Skip to main content

Full text of "Alemannia"

See other formats


This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project 
to make the world's books discoverable online. 

It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject 
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books 
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that 's often difficult to discover. 

Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the 
publisher to a library and finally to you. 

Usage guidelines 

Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the 
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to 
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying. 

We also ask that you: 

+ Make non-commercial use of the file s We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for 
personal, non-commercial purposes. 

+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machine 
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the 
use of public domain materials for these purposes and may be able to help. 

+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find 
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it. 

+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just 
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other 
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can't off er guidance on whether any specific use of 
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner 
any where in the world. Copyright infringement liability can be quite severe. 

About Google Book Search 

Google's mission is to organize the world's Information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers 
discover the world's books white helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll text of this book on the web 



at |http : //books . google . com/ 





:Mki- 



Digitized by CjOOQIC 



Digitized by VjOOQ IC 



Digitized by VjOOQ IC 



ALEMANNIA 



Zeitschrift 



für 



Sprache, Litteratur und Volksknnde 

des 

Elsasses nnd Oberrheins 

herausgegeben 



Dr. Anton Birlinger 

ProfeMor an der UniTenitXt in Bonn. 



Vierter Band. 



Bonn 

bei Adolph Marcus 

1877. 



Digitized by VjOOQ IC 






Digitized by VjOOQ IC 



Inhalt 



^ . Seite 

Elsass 
Die älteste deutsche Orifiriaftl-Vrkiinde aus dem Eisass 

PfanDensclimid 208 — 212 

üntersnehungren zur Elsässer Grammatik I Kräuter . 255—257 

Zur HVortforsohuDHT Krutenau. Bech 195—197 

Zur altelsftssischen besonders straasburgischen Pflanzen« 

künde Birlinger 192—194 

Brief des Strassbnrger Theolo§ren JMarbaeh.flber die Ge- 
meinde der yerti^benen Franzosen nnd Nieder- 
länder zu Strassburgr und Frankfurt Crecelius . 22—24 

Wimphelinfir aber die Siebenzal Weinkau ff 184—186 

Anfängre der Reformation in Colmar HRocholl Ein- 
fährungr der Beformation in Colmar Derselbe An- 
zeige Crecelius 206—207 

Strassburg nnd die Ulmer Studenten Birlinger. . . . 191—192 

Strassburger Kirohweihpredigt Derselbe 18t6— 191 

Die Gartenmeisterin im Eisass Derselbe 277-278 

Aus einem Epos: Deutseh-firanzösischer Krieg Wörth 

Günthert 62—85 

Schweiz 

Urbar des Klosters Bheinau U Jhd« Meyer . 106-144 212—236 
Lexicalisch-etjmologische Yersuehe (v. HRudolff Grimm) 

Baechtold 152—153 

Kiltgang und Kiltsprflche im Aargan Rochhol 7. . . . 1—10 

Kilten in Sehwyz Birlinger 10—12 

Sohweizerspott Derselbe 279 

Scherrer, kleine Toggenburger Chroniken Anzeige 

Derselbe 203—206 

Rechtsrheinisches Land 
Altdeutsche Gebete , Mariengrässe , Heiliggeistgrässe 

Holder Schults 86—106 279—283 

Min allerliebstes suzelin Bech 18 



Digitized by VjOOQ IC 



IV 

Seite 

Zur Wortforsehnng Y VI TII Beiersahs Yladenbis Häbl 
Pumpernickel Schweizerhosen Gruntwelle Tobel Tier- 
stimroen Krutnowe Höllküchlein Herling Kessel Vogel 

Erlentritt Birlinger Bech. . 165—161 195—196 258—261 

Lexiealische u. s. w. Yersiiehe (Elchingen) Birlinger . 154—155 

Zu Sebastlaa Bttrster Derselbe 236—244 

Conrad Winsiechers Oftdicht de Castro Hochen Zorn 

Holder 197-200 

Zwei Briefe Sebastian Franeks Weinkauff 24—80 

Johann Jacob Weidner Crecelius 30—33 

Znr Crailsheimer Schulordnung Derselbe 16—18 

Paul Wllst, ein schwäbischer Jongleur Weinkauff. . 181—184 
Crailsheimer Juden- und Hebammenordnung 1480 Cre- 
celius 12-16 

]>as Wirtshaus am Oberrhein Trenkle 45—59 

Der Schwaben Lob I Aus Sebastian Sailer Birlinger ; 59—61 

Schwabenneekereien II Derselbe 144—- 151 

Zauber- und Oespenstergeschichten Derselbe 161—181 

Zur Sagen- und Sittenknnde Derselbe 242—244 262—270 

Gegen Aberglauben Derselbe 270—271 

Tom Toten- oder LeicheuTOgel Derselbe 271—273 

Yolkstfimliches, Yolksheilmittel, Aberglauben^ Inschriften 

Schüz 273—274 

Ofensprtlche aus der Calwer C^egend Derselbe 244—252 

Becherinscliriften v. Dadelsen 252 

8pr1lchw$rter und Redensarten Birlinger 252—255 

Zu des Knaben Wunderhom Erk Crecelius Wein- 
kauff Birlinger 33—45 283—288 

Alemannische Oedidite ans Vorarlberg Hagen .... 19—22 

Zu Schiller und Wieland Birlinger 276 

An Enlenspiegels Orabe Derselbe 275—276 

Zur Alemannia Birlinger Woeste 260—262 

Rottweiler Oberamtsbeschreibung Anzeige Birlinger 201—203 



Digitized by VjOOQ IC 



Schweizersitten 

1 Eiltgang und Eiltsprüche im Aargau 

Die Tobiasnächte, im ATestamente beschrieben, die ritter- 
lichen Probenächte, in den „Tageliedern" der Minnesänger ge- 
schildert; sollten sie sich wirklich übertragen haben auf die beim 
Landvolk üblichen Eiltnächte, auf jene Nachtbesuche, die da zu 
vorbestimmten Zeiten und unter ehrbaren Voraussetzungen einem 
ländlichen Liebespaare stillschweigend gestattet sind ? Gewiss nicht. 
£ine allgemeine^ ganze Landschaften und Volksstämme seit Men- 
schengedenken beteiligende Sitte kann nichts Entlehntes und Nach- 
geahmtes, muss auf diesem Stamm und Boden, dem sie jezt noch 
eigen ist, selbst gewachsen sein. Darum ist sie denn hier gleich- 
alt wie die Landessage und hat schon in der. ersten Befreiungs- 
geschichte des Volkes eine historische Rolle mitgespielt. Einer 
der ersten Eidgenossen ist ein namhafter Kiltgänger. V^Tie der- 
selbe, da die Waldstätte in der Neujahrsnacht 1308 die Vogts- 
burgen brachen, seinerseits die ünterwaldner Veste Rozberg erstieg 
und nam, mag uns Tschudi's Chronik I, 239 kurz wiederholen. 

„Ein dienstmagt uif der vesti Rotzberg was eins Gesellen von 
Staus Bul, der verliess (verabredete) mit jra, er wolt Nachtz zu 
jro uff die Bulschafft kommen am nüwen Jars Abend umb Mitter- 
nacht. Die Magt was des Bescheid fro, band das Seil an einSul 
im Fenster und ließ es hinab an Boden gan. Der Gesell zog sich 
selber hinuff daran ins Schloß, zog mit der Magd in Ihr Kammer 
zu schertzen ' ein Stund oder zwo. Mittler wil kam der Bunds- 
gesellen einer nach dem andern am Seil hinuff." Im Winterthurer 
Neujahrsblatt v, J. 1791 ist diese Scene in Bild und Lied dar- 
gestellt, die bezügliche Strofe lautet: 

Sie zieht ihn auf, sie herzen sich. 
Er ruft: Nun Brüder, herl 
Ein Jeder mach^ es nun wie ich^ 
Dann über Rozberg her! 

Wie man aus der Liedstrofe hört, so schämte sich das 
vorige Jahrhundert dieses von den Chronisten aufrichtig einge- 
standenen Eiltganges noch keineswegs; das unsrige hingegen ist 
heikler, es glaubt zu Ehren der geschichtlichen Würde bei dieser 

Bixlinger, Alemannia IV 1. 1 



Digitized by VjOOQ IC 



Erzählung nicht die Schlichwege der Liebe, sondern diejenigen der 
List voranstellen zu müssen. Eine sich selbst beraubende Nüchtern- 
heit! Als ob nicht iii aller Welt die Liebe das erste Motiv ge- 
wesen wäre. Als ob nicht heute noch, wie damals, der Eiltgang 
bei den Unterwaldner Aelplern allgemein wäre, als ob er nicht 
auch in unserem Vorlande fortbestände, und hier immer und 
überall wiedergekehrt wäre, so oft man ihn polizeilich oder kirchen- 
polizeilich abgeschafft geglaubt hat. Was ihn hervoi'gerufen hat, 
das bedingt auch seine Andauer: die Menschennatur, die Trennung 
der Stände, das Hefkommen und die Zähigkeit des Bauemvolkes. 
Dazu tritt nun erst gar manches örtliche, noch wenig mit er- 
wogene Motiv. Auf dem Lande und im Gebirge ist durch die dünnere 
Bevölkerung, durch die Entlegenheit und teilweise Unwegsamkeit 
der Dörfer und Höfe, sodann durch die altherkömmliche Arbeits- 
teilung, welche jedem Geschlechte isolirt die besondere Arbeits- 
gattung zuweist, der gesellige Verkehr beider Geschlechter beinahe 
bleibend beschränkt. Da hat denn auch, hier die Not Künste 
gelehrt und hat den Liebenden besondere Gelegenheiten eingeräumt, 
sich näher kennen und vertrauen zu lernen. Denn der Kiltgang 
ist eben nichts anderes als was Liebe ist, ein auf gegenseitiges 
Vertrauen gegründetes Verhältniss, das mit der förmlichen Trau- 
ung abgeschlossen wird. Dass gegen diese Deutung das Urteil 
der höheren Stände protestiert, ist allbekannt. Allein so lange die- 
selben ihre eignen Standesheiraten zum Gegenstande politischer 
und ökonomischer Spekulationen machen; so lange sie den Kirch- 
gang nicht minder, als auf Dörfern der Kiltgang, zum Anknüpfungs- 
punkt für Bekanntschaften herabwürdigen, hier noch dazu mit dem 
entschiedenen Bewusstsein gröblicher Heuchelei, so lange ist es 
erlaubt, ihrem Urteile das sittliche Gewicht abzusprechen, und 
man muss sie an ein einschlägiges derbes Wort erinnern, welches 
ihrem Zunftgenossen, dem Berner Patrizier Victor von Bonstetten 
angehört. In Rückerinnerung an jene armen Ratsherren töchter 
zu Bern, die bei jeder neuen Ratsbesetzung von plözlichen Be- 
werbern, d. h. Stellenjägern, umlagert waren und dabei binnen der 
zwölf Stunden der eben andauernden Ratswahlen zugleich .für 
immer über ihr eignes Herz entscheiden mussten; in Entrüstung 
über das Schicksal dieser sogenannten :»>Barettlitöchter« sagte Bon- 
stetten noch in seinen ältesten Tagen zu Heinrich Zschokke: 
„Schreiben Sie auch einmal eine Erzählung von unsern Berner- 
bauern und lassen Sie sie um Gotteswillen kilten! 

Das viel besprochne Wort Eilt erklärt sich aus seiner Mund- 
art selber. Die Formel: zu Kilt gehen, wird durch die Neben- 
formel übersezt: zu Licht gehen. Der Chilter wird im Solo- 
thurnischen auch das dunkel glühende Knöpfchen oder Röschen 
am Lichtdocht genannt; das Kiltholz heisst im Zofinger Bezirke 
das aussen unter dem Stubenfenster aufgebeigt liegende, kleinge- 
scheitete Brennholz. Die Herbstzeitlose heisst Chiltbluroe, im El- 



Digitized by VjOOQ IC 



sass Eelterle, in der Champagne veillotes, weil sie mit dem Wieder- 
beginne der Licht- und Spinnstube, und der Nachtwachen: veil- 
16es, zu blühen anfängt. Stöb'er, Eleräss. Volksbüchl. (1) 1859, 
154 und in Frommanns Zeitschr. 4, 12 wo gwelte gwelter, >aIso w 
noch erhalten erscheint. Das Wort war ehedem gemeindeutsch 
und verrät sich noch in verscKiedenen, dem Deutschen stamm- 
verwandten oder räumlich zunächst stehenden Sprachen. Bei den 
Inselschweden im Riga'schen Meerbusen heisst kuild der Abend; 
wenn man da beim Brauttanze den Gästen die von der Braut 
gestrickten Geschenke vorlegt, wird ein Tanzlied gesungen, an- 
fangend: 

Dies ist Dämmerungsarbeit, 
Trenn auf und schlag auf! 
d. h. ziehe das Gestrickte wieder auseinander, beginne die Arbeit 
auf's neue. Russwurm, Eibofolke 2, S. 81 und 178. Litthauisch 
skilt ist Feuer anschlagen, skiltawa Feuerschlag. Pott, Indogerm. 
Spr. (1) 2, 550. Selbst im Rothwelsch heisst Chilles Abends; 
Killesgänger Abenddieb. Anton, Wörtb. der Gaunersprache. 
Magdeburg 1834, 25»), 

Nur genau vorbestimmte Tage räumt das Herkommen dem 
Eiltgang ein und hält sie mit Strenge, ja oft mit roher Grausam- 
keit aufrecht ; denn eine unsichtbare Geheimpolizei wacht hier über 
derlei traditionellen Satzungen und wird von dem an jedem Orte 
bestehenden Vereine der Ortsburschen- und Nachtbubenschaft ge- 
handhabt. Die zunächst folgenden Angaben betreffen nur den 
Aargau. Im Hallwiler-Seethale und angrenzenden Eulmerthale sind 
hiefür der Samstag, Sonntag und Donnerstag bestimmt, gelten aber 
allein für die Ledigen. Der Freitag steht zu gleichem Zwecke 
ausschliesslich dem Bräutigam zu, denn in diesen Tälern finden 
die Hochzeits-Einladungen und Oopulationen auch nur am Freitag 
statt. Im Bezirk Zurzach ist der Samstag alleiniger Eilttag; wer 
da an einem Dienstage auf gleichem Gange betroffen würde, wäre 
durchaus als ein Wjistling verschrien. Ebenso wird im Solo- 
thurnischen ein am Mitwoch Kiltender unter »die Räudigen« ge- 
zälf! Burschen, die solchen Satzungen zuwider handeln, und 
Mädchen, die zur Unzeit Besuche annehmen, haben in ihrer Um- 
gegend auf ein Ehebündnis sicherlich nicht mehr zu rechnen. 

1) Ein ftltes alemannisches chwiltiwerch v. J. 817 bezeugt: 
pnellae . , tres opus ad vestrum ei tres sibi faciant dies, et hos, quod 
Alamanni chwiltiwerch dicunt, non faciant: die Mägde sollen 3 Tage 
der Woche für den Herrn, S Tage für sich arbeiten, aber »Arbeit des 
späten Abends« sollen sie nicht thun. Vrgl. Grimm Deutsche Rechts- 
alterth. 352. Graff Sprachsch. lY 654. Schmelier hat des dunkeln 
Wortes Deutung gefunden. Wie erkiken neben erquicken, niederd. 
kalmen neben qualmen, kimraa (bair.) und kommen aus quiman, Kecken 
(Schwab .) neben. Quecken u. s. w., so kilt aus kwilt; angelsächs. cveld, 
altnord. kveld ntr. auch queldr msc. = Abend. Sieh den schönen 
Artikel Hildebrands im DW V 704 ff. DH. 



Digitized by VjOOQ IC 



Zur Rolle eines seiu Ziel glücklich erreichenden Kilters ge- 
hört, ausser dem Beiwerk von allerlei mitgeschleppter Ess- und 
Trink waare, vor allem ein^ geübtes, in jedem Augenblicke verfüg- 
bares Spruchgedächtnis. Herkömmlich wird er auf seinem Wege 
von den Nachtbuben und sonstigen Beobachtern mit ironischen 
Begrüssungen und Anfragm geneckt und geschraubt. Will er 
ihrer rasch los sein^ so muss er schlagfertig und witzig zu ent- 
gegnen verstehen. Eine plumpe Antwort ist sein Verderben, er 
muss sie mit der eignen Haut bezahlen, nur die Laune hilft ihm 
durch. Steht er alsdann zum erstenmale drunten am ersehnten 
Hause, noch unerkannt und bei eitler Nacht; so beginnt da vom 
Fenster herab eine abermalige Eatechisation, bei der er noch viel 
weniger den Kürzeren ziehen darf. Da wird die Tochter und 
selbst deren Vater erst das Wer und Woher zu wissen verlangen, 
oder vielmehr sie werden vor Allem hören wollen, wie artig und 
schlau der Anklopfende um Einlass zu bitten verstehe. Auch die 
Mutter mischt mit gutem Rechte sich mit ein, und so steht er 
abermals den Vielen gegenüber. Ist aber gar schon ein Begüns- 
tigter oben zu Besuche und schickt mit verstellter Stimme ein 
»Rappedüzli,« ein Spottverslein zum Fenster herunter, so bleibt 
dem Enttäuschten keine andere Waffe als der Witz, hinter dem 
er dann seinen Verdruss verbirgt und seinen Rückzug deckt. 

Solcherlei möglichen Fällen und Unfällen sind die nachfol- 
genden Sprüche entsprungen, ihnen gemäss sind sie zu deuten. 
Der Sammler, der sie hier erstmalig bekannt giebt, täuscht sich 
über ihren Minderwert nicht im geringsten. Denn trotz ihrer 
mundartlichen Derbheit sind sie nicht lauter an Ort und Stelle 
selbstgewachsnes Naturprodukt, sondern sie kopieren das benach- 
barte Schwarzwälder- und Tiroler Volkslied zuweilen deutlich genug. 
Anderes dagegen ist in seiner Abkunft uralt und begegnet uns 
ausserdem nur in den lyrischen Formeln des Mittelhochdeutschen. 
Darunter gehört hier der wirklich schöne Spruch (No. 1), der beim 
Maienpflanzen an den Maibaum gehängt wird. Er handelt von 
den beiden, dem deutschen Ehegotte Donar geheiligten Liebes- 
aymbolen, dem Rosmarin und der Brautseide, und trifft hierin 
überein mit einem gereimten Liebesbriefe aus unbestimmbarer Vor- 
zeit, (Mone, Anzeiger 1838, 552), worin es ebenso heisst: 

und grüß dich gott durch eine haut vol seyden: 
ich will alle frischen hertzen von deiner wegen meyden. 
und grüß dich gott durch ein seydenfaden : 
mich und dich in ein finster gaden. 

So wird auch im Eindermärchen (Grimm, No. 80) der Brunnen 
angeredet: >Lauf hin zur Braut und laß dir rothe Seide 
geben.« Darum tragen Rosmarin und rote Seide jezt noch die 
Hochzeitsleute an Hut und Rock. 



Digitized by VjOOQ IC 



Zum Maienbaume, vor der Liebsten Haus gesteckt. 

I lols sie grueßen darb e böcbi Tanne: 

die Zit iscb cbo zim wibe und zum manne. 

I lofs sie grüeßen durb es Hämpfeli Tbau: 

i wött, mi Holdi war' mi lieb« Fran. 

I lols sie grüeßen darb es Nägeli: 

i wött, i bätt's in Arm as Aerfeli ^). 

I loiii sie grüeßen darb en Eicbe-Spo: 

wött lieber bi nef ligge, as se ftob. 

I lols sie grüeßen darb es Cbangeli Fade: 

i wött, i cbönnt scbo bi-ner s£ i Gade. 

I lols sie grüeße darb es Hämpfeli Side: 

i mag's elleige nümme meb yerlide. 

I lofs sie grüeße darb es Bosmeri: 

wött, aß i Tag and Nacbt cbönnt bi-ner si. 

Rosmeri and Ciprelse: 

aß i de nit vergefse; 

Bosmert and Nägeli dri: 

g'börst, i möcbt gern bi der si! 

Bi der si, wies Böseli bockt 

am-ene einige Stengel: 

Der Herr is schön and d' Fraa is schön 

and s' Chind ist , wie ne Engel. 

Anmeldungen am Eammerfenster« 

Wotsch mi öppe ihe la? Ein freundlicher Nachtspracb. Ge- 
dichtet von einem gefühlvollen Jüngling. Gedruckt Anno 10000, 
zur Zeit des Mondscheins. — (Fliegend. Blatt, o. 0. a. J.) 
Cham, Aenneli, mis SchätzeH, mach s' Fensterli üf, 
s'macht ehalt hie vorüfse, i wart nit gern druf. 

Am Suntig hesch tanzet, und brav hesch es gmacht, 
und wo-n-i di gseh ha, het s' Herz i mer glacbt. 
Un ietz het mi's zöge an de Haare zu dir, 
warum, o mis Anni, machst s' Biegele für? 
Bin ig halt en Arme, so bist denn du rieh, 
und thüe mer's z'säme, so si mer jo glich. 
Und bin-i nit hübsche, so bisch es doch du, 
hesch chrüselig Härli, Bothbäckli derzue. 
Und wärist mis Fraueli und war' i di Ma: 
jo lustiger cbönnt es im Himmel nit gä. 
Mis Hüttli war' fertig und s' Bettli war' gmacht 
und Fischli gäbs z' Morge, und Vögeli z' Nacht; 
Am Märit s' Ordinäri, dezue Haselnuß, 
und wenn's dich thät biße, i chratzte dir gwüß. 



1) Armvoll. Hebel i. Geisterbesache a. d. Feldberg. Alem. Spr. 101. 

Digitized by VjOOQ IC 



6 

Drum chum ietz, mis Anni, und mach nit so lang, 

es wird mir do üfse gar schröckeli bang. 

Chaust gar nit erwache? chum numme vors Hus, 

ig ribe dir selber da d' Aeugeli üs. 

Hest Chumber, i dörf dir keis Müntscheli gä? 

I dörfti gwüß meh noh, i dörft dirs noh nä! 

Du weißt no nit, wieviel Oouraschi ig hätt, 

war* i einist do dinne bi dir i dim Bett. 

Wach üf ietz^ mis Anni, leg^s Gloschli nit a; 

ha Menggi net g'förchtet, het kei^s ane gha. 

S' macht nüt wege'm Hemmli, i ha so viel Muet, 

i näm' di as Aerveli ganz füdeliblutt. 

U hest Eine dinne und ist er nit nett, 

so müpf mit de Ghneue de Eäri üfsem Bett. 

Es ist doch nüt mit ohm, sini Haar si nit falb, 

si-n Alte ist e Spitzbueb und er ist es Chalb; 

Het drü Geißli im Ställi, wo eis si grad streckt, 

wo s' ander ist halbe und s' dritte verreckt. 

We der Luft e chli harschet, sis Hattli scho chracht, 

sini Pfaisterli si ja mit Pfandzeddle vermacht. 

Die Alti, en Schlange, es ist ja ne Grüß: 

sie treit de ganz Wuche s' Nachtchübeli nit üs. 

Die Ornig, die schmöckt me dem Bürschli wol a> 

Me meint ja, seil Ohübeli sig selben 6 da. 

Zwilchhofe dem Schnider die fchuldet er noh, 

er het nit just gstohle, doch s' chönnt noh se cho. 

Jetz mag i nit ihe, es fchmöckt gar nit rein, 

wött wärli, ig wäri scho wider deheim. 

Hesch öppe gmeint, Aenni, es sig mer de Aerst? 

o neu hei Chüe Hörner: hei Geiße bloß Chärstl 

Blib numme-n-im Bettli, streck d'Gabli grad üs, 

Adje ietz, mis Anni, i gange nach Hüs. 

Nachtspruch. Guten Abend, gebe Gigs- oder Gott grüeßai, 
Meitschi! Ich will dir von meinen großen Reisen zählen. Ich 
bin zu den Zeiten, als der große Christoffel und der Bären-Mani 
(die 2 Wahrzeichen der Stadt Bern) regierten und die ganze Welt 
unter ihre Fasse nahmen, unter und ob dem Meere umzogen, so- 
weit der' Himmel blau ist. Wo der Erzpriester Johannes bei der 
Papiermühle gradüber dem Seifenwebershaus wohnt, dort fieng ich 
ein gar kostlich E^sen an im Eälbermeere, das ist nicht weit von 
Amerika in der Fegfeuergassen, wo die Säue auf den Bäumen 
wachsen. leh besann mich aber dort anders und schiffte mich nicht 
auf der Niemandsgasse ein, sondern ich nahm den Weg auf die 
Achsel, den Stecken unter die Füße^ band die Schuhe an die Seiten, 
mein Schwert an die Leber und zog über Stauden und Stock. 
Da wo der Weg übers Haus geht, kam ich in eine großmächtige 



Digitized by VjOOQ IC 



Stadt . . . Wald, hUn i säge wolle, und de Wald het nnmme drei 
einzige Tanne ghk. Und do, wo-n-i verirret bin gd, bin i üf e 
söttige Tanne üffe g'chlätteret und ba mis Biel zue mer gsteckt. 
Und do ba-ni nes Vogelnest gseb, haue das Nest ab und g^beien- 
es abe. Do sind aber feuf Zentner Fadere dinn gsi und mit abe- 
g'heit. Do bin i denn au wider abe, ba das Nest a'zündt, ha 
mis Biel dri gst«ckt, und do sind beedi verbrunne. Numme der 
Bielhelm nid. Do zweien-e do en Erbsftüde uf de Bielhelm üfe 
und do ist si fo groß werde, dals i ha müeße die allergrößist 
Leitere nä, für die Erbs vo der Stüde abz günne. D'Leitere hett 
aber numme drei Seigel gha. Do fallen i denn ab der Leiteren 
abe, feuf Ghlafter tief i Erdboden ihe^ und do weiß i mir nümme 
z'helfe. Jetzund springen i hei, g6 Schüfle und Bickel z'reiche, 
und grabe ml widrum üße und gange zue mim Müetti. Amen. 



^Liebis Maideli, witt mi ha? 
lue, i bi-n-e 2iimberma, 
will dir es Hüseli baue: 
bind und zVorn es Städeli dra, 
as d'au chast es Ohüeli ha 
und es Pärli Saue. 
AUi Vögeli singet gern 
bis am Samstig z' obet; 
alli Maideli hem-mi gern: 
o wie bi-n-i plöget! 

Ja, Bethli, i bi-n-s' Aettis Bue, 
drum bin i ehe stolz, 
min Aetti het der Waare gnue 
und z rings ums Hüs vil Holz, 
im Stal zwd Stiere und zwo Chüe, 
und Brod bis ghue und Wi, 
Ja, Bethli, wenn d'mi überchunnst, 
se chaust wol lustig si! 

Am Samstig chömmet Buebe 
zum Liseli z' Chilt, 
gar mänge in d^ Stube, 
nummen Eine, der gilt; 
nummen Eine zum Maidli, 
de Hans zum vorüß, 
und chlopft er am Ladli^ 
so thuets em geschwind üf. 
Alli Ghatze sin schwarz, 
und im Bettliwär' Platz, 
s'müeßt Niemer dinn ligge, 
weder ich und mi Schatz. 



Wenn' der Mond scho nit schint, 
so lüchte doch d' Stere, 
wenn du mich hüt nit magst, 
han i di doch gere. 

Anne Marm, was heuschis? 

hübsch bin i, das weiß i! 

höclie Schue trag i, 

hundert Guldi vermag i. 

„Hundert Guldi is net vil, 

mi Vatter git mer's, wann i will, 

Chasten und Bett 

mit Rosline überdeckt.« 

Anneli, hesch dis Bettli gmacht? 

»nei, i ha's vergesse!« 

bist du denn die ganzi Nacht 

bi dem Jäger g'feffe? 

mueik du grüene Schüehli trage, 

grüne Schueh mit Schnalle, 

grüne Schueh mit Gold beschlage, 

die ihm wol gefalle; 

morges früeh, wann d' Sunne 

schint, 
euXis arm Maringgeli grint! 

Anneli, wo bist nächtig gsi? 
>hinderm Hüs im Höfli.« 
Wer ist aber bi der gsi? 
»der im blaue Tschöpli.« 
Und was hat er bi der th6, 
hesch di von em chüfse 16? 



Digitized by VjOOQ IC 



8 



aber schämst di nit vor d' Lüte? 
»Ei, das het jo ntit z* bedüte!« 

I. der ChiUe-n ist e Tritt, 
wo me die Liebe z'sämme git, 
zweu und zweu, paar um paar, 
chumm ig ächter au dahar? 
der Aetti seit, s'heig ke 6'fohr, 
i gab en Chilter übers Johr. 

Drü chlisbge Gizze 
gönd größer e Geiß; 
chumm, säg mer das itze, 
was i no nig weiß. 

Aeugli, wie Röslithau, 
8* GCchtli, so fromm und schlau: 
wer zu mim Schätzli goht, 
wer mir vors Lädli stobt, 
den fchieß ech tod! 

Jo Bäbeli, du muefch artig thue, 
wenn d s' Bürrchli witt erlange, 
und wenn d' ehm öppe chüechle 

witt, 
so thue au Schmutz i d' Pfanne. 
Bäbeli lue, Bäbeli lue, 
d' Chuderjüppe brünnt d'r, 
bind und vorn, chrüz und quer, 
und nebedra die Bümper. 

Schätzerli, du Chäberli, 
war' ich bi der inne, 
ha der öppis g'chrömelet, 
ha ders wolle bringe, 
hunderttüsig Schitli, 
die gänd im Oefeli warm; 
i wött, i hätt mis Schatzeli 
no einischt so im Arm. 

Der Gngger üf em dürre-nAst, 

er guget alli Samstig z'nacht. 

er guget dene Buebe, 

sie föUe oho ge luege. 

o Gugger, wo bisch nächtig gsi? 

im ene hohle Bäumli. 

wa hesch im hohle Bäumli gmacht ? 

i ha mim Schätzli en Maie bracht. 



Mueter, chochet Zibelesuppe, 
d' zibele stöhnt im Garte; 
i ha fcho mänge blange Tag 
üf d' Chüechli müeße warte; 
chochet Oepfelfchnitz und Bire- 

schnitz 
und gäle Rüebli drunter: 
und wenn mi Mneter e Jum- 

pfere ist, 
nimmt's mi doch au wunder, 
d' Mueter bachet Chüechli 
und macht e ganzi Wanne, 
d' Chnabe chömmet mit enand, 
es git e ganzi Chammer. 

Der Abgewisene. 

Bin überm ßergli ennet gsi, 
ha s' Bethli wolle b'sueche, 
do isch en andere binera gsi, 
do hätt' i möge flueche. 
do seit mi Mueter, nei o nei, 
das Flueche muefch du mide, 
16ß Bethli gd, loß s' wibe si, 
thue lieber ledig blibe. 

Bald gras' i am Hübel, 
bald gras' i am Rai, 
bald hän i es Schätzli, 
bald bin i ellei. 
uüd wenn i keis h4 
und wenn i keis weiß, 
so nimm i der Gertel 
und näggele-n-ei's, 
und näggele-n-ei's 
vom ene Schwarzdorn, 
itzt hätts ekei Gattig 
und hett ekei Form! 

Im Winter, wenns regnet und 

schneit, 
so nimm i mis Schlittli und reit, 
rite vor's Schätzeiis Thür, 
ist denn no s' Riegeli für; 
wilPs mi nit ihe Idh, 
mueß i vorüße ft6h. 
aber oheien oho: 
en andermdl bin i nit do. 



Digitized by VjOOQ IC 



Wer will es wackres Bürschli ge, 

mueß nett und artig si; 

im Oarte g'günnt me Böseli 

nnd Majen obedri. 

Im Garten auf der Laube, 

da pflückt man einen Strauß, 

und wer kein Geld zum Trinken 

bat, 
der bleibe hübscb zu Haus. 

Gueten Obig, Vreneli, 
cbonnt i nit e weneli 
zu der ine cb6? 
will di lebre Garbe drösche, 
will die lehre Hemmli wösche, 
choche, chüechle, spinne, stricke 
und verfötzlet Hösli flicke. 
>Nei, du chunnst mer nit vors 

Hüs, 
oder i löß de Budel üs; 
nei, du chunnst mer nit vor d' Thür, 
oder i ftoß de Biegel für!« 

Du tüsigs Margretli, 

chumm, thue mer d' Thür üf, 

ich früren a d' Finger, 

bin sust nit wol üf. 

>ünd frürst du a d' Finger, 

leg Händscheli a, 

und bist e bravs Bürstli, 

chlopf no-ne m61 a!« 

Die Erwartende. 

Lustig und munter! 
am Sunntig z' nacht chunnter, 
und wenn er nit chunnt, 
se-n-isch er nit gsund. 

Es nachtet unter de Bänke, 
d' Maidli föhnt a z' denke, 
fe heiget no keis Garn; 
do chunnt e Gschump 
und bringt es Pfund: 
Wind a, wind a, wind a! 

Sie säget gang, i chönn nit spinne, 
i Q^ött wol au mis Lisme 16, 



und was sie säget, werd* i inne, 
s' Rädeli will nit umme goh, 
d' Chnabe wend nit zue mes 

ch6 — 
ti-tum! 

du Hebi Zit, 

wie ist au d' Nacht so lang 

und s^ Bett so wlt! 

So chli, daß i bi, 
so falsch chan i si: 
de Schatz, wo du liebst, 
is au halber mi! 

Elternrat. 

He, eigeli het die Ghatz Aeugeli, 
wil fie au lüegele mueß; 
Bürstli, thue nid so gli wibe, 
sust hefch di ganz Lebtig Ver- 
druß. 
He, eigeli het die Ghatz Aeugeli, 
daß fie au lüegele cha; 
Meiteli, witt nid de Buggel voll. 
Nimm du di Lebtig ken Ma. 
d' Manne sind fü'rig, i sägdir's ja, 
brünned 's nit gar, denn so 

räucht's; 
thuest em nid flittren und fläterle, 
so hefch de Buggel voll Streich. 
»Flittren und fläterlen chan i nid, 
gwüß, i will lieber ken Ma, 
ja, ich will ledig mi Lebtig si, 
mueß denn kes Wiegeli h&.« 

Sure Holzöpfel 
und langi Stiel dra: 
freu di nur, Maidschi, 
mueßt au^ne Ma ha! 

Hätt' i nit gmannet, 
wött' i nimmera^h manne : 
es will mir kei Jüppe 
am Nagel m^h Vhange! 

Hosechnöpf und Mugge dra, 
so vil aß Tag' im Jör; 



Digitized by VjOOQ IC 



10 

Maidli, 16ß mer d^ Buebe ga, ha gmefiift, i heig e Mutte voll 
snst chratziscfa no im Hör. Brod, 

and find' keis Mfimpfli i miner 
Ha gmeint, i heig e Taväre- Not. 

Wirtshüs: 

ietz hanget numme Windle vor-üß. (Der Vater hat abermals ein 
ha gmeint, i heig e jungi Frau: Mädchen bekommen.) 

ietz han-i nnmnen e Welle Strau. Mls Herz isch trüervoU 

ha gmeint, i heig e Cheller voll vo wege g' Babis: 

Wi, ha gmeint, es choche Chrüt, 

ietz han i im ene Gläsli e chli. ietz chochets Chabis. 

ha gmeint, i heig es Fafs voll und Chabis mag i nid, 

Chäs, wött' lieber Rüebli; 

und ietz sind numme die Stei es Maidli hft-n-i fcho, 

fo räß. i möcht' es Büebli. 

ELBochholz 

2. Kilten in Schwyz^) 

Man kann sagen, daß die Schweiz dasjenige Land ifib, worinn 
Amor und Hjrmen in dem heften Einverftändniß leben. Faft in 
der ganzen Schweiz, vornehmlich aber in dem Kanton Schweiz, 
ist, ich weiss nicht warum oder wie, ein sehr seltsamer Gebrauch 
eingeführt, der mich in grosse Verwunderang gesetzt hat, mich, 
der ich gewohnt bin, nur über ein Ding zu wundern, nehmlich 
darüber, dass man sich noch in der Welt über etwas verwundem 
kann. Ich wusste wohl, dass die Liebe bey den Grönländern 
z. B. nicht auf die Art wirkt, wie bey dem wollüstigen Einwohner 
des mittäglichen Europa. Ich wusste, dass alle iene Verfeinerun- 
gen der Liebe, die vielleicht nur noch mehr Unruhe als Vergnügen 
gewähren, in Labrador unbekannt sind; dort wo der Mensch eben 
so, wie iJles was ihn umgiebt, von Eis ist, und sich einer Frau 
mit eben dem Gefühl nähert, als einem Stück Seehundsfleisch, 
womit er seine elende und mühevolle Existenz unterhält. Es war 
mir nicht unbekannt,, dass die Natur auf dem ganzen Erdboden 
die Mannigfaltigkeit in ihren Werken liebt, und dass alles an dem 
Menschen, nur das, was ihm wesentlich ist, ausgenommen, der 
Verschiedenheit unterworfen ist. Allein^ wenn man mir gesagt 
hätte, dass hundert und fünfzig Meilen von Paris, in einem Lande, 
welches wegen der Weisheit seiner Gesetze und Reinigkeit seiner 
Sitten so berühmt ist, das schon ganz mannbare Mädchen einen 
jungen* Menschen, der ihr ^ie Ehe verspricht, in ihr Bette auf- 
nimmt, als wenn er. bereits ihr Gatte wäre ; wenn man mir weiter- 



1) üeber Eheschliessttng und Vorprobe im Serüfthal (Glartfs)' öiöK 
Osenbrüggen Wanderstudien IV 324. Fischer's Probenächte bekannt. 

Digitized by VjOOQ IC 



11 

gesagt hätte, dass dieses seltsame Vorspiel von beyden Familien 
gut geheissen, und von einer Generation zur andern beybehalten 
wird: so würde ich es nicht haben glauben können. Und gleich- 
wohl ist unter allen Gebräuchen, welche einen in Erstaunen setzen 
können, keiner so zuverlässig, als dieser. 

Der Einwohner in dem Kanton Schweiz heurathet sehr jung. 
Dies ist ja wohl der Trieb der Natur an allen Orten, wo der 
Mensch kein Bedenken trägt, sich fortzupflanzen. Eine solche Be- 
denklichkeit aber, die man immer als den schrecklichsten Vorwurf 
für solche Regierungen, wo sie statt findet, betrachten muss^ ist 
in dem Kanton Schweiz unbekannt, als woselbst sich wegen der 
weitläuftigen Gemeinhuten, worauf die Heerden weiden, und wegen 
der mit Holz zur Erbauung neuer Hütten bewachsenen Berge, 
immer ein. Platz zur Anrichtung einer neuen Haushaltung findet. 
Es geschiehet daher selten, dass der Schweizer, welcher versichert 
ist, dieses doppelte Erbgut seinen Kindern hinterlassen zu können, 
sich nicht sobald er die von der Natur bestimmte Zeit, eine 6e- 
hilfinn zu suchen, erreichet hat, verheurathe. Gemeiniglich sucht 
er sich die seinige auf dem nächsten Berg, oder in dem nächsten 
Thal aus. Die häufigen Besuche, die er bej ihr abstattet, machen 
dass seine Wahl bald bekannt wird, und in allen umhergelegenen 
Weilern betrachtet man ihn als einen erklärten Bräutigam, in 
dessen Rechte niemand einen Eingrif zu thun unternimmt. Man* 
sagt, dass denienigen, der die Verwegenheit begienge, ihn in seiner 
Liebschaft zu beunruhigen, eine ö£Eentliche Rache treffen würde; 
und dem ungeachtet zweifle ich, ob es in Labrador selbst bey der 
Liebe kälter hergehen könne. Kaum ist die Sonne aufgegangen, 
so findet sich schon der Schweitzer bey seiner Geliebten ein. Ge- 
meiniglich giebt sie sich mit irgend einem häuslichen Geschäfte 
ab; er nimmt sich aber sehr in Acht, ihr bey ihrer Arbeit irgend 
eine Hilfe zu leisten, sondern siehet sie blos kaltblütig an, und 
sagt kein Wort. Findet er sie etwa in einer Entfernung von ihrer 
Hütte sitzen? 'Er setzt sich neben ihr hin, und sagt kein Wort. 
Gehet sie in die Kirche, oder in eine Gesellschaft, oder besucht 
sie ein ländliches Fest? Er nimmt sie unter den Arm, raucht seine 
Pfeife, und sagt kein Woi*t. Auf solche* Art wird die ganze 
Woche zugebracht. In der Nacht aber vom Samstag fxit den Sonn- 
tag stellet sich der phlegmatische und stumme Liebhaber an der 
Thür seiner Herzensbeherrscherinn ein. Sie ö&et ihm. Er folgt 
ihr in ihre Kammer, entkleidet sich ganz ruhig, legt sich in das 
Bett neben ihr, und sagt, sehr gewöhnlich, auch da kein Wort. 
Wenigstens wird es so versichert; und es könnte dieses zu einem 
Beweise dienen, dass die Liebe stumm bleibet, wann die E^inbil- 
dungskraft ruhig ist. Am folgenden Morgen bringt die Mutter 
des Mädchen den beyden Liebenden eine hölzerne Schüssel mit 
Kaffe, dessen Gebrauch auf diesen . Gebirgen durchgehepds einge- 
führt ist*r Sie setzet sich auf das Bette, frühstücket mit ihnen. 



Digitized by VjOOQ IC 



12 

und würde es für eine Beleidigung ihres künftigen Eidams halten, 
wenn sie sich im geringsten merken liesse^ dass sie eine Enthaltung, 
die uns in Frankreich auf lebenslang lächerlich machte, in 
Zweifel ziehe ^). 

ABirlinger 

Crailshoimer Juden- und Hebammenordnung 

von 1480 

1 Ordinacio Judeorum 

Item summe placeret, quia ex jure convincitur, quod ludei, 
licet cruorem siciant et potent laicorum et nos usuris depauperent 
et quibusdam landabile esse reputetur ut accipiat ab eis pecunias 
ad usuram etc., tamen cottidie nobis maledicunt, Cristum blas- 
phemant, beatam virginem Mariam subsannabunt, crucem Cristi 
criminibus varys confingunt irrident et conspuunt etc. obstinati nobis 
commorantur ex pessima licencia principum et ob questum eorundem. 

Item balneatores deberent eis deputare unum diem in septi- 
mana, quo ipsi intrarent balneum, et non omnes dies exceptos 
sabbatum. nam licet plures eis conbalneantur confabulentur et 
plus diligant quam proximum cristianum, sunt tamen boni adhuc 
sacerdotes et layci, qui nunquam delectantur eis commorari ^el 
confabulari sine grandi necessitate, ergo nee in balneo eis con- 
lavari. fetent enim et inficiunt balnea ex crudis malis aliarys suis, 
est enim oottidianus eorum usus commedere pipereata alliata et 
condimenta contra pestem et lepram et pauci eorum infirmantur. 

Item cum deferantur sacramenta ad infirmos seu in proces- 
sionibus quibuscumque vel in festis corporis Cristi, fugere debent 
et claudere suas fenestras et hostias, et si a sacerdotibus repre- 
hendantur in stratis, debent deponere capucia, etiam si non faciant 
ob reverenciam crucis Cristi, tamen ob reverenciam sacerdotum, 
quibus ipsi sunt obstricti ad dandum decimas et reme . .a defun-' 
ctorum suorum et oblamina, non autem denarium professionalem, 
quia non sunt capaces sacramentorum ecclesie, sed in alys sunt 
occupantes loca Cristianorum. 

Item quicumque fidelium eis locat domos pro censsu, debet 
indicere ludeis, ne furentur masculos, ne in eis exerceant prestigia, 
ne tractent aut conspiracionem faciant Cristianis, ne conveniant 
contra comune civitatis nee contra ecclesiam nee utentur veneficys 
aut maleficys, ne fontes inficiant veneno. et debent super hoc 
prestare juramentum. 

Item in omni quadragesima a dominica letare non debent 
Cristianos neque in jure vel extra occupare vexare vel pignora re- 

1) Bemerkungen eines Malteser Ritters auf einer Reise durch 
einige europäische Länder. Aaszug a. d. Franz. Leipzig 1790. 8^. 



Digitized by VjOOQ IC 



13 

cipere neque usuram de peccunia exigere indilate ad octavas pasoe, 
quia ipsi a nobis noiunt impediri in diebas cenophegio ^} vel alys 
suis festis et hec habent precipere plebanus cum brachio seculari. 

Item in septimana Ingubri scili^et a feria quarta post pal- 
mar um uon debent exire suas domos neque aperire fenestras nsque 
in diem pasce, simili modo in diebns corporis Cristi et ociava. 

Item ludei ad nulla venaHa debent porrigere manus nisi emptis 
üHs, sive sint fructus sive pulli siye pisces, quia est ipsomm 
astucia, ut nos inmundicias eorum tollamus. eciam verum est, 
qnod omne quod tangunt vegetabile nunquam increm entum percipiet 
sed moritur debilitatur aut marcessit et hoc certum est. 

Item ludei debent habere propria conventicula in certis locis 
et non circa capellas nee in publice foro nee se appodiare mer- 
cantys vel institis quia anhelitu suo tam zinciber piper zuccarum 
gariofila macia rauscata et uvas passas et alia inficinnt suo anhelitu 
et salivis venenosis et pauci volunt illud intelHgere, volunt enim 
circa omnes artifices habere suum statum qpbis nocendi. 

Idem ludeis non debent tribui pignora preciosiora quam in 
valore duplici illius rei ipsis inpignorate, quia in hoc leditur co- 
ro une bonum. Item non de]i)ent viris supel)^ vestimentis uxorum nee 
sumptuosis mulieribus super vestimenta virorum accomodare pec- 
cunias et hoc sub precepto maximo et penis plebani ac consulatus 
vel prefecti, ex illo enim multa fiunt et facta sunt et hodie sunt 
et facta sunt adulteria dissidia inter coniuges, ut vix mulieres 
evadant mortem a viris. Si autem ambo coniuges petunt sibi 
accomodari, tunc licet. 

Item nullus consulum debet sciencia(?) sua ludeis adjudicare 
usuram computatam et pro debito conscriptam vel summatam, 
quia non licet recipere usuram de vel super usura, non attentn 
füiqua litera desuper confecta sive principis nobilis aut alicuius 
potestatis. 

Item non debent eis dari litere sigillate pro debitis suis et 
peccunys concessis et pignoribns nisi cum scienda testinm fide- 
dignorum puta adminus duorum consiliariorum, quia cum suis 
iniquis literis prescribunt sequentes usuras et denudant comune bo- 
num in tali modo. 

Item et ludei non debent spaciare in muris vel super muro 
civitatis neque in cimiterys nee in capellis foras civitatis, quia 
vidi ymagines Cristi trans&cas multis voraminibns, et hoc de ludeis 
presnmmendum est, et mihi relatum quod pertranseant capellas 
huiusmodi. Quare placeret. quod domini consiliarij una cum li- 
cencia domini prefecti et judicis facerent decretum, ne aliqui pueri 
ascenderent murum, quia eum stercoribus polluunt, quod vigiles de 
hoc conqueruntur, et ad . . . p . . . ymo proiciunt lapillis de muro 
gallinas pullos pavones et arbores et annichilant gramina et hortos, 

1) Laubhüttenfest: axfjvonrjyut, 

Digitized by VjOOQIC 



14 

ymo proioiunt et frangant vitra et fenestralia et multos clainores 
ineptoB faciniit. 

Erklärungen. Ich habe die Sprachfehler des Originals 
stehen gelassen, z.B. confingant st. configunt (sie durchbohren 
das Kreuz), hostias st. ostia, marcessit st. marcescit. Pipe- 
reata = piperata, Speisen mit Pfeffer. Alliata (in der Hs. 
steht nur alliat), offenbar dasselbe wie weiter oben aliaria 
(aliarys = alliariis), Speisen aus Knoblauch oder mit Knoblauch 
angemacht, Oblamina ist deutlich, es sind wol dieselben Ab- 
gaben gemeint, die gewöhnliche oblegia, oblagia n. &• (daher Oblei) 
genannt werden. Aber was sind die remedia defunotorum? 
de^n so wird zu lesen sein (es steht in der Hs. reme mit über- 
geschriebenem a dahinter). Appodiare se, sich anlehnen; mer- 
cantys von mercantia (Ware); institis yon einem nach in- 
st itor (Krämer) gebildeten instita (Ware die im Detail 
zu verkaufen ist). Gariofila = caryophylla (Grewürznäglein). 
Macia mnscata Muscatnuß; macia ist im Mittelalter Neben- 
form von macis (Muscatnuß). In der Hs. steht übrigens nur 
mac mit folgendem Zefchen der Abkürzung. Im letzten Absatz 
ist von den zwei nicht vollständig lesbaren Worten das letztere 
durch eine sonst in der Hs. mir nicht vorgekommene Abkürzung 
losgedrückt: pj. 

2 Obstetricum ordinacio 

De obstetricibus placeret, quod omni angaria ^) vel saltim bis in 
anno facerent juramentnm fidelitatis circa inpregnatas sc. illas 
avisando ut essent temperate in eibo potu labore incessu etabsti- 
nerent se ab ira et huiusmodi presertim cum essent vicine partui. 

Item quod tempore partus non reoedant a muliere laborante 
sed caute provideat de ipsam alliquando confortando et animosam 
reddendo, cum bonis bona verba dando, cum rudibus acriora prout 
necessitas exposcit, et cauta sit mulieres allevando sc. ut habeat 
oopiam adiuvancium et camissiam in taugende ipsam et adjn- 
vando etc. 

Item provideat se, ne pira sint in domo parturientis vel circa 
eam ullo loco, ut dicit Oalienus, nee introeat ventus horribilis ad 
locum puerpere neque assit pluralitas mulierum nee clamores nee 
multa lumina neo clangores, et si mulier sit delicata et fortis ante- 
feratur eius nasui combustum coreum^) vel combustum cornu, 
quia deprimit talis oder ad pariendum, et si esset tarn vicina par- 
tui et fetus in via, insuffletur ei parum de elleboro albo .i. nyes- 
burcz, quod si non habetur statim recipiatur de pulvere strigili 



1) Angaria (Frondienst) = Fronfasten, die 4 s. g. Quatember 
(quatuor tempora). 

2) cor i um Leder. 



Digitized by VjOOQ IC 



15 

. equi quod idem facit. Item radix pollipody ^) ligetur ad coxam 
super genu et pariet. 

Item Sit sollicita ad lavandum puemm et Don nlmis calide, 
qoi si post liiuretar anxie amea ^) vel aneto nimqaara pacietnr 
maximum frigus, si kbvetur vino semper integer manet. 

Item ipsa obstetrix cum digito sno anulari^) vel cum uno 
grosso bohemiali vel consimili [debet] solvere lingwam pueri et 
mundare os et gingivas et lingwam et ti^es guttas sibi immittere 
vini optimi, ex hoc sanum obtinebit caput, et mondatus sie offe- 
ratur ad baptizandum, et si tali modo non solvatorlingwa ipsins 
post triginta dies solvetur sibi cumscara .i. flieden^) et statim 
tradatiir matri ad sugendom. Item si sngere noUet, nngatnr pa- 
pula .i. Caput mammille cum lacte amigdalamm vel cum medone 
aut melle. quod si mulier careret lacte, conteratnr fenicnlum ant 
coquatur in bono vino vel aqua et bibat et habebit augmentnm 
lactis, et si papule sint nimis parve, ligentnr cum ligamine ab 
ante ad tempus et sie fiant habües ad os pueri. 

Item ante proximitatem partus faciat obstetrix puerperam 
sedere in capa cum aqua tepida et non fervida decoccionis ble- 
torum ^) malvarum arthomesie ^) camomille violarum que sunt moUi- 
ficative. Si vero non appeteret balneari, tunc ungatnr oleo olive 
vel violate '^) circa ylia ex opposito wlve ^) et idem os wlve un- 
gatur et circa pectinem et faciat cum fortibus viris aut mulieribus 
ascendere et descendere gradum, tantum precavere a vento et fumo 
et a frigore et a nimio calore. 

Item interdum ex maÜs accidencys impr^gnatarum tempore 
partus debilitantur, quod nequeunt se juvare sc. anhelitum ad 
interioraet inferiora impellendo, et plures moriuntur et sendentes 
se morituras petunt puerum evelli per scissuram et in tali casu 
sollers obstetrix debet prescidere latus % dextrnm autem non, cum 
cor viris sit in sinistro et mulieribus in dextro, et incipiat a parte 
inferiori circa pectinem supra scindendo ultra bonam palmam et 
cum sua manu inuncta oleo subtiliter ammoveat intestina et infir- 
mam faciat iacere supinam .i. capud aliqualiter deorssum, donec 

1) polypodinm« warscheinlich vulgatum. 

2) Wol = ammiy ammium. Yerschidene Pflanzen dises Namens 
waren officinell. Aus der deutschen Namensform Ammei mag das obige 
amea gebildet sein. Es passt diß zu an et um (hier wol Anethum 
graveolens Dill), da beide Pflanzen zu den Doldentragem gehören. 

3) Der kleiqe Finger. 

4) Gekürzt aus vliedeme, diß ans Phlebotomus (Meßer zum Ader- 
laß)^ rein deutsch Laßeisen. 

5^ = blitornm v. blitum (Melde). 

6) = Artemisia. 

7) Wol = violeta, welches für viola vorkommt. 

8) vulvae. 

9) Der Kaiserschnitt wurde im Mittelalter regdmäßig auf der 
linken Seite gemacht. Vrgl. Haeser, Geschichte der Mediz. (1. Aufl. S. 300). 



Digitized by VjOOQ IC 



16 

matricem attingat, tunc inclinatur ad latus apertum, ut bene sciunt, 
et faciant puero solucioDem secuDdiDarum ^) etc. Mulieri vero, si 
Dondum mortiia et si habet signa vite, ponatur subtiliter in dorsso 
et fiant tres vel quatuor ligature wlneris cum acu et filo sericeo 
aut subtili et desuper longum emplastrum de ovis tribus et stuppa 
canabj et si haberi potest pulvis boli armenici addatur et ligetur 
emplastrum super wluus et detur ei modicus potus vini optimj et 
si supervixerit et racionata fuerit, detur ei in pötu de radice con- 
Bolide maioris i. swarczburcz^ et in vino coquatur polium mon- 
tanum et detur ei et deo favente sanabitur. 

Item si mater premoritur, infans ponatur in Bombace i. pawm- 
wol aut lana succida^) et custodiatur ne tangat lana os eins et 
detur de lacte alterius lactantis vel capre guttandum et oottidie 
tres guttule vini odoriferi et inponatur sibi digitus auricularis et 
sie fit consuetuB ad sugendum, fiat pulmenculum primo de amilo ^), 
et digito annotato assuescat pulmentum summere et sie potest puer 
salvari et ipsa mater misericordiam dei aquirere cum benediccione, 
et talis puer cognomine dicitur prescisus. 

Item omnis obstetrix debet secura habere de speciebus odori- 
feris sc. galange muscate gariofila cinamomum et alia aromatica 
sicut muscum olibanum mastix caropforam laudanura et similia, 
quibus mediantibus confortet debilem et si non est delicata faciat 
fumum de corio vel cornu vel stercore equi. Item lauri bacca 
trita in vino prodest. Item gagathes alba pulverizata data facit 
parere. 

Ich teile dise beiden Ordnungen mit aus dem Crailsheimer 
Pfarrbuch, das um 1480 von dem damaligen Pleban Johann Satler 
angelegt wurde. Aus demselben ist auch die im vorigen Bande 
der Alemannia abgedruckte Schulordnung entlehnt. Eine genauere 
Beschreibung der Handschrift habe ich in der Zeitschrift des Histo- 
rischen Vereins für das württembergische Franken X S. 37 (1875) 
gegeben. 

WCreceliuB 

Zur Crailsheiiner Schulordnung 

Die Schulordnung ist entlehnt aus einem vom Pfarrer Johann 
Satler (f 1482) um 1480 im Interesse seiner Pfarrei angelegten 
Buche, in welchem außer einem Kalender zur Eintragung der 
kirch]. Localfeste und Memorien die Renten und Güter der Kirche, 
sowie Instructionen für den Geistlichen, die Capläne, den Schul- 
rector, Küster, Totengräber, über die Juden und Hebammen ver- 
zeichnet waren. 



1) secundinao = secundae, Nachgeburt. 

2) lana sucoida od. suoida, frisch geschome Wolle. 
8) Amylum oder amulum, Kraftmehl. 



Digitized by VjOOQ IC 



17 

S. 247 Z. 16 V. u. laris ist sehr undeutlich geschrihen, es 
könnte auch leucis gelesen werden; beides vermag ich nicht zu 
deuten. 

S. 258 Z. 21 Y. u. ist statt etc. zu lesen et sie, welches, 
wie ich nachträgb'ch gesehen habe, in der Hs. so abgekürzt 
wird: et®. 

S. 258 Z. 24 y. u. das fraglich als nostre gegebene Wort 
ist uere (verae) zu lesen. 

S. 260 Z, 10 V. o. ist statt temporalibus zu lesen talibus. 

Die in der Schulordnung aufgenommenen deutschen geistlichen 
Lieder gehören zu den ältesten Aufzeichnungen solcher, die be- 
stimmt datiert werden können. 

Das Lied »Mittel vnsers leben czeit« ist die Uebersezung 
des bekannten »Media vita« ; die vorliegende Fassung weicht von 
sämmtlichen bei Wackeiiiagel (Das deutsche Kirchenlied II S. 749 ff.) 
vielfach ab, namentlich in der 3. Zeile. 

»Santa Maria ste vns bey« ist eine Vaiiation der Litanie 
»Gott der vatter won vns bey« von welcher Wackernagel II S. 517 
— 520 manigfache Fassungen gibt, die älteste aus dem Münchener 
cod. gerra. 444 vom Jahr 1422. Die in der Crailsheimer Schul- 
ordnung stammt nach deren ausdrücklicher Angabe aus Oberbaiem. 

Die Litanie »Sandt Michel im hymel thron« kann ich nicht 
weiter nachweisen. 

Von dem alten Ostergesang »Grist ist erstanden« erwänt die 
Schulordnung nur zwei Strofen; sie kannte ihn also etwa in der 
Gestalt, wie er bei Witzel im Psaltes Ecclesiasticus steht (Wacker- 
nagel II S. 726). 

Die Uebersezung von »Surrexit Christus hodie« (Anfang 
»Erstanden ist der heilige Christ«) teilt Wackernagel II S, 733 £P. 
in sechs Fassungen mit, von denen die älteste Aufzeichnung in 
einer Breslauer Hs. von 1478 steht. Die in der Crailsheimer 
Schulordnung weicht von sämmtlichen sechs wesentlich ab. 

Die Prosa von der Himmelfart »Crist für gen himel« steht 
mit ihren späteren Erweiterungen bei Waokernagel II S. 744 ff. 

Das deutsche »Yeni sancte Spiritus« s. bei Wackernagel II 
S. 748, wo unter Nr. 986 zwei Aufzeichnungen aus Münchener 
Hss. des 15. Jahrh. mitgeteilt werden. 

Den Gesang »Got sey gelobet vnd gebenedeyt« hat Wacker- 
nagel n S. 748 aus dem Trutebulschen Enchiridion von 1524 um 
eine Strofe erweitert, sonst zimlich in Uebereinstimmung mit dem 
Texte in der Crailsheimer Schulordnung. 

Der Hymnus »Ave vivens hostia« steht in »SchÄne, alte, 
Catholische Gesang vnd Rueff. Tegemsee 1577« und im Speye- 
nschen Gesangbuch von 1600; daraus bei Wackernagel I S. 240 ff. 
Der Text in der Crailsheimer Schulordnung hat hier und da bessere 
Lesarten; es feien ihm aber drei Strofen (die 14. sowie die 17. 
und 18. bei Wackernagel). Das in der Schulordnung zwischen 

Birlinger, Alemannia IV 1. 2 



Digitized by VjOOQ IC 



18 

den einzelnen Strofen des Hymnus eingeschobene deutsche Lied ist 
mir sonst noch nicht vorgekommen. WCrecelius 

Mtn allerliebestes suzeltn! 

Das in den Amores Söflingeuses, im 3. Bande dieser Zeit- 
schrift S. 141, 142 und 143 vorkommende Kosewort suzelfn hat 
der Herausgeber in demselben Bande S. 296 besprochen und es 
zu dem schwäbischen Worte s u z e 1 n = lecken, schlecken, schmaz- 
gen gehalten. Ich möchte, auf anderweitige, ältere Erscheinungen 
dieses Ausdruckes gestüzt, die nahe ligeude Ableitung von süeze 
(süß) nicht von der Hand weisen. In einem andern Sinne vermag 
ich wenigstens das Wort nicht zu fassen, welches ehemals der 
Minnesinger Tanhuser XI, 3, 5 (bei v. d. Hagen MS. II, 93a) auf 
vüezel reimte in folgenden Versen: 
Nu tanze eht hin, min süezel! 
S6 hol, s6 smal, s6 wurden nie kein vüezel. 
Auch Oswald von Wolkenstein bedient sich einmal dises Aus- 
druckes in der nasalierten Form süenzel, vergl. deffen Ausgabe 
von B. Weber XXXIX, 1, 11: pleib hie, nit eyl, mein trauter 
Küentzel, süentzel! Wenn es ferner in dem Büchlein der Nonne 
von Engelthal S. 43 heisst: [si] sprach zu dem kindelin: liebez 
kint, wie haist du? d6 sprach ez: lesus suzzelin! so ist es doch 
auch hier noch fraglich, ob man bei suzzelin an einen saugenden 
Knaben zu denken hat, oder ob man das Wort nicht vielmehr = 
süezelin süezel zu fassen habe, vergl. Lexers Handwörterbuch 

11, 1288. Anders steht die Sache da wo das Wort als Zuname 
gebraucht ist. So erscheint um das Jahr 1380 ein gewisser 
Betzold Sutzel von Mergentheim im Hennebergischen ür- 
kundenbuche ed. Schöppach und Brückner III S. 106, 4 — 7. Hier 
ist es mir auch sehr warscheinlich, daß dise Benennung nicht mit 
süeze,* eher mit dem bei Schmeller-Frommann H, 350 verzeich- 
neten sutzeln = zutfchen (vergl. Mundarten II, 240) saugen, 
sutzel = etwas an dem Kinder saugen — zusammenhängt, sowie 
daß dahin auch das schwäbische suzzele (bei Schmid 521) = 
Schweinchen (im obersächsischen Ofterlande und in Düringen 
Kufch-fchw einleben) gehört. Findet ßch doch schon bei 
Albrecht von Scharfenberg suz für Bruftwarze, Zitz, so in seinem 
J. Titurel 5941, 3: heizet im neraen den suz zur tenken siten; 
vergl. dafür zutz in Fromm anns Mundarten III, 544. Und wie 
sutzeln je nach dem Dialect mit zutz ein wechselt vergl. 
Schmeller lY, 297, so findet sich ganz dem obigen sutzel ent- 
sprechend bei Muscatblüt auch schon zutzel und zwar im Sinne 
von Mündchen oder Weinheber, so in den bekannten Weingrüßen 

12, 14 (Altd. Blätter von Haupt u. Hoffmann I, 409): 

Wenn sein flasch vol ist desselben strutzel, 

So vast er dannoch ein mass in den zutzel. Fedor Bech 



Digitized by VjOOQ IC 



19 



Alemannische Gedichte aus Vorarlberg 

I möcht' a Liedle singe 



Ab soll mer Oanar bringe 

Vum Nagel heär d' Gitar'l 
I möcht* a Liedle singe 

Der frohe Buebeschaar. 
Wie war' as doch a trüebe, 

So öd' füer jeda Stand, 
Ach, wenn as gar koa Liebe^ 

Koa Madie gab im Land! 
Wie langsam tat' verrinne, 

Wie trurig menge Stund'! 
Ma müesst' se bindersinne, 

Yerdloufe wie an Hund. 
Wie war' as doch so schud'rig! 

Koa Hochzig und koan Bai! 
Wie war' doch d' Weält so mud'rig, 

Sie war' a Jommertal. 



Gottvatter hot's empfunde, 

Und g'halte füer a Strof; 
D'rum hot der Adam g'funde 

A G'hülfin noch 'em Schlof. 
Was d' Bluema sind füer d' Oua, 

Füer Garte, Wies' und Feäld, 
Sind d' Madien .und sind d' Froua 

I Gottes Bchönar Weält. 
D'rum soll ma s' o nit träze, 

Soll fründli sy derbei, 
In Ehre ho und schäze, 

Und liebe warm und treu! — 
Jez ist a Soate g'sprunge! . . . 

Jo nu, was lit denn d'ra? 
Des Lied hot Oanar g'sunge, 

Deär d' Madien lide ka. 



1^ 2. Gitar, Guitarre, griech. xid^aga, B, 3. hindersinne, ver- 
rückt werden. 4, 2. Hochzig, Hochzeit. 7, 1. trätze, ziun Besten 
haben. 8, 1. Soate, Saite. 



Wiegenliedchen 



Schlof wol, schlof wol im warme 
Bett, 

Bim stille Obedstündlel 
Du host gottlob di Sächle g'hett, 

Liebs Engele, liebs Kindle! 
Wie lieble blickt mit mildem Schi 

Mit sina Silberhömle 
Der Mo uff 's Wiegebettle hi, 

Vum Himmel 's Obedstemle! 
Wie friedle nickt all's dummedum 

Im nette Stühle hinnal 
Du schreist und woaßst no nit 
warum i 

Doch später wirst es inna. 
As kunnt a Zit, bist nimma froh. 

Du magst denn nimma lache. 

3, 1. dummedum, ringsum, 
nimma, nimmer. 6, 2. wo alle, weidlich, schnell. 



Was mueß doch o, was mueß doch o 
A Menscheherz mitmache 1 

So lang, so lang a Mnetter host, 

So lang se se ka rege, 
Guet's Büeble, ist der wol, du 
göst 

Dem Leäbe frisch entgege. 

Gott sey mit dir, du lieba Bue! 

Wie woalle tuet mit Trure, 
Wie bald a Muetter d' Ouge zue! 

Denn, Herzle, bist z' bedure! 

Schuzengele, Schuzengc^le, 
Verlaß i Not und Trüebe 

Mi arms, arms Eindle nimmameh, 
Ersez' em d' Muetterliebe 1 

8, 2. hinna, herinnen. 4, 2. 



An die Heimat 



Hoamatländle, Hoamatland, 

Wie bist du so süeß! 
Ländle, nimm vu Herz und Hand 

Mine schönste Grüeß'! 



Weär vu dir nie fort ist g'sy, 
Weär dohoam all' ist, 

deär woaßt und sieht nit i, 
Wie so lieb du bist! 



Digitized by VjOOQ IC 



20 



Mengam bot koa Freud', koa Glück, 
Statt dem Brot nu Steä, 

Wenig frohe Ougeblick' 
Sine Hoamat g'geä. 



Schoadet ar vu dir mit Spott, 

Du verargst era 's nit, 
Rüefst vu Herze: »B'hüef dl Gottlc 

Gist em 's Hoamweh mit. 



2, 2. dohoam, daheim. 8, 1. Mengam, manchem. 3, 2. Steä, 
Steine. 4, 4. Gisti, gibst. 



Gesang 



Was git as Schöners uff 'er Weält, 
Was Liebers als a Lied! 

Wie klingt as heäll duer Hus und 
Feäld, 
Wie froh duer Wald und Ried! 

A Liedle Ist a muspers Ding, 
A Lied a Gottesgab'. 



As macht oa*m 's Herz so frei, so 
ring 

Vu'r Wiege bis zum Grab. 
Weär s' G'sang it mag, ist übel d'ra, 

Ist übel d'ra, wie g'seit. 
Deär fang a'n Schneäckehandel a; 

As g'hört em o a Freud'! 



1, 3. duer, durch. 2, 1. musper, munter, 2, 3. ring, leicht. 
Die alten Lieder 



Ach, wenn i über Ried undG'rör 

Die alte Lieder singe, 
Die alte Wisa wider hör', 

So möcht' mer's Herz verspringe. 
A Weh, a Hoamweh kunnt mi a 

Noch mina Kindertage, 
Koa Feädere, koan Griffel ka 

Des meälde oder säge. 
Mir ist derbei worhaftig g'rad', 

Als seäh' i uf und nieder 
So menga lieba Kammerat, 

Die alte Zita wieder. 



Wie froh und selig hot roa det 

Die alte Lieder g'sunge, 
Anander denn a gerne g'hett! — 

As ist verbei, verklunge! 
So Mengar, deär s' am Hoamatsee 

Hot g'sunge mit uns Kinde 
Duer Wald undF^äld,i8t nimmameh, 

Ist leider nimma z' finde! 
Ar ka se nit am Silbermo, 

Am Sunnegold meh labe, 
Ist nimma do, ist nimma do, — 

Scho laug, scho lang vergrabe! 



1, 3. Wisa, Weisen (moduli). 4, 1. det, dort. 
Anfrage 



1 's Landg'richt kunnt, i woaß it wo, 
An Bureburst mit Klage: 

»Wie tuet as mi doch o und o 
Im G'schier iez ummarschlage ! 

I ho mi Hüsle, Hag und Mur, 

Mi Feäld, wie jedar ander Bur, 
und 's Güetle i der Omung. 



I hätt', ma frog' nu deä und deä, 

Scho lang hirote solle; 
As will und will me Koane neäh, . . . 

As ist zum Teufelholle I 
Jez honi doch a reächte Bitt': 
Ihr Herre, säget, künnt' ma nit 

A so a Lueder zwinge?« 



1, 3. und o, auch und auch. 1, 5. Mur, Mauer. 1,7. Güetle, 
Wiesstiickchen. 2, 1. deä und deä, den und den. 



Die Tranerkunde 



As heuet i ma wite Guet 
A sechs, a siebe Ma. 

Ma werbet lustig und vertuet 
Des Gras, so Sink ma ka. 



Ma hot worhaftig übel Zit, 
As wert se klei und groß, 

Verzettet, was in Mada lit, 
Und schaffet fest d'ruf los. 



Digitized by VjOOQ IC 



21 



As hilft an lange Burebue 

ümkere Heu und Gras, 
Grift wacker mit der Gabel zae; 

D' Hofbärin ist si Bas'. 
An Bott vum nächste Wilar kannt, 

Und bringt dem Buebe bei, 



Daß justament voar eÜe Stund' 
Sin Vatter g'storbe sey. 

Der Heaar loset uff 'e Bott, 
und brummlet voar se hi: 

tWie trurig wear* i, liebarGottl 
Go moann am Morge sylc 



1, 1. Guet, Wiese. 1, 3. Ma werbet, man spreitet das abge- 
mähte Gras aus einander. 2, 3. Verzettet, spreitet das (noch nicht 
dürre) Heu aus einander. 3, 4. Bas', Base. 4, 1. Bott, Bote. 

Die Abrechnung 



Zum leäberkranke Müllar kunnt 

Der Pfarar mit si'm Hündle, 
Blibt allbereits a Glockestund', 

Sizt neäb' em da so fründle. 
Ma schnupft, verhandlet des und des, 
Hot 's beianander it so bös' 

Und red't vu früehera Zita. 
Der Pfarar lächlet seelefroh, 

Und ißt a Kaiserbiere: 
»Andreas, hör', as lot se o 

Yu-n-allem dischguriere : 



Was moanst, wie war', wie war' as, 

wenn 
Mit Unserherrgete o denn 

Abreächne tatest amole?c 
Der Müllar sohnufet bodeschwer, 

Ar mueß it übel krose, 
Als ob a Schrättle uff em war*, 

Und mag it witer lose. 
Ar schmöllelet ♦) de Herre-n-a: 
»I reächen' it gern ab, o na; 

I woaß, as trifft mer nint ussar.c 



1, 5. des und des, das und das. 2, 3. lot se o, laßt sich auch. 
3, 2. krose, Athembeschwerden haben, 3,3. Schrättle, Trude, Alp. 
*) Zu Alem. III 65: Schmelge. 

Der König und der Hirt 



Um üdank und verlorne Müeh' 
Und Kummer allarhand 

Z' vergeässe, fart amole frneh 
An König über Land. 

Im Wiesgrund stot im Morgeschi 

An Dorfhirt baarfueß do, 
Ar seh out zum gold'ne Wage hi, 
De stolza Schimmel noh. 

Ar süfzget bim Kuehscheälleton 
Und Stückle Haberbrot: 



»Wie glückle leäbt ma-n-uff 'em 
TronI 

Wie sorglos bis in 'n Todl« 
Und wie der Hirt im nasse Klee 

Des rüeft bi sina Stuck', 
So wirft a'n Blick voll Gram und 
Weh' 

Der König noch em z'ruck: 
»0 selig, weär si Brot in Rueh' 

Ka eässe spät und früeht 
Wie glückle leäbt deär Hirtebue 

Bi sina Schaf' und Küeh'tc 



Im Winier 



Lustig, lustig, liebe Lüt', 
Lustig mueß ma sy! 

Woalle rinnt und ruschet d' 
Wie a Bächle hi. 



Zit, 



Lond nu schneie Tag füer Tag, 
Wirble Schnee uff Schnee! 

Lond nu feäze, wie-n-as mag, 
Ueber Land und Seel 

Jede Jorszit hot ihr Trüebs 
Halt füer Jedarma, 



Hot ihr B'sunders und ihr Liebs, 

Feit koa Härle d'ra. 
Seähe mer so mengemol 

Rings de Himmel grau, 
Mit dem gold'ne Sunnestrol 

Wird ar wieder blau. 
Noch 'em Winter kunnt der Lenz, 

Ostere und Mai, 
Bringt isBlüemle, Strüß' und Kränz', 

AUarloa, juhei! 



Digitized by VjOOQ IC 



22 



D'ram sey lustig arm und rieh. 
Ob ma lob' und warn'! 



Ist i hundert Jore glich, — 
Euder oder Qam! 



2,2, feäze, Flocken werfen. 5^ 2. is, uns. 6, 4. Euder, Werg 
Paradies und Himmel 



Was lot se, wo du gost und bist, 
Duer Berg' und Täler finde, 

Deäm freier und deam ringer ist, 
Und wöler, als de Kinde! 

Weäm ist so wol i Hus und Feäld? 
Du bist und blibst, o Kinderwealt, 
A Paradis uff Erde! 

2, 2. zitnet, zeitigt, reift. 



Der Bomm verblüeiht, der Lenz 
verschwind't, 

As zitnet Korn und Trüble. 
selig, weär si Brütle find't, 

A liebs, a wackers Wible! 
Wie froh verrinnt em Jorum Jor! 
Ar bot bim Frouele fiierwor 

De Himmel denn uff Erde! 



Das Schwabenrätsel 



In 'am Wirtshus uff 'em Land 
Trinkt und singt ma lustig d'ruf. 
Rätsle git ma nochanand 
Froh und kuriemunter uf. 

Deär bringt des und diesar des. 
Und a-n-anders des uff d' Bah. 
's Weätter duss' ist bodebös', 
Beänget, was as reänge ka. 

Und an feste Schwobehirt 
Stellt se voar 'e Wirtstisch hi, 
Froget d' Gast': »Ei, welas wird 
Dütschlands höchstar Berg wol sy?« 

1, 4. kuriemunter, ser lustig. 2, 8. bode-, superl. 
Reänget, regnet. 4, 4. Nick, Genick. 5. 1. nohe, nach. 



Nu, ma rötet hi und hear, 
Oas um 's Ander hot koa Glück 
Und koa'n Sterne die und deär; 
's Hirtle schüttlet Kopf und Nick : 
»Denket nohe, Jung und Alt! 
Suechet e nit im Tirol! 
Dütschlands höchstar Berg ist halt 
Weleweäg der Aschberg*) wol; 
Denn min Vatter, des ist wor, 
Hot des Ding am beste g'wüßt; 
Hot drei Monat g'brucht uff 's 

Hoor, 
Bis ar abar g'kumme-n-ist. « 

2, 4. 
5,4. 



Weleweäg, jedenfalls. *) Hohenasperg. 6, 4. abar, herab. 

CHagen 

Brief des Strassburger Theologen JJÜiarbach über 

die Gemeinde der vertriebenen Franzosen und 

Niederländer zu Strassburg und Frankfurt 

Reuerendo viro eriiditione, pietate & virtute praestantiss : 

D. Hartmanno Beyer, docenti Euangelium Chriftj in Ecclesia Franco- 

fordiensi, fratri & consymmystae suo in domino colendissimo. 

S. Reuerende vir & frater charissime, legi tuas literas & ad 
consymmystas meos causam vestram retuli, qui mecum cum vestram 
tum ecclesiae vestrae conditionem plurimum dolent. Metuunt enim 
hanc semel exortara inter vos & peregrinos vestros hospites dis- 
sensionem in doctrina & ceremonijs, cum maximo Ecclesiae veftrae 
detrimento, ad piam concordiam yix reduci posse. Et tarn optan- 
dum esset vestrum senatum aut initio prudentius deliberasse quibus 



Digitized by VjOOQ IC 



23 

conditionibus tales hospitio susciperet, aut nunquam nostrorum 
exemplum imitatos fuisse, quanquam Deque Dostris adeo foeliciter 
▼t principio sperabatur successerit. Nam sicut illorum multi nee 
religionis causa exulant, & plane fanaticis ac portentosis opinionibus 
pugnantibus cum sana doctrina imbati sunt, ita etiam incomposita 
vita, moribus peregrinis & artibus, quibus victum qaaeront, pu- 
blicae tranquilHtati & honestati non parum obsunt. 

Goeperat ante bienninm pastor Gallicanae ^) nationis apad nos 
apertius quam antea suam sententiam de negotio Eucbaristiae 
publice de suggestu proponere, ex qua facile intelligebatur eum 
Zwinglianae factionis esse. Verum nos eins in tempore admoniti, 
coactum ipsum in connentum nostrum grauiter of&cij sui commone- 
fecimus, & vt consensum nobiscum in doctrina & reliquis Ecclesiae 
caeremonijs seruaret bortati sumüs. Quia vero parum nostra ad- 
monitioue apud ipsum profecisse nos videbamur, causa Senatui 
nostro proposita est, qui primo quidem visitationem Ecclesiarum 
intra ciuitatem instituit, & per Superintendentem ciuibus denunciari 
sua autoritate mandauit, magistratum scilicet velle, vt in omnibus 
Ecclesijs consentienter Cbristi Euangelium iuxta Augustanae con- 
fessionis formulam praedicetur, & vt in caeremonijs Ecclesiasticis 
Sit conformitas. Deinde conuocatis pastoribus & reliquis Ecclesiae 
ministris eadem sententia repetita est addita comminatione si qui 
propria autoritate innouare aliquid in Ecclesijs tentauerint, quod 
cum Augustana confessione pugnet, in eos Senatum grauiter anim- 
aduersurum esse. 

' D. Zancbium vero & D. Martyrem ^), quorum ille nuper primum 
ex Italia, bic vero ex Anglia ad nos venerat, ea conditione in or- 
dinem professorum scbolae nostrae admisit, vt non tantum verbis, 
sed suo quoque cbirograpbo testarentur <& compromitterent se 
Augustanam confessionem recipere, & secundum eam consentienter 
tranquille & pacifice in scbola nobiscum sacras literas docturos 
esse. Itaque domini beneficio bac actione tantum effectum est vt 
nostrae Ecclesiae sint pacatae, & inter Ecclesiae ministros ac scbolae 
professores optime conueniat. 

Hanc rationem si gubernatores vestrae ciuitatis sequerentur, 
spes esset facile exortum incendium iterum extingui posse. Neque 
nos inpraesentiarum aliud consilium nouimus quod vobis imperti- 
amur quam vt apud magistratum vestrum instetis oportune & im- 
portune ne sua autoritate in bac tanta causa eos destituat. Dispu- 
tationem vero de articulis religionis nostrae cum ipsis instituere 
omnibus modis vobis dissuademus. Quae sit nostra de sacramentis 
confessio, <& quare errori Zwingliano aduersemur, constat ex scriptis 
D. Lntheri, D. Brentij & aliorum, qui doctissimis suis scriptis non 
tantum luculenter falsam sacramentorum doctrinam refutare sed 



1) Garnier. Röhricn Gesch. der Reformation i. Elsaß III 102 ff. 

2) Röhrich a. a. 0. III 105 ff. 



Digitized by VjOOQ IC 



24 

etiam firmissimis argumeDtis sacrarum literarum nostram stabili- 
uerunt, quae si isti obliuioni tradiderunt, legant Westphali nostri 
editam nunc defensionem ' J, & siqni ex illis adhuc sunt sanabiles, 
facile acquiescent, si vero ita obstinate in semel.concepta opinione 
perseuerare constitutum est, frustra omnis disputationis labor a 
vobis sascipietur, & malum in dies reddetur deterius. Hoc breuiter 
ad tuam epistolam, colendiss: frater, respondere volai, & existimo 
te satis intelligere quid a nobis factum sit. Optarim tarnen uos 
coram data occasione prolixius cum de hac controuersia tum de 
alijs Ecclesiae negotijs familiariter coUoqui posse. Interim hoc 
tibi Bit persuasissimum me totum vestrum esse. Bene & foeliciter 
vale. Meo & conuentus Ecclesiastici nomine rogo et reuerenter & 
officiose^ salutem dicas omnibus tuis fratribus & consymmystis, 
D. Matthiae Rittero veteri meo amico ac reliquis. Dominus cor- 
roboret vos & benedicat vestris minifterijs vt firmiter pro asse- 
renda yeritate coelestis suae doctrinae decertare & aduersarijs ora 
obducere ualeatis , Amen. Datae Argentorati 18 Septembris 
anno 1555. 

Vester in Dno 
frater 

loh: Marbachius. 

Entnommen aus einer Es. in der BibL der CatharinenJcirche 
zu Hamburg^ welche Briefe an M, Joachim Westphal {Prediger 
ad 8. Catharinam in Hamburg 1541, Superintendent daselbst 1571, 
t 1574) enthält. Es ist eine Abschrift von der Hand des Frank- 
furter Predigers Hartmann Beyer, welche dieser offenbar wegen 
der ehrenden Erwänung von Westphals Schrift über das Abend- 
mal an den le^rteren schickte. Westphal schrieb auch gegen die 
reformierte Gemeinde der vertriebenen Franzosen und Niederländer 
zu Frankfurt und forderte den Senat der Stadt auf die Kirche 
vor dem Gift der Irrlerer zu schüzen (s. Herzogs Real-Ency- 
clopädie XVIII S. 60). WCrecelius 

Zwei Briefe Seb. Francks 

1 

Sebastian Francks Supplication um Aufnahme in Ulm^) 

Veste Fürsichtige, Ersame, weyse, günstige liebe Herrn vnd 
Väter. Ich habe mich vor einem Jar zw Eßling nidergelaßen, 

1) Nachdem loachim Westphal schon 1552 und 1553 Schriften 
über die Abendmalsfrage hatte erscheinen lassen, gab er Ratisb. 1555 
(schon 1554 veröffentlicht) seine CoUeetanea sententiarum D. Aur. 
Augustini de Coena Domini heraus. Auf die Gegenschrift Calvins er- 
schien alsdann Francof. 1555 »Adversus cuiusdam Sacramentarii falsam 
criminationem justa defensio.« Diese leztere ist an obiger Stelle gemeint. 

2) Wir bieten aus unserer Urkundensammlung zu Seb. Franck 



Digitized by VjOOQ IC 



25 

jm willen mich alda mit meinen henden zw nären, derz# hatt 
mir Gott (in deß hand aller menschen hertzen steet, das ers 
hinnaige wa hin er wöll) das fenster auffthon ynd das hertz eines 
Erbem Baths der maß beregt ynd geneigt gemacht, ja sollich 
gnad vor irem angesicht finden lassen, das sy mich on alle fär- 
derong, fürschrifft, oder supplication, ja on alle forschnng meins 
names, wer ich sey, alein auff mein ploß müntlich anpringen, ein 
zeytlang haben angenommen ynd freygesetzt, das ich bey inen 
soll versuchen, ob es meins fugs vnd gelegenheyt sein wolt^ bey 
in zu bleiben, diß ich eine erbaren Bath bilHch zu danken habe. 
Nun hat es sich aber zwtragen, das ich dise zeyt etwas dapfers 
bey in (doch on ir schuld) hab einbüßt, weil mein handtierung vnd 
handwerck nit gattung im land zw wirtenberg ist, da fast alein 
der Adel vnd gar wenig Bürgerin auß saiffen zw waschen pflegen 
vnd gewon seind, sonder alles auß laug gebaucht oder gelaugt 
wirt, wie diß wol wissend ist, so diß lands brauch erfaren haben. 
Als ich mirs nun hab laßen säur werden, vnd in armut ia vmb 
alles kommen bin, hab ich es nach verzweifelten dingen mit Vlm 
versucht, ob mich Grott allda wolle segnen vnd bin disen sommer 
ein mal oder 7 auff die freyen wuchenmärckt mit saiffen hirher 
gefam. Das hatt mir Gott glück vnd sein segen geben, das ich 
mich disen sommer etwas von Vlm hab genärt, enthalten vnd in 
soUich kuntschafft konunen, das ich ytz so ich keine hie habe, 
auch dyßmals nit darum hieher kommen bin, auff der gaßen von 
vilen vmb saiffen wurd angeschryen. Auß diser meiner anligenden 
not vnd zwfallendem glück, auch dz ich ein sonder lieb vnd nai- 
gung zw der stat Ylm habe, wurde ich verursacht nur f. w. mit 
bitt anzusprengen, weil mir Got ye on mein zuthon den weg hatt 
zeygt vnd ein thür meiner narung, on yedermaus nachteyl bey 
Eur f. auffthon, zw dem es sich auch auß sonder Gottes Schickung 
wunderbarlich zwtragen hatt, warlich on mein willen vnd gesuoh, 
das ich bey Eur f. w. bekandt werden soll, ia bereit zum teyl in 



dem Leser hier zwei interessante Briefe Francks. Der erste Brief ist 
an Bürgermeister und Bäte von Ulm gerichtet und tragt kein Datum 
(wol aus dem Herbst des Jahres 1533). Professor Haszier in Ulm 
schickte mir im Februar 1863 davon eine Abschrift mit folgender Er- 
klärung: »Das Original habe ich schon lange nicht mehr, aber eine 
durchaus genaue von mir selbst Buchstab für Buchstab collationierte 
Abschrift, von welcher die gegenwärtige durch meinen Sohn gemacht 
und abermals genau collationiert wurde. Sie können sich auf das be- 
stimmteste darauf verlassen, auch wenn Ihnen Manches sonderbar vor- 
kommen sollte. < Wo oder bei wem die Urschrift sich befindet, ist nicht 
mitgeteilt. Keim (Beformation ülm's S. 270) scheint dise eingesehen 
zu haben; die sonderbare Stelle : einmal oder 7 lautet bei ihm: einmal 
oder zwei. Ich vermute: es stand im Original: oder 7 d. h. ij =2, 
one Punkte geschriben konnte das Zeichen leicht für 7 gehalten 
werden. Auch ist die Lesart » genärt c jedenfalls nach Franckscher 
Bechtschreibung in >gen6rtc zu verwandeln. 



Digitized by VjOOQ IC 



26 

ein kuntscliafft kommen bin. Bitte derhalb Eur f. w. durch Gott, 
wolle so vätterlich an mir thon vnd auß zwgethoner erberkeyt so 
vil gute ynd früntschafft an mir beweißen vnd mich, wa nit hie 
zw V 1 m , doch zw Geyßling, (da ich all ding zw meins band- 
wercks brauch baß z\& weg ziehen vnd yberkommen mag, dann 
alhie zw Vlm) angesehen mein bitt, not, armut; ynd geförd gnä- 
diglich aufnemen, vnderschlaiffen vnd freisetzen, alda mein handele 
zw treiben, vnd die freien wuchenmärckt alhie zw Vlm zu 
brauchen, will Eur f. w. auß lieb etwas weitters thon vnd mich 
in gnaden ferrer bedencken, mit behausung, holtz oder anderm 
farsatz, daß ich onverdienter nit begeren darff oder je nit gern 
begere, das setze ich euch in Eur f. w. gnad vnd bede Eurer 
lieb vnd Erberkeit heym, weil ich lieber Eur f. w. vnd ge- 
meiner Statt wollt nutz sein, dann etwas abnemen. Entbeut mich 
aber aller trew, liebe vnd gute nach vermag vnd der maß der 
gaben Gottes, vm Eur f. w. farnemlich vnd vmb ein gantz Statt 
vnd land zw verdienen. Beger auch nit müßigs prot zw essen, 
sonder zw arbeitten vnd mich mit willen laßen brauchen, warzu 
ich einen Erbem Rath taugenlich vnd wamit ich gemeiner Statt 
nutzlich sein verhoff, oder geacht würd. Alein das ich nit beger, 
auch in willens bin, nit on vrsach in*disen gefarlichen verwirten 
zeytten mich in ein ampt hinauß zw laßen, oder herfär zw thon. 
bitte auch Eur f. w. darftir, wolle soUichs gegen mir nit förnemen. 
Was ich vom hem hab^ dz will ich schrifftlich dem volck Gottes 
mitzuteylen nit vergraben, diß will aber ein freyen man haben, 
der mit keinem ampt verstrickt sey, damit nit yemant acht; er 
habe dise oder jenem zu lieb geschrieben, vnd diß lied gesungen^ 
deß prot er esse. In anderrn fällen bin ich gantz Eurer weiß- 
heyt aigen, also dz sie mir hatt zw gebieten, sonderlich wa £. f. 
w. mein bitt vnd fümemen in gnad gedenckt zw erhören, für- 
deren vnd geweren; verhoff auch mein bitt vnd anschlag sey nit 
wider gemeinen nutz, ob er gleich wider einen oder zwein, die 
mein waar auch feil haben villeicht sein möcht, die in etwas dar- 
durch abgeen vermeinen möchten, so seind doch acht ich die freyen 
WQchenmarckt darum gefreyt, erfuden vnd außgerufft, das man 
allerley einer statt zw füre, auch dz alle war vnd kauffmanschatz 
in einem rechten billichen gelt bleibe, daß ye ein statt land vnd 
marckt dz ander lert, also will ich mit meiner war auch, wills 
Gott, kein theuring oder aufschlag in gmeine statt pringen, sonder 
vil er ein abschlag vnd die saiffen in ziemlichen gelt behalten. 
Dann ich mich ye schämen wolt, das ich ein last vnd bürd der 
erden sein solt vnd etwas treiben oder fümemen, dz nit zw 
pefserung gemeines nutz dienet, weil ich von Gottes gnaden waiß, 
dz im wie nymant selbs geborn, also nymant im selbs leben soll, 
vnd auch Cicero in seiner pollicey alle hendel vnredlich acht, die 
nit zw vnderstützung vnd auffung der gemein dienen. Ich waiß 
auch on rom zu reden, dz mirs mit saiffensieden nit bald einer 



Digitized by VjOOQ IC 



27 

Yorthut in teutschen landen, dz will ich mit meiner war, auch mit 
allen denen so mir abkaa£ft haben vnd noch abkauffen, verheb, 
war machen. Wa aber dz widerspil wirt erwisen, soll Enr f. w. 
nit mich sonder gemeinen nutz bedencken, mirs billich verbietten. 
Es sey aber verr, dz ich guthat von Eur f. w. entphahe, Tnd 
vbel dagegen von mir sagen, clagen, vnd hören laß. Hiemit 
will ich mich ynd mein sach in Eur f. w. lieb vnd gnad be- 
uelchen vnd aufgeopfert haben mit bitt mein bestes väterlich zw 
bedencken. Deß will ich zw schuldiger Widerlegung nach verm^ 
geflißen sein vnd wa Eur t w. weitter etwas falet, soll es Eur f. 
w. an herr Jörgen Besserer burgermeistern vnd an herr Conradt 
Atinger Statschreibern, erkundigen, mit den ich müntlich geredt 
hab allerley, dieselben wu mein mund vnd brieff sein nit mer 
dann Gott gebe Eur f. w. das pest zu bedenken, daß bede auff 
Eur f. w. vnd meiner seitten zw seins reichs merung diene. Amen. 

Eurer veste färsichtige 

Weyßheyt vnderthäniger 

Aufschrift : diener 

An ein Burgermeyster vnd Sebastian Franck vö 

fünff Geheymen Rath Thonaw Word 

der Statt Ulm 
Supplicatiö 
(Von anderer Hand darunter: Ao. 1533.) 

2 

Der Berner Brief hat keine Ueberschrifk, dagegen steht auf 
der Bückseite des Briefs folgende Adresse: Dem wolgeachten vnd 
famemen etc. (sie!) | Seckelschreiber zfi Bern, meinem sonder- 
günstigen | geliebten hern vnd patronen. — Bei Simler ist nach 
Cunitz dazu notiert: Eberhardus a Bumlang. 

Mein in christo sonder geliebter Her vnd freund. Es ist 
natürlich die zu lieben, die vns lieben ; weil ich nun von dem Eif- 



1) Der zweite Brief ist an den Säckelmeister von Bern gerichtet. 
Er findet sich abschriftlich in der Simler'schen Briefsammlung in 
Zürich, Simler T 46- ex Autogr. in Tom. Epist. p. 56 apud Scheure- 
rum Bern. 

Herr Professor Ed. Cunitz in Strassburg hatte die Freundlichkeit 
mir seine Abschrift dieses Briefes mitzuteilen. Ich wandte mich an 
Herrn Professor Hermann Hagen in Bern, ob sich dort noch das Ori- 
ginal befände. Derselbe teilte mir im Nov. 1876 über den betreflfenden 
Srief folgendes mit: »Ich fand ihn weder auf der hiesigen Stadtbibliothek 
noch in dem Nachlasd Scheurers, dagegen gelang es mir unter der ge- 
föUigen UnterstützuDg des Staatsschreibers Herrn von Studier denselben 
in einem Bande des Staatsarchivs, und zwar einem solchen, welcher aus 
dem alten, im Jahr 1830 aufgehobenen und mit dem Staatsarchiv ver- 
einigten Conventsarchiv herrürt, zu finden. Die Nummer des Bandes 
ist ser primitiv bezeichnet, weshalb er sich schwer finden liess, nam- 



Digitized by VjOOQ IC 



28 

häber kaufniAn ynd vnserem mitburger meinem guten freund zfi 
Vlm vernomen hab, wie ir mich, gleichwol onverdienter sach, 
villeicht vmb deß großen Gots (willen, durchstrichen) vnd seiner 
gaben willen mir geringen auß gnaden angehenckt, mit donderer 
lieb ymbfahen, kan ich nit hinumb, ich musz euch widerumb in 
dem von desz wegen ir mich von hertzen lieben, füg euch hierauf 
zu wissen, dz ich der mainung zu Basel bin ankomen, auch dise 
raisz (Cunitz: vornomen) mein geliebten zusuchen, so bin ich mich 
so hart gangen, dz ich weitter nit kan komen, vnd wol 8 tag 
noch sorg ich, still zu ligen hab, bisz ich mein fusz wider zu recht 
pringe. So bin ich auch von Gots gnaden bisz her, wie vil ich 
armer esel anderen geporn, nit wenig (beide Worte am Band) 
gewunnen vnd zu tragen hab, nit so reich worden, dz ich ein 
kläpperle ^) so weit möcht gehaben'* Drumb damit ich nit gar 
auszbleib, komen ich hie zu euch mit meiner band, wie mit gmdt 
alzeyt, vnd fig euch meiner raisz vrsach zu vernemen. Ich bin 
von Vlm dise raisz vszzogen, mir durch gots eingeben vnd 
Schickung ein ort zu suchen vnd erwelen, da ich mich vnd die 
mein mit ehern zu erhalten mer gelegenhayt, comodites, fug vnd 
platz möcht haben, dann zu Vlm. Erstlich ist zu Vlm keinpapir, 
dann was ich 20 meil her von Basel oder Straßburg mit 
groszer gfar, sorg, wagung vnd kosten füren lasz, vnd von dann 
wider wol 40 meil gen Franckfort. Zum andern, das das gröszt 
ist, dz man etwas zu vil Lutherisch, oder waisz nit, wie ichs soll 
nennen, bey vns ist, vnd die verordneten censores librorum kleinen 
gfallen ab meinen Büchern haben, vnd mir weder mein Arch, 
noch mein Germaniam noch ytz mein verschlofzen buch zu 
trucken wollen zulafzen, bin derhalb ausz not verursacht worden, 
die an andere ort vmb ein klein gelt zu verkauflFen, als nemlich 
gen Franc fort vnd Augspurg, da seind es guten bücher vnd 
offenlich durch die censores zu trucken vergönt worden. Dz ver- 
ursacht mich (durchstrichen), ia n6t mich, quando semper timent 
vlmenses celum ruiturum, ubi plane nullus imminet timor, etiam 
Cesarem, iam concordiam inani motu pertimescunt cum ego nil tam 
amen quam pacem, quoad fieri potest cum omnibusque concordia 
(Cunitz : concordia[m] neque ulli homini inter spirantes male velim, 
nedum Cesari. Cupio certe omnibus pro virili prodesse. Atqui 
fit plerumque ut pessima suspicemur de iis (ut in Christo est vi- 
dere) qui omni modo vel propatria mori et nihil non subire gli- 
scunt. Hierum ist mein freuntlich (bint, durchstrichen) bit an 
eur lieb mir zu raten, wa ich mich niederlassen solt. Ich möcht 



lieh Tom. II Epistolae varii thematis et Miscellanea Ecclesiastica. Dort 
steht der Brief auf p. 55—57. 

Herr Professor Hagen hatte die Güte, den Züricher Brief, den ich 
ihm übersandt, genau mit der ferner Urschrift zu collationieren. 
l) Rösslein. 



Digitized by VjOOQ IC 



wol bey den Schweitzer oder Aidgnossen sein^ sonderlich bey euch 
zu Bern oder Basel, so waisz ich nit,- wie ich ein solchen weitsten 
weg mit 3 iungen sünen Ynd einem gar (Cunitz: par) kleinen 
töchterlin, dero dz ältest 7 iar, dz iüngst Ghristoffer genant mir 
(Conitz: nur) erst 15 may disz Monats mir geborn ist (Cunitz: 
[machen sol]). zu dem bin ich, Got hab lob, nit so reich, dz ich 
ein soUichen weg (Cunitz: [machen kan]), weil ich aufs wenigest 
zwen w&gen gantz wol (Cunitz : vol) beladen vnd gemenet '), zu 
meiner armut ein so weitten raisz haben mAszt. Dann ich ein 
schön truckerey hab: 10 schrift mit aller zngeh6r, die ich doch 
bisz her, ausz vrbunst ^) vnd eitler forcht der cenforn, wenig zu 
Vlm braucht hab, vnd wie obgehört, meine bAcher die ich mit 
groszer arbait geporn, vmb ein badgelt hab müszen verschlaudern, 
wolt ains, so ichs selbs truckt, vnd mit (mit) gl&ck wie andern 
abgieng, mer genieszen dann sonst (mit?) 10 vnd bleib also für 
vnd for ein betler, vnd mach andere, zu hern, bisz ich ytz, ob 
wol von Gots gnaden noch frisch vnd gsund, 4o iar auf mich 
geladen hab, vnd nun mer zeit were, dz mir Gott ein thür auf- 
thet, dz mir mein arbait mer nutz trieg, dann bisz her, vnd mich 
Got mein air einmal selbs liesz auszbrieten^), vnd nit alzeit 
ein arme Bachstelz blieb, die anderen Guckug Ire air 
auszbrieten vnd ire iungen etzen vnd aufziehen, 
sonderlich weil ich mit kindem vber fallen. Drum bit vnd iure 
charitatis beut ich euwer lieb mein pestes zu bedencken. Wann 
die von Bern mir (steht über der Zeile) nit mer eher vnd vor- 
teil thetten, dann dz si mich (holeten durchstrichen) holen lieszen, 
so wolt ich bey in burger werden, mein manrecht bringen, vnd 
leib vnd gut z& in setzen, auch alles wz ich ^zu gmeiner stat 
hail, frid, wolstand erdencken vnd ymmer nach meinen geringen 
vermögen thon m5cht, kein fleisz vnd gfar sparen noch meiden, 
vnd mich bürgerlich onsectisch oder omparteisch vnd dienstlich 
gegen yederman halten. Gedunckt es euch aber, es sey mein fug 
vnd gelegenheit nit bey euch, so rath sonst dz pest. Ich wolt 
auch ein schonen laden mit bücher haben, allerlerley sort vnd 
frag, hab noch bisz vmb 250 fl. b&cber zfi Vlm, da ich auch ein 
laden gehabt. Mich will nun anen, es sey Bern zu weit von 
Franckfort im land, vnd die wäre bosz von sich vnd zu sich 
zu pringen. So hab ich an Basel den mangel, es seind vil reicher 
trackerhern dar: 12 bisz auf disen tag, bei den kein armer 
gsel ergibt (d. h. gedeiht), oder wol aufkomen kan. Dameben ists 
mit büchern vbefsetzt, vnd wol 10 g&den oder laden mit allerley 
gattung, von gar reichen buchhändlem dar fail, ergib ich fremb- 
der armer vnder in, wie ein flieg in einen stifel. Der 



1) Bespannt.. Alem. III 281t>. 

2) Misgunst. 

3) Aenliche Redensarten DW III 77. • 



Digitized by VjOOQ IC 



30 

grosz Got weise ynd lait mich, durch sein gaist, dnrch euch oder 
anderen, an dz ort, da ich im gfal, vnd er mir hüll vnd ful 
durch mein ausfliegen schencken wiL Hierauf hegere ich freunt- 
liche antwort, mags gsein in eyl, weil ich noch zfi Basel bin. Ist 
es der mAh werdt dz ich selbs zu euch soll, so schickt mir auf 
dem f&sz ein kl&pperle^ mit aigem boten, so will ich selbs zu euch 
reütten, ynd mit dem boten gleich kommen, auch sehen, wie ich 
den boten zu friden stel. Kompt mir aber nit gleich botschafh, 
so tdll ich darbe j y ersten, dz eur lieb rath nit ist, dz ich mich 
zu Bern niderlasz, nicht dester weniger soll vnser lieb, die ab- 
wesung desz leibs nit trennen, dz pest, dz ich hab ynd bin, habt 
ir teglich hej euch, nemlich mein gmdt ynd bücher. Vale in 
Christo, caro mea, 22 May, in Basel Bey Conradt Befcben Biblio- 
polae, insigni et diuiti auf dem yisch marckt 
Anno MDXXXIX 

Eur lieb 

Dienstwillger 

im hem geliebter 

Sebastian Franck '). 

FWeinkauff 

Johann Jacob Weidner 

Aus: Teutsche Poetische | Haußapoteck | inn zweentheil ab- | 
getheylet. | Der erste theil helt inn sich Weltliche Stuck. | Der 
ander theil aber, Geistliche Sachen. | Durch | M. lohannem lacobum 
Weidnerum, | yon Hall zugerichtet. | (Holzschnitt) | Gedruckt zu 
Rotenburg auff der Tauber, | Durch Hieronymum K5rnlein. (Zeile 
2 3, 5, 6, 8, 10 in rotem Druck). S^. 

Botrys. Traubenkraut. 

Schreiber, Buchbinder, vnd Buchtrucker, 

Die sein gemeinglich groß Weinschlucker, 
Traubenkraut mftßen sie stets haben, 

Vnd jmmerzu damit sich laben. 
Diu nimbt gleichwol nicht wunder mich, 

Dann h6r, was ich berichte dich. 
Soll den Schreibern die Schriffb fortgahn. 

So müssens Wein zur Dinten hau, 
Ynd daß sie nicht eintrucknen thu. 

So mAßn sie t&glich gießen zu. 



1) üeber Sab. Franck geb. 1499 in Donauwerd, f 1542 in Basel, 
wird die unten folgende längere Abhandlung Weiijkauflfs Aufschluss 
geben. Aufenthalt: Nördlingen, Heidelberg, Augsburg, Gustenfelden, 
Nürnberg, Strassburg, Esslingen, Ulm, Basel. 



Digitized by VjOOQ IC 



31 

Der Buchbinder der muß Planieren, 

Will er änderst das Bnch recht zieren, 
Er muß auch manches Olaß mit Wein 

Haben^ den Leim zu weichen ein. 
Der Trucker das Papier muß netzen. 

Sonst will der Firnß sich nit ansetzen. 
Die Schrifft muß er auch inns Bad führen, 

Ehe ehr dieselb will Resolvieren. 

Lathyris. Cataputia minor. Springk5rner. 
Junge Knaben vnd Töchterlein 

Natürliche Springk6mer sein: 
Bey Ihnen muß es sein gesungen, 

Bey Ihnen muß es sein gesprungen, 
Ein grosse Wannen voller Flöh 

Sojt einer bhalten können eh, 
Sie lassn Abend werden ynd Morgen, 

Sie lassn die lieben Vögelein sorgen, 
Bey jhnen^ ist kein traurigkeit, 

Sonder nur lauter Muth ynd Frewd, 
Bey jhnen hat es nie kein Noht, 

Beim Becken holen sie das Brot, 
Fragn nicht, was das Eom gelten thu, 

Sie lauffen der Schubladen zu: 
Sie sein Herrn, die Eltern Knecht, 

Sie warten auff ihr J&gerrecht: 
Den Eltern forderns an die Suppen, 

Den Eltern forderns an die Juppen, 
Jetz wöllens Strimpff, jetz wöllens Schuh, 

Sie lassen jhnen wenig ruh, 
Es geht nur Aber die Eltern auß, 

Dip Kinder die gehn ledig auß. 

Alkakengi. Schlutten*). 
Mancher maint er habs wol troffen. 

Wann er nur hab ein Weib erloffen. 
Er maint sie sey gschickt überauß, 

So ist sie offt ein Schlutt im Hauß. 
Inn jhrem Hauß gehts richtig zu, 

Wann man soU essn, so setzts erst zu. 
Die Bett sie auch yngemacht lest stahn. 

Biß man jetzund soll schlaffen gähn. 
*) Unordentliche, unreinliche, faule Weibsperson. Schmid 468. 

Satyrium. Stendelwurtz. 
Vil Junge Töchter ynd Ehehalten 

Auff Stendelwurtz thun sehr yil halten, 
Wenn man sie haißt außrichten was, 

So eylens wie die Schneck im 6raß, 



Digitized byVjOOölC 



32 

Ymb ein gar liderliches ding 
Haltens überall ein Stenderling. 

Hyorcijamus. Schlaf krant. Brafflcanus senior. 

Otia non doctnm reddnnt, nee fomnns abnndans, 
Nee tibi per ventos affa columba yenit. 

Hexam: German: 

Brancbstu viel Schlaffkraut, vnd hast viel massige Stunde, 
so kanstu nicht glerth werden; so dencke nur auch nicht; 
daß dir werd bringen der Windt ein brattene Tauben. 

Von demselben Job. Jac Weidner erschien »Teutsches Po- 
etisches I Lustgärtlein, | darinnen nachfolgende | BlAmlein zufinden, 
Als: I 1. Glückwünschung zu Hochzeiten, No. 1. | 2. Glückwün- 
schung zum Neuen Jahr. 10. | 3. GlAckw Ansehungen auff den Weg. 
30. I 4. Fang: Oder Anbind Brieff. 33. | 5. Klagen Aber Leichen. 
39. I 6. Reymen mancherley Innhalts.47. | Gepilantzet, durch | M. 
Johann : Jacob Weidnern von Hall | in Schwaben, an jetzo Pfarrern 
daselb- | sten , zu VnterLympurg. | (Holzschnitt) | Gedruckt zu 
Rotenburg auff der Tauber, | durch Hieronymum Körnlein. — Z. 2, 
3, 12, 15 und die Ziffern zu Anfang und Schluß von Z. 4 — 10 
rot gedruckt. 8®. 

Hinter der Vorrede ein Gedicht von Erasmus Widmann Ha- 
lensis, Cantor und Organist zu Rotenburg uff der Tauber, »Zu 
Lob der Poeterey«, am Schluß ein Gedicht von Balthasar Schnurr 
von Landsidel Pfarrer zu Amlißhagen »In deß Herrn Authoris 
Lustgärtlein«. 

Von den 84 Nummern dieser Sammlung von Gelegenheitsge- 
dichten teile ich mit die »Grabschrift, Herrn Jo ha n: Weidners, 
gekrönten Poetens, weiland Predigers un Decani zu Hall, meines 
vielgeliebten Vatters Seeligen so den 29. Weinmonat, Anno 1606. 
im Herrn entschlaffen, auß dem Latein verteutschet, vnd auff die 
vier Lateinische conjugationes gerichtet.« 

Weidnerus hatt Geliebt die Tugend 

Im Alter vnd in seiner Jugend. 
Weidnerus wann er hat Gelehrt 
Ward mit Verwunderung gehört. 
Kein gutes Buch ist schier gewesen, 

Welchs Weidnerus nicht hett Gelefen. 
Nun aber hört er zu mit fleiß 
Der Music schon im Paradeiß. 
unter Nr. 45 steht eine »Klag Aber den Tödtlichen abgang 
wandelbare M. Johah: Georg: Weidners, meines Fr. lieben 
Bruders, Pfarrers zu Messern in Oesterreich, vielgeliebter Hauß- 
frawen, welche Anno 1617. sanfft in dem Herrn entschlaffen.« 

Für seine Kinder, Gordula, Barbara und Hans Ludwig, ver- 
faßt Weidner »ein Guldin ABC zur Lebens Regel« (Nr. 53); 



Digitized by VjOOQ IC 



33 

sonst besingt er unter seinen nähern Verwandten Christoph Drüliern, 
Adelichen Rosenbergischen Pfarrer zu Eschenaw, und Andreas 
DrAUern, Hauptman zu VnterLympurg, seine Schwäger. 

Auch in dem Lustgärtlein versucht sich Weidner in deutschen 
Hexametern in einem Anhang zu dem „Hochzeitwunsch" an den 
I)r. med. Johann Benedict Berger, Physicus zu Rotenburg auff der 
Tauber, und Margaretha Schaibler (11. Aug. 1617). 

Hexametri Germanici ad Neoyafxova. 
Deß Ehestands Stiffter schenck euch ein glücklichen Ehstand: 
Deß Ehestands Stiffter w611 euch vor Layde bewahren: 
Deß Ehestands Stiffter schirme euch Ihr zAchtigen Hertzen: 
Deli Ehestands Stiffter schenck euch ein friedlichs Ehebet: 
Deß Ehestandts Stiffter gönn euch ein fruchtbares Ehebet: 
Deß Ehestandts Stiffter wöll euch bschern gehorsame Kinder: 
Deß Ehestandts Stiffter frilit euch diß Zeitliche Leben: 
Deß Ehestandts Stiffter laß euch auch inns Paradeiße. 

In der Vorrede rümt Weidner u. a. an der deutschen Sprache : 
»Die Teutsche Sprach ist sehr reich von schönen Anm Atigen 
Apophthegmatis vnd sprAchen, welche gemeinglich öfioiozilevTa 
sein vnd im End der Wörter gleichlauten, Als: 
Leyd vnd Meyd. 
Eh wigs, dann wags. 
Beschaffen ist vnverschlaffen. 
Mir benAget, wie es Gott fAget. 
All mein Haab, ist Gottes gab. 
GlAck vnd Glaß, Wie bald bricht das. 
Was sein soll, das schickt sich woL« 
Von der »Haußapotec« führt Weller Aunalen I S. 378 eine 
Rotenburger Ausgabe von 1620 an und von dem Poetischen Lust- 
gärtlein II S. 42 eine Ausgabe in drei Teilen : Nürnberg bei Abr. 
Wagemann 1622. WCrecelius 

Zu des Knaben Wunderhorn ^) 

Neu bearbeitet von Anton Birlinger und Wilhelm Grecelius 

III 

Das Wunderhorn I 11. Das überarbeitete Original s. in: 
AElwert, üngedruckte Reste alten Gesangs. Marburg 1848. 
2. Aufl. S. 18: Eine alt französische Romanze. Nach der engl. 
Uebersetzung verdeutscht. 

Ein Knabe kam 

Lieblich und schön 

Auf einem schnellen Roß 

In König Arthurs Schloß. 

1) Fortsezung von H 181 ff. III 164 ff. 
Birlinger, Alemannia IV 1. 3 



Digitized by VjOOQ IC 



34 

Ein Korn trug seine Hand 

Daran vier goldne Band. 

Von Elfenbein das Hörn 

Zum schönsten Scbmuk erkom, 

Gar manchen schönen Stein 

Legt man ins Gold hinein, 

Berlyn (Perlen) und Sardonich 

Und reiche Ealcedonier. 

Es war vom Elefant (nämlich das Elfenbein) 

So gros man keinen fand, 

So stark und schön man keinen fing. 

Und oben dran ein Ring 

Von Silber fein gemacht, 

Es hingen hundert Glocken dran 

Von feinstem Gold gemacht. 

Zu Eonstantinas Zeit 

Arbeitet's eine Fey. 

Die war gar gut und weis. 

Dies war des Homs Gebrauch 

Wie ich Euch sagen will: 

Nur Einen Druk von Euerm Finger 

Und diese hundert Glocken all 

Gaben so süsen Schall, 

Daß weder Harf noch Geige 

Und keiner Jungfrau Sang 

Keiner Siren im Meer 

So was nie geben kan 
Vorher S. 16 stet die französische Romanze dazu (1. Aufl. 
S. 11) mit der Bemerkung: »Eins der ältesten französischen 
Lieder.« LErk 

>Die schwarzbraune Hexe« I 31 in der Ueberschrifb 
ist mir bedenklich, sie wird von Brentano eingefädelt sein. Das 
Jägerlied hat es wol nur mit dem schwarzbraunen Mädel zu tun. 
Das Lied mu(^ sehr alt sein, wie aus dem Anklang in einem 
Lied von 1462 (Soltau histor. Volksl. I 142) hervorget: 
Der von Württemberg fürt das Hörn, 
Ich hoff sein lagen sy ganz verlorn. 
Aus dem »Rimböklin« (um 1550) entnimmt Ubland folgenden 
verwanten Liedesanfang (No. 102): 

Ick bin ein jeger und vöer ein hörn, 
all dat ick jage is vorlam, 
noch wil ick jagen dach und nacht 
bet ick einen steden holen krigen mach. 
Derselbe stet mit geringen Abweichungen in »Schöne künst- 
like I Werldtspröke, | Darinne aller | Stende, Natur vnd Egen- { 
Bchop affgemahlet syn . . . (am Ende :) Gedrücket tho | Hamborch 
bey Henrick Binder . . . M.DGXIIIL« Es lautet hier: 



Digitized by VjOOQ IC 



36 

Ick bin ein Jeger vnd v6r ein Hom, 
All wat ick yage ys vorlam. 
Noch wil ick yagen Dach vnd Nacht, 
Beth ick ein sted LeelT krygen mach. 
Das Lied »Es blies ein Jäger wol in sein Hom Und alles 
was er blies das war verlorn« stet zuerst in Nicolais feynem 
kleynem Almanach (1777) S. 64 und wurde diesem nach v. d. Ha- 
gens Notiz von Steinacker eingesendet. Uhland Nr. 103 hat es 
daher entlent und wol durch Herders Mitteilung (Von deutscher 
Art und Kunst 1778) ve^ranlalit den pervers »Alleweil bei der 
Nacht« hinzugefugt : dieser gehört aber zu einem anderen Jägerliede. 
Eine ältere Aufzeichnung des Liedes findet sich in einem fl. 
Bl. 8^ (8 Blatter), das um 1700, vielleicht schon in der zweiten 
Hälfte des 17. Jahrh. gedruckt ist: »Sieben schöne | Jäger- 
Lieder, I Das Erste: | Mit dem Jäger ich es halte, etc.« Es ist 
darin das dritte Lied und lautet folgendermaßen: 

Ein jeder Jäger blässt sein Horu; er blässt sein Hom, 

Und was er blässt ist alles verlohm, und was u. s. w. 

Soll es denn alles verlohren seyn, verlohren seyn, 

Viel lieber wolt ich kein Jäger mehr seyn. 

Er blässt sein Hom auf der hohen Straß, auf der hohen Straß, 

Da sprang ein schwartzbrauns Thierlein heraus. :,: 

Ey Thierlein, laß dein Füße nur stahn, Füße nur stahn. 

Mein schneeweisse Hündlein die fangen dich schon. :,: . 

Dein schneeweisse Hündlein die fangen mich nicht, die u. s. w. 

Sie wissen meine fälsche Sprünglein gar nicht. :.: 

Dein fälsche Sprünglein die wissen sie gar wol, wissen n. s. w. 

Du dauerst mich, daß du sterben solt. :,: 

Ey sterb ich dann, so bin ich todt^ bin ich todt, 

Begräbt man mich unter die Röslein roth. :,: 

Wol unter die Röslein, wol untern grünem Klee, unter grünen Klee, 

Doch scheiden von der Hertzallerliebsten das thut weh. :,: 

Es stund kaum an den dritten Tag, dritten Tag, 

Da wuchsen drey Blumen aus ihren Grab. :,: 

Das erste war ein Röslein roth, Röslein roth. 

War gewachsen von der Hertzallerliebsten Todt. :,: 

Das ander war ein Nägelein, ein Nägelein, 

War gewachsen von der Hertzallerliebsten mein. :,: 

Das dritte war ein Lügen weiß, Lilgen weiß, 

Steckt ers auf, seinen Hut mit Fleiß. :,: 

Damit thät er groß Ubermuth, groß Ubermuth, 

Thät selten den Bauem-Mädgen gut. :,: LErk 

Doctor Faust I 166 ff. und 539. V. d. Hagen: Ueber die 
ältesten Darstellungen der Faustsage, Berlin, Hermann Schnitze 
1844. 8®. S. 12: Die »Sprache in Reimen«, womit Mephistopheles 
den Faust verspottet und überhaupt der sprichwörtliche Ausdruck, 



Digitized by VjOOQ IC 



36 

mangeln bei Widmann und nähern das ältere Buch mehr einerseits 
den dramatischen Spielen und andererseits dem merkwürdigen 
Yolksliede von Doctor Faust, welches, als fliegendes Blatt aus 
Köln bekannt sich leicht in die ursprüngliche strophische Form 
als ein wirkliches Lied herstellen läßt und ganz eigentümliche 
Züge enthält, namentlich wie Faust in Jerusalem vom Teufel ein 
Oemälde des Gekreuzigten fordert, so daß Göthe selber in diesem 
Liede »tiefe und gründliche Motive« erkennt. Unten als An- 
merkung: »Bei Stieglitz 179 (ist das Lied) wiederholt aus dem 
Wunderhom I 214 (uns. Ausgabe I 166) wo sonst nichtstrophische 
Gedichte (z. B. Thedel von Walmoden) gern zu Liedern verarbeitet 
sind.« Dr. Chr. L. Stieglitz der ä. schrieb: die Sage vom Dr. 
Faust in F. v. Raumers histor. Taschenbuch 1834. S. 125—210, 
umgearbeitet auch in Scheible's Kloster II S. 3 — 26. LA. v. 
Arnim schrieb auch die Vorrede zu W. MüUerer üebers. des Mar- 
lowe'schen Faust. Berlin 1818. 

Müllertücke I 169. — Eine andere Fassung ans der Um- 
gegend von Wien. 

1. Es wollt gut Müller um Holz ausfahren^ 
Er wollt ein'n Wagen mit Scheitern laden, 
Gar eilends und gar geschwinde. 

2. Und als der Herr Müllner *nein kommt in Wald, 
Drei Mörder ihm begegnen bald. 

Gar sehr thut er erschrecken. 

3. >0 Müller, herzliebster Müller mein. 
Du hast ein^ Frau, die trägt ein Kind, 
Thu uns es jetzt verkaufen!« 

4. Die Mörder die breiten den Mantel auf. 
Zweihundert Gulden die zählen b* ihm drauf 
Vor's Weib und auch vor's Kinde. 

Ö. Der Müllner der dacht in seinem Sinn: 

Zweihundert Ghilden ist ein schlechter Gewinn, 
Ich will s^ noch länger behalten. 

6. Die Mörder die breiten den Mantel auf. 
Dreihundert Gulden, die zählen s' ihm drauf 
Vor's Weib und auch vor's Kinde. 

7. Der Müllner dacht in seinem Sinn: 
Dreihundert Gulden ist ein schöner Gewinn, 
Will ihnen sie verkaufen. 

8. Und als der Herr Müllner bei m Thor 'nein fahrt, 
Da er gleich um sein Ehfrau schreit: 

>Soll eilends zu mir kommen!« 

9. >0 Fraue, herzliebste Fraue mein. 
Sollst gschwind zu deiner Mutter gehn, 
Sie ist krank und sie wird sterben.« 

10. »Ha ist sie dann heut so sehr krank, 



Digitized by VjOOQ IC 



87 

Daß sie weder reiten noch fahren kann, 
Soll eilends zu ihr kommen?« 

11. D^ Frau Müllnerin nimmt nnn ihr Schleierlein weiß 
Und gieng davon mit gröstem Fleiß, 

Daß 's Oott möcht gleich erbarmen. 

12. Und als d' Fraa Müllnerin 'nein kommt in Wald, 
Drei Mörder ihr begegnen bald, 

Gar sehr thät sie erschrecken. 

13. Sie nehmen d^ Frau Müllnerin wol bei der Mitt\ 
Und binden s' an ein'n eichenen Baum, 



14. Die Mörder die breiten tlen Mantel auf, 

Und Würfel und Karten, da spielen sie ^ drauf, 
t Wer die Frau Müllnerin soll schneiden. 

15. Der jüngste, der darunter war, 

Der hatt' verspielt und noch nicht gar, 
Der soll die Frau Müllnerin schneiden. 

16. Da ritt .gut Edelmann wol durch das Holz, 
Zwei Hündlein er bei ihme hatt'. 

Die fangen an zu bellen. 

17. Und als der Herr Edelmann weiter vor ritt. 
Da er die Frau Müllnerin liegen sieht, 

Gar sehr thät er erschrecken. 

18. Der Edelmann nimmt ihr nun ihr Schleierlein weiß 
Und ritt davon mit gröetem Fleiß, 

Daß 's Gott möcht gleich erbarmen. 

19. Und als der Herr Edelmann beim Thor 'nein reit, • 
Da er um Windel und Wasser her schreit: 

»D' Frau Müllnerin geht zum Kinde!« 

20. Und als d' Frau Müllnerin zwei Stund darinnen war^ 
Zwei Knäblein sie geboren hat 

Gar eilends und gar geschwinde. 

21. >0 Knecht, herzliebster Knechte mein, 
Geh' du mir zum Herrn Müllner hinein, 
Soll eilends zu mir kommen!« 

22. Und als der Herr Müllner zum Edelmann kommt: 
>Wo hast denn du dein schwangres Weib? 



23. »Ich hab's ausg'schickt, bab ihr mit geben 

Viel Gold und Geld, ich kann sie nicht erwarten !< 



24. »Du Müllner, du erlognes Gut, 

Hast du verkauft dein Fleisch und Blut, 
Das wird man dir nicht schenken!« 

25. Der Edelmann ließ machen ein kupfernes Roß, 
Darein man faßt viel Feuer und Glut, 
Drauf mußt' der Herr Müllner reiten. 



Digitized by VjOOQ IC 



38 

Von M. Scbottky um 1820 aufgezeichnet (dessen Nachlaß be- 
saß von der Hagen). Bei den Strofen, wo die dritte Zeile feit, 
ist villeicht die zweite zu wiederholen, damit der Melodie ein 
Genüge geschehe. Str. 8, 1 würde am Schluß »reit« statt »fahrt« 
einzusezen sein, um den Reim herzustellen. LErk 

Für fünfzehn Pfennige I 268. Der Anfang ist ein Wan- 
delvers, der sich schon in einem Gedicht vom Jahr 1422 findet 
(Cod. Monac. 444 nach einer Abschrift Pfeiffers): 
Eynem iungen weypp 
Iren stoltzen leypp 
der wart gegeben 
ze irem leben. 
Nw lä mich slaffen :|: 
Auwe mir armen weih, 
mein iunger leib 
der ist beschaffen 
dem alten äffen. 
Nw lä mich slaffen :|: 
Eynen iungen knaben 
den m&ß ich haben 
scholt ich in aus der erden graben. 
Nw \k mich slaffen :|: 
Zu der stund 
ein alter huntt, 

der zu frewden nicht en kunt. 
. Nw 1& mich slaffen :|: 
Du alter pock 
du fauler stock 
herumb dich wend 
das din got scheut. 
Nw la mich slaffen :|: LErk 
LErk übersandte uns dises Lidchen, das freilich nicht strenge 
hiehergehört, allein da Director Prof. Halm es collationierte, wollen 
wir es doch einfügen. 

Dursli und Babel i. Das alte Grenchnerlied. I 277. 
Der Dursli dingt z' Chrieg. 

Es het e Bur es Töchterli; 
Me seit em numme 's Babeli. 
Das het e Paar Zupfe, si sy wie Guld, 
D'rum isch em 's Nochbers Dursli huld. 

Der Dursli lauft 'em Vater no : 
>0 Vater! weit er mer .'s Babeli lo?« 
»»Mys Babeli isch no vil zue chlei; 
»»Es schloft no wohl drü Johr allei.«* 

Der Dursli lauft in einer Stung, 
Er lauft wohl abe-n-uff Solothum; 



Digitized by VjOOQ IC 



39 

Er lauft die Gasse-n-i und us^ 

Bis aß er chunnt vor's Hauptmes Hus. 
»0 Hauptme, liebe Hauptme my, 

1 will mi dinge-n-i Flanderen y.« 

Der Hauptme tbuet der Seckel uf 

Und git 'em Dursli drei Chrone d'ruf. 
Der Dursli geit do wider hei, 

Hei zne sym Uebe Babeli cblei. 

»0 Babeli, o lieh's Babeli my, 

»I ha mi dunge-n-i Flanderen y.« 
Das Babeli lauft wohl hinger^s Hus, 

Es grynt em schier syni Aeugeli us. 

»0 Babeli, briegg doch nit e so, 

»I wott jo wider umme cho. 

»Und chumme-n-ig Über's Johr nit hei, 

»So schrybe-n-i dir es Briefeli chlei; 

»Im Briefeli soll's geschribe sto: 

»I wott mys Babeli nit verlo.« 

Und wenn der Himmel papyrig wär\ 

Und jede Stern e Schryber war', 

Und jede Schryber h&tt' sibe^Häng', 

Si schrybe doch mir Liebi keis Eng. 
Die erste Abteilung dieses Liedes erschien zuerst gedruckt 
in Herders „Stimmen der Völker", erste Ausg. 1778 — 1779. Das 
Lied trägt dort den Namen „Dusle und Babele'' und entspricht 
in Zal und Inhalt der Strofen (mit Ausname der lezten Strofe) 
ganz dem hier mitgeteilten ersten Liede. Die Sprache ist sehr 
incorrect, und man sieht deutlich Herders Bestreben, das Lied 
durch Veränderung der dialektischen Formen und Ausdrücke dem 
deutschen Publikum verständlicher zu machen. Der gleiche Text 
der ersten Abteilung unseres Liedes liegt dem Abdrucke desselben 
zu Grunde, welcher 1810 in Nr. 20 des Solothumischen Wochen- 
blattes und 1821 im Solothumer Kalender erschien. Die Heraus- 
geber haben das bei Herder verhochdeutschte Lied wieder ins 
Schweizerdeutsche zurückzuübersezen gesucht,, nicht immer mit 
Glück, wie schon der unserm Volksdialekt ganz fremde Gebrauch 
des Imperfectum Indicativ des Zeitwortes lert. In der Solothumer 
Zeitung 1861 Nr. 14 u. ff. teilte Hr. Fürsprech J. Amiet den 
Text des Solothumischen Wochenblattes aufs Neue in einer un- 
serem Dialekte mehr entsprechenden Redaction mit, der wir auch 
bis auf wenige Ausnamen gefolgt sind. Dagegen ist der von 
J. J. Amiet im Solothumer Kalender von 1857 besorgte Abdruck 
ganz der des Wochenblattes von 1810. In bedeutend veränderter 
Redaction erschien das erste Lied bei Rud. Wiß: „Texte zu der 
Sammlung der Schweizer Kühreihen '^ 1826 und daraus abgedruckt 
in Ol. Brentano „des Knaben Wunderhorn** (Ausg. von 1846) und 
in vielen Liederbüchern z. B. dem Aarauer Liederbuch. Strofe 2 
ist hier in folgende zwei Strofen ausgesponnen: 



Digitized by VjOOQ IC 



40 

Der Dursli geit dem Aetti na: 

^0, Aetti, wotsch mer d's Bäbeli la?" 

„„0 nei, o neu Dursli my, 

„„Mys Bäbeli isch no vil zu chly.*** 
,,0, Müeti, liebstes Müeti my! 

„Cba d's Babely no nit g'hürath't sy?" 

^„Mys Babely iscb no viel zu chlei, 

,,„Es scbloft dieß Jabr no sanft alle!.*'" 
Ebenso ist Strofe 4 in 2 Strofen ausgesponnen: 
,,0 Hauptma, lieber Hauptma my! 

,,Brucbst du ke Chnecbt i Flandre-n-y?** 

„,,0 ja! ja! o Dursli my! 

^„I dinge di i Flandre-n-y."** 
Der Hauptma ziebt der Seckel us, 

Er git dem Durs drei Tbaler drus. 

„„Nu sä, nu sä, o Dursli my! 

„„Jetz bist du dinget i Flandre-n-y.*" 
Ganz das Gleiche gescbiebt mit unserer Str. 6, wo es bei Rud. 
Wiß beißt: Das Bäbeli geit wol bingers Hus; 

Es grynt ihm fast die Aeugleni us, 

„„Ach Dursli! liebe Dursli my! 

„„So best du dinget i Flandre-n-y."** 
„0 Bäbeli! tbue doch nit e so! 

„I will d's Jahr wieder umhi cho, 

„ü will beim Aetti frage-n-a, 

„Ob er mir d's Bäbeli deh well la." 
Bei Rud. Wiß findet sich auch zuerst die von uns aufgenommene 
Schlußstrofe des ersten Liedes. Wir glauben, obige Erweiterungen 
seien durch Rud. Wiß in den Text gekommen. Die pedantische 
Weitschweifigkeit und Regelmässigkeit, welche dadurch in das Lied 
kommt, ist der Volkspoesie fremd. Wiß hat außerdem unserm 
guten Leberberger-Liede die Ehre angetan, es in den Bemer- 
Dialekt zu übersezen. Die Schlußstrofe bei Wiß ist offenbar aus 
einem andern Volksliede in unser Volkslied geraten, hat sich aber 
seither im Volksmunde erhalten. Das Lied ist heute im Leber- 
berge nur unter dem Namen „der papierige Himmel** bekannt, 
und unter den wenigen Strofen, welche noch gesungen werden, 
feit die vom papierigen Himmel nie. Dieser Umstand und der 
offenbar der Volkspoesie angehörigo Gedanke der Strofe bewogen 
uns, dieselbe, troz unserer kritischen Zweifel, in den Text aufzu- 
nehmen *)." Franz Jos. Schild „der Großätti aus dem Leberberg" 1863. 

Antonius zur Predig die Kirche findt ledig 1376. Die 
Grundlage dazu befindet sich im Musical. Leuthe Spiegel . . . 
1687. 40. No. 12. 



1) Es folgen noch 5 Lieder scheinbar dazu gehörig; das Wunder- 
horn anerkennt sie ebenfalls nicht. 



Digitized by VjOOQ IC 



41 

Ich besize eine Abschrift von Schottky, die ich Ihnen könnte 
abgeben. Das obige Werk muß wol in der Wiener Bibl. zu 
haben sein. . LErk 

Vorzeichen des Jüngsten Tages I 431 ff. Kürzer im 
Buche »Sibilla Wisag« gedruckt von Heinerice Knoblochzem, 
Heidelberg. 15. Jhd. 8«. 

Stanfenberg I 468 ff.' Ein unbekannter teutscher Dichter 
hat die Sage in einem Gyclus von Romanzen behandelt, der im 
Jahr 1595 in Straßburg erschinen und äusserst selten ist. In des 
Knaben Wunderhorn von Arnim und Brentano, einer 
von Göthe meisterhaft gewürdigten Sammlung acht teutscher 
Yolkspoesien, die sich nur noch verstümmelt im Munde der nied- 
rigen Glasse erhalten und auch hier bald untergehen werden, sind 
.jene Romanzen, mit Weglaßung des Zwecklosen und Unpoetischen 
mitgeteilt. — Ich weiß nicht, ob dieser Sage überhaupt etwas 
Historisches zum Gbninde ligt; zwar beruft sich der Verf. des Ge- 
dichts auf einige Steine zwischen Stanfenberg und dem Dorfs Nus- 
bach, die noch als Denkmäler eines veranlaßenden Ereignisses vor- 
handen sein sollen, inzwischen ligt in dem ganzen kleinen Epos 
eine romantische Tiefe und die Gestalten bewegen sich so ganz 
in dem — dem wunderbaren wesentlichen Helldunkel, daß es mir 
vielmehr aus einer dichterischen Fantasie hervorgegangen zu sein 
scheint. Die meisten Volkssagen, in wie fem sie dem Romantischen 
angehören, ruhen überhaupt sehr selten auf einem historischen 
Ghrunde und knüpfen sich gewöhnlich nur an Naturerscheinungen, 
welche die Fantasie mächtig anregen. Badische Wochenschrift ed. 
Schreiber Heidelberg 1806 Sp. 59 ff. ^ Vrgl. ferner ühlands 
Schriften I 505. 

Ins Heu II 129 ff. Alem. IH 170 ff. Aus einer Hdschr. 
des 15. Jhds. hat v. Fichard im Frankfurtischen Archive III 279 
(1815) ein hieher gehörendes Lied mitgeteilt: Eyn ander suberlich 
lytlin von eyner fischerin. 

Anfang: As wolt ein hübsches freuwelin 

Wolt fischen uff dem see. 

Mit irem nüwen schieffelin, 

Got geh uns glück und heil. 

Sie schick den man ins he u. s. w. 
6 Strofen. In der Anmerkung verweist der H. aufs Wunderhorn 
I 346 und Bragur II 212. 

Das bekannte Abschiedslied »Ich stund an einem 
Morgen« folgt hier mit der Uebersezung Beb eis II 207^). 

1) Sieh Alem. ÜI 164 ff. 

2) Bebeliana opuscula nova, Argentorati 1512. 4^. Bogen Qiij fg. 



Digitized by VjOOQ IC 



42 

Vulgaris canfcio. ich stond an einem 

morgen gar haimlich an aim ort. 

Per enndem Heinricnm Bebeliom Poetam, in 

Carmen latinnm redactom. 

Tempore quo conianz Tithonum mane reliqnit, 

Occolto fteteram conditns ipfe loco. 
Hie illam andivi miferanda voce qnerelam 
Qua flet amatoris polchra pnella abitnm. 
1 Ich ftnnd an einem morgen 
heimlich an einem ort, 
Da het ich mich verborgen, 
ich hört klegliche wort 

Von einem frewlein hübfch vnd fein 
Das rt&nd bei feinem holen, 
es mfift geschciden fein. 
5 Nefcio qno fato mihi mens prefagit amioe, Puella. 
Gedere conantem teque parare fngam, 
Hoc ego fperaui mihi qoi iorare folebas, 
Te folam in vita femper amabo mea. 
Jorabas memini, miCeram cor perdere queris? 
10 requies animae dimidiumque meae. 
2* »Herzlieb! ich hab vernummen, 
du wöllft von hinnen fchier, 
Wenn wilt du wider kummen? 
das folt du fagen mir.« 
Sic ftata fata vocant, non e£t fpes vlla manendi. Amator. 

Yirgo yale, noAari quae memor eile velis« 
Ac dlCcedenti poftremnm porrlge dextram, 
Quae toties nobis pignus amoris erat. 
15 Dent quoque dij foperi (quoniam non poiTumus ipsi) 
In me pro meritis premia digna tuis. 
2^. »Merck, feines lieb, was ich dir sag! 
mein z&knnft t&Tt du fragen, 
weilz weder Aund, noch tag.« 
Ne tantum committe nefas^ crudelis amator. Puella. 

Aut miseram properes enfe necare prios, 
Dixeris aut faltem reditum, R nuUa morandi 
20 Spes fuerit, yitae conTulitoque meae. 

At maneas potius, quicquid mihi patria cura 
In dotem dederit, fumptibus adde tuis. 
3 Das frewlein weinet fere 
fein hertz was unmfits vol: 
»Nu gib mir weif vnd lere 
wie ich mich halten sol! 



Die Seelenzustande der Liebenden sind mit einer Ovids würdigen Fein- 
heit ausgemalt. 



Digitized by VjOOQ IC 



43 

Ich fetz fOr dich, was ich yennag 
und wilt da hie heleiben, 
yerzer dich jar und tag!« 
Laiimus in rumma tot noctes totque per annos Amator. 
Laeticia, noceat ne mora longa caue. 
25 TempoB adeft, quod si non tempeftiaas abiho, 
Jactoram famae inre timebo toae. 
Hoc timeo imprimiB, qao nil mihi triftias vnqoam 

Eueniet, tantum dij prohibete ne&s. 
Et qnid opes referas? qnae non alimenta per annnm 
30 Praeftiterint, etiam polt abitanu eram, 
Vt yites famae paupertatifque periclam. 
Concedas triitem iam precor ipsa viam. 

4 Der knab der fprach aufs mfite: 
»Dein willen ich wol fpür, 
Verzerten wir dein gftte, 

ein jar war bald hinfor, 

Dennoch mAft es gefcheiden Tein: 
ich wil dich freuntlich bitten, 
fetz deinen willen drein!'' 
Sic ftat abire tibi, eft et inexorabile pectus, Pnella. 
At saltem liceat me comitem effe viae. 
35 Nee piget extremas teoom concedere ad oras. 
Quo fine mors Yita daldor effe folet. 

5 Das frewlein, das fchrei: „Morte! 
mort über alles leid! 

Mich krenken deine worte, 
herzlieb, nit von mir fcheid! 

Für dich fo fetz ich gfit und er, 
und folt ich mit dir ziehen, 
kein weg war mir zu fer/ 
Farce toam gentem precor infiunare puella. Amator. 

Atque domum patris, qnae probitate nitet, 
Inuenies etiam de tot modo milibus vnnm 
40 Vrbis amatorem, cni placaiffe yelis. 

Qnique tibi penitos veteres ezpectorat ignes; 
Tam cito foemineo corde recedit amor. 

6 Der knab, der fprach mit züchten: 
„Mein fchatz ob allem gfit, 

ich wil dich freuntlich bitten, 
fchlag folchs anfz deinem m&t! 
. Gedenk wol an die frennde dein, 
die dir keins argen trawen 
und teglich bei dir fein !^ 
Döfine nobilium mihi commemorare parentum Puella. 
Stemmata, non alius cor mihi tanget amans. 
45 Non ego candorem famae, non ftirpis honorem 



Digitized by VjOOQ IC 



44 

Curabo, tecum dam licet ire procal. . 
Quid te detineam phaleratis vocibus ultra? Amator. 

Pulcbra puella vale, me fera fata vocant. 
Hie flens et iparfos virgo laniata capillos Puella* 
50 Pectore de trifti, talia verba refert: 

Non ego credideram, dum difiunguntur amantes, 

Affiigi tantum, mors leuis ipfa foret. 
Mors leuis ipfa foret finem pofitura dolori, 
Quotidie morior, maceror, excrutior. 
55 At mibi concludi pomt fi carcere pectus 
lUius, vt curae nuUa puella foret, . 
Ante per bammatos errarera mortis ad boram 
Sentes^ et tribulos nuda geuu atque pedes, 
Ante per ictiferos enfes, mediumque per ignem, 
60 Carcere quam ilnerem pectus abire meo. 

Fixifti telum, credas mihi, pectoris imo, Amator. 

nie ait, boc ignis, hoc latet ipfa Venus. 
Concutit boc corpus, penetrauit et ilia fumma 
Quod fine nee fine te cogor abire mifer. 
65 Quam mallem, noftis diui, tentare duellum 
Promiffum, atque latus boftis adire feri. 
Atque ita difcedens, oculos reflexerat vfque, - 
Dum vifum excludit, fallit et aura fuum. 
7* Do kert er ir den rucken 
er fprach nit mer zu ir; 
lila petit latebras, et' queftibus aera complet, Puella. 

Cuique fluunt oculi more perennis aquae, 
Ac poftquam redijt animus, mox ecee puellas 
Flebilibus, caueant; admonet illa modis. 
7^ Das frewelin tet ficb fcbmueken 
in einen winkel fcbier, 

Und weinet dafz es fcbier vergieng. 
Das bat ein fchreiber gefungen, 
wies einem frewlein gieng. 
Difeite ab exemplo miferae, blandifüima turba. 

Nil fore perpetuum quod placuiffe folet. 
Nee faciles fallant iuuenum blandiffima verba. 
NuUa fides iuuenum, nulla in amore fides. 
Spes, amor eft fallax, nee duratura yoluptas, 

Impacata quies, laeticia atque dolens, 
Pemicies ioeunda, nimis quoque dulcor amarus, 

Qui poftquam fiireris, mox fugitiuus abit. 
Denique mille in amore cruces, et dulce venenum, 

Luctus, et lacrimae, cura, querela, dolor. 
XVIII. KAL. SEPTEM. ANNO M. D. VII. FWeinkaufP 

Graf Friedrieb II 258 1 Str. v. unten; Wie ilt sie also 



Digitized by VjOOQ IC 



45 

inniglich. Die Angabe als ob die HH. in der 1. Auflage 
„höniglich'' eingesezfc hätten ist unrichtig. hönigJich gehört 
dem alten schweizerischen Texte an und heißt böß, wild runz- 
lichten verzogenen „verpfisenen" Gesichtes. ^Gaperare frontem, 
die Stirnen nmtzlen oder rümpfen, hönlich sehen, nit fröhlich 
sein. ^ Fries. „Hönlich sähende, torve, toryus. Hönlichs angesichts, 
vultuosus." Maaler. In den Proben aus dem für das schweizerische 
Idiotikon gesammelten Materiale (Staub und LTobler) 1874 ist 
des Wortes reichlich gedacht. S. 16 fip. Got. schon hauni, humilis; 
h6ni ahd. verachtet. „Inniglich^ einzusezen ist unsinnig und es 
ist kaum begreiflich, dass bei Uhland II S. 278 Str. 11 selbes 
stehen blieb. 

II 240 Str. 2, 6 lis „meinen'' statt „mein" und Str. 2, 9 
„der Frauwen" statt „den Frauwen". 

II 2 ist durch ein Yersehn in der Druckerei das Lied „Hans 
in allen Gassen" nach der altem Aifsgabe abgedruckt, wärend 
dasselbe S. 5 f. vollständig und nach dem ursprünglichen Texte 
mitgeteilt wird. 

II 24. In der mit „0 lieber Herr und Gotte** beginnenden Strofe 
ist die vorlezte Zeile „So g'schwind ist Feur im Dacha'^, ausgefallen. 

U 44. „Ein hübsches lied in des Brembergers thon." An- 
fang: „Wie wol dem tag." Fl. Bl. 4®. o. 0. u. J. (Auf der 
Berliner Bibl.) enthält das Gedicht, wovon wir nach dem Wunder- 
horn nur ein Bruchstück mitteilen konnten. Vgl Uhlands 
Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage IV S. 17, wo 
gleichfalls ein Bruchstück abgedruckt ist, das aber sehr von dem 
Wunderhom abweicht. Die Herausgeber 

Das Wirtshaus am Oberrhein 

1 Heidnische Erinnerungen. Der Culturhistoriker 
Riehl spricht in einer seiner anziehenden Schriften den Gedanken 
aus, dass das Wirtshans dem Deutschen zur zweiten Heimat 
werden könne. In der Tat, dem Wirtshause ist ein wesentlicher 
Teil des süddeutschen Öfi^entlichen Lebens zugeteilt. So war es im 
Süden von jeher. Schon der Rom er sang auf traute Erden winkel : 
Syrische Wirtin geschmückt, um das Haupt die griechische Binde, 
Und zu der Schellengetön zierlich bewegend den Leib, 
Tanzt in trunkenem Mut vor der wolbekannten Taverne 
Schlagend mit wechselnder Hand lärmender Stäbe Gefüg '). 
Aus der römischen Zeit kommen am Rheine in den Sizen 
alter Cultur, in Mainz, Speier, Worms, Baden, Basel und 
Constanz wol die Tabemae und Cauponae vor. Die erstere Be- 
zeichnung hat sich bis auf unsere Tage erhalten. 

1) Zell, Ferienschriften. Erste Sammlung. Freiburg, Wagner 1826. 
Abhdlg. die Wirtshäuser der Alten. 



Digitized bfy VjOOQ IC 



46 

Bei der Oastfreundächaft der Römer war es Pflicht, die Cli- 
entelen Yom Laode zu bewirten und zu beherbergen. " Dem Volke 
und seiner Lust blieben die Tavernen, Gauponen und Popinen, die 
Schenken, Weinyerkäufereien und Garküchen, in welchen indessen 
nicht bloB dem Eizel des Gaumens sein Recht widerfnr. 

Das hielt am Oberrheine bis in die Karolingische Zeit hinein 
und in manchen Schriften diser Zeit finden sich noch Spuren über 
die zweideutige Natur solcher Wirtschaften. 

Erst das spätere Mittelalter machte die Wirtschaft ehrlich und 
das Zunftwesen wurde die Schöpferin der modernen Schilde. So 
in den Städten. 

Das Land hatte wärend des frühern Mittelalters bis in das 
14. Jarhundert noch eigentümliche Einrichtungen. Die grossen 
Höfe der Freibauern, welche im 9. und 10. Jarhundert der 
Heerbann und die allgemeine Werpflicbt zu Grunde gerichtet 
hatte '), übten Gastfreundschaft, und in reicher Fülle stand dem 
Gast und Freunde Wegzerung zu Gebote, und gerne trug der 
Hansherr seinen Reichtum in der Fülle der Speisen und Getränke 
zur Schau, wie es ja stets Sitte der Barbaren ist. 
War es doch auch am Hofe des Frankenkönigs Chilperich Sitte, 
eine Menge gesottenes Fleisch im Audienzsale vorzulegen, und 
muste doch Jeder, der zum Könige kam, sich ein Stück nemen 
und dort aus der Hand essen. Thiery schildert dise Hofsitte in 
seinen berümten merovingischen Erzalongen. 

Die Aebte und Pröbste, die grossen Herren mit Gefolge, die 
zu iren Gerichten füren, hatten ire Einker in iren eigenen Höfen. 
Ja, der Abt von S. Gallen konnte den ganzen Oberrhein, die 
Schweiz und Oberitalien bis nach Mailand bereisen und stets auf 
Grütem seines Klosters Nachtherberge nemen. Die HerrenhÖfe 
hatten hierzu ire besiromten Verpflichtungen, welche die s. g. 
Weistümer enthielten. Sogar freie Ueberfarten über Flüsse hatten 
sich manche ausbedungen. So für der Propst von Weiss enburg, 
dessen Kloster Ord. Bened. schon in den merovingischen Zeiten ge- 
stiftet war, kostenfrei auf dem „Var** von seinem Dorfe Hagenbach 
nach dem alten keltischen Fischerdorfe Daheslar, dem hentigen 
Daxlanden, um in Darlach (Duriacum) und Ettlingen (Atiniacum) 
Gericht zu halten; denn dise Gegend von der Alb und Pfinz ge- 
hörte bis zum 11. Jarhundert dem Kloster Weissenburg ^. 

Das aufstrebende Mittelalter nam in seinen socialen Einrich- 
tungen viles Römische in sich auf. Die Zünfte mit iren Heiligen 
und Herbergen sind nur üebertragungen in die christliche Welt. 
Wie einzelne Loealitäten ire besonderen Schuzgötter hatten, so 
waren Dörfer und Wald und Flur unter den besonderen Schuz 



1) Eullmann, Geschichte des Steuerwesens. 

2) Traditiones Possessionesque Wizenburgenses. Ed. Zeuss. Spirae. 
1842. Hagenbuoch (Hagenbach) in Daherskr (Daxlanden) p. 306. 367. 
Arnold, Ansiedl. 1875. 187. 



Digitized by VjOOQ IC 



47 

des Ortsheiligen gestellt, der manchmal sogar in die Ortswappen 
mit aufgenommen ward. So trägt das Gemeindewappen Forstes 
die hl. Barbara, jenes von Gengenbach und Nordrach den hl. Ul- 
rich, Huttenheim den hl. Peter und Seckenheira den hl. Egidius. 
.Ja in den Tälern der Oos und Murg finden wir im 18. Jar- 
hundert noch die Sitte allgemeiner grosser Bittgänge mit allen 
Heiligen des ganzen G au es, wie heute noch in den Tälern der Tiber ^). 

Das Mittelalter kannte wie das römische Zeitalter die Frauen- 
hauser, die pomphaften Aufzüge, welche Prozessionen wurden, die 
geistlichen Spile, Mummenschanze, Eselsfeste, wo der Cleriker durch 
einen wiehernden Esel repräsentiert ward, Osterpossen, an die 
Lupercalien erinnernd, und dergl., welche alle den heidnischen 
Naturdienst christianisierten und dem Humor und der Satire eine 
erstaunliche Freiheit ge warten. Hierbei spilten die Schenken 
eine grosse Rolle ; denn bei solchen Gelegenheiten strömte das 
Landvolk in die Stadt und suchte sich von seinen Mühen und 
Drangsalen zu erholen. 

In den mittelalterlichen Städten gab es von jeher Wirts- 
häuser und Gasthöfe (Herbergen) wie z.B. in Freiburg schon 
§rl^ich nach Gründung der Stadt; denn es heisst vom hl. Bernhard, 
als er dort das Kreuz gepredigt: In Frienburg puerum caecum 
mater obtulit (S. Bernardo) mane in hospitio. An dise alten 
Herbergen reihten sich alsdann die A d e 1 s- und Zunftstuben an, 
wie zu Freiburg bereits im 14. Jarhimdert „der Ritter^ auf dem 
Münsterplaze eine war. Im Anfange des 16. Jarhunderts waren 
sie dort schon zalreich, wie . die dortigen Stadtakten aufweisen. 
Eines z. B. hatte den sonderbaren Schild ,,Zum roten Schwerdt*^. 
Auch im alten Heidelberg gab es eine Herberge „Zum Ritter'^. 
In der Stadt Mainz 1450 die Herberge „Zum Spiegel^. 

Später kamen die Kranz- und Buschwirtschaften auf für 
Speisen und Getränke — die Vorgänger unserer modernen Restau- 
rationen! Das Aushängen von grünen Büschen und Kränzen war 
das 2ieichen, dass die Insassen ihren selbstgezogenen Wein verzapften. 

Bei den Klöstern bestunden von jeher Hospizien oder Gastr 
häuser für die Fremden und Reisenden des Laienstandes, wie zu 
S. Blasien, welches „Gasthaus" im 16. Jarhundert erneuert ward. 
In Salem bestunden sogar schon 1150 2 Gasthäuser, eines für vor- 
nehmere und eines für geringere Gäste. Jedes hatte seinen Wirt oder 
Meister, magister hospitum inferiorum et magister honesUorum ^). 

Die Trinkstuben der Zünfte und des Adels — also eine 
Art geschlossener Gesellschaften — in den Städten vermerten sich 
bis zum 15. Jarhundert ser. In Strassburg z. B. gab es um 
die Mitte des 14. Jarhunderts nicht weniger als 8 adelige Stuben ; 



1) Protoc. Visit. Spir. 1683. Gregorovius, Bilder aus Italien. 
S. 76. 85. 

2) Vergl. Seb. Bürster ed. v. Weech 1875 S. 22. 30. 32. 93. 138. 135. 



Digitized by VjOOQ IC 



48 

ttm die Mitte des folgenden noch 4, anno 1490 noch ^ und anno 
1790 noch eine! So namen zn Freiburg auch die bürgerlichen 
oder Zunftstuben ab, da um Mitte des 15. Seculi daselbst nur 
noch 6 derselben bestunden ; das hieng mit der Beschränkung der 
Zünfte zusammen. 

In Marktflecken oder bei Schiffsländen und dergleichen 
bestunden schon merere Schenken neben der Taverne — Bier- und 
Weinschenken, wie z. B. schon im 12. Jarhundert zu Schaff- 
hausen am Rheinfalle, wo die Schiffart unterbrochen war, sich 
VI Cauponae yini et cerevisiae befanden> 

Im Mittelalter waren die Dorfwirtshäuser und Dorf- 
schenken noch wenig zai reich. In eigentlichen Flecken und Dör- 
fern bestand je eine Taverne, welche meist von der Ortsherr- 
schaft zu Lehen gieng. Im Breisgau hiess eine solche Wirtschaft 
die Stube. 

Auf dem Lande bestand in den Dörfern neben der Taverne 
meistens noch ein Wein- oder Bierhaus. Aber die Wirtschafts- 
rechte wurden auch einzeln stehenden Mülen und Maierhöfen 
erteilt, wohin das Volk an Sonn- und Feiertagen nach dem Nach- 
mittagsgottesdienste gerne sich versammelte und wo es meist schöne 
Bäume und Tanzpläze fand. 

Eine Hauptrolle in Städten und Dörfern spilten früher die 
Wirtshäuser zum „Adler" und „zum Ochsen*'. Denn jene waren 
die Posthäuser und dise die Metzigen, wo man gut trank und 
noch besser afs. 

Bei SchifiPsländen trift man meistens heute noch die Schilde 
zum Schiff und Anker, die Nachfolger der römischen Contu- 
bernia nautarum, und im W^alde jene zum Hirsch und zur Tanne. 

2 Das alte Wirtshaus. Ueber die Art und Weise, wie 
auf dem Lande die Wirtschaften wärend des 16. und 17. Jar- 
hunderts betriben wurden, will ich einiges mitteilen. • Die Wirt- 
schaft oder Dorfstube wurde zum Betriebe auf gewisse Zeit, 
z. B. ein Jar, einem Bürger übergeben. Das Ungelt, welches 
vom Weine entrichtet wurde, war der Herrschaft allein zuständig. 
Was an Wein und andern Getränken vom Zapfen zum feilen Kauf 
ausgeschenkt ward, davon gehörte der Herrschaft von jedem Saum 
ein Schilling, 6 Pfenning zu üngelt ^). Femer erhob die Herrschaft 
den Masspfennig, d. h. von jedem Saum Wein 8 Bazen, wovon 
Niemand befreit war. Keiner durfte eine Wirtschaft treiben one 
Erlaubniss der Herrschaft; besass er dieselbe, so durfte er vor 
Ablauf (Verscheinung) eines Jares bei Strafe eines Pfundes Rappen 
mit dem Betribe nicht aufhören. 



1) üngelt heisst es und nicht Um-gelt oder Ohmgelt, üngelt 
ist Geld, das man nicht von Rechtswegen, sondern erbeten (freiwillig) 
der Herrschaft zalt, ein Geld, das man eigentlich nicht zu zalen hat. 
Vgl. Weigand Wb. II 946: widrige Abgabe. 



Digitized by VjOOQ IC 



49 

Ueber die Erhebung des Ungeltes war z. B. im bad. darlach- 
sehen Oberlande angeordnet, dass nur zuvor geschäzter Wein, d. 
h. solcher, von welchem bereits der Masspfennig bezalt und dessen 
Quantität daher festgestellt war, verzapft werden durfte. Der Wein 
wurde im Keller des Wirts vom Vogte und den Geschworenen 
überschlagen d. h. die Quantität bemessen und das Quantum auf 
die beiden Kerbhölzer «geschnitten, wovon der Wirt eines und 
der Vogt oder die Geschworenen das andere aufbewarten« 

Wurde Wein ans dem Keller verkauft, so schnitt man dises 
Quantum von dem Vorräte auf dem Kerbhoke ab. Daher kömmt 
der Ausdruck Accis, das Aufgeschnittene (acdsum), von dem man 
Abgabe bezalt. 

Von Wein, der umgestanden war, wurde das Ungelt ruckver- 
gütet, d. h. verrechnet und ab dem Kerbholze geschnitten. Eine 
baare Rückvergütung fand nie statt und die Herrschaft betrachtete 
das bereits Erhaltene als Vorempfang. Den umgestandenen Wein 
durfte der Wirt mit seinen Leuten im Hause vertrinken (was 
ich Manchem heutzutage wol gönnen möchte), aber nicht verkaufen« 

Der Wirt durfte nicht eher ausschenken, bevor alles Ungelt 
bezalt war. 

Neben disen regelmässigen Wirtschaften gab es von Zeit zu 
Zeit Busch- und Kranz wir tschaften. Mit disen hatte es 
folgende Bewandtnis. Da im Mittelalter vil Wein gebaut und 
vil geherbstet wurde und nur die bessern Sorten in das Aasland 
giengen, so muste man den Verker mit den Landweinen erleich- 
tern, damit sie abgesezt werden konnten. Den Wein kann man 
nicht wie andere Früchte auf den Markt bringen, man muss ihn 
entweder im Keller oder in der Schenke verkaufen, jenes geschiet 
gewönlich nur bei besseren Sorten, dises bei geringen. Der Wein- 
bauer muste daher für seinen Landwein eine Zeit lang Schenk- 
wirt sein, um in zu verkaufen. Solche zeitweise Schenken hiess 
man Busch- oder Strausswirtschaften, weil ein solcher 
Bauernwirt statt des Schildes einen grünen Ast oder Busch von 
Nadel- oder Laubholz über seine Haustüre hinaussteckte zum 
Zeichen, dass er seinen Wein verzapfe, was er auch mit Angabe 
des Preises öffentlich ausrufen Hess, das man „Weinrnfen" nannte. 

Dise Sitte der Strausswirtschaften ist uralt und am ganzen 
Ober- und Mittelrheine verbreitet; in früheren Zeiten wurde statt 
des Strausses auch ein Reif oder Kranz vor die Türe gesteckt, 
woher noch die Kranz wir tschaften rüren. 

Die Strausswirte hiess man im 16. Jarhundert im Breisgau 
und zu Rastatt, zum Unterschied von den Schildwirten, Gassen- 
wirte, warscheinlich weil sie nicht an der Elauptstrasse ire 
Schenken hatten. Sie gaben iren Wein immer wolfeiler als die 
Schildwirte. 

Die Polizei ward scharf gehandhabt. In den Dorfwirts- 
häusem durfte nicht über neun Ur Abends Wein verzapft 

Birlinger, Alemannia IV 1. 4 



Digitized by VjOOQ IC 



50 

werden und man dnrfte nicht höher spilen, als um einen Vierer. 
Anch wurden die Lebensmittel überwacht. Der Vogt hatte darauf 
zu sehen, dass an Brot und Fleisch kein Mangel sei und wurden 
die Preise des Fleisches festgesezt, „damit der arm Mann im 
feylen Kaufe nit übermessen werde/ Ja, man war damals schon 
so weit, dass die einzelnen Stücke des geschlachteten Tieres je 
nach irer Güte ire bestimmten Preise hatten^ so dass nicht, wie 
heute oft, der arme Mann für sein Geld bei einem halben oder 
ganzen Pfunde Fleisch — die Knochen erhält, und der Reiche bei 
5 Pfund das Fleisch. Fälschungen an Wein, Bier und Nwrungs- 
mitteln wurden empfindlich gestraft, was bei der gewissenlosen 
Zeit äusserst nötig war. 

Eb gab femer eigene polizeiliche Vorschriften für den Wirt, 
welcher zur Abwer von Streitigkeiten und Sittenwidrigkeiten viles 
Hausrecht besass. Fremde Leut« durften in Dörfern nur wärend 
der Ernte zalreich sich aufhalten, was bei den schlechten Häusern 
und unverschlossenen Türen, bei der Menge gartender Knechte, 
Wildflügler und Zigeuner eben nötig war. 

Die Herrschaften hatten sich yilfach das Tavernrecht vor- 
behalten, das inen vil Geld eintrug, da es mit Mezgerei und 
Bäckerei meistens verbunden war, ein Gegenstand, welchen aus- 
fürlich das deutsche Privatrecht behandelt. 

3 Gute alte Zeiten. Der dreissigjärige Kri^ hatte den 
Wolstand des deutschen Volkes vernichtet und die verwüsteten 
Städte und Dörfer erholten sich nur langsam wieder. Die wilde 
Zeit der Junker und Soldaten, welche diser Krieg zurückgelassen, 
artete in masslose Schlemmerei aus. Das Geld war selten, die Be- 
völkerung war auf ein Drittel herabgesunken und der Wein eben 
so schlecht als wolfeil geworden. Wer sollte auf Lager kaufen, 
wer bei schlechten Wegen und hohen Zollschranken exportieren? 
Der Weinbau sank im Beginne des vorigen Jarhunderts auf eine 
ser tiefe Stufe. 

Der Bürgerstand beschäftigte sich allmälig mer mit Herstellung 
geordneter Verhaltnisse. Die Zunftstube ward in ire früheren 
Rechte wieder eingesezt und die Auffürung der Jungen strenge 
und pedantisch überwacht. 

Der Reisende fand in Städten um Mitte des vorigen Jar- 
hunderts bereits bequeme Gasthäuser am Oberrheine, da durch den 
Verker mit Holland und Frankreich manches Zweckmässige zur 
Kenntnis unserer Altvordern gekommen war. Aach die Dörfer 
auf der Ebene blieben in wirtshäuslicher Beziehung nicht zurück; 
die Lemhütten mit Strodächem verschwanden in der zweiten Hälfte 
des vorigen Jarhunderts fast vollständig Die Bevölkerung hatte 
zugenommen, die Milderung und Aufhebung der Leibeigenschaft 
hatte das Loss der ländlichen Bevölkerung verbessert und vilfach 
begann Wolhabenheit in der Rheinebene auch in Dörfern und 
Marktflecken das Leben angenemer und menschenwürdiger zu ge* 



Digitized by VjOOQ IC 



51 

stalten. Dise Seite meDschlicben Behagens besangen unsere deut- 
schen Dichter meist im entsprechenden Dialekt wie Hebel, Sailer, Weiz- 
mann, Eobell, Nadler u. A. Vrgl. Birlinger „Ans Schwaben" II 386 ff. 

Die besten Wirtshäuser, für das Volk waren in den Ort- 
schaften oder einzeln an den öffentlichen Strassen diejenigen, wo 
die Furien te mit den Frachtwagen zu halten oder zu über- 
nachten pfl^^n; denn dise Furieute mit iren stattlichen Hengst- 
gespannen (gewönlich 4 bis 6) genossen ein grosses Ansehen und 
lebten gut. Sie bildeten einen eigenen mannhaften Stand, der sich 
sehen lassen konnte in seiner eigentümlichen Tracht. Der echte 
Frachtfurmann trug eine farbige Joppe, darüber meist das Blau- 
hemd, farbiges Leiblein mit Silberknöpfen, schwarze Lederhosen, 
weisse Strümpfe, Bundschuhe, gestickte Hosenträger, schräger breit- 
krämpiger Filzhut, in der Hosentasche ein dolchartiges Messer 
nebst Besteck. — Unter den Wirtschaften auf dem Lande zeichneten 
sich die Schwarzwälder Bauern Wirtshäuser besonders charakte- 
ristisch aus. Eine grosse geräumige Stube zu ebener Erde, oben 
und an den Wänden sorgfältig vertäfelt, mit einem gewaltigen 
Kachelofen neben der Türe. Gegen das Freie zwei Fensterreien 
mit Bänken. In der vordem Ecke ein grosser Rundtisch von 
^homholz mit einer Schiefertafel in der Mitte. In der Ecke selber 
ein Kruzifix nebst Heiligenbildern zu beiden Seiten, welche Stellen 
später der Landesherr und der Kaiser Napoleon einnamen. Oefters 
noch ein länglicher Nebentisch, Stüle (s. g. Schapellen) gleichfalls 
von Ahorn. Neben der Stube einerseits die Küche mit dem Schal- 
ter, anderseits die Kammer der Wirtsleute. Im zweiten Stocke 
die Laube mit den Nelkenstöcken, die Gastkammern etc. Neben 
der Wirtschaft die Stallung, Scheune, Tenne u. s. w. Alles unter 
einem Dache, alles von Holz bis auf die Trockenmauer und den 
Keller. 

Unter den Gastkammem war zuweilen eine grössere mit einem 
breiten Himmelbette. Die Betten bestunden gewönlich aus Stro- 
sack. Unter- und Oberbett, Kopfkissen, die Ueberzüge von Kölsch, 
Leiiüache oder Leintuch aus blendend weisser Leinwand. Auf 
dem Schwarzwalde, wo es noch Eichen- ^und Buchenwaldungen 
hatte, war der Strosack öfters mit Buchen- oder Eichenlaub ge- 
füllt, welches bei jeder Bewegung des Gastes ein helles Geräusch 
verursachte. Dise Füllung war aber ser gesund. 

In solchen Bauernwirtschaften bekam man in der Regel 
guten Wein von 6 bis 12 Krz. den Schoppen, zuweilen auch Bier, 
trefflichen Braten mit Salat, Hauchen, Pfannenkuchen, ausgezeichneten 
Schinken, anderes Schweinernes mit Sauerkraut, Späzlein mit ein- 
gemachtem Kalbfleisch, Kaffee, Kirschenwasser u. s. w. Das Alles 
war meistens weit besser zubereitet, als man es in städtischen 
Gasthöfen bekommen konnte und ungleich wolfeiler. 

In den Stubenwirtschaften der Dörfer hiengen hinter den Tischen 
an der Wand zuweilen schwarze Tafeln, worauf mit Kreide die 



Digitized by VjOOQ IC 



Namen derjenigen, welcbe ire Zeche schuldig bliben, nebst dem 
Betrage aufgeschriben stunden — so lang yor Aller Augen, bis die 
Zechschuld abgetragen war. In der Einschank aber hieng ebenfalls 
eine schwarze längliche Tafel, worauf der Wirt die verschidenen 
Zechen verzeichnete. Da es früher mit römischen Ziffern geschah 
(wie bis in die 30er Jare vile Landleute mit solchen, oft in ser 
gewandter Weise rechneten), so entstund das Sprichwort: ' „Mit 
doppelter Kreide rechnen** oder „Einem ein x für ein u vormachen/ 
Nämlich die gewönlichen Ziffern waren der I und der Y; hatte 
man nun von V an wieder 5 Einer angeschriben, so wurden sie in 
einen Y zusammengezogen und diser unter den vorigen verkert 
gesezt, wodurch ein X entstand. So machte die doppelte Kreide 
des Wirtes oft ein X für ein V. 

So im Schwarzwalde ! 

Das Breisgauische Hügelland und die fruchtreiche Ebene boten 
nicht minder Freundliches und Heimisches. Ein stattliches Wonhaus 
mit hoher Stige ist diser „Löwen". Hübsches Hausgärtchen, 
von der Tochter des Hauses gepflegt; in der schönen Jareszeit, in 
dem Pracht- und Wonnemond ein Bett voll Rosen, Nelken, Ros- 
marin, Gretchen in der Hecke und weisse Lilien. Die Küche er- 
kannte man bald an den vergitterten Fenstern, an welchen di#* 
fetten Gänse, Hüner und Enten für die brazelnde Pfanne bereit 
hiengen. Frölicher Gesang, heiterer Sonnenschein und freundliche 
Gesichter luden zur Einker ein. 

So auch in der frölichen Pfalz, dem Yolke mit echtem Mutter- 
wiz und unsterblicher Heiterkeit. Dort gieng es aber lebhafter, 
lauter und „krischer" her^ als bei den mer schweigsamen zuge- 
knöpften Oberländer Bauern. Auch auf eine gute Küche verstet 
sich der echte Pfälzg*, denn „der Mensch bot en Maage, nn nit 
umesunscht", sagt Kobell in seinen pfalzischen Gedichten. 

4 Topografie der Wirtsschilde. Ein Hauptkapitel 
bildet nun die Topografie der Wirtsschilde. Sie lässt ans 
die Geschichte der Yerbreitung der Wirtshäuser und ire ursprüng- 
liche Bestimmung erkennen. Es lässt sich nämlich hier eine ge- 
wisse Gesezmässigkeit aufweisen, wie bei der Topografie der 
Kirchenpatrone, wo die Apostel, canonischen Heiligen und ersten 
Märtyrer^ denen ^ie Kirchen geweiht sind, auf das hohe, ich 
möchte sagen canonische Alter einer Kirche hinweisen. 

Die ältesten Schilde sind Leu, Adler, Ochse, Lamm, Krone, 
Stern, Sonne, Bär, Hirsch, Einhorn — also lauter Embleme der 
Heraldik, welche man von den Köpfen unserer in Wäldern wonenden 
Yorfaren nam, die sich in den Anfangen irer Cultur mit den Hör- 
nern des Auerochsen schmückten. 

In der Regel zeigen die Schilde Adler und Löwe an, dass 

früher eine Poststelle da war; später kam das Post- und Wald- 

^ hom hinzu. Ochse, Lamm, Rindsfuss weisen auf Mezgerei hin; 

Krone, Sonne, Sterne und Brezel auf Bäckerei. Dem Forscher 



Digitized by VjOOQ IC 



53 

Nork würde es unschwer fallen, einen inneren «bedeatsamen* Zn- 
sammenhang der Brot formen mit dem Katardienste der ersten 
Brot essenden Menschen zu finden. Wie dem sei, es gibt eine 
deutsche Urform des Wirtshauses, das Alles in Allem war, aus 
welchem sich die arbeitsteiligen Schilde abschnürten, um einen 
zoologischen Ausdruck zu gebrauchen. Die Schilde, Anker, Schiff, 
Schwan, Hecht, Salm, Karpfen etc. weisen auf Niderlagen der 
Schiffer, Flösser, Fischer und Hölzhändler hin. Sie sind die cau- 
ponae nautarum. Am Bodensee und an der Rheinstrasse finden 
sich dise Schilde eben desswegen so häufig. 

In Weingegenden finden wir yile Schilde: Fass, Rebstock, 
Traube, Weinberg, vier Jareszeiten ; in Fruchtgegenden yile 
Linde^ ^üug, grüner Baum; auf dem Walde: Tanne, Bär, 
Hirsch, Wolf und Rössle. Vgl. Alem. I 99 oben. 

In der Herrschaft Bonndorf und im Hauensteinischen gab es 
yile Schilde zum Hirsch, was wol damit zusammenhängt, dass 
S. Blasien einen Hirsch in seinem Wappen hat, und die „Eürzen^ 
Wirtshäuser da meistens von der Herrschaft zu Erblehen giengen. 

Das „Rössle** trifft man immer an den Steigen, wo Vorspann 
genommen wird. Im Schwabenlande wird hie und da das Rössle 
zum „ Rapple **. 

Vilfach hiengen nun gewisse Schilde der Dorfwirtschaften, als 
Gemeindestuben, mit dem Wappen des Ortes zusammen. Solche 
Embleme sind besonders Rose, Linde, Pflug, Kranz, Engel, 
grüner Baum, Kreuz, Blume, Lau{b, Wilder Mann, Ross, Hase, 
Maien, Tanne, Angel und Anker. 

Die Linde ist Torzüglich im Mittelrheinkreis zu Haus, der 
Pflug im Markgräflerlande, der Bär im düstem Schwarzwalde, 
die Tannen und der Hirsch im Hauensteinischen und Kleggau 
und die Rosen, Lilien, Rosenstock, Pfauen-, Han- und Taubenschüde 
in 'der sonnigen heiteren Pfalz. Wer denkt wol nicht an das 
charakteristische „Hinkche, Taibche, Po" des lustigen Gedichts in 
Pfalzer Mundart: „Bin aach emol uf Reese ** u. s. w. ^). 

Dem freundlichen Leser will ich eine grössere Anzal Embleme 
der Dorfwappen anfüren und er wird sich meine obigen Bemer- 
kungen gefallen lassen. Heidelberg fürt eine Nymphe mit 
Heidelbeerbusch im ältesten Wappenschilde; WaldangeUoch eine 
Angel, Schlechtnau einen Kranz ) Oberwolfach einen Wolf, Wolfach 
eine Wolfsangel, Sandhofen einen Löwen, Renchen ein Kreuz, 
Zunzingen einen Han, Rhein weiler einen Anker und Tannenbaum, 
Bellingen einen Ritter, Vögisheim ein Hufeisen, Wurm einen 
Brunnen, Dietlingen eine Rebhippe, ebenso Weiler, Ursenbach einen 



1) Der Verfasser dises Gedichtes ist der evangelische Pfarrer 
Lang, Studiengenosse Mone's und Dambacher's an der Universität 
Heidelberg, später Pfarrer in Müllheim. Er hat vile komische Gedichte 
geschriben, von welchen dises das bekannteste ist. 



Digitized by VjOOQ IC 



54 

Ochsen (ür) über einem Bach (ein redendes Wappen), Fahren- 
bach einen Farrei^, Niedereschach eine Esche (Fisch), Wallbach 
einen Hirsch, Daxlanden einen Anker^ wie Mannheim, welches im 
15. Jarhundert nach dem Synodale Wormatiense ein elendes Fischer- 
dorf war, wie Oos; Eutingen ein Hufeisen — alte Eisenwerke bei 
Pforzheim 5 Nordrach einen Berghammer und Sulzburg und Todtnau 
Bergleute; Greffern einen GrefiFer (Steuerruder zum Floss); 
Henischwand einen Hirsch und eine Tanne; Jöhlingen eine Eichel; 
Breisach 2 Sterne über 6 Felsen; Gengenbach einen Fisch; Alt- 
Bchweier, Ballrechten und Waltershofen — Rebstöcke; Elsenz und 
Lautenbach eine Traube u. s. w. 

Dise Ortswappen sind aber meistens Linearwappen one 
Farben. Sie haben, so ferne die Orte nicht reich^unmittelbare 
selbständige politische Wesen waren, keine heraldische Beziehungen. 
Sie sind nur Wappen im uneigentlichen Sinne, in Wappen form 
gebrachte Ortszeichen (Embleme). Das waren die Wirtsschilde 
von jeher und desshalb war ursprünglich der Wirtsschild 
von gleicher Farbe. Daher der weisse Ochse, der rote Ochse, 
der schwarze Ochse, der goldene Ochse, das weisse Lamm, das 
goldene Lamm, der goldene Adler, der schwarze Adler und dergl. 

5 Alt-Karlsruhe die rote Stadt und seine Wirts- 
häuser. Unter allen Städten Badens besass Karlsruhe, bekannt 
unter dem Namen, die „rote Stadt", im vorigen Jarhundert die 
originellste Physiognomie. War es doch in der früheren alt- 
väterischen Topografie ein bekanntes Unicum ^). Fächerartig 
gebaut, gegen Süden durch eine Häuserreihe geschlossen, mit 
Häusern von 1 und iVs Stock besezt, alle gleichmässig rot 
angestrichen, in deren Strassen sich gelbe Lakaien und gelbe 
Dragoner zu Fuss bewegen, Bürger mit hochroten, hellbraunen 
und hellgrünen Röcken sich zeigten, die Stadt mit Wald umgeben, 
one jegliches hervorragende Gebäude, mit monoton -grasgrüner 
Aussicht — eine Waldcolonie in Landesfarben. Gewiss 
eine originelle Erscheinung! Der Fächer Karlsruhe, dessen resi- 
denzmässiger Griff das Schloss war, ward in wenigen Jaren gebaut. 
Die Stralen aus Forlenholz herzustellen, hatte ein Israelite über- 
nommen. Das Volk hiess in nur den „Baujuden". Zwei Häuser 
wurden immer auf einen Eingang berechnet — Spuren einer Spar- 
samkeit, die heutzutage noch nicht ganz in der Altstadt ver- 
wischt sind. 

Die Strassen fürten ursprünglich die Namen verschidener 
adeliger Geschlechter; doch das Volk hielt sich an die Schilde der 
Wirtshäuser, die dem Gemüte der Bürger stets näher ligen, als 
die Blasons der Wappenschilder. 

Um 1752 besass Karlsruhe eine Waldstrasse, Herrengasse, 



1) Historisch statistisch-topogr. Lexikon von Schwaben. Ulm 1791. 
(Verfasser Maier). Vortrefflich in Längins Hebel geschildert. 



Digitized by VjOOQ IC 



55 

Ritterstrasse, Lammgasse, Bärengasse, Ereazstrasse, 
Adlersfrasse, Eronenstrasse und Waldhornstrasse. 
Abseits lag das Dörfchen Elein-Earlsruhe, anter einem besondern 
Stabhalter stehend und ein Gemeinwesen für sich bildend. 
Earlsruhe zälte um 1752 etwa 2800 Seelen zu 50 Schild-, 10 Strauss- 
und 5 Judenwirtschaften! 

Nach einem Memoriale von 1752 waren folgende Wirtschaften 
im Betribe: Wolf, Hirsch, weisses Lamm^ schwarzes Lamm, 
Bären, Rappen, weisser Ochse, goldenes Lamm, goldener 
Ochse, weisses Rössle, weisser Löwe, roter Hirsch; Einhorn, 
Vogel Strauss, Schwanen, blaue Ente, goldener Adler (Billard), 
Blume, Laub, Rose, grüner Baum, Apfel, Rebstock, 3 Eronen, 
Eante^ Eönig David, 3 Mohren, Schlüssel, Waldhorn, Ereuz, 
Arche Noah, Post, Sonne, Engel, frölicher Mann, Anker, Darm- 
städter Hof (Billard und Eaffee), Pflüg, Erone, Fass, zu den 
drei Schweizern, drei Eönig, Syrene und Drache. Hiezu kommen 
dann noch 10 Strauss wirtschaften und 5 Judenwirtschaften! Nach 
einer Aktennotiz sind die beiden Wirtschaften zum Lamm und zum 
Fass die ältesten l). 

Von disen allen giengen nur einige leidlich und einige wenige 
einträglich. Die Regierung beschäftigte sich in den 50er Jaren 
damit, merere Schilde eingehen zu lassen. Die meisten Wirte 
trieben indessen nebenbei ein anderes Geschäft; sie waren Mezger, 
Bäcker, Tapezier, Schneider, Eüfer, Brantweinbrenner, Friseure u. 
s. w. Vile hielten sich auch nach dem damaligen euphemistischen 
Ausdrucke „irregulaire^, d. h. sie sahen stets, wie es in andern 
Wirtschaften „ausschaut''. 

Feine Weine wurden wenig hier verzapft ; dagegen Weine aus 
der Umgegend und vilfach auch gemachte Weine, wozu die Israeliten 
damals schon die Bestandteile Uferten. 

Angenem wurde das Leben hier erst mit Anfang der 70er Jare. 
Ein gebildeter Beamtenstand mit angenemen Umgangsformen hatte 
sich herausgearbeitet. Die Geselligkeit hatte den Charakter, wie 
wir in heute noch in kleinen schwäbischen Landstädtchen finden. 
An Zeitungen hatte man nur das Wochenblatt, das äusserst 
dürftige Nachrichten von den Weltbegebenheiten brachte. Häufig 
aber finden wir darin landwirtschaftliche Ratschläge und hie und 
da historische und belerende Aufsäze, welche so recht die landes- 
väterliche Sorgfalt der baden- durlachischen Regierung kennzeichnen. 
Eine Haiiptlectüre waren aber die Ealender und die Almanache. 
Unter disen ersteren sind der markgräflich badische „genealo- 
gische" und der „historische" Landkalender gemeint. In dem- 
jenigen für 1781 (Earlsruhe bei Maklot) sind noch drei Monats- 
kalender enthalten, nämlich der verbesserte protestantische, der 



1) Die Wirtschaften, deren Namen durchschossen sind, waren die 
gangbaren. * 



Digitized by VjOOQ IC 



56 

katholische (Gregorianische) and der alte Jnlianische, nach welchem 
heute noch die griechische Kirche zält. 

Der genealogische Kalender enthält, seinem Namen vollkommen 
gerecht zu werden^ eine ausfürliche Genealogie der ehedem noch in 
die Hunderte gehenden „souveränen Häuser Europa's'^, deren 
Kenntnis damals zum guten Tone gehörte und deren Details 
Gegenstand eifriger Unterhaltung von Männiglich und Weibiglich 
in den Familienzirkeln kleiner Residenzstädte waren, und ein Ver- 
zeichnis der im Schwäbischen Kreise und in der nördlichen Schweiz 
abzuhaltenden Jarmärkte und Messen. Unterhaltendes und Be- 
lereudes enthält dagegen der „hochfürstliche markgräfliche Land- 
kalender". 

Am Schlüsse des vorigen Jarhunderts erschinen in badischen 
Landen noch historische und Haushaltungskalender, der Schreib- 
kalender — eine Einrichtung, die bald nach Erfindung der Buch-, 
druckerkunst für die Geschäftswelt aufkam, der Hof- und Staats- 
kalender, sodann der Kalender fär die freie Reichsstadt OfiPenburg, 
der oberrheinische „hinkende Bote" und mit Beginn unseres Jar- 
hunderts der „Lahrer hinkende Bote", villeicht der einzige unter 
den noch bestehenden Kalendern diser Art, welcher eigentlich schon 
im alten- Reiche das Tageslicht erblickte. 

Der Vorläufer des rheinischen Hausfreundes, dessen Namen 
durch Hebel so bekannt geworden, war eigentlich der „mark- 
gräflich badische gnädigst privilegirte Landkalender^, welcher zu 
Karlsruhe im Verlage des fürstlichen Gymnasiums erschien. Der 
Hebersche Hausfreund dürfte als Volkskalender wol noch unüber- 
troflen sein und der Prälat hat dem Verlage durch seine litte- 
rarische Tätigkeit ein wirkliches bene getan. 

Die Musenalmanache, die Leetüre der höheren Stände, 
hatten ire Wige in Frankreich, zu Paris. Der Almanach des 
Muses war das Prototyp dises später so zalreichen sentimentalen 
Geschlechtes. Vortrefflich schildert der bidere Schlosser die Wir- 
kung diser literarischen Erscheinung auf die Bildung seiner Zeit- 
genossen. 

Was die Karlsruher lasen, hat der Hof-Buchhändler Macklot 
in seinen fleissigen Anzeigen im Karlsruher Wochenblatt verewigt. 

Der Hof hatte bis zum Anfalle der baden-badeuschen Lande 
im Jare 1770 wenige Mittel für Kunstanstalten, wie Biblioteken, 
Musik und Theater. Nach 1771 spilten ab und zu wandernde 
Comödianten die bald aus der Mode kommenden Stücke. 

Vor 1771 war das Hoforchester noch ser nahe beisammen. 
Es bestand 1763 unter Director Molter aus 3 Violinen, 2 Wald- 
horn, 1 Flaut» trav., 1 Violoncello, 1 Clavicinist, 1 Fagot und 
1 Hautboist, womit kleinere Symphonien (Tänze und Serenaden), 
wi sie die Vorgänger Haydn's geschriben hatten, wol auizufuren 
waren. Nach 1771 ward schon mer getan. Das Orchester der 
Capelle zu Baden-Baden ward nach dem Anfalle der baden-baden- 



Digitized by VjOOQ IC 



57 



sehen Lande mit der^ELarlsruher vereinigt und zälte 1778 8 Viol., 
3 Violen, 1 Violon, 1 Flant., 2 Oboen, 1 Clarinette, 2 Fagot, 
2 Waldhorn und 1 Clavicinist (Clavi- Cembalo Klavier).' 

Freilich war diss wenig gegen das berümte Mannheimer Or- 
chester, welches im Jahr 1765 unter den Directoren Gma, Holz- 
bauer und Ritschel 17 Violinen, 4 Flaut. Trav., 3 Hautbois, 3 Celli, 
2 Violon, 5 Waldhorn, 2 Clarini (Trompeten), 4 Fagotte, 4 Brat- 
schen (Violen) zälte, wobei aber zu bemerken ist, dass in der 
Pfalz wol die Hälfte des Budgets in Malerei, Sculptur und Musik 
darauf gieng, wärend der sparsame Markgraf eben mer an das 
Wol seiner Untertanen dachte. 

Erst die Napoleonische Periode gestaltete das Karlsruher 
Theater, nachdem die Mittel auch reichlicher flössen, etwas zeitge- 
mässer und bald wurden Spontini und Rossini in der Oper vor- 
herrschend. 

6 Unsere Tage. Man ist vilfach der Ansicht, dass die 
Anzal der Wirtschaften in Städten jezt relativ grösser sei als 
früher. Die Ansicht ist irrig. Folgende Uebersicht belert uns eines 
andern : 

In Karlsruhe kamen im Jar 1750 auf 1 Wirtschaft 45 Köpfe 

1813 „ „ „ 225 „ 



1873 



303 



In Mannheim kamen im Jar 1818 auf 1 Wirtschaft 109 Köpfe 

1873 „ „ „ 173 „ 

In Heidelberg kamen im Jar 1818 auf 1 Wirtschaft 135 Köpfe 



1873 



188 



In Freiburg kamen im Jar 1813 auf 1 Wirtschaft 159 Köpfe 

1873 „ „ „ 220 , 

Unter den grösseren Städten stet Constanz in der grösseren 
Anzal Wirtschaften im Verhältniss zur Einwonerzal z. Z. obenan. 
Es zält 10,061 Einwoner und 95 Wirtschaften, folglich kömmt 
eine Wirtschaft auf 105 Köpfe. 

Auch die Anname, dass die dichtere Bevölkerung eine ent- 
sprechend grössere Anzal von Wirtschaften herbeifüre, ist nicht 
richtig, wie aus folgender Uebersicht hervorget: 







Einwonerzal 


Amt 


1 Wirtschaft 
auf Köpfe 


auf 

1 n-Meüe 


Carlsruhe 


314 


14,476 


Bühl 


223 


7,176 


Schwetzingen 


173 


7.048 


Breisach 


248 


6,779 


Buchen 


151 


2,884 


St. Blasien 


201 


2,159 


Bonndorf 


141 


2,475 



Digitized by VjOOQ IC 



58 

Es ist dises bezüglich des Landes so zu* erklären : die einmal 
in den Dörfern bestehenden Wirtshänser bleiben bestehen, ob die 
Zal der Einwoner des Dorfes zu- oder abnimmt, da die Wirte auf 
dem Lande nicht ausschlisslich auf den Erwerb durch die Wirt- 
schaft angewisen sind. Die kleineren Städte, insbesondere die 
Amtssize, haben immer eine grössere Anzal Wirtshäuser, weil die 
Dorfbewoner vilfach Veranlassung haben^ bei den Amts- und Ge- 
richtssizen zu erscheinen und nachher gerne „zeren'^ ; auch ist für 
manche bisher noch ein regerer Güter- und Personenverker per 
Achse Ursache des Bestehens einer grösseren Anzal von Wirt- 
schaften. In reinen Bauerngegenden ist der Wirtshaüsbesuch von 
Seite der Einwoner schwach; er findet meistens nur an Soimtags- 
nachmittagen statt. Wo dagegen sich Fabrikarbeiter und Arbeiter 
anderer Art nidergelassen haben, wie z. B. in Karlsruhe, in Mann- 
heim, Pforzheim, Lahr ü. s. w., welche meistens im haaren Gelde 
iren Feind erblicken, ist der Besuch der einzelnen Localitäten 
durchgehends stark. 

So kommen in dem Städtchen Bühl auf 1 Wirtschaft 97 Köpfe, 
Grünwinkel 74, Radolfzell 96, Oppenau 75, Ueberlingen 101, 
Wertheim 187, Haslach i/B. 83, Oberkirch 96. 

In neuerer Zeit hat die Zal der Wirtschaften gegen den Be- 
stand in den 60erJaren in Folge der leichteren Goncessions- 
ert eilung und dem erhöhten Verdienste der arbeitenden 
Klassen erheblich zugenommen. Es betrug im Jar 1862 die 
Zal der Wirtschaften im Lande 5758, und im Jar 1872 — 7490, 
das ist also eine Zuname von etwas mer als 30%. Ebenso hat 
sich die Zal der Weinhändler nicht unbeträchtlich und namentlich 
an den Orten, in welchen Wein gebaut wird, vermert. Ob zum 
Frommen des Gonsumenten, wollen wir nicht untersuchen. 

Aber eine Progression, wie in dem von Rebhügeln umgebenen 
Stuttgart, ist in Baden nirgends vorgekommen. 

Die Zal der Wirtschaften in Stuttgart war nämlich am 1. Juli 

1871 1872 1873 

Hotels 10 10 9 

Gastwirtschaften 119 118 122 

Schenkwirtschaften 410 470 524 

539 598 ' 656 

Eine Schenkwirtschaft bedarf eben keiner grossen Kapitalien 
zum Betribe und ist eine eben so angeneme unterhaltende wie 
rentable Beschäftigung, und darf diser grosse Zudrang nicht so ser 
in Erstaunen sezen. 

Die Zal der Bierbraaer ist bei dem starken Consum ebenfalls 
gestigen. Es ist in Baden seit 1862 bis 1872 dise von 1184 auf 
1597 angewachsen, unter welchen Geschäfte sind, welche schon zu 
den grösseren gehören. Der Consum in Baden betrug im Jare 1872 
mer als 70 Millionen Mass Bier und 30 Millionen Mass Wein! 



Digitized by VjOOQ IC 



59 

Die Städte haben sich Danihaft vergrössert und der Natar der 
Dinge entsprechend zieht sich die feine reichere und zu den Fen- 
stern mhend ausschauende Welt an das Süd- ond Westende der 
Städte. Sie strebt wie die Koralle nnd derBaom dem Lichte und 
der Wärme zu, hinter sich die arbeitende Menge — Holz und 
Kalk — lassend, welcher aus zweiter, dritter und Tierter Hand 
nicht das Beste an Genussmitteln erhält. An dise Aeste, Blätter, 
Zweige und Stamme, welche ja weniger die Sonne des Glückes be- 
scheint, haben ^ich die parasitischen Zwischenhändler, die 
Arbeitsteiler der Manchesterschule im Reiche der Consumtion, gesezt. 

Mögen die Armen sich trösten, denn 

des Lebens ungemischte Freude 
Wird ja keinem Sterblichen zu Teil 
sagt der Dichter. 

Karlsruhe JBTrenkle 

Der Schwaben Lob 
I Aus Sebastian Sailer 

Bei Maria Loreto in der kaiserlichen Hof kirche zu Wien kam 
alljärlich die Löbliche Landes- Genossenschaft aus Schwaben zu- 
sammen um ire gewönliche Andacht zu begehen. Als Festprediger 
wurden Schwaben nach Wien berufen. Das Thema war ein schwä- 
bischer Heiliger, besonders St. Ulrich. Ein RPGeorgius Fritz 
hat unter seinen Lob- und Trauerreden I Tl. Kürnb. 1717 eine 
Wiener Festpredigt veröffentlicht „Von den sieben Gottes-förch- 
tigen Heiligen aus Schwaben**. Ich lasse sie später folgen. Fürs 
erste soll uns Sebastian Sailer, der bekannte schwäbische 
Dichter, aus .seiner Wiener Festpredigt über den hl. Udalrich 
von Augsburg einen kleinen Beitrag liefern. In seinen Geistlichen 
Reden, Angsb. 1768 II Bd. S. 360 ff. lesen wir folgende Ansprache 
an die Schwaben. (Die Schreibweise der Alemannia angepasst.) 

„Erlauben sie, Hochansehnlicho; dass ich hier einen Blick auf 
ir Vaterland werfe! Auch dises hat die offenbaren Merkmale der 
göttlichen Vorsicht, die Bestimmung des erkiessnen Volkes an sich ; 
es sey, dass wir auf die Lage der Landschaft sehen, die zu irem 
zeitlichen Wol ire Hülfe beiträgt oder die Religion in irer Herr- 
lichkeit aufsuchen, die durch die Gesandten der göttlichen War- 
heit unter unsere Brüder verbreitet war. Schwaben ist unter die 
vorzüglichsten Staaten Deutschlands zu rechnen. Es ist gross, weil 
es sich gegen Osten an Bayern, gegen Süden an Tyrol und die 
Schweiz, gegen Westen an das Elsass und gegen Norden an die 
Unterpfalz und Franken erbreitet. Es ist heldenmässig, da es in 
alten Zeiten sich der römischen Gewalt am längsten, am stand- 
haftesten entgegensezte ; da es so vilen Kaisem, die ire Kronen 
mit Lorbem umflochten, die Geburt und Erziehung gab ; da es so 



Digitized by VjOOQ IC 



60 

vile Helden aufzog, deren Namen in Schwabens Jarbücbern glänzen. 
Es ist edel, da in im die berrlicbsten Stammbäume der ältesten, 
herzöglieben, fürstlichen, gräflichen und freiherrlichen Geschlechter, 
wie die Ceder auf dem Libanon und die Fahnen in Gades wuchsen 
und noch hie und da blühen. Es ist prächtig, da es mit dem obigen 
eine beträchtliche Anzal der Reichsprälaten, der Menge Beichs- 
städte mit iren Herrlichkeiten in öffentlichen Comitien und Land- 
tagen aufweiset. Es ist glückselig, weil es unter seinen Reichs- 
staten auch die kaiserlichen königlichen österreichischen Vorlande 
zu Mitbürgern zälet. Es ist fruchtbar, da in im nicht nur die 
reichlichste Narung in unabsehbaren Ebenen sowol, als auf den 
steilsten Bergen wachset; sondern auch Würtenberg, das Paradis 
Sueviens, die besten Weine zeuget. Es ist heilig, wie wir in seinen 
Nekrologien lesen, und wie wir es in der Geschichte der zweyen 
weit ausgedenten Bistümer, Gostanz und Augsburg, auch in den 
Schriften der wolregulierten Gotteshäuser finden. Es ist weise, es 
ist gelert, wie es seine hohen Schulen, die Pflanzörter der Wissen- 
schaften und freyen Künste bezeugen. 

Teure Brüder ! die Rechtschaffenheit und die kündigen Taten 
unserer Vorältern sowol, als noch ser viler unserer Mitbrüder 
haben die glücklichen Eigenschaften der Schwaben unzweifelhaft 
bestimmt und so bestimmt, dass.man iren Wert in den entfernte- 
sten Ländern niemals verkannte. Ich komme aus Schwaben und ich 
komme von dem Mittelpunkte desselben, welcher der erhabene und 
geheiligte Bussenberg ist. Du hast mich vor allen besonders hier 
in die kaiserlich königliche Residenzstadt Wien in Oesterreich, ge- 
liebte schwäbische Nation! aus deinem eignen Vaterlande berufen, 
deinem hl. Schuzpatrone Udalrichen, weiland Bischöfe in Augs- 
burg, eine Lobrede zu sprechen ; und eben selbe, heute an deinem 
feierlichen Nationalfesttage zu halten. Dein Ansuchen war mir ein 
angenemer, ein schmäuchelhafter Befel, dem ich nicht widerstehen 
konnte und mein Gehorsam ist patriotische Liebe. Aber möchte 
ich deine Hoffnungen erfüllen, die du in meine unzulängliche 
Kräfte sezest? Möchte ich in die würdigen Fussstapfen so viler 
erwürdigen Redner treten die durch 70 Jare her (denn so lange 
feyerst du das Gedächtnisfest allhier deines hl. Bischofs auf diser 
hl. Stätte) Udalrichs Lob verherrlichet." 

„Schwaben! glückseliges Schwaben! du hörest alle dise Tor- 
heiten (Freidenkerei etc.) noch von Feme. Ir Geräusch kömmt 
dir ausser deinen Gränzen zu Oren. Deine Gefilde, wo die kato- 
lische Religion sesshaft ist, welche deinen Inwonem, deinen Bür- 
gerr^ vor Alters von den Abgesandten Jüngern des hl. Bonifazius, 
von dem hl. Gallus, Magnus, Golumbanns und Pirminius beige- 
bracht war, wissen um dise Brut der Hölle, um dises unsinnige 
Geschwader noch nichts. Deine Hochwürdigsten Oberhirten und 
Bischöfe gehen mit irem Stabe diser Gattung Wölfe grossmütig 
entgegen. Sie wachen für ire Herde. Sie lauren auf die verderb- 



Digitized by VjOOQ IC 



61 

liehen und giftvollen Schriften, welche in der Druckerei des Toll- 
hauses anweiser und wanwiziger Religionsfeinde ausgebrütet in die 
Welt fliegen. Selsorger, Pfarrer und Plebanen sowol von Welt- 
als Ordenspriestern bestreben sich in die Wette, den löblichen Pracht 
des Gottesdienstes zu befördern und die inen Anvertrauten zu unter- 
richten. Es leben in Schwaben wie hier in Oesterreich, weise 
Danielen, welche mit einer gesibten und getreuen Asche den Baals- 
pfafifen auf die Spur kommen und ire Fussstapfen entdecken; und 
man findet wizige Jakoben, welche die in der Stille eingepackten 
Gözen Labans unter dem Terebintenbaume verschworen.*' S. 358 ff. 

„Gerechte Handlung^ vernünftiges Tun eines Weisen, der 
seinem Nächsten mit warer Liebe zugetan bleibt ; du bist eine löb- 
liche Eigenschaft der weisen Schwaben! Du bist unter inen eine 
geübte Sache! Sie lassen das feste Band der Liebe unter sich 
nicht in Trümmer reissen ; sie tilgen die Zwiste in irer ersten Ge- 
burt früzeitig. Sie verbannen den Unfriden, ehe er in schlimmen 
Wirkungen ausbricht. Sie sind wie die Ringe einer Kette unter 
sich verbunden ; und ire aufrichtige, ire, one Häuchelei, one Falsch- 
heit und Täuscherei handelnde Liebe ist eine sichere Verknüpfung 
irer Herzen. Die EinhäUigkeit ist, wie den Spartanern die beste 
Mauer irer Bürger; sie gesellen sich mit einstimmiger Denkungs- 
art, wie die Meergrundeln, um sich gegen die Raubfische zu ver- 
teidigen. Sie halten an die Worte des Boetius fest: Nichts mag 
lange bestehen, was nicht einig ist und alle Dinge eilen irer Zer- 
nichtung zu welche nicht zusammenhalten. (De consol. philos. 
lib. lY) und sie machen sich durch die gleiche Gesinnung, wie 
eine Orgel durch die Einstimmung rümlich. Die Liebe, die Liebe, 
sage ich, ist die Beherrscherin ires Wandels und unser hl. Udal- 
rich gewärt schon das Drittemal die Ere seiner Patrioten." S. 407 ff. 

Am Schlüsse der Predigt S. 425 ff. heisst es: Ich gehe in 
euer Vaterland zurück und ich werde euren Abwesenden Landes- 
brüdern zur besten Ermunterung euer beneidenswürdiges, euer rei- 
zendes Schicksal verkündigen, dass ir unter dem allerhöchsten 
Zepter die goldenen Tage unzerstörlicher Glückseligkeiten ferners 
zu geniessen die sichersten Hoffnungen habet. 

Nun rufe ich im Namen der gesamten schwäbischen Landes- 
genossenschaft zu dir, weiser Schwabe, heiliger Udalrich! 
und- ich rufe aus ganzen Kräften 2u dir; sih aus der hl. Höhe 
auf deine allhiero sich zur Anbetung Gottes und deiner Vererung 
versammdte Landeskinder; o höre ire flehenden Seufzer, die sie 
durch dich zu dem allerhöchsten Trone des Allmächtigen hin- 
schicken! Begleite sie mit deiner Viles vermögenden Fürbitte! 
Segne dein schwäbisches Volk, deine Erbschaft deine Kinder: und 
erwirb inen und allen, die dich heute vereren, den waren Eifer 
für die hl. Religion, die Armseligkeit des Gehorsams gegen die 
Obern, die Tätigkeit der Liebe gegen den Nächsten, dann wird 
diser Tag unvergesslich, die Glückseligkeit der Schwaben unzer- 
störbar und die ewige Belonung derselben unzweifelhaft sein. 

ABirlinger 



Digitized by i^OOQ IC 



62 

Aus einem Epos: Deutsch-französischer Krieg 
Wörth 

Dort wo sieb Höhe steil an Höhe reiht^ 
Der Laubwald seine Schatten niederstreut, 
Vom grünen Wiesenstreifen eingefasst 
Im Grunde kühl der Sauerbach verrauscht, 
Weithin ob muldenförmigem Geklüft 
Und über Hängen reich an Obst, an Wein, 
Die Dörfer ragen, jedes eine Burg, 
Moosbronn zur Linken, drüber Elsasshausen, 
Dann höher noch, von Nebel und von Hegen 
Mit Dunst umhüllt, der Kirchturm von Fröschweiler — 
Dort lagert trozig mit des Heeres Kern: 
Der Herzog von Magenta, Mac Mahon. 
Dem Adler gleich, der unter seinem Flügel 
Die Eralle birgt, doch wachsam um sich blickt, 
Erwartet er den Feind und neue Gunst 
Des Schicksals, das zum Liebling ihn erkoren! 
Drum wo zum Tal hinab der Trauben Last 
Den zähen Stamm der Rebe nach sich zieht. 
Wo sich in grünen Blätterlabyrinthen 
Ein jeder Fusstritt leicht verwirrt, verirrt. 
Im weiten Garten süsser Lebensfreude 
Verbreitet seine Neze rings der Tod. 
Da ruht des Feuerrohres schwüler Bliz 
Im feuchten Dunkel; Turkos und Zuaven, 
Und was sich zu den enfans perdus zält, 
Hat sich im Paradiese eingenistet! 
Aus ihren Augen sprüht die Boutegier 
Und ihre Ungeduld spielt mit Ahn Waffen. — 

Nicht lange zögert Walther-Montbary 
Mit seiner Vorhut; strammen Füsilieren 
Die fern her aus der „roten Erde" stammen — 
Und rot wird bald die Erde ringsum sein 
Von ihrem Blut und ihrem blühenden Leben! 
Den Sauerbach, vom Zorn der Wetter wild. 
Passieren sie auf Stangen, Brettern, Türen. 
Anstürmend dann auf Wörth verscheuchen sie 
Mit leichter Mühe aus der Stadt den Feind. 
Der deutschen Stadt — denn deutsch ist jeder Stein, 
Ein jeder Plaz dariuT der freie Markt, 
Das stolze Haus, wo Rat gepflogen wird 
Und das sein hohes Dach auf Säulen stüzt; 
Davor der Brunnen, schwazhaft gleich den Mägden 
Die ihn umstehn, beschattet von Akazien, 



Digitized by VjOOQ IC 



63 



Den kugelrunden — seitwärts aber wascht 

Ein munterer Bach die staubbedeckte Strasse. — 

Jezt suchen aufwärts durch den Bebengarten 
Und durch des Hopfen starren Lanzenwald, 
Westfalen mit den Schlesiern sich Bahn. 
Sie schlüpfen durch die losen Blattgewinde 
Schwerfällig hin, der engende Tornister, 
Der starke Helm, des Hauptes Schuz und Last, 
Beschweren sie und hindern ihren Schritt. 
Da wirft sich mit des Tigers weitem Sprung 
Ein Turko auf den nächsten Füsilier, 
Krallt sich in seinen Nacken blutig ein, 
Und schleudert, an den Haaren ihn erfassend, 
Den Ueberraschten auf den Boden hin 
Erdrosselt und zerstückt! 

Sein Kamerad — - 
Denn parweis schreiten stets die Flankier vor — 
Fand nicht zur Unterstüzung Raum und Zeit, 
So sc)inell geschah die Tat. Er will die Kugel 
Dem Ungeheuer rächend senden nach^ 
Das, wie es kam, geräuschlos sich entfernt. 
Doch ihn erfasst von rückwärts der Zuave 
Mit nervigem Arm, zieht ihn zur Erde nieder, 
Und stosst den Yatagan ihm durch die Brust, 
Dass aus der breiten Wunde flieht das Leben. 
Zum Herzen fährt die Hand des Sterbenden 
Das Blut zu hemmen, welches schwarz entströmt. 
Da schaut der Sieger einen gold'nen Ring 
An der erstarrenden; „Gott sei mit Dir!^ 
Ist drauf mit dunkeln Lettern eingegraben. 
Ihn gab die Liebste mit dem lezten Kuss 
Dem Scheidenden, den sie durch jene Schrift 
Gefeiet hoffte wider die Gefar. 
Nun hascht nach ihm, dem Zeichen stillen Glückes, 
Des Ruhelosen wilde Beutelust, 
Und weil sich mit dem Rest der Lebenskraft 
Die Hand des Opfers widerwillig schliesst. 
So trennt er rasch mit einem Messerschnitt 
Den Finger ab, der ihm den Reif verwert. — 

Auf allen Seiten wütet bald der Kampf. 
Mit grellem Schrei erheben sich die braunen, 
Verzerrten Köpfe von den knorrigen Reben — 
Wo sie gebückt den Feind erlauerten. 
So zäh, so braun, so furchenvoll wie diese — 
Und leichtgefügt in rote, weisse Reihen, 
Entstürzen sie zum wirren Handgemenge. 
Der Rückstoss aber lenkt den Anprall ab, 



Digitized by VjOOQ IC 



64 



Er trifft mit stärkerer Wucht den Ungestüm. 

Die Engel schlägt die Brust des Muselmanns, 

Und den „Pariser Taugenichts" zerreisst 

Das Bajonnet mit unheilbarem Stoss. — 

Des Füsiliers, dem hell das rote Blut 

Von bleicher Wange tropft^ bemächtigt sich, 

Als er ihn straucheln sieht, ein wack'rer Mann 

Der rot das Kreuz auf weisser Binde trägt. 

Doch Petrikowsky wert den Beistand ab, 

So heisst der Füsilier, er braucht ihn nicht. 

Schon steht er wieder fest auf eig'nen Füssen. 

„Dort liegt ein Heide^ zeigt er, „dem ich eben 

Den lezten Segen gab. Heft^ ihn zusammen, 

Dass er mit ganzen Gliedern kommt in^s -Grab!" 

Dann wischt er flugs das „dumme Blut" sich ab ^ 

Und sucht im schattigen Gebüsch den Quell, 

Der ihm den Schmerz und was noch ärger brennt. 

Den Durst vertreiben soll, den folternden, 

Der Samariter mit dem blanken Kreuz 

Murrt über die verlorne Zeit — er eilt 

Dem schwer verlezten Gegner beizusteh'n. 

Ein Turko ist es^ der mit beiden Händen 

Im Boden grimmig wült, als ob er selbst 

Sein Grab im blutdurchweichten holen wollte. 

Tief hat das Eisen ihm die Brust durchfurcht. 

Die muskelstarke, harumwobene, 

Und halb gebrochen starrt sein Auge nieder. 

Der Samariter beugt sich über ihn. 

Er senkt die Sonde forschend in den Riss 

Und achtet sorglich auf den Strom des Blutes. 

Dann winkt er freundlich seinem Feinde zu — 

Beruhigung spricht aus dem stummen Gruss. 

Beruhigung liegt in der sichern Hand 
Mit welcher den Verband er zubereitet. 
Der Turko athmet auf, erst schwer und dumpf. 
Dann leicht und lebhaft, wie sich nach und nach 
Die Wunde schliesst und die getrennte Brust. 
Sein Auge öffnet sich dem Lichte wieder. 
Doch blizt es seltsam auf . . es leuchtet wild 
Das Weiss' in ihm als wie getaucht in Blut, 
Phosphorisch brennt sein rabenschwarzer Stern. 
Da kert der Füsilier erfrischt zurück. 
Und still verwundert blickt er auf die Beiden, 
Verwundert und gerürt; er denkt dabei 
Der Mutter, die so manchen. Riss geheilt 
Dem ungeberdigsten von allen Buben. 
Der Samariter hat sein Werk getan. 



Digitized by VjOOQ IC 



65 

Indem er sein Besteck zusammenrafft 
Schaut er sich schon nach neuer Arbeit um — 
Er hat zu suchen nicht, nur auszuwälen, 
Denn ringsum klagt und stönt und jammert es 
Gleich dem Geheul des Volks an Unglückstagen — 
Drum raschen Schrittes will er weitergeh 'n. 
Da, jählings, springt der Turko von den Knieen 
Auf denen er sein Gleichgewicht erschwankt, 
Wildfluchend auf, reisst das Gewer an sich, 
Das ihm entfallen war beim Einzelstreit, 
Und sendet mit der Hand, die noch vom Fieber 
Geschüttelt wird, dem Retter durch das Herz 
Die Kugel, die der Satan giessen half! 
Gleich wie vom Bliz getroffen zackt der Mann 
Zum Boden hin, den Tot des Helden sterben 
Doch hönisch lachend triumpliiert der Turko — 
Auf einen Augenblick! So lange steht 
Zu Stein erstarrt der brave Petrikowsky, 
Dann rast er hin, wo sich das Scheusal krümmt, 
. Und schmettert auf den weichen Turban hart 
Den Kolben des Geweres, dass in Funken 
Das Aug' zerstiebt und das Gehirn in Flocken ! — 

Zur Höhe weiter, weiter fliegt der Sturm. 
Zertreten ist das grüne Rebgewinde, 
Zerknickt der Hopfen kletterndes Gespross, 
Zerwettert rings des Obstes frohe Pracht, 
Zerhagelt und zernichtet! 

Vom am Weg 
Liegt tot ein braver Offizier des Feindes. 
Noch hält er einen Zettel in der Hand, 
Ein rosiges Papier mit ein par Worten: 
„Mon eher papa!*' Sein Kind hat es geschrieben — 
„Mon eher papa 1*^ Nichts weiter — doch ein Buch 
Der Liebe war es ihm und vielen Andern 
Die stehen blieben und die Worte lasen: 
Mon eher papa — den süssen Herzensgrass. 
So Mancher denkt an Kind und Weib dabei. 
Er schaut die Lieben plözlich wie im Traum, 
Und geht zum Sterben — wie der Gegner starb, 
Mit allen Engeln frohen Angedenkens! — 
Kommando schallt, der Trommler rürt die Hände, 
Der Pfeifer spielt das Lied „vom Kameraden** 
Der noch zum Abschied reichen wollt^ die Hand, 
Doch nimmer fand des Bruders treue Rechte 
Dieweil sie eben in den flnstern Lauf 
Das Blei verschoss, um seinen Fall zu rächen. 
Nun ruht er dort auf Reben weich gebettet 

Birlinger, Alemannia IV 1 5 



Digitized by VjOOQ IC 



6« 



Wo sich der Blätter lustige» Geranke 

In grünen Ketten um den Fuse der Toten, 

Um Freund und Feinde windet unzerreissbar ! 

Auf Elsassbausen aber stürmt die Scbar 

Der Lebenden mit gleichem Schritt und Tritt, 

In neuer Ordnung, ungebrochnen Mutes, 

Den jedes Hindernis verstärkt, nicht schwächt. 

Schon liegt das Dorf mit Händen greifbar da. 

Es zeigen sieb in grauen Regenwolken« 

Die auf gesenkten Scbwingen um sie streifen, 

Die Giebeldächer lustig aufgebaut. 

Weiss übertüncht blinkt Hans an Haus, durchzogen 

Vom schwarzen Nezwejrk vielgekreuzter Balken, 

Doch drückt der Jare Last auf manchen Bau 

Es zieht sich krumm und schief die Reihe hin. 

Da rauscht der Raoult mit den Zuaven auf. 

Gleich einer Meute blutgereizter Hunde, 

Mit Hunger aufgespart für das Hallali, 

Entlässt er sie der Leine, seiner Fürung. 

So wird der Hochjagd änlich dieser Kampf; 

Das edle Wild ist blutig, abgehezt, 

Verzweiflung nur ist seine lezte Kraft ! 

Es unterliegt dem wilden Ungestüm 

Mit dem die Bestien entgegenrasen, — 

Denn seit dem Morgen schlägt der Preusse sich, 

Seit sieben Stunden mit dem Afrikaner, 

Der wol umhegt von Mauer, Wald und Wall 

Die Höhen hält in starker UeberzaL 

Hier wandelt sich der Sturm zur Gegenwer, 

Zum raschen Angi'ifiP dort' der Widerstand. 

Die breite Front der gegnerischen Macht 

Drängt vor sich her die lockern deutschen Reihen — 

Sie weichen, doch sie fliehen nicht! Sie weichen 

Nur aus — nach links und rechts! Sie stehen 

Bis dass sie fallen — stets zum Feinde hin 

Die Stirn gewendet und die tapfre Brust. 

Nur wo zum Tale sinkt der Höhen Rand, 

Des Kegelberges steil gewölbter Hang, 

Durch jenen roten Weinberg voll des Todes 

Statt holden Segens, geht es schnell hinab — 

Doch unten halten sie und schöpfen Atem! — 

Still steht die Schlacht mit tausenden von Leben! 

Doch glücklich sind die Toten, denn sie haben 

Das Unglück hinter sich und jede Qual! 

Denn für den Turko kam die Schnitterstunde 

Und alle Gräuel gibt die Hölle frei! 

Hört ihr den Jammer — glücklich sind die Toten! 



Digitized by VjOOQ IC 



67 



Der Yatagan blizt sausend durch die Luft 

Und jeder Bliz ist ein Yemichtangsstreioh ! 

Hier ist kein Mitleid, keine Menschlichkeit! 

Das Tier, von Blat berauscht, das Ungeheuer, 

Das nur dem blinden Triebe der Natur 

In seinen unbezämten Lüsten folgt — 

Das Tier — o glücklicb, glücklich sind die Toten! 

Das zum Gebisse, zu der Taze, Klaue, 

Das scharfe Eisen fügt, die Grausamkeit 

Des Denkens zu der ausgelassenen Wut — 

Die Menschenbestie tobt in der Runde 

Und opfert statt den Göttern, ihren .Gözen! — 

Still steht die Schlacht. So ruhet der Vulkan! 
Noch grollt es dumpf in ihm, noch zischt es auf, 
Ein Stral, ein Dampf zuckt hier, fliegt dort empor, 
Wirft einen Stein, sprüht giftigen Schwefel aus — 

Dann wieder tritt die schwüle Stille ein 

So ruht die Schlacht für einen Augenblick! 

Dann steigt es schwarz vom Sanergrund herauf, 

In dichten Massen: Böse mit den Hessen, 

Nassauern, Thüringern — der bei PodoU 

Das Naohtgefecht so meisterhaft geleitet — 

Und Hugo Kirchbach, Held des Böhmerwaldes, 

Der jezt des alten Steinmetz Scharen fürt, 

Nicht anders fürt, als war' er Zwillingsbruder 

Des Recken und sein Busenfreund gewesen. 

Durch Wörth, im Sturme, geht es unaufhaltsam, 

Durch Reben, Hopfen, durch den Wald bergan. 

Durch jedes Labyrint des frühern Kampfes. 

Nichts widersteht! Nicht Raoult, nicht Lartigue 

Der gegen Gunstett vorgedrungen war 

Und nur des Sieges Purpurblüten sah. 

Nicht seine gold'ne Frucht genossen hat. 

Nichts widersteht! Der Rächer kert zurück 

Und furchtbar rächt er das Entsezliche, 

Die Götter an den Gözen — streng, gerecht, 

Doch grausam nicht — den Menschen an den Menschen! 

Am Boden ligt und auf den Boden stürzt 

Die Hälfte jener wilden Afrikaner: 

Der Scorpionenfresser, Löwenjäger, 

Der Communisten aus der Sahara. 

Die ganz Europa Schrecken eingeflösst 

Gleich einer Nacht voll blutiger Gesichte! — 

Der Weinberg ist genommen, durch die Lachen 

Des Blutes fürte, die schlüpferige Bau 

Den Hang empor des steügetürmten Berges 

Den schon aus weiter Ferne kennt der Blick. 



Digitized by VjOOQ IC 



68 



Daneben ruht das Dorf, nnbeimJich still 

Ruht Elsasshausen links und rechts des Weges, 

Ein ausgebrannter Krater des Vulkans 

Der jüngst hier tobte, wetternd sich vertobte. 

Da — horch — schon wieder grollt es dumpf in ihm — 

Heiss zischt es auf, der Dampf fliegt hoch empor, 

Helleuchtend, zuckend, folgen Bliz nach Bliz, 

Granaten schmettern rings in Haufen nieder, 

Mit Chassepotkugeln unheilyoU gemischt, 

Denn unaufhörlich rollt das Plänklerfeuer — 

Und gleich den Stimmen wanbetörter Weiber 

In dem Tumult weitschallenden Männerzorns, 

Aufkreischen aus dem donnernden Choral 

Des Feldgeschüzes rauh die Mitraillensen. 

Die Wunde fült der Arm, der Fuss, die Brust 

Des mutig vorwäi*ts dringenden Soldaten, 

Jedoch den Schüzen sieht das Auge nicht 

Der sie geschlagen hat aus dem Versteck. 

Ihn birgt der Graben, schüzen Wall und Busch, 

Und wallos sendet er die Kugel fort. 

Die sicher eines blutigen Opfers ist 

Wo sie hineinsaust in die wirren Schwärme. 

Denn jede Ordnung löst in Trümmer sich 

Verwirrend auf, »vergebens mant der Ruf 

Der Offiziere : Stehen ! Stehenbleiben ! 

Es duckt sich auf den Boden wer da kann 

Zu Busch und Gras — - Wildenten tauchen so 

Vielfarbigen Gefieders in die Finten. 

Und zwischen Schilf und Binsen nieder, knarrt 

Des Ufers Sand vom Tritt des nahen Jägers 

Und schwirrt aus seinem langen Feuerror 

Der Schrote Flug hellklingenden Tones hin. 

Doch: „Auf!" und „Vorwärts!" „Stehen 1 Stehenbleiben !" 

Erschallt der Fürer Ruf — und sie gehorchen 

Die Thüringer, die Schlesier, die Hessen, 

Sie springen auf wutschnaubend, stehen, drängen 

In Eile weiter, straucheln, sammeln sich — 

In ein Gewül, aus welchem nach Verbindung 

Vielfach Getrenntes unablässig strebt 

Und kaum vereint, zersplittert und zerfört. 

Nur mühsam hält im Sattel sich der Böse, 

Verlezt im Ober- und im Unterfuss — 

Doch bleibt er Allen sichtbar gleich der Fane ! 

„Wer rote Achselklappen trägt, hieher!" 

Winkt jener Offizier den Thüringern, 

Und wirft sein Pfeifchen, dessen Lockruf wild 

Der Donner überbrüllt hat, auf die Seite. 



Digitized by VjOOQ IC 



69 



Den gelben Achselklappen ruft ein And'rer, 

Den Scblesiern und Polen: „Vorwärts l** „Vorwärts!" 

und vorwärts, weiter, weiter tobt der Sturm 

Als schüttelte der Geist des Attila 

Die pfeifenden Stränen seiner Risenpeitsche 

Wild durch die Luft und wirr, so wogt der Sturm. 

In losen Reihen, lockern Haufen, Schwärmen 

Vom Waldessaume zu dem Saum des Dorfes 

Herüber und hinüber! — 

Da yerlässt 
Der Marschall seiner Adler sichern Horst. 
Er dringt hervor und lässt dahinten nicht 
Wie sonst gebräuchlich war, die teuren Zeichen 
Die an der Römer grosse Zeit gemanen — 
Und an die grossB Schuld von — Waterloo! 
Erprobte Männer^ bärtige Sergeanten, 
Ganz tätowiert mit Narben, auf der Brust 
Von Mexiko, vom Malakoff das Silber, 
Elrheben leuchtend .vor dem Heere sie, 
Dem stolzesten des dritten Bonaparte! 
Doch fliegen sie gebietend nicht wie früher 
In hoher Luft mit rauschendem Flügelschlag, 
Die Einzige[n im Glanz der Rumessonne, 
Tief unter ihnen, tief in Blut und Staub, 
Zallose Gegner mit der Furcht im Herzen! 
Sie schreiten nur mit ihren Trägern fort, 
Nur langsam, stockend, nur von Halt zu Halt! 
Denn stets erzwungen ist ein jeder Schritt, 
Und stets gehemmt des Adlers freier Flug! 
Ein jeder Verstoss weckt den Gegenstoss, 
Und um die Gunst des wechselvollen Bodens: 
Um jeden Busch, um jeden Baum entsteht, 
Um jedes Haus ein wildes Handgemenge. 
Doch ruhig auf dem hohen, schwarzen Ross, 
So hoch und schwarz gleichwie ein Höllengeist, 
Sizt Mac Mahon mit unbewegter Seele — 
Und fordert „Feuer* für die Cigarette. 
Und Feuer! Feuer! schallt das Echo nach, 
Es senden vierzehn deutsche Batterien 
Ihm ihre Blize zu. Tief bebt der Grund, 
Und mit dem Grund erbebt, was auf ihm steht. 
Von drei der Seiten lodert Elsasshausen, 
Das vielbestrittene, in Flammen auf. 
Die Häuser wanken, von den Dächern rasseln 
Die spizen Giebel, Splitter aller Art, 
Und hilfesuchend für das nakte Leben 
Entweichen die Bewoner laut aufheulend. 



Digitized by VjOOQ IC 



70 



Hoch über ihnen tanzt der Funken Schwall, 

Er mert sich stets, er folgt dem heissen Drang, 

Dem immer starkem Zog ins Fessellose, 

Bis sich die Lohe mit gewaltigem Druck 

Entledigt jeder engenden Gewalt, 

Gross, purpurrot, in Säulen, aufwärts steigt, 

Die facherartig oben sich verbreiten, 

Wild durcheinander Asche, Trümmer wirbeln 

Und weit im Unbegrenzten hin verqualmen. 

Doch in der rauchdurchflog'nen Gasse steht 

In Reihen dichtgeschlossen, Arm an Arm, 

So unbeweglich wie ein Wellenbrecher, 

Der Grenadiere stolzes Regiment. 

„Vive TEmpöreur!" Ihr Feldruf übertönt 

Den drönenden Granatensturm. * So ruhig 

Als ob der milde Lenzwind Poitou's 

Die Züge fächelte der Eisenmänner, 

Nicht sengendes Geloder wehender Flammen — 

Bleibt ihr Gesicht — zupft auch am Bart die Glut, 

Und an den offnen Taschen der Patronen. 

„Vive l'Empereur!" Da schlägt die Kugel ein. 

Die andere folgt, die dritte, vierte nach. 

Am sichern Ziel zerschellt der Eisenkern 

Und schleudert weithin Schrecken und Verderben* 

Doch schliessen sich die Lücken eilig zu, 

Fest, Arm an Arm, in Reihen aufgeschlossen. 

Steht wieder das vereinte Regiment, 

Und „morituri, te salutant, Caesar!" 

Erschallt im Troz von Hunderten der Stimmen. 

Doch lauter knattert jezt das Schüzenfeuer 

Im Rücken, auf den Seiten, ineinander 

Verschlingt sich seine knarrende Melodie, 

Stets heisser, heiserer, unausgesezt 

Das Ohr betäubend, an dem Mark des Lebens 

Dämonisch, rastlos nagend — auf dem Weg 

Seitwärts, Fröschweiler zu, und dann im Rücken, 

In dunkler Wälder Schoss, auf jenem Weg 

Den für den Abzug sich der Marschall walte. 

Denn an das Unglück denkt der Mächtige 

Selbst im Bewusstsein seiner vollen Kraft, 

Klug an das Wechselvolle — aus der Hand 

Der Götter fallen schwarz und weiss die Lose! — 

Drum — langsam — weicht der Marschall Mac Mahon. 

Als lausch' er einem fröhlichen Geplauder 

Nicht einem rasenden Granatenfeuer 

Fürt ruhig er die Seinigen hinweg 

Zur Höhe bin und in den Schuz der Wälder. 



Digitized by VjOOQ IC 



71 



Behaglich glimmt die Gigarette fort — 

Im Unglück ist er wie im Glück derselbe! 

Gelassen ruht sein Blick auf Freund und Feind, 

Gibt jenem Mut, gibt diesem Troz zurück — 

'Und wie bei einer Friedensübung prüft 

Die Flucht er hier und den Triumph er dort: 

Als ob er Richter, nicht gerichtet wäre! — 

Doch einem Adjutanten winkt er zu: 
„Nun ist es Zeit!*^ Der jagt so rasch von dannen 
Als ob die Windsbraut ihn getragen hätte 
Kein sterblich Ross, das einen Atem hat. 
Und bald erschüttert sich das Eingeweide 
Der Berge rings, des wellengleichen Bodens. 
Vom Walde her wälzt ein Gewitter sich 
In Staub gehüllt, in Tausende von Blizen! 
Der Samum nur, der in der Sahara 
Den Sand zu Wogen aufwült, hoch zu Bergen, 
Ins Angesicht des Himmels ihn verschleudert, 
Dass alles Leben ausgeht, alles Licht — 
Der Tag, im Trüben düsterrot erglühend, 
Als eine grosse Leichenfackel brennt — 
Der Samum ist allein dem Sturme gleich 
Der von den Höhen plözlich niederbricht. 
Den Wald zertritt, den rauhen Boden ebnet 
Und neue Schrecken häuft — bis an das Ende! 
Das sind die Reiter aus der Normandie, 
Die Enkel jener todesmutigen Ritter 
Die, stets im Bügel oder auf dem Schiff, 
Die Erde nicht des Fusstritts wert gehalten! 
Die Kürassiere sind es, Frankreichs Stolz, 
Aus jenem wald- und weidereichen Land 
Das auf die eine Wange küsst der Rhein 
Und auf die andere der Mosel Strom. 
Hei, wie sie fliegen: Reiter, Ritter, Retter! 
Des Heeres. Pracht und seiner Donner Macht, 
Des gold'nen Sieges erzumschiente Boten, 
Die Paladine jeder Eriegertugend, 
Der Ehre Kämpen und der lezten Hoffnung ! 
Hei, wie sie rasen — vorgestreckt den Leib, 
Und den Pallasch in Flammenkreisen schwingend! 
Schwarz starrt der Bart um jedes Angesicht 
Und dunkler weht des Helmes schwarze Mäne 
Weit hinten nach, peitscht vor sich her die Luft 
Und wült sie auf zu geisterhaftem Sausen! 
Die Augen leuchten trunken von dem Ritt — 
Gleich Meteoren heiss vom Himmelsflug — 
Laut schlägt das Herz an die gewölbte Brust, 



Digitized by VjOOQ IC 



72 



Und dumpf erdrönt das Erz vom Wiederhall, 
Das schüzend sich um Herz und Busen legt! 
Die Rosse schreien und mit starkem Huf 
Zermalmen sie was unter ihnen kriecht, 
Was unter ihnen ligt. und wankt und fällt: 
Den Staub und Stein, den Menschen, das Geschüz! 
Kein Fürer lenkt sie mer durch Wort und Wink, 
Es schmettern die Trompeten das Signal, 
Und feuriger als Sporn und Peitsche treibt 
Die wilden Renner fort der gellende Ton! 

Das schwarze Ross des Marschalls, aufgeregt 
Vom Wiehern, von dem Schnauben jener Hengste 
Das immer näher kommt, als wie ein Gruss 
Der Waide drauf es jung sich ausgetobt 
Im unbegrenzten Raum der Kabylie 
Mit der Genossen windesschneller Herde — 
Der Rappe richtet hoch auf das Gehör, 
Im feuchten Schimmer stralt sein Augenstern — 
Dann fart er im gewaltigen NerVenschwung 
Senkrecht empor, tanzt auf den Hinterfüssen 
Und strömt aus roten Nüstern Dampf und Glut! 
Doch ruhig bleibt der Reit-er — strammer nur 
Umschliesst er den erhizten Leib des Tiers 
Und drückt ihn nieder in das Gleichgewicht. 
Dann schleudert er den ausgebrannten Stumpf 
Der Cigarette zu dem nächsten Baum 
Aus dessen holem Stamm ein Hornisschwarm 
Mit scharfem Tosen sich zum Ausflug rüstet! — 

Mit einem Mal verstummt der Fenerkampf. 
Verschwunden sind die Plänkler überall, 
Verweht wie Blätter vor des Sturmes Jagd — 
Als wären sie vom Boden eingeschluckt 
So ward es einsam, leblos in der Runde! 
Doch in den Gräben klingt^s geheimnisvoll 
Wie Stal und Eisen — all' die Zweige rauschen 
An Busch und Baum — dann Stille, Grabesruhe - 
Wie vor dem Ungewitter die Natur 
Zum Friedhof wird, von Blizen grell erleuchtet! 
Nur eine Schar totmüder Füsiliere 
Aus Hessenland, den Hauptmann in der Mitte, 
Zieht' unbesorgt geraden Weges hin 
Den Reiterschwall im Nacken, welcher näher 
Und näher tobt! 
Drauf macht sie Halt und Kert, 
Und atmet auf. Sie ballt sich nicht zum Knäuel, 
Schliesst Stahl und Knochen nicht zur Mauerwand 
Die weder Ross noch Reiter niederrennt — 



Digitized by VjOOQ IC 



73 



In dünner Linie reiht sich Schüz an Schüz, 
Der aufrecht, jener knieend, diser Ugend, 
Jedoch znm Schasse fertig jeder Mann ! 
Nun bricht die Wetterwolke donnernd los. 
Der Boden stönt, es drönt das ganze Rund 
Der Atmosphäre, auf die Schüzen fällt 
Der weggefegte Staub als Aschenschauer 
Und trübt den Bück, erstickt den Atemzug 
„Schnellfeuer!" ruft der Hauptmann. Eine Säule 
Von Dampf fart auf, umfasst den Zaubermantel 
Der um den Stoss der Panzerreiter fliegt 
Mit weissen Wirbeln, fliesst mit ihm zusammen 
In weiten Ringen, mischt^ yerflächtigt sich 
*In seinen schweren Falten, dass kein Blick 
Der Sonne selbst zu schauen dort vermag! 
Da reisst ein ungeheurer Bliz hindurch — 
Die reisigen Geschwader stürmen vor, 
Doch nicht in stolzer Ordnung, eng vereint. 
Nicht Schwert an Schwert, die Fürer weit voran, 
Die Banner an der Spize blau-weiss-rot — 
Gleich bunten Flaggen an dem Rosenfest 
Wo Minne siegt, hier ritterliche Minne — 
Nicht Ross an Boss in ungebroch'ner Reihe, 
Die Köpfe hoch, die Augen leuchtend, gross, 
Die Manen wallend und die sausenden Schweife — - 
Im wogenden Gedränge jagen sie 
Unordentlich dahin, die Fürer feien, 
Die Banner sind gesenkt, die andern Reiter 
Tot oder sterbend — über sie hinweg 
Drängt sich die Masse ziellos, zügellos, 
Chaotisch fortgeschleudert in die Weite! — 
So braust ein Wasserschwall allmächtig hin. 
Er wült den Sand des Bettes tiefer aus 
Und sprizt zur Höhe trozig seine Flut — 
Da prallt er auf an einem Felsenblock 
Der mitten in des Stromes Schnelle ruht, 
Und seiner Wogen ungeheure Wucht 
Zerfart in Nichts vor disem Hindernis. 
In Schaum zerschellt umzittem sie die Brust 
Des ragenden Granites, weiten sich 
Zu flachen, immer flachern Kreisen aus 
Bis machtlos sich, zu flüchtigem Gischt zerrieben, 
Nach seichten Ufern hinwälzt das Gewelle! — 
Den auseinander stiebenden Schwadronen 
Gebieten die Trompeten schmetternd Halt! 
Schnell fasst die Zügel kürzer jede Faust, 
Den schwanken Bügel fester jeder Fuss, 



Digitized by VjOOQ IC 



74 



Zam Ganzen kert der Einzelne zarück 

Und längs der Strasse klirrt die Masse hin, 

In stolzer Ruhe wiederum geschart, 

Wo hingeschleudert yon dem ersten Stoss, 

Der hochgewaltig gleich dem Wasserschwall 

An ihnen sich und in sich seiher brach — 

Die Schüzen ligen hingemäht vom Stahl 

Und Ton dem Huf — der Hauptmann in der Mitte! 

Da lodert auf die kaum gereihten Reiter 

Von allen Seiten, allen Ecken, Enden, 

Aus allen Gräben, hinter jedem Busch 

Und Baum hervor — ein mörderisches Feuer. 

Es schlägt vernichtend in die schwere Masse 

Die wild verworren durcheinander drängt 

Und jeden Halt verliert und jede Ruhe. 

Gepresst, zerquetscht vom Druck und Gegendruck 

Reibt Bügel sich an Bügel, es erklingt 

Ein schriller Ton fast wie das Miserere, 

Verhallend dumpf in dem entsezten Ohr! 

Durch Helm und Panzer bort die Kugel sich, 

In Splitter bricht das schüzende Metall 

Und dringt mit Nadelspizen in die Wunde. 

Den Pferden saust sie feurig durch die Manen — 

Durch Hals und Stime, durch den schlanken Leib 

Zieht sie die Furche für des Todes Sat. 

Es stürzt das Ross, der Reiter fallt mit ihm — 

Der Reiter stürzt und über ihn das Ross. 

Nun kert der hohe, weitentflatterte Busch 

Den niedem Staub, es altert schnell der Bart 

Von ihm befleckt, und aus der Hole tritt, 

In's Zeitenlose starrend, krass das Auge! 

Entfallen ist den Fäusten der Pallasch, 

Die Schneide wendet feindlich sich zum Freund 

Der hilflos sich am Boden krümmt, vergebens 

Sich aufzurafien müht — ihn zwingt die Last 

Des Erzes, das er trägt, zu neuem Falle! 

An Zweigen hängt, in dem Gebüsch zerstreut. 

Die bunte Zierrat und der Rock in Fezen, 

Der eitle Glanz, der heiter, sternengleich 

Gebult mit jedem Lichte jenes Tages. 

Wer nicht besinnungslos zu Boden stürzt, 

Zerdrückt vom wuchtigen Leib des eignen Tieres, 

Von seinem Fuss zerstampft im bittern Krampf _ 

Des herben Todes . . wer vei^weiflungsvoU 

Nicht, zwischen Leichen eingesargt, erstickt 

Wer Raum gewinnt und Luft von diesen Reitern 
Für seine Zügel, für die heissen Lungen, 



Digitized by VjOOQ IC 



75 



Der wendet eilig Brost und Boss zurück 

Und sucht das Heil der Rettung in der Flucht! 

Da, wie vom Gott des Krieges auferweckt 

Ans Grab und Tot — erstet die kleine Schar 

An welcher der Orkan zerbrochen war. 

Aus roten Lachen, aus gehäuftem Staub, 

Aus Fezen und aus Trümmern hochgetürmt, 

Erheben sich, die Braven schussbereit. 

Zwar feit gar Mancher — hingestreckt vom Stahl 

Und von den Hufen — doch der Hauptmann ragt 

Hoch über Menschen- über Rosseleichen, 

Und seines Deg^üs blanke Spize zeigt — 

Wie der Magnet den unverrückten Pol — 

Dem Zielenden das unverrückte Ziel! 

„Schnellfeuer!" ruft er — und in nächster Nähe 

Empfängt die Flüchtigen der Abschiedsgruss 

So heiss wie das Willkommen es gewesen! 

Die vordem Reiter stürzen auf den Grund 

Verwundet oder tot — die lezten sezen 

In blinder Hast weit über sie hinweg 

Und retten sich in unnahbare Ferne 

Was übrig blieb im bebenden Leib vom Leben! — 

Indessen hat der Kürassiere Troz 

Den Ungestüm des Angriffs aufgehalten. 

Die Legionen ballen um die Adler 

Zum lezten Widerstände furchtlos sich 

Und Mac Mahon kann wieder eine Front 

Von Mutigen dem Sturm entgegenstellen. 

Die Glut der fieberhaften Ungeduld 

Die bei dem Stoss, den Michel ausgefürt 

Mit seinen Reitern, einen Augenblick 

In seinen Augen drohend aufgebrannt, 

Entschwindet von des Marschalls Angesicht 

Und seine Stime glättet ruhig sich 

Zum dunklen Marmor der Beharrlichkeit. 

Er zaudert — reitet weiter — zögert wieder. 

Die breite Brust dem Gegner zugekert. 

Der sie vergeblich mit der Kugel sucht. 

Die Ihn nur schont, doch seine Freunde tötet! 

Das Ross, das seinen stolzen Schritt zurück 

Wie vorwärts geht mit gleicher Majestät — 

Es kennt den alten Herrn nicht mer, der ihm 

Und nicht dem eig'nen Willen folgt wie sonst. 

Doch auch der Sieger rückt ermüdet nach, 

Er schleppt sich weiter auf des Gegners Spur. 

Der lezte Mann ward von im eingesezt, 

Der lezte Nerv des Mannes angespannt — 



Digitized by VjOOQ IC 



76 



Die Schwinge der Verfolgung ist erlamt — 
Der Lon für so yil Mühe will entgehen! 
Jezt — auf den Flanken donnern die Kanonen . . . 
Der Marschall stuzt. Er schickt die Adjutanten 
Nach links und rechts: „die Pferde totzuhezen", 
Befielt er ihnen — „heisch' es die Gefar!" 
Und bald verschlingt der Staub die Rasenden. 
Doch stärker wird das Feuer, wird umfassend. 
Der Puls der Schlacht hebt sich aufs Neue wieder 
Und drängt mit seinen fieberhaften Schlägen 
Fröschweiler zu. 

So heisst die neue Losung. 
Hier fieng das Wetter an und hier vertobt's. 
Schon früh am Morgen stürmte Graf von Bothmer 
Mit seinen Baiern den verschanzten Ort, 
Dem Eönigsregimente und dem „Neunten". 
Zum Kampfe war der Tapfre stark genug, 
Zum Ueberwinden aber feit die Zal — 
Er mu3s zurück und grollender hört er 
Im Waldrevier, wo sich die Müden sammeln, 
Die Donner grollen bis zum Nachmittag 
Bei Wörth und Gunstett und bei Elsasshausen. 
Auf jenem Weg, den er gepflastert hat 
Mit seiner Helden wundenvollen Leibern, 
Rückt von der Tann herbei mit neuer Kraft, 
Mit frischem Mut und vpllem Siegsvertrauen. — 
Im grünen Wiesental steht eine Müle 
Am külen Bach, dort hat er für die Krieger 
Vorsorglich eine Lagerstatt errichtet, 
Wo man der Wunden friedlich pflegen kann. 
Dann rückt er in die Dämmernacht des Waldes, 
Der mit der Eichen, mit der Buchen Stamm 
Zur Höhe strebt, ein Tempel der Natur 
Mit himmelblauem Dach auf tausend Säulen! 
Im Holweg, der sich steil nach oben zieht, 
Tief ausgewaschen vom Gewitterregen, 
Schäumt eine Flut von Blizen: also leuchten 
Die Bayonnette durch die grünen Schatten, 
Die ringsum lagern still, geheimnisvoll, 
Und unaufhaltsam geht der Zug bergan. 
Da flammt es heiss den Eiligen entgegen, 
Ein Summen und ein Pfeifen tobt umher 
Als ob ein Heer gefrässiger Heuschrecken 
Auf müden Flügeln schwer herniederfiele 
Auf Ast und Zweig, dass alles Laub verschwindet 
So wie im Hui, die Rinde selbst der Bäume 
Zerstückelt und zerriebe» wird zu Pulver 



Digitized by VjOOQ IC 



T7 

Das spurlos gleich dem Moderstanb zerfart, 

Und selbst ein Bild nicht der Zerstörung bleibt. 

Und aus den Reihen nimmt der wilde Sturm, 

Der beutegierig so darnieder braust, 

Den ersten besten Mann, dreht ihn herum, 

Den zweiten auch zugleich, den dritten vierten — 

Noch Manchen dann — als ob ein jäher Schwindel, 

Ein Fieberanfall sie ergriffen hätte — 

Und wirft aie vorwärts auf den Boden hin, 

Dass selten nur der Eine und der AndVe 

Sich wieder aufrafft und zum Tal zurück 

Die Schritte wenden kann, zur grünen Wiese. 

Doch keinen Augenblick stuzt die Kolonne, 

Nichts hemmt den Marsch, der Tot nicht, nicht die Furcht 

In seinen Labyrinten zu verirren. 

In Plänklerpare wimmelnd aufgelöst. 

Verbreiten sich die vordersten der Züge, 

Sie stöbern rings umher und aus dem Schatten 

Verscheuchen sie die lezten der Zuaven 

Die müde von des Kampfes Höllenbrand 

Sich hier verkülten und im Hinterhalt 

Den Schweiss getrocknet hatten auf den Stirnen. 

Nun — hab' ich dich, dann schlag ich dich: so meint 

Es von der Tann und jeder von den Seinen 

Denkt anders nicht; er kann sieh drauf verlassen, 

Dass ihre Tapferkeit — nicht blind wie jene 

Die einst bei Idstedt ihm den Sieg gekostet — 

Den Sieg im jezt verbürgt — sie dauert aus! 

Ja, hab ich dich, dann schlag' ich dich!'' es jubeln 

Die Wackern so dem Fürer nach, sie drängen 

Vorüber sich an ihm, er soll vor Tot 

Und Wunden sicher, die sie jauchzend suchen, 

Der Zeuge hoher Taten, ihres Rumes 

Und seines Sternes goldenen Aufgangs sein. 

Der Tambour schlägt den Sturmmarsch, fast ein Knabe, 

Doch ebenbürtig jedem Manne schon 

Durch rümliche Gesinnung, hinter ihm 

Schwingt hoch den Helm mit schwarzer Bärenraupe 

Ein Veteran, er blutet aus drei Wunden 

Und achtet's nicht, — jolt laut des Kampfes Ruf, 

Der im Gebirge jäh das Echo weckt, 

Im träumerischen Schoss der Risenberge: 

Des hohen Göirs und schneebedeckten Altmann's — 

Dass furchtsam sich vom Horst der Aar erhebt. 

Und über Grat und Abgrund springt die Gemse — 

Den altbekannten, allbekannten Ruf 

Jolt er den Jüngern zu, die seinen Spuren 



Digitized by VjOOQ IC 



78 



Vermessen folgen, weil der Jägerscbrei 

Die Waidmannslost in ihren Seelen weckte, 

Dass sie, im Wettlauf, miteinander eilen 

Der Höhe zu, wo sich das trübe Bot 

Der Türkenhosen zeigt in den Gezweigen 

Hart an der knorrigen Wurzel einer Eiche, 

Gekrümmt wie diese liegt — vom Todeskampf 

Geschüttelt durch und durch, ein alter Neger. 

Ihm hat der Veteran den Rest gegeben 

Mit einem Schlage seines Büchsenkolbens 

Dass alle Nerven rissen allzumal 

Gleich wie der Draht des berstenden Glaviers. 

Wie Schatten sieht er Freund' und Feinde gleiten 

An ihm vorüber, aus des Waldes Nacht 

Gespenstisch tauchen, in der Nacht verschwinden. 

Von allen, allen fröhlichen Genossen 

Die fernher aus der Wüste mit ihm kamen — 

Weit übers Meer und durch die Ebenen 

Den endlos grauen der Provence — nicht Einen 

Nicht Einen schaut er mer, nur von den Feinden 

Stürmt Schar an Schar vorbei, es wiederhallt 

Der Wald von ihrem Schritt und ihren Waffen. 

Da schüttelt ihn aufs Neue Furcht und Angst, 

Des Todes Vorgefül: Verlassen sein, 

Verlorensein in dem Gewül der Feinde! 

Er schliesst die Augen fest, es scUiesst sein Herz 

Erstarrend sich, dumpf aus der Lippen Wulst 

Schickt er den Fluch, den Pfeil des Sterbenden: 

„Ihr blauen Teufel!*' und verstummt auf immer. 

Indessen hat Terrasse nach Terrasse 

Im Sturm erzwungen von der Tann. Ein Garten, 

Der auf des Berges Scheitel lieblich grünt, 

Hegt noch der Balsaminen zarten Schmuck, 

Vielfarbig noch der Astern Lustgepränge, 

Bald um die Wette würgt das Bayonnet 

In diesem sonst so friedensstillen Raum. 

Ein jeder Fussbreit Erde wird verwert 

Als gieng mit ihm ein Paradis verloren — 

Und wird erstürmt als ob ein Paradis 

Genommen würde, nicht ein Totenacker! 

Denn jeder Weg ist aufgewült, zertreten, 

Zerknickt der Busch, zerrissen jeder Baum, 

Und jeder Halm des hochentspross'nen Grases 

Mit Blut befeuchtet, mit Gehirn beperlt. 

Der Friedhof, hart daran, gebietet Frieden 

Den Lebenden und Toten — weiter nicht 

Kommt der erschöpfte Sieger — weiter nicht 



Digitized by VjOOQ IC 



79 



Im Doppelstral des Feuers und de» Sonne — 

Als Bothmer kam im knien Morgennebel! 

Allüberall sind dessen schweren Tritte 

Dem weichen, holen Boden eingedrückt: 

Der Lauf des Todes in der Grabeserde! 

In langen Reihen, oft in dichten Hänfen, 

Wie sie die Wnt des Kampfes hingemäht, 

Sind rings zerstreut die Toten, die Verlezten — 

Bleich, starr und stumm sind jene, dise sterbend! 

Das fünfte Regiment, den andern Braven 

Im Sturm voran, geht rasch darüber weg 

In Reih und Glied, dass laut der Sand erknirscht 

Auf welchem dichtgeschichtet Feinde ligen, 

Stahlblaue Tuniken und rote Hosen, 

Dazwischen dunkle, buntverzierte Jacken 

Aus Afrika, wie sie der Maure liebt« 

Das Alles, tief in Gras und Sand gebettet, 

Tritt tiefer in den Boden noch der Fnss, 

Der über ihn mit gleichem Tempo schreitet 

Als schritt er über Lorbeerzweige hin. 

Bei Kameraden nur weicht er zur Seite 

Bedachtig aus: so weicht das edle Ross 

Dem Reiter aus, der vor ihm niderstürzte ! 

Und manchmal hält er einen Augenblick 

Wie festgewurzelt an bei lieben Freunden, . 

Die noch vor Kurzem waren frisch und rot 

Doch von des Todes Hauch in ihren Zügen 

Verwittert jezo sind, verwischt, vergilbt 

Gleichwie ein Bild vom Moder der Zerstörung! 

Ein blasses Haupt hebt plözlich sich empor. 

Ein durch und durch geschossener Leib, es stüzt 

Die brechende Gestalt sich auf den Arm. 

Und mit dem Gruss, der one Worte spricht. 

Mit einem Blicke des verglasenden Auges 

Winkt es dem Freunde zu, der just einher 

Mit seinen Waffenbrüdern rüstig schreitet 

„Wie? Bist du 's, Max?" 

Betroffen steht er still 
Mit disem Ausrnf, kniet beim Freunde nider 
Und hält das Haupt ihm mit den Liebeshänden. 
„„Verzage nicht! Hier, hier ist Wein, es stärkt 
Ein voller Zug die schwachen Kräfte dir, 
Nimm, nimm und trinke!*** Jener lächelt schmerzlich 
Und haucht die Worte hin — es klingt so leise 
Wie Flüstern des verwelkten Eichenblattes 
Das eben vom zerschossenen Baume fallt — 
„Es ist vergebens — gut ist's, wie es ist! 



Digitized by VjOOQ IC 



80 



Der Tot lässt sich so scböD nicht wiederfinden! 

Wir siegten und für Deutschland sterb' ich, Freund, 

Ein solcher Tot wiegt jedes Leben auf 1*^ 

Es bricht der Arm, der seine Stüze war, 

Sein Blick erstarrt, ein leichtes Röcheln noch — 

Er hat vollendet! Auf den Boden hin 

Lässt ihn der Kamerad entgleiten — hastig 

Dann springt er auf und „vorwärts, Brüder!^ tobt 

Sein Schmerz sich aus, „vorwärts, dort steht der Feind!" 

Denn immer noch, ein Bollwerk, ragt Fröschweiler, 

Ein Bollwerk für den Ueberrest des Gegners 

Der mit dem Mute der Verzweiflung kämpft. 

Fest, anerschüttert steht der Turm der Kirche; 

Im weiten Schatten vor dem Randportal 

Sizt ruhig noch der Son von Afrika 

Und lent an seiner Flinte heissen Lauf 

Die heissVe Wange — wie der Mekka- Pilger 

Am Zile, bei der heiligen Moschee, 

An seinem Stab, morsch von der Reise, lent. 

In langer Karawane rollt Geschüz 

Und Wagen, sprengt der Reiter auf und ab, 

Granaten plazen in der brennenden Luft, 

Doch unbekümmert um die wilde Jagd, 

Die über ihnen durch die Himmel fegt, 

Kult sich am Brunnen der Verwundete, 

Stillt seinen grimmen Durst der Fieberkranke 

Und trinkt mit vollen Zügen neues Leben 

Und neuen Mut — zum Sterben! 

Denn es legt 
Der Feuergürtel enger sich ums Dorf. 
Der Friedhof, die gewaltige Bastion, 
Wo Raoult noch herrscht mit unbezämter Wut, 
Umgeht der Baiem kluggefürter Schwann 
Und drängt sich seitwärts in die qualmende Gasse. 
Doch links und rechts der Strasse, die nach Wörth 
Mit dunklem Zweig der Obstbaum überschattet^ 
Behängt mit edlen Früchten überreich, 
Strömt Preussenvolk in regellosen Haufen, 
Den Feuerherd zu leschen, der noch immer 
In Flammen sprüt, ein tosender Vulkan. 
Dort zu den Niderschlesiem gesellt 
Sich atemlos von stundenlangem Laufschritt, 
Dass sie zu kurz nicht komme bei dem Kampf — 
Der Wirtem berger vorderste Brigade. 
Die roten Fanen rauschen durch die Luft 
Wie sensuchtstrunken nach der Feuertaufe, 
Und weitum schallt die alte Schlachtenmär 



Digitized by VjOOQ IC 



81 

Von Schwabenstreichen im Geräusch der Waffen. 

Voran die Jäger, wie es sich geziemt 

Wenn Feind und Wald mit ihrem Zauber locken, 

Wenn die Gefar am nächsten, grössten ist, 

Die Würfel der Entscheidung sind geworfen 1 

Dann folgt in Hast das zweite Regiment — 

Es sieht die Brüder blutig auf dem Boden, 

Es sieht die Brüder schwankend an der Seite, 

Erblickt den Feind, der gegenüber trozti 

Und noch ist diser nicht erreicht, so sieht 

Der Jäger neben sich den Musketier, 

Der Schlesier zur Linken sich den Schwaben. 

In bunten Zügen durcheinander, wirr 

Zerflossen und doch fest gleich dem Erystall, 

Der in dem kleinsten Teil bewart den Kern, 

Ob auch das Licht verschieden in umlodert, 

Wogt in das Dorf der Stürmer bunte Schaar. 

Von Haus zu Haus und durch die lange Gasse 

Bis zu der Kirche flutet hin der Schwall, 

Um deren Turm die schweifende Granate 

Längst in verderbenschwangern Kreisen zog. 

Nun schlägt sie ein, zerfart — es wankt der Turm. 

Die zweite wettert nach, zerberstend fliegt 

Das bröckelnde Gemäuer in die Lufb. 

Die dritte, kommt und bricht ein Loch hindurch 

Und heizt die dürren Balken, dass sie hell 

Wie Schwefeihölzer lodern — auf das Dach, 

Als war er von Dämonen abgehoben. 

Stürzt nieder jezt der Turm, zertrümmert rings 

Das weitgeschweifte Dach und füllt mit ihm, 

Mit Qualm und Schutt den Schoss des Gotteshauses. 

Und von sich selbst ertönt das Grabgeläute 

Der ehernen Glocken — angeweht vom Hauch 

Der wild entflammten Hölle schwingen sie 

Sich hin und her bis sie zu Boden schmettern — 

In seinen Vesten bebt der ganze Bau, 

Mit donnerndem G^krach erdrönt die Wand, 

Der Mörtel fallt, es bort sich durch die Fenster 

Noch schärfer als der scharfe Diamant 

Der Flammen Stachel, glühend tropft herab 

Das lichte Blei rundbogiger Umfassung, • 

Und, wie vom Sturmwind aufgerissen, iart 

Die braune Eichentüre aus den Angeln, 

Dass offen vor den Blicken des Soldaten 

Der nach dem Gegner, nach der Beute sucht — 

Das unbeschüzte Heiligtum sich zeigtl — 

Im falteolosen Kleid von reinem Weiss — 

Birlinger, Alemannia IV 1 6 



Digitized by VjOOQ IC 



8d 



Vom üals bis zu den Zehen schitnniernd hell — 

Ist drin ein junger Turko hingestreckt, 

Ihm hat der Sturz den Schädel eingeschlagen! 

Zu seijlen Füssen offen der Tornister, 

Rein ausgeplündert — denn die Seinen Hessen 

Den Leichnam wol, doch nicht sein Gut zurück, 

Ein Blatt Papier verschmähten einzig sie, 

Ein Schreiben halb von dunklem Blut verlescht, 

Kaum leserlich dem Arzte, der es fand. 

Arabisch war der Brief und zierlich, fein 

Doch fest dabei die Hand die ihn geschrieben. 

„Nur Gott sei Lob, und Ere ihm allein! 

An Jenen, den ich liebe, den zu treffen 

Mein Herz sich sent, der herrlich und geert, 

Den treuen Augen zwar entzogen ist 

Doch Tag und Nacht dem Herzen gegenwärtig 

So lange noch die Zweige golden mapht 

Die frische Quelle dem Myrobabaum ! 

An ihn, der über Seinesgleichen ragt, 

Ein Giesebach unter Tapfern, an den Herrn, 

Den unbesieglichen Sergeanten Abbas! 

Der Friede sei mit dir so lange Vögel 

Im Grünen wonen und die Turteltaube 

Durch alle Länder fliegt! Wie geht es Dir? 

Wie. geht's mit Deinen Freuden, Deinen Sorgen? 

Fragst Du nach mir — so geht mir's immer gut, 

Bis auf die Trennung ach ! mein lieber Freund ! 

Ich sandte eine Antwort nach Sekida — 

Doch kdine Rückantwort ward mir zu Teil! 

Drei Schreiben sandt' ich aus, vergeblich aus. 

Und ich sah ein: Du hast sie nicht erhalten, 

Es hat ein Grass von Dir uns nicht beglückt! 

Dich grüsset Ibrahim, es grüsst Bahir, 

Die Hausbewoner alle segnen Dich, 

Und liebend grüsst Dich Deine Elhamisa 

Bint Elhavass. Am neunzehnten des Juli" — 

Doch draussen vor der Kirche bei dem Brunnen 

Auf sprödem Stro ligt Raoult der Zuave. 

Das Bein ist ihm zerschmettert, seinen Degen 

Warf er zur Seite — er gehört dem Sieger — 

Ein unnüz Spilzeug dünkt er ihm, ein Hon, 

Seitdem die Kraft entschwand, ihn zu gebrauchen. 

In Wellen fliesst der Bart ihm weiss zur Brust 

Drin mäditig schlägt das Herz mit Hammerschlägen 

Als wollt' 68 die gewaltige zerreissen. 

Doch seines Auges Blick zuckt wie ein Bliz, 

Und diser Bliz glänzt wie ein BofinungsstriJ : 



Digitized by VjOOQ IC 



88 

Dass er niclit überleben wird solch^ Unglück i 

Und seine Anung hat ihn nicht getäuscht. 

Die Kugel, die ihn traf, hat ihn erlöst 

Von jedem Leid, aus der Gefangenschaft, 

Denn frei geht — mit den Toten er von dannen! • 

Des Marschalls Auge hat die Boten längst 

Und überall gesucht. Nur einer kommt 

Un meldet ihm: Fröschweiler ist genommen! 

Die Kunde fliegt von einem Mund zum andern, 

Sie übertäubt der Fürer Ordnungsruf. 

„Fröschweiler ist genommen l'^ Neu beginnt 

Der Donner des Geschüzes; es erbebt 

So Berg als Wald - in tausend Stücke bricht 

Auf einmal jezt das Herz der Legionen ! 

Da jagt ein Ross daher mit wilden Sprüngen, 

Bedeckt mit Blut und Schaum, ein lediges, 

Dem an den Leib der lose Sattel schlägt. 

Ein zweites folgt mit einem Kürassier 

Dem Helm und Panzer feit, die Hare starren 

Dem Reiter vipemgleich empor, es starren 

Die Augen vor Entsezen! Dann ein Schwann 

Von bunten Reitern — hier ein Lancier, 

Dort ein Husar — auf einem Pferd Zuaren 

Die fest sich halten wie ein Zwillingspar 

Das die Natur zusammenschmiedete. 

Nun wieder Panzerreiter Trupp auf Trupp, 

Fast werlos und besinnungslos, voll Hast 

Die Rosse spornend, dass sie laut vor Schmerz 

Aufstonen, zittern, hoch empor sich bäumen. 

Dann wie im Wansinn über Stock und Stein 

Wegfliegen, über Busch und Graben sezen. 

Dann wieder Pferde one Zaum und Lenker, 

In wilder Freiheit rennen sie dahin 

Den Stein zerschlagend mit bewertem Huf, 

Umflattert von den Manen, von dem Schweif 

Und Feuer blizend aus den grossen Augen! 

Erschüttert durch den Anblick lösen sich 

Des Heeres Reihen lärmend auf, es hängt 

An Fufis und Bügel sich des flüchtigen Reiters 

Flink mancher Voltigeor und fleht mit Blick 

Und Händen, seiner Angst sich zu erbarmen. 

Drauf wirft sich, der zulezt im Feuer war, 

Mit rauchendem Geschüz der Kanonier 

Gleich einem Keil in die verworrene Masse. 

Was ihm nicht weichen will, wird überfaren. 

Wird umgestürzt, es folgen rasselnd nach 

Die Wagen mit dem Rest des Schiessbedarfs. 



Digitized by VjOOQ IC 



u 



Auch sie, die noch die Saat des Todes bergen, 
Sind für die Flucht, die Rettung auserseh^n. 
Es klammert an die Speichen ihrer Räder 
Der Tross sich an und auf dem Deckel tront 
Daz rotberockte „Kind des Regimentes^ 
Die Marketenderin mit leerem Fass 
Und holem Herzen. — 

Aber Mac Mahon? 
Mit klugem Blick schaut auf den Wirbelsturm 
Sein schwarzes Ross, es peitscht mit zornigem Schweif 
Die Weichen sich und wiehert unablässig. 
Will es die flüchtigen Genossen manen 
Zur Umker, wie verzweiflungsvoU ermant 
Der Feldherr die zerfarenden Legionen? 
£s ist umsonst das Eine und das And re — 
Die Grenadiere reisst die Flucht dahin 
Und keiner von den Rennern wendet um! 
Da mit gewaltigem Weitsprung fart das Tier 
Hoch über das Gesindel weg, den Herrn 
Selbst noch im Unglück stolz von ihm zu scheiden! 
Es überspringt den Tambour, den Zuaven, 
Den Grenadier, der stirbt — es drängt zur Seite 
Verachtungsvoll den bügellosen Reiter. 
Auf ungebanten Wegen jagt es fort 
Vor der Verfolgung sicher, vor dem Schwindel 
Der selbst die bravsten Herzen überfallt, 
Den lezten Halt der Disciplin zerbricht. 
Denn kein Befel gilt mer und keine Bitte — 
Den Fürer lässt der Fliehende zurück. 
Der Kamerad verlässt den Kameraden, 
Von goldener Stange reisst des Rumes Hort 
Der Träger ab, er birgt ihn auf der Brust 
Vor schnödem Fall und vor der Hand des Feindes. 
In Gräben, hinter Bäume rettet sich 
Wer aus dem Strudel noch entrinnen kann, 
Er wirft die Waffen weg und das Gepäck 
Und was ihm wert und teuer war im Leben. 
Der Boden schlingt, die Schlucht den Flüchtling ein — 
Nur eine Stimme hört er noch: die Furcht, 
Nur einem Fürer folgt er: dem Entsezen! 
Der Kanonier, fast bis zum Hemd entkleidet, 
Zerreisst dem schreckenstollen Tier den Strang, 
Befreit es von der Last der Proze, schwingt 
Schwerfällig auf den Rücken sich und eilt 
Mit ihm davon, das Feuerror verlassend! 
Ein Bauerwagen naht, gefüllt mit Betten 
Und Hausrat, doch der Eigentümer feit 



Digitized by VjOOQIC 



85 



Mit Weib and Kind, es teilt das weiche Lager, 

Die weissen Linnen blutig überträufelnd, 

£in wundes Häuflein diebischer Zuaven. 

Drei Tote dann auf einem Karren — dann 

Im Banhof harrte seit geraumer Zeit 

Ein langer Wagenzug auf die Soldaten, 

Die bis zulezt ihr Aeusserstes getan - 

Und müde nun und wund darnieder lagen. 

Mit Windesschnelle sollte jener Zug 

Zum friedlichen Asyle sie verbringen, 

Wo jede Pflege, wo jedweder Trost 

An flaumenweicher Brust sie hegen würde. 

Und markerschütternd braust der Zug herbei, 

Unübersehbar ist der Wagen Reihe. 

Er dampft und pfeift, die Erde hallt ihm nach 

Und wer ihn sieht, der wünscht den kranken Sönen 

Den würdigen des Vaterlandes — Flügel! 

Doch die Verlezten nicht, die Sterbenden, 

Der Rest der Gloire nicht die Flüchtigen, 

Die Feigen, Zitternden, die Unverserten, 
Die nimmer sterben wollen, nie mit £]ren, 
Der Unverschämten, die im . Schlachtgewül 
Den Freund verlassen, der nicht weiter kann, 
Den wunden Bruder unter Rosseshuf — 
Sie füllen alle Wagen, alle Treppen, 
S i e stehen dicht gedrängt auf jedem Dach, 
Mit halbem Leibe schwebend in der Luft 
Umklammem jeden Halt sie, der sich bietet! 
Hui, wie es schrillt, hei, wie die Erde bebt! 
In Wirbeln fliegt der Rauch umher, es keucht 
Zum Bersten überheizt die Dampfmaschine. 
So schnaubt der Tot mit seinen Opfern fort, 
Er lässt sie jedes Grausen schaudernd fülen 
Der allgemeinen rasenden Vernichtung, 
Die sie im Fluge hier zermalmen kann, 
Allmiteinander wenn es ihm beliebt! 
Doch graut ihm selbst vor solchem Misgeschick, 
Genug hat er für heute, nicht für morgen — 
Er flieht mit ihnen, nicht entfliehen sie ihm! — 

EJGünthert 



1) ,,Ich habe an dem mir mitgeteilten Fragment zu grosses Wol- 
gefallen gehabt, als dass ich mich darüber weitläufig krittelnd auslassen 
sollte; ich habe nichts daran zu tadeln, und das Lob, das ich demselben 
zolle, bedarf keiner ausfürlichen Motivierung. Dass eine gewisse Mono- 
tonie in einem Cyclus von Schlachtgemälden sich schwer vermeiden 
lässt, möge noch einmal erwänt sein, und um Ihren Cyclas wie der 



Digitized by VjOOQ IC 



86 



Altdeutsche Gebete 

1 MariengrAße 

Dis sind .1. loblicher grüczli von der himelschen 
künginen Maria, von der fröd die si gehebt hat von der frö- 
lichen vrstende jrs geminteu snns, bett zum ersten dises lob. 

Salue jnperatrix mater Ihesu Ghriste, o gloriosa domina, que 
virgo Maria extitit plena gracia filio conpasa amoris est jncendio 
resurgenti amplexans osculans cum gaudio alleluia. 

lobung*) Ich loben ^) dich vnd erhöch vnd bris dich, du 
himelsche ktingi des miniklichen Verlangens, so din zart mAtterlichs 
hat nach der vrstende vnd zukunft dins gexninten suns regina. 

Ich loben dich^ du dar schinender mete stern, dz die 
göttlich vermngenhat ^) allain jn der gezirten arch dins edlen herczen 
lag verborgen, won du allain krefftiklich gelobtist, dz din sun war- 
lich von dem tod wftrd vf er erston. regina. 

Ich loben dich fürlüchtendes mete gestirn, dz du mit 
dem og diner claren verstentnus schowitist, wie sich die hoch, die 
hohwArdig sei zu dem vergotten Hb was fugen, sich wider jn ain 
andren formiren. regina celi. 

Ich loben dich du wider glender morgen stern, als du 
jn hoche contemplacio bekantist, das gott der ewig vatter mit 
siner Ullmächtikat vnd gewallsamkat wz vff brechen vff ze weken 
von dem tod dinen geminten sun. regina. 

Ich loben dich du lücht rieh es tag ögli der fröd riehen 
fröd, die din adelich hercz ensping, do du erkantest, dz der himel- 
schich vatter dinen geminten sun jm selbs hat glich machet jn 
allmächtikat jn herrfchafft vnd in göttlicher wesenhat. regina. 

Meister der Ilias zu einer wirklich epischen Einheit zusammenzu- 
schliessen, fehlt Ihnen als Zeitgenossen der Dinge^ die Sie schildern, 
die dem Epiker nöthige Freiheit, mit dem Stoffe nach Bedürfnis zu 
schalten und zu walten. Ihr Stoff ist noch Tagesgeschicbte; der Dichter 
braucht den Dämmerschein der Vergangenheit. Er fischt im Trüben. 
Je ungewisser, dunkler die Historie, desto besser für ihn. Was sich 
aber im Einzelnen aus dem Stoffe machen lässt, ist viel, und ich 
glaube, Sie machen es. Die Menge der unmittelbar aus der Erfahrung 
geschöpften Züge wird Ihre kriegerische Ehrenchronik zu einer für 
Jetzt- und Nachwelt wertvollen Gabe machen. Ich muss gestehen, 
dass den mit Phantasiefarben gemalten Schlachtenbildern der meisten 
Poeten gegenüber die Ihrigen allein mir einen richtigen Begriff der 
Wirklichkeit gegeben. Dazu kommt, dass Ihr Ausdruck edel, Ihr Vers 
wohlß^eformt ist — was will man mehr? Also munter fortgefahren und 
das Begonnene weiter zu Ende geführt. Ich habe ein lebhaftes Ver- 
langen, das Ganze bald fertig vor mir zu sehen!'' Robert Hemmerling. 

1) = Lobpreisung. Feit Lexer I 1948. 

2) Dise Endung uralt alemannisch, heute noch niederfrankisch 
üblich. B. 

8) Meine alem. Sprache S. 67. B. 



Digitized by VjOOQ IC 



87 

Ich loben dich du wider springendes morgen gestirn 
der hochen fr6d dins herczen, do dir der erzengel Gabriel mit fil 
tusend scharen der engel verkunpt, dz din ain gebomer sun war- 
lich von dem tod vf erstanden wer. regina. 

Ich loben dich du vff brechendes n\orgen rot der himel- 
sehen fr6d wan vnd hüglichat die din hercz, sei vnd gemAtt vnd 
alle dine adren durch gangen hat des ersten begirlichen ogen blicks, 
do du dinen verklärten sun an scbowitist, do er dir jn siner vr- 
stende wz erschinen. regina. 

Ich loben dich du miten täglichs lieoht der tiefen fröd 
dins jungfröwklicheu herozen, do din kunklicher sun dich mit so 
sAssen fröden riehen worten wz grüczen vnd zu dir sprechen : Salue 
jnperatrix, resurexi et aduc sum. regina celi. 

Ich loben dich du glencendes wesperliches Hecht als 
sich din geeinter sun dir wz ') zögen jn aller der richat, adel- 
kat, allmächtikat vnd vermugenhat mitt der jnn der himelschlich 
vatter hat gezirt vnd begäbet, regina. 

Ich loben dich du fröd springendes abendrot der jn 
hiczüigen begird, die din sei durch ging, do dich din geminter sun 
mit den endlosen armen siner gotthat vmfing vnd dich zärtlich 
an sin vätterlich hercz truckt. regina. salue jnpe(ratrix). 

Ich loben dich du wuniklicher^) carfunkel stain als du 
mit mineader begird kustist vnd schowitist die V rot guldinen 
porten siner verklärten .V. min wunden dar von din sei zerflos. 
regina. 

Ich loben dich du brin ender rubin als du mit begird dins 
herczen schowitist dz rot guldi sigvenli, das dir din geliepter mit 
siner kaiserlichen band was zögen jn dem du schowitist^) sin 
ewige kunkliche hersohaft. regina celi. 

Ich loben dich du jungfrö wklicher grünender schma- 
ragt als din kayserlicher sun dir ain frölichs lob sett vm al din 
mütterliche denstbarkatt trüwer vnd liebe, so du jm die XXXIIII 
jar erbotten hatist. regina. 

Ich loben dich du minricher amatist des grosen wollge- 
fallens och dankens vnd lobens, so din geminter sun dir set vm 
dz gross durch trungelioh hercz laid, so du jn sine liden vnd tod 
hast gehebt, regina. 

Ich loben dich du adeliclicher amatist das din verclärter 
sun jn siner günlichen^) vrstende dich tusent faltiklich ergetzt 
vnd erfröwt hat alles dins schmerczen vnd lidens, so du mit jm 
gehebt hast jn sinem sterben, regina celi. 

Ich loben dich du himelscher Jaspis alla du dich mit 

1) Am rechten Rande „er^^ 

2) In der hs. stet ein durchstrichenes dich. 

3) In der hs. „dz rot guldi" durchstrichen. 

4) Entstellt aus guotlich, guollich, alem. Schriften besonders eigen. 
Lexer I 1123. B. 



Digitized by VjOOQ IC 



88 

jungfröwklicher plaghat zärtlich wert naigen vor der hochen gött- 
lichen trinitet vnd jr ain ewigs lob setist das menschlich kind so 
hoch geliebet hat, dz die ander person der gothat menschlich 
natur von mine an sich hat genomen darum das wir och göttlich 
wnrdend. regina *). 

Ich loben dich du fr öd bringender dar er sardinus^jals 
du dem ewigen vatter jn lobricher dankberkat wert vftragen vür 
dich vnd für alle menschen das hoch würdig leben liden vnd sterben 
dins geminten suns. regina. 

Ich loben dich du glenzeuder rubin alls du gott de 
himelschen vatter ain ewigs lob setist für dich vnd für all crea- 
turen, dz er sinen geminten sun hat geben vß aigne gewalt vf 
ze ston von dem tod. regina. 

Ich loben dich du glencendes puliertes gold als du dem 
ewigen vatter mit hocher begird vf trest vnd all creaturen jn lob- 
richer dankberkat gegen jm verwesen bist der tiefen min jn der 
er sich hat gin jn dz haiig sacrament. 

Ich loben dich du göttlicher margarit als sich din jung- 
fröwklich hercz frowt vnd jubilirt, do du an secht^) vnd bekan- 
test das dem himelschen vatter sin er Mfalt wider ward jn der 
göttlichen signuft dins suns, darum du jm ain frölich lob settist. 
regina. salue jnperatrix. 

Ich loben dich du brinender roter ros der springenden 
fröd alls du bekantest dz durch din flaisch vnd blnt vnd durch 
gesegneten frucht dins libs alle menschen von dem ewigen tod er- 
löst sind, regina. 

Ich loben dich du hailsames lanander blümli der fröd 
dins zarten herczen, dz din kind dz hoch sehr igen (Schreien) der 
alltvetter so gnngsamklich erhört vnd erfült vnd si frölich jn der 
vorheld*) wz trösten vnd erfröwen. 

Ich loben dich du adelichs gemengtes nagel rösli der 
tieffen herczklichen fröd, so din hercz sei vnd lib durch ging, do 
dir din geminter sun zogt alle die seien die ervs der forheld er- 
löst het och die mit jm erstanden warhat die du mit herczklicher 
gird an schowitist. 

Ich loben dich du wo 1 schmekender wisser ros als Adam 
vnd Ena mit allen patriarchen vnd propfeten nider knüwitent für 
din kaiserliche würdikat vnd dir ain lob setent, dz du den geboren 
vnd erzogen der si von dem tod erlöst hat. 

Ich loben dich du rot brinendes nagel rösli der jubiliren- 
den fröd, so die alltueter empfingend do sy din dar lüchtendes an- 



1) Oft nur regi- 

2^ Mhd. sardin, ein Edelstein, Lexer II 608. B. 

3) Solche Formen 2. Pers. sing, praet. ind. alemannisch ganz ge- 
wönlich. M. Alem. Spr. 195. B. 

4) So spricht das Yolk heute noch st. Yorhölle. 



Digitized by VjOOQ IC 



89 

gesiebt anschowitint des si meng M jar hatent begert ze secben 
vnd si von dir batent profitiert *) betend dz von dir geboren solt 
werden der liebbaber der weit, regina. 

leb loben dicb du jungfröw gilg der fröd, die die lieben 
patriarcben durcb ging, do si bekantend, dz si dicb ewiklicb war- 
dint scbowen vnd si ocb ain bimelscblicbe fröd durcb floß, do si 
bekantent, dz si vnder dinem gebieten soltent sin. 

Ich loben dicb du lücbtendes gold blümli der bocben fröd, 
dz so menig menscb mit lib vnd sei dinem sun ze er vnd ze lob 
vf erstand von dem tod an de österlicben tag. 

Ich loben dicb du bimelscb lieber baisam der minricben 
fröd dins zarten berczen als du bekantest das bocb bimelscblich 
lob vnd engelscblicb Spalieren so die fürstlicb riterscbaft, die bocb 
schwebenden gaist, die jnbninstigen serapbin, die liecbtrioben ceru- 
bin vnd all bimelscblich burger sind verbringen ze lob vnd er der 
glonoslicben vrstende dins geminten suns. regina. 

Ich loben dich du wol gezirter ros von Jeriebo dz du 
bekantist, dz durch din künklicben signuft dins sune die zal vnd 
die cor der engelscblicben gaisten solt erfdlt werden. 

Ich loben dich du ade lieb es maigen rösli dz die himel> 
sehen vnd engelscblicben scbaren in den XL tagen so menig mal 
mit süss klingender stim vnd bimelsehen harpfen sangen dz engelscb- 
licb gesang. regina celi. 

O dulcis et benedieta eelorum regina, salna nos miseros pecta- 
tores ^), ne eterna morte dampnemur, sed cum Christo saluemus ®), 
alleluia. 

Ich loben dicb du gezirte tristkamer^) des ewigen worcz 
dz du so meng mal mit vf gehebtem gemüt betrachtitist alle die 
frütht vnd nücz so allem menschlichen geschleeht jst komen von 
der gewaltigen vrstende dins geminten suns. regina. 

Ich loben dich du portdesbimels der frÖd dins berczen 
des frödenrichen ziez, dz du batest jn siner vrstende den er sich 
dir on vnderlas er zogt jn bocber elarhat sin göttlichen wesens. 

Ich loben dicb du bimelscbe küngi dz din edle sei jn 
disem miniklieben zit so dik von minen vnd von begird zerflos vnd 
jn ward genomen jn die baimlicbat der gottbat. 

Ich loben dich du frow der engel als du ob allen creaturen 
mit tiefer erkantnus wert scbowen die richat, adelkat vnd nucz- 
barkat der gewaltigen vrstende dins suns. regina. 

Ich loben dich du wunsame gezird aller baiigen dz du 
dinem geminten sun so menig jnbrünstig lob, er vnd glore hast 
geset, dz er vs gewalsamkat siner hoeben vermugenhat für vili 



1) hs. prfitiert hat. 

2) Lis peccatores. 
B) Lis salvemur. 

4) Schazkammer. Alem. III 14. 134. B 



Digitized by VjOOQ IC 



90 

Biner verschmächt so hoohe richat göttliche herschaft sich selbs 
hat begäbet vnd gezirt f&r all hailgeo. regica. 

Ich loben dich du frödzitrende cron aller jungfrowen 
dz du dine geminteo sun so meng jnbrünstig lob bist sagen vm 
al sin väterlich triiwer und würdikat so er an dich gelet hat für 
all creaturen, besunder dz er dir des ersten jn siner vrstende er^ 
schinen jst vnd din müterlich durch liten hercz vor allen menschen 
getrost vnd erfröwt hat. 

Ich loben dich du wolgezirtes tabernakel der haiigen 
drifaltikat das du all creaturen jn lobr icher dankberkat bist 
ferwesen gegen dine sun vm die tiefen min der er sich hat geben 
in dz sacrament. 

Ich loben dich du fröliche ogen waid der himelschen 
Jerusalem der hochen fröd dins herczen als du bekantist dz die 
gesegnet frucht dins lips nun gnugsamklich mit sei vnd lib vn- 
tödemlich was *) erstanden. 

Ich loben dich du gesegnite arch der hochen gotthat 
dz sich din zart edel hercz jn jubilierender fröd fröwt, dz dim 
kind jn siner glorioslichen vrstende sin er Mfalt wider geben jst 
fil mer den jn die Juden verachtet hond. 

Ich loben dich du geplümtes paradis vol aller lust- 
bar kat der herczlichen fröd, die du haist gehebt, so du bekantest 
dz sich din geminter sun jn dem paradis so miniklich vnd so wtin- 
samklich wz erzögen vnd sich jnen nach höchster geniegt gab ze 
niesen, dz du dem ewigen vatter jn hocher dankberkat wert 
vftragen. 

Maria omnes sanctus ^) te honorat, Jhesus Christus te co- 
ronat jn celesti gloria. Te Maria omnes sancti benedicund et lau- 
dantes tibi dicunt aue domina celorum. 

Ich loben dich du brun aller gnaden der tieffen fröd so 
din sei vnd lib enpfing, dz sich hirael vnd erd vnd all creaturen 
sich wunderbarlicb fröwtent vnd froloketend von fröd vnd hüg- 
lichat *), dz din geminter jr Schöpfer vnd erlöser warlich vom tod 
erstanden was. 

Ich ermanen dich vnd loben dich du geminte tochter des 
himelschen vatters der grossen fröd dins edlen herczen das 
sich die dar liechtrich sun mit wunderbarer hüglichat wz fröwen 
vnd jre glantz vnd schin drig stund je lies schinen vf dz ertherich 
och mit spilender fröd vf wz gon ze lob vnd er der ewigen sanen 
der gerechtikatt die och an disem frölichen österlichen tag mit me 
wunsamkat wz vf gon den si je geton het vnd ewiklich t&n 
wirt. regina. 



1) Durchstrichenes erschi- in der hs. 

2) Zu sancti verbeßert. 
8) Etwas andere Hand. 

4) Zu Lexer I 1379 wo es feit (= freudige muntere Weise). 



Digitized by VjOOQ IC 



91 

Ich loben dich du matter des ewigen worcz die du en- 
pfiogt do da bekantest, dz die enaunt mineri so mit jnbrunstiger 
min jren geminten Herren sacht wie wol dinem edlen herczen wie 
beschach von jrem yngloben, so fröwt dich doch jr hochi trüw 
vnd min zu jm. 

Ich loben dich da gespons des haiigen gaistes dz du dich ^) 
mit herczlicher trüw wert fröwen mit der minrichea Maria mag der 
din geminter sun erschain vnd sich jr jn aller clarhat wz erzögen 
vnd si vätterlich wz trösteo da von jr hercz jn mine zerflos. 

Ich loben dich du geplümter ros gart aller hailikat der 
fröd dins herczen, dz die lieben junger so gancz erfült wurdent 
mit grosser fröd do jnen din geminter sun erschain vnd jnen sinen 
frid wz wünschen, regina. 

Ich loben dich du fürbringeri alles hails der fröd dins 
harczen so din kind sine geliepten junger wz trösten vnd erfröif en 
vnd jnen sine min zaichen ze küssen gab dauon jre herczen zerflos. 

Ich loben dich du gesegniti ob allen creaturen der 
hochen fröd dins herczen, dz du bekantest dz durch die günlichen 
vrstende dins suns der war christelich glob so miniklich wider 
granet hat jn allen verfinstreten herczen von der vrstend dins kinds. 

Ich loben dich du gewaltige kaseri himerichs vnd 
ertherichs der grosen fröd do du bekantest die grossen jubi- 
lirenden fröd so alle gott minende Lerczen hond jn der gewaltigen 
vrstende dins suns. regina. 

Ich loben dich du Spiegel aller wunsamkat der tiefen 
fröd dins edlen herczen, daz du der haiigen drifaltikat ain ewigs 
lob setist für dich vnd all creaturen, dz din kind mit siner gün- 
lichen vrstende menschlich kind so uil gnad richat vnd adelkat vnd 
frighat verdenet hatt besunder dz wir an dem junsten tag mit sei 
vnd Hb werdend vferston. 

Ich grüoz vnd loben dich du küngin der engel du himel- 
sche kayseri, jch glorificier dich du himel der gotthat der 
hochen tieffen fröd die din zart edel hercz vnd lib durch ging vnd 
jeczent enpfacht von der göttlichen signuft dins geliepten suns, won 
du nan mit höchste benügt bist schowen loben vnd niesen die 
adelkat vnd richat der vrstende dins geliepten suns von der richat 
vnd adelkat all himelschlich barger jr höchste fröd vnd selikat 
hond, jch bit dich du wellist mir verliehen dz jch hie jn dissem 
zit dz überwürdig glorioslich fest der gewaltigen vrstende dins 
kaiserlichen suns also mit jn hicziger gird sig loben vnd eren, dz 
jch jn dem ewigen vatterland mi allem himekchen herr sig loben 
schowen vnd niesen jn clarhat sei vnd libs. amen, regina cell. 
Maria. 

Uirgini Marie laudes concinand (so) christiana. beata domi- 
na, toa per precamina reconcilientur peccatores. Tiant per te liberi 

1) Am linken Rande. 

Digitized by VjOOQ IC ^_ 



92 > 

a fermeto veteri victime paschalis perceptoris. Da nobis Maria virgo 
Clemens et pia Aspectu Christi uiuentis et gloriam vidi resurgentis. 
Cum prece nos pia Christo reconcilia Que sola mater jntacta es 
genitrix verbi dei facta. Credendum est ex te deum et hominem 
Simus') Christum processise ex virgine mattre tu nobis victor rex 
miserere. Alleluia. 

2 Heiliggeistgrüsse 

Dvm conplerentur dies pentecostes, erant omnes pariter di- 
centes alleluia, et subito factus est sonns de celo alleluia. Tam- 
quam Spiritus vehemens (s auf tis) repleuit totam domuro alleluia 
Dum ergo essend (so) jn vnum disipuli congregati propter metum 
judeorum, sonus repente de celo uenit super eos Tamquam. 

Ich loben eren vnd anbet dich vnd grücz dich vs der höchsten 
begird mins herczen du vs gender glancz glichformig jn der 
allmächtikat vnd jn der substancz de vatter vnd de sun , von 
jrer baider jnbliken jn wolgefellikat du haiiger gaist vs gaist vn- 
begriffelich allen herczen. 

Ich loben dich du clares Hecht lüchtent jn der guldinen 
gotthatt, dz du bist ain band der min ain milter vsflüs der gnaden 
die drit person jn der hochen gotthat vnd och drig personen vnd 
als ain gott. 

Ich grücz dich du ewige vorwissenhat^ dz du bist ain 
glancz vnd ain wider glast vnd ain lüchtende cron ze becrönen 
die maystet des vatters vnd suns von de sich ersplieglend die 
brinende serpfin vnd cherubin vnd all himelschlich burger. 

Ich glorificir dich dubrundergüti, dz niemend sich en- 
schulgen mag von diner erbärmd, eya du fluschst vs von richer 
miltikat jn alle geschafenhat jn leben vnd jn wesen ze entalten 
wider jn ze laiten jn ünsern ersten vrsprung. 

Ich loben vnd eren dich du ewige wishat, das du vs diner 
ewigen forwissenhat so adelich fürtrahtet hast ze schöpfen die 
adelichen creaturen engelscb lieber gaist. ^ 

Ich loben dich du adelicher werch maister^ dz du vs 
ewikat fürtrachtet hast den adel engelschlicher gaist ze frigen von 
dem fal der sünden, du haist si übernatürlich gezirt vnd si als ain 
Jiecht für din göttlich angesicht gestelt dir ze lüchten vnd si lüch- 
tent nach dinem gefalen. 

Ich loben dich du abgründlicher brun aller gütti,^d«^ 
jn dir wag vnd mess nemer funden wirt jn diner hochen gotthat 
alles bimelsch herr sich ferlürt jn dem vnendlosen quellenden 
brunen da si fersinkend vnd ensinkend vnd doch zil vnd end nemer 
findend won da gebrist alle dem dz da jn himel vnd jn erd jst. 

Ich naig diner hochen maystet vnd beken mich vnwürdig dich 
hochen got ze anbeten vnd ze loben vnd grüczen dz du splendor 

1) Lis scimus, 

Digitized by VjOOQ IC 



dS 

pateroe glorie jn dioer hochen kaysserlichen phallens all engelsch- 
Uch vnd himelschlich jnwoner jnfürst ynd jn laitest jn jren ersten 
vrsprung, du gist jnen mas vnd zil vs vod jn ze gon jn die gol- 
dinen gottbat. 

Ich loben dich du edler bocber subtiler wercbmaster 
von dem all werchmaister jre künst ynd wishat enpfachend, das du 
jn diner ewigen ewikat fürsechen hast ze foimiren die luttren nach 
dir gebilteten sei ze schafem von jcht geschaffen hast vnd si tail- 
hafftig gemachet hast dins göttlichen würkens, ach wie so fil ade- 
licher seien da geschaffen hast, die disse hochen adelkat vnd 
würdikat nie betrachtet hond vnd vm so ain denen fchneden inst 
jr ranen latren seien sogar liederlich vnd schnöklich entränget 
hond vnd so wenig erachtet vnd gescheczt hend din hond din hoche 
lieben in der da vns nach dinem bild geschaffen hast. 

Ich loben vnd grücz dich du zarter liebhaber der ge- 
stalt miner sei der hochen grossen adelkat miner sei die da 
ewiger gott gelet hast in dz fünkli miner sei ferborgen allen minen 
krefften vnd die krefft miner sei so ordelich geordnet hast jn mir 
die jch laider dorcb die jngebung des bössen schantlich entornet 
hon min arme sei entstelt hon vnd wider dine gebott vnd ret vnd 
jngeben bossklich geton hon, ach vnd den adel miner sei vnd dz 
luter vnschuldig hembtli miner gewissni gancz zerzert vnd enstelt 
hon. Eya dz widerbring jn miner sei, ker nit von mir dine gütigen 
ögli sich jn min rüwend hercz, naig dine vatterlichen oren vnd 
vermerk gütiklich dz geschraig vnd anrüffen dins kinds, ferschmach 
nit din geschöpft vnd band getet, du milter vatter, wider bring 
dz ferloren bild miner sei vnd mich für bas jn min erst gebome 
frihat des himelschen vatterlands dar zu du mich geschaffen hast. 

Spiritus domini repleuit orbem terarum alleluia et hoc quo- 
niam continet omnia scienciam habet vocis alleluia. Omnium est 
enim artifex homnem habens virtutnm omnia prospiciais. 

Ich grücz dich du abgrundigs wessen aller wesen vnd du 
liepliches morgen rot vf gangen vor dem liechten tag der erbärmd 
wert du vffgon mit dem zarten kelien tow diner gnaden jn dem 
edlen herczen Marie jn der enpfenknus unsers behalters, do du si 
wert vmschätwen, ach du fürbringer unsers hails diner gnad do 
du die edlen sei wert beschaffen vnd dz edel libli wert formiren 
vs dem rainisten blntt des herczen Marie. 

Ich lob vnd g. dich du vff brastinde sun mit den hic- 
zigen stralen dins göttlichen fürs die künklichen matter 
enzuntist, dz si von min jrs wesens war entflosen vnd ferbrunen, 
do der hoch sim gottes sich naigt von diner beschaffung jn dz 
edel hercz Marie won dz din göttliche kraft vnd süsses maigen 
tow jr hercz wert erkülen. 

Ich loben dich dz du bist ain anfang unser erlös ung 
vnd och ain entalter vnd ain wesen aller creaturen, dz du gebüst 
dem tod vnd dem leben vnd si sind dir vrtenig, ach wie so menge 



Digitized by VjOOQ IC 



94 

edle sei da so adelich geschafen hast ynd da si so miniklich wider 
jn gefürt hast jn jrn vrsprang. 

Ich loben dich du vsg&nder glancz von dem vatter 
vnd dem sun, dz du dz gancz ertherich erfüllen bist mit dinen 
gnaden vnd gaben also dz kain 1 gnedli kain gäbli nit jst dz nit 
von dir denkt quelenden branen sig fliesen vnd sig komen. 

Ich loben dich da fr ö liehe sumerwü, dz du bist ain 
fröche ogen waid alles himelschen hofgesinds die mit vnvfhörliche 
stimem singent vor dem hochen tron diner maystet ; ach des tiefen 
nigens so si tunt vor dem hochen tron mit ersamer reuerens diner 
göttlichen allmächtikat. 

Ich loben dich du milter vatter der armen, du milter 
trost aller ferzwiffleten, ain küler brun de turstigen 
dz für der min vnd ain ogen trost vnd ain volle ersetigun der be- 
gririgen herczen. 

du haiiger gaist gaistest, wo du wilt nist hut jn dem nestli 
mins herczen, ach gas din gnad jn min türe sei, begnad hüt din 
geschöpft vnd din band getet, lais num ain ainnigen tropfen diner 
gnad jn mink kalte sei, erkik si von dem tötlichen schlaf der 
sunder hiczg^) min kalt hercz mit dem für diner ^) min vnd guss 
din göttliche gnad jn min hercz, verschwam vnd ferflöez alle mine 
creft jn dz dief bodelos mer der hochen gothat, da jch ersterb 
vnd entwerd allen geschaffnen dingen. 

Ich grücz dich du für is band der min dz du hocher tröster 
von ünsre behalter manigfaltig verhaisen vnd gelopt bist^ do er 
zfi nachet sim liden vnd nun mit siner sichbaren lidbaren lib für 
uns wolt schaiden gelopt er uns die gelüpt des vatters dich ze 
senden jn diss weit alle weit zfi strafen von dem gericht diser weit. 

Ach du süsser tröster bis hüt gegrüczt von mir das du 
durch dz ferhaisen ünsers behalters jn der lösten ziten uns gelopt 
bist worden da uon die betrüpten herczen der junger Christi ain 
süssen trost enpfingend, ach do der betrüpt durch liten herr sprach, 
er weit uns senden ainen andren tröster der gaist der warhat der 
uns würt leren alle ding, der da vs gat von dem vatter, du w&r- 
dist nit von dir selber reden, sunder wz du hören würdist dz wjlr- 
dist du reden. 

Ich loben dich du ewiger gott, dz du ging wert zu disser 
ferhaisung uns dine arme kind ze besechen jn'de frid vnd vns 
ze erfröwen vnd erfulen mit dinen sibenfaltigen gnaden vnd gaben, 
ach wie rilich du dich ergüst mit dinen dinen gnaden jn die be- 
gingen minenden herczen die sich berait«n vnd schikend z& gnaden. 

Cum venerit paraclitus quem ego mitam vobis spiritum veri- 
tatis qui a patre procedit jUe stestimonium perhibebit de me 
alleluia. 

Ich loben dich du ewige gnüsamkat des jnerlichen getrengs 



1) Vor hicz ist kik durchstrichen. 2) diner auf miner. 

Digitized by VjOOQ IC 



vnd maüigfeltigs tribulirflD, so du jn den X tfl^n den jungter Christi 
Z& wert senden jn de si gar ju jr nicht wurden geschlagen jn 
de si jr grosse grobkat vnd vnerkanthat wnrdent bekenen vnd 
jnen we tet dz si so vnerkantlich mit de heren gelept vnd ge* 
wandlet betend vnd jnen sin süse 1er vnd fermanung so gar wenig 
cnachtet betend da von si so gar gross getreng jrer gewissni batent. 

Ich lo)>en dich du brinendes camin der grossen forbe- 
raitschaft vnd grossen gefelikat jn dem du bekantest jr grundlose 
gelaissenfaat jn dem si sich dir ergaben, sölte dis getreng ewiklich 
geweret haben, dz si dz wiliklich woltend angenomen haben, ach 
wie gruntlich du si liest vf jr aigen nicht vnd dii lütretest si als 
dz gold vnd bei*aitest si zu dinem hoche werck. 

Ich loben dich du zarter miniklicher vatter dinr vätter- 
liehen truw jn der dinr aller bestes maintest des grosen wol- 
gefallens so du bätest an jre demütige vnder wurffs so dir ewigen 
Gott tatend mit begerun dinr gnad ferzichung jrer sund vnd ge- 
trulichs fluchen vnd ferlognen, so si ton bettend, ach dz du jnen 
gnediklich wert verziehen. 

Ich grücz dich des grossen wol gefalens so du h&test an jre 
hochen vff gespanen gemütt, do si dich warlich jndem gaist warent 
anbeten, siwarend fersamlet bi ain andren mit Maria von forcht 
der Juden, jre gemüt warend och fersamlet, ach si gedachtend woi 
an die ferhaissung jrs maister, dz er jnen weit schicken die gelupt 
des vatters, ach die fersamlet ohristelich kilch die si allain warend 
WZ foillich durch dich ain festnung ze über kumen. 

Ich loben dich brinendes für der min des grossen woll' 
gefallens an jrem wol gesasten gemütt vnd jn kerte versamleten ge* 
motten jn de zit si vff gespanen g herczen warend warten der 
gelupt des vatters, ach des süssen stilen ^) ferhollnen suffczen mit 
dnrchlittnen gemüttnen mit ganczer zufersicht warend dich anbetten 
vnd bi ain andren ^also ze beliben. 

Ich loben, .eren, bris vnd gk>riflcier dich du vff brast ende 
snn vs brechend vs dem tünsterlichen abgrund der got- 
hat, dz du glügendes brinendes camin du vnd du vschlechst 
von für, jch ermanen dich des adelichen vsgons alls du hüt vs bist 
gangen da göttlicher gaist als der bnitgem von siner schlaf kamer mit 
den nischenden bächen diner göttlichen gaben, ach wie stürmlingen 
du dz hus er faltest dar in si versamlet jnsasend Eya wie du brinender 
süsser Gott jn fürinen zungen wert erschinen vnd (am linken Rande 
vf) jetwedere junger ward gesech ain zung: ach der grossen fröd 
die durch ging ir aller hercz sei vnd Hb vnd geäder, won kain gelid 
nit an jnen wz, dz nit erfült ward mit fröd. Eya hie wurdend si 
M falt ergeczt alles jrs lidens vnd getrengs jn ain ogen, do du ai. 
durch flust mit dinen göttlichen gnaden vnd gaben vnd alle jre 



1) Hs. ob^i vnd der> 

Digitized by VjOOQ IC . 



96 

kreff erfultist mit fröden vad sftssikatt das dz si von dir vnd von 
jneo oemer geschaiden mochtent werden. 

Ich loben dich du süris band der liebe der gnaden, do du si 
wert frigen von allen tötlichen sunden vnd schulden, du wert si 
binden mit de starken fürinen band dinr göttlichen min vnd liebe, 
du wert jre wankelmütigen herczeu festnen als ainen starken vn- 
beweglichen turn won vf si die bailig kilch gefestnet solt werden. 

Ich grücz dich du splendor pattris diner hochen güti jn der 
du dich wert ergiessen mit dinen gnaden jn die herczeu der lieben 
junger vnd jnen wert vf tan die ogen jrer vorstentnus jn dem si 
bekant dich vnd och alle geschrift. 

Ich loben dich du füriner busch, das du mit den furinen 
Zungen wert leren die junger die sprachen aller band land, dz si 
soltent dar mit jn allen landen verkünden dz wort gocz vnd jn aller 
weit solt vfgon jr geton. 

Ich loben dich das du an disem frölichen phingsttag hast er- 
fröwt alle trurige betrüpte herczeu vnd noch täglich wilt sin ain 
trost aller durch litnen herczeu die sich zu diner gnad schiken sind. 

Non uos relinquam orphanos alleluia, uado et venia (so I) ad uos 
alleluia et gaudebit cor vestrum alleluia. 

Repleti sund omnes spiritu sancto et ceperund loqui alleluia. 
rog pro uobis pattrem vt ille uos custodiat alleluia. 

Ich loben dich du liechter carfunckel dz du an dise hochzit- 
Uchen phingstag mit snndrer richtung vnd schecz dich wert er 
giessen jn de vergülten schrin der hochen gotthat jn der künk- 
lichen magt hercz, die sich vor jnen allen vf dz aller höchst be- 
rait vnd sich diner gnad enphenklich hat gmachet die durch flust 
vnd über sehntest jr hercz sei vnd gemüt jn de si zerflos vnd 
wider jnflos mit danknemer dankberkat. 

Ich loben dich du brinende fackel der grossen gezird so du 
jn himel vnd jn erd an si gelet hast du erwaltest, si dir ze ainer 
gespons vnd du vmschetwetest si wer zeflossen von jnbrünstiger min 
jn der du ir hercz enzuntest. 

Ich loben dich diner fürnemlichen liebe so du bätest zu dem 
süssen hercz sant Johanes, dz du jnsunder erfultest mit dinen 
gnaden also die ferborgnen schäcz vnd haimlichat, die er vs der 
brüst ünsers heren gesogen het die jm verdek was die hastu jm 
hüt clarlich offenbar gemachot vnd jm sine jnwendigen ogen vf 
geton dz er mit siner subtilen 1er alle weit damit erlücht hat. 

Ich loben dich du süsser vsflus das du an dise frölichen 
pfingstag hamges&cht hast dine ferlome kind vnd noch teglich 
hamsfichst alle trurige betrüpte herczeu ^die du mit dinem gött- 
lichen trost ham suchen bist vnd trösten bist. 

Ich loben dich dz du mit dinem jnwendigen triben vnd jagen 
mit diner süssen gnad hütt die forchtsamen herczeu gedürstiklich 
vs lufent vnd vs ruiftent den haiigen globen. 

Ich loben dich du fürine zung dz du hüt an dise frölichen 



Digitized by VjOOQ IC 



97 

tag hast gemachet vs den armen vischer, die nücz wistend Tnd ver- 
st&ntent, doctores vnd lerer vnd hirten der ganczen cristenhatt. 

Ich loben dich di; ewiger Gott, dz da hütvfton hast jre jn- 
wendige ogen jrer verstentnue vnd si hütt giert hast jn ain ogen 
blik all sprachen, allso dz si retent mit nüwen zungen die ding 
Gottes die geschechen warend. 

Ich loben dich des grossen ferwundren, dz dz folk het jn dem 
do si hortent ain j ecklichen mit siner sprach ze reden ^die grossen 
ding Grottes, da uon si sprachent si werind trunken, ja warlich wa- 
rend si trunken jn dinr liebe, won du hetist si jngefürt jn din 
win keller, da von si von grosser richat vnd völi si vs ruftend dich 
ze sin ain waren Gott. 

Ich grücz dich ze CM stund der grossen wunder vnd zaichen 
so du jnen ferlicht ze würken, allso dz durch jr kunst vnd wishat 
sant Peter an diso tag \^ menschen bekart, wie fil me och die 
andren mochtend bekeren. 

Ich loben dich du trüwer ewiger sorg träger unser seien, dz 
allain durch dich unser haiiger cristilicher glob geuestnet vnd 
gewurczlet jst, den hetist du nit die zwifelhefi'tigen herczle diner 
schäffle nit gesterkt vnd erlücht, so wer jch vnd alle weit nit dar 
zu komen, won durch jr 1er vnd fermaimng sind wir wider vm ge- 
fürt vf die rechten lancz strais zu dem ewigen leben. 

Acctpite spiritum sanctum, quorum remiseritis peccata, remi- 
tantur eis alleluia. 

Ich loben dich du wunberende fr6d des vätterlichen herozen 
des frölichen behenden jnkers, so du dich wider um wert presentiren 
jn die gnldinen gothat dir selbs wert lob vnd dank ze sagen vm 
die grossen gnad, so uns von dir bescbechen jst. 

Ich lob dich du ewige gn&samkat, dz du allain gnug bist dir 
selbs lob Vnd dank ze sagen vm die grossen guttet so du uns be- 
wist hast. 

Ich loben dich, dz allem himelschen herr gebrist dich ze loben 
vnd all brinent cerubim vnd serapfin die ferlürend sich von lob 
jn diner höche. 

Ich loben dich, dz du bist ain jnlaiter vnd ain jnfurer aller 
Gott minden herczen jn jre vrsprung, du bist dz fdri band der min, 
wen du binst, der mag nertier vf bunden werden von diner liebi. 

Ich loben dich du süsse hoffnung vnd zuuersicht mins herczen, 
daz du allain mir gist leben vnd wesen vnd mir geben hast min 
leben vnd mir och das selb nemen machst, wen du wit, kum hüt 
vnd er lücht die ogen miner fernunft, dz jch dich clarlich mag 
beken vnd liebhaben über alle ding. 

Ich grücz dich du tröster aller waisin, kum hut jn die hiczigen 
begird mins herczen, lais hüt fliessen ainen anigen tropfen diner 
gnad jn min kaltes hercz, sider jch nit würdig bin die costlicheo 
trachten vnferdakt ze niesen, ach so laiss doch ainen süssen ge- 

Bürlbiger, Alemumia IV 2 7 



Digitized by VjOOQ IC 



»8 

schmak nach dir, dz jch jn dinen fSs tporen dir nach lof mit jn- 
hfcikat miDB herzen. 

I lobeD (Schlags feit.) 

PergameTdhandschrift des 15. Jarh. aus 8t. Georgen m 
Schwarzwdlde Nr. XLII^ jeet in der Grossh. Hof- und Landes- 
hibliothek in Carlsruhe, 132 Blätter in Meinem Formate; 1 — 24 
und 45 — 52 sind Quatemionen, die übrigen Qtänionen. Auf Blatt 
T steht, \ schw I schwöst | er Elshe \ et schäp \ fin. Die Anfangs- 
buchßfaheh sind alle rot. Alfred Holder 



3 Aller haiigen ordnnng, tag vnd zitt 

Uff sant Ursula tag der edlen künginen fach an die ord- 
nnng all haiigen ze eren. Des ersten rüff an all haiigen, beger 
Ton jnen sy dir vmb Gott sigint erwerben gnad, liebi vnd jnhitzige 
begird, das du sy all sygist loben vnd eren nach dem höchsten 
lob vnd gefallen Gottes. Dammb sprich jrem verdienen ze er 
XII Te deum laudamus, och XXXIIII pater noster. Begers da mit 
sy dir erwerbint vnd verlichint das dn dem edlen bild vnd exempel 
1er vnd gebotten ünsers herren sygist nachfolgen vnd dnrch alles 
din leben Gott lutterlkh sygist minnen suchen vnd allain mainen. 

An sant Vrslen tag erheb dich jn die ersten wonong des 
himels zu den haiigen wittwen: Betracht jr sälig abgeschaiden 
leben, dz sy gef&rt. habend jn grosser strengikait, die weit ver- 
schmächt, alle liplichen gelüsten abgestorben: Dar amb sy nnn 
Gott ewigklich mit fröden sind sohowen. Ueb dich och nach dinem 
vermögen jn dissen tagenden; besüder nimm für dich ze leren ab 
ze sterben alle liplichen gelüsten. Er sy vmb jr hailigs leben 
mit XXXIIII pater noster geordnet jn die mensch werdnng ünsers 
herren, VIII Te denm Gott ze lob, dz er sy mit dissen tagenden 
begabett hatt. 

Uff sant Cordnla tag erheb din gemüt höcher ja die 
zierlichen schar der lattren jangfrowen: Betracht jr edels min- 
mklichs leben, dz sy gefÜrt hond jn hocher vnschald, der weit jr 
gezierd vnd fröd vnd richtomm abgestorben, gelept in engelsch- 
Ucher purhait, gestritten vnd gesygett, als die edlen ritter vnd 
kempfer ChriXti, hieramb sy sind die vsser weiten gemachle des 
lemlis. Fliss dich jrem edlen minniklichen leben nach ze folgen! 
Besunder lern von jnen gedaltigs vertragen vmb alle widerwerti- 
kait. Er jr hailigs verdienen mit XXXIIII pater noster geordnet 
jn die ed)^n vnsohaldigen kinthait ünsers herren. Gott z& lob 
Till Te deam^ dz er sy vss tassenden vsserwelt hatt. 

An dem nächsten tag sant Cordnla tag darch Bdiow 
mit flissiger betrachtoi^ die grossen loblichen schar aller hailgea 
bischoff, bichter vnd ainsidel, die so recht ain minnrich^ jnbrinstig. 



Digitized by VjOOQ IC 



99 

hert abgeschaiden leben hond gefürt. Die h. Cristenhait so mit grosser 
würdikait hond geziert mit jre haiigen ämpter, 1er vnd predginen, 
och mit jrem abgeschaidnen leben, wonn sy die weit jr fröd vnd 
gezierd hond geflochen, jn den höler vnd feisten gewonet, darumb 
hatt jnen Gott geben jn dem wyten himel sich ewigklich ze fröwen. 
Er sy mit XXXIIII pater noster geordnet jn alle haiige frucht- 
bare wort vnd werck ünsers herren VIII Te deum das sy Gott 
mit vil tagenden begäbet hatt die du och flissklich solt üben, be- 
sonder dich flissist alweg vnder ze gon vnd dinem aignen willen 
ab ze sterben. 

Uff den III tag nach sant Cordula erheb din gemütt 
vnd durch schow die würdigen aller hailgosten schar aller haiigen 
marterer, die lib vnd leben vmb Gottes willen hond geben, onzal- 
liehe martter vmb Gottes liebi gelitten, vil verschmächt vnd dur- 
ächtnngi darumb sy jetz jn Gott ewigklich lebent. Fliss dich jrem 
balligen ersterblichen leben nach ze folgen, besunder jr grossen 
gednltikait. Er jr hailigs blutt vergiessen mit XXXIIII pater 
noster geordnet jn den bl&ttigeü schwaisß so Christus vff dem 
berg vnd jn sine liden verrert h. YIII Te deum Gott zu lob vmb 
alles gutt, so er jnen je gethon hatt jn leben vnd jn sterben. 

Uff Grisanti et Dario schow mit hertzklicher begird die 
liechtrichen fürstlichen XII hotten, wie die dem edlen Sun Götz jn 
aller hailikait hond nach gefolgett in durächtung, eilend vnd ver- 
schmächt in williger armnt gaistes vnd natur: hierumb sy mit 
Christo werdent regnieren vnd richten über die XII geschlecht: 
üb dich mit allem fliss jn jrem jnbrinstigen göttlichen leben, folg 
jnen besunder nach jn williger armut; er jren allen aller haiigest 
volkomnest leben mit XXXIIII pater noster geordnet jn dz schmertz- 
lich liden ünsers herren. Bett VIII Te deum Gott zu ainem sander- 
lichen lob vmb alle die würdikait, so Gott für all creaturen an sy 
geleit hat. 

Sant Euaristus tag. Erheb din betrachtung jn dem wür^ 
digen chor der haiigen alt vätter, patriarchen und prophetten. Schow 
wie die so jn hocher begird vnd minn gelept hond. Och jn herttem 
strenge abgeschaidne senftmüttige leben, da mit sy überkamen 
hond Gott ze schowen von angeaicht ze angesicht. Er sy vmb jr 
mianriche begird vnd hailigs leben mit XXXIIII pater noster dem 
tod ünsers herren. Fliss dich jren edlen tugenden nach ze folgen, 
besonder lern güttige senftmüttikait, VIII Te deum Gott ze lob vmb 
alle die tugenden, so er jnen verliehen hat. 

SantJuonis tag ergang dicfc mit dinem gemüt jn die 
IX chör der engel. Schow wie ^e von Gott so hoch, adelich vnd 
lutter geschaffen sind, miniklich geziert mit göttlichem liecht, wie 
sy die werck vnd^ würckungen Gottes de menschen so adelich er- 
zögent, vnd offnent sy zu dem liecht göttlicher erkantmis bringent, 
hierum sy sich fröwent so sich ain sünder bekert. Fliss dich engelach- 
Uch ze leben alle glüsten ab ze sterben, besunder jn hocher lutter- 



Digitized by VjOOQ IC 



lÖO 

kaitt. Bett jnoi ae eren XXXlIll pater noster geordnet jn die 
▼ntendi Tod Tffiut änaers herrai Gott za ainem 8iiiid]ig<Qn lob 
YIII Te deom Tinb mDe die gaben vnd gnaden mit denen er sy 
geziert hatt. 

üff dz fest Sjmon >) 
Sprich XXXIin pater noster geordnet jn die minnriehen Sendung 
Gott des b. gaists Ym Te denm Gott da mit ze loben vmb alle 
die gnad, er Tnd wirdikaity mit denen er sin kangcUiche mfiter 
geerett batt. 

An dem nacbsten tag nach der Xll hotten tag dnrch schow 
mit hertzklicher betrachtnng, wie der sfiss, milt bailig Gaist tss 
flnst mit göttlicher richait aDe minnende beginge hertzen ze er^ 
füllen mit allen gnaden ynd tagenden, Tnd wie er mit dem Hecht 
siner göttlichen erlnchtnng entzflndt meng beging hertz sin Hb 
Ynd leben darch Gott jn den tod gibt. B^ner dir von jm verliehen 
werd alle^) zarthait der nator gantz ab ze sterben von jnen ynd Yon 
YBsnen, bett XXXIIII pater noster ze eren aUem dem gatt, so durch 
die gantzen Oristenhait beschncht von siner erMchtung, YIII Te 
denm jm ze lob ymb alle die gotten wurcknng so er jn aUen den 
minnenden hertzen th&tt^ 

Uff den tag vor dem haiigen aubent schow mit hertz- 
klicher begird vnd warer nachfolgnng jn die riehen minnikHchen 
volkomenhaitt des ewigen wort«, wie dz ain minnikHche gnngsame 
ersattignng jst allem himelschHche herr nach siner gothait vnd 
menschait, bild tieff jn din hertz dz über würdig rieh volkomen leben 
senft milt demüttig exempel tinsers herren. Lern sunderHch dich 
Hden on clag, on Irost on behelff suchen. Bett allem sine hoch 
wirdige verdienen XXXI III pater noster der richaitt siner got- 
hait Ym Te (deum). 

An dem haiigen aubent erbeb dich za der hochen richait 
vnd almächtikaitt Gott des ewigen vatters, wie der jst ainer vss- 
blfigenden berenden natur, uns von lutrer miltikait vnd barm- 
hertzikait jst enthalten vnd f&rkumen, hiemmb din hertz jn st&tter 
begird jm vnderwürflich sol sin jn williger vnderthänikait allen 
sinen gebotten. Bett siner gnindlossen barmhertzikaitt XXXIIII 
pater noster dem grundlossen gatt, mit dem er on vnderlaß vss 
flüst jnn alle creatnren YIII Te deum. 

In der ersten vesper erheb din gemüt: schow wie all 
haiigen vnd vsserwelten ain ewigs frödenrichs schowen habent jn 
den claren liechtrichen Spiegel der ewigen gothait, vnd bekennent 
wie der ewig vatter jst ain vrspmng aller der gothaitt, wallent 
vnd fliessend von vnmässiger richait, vollhait aller gnthait, sich 
gnst jn ain jetHche sei mit süsser rüst jn jm ewigkHch ze leben. Hie 



1) Nun 1 Blatt (14) ausgerissen, jede Seite zu 10 Zeilen. Erbalien 
sind die Anfangsbuchstaben jeder Zeile 14' und die Endbuchstaben 14^. 

2) Aller vor der' Rasur. 



Digitized by VjOOQ IC 



101 

erklingent die süssen saitten spil ainer begerenden begird, dich 
Gottes allain syg gelüsten Te deam laudamus. 

In der complett erheb din begird: schow wie die loblich 
schar aller haiigen ain minniklichs zerfliessen vnd jnsincken habent 
jn dz gmndloß wessen Gottes, jn die duncklen stille finstren dar- 
hait formlosen wißlosikait, jn dz all lutter gaist sind vallieren. 
Hie erheb die saitten spil ainer minnenden begird, nüt minnen noch 
mainen denn allain Gott. 

In der metti erheb dich jndiner beschownng, wie aU haii- 
gen sind sincken vnd versincken jn dz tieff abgrdnd Gottes, das 
da jst ain dobender ruschender see won vnmässiger adelkait, 
richaitt vnd gnthait quellent vnd vss fliessent mit aller fröd vnd 
Büssikait. Hie spann vff die harpffen ains erhabnen gemüts Gott 
allain schowen vnd betrachten. 

In den laudes betracht den Hechten glantz der ewigen 
sunnen, durch jr clarhait minniklich erlücht wurt dz fin adelich 
morgen rot Maria die küngin vö himelrich vnd dz fröd spülend 
gestiem aller engel vnd haiigen, die mit nüwem lob sind vff 
brechen der ewigen sunnen geben dz lob. er vnd glori. 

In der primm^) schow den lustigen frödrichen gegenwurff 
aller liechtrichosten anschowung aller haiigen, so sy habend von 
der ewigen gehurt, wonn als der vatter sin ewigs wort all ogen- 
blick nüw gebiertt, also entpfachent sy all ogenblick nüwe richait, 
göttliche entflossenhait, süsses messen vätterlicher berhafftikait. 
Hie erklingt dz süsstönend saiten spil ains brinnenden jnnigen stillen 
gemüts jn dem allain gehört vnd entpfangen werd das ewig vätter- 
lich wort. 

Zv der tertz erheb din gemüt, schow das gmndloß gutt, 
göttliche richait, himelsche fröliche süssikait, so all vss erweiten 
entpfachent, so Gott der ewig vatter jn sich selbs blickt, das er 
jst dz gmndloß aller höchst g&tt, rieh, almächtig vnd ewig ; 
hierumb die lebendigen andren siner vätterlichen richait vnd gut- 
hait vssfliessend mit minniklichem lob sins selbs vnd all haiigen 
vnd engel, sy durch flüst mit himelscher frödricher süssikait sins 
göttlichen haiigen gaists. Hie erbeb die süssen orgula ains minn- 
zerfliessenden hertzen, mit stätter begird ze sincken jn den ewigen 
vrsprung. 

In der sexst erheb alle din krefb, schow wie all haiigen vnd 
engel vmb stond de thron Gottes, den lobent vnd jm psallierent 
ain himelschlich sanctus, jm gebentt die er vnd glori, den sogen 
wyshait vnd gothait, wie XXIIII alten herren jre krönen legent für 
den thron der glori Gottes, die Uli tier mit jnen on vffhören 
rüffend: sanctns sanctus sanctus! die harpfenden mit jren harpffen 
singent nüws gesang vnd lob Gottes. Hie so erthön din himelsche 



1) Prim stet darüber. 

Digitized by VjOOQ IC 



102 

prasanen ainer psallierendeii lobrichen begird. Erbüts Gott dem 
obresten gutt. 

In der hailgeu meß schow ynd lob den yrsprung aller 
ding in de mit göttliche messen loben vnd schowent ersattigett 
würt der gantz bimelscblicb hofif, wie sy trinckent vnd schöpfend 
die lebendigen wasser von dem süssen brunnen der ewigen got- 
haitt. £ya hie spann vff das süss saitten spil ains rainen luttren 
minniklicben gemüts, jn dz ainen statten fluss sygint haben die 
lebendigen andren des ewigen vrsprungs. 

Non. betracht die wunnsamen fröd hoche belonung, so all 
haiigen von Gott sind entpfachen, jn jm schowen vnd niessen vmb 
jr edels minniklichs verdienen vnd wie sy vmb jr sterbent hertt 
abgeschaiden leben, jetz lüchtend vnd glentzendt jn dem claren 
Spiegel der ewigen gottbait; hie erclingtt dz lieplich saytten spil 
ains luttren vnuerbildetten gemüts, entfrömdett aller zitlichait. 

U es per. schow wie a 11 haiigen habend ain liechttriche schowen, 
minniklichs jnsincken jn dz hoch verdienen ünsers herren, wie sy 
nachfolgent dem lemli, jn des blutt sy jre stolen geröttett habend 
vnd mit Christo ewigklich sind regieren. Hie spann vff dz min- 
niklich claffizimer ain vff gerichts erlüchts gemüts, die gedächtnus 
allain syg jn dem hoch wirdigen leben vnd liden Christi. 

Complet. erheb din gemüt, schow wie all vsser weiten ewig- 
klich on end sind sincken vnd fli essen jn de ewigen vr sprang, 
da sy jn der finstren stille hörent sprechen dz ewig wort, wie sy 
jn der dunsterlichen darhait dz ewig Hecht sind schowen, Gott 
allain bekennen amen. Hie erheb die süssen saiten spil ains süssen 
zerfliessenden gemüts minnricher veraingung mit Got. 

Uff dissen loblichen tag lob, er vnd bett an die bochen gött- 
lichen drüfaltikaitt, dz sy jst der lebendig vrsprung, vss dem alle 
gäthaitt jst fliessen vnd wider jn sy lenden. dissem gfttt zu eren 
vnd lob bett ain krön och XXXIÜI Gloria patri. 

Des andren tags erheb din gemüt jn liechtricher schowlichait 
jn die engelschlichen gaist vnd III göttlichen yerachyen, wie die 
sind lutter vnd adelich von Gott geschaffen, jm stätz mit jnsincken- 
de lob sind dienen vnd psallieren, wie die obresten gaist jn der 
aller höchsten minu jn Gott sind lachten vnd glentzen, vnd der vss 
flass göttlicher süssikait ewigklich durch sy jst fliessen jn all 
creaturen. Bett jnen ain krönlin, als sy jn jrem strit statt sind an 
Gott beliben, och XXXIIII Gloria patri, als sy von ewiger ewigkait 
jn de göttlichen vrsprung sind sincken. Beger das sy durch die 
aller höchsten vnschuld vmb Gott erwerbintt, dz da nach dissem 
zit mit jneu Gott ewigklich werdist schowen. 

An dem dritten tag erheb dich jn diner begird jn den 
hochen chor der löblichen schar der propbetten vnd wysagen, schow 
wie die jn Gott erfröwt vnd jn himelschlicher süssikait aller 
fruchten jn jm ersattigett werdent, die hitzig begird jr brinnenden 
liebe erkült vnd würt getrenckt von dem brunnen des lebens. 



Digitized by VjOOQ IC 



103 

Bett jnen ain krönlin, »]& sy alle aitt jn der höchsten begird zfi 
Gott braimen hond, XXXUI Glon« patri, als bj Gott achowent fa- 
cie ad faciem. Beger, sy dir Tmb Gott erwerbint, dz da z& der 
waren gottschowlichait knmist. 

Uff den IUI tag erspacier dich jn die himdschen wonong« 
Bchow den widerluchtenden chor der fürstlichen zwelffbotteo, wie 
die als mit würcker des ewigen worts mit jm sind sinckei^ vnd ver- 
sincken jn das minnent vätterlich herts, niesent jn voller Instperkait 
die YoUen waid der ewigen gothait. Bett jnen ain krönlin jr 
minnenden begird^ jn der sy dem edlen son Gots jn aller yol« 
komenhait hond nach gefolget XXXIIII Gloria patri, als jnen all 
ogenblick nüw entdeckt werdent die haimlichait, richait vnd adel- 
kait Gottes. Beger von jnen, dir ymb Gott erwerbint, jn hie latter- 
Uch minnist vnd dort ewigkUch schowist. 

Des y tags erheb die ogen diner begird, schow jn de 
wunniklichen chor der haiigen edlen martterer, wie die Mchtent 
vnd glentzent, als die brinnenden stemen an dem thron der glori 
erlöcbt v£P dem berg Syon vmb waident das hoch gebierg der 
ewigen gothait mit dem lemli, jn des bl&tt sy gewaschen habent 
jre Stolen. Bett jnen ain krönli der jnhitsigen minn jn der sy jr 
edel bl&tt vergossen hond XXXIIII Gloria patri, als sy ewigklich 
mit Christas sind r^gnieren, si jn jm erfröwen vnd erlnstigen als jn 
jr höchsten sälikaitt. Beger, sy dir vmb Gott erwerbint hie ritter- 
lich ze stritten, dz da ewigldich mit jnen tragist das krönlin 
anreolä. 

Uff den VI tag erheb dich aber jn diner begird, schow, jn 
wafi £röden vnd zierlichait sind lachten die haiigen bichter, die 
vmb die haiss brinnenden liebi, jn der si so ain hertt streng leben 
bond gef&rt, jetz jn adeUcher fryhait jn Gott sind sincken vnd 
fliessen, allain brachen vnd niessen sind die fracht des wanuberen- 
den vfttterlichen hertzen. Bett jnen ain krön der grossen minn 
vnd liebi, jn der sy Hb vnd leben, er vnd gatt dnrch Götz willen 
hond gelon. Bett och XXXIIII Gloria patri, als sy ewigklich on 
end Gott sind loben vnd psallieren mit nüwen gesenger. Beger, 
sy dir erwerbint mit jnen Gott von ewen ze ewen schowen. 

An dem YII tag hab jn diner begird die grossen edlen 
schar aller minnenden hertzen, die dnrch jr hailig volkomen leben 
z& geselget sind der grossen menge aller haiigen. £ya schow, wie 
die vmb jr sälge arbait hert strenge minnrichs leben ewige räw 
habent, jn der vätterlichoi scho£ mengen süssen vmbfang habent 
von den göttlichen armen. Bett jnen ain cron vmb jr later Gott 
s&chen, minnen vnd mainen, och XXXIIII Gloria patri, als sy so 
mengen liechten frodrichen blick vnd schowen habent jn den daren 
Spiegel der gothaitt; rüff sy an, dir vmb Gott erwerbint hie also 
Intterlich ze leben, dz da dort Gott ewigklich schowist. 

An dem YIII tag beweg hertz sei vnd gemüt vnd all creft 
ze schowen, minnen vnd loben das geblümpt parendiß aller süssi- 



Digitized by VjOOQ IC 



104 

kait Maria die kunginenvö himelrich mit der liech trieben schar 
aller jungfrowen. Eya schow jn waß glentzender clarhait sy jn Gott 
luchteDt, als die adelichen goldplümle jm süssen gschmackt geben, 
als die w}ß scbinenden gylgen. Schow wie sy nach folgen t dem 
lemli, wie sy Gott vfF zücht jn den liecbten glantz der serapbini. 
Eya hie alle wann vnd fröd, hie sieht man frölich ogenblick von 
lieb zelieb gon. Bett jnen ainen krön jrem rainen vnschuldigen 
leben, och XXXIIII Gloria patri, als sy Gott ewigklich jn höchster 
fröd sind schowen loben vnd niessen. Diß beger mit tieffer jnni- 
kait, sy dir och vmb Gott sygintt bitten vnd erwerben amen. 
Die Ordnung. E(irie). 

Hab jn dem ersten kirie vor dir den engelschlichen chor an- 
geli vnd die hochen liebi, jn der sich Christus unser erlöser hätt 
geben jn dz überwirdig aller haiigest sacrament, in dissem bedenck 
och flissiklich dz lieplich capitel Benedictus Deus, daz er jst ain 
milter vatter aller erbärmd vnd ain güttiger warer Gott aller vol* 
komnen süssen tröstung, der uns vätterlich tröst vnd widerumb 
erkickt jn aller trübsale arbait vnd not, och minniklich erfröwt 
vnd sterckt mit der himelschlichen würtschaft des hoch wirdigen 
sacraments. Bitt vnd beger von jm, er dir well verliehen vnd 
geben ain wol geschickte rainne luttre sei geziert mit allen tagenden. 

Das II kirie bedütder loblich chor archangeli, betracht an- 
dächtiklich den grossmächtigen kämpf vnd stritt ünsers edlen künen 
Verfechters Christi jm Ölberg vnd sin strengi nott. Och gedenck 
dz hoch capitteU altitudo wie vngemessen vnd vnussprechelich 
jst die höche der richaitt vnd wyfhait Gottes, vnbegriffelich vnd 
vnerforschelich sine weg! Bitt vnd beger ain gantze gelässenhait 
vnd verziechung dins willens jn den göttlichen willen, das du ze 
aller zit frölich zu Gott mügist sprechen: Fiat voluntas tua! 

Hab vor dir die krefftigen engel virtutes, och die hertten 
grimmen gefancknus des herren vnd die göttlichen aluermugenhaitt 
mit der er alle ding vermag, regiertt vnd jn wessen behalt, bitt 
vmb ain freyg ledig hertz von allen creaturen vnd aller zitlichait. 

Das I Christo soltu din contemplieren haben *jn dem fürstlichen 
chor principatus, och betrachten wie Christus der herr von ainem 
richter zu dem andren gefurt jst, vnd wie er jst ain fürst des 
ewigen frids, ain vatter der künftigen weit, cuius regni non erit 
finis. Beger vnannemmlichait der menschen, dz du niemant vrtailist 
denn dich selbs. 

II Christo. Kirie, dz v hab vor dir den gewaltsamen chor 
potestates. Er sin scharpffe, grimme gaysslung. Gedenck die vn* 
ergrüntlichen böchi, das er jst der ehrest edlest vnd vnentlichest, 
beger gnad vnd krafft alle ding ze liden, wie sy da herküment on 
allen zitlichen trost. 

Dz III Christo. Ist der herschent chor dominaciones. Er die 
schmertzlichen krönung Christi, betracht sin göttliche herrlichait, 
wie er ain grossmächtiger küng jst aller klingen, ain her der her* 



Digitized by VjOOQ IC 



106 

sehenden. Bitt vmb die edlen tngent gantee yerachtung din selbs, 
dz alle fröd vnd glorieren fer von dir syg, allain das sachist jn 
dem crutz unsers herren Jhesu Christi. 

VII ky. Die tbroni vod himelschlichen sessel Gottes, jn denen 
Gott der her süssklich i awen jst. Hab ooh vor dir das jnngst vrtail 
ünsers herreD, als jm der schwär last des crutz vff sine verwandten 
ruggen geleit war. Schow sin hochen vDgeinessnen ewigen gewalt, 
potestas eins potestas eterna que non auferetur et regnum eins 
quod non corruinpetur, er dich alweg well entpfachen vnd ver- 
schli essen jn sin vätterlich hertz hie jn zit vud an dinem letz- 
sten end. 

VIII ky. Cherubin die liechtschnidenden hab in diner be- 
trachtung zu de VIII kirie, och als Chnstas unser getrüwoster 
erlöser das crutz vss trag, vnd alle sin angst vud not die er laid 
biß vff den berg Caluarie. Gedenck wie er jst der glantz vnd schün 
der vätterlichen glori. Beger ain gantzes schwigen jnnerlich vnd 
vsserlich jn ain frölichs ergeben Gott vnd sinem höchsten gefallen. 

Seraphin die brinnenden hab vor dir, och wie der herr Jhesus ab- 
gezogen ward vor dein crutz, sin hertte annaglung vnd schmäch- 
liehe vff richtung. Schow die wunnikh'chait vnd frödrichlichait 
Gottes, wie er jst die krön vnd der Ion aller siner haiigen. Bitt 
jnn, er dich an dine letzsten end well entpfachen jn sin rieh, jnn 
ewigklich ze loben, schowen vnd niessen on end mit allem himelsch- 
lichen herr. 

(U)ff den aller hochzittlichosten Gott wolgefelligosten Try. 

Das erst pater noster bett dem durchlittnen betrüpten herren 
jm Ölberg, als er von döttlicher angst vnd nott den bl&ttigen 
schwayß schwitz. Bitt vnd beger von jm, dz er dich nit lafs 
sterben on den jüngsten toff des haiigen öls. Pater noster II. 

Das II pater noster bett dem liden, so der edel sun Götz ge- 
hept hat, do achtzig tussent man über jnn rafftent Cnicifige. Beger 
von jm durch das liden so er hat gehept jn dem rüffen siner sy- 
gindt, wenn du kumpst an din letzst end^ vnd dich din aigne con- 
scientz strafft vmb alle dine sünd ciain vnd gi'oss, dz er dir well 
gnädig vnd barmhertzig sin. 

Das III pater noster bett dem liden, so der herr Jhesus hat ge- 
hept, do die obresten bischoff vnd die fürsten der priester, als fer 
es an jnen waß, jnn vrtailtent zum tod des crützes. Bitt vnd beger 
von Gott, wenn jn der stund dins tods din sei geangstiget würt, 
vnd dir alle dine grossen schwären sünd gegenwürtig sind, dz er 
dich vätterlich well entpfachen vnd trösten vnd dich niemer ver- 
lassen. 

Das IUI pater noster b., als der grossmächtig herr vnd Gott, 
jn des gewalt alle ding sind vnd stond, der da hat dz leben vnd 
den tod jn siner band, verurtailt ward zu dem verschmachten tod 
des crützes. Bitt vnd beger von Gott, dz er jn der stund dins tods, 
so du von allen creaturen verlassen bist, dir ain barmhertziger 



Digitized by VjOOQ IC — 



106 

richter well sin vnd ain gnädig vrtail über dich felleii, vnd alle 
gaist der vinstemas von dir triben. 

Das V pater noster bet dem edlen cosparen TnschuldigeD iod 
ODterB Herren Jhesn Christi. Bitt ynd beger yon jm, dz er d[r well 
verliehen vnd geben ain vemüftig cristelich sälig end, vnd nach 
diesem zergftngcklichen zit die wnnn vnd fröd des himelschlichen 
richs mit allen englen vnd baiigen amen. 

Papierhandschrift aus dem Ende des 15. Jarhunderts, aus 
St. Georgen im Schwarsfwäldey Nr. CIX, jezt in der Grrossh. ILof^ 
und Landeshibliotheh in Carlsrühe. 55 Blätter, davon 1 — 14 
(14 ausgerissen) und 31^44 Septenionen^ 15 — 30 ein Achter ^ 
45 — 54 einQuinio; JBl. 55 büdete mit dem folgenden ausgerissenen 
einen Unio. Alfred Holder 

Urbar des Klostars Rheinau 

Anfang XIV Jarh.i). 

(bl. 1 VW.) Ertzingen*). 

Decima de Billungs h&b solnit ij ') qoartalia tritici. 

Ager ob Elwisen qanm colitur x quart. speltae. 

Pratum in der Lachen^) j quartale tritici. 
5 Scopoza def Kayfers ij modios vtriosque j modinm anene. 

Soopoza bi der Mure ij modios tritici vj qaart. siligfliis z 
qnartalia anene. 

Area vel ager Rinwis j qnart. tritici. 

Bonnm der B6imlerrin vel Winters ij modios vtrinfque j 
10 medium anene. 

Ager in Enbrehtz gründe j modiam filiginis. 

Area def Limpachers ij quart. tritici. 

Scopoza Wilbacbers ij modios vtrinfque vj quart. auene. 

Pratum vff Bintal j quart. triticL 
15 Ager in Schiitabach foluit terciam partem et duaf partef 

decime. 

Scopoza H&bers vel Mettingers ij modios vtrinfque yj quart. 
anene. 

Scopoza L&toltz ze dem gailgbrunnen vj quart. tritici j mo- 
20dium auene. 

Pratum in TAffenmac j quart. tritici — Rechberg. 

Soopoza behainf ij quart. tritici vj quart. filiginis j medium 

auene | habet fcopozam vel EUicouerf. 

( , — 

1) Ich gebe hier zunächst den Text; über den Saoh- und Wort- 
gehalt dieses Schriftstückes werde ich spater einen Aufsatz bringen. 

2) Dorf im badischen Klettgau. 
8) Üebergeschrieben bans Rfldger. 
4) Üebergeschrieben vel löchli. 



Digitized by VjOOQ IC 



107 

[Soopoza in Bachtal] vj qaart. Ttnufque vj quart. auene. 

Scopoza vilamef j modinm tritici j modiam auene. 

Ager in Hakafelü quam colitur ij quart. tritici. 

Scopoza dicta Grieffehainf ij modios vtriurque yj quart. auene. 

Scopoza Mündelir ij modios Ytriufque yj quart. auene. 5 

Ager Bürgif oellerarii ij quart. vtriufque ij quart. auene et 
pro remedio ad cellarium nostrum j quart. iiliginif. 

Scopoza def lachers vel k&Uis iij modiof vtriufque z quart. 
auene. 

Ager fterchis vf Hakafelli annnatim j medium tritici. 10 

(bl. 1 rw.) Scopoza k&llif j modium vtriufque j medium auene. 

Area fancta dicti gfitmanf j quart. tritici ij quart. auene. 

Kolben wife j modium tritici. 

Scopoza def roten gut j modium tritici j modinm auene. 

Bonum dictum an dem belle iiij modios vtriufque j mal' 15 
trum auene. 

Ager des Swertfiirbers uel tellenbrunnen j quart. tritici ij 
quart. auene. 

Decima in Harthusen ij modios siliginis et in quarto anno 
nichil 1). 20 

Ager juxta domum Nicolai hospitis j quart tritici. 

Ager dictus der ftrupkaker in tercio anno x quart. siliginis. 

Area dicta des Smides hofstat ij quart. tritici. 

Scopoza kummen j modium vtriusque uel plus ij quart. auene 
dat kildorfer. 25 

Ager in bennenlo j. modium tritici BA. gundoltzhain dat 
ad anniuersar. Binow. 

(bl. 2 VW.) Bu Gundelsbain dat de quarta parte Curie vij 
modios tritici vj modios auene ij quart. pisarum j porcum *) suam 80 
partem feni et in quarto anno dat aliquantum minus de censu 
X solides. Item de scopoza der lacherren vj quart. tritici vj quart. 
siliginis x quart. auene. Item de scopoza köUis ij quart. tritici ij 
quart. siliginis (ij quart. auene) ^), De area prato et agro G&t- 
mans j quart. tritici ij quart. auene. (De scopoza der böimlerren 35 
ij quart. tritici ij quart. siliginis ij quart. auene. De agro in 
Engelbrechtz grünt j modium siliginis. De bono der böimlerren j 
quart. tritici j quart. auene *) (quae dat Erni de o»teruiDgen) ^) 
mansus veldes hailb mediam partem ^). 



1) Am Rande: rechberg. 

2) üebergeschrieben x solidos. 

3) Am Bande : j modium auene. 

4) Am Rande: (Item j Quartale siliginis). 

5) Stellen^ die im Texte in Klammern stehen, sind im Original 
durchgestrichen. 

6) Am Rande: Item de bono vlmers j quartale «iligini« j Quar- 
tale auene. 



Digitized by VjOOQ IC 



108 

Johannes Zoller de quarta parte Curie vij modios tritici yj 
modios auene ^) ij quart. prisarnm j poroum suam partem feni et 
in quarto anno dat minas censu. De scopoza Wilbachers ij tritici 
ij siligiuis iij quart. auene. 
5 (C. Boller) *) de quarta parte Curie vij modios tritici vj mo- 

dios auene ij quart. pisarum j porcum suam partem feni ^) et 
in quarto anno dat aliquantum minus censu. (Item de quarta parte 
huba ze vallentor ij modios tritici ij modios siliginis) j maltrum 
auene suam partem porcum j modium tritici iiij quart. siliginis 

10 V quart. auene. (Item de Scopoza bi der Mure ij quart. tritici ij 
quart. siliginis iij quart. auene De scopoza bi der mür ij quart. 
tritici ij siliginis iij quart. auene). 

C. Genseli (de quarta parte curie vij modios tritici vj modios 
auene ij quart. pisaruin j porcum j porcum suam partem feni sci- 

15 licet et in quarto anno aliquantum minus). Item de mansu des 
Mettingers ij modios tritici ij modios siliginis j maltrum auene 
suam partem porcum. (Item de scopoza ze dem gailgbrunnen 
mediam partem vj quart. tritici). Item de bono Müttels media 
parte j quart. tritici ij quart. siliginis ij quart. auene. Item de 

20 scopoza ze dem gailgbrunnen vj quart. tritici j modium auene. 

(bl. 2 rw.) Henni Zölli de Huba ze vallentor vj modios vtri- 
usque vj modios auene suam partem porcum. (Item de Scopoza 
wilbachers ij quart. tritici ij quart. siliginis ij quart. auene. De 
area Limpachers ij quart. tritici). De prato uf rindal j quart. 

25 tritici. (de scopoza Harprehtz j modium siliginis j modium auene). 
(Henni Sutor) de Huba ze vallentor^) ij modios vtriusque ij 
modios auene suam partem porcum. (Item de scopoza vilaraes j 
quart. tritici j quart. auene. De scopoza Müttels j quart. vtrius- 
que). Item de scopoza in bachtal (iij quart. vtriusque ij quart. 

30 auene) ^) iij quart. vtriusque ij quart. auene ^). 

H. Boiler'^) de mansu ze vallentor ij modios vtriusque ij 
modios auene suam partem porcum De scopoza kaysers (j quart. 
tritici j quart. siliginis ij quart. auene) j modium vtriusque j 
modium auene. 

35 Junggli de mansu ze vallentor ij modios vtriusque ij modios 

auene suam partem porcum. De scopoza des Roten ij tritici). 

Huber de Rinhain (de Huba ze vallentor j modium vtriusque 
j modium auene. De scopoza bi der Mure ij quart. tritici ij quart. 
siliginis iij quart. auene. De scopoza des kaysers j quart. tritici 

40 j quart. siliginis ij quart. auene). 

1) Uebergeschrieben : x solidos. 

2) Uebergeschrieben: Hans Keller. 

3) Uebergeschrieben: x solidos. 

4) Darüber geschrieben: Ita Hainzin. 

5) Darunter geschrieben: de vilame. 

6) Die letzten beiden Zinsposten zugesetzt. 

7) Darüber geschrieben: Elsi u. (Zöchli). 



Digitized by VjOOQ IC 



109 

(Cunr.^) Simeler) de scopoza GriessehainB*) ij modios vtri- 
usqae vj quart. aaene. De mansti Mettingers iiij modios vtriasque 
• j maltrum auene j porcum v soll dos de bachtal iij quart. ') . . . . 
suam partem porcum). 

Henni de Wifsenburg (de mausn des Mettingers ij modios 5 
tritici duas tercias partes vtriusqne ij modios et dnas tercias 
partes auene. Item de scopoza des Habers j modium vtriusque 
iij qoart. auene). 

H. HAntwanger de scopoza behaius et Elliconers hec due 
sunt vna scopoza ij qunrt. tritici vj quart. siliginis j mod. auene. 10 

(bl. 3. VW.) Jobannes an dem aker^) de scopoza villici j modium 
vtriusque iij quart. auene. Item (de mansu Mettingers y quart. 
et j terciam partem vtriusque v quart. et j terciam partem auene 
suam partem porc). Item de mansu veldeshailb iij modios vtrius- 
que ij modios auene. Item de scopoza h&bers j modium vtriusque 15 
iij quart. auene ^). 

(Johannes Madelle) ^) de mansu billungs v modios vtriusque 
vj modios auene suam partem porcum. Item de scopoza bi der 
Mur j modium tritici iij quart. siliginis v quart. auene. Item de 
agris Bürgi cellerarii ij quart. vtriusque ij quart. auene et pro re- 20 
medio ad cellarium j quart. siliginis. Item de scopoza in der 
gassen ze Rehberg v quart.- tritici j modium auene''). 

H. Gretten de scopoza vrillebachers ij quart. iij siliginis üij 
quart. auene de area limpachers ij quart./ tritici ®). 

Cänr. an dem G6ren et soror sua de scopoza vilames j quart. 25 
tritici j quart. auene. Item de scopoza des Rdten j quart. tritici 
j quart. auene. Item de scopoza des Muttels j fcrtonem tritici j 
fertonem siliginis j fertonem auene ^). 

(Bürgi von H6ri ^^) de scopoza bi dem gailgbrunnen iij quart. 
tritici ij quart. auene. Item de scopoza des Mfittels j quart. vtri-dO 
usque j quart. auene. Item de scopoza Hartprehtz uel Ezishains 
j modium siliginis j modium auene. Scopoza zem gailbrunnen iij 
quart. tritici ij quart. auene). 

Henni Simeler de scopoza vilames ij quart. tritici ij quart. 
auene. Item de scopoza in Bachtai iij quart. vtriusque j modium 35 
auene. Item de scopoza Müttels ij quart. vtriusque j quart. auene. 



1) Darüber geschrieben: Henni. 

2) Darüber geschrieben: item vilames. 

3) Darüber geschrieben: ij quartalia auene. 

4) üebergeschrieben: Mettinger de scoposa mettingers. 

5) Von neuer Hand hinzugefügt: quot Gundolzhaini vxor habet 
et benric sneuli vel Mettingers. 

6) üebergeschrieben: C. hflter. 

7) Von neuer Hand: dat Henni Friedrich. 

8) Diese zwei Zeilen von neuer Hand. 



9^ Untergeschrieben: j quartarium auene. 
lÖ) C. Hermans. 



Digitized by VjOOQ IC 



110 

Item de scopoza kommen j modium Ytriusqne ij qaart. soene. De 
acopoza Bacbtal iij qaart. vtriusqae ij quart. aaene). 

G. Gensli ^) uel sui heredes dant de scopoza Brünlis ^) ij mo- 
dios vtriusqae yj modios auene. 
5 (bL 3 rw.) H. et Henni Sneweli de mansn veldeshailb (yj 

quart. ') ytriusque ij modios auene. Item de scopoza Mündelis uel 
Snewelis (j quart. et j terciam partem) tritici ij quart. (et j 
terciam) siliginis ij quart. auene. Item de scopoza vlmers j quart. 
«iliginis j quart. auene. Item de agro stercbis uel Hakaselli j 
10 modium tritici De ^) istis bonis dant Hennis Snewlis vij quart. tri- 
tici yij quart. siliginis vij quart. auene et Hans Sneweli iij quart. 
iritici iij quart. siliginis iij quart. auene. 

(Hans Z611i junior de scopoza snewelis uel mündelis j quart. 
et j terciam partem tritici j quart. et j terciam partem siligims 
15 y quart. auene. Item de scopoza ylmers j quart. siligims j quart 
auene *). 

(H. Snewli sartor de scopoza vlmers j quart. siliginis j quart. 
auene). 

G&nrat dictus Taler de bono an dem boUe iiij modios vtrias- 
20 que j maltmm auene. (Item de bono der b6imleren j quart. tri- 
tici j quart. siliginis j quart. aaene). 

Nicolaus Madelle de mansu Billungs iij modios vtriusqae x 
quart. auene et suam partem porcuro. Gerung^) de wisse wil hoc 
computat. 
25 Dicta Wiserin de prato gutmans j medium tritici. Item de 

agro ze Tellenbrnunen j quart. tritici. Item de area O&tmans j 
quart. tritici ij quart. auene. 

Jobannes Zoller senex (de scopoza Wilbachers ij qaart. tritici 
iij quart. siliginis ij modios auene. De prato vf Rintal j quart. 
30 tritici. De scopoza des kaysers j quart. vtriasque j quart. auene). 
Item de scopoza Gotbrehtz"^) j quart. ytriusque. 

(Hospita de area j quart. tritici quod dat C. Zoller). 

(bl. 4 VW.) Nicolaus de Slaitbain De scopoza wanalde ij quart. 
tritici \| quart. siliginis. De prato in der lachen j quart. tritici. 
35 H. de H6ri de mansu fridingers (roediam) ^) partem de sco- 

poza Metting^s ij modios ytriusque yj quart. auene. Bürgi voo 
H6ri etiam dat quartam partem. 

Gunrat de Husen qui residet in Rüti uel mediam partem de 
mansu fridingers. 

1) Uebergeschrieben: Qui est mortuus. 

2) Uebergeschrieben: Harprechs uel Ezilj (eriha?) Henni Zölli. 

3) Uebergeschrieben: iij modios. 

4) Das folgende von späterer Hand. 

V 5) Unter den vorigen Worten steht die Bemerkung: nemo computat. 

6) Das folgende von neuer Hand. 

7) Untergeschrieben: uel köllis. 

8) Uebergeschrieben: quartam. 



Digitized by VjOOQ IC 



111 

Dictns (Stotter) Steger de agro in SelulUbach ^) qmim ooli- 
tur Yj quart. spelte. 

G. Zoller an der Strasae de soopoza villiei j modiBm Ttriasqae 
iij quart. aaene. De area der wirtenen j qnart. tritici. 

H. Zoller an der Strasse de scopoea vilames j qaart. tritici 5 
j qnart. aaene. Item de scopoza des Mfittels j fertonem tritici j 
fertonem aaene. Item de scopoza des Roten j qaart. tritioi j qaart. 
aaene. De Curia vij modios tritici vj modios aaene ij qaart. pise 
uel porc. et fenum etcet. 

Predium des Tettingers de scopoza (köUis j quart. YtrinsqnelO 
j quart. auene. de scopoza vlmers J quart. siliginis) j quart. auene. 
Item de scopoza (Mündeiis j quart. et j terdam partem) tritici 
j quart. et j terciam partem siliginis ij quart. auene. (De sco- 
poza des kaysers j quart Ttriusque j quart. auene). 

(Eberh. Madelle de scopoza der b5imlerren ij quart. vtriusqne 16 
j quart. auene). 

(Bürgi Ernis de Scopoza der B5imlerren j quart. siliginis) j 
quart. auene. 

(Henni venterloe et soror sua de mansu fridingers quartam 
partem). 20 

(bl. 4 rw.) Dictus Heller de Scoposa ') bi der mur j medium 
tritici iij quart. siliginis t quart. aneoe. 

C&ni Hüter ^) Henni fridrich et fridrich habent partem bil- 
lungs hüb et babent mediam partem scopose bi der mur et de 
agris bArgis kellere. 25 

H. Hüter de bono Mündeiis ij quart. et duas teroias partes 
tritici ij quart. et duas partes j modinm auene. 

Item concessimus decimam canapi sitam in viUa Trasadingen 
Hainrico dicto berschi Johanni dicto fr61er et Jacobo dicto . 
seH) seniori. loco et nomine tocius ville qui in sao loco et no-30 
mine ville servituti nostro monasterio astrinxerunt. Et qunm 
predicti tres decedunt tunc prefata deeima libere redibit ad bmumis 
nostras. 
(bl. 5 VW.) Rebberg^). 

Curia in Rebberg solvit annuatim xx modios tritici v maltratt 
aaene ij poreos qaorum vterque valet v solides, vnum plana* 
trum feni. 

Mansus des Baildingers xiiij modios tritici ij maltra auene j 
porcnm valentem v solidos (et de veteri Silna v quart. tritiei ued 
de Noua Silua j medium tritici L oua). 40 

Mansus der H&berinen xiiij modios tritici ij maltra auene j 

1) uel Elwis. 

2) Uebergeschrieben : dat H. Zoller. 

S) üebergeachrieben: dat solos j quartarium siliginis jmto remedio 
ad cellarium. 

4) Der dem s vorausgebende Vocal ist verklext, daber unleserlicb. 

5) Dorf im badiscben Klettgau. 



Digitized by VjOOQ IC 



112 

porcnm valentem v solidos et de yeteri silua v quart. tritici et 
de Doaa silua j modium tritici L oua. 

MansuB^) dae der griessehain iiij modios tritici j maltrum 
auene j porcum ualentem viij solidos. 
5 Bonum des Lftningers x modios tritici j maltmm anene et de 

noua silua ij quart. tritici j porcum ualentem viij solidos. 

Scopoza in der Gassen x qnart. tritici ij modios auene. 

Scopoza der forsterren xj quart. tritici ij modios auene. 

Decima laycalis in Rehberg in der gassen vj modios tritici j 
10 maltrum auene et in quarto anno nichil. 

Scopoza Rinowers xj quart. tritici ij modios auene. 

Scopoza Eglolfs xj quart. tritici ij modios. auene. 

Scopoza des Altenburgers xj quart. tritici ij modios auene. 

Item due scopoze der Grieshaimer xviiij quart. tritici j mal- 
15trum auene de noua silua j modium tritici. 

Scopoza Wilbuchers x quart. tritici ij modios. anene. . 

(bl. 5 rw.) Bonum H. Gerungs x modios tritici j maltrum 
auene. 

Area venterlos hofstat j quart. tritici. 
20 Bonum dictum daz fri gut j modium tritici. 

Bonum des Stultzen x quart. tritici ij modios auene. 

Bonum der Hererren viiij quart. tritici ij modios auene. 

Area dicta Günthers j quart. tritici. 

Pratam louchringers j solidum. 
25 Scopoza Schüpfers vj quart. tritici j modium auene dat 

flchöpferin. 

Item lignum der von Griessehain iij quart. tritici vel oster- 
fiagers. lignum müli stag. 

30 (bL 6 VW.) Johannes Rudger habet Curiam. Item dat de 
mansu des Baildingers iiij modios tritici j pedem porci ij modios 
auene. Item de scopoza des friien j modium tritici. Item de media 
parte decime vf Billungs Hab ij quart. tritici scilicet in quarto 
anno cedit Episcopo. 

B5 Ru friderich de mansu (des Baildingers iiij modios tritici ij 

modios auene j pedem porc. Item de scopoza Altenburgers vj 
quart. tritici j modium auene. de area venterlos v quart. tritici). 
Item de nouo ligno j quart. tritici de bono der herrerren viiij 
quart. tritici ij modios auene. 

40 Cunrat Gerung de media parte mansu Baildingers vij modios 

tritici j porcum j maltrum auene. Item de bono gerangs x mo- 
dios tritici j maltrum auene. Item de scopoza in der gassen v quart. 
tritici j modium auene. (Item de scopoza Schüpfers vj quart. 
tritici j modium auene). De scopoza der forsterren vj quart. tri- 

45 tici j modium auene. Item de area fabris ij quart. tritici De nouo 

1) Darüber geschrieben : Bonum. 

Digitized by VjOOQ IC 



IIA 

lingno j quartanttm tritici. De antiquo ligno iij quart. tritici. De 
decima laycaii x modios tritici iij modios auene scilicet in quarto 
anno cedit Episcopo. 

BArgi ^) fnderich de bono des Stultzen x qnart. tritici ij mo- 
dios auene. De bono der \Vilbacherren x quart. tritici ij modios 5 
anene. Item de scopoza Grieshainerren vj quart. et j fertohem 
tritici j modium iij ieilones auene. 

Petrus Rudger dat duas partes des Idningers g&t^). . 

Johannes friderich de decima laycaii vj quart. tritici j modium 
anene. Item de decima in Harthnsen (j modium siliginis) ij quart. 1 
siliginis de raansu baildinprers iiij modios tritici ij modios auene j 
pedem porci de bono ventnrlos j quart. tritici^). 

(bl. 6 rw.) (Guonr. *) de luglicon de bono 15ningers iij quart. 
tritici iij quart. auene. De scopoza des Roten in Erzingen ij 
quart. tritici ij quart. auene. (Item de scopoza Egishainis j mo- 15 
dium tritici scilicet egisbain dat auenam). De scopoza der b5imler'ren 
ij qnart. tritici ij quart. siliginis ij quart. auene. De agro in Engel- 
brechtz grünt j modium siliginis. Dicta wederin de decima in 
Hartbusen j modium siliginis. 

Cunrat de Wissenburg de mansu dne (domine?) de griesse-20 
hain iiij modios tritici j maltrum auene j porcum valentem viij so- 
lidos. Item de Scopoza der Griesbaimerren j modium iij fertones tri- 
tici j modium j fertonem auene. De bono Altenburgs vj quart. tritici 
j modium auene. De nouo ligno j quart. tritici. De area Günthers 
j quart. tritici. De bono Löiiingers iij quart. tritici iij quart. 25 
auene. De prato Tüffenmac j quart. tritici. De bono der for- 
sterren vj quart. tritici j modium auene. De decima laicali ij 
quart. siliginis. 

Petrus RAdger de bono löningers iij modios tritici x quart. 
auene j porcum valentem viij solidos quos ipse dat et sui participes. 30 

(C. Rudger de bono dicto friien gut ij quart. tritici). 

ßürgi villicus de bono Griesshaimerren ij modios tritici vj 
quart. auene. ^ 

G&nrat Jeger^) de Scopoza Eglolfs vj quart. tritici j modium 
auene. Item de bono Rinowers vj quart. tritici j modium auene. 35 

Henni friderich de predictis scopozis ij modios tritici ij mo- 
dios auene. 

Friderich (de bono der Hererren viiij quart. tritici ij modios 
auene. Item de nouo ligno j quart. tritici). 

Henni von Wissenburg (de prato tüffenmac j quart. tritici. 40 
Item de scopoza h&bers in Erzingen ij quart. ij t. prt. tritici ij 

1) Darüber geschrieben: Johannes. 

2) Diese Zeile von anderer Hand. 

3) Das folgende von neuer Hand, aber unleserlich. 

4) Darüber geschrieben: Hainr. 

5) Darüber geschrieben: et Heini friderich habent istas duas 
scopozas. 

Birliagor« Alemsimis IV 2 8 



Digitized by VjOOQ IC 



114 

qtlart. ij tercias partes siliginis j modium auene) ij modios vtrius- 
qae j modium auene. 

(bl. 7 VW.) (Job. Huber *) de Scopoza Eglolfs vj quart. tritici 
j modium auene ^). Item de scopoza Rinowers vj quart. tritici j 
5 modium auene). 

Fridericb de bono Altenburgs vj quart. tritici j modium auene 

de nouo ligno j quart. tritici De scopoza bi der mur mediam partem. 

(Henni von Wissenburg de mansu Mcttingers) in Erzingen ijij 

(modios et duas tertias partes vtriusque) ij ij modios (et duas 

lOtertias partes auene de scopoza bubers ij modios vtriusque vj 

quart. auene), 

(Dicta Schupfer de bono der Schupferren vj quart. tritici j 
modium auene). 

(Henni fridericb de bono Eglolfs vj quart. tritici j modium 
1 5 auene. Item de bono). 

Rieden apud Glaustrum^). 
Curia ibidem soluit iiij modios vtriusque. 
Bonum schupfers habet welti gerung pro j modio tritici j 
modio auene. 
20 Grauenhusen^). , 

Pratum ibidem soluit iij modios tritici. 

Tilndorf^). 
Bonum ibidem soluit j quart. tritici ij quart. siliginis v solidos. 
Tittishusen*). 
25 Bonum ibidem soluit iij modios auene et iiij libras piperis et 

duos pullos dictos vrrahAner. Item viligen v solidos denariorum 
j libram cere. 

(bl. 7 rw.) Item '') Hainrich von Erzingen ist der Hof gelihen 
ze Biederren anno Ixxxxxij urab iij mut kernen die soll er älli jar 
SOwerren dem gotzhus ze Rinow. 

(bl. 8 VW.) Wissewil»). 

Curia in Wissewil soluit annuatim xij modios vtriusque ij 
maltra auene j porcum viilentem v solidos. 

Item qui colunt Curiam dant de Silua quae dicitur Nak iiij 
35 modios vtriusque. 

Mansus des hubers viij modios vtriusque j maltrum auene j 
porcum valentem v solidos. 



1) Darüber geschrieben: dictus zeppel. 

2) Darüber geschrieben: hftbor debet computare in Martilla Scop. 
Egishains. 

3) Dorf im badischen Albgau. 

4) Ebenso. 

5) Ebenso. 

6) Dorf auf der Baar. 



7\ Das Folgende von anderer Hand. 
8) Dorf im badischen Elettgau. 



Digitized by VjOOQ IC 



115 

Scopoza Hermans ij quart. siliginis. 

Scopoza Martis bi dem bach j poi^um valentem x solidos. 
Bonam Stangoldes ij modios 'tritici. 
Scopoza an Nak j modium siliginis. 

Bonum des clingklers j modium siliginis. 5 

Bonum des hirten j quart. siliginis. 

De wislital de Cultura hyemali ij quart. tritici. Item de 
cultura £stuali iij quart. auene. 
De Molendino j quart. tritici. 
(Bonum quod dicitur Nak iiij modios vtriusqne). 10 

(bl. 8 rw.) G. Huser de bonis suis (vij modios tritici) debet 
comput. Friderichs hfib mediam. De bono stangoltz j modium 
tritici. 

Johannes an Nak ^) de bono Clingklers j modium siliginis. 
Item de scopoza an Nak ij quart. siliginis de scopoza Hermans ij 15 
quart. siliginis. Item de scopoza an Nak ij quart. siliginis. 

(Jobannes Hüntwanger ^) de scopoza an Nak ij quart. siliginis 
j modium siliginis. dealiis alia. dabit de scoposaNak et de bono). 

Cunrat Lauenter et sui particlpes dant porcum. 

(Claus)*) de Husen de bono Stangoltz j modium tritici de 20 
scopoza Martis in dem bach j porcum valentem x solidos. Item 
de mansu Mettingers in Erzingen media yüj modios vtriusque ij 
maltra auene et suam partem porci. Item de media parte sco- 
poze wanalde, in Erzingen ij quart. tritici ij quart. siliginis. 

Gerung de bono des hirten j quart. siliginis. 25 

H. faber de mansu H&bers v quart.' et j terciam partem tri- 
tici V quart. et j terciam partem siliginis v quart. et j tertiam 
partem auene suam partem porci. 

(H. huber} de mansu hubers x quart. et ij tercias partes tri- 
tici X quart. et ij tertias partes siliginis x quart. ij ^tertias partes 30 
auene suam partem porci. 

(bl. 9 VW.) Johannes Lauenter Gerung dictud G&tti et dictus 
Scheppi et dictus Hüntwanger dant de bono quod dicitur Nak iiij 
modios vtriusque *), 
(bl. 9 rw.) Osteruingen^). 35 

Curia soluit per duos annos x modios tritici tercio vero anno 
X modios vtriusque et annüatim iij maltra auene j porcum va- 
lentem V solidos. 

Scopoza Sidenuades viij quart. tritici j medium auene. 

Scopoza Witzigen x quart. tritici j modium auene. 40 

Scopoza des maus am rain v quart. tritici j modium auene. 



1) Uebergescbrieben : h. stoU et pueri sui. 

2) Darüber geschrieben: C. stolle et filii fabri. 
8) Darüber geschrieben: Gerung. 

Diese drei Zeilen von andrer Hand. 
Dorf im schafifhauserischen Klettgau. 



t\ 



Digitized by VjOOQ IC 



116 

Scopoza Crotzingers j modium tritici ij quart. au^ne. 

Scopoza Nakers iij quart. tritici ij qaart. auene. 

Scopoza Gutgemachs v quart. tritici j modium auene. 

Scopoza des Müllers j modium tritici j modium auene. 
5 Pratum dictum zwiwis ij quartalia tritici. 

Scopoza Gerüngs quondam dicta Sculteti iij quart. tritici ij 
quart. auene. 

Scopoza Güntherinen vj quart. tritici j modium auene. 

Scopoza des Buchers v quart. tritici. 
10 (Area quam colit Bürgi Ernis j quart. tritici). 

Scopoza Markwartinen j modium tritici. 

Ager Johannis de Buchherg in Trasendingen vno anno ij 
modios tritici et de decima ij quart. tritici secundo anno ij mo- 
dios auene et de decima ij quart. auene tercio anno nichil. 
15 Ager in langwanden et pratum in wangental et area in Oster- 

uingen j quart. tritici. 

Bonum uel area louchringers j quart. tritici dat wernli win^ 
garter. 

(Ortus des Langen ij pullos. Item alia scopoza G&tgemachs 
20 V quart. tritici j modium auene). 

(bl. 10 VW.) Johannes de Buchberg habet quartem partam Cu- 
rie et dat censum. Item de scopoza markwartinen j modium tritici. 
Item habet agros in Trasendingen. Item de scopoza des Nakers 
25 ij quart. tritici j quart. auene. (De Zwiwis ij quart. tritici. Item 
de ligno in Rechberg iij quart. tritici). 

Dictus Crideler habet quartam partem Curie. 

C. Ernis habet quartam partem Curie. 

Item de scopoza Witzigen dat ipse et soror sua v quart. 
30 tritici ij quart. auene. 

Johannes Ernis habet quartam partem Curie (dat Richart 
wingarter). 

Item de area der louchringeiTen j quart. tritici. 

Henni Bertschinc de Griessehain dat de scopoza des Nakers 
35 uel des hirten ij quart. tritici j quart. auene. 

(Jäggli) ^) de buchherg (de scopoza des witzigen j quart. tri- 
tici j quart. auene). De scopoza des maus am rain j quart. j 
fertonem tritici j quart. auene. (De prato in langwanden j quart. 
tritici. De vinea j modium tritici). 
40 Johannes Opfershouer de scopoza witzigen iij quart. tritici ij 

quart. auene. Item de vinea dictum Abbatis j modium tritici. 

(bl. 10 rw.) Johannes wemher de scopoza witzigen j quart. 
tritici j quart. auene. 

(Gerung) ^) de scopoza witzigen j quart. tritici j quart. auene. 



1) Darüber geschrieben: Herman. 

2) Darüber geschrieben: Johannes Sultzberg. 



Digitized by VjOOQ IC 



117 

(Item de scopoza des mans am rain j quarU j fertonem tritici j 
quart. aaene). 

Ruprecht de scopoza des mans am rain j quart/ j fertpnem 
tritici j quart. auene (dh orto des Langen ij pullos). 

Bürgi £rnisde scopoza gutgemahs v quart. tritici j modium auene. 5 

(Henni Müller de scopoza des mans am rain j quart. j fer- 
tonem tritici j quart. auene. Item de scopoza des Müllers j 
' modium tritici j modium auene j quart. j fertonem tritici j quart. 
j fertonem auene). 

H. Gerungs de scopoza sculteti üj quart. tritici 10 

(Scopoza Crotzingers j quart. tritici j quart. auene). 

(Burgi Ernis de area sua j quart. tritici de area in Erzingen 
j quart. siliginis j, quart. auene). 

Dictus Stamlei> de scopoza Crotzingers üj quart. tritici ij 
quart. auene. Item de scopoza Guntherinen vj quart. tritici j 15 
modium auene. 

H. Bertschi de scopoza Crotzingers j quart. tritici j quart. auene. 

Joh. Eneht de scopoza (Ertzingers ^) j quart. tritici j quart. 
auene). 

Erni gntgemach de scopoza Sidenuades ij modios tritici j mo- 20 
dium auene. Item de scopoza gutgemachs-) v quart. tritici j 
modium auene. 

Johannes faber de Wiswil de prato langwanden j quart. 
tritici. (De scopoza Müllers ij quart. tritici ij tercias partes ij 
quart. auene ij tercias partes auene j modium tritici j modium 25 
auene. Item de scopoza des mans am rain j quart. j fertonem 
tritici j quart- auene). 

(bl. 11 YW.) Henni Müller^) de scopoza des mans am rain 
j quart. j fertonem tritici j quart. auene. Item de scopoza Müllers 
(j quart. j terciam partem tritici j quart.^et j terciam partem30 
auene) j modium tritici j modium auene. 
G&chtlingen^). 

Cftnrat Bucher de Rinaugia de bono in gähtlingen üj nfodios 
tritici üj soUdos denariorum. Item de bono in osteruingen v 
quart. tritici. 35 

Beringen*). 

Dictus fritbolt de Scafusa vj quart. tritici de bono ibidem. 
Wiehs«). 

Item bonum in Wiehs j modium tritici j modium auene üj 
solidos denariorum. Item dicta kusin de agro ibidem ij pullos 40 
Hiltzingerra xvüj den. De bono vttunhouen xvüj denar. 

1) Darüber geschrieben : area sua in niderdorf j quart. tritici. 

2) Am Rande: dat C. de Wissenbur^. 

3) Darüber geschrieben: Johannes fsmer dat. 

4) Dorf im schaffhauserischen Elettgau. 

5) Ebenso. 

6) Dorf im Hegau. 



Digitized by VjOOQ IC 



118 

(bl. 12 nr). Griessehan^) 

Gnria soluit iiij modios tritici x modios siliginis ij maltra 
anene j porcum Talentem x solidos iij pallos L ona. 

Sräpoza Stigellers maior ij modios tritici ij modios auene. 
5 Scopoza Stigellers minor ij modios ntriiiBqQe ij modios auene. 

Predium bi dem St^ soluit ij modios tritici vj modios sili- 
ginis yj (dat) modios auene j libram ij solidos iiij pullos Ix oua. 

Scopoza Glatuelders j medium tritici j medium auene. 

Das NAgerAt quod cÜcitur die schftninan quum colitur j mo- 
lOdium tritici j modium auene. 

Guria Vera soluit t«rciam partem omnium fructuum et ij por- 
cos quorum yterque valet x solides. 

Molendinum j qnart. tritici. 

Ager dictns uf Burgberg in cultnra üiemali ij quart. tritici 
15 in Estuali ij quart. auene. 

Scopoza Haintzinen j modium tritici j modium auene. 

Scopoza an dem graben j modium tritici j modium auene. 

Scopoza Krämers ij modios vtriusque ij modios auene. 

Noua silua in Rehberg soluit hie iij quart. tritici. 
20 Bonum dictum des HeberHngers bunt iij solidos. 

(bl. 12 rw.) (Ager des Heberlingers in cultura Hyemali j 
modium tritici et in cultura Estuali j medium auene). 

Ager in Riethainer gerüte de cultnra Hyemali j modium tri- 
tici de Elstuali j modium auene scilicet iam uno soluit. 
25 Area quam colit Gunrat Huser j quart. tritici ij pullos. 

(bl. 13 Yw.) H. in dem Bach dat de Guria iiij modios tritici 
X modios siliginis ij maltra auene j porcum valentem x solidos iij 
puUos L oua. 

Cunrat Stigeller^) de scopoza Maiori j modium tritici j mo- 
30diam auene. Item de scopoza Minori ij modios vtriusque ij mo- 
dios auene. De scopoza (Glatuelders j modium tritici j modium 
auene. De scopoza am graben j modium auene). H. RAüner de 
scopoza an graben j modium tritici. 

Dictus (Huser) ^) de area sua j quart. tritici ij pullos. 
35 H. Stigeller. Eber Kilchdorfer. Johannes Jestetter dant de 

scopoza maiori j medium tritici j modium auene. 

(Relicta)*) Beringers de predio bi dem Steg^) media parte 
j modium tritici iij modios siliginis iij modios auene xj solidos ij 
pullos XXX oua. 



1) Dorf im badischen Klettgau, 

2) Darüber geschrieben: henni in wiswil, darüber maier, dann 
darüber Henni Stigeller. 

3) Darüber geschrieben: Mettinger. 

4) Darüber geschrieben: Cünrat 

5) Cebergeschrieben: de quo dat C. Kilkdorfer mediam partem. 



Digitized by VjOOQ IC 



119 

(C. Eilchdorfer dat de bono in Ertzingeu ij quart. tritici ij 
qaart. siliginis ij qaart. auene). 

(Predium Nicolai Spilmans de media parte predii ze dem Steg 
j modium tritici iij modios siliginis iij modios auene xj solidos ij 
pullos XXX oua. De bünta Heberlingers in cultura Hyemali j 5 
quart. tritici ^). De bono Glatuelders j quart. tritici j quart. auene. 
De bono ITaintzen ij quart. tritici ij quart. auene. De prato Heber- 
lingers xTÜj denarios. De Bono Cramers j modium vtriusque j 
medium auene. De novo ligno in Recbberg ij quart. tritici. Item 
de bünta Heberlingers in cultura Hyemali ij quart. tritici in Est- 10 
uali ij quart. auene). 

Henni Huser dat predio suo j puUum. 

(bl. 1 3 rw.) Jobannes Bertschinc de bono Glatuelders ij quart. 
tritici ij quart. auene. 

Wemli Erzinger de bono Glatuelders j quart. tritici j quart. 1 5 
auene. Item de agro Heberlingers quum est in cultura Hiemali 
j modium tritici et In cultura Estuali j modium auene. 

üxor Sch5nbaintzen de bono Haintzinen ij quart tritici ij 
quart. auene. De bono Cramers j modium vtriusque j modium 
auene. De bünta Heberlingers ij quart. tritici (in cultura Hyemali 20 
in Estuali ij quart. auene). De scopoza Glatuelders j quart. tri- 
tici j quart. auene. De prato Heberlingers xviij denarios. Item 
de Bouo ligno ij quart. tritici. 

Johannes Aiser j quart. tritici j quart. auene de scopoza 
StigeUers. 25 

Molitor de Molendino in Münchingen j quart. tritici. 

C. vogt de bono Glatuelders j quart. tritici j quart. auene. 

Eberli Kilchdorfer dat de bonis suis in Erzingen ij quart. 
tritici ij quart. siliginis ij quart. auene. Item de bono suo in 
Griessehain ij quart. auene quod dicitur maior scopoza ij quart. 30 
tritici ij quart. auene sie habetur alia parte cum sociis suis. 

Dicius fürderer (de bono Glatuelders j quart. tritici j quart. 
auene). 

Dictus Friderich de bono Altenburg in Rehberg vj quart. 

tritici j medium auene de scopoza . . : . : ^) mediam 35 

partem. Item de nouo ligno j quart. tritici j modium tritici iij 
quart. siliginis (j modium auene) v quart. auene. 

(bl. 14 VW.) C. Stolle dat de predio ze dem Steg mediam 
partem. 
(bl. 14 rw.) Bftl»). 40 

Curia in Bül soluit vj modios tritici iiij modios siliginis ij 
maltra auene unum porcum valentera y solidos. 

Mansus des widemers ij modios tritici ij modios auene j por- 
cum valentem yiij solidos. 



1) Darüber geschrieben: In cultura Estuali ij quartalia auene. 
2^ Die ausgelassenen Worte unleserlich. 
8) Dorf im badischen Klettgau. 



Digitized by VjOOQ IC 



120 

(bl. 15 VW.) Riedern*). 

H. Strub dat de bonis suis uno anno j modium tritici x quart. 
auene. Secundo anno v quart. tritici j modium auene. Tercio 
anuo X quart. tritici v quart. auene et dat annuatim viij solides 
5 ij pullos. 

Johannes Wernher de Area Struben j solidum x oua. 
(bl. 16 VW.) Buchberg^). 

Curia soluit xij modios vtriusque ij maltra auene j modium 
leguminis j porcum valentem vj solidos C oua iij pullos. 
10 Curia dicta Maiierhof xij modios vtriusque ij maltra auene 

iij porcos valentes v solidos C oua. 

Predium dictum Swaighusen soluit vno anno viiij modios sili- 
ginis secundo anno ij modios siliginis. Tercio anno iij modios sili- 
ginis et annuatim j modium auene j porcum valentem v solidos L 
15 oua dat®) Bürgi &zinger. 

Rainbrehtz bül j quai*t. siliginis. 

Area Mettelen ij quart.. siliginis. 

Hohnegge in tercio anno vj modios siliginis^). 

L&ggis Hailde j quart. siliginis. 
20 Bonum dictum Brunneader tres lagenas vini. 

Area in obernhof ij quart. siliginis quam habet C. Solger 
in bailb. 

Predium dictum peters gut j modium tritici ij modios siliginis 
ij modios auene. 
25 Predium BAlers j modium tritici vj quart. siliginis j modium 

auene- 

Bonum in Höuberg j modium siliginis^). 

Predium ze dem brunnen j modium tritici ij modios siliginis 
ij modios auene. 
30 Predium ze der Zuben^) j modium tritici j modium siliginis 

j modium auene. 

(bl. 16 rw.) Predium dictum daz troglehen j modium siliginis 
iiij solidos de porc. L oua'). , 

Willinen Hürwi vj quart. siliginis iij solidos L oua. 
35 Aliud bonum in Hürwi vj quart. siliginis v solidos de porc. 

L oua. 

Bonum Anshelms j modium siliginis iüj solidos L ou^. 

Bonum des Stultzen^) ij quart. tritici j modium siliginis j 
modium auene. 



1) Dorf im badischen Elettgau. 

2) Dorf im schaffhauserischen Klettgau. 

3) Dies und das folgende von anderer Hand. 

4) Am Rande: Hans Rusti dat forte mediam partem. 

5) Von anderer Hand: vel wetlich. 

6) Untergeschrieben: Zuber. 

7) Am Rande: uacat. 

8) Von neuer Hand darüber geschrieben: vel Souzzen. 



Digitized by VjOOQ IC 



121 

BoDom dictuiB daz buch soluit in tercio anno v modios siliginis. 

De area wegmans ij quart. siliginis. 

De agro in Stampach (ij quart. tritici) j quart. tritici. 

Bonum de skesselers v quart. siliginis v solidos de porc. 

Bonum des heldes ij quart. siliginis. 5 

Bonum dictum in obernhof ij quart. et ij tercias partes tri- 
tici ij modios siliginis ij n^odios (auene)^). 

Bonum in Höuberg vel in obem hof j modium tritici j modium 
siliginis j modium auene. 

Bonum dictum daz altgerüte iiij modios siliginis. iO 

Scopoza in (Gupfen)^) iiij modios siliginis ij modios auene v 
solidos de porc. 

Bonum Hfiggis j modium siliginis j modium auene. 

Bonum flachers j modium siliginis ij quart. auene ^). 

Scopoza in guphen ij modios siliginis j modium auene. 15 

(bl. 17 VW.) Bonum in dem Murkart vj quart. siliginis j mo- 
dium auene. 

De agro H. in dem Murkart *) in tercio anno j quart. siliginis. 

Bonum dictum Hasenbützi in tercio anno xx quart. siliginis. 

Kamsowe iiij modios tritici j maltrum auene vij solidos de porc. 20 

Bonum dictum Agnesen gut j quart. tritici iiij solidos. 

Bonum des friien in Swaighusen v modios siliginis quod habet 
dictus Egbreht de Rinaugia. 

(bl. 17 rw.) H. de zwaindal'^) de quarta parte Curie iij mo-25 
dios vtriusque ij modios auene ij quart. pisarum. Item de bono 
Rainbrehtz bül j quart. siliginis. De areis dictis Mettelen ij quart. 
siliginis. (De bono dos Heldes ij quart. siliginis). De bono dicto 
das Troglehen j modium siliginis iiij solidoft L oua. De bono 
Hohnegge in tercio anno iij modios siliginis. (De bono dicto L&g- 30 
gis Hailde j quart. siliginis). Item in tercio anno de Hasenbützi 
ij quart. siliginis. Item participes predicti (H. de zwaindal et dant 
de bono in Hohnegg in tercio anno iij modios siliginis). Ram- 
sowe j modium tritici j modium auene et de Hürwi ij quart. 
siliginis. 35 

Bürgi Erzinger et Johannes de quarta parte Curie iij modios 
vtriusque ij modios auene ij quart. pisarum. Item de bono in 
Swaighusen vno anno viiij modios siliginis. Secundo anno, ij mo- 
dios siliginis. Tercio anno iij modios siliginis et annuatim j mo- 
dium auene j porcum valentem v solidos L oua. De agris in 40 
Stampach j quart. tritici. De agro ze Rainbrehtz bül j quart. 
siliginis. Item de bono quod dicitur brunneader iij lagenas vini. 

1) Von neuer Hand daneben geschrieben: ij quartalia auene. 

2) Von neuer Haud darüber geschrieben: uel soupen. 

3) Am Rande: vel junkherren. 

4) Am Rande: qui dicitur in stöken. 

5) Darüber geschrieben: Swartz. 



Digitized by VjOOQ IC 



122 

(Johannes) Marschal (Johannes winter H. RAdger ^) Johannes 
Sniit habent predictam Curiam mediaro et dant tnodium censum ^) 
habent qnart. pai-tem Curie daut vj qaart. iritici vj quart. sili- 
ginis ij modius auene pur. oua pull, suam partem. (Johannes smit 
5 de Curia vj quart. vtriusque j niodium auene. Item de orto in 
obernhof ij quart. siliginis j quart. pisarum. Bonum in RAdlingeu 
Isenhutz ij modios siliginis). 

H. Marsealk ^) habet duas partes quartae partis curie dat j 
modium tritici j modium siliginis j inodium auene part. per. oua 
10 pullos habet etiam Hurwi. Johannes RAdger dat terciam pai-tem 
quartae partis curie. 

(bl. 18 VW.) Dictus Sunnenfro ^) de Curia dicta Maiierhof 
quarta parte lij niodios vtriusque ij modios auene tres pedes porc. 
XXV oua. Item de bono Wegmans ij quart. siliginis. De scopoza 
15 in gupfen j modium siliginis ij quart. auene. De bono flachers j 
, modium siliginis ij quart. auene. (De bono Hftggis j modium sili- 
ginis j modium auene). De bono quod dicitur das b&ch in torcio 
anno (v solidos v quart. siliginis) iij quart. siliginis. 

(H. RAdger de predicta Curia j modium vtriusque ij quart. 
20 auene ^) et suam partem porcorum et oua). 

B. Stil junior de predicta Curia vj quart. vtriusque j modium 
auene ij pedes porc. xiij oua. Item de bono Bertoltz ze dem 
Brunnen ij quart. tritici j medium siliginis j modium auene. De 
bono schupen j modium siliginis. 
25 (Adelbait villica) ^) de predicta Curia vj quart. vtriusque j 

modium auene ij pedes porc. xiij oua de area oberhof ij quai*t. 
siliginis. 

(Dictus Rietmaiier) ^) de predicta Curia iij quart. tritici (j 
modium siliginis v quart. etvnam terciam partem auene j porcum 
30 et oua. De bono dicto peters gut j modium vtriusque j modium 
auene). De bono Agnesen xvj denarios. 

(Burgi viUicus)*) de predicta Curia ij modios vtriusque v 

quart. et j terciam partem auene j porcum et oua. De bono 

Agnesun terciam partem , . . quart. tritici xvj denarios. 

35 Cunrat villicus de predicta Curia (v quart.) ^^) tritici ij modios 

siliginis v ^^) quart. et duas tercias partes auene j porcum et oua. 

1) Uebergescbrieben : Herman. 

2) Darübergeschrieben: (Jobannes habet duas partes) habet houber 
et hurwi. 

3) Das folgende dieses Alinea's von anderer Hand. 

4) Am Rande: vel Johannes Erzinger. 

5^ Darüber geschrieben: dictus Mettinger. 

6) Darüber geschrieben: j modium auene. 

7) Darüber geschrieben: H. Rietmaiier. 

8) Darüber geschrieben : EUi vel cftni Maiger — dat Rietmaiger forte. 
d) Darüber geschrieben: Wernli Billung, Bürgi £rzinger. 

10) Uebergescbrieben: ij modios. 

11) Darüber: x. 



Digitized by VjOOQ IC 



123 

De bono quod dicitur Hürwi iij quart. siliginis iij solidos xxv oua. 
De bono quod dicitur daz Buch in tercio anno y quart. siliginis. 
(C. villicuB dat der Rietmaiier). De Honeg ij quart. siliginis in 
tercio anno de bono agnesun duas partes quart. tritici xxxij den. 

(bl. 18 rw.) (Item predicti dictus Rietmaiier ßürgi villicus Cunrat 5 
villicuB dant de bono Aguesen j quart. tritici iiij solidos dena- 
riorum). 

H. peter de bono peiers iij quart. tritici (vj quart. siliginis) ') 
]j quart. auene. 

(Dictus Ansheln de bono peter j quart. tritici ij quart, auene. 10 
Item de bono Anshelns j modium siliginis iiij solidos L oua). 

H. BAler de bono bülers j modium tritici vj quart. siliginis j 
medium auene. (De bono kesselers v solidos denariorum v quart. 
siliginis). De bono quod dicitur daz buch in tercio anno x quart. 
siliginis (de ortu in obernhof ij quart. siliginis ^) daz alt gerAt iiij 15 
modios siliginis. 

Johannes Marschal (de bono Höuberg ij quart. siliginis). De 
bono (dicto Hürwi iij quart. siliginis iij solidos denariorum). 

(H. Marschal de bono Höuberg ij quart» siliginis). 

Johannes Stil') de bono H. zem brunnen ij quart. tritici j 20 
modium siliginis j modium auene. De Hasenbützi in tercio anno 
iij quart. siliginis^). 

(Cunrat de Höuberg junior)^) de bono zuber ij modios vtri- 
usque j modium äuene. Item de Hasenbützi in tercio anno ij 
quart. siliginis®). 25 

Ita Schützin de bono Willinen Hürwi vj quart. siliginis iij 
solidos denariorum L oua'). 

H. Schütz de bono schützen ij quart. tritici j modium siliginis 
j modium auene. (De vinea brunnader ij modios tritici). 

Cunrat filius Sunnenfro de bono kesselers v quart. siliginis v30 
solidos de bono in Höuberg ij quart. siliginis. De bono daz buch 
in tercio anno v quart. siliginis. 

(bl. 19 VW.) (Cunrat Stil senior von dem obernhof j quart. 
et j terciam partem tritici j modium siliginis v quart. auene. De 
ficopoza in gupfen^) ij modios siliginis j modium auene. L oua 35 



1) Darüber geschrieben: ij modios siliginis. 

2) " " ^ '^^ " ' '^ 



2) Von neuer Hand hinzugefügt: Bonum obernhof j quart. tritici 
j modium siliginis v quart. auene. 

3) Darüber geschrieben: uel broger Oünrat Melwer, H. troger. 

4) Von anderer Hand dazugescluieben: (De bono in Höuberg ij 
quart siliginis). 

5) Darüber geschrieben: H. vrener. Am Rande: Rüdger et H. 
vrener. 

6) Von neuer Hand hinzugefügt: (item de bono in Höuberg ij 
quart. siliginis). 

7) Am Rande: vacat 

8) Darüber geschrieben: vel schupen. 



Digitized by VjOOQ IC ^^^ 



124 

V solidos. De bono quod dicitur daz alt gerütt iiij modios sili- 
ginis. De Hasenbützi in tercio anno v quart. siliginis). 

Rudger Stil von dem obernhof j quart. j terciam partem tri- 
tici *) j modium siliginis (j raodium) aaene^). Von Hasenbützi 
5 in tercio anno v quart. siliginis. 

(Bürgi)*) Mantz de bono (in Höuberg)*) ij modios vtiiusque 
j medium auene. De scopoza in Gupfen j modium siliginis ij 
quart. auene'*). 

Rii villicus de bono Murkart vj quart. siliginis j modium 
10 auene. De agro in Staken in tercio anno j quart. siliginis. 
Item de Ramsowe ij modios tritici ij modios auene iiij solidos de- 
nariorum. 

Egbreht de Rinaugia ^) dat de bono des friien in Swaighusen 

V modios siliginis'') in tercio anno. 

15 Job de bono H&ggis j modium siliginis j modium auene. 

Biirgi f^zinger babet vineam in brunneadren soluentem nobis 
tres lagenas vini. De quo concessit partem versus Augiam uxori 
Johannis dicti Huter et filiis suis qui sunt nostri monasterii quibus 
debent dare sex quart. vini illo qui babet vineam predictam annu- 
20 atim et nobis ad cellarium nostrum et annuatim Micbahelis ij pullos. 
(bl. 20 VW.) Rüdlingen»). 

Curia soluit iiij modios iij quart. tritici iiij modios siliginis j 
maltrum auene C oua. 

Bonum dictum Ragbans ij modios siliginis j modium auene. 
25 Bonum Ldicblis ij modios siliginis j modium auene v solidos 

L oua. 

Area ze dem trog et ager eorum ij quart. siliginis. 
Area Btirgi tbomans .xij solidos denariorum. 
Molendinum viiij quart. tritici x quart. siliginis vj solides L 
30 oua ij pullos molares. ~ 

Bonum dictum getzen gut ij quart. siliginis. 
Bonum dictum des Wolfs ij modios siliginis j modium auene 
v solidos L oua. 

Bonum dictum daz troglehen Area uel bünta ij quart. 
35 siliginis. 

Area H. de Houberg ij modios siliginis^). 



1) Darüber geschrieben: de Hasenbützi in tercio anno iij quart. 
siliginis. 

2) Darunter geschrieben: v quart. 
8) Daneben: Cftnrat. 

4) Darüber geschrieben: des winters. 

5) Daneben von andrer Hand: de agro uf Hohnegg iij quart 
siliginis. 

6) Am Rande: Hans Rüsti. 

7) Das folgende von anderer Hand. 

8) Dorf im schaffhauserischen Elettgau. 

9) Daneben von anderer Hand uel Isenhütz. 



Digitized by VjOOQ IC 



135 

Bonam Hedwigs vischerren ij quart. tritici .ij modios siliginis 
ij modios auene. 

Bonnm ze dem brunnen nel örlingers j modinm siliginis j me- 
dium aaene. 

Bonnm in lüblosen vj qaart. siliginis j medium aaene. 5 

Area illorum zem Trog xviij solides et ager eorum ij qaart. 
siliginis« 

Bonnm dictum Schachers ij qnart. tritici ij modios siliginis 
ij modios auene. 

Bonum Kadi vischers x quart. siliginis j medium aaene. 10 

BoAum dicti Susen j medium siliginis ij quart* aaene. 

Item de agro quedam qui dicitur vor den aichen in tercio 
anno ij quart. siliginis. 

De vinea ander Hag j quart. tritici ael . . . 

De bono des wolfs minori j medium siliginis. 15 

(bl. 20 rw.) Bonum dictum der Humpinen ij quart. siliginis 
T) denarios Gostentzer. 

(Bonam Adelhait) ^) filie Cfinrat de Höuberg iij quart. siliginis 
vj denarios Costentzer. 

(Bonum dicti Wolfs j medium siliginis). ' 20 

De agro ^) sub vinea ij quart. tritici. Item de area *) et agris 
pertinentibus ad eandem aream ij qaart. siliginis. 

(Bonum löcblin j modium siliginis j medium auene) ^). 

(bl. 21 VW.) H. ^) celler dat de media parte Curie x quart. 25 
tritici ij modios siliginis ij modios auene. L oua. Item de bono 
des Wolfs minori j modium siliginis. (De bono des 6rlingers apud 
fontem j modium siliginis j modium auene). De area ze dem trog 
et agris ejus ij qaart. siliginis. De bono 15ichlis j medium sili- 
ginis ij qaart. auene iij solides xxv oua. (De bono Ramsowe media 30 
parte ij modios tritici ij modios auene iüj solidos). De bono dicto 
geltzen ij quart. siliginis. (Item de area uel bünta Isenhotz ij 
modios siliginis. De Molendino) vüij quart. tritici x quart. sili- 
ginis vj solidos L oua ij pulles molares*). De bono wolfs ij quart. 
siliginis j qnart. auene xv denarios xiij oua. 35 

(Albreht) ') Wolf de quarta parte Curie x quart. tritici j mo- 
dium siliginis j modium auene xiij oua. De agro vnder dem Win- 
garten j quart. tritici. (De area an Hagner weg ij quart. siliginis). 
Item de bono situm in bächberg qued dicitur Hasenbützi quum 



1) Darüber geschrieben: Rudi vischer. 

2) Darüber geschrieben: area, agris. 

3) Darüber geschrieben: Hagnerweg. 

4) Dies von anderer Hand hinzugeschriebeii. 

5) Uebergeschrieben: toman. 

6) Am EUnde: Rusti. 

7) Darüber geschrieben: H. 



Digitized by VjOOQ IC 



126 

colitnr V qtiart. siliginis. De bono des Wolfs vj qnart. siliginis iij 
quart. auene iij solidos xxv oua. 

(Johannes Wolf de bono des wolfs ij qnar'. siliginis j quart. 
auene xv denarios). 
5 H. Rinsnelt de quarta parte Cui-ie x quart. tritici j modium 

siliginis j modium auene xiij oua. De vinea underm Hag j quart. 
tritici. De bono Oerlingers j raodiuro siliginis j modium auene. 

(Johannes wolf de bono des wolfs ij quart. siliginis j quart. 
auene xv denarios) 0. 
10 (Cftnrat vischeli filius H. celler de Ramsowe ij modios tritici 

ij modios auene). 

(bl. 21. rw.) H. wolf^) de dicto kelnhof in buchberg quart. 
partem uel octo. 

(H. ^) Rüdger de bono des wolfs ij quart. siliginis j quart. 
15 auene xv denaiios xiij oua). 

Johannes ze dem trog de bono Ragbains j modium siliginis ij 
quärt. auene. De bono 16ichlis ij quart. siliginis j quart. auene 
XV denarios et suam partem ouorum. De area zem Trog xviij 
solidos denariorum (et de agris ze dem Trog ij quart. siliginis)^). 
20 (Cunrat ze dem Trog de bono Löichlis) ij quart. siliginis j 

quart. auene xv denarios et oua suam partem. (De bono des 
wolfs minori) ij quart. siliginis*). De ramsow ij quart. tritici ij 
quart. auene. 

(Cunrat thoman de area thomans vj ®) solidos. De bono rag- 
25bains j medium siliginis ij qnart. auene). 

(Cänrat de Oberdorf de area thomans vj solidos). 

(Eis})'') vischerin de bono ludis uel Cunrat de Höuberg iij 

quart. siliginis vj denarioB Costentzer. De bono Hedwig vische- 

rinen j quart. tritici j (medium)®) siliginis j (modium) auene ij 

30 quart. auene. De hiis dat Geri vischer ij quart. siliginis j quart. 

tritici ij quart. auene. 

(Adelhait Sniderin de bono Lüblosen vj quart. siliginis j mo- 
dium auene). 

Johannes vischer^) (de bono Hedwig vischerren ij quart. 
35 tritici vj quart. '^) siliginis vj quart. auene) ^*). 



1) Ist in der Hs. repetirt. 

2) Darüber geschrieben: Cunrat Rinsuelt. 

3) Daneben: Johannes. 

4) Von anderer Hand hinzugefügt: Item von dem troglehen ij 
quart. siliginis (de ramsow ij quart. tritici ij quart. auene xj denarios). 

5) IHes von anderer Hand» ebenso das folgende. 

6) Korrigfirt: xij. 

7) Darüber geschrieben: Rü. 

8) Darüber geschrieben: ij quart. 

9) Darüber geschrieben: dat P]lli Müllerin. 

10) Von neuer Hand darüber geschrieben: j modium. 

11) Ebenso von neuer Hand: j modium. 



Digitized by VjOOQ IC 



127 

Caorat büman de bono RAdi vischers t qtuiri. siligiDis ij 
quart, aaene^). 

(EUi ^) vischer de bono Ra vischer v quart. siliginis ij quart. 
auene). 

Jobannes Erzinger de bono isenhut ij modios siliginis (de Ram- 5 
80 j modium tritici j modium auene xxj denarios). 

(bl. 22 VW.) Conrat Schacher de agris pertinentibus ad bonum 
ze dem Trog j quart« siliginis. De bono Schachers j quart. tritici 
(ij modios) ^) siliginis (ij modios auene) iij modios auene. 

(Adelhait vischerin de bono RAdi vischers v quart. siliginis 10 
ij quart, auene). 

(Cunrat)^) Suso de bono Susen j modium siliginis ij quart. 
auene. Item de agris vor den achen in terdo anno ij quart. sili- 
ginis. De bono Humpinen ij quart. siliginis vj denarios Gostentzer 
area ze Hagner weg ij quart. siliginis. 15 

Ru Schacher de bono lüblosen vj quart. siliginis j medium 
auene ^). (De bono Schachers j quart. tritici iij quart. siliginis 
ij quart. auene). 

Johannes Suso®) de bono Schachers j quart. tritici v quart. 
siliginis v quart. auene. 20 

Wastochlngen'^). 

(Bonum ibidem dat dictus Behau iij modios tritici vj quart. 
siliginis j maltrum^ auene v solides zxx oua ij pullos). 

Bailb«). 

(bl. 23 VW.) Curia in Bailb solnit viij modios vtrinsque ij26 
maltra auene j porcum valentem viij solides unam lagenam vini 
G oua. 

Predium der Kysen v modios vtriusque j maltrum auene j 
porcum valentem v solides. 

Yinea verrenhailde. 30 

F51ki de tribus jugeribus quum coluntur. 

Molendinum j solidum. 

Bonum Sewers j modium siliginis. 

Scopoza folkis ij tritici iij solides. 

Rapolt Grimeii het euch im vnd sinen erben empfangen von 85 
Hunrich dem Spallinger ain hailb Juchart akkers in ze RAdiuar 
vnd h5ret in der Hekrinen leben vnd sint ie an dem dfitten jar 



1) Darüber geschrieben: x quart. siliginis j modium aaene. 

2) Das folgende von anderer Hand. 

3) Daneben geschrieben: iig quart. 

4) Darüber geschrieben: Johannes. 

5) Dies von neuerer Hand. 

6) Darüber geschrieben: Bfi Schacher. 

7) Dorf im zürcherischen Elettgau. Dazu geschrieben: inveuies 
postea. 

8) Dorf im badischen Elettgau, j. Balm geschrieben. 



Digitized by VjOOQ IC 



128 

wider vff daz vorgenant gAt geben ij quart. siliginis vnd vff Sanct 
Gallen tag unserm Gotzhus zwen ässchen ^) ouch an dem dritten 
jar vnd wenn ain zins den andern erloufiet, so ist der akker ledig. 

Rapolt Grimeli het empfangen im und sinen erben von Eberli 
5kysen ain wis, lit in Satellen ob Ellicon und h6ret in der kysen 
gut ze Balb und git ierlichs den kysen wider vff daz gut j qnart. 
auene, und an unsern kelr vff Sanct Mauritien tag zwai HAner. 
und wenn ain zins den andern erlouffet an körn oder an hAnren 
so ist es von den Grimelin vnd Iren erben ledig. 
10 (bl. 28 rw.) RAdi f61ki junior de media Curia iiij modios 

vtriusque j maltrum auene j porcum. Item de bono der kysen ij 
quart. siliginis. De agro ze dem wiier j solidum. ' 

Gunrat Solger de quarta parte Curie ij modios vtriusque ij 

modios auene j pedem porci. Item de vinea apud domum suam j 

15 lagenam vini. (Item de area in obernhof ze bucbberg ij quart. siliginis). 

Eberh. Solger de quarta parte Curie ij modios vtriusque ij 
modios äuene j pedem porci. , De bono der Kysen j fertonem tri- 
tici j quart. siliginis j quart. auene. 

Eberh. kys de bono der kysen iij quart. tritici ij quart. sili- 
20ginis ij quart. auene. 

Gunrat kys ij quart. tritici ij quart. siliginis ij quart. auene. 
De bono Schillings j fertonem tritici. 

H. zoUer de bono der kysen iij fertones tritici j quart. sili- 
ginis j quai-t. auene. Item de bono der Schilling j quart. tritici 
25 iij solidos ij denarios de bono Struben j quart. tritici x denarios. 

Johannes kys de bono der kysen v quart. tritici ij quart. sili- 
ginis ij modios auene. 

(bl. 24 VW.) Item Gmnes Kysen dant ij quart. auene j por- 
cum valentem v solidos. 
30 RAdi f61ki senior de bono suo (j quart. tritici ij solidos^). 

De bono Burgi pfudelers j quart. tritici j solidum. Item de bono 
Ali von ah j quart. tritici j solidum). 

Relicta^) Gunrat Schillings de Altenburg j fertonem tritici xviij 
denarios. (Surt comput.) 
35 (Gunrat Strub*) de bono Schillings j quart. tritici x de- 

narios) *). 

(Johannes pfudeler j quart. tritici j solidum denariorum). 

Yrmi weterhains de weterhains Hailden j solidum. 

Molitor de Moleodino j solidum. 
40 (Claus Stainbrüchel) ^) de bono Schillings ij solidos. 



1) Beigeschrieben: hüner. 

2) Darüber geschrieben: ij quartalia tritici iij solidos, und am 
Rande: uel ij quartalia tritici et de Johannes phudler vt supra. 

3) Darüber geschrieben: dat Atwin. 

4) Darüber geschrieben: dat zoller. 

5) Am Rande: habet H. zoller. 

6) Darüber geschrieben von anderer Hand: uel Henni scilling. 



Digitized by VjOOQ IC 



129 

H. wiier ^) de Nak de bono Sewers j modium siligiDis. De- 
derunt nobis quart. auene de bono kisen qui supra sunt, dant 
Yölki senior nxor cani8(?) kisen eberü kiso H. Solger H. Zoller. 
Altenburg'). 
5 (bl. 25 VW.) Garia in Altenburg soluit xxx modios siliginis ij 

maltra auene x solidos GC oua. 

Scopoza an Rinegge v quart. siliginis j aucam. 
Decima zwüschant wegen in tercio anno ij modios siliginis. 
Scopoza in der gassen^) iiij modios siliginis xviij denarios. 
10 Bonnm bruder Rddis vj mcKÜos siliginis. 

Ager' der Risinen in tercio anno j modium siliginis. 
Johanne^ Vallentor qui vocatur Stöltzli de scopoza sua j quart. 
siliginis. Item de orto suo j solidum. 

Bonum Hainrieb Vallentors vj quart. siliginis. 
15 Pratum quondam H. Spicbmaisters in Wangental ij modios 

siliginis^). 

Scopoza bruder Rudis j quart. siliginis. 
Bonum lüprantz v quart. siliginis. 
Gündelis fürt v quart. tritici et decimam ibidem. 
20 Yerrobünt j modium siliginis. 

Item das gedürne ij aucas. 

Scopoza der Medrinen uel witzigen j quart. siliginis ^). 
Item jugera ^) propria de cultura hyemali ij denarios de Est- 
nali.j denarium. 
25 Item de area in brubsings garten xvüj denarios. 

(bl. 25 rw.) Scopoza des Roten j quart. siliginis xvüj denarios. 
Scopoza secunda '') an Rinegge j quart; siliginis xvüj denarios. 
Scopoza Birchlis j quart. süiginis ad vocaciam ij quart. 
siliginis. 
30 Bonum^ dictum Süters gut v quart. siüginis j aucam. 

Scopoza des Teken j quart. siliginis. 
Una media scopoza Mettizel^) viüj denarios^). 
Scopoza der Maitellen superior j quart. siliginis. 
Item scopoza der Maitellan inferior xvüj denarios. 
85 Scopoza zehenders una j quart. siliginis xvüj denarios. 

Altera scopoza zebenders ij solidos. Tercia '^) scopoza des 



1) Darüber geschrieben: Stolle. 

2) Dorf im badischen Klettgau. 

3) Am Rande: uel tagwans. 

4) Am Rande: habet vli raser. 

5) Am Rande: uel j medium siliginis. 

6) Darüber geschrieben: am graben. 

7) Darüber geschrieben: uel der Herren. 

8) Am Bande: uel kudrers ij qaartalia siliginis. Von neuer Hand: 
uel xüiij. 

9) Am Bande: uel souzen. 
10) Von andrer Hand. 

BirllDger, Alemaimift IV 2 9 

Digitized by VjOOQ IC 



130 

zehenders iij qaart. siliginis Item de dimidia Scopoza des zebenders 
ij qaart. siliginis ix denarios. 

Scopoza Bagglers ^ quart. siliginis '). 
Scopoza Scbillings j quart. siliginis. 
5 Area ze Betzlen gassen in cnltura bjemali j quart. siliginis 

item de estuali j quart. auene^). 
Area bAsingers viij denarios. 
ludlis aker uel Ortus viiij denarios. 
Scopoza Tagwans j quart. siliginis viiij denarios. 
10 W&tlicb et dicta Scb&lmaistrin dant de vinea an der alt^n 

Hailden j modium siliginis. Dictus zoller. 

(bl. 26 VW.) Ager in birkisrüti soluit y pullos ^). 
Area z& dem bacbe soluit j puUum. 
Atenbusen. 
15 (bl. 26 rw.) Bonum in Atenbusen soluit mediam partem de 

vinea ^) item xxx solidos denariorum. 

(bl. 27 VW.) Item Cellerarius babet mediam Guriam de qua 
dat XV modios siliginis j maltrum auene v solidos denariorum G 

20oua. Et dat ad advocaciam j modium tritici j quart. siliginis j 
maltrum auene. Item dat de stüra maii j libram. Item de media 
Scopoza an Rinegg xviij denarios. Ad advocaciam j quart. sili- 
ginis ^). . 

Dictus R6t^) et soror sua dant de quarta parte Gurie viij 

25 modios siliginis ij modios auene iij solidos denariorum L oua. 
Item ad advocaciam ij quart. tritici j quart. siliginis ij modios 
auene. De scopoza des Rdten j quart. siliginis xviij b5. denari- 
orum. Ad advocaciam iij quart. siliginis. Item de stQra maii x 
solidos. 

30 (Dictus R6meller)^) de quarta parte Gurie viij modios sili- 
ginis ij modios auene iij solidos L uva. Item de stüra maii x 
solidos. Ad advocaciam ij quart. tritici j quart. siliginis ij modios 
auene. (Item de Scopoza der Maitellan der obren j quart. sili- 
ginis ad advocaciam ij quart. siliginis). Item de scopoza der 

35 zebender j quart. siliginis viij denarios. Ad advocaciam ij quart. 
siliginis. (Item de scopoza Tagwans in der gassen vj quart. 



1) Am Rande: uel Heginen. 

2) Am Rande: (Item de decima vnderwegen in tercio anno ij mo- 
dio^ sibginis). 

8) Am Rande: spectat ad curiam. 

4) Darüber geschrieben: dat Hafner. 

5) Von neuer Hand hinzugefügt: de scopoza scutzen xviij denarios, 
advocacia j quartale siliginis. 

6) Darüber geschrieben: babet dwli. 

7) Darüber geschrieben: H. sehender. Von neuer Hand: habet 
unum Simler. 



Digitized by VjOOQ IC 



131 

siliginis. Ad advocaciam ij quart. siliginis). Scopoza vallentors j 
quart. siliginis iij denarios. (De Huba ij quart. siliginis)^). 

(Predium Scfaützinen de media scopoza Mettizelten viij dena- 
rios. Ad advocaciam j quart. siliginis). 

(bl. 27 rw.) Uolrich Günther') de Scopoza der zehender in 5 
Schaf husen j quart. siliginis yiiij denarios. Ad advocaciam j quart. 
siliginis). 

Uolrich peter ^) de scopoza in der Gassen ^) vj modios siliginis 
xviiij denarios. Ad advocaciam iij quart. siliginis. Item filrich 
peter de area in brüchsings '^) garten ix denarios. 10 

Rudi Gerung de bono bruder RAdis vj modios siliginis. Ad 
advocaciam iij quart. siliginis. De ^) scopoza bruder RAdis j quart. 
siliginis de advocacia j quart. siliginis. 

H. kudrer'') de scopoza Vallentores vj quart. siliginis et ad 
advocaciam iij quart. siliginis. De scopoza des Teken j quart. 1 5 
siliginis sl6^ advocaciam ij quart. siliginis. Item de scopoza Metti- 
zelten j quart. siliginis üj denarios. Ad advocaciam j quart. j 
fertonem siliginis. 

Eberh. Gasser Senior de scopoza an Rinegg j quart. siliginis 
xviij denarios. Item ad advocaciam j quart. siliginis. Item de 20 
decima arboiiim v denarios. (Item de bono der Riserinen ip tercio 
anno j medium siliginis). Item habet proprios agros sitos juxta 
fossetum. (Item de media area in bruhsings garten ix denarios). 

(Dictus Simeler de Erzingen de media scopoza Bagglers j 
quart. siliginis. Ad advocaciam j quart. siliginis. Der jung wisman 25 
üj quart. siliginis de bono fuchsen iij denarios). 

(bl. 28 VW.) (Clans keller de scopoza Birchlinen ad advocaciam 
ij quart. siliginis) ®). 

Rudolf Schilling de bono des Suters iij quart. siliginis^). Ad 
advocaciam j quart. siliginis. Item de scopoza Mettizelten j quart. 30 
siliginis iij denarios. Ad advocaciam j quart. siliginis et j fertonem 
siliginis. Item de scopoza Schillings j quart. siliginis. Ad advo- 
caciam ij quart. siliginis. Item de bono lüprantz j quart. j fertonem 
siliginis. Item de area ze Betzlen gassen de cultura Hyemali j 
quart. siliginis. Estuali { quart. auene. Item von dem gedüm35 
ij aucas. Item de decima vndcrwegen in tercio anno ij quart. 
siliginis. 

1) Mit neuer Hand hinzugefügt: Item de bono simlers j medium 
siliginis. 

2) Darüber geschrieben: Tagwan. Debet tagwan compntare. 

3) Darüber geschrieben : claus keller toiam scopozam. 

4) Darüber geschrieben: uel tag wans. 

5) Am Rande: dat Hüber. 

6) Dies von andrer Hand hinzugefügt. 

7) Darüber geschrieben: claus keller. 

8) Darüber geschrieben: De scopoza Baggeler uel Heginen j quart. 
siliginis de advocacia j quart. siliginis. 

9) Darüber geschrieben: j aucam. 



Digitized by VjOOQ IC 



132 

(C&nratO Simeler de scopoza der zebender^) ij quart. sili- 
ginis ij soIidoB denariornm. De scopoza der Maitellan der Nideren 
xviij denarios ad advocaciam ij quart. siliginis. De orto GAfings 
viiij denarios de orto jndlis viiij denarios. Item de media scopoza 
5 der zehender alia j fertonem siliginis x denarios. Ad advocaciam 
j quart. siliginis. Item de bono lüprantz iij quart. siliginis de orto 
brubsings xj denarios)^). 

Dictus H&ber de media scopoza der zebender j fertonem sili- 
ginis X denarios. Ad advocaciam j quart. siliginis. Item de sco- 
lOpoza Haini Hermans ad advocaciam ij quart. siliginis. (Item de 
media scopoza Bagglers j quart. siliginis. Ad advocaciam j quart. 
siliginis. De mansu ij quart. siliginis). 

Dictus frAie (de scopoza Bircblis j quart. siliginis. Ad ad- 
vocaciam ij quart. siliginis). Item de scopoza der Maitlon supe- 
15riori j quart. siliginis et de advocacia j quart. siliginis. De Sco- 
poza Bircblis j quart. siliginis advocacia ij quart. siliginis. 

(bl. 28 rw.) (Jobannes St61tzli de scopoza vallantores) j quart. 
siliginis iij denarios. (Ad advocaciam ij quart. siliginis). De orto 
vallentores j solidum (ad advocaciam j quart. siliginis). 
20 Gunrat fucbs dat ij quart. siliginis iij denarios. 

Sneweli de bono brfider RAdis*) j quart. siliginis. Advocacia 
iij quart. siliginis (item de scopoza der medrinen j quart. siliginis 
ad advocaciam iij quart. siliginis. Item de scopoza an Rinegg v 
quart. siliginis j aucam). 
25 Dictus feh dat de vinea v quart. siliginis j aucam. 

H. Hilti de verrobünt ij quart. siliginis (de Hasenswantz x 
quart. siliginis). 

Scolastica de verrobünt ij quart. siliginis. 

Isenbfit de Hasenswantz x quart. siliginis. 
30 Albrecbt an der Staig de scopoza Tagwans j quart. siliginis 

viiij denarios. Advocacia j quart. siliginis. 

Jobannes celler de BAI de scopoza der Maiteilen j quart. sili- 
ginis advocacia j quart. siliginis quem babet R6meller. 

(H. RAfli de mansu^Hantknaben advocaciam de tribus partibus 
35 ij quart. siliginis). 

Item Greta scbillingin (et ulricb scbilling advocacia de eadem 
mansu j quart. siliginis. Item de Scopoza m&derinen'^) j quart. 
siliginis de advocacia iij quart. siliginis). 

(bl. 29 VW.) Henni Truttinger de bono des Suters iij quart. 
40 siliginis j aucam. Advocacia j quart. siliginis. 

1) Darüber geschrieben:, ftlricb. 

2) Darüber geschrieben: de advocacia. 

3) Von neuer Hand hinzugefugt: de bono mederinen j medium 
siliginis. 

4) Darüber geschrieben: debet daus Schilling comput. Am Rande: 
Tagwan debet computare. 

5) Darüber geschrieben: uel witzigen. 



Digitized by VjOOQ IC 



133 

H. Rotlober ^) (de scopoza an Rinegg v quart. siliginis j 
aucam). 

Ru wAtalgos de scopoza (Bagglers j quart. siliginis advocaciam 
j qaart. siliginis). Item de bono lübrantz j fertonem et j quart. 
siliginis. Item de decima underwegen in tercio yj quart. siliginis. 5 

(Ru Angst de bono Lübrantz iij quart. siliginis). 

(Claus Schilling de Scopoza der medrinen j quart siliginis. 
Advocaciam iij quart. siliginis). 

(Dicta Hfiberin^) de mansu des Hantknaben ij quart. siliginis 
de advocacia. Item de scopoza des zehenders dimidia j fertonem 10 
siliginis de advocacia j quart. siliginis). (Item de tercia Scopoza 
des zehenders ij quart. siliginis et de advocacia j quart. siliginis). 
Item de vinea an der alten Haldun ij quart. siliginis de advocacia ') 

(Sunthuser) *) de dicta brAlwis in wangental '^) ij quart. -tritici. 

Cunrat bechler de area (des witzigen j quart. tritici). 15 

(An^'Swertzen)^) vor des Widmers Hus v solidos j pullnm 
autumpnale xxx oua. 

H. de buch de vinea altera parte reni j pseumam et j vrnam 
vini Quatuor vinee sunt ibi quorum quilibet dat j vrnam vini et 
j quart. siliginis. De hiis vineis habet H. von b&ch dictus BAler20 
dictus Burst et ulrich Günther''). 

Census vini. 

(bl. 29 rw.) RAdi Schilling dat de vinea in dem (gerüt)®) v 
quart. vini ^). Item de vinea des Suters wingart ij quart. vini. 
Item de vinea juxta Hofwis üij quart. vini. 25 

Claus Keller dat de vinea ze dem Hindern brunnen üij 
quart. vini. 

Eberh. gasser de vinea bi der Hofwise j lagenam vini. 

H. Büchli (ij quart. vini). 

Celler de BAI et Römeller dant de vinea bi der trotten iij 30 
quart. vini. • 

Dicta Hfiberin et dictus Simler dant de vinea sua iij quart. vini. 

Gerung de vinea in dem töbellin j lagenam vini. 

De vinea ze der Hofwis et de vinea in dem gedürn dat (Henni 
Truttinger xvüj solidos) tagwan xviij solidos. 35 

lugera ^^) quae dicuntur aigen äkker ex quibus dicta Schillingin 
habet viiij dicta kudrerin iij jugera. 

1) Darübergeschrieben: de Gündelis fürt j medium siliginis. 

2) Darüber geschrieben: uel zehender de henken. 

3) Am Rande: H. Rüfli et scolastica habent. 

4) Darüber geschrieben: Egli fritbold. 

5) Darüber geschrieben: Jestetten. 

6) Darüber geschrieben: üolrich Rasor Bürgi tr&ger. 



7) Von anderer Hand: uel Guonrat Baggler. 

8) " 



8) Darüber geschrieben: gedürn. 

9) Darüber geschrieben: de vinea gedürn et Hofwis dat Henni 
Truttinger xviiij solidos. 

10) Mit anderer Tinte. 



Digitized by VjOOQ IC 



184 

Item Epphenhouer habet ix jngera agrorum. 
Item Hans st51tzli habet j jugerum agri. 

Rinaugia^). 
(bl. 30 VW.) De domo H. angstz ij quart. tritici. 
5 De domo celler de örlingen j fertonem cere. 

Bonum dictum Hasenswantz x qnart. siligiDis. 
Bonum dictum daz Mattelehen j modium tritici. 
Yinea in bürgtor j qnart. tritici ij pullos. 
De bono Birsteller ij quart. siliginis. 
10 De domo Ehingers in cliuo ij quart. tritici item de orto ij 

pullos. 

De yinea Schröters j quart. tritici ij pullos ^). 
Vinea des Sünders j pullum quam habet dietrich. 
De vinea Hüsellers j pseumam vini. 
15, De domo w61uinen ij quart. tritici. 

De domo H. B&chain iij quart. tritici. 
Bonum dictum der urtzacher iij quart. siliginis. 
De agro H. Spichmaister an Eggweg quura colitur j quart. 
siliginis. 
20 De agro Johannis Truttingers ob RAdiuar quum colitur vj 

quart. siliginis. 

Bonum in Rotloben ij quart. tritici ij pullos. 
Yinea dicti Alaspachers in Rotloben j lagenam vini j pullum. 
Vinea ulrich wAtulgos in Rod j modium siliginis. 
25 ' üolrich Günther de vinea Mekingers j quart. siliginis j ur- 
nam vini. 

De vinea brümsis dant filii Regishains j quart. siliginis j ur- 
nam vini. 

De vinea celler j quart. siliginis j urnam vini. 
30 De vinea Cnnrat de buch j pseumam vini item de alia vinea 

j urnam vini ^). 

Vinea H. Hugs ij quart. siliginis. 

U. Bentz et Agnes uxor sua dant de agro dicto des maiiers 

Boungart xiiij solides. 

35 (bl. 30 rw.) Hü sunt agri proprii pertinentes in Altenburg. 

Epphenhouer habet x jugera quae dicuntur des linggen äker 

et sunt Sita under Hohrain. Et ij jugera ob urfar. Item v jugera 

ibidem sita et dicuntur des vallentors rüti et habet dictus Ephen- 

houer. 

40 Item dicta schillingin habet ij jugera sita in lankwatten. Et 

habet ij jugera ibidem nider der strausse. Item habet iij jugera 

sita im Erlle uff Jestetter veld ob der strausse. Item habet ij 



1) Stadt im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues. 

2) Am Rande: quam habet tengeller. 

3) Von neuer Hand hinzugefügt: j quartarium siliginis isti quatuor 
vinee sunt scripti in Altenburg. 



Digitized by VjOOQ IC 



135 

jugera sita uff des gigers Halden. Item habet j jagemm ob dem 
töbellin. Item j jugerum bi dem graben. Item habet ij jugera 
uff Rinhalden vor swaben. Item habet j jugerum an nider yeld 
uff des nols Halden. Item habet iig jugera ^) zwbchent wegen uff 
nols Halden. 5 

Item dictus zingge habet ij jugera uff dem Hasla. Item habet 
j jugerum an kilchstaig. 

Item dicta kellerin de TrüUikon habet ij jugera uff dem Hasla. 
Item habet j jugerum uff kilchstaig. Item habet j jugerum hinder 
dem dorf. Item dicta kuderin habet iij jugera vor swaben der ain 10 
aker lit im grut und der ander uff gaisshalden. Item habet j ju- 
gerum in tobelgrund. 

Item dictus keller habet j jugerum uff Hasla h6rt in des 
schützen gut. 

Item RAdi gerung habet j jugerum 4in niderveld. 15 

Item 66telg6ssin habet j jugerum bi dem graben. 

Item Eberli gasser habet j jugerum an nassem w^. 

Item Hans stöltzli habet ij jugera under Hohrain. Item habet 
ij jugera in gaisshalden. 

Item dictus keller habet j jugerum in gaisshalden. 20 

(Item dictus Hnber). Quotlibet jugerum supra scriptorum In 
cultura yemali soliiit j denarium novum et in cultura estiuali sol- 
uit j denarium antiquum et in tercio anno nichil. 

(bl. 31 VW.) Item die Hofstaten hie zu rinow getalit sind es 
sig zu garten äkkern wisen bomgarten Hoffstatten die sol menklich 25 
in eren haben vnd was ain ietlicher ....'). 

Wastochingen*). 

(bl. 32 VW.) Predium quod colit dictus Behain soluit iij mo- 
dios tritici vj quart. siliginis j maltrum auene v solidos xxx oua 
ij pullos. 30 

H. dictus wirt de Kayserstul dat de bono in Herdem j fer- 
tonem cere. 

Hüntwangen *). 

Mansus in Hüntwangen x modios vtriusque vj modios auene 
vj solidos minus ij denarios. 35 

Ager dictus pfantaker soluit in cultura Hyemali ij quart. 
tritici in cultura Estuali ij quart. auene. 

Item Johannes filius brotpeken de Risoluingen j fertonem pi- 
peris de bono RAtenbachs. 

(bl. 32 rw.) Winkeln ij modios tritici ij modios auene, quod 40 
habet dictus Brünier et dat censum. 



1) Darüber geschrieben: Thoman und Rudolf. 

2) Schluss fehlt. 

3) Dorf im zürcherischen Klettgau, vgl. S. 57. 

4) Ebenso. 



Digitized by VjOOQ IC 



186 

Bnchsa^). 
(bl. 33 yw.^ Gonrat dictns Widmer inj modios tritid. 
Id ober Hasla Hainrich der Swestran j fertonem oere. 
Metmenhasla^). 
5 Mansus soluitvj modios tritici j maltrum auene ij modios le- 

guminis j porcam valentem v solidos. 

Bonum dictum der Kinde gut ij quart. tritici. 
Bonam dictum Segot j quart. tritici. 
Höri«). 
10 , Curia in Hdri xx modios vtriusque iij maltra auene iiij modios 
legnminis ij porcos ytrumque valentem v solidos C oua. 

Mansus dictus Baildingers v modios tritici j maltrum auene 
yj solidos predium Glatuelders yj solidos j libram cere. 

Zwaindal^). 
15 Curia Zwaindal soluit xx modios siliginis ij porcos vtrumque 

valentem v solidos C oua. 

Pratum ibidem habent die von Hasla j quart. tritici ij solidos. 

Glatuelden«^). 
(bl. 33 rw.) Curia in Glatuelden soluit xxx modios siliginis 
20 ij porcos utrumque valentem v solidos novorum. 

H. celler dat terciam partem de Curia et bono quod dicitur 
des forsters leben x quart. siliginis j porcum v solidos. 

Scopoza dicta Götzen iij modios siliginis. Otten ®) de Grampen 
dant censum. 
25 H. dictus H. Tahs de bono suo ij modios siliginis. 

Seglingen soluit in uno anno xxx modios siliginis secnndo 
anno xxiiij modios siliginis* tercio anno xx modios siliginis j porcum 
valentem v solidos omni anno. 

Bonum Albrecbt soluit iij modios siliginis ibidem ''). 
30 Baildingen»). 

(bl. 34 VW.) (Curia in Baildingen) *) 

Martella superior^®). 
(bl. 34 rw.) Curia in Martella xxv modios vtriusque x modios 
auene iij modios pisarum j porcum- valentem viij solidos j libram 
35 piperis j plaustrum stramiuis j plaustrum aridi ligni C oua et ambo 
Curie superior et inferior j plaustrum feni. 



1) Im Züricbgau, Kt. Zürich. 

2) Ebenso. 
S) Ebenso. 

4) Ebenso; jetzt Zweidien. 
bS Ebenso. 
4 6) Darüber geschrieben: uel bi nidrest. 

7) Am Rande: quos habet tahs in owe. 

8) Dorf auf der Baar. 

9) Mehr steht nicht da. 

10) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thargaues, jetzt 
Ober-Marthalen. 



Digitized by VjOOQ IC 



137 

Curia inferior in obra Martella xyj modios vtriusque ij maltra 
aaene ij porcos quorum uterque valet y solidos xxx oua. 

Mansus der Andolfinger xiiij modios vtriusque ij maltra auene 
j porcum valentem viij solidos xxx oua. 

Mansus Wiltbabers yij modios vtriusque j ' maltrum auene j 5 
porcum valente^ v solidos xv oua. 

Mansus des Jungling x modios vtriusque ij maltra auene j 
porcum valentem vj solides- xxv oua. 

Mansus der Hnmlingers vij modios tritici v modios siliginis vj 
modios auene j porcum valentem vj solidos xxx oua debet H. worder 10 
computare. 

Mansus ^) Benkouers vij modios vtriusque j maltrum auene j 
porcum valentem v solidos xv oua. 

Dicunt quod bonum Cuntzen uel Wilthabern soluebat quondam 
vj modios vtriusque v modios aaene iiij modios utriusque^). 15 

(bl, 35 VW.) Mansus der Bruggeren vij modios vtriusque j 
maltrum auene j porcum valentem v solidos. 

Mansus der Kysinen zer brugg xij modios vtriusque vj modium 
auene j porcum valentem vj solidos xxx oua. 

IkLinsus wilgenspficbers ^) vij modios vtriusque j maltrum auene 20 
j porcum valentem ^ solidos xv oua. 

Scopoza Lewers v modios siliginis duas scapulas ij pullos ^). 

Scopoza ze Eürbli j medium^) utriusque. £t de bono dicti 
wAsten iiij quart. vtriusque. 

Bonum dictum des fürers ^) widern x quart. vtriusque j mo* 25 
dium auene ij pullos ''). 

Scopoza TAngers j modium vtriusque. 

Scopoza Dietrichs ij quart. tritici. 

Judas Rüti quum colitur ij quart. tritici. 

Scopoza H. Elsinen ij modios vtriusque j modium auene. 30 

Scopoza des friien ij modios vtriusque. 

Scopoza des Notgers uel Mettingers j" modium fabarum. 

Bonum dictum des Mettingers widern viij modios vtriusque et 
quod dictur der usser Hof vj modios auene j modium pisarum vij 
solidos vj pullos C oua. 35 

Scopoza des Mettingers j modium vtriusque. 

(Scopoza zimermans iiij modios vtriusque). 

(bl. 35 rw.) Scopoza ze obrahusen j modium vtriusque j 
modium auene. 



1) Darüber geschrieben: habet Haini keller. 

2) Etwas verblühen. 

3) Darüber geschrieben: uel crienrieters. 

4) Am Rande: forte walzhüter. 

5) Darüber geschrieben: iiij quartalia. 

6) Darüber geschrieben: media pars. 

7) Am Rande: secanda pars x qaartalia vtriusque j modium 
auene Göldli. 



Digitized by VjOOQ IC 



138 

Soopoza Cunrat Wilthabers j modium vtriusque j modium 
auene *). 

Item Alia scopoza Wilthabers j modium vtriusque j modium 
auene. 
5 Dne scopoze in Mandelen ij modios vtriusque ij roodios auene. 

(Due scopoze Sweglers xij quart. vtriusque ij modios auene). 

Scopoza ze Lewreu j modium vtriusque. 

Scopoza Stüdelis j modium vtriusque j modium auene. 

Scopoza der wibrinen j modium vtriusque ueP) göldler. 
10 Scopoza Hainzelmannin j modium vtriusque. 

Item de bono des von WesterspAl v solidos. . 

Item de dote uel scopoza Strassers ij modios vtriusque ij pullos. 

Scopoza Egisbains ij modios vtriusque j modium auene debet 
wipf^) computare. 
15 Due scopoze Benkouers ij modios vtriusque ij modios auene 

alia benkouer ij quart. tritici. 

Scopoza Sweglers vel Genselis j modium vtriusque j modium 
auene. 

Scopoza des Miltors^) ij modios vtriusque j modium auene* 
20 Scopoza kürblinen uel lupfers j modium vtriusque j modium 

auene. 

Scopoza des Ritters j modium vtriusque j modium auene. 

Pratum dictum zehende wis ij quart. tritici. 

(bl. 36 VW.) Scopoza des suters ij modios vtriusque j modium 
25 auene. 

Due scopoze BrAhsings ij modios vtriusque j modium auene. 

Scopoza des slatters uel zimbermans iiij modios vtriusque ij 
modios auenOi^ 

Scopoza Zäwüschs j modium vtriusque. 
30 Scopoza Eoufmans j modium vtriusque j modium auene dat 

H. fuchs. 

Scopoza wdtulgos j modium vtriusque j modium auene debet 
Maiierin computare. 

Molendinum vij modios vtriusque xij solidos G oua ij pul los 
35 autumpnales et duos pullos molares. 

Scopoza Notgers uel z&wüscbs j modium vtriusque. 

Cnnrat Tüger het ainen wingarten h5ret in Stüdelis gut^) 

von dem wingarten git er ellA jar ij quart. siliginis et j hfin an 

unsern kelr Mauritii. 

40 Ain wis lit ze NJdrawisen bi dem vallentor höret in den ussern 

Hof ^ ze obra Martelle. Het Johannes Mantz der Müller vnd git 



1) Am Rande: H. wilth has duas forte. 

2) Von anderer Hand. 

3) Darüber geschrieben: boller. 

4) Darüber geschrieben: ael von erst. 

5) Darüber geschrieben: Habet Rudi pfafif. 



Digitized by VjOOQ IC 



139 

ierlicbs j modium siliginiiB wider in den selben Hof Vf. Sanct 
mariis tag und ain unsern kelr Manritii zwai HAnr. Und erlAf aber 
ain zins der andern so ist die wis dem vorigen Hof ledig. 

(bl. 36 rw.) H. wilthaber dat de Mansu wilthabers iiij mo-5 
dies vtrinsque ij modios anene j porcum valentem v solidos. (Item 
de Mansu Jünglings v modios utriusque j maltrum anene) j porcum 
valentem vj solidos xv oua. (Item de scopoza Cunrat wilthabers 
ij quart. vtriusque ij quart. auene. Item de scopoza H. wilthabers 
j medium ytriusqne j modium auene). Item de Curia in Griienriet. 10 

Ru wilthaber de scopoza (Cunrat wilthabers ij quart.) 
viriusque j quart. auene ^). 

Dicti Amman de Alggfi de media parte Mansu der wiltha- 
brinen iiij modios vtriusque ij modios auene j porcum valentem v 
solidos. Item de dote des Mettingers viij modios vtriusque vj mo- 15 
dios auene j modium pisarum vij solidos vj pullos C oua. De sco- 
poza Mettingers j modium vtriusque ^). De scopoza in Obra Husen 
j modium vtriusque j modium auene. Iste scopoze dicuntur der 
usser Hof (item de scopoza ze obrahusen j modium vtriusque j 
modium auene)'). 20 

H. (Werder) ^) de mansu Junglings v" modios utriusque j mal- 
trum auene ^) j porcum valentem vj solidos xv oua. De bono 
Bruggers vij modios vtriusque j maltrum auene. Item de bono 
Mandelen ij modios vtriusque ij modios auene. Item de scopoza 
an Lewren j modium vtriusque^ De Judas Rüti quum colitur ^25 
quart. tritici secundo anno j modium auene. Item de hiis predictis 
bonis dat jacobus celler terciam. De mansu Humlingers vij modios 
vtriusque ^) x solidos. Item Jacob etiler. De Media dote des 
fürors X quart. vtriusque j modium auene de bono mandelen. 

(bl. 37 VW.) (Dicta Strasserin de dote uel scopoza Strassers 30 
ij modios vtriusque de quo dat Johannes landolt -terciam partem). 

Item Johannes Landolt de tercia parte mansu der Andolfinger 
viiij quart. et j terciam partem tritici viiij quart. et j terciam 
partem siliginis xi quart. auene. Item de dote uel scopoza Strassers 35 
j quart. et j terciam partem tritici j quart. et j terciam partem 
siliginis suam partem porci. 

Dicta strasserin de dote uel scopoza Strassers ij quart. et ij 
terdas partes tritici ij quart. et ij tercias partes siliginis''). 



ij Darüber geschrieben: j modium vtriusque j modium auene. 

2) Von anderer Haud darüber geschrieben: j modium auene. 

3) Am Rande: H. wilthaber dat istum censum medium et Jacobus 
celler medium. 

4) Darüber geschrieben: celler. 

5) Am Rande: Item H. keller terciam partem. 

6) Am Rande: j quartale auene. 

7) Am Rande: dat wipf der wilgonspüch. 



Digitized by VjOOQ IC 



140 

Canrat ^) Andolfinger de mansn der Andolfinger vilij quart. j 
terciam partem tritici viiij quart. et j terciam partem siliginis x 
qaart. auene soam partem porci. (De bono stüdelis ij quart. tri- 
tici) item de bono der wibrinen ij quart. tritici ij quart. siliginis. 
5 Claus Bdier de mansu der Andolfinger viiij quart. et j ter- 

ciam partem tritici viiij quart. et j terciam partem siliginis zj 
quart. auene. (De scopoza Elsiners) suam partem porci. Item 
de Scopoza Elsiners ij modios vtrinsque j medium auene. De media 
scopoza Haintzelmans ij quart. vtriusqne. 
10 Dictus Haintzelman celler. (De Curia superiori Media parte 

xiij modios vtriusque v modios auene vj quart. pisarum suam 
partem porci et ligni straminis et ouorum et piperis. De mansu 
Benkouers vij modios vtriusque j maltrum auene j porcum valen- 
tem V solidos). 
15 (bl. 37 rw.) (Cunrat celler) ^) de altei*a media parte Curie 

superioris xiij modios vtriusque v modios auene vj quart. pisarum 
suam partem porcorum piperis straminis et feni et ligni et cet. 

Cunrat Niderhouer de Curia inferiori xij modios vtriuisque vj 
modios auene suam partem porcorum et ouorum et feni et cet. 
20 (Item de mansu Humlingers vij modios tritici v modios siliginis vj 
modios auene j porcum valentem vj solidos xxx oua). 

Ru werder de mansu Humlingers vij modios tritici v modios 
siliginis vj modios auene j porcum valentem vj solidos. 

H. Eacherinen de Curia inferiori iiij modios vtriusque ij mo- 
25 dies auene suam partem porcorum et cet. 

Dictus Haintzelman^) der ober (de media scopoza Haintzel- 
mans ij quart. vtriusque. Item de mansu Benkouers vij modios 
vtriusque j maltrum auene j porcum valentem v solidos et oua). 

Johannes Rusti de duobus scopozis Zäwüschinen ij modios 
30 vtriusque. 

(Willi Billung) ^) de bono zimbermans iiij modios vtriusque ij 
modios auene. 

Dicti Sürt de scopoza des friien ij modios vtriusque. 

Claus Ritter de scopoza Ritters j modium vtriusque j mo- 
3Ödium auene. 

H. Waltzhuter de Scopoza lewers v modios siliginis ij scapulas 
ij puUos. 

(bl. 48 VW.) Dicta Rebmannin de mansu ^) wilgenspuchers uel 
Criienrieters iiij modios vtriusque ij modios auene j porcum valen- 
40tem V solidos et oua. 



1) Darüber geschrieben: uel wiss. 

2) Darüber geschrieben: Bürgi mantz. 

3) Darüber geschrieben: Claus bÄler. 

4) Darüber geschrieben: uel Spaltenstein. 

5) Darüber geschrieben: media pars. 



Digitized by VjOOQ IC 



141 

(C&nrat Griienrieter) ^) de scopoza Eürblis et de bono wflsten 
jj quart. tritici ij quart. siliginis. 

Joliannes Criienrieter de scopoza Kürblis (et de bono notger) ^) 
iij quart. tritici j quart. siliginis et de bono des von WesterspAl 
Y solidos Mansus der kysinen Tiij modios vtriusque. Ad tempu8 5 
yj modios auene j porcum y solidos. 

Uolrich Criienrieter de Mansu Wilgenspficher uel Oiienrieters 
iiij modios vtriusque ij modios auene j porcum valentem v so- 
lidos et oua. De prato dicto zehendewise ij qnart. tritici. Sco- 
poza Slatters ij modios vtriusque ij modios auene. 10 

(Claus Spaltenstain iiij modios vtriusque ij modios auene). Dat 
wis ij quart. tritici. 

(Bürgi Gotzhusmann de bono stAdelis j medium vtriusque j 
modium auene de qno dat H. Jürsso ij quart. siliginis de vinea sua). 

G&nrat celler de Trüllicon de scopoza Mettingers uel Notgers 15 
j modium fabarum. 

(Dictus 651deler) ^) de media parte dotis des fdrers ^) x quart. 
vtriusque j modium auene. (De scopoza Wibrinen j modium 
vtriusque). 

(H. Kys de bono'^) zimbermans uel flacbers) Slatters iiij 20 
modios vtriusque (ij modios auene. Uiltbrant kys dat mediam 
partem) peters Ritter de scopoza des lupfers ze Eurbli j modium 
vtriusque j modium auene. 

(bl. 38 rw.) Dictus TAnger de scopoza Tangers j modium 
vtriusque. Item de Scopoza zewAscbinen in Inferieri Marteila vj 25 
quart. vtriusque. 

Johannes •) Andolfinger de scopoza Dietrici ij quart. vtriusque. 
Item de scopoza Benkouers ij quart. tritici. 

Wetzel Sutor de scopoza sua ij modios vtriusque j modium 
auene. (Item de mansu Jünglings v modios vtriusque j maltrumSO 
auene j porcum valentem vj solidos xv oua). 

Haintz Genseli de scopoza Sweglers j quart. auene. Item de 
scopoza koufmans j modium vtriusque j modium auene. 

Dictus pfiffer de scopoza Sweglers ij quart. vtriusque ij 
quart. auene. 35 

Molitor de Molendino vij modios vtriusque xij solidos C oua 
ij pullos autumpnales ij pullos Molares''). 



1) Darüber gesohrieben: Verena Bieter, von neuer Hand: Jo- 
hannes nüfrer. 

2) Darüber gechrieben: et wüsten. 

8) Darüber geschrieben: Cünrat Tünger. 

4) Darüber geschrieben: Tünger debet cotnputare. 

5) Darüber geschrieben: scopoza, und am Kande: istam mediam 
partem. 

6) Daneben: Rü. 
Am Rande: De bono sweglers aliqna. 



5! 



Digitized by V^OOQ IC 



142 

(Claus ^) Jürsso)') de scopoza Benkoaers ij modios vtriusqne 
ij modios auene. 

Dictus Haber de Rehberg et dictus Boller debent expedire 
scopozam Egishains '). 
5 Criienriet*). 

Curia iu Criienriet soluit x modios vtrinsque j maltrum auene 
j porcum valentem yij solidos. 

Vinea an der Staig que fuit ager speetabat ad Briden Hub 
quam habet Hiltbrant Kys roediam. Uolrich vasolt alteram partim 
10 et praedictus Hiltbrant dat de parte sua dicto vasolt j quart« 
tritici de sua parte quam habet in Briden Hub et dat nobis ad 
cellarium Maurjtii j puUum et praedictus ulrich de sua parte et 
j pullum. 

Inferior Martella'^). 
15 (bl. 39 TW.) Curia ibidem soluit xxy modios vtriusque x 

modios auene j porcum valentem viij solidos C oua. 

Mansus dictus Briden Hfib viij modios vtriusque j maltrum 
auene j porcum valentem v solidos xxx oua. 
Scopoza zäwüschinen vj quart. vtriusque®). 
20 Scopoza Mntzchen ij quart. tritici iij quart. siliginis. 

Scopoza Husers j modium vtriusque. 
Scopoza cellerarii j modium vtriusque j modium auene ^). 
Scopoza der füchsinen viij quart. vtriusque j modium auene. 
Scopoza RAdgers j modium vtriusque j modium auene ^). 
25 Molendinum x quart. tritici ij modios siliginis vij solidos de- 

nariorum L oua. 

Due scopoze H. Notgers quarum una soluit viij quart. vtri- 
usque. Altera soluit j modium vtriusque et ambe ij modios auene. 
Item H. Notger et Rusti habent vineam ') de qua dant annuatim 
30 ad mansura ibidem j quart. tritici et ad cellar. nostrum Maaricii 
ij pullos. 

Due scopoze Sweglers xij quai*t. vtriusque ij modios auene. 
habent H. celler et Johannes werden (Alia etiam scopoza Sweglers 
35 xij quart. vtriusque ij modios auene). 

H. wilthaber het des Bollers kinden vnd ir erben verlihen 



1) Daneben am Rande: Johannes Tflnger. 

2) Darüber geschrieben: Landolt. 

8) Daneben geschrieben von anderer Hand: in boller et murli. 

4) Bei dem Dorfe Alten nächst Andel fingen im zürcherischen Ge- 
biete des alten Thurgaues. 

5) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues, Nieder- 
Marthsden. 

6) Am Rande: habet Tünger. 

7) Am Rande: Saler habet partem dat advocato. " 

8) Am Rande: Tügerin habet pariem. 

9) Darüber geschrieben: ista pertineut ad inferiorem villam. 



Digitized by VjOOQ IC 



143 

ainen aker nsser dem assern Hof vnd sol ie zwai jar nah enander 
wider uff daz gut geben zwai quart. siliginis vnd j hun. An dem 
dritten jar so git er nun daz hun vnd ierlieh an unsern kelr \j , 
bAner. 

(bl. 39 rw.) TAngerin von z&wüscbinen gut vj quart. vtrinsque. 5 
Item de matleben dat. 

H. wiltbaber het gen ainen aigenen akker Ht uff dem ilöiten- 
berg in sinem erblehen umb den akker lit vor uff dem flöidenberg 
vor den rekholtern von dem selben akker git er ierlieh ij hünr 
ze Sanct Mauritien tag an unser kelr ze erbzins. 10 

(bl. 40 VW.) (Uolrioh villicus ^) de bono der fühsinen viij 
quart. vtriusque j modium anene). De bono Sweglers quod scriptum 
in superiori martella xij quart. vtriusque ij modios auene. Item 
de media parte Curie ziij raodios vtriusque v modios nuene j por- 
cum valentem viij solidos L oua bonum swelers mediam parteml5 
Henni notger. 

Dictns Notger ^) de Curia media parte xiij modios vtriusque 
v modios auene. (De scopoza Husers j modium vtriusqe) j porcum 
valentem viij solidos L oua. De t^copoza Husers j n^odium vtri- 
usque. (Due scopoze Notgers quarum una solnit viij quart. vtri-20 
usque Altera j modium vtriusque et arabe ij modios auene). 

(Bürgi Notger de Media parte Curie xiij modios vtriusque 
V modios auene j porcum valentem viij solidos L oua. Item de 
Curia in Ellicon x modios vtriusque ij modios auene ij pullos). 

(H. et Johannes) Spallinger dant de media parte Briden Hub 25 
iiij modies vtriusque ij modios auene j porcum valentem v solidos 
XV oua. 

Ueli vasolt de media briden H&b mediam partem bonum Muzgen. 

(H. fuchs de media parte briden Häb iiij modios vtriusque \j 
modios auene j porcum valentem v solidos). Item de scopoza ^) 30 
RAdgers^) j modium vtriusque j modium auene. De scopoza kouf- 
mans j modium vtriusque j modium auene scriptum in superiori 
Martella. 

(Rusti de duabus scopozis Notgers viij quart. vtriusque ij 
modios auene). Item Rusti et Notger dant de vinea Mauritii ij 35 
pnllos. Item de Curia in Ellicon x modios vtriusque ij modios 
auene ^ puUos. Dicta Salerin viij quart. vtriusque j modium auene 
de bono fühsinen. 

Ueli vasolt de media parte briden Hub iiij modios vtriusque 
ij modios auene j porcum valentem v solidos xv oua scopoza 40 
fühsinen. 

(bl. 40 VW.) TAngerin de Scopoza Z&wüschinen vj quart. 
viriudque. 

1) Darüber geschrieben: Henni werden 

2) Darüber: H. Hilti. 

3) Am Rande: H. waltzhftters. 

4) Daneben geschrieben: ael H. fuchs. 



Digitized by (^OOQ IC 



144 

Molendinnm solnebat. 

Rod*). 
Curia in Rod soluit viij modios siliginis ij m odios anene. 
Ager an dem Sin werben qunm colitnr iij quart. siliginis ij 
5 pulloB. 

Mansus soluit xiüj quart. siliginis ij modios auene. 
Item Omnes in Rot dant j porcum yalentem v solidos. 
Vinea bantzerrüti dat ij quart. tritici redeuntibus ad predium 
in Rod ad cellarium nostrum Mauritii ij pullos. 
10 H. lotstetter et plures dant hunc censum ad predia predicta 

et nobis pullos. (Schluss folgt) JMeyer 

Sch Wabenneckereien «) 
II 

»Die Schwaben fnüssen imschul- 
digerweise viele Histörchen von sich 
ausbreiten lassen, sie sind aber so 
klug, dass sie selbst solche zur Be- 
lustigung der Gesellschaften er- 
zählen und sich nebst andern Na- 
tionen mit gleichem Rechte oder 
Unrechte an den Schweizern wieder 
zu erholen pflegen. c 

Keyßlers Reisen S. 11. 

1 Es ist ein eigenes Schiksal der kleinen Reichsstädte, 
dass man allerlei schnakische und ihnen nicht zur Ehre gereichende 
Anekdoten von ihnen erzählt. So müssen sich die Bürger einer 
gewissen, die innerhalb der Gränzen des Herzogthums Würtemberg 
liegt, die Verordnung nachsagen lassen, die einstens bei einer in 
der Nachbarschaft unvermuthet entstandenen Fenersbrunst ihre 
Feuerspritzen, mit denen sie ihren Noth leidenden Nachbarn zu 
Hülfe kommen wollen, unbrauchbar gefunden worden, bei Rathe 
gemacht worden sei, künftig solche pünktlich allemal vierzehn Tage 
vorher probiren zu lassen, ehe ein Brand entstehe, um, wenn der 
Fall existire, solche desto zuverlässiger brauchen zu können. In 
einer anderen sei ein Aufruhr unter den Bürgern entstanden, da 
es an dem gewesen sei, einen grossen Verbrecher, der aber ein 
Fremder gewesen, aufzuknüpfen. Sie habe den patriotischen Grund 
angeführt: Ihr Galgen sei nur für sie und ihre Kinder, und nicht 
für Fremde. Durch den Vorschlag eines Rathsherren seien die 
aufgebrachten Gemüther endlich wieder zur Ruhe gebracht worden, 
dem Delinquenten, den man nun nicht in seine Ileimath weisen 
und zur Behauptung seines Rechts an sein vaterländisches Hoch- 



1) Rodhof bei Marthalen im zürcherischen Gebiete des alten 
Thurgaues. 

2) Sieh oben II 254 ff. 



Digitized by VjOOQ IC 



145 

geriohte anhalten könne, weil er ein Yagante sei, der keine Hei- 
mat habe, wenigstens solche nicht wisse, einen Revers zur Unter- 
schrift vorzulegen, dass dieser einzelne Vorgang, als eine diesmal 
unvermeidliche Ausnahme von der Regel, der Bürgerschaft in Zu- 
kunft nicht zum Präjudiz gereichen solle, und diesen Revers den 
Criminalakten ' in perpetuam rei memoriam als eine Urkunde, an 
der den Staaten gelegen sei, beizulegen. Zugleich sollte ad proto- 
collum genommen werden, dass der Galgen, wenn über kurz oder 
lang die Juftiz bei einem Mitgliede der Bürgerschaft sich desselben 
bedienen müsste, von seiner durch die Aufknüpfung eines Fremden 
daran ehemals geschehenen Entweihung liberirt, und vorher, ehe 
die Exekution vorgenommen werde, wieder ad novos usus feierlich 
mit wohl überlegten Geremonien eingeweiht werden müsse. In eben 
diese Klasse gehört der Vorgang in einer dritten Reichsstadt, eben- 
falls mit einem Delinquenten, der gehängt werden sollte. Nachdem 
er g^aume Zeit auf der Stadt Kosten im Gefangniss unterhalten 
worden sei, und endlich der Tag der Vollziehung des Urtheils an- 
gebrochen, habe man sich durch die weisliche Ueberlegung der 
Unkosten, die die Exekution erfordern würde, veranlasst gefunden, 
dem Missethäter obrigkeitlich einen Goldgulden 'abzureichen, mit 
dem Anfügen, dass er, vollkommen überzeugt von der Gerechtig- 
keit des über ihn ausgesprochenen Urtheils, bei den Umständen, 
in denen sich ihre Gemeinkasse befände, sich an einen andern Ort 
hinwenden möchte, um über sich verfugen zu lassen, was Rechtens 
sei, und dass er mit dem Pfenning, den sie ihm hiemit gäben, 
wohl Reisekosten und das übrige bestreiten könnte. Eben die Rück- 
sicht der Sparsamkeit, die es nothwendig machte, ihm zu der ihm 
gebührenden Oriminaljiistizpflege einen andern Ort anzuweisen nnd 
daselbst zu seinem Rechte zu verhelfen, beide ihnen auch die Hände, 
ihm mit einem so ergiebigen Viaticum, als sie selbst wünschten, 
an die Hand zu gehen. Den über eine so seltene Grossmnt und 
Gerechtigkeitsliebe gerührten Delinquenten möchte ich gesehen 
haben. Die Geschichte erzählt d^n endlichen Verlauf der Sache 
nicht, so gerne ich Ihnen damit diente. Ob diese Begebenheiten 
wahr oder unwahr seien, darüber lässt sich nicht wohl streiten, 
diess aber dennoch nicht ohne grossen Schein behaupten, dass wohl 
einzelne Vorfälle dabei zu Grunde liegen, die ins lächerliche fallen, 
nnd die die Quelle der beissenden Vorwürfe sind, die man den 
Schwaben von langen Zeiten her macht; wenn sie schon in der 
Folge, wie es zu geschehen pflegt, ausgedehnt, verschönert, oder 
richtiger gesagt, verunstaltet worden sind. In andern Ländern 
fehlt es gewiss an solchen Geschichtchen nicht. Aber die Schwaben 
haben das Unglück, dass die ihrigen ausgebreiteter und dauer- 
hafter sind. 

Reise eines Gurländers durch Schwaben 1784 S. 303. 

2 Doch trifft man im Würtembergischen noch Strassen genug an, 
durch die Reisende in Verlegenheit gesetzt werden, und keine gnte 

Birlinger. Alemamiia IV 2 10 



Digitized by VjOOQ IC 



146 

Begriffe von den Vorstehern derjenigen Orte bekommen, in deren 
Nähe diese schlechten Wege sind. Ich ivünsche, dass es mehr 
Spass als Ernst sei, was man einer gewissen ansehnlichen Stadt in 
diesem Lande nachsagt, dass sie den Vorschlag, der von jemand 
gemacht worden, nur eine gewisse Strecke weit von der Stadt einen 
jämmerlichen Weg ausbessern, und nach Art einer Chaussee anlegen 
zu lassen, aus diesem Grunde verworfen habe, weil sonst die 
Bürger, die Pferde und Karren haben, diese müssig 
stehen lassen müssten, und nichts mehr yerdienen 
könnten, wenn jenerWegaufeinmalgut gemacht würde; 
da sie hingegen, wenn er im alten Stand bliebe, von Zeit zu Zeit, 
so oft er gar zu tief und morastig sei, Steine zuführen, und also 
etwas verdienen dürften. Diese Betrachtung habe auch Eindruck 
bei den übrigen gemacht, und es sei einmüthig beschlossen worden, 
die gründliche Verbesserung des Weges, so wenig sie Unkosten ge- 
macht haben würde, um ein für allemal auf sich beruhen zu lassen. — 
Eine andere Landstadt habe sich dagegen gesetzt, zu der Anrich- 
tung einer Chaussee etwas beizutragen, die ganz in ihrer Nähe 
hätte errichtet werden sollen. Ein Mitglied der Versammlung habe 
eingewendet : diese neuen Wege, von denen die klugen Alten nichts 
gewusst haben, und doch glücklicher gewesen seien, als wir, die 
wir alle Augenblicke neue Erfindungen auf die Bahn bringen, seien 
Pferde und Wagen, SchifiP und Geschirr der Fuhrleute höchst schäd- 
lich: wie man bisher auf den alten Wegen fortgekommen sei, und 
Handel und Wandel getrieben habe, und noch besser als in diesen 
unsern neuerung&süchtigen und verderblichen Zeiten, so könne es 
auch in Zukunft geschehen. Ein anderer habe behauptet, da man 
bei den neuen Wegen Chausseegeld werde bezahlen müssen, so werden 
die Fuhrleute und Reisende solche meiden und die alten Strassen 
vorziehen, auf denen man zwar etwas Weggeld, aber doch nicht 
soviel, als auf den neuen geben dürfe. Diess ist noch lange nicht 
alles, und bei weitem nicht cks wichtigste, habe ein dritter ge- 
antwortet: Aber denke ^man dn Kriegszeiten! da sind die Orte, 
auf die Chansseen zugehen, immer die ersten, wo sich die Armeen 
hinwenden : ich gebe meine Stimme wider die Chaussee, und wenn 
alle Ja dazu sagen wollten* 

Wie gesagt, so geschehen! der neue Weg unterblieb aus diesen 
wichtigen Gründen. Das Städtchen sieht aber nun selten mehr 
einen Reisenden: und die Nachkommen jener patriotischen und 
klugen Vorfahren können sich nicht genug ärgern, dass das nichts- 
würdige und pöbelhafte Räsonnement ihrer Vorfahren ein so heil- 
sames Vorhaben solle gehindert haben. So oft ich Chansseegeld 
zu bezahlen habe, so oft fallen mir diese an das Alter thum ange- 
klammerte und auf ihrer eigenen Einsicht versessenen Schwaben 
ein. Doch, da sie nicht viele Brüder haben, sondern ihre Anzahl 
die geringere ist, so will ich durch diese Benennung der ganzen 
ehrwürdigen Nation nicht zu nahe getreten haben. 



Digitized by VjOOQ IC 



U1 

Reise eines Garlanders durch Schwaben 1784 S. 177. 

Erst vor wenigen Jaren machten noch bei Anlegung der 
Eisenbau und des Telegraphen die Nenenbürger änliche Streiche. 
Es rent sie heute furchtbar. Die Wildberger Hessen sich auch 
etwas änliches beigehen; ein Lied davon wird die Alemannia 
noch bringen. . ^ 

3 Sieben Schwaben: Hasenei. Die Welt zwar redet also, 
ein Schmach, ein Manltaschen, ein Ehrschmälerndes Wort empfangen 
und dazu stillschweigen, sie nit rechnen ist pfaffisch, schwäbisch, 
ist bernhäuterisch ; pfafBsch weil diesem' zustehet, die Red des 
hl. Euangelii zu beobachten: wann dich einer schlägt u. s. w. 
Schwäbisch ist es, weils ein Anzeigen ist, es bruthe einer in 
seinem Busen forchtsame Hasen aus. Bernhäuter sind 
eigentlich die Jäger, weil ihnen zustehet die Beem auszuhänten. 

Vgl. Germania 1871 S. 85 ff. 1872 S. 94. Orießkirchen 
Festiyale I 40 41. Tiroler Prediger v. Ende 17. Jhds. Salzburg. 

4 Lied eines Nachtwächters wegen dex gewaltsamen 
Hinrichtung eines Farren. 

Hört auf ihr Leute allzumal 

Und lasset euch doch sagen, 
Was sich nicht weit vom Nekkar-Thal 

Hat kürzlich zugetragen! 
In Schwaben herrscht geraume Zeit 

Das ungarische Fieber 
Des Viehs, dass manche brave Leut 

Verarmten fast darüber. 
Der Thierarzneikunst Allgewalt 

Ward sämmtlich aufgeboten, 
Den Jammer in der Pest-Gestalt 

Urplözlich auszurotten. 
Wohl folgte mancher braver Mann 

Den einsichtsvollen Männern, 
Und that als deutscher Biedermann 

Den Rat von klügern Kennern. 
Doch mancher Dummkopf lebt ja noch 

Der's Bessere nicht achtet; 
Der unter dem Despoten Joch 

Der grossen Dummheit schmachtet. 
So wurd* in forma optima — 

Wie's Chronik mit sich führet — 
Durch Wunder Sympathetica 

Die Viehseuch exorzieret. 
Hier scheute mancher Mann sich nicht, 

Stekt seinen Tross von Rindern 



Digitized by VjOOQ IC 



I4d 

Unbschrie'en straks ein Unschlitt-Licfat, 

Cum venia, in Hintern. 
Dort schmiert man Stein-Oehl in den Stall 

Hängt Tenfeledrek zur Thüre, 
Ziert mit drei fff sie, im Fall 

'Man Teufeley verspüre. 
Der Vater vieler Dummheit ist 

Bekanntlich — Aberglauben, 
Der manchem sucht mit plomper List 

Sein bischen Wiz zu rauben. 
Und diss geschieht im Schwabenland 

Ach leyder gar nicht selten! 
Drum Muse mache nun bekannt 

Was Zeitungen uns melden. 
Der B weise . . . Rat, 

Vor Viehseuch Hess frisch auf der That 

Der Bürgerschafft entbieten: 
,Man solle morgen mit den Tag 

Den allerschönsten Farren, 
Der sich auch je nur finden mag 

Lebendig hier verscharren; 
Und dass die ganze Anzahl sich 

Von Rindern ein E:]^mpel 
Hier nehm', soll jedermänniglich 

Erscheinen bey dem Tempel. 
Mit Kuh, mit Kalb, mit Ochs, mit Stier. 

Von da ward auf den Wiesen 
In Prozession besagtem Thier 

Sein Pläzchen angewiesen." 
Gesagt, gethan. Die Bürgerschaft 

Erscheint im Sonntags-Kleide 
Bekleidet von der Ochsenschalft 

Solenne auf der Weide. 
Bald fühlt der arme Sünder sich, 

In banger Todesklemme! 
Drum sträubt^ und tobt' er jämmerlich 

Mit Wut erfülltem Grimme. 
Nun bindt und knebelt man mit Not 

Fängt sträklings an zu scharren 
Und scharrt mit Barbarismus Tod — 

Den schönsten aller Farren. 

Wie lange Wahrheit, säumest du 

Von deinen lichten Höhen 
Bey solchen Fällen — ach im Nu — 

Zu uns herab zu gehen!! 



Digitized by VjOOQ IC 



149 

Fliegendes Blatt, Ende des vorigen oder Anfang dieses Jarbds. 
Stattgart? Mit vortrefflichem Kupfer das Ereignis darstellend. 
In Scheible's Schaltjar III 251 feien 2 Strofen. Der Holzschnitt 
meines ExempL ist vortrefflicher. 

Vergleiche: Denkmal ehelicher Zärtlichkeit 

am Grabe des zu Beutelspach 1796 lebendig begrabenen Farren, 

errichtet von dessen hinterbliebenen tiefgebengten Kühen. 

Wer du seyn magst, Wandrer! steh' hier stille! 
Dieses Grab deckt unsres Gatten Hülle, 

Weiland Farren hier zu Beutelspach. 
Ach! er starb für die gesammten Rinder 
Dieses Dorfes. Wir und unsre Kinder 

Brüllen trostlos seinem Schatten nach. 
Von dem engern Ausschuss blinder Schwaben 
Ward er hier lebendig eingegraben, 

Als ob diess ein heilig Mittel war'. 
Und die Seuche von uns wenden könnte. 
Toller Wahn! im neuen Testamente 

Opfert man ja keine Farren mehr. 

Ach! er war der Heerde Stolz und Freude, 
Ging so zärtlich mit uns auf die Weide, 

Sorgte stets für die Bevölkerung. 
Welche Schmerzen unsre Brust durchwühlen, 
Können nur die jungen Wittwen fühlen; 

Grösstentheils sind wir auch rasch und jung. 
Zwar er brummte, wie die Männer alle, 
Doch wir reizten selten seine Galle, 

Die sein Tod bei uns nicht heilen kann. 
Hing er gleich den Kopf oft mürrisch nieder, 
Er war rauh, doch ehrlich, brav und bieder, 

Und das Dorf ihm sonst wohl zugethan. 
Als sie ihn, gefesselt an den Füssen 
In die Grube grausam niederstiessen, 

Mörderisch ihm raubten Luft und Licht, 
Rief er noch mit thränendem Gesichte: 
Herr behalt dem Schulzen und Gerichte 
Und dem Volk die Schwachheitssünde nicht. 
Scheibles Schaltjar lU 416, fliegendes Blatt 

5 Sie (die Pflegs- Verwaltern und Richtern) machens wie jener 
Schwab, der alles was er fände halb Gott zu geben verlobte: 
ungefähr fand er einen Sack voll Nuß, da fraß er die Kern, die 
NuBS-Schallen aber gab er Gott. Also versprechen sie ihrem Herrn 
getreu zu seiui ihm alles zu geben was eintraglichs ; wo 'sie aber 
ihren Vortheil ersehen, da sagen sie: Herr, mein Fisch; da hal- 



Digitized by VjOOQ IC 



150 

bieren sie, aber gar ungleicH; das best« und meiste behalten sie 
vor sich und was sie nicht mögen, ist gut genug vor den Herrn. 
Wunderseltsame, Wahrhafte, beynebens lächerliche Traumge- 
sichter u. 8. w. V. Joannes Prambhofer, Augsburg 1712. 4*^ S.104. 

6 Pomplonius Schnauzer, ein Bauer von Schnerkingen in 
Schwaben, stiege zur Herbstzeit auf einen Birnbaum, damit er die 
Frucht möge abbrocken und selbige folgenden Tag auf dem Marck 
verkaufen; weil er aber allzu weit sich auf einen Ast hinausbegeben, 
also konnte solcher den schweren Bauernlast nicht ertragen; ist 
also entzweigebrochen und der arme Pomploni gäh heruntergefallen, 
auch ihme eine Rippen im Leib gebrochen. Ungefehr gienge mn 
Reisender vorbei, welcher mit dem ßaurn ein herzliches Mitleiden 
getragen und zugleich sich verlauten laßen, er wisse ein leichtes 
Mittel, daß er nimmehr solle von einem Baum fallen. Als Pom- 
plonius gebeten solches Mittel ihme zu entdecken, sagte diser: 
Mein guter Freund, steig du inskünfbige nicht mehr auf einen 
Baum, so wirst du gewiss nicht mehr herunterfallen. 

Joannes Prambhofer S. 340. 

7 Im Schwarzwald^ Vogelsberg könnt ihr euch Flegel wählen 
So viel ihr braucht, und ist es, wie ihr wißt 
Ein tüchtig Jägervolk, das mit dem Feind sich mißt. 
Das fromme Schwabenland will ich Dir auch noch zeigen, 
Wo immerhin gleich hängt der Himmel voller Geigen. 
Ein langsam fleißig Volk, das sich in Seckten quält 
Und seines Glaubens Ziel breitmäulig dir erzählt. 
Probe aus der Micheliade 22. Gesänge. Welt und Zeit. IV 

Teil. Germanien 1819. (Die Exemplare [Mainz] beinahe alle gleich 

nach Erscheinen confisciert und eingestampft.) 

8 Ein Arzt machet die alten Weiber wieder jung. 
„In der Stadt Heilbronn hatte vor wenig Jahren ein Arzt aus- 
trommeln lassen^ dass er neben andern Künsten auch die alten 
Weiber wieder jung machen könne. Kaum, dass solches ruchbar 
worden, da hat sich gleich eine grosse Anzahl der alten Weiber 
bey diesem Ärzten gemeldet. Der Arzt befahl ihnen, dass sie des 
andern Tags ihre Namen sammt- dem Alter, schriftlich bringen 
sollten; welches auch geschehen. Da waren zu lesen: Catharina 
Glöcklin, alt 101 Jahr. Magdalena Stuhlflüßin, alt 88 Jahre. 
Ursula Pausellin, alt 94 Jahre. Veronica Schutzin, alt 69 Jahre. 
Regina Storchin, alt 92 Jahre, etc. Nachdem alle diese den dritten 
Tag wiederum bey dem Arzte erschienen, beklagte er sich, wie 
dass er ihre Zetteln verloren, und muß ihm solche ein Bösewicht 
gestohlen haben; sey also vonnöthen, daß eine jede wieder einen 
Zettel schreibe. Unterdessen aber sagte er ihnen es vorhin, daß 
die Aelteste aus ihnen müßte zu Aschen verbrennet werden, welche 



Digitized by VjOOQ IC 



151 

Asche nachmals tauge für eine Medicin, womit er aus Alten kann 
Junge machen. Holla! gedachte eine jede, vielleicht hin ich die 
Aelteste; will also weniger Jahre meines Alters schreiben, damit 
solcher Aschermittwoche nicht über mich komme. Wie nun 
der Arzt ^die neuen Zettel erhalten, da hat er auch die vorigen 
Zettel hervorgezogen, und sagte zu den herumstehenden alten 
Weibern: Ich habe die alten Zettel gefunden; sehe aber einen 
großen Unterschied: in dem ersten Zettel war Oatharina Glöcklin 
101 Jahr alt, und in dem andern nur 49, Ursula Pausellin vorhin 
94 Jahre, anjetzo nur 36, Regina Storchin vor zween Tagen 92 Jahre 
alt, anjetzo aber nur 32 Jahre. Wohlan, weil ich euch dann inner- 
halb 2 Tagen habe jünger gemacht, wie ihr es selbst mit euern 
Zetteln beweiset, so seyd ihr alle vor Gott und der Welt schuldig, 
mich davor zu bezahlen. Hierauf fieng alles an zu lachen, und 
die jung gemachten Weiber mußten in ihrem alten Pelze wieder 
heim gehen.'' 

Aus einem alten Buche: Lächerliche Begebenheiten betitelt. 
17. Kapitel. 

9 A. 1424 sollen zu Franckfort in der Meß ein Niederländer 
und Schwab an einem Tisch gewesen und jeder seine Nation ge- 
rühmet und der andern vorgezogen; der Niderländer auch äen 
Schwaben einer langsamen Sprach gezigen und ein Gewett mit 
dem Schwaben gethan haben, welcher bälder 3 Statt in seinem 
Land nennen könne. Der Schwab fieng an: Ylam istuyna, 
Kempta die and\ und Mengama (so sprechen auch fast die 
Schwaben Memmingen aus) die dritte. 

Schorer, Memmingor Chronik S. 7. 

10 Der schwäbische Kreis gehört unter die besten des deutschen 
Reichs, und wenn die Bewohner desselben ihre Vorzüge erkennen 
und fühlen, so können sie an Genuß derselben sich über die un- 
verdiente Schmach, die sie noch immer, als Schwaben, von andern, 
die doch nicht besser als sie sind, tragen müssen, getrost hinweg- 
setzen : und jener Würtemberger, der, um den Neckereien, die sich 
die Schwaben in andern Ländern Deutschlands je und je ausge- 
setzt sehen, zu entgehen, die Frage, ob er ein Schwabe sei, so 
beantwortete: Nein, sondern ein Würtemberger ! hat, dünkt mich, 
seine Sache in keiner Rücksicht gut gemacht; und er muß es mit 
sehr gefalligen Leuten zu thun gehabt haben, daß er sich mit 
dieser den Holländern in Japan abgeborgten Wendung Ruhe ver- 
schaffen konnte. 

Reisen eines Curländers, sieh oben. 

ABirliuger 



Digitized by VjOOQ IC 



152 



Loxicalisch-etymologische und grammatische , 
Versuche älterer Zeit 

1 Der folgende ergezliche Halbansinn findet sich in der „Neu- 
vermohrten und verbesserten kleinen Schweitzer-Ci^nica von 
Hanß Rudolff Grimm, Buchbinder, Trompeter und Flachmahler 
in Burgdorff (Kt. Bern) Gedr. im Jahr 1733" p. 25 fif. 

Das Vater unser ist aus St. Gallen (b. Müllenhoff & Scherer 
p. 199 und 569), das nicht — wie Gustav Scherrer im Verzeich- 
nis der Hss. der Stiftsbibl. v. St. Gallen p. 9 annimmt — zuerst 
bei Goldast scriptt. Alem. 1609 gedruckt wurde, sondern schon in 
Stumpfs Schweizerchronik Buch IV Cap. 31 (1548) steht, in 
der mir vorliegenden Ausgabe v. 1586 auf Bl. GCLIII, b zugleich 
mit dem St. Galler Credo. 

a Schweitzerische, alt Teutsche, Celtische und alt 
Fränckische Wörter werden ausgelegt 
Man redt und schreibt noch etwann alte Teutsche, Celtische, 
und alt Fränckische Wörter, wie dann so soll Udel ein Barger- 
Recht, auch Versichernngs- und Hoofstats-Zinß oder Geld heißen. 
Spetten heißte spannen, vorspannen. Leuen heißt ruhen. Thaun 
oder Dann heißt ein Berg oder Hügel, davon die Stadt Thun den 
Namen hat. Quad heißt böß. Föcken, probieren. Gaumen, wachen 
oder hüeten. Lümbden, Nachred. Vergicht, Außsag, Bekandtnuß. 
Beiten, warten, stillhalten. Utzid heißt nichts. Traffer überall oder 
allenthalben. Eynung heißt Züchtigung oder Stra£P. Eirmen, fol- 
gen, guts thun. Aechten, ausschliessen. Andten heißt melden. 
Spand, die Vergabung. Erdauren, überlegen, überschlagen. Imbis, 
Mittag. Promt heißt er ist hitzig und brinnt auf. Pfründer, Ver- 
gabung, Genießer. Pfrund, Verordnung, Vergabung. Hählen, be- 
kandt machen. Verhählen , verschweigen. Rüegen , schänden , 
schmähen, Thour heißt ein Kehr. Verurfecht, veraltet. Tauncr, 
Taglöhner. Phede heißt Kummer, auch ein Eyd. Urphede heißt 
Kummer, auch ewiger Eyd. Tort heißt Schaden und ünbild oder 
Verdruß anthun. Lach, Loch, Loher, oder Buchen, oder Eychen, 
bedeutet ein March, Löchere, marchen. Urbar bedeutet ein Schlaff- 
buch. Span oder Sp&nig ist streitig. Pfad, ein Weeg. Pferrich, 
Pferch ist ein Schaaffstahl. Spähen, suchen auffsuchen. Beichsnet, 
reichsnen heißt regieren. Mätz ist s. v. ein Hur. Vermummet ist 
verstellt oder verlarvet. 

Danne so seynds noch andere alte Wörter, so aus dem La- . 
tinischen ins Teutsche übersetzt worden, und weder Teutsch noch 
Weltsch sind, dahero heißte Kostigus, Kostrich. Orgatorix heißt 
Ehrenreich auch Hordrich. Catamanteles, Kalte Mantel. Ariovistus, 
Ernst oder Ernstreich. Alpes fruchtbahre Bergen. Häscher, Er- 
jager oder Auffsucher. Gütsch, eine Flue, so hanget. Gaun heißt 
ein Felß. Agaun am Felsen oder Stein. Urhab; Urheber, Ur- 



Digitized by VjOOQ IC 



158 

sacher. Gewürset, beschädigt. Feig ^), Und oder weich, auch zeitig. 
Gnod, gnaa, oder kaum. Horst, Zag. Hörstery Züger. Kibig, 
zornig. Er hat getrüet, er bat zugenonamen an Fettigkeit. Mieden 
heißt dingen oder an sich bringen. Miedling, ist einer der sich 
mit Geld bestechen läßt Jähen, bekannt machen. Yeijähen, ver- 
schweigen. Forst, Wald, Waldung. Förstner, Waldmeister. Frist'), 
Dach, Dachstuhl. Schropffen, Bergschropffen ist eine herabhangeter 
Fels. Geschlichtet, aufgebebt oder Frieden gemacht. Fahrhab ist 
Roß und Kühe, Schaaf und Geissen. Seyt jewelten, Zeitenhar, 
seyth langen Zeiten bar. Grollen, Neyd, Haß. Speichen, ver- 
spotten. Dammet heißt dennoch oder eben auch. Triffig heißt 
Schutz oder Schirm, und so andere unbekannte Wörter mehr. 

b Geltische Sprach, was das für eine seye? und voa 
wem selbige kommen, wie auch die Zelten? 
Die alt Celtische Sprach ist eine zusammen gestümplete Sprach, 
aus vielen Sprachen zusammen gesetzt ; dann nach dem deß Japhets 
Sohn der Gomer, so Europa beherrschete, mit Todt abgienge, da 
fiel Europa, worunter Franckreych, Savoyen, Teutschland und die 
Eydgnoßschafft begriffen war, an des Gomers Sohn, dem Gelta, 
welcher der erste Monarch dieser Landen wäre; dieser Oelta wurde 
von den Gallieren oder Frantzosen Samothes, von den Teutschen 
Tuiscon und von vielen Ascenas genennt; dieser lehrte die Men- 
schen, wie man die Hütten oder Gelten aufschlagen solle, darinn 
zu leben und zu wohnen. Und ist von diesem Celta die Geltische 
verderbte alte Teutsche Sprach entstanden. 

Sprach der Schweitzer und Helvetier, welches die 
erste unter ihnen gewesen, wie auch unter den 

Gallieren oder Frantzosen? 
Die Helvetier oder Schweitzer, wie auch die Gallier oder 
Frantzosen sind Teutscher Sprach gewesen, allein nit gut Teutsch, 
sonder auß vieleil Sprachen zusammen gesetzt. Da aber Julius 
Cäsar die Gallier überwunden, habend die Römer die Italiänisch 
und latinische Sprach mit latinischen Buchstaben eingeführt. Her- 
nach aber haben die Schweitzer oder Helvetier ihr grob Teutsch 
behalten. Nach diesem soll Carolus der grosse das Vatter Unser 
in Teutscher Sprach umb ein namhafftes verbessert haben, das 
also haißt: 

Fatter unser du un Himmle bist, dein Namo werde geheüigot. 
Bin Eiche chome. Bin Witto geschehe in ErdOy also im Himmele. 
Unser täglicha Brodt Mb uns heüto. ünde unsere sculda belad- 
eüns als auch wir helasent unseren scuLdigeren, und in Chorunga 
nit Uytest^ du unsich nun belose um sich von übele, Am. 

JBaechtold 



1) Wol Drnckfeler statt Teig. 

2) Statt First. 



Digitized by VjOOQ IC 



154 

2 Dise nachfolgenden Notizen stammen yon Elchinger Mönchen 
her. Elchingen hei Ulm. ^Wie wäre es aber, wann daß wort Cy- 
pern von dem Baum Gyper oder von dem deutschen Wort Küpe r, 
Kupfer (welches in solcher Insel nach der Menge wachset) her- 
käme? Massen ja die Gelehrte behaupten wollen, das in dem 
ganzen Welttheil Europa die deutsche Sprach allein zu Anfang 
seye geredet worden; auch Japhet deß Noä Sohn (von welchem 
die Deutschen hauptursprünglich herstammen) solche Insel zu be- 
wohnen für sich erwählet habe/ Schmid-Schleyr, Pilger -Reise. 
Ulm 1730 S. 131. (Mein „aus Schwaben" I 104). 

„Wann er(Dapper) unsere Deutsche und Muttersprache 
gründlicher verstanden hätte, würde er zweifelsohne auch erkennent 
haben, wo Spanien und Hispanien herkomme?" S. 326. 

„Koppten: oder von unserm deutsch gebräuchlichen Wort 
koppen, kopen, gekopt, kopt, welches ebensoviel andeutet 
(== spalten) und wollen ja die Deutschsprachkundige das die 
deutsche Sprach nit nur um ein sonder mehr hundert Jahre älter 
seye als die griechische, wie sie es aus den uralten Griechen selber 
erweisen können." S. 341. 

„Die Türkische Sprache betreffend, so haltet schon oft belobter 
P. Athanas. Kircherus davon (Turris Babel pag. 131b. 204 a. 205 b) 
das dieselbe aus der Illyrischen, Tartarischer, Bosnischer und Ara- 
bischen Sprache vermischet seye. Wann aber dieser gelehrte Mann 
in seiner lieben deutschen Muttersprach gründlicher unter- 
wisen war gewesen, so würde er die Türkische Sprache vielmehr 
aus der uralt cymbrischen und Scytischen das ist Altdeutschen 
Sprache, davon die Illyrische, Tartarische und andere mehrere 
Sprachen abstammen hergeleitet haben. Solche meine gutbefestigte 
Meinung kan man weitläufiger finden bei Justo GeorgioSchot- 
telio in seinem sehr mühsamen und vortref^chen Werke von der 
deutschen Sprache ; bei dem sinnreichen Daniel Georg Morhof 
in seinem Unterricht von der deutschen Sprache und Poesie; bei 
dem scharfsinnigen und überaus erfahrnen Harsdörfer; Vtei 
Johann Bödicker, bei Philipp Cluver in s. Einführung zu der 
allgemeinen Erdbeschreibung, wie auch in seinem alten Deutschland 
und in noch unzahlbar anderen von der Uralten deutschen Sprach 
höchst verdienten und berühmten Männern.^ S. 324. 

„Der Truzelmann — so derTursmann oder Tolkund Tolk- 
mann ist und anitzo Tolmetsch, gleichsam wie der Spate in seinem 
Stammbaum und Fortwachs der Teutschen Sprache sagt, Tal- 
mensch genennet wird von Tall so eine Sprache, Rede u. s. w. 
im Uralt Deutschen bedeutet und annoch in Niederland im Ge- 
brauche ist." S. 718. 

„Fürwahr hat der gelehrte Schwedische Edelmann Georg Stim- 
helm die Skytische Sprache der Hebreischen nicht ohne Grund . vor- 



Digitized by VjOOQ IC 



155 

gezogen, solches aach aadere in der Uralten Dentschen Sprach wol- 
erfame Männer sämtlich behaubten wollen; und damit ich mich 
der Worten deß sehr belesenen und Sprach- Erfahrenen Mannes 
Georg Morhofens bediene, der Grund von den Namen der Alten 
Vätern, die in der hebreischen Sprach vorkommen, nicht so unwider- 
treiblich seind, daß des Grotii und Cluverii Gegeneinwendungen 
demselben nichts anhaben sollten/ S. 405. 

„Und wird sich auch dessen Niemand verwundern wann 
Einer der Deutschen Sprache kündig betrachtet, wie überaiiß 
groß unterschieden die uralte Deutsche Buchstaben, ja auch die 
Wörter selbst von den' jetzigen Deutschen seyen, das auch aus 
vielhundert guter Deutschen dieselbe keiner weder lesen noch ver- 
stehen kan." S. 669. 

3 Lob unsrer teuern Muttersprache. Es ist immerzu 
bejammern, das sogar auch die Deutschgebor ne von Gott und der 
Natur an Seel und Leib wolbegabte Landeskinder nach dem edlen 
und ältesten Herkommen, nach der unzahlbaren Wort-Fruchtbar- 
keit, nach der außbündigen natürlichen Schönheit und Kunstzier- 
lichkeit nach den unvergleichlichen Verbind- und Zusammenfügungen 
der Stamm- oder Einsilbigen Wörtern u. s. w. ihrer lieben 
Muttersprach nicht besser und gründlicher nach- 
forschen. Sie wurden für wahr nicht so leicht einer eintzigen 
andern Sprache der ganzen Welt den Vorzug laßen; noch ihre 
Mutersprache so verächtlich, hart und untauglich erachten; noch 
eine so Uradeliche, von selbsten wolgeschmückte Muter mit unter- 
schiedlichen Spanisch- Französisch- Welsch- und Lateinischen Flick- 
Fleck, Lipp-Lapp- Wörtern zu einer Quacksalberin und Fast- 
nachterin machen; noch so viele schändliche Fehler wider die 
Rechtschreibung begehen; noch diese König- und Keyserliche 
Held ensp räch zu ihrem selbsteigenen Weltspott in deutsch ge- 
druckten Bogen und Büchern mit Bocks- und Geissfellen bekleiden 
u. s. w. S. 385. ABirlinger 

Zur Wortforschung») 
V 

1 Beiersah s. In der sog. Hofzucht des Tanhauser, d.h. in 
der seit Mitte des 16. Jhds. zuerst wieder veröffentlichten Tisch- 
zucht in Haupts Zeitschrift VI 490 V. 61 ff. heißt es: 

Swer snüdet als ein wazzerdabs ^) 

so er izzet, als etlicher pfliget, 

1) Vgl Alem. I 147 ff. 158 ff. 165 ff. 185 ff. 255 ff. 285 ff. II 
269 ff. III 65 ff. 176 ö. 275 ff. Jeder Band wird unter disem Namen 
eine kleinere oder grössere Arbeit bringen. Gegenwärtige Mitteilungen 
erhalten darum die fortlaufende Nummer. I S 17 II S 259 III S 65 ff. 
275 ff. 

2) Lis lahs. 



Digitized by VjOOQ IC 



156 

und smataet als ein B e i er s a ha ^) 

wie gar der sich der zuht verwiget u. s. w. 
In der T. YII 174 den. Ztsckr. begegnet: 

Swer snüdet als ein wazzerdahs 

und smackitzet als ein lahs u. s. w. 
In der von EWeller (Litt. Verein, Stuttg. 119 Public.) aus 
einem Druck yerö£fentlichten Tischzucht 8. 53 steht: 

Wer auch schäumet als ain tachs 

Und schwunzelt als ain wasser-lachs u. s. w. 
Einige Zeilen vorher, stimmend mit der 2. Tischzucht S. 69 

Welcher sich über die Schussel habt 

Und darzu rüedisch inn sich schnabt 

Mit dem mund als ein eberschweiu u. s. w. 
Meine Handschrift, Pap. 15. Jhd. stimmt mit den Drucken die 
Weller gibt, bis auf swiczet, ander dags: 

Und darzu rudischen schnabt 

mit dem mund als ein schwein 

der soll pey andern sawen sein. 

Wer snawet als ein ander dags 

Und swiczet als ein wasser lags u. s. w. 
Eine Tischzucht in dem Berliner Meistersinger-Codex „Die 
Dischzucht Inn dem Rosenthon Sachsn", — kürzer: 

Nit schnawde oder sewisoh schmatze u. s. w. 
In der Zeitschrift für Gymnasialwesen 1870 IV. Jargang N. 
F. 8. 678 bespricht Jänicke Wackernagels Voces Variae 2. Aufl. 
und sagt: „Was 8.71 von „Lachs** gesagt wird, ist zu streichen; 
lahs sei Schreibfeier, und in fahs zu emendieren, dann stimme es 
mit dem smaokizt vortrefflich zu Wackernagels Verbesserung (Voces 
S. 67 Anm. wo Baierfachs, Baierfark unsinniger Weise stet, also 
Beierfahs statt Beiersachs)! Daß ein Tier geroeint sei, fart 
J. fort, zeigt der Zusammenhang; daß es gerade das Schwein ist, 
ergibt sich deutlich aus der von Wackernagel nicht angefürten 
Stelle in Witten weilers Ring 30« 18: 

pey hünren lernt man gachczgen 
pey sweinen seuwisch smaczgen. 
Den ganzen Apparat in der Anm. (648) wonach „fach** und 
„fark** (Schmeller I2 221) zurechtgesezt werden, hätte sich J. er- 
sparen können, ebenso das Citat Weinhold Gramm. § 164. Es ist 
so wenig gewonnen als mit dem „Oeislitz*^ in der Zeitschrift f. D. 
Phil. Daß Lexer mhd. Wb. I 159 die Hofzucht citiert und „baie- 
risches Schwert'' übersezt ist natürlich Irrtum. Daß Jänicke „Lachs*' 
tilgen will ebenso, nicht minder was Wackemagel Voces S. 67 
Anm. bringt. Daß in Ztsch. VII 175 wazzer zu lahs herunter zu 
nemen ist, vorsteht sich. Ein fahs für Schwein gibt es nicht, und 
fark stet einfach nicht in den Handschriften. Beier sahs ist 



1) Es. payr sacha. 



Digitized by VjOOQ IC 



I5t 

westfälisches' Schwein, ans her, beier, peier (verg). £ber« 
Schwein in den Weller'schen Drucken) und hot mit Baiern nichts 
zu tun« Das ist die einzig ^richtige Deutung: sahs ist petre- 
faktisches Bestimmungswort. Die alte Schulzncht des R^ensburger 
Rechenmeisters Kandier (gedruckt und verl^ v. Enphrosyne 
Müllerin, Wittib 1628), eine Erneuerung unsrer altern Tischzncht^ 
gibt die bekannte Stelle auch: 

Schmatz nit wie ein westphälisch Schwein. 

2 Yladenbis Alem. III 292. FBech schreibt mir: „das 
seltene Wort, welches oben zu deuten versucht ward, befindet sich 
auch noch in einem Vocabular des 15. Jhds., aufgenommen bei 
Diefenbach Gloss. Lat. Germ. 319^ unter larva, vladebijs vel 
vladebyß. Damach w&re es eine Art Schembart. Uebrigens 
vergleiche man auAer den angefürten Zusammenseznngen auf' -bis 
noch bnochbiz, Bücherwurm, und bizendrät, Schuster, isenbiz, 
wolfbiss vgl. Lexer im H. Wb.^ — r Ich will hier auch gleich 
den in meinem Wb. zu den Köln. Kroniken gemachten Feier, 
Weverschlacht Y. 416, lodere bessern: es sind die Wollenweber 
(lodanaere mhd.), nicht Lotterbuben. Sieh mein Angsb. Wb. s. v. 

3 Hähl Alem. III 287, 4 Z. v. d. = climacter. Gerbert 
Iter Alem. Gloss. 49^: hähila crumacula, it. greagra. Graff IV 
772. h&hala, hähela, hähila, h&hel, h&la, haal, hähla, cramacula, 
wmran der Kessel hängt. Vgl. Diefenb. Gloss. Nov. 118^ s. v. 
cmmaera'). H. Wittenweilers Ring S. 40. climacter^ ein Hähl, 
Vooab. Lat. Germ. ed. Merk. Ulmae 1612. In Merks Castellum 
1646: das eisen über dem Herd darinn man den Kessel hoch oder 
niedrig hei^n kan s. v. gradus. Denzler 1713, 149: clim. hall, 
daran man kessel oder häfen henkt. Vgl Schmeller P 1072. 1073. 
DW lY 2 158. Yilmar 143 u. s. w. Gehört zu altem hangan, 
h^hen; die Bildungssilbe -il, -el drückt das wiederkerende Anf- 
and Abhängen aus; der Wurzelvocal ist natürlich lang. 

4 Pumpernickel Alem. II 262 ff. WOrecelius teilt mir 
darüber mit: Zu den älteren Belegen für das Wort Pumpernickel 
in der Bedeutung eines groben klotzigen Menschen, gehören 
die im Weiber-Spiegel von A. Tharaeus. Der Titel ist: Weibor 
Spiegel. I Das ist, | Eine lustige Co- | moedia von 7 Personen, 
den I Ehelichen Haußstand betref- | fend. | Beschrieben von | AN- 
DREA THARAEO Muscovi- | ensi, Pfarrherrn im Städtlein | Bu- 
choltz. I 16(Hohsschnitt)28. | Erffurdt bey Tobias Fritzschen. 



1) Eolm. Cod. ed. Bartsch S.395 stet ein Lugenmärohen, worinn 
es heisst: 

Ein kaeskar und ein storkes nest die sangen wol, 
ein drispiz und ain hächel waren wines vol u. s. w. 



Digitized by VjOOQ IC 



158 

tn dieser Comoedia bezeichnet eine Fraa ihren Mann wieder- 
holt mit diesem Namen: 

Ach hett ich doch zu dieser zeit, 

Als mich mein Pumper Nikel freit, 

Genommen einen Bettelmann, 

Ich hets besser getroffen an. (A iij^) 
und A iiij*: 

Mein Putnper Nikel^ der lose Mann, 

Wendet an mich kein Pfennig nicht, 

Doch hat verthan der Bösewicht 

Meine Mitgab in kurtzer^ Zeit, 

Weil er nur stets im Luder leit. 

5 Schweizer, Schweizerhosen. Ersteres erscheint für 
Schweizergelt in einer bairisch-schwäbischen Reimerei : Mundus 
Agonizans, das ist verschidene Glück- und Unfall, Sitten, Auf- 
führungen, Unordnungen. In lat. und teutschen Reimen vorge- 
bildet von P. Bonifacio Pfaffenzeller 0. S. B. (Thierhaupten). 
Augsb. J. Jac. Lotter 1728 8<> S. 88: 

Poltracken und das Polnisch Geld, 

Wie auch die leichte Greuzer 

Und was für Schlag sich außerwöhlt 

Die sonst verschlagne Schweitzer 

SeiDd zimlich roth, doch in der Noth 

Muß man sie alle nehmen. 
Verschlagen = abgenüzt, gekrümmt. Zu SchmeHer-From- 
mann II 653. Schweizer hosen Alem. II 265 bei Yergleicbnngen 
kann ich nochraal belegen. Joannes Prambhofer's Wunderseltsame 
Warhaffte, beynebens lächerliche Traumgesichter u. s. w. Augs- 
burg 1712 4^ S. 109: Schau mir nur disen Prallhansen an! er 
geht daher, als wenn er wolt dem Babylonischen Thnrm den Knopf 
aufsetzen: er spreitzt sich, wie ein nagel-neues paar 
Schweizer hosen. — Der botanische Name für flos Mexicanns 
oder Jalapa (Alem. a. a. 0.) stet auch bei Frisch II 247% wo sich 
gleichfalls eine Schweizer-Pfeife verzeichnet findet für „die 
kleinste Querpfeife, so die Soldaten noch bei den Trummein haben. 
It. ein Register in den Orgeln, das dergleichen Laut gibt.*' Ferner 
hat Heinrich Hessens Neue Gartenkunst, Leipzig 1706 F£E^: Re- 
bellen, Schweitzerhosen, flos Americanus, mirabilis de Peru. 

6 Gruntwelle, Alem. I 285 ff. Küdtün St. 85, 3. Das 
Büchlein: Kurtzweil der Ewigen Weißheit in verwunderlichen mit 
Schimpf und Ernst untermischten Geschichten v. Marianus Schott 
(Einsideln), Costanz 1790 (Adam Köberle) enthält S. 150 den 
Saz unter Gapitel „das Wasser t retten": aber sihe, indem er 
hurtig fortlaufet (Petrus), treibet der starke Wind eine Grund- 
Wellen gegen ihn;, er fangt ihme an zu förchten und aus forcht 
in das Wasser zu fallen. 



Digitized by VjOOQ IC 



I5d 

7 Tobel, Töbele ist alemannisches Wort und bezeichnet 
eine Vertiefung^ welche durch das Wasser, das yon der Höhe nach 
dem Tale hinabströmte, ausgehölt ward. Auf der Nordseite des 
Bodensee^s ziehen sich z. B. yon Meersburg nach Hagnau recht 
häufig solche Einschnitte durch die Weinberge an das Seenfer, 
teilweise von kleinen Bunsen d. h. Bächen belebt. Es sind sanft 
nach beiden Seiten ansteigende Ufer; die Form ist oft mnlden- 
artig, genau was im Augsb. Schwaben schlau (slä mhd.) ist. 
Appellativisch und als Eigenname d. h. als Flur- und Waldname 
tritt Tobel nur in alem. Gebiete auf. Nemen wir auf neuern Ge- ' 
brauch Rücksicht, so begegnet es appellativisch in Thomas Born- 
hauser's schöner Dichtung: Rudolf von Werdenberg im Freiheits- 
kampf der Appenzeller S. 14: 

Den Bruder verfurte die Waidmannslust 

Ein struppiger Eber durchstieß ihm die Brust, 

Just starb er an blutenden Wunden 

Als ich ihn im Tobel gefunden. 
Annette Freiin v. Droste-Hülshof, Gedichte Stnttg. 1844 S. 94 
„das öde Haus'* hat: 

Tiefab im Tobel liegt ein Haus u. s. w. 

So schweigt am Tobelrand ihr Girren (der Taube) 
Man kann nun nicht mer längnen, daß das Wort den Earakter 
eines ;,hochdeutschen'^ erlangt hat. Frisch (II 374^) und Kampe 
füren es auf, jener mit vielen Belegen aus Schweizerquellen. Wei- 
gand nennt es kurz. Eine Erklärung, die zutreffend wäre, kenne 
ich nicht. Tobil, Tubil kann nur tubal, tobal gelautet haben, denn 
ein altes Tubil hätte später Tübel abgesezt; nach Abschnitt der 
Bildungssilbe -al, die mit -il gerne eine Wiederholung anzeigt, 
bleibt tub-, tob- was nach Wackernagel zu beteben gehören soll, 
ahd. tepjan bitepjan, sopire, opprimere. Das gibt keinen Sinn, 
leh verweise auf ahd. tob^n, tobon = toben, dabachari, (Graff 
althochd. Sprachsch. 5, 348) insanir^, grassari ^), was auf einen 
Verbalstamm dnb, diub, daub verweist und synonym zu klingen, 
diezzen stet; secundär: ausholen; wärend leztere ihre Sub- 
stantive, ausgenommen Dußil, Dussel, Düsseldorf, vom Präscnsab- 
laut bilden, weist tobil die Bildung vom Prät. Flur, auf, was den 
„Erfolgt erheischt: also ausgeholter, vertiefter Wasserabflnßort. 
Oertlich nördlich reichen diese Flurnamen, Bergnamen bis Zwie- 
falten, Waldsee, Leutkirch, bis in die Nähe von Rottenburg und 
Tübingen; im hohenzoll. Rangendingen heißt ein Stück Feld, wo 
eine kleine schluchtartige Vertiefung ist „im Dobel". Ich werde 
bei den hohenzoll. Flur-Namen unten einen ausfürlichern Nachweis 
liefern, ebenso wie im Helmbrecht sich das Wort finden kann. 

ABirlinger 



1) Vergleiche also Tazzil, Dazzil, was dem Tubil, Tobal ent- 
spricht. 



Digitized by VjOOQ IC 



160 

8 Tierstimmen. a „Nach disem kam das gepaglete Kamel 
und yor ihme niderkniend^ präsentirte seine Dienst, das rferd 
sprang auch in TöUigem Galop daher und mit seinem Wichelen^) 
legte es den Gmss ab, der Esel stellte sein kunstred 'auf mit 
seinem Gigagen^) und erzeigte sein Höifligkeit mit aufwerfen 
der hindern Füssen, als wolte er die Stern am Firmament besser 
anheften; also grüßte ihn der Ochs und Khne mit dem mnyen, 
<üe Geiß mitBeegken^), das Schaaf mitMeegken, das Schwein 
mit Grunnen^)y der Low mit brüllen, der Beer mit Brumm- 
len^), der Wolf mit heulen, der Fuchs mit beffzgen n. s. w. 
Der Gigel (Han) stellet sich mit krähen, das Hun mit gagsen^), 
die Schwalb schwatzend, die Ambsel pfeifend, die Nachtigall 
schlagend, die Wachtel mit ihrem tritt mich nit! die Mayse 
mit ihrem zizisibi''), das Täublein mit krutbuch, das Turtel- 
Täublein weinend u. s. w. Horchet ob kein Schwein grunne! 
(17). Ein Esel soll mir die W^ahrheit gigagen und vorlesen u. 
s. w. (47) konnte er nichts hören — als grunnen der Schweinen, 
gigagen der Esel, begken der Geißböcken u. s. w. (50). Ein 
gefreßner Geißbock beegket (64). Begken und megken (65). 
Alsbald kompt der Rab mit seinem kra, kra^), ja ja sagend (113). 
Gagentze Hüner 276. gme-, gme-, gmegetzen v. Bock 
S. HO." 

Kurizweü der Ewigen Weißheit in verwunderlk^ten mit Schimpf 
vnd Ernst untermischten Geschichten Aus dem Leben der Heiligen 
tt. s. w. durch Marianum Schott 0. S. B, (Ein&eddn), Costane^ 
Köberle, 1690. 8®. Vorrede und 310 Ä. 

Es. begegnen hier merere Tierstimmen-Bezeichnungen die das 
ausgezeichnete Buch Wackernagels: Vooes Variae Animantinm, 
2. Aufl. 1869 nicht auffürt: gigagen y. Ese); begken vom 
Geifibock. weinen von der Turteltaube, sonst ruggüßen. alem. 
krutbuch vom Täublein. 

Ich bemerke hier zu Wackemagel Voces 106 ff., daß ein 
gleichlautender Druck seines Vogelsanges (IV) sich auf der Solo- 
thumer Stadtbibliothek befindet: Zürich bei Rudolph Heriyberger, 
Formschnider. One Jai*zal 4 Bll. 8^ Bl. 4: Ein ander Lied: Er 
ist der Morgensterne u. s. w. 

b „Etliche gemeine Leut seynd des einfältigen Wahns, daß 



1) Mhd. wihenen, wihelen, häufig. Wackemagel Voces 65. Wein- 
hold Alem, Gramm. § 201. Frommann Ztsch. VII 162 ff. Wbl. «. 
Volkstum!. 92. Alem. Sprache 106. 

2) Voces 61. 

3) Voces 61 (v. Gemsen). 

4) Voces 67. 
6) Voces 61. 

6) Voces 62. 24. gahzen, Mone Anz. Gloss. == gracillare. 

7) Zu Voces 66. 26 (Ziwi). 

8) Voces 27. 



Digitized by V^OOQ IC 



161 

sie vestiglich glauben, sie verstehen der Vogel ihr Gesang, spre- 
chende: der Rab singt nicht änderst alsDalk, Dalk, Dalk. Der 
Amerling singt E dl, Edl, Edl bin ich. Der Gimpel singt nicht 
änderst, als wie du, wie du, wie du. Die Maisen singt nicht 
änderst, als zuckersüß, zuckersüß, gut, gut, gut, zuckersüß, zucker- 
süß. Der Spatz aber auf dem Dach singt immerzu Dieb, Dieb, 
Dieb. Wann deme also wäre, so solten die Spatzen nirgends 
änderst wo nisten, als in den Häusern der Advokaten damit sie 
von Frühe an bis auf die Nacht Dieb, Dieb, Dieb möchten 
salutirt werden. 

Wunderseltsame, Wahrhaffte, heynebens lächerliche Traum- 
Gesichter von unterschiedlichen Standts- und Ämbts- iheils Loh- 
theils schelt-würdigen Personen u. s, to. von Joanne Pramhhof er. 
Augsburg im Verlag Georg Schlüter und Martin Happach 1712. 
4^ 8. 140. 

Ich mache hier auf Frommanns Zeitsch. VII 97 ff. aufmerksam, 
wo ich über den Finkensang und seine Namen mehreres aus der 
Österreich, (bairischen) Vogelsteller- und Vogelliebhabersprache 
mitteilte. ABirlinger 

Zauber- und Gespenstergeschichlen 

1 Von einem Deserteur und erfarnen Schüler 
Vor 50 oder 60 Jaren ward ein Mann N. aus Bergfelden 
(Würtemberg), der mit Federweiß und Schreibsand handelte und 
als jung zum Militair ausgehoben werden sollte, flüchtig. Er trieb 
sich einige Zeit im Großherzogtum Baden umher. Um sicherer 
zu sein entschloß er sich durch die Schweiz an die Grenzen der 
Österreich. Staten zu wandern und sich daselbst anwerben zu lassen. 
Bei der Wanderung durch die Schweiz ging er einst Abends 
in einem Dorfe in ein einstokiges Häuschen, um sich Nachiherberge 
zu erbitten, erschrak aber, als er die Türe öffnete, den Stuben- 
boden mit Sand bestreut, ein geordnetes Zimmer und in demselben 
nur einen alten Mann zu finden, der ihm zwar das Nachtquartier 
zusagte, aber auch frei erklärte, „Du bist ein Deserteur!" Unter 
einem Verwände entfernte er sich noch auf einige Zeit, besuchte 
die Dorfschenke, und erkundigte sich daselbst, was der Mann im 
Bodenhäuschen, der ihm Nachtherberge zugesagt hätte, für ein 
Mann sei? Er erhielt die Antwort „dieser Mann sei ein er- 
farner Schüler, und er solle nur befolgen, was er ihm rate.** 
Bei seiner Rükker in^s Häuschen dieses Mannes fand er das Abend- * 
essen bereit, das für den Hausherrn, dessen Haushälterin und den 
fremden Gast in 16 gesotenen Erdäpfeln und Spek bestand. Bei 



I) Meist nach frühern Aufzeichnungen des f ev. Pfarrers Köhler 
von Marschalkenzimmern. 

Birlinger, Alemannia IV 2 11 

Digitized by VjOOQ IC 



162 

der Abendunterhaitang sagte der seltsame Hausvater seinem Gaste : 
Er solle nur seine vorhabende Wanderung fortsezen, allein in 
6 Wochen werde ihn eine Sensucht nach seiner Heimat dorthin 
zu gehen treiben und er werde als Deserteur über 1000 Hiebe er- 
halten ; er wolle ihm aber etwas geben, daß ihm diese Hiebe nichts 
schaden. Er gab ihm hierauf ein Zettelchen, das er in seioe Weste 
nähen sollte, forderte für solches 15 Tlr. und sagte ihm dabei: 
jezt hast du noch IV2 Tlr. (was wirklich so war), und Wenn du 
das Zettelchen einst an einen Andern verkaufst, so sollst du auch 
nicht weiter als 15 Tlr. dafür fordern." Wirklich träumte ihm 
nach 6 Wochen so angelegentlich von seiner Heimat, daß ihn dieser 
Traum bestimmte, nach Haus zu reisen. Nach seiner Ankunft in 
Bergfelden stellte er sich bei dem Oberarot in Sulz freiwillig. Ober- 
amtmann Schäffer ließ ihn zu seinem Regimente nach Elwangen 
einliefern, wo er zum Gassenlaufen durch 300 Mann verurteilt 
wurde. Weil von den vielen Hieben sein Rüken nicht verlezt 
wurde, so hies es „Canaille^ du musi etwas zum Festmachen bei 
dir haben!" Man durchsuchte ihn und seine Beinkleider genau, 
jedoch one den in der Weste verborgenen Zettel zu finden. 

Mündlich. VrgL Volkstümliches aus Schwaben I 85. Aus 
Schwaben I 104 ff. 

2 Spuk in Sigmarswangen 

Justina, jüngste hinterlaßene Tochter des Schauflers Andreas 
Hofstetter in Marschalkenzimraern geh, den 3. Okt. 1801 heiratete 
sich den 29. Januar 1834 nach Sigmarswangen in ihrem 33. Jare 
an den Bürger und Weber Job. Walter daselbst, der 29 Jare 
alt, also 4 Jare jünger als seine Gattin war. Leztere hat 1825 
ein unehl. Kind (patre Job. Steudinger von Vöhringen) geboren, war 
aber übrigens ein braves Mädchen und unter ihren Schwestern die 
beste. Sie und ihr Mann hatten lange in Alpirsbach gedient. 

Noch bei Lebzeiten ihres vor etlichen Jaren gestorbenen 
Mannes erschien eine kleine Frauensperson in städtischer Kleidung 
und verlangte, siQ sollt mit ihr auf einen gewiesen Plaz gehen, um 
eine Seele zu erlösen und einen Schaz zu heben, allein ihr Gatte 
ließe es ihr nicht zu, dies zu tun. Diese Erscheinung wiederholte 
sich seitdem järlich im März. Bei einer ihrer lezten Erscheinungen 
stund in geringer Entfernung eine dunkle Gestalt, von der aber 
das Weibchen die Wittwe versicherte, daß solche ihr weder etwas 
schaden könne noch werde. 

Im Spätjare 1842 erschien die schwarze Gestalt allein,, ver- 
langte, daß sie mit ihr gehen oder sich erklären solle, sie wolle 
keinen Teil , an der Seele haben. Als die Wittwe einst zum Fenster 
hinausschaute, gab ihr solche einen Schlag an den Hinterkopf, 
(vormutl. gtie sieß diesen an, als sie erschroken schnell zurück- 
wich), und riß ein andermal die Fensterladen auf, welche Justine 
auf Anraten des Pfarrverwesers geschlossen hatte. 



Digitized by VjOOQ IC 



163 

Der leziere kam in Begleitnng des SchulmeiBters einst selbst 
bei Nacht, sah die Gestalt auch, die aber vor ihm zurüke wiech, 
und als er mit einem Stabe nach ihr schlug, waren es Streiche in 
die Luft. 

Im Jantiar 1843 kam der Schattenmann endlich gar in die 
Stube der Wittwe, lief vom Fenster her zur Bettstelle, legte sich 
3 Male neben sie, wobei die Wittwe aber nur eiiie eisige Kälte 
falte, und blieb dann auf ihre Erklärung, daß sie nichts von der 
Seele wolle, in den folgenden Nächten aus. 

So hörte vorerst eine Spukgeschichte auf, die im Dorfe und 
der ganzen Gegend vieles Gerede machte. 

Schon die weibl. Erscheinung hatte erklärt, wenn Justine die 
Seele nicht erlösen wolle, müsse solche noch harren, bis ihre Tochter 
erwachsen seye. 

Bald kam der schwarze Schattenmann wieder, den aber Nie- 
mand außer der Wittwe sah und schlug, als mere Leute bei 
ihr waren, die Fensterladen aufreißend etliche Scheiben ein. Wie 
seit meren Jaren je im März, erschien auch jezt wieder die 
weibliche Gestalt, ein schwarzes Tuch um den Kopf, im öbrigen 
ganz weiß. Den 6. März Nachts sagte diese der Wittwe (alt 42.) 
daß der schwarze Mann, einst ihr Geliebter, 2 mit ihr erzeugte 
Kinder ermordet, und sie als sie ihn verraten wellen mit dem 3. 
schwanger erstochen habe. Der Plaz auf den sie sie früher ge- 
fürt habe, seye der, wo die gemordeten Kinder lägen. Der schwarze 
Mann müsse noch lange schweben, sie aber könne bald erlöst werden 
und werde dann ganz weiß erscheinen. Sie ermante die Wittwe, 
fleißig zu beten, brach aber die Unterredung schnell ab und ver- 
schwand, als die neben ihr liegende Tochter Justine erwachte. 

Der einst vom Oberamt mit 1 Landjäger nach Sigmarswangen 
geschickte Stations-Commandant sah und hörte nichts, aber der 
Pfarrverweser, der öfters mit dem Schulmeister kam, versicherte 
ihm, einst habe es einen solchen Schlag an das Häuschen getan, 
daß solches zitterte und mere Scheiben zerbrachen, und beim iftls- 
baldigen Nachsehen um das ganze Haus seyen nicht die gering- 
sten Spuren menschlicher Fußtritte im fHschgefallen Schnee zu 
finden gewesen. 

Justine, die aus Mangel an Ruhe abmagerte, gab an, das 
Weibchen habe keinen Namen, aber das ihr angegeben, vor 271 
Jaren sey sie aus Strassburg von einem Offizier mitgeschleppt 
worden, dann seye sie auf mere Jare beim Pfarrer des Orts in 
Diensten gestanden, der 2 mit ihr erzeugte Kinder ermordet und sie 
schwanger mit dem 3. auch getödtet habe, und der seye der 
schwarze Mann, dessen Erlösungszeit noch entfernt seye. 

Den 10/11. März waren vom Oberamt abgeschickt der Stations- 
Commandant mit 1 Landjäger und 1 herzhaften Bürger von Sulz 
im Hause, allein vom Spuk ließ sich nichts sehen und hören. 

Mündlich. 



Digitized by VjOOQ IC 



164 

B Die Erscheinung eines ertrunkenen Jünglings 

Nach dem Bericht des Abts von St. Pierre 

Auf die Nachricht, daß ein Priester zu Valomni, der die Knaben 

lerte, vor 10 Jaren eine Erscheinung gehabt habe, ein redlicher 

Mann von gutem Rufe, ließ er ihn zum Essen einladen, und sich 

die Erscheinung, die er am hellen Mittage gehabt hatte, erzälen. 

Der Priester Namens Bezuel berichtete Folgendes. 1695 ab 
ich ein Jüngling von 15 Jaren war, genoß ich der Freundschaft 
der 2 Söne des Procurators D. Abaguineß, die mit mir die Schule 
besuchten. DerAeltere war in meinem Alter, der Andere 19 Mon- 
den jünger. Der Aeltere hatte den Namen Des Fontaine s, wir 
spazierten und spielten oft miteinander. Er liebte mich mer als 
sein Bruder und war auch mir lieber, weil er munterer und ver- 
ständiger war. 

1696, als wir im Capuziner Closter umherglengen, erzälte er 
mir, er habe kürzlich die Geschichte zweier Freunde gelesen, die 
sich wechselsweise gelobt hätten, wer von ihnen zuerst sterbe, solle 
wieder kommen * und dem Andern Nachricht von seinem Zustande 
geben. Dies se^e geschehen und er habe seinem Freunde er- 
staanenswürdige Dinge gemeldet. Deswegen verlangte Des Fon- 
taines dringend von mir, ich solle ihm wie er mir es tun wolle, 
das Nemliche vejrsprecheu. Ich weigerte mich standhaft dies zu 
tun, so oft er auch sein Verlangen bittend wiederholte. Endlich 
im August 1696 als er «um zu studieren nach Caen abgehen sollte, 
wiederholte er mit trähnenden Augen seine Bitte so inständig, 
daß ich mich überreden ließ, und hatte schon 2 Zettel bereit, auf 
deren einem er mit seinem Blute geschrieben versprach, im Falle 
seines Todes mir von seinem Zustand Nachricht zu geben, auf dem 
andern mußte ich, nachdem ich einen Finger blutig gerizt hatt«, 
das Gleiche tun. Er war ser erfreut darüber, dankte mir innig 
und reiste einige Zeit darauf mit seinem Bruder ab. Die Trennung 
war uns Beiden schmerzlich, wir wechselten Briefe, und 6 Wochen 
ehe Folgendes sich ereignete, bekam ich den lezten von ihm. 

1697 an einem Donnerstag d. 31. Julii bat mich mein Gönner 
Herr Sortoville auf seine Wiese zu gehen und die Heuenden zu 
beaufsichtigen. Kaum war ich Y4 Stunde daselbst, als mich ^löz- 
lieh ein Uebelbefinden anwandelte, ungefär um 2 ür. Vergeblich 
stüzte ich mich auf die Gabel, die ich in der Hand hatte, ich war 
genötigt, mich Vs Stunde auf das Heu nieder zu legen, um mich 
zu erholen. Ich befürchtete eine Erkrankung, spürte aber die 
übrige Zeit des Tages nicht viel, doch schlief ich Nachts unruhig. 
Des folgenden Tages zur nemlichen Stunde, als ich den lOjärigen 
Neffen meines Herrn auf die Wiese fürte, befiel mich auf dem 
Wege eine Schwäche, daß ich mich auf einen Stein in den Schatten 
sezen mußte, bis sie vorübergieng. «Dann spürte ich nichts mer, 
hatte aber eine schlaflose Nacht. 

Den 2. August als ich in der Heuscheuer war, um 2 Ur, 



Digitized by VjOOQ IC 



165 

bekam ich den nemlichen Aufall, aber stärker, ich sank in eine 
tiefe Onmacht und war meiner nicht mcr bewußt. Einer der 
Knechte, der dies sah, rief andere zur Hilfe, ich kam wieder zum 
Bewußtsein, war aber in meinem Gemüt mer angegriefen als die 
übrigen Male. Man sagte mir, auf die Frage^ was mir begegnet 
seye, habe ich geantwortet: Ich habe solche Dinge gesehen, die 
ich nie geglaubt hätte. Ich erinnerte mich blos einen Menschen 
gesehen zu haben, dessen Körper zur Hälfte nakt war, den ich 
aber nicht kannte. 

Ich stieg gefürt von Einigen die Stiege hinab, als ich aber 
plözlich unten an derselben meinen Freund Des Fontaines erblickte, 
fiel ich wieder in Obmacht und mit dem Kopf zwischen 2 Rasseln 
hinein. Die Leute hoben mich auf und sezten mich auf einen 
Ballen. Hier sizend sah ich weder den Herrn Sortoville noch sein 
Gesinde, sondern nur den Des Fontaines unten an der Stege, der 
mir winkte zu ihm zu kommen. Ich rückte auf meinem Size nach, 
um ihm Plaz zu machen. Als er aber nicht kam, und ich auf- 
stand, um zu ihm zu gehen, gieng er mir entgegen, ergrif meinen 
linken Arm mit seiner rechten Hand und fürte mich 30 Schritte 
weit in ein Nebengemach. Die Dienstboten, welche meinten, mein 
Anfall sey vorüber und ich wolle meine Notdurft verrichten, 
giengen an ihre Arbeit, einen Knecht ausgenommen, der dem Herrn 
Sortoville sagte, ich rede mit mir selber. Weil dieser mich be- 
trunken glaubte, und zu mir hin gieng, so hörte er mich Fragen 
machen und Antworten erhalten, die er mir nachher erzälte. 
^/4 Stunden blieb ich auf der Stelle, mit dem Des Fontaines redend, 
der mir sagte: 

„Ich habe dir versprochen, wenn ich vor dir sterben sollte, 
zu erscheinen und von meinem Tode Nachricht zu geben : Nun bin 
ich aber gestorben und vorgestern in dem Flusse bei Gaen er- 
trunken um diese Stunde. Wir spazierten zum Tore hinaus, die 
große Wärme erweckte in uns eine Lust zu baden, weil mich aber 
eine Schwäche befiel, so sank ich in die Tiefe des Wassers. Mein 
Begleiter der Abt von Meniljeano eilte mir zu Hülfe, ich ergrif 
einen seiner Füße, allein indem er sich emporschwingen wollte, 
stieß er mich so auf die Brust, daß ich aufs neue in die dort 
große* Tiefe des Wassers versank." Er erzälte mir, was ihnen bei 
diesem Spaziergang begegnete und wovon sie sprachen, auf meine 
Fragen aber, ob er selig oder verdammt, oder im Fogfeuer seye? 
Ob ich im Stande der Gnade seye und ihm bald nachfolgen werde, 
antwortete er ebenso wenig, als ob er sie nicht gehört hätte. Ich 
trat oft näher, um ihn zu umarmen, ergrif aber nichts, doch 
fülte ich, daß er mich immer noch am Arme hielt, und als ich 
mein Gesicht w^wendete, um ihn nicht mehr zu sehen, weil mich 
sein Anblik bestürzt machte, so zog er mich am Arme, um mich 
zu zwingen, ihn zu sehen und zu hören.. Er erschien mir immer 
größer, als er ehedem war, und zur Zeit seines Todes seyn konnte. 



Digitized by VjOOQ IC 



166 

denn er war erst 10 Monden abwesend gewesen. Immer sah ich 
ihn an der Mitte des Leibes nakt, sein gelbes Haar one Bedekung, 
und in demselben oberhalb der Stirn eine zusammengewickelte weiße 
Schrift, die ich aber nicht lesen konnte. 

Seine Stimme war die nemliche wie im Leben^ seine Miene 
weder fröhlich noch traurig, aber ruhig. Er bat mich, wenn sein 
Bruder zurükkere, gewiese Dinge ihm zu sagen, die er seinen 
Aeltern melden solle, und ich 7 Psalmen beten sollte, die ihm zur 
Buße aufgegeben waren, und die er noch nicht recitirt habe. 
Nachdem er mich nochmals erinnert hatte, mit seinem Bruder zu 
reden, verabschidete er sich von mir mit den nemlichen Worten, 
wie er sonst, wenn wir nach einem Spaziergange uns trennten, um 
nach Hause zu gehen, es that. Sein Bruder sagte er mir, habe 
zur Zeit seines Todes au einer Uebersezung geschrieben, und be* 
fürchtet, es möchte ihm ein Unglük begegnen, auch es bereut, daß 
er ihn allein habe gehen lassen, was der Bruder als richtig so 
nachher bestätigte. 

Genau beschrieb er mir den Plaz seines Todes, und den Baum, 
in den er einige Worte eingeschniedten hatte, die ich nach 2 Jaren, 
um sie seinem Begleiter Gotot zu zeigen, noch richtig fand. Gotot 
bestätigte auch die Richtigkeit der Aufgabe der 7 Psalmen. 

Weil ich beinahe 1 Monden lang den mir an seinen Bruder 
gegebenen Auftrag nicht erfüllen konnte, so erschien er mir noch 
2 Mal, das erste Mal auf einem Landhause, wohin ich gegangen 
war, und weil es mir übel wurde, mich von der Gesellschaft ent- 
fernte, in einen Winkel des Gartens mich begab, wo Des Fontaines 
mir erschien, mir die Nachlässigkeit mit seinem Bruder zu reden 
verwies, 7^ St. mit mir redte, aber auf meine Fragen wieder keine 
Antwort gab. 

Als ich einst des Morgens nach der Kirche gieng, erschien er 
mir wieder, hielt sich jedoch nicht lange auf, erinnerte mich wieder 
mit seinem Bruder zu reden, bean wertete keine meiner Fragen, und 
nam mit den gewonten Worten Abschied. 

Merkwürdig ist es, daß ich immer an der Stelle des Armes, 
an der er mich zuerst ergriefen hatte, einen Schmerz fülte, bis 
ich mit seinem Bruder gesprochen hatte. 3 Nächte lag ich wegen 
des Staunens, das mich ergriefen, schlaflos, sagte nach der 1. Er- 
scheinung dem Herrn v. Varouville, daß Des Fontaines ertrunken 
sey und mir dies selbst angezeigt habe, und als dieser sogleich zu 
seinen Aeltern gieng um nachzufragen, war so eben ihnen die 
traurige Nachricht zugekommen. Mir begegnete von da an nichts 
mer, aber nach Gotots Behauptung erschien der ertrunkene Jüng- 
ling auch dem Abte von Menlijean. 

Ncbch 8 1—9: Mortui amici apparentis historia medicis 
illtistrcUa noiis. Freside EL Camerario pro licentia etc, im Novbr. 
1729 Phü, Joe, Schlotterheck^ Wangensis. Tubingae, lU. Böhelii. 
22. S. 4. 



Digitized by VjOOQ IC 



167 

4 Spuk des verscbmähteu Liebhabers 

Ein Sendsettreiben an Hm. I. H, Meister von Zürch. Unter 
dieser Aufschrift findet man S. 293 bis 320 der y^Uypötite 
Clairon Betrachtungen über sich selbst^ und über die dramatische 
Kunst. Aus der französ. Handschrift übersezt, 1, Bändchen. 
Zürich, b. OreU, Füssli u. Comp. 1798. XIV u. 320. S. 8. Mit 
dem' Bildniss der Verfasserin''' die Beschreibung einer Ge- 
spenster- oder Spukscene^ die im wesentlichen Auszuge fol- 
gendes giebt. Die Vorrede des Uebersezers ist von Stuttgart^ vom 
19. April 1798 datiert. Der Bruch mit latein. Lettern wie das 
Papier schön. 

Glairon^s Jugend und der Beifall, den sie auf den Bünen 
des Teaters und der Opern hatten, zogen vieler guten und alter 
Lüstlinge Augen auf diese Schauspielerin. Unter den wenigen 
besseren Männern, die sich in sie verliebten, war Hr. von S'^, der 
Son eines Kaufmanns von B'^'^a, etwa 30 J. alt, schön in Wuchs 
und Bildung, Dichter mit Wiz und Leichtigkeit, und gut erzogen. 
Schüchtern^ verrät er nur durch Blike und zärtliche Gefällig- 
Iceiten den tiefen Eindruk, den Clairon auf ihn gemacht hatte. Sie 
selbst unterschied ihn vor Andern und schenkte ihm ihre Freund- 
schaft. S. hofte von der Zeit mer, hatte sein ganzes' Vermögen 
zu Gelde gemacht, um es unter höheren Titeln in Paris verzeren 
zu können, und floh und verachtete die Menschen, weil, wie er 
sagte, er sie zu gut kenne. Nur Clairon wollte er sehen, und es 
dahin bringen, dass sie auch nur ihm lebe. 

Clairon misfiel dieß ; sie wollte ungebunden bleiben, schränkte 
die tägliche Gesellschaft auf seltene Besuche ein und betrug sich 
ganz den Hofnungen des Liebenden entgegen. Nun wurde dieser 
aus Liebe schwer krank. Mit Sorgfalt wartete sie ihn, und unter- 
stüzte sogar den Mangel, in den ihn der Geiz seines Schwagers 
versezt^ der ihm seine Einkünfte vorenthielt, sagte aber immer 
seinen Hofnungen ab. Dieß schlug seinem Geful Wunden, die 
nimmer heilten; er gelangte wieder zu seinem Vermögen, aber 
gesund wurde er nimmer. Seine Briefe und Besuche schlug Clairon, 
die sich jezt von ihm entfernte, beständig aus. 

2V2 Jar nach seiner Bekanntschaft mit ihr nahte sein Ende; 
Clairon schlug ihm die Bitte ab, seinen lezten Augenbliken den 
Trost zu gönnen, sie noch einmal zu sehen. Nur sein Bedienter 
und ein älteres Frauenzimmer waren in seinen lezten Tagen um 
ihn. Er wonte auf dem Walle, nahe bei der Straße d' Antin, 
Clairon in der Straße Bussy, nahe bei der Seinestraße und Abtei 
St. Germain. Clairon speiste gewöhnh'ch in Gesellschaft ihrer 
Mutter und mehrerer Chapeau's, darunter der talentvolle Roselli 
war, zu Abend, und hatte eben erst kleine Schäferlieder gesungen, 
als auf Glockenschlag 11 Uhr der durchdringendste Schrei folgte. 
Seine düstre Tonstimmung und Länge sezte die Gesellschaft in 
Staunen, und Clairon sank in eine Onmacht, in der sie fast 



Digitized by VjOOQ IC 



168 

'.4 Stunde lang ono Bemutseyn lag. Die mäainliche Gesellschaft 
raisonnirte viel über das Ereignis, verabredte, aof den Fall er sich 
wieder hören Heße, Spionen in der Gasse zu halten, nm den Ur- 
heber desselben za entdecken. Alle Bediente, Nachbarn and die 
PoHssei selbst hatten ihn mit gehört» hörten ihn immer zur gleichen 
Stande anter Clairon's Fenstern, and er schien nnr aas der leeren 
Laft za Kommen» 

Wenn Clairon zaweilen aaßer ihrem Hanse speiste, hörte man 
es, and erst, wenn sie za üaose kam and bei ihren Bedienten 
nachfragte, erscholl der Schrei mitten unter ihnen. Als einst der 
Präsident Ton R . . . . , bei dem Clairon za Abend gespeist hatte, 
sie bis an ihre Hanstöre b^leitete and eben Abschied nam, 
drang dieser Schrei zwischen beiden dnrch, and man brachte ersteren 
halbtod in seinen Wagen zarück. 

Boselli b^leitele einst die Gairon bei einem Besoche in die 
Strafte St. Honore. Der Freidenker redte anter Wegs von dem 
Gespenst and redte Clairon za, den Geist anzornfen, mit dem 
Yersprechen, die Sache za glaaben, wenn er antworten wöide. 
Clairon taVs and 3 mal nach einander erschoU der Schrei schnell 
and forchterlich. Fast one Bewastseyn worden beide aas dem 
Wagen gehoben, als sie bei der Freandin anforen, der der Be- 
such galt. X 

Einige Monden hörte man nnn nichts mer, bis w^en der Hea- 
rat des Dauphins alle Schanspielertroppen nach Versailles be- 
rufen wurden. Morgens um 3 Ur legte sich Clairoa und im 
nemlichen Zinmier Madame Grandral in der Allee Ton St. Cload 
zu Bette, weil leztere kein Zimmer nach Tergeblichem Warten mer 
hatte bekommen können. Clairon sagte beim Auskleiden zu ihrem 
Kammermädchen: „Nun sind wir am Ende der Welt; es macht 
das abscheuHchste Wetter. Der Schrei würde ser Terl^en seyn, 
wenn er uns hier suchen sollte, und — er erscholl plözlich so 
schrekend, dafi im ganzen Hause niemand mer schlafen konnte; 
doch nun zum leztenmal. Dafür erfolgte, als etwa 8 Tage her- 
nach Clairon mit ihrrr gewönlichen GeseUschaft schwazte, nm 
11 Ur ein Flintenschuß, der eines ihrer Fenster nur wenig be- 
schädigte, den aber alle Anwesende hörten und das Fouer sahen. 

Clairon glaubte, man habe sie töden wollen; der Polizei- 
Lieutenant Manila htß alle Clairons Logie gegenüber liegende 
Häuser durchsuchen und die folgenden Nächte bewachen, you unten 
bis oben; doch aUer Anstalten unerachtet^ hörte und sah man 
den Spuk 3 volle Monden, immer nm 11 Uhr, immer nach dem- 
selben Fenster zielende one sehen zu können» wo er her komme. 
Die ProtoGoUe der Polizei können dieß beurkunden. 

Gairon achtete seiner, daran gewönt, so wenig mer, daß 
sie einst^ one zu anden, daß es die bestimmte Stunde aeye^ an 
dem geöfiieten Fenster mit dem Oberau^eker der Hoffeste stund, 
und Tom Schuß beide mitten ins Zünmer wie todt hingescbleadert 



Digitized by VjOOQ IC 



169 

wurden. Beide, als sie sich erholten, befanden sich unyerwundet, 
aber von der stärksten Maulschelle er auf die linke und Clairon 
auf die rechte Wange getroffen, und lachten beide darüber. 

Den 2. Tag darauf für Clairon in einem Mietwagen zu 
einem nächtlichen Feste, das die Mademoiselle Dnrnesril in ihrem 
Hause ä la Barriere blanche gab. Gegen 11 Uhr, im schönsten 
Nordlicht, füren sie über die Boulevards. Starb hier von S'*'? 
fragte ihr Kammermädchen. Clairon bejate es und zeigte auf 
2 Häuser mit der Hand, in deren einem er müsse gewont haben, 
und gleich drang aus einem derselben der Schuß durch ihren Wagen. 
Der Kutscher der sich von Räubern angefallen meinte, für im 
Gallopp davon und Clairon erholte sich länger vom Schreck, der 
sie dießmal befiel. 

Statt des Schießens hörte man von nun an um dieselbe Stunde, 
ein Händeklatschen von besonderm Takt, und öfters wiederholt. 
Die nächsten überall auflaurende Freunde der Clairon bezeugten 
es unter ihrer Haustüre zu hören, aber hier erhob es sich wol, 
jedoch sehen konnten sie nichts. 

Als dieß eine Zeitlang gedauert hatte, traten melodische Töne 
an seine Stelle, die immer bei dem Kreuzwege von Bussy anfiengen 
und bei Clairon's Haustüre endeten. Man verfolgte und hörte sie, 
aber man sah es nicht, bis endlich nach etwas mer als 2V2 Jaren 
alles aufhörte. Clairon bezog hierauf^ weil sie sich etwas be- 
reichert hatte und um ihter Gesundheit willen ein Haus in der 
ruhigeren Maraisstraße für 1200 Tlr., in dem Racine 40 Jare 
mit seiner Familie gelebt hatte lind starb. Es verlangte, noch 
eh* sie auszog, eine alte Dame das Zimmer zu sehen. Beide sahen 
sich erst lange stumm an, und in der auf dieß Staunen folgenden 
Unterredung erfur Clairon, die Dame hätte sie längst gerne ge- 
sprochen, habe aber jezt erst durch die vor ihr Zimmer, aus dem 
Clairon ausziehen wollte, gehängte Ausleihungstafel Gelegenheit 
dazu gefunden, erfur, die Dame seye die Freundin des von S*, 
seine Gesellschafterin in seinem lezten Lebensjar gewesen, um- 
sonst habe sie ihn gebeten, Clairon zu vergessen; immer habe er 
versichert, sie noch jenseit des Grabes zu lieben, aber Clairon's 
Versagung seiner lezten Bitte habe sein Tod beschleunigt; er zälte 
jede Minute, bis um halb 11 Uhr sein Lakai mit der abschlägigen 
Antwort kam. Nach einigem Stillschweigen ergriff er dann dio 
Hand seiner Freundin mit schrecklicher Miene der Verzweiflung, 
und sagte : die Barbarin ! Sie soll nichts dabei gewinnen ; ich will sie 
gerade so lange nach meinem Tode verfolgen, als ich es in meinem 
Leben getan habe. Dann starb er. 

Clairon bezeugt am Schlüsse ihres Briefs, daß diese Erzälung 
tiefen Eindruk auf sie gemacht habe, den erst die Zeit nach und 
nach wieder austilgte und empfielt Hrn. Meister Verschwiegenheit 
über den Inhalt dieses Briefs. 



Digitized by VjOOQ IC — 



170 

5 Bekentnisse eines Zauberers 
Ini März des Jahres 1633 würde in Strasburg ein Junge von 
16 Jareii, aus Molzheim, als Zauberer hingerichtet, der freudig 
starb und dabei jedermann vor der Bosheit der Jesuiten warnte, 
welche ihn in sein Unglück gebracht hätten. Wie Oraeus 1. c. 
S. 34 den von ihm verbreiteten gedrukten Nachrichten nacherzält, 
bekannte er : ein Jesuit aus Molzheim habe ihn mit andern Jungen 
in der Zauberei unterrichtet ; in Gestalt eines ansehnlichen, schwarzen 
Mannes seye dann der Teufel zu ihm in die Schule gekommen, 
habe ihm Geldstücke verert, die aber in der Folge nur Scherben 
gewesen und ihn überredt, sich ihm zu verschreiben; auch habe 
er ihm mit seiner Klaue eine Wunde auf die Hand gedrükt, deren 
Narbe man noch sähe, und mit dem aus derselben fließenden Blute 
habe er sich verschreiben müssen. Hierauf habe ihn der Teufel 
ein Kunststück nach dem andern gelert und mit einem anderen 
Teufel in Gestalt eines ser schönen Mädchens verlobt, der dann 
mit bei allen seinen Taten gewesen wäre. Er bekannte ferner, 
daß er- viele kleine Kinder gelämt, andere getödet, anderen das 
Gehirn aus dem Kopfe gezaubert habe, blos durch Berüren mit 
einem vergifteten Stäbchen, das er immer in der Hand trug. Seinen 
eigenen Vater habe er lam und wassersüchtig gemacht, zu Lucern 
in der Schweiz und anderen Orten Leute, die Morgens und Abends 
beteten, vergiftet, daß sie rasend geworden; viel Vieh umgebracht, 
unter anderem seye er einer Kuh in Gestalt eines Raben auf den 
Rüken gesessen und habe sie zerhakt und von ihr gefressen, bis 
sie gestorben, und einer andereh habe er sich als Fuchs an den 
Schwanz gehängt, bis sie sich zu Tode gesprungen hätte. Einige 
Mägde habe er geschwängert, mit einem Schaf in Hunds- und mit 
einem Schwein in Wolfisgestalt Sodomiterei getrieben und wärend 
der Belagerung von Benfeld seye er auf einem mit 6 Kazen be- 
spannten Wagen aus- und eingefaren und habe Briefe von den 
Jesuiten hineingebracht. Auf einen noch in Breisach und einen' 
andern in Schlettstadt lebenden Pater Soc. Jesu gab er auch Schand- 
taten an. Nach Strassburg war er gekommen, um seine Kunst 
an dem Superintendent D. Schmidt zu versuchen, den er aber ver- 
feite und einen anderen Pfarrer für ihn ansähe, der ihm auf der 
Straße begegnete. Er begrüste denselben mit einem. langen Hände- 
druk uüd machte ihm den Kopf durch ein giftiges Pulver voll 
Blattern und Geschwüre, die er aber alle, nach dem man ihn ver- 
haftet und dazu aufgefordert hatte, auch wiederum heilte. 
Vgl. Alsatia 1856—57 S. 256 ff. 

6 Der ermordete Poltergeist 
Unter den ehmaligen Woltätern des Klosters Salmanswciler 
oder Salem ^) waren auch die Grafen von Montfort, die unter ande- 

1) Es wurde im J. 1137 gestiftet, liegt 1 Meile von üeberlingen, 
war eine reiche Gistercienser Abtei. Sieh Seb. Barster Alem. III 267. 



Digitized by VjOOQ IC 



171 

rem bei einer ihrer Schenkungen die Bedingungen machten, daß 
jeder reisende Ritter und Edelmann eine Nacht unentgeldlich im 
Gloster beherbergt werden sollte, um Reisende soviel möglich ab- 
znschreken, beunruhigte ein in einen Teufel vermummter Mönch 
die Uebemachtenden und selbst einst einen Grafen von Montfort, 
der sich um die verbreiteten Gerüchte von Unsicherheit nicht be- 
kümmerte und durch seine Herzhaftigkeit den eigennüzigen Pfaffen 
einen feinen Streich spielte. Als ihn nemlich ein ungewönliches 
Poltern über seinem Bette beunruhigte, so stach er mit seinem 
Schwerdt durch diejenige Stelle der Decke seines Schlafzimmers, 
über der der Poltergeist zu seyn schien, so mächtig hinauf, daß 
er den daselbst liegenden Mönch, der den Lärm verursachte, durch- 
borte, und damit den Ruf der Unsicherheit auf die schönste Art 
beschämte. In der Folge wußten aber die Mönche obige Stiftung 
für Reisende doch sich' vom Halse zu schaffen ^). 

7 Das lüsterne Gespenst 

Cruflius 1. c. erzält eine artige Geisterscene, die er von der 
ersten Quelle hatte. Zu den Zeiten des Vaters derjenigen jungen 
HeiTen von Werther, mit denen er sich als ihr Hofmeister in seinen 
jüngeren Jaren zu Strasburg aufhielt, trug sich in Beichlingen, 
Werthers damaliger Wonung, folgendes zu. Zur Winterszeit be- 
unruhigte ein nächtliches Poltern einst Werthers Wonung und der 
Poltergeist schliech besonders oft in die Kammer, wo die Mägde 
schliefen, deren Brüste er mit seinen kalten Händen betastete; 
worüber die Mädchen, die des Nachts vor Schreken kaum zu atmen 
vermochten, am Tage jämmerlich klagten. Einst war ein starker 
junger Edelmann, aus dem alten Geschlechte derer von Bünau 
Zeuge solcher Klagen, ärgerte sich darüber und sagte: „ich will die 
Mädchen an dem Gespenste rächen, so war ich Bünau bin!" 
Wirklich stellte er sich des Nachts an einer bequemen Stelle auf 
die Lauer und als das vermeinte Gespenst polternd daher kam, 
um wieder die Mädchen zu besuchen, trat Bünau heryor, pakte 
es mit beiden Armen^ warf es die Treppen hinab und sagte: „Seht 
doch, wi^ artig dieser Geist die Treppen abhobeln kann. Morgen 
wollen wir ihn näher kennen lernen! 

Den nächsten Morgen ließ Hr. v. Werther alle seine Haus- 
genossen versammeln und so ernst er auch sonst immer war, 
mußte er doch lachen, als sein Schreiber mit zerfallenem Gesichte 
und blauen Flecken an der Stirne erschien. „Nun du guter Geist! 
Also bist du derjenige, der uns bei Nacht so viele Unruhe machte? 
Geh jezt nur hin, aber komm künftig nimmer wieder!" sagte er 
zu dem Beschämten^ und so hatte die Spukerei ein Ende. 



1) Nach Grusius I, 558 f. 

Digitized by VjOOQ IC 



172 

8 Die Hexe von Gomaringen^) 
Der den 13. September 1803 za Neren im besten Alter als 
Schultheiß gestorbene geschikte Chirurg Joh. Jac. Naedele war 
einer derjenigen Männer, die erhaben über Volksvorurteile nichts 
glauben wollen, was sie nicht erfaren haben und ihre Vernunft 
nicht erklären kann. Entfernt von aller Furcht, wanderte er un- 
zälige Male auch solche Wege, die durch unzälige Sagen berüch- 
tigt waren, in tiefer Nacht; und immer fester wurde dardurch 
sein Glaube, daß Alles eitle Einbildung oder Lüge seye, was man 
von Zauberei und Gespenstern erzäle. Die eigene Erfarung eines 
solchen Mannes vom Gegenteil, besonders aus seiner eigenen Er- 
zälung aufgefaßt, verdient allerdings als historisches Factum eine 
Stelle in diesen Blättern. Sie ist folgende. 1801 wurde er einst 
spät noch Abends zu dem lange kränkelnden Rat und Vogt Phil. 
Wilh. Laiblin in Gomaringen, Vs Stunde von Neren, gerufen. 

Fast unzälige Male geschähe es in einer längeren Reihe von 
Jaren, daß er von diesem Beamten, welcher erst den 21. Februar 
1802 starb, gebraucht und za jeder Tageszeit geholt wurde, und 
so oft dieß erst Abends geschah und er übernachten sollte oder 
wollte, wurde ihm jedesmal ein eigenes Zimmer und Bette im 
Schlosse angewiesen. In diesem Zimmer, auf dem er schon ser 
oft übernachtet hatte, legte er sich auch dießmal zu Bette, und 
schlief bald ein. 

Gegen Mitternacht etwa erwachte er, und wie ihm dünkte, 
am Schall der Morgenglocke. Indem er sich umsah und die Helle 
der Nacht ihn in seinem Wane bestärkte, so sieht er die alte 
Balbiererin des Orts, die er ser gut kannte, und auch gestern 
beim Hereingehen in den Fleken gesehen und gegrüst, auch ihres 
Hexenblikes ungeachtet noch nie im Geringsten gefürchtet hatte, — 
zur Türe seines Zimmers herein und auf sein Bette zugehen. Eh' 
er sich über die Ursache dieses seltsamen Besuchs besinnen konnte, 
falte er die alte Frau auf sich liegen, und zwar mit einer so 
schweren und gleich anschließenden Bürde, daß er unerachtet et 
ärgerlich und mit Zorn alle seine Mannkraft anstrengte, keinen 
seiner Arme unter der Deke hervorbringen, viel weniger also die 
ungebetene Last abwerfen konnte, sondern ruhig harren mußte, 
bis sie kurz vor dem Schall der Morgengloke selbst wieder fort 
vom Bette und zur Türe hinaus gieng, die er beim Aufstehen 
und Nachsehen doch noch ganz so verschlossen fand, wie er sie 
vor Schlafengehen abgeschlossen hatte. 

9 Weiße Frau wiegt das Kind«) 
Das Haus des Bürgers und Schmids Christoph Keck in Leid- 
ringen (Sulz a. N.) war im Rufe eines Spuks, den man von Zeit 



1) Bei Reutlingen. 

2) Eine anderwärts vilfach vorkommende Sage. 



Digitized by VjOOQ iC 



173 

za Zeit spürte. Die Sage war, es seye vor älteren Zeiten einst 
der Keller eingestürzt, und dardurch etwas verschüttet worden, das 
diejenige Weibsperson daselbst verstekt hatte, deren Seele noch 
in diesem Hause unruhyoU umherspuke. 

Besonders regte sie sich wieder, nachdem dem vorgenannten 
Schmid seine Gattin Agnes, geb. Schwarzin den 3. December 1770 
das 10. Kind eine Tochter Catharine geboren hatte. In weißer 
Gestalt, die beide A eitern sahen, kam sie fast jede Nacht: Ihr 
Schimmer erhellte zuweilen wie Mondschein die Stube : Sie trat 
zur Wiege des Kindes und wiegte dieß Kind oft stundenlange. Die 
Mutter kroch meistens furchtsam unter die Deke des Bettes, allein 
der Vater weniger furchtsam, für sein Kind besorgt und der Er- 
scheinungen bald gewont, besah den Spuk oft genauer, erfnr 
nie kein Leid, nur war er nicht im Stande, die Wiege zu stellen 
und zu verhindern, daß die weiße Frau das Kind wiege. 

So trieb sie es ungefar 2 Jare, dann aber machte sie zu- 
weilen unartige Streiche, löste das Vieh im Stalle ab, und plagte 
eine weiße Ziege so arg, daß das Schreien des armen Tieres den 
Hausvater öfters in einer Nacht mermals in den Stall zu eilen 
nötigte. 

Die Tochter, welche beim Heranwachsen die besondere Zu- 
neigung des Geistes gegen sie hörte und merkte, gieng nie bei 
Nacht allein aus der Stube, heiratete den 4. Februar 1794 den 
Schmied-Meister Joh. Kühler von Marschalkenzimmem, und zog 
mit demselben in seinen Geburts-Ort, wo beide noch leben und 
hausen. 

Zu Ende des Jahres 1795. — Auf der Stelle des Hauses 
stand nach einer alten Sage einst eine Edelmannsbehausung oder 
ein kleines Schloß. 

10 Die Erscheinung eines Gestorbenen 
Der als der gröste Mechaniker seines Jarhunderis bekannte 
Pfarrer M. Phil. MatJiaeus Hahn zu Echterdingen unweit Stutt- 
gart^ von dessen Wittwe einer anerkannt gelerten und recht- 
schaffenen Frau ich nachsiehende Geschichte hörte, starb erst 50 Jahre 
6 Monden und 23 Tag alt, den 2, Maj 1790. 

Auf seinem Krankenbette dachte er noch viel an einen seiner 
Söne, welcher ihm entlaufen war, befal die 100 Tlr. zu streichen, 
welche er ihm im gerechten Unwillen aufgeschrieben hatte, und 
demselben zu schreiben, daß er ihm seine Feitritte verzeihe. 
Dieser Son hielt sich in Berlin auf, und hatte keinen Gedanken 
an den frühen Tod seines Vaters. Einst ^ hellen Tage trat dieser 
in der gewönüchen Hauskleidung, die er im Leben trug, nemlich 
einem simpeln üeberrocke und einer leichten Müze in's Arbeits- 
zimmer seines Sones, und sagte: „Christian, ich bin gestorben 
und auf den Mittag um 2 ür wird der Trauerbrief mit der Nach- 
richt von meinem Tode durch die Post hier ankommen." Der 



Digitized by VjOOQ IC 



174 

Vater verschwand darauf wieder : der Son versank in tiefe Rümng 
and Staunen, erzälte der Gesellschaft von jungen Leuten, welche 
nach dem Mittagessen ihrer Verabredung gemäs kamen, um ihn 
zu einem frohen Ausfluge abzuholen, die Ursache der ihnen auf- 
fallenden Gemüts-Stimmung, in welcher sie ihn antraffen^ gieng 
zwar auf ihr Zudringen endlich mit, wurde aber troz ihrer Be- 
mühung, ihm die Sache als eine leere Einbildung auszureden, nicht 
heiter, und lief als sie nach 4 Uhr zurüke kerten, sogleich auf 
die Post, um der Warheit näher zu kommen. Er erhielt richtig 
einen Trauerbrief mit der Bemerkung, daß er solchen schon um 
2 Ur hätte haben können, weil um diese Stunde dießmal die 
^ Post schon angekommen wäre ; reiste kurz darauf von Berlin nach 
Hause, und erzälte den Seinigen diese Erscheinung, deren Eindrüke 
auf sein Gemüt noch lange auffallend sichtbar waren, als die Ur- 
sache seiner schnellen Heimreise. 

11 Das Mändle im Pfarrhaus. 
Auf seiner 2. Pfarre fand Simon ^) die bequeme Türe der 
Fruchtkammer oben im Pfarrhause auf eine auffallende Art mit 
unnötig vielen Nägeln vernagelt, und durch einen engen Seitengang 
einen höchst unbequemen Eingang in dieselbe. Er fragte nach der 
Ursache und wollte die vernagelte Türe aufbrechen lassen, allein 
die Leute sagten ihm, daß sie schon seit langen Zeiten in diesem 
Znstande seye, und daß auch seine Vorfaren im Amte aus guten 
Gründen von dem Vorsaze dieselbe erbrechen zu lassen, abstrahirt 
hätten. Als Simon dies Alles als Torheit erklärte und auf seinem 
Entschluß solche zu öffnen beharren wollte, so baten und warnten 
ihn alle Nachbarn und Bürger so lange und dringend daß er ihren 
Bitten nachgeben mußte, fand auch in der Folge keine Ursache 

1) Kraffib Ehrenreich Simon, geboren den 22. März 1715 in Heiden- 
heim, stadierte in den 1730er Jaren als Oppidanus zu Tübingen, wurde 
den 23. Januar 1748 Pfarrer zu Thailfingen unweit Ehingen, 1765 von 
hier nach St. Georgen befördert, wo er bis 1774 blieb, und dann noch 
1774 bis 17ß0 Pfarrer in Rothfelden Altenstaiger Oberamts war. Hier 
t er den 21. Januar 1780, aet. 65. 

Sein Vater M. Orato ülr. Simon war 1704—16 Special und 
Stadtpfarrer zu Heidenheim. 

Abt inAnhausen 1718—25; in Königsbrunn 1725—28; Repetent, 
1689—93. 2. Diacon in Kirchheim 1693—704 und Special in Urach 
1716—18. 

t le.Maj 1728 aet. 56. nat. 1672 in Steinsfeld, magistrierte 1684, • 
13, August als tertius in Hedinger's Promotion. Sein Vater 

M. Golomann Simon gebürtigt von Kirn; magistrierte den 
2. März 1659 als 6. seiner Promotion,, war 1661—71 Pfarrer in Kocher- 
steinsfeld, und 1671—95 in Ober Eisisheim. 

Simon hatte auch einen Bruder Friedrich, geboren in Heiden - 
heim, magistrierte 1726, war 1736—44 Pfarrer in Braitenberg und 1744 
bis zu seinem Sterben 1745 in Ehningen bei Böblingen. 

t 21. März 1745 aet. 40, nat. also 1705. 



Digitized by VjOOQ IC 



175 

diese Nachgiebigkeit zu bedaaern. Ser oft horten er und seine 
Leute in jener Kammer rumoren und ein dem ganz gleiches Ge- 
lärme, welches das Kommessen verursacht. 

Als eine seiner in St. Georgen herangewachsenen Töchter 
(welche noch jezt lebt, und sich bei ihrem Schwager dem resign. 
Förster von Weiler Merklingen in Balingen aufhält), einst Abends 
etwas spät noch in der Küche beschäftigt, das Hans beschlossen 
und 'die Magd nicht mer im Stalle war, hörte sie die Stalltüre 
auf- und zu gehen, jemand die Treppen heraufkommen, und ein 
kleines Männchen von mittlerem Alter, in ein Leibchen von Bar- 
chent gekleidet, und mit 1 Müze von Ziz und mit blauem Band 
eingefaßt auf dem Kopfe, stellte sich auf die Schwelle der Küche- 
türe, one ein Wort zu reden^ sah nur das Mädchen an, welches 
ihn zuerst auch betrachtete, dann aber von Grauen ergriffen, zu 
schreien anfieng, und weil der Kerl den Ausgang aus der Küche 
besezt hielt, mit Hilfe ihrer Schwestern durch den sc^enannten 
Bietladen in die Wonstube flüchtete. 

Merere Jare nach diesem Vorfalle, und als er von allen 
längst wieder vergessen und vom Pfarrer als bloße Sinnentäu- 
schung vorgestellt worden war, gieng die nemliche. Tochter, wie 
sie schon oft getan, nach beendigtem Hausgeschäften auf den 
obem Boden, und in eine Kammer neben der mergenannten Frucht- 
kammer, um ihre Blumenstöke zu begießen, welche auf einem Stok- 
brette stunden. Indem sie zum Laden hinausgebogen damit be- 
schäftigt war, sah sie mit einem Male und deutlich, weil es noch 
helle und vor dem Vespefgeläute war, den nemlichen kleinen Mann 
im nemlichen Anzüge aus dem Laden der Fruchtkammer heraus 
und nach ihr herüber schauen. Sie fand an dieser Galanterie des 
sonst nie mer sichtbar gewordenen Kornkammerbewoners so 
weniges Behagen, daß sie mit jugendlicher Fertigkeit plözlich 
davon und die Treppen schreiend hinabsprang, als ob der Kerl 
ihr auf den Fersen folgte, auch nie wieder in der Abenddämmerung 
ihre Blumenstöke besuchte. 

MündHch. 1819 aufgez. 

12 Die seltsame Schweinherde 
Ungefar im August 1800 füren der jezige Hr. Regierungs- 
Jiat bei der Stadt-Direction in Stuttgart Graf v. S., und ein auf 
dem Gymnasium studierender Jüngling von Efslingen mit einem 
Hauderer nach Stuttgart zurüke. Bei dem lezten Hause zu Berg 
hatte der leztere gehalten, um das Chausseegeld zu bezalen. Als 
er eine kleine Strek« vom Dorfe auf der nach der Residenz füren- 
den Hauptstraße schon wieder plözlich stille hielt, wunderten sich 
die beiden Jünglinge, welche im Gespräche miteinander nichts be- 
merkt hatten. Auf ihre Frage, warum er stillhalte? Ob etwas 
gebrochen wäre? und ihre Aeußerung, er sollte doch faren! sagte 
er leise: „Still, still; da läßt sich nicht reden! Ich weiß' schon. 



Digitized by VjOOQ IC _^ 



176 

was das ist; nnd zeigte dabei mit der Hand aaf die Straße. Dies 
veranlaßte die munteren Jünglinge, den einen auf der linken, den 
V. Sax auf der rechten Seite aus der Chaise hinaus auf die Straße 
zu sehen. Beide bemerkten eine Herde halbgewachsener Schweine, 
gedrängt im gewönlichem Schweinstrabe an ihnen vorbei gehend. 
Diese Tiere fällten nicht nur die breite Straße zu beiden Seiten 
der Chaise^ sondern liefen selbst unter dieser und den Pferden, 
welche die Köpfe schüttelten und schnarchten zwischen den Füßen 
hindurch. Der Zug bestund wenigstens aus etlichen Hunderten, 
denn er dauerte merere Minuten, in der Richtung von Stuttgart 
nach Berg hin. Die Schweine waren von gleicher Größe, dunkler 
Farbe, und wenige^ die einzeln nacheilten, schlössen den Zug. Die 
beiden Jünglinge sahen ihm furchtlos und mit Vergnügen zu, und 
konnten genau sehen, weil es im Anfang einer Sommernacht, noch 
vor 10 Uhr, und die Scene durch Mondschein beleuchtet war. 
Nachher erst fiel es ihnen auf, daß keines dieser Schweinchen ge- 
grunzt, und keiner von ihnen sie laufen gehört hätte; — und daß 
weder ein Mensch noch ein Hund der Herde folgten. Auf ihre 
Nachfrage erfuren sie, daß die nemliche Erscheinung auf gleiche 
Weise, wiewol selten, schon früher sich ereignet habe, und auch 
ihrem Hauderer schon bekannt war. 

Aus der Erzälung des Hrn. Grafen v. S. aufgezeichnet den 
1. September 1819. 

13 Gespenstische Furwerk 

1821 erkrankte der älteste Son Job. Geo. des resignierten 
Bürgermeisters Andreas Blöchle zu Fluorn (bei Oberndorf a. N.) 
an einer Kolik, Umsonst war die Hilfe merer Aerzte. Den 
5. Juli ritt Lindenwirt Blöchle nach Sulz, um noch einmal Hilfe 
zu suchen. Mit Sensucht warteten die Aeltem und selbst der 
20 Jare alte kranke Jüngling, der länger zu leben wünschte, auf 
seine Rükkunft, die Abends V2IO Uhr erfolgte. V2 Stunde vor 
derselben, um 9 Uhr, als es schon tiefe Dämmerung und im Dorfe 
Alles stille war, hörte der Kranke und mere bei ihm in der 
Kammer anwesende Personen deutlich und rasch ein Gefärt vor- 
faren. Sie eilten in der festen Meinung, der Vetter sey mit einem 
Arzte angekommen, aus der Kammer und mit Laternen hinab 
vor^s Haus. Allein, als sie hinabkamen, war nirgend ein Gefärt 
oder Mensch, Alles stille, und Morgens 3 Ur starb der Kranke, 
dessen unheilbare Schmerzen erst mit dem Tode endeten. 

Mündlich. 

14 Das seltsame Kegelspiel 

Als der gewesene Schultheißen-Amtsverweser Lehmann in 
Hohenmessingen noch als lediger Bursche bei seinen Aeltem auf 
dem Wallenbrunner Hofe war, gieng er öfters an Sonn- und Feier- 



Digitized by VjOOQ IC 



177 

tagen nach dem Erähenbade bei Alpirspach und nach Schencken- 
Zell, wo gekegelt wurde. Ein Kerl aus der Beinhardsaue gewann 
jedesmal den übrigen Burschen, auch solchen, die sonst am besten 
warfen, Alles ab. Als einst der junge Lehmann verdrüßlich hier- 
über heimgekommen war, und sein Vater auf das Fragen nach der 
Ursache seines Mißmutes, dieselbe vernommen hatte, riet er eine 
bei Sonnenuntergang von einem Wagen genommene Sperrkette 
unbeschrien in die Kegelban gerade vor den Ort hin zu vergraben, 
auf welchen die Kegel zu stehen kamen. Der Rat wurde befolgt, 
der bisher glükliche Spieler verlor alle sein Geld wieder, weil die 
von ihm geschobene Kugel jedesmal, wenn sie an die Stelle kam, 
wo die Kette ruhte, einen Saz über die Kegel hinauß machte, 
und nicht einen mer fällte und — er kam nicht wieder. 
Mündlich. Vgl. aus Schwaben I 115 ff. 

15 Das verdächtige Traubengeschenk. 
Als der den 14. Juni 1745 in Oberstenfeld geborne jezt in 
seineqa 77. Jare noch lebende Gr. Pfarrer M, Job. Theod. Dorn- 
feld in Neckarweihingen^ ein Mann, der wenig auf Erscheinungen 
und dergleichen hält, einst einen Besuch in seinem Geburtsorte 
machte, wo sein Vater von 1729 bis 1755 Pfarrer gewesen war, 
und bei Nacht heimkerte, kamen auf seinem Wege 2 Weibsper- 
sonen zu ihm. Als sie eine Zeit lang mit ihm gelaufen waren, 
und der Weg an Weinbergen vorbeifürte, sagte die eine der- 
selben: Sie müsse ihm doch auch Trauben geben, gieng in den 
Weinberg hinein und brachte ihm ein Büschelgen. Gleich darauf 
verschwanden beide Weiber aus seinen Augen, und er hörte hoch 
über sich ein abscheuliches Kazengeschrei. So erzälte er^s auch 
Hrn. Barth, der 1821/22 bei ihm Vicar gewesen. Er warf nun 
die Trauben sogleich hinweg. 

16 Der gefundene und wieder begrabene Schaz 
Ein wolhabender und im Rufe der Frömmigkeit stehender 
Mann im Pfarrdorfe Schlaitdorf, Tübinger Oberamts, hatte ein 
braves und noch neuerbautes Haus. Damit einst 2 seiner Kinder 
ihre Haushaltung ganz bequem darinn füren könnten, beschloss 
er 1816 auch noch einen 2. Keller in demselben erbauen zu lassen. 
Kaum war die Arbeit der Ausgrabung desselben auf etliche Fuß 
in die Tiefe vorgerückt, so entdekten die Söne und Töchter des 
Hansbesizers, durch die sie verrichtet wurde, ein Gewölbe und an 
demselben eine Türe, und als sie leztere erbrochen hatten, ein 
Küstchen, in welchem sie alte Schriften und Kostbarkeiten vor- 
fanden. Bei dem weiteren Graben kamen sie auf die Türe eines 
2. Gewölbes. Anstatt aber auch dieses zu öffnen, ließ der Mann 
das Kistchen mit seinem merkwürdigen Inhalt wieder in das erste 
Gewölbe bringen, solches wieder zuschließen, und die gegrabene 
Oeffnung wieder zuwerfen. Was ihn zu dem Allem vermochte, 
war Folgendes. 

Blrlinger, Alemumla IV 2 12 



Digitized by VjOOQ IC 



176 

In der 1. Nacht nach dem Allen erfreulichen und unerwarteten 
Funde erschien ihm ein Mann in weißer Gestalt und Kleidung. 
Diese Erscheinung wurde von da an oft wiederholt, und oh sie 
schon nicht schrekend aussah und ihm kein Leid zufugte, sondern 
hlos zuweilen an seinem Kopfküssen oder der Bettdeke zog, so 
jagte sie ihm doch eine Angst ein, die noch größer als die Freude 
üher den gefundenen Schaz war und ihn hewog, denselhen wieder 
an seine vorige Stelle zu sezen, auch die Erhauung eines zweiten 
Kellers ganz aufzugehen, in der Hoffiiung, der ungehetenen nächt- 
lichen Besuche dardurch sich zu entledigen. Allein diese Hoffnung 
wurde so wenig erfüllt, daß vielmer derjenige, welcher diesen 
Schaz vergraben hatte, und entweder ein Mitglied der Familie 
der Edelknecht von Schlaitdorf oder der Dürner v. Turnaw war, 
welche und zwar jene im 13. diese im 15. Jarhnndert ihren Siz 
in der Burg hatten, auf deren Ruinen nun das obgenannte Haus 
stund, seine Besuche nicht nur bei Nacht fortsezte, sondern sogar 
dem Besizer jenes Hauses nun auch zuweilen bei hellem Tage Be- 
suche gab. Einmal sahen ihn sogar die Hausgenossen, als sie am 
Tische alle zusammen das Früstük zu verzeren saßen. Er kam 
als ein Knabe in weißer Kleidung in die Stube, lief am Ofen 
vorüber, wünschte ihnen einen guten Tag und eine gesegnete Mal- 
zeit, verschwand dann, und ein silberheUer Stern schrekte nach 
seinem Verschwinden an den getünchten Wänden des Zimmers 
vorüber. 

Um den Mann, den eine Abzerung — eine Folge fortdauern- 
der Angst und schlafloser Nächte, zu töten drohte, von den lästigen 
Erscheinungen zu befreien, wurde Mancherlei versucht. Ein Baker 
Bihner von M. riet ihm, Hilfe bei dem unter dem Namen Stilling 
bekannten Hrn. Hofrat Jung zu suchen, weil er voraussezte, daß 
der Verfasser der Theorie der Geisterkunde über alle Geister ge- 
bieten könne, und für 1816 mit ihm nach Carlsruhe. Stilling 
riet ihm, den Schaz zu heben, den Geistermann aber über die 
Absicht seiner Besuche und seinen Willen in Hinsicht des Schazes 
zu befragen, und versprach im nächsten Früjar selbst nach' Schlait* 
dorf zu kommen. 

Stillings Rat zu befolgen hatte der Bauer nicht mehr Mut 
genug; Stilling kam nicht nach Schlaitdorf, weil er die für ihn 
weit erfreulichere Reise nach der besseren Welt machen durfte, 
und die den Bauern beängstigenden Erscheinungen hörten nach 
und nach auf, entweder weil sie dem Geistermann als zwecklos 
selbst entleideten, oder weil die veranstalteten gemeinschaftlichen 
Betstunden in den christlichen Erbauungsstunden der ganzen Um- 
gegend ihm, und eben damit auch dem beängstigten Bauern Ruhe 
bewirkten. 

Mündlich. 



Digitized by VjOOQ IC 



17 Warum als Kaze 

Bei dem Brande der Stadt Sulz vom Jare 1794 fläcbtete der 
Weisgerbermeister Joh. Fried. Schmid auch sein Eisenge wicht, das 
aber nachher sich nicht mer vorfand, weil es wie damalen so Vieles 
gestolen wurde. Merer& Jare nachher bemerkten Leute der Vor- 
stadt an dem Bergabhange hinter derselben und immerfort an der 
nemlichen Stelle eine erbärmlich heulende Kaze. Dies veranlaßte 
endlich einige derselben auf dieser Stelle nachzugraben, und bei 
diesem* Nachgraben fand man einen eisernen Gewichtstein nach 
dem andern. Auf die von diesem seltsamnn Funde schnell durch 
die ganze Stadt verbreitete Nachricht trieb die Neugierde auch 
den Schmid nach dem Orte des Fundes, und unerwartet fand er 
das schon seit Jaren verloren gehaltene Gewicht wieder, als dessen 
Eigentümer ihn die daran eingehauenen Anfangsbuchstaben seines 
Namens und andere Zeugnisse legitimierten. Seitdem besizt er dies 
Gewicht wieder, und seitdem hört und sieht man keine Kaze mer 
an der benannten Stelle. 

Mündlich. 

18 Die Heilige-Zeit 1823 

Freitag den 28. November Nachts sah man wieder, wie öfters 
schon, helle Lichter in der Rathausstube zu Seedorf. Der Pfarrer 
und Amtsverweser giengen hin, um die Sache zu untersuchen und 
fanden nichts. Weil aber der Revisor, der gerade im Orte arbeitete 
und vile Männer den Spuk fortan beobachteten, so gieng auch der 
ehmalige Soldat, der Spielmann Egidi Scheerer in die Stube des 
Rathauses hinauf, sagte den gegenüberstehenden aus dem Fenster, 
daß er nichts höre und sehe, allein diese sahen auch wärend diser 
Versicherung 2 Lichter links und rechts neben ihm am Fenster. 

Schon merere Jare früher verließ wegen nächtlichen Beun- 
ruhigungen ein Unterförster die Wonung auf disem Rathause und 
der Hund meines Bruders, so lang diser, der selbst nichts -höi*te 
und sah, als Substitut in Seedorf arbeitete und auf dem Rathaus 
schlief, gieng ihm bei Nacht oft nicht aus dem Zimmer und ver- 
kroch sich unter die Bettlade. 

Mündlich. Aus Schwaben I 225 ff. 

19 Rosse nicht geheuer 
Mondtag Abends den 1. December kam der Kutscher des 
Revierförsters v. Blattmacher zu Alpirsbach mit . 2 Pferden von 
Rottweil zurück, und nicht lange nach der Abendglocke durch 
Alt-Obemdorf. Eine Strecke vor disem Dorfe kam eine lauge 
Reihe von Knppelpferden gegen ihn, die nur klein waren, aber 
das ganz ungewönliche hatten, daß auf jedem 1 Person saß. Seine 
Pferde, mit denen er an ihnen vorbeiritt, schnaubten und wurden 
endlich so scheu> daß sie unhaltbar mit ihm über die Chaussee 
hinaas in die Wiesen am Neckar hinabrannten, und nicht wieder 



Digitized by VjOOQ IC 



180 

auf die Straße zurück zu bringen waren, bis der Zog der Kuppel- 
pferde, die der Kutscher auf etliche 100 schäste, vorüber war. 
Noch muß bemerkt werden, daß diser Mann, der schon mwere 
Jare in Obemdorf gedient hatte, weder betrunken, noch als Tor- 
maliger Soldat als Lügner oder als furchtsam bekannt war, daß 
er auf der Post in Oberndorf, wo er übernachtete, dies dem an- 
wesenden Honoratioren erzälte, und daß dise Erscheinung, die man 
noch nie auf disem Wege gehabt hatte, eine Vorbedeutung von 
Durchzügen oder Krieg sein dürfte. Auch auf unserer Markung 
sah man die schwebenden Lichter wieder häufiger bei Nacht. 

20 Eine gutersonnene Spukerei 

Am lezten Tage des Jares 1823 vereinigte sich eine Gesell- 
schaft von Frauen zu Sulz, um die unruhige Neujarsnacht in einem 
der hinteren Zimmer der obem Etage von Kaufmann Jacobi^s Haus, 
unter Gesprächen bei einem selbstgefertigten Punsch zuzubringen. 
Die junge Frau des resign. Hrn. Stadtpflegers Schmid lente die 
Einlflkdung zur Teilname rund ab, weil ir Kind nicht wol und ^s 
notwendig wäre> daß sie zu Hause bleibe, da ir Mann in diser 
Nacht in Gesellschaft gehe. 

Die Frauen, welche oft schon ire über alberne Gespenster- 
furcht erhabene Denkungsart ausgesprochen hatten, saßen vom 
Punsch teils schläfrig teils animoser gemacht beisammen, als beim 
Nahen der Mitternachtstunde die Türe des Zimmers sich leise öff- 
nete, und eine weibliche Gestalt in der Kleidung einer alten Frau 
aus der Mitte des vorigen Jarhunderts, mit leichenblassem An- 
gesichte, schüchtern zuerst hereinguckte, endlich unhörbar und 
schwankend hereinschlich, und mit zitternd ausgereckten Händen 
zum Ofen sich nahte. 

Weg war mit einem Moment alle angenommene Furchtlosig- 
keit der Frauen ! Schläfrigkeit und Frosinn waren dahin, und auch 
die minder furchtsamen ließen sich von dem Schrecken der andern 
hinreißen, so daß keine mer mit Besonnenheit handelte. Die Eine 
ließ vor Schrecken den Harn laufen, die Andere fieng ganz an- 
dächtig an das „Vor dem Teufel uns bewar etc.^ zu beten, eine 
Dritte hielt ire Nachbarin unvermögend nur vom Sopha sich zu 
erheben, so fest, daß auch dise nicht davon laufen konnte und laut 
aufschrie, und die Frau des Bevierförsters R. stürmte in's Neben- 
zimmer, schlüpfte der Eigentümerin desselben in's Bette und 
wickelte sich, so ganz vor Furcht außer sich, in dasselbe, daß es 
von iren Schuhen beschmuzte und von irem Harn bewässert, und 
sie von der Fr. B., nachdem sich die Spukgestalt indessen wieder 
entfernt hatte und lärmend in Schuhen die Treppen hinabge- 
sprungen war, voll Zorn über die Verwüstung ires Wittwenlagers 
mit Zanken und Fluchen herausgejagt wurde. 

Die Mägde, welche auf den oben entstandenen Lärm herbei- 
eilten, versicherten iren Frauen mit Lachen, daß keine Ursache 

Digitized by VjOOQ IC 



181 

des Schreckens verbanden nnd der entsprungene Spuk die Frau 
Schmid seye. Dises junge und schalkhafte Weibchen, welches 
schon bei der obgemeldten Einladung auf den Einfall geriet, den 
Andern einen wol verdienten Streich zu spielen und die Stärke ires 
Unglaubens in Hinsicht der Spuk- und Poltergeister auf eine Probe 
zu sezen, hatte nur deswegen alle Teilname an der Punschge- 
sellschaft abgelent, sich die nötigen Kleider aus der Garderobe 
der Wittwe G. geborgt, ihr Gesicht ganz weiß gepudert und ehe 
sie iren Freundinnen den 4o8en Spuk zu spielen die Stiege hinauf- 
gieng, ire Schuhe um leise gehen zu können, ausgezogen. 

Hätte sich Frau Schmid nicht den Mägden zu erkennen ge- 
geben und hätten nicht dise es bezeugt, daß jene die ganze Ge- 
sellschaft zum Besten gehabt habe, so würden Alle ir lebenlang 
behauptet haben, daß inen die Frau SchiUin, emalige Bewonerin 
des Hauses, leibhaftig erschienen sei. 

21 Eine Geldvergrabung 
Der jezige Oberamtsbaumeister Jac. Friedr. Major zu Sulz 
v€lrlor in dem totalen Brande diser Stadt den 15. Juli 1794 das 
von seinen Eltern erhaltene Haus im untern südwestL Teile der 
Stadt, welches ein von unbehauenen Steinen bis unter das Dach 
erbautes mer breites als langes Gebäude, mit dicken Mauern, ge- 
wölbtem Eingange, von hohem Alter und der Sage nach vor Zeiten 
ein kleines Kloster war. Im Stalle dises Gebäudes spukte es von 
langen Zeiten her, und wenn man keinen schwarzen Bock im Stalle 
hatte, wurde das andere Vieh beunruhigt und öfters bei Nacht 
abgebunden. Die Leute waren dies schon gewont und achteten 
nicht mer vil darauf. 

Als Majer am Schutte seiner Brandstätte aufräumte, um das 
Beschlag von den verbrannten Kisten und Türen aufzusuchen, traf 
er mit dem Pickel in einen umgestürzten Kochtopf von gewönlicher 
Form, aber so gut gebrannt, daß er durch den Hieb in seinen 
Boden nicht zerbrach, sondern am Pickel hängen blieb und in die 
Höhe gezogen wurde. Unter demselben war eine kleine Summe 
Geldes aufgebeigt von etwa 30 K., aus 2 Basler Talern v. J. 1664, 
2 Basier Ducaten, 1 weiteren Goldmünze, deren Gepräge aus lauter 
kleinen Kreuzchen bestund und för welche ihm Hr. Kaufmann 
Jacobi 9 K. gab, • und dem übrigen Teile nach aus Landmünzen 
bestand, welche zum Teile von den übrigen zulaufenden Leuten 
weggeripst wurden. 

Mündlich. ABirlinger 

Paul Wüst 

ein schwäbischer Jongleur (ioculator) 
Zur Zeit des Grafen Eberhard ^) im Barte (oder ^Bartman' 
wie er bei Seb. Franck heißt) und des Tübinger Humanisten Hein- 

1) Graf Eberhard starb 1496, Bebel 1616. 

Dig%zedby Google — 



182 

rieh Bebel^lebte in wirtembergischen Landen ein berümter, bei Hoch 
und Niedrig beliebter Possenreißer und Taschenspieler Namens 
Paul, dem die Zeitgenossen ob seiner groben Witze und derben 
Spaße den Beinamen Wüst gaben. 

Bebel erzält uns in seinen Faoetien (drei Bücher, 1512 4^ bei 
Schurer in Straßburg erschienen) zwei Anecdoten von disem Wüst. 
Diser Mann durchstreifte Wirtemberg die Kreuz und die Quer, um 
sich mittelst seiner Schnurren und Possen sein Brot zu verdienen. 
Er zog dies farende Leben der Stelle eines Hofnarren vor, die ihm 
in jener Zeit so gut wie dem Kunz von der Rosen bei Kaiser 
Max oder dem Conrad Pocher bei dem Pfalzgrafen am Rhein ein 
auskömmliches und bequemes Leben verschafft hätte. Als ihm 
Graf Eberhard („Wirtembergs erster Herzog'', dem Seb. Franck in 
seiner Germania (1538) einen eigenen, erenden Abschnitt widmet) 
eine Stelle unter seinem Hofgesinde anbot, lente er dies Glück mit 
einem Seitenhieb auf des Grafen kinderlose Ehe nicht gerade fein 
und höfisch ab. 

Die zweite Anecdote, wie Paul den wundergläubigen Wirt im 
Remstal verhönt und betrogen hat; zeigt in irer Unflätigkeit, wie 
grob die Spaße jener Zeit waren. 

Daß diser schwäbische ioculator, wie ihn Bebel nennt, auch 
Verse machte und als Bänkelsänger sie vortrug, erfaren wir aus Seb. 
Francks Sprichwörtern, der von ihm zwei Strofen anfürt, aus denen 
wir ein besseres und rümlichcres Bild gewinnen, und sehen, wie der 
derbe Schalk auch recht ernsthaft sein konnte. Die Verse lauten also 
bei Seb, Franck, Sprichwörter 1541. I, 65^: 

„Not all ding schleußt, 

Not eisen reißt, 

Not machet donder vnd blizen, 

Not felsen spalt, 

Not schwecht all gwalt, 

Not dringt engstlich zu schwizeu. 

Not stiftet mord, 

Not bringt gut wort, 

Not brichet halß starcken willen 

Not gibt vil dieb, 

Not raubt mein lieb, « 

Not not wer wil dich stillen? 
singt Paulus wüst." 

Die beiden Schwanke aus der alten Verdeutschung der lat. 
Ausg. V. 1544 (v. e. Ungen.) in der Ausgabe o. 0. 1568 in 
Scheible's Kloster I 298 II 30. Nach Jak. Franck (Edenkoben) 
ist M. Lindner der Uebersetzer. Nach Scheible Jakob Heinrich- 
mann. Vergl. Zapfs Bebel 222 ff. 

De Paulo Vuust, Lib. I Blatt Ciiij^. 
Paulus Vuust i. impurns ex inconditis salibus et scommatibus 
cognominatus, cum Eberhardus princeps noster barbatus rogasset 



Digitized by VjOOQ IC 



188 

eam vt suus familiaris esset: Respondit pater mens procreavit sibi 
proprium fatuum, tu si vis ynum . habere facias tibijpai sicat pater 
meus fedt. 

Facetia Pauli Vuiest 
traducta a Brassicano ^). Lib. III Blatt Xiij sq. 

Si cui incognitus sit Paulus Vuiest Sueuns ioculator egregius, 
hac saltem facetia euudem plane quotusquisque leotor agnoscat. 

Oonueniebant quodam vespere tres socij gratia ludi, qui tunc 
in principatn Vuirtenbergensi yetitus fuerat, apud Tabemarium 
vallis Ramasianae admodum curiosum, cum quo pepigerant, fores 
clauderet et obducto vecte intromitteret neminem, ne in medio 
ludo deprphensi mulctam institutam soluere cogerentur. quibus 
Taberoarius ille qu^ötus et Incri auidus facile annnit, et conditionem 
accepit. cumque bi aliquandiu lusissent, venit Paulus ille Vuiest 
ex compositi, fores pulsabat, mussisabant intus ludentes quorum 
techna aderat, simulabant fortasse aliquem adesse, cui ludus ülorum 
suspectus esset, ob id Tabernario mandabant ne cuiquam aperiret. 

Quo autem taciturniores se gerebant intra odea, tanto ille foris 
ianuam^ tumultuosius sonoriusque pedibus et manibus pulsabat. 
Tandem sociorum vnus, ^vade inquit, hospes, et quid rerum no- 
uarum tamen calleat, explorato, dum foribus admodum insultet.' 
Hospes cui rerum nouarum experiundarum libido incesserat qn^- 
situm ibut, cui vt respondebat Paulus, Qua se parere posse, ocyns 
rem ad socios, quos hospitabatur, perfert plurimumque rogat cum 
hominem iutromitti sinerent causa hanc rem factu mirificentissimam 
videndi et experiundi. Hi vt res ex composito gerebatur, ali- 
quantisper cunctabantur difficillimosque se simulabant, quasi istius 
hominis aduentum grauarentur plurimum. Victi tandem assiduis 
Tabernarij supplicijs et precibus sinebant pulsantem (ne tamen 
ipsorum ludus proderetur) intromitti. Ilospes vt erat rerum no- 
uarum auidissimus gestijt, exiluit, cucurrit, repagulum foribus de- 
torsit, aperuit, hominem hunc personatum humaniter excepit, hypo- 
causto, quod stubam appellant barbari, induxit ac pone fornacem 
in tenebras more glocitantis gallinae collocavit hortabaturqne eundem 
artis su^, quam iactauerat, periculum faceret, adeo mor^ impatiens 
extiterat hospes. Jussa subit Paulus ille, qui duo ova ad viuam 
cutem pectoris sui tamdiu fouerat ac gestauerat, vt percaluissent. 
Cumque aliquam^iu consedisset Paulus, hospitem vocauit, vt ouum 
snpposita manu blande exciperet, Accurrit hospes, ouum excipit, 
ostentat id Insoribus, iurat per deos immortales adhuc incalescere. 
Hortatur Paulum secundo ouum pariat. At ille subdole renitebatur, 
^bonam, inquit, et minime vulgarem galliuam esse oportet, quae 
vno die bina oua parire ^) soleat. Non tamen destitit hospes a 
precando. Morem gessit Paulus hospiti, statimque hospitem accer- 

1) Johann Brassican (Kol^l) aus Gonstanz war professor eloqaentiae 
oder politiorum literaram in Tübingen. 

2) parire auch weiter unten statt parere. 



Digitized by VjOOQ IC 



184 

siuit, ouam secundo partu exciperet. affuit hospes, ouum sumpserat 
in manus quod ^que ac primum oalescebat, m medium profert ac 
rei magnitudinem miris laudibus extoUit. Rogauit tandem Paulum 
per omnes deos vt Tertio ouum pariat, poUicens amplias se nil ab 
eodem exacturum. Responderat Paulus sibi id factu difficiliimam 
fore. ^Timeo enim, inquit, ipsa ouorum seminaria interne dissoini 
et penitus deperire, unde non immodicam iacturam sumerem, inde 
enim mihi victus subduceretnr. Quanto plus Paulus rem pernega- 
uerat, tanto obnixius hospes eundem precabatur. Tandem Paulus 
rem illam se tertio tentaturum ait, quocumqne res caderet. Ybi 
vero tempus faciendi oleti et aluum soluendi adesset, 'Hospes, in- 
quit, ocijssime adsis^ vitellnm excipias, quoniam ouum illud postre- 
mum testa caret. adsis, ne in pulueres recidat ac nullius vsui eue- 
niat cura? Accurrebat hospes plus aequo credulus, nedum curiosus, 
ambas manus supponit. At is non ouum sed soluti alui purga- 
menta in manus hospitis profusissime cacauit, exclamando *^£beu 
ad meam maximam iacturam redegisti me, ouum ampiius nullum 
parire dabitur, id est quod initio verebar. Gomperta vero fraude 
hospes Paulum nisi pone collusores desiluisset, personamque de- 
traxisset, distiicto gladio adortus fuisset. 

Digua Hystoria curioso. Vnde sibi exemplum sumant qui- 
cunque rerum nouarum nonitate oimia permouentur. 

FWeinkauflf 

Wimpheling über die Siebenzal 

Jakob Wimpheling hatte gleich mit dem Beginn des 16. Jar- 
huuderts seine Professur in Heidelberg aufgegeben und sich nach 
Straßburg in das Wilhelms-Kloster zurückgezogen. Als er in seiner 
Schrift Germania (Straßburg 1501 4^) den Rhein als „Deutschlands 
Strom, nicht Gränze" zu erweisen versuchte, erhob sich der eben 
von seinen akademischen Reisen 1501 zurückgekerte Barfüßermönch 
Thomas Murner — er rümte sich selbst Paris, Freiburg, Köln, 
Rostock, Prag, Wien und Krakau gesehen zu haben — gegen dise 
Behauptung in einer Schrift Nova Germania. Diser Widerlegung 
sezte Wimpheling eine Defensio Germaniae ^) entgegen, sie erschien 
1502 4® in Freiburg — auf dem Titelblatte figuriren Wimpheling 
und seine sieben Schüler Murner gegenüber. Murner hatte sich 
über die Siebenzal der Zeugen, die in der Germania angefürt waren, 
lustig gemacht mit Berufung auf das deutsche Sprichwort: 
Dann vner von siben sagt der lugt gern. 

Diß rusticanum proverbium : quisquis Septem in ore habet fre- 
quenter mentitur erklärt Wimpheling für eine wäre „Tenfelserfin- 



1) Vgl. Erhard, Wiederaufblühen wissensch. Bildung in Deutsch- 
land, I, 458, Karl Schmidt in Herzogs R.-EncycL 18, 172 fg. Strobel, 
Gesch. des Elsasses 3, 527. 



Digitized by VjOOQ IC 



185 

dang" im Widerspruch stehend mit unserm heiligen Christen- 
glauben (nostra religio quae falsa esse non potest)» 

Er ruft dem Gegner warnend zu: Ne vulgo credas, ne Cer- 
bero aut Plutoni assentias, diabolns inventor est huius proverbii. 
Gegenüber der simplicitas populi stehe die Tatsache, daß die Sieben- 
zal bei Heiden wie Christen eine wichtige, heilige und mystische 
Zal sei. In der Siebenzal seien die unendlich vilen Mysterien un- 
sers Glaubens befaßt, welche der Clerus dem Volke vortrage. Disen 
Glauben wolle der Teufel beim Volk untergraben. 

Und nun citirt Wimpheling nicht blos Stellen aus Plat.o, Ci- 
cero, Virgil (ter quaterque beati id est septies) Macrobius, Apu- 
leius, Aulus Gellius, Lactantius, Gregorius, Lyranus, nein er 
durchmustert die ganze Bibel von der Genesis bis Apokalypsis um 
die Siebenzal zu notiren. Darauf folgen die „sieben Dinge'^ christ- 
licher Lehre und Lebens (7 Gaben des heil. Geistes, 7 Sacramente, 
7järige Buße (emenda) einst für eine Todsünde, 7 Tugenden — 
tres theologicae, quatuor cardinales — 7 Todsünden, 7 Wunder 
bei Christi Geburt, 7 Süßigkeiten (suavitates) Christi, 7 Worte 
am Kreuz, 7 Freuden der heil. Jungfrau, 7 Wochentage, 7 horae 
canonicae, 7 Bußpsalmen Davids wie Petrarchas etc.), der Wissen- 
schaft (7 freie, 7 gewerbliche Künste, mechanicae), der Literatur 
(7 Bücher Decretalen etc.) ; der Geschichte (7 Alter der Welt, 7 Weisen 
Griechenlands, 7 Könige Roms, 7 Schläfer, 7 Kurfürsten, 7 Haupt- 
Kirchen Roms); der Astronomie (7 Planeten, 7 Plejaden); der 
Medizin (septem diebus formatur homo in utero, post Septem men- 
ses emergunt dentes); der Pädagogik (mit 7 Jaren ist der Knabe 
zur Schule zu füren, mit 7 Jaren kann er zwischen Gut und 
Bös unterscheiden, mit der dritten Siebenzal ist der Mensch ver- 
pflichtet die Fasten zu halten). 

Endlich kommt Wimpheling auf 

Die Siebenzal der Stadt Straßburg. 
Ter Septem sunt in senatu argentinensi. 
Septem sunt genuflectiones in magna processione: qua nuUa est 

solennior aut deuotior. 
Septem articulis utitur frequenter Keisersbergius in sermone. 
Septem sunt monasteria monialium in argentina, 
Septem poen^ infemi sunt depictf ad Johannitas. 
Septem altaria consecrata sunt ad Guilhelmitas. 
Septem coUectas in missa regulariter recipiunt Gartusienses ax- 

gentiiL 
Septem blabhardi sunt tertia pars floreni. 
Septem sunt monasteria virorum argen: intra muros. 
Septem oua emuntnr dnobus numis. 
Septem pontes sunt trans bruscham (Breusch). 
Septem column^ in corpore argentinen: vtrimque. 
Hinzu fugt er £^ facecüs causa ioci. 
Septem lolhardi possunt bibere bisseptem mensuras vini. 



-■i 



Digitized by VjOOQ IC 



186 

Septem luxuriosis beguttis dod placet castus monachus. 

Septem laxuriosi lolhardi posaunt in magnis oivitatibus inaenire 

Septem meretriculas. 
Septem mensuras vini vna die bibit quidam anthonita Vuestphalus 

in BrusseUa (Brüssel oder Bruchsal?) 
Septem luscinljs plus caccat vna vacca. 
Septem monachis non snfficiunt sex cucnll^. 
Septem orga&a quibus ambulat videt: comedit: habet catellus Vuin- 

pfelingij. 
Septem defensores in sola acie belli habet Ynynfelingius. 
Septem blabhardos potius sumeret frater Thomas mnmer pro missa 

legenda quam sex denarios, 
Septem ter vniones sunt in taxillo. 
Septem representant diabolum in ludo cartarum. 

üeber die Siebenzal vgl. Weigand, deutsches Wörterb. u. d. 
W. sieben, A. v. Keller, Alte Schwanke 1876 S 40 und Zöckler 
in Herzog's Real-Encyclopädie 14, 375. FWeinkauff 

Srassburger Kirchweihpredigt 
(Auszug) 
An dem Fest der Kirchtoeihe, Geprediget in der Domkirche 
zu Strassburg im Jahre 1767. Heilige Beden hey verschiedenen 
Gelegenheiten gehalten von Anton Jeanjean^ Z. der H, Seh. des 
bisch, Sem. Vorsteher , und des Stifts ßum jungen S. Peter Chorh. 
und Schol. Mit Erlaubniss der Obern. Strasburg, Zu finden bey 
Franz Ludwig Petita wohnhaft in der Spiessgasse. MDCCLXXL 

„ Die göttliche Fürsehung hat das Licht der Wahrheit, das w 
heilige Evangelium unserm Vaterland, dem Elsaß, nicht lange ver- 
borgen gehidten. Schon zu der Apostel Zeiten führte die gött- 
liche Güte eiferige Jünger in diese Gegend, den Einwohnern an- 
zukündigen, daß JEsus der Sohn GOttes, und daß kein anderer 
Name als dieser den Menschen zum ewigen Heil gegeben seye. 
Die ersten Bothen des Evangelii wurden angehört, die Götzen an 
vielen Orten zerstört; hingegen wurde der einzige, ewige, wahre 
GOtt und JEsus sein eingebohrner Sohn, der allgemeine Heiland 
erkannt, angebetet. Die Väter haben es ihren Kindern, und diese 
wieder ihren Enkeln erzehlet, daß schon in dem ersten Jahr- 
hundert die christliche Religion in diesem Lande geprediget und 
dem wahren Gottesdienst Kirchen gebauet worden: also hat das 
einstimmige Zeugniß aller Einwohner und aller Zeiten versichert, 
daß an dem Ufer des Illflusses das Gotteshaus Ell genannt, an 
dem Ufer der Breusch das bekannte Dom-Peter, und endlich hier 
die Kirche zu dem Alten St. Peter die drey Orte seyen, an wel- 
chen die drey ersten Kirchen von den ersten Glaubenspredigern 
schon in dem ersten Jahrhundert in unserm Lande sind erbauet 
worden. 



Digitized by VjOOQ IC 



187 

„Die Unbeständigkeit, die Bosheit, die Macht der Heiden und 
andere Ursachen vertrieben nach und nach die heilige Religion; 
die Zahl der Glaubigen wurde gering, die Wahrheit kam in Ver- 
gessenheit, der Dienst der Abgötterey schwang sich wieder empor, 
und die verlassenen Gemäuer der ersten Kirchen waren betrübte 
Denkmäler der Güte GOttes und des Wankelmuths der Menschen. 
Allein die Fürsichtigkeit GOttes wachte immer. Elsaß ! der christ- 
liche Glaube war bis dahin wie eine Pflanze, die nicht tief einge- 
wurzelt ist; von nun an wird sie einem Baume gleichen, dessen 
Wurzel nicht auszuräuten, dessen Stamm unbeweglich allen Winden 
widerstehet, dessen Aeste mit Früchten beladen, immer grünen 
und sich allenthalben ausbreiten. Clodovaus, König in Frankreich, 
empfangt die heilige Taufe, seine Bekehrung zieht die Bekehrung 
seines ganzen Volkes nach sich ; der heilige Glaube wurde dadurch 
in diesen Gegenden des Rheinstroms wieder eingeführt, befestiget, 
and man sah bald keinen Menschen mehr, der nicht Christum be- 
kannte u. s. w." S 196 ff. 

„Zur Strafe ließ er geschehen, daß der heilige Ort von un- 
reinen Völkern betreten, die Altäre abgebrochen, die Opfer unter- 
lassen, die heiligen Geschirre entweihet, das Heiligthum eröffnet, 
und dieses prächtige Haus GOttes von Unbeschnittenen bewohnt^ 
durch abgöttischen Dienst entheiliget, oder auch gar öd und un- 
betreten, ohne Opfer und gottesdienstliche Uebungen, leer, von 
jedermann verschmähet wurde. Unglückseliges Straßburg! also 
hat GOtt deine öffentlichen Unordnungen, deine überhäuften Sünden 
nach der schärfesten Gerechtigkeit gestraft. betrübte Zeiten! 
werden wir euch denn niemals vergessen können ? Ach ! wir könden 
es nicht ohne Wehmut melden. Um das dreyzehnte, vierzehnte 
Jahrhundert war die Ausgelassenheit des Volkes und . . . ach! 
darf ich es sagen? und die Aergernisse der Priester auf das höchste 
gestiegen. Die alte Frömmigkeit und Redlichkeit war verbannt, 
Muthwillo; Unmäsigkeit, Unlauterkeit, verderbte alle Stände. Die 
Biscliöffe waren gewaffnet, zum Krieg bereit, die Geistlichen trag, 
nachläßig, das Volk aufrührisch, widerspenstig. Die Lehre der 
catholischen Kirche war allezeit rein, aber die Sitten der Catholischen 
waren der heiligen Lehre zuwider. Man hörte von nichts als Em- 
pörungen der Unterthanen gegen ihre Herrschaften, von Zwang 
und Gewaltthätigkeiten der Herrschafben, vom Mißbrauch der 
heiligsten Sachen, von Uebertretung der heiligsten Pflichten, von 
öffentlichen Sünden der heiligsten Stände . . . Der Allerhöchste 
ergrimmte nicht sogleich, seine Langmut trug Gedult; er ließ 
das Land und die Stadt warnen und zur Buße ermahnen. Er 
sandte einen der eiferigsten Männer, der wie ein Prophet das Volk 
zur Bekehrung antreiben sollte: Johannes Geilerus, Priester 
und Prediger dieses Doms, bäte, ermahnte, drohete, 
donnerte dreyßig ganzer Jahre auf diesem Lehrstuhle; 
seine Schriften sind vor unsern Augen, und man siebet 



Digitized by VjOOQ IC 



188 

aus denselben, mit welch groftem Eifer er znr Vertil- 
gung der öffentlichen Laster, zur Vermeidung der heim- 
lichen Sünden unermüdet gearbeitet habe .... Aber 
aUes vergebens. Die Bosheit war verstockt, und also konnte die 
Bache nicht länger ausbleiben. Der Grimm des eraümten GrOttes 
fallt auf diese Kirche . . . Wie! wird sie vielleicht durch ein 
Erdbeben erschüttert, etwa von dem Donnerstrahl beschädiget, 
eingeäschert, oder von feindlichen Kriegsvölkern beraubt? Nein, 
Vielgeliebte! dieses alles wären betrübte Unglücksfälle, die einem 
Gott geweihten Orte großen Schaden zufügen, aber denselben 
eigentlich nicht entheiligen. Die Gerechtigkeit GOttes hat dieses 
sein Haus weit erschrecklicher gestraft. Er ist aus demselben ge- 
wichen und hat es der Entheiligung übergeben. 

Durch die strengsten Urtheile läßt GOtt zu, daß der Geist 
der Lüge und des Irrthums sich in den Geist der Wahrheit und 
der Besserung gleichsam verhüllet; daß die unreine, fleischliche, 
unbändige Liebe zur Freyheit die meisten Seelsorger und Priester 
verblendet; daß die Herrschsucht und unabhängliche Macht die 
weltlichen Obern einnimmt; daß Neubegierde, Unruhe, Aufruhr, 
Neigung zum zügellosen Leben den Pöbel aufhetzet: GOtt läßt 
eine Trennung oder Glaubensneuerung zu. gerechter Himmel, 
was für eine entsetzliche Strafe! Die heilige, uralte, von dem 
Mat^rnus, Amandus, Arbogastus, Florentius gepredigte, so viele 
Jahrhunderte hindurch von den Voreltern eiferigst bekannte und 
treulichst vertheidigte catholische Lehre mißfällt; eine neue, von 
lauter alten schon längst verworfenen Irrthümern zusammen ge- 
schmolzene Lehre, wird freventlich vorgetragen, begierig angehört, 
blind angenommen. Die gegen ihre heiligste Gelübde meineidigen, 
der priesterliohen Eingezogenheit überdrüßigen, gegen ihren recht- 
mäsigen Bischoff widerspenstigen, der klösterlichen Einsamkeit ent- 
runnenen, abtrünnigen Geistlichen waren die Urheber dieses Un- 
heils. Unter dem Vorwand des reinen Evangeliums, des unver- 
fälschten göttlichen Worts, dringen sie dem Volke Neuigkeit im 
Glauben auf, vertilgen die alte unveränderliche Wahrheit der Reli- 
gion. Unter dem Deckmantel die Mißbräuche abzuschaffen, die 
Sitten zu verbessern, bahnen sie aller Leichtfertigkeit den Weg. 
Unter dem schönen Namen der Freyheit des Evangeliums treten 
sie alle Gesetze mit Füßen, und lösen die Bande der heiligsten 
Pflichten auf. Unter dem Schein das Licht des Evangeliums wieder 
anzuzünden, löschen sie die Fackel des Glaubens ans. 

Im Jahr 1521 fieng die Bache des HErm an auszubrechen: 
Philippus von Rumsberg, Leutpriester von dem Alten St. Peter, 
und Matthäus Zell, Prediger und Pfarrherr in diesem Münster, 
waren die ersten so die catholische Lehre bestritten, und die neue 
Lehre Lutheri predigten. Martinus Bucerus, Wolfgang 
Capito, Caspar Hedio, warfen das Joch aller Kirchen- 
gesetze ab, erklärten ßich öffentlich wider die alte Religion, ge- 



Digitized by VjOOQ IC 



I8d 

WAnnen den Schatz des Raths, wiegelten das Volk auf, schläferten 
alles mit ihrem vertraulichen Glauben ein, weckten und hetzten 
Alles mit ihrer Liebe zur Freyheit auf. Acht Jahre lang kämpfte 
die catholische Kirche mit diesen Glaubensneuern. Gleichwie eine 
Mutter, der ein wütender Mörder ihre liebe Kinder ans dem 
Schooße reißen will, sich wehret, schreyet, streitet, ihr Kind hält 
nnd es in ihre Arme schließet so lang sie immer kann u. s. w. 

Die göttliche Barmherzigkeit wollte endlich diesem Gottes- 
hause auch wiederum Heil und Gnade widerfahren lassen. Die 
Bischöfe, die Priester nnd Ghorgeistlichen saßen schon über hun- 
dert und zwanzig Jahre zu Molsheim, aus ihrer Kirche und Stadt 
yertrieben ; sie sahen von weitem und senizeten über den betrübten 
Stand dieses Tempels, wie die Kinder Israel zu Babylon über das 
Unglück Sions weinten. Es schien keine Hoffnung, und die mensch- 
liche Weisheit glaubte, daß unsre heilige Religion an dieses Gottes- 
haus keinen Anspruch, vielweniger einen Eing^ang mehr haben 
würde. Aber, christcatholische Kirche, sey getrost! der HErr ist 
deine Stütze nnd Errettung. Er hat den Geist des Perser-Königs 
Gyrus aufgewecket, seine Macht erweitert, seinen Thron befestiget, 
damit er den zerstörten Tempel wieder aufbaue; er hat Judam 
den Maccabäer gestärkt, seine Waffen gesegnet, seinen Namen 
fürchterlich gemacht, damit er den entheiligten Tempel wieder 
reinige und einweihe: diese nemliche Güte des Allerhöchsten wird 
dir, o heilige Religion! durch ein Wunder seiner Vorsicht dieses 
Haus wieder zustellen . . . Wer wird sich hier nicht verwundem 
und GOttes Lob anstimmen? Ein König aus Frankreich hat diesen 
ersten heiligen Bau der Religion gewidmet, ein König aus Frank- 
reich sollte denselben der Religion auch wieder zurück geben. 
Ludovicus der Große sollte seine vielfältige Siege auch durch diesen 
heiligen Eifer verherrlichen und verewigen. Als ein glorreicher 
Mehrer seines Reichs, aber auch als ein noch glorreicherer Be- 
schützer und Mehrer der wahren Religion hatte er durch seine 
unüberwindlichen Waffen alle anderen Machten gedemüthiget; seine 
Feinde zitterten vor ihm, weil der Sieg ihn aller Orten begleitete. 
Die Rechte seiner Krone zu behaupten, und die gerechtesten An- 
forderungen seines Thrones zu suchen, war er zu Felde gez<^en; 
alle feindlichen Heere flohen, alle Städte mußten ihm ihre Thore 
eröfoen. Strasburg höret seine Ankunft, und ohngeachtet seiner 
festen Mauren, seines häufigen Krieges- und Mundvorraths, ohnge- 
achtet der starken Mannschaft, der Tapferkeit aller Bürger, der 
Hülfe aller uncatholischen Fürsten und Länder: ungeachtet alles 
dessen, bietet man dem König ohne Zwang, ohne Widerstand, mit 
aller Demut die Stadtschlüssel an. Alle bekennen sich als ge- 
treue Unterthanen Frankrdchs. GOtt lenkte die Herzen der Bürger 
und des Raths, sich ohne Blutvergießen zu ergeben. Allein, GOtt 
erleuchtete noch viel kräftiger den König: er wollte die Schlüssel 
der Stadt nicht annehmen, der Rath habe ihm denn zum* voraus 



Digitized by VjOOQ IC 



190 

Vefsproctien, die Hauptkirche, diesen prächtigen Bau, der heiligen 
Religicm wieder einzuräumen. Die Stadt mußte dem Ueherwinder 
gehorchen: Ludovicus der Vierzehnte zog mit einem Theile seines 
Heeres in die Stadt den 24. Weinmonat 1681. Der gottselige 
König wollte ohne Aufschuh dem Herrn der Heerschaaren in diesem 
heiligen Tempel Lob und Dank abstatten: er sprach zu seinen 
Helden, wie ehemals Maccabäus und seine Brüder: Siehe, unsere 
Feinde sind besieget, laßt uns hinauf ziehen, und den heiligen Ort 
reinigen und erneuem ; und das Heer versammelte sich und bestieg 
den Berg Sion. {»teilen sich Euer Liebe und Andacht die Freude 
und den Eifer der so lang seufzenden Catholischen vorl Die An- 
stalten wurden in aller Eile gemacht. Der König kam, und wurde 
an dem Eingange des Doms als der Beschützer der heiligen Reli- 
gion von dem Durchleuchtigsten Fürsten und Bischofen Franz 
Egon Ton Fürstenberg empfangen ; Seine Königliche Majestät giengen 
unter dem Jubelgeschrey der Catholischen, unter dem Paucken- 
und Trompetenschall in den Tempel hinein. Es waren mit einer 
frölichen Behendigkeit an yerschiedenen Orten des Doms Altäre für 
die Not aufgeschlagen, die Priester waren in großer Zahl herbey ge- 
laufen ; und nachdem die Kirche von dem Bischof durch das Gebet 
wieder eingesegnet, so wurde das Opfer der heiligen Messe gleich 
wieder zum ersten male gehalten. Der König wohnte demselben 
bey, und goß sein Herz mit inbrünstiger Andacht ans; er fühlte 
das Vergnügen eines christlichen Helden, dessen Waffen durch die 
Vertheidigung des göttlichen Namens und durch den Schutz seiner 
heiligen Kirche mehr verherrlicht werden, als durch Eroberung 
der Städte und Länder. Er gewann zu diesem heiligen Tempel 
eine große Liebe, bewies auch solche durch unzählige Gutthaten, 
und insonderheit durch die unschätzbaren silbernen Gefäße und 
Kirchengerät, durch die güldenen künstlich-gewürkten Priester- 
und Leviten-Kleider, womit seine königliche Freygebigkeit diese 
Kirche beschenkte. Seine Durchleucht der Bischof hörte denselben 
Tag gleichsam nicht auf zu weinen; man hörte ihn öfters unter 
häufigen Freudenzähren die Worte Simeons seufzen: Nun, o HErr! 
laß deinen Diener im Frieden das Zeitliche verlassen, denn meine 
Augen haben nun gesehen, was ich einzig und allein verlangt habe, 
nemlich das Heil, so diesem Hause und meinem Volke geschehen 
ist. Man sah allerseits nichts als Andacht und Frolocken, und es 
wurde verordnet, daß jährlich an dem nemlichen Tage die Priester- 
schaft in dem ganzen Bischthum das Gedächtniß des wieder erober- 
ten Doms mit Gebet und heiligen Opfern andächtigst begehen 
sollen . . . Also, Allerliebste! sehet Ihr, wie GOttes besondere 
Güte und Barmherzigkeit dieses Haus nicht in seinem gerechten 
Zorn verstoßen, sondern nach langer Trübsal in Gnaden wieder auf- 
genommen und wiederum gereiniget, geheiliget habe . . . Durch 
eine außerordentliche Liebe des Allerhöchsten ist diesem Hause 
wieder Heil widerfahren . . . Salus domui huic facta est: ... 



Digitized by VjOOQ IC 



191 

Welchen Dank sollen wir gegen dem alhnächtigen gütigen GOtt, 
was für Ehrerbietigkeit gegen diesen heiligen Ort, was für stand- 
hafte Liebe zu nnsrer allein seligmachenden Religion fühlen! . . . 
wertheste Zuhörer ! wer hätte jemals vermnthen sollen, daß 
die heilige Religion, die schon über hundert Jahre vertrieben war, 
in einer Stadt welche gänzlich abgefallen, in einer Kirche welche 
schon so lang von unsern wirdigen Brüdern in Besitz genommen 
war, ohne Widerspruch, ohne Widerstand, ohne Gewalt wiederum 
eingeführt werden; daß auf den abgebrochenen Altären das un- 
blutige Opfer, und auf diesem Stuhle die Lehre der Wahrheit ab- 
gehandelt werden sollte? Es ist der Finger GOttes! ein Wunder 
seiner Güte, seiner Barmherzigkeit. Wer rufet nicht, wie die 
Israeliten, da sie unter Esdras den Grund des zweyten Tempels 
ansahen: Lobet und singet dem HErrn, denn er ist gut und seine 
Barmherzigkeit ist unaufhörlich, ewig . . . ABirlinger 

Strassburg und die Ulmer Studenten 

Ich habe Alemannia II 61 Anmerkung kurz mitgeteilt, daß 
die Theologie-Studierenden von Ulm in Straßburg begegnen, wärend 
die oberelsäßischen Studenten der Stipendien wegen Tübingen walten. 
Von einem gewißen Sitzlin'), einem Uimer, gibt es ein hand- 
schriftliches Memorial, worinn ich einen Beweis für meine Bemer- 
kung fand. Ob es derselbe Sitzlin ist, dem wir den ebenfalls aus 
Ulm stammenden „Discurs, so zwischen Herrn Superintendenten 
Dr. Theodorico deßgleichen M. Episcopo und Heinrich Sitzlino 
kurz vor seinem H. Sitzlin seligen Ableiben Vorgängen^ verdanken, 
(Anfang 17. Jhd.) weiß ich nicht. Genug er war Ulmer und 
studierte in Straßburg. Ich seze seine eigenen Worte her. 

„A. 1599 bin ich gen Straß bürg gezogen — von Heymet aus 
mit dem jungen Daniel Besserern patricio. A. 1602 den 2. JuH 
bin ich den Schulmeisters Dienst zue Reichenweil ^) in Ober- 
elsaß Würtemb. Herschaft angetretten, viel vnd schwäre Krank- 
heiten ausgestanden.^ 

„Den 24. Juli 1611 haben wir denEdelsäß gesegnet vnd 
alhero gen Ulm den 2. Augusti kommen." 

Einen zweiten Beleg liefert mir das Tagebuch des Ulmers 
Joachim Bischoff aus dem Anfange des 17. Jhds. das ich hand- 

1) A. 1611 den 8. Januar ist Nicolaus Sitzlin mein fast 70jähriger 
Vatter selig entschlafen, dessen wir den 16. hernach traurige Botschaft 
empfangen. 

2) Die strassburgischen rechts- and linksrheinische Ortsnamen 
lieben wei er farweiler: Elgersweier, Zunsweier, Reiohenweier, Ober- 
weier^ Bebenweier, Ramschweier, Waltersweier u. s. w. Die urkundl. 
Formen bieten alle — wilre. Vgl. m. alem. Sprache S. 95 ff. Bader 
u. Mone haben es schon so erklärt. 



Digitized by VjOOQ IC 



102 

schriftlich l^esize. Er zält seine Bruder und Schwestern auf; da 
nennt er einen „Ludovicus nach dero Herrn Doctor Ludovicus ge- 
nannt/ „A. 1590 den 2. Angusti ist er yon meinem Herrn Vatter 
Nach Tübingen gesandt und daselbst deponirt worden. Hernach 
den 28. August nach Straßburg gezogen^ daselbst examinirt 
vnd in die oberste Olaß promovirt worden. A. 1593 hat er zu 
Straßburg bey der Universitaet magistrirt, seines Alters im 28. Jare. 
A. 1596 Adi 27. October ist er yon den Ehrwürdigen vnd hoch^ 
gelahrten Johanne Wessenbeccio SS. Theoi. Doctore vnd Supei^ 
endendenten alhie zu Ulm im Münster ordinirt worden. — A. 1597 
uff 20 Jenner hat er durch die Ehrwürdigen vnd hochgelährten 
Herrn Doctorem Johann: Papum vnd Herrn Doctorem Philippum 
Marbachium, beede Professoren daselbsten vmb des Ehmvesten 
vnd fümemben Herrn Marzolph Roß, Burger vnd Handelsmann zu 
Straßburg Ehm Tochter Nambens Martha Roß in hat werben vnd 
anhalten lassen, derer Er auch ist gewehrt worden. Darüber ist 
der hochzeitlich Ehrntag der 21. Febrer angestelt vnd durch den 
Ehrwirdigen Herrn M. Bartholomaeus Nassero, Pfarrern zu St. 
Thomae daselbst copulirt vnd eingesegnet worden. Drey Malzeiten 
sein auf der Ammeister-Stuben vnd der Tanz zum Spiegel^) ge- 
nandt gehalten worden, den 9. Martii nach Ulm ankumben u. s. w." 
Den 21. Dez. 1599 walte ihn der Rat zum Prediger am Münster 
zu Ulm. 

ABirlinger 

Zur altelsässischen besonders strassburgischen 
Pflanzenkunde 

Die Straßburger Rettiche sind in ganz Deutschland be- 
kannt gewesen. Heinrich Hessens Gartenlust ^) erwänt: Der Winter- 
Rettiche giebet es unterschidliche Arten als die großen weißen 
und schwarzen Straß burger; die großen Erfurter u. s. w. 
S. 197. Nur die runden und Sand-Rettiche seien zarter als die 
Straßburger. S. 198. Im lezten Viertel des Brachmonats, 
schreibt H. Hesse vor, soll der Gärtner Rettigsaamen säen oder 
pflanzen, so man im Winter gebrauchen kann, als da sind die 
schwarzen und weißen „Straßburger Winter-Rettige** S. 345. 
H. Bock oder Tragus (Ausgabe: Straßburg durch Josiam Rihel 
1560 2) berichtet Bl. 273*>: Rhetich: Theophrastus sagt von vier 
geschlechten; inn tinserm tentschen land wachsen auch drei ge- 



1) Trinkstube der Krämer 1877. Zu dem grossen Spiegel 1424 
1463. Die Strassb. Gassen- und Häuseniamen S. 148. Alem. I 163 255. 

2) Heinrich Hessens Churfürstl. Mayntzischen Garten- Vorstehers 
Neue Garten-Lust ed. Theodorus Phytiologus. Leipzig^ im Verlag von 
Joh. Ludwig Gledisch a. 1706. 4^ 



Digitized by VjOOQ IC 



193 

schlecht, nemlich die runde und gemeine Rhetich als zu Staß- 
burg und Speier. Darnach die langen Rhetich werden etwan 
elenlang — wachsen in Lothringen vnd umb die Statt Metz. 
Auf dem ganzen Rheinstrom ist kein ertrich zu den Ruoben und 
Rhetich bequemer weder (als) das straßburgisch; daselbsten 
findt man sie zeitlich, werden auch hin und wieder in die land 
geteiiet, sollen die Däwung fürderen." 

Da ich die Rüben schon genannt habe, will ich kurz berichten, 
was ich fand. Unser Hesse nennt Stock-Rüben, bayerische Stock- 
Rüben, die ßodenhäuser delikaten langen Sand-Rüben, die runden 
und großen langen Elsässer- und Wetterauer Rüben, die Bort- 
fäldischen Rüben u. s. w. S. 203. Tragus 272*> : „der Strsß- 
burgische Acker wird der "Ruoben halben weit und breit ge- 
lobet, darumb das sie so zeitlich voUkommenlich funden werden.^ 

Den Blumenkol hatte man nach H. Hesse nur in fürst- 
lichen Gärten früher gekannt, oder auch gar nicht: „anjetzo aber 
kennen ihn auch die Bürger und Bauern, welche denn, sonderlich 
in dem Elsaß, in der Pfalz, ak umb Wormbs und der Orten 
mehr ganze Aecker voll damit bepflanzen.^ S. 182. Vom winter- 
weißen Kopfkol kennt Hesse den braunschweigischen „so yor 
allen billig den Vorzug soll haben**, den „Qvetlinburger", den Er- 
furter roten und weißen, den Franckfurter und Straßburger." 
S. 184. Tragus 286^: »Wie kan man doch des krauts empern : 
Der gemein Man in unserm land würt ehe und lieber in seinem 
Haus des Weins weder des Kappes entraten. — Das schreiben 
wir den armen Leuten zu trost, die etwan des kappes froh werden 
am hl. Ostertag." 

Zwiebeln und Knoblauch. Die braunschweigischen platten 
Zwiebel seien besser als die Bamberger und Straßburger 
runden. Hesse 199. 

Der Knoblauch war eine Lieblingsspeise der Elsäßer. Tragus 
278*: kein angenemer Wurzel im ganzen Elsaß weder (als) 
Knoblauch, Zwibel, Retich und Ruoben, daraus sich vil erziehen. 
„Der KnoblaufP sei i. E. gemeinlich die erste und lezte dracht bei 
dem gemeinen arbeitseligen Volk in Dörfern.'* Ebenda. 

In Laurentius Fries Spiegel der Artzney 1546 Bl. 36b wünscht 
der Verf. daß dem Elsäßer Knoblauch, dem Allgäuer Habermus, 
sowie dem Schweizer Milch gegeben werde, das sei am zuträg- 
lichsten. 

Vom Straßburger Salat berichtet Hesse mer. S. 160 
fürt er neben dem gelben und grünen Prahl« Salat, dem braunen 
und und grünen ungarischen, dem großen holländischen Kopf-Salat, 
sonsten Donnenbinder genannt, den Straßburger grünen tauer- 
haften Kopfsalat auf; der Straßburger grüne mit roten Platten 
müsse gegen Johannis gesäet werden. S. 110. „Man hat auch 
kraussen Winter- Endivien, welcher zu Frankfurt a. M.. Straß- 
barg und den umbligenden Oertern gar gemein ist und gebrauchet 

BirUnger, Alemannia lY 2 13 



Digitized by VjOOQ IC 



194 

wird.'' S. 163. Tr^giu 99«: Im Elsaß findt man tod jm aelbs 
bei den Weingarten gewachsen an Rechen und Mauren Endi via/ 

Von den Pomeranzen meint Heinr. Bock 380^: davon mag 
man junge Bäumlin aufpflanzen, als etlich Burger zu Metz und 
zu Straßburg in den Garten, mer Inits dann notdurfts halben 
aufzielen. Von den Kamillen: ist nnnmer in Zweienbrucken, 
Hornbach, auch zu Weisse nburg, und wa ichs hingeschickt hab, 
gemein worden. Und hab diß Kraut erstmals von einem guten 
Herrn, der es von Metz bracht mit Danksagung empfangen, welche 
daselbst „diß kraut umb seines lieblichen Geruchs willen in gärten 
zielen.'' 53^^. Dises Thymus oder welscher Quendel wechst über- 
auß vil im Bitscher Gewäld, ein sandecht drucken erdtrich 
und insonderheit zwischen Igelshart vnd Niderbronn ; item vor dem 
Gewäld zwischen Niederbronn und Merzwiler, auf dürrem Sandt. 16^. 

„Die groß zam Ochsenzung wachset in etlichen lendem auf 
den besten ackern, als in Lothringen bei Dnsa, St. Nicolauspfort 
und umb Nancea, in derselben Revier und Art hab ich sie funden." 
86^ „Das ander groß geschlecht der wolfswurcz zielen die zu 
Straßburg in den gärten für ein Instkraut, sol erstmals als von 
Leon in Franckreich kommen sein. 91^. 

„Das Aenis man vil jetz und auf dem Rheinstrom zielet und 
insonderheit in Speirischen und Straß burgischen Aeckern, 
darauß etlich zum Theil jr Narung suchen." 167^. Die großen 
Heidelbeer wachsen nicht in allen Wäldern, sonder in großer Wild- 
nuß, in feuchten finstern Dälern, in nassen und snmpfichten Bruch- 
gründen als im Waßgau in der Grafschaft Bitsch n. s. w. 
359\ ,,Der Buxbaum wächst im Waßgau, im hohen Gewälde, 
unfern von Kaiserslautern.'^ 393^ Kastanien nüße „werden mit 
großen heuffen auß dem Elsaß in Türingen und Niderland ge- 
füret; wachsen fast gern umb Weisse nburg, da findt man eigene 
Kastanienwälde, als umb das Dorf Dörrenbach, desgleichen im Ober- 
elsaß. " 403^. „Das Geschlecht der wilden Lindenbäume findt man 
in finstern hohen Wäldern, wachsen im Waßgau." 408\ „Iip Waß- 
gau findt man große Wald der Haselnuß." 402^ Vom Maß- 
holder: in etlichen finstern Wäldern im Waßgau und in der 
Grafschaft Bitsch findt man disen Baum so groß, das daraus 
schöne Gebäuw mögen gemacht werden. 412a. 

Ich werde diß Thema gelegentlich weiterfüren. Dr. Fr. Kirsch- 
leger hat in A. Stöbers Alsatia 1868 S. 227 einen Aufsaz „Hie- 
ronymus Book (gen. Tragus) der Reformator der Pflanzenkunde in 
der ersten Hälfte des 16. Jhds." veröflPentlicht, der mir schon 
früher Veranlaßung zu meinem Beitrage gab. 

ABirlinger 



Digitized by VjOOQ IC 



195 

Zur Woftforschung 

VI 
Krutnowe 

In Schreibers UrkuDdenbucbe der Stadt Freiburg II, S. 305 
beginnt eine alte Aufzeichnung der Waffen und des Hausgerätes 
auf der ehemaligen Burg Badenweiler folgendermaßen: 

„Anno Domini MCCCC^ XXIP uff mytwochen vor dem Palm- 
tag dö wart der hüsrat vff der vesti Badenwilr geantwurttet vnd 
yerschriben geben Hansen Öler als einem fchriber : Item des ersten 
inderkrutnow 3 bettziechen, 2 pfulben (Pfüle) mit ziechen, 
und 3 küssy mit ziechen, und 3 strdseck, und 2 rot sergeu, d6 
ist eine serg (Decke) lüit grünen streiffen. Item in mins herren 
kammer 3 bett, dd h&nt zwfei bett sdechen" u. s. w. 

Unter den hier vorkommenden Ausdrücken interessiert be-' 
sonders krutnow, und der Leser wird fragen, was damit gemeint 
sei. In den gangbaren Wörterbüchern habe ich das Wort bis jezt 
nicht entdecken können; eine auf diese Stelle Bezug nemende Er- 
klärung scheint also noch nicht versucht worden zu sein. Nur so 
vil ergibt sich aus dem Zusammenhange in dem es stet, daß hier 
ein besonderes Gebäude oder ein Zimmer der Burg darunter zu 
verstehen ist. Denn das daselbst beßndliche Mobiliar ist nach den 
verschidenen Bäumen geordnet und aüfgezält, die die Burg umfaßt, 
und hiemach muß auch die krutnowe ein gewisser Bestandteil 
der Yeste gewesen sein so gut wie die darauf genannten Räumlich- 
keiten: „des herren kammer, das stüblin in mins herren kammer, 
die kappelle, des keller(s) kammer, des schribers kammer, die reiß- 
kammer, die helle, die spisekammer mit dem spisegadem, die ritter- 
kammer, die küchy, die ritterstube, der wachter ergker, der kellerin 
kammer, das kornhüs, die armbrustkämmer^ der keller.^ Aus den 
in dieser krutnow vorgefundenen Gegenständen läßt sich offenbar 
kein Schluß ziehen, weder auf die ursprüngliche Bestimmung der- 
selben noch auf die eigentliche Bedeutung ires Namens. Allenfalls 
vermuten lässt sich, daß es einst eine Lokalität war, wo daz krüt 
genuwen oder genouwen wart; vergl. Graffs Diut. II 271, 
Pfeiffers Zwei Arzneibücher S. 75 (182) und besonders Lexers 
Handwörterb. II, 96, wo sich Stellen finden, aus denen hervorget, 
daß nüwen, zumal krüt nüwen ein geläufiger Ausdruck der 
alten Apotheker und Aerzte in Süddeutschland war. Get man nun 
davon aus, daß nüwen (oder nouwen, später newen) so viel wie 
tundere, stoßen, stampfen, malen, pulverisieren bedeutete, so wird 
man bei krutnowe zunächst an eine Art Erautstampfe denken 
dürfen; vergl. „krautstein" und „krautstoeßel" im Deutschen 
Wörterbuche V (Hildebrand). Krüt bezeichnete nun aber schon 
im 14. Jarhundert, wie aus Laurent Aachener Zustände S. 440^ 
ersichtlich ist, auch das Schießpulver. Die krutnowe kann daher 
etwas dem verwandtes gewesQp sein, das im 15. Jarhunderi bei 



Digitized by VjOOQ IC 



196 

Cristianas Wierstraat 2754 „die kruytmoell*^ (Pulvermüle), bei Lau- 
rent 1. 1. 379, 24 im 14. Jarhundert die krütkammer (Pulver- 
kammer) hieß. Onehin befanden sich auf der Burg Badenweiler 
laut des oben berürten Verzeichnisses S. 309 „ain klotzbüsse 
(Kugelbüchse) und 10 möschin (messingen) stabbussen, schiessen 
klainy blijklötzly (Bleikugeln)/ 

Allein diser Vermutung stet die Warnemung entgegen, daß 
krutnowe oder kr utenowe -anderwärts als Bezeichnung für eine 
Gegend vorkömmt und als solche gewiß älter ist als die Erfindung 
des Schießpulvers. So keißt bekanntlich in Straßburg ein Stadt- 
teil auf dem rechten Ufer der 111 die Erutenau, verhoch deutscht 
die Kraut ten au; sie ist erwänt bei Twinger von Koenigshofen 
S. 338 ed. Schilter: „Grutenowe die vorstat bleip gerwe (ganz) 
umbehüf = 817, 28 ed, Hegel; und S. 359 ed. Schilter: „in 
krutenowe und in andern vorstetten was nahtes grosse hüte = 
852, 14 ed. Hegel. Verschiden davon scheint der in Pfeiffers 
Habsburg- Oesterreichischem ürbarbuch genannte Ort, so 7, 3 da 
wo vom officium Einsichshein (Ensisheim) die Rede ist: „die dar 
komen Hute, die in dem dorfe ze Kempps und in der Krutnowe 
gesefsen sint*^; und 20, 8 unter der Bubrik officium in Landser: 
„diu herschaft hat ouch die Krutnowe, die vörste und alliu diu 
hölzer diu da ligent zwischen Basil und Roggenhüsen.*' Jedenfalls 
reichte diser Name weit über das 13. Jarhundert zurück; doch 
bin ich weitere Belege zu bringen außer Stande, da mir Mones 
und Schöpfiins und anderer Schriften nicht zur Hand sind. Bei 
disem krutnowe wage ich kaum mer an eine Zusammensezung 
mit nouwen zu denken, sondern eher an ouwe = Niederung, 
von Wasser umflossenes Land, wie bei den Namen Lutzeln- 
owe Langenowe Menzenowe Reitnowe . Mortenowe Feldenowe Wel- 
nowe Witenowe, wie solche aus der Nachbarschaft das Pfeiffersche 
ürbarbuch auffurt, vergl. auch noch Graff Sprachsch. I, 504. In 
diser Fassung ist aber die Erklärung des ersten Teiles der Zu- 
sammensezung schwierig. Im ersten Bande unsrer Zeitschr. auf 
S. 167 ist der Name einmal für „Geröllau'' erklärt und dabei wol 
Bedacht genommen auf krutt. grutt, grutze = Schutt, steinigtes 
Feld, ein bis jezt eigentlich nur vermutetes Wort, vergl. Frommann 
Mund. II, 422 und Schmeller-Frommann I, 1388 s. v. kruttig; — 
für den Elsaß und namentlich für dessen ältere Zeit müßte das 
Vorkommen des Wortes erst nachgewisen werden; — das andere- 
mal ist aber auch wieder krüt oder kriutin(?) als möglich hin- 
gestellt. 

Ich vermag nicht zu entscheiden^ ob man eigentlich zwei ver- 
schidene Wörter anzunemen habe, so daß das eine krüt-uowe, 
das andere kruten-owe lautete, oder ob beide Formen ursprüng- 
lich ein und dasselbe bedeuteten. Die krüt-nowe kann recht 
wol in ältester Zeit^ d. h. ehe man noch Schießpulver bereiten 
lernte, eine andere, wenn auch verwandte Bestimmung gehabt haben. 



Digitized by VjOOQ IC 



197 

etwa die, daß sie vorzugsweise von Gewürzkrämern oder Apothekern 
gebraucht wurde, vergi. den kruter und den kriuteler in Lexers 
Handwörterb. so wie das krüthüs ebendaselbst. Jedenfalls ist das 
Wort von sprachlichem Interesse und wert, daß Forscher weitere 
Erkundigungen über dasselbe einziehen. 

Fedor Bech 

Conrad Winziechers Gedicht de Castro Hochen Zorn 

Des Reutlinger Bürgers Conrad Winziecher Gedicht auf die 
Einname der Burg Hohenzollern 1423 ward von Ch. F. von Stalin 
im 1. Hefte des Jargangs 1851 der Württembergischen Jarbücher 
für vaterländische Geschichte, Geographie, Statistik und Topo- 
graphie S. 129 — 134 zum erstenmal herausgegeben und im 3. Teil 
der Wirtembergischen Geschichte S. 421 — 425 im Zusammenhang 
mit der Zeitgeschichte erläutert. Seiner Bearbeitung lagen folgende 
Handschriften zu Grunde: 1) S = Stuttgarter Codex theol. et 
philos. fol nr. 197 Bl. 191^—192^, im Jar 1424 von Bertholdus 
Höltschäfft cappellanus sancti Blasii in Tüwingen geschrieben. 2) C = 
. Carlsruher Codex one Nummer, ans St. Blasien im Schwarzwalde, 
Bl. 84^ — 87^, um 1439 zusammengestelltes Notizbuch desDiaconus 
Hainrich Ottner. Vgl. F. J. Mone, Quellensammlung der Badischen 
Landesgeschichte I 174. Da dem seligen Stalin nur eine sehr 
mangelhafte und ungenaue Abschrift des nicht von ihm selbst einge- 
sehenen Carlsruher Codex vorlag, so gebe ich im Nachstehenden 
den Wortlaut des Gedichts nach diser Handschrift diplomatisch 
getreu wieder. Abgesehen von der Auflösung der zalreichen Ab- 
kürzungen habe ich nur Unterscheidungszeichen und große Anfangs- 
buchstaben für die Eigennamen einzusezen mir erlaubt, die nötigen 
Erläuterungen aber unter den Text verwiesen. 

De Castro Hochen Zorn *). 

Comes Fridricus ^) Öttinger *) de Zor quoque dictus 
Tyrannus totus in Alimania bene notus 
De Rotenburg cepit triginta sex et omnes decepit 
De Rotwila octo istos carcerauit in Castro 
5 In illa die feria ante Letare, 

Et scripserunt ciuitates et pecyerunt, 
Vt illos dimitteret iusticie et obediret 
Et daret inducias, seruaret regulas iustas 



hoche II 

1) Zorn 

2) Friedrich VII, f 30. September 1443 im gelobten Lande. 

3) Weil er an dem Hofe seines Vetters, des Grafen von Öttingen, 
erzogen war, vergl. v. Stillfried und Märcker, HohenzoUerische For- 
schuDgen I 221 ^^. 



Digitized by VjOOQ IC 



198 

£t si se inveniret, ut iusticiam pro se haberet, 

10 Tunc representarentur uel pro eis floreni darentur. 
RomaDO imperio noluit respondere de facto. 
Hoc fecit Buperbia, quoniam gestit in mente sua, 
Noluit dimittere, voluit sed nummos habere. 
Hoc contempserunt ciuitates et inijerunt 

15 CoDsilium magnum* et sie conuenerunt in vnum, 
Et noUent iuiuriam vlterius parcere *) istam 
Et noUent viuere pro eo uel castrum lucrari 
Anno M^CCCC^ duodecimo que secundo^) 
In die sancte Nicomedis ^) et sancti Marcelli *) 

20 Vlmenses eines Will Rottwill Augustenses 

Boppfinger Gienger Alon nee non Dinckelspühel ' 
■ Memminger B&chhornner Kempter Ysin et Rauenspurger 
Koffbüren Gemünder Lükilcher PfuUendörffer 
RAdlinger Wisenhornner Bibrach ^) 

25 Ad campos traxernnt et Hohenzorn obsederunt 
Ebdomttdas quinque et sine omne lesione 
Domos fecerunt in quibus nichil caruerunt, 
Ceperunt lepores ceraos areas et perdices, 
Alea luserunt et gaudea omnia quernnt, 

30 Dum ludunt domini, disponunt prandia serui, 
Fregerant haustas et pulchras federnnt choreas, 
Ydonis ludo^) luserunt Stetten in claustro^ || 
B1. 85 r Tempore elapso congregavit se multitudo, 
' Tunc conuenerunt, consilium et inijerunt, 

30 Yt non recederent tarn diu et ibi manerent, 
Donec lucraretur Hohenzor et devastaretur 
Et caperent comitem et suam pulchram mulierem. 
Machina ex pixidi fregerunt omnia queque, 
Destruxerunt domos murum et galinum retro furnum. 

40 Sed propter famulos pleni latrocinio falsos 

Non laborauerunt, qui non consensum dederunt, 
Yt caperent comitem, cellam et castrum haberent, 
Et predictorum representarentur in manus ipsorum 
Et facerent bona propter boni comitis dona. 

45 Falsitate nimia scandere nescierunt excelsa, 
Sic anno isto montem nequeunt cogere primo. 



1) Stalin beßert perferrej einem Latinisten wie Winziecher dürfte 
selbst ein patere zuzutrauen sein, 

2) = 1422. 

3) 1, Juni. 

4) =* Marcellini, 2. Juni. 

5) Die Stuttgarter Hs. fügt hinzu: Horwer et Rotenburger Sic 
civitates magne parveque imperiales. 

6) Ueber das Schuheborg^u, Schuhscboppen vgl. Schmeller, Bayer. 
Wörterbuch III 840. Birlinger, Yolkstümliches aus Schwaben II 432. ' 



Digitized by VjOOQ IC 



199 

In festo sanctoram omninm ') atque animarum ^) Endlin 

Soonczerlin ' 

Inde recesserant et sex centum relinquerunt, 

Vt precaaerentur necessaria ne adducerentur, 
50 Donec pre fi*igx>re ad castrum possint redire. 

Comes Fridricus dominus de Zor sepe dictos 

De Castro recessit, dilectam scfcom recepit 

Et alios famulos infirmos et sibi caros, 

Qui sibi seruiemnt et molta secum tolerant, 
55 Conmisit alijs castrum forcioribus illis^), 

Et sie recessit, cum manu eis promisit, 

Et vellet redire ab eis et numquam abire. 

Sic promissam fregit in seruis et non bene egit. 

Ante stelle festum ^)^ cum tempus fuit obscurum, 
60 Gomitis amasia de Messingen prius dicta 

Ascendit castrum, pulueres et portauit secum 

Pixidis aromota vvlneratis et sie erat capta || ^) 
B1.86^Post Mathie festum ^) reuenerunt predicte ad castrum, 

Machina et pixide sagitabant sicut et ante''), 
65 Et famulos istos pleni latrocinio falsos 

Domi relinquerunt et sine timore vixerunt 

Tum clipijs scalis voneijs^) tactisque palistis 

Ascenderunt in altum et sie venerunt ad murum. 

Et tunc Schlechtinger et notificauit ^), 
70 Misit ad comitem, ut eis miteret opem. 

'Non possum preesse, aquila vellet nobiscum esse, 

Hohenzor in castro reuorat suo rastro.' 

öttinger rescripsit et adiutoribusque suis dixit: 

'Vos debetis scire non velle ^d castrum venire, 



1) 1. November. 

2) 2. November. 

3) Zwischen V. 55 und 59 hat die Stuttgarter Hb. die Verse: 

Bis sex illorum socii facti sunt mortuorum 
Per sagitarios qui multum oderant illos, 
und stellt die Verse 56 und 57 vor 55. V. 58 feit. 

4) Dreikönigstag. 

5) Nach diesem Vers sind zwei Seiten übergeschlagen, leer. 

6) 24. Horuung. 

7) Die Stuttgarter Hs. sezt die Verse 65 und 66 vor 64 und 
schaltet vor 67 folgende 4 Verse ein: 

Montem reliDquerunt fugam in castrum receperunt, 
Et tuDc dixerunt capiitanei et decreuerunt. 
Vt vellent sequi' vestigia pedum inimici 
Et esse muniti ünem et facere liti. 

8) Stalin schreibt foveis; ich vermute vineis. 

9) Statt dieses lückenhaften Verses hat die Stuttgarter Handschrift: 

Flechinger conteropsit infernalem ignem eis misit 
Et tunc clamauit simul et notiiicauit. 



Digitized by VjOOQ IC 



200 

75 Sic facite optimum castrum sit vobis conmissum, 

Dico vobis vere, non possum aaxilium habere.' 

In festo Neri ') venerunt nuncij magni 

Missi a dominis a partibus quoque diuersis 

Ladwico domino dux Reni et Palantino ^) 
80 Domino de Lutringen ^), margravij et secum de Baden ^) 

Et rogauerunt captaneos et pecyerunt, 

Vt castrum reciperent in graciam et seruos haberent, 

Cuius capellana in honore fuit dedicata 

Michahelis archangeli et signiferi Christi. 
85 Et tunc dixerunt captaney et responderunt ^) : 
. 'Auctoritas nostra non tenet hec uec habet illa, 

Sed intimalibus ciuitatibus et respondemus: 

In die quarta responsio sit vobis nota.' 

In die secunda^) post meridiem hora quarta 
90 Hoc concesserunt ciuitates et receperunt ||' 
Bl.Syr Castrum cum seruis triginta et omnibus bonis, 

Qui erant in Castro sine dolo tempore isto. 

Sic miseri illi repenti erant parati, 

Castrum descenderunt triste et se ipsos dederunt 
95 In eorum graciam et invocabant benedictam, 

Vt eis succurreret in manu et eins haberet. 

Sic Öttinger serui in Vlmam erant deducti 

Et omnia bona que in castro fuerunt inventa. 

Hohenzor Corona fuit super omnia castra 
100 In nostra prouincia et in Alimania tota, 

Yt in monte patet in multis et in cordibus latet. 

Sic Corona ista Vrbani '') fuit distructa. 

Qui me dedictauit simul et metrificauit 
Conradus de Rutlingen Winziecher, sie 
105 Illius anima capiat celestia regna. 

Dann folgt die Fabel: 
» In illo tempore dixit lupus ad capram : 'volumus ire ad siluam 
cantare missam propter te et propter me et propter omnia gener a 
caprarum'. dixit ita lupus, incepit cantare, capra non voluit sibi 
sacrificare, Et lupus de altare proiecit capram super terram. capra 
clamauit: 'meee, nescio magis viuere.' hoc custodes audierunt et 
cum canlbus venerunt. si canis non venisset, lupus capram com- 
medisset. Alfred Holder 



1) 12. Mai. 

2) Pfalzgraf Ludwig III. der Bärtige, f 20. December 1436. 

3) Herzog Karl I von Lothringen, f 25. Januar 1431. 

4) Markgraf Bernhard I. von Baden, f 5. Mai 1431. 

5) vor responderunt ist dixerunt ausgestrichen. 

6) 14. Mai. 

7) 25. Mai. 



Digitized by VjOOQ IC 



201 



Litteratur 

Beschreibung des Oberaints Rottweil. Heraasgegeben von 
dem K. statistisch- topographischen Bureau. Stuttgart, Linde - 
mann 1875. S^ XII 579 S. >). Mit drei Tabellen, einer geo- 
gnostisch kolorirten Karte des Oberamts, einem Farbendrnckbild 
und sechs Lithographien. 

Die wirtembergischen Oberamtsbeschreibungen erfreuen sich 
eines europäischen Rufes. Leute wie Memminger, v. Stalin, 
V. Kausler hatte nur Wirtemberg. Sie lebten nur für ihr engeres 
Vaterland und ließen aber auch keine dunkle Ecke* in dem so 
buntfarbig zusammengesezten neuen Wirtemberg undurchsucht, 
gleichvil ob dessen Urkunden in Stuttgart, Wien, Karlsruhe, der 
Schweiz, in Darmstadt oder Berlin lagen. Als vor noch nicht 
langer Zeit die k. bairische Akademie d. W. oder vilmer die 
historische Commission bei derselben nach einem bairischen Stalin 
umsah, fand sich keiner und der wirtembergische wollte nicht. Er 
konnte auch nicht, denn one warmen Parti cularismus, Local- 
patriotismus gehts nicht. Um die beiden Großeltern, die wirtemb. 
Geschichte Stalins und das Urkundenbuch Kauslers, scharen sich, 
wenn ich das Beispil gebrauchen soll, die Kinder und Enkel: 
56 Bände und Bändchen Oberamtsbeschreibuugen, deren neueste 
die höchst wichtige die von Rotweil ist. Außer den anerkannten 
Verdiensten des Finanzrat v. Paulus, der schon bei 25 Jargängen 
tätig mitgeholfen, begegnen wir hier seinem Sone, dem Sone v. Sta- 
lins u. s. w. als Herausgebern. Wie weder in Baden noch in 
Baiem bei jedem Bezirke es möglich tre£fen wir einen kath. Pfarrer 
als Historiker, Dr. Glatz, einen als Botaniker Sautermeister, deren 
Verdienst gebürend ins Licht gestellt ist. Der Altertumsforscher 
findet in dem Buche vil für sich. Die römische, die karlingische, 
die mittelalterliche Periode bieten mancherlei. Bekanntlich kam 
auf Hochmauern der herrliche Orpheua zu Tage, der seit 40 Jaren 
die Bewunderung auf sich zieht. Zwei Bilder, eins in V«^ Größe, 
veranschaulichen das kostbare Mosaikbild [Orpheus als Jüngling 
dargestellt sizt auf einem Felsblock zwischen Waldbäumen, das 
reich gelockte Haupt mit der roten phrygischen Müze bedeckt, 
über sein grünlich weißes mit dunklen Säumen versehenes Unter- 
• gewand ist eine rötliche faltenreiche auf der rechten Schulter mit 
einer goldenen Agrafife zusammengehaltene Chlamys (Mäntelchen) 



i) Das meiste und beste Material zu Rottweils Geschichte hat der 
t wolwollende gelerte Rektor Ruckgaber in seiner Geschichte Rs. ge- 
liefert. Der dortige Altertums verein ist nach langem Schlafe jezt auch 
wieder erwacht. Warscheinlich treibt der Rotweiler Localhistoriker 
Dr. Glatz Pfarrer in Neufra wieder an. Seine Regesten Rs. sollen ser 
wichtig sein. 



Digitized by VjOOQ IC ' 



202 

malerisch geworfen. Orpkeus stüzt die mit farbigen Steinen be- 
sezte fönfsaitige Kithara (Leyer) auf die linke Yorhüfte, greift mit 
der linken Hand in die Saiten und ist eben im Begriff, mit der 
rechten das Plectrum gegen dieselben zu füren. Der Kopf erinnert 
an einen jugendlichen Apollo, die Augen sind voll schwärmerischen 
Feuers. In jeder Ecke ist ein durch das Saitenspil hergelocktes. 
Tier angebracht, und zwar ein Storch, ein Hund, ein Rabe und 
eine Elster (S. 223)]. Ein weiterer Schaz kirchlicher Altertümer 
findet sich in der sog. Lorenzkapelle. Der gelerte Eirchenrat Dr. 
Dursch hat in einer Zeit gesammelt, als es höchste Zeit war und 
brachte 175 Stücke zusammen. Seinem Kennerblick verdanken wir 
die Findlinge ans ganz Schwaben. Wie vil . rettete er vor dem 
Ausland, wie vil vor drohendem Untergänge! Nur einer noch, 
dessen Nachlaß so unschäzbar, der alte Laßberg sammelte vilfach 
auf gleichem Territorium wie Dursch, aber Handschriften. 

Rotweil hat eine reiche Geschichte; beinahe kein Ereignis 
Deutschlands das nicht auch die Reichsstadt traf, obwol sie später 
mit den Eidgenossen ^) liebäugelte, sich in Iren Bund aufnemen 
ließ (1463). Nach der Schlacht von Mühldorf schlug R. sich auf 
Seite Ludwigs, was Einstellung der Pastoration von Seite der Geist- 
lichen zur Folge hatte. Man jagte sie aber einfach davon. In 
der Reformationszeit sah es trübe aus; der Magistrat vom Kaiser 
angefeuert sparte weder Schwert noch Flammen, was freilich heute 
mer oder weniger vertuscht wird. Ein guter Bürgerkern mußte 
ins Elend wandern und nach trübseligen Kriegsjaren war R. am 
Ende des vorigen Jarhuuderts nicht besser daran, als die übrigen 
Reichsstädte, selbst das große Köln nicht ausgenommen: alles Ca- 
daver, wo man hinblickte! 

Ueber die Ableitung des Namens der nur in Gemeinschaft mit 
Rotenburg, Rotenmünster und der dortigen Flurnamen erklärt 
werden darf, habe ich ausfürlich gesprochen in meiner 2. Abhand- 
lung „Zur Sprache des Rotweiler Stadtrechtes" in Herrigs Archiv 
für das Studium der neuern Sprachen Bd. 38 S. 312—360 (B). 
Ueber die alte politische Einleitung, über die Baar stet noch vil 
mer in meiner Abhandlung gleichen Tema 's, Sizungsberichte der 
k. bair. Akad. 1865 mit Karte (A)«). Des Volkes Sitten (102 ff.) 



1) Das trug inen später 1503 von einem heimatlichen Volksdichter 
den Spottnamen Mammelucken ein, den auch der uns bekannte 
Bürster aus Salem gebrauchte. S. 251 und Alemannia III 281. Daß 
man gleich bei der Hand war damit, erfaren wir auch vom vom M. Job. 
Heinrich Weihen maier, Prediger am ülmer Münster, der den Schlesier 
Schefler einen Judasbruder und abgefallnen Mammelucken nennt. 
Baltbas. Haugs Liederdichter des wirtemb. Landgeaangbucbs Stuttg. 
1780 S. 8. 

2) Angezeigt im Centralblaite 1866 Sp. 256 ff. Auch 6 wie A 
fast auf jeder S^ite des mittel hochd. Wörterbuchs aU Botw. I und 
II citiert. 



Digltized by VjOOQ IC 



sind kurz weggekommeiQ. Solcbe Kürze kann man wol den alten 
Jargängen verzeihen ; jezt aber seit E. Meiers und mein ibändiges 
Buch über Schwaben existieren, ist es Pflicht da« Einschlägige 
daraus wenigstens nur zu citieren: das kann man mit Recht heute 
verlangen. Die Rotweiler Fasnacht ist lange nicht in irer uralten 
Bedeutung dargestellt. Was die 8prache (107) anget, wo bleibt 
Laueberts vilgeschäztes Programm? Wenige Zeilen daraus ersezen 
das Nichtssagende auf 8. 107. Zur innern Verfassung S. 259 feien 
meine 2 Abhandlungen wieder gänzlich, wo sogar Auszüge (B) 
mitgeteilt sind. Beim Kriegswesen 8. 270 sind merere Schlagwörter 
für Landaufgebot u. s. w. die ich A und B anfürte übergangen. 
Gelegentlich des miraculosen Madonnenbildes bei den Dominicanern 
hätte mein Bericht „Aus Schwaben^ I nebenbei besagt, daß man 
auch in München für den Bau 1753 bei Hofe bettelte in Anbe- 
tracht des Wunderbildes, lieber den verhängnisvollen Habicht 
habe ich s. Zeit im Anzeiger des Germ. Museums^ dann wieder in 
meinem „Aus Schwaben^ II autentische Excerpte aus den Arm- 
brusterbüchern mitgeteilt. Davon kennt das Buch auch leider 
nichts. Ganz recht ist das Citat 312 über Bern bei Uhland und 
Bacmeister. 

ABirlinger 

Kleine Toggenburger Chroniken. Mit Beilagen und-Er- 
örteruugen von Gustav . Scher r er. St. Gallen, Verlag v. 
Huber & Comp. (F. Fehr) 1874. 8* II 152 S. 

1 Chronik eines ungenannten Toggenburgers. Das 
Ländchen Toggenburg hieß erst Turtal, Johansertal, dann „die 
Grafschaft ''. Der Herausgeber gibt stets eine instruktive Einleitung, 
die Texte haben historische und sprachliehe Anmerkungen. Das 
Idiom dises Abschnittes ist bodenseealemannisch d. h. breit; dem 
sog. Schwäbischen näher, wie in Constanz, Ueberlingen einst ge- 
sprochen ward. 2 Aus Heinrich Forers Chronik, hand- 
schriftlich ältester Faßung in der Vadianischen Bibl. in St. Gallen. 
Augsburgische Einschiebsel finden sich. Die Sprache halb ale- 
mannisch, halb schwäbisch d. h. augsburgisch. Ulharts Chronik ist 
benüzt. Die Wörter ririg v. hart geft:ornen Schnee S. 47, crütz- 
lach kleine Kreuze in Masse S. 64 sind nur augsburgische Formen, 
feien alemannisch, wo kein crützlach möglich ist; eine Beigabe von 
einem Schweizer Conventualen iil dem Cod. Vad. 69. Da begegnet 
prüge S. 66 und todtenbomm S. 68. Sieh unten die bez. 
Wörter. 3 Ludwig von Helmsdorf und andere Quellen 
der Vadianischen Chronik. Abhandlung. Text. Lezterer 
alemannisch, breit*- die ä:au. 4 Fecht- und Jagdbuch des 
Hugo Witten willer. Text echt alemannisch, reicher an Aus- 
drücken. 5 Der Dichter Heinrich Wittehwiler. Beitrag, 
wertvoll für die Litt.-Geschichte, Bekannt ist der Bing nach der 



Digitized by VjOOQ IC 



204 

Meininger Ha. v. Litter. Verein in Stuttgart-Tübingen herausgegeben 
1861. Der Herausgeber nimmt Heinrieb v. W. für seinen Turgau 
in Anspruch, Vohin auch merere Ortsnamen weisen. Bei Lichten- 
steig ligen gleich die 4 Ortschaften Kengelbach, Höfen, Libingen 
und Vettingen. Man kann den weitern Ausfürungen nur beistimmen. 
Die Wörter S. 145 unseres Buches passen ebensogut auf Ober- 
schwaben wie auf den unteren Turgau. Die bairisch-alem. Sprach- 
mengerei muß noch näher untersucht werden. 6 DieEdeln von 
Wittenwil. Abhandlung. Beilagen. 7 Adel, Geistlichkeit 
und Bürgerstand in Toggenburg. Die Beigabe: „Lichten- 
steigs Rechte und Geseze'^ alemannisch, natürlich. — Ich gehe 
auf das Einzelne über und hebe was mir auffiel für Sprache, 
Litteratur und Volkskunde wichtig aus. üeber ou = o in kilch- 
hottß 16 sieh meine Alem. Sprache- S. 76, wo Belege aus der 
Schweiz, dem Elsaß, Schwarzwald, Hohenzollern zu finden sind. 
Kuhn Z. 18, 41. thür, dürre 47 Alem. Spr. 70 besonders bei 
Marquart v. Lindau. Ueber vertilgen 5 1 und tor^el 87 sieh Alem. 
Spr. 109 110. au = li : aucht 59; brawt, brät 94 breitalemannisch. 
Alte Quantität; bömro, arbores 54. todtenbomm 68. Alem. Spr. 73. 
1 = r in schaifmützen 83 aus ital. scaramuccio. Weigand II 550. 
In das Kapitel der Volksetymologie gehört Polanrf für Polen 49. 

An Flur-, Wald-, Straßen-, befestigtet Pläzenamcn hebe ich 
hervor: die Constanzer Straßennamen 96. Brande und Rütt inen, 
ausgerodete Wälder 103 Alem. I 269 272 0. Tobel 39, sieh 
oben 159 und Kuhns Zt. 20. 63, Runs 39 109. Alem. I 274. Ohr i nn, 
Bergeinschnitt 113. Seh er r 113. II 78 flF. Vergl. Wallenstein 
(die Picocolomini 7. Auftritt II Aufzug). 

— Durch Sachsens Kreise zog 
Die Kriegsfurie, bis an die Sc beeren 
Des Belts den Schrecken seines Namens tragend. 

Tab er, befestigter Plaz 55 (2mal), 56. Lexer HW II 1383. 
Vgl. den Taberwasen bei Horb, rechtes Neckar uf er. Lech- 
felder Heu 47. (Augsburg). Die Fischersprache ist vertreten 
durch die Namen: Setzberen, Storberen 107. Ysberen 108 
u. s. w. Jareszeit, Witterung: wemme, Herbst, Traubenlese 89 
zuvindemiare Alem. III 285^ pfön, favonius 49, vergl. pf&rre für 
/arre, alemannisch. Kuhn Zt. 19, 145. aber, apricus, schneeent- 
blößt 60. Die Fachnamen bei der Hanf bereitung : auslüchen 
(ziehen, liohhan ahd.) 147; ratschen 147 muß wol röszen 
heißen, tächsen 147 = schwingen, mhd. dehsen. Der Schnee, 
so gefroren, nicht „häbig*' heißt ririg 47; offenbar augsbur- 
gisch-bairisoh, gehört zu altd. reren, was allerdings auch den eben 
schmelzenden Schnee andeuten kann. Zugeselle für Vicarius, 
Pfarrhelfer 60 weist auch auf außer alem. Gebiet. Echt aleman- 
nische Warzeichen sind Ghrotz, Tannzapfe 148. Hans Salats 



1) Kuhn Zi. 20, 64. 

Digitized by VjOOQ IC 



205 

I 

Tanngrotz ist aus J. BäcbtoldB schöDem Buche jezt allgemeiner 
bekaont. (Basel, Bähnmaiers Verlag 1876). anchenzoll 115. 
Kuhn Zt. 15, 212. 17, 4» 19, 147. hotzen 115. Kuhn Zt. 17, 
5020, 65. todtenbomm 68. Alem. III 138. Kuhn Zt. 15, 193 ff. 
18, 41 20, 62. gonimen (gaumen, hüten) 24. brüge, Gerüste, 
Gestelle, abgesonderter Ort in Kellern, Scheuern heute noch in der 
Baar. 66. Runs 39, 109. Kuhn Zt. 15, 195. Bassler = Schild 
weiß 102 der Herausgeber nicht zu erklären. Lexers HW II 259 
hättte ihn gut beleren können, stadel 59 weist wieder nach dem 
schwäbischen Ostlech, auf mein sog. schwäb.-augsb. Gebiet. Heg- 
gen bom, Hecken, Zäune 92. visel, Kornvesenansaz 92. schlaitzen, 
swY. zerstören, zerreißen 11. Ich habe in Kuhn'i^ Zt. 20, 387 
ausfürlich über dises alem. Wort gesprochen. Agar st, Elster 106; 
ausfürlich ebenso in Kuhn's Zt. 16, 48 ff. Hell, Gruft 68. Roll- 
batzen, Münze 63: ganze und halbe Plapparte, St. Gallisch. 
Was für Pflanzenarten grüner äl und kesnach 106 sind, weiß 
ich nicht. Interessant sind die allitt. Formen ^rnnd • und ^raut 
(grät) 3 7. Die beiden Adj. todemlich, stechlicher oder s we- 
bischer bund 61 neben, gag eil 1 echt 104 von Gelösse d. h. Fuß- 
spm* sind noch anmerkenswert. Die Höhenbestimmungen: unz an 
den arsch häufig 5 9 n. s. w. Die Red. A. an den kröpf 
wüschen = am Kragen packen 102. Yergl. an der karthauß 
packen DW V 243. Kuhn Zt. 17, 49. fliehen wie die wilden 
Böcke 33. Bemerkenswert ist noch das uralte Wort fürben 
(in Muspilli, Otfrid u. s. w.) in der Jägersprache vom Abwerfen 
oder Schälen des Geweihes 104: du solt och Inogen, wo der hirtz 
gefürbet hab sin geHürn an den bömlin und geschlagent, won 
er schlecht dick (oft), won er doch gefürbet hat. Das Wb. der 
Waidmannssprache edd. Kehreine kennt es nicht. 

Ich will noch des Ausdruckes Wyl in Schwaben 95, ge- 
denken, es ist Hohentwil. Schwaben hieß der Schweizer das Land 
um den Bodensee. Der Turgau galt noch als schwäbisch, wodurch 
sich in Hans Salats Brief im obengenannten Buche Bächtolds S. 84 
ff. das wiederholte Scheltwort allein erklärt: du harverlouffner 
Schwab; Schwabendreck Art, ein leckerischer Schwab 
u. ifi. w. Der Provisor Hensli Cünzli scheint der Seegegend oder 
Schaffhauserlande angehört zu haben. 

Die sittengeschichtliche Seite verdient noch unsere Be- 
achtung« Das Gebiet des Aberglaubens berüren die Maßregeln 
gegen Heuschrecken oder Heustöffel, wie sie alemannisch 
heißen. 1354 im August flogen zur Mittagszeit so viele der 
Tiere über Zürich .,das man mit allen gloggen gegen inen lüt, das 
si sich zerliessind.^' In einer Wassersnot „gieng man mit dem 
sacrament zue der müli, das wetter gestalti und zehand do vieng 
es an sehnigen und vieng das wasser an vallen ansähend u. s. w. 5. 
Mit ,,hailtum*^ d. h. hl. Leibern und Knochen bestreichen be- 
gegnet 54. Bruder Johann de Gapistran bstrich gen dem abent 



Digitized by VjOOQ IC 



206 

di« krankhen lüt mit sant Bernbardins hailtumb — welche men- 
schen — wnrdend gsund/' Die ausgestellten Gebeine St. Gallig in 
einem Kftfig, wurden von den Leaten also traktiert: man maßte 
Geld hinein werfen : ward vil gelte dar geworfen und warend 
wyber, die ir pater noster an Haggen und schnürlinen über die 
schranken zu dem gebain wurfend und also daran streichend, 
damit sy etwas gewychts bettend** 67. In die Criminaljustiz ge- 
hört die Hinricbtung des Bischofsmörder« Merler 93 : er ward ge- 
vierteil«t „die brauten nsgezugen mit glügenden zangen, das hopt 
ward ze Losen (französ. Luzeus au der Broye nördlich von Mon- 
don) uff den galgen gesezt und die vier den tail des libs under 
die tor gehenkt/' Zn brauten, Lenden, weiches Fleisch vergl. 
Parzival 163, 1115: sin brl^t wart, g'alünet, mit siegen vil ge- 
i'ünet. — Die Stelle 94 von dem kleinen Märtyrer Ulrich „eins 
ledergerwers sun, bies der Fry** ist vil mal in Chroniken zu 
lesen. Ich habe gerade folgendes Gitat bei der Hand, womit ich 
die Anzeige schließen will: 

„Thauret etwannnoch andere der Yerlurst jenes annehmliehen 
Liebspfand, sage der unschuldigen Gebein, welche jenes umb das 
Jahr 1332 von den Juden ermordete knäblein Ulrich zu euerm 
Trost hinterlassen, die schwedische verhergung aber aus Ho&ung 
verborgner reicher Beut aus damaliger von der Stadt telegenen 
Capellen ausgegraben und gänzlich zerstreuet hat.** 

Furtenbach Festpredigt, Ueberl. 1739. S. 4 2^ Zur Erklärung 
sieh „Aus Schwaben" I 28 ff. 

ABirlinger 

1 Anfänge- der Reformation in Colmar. Ein Beitrag zur RefcH*- 
mations-Ge&chichte des Elsaß. Von Heinrich Rocholl, Königl. 
Divisionspfarrer der 31. Division. Colmar. Verlag von Lang 
& Rasch. 1875. 8« VI u. 68 S. 

2 Die Einfürung der Reformation in der ehemaligen freien Reichs- 
stadt Colmar. Ein Beitrag zur Reformations-Geschichte des El- 
saß. Mit 3 Beilagen. Von Heinrich Rocholl, Königl. Divisions- 
pfarrer der 31. Division. Colmar. Verlag von Lang & Rasch. 
80 XVI u. 248 S. 

Im Elsaß haben die Studien zur Localgeschichte von jeher 
eifi'ige Pflege und viel Teilnahme gefunden. Diß beweist die statt- 
liche Reihe von umfangreichen Werken und von kleineren Abhand- 
lungen, die seit Jarhunderten darüber veröffentlicht sind. Daß 
trozdem die Aufgabe noch nicht erschöpfend gelöst ist, ligt teils 
an dem Mangel an kritischem Sinn, welcher namentlich früher 
disen Arbeiten so häußg das Gepräge des Unfertigen und Unzu- 
verlässigen aufdrückte, teils auch daran, daß die Archive ire 
Schäze nicht mit der nötigen Liberalität zugänglich machten. Eine 
abschließende Leistung auf historischem Gebiet muß aus der Fülle 



Digitized by VjOOQ IC 



207 

des archivalischen Materials heraus schöpfen können: unter diser 
Voraussesung wird aber gerade die localgescbichtliche Forschung 
am leichtesten zu einem allseitig befridigenden Resultat gelangen, 
da Ire Quellen meistenteils nicht an so verschiedenen Orten zer- 
streut sind. Eine auf Grund solcher archi valischer Studien ruhende 
Arbeit über die Reformations-Gesohichte Ton Colraar enthalten die 
beiden oben angezeigten Werke des Herrn Divisiönspfarrers Rocholl 
zu Golmar. Dei* Verfasser, ans den preußischen Rheinlanden ge- 
bürtig, hat sich durch seine Stellung als Militärgeistlicher in dem 
Reichslande mit dem Wonsiz zu Colmar zunächst dazu bestimmt 
gefült, der evangelischen Gemeinde daselbst bei dem dreihundert- 
järigen Jubelfeste der Einfürung der Reformation (9. Mai 1875) 
in der* ersten der beiden Schriften seinem Glückwunsch ein "^inov 
ifiXlag beizufügen^ indem er unter Ausnuznng der dortigen Archive, 
des Bezirks- und Stadtarchivs die ersten Regungen der kirchlichen 
Opposition 8childei*te, welche in Colmar durch die Reformation ver- 
anlaßty und vom Rate mit großer Mühe nidergehalten wurden. 
Es reicht diso Darstellung bis 1595. In der zweiten Schrift wird 
die Reformationsgeschichte Colmars fortgefürt bis zur förmlichen 
Einfürung der Reformation am Sonntag Exaudi (15. Mai) 1575: 
durch die Evangelisation der benachbarten wirtembergiscfaen Graf- 
schaft Horburg ward die Stadt von der unmittelbaren Nähe aus 
beunruhigt, die Bürgerschaft ward zum großen Teil in die refor- 
matorischen Bestrebungen hineingezogen, der unsittliche Lebens- 
wandel von vilen unter dem Weltclerus und der Elostergeistlich- 
keit rief die bitterste Feindschlift gegen dise hervor; vergebens 
bemüte lEdch der Rat einerseits die antirömische Bewegung nider- 
zuhalten und im Anschluß an die kaiserliche Politik die Einheit 
der Kirche au bewaren, andererseits seine Rechte als Obrigkeit 
gegenüber dem Clerus zu behaupten und dem scandalösen Leben 
einer Anzal Glieder desselben zu steuern; vergebens suchten wür- 
dige Mitglieder des leztern, wie der Dominicaner Job. Fabri und 
der Augustiner-Prior Job. Hoffmeister, durch Lere und Warnung 
dem Abfall zu weren; vergebens nam der Kaiser, als der Augs- 
bnrger Religionsfriede den Reichsständen die Freiheit zu refor- 
mieren gewärte, die Ober-Landvogtei über den Elimfier Zehnst&dte- 
Bund wieder selbst in die Hand, um dem Eindringen der Neuerer 
Schranken zu sezen: die Reformation war im Volke schon zu 
mächtig geworden, die Ratsmitglieder wurden selbst mit fortge- 
rissen, in Colmar wurde am Sonntag Exandi 1575 der erste pro- 
testantische Gottesdienst feierlich abgehalten. Alle dise Phasen 
der Bewegung werden uns von dem Verf. auf Grund, des urkund- 
lichen Materials und unter genauer Berücksichtigung der politischen 
lüddenzpunkte vorgefürt. 

WCrecelius 



Digitized by VjOOQ IC 



208 



Die älteste deutsche Original-Urkunde aus dem Elsass 

Die in deutscher Sprache abgefaßten unzweifelhaft echten 
Original-Urkunden über Staats- und Rechtsgeschäfte reichen nicht 
über das vieitc Deconuium des 13. Jhds. hinaus. Zwar ist 
die Sammlung deutscher Schenkungsurkunden, in einem im Jare 
1150 oder 1160 geschribeuen deutschen „Salbuech*', welches dem 
lateinischen Codex Falkensteinensis der Mon. Boica VII, 433 ent- 
spricht, verloren (Schmeller-Frommann, B. Wb. 2, 251); allein 
dise Urkunden, wie eine deutsche Schenkungsurkunde von 1070 
(W. Wackernagel, Gesch. d. deutschen Litteratur, Basel 1872 
S. 83 u. 320) waren one Zweifel „zum besseren Rechtsnachweis 
den Laien gegenüber** aus dem Lateinischen übersezt (Wacker- 
nagel, das. S. 320) und gehören einer späteren Zeit an. Auch 
die baierische Urkunde vom J. 1170, Copie eines waldeckischen 
Teilbriefes, zuerst von Hund 1585 bekannt gemacht, jezt im Reichs- 
archiv zu München^ ist nach Schönemann (Diplomatik, Lpz. 1818, 
.1, 294—298) ein Product des 14. Jhs. Selbst der von Graf Ru- 
dolf von Habsburg dem älteren behufs Schlichtung des Marken- 
streits zwischen dem Gotteshause Einsiedeln und den Leuten von 
Schwiz am 11. Juni 1217 zu Einsiedeln ausgestellte in deutscher 
Sprache vorhandene Sünebrief ist nicht das Original, welches in 
lateinischer Sprache im J. 1217 verfaßt war (Wackernagel, a. 0. 
329 A. 59). P. Morel, Verfasser der Regesten der Benedictiner- 
Abtei Einsiedeln (bei v. Mohr, die Regesten der Archive d. schw. 
Eidgenossenschaft, Chur, 1851, 1, 8) sagt, daß das Original diser 
Urkunde und die Abschrift aus dem 14. oder 15. Jh. verloren 
seien. Rilliet (Ursprung d. schw. Eidgenossenschaft, übers, von 
Brnnner, Aarau 1873, S. 363) gibt dise Urkunde als „alte 
deutsche Uebersezung" nach der 1640 erschienenen Libertas Ein- 
sidlensis. Wann dise Uebersezung angefertigt ist, sagt er nicht. 
Wiewol nun dise Urkunde selbst inhaltlich echt ist (Kopp, Gesch. 
d. e. B. II, I, 319—322 I 341 Anm. 3), so bleibt es zweifelhaft, 
wann die deutsche Uebersezung angefertigt worden ist. Auch einer 
Grenzaufzeichnug des Klosters Schännis vom J. 1220 (Hergott, 
Geneal. dipl. 2, 1, 218) mangelt die rechte Urkundenform, und 
zudem ist sie ebenfalls eine Uebersezung aus dem Lateinischen 
(Wackernagel, a. 0. 329 A. 59). Der Landfrieden K. Friedrichs 
II. vom J. 1235 erscheint erst um die Mitte des 13. Jhs. oder 
nach demselben als deutsche Uebersezung der lat. Urschrift (s. 
Schönemann, a. 0. 1, 30 ff. Böhmer, Reg. Friedrichs II. No. 801 ; 
Wackernagel, a. 0. 329. A. 59). Ebenso ist das Datum der an- 
geblich im J. 1222 aufgezeichneten deutschen Thuner Urkunde in 
von der Hagen's Germania II, 66 unrichtig; nach Kopp (Ge- 
schichtsblätter a. d. Schweiz, Lucern 1854, 1, 56) ist dise Ur- 
kunde vilmer auf März 1299 zu datieren. Hiernach ist Böhmer 



Digitized by VjOOQ IC 



209 

(in Haupt'8 Ztschr. IX, 261), der sie ^jwarscheinlich*' zum J. 1322 
ausgestellt sein läset, und Wackernagel (a. 0. 329 Anm. 59), der 
sie für die älteste deutsche Urkunde hält, zu berichtigen. Die bis 
jetzt bekannte unzweifelhaft echte älteste deutsche Urkunde findet 
'Sich erst im J. 1240 aufgezeichnet. Es ist diß nach Kopp (a. 0. 
S. 53 — 55) „der Nachteilungsbrief zwischen den Grafen Albrecht 
und Rudolf von Ilabsburg, welcher zuerst von Herrgott (Geneal. 
II, 25 T)) und jüngst von Trouillat (Monuments de Thistoire de 
I'ancien Eveche de ßale I, 549) abgedruckt worden ist (cf. Kopp, 
Reichs- u. eidg. Gesch. II, 585—588)." Kopp hat (Geschichtsbl. 
a. 0.) ein vollständiges Facsimile des Originals diser im Archiv 
zu Pruntrut aufbewarten Urkunde gegeben. Wiewol dise inte- 
ressante und auch für das Ober-Elsaß wichtige Urkunde undatiert 
ist, glaubt Kopp doch, daß sie zuverlässig älter sei, wenn auch 
nur um wenige Monate^ als die älteste deutsche Königsurkunde. 

Die älteste deutsche Königsurkunde ist Konrads IV. Urtel- 
brief zwischen Folcmaren von Kemenathen und der Stadt Bueron 
(Kauf heuern) über die beiderseitigen Gemei adegrenzen vom 25. Juli 
1240 (Lang, Reg. II, 304 u. Mon. boic. XXX«- 278). Böhmer, (Reg. 
Konrads IV. No. 25) bemerkt, die nächstfolgende „Kaiserurkunde" 
in deutscher Sprache sei vom 1. Febr. 1274, von wo an sie sich 
allmälich vermeren, bis sie nach Heinrich VII., der als ein welsch- 
redender keine einzige derselben ausstellte, zalreich werden. 

An dise zwei ältesten deutschen Urkunden aus dem J. 1240 
schliessen sich in der jezigen Schweiz deutsche Urkunden von 
1248, 1251 (drei), 1252 (drei) 1257 (Böhmer, in Haupt's Ztschr. 
IX, 2iSl bei Kopp, a. 0. 53) an. 

Die ältesten niederdeutschen Urkunden befinden sich, soweit 
mir bekannt ist, im geh. Staatsarchive zu Berlin, nämlich eine 
Urk. des Erzbischofs Arnold von Trier über den Frieden von Thuron 
vom 17. Sept. 1248, und eine des Erzbischofs Kourad von Köln 
und Wilhelm Grafen von Jülich vom 9. Sept. 1251 (Höfer, Aus- 
wahl d. ältesten Urk. deutscher Sprache, Hambg. 1835, S. 3 u. 4; 
jedoch ift der Abdruck der Urkunde von 1251 Ter ungenau, 
richtig dagegen bei Lacomblet, U.-B. II, 200 &.). 

Was nun die ältesten deutschen Urkunden im Elsass anlangt, 
so teilt Schoepflin (Als. dipl. I, 483) ex Museo Scherziano Argen - 
torati eine „Charta germanica, in qua mentio fit Theobaldi et Cate- 
rinae comitum Phirretensium an. 1202" mit. Zu diser Urkunde, 
welche unter den im Supplement nachgetragenen Dokumenten stet, 
bemerkt Schoepflin weiter nichts. Allein wie derselbe über dise 
deutsche Urkunde gedacht haben wird, dürfte aus einer anderen 
Stelle der Als. dipl. (I, 340) hervorgehen. Schoepflin teilt hier 
eine deutsche Urkunde aus dem J. 1220 mit. Dise angeblich 
deutsche Urkunde befindet sich in einem Lehenscodex des Straß- 
burger Bistums aus dem 14. Jh., und ist selbst eine Uebersezung 
des lateinischen Originals. Schoepflin bemerkt zu diser Urkunde, 

Birlinger Alemannia IV 2 14 



Digitized by VjOOQIC 



210 

in welcher Graf Hugo von Lützelstein sein Schloß Lützelstein dem 
Hochstift Strassburg zu Leben auftrug, „oblationis hujus literae 
authenticae non Teutonica, sed Latina lingua fuerunt scriptae, quod 
ideo annotamus, ne quis publica instrumenta vernacule jam tum 
fuisse exarata credat." Eine andere angeblich deutsche Urkunde 
des Herzogs von Lothringen vom J. 1259 findet sich bei Schoepflin 
(Als. dipl. I, 428), der diselbe ex tabulario Rappolsteinensi mit- 
teilt. Das Original diser Urkunde existiert aber in dem Bezirks- 
Archiv des Ober-Elsaß zu Colmar, dem das ehemalige Rappol- 
ßteinische Archiv einverleibt ist, nicht, wol aber eine Abschrift auf 
Papier aus dem 14. Jh. (E. 571). Dagegen berufen sich aber die 
im hiesigen Bezirks- Archiv liegenden, aus dem Rappolsteini sehen 
Archiv herstammenden, noch nicht edirten Annalen von Luck, ein 
chronistisches Sammelwerk aus dem 17. Jh., auf einen „perga- 
mentenen besiegelten Befelch", der mit dem von Schoepflin ge- 
gebenen Text übereinstimmt, und ihm zur Vorlage gedient haben 
wird. Der „pergamentene Befelch" existiert aber nicht mer, 
sondern nur die bereits erwänte Abschrift, die natürlich unbesigelt 
ist. Ebenso mißlich scheint es mit einer deutschen Urkunde aus 
dem J. 1261 (Als. dipl. I, 432 zu stehen, die nach einem Mem- 
bran Codex der Stadt Straßburg aus dem 14. Jh. widergegeben ist. 
Dasselbe wird auch von einer deutschen Urkunde vom 23. Juli 12(58 
aus dem gleichen Membran Codex gelten (Als. dipl. I, 454). Echt 
sind dagegen die deutschen Urkunden vom J. 1274 (Als. dipl. 
2, 3), wie die Königs Rudolf vom 29. Dcbr. 1278 (vgl. Böhmer, 
Reg.). Aelter als dise beiden lezterwänten Dokumente sind nach 
gefalliger Mitteilung meines hochvererten Collegen, des Herrn Ar- 
chivdirectors Prof. Dr. von Spach zu Sti:aßburg, einige Urkunden 
des Bezirks- Archivs des Unter- Elsaß vom 24. März 1265 (Rep. 
Serie G. 111), aus dem J. 1266 (Serie G. 3593), 1267 (Serie G. 111) 
und 1270 (Serie G. 2759). Allein die älteste echte Urkunde 
deutscher Sprache im Elsaß befindet sich hier im Bezirks-Archiv 
•aus dem J. 1251. Dise Urkunde, welche in der scharf eckigen, 
schönen und markigen Minuskel des 14. Jh. geschriben ist, gehört 
zu den Dokumenten des ehemaligen Chorherrenstifts Lautenbach 
bei Murbach (Kreis Gebweiler) ; von ir ist eine beglaubigte Ab- 
schrift vom 12. Mai 1366 vorhanden. Da beide sprachlich nicht 
uninteressant sind, so wird sich ir diplomatisch getreuer Abdruck 
nicht minder rechtfertigen, als die Zugabe einiger erläuternden Be- 
merkungen. In dem Folgenden wird das Original als A, die Ab- 
schrift als B bezeichnet werden. 

A 

Witzen alle die difen brief an gefehent. daz di wagenere 
von lint«!. so R gedingent. di dingen wellent.^ iergilich mit din 
probifte von lutenbach. oldir mit finen bottin. howen mögint 
fwef fi bidorfint nvwe wagene ze machinde. vnde nehein andir 



Digitized by VjOOQ IC 



211 

holz, fcvzzent dir Oeiffin diz wartpuhilf vndir Diicbilau fulzpacb. 
vndi niman andire an dif probiftif vn dif capitelf vrlop. waD die 
zi lutinbach gefezzin fint die bi furint ficb mit dobime hobse an- 
dimi wartpübiJe. Di nuwe mulin du zi lintal gimacbit waf. wart 
mit rechte abe gebrochen, vn fol nieman da di beine machen an 
dif probiftif willen vn dif capitelf. Diz fol men allez fimemen an 
arginlift. Durhc daz diz ftete blibe fo han wir. jch henricb dir 
probift von Bafile. jch Johannes dir probift vn dif capltel von 
lutenbach. vii ich Conrat von hadeftat vogit ze lutenbach. vnfira 
ingefile bar angehenkit. dirre brief wart gifcriben nach criftef gi- 
burfce vbir zvolfhundir iar. vn einf vn funfcich jar. Jn me 
hvwe manode*,* 

An der Perg,- Urkunde hängen die drei Siegel; das mittelste 
ist verbrochen. 

B 

Noverint vniuersi presentium infpectores fen auditores, qnod 
nos of'ficialis curie archidiaconi Basiliensis anno domini millesimo 
trecentesimo fexagesimo fexto feria tertia proxima ante festum 
ascensionis domini literas fubscnptas sigillis dominorum Heinrici 
prepositi Basiliensis et Johannis prepositi Lutenbacensis et capituli 
ejusdem nee non Conradi de Hadestat sigillatas vidimus easque de 
verbo ad verbura transcribi fecimus tenorem qui sequitur conti- 
nentem: Wiffent alle die difen brief angefehent, das die wagener 
von lintal fo fie gedingent, die dingen wellent iergeliche mit dem 
probefte von lutenbach older mit finen hotten höwen mögent 
fwes fie bedürfent nuwe wagene je machende vnd nien hein ander 
holj jwifchent der fleife des wai-tpühels vnder micheln sultjpach, 
vnd nienan ander one des probe ftes vnä des cappitels vrlop, wan 
die ju lutenbach fint gefeffen, die befürent fich mit döbeme holje 
an dem wartpübele, Die nuwe mülen *) du ju lintal gemachet was, 
wart mit rechte abe gebrochen, vnd fol nieman do deheyne machen 
one des probeftes wille vnd des cappitels, Dis fol man alles für- 
nemen ane argen lift, durch das dis ftete bh'be, fo hant wir Jch 
heinrich der pröbeft von Bafele, ich Johannes der probeft, vnd das 
cappitel von lutenbach, vnd ich Cunrat von hadeftat 9oget ju 
lutenbach vnfer ingeßgele bar an gehencket, dirre brief wart ge- 
fchriben nach Criftes gebürfe vber gwölf hundert jor vnd eins vnd 
fQnfjig iar imme höwe monotte Li cujus vifionis perlectionia et 
transscriptionis testimonium figillum curie nostre predicte presenti- 
bus est appensum. Datum ut fupra. 

Ferg.'UrJc. mit anhangendem Siegel, 



1) Das en in mülen könnte auch in sein; es lä5t »ich mit Sicher- 
heit nicht mer entscheiden. 



Digitized by VjOOQ IC 



212 

Der Inhalt diser Urkunde ist ser einfach; er bezweckt ge- 
wisse Gerechtsamen des Frohstes und des Capitels zu Lutenbach 
sicher zu stellen. Erstlich können die Wagner zu Lintal alle 
Jare nach zuvor mit dem Probste von Lutenbach abgeschlossenem 
Vertrage so vil Holz zwischen der Schleife des Wartbühels und 
dem großen Sulzbach fallen, wie sie für ir Handwerk gebrauchen; 
zweitens dürfen mit taubem Holze am Wartbühel nur die Einwoner 
von Lutenbach sich versehen, und drittens darf an der Stelle der 
abgebrochenen neuen Müle eine andere one Oenemigung des 
Frohstes nicht erbaut werden. — Wie weni^ nun auch der Inhalt 
diser Urkunde geeignet ist unser heutiges Interesse zu erregen, so 
wird dise dennoch um so mer in Anspruch genommen durch das wol 
von geistlicher Hand herrürende sprachliche Gewand, worin der In- 
halt gekleidet ist. Betrachten wir der Reihe nach die einzelnen 
Wort formen soweit sie zu einer Bemerkung Veranlassung bieten. 
(Fortsezung folgt) 

Urbar des Klosters Rheinau 

Anfang XIV Jarh. 

(Schluß) 

Oerlingen^). 

(hl. 41 VW.) Curia in örlingen soluit vno anno xx modios 
tritici. Aliis duobus annis xvj modios tritici iiij modios siliginis 
et annuatim iiij modios leguminis iiij maltra auene ij porcos 
utrumque valentem v solides j plaustrum fei^i C oua. 
5 Mausus supcrior viiij modios vtriusque iiij modios aaene iiij 

quart. leguminis j porcum v solides. 

Man^us des Stülingers -) vj modios vtriusque j maltrum auene 
viij solides j aucam. 

Due scopoze der werderen vj modios*) vtriusque iij modios 
10 auene. 

Scopoza cellerariorum de Andolfingen *) ij modios vtriusque 
j medium auene. 

Scopoza des wirtes vij quart. vtriusque iij quart. auene. 

S^poza Giselers x quart. vtriusque v quart. auene. 
15 , Item Bonum Cunrat Giselers iij quart. tritici iij quart. sili- 

ginis iij quart. auene. 

Bonum Johannis forsters vj quart. tritici vj quart siliginis 
v quart. auene. 

Bonum ^) des Bülers x quart. vtriusque v quart. auene. 



1) Bei Andelfingen im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues. 

2) Darüber geschrieben: uel inferior. 

3) Darüber geschrieben: uel iiij. 

4) Darüber geschrieben: uel der brüderinen. 

5) Am Rande: landolt. 



Digitized by VjOOQ IC 



213 

Bonum Hallowers j modiurn vtriusque ij quart. auene. 
Bonum des Rittes j modium vtriusqae ij quart. auene. 

(bl. 41 rw.) H. Huber de media parte Curie. 

Item H. ^) Huber de maosu super iori iiij modios vtriusque yij 5 
quart. auene ij *quart. j fertonem leguminis j porcum valentem v 
solidos. De bono der brudrinen j quart. siligiDis j quart. auene. 

H. Larus ^) de scopoza Giselers v quart.. vtriusque ^) iij quart. 
auene. De mausu superiori ij quart. vtriusque j quart. auene j 
fertonem leguminis. De scopoza^) des Ritters j modium vtriusque 10 
ij quart. auene. 

Rudolf Giseler de bono des forsters vj quart. tritioi vj quart. 
siliginis vj quart. auene. Item Ru et Johannes Giseler dat de 
scopoza Cunrat giselers v quart. vtriusque iij quart. auene et dant 
de bono Cunrat giselers iij quart. tritici iij quart. siliginis iij quart. 15 
auene. De mansu superiori ij quart. vtriusque j quart.. auene j 
fertonem leguminis. De isto censu dat Ru. iij quart. vtriusque ij 
quart. auene. 

Landolt de bono büLlers x quart. vtriusque v quart. auene. 

H. werder de Martella de Scopoza sua in Oerlingen ij modios 20 
vtriusque j modium auene. 

Uolrich Hfiber ^) de mansu superiori iiij modios vtriusque vij 
quart. auene ij quart. j fertonem leguminis j porcum valentem v 
solidos. De bono Hallowers j* modium vtriusque ij quart. auene. 

Cunrat Ernis de bono bruderin et Hirseger uel Iluber. 25 

(bl. 42 VW.) (Bürgi gotzhusman) ^). 

(Johannes werder qui est in flach) de bono des Werders ij 
modios vtriusque j modium auene. 

(Claus celler de medio bono der brudrinen j modium vtriusque 
ij quart. auene.) 30 

Oerlingen vogtr&cht. 

Item soluit vij modios tritici xxxvj solidos denariorum xxiij 
pullos. 

Sahsahusen. 

Curia sahsahusen soluit iiij modios tritici j maltrum auene j 35 
modium pisarum vij solidos denariorum. 

Benkon^)i 

(bl. 42 rw.) Curia ibidem soluit quum cultura jacet erga Ru- 
dolfingen XXX modios tritici iij modios siliginis. Quando jacet erga 
Gollendal uel erga Rinow tunc vtrobi soluit xx modios vtriusque 40 

1) Am Rande: «lohanncs. 

2) tljarüber geschrieben: dat giseler. 

3) Darüber geschrieben: iij quartalia tritici. 

4) Darüber geschrieben: mansu. 

5) Darüber gesefarieben: uel kdtzli. 

6) Daneben: Claus Gotzhusman. 

7) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues. 



Digitized by VjOOQ IC _ 



214 

et soluit annnatim iij maltra anene iiij modios leguminis ij porcos 
qnorum vterqae valet v solidos. 

Mansus des wirtes viij modios vtriusque ij maltra auene ij 
porcos vtrumque ualentem v solidos. 
5 Mansus peter wipfeu xij modios vtriusque ij maltra auene ij 

porcos utrumque valentem v solidos. 

Mansus H. zimbermans x modios vtriusque ij maltra auene 
ij porcos utrumque valentem v solidos. 

Mansus Kolben v modios vtriusque v modios auene j porcum 
10 valentem v solidos. 

Mansus des zehenders v modios vtriusque v modios auene j 
porcum valentem vij solidos. 

Mansus alrich zimbermans vij modios vtriusque vj modios 
auene. 
15 Scopoza der Riserinen ij modios siliginis. 

Mansus des friesen iij modios tritici (ij quart. süiginis) iij 
modios auene. 

(bl. 43 VW.) Scopoza ulrich de Trutticon inferior vj quart. 
vtriusque j modium auene. 
20 Scopoza Bachengarten ij modios siliginis ij modios auene. 

Scopoza des Hafhei*s v modios vtriusque (j modium aveue) ij 
quart. auene. 

Molendinum ij quart. tritici. 

Scopoza aput Molendinum iij solidos ^). 
25 Bonum Küssapergs j libram piperis. 

Scopoza Cunrat gewaltz j modium siliginis.^ 

Scopoza superior filrich de Trutticon ij modios vtriusque j 
modium auene. 

Bonum des forsters vj quart. siliginis. 
30 • Scopoza zehenders retro domum Manhusers vj quart. siliginis. 

(ürsso de Moria xviij denarios) ^J. 

Scopoza fölki wüest j modium tritici. 

Bonum des maiiers ij modios tritici vj quart. siliginis ij modios 
auene vj solidos xxx oua ij pullos. 
35 Bonum dictum Mumengut ij quart. vtriusque ij quart. auene. 

Scopoza Koboltinen vj quart. vtriusque j modium aUene. 

(Scopoza C. forsters ij modios vtriusque j modium auene). 

Eppis Rüti quum colitur j modium auene j pullum. 

Bonum dictum Eppis gut j modium vtriusque iiij pullos. 
40 ... Blinghouers gut ij modios vtriusque j modium auene. 

(Claus Buggier ij pullos de agro Emmenriet.) 

(bl. 43 rw.) Pratum^) hinder dem brül ij quart. siliginis. 



1) Am Rande: Scopoza villici ij modios tritici vj quartalia sili- 
ginis ij modios auene vj solidos j pullum xxx oua.) 

2) Am Rande: Petrus dictus Husgeschier xviij denarios. 

3) Darüber geschrieben: des fogtes. 



Digitized by VjOOQ IC 



215 

Scopoza Manhusers vj quart. siliginis j modlum auene. 

De dote Hainrich Cunrat iij modios BiUginis ij pullos. 

Bonum des loufPers de Slatte ij pullos. 

Area retro domum zeh enders j quart. tritici. 

Pratum in der wise ij quart siliginis. 5 

Pratum schotzeren ij quart. siliginis. 

(J&ggli larus iij solidos fbrte)^). 

Curia Manhusen soluit in tercio anno y modios siliginis v 
solidos. 

(Dos soluit X modios siliginis)^). 10 

Agri vor Sinwerben quum coluntur iiij modios siliginis. 

Claus buggier de agro ernennet ij pullos. 

Scopoza in ossingen quam habuit Ru Rebman v solidos. 

Bonum Hugonis de Hasla uel vinea) Blitzenberg j fertonem cere. 

Ain akker lit hinder dem gesäten Holtz ain langer aker vnd') 15 
lit an Johannes von fula akker bi dem riet den etwen Marti 
RüLdger Hatte. Den het nu ulricb ze der lachen vnd giltet ier- 
licb zwai Hünr uf Sanct Mauricien tag. 

Elizabeth Hainrich des Rebmans tohter het koft ain win- 
garteu; der gelegen ist an Honrain umb ölin den Rebman ynd git 20 
iärlich wider uff daz gut ain viertal roggen vnd zwai Hüner an 
unsern kelrre ze sant Mauricien tag. 

(bl. 44 VW.) Claus Kys habet Curiam dimidiam et dat me- 
dium censum. Item de mansu Kolben x quart. vtriusque x quart. 25 
auene j porcum valentem v solidos. De bono forsters iij quart. 
siliginis. Item de mansu peter Wipfen ij modios vtriusque ij mo- 
dios auene suam partem porci. Item de mansu zehenders v quart. 
vtriusque v quart. auene suam partem porci. Item de mansu Ul- 
rich zimbermans iiij quart. tritici iij quart. auene*). 30 

Johannes villicus habet et Mediam Curiam et dat 'Medium 
.censum. Item de mansu friesen (vj quart.) ^) tritici (vj quart.)®) 
auene de prato Schotzerren ij quart. siliginis. De ftüra mag! j 
libram nouorum^). 

H. Binder de mansu des wirtes iiij modios vtriusque j mal- 35 
trum auene j porcum. De scopoza des gewaltz j medium siliginis. 
Item de media mansu alrich zimbermans iiij modios vtriusque iij 
modios auene. Item de predicto mansu zimbermans sua parte j 
quart. tritici iij quart. auene. De scopoza des Truttingers der 
Nidren iij quart. siliginis ij quart. auene item dotem in wilgens-40 

1) Am Rande: (de scopoza aput Molendinum). 

2) Am Rande: uel iij modios siliginis. 

3) Am Rande: dat claus buggler. 

4) Von anderer Hand hinzugefügt : De stüra magi j libram nouorum. 
.5) Darunter geschrieben: iij modios. 

' 6) Ebenfalls iij modios. 

7) Am Rande: j libram piperis. 



Digitized by VjOOQ IC 



216 

puch ij quart. tritici. Item von Elppis garten in wilgenspnch ij 
quart. tritici iij pullos. De bono wipfen iiij modios vtriusque iij 
modios auene. 

Prediura, Claus wipfen dant de bonis der wipfen de mansu 
ödes Wirtes de mansu der kolben de bono dicto Bachengarten et 
de bonö des forsters (x quart. tritici viiij quart. BÜiginis iij modios 
auene) et forte aliquantum iij porcos de mansu der kolben ij quart. 
j fertonein tritici x quaH/. siliginis yj quart. auene et forte ali- 
quantum iij porcos de mansu der kolben. ij modios tritici viiij 

10 quart. iij modios auene ^). 

(bl. 44 rw.) Cunrat wipf de bonis der wipfen de media mansu 
des Wirtes de mansu Kolben. De Bach^ngarten et de bono des 
forsters x quart. tritici viiij quart. siliginis iij modios auene suam 
partem in porc. 

15 fH. wipf de mansu des wirtes de mansu kolben et Bachen- 

garten 2) et de bono des forsters iij quart. tritici x quart. siliginis 
vj quart. auene. De mansu zehenders vj quart. vtriusque v quart. 
auene. De scopoza Hafners v quart. vtriusque j quart. auene et 
suam partem in porc). 

20 H. zehender junior de mansu des zehenders v quart. vtriusque 

v quart. auene. De bono Hafners iij^) quart. vtriusque j quart. 

auene suam partem porci de mansu H. zimbermans v modios 

vtriusque j maltrum auene de Scopoza Manhusers vj quart. siliginis. 

H. zehender Senior de mansu des zehenders v quart. vtriusque 

25 V quart. auene. De bono Hafners iij quart. vtriusque. (De mansu 
H. zimbermans v modios vtriusque j maltrum auene) de Bachen- 
garten j modium siliginis j modium auene. (De scopoza Binder 
des Manhusers Hus vj quart. siliginis suam partem porc.) 

Johannes Kolb de Mansu zimbermans x quart. vtriusque ij 

30 modios auene de scopoza Koboltinen vj quart. vtriusque j modium*) 
auene. (De mansu Kolben iij quart. vtriusque iij quart. avene). 
De bono dicto Mümen gut ij quart. vtriusque ij quart. auene. De 
bono dictum Eppis Rüti quum Colitur j modium auene j pullum 
suam partem porc. (et habet quod scriptum in dem blinghouer) bo- 

35num blinggouers ij modios vtriusque j modium auene. De area 
retro domum zehenders j quart. tritici (de bono koboltinen vj quart. 
vtriusque j modium auene). De bono Hafners j moSium vtriusque 
' (de prato des vogtes Binder dem Brül ij quart. tritici)^). 

(bl. 45 VW.) Sutor*) de Trüllicon de mansu zimbermans x 

40 quart. vtriusque ij modios ^uene. De mansu Kolben (iij quart. 
vtriusque iij quart. auene). De prato des fogtes vnder dem brül 

1) Am Rande: dat H. binder hoc anno. 

2) Am Rande: dat jam binder. 

3) Darüber geschrieben: v. 

4) Darüber geschrieben: vj quartalia. 

5) Daneben geschrieben: siliginis. 

6) Darüber geschrieben: Johannes kolo. 



Digitized by VjOOQ IC 



217 

ij quart. siliginis suam partem porc. de mansn kolben v qnart. 
vtriusque. v qnart. auene. 

Johannes Rebman de mansu peter wipfen v modios vtriasque 
xiiij quart. auene. Suam partem porc. De bono Hafner j modiam 
vtriusque. (Dictus Giseler) de mansu peter wipfen v modios vtri- 5 
usque xiiij quart. auene. De Mansu nlricb zimbermans vij quart. 
vtriusque vj quart. auene. De scopoza der Riserinec üj quart. 
siliginis suam partem porc. 

F61ki W liest de mansu Ulrich zimbermans iij quart. tritici. 
De bono Manhusers iij quart. siliginis ij quart. auene. Item de 10 
scopoza sua j modium tritici. (De scopoza inferiori des Truttingers 
iij quart. tritici ij ^uart. auene.) 

Dicta Riserin de bono der Riserinen yj quart. siliginis. (De 
dote X quart. siliginis. De scopoza der nideren.) 

Dictus Truttinger (de scopoza inferiori iij quart. tritici ij 15 
quart. auene). De scopoza superiori ij modios vtriusque j modium 
auene. (Item de dote x quart. siliginis.) De Scopoza inferiori üj 
quart. tritici ij quart. auene. 

(Predium des friesen de bono des friesen yj quart. tritici j 
modium siliginis yj quart. auene de prato sciizzenriet j quart. 20 
siliginis.) 

Rudi verre de scopoza villici ij modios tritici yj qnart. sili- 
ginis ij modios auene ij pullos xxx Qua yj solidos. De dote x 
quart. siliginis. 

(bl. 45 rw.) Cunrat ze derAich de bono quod dicitnr Eppis 25 
gut ij quart. siliginis*) (ij pullos). 

Rudi ze der Aich de bono Eppis ij quart. siliginis ij pullos. 

(Johannes ßiinghouer de scopoza forsters ij modios vtriusque 
j modium auene. De area retro domum zehenders j quart. tritici.) 

Brida Manhusers de scopoza manhusers iij quart. siliginis ij 30 
quart. auene. 

(Eberh. gasser ^) de bono Hafners j modium vtriusque j 
quart. auene.) 

(Dictus Hafner j modium vtriusque j quart. auene.) 

Molitor de molendino ij qnart. tritici 35 

H. flacher de vinea an blitzenberg j fertonem cere. 

(Dicti weber in folkicon) dant de scopoza in Ossingen v so- 
lidos. Dat Spaltenstain. 

(De agro bi ernennet ij pullos.) 

Et multi puUi habentur in alio libro^). 40 

(bl. 46 rw.) Wilgenspuch*). 

Mansus lemblis v modios vtriusque j maltnim auene j porcum 
valentem v solidos. 



1) Darüber geschrieben: tritici. 

2) Daneben: kolb. 

3) Diese Zeile am Fasse der Seite. 

4) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues, j. Wil- 
densbuch. 



Digitized by VjOOQ IC 



218 

Predium Joliannis forsters v quart. tritici vj quart. siliginiß 
viiij quart. auene. 

Predium Rüd. Roten x quart. vtriusque j modium auene. 
Predium des jüsen v quart. tritici j modium siliginis ij mo- 
5 dios auene. 

Predium der wiserren iij modios vtriusque iij modios auene 
j porcum valentem v solidos. 

Bonum des Roten v modios vtriusque j maltrum auene j por- 
cum valentem v solidos. 
10 Bonum Ciinrat Riehen ij quart. tritici v quart. siliginis vij 

quart. auene. 

Bonum Claus örlingers vj quart. vtriusque v quart. auene. 
Bonum Anne Jusinen ij quart. vtriusque ij quart. auene. 
Bonum Wernhers ^) ij modios vtriusque vj quart. auene j 
15 porcum valentem v solidos. 

Bonum dictum Eppis garten ij quart. tritici ij pullos, 
(Agri qui dicuntur vasoltinen gut duobus annis vtroque anno 
V quart. tritici et tercio anno vj quart. tritici), istud forte dicitur 
judlis aker. 
20 Judelis aker j modium tritici dos ij quart. tritici. 

Omnes colentes bonum der wiserren dant j fertonem vtriusque 
j fertonem auene. 

Bonum C. friien j quart. auene. 

Bonum lemlis iiij modios vtriusque iiij ^) modios auene forte 
25 j porcum valentem v solidos. 

(bl. 47 VW.) H. Jus de bono des forsters iij quart. tritici j 
modium siliginis vj quart. auene. 

Henni pfiffer de bono des forsters j modium vtriusque iiij 
30 quart. auene. Item j quart. auene de prediis. 

H. wilthaber de bono des Roten x qüart. vtriusque j modium 

auene. (Item de bono Rädelers in Slatte viiij quart. tritici j 

pulluni.) De bono wipfen in Slatt viiij quart. tritici j pullum. (De 

bono Rüdelers in Slatte ij modios tritici ij modios auene ij pullos. 

35 De bono wernhers ij modios vtriusque vj quart. auene.) 

H. Rantz in Slatt de bono wipfen viiij quart. tritici j puUum. 

Claus Strub de bono Struben in Slatt ij modios tritici j 
modium auene ij pullos. 

(Claus örlinger de bono der Wisserren v quart. vtriusque v 
40 quart. auene) ^). \ 

(Ru. gasser de Trutticon de bono der wiserren iij quart. 
vtriusque iij quart. auene) ^). 



1) Darüber geschrieben: Sutrinen. 

2) Darüber geschrieben: v. 

3) Darüber geschrieben: dat H. Jus. 

4) Darüber geschrieben: dat H. Jus. 



Digitized by VjOOQ IC 



219 

(H. Binder) ') de bono lemblis ij modios vtriusque ij modios 
auene. Item de bono Jüsen j quart. j fertonem tritici j quart. 
siliginis ij quart. auene. 

Dictus Stetter de Slatt de bono Jusen iij quart. tritici ij 
quart. siliginis j modium auene. Item de bono R&delers* de Siatt 5 
ij modios tritici ij modios auene ij pullos. 

H. Ab. de bono Jusen j quart. j fertonem tritici ij quart. sili- 
ginis ij quart. auene. De bono des Roten xiiij quart. vtriusque xj 
quart. auene. Item de bono Ärlingers vj quart. vtriusque v quart. 
auene. De agris dicti Judelis j modium tritici. 10 

(bl. 47 rw.) Johannes* Louflfer de bono des Roten vj quart. 
vtriusque . v quart. auene. 

Cfinrat wipf de bono Lemblis vj quart. vtriusque vj quart. 
auene (item de bono Wernhers ij modios vtriusque vj quart. auene 
item de bono Annen Jusinen ij quart. vtriusque ij quart. auene). 15 
De bono Wernhers vj quart. auene. De bono Anna Jusinen j 
modium auene. 

Cunrat Rieh de bono Lemblis vj quart. vtriusque vj quart. 
auene. De bono des Riehen ij quart. tritici v quart. siliginis vij 
quart. auene. (Item de perueris( ?) j quart. vtriusque j quart. auene.) 20 

C. friie^) de bono wiserren j modium vtriusque iiij quart. 
auene item de bono der friien j quart. auene. 

H. binder in Benkon de dote j quart. tritici voil Eppis (Rüti) ') 
ij quart. tritici ij pullos. 

Johannes Grudel j quart. tritici j quart. siliginis ij'quart. auene. 25 

Item Cunrat wipf habet vineam de qua dat ipse et heredes 
sui uxori ulrich zimbermans et heredibus suis. Ad bonum der 
wiser ij quart. tritici et ad cellarium nostrum Mauricii ij pullos 
iure hereditatis. 

(üolrich zimberman de bono der wisserren viij quart. vtri- 30 
usque viij quart. auene.) 
(bl. 48 VW.) Forci. 

Mansus Lemblis j porcum valentem v solidos de quo dat H. 
binder*) j porcum Caurat Rieh j pedem Cunrat wipf j pedom. 

Bonum der wiserren j porcum valentem v solidos ^) de quo 85 
dat Cfinrat Rieh j pedem H. Bertschis j pedem Claus Oerlinger 
unam terciam partem dimidii porci. Idem Claus Oerlinger et Rudi 
gasser unam terciam partem dimidii porci item Clar Jüsin. C. binder. 
H. in der wis vnam terciam partem dimidii porci. 

Bonum des Roten j porcum valentem v solidos de quo dat 40 
H. Ab j porcum et j pedem. Johannes louffer j pedem Johannes 
pfiffer j pedem. Cunrat wipf j pedem. 

I 1) Darüber geschrieben: Claus Ab. 

2) Daneben geschrieben: H. 

3) Darunter geschrieben: gart. 

4) Darüber geschrieben: Claus Ab. 

5) Am Rande: dicant Claus drlinger de porco dat H. Jus. 



Digitized by VjOOQ IC 



220 

Item de bono Wernhers j porcnm valentem v solidos. De 
quo dat Cnnrat wipf ij pedes. H. Ab. Johannes louifer Johannes 
pfiffer j pedem. Item H. Ab 11. Binder, H. Bertschi Clar Jusin 
j pedem. Claus öriinger Röd. gasser. H. in der wis. C. binder 
5j pedem.' 
(bl. 48 rw.) Trutticon»). 

Curia ibidem soiuit viij modios tritici v m odios siliginis ij 
maltra auene j modium leguminis j libram denariorum. 
Decima ibidem xviij modios tritici. 
1 Mansus des Bauen dicitur una pars. Altera pars dicitur vro 

Willinen Hub soiuit x modios vtriusque ij maltra auene ij porcos 
quorum uterque valet viiij solidos. 

Mansus des wipfen v modios vtriusque ij modios auene j 
porcum valentem viiij solidos. 
15 Mansus des Bumbels x modios vtriusque j maltrum auene ij 

porcos quorum vterque valet viiij solidos. 

Mansus dictus in der Hub xij modios vtriusque j maltrum 
auene ij porcos quorum uterque valet viiij solidos. 

Mansus dictus in der gassen x modios vtriusque xüij quart. 
20 auene j porcum valentem viiij solidos. 

Mansus dictus Kalwen Hub ij modios vtriusque j porcum va- 
lentem ix solidos. 

Scopoza knistings uel friesen j modium tritici j modium auene. 
Scopoza Maister Arnoltz^) j modium tritici j modium auene. 
25 (bl. 49 VW.) Scopoza in der Hub j modium tritici j mo- 

dium auene. 

Scopoza Gotzmanshusen ij modios tritici j modium auene. 
Scopoza^) des Bischofs j modium tritici j modium auene. 
De area H. gailingers j quart. tritici. 
30 Scopoza in der gassen j modium tritici. 

Scopoza der Hündlinen j modium tritici j modium auene. 
Area dicta tr&fflineii j quart. tritici. 
Das getrippel xij quart. spelte. 
De dote ij modios tritici vij solidos denariorum. 
35 Scopoza Notgers uel Tantzwegers ij quart. tritici j quart. auene. 

De Orto dicto der usser gart ij quart. tritici. 
Vinea Kaltenberg ij quart. anene. 
De Area Haimenbrunnen j modium auene*). 
Scopoza Walthers des maus ij quart. tritici^). 
40 Scopoza forster. 



1) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues. 

2) Vorher durchgestrichen: Andres. 

3) Daneben: Johannes. 

4) Von anderer Hand darüber geschrieben : uel vj quartalia auene. 

5) Am Rande: uel forte j modium tritici. 



Digitized by VjOOQIC 



221 

(bl. 49 rw.) Celler ^) habet curiam totam et dat censum. Item 
de mansu in der gassen v quart. vtriusque ij quart. auene. De 
octava parte der Hub in der Hub vj quart. vtriusque ij quart. 
auene. De octava parte Bümbels Hub v quart. vtriusque ij quart. 
auene. De quarta parte scopoze Knistings j quart. tritici j quart. 5 
auene. De dote j modium tritici. 

Dictus^) Kiin dat de media decima vüij modios tritici. Item 
de quarta parte Hündlinen gutz j quart. tritici j quart. auene. De 
mansu in der gassen viij quart. vtriusque iij quart. minus j fer- 
tonis auene. 10 

Dictus Cöntzel de media decima vüij modios tritici. (De 
kalwen Hüb ij quart. tritici ij quart. siliginis j pedem porci.) 

(Wernli^) villicus de buchberg de mansu in der gassen vüj 
quart. vtriusque iij quart. minus j fertouis auene.) 

Ru. ^) gasser de mansu in der gassen v modios vtriusque 1 5 
vij quart. auene. De mansu kalwen Hüb j modium vtriusque. De 
scopoza maister Arnoltz quarta parte j quart. tritici j quart. au€ne. 

(Claus örlinger)^) de scopoza in der gassen j quait. tritici. 
De scopoza Gotzmanshusen j modium tritici ij quart. auene. De 
scopoza bisch fs ij quart. tritici ij quart. auene. (De Orto tr&fflinen 20 
j quart. tritici)^). De parte örlinger viij quart. vtriusque iij quart. 
auene minus j fertoni^ auene. 

II.'') villicus de scopoza Gotzmanshusen j modium tritici ij 
quart. auene. De mansu wipfen duas partes censu de mansu vro 
willinen ®) media parte terciara partem. (Welti Baiio de kalwen Hub.) 25 

Uolrich Tantz weger de Mansu Bauen quartam partem De sco- 
poza knistings j quart. auene. 

(bl. 50 VW.) Landolt de scopoza Hündlinen j quart. tritici j 
quart. auene*). De bono dicto daz getrippel j modium spelte. 
(Scopoza gotzmanshusen j quart. tritici ij quart. auene.) De sco- 30 
poza in der gassen j fertonem tritici j fertonem auene. 

Johannes Hüber de scopoza Hündlinen j quart. tritici j quart. 
auene. De area et Orto ze Haimenbrunnen vj quart. auene. Item 
de Orto dicto der usser gart j quart. tritici. De dote j modium 
tritici De scopoza in der gassen j quart. tritici j quart. auene. 35 

Isenstek de mansu bumbels sua parte vj modios j quart. 
vtriusque x quart. auene. De scopoza in der H&b j modium tritici 



.1) Darüber geschrieben: Hiltbrant 

2) Von anderer Hand darüber geschrieben: villicus uel faber. 

3) Am Rande: villicus uel faber. 

4) Darüber geschrieben: petrus. 

5) Darüber geschrieben: Rü. gasser. 

6) Am Rande: De mansu in der gassen v qnartalia tritici v quar- 
talia siliginis iiij auene. 

7) Am Rande von anderer Hand: wernli de bencon. 

8) Daneben geschrieben: uel landolt.. 

9) Darüber geschrieben: Item de scopoza £pi. ij tritici. 



Digitized by VjOOQ IC 



222 

j modium auene. De bono dicto getrippel j modium spelte. De 
mansu in der Hub iij modios utriusqne j modium auene. 

Uolrich Sutor de Area Gailingers j quart. tritici. Item de 
scopoza in der gassen sua parte (j fertonem tritici) j terciam par- 
5 tem tritici. 

Dictus Berner de mansu bumbels sua^) parte x quart. vtri- 

usque^) j modium auene. De scopoza des mans media parte ij 

quart. tritici. (De scopoza knistings iij quart. tritici iij quart. 

auene.) De scopoza Maister Arnoltz j quart. tritici j quart. auene 

10 item von knistings gut j quart. tritici j quart. auene. 

Dictus Waltalirjger de scopoza am Tantzweg qui dicitur Not- 
gers ij quart. tritici ij quart. auene suam partem der Hub in 
der Hfib. 

Dictus fotz. De Bono dicto getrippel j modium spelte. De 
15 scopoza in der gaesen^) j fertonem tritici dat Ganrat fotz de 
Bencon. 

(Johannes Oehau de scopoza Hündlinan ij quart. tritici ij 
quart. auene.) 

Uolrich villicus de scopoza maister Arnoltz j quart. tritici j 
20 quart. auene. 

(Welti Bauen ij quart. tritici ij quart. auene) *). 
(bl. 50 rw.) Ru. zimberman de scopoza in der gassen j 
quart. tritici j quart. auene. 

Murli de Huba in der Hub vj quart. tritici vj quart. sili- 
25 ginis j modium auene. 

Hiltbrant de dote vij solidos et suam partim Bauen Hub. 
(Biirgi)^) Baue de Hub in der Hub iij quart. siiiginis ij quart. 
auene. (Lembli de mansu in der gassen viij quart. vtriusque iij 
quart. minus j fertonis auene.) 
30 Uolrich Rasor de vinea in Kaltenberg ij quart. auene. 

Uolrich ^) Giesenharter quartam partem de Hub in der Hub. 

Item isti dant porcos. 
Hiltbrant et Landolt j porcum. 
Dictus Berner et Welti Baue j porcum. 
35 H. maiier et Berner j porcum. 

Isenstek et Berner j porcum. 

Item Isenstek (et GAntz j porcum) et celler j porcum. 
Gisenharter et Walltalinger j porcum. 



1) Darüber geschrieben: quarta. 

2) Darüber geschrieben: H. rüsli mediam .... 

8] Darunter geschrieben: et unam terciam partem tritici. 

4) Darunter geschrieben: de bono Hündlinen. Am Rande: et dat 
partem H. Rüslis de bono knisting ij quart. tritici de bono mans ij 
quart. tritici i,j quart. auene. 

5) Daneben: Johannes. 

6) Darunter geschrieben: uel Murli. 



Digitized by VjOOQ IC 



228 

Isenstek (Cuntzel) *) Bvrgi baiio (et dicttis verro) j porcum. 

Dictus gasser Claus 5rliDger dictus Cqd et Cuntzel j porcum. 

Dictus gasser et C&ntzel j porcum. 

(bl. 51 VW.) Celler habet Curiam totam. 

De mansu in der gassen x quart. vtriusque ij quart. auene. 5 
De Octava parte der Hub in der Hub vj quart. vtriusque ij quart. 
auene. De Octava parte ßumbels Hub v quart. vtriusque ij quart. 
auene. De quarta parte Scopoze knüstings j quart. tritici j quart. 
auene. De dote j modium tritici. 

Dictus Cun dat de Media decima viiij modios tritici. Item 10 
de quarta parte der Hündinen gutz j quart. tritici j quart. auene. 
Item dat (de dot^ vij solidos denariorura). 

Item dictus Cöntzel de media parte decime viiij modios tri- 
tici. (Item de mansu in der gassen v quarfc. vtriusque ij quart. 
auene. Item de octava parte der Hub in der Hub vj quart, vtri-15 
usque ij quart. auene. Item de octava parte Bumbels Hub v 
quart. vtriusque ij quart. auene.) De media parte Kalwen Hub 
ij quart. tritici ij quart. siliginis. (Item de dote j modium tritici. 
De Scopoza Knüstingers quarta parte j quart. tritici j quart. 
auene.) 20 

(bl. 51 rw.) Wernli villicus de buchberg. De Mansu in der 
gassen viij quart. vtriusque iij quart. auene minus j fertonis. 

Rüd. gasser de mansu in der Gassen v modios vtriusque vij 
quart. auene. De mansu Kalwen Hüb j modium vtriusque. Item 
de Scopoza Maister iVrnoltz quarta parte j quart. tritici i quart. 25 
auene. 

Claus Oerlinger (de Mansu in der gassen viij quart. vtrius- 
que iij quart. auene minus j fertonis). Item de Scopoza in der 
gassen j quart. tritici. Item de Scopoza Gotzmansjiusen j modium 
tritici ij quart. auene. De Scopoza des Bischofs ij quart. tritici 30 
ij quart. auene. De orto Treflinen j quart. tritici. 

H. villicus de Scopoza in Gotzmanshusen j modium tritici ij 
quart. auene. Item de mansu wipfen Hub duas partes censu. 

Landolt de Scopoza der Hiindlinen j quart. tritici j quart. 
auene. De bono quod dicitur daz getrippel j modium spelte. 35 

Johannes Huber de scopoza Hündlinen j quart. tritici j quart. 
auene. Item de Area-) ze Haimenbrunnen vj quart. auene. De 
orto dicto der usser gart j quart, tritici. De dote j modium tri- 
tici. Item de scopoza in der gassen j quart. tritici. 

Isenstek de mansu Bumbels sua parte xxv quart. vtriusque 40 
vj3) quart. auene. De scopoza in der Häb iiij quart. tritici iiij 
quart. auene. De bono quod dicitur daz getrippel j modium spelte. 



1) Darüber geschrieben: celler. 

2) Darüber geschrieben: et orto. 

3) Daneben: x. 



Digitized by VjOOQ IC 



224 

Hol rieh Sutor de scopoza Gailingers j quart. tritici. De sco- 
poza in der gassen sua parte j fertonem tritici, 

(bl. 52 VW.) (Curia Sahsahusen inj modios tritici j maltrum 
auene j modium leguminis vij solidos.) 
5 Trüllicon^). 

Curia soluit xvj modios vtriusque ij maltra auene ij modios 
pisarum j plaustrum feni j porcum valentem xij solidos. Item 
Quatuor scopoze quelibet soluit j modium tritici Molendinum x 
solidos. 
10 

(bl. 52 rw.) Cunrat celler habet (mediam) Curiam (et dat 
medium censum partem terciam) -) item de scopoza cellerarii j 
modium tritici. 

(Johannes) ^) Sutor de octava parte Curie (j modinm *) tri- 
15tici) j modium siliginis j modium auene j quart. leguminis de media 
scopoza sutoris ij quart. tritici fritschi dat de supero censu j mo- 
dium tritici j modium siliginis. 

Dictus friie de quarta parte Curie ij modios tritici ij modios 
siliginis ij modios auene ij quart. leguminis de quo dat celler ter- 
20ciam partem. 

Dictus lang de quarta parte Curie iiij modios vtriusque ij 
modios auene ij quart. leguminis. (Item de octava parte Curie ij 
modios vtriusque j modium auene j quart. leguminis.) De scopoza 
sua j modium tritici item de media scopoza sutoris ij quart. tri- 
25 tici uel lencfritz item de octava parte curie ij modios vtriusque j 
modium auene j quart. leguminis. 

Claus Hettlinger de media scopoza Helis ij quart. tritici. H. 
zehender de scopoza j modium tritici. 

(Dictus friie) ^) de media scopoza Zindelen ij quart. tritici. 
30 Johannes Beringer de agro ennet dem watte unam scapulam 

de agris vor Hetzlis gehaide hinder Claus Canen Aker iiij denarios 
unam scapulam. 

Dictus Hettlinger et Claus Müller dant annuatim de propriis 
agris ij denarios. 
35 Burgi®) von Husen de prato Benkouers xviij denarios. 

Dictus Giseler') de eodem prato j fertonem piperis. Jt ju- 
gera in buch dictam lentin ij quart. tritici Bü. liep habet etiam 
mediam pai*tem. 



1) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues. 

2) Darüber geschrieben: quartam partem et dat quartam par- 
tem censu. 

3) Darüber geschrieben: Uolriob. 

4) Darüber geschrieben: vj quartalia j modium tritici. 

5) Uebergeschrieben : Zingge. 

6) Daneben am Bande: Claus Hetlinger. 

7) Darüber geschrieben: H. Rieh. 



Digitized by VjOOQ IC 



225 

(bl. 53 rw. Trühtlicon^). 

Curia solait v modios tritici j maltrum auene j porcum va" 
lentem y solidos Ixx oua. 

Scopoza soluit ij iuodios tritici xxx oua. 

Item Burgi celler de Waltalingen habet agros in Haggen- 5 
hailden de quibus dat ad curiam Trühtlicon duobus annis utroque 
anno j modium tritici tercio anno nichil. 

Dictus Rütiraan de agris ibidem ij quart* tritici. 

In den widen bi Ueslingen. Aliqui ^) Burgi liep dat forte .... 

In Dietingen iij quart. tritici forte H. smit de üslingen .... de 10 
wida vj pullos molares bonum accipit advocatus v sojidos Costentzer. 
(bl. 53 rw.) Andelfingen»). 

Curia ibidem soluit xx modios siliginis iij maltra auene ad 
terapus. 

Mansus an dem Aigen viij modios siliginis ij maltra auene ^). 15 

Predium zimbermans xv qnart. siliginis v modios j quart. 
auene ^). 

Mansus an dem werde uel ze den Tannen zviij quart. siliginis v 
modios j quart. auene ®). 

Bonum '') dictum gasselehen iij modios siliginis v modios 20 
auene ^). 

Item^) secundum gasselehen iij modios- siliginis y modios j 
quart. auene. 

Bonum dictum lentfritz iij modios siliginis y modios j quart. 
auene »0). 25 

Bonum^^) dictum blatlehen yiij modios siliginis xj modios auene. 

Bonum ^^) Hagenbahs uel Brudrinen xy quart. siliginis xxj 
quart. auene. 

Mansus am Stad uel de Mesicon xyj quart. ^*) siliginis xxj 
quart. *^) auene. 30 

De ponte iiij maltra auene habet Jobannes dappifer qui dicitur 
de Neftenbach ^^) nomine feodis posuit domino Hugoni de landenberg 
pro iiij libris supra theloneum suum. 

1) Muß in der Nähe der beiden vorigen Ortschaften gelegen haben. 

2) Darüber geschrieben: H. smit . . . 

3) Dorf im zürcherischen Gebiet des alten Thurgaues. 

4) Am Rande: Item Erni. 

5) Am Rande: Item ernis. 

6) Am Rande: yerro et k6tzli. 

7) Daneben geschrieben: Ulrich zimberman. 

8) Am Rande: yacat. 

9) Daneben geschrieben: Ulrich zimberman. 

10) Am Rande: kötzli. 

11) Daneben geschrieben: Ulrich landolt. 

12) Daneben: Erni. 

13) Darüber geschrieben: iiij modios. 

14) Darüber geschrieben: iij modios auene 

15) Uebergeschrieben : Schuraberg. 

Birlinger Alemannia ry 8 15 



Digitized by VjOOQ IC 



22i6 

Curia in westerspAl que dicitar die Engi soluit j maltmm 
auene quam quondam coluit H. peters de alta et dedit censom 
quem modo habet Hebstrit de Mandach. 

5 Trutticoii>). 

(bl. 54 VW.) Dictus Berner de Mansu Bumbels quarta paxte 

X quart. vtriusque j modium auene. De scopoza des mans media 

parte ij quart. tritici de Scopoza knüstings lij quart. tritici iij 

quart. auene. De scopoza Maister arnoltz ij quart. tritici ij 

10 quart. auene. 

Dictus Waltalinger de • scopoza an dem Tantzweg qui dicitur 
des Notgers ij quart. tritici ij quart. auene. 

Dictus fotz Yon dem getrippel j modium spelte item de sco- 
poza in der gassen j fertonem tritici. 
15 Johannes Oehain de scopoza der Hündlinen ij quart. tritici 

ij quart. auene. 

Uolrich villicus de scopoza maister arnoltz j quart. tritici j 
quart. auene. 

Ru. Zimberman de scopoza in der Gassen j quart. tritici j 
20 quart. auene. 

Hiltbrant de dote vij solidos. 

Lembli de mansu in der Gassen vüj quart. vtriusque iij quart. 
auene minus j fertonis. 

Uolrich Rasor dat de vinea an kaltenberg ij quart. auene. 
25 Isti dant porcos. Hiltbrant et Landolt j porcum. Dictus 

Bemer et Walther Baiiö j porcum item H. maiier et Berner j por- 
cum. Item Isenstek et Berner j porcum item Isenstek et GAntzel 
j porcum item Gisenharter et Waltalinger j porcum item Isenstek 
Cüntzel Bürgi bfuio et dictus verro j porcum. Item dictus Gasser 
30 Claus ftrlinger et dictus Cun et Cüntzel j porcum. Dictus Gasser 
et GAntzel j porcum. 
(bl. 45 rw.) Buchberg ^). 

Curia soluit xj modios vtriusque ij maltra auene (ij modios 
leguminis) C oua j modium leguminis j porcum C oua iij pullos. 
35 Curia dicta maiierhof soluit xij modios vtriusque ij maltra 

auene iij porcos valentes v solidos C oua. 

Predium dictum Swaighusen soluit uno anno viiij modios sili- 
ginis. Secundo anno ij modios siliginis. Et tercio anno iij modios 
siliginis et annuatim j modium auene j porcum L oua. 
40 Item Rainbrehtz bAl j quart. siliginis. 

Item de area Mettelen ij quart. siliginis. 

Item de Honegg in tercio anno yj modios siliginis. 

Item l&ggis Hailde j quart. siliginis. 

Bonum quod dicitur Brunneader tres lagenas vini. 

1) Vgl. S. 220. 

2) Vgl. S. 120. 



Digitized by VjOOQ IC - 



227 

Area in obernbof ij quart. siliginis quam habet Cunrat Solger 
de Bailb. 

Predium peter j modium Iritici ij modios siliginis ij mo- 
dios au^ne. 

Predium BAlers j modium tritici yj quart. siliginis j modium auene. 5 

Bonum in H6uberg j modium siliginis. 

Predium ze dem Brunnen j modium tritici ij modios siliginis 
ij modios auene. 

Predium ze der Zuben j modium tritici j modium siliginis j 
modium auene. 10 

Predium daz Troglehen . j modium siliginfs iiij solidos de 
porco L oua. 

Willinen Hürwi yj quart. siliginis iij solidos L oua. 

Item aliud bonum in Hürwi v quart. siliginis y solidos de 
porco L oua. 15 

Bonum Anshelms (iiij soHdos L oua) j modium siliginis. 

Bonum des Stultzen ij quart. tritici j modium siliginis j mo- 
dium auene. 

(bl. 55 VW.) Bonum quod dicitur daz buch soluit in tercio 
anno v modios siliginis. 20 

De area wegmans ij quart. siliginis. 

De agro in Stampach j quart. tntici. 

Bonum des kesselers t quart. siliginis v solidos de porco. 

Bonum des Heldes ij quart. siliginis. 

Bonum dictum in obernbof ij quart. et duas tercias partes 25 
tritici ij modios siliginis ij modios auene. 

Bonum in Höuberg j modium tritici j modium siliginis j mo- 
dium auene. 

Bonum dictum das Alt gerüte iiij modios siliginis. 

Scopoza in Gupfen iiij modios siliginis ij modios auene v so- 30 
Mos de porco. 

Bonum Häggis j modium siliginis j modium auene. 

Bonum fiachers j modium siliginis ij quart. auene. 

Bonum in dem Murkart yj quart. siliginis j modium auene. 

De agro Hermans in Murkart in tercio anno j quart. siliginis. 35 

Item bonum dictum Hasenbützi in tercio anno zy quart. 
siliginis. 

Ramsowe iiij modios tritici j maltrum auene vij solidos de porco. 

Bonum agnesen j quart. tritici iij solidos. 

Item Bonum des friien in Swaighusen quod habet- Cunrat 40 
Egbrehtz v modios siliginis. 

(bl. 55 rw.) H. de zwaindal ^) dat de quarta parte Curie iij 
modios vtriusque ij modios auene ij quart. pisarum. Item de bono 
dicto Rainbrechtz bül j quart. siliginis. Item de areis dictis Met- 45 

1) Darüber geschrieben: der Swartz. 

Digitized by VjOOQ IC ^ 



telen ij quart. siliginis. De bono dös Beides ij qnart. siliginis de 
boDO dicto Troglehen j modium siliginis iiij solidos L oua. De 
bono dicto Hohnegg in tercio anno iij modios siliginis. Item de 
bono dicto l&ggis Hailde j quart. siliginis. Item participes predicti 
5Hainrichs et dant de Honegge iij modios siliginis. 

Bürgi Erzinger de quarta parte Curie iij modios vtriusque 
ij modios auene ij quart. pisarum. Item de bono Swaighusen vno 
anno viiij modios siliginis. Secundo anno ij modios siliginis. Et 
tercio anno iij modios siliginis et annuatim j modium auene j por- 
10 cum valentem v solidos L oua. De agris in Stampach j quart. 
tritici. De agro ze Rainbrechtz bül j quart. siliginis. De bono 
quod dicitur brunnen adren iij lagenas yini. 

Johannes Erzinger dat de Curia vj quart. vtriusque j modium 
auene j quart. pisarum. 
15 Item Johannes Marschal. Johannes winter. H. RAdger. Jo- 

hannes Smit habent mediam Curiam et dant medium censum. 

(Walther in oberdorf *) de area in oberdorf*) ij quart. sili- 
ginis item Cunrat Solger de Bailb habet idem bonnm ij quart. 
siliginis.) 
20 Sunnenfro de Curia dicta maiierhof quarta parte iij modios 

vtriusque ij modios auene tres pedes porci xxv ova. De bono weg- 
mans Ij quart. siliginis de scopoza in gupfen j modium siliginis ij 
quart. auene. De bono flachers ^) j modium siliginis ij quart, auene. 
De bono HAggis j modium siliginis j modium auene. De bono quod 
25 dicitur daz Buch in tercio anno v quart. siliginis. 

H. RMger de Curia j modium vtriusque ij quart. auene suam 
partem porci. 

Johannes smit de Curia vj quart. vtriusque j modium auene 
item de orto in obernhof ij quart. siliginis. 
30 (bl. 56 VW.) Stil junior de predicta Curia vj quart. vtriusque 

j modium auene ij pedes porci xiij oua. De bono Berhtolz zem 
Brunnen ij quart. tritici j modium siliginis j modium auene. 

Adelhait villica de» predicta Curia vj quart. vtriusque j mo- 
dium auene ij pedes porci xiij oua. 
35 Dictus Bietmaiier de predicta Curia (ij modios vtriusque) *) 

V quart. et terciam partem auene j porcum et oua. De bono dicto 
peters gut j modium vtriusque j modium'auene. De bono agnesen 
xvj denarios et j terciam partem tritici. 

Bürgi villicus de predicta Curia ij modios vtriusque v quart. 
40 et j terciam partem auene j porcum, oua. 

Cunrat villicus de predicta Curia (ij modios vtriusque)*) v 
quart. et j terciam partem auene j porcum, oua. De bono quod 

1) Von anderer Hand darüber geschrieben: obernhof. 

2) Wie vorhin. 

3) Am Rande: uel jung. 

4) Darüber geschrieben : iij quartalia tritici j modium siliginis. 

5) Darüber geschrieben: v quartalia tritici j modium siliginis. 



Digitized by VjOOQ IC 



^ 229 

dicitor Hürwi iij quart. siliginis i^ solidos xxv oua. De bono quod 
dicitur daz b&ch in tercio anno y quart. siliginis. 

Item predicti dictus Rietmaiier Bürgi villicus G&nrat villicas 
dant^) j quart. tritici iiij solidos denarioram, 

H. peter de bono peter j quart. tritici vj quart. siliginis i j 5 
quart. auene^). 

Dictus Ansbeln de bono peter j quart. tritici ij quart. auene®) 

H. Büler de bono BAlers j medium tritici vj quart. siliginis 
j medium auene. 

De bono kesselers v quart. siliginis v solidos. De bono quod 10 
dicitur daz buch in tercio anno x quart- siliginis. 

Jobannes Marscbal de bono.H6uberg ij quart. siliginis de 
bono dicto Hürwi iij quart. siliginis' iij ^ solidos. 

(bl. 56 rw.) H. Marscbal de bono H6uberg ij quart. siliginis. 

Johannes Stil de bono H. zem brunnen ij quart. tritici j 1 5 
medium siliginis j medium auene. De Hasenbützi in tercio anno 
V quart. siliginis. , 

C. von Honberg ^) ij modios vtriusque j medium auene. 

Ita Schützin de bono dicto willinen Hürwi vj quart. siliginis 
iij solidos L oua. 20 

H. Schütz de bono Schützen ij quart. tritici j medium sili- 
ginis j medium auene. 

C. Stil senior von dem obem Hof j quart. j terciam partem 
tritici j medium siliginis j medium auene. De Scopoza in gupfen 
ij modios siliginis j modium auene L oua v solidos. von dem alten 25 
gerüte iiij modios siliginis. von Hasenbützi in tercio anno v quart. 
siliginis. 

Rüdger Stil von obernhof j quart. j terciam partem tritici j 
modium siliginis j modium auene von Hasenbützi in tercio anno v 
quart. siliginier. 30 

Bürgi mantz de bono in H6nberg ij modios vtriusque j mo- 
dium auene. Item de scopoza in gupfen j modium siliginis ij 
quart. auene. 

(Johannes Winter)^) de bono in Murkart vj quart. siliginis 
j modium auene. De agro in st6ken in tercio anno j quart. 35 
siliginis ^). 

(Ru. villicus de Bailb dat de Ramsowe ij modios tritici ij 
modios auene iüj solides.) 

' C. Egbrechtz de bono des friien in Swaighusen v modios 
siliginis. 40 

1) Am Bande: de bono agnesen. 

2) Am Bande: j modium siliginis iiij solidos L oua. 

3) Am Rande: Item de bono Anshelms. 

4) Darüber geschrieben: junior de bono zuber. 

5) Darüber geschrieben: Rti. villicus. 

6) Am Rande von neuer Hand: de Ramsowe ij modios siliginis 
ij modios auene iiij solidos. ^ 



Digitized by VjOOQ IC 



230 

Bürgi Erzinger habet vineam in brunnadern soluentem nobis 
tres lagenas vini. De qua concessit partem vereus Augiam. uxori 
Jobannis dicti Hfiier et filiis suis qui sunt nostri monasterii qui 
debet dare sex quart. vini illo qui habet vineam^). 
5 (bl. 57 VW.) Curia Sacbsahusen soluit üij modios tritici j 

maltrum auene j modium piperis vij solidos. 

Trüllikon^). 
Curia in Trüllikon soluit xyj modios vtrinsque ij maltra auene 
ij modios pisarum j plaustrum feni j porcum valentem xij solidos. 
10 Quatuor scopoze quelibet soluit j modium tritici. 

Molendinum soluit x solidos denariorum. 

(bl. 57 rw.) C. celler habet mediam partem Curie et dat 

scopoza cellerarii j modium tritici. 

15 Item Sutor dat de octaua parte Curie auene j quart. 

legnminis. Item de media scopoza . . . ^). 

Dictus friie de quarta parte Curie ij modios tritici ij modios 
. siliginis ij modios auene ij quart. leguminis de quo dat celler ter- 

ciam partem., 
20 Dictus lang de quarta parte Curie üij modios vtriusque ij 

modios auene ij quart. leguminis. Item dat de octaua parte Curie 
ij modios vtriusque j modium auene j quart. leguminis. Item de 
scopoza Bua j modium tritici. Item de media soopoza ij quart. 
tritici*). 
25 Claus Hettlinger de media scopoza^) j quart. tritici. 

Bu. fnie de media scopoza^) ij quart. tritici. 
Johannes Beringer de agro ennet dem watte unam scapulam. 
Item de agris vor Hetzlis gehaide hinder Claus Canrats aker iiij 
denarios unam scapulam. 
30 Dictus Hettlinger et Claus Müller dant annuatim de proprüs 

agris ij denarios. 

(Scolastica. dat von wislis xviij denarios.) 
Bürgi von Husen de prato Benkouers xviij denarios itein de 
eodem prato dat kis dictus Giseler j fertonem piperis. 
35 (bl. 58 VW.) Ellicon''). 

Curia ibidem soluit v modios vtriusque ij modios auene L 
oua ij pullos. 

Ager des Roten j modium siliginis. 



1) Das Üebrige ist abgeschnittsn. 

2) Vgl. S. 224. 

3) Die punktirten Stellen sind Lücken, die durch Yerderbniss des 
Papieres entstanden sind, die sich aber aus S. 224 ergänzen lassen. 

4) Am Bande von neuer Hand: Item de scopoza lentfritz. 
6) Darüber geschrieben: Helis. 

6) Darüber geschrieben: zindelen. 

7) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaus, am Aasfiass 
der Thur in den'^Bhein. 



Digitized by VjOOQIC 



281 

Bonum Winmans j modinm siliginis. 
De area Rustis super quam residet iij quart. siliginis. 
Ager dicttis der Herren aker quum colitur ij .quart. siliginis. 
Scopoza Rud. Isenhutz ij quart. siliginis. 

Scopoza H. Isenhutz ij quart. siliginis j modium siliginis. 5 
De bonis super que resident iij quart. siliginis que dicun- 
tur Sweglers gut. 

(bl. 58 rw.) (Bürgi Notger)*) habet totam Curiam. 

Dicti Rusti de agro des Roten j modium siliginis. De bono l Q 
Winmans j modium siliginis. De area super quam resident iij 
quart. siliginis. De agro der Herren quum colitur ij quart. sili- 
ginis. Dß scopoza Ru. Isenhutz j quart. siliginis. Item de media 
mansu Stdlingers in Oerlingen iij modios vtriusque ij modios auene 
iiij solides* j aucam. Item de duobus Scopozis Zäwüschs in obral5 
martella ij modios vtriusque. Item de duobus scopozis in Nidra 
Martella que dicuntur Notgers viij quart. vtriusque ij modios 
auene. De scopoza des wirtes in örlingen ij vtriusque ij quart. 
auene. De Molendino in RüdliDgen viiij quart. tritici x quart. sili- 
ginis vj solides L oua duos pullos molares. 20 

Dicti Sürt de scopoza H. Isenhut j modium . siliginis de sco- 
poza Ru. Isenhutz j quart. siliginis. De Mansu StAlingers in Oer- 
lingen iij modios vtriusque ij modios auene iiij solidos deuariorum 
j aucam. De scopoza des friien in obra Hartella ij modios vtrius- 
que item de scopoza des wirtz in 6rlingen iiij quart. vtriusque ij 25 
quart. auene. 

Johannes Rusti concessit. C. celler deTrüllicon et Heredibus 
suis agrum situm in RAdiuar spectantem ad bonum des Sweglers 
de quo dat ad predictum predium ij quart. siliginis. Ad cellarium 
nostrum ij pullos Mauricii. 30 

(bl. 59 VW.) Slatte«). 

Dictus R&deler ij modios tritici ij modios auene ij puilos. 

Walther Strub von ober Slatt ij modios tritici j modium 
auene ij pullos. 

Adelhait wipfin viiij quart. tritici j pullum. 35 

Willi wipfin viiij quart. tritici j pulhjm. 
(bl. 59 rw.) Oberwile»). 

Curia soluit vij modios tritici j maltrum aüene j porcum 
valentem vj solidos novorum et oua. 

Item Johannes et Wilnhelmus Mösli fratres habent Curiam. 40 
Henkart*). 

Henkart x quart. tritici de quo dant hü sequentes. 



1) Darüber geschrieben: habet M6rler. 

2) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues. 

3) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues. 

4) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues. 



Digitized by VjOOQ IC 



3B2 

• 

H. dictus Himel uel Henkharter j roodium tritici. 
C. allinger nel güsselle j modinm tritici iiij solidos. 
Johannes Rebman nel Johannes Himel ^ quart. tritici de area 
forte Johannes Himel dat totum censum. 
5(bl. 60 VW.) Tegerloi). 

Curia ibidem dicta kelnhof soluit vij modios tritici j ma]tram 
aaene j porcum valentem vij solidos et oua. 

Flach 2). 
Guria solnit vij modios tritici j maltrum auene j porcum 
10 V solidos. 

Bonum lotsteters^) iij modios tritici j quart. tritici v solidoö*). 
Scopoza des töibers vj quart. tritici ij modios siliginis*). 
Scopoza Zehenders iij quart. tritici v solidos nouorura. 
Scopoza Hermaninen^) ij modios tritici iij modios auene''). 
15 Bonum Cinrat im wiler vj quart. tritici j modiunf siliginis j 

libram cere. 

Scopoza Baslers ij quart. tritici ij quart. auene®). 
Bonum Rud. de wile z quart. tritici ij modios auene v so- 
lidos nouoruro. 
20 Bonum daz Haglehen v solidos nouorum. 

Bonum R&. villici x quart. tritici ij modios siliginis ij mo- 
dium auene forte xviij denarios. 

Bonum der Mutierinen vj quart. tritici vj quart. siliginis. 
Bonum des Humpen soluit mediam partem. 
25 Bonum dictum daz Turlehen j medium tritici j medium siH- 

ginis j medium auene. 

Haglehen et turlehen habet kn6rring et dat ij modios tritici. 
Ad sex annos et postea soluit plus üel dicitur Humlingers gut sol- 
uit iij modios tritici iiij solidos. 
30 Bonum Walther celler de Andolfingen v quart. tritici viij 

solidos. 

Bonum strassers j medium tritici j medium siliginis. 

(bl. 60 rw.) (Hug. •) Guldihut) de bono lotsteters iiij modios 
35 tritici'®) V solidos. 

(Henni^^) erb) de bono t5ibers vj quart. tritici ij modios 
siliginis. 

1) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues, j. Dägerlen. 

2) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues. 

3) Darüber geschrieben: uel bollers. 

4) Am Rande: dat Boller. 

5) Am Rande: dat vischer. 

6) Darüber geschrieben: uel Holtzers. 

7) Am Rande: v modios auene v solidos. 

8) Am Rande: dat H. Swarz. 

9) Darüber geschrieben : dictus Boller dat. 

10) Darüber geschrieben: j quartale tritici. 

11) Darüber geschrieben: Johannes fisch. 



Digitized by VjOOQ IC 



288 

(H. Spallinger) ^) de scopoza zehenders *) iij tritici v solidos 
nouorum. 

(Johannes vischer)^) de scopoza Hermaninen ij modios tritici 
ij modios auene. (De*) bono Cfinrat in wile x quart. dat Cunrat 
X quart. tritici ij modios aaene v solidos nouorum.) 5 

H. Graber '^) dat de bono G&nrats in wile vj quart. tritici *j 
j modium siliginis j libram cere v solidos. Item de bono des Base- 
lers ij quart. tritici ij quart. auene. Bürgi friie dat de bono Ra 
im wiler x quart. tritici ij modios auene v solidos nouorum. 

Claus Notger'') de bono (Baslers)®) x quart. tritici ij modios 10 
siliginis j modium auene xviij denarios. 

H,^) Mitler de bono des mitlers vj quart. tritici vj quart. 
siliginis. 

Relicta C. dicti kellers de Trüllicon dat de bono Waltber 
cellem v quart. tritici viij solidos. - 15 

H.*^) Werder dat de dote viiij quart. tritici iij solldos. 

Johannes Hfimlinger de dote iij quart. tritici j solidum. Item 
de bono Bamlingers iij quart. tritici ij quart. siliginis. 

H. lang dat de scopoza strassers j modium tritici j modium 
siliginis dat forte Hug bacher. 20 

In folkicon^^) pratum ibidem soluit j librum cere*^) de agro 
in dem Hagentorn j fertonem cere. 

H. de Bach de agro uf Herten v solidos quem colit Rüdimis. 
Item de alio agro uf Herten iug solidos. 

(bl. 61 VW.) Item tria jugera sita in Engl et unum pratum 25 
ibidem situm an der Notger wis et unum jugerum vor müliberg 
quod spectat ad bonum Hugonis in dem Wiler quos agros et ju- 
gera iam colunt. Cunrat Holtzer et Elsi fiacherin de quibus de- 
bent annuatim dare ij quart. tritici Martin ad predictum Bonum 
et ad cellarium nostrum mauricii ij pullos tali condicione si non 30 
darent predictum censum ad predictum terminum und ain zins den 
andern zins erlüffi, so sont die vorgenanten äkker und wisen dem 
vorgesagten gut wider ledig sin an furzug. 
(bl. 61 rw.) Rinhain"). 

1) Darüber geschrieben: dictus knöring. 

2) Darüber geschrieben: ael wirtes. 

8) Darüber geschrieben: knöring C. Holtzer. 

4) Am Rande: filii des grabers. 

5) Darüber geschrieben: Bürgi friie, und am Rande: filii H. swartz. 

6) Darüber geschrieben: vj quartalia auene. 

7) Darüber geschrieben: Haglehen item Henni. 

8) Darüber geschrieben: Bürgi villici. 

9) Darüber geschrieben: Cunrat. ♦ 

10) Am Rande: folkicon. 

11) Dorf im zürcherischen Gebiete des alten Thurgaues, j. Volken. 

11) Darüber geschrieben H. Suter. 

12) Am Rande: habet hr. Arnolt. 
18) Dorf im badischen Elettgau. 



Digitized by VjOOQ IC 



2S4 

Curia solnit xxij frusta ij porcos valenteGuy solidos ntrumque ^). 
Claus ^) Sprittel de bono des Sprittels iij modios tritioi iij 
quart. siliginis iij modios auene. 

Peter Sprittel (ij modios tritici) de eodem bono iij modios tri- 
5tici iij quart. siliginis iij modios auene. 

Dictus Lotz ij modios tritici ij modios auene. 
(Predium der Sprittel soluit vj modios tritici ig quart. sili- 
ginis yj modios auene. Scilicet supra dicti dant censum.) 

De bono des Hubers dat H. Hnber ^) et frater suus j modium 
10 siliginis j modium auene. Item dant^) de vinea Hayendal (j mo- 
dium tritici) iij quart. tritici de vinea an dem graben j quart. tri- 
tici de bono des Roten ij quart. tritici. 

Verrenbach ^) de decima in pratis ij quart. auene j puUum •). 
Wernli Sprittel de bono des Roten ij quart. tritici. 
15 Welti celler de loucbringen de bono des Roten ij quart. tritici. 

De prato under des Snetzers Trotten ij quart. tritici''). 
Ru. ^) Syraon et uxor des verren dant de bono Symons j mo- 
dium siliginis. ^ 
Das var soluit ij modios siliginis ij modios auene quod jam 
20 habet Liiti wiggli cum sociis suis. 

Scopoza Müsellis soluit ij modios siliginis ij modios auene ^). 

Mansus in dangsteten quem dictus Johannes Hdrlinger dedit 

nobi£( soluit vj modios tritici j maltrum j porcum valentem v 

solidos ^^). 

25 Bonum Halwigen soluit iiij modios siliginis vj quart. auene 

quod habet Rü. Rot. 

Bonum Swainingers in danksteten soluit j modium siliginis j 
modium auene. 

De vinea des Hailders ' ') dat Hailder ij quart. tritici et uli 
30 Claus j quart. tritici. 

(bl. 62 VW.) Rudi Stierli de bono in küssach iij modios tritici. 
Relicta des Aptes de vinea ij quart. tritici. 



1) Darüber geschrieben : quorum sunt xij modios tritioi vj modios 
siliginis iiij modios auene. 

2) Am Rande: bAl. 

3) Darüber geschrieben: uel weberg gut. 

4) Ad cellarium. 

6) Am Rande: Hans tnillinger. 

6) Darüber geschrieben : de quo dant hü sequentes Herman Hüber 
de bono Roten ij quart. triticL 

7) Daneben gfeschrieben: quod habet Renwart Ad cellarium. 

8) Am Rande: Herman Hüber de agro etiam in Hayendal iij qnar- 
tarios tntici ad cellarium. 

9) Daneben geschrieben: (quod jam habet muselli scilicet negat 
ij modios tritici j modium auene forte non.) 

10) Daneben geschrieben : que jam habet lütis knabon scilicet dant 
aliquod yinum. 

11) Darüber geschrieben: habet Henni Swaininger. 



Digitized by VjOOQ IC 



235 

Bonum in Hailkain soli^it ij modios tritici ij modios auene f 
pullum autumpnale. 

Claus Salier de schafaea de vinea (j modium tritici xxx oua) 0- 
. Decima in omen Rüti soluit daobuB annis quantam soluere pt. 

H. Michel vnd Henni fromsock de agro Binder aichain j 5 
quart. siligiDis ^). 

Eatherina friesin de agro j quart. tritici j pullum ^), 

H. celler de Torculari ij pullos autumpnales. 

Dicti Riitinen soluebant quondam v modios siliginis. 

Rütinan in Münchilo soluunt quantum concedere possunt. 10 

(J4ggli vischer dat de agro.) Agrum des Rotun am graben 
j quart. tritici j pullum quem dat H. vischer. 

Nidra Rekken üij modios siliginis J maltrum auene ^). 

H. Büchler üij modios siliginis ij modios auene ^). 

Henni Bdchli ij quart. siliginis ij quart. auene. 15 

(H. celler yj quart. siliginis vj quart. auene.) 

(Claus friburger de agro.) 

Item Claus lugginen emit sibi heredibusque suis duos agros 
in dankstetten spectantes ad bonum dictum derSprittel gutquorum 
vnus adiacet dem sluchen, alter vero adiacet agro peter Sprittels20 
under Mettelen weg ze den nüwen wisen uf Mülital et debent an- 
nuatim dare ad predictum bonum der Sprittel yj denarios et ad 
cellarium nostrum Mauricii unum pullum. 

Nidra. 

Claus friburger de Tüngen dat de agro uno in louchringen2Ö 
iij quart. siliginis lüti bull de küssaberg de yinea in rindal j quart. 
siliginis. 

Jecli b&chli habet yj jngera dat in tercio anno ad cellarium 
Rinhain vj quart. siliginis ad cellarium nostrum ij pullos. 
(bl. 62 rw.) Baildingen«). 30 

Curia soluit vüij modios j quart. tritici viüj modios j quart. 
auene'') ij modios pisarum ij porcos uterque valens v solides. 

Celler qui colit Curiam predictam habet et Scopozam in obem 
Baildingen quam quondam colebant dicti zimberman soluit j modium 
tritici j modium aueue. 35 

Scopoza dicta Koufhailde que quondam vocabatur der Hafner 



1) Daneben geschrieben: Binder Aiohain j modium tritici xzx 
oua forte. 

2) Ad cellarium. 

3) Ebenso. 

4) Am Rande: (de quo dat bücher uel vischer.) 

5) Am Rande: Simon am Stalden de vinea am graben ij quar- 
talia tritici. 

6) Vgl. S. 136. 

7) Darüber geschrieben: vij modios tritici j quartale tritici vij 
modios auene j quartale auene. 



Digitized by VjOOQ IC 



236 

Bolnit ij modios tritici ij modios auene quam et habet celler 
adscriptus. 

Scopoza H. Mtoltz dat idem H. lütolt vj quart. tritici vj 
quart. auene. 
5 Scopoza an der Müli Hailden que quondam vocabatur Rudolfs 

an der Hailden soluit iij modios tritici iij modios auene quam habet 
lüti Hans. Item de Stampnowe viij solidos nouorum. 

De Mansibus in ober Baildingen quos quondam coluit Staini- 

mur qui postea vocabantur Ernis kofmans gftt soluit ij libras pi- 

lOperis dat peter friderich in deWalzh&t et habet eas nomine feodi.. 

Hof Hfiba juxta Baildingen que vocatur Hofsteten habet Jo- 
hannes de kayserstul dat j libram piperis. — 

(bl. 68 rw.) Item in Hallo we Johannes Oemli. 

Item G&htlingen Bürgi keller. 
15 Item Nunkilch Johannes Milter Johannes Niderhouer dictus 

Ohssener Herman Nurt von Siblingen Johannes louchringer Haintzli 
Stultz dictus Hallower de Siblingen. 

In Erzingen H. zoller. H. zoller filius Johannis zollers. Jo- 
hannes Wernhers H. Greten. Üolrich RAdgers. H. Widmer de 
20 BAI. Claus Marti de Balterswile. 

In TAngen Johannes Eman. Bürgi Egishain. 

In Titishusen peter kiinsinger Henni künsinger dictus Grus 
Claus servus filrich künsingers forte plures. 



J Meyer 



Zu Sebastian Bürster*) 



Ich habe dise sprachlich und sittengeschichtlich überauß wich- 
tige Publioation für Alemannia III 267 £f. benüzt; ich teilte die 
Sagen mit und reihte daran ein kleines Wörterbuch, worinn das 
Sittengeschichtliche, soweit es worterklärend ist, berücksichtigt ward. 
Da dem fleißigen Herausgeber es vorzüglich nur um Historisches 
zu tun war, er ist ja von Beruf Historiker — so glaubte ich ihm 
und den Lesern der Zeitschrift einen Gefallen zu erweisen, wenn 
ich von meinem Gesichtspunkte aus die Sache aufkläre. Eine sprach- 
liche Nachlese zu Alem. III 275 ff. stehe darum obenan. Für Ober- 
deutschland, ganz besonders für die SW-Ecke Deutschlands ge- 
braucht B. daß hohe Teutschland 13, wovon bekanntlich der Name 
„hochdeutsch" seit c. 1530 für die gebildete neudeutsohe Sprache 



1) Der Titel des Buches ist Alem. III S. 267 angegeben. B. lebte 
bis 1649 wie die Notiz in der Summa Salemitana in Frauenfeld besagt, 
eine Handschrift, deren I Teil in Karlsruhe ligt, von Mone einst ent- 
lent und nicht wieder gebracht. Ich habe im Bonner Litt.-Bl. 1876 
No 2 weitere Beitrage 6. und s. Werk betreffend mitgeteilt auf Grund 
einer Abschrift meines Freundes des Rektors JMeyer in Franenfeld. 



Digitized by VjOOQIC 



237 

sich ableitet. Es kann natürlich Elsaß nicht davon ausgeschlofsen 
sein. Vrgl. Alem. I 101 ff. Wie B. hierinn mit den Angaben des 
Jhds. so stimmt er auch in dem Namen Sd^wäben 53, Schwaben- 
land 222» Schwaben und Allgäu 283. Die wenigen alem. Sparen 
des % ü für ei, au^ (iu) eu finden sich in Garthi^ß 21 ; für (Feuer) 
22. 166. find, iünA 39. 165 und öfter; sprt^en, spreißen. Zu 
Alem. Ill 275 möge noch kommen: gwein (Gewinn) 84. einbrünftig 
(inbrünstig) 86. ^insbrugg 1 1 8. Das alte w^ st. wo hat B. noch 
beibehalten. Das volksetymologische lieutenampt 22. 85 ff. ferner 
das bekannte mier (wir) 22 ff.; quatier (Quartier) 28 seien kurz 
genannt. Zu Alem. 1. c. 276: falsche ö st. o und umgekert: köndte 
10. geschöpft st. ö 50; übel st. übel 10. ä st. a: ELskS^ß 53; Bän- 
deil 88. ast. ä: faßlin 14. jager 133. diebftahlen 133. stattlin 125. 
übernächtig 104. t« st. ü: mündlich u. s.w. Zu beßern sind: um- 
geschü^: umgeschücA;^ 29. geA;Zaidt: beglaidt 29. t;esen: tc'esen30. 
den Rothen .Thorhüter one Comma dazwischen 33. 34. mit butter 
backen 28 ist „mit" zu streichen. Ein Meersberger Delinquent aus 
dem Anfange dises Jhds. verlangt vor s. Hinrichtung als Lecker- 
bissen gebachenen oder gebratenen Butter d. h. ausgelassene B. 
Torggelbieter 28 dürfte es st. — better heißen; biet ist die Preß- 
tenne für die Trauben, großen 227 wird gruse, grause^ ^^^ '^^^i 
und das eingeklammerte Becher fallt weg. Allitteration : beißen 
und brechen 30. speidel und spähn 47. ablöfsung und abwöchs- 
lung 118. sprüßen und spetten 147. kisten und kästen, oft. ftetigs 
und Äeif halten 1 10. wehr und wafferi 7. 8. vollenden und verrich- 
ten 10. logieren und hegin 10. verbergen und verderben 36. schuz 
und schürmb 8. Vrgl. Assonanz: hunger und kummer 38. Damit 
sind, wir zur Tautologie, einem Erbe der alten Rechtssprache^ bei B. 
gekommen: getrüUet u. abgerichtet (von Soldaten) 7. yeben u. 
exercieren 7. sperren u. verhindern 8. in grund ruinirt u. ver- 
dorben 9. berichten u. demonftrieren 10. wo sie entrinnen u. hin- 
auTs selten 11. reichlich, grofsen u. überflüfsigen herbft 17. das 
schöne, heroische, majeftätische gewölb 21. abgebrennt u. zu aschen 
gemacht 21. bleiben u. s. leben lassen 25. vergebens u. umsonfb 48. 
new, seltsam u. ungewont 10. loß u. abkommen 87. sich einsaufen 
u. überweinen 161. berait, verfast, gerüst zum angrif 197. mit 
gehaiß, wüUen und vorwißen 111. Dinge wie: unter trummelen 
und trompetenschlag und klang 174; der rote Thorhüter 10. 33. 
34. der lange Spiefsträger 18. (vrgl. das weisse Hof bräuhaus in 
München.) laufen mit unter, wie denn auch Syntax und Sazbau 
oft zu wünschen übrig lassen. S, XVI. In volkstümlichen Ver- 
gleichungen ergeht sich B vilfach; den Hagel anfürend sagt er: 
ftein alß (wie) die hännenayer 16. ftein wie die bon (Baum-) und 
haselnüß 14. Von großem Schnee: es hat 77 Schnee über ein- 
ander gelegt 9. Die Feinde hätten Markdorf so ausgeplündert und 
ruiniert, daß sich schier kain mauf^ mehr darin kendte verhalten 
165. Einen um das äul^erste angehen gibt B. mit „einen um des 



Digitized by VjOOQ IC 



2ae 

jüngsten Gerichts willen hitten'^ 170. für schwach: yotl einer Muggen 
umgestofien werden 196. künderwerk gegen, 9. k. und schadten 37. 
Eine Bauernregel: Memennebel, Mayenhagel; diß sprüchwort hat 
wol gölten und operirt diß jähr 90. Bei Wichtigtnereien in Kleinig- 
keiten: jeder Laus einen Sack machen 150. Bärsters Humor kommt 
wie bei Ulrich Megerle häufig zum Durchbnich, sieh unten. Hier 
etwas Spottes über schlechte Trauben: die Vögel hätten das 
Grimmen daran gefrefsen 142. — Tiernamen: ein schöner, grofser, 
grawer hund Schori genant, wolfart, aus Maurach 11. pferde und 
ross 187 wird wol Tautologie und nicht Unterscheidung von Für-« 
manns- und Schlachtpferd wie in der alten Zeit sein. — Ein Jar 
das gute Gersten bringt heißt kurzweg Gersienjar 9; in dem es 
vil Grimmen und Bauchweh gab heißt wortspilend: grimmiges jar 10. 
Vgl. die Anienung von erkrimmen an Krimküd in den Nibel. 13, 
1. 2. Dazu Lachmann „Zu den N. und der Klage'' S. 10. Die 
Wochentage bringen einen phiinstag für Donnerstag 29; gleich 31 
aber donstag. Jenes ist bairisch, wie denn einzelne Andeutungen 
bairische Einmischungen erraten lassen? Die Zeitbestimmung ge- 
schieht nach Qtiadranten= V* Stunde 114. 121. 147. Der Reb- 
mannssprache gehört wie Torggel so Berg an: under und ob den 
bergen d. h. Weinbergen, (in den Weistümern öfters) 16, 17. Wein 
hhalten, unterbringen, auf be waren 16. 17. kübel und gelten 17 
sind kleine und große hölzerne Gefäße ; Zuber, länglicht oder rund; 
vrgl. Waschgelte, allgem. Standen sind hoch und ganz groß, zum 
Eintreten der Trauben 17. Jemand mit Wein speisen d. h. zu 
trinken verabreichen 17.^ Beben Vorhäuser, kleine Weinberg- 
hütten 42. Oertlichkeiten sind Alem. lil 276 ff. einige aufgefurt. 
Dazu das Christoffeltor 1 47 (Ueberh) trug warscheinlich St. Christo- 
phorus, den großen weithin sichtbaren Heiligen gegen den „gäben 
Tod", als Bildnis. Vrgl. meine Ausgabe v. J. Frischlin's Hohen- 
zolL Hochzeit S. 141. Grundtor 42. HelUor, Hölltor 46. 57. 
(offenbar zu altem h&li, steil, praeruptus). Kunkelgassen, 46. Der 
Tamb, Damm zu Gonstauz 44. 167. 193. Morderhölzlin b. üeberl. 
Eine üffTdrchej Alem. 1. c. ist auch seit uralter Zeit auf dem Can- 
statter Kirchhofe. Ich lasse nun 1 ) Berichtigungen, Nachträge zum 
Wb. Alem. III 276, 2) eine kleine Anzal neuer Wörter als Nach- 
lese folgen. Zu Ablaß vrgl. Merk ^ 30 : emissarium Wassergatter 
o^ev Ablaß. Beren: wo (imweyer) man bereitung des garns oder 
des Feeren keine köften darf anwenden. Anaftasius Villinganus 
Predigten III 91. 1746. Brädschig: in der Baar werden die sog. 
wälschen Bonen aus den breiten „Hülschen" ausbrätschet. Dimmer, 
In Mich. Schäefers Predigten Tüb. 1609 II 449: und zwar gegen 
Abend, da es schon finster und dümmer ist u. s. w. Dudemerlin 
muß wol Budenierlin heißen, etwas Geringes, was kaum einen 
Wert hat. DW II 1499. (Frommanns Ztschr. IV 113. 70.) Ehr- 
fart heute nodi in der Baar üblich. Dazu sieh Ehr dienst 111. 
Ehrtrunk ll8. Einschanzen: Also knnfbreich iA nemblich* die 



Digitized by VjOOQ IC 



289 

ewige Weisheit daß sie auch mit dem Wasser die Ihrige einschanzet 
und von dem ungestümmen Wüten der Menschen yersorget. — Dahero 
nicht unhillich der Jonas in dem Wallfisch an das Gestad fahrend 
sagt: oircumvallavit me abyssus: der Abgrund hat mich einge^ 
schanzet S. 161.. Eurtzweil der Ewigen Weisheit in verwunder- 
lichen mit Schimpf und Ernft untermischten Geschichten aus dem 
Leben der Heiligen u. s. w. Conftanz 1690. S. 160. Einsizen: 
einsüz m. weil der marsch und einsüz zue Buochhorn gar langsam 
hergangen 11. Ztw. = die Kutsche besteigen 20. Erfilzen vrgl. 
Aus falzen: ja wie die Eltern die Kinder scharpf ausfültzen welche 
auf schöne Kleider gar kein Sorg haben II 34. Indeme der geift 
bald da war (v. einem Toten, zu Gaft geladenen) ihn ausfültzte, 
daß er einen Gaft geladen und nichts aufstellte etc. Lac Parvu- 
lorum ed. RP. Lucianus et PF. Anaftasius Viliinganus Capuc. 
Augsb. 1746 III 122^. Fangte sie ihne an als ein meisterloßen zu 
filtzen und zu balgen (schelten) u. s. w. Kurtzweil der Ew. Weis- 
heit 1690 S. 295. Ermhd: ein geborener Salemer in Seitingen 
(Baar) behielt erembden = ernten mundartlich auch nach seiner 
Üebersidelung bei. Das Subst. kommt noch bei B. vor 14. 31. 
132. 166. Fohle scintilla, favilla vrgl. Statutarrecht von Schaff- 
hausen, hs. (bringt die Alemannia Bd. V) v. 1385: Daz nieman 
soll föllan brennen in der statt. Wir haben och gesetzet, daz 
nieman sol ßllan brennen in unser ftatt noch in unserm graben 
und swer daz brichet, der muß unser ftatte ze büße geben ain 
pfunt phenning als dik er es tut. Ganter: in der Baar (Seitingen) 
ist Briiggey eine mit 1 oder 2 Brettern, Balken abgesonderte Stelle 
im Keller für Obst, Kartoffeln, in der Scheuer ist Ganter fm Frucht, 
für Abfall von Getraide wärend des Dreschens und Säuberns. 
Groppen: der hat gfischet (beim Heiraten) biß daß er a Gropp 
(böses Weib) ghett hat; von einem, ders recht gut machen wollte 
und hereinfiel, Baar. Halbe: Häberhälba^ Baar, Seit, in den 
Betten statt Matrazen oder Strohsäcken. Vrgl. Weist. IV 415: vff 
einen Mantel haber spreiten, das khein sprür noch helwen daran 
behangen mög. Hölzbeugen sieh einbeigen Ztw. 46. Klumpsen- 
gugger vrgl. Klumpse: weil nun der geift de» Finfternuß sich in 
alle Mumpsen und winkel verschliefft etc. Kurtzweil der Ewigen 
Weisheit 1690 S. 210. Einen Gonventbruder Aach der wunder, 
schaute zu einer klumbsen hinauss u. s. w, S. 210. Knastlen: die 
Sau hnastet, wenn sie Kernobst u. s. w. frißt (Baar). Läden : die 
größte Art der Bodenseeschiffe, 4 — 5' im Wasser gehend; früher 
nur in Lindau und Bregenz nach Gonstanz, Stein a. Rh. und Schaff- 
hausen geladen. Eine Lädt ist 110' lang, auf dem Boden 14' 
breit, der Segelbaum 82' hoch. Das Segel ist 28 V4 Ellen lang, 
oben 24, unten I6V4 Elle breit; 1500 Zentner ladungsfahig. Lai- 
chen: in der Baar heißt man das Zusammengehen der ledigen Bur- 
sche und Mädchen loacha, laichen: zemmäloacha; sieh noch S. 26 
bei B. die Predigten des M. Michael Schaefer Tüb. 1609 II Tl. 



Digitized by VjOOQ IC 



240 

9 Predigten u. s. w. S. 151 enthalten die Stelle : welch groß Wetter 
und Unglück ist dann bereit denen, welche mit tinter einer Decke 
ligen, mitlaichen, ja sogar mit zum Sünden helfen? Landenherger : 
Hans von Breiten-Landenberg hatte 1526 dem Hans v. Rechberg 
die Herrschaft Schramberg abgekauft. Wegen Pürschstreitigkeiten 
ward der v. Schramberg v. den Rotweilern d. 26. Aug. 1538 ge- 
fangen, auf eine Märe gebunden und nach Rotweil in die Haft ge- 
bracht. Der Bon nam Rache und mit Hülfe von Bundesgenossen 
brannte und mordete er um Rottweil. Daher der „Schreckensruf". 
Sieh Rot Weiler Ob. -Amts-Beschreibung S. 249. In B. Baaders Sagen 
V. Baden S. 69 flF. kommt ein Gespenst des Namens vor. Lotze: 
es sind die Enden der hölzernen Wasserrören, die in einander ge- 
fugt so lange Wasser durchdringen laßen, bis sie mit Blechplatten 
ganz von Außen abgeschloßen sind; das Blech heißt dann ebenso. 
Bei Verstopfung wird ein kleines Oblongum herausgeschnitten, die 
Röre gereinigt und ein Holzstück derselben Form eingetriben: dise 
wunde Stelle und der Keil heißen auch Lot gen oder Trucken (Sei- 
tingen^ Baar). Ist wol nur d. Naturlaut nachgebildet, den das 
Wasser an solchen Stellen gibt. Vrgl. Merk » 24: papilla, Loch am 
End des Teuchels dadurch s Wasser außlauft wie ein Wärtzlin. 
Nase, vrgl. eines krummen naßenzugs zu vergleichen 226. Pfaffen- 
rörUn, volksetymologisch, -schläpple, (Baar) vrgl. Taraxicum, eft 
Dens leonis sive Cichoreum sylveftre. Belgisch : Paarde-bloemen, 
Hengfte-bloemen, Papenkruid, Kanker-bloemen, Honds-Rozen, Schurft- 
bloemon. G. Ffaffen-hlaty Münchs-kopff, Korl-kraut, JPfaffen-örlein, 
L&nenisaJin, Stephani Blancardi Lexicum medicum renovatum. Lug- 
duni Batavorum 1756. 8^ S. 925. Frisch II 46°: Pfaffenröhrlein, 
wann die Samen-Federn am Taraxicon abgeblasen sind, gibt es eine 
Mönchs-Platte. Schmeller-Frommann I 421 ebenso. Preis: preiss- 
gelassen 152. Bosenobel 74. 75. Auf der einen Seite eine Rose 
mit der Umschrift : Jesus autem transiens per medium illorum ibat. 
Fäßch, Kriegs-Lexicon, Dresden u. Leipzig 1735 S. 1188. Schreffen: 
in der Baar heißt es von der oberflächlich überfrorenen Straße: 
sie ist gschrefflet. Segi: es gab eine Segin, die nur in die Tiefe 
des See's gesezt war füt große Fische, und eine Gangfischsegin für 
Gangfische, Hechte, Forellen u, s. w. Strümpfd: so mag sy (das 
Weib) den strümpfel selbs vsziehen vnd in den wyger werfen vnd 
das Wasser nemen. Weist. IV 311. Vogel, vrgl.: Sie leben wol, 
seind guter dingen, mit bei^ändiger Abwechslung der vnmässigen 
und verbottenen freuden vnd wollAften, lassen gut Vögelin sorgen. 
Leicht- oder Ehrenpredigt — auf Rudolph Hannibal Graffen auff 
Reithnaw — in Orsingen gehalten 1671 v. e. Capuziner. Conft^z. 
40 C. Vrgl. Uhland VolksHeder No. 235 S. 615 Str. 3: 

Auf meiner weis wil ich hinauß 

das vöglin lassen sorgen 

und frölich sein nur überauß 

vom abent an bis morgen u. s. w. 



Digitized by VjOOQ IC 



ä4l 

Folgende "Wörter habe ich femer mir angemerkt: ahtrelhefi^ 
jemand, v. d. Belagerung 23. 59. abtrucken, swv. sich davon- 
machen 124. beifangen, das, Einfangen 27. beichterei, Wonung 
des Beichters, d. h. einem weiblichen Kloster vorgesezten Geistlichen 
oder bloss die Stelle eines solchen 159. beihalten stv. aufnemen, 
beherbergen, unterbringen 10. besacken, sich, 188. bschaidtj be- 
schaidty m. verabredete Zusammenkunft und der Ort 99. DW 1 1552. 
Schmid 456. biwaggi 19. bossei^i reissen, machen 18. 107. brän- 
nerische trappe 21. einheben, in Verdacht einer Beschuldigung 
bringen 124 (Herausg.). erschuldigen, entschuldigen 150. ertrös- 
tung, f. 193. für der: das laub ift f. war (22) d. h. hervorge- 
trieben, ausgeschlagen, fürschlagen und bereichern, vorwärts kommen 
an Gut und Habe 109. gesteht t7oZ = krottenvoll 192. gatter, 
Gitter, großes, Schutegatter 106. 147. bis hinauf^ etwas lernen, 
ganz, genau bis zum äußersten 10. impten, swv. v. imbutire, ocu- 
lieren, pfropfen 130. krag ab machen 248. kure vertrinnen 20 
(2mal). 29: kaum noch davon kommen, schnell fliehen, landgarh, 
f. 114; vrgl. Alem. I 161. laube f. Fußboden 164. mattin, 
Matutin (hora m.) 31. vrgl. 109. mordjö schreien 148. ohnge- 
kruobt, nicht ausgeruhet haben 100; gWtwba, ausruhen, heute. 
plantieren, swv. pflanzen 163. pompisch 178. prophan Sachen 43. 
schärfe, Schärpe 125. schweben, v. e. Armee 8. schwenckfäldisch 
144. setzen, in jemand, zusezen, anligen 11. speisen. Abendmal 
nemen u. geben 127. sprachen, geheimnisvoll sprechen mit jemand 
127; vrgl. m. Augsb. Wb. s. v. thürvmsch und verüebig 99; vrgl. 
Arpagaus v. Ghur S. 19: daß er nicht ein weinzapf oder durmisch 
sei : non vinolentum non percussorem, ( Antw. auf die Jenaer Lit.-Z. 
1875 No. 49 S. 865.) trummelstraich 103. übertreiben, v. Augen 
108. 142. 149. verschießen, erschießen 23. vertrinnen, entrinnen 23. 
unndungen, Winde, ftarke w. 90. eeit- und standschießeu 7. 
zwungnerweiß 29. 

Sittengeschichtliches, Die alte Geschichte, daß die Kaiserlichen 
vile Gräuel verübt und diselben den Schweden zugeschoben wurden 
begegnet auch hier 96. 128. 165 (Baiern)« Die ganze Clerisei 
unter Waffen 41. Ermordung von Soldaten, die aber übel be- 
kommt 99. 117. Kämpfe mit Marodeurs 97. Leichen für den 
Transport in einen Sack schieben 23. Wolf- und Saujagden um 
Salem 111. 132. 139. Diebssoldaten gehenkt mit Stroh in der 
Hand 129. Vierteilen und Aufhängen der Stücke 170. Dem Aber- 
glauben seiner Zeit trägt B. teils versteckt Rechnung, teils ofi^en 
wie aus den mitgeteilten Sagen erhellt; wir begegnen aber auch 
einem ganz gesunden, verständigen Sinne, 43. 48. 49 ff. Im Spott 
gegen die Schweizer, Wirtemberger, üeberlinger, die Fürstenberger, 
Baiern u. s. w. ist er groß. Vom Schweizer Verrat, vom Kuh- 
land 39. 184. 202. 210. Wirtemberger auf Hohentwiel 223. üeber- 
linger 194. 221. 222. 148. 47. Fürstenberg 19. Baiern 118. 
Vrgl. meine Anzeige im Bonner Litt.-Bl. 1876 No. 2. Zu den 

BirliBger Alemannia IV 3 16 



Digitized by VjOOQ IC 



242 

Alem. ausgehobenen Sagen ebenda! leb füge nocb einige weitere 
Beiträge zu den Schweden- und Bürnausagen an, die icb kürzlicb 
ans der Constanzer Umgegend gewann. 



1 Dann eben an jenem Tag (8. Herbftmonats) da .diese mut- 
willige und abgesagte Mariae Feind allerley gespött mit denen 
Heilig. Bildern in der Greuzlinger Eircbe getrieben und ein ge- 
schniztetes Bild der Göttlicben Mutter mit einem spieß in der band 
an ein Eck gegen der Stadt zum Hobn und Gelächter ausgesezet, 
baben sie von denen Belagerten viele Stoß und Scblappen bekommen 
und endlich den Plaz räumen müssen. Es haben auch glaubwürdige 
Zeugen betheuret, das sich Maria, diese Yi,eu erwählte Schußfrau 
ober der Kirche der FF Augustinern hey heller Mittageeit in dem 
Ijufft erhoben und mit einem herrlichen Glanz umgeben eben zur 
selber zeit habe sehen lassen* Ja einige aus denen Schweden selbft 
bekannten, das sie öfters währender Belagerung eine überaus schön 
und hellbestrahlte Weibsperson von dem JRheinecker Thurn gegen 
dem Creuzlinger Thor ober der Stadt gehend gesehen haben. Aus 
diesem erhellet Sonnen klar das Maria die Stadt mit ihrem schuz- 
reichen Mantel bedecket und wider ihre feind in eigener hoher 
Person geftritten habe. 

Marianische Gnadenquell in der Lauretanischen Gapell auf 
dem Staderberg zu Oonftanz. Neue Auflage. Conftanz, Waibel 
1772. S. 9. 

2 A. 1642 den 26. Wintermonat — war der Ehrlach — 
Tor die Petershauser Schanz aogerucket und suchte selbe zu über- 
rumplen und einzunemmen ; tvurde aber von einem gehlingen Schrecken 
überfallen und abgetrieben. Ja es bezeigten etliche Burger eben 
zur selben Zeit einen hellen Schein ober der hlg, Capell gesehen- 
zu haben, Ift also ganz leicht zu schließen, daß diese feindliche 
Fledermäuß und schwärmerische Nachtvögel die Marianische Gnaden- 
fbrahlen geflohen haben. 

Ebenda S. 35. 36. 

Eine „Cronica von Collen" (II Bd. der Köln. Chroniken) 
S. 128 ad 1269 berichtet gelegentlich eines Krieges: „Got der 
here der offende deme herzogen van Cleve sine ougen, dat hei 
sach op der ftat Coelne portzmuiren de hilge Moire ind de hilgen 
eilfdusent megde mit eren vanen ind mit crucen, ind gebenediden 
ere stat Coelne ind ouch ir bürgere." Gotfrid Hagen V. 3905 ff. 

Der goide Got, he leis da sein 

ein zeichen wunderlich geschein: 

der greve van Cleve eins naichtis saich 

in sime paulune, dar hei lach 



Digitized by VjOOQ IC 



^43 

eine der aller schoinfter jonfrouwen, 
de hei mit ougen ei moichte beschouweii, 
gecroint mit einre güldenen cronen. , 
Hei saich der minnenclicher schonen 
wail eilf dusent junfrouwen volgen na. 
Nochtan so saich hei alda, 
dat de selve coninginne • 
umb de mure van Colne geinc mit sinne 
und droich eine kerze in irre hant n. s. w. 
Köhi. Chr. I 133. 

II 

1 Den 38. Mai starb zu männiglicher Erstaunung Ihro Hoch- 
würdeii und Gnaden der. Herr Reichsprälat Anselm in der Blüthe 
des Alters — 46 Jahre — nach einer fünfvierteljährigen Regierung. 
„Der übelgesinnte Pöbel streunte vieles unartige über diesen Tod- 
fall aus und scheueten sich nicht schwache Geister zu glauben, er 
seye zur Straff der übersetzten Bümauischen Wällfahrt erfolget,^ 
Alt-Bürnau gehörte nämlich den üeberlingern ; die Salemer aber 
wollten die Wallfart auf ihrem Grund und Boden haben. Der 
Pöbel war ergrimmt, wie man an dem Grätknecht Ilmensee er- 
faren. „Aber Ihro Excellenz der Hochwürdigste Legat zu Lucern 
wäre eines gesunderen Sinnes; massen als er dieses freventliche 
ürtheil und Verläumdung gehört, antwortete er voller Eifer und 
Geist, daß die Sach sich weit anders befinde, dann die göttliche 
Mutter habe fein geschwind Ihme wollen den ihr erzeigten Dienst 
und Müh waltung vergelten. 8. 9. Nun zweifelte aber das Volk an 
der Echtheit des Neubürnauer Bildes: „zumahlen aber ein unver- 
nünftiges Gericht übelgesinnter Gemüther in Erfahrenheit gebracht 
haben, als wäre die nacher Neu-Bürnau zu übersetzende Bildnuß 
der göttlichen Mutter nicht mehr das Uralte Gnadenbild sondern 
ein anderes", so hat feierliche öffentliche Prüfung stattgefunden. 
Aus der Vermoderung des Holzes und den von den Holzwürmern 
verursachten Löchlein des entkleideten Mirakelbildes konnte man 
das nur zu gewiße Altertum handgreiflich ersehen. Besonders be- 
zeugte das der Vaß- Maler Antonius Greising, Burger zu Ueber* 
lingen, der es schon mit seinem seligen Vater ausbeßerte. 

Gelegenheitsschrift 2^ v. 1751: Maria in Neubürnau. 

2 Kirchenfrevel beftraft. Als Alt-Bürnau bei üeber- 
lingen abgetan und die Wallfart auf Salemisches Territmium über- 
getragen ward in der Mitte des 18. Jhds. wollten es die Reichs- 
ffcädter nicht leiden. Ein Grätknecht ^) J. G. Ilmensee riß das Ex- 
communications- und Interdictspatent an der verschloßnen Kirchen- 
türe zu Alt-Bürnau ab. Der wurde schrecklich am ganzen Leib 
aufgeschwollen und erkrankete dergestalt, daß es gefahrlich schien 

1) Hafenknecht. 

Digitized by VjOOQ IC 



244 

tind er toaste vom Beichtvater absolviert werden. Den hat er 
auch feierlich und reumütig für sich abbitten laßen. Nach seiner 
Genesung muste er „zu Salem wallfahrten und allda bei der 
wundcrthätigen Bürnauischen Mutter Gottes Bildnuß den 11. Sept. 
von 8 — 9 Uhr beten» hernach aber bei dem Eirchenbau 8 Tage 
lang ohnentgeltlich arbeiten." 

Maria in Neubürnau. Constanz 1751. 2« S. 6. 

ABirlinger 

Ofensprüche 

aus der Gegend von Calw 

Die irdenen Kacheln, auf welchen folgende Spruche, nebst 
schönen (meist rebusartigen) Bildern stehen, sind nicht am Ofen, 
sondern um denselben an der Feuerwand befestigt, und sovil zu 
erfaren war, meist von einer seiner Zeit berümten Hafnersfamilie 
in Neubulach (der Bergstadt) verfertigt, deren Namen aber bis 
dato nicht herauszubringen war. 

Die meisten Sprüche sind in Schmieh, Eraberg, Röthenbach 
etc. sämmtlich um Calw gesammelt. 

1 Alte Weiber und stumpe Besen 

Sind in ihrem Leben noch nie nix gewesen. 

2 Gott allein ist Helfersmann 
Der uns alle retten kann. 

3 Drei Kaiser und drei König 
Sind unserem Gott zu wenig. 

4 Gott allein die Ehr 
Und sonst keinem mehr. 

5 Ich will gehn und tapfer laufen, 
Und mein böses Weib verkaufen. 

6 In diesem Rosengarten 

Will ich meinen Schatz erwarten. 

7 Unsre Magd, die Annakaett 
Frisst so gern den fetten Speck. 

8 Ich bin ein Vogel allerding. 

Des Brod ich ess, des Lied ich sing. 

9 Unsre Magd heisst Ann 
Sie hsett so gern ein Mann. 

10 Sehet doch, ihr liebe Leut' 
Wer auf diesem Gaisbock reit\ 
Was ist doch dieser für ein Reiter, 

Ich glaub, es ist wohl gar ein Schneider. 

11 Wie viel Pein und Klagen 
Vom Morgen bis zum Abend! 



Digitized by VjOOQ IC 



245 

12 Gott der Schöpfer, War der erste Töpfer, 

13 Das ist das Beste in der Welt, 

Dass Tod and Teufel nimmt kein Geld. 
Sonst müsst ein mancher arme Knecht 
Sterben vor dem Reichen weg. 

14 Dies Jahr werden die Masdchen -lachen, 
Da ists gut Hochzeit machen. 

15 WsBr ich befreit von. diesen Dreien: 
Ümgeld, Accis und Steuren — 

So wollt ich mich gut nsehren. 

16 Mein Mann, der wser mir noch so lieb. 
Wenn er nur aus dem Wirthshaus blieb. 

17 Lieb in Ehren, Wer wills verwehren? 

18 Wenn einer warme Suppe hat 
Darneben Wein und Brot 
Und habe keine Schuldenlast 
Bei dem hats keine Noth. 

19 Ich bin gewesen in Hessen 
Da giebts grosse Schüsseln 
Aber wenig zu essen. 

20 Mein Weib die muss gezanket sein 
Sie lebt nicht nach dem Willen mein. 

21 Was steht ihr da zu gaffen? — , 
Geht heim zu euren Sachen. 

22 Bratwurst ist eine gute Speis, 
Gelt, du möchtest auch, Mattheus? 

23 Auf einem grünen Wasen, 
Da laufen Fuchs und Hasen. 

24 Mutter, rieht die Suppen an, 
Dass der Vater essen kann. 

25 Diese Schüssel hab ich noch, 
Dass mein Mutter Enöpfle kocht. 

26 Der Hahn thut früh aufwecken 
Den faulen Knecht und Magd. 
Sie thun sich erst recht strecken. 
Und schlafen bis in Tag. 

27 Mein Mann bei der Stubenthür 
~ Weist alle Narren her zu mir. 

28 Wenn die Weiber sehen den Schnee, 
Thut ihnen auch der Bauch schon weh. 

29 Mein Freund, ihr müsst mich nicht z' hart heben 
Um 15 Karolin will ichs geben, 



Digitized by VjOOQ IC 



246 

Um 100 Thaler gebt sie lier, 
Ich gebe euch gewiss nicht mehr. 

30 Schweinefleisch und Leberwurst 
Haben mich schon oft erfrischt. 

31 Wer recht Geld hat, der isst Schinken 
Und wer keins, kann dran denken. 
Wer Gold hat, der sauft den Wein, 
Und wer keins hat, kesst es sein. 

32 Das Essen ist schlecht, das Trinken bleibt aus 
Ich bleib nicht mehr in diesem Haus. 

33 Der Hansel u. Gretel sind brave zwei Leut, 
Der Hansel ist narret, die Gretel nicht gscheid. 

34 Auf einer grünen Höh^ 

Da laufen Hirsch und Reh. 
3ö Ach was soll ich fangen an, 

Jezt kommt der Winter, und ich hab noch keinen Mann? 

36 Hinter dem Ofen sizt meine Frau 
Man heisst sie nur die schwarze Sau. 
Hinterm Ofen und in der Höll, 

Ist aller bösen Weiber Stell. 

37 Ist das nicht eine harte Pein, 
Bei 40 Jahr eine Jungfer sein? 

38 Trink ich Wasser, so stirb ich, 
Trink ich Wein, so verdirb ich. 
Lieber Wein getrunken, und verdorben, 
Als Wasser, und gestorben. 

39 Wenn einer hat ein schönes Weib, u. 1000 Dukaten bar Geld 
Der ist glücklich in der Welt. 

40 Morgen plagen mich wieder neue Sorgen 
Wer mir thut den Eafee borgen. 

41 Wenn einer ein faules Weib hat, 
Wie kann er fröhlich sein? 

Er muss des Morgens früh aufstehn 

Muss selber brennen ein, 

Muss auch wohl ohne Suppe sein. 

42 Schöne Platten, gute Kiesen 

Wird noch mancher meiden müssen. 

43 Gönne auch dem Thier sein Rast 
Von dem du so viel Nuzen hast. 

44 Ich trug die Waar (nemlich sein Weibl) herum im Land, 
Und nirgends einen Eaeufer fand. 

45 Seht, wie der Jörgle lacht, 
Wenn sein Mutter Küchle bacht. 



Digitized by VjOOQ IC 



247 



46 Rüben, Rindfleisch, Salz und Reis 
Das ist eine gute Speis. 

47 Ehret doch den Bauernstand, 
Er ist der erst im ganzen Land. 

48 Gott hat die Welt schön zugericht 
LsBSst uns an Nahrung fehlen nicht. 

49 Unsre liebe Dorothe 

Sizt im Bett, und fangt die Flöh. 

50 Die schönen Jungfern hat Oott geschaffen 
Für Bauersleut, wie für die Pfaffen. 

51 Die Blumen malen, ist gemein, 

Den Geruch zu gelsen, gehört Gott allein. 

52 Drei Rosen auf einem Stengel 

Lass dich küssen, mein lieber Engel. 

53 Herrendienst und Vögelesgsang, 

Thut gar schön, aber wsehrt nicht lang. 

54 Meine Frau, die kann gut kochen, 

Sie frisst das Fleisch, gibt mir die Knochen. 

55 Mein Weib, des Hexle schilt und zankt mit mir. 
Schmeisst mir mein Saufen aelle Tag fiir. 

56 Goldgelb im Beutel, 
Grasgrün auf dem Feld 
Leibfarb im Bett — 
Das sind drei Stück, 
Die jeder gern hsett. 

57 Es kann noch Vieles auf Erden 
In vielen Stücken besser werden. 

58 Droben auf der Höh' steht ein Hirsch und ein Reh. 
Dnd eine Jungfer steht dabei, 

Hat kein Pulver,^ kein Blei. 

59 In dem Teller steht ein Stern, 
Nach dem Essen trink ich* gern. 

60 Wenn die Hasen können nicht mehr laufen 
Und die grossen Herrn haben kein Geld 
Dann siehts übel in der Welt. 

61 Du schenkest unser täglich Brot> 
segne uns, du lieber Gottl 

62 Unser Magd heisst Lis, 

Sie nimmt so gern en Pris. 

63 In meines Mannes Sonntagshosen 
Ist mir das Beste eingeschlossen. 

64 Der Wein hat zwei Msengel: 
Der gute verderbt den Beutel, 
Der schlechte den Magen. 



Digitized by VjOOQ IC 



248 

65 Wir kommen von Jerusalem 

Und so wir^s Geld versoffen haben, 
So gehen wir nach Betlehem. 

66 In meiner ganzen Nachbarschaft 
Sind alle Maedchen tugendhaft. 

67 Ein Pfaff ohne Kutten 
Ein MsBdchen ohne Dutten 
Ein Reiter ohne Pferd 

Die drei sind keinen Heller werth. 

68 Das starke Ross scheut keine Müh 
Ein milder Herr erleichtert sie. 

69 Ich siz zu Tisch, und esse (Fisch) 
Und (Vögel) meine Frau. 

70 Der Hund theilt seines Herrn Gefahr, 
Er stellt das Bild der Treue dar. 

71 Ich liebe dich aufs allerbest 

Thu du dein Vogel in mein Nest. 

72 Ein Weib, ein Esel, eine Nuss 
Diese drei man klopfen muss. 

73 An der Jungfer und am Fisch 
Das mittler Theil das Beste bt. 

74 Glücklich, und dem Fürsten werth 
Ist, wer sich mit Arbeit nährt. 

75 Bist du ein Armer vor der Thür 
So komm herein, und iss mit mir. 

76 Der ist weis und wohl geschickt 
Der seine Hosen selber flickt. 

77 Distel und Dom stechen sehr, 
Falsche Zungen noch viel mehr. 

78 Unsre Magd, die faule Hur 
Schlsßft alle Morgen bis 7 Uhr. 

79 Mamme gang heim, 

S' Hundle hats Annele bisse 

S' Vögele hat in d' Suppe gschissa 

Aber alles mit Bedacht. 

80 Unsre Magd lacht Tag und Nacht 
Bis sie wird zur Hur gemacht. 

81 Mein Weib sait allemol: 

„Dir lauft Aelles dein Kraga na." 

No sag i: 
„Narr, i will dei Hemmed anthau, no laufts au dein 

Krage na. 



Digitized by VjOOQ IC 



249 

82 Wer Geld im Ueberfluss besizt, 
Der ist gewiss nicht arm, 

Und wer bei seiner Arbet schwizt, 
Dem ists gewislich warm. 

83 Um der Kselte willen will der Faule nicht pflügen, 

So wird er in der Emdte betteln und wird nichts kriegen. 

84 Siz mit mir an den Tisch, 
Und hilf mir essen meine Fisch. 

^ 85 Ich bin geloffen Berg und Thal, 
Hab Untreu gfunden überall. 

86 Wenn der Wirth die Zeche macht 
Und die Wirthin fröhlich lacht, 

Dann wird der Gast ganz muthig gmacht. 

87 Der Mensch fsehrt hin aus dieser Welt 
Gleich wie die Blumen auf dem Feld. 

88 Ich brauch kein Eaz in meinem Haus 
Die Magd maust aus das ganze Haus. 

89 Wenn du willst nach Strassburg fahren 
Musst du schöne Jungfern aufladen. 

90 Lass nie den Müssigang dir deine Zeit verzehren. 
Der Faule kommt zu Nichts, der Fleissige zu Ehren. 

91 Wildpret in der sauren Brüh 
Ess ich gern in aller Früh. 

92 Wer nicht schafft, darf auch nicht essen. 
Merkts ihr Leut, thuts nicht vergessen. 

93 Bet und arbeit 
Gott giebt allzeit! 

94 Alte Thaler, junge Weiber 
Sind die besten Zeitvertreiber. 

95 Auf der Welt ist Alles eitel 

Wer kein Geld hat, braucht kein Beutel. 

96 Der schöne Rosenstrauch 
Verbirgt die giftge Otter auch. 

97 Diese Schüssel wser mir recht. 
Wenn darin ein Braten Iseg. 

98 Glücklich ist, waer leicht vergisst 
Was nicht mehr zu sendem ist. 

99 Besiehe du zuvor dein Bild, 
Eh^ du andre richten willt, 

Du hast genug für dich zu thun, 
Mein Freund, lass' fremde Fehler ruhn. 



Digitized by VjOOQ IC 



250 

100 Ordnung ist die erste Zier 

An den Mssdchen, glaubt es mir. 

101 Ich lieb, was sein ist, wenn^s auch nicht mein ist. 

Und auch nicht werden kann, hab ich doch meine Freude dran. 

102 Der Bauer ist ein Ehrenmann 
Denn er bebaut das Feld. 

Wer einen Bauern spotten kann, 
Ist mir ein schlechter Held. 

Er pflügt und drischt, und Bauernschweiss 
Erhielt den ganzen Staat. 

Was hilft Gelehrsamkeit und Fleiss 
Wenn man nicht Bauern hat? 

103 Besser ist es, einsam sein^ 

Als sich mit den Msedchen frenn. 

104 Wenn die Weiber waschen und backen 
Dann haben sie den Teufel im Nacken. 

105 Wenn Hass u. Neid thseten brennen wie Feuer 
So wsere das Holz nicht so theuer. 

106 Kikerikik schreit der Hahn 

Das Weib gehört unten, und nicht der Mann. 

107 Ich glaube, das ist ein Vergnügen 

Wenn wir zwei beisammen liegen. ^ 

108 Alte Weiber und altes Geld 
Findt man in Ser ganzen Welt. 

109 Lieben und nicht beisammen sein 
Das ist die allergrösste Pein. 

110 Hirsch, thu' nur ein Schrei 
Trau nur kei^m Jaeger mal. 

111 Wenn einer will etwas verschwiegen haben 
So darf er's nur seinem Weibe sagen. 

Dann bleibt es in ihrem Herzen verschlossen 
Als hätt^ man Wasser in 1 Sieb gegossen. 

112 Wenn einer hsett aller Menschen Gedanken 
Und könnt' heilen alle Siechen und Kranken 

Und haett ein Kraut zu solchen Sachen, 
Dass er könnt' alte Leut jung machen. 

So würd' er verdienen sehr viel Geld, 
Und wser der berühmteste Mann in der Welt. 

113 Hast du Arbeit, frisch daran 
Fleiss und Kunst liebt Jedermann 

Denn Fleiss und Kunst bringt Brot und Gunst. 

114 Eine schwarze Sau und ein rother Bart 
Ist selten von einer guten Art. 



Digitized by VjOOQ IC 



2öl 

115 Ein Pfau, eine Jungfer und ein Pferd 
Die sind 3 stolze Thier auf Erd. 

116 Mensch, hadre nicht mit deinem Schöpfer 
Und sei zufrieden, wer du bist. 

117 Von meinem Posten (1 i^oldat) weich ich nicht 
Ich weis wol, was die Strafe ist. 

118 Das ist ein rechter Esel, 

Der das sieht, und kanns nicht lesen. 

119 Da stehen drei Rosen — 
Wenn^s Essen heiss ist, 

So muss maus blosen. 

120 Ich habe fröhliche Gedanken 

Ich darf mit keinem Weibe zanken. 

121 Die Weiber, Wasser und das Feuer 
Das sind drei grosse Ungeheuer. 

122 Gott allein die Ehr' 
Von Gott kommt Alles her. 

Ja Alles, was wir haben, 
Sind lauter Gottesgaben. 

123 Ich bin ein Doktor aus der Kunst 
Ich mach den Leuten alles umsonst. 

124 Lass Neider neiden 

Hasser hassen; 
Was Gott mir gönnen thut 
Muss man mir lassen. 

125 Wer die Liebe will geniessen, 
Lässt sich keine Müh' verdriessen. 

126 6 mal 6 ist 36 

Und wenn einer noch so fleissig 

Und das Weib ist liederlich 
So geht Alles hinter sich. 

127 Alles, was Odem hat, gross und klein 
Lobet den Herrn, und stimmt mit ein. 

128 Lieber will ich ledig leben 

Als der Frau die Hosen geben. . 

129 Wer jezund heucheln kann 
Der ist am allerbesten dran. 

130 Denkst du dein Alter hoch zu bringen 
So halte Mass in allen Dingen, 

Im Essen, Trinken, Freud und Leid, 
In Arbeit und zur Schlafenszeit. 



Digitized by VjOOQ IC 



262 

131 Ein zofirieden ruhig Herz 

Und ein froh Oemüthe 
Stammen von dem Himmel her 
Und von Gottes Güte. . 

132 Bescheeret Gott den Haasen 
Bescheert er auch den Wasen. 

133 Fraeule gibts wie Sand am Meer 
Aber wenig Jungte mehr. 

Calw (Würtemberg.) Dr. ESchüz 

Becherinschriften ^) 

Im Besize des Earl of KinnouU auf Dupplin Castle bei Perth 
(Schottland) befinden sich fünf kleine, halbrunde Becher, scheinbar 
aus Kupfer getriben, am Rande und im Innern versilbert. Die 
äussere Oberfläche des Kupfers ist feinkörnig gearbeitet. Mir 
schinen die Umschriften der Ränder interessant zu sein, und ich 
habe sie deshalb hier so gut wie möglich im Facsimile wieder- 
gegeben: 

1 An mir ficht man ein tmnder ding, 
Vor Eifien war, ietzt Kupfer hin. 

2 Atf Eifen gebühren in hupf er Verkhert, durch Herrn- 
grund Waffer, mich cUlef Verehrt 

3 Eine Jungfrau Kan auf Erden entlich eine Mutter werden; 
aber Wunder Hingt in Ohren, wan auf Eisen Kupfer wahren. 

4 Vorhin aU Eifien, mus Kupfer weifien, das machte Herrn- 
grund aus mir in einer stundi. 

5 Wunder für Wunder, secht mich ietzunder^ EhmaM ich 
Eifien war, nun bin ich Kupfer Mar. 

Lord Kinnoull kaufte die 5 Becher vor längerer Zeit bei 
einem Londoner Raritätenhändler. 

Dupplin Castle, Perth. N. Britain. 

H. von Dadelsen 

Sprüchwörter, Redensarten 

1 Eilen thut kein gut, sagte der Schneck, der 7 Jahr über 
die Brücken gekrochen und gleichwol geftolpert. 138. 

Zu: Wie das Volk spricht. 6. Aufl. 1870. 15:2. 

2 Alle Aembter seind schwierig, sagte jene Mefinerin und* 
ftahl eine Wachskerz. 11:2. 



1) Sieh Alem. U 195 ff. 275 ff. 



Digitized by VjOOQ IC 



2&B 

ä Meine Schwester, ich muss hekennen, Wönn du in Aer 
Sonne fteheCb, so haft du ein kroß (Halskraoß) tride der Bürger^ 
meifterin zu Straßburg, • 

JPrambhofer Traumgesichter, Augsb. 1712. J219, 

4 Wann sich allzeit solte ein bäum biegen^ so oft die 
Wirt lügen, so wäre schon längft der ganze Schwarzwald bucklet. 
Ebenda 40^. 

5 (Von den Ehrsüchtigen.) Ihr schmeichlet wie ein Kammer- 
^ündlein, *Är schleichet öfters wie ein Fuchs im Schwarzwald. 320. 

6 Wo der Fuchs eine Gans findet, da sucht er auch die 
andere. 111, 

7 Und wann die Maus in die Mühl kommt, vermeynt sie, 
sie sei der Müller selber. 111. 

8 Fangt den Hut auf, und lasst den Schelmen rinnen. 103. 

9 Wie, sagt ein Weltkind, ich soll verehren die Pfaffen, 
welche nichts nutz seind? welche ein Gewissen halben, worinn ein 
schUsischer Fuhrmann könnt umkehren? 18. 

10 Brüder, laßt uns saufen, biß uns tue Haar geschweUen ! 
laßt uns trinken biß Lungel und Leber schwimmen! laßt uns 
zechen biß das Weinfaß auf dem Kopf «tehet ! 8. Vrgl. Alem. III 
132. 133. Sieh S. 50: saufet ein dürftiger Bruder aus einem 
Becher, daß ihm die Augen in die Schwemm fallen. 

11 Hohe Singer werden bald heiser. 299. 

12 Wann die Hund hinken, die Weiber weinen und die Krämer 
schwören, darf sich kein Mensch daran kehren. 396. 

13 Wenn alle Lugen der Weiber lauter Haber fresseten, so 
roüssten die Pferd erhungern. 408. 

14 Wann denen Bauern so viel Trayd thät wachsen, wie 
bei ihnen die Lugen aufgehen, so hätten sie das ganze Jahr zu 
treschen. 405. 

15 Wann man in einem Handelsgewölb sollte zu einer jeden 
Lug pfeifen, so gab es einen grossem Schall als die grosse Orgel 
zu Ulm. 396. 

16 Da beftehen sie (durchschaute falsche Leute) wie der^öos 
bei der Trummel. 237. 

17 Nicht alles was lange Messer trägt ift ein Koch; nicht 
alles was pfeift ift ein Vogel; nicht alles was ein Kappen tragt, 
ift ein Mönch. 221. 

18 Liessen wir die Qüß 

So ließen vns die Flüß^). 

1) Consüium Bodagraeum — durch Eliam Änhart von Oräte, — 
Getrucht zu IngolsttUt 8^ 8. 8. AUgemein. 



Digitized by VjOOQ IC 



254 

19 Die Müllner seind solche Leut, welche Wein trinken, so 
lang sie Wasser haben; ihr befter Edelstein iiÜb der Mühlftein. ^11. 

20 Wie der Magen, also der Kopper, Arpagans. 1JS5. 

21 (Es gibt Leute) die machen ihnen alles eigen bis auf den 
zerbrochenen Leffel im Kräften (Korb). Ebend. 613. 

22 Dann wann der Hirt nicht mehr Freiheit hat als das 
Schaf, so müßt er nach dem Sprüchwort auch Graß efsen^). 11. 

23 Dann was die Herren sündigen, das müßen die Bauern 
hüssen. 11. 

24 Die Geitzige Obrigkeiten, Bhät und Amptleut laßen sich 
aufs Gebein hinein schmieren und (sind) wie ein Igel auf die 
Biren. 74. 

25 Dann gehet erst der Wagen wacker und geschwind dahin 
nach dem Sprüchwort: sdimieret man wol, so fehrt man wol 
und schnell. 90. 

26 (Obrigkeiten) fahren fürkommende Leut vbel und unge- 
ftümmig an, wie ein Sau den Bettelsack. 104. 

27 Je älter der Tet^el würdt, je länger die Welt ftehet. 131. 

28 Ein Teuffei kann sich unschwer und über Nacht mit dem 
andern vergleichen. 138. 

29 Gefangen Mann arm Mann. 222. 

30 Ein Kuh trinkt so lang sie dürftet, die Trunkenbold 
aber — trinken mehr, dann ihr Natur erfordert. II 42. 

31 Das sagen sie (Calviniften) zwar; da man jn aber die 
Nehelkapp abzeucht, da findt sich der böß verschlagen Irrgeift. 267. 

32 Es ift jnen widerfahren das wahre Spruch wort : der Hund 
frifiet wieder, da er gespeyet hat und die Saw wältzet sich nach 
der Schwemm wieder im Kaht. 326. 

33 Glaubt mir's, daß ich niemals singen oder sagen gehört 
habe catus Dei qui toUis etc. ^). I 8. 

34 Das vralte teutsche Sprichwort lautet: fallit imago. 

Der nur gehet auf den emseren Schein 
Der wird und will betrogen sein. 28. 

35 Das alte Sprichwort lautet: 

Einen Soldaten ohne Waffen 

Förchtet man weniger als einen Affen. 79. 

1) Aus den Predigten des M. Michael Schaefer, wirtemb. Hof- 
predigers, Tüb. bei Cellio 1608. 1. fünf Regimentsregel 7 Predigten 
1605. 1606 zu Tüb. gehalten. 2. (mit II unten bez.) Neun Predigten 
von unterschidlichen Materien 1609. 

2) Horologium Excitatorium — Geistliche Weck-Ühr für alle in 
schweren Sünden entschlafifene Menschen durch venerandum FPMaurum 
V. Grießkirchen, Capuc. tyrol. Provinz 1690. Salzb, JBMayr. -— 3 Tle. 



Digitized by VjOOQ IC 



255 

86 Unsere liebe getreue anffrichtige redliehe Tentgche Tor* 
fahrer hatten erft bei 80 Jahren folgenden Sprach gar gemein: 
Billich wird der f^r ungSiheid geacht: 
Wer seinen Negsten Schaden verursacht 
Weil des Schadis Straff ihme selbs nachjagt. I 304. 

37 Aber man sagt ins gemain fdror arma: 

Der Qrirnm von jeder Wand 
Gibt Waffen in die Hand. I 331. 

38 Willft du dir viel Nutzen machen. 
So siehe selbst zu deinen Sachen, 

Der Müßiggang die Armtä bringe 

Und mache vieler Säckel ringe. Dom. II 1J^5. 

39 Wir Teutsche sagen: diese seind rechte Schelmen so an- 
derer Leuth Häuser verbrennen. 41. 

40 Was mit Müh der Mann erhalten 

Soll mit Fleiß das Weih verwalten. 246. 

ABirlinger 

ünterfuchungen zur Elfässör Grammatik 

I 
Das elXassiTche y für gemeinalemannirches ü^) 

Wärend der EliUsser den Laut ü unangetastet Hess und ihn 
fogar öfters dem gemeindeutfchen Umlaut entzog, wurden ihm ü^ 
ü, du und ou ■ ganz fremd. Frfigt man ihn wie die Kuh brülle, 
wie der Kuckuck rufe, To antwortet er: wv, hyhyhy ebenfo wie 
ein Volk welchem die Laute ^ und a nicht geläufig find,, das Blöken 
der Schafe durch tnl oder m% wiedergeben wird. Das franzöfifche 
goüt wird in feinem Munde zu %, gros de Tours zu hro t9 tyf, 
Louis zu lyi^ sou zu sy, toupet zu type, doux, douce zu tys 
u. s. w. Noch vor wenigen Jarzenten machte fich difes'^ für u 
auch beim Franzöfifchsprechen bemerklich; z. B. fein gebildete 
Elüasserinnen nannten statt desHalfes arglos einen andern, we- 
niger anständigen Körperteil. 

Die ganze Erfeheinung ist höchst rätselhaft. Weshalb wird 
bloss u zu y und nicht auch o za ö? Weshalb lautet bloss die 
alte felbstlautende Länge ü um und nicht auch die Kürze ü? 
Weshalb gehn frühere ou und 6u in öy und oy über (man hört 

1) Ortograpbifobe Bemerkung. Nach dem Vorbilde der 
griechifchen Fremdwörter und der angelfäohsirchen, altnordifcbeD; dä- 
nifohen, rchwedircheu Ortographie fchreibe ich y statt des unbequemen 
ü-Zeichens. ' (oder ') über einem Buchstaben bedeutet dass Verengung 
oder Verfehlass etwas weiter nach hinten liegen. ' bezeichnet die Länge. 
' (oder*) mit ' gibt ''. (== eh in ich, echt. Näheres f. in Frommanns 
deutfchen Mundarten Bd. VII; S. 905 ff. 



Digitized by VjOOQ IC 



256 

aucli öi undoi)^ warend au and du nicht behelligt worden iind^)? 
Alle dife Fragen müssen yorlänfig anbeantwortet bleiben. 

Nnr fo vil ist ficher: das ellassirche y ist nicht darch das 
Franzöfifche veranlasst worden. Regelmässigen Uebergang von u 
in y findet man, aasser im Franzöfifchen, anch im Altgriechifchen, 
Neuisländifchen, Schwedifchen, Holländirchen, in Mundarten Chinas, 
Oberitaliens und des Schwarzwaldes ; auch an der Werra Toll der- 
felbe vorkommen, öy für ou erfcheint regelmässig in der Hildes- 
heimer Mundart (Frommann, deutfche Mundarten, II, 1855, S. 121; 
129 — 182) und im Neuisländirchen ; bei Williram kommen verein- 
zelte Ol für und neben ou vor; das Portugiefifche, welches Tonst 
den u-Laut wart, lässt ou in Schrift und Sprache häufig mit oi 
wechseln (Diez, romanifche Grammatik, Bonn 1870, I, S. 379 f). 

Franzöfirchen Einfluss hat man hier angenommen mit der- 
felben Oberflächlichkeit mit welcher man das spanifche T und X 
auf gotifche und arabifche Einwirkung zurückgefürt hat. Wenn 
ein Eliilsser welcher feine Nachbarn z. B. ai sprechen hört in den- 
felben deutfchen Wörtern die bei ihm ei haben {frai statt frei; 
nai statt nei u. f. w.), allmälich ai statt des ihm geläufigen ei an- 
näme, fo könnte dies niemanden auffallen. Aber wie der gemeine 
Mann durch eine Sprache welche ihm mit feiner eigenen ganz und 
gar nicht verwant erfcheint, welche ihm durchaus unverständlich 
ist und welche die Laute ü und i/ neben einander befizt, veran- 
lasst werden foU feine iJ in j^ zu verwandeln, das ist gar nicht 
einzufehn. Beim Yerfuch ein deutfches Wort nachzusprechen können 
die Franzofen niemals dazu kommen einen ^-Laut zu fezen wo fie 
einen ü-Laut hören, denn der leztere ist inen völlig geläufig. 
Allerdings werden fie überall wo fie ein ZJ-Zeichen gefchriben fehn, 
geneigt fein es mit dem ^-Laut zu lefen; aber dann werden fie 
keinen Unterfchid zwifchen ü und ü machen und für beides den 
^-Laut fezen; zu irem Mulhouse, Souffel, Souffelweyers- 
heim, Gougenheim, Bouxwiller, Rouffach, Soultz, Stras- 
bourg, Wissembourg u. f. w. hätten fie auf difem Wege nicht 
gelangen können. 

Ueber die Chronologie ist Folgendes zu bemerken« 

Hätte das Elfässifche den Uebergang von ü in y herbeige- 
fürt zu einer Zeit wo es, die gemeindeutfchen Umlaute y, ö noch 
nicht in i, e verwandelt hatte, fo wären die alten ü mit den alten 
y völlig zufammengefallen und dann zugleich mit denfelben zu T 

1) Beispile für altes ü: iy du, yf Uhr, mys Maus, myl Maul, ^yf 
Bauer, u. f. w.; für altes wo: mw» muss,* syZ Schule, inyf Schnur, u. f. w.'; 
für altes Ui klitft Feuerzange, ]^u/ Stecknadel, ritk» Rücken, nt)^ Nüsse, 




für du : 8dn9 Tagen, ndul Nagel,' mdut Magd, u. f. w. Weitere Beispile 
wird meine Grammatik der Strassburger Mundart bringen. 



Digitized by VjOOQ IC 



257 

geworden ; da nun dies nicht gefchehn ist, können die eliilssifchen y für 
gemeindeutfch ü nicht Tor dem 14. Jarhundert aufgekommen fein. 

Eine genauere Zeitbestimmung ist einstweilen nicht möglich. 

Die wenigen JC/" für ü und Z7 f ür y welche Weinhold (ale- 
mannifche Grammatik §§ 126; 137) anfärt, find ebenfo gut wie 
die unechten Umlaute von ä (al. Gr. § 114) und von ü (al. Gr. 
§ 119) ganz vereinzelte Erfcheinungen aus welchen fich für die 
übrigen ü nichts fchliessen lasst. 

Da die heutigen Formen prpg9 (brauchen), ppg (Bauch), hyg9 
(hauchen) u. f. w. aus altem prux9, pux, hux9 u. f. w. hervorge- 
gangen find mit Verwandlung des x in ^, fo würde jeder Beweis 
für die Geltung des GH-Zeichens jener Wörter als ^, zugleich auch 
ein folcher für das y fein und einen chronologifchen Anhaltspunkt 
für das leztere liefern. Aber wir wissen leider nicht einmal wann 
das frühere, in den Alpenmundarten noch heut erhaltene x nach 
i, e, ^, ö zu g geworden ist. 

Mer zu erwarten wäre von der ortographifchen Behandlung 
der alten g (= indogerm. gh) und 3 (= tönend gewordenen h aus 
indogerm. k). Hinter den alten hellen Vokalen ä, e, i, ö, y wurden 
difelben im Elfassifchen zu mitlautenden %\ hinter den dunkeln a, 
0, u zu mitlautenden u\ die leztern find später überall, ausser 
nach altem ä, in y übergegangen, wofür jezt nicht feiten auch i 
^gehört wird. Würden fich alfo bei einem elfassifchen Schriftsteller 
Beispile dafür finden dass er g oder 3 hinter alten ü und üo mit 
J bezeichnet, fo würde fich daraus ergeben dass fchon zu feiner 
Zeit der Wandel von ü zu y eingetreten war. 

Die Schrift ist nur ein unvollkommener Spiegel der Sprache 
und nimmt, fobald fie einmal festgestellt worden, auf die im Laufe 
der Zeit eintretenden Lautveränderungen um fo weniger Rückficht, 
je regelmässiger deren Durchfürung ist. Noch heute wird gewön- 
lieh U für ellassifches y und y gefchriben, wie auch UE für y^ 
IE für I, U für die aus den alten y und y hervorgegangenen % 
und \ u. f. w. u. f. w. (z. B. bei Arnold in feinem Pfingstmontag ; 
A. Pick in „ünseri Reichsdä- Wähle" Strassburg 1874.) 

Noch mer. Die mundarthchen Dichter haben Reime für das 
Auge nicht bloss zwifchen i:i, l:{, &\ä^ d:e u. f. w., fondern auch 
zwifchen y und ü\ z. B. Arnold, Pfingstmontag I, 3, 58 f. ange- 
guktrgedrukt; 7, 20 f. lutrbludd; H, 1, 55 f. Krut:Dutt; 5, 13f. 
us:Yerdruss; 45 f. angegukt:verzukt; 6, 101 f. Kuzze:nuzze; III, 
7, 9 f. drus:Hurrlebuss; V, 4, 37 f. luster : Muster ; 5, 50 f. er- 
gukkerdrukke; 6, 96 f. Gutfeh : Rutfeh. — A. Pick, 'S ys'reMann's 
Büechel (Strassburg 1873). S. 4 gucke : verrücke. — Man vergleiche 
. auch ^\ü Pf. II, 6, 167f.,Rues:Mufchketnuss; 111,4, 236 f. Ente- 
bruet:Judd. — Dife Beispile bestätigen es dass man die Wichtig- 
keit der Reime für die Feststellung der Lautgefchichte nicht über- 
fchäzen darf. 

Saargemünd JFKräuter 

Birlinger Alemannia IV 2 17 



Digitized by VjOOQ IC 



2Ö8 

Zur Wortforschung ^) 
VII 

1 Höllküchlein brachte M. Schaefer 1605 und 1606 auf der 
Kanzel in Tübingen, muß demnach den Zuhörern bekanntes Wort 
gewesen sein. Ich teile die Stelle mit : Dann solche Leut (die als 
Vorgesezte Oeschenken zugänglich) nemmen HöllMchlein auff jhre 
Seel, wie recht und wol aus Geiz genommene Geschenck von den 
Teutschen genennet werden. £s sein Höllküechleinj welche die arme 
Seel versencken ins Verderben vnd Verdamnis. — Wann auch 
jemand jnen solche HöllMchlein eingeben will, — gut war es, daß 
sie dann zumal wie Daniel thäten und sagten: behalt deine gaben 
selbs u. s. w. Michael Schaefer Predigten I 79 £P. Ich habe das 
Wort in Schwaben und Alemannien nie gehört; die Stelle der St. 
Blasischen Handschrift 1440 bei Mone Schauspile II 110 ist wol 
die einzige, denn auf die Fischart'sche i. Garg. ist lokal kein Ge- 
wicht zu legen. Franken, Mitteldeutschland ist warscheinlich die 
Heimat des Wortes. Michael Schaefer ist ein geborner Hesse; 
H. Sachs ist Hauptgewärsmann sowie teilweise Ayrer. Schmeller 
kennt es aus H. Sachs. Die Erklärung im DW IV 2, 1759 an 
Hölle hinter dem Ofen anlenend dürfte schwerlich zutreflFen. Das 
alte h&li = schlüpfrig, schief, uneben auch in moralischer Beziehung 
darf nicht ganz bei Seite gelassen werden; Küechlen sind die 
uralten Geschenke an die Vögte, die untergeordneten Beamten von 
Seiten der Vornemen sowol Geistlichen als Laien. Ferner die Gaben 
an der Fasnacht an die Hörigen, wobei an Backwerk kaum ge- 
dacht ward. Diser allgemeine Brauch mag wol eine volksetymo- 
logische Wendung bekommen haben, mit Anlenung an infemum, 
HöUe. Dann darf aber auch nicht vergeßen werden, daß Küchlen 
alle Pastetchen, ob Gift oder nicht, genannt wurden also „zum Ver- 
geben^ für Ungeziefer u. s. w. 

2 Heerling, Härling, Herling, Herlewein. In der Bibel Luthers 
Is. 5, 2; Jerem. 81 26. 30 und andern nordd. und schlesischen 
Schriften bis herein in unser Jarhundert, mittelhochd. belegt seit 
dem 12. Jhd. (Weigand) ist süddeutsch nie volkstümlich gewesen. 
Erst durch die Bibelübersezung Ls. (in der ältesten Schweizer Bibel : 
saurer Wein dafür) scheint auch Schwaben Kunde des Ausdruckes 
bekommen zu haben. Michael Schäfer Pred. II 98 lent an die hl. 
Schrift an : ein jeglicher würdt umb seiner Missethat willen sterben 
vnd welcher Mensch Heerlinge ißet dem sollen seine Zäne stumpf 
werden. — Sollt nicht einer noch einmalen sagen, die Väter haben 
Heerling gessen u. s. w. S. 95: Nicht allein werden die Eltern, 
sondern jeweilen vmm der Eltern willen auch den andern jre Zän 



1) Vrgl Alem. IV 195 ff. 

Digitized by VjOOQ IC 



2ß9 

knmpf wegen der Heerling so die Eltern gessen u. s. w. S. 85 
spricht der Prediger von ^uoüdsaurem Wein, daß man an ettlichen 
Orten denselben kümmerlich hat messen köcden^. Dise Predigt 
ist 1607 den 2. Okt. in der fürstlichen Hofcapelle zu Stuttgart 
gehalten worden. Verstanden es die Schwaben? Gewiß, was ge- 
predigt wird, dafür muß der Diener am Worte bei den Zuhörern 
Verstand voraussezen. In Neuburg a. D. kannte man den Herle^ 
wein, wo der herbe Wein überhaupt so hieß. Der in der Alem. 
schon genannte Pfaffenzeller S. 91 sagt: 

So närrisch (wie die Geldnarren) könnt ihr ja nicht sein, 

(Laß Tantalo sein Kappen) 

Wolt lieber trincken Herlewein 

Als nach den Aepflen schnappen. 
Die Versuche ur^ser Wort etymologisch zu erklären blieben 
solche. Heyne im DW. s. v. vermutet Härt-Ung, zu hart durus 
stehend; so könnte es allerdings statt Säuerling heißen. Weigands 
Vermutung trifft besser mit dem Hinweis auf herwe, herb. Herling 
bedeutis unreife Traube aus später Blüte. Wie wäre es denn, 
wenn die Uebersezung in den Glossarien älterer Zeit : racemus heran- 
gezogen würde? Dann wäre Bampes^ auch Rappes = vinum aci- 
naceum bei Frischlin Nomencl. 133 = Herling. Mein Wbl. z. 
Volkst. 75. Der B'appis durfte nicht verungeltet werden. Schlin- 
gener Dorf 0. 1546. Mone Zt. 14, 41. Rappo ist ahd. = Kamm 
der Traube ; wenn die Kämme mit gepreßt werden oder nach der 
ersten Trotte mit Wasser, Obstwein begossen und vergoren zum 
zweitenmal getrottet werden: da kann nur die Leiren oder der 
Lauer, saurer Kammwein gewonnen werden. Cfr. Diefenb. s. v. 
seneda u. senedum. 

3 Kessel, Am Schlosse des ser lerreichen Artikels im DW 
V 623 gedenkt Hildebrand der Bedeutung in der Gärtnersprache 
des vorigen Jarhunderts. Jenen I72 Zeilen werde hiermit eine 
kleine Ausfürung zu Teil. Allerdings waren Kesselbäume in Kessel- 
form zugeschnittene B., allein der Kessel oder die Krone, wie er 
daneben genannt wird, war meist eine Art Aufsaz, Aufsteigast in 
der Mitte des hohen oder niedern Baumes der wieder einen Stamm 
bildete; auf dem die kesseiförmig zugestuzten Aeste einen neuen 
Baum trugen. Die Landwirtschaft eines gewanderten Bauern u. s. w. 
von einem Geistlichen i. Elsaß 1795 hat folgende Belege: j^Kessel 
oder Kröngen*'. j^Kessel- oder Kronstamm,*^ Nicht nur die junge 
hochgepflanzte Bäume (sonst hochstämmig genannt) können Jcessel- 
artig gereift werden, sondern auch die niedern sog. Querbäume. 
Ofb ist höchst nötig, daß den starken nicht Früchte bringenden 
Querbäumen (Zwerg-) ein Kessel oder eine Krone anfgesezt werde. 
„Kessel- oder 'Aufsteigast: ein der Fruchtbarkeit entberender 
niederer Obstbaum bekommt den dicksten Ast in der Mitte gerade 
aufsteigend; den Hauptstamm für den Kessel stüze man auch 
u. s. w." S. 56 ff. 



Digitized by VjOOQ IC 



i66 

fieifdgen will ich hier auch noch, daß ich fOr OerilichkeiteD, 
Berg-, Flur-, Waldnamen Kessel fand, wo nie eine Vertiefung An- 
laß gehen konnte, wol aher alte Grundmauern stecken und an 
castellum gemanen; doch darüher später Näheres. 

4 Vogel für die kleine länglichte Mörtel-, Lern- und Back- 
steinmulde der Handlanger, Maurer, auf der Schulter getragen, ist 
ein heinahe in ganz Deutschland bekannter Ausdruck und ich finde 
ihn kaum in einem Wörterbuche. Die so zu sagen fliegende Form 
auf der Achsel mag den Namen erhalten haben. Des Villingers 
(Schwarzwald) PAnastasii Buch, das die Alrm. bisweilen anfürt,- 
Lac Paryulorum 1747 hat einen Belseg für die Volkstümlichkeit 
des Ausdruckes. „Mein guter Bub (würde der Meister sagen): du 
hast mit d^r Eöllen noch nicht vil zu thun und zeigte ihm den 
Vogel, mit Fragen: kannft du den Vogel tragen? Er schauet den 
leeren Vogel an und lupfet ihn u. s. w.'' Daran schließt sich die 
Lere mit den Geboten: „daß ihr selbe ausswendig lernt, ift noch 
nicht vil, es ij!t auch gering den leeren Vogel lupfen, der soll auf 
eure achseln kommen u. s. w.^ 

5 Erlentritt heißt man in Sommerhardt und Lützenhardt 
(bei Calw) eine Aiße (Furunkel, Garbunkel, Hautgeschwür) an sol- 
chen Körperteilen (Rücken, Nacken, Hintern etc.) wo man nicht 
selbst hinsehen kann, im Gegenteil zu Aiße, welche ein Hautge- 
schwür bedeutet an Körperteilen, wo man hinsehen k^nn. Cfr. 
tretj Art Pferdekrankheit, bei Schmeller-Fromm. I 680 und der 
tritsegen in Hpts. Zeitschr. VI 488. ABirlinger 

Zur Alemannia 

Barr laufen Alem. IH 65. u. s. w. 

Ja ettliche berhümen sich wol öffentlich wie sie disem und 
jenem die Barr haben vorgeloffen, alle weg verlegt, damit die- 
selbigen weder mündtlich noch schriftlich fürkonmien. 

M, Mich. Schaefer, mrtemb. Hofprediger, die ander Fredigt 
V, d. Ampi der Obrigkeit, Fünf Begiments-EegeL Tüb. bei CeUio 
1608 S, 63. ABirlinger 

QrundweUe, Alem. 1185 IV 158. „Bei ftürmischem Wetter, 
besonders wenn der Föhn wütet, wird das Gewelle aus der Tiefe, 
das die SchiSer Grundgewelle heißen, höchst gefärlich. Dises ent- 
stet, wenn der Südwind eine grosse Wassermasse in die Bucht bei 
Ueberlingen hinabtreibt, welche durch Zurückprallen fich wieder 
mit dem obem Wasserftande ins Gleichgewicht zu sezen sucht, 
dann werden die Gewässer des Sees von irem Grund aus bewegt 
und das Grundgewelle kann entitehen, wenn es im Obersee auch 
ganz windftill ilt.* Wegweiser um dem Bodensee und seine Um- 
gebungen. Stuttg. 1838 (Köhler) S. 36. cfr. Hartm. BücM. 1352 
— 366, wo unter mer wol nicht der Bodensee gemeint ist? — in 
Mitteid. öfter mer = s^. ABirlinger 



Digitized by VjOOQ IC 



261 

Pumpemikel hat in der rhein.-we8tfslL Monatsschrift 11 273 f. 
durch Hermann Hüffer eine weitere Untersuchung erfaren. Aus 
Heft 13. 14 der Annalen S. 114 ist wiederholt was der Bonner 
Boosfeld aus Mergentheim d. 5. März 1784 schreiht: „mit den 
Victualien get es hier wol an, nur vermisse ich bei dem besten 
Weizenbrod unser Roggenbrod, welches man hier überhaupt unter 
dem Namen Pumpernickel verlacht." HüflFer meint der Name 
stamme vom südl. Deutschland und wirft das Bon-pour-nicole nicht 
weit weg. Daß die Geschichte des Franzosen, der seinem Pferde 
^das deutsche Brot gab wirklich umgieng zeigt folgende Notiz. Lord 
Marischal der bekannte Freund Friedrichs des Großen und Rousseau's, 
eifriger Anhänger der aus England yertribenen Familie der Stiftrts 
schickt einem politischen Freunde eine Anzal von Garrikaturen 
gegen das in England regierende, aber noch vilfach angefochtene 
Haus Hannover: (4. Nov. 1743) „ich schicke Inen einen Kupfer- 
stich den man in großer Menge unter dem englischen Volke ver« 
kauft — Bon pour Nicole ist eine Geschichte, die man von einem 
Franzosen in Hannover erzält, der in disem Lande kein eßbares 
Brot finden konnte. Nachdem er sich von dem besten hatte bringen 
laßen sagte er : Bon pour Nicole, nämlich für sein Pferd, dem er 
es gab." Dass aberP. für schwarzes rauhes Brot schon zuSchup- 
pius und Günthers Zeit bekannt war, zeigen die von H. angezoge- 
nen Stellen. Es ist ein Spaß und ein Stück Volksetymologie mit* 
samen wirksam gewesen. ABirlinger 

Alem. II 254. Mit der bekannten Schwabenneckerei, hängt 
one Zweifel folgendes Spruchwort aus Südwestfalen zusammen. 

Hanse, hett de sleerten (Schlehen) ock schoaken (beine)? * 
fraug de bür, dh hadde 'n pdentoi^mel (pagenwibel; roßkäfer, mist- 
käfer) sloaken. 

Localisiert lautet der Vorfall folgendermaßen: 

De prume a,ne sUn, — Ik geng mal med ümmes bi 'me 
prumenbom vörbi^ da kr% sik dai mann 'ne band vull prumen 
deraf un saggte: „den prumen es et ^n dauen (einerlei), bai se 
iotet." S6 dächten ock mal twS Altenaer un stiegen, as et düster 
was, innen bomhoaf. PSter konn klsetern, Kasper nitte. Peter 
stiget oppen b6m un loawet Kasper, ha well eam all mangesten 
(ab und zu; ripe prumen runner smiten. Dat dait hai dann ock 
af un an, un Kasper, wannte woat fallen hört, krabbelt im grase 
'rümme, bitt'e de prume findt, un wiset ear fättens den weag. BJ 
düem krabbeln findt he ock Sne, da was wisse woal nitt oppem 
bome wassen, äwer wek un sapig was se doch. As hai ock med 
dear feddiges, raipet hä: y^PeteTy wasset ocTc prumen me sten'^^ — 
„Nd, Kasper," beschedt eam de annere, „inner prume sittet all tid 
en stön. — „ Wann dat so es," siat Kasper, y^dann he% Ml mi^k 
der JDöüwel, ne snäel (schnecke) sloaken,^ 

FWoefte 



Digitized by VjOOQ IC 



262 

II 142. 1. In den köln. Jarbüchern des 14. 15. Jhds Bd. n 
der Chroniken: In denselben jaren (c. 1389) wart Lodewich van 
dem Langenbus up ein Toider wins aas Colen gevoirt on dat ge- 
ricbie ind eme waren de behde up sin rugge gebunden ind ein 
seil ain sin balse, want be badde sinen knecbt eins gülden gurteis 
angezegen (geziehen) den be selven geftolen hatte ind hatte auch 
ivine gefelset. daima binnen echt dagen brant man 5 ftucke (mns) 
an dem Bine, de Philips van Meirrade geweift waren. S. 78 flF. 

Vrgl. dazu Ennen's Geschichte der Stadt Köln III 26. 744 ff. 

ABirlinger 

• Schwäbisch und Südwestfälisch. Beim Lesen von Schriftstücken 
in schwäbischer Mundart begegnen nicht selten auffallende Sprüche 
und Volksredensarten, deren Gedanken und Bilder im südwcstfalischen 
ir Gegenstück haben. Eine Stelle bei Kohl, Reisen in Südruss- 
land' I 270, bringt mir dise vorlängst gemachte Bemerkung in Er- 
innerung. 

Kohl berichtet von seinem Aufenthalte in der Schwäbencölonie 
Lustdorf: 

Als ich ir (der Bäbele, Tochter des Schulzen) einmal, ich weiß 
nicht mer bei welcher gelegenbeit, gesprächsweise sagte: „Ja, Bä- 
bele, umsonst ist nichts auf diser weit als der tod," erwiderte sie 
schnell: „das ist nicht war! das Sprichwort ist nicht war! der tod 
^kostet gerade am meisten." — ^Wie so?" — „Er kostet ja das 
leben, und das leben liebe ich ser." — Ich weiß nicht, ob dieß 
schon jedem bei jener gewönlichen Bedensart eingefallen ist. So- 
weit Kohl. 

Warscheinlich kante Bäbele das obige Sprichwort mit seinem 
widerlegenden Anhängsel, wie wir Südwestfalen es auch besizen: 
Ummesüss es de död, un dai kostet eam noch ^et leawen. 

FWoefte 

Zur Sagenkunde 

I 
Der Gang nach dem Kalkofen ^) 

Zwo Chriftliche Predigten Vom Ampt der Eltern vnnd Kinder, auß 
der Epiftel S. Pauli an die Ephefer 6. Cap. V. 1. 2. 3. & 4. Gehalten 
den 2. vnnd 9. Februarij 1617, Bey Ernewerung vnd Erweitterung 
der Schal zu Aalen. Durch M. Philippum Laubenbergern Diaconum 
dafelbrten. Gedruckt zu Ylm, durch Johann Meder. MDGXVII. 

Ein einiger Jeroboam, kan gantz Ifrael sündig machen, I. Reg. 
12. V. 30. Ein einig räudig Schaff kan ein gantze Herd ver- 
derben. 



1) Vrgl. Zeitschrift für DMund^rten I 205. Germania III 437. 



Digitized by VjOOQ IC 



263 

Dz wufte vn verftand jener Vatter wol, drum als fein Son 
vnder die Frembden wandern wolt, fagt er zu jm : Mein Son, was 
du thuft, fo hab dife drey Stuck ftetigs vor Augen. Erftlich bet 
fleissig, vnnd gehe gern in die Kirchen zur Predig. 2. Hut dich 
vor böfer Gefelirchaffk, vnd fchicke dich fürs 3. fein in dieLenth. 
Solche Lehren hielt der Sohn trewlich, vnnd kompt nicht allein 
dardorch zu grossen Ehren, fondern wirdt auch einsmals, als jhm 
ein Blutbad vbertlian war, beym Leben erhalten, welche Gefchicht 
ich euch Kindern zum heften erzehlen will. 

£s /begibt fich, daß der Sohn nach feines Yatters Tod bald 
' an eines Königs Ho£f kompt, vnd alda der Königin an£fwarten 
muft, vnd weil er feines Vatters Lehr fbets vor Augen hatte, vnd 
fich gegen Männiglich wohl zu fchicken wufte, war jhm jeder- 
mann, auch der König vnnd die Königin felbfben mit allen Gnaden 
gewogen. Das mißgönnete jm einer am Hoff, gehet derenwegen 
drauff vmb, wie er jne bey dem König möchte vervnglimpffen, 
vnd fagt zum König: difer führet nicht rechte fach mit der Kö- 
nigin^ fondern bulet gewiß mit ihr, vnnd das dem alfo fey, fo foll 
er nur auff feine Geberden mercken, fo werde ers alfo befinden. 
Dann wie die Königin fich ftelle, fo ftell er fich auch: fey ^le 
trawrig, fo trawre er auch; fey fie dann frölich, fo fey er auch 
frölich. Nun was gefchicht? der König nimt folches zu Ohren, 
vnd als er über Tisch kompt, nam er feinen Bing, der jhm lieb 
war, vom Finger, vnd gab jhn der Königin, darauff die Königin 
gelachet hat vnd vberauß frölich worden ift. Der Jüngling ftalte 
fich auch gantz frölich, deß andern Tags aber fuchet der König 
Vrfach zur Königin, vnnd gab jhr eins ins Angeficht, darüber fie 
geweinet hatt, vnd gantz trawrig gewefen ift, der Jüngling flöß- 
äuglet auch vnd war betrübt. Da glaubte der König dem Yer- 
läumbder, Vnnd war derenwegen drauSff bedacht, wie er ihn heim- 
lich möchte tödten laffen. Der Verläumbder gab dem König difen 
Rath : er foll den Kalckbrennern heimlich laffen befehlen, welcher 
morgen frü werde zu jhnen kommen, vnd fagen, ob fie das, was 
jhnen der König befohlen, haben gethon vnd außgerichtet, den 
folien fie nemmen, vnd in den Kalckoffen werffen, vnd verbrennen 
laffen, vnd foll darneben auch dem Jüngling fagfen, daß er morgen 
in aller früh zu den Kalckbrennern gehe, vnd diefe Wort fagen. 
Der König folget difem Rath, vnd beftelte es alfo, wie er gesagt 
hat. Ehe dann aber der Jüngling am morgen zu den Kalkbrennen! 
gieng, gieng er vor in die Kirchen, wie jhme fein Vatter feeliger 
befohlen hatte. Der Verläumbder aber, der jhm folch Bat be- 
f teilet hatte, vnnd fich feines Vnglücks frewete, der ftund am 
morgen auch fehr früh auff, vnd eylet zu den Kalckbrennern, alda 
zu erfahren, wie es zugieng, vnd ob der Jüngling noch nicht im 
Ofen leg vnd verbrennet fey; er kam aber ehe, dann der Jüngling, 
vnnd fraget die Kalckbrenner, ob fie das, was jhnen der König 
befohlen, außgerichtet haben: Da antworten fie Nein, aber jetzt 



Digitized by VjOOQ IC 



264 

wollen fie es thtin, faffen jhn damit bey der Mittin, vnnd werfen 
jhn in das Fewer, vnd verbrennen ihn. Vnd fo wirdt der Vor- 
läumbder geftrafft, jener aber, der feines Vatters Lehren so trew- 
lich hielt, bey dem Leben erhalten. Darumb die Kinder jhren 
Eltern auch da gehorfam fein foUen, wann fie es warnen, für 
böfer Gefellfchafft. 

Ziw jB. Becksteins altdeutschen Märchen, Sagen und Legenden 
2. vermerte Auflage. Leipzig 1877. S. 109 ff. 242. 

II 

Wie du deine Eltern halteft wirft du wiederum 
gehalten*) 

In den weltlichen Hiftorien lift man von einem reichen gfellen, 
da er überm Tifch fitzt, vnd feinen armen alten Vater durchs 
Fenfter ficht zu jhm komen, furcht er, er werde jn mit fich muffen 
effen laffen, läft derenwegen gefchwind das gebraten Fleifch, daß 
er vor jhm ftehen hatte, beyseits tragen, biß der Vatter wider weg 
gehet, darnach läft er jhms wider hinein bringen, vnd will aller^ 
erft effen. Aber fihe, da faß ein Krot vffin Fleifch, die fpringt 
jhm ins Angeficht, die muft er auch fein Lebenlang am Mund 
tragen, und wann er effen wolt, al wegen zuvor fpeiffen. Ein an- 
derer vngerathner Sohn hatt vber dem effen Hecht vor jhm fbehen, 
die laft er auch gefchwind weg tragen, als er höret, daß fein 
armer Vätter zu jhm kompt, vnnd da er wider weg gieng, hies 
ers wider führen bringen, aber da finds lauter Schlangen, deren 
eine fchlinget fich vmb feinen Hals, die must er auch trage fein 
Lebenlang^ vnd wann er effen wolt zuvor fpeiffen. Ein anderer, 
der feinen Vatter ernehren muft, fchüttet dem Vatter dz effen 
allwegen in einen Sewtrog, darauß mufte ers effen. Das fahe fein 
kleines Sönlein, vnd bringt ein Messer vnd ein Höltzlein, daran 
fchnitzet vü fchneidet es den gantzen Tag, der Vatter fragts endt- 
lich, was es doch mache? Ey, fagt es, ich wolte gern ein Säw- 
tröglein fchnitzen, auff das, wan du alt wirft, ich dir auch könd 
daraus zueffen geben. Ein anderer ward von ^feinem Vatter vmb 
ein Hembd gebetten, da kaufft der Son etlich Ein grob Sacklein- 
wad, vnnd gab dem Vatter den halben theil davon, den andern 
halben theil legt er beyfeits, vnd wils behalten, biß etwan der 
Vatter wider kam und mehr begere. Da er aber der Leinwad 
vergifb, vnd fie vff dem Tifch ligen laft ist fein Söhnlein gfchwind 
vorhanden, vn nimpt jhn die Leinwad, vnd verftecket fie vnder 
das Dach. Der Vatter fragt nach der Leinwad, aber niemand will 
davon wiffen. Entlich fagt dz Kind f eiber, es habs genommen, 
vnd ver wäret. Der Vatter fragt wo zu? Ey, fagt es, ich habs 
wollen vffhehen, biß du Alt wirft, au£f daß ich dir auch ein fchöns 

1) Ebenda. 



Digitized by VjOOQIC 



265 

Hembd darauß machen könd, wie du jetzt da dem Großvatter eins 
davon gemacht haft^). Ein anderer nimpt seinen Yatter bey den 
Haaren, vnd Tchleifft jhn die Stiegen herunder biß zur Thürfch wellen, 
vnd als er jhn' gar hinauß fchleiffen will, bittet er den Sohn vnd 
fagt: Mein Son laß mich jetzt gehen, dann biß hieher hab ich 
auch meinen Vatter gefchleifft. Dz heilt wie der weiß König Sa- 
lom. Tagt: Wo mit einer Xundiget, damit wirt er auch geftrafft. 
Sap. II. Vnd Thaies: Quäle prsemium rependeris parentibus tuis, 
tale k liberis tuis expectabo. Wie du deine Eltern haltft, Jfo wirft 
heut oder morgen widerum von deine Kindern gehalten werden, 
vnd waü es nur allwegen dabey blib, Es gehört auch die ewige 
helllfche Yerdamnus dtauff, darfür behüt vns lieber Herre Gott. 

III 
Die dref Alten^) 

Wohlbewährtes Garten-Buch, worinnen nicht nur von vielen feltenen 
Geheimnifren fondern auch von den Pflanzen, Blumen, und andern 
Garten-Gewächfen, auch der Baum-Zucht, von allerhand ordinären^ 
wie auch befonders von Zwerg-Bäumen nützliche Anzeige und gründ- 
liche Nachricht ertheilet wird von Ifidorus Antbophilus. Aus dem 
Franzöfifch überfetzt und mit Kupfern verfehen. Lucern und Stras- 
burg^ gedruckt auf Köften guter Freunde, 1758. 

Die fchwarze Beere an den Holunderftauden Tollen einen 
Menfchen bei langwierigem Leben zu erhalten Tehr nüzlich und 
dienlich fein. Und wird von folcher Frucht oder Holderbeeren und 
ihrer fonderbaren Kraft und Wirkung folgende Gefchicht aus Ne- 
andri Büchlein von der natürlichen Eigenfchaft allerhand Creaturen 
p. 248 erzehlet: Als einsmahl ein vornehmer Fürft auf der Jagd 
fich vorritten hatte, und von der Jäger- Gefellfchaft abgewichen 
ware^ hatte er endlich durch mancherley Irrwege in dem weiten 
wüften Walde hin und her reitend ein kleines Bauern-Hüttlein an- 
getro£fen, und dafelbft einen fehr alten Bauersman vor der Thür 
fitzen gefunden, der fich fehr übel gebärdet und geweinet, daß 
ihm die Thronen über die Backen herab gefloffen. Als der Herr 
nun denfelben gefraget was ihme gefchehen, daß er fo klaglich 
weine? hat derfelbe geantwortet: Sein Vatter hätte ihn allererft 
gar übel gefchlagen. Darüber fich der Fürlt verwundert, daß ein 
folcher alter bucklichter Greiß, der wie man pflegt zu fagen, 
beyde Füffe fchier auf der Gruben hätte, noch feinen Vatter im 
Leben, und daß derfelbe noch bey folchen Leibes-Kräften feyn 
könte, daß er difem feinen altverlebten Sohn fo harte Streiche 
geben möchte; dannenhero er weiter von ihme die Urfach erfor- 



1) Gesammtabenteuer II 387. Colmarer Liedercodex S. 397 ff. 
Wunderhorn edd. Birlinger u. Grecelius II 477. 

2) Zu den DSagen der Brüder Grimm, n. A. I 411 ff. (kürzer). 



Digitized b^^VjOOQl'C 



266 

fchete, warum ihn dann fein Vatter fo hart geschlagen hätte? 
Darauf ihm der alte Sohn zur Antwort gegeben : Es hätte ihm fein 
Vater daram £o übel tractiret und gehandelt, weil er feinen Groß- 
vatter, der famt feinem Vatter und ihm in 'dem allda befindlichen 
Hütlein fein hohes Alters nunmehr erreichet, aus Unvorfichtigkeit 
hätte fallen laffen, indem er denfelben von einer Bauk zur andern 
heben und fetzen wollen, und ihn alfo, doch nicht mit Willen, aus 
feinen Händen hätte zur Erden fincken laffen, und hernach etwas 
unfanft ' auf den Stuhl niedergefetzet. Diefe Rede erweckte bey 
dem Ftirften eine fonderbare Begierde und Luft diefe drey alte 
Gefeilen in dem Hüttlein perföhnlich zu fehen und ilch mit ihnen 
zu befprechen; ja vielmehr zu erforfchen, was fie doch vor Speifen 
bey ihrer Nahrung genoffen und gegeffen, damit fie iich fo lange 
in diefem Leben hätten aufhalten können? Da ift er von ihnen 
berichtet worden, daß fie ßch bißhero gemeiner und geringer Speife 
gebrauchet, fo mehrentheils vom Brod, Salz, Milch und Käfe ge- 
wefen^ aber neben denfelben hätten fie jährlich zu gewiffer Zeit 
das Holder-Muß, oder die Holder- Beer-Salfen gebrauchet, wie felbige 
noch zu unfern Zeiten von den Holder-Beeren gemacht wird, und 
folcher Safb und Latwerge feye ihnen biß hieher als ein kräftiger 
Theriack gar wohl bekommen, durch deffen Würckung fie zu fo 
hohem Alter gereichet, wie er üe alle drey da vor feinen Augen 
fehe. Unter folchem Gefpräche feynd die Hofleute und Jäger, 
welche ihren HeiTU Gefucht, auch zu gedachtem Bauren-Hüttlein 
gekommen, haben dafelbft ihren Fürfken wieder angetroffen, und 
alfo durch ihre Zukunft des Fürften Gefpräch, welches er voll Ver- 
wunderung mit diefen dreyen alten Gefeilen gehabt, verftöret und 
abgekürzet. ABirlinger 

Zur Sittenkunde 
Gegen Unzucht und Trunkenheit in Schwaben 

Michael Schaefer*) ist in seiner fünften Predigt vom Straff- 



*) Fünff Regiments Regel welche Syrach am 4. Cap. Allen Obrig- 
keiten zur Lehr vnd Vermahnug vorgefchriben bey der Gemeyn zu Tü- 
bingen Anno 1605 vnd 1606 in fiben Predigten auß Gottes Wort er- 
kläret worden. Anjetzo dem Durchlauchtigen, Hochgebornen FürCten 
vnd Herrn, Herrn Johann Friederichen Hertzogen zu Wirttemberg vnd 
Teckh, Grauen zu Mömpelgart, Herrn zu Haidenhain etc. feinem gnädigen 
Fürften vnd Herrn zu unterthänigen Ehren, Auch hertzlichen Glück- 
wünfchung wegen deß vor Ihr F. G. newlich angetrettenen Regiments 
in Truck gegeben durch Michaelom Schaeferum, Wirtemb. Hofpredigem. 
Tübingen, bey Cellio 1608 kl. 8^ 307 S. Ich bezeichne disen Teil 
Schaefer Predigten I im alem. Wörterbuche und in der Folge durch die 
Alemannia hin. Als II bezeichne ich das meinem Ex. beigebundene 
531 S. enthaltende dazu gehörige opus: Neun Predigten von Vnter- 
fchidlichen Materien welche der Ehrwürdig und Hochgelärte Herr M. 



Digitized by VjOOQ IC 



267 

Ampt der Obrigkeit ser aufgebracht über die laxe Handhabang 
desselben; sittengeschichtlich ein nicht unwichtiger Weiser in den 
Schluß des 17. Jhds. ist folgender Auszug: 

1 Aber, ach wie gehet da ff eibig (Strafamt) an ettlichen 
Orten auf Stelzen und Krücken herein ! Wo fein die Gotteslöfterer, 
die Verfaumer und Verächter Göttliches Worts? Wo die Truncken- 
bold? So werden die Hurer, Ehebrecher, Hur- und Ehebrecherin 
an ettlichen Orten nicht zu billicher gebührender Straff gezogen. 
Dann da fonderlich der Ehebruch nach Göttlichen und Keyferlichen 
Rechten mit dem Hencker vnd Schwert folte geftraft werden, fihe, 
fo kann fich bißweilen ein Ehebrecher mit Geld ledig machen und 
auskaufen. Vrgl. Volkstümliches aus Schwaben II 217 ff. Aus 
Schwaben II 481 ff. 

2 Vil schlimmer scheint um jene Zeit das Laster der Trunken- 
heit verheerend um sich gefressen zu haben: „Trunkenheit ift nun- 
mehr ein feine Tugent, die bey der Welt lobenswerth," heißt es 
in derselben Predigt. Eine eigens dagegen gehaltene Rede geißelt 
das Laster. ,, Sonderlichen aber fo gehet an ettlichen Höfen diefes 
Lalter immer fort, wie ohn allen Zweifel wegen der täglichen Er- 
fahrung kein Menfch in Abred fein kann. Und ift ohn Fehl die 
FöUerei auß den aller yornehmften Laftern, die an den Höfen 
regieren." Wann die Welt die Trunckenheit für eine Sund hielte^ 
wurde fie gewißlich nicht aller Enden vnd Orten fo gemein werden. 
Aber nun ift kein Lafter unter uns fo gemein als eben dises. 
Dann daher werden wir von andern Völkern mit einem feindfeligen 
Namen verfoffene Teutfche genennt. Und befcheret Gott jemalen 
einen reichen guten Trunck, fo fahet fich der Teutfchen Vnweiß 
als bald an, in allen Stätten, in allen Dörffern und Weilern, bey 
Jung und Alten, bey hohen und nidern Standsperfonen, bey Reichen 
und Armen, der feine Schuch mit Widen bindt, kümmerlich und 
mühlich lieh nehret, der will den Heller, fo er eramet an naffe 
Wahr gelegt haben. Kein Zech vergehet, es finden fich Trunckene 
dafelbften. Wer ehrliche Gäft zu fich raffet, folle wol darfür 
halten, er habe ihnen keine Ehr erzeigt, wo er fie nicht vollge- 
foffen. Etliche Gäft fein auch der Meinung, es heiß nicht gezehret, 
man fei dann voll u. s. w." „Es dienen auch hierzu die Vmb- 
trünck, welche dahin gemeint, damit keiner nüchtern bleib, fondem 
es einem gefchehe, wie dem andern. Wie nicht weniger das zu 

Michael Schäfer, weyland Fürftl. Würtembergifcher Hoffprediger^ feeliger 
Gedächtnuß in feinem Minifterio theils zu Tübingen, theils auch zu Studt- 
garten gebalteD, jetzo nach feinem feiigen Ableiben Mönniglichen zu 
befferung vnd vnterricht in Truck gegeben durch M. Zachariam Schae- 
ferum. Getruckt zu Tübingen. In der Cellifchen Truckerey Anno 1609. 

Michael Schäfer war ein Hesse von Geburt, in seinen Predigten 
sprachlich mit seltener Ausname ganz Schwabe. 

1) erwirbt. 



Digitized by VjOOQ IC 



268 

irincken oder der Weinkrieg, da immer der eine den andern unter 
die Banck oder von dem TiTch weg JÜaufen will u. s. w. In der- 
selben Predigt fürt Seh. nun seinen christlichen Zuhörern das Bild 
eines BesoflEenen vor. „Dann trunckene Leut fein wie die BeAien 
vnd wiffen oder yerftehen nichts. Die Zuog Xikatzget und ftanmi- 
let. Die Augen Tehen eintweder gar nichts oder alleä zwyfach. 
Der Wein riecht ihnen aus dem Hals herauf: Mund, Hand, Kleider, 
TiTch, Boden, Beth fein befleckt und ftincken für Unrath, fie dau- 
mein von' einer Wand zur andern, von einem Eck zum andern, von 
einer Gaffen zu der andern: oder muß man wol fie biß weilen wie 
die Stock und Block heben und legen. lemalen ftellen fie fich 
auch fo närrifch, daß jhnen die Kinder nachlaufen, ihrer lachen 
und spotten u. f. w. Freßen, fSetufen feye von den Hunden, Schwei- 
nen und Kühen geredet. £in Schwein und Hund frißt^ ein Khu 
faufb u. f. w. Ja zu verklagen .wäre das, wo die Trunckenen nit 
ärger weren dann die unvernünftigen Beftien. Dann ein Khu 
trinckt, Co lang fie dürftet, die Trunckenbold aber auß lauter bößer 
Gewonheit trincken mehr dann ihre Natur erfordert. Das unver- 
nünftig Vieh laffet fich wol auch mit Steinen, Stecken, Stößen und 
Streichen dahin nicht nötigen, daß fie mehr dann ihr Dürft er- 
fordert, wolten trincken, aber die Sauff brüder dörffen weder Stecken 
noch Schlag, fie feind felbft willig darzu u. f. w. Sie fallen ihnen 
Bauch und Kragen voll und können beyneben zufehen, daß ettwan 
ein Kindbetterin oder krancks Menfch weder zu beiffen noch zu 
brechen hat. Laffens über den Bücken äbschleiffen daß vil frommer 
— im Elend umbziehen u. f. w. 

Die^ welche die Trunkenheit ftrafen foUten, denken nicht 
daran. „Gehe an einem Rechtstag hinauf auf das Rathhauß, da 
würftu zwar allerley ungerade Händel hören. Daß aber jemand 
der Trunkenheit halber vorkomme oder geftra£ft werde, das follft 
du wol nicht finden oder fehen, wolteftu gleich Brüllen aufftecken. 
Vnd zwar, was thun die Herrn, da fie zufammenkommen ? Sie 
fprechen einander alfo zu, daß bißweilen Vonnöten, daß man fie 
heim trieg ! Wie foUen dann fie andere ftrafen, welches fie felbften 
mit laßen?" 

Von den Totengraebern 

Ich habe schon im Volkstümlichen II 208 ff. ^iner Sitte Ober- 
schwabens gedacht, der gemäß die jüngst verheirateten Bürger des 
Dienstes zu warten hatten^ meist aber ärmere Männer heranholten, 
die es um Geld Übernamen das Todtengräberamt auszuüben. Die 
badische Wochenschrift v. 1 807 S. 85 weiß von Rippurr bei Karls- 
ruhe, daß zu Anfang dises Jarhunderts dort kein Totengräber ge- 
halten ward, die Leichenträger musten das Grab machen. Nach 
einem Karlsruher Dekret v. 19. Okt. 1768 durfte der T. die Lei- 
chen folgender Leute nicht verscharren, sondern muste sie an die 
Anatomie abliefern: der warhaft melancholifchen Selbstmörder, der 



Digitized by VjOOQ IC 



justificierten oder im Gefängnis sterbenden überwisenen Uebeltater, 
derbei Diebstal oder sonst Verbrechen fallenden Personen, der im 
Land fterbenden fremden Huren, Bettler, Vaganten und deren 
fremde Huren, deren im Lande verfterbenden Kinder. Es ward 
befolen „daß dergleichen cadavera jedesmalen ohnverzüglich mit 
möglichfter Menagierung deren Holten zur Anatomie an Dr. Jäger- 
fchmidt überliefert werden." 

Carl Friedrich Gerstlachers Sammlung aller Baden- Durlachi- 
schen das Kirchen- und Schulwesen u. s. w. betreffenden Anstalten 
und Verordnungen. Carlsruhe 1773 I S. 516, 

Kuxkränzier am Oberrhein 

Am 3. Mai 1717 erließ Markgraf Carl ein General-Refkript 
gegen fremde Kuxkrängier die aus dem churräcbrifchen und chur- 
hannöverifchen u. f. w. den Leuten ir Geld mit Kuxen- oder Berg- 
teil-Anerbietungen aus der Tafche lockten, die Leute überhaupt 
fehr „anfüren". Dife Tollen difelben Strafen, ja Leibesftrafen im 
Betretungsfalle zu erfaren haben wie in allen ander königlichen, 
churfurftlichen und gräflichen Landen es Brauch. Dife Leute 
f prächen auch mit Verachtung frevler Weife gegen eiuheimifche 
Bergwerke. 

Ebenda III 199. 

Kuxkränzier ist sonst ein erliches Geschäft — ein den Kauf 
und Verkauf von Kuxen vermittelnder von der Bergbehörde be- 
sonders vereideter Mäkler. Veith, Bergwörterb. 312. Unsere K. 
gegen die das markgräfl. Gesez get sind mer Kiixpartierer, gegen 
die die eigentl. Kuxkrämler vorgen müssen. 

ViTasserstrafeUj 

„Man findet noch wirklichen in einigen Städten unferes Teutfch- 
landes an den Waffergräben der Stadt einen Korb oder hölzernen 
Käfig an einer langen Ketten hängen, von welchen der gemeine 
Pöbel wiffen will, daß man fie ehedem zu folchen Proben (Gottes- 
urteile) gebrauchet, inderae man in difen Käfigen den Verdächtigen 
in den Waffergräben hinabgolaffen und als dann die Fallthüre er- 
öfiiiet und fie in das Waffer ftürzen laffen. So redet der gemeine 
Pöbel. Fraget man aber vernünftigere, fo geftehen fie zwar, daß 
man zu Bettrafung einiger gewiffer Fehltritten diefe Körbe und 
Kiften gebrauche, in welche man den üebelthäter verfperre und 
eine Zeit lang in dem Waffer hängen laffe. Aber von der Hexen- 
probe wollen fie nichts wiffen. Doch wir wollen zulaffen, daß ße 
hierzu in dem fechszehenten Jahrhundert gebrauchet worden. Wem 
ift aber unbekannt, daß in felbigen Zeiten fo viele Aberglauben 
und Misbrauche in dem Schwung gegangen, daß fich billig die Nach- 
kömmlinge der Einfalt und Leichtgläubigkeit ihrer Voreltern zu 
fchämen und man heutiges Tages felbe als würdige Misbrauche zu 



Digitized by VjOOQ IC 



270 

verlachen, Urfach habe. Haben nicht die fonTt £o feine Franz- 
männer zu Troyes in Champagne einen Ermahnongsbefehl an die 
Käfer, die das Land verunreineten, abgehen nnd ihnen bedeuten 
laßen, daß, fofern fie nicht den fechften Tag nach der Ermahnung 
das Land räumen würden^ fie in den Bann Tollten geworfen werden/ 
(P. Raynaud de monit. Sent. pro Anno 1516.) 

Das große Welt-hetrügende Nichts oder die heutige Hexerei 
und Zauberkunst in 0weyen Büchern von Ardoino ühbidente BelV 
Osa entworfen, Wirgburg verlegt Johann Jacob Stahel 1761 V- 

Die deutsche gegenwärtige Ausgabe ist vermert und nimmt 
gaf oft auf unser Heimatland Bezug, Die Sitte des „Gießübelns 
oder Gießhübeins" ist oben gemeint, worüber im Volkstüml, II 229 ff, 
wo von der Korb- oder Schnellanstalt in Bottenburg, Tübingen, 
Biberach, Eßlingen, Heilighreuziäl die Bede, Belaege sich finden. 
In meinem Gebiete ward Felddiebstal in erster Linie damit be- 
straft. Aus Sehwaben II 497^), ABirlinger 

Gegen Aberglauben 

1 Im Jare 1787 erschin eine gut und kundig geschribene 
Geographie und Statistik Wirtembergs von W. Heinrich Korn, der 
zugleich Verleger ist. Als geborner Wirtemberger kennt er auch 
die sittengeschichtliche Seite seiner engern Heimat genau. Ich hebe 
das heraus was auf Volks- und Aberglauben sich bezieht. S. 55 
heißt es : „Das große Gebirge der Heuberg, wo der noch im Fin- 
ftern fpukende Aberglauben des Pöbels die Hexen ihre Kreistage 
halten lasset, grenzt nur an Wirtemberg. — Eine mäßig ftarke 
Erfchütterung der Oberfläche diefes Berges, das T^reten eines Pferdes, 
ein Stein wurf gibt einen holen dumpfen Ton von fich." S. 75: 
„Der Aberglaube sitzt dem Pöbel noch tief irn^ Nacken. Während 
daß Keller den Aberglauben beftürmt, fchreibt der eine : Die Grube 
Dorothea bei Freudenftadt habe die Eigenfchaft, daß man darinn 
nicht pfeifen dürfe, weil dadurch die Berggeister beunruhigt würden,^ 
Der andere merkt ser ernstlich als etwas Besonderes an: „wenn 
man am Stefanstag ^) einem Pferde eine Ader Öfne, fo bleibe es das 
ganze Jahr gefund." — „Noch muß täglich die bessere ausgebildetere 
Vernunft wider Hexen, Gespenster und Vorurtheile auch oft noch 
Kommando's Soldaten wider den Aberglauben zu Felde ziehen.^ 

1) Von den Störchen redend, welche Gesellen des von den Illy- 
riern erschlagenen Feldherm Diomed sein sollten, sagt unser Buch auch 
S. 548: „Vielleicht Cind Cie den verwünfchten Prinzeffinen gleich, welche 
in unfere Heydexen follen verwandlet fein und welche heut noch aus 
ihrer Menfchenliebe den Wanderer für der Nachftellung der Schlangen 
warnen follen." 

2) Vrgl. Lorichius, Aberglaub 1613 S. 68: An Sant Stephans tag 
den Rossen zuaderlassen, der meinung, das es besser dann an eim an- 
dern tag ift, ein aberglaub. 



Digitized by VjOOQ IC 



271 

2 In der 4. Predigt „Perfon unnd Ampt Chrifti" von M. 
Michael Schäfer, k, wirtemb. Hofprediger 16. 17. Jhd. Tüb. 1609 
wird gegen den Misbrauch des „Johannisevangeliums^ zu aber- 
gläubischem Zwecke losgezogen. „So theur aber, werth vnnd köft- 
lich diß Eyangelium, £o bößlich hat es auch der böße Feind, ein 
Löfterer des Worts Gottes verkehret. Dann es finden fich ettliche 
vnter den Menfchen welche mit diefen Worten Zauberey getrieben. 
Andere fchreiben felbige auff ein Papyr, hencken fie hemacher an 
Hals und bereden fich, Johannis Wort könne jhnen tvider stechen 
und hawen, auch andere Tchädliche Fäll gut Tein. Im Papftumb 
ift es Tehr gemein, daß die Leut mit LeAing des Evangelii Jo- 
hannes das Wetter fegnen und vertreiben wollen: welcher Wohn 
von den Papiften auch etlichen der vnferigen aufifgeerbet, die in 
gleicher Perfuafion vnd Irrthumb ftecken. — So würdt mit er- 
zehlten Mißbräuchen difer herrlichen Worten der Allerheiligfte Nam 
Gottes lößlich und vergeblich gebraucht ; dann einmAlen übergewiß, 
daß folche Wort von dem hl. Geift uns nicht wider das Wetter 
oder wider ha/wen und stechen^ allerwenigA aber zur Zauberey ge- 
geben vnd aufgefchriben fein." Auf die Einwendung der Leute, 
es sei uralter Brauch sagt Seh.: „Tanfent Jahr vnrecht, ift nie 
kein Stund recht.'' 

JLorichius Aberglaub, Freiburg i. B. 1616 sagt S. 30: Letft- 
lich foU hieher gerechnet werden aller Mißbrauch Heiliger Dingen 
als St Johannes Evangelium^ des hl. Creutz bildnuß, der Agnus 
Dei etc. Dann fo man dife ding zu andern Effekten oder würckun- 
gen braucht, als fie verordnet und gewcycht fein^ fo ifts nicht 
allein ein fchandlicher Aberglaub, fonder auch ein gottsläfterliche 
Schmäh ang und Entehrung Heiliger Dingen, die zu fonderer Ver- 
kleinerung der Ehren Gottes reichet. 

ABirlinger. 

Vom Toten- oder Leichenvogel 

Ich habe im „Volktümlichen aus Schwaben" 1861. 1862 1 Bd. 
S. 476. 25 von den Elftem berichtet: sie werden nicht gerne ge- 
sehen, da sie dem Hause, auf welches sie sizen, einen Todesfall 
anzeigen. In „Aus Schwaben" 1874 I S. 396 erwänte ich des 
Seidenschwanzes als Pest-, Kriegs- und Sterhevogels. Bis heute 
gilt im schwäb.-alem. Gebiete das Käuzchen, NachtköMZchen allge- 
mein als Totenvogel. Sein Rufen auf dem Hause zeigt Tod an. 
Die Magiologia, Basel 1674 S. 144 bringt folgendes: Die Nacht- 
Eül vnd der Wik werden Todtenvögel genennt vnd glauben viel 
Leut veftiglich, woherumb diefe Vögel fchreien, werde bald ein 
Menfch fterben. Andere glauben, wann fie die Raben fchreien 
hören, gehe ihnen ein Vnglück zur Hand ; vnnd förchten fich bald 
mehr für einem Eulen- und Rabengefchrei als für einem bioffen 
Schwert u. f. w. Geßner-Heußlin's Vogelbuch 1557 Bl. 237^ er- 



Digitized by VjOOQ IC 



272 

wänt eines Totenvögeleins, weiß aber nichts weiter von seiner Be- 
ziehung zum Volksglauben. Es ligt mir eine „Traur- und Leichen- 
predig des Hoch würdigen und Hochgelehrten Herrn Mater ui Vögel 
des Büfthums Straßburg der Seits Rheins wohlbeftellten Vice-Offi- 
cialis u. f. w. f 1714, 30. Oct. ^) Straßburg, getruckt bei Johannes 
Beck" vor. Anfang: ^Weg, weg, weg! Was höre ich vor ein 
wunderbahrliches Gefchrey?" Von den Vögeln des Himmels lefe 
ich nichts in der göttlichen hl. Schrift, daß folche Vögel dergleichen 
traurige Triller fchlagen. Aber bei den Natni'kündigern findet man, 
was diefes vor fremde Vögel feind, welche zur dunklen Nacht auf 
den Dächern vor den Fenftern herumb fliegen und mit folchem un- 
gewöhnlichen Trauer-Gefchrey den im fanften Schlaf begrabenen 
Haußvatter beunruhigen und au£ferwecken. Von folchen fchreibt 
der Hochgelehrte Petrus Berchorius Pictaviensis (H cp. 73) welche 
er ululas oder Onocrotalos nennet und fagt : ululatus ejus secundum 
augures portendit adversitatem, tracitumitas vero prosperitatem. 
Wir Teutiche pflegen folche zu nennen WäcJcerlein oder Todten- 
Vögel. — Vögel, o Vögel! dir hat gerufen jener Toten Vogel, 
den ich in dem Garten allhiefigen Pfarrhofs in der Nacht zwifchen 
11 und 12 Uhr ohngefehr den 30. Julij difes laufienden Jahres 
weg, weg, weg ! rufen gehört, auch eben um diefe Zeit von deinen 
allhiefigen hinderlaffenen Bluts-Freunden vor den Fenftern ver- 
spührt und in Obacht genommen worden u. f. w. Zur D. Myth. 
TP 1087 ff. Im Gotischen erscheint das Compos. hraivaduho = 
Turteltaube. Möglich, daß sie als Totenvogel galt, möglich daß 
bei dem bekannten Durcheinander zoologischer Termini in der 
ältesten Zeit ein Eäuzchen oder eine Eule den Namen abgeben 
muste. Bei den Longobarden (Myth. 1. c. 1088 Anm.) kommt die 
Taube auf Stangen in Kirchhöfen vor. Das got. hraiv- hat sich 
noch im Altbairischen erhalten, also auch im bair. Tyrol. Die 
nicht gehobelten Bretter, auf denen die Leiche bis zur Einsargung 
lag, werden auf Felder als kleine Brücken, Uebergänge verwendet, 
haben schwarze Kreuze, und heißen Bechbretter. ch = got. h 
heute aspiriert ahbairisch gesprochen. Ich habe in Kühnes Zeit- 
schrift XVIIl 42 Stellen aus einem Tiroler Capuzindrprediger Heri- 
bert V. Salurn mitgeteilt. Schmeller scheint es entgangen zu sein; 
sein „auf dem Brett" ligen ^= eine Leiche sein P 372 ist nur aus 
obigem erklärlich. Im Alemannischen glaube ich das ViTort in 
yjVerrebeln^ = verzappeln, wie eine Leichenrede des 17. Jhds. dafür 

1) Matemus Vögd geb. zu Offenburg a. 1648. Ordiniert 1673. 
Caplan in Offenburg 1674. Pfarrer zu Goldfcheyr 1676. Prediger zu 
Offenburg 1683. „Kam auff ürluffen" 1700. zu Hagenau 1706. Rektor 
in 0. 1708. t 1714 „an einem Blutfluß". Phil. Jac. Schmautz, Pres- 
byter Notarius Apoft. S. S. Theologiae Baccalaureo, ordin. Prediger in 
Offenburg (26. Nov. am dreißigften) hielt dise Leichenrede. Beige- 
geben ist im Texte ein Trauerlied mit Melodie. Als „Pfetter und GöUeV^ 
bei der Taufe figurierten Martin Jung und Anna Maria Rommin. 



Digitized by VjOOQ IC 



273 

sagt, wiedererkannt zn haben. Sieh oben Alem. III 184. Hebel 
und Feiner gebrauchen es, jener one Präfix, diser mit demselben. 
Im Westfälischen (am Heiweg), im Märkisch- Westfälischen lebt 
räfW'^f reaW' in Räwftro Unterlage des Toten bis znr Einsargung 
bis heute fort. 

ABirlinger 

Volkstümliclies 

I Yolksheilmittel 

1 Absud von Ghirkenschälm ^ harntreibendes Mittel bei 
Waßersucht. 

2 Schweinsblut gegen Rhachitis = englischer Krankheit, 
was unser Volk heißt: anbacken d. h. angewachsen sein. 

3 Das Trinken durch die hohlen Stengel von Leibstüclde 
(= Liebfiockel LeTisticnm offic. L.) ist gut wider das Halsweh. 
Unsere Bauern pflanzen Levist. hie und da in iren Oärten. 

4 Attichgehöle (von Sambncus Ebulus) auf Ayßen gelegt, soll 
solche schnell aufziehen. 

5 Ikx aquifoUvm L. die roten Beren der Stechpalme, 
mit Zucker eingekocht, sind gut gegen das Seitenstechen (Pleuritis, 
Pleuresie). (Emberg). 

6 Magendesider = Magnesia von Magenkranken gebraucht. 
(Maisenbach bei Calw.) 

7 67rü(ner2>a^^6ric^ =:Cremortartari. Präparierter Weinstein. 

8 Eichelespflafter = Emplastrum Diachylon. 

9 Goldfälhe = Menschl. frischer Kot wann auf Abscesse 
gelegt, bes. bei bösen Brüsten der Wöchnerinnen. Ser häufig an- 
gewendet. 

10 Ephetisamen, gepulvert alle 8 Stunden 2 Theelö£fel voll, 
gut gegen Pleuresie. (Herrenberg.) 

n Aberglaube 

1 Wer Erbsen oder Bonen ißt, und in derselben Woche 
solche aussät, dem geraten sie nicht. 

2 Wenn eine Frau ihre Kaze nicht verlieren will, so schmiert 
sie drei Tage lang die Tazen mit Butter. 

3 Wer beim Kartenspiel mit dem Rücken gegen den Mond 
ligt, verspilt. 

4 Wenn eine schwangere Frau ein Kind über die Taufe hält, 
80 muß das Kind bald sterben. 

BixUnger A.teinaiini> IV 8 18 



Digitized by VjOOQ IC 



274 

5 Beim Anziehen die rechte Hose, heim Ausziehen die linke 
zuerst genommen, ist gut wider das Zipperlein. 

6 Wenn man Nachts vor Schlafengehen den Tisch nicht ah- 
r&amt, so kann das Jüngste im Hanse nicht schlafen. 

in Inschriften 
1 Im Wirtshaus zur Krone in Hoffstett hei Calw 

Wenn eine Schaar von treuen Brüdern 

In meinem Hause sich vereint, 
Dann werd ich Eure Lieh erwiedem 

Ich hin ja aller Gseste Freund; 
Denn Eintracht und Bescheidenheit 

Dies ist es, was uns innig freut. 

Ihr liehen Freunde seid willkommen, 
Ei}ch grüsst die Liehe hocherfreut; 

Ihr werdet liehreich aufgenommen, 
Zu dienen bin ich stets bereit: 

Ich lade Alle höflich ein, 
Und jedem will ich Vater sein. 

Ein jeder, der etwas genossen. 
Entrichte die Bezahlung gern. 

Dies mach' euch Freunde nicht verdrossen. 
Als Vater bin ich euch nicht fern : 

Ich will euch ja zur Seite stehn 
^ An Pflege soll euch nichts abgehn. 

Wo Ordnung in dem Hause wohnet, 
Da weicht gewiss der Segen nicht, 

Und treuer Fleiss wird wohl belohnet, 
Wie es das Wort des Herrn verspricht. 

Die gute Ordnung wird allein 
Des ganzen Hauses Zierde sein. 

2 In einem Bauernhaus in Monakam ist an die Türe eines 
Wandschränkchens ein lebensgroßer Storch gemalt, der mit seinem 
Schnabel eine auf jseiner Brust angebrachte menschl. Nase packt. 
Darunter stet die Inschrift: 

Schau nicht nach Andrer Thun und Lassen 

Nimm dich nur selbst an deiner Nasen. 

Aus der Calwer Gegend ' ESchuz 



Digitized by VjOOQ IC 



275 

An Eulenspiegels Grabe 
Zii J. M. Lappenberg 330 flf. 

Ein ehmaliger Studierender der Universität Straßburg, J, üf« 
Meyer veröffentlichte daselbst a. 1767 „eines deat[chen Chirurgi 
Berchreibung feiner auf den Wallfifchfang nach Spitzbergen ge- 
thanen Reife" mit obrigkeitlicher Erlaubniß, gediruckt- und zu 
finden bey Job. H. Heitz, Univerf. Buchdrucker 8^. 

Den 20. März 1766 kam er nach Mölln „wo der fo berüch- 
tigte Eulenfpiegel begraben ligen foll." Die Erzälung ii!t folgende. 
„Es war an einem Sonntage als ich dafelbft einkehrete. Ich fpei- 
fete mit noch 13 Paffageres an einem Tifche zu Mittag; und da 
der Wirth uns felbften aufwartete, auch übrigens ein fehr gefpräch- 
famer und leutfeliger Mann war, fo trieb mich meine Nenbegierde 
an, ihn zu fragen, ob es auch wahr fey, daß der sog. Etdenfpiegel 
hier begraben liege? Freylich antwortete er mir und fetzte hinzu, 
er hätte fein natürliches Portrait in feiner Verwahrung und wäre 
bereit denen, die es zu fehen verlangten, daffelbe zu zeigen. Da 
ich mir nun folches als eine befondere Gefälligkeit von ihm ausbat, 
fo ging er gleich in fein Nebenzimmer und brachte eine zugemachte 
Lade heraus. Hierinnen mein Herr, fagte er darauf zu mir, ift 
fein wahrhaftes Bildniß. Ich nahm diefe Lade und nachdem ich 
die andern Fremden, die folche" ebenfalls gern in Händen gehabt 
hätten, abgetrieben hatte, fo eröffnete ich dieselbe mit vieler Be- 
gierde. Wie erfbaunte ich aber, als ich nichts anderes darinnen 
fand, als einen hellen Spiegel, welcher mir meine eigene Gefbalt 
auf das voUkommenfte vorfbellete! Der Wirth, fo liftig und zu- 
gleich höflich war, winkte mir mit den Augen und enthielt fich 
mit aller Gewalt des Lachens. Nachdem ich ihn merkte, fo fuhr 
ich fort hineiazufchauen, bis endlich derfelbe ^anz ernftlich zu mir 
fagte : Nun ift es Zeit, mein Herr, diefes fo würdige Portrait auch 
die andern Herren fehen zu laßen. Einem jeden, der es befah, 
fagte er heimlich in 's Ohr: fei der Herr vernünftig; daher die- 
jenigen fo es gefehen hatten ilch des Lachens kaum enthalten, die 
übrigen aber faft nicht erwarten konnten bis die Rei];ie auch an 
fie kam hineinzufchauen. Sobald aber alle fich felbft anftatt des 
Eulenfpiegels gefehen hatten, fo gieng das Gelächter erft recht 
an und konnte doch keiner dem andern etwas vorwerfen. Endlich 
fagte der fchlaue Wirth: ifts nicht wahr daß der Eulenfpiegel 
mehrerley Geftalten an fich nehmen kann als der verliebte Jupiter? 
Doch ich will meinen Herrn nun auch die klare Wahrheit hievon 
fagen. Es war vor undenklichen Zeiten allhier ein Schuhmacher 
aus Lübeck gebürtig, welcher folche näri'ifche Reden fahrte, fo 
wunderliche feltsame Einfalle hatte und fo poßirliche Streiche und 
Poffen anftellete, daß man ihm den Namen des Eulenfpiegels bei- 
legte. Da diefer neuere Aefopus nun ftarb, fo wurde er auf dem 



Digitized by VjOOQ IC 



276 

Kirchhof diefer Stadt an den nämlichen Platz begraben, allwo itzt 
ein großer Naßbanm ftehet. Es trug fich aber bey feinem Be- 
gräbniß ein befonderer Umftand zu; denn da die Todtengräber 
feinen Sarg an Stricken in die Gruft verfetzen wollten^ fo brachen 
^efe entzwey ; der Sarg fiel hinunter, der arme Eulenfpiegel wurde 
dadurch ganz erfchüttert und in die größte Unordnung nach feinem 
Tode verfetzt. Man verfcharrete ihn aber deffen ungeachtet und 
fchrieb auf feinen Grabftein diefe Worte: Wunderbariich war ick 
in meinem Leben^ tcunderbarlich bin ich auch in meinem Tode, 
Nach dem Effen bezeugten wir insgefamt Luft, diefes merkwürdige 
.Grab felbft in Augenfchein zu nehpien; der Wirth fährte uns da- 
hin und zeigte uns feinen Grabftein, auf welchem er in Lebens- 
größe ausgehauen war, in der einen Hand eine Eule, in der andern 
aber einen Spiegel haltend. An dem Nußbaume nahmen wir gar 
viele Zeichen wahr, fo von den Reifenden, welche diefes Grab be- 
fehen hatten, hineingegraben worden waren. Darauf nahm ich 
aufs freundlichfte Absfchied von meinem Wirth und fetzte mit 
meiner Gefellfohafb die Reife nach Hamburg fort, allwo ich den 
22. März ankam." 

Meyer war Anspacher; die Reise muß auf 1763 oder 1764 &llen. 

ABirlinger 

Zu Schiller und Wieland 

2jU Schüler. Die Geographie und Statiftik Wirtembergs von 
Wilhelm H. Koch 1787 berichtet über die damals blühenden Wissen- 
schaften. „Die Untersuchung der Sprache fand bei uns einen tief- 
denkenden FvMa,^ Darauf: „Die Dichtkunst hat in Wirtemberg 
einen FreiJierrn von Gemmnigen^ seinen würdigen Freund Huber 
und einen Schubart undStäudlin gefunden.'' Schiller noch a. 1787 
demnach nicht für einen Dichter gegolten! Kostbar ist die sich 
daran anschließende Notiz: Yon dem elenden Gesänge der Bänkel- 
sänger, Almanachsfüller und Gelegenheitsdichter, die um einen Du- 
katen lachen und weinen, scharenweise den Parnaß beftürmen, um 
die Leichen- oder Hochzeitsgäste, deren Schmause sie solennisieren, 
mit Makulatur versehen, ist kein Schluß auf den Geschmack oder 
die Fähigkeit der Nation, nur auf den Hunger des Versmachers zu 
machen. Daä Gequäke diser Stadt- und Dorfpoeten ist schuld daß 
Ausländer bisher die Nation so bitter beurteilt haben.*' Soll etwa 
Schiller auch zu den Almanachfüllem gehören? 

Zu Wieland, Dasselbe Buch versichert vom Rathause in 
Schorndorf: es sei ganz im abderitischen Geschmacke bemalt. Man 
sollte glauben, Wieland hätte hier seine Schilderung des Rathauses 
in Abdera entworfen. S. 288. 

ABirlinger 



Digitized by VjOOQ IC 



277 
Die Gartenmeisterin im Elsass 

Ein kulturgeschichtlicher Gang in das Ende des 18. Jarhunderts 

Der Yerker zwischen Elsaß und Lothringen mit dem rechts- 
rheinischen Lande war am Ende des vorigen und Anfange dises 
Jarhunderts ein lebhafterer als man denkt. Die feinen Stiefel und 
Schuhe bezog die hohe Aristokratie Süddeutschlands von Straßburg; 
am fürstlichen Hofe zu Sigmaringen und Hechingen trug man nur 
Straßburger Fabricate. Wie im Gebiete des obern Neckars und 
der Donau die Schweine aus dem Baierlande bezogen, so kamen 
sie ins Breisganische u. s. w. vilfach aus Lothringen. Wildpret, 
Fische strömten wie bis heute noch aus dem Rheintale und dem 
Schwarzwalde nach Straßburg. „Sämtliches hier erlegtes eßbares 
Wildpret wird an einen Straßburgischen Fisch- und Wildprets- 
■ händler der es um einen gewissen Preis gepachtet hat, abgeliefert ** 
sagt eine landwirthschaftliche Beschreibung Ichenheims i. B. v. 1 786'). 
„Tauben, Gänse, Enten und Hüner, wie auch vile Eier von den 
sog. Grempen, Vorkäufer, Höker gekauft, von welchem Handel sich 
etliche Personen einzig und allein ernähren." Ebenda S. 122. 
„Die Fischkäufer von Str. kaufen die Lauken zum Futter für die 
andern guten Fisch." S. 128. „Die meisten Fische, besonders die 
gtUen werden nach Straßburg an die Fischkäufer verkauft.* S. 128. 
In einem Punkte aber lieferte nur Straßburg, was die Gartenge- 
wächse anlangt, dem Elsaß und teilweise dem rechtsrheinischen 
Lande, worinn es schlechterdings one Concurrenz blute. Die Ale- 
mannia IV 192 ff. hat schon vile Belege dafür gebracht. Hören 
wir nun noch einen Flüchtling, geistliches Standes, aus den 90ger 
Jaren, der vom landwirtschaftlichen Standpunkte aus Elsaß a. 1795^) 
schildert. „Ein wichtiges und aller Nachfolge würdiges Beyfpil 
hievon stellt sich unsern Augen dar die Qarten-Meisierin im Elsaß, 
nemlich Straßburg, So berühmt diese Stadt an Künstlern, an Vor- 
zügen vieler Dingen ist, so ist sie noch berühmter, ja am be- 
rühmtesten ist sie in der Gärtnerey." Fremde Gärtner meynen, 
das Obst habe keinen Geschmack, keine Güte, wenn die Bäume 
nicht von Straßburg entlehnt sind. Viele meynen, es wäre der 
Mühe nicht werth, die Bäume in den Gärten zu pflanzen, wenn 
dieselbige nicht aus Straßburg sind, denn die Straßburger Bäume 
halten sie für die Meister-Bäume. Ja die Straßburger Gärtner sind 
nicht allein in der Baumschule Meister, sie sind auch Meister in 



1) Landwirthschaftliche Beschreibung des Hochfiirstlich Marg- 
gräflich-Badiscben Fleckens Ichenheim im Breisgau 1786. 8^ 136 S. 

2) Landwirthschaft eines gewanderten Bauren oder ökonomisch- 
praktische Bemerkungen über eine bessere, allgemein anwendbare Baum- 
Weinreben- und Gartencultur nach vieljährigen Erfahrungen von einem 
Geistlichen im Elsaß. Auf Kosten des Verfaßers. 1795. 8<>XVni 182 S. 



Digitized by VjOOQ IC 



278 

Pflanznng aUer Arten Gartengemüse. Alle Tage, Sommers- wie 
Winterszeit sind immer die Gemüßmärkte mit Gartengemüße sehr 
vollgefüllt und überstellt.^ So bevölkert auch immer diese Stadt 
ist, so liefert sie dennoch' von ihrem Ueberfluß an Gemüße, Ge- 
müße genug, Wägen mit Wägen schwer damit beladen in das 
obere, mittlere und untere Elsaß. Das ganze Elsaß lebt sozusagen 
aus dem Gemüßgarfcen des Straßburger Gärtners. Eher nehmen die 
Wasser-Quellen der Brunnen in Straßburg ab, als der Ueberfluß 
an Gemäßen bey den Straßburgern. Es ist daher der Gemüßpreiß 
allda immer leidentlich, nicht theuer, bey einer unzählichen Menge 
Volks, das doch fast immer täglich an gewechseltes Gemüße ge- 
wöhnt ist. Woher diese gärtnerische Seltenheit? die kaum an- 
derswo erhört und gesehen worden, die zu Straßburg doch jedes 
aufmerksame Aug täglich einsehen kann. Fremde Gärtner! redet 
die ' Wahrheit, liefert euer Garten? liefert ihr Gärtner euren Herr- - 
Schäften? liefert ihr euch selbst dergleichen Ueberfluß an Garten- 
gewächsen von aller Art? wie die berühmte Gärtner von Straß- 
burg, welche neben dem Elsaß noch die benachbarte Grenzländer 
zum Theil durch ihre Garten-Kunft ernähren und erhalten, ohne 
daß es ihnen wehethut, sie helfen allen Fremden mit Gartenge- 
müßen aus, ohne daß sie die ihrigen dabei Mangel leiden ließen. 
Worinn bestehet denn die Kunst dieser Garten-Künstlerin Straß- 
burgs? bloß in einem Erdreich, das eifrig gebaut, fleißig gedüngt, 
gehörig mit Pflanzenstöken besezt wird? Ihr liebe Gärtner: ihr 
braucht nicht weit zu gehen, die Gartenkunst von Straßburg auf- 
zusuchen, ihre Kunstgriff'e auszugrübeln ; ihr habt ihren Kunstgriff 
schon in der Hand, ihr dürft nur diese künstliche Gartenbauart 
von denen Straßburgern ablernen. Menschenkoth, Menschenurin, 
Viehkoth, Viehurin, diese sin^jl der so berühmte Wunderung, mit 
dem jene Gärtner ihr Gartenfeld wie der Bauer die Ochsen mästet. 
Dung über Dung im Ueberfluß, aber - kein strohiger, von langer 
Zeit her verfaulter Dung; Dung der über den Winter in Gruben 
gelegen; der oft und fleißig umgekehrt worden, der oft mit Küh- 
lake angewässert worden, der zu Speck gewordene Dung wird 
haufenweise dick eingepflästert, welcher Speckdung tief, rein, in 
die Gartenländer gehörig untergebaut worden u. s. w. S. 175 heißt 
es von dem Frühgemüße in St. Dieses Kunststück ist alle Jahr 
in denen so lieblichen und anmuthigen Gemüß- und Küchengärten 
um St. stets sichtbar, aus dem die Frühgemüße in die Stadt und 
aufs Land hinaus verschickt werden, wenn andere Stadt- und Land- 
leute noch nicht einmal gegärtelt haben. Da die St. Küchen- 
gärtner im Spätjahre schon so emsig gärteln, so haben sie das 
Frühjahrgärteln nicht nötig u. s. w. 

ABirlinger 



Digitized by VjOOQ IC 



279 

Schweizerspott 

Vom Herren Gondran, Praesidenten zu Dijon haben die Jesu- 
iten ein Teftament erpracticiert, darinnen er versehen, daß fich 
seine leibliche Schwefter und einiger Erb mit einer halben Cronen 
abweisen lassen solt, da er doch dem Jesuiterorden bey 7000 
Francken järlichs eynkommens yerschafft. Das lasse mir aber einer 
eine schöne witzige von den Jesuitern verursachte Divifion sein. 
Es kommen mir die einfältige tröpflein^ ich sage die Jesuwidrichen 
eben für als wie jener Schwerer, der kompt mit zween seiner Ge- 
spanen in ein Wirtshauß, der Wirt legt jhneu vier Semblen für, 
der Schweizer sagt: der Semblen seynd vier vnd vnser drey. Harr 
ich wils redlich thailen. Er fangt an: Mir eine, dir eine und dir 
auch eine vnd mir wider eine. Ey wie gehts so grad uff, spricht 
die Schweitzerkuh! Meyne Heylige Jesuwidrichen wie gehets so 
gerad vff, daß jhr von 7000 eins fallen lasset? 

Ein gart artiges Geitgvögelin im Jesuiter Nest ausgenommen^ 
geropfet vnd also MutternacJcend allen vffrichtigen Teutschen für 
die Augen gelegt Oder augenscheinliche Erweisung deß Unersätt- 
lichen Bodenlosen Geitzes der Jesuiter-Sect. Durch Johann Pisca- 
tarn, Musarum cuUorem. Getruckt zu Kempten bei Christoff Krausen 
Anno 1622. 4^ S. 10. 

Alte Gebete 
I 

Die besprengvnge des vnschvldigen blvtes ünsers herren Jhesv 
Christi, da mit er die heiligen Gristenheit gesprenget vnd geweschen 
het, die behüte vnd beschirme dich hüte vnd die war kraft des 
lebenden Gottes svn vö Himelriche for allem übel sei vnd libes amen. 

Recordäre uirgo mater, dum steteris in conspectu dei, ut loquaris 
pro nobis bona et ut auertas indignationem suam a nobis. 

Fax domini. unltus domini. Sanguis domini sit michi pro* 
tectio anime et corporis mei. amen. Fax in celo, pax in terra, 
pax in ossibus et in camibus meis. 

*) dv hoheloptü tohter des ewigen vater, wirdigü magt 
Maria. Ich loban vnd manen, das dich du almehtikeit des himel- 
schen vater beschetwet het ob allen creaturen mit solicher kraft, 
das dv die volli der gotheit liplich enphangen vnd getragen best, 
vnd''*) der vröde die dv hattost do dv enphvnde, das de ewige wort 
vleische vnd blut in dinem libe was worden. Ich loban dich vss- 
erweltü muter des einbomen Gottes sun, de dich de abgründe 
der ewigen wisheit durgossen het ob allen creaturen. Vnd manen 

1) Etwajs^ andere Hand. 

2) Hs. vn vn. 



Digitized by VjOOQ IC 



280 

dich der vrftde die dv hattost, do dv din kint zu dem ersten male 
anseht Got ynd menschen yf diner magtlichen schozze. Ich loban 
dich gemintü gemahel des heiligen geistes, das dich der heilige 
geist mit aller siner genade durgossen het ob allen creaturen« 
Ynd der vrftde die dv hattost in dem ersten nv, do dv dich seht 
der drivaltikeit aller nehst ein kvniginne aller creature. ge- 
nedigti vrowe yon der vollen richeit, gibe mir ein erlühte leben vnd 
ein voUekomen ende, vnd de („dann ich'' ausradiert) ewige leben, 
vnd gibe den selan N. ein entladen von allen schvlden ein vrige, 
erlosvnge von allem we. vnd ein volle niessen ir hosten selikeit. 
Vnd bit dich, de dv uns armen in disem iamertal .N. gebist ein 
m&terlich erbarmen, ein herzeklich trösten, ein gotlich vffenthalten, 
ein riches besorgen^ ein getrvwes leiten in den sorgklichen wegen 
dirre unsteten weite, ein kreftige helffen in allen n5ten. ein klare 
erlühten in aller vinstri, ein grvndelos benaden in allen freisen 
dirre zit, ein genvhsam vliesen aller diner miltekeit über uns in 
allen Sachen, ein almehtig behalten an ünserm tode. ein sicher 
leiten in das ewige leben Amen. 

Omnes sancti dei dei discipuli sancti successores eorum orate ^) 
pro me S. sapientes ^) S. principes S. episcopi. S. prespiteri. S. 
S. dyaconi. S. lectores. S. hostiarii, S. martires S. confessores 
Sancti monachi, Sancte heremite S. clerici S. moniales S. layci S. 
uirgines^ Sancte uidue. S. nxores S. domini S. serui S. diuites S. 
pauperes S. doctores S. factores isti et omnes sancti et electi d^ 
cum trinitate perfecta lorice sint anime et spiritus et corporis mei 
cum Omnibus conpagibus suis intus et deteroris a planta pedis 
usque ad uerticem capitis visui auditui gustui adoratui (lis: odo- 
ratui) et tactui, carni et sanguini, ossibus et neruis, uisceribus 
uenis medullis artubus et omnibus partibus meis, et contineant me 
a morte perpetua. per te enim domine omnia menbra mea uiui- 
ficantur, inspirantur et sanantur. protege me domine a dextris et 
a sinistrisy ante et retro, intus et superius, in aei:e in terra ^) in 
aquis in man, in flexu in erectione in gressu in stantione dor- 
miendo uigilando; in omni motu, in omni nocte et in omnibus 
diebus uite mee amen. lUumina oculos meos, ne umquam obdor- 
miam in morte, ne quando dicat inimicus mens: preualui aduersus 
eum ^). Deus salutis mee, in die clamaui et nocte coram te ^) amen. 
Custodi me domine, adiuua me'deus, sancta trinitas et libera me 
ab omnibus periculis amen. 

Defende me domine ab igne et a fulgure, a tonitruo a grandine 
a niue^) a pluuia a uentis a periculis a terre motu ab omnibus 

1) Ha. orte. 

2) Hs. Baptes. 

3) Hs. intra. 

4) Psalm 12, 4. 5. 

5) Psalm 87, 2. 

6) Hs. ale. 



Digitized by VjOOQ IC 



281 

mälis ab ocalie malorum auerbis apericnlis lacas et tenebrarum a 
demonio a sagita uolante in die a negotio perambulante in tenebris, 
protege me domine ab omni male et ira que infestant bonum, li- 
bera me domine ab inuidiis et malignis a ueneficiis, libera me do- 
mine ante mortem et in morte a perpetaa morte Amen. Von 
späterer Hand: Die gebet gar gut für alles übel vnd für alles 
yngelüke. 

Pergamenthandschrift aus St. Georgen, jezt in der Grossh, 
Hof' und Landesbibliothek in Carlsruhe, olie Nummer, 14. Jar- 
hundert, Bl. 128—132. 

Alfred Holder 

n 

Domine in uirtute*). Laudate pueri^j. •Domine exaudi. De 
kürzen. Notam fac michi domine uiam, in qua ambulem, quia ad 
te' leaani animam meam^). Ora pro nobis sancte Erasme^), vt 
digni ef&ciamur. Domine exau. Oremas. Infirmitatem nostram 
respice omnipotens deus, et quia pondus proprio^) actionis grauat, 
beati Erasmi martiris tui atque pontifids intercessio gloriosa nos 
protegat. Per Cbristum. sancte Erasme, martir dei preciose, 
qui domino nostro Ihesn Christo in dominica die oblatus fuisti et 
de eo leticiam sancte resorrectionis suscepisti, exaudi me indignis- 
sima (lis: mam) peccatricem et accipe oblationem et delemosinam 
meam pro uita et anima ipsius et pro omnibus necessitatibns eius 
et rogo te, ut des sibi uictum et uestitum cum recte (lis: recta) 
spe et uera fide et bona conscientia tibi consilium sibi aduersantium 
ut tuo interuentu nequaquam noceant sibi, quia deus promisit tibi, 
ut quisquis nomentuum inuocaret, exaudiretur. Idcirco permitto eum 
in tuam fidem^ qua Christus conseruet eum usque in finem uite 
sue, ne incidet (lis: incidat) in manus inimicorum suorum uisibilium 
et inuisibilium, tibi ad laudem et omnibus inuocantibus te ad so- 
latium. Per Christum. sancte Erasme, martir dei preciose, per 
nomen domini nostri Ihesu Christi et per misericordiam, quam ab 
ipso promeruisti, et inprodignis (lis: pro indignis) precibus meis 
et assiduis tuis miserationibus libera eum ab omnibus et miseriis 
et angustiis et calamitatibus quibus aggrauatnr, tu iamque plenus 
deliciis domino nostro Ihesu Christo et sanctissime eius genitricis 
Maria (lis: Mariae) angustias eius suggere sibi consolationem ne- 
cessaria ab eis postulando. Per Christum, Oremus. Da queso 
domine Ihesu Christe sibi de tribulatione leticiam, ut qui iuste pro 
peccatis suis afffigitur, pro tui nominis gloria et per intercessione 

1) Psalm. 20, 2. 

2) Psalm. 112, 1. 
3} Psalm. 142, 8. 

4) Einer der vierzehn Nothelfer, f 2. Juni 303 zu Formiae (Mola 
bei Gaeta). 

5) Die Hs. hat prorie. 



Digitized by VjOOQ IC 



282 

(lis : -nem) sancti Erasmi martiris tui atque pontificis coins miseri- 
corditer Uberetur et consolari mereatur, Per Christum. Oremus, 
Frotector in te sperantium deas et fortitndo, qui beatum Erasmum 
sacerdotem et martirem de ardore sulphuris pricisque misericorditer 
liberasti, te rogamus et petimus, nt mentes nostras non exurat 
flamma uiciorum. Per Christum. Oremus. Dens, cuius uirtute 
beatus Erasmus martir uniuersa sua superauit tormenta, fac nos 
eius meritis cunctas insidias inimici superare et a paupertate» anime 
et corporis liberare. Per Christum. Vnd darzv., V. Pater noster. 
Vnd V. Aue Maria. Vnd an dem svnnentag ain almmvsen gen ald 
aber ain messe fnimen^). 

Dann von späterer Hand: Wer dis gebet liset de geluist 
niemer ere noch zergankliches gvtes. 

Pergament-Handschrift one Nummer aus St. Georgen^ jezt in, 
der Grossh. Hof- und Landeshibliothek zu Carlsrude^ 14. Jar- 
hundert, Blatt 125'' Us 127\ 

Afred Holder 

HI 

In der Kirchbibliotek des etwa 1 Stunde von Schleiz entfernt 
gelegenen Dorfes Kirschkau befindet sich u. a. eine Papierhdschr. 
in klein 4^ [No. 159 (48)], welche in deutscher Sprache geschribene 
Gebete und religiöse Betrachtungen enthält. Nach einem Vermerk 
von späterer Hand, der sich auf der Innenseite des Einbandes be- 
findet, ist die Hdschr. „um das Jahr 1480 von einer Nonne in 
einem Schwäbischen Kloster" geschriben worden. In ir befindet 
sich, wärend sonst, wie bereits bemerkt, der Inhalt in Prosa ge- 
faßt ist, auf Fol. 14^ fl^. das folgende poetische Gebet an die 
Himmelskönigin. Abgesehn von einigen »Verbesserungen ofl^enbarer 
Schreibfeier gibt die folgende Abschrift genau den Text, üeber- 
schrifb rot. Die folgenden Zeilen nicht abgesezt. 

Ain hailsam gebet zu ewerben ain 

selligs end v.nd vnser lieben 

frawen 

maria du fil hocher nam 
ich armer sünder rief dich an 
durch deines kinds finf wunden 
die dir durch deines hertz drungen 
vnd durch deines hailigen kinds vrstend 
verleich mir armen sünder ain guts end. 
o maria jnnckfraw aller junck^raw himlischen kunge 
wen ich mich schaid von hine 
hie auß diesem eilend 
deine barmhertzige äugen zu mir wend 
so ich lig in des tods der bittrikait 
vnd meiner zungen ir red geleit 



1) D. h. lesen, singen laßen und zugleich derselben anwonen. 

Digitized by VjOOQ IC 



288 

das ich dich nit mer anriefen kati 
vnd meine äugen ires Hechtes werden on 
vnd mein oren nicht mer heren migen 
vnd ich lig in den engstlichen zigen, 
so gedenck du kunge daran 
das ich dich ietzund bit und erman 
vnd küm mir zu der selben zeit 
die mir angst vnd jamer geit 
frisch mich vor dem hellischen hunde 
verbirg mich zft denselben stunden' 
o maria die selb genad behalt du mir 
das hab ich gantze hofhung zt dir 
vnd in Jesu deines kinds namen 
so bind ich aller deiner guthait zu samen. 
Amen. 
Schleiz HSchults 

Zu des Knaben Wunderhorn *) 

Neu bearbeitet von Anton ßirlinger und Wilhelm Crecelius 

Brief Spittlers^) 

»Freund! Reine Liebe, welche ich für das Wohl und Wehe meiner 
Mitbrüder aus allen Standen hege, macht es mir zur Pflicht, ein Wort 
an Sie zu schreiben, das, wie ich hoffe, einen Dorn in Ihre Seele treiben 
wird, dessen Sie nie mehr los werden können; es sei denn, Sie wider- 
rufen öffentlich und bekennen den Schaden, den Sie angerichtet haben^ 
wodurch Sie sich allein mit der beleidigten Gott- und Menschheit aus- 
söhnen können. Man sollte wahrlich nicht denken, daß in unsern Tagen, 
wo jeder Menschenfreund von einiger Bildung alle seine Kraft aufbietet, 
Aufklärung und Reinheit der Sitten um sich zu verbreiten, noch Men- 
schenfeinde auftreten dürfen, und zwar mit frechster Stirne, als ob sie 
das beste Werk verrichteten, welche ihre schuldlosen Mitbrüder niede- 
rer, als auf die Stufe des TJiiers herabzuziehen suchen. Daß ich hier 
nicht zu viel spreche, davon zeugen leider nur zu viele Opfer, deren 
sittliches Gefühl und Achtung für Religiosität durch die lose Hand 
dieser frivolen Menschenfeinde unbarmherziger Weise schon hinge- 
mordet wurde. Mit Recht warten Sie ungeduldig, nachdem diese 
schrecklichen Prämissen vorangehen mußten, bis ich Ihnen das Faktum 
nenne, welches Sie, oder Ihre Mithelfer, deren Zahl nicht gering ist, 
begangen haben sollen. Nun Sie müssen wissen, es ist die Ausgabe 
und Verbreitung der Schrift, betitelt : ,Des Knaben Wunderhorn' oder 
besser, das ,verpestende Gifthorn', das Sie und Ihre Consorten wegen 
der vielen Tausend Verführten und durchs Laster unglücklich Ge- 
machten zu Ihrem Lohn werden ewig blasen müssen, nachdem Sie durch 
die um Rache schreienden Menschenseelen von der erzürnten Gottheit 
in den Abgrund der Unterwelt hinuntergeschleudert wurden, t 



1) Sieh n 181 ff. III 164 ff IV 86 ff. 

2) Christian Friedrich Spittler im Rahmen seiner Zeit. Gesammelt 
aus seinem sohriftlichen Nachlaß. Mit Vorwort von Pfr. A. Sarasin, 
Erster Band. Basel. Verlag von G. F. Spittler. 



Digitized by VjOOQ IC 



284 

»Besorgte Obrigkeiten, treue Lehrer und bekümmerte Eltern geben 
sich alle Mühe, diese schmutzigen, unter jeder Kritik stehenden Lieder 
und Geschichten zu unterdrücken und zu vertilgen, während Sie in 
öffentlichen Blättern auffordern, ja sogar Prämien aussetzen, Ihnen 
diesen Auskehricht sorgsam zusammenzuhalten und einzusenden, um 
dieses halb erstorbene Gift durch Zusammenfassung in eigene Bücher 
wieder neu zu beleben. Wahrlich, wenn man an der Existenz eines 
Teufels zweifeln wollte, so müßte man durch dieses satanische Unter- 
nehmen von seinem Dasein überzeugt werden. Freund! meine Sprache 
ist allerdings stark und erschütternd; allein ich wiederhole es Ihnen, 
es ist blos die Liebe für das Wohl und Wehe meiner Mitmenschen, 
welche mir solche diktirt. Ihnen ist es überlassen, ob Sie der Stimme 
Ihres mächtig schreienden Gewissens folgen wollen oder nicht. — An 
einem andern Ort werden Sie und ich den Erfolg dann erfahren.c 

»Nicht Menschenscheu hält mich zurück, Ihnen meinen Namen 
zu nennen, sondern das Nachtheilige, welches für meine Wirksamkeit 
daraus entstehen könnte.« 

Dieses Schreiben wurde durch einen Reisenden abgesandt und in 
Freiburg auf die Post gethan i. J. 1807. AB 

I 60. Liebesprobe. 

Es hat ein Jungelein ein Mädelein lieb 

Viel lieber als sich selber. 

Er hatt' es beschieden zu kommen 

Unter den Lindenbaum grone. 

Als es wol unter den Lindenbaum kam, 

Sein schon Herzlieb noch nit vernahm. 

Er setzt sich nieder zu rasten 

Wol unter die Lindenbaums Nasten. 

Da kam geritten stolz Reiter daher, 

Er grüßt die feine Magd sehre: 

»Herzjungfrau, pflückt ihr gelben Klee 

Oder pflückt ihr Eschenlaubere?« 

»»Ich pflücke fürwahr keinen gelben Klee, 

Ich pflücke fürwahr kein Eschenlaub, 

Ich hab verloren mein schon Herzlieb, 

Habt ihr ihn nicht vernommen?«« 

»Hast du verloren dein schon Herzlieb, 

Ja wol hab ich ihn vernommen. 

Ich hab ihn vernommen gestern Abend gar spat 

Kar'ssieren bei schönen Jungfrauen.« 

»»Hast du ihn vernommen gestern Abend gar spat 

Kar*ssieren bei schönen Jungfrauen, 

So sagen ich ihm viel tausend gute Nacht, 

So will ich'n nicht mehr anschauen Ic« 

Wass zog der Reiter ans seiner Taschen? 

Einen Schleier, war weiß gewaschen. 

»Den will ich dir, Mädchen, schenken, 

Daran sollst du gedenken 1« 

»»Und wenn es auch war' der Sohleier so viel 

Vom Himmel bis zu der* Erden, 

So war mir doch lieber mein schon Herzlieb, 

Als alle die Schleier auf Erden!«« 



Digitized by VjOOQ IC 



285 

Der Reiter tat ab seinen eisernen Hut, 

Daß ihn das Mädchen kennen tut. 

»Ach Mädchen, du bist fromme, 

Sonst war ich nicht zu dir kommen U 
Tun Ho£Pmann von Fallersleben wärend seiner Studienzeit in Bonn 
aufgezeichnet ; er erhielt das Lied von alten Leuten in Kessenich. Es 
wäre zu wünschen, daß sich auch die Melodie noch fände, da das Lied 
an das alte in vierzeiligen Strofen erinnert, welches beiUhland u. Erk 
Liederhort (No. 1«) stet LErk 

I 343. Das Haßlacher Tal. Eine abweichende Fassung hat 
sich noch im Nachlaß Achims v. Arnim gefunden: 
Es war ein junger Enab, 
Seins Alters achtzehn Jahr, 

Im Haßlacher Tal, 
Eins Abends gine er bald 
Zu Haßlach durch den Wald, 

Wol durch den Wald. 
Sein Kamerad ging auch mit, 
Dacht an kein Böses nicht, 

Wol bis in Wald. 
Da sprach der Böswicht bald: 
»Sterben must du heut im Wald, 

Wol in dem Wald.« 
»Ach liebster Kamerad, 
Was hab ich dir getan? 

Gedenk an Gottl 
Gedenk an Berg und Tal, 
Die wir seloffen all! « 

Gedexxk an Gottlc 
Da half kein Bitten nicht, 
Er gab ihm gleich drei Stich 

Wol in den Hals, 
und er ward gefangen bald 
Zu Haßlach in dem Wald, 

Wol in dem Wald. 
Und ins Arrest gefürt, 
Mit Ketten gschlossen wird, 

Wol gschlossen wird, 
Man nahm ihn vors Gericht, 
Er wollt gestehen nicht, 

Gestehen nicht. 
Man nahm ihn recht zur Hand, 
Bis er zuletzt alls bestand, 

Ja alls bestand. 
Ihr Jugend insgemein, 
Nehms zum Exempel ein, 

Exempel ein. 
Er hat nicht Guts gedacht, 
Spielen hat ihn dazu gebracht, 

Spiegelt euch dranl 
Adjeu, mein Yatter mein, 
Adieu, mein Mutter mein, 

bet't für miohl WC 



Digitized by VjOOQ IC 



I 882. Euckacks Ablösung. 

Der Kuckuck hat sich zu todt gefalln 

von einer grflnen Weyden, 

wer wil vns nun diß lange Jahr 

die Zeit vnd Weil vertreiben? 

Mein feins Lieb hat mir ein brieff gesand, 

sie hab ein andern lieber denn mich 

vnd hab sich mein verziegen. 

Daß sie sich mein verziegen hat, 

daß thu ich nicht groß achten, 

laß fahren was nicht bleiben wil, 

ich hab ein sinn der achts nit vil. 
Stet in: Newe Teutsche Weltliche MADRIGALIA und BALLET- 
TEN. So wol mit lebendigen Stimmen, als auff allerhandt Musicalischen 
Instrumenten vnd Seytenspielen gantz lieblich zu gebrauchen, mit f&nff 
Stimmen Componirt vnd gesetzet: Durch Johannem Stephanum Orga- 
nisten weylandt in LÄneburgk. TENOR. Gedruckt zuHamburgk, bey 
Heinrich Carstens, In Verlegung Herings Buchführer. ANNO M.DC.XIX. 
40. Unter Nr. XIV. WC 

Der Ritter vonStaufenberg 1468 ff. Vrgl. ühland Schriften 
I 505 : »Dise Dichtung fürt uns noch einmal in das mytische Elfenreich 
in örtlicher Anknüpfung zurück. Ich seze sie hieher, weil überhaupt 
keine geschichtliche Einreihung möglich ist; der Kaiser, der darin vor- 
kömmt, ist nicht näher bestimmt, die einzige Andeutung ist, daß seine 
Nichte als Erbin von Kärnthen bezeichnet wird.« Ein Auszug: Deutsche 
Sagen II 449 ff. 

' St. Meinrad I 238 ff. Vrgl. die Raben des hl. Meinrad in den 
Alpeijrosen 1829 S. 237 ff. Gedicht von Manfred. 

Augustinus und der Engel I 418 ff. Sieh Alpenrosen 1826 
S. 119: Augustinus und das Knäblein, Legende v. Gengenbach. AB 

H 55. Bei Nacht sind alle Kühe schwarz. Ist eigentlich 
mundartlich abgefaßt (Nürnbergisch), im Wunderhom nur in die hoch- 
deutsche Schriftsprache übertragen und etwas geändert. Nach der Mit- 
teilung des Hs. Dr. Hohnbaum in Hildburghausen habß ich es mit Me- 
lodie veröffentlicht in der Neuen Sammlung deutscher Volkslieder H 
Heft 6 No. 30, LErk 

II 69. Schadenfreude. Kürzer und poetischer ist dasselbe 
Sujet behandelt in »SERVIA MÜSICALIS ALTERA, Oder Anderes 
Musikalisches Sträußlein — Componiret Von DANIELE FRIDERICI, 
Isleb. Gedruckt zu Lübeck durch Hans Witten, In Verlegung Johan 
Hallervords, Büchhändlern in Rostock. Im Jahr 1617. c Die Widmung 
d. d. Oldenburg Sontags Quasi modo gen. Anno 1617 ist unterschriben 
Daniel Eriederich Cantor daselbst. Das Gedicht stet unter No. V 
Einsmals das kind Cupido klein 

Zum Bienenkor*) bekäme, 
Den Bienlein jren Honigseim 

Zu essen darauß name, 
Ohn gfehr jn in den Finger stach 
Ein Bienlein mit dem Angel, 



1) kor aus (mh. nhd.) kar, goth. kas (Ge&ß). Vgl. Vümar Idio- 
tikon u. d. W. Kar. 



Digitized by VjOOQ IC 



287 

Drob er bekam groß vngemach 

Ynd in dem Finger mangel. 
Er lieff gar bald zu der Mutter sein, 

Thet jnr solches ansagen : 
Sprach: Mutter, liebste Mutter mein. 

Was sol ich dir jetzt klagen: 
Ich muß f&r Schmertzen sterben schier, 

Vom Bienlein ichs bekommen, 
Mich wundert, wo diß kleine Thier 

So große Macht genommen. 
Zu lachen fieng die Mutter an, * 

Sprach: Was hör ich jetzunder, 
Hat dir das Bienlein Leid gethan? 

Das laß dir seyn kein Wunder, 
Du bist ja auch ein kleines Kind, 

Vnd thust offt grossen Schaden 
Denen, die da viel grösser sind 

Denn du, drumb laß dein klagen. WC 

n, 230. Sterben ist ein harter Schluß. Ich teile noch ein Lied 
aus Würges im üntertaunus mit, von zwei älteren Frauen gesungen, 
und nur disen bekannt. 

Krankheit ist eine schwere Büß, 
Gott weiß es wol, daß ich sterben muß. 
Sterb ich heut, so bin ich morgen tot, 
Begräbt man mich unter die Röslein rot. 
Sterb ich in meines Vaters Vaters Haus, 
So kommen ihrer vier und tragen mich hinaus. 

Sie tragen mich hinaus und nimmermehr herein, 
Sie tragen mich wol auf den Freitbof hinein. 

Sie legen mich ins Grab und scharren mich auch zu. 
Da solt ich schlafen io einer guten Kuh. 

Sobald das Glöcklein verliert seinen Schall, 
So bin ich vergessen all überall. 

Sobald vier Wochen herum herumme sein, 
So kommen meine Freund' und zanken sich ums Haus. 

Sie zanken sich ums Haus und wol um das Gut, * 
Sie wissen aber nicht, wie das Leiden tut. 

Das Lied ist ser wertvoll, aber es bedarf zur genügenden Her- 
stellung des Textes noch weiterer Aufzeichnungen. LErk 

n, 230. Der Text des Wunderhorns isU verschiedenfach durch 
nnechte Zutaten entstellt. Die zwei lezten Zeilen von Str. 5: 
Ach das Grab war schon gebaut, 
Hab es traurig angeschaut 
gehören einem Soldatenlied an (s. Erk Band I Heft 5) ; der Soldat soll 
erschossen werden und stet vor seinem Grabe. LErk 

H 235. Gefangen auf der Wacht. Das Gedicht stet zuerst 
in: »Beiäeschatten. Von dem Schattenspieler Luchs. Heidelberg, 1811c 
und zwar zweimal S. 65 und S. 93. Auf S. 267 die Anmerkungt^ Das 
Lied »Mir träumt« haben die Herausgeber des Wunderhorns in den 
H. Band S. 161 diser Sammlung aufgenommen. Es ist, wie sie richtig 
bemerken, kein gar altes Lied: denn es wurde vom Schattenspieler Luchs 
erst vor vier Jahren gedichtet.« Die Entstehung fallt also wol in das 
Jahr 1807. Verfasser des Werks ist Justinas Kerner. LErk 



Digitized by VjOOQ IC 



288 

n 263. Die Toten reiten schnell. In Lindenfels im Oden- 
wald aus mündlicher Ueberlieferung (3. Aug. 1859): 

Ach was scheint der Mond so helll 

Ach was reiten die Toten so schnell 1 
Es war Schluß-Refrain von einem Gedicht. . Das übrige wüste die 
Sängerin nicht mer. LErk 

n 298. Der Wirtin Töchterlein. 
Drei Mörder. 

Es ritten sich drei Mörder aus, 
Sie gaben sich für Grafen aus. 

Sie kamen vor ein Gastwirtshaus: 
»Frau Wirtin, ist ihr Mann zu Haus,« 

BtAch nein mein Mann ist nicht zu Haus, 
Er ist schon gestern geritten aus,cc 

»Frau Wirtin, hat sie die Gewalt, 
Drei Mörder über Nacht zu behalt?« 

>>Ach wenn ich die Gewalt nicht hätt'. 
Was sollt denn da mein Wirtschaft werd*?«« 

Sie taten die Pferd in den Stall hinein 
Und traten zu der Euch' herein. 

»Frau Wirtin, hat sie ein Töchterlein, 
Das uns kann reichen ein kühl Glas Wein?« 

»Frau Wirtin, jezt kann sie schlafen gehn, 
— ... .- — ... — — — — — — — — — « 

»»Ach nein, ich kann nicht schlafen gehn, 
Es möcht ein Mord im Haus geschehn.«« 

Sie gaben ihr ein'n Schlaftrunk ein. 
Wie bald schlief sie so süße ein. 

Der Erste sprach: »das Madchen ist mein, 
Es hat von mir ein kühl Glas Wein.« 

Der Zweite sprach: »Das Mädchen ist mein,' 
Es hat von mir ein Ringelein.« 

Der Dritte sprach: »Das Mädchen ist wert. 
Daß wirs zertreiben mit unserm Schwert.« 

Es griff seiner Mutter wol auf den Kopf: 
»Ach Gott, was bin ich ein armer Tropf!« 

Es griff seiner Mutter wol auf die Brust: 
»Ach Gott, hätt das mein Vater gewust!« 

Es griff seiner Mutter wol auf die Fuß: 
»Ach Gott, was schläft meine Mutter so süß!« 

Sie legen das Mädchen wol auf die Bank 
Und hauen es, daß es in Stücken sprang. 

Sie legen das Mädchen wol auf den Tisch 
Und verteilens, als wärs ein gebratner Fisch. 

Und wo ein Tröpfchen Blut hinsprang, 
Da saß ein heiliger Engel und sang. 

Sie sangen so hübsch, sie sangen so fein, 
Sie sangen das Mädchen in Himmel hinein. 

Und wo der Mörder das Schwert hinlegt. 
Da saß ein schwarzer Rabe und kräht. 
Mündlich aus dem Hessen-Darmstädtischen (Gegend zwischen Main, 
Rhein und Neckat) (1858), mir mitgeteilt durch W. v. Plönnies. Das 
Lied ist schon verschollen und müste noch mer als bisher verfolgt 
werden. LErk 



Digitized by VjOOQ IC 



Digitized by VjOOQ IC 



Digitized by VjOOQ IC