen wir einen kath. Pfarrer
als Historiker, Dr. Glatz, einen als Botaniker Sautermeister, deren
Verdienst gebürend ins Licht gestellt ist. Der Altertumsforscher
findet in dem Buche vil für sich. Die römische, die karlingische,
die mittelalterliche Periode bieten mancherlei. Bekanntlich kam
auf Hochmauern der herrliche Orpheua zu Tage, der seit 40 Jaren
die Bewunderung auf sich zieht. Zwei Bilder, eins in V«^ Größe,
veranschaulichen das kostbare Mosaikbild [Orpheus als Jüngling
dargestellt sizt auf einem Felsblock zwischen Waldbäumen, das
reich gelockte Haupt mit der roten phrygischen Müze bedeckt,
über sein grünlich weißes mit dunklen Säumen versehenes Unter-
• gewand ist eine rötliche faltenreiche auf der rechten Schulter mit
einer goldenen Agrafife zusammengehaltene Chlamys (Mäntelchen)
i) Das meiste und beste Material zu Rottweils Geschichte hat der
t wolwollende gelerte Rektor Ruckgaber in seiner Geschichte Rs. ge-
liefert. Der dortige Altertums verein ist nach langem Schlafe jezt auch
wieder erwacht. Warscheinlich treibt der Rotweiler Localhistoriker
Dr. Glatz Pfarrer in Neufra wieder an. Seine Regesten Rs. sollen ser
wichtig sein.
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malerisch geworfen. Orpkeus stüzt die mit farbigen Steinen be-
sezte fönfsaitige Kithara (Leyer) auf die linke Yorhüfte, greift mit
der linken Hand in die Saiten und ist eben im Begriff, mit der
rechten das Plectrum gegen dieselben zu füren. Der Kopf erinnert
an einen jugendlichen Apollo, die Augen sind voll schwärmerischen
Feuers. In jeder Ecke ist ein durch das Saitenspil hergelocktes.
Tier angebracht, und zwar ein Storch, ein Hund, ein Rabe und
eine Elster (S. 223)]. Ein weiterer Schaz kirchlicher Altertümer
findet sich in der sog. Lorenzkapelle. Der gelerte Eirchenrat Dr.
Dursch hat in einer Zeit gesammelt, als es höchste Zeit war und
brachte 175 Stücke zusammen. Seinem Kennerblick verdanken wir
die Findlinge ans ganz Schwaben. Wie vil . rettete er vor dem
Ausland, wie vil vor drohendem Untergänge! Nur einer noch,
dessen Nachlaß so unschäzbar, der alte Laßberg sammelte vilfach
auf gleichem Territorium wie Dursch, aber Handschriften.
Rotweil hat eine reiche Geschichte; beinahe kein Ereignis
Deutschlands das nicht auch die Reichsstadt traf, obwol sie später
mit den Eidgenossen ^) liebäugelte, sich in Iren Bund aufnemen
ließ (1463). Nach der Schlacht von Mühldorf schlug R. sich auf
Seite Ludwigs, was Einstellung der Pastoration von Seite der Geist-
lichen zur Folge hatte. Man jagte sie aber einfach davon. In
der Reformationszeit sah es trübe aus; der Magistrat vom Kaiser
angefeuert sparte weder Schwert noch Flammen, was freilich heute
mer oder weniger vertuscht wird. Ein guter Bürgerkern mußte
ins Elend wandern und nach trübseligen Kriegsjaren war R. am
Ende des vorigen Jarhuuderts nicht besser daran, als die übrigen
Reichsstädte, selbst das große Köln nicht ausgenommen: alles Ca-
daver, wo man hinblickte!
Ueber die Ableitung des Namens der nur in Gemeinschaft mit
Rotenburg, Rotenmünster und der dortigen Flurnamen erklärt
werden darf, habe ich ausfürlich gesprochen in meiner 2. Abhand-
lung „Zur Sprache des Rotweiler Stadtrechtes" in Herrigs Archiv
für das Studium der neuern Sprachen Bd. 38 S. 312—360 (B).
Ueber die alte politische Einleitung, über die Baar stet noch vil
mer in meiner Abhandlung gleichen Tema 's, Sizungsberichte der
k. bair. Akad. 1865 mit Karte (A)«). Des Volkes Sitten (102 ff.)
1) Das trug inen später 1503 von einem heimatlichen Volksdichter
den Spottnamen Mammelucken ein, den auch der uns bekannte
Bürster aus Salem gebrauchte. S. 251 und Alemannia III 281. Daß
man gleich bei der Hand war damit, erfaren wir auch vom vom M. Job.
Heinrich Weihen maier, Prediger am ülmer Münster, der den Schlesier
Schefler einen Judasbruder und abgefallnen Mammelucken nennt.
Baltbas. Haugs Liederdichter des wirtemb. Landgeaangbucbs Stuttg.
1780 S. 8.
2) Angezeigt im Centralblaite 1866 Sp. 256 ff. Auch 6 wie A
fast auf jeder S^ite des mittel hochd. Wörterbuchs aU Botw. I und
II citiert.
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sind kurz weggekommeiQ. Solcbe Kürze kann man wol den alten
Jargängen verzeihen ; jezt aber seit E. Meiers und mein ibändiges
Buch über Schwaben existieren, ist es Pflicht da« Einschlägige
daraus wenigstens nur zu citieren: das kann man mit Recht heute
verlangen. Die Rotweiler Fasnacht ist lange nicht in irer uralten
Bedeutung dargestellt. Was die 8prache (107) anget, wo bleibt
Laueberts vilgeschäztes Programm? Wenige Zeilen daraus ersezen
das Nichtssagende auf 8. 107. Zur innern Verfassung S. 259 feien
meine 2 Abhandlungen wieder gänzlich, wo sogar Auszüge (B)
mitgeteilt sind. Beim Kriegswesen 8. 270 sind merere Schlagwörter
für Landaufgebot u. s. w. die ich A und B anfürte übergangen.
Gelegentlich des miraculosen Madonnenbildes bei den Dominicanern
hätte mein Bericht „Aus Schwaben^ I nebenbei besagt, daß man
auch in München für den Bau 1753 bei Hofe bettelte in Anbe-
tracht des Wunderbildes, lieber den verhängnisvollen Habicht
habe ich s. Zeit im Anzeiger des Germ. Museums^ dann wieder in
meinem „Aus Schwaben^ II autentische Excerpte aus den Arm-
brusterbüchern mitgeteilt. Davon kennt das Buch auch leider
nichts. Ganz recht ist das Citat 312 über Bern bei Uhland und
Bacmeister.
ABirlinger
Kleine Toggenburger Chroniken. Mit Beilagen und-Er-
örteruugen von Gustav . Scher r er. St. Gallen, Verlag v.
Huber & Comp. (F. Fehr) 1874. 8* II 152 S.
1 Chronik eines ungenannten Toggenburgers. Das
Ländchen Toggenburg hieß erst Turtal, Johansertal, dann „die
Grafschaft ''. Der Herausgeber gibt stets eine instruktive Einleitung,
die Texte haben historische und sprachliehe Anmerkungen. Das
Idiom dises Abschnittes ist bodenseealemannisch d. h. breit; dem
sog. Schwäbischen näher, wie in Constanz, Ueberlingen einst ge-
sprochen ward. 2 Aus Heinrich Forers Chronik, hand-
schriftlich ältester Faßung in der Vadianischen Bibl. in St. Gallen.
Augsburgische Einschiebsel finden sich. Die Sprache halb ale-
mannisch, halb schwäbisch d. h. augsburgisch. Ulharts Chronik ist
benüzt. Die Wörter ririg v. hart geft:ornen Schnee S. 47, crütz-
lach kleine Kreuze in Masse S. 64 sind nur augsburgische Formen,
feien alemannisch, wo kein crützlach möglich ist; eine Beigabe von
einem Schweizer Conventualen iil dem Cod. Vad. 69. Da begegnet
prüge S. 66 und todtenbomm S. 68. Sieh unten die bez.
Wörter. 3 Ludwig von Helmsdorf und andere Quellen
der Vadianischen Chronik. Abhandlung. Text. Lezterer
alemannisch, breit*- die ä:au. 4 Fecht- und Jagdbuch des
Hugo Witten willer. Text echt alemannisch, reicher an Aus-
drücken. 5 Der Dichter Heinrich Wittehwiler. Beitrag,
wertvoll für die Litt.-Geschichte, Bekannt ist der Bing nach der
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Meininger Ha. v. Litter. Verein in Stuttgart-Tübingen herausgegeben
1861. Der Herausgeber nimmt Heinrieb v. W. für seinen Turgau
in Anspruch, Vohin auch merere Ortsnamen weisen. Bei Lichten-
steig ligen gleich die 4 Ortschaften Kengelbach, Höfen, Libingen
und Vettingen. Man kann den weitern Ausfürungen nur beistimmen.
Die Wörter S. 145 unseres Buches passen ebensogut auf Ober-
schwaben wie auf den unteren Turgau. Die bairisch-alem. Sprach-
mengerei muß noch näher untersucht werden. 6 DieEdeln von
Wittenwil. Abhandlung. Beilagen. 7 Adel, Geistlichkeit
und Bürgerstand in Toggenburg. Die Beigabe: „Lichten-
steigs Rechte und Geseze'^ alemannisch, natürlich. — Ich gehe
auf das Einzelne über und hebe was mir auffiel für Sprache,
Litteratur und Volkskunde wichtig aus. üeber ou = o in kilch-
hottß 16 sieh meine Alem. Sprache- S. 76, wo Belege aus der
Schweiz, dem Elsaß, Schwarzwald, Hohenzollern zu finden sind.
Kuhn Z. 18, 41. thür, dürre 47 Alem. Spr. 70 besonders bei
Marquart v. Lindau. Ueber vertilgen 5 1 und tor^el 87 sieh Alem.
Spr. 109 110. au = li : aucht 59; brawt, brät 94 breitalemannisch.
Alte Quantität; bömro, arbores 54. todtenbomm 68. Alem. Spr. 73.
1 = r in schaifmützen 83 aus ital. scaramuccio. Weigand II 550.
In das Kapitel der Volksetymologie gehört Polanrf für Polen 49.
An Flur-, Wald-, Straßen-, befestigtet Pläzenamcn hebe ich
hervor: die Constanzer Straßennamen 96. Brande und Rütt inen,
ausgerodete Wälder 103 Alem. I 269 272 0. Tobel 39, sieh
oben 159 und Kuhns Zt. 20. 63, Runs 39 109. Alem. I 274. Ohr i nn,
Bergeinschnitt 113. Seh er r 113. II 78 flF. Vergl. Wallenstein
(die Picocolomini 7. Auftritt II Aufzug).
— Durch Sachsens Kreise zog
Die Kriegsfurie, bis an die Sc beeren
Des Belts den Schrecken seines Namens tragend.
Tab er, befestigter Plaz 55 (2mal), 56. Lexer HW II 1383.
Vgl. den Taberwasen bei Horb, rechtes Neckar uf er. Lech-
felder Heu 47. (Augsburg). Die Fischersprache ist vertreten
durch die Namen: Setzberen, Storberen 107. Ysberen 108
u. s. w. Jareszeit, Witterung: wemme, Herbst, Traubenlese 89
zuvindemiare Alem. III 285^ pfön, favonius 49, vergl. pf&rre für
/arre, alemannisch. Kuhn Zt. 19, 145. aber, apricus, schneeent-
blößt 60. Die Fachnamen bei der Hanf bereitung : auslüchen
(ziehen, liohhan ahd.) 147; ratschen 147 muß wol röszen
heißen, tächsen 147 = schwingen, mhd. dehsen. Der Schnee,
so gefroren, nicht „häbig*' heißt ririg 47; offenbar augsbur-
gisch-bairisoh, gehört zu altd. reren, was allerdings auch den eben
schmelzenden Schnee andeuten kann. Zugeselle für Vicarius,
Pfarrhelfer 60 weist auch auf außer alem. Gebiet. Echt aleman-
nische Warzeichen sind Ghrotz, Tannzapfe 148. Hans Salats
1) Kuhn Zi. 20, 64.
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I
Tanngrotz ist aus J. BäcbtoldB schöDem Buche jezt allgemeiner
bekaont. (Basel, Bähnmaiers Verlag 1876). anchenzoll 115.
Kuhn Zt. 15, 212. 17, 4» 19, 147. hotzen 115. Kuhn Zt. 17,
5020, 65. todtenbomm 68. Alem. III 138. Kuhn Zt. 15, 193 ff.
18, 41 20, 62. gonimen (gaumen, hüten) 24. brüge, Gerüste,
Gestelle, abgesonderter Ort in Kellern, Scheuern heute noch in der
Baar. 66. Runs 39, 109. Kuhn Zt. 15, 195. Bassler = Schild
weiß 102 der Herausgeber nicht zu erklären. Lexers HW II 259
hättte ihn gut beleren können, stadel 59 weist wieder nach dem
schwäbischen Ostlech, auf mein sog. schwäb.-augsb. Gebiet. Heg-
gen bom, Hecken, Zäune 92. visel, Kornvesenansaz 92. schlaitzen,
swY. zerstören, zerreißen 11. Ich habe in Kuhn'i^ Zt. 20, 387
ausfürlich über dises alem. Wort gesprochen. Agar st, Elster 106;
ausfürlich ebenso in Kuhn's Zt. 16, 48 ff. Hell, Gruft 68. Roll-
batzen, Münze 63: ganze und halbe Plapparte, St. Gallisch.
Was für Pflanzenarten grüner äl und kesnach 106 sind, weiß
ich nicht. Interessant sind die allitt. Formen ^rnnd • und ^raut
(grät) 3 7. Die beiden Adj. todemlich, stechlicher oder s we-
bischer bund 61 neben, gag eil 1 echt 104 von Gelösse d. h. Fuß-
spm* sind noch anmerkenswert. Die Höhenbestimmungen: unz an
den arsch häufig 5 9 n. s. w. Die Red. A. an den kröpf
wüschen = am Kragen packen 102. Yergl. an der karthauß
packen DW V 243. Kuhn Zt. 17, 49. fliehen wie die wilden
Böcke 33. Bemerkenswert ist noch das uralte Wort fürben
(in Muspilli, Otfrid u. s. w.) in der Jägersprache vom Abwerfen
oder Schälen des Geweihes 104: du solt och Inogen, wo der hirtz
gefürbet hab sin geHürn an den bömlin und geschlagent, won
er schlecht dick (oft), won er doch gefürbet hat. Das Wb. der
Waidmannssprache edd. Kehreine kennt es nicht.
Ich will noch des Ausdruckes Wyl in Schwaben 95, ge-
denken, es ist Hohentwil. Schwaben hieß der Schweizer das Land
um den Bodensee. Der Turgau galt noch als schwäbisch, wodurch
sich in Hans Salats Brief im obengenannten Buche Bächtolds S. 84
ff. das wiederholte Scheltwort allein erklärt: du harverlouffner
Schwab; Schwabendreck Art, ein leckerischer Schwab
u. ifi. w. Der Provisor Hensli Cünzli scheint der Seegegend oder
Schaffhauserlande angehört zu haben.
Die sittengeschichtliche Seite verdient noch unsere Be-
achtung« Das Gebiet des Aberglaubens berüren die Maßregeln
gegen Heuschrecken oder Heustöffel, wie sie alemannisch
heißen. 1354 im August flogen zur Mittagszeit so viele der
Tiere über Zürich .,das man mit allen gloggen gegen inen lüt, das
si sich zerliessind.^' In einer Wassersnot „gieng man mit dem
sacrament zue der müli, das wetter gestalti und zehand do vieng
es an sehnigen und vieng das wasser an vallen ansähend u. s. w. 5.
Mit ,,hailtum*^ d. h. hl. Leibern und Knochen bestreichen be-
gegnet 54. Bruder Johann de Gapistran bstrich gen dem abent
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di« krankhen lüt mit sant Bernbardins hailtumb — welche men-
schen — wnrdend gsund/' Die ausgestellten Gebeine St. Gallig in
einem Kftfig, wurden von den Leaten also traktiert: man maßte
Geld hinein werfen : ward vil gelte dar geworfen und warend
wyber, die ir pater noster an Haggen und schnürlinen über die
schranken zu dem gebain wurfend und also daran streichend,
damit sy etwas gewychts bettend** 67. In die Criminaljustiz ge-
hört die Hinricbtung des Bischofsmörder« Merler 93 : er ward ge-
vierteil«t „die brauten nsgezugen mit glügenden zangen, das hopt
ward ze Losen (französ. Luzeus au der Broye nördlich von Mon-
don) uff den galgen gesezt und die vier den tail des libs under
die tor gehenkt/' Zn brauten, Lenden, weiches Fleisch vergl.
Parzival 163, 1115: sin brl^t wart, g'alünet, mit siegen vil ge-
i'ünet. — Die Stelle 94 von dem kleinen Märtyrer Ulrich „eins
ledergerwers sun, bies der Fry** ist vil mal in Chroniken zu
lesen. Ich habe gerade folgendes Gitat bei der Hand, womit ich
die Anzeige schließen will:
„Thauret etwannnoch andere der Yerlurst jenes annehmliehen
Liebspfand, sage der unschuldigen Gebein, welche jenes umb das
Jahr 1332 von den Juden ermordete knäblein Ulrich zu euerm
Trost hinterlassen, die schwedische verhergung aber aus Ho&ung
verborgner reicher Beut aus damaliger von der Stadt telegenen
Capellen ausgegraben und gänzlich zerstreuet hat.**
Furtenbach Festpredigt, Ueberl. 1739. S. 4 2^ Zur Erklärung
sieh „Aus Schwaben" I 28 ff.
ABirlinger
1 Anfänge- der Reformation in Colmar. Ein Beitrag zur RefcH*-
mations-Ge&chichte des Elsaß. Von Heinrich Rocholl, Königl.
Divisionspfarrer der 31. Division. Colmar. Verlag von Lang
& Rasch. 1875. 8« VI u. 68 S.
2 Die Einfürung der Reformation in der ehemaligen freien Reichs-
stadt Colmar. Ein Beitrag zur Reformations-Geschichte des El-
saß. Mit 3 Beilagen. Von Heinrich Rocholl, Königl. Divisions-
pfarrer der 31. Division. Colmar. Verlag von Lang & Rasch.
80 XVI u. 248 S.
Im Elsaß haben die Studien zur Localgeschichte von jeher
eifi'ige Pflege und viel Teilnahme gefunden. Diß beweist die statt-
liche Reihe von umfangreichen Werken und von kleineren Abhand-
lungen, die seit Jarhunderten darüber veröffentlicht sind. Daß
trozdem die Aufgabe noch nicht erschöpfend gelöst ist, ligt teils
an dem Mangel an kritischem Sinn, welcher namentlich früher
disen Arbeiten so häußg das Gepräge des Unfertigen und Unzu-
verlässigen aufdrückte, teils auch daran, daß die Archive ire
Schäze nicht mit der nötigen Liberalität zugänglich machten. Eine
abschließende Leistung auf historischem Gebiet muß aus der Fülle
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des archivalischen Materials heraus schöpfen können: unter diser
Voraussesung wird aber gerade die localgescbichtliche Forschung
am leichtesten zu einem allseitig befridigenden Resultat gelangen,
da Ire Quellen meistenteils nicht an so verschiedenen Orten zer-
streut sind. Eine auf Grund solcher archi valischer Studien ruhende
Arbeit über die Reformations-Gesohichte Ton Colraar enthalten die
beiden oben angezeigten Werke des Herrn Divisiönspfarrers Rocholl
zu Golmar. Dei* Verfasser, ans den preußischen Rheinlanden ge-
bürtig, hat sich durch seine Stellung als Militärgeistlicher in dem
Reichslande mit dem Wonsiz zu Colmar zunächst dazu bestimmt
gefült, der evangelischen Gemeinde daselbst bei dem dreihundert-
järigen Jubelfeste der Einfürung der Reformation (9. Mai 1875)
in der* ersten der beiden Schriften seinem Glückwunsch ein "^inov
ifiXlag beizufügen^ indem er unter Ausnuznng der dortigen Archive,
des Bezirks- und Stadtarchivs die ersten Regungen der kirchlichen
Opposition 8childei*te, welche in Colmar durch die Reformation ver-
anlaßty und vom Rate mit großer Mühe nidergehalten wurden.
Es reicht diso Darstellung bis 1595. In der zweiten Schrift wird
die Reformationsgeschichte Colmars fortgefürt bis zur förmlichen
Einfürung der Reformation am Sonntag Exaudi (15. Mai) 1575:
durch die Evangelisation der benachbarten wirtembergiscfaen Graf-
schaft Horburg ward die Stadt von der unmittelbaren Nähe aus
beunruhigt, die Bürgerschaft ward zum großen Teil in die refor-
matorischen Bestrebungen hineingezogen, der unsittliche Lebens-
wandel von vilen unter dem Weltclerus und der Elostergeistlich-
keit rief die bitterste Feindschlift gegen dise hervor; vergebens
bemüte lEdch der Rat einerseits die antirömische Bewegung nider-
zuhalten und im Anschluß an die kaiserliche Politik die Einheit
der Kirche au bewaren, andererseits seine Rechte als Obrigkeit
gegenüber dem Clerus zu behaupten und dem scandalösen Leben
einer Anzal Glieder desselben zu steuern; vergebens suchten wür-
dige Mitglieder des leztern, wie der Dominicaner Job. Fabri und
der Augustiner-Prior Job. Hoffmeister, durch Lere und Warnung
dem Abfall zu weren; vergebens nam der Kaiser, als der Augs-
bnrger Religionsfriede den Reichsständen die Freiheit zu refor-
mieren gewärte, die Ober-Landvogtei über den Elimfier Zehnst&dte-
Bund wieder selbst in die Hand, um dem Eindringen der Neuerer
Schranken zu sezen: die Reformation war im Volke schon zu
mächtig geworden, die Ratsmitglieder wurden selbst mit fortge-
rissen, in Colmar wurde am Sonntag Exandi 1575 der erste pro-
testantische Gottesdienst feierlich abgehalten. Alle dise Phasen
der Bewegung werden uns von dem Verf. auf Grund, des urkund-
lichen Materials und unter genauer Berücksichtigung der politischen
lüddenzpunkte vorgefürt.
WCrecelius
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208
Die älteste deutsche Original-Urkunde aus dem Elsass
Die in deutscher Sprache abgefaßten unzweifelhaft echten
Original-Urkunden über Staats- und Rechtsgeschäfte reichen nicht
über das vieitc Deconuium des 13. Jhds. hinaus. Zwar ist
die Sammlung deutscher Schenkungsurkunden, in einem im Jare
1150 oder 1160 geschribeuen deutschen „Salbuech*', welches dem
lateinischen Codex Falkensteinensis der Mon. Boica VII, 433 ent-
spricht, verloren (Schmeller-Frommann, B. Wb. 2, 251); allein
dise Urkunden, wie eine deutsche Schenkungsurkunde von 1070
(W. Wackernagel, Gesch. d. deutschen Litteratur, Basel 1872
S. 83 u. 320) waren one Zweifel „zum besseren Rechtsnachweis
den Laien gegenüber** aus dem Lateinischen übersezt (Wacker-
nagel, das. S. 320) und gehören einer späteren Zeit an. Auch
die baierische Urkunde vom J. 1170, Copie eines waldeckischen
Teilbriefes, zuerst von Hund 1585 bekannt gemacht, jezt im Reichs-
archiv zu München^ ist nach Schönemann (Diplomatik, Lpz. 1818,
.1, 294—298) ein Product des 14. Jhs. Selbst der von Graf Ru-
dolf von Habsburg dem älteren behufs Schlichtung des Marken-
streits zwischen dem Gotteshause Einsiedeln und den Leuten von
Schwiz am 11. Juni 1217 zu Einsiedeln ausgestellte in deutscher
Sprache vorhandene Sünebrief ist nicht das Original, welches in
lateinischer Sprache im J. 1217 verfaßt war (Wackernagel, a. 0.
329 A. 59). P. Morel, Verfasser der Regesten der Benedictiner-
Abtei Einsiedeln (bei v. Mohr, die Regesten der Archive d. schw.
Eidgenossenschaft, Chur, 1851, 1, 8) sagt, daß das Original diser
Urkunde und die Abschrift aus dem 14. oder 15. Jh. verloren
seien. Rilliet (Ursprung d. schw. Eidgenossenschaft, übers, von
Brnnner, Aarau 1873, S. 363) gibt dise Urkunde als „alte
deutsche Uebersezung" nach der 1640 erschienenen Libertas Ein-
sidlensis. Wann dise Uebersezung angefertigt ist, sagt er nicht.
Wiewol nun dise Urkunde selbst inhaltlich echt ist (Kopp, Gesch.
d. e. B. II, I, 319—322 I 341 Anm. 3), so bleibt es zweifelhaft,
wann die deutsche Uebersezung angefertigt worden ist. Auch einer
Grenzaufzeichnug des Klosters Schännis vom J. 1220 (Hergott,
Geneal. dipl. 2, 1, 218) mangelt die rechte Urkundenform, und
zudem ist sie ebenfalls eine Uebersezung aus dem Lateinischen
(Wackernagel, a. 0. 329 A. 59). Der Landfrieden K. Friedrichs
II. vom J. 1235 erscheint erst um die Mitte des 13. Jhs. oder
nach demselben als deutsche Uebersezung der lat. Urschrift (s.
Schönemann, a. 0. 1, 30 ff. Böhmer, Reg. Friedrichs II. No. 801 ;
Wackernagel, a. 0. 329. A. 59). Ebenso ist das Datum der an-
geblich im J. 1222 aufgezeichneten deutschen Thuner Urkunde in
von der Hagen's Germania II, 66 unrichtig; nach Kopp (Ge-
schichtsblätter a. d. Schweiz, Lucern 1854, 1, 56) ist dise Ur-
kunde vilmer auf März 1299 zu datieren. Hiernach ist Böhmer
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(in Haupt'8 Ztschr. IX, 261), der sie ^jwarscheinlich*' zum J. 1322
ausgestellt sein läset, und Wackernagel (a. 0. 329 Anm. 59), der
sie für die älteste deutsche Urkunde hält, zu berichtigen. Die bis
jetzt bekannte unzweifelhaft echte älteste deutsche Urkunde findet
'Sich erst im J. 1240 aufgezeichnet. Es ist diß nach Kopp (a. 0.
S. 53 — 55) „der Nachteilungsbrief zwischen den Grafen Albrecht
und Rudolf von Ilabsburg, welcher zuerst von Herrgott (Geneal.
II, 25 T)) und jüngst von Trouillat (Monuments de Thistoire de
I'ancien Eveche de ßale I, 549) abgedruckt worden ist (cf. Kopp,
Reichs- u. eidg. Gesch. II, 585—588)." Kopp hat (Geschichtsbl.
a. 0.) ein vollständiges Facsimile des Originals diser im Archiv
zu Pruntrut aufbewarten Urkunde gegeben. Wiewol dise inte-
ressante und auch für das Ober-Elsaß wichtige Urkunde undatiert
ist, glaubt Kopp doch, daß sie zuverlässig älter sei, wenn auch
nur um wenige Monate^ als die älteste deutsche Königsurkunde.
Die älteste deutsche Königsurkunde ist Konrads IV. Urtel-
brief zwischen Folcmaren von Kemenathen und der Stadt Bueron
(Kauf heuern) über die beiderseitigen Gemei adegrenzen vom 25. Juli
1240 (Lang, Reg. II, 304 u. Mon. boic. XXX«- 278). Böhmer, (Reg.
Konrads IV. No. 25) bemerkt, die nächstfolgende „Kaiserurkunde"
in deutscher Sprache sei vom 1. Febr. 1274, von wo an sie sich
allmälich vermeren, bis sie nach Heinrich VII., der als ein welsch-
redender keine einzige derselben ausstellte, zalreich werden.
An dise zwei ältesten deutschen Urkunden aus dem J. 1240
schliessen sich in der jezigen Schweiz deutsche Urkunden von
1248, 1251 (drei), 1252 (drei) 1257 (Böhmer, in Haupt's Ztschr.
IX, 2iSl bei Kopp, a. 0. 53) an.
Die ältesten niederdeutschen Urkunden befinden sich, soweit
mir bekannt ist, im geh. Staatsarchive zu Berlin, nämlich eine
Urk. des Erzbischofs Arnold von Trier über den Frieden von Thuron
vom 17. Sept. 1248, und eine des Erzbischofs Kourad von Köln
und Wilhelm Grafen von Jülich vom 9. Sept. 1251 (Höfer, Aus-
wahl d. ältesten Urk. deutscher Sprache, Hambg. 1835, S. 3 u. 4;
jedoch ift der Abdruck der Urkunde von 1251 Ter ungenau,
richtig dagegen bei Lacomblet, U.-B. II, 200 &.).
Was nun die ältesten deutschen Urkunden im Elsass anlangt,
so teilt Schoepflin (Als. dipl. I, 483) ex Museo Scherziano Argen -
torati eine „Charta germanica, in qua mentio fit Theobaldi et Cate-
rinae comitum Phirretensium an. 1202" mit. Zu diser Urkunde,
welche unter den im Supplement nachgetragenen Dokumenten stet,
bemerkt Schoepflin weiter nichts. Allein wie derselbe über dise
deutsche Urkunde gedacht haben wird, dürfte aus einer anderen
Stelle der Als. dipl. (I, 340) hervorgehen. Schoepflin teilt hier
eine deutsche Urkunde aus dem J. 1220 mit. Dise angeblich
deutsche Urkunde befindet sich in einem Lehenscodex des Straß-
burger Bistums aus dem 14. Jh., und ist selbst eine Uebersezung
des lateinischen Originals. Schoepflin bemerkt zu diser Urkunde,
Birlinger Alemannia IV 2 14
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in welcher Graf Hugo von Lützelstein sein Schloß Lützelstein dem
Hochstift Strassburg zu Leben auftrug, „oblationis hujus literae
authenticae non Teutonica, sed Latina lingua fuerunt scriptae, quod
ideo annotamus, ne quis publica instrumenta vernacule jam tum
fuisse exarata credat." Eine andere angeblich deutsche Urkunde
des Herzogs von Lothringen vom J. 1259 findet sich bei Schoepflin
(Als. dipl. I, 428), der diselbe ex tabulario Rappolsteinensi mit-
teilt. Das Original diser Urkunde existiert aber in dem Bezirks-
Archiv des Ober-Elsaß zu Colmar, dem das ehemalige Rappol-
ßteinische Archiv einverleibt ist, nicht, wol aber eine Abschrift auf
Papier aus dem 14. Jh. (E. 571). Dagegen berufen sich aber die
im hiesigen Bezirks- Archiv liegenden, aus dem Rappolsteini sehen
Archiv herstammenden, noch nicht edirten Annalen von Luck, ein
chronistisches Sammelwerk aus dem 17. Jh., auf einen „perga-
mentenen besiegelten Befelch", der mit dem von Schoepflin ge-
gebenen Text übereinstimmt, und ihm zur Vorlage gedient haben
wird. Der „pergamentene Befelch" existiert aber nicht mer,
sondern nur die bereits erwänte Abschrift, die natürlich unbesigelt
ist. Ebenso mißlich scheint es mit einer deutschen Urkunde aus
dem J. 1261 (Als. dipl. I, 432 zu stehen, die nach einem Mem-
bran Codex der Stadt Straßburg aus dem 14. Jh. widergegeben ist.
Dasselbe wird auch von einer deutschen Urkunde vom 23. Juli 12(58
aus dem gleichen Membran Codex gelten (Als. dipl. I, 454). Echt
sind dagegen die deutschen Urkunden vom J. 1274 (Als. dipl.
2, 3), wie die Königs Rudolf vom 29. Dcbr. 1278 (vgl. Böhmer,
Reg.). Aelter als dise beiden lezterwänten Dokumente sind nach
gefalliger Mitteilung meines hochvererten Collegen, des Herrn Ar-
chivdirectors Prof. Dr. von Spach zu Sti:aßburg, einige Urkunden
des Bezirks- Archivs des Unter- Elsaß vom 24. März 1265 (Rep.
Serie G. 111), aus dem J. 1266 (Serie G. 3593), 1267 (Serie G. 111)
und 1270 (Serie G. 2759). Allein die älteste echte Urkunde
deutscher Sprache im Elsaß befindet sich hier im Bezirks-Archiv
•aus dem J. 1251. Dise Urkunde, welche in der scharf eckigen,
schönen und markigen Minuskel des 14. Jh. geschriben ist, gehört
zu den Dokumenten des ehemaligen Chorherrenstifts Lautenbach
bei Murbach (Kreis Gebweiler) ; von ir ist eine beglaubigte Ab-
schrift vom 12. Mai 1366 vorhanden. Da beide sprachlich nicht
uninteressant sind, so wird sich ir diplomatisch getreuer Abdruck
nicht minder rechtfertigen, als die Zugabe einiger erläuternden Be-
merkungen. In dem Folgenden wird das Original als A, die Ab-
schrift als B bezeichnet werden.
A
Witzen alle die difen brief an gefehent. daz di wagenere
von lint«!. so R gedingent. di dingen wellent.^ iergilich mit din
probifte von lutenbach. oldir mit finen bottin. howen mögint
fwef fi bidorfint nvwe wagene ze machinde. vnde nehein andir
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holz, fcvzzent dir Oeiffin diz wartpuhilf vndir Diicbilau fulzpacb.
vndi niman andire an dif probiftif vn dif capitelf vrlop. waD die
zi lutinbach gefezzin fint die bi furint ficb mit dobime hobse an-
dimi wartpübiJe. Di nuwe mulin du zi lintal gimacbit waf. wart
mit rechte abe gebrochen, vn fol nieman da di beine machen an
dif probiftif willen vn dif capitelf. Diz fol men allez fimemen an
arginlift. Durhc daz diz ftete blibe fo han wir. jch henricb dir
probift von Bafile. jch Johannes dir probift vn dif capltel von
lutenbach. vii ich Conrat von hadeftat vogit ze lutenbach. vnfira
ingefile bar angehenkit. dirre brief wart gifcriben nach criftef gi-
burfce vbir zvolfhundir iar. vn einf vn funfcich jar. Jn me
hvwe manode*,*
An der Perg,- Urkunde hängen die drei Siegel; das mittelste
ist verbrochen.
B
Noverint vniuersi presentium infpectores fen auditores, qnod
nos of'ficialis curie archidiaconi Basiliensis anno domini millesimo
trecentesimo fexagesimo fexto feria tertia proxima ante festum
ascensionis domini literas fubscnptas sigillis dominorum Heinrici
prepositi Basiliensis et Johannis prepositi Lutenbacensis et capituli
ejusdem nee non Conradi de Hadestat sigillatas vidimus easque de
verbo ad verbura transcribi fecimus tenorem qui sequitur conti-
nentem: Wiffent alle die difen brief angefehent, das die wagener
von lintal fo fie gedingent, die dingen wellent iergeliche mit dem
probefte von lutenbach older mit finen hotten höwen mögent
fwes fie bedürfent nuwe wagene je machende vnd nien hein ander
holj jwifchent der fleife des wai-tpühels vnder micheln sultjpach,
vnd nienan ander one des probe ftes vnä des cappitels vrlop, wan
die ju lutenbach fint gefeffen, die befürent fich mit döbeme holje
an dem wartpübele, Die nuwe mülen *) du ju lintal gemachet was,
wart mit rechte abe gebrochen, vnd fol nieman do deheyne machen
one des probeftes wille vnd des cappitels, Dis fol man alles für-
nemen ane argen lift, durch das dis ftete bh'be, fo hant wir Jch
heinrich der pröbeft von Bafele, ich Johannes der probeft, vnd das
cappitel von lutenbach, vnd ich Cunrat von hadeftat 9oget ju
lutenbach vnfer ingeßgele bar an gehencket, dirre brief wart ge-
fchriben nach Criftes gebürfe vber gwölf hundert jor vnd eins vnd
fQnfjig iar imme höwe monotte Li cujus vifionis perlectionia et
transscriptionis testimonium figillum curie nostre predicte presenti-
bus est appensum. Datum ut fupra.
Ferg.'UrJc. mit anhangendem Siegel,
1) Das en in mülen könnte auch in sein; es lä5t »ich mit Sicher-
heit nicht mer entscheiden.
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Der Inhalt diser Urkunde ist ser einfach; er bezweckt ge-
wisse Gerechtsamen des Frohstes und des Capitels zu Lutenbach
sicher zu stellen. Erstlich können die Wagner zu Lintal alle
Jare nach zuvor mit dem Probste von Lutenbach abgeschlossenem
Vertrage so vil Holz zwischen der Schleife des Wartbühels und
dem großen Sulzbach fallen, wie sie für ir Handwerk gebrauchen;
zweitens dürfen mit taubem Holze am Wartbühel nur die Einwoner
von Lutenbach sich versehen, und drittens darf an der Stelle der
abgebrochenen neuen Müle eine andere one Oenemigung des
Frohstes nicht erbaut werden. — Wie weni^ nun auch der Inhalt
diser Urkunde geeignet ist unser heutiges Interesse zu erregen, so
wird dise dennoch um so mer in Anspruch genommen durch das wol
von geistlicher Hand herrürende sprachliche Gewand, worin der In-
halt gekleidet ist. Betrachten wir der Reihe nach die einzelnen
Wort formen soweit sie zu einer Bemerkung Veranlassung bieten.
(Fortsezung folgt)
Urbar des Klosters Rheinau
Anfang XIV Jarh.
(Schluß)
Oerlingen^).
(hl. 41 VW.) Curia in örlingen soluit vno anno xx modios
tritici. Aliis duobus annis xvj modios tritici iiij modios siliginis
et annuatim iiij modios leguminis iiij maltra auene ij porcos
utrumque valentem v solides j plaustrum fei^i C oua.
5 Mausus supcrior viiij modios vtriusque iiij modios aaene iiij
quart. leguminis j porcum v solides.
Man^us des Stülingers -) vj modios vtriusque j maltrum auene
viij solides j aucam.
Due scopoze der werderen vj modios*) vtriusque iij modios
10 auene.
Scopoza cellerariorum de Andolfingen *) ij modios vtriusque
j medium auene.
Scopoza des wirtes vij quart. vtriusque iij quart. auene.
S^poza Giselers x quart. vtriusque v quart. auene.
15 , Item Bonum Cunrat Giselers iij quart. tritici iij quart. sili-
ginis iij quart. auene.
Bonum Johannis forsters vj quart. tritici vj quart siliginis
v quart. auene.
Bonum ^) des Bülers x quart. vtriusque v quart. auene.
1) Bei Andelfingen im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues.
2) Darüber geschrieben: uel inferior.
3) Darüber geschrieben: uel iiij.
4) Darüber geschrieben: uel der brüderinen.
5) Am Rande: landolt.
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Bonum Hallowers j modiurn vtriusque ij quart. auene.
Bonum des Rittes j modium vtriusqae ij quart. auene.
(bl. 41 rw.) H. Huber de media parte Curie.
Item H. ^) Huber de maosu super iori iiij modios vtriusque yij 5
quart. auene ij *quart. j fertonem leguminis j porcum valentem v
solidos. De bono der brudrinen j quart. siligiDis j quart. auene.
H. Larus ^) de scopoza Giselers v quart.. vtriusque ^) iij quart.
auene. De mausu superiori ij quart. vtriusque j quart. auene j
fertonem leguminis. De scopoza^) des Ritters j modium vtriusque 10
ij quart. auene.
Rudolf Giseler de bono des forsters vj quart. tritioi vj quart.
siliginis vj quart. auene. Item Ru et Johannes Giseler dat de
scopoza Cunrat giselers v quart. vtriusque iij quart. auene et dant
de bono Cunrat giselers iij quart. tritici iij quart. siliginis iij quart. 15
auene. De mansu superiori ij quart. vtriusque j quart.. auene j
fertonem leguminis. De isto censu dat Ru. iij quart. vtriusque ij
quart. auene.
Landolt de bono büLlers x quart. vtriusque v quart. auene.
H. werder de Martella de Scopoza sua in Oerlingen ij modios 20
vtriusque j modium auene.
Uolrich Hfiber ^) de mansu superiori iiij modios vtriusque vij
quart. auene ij quart. j fertonem leguminis j porcum valentem v
solidos. De bono Hallowers j* modium vtriusque ij quart. auene.
Cunrat Ernis de bono bruderin et Hirseger uel Iluber. 25
(bl. 42 VW.) (Bürgi gotzhusman) ^).
(Johannes werder qui est in flach) de bono des Werders ij
modios vtriusque j modium auene.
(Claus celler de medio bono der brudrinen j modium vtriusque
ij quart. auene.) 30
Oerlingen vogtr&cht.
Item soluit vij modios tritici xxxvj solidos denariorum xxiij
pullos.
Sahsahusen.
Curia sahsahusen soluit iiij modios tritici j maltrum auene j 35
modium pisarum vij solidos denariorum.
Benkon^)i
(bl. 42 rw.) Curia ibidem soluit quum cultura jacet erga Ru-
dolfingen XXX modios tritici iij modios siliginis. Quando jacet erga
Gollendal uel erga Rinow tunc vtrobi soluit xx modios vtriusque 40
1) Am Rande: «lohanncs.
2) tljarüber geschrieben: dat giseler.
3) Darüber geschrieben: iij quartalia tritici.
4) Darüber geschrieben: mansu.
5) Darüber gesefarieben: uel kdtzli.
6) Daneben: Claus Gotzhusman.
7) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues.
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et soluit annnatim iij maltra anene iiij modios leguminis ij porcos
qnorum vterqae valet v solidos.
Mansus des wirtes viij modios vtriusque ij maltra auene ij
porcos vtrumque ualentem v solidos.
5 Mansus peter wipfeu xij modios vtriusque ij maltra auene ij
porcos utrumque valentem v solidos.
Mansus H. zimbermans x modios vtriusque ij maltra auene
ij porcos utrumque valentem v solidos.
Mansus Kolben v modios vtriusque v modios auene j porcum
10 valentem v solidos.
Mansus des zehenders v modios vtriusque v modios auene j
porcum valentem vij solidos.
Mansus alrich zimbermans vij modios vtriusque vj modios
auene.
15 Scopoza der Riserinen ij modios siliginis.
Mansus des friesen iij modios tritici (ij quart. süiginis) iij
modios auene.
(bl. 43 VW.) Scopoza ulrich de Trutticon inferior vj quart.
vtriusque j modium auene.
20 Scopoza Bachengarten ij modios siliginis ij modios auene.
Scopoza des Hafhei*s v modios vtriusque (j modium aveue) ij
quart. auene.
Molendinum ij quart. tritici.
Scopoza aput Molendinum iij solidos ^).
25 Bonum Küssapergs j libram piperis.
Scopoza Cunrat gewaltz j modium siliginis.^
Scopoza superior filrich de Trutticon ij modios vtriusque j
modium auene.
Bonum des forsters vj quart. siliginis.
30 • Scopoza zehenders retro domum Manhusers vj quart. siliginis.
(ürsso de Moria xviij denarios) ^J.
Scopoza fölki wüest j modium tritici.
Bonum des maiiers ij modios tritici vj quart. siliginis ij modios
auene vj solidos xxx oua ij pullos.
35 Bonum dictum Mumengut ij quart. vtriusque ij quart. auene.
Scopoza Koboltinen vj quart. vtriusque j modium aUene.
(Scopoza C. forsters ij modios vtriusque j modium auene).
Eppis Rüti quum colitur j modium auene j pullum.
Bonum dictum Eppis gut j modium vtriusque iiij pullos.
40 ... Blinghouers gut ij modios vtriusque j modium auene.
(Claus Buggier ij pullos de agro Emmenriet.)
(bl. 43 rw.) Pratum^) hinder dem brül ij quart. siliginis.
1) Am Rande: Scopoza villici ij modios tritici vj quartalia sili-
ginis ij modios auene vj solidos j pullum xxx oua.)
2) Am Rande: Petrus dictus Husgeschier xviij denarios.
3) Darüber geschrieben: des fogtes.
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Scopoza Manhusers vj quart. siliginis j modlum auene.
De dote Hainrich Cunrat iij modios BiUginis ij pullos.
Bonum des loufPers de Slatte ij pullos.
Area retro domum zeh enders j quart. tritici.
Pratum in der wise ij quart siliginis. 5
Pratum schotzeren ij quart. siliginis.
(J&ggli larus iij solidos fbrte)^).
Curia Manhusen soluit in tercio anno y modios siliginis v
solidos.
(Dos soluit X modios siliginis)^). 10
Agri vor Sinwerben quum coluntur iiij modios siliginis.
Claus buggier de agro ernennet ij pullos.
Scopoza in ossingen quam habuit Ru Rebman v solidos.
Bonum Hugonis de Hasla uel vinea) Blitzenberg j fertonem cere.
Ain akker lit hinder dem gesäten Holtz ain langer aker vnd') 15
lit an Johannes von fula akker bi dem riet den etwen Marti
RüLdger Hatte. Den het nu ulricb ze der lachen vnd giltet ier-
licb zwai Hünr uf Sanct Mauricien tag.
Elizabeth Hainrich des Rebmans tohter het koft ain win-
garteu; der gelegen ist an Honrain umb ölin den Rebman ynd git 20
iärlich wider uff daz gut ain viertal roggen vnd zwai Hüner an
unsern kelrre ze sant Mauricien tag.
(bl. 44 VW.) Claus Kys habet Curiam dimidiam et dat me-
dium censum. Item de mansu Kolben x quart. vtriusque x quart. 25
auene j porcum valentem v solidos. De bono forsters iij quart.
siliginis. Item de mansu peter Wipfen ij modios vtriusque ij mo-
dios auene suam partem porci. Item de mansu zehenders v quart.
vtriusque v quart. auene suam partem porci. Item de mansu Ul-
rich zimbermans iiij quart. tritici iij quart. auene*). 30
Johannes villicus habet et Mediam Curiam et dat 'Medium
.censum. Item de mansu friesen (vj quart.) ^) tritici (vj quart.)®)
auene de prato Schotzerren ij quart. siliginis. De ftüra mag! j
libram nouorum^).
H. Binder de mansu des wirtes iiij modios vtriusque j mal- 35
trum auene j porcum. De scopoza des gewaltz j medium siliginis.
Item de media mansu alrich zimbermans iiij modios vtriusque iij
modios auene. Item de predicto mansu zimbermans sua parte j
quart. tritici iij quart. auene. De scopoza des Truttingers der
Nidren iij quart. siliginis ij quart. auene item dotem in wilgens-40
1) Am Rande: (de scopoza aput Molendinum).
2) Am Rande: uel iij modios siliginis.
3) Am Rande: dat claus buggler.
4) Von anderer Hand hinzugefügt : De stüra magi j libram nouorum.
.5) Darunter geschrieben: iij modios.
' 6) Ebenfalls iij modios.
7) Am Rande: j libram piperis.
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puch ij quart. tritici. Item von Elppis garten in wilgenspnch ij
quart. tritici iij pullos. De bono wipfen iiij modios vtriusque iij
modios auene.
Prediura, Claus wipfen dant de bonis der wipfen de mansu
ödes Wirtes de mansu der kolben de bono dicto Bachengarten et
de bonö des forsters (x quart. tritici viiij quart. BÜiginis iij modios
auene) et forte aliquantum iij porcos de mansu der kolben ij quart.
j fertonein tritici x quaH/. siliginis yj quart. auene et forte ali-
quantum iij porcos de mansu der kolben. ij modios tritici viiij
10 quart. iij modios auene ^).
(bl. 44 rw.) Cunrat wipf de bonis der wipfen de media mansu
des Wirtes de mansu Kolben. De Bach^ngarten et de bono des
forsters x quart. tritici viiij quart. siliginis iij modios auene suam
partem in porc.
15 fH. wipf de mansu des wirtes de mansu kolben et Bachen-
garten 2) et de bono des forsters iij quart. tritici x quart. siliginis
vj quart. auene. De mansu zehenders vj quart. vtriusque v quart.
auene. De scopoza Hafners v quart. vtriusque j quart. auene et
suam partem in porc).
20 H. zehender junior de mansu des zehenders v quart. vtriusque
v quart. auene. De bono Hafners iij^) quart. vtriusque j quart.
auene suam partem porci de mansu H. zimbermans v modios
vtriusque j maltrum auene de Scopoza Manhusers vj quart. siliginis.
H. zehender Senior de mansu des zehenders v quart. vtriusque
25 V quart. auene. De bono Hafners iij quart. vtriusque. (De mansu
H. zimbermans v modios vtriusque j maltrum auene) de Bachen-
garten j modium siliginis j modium auene. (De scopoza Binder
des Manhusers Hus vj quart. siliginis suam partem porc.)
Johannes Kolb de Mansu zimbermans x quart. vtriusque ij
30 modios auene de scopoza Koboltinen vj quart. vtriusque j modium*)
auene. (De mansu Kolben iij quart. vtriusque iij quart. avene).
De bono dicto Mümen gut ij quart. vtriusque ij quart. auene. De
bono dictum Eppis Rüti quum Colitur j modium auene j pullum
suam partem porc. (et habet quod scriptum in dem blinghouer) bo-
35num blinggouers ij modios vtriusque j modium auene. De area
retro domum zehenders j quart. tritici (de bono koboltinen vj quart.
vtriusque j modium auene). De bono Hafners j moSium vtriusque
' (de prato des vogtes Binder dem Brül ij quart. tritici)^).
(bl. 45 VW.) Sutor*) de Trüllicon de mansu zimbermans x
40 quart. vtriusque ij modios ^uene. De mansu Kolben (iij quart.
vtriusque iij quart. auene). De prato des fogtes vnder dem brül
1) Am Rande: dat H. binder hoc anno.
2) Am Rande: dat jam binder.
3) Darüber geschrieben: v.
4) Darüber geschrieben: vj quartalia.
5) Daneben geschrieben: siliginis.
6) Darüber geschrieben: Johannes kolo.
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ij quart. siliginis suam partem porc. de mansn kolben v qnart.
vtriusque. v qnart. auene.
Johannes Rebman de mansu peter wipfen v modios vtriasque
xiiij quart. auene. Suam partem porc. De bono Hafner j modiam
vtriusque. (Dictus Giseler) de mansu peter wipfen v modios vtri- 5
usque xiiij quart. auene. De Mansu nlricb zimbermans vij quart.
vtriusque vj quart. auene. De scopoza der Riserinec üj quart.
siliginis suam partem porc.
F61ki W liest de mansu Ulrich zimbermans iij quart. tritici.
De bono Manhusers iij quart. siliginis ij quart. auene. Item de 10
scopoza sua j modium tritici. (De scopoza inferiori des Truttingers
iij quart. tritici ij ^uart. auene.)
Dicta Riserin de bono der Riserinen yj quart. siliginis. (De
dote X quart. siliginis. De scopoza der nideren.)
Dictus Truttinger (de scopoza inferiori iij quart. tritici ij 15
quart. auene). De scopoza superiori ij modios vtriusque j modium
auene. (Item de dote x quart. siliginis.) De Scopoza inferiori üj
quart. tritici ij quart. auene.
(Predium des friesen de bono des friesen yj quart. tritici j
modium siliginis yj quart. auene de prato sciizzenriet j quart. 20
siliginis.)
Rudi verre de scopoza villici ij modios tritici yj qnart. sili-
ginis ij modios auene ij pullos xxx Qua yj solidos. De dote x
quart. siliginis.
(bl. 45 rw.) Cunrat ze derAich de bono quod dicitnr Eppis 25
gut ij quart. siliginis*) (ij pullos).
Rudi ze der Aich de bono Eppis ij quart. siliginis ij pullos.
(Johannes ßiinghouer de scopoza forsters ij modios vtriusque
j modium auene. De area retro domum zehenders j quart. tritici.)
Brida Manhusers de scopoza manhusers iij quart. siliginis ij 30
quart. auene.
(Eberh. gasser ^) de bono Hafners j modium vtriusque j
quart. auene.)
(Dictus Hafner j modium vtriusque j quart. auene.)
Molitor de molendino ij qnart. tritici 35
H. flacher de vinea an blitzenberg j fertonem cere.
(Dicti weber in folkicon) dant de scopoza in Ossingen v so-
lidos. Dat Spaltenstain.
(De agro bi ernennet ij pullos.)
Et multi puUi habentur in alio libro^). 40
(bl. 46 rw.) Wilgenspuch*).
Mansus lemblis v modios vtriusque j maltnim auene j porcum
valentem v solidos.
1) Darüber geschrieben: tritici.
2) Daneben: kolb.
3) Diese Zeile am Fasse der Seite.
4) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues, j. Wil-
densbuch.
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Predium Joliannis forsters v quart. tritici vj quart. siliginiß
viiij quart. auene.
Predium Rüd. Roten x quart. vtriusque j modium auene.
Predium des jüsen v quart. tritici j modium siliginis ij mo-
5 dios auene.
Predium der wiserren iij modios vtriusque iij modios auene
j porcum valentem v solidos.
Bonum des Roten v modios vtriusque j maltrum auene j por-
cum valentem v solidos.
10 Bonum Ciinrat Riehen ij quart. tritici v quart. siliginis vij
quart. auene.
Bonum Claus örlingers vj quart. vtriusque v quart. auene.
Bonum Anne Jusinen ij quart. vtriusque ij quart. auene.
Bonum Wernhers ^) ij modios vtriusque vj quart. auene j
15 porcum valentem v solidos.
Bonum dictum Eppis garten ij quart. tritici ij pullos,
(Agri qui dicuntur vasoltinen gut duobus annis vtroque anno
V quart. tritici et tercio anno vj quart. tritici), istud forte dicitur
judlis aker.
20 Judelis aker j modium tritici dos ij quart. tritici.
Omnes colentes bonum der wiserren dant j fertonem vtriusque
j fertonem auene.
Bonum C. friien j quart. auene.
Bonum lemlis iiij modios vtriusque iiij ^) modios auene forte
25 j porcum valentem v solidos.
(bl. 47 VW.) H. Jus de bono des forsters iij quart. tritici j
modium siliginis vj quart. auene.
Henni pfiffer de bono des forsters j modium vtriusque iiij
30 quart. auene. Item j quart. auene de prediis.
H. wilthaber de bono des Roten x qüart. vtriusque j modium
auene. (Item de bono Rädelers in Slatte viiij quart. tritici j
pulluni.) De bono wipfen in Slatt viiij quart. tritici j pullum. (De
bono Rüdelers in Slatte ij modios tritici ij modios auene ij pullos.
35 De bono wernhers ij modios vtriusque vj quart. auene.)
H. Rantz in Slatt de bono wipfen viiij quart. tritici j puUum.
Claus Strub de bono Struben in Slatt ij modios tritici j
modium auene ij pullos.
(Claus örlinger de bono der Wisserren v quart. vtriusque v
40 quart. auene) ^). \
(Ru. gasser de Trutticon de bono der wiserren iij quart.
vtriusque iij quart. auene) ^).
1) Darüber geschrieben: Sutrinen.
2) Darüber geschrieben: v.
3) Darüber geschrieben: dat H. Jus.
4) Darüber geschrieben: dat H. Jus.
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(H. Binder) ') de bono lemblis ij modios vtriusque ij modios
auene. Item de bono Jüsen j quart. j fertonem tritici j quart.
siliginis ij quart. auene.
Dictus Stetter de Slatt de bono Jusen iij quart. tritici ij
quart. siliginis j modium auene. Item de bono R&delers* de Siatt 5
ij modios tritici ij modios auene ij pullos.
H. Ab. de bono Jusen j quart. j fertonem tritici ij quart. sili-
ginis ij quart. auene. De bono des Roten xiiij quart. vtriusque xj
quart. auene. Item de bono Ärlingers vj quart. vtriusque v quart.
auene. De agris dicti Judelis j modium tritici. 10
(bl. 47 rw.) Johannes* Louflfer de bono des Roten vj quart.
vtriusque . v quart. auene.
Cfinrat wipf de bono Lemblis vj quart. vtriusque vj quart.
auene (item de bono Wernhers ij modios vtriusque vj quart. auene
item de bono Annen Jusinen ij quart. vtriusque ij quart. auene). 15
De bono Wernhers vj quart. auene. De bono Anna Jusinen j
modium auene.
Cunrat Rieh de bono Lemblis vj quart. vtriusque vj quart.
auene. De bono des Riehen ij quart. tritici v quart. siliginis vij
quart. auene. (Item de perueris( ?) j quart. vtriusque j quart. auene.) 20
C. friie^) de bono wiserren j modium vtriusque iiij quart.
auene item de bono der friien j quart. auene.
H. binder in Benkon de dote j quart. tritici voil Eppis (Rüti) ')
ij quart. tritici ij pullos.
Johannes Grudel j quart. tritici j quart. siliginis ij'quart. auene. 25
Item Cunrat wipf habet vineam de qua dat ipse et heredes
sui uxori ulrich zimbermans et heredibus suis. Ad bonum der
wiser ij quart. tritici et ad cellarium nostrum Mauricii ij pullos
iure hereditatis.
(üolrich zimberman de bono der wisserren viij quart. vtri- 30
usque viij quart. auene.)
(bl. 48 VW.) Forci.
Mansus Lemblis j porcum valentem v solidos de quo dat H.
binder*) j porcum Caurat Rieh j pedem Cunrat wipf j pedom.
Bonum der wiserren j porcum valentem v solidos ^) de quo 85
dat Cfinrat Rieh j pedem H. Bertschis j pedem Claus Oerlinger
unam terciam partem dimidii porci. Idem Claus Oerlinger et Rudi
gasser unam terciam partem dimidii porci item Clar Jüsin. C. binder.
H. in der wis vnam terciam partem dimidii porci.
Bonum des Roten j porcum valentem v solidos de quo dat 40
H. Ab j porcum et j pedem. Johannes louffer j pedem Johannes
pfiffer j pedem. Cunrat wipf j pedem.
I 1) Darüber geschrieben: Claus Ab.
2) Daneben geschrieben: H.
3) Darunter geschrieben: gart.
4) Darüber geschrieben: Claus Ab.
5) Am Rande: dicant Claus drlinger de porco dat H. Jus.
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Item de bono Wernhers j porcnm valentem v solidos. De
quo dat Cnnrat wipf ij pedes. H. Ab. Johannes louifer Johannes
pfiffer j pedem. Item H. Ab 11. Binder, H. Bertschi Clar Jusin
j pedem. Claus öriinger Röd. gasser. H. in der wis. C. binder
5j pedem.'
(bl. 48 rw.) Trutticon»).
Curia ibidem soiuit viij modios tritici v m odios siliginis ij
maltra auene j modium leguminis j libram denariorum.
Decima ibidem xviij modios tritici.
1 Mansus des Bauen dicitur una pars. Altera pars dicitur vro
Willinen Hub soiuit x modios vtriusque ij maltra auene ij porcos
quorum uterque valet viiij solidos.
Mansus des wipfen v modios vtriusque ij modios auene j
porcum valentem viiij solidos.
15 Mansus des Bumbels x modios vtriusque j maltrum auene ij
porcos quorum vterque valet viiij solidos.
Mansus dictus in der Hub xij modios vtriusque j maltrum
auene ij porcos quorum uterque valet viiij solidos.
Mansus dictus in der gassen x modios vtriusque xüij quart.
20 auene j porcum valentem viiij solidos.
Mansus dictus Kalwen Hub ij modios vtriusque j porcum va-
lentem ix solidos.
Scopoza knistings uel friesen j modium tritici j modium auene.
Scopoza Maister Arnoltz^) j modium tritici j modium auene.
25 (bl. 49 VW.) Scopoza in der Hub j modium tritici j mo-
dium auene.
Scopoza Gotzmanshusen ij modios tritici j modium auene.
Scopoza^) des Bischofs j modium tritici j modium auene.
De area H. gailingers j quart. tritici.
30 Scopoza in der gassen j modium tritici.
Scopoza der Hündlinen j modium tritici j modium auene.
Area dicta tr&fflineii j quart. tritici.
Das getrippel xij quart. spelte.
De dote ij modios tritici vij solidos denariorum.
35 Scopoza Notgers uel Tantzwegers ij quart. tritici j quart. auene.
De Orto dicto der usser gart ij quart. tritici.
Vinea Kaltenberg ij quart. anene.
De Area Haimenbrunnen j modium auene*).
Scopoza Walthers des maus ij quart. tritici^).
40 Scopoza forster.
1) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues.
2) Vorher durchgestrichen: Andres.
3) Daneben: Johannes.
4) Von anderer Hand darüber geschrieben : uel vj quartalia auene.
5) Am Rande: uel forte j modium tritici.
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221
(bl. 49 rw.) Celler ^) habet curiam totam et dat censum. Item
de mansu in der gassen v quart. vtriusque ij quart. auene. De
octava parte der Hub in der Hub vj quart. vtriusque ij quart.
auene. De octava parte Bümbels Hub v quart. vtriusque ij quart.
auene. De quarta parte scopoze Knistings j quart. tritici j quart. 5
auene. De dote j modium tritici.
Dictus^) Kiin dat de media decima vüij modios tritici. Item
de quarta parte Hündlinen gutz j quart. tritici j quart. auene. De
mansu in der gassen viij quart. vtriusque iij quart. minus j fer-
tonis auene. 10
Dictus Cöntzel de media decima vüij modios tritici. (De
kalwen Hüb ij quart. tritici ij quart. siliginis j pedem porci.)
(Wernli^) villicus de buchberg de mansu in der gassen vüj
quart. vtriusque iij quart. minus j fertouis auene.)
Ru. ^) gasser de mansu in der gassen v modios vtriusque 1 5
vij quart. auene. De mansu kalwen Hüb j modium vtriusque. De
scopoza maister Arnoltz quarta parte j quart. tritici j quart. au€ne.
(Claus örlinger)^) de scopoza in der gassen j quait. tritici.
De scopoza Gotzmanshusen j modium tritici ij quart. auene. De
scopoza bisch fs ij quart. tritici ij quart. auene. (De Orto tr&fflinen 20
j quart. tritici)^). De parte örlinger viij quart. vtriusque iij quart.
auene minus j fertoni^ auene.
II.'') villicus de scopoza Gotzmanshusen j modium tritici ij
quart. auene. De mansu wipfen duas partes censu de mansu vro
willinen ®) media parte terciara partem. (Welti Baiio de kalwen Hub.) 25
Uolrich Tantz weger de Mansu Bauen quartam partem De sco-
poza knistings j quart. auene.
(bl. 50 VW.) Landolt de scopoza Hündlinen j quart. tritici j
quart. auene*). De bono dicto daz getrippel j modium spelte.
(Scopoza gotzmanshusen j quart. tritici ij quart. auene.) De sco- 30
poza in der gassen j fertonem tritici j fertonem auene.
Johannes Hüber de scopoza Hündlinen j quart. tritici j quart.
auene. De area et Orto ze Haimenbrunnen vj quart. auene. Item
de Orto dicto der usser gart j quart. tritici. De dote j modium
tritici De scopoza in der gassen j quart. tritici j quart. auene. 35
Isenstek de mansu bumbels sua parte vj modios j quart.
vtriusque x quart. auene. De scopoza in der H&b j modium tritici
.1) Darüber geschrieben: Hiltbrant
2) Von anderer Hand darüber geschrieben: villicus uel faber.
3) Am Rande: villicus uel faber.
4) Darüber geschrieben: petrus.
5) Darüber geschrieben: Rü. gasser.
6) Am Rande: De mansu in der gassen v qnartalia tritici v quar-
talia siliginis iiij auene.
7) Am Rande von anderer Hand: wernli de bencon.
8) Daneben geschrieben: uel landolt..
9) Darüber geschrieben: Item de scopoza £pi. ij tritici.
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222
j modium auene. De bono dicto getrippel j modium spelte. De
mansu in der Hub iij modios utriusqne j modium auene.
Uolrich Sutor de Area Gailingers j quart. tritici. Item de
scopoza in der gassen sua parte (j fertonem tritici) j terciam par-
5 tem tritici.
Dictus Berner de mansu bumbels sua^) parte x quart. vtri-
usque^) j modium auene. De scopoza des mans media parte ij
quart. tritici. (De scopoza knistings iij quart. tritici iij quart.
auene.) De scopoza Maister Arnoltz j quart. tritici j quart. auene
10 item von knistings gut j quart. tritici j quart. auene.
Dictus Waltalirjger de scopoza am Tantzweg qui dicitur Not-
gers ij quart. tritici ij quart. auene suam partem der Hub in
der Hfib.
Dictus fotz. De Bono dicto getrippel j modium spelte. De
15 scopoza in der gaesen^) j fertonem tritici dat Ganrat fotz de
Bencon.
(Johannes Oehau de scopoza Hündlinan ij quart. tritici ij
quart. auene.)
Uolrich villicus de scopoza maister Arnoltz j quart. tritici j
20 quart. auene.
(Welti Bauen ij quart. tritici ij quart. auene) *).
(bl. 50 rw.) Ru. zimberman de scopoza in der gassen j
quart. tritici j quart. auene.
Murli de Huba in der Hub vj quart. tritici vj quart. sili-
25 ginis j modium auene.
Hiltbrant de dote vij solidos et suam partim Bauen Hub.
(Biirgi)^) Baue de Hub in der Hub iij quart. siiiginis ij quart.
auene. (Lembli de mansu in der gassen viij quart. vtriusque iij
quart. minus j fertonis auene.)
30 Uolrich Rasor de vinea in Kaltenberg ij quart. auene.
Uolrich ^) Giesenharter quartam partem de Hub in der Hub.
Item isti dant porcos.
Hiltbrant et Landolt j porcum.
Dictus Berner et Welti Baue j porcum.
35 H. maiier et Berner j porcum.
Isenstek et Berner j porcum.
Item Isenstek (et GAntz j porcum) et celler j porcum.
Gisenharter et Walltalinger j porcum.
1) Darüber geschrieben: quarta.
2) Darüber geschrieben: H. rüsli mediam ....
8] Darunter geschrieben: et unam terciam partem tritici.
4) Darunter geschrieben: de bono Hündlinen. Am Rande: et dat
partem H. Rüslis de bono knisting ij quart. tritici de bono mans ij
quart. tritici i,j quart. auene.
5) Daneben: Johannes.
6) Darunter geschrieben: uel Murli.
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228
Isenstek (Cuntzel) *) Bvrgi baiio (et dicttis verro) j porcum.
Dictus gasser Claus 5rliDger dictus Cqd et Cuntzel j porcum.
Dictus gasser et C&ntzel j porcum.
(bl. 51 VW.) Celler habet Curiam totam.
De mansu in der gassen x quart. vtriusque ij quart. auene. 5
De Octava parte der Hub in der Hub vj quart. vtriusque ij quart.
auene. De Octava parte ßumbels Hub v quart. vtriusque ij quart.
auene. De quarta parte Scopoze knüstings j quart. tritici j quart.
auene. De dote j modium tritici.
Dictus Cun dat de Media decima viiij modios tritici. Item 10
de quarta parte der Hündinen gutz j quart. tritici j quart. auene.
Item dat (de dot^ vij solidos denariorura).
Item dictus Cöntzel de media parte decime viiij modios tri-
tici. (Item de mansu in der gassen v quarfc. vtriusque ij quart.
auene. Item de octava parte der Hub in der Hub vj quart, vtri-15
usque ij quart. auene. Item de octava parte Bumbels Hub v
quart. vtriusque ij quart. auene.) De media parte Kalwen Hub
ij quart. tritici ij quart. siliginis. (Item de dote j modium tritici.
De Scopoza Knüstingers quarta parte j quart. tritici j quart.
auene.) 20
(bl. 51 rw.) Wernli villicus de buchberg. De Mansu in der
gassen viij quart. vtriusque iij quart. auene minus j fertonis.
Rüd. gasser de mansu in der Gassen v modios vtriusque vij
quart. auene. De mansu Kalwen Hüb j modium vtriusque. Item
de Scopoza Maister iVrnoltz quarta parte j quart. tritici i quart. 25
auene.
Claus Oerlinger (de Mansu in der gassen viij quart. vtrius-
que iij quart. auene minus j fertonis). Item de Scopoza in der
gassen j quart. tritici. Item de Scopoza Gotzmansjiusen j modium
tritici ij quart. auene. De Scopoza des Bischofs ij quart. tritici 30
ij quart. auene. De orto Treflinen j quart. tritici.
H. villicus de Scopoza in Gotzmanshusen j modium tritici ij
quart. auene. Item de mansu wipfen Hub duas partes censu.
Landolt de Scopoza der Hiindlinen j quart. tritici j quart.
auene. De bono quod dicitur daz getrippel j modium spelte. 35
Johannes Huber de scopoza Hündlinen j quart. tritici j quart.
auene. Item de Area-) ze Haimenbrunnen vj quart. auene. De
orto dicto der usser gart j quart, tritici. De dote j modium tri-
tici. Item de scopoza in der gassen j quart. tritici.
Isenstek de mansu Bumbels sua parte xxv quart. vtriusque 40
vj3) quart. auene. De scopoza in der Häb iiij quart. tritici iiij
quart. auene. De bono quod dicitur daz getrippel j modium spelte.
1) Darüber geschrieben: celler.
2) Darüber geschrieben: et orto.
3) Daneben: x.
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224
Hol rieh Sutor de scopoza Gailingers j quart. tritici. De sco-
poza in der gassen sua parte j fertonem tritici,
(bl. 52 VW.) (Curia Sahsahusen inj modios tritici j maltrum
auene j modium leguminis vij solidos.)
5 Trüllicon^).
Curia soluit xvj modios vtriusque ij maltra auene ij modios
pisarum j plaustrum feni j porcum valentem xij solidos. Item
Quatuor scopoze quelibet soluit j modium tritici Molendinum x
solidos.
10
(bl. 52 rw.) Cunrat celler habet (mediam) Curiam (et dat
medium censum partem terciam) -) item de scopoza cellerarii j
modium tritici.
(Johannes) ^) Sutor de octava parte Curie (j modinm *) tri-
15tici) j modium siliginis j modium auene j quart. leguminis de media
scopoza sutoris ij quart. tritici fritschi dat de supero censu j mo-
dium tritici j modium siliginis.
Dictus friie de quarta parte Curie ij modios tritici ij modios
siliginis ij modios auene ij quart. leguminis de quo dat celler ter-
20ciam partem.
Dictus lang de quarta parte Curie iiij modios vtriusque ij
modios auene ij quart. leguminis. (Item de octava parte Curie ij
modios vtriusque j modium auene j quart. leguminis.) De scopoza
sua j modium tritici item de media scopoza sutoris ij quart. tri-
25 tici uel lencfritz item de octava parte curie ij modios vtriusque j
modium auene j quart. leguminis.
Claus Hettlinger de media scopoza Helis ij quart. tritici. H.
zehender de scopoza j modium tritici.
(Dictus friie) ^) de media scopoza Zindelen ij quart. tritici.
30 Johannes Beringer de agro ennet dem watte unam scapulam
de agris vor Hetzlis gehaide hinder Claus Canen Aker iiij denarios
unam scapulam.
Dictus Hettlinger et Claus Müller dant annuatim de propriis
agris ij denarios.
35 Burgi®) von Husen de prato Benkouers xviij denarios.
Dictus Giseler') de eodem prato j fertonem piperis. Jt ju-
gera in buch dictam lentin ij quart. tritici Bü. liep habet etiam
mediam pai*tem.
1) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues.
2) Darüber geschrieben: quartam partem et dat quartam par-
tem censu.
3) Darüber geschrieben: Uolriob.
4) Darüber geschrieben: vj quartalia j modium tritici.
5) Uebergeschrieben : Zingge.
6) Daneben am Bande: Claus Hetlinger.
7) Darüber geschrieben: H. Rieh.
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(bl. 53 rw. Trühtlicon^).
Curia solait v modios tritici j maltrum auene j porcum va"
lentem y solidos Ixx oua.
Scopoza soluit ij iuodios tritici xxx oua.
Item Burgi celler de Waltalingen habet agros in Haggen- 5
hailden de quibus dat ad curiam Trühtlicon duobus annis utroque
anno j modium tritici tercio anno nichil.
Dictus Rütiraan de agris ibidem ij quart* tritici.
In den widen bi Ueslingen. Aliqui ^) Burgi liep dat forte ....
In Dietingen iij quart. tritici forte H. smit de üslingen .... de 10
wida vj pullos molares bonum accipit advocatus v sojidos Costentzer.
(bl. 53 rw.) Andelfingen»).
Curia ibidem soluit xx modios siliginis iij maltra auene ad
terapus.
Mansus an dem Aigen viij modios siliginis ij maltra auene ^). 15
Predium zimbermans xv qnart. siliginis v modios j quart.
auene ^).
Mansus an dem werde uel ze den Tannen zviij quart. siliginis v
modios j quart. auene ®).
Bonum '') dictum gasselehen iij modios siliginis v modios 20
auene ^).
Item^) secundum gasselehen iij modios- siliginis y modios j
quart. auene.
Bonum dictum lentfritz iij modios siliginis y modios j quart.
auene »0). 25
Bonum^^) dictum blatlehen yiij modios siliginis xj modios auene.
Bonum ^^) Hagenbahs uel Brudrinen xy quart. siliginis xxj
quart. auene.
Mansus am Stad uel de Mesicon xyj quart. ^*) siliginis xxj
quart. *^) auene. 30
De ponte iiij maltra auene habet Jobannes dappifer qui dicitur
de Neftenbach ^^) nomine feodis posuit domino Hugoni de landenberg
pro iiij libris supra theloneum suum.
1) Muß in der Nähe der beiden vorigen Ortschaften gelegen haben.
2) Darüber geschrieben: H. smit . . .
3) Dorf im zürcherischen Gebiet des alten Thurgaues.
4) Am Rande: Item Erni.
5) Am Rande: Item ernis.
6) Am Rande: yerro et k6tzli.
7) Daneben geschrieben: Ulrich zimberman.
8) Am Rande: yacat.
9) Daneben geschrieben: Ulrich zimberman.
10) Am Rande: kötzli.
11) Daneben geschrieben: Ulrich landolt.
12) Daneben: Erni.
13) Darüber geschrieben: iiij modios.
14) Darüber geschrieben: iij modios auene
15) Uebergeschrieben : Schuraberg.
Birlinger Alemannia ry 8 15
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22i6
Curia in westerspAl que dicitar die Engi soluit j maltmm
auene quam quondam coluit H. peters de alta et dedit censom
quem modo habet Hebstrit de Mandach.
5 Trutticoii>).
(bl. 54 VW.) Dictus Berner de Mansu Bumbels quarta paxte
X quart. vtriusque j modium auene. De scopoza des mans media
parte ij quart. tritici de Scopoza knüstings lij quart. tritici iij
quart. auene. De scopoza Maister arnoltz ij quart. tritici ij
10 quart. auene.
Dictus Waltalinger de • scopoza an dem Tantzweg qui dicitur
des Notgers ij quart. tritici ij quart. auene.
Dictus fotz Yon dem getrippel j modium spelte item de sco-
poza in der gassen j fertonem tritici.
15 Johannes Oehain de scopoza der Hündlinen ij quart. tritici
ij quart. auene.
Uolrich villicus de scopoza maister arnoltz j quart. tritici j
quart. auene.
Ru. Zimberman de scopoza in der Gassen j quart. tritici j
20 quart. auene.
Hiltbrant de dote vij solidos.
Lembli de mansu in der Gassen vüj quart. vtriusque iij quart.
auene minus j fertonis.
Uolrich Rasor dat de vinea an kaltenberg ij quart. auene.
25 Isti dant porcos. Hiltbrant et Landolt j porcum. Dictus
Bemer et Walther Baiiö j porcum item H. maiier et Berner j por-
cum. Item Isenstek et Berner j porcum item Isenstek et GAntzel
j porcum item Gisenharter et Waltalinger j porcum item Isenstek
Cüntzel Bürgi bfuio et dictus verro j porcum. Item dictus Gasser
30 Claus ftrlinger et dictus Cun et Cüntzel j porcum. Dictus Gasser
et GAntzel j porcum.
(bl. 45 rw.) Buchberg ^).
Curia soluit xj modios vtriusque ij maltra auene (ij modios
leguminis) C oua j modium leguminis j porcum C oua iij pullos.
35 Curia dicta maiierhof soluit xij modios vtriusque ij maltra
auene iij porcos valentes v solidos C oua.
Predium dictum Swaighusen soluit uno anno viiij modios sili-
ginis. Secundo anno ij modios siliginis. Et tercio anno iij modios
siliginis et annuatim j modium auene j porcum L oua.
40 Item Rainbrehtz bAl j quart. siliginis.
Item de area Mettelen ij quart. siliginis.
Item de Honegg in tercio anno yj modios siliginis.
Item l&ggis Hailde j quart. siliginis.
Bonum quod dicitur Brunneader tres lagenas vini.
1) Vgl. S. 220.
2) Vgl. S. 120.
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227
Area in obernbof ij quart. siliginis quam habet Cunrat Solger
de Bailb.
Predium peter j modium Iritici ij modios siliginis ij mo-
dios au^ne.
Predium BAlers j modium tritici yj quart. siliginis j modium auene. 5
Bonum in H6uberg j modium siliginis.
Predium ze dem Brunnen j modium tritici ij modios siliginis
ij modios auene.
Predium ze der Zuben j modium tritici j modium siliginis j
modium auene. 10
Predium daz Troglehen . j modium siliginfs iiij solidos de
porco L oua.
Willinen Hürwi yj quart. siliginis iij solidos L oua.
Item aliud bonum in Hürwi v quart. siliginis y solidos de
porco L oua. 15
Bonum Anshelms (iiij soHdos L oua) j modium siliginis.
Bonum des Stultzen ij quart. tritici j modium siliginis j mo-
dium auene.
(bl. 55 VW.) Bonum quod dicitur daz buch soluit in tercio
anno v modios siliginis. 20
De area wegmans ij quart. siliginis.
De agro in Stampach j quart. tntici.
Bonum des kesselers t quart. siliginis v solidos de porco.
Bonum des Heldes ij quart. siliginis.
Bonum dictum in obernbof ij quart. et duas tercias partes 25
tritici ij modios siliginis ij modios auene.
Bonum in Höuberg j modium tritici j modium siliginis j mo-
dium auene.
Bonum dictum das Alt gerüte iiij modios siliginis.
Scopoza in Gupfen iiij modios siliginis ij modios auene v so- 30
Mos de porco.
Bonum Häggis j modium siliginis j modium auene.
Bonum fiachers j modium siliginis ij quart. auene.
Bonum in dem Murkart yj quart. siliginis j modium auene.
De agro Hermans in Murkart in tercio anno j quart. siliginis. 35
Item bonum dictum Hasenbützi in tercio anno zy quart.
siliginis.
Ramsowe iiij modios tritici j maltrum auene vij solidos de porco.
Bonum agnesen j quart. tritici iij solidos.
Item Bonum des friien in Swaighusen quod habet- Cunrat 40
Egbrehtz v modios siliginis.
(bl. 55 rw.) H. de zwaindal ^) dat de quarta parte Curie iij
modios vtriusque ij modios auene ij quart. pisarum. Item de bono
dicto Rainbrechtz bül j quart. siliginis. Item de areis dictis Met- 45
1) Darüber geschrieben: der Swartz.
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telen ij quart. siliginis. De bono dös Beides ij qnart. siliginis de
boDO dicto Troglehen j modium siliginis iiij solidos L oua. De
bono dicto Hohnegg in tercio anno iij modios siliginis. Item de
bono dicto l&ggis Hailde j quart. siliginis. Item participes predicti
5Hainrichs et dant de Honegge iij modios siliginis.
Bürgi Erzinger de quarta parte Curie iij modios vtriusque
ij modios auene ij quart. pisarum. Item de bono Swaighusen vno
anno viiij modios siliginis. Secundo anno ij modios siliginis. Et
tercio anno iij modios siliginis et annuatim j modium auene j por-
10 cum valentem v solidos L oua. De agris in Stampach j quart.
tritici. De agro ze Rainbrechtz bül j quart. siliginis. De bono
quod dicitur brunnen adren iij lagenas yini.
Johannes Erzinger dat de Curia vj quart. vtriusque j modium
auene j quart. pisarum.
15 Item Johannes Marschal. Johannes winter. H. RAdger. Jo-
hannes Smit habent mediam Curiam et dant medium censum.
(Walther in oberdorf *) de area in oberdorf*) ij quart. sili-
ginis item Cunrat Solger de Bailb habet idem bonnm ij quart.
siliginis.)
20 Sunnenfro de Curia dicta maiierhof quarta parte iij modios
vtriusque ij modios auene tres pedes porci xxv ova. De bono weg-
mans Ij quart. siliginis de scopoza in gupfen j modium siliginis ij
quart. auene. De bono flachers ^) j modium siliginis ij quart, auene.
De bono HAggis j modium siliginis j modium auene. De bono quod
25 dicitur daz Buch in tercio anno v quart. siliginis.
H. RMger de Curia j modium vtriusque ij quart. auene suam
partem porci.
Johannes smit de Curia vj quart. vtriusque j modium auene
item de orto in obernhof ij quart. siliginis.
30 (bl. 56 VW.) Stil junior de predicta Curia vj quart. vtriusque
j modium auene ij pedes porci xiij oua. De bono Berhtolz zem
Brunnen ij quart. tritici j modium siliginis j modium auene.
Adelhait villica de» predicta Curia vj quart. vtriusque j mo-
dium auene ij pedes porci xiij oua.
35 Dictus Bietmaiier de predicta Curia (ij modios vtriusque) *)
V quart. et terciam partem auene j porcum et oua. De bono dicto
peters gut j modium vtriusque j modium'auene. De bono agnesen
xvj denarios et j terciam partem tritici.
Bürgi villicus de predicta Curia ij modios vtriusque v quart.
40 et j terciam partem auene j porcum, oua.
Cunrat villicus de predicta Curia (ij modios vtriusque)*) v
quart. et j terciam partem auene j porcum, oua. De bono quod
1) Von anderer Hand darüber geschrieben: obernhof.
2) Wie vorhin.
3) Am Rande: uel jung.
4) Darüber geschrieben : iij quartalia tritici j modium siliginis.
5) Darüber geschrieben: v quartalia tritici j modium siliginis.
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^ 229
dicitor Hürwi iij quart. siliginis i^ solidos xxv oua. De bono quod
dicitur daz b&ch in tercio anno y quart. siliginis.
Item predicti dictus Rietmaiier Bürgi villicus G&nrat villicas
dant^) j quart. tritici iiij solidos denarioram,
H. peter de bono peter j quart. tritici vj quart. siliginis i j 5
quart. auene^).
Dictus Ansbeln de bono peter j quart. tritici ij quart. auene®)
H. Büler de bono BAlers j medium tritici vj quart. siliginis
j medium auene.
De bono kesselers v quart. siliginis v solidos. De bono quod 10
dicitur daz buch in tercio anno x quart- siliginis.
Jobannes Marscbal de bono.H6uberg ij quart. siliginis de
bono dicto Hürwi iij quart. siliginis' iij ^ solidos.
(bl. 56 rw.) H. Marscbal de bono H6uberg ij quart. siliginis.
Johannes Stil de bono H. zem brunnen ij quart. tritici j 1 5
medium siliginis j medium auene. De Hasenbützi in tercio anno
V quart. siliginis. ,
C. von Honberg ^) ij modios vtriusque j medium auene.
Ita Schützin de bono dicto willinen Hürwi vj quart. siliginis
iij solidos L oua. 20
H. Schütz de bono Schützen ij quart. tritici j medium sili-
ginis j medium auene.
C. Stil senior von dem obem Hof j quart. j terciam partem
tritici j medium siliginis j medium auene. De Scopoza in gupfen
ij modios siliginis j modium auene L oua v solidos. von dem alten 25
gerüte iiij modios siliginis. von Hasenbützi in tercio anno v quart.
siliginis.
Rüdger Stil von obernhof j quart. j terciam partem tritici j
modium siliginis j modium auene von Hasenbützi in tercio anno v
quart. siliginier. 30
Bürgi mantz de bono in H6nberg ij modios vtriusque j mo-
dium auene. Item de scopoza in gupfen j modium siliginis ij
quart. auene.
(Johannes Winter)^) de bono in Murkart vj quart. siliginis
j modium auene. De agro in st6ken in tercio anno j quart. 35
siliginis ^).
(Ru. villicus de Bailb dat de Ramsowe ij modios tritici ij
modios auene iüj solides.)
' C. Egbrechtz de bono des friien in Swaighusen v modios
siliginis. 40
1) Am Bande: de bono agnesen.
2) Am Bande: j modium siliginis iiij solidos L oua.
3) Am Rande: Item de bono Anshelms.
4) Darüber geschrieben: junior de bono zuber.
5) Darüber geschrieben: Rti. villicus.
6) Am Rande von neuer Hand: de Ramsowe ij modios siliginis
ij modios auene iiij solidos. ^
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230
Bürgi Erzinger habet vineam in brunnadern soluentem nobis
tres lagenas vini. De qua concessit partem vereus Augiam. uxori
Jobannis dicti Hfiier et filiis suis qui sunt nostri monasterii qui
debet dare sex quart. vini illo qui habet vineam^).
5 (bl. 57 VW.) Curia Sacbsahusen soluit üij modios tritici j
maltrum auene j modium piperis vij solidos.
Trüllikon^).
Curia in Trüllikon soluit xyj modios vtrinsque ij maltra auene
ij modios pisarum j plaustrum feni j porcum valentem xij solidos.
10 Quatuor scopoze quelibet soluit j modium tritici.
Molendinum soluit x solidos denariorum.
(bl. 57 rw.) C. celler habet mediam partem Curie et dat
scopoza cellerarii j modium tritici.
15 Item Sutor dat de octaua parte Curie auene j quart.
legnminis. Item de media scopoza . . . ^).
Dictus friie de quarta parte Curie ij modios tritici ij modios
. siliginis ij modios auene ij quart. leguminis de quo dat celler ter-
ciam partem.,
20 Dictus lang de quarta parte Curie üij modios vtriusque ij
modios auene ij quart. leguminis. Item dat de octaua parte Curie
ij modios vtriusque j modium auene j quart. leguminis. Item de
scopoza Bua j modium tritici. Item de media soopoza ij quart.
tritici*).
25 Claus Hettlinger de media scopoza^) j quart. tritici.
Bu. fnie de media scopoza^) ij quart. tritici.
Johannes Beringer de agro ennet dem watte unam scapulam.
Item de agris vor Hetzlis gehaide hinder Claus Canrats aker iiij
denarios unam scapulam.
30 Dictus Hettlinger et Claus Müller dant annuatim de proprüs
agris ij denarios.
(Scolastica. dat von wislis xviij denarios.)
Bürgi von Husen de prato Benkouers xviij denarios itein de
eodem prato dat kis dictus Giseler j fertonem piperis.
35 (bl. 58 VW.) Ellicon'').
Curia ibidem soluit v modios vtriusque ij modios auene L
oua ij pullos.
Ager des Roten j modium siliginis.
1) Das Üebrige ist abgeschnittsn.
2) Vgl. S. 224.
3) Die punktirten Stellen sind Lücken, die durch Yerderbniss des
Papieres entstanden sind, die sich aber aus S. 224 ergänzen lassen.
4) Am Bande von neuer Hand: Item de scopoza lentfritz.
6) Darüber geschrieben: Helis.
6) Darüber geschrieben: zindelen.
7) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaus, am Aasfiass
der Thur in den'^Bhein.
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281
Bonum Winmans j modinm siliginis.
De area Rustis super quam residet iij quart. siliginis.
Ager dicttis der Herren aker quum colitur ij .quart. siliginis.
Scopoza Rud. Isenhutz ij quart. siliginis.
Scopoza H. Isenhutz ij quart. siliginis j modium siliginis. 5
De bonis super que resident iij quart. siliginis que dicun-
tur Sweglers gut.
(bl. 58 rw.) (Bürgi Notger)*) habet totam Curiam.
Dicti Rusti de agro des Roten j modium siliginis. De bono l Q
Winmans j modium siliginis. De area super quam resident iij
quart. siliginis. De agro der Herren quum colitur ij quart. sili-
ginis. Dß scopoza Ru. Isenhutz j quart. siliginis. Item de media
mansu Stdlingers in Oerlingen iij modios vtriusque ij modios auene
iiij solides* j aucam. Item de duobus Scopozis Zäwüschs in obral5
martella ij modios vtriusque. Item de duobus scopozis in Nidra
Martella que dicuntur Notgers viij quart. vtriusque ij modios
auene. De scopoza des wirtes in örlingen ij vtriusque ij quart.
auene. De Molendino in RüdliDgen viiij quart. tritici x quart. sili-
ginis vj solides L oua duos pullos molares. 20
Dicti Sürt de scopoza H. Isenhut j modium . siliginis de sco-
poza Ru. Isenhutz j quart. siliginis. De Mansu StAlingers in Oer-
lingen iij modios vtriusque ij modios auene iiij solidos deuariorum
j aucam. De scopoza des friien in obra Hartella ij modios vtrius-
que item de scopoza des wirtz in 6rlingen iiij quart. vtriusque ij 25
quart. auene.
Johannes Rusti concessit. C. celler deTrüllicon et Heredibus
suis agrum situm in RAdiuar spectantem ad bonum des Sweglers
de quo dat ad predictum predium ij quart. siliginis. Ad cellarium
nostrum ij pullos Mauricii. 30
(bl. 59 VW.) Slatte«).
Dictus R&deler ij modios tritici ij modios auene ij puilos.
Walther Strub von ober Slatt ij modios tritici j modium
auene ij pullos.
Adelhait wipfin viiij quart. tritici j pullum. 35
Willi wipfin viiij quart. tritici j pulhjm.
(bl. 59 rw.) Oberwile»).
Curia soluit vij modios tritici j maltrum aüene j porcum
valentem vj solidos novorum et oua.
Item Johannes et Wilnhelmus Mösli fratres habent Curiam. 40
Henkart*).
Henkart x quart. tritici de quo dant hü sequentes.
1) Darüber geschrieben: habet M6rler.
2) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues.
3) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues.
4) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues.
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3B2
•
H. dictus Himel uel Henkharter j roodium tritici.
C. allinger nel güsselle j modinm tritici iiij solidos.
Johannes Rebman nel Johannes Himel ^ quart. tritici de area
forte Johannes Himel dat totum censum.
5(bl. 60 VW.) Tegerloi).
Curia ibidem dicta kelnhof soluit vij modios tritici j ma]tram
aaene j porcum valentem vij solidos et oua.
Flach 2).
Guria solnit vij modios tritici j maltrum auene j porcum
10 V solidos.
Bonum lotsteters^) iij modios tritici j quart. tritici v solidoö*).
Scopoza des töibers vj quart. tritici ij modios siliginis*).
Scopoza Zehenders iij quart. tritici v solidos nouorura.
Scopoza Hermaninen^) ij modios tritici iij modios auene'').
15 Bonum Cinrat im wiler vj quart. tritici j modiunf siliginis j
libram cere.
Scopoza Baslers ij quart. tritici ij quart. auene®).
Bonum Rud. de wile z quart. tritici ij modios auene v so-
lidos nouoruro.
20 Bonum daz Haglehen v solidos nouorum.
Bonum R&. villici x quart. tritici ij modios siliginis ij mo-
dium auene forte xviij denarios.
Bonum der Mutierinen vj quart. tritici vj quart. siliginis.
Bonum des Humpen soluit mediam partem.
25 Bonum dictum daz Turlehen j medium tritici j medium siH-
ginis j medium auene.
Haglehen et turlehen habet kn6rring et dat ij modios tritici.
Ad sex annos et postea soluit plus üel dicitur Humlingers gut sol-
uit iij modios tritici iiij solidos.
30 Bonum Walther celler de Andolfingen v quart. tritici viij
solidos.
Bonum strassers j medium tritici j medium siliginis.
(bl. 60 rw.) (Hug. •) Guldihut) de bono lotsteters iiij modios
35 tritici'®) V solidos.
(Henni^^) erb) de bono t5ibers vj quart. tritici ij modios
siliginis.
1) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues, j. Dägerlen.
2) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues.
3) Darüber geschrieben: uel bollers.
4) Am Rande: dat Boller.
5) Am Rande: dat vischer.
6) Darüber geschrieben: uel Holtzers.
7) Am Rande: v modios auene v solidos.
8) Am Rande: dat H. Swarz.
9) Darüber geschrieben : dictus Boller dat.
10) Darüber geschrieben: j quartale tritici.
11) Darüber geschrieben: Johannes fisch.
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288
(H. Spallinger) ^) de scopoza zehenders *) iij tritici v solidos
nouorum.
(Johannes vischer)^) de scopoza Hermaninen ij modios tritici
ij modios auene. (De*) bono Cfinrat in wile x quart. dat Cunrat
X quart. tritici ij modios aaene v solidos nouorum.) 5
H. Graber '^) dat de bono G&nrats in wile vj quart. tritici *j
j modium siliginis j libram cere v solidos. Item de bono des Base-
lers ij quart. tritici ij quart. auene. Bürgi friie dat de bono Ra
im wiler x quart. tritici ij modios auene v solidos nouorum.
Claus Notger'') de bono (Baslers)®) x quart. tritici ij modios 10
siliginis j modium auene xviij denarios.
H,^) Mitler de bono des mitlers vj quart. tritici vj quart.
siliginis.
Relicta C. dicti kellers de Trüllicon dat de bono Waltber
cellem v quart. tritici viij solidos. - 15
H.*^) Werder dat de dote viiij quart. tritici iij solldos.
Johannes Hfimlinger de dote iij quart. tritici j solidum. Item
de bono Bamlingers iij quart. tritici ij quart. siliginis.
H. lang dat de scopoza strassers j modium tritici j modium
siliginis dat forte Hug bacher. 20
In folkicon^^) pratum ibidem soluit j librum cere*^) de agro
in dem Hagentorn j fertonem cere.
H. de Bach de agro uf Herten v solidos quem colit Rüdimis.
Item de alio agro uf Herten iug solidos.
(bl. 61 VW.) Item tria jugera sita in Engl et unum pratum 25
ibidem situm an der Notger wis et unum jugerum vor müliberg
quod spectat ad bonum Hugonis in dem Wiler quos agros et ju-
gera iam colunt. Cunrat Holtzer et Elsi fiacherin de quibus de-
bent annuatim dare ij quart. tritici Martin ad predictum Bonum
et ad cellarium nostrum mauricii ij pullos tali condicione si non 30
darent predictum censum ad predictum terminum und ain zins den
andern zins erlüffi, so sont die vorgenanten äkker und wisen dem
vorgesagten gut wider ledig sin an furzug.
(bl. 61 rw.) Rinhain").
1) Darüber geschrieben: dictus knöring.
2) Darüber geschrieben: ael wirtes.
8) Darüber geschrieben: knöring C. Holtzer.
4) Am Rande: filii des grabers.
5) Darüber geschrieben: Bürgi friie, und am Rande: filii H. swartz.
6) Darüber geschrieben: vj quartalia auene.
7) Darüber geschrieben: Haglehen item Henni.
8) Darüber geschrieben: Bürgi villici.
9) Darüber geschrieben: Cunrat. ♦
10) Am Rande: folkicon.
11) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues, j. Volken.
11) Darüber geschrieben H. Suter.
12) Am Rande: habet hr. Arnolt.
18) Dorf im badischen Elettgau.
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2S4
Curia solnit xxij frusta ij porcos valenteGuy solidos ntrumque ^).
Claus ^) Sprittel de bono des Sprittels iij modios tritioi iij
quart. siliginis iij modios auene.
Peter Sprittel (ij modios tritici) de eodem bono iij modios tri-
5tici iij quart. siliginis iij modios auene.
Dictus Lotz ij modios tritici ij modios auene.
(Predium der Sprittel soluit vj modios tritici ig quart. sili-
ginis yj modios auene. Scilicet supra dicti dant censum.)
De bono des Hubers dat H. Hnber ^) et frater suus j modium
10 siliginis j modium auene. Item dant^) de vinea Hayendal (j mo-
dium tritici) iij quart. tritici de vinea an dem graben j quart. tri-
tici de bono des Roten ij quart. tritici.
Verrenbach ^) de decima in pratis ij quart. auene j puUum •).
Wernli Sprittel de bono des Roten ij quart. tritici.
15 Welti celler de loucbringen de bono des Roten ij quart. tritici.
De prato under des Snetzers Trotten ij quart. tritici'').
Ru. ^) Syraon et uxor des verren dant de bono Symons j mo-
dium siliginis. ^
Das var soluit ij modios siliginis ij modios auene quod jam
20 habet Liiti wiggli cum sociis suis.
Scopoza Müsellis soluit ij modios siliginis ij modios auene ^).
Mansus in dangsteten quem dictus Johannes Hdrlinger dedit
nobi£( soluit vj modios tritici j maltrum j porcum valentem v
solidos ^^).
25 Bonum Halwigen soluit iiij modios siliginis vj quart. auene
quod habet Rü. Rot.
Bonum Swainingers in danksteten soluit j modium siliginis j
modium auene.
De vinea des Hailders ' ') dat Hailder ij quart. tritici et uli
30 Claus j quart. tritici.
(bl. 62 VW.) Rudi Stierli de bono in küssach iij modios tritici.
Relicta des Aptes de vinea ij quart. tritici.
1) Darüber geschrieben : quorum sunt xij modios tritioi vj modios
siliginis iiij modios auene.
2) Am Rande: bAl.
3) Darüber geschrieben: uel weberg gut.
4) Ad cellarium.
6) Am Rande: Hans tnillinger.
6) Darüber geschrieben : de quo dant hü sequentes Herman Hüber
de bono Roten ij quart. triticL
7) Daneben gfeschrieben: quod habet Renwart Ad cellarium.
8) Am Rande: Herman Hüber de agro etiam in Hayendal iij qnar-
tarios tntici ad cellarium.
9) Daneben geschrieben: (quod jam habet muselli scilicet negat
ij modios tritici j modium auene forte non.)
10) Daneben geschrieben : que jam habet lütis knabon scilicet dant
aliquod yinum.
11) Darüber geschrieben: habet Henni Swaininger.
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235
Bonum in Hailkain soli^it ij modios tritici ij modios auene f
pullum autumpnale.
Claus Salier de schafaea de vinea (j modium tritici xxx oua) 0-
. Decima in omen Rüti soluit daobuB annis quantam soluere pt.
H. Michel vnd Henni fromsock de agro Binder aichain j 5
quart. siligiDis ^).
Eatherina friesin de agro j quart. tritici j pullum ^),
H. celler de Torculari ij pullos autumpnales.
Dicti Riitinen soluebant quondam v modios siliginis.
Rütinan in Münchilo soluunt quantum concedere possunt. 10
(J4ggli vischer dat de agro.) Agrum des Rotun am graben
j quart. tritici j pullum quem dat H. vischer.
Nidra Rekken üij modios siliginis J maltrum auene ^).
H. Büchler üij modios siliginis ij modios auene ^).
Henni Bdchli ij quart. siliginis ij quart. auene. 15
(H. celler yj quart. siliginis vj quart. auene.)
(Claus friburger de agro.)
Item Claus lugginen emit sibi heredibusque suis duos agros
in dankstetten spectantes ad bonum dictum derSprittel gutquorum
vnus adiacet dem sluchen, alter vero adiacet agro peter Sprittels20
under Mettelen weg ze den nüwen wisen uf Mülital et debent an-
nuatim dare ad predictum bonum der Sprittel yj denarios et ad
cellarium nostrum Mauricii unum pullum.
Nidra.
Claus friburger de Tüngen dat de agro uno in louchringen2Ö
iij quart. siliginis lüti bull de küssaberg de yinea in rindal j quart.
siliginis.
Jecli b&chli habet yj jngera dat in tercio anno ad cellarium
Rinhain vj quart. siliginis ad cellarium nostrum ij pullos.
(bl. 62 rw.) Baildingen«). 30
Curia soluit vüij modios j quart. tritici viüj modios j quart.
auene'') ij modios pisarum ij porcos uterque valens v solides.
Celler qui colit Curiam predictam habet et Scopozam in obem
Baildingen quam quondam colebant dicti zimberman soluit j modium
tritici j modium aueue. 35
Scopoza dicta Koufhailde que quondam vocabatur der Hafner
1) Daneben geschrieben: Binder Aiohain j modium tritici xzx
oua forte.
2) Ad cellarium.
3) Ebenso.
4) Am Rande: (de quo dat bücher uel vischer.)
5) Am Rande: Simon am Stalden de vinea am graben ij quar-
talia tritici.
6) Vgl. S. 136.
7) Darüber geschrieben: vij modios tritici j quartale tritici vij
modios auene j quartale auene.
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236
Bolnit ij modios tritici ij modios auene quam et habet celler
adscriptus.
Scopoza H. Mtoltz dat idem H. lütolt vj quart. tritici vj
quart. auene.
5 Scopoza an der Müli Hailden que quondam vocabatur Rudolfs
an der Hailden soluit iij modios tritici iij modios auene quam habet
lüti Hans. Item de Stampnowe viij solidos nouorum.
De Mansibus in ober Baildingen quos quondam coluit Staini-
mur qui postea vocabantur Ernis kofmans gftt soluit ij libras pi-
lOperis dat peter friderich in deWalzh&t et habet eas nomine feodi..
Hof Hfiba juxta Baildingen que vocatur Hofsteten habet Jo-
hannes de kayserstul dat j libram piperis. —
(bl. 68 rw.) Item in Hallo we Johannes Oemli.
Item G&htlingen Bürgi keller.
15 Item Nunkilch Johannes Milter Johannes Niderhouer dictus
Ohssener Herman Nurt von Siblingen Johannes louchringer Haintzli
Stultz dictus Hallower de Siblingen.
In Erzingen H. zoller. H. zoller filius Johannis zollers. Jo-
hannes Wernhers H. Greten. Üolrich RAdgers. H. Widmer de
20 BAI. Claus Marti de Balterswile.
In TAngen Johannes Eman. Bürgi Egishain.
In Titishusen peter kiinsinger Henni künsinger dictus Grus
Claus servus filrich künsingers forte plures.
J Meyer
Zu Sebastian Bürster*)
Ich habe dise sprachlich und sittengeschichtlich überauß wich-
tige Publioation für Alemannia III 267 £f. benüzt; ich teilte die
Sagen mit und reihte daran ein kleines Wörterbuch, worinn das
Sittengeschichtliche, soweit es worterklärend ist, berücksichtigt ward.
Da dem fleißigen Herausgeber es vorzüglich nur um Historisches
zu tun war, er ist ja von Beruf Historiker — so glaubte ich ihm
und den Lesern der Zeitschrift einen Gefallen zu erweisen, wenn
ich von meinem Gesichtspunkte aus die Sache aufkläre. Eine sprach-
liche Nachlese zu Alem. III 275 ff. stehe darum obenan. Für Ober-
deutschland, ganz besonders für die SW-Ecke Deutschlands ge-
braucht B. daß hohe Teutschland 13, wovon bekanntlich der Name
„hochdeutsch" seit c. 1530 für die gebildete neudeutsohe Sprache
1) Der Titel des Buches ist Alem. III S. 267 angegeben. B. lebte
bis 1649 wie die Notiz in der Summa Salemitana in Frauenfeld besagt,
eine Handschrift, deren I Teil in Karlsruhe ligt, von Mone einst ent-
lent und nicht wieder gebracht. Ich habe im Bonner Litt.-Bl. 1876
No 2 weitere Beitrage 6. und s. Werk betreffend mitgeteilt auf Grund
einer Abschrift meines Freundes des Rektors JMeyer in Franenfeld.
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237
sich ableitet. Es kann natürlich Elsaß nicht davon ausgeschlofsen
sein. Vrgl. Alem. I 101 ff. Wie B. hierinn mit den Angaben des
Jhds. so stimmt er auch in dem Namen Sd^wäben 53, Schwaben-
land 222» Schwaben und Allgäu 283. Die wenigen alem. Sparen
des % ü für ei, au^ (iu) eu finden sich in Garthi^ß 21 ; für (Feuer)
22. 166. find, iünA 39. 165 und öfter; sprt^en, spreißen. Zu
Alem. Ill 275 möge noch kommen: gwein (Gewinn) 84. einbrünftig
(inbrünstig) 86. ^insbrugg 1 1 8. Das alte w^ st. wo hat B. noch
beibehalten. Das volksetymologische lieutenampt 22. 85 ff. ferner
das bekannte mier (wir) 22 ff.; quatier (Quartier) 28 seien kurz
genannt. Zu Alem. 1. c. 276: falsche ö st. o und umgekert: köndte
10. geschöpft st. ö 50; übel st. übel 10. ä st. a: ELskS^ß 53; Bän-
deil 88. ast. ä: faßlin 14. jager 133. diebftahlen 133. stattlin 125.
übernächtig 104. t« st. ü: mündlich u. s.w. Zu beßern sind: um-
geschü^: umgeschücA;^ 29. geA;Zaidt: beglaidt 29. t;esen: tc'esen30.
den Rothen .Thorhüter one Comma dazwischen 33. 34. mit butter
backen 28 ist „mit" zu streichen. Ein Meersberger Delinquent aus
dem Anfange dises Jhds. verlangt vor s. Hinrichtung als Lecker-
bissen gebachenen oder gebratenen Butter d. h. ausgelassene B.
Torggelbieter 28 dürfte es st. — better heißen; biet ist die Preß-
tenne für die Trauben, großen 227 wird gruse, grause^ ^^^ '^^^i
und das eingeklammerte Becher fallt weg. Allitteration : beißen
und brechen 30. speidel und spähn 47. ablöfsung und abwöchs-
lung 118. sprüßen und spetten 147. kisten und kästen, oft. ftetigs
und Äeif halten 1 10. wehr und wafferi 7. 8. vollenden und verrich-
ten 10. logieren und hegin 10. verbergen und verderben 36. schuz
und schürmb 8. Vrgl. Assonanz: hunger und kummer 38. Damit
sind, wir zur Tautologie, einem Erbe der alten Rechtssprache^ bei B.
gekommen: getrüUet u. abgerichtet (von Soldaten) 7. yeben u.
exercieren 7. sperren u. verhindern 8. in grund ruinirt u. ver-
dorben 9. berichten u. demonftrieren 10. wo sie entrinnen u. hin-
auTs selten 11. reichlich, grofsen u. überflüfsigen herbft 17. das
schöne, heroische, majeftätische gewölb 21. abgebrennt u. zu aschen
gemacht 21. bleiben u. s. leben lassen 25. vergebens u. umsonfb 48.
new, seltsam u. ungewont 10. loß u. abkommen 87. sich einsaufen
u. überweinen 161. berait, verfast, gerüst zum angrif 197. mit
gehaiß, wüUen und vorwißen 111. Dinge wie: unter trummelen
und trompetenschlag und klang 174; der rote Thorhüter 10. 33.
34. der lange Spiefsträger 18. (vrgl. das weisse Hof bräuhaus in
München.) laufen mit unter, wie denn auch Syntax und Sazbau
oft zu wünschen übrig lassen. S, XVI. In volkstümlichen Ver-
gleichungen ergeht sich B vilfach; den Hagel anfürend sagt er:
ftein alß (wie) die hännenayer 16. ftein wie die bon (Baum-) und
haselnüß 14. Von großem Schnee: es hat 77 Schnee über ein-
ander gelegt 9. Die Feinde hätten Markdorf so ausgeplündert und
ruiniert, daß sich schier kain mauf^ mehr darin kendte verhalten
165. Einen um das äul^erste angehen gibt B. mit „einen um des
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2ae
jüngsten Gerichts willen hitten'^ 170. für schwach: yotl einer Muggen
umgestofien werden 196. künderwerk gegen, 9. k. und schadten 37.
Eine Bauernregel: Memennebel, Mayenhagel; diß sprüchwort hat
wol gölten und operirt diß jähr 90. Bei Wichtigtnereien in Kleinig-
keiten: jeder Laus einen Sack machen 150. Bärsters Humor kommt
wie bei Ulrich Megerle häufig zum Durchbnich, sieh unten. Hier
etwas Spottes über schlechte Trauben: die Vögel hätten das
Grimmen daran gefrefsen 142. — Tiernamen: ein schöner, grofser,
grawer hund Schori genant, wolfart, aus Maurach 11. pferde und
ross 187 wird wol Tautologie und nicht Unterscheidung von Für-«
manns- und Schlachtpferd wie in der alten Zeit sein. — Ein Jar
das gute Gersten bringt heißt kurzweg Gersienjar 9; in dem es
vil Grimmen und Bauchweh gab heißt wortspilend: grimmiges jar 10.
Vgl. die Anienung von erkrimmen an Krimküd in den Nibel. 13,
1. 2. Dazu Lachmann „Zu den N. und der Klage'' S. 10. Die
Wochentage bringen einen phiinstag für Donnerstag 29; gleich 31
aber donstag. Jenes ist bairisch, wie denn einzelne Andeutungen
bairische Einmischungen erraten lassen? Die Zeitbestimmung ge-
schieht nach Qtiadranten= V* Stunde 114. 121. 147. Der Reb-
mannssprache gehört wie Torggel so Berg an: under und ob den
bergen d. h. Weinbergen, (in den Weistümern öfters) 16, 17. Wein
hhalten, unterbringen, auf be waren 16. 17. kübel und gelten 17
sind kleine und große hölzerne Gefäße ; Zuber, länglicht oder rund;
vrgl. Waschgelte, allgem. Standen sind hoch und ganz groß, zum
Eintreten der Trauben 17. Jemand mit Wein speisen d. h. zu
trinken verabreichen 17.^ Beben Vorhäuser, kleine Weinberg-
hütten 42. Oertlichkeiten sind Alem. lil 276 ff. einige aufgefurt.
Dazu das Christoffeltor 1 47 (Ueberh) trug warscheinlich St. Christo-
phorus, den großen weithin sichtbaren Heiligen gegen den „gäben
Tod", als Bildnis. Vrgl. meine Ausgabe v. J. Frischlin's Hohen-
zolL Hochzeit S. 141. Grundtor 42. HelUor, Hölltor 46. 57.
(offenbar zu altem h&li, steil, praeruptus). Kunkelgassen, 46. Der
Tamb, Damm zu Gonstauz 44. 167. 193. Morderhölzlin b. üeberl.
Eine üffTdrchej Alem. 1. c. ist auch seit uralter Zeit auf dem Can-
statter Kirchhofe. Ich lasse nun 1 ) Berichtigungen, Nachträge zum
Wb. Alem. III 276, 2) eine kleine Anzal neuer Wörter als Nach-
lese folgen. Zu Ablaß vrgl. Merk ^ 30 : emissarium Wassergatter
o^ev Ablaß. Beren: wo (imweyer) man bereitung des garns oder
des Feeren keine köften darf anwenden. Anaftasius Villinganus
Predigten III 91. 1746. Brädschig: in der Baar werden die sog.
wälschen Bonen aus den breiten „Hülschen" ausbrätschet. Dimmer,
In Mich. Schäefers Predigten Tüb. 1609 II 449: und zwar gegen
Abend, da es schon finster und dümmer ist u. s. w. Dudemerlin
muß wol Budenierlin heißen, etwas Geringes, was kaum einen
Wert hat. DW II 1499. (Frommanns Ztschr. IV 113. 70.) Ehr-
fart heute nodi in der Baar üblich. Dazu sieh Ehr dienst 111.
Ehrtrunk ll8. Einschanzen: Also knnfbreich iA nemblich* die
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289
ewige Weisheit daß sie auch mit dem Wasser die Ihrige einschanzet
und von dem ungestümmen Wüten der Menschen yersorget. — Dahero
nicht unhillich der Jonas in dem Wallfisch an das Gestad fahrend
sagt: oircumvallavit me abyssus: der Abgrund hat mich einge^
schanzet S. 161.. Eurtzweil der Ewigen Weisheit in verwunder-
lichen mit Schimpf und Ernft untermischten Geschichten aus dem
Leben der Heiligen u. s. w. Conftanz 1690. S. 160. Einsizen:
einsüz m. weil der marsch und einsüz zue Buochhorn gar langsam
hergangen 11. Ztw. = die Kutsche besteigen 20. Erfilzen vrgl.
Aus falzen: ja wie die Eltern die Kinder scharpf ausfültzen welche
auf schöne Kleider gar kein Sorg haben II 34. Indeme der geift
bald da war (v. einem Toten, zu Gaft geladenen) ihn ausfültzte,
daß er einen Gaft geladen und nichts aufstellte etc. Lac Parvu-
lorum ed. RP. Lucianus et PF. Anaftasius Viliinganus Capuc.
Augsb. 1746 III 122^. Fangte sie ihne an als ein meisterloßen zu
filtzen und zu balgen (schelten) u. s. w. Kurtzweil der Ew. Weis-
heit 1690 S. 295. Ermhd: ein geborener Salemer in Seitingen
(Baar) behielt erembden = ernten mundartlich auch nach seiner
Üebersidelung bei. Das Subst. kommt noch bei B. vor 14. 31.
132. 166. Fohle scintilla, favilla vrgl. Statutarrecht von Schaff-
hausen, hs. (bringt die Alemannia Bd. V) v. 1385: Daz nieman
soll föllan brennen in der statt. Wir haben och gesetzet, daz
nieman sol ßllan brennen in unser ftatt noch in unserm graben
und swer daz brichet, der muß unser ftatte ze büße geben ain
pfunt phenning als dik er es tut. Ganter: in der Baar (Seitingen)
ist Briiggey eine mit 1 oder 2 Brettern, Balken abgesonderte Stelle
im Keller für Obst, Kartoffeln, in der Scheuer ist Ganter fm Frucht,
für Abfall von Getraide wärend des Dreschens und Säuberns.
Groppen: der hat gfischet (beim Heiraten) biß daß er a Gropp
(böses Weib) ghett hat; von einem, ders recht gut machen wollte
und hereinfiel, Baar. Halbe: Häberhälba^ Baar, Seit, in den
Betten statt Matrazen oder Strohsäcken. Vrgl. Weist. IV 415: vff
einen Mantel haber spreiten, das khein sprür noch helwen daran
behangen mög. Hölzbeugen sieh einbeigen Ztw. 46. Klumpsen-
gugger vrgl. Klumpse: weil nun der geift de» Finfternuß sich in
alle Mumpsen und winkel verschliefft etc. Kurtzweil der Ewigen
Weisheit 1690 S. 210. Einen Gonventbruder Aach der wunder,
schaute zu einer klumbsen hinauss u. s. w, S. 210. Knastlen: die
Sau hnastet, wenn sie Kernobst u. s. w. frißt (Baar). Läden : die
größte Art der Bodenseeschiffe, 4 — 5' im Wasser gehend; früher
nur in Lindau und Bregenz nach Gonstanz, Stein a. Rh. und Schaff-
hausen geladen. Eine Lädt ist 110' lang, auf dem Boden 14'
breit, der Segelbaum 82' hoch. Das Segel ist 28 V4 Ellen lang,
oben 24, unten I6V4 Elle breit; 1500 Zentner ladungsfahig. Lai-
chen: in der Baar heißt man das Zusammengehen der ledigen Bur-
sche und Mädchen loacha, laichen: zemmäloacha; sieh noch S. 26
bei B. die Predigten des M. Michael Schaefer Tüb. 1609 II Tl.
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240
9 Predigten u. s. w. S. 151 enthalten die Stelle : welch groß Wetter
und Unglück ist dann bereit denen, welche mit tinter einer Decke
ligen, mitlaichen, ja sogar mit zum Sünden helfen? Landenherger :
Hans von Breiten-Landenberg hatte 1526 dem Hans v. Rechberg
die Herrschaft Schramberg abgekauft. Wegen Pürschstreitigkeiten
ward der v. Schramberg v. den Rotweilern d. 26. Aug. 1538 ge-
fangen, auf eine Märe gebunden und nach Rotweil in die Haft ge-
bracht. Der Bon nam Rache und mit Hülfe von Bundesgenossen
brannte und mordete er um Rottweil. Daher der „Schreckensruf".
Sieh Rot Weiler Ob. -Amts-Beschreibung S. 249. In B. Baaders Sagen
V. Baden S. 69 flF. kommt ein Gespenst des Namens vor. Lotze:
es sind die Enden der hölzernen Wasserrören, die in einander ge-
fugt so lange Wasser durchdringen laßen, bis sie mit Blechplatten
ganz von Außen abgeschloßen sind; das Blech heißt dann ebenso.
Bei Verstopfung wird ein kleines Oblongum herausgeschnitten, die
Röre gereinigt und ein Holzstück derselben Form eingetriben: dise
wunde Stelle und der Keil heißen auch Lot gen oder Trucken (Sei-
tingen^ Baar). Ist wol nur d. Naturlaut nachgebildet, den das
Wasser an solchen Stellen gibt. Vrgl. Merk » 24: papilla, Loch am
End des Teuchels dadurch s Wasser außlauft wie ein Wärtzlin.
Nase, vrgl. eines krummen naßenzugs zu vergleichen 226. Pfaffen-
rörUn, volksetymologisch, -schläpple, (Baar) vrgl. Taraxicum, eft
Dens leonis sive Cichoreum sylveftre. Belgisch : Paarde-bloemen,
Hengfte-bloemen, Papenkruid, Kanker-bloemen, Honds-Rozen, Schurft-
bloemon. G. Ffaffen-hlaty Münchs-kopff, Korl-kraut, JPfaffen-örlein,
L&nenisaJin, Stephani Blancardi Lexicum medicum renovatum. Lug-
duni Batavorum 1756. 8^ S. 925. Frisch II 46°: Pfaffenröhrlein,
wann die Samen-Federn am Taraxicon abgeblasen sind, gibt es eine
Mönchs-Platte. Schmeller-Frommann I 421 ebenso. Preis: preiss-
gelassen 152. Bosenobel 74. 75. Auf der einen Seite eine Rose
mit der Umschrift : Jesus autem transiens per medium illorum ibat.
Fäßch, Kriegs-Lexicon, Dresden u. Leipzig 1735 S. 1188. Schreffen:
in der Baar heißt es von der oberflächlich überfrorenen Straße:
sie ist gschrefflet. Segi: es gab eine Segin, die nur in die Tiefe
des See's gesezt war füt große Fische, und eine Gangfischsegin für
Gangfische, Hechte, Forellen u, s. w. Strümpfd: so mag sy (das
Weib) den strümpfel selbs vsziehen vnd in den wyger werfen vnd
das Wasser nemen. Weist. IV 311. Vogel, vrgl.: Sie leben wol,
seind guter dingen, mit bei^ändiger Abwechslung der vnmässigen
und verbottenen freuden vnd wollAften, lassen gut Vögelin sorgen.
Leicht- oder Ehrenpredigt — auf Rudolph Hannibal Graffen auff
Reithnaw — in Orsingen gehalten 1671 v. e. Capuziner. Conft^z.
40 C. Vrgl. Uhland VolksHeder No. 235 S. 615 Str. 3:
Auf meiner weis wil ich hinauß
das vöglin lassen sorgen
und frölich sein nur überauß
vom abent an bis morgen u. s. w.
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ä4l
Folgende "Wörter habe ich femer mir angemerkt: ahtrelhefi^
jemand, v. d. Belagerung 23. 59. abtrucken, swv. sich davon-
machen 124. beifangen, das, Einfangen 27. beichterei, Wonung
des Beichters, d. h. einem weiblichen Kloster vorgesezten Geistlichen
oder bloss die Stelle eines solchen 159. beihalten stv. aufnemen,
beherbergen, unterbringen 10. besacken, sich, 188. bschaidtj be-
schaidty m. verabredete Zusammenkunft und der Ort 99. DW 1 1552.
Schmid 456. biwaggi 19. bossei^i reissen, machen 18. 107. brän-
nerische trappe 21. einheben, in Verdacht einer Beschuldigung
bringen 124 (Herausg.). erschuldigen, entschuldigen 150. ertrös-
tung, f. 193. für der: das laub ift f. war (22) d. h. hervorge-
trieben, ausgeschlagen, fürschlagen und bereichern, vorwärts kommen
an Gut und Habe 109. gesteht t7oZ = krottenvoll 192. gatter,
Gitter, großes, Schutegatter 106. 147. bis hinauf^ etwas lernen,
ganz, genau bis zum äußersten 10. impten, swv. v. imbutire, ocu-
lieren, pfropfen 130. krag ab machen 248. kure vertrinnen 20
(2mal). 29: kaum noch davon kommen, schnell fliehen, landgarh,
f. 114; vrgl. Alem. I 161. laube f. Fußboden 164. mattin,
Matutin (hora m.) 31. vrgl. 109. mordjö schreien 148. ohnge-
kruobt, nicht ausgeruhet haben 100; gWtwba, ausruhen, heute.
plantieren, swv. pflanzen 163. pompisch 178. prophan Sachen 43.
schärfe, Schärpe 125. schweben, v. e. Armee 8. schwenckfäldisch
144. setzen, in jemand, zusezen, anligen 11. speisen. Abendmal
nemen u. geben 127. sprachen, geheimnisvoll sprechen mit jemand
127; vrgl. m. Augsb. Wb. s. v. thürvmsch und verüebig 99; vrgl.
Arpagaus v. Ghur S. 19: daß er nicht ein weinzapf oder durmisch
sei : non vinolentum non percussorem, ( Antw. auf die Jenaer Lit.-Z.
1875 No. 49 S. 865.) trummelstraich 103. übertreiben, v. Augen
108. 142. 149. verschießen, erschießen 23. vertrinnen, entrinnen 23.
unndungen, Winde, ftarke w. 90. eeit- und standschießeu 7.
zwungnerweiß 29.
Sittengeschichtliches, Die alte Geschichte, daß die Kaiserlichen
vile Gräuel verübt und diselben den Schweden zugeschoben wurden
begegnet auch hier 96. 128. 165 (Baiern)« Die ganze Clerisei
unter Waffen 41. Ermordung von Soldaten, die aber übel be-
kommt 99. 117. Kämpfe mit Marodeurs 97. Leichen für den
Transport in einen Sack schieben 23. Wolf- und Saujagden um
Salem 111. 132. 139. Diebssoldaten gehenkt mit Stroh in der
Hand 129. Vierteilen und Aufhängen der Stücke 170. Dem Aber-
glauben seiner Zeit trägt B. teils versteckt Rechnung, teils ofi^en
wie aus den mitgeteilten Sagen erhellt; wir begegnen aber auch
einem ganz gesunden, verständigen Sinne, 43. 48. 49 ff. Im Spott
gegen die Schweizer, Wirtemberger, üeberlinger, die Fürstenberger,
Baiern u. s. w. ist er groß. Vom Schweizer Verrat, vom Kuh-
land 39. 184. 202. 210. Wirtemberger auf Hohentwiel 223. üeber-
linger 194. 221. 222. 148. 47. Fürstenberg 19. Baiern 118.
Vrgl. meine Anzeige im Bonner Litt.-Bl. 1876 No. 2. Zu den
BirliBger Alemannia IV 3 16
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242
Alem. ausgehobenen Sagen ebenda! leb füge nocb einige weitere
Beiträge zu den Schweden- und Bürnausagen an, die icb kürzlicb
ans der Constanzer Umgegend gewann.
1 Dann eben an jenem Tag (8. Herbftmonats) da .diese mut-
willige und abgesagte Mariae Feind allerley gespött mit denen
Heilig. Bildern in der Greuzlinger Eircbe getrieben und ein ge-
schniztetes Bild der Göttlicben Mutter mit einem spieß in der band
an ein Eck gegen der Stadt zum Hobn und Gelächter ausgesezet,
baben sie von denen Belagerten viele Stoß und Scblappen bekommen
und endlich den Plaz räumen müssen. Es haben auch glaubwürdige
Zeugen betheuret, das sich Maria, diese Yi,eu erwählte Schußfrau
ober der Kirche der FF Augustinern hey heller Mittageeit in dem
Ijufft erhoben und mit einem herrlichen Glanz umgeben eben zur
selber zeit habe sehen lassen* Ja einige aus denen Schweden selbft
bekannten, das sie öfters währender Belagerung eine überaus schön
und hellbestrahlte Weibsperson von dem JRheinecker Thurn gegen
dem Creuzlinger Thor ober der Stadt gehend gesehen haben. Aus
diesem erhellet Sonnen klar das Maria die Stadt mit ihrem schuz-
reichen Mantel bedecket und wider ihre feind in eigener hoher
Person geftritten habe.
Marianische Gnadenquell in der Lauretanischen Gapell auf
dem Staderberg zu Oonftanz. Neue Auflage. Conftanz, Waibel
1772. S. 9.
2 A. 1642 den 26. Wintermonat — war der Ehrlach —
Tor die Petershauser Schanz aogerucket und suchte selbe zu über-
rumplen und einzunemmen ; tvurde aber von einem gehlingen Schrecken
überfallen und abgetrieben. Ja es bezeigten etliche Burger eben
zur selben Zeit einen hellen Schein ober der hlg, Capell gesehen-
zu haben, Ift also ganz leicht zu schließen, daß diese feindliche
Fledermäuß und schwärmerische Nachtvögel die Marianische Gnaden-
fbrahlen geflohen haben.
Ebenda S. 35. 36.
Eine „Cronica von Collen" (II Bd. der Köln. Chroniken)
S. 128 ad 1269 berichtet gelegentlich eines Krieges: „Got der
here der offende deme herzogen van Cleve sine ougen, dat hei
sach op der ftat Coelne portzmuiren de hilge Moire ind de hilgen
eilfdusent megde mit eren vanen ind mit crucen, ind gebenediden
ere stat Coelne ind ouch ir bürgere." Gotfrid Hagen V. 3905 ff.
Der goide Got, he leis da sein
ein zeichen wunderlich geschein:
der greve van Cleve eins naichtis saich
in sime paulune, dar hei lach
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^43
eine der aller schoinfter jonfrouwen,
de hei mit ougen ei moichte beschouweii,
gecroint mit einre güldenen cronen. ,
Hei saich der minnenclicher schonen
wail eilf dusent junfrouwen volgen na.
Nochtan so saich hei alda,
dat de selve coninginne •
umb de mure van Colne geinc mit sinne
und droich eine kerze in irre hant n. s. w.
Köhi. Chr. I 133.
II
1 Den 38. Mai starb zu männiglicher Erstaunung Ihro Hoch-
würdeii und Gnaden der. Herr Reichsprälat Anselm in der Blüthe
des Alters — 46 Jahre — nach einer fünfvierteljährigen Regierung.
„Der übelgesinnte Pöbel streunte vieles unartige über diesen Tod-
fall aus und scheueten sich nicht schwache Geister zu glauben, er
seye zur Straff der übersetzten Bümauischen Wällfahrt erfolget,^
Alt-Bürnau gehörte nämlich den üeberlingern ; die Salemer aber
wollten die Wallfart auf ihrem Grund und Boden haben. Der
Pöbel war ergrimmt, wie man an dem Grätknecht Ilmensee er-
faren. „Aber Ihro Excellenz der Hochwürdigste Legat zu Lucern
wäre eines gesunderen Sinnes; massen als er dieses freventliche
ürtheil und Verläumdung gehört, antwortete er voller Eifer und
Geist, daß die Sach sich weit anders befinde, dann die göttliche
Mutter habe fein geschwind Ihme wollen den ihr erzeigten Dienst
und Müh waltung vergelten. 8. 9. Nun zweifelte aber das Volk an
der Echtheit des Neubürnauer Bildes: „zumahlen aber ein unver-
nünftiges Gericht übelgesinnter Gemüther in Erfahrenheit gebracht
haben, als wäre die nacher Neu-Bürnau zu übersetzende Bildnuß
der göttlichen Mutter nicht mehr das Uralte Gnadenbild sondern
ein anderes", so hat feierliche öffentliche Prüfung stattgefunden.
Aus der Vermoderung des Holzes und den von den Holzwürmern
verursachten Löchlein des entkleideten Mirakelbildes konnte man
das nur zu gewiße Altertum handgreiflich ersehen. Besonders be-
zeugte das der Vaß- Maler Antonius Greising, Burger zu Ueber*
lingen, der es schon mit seinem seligen Vater ausbeßerte.
Gelegenheitsschrift 2^ v. 1751: Maria in Neubürnau.
2 Kirchenfrevel beftraft. Als Alt-Bürnau bei üeber-
lingen abgetan und die Wallfart auf Salemisches Territmium über-
getragen ward in der Mitte des 18. Jhds. wollten es die Reichs-
ffcädter nicht leiden. Ein Grätknecht ^) J. G. Ilmensee riß das Ex-
communications- und Interdictspatent an der verschloßnen Kirchen-
türe zu Alt-Bürnau ab. Der wurde schrecklich am ganzen Leib
aufgeschwollen und erkrankete dergestalt, daß es gefahrlich schien
1) Hafenknecht.
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tind er toaste vom Beichtvater absolviert werden. Den hat er
auch feierlich und reumütig für sich abbitten laßen. Nach seiner
Genesung muste er „zu Salem wallfahrten und allda bei der
wundcrthätigen Bürnauischen Mutter Gottes Bildnuß den 11. Sept.
von 8 — 9 Uhr beten» hernach aber bei dem Eirchenbau 8 Tage
lang ohnentgeltlich arbeiten."
Maria in Neubürnau. Constanz 1751. 2« S. 6.
ABirlinger
Ofensprüche
aus der Gegend von Calw
Die irdenen Kacheln, auf welchen folgende Spruche, nebst
schönen (meist rebusartigen) Bildern stehen, sind nicht am Ofen,
sondern um denselben an der Feuerwand befestigt, und sovil zu
erfaren war, meist von einer seiner Zeit berümten Hafnersfamilie
in Neubulach (der Bergstadt) verfertigt, deren Namen aber bis
dato nicht herauszubringen war.
Die meisten Sprüche sind in Schmieh, Eraberg, Röthenbach
etc. sämmtlich um Calw gesammelt.
1 Alte Weiber und stumpe Besen
Sind in ihrem Leben noch nie nix gewesen.
2 Gott allein ist Helfersmann
Der uns alle retten kann.
3 Drei Kaiser und drei König
Sind unserem Gott zu wenig.
4 Gott allein die Ehr
Und sonst keinem mehr.
5 Ich will gehn und tapfer laufen,
Und mein böses Weib verkaufen.
6 In diesem Rosengarten
Will ich meinen Schatz erwarten.
7 Unsre Magd, die Annakaett
Frisst so gern den fetten Speck.
8 Ich bin ein Vogel allerding.
Des Brod ich ess, des Lied ich sing.
9 Unsre Magd heisst Ann
Sie hsett so gern ein Mann.
10 Sehet doch, ihr liebe Leut'
Wer auf diesem Gaisbock reit\
Was ist doch dieser für ein Reiter,
Ich glaub, es ist wohl gar ein Schneider.
11 Wie viel Pein und Klagen
Vom Morgen bis zum Abend!
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12 Gott der Schöpfer, War der erste Töpfer,
13 Das ist das Beste in der Welt,
Dass Tod and Teufel nimmt kein Geld.
Sonst müsst ein mancher arme Knecht
Sterben vor dem Reichen weg.
14 Dies Jahr werden die Masdchen -lachen,
Da ists gut Hochzeit machen.
15 WsBr ich befreit von. diesen Dreien:
Ümgeld, Accis und Steuren —
So wollt ich mich gut nsehren.
16 Mein Mann, der wser mir noch so lieb.
Wenn er nur aus dem Wirthshaus blieb.
17 Lieb in Ehren, Wer wills verwehren?
18 Wenn einer warme Suppe hat
Darneben Wein und Brot
Und habe keine Schuldenlast
Bei dem hats keine Noth.
19 Ich bin gewesen in Hessen
Da giebts grosse Schüsseln
Aber wenig zu essen.
20 Mein Weib die muss gezanket sein
Sie lebt nicht nach dem Willen mein.
21 Was steht ihr da zu gaffen? — ,
Geht heim zu euren Sachen.
22 Bratwurst ist eine gute Speis,
Gelt, du möchtest auch, Mattheus?
23 Auf einem grünen Wasen,
Da laufen Fuchs und Hasen.
24 Mutter, rieht die Suppen an,
Dass der Vater essen kann.
25 Diese Schüssel hab ich noch,
Dass mein Mutter Enöpfle kocht.
26 Der Hahn thut früh aufwecken
Den faulen Knecht und Magd.
Sie thun sich erst recht strecken.
Und schlafen bis in Tag.
27 Mein Mann bei der Stubenthür
~ Weist alle Narren her zu mir.
28 Wenn die Weiber sehen den Schnee,
Thut ihnen auch der Bauch schon weh.
29 Mein Freund, ihr müsst mich nicht z' hart heben
Um 15 Karolin will ichs geben,
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Um 100 Thaler gebt sie lier,
Ich gebe euch gewiss nicht mehr.
30 Schweinefleisch und Leberwurst
Haben mich schon oft erfrischt.
31 Wer recht Geld hat, der isst Schinken
Und wer keins, kann dran denken.
Wer Gold hat, der sauft den Wein,
Und wer keins hat, kesst es sein.
32 Das Essen ist schlecht, das Trinken bleibt aus
Ich bleib nicht mehr in diesem Haus.
33 Der Hansel u. Gretel sind brave zwei Leut,
Der Hansel ist narret, die Gretel nicht gscheid.
34 Auf einer grünen Höh^
Da laufen Hirsch und Reh.
3ö Ach was soll ich fangen an,
Jezt kommt der Winter, und ich hab noch keinen Mann?
36 Hinter dem Ofen sizt meine Frau
Man heisst sie nur die schwarze Sau.
Hinterm Ofen und in der Höll,
Ist aller bösen Weiber Stell.
37 Ist das nicht eine harte Pein,
Bei 40 Jahr eine Jungfer sein?
38 Trink ich Wasser, so stirb ich,
Trink ich Wein, so verdirb ich.
Lieber Wein getrunken, und verdorben,
Als Wasser, und gestorben.
39 Wenn einer hat ein schönes Weib, u. 1000 Dukaten bar Geld
Der ist glücklich in der Welt.
40 Morgen plagen mich wieder neue Sorgen
Wer mir thut den Eafee borgen.
41 Wenn einer ein faules Weib hat,
Wie kann er fröhlich sein?
Er muss des Morgens früh aufstehn
Muss selber brennen ein,
Muss auch wohl ohne Suppe sein.
42 Schöne Platten, gute Kiesen
Wird noch mancher meiden müssen.
43 Gönne auch dem Thier sein Rast
Von dem du so viel Nuzen hast.
44 Ich trug die Waar (nemlich sein Weibl) herum im Land,
Und nirgends einen Eaeufer fand.
45 Seht, wie der Jörgle lacht,
Wenn sein Mutter Küchle bacht.
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46 Rüben, Rindfleisch, Salz und Reis
Das ist eine gute Speis.
47 Ehret doch den Bauernstand,
Er ist der erst im ganzen Land.
48 Gott hat die Welt schön zugericht
LsBSst uns an Nahrung fehlen nicht.
49 Unsre liebe Dorothe
Sizt im Bett, und fangt die Flöh.
50 Die schönen Jungfern hat Oott geschaffen
Für Bauersleut, wie für die Pfaffen.
51 Die Blumen malen, ist gemein,
Den Geruch zu gelsen, gehört Gott allein.
52 Drei Rosen auf einem Stengel
Lass dich küssen, mein lieber Engel.
53 Herrendienst und Vögelesgsang,
Thut gar schön, aber wsehrt nicht lang.
54 Meine Frau, die kann gut kochen,
Sie frisst das Fleisch, gibt mir die Knochen.
55 Mein Weib, des Hexle schilt und zankt mit mir.
Schmeisst mir mein Saufen aelle Tag fiir.
56 Goldgelb im Beutel,
Grasgrün auf dem Feld
Leibfarb im Bett —
Das sind drei Stück,
Die jeder gern hsett.
57 Es kann noch Vieles auf Erden
In vielen Stücken besser werden.
58 Droben auf der Höh' steht ein Hirsch und ein Reh.
Dnd eine Jungfer steht dabei,
Hat kein Pulver,^ kein Blei.
59 In dem Teller steht ein Stern,
Nach dem Essen trink ich* gern.
60 Wenn die Hasen können nicht mehr laufen
Und die grossen Herrn haben kein Geld
Dann siehts übel in der Welt.
61 Du schenkest unser täglich Brot>
segne uns, du lieber Gottl
62 Unser Magd heisst Lis,
Sie nimmt so gern en Pris.
63 In meines Mannes Sonntagshosen
Ist mir das Beste eingeschlossen.
64 Der Wein hat zwei Msengel:
Der gute verderbt den Beutel,
Der schlechte den Magen.
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65 Wir kommen von Jerusalem
Und so wir^s Geld versoffen haben,
So gehen wir nach Betlehem.
66 In meiner ganzen Nachbarschaft
Sind alle Maedchen tugendhaft.
67 Ein Pfaff ohne Kutten
Ein MsBdchen ohne Dutten
Ein Reiter ohne Pferd
Die drei sind keinen Heller werth.
68 Das starke Ross scheut keine Müh
Ein milder Herr erleichtert sie.
69 Ich siz zu Tisch, und esse (Fisch)
Und (Vögel) meine Frau.
70 Der Hund theilt seines Herrn Gefahr,
Er stellt das Bild der Treue dar.
71 Ich liebe dich aufs allerbest
Thu du dein Vogel in mein Nest.
72 Ein Weib, ein Esel, eine Nuss
Diese drei man klopfen muss.
73 An der Jungfer und am Fisch
Das mittler Theil das Beste bt.
74 Glücklich, und dem Fürsten werth
Ist, wer sich mit Arbeit nährt.
75 Bist du ein Armer vor der Thür
So komm herein, und iss mit mir.
76 Der ist weis und wohl geschickt
Der seine Hosen selber flickt.
77 Distel und Dom stechen sehr,
Falsche Zungen noch viel mehr.
78 Unsre Magd, die faule Hur
Schlsßft alle Morgen bis 7 Uhr.
79 Mamme gang heim,
S' Hundle hats Annele bisse
S' Vögele hat in d' Suppe gschissa
Aber alles mit Bedacht.
80 Unsre Magd lacht Tag und Nacht
Bis sie wird zur Hur gemacht.
81 Mein Weib sait allemol:
„Dir lauft Aelles dein Kraga na."
No sag i:
„Narr, i will dei Hemmed anthau, no laufts au dein
Krage na.
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249
82 Wer Geld im Ueberfluss besizt,
Der ist gewiss nicht arm,
Und wer bei seiner Arbet schwizt,
Dem ists gewislich warm.
83 Um der Kselte willen will der Faule nicht pflügen,
So wird er in der Emdte betteln und wird nichts kriegen.
84 Siz mit mir an den Tisch,
Und hilf mir essen meine Fisch.
^ 85 Ich bin geloffen Berg und Thal,
Hab Untreu gfunden überall.
86 Wenn der Wirth die Zeche macht
Und die Wirthin fröhlich lacht,
Dann wird der Gast ganz muthig gmacht.
87 Der Mensch fsehrt hin aus dieser Welt
Gleich wie die Blumen auf dem Feld.
88 Ich brauch kein Eaz in meinem Haus
Die Magd maust aus das ganze Haus.
89 Wenn du willst nach Strassburg fahren
Musst du schöne Jungfern aufladen.
90 Lass nie den Müssigang dir deine Zeit verzehren.
Der Faule kommt zu Nichts, der Fleissige zu Ehren.
91 Wildpret in der sauren Brüh
Ess ich gern in aller Früh.
92 Wer nicht schafft, darf auch nicht essen.
Merkts ihr Leut, thuts nicht vergessen.
93 Bet und arbeit
Gott giebt allzeit!
94 Alte Thaler, junge Weiber
Sind die besten Zeitvertreiber.
95 Auf der Welt ist Alles eitel
Wer kein Geld hat, braucht kein Beutel.
96 Der schöne Rosenstrauch
Verbirgt die giftge Otter auch.
97 Diese Schüssel wser mir recht.
Wenn darin ein Braten Iseg.
98 Glücklich ist, waer leicht vergisst
Was nicht mehr zu sendem ist.
99 Besiehe du zuvor dein Bild,
Eh^ du andre richten willt,
Du hast genug für dich zu thun,
Mein Freund, lass' fremde Fehler ruhn.
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250
100 Ordnung ist die erste Zier
An den Mssdchen, glaubt es mir.
101 Ich lieb, was sein ist, wenn^s auch nicht mein ist.
Und auch nicht werden kann, hab ich doch meine Freude dran.
102 Der Bauer ist ein Ehrenmann
Denn er bebaut das Feld.
Wer einen Bauern spotten kann,
Ist mir ein schlechter Held.
Er pflügt und drischt, und Bauernschweiss
Erhielt den ganzen Staat.
Was hilft Gelehrsamkeit und Fleiss
Wenn man nicht Bauern hat?
103 Besser ist es, einsam sein^
Als sich mit den Msedchen frenn.
104 Wenn die Weiber waschen und backen
Dann haben sie den Teufel im Nacken.
105 Wenn Hass u. Neid thseten brennen wie Feuer
So wsere das Holz nicht so theuer.
106 Kikerikik schreit der Hahn
Das Weib gehört unten, und nicht der Mann.
107 Ich glaube, das ist ein Vergnügen
Wenn wir zwei beisammen liegen. ^
108 Alte Weiber und altes Geld
Findt man in Ser ganzen Welt.
109 Lieben und nicht beisammen sein
Das ist die allergrösste Pein.
110 Hirsch, thu' nur ein Schrei
Trau nur kei^m Jaeger mal.
111 Wenn einer will etwas verschwiegen haben
So darf er's nur seinem Weibe sagen.
Dann bleibt es in ihrem Herzen verschlossen
Als hätt^ man Wasser in 1 Sieb gegossen.
112 Wenn einer hsett aller Menschen Gedanken
Und könnt' heilen alle Siechen und Kranken
Und haett ein Kraut zu solchen Sachen,
Dass er könnt' alte Leut jung machen.
So würd' er verdienen sehr viel Geld,
Und wser der berühmteste Mann in der Welt.
113 Hast du Arbeit, frisch daran
Fleiss und Kunst liebt Jedermann
Denn Fleiss und Kunst bringt Brot und Gunst.
114 Eine schwarze Sau und ein rother Bart
Ist selten von einer guten Art.
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2öl
115 Ein Pfau, eine Jungfer und ein Pferd
Die sind 3 stolze Thier auf Erd.
116 Mensch, hadre nicht mit deinem Schöpfer
Und sei zufrieden, wer du bist.
117 Von meinem Posten (1 i^oldat) weich ich nicht
Ich weis wol, was die Strafe ist.
118 Das ist ein rechter Esel,
Der das sieht, und kanns nicht lesen.
119 Da stehen drei Rosen —
Wenn^s Essen heiss ist,
So muss maus blosen.
120 Ich habe fröhliche Gedanken
Ich darf mit keinem Weibe zanken.
121 Die Weiber, Wasser und das Feuer
Das sind drei grosse Ungeheuer.
122 Gott allein die Ehr'
Von Gott kommt Alles her.
Ja Alles, was wir haben,
Sind lauter Gottesgaben.
123 Ich bin ein Doktor aus der Kunst
Ich mach den Leuten alles umsonst.
124 Lass Neider neiden
Hasser hassen;
Was Gott mir gönnen thut
Muss man mir lassen.
125 Wer die Liebe will geniessen,
Lässt sich keine Müh' verdriessen.
126 6 mal 6 ist 36
Und wenn einer noch so fleissig
Und das Weib ist liederlich
So geht Alles hinter sich.
127 Alles, was Odem hat, gross und klein
Lobet den Herrn, und stimmt mit ein.
128 Lieber will ich ledig leben
Als der Frau die Hosen geben. .
129 Wer jezund heucheln kann
Der ist am allerbesten dran.
130 Denkst du dein Alter hoch zu bringen
So halte Mass in allen Dingen,
Im Essen, Trinken, Freud und Leid,
In Arbeit und zur Schlafenszeit.
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262
131 Ein zofirieden ruhig Herz
Und ein froh Oemüthe
Stammen von dem Himmel her
Und von Gottes Güte. .
132 Bescheeret Gott den Haasen
Bescheert er auch den Wasen.
133 Fraeule gibts wie Sand am Meer
Aber wenig Jungte mehr.
Calw (Würtemberg.) Dr. ESchüz
Becherinschriften ^)
Im Besize des Earl of KinnouU auf Dupplin Castle bei Perth
(Schottland) befinden sich fünf kleine, halbrunde Becher, scheinbar
aus Kupfer getriben, am Rande und im Innern versilbert. Die
äussere Oberfläche des Kupfers ist feinkörnig gearbeitet. Mir
schinen die Umschriften der Ränder interessant zu sein, und ich
habe sie deshalb hier so gut wie möglich im Facsimile wieder-
gegeben:
1 An mir ficht man ein tmnder ding,
Vor Eifien war, ietzt Kupfer hin.
2 Atf Eifen gebühren in hupf er Verkhert, durch Herrn-
grund Waffer, mich cUlef Verehrt
3 Eine Jungfrau Kan auf Erden entlich eine Mutter werden;
aber Wunder Hingt in Ohren, wan auf Eisen Kupfer wahren.
4 Vorhin aU Eifien, mus Kupfer weifien, das machte Herrn-
grund aus mir in einer stundi.
5 Wunder für Wunder, secht mich ietzunder^ EhmaM ich
Eifien war, nun bin ich Kupfer Mar.
Lord Kinnoull kaufte die 5 Becher vor längerer Zeit bei
einem Londoner Raritätenhändler.
Dupplin Castle, Perth. N. Britain.
H. von Dadelsen
Sprüchwörter, Redensarten
1 Eilen thut kein gut, sagte der Schneck, der 7 Jahr über
die Brücken gekrochen und gleichwol geftolpert. 138.
Zu: Wie das Volk spricht. 6. Aufl. 1870. 15:2.
2 Alle Aembter seind schwierig, sagte jene Mefinerin und*
ftahl eine Wachskerz. 11:2.
1) Sieh Alem. U 195 ff. 275 ff.
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2&B
ä Meine Schwester, ich muss hekennen, Wönn du in Aer
Sonne fteheCb, so haft du ein kroß (Halskraoß) tride der Bürger^
meifterin zu Straßburg, •
JPrambhofer Traumgesichter, Augsb. 1712. J219,
4 Wann sich allzeit solte ein bäum biegen^ so oft die
Wirt lügen, so wäre schon längft der ganze Schwarzwald bucklet.
Ebenda 40^.
5 (Von den Ehrsüchtigen.) Ihr schmeichlet wie ein Kammer-
^ündlein, *Är schleichet öfters wie ein Fuchs im Schwarzwald. 320.
6 Wo der Fuchs eine Gans findet, da sucht er auch die
andere. 111,
7 Und wann die Maus in die Mühl kommt, vermeynt sie,
sie sei der Müller selber. 111.
8 Fangt den Hut auf, und lasst den Schelmen rinnen. 103.
9 Wie, sagt ein Weltkind, ich soll verehren die Pfaffen,
welche nichts nutz seind? welche ein Gewissen halben, worinn ein
schUsischer Fuhrmann könnt umkehren? 18.
10 Brüder, laßt uns saufen, biß uns tue Haar geschweUen !
laßt uns trinken biß Lungel und Leber schwimmen! laßt uns
zechen biß das Weinfaß auf dem Kopf «tehet ! 8. Vrgl. Alem. III
132. 133. Sieh S. 50: saufet ein dürftiger Bruder aus einem
Becher, daß ihm die Augen in die Schwemm fallen.
11 Hohe Singer werden bald heiser. 299.
12 Wann die Hund hinken, die Weiber weinen und die Krämer
schwören, darf sich kein Mensch daran kehren. 396.
13 Wenn alle Lugen der Weiber lauter Haber fresseten, so
roüssten die Pferd erhungern. 408.
14 Wann denen Bauern so viel Trayd thät wachsen, wie
bei ihnen die Lugen aufgehen, so hätten sie das ganze Jahr zu
treschen. 405.
15 Wann man in einem Handelsgewölb sollte zu einer jeden
Lug pfeifen, so gab es einen grossem Schall als die grosse Orgel
zu Ulm. 396.
16 Da beftehen sie (durchschaute falsche Leute) wie der^öos
bei der Trummel. 237.
17 Nicht alles was lange Messer trägt ift ein Koch; nicht
alles was pfeift ift ein Vogel; nicht alles was ein Kappen tragt,
ift ein Mönch. 221.
18 Liessen wir die Qüß
So ließen vns die Flüß^).
1) Consüium Bodagraeum — durch Eliam Änhart von Oräte, —
Getrucht zu IngolsttUt 8^ 8. 8. AUgemein.
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254
19 Die Müllner seind solche Leut, welche Wein trinken, so
lang sie Wasser haben; ihr befter Edelstein iiÜb der Mühlftein. ^11.
20 Wie der Magen, also der Kopper, Arpagans. 1JS5.
21 (Es gibt Leute) die machen ihnen alles eigen bis auf den
zerbrochenen Leffel im Kräften (Korb). Ebend. 613.
22 Dann wann der Hirt nicht mehr Freiheit hat als das
Schaf, so müßt er nach dem Sprüchwort auch Graß efsen^). 11.
23 Dann was die Herren sündigen, das müßen die Bauern
hüssen. 11.
24 Die Geitzige Obrigkeiten, Bhät und Amptleut laßen sich
aufs Gebein hinein schmieren und (sind) wie ein Igel auf die
Biren. 74.
25 Dann gehet erst der Wagen wacker und geschwind dahin
nach dem Sprüchwort: sdimieret man wol, so fehrt man wol
und schnell. 90.
26 (Obrigkeiten) fahren fürkommende Leut vbel und unge-
ftümmig an, wie ein Sau den Bettelsack. 104.
27 Je älter der Tet^el würdt, je länger die Welt ftehet. 131.
28 Ein Teuffei kann sich unschwer und über Nacht mit dem
andern vergleichen. 138.
29 Gefangen Mann arm Mann. 222.
30 Ein Kuh trinkt so lang sie dürftet, die Trunkenbold
aber — trinken mehr, dann ihr Natur erfordert. II 42.
31 Das sagen sie (Calviniften) zwar; da man jn aber die
Nehelkapp abzeucht, da findt sich der böß verschlagen Irrgeift. 267.
32 Es ift jnen widerfahren das wahre Spruch wort : der Hund
frifiet wieder, da er gespeyet hat und die Saw wältzet sich nach
der Schwemm wieder im Kaht. 326.
33 Glaubt mir's, daß ich niemals singen oder sagen gehört
habe catus Dei qui toUis etc. ^). I 8.
34 Das vralte teutsche Sprichwort lautet: fallit imago.
Der nur gehet auf den emseren Schein
Der wird und will betrogen sein. 28.
35 Das alte Sprichwort lautet:
Einen Soldaten ohne Waffen
Förchtet man weniger als einen Affen. 79.
1) Aus den Predigten des M. Michael Schaefer, wirtemb. Hof-
predigers, Tüb. bei Cellio 1608. 1. fünf Regimentsregel 7 Predigten
1605. 1606 zu Tüb. gehalten. 2. (mit II unten bez.) Neun Predigten
von unterschidlichen Materien 1609.
2) Horologium Excitatorium — Geistliche Weck-Ühr für alle in
schweren Sünden entschlafifene Menschen durch venerandum FPMaurum
V. Grießkirchen, Capuc. tyrol. Provinz 1690. Salzb, JBMayr. -— 3 Tle.
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255
86 Unsere liebe getreue anffrichtige redliehe Tentgche Tor*
fahrer hatten erft bei 80 Jahren folgenden Sprach gar gemein:
Billich wird der f^r ungSiheid geacht:
Wer seinen Negsten Schaden verursacht
Weil des Schadis Straff ihme selbs nachjagt. I 304.
37 Aber man sagt ins gemain fdror arma:
Der Qrirnm von jeder Wand
Gibt Waffen in die Hand. I 331.
38 Willft du dir viel Nutzen machen.
So siehe selbst zu deinen Sachen,
Der Müßiggang die Armtä bringe
Und mache vieler Säckel ringe. Dom. II 1J^5.
39 Wir Teutsche sagen: diese seind rechte Schelmen so an-
derer Leuth Häuser verbrennen. 41.
40 Was mit Müh der Mann erhalten
Soll mit Fleiß das Weih verwalten. 246.
ABirlinger
ünterfuchungen zur Elfässör Grammatik
I
Das elXassiTche y für gemeinalemannirches ü^)
Wärend der EliUsser den Laut ü unangetastet Hess und ihn
fogar öfters dem gemeindeutfchen Umlaut entzog, wurden ihm ü^
ü, du und ou ■ ganz fremd. Frfigt man ihn wie die Kuh brülle,
wie der Kuckuck rufe, To antwortet er: wv, hyhyhy ebenfo wie
ein Volk welchem die Laute ^ und a nicht geläufig find,, das Blöken
der Schafe durch tnl oder m% wiedergeben wird. Das franzöfifche
goüt wird in feinem Munde zu %, gros de Tours zu hro t9 tyf,
Louis zu lyi^ sou zu sy, toupet zu type, doux, douce zu tys
u. s. w. Noch vor wenigen Jarzenten machte fich difes'^ für u
auch beim Franzöfifchsprechen bemerklich; z. B. fein gebildete
Elüasserinnen nannten statt desHalfes arglos einen andern, we-
niger anständigen Körperteil.
Die ganze Erfeheinung ist höchst rätselhaft. Weshalb wird
bloss u zu y und nicht auch o za ö? Weshalb lautet bloss die
alte felbstlautende Länge ü um und nicht auch die Kürze ü?
Weshalb gehn frühere ou und 6u in öy und oy über (man hört
1) Ortograpbifobe Bemerkung. Nach dem Vorbilde der
griechifchen Fremdwörter und der angelfäohsirchen, altnordifcbeD; dä-
nifohen, rchwedircheu Ortographie fchreibe ich y statt des unbequemen
ü-Zeichens. ' (oder ') über einem Buchstaben bedeutet dass Verengung
oder Verfehlass etwas weiter nach hinten liegen. ' bezeichnet die Länge.
' (oder*) mit ' gibt ''. (== eh in ich, echt. Näheres f. in Frommanns
deutfchen Mundarten Bd. VII; S. 905 ff.
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256
aucli öi undoi)^ warend au and du nicht behelligt worden iind^)?
Alle dife Fragen müssen yorlänfig anbeantwortet bleiben.
Nnr fo vil ist ficher: das ellassirche y ist nicht darch das
Franzöfifche veranlasst worden. Regelmässigen Uebergang von u
in y findet man, aasser im Franzöfifchen, anch im Altgriechifchen,
Neuisländifchen, Schwedifchen, Holländirchen, in Mundarten Chinas,
Oberitaliens und des Schwarzwaldes ; auch an der Werra Toll der-
felbe vorkommen, öy für ou erfcheint regelmässig in der Hildes-
heimer Mundart (Frommann, deutfche Mundarten, II, 1855, S. 121;
129 — 182) und im Neuisländirchen ; bei Williram kommen verein-
zelte Ol für und neben ou vor; das Portugiefifche, welches Tonst
den u-Laut wart, lässt ou in Schrift und Sprache häufig mit oi
wechseln (Diez, romanifche Grammatik, Bonn 1870, I, S. 379 f).
Franzöfirchen Einfluss hat man hier angenommen mit der-
felben Oberflächlichkeit mit welcher man das spanifche T und X
auf gotifche und arabifche Einwirkung zurückgefürt hat. Wenn
ein Eliilsser welcher feine Nachbarn z. B. ai sprechen hört in den-
felben deutfchen Wörtern die bei ihm ei haben {frai statt frei;
nai statt nei u. f. w.), allmälich ai statt des ihm geläufigen ei an-
näme, fo könnte dies niemanden auffallen. Aber wie der gemeine
Mann durch eine Sprache welche ihm mit feiner eigenen ganz und
gar nicht verwant erfcheint, welche ihm durchaus unverständlich
ist und welche die Laute ü und i/ neben einander befizt, veran-
lasst werden foU feine iJ in j^ zu verwandeln, das ist gar nicht
einzufehn. Beim Yerfuch ein deutfches Wort nachzusprechen können
die Franzofen niemals dazu kommen einen ^-Laut zu fezen wo fie
einen ü-Laut hören, denn der leztere ist inen völlig geläufig.
Allerdings werden fie überall wo fie ein ZJ-Zeichen gefchriben fehn,
geneigt fein es mit dem ^-Laut zu lefen; aber dann werden fie
keinen Unterfchid zwifchen ü und ü machen und für beides den
^-Laut fezen; zu irem Mulhouse, Souffel, Souffelweyers-
heim, Gougenheim, Bouxwiller, Rouffach, Soultz, Stras-
bourg, Wissembourg u. f. w. hätten fie auf difem Wege nicht
gelangen können.
Ueber die Chronologie ist Folgendes zu bemerken«
Hätte das Elfässifche den Uebergang von ü in y herbeige-
fürt zu einer Zeit wo es, die gemeindeutfchen Umlaute y, ö noch
nicht in i, e verwandelt hatte, fo wären die alten ü mit den alten
y völlig zufammengefallen und dann zugleich mit denfelben zu T
1) Beispile für altes ü: iy du, yf Uhr, mys Maus, myl Maul, ^yf
Bauer, u. f. w.; für altes wo: mw» muss,* syZ Schule, inyf Schnur, u. f. w.';
für altes Ui klitft Feuerzange, ]^u/ Stecknadel, ritk» Rücken, nt)^ Nüsse,
für du : 8dn9 Tagen, ndul Nagel,' mdut Magd, u. f. w. Weitere Beispile
wird meine Grammatik der Strassburger Mundart bringen.
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geworden ; da nun dies nicht gefchehn ist, können die eliilssifchen y für
gemeindeutfch ü nicht Tor dem 14. Jarhundert aufgekommen fein.
Eine genauere Zeitbestimmung ist einstweilen nicht möglich.
Die wenigen JC/" für ü und Z7 f ür y welche Weinhold (ale-
mannifche Grammatik §§ 126; 137) anfärt, find ebenfo gut wie
die unechten Umlaute von ä (al. Gr. § 114) und von ü (al. Gr.
§ 119) ganz vereinzelte Erfcheinungen aus welchen fich für die
übrigen ü nichts fchliessen lasst.
Da die heutigen Formen prpg9 (brauchen), ppg (Bauch), hyg9
(hauchen) u. f. w. aus altem prux9, pux, hux9 u. f. w. hervorge-
gangen find mit Verwandlung des x in ^, fo würde jeder Beweis
für die Geltung des GH-Zeichens jener Wörter als ^, zugleich auch
ein folcher für das y fein und einen chronologifchen Anhaltspunkt
für das leztere liefern. Aber wir wissen leider nicht einmal wann
das frühere, in den Alpenmundarten noch heut erhaltene x nach
i, e, ^, ö zu g geworden ist.
Mer zu erwarten wäre von der ortographifchen Behandlung
der alten g (= indogerm. gh) und 3 (= tönend gewordenen h aus
indogerm. k). Hinter den alten hellen Vokalen ä, e, i, ö, y wurden
difelben im Elfassifchen zu mitlautenden %\ hinter den dunkeln a,
0, u zu mitlautenden u\ die leztern find später überall, ausser
nach altem ä, in y übergegangen, wofür jezt nicht feiten auch i
^gehört wird. Würden fich alfo bei einem elfassifchen Schriftsteller
Beispile dafür finden dass er g oder 3 hinter alten ü und üo mit
J bezeichnet, fo würde fich daraus ergeben dass fchon zu feiner
Zeit der Wandel von ü zu y eingetreten war.
Die Schrift ist nur ein unvollkommener Spiegel der Sprache
und nimmt, fobald fie einmal festgestellt worden, auf die im Laufe
der Zeit eintretenden Lautveränderungen um fo weniger Rückficht,
je regelmässiger deren Durchfürung ist. Noch heute wird gewön-
lieh U für ellassifches y und y gefchriben, wie auch UE für y^
IE für I, U für die aus den alten y und y hervorgegangenen %
und \ u. f. w. u. f. w. (z. B. bei Arnold in feinem Pfingstmontag ;
A. Pick in „ünseri Reichsdä- Wähle" Strassburg 1874.)
Noch mer. Die mundarthchen Dichter haben Reime für das
Auge nicht bloss zwifchen i:i, l:{, &\ä^ d:e u. f. w., fondern auch
zwifchen y und ü\ z. B. Arnold, Pfingstmontag I, 3, 58 f. ange-
guktrgedrukt; 7, 20 f. lutrbludd; H, 1, 55 f. Krut:Dutt; 5, 13f.
us:Yerdruss; 45 f. angegukt:verzukt; 6, 101 f. Kuzze:nuzze; III,
7, 9 f. drus:Hurrlebuss; V, 4, 37 f. luster : Muster ; 5, 50 f. er-
gukkerdrukke; 6, 96 f. Gutfeh : Rutfeh. — A. Pick, 'S ys'reMann's
Büechel (Strassburg 1873). S. 4 gucke : verrücke. — Man vergleiche
. auch ^\ü Pf. II, 6, 167f.,Rues:Mufchketnuss; 111,4, 236 f. Ente-
bruet:Judd. — Dife Beispile bestätigen es dass man die Wichtig-
keit der Reime für die Feststellung der Lautgefchichte nicht über-
fchäzen darf.
Saargemünd JFKräuter
Birlinger Alemannia IV 2 17
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2Ö8
Zur Wortforschung ^)
VII
1 Höllküchlein brachte M. Schaefer 1605 und 1606 auf der
Kanzel in Tübingen, muß demnach den Zuhörern bekanntes Wort
gewesen sein. Ich teile die Stelle mit : Dann solche Leut (die als
Vorgesezte Oeschenken zugänglich) nemmen HöllMchlein auff jhre
Seel, wie recht und wol aus Geiz genommene Geschenck von den
Teutschen genennet werden. £s sein Höllküechleinj welche die arme
Seel versencken ins Verderben vnd Verdamnis. — Wann auch
jemand jnen solche HöllMchlein eingeben will, — gut war es, daß
sie dann zumal wie Daniel thäten und sagten: behalt deine gaben
selbs u. s. w. Michael Schaefer Predigten I 79 £P. Ich habe das
Wort in Schwaben und Alemannien nie gehört; die Stelle der St.
Blasischen Handschrift 1440 bei Mone Schauspile II 110 ist wol
die einzige, denn auf die Fischart'sche i. Garg. ist lokal kein Ge-
wicht zu legen. Franken, Mitteldeutschland ist warscheinlich die
Heimat des Wortes. Michael Schaefer ist ein geborner Hesse;
H. Sachs ist Hauptgewärsmann sowie teilweise Ayrer. Schmeller
kennt es aus H. Sachs. Die Erklärung im DW IV 2, 1759 an
Hölle hinter dem Ofen anlenend dürfte schwerlich zutreflFen. Das
alte h&li = schlüpfrig, schief, uneben auch in moralischer Beziehung
darf nicht ganz bei Seite gelassen werden; Küechlen sind die
uralten Geschenke an die Vögte, die untergeordneten Beamten von
Seiten der Vornemen sowol Geistlichen als Laien. Ferner die Gaben
an der Fasnacht an die Hörigen, wobei an Backwerk kaum ge-
dacht ward. Diser allgemeine Brauch mag wol eine volksetymo-
logische Wendung bekommen haben, mit Anlenung an infemum,
HöUe. Dann darf aber auch nicht vergeßen werden, daß Küchlen
alle Pastetchen, ob Gift oder nicht, genannt wurden also „zum Ver-
geben^ für Ungeziefer u. s. w.
2 Heerling, Härling, Herling, Herlewein. In der Bibel Luthers
Is. 5, 2; Jerem. 81 26. 30 und andern nordd. und schlesischen
Schriften bis herein in unser Jarhundert, mittelhochd. belegt seit
dem 12. Jhd. (Weigand) ist süddeutsch nie volkstümlich gewesen.
Erst durch die Bibelübersezung Ls. (in der ältesten Schweizer Bibel :
saurer Wein dafür) scheint auch Schwaben Kunde des Ausdruckes
bekommen zu haben. Michael Schäfer Pred. II 98 lent an die hl.
Schrift an : ein jeglicher würdt umb seiner Missethat willen sterben
vnd welcher Mensch Heerlinge ißet dem sollen seine Zäne stumpf
werden. — Sollt nicht einer noch einmalen sagen, die Väter haben
Heerling gessen u. s. w. S. 95: Nicht allein werden die Eltern,
sondern jeweilen vmm der Eltern willen auch den andern jre Zän
1) Vrgl Alem. IV 195 ff.
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2ß9
knmpf wegen der Heerling so die Eltern gessen u. s. w. S. 85
spricht der Prediger von ^uoüdsaurem Wein, daß man an ettlichen
Orten denselben kümmerlich hat messen köcden^. Dise Predigt
ist 1607 den 2. Okt. in der fürstlichen Hofcapelle zu Stuttgart
gehalten worden. Verstanden es die Schwaben? Gewiß, was ge-
predigt wird, dafür muß der Diener am Worte bei den Zuhörern
Verstand voraussezen. In Neuburg a. D. kannte man den Herle^
wein, wo der herbe Wein überhaupt so hieß. Der in der Alem.
schon genannte Pfaffenzeller S. 91 sagt:
So närrisch (wie die Geldnarren) könnt ihr ja nicht sein,
(Laß Tantalo sein Kappen)
Wolt lieber trincken Herlewein
Als nach den Aepflen schnappen.
Die Versuche ur^ser Wort etymologisch zu erklären blieben
solche. Heyne im DW. s. v. vermutet Härt-Ung, zu hart durus
stehend; so könnte es allerdings statt Säuerling heißen. Weigands
Vermutung trifft besser mit dem Hinweis auf herwe, herb. Herling
bedeutis unreife Traube aus später Blüte. Wie wäre es denn,
wenn die Uebersezung in den Glossarien älterer Zeit : racemus heran-
gezogen würde? Dann wäre Bampes^ auch Rappes = vinum aci-
naceum bei Frischlin Nomencl. 133 = Herling. Mein Wbl. z.
Volkst. 75. Der B'appis durfte nicht verungeltet werden. Schlin-
gener Dorf 0. 1546. Mone Zt. 14, 41. Rappo ist ahd. = Kamm
der Traube ; wenn die Kämme mit gepreßt werden oder nach der
ersten Trotte mit Wasser, Obstwein begossen und vergoren zum
zweitenmal getrottet werden: da kann nur die Leiren oder der
Lauer, saurer Kammwein gewonnen werden. Cfr. Diefenb. s. v.
seneda u. senedum.
3 Kessel, Am Schlosse des ser lerreichen Artikels im DW
V 623 gedenkt Hildebrand der Bedeutung in der Gärtnersprache
des vorigen Jarhunderts. Jenen I72 Zeilen werde hiermit eine
kleine Ausfürung zu Teil. Allerdings waren Kesselbäume in Kessel-
form zugeschnittene B., allein der Kessel oder die Krone, wie er
daneben genannt wird, war meist eine Art Aufsaz, Aufsteigast in
der Mitte des hohen oder niedern Baumes der wieder einen Stamm
bildete; auf dem die kesseiförmig zugestuzten Aeste einen neuen
Baum trugen. Die Landwirtschaft eines gewanderten Bauern u. s. w.
von einem Geistlichen i. Elsaß 1795 hat folgende Belege: j^Kessel
oder Kröngen*'. j^Kessel- oder Kronstamm,*^ Nicht nur die junge
hochgepflanzte Bäume (sonst hochstämmig genannt) können Jcessel-
artig gereift werden, sondern auch die niedern sog. Querbäume.
Ofb ist höchst nötig, daß den starken nicht Früchte bringenden
Querbäumen (Zwerg-) ein Kessel oder eine Krone anfgesezt werde.
„Kessel- oder 'Aufsteigast: ein der Fruchtbarkeit entberender
niederer Obstbaum bekommt den dicksten Ast in der Mitte gerade
aufsteigend; den Hauptstamm für den Kessel stüze man auch
u. s. w." S. 56 ff.
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i66
fieifdgen will ich hier auch noch, daß ich fOr OerilichkeiteD,
Berg-, Flur-, Waldnamen Kessel fand, wo nie eine Vertiefung An-
laß gehen konnte, wol aher alte Grundmauern stecken und an
castellum gemanen; doch darüher später Näheres.
4 Vogel für die kleine länglichte Mörtel-, Lern- und Back-
steinmulde der Handlanger, Maurer, auf der Schulter getragen, ist
ein heinahe in ganz Deutschland bekannter Ausdruck und ich finde
ihn kaum in einem Wörterbuche. Die so zu sagen fliegende Form
auf der Achsel mag den Namen erhalten haben. Des Villingers
(Schwarzwald) PAnastasii Buch, das die Alrm. bisweilen anfürt,-
Lac Paryulorum 1747 hat einen Belseg für die Volkstümlichkeit
des Ausdruckes. „Mein guter Bub (würde der Meister sagen): du
hast mit d^r Eöllen noch nicht vil zu thun und zeigte ihm den
Vogel, mit Fragen: kannft du den Vogel tragen? Er schauet den
leeren Vogel an und lupfet ihn u. s. w.'' Daran schließt sich die
Lere mit den Geboten: „daß ihr selbe ausswendig lernt, ift noch
nicht vil, es ij!t auch gering den leeren Vogel lupfen, der soll auf
eure achseln kommen u. s. w.^
5 Erlentritt heißt man in Sommerhardt und Lützenhardt
(bei Calw) eine Aiße (Furunkel, Garbunkel, Hautgeschwür) an sol-
chen Körperteilen (Rücken, Nacken, Hintern etc.) wo man nicht
selbst hinsehen kann, im Gegenteil zu Aiße, welche ein Hautge-
schwür bedeutet an Körperteilen, wo man hinsehen k^nn. Cfr.
tretj Art Pferdekrankheit, bei Schmeller-Fromm. I 680 und der
tritsegen in Hpts. Zeitschr. VI 488. ABirlinger
Zur Alemannia
Barr laufen Alem. IH 65. u. s. w.
Ja ettliche berhümen sich wol öffentlich wie sie disem und
jenem die Barr haben vorgeloffen, alle weg verlegt, damit die-
selbigen weder mündtlich noch schriftlich fürkonmien.
M, Mich. Schaefer, mrtemb. Hofprediger, die ander Fredigt
V, d. Ampi der Obrigkeit, Fünf Begiments-EegeL Tüb. bei CeUio
1608 S, 63. ABirlinger
QrundweUe, Alem. 1185 IV 158. „Bei ftürmischem Wetter,
besonders wenn der Föhn wütet, wird das Gewelle aus der Tiefe,
das die SchiSer Grundgewelle heißen, höchst gefärlich. Dises ent-
stet, wenn der Südwind eine grosse Wassermasse in die Bucht bei
Ueberlingen hinabtreibt, welche durch Zurückprallen fich wieder
mit dem obem Wasserftande ins Gleichgewicht zu sezen sucht,
dann werden die Gewässer des Sees von irem Grund aus bewegt
und das Grundgewelle kann entitehen, wenn es im Obersee auch
ganz windftill ilt.* Wegweiser um dem Bodensee und seine Um-
gebungen. Stuttg. 1838 (Köhler) S. 36. cfr. Hartm. BücM. 1352
— 366, wo unter mer wol nicht der Bodensee gemeint ist? — in
Mitteid. öfter mer = s^. ABirlinger
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261
Pumpemikel hat in der rhein.-we8tfslL Monatsschrift 11 273 f.
durch Hermann Hüffer eine weitere Untersuchung erfaren. Aus
Heft 13. 14 der Annalen S. 114 ist wiederholt was der Bonner
Boosfeld aus Mergentheim d. 5. März 1784 schreiht: „mit den
Victualien get es hier wol an, nur vermisse ich bei dem besten
Weizenbrod unser Roggenbrod, welches man hier überhaupt unter
dem Namen Pumpernickel verlacht." HüflFer meint der Name
stamme vom südl. Deutschland und wirft das Bon-pour-nicole nicht
weit weg. Daß die Geschichte des Franzosen, der seinem Pferde
^das deutsche Brot gab wirklich umgieng zeigt folgende Notiz. Lord
Marischal der bekannte Freund Friedrichs des Großen und Rousseau's,
eifriger Anhänger der aus England yertribenen Familie der Stiftrts
schickt einem politischen Freunde eine Anzal von Garrikaturen
gegen das in England regierende, aber noch vilfach angefochtene
Haus Hannover: (4. Nov. 1743) „ich schicke Inen einen Kupfer-
stich den man in großer Menge unter dem englischen Volke ver«
kauft — Bon pour Nicole ist eine Geschichte, die man von einem
Franzosen in Hannover erzält, der in disem Lande kein eßbares
Brot finden konnte. Nachdem er sich von dem besten hatte bringen
laßen sagte er : Bon pour Nicole, nämlich für sein Pferd, dem er
es gab." Dass aberP. für schwarzes rauhes Brot schon zuSchup-
pius und Günthers Zeit bekannt war, zeigen die von H. angezoge-
nen Stellen. Es ist ein Spaß und ein Stück Volksetymologie mit*
samen wirksam gewesen. ABirlinger
Alem. II 254. Mit der bekannten Schwabenneckerei, hängt
one Zweifel folgendes Spruchwort aus Südwestfalen zusammen.
Hanse, hett de sleerten (Schlehen) ock schoaken (beine)? *
fraug de bür, dh hadde 'n pdentoi^mel (pagenwibel; roßkäfer, mist-
käfer) sloaken.
Localisiert lautet der Vorfall folgendermaßen:
De prume a,ne sUn, — Ik geng mal med ümmes bi 'me
prumenbom vörbi^ da kr% sik dai mann 'ne band vull prumen
deraf un saggte: „den prumen es et ^n dauen (einerlei), bai se
iotet." S6 dächten ock mal twS Altenaer un stiegen, as et düster
was, innen bomhoaf. PSter konn klsetern, Kasper nitte. Peter
stiget oppen b6m un loawet Kasper, ha well eam all mangesten
(ab und zu; ripe prumen runner smiten. Dat dait hai dann ock
af un an, un Kasper, wannte woat fallen hört, krabbelt im grase
'rümme, bitt'e de prume findt, un wiset ear fättens den weag. BJ
düem krabbeln findt he ock Sne, da was wisse woal nitt oppem
bome wassen, äwer wek un sapig was se doch. As hai ock med
dear feddiges, raipet hä: y^PeteTy wasset ocTc prumen me sten'^^ —
„Nd, Kasper," beschedt eam de annere, „inner prume sittet all tid
en stön. — „ Wann dat so es," siat Kasper, y^dann he% Ml mi^k
der JDöüwel, ne snäel (schnecke) sloaken,^
FWoefte
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262
II 142. 1. In den köln. Jarbüchern des 14. 15. Jhds Bd. n
der Chroniken: In denselben jaren (c. 1389) wart Lodewich van
dem Langenbus up ein Toider wins aas Colen gevoirt on dat ge-
ricbie ind eme waren de behde up sin rugge gebunden ind ein
seil ain sin balse, want be badde sinen knecbt eins gülden gurteis
angezegen (geziehen) den be selven geftolen hatte ind hatte auch
ivine gefelset. daima binnen echt dagen brant man 5 ftucke (mns)
an dem Bine, de Philips van Meirrade geweift waren. S. 78 flF.
Vrgl. dazu Ennen's Geschichte der Stadt Köln III 26. 744 ff.
ABirlinger
• Schwäbisch und Südwestfälisch. Beim Lesen von Schriftstücken
in schwäbischer Mundart begegnen nicht selten auffallende Sprüche
und Volksredensarten, deren Gedanken und Bilder im südwcstfalischen
ir Gegenstück haben. Eine Stelle bei Kohl, Reisen in Südruss-
land' I 270, bringt mir dise vorlängst gemachte Bemerkung in Er-
innerung.
Kohl berichtet von seinem Aufenthalte in der Schwäbencölonie
Lustdorf:
Als ich ir (der Bäbele, Tochter des Schulzen) einmal, ich weiß
nicht mer bei welcher gelegenbeit, gesprächsweise sagte: „Ja, Bä-
bele, umsonst ist nichts auf diser weit als der tod," erwiderte sie
schnell: „das ist nicht war! das Sprichwort ist nicht war! der tod
^kostet gerade am meisten." — ^Wie so?" — „Er kostet ja das
leben, und das leben liebe ich ser." — Ich weiß nicht, ob dieß
schon jedem bei jener gewönlichen Bedensart eingefallen ist. So-
weit Kohl.
Warscheinlich kante Bäbele das obige Sprichwort mit seinem
widerlegenden Anhängsel, wie wir Südwestfalen es auch besizen:
Ummesüss es de död, un dai kostet eam noch ^et leawen.
FWoefte
Zur Sagenkunde
I
Der Gang nach dem Kalkofen ^)
Zwo Chriftliche Predigten Vom Ampt der Eltern vnnd Kinder, auß
der Epiftel S. Pauli an die Ephefer 6. Cap. V. 1. 2. 3. & 4. Gehalten
den 2. vnnd 9. Februarij 1617, Bey Ernewerung vnd Erweitterung
der Schal zu Aalen. Durch M. Philippum Laubenbergern Diaconum
dafelbrten. Gedruckt zu Ylm, durch Johann Meder. MDGXVII.
Ein einiger Jeroboam, kan gantz Ifrael sündig machen, I. Reg.
12. V. 30. Ein einig räudig Schaff kan ein gantze Herd ver-
derben.
1) Vrgl. Zeitschrift für DMund^rten I 205. Germania III 437.
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263
Dz wufte vn verftand jener Vatter wol, drum als fein Son
vnder die Frembden wandern wolt, fagt er zu jm : Mein Son, was
du thuft, fo hab dife drey Stuck ftetigs vor Augen. Erftlich bet
fleissig, vnnd gehe gern in die Kirchen zur Predig. 2. Hut dich
vor böfer Gefelirchaffk, vnd fchicke dich fürs 3. fein in dieLenth.
Solche Lehren hielt der Sohn trewlich, vnnd kompt nicht allein
dardorch zu grossen Ehren, fondern wirdt auch einsmals, als jhm
ein Blutbad vbertlian war, beym Leben erhalten, welche Gefchicht
ich euch Kindern zum heften erzehlen will.
£s /begibt fich, daß der Sohn nach feines Yatters Tod bald
' an eines Königs Ho£f kompt, vnd alda der Königin an£fwarten
muft, vnd weil er feines Vatters Lehr fbets vor Augen hatte, vnd
fich gegen Männiglich wohl zu fchicken wufte, war jhm jeder-
mann, auch der König vnnd die Königin felbfben mit allen Gnaden
gewogen. Das mißgönnete jm einer am Hoff, gehet derenwegen
drauff vmb, wie er jne bey dem König möchte vervnglimpffen,
vnd fagt zum König: difer führet nicht rechte fach mit der Kö-
nigin^ fondern bulet gewiß mit ihr, vnnd das dem alfo fey, fo foll
er nur auff feine Geberden mercken, fo werde ers alfo befinden.
Dann wie die Königin fich ftelle, fo ftell er fich auch: fey ^le
trawrig, fo trawre er auch; fey fie dann frölich, fo fey er auch
frölich. Nun was gefchicht? der König nimt folches zu Ohren,
vnd als er über Tisch kompt, nam er feinen Bing, der jhm lieb
war, vom Finger, vnd gab jhn der Königin, darauff die Königin
gelachet hat vnd vberauß frölich worden ift. Der Jüngling ftalte
fich auch gantz frölich, deß andern Tags aber fuchet der König
Vrfach zur Königin, vnnd gab jhr eins ins Angeficht, darüber fie
geweinet hatt, vnd gantz trawrig gewefen ift, der Jüngling flöß-
äuglet auch vnd war betrübt. Da glaubte der König dem Yer-
läumbder, Vnnd war derenwegen drauSff bedacht, wie er ihn heim-
lich möchte tödten laffen. Der Verläumbder gab dem König difen
Rath : er foll den Kalckbrennern heimlich laffen befehlen, welcher
morgen frü werde zu jhnen kommen, vnd fagen, ob fie das, was
jhnen der König befohlen, haben gethon vnd außgerichtet, den
folien fie nemmen, vnd in den Kalckoffen werffen, vnd verbrennen
laffen, vnd foll darneben auch dem Jüngling fagfen, daß er morgen
in aller früh zu den Kalckbrennern gehe, vnd diefe Wort fagen.
Der König folget difem Rath, vnd beftelte es alfo, wie er gesagt
hat. Ehe dann aber der Jüngling am morgen zu den Kalkbrennen!
gieng, gieng er vor in die Kirchen, wie jhme fein Vatter feeliger
befohlen hatte. Der Verläumbder aber, der jhm folch Bat be-
f teilet hatte, vnnd fich feines Vnglücks frewete, der ftund am
morgen auch fehr früh auff, vnd eylet zu den Kalckbrennern, alda
zu erfahren, wie es zugieng, vnd ob der Jüngling noch nicht im
Ofen leg vnd verbrennet fey; er kam aber ehe, dann der Jüngling,
vnnd fraget die Kalckbrenner, ob fie das, was jhnen der König
befohlen, außgerichtet haben: Da antworten fie Nein, aber jetzt
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264
wollen fie es thtin, faffen jhn damit bey der Mittin, vnnd werfen
jhn in das Fewer, vnd verbrennen ihn. Vnd fo wirdt der Vor-
läumbder geftrafft, jener aber, der feines Vatters Lehren so trew-
lich hielt, bey dem Leben erhalten. Darumb die Kinder jhren
Eltern auch da gehorfam fein foUen, wann fie es warnen, für
böfer Gefellfchafft.
Ziw jB. Becksteins altdeutschen Märchen, Sagen und Legenden
2. vermerte Auflage. Leipzig 1877. S. 109 ff. 242.
II
Wie du deine Eltern halteft wirft du wiederum
gehalten*)
In den weltlichen Hiftorien lift man von einem reichen gfellen,
da er überm Tifch fitzt, vnd feinen armen alten Vater durchs
Fenfter ficht zu jhm komen, furcht er, er werde jn mit fich muffen
effen laffen, läft derenwegen gefchwind das gebraten Fleifch, daß
er vor jhm ftehen hatte, beyseits tragen, biß der Vatter wider weg
gehet, darnach läft er jhms wider hinein bringen, vnd will aller^
erft effen. Aber fihe, da faß ein Krot vffin Fleifch, die fpringt
jhm ins Angeficht, die muft er auch fein Lebenlang am Mund
tragen, und wann er effen wolt, al wegen zuvor fpeiffen. Ein an-
derer vngerathner Sohn hatt vber dem effen Hecht vor jhm fbehen,
die laft er auch gefchwind weg tragen, als er höret, daß fein
armer Vätter zu jhm kompt, vnnd da er wider weg gieng, hies
ers wider führen bringen, aber da finds lauter Schlangen, deren
eine fchlinget fich vmb feinen Hals, die must er auch trage fein
Lebenlang^ vnd wann er effen wolt zuvor fpeiffen. Ein anderer,
der feinen Vatter ernehren muft, fchüttet dem Vatter dz effen
allwegen in einen Sewtrog, darauß mufte ers effen. Das fahe fein
kleines Sönlein, vnd bringt ein Messer vnd ein Höltzlein, daran
fchnitzet vü fchneidet es den gantzen Tag, der Vatter fragts endt-
lich, was es doch mache? Ey, fagt es, ich wolte gern ein Säw-
tröglein fchnitzen, auff das, wan du alt wirft, ich dir auch könd
daraus zueffen geben. Ein anderer ward von ^feinem Vatter vmb
ein Hembd gebetten, da kaufft der Son etlich Ein grob Sacklein-
wad, vnnd gab dem Vatter den halben theil davon, den andern
halben theil legt er beyfeits, vnd wils behalten, biß etwan der
Vatter wider kam und mehr begere. Da er aber der Leinwad
vergifb, vnd fie vff dem Tifch ligen laft ist fein Söhnlein gfchwind
vorhanden, vn nimpt jhn die Leinwad, vnd verftecket fie vnder
das Dach. Der Vatter fragt nach der Leinwad, aber niemand will
davon wiffen. Entlich fagt dz Kind f eiber, es habs genommen,
vnd ver wäret. Der Vatter fragt wo zu? Ey, fagt es, ich habs
wollen vffhehen, biß du Alt wirft, au£f daß ich dir auch ein fchöns
1) Ebenda.
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265
Hembd darauß machen könd, wie du jetzt da dem Großvatter eins
davon gemacht haft^). Ein anderer nimpt seinen Yatter bey den
Haaren, vnd Tchleifft jhn die Stiegen herunder biß zur Thürfch wellen,
vnd als er jhn' gar hinauß fchleiffen will, bittet er den Sohn vnd
fagt: Mein Son laß mich jetzt gehen, dann biß hieher hab ich
auch meinen Vatter gefchleifft. Dz heilt wie der weiß König Sa-
lom. Tagt: Wo mit einer Xundiget, damit wirt er auch geftrafft.
Sap. II. Vnd Thaies: Quäle prsemium rependeris parentibus tuis,
tale k liberis tuis expectabo. Wie du deine Eltern haltft, Jfo wirft
heut oder morgen widerum von deine Kindern gehalten werden,
vnd waü es nur allwegen dabey blib, Es gehört auch die ewige
helllfche Yerdamnus dtauff, darfür behüt vns lieber Herre Gott.
III
Die dref Alten^)
Wohlbewährtes Garten-Buch, worinnen nicht nur von vielen feltenen
Geheimnifren fondern auch von den Pflanzen, Blumen, und andern
Garten-Gewächfen, auch der Baum-Zucht, von allerhand ordinären^
wie auch befonders von Zwerg-Bäumen nützliche Anzeige und gründ-
liche Nachricht ertheilet wird von Ifidorus Antbophilus. Aus dem
Franzöfifch überfetzt und mit Kupfern verfehen. Lucern und Stras-
burg^ gedruckt auf Köften guter Freunde, 1758.
Die fchwarze Beere an den Holunderftauden Tollen einen
Menfchen bei langwierigem Leben zu erhalten Tehr nüzlich und
dienlich fein. Und wird von folcher Frucht oder Holderbeeren und
ihrer fonderbaren Kraft und Wirkung folgende Gefchicht aus Ne-
andri Büchlein von der natürlichen Eigenfchaft allerhand Creaturen
p. 248 erzehlet: Als einsmahl ein vornehmer Fürft auf der Jagd
fich vorritten hatte, und von der Jäger- Gefellfchaft abgewichen
ware^ hatte er endlich durch mancherley Irrwege in dem weiten
wüften Walde hin und her reitend ein kleines Bauern-Hüttlein an-
getro£fen, und dafelbft einen fehr alten Bauersman vor der Thür
fitzen gefunden, der fich fehr übel gebärdet und geweinet, daß
ihm die Thronen über die Backen herab gefloffen. Als der Herr
nun denfelben gefraget was ihme gefchehen, daß er fo klaglich
weine? hat derfelbe geantwortet: Sein Vatter hätte ihn allererft
gar übel gefchlagen. Darüber fich der Fürlt verwundert, daß ein
folcher alter bucklichter Greiß, der wie man pflegt zu fagen,
beyde Füffe fchier auf der Gruben hätte, noch feinen Vatter im
Leben, und daß derfelbe noch bey folchen Leibes-Kräften feyn
könte, daß er difem feinen altverlebten Sohn fo harte Streiche
geben möchte; dannenhero er weiter von ihme die Urfach erfor-
1) Gesammtabenteuer II 387. Colmarer Liedercodex S. 397 ff.
Wunderhorn edd. Birlinger u. Grecelius II 477.
2) Zu den DSagen der Brüder Grimm, n. A. I 411 ff. (kürzer).
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266
fchete, warum ihn dann fein Vatter fo hart geschlagen hätte?
Darauf ihm der alte Sohn zur Antwort gegeben : Es hätte ihm fein
Vater daram £o übel tractiret und gehandelt, weil er feinen Groß-
vatter, der famt feinem Vatter und ihm in 'dem allda befindlichen
Hütlein fein hohes Alters nunmehr erreichet, aus Unvorfichtigkeit
hätte fallen laffen, indem er denfelben von einer Bauk zur andern
heben und fetzen wollen, und ihn alfo, doch nicht mit Willen, aus
feinen Händen hätte zur Erden fincken laffen, und hernach etwas
unfanft ' auf den Stuhl niedergefetzet. Diefe Rede erweckte bey
dem Ftirften eine fonderbare Begierde und Luft diefe drey alte
Gefeilen in dem Hüttlein perföhnlich zu fehen und ilch mit ihnen
zu befprechen; ja vielmehr zu erforfchen, was fie doch vor Speifen
bey ihrer Nahrung genoffen und gegeffen, damit fie iich fo lange
in diefem Leben hätten aufhalten können? Da ift er von ihnen
berichtet worden, daß fie ßch bißhero gemeiner und geringer Speife
gebrauchet, fo mehrentheils vom Brod, Salz, Milch und Käfe ge-
wefen^ aber neben denfelben hätten fie jährlich zu gewiffer Zeit
das Holder-Muß, oder die Holder- Beer-Salfen gebrauchet, wie felbige
noch zu unfern Zeiten von den Holder-Beeren gemacht wird, und
folcher Safb und Latwerge feye ihnen biß hieher als ein kräftiger
Theriack gar wohl bekommen, durch deffen Würckung fie zu fo
hohem Alter gereichet, wie er üe alle drey da vor feinen Augen
fehe. Unter folchem Gefpräche feynd die Hofleute und Jäger,
welche ihren HeiTU Gefucht, auch zu gedachtem Bauren-Hüttlein
gekommen, haben dafelbft ihren Fürfken wieder angetroffen, und
alfo durch ihre Zukunft des Fürften Gefpräch, welches er voll Ver-
wunderung mit diefen dreyen alten Gefeilen gehabt, verftöret und
abgekürzet. ABirlinger
Zur Sittenkunde
Gegen Unzucht und Trunkenheit in Schwaben
Michael Schaefer*) ist in seiner fünften Predigt vom Straff-
*) Fünff Regiments Regel welche Syrach am 4. Cap. Allen Obrig-
keiten zur Lehr vnd Vermahnug vorgefchriben bey der Gemeyn zu Tü-
bingen Anno 1605 vnd 1606 in fiben Predigten auß Gottes Wort er-
kläret worden. Anjetzo dem Durchlauchtigen, Hochgebornen FürCten
vnd Herrn, Herrn Johann Friederichen Hertzogen zu Wirttemberg vnd
Teckh, Grauen zu Mömpelgart, Herrn zu Haidenhain etc. feinem gnädigen
Fürften vnd Herrn zu unterthänigen Ehren, Auch hertzlichen Glück-
wünfchung wegen deß vor Ihr F. G. newlich angetrettenen Regiments
in Truck gegeben durch Michaelom Schaeferum, Wirtemb. Hofpredigem.
Tübingen, bey Cellio 1608 kl. 8^ 307 S. Ich bezeichne disen Teil
Schaefer Predigten I im alem. Wörterbuche und in der Folge durch die
Alemannia hin. Als II bezeichne ich das meinem Ex. beigebundene
531 S. enthaltende dazu gehörige opus: Neun Predigten von Vnter-
fchidlichen Materien welche der Ehrwürdig und Hochgelärte Herr M.
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267
Ampt der Obrigkeit ser aufgebracht über die laxe Handhabang
desselben; sittengeschichtlich ein nicht unwichtiger Weiser in den
Schluß des 17. Jhds. ist folgender Auszug:
1 Aber, ach wie gehet da ff eibig (Strafamt) an ettlichen
Orten auf Stelzen und Krücken herein ! Wo fein die Gotteslöfterer,
die Verfaumer und Verächter Göttliches Worts? Wo die Truncken-
bold? So werden die Hurer, Ehebrecher, Hur- und Ehebrecherin
an ettlichen Orten nicht zu billicher gebührender Straff gezogen.
Dann da fonderlich der Ehebruch nach Göttlichen und Keyferlichen
Rechten mit dem Hencker vnd Schwert folte geftraft werden, fihe,
fo kann fich bißweilen ein Ehebrecher mit Geld ledig machen und
auskaufen. Vrgl. Volkstümliches aus Schwaben II 217 ff. Aus
Schwaben II 481 ff.
2 Vil schlimmer scheint um jene Zeit das Laster der Trunken-
heit verheerend um sich gefressen zu haben: „Trunkenheit ift nun-
mehr ein feine Tugent, die bey der Welt lobenswerth," heißt es
in derselben Predigt. Eine eigens dagegen gehaltene Rede geißelt
das Laster. ,, Sonderlichen aber fo gehet an ettlichen Höfen diefes
Lalter immer fort, wie ohn allen Zweifel wegen der täglichen Er-
fahrung kein Menfch in Abred fein kann. Und ift ohn Fehl die
FöUerei auß den aller yornehmften Laftern, die an den Höfen
regieren." Wann die Welt die Trunckenheit für eine Sund hielte^
wurde fie gewißlich nicht aller Enden vnd Orten fo gemein werden.
Aber nun ift kein Lafter unter uns fo gemein als eben dises.
Dann daher werden wir von andern Völkern mit einem feindfeligen
Namen verfoffene Teutfche genennt. Und befcheret Gott jemalen
einen reichen guten Trunck, fo fahet fich der Teutfchen Vnweiß
als bald an, in allen Stätten, in allen Dörffern und Weilern, bey
Jung und Alten, bey hohen und nidern Standsperfonen, bey Reichen
und Armen, der feine Schuch mit Widen bindt, kümmerlich und
mühlich lieh nehret, der will den Heller, fo er eramet an naffe
Wahr gelegt haben. Kein Zech vergehet, es finden fich Trunckene
dafelbften. Wer ehrliche Gäft zu fich raffet, folle wol darfür
halten, er habe ihnen keine Ehr erzeigt, wo er fie nicht vollge-
foffen. Etliche Gäft fein auch der Meinung, es heiß nicht gezehret,
man fei dann voll u. s. w." „Es dienen auch hierzu die Vmb-
trünck, welche dahin gemeint, damit keiner nüchtern bleib, fondem
es einem gefchehe, wie dem andern. Wie nicht weniger das zu
Michael Schäfer, weyland Fürftl. Würtembergifcher Hoffprediger^ feeliger
Gedächtnuß in feinem Minifterio theils zu Tübingen, theils auch zu Studt-
garten gebalteD, jetzo nach feinem feiigen Ableiben Mönniglichen zu
befferung vnd vnterricht in Truck gegeben durch M. Zachariam Schae-
ferum. Getruckt zu Tübingen. In der Cellifchen Truckerey Anno 1609.
Michael Schäfer war ein Hesse von Geburt, in seinen Predigten
sprachlich mit seltener Ausname ganz Schwabe.
1) erwirbt.
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268
irincken oder der Weinkrieg, da immer der eine den andern unter
die Banck oder von dem TiTch weg JÜaufen will u. s. w. In der-
selben Predigt fürt Seh. nun seinen christlichen Zuhörern das Bild
eines BesoflEenen vor. „Dann trunckene Leut fein wie die BeAien
vnd wiffen oder yerftehen nichts. Die Zuog Xikatzget und ftanmi-
let. Die Augen Tehen eintweder gar nichts oder alleä zwyfach.
Der Wein riecht ihnen aus dem Hals herauf: Mund, Hand, Kleider,
TiTch, Boden, Beth fein befleckt und ftincken für Unrath, fie dau-
mein von' einer Wand zur andern, von einem Eck zum andern, von
einer Gaffen zu der andern: oder muß man wol fie biß weilen wie
die Stock und Block heben und legen. lemalen ftellen fie fich
auch fo närrifch, daß jhnen die Kinder nachlaufen, ihrer lachen
und spotten u. f. w. Freßen, fSetufen feye von den Hunden, Schwei-
nen und Kühen geredet. £in Schwein und Hund frißt^ ein Khu
faufb u. f. w. Ja zu verklagen .wäre das, wo die Trunckenen nit
ärger weren dann die unvernünftigen Beftien. Dann ein Khu
trinckt, Co lang fie dürftet, die Trunckenbold aber auß lauter bößer
Gewonheit trincken mehr dann ihre Natur erfordert. Das unver-
nünftig Vieh laffet fich wol auch mit Steinen, Stecken, Stößen und
Streichen dahin nicht nötigen, daß fie mehr dann ihr Dürft er-
fordert, wolten trincken, aber die Sauff brüder dörffen weder Stecken
noch Schlag, fie feind felbft willig darzu u. f. w. Sie fallen ihnen
Bauch und Kragen voll und können beyneben zufehen, daß ettwan
ein Kindbetterin oder krancks Menfch weder zu beiffen noch zu
brechen hat. Laffens über den Bücken äbschleiffen daß vil frommer
— im Elend umbziehen u. f. w.
Die^ welche die Trunkenheit ftrafen foUten, denken nicht
daran. „Gehe an einem Rechtstag hinauf auf das Rathhauß, da
würftu zwar allerley ungerade Händel hören. Daß aber jemand
der Trunkenheit halber vorkomme oder geftra£ft werde, das follft
du wol nicht finden oder fehen, wolteftu gleich Brüllen aufftecken.
Vnd zwar, was thun die Herrn, da fie zufammenkommen ? Sie
fprechen einander alfo zu, daß bißweilen Vonnöten, daß man fie
heim trieg ! Wie foUen dann fie andere ftrafen, welches fie felbften
mit laßen?"
Von den Totengraebern
Ich habe schon im Volkstümlichen II 208 ff. ^iner Sitte Ober-
schwabens gedacht, der gemäß die jüngst verheirateten Bürger des
Dienstes zu warten hatten^ meist aber ärmere Männer heranholten,
die es um Geld Übernamen das Todtengräberamt auszuüben. Die
badische Wochenschrift v. 1 807 S. 85 weiß von Rippurr bei Karls-
ruhe, daß zu Anfang dises Jarhunderts dort kein Totengräber ge-
halten ward, die Leichenträger musten das Grab machen. Nach
einem Karlsruher Dekret v. 19. Okt. 1768 durfte der T. die Lei-
chen folgender Leute nicht verscharren, sondern muste sie an die
Anatomie abliefern: der warhaft melancholifchen Selbstmörder, der
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justificierten oder im Gefängnis sterbenden überwisenen Uebeltater,
derbei Diebstal oder sonst Verbrechen fallenden Personen, der im
Land fterbenden fremden Huren, Bettler, Vaganten und deren
fremde Huren, deren im Lande verfterbenden Kinder. Es ward
befolen „daß dergleichen cadavera jedesmalen ohnverzüglich mit
möglichfter Menagierung deren Holten zur Anatomie an Dr. Jäger-
fchmidt überliefert werden."
Carl Friedrich Gerstlachers Sammlung aller Baden- Durlachi-
schen das Kirchen- und Schulwesen u. s. w. betreffenden Anstalten
und Verordnungen. Carlsruhe 1773 I S. 516,
Kuxkränzier am Oberrhein
Am 3. Mai 1717 erließ Markgraf Carl ein General-Refkript
gegen fremde Kuxkrängier die aus dem churräcbrifchen und chur-
hannöverifchen u. f. w. den Leuten ir Geld mit Kuxen- oder Berg-
teil-Anerbietungen aus der Tafche lockten, die Leute überhaupt
fehr „anfüren". Dife Tollen difelben Strafen, ja Leibesftrafen im
Betretungsfalle zu erfaren haben wie in allen ander königlichen,
churfurftlichen und gräflichen Landen es Brauch. Dife Leute
f prächen auch mit Verachtung frevler Weife gegen eiuheimifche
Bergwerke.
Ebenda III 199.
Kuxkränzier ist sonst ein erliches Geschäft — ein den Kauf
und Verkauf von Kuxen vermittelnder von der Bergbehörde be-
sonders vereideter Mäkler. Veith, Bergwörterb. 312. Unsere K.
gegen die das markgräfl. Gesez get sind mer Kiixpartierer, gegen
die die eigentl. Kuxkrämler vorgen müssen.
ViTasserstrafeUj
„Man findet noch wirklichen in einigen Städten unferes Teutfch-
landes an den Waffergräben der Stadt einen Korb oder hölzernen
Käfig an einer langen Ketten hängen, von welchen der gemeine
Pöbel wiffen will, daß man fie ehedem zu folchen Proben (Gottes-
urteile) gebrauchet, inderae man in difen Käfigen den Verdächtigen
in den Waffergräben hinabgolaffen und als dann die Fallthüre er-
öfiiiet und fie in das Waffer ftürzen laffen. So redet der gemeine
Pöbel. Fraget man aber vernünftigere, fo geftehen fie zwar, daß
man zu Bettrafung einiger gewiffer Fehltritten diefe Körbe und
Kiften gebrauche, in welche man den üebelthäter verfperre und
eine Zeit lang in dem Waffer hängen laffe. Aber von der Hexen-
probe wollen fie nichts wiffen. Doch wir wollen zulaffen, daß ße
hierzu in dem fechszehenten Jahrhundert gebrauchet worden. Wem
ift aber unbekannt, daß in felbigen Zeiten fo viele Aberglauben
und Misbrauche in dem Schwung gegangen, daß fich billig die Nach-
kömmlinge der Einfalt und Leichtgläubigkeit ihrer Voreltern zu
fchämen und man heutiges Tages felbe als würdige Misbrauche zu
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verlachen, Urfach habe. Haben nicht die fonTt £o feine Franz-
männer zu Troyes in Champagne einen Ermahnongsbefehl an die
Käfer, die das Land verunreineten, abgehen nnd ihnen bedeuten
laßen, daß, fofern fie nicht den fechften Tag nach der Ermahnung
das Land räumen würden^ fie in den Bann Tollten geworfen werden/
(P. Raynaud de monit. Sent. pro Anno 1516.)
Das große Welt-hetrügende Nichts oder die heutige Hexerei
und Zauberkunst in 0weyen Büchern von Ardoino ühbidente BelV
Osa entworfen, Wirgburg verlegt Johann Jacob Stahel 1761 V-
Die deutsche gegenwärtige Ausgabe ist vermert und nimmt
gaf oft auf unser Heimatland Bezug, Die Sitte des „Gießübelns
oder Gießhübeins" ist oben gemeint, worüber im Volkstüml, II 229 ff,
wo von der Korb- oder Schnellanstalt in Bottenburg, Tübingen,
Biberach, Eßlingen, Heilighreuziäl die Bede, Belaege sich finden.
In meinem Gebiete ward Felddiebstal in erster Linie damit be-
straft. Aus Sehwaben II 497^), ABirlinger
Gegen Aberglauben
1 Im Jare 1787 erschin eine gut und kundig geschribene
Geographie und Statistik Wirtembergs von W. Heinrich Korn, der
zugleich Verleger ist. Als geborner Wirtemberger kennt er auch
die sittengeschichtliche Seite seiner engern Heimat genau. Ich hebe
das heraus was auf Volks- und Aberglauben sich bezieht. S. 55
heißt es : „Das große Gebirge der Heuberg, wo der noch im Fin-
ftern fpukende Aberglauben des Pöbels die Hexen ihre Kreistage
halten lasset, grenzt nur an Wirtemberg. — Eine mäßig ftarke
Erfchütterung der Oberfläche diefes Berges, das T^reten eines Pferdes,
ein Stein wurf gibt einen holen dumpfen Ton von fich." S. 75:
„Der Aberglaube sitzt dem Pöbel noch tief irn^ Nacken. Während
daß Keller den Aberglauben beftürmt, fchreibt der eine : Die Grube
Dorothea bei Freudenftadt habe die Eigenfchaft, daß man darinn
nicht pfeifen dürfe, weil dadurch die Berggeister beunruhigt würden,^
Der andere merkt ser ernstlich als etwas Besonderes an: „wenn
man am Stefanstag ^) einem Pferde eine Ader Öfne, fo bleibe es das
ganze Jahr gefund." — „Noch muß täglich die bessere ausgebildetere
Vernunft wider Hexen, Gespenster und Vorurtheile auch oft noch
Kommando's Soldaten wider den Aberglauben zu Felde ziehen.^
1) Von den Störchen redend, welche Gesellen des von den Illy-
riern erschlagenen Feldherm Diomed sein sollten, sagt unser Buch auch
S. 548: „Vielleicht Cind Cie den verwünfchten Prinzeffinen gleich, welche
in unfere Heydexen follen verwandlet fein und welche heut noch aus
ihrer Menfchenliebe den Wanderer für der Nachftellung der Schlangen
warnen follen."
2) Vrgl. Lorichius, Aberglaub 1613 S. 68: An Sant Stephans tag
den Rossen zuaderlassen, der meinung, das es besser dann an eim an-
dern tag ift, ein aberglaub.
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271
2 In der 4. Predigt „Perfon unnd Ampt Chrifti" von M.
Michael Schäfer, k, wirtemb. Hofprediger 16. 17. Jhd. Tüb. 1609
wird gegen den Misbrauch des „Johannisevangeliums^ zu aber-
gläubischem Zwecke losgezogen. „So theur aber, werth vnnd köft-
lich diß Eyangelium, £o bößlich hat es auch der böße Feind, ein
Löfterer des Worts Gottes verkehret. Dann es finden fich ettliche
vnter den Menfchen welche mit diefen Worten Zauberey getrieben.
Andere fchreiben felbige auff ein Papyr, hencken fie hemacher an
Hals und bereden fich, Johannis Wort könne jhnen tvider stechen
und hawen, auch andere Tchädliche Fäll gut Tein. Im Papftumb
ift es Tehr gemein, daß die Leut mit LeAing des Evangelii Jo-
hannes das Wetter fegnen und vertreiben wollen: welcher Wohn
von den Papiften auch etlichen der vnferigen aufifgeerbet, die in
gleicher Perfuafion vnd Irrthumb ftecken. — So würdt mit er-
zehlten Mißbräuchen difer herrlichen Worten der Allerheiligfte Nam
Gottes lößlich und vergeblich gebraucht ; dann einmAlen übergewiß,
daß folche Wort von dem hl. Geift uns nicht wider das Wetter
oder wider ha/wen und stechen^ allerwenigA aber zur Zauberey ge-
geben vnd aufgefchriben fein." Auf die Einwendung der Leute,
es sei uralter Brauch sagt Seh.: „Tanfent Jahr vnrecht, ift nie
kein Stund recht.''
JLorichius Aberglaub, Freiburg i. B. 1616 sagt S. 30: Letft-
lich foU hieher gerechnet werden aller Mißbrauch Heiliger Dingen
als St Johannes Evangelium^ des hl. Creutz bildnuß, der Agnus
Dei etc. Dann fo man dife ding zu andern Effekten oder würckun-
gen braucht, als fie verordnet und gewcycht fein^ fo ifts nicht
allein ein fchandlicher Aberglaub, fonder auch ein gottsläfterliche
Schmäh ang und Entehrung Heiliger Dingen, die zu fonderer Ver-
kleinerung der Ehren Gottes reichet.
ABirlinger.
Vom Toten- oder Leichenvogel
Ich habe im „Volktümlichen aus Schwaben" 1861. 1862 1 Bd.
S. 476. 25 von den Elftem berichtet: sie werden nicht gerne ge-
sehen, da sie dem Hause, auf welches sie sizen, einen Todesfall
anzeigen. In „Aus Schwaben" 1874 I S. 396 erwänte ich des
Seidenschwanzes als Pest-, Kriegs- und Sterhevogels. Bis heute
gilt im schwäb.-alem. Gebiete das Käuzchen, NachtköMZchen allge-
mein als Totenvogel. Sein Rufen auf dem Hause zeigt Tod an.
Die Magiologia, Basel 1674 S. 144 bringt folgendes: Die Nacht-
Eül vnd der Wik werden Todtenvögel genennt vnd glauben viel
Leut veftiglich, woherumb diefe Vögel fchreien, werde bald ein
Menfch fterben. Andere glauben, wann fie die Raben fchreien
hören, gehe ihnen ein Vnglück zur Hand ; vnnd förchten fich bald
mehr für einem Eulen- und Rabengefchrei als für einem bioffen
Schwert u. f. w. Geßner-Heußlin's Vogelbuch 1557 Bl. 237^ er-
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wänt eines Totenvögeleins, weiß aber nichts weiter von seiner Be-
ziehung zum Volksglauben. Es ligt mir eine „Traur- und Leichen-
predig des Hoch würdigen und Hochgelehrten Herrn Mater ui Vögel
des Büfthums Straßburg der Seits Rheins wohlbeftellten Vice-Offi-
cialis u. f. w. f 1714, 30. Oct. ^) Straßburg, getruckt bei Johannes
Beck" vor. Anfang: ^Weg, weg, weg! Was höre ich vor ein
wunderbahrliches Gefchrey?" Von den Vögeln des Himmels lefe
ich nichts in der göttlichen hl. Schrift, daß folche Vögel dergleichen
traurige Triller fchlagen. Aber bei den Natni'kündigern findet man,
was diefes vor fremde Vögel feind, welche zur dunklen Nacht auf
den Dächern vor den Fenftern herumb fliegen und mit folchem un-
gewöhnlichen Trauer-Gefchrey den im fanften Schlaf begrabenen
Haußvatter beunruhigen und au£ferwecken. Von folchen fchreibt
der Hochgelehrte Petrus Berchorius Pictaviensis (H cp. 73) welche
er ululas oder Onocrotalos nennet und fagt : ululatus ejus secundum
augures portendit adversitatem, tracitumitas vero prosperitatem.
Wir Teutiche pflegen folche zu nennen WäcJcerlein oder Todten-
Vögel. — Vögel, o Vögel! dir hat gerufen jener Toten Vogel,
den ich in dem Garten allhiefigen Pfarrhofs in der Nacht zwifchen
11 und 12 Uhr ohngefehr den 30. Julij difes laufienden Jahres
weg, weg, weg ! rufen gehört, auch eben um diefe Zeit von deinen
allhiefigen hinderlaffenen Bluts-Freunden vor den Fenftern ver-
spührt und in Obacht genommen worden u. f. w. Zur D. Myth.
TP 1087 ff. Im Gotischen erscheint das Compos. hraivaduho =
Turteltaube. Möglich, daß sie als Totenvogel galt, möglich daß
bei dem bekannten Durcheinander zoologischer Termini in der
ältesten Zeit ein Eäuzchen oder eine Eule den Namen abgeben
muste. Bei den Longobarden (Myth. 1. c. 1088 Anm.) kommt die
Taube auf Stangen in Kirchhöfen vor. Das got. hraiv- hat sich
noch im Altbairischen erhalten, also auch im bair. Tyrol. Die
nicht gehobelten Bretter, auf denen die Leiche bis zur Einsargung
lag, werden auf Felder als kleine Brücken, Uebergänge verwendet,
haben schwarze Kreuze, und heißen Bechbretter. ch = got. h
heute aspiriert ahbairisch gesprochen. Ich habe in Kühnes Zeit-
schrift XVIIl 42 Stellen aus einem Tiroler Capuzindrprediger Heri-
bert V. Salurn mitgeteilt. Schmeller scheint es entgangen zu sein;
sein „auf dem Brett" ligen ^= eine Leiche sein P 372 ist nur aus
obigem erklärlich. Im Alemannischen glaube ich das ViTort in
yjVerrebeln^ = verzappeln, wie eine Leichenrede des 17. Jhds. dafür
1) Matemus Vögd geb. zu Offenburg a. 1648. Ordiniert 1673.
Caplan in Offenburg 1674. Pfarrer zu Goldfcheyr 1676. Prediger zu
Offenburg 1683. „Kam auff ürluffen" 1700. zu Hagenau 1706. Rektor
in 0. 1708. t 1714 „an einem Blutfluß". Phil. Jac. Schmautz, Pres-
byter Notarius Apoft. S. S. Theologiae Baccalaureo, ordin. Prediger in
Offenburg (26. Nov. am dreißigften) hielt dise Leichenrede. Beige-
geben ist im Texte ein Trauerlied mit Melodie. Als „Pfetter und GöUeV^
bei der Taufe figurierten Martin Jung und Anna Maria Rommin.
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sagt, wiedererkannt zn haben. Sieh oben Alem. III 184. Hebel
und Feiner gebrauchen es, jener one Präfix, diser mit demselben.
Im Westfälischen (am Heiweg), im Märkisch- Westfälischen lebt
räfW'^f reaW' in Räwftro Unterlage des Toten bis znr Einsargung
bis heute fort.
ABirlinger
Volkstümliclies
I Yolksheilmittel
1 Absud von Ghirkenschälm ^ harntreibendes Mittel bei
Waßersucht.
2 Schweinsblut gegen Rhachitis = englischer Krankheit,
was unser Volk heißt: anbacken d. h. angewachsen sein.
3 Das Trinken durch die hohlen Stengel von Leibstüclde
(= Liebfiockel LeTisticnm offic. L.) ist gut wider das Halsweh.
Unsere Bauern pflanzen Levist. hie und da in iren Oärten.
4 Attichgehöle (von Sambncus Ebulus) auf Ayßen gelegt, soll
solche schnell aufziehen.
5 Ikx aquifoUvm L. die roten Beren der Stechpalme,
mit Zucker eingekocht, sind gut gegen das Seitenstechen (Pleuritis,
Pleuresie). (Emberg).
6 Magendesider = Magnesia von Magenkranken gebraucht.
(Maisenbach bei Calw.)
7 67rü(ner2>a^^6ric^ =:Cremortartari. Präparierter Weinstein.
8 Eichelespflafter = Emplastrum Diachylon.
9 Goldfälhe = Menschl. frischer Kot wann auf Abscesse
gelegt, bes. bei bösen Brüsten der Wöchnerinnen. Ser häufig an-
gewendet.
10 Ephetisamen, gepulvert alle 8 Stunden 2 Theelö£fel voll,
gut gegen Pleuresie. (Herrenberg.)
n Aberglaube
1 Wer Erbsen oder Bonen ißt, und in derselben Woche
solche aussät, dem geraten sie nicht.
2 Wenn eine Frau ihre Kaze nicht verlieren will, so schmiert
sie drei Tage lang die Tazen mit Butter.
3 Wer beim Kartenspiel mit dem Rücken gegen den Mond
ligt, verspilt.
4 Wenn eine schwangere Frau ein Kind über die Taufe hält,
80 muß das Kind bald sterben.
BixUnger A.teinaiini> IV 8 18
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5 Beim Anziehen die rechte Hose, heim Ausziehen die linke
zuerst genommen, ist gut wider das Zipperlein.
6 Wenn man Nachts vor Schlafengehen den Tisch nicht ah-
r&amt, so kann das Jüngste im Hanse nicht schlafen.
in Inschriften
1 Im Wirtshaus zur Krone in Hoffstett hei Calw
Wenn eine Schaar von treuen Brüdern
In meinem Hause sich vereint,
Dann werd ich Eure Lieh erwiedem
Ich hin ja aller Gseste Freund;
Denn Eintracht und Bescheidenheit
Dies ist es, was uns innig freut.
Ihr liehen Freunde seid willkommen,
Ei}ch grüsst die Liehe hocherfreut;
Ihr werdet liehreich aufgenommen,
Zu dienen bin ich stets bereit:
Ich lade Alle höflich ein,
Und jedem will ich Vater sein.
Ein jeder, der etwas genossen.
Entrichte die Bezahlung gern.
Dies mach' euch Freunde nicht verdrossen.
Als Vater bin ich euch nicht fern :
Ich will euch ja zur Seite stehn
^ An Pflege soll euch nichts abgehn.
Wo Ordnung in dem Hause wohnet,
Da weicht gewiss der Segen nicht,
Und treuer Fleiss wird wohl belohnet,
Wie es das Wort des Herrn verspricht.
Die gute Ordnung wird allein
Des ganzen Hauses Zierde sein.
2 In einem Bauernhaus in Monakam ist an die Türe eines
Wandschränkchens ein lebensgroßer Storch gemalt, der mit seinem
Schnabel eine auf jseiner Brust angebrachte menschl. Nase packt.
Darunter stet die Inschrift:
Schau nicht nach Andrer Thun und Lassen
Nimm dich nur selbst an deiner Nasen.
Aus der Calwer Gegend ' ESchuz
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275
An Eulenspiegels Grabe
Zii J. M. Lappenberg 330 flf.
Ein ehmaliger Studierender der Universität Straßburg, J, üf«
Meyer veröffentlichte daselbst a. 1767 „eines deat[chen Chirurgi
Berchreibung feiner auf den Wallfifchfang nach Spitzbergen ge-
thanen Reife" mit obrigkeitlicher Erlaubniß, gediruckt- und zu
finden bey Job. H. Heitz, Univerf. Buchdrucker 8^.
Den 20. März 1766 kam er nach Mölln „wo der fo berüch-
tigte Eulenfpiegel begraben ligen foll." Die Erzälung ii!t folgende.
„Es war an einem Sonntage als ich dafelbft einkehrete. Ich fpei-
fete mit noch 13 Paffageres an einem Tifche zu Mittag; und da
der Wirth uns felbften aufwartete, auch übrigens ein fehr gefpräch-
famer und leutfeliger Mann war, fo trieb mich meine Nenbegierde
an, ihn zu fragen, ob es auch wahr fey, daß der sog. Etdenfpiegel
hier begraben liege? Freylich antwortete er mir und fetzte hinzu,
er hätte fein natürliches Portrait in feiner Verwahrung und wäre
bereit denen, die es zu fehen verlangten, daffelbe zu zeigen. Da
ich mir nun folches als eine befondere Gefälligkeit von ihm ausbat,
fo ging er gleich in fein Nebenzimmer und brachte eine zugemachte
Lade heraus. Hierinnen mein Herr, fagte er darauf zu mir, ift
fein wahrhaftes Bildniß. Ich nahm diefe Lade und nachdem ich
die andern Fremden, die folche" ebenfalls gern in Händen gehabt
hätten, abgetrieben hatte, fo eröffnete ich dieselbe mit vieler Be-
gierde. Wie erfbaunte ich aber, als ich nichts anderes darinnen
fand, als einen hellen Spiegel, welcher mir meine eigene Gefbalt
auf das voUkommenfte vorfbellete! Der Wirth, fo liftig und zu-
gleich höflich war, winkte mir mit den Augen und enthielt fich
mit aller Gewalt des Lachens. Nachdem ich ihn merkte, fo fuhr
ich fort hineiazufchauen, bis endlich derfelbe ^anz ernftlich zu mir
fagte : Nun ift es Zeit, mein Herr, diefes fo würdige Portrait auch
die andern Herren fehen zu laßen. Einem jeden, der es befah,
fagte er heimlich in 's Ohr: fei der Herr vernünftig; daher die-
jenigen fo es gefehen hatten ilch des Lachens kaum enthalten, die
übrigen aber faft nicht erwarten konnten bis die Rei];ie auch an
fie kam hineinzufchauen. Sobald aber alle fich felbft anftatt des
Eulenfpiegels gefehen hatten, fo gieng das Gelächter erft recht
an und konnte doch keiner dem andern etwas vorwerfen. Endlich
fagte der fchlaue Wirth: ifts nicht wahr daß der Eulenfpiegel
mehrerley Geftalten an fich nehmen kann als der verliebte Jupiter?
Doch ich will meinen Herrn nun auch die klare Wahrheit hievon
fagen. Es war vor undenklichen Zeiten allhier ein Schuhmacher
aus Lübeck gebürtig, welcher folche näri'ifche Reden fahrte, fo
wunderliche feltsame Einfalle hatte und fo poßirliche Streiche und
Poffen anftellete, daß man ihm den Namen des Eulenfpiegels bei-
legte. Da diefer neuere Aefopus nun ftarb, fo wurde er auf dem
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Kirchhof diefer Stadt an den nämlichen Platz begraben, allwo itzt
ein großer Naßbanm ftehet. Es trug fich aber bey feinem Be-
gräbniß ein befonderer Umftand zu; denn da die Todtengräber
feinen Sarg an Stricken in die Gruft verfetzen wollten^ fo brachen
^efe entzwey ; der Sarg fiel hinunter, der arme Eulenfpiegel wurde
dadurch ganz erfchüttert und in die größte Unordnung nach feinem
Tode verfetzt. Man verfcharrete ihn aber deffen ungeachtet und
fchrieb auf feinen Grabftein diefe Worte: Wunderbariich war ick
in meinem Leben^ tcunderbarlich bin ich auch in meinem Tode,
Nach dem Effen bezeugten wir insgefamt Luft, diefes merkwürdige
.Grab felbft in Augenfchein zu nehpien; der Wirth fährte uns da-
hin und zeigte uns feinen Grabftein, auf welchem er in Lebens-
größe ausgehauen war, in der einen Hand eine Eule, in der andern
aber einen Spiegel haltend. An dem Nußbaume nahmen wir gar
viele Zeichen wahr, fo von den Reifenden, welche diefes Grab be-
fehen hatten, hineingegraben worden waren. Darauf nahm ich
aufs freundlichfte Absfchied von meinem Wirth und fetzte mit
meiner Gefellfohafb die Reife nach Hamburg fort, allwo ich den
22. März ankam."
Meyer war Anspacher; die Reise muß auf 1763 oder 1764 &llen.
ABirlinger
Zu Schiller und Wieland
2jU Schüler. Die Geographie und Statiftik Wirtembergs von
Wilhelm H. Koch 1787 berichtet über die damals blühenden Wissen-
schaften. „Die Untersuchung der Sprache fand bei uns einen tief-
denkenden FvMa,^ Darauf: „Die Dichtkunst hat in Wirtemberg
einen FreiJierrn von Gemmnigen^ seinen würdigen Freund Huber
und einen Schubart undStäudlin gefunden.'' Schiller noch a. 1787
demnach nicht für einen Dichter gegolten! Kostbar ist die sich
daran anschließende Notiz: Yon dem elenden Gesänge der Bänkel-
sänger, Almanachsfüller und Gelegenheitsdichter, die um einen Du-
katen lachen und weinen, scharenweise den Parnaß beftürmen, um
die Leichen- oder Hochzeitsgäste, deren Schmause sie solennisieren,
mit Makulatur versehen, ist kein Schluß auf den Geschmack oder
die Fähigkeit der Nation, nur auf den Hunger des Versmachers zu
machen. Daä Gequäke diser Stadt- und Dorfpoeten ist schuld daß
Ausländer bisher die Nation so bitter beurteilt haben.*' Soll etwa
Schiller auch zu den Almanachfüllem gehören?
Zu Wieland, Dasselbe Buch versichert vom Rathause in
Schorndorf: es sei ganz im abderitischen Geschmacke bemalt. Man
sollte glauben, Wieland hätte hier seine Schilderung des Rathauses
in Abdera entworfen. S. 288.
ABirlinger
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277
Die Gartenmeisterin im Elsass
Ein kulturgeschichtlicher Gang in das Ende des 18. Jarhunderts
Der Yerker zwischen Elsaß und Lothringen mit dem rechts-
rheinischen Lande war am Ende des vorigen und Anfange dises
Jarhunderts ein lebhafterer als man denkt. Die feinen Stiefel und
Schuhe bezog die hohe Aristokratie Süddeutschlands von Straßburg;
am fürstlichen Hofe zu Sigmaringen und Hechingen trug man nur
Straßburger Fabricate. Wie im Gebiete des obern Neckars und
der Donau die Schweine aus dem Baierlande bezogen, so kamen
sie ins Breisganische u. s. w. vilfach aus Lothringen. Wildpret,
Fische strömten wie bis heute noch aus dem Rheintale und dem
Schwarzwalde nach Straßburg. „Sämtliches hier erlegtes eßbares
Wildpret wird an einen Straßburgischen Fisch- und Wildprets-
■ händler der es um einen gewissen Preis gepachtet hat, abgeliefert **
sagt eine landwirthschaftliche Beschreibung Ichenheims i. B. v. 1 786').
„Tauben, Gänse, Enten und Hüner, wie auch vile Eier von den
sog. Grempen, Vorkäufer, Höker gekauft, von welchem Handel sich
etliche Personen einzig und allein ernähren." Ebenda S. 122.
„Die Fischkäufer von Str. kaufen die Lauken zum Futter für die
andern guten Fisch." S. 128. „Die meisten Fische, besonders die
gtUen werden nach Straßburg an die Fischkäufer verkauft.* S. 128.
In einem Punkte aber lieferte nur Straßburg, was die Gartenge-
wächse anlangt, dem Elsaß und teilweise dem rechtsrheinischen
Lande, worinn es schlechterdings one Concurrenz blute. Die Ale-
mannia IV 192 ff. hat schon vile Belege dafür gebracht. Hören
wir nun noch einen Flüchtling, geistliches Standes, aus den 90ger
Jaren, der vom landwirtschaftlichen Standpunkte aus Elsaß a. 1795^)
schildert. „Ein wichtiges und aller Nachfolge würdiges Beyfpil
hievon stellt sich unsern Augen dar die Qarten-Meisierin im Elsaß,
nemlich Straßburg, So berühmt diese Stadt an Künstlern, an Vor-
zügen vieler Dingen ist, so ist sie noch berühmter, ja am be-
rühmtesten ist sie in der Gärtnerey." Fremde Gärtner meynen,
das Obst habe keinen Geschmack, keine Güte, wenn die Bäume
nicht von Straßburg entlehnt sind. Viele meynen, es wäre der
Mühe nicht werth, die Bäume in den Gärten zu pflanzen, wenn
dieselbige nicht aus Straßburg sind, denn die Straßburger Bäume
halten sie für die Meister-Bäume. Ja die Straßburger Gärtner sind
nicht allein in der Baumschule Meister, sie sind auch Meister in
1) Landwirthschaftliche Beschreibung des Hochfiirstlich Marg-
gräflich-Badiscben Fleckens Ichenheim im Breisgau 1786. 8^ 136 S.
2) Landwirthschaft eines gewanderten Bauren oder ökonomisch-
praktische Bemerkungen über eine bessere, allgemein anwendbare Baum-
Weinreben- und Gartencultur nach vieljährigen Erfahrungen von einem
Geistlichen im Elsaß. Auf Kosten des Verfaßers. 1795. 8<>XVni 182 S.
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Pflanznng aUer Arten Gartengemüse. Alle Tage, Sommers- wie
Winterszeit sind immer die Gemüßmärkte mit Gartengemüße sehr
vollgefüllt und überstellt.^ So bevölkert auch immer diese Stadt
ist, so liefert sie dennoch' von ihrem Ueberfluß an Gemüße, Ge-
müße genug, Wägen mit Wägen schwer damit beladen in das
obere, mittlere und untere Elsaß. Das ganze Elsaß lebt sozusagen
aus dem Gemüßgarfcen des Straßburger Gärtners. Eher nehmen die
Wasser-Quellen der Brunnen in Straßburg ab, als der Ueberfluß
an Gemäßen bey den Straßburgern. Es ist daher der Gemüßpreiß
allda immer leidentlich, nicht theuer, bey einer unzählichen Menge
Volks, das doch fast immer täglich an gewechseltes Gemüße ge-
wöhnt ist. Woher diese gärtnerische Seltenheit? die kaum an-
derswo erhört und gesehen worden, die zu Straßburg doch jedes
aufmerksame Aug täglich einsehen kann. Fremde Gärtner! redet
die ' Wahrheit, liefert euer Garten? liefert ihr Gärtner euren Herr- -
Schäften? liefert ihr euch selbst dergleichen Ueberfluß an Garten-
gewächsen von aller Art? wie die berühmte Gärtner von Straß-
burg, welche neben dem Elsaß noch die benachbarte Grenzländer
zum Theil durch ihre Garten-Kunft ernähren und erhalten, ohne
daß es ihnen wehethut, sie helfen allen Fremden mit Gartenge-
müßen aus, ohne daß sie die ihrigen dabei Mangel leiden ließen.
Worinn bestehet denn die Kunst dieser Garten-Künstlerin Straß-
burgs? bloß in einem Erdreich, das eifrig gebaut, fleißig gedüngt,
gehörig mit Pflanzenstöken besezt wird? Ihr liebe Gärtner: ihr
braucht nicht weit zu gehen, die Gartenkunst von Straßburg auf-
zusuchen, ihre Kunstgriff'e auszugrübeln ; ihr habt ihren Kunstgriff
schon in der Hand, ihr dürft nur diese künstliche Gartenbauart
von denen Straßburgern ablernen. Menschenkoth, Menschenurin,
Viehkoth, Viehurin, diese sin^jl der so berühmte Wunderung, mit
dem jene Gärtner ihr Gartenfeld wie der Bauer die Ochsen mästet.
Dung über Dung im Ueberfluß, aber - kein strohiger, von langer
Zeit her verfaulter Dung; Dung der über den Winter in Gruben
gelegen; der oft und fleißig umgekehrt worden, der oft mit Küh-
lake angewässert worden, der zu Speck gewordene Dung wird
haufenweise dick eingepflästert, welcher Speckdung tief, rein, in
die Gartenländer gehörig untergebaut worden u. s. w. S. 175 heißt
es von dem Frühgemüße in St. Dieses Kunststück ist alle Jahr
in denen so lieblichen und anmuthigen Gemüß- und Küchengärten
um St. stets sichtbar, aus dem die Frühgemüße in die Stadt und
aufs Land hinaus verschickt werden, wenn andere Stadt- und Land-
leute noch nicht einmal gegärtelt haben. Da die St. Küchen-
gärtner im Spätjahre schon so emsig gärteln, so haben sie das
Frühjahrgärteln nicht nötig u. s. w.
ABirlinger
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279
Schweizerspott
Vom Herren Gondran, Praesidenten zu Dijon haben die Jesu-
iten ein Teftament erpracticiert, darinnen er versehen, daß fich
seine leibliche Schwefter und einiger Erb mit einer halben Cronen
abweisen lassen solt, da er doch dem Jesuiterorden bey 7000
Francken järlichs eynkommens yerschafft. Das lasse mir aber einer
eine schöne witzige von den Jesuitern verursachte Divifion sein.
Es kommen mir die einfältige tröpflein^ ich sage die Jesuwidrichen
eben für als wie jener Schwerer, der kompt mit zween seiner Ge-
spanen in ein Wirtshauß, der Wirt legt jhneu vier Semblen für,
der Schweizer sagt: der Semblen seynd vier vnd vnser drey. Harr
ich wils redlich thailen. Er fangt an: Mir eine, dir eine und dir
auch eine vnd mir wider eine. Ey wie gehts so grad uff, spricht
die Schweitzerkuh! Meyne Heylige Jesuwidrichen wie gehets so
gerad vff, daß jhr von 7000 eins fallen lasset?
Ein gart artiges Geitgvögelin im Jesuiter Nest ausgenommen^
geropfet vnd also MutternacJcend allen vffrichtigen Teutschen für
die Augen gelegt Oder augenscheinliche Erweisung deß Unersätt-
lichen Bodenlosen Geitzes der Jesuiter-Sect. Durch Johann Pisca-
tarn, Musarum cuUorem. Getruckt zu Kempten bei Christoff Krausen
Anno 1622. 4^ S. 10.
Alte Gebete
I
Die besprengvnge des vnschvldigen blvtes ünsers herren Jhesv
Christi, da mit er die heiligen Gristenheit gesprenget vnd geweschen
het, die behüte vnd beschirme dich hüte vnd die war kraft des
lebenden Gottes svn vö Himelriche for allem übel sei vnd libes amen.
Recordäre uirgo mater, dum steteris in conspectu dei, ut loquaris
pro nobis bona et ut auertas indignationem suam a nobis.
Fax domini. unltus domini. Sanguis domini sit michi pro*
tectio anime et corporis mei. amen. Fax in celo, pax in terra,
pax in ossibus et in camibus meis.
*) dv hoheloptü tohter des ewigen vater, wirdigü magt
Maria. Ich loban vnd manen, das dich du almehtikeit des himel-
schen vater beschetwet het ob allen creaturen mit solicher kraft,
das dv die volli der gotheit liplich enphangen vnd getragen best,
vnd''*) der vröde die dv hattost do dv enphvnde, das de ewige wort
vleische vnd blut in dinem libe was worden. Ich loban dich vss-
erweltü muter des einbomen Gottes sun, de dich de abgründe
der ewigen wisheit durgossen het ob allen creaturen. Vnd manen
1) Etwajs^ andere Hand.
2) Hs. vn vn.
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280
dich der vrftde die dv hattost, do dv din kint zu dem ersten male
anseht Got ynd menschen yf diner magtlichen schozze. Ich loban
dich gemintü gemahel des heiligen geistes, das dich der heilige
geist mit aller siner genade durgossen het ob allen creaturen«
Ynd der vrftde die dv hattost in dem ersten nv, do dv dich seht
der drivaltikeit aller nehst ein kvniginne aller creature. ge-
nedigti vrowe yon der vollen richeit, gibe mir ein erlühte leben vnd
ein voUekomen ende, vnd de („dann ich'' ausradiert) ewige leben,
vnd gibe den selan N. ein entladen von allen schvlden ein vrige,
erlosvnge von allem we. vnd ein volle niessen ir hosten selikeit.
Vnd bit dich, de dv uns armen in disem iamertal .N. gebist ein
m&terlich erbarmen, ein herzeklich trösten, ein gotlich vffenthalten,
ein riches besorgen^ ein getrvwes leiten in den sorgklichen wegen
dirre unsteten weite, ein kreftige helffen in allen n5ten. ein klare
erlühten in aller vinstri, ein grvndelos benaden in allen freisen
dirre zit, ein genvhsam vliesen aller diner miltekeit über uns in
allen Sachen, ein almehtig behalten an ünserm tode. ein sicher
leiten in das ewige leben Amen.
Omnes sancti dei dei discipuli sancti successores eorum orate ^)
pro me S. sapientes ^) S. principes S. episcopi. S. prespiteri. S.
S. dyaconi. S. lectores. S. hostiarii, S. martires S. confessores
Sancti monachi, Sancte heremite S. clerici S. moniales S. layci S.
uirgines^ Sancte uidue. S. nxores S. domini S. serui S. diuites S.
pauperes S. doctores S. factores isti et omnes sancti et electi d^
cum trinitate perfecta lorice sint anime et spiritus et corporis mei
cum Omnibus conpagibus suis intus et deteroris a planta pedis
usque ad uerticem capitis visui auditui gustui adoratui (lis: odo-
ratui) et tactui, carni et sanguini, ossibus et neruis, uisceribus
uenis medullis artubus et omnibus partibus meis, et contineant me
a morte perpetua. per te enim domine omnia menbra mea uiui-
ficantur, inspirantur et sanantur. protege me domine a dextris et
a sinistrisy ante et retro, intus et superius, in aei:e in terra ^) in
aquis in man, in flexu in erectione in gressu in stantione dor-
miendo uigilando; in omni motu, in omni nocte et in omnibus
diebus uite mee amen. lUumina oculos meos, ne umquam obdor-
miam in morte, ne quando dicat inimicus mens: preualui aduersus
eum ^). Deus salutis mee, in die clamaui et nocte coram te ^) amen.
Custodi me domine, adiuua me'deus, sancta trinitas et libera me
ab omnibus periculis amen.
Defende me domine ab igne et a fulgure, a tonitruo a grandine
a niue^) a pluuia a uentis a periculis a terre motu ab omnibus
1) Ha. orte.
2) Hs. Baptes.
3) Hs. intra.
4) Psalm 12, 4. 5.
5) Psalm 87, 2.
6) Hs. ale.
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mälis ab ocalie malorum auerbis apericnlis lacas et tenebrarum a
demonio a sagita uolante in die a negotio perambulante in tenebris,
protege me domine ab omni male et ira que infestant bonum, li-
bera me domine ab inuidiis et malignis a ueneficiis, libera me do-
mine ante mortem et in morte a perpetaa morte Amen. Von
späterer Hand: Die gebet gar gut für alles übel vnd für alles
yngelüke.
Pergamenthandschrift aus St. Georgen, jezt in der Grossh,
Hof' und Landesbibliothek in Carlsruhe, olie Nummer, 14. Jar-
hundert, Bl. 128—132.
Alfred Holder
n
Domine in uirtute*). Laudate pueri^j. •Domine exaudi. De
kürzen. Notam fac michi domine uiam, in qua ambulem, quia ad
te' leaani animam meam^). Ora pro nobis sancte Erasme^), vt
digni ef&ciamur. Domine exau. Oremas. Infirmitatem nostram
respice omnipotens deus, et quia pondus proprio^) actionis grauat,
beati Erasmi martiris tui atque pontifids intercessio gloriosa nos
protegat. Per Cbristum. sancte Erasme, martir dei preciose,
qui domino nostro Ihesn Christo in dominica die oblatus fuisti et
de eo leticiam sancte resorrectionis suscepisti, exaudi me indignis-
sima (lis: mam) peccatricem et accipe oblationem et delemosinam
meam pro uita et anima ipsius et pro omnibus necessitatibns eius
et rogo te, ut des sibi uictum et uestitum cum recte (lis: recta)
spe et uera fide et bona conscientia tibi consilium sibi aduersantium
ut tuo interuentu nequaquam noceant sibi, quia deus promisit tibi,
ut quisquis nomentuum inuocaret, exaudiretur. Idcirco permitto eum
in tuam fidem^ qua Christus conseruet eum usque in finem uite
sue, ne incidet (lis: incidat) in manus inimicorum suorum uisibilium
et inuisibilium, tibi ad laudem et omnibus inuocantibus te ad so-
latium. Per Christum. sancte Erasme, martir dei preciose, per
nomen domini nostri Ihesu Christi et per misericordiam, quam ab
ipso promeruisti, et inprodignis (lis: pro indignis) precibus meis
et assiduis tuis miserationibus libera eum ab omnibus et miseriis
et angustiis et calamitatibus quibus aggrauatnr, tu iamque plenus
deliciis domino nostro Ihesu Christo et sanctissime eius genitricis
Maria (lis: Mariae) angustias eius suggere sibi consolationem ne-
cessaria ab eis postulando. Per Christum, Oremus. Da queso
domine Ihesu Christe sibi de tribulatione leticiam, ut qui iuste pro
peccatis suis afffigitur, pro tui nominis gloria et per intercessione
1) Psalm. 20, 2.
2) Psalm. 112, 1.
3} Psalm. 142, 8.
4) Einer der vierzehn Nothelfer, f 2. Juni 303 zu Formiae (Mola
bei Gaeta).
5) Die Hs. hat prorie.
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(lis : -nem) sancti Erasmi martiris tui atque pontificis coins miseri-
corditer Uberetur et consolari mereatur, Per Christum. Oremus,
Frotector in te sperantium deas et fortitndo, qui beatum Erasmum
sacerdotem et martirem de ardore sulphuris pricisque misericorditer
liberasti, te rogamus et petimus, nt mentes nostras non exurat
flamma uiciorum. Per Christum. Oremus. Dens, cuius uirtute
beatus Erasmus martir uniuersa sua superauit tormenta, fac nos
eius meritis cunctas insidias inimici superare et a paupertate» anime
et corporis liberare. Per Christum. Vnd darzv., V. Pater noster.
Vnd V. Aue Maria. Vnd an dem svnnentag ain almmvsen gen ald
aber ain messe fnimen^).
Dann von späterer Hand: Wer dis gebet liset de geluist
niemer ere noch zergankliches gvtes.
Pergament-Handschrift one Nummer aus St. Georgen^ jezt in,
der Grossh. Hof- und Landeshibliothek zu Carlsrude^ 14. Jar-
hundert, Blatt 125'' Us 127\
Afred Holder
HI
In der Kirchbibliotek des etwa 1 Stunde von Schleiz entfernt
gelegenen Dorfes Kirschkau befindet sich u. a. eine Papierhdschr.
in klein 4^ [No. 159 (48)], welche in deutscher Sprache geschribene
Gebete und religiöse Betrachtungen enthält. Nach einem Vermerk
von späterer Hand, der sich auf der Innenseite des Einbandes be-
findet, ist die Hdschr. „um das Jahr 1480 von einer Nonne in
einem Schwäbischen Kloster" geschriben worden. In ir befindet
sich, wärend sonst, wie bereits bemerkt, der Inhalt in Prosa ge-
faßt ist, auf Fol. 14^ fl^. das folgende poetische Gebet an die
Himmelskönigin. Abgesehn von einigen »Verbesserungen ofl^enbarer
Schreibfeier gibt die folgende Abschrift genau den Text, üeber-
schrifb rot. Die folgenden Zeilen nicht abgesezt.
Ain hailsam gebet zu ewerben ain
selligs end v.nd vnser lieben
frawen
maria du fil hocher nam
ich armer sünder rief dich an
durch deines kinds finf wunden
die dir durch deines hertz drungen
vnd durch deines hailigen kinds vrstend
verleich mir armen sünder ain guts end.
o maria jnnckfraw aller junck^raw himlischen kunge
wen ich mich schaid von hine
hie auß diesem eilend
deine barmhertzige äugen zu mir wend
so ich lig in des tods der bittrikait
vnd meiner zungen ir red geleit
1) D. h. lesen, singen laßen und zugleich derselben anwonen.
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das ich dich nit mer anriefen kati
vnd meine äugen ires Hechtes werden on
vnd mein oren nicht mer heren migen
vnd ich lig in den engstlichen zigen,
so gedenck du kunge daran
das ich dich ietzund bit und erman
vnd küm mir zu der selben zeit
die mir angst vnd jamer geit
frisch mich vor dem hellischen hunde
verbirg mich zft denselben stunden'
o maria die selb genad behalt du mir
das hab ich gantze hofhung zt dir
vnd in Jesu deines kinds namen
so bind ich aller deiner guthait zu samen.
Amen.
Schleiz HSchults
Zu des Knaben Wunderhorn *)
Neu bearbeitet von Anton ßirlinger und Wilhelm Crecelius
Brief Spittlers^)
»Freund! Reine Liebe, welche ich für das Wohl und Wehe meiner
Mitbrüder aus allen Standen hege, macht es mir zur Pflicht, ein Wort
an Sie zu schreiben, das, wie ich hoffe, einen Dorn in Ihre Seele treiben
wird, dessen Sie nie mehr los werden können; es sei denn, Sie wider-
rufen öffentlich und bekennen den Schaden, den Sie angerichtet haben^
wodurch Sie sich allein mit der beleidigten Gott- und Menschheit aus-
söhnen können. Man sollte wahrlich nicht denken, daß in unsern Tagen,
wo jeder Menschenfreund von einiger Bildung alle seine Kraft aufbietet,
Aufklärung und Reinheit der Sitten um sich zu verbreiten, noch Men-
schenfeinde auftreten dürfen, und zwar mit frechster Stirne, als ob sie
das beste Werk verrichteten, welche ihre schuldlosen Mitbrüder niede-
rer, als auf die Stufe des TJiiers herabzuziehen suchen. Daß ich hier
nicht zu viel spreche, davon zeugen leider nur zu viele Opfer, deren
sittliches Gefühl und Achtung für Religiosität durch die lose Hand
dieser frivolen Menschenfeinde unbarmherziger Weise schon hinge-
mordet wurde. Mit Recht warten Sie ungeduldig, nachdem diese
schrecklichen Prämissen vorangehen mußten, bis ich Ihnen das Faktum
nenne, welches Sie, oder Ihre Mithelfer, deren Zahl nicht gering ist,
begangen haben sollen. Nun Sie müssen wissen, es ist die Ausgabe
und Verbreitung der Schrift, betitelt : ,Des Knaben Wunderhorn' oder
besser, das ,verpestende Gifthorn', das Sie und Ihre Consorten wegen
der vielen Tausend Verführten und durchs Laster unglücklich Ge-
machten zu Ihrem Lohn werden ewig blasen müssen, nachdem Sie durch
die um Rache schreienden Menschenseelen von der erzürnten Gottheit
in den Abgrund der Unterwelt hinuntergeschleudert wurden, t
1) Sieh n 181 ff. III 164 ff IV 86 ff.
2) Christian Friedrich Spittler im Rahmen seiner Zeit. Gesammelt
aus seinem sohriftlichen Nachlaß. Mit Vorwort von Pfr. A. Sarasin,
Erster Band. Basel. Verlag von G. F. Spittler.
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»Besorgte Obrigkeiten, treue Lehrer und bekümmerte Eltern geben
sich alle Mühe, diese schmutzigen, unter jeder Kritik stehenden Lieder
und Geschichten zu unterdrücken und zu vertilgen, während Sie in
öffentlichen Blättern auffordern, ja sogar Prämien aussetzen, Ihnen
diesen Auskehricht sorgsam zusammenzuhalten und einzusenden, um
dieses halb erstorbene Gift durch Zusammenfassung in eigene Bücher
wieder neu zu beleben. Wahrlich, wenn man an der Existenz eines
Teufels zweifeln wollte, so müßte man durch dieses satanische Unter-
nehmen von seinem Dasein überzeugt werden. Freund! meine Sprache
ist allerdings stark und erschütternd; allein ich wiederhole es Ihnen,
es ist blos die Liebe für das Wohl und Wehe meiner Mitmenschen,
welche mir solche diktirt. Ihnen ist es überlassen, ob Sie der Stimme
Ihres mächtig schreienden Gewissens folgen wollen oder nicht. — An
einem andern Ort werden Sie und ich den Erfolg dann erfahren.c
»Nicht Menschenscheu hält mich zurück, Ihnen meinen Namen
zu nennen, sondern das Nachtheilige, welches für meine Wirksamkeit
daraus entstehen könnte.«
Dieses Schreiben wurde durch einen Reisenden abgesandt und in
Freiburg auf die Post gethan i. J. 1807. AB
I 60. Liebesprobe.
Es hat ein Jungelein ein Mädelein lieb
Viel lieber als sich selber.
Er hatt' es beschieden zu kommen
Unter den Lindenbaum grone.
Als es wol unter den Lindenbaum kam,
Sein schon Herzlieb noch nit vernahm.
Er setzt sich nieder zu rasten
Wol unter die Lindenbaums Nasten.
Da kam geritten stolz Reiter daher,
Er grüßt die feine Magd sehre:
»Herzjungfrau, pflückt ihr gelben Klee
Oder pflückt ihr Eschenlaubere?«
»»Ich pflücke fürwahr keinen gelben Klee,
Ich pflücke fürwahr kein Eschenlaub,
Ich hab verloren mein schon Herzlieb,
Habt ihr ihn nicht vernommen?««
»Hast du verloren dein schon Herzlieb,
Ja wol hab ich ihn vernommen.
Ich hab ihn vernommen gestern Abend gar spat
Kar'ssieren bei schönen Jungfrauen.«
»»Hast du ihn vernommen gestern Abend gar spat
Kar*ssieren bei schönen Jungfrauen,
So sagen ich ihm viel tausend gute Nacht,
So will ich'n nicht mehr anschauen Ic«
Wass zog der Reiter ans seiner Taschen?
Einen Schleier, war weiß gewaschen.
»Den will ich dir, Mädchen, schenken,
Daran sollst du gedenken 1«
»»Und wenn es auch war' der Sohleier so viel
Vom Himmel bis zu der* Erden,
So war mir doch lieber mein schon Herzlieb,
Als alle die Schleier auf Erden!««
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Der Reiter tat ab seinen eisernen Hut,
Daß ihn das Mädchen kennen tut.
»Ach Mädchen, du bist fromme,
Sonst war ich nicht zu dir kommen U
Tun Ho£Pmann von Fallersleben wärend seiner Studienzeit in Bonn
aufgezeichnet ; er erhielt das Lied von alten Leuten in Kessenich. Es
wäre zu wünschen, daß sich auch die Melodie noch fände, da das Lied
an das alte in vierzeiligen Strofen erinnert, welches beiUhland u. Erk
Liederhort (No. 1«) stet LErk
I 343. Das Haßlacher Tal. Eine abweichende Fassung hat
sich noch im Nachlaß Achims v. Arnim gefunden:
Es war ein junger Enab,
Seins Alters achtzehn Jahr,
Im Haßlacher Tal,
Eins Abends gine er bald
Zu Haßlach durch den Wald,
Wol durch den Wald.
Sein Kamerad ging auch mit,
Dacht an kein Böses nicht,
Wol bis in Wald.
Da sprach der Böswicht bald:
»Sterben must du heut im Wald,
Wol in dem Wald.«
»Ach liebster Kamerad,
Was hab ich dir getan?
Gedenk an Gottl
Gedenk an Berg und Tal,
Die wir seloffen all! «
Gedexxk an Gottlc
Da half kein Bitten nicht,
Er gab ihm gleich drei Stich
Wol in den Hals,
und er ward gefangen bald
Zu Haßlach in dem Wald,
Wol in dem Wald.
Und ins Arrest gefürt,
Mit Ketten gschlossen wird,
Wol gschlossen wird,
Man nahm ihn vors Gericht,
Er wollt gestehen nicht,
Gestehen nicht.
Man nahm ihn recht zur Hand,
Bis er zuletzt alls bestand,
Ja alls bestand.
Ihr Jugend insgemein,
Nehms zum Exempel ein,
Exempel ein.
Er hat nicht Guts gedacht,
Spielen hat ihn dazu gebracht,
Spiegelt euch dranl
Adjeu, mein Yatter mein,
Adieu, mein Mutter mein,
bet't für miohl WC
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I 882. Euckacks Ablösung.
Der Kuckuck hat sich zu todt gefalln
von einer grflnen Weyden,
wer wil vns nun diß lange Jahr
die Zeit vnd Weil vertreiben?
Mein feins Lieb hat mir ein brieff gesand,
sie hab ein andern lieber denn mich
vnd hab sich mein verziegen.
Daß sie sich mein verziegen hat,
daß thu ich nicht groß achten,
laß fahren was nicht bleiben wil,
ich hab ein sinn der achts nit vil.
Stet in: Newe Teutsche Weltliche MADRIGALIA und BALLET-
TEN. So wol mit lebendigen Stimmen, als auff allerhandt Musicalischen
Instrumenten vnd Seytenspielen gantz lieblich zu gebrauchen, mit f&nff
Stimmen Componirt vnd gesetzet: Durch Johannem Stephanum Orga-
nisten weylandt in LÄneburgk. TENOR. Gedruckt zuHamburgk, bey
Heinrich Carstens, In Verlegung Herings Buchführer. ANNO M.DC.XIX.
40. Unter Nr. XIV. WC
Der Ritter vonStaufenberg 1468 ff. Vrgl. ühland Schriften
I 505 : »Dise Dichtung fürt uns noch einmal in das mytische Elfenreich
in örtlicher Anknüpfung zurück. Ich seze sie hieher, weil überhaupt
keine geschichtliche Einreihung möglich ist; der Kaiser, der darin vor-
kömmt, ist nicht näher bestimmt, die einzige Andeutung ist, daß seine
Nichte als Erbin von Kärnthen bezeichnet wird.« Ein Auszug: Deutsche
Sagen II 449 ff.
' St. Meinrad I 238 ff. Vrgl. die Raben des hl. Meinrad in den
Alpeijrosen 1829 S. 237 ff. Gedicht von Manfred.
Augustinus und der Engel I 418 ff. Sieh Alpenrosen 1826
S. 119: Augustinus und das Knäblein, Legende v. Gengenbach. AB
H 55. Bei Nacht sind alle Kühe schwarz. Ist eigentlich
mundartlich abgefaßt (Nürnbergisch), im Wunderhom nur in die hoch-
deutsche Schriftsprache übertragen und etwas geändert. Nach der Mit-
teilung des Hs. Dr. Hohnbaum in Hildburghausen habß ich es mit Me-
lodie veröffentlicht in der Neuen Sammlung deutscher Volkslieder H
Heft 6 No. 30, LErk
II 69. Schadenfreude. Kürzer und poetischer ist dasselbe
Sujet behandelt in »SERVIA MÜSICALIS ALTERA, Oder Anderes
Musikalisches Sträußlein — Componiret Von DANIELE FRIDERICI,
Isleb. Gedruckt zu Lübeck durch Hans Witten, In Verlegung Johan
Hallervords, Büchhändlern in Rostock. Im Jahr 1617. c Die Widmung
d. d. Oldenburg Sontags Quasi modo gen. Anno 1617 ist unterschriben
Daniel Eriederich Cantor daselbst. Das Gedicht stet unter No. V
Einsmals das kind Cupido klein
Zum Bienenkor*) bekäme,
Den Bienlein jren Honigseim
Zu essen darauß name,
Ohn gfehr jn in den Finger stach
Ein Bienlein mit dem Angel,
1) kor aus (mh. nhd.) kar, goth. kas (Ge&ß). Vgl. Vümar Idio-
tikon u. d. W. Kar.
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Drob er bekam groß vngemach
Ynd in dem Finger mangel.
Er lieff gar bald zu der Mutter sein,
Thet jnr solches ansagen :
Sprach: Mutter, liebste Mutter mein.
Was sol ich dir jetzt klagen:
Ich muß f&r Schmertzen sterben schier,
Vom Bienlein ichs bekommen,
Mich wundert, wo diß kleine Thier
So große Macht genommen.
Zu lachen fieng die Mutter an, *
Sprach: Was hör ich jetzunder,
Hat dir das Bienlein Leid gethan?
Das laß dir seyn kein Wunder,
Du bist ja auch ein kleines Kind,
Vnd thust offt grossen Schaden
Denen, die da viel grösser sind
Denn du, drumb laß dein klagen. WC
n, 230. Sterben ist ein harter Schluß. Ich teile noch ein Lied
aus Würges im üntertaunus mit, von zwei älteren Frauen gesungen,
und nur disen bekannt.
Krankheit ist eine schwere Büß,
Gott weiß es wol, daß ich sterben muß.
Sterb ich heut, so bin ich morgen tot,
Begräbt man mich unter die Röslein rot.
Sterb ich in meines Vaters Vaters Haus,
So kommen ihrer vier und tragen mich hinaus.
Sie tragen mich hinaus und nimmermehr herein,
Sie tragen mich wol auf den Freitbof hinein.
Sie legen mich ins Grab und scharren mich auch zu.
Da solt ich schlafen io einer guten Kuh.
Sobald das Glöcklein verliert seinen Schall,
So bin ich vergessen all überall.
Sobald vier Wochen herum herumme sein,
So kommen meine Freund' und zanken sich ums Haus.
Sie zanken sich ums Haus und wol um das Gut, *
Sie wissen aber nicht, wie das Leiden tut.
Das Lied ist ser wertvoll, aber es bedarf zur genügenden Her-
stellung des Textes noch weiterer Aufzeichnungen. LErk
n, 230. Der Text des Wunderhorns isU verschiedenfach durch
nnechte Zutaten entstellt. Die zwei lezten Zeilen von Str. 5:
Ach das Grab war schon gebaut,
Hab es traurig angeschaut
gehören einem Soldatenlied an (s. Erk Band I Heft 5) ; der Soldat soll
erschossen werden und stet vor seinem Grabe. LErk
H 235. Gefangen auf der Wacht. Das Gedicht stet zuerst
in: »Beiäeschatten. Von dem Schattenspieler Luchs. Heidelberg, 1811c
und zwar zweimal S. 65 und S. 93. Auf S. 267 die Anmerkungt^ Das
Lied »Mir träumt« haben die Herausgeber des Wunderhorns in den
H. Band S. 161 diser Sammlung aufgenommen. Es ist, wie sie richtig
bemerken, kein gar altes Lied: denn es wurde vom Schattenspieler Luchs
erst vor vier Jahren gedichtet.« Die Entstehung fallt also wol in das
Jahr 1807. Verfasser des Werks ist Justinas Kerner. LErk
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n 263. Die Toten reiten schnell. In Lindenfels im Oden-
wald aus mündlicher Ueberlieferung (3. Aug. 1859):
Ach was scheint der Mond so helll
Ach was reiten die Toten so schnell 1
Es war Schluß-Refrain von einem Gedicht. . Das übrige wüste die
Sängerin nicht mer. LErk
n 298. Der Wirtin Töchterlein.
Drei Mörder.
Es ritten sich drei Mörder aus,
Sie gaben sich für Grafen aus.
Sie kamen vor ein Gastwirtshaus:
»Frau Wirtin, ist ihr Mann zu Haus,«
BtAch nein mein Mann ist nicht zu Haus,
Er ist schon gestern geritten aus,cc
»Frau Wirtin, hat sie die Gewalt,
Drei Mörder über Nacht zu behalt?«
>>Ach wenn ich die Gewalt nicht hätt'.
Was sollt denn da mein Wirtschaft werd*?««
Sie taten die Pferd in den Stall hinein
Und traten zu der Euch' herein.
»Frau Wirtin, hat sie ein Töchterlein,
Das uns kann reichen ein kühl Glas Wein?«
»Frau Wirtin, jezt kann sie schlafen gehn,
— ... .- — ... — — — — — — — — — «
»»Ach nein, ich kann nicht schlafen gehn,
Es möcht ein Mord im Haus geschehn.««
Sie gaben ihr ein'n Schlaftrunk ein.
Wie bald schlief sie so süße ein.
Der Erste sprach: »das Madchen ist mein,
Es hat von mir ein kühl Glas Wein.«
Der Zweite sprach: »Das Mädchen ist mein,'
Es hat von mir ein Ringelein.«
Der Dritte sprach: »Das Mädchen ist wert.
Daß wirs zertreiben mit unserm Schwert.«
Es griff seiner Mutter wol auf den Kopf:
»Ach Gott, was bin ich ein armer Tropf!«
Es griff seiner Mutter wol auf die Brust:
»Ach Gott, hätt das mein Vater gewust!«
Es griff seiner Mutter wol auf die Fuß:
»Ach Gott, was schläft meine Mutter so süß!«
Sie legen das Mädchen wol auf die Bank
Und hauen es, daß es in Stücken sprang.
Sie legen das Mädchen wol auf den Tisch
Und verteilens, als wärs ein gebratner Fisch.
Und wo ein Tröpfchen Blut hinsprang,
Da saß ein heiliger Engel und sang.
Sie sangen so hübsch, sie sangen so fein,
Sie sangen das Mädchen in Himmel hinein.
Und wo der Mörder das Schwert hinlegt.
Da saß ein schwarzer Rabe und kräht.
Mündlich aus dem Hessen-Darmstädtischen (Gegend zwischen Main,
Rhein und Neckat) (1858), mir mitgeteilt durch W. v. Plönnies. Das
Lied ist schon verschollen und müste noch mer als bisher verfolgt
werden. LErk
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