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Zeitschrift
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Sprache, Litferatiir immI Volkskunde
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Elsaszes, Oberrheins und Schwabens
li'*raus<(<'jro)»en
TOD
Dr. Anton Birlinger
ProfiTMiior Mii <lcr rnlvvrutXt in Bonn
Vierzehnter Band
Bonn
bei Adolph MarciiK
18bü
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loini'Ji
UiiiTGraitätfl-BucLdruckGrci von Carl Gcorgi in Bonn.
Inhalt
Schweiz
Weistnm tou Pflon im Thargaa ABirlingor 18 -28
Eisasz
Legenda Aarea Elsffisziscta ABirlinger 113—182
Erinnerung an Geiler von Kaisersberg Derselbe 59—61
Ein Brief Ton Johann Sturm WCrecelius 52—53
Fisehartstudieu Dersel be 258 -260
Rechtsrheinisches Alemannien und Schwaben
Weistuemer der alten Herschaft Konzenberg: WurniHiigcn,
Seitingen, Oberflacht AB irlinger 1—17
Statutarrechte aus der alten Herschaft Kallenberg: Xus-
plingen 1628 Derselbe 262—272
Dorfsbuch deren Ton Martinsmos KDo 1 1 28—33
Das alte Fleckenbnch ron Möttlingen Derselbe 34—37
AIt8chw»bisehe Sprachproben (Schlufz) ABirlinger 108-113
Studien zu Grimmeishausens Simplicissimus II III Der-
selbe 79—101, 252—256
Briefe einer deutschen Professorstochter 1618 JBolte .. 278—275
Deutsche Glossen in Handschriften der Yaticana WCre-
celius 53 — 54
Deutsches ans einer lateinischen Grammatik 1569 ABir-
linger 101 — 102
Zum Deutschen Wörterbuche N Derselbe 37—43, 239—247
Die Hohenzollerischen Flurnamen II— IT Derselbe 215—227
Hebelstudien D c rse 1 bo 75—79, 186
Comcedlanten in Schiltach JBo 1 te 188
Ein unbekannter SchwaDbischer Dichter-Pfarrer GBossert 227—232
Zeugnisse fQr die Yolksbttchor JBoltu 275—280
Besegnnugeu XVII XVIII Jarhd. Birlinger Wittig
Seuffer Klemm 67—74, 233—234
Alte gute Spruche ABirlinger 48—51, 280-282
Seite
Blamendentmig JBol te 266—268
Der Lnrlei im XYI Jarhd. Derselbe 258
Findlinge nnd Cnriosa ABirlinger GKnod WCrece-
lius 64—56, 282- 286
Yariarnm Nationnm Proprietates II Derselbe . . 235—239
Tom Bodensteiner Derselbe 260—262
Sagen Derselbe 286—288
Setawerttfinze in Ulm, DLnkeUbfllil) Nördlingen, Mflnclien,
Ueberlingen KTrautraann Laohmann.. 183—185, 247—252
Sittengesebiclitliches ABirlinger 43—47
HnmoristlschesyYolkstnemliches von der fränkiselien Grenze
GBossert 61—66
Hocbzeitbränebe JBolte 188—198
Scbwabenneckereien ABirlinger 186—188, 272
Kapozinerpredigt ans Ulm XYIII Jarbd. PBeck 57—59
Ein LandesTäterlicber Badenscher Besnch in Trarbach
1666 ABirlinger 102—106
Heinrich Sanders Beisenotizen Derselbe 106—107
Zn des Knaben Wnnderhorn XI ABirlinger WCrecelias 194—214
I
WEISTUEMER DEE ALTEN HERSCHAFT
KONZENBERG
Die Barschaft Rone enberg, welche ursprünglich aus
der Burg gleiches Namens und iten Dörfern Ober flucht, Sei-
' Ungen, Weilheim {OA Tuttlingen) und einetn Anteil an Fritllin-
gen {OA Spaichingen) bestand, gehörte ursprünglich den Freiheri-n
von Wartenberg und eit Anfang des 13. Jhdts. kam durch Adel-
hild von Wartenberg, welche den früheren Konrad gen. Fürst von
Hirscheck heiratete, an dessen Familie, welche auf die Burg Eon-
I tenberg äbersidelte und sich seitdem „Fürsten von Xomenberg"
nannte. Merkwürdig heißen fast alle Fürsten „Konrad". Schon
1300 muste dieselbe aus Not die Eerschaft an das Domkapitel
Konstanji verkaufen, gdnxlich verarmt erlosch tr Haus noch vor
1350. Das Domkapitel aber vereinigte mit der Herschaft Koneen-
berg das 1339 vom Kloster St. Gallen erworbene Dorf Wumi-
lingen, tnuste aber schon 1338 dieselbe verpfänden. Erst 1460 ward
sie wider eingeläst und gieng 1600 vom Domkapitel käuflich an
die Konstaneer Dompropstei über. Dieselbe vermochte ewar dett
seit langem ebenfalls verpfändetet! Anteil von Frilllingen nicht
wider beizubringen, erwarb aber 11153 das Dorf Durchhausen.
In disem also erweiterten Umfange fiel die Eerschaft Komenberg
1802 an Baden und durch Tausch 1806 an Wirtemberg, das die-
selbe mit dem Oberamfe Tuttlingen vereinigte. — Die 2 folgenden
Weistuemer enlnam ich dem Konstaneer Dompropstei Copegbuclie
von 1485 — 1503 im GeneraUandes-Archive ßU Karlsruhe.
I
WÜRMLIHGBN
Diß sind dife recht, die ainem herren vnnd dem kelnhoff eS
Wurmlingen «Ö gehörendt, das der Herr gegen den lüten Imtt, vnnd
auch die lüt gegen den herren.
Item des ersteo : wer nriffeB brot bacht, der git zu jetlicbem
ebafftigeD ding dem heren iij ß vnnd da enget ain beok dem
Item es git outh ai'n wirt zS ytb'ch ehafftigen diog in ß,
der vaß am wio Bchenckt vnd legallen wId, git nit, vnd nin wirt
git ain viertail winß dem herren, so nüwer wio ii)gat vnd fol yet-
Ucber dem anndern rügen.
Item ain metzger git 1 ß zu yeltlichem jai' ainest. der ze
bauock hawt vund zweD, die mit ain andern hawent, gend baid
1 ß Ynd Bol yeUicher den andern rügen.
Item welber man hie fbirbt, der jnn den kelnboff hört, der
git dem beren das best bopt, das er bat ynd das best bäß, das
er bett ynd den mantel darzfi. da wirt dem waibel kapp vnnd
1 gürteil vnd die scbucb. wer aber, das er bessers bett gebept,
denn man bett zogt dem berren oder dem waibel vnd das ver-
schwygeo wird, so macbten der berre vnnd der waybel das felb
zfi disem nemen.
Item welbi frow aber bie ftarb, die in difen boff gebftrti,
die nit dochter bett, die vnberaten war, die g&b minem beren das
beft bett. — wer aber das si nu ain bett bett, das fol man dem
man laassen vntz daß er ain ander wyp nimpt. wer denn, das
wib vornann inga(u)t, so fol bett biniian vßgan. belipt er aber
ftn ain wib, fo fol man jm das bett laussen vnnz an Hnen tod.
war aber, das er zu armutt wurd, fo fol er das bett angriffen
vnnd folt darab ässen, all die wil es weret, vnnd sol das hin-
droft gut fin, daß er angrifft vnnd wurd fi ^tz ^ber an dem bett,
das ift aber des berren. bat aber die frow ain vnberaten docbter
nach jr tod, nun so lang als fi die vier wend mocbt gesehen, so
erbt die felb docbter denn val. war aber, das die felb frow nienan
tochter bett, fo wurd dem beren das bett, vnd als fy an dem
sontag ze kilcben gang vnnd davon wutd dem waibel die best
stach, gürtel vnnd schach vnnd erfiagti man ain beffres, fo macht
man das zu dem nemen.
Item w&r och, das yemant sturb vITrebalb, der difem boff
hörti, der Ibit also vallen, als man hie nach geschriben hat.
Wer auch, das ain fall viel, der nun vß wer, darnach fund
keller vnd waibel faren vntz das si i lib. verzerent vnd fund das
vff den necbften fall scblacben, der darnach gefeit vmb das, das
£] dem berren vnnd dem boff du recht behalt.
Item der gotzhüser find viere, der hoff ift aber ettwefil die an
die gotzbüfer hörend, das ift vnfer frowen von Goftenz vnnd vnser
frow z& der Ow vnnd Peterhusen vnnd St. Gall. die vier gotz-
büfer robent^) ainander ann liit vnd nit an gut. — war och, das
ain man ain frowen n&m, die zu difen gotzbüsem hörti oder an
die hoff, die felb frow hörti ann dem man nach, wen fi bi by im
fbernacht geläge; wäre auch, das ain frow gebornn wurd vß difem
hoff jn der hoff ainon, als vor geschriben ftat, wenn fi dann von
hinnan für, fo folt fi gen iij ß ze bettmund. war aber, d*as der
keller nit empfahen weit, fo fol fi die uj ß vff das fbertür legen
^) Zwischen den vorgenannten vier OoUcshäusern^ die man
deshaXb Raubhäuser nannte, bestand die BecMsgetoonheit, daß ire Leib-
eigenen, die in das Gebiet des andern zogen und sich mit Leibeigenen
dtses Gotteshauses verehlichten, nunmer one weiteres dem leeten zuge-
hörten.
I
I
I
tnd Toi difem hoff getutdel hau, vnnd fol Dämmen berwider hfirea.
wer aber, das fi die uij ß nit gib, so bÖrti wjb vnnd kiad
berwider.
Item welber man in dteea bofT hfti'ti, der fin TngenoBseneD
öäm, der g&b dem herren iij zu yettlichem ehnfftigen ding vnnd
fol damit gebessert han dem berren vnud dem bofT.
Bie Voigt hienach vonn der Uhenn tetgenn. Zorn eraten es
Toi nieman aigenn noch lecben han, wanne der duruach bArt vnd t\
dem heren verMrt »nd verdienet vnd fol ocb der aechrt vatter-
m&g bie erbenii Tin muHermäg. wer aber, daa nit vattermäg u&n,
fo ibl der nechft muttermäg erben vnnd wftre oclt, das ain wittwe
ftinen man nAm, die kindt bett b; dem vorg^nden man, die bett au
dem ligendeii gut nütitz; 90 wol hett Ti ain morgengab ligendea gfites
die beliub fi vnnd erbte von dem farendeu gfitt denn drittentail
vnnd die gülten, die Ti foltea die gültin si von dem farendeu gu^
gemrinlicb) wcre aber das es nit ertragen möcbt, bo Hchlagi 11 es
vS daa ligend.
Item welbi die buplehen hond, die foiind denn ziiis in der
büpmül macbenn, dn fol ain krat inhangen, da foll käß vnnd brott
jn Hn vnnd fol man effon, die wil man den zins machet vnnd fo)
man ocb das beft Winter körn gen vff den bubenwirt. war aber,
das Hn iiin keller nit enbern weit, fo müaten i'i acbweren, das ju
kain beasera vff dem höben worden wir vnnd fo folt jn wol he-
nögen vnd lol den 7.in« nemmen vnnd das Bchwecheat Eumerkorn.
w&r aber, daa der waibel nit entberenn weit, ao maß man jm fcbwo-
ren, daa jm kain fcbwecliera wer worden, vnnd gtt nin häb ainem
waibel m fiortal babern ze wiaat. wir och, das die bob in viere
tnilt wui'd, fo gilb yetlichei' tail iij viertal, wir aber daa fi in
zwai tailt wiird, fo gab aber yetlicber 111 vievlAle, w&r aber, daß
die b&b zemen kAm, fo gftb fi aber uj viertail.
Item ain bäb gjt uj roalter rogkenn vnnd körn.
Item ain hQb git och siu ß uij blr, die wil fi by ninander
ifl vnnd wann fi zertailt wirt jn viere, fo git yetlicher tail vj
viertail rocken vnnd kereu vnnd iij ß vnd uij hlr vnd yetlich vier-
tail ain bän, vnd wenn man die zins vfffürt, fo fol man gen dem
boffmann wiß brott vnnd win zd trincken vnd flaisch vnd grais.
vnd ainem pnr fol man gen ainen kiTninen wecken, denn fol er
fetzen vff den rieben vnd fo ab dem knäw gen&g dar ab eaaen
vnd fol das vnnder dem kndw haiin füren odei' tbSn, war er wil
vnnd fol ain pur ze trincken geben, vnnd w&r aber ainer hie, der
ain leben verkauffti, fo fol er das verftann, als hie recht ift vnd
Tcrftan jar vnd tag. vnnd wer aigena verkaufft, der fol ea ver-
mitwyb vnd mit kind. if(, daa wyb vnd kind in bofT bBrend
vnnd wfir ocb daa ain lechen aina t.ages triftund erkaufit wurd,
fo fol man dem berren den gf>ll.ac,beffel ala dick genn, dna ift x
jmmi kernen, w&r aber das der aine denn entgen weit, welher
den kam der in denn ho£P hftrti, den folt der keller liehen vnnd
lechen. w&r aber, das fi in daran fümti, keller oder waibel,
fo folt fi im das bessern vnnd folt ain waibel die töchter
ainlän vnnd der keller ze geriebt sitzen, das der nitt gesümt
wurd von des lechen wegen, w&r aber, das ainer hinnan müßt
ziehen von was not wegen, fo folt keller vnd waibel fines ligends
gfites vnderziehen vnd folt in es verftüren vnd verzinsen vnnd
folten es och nieffen. vnnd w&r, das er herwiderkäm, fo folt er fin
gut ledig vnnd loß werden jn aller der maß, als er hinnan schied,
w&r aber, das ainer hie abgieng von tods wegen, der nienen fründ
hie hett, fo folt Hch keller vnnd waibel des ligenden guttes vnder-
ziehen jar vnd tag, vnnd der herre des farenden. — w&re aber
das ainer hienach k&m, der inn denn hoff hörte, der vonn dem
nünden grad iin fründ w&r, dem fol man das gut lassen, ligeudes
vnnd farendes. — w&r aber das nieman kam welher der erft war,
,die in difem hoff hftrti, dem feil keller vnd waibel liehen vnd fol
es denn han vnd folt jn nieman daran filmmeu.
Item w&r och, das ainer hinnan zug, in difen hoff hörti,
denn folt min herre belaiten biß zu denn vier zollftainen. der erst
ilt der tanuenhübel, der ander zu dem ftain, der dritt zu dem
schalkenberg, der vierd vff höchenn vnnd fol man fi weder fdmen
noch irrenn. vnnd funder ainem berren gen herwider ain fasnach-
thun vnd viij hlr zu wisat, die fol ain waibel nemmen vnd mag
darvmb pfenden ain gericht vnd fo er erftirbt, den val nach deß
hoffsrecht, vnd were och nit wisat git von dem gut, der git in
vonn dem lipp vni hlr; w&r och hie fesßhaft were nach den fo er
heiratet, so git er viii hlr er hör in den hoff oder nit.
Item w&r och, das man vmb aygen oder vmb leben hie
rechten wurd vnnd fich die vrtail zwaiet wurd, fo fol man die
vrtail des erften ziehen für die hofiiünger^); vnnd welher in disen
hoff hört, der haift ain hoffiünger vnnd darnach mag man die
vrtail ziehen gen Alenspach ^j, ob er wil, vnnd fol keller vnd
waibel mit der vrtail ritten, das fi weder geschüchnet noch ge-
befret werd vnnd die diße vrtail geben hond, die fund fchweren,
das fy das vrtail vmb die gerechtere gerechtickeit geben haben
vnd da fol man keller vnnd waibel beschlachen von rockenbom ^)
vntz zu Irrfinger furdt. w&r aber das man ze Alenspach nit ^ber-
kom mit der vrtail, fo möcht man fi ziechen gen Mnnlfingen ^). w&r
^) 2>. t. die Untertanen des Kelnhofes.
*) Älensbach BÄ Konstanz, Weshalb der Wurmlinger Kdfihof
dem zu ÄUensbach, der gen Beichenau gehörte, unterstellt war, ist un-
hduinni.
^) Flumtanen. Trossinger I\trt?
*) In Mundeifingenj BA Donaueschingent war ein 8. GaUiseher
aber dM Hch aber zwaygon die vrtai], fo mdoht man H Eieben gen
Pflnmern '). w&r aber das es [ich aber zwayen wnrd, h fond fi die
vrtail berwider ziehen Tär die hofiünger vnd da Toi man den nach
der meren vilail richten vnnd welher da verlurt, der fol den allen
schaden hon der darvff gaoiigen ift.
Item an dem pfingstag fo fond keller vnd waihel die schaff
jntSn vnd die schaff melcken vnnd fol dem keller der bäß werdenn
vnd dem waihel das k^ßwarfer.
Item wenn och ketler vnnd waibel die ül holant, To fol der
waihel dem keller den mantel nachtragen.
Item des Herren amptlüt fond hirten vnd hert vnnd holtz
vnnd veld liehen an des herren Ftat vff das gericht zu der liech-
meß. vnd fol der hirt geben dem amptmaii xvm hlr vnd das
klain Gab xiv hlr. wfir aber, das die burger aineu besaera er-
forachtin, To mechten H birten vnod bert, holz vond feld andern
lüten liehen, die jn ffiglioher wilrin.
Item ain keller foll och dem fchaffbirten gen t vievtal habern
jm das schraalfich allen darvmb halten, was er ge-
TDod fo fol
wintret bat.
Item
rocken vnnd kernen
ainen tag
hirte fol geben alle jar ainem keller vi viertal
den burgern och fo vil, da fol man vff
erben der jn difean hoff hört,
der ee hett griffen, der fol nit fallen.
:ä biettend zo den drin guricbten vnta
m vff die Beiben liechtmeß hat mann
allen denn, die hie feßhaft sind
- fol (
Item Bin hagstoltz, der nit z5
Item mann hett jm och nit
das er xxx jar alt wird. Itc
atn gericht, da mag nieman i
daza gebieten, die aigen rock band. — Item die felben ehafftigen
gericht fond nj tag weren, ob ee notdurfftig wäre, vnnd fol ain
waibel den biten vij nacht vor den gericbten gebieten, vnnd yS
den felben gericht fui ain wnihel die lütt haiffen fchweigen Tnnd
[tüten vnd fol die drü geriebt bietten ana uj ß. Item aineno hoptbl
fol man denn erben y ß niicber gehen, den er wert ift, wenn fi
darnach ftcHen. Item dem keller fol och werden v ß von dem
hoptfal. Item welhi bober find, die fond malen in der hnbrnülll.
Item were an dem abent das körn jn die mülÜ git, dem fol man
morn das mel gen. wSr aber ob das nit gefcbäch, fo mag man jn
uit zwingen, vnnd mag das waffer abfaren vntz jm gemalen wirt.
Item ain weg fol och gan durch die felben b&bmülli in die mtlli
x8 den bäumen, das vor ob. — Item ain waibel fol die aynnng
bieten Tnnd fol dar jnn fitzen vnnd fol richten vmb atzung vnnd
□ml vmb marechaff vnnd fol och die eynung ainem
I famlen. w&r aber das man fi verletz, fo folten
die burger dargan vnnd folten ij nemen.
') Pflummem OA Riedlingen. Ocmtint ist aber eher Frommer»,
I KW tffubr ein S. Oalliäeher Kclnhof mar.
I
Itam an dem andern ToDtag To fol dem waibel t
werdenn. Item vß ainem lechen Toi niei
verkauffen noch 2u keiner ftalt liehen, di
man och das lechen beßren.
Item XXV libr. bir git das dorff ze ftür
flaisch Tond fond och nll die jn disem
andern ftQr nunts ze nchafiend ban, -
yaman kam, ea wer frow oder man, die nit
- ■ ■ 1 difem hoff, all difi wil m
indt-
antzin vnd folti tbnn r1
betten och die felben ri
was da vergessen wurd,
-ff find fitzent mit kainer
vnnd w&r och, das hie
hatt,
vß bin
die in difenn boff biirent vand
ht. Item wen man vmb vn^ucbt riebt,
Jer wnrd denn ledig der vnzucht.
- zeig fo fol man ninem berin niuen tag ze
gan viind das felb körn fcbniden vnnd vffiieo viind die
m Lerchital, die man nempt braitt wiß, bÄwen vniid emden
i vand die bürg helffen behoitaeii, wir, die von Wileriu, den
Sitingen vnd die vonn Oberllacbt.
SEITINGEN, OBERFLÄCHT
Der von Silinpen Öffnung. Von erst ao find die Iflt zö
Sittingen, die man nennt hofilünger, recht gotzhus lüt vnnd gehören
mit der »ygenachefft ati vnser lieben frawen Tumprobsty zu Con-
atanz vnnd ist ain Tumprobst ir rechter natürlicher berr. hat
auch den kelnhofe diLselbs zu Sittingen mit nim keilner vnd waibel
zfi besetzen viul z& eatset/en nach finem nutz vnd gefallen, on
meniglichs irrung.
Es füllen oucb die felben höritinger vnd lüt zä Sittingen
alle fryheit giiad gät gewonhait vnd gerechligkait haben, der eich
ander hofjlinger au die Tumprobsty gehörig gebrochen.
Item inn den felben kölnhoue sollen järlich drüw hoffgericht,
»ins im mayen, vnd zway im herbat, fo das guten fng haben
mag, jHrlich besetzt vnnd gehalten werden. Dareä soll der waibel
die hoSiünger berSffen vnnd das gericlit Toll allwegeu mit den
hoffiiingern von Sittingen vnd OberHacbt beaezt werden.
Item die ricbter vnnd beaetzer rollen schweren zn richten
dem armen als dem rieben nach jrem besten versten vnnd darinnen
nit ansehen weder früntachaffl, findtschaft, gunat, gab, miet nnoh
knin ander fachen, dann Gott vnnd die gerechtigkait.
Ea mag auch ain Tnmprobst durch fin amptlüt vmb fr&vel
vnd alle ander Sachen, so sich dnaelbs begeben, fber das bifit
rychten, ficb der bobengericht mit bieten, verbieten vnnd in andern
; nach Cinem nutz vnnd füg gebruchen,
lt«ro der kelnhofe, der wanhove, der techandthofe, der waibel-
I
I
bofe vnDd alle aundre leben vnd gAter zq SittiD^n vnd Oberfiacbt.
fo mit der atgenschafft ad die liemclt Tumprobst; geboren, follen
VOD ainem Tumprobst zd leben empfangen werden wie recbt vnd
Unads gewonbait ist, als oSt das zu schnldep kompt mit zireilioher
erschatz; vond neoilich fo nin Tumprobst Ton erst eil CoBtBRZ bii
di^r stifft angenomei] ist, To Tüll ain kellner zu erscbatz geben
Beohs pfimd hlr. der mnyer tin techanthofe anch sechs pfund
hlr der waibel von dem wailielhove uj lib. blr vnd die &□-
dem scb&ppBSEen zS Sittingen, Oberflacbt vnnrt z& Gunningen ge-
legen, wie die mit irer marchen vuJ anstöffer jnn dem rodel be-
griffen vnd verzaichnet find, follen alle mit ainannder aechtzehen
mnltcr habern zeller melV zä eracliatz gebenn ninem Tumprobst, fo
der von erüt itä Costanz angenommen ist. Wann aber funst ain
derselben scbnpassen ledig vnd empfangen wurdet, dry scbilling
Pfenning z5 erschatz geben.
Item der kellner foll daran fin vnnd verfehen damit die jär-
lichen zinß von körn, bonen vund zioßpfeDning vnd die järlicb
stür den giitern geborig in die schfippussen in gAter gemaiiier
werBcbafft z& rechter zyt, nämlich achtag vor oder nacli fant
Gallentag Tiigefarlich gen Zelle am vndersoe geantwurt werden, wie
dann folicha alles von alter herkuiiien ist. Alßdann Ml jnen allen
ain Tumprobst ain mal eaaen vnnd trincken geben wie von
alter her.
Item der Tuniprohnt fol den zinsern, on schaden, das glaitt
bestellen, ob des not wurde vnnd wer mit dem glaitt nit faren
Wölt, der fol fin zinß gen Coatanz antwurten on dea Turaprobsts
schaden vud costen.
Item ain jeglicher bußwirt zu Sitingen vnd Oberflacbt foll
jerlich gen Contzenherg zS vogtrecht geben ain Taßnaulit lienneo
Tnd svuj Briscawer pfenning.
Item DiemacdB Toll den Ittten jr g&t an recht verecblahen,
aber ain Tumprobst mag fin zjnfi, zehend, fall, laß, vogenosaami
vnd ander Hn gerechtig liait wie er will von den lüten ynbringen
vnnd wann ainer den dritten zioß nit bezalt, fo mag jnn ein Tam-
probst für die tbiir ain steckhen fcblsben lassen vnnd ist ime daa
gSt aßdann zinßmllig ; doch fo ainer fin zinß von dem zinßrall igen
gat gar bezalt hat, fo foll man deinfeiben fin verfallen gnt von
gnaden widergeben.
Item fo man die zinß samelt vnnd die hofigericht haltet, fo
foll ain kellner zu Sittingen, ain Tumprobst fin diennrn vnnd ampt-
läten zimlich elTen vnd trincken geben. Der kellner foll auch z&
de« hofTs notturfft allweg zwpy pferd halten vnnd haben.
Item für den fale nimpt ain tumprobat von ainem man das
best baiipt, ist es iiigeu.
Ist es aber halb, so nimpt er das halb, der kellner nimpt
die verfcbroten waut, wie ains gen kirchen gangen ist vnnd die
geacblilFBu waull'eu, die nit za der were geliAret; hat er aber ainen
knKben, der erbt das; der i
kappen fOr fin fale.
mpt die schaclignrtel vnd i
vofaeraten tochter, fo ^
■
I
vittih mit tod aligett vnd liät gelaffen nin
■ibt die felbig tochter kain fal für jr mSter,
stirbt vnd Ijat. Vaineii oian viid kain vnbe-
rauteii tucbter, fo gibt sy dne best bet.t, hat sy aber ainen man,
die wyle der selbig itn wittwea etat belipt, so ist du bett Itn.
wann aber er fich verenndert vud ein ander wyb oimpt, fo verfeit
mtnein herren aber das best bett.
Item eo ainer schwängern A-anen jr man niitt tod abgett, fo
gibt ey für jres manufi fal nichtz bia fy der hürdiii genefen ist,
aißdann gibt ay den fal wie Torb^rüret i»t.
Item voD des lasBens wegen, so nin man oder wyb, jang
oder alt oae eelich lipßerben mit tod abgät, daa von anudem
einen erben getailt ist. fo nimpt ain Tiiniprobet alle varende hab
deffelben meunscben für den laffe vnnd der kelloer vnnd waibel
nemen davon jre gerecht igkait, wie dann von des fals wegen Tor-
berürt ist.
Item wöllieher man, in den kelnhove zn Sittingen geböiig,
wybet z6 den wyben die aim der dryiehendthalb gotzhüser an-
gehören oder wan ain man ain wyb vfferthalb der dryzehendt-
halb gotzhüfer nimpt vnnd bringt daffelbig wyb inner jaresfrist nach
jme an die Tuniprobsty, den Toll man der vngenoseami halb ntt
Btrnffen. Wer aber tauet ain vogenoBBam wyb ?.ü der ee nimpt,
den mag ain Tnnnprobst nach Hnem wyllen vnnd gefallen darumb
Btrafieu bim leben.
Item die hoffgüter mag niemanda rechtlich jnnhabeD. der nit
ain hofiünger ist. wa aber nin ander, der nit ain boHünger were, ain
hoffgSt jnnenhat, das felb bofgät mag ain höfiiinger allweg, wann
er will, jnn finem zimlichon werd widernmb in den hofe kanffen,
damit der hove jnn gnten eei'en gehalten vnd nit geschwecbt werde.
Itam ain yeder hufwirt fol in den jargericliten fine kind,
knaben vnd tocbtern jn gesohrifl verzaiclini't angeben vnd by finem
ayde daran fin, damit ficb die felben Tiue kind uit ahscbwaiffen
noch vnnder ander herren ziehen.
Item wer fich von andern ennden jnn den hove aiebeu vnd darin
ergeben wölt, dem foll der keller mit ainer hoETstatt vnd andern
dingen darzn helfen vnnd derfelbig Toll dem kellner ain wjß par
hendtschäch geben.
Item es Toll kainer vff fin leben oder ho(Fg&t kain fberzine
Ton näwem schlachen.
Item aiiis turabprobsts kellner Toll an dem BUnnentag Htzen
ifi ainung, follcn wunn vnd waiii, holtz vnd veMe an rechter zyt
verbannen by niner peen dreyer pfuod pfenning vnd darob Tin, damit
dielutjm veld, bolt3s(Bm Bande: nj hlr) vnd wysen vor schaden verbAt
vnd die peen vor gewalt mit recht gezogen werde, — Item wer
adtwisen machen wolt, das foll mit de« geriohta
erkaodtiinß gefchehen. Item am waibel fol z8 den gerichten bietea,
die fräuel rü^'^n, nnch fall, Ifiß vnd ragenofllD aobriiigen, die
Übeltäter belffen z3 fahen vnnd diefclben verKeren, bis fy gen
CoDt/eoberE geantwurt werden vnd dem henncker Ionen vnd den
galgPD behalten vnd haben stock vnnd plock vnd die Übeltäter
verforgen vnnd die bennen, von ainem gericht gemacht bieteo die
felben zu bebnllen bis geu Gonntzeiiberg vnnd wenn kain wirt, fo
foll er haben win vnnd brott za Bemainen ksuff vnnd ibll jm den
win HchStzen, wenner er kuinpt vfF die Ügerling vnd die tafero
flchSppas foll ain hofjuDger jnnenhaben vnd mit notturft als darzfi
gehört verfehen, oiich die gefangen verfolgen bis fy gen Contzen-
berg geantwutl weiden. Der maiger jnn dem tecbanhofie loU
haben ain pferde vnnd den bagsn z& der lat nottnrft vnnd mag
dnrz& drüw nntzbare Iienpt fry haben für ainune vnd f&rloD vn-
gefarlich. Er foll ouch nin öwigs Üecbt jnii der kirchen ZD Sit-
tingen hallen vnd die glocken dafelb befallen. Item wölllcher Heb
aiiier vrtail zh Sittingeii befchwärt, der mag die zn rechter zyt
jnn ain andern kelnhofe der Tumprohaty ziehen vnd wa er dafelba
onch befchwärt wurde, alB dann mng er diefelben fachen ziehen
fOr sin Tumprobst vnd (Ine rütt vnd was dafelba zu recht ennt-
■ schaiden oder erklert wurde — daby foll es on verrer Tßzug vnnd
appellieren belyben.
Item ain Tumprobst foll finen liiten zu Sittingen vond Ober-
flacbt jnn jren fnchen, wann er darum angelangt warde, trAwlich
betffen raten vnnd bystnnnd tun, damit fy wider recht vnnd vm-
pillich von nieuiandts befchwäret noch gedrungen, fonnder by jrea
rechten, fryhaiten vnd guten gewonnbaiten behalten werden vnd
daby blyhen mögen. Es foll ouch die felben lütt zu Sittingen
vnd Oberflacbt vnnd ander jnn den bemelteu bove gehörig ainen
Tumprobst alsjrem rechtem iiatGrlicben herren globen vnd fcbweren
trÄw, wanrhait »nd gehorsam, fin frommen zu rürdem vnd fchaden
zft wenden, Iln stiir, ainß vnd ander fin gerechtigkait zu rechter
zyt, inhalt der urbar vnd rodel. geben vnnd iintwurt fin, vnd
finer amptlüten geboten geborfam fin, die fronen zö dem gefcblaase
IContzenberg zürn halblail getriiwlich tun vn '
dann rolliobs alles billich vnd von alter herki
träwlich vnnd one geferde.
vol bringen,
Wir Johann Matheits Hundlpiß t'oti Waldlrambs^), Thnmb-
probat der hohen atiFt Costautz etc. bekhcnnen vnd thuond khundt
ligklich nn difeni brief, das an heutt dato vor vnß erfchinen
leyen vitfer vnd vnferer Thurabprobstey gmaind bayder Hecken
Seytingen vnd Oberflach verordnctte vnderthonen, die haben vnß
') 10 Prrg. Ell. .
> TultUngen.
I Fn^itidcf Slän/tlrn, Apothekrr,
10
gehorlamlich fürgebracht : demnach vor langaerfchiner iaren zwy-
schen YDfer Thumbprobfte}* vdcI inen der vermelten gmaindts
vnderthoDen ainn offDung, welehermaffeii ye ain thaill gegen dem
andern inner vnd aa/rerhalbenn gerichts vnd rechts Heb gnädig
vnd ynderthänig verhalten, aufgericbt vnd verbrieft. Da aber
in jüngst anno etc. ffinfzehenhnndertt achtzig vnd zway gezält,
öberstandnem laydigem brnnstvahl, fo zuo Seytingen, ihro gegen-
offnangfbrief auch verbrunnen, aber doch vmb allerlay vrfachen
wegen, die wur felbften zuoergründen wüffen, nitt allain nöttig,
fonder auch fruchtbar vnd guott, das ermelte gmaind mit
gleichem offnungsbrief widerumb begabt vnd daraus yeder zeitt
die nottur£ft fiirfehen, auch übels verbüettet, vnd gehorfame er-
stattet werden möge. So feye dero wegen iro gantz vndcrtbenigs
bitten, wür wölten gnädig geruohen inen der gmaind vermelter
flecken Seytingen vnd Oberflach, vnferm habenden offhungbrief,
gleichlauttenden abfchrifft vnd kbräfftigs vidimus gnädig veruertti-
gen, mitthaillen vnd behändigen laffen. Dieweill wir dann foUich
vermelter vnferer vnd vnfer Thumbprobstey vnderthonen vnder-
thenigs bitten disvahls nitt allain billich, fonder auch fowoll vnfer
Thumbprobstey zuogleich als inen vnfern vnderthonen fruchtbar,
nutz vnd nottwendig fein ermeffen mögen, so haben wür in be-
tracht baiderthaills notturfltigen wolfarth nitt allain, fonder auch
das dester befferer wie fich gebürtt gleicher verstand erhalten
werden möge, in folch irer vnferer vnderthonen verurfacht bitte
alfo gnädig bewilligt, das wür inen dis vidimus, darinnen angeregte
vnfer habende offnung von wortt zuo wortt härnach befchriben,
vnder vnferm Thumbprobftey innfigell veruerttigen vnd geben
laffen, den zwölften monatstag january nach Christi vnfers lieben
herm vnd feligmachers geburtt, gezältt fünfzehenhundertt achtzig
vnd fechs jare.
In dem namen deß herm Amen Ehundt fey vnd wüffend,
alT dann der hoch würdig hochgelertt herr, herr Sigmund Greutzer
doctor etc. Thumbprobst zuo Costantz etc. mein gnädiger herr,
in feinem eingang gemeltter Thumbprobstey die brauch althär-
komen, handthierung vnd gewonhaitten allenthalb in derfelben ge-
richten erkhundett, erfahren, vnd funders in der herrfchafb Guontzen-
berg, vnd nämblich alda zuo Seytingen vnd Oberflach ainen ver-
trag vnd alte oflnung erfunden hatt, die dann bey den ayden
durch die inwohner dafelbst vnd fönst glaublicher khundtfchaflt,
von feiner gnaden vorfahren vntz här, bis auf heuttigen tag, alfo
gehaltten fein, betürt vnd behalten haben. Alfo hatt derfelb mein
gnädiger als ain newer regierender herr gedachter Thumbprobftey,
follich offnung fürtter mitt inen ernewertt vnd zuohalten befchloffen,
vnd die inwohner zuogehörenden vnd verwandten, gemainlich vnd
fonderlich darauf in aydtspflicht genomen, gemelter offnung in allen
vnd yeden puncten vnd arttickeln zuo leben vnd zuo uolfüehren
I
I
I alles getlirewiich vnd viigefahrlich , vnd fonil fein gnad vnd vürde
berüertt, hinwiderumb auch zuuolftiehreD alleB vnd yedes, wie
I liärnach folgt.
Khüklienfats, leült md guoU feinä ains Tkumbprf^3t3 Des
ersten, daa die kliürcli VDod der khülchenratz, auch die leat zuo
Seytingeo vod Olieräacht, die mann nennet hofiöDger, recht
gotühauB ?nd stifftlent, gehörend mit der aigenfchaffl an die wür-
digen Btüft Titfer lieben frawen Thumbprobstey zu Costantz, vnd
ist ftin ThoTübprobst ir rechter naturlicher herr vod ordeolicher
obrer, viid hat den ki'lahof darelbe zuo SeytiDgeii zu befetzen vnd
entzfetzea mit aiDeiu keiner vod waibel, fo offt er will, nach feinam
Duti vnd gefallen.
Von der freyhmt Eß follend auch diefelben hofinnger vnd
leat zuo Seytingan vad Oberflacht ail frpyhayten, gnnd, goot, ge-
wonhaitten vnd gerachtigkait haben, dero fich dann ander hof-
iüQger der Thurabprobstey zugehörig gnpruchen..
Hie drey jargerickt Item in genantem kelnhof follend jär-
lichs drey iargericbt gehalten werden von den hofilingem ; näm-
lich ainß im may^n vnd zway im lierbet, zuo zeitten, fo daß am
fuogklichsten gefein mag; darzuo Toll der waibel die hofiiinger
berüoffen vnd daß ge rieht befet/.t werden mit h oft ungern von
Seytingen vnd Oberflncht, fo dann von alterhar aufamen gehörend,
mit hoch vnd nüdern gerieb tec.
Aid der richter Item die richter vnd befitzer füllend
fchwehren zu richten nach irem besten verstöhn, vcd darinn nit
anfehen weder freund tfchafft, vindfcbaft, gansf, gab, noch khain
ander fachen, dann allain Gott vnd die gerech tigkaitt.
Hoch vnd nidergerkht Eß mag auch ain Thumb probet
durch fein amptlentt vmb fräuel vnd alle ander fachen, fo fich
dafelbst begehen, vber daa hlmit richten vnd die hohen gericht mit
hielten vnd verhielten vnd in ander weg nach feinem nutz vnd
fuog gebraachen fampt dem döiiflin Oherflacht, fo darin vnd
darzuo gehertt ala von alteihär gebraucht i[t.
Empfahimg des /celnkofs imd der fchtiiy:>paffen Item der
kelnhof foll von aiiiem yeden angehndan herrn ThumbprobBt
empfangen vnd daoon znu elirfchatz drew pfnnd haller gegeben
werden. Dpßgleichen, fo offt der verkaufft wbrdt, alles nach
landtsrecht vnd gewonhait, fo offt follicha zuo fchulden khambt;
vnd wenn der kelnhof empfnngen ift, fo füllend all fchuoppaffen zuo
Seytingen Oberflacht vnd liunningeii damit empfangen vnd verehr-
fchntzt fein. Doch fo wann der fohuoppaff aice verkaufft wurd,
fo foll die vom khäufer mit drew fchilling hallern empfangen vnd
eingefchriben werden.
12
Empfahung des Techanthofs, vnd was der innhaher fchüldig
ifl Item deßgleichen der Techarithof auch mit drew pfund haller
empfangen vnd verehrfchatzt werden foll.
Vnd der fo den Techanthof innhat, Toll allweg zuo nacht ain
Hecht brennen, vnd die gloggen befailen, vnd drew iiaupt als hagen,
hermann^) vnd eher haben, vnd ain pferd halten, alles wie von
alterhär kommen ift, vnd dem innhaber zugehören foll der klain
zehend, auch wie von alterhär.
Wie mann zinßen foll Item der keiner foll daran fein vnd
verfehen, damit die iärlichen zinß von kernnen, honen, vnd zinß-
pfennig, die hüener vnd iärlichen steyr von den güetter gehörig
in die fchuoppaffen, in guotter gemainer wehrfchafft zuo rechter
zeitt, vnd nämblich acht tag vor oder nach fant Gallen tag vnge-
fahrlich gen Rattolffzell geantwortt werden; wie dann auch von
alterhär komen ist, vnd foll mann inen alßdann ain zimlich mal
effen vnd trincken geben, wie auch bißhär gewonhait gewefen ift,
vnd wann mann inen daf mal alfo nit gebe, fo möchten fy ab
ainem laft fouil korns nemmen vnd verkaufen vnd inen felbs das
mal, wie obstath, bestellen vnd dnuon bezalen. Vnd foll der
kellnner ain weggen haben vnd yedem karrer fo den zinß fäert
bey Hattinger crewtz darab geben, vnd was da überbleibt fürtter
behalten biß geh n Zell; ob ainer mehr bedürffte vnd begertte, das
er im aber dauon gebe.
Vom glaytt Item ain Thumbprobst foll den zinßern ohn
fchaden das glaitt bestellen, ob des nott wurde; vnd wer mit dem
glaytt nit fahren wolt, der foll feinen zinß gen Costantz antwortten
ohne ains Thumbprobsts kosten vnd fchaden.
Faßnachthennen Item ain yeder haußwürtt zuo Seytingen,
Gnnningen vnd Oberflacht foll iärlichs gen Cuontzenberg zuo vogt-
reoht geben ain vaßnachthennen.
Wie mann einß einbringen mög Item niemand foll den
leutten ir gnot on recht verfchlachen : aber ain Thumbprobst mag
fein zinß, zehend, väl; laß, vngnoffaminen, vnd ander gerechtigkait,
wie im lüegt, mit gericht, gaistlichem oder weltlichem einbringenn.
Eß foll vnd mag auch niemands die külchen verfchlachen^) dann
ain Thumbprobft.
Wann ain guott zinffäUig ist Item wann auch ainer feinen
zinß nit bezalte, vnd drey vnbezalt verfchinen ließ, fo mag ain
Thumbprobst im für fein thür ain stecken fchlachen laffen, vnd
*) Sehaßock DWB w, heute noch Schaofherms. ^) interdicieren.
I
ist im alfdaun daß gnott damit ziaßfällig, doch wann er demnach
gar behalte, To foll im daf guott widerumb, aber auß gnadea,
gelaffen werden.
Ains Thumbprobsh dienor wie mann die Ufern foll Item
Ca mann die zinß Tamelt vuA die bofgcricht baltet, To Toll ain
kellaer kuo Seybiiigen ainem herrn Thuinbprobst feiaeo dieneru
vnd amptleulten von deß kellnhors uder ri:liuoppar['en wegen
zinilich efreii vnd diiiicken geben.
Ampi Jeß keilners Item aia kellner foll allweg zdo deß
hnf» nottiiifft zway pferdt halten vnd haben vnd die ainungen
pietten, zioß, sleyt, väl, laß, Viiguoffami, fräfel vnd ander gerech-
tigkaitt, fo vnd ob iniion im die heuijclit, pinbriogen, vnd ainem
herrn oder feinem amptmatiti antwurtten, vnd fonde» fo bald er
die erfartlj, iu monatsfrial angeben vnd nit verfchweigen, vn-
geuahrlich.
Wajfbela ambi Item ain waybel foll zuo den gerichten
bjetten, auch vül, I&ß, VDgiJoffaini vnd fi'äfel rüegen vnd anbringen,
wie abstatt, diu Qbelthätter helfen vahen vnd verzeren bis fy gehn
Cuont/etiberg gcnntwurt werden, anch dem heneker lohnen vnd
den galgen in wefea behalten.
T)tafers fchuoppas anibt Item die thaferfchuoppas fdl ain
hofiün^er innhaben vnd mit iiotturiff, als ilazuo gehürtt, verfehen,
vnd auch die gefangnen verfoi'gen, bis fy gehn Ciiontisenberg
geantwuilt werden, auch stukh vnd blokh in wefen behalten vnd
die gefangnen kostfrey halten, obu ains herrn fohaden, dieweil die
gericht werend.
Er mag auch zao gemainem khauf wein vnd brott haben,
wann khain württ ist, vnd foll man im den wein fchätzen, wann
er auf die ligerling khumbt.
Zinß vtm Staigers guott Item daß guott genannt Stägers
gnott, fo da gibt zehen viertel vefenn, zeheu fcbilling haller vnd
fünfzeheu fchöffe! haber, fo duß innhatc, füll geben fo mann hol-
gericht hatt, die zeheu fchiiling haller den buflüngern viub wein
vnd die sehen vierttel vefeii, weifLirott darauß zebachen, vnd die
rOnfzehen fchöffel babers den reffen, vnd daa roff foll haben der
heller, vnd wann fieh ainer abfchwayfen wölt auß difem hof, fo
foll der keller reytten, hiß er das wendig macht, vnd foll foUioher
haber des kellers roff wärttig fein.
Vberzinß nit uiaefim Item es foll khainer auf fein leben
oder hofguott khainen überzioß von newem fchlahen.
Ainungen Item aina Thumifprobste keilner foll am fontag
fltzeo zuo aioung, vnd foll mann wuhu vnd waid, holtz vnd velde
14
zno rechter zeitt verbaanen, bof ainer penn zu erst an drey
fchilling, darnach an fQnfF, von den fünff fchilliDg an drey pfandt,
von den drey pfänden bis auf zehen pfund, vod von zehen pfnad
an den aid, vnd darob feiu, damit die leiitt im veld, lioltz, wuTeti
vnd gärtten, vnd wa dann nott ist vor fcbailen verhüott, vnd
vorgemelt peneu mit recht eingezogen vnd ainem herrn zngehArea
vnd gegeben werden,
Adehvifen euo machen Item ob ainer ainen acker zuo ainer adel-
wiTen maubeu wölt, das feil mit ains gerichtB erkandtnus befchehen.
So ßch in kelnhof ergeben Iteiu wer fich fremder in den
kelnbof ziehen wölt, viid darein ergeben, dem foU der keiner mit
ainer bofstatt, vud andern dingen darzuo helfien vnd derfelbig foll
dem keiner ain weiß bar hentfchnoh geben, vnd ai'nem gericht
feine recht.
Freyliaüt de^ robs Item die hofiünger band ancb die frey-
haitt des robs der dreyzehendhalb gottshiLufer, wie ander der-
felben gottshaußteutt, vnd wie von slterliar in brauch vnd ge-
woiihaitt ist.
Vnd leind diß die drei/sehenthatb gollßhäufer des roba:
das Bistumb, die Thumbprobstey, die stifft zno fanct Stepba,
das gottsbauß zuo Creutzlingen, das gottahauß Petterrhaufen zno
Costantz.
Diegottahäafer; Ileicbenaw, fand Gallen, Oeningen, Vifcbingen,
fanct Play zno Bifchoffzell, die cnrlheufer zuo Yttingen, daf frnwen
cloBter Münster lingen, daf halbgottahiiuß Waugeuimufeii.
Vnd ist alTo zno meriiken vnd zuo uerstobn, welcher mann
obgen anter drey zehen thalb gottsbäufer vnd er denfelben eh lieh
woybet, fo gehöret das weib dem mann nach, vnd feinem her
vnd gottabauB, auch nlle kind, I
weibs herr oder gottshauß i
gewefeD ift, vmb das fy vor
vnd würdet defhalb der m
nit gestrafft.
Von der vngnoffammi Item welLicher hofiQnger oder aigen-
roann ain vagnoffanime nimbt, vnd in iarlTrift nit nach im bringt,
noch fich darinnen fetzet, den mag ain herr Thumbprobst darumb
straffen, nach feinem willen vnd gefallen, liey lebendem leib; alf-
dann bärnach ain algner arttickel von dem Inf melden ist.
von ihrkbomend; vnd hatt des
r an fich zufprechen, des fy vor
en durch den mann gerobt ist,
on feinem herrn vnd gottshaus
Ängebung der khind Item ain yeder hofiünger foll zuo den
iargeriohten feine khind, khnaben vnd töchteren, in gefchrüt ver-
saichnet angeben, vnd bey feinem aide daran feiu, damit fich die-
felbea khüoder desto münder abfchwayfen mögen, noch vnd er
ander herren ziehen.
I
15
»
Oeni^ami der hofgüelter Item die hofgüatter mag niemftiidts
reiihtlicfa innliaben dann hofiüoger, (o dea genoß feiod, vnd wann
BiD viignoframmer fulliche liofgüätter innhUtt, fo voAt^ ain genoffamer
in dauoo löfen vnd alikhnuSen, vnd foll tin der vngaorfaDi dür
lörung attttt geben vnd wejchen, wann er im darumb abtrug tbuott,
nach zirolichen dingen, oder nach flrkb:indtnaB des hufgericbte.
Verkhauffuttff der hofgilettcr Item wann ainer ain hofguott
verkhauffen will, fo foll er das Kuonor annbietten aineiii herrn
Tlmnib probat, viid ob er das nitt wolt, ainem bofittuger als
genoffainen, vnd l(ttiff fchilling haller näher dann aunderu geben,
vnd wann or khalntiji geuorfamen funde : fo dann erst mag er
foUichea ainem andern gehen, aipem Herrn vnd genoffamen an ir
gerschtigkhaitt, vnd widerlöfung one Tcbadea.
Viü deft manns So dann vdq den Thumprobet gcoSnet, wann
ain mann mit tod abgath, So uimht ain Thumbprobst daa best
haubt, iat ea aigen, ganlK, ist es halb, To nimbt era nun halb, vnd
ninibt ain kheller die verrchrotten watt vnd wafen gefclitiffen, was
nitt ZQo der wehr iiöiett, ef fey dann fach, daa er aiiien taa
verlafr, fo gehöret es dem fun. So iiimlit ain wayhell die ftjhaocb,
gürttell vud khappen für Teinen vnl.
Yäl der KÜtwe in ve.rlaffung vnherattner dochtren Item
wann ain wittwe abgath, viid verlauat ain viiheiattne dochter, fo
I gihl diefelhig dochter khaiuen val für die muotter.
Val der mttwe fo weder Trtann ttorh döchter» verlaußt Stirbt
ain fraw vnd verlaußt wi'der rnunn noob döchtereii, fo nimbt ain
herr das best bett zuo val, halt fy aber ainen man verlaffen, fo
loQt wann im das bell, diewey] er ficli nitt verendertt. »ml
wann er Heb verendertt, fo dann gebortt daa best bett ainem
herrn Tliumbprobst zuo, hatt fy kain nMfkhomne doohter, [n
nimbt der kheller den val wie fy am guotlmitaff^) sno khülchen
gangen ist, vngeuarlicb.
Val des mans In cerlnfjung feiner fchwangerin frawen Item
wann nioer stirbt, vnd ain fchwangere frawen verlaßt, fo gibts
khain val, bia fy der burtt genefen ist, fo dann erst iat fy
fohuldig den val ihrea manna.
Vom la^ 0» leihserlien Sodann von dea Inffea wegen ist
geoffnett, wann ain perfon, mann oder weib, on leibserben abgatli,
daa von andern feinen erben gethaüt iat, fo nimbt ain Thumb-
probat all vabrend hab deffelben menfchen für den laß, vnd der
ichellaer vnnd waybell, wie obatath, vom val nenien ihr gerech-
tigkhoitt.
') UrspT. iWiifuJOC/i, dann Fcattag iiherhaupl.
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1«
^jM ia4 ■" mgmafY'^am Itsm ob läusr ia ^nf n o ff— i itnb^
T2d ^ea izi leb« viid iancrist. vre v^rncazii. nie iMtngem kfltti
Tan. tusm jpäLIet smein ThuoibpriAC ^jft iü vürcBii teb ^uti
fär iie mf Tiiii dim TmL
ft Tifli :d^7' iäf ikeCars Item vmnn der ueuntf itirli4| ib
^ aiae in sxi Tbambprobat drittazll«a alLer Tarenden bab dei
V gri«Mnfirtilii
üi'a fdrbc. so hatt iim ain ICLaixibprrcct sacb zoo dnUiillfBi
iea kheilner.
Dv. p*in: /'} ddm khetler mc jii^'imi I:eni wclcber den
tll'ir C-iiae ziniS auf »nct Aadr«as t;&^ nicht rchtet. lo mag er
bohihl aIil i'tT'^'i päuid. Tad aa ainea w^ärt? steilen, oder M\m
Ziehen der crthailen Item welcber lao Stjrdngeii mit Trtbaü
lef: i«erti wird«U der mag die lieben gebn BAi th a n arh Tnd Ton
K i x; if iAcb. ob er alda aucb beCcbwertfi ȟnL rar axnen barm
T!i=sb probst als die oberband, md was daan toc im Tnd feinoi
r&üien erkäut würdet, dabey foll es dann ectLidi Tnd Tngewai^gwi
bcT kbraAen belt>iben.
Was aH/ferthaib dtr offnuft^ ist Item ob T.cb in g
bindel viui raohoii bo^olxin. iV hierin;) lu: bestimbt werend,
foUeud gMmltiin wunlou imch der horrlcbadft Caontienberg brauch,
gnotter gowtuilmitt, vnd altem bjirkboiuen« es fej in boben odor
nydern gerioliion.
Wann fich ainer für /Vm herm erbfutt Item ob fich
Tmb fräuel mler ander fachen in potten rnd verbotien, ald wi
das were« für ainen herru Thunibpr\dvet erbutte. rnd ßcb dadordi
TOD ainem Ambtinan vnd gerivht entstehen Tnd entfebitten woltei
Bodann foll, fouor in folohtnu khain geuerd Terstanden vnd ga-
braucht würdet« im iler autptnian de» Thumbprobsts gebietten an
sdien pfund baller, folHoheü «uothuon in Aoht tagen rngenahrlieh.
So dann mag ain herr denfeUH«u widerumb baimb in die geriefat
wejfen.
Bfjfsitmd Mmon den armen Aiu herr Thumbprobst foll ibiiien
lefitten ino Seytiugeu viid DlMirtUob in iren fachen, wenn er
daramb angt^langt würdetti threwUch heltVen r:ithen Tnd beystand
tbnon, damit ty eitler rerht vnd viibdlichs Ton niemanda be-
fcbwertt noch getriin^cin, Hondor hoy iren rechten, freyhaitten,
Tnd gnotten gewonhaiUeii Kohnltou werden, vnd dabey bleiben
mögen, alles gethrewlioh vnd vuKefahrlioh,
17
Der fiofiänger Äid Es follend auoh diefelben leütt zuo
lyttiageQ md Oberfiacbt vad ander, in deiifetben bof gebärend,
1 ThniDbprobst uIb ibrem recbtem natürlicben herrn geloben
fcbwehreu tbrew, warhaitt, vnd geborfame, TeiDitr gnaden
itz vnd fromen l'ürdern vnd fchadea wenden, steyr, ziiiß, ifnd
fein geiecbtigkhaitt kuo rechter zeit ionbalt der vrbar
vnd rödell geben vnd anttwurtten, sein yad feiner amptleiitten
gebotteu geborfam ziio fein, die fi-onungec zuom fcblofß Cuontzen-
barg zuom balbtaitl getbrewlicb tbaoa vnd vollbriagen, wie dann
foUichs alles biliicb, vnd von alterber khomen ift, alles gethrew-
ib vnd TDgefahrlich,
So landlsbrest ist Item fo wann gemainer Inndtbreet vnd
miffgawecbs were in den fchnoppiirren, aia die dritt veß Fiin üues
vnd die dritt bort befleckt ist, so fo!l mann diefelbigen nemen
Tcd . . ^) drittaill kernen vnd der drittnill bonen.
Ton den hofiüngem, fo tmdem andern gtrichlern feind Es
inch geoffnett worden, wann ain bofilinger außwenig vnder
feineni andern lierrn, vnd wa der fitzt, «o Toll im ain kbeller
inpietten zun den bofgericbten, des er bey dem »id geborfam
rnd band fy uift guott vnder ninem hernn Thninbprobst,
rvelcher der oder die J'eind, so follend fy ain ziinüch steyr geben
I ibreii leiben, weliiotie steyr den von Seytingen vnd Oberflacb
ir Bte.vr zoo hilf khomen foll.
Bey angeben, anleheii vnd beTchlieffuMg difer OlTnung seind
gewefen die erbaren vnd befcbaiden Mapiis Bntfch, vogt zuo
Wurmlingen, Rhnodi Wiiltti, vogt zuo Seytiugen, in nitmen aiivB
herrn TbumbprobBts; vnd von wegen deren von Seytingen vnd
Oberäaub als die ällistea darzuo verurdnett: Berobartt Gorauf,
Pauli Eubinger, Bans Kblos, Mathis Wincker vnd Hans Cuonlia,
BO all bey ihren ayden daninib gefagt hand, vnd difer i
alfo veraintl Rnd, Dero zwo in gleycber Uutt gefchriben,
yedein tliaill aine vnder des obgenantten meins gnädigen herrn
Thumbprobsts als für Heb felbs, von wegen der Thnmbprobstey
vnd des edlen Jacobs von ächertiingen zno Tntt'
tingen im in allweg ohne fclioden innamen
wegen der gmainfcbafft zuo ^eytingen
■nd Oborflacbt, angedruckt vnd beliglett, geordnett vnd gegeben
' Hanct Erbarttstag des hailligen bifubofTB, als mann zaitt von
' gaburtt Christi vnfers berrn vierzebenhundertt ueiintzig vnd
ÄBIRLINGER
18
WEISTÜM VON PFINN IM THURGAU ')
I
DIS NACHGESCHRIBN ÖFFNUNG BESCHEHEN AM
ZINSTAG VOR DEM AUFFARTTAG VNSERS
HERREN JESU CHRSTI ANNO CCCCXmjO
1 Item ain herr ynd Tambrobst zu dem Tum zu Costenntz Fol
haben aineu mayer, geoant ain keilner, der fol ützen neben ainem
vogt, wenn hofgericht gehalten oder funst gericht da ist, vnd fol
gebieten den hofjüngern ains Tumbrobsts.
2 Schaffner, ain baibl, doch in namen ains Tambrobsts vnd
ains vogts gemeinlich.
3 Item was Greuel da gevallen bey lu ß .^ die gehören ainem
Tambrobst zu vnd was darüber mer geuellt, dann uj ß >^ das
gehört ainem vogt zn. doch fol ain Tambrobst recht haben zu
zwain tailen, mit fölcher beschaidenheit, daz er das nicht neme
von jnen, funder ain Tambrobst fol den armen Idten damit zu
hilff komen, daz fy dest mynder von ainem vogt gedrenngt
werden.
4 Item ain Tambrobst oder fein diener follen jerlich aaf sand
Anndrees tag fein zu Phin, zueruordem die swein pbening vnd mag
ain herr ain Tumbrobst felb zwölfifter oder die feinen darkomen
vnd nicht mer, noch darüber vnd fol komen mit seinem vederspill,
ainem habk, ainem hund, dreyn wynden vnd vogelhund fnrn vnd
fol da sein ain vogt mit feinem knecht vnd ain baibl vnd follen
die drey höf: der kelnhof vnd der hof zum dorfsteg vnd der
hof zu Stainern, ieglicher ain mal geben, jne vnd pherden wol
bieten.
5 Item welicher vnder den armen lütten, der auf denfelben
tag nicht bezalte feinen teil, fo er fchuldig wer, fo gatt darauf
ain pen uj ß ^ alf dick man das vordret oder heischet vnge-
uerlich.
6 Item aber ijst zu wiffen, fo ain arm man abgatt von tod vnd
der gehafft ist z& dem hof, das ist ob er in den dinckhof gehört,
da fallet das peßt hopt, fo er verlassen hat ainem Tumbrobst.
Wo das nit bescheh vnd ain pessers verflagen wurde vnd fich
1) Das Bomprobgtei'Copeibuch v. 1485^1503 enthält 3 Faßungen,
2 nam ich auf, die urkdl. Einleitung ließ ich weg. Dr. Schauberg in
seinen Bechtsquellen von Thurgau hat unsere zweite Faßung aus einer
spätem Handschrift abdrucken laßen.
Atta erfanden, dafTelb verllageii hopt, ocha oder was das war, fol
zu p3ß Ttid ZD pea auch geuallon vnd werden aineni Tumbrobst
vmb das verfwigen vud besdieben fo bescheben war.
7 It«m ist den armen lüUen bebalden, ob fy die hoptfell
kouSen oder lösen wolten von ainem Tumbrobst, daz er jn den
dritten teil ablasse oder jn (o uil neher zu konffen oder zu lösea
gebe die vell, ob fy des begerent oder eruordrent, das ist darnmb
slfo angesehen, daz die armen lüt beym pow peliben mügent
desterbas.
8 Item aber lat ze wiffent vnd geöffnet, fo ain menach abgat,
CS Tey frow oder man, daz da gehöret in den hol vnd das nit
recht erben verlnffet oder hett, drt ful dem Tiimbrohat -vaMea vnd
werden, was da ist varnnd guta, aufgenomen wntt vnd wafTen:
das foi ainein keliner werden vnd volgen, als der abgangen menaob
an dem aontag ze kiluhen gienng, wie daa wer oder defglich vnd
die gürttl vnd die echücb Tollen werden ainem baibl als auch daa
in andern dinckhüfen gewunlicb vnd herkomen iat.
9 Item mer ist zu wiTfen, wer aina vugenoBsBoiy, den mag
ain Tumbrobst l^raffen vnd pesseia nach Teineti gnaden vnd ob
das wer, daz ain tumbrobst hilff bedÖr£Ft aina vogtg, fo fol jm aiii
TOgt darzfi helSen, daz der vngenofß darumb gepessert werd vnd
I gestrafft auT dea Tumbrobsts gnad vnd er fich erkennen werd.
LO llem aber ist zu wiffen, was st&ß voder den armen IQtfen
Rufatundent, warurab das wflr oder wie das kerne, ob daa nil
geriebt in difem dinkhof mochte werden, fo mag man daa ziehen
in die andern dinkböf. des ersten zu dem nechsten gen Wigol-
tingen, da dannen gen Altnow, da dannen gen Raithaslach vnd
io die phallentz aina tumbrobata.
1 anch die da haben hof. schupposeen oder
kernen, fo ey da haben, fo sy zinfen
I für kernen wil geben von dem fol man
ich zu dem letaten
11 Item fy Toller
hfiben geben dea pefTten
follent.
I
12 Item die vorgenanten mögen anfahen zinfen z
frowen tag Nativitatis ze herbat, vnd fol man ef
ze nemen vnd zEi empliahen von jn, ist das gut
ala vorstat.
13 Item sy foilen ancb geben von dem sc!
doch alfo, daz man jn sprailt
fpniwer oder helwen an dem
bafi beraitten alßlang biß daz e
1 ihm felbs gat
'Bchsten habern,
uff ainen manntel vnd Wf
□anntl gehiengen, fo iol n
lautter vnd klar wirdet.
den böfen zinseot bey a
hof-
inalter kernen zB dem mynaten, fo fol der phleger ains Tum-
brobsts ainem ieglicben geben aineu laib brott, der zwelff von
ainem virtail kommen.
15 Item wenn aber die von den böfen vnd Bcbiippossen
sinsent vngeuerlicb, den fol man ze esaen gehen als ob herkommen ist.
16 Item ob daa beschech den vorgenannten armen lütten,
20
daz JD der zins vnd gut auf dem weg entwert oder genomen
wurdent von ains Tumbrobst« oder lanndkriegs wegen oder ob ain
phleger ains Tnmbrobsts lougnet vnd nit gichtig wer, wenn dann
die armen lütt das recht darumb t&nd, fo Pol man jn die felben
zins abziehen vnd abbrechen.
17 Item ist auch zu wiffen^ welich dem Tnmbrobst zins
follen oder schnldig sind, darumb fol er sy mit kainem gerücht
treiben, er fol fy phenden. wer aber, ob ainer nit phannd hette
oder jm nichts geben wolte, den fol er mit seinem gericht treiben
vnd wenn er jm genug tut vmb das haubtgut, fo er jm schuldig
ist, fo fol er jn vmbfunst vffer bann lassen.
1 8 Item ain Tumbrobst fol auch den armen lütten gestunden ^)
vnd baitten bis auf den dritten plumen, ob sy des nottürftig
werdent vnd als arm find, wenn auch der dritt pl&m kumbt, fo
mag der Tumbrobst das gut zu feinen banden ziehen vnd dauon
nemen alfvil man jm schuldig ist vnd fol jn daran nyemandt
jrren noch fawmen in khainen weg.
19 Item alle die gAter, die zu den obgenanten dinkhöfen
gehören, die follen die hofjünger von ainander erben nach der
linien, als das von alter herkomen ist.
20 Item auch ist zu wiffen vnd ward auch geöffnet, was
die leutt zu leben haben, das an die Tumbrobstey gehört vnd
daran zin$et, daz fy das zu rechten erbzinslehen band vnd als oft
es zu schulden kumbt zu leben eraphahen vnd die guter mit namen
in den brief fetzen laffen als lehensrecht ist.
21 Item es ist auch geöffnet was sy z& leben hand, daz
daffelb leben ainer mag behaben mit fein felbs hand, fo er das
wie recht ist emphangen hat.
22 Item auch mugen die armen lütt die gut zu rechter
zeit aufgeben, doch mit beschaidenhait vnd nach gewonheit dies
lanndes ainem Tumbrobst an fchadeu.
23 Item ob es kem, da got vor fey, daz hagel oder vnge-
wechst oder lanndgebrest jnfielle, das follen die armen lütt zu
rechter zeit verkünden ainem Tumbrobst, den prefften zu besehen
vnd zu befchowen vnd dann nach erkanntnuffi erborer lut, fo
darzu geben werdent an den zinfen abzulaffen vnd jn darinne
gnedig fein.
24 Item auch ist z& wissen, ob yemand dem andern seine
leben, fo dem lehensherren nit vermonet oder vervallen weren,
wie die genant find heimlich oder offenlich emphieng, der fol
gepessert werden vmb zehen phunt phening ainem herren vnd
dem kleger auch zehen phunt phening oder ob yemand den an-
dern trangti oder funst warndti in khainen weg.
25 Item ob der armen lüt yemand feine rechten des lehens
weite verkoufifen, der fol sy des ersten anbieten vnd geben den,
1) feU mhd. Wbb.
71
:b des bofs rechten, wer aber daz er
rs aDnilerD iütleti geben, doch mit
dem Tumbrobat vnd dem hol an
die des g&ts genofi sind
nycmnnds funde, ft> nia
des TnmbrobBt willen
■chadon.
26 Itero wer aoch ob jeniand in rrdmbden landen wer, der
deffelbeD verkoufFteo gute geaoß wer, wenn der xa Innnd kerne,
mocht dus egeDsnnt leben zu Tfinen hannden lüaen vnd dpin
I egenannten yngenoeaam fein summ gelts wider geben vnd jni
I eeinf^D schaden abtun.
27 Item die vorgenannten hoflünger mngen ficb vermüheln
one schaden vnd one päs in die vorgeschribnen dinkböf vnd zu
den lütten der drj^ehenthalb golshiirer. die enander röbent als
das von alter herkommen iat. Das follen die herrn nit weren
früwcn noch mannen.
28 Item anch wae BtoffeB vnd vnfrids aufstund vnder den
hoQünger. das die l<vhen vnd guter antrifft, des dinkbor», darumb
toi nieman ander richten, wann die fo z3 dcra hof gehürent, dem
Tnmbrobst fein oberkhait vorbehalten.
29 Item die borjünger haben auch die freibeit was sj
kouffint oder verkourfiot ze Coat«nz dnz sy da dhainen vmgelt
noch zoll geben foUent vnd darzu fol jo ain Tumbrobst be-
holffen fein.
30 Item ain Tumbrobat i'ul jerlich geben aim waibei uj
matt habem vmb Teine dinet vmb daz er die wüld behüten fol.
31 Item es ist auch zvt wiffen, welher arm man feine
I Tnnibrobit z
aiii Tumbrobsten oder zu feiuen
len vnd difen, der es koufFt hat,
gefertiget han mit b riefen vnd
denn gen Costennz gat
pBegern vnd jo haiffet auTec
inachreiben, fo fol er es j
erflcbazen, als lehens recht ist.
32 Item e» ist auch geöffnet, ob dem von Elingenberg an
dem vogtreoht ichts abgieng, daz das ain Tnmbrobst völliklich vor
ab erfüllen fol vnd vffer dem kästen geben rnd richten.
33 Item es iat auch geöffnet, daa ain keller, der den kellen-
hof jnnhat, ainem vogt vnd herreu dafelbs vnd feinen dienern
zSessen vnd netrinkhen gehen vnd wot bieten fol vnd den pherdon
I fiter genSg geben, wenn er dnrkurnbt von fein felba oder der
I nrmen lütt wegen.
34 Item aoch ist geöffnet, wenn man dem vogt kernen,
den vogtbabern vnd vogtatiiren famnet vnd jnnymht, daz dann
ain keller dem vogt felb dritt ze effen vnd ze trinken geben fol
vnd wol bieten.
!J5 Item es ist auch ze wiffen vnd geöffnet, daz die lütt, fo
da fitzent, jr varend hab dieweil fy nn ain offen freye atraß
reitten oder gan mugent one atab vnd atang vermachen vnd hin-
geben mngept on meniklichs jrning vnd widerfprecben, doch dem
Tumbrobst vogten vnd dem hof nn jrn rechten &n schaden.
22
36 Ttom ei ist Buch beredt vad geöffnet, daa die Knaen
tOtt, die in den liof hörent, nit raieeD foUen noch dienen fnnBt von
d hat na rechten wegen.
37 Item ain vogt, der nug fein pherd in den Grübe]
slaben in dem mayen uuj t«g vnd fol jm das nyeinan weren.
Bl. 154—159
COPIA DER ÖFFNUNG ZV PÖINN
Bl. I43ff. 1 rtem die kilcb vnd dar kelnhof zu Pfin, auch die
Ist, so in den kelnhof gehörend, die man nempt hof jünger, find gehörig
an diewirdigen atifft vonfer üeben froweo Tumbropetf zS CoBtcnntgs
vnd ist ain tumbropst jr rechter natürlicher grundher nach der
aigenHcbafft als z& gotzhua vnd stifftlüteo in genanten kelnbof
gehörend.
2 Item dz ain yeder tutnbropat, ao yo zu zyten iat, hat den
gedachten kelnbofT zu befetzen vnd za entfetten mit ainem keiner
vnd waihel nach fiiiein nutz vnd genallen, bo offt er wil one
menigklichs jntrag vnd jrrung.
3 Itam in gemeltem kelnhoff fol iarlichs drie jargericht ge-
halten werden, nämlich zway im herpat vnd aiiis im mayen, z&
lyten fo folichs allerfagklicbest gefm ma^,
4 Was onch uiij jar vnd darüber iat von mannfnamen, folleo
von jr vättern vnd eitern dargeatelt vnd gerügt werden vnd ouch
huldnng zu tun.
5 Item zii denfelben jarziten fo! man, vnd befunder so das die
Dottnrfft euordei't, eröffnen vnd verlegen die ofTniing vnd des hoffs
recht, vmb dz mengkhch dea ain wiseen haben vnd erlernen mng,
was ainem harren, ouch vogt vnd den hofjiingern, jnfassen, vnd
gemaind zngehöie vnd recht fye.
6 Item zwing vnd bann, hott vnd verbott iher liit vnd gut
vnd was darz& vnd darin gehört, sind aina Tumbropsta vnd hat
darüber zu richten mit dem hofigericht als den boQungern vmb
leben, aigen, vmb hofgät vnd was darzS gebort, vßgenomcn die
ainnagen, fo die armen iQt ainem herren vnschädlich zu nutz der
gemaind macbend als enatten, zünen, graben die gAter befriden,
fürscbowen, hollzbannen vnd derglychen henndel vnd was dann
ander kelnhof an dry scbiling pfennig zSpieten haben, dz mugend
si die hofiünger jnsaasen vnd gemainder zu Pfin höcher geprucben,
docfa nit wyter, dann biß an ain pfund pfennig, fo min gnädiger
her Tumbropst vß funderii guaden vnd gutem willen nachlausset
Deßglycben fo die frowen mit Worten ainandern fchelten vnd
vnd mifßhandeln, mugen fi ouch stranffen, doch alles vnd yedes
wie obstat allweg in namen mins gdgn. herren Tnmbrupata aber
1 jren nutz der gemaind bewenden.
m
I
I
7 Item, wenn es aber anlangt früffel, geltechnlden oder ander
fachen, fo nit hofgüt antryfft, bo fol das gerfcht io Haider herren
nameo, als Tumbropata ynd vogta, befezt gericht vnd oucli ver-
bannet werden an intrag mengklicha.
9 Item vnd v/aa von den fräflinen jii botlen vnd vei'botten, ald
wie die gehaissen find, geuallet, fo dry ß _{ vnd darunder trifiet,
gehörend ainem Tumbropst alUin zu, was aber vber liry ß ^ ist,
danon gehörend zwen tail ainem TurabropHt vnd ain drittail
ainem vogt vnd foHend toW'e fräfTe] dhain t.ail one deB anndren
oder Dner amptlüt, den das beuolhen ist, wiffen vnd willen ver-
tädinget ald nachgelansaen werden vnd fol ain Tumbropst an einen
zwain tuilea nach gestalt der aachen gnädig £ia.
9 Item fo ist oach geöffnet vnd geaiot worden die beatiuimung
naclibem elter fräfflinen, fo da begangen werden, als nämliuh von
zacken, meffer, waufien oder ander geweren fünff schiling pfennig
zu pÜß verfallen Ca.
10 Item 80 aiii person die andren blutrünstig machet, fol ge-
püßt werden mit drin pfnnd pfennig.
11 Item BO ain peraon die andren frSfenlich jn sinem hnß Tber-
em huB eruordert oder zd Jm ainen v&lwur? t&t,
lonfft odi
ist vervallei
12 Item ^
noBB des fchadi
Ib.
'nd treffen fol gepüfßt werden nach erkannt-
na, ala Tich das gericht darumb bedanket.
pfandverfngUBg, ^berschniden, Vbereren Vberzünen
4beriDarken vnd dergÜchen fräfel fol geatraufft vnd gepüßt werden
mit Jt Ih. ^.
14 Deßglichen fo ainer dem andren vf fin gat, lehen oder
aigen stellet oder dauon trenget haimblicb oder oflenlich, fol ouch
veruallen fin x Ib ^.
15 Item oll derglicben hendel vnd fachen mer oder minder
dann obstat vnd harinn nit hestimpt warind begangen wurden, die
foUend gealraufft werden nach bitlicher erkanntnuß als fleh gepürt
;h gewonhait ouch gepmcht
Turabropat vnd vogt nüntz
id oberkait in allweg vorbehalten
vnergriffen fin.
tem die hofjünger fond iren fryen zog haben jn vnd
doch dem herren vnd vogl. an vullen, geläasen, vnge-
va&iachthennen, dienaten, tagwen vnd ander ir ge-
rechtikait vnd süßt in allweg vnfchädlicli [item es fol ouch ain
Tumhropst dem vogt bewifen lin von den liilen folichs inzubringen,
wa die in den statten vnd vf dem land wärind, fich dawider
fatsind].
17 Ea fol ouch dhain horjflnger oder iuföß, diewil er in
geriohten fitzt, dhainen andern schirm noch biirgerrecht an noch
rffnen by pen x Ib .^,
:h dhainen freuibden jnfaaaen in noch
vnd wi
folchs
jn ander
u kelnhöfen
wirdut;
dann
n folche
n allem fol
abgeatr
ckt, f
nder ire
recht vnd
vßznzieher
24
annemen ane wiffen vnd willen der berren vnd wenn ains inge-
nomen wirdet, von dem fol vier gülden zu. inzog genomen vnd
daaon der gemaind zwen guldin vnd ainem herren Tnmbropst
ouch Ewen galdin gegeben werden; doch fol von denfelben zwain
gülden des Tambropsts ainem vogt der drittail vemolgen.
19 Item wann ainer, so der gemaind für ander nutz vnd
g&t fin möcbt vnd aber alfo hocb vnd fw&r nit inziechen fander
vortail vnd nacblauß daran haben wolt, fodann mag ain Tumbropst
vff pitt der gemaind fampt inen an finem tail ouch gn&diger fin
vnd daran nachlaafTen.
20 Item vnd als die hoQünger vermainend, dz fi in der stadt
Gostenntz in kouffen vnd verkonffen zollfry in vnd vßfaren follind,
dann folichs von alter her mit inn vnd andern hoijüngem, fo
vnfer lieben frowen Tumbropsty zn gehörend, gehalten vnd ge-
pmcht fy, darinn Tollend inn min herr Tambropst vnd ain vogt
obman in follichs nit vemolgen laaffen weit, hilflich sin on geaärd.
21 Item die hofjiinger habend ouch die fryhait des robs
der dryxehendhalb gotzhüfer, wie ander derfelben gotzhas lüt, fo
in folhem rob sind, wie der bruch vnd gewonhait ist. welcher
aber damß wibet vnd in jarfrist nit nach im bringt, noch fich
dammb abtregt, noch fetzet, den mag ain herr straoffen nach
finen gnaden.
22 Item der gAter, so in den kelnhoff gehörend, fol niemands
Tähig (In, dann die hoQünger.
23 Item die hoQünger mögend ouch die hofgüter von ain-
andem, wie von alter ist komen, erben vnd wenn die geerbt oder
verkoufft vnd alfo von ainer band in die andren verwendet werden,
80 fol man die von ainem Tambropst mit zimlichem schreibgelt
emphahen, in- vnd affchriben lauften vnd mit jren anstoffen an-
geben doch vorbehalten die hoff, hüben vnd fchappassen, die
follend gehalten werden nach lut des Vertrags vom landtuogt mit
namen Gopfrid Amps von Zag gemacht.
24 Item es fol ouch kain ^berzins vff die hofgüter ge-
fchlagen noch befwärt werden.
25 Item fo ainer fin hofgüter verkonffen wil, sol er des
ersten anbieten ainem herren vnd, ob er dero nit weit, den hof-
jungem, so des genofß find: vindet er aber kainen genossamen
vnd ain herr dero nit weite, so mag er wol ,*iiuem andern an
kooff^n geben, doch ain Tambropst vnd vogt irer zinfen vnd
gerech tikait Torbehalten vnd vnfchädlich vud fowenn vber knrtx
oder lang ain genossamer den vngenossamen vßko äffen vnd von im
folich ffftt löfen weit, fodann fol im der vngenossame der lösang
statt ton vnd danon wychen nach erkanntnuss des hoffgeriohts.
26 Vnd ob ain arm man fin gAt vffgeben weit, v^machtH
tnd verfchaffeHj das mag er t&n, doch li rechter zyt mit
betabnidehait vnd nach gewonhait. des lanoda vnd ainem berren
one schade".
27 Item ain herr Tumbropst oder fin nraptman mugend
j&rlicha vff saant, Andreslag komeu vnd dafelbs die Hwyopfennig
ervordem vnd mag Telb dritt mit zwaio liiiecbten vnd drin pfardeD
vnd nit darüber kommen, ouch fin vederfpil, dry wind vnd
vngelhuiid mit im bringen viid aiii vogtÄmt finen knecht deß-
glichen ain waihel; detifelben nllen vnd iren pfärden, vederTpll vnd
hunden, wie obatat, fol man nach zimlichen eren efren vnd trinken,
fSter ?Dd mal, dem vederfpil ain hennen vnd den hnnden ir liundiß
gehen vnd Tollend Aas tnn die drj: nämlicb der kelnhoff zii Plin,
der hoff 7Ü Steinmflren vnd der hoff zum dorfsteg, yegliclier zfim
jar einmal, so es an in kompt. geben.
28 Item das ain kelnner, Co den keloboS' innhett, ainem
herren vnd vogt vnd iren dienern oder hatten zÜ effen vnd trinken
geben vnd erberlich erbietten fol, vnd iren pfärden fatera genGg
geben, wcinn fl komen oder geschickt werden za roß oder xa fSß
von ir felba oder der gemninen hoQiinger vnd armen !iit wegen.
29 Item welher alfdann vff gemelten fant AndreatHg die
awinpfennig nit richten noch gaben, so gat darulf di? ß .^ zB pfiß,
ala offt man folichs eniordert a3 aarapt geriditscoatea vnd fchoden,
ob vnd wie man den darzä brachte.
30 Item wann nin peraon mit tod abgat. ao nimpt ain heiT
Tumbropst vom man das best hopt, Co verlaurfen ist, vnd ob das
best verfohlagen wurd vnd demnach foHcha erfunden, aodann Toi
daffelbig verfohlagen hopt znfampt dem. ao mÜ vnl gegeben oder
entekt iat, verfallen Cm.
31 Item rann Fol kain fronen fallen, ea kommen dann an
ainen rechten lauß.
1 die erben den val löfen weilend, Co fol
an des dritten pfennings näcber dann es
en luten vß gnaden nachgelauffen, doch
loffa nnd vnd darin gehörend,
abgestorbnen peraon dhain hopt
i
man in den zö löse
wert ist, folicha dei
allain den erben, ao
33 Item vnd
VBTlanffen war, fodi
guldin gegeben word
34 Item so wenn i
airdann fol alweg nn de:
vnd ob der jünger abgii
werden.
hannd komet, abgat, so
hab für den lauß. dauon
ainem waibel giirtel vnd
Co] ainem Tumbropst für den va) i
geprilder vngetailt by ainandern fitsend,
sr öltest, wenn er abgat, genallet werden
'ng vor dem eitern, der (ol nit getiallet
)erson, frow oder man, so z3 <nntraget\der
gehört ainem Tumbropst all ain varend
gehört ainem keller wat vnd wauffen vnd
^cbSeh, wie in andren keinböfen.
bet oder mannet in vngenoITamen
vnd darnmb in leben nit betragen, abgaligen iat, ao gehört e
Tninbropat der halbtail aller varendeii hab zä aampt dem boptual
26
VDil fol ainem Tnmbropst sin TOgt in rolhem bebolffen sin, damit
die vogenoffamen gestrjiufft werden vnd dpr boff dest minder
abgaog sunder zSnemnae.
37 Item die vogtrecht füllend vor allea Zinsen vergon, ob
des nin vogt begeren würde vnd ob ain vogt an fioem vogtrecht
icbtzit abgieDg: das fol im ain TumbropBt geben vnd eruotlen;
doch fol ain vogt zway vogtrecht nicht zäeai;
laorreD.
38 Item ain Toiubropat Toi iäriicbs ainem ^
dienst dry mut habern geben vnd im die gflter, a
ampt gebärend, dari^S on engeltnües volgen lauffen vnd das er die
böllzer vnd wäjd verhüten vnd z6 ntb'n iioff vnd sndarn gerichten
gepipte vnd was die Herren berürc, danon nicht» nemen, fander
vergebens tän Tolle.
Item ainem waibel vnd vüralknecht eoI man umb Cn
wachfen
oibel vmb fin
1 znm waibel-
gericbts
aid gelopt vnd daruff
jnd oueh by irn aiden
1 Tombropst zä wirCen
dartön der fchaden zu holcz vnd veld,
wegen verhefft piltet vnd verpütet by finer
gericht werden.
40 Item der waiUl vnd keller rotli
all frftffel, so die hegangeii werden, ainen
tnn vnd aißbald angeben vngeuarlioli.
41 Item die innhaher der höfft-n, Bcbnppassen vnd h&ben
follend ire zins an kei-nen, haber, gelt vnd ander fruchten nn guter
werfchaft vnd des besten ho zugeben vnd zonommen fy riahten
vnd bezalen vnd ob G iiit kernnen, sunder waisaen erbawen
betten, so fol man von wegen des Tumbropats von inen den er-
buwnen waissen für den kernen nemen,
42 So fol der haber alfo biter fin, wenn man den fpraite
vff ainen mantel, daa kain sprüwer noch helwen daran gehangen
mug, vnd wann derfelb alfo luter nit wiir, ao fol man den lutreu
vnd machen biß der alfo wirdet wie obstat.
13 Ynd wenn ainer nin hofmaller oder darüber bringt, fo
fol man im effen vnd trinken geben, wie von alter her gewonjich
gewefen ist, als mau mit andern zinsern p6igt. Deßglichen ob er
minder dann ain hofmalter vnd aber nit mer schuldig war vnd
gar bezalte, fol man im oucb gehen wie obstat vngeuarlich.
44 item die armen liit mügen ouch anfaben Zinsen zd unser
frowen tag z& herpat, du» fol man in nit abrchlaben, funder aif-
dann von in nemen, wenn si daa in guter werachaft bringen,
wiewol si die zina gewonlicb vfT Martini schuldig ^ud.
45 Item weihe ir zinsschuld vnd gült vff zyl vnd tag ala
ain yeder verfallen ist, entrichten, so mag man si darnmb lürnemen
zu Pfin oder mit gaistlichem gerioht, wie von alterher gewon ge-
46 Item ob gemainer landTbrest inviel, sodann fol ain Tum-
bropat dafTelbig jar mit den armen löten, so die heaalnng alsdann
nit TermSchten, destmer getuld vnd gnad haben.
27
Item wurden aiDeoi zinfor, fo er ainem herreD Tnm-
I bropst fintn zins bringen weite, vff dem weg entwert vnd genomen
' TOD ams Tumprobsta krieg wegen, fo er bette vnd ßch das warlich
erfunde, fo fol aolich zins ainem Tumbropst genommen fin vnd
dem KJnser an Hnem zins abgezogen werden. l)ocb wenn ü ain
Tumbropst tbb folicbeo vrlaohen eruordern vnd bitten wurde, fine
zina Tod dem vogt fine vogtrecht vßzurichten vnd vßzutrösohen,
Bo follend ti darinn wiüig ain Tnd folicbs t3a, alles UDgeuarlich.
48 Item wenn ain herr offen krieg hett, ao fol er denfelbeu
krieg VBH, die wil er weret, dem vogt fine recht (hergeben, vmb
das die armen liit allwegen vneotgolten vnd vnbeechädiijt belibeu
ningind vnd herwiderucib, ob der vogt krieg bette, bo fol er ouch
den krieg vbs fine vogtrecbt dem Tumbropst Vbergaben, damit der
krieg die armen lüt nicht angang.
49 Item ob oob ain herr Tumbropst oder vogt mit iren
rechten, ehafteo vnd berlikaiten widei' die armen Int wyter dann
billich wäre, gebrucben vnd zQ streng halten weite, welher tail
dann fblichs täte, fo fol der ander tai! dem armen beholfFen tin,
damit jm glycher schirm vnd billicha veruolge.
50 Item, es mag oncb ain yede peraon, man oder wib, fin
varend bah vnd gut, diewil fi für die tür gon vnd aton mag vnd
vernunfft bat, wenn vnd wem er wil nach finem willen vermachen
vnd verfchnffen vor gericht vnd wie recht vnd landslöfBg ist on
mengklicba irrung, docb ainem Tumbropst an dem hoptual vn-
rchädlicb.
51 Item was stofß vnd «penn vnder den hofjüngern oder
den infüßen vfferatSnd, wie vnd wnuon dna kerne, vnd im kelnhoff
zu Pfin mit recht fürgenoman wurden, fo msg der befwäid fin
vrtail von dannen des ersten gen Wigeltingen, von Wigeltiogen
gen Altnow vnd von Altnow gen Raithaßlaoh vnd demnach für
ainen herren Tambropst in finem hoff als die überhand vnd
rechten grundßberren vnd was alda von jm vnd finen raten, so er
z8 im nimpt, gesprochen wirdet; daby fol es dann entlich vnd
vngewaigert by krefften beiiben,
52 Vnd des alles vnd yedes wie obatat z& warem vestem
vrknndt vnd das diß offnung in allen pnncten, worten vnd artickeln
fampt vnd annders in ewiger beatendikeit stat vnd vnzerbrochen
belib».
m Äiä deft Ka^eb A Pfin Ain waibel fol fweren verfwigen
"leben lüt vnd göter vnd alle vnd yede bott vnd verbott befunder,
BO die Vberfehen werden, deßglichen die Tränel, vnll vnd geläfß
oncb die hofjiinger wa er die waißt vnd erfärt vnd nämlich JT
Triber vnd kind yedea nach finem namen vnd gefcbläcbt — , was
I wiffen iat, rügen vnd angeben ainem herren oder finer
28
gnaden ober amtlüten vnd vögten, jnnert xnn tagen vngenerdt
nachdem vnd er dero erinnern wirdet.
Er fo] oach zS allen hof- vnd andern gerichten gebieten, die
wäld vnd hölczer verhüten vnd was die berrcn berürt (pro pedellö
in Wigeltingen addo illa clausula vnd die offen befiget offnung
ZQgibt) von den gebotten nichts nemen vnd funßt gemainlich vnd
fonderlich alles das tun, so dann minem herren Tumbropst oder
siner gnaden Tambropsty zu nucz. vnd frnmen gedienen vnd
schaden vehüten mag, vnd was fainen frumen dienet gen Hnen
herren zu tan vnd zfilauffen gepürt, alles getrüwlich vnd unge«
uarlich.
Anmerkungen, sachliche und sprachliche, folgen,
ABIRLINGER
DORFSBÜCH DEREN VON MARTINSMOS
ZWING, BANN VND EHAFFTIN WIE VIL DER
SEYEN BELANGENDE HIERIN VERZAICHNET VNND
BEGRIFFEN ANNO DOMINI 1558 1)
Wir schuUhais, richtere vnd gantz gemeindt, gemeinlich reich
vnnd arm eu Martismos, Calwer amptz, bekennen offenlicb vnnd
thun khundt allermeniglich mit disem libell, alß bißher märklicher
mangell vnd geprechen inn dem dorff, vnd inn denselbigen zwekh ^),
zwing, penn vnd ehehafftinen begeben vnd zugetragen, damit vnd
zu handhabung derselbigen haben wir hieuor vnd jetzo widerumb,
durch vnßer beschehen vnderthenig supplicieren vnd anhalten bey
dem durchleuchtigen hochgeborenen fürsten vnd herrn, herrn Ghri-
stoffen, Hertzogen zu Würtemberg vnd zu Teckh, Grauen zu Mümppel*
gart vnd vnßern gnedigen fürsten vnd herrn, vußeres dorffs ge-
rechtigkhait halber zu ernewern gnediglichen gestattet vnd zuge*
lassen — darauff durch den ernhaffteu vnd fürnemen Christoff
Kleinen, genannt Heß, vogt zu Calw, damit vnß inn vnßern zwing,
penn, vnd ehehafftinen nichtzit abgienge, noch eingezogen würde,
vnd auch zu einbildung der jungen, fo alfo noch vnder jarn vnd
tagen seyen, das dieselbige nach irm eltesten abgangen durch
vnderrichtung solche gerechtigkhait dester baß mögen behalten
^) IHse üeberschriftf in obiger Zeilenahteilung ist als Titel auf
dem ersten Blatte enthalten. — Das Sigel, das an der Heftschnur der
Urkunde hieng^ ist abgeschnitten, — Martinsmoos Dorf mit FüiaJkirche
bei Calw im würt, Schwarzwalde, 329 Einw. ^) zirkh? (Bezirk) B
29
alßdiiuii durch dero vogt, dpß glanplich
I schrifflich zazastellei), damit kQofftig-
1 Tngleicher veratnnd, Boiider alle ge-
Tnd verraerckhon, vnd vuB
vad versige Uten libelaBcbei
lieh vod imei'wercnds khei
uei'Iiehnitj venuitten vnil verbiet werde, daraufF «
allteno hieuor gehapten dorffsbrauch (tlnmit dem gemeinen nutzen
zu gutem), vnßem berlehtcn gut bediinkbea vod aozaigen. Das
VLiDßern zwing vud penn, g''iDgeD vnd geen sollen, auch mit andern
vnnßern ehebafftcn vnd ajlten herkhoraen wie bernüchuolgt, hin-
fiirter inn allen puDCteu vnd artickheln, vest, steet, vud onver-
liricblich, gehalten vnd volnzogen werden soll.
Item ir zwing vnd pann, dem zehenden nach, facht an bei
Gonlin Walzen bruckhen, vnd geet zwischen dem Buler ^j vnd deren
von Martißmoß pawäckber hinab au wagrein, biß an Ituler, vnd
vom Buler herab, vnnd mitteu im grund hioauff biß zum hojz-
liürenbom vnnd darnacli von gedachtem hom zu den andern bömen,
da der etockh steet, wölche stückh vnd böm vmbgefalleu vnd jetzo
BD der«elbigcn statt stein gesetzt worden, vonn dißen steinen inn
den weg am vogelgesang, von gedachtem weg hinüber an laiderers
Wald hinab, genant nuwen, biß an alten graben, vnod vonn dem
gruben nuffhin. biß an Gaugenwalder veld, vnd alßdan zwischen
der von Martißmos vnd Gaugenwalder velder hinauff biß an das
reysach nnn die niaui-en, die mauien binauff', biß an Hauus Wallter
Schwemiina zwerohackher. vnd venu zwerchackher, zwischen ge-
dachten Scbwemlina vnnd der vonn üaugenwald velder auffhin, biß
an kürchweg, vnd vom kürchweg zwischen der von MartißmoB
allmeindt, vnnd Gaugenwalder vdd auffhin, biß an die aichen, dar
inn der bildstockh gestanden vnnd darnach zwisclien Baitbas vnnd
Conrath .ler Wuraler veld, vnnd der vonn Martißmoa allmeindt
auffbin, hia an Hanns Büickhlins vnnii Gaugenwald mad, vnnd
vonn deß Biirckhlinfl mad, durch ijaa schecbermuß, nach den drey
lauchbomRn ^) al>hiD, biß ann die marckbstein, vnnd den Bteioen
nach, biß an GolJenliacb, item vonn dem Gulleuhach binab ann
Neäweiler grund inn die Tbonnach ^); item darnach denn Thonacb-
bacb abbin biß an daß wuhrschutz kanail der mülin, vnd vonn
gedachtem kanall hinauff biß. an die maduckher, da die alit maner
steet vnnd von der mnaern hiuauff inn die marokbetein, zwischen
denen vonn Martißmoa vnd Haugstetten, den ateinen nach auffhin
Qber den Bnlachcr weg. biß an ketzer, vnnd von ketzer heraulT,
inn deim dieffen weg, so von Biilach geet, biß inn ein allte aichen
verpronnen luachstockh vnnd vonn selben lauchatäckhen zwischen
der Büler äckber herein, biß an Wild!<perger weg, vnnd darnach
awiaohen der Büler fickher, vnnd dem streitwaßen herein, biß ina
Oooltn Walxen bruckhen.
*) Namen eines WulMistrikls.
*) =± Laehbäitme.
'i Teinaeh.
30
I
I
Itam der vonn MartifimoB gerecht igkhait, vnnd brauch igt vouii
allter herpracht, alio daa sie gewalll vnnd inacht haben, sich auß
dem braitten wald znbeholtzen su zimer, war zu sie das aoth
eeyen, Dammb aoüen sie ein voretmaieter pitten, vond er inen
das nit abHcblabea noch versagen.
So Voigt bernach der vonn Martißmoa Eufart. Item zum
ersten BO haben sie mit irem vieb ein zufart von dem dieffen weg
hinter den äckhero, durch den Bülar hiniib, am orth, biß inn Hanns
Rollars gniod ; item zum andern mit irem vieh ein Eufart über
die vonn warth an dem ewerholtz, die beger hioauff, biß an Jacob
Eeppelers mäder; item zum dritten ein unfart mit irem vicb zu-
trenckheu, über deren von Bnngstet mäder, für die Lauohbom
hinein, ui den morgelgmben.
[tem aiß ettlich ir nachpaurn, nemlich die vonn Neüweiler,
Braittenberg, vnd von andern enden wißen inn der von MartißraoH
zwing vnnd penneu ligen hoiben, da hiitt es die gerechtigkhait,
wann sanct Gallen tag fürkhompt, so haben gedachte wißen khein
pann mer, sonder mögen die von Martißmos darin fnren mit irem
gpmainen vicb, die wißen haben graß odor embdt, wo aber solicb
wißen vor QallJ geembdet wurden, haben sie darnach auch kbein
pann mer, der vraach, das sie ir eigne maygüetter auch der-
maßen halten.
Item wann zwen oder mer za Martißmos aneinander güetter
I mai/ackher ann einem wald ge-
r deß mayackhera in pawen wollt, so
boltz einer raten brait hinwegkh
bawen, damit die frucht nit verdilmpt werd ; ob aber khainer den
ackhsr allwegen pawen wollt, so soll dißer den wald inn zeben
jarn abhawen wie jetz laut.
So Voigt hernach gerechtigkait, vnd brauch der straHsen vnd
saunställiaen '). Item die vier atraßen aeind vudergteint, darbey
soll mau die hallten vnd ein jeder frembder vnd heimischer die
brauchen, wie von allter. Item Unnns Wallter gcbwemblin hatt
du zaunstöllin, geet von seinem hauß biß auS* das rejßach,
fllr den großen melbom. Item Christiati Scbwerabün ein zaun-
stöllin, von Beinern hauß biß zu der luckhen, so inn sein wißen
geet, bf deß pfaffen ackher. Item Oonlin Kolwar ain zäun stdllin,
I hauß.
ligen bnben, vnd i
legen ist, vnnd der
soll innhaber deß
I
inhallter
hin zwischen dem geßl:
Bcbickhtesten ist, nemlich auß di
Jacob Eeppeler ein zäun Btöllin v
zum großen holitbom. Item E
■einem hauß hiß an herrn pfad.
stÖlUn, vonn seinem hauß biß
khait der zaunstöllin ist also, das ein jeder
r gassen inn die bruckhen. Item
ia seinem bauß, inn das reyßach,
inna Roller ain zaunatöllin, von
Item vnd Jerg Peitriio ein zäun
den kreitzen. Item die gerechtig-
Martißmos, durch
"tVfiA QutTbäume oder ein Gittertor venearte Dittchfart.
31
solich zannatölHnen den nechsten weg zu Tod ab seineD gflettem,
mit mist, bew oder embdt, das ganU Jar farn mag ku seiner
DOtturfft VDgeuarlich, vond wökher die praucbt, der soll die wider
Terinachen, wie <ai' die (iitdt, damit khein schad geschech; aber voon
6allj biß Jeorj solleu die allwoge» dem gemeinen rieh geöfiiiet
aein vond werden.
So atond hernach geschriben die weg vnnd pfäd: item der
herrn pfad geet vnnd soll geen durch Conrath Kolwara bruakhen
beranff vber Conratb Kolwars veld, darnach über Hanns Kollers
veldt VDnd sollen Hanne Roller oder seine nachkhomeD den pfad
tragen Tber den qiiat.tenackher '), neben HanoB vnd Jörg der
seger leben güelter beranff, biß inn die gasaen. Darnach geet er
kreitaweiß f her die atraß, biß aufT der seger leben gUetter, vnd
TOD deDselben gflettern, vnderm rain auß vnd auß, biß binden
zum bom, auff Jerg Peürlins leben güetter, vnnd darnach Ober-
zwerch hinaul, biß zum bom auff Jacob Reppelers güetter, vnd
darnach von dißen güettern bey der hegkhen auff die vonn Gangen-
wald, vnd solcher pfad soll weitter nit, gepraueht werden, dann
mit reitenii vnnd geen, one farn.
Item der müller pfad geet vnd soll geen von Conrath Eol-
wars binden, zum bindenthor herdurch, das bog hinab, biß zum
nnßbom, darnnch vnderm rnin hioauß, biß inn Conrath Kolwara
veld, vnnd darnach denn grund ahhin, gi?n minen ^) zu.
Item der kürchpfnd geet vnnd soll geen auß der gaaaen inn
Gonrutb Kalwars gartlen, oder hof, vnd von danneu inn Hanna
vnnd Jerg dar seuer gartten, vnd von demselben gartten auff den
kürchof ZQ Martißmos, darnach von körchof vber Jerg Peürlins
stigell biß auff sein Jergea wißea, darnach auff Jacob Keppelerii,
vnnd ab Jai^oben gartten. hiß inn das reysach, auff die freyen
allmeindt, oder oh aie wollen, so mögen sie ob Keppelers gartten
ob einem apffelbom, so vi^r der gasseii steet, dem KeppeÜD ^engeen,
den nächsten inn die gassen, wie vonn allter.
Item der liadweg geet viiiid soll geen bcym hiilerpronneu,
Aber die stigellte», den nechsten der badheckh su, über die muß-
Ackfaer, biß inn die strnß.
Item der ptnd inn Fssichs miliin geet, vnnd soll geen, beym
vndersten hauß zu Mattißmos hindurch inn Ucnßlin Schwemlina
wifien biß zu gedacht Sobwemlias schelmenackher, da thailt sich
der pfad, vnnd geet der ein pfad inn daa medach, vnnd der ander
pfad vber Vrhnn Pregels wißen, bey Haims Pregela ackher ibev
die stigelten inn Michel Dirren wißen vnnd über sein Michels
') Quatten nennt man hier eu Lund die Engerlinge der Maikäfer'
') In diter Richtung warm damaU Silber- und KupfermiTien,
WMxm nocA Sfuren vorhanden sind.
32
ackher genannt Pantlins ackher hinauff, aa£f die allmeindt, vnnd
von der allmeindt am necbsten der raülin za.
So vollgt hernach der wesserung vnnd pronneu gerechtigkhait.
Item was von guß vnd regenwasser gefeit, vnd kompt zu Martiß-
moß, das mag allweg der oberst daselbst empfahen vnnd auff
seine güetter füeren, ou menigeliche irrung.
Nota: Denn prunnen so inn Michel DiiTen wißen stet za
Martißmos, wölchen Michel Dirr dißerzeit innhatt, der ist von ge-
dachtem Pantlin Beler, für sich, sein erben vnd nachkhomen einer
gemeindt zu Martißmos, zu banden gestelt, dan zu einer drenckhen
außzufüeren, vnnd das sie den inn öwigkhait nach aller nottnrfft
vnnd zimlichait mögen geprauchen, wie er dann jetzundt vnge-
uarlich steet, vnnd gefast ist vnnd wann die notturfft furo er-
fordert, den pronnon zufassen, so sollen Michel Dirr vnnd ionhaber
obgemellter Michel D irren wißen geporet doichell, wa sie die am
necbsten finden mögen, kauffen vnnd bezalen vnnd die von Martißmos
die holen, vnd legen, inn der gantzen gemeindt kosten. Dargegen
soll dem Dirren vnnd innhalter der wißen das abwaßer so vonn
gedachten pronuen trögen gefeit vnd laufft, gedeihen vnnd ver-
folgen, vnnd ob man darob weschen ward, soll das ab den trögen
beschehen, damit inen das abwasser auch werden mög. Dergleichen
soll auch vilgemellt wiß, mit sampt den allmeindt stückhen, so
im dartzu gegeben, vndersteint, vnnd zusamen gezogen ist, aller
Sachen halb frey sein, vnd gehallten werden, vnnd die von Martiß-
mos nichtz darauff schlahen, was auff sie gesetzt wurdt, nichtz
außgenomen, auch innhallter der wißen deßhalb nichtzit schuldig
noch pflichtig sein. Item dartzu soll dem Michel, sein erben vnd
nachkhomen das äckherlin oben ann Michel Dirren wißen gelegen,
so bey eim morgen ist vngeuarlich wie ander wißen zu Martißmos
gepannen werden. Dargegen soll, das ander äckherlin, so Pantlins
geweßen vnnd oberthalb dem mülweg, ann der lettengrueben hin-
auß gelegen ist, zu der allmeind gehörig sein vnnd pleiben. Vnnd
ob es sich begeh, das der pronn inn obgemellter wißen abfiel, so
haben die vonn Martißmos gewallt, in zusuchen, wa sie den inn
der wißen finden mögen, doch sich vleißen, solichs dem Michell
oder innhaher der wißen mit dem minsten schaden zuthun, vnd
ob sich fuget, das er so nider abfiel, das dem Michel, seinen erben
oder nachkhomen, das abwasser nit auff sein gut, alß obsteet,
khomen möcht, alßdann sollen die von Martißmos die deichel
selbs kauffen, bezalen, vnnd inn der gemein kosten holen vnd
legen, on alle geuerd.
Nota. So ist vonn einer gantzen gemeindt zu Martißmos
Hanns Praunen daselbs, ein gewarsamj vnnd gerechtigkhait, nem-
lich die wesserung vom newen prunnen zu Martißmos gelegen, für
ailff gülden zukauffen gegeben, also das sollich wasser, fürohin zu
künfftigen vnnd ewigen Zeiten dem genannten Hanns Praunen,
seinen erben ynnd nachkhomen zusteen, yimd auff die wißen so
I
I
er, Hanna, innhatt, vnnd daß RiedtmülIerB gewoßen ist, on menige-
lichs irrung, Isufien vud zugeen, veriiolgt, ancli damit geballten
werden soll, wie n&ch steet. Item alle iaistin, die vom vich kompt,
80 über obgemellteii proiin(?n geet vnnd geeii würdt uder soDst
gefeit, wie sich das sctiickhte, soll iuen zusampt dem wasser
gedeihen, von allermenigelichem onverhindert. Item es sollen auch,
jetsund vnnd zu öwigeii zeilten, die waaserti'ög ob dem gi'aben
gelegt vnd gestellt werden, wie die jetzund ligen, damit Hanns
Prauneo seinen erben vnnd nnchkhoineii, oder innhabern obge-
inellter wißen onn dem wasserflnß vnnd der faistin, wie obsteet,
khein hiiidcrong, oder abbrach widerfar. Vnnd ob sieb begeh
inn künfftig zeit, das gedachter pronn an andern ortteu, dann er
jetzoader laufft, wollte außprecheii, so soll Hannßen, seinen erben
vnnd nachkliomcn gegündt vnd erlaupt sein, ob sie gemellten
proimen, vngeaarlich wie er jetzt laaETt behauten, vnnd nuff ir
wißen priiigeu, oder verfa^jaen. Das sie dann das tbun mögen,
vnnd deß gewallt vnnd juacbt haben sollen, on juenigelicbe iirung ;
doch haben die vonn Martißraos, ir erben vnd nachkhomen, ge-
wallt vnd macht, obgemellten pronnen zu nutzen vnd »u nießen,
mit wasser zuholen, vnd vicb zu drenckhen, wie die notturfft
erfordert; dargegen sollen sie denn pronnen inn ehrn hallten, wie
sich gepürt one geuerd. Item alßdann die von Martißmoos vor
vil jaren der schefferey halb, von Effringen, nach vonn der äckhor
wegen aufi' dem biller zu Alartißmos gL-legon, kundtschafft erlangt
vnd die tidimiern lassen, wollen die vonn Martißmos dieselb ir
gerechtigkhait hierinn auch geöSert vnd geöfi'net haben, laut der
erlangten brieff, all bOß feind list, vnthrew vnnd geuerde, inii
allen obgeschribnen puncten vnnd artickheln vor mitten vnnd
hindan gestölt, vnd des alles za waren vrkhundt, so haben wir
ohgenanuten herrn Vogt zu Calw, zu beuestigang alles so biL-oben
steet vnnd inn dißeni libell begriffen, mit vleiß gepetteo vnd er-
petten, das er sein aigen iunsi^el (doch ime vnd seinen erben,
Boch vnßerem gnedigen fürsten vnd herrn, dero oberherllch vnd
gerechttgkhaitten one schaden) offenlicb thun benckhen ann dißen
brieff mit vorbehaltung diß Ordnung vnd libell sampt oder sonders
abzntbun, au widerüetfen, zuuerendern, zu mindern, wie jederzeit
nach gestalt der sachen, vnnßern gutbcdunckhen, willen vnd ge-
fallen nach gefeilig sein wurde, on menlgeliche irrung, widen'od,
vnnd eintrag, iiin orafft diß briella, der geben ist auff den andern
monatztag Uecembrls, vonn Cbriatj vnnßers lieben herrn vnnd
einigen hailandts gepnrt gezelt tbaußendt fQnffhundert fünffi:zig
vnnd acht jare.
STUTTGART
KARLIJOLI.
84
DAS ALTE FLECKENBUCH VON
MÖTTLINGEN')
Vom Schwein hürtten Erstlich was für junge schweiDlin vor
pfingsten gefallen, sollen vnnder den hürtten getriben werden vnnd
ganzen lohn geben.
Zum andern, wan einer vier haupt vndern hürtten hatt, soll
er ein laib brott geben. Wan aber einer yber vier hauptt hatt,
soll er zwehn geben.
Item wan ein kosell hie im flecken junge macht, gipt man
von der kosel wegen ein wehn laib. Andere, so von derselben im
flecken kauffen, geben nichts.
Item wan einer vsserhalb des flecken sew kaufft, es sey zuo
welich zeitt es wöll, wan der hürtt in das feld fahrt, soll er ein
wehn laib geben.
Item was vor Michaelis feltt, soll halben lohn geben.
Item wan einer vor Michaelis ein schwein vundern hirtten
dreiben wurdt, soll er halben lohn geben, so er aber nach
Michaelis vnndertreibett, derff er kein lohn geben.
Item wan einer schwein im stall heltt, die tribig wehren,
soll er den lohn geben.
Vom huetiürtten vnnd anderem rinder vich Erstlich was
vfiP die pfingsten vudern hürtten gehtt, muß den ganzen lohn
geben, wen ers ybern summer beheltt; so er aber dasselbig vich
oder rind wider verkaufft vor dem johannestag, soll er halben
lohn geben.
Item was vmb vnnser frawentag vndergetriben württ, soll
halben lohn geben, zur herbstzeitt.
Item man soll khein milchkalbin, auch andre stierlin in die
auchtweid treiben, biß sie dritthalb järig sind.
[Item es ist einer ganzen gemein meinung, das der hürt
well im früling anfahe außzufaren, so soll der hürt anfahen zu . . .
er drib oder nit die auff das jar dreiben will so solich sent Jo-
hanß tag die soll er gleich verhüeten, wenn er nit will dreiben, so
derf er sie auch nit verhüten.
Item es ist einem ganzen gemein meinung, das der hürt
auf sendt Johanß tag, so ein will die kelber dreiben so soll er
gleich dieselben verhüeten, er heb gleich so vill das er well] ^).
1) OÄ Kalw.
^) Das in der Klammer stehende ist später hineugefügU
85
Von den wissen, wan sie verbant oder offen seyen Erstlich
' aolleu die wisen vier eeben tag vor Jeori beschlossen vond ver-
botten sein, dz niemand dnryber reitten noch fahren soll.
Zum andern was für erabdt wisen zwischen den aweyon bruklin
ligen, sollend die die außfahrtt mit hew vnnd embdt gegen dcra
bmcklin an der straß haben.
Zum dritten was vnnderhalb des almandt brucklius fUr wissen
I Tnnd meden, die man ombdct, vnd eo mit die emhdtwissen
I strecken, ligen, sollen bey dem almandt bricklin, heraufi dem
wassern zuo fahren.
Zum vierdten, eo vil die holzwisen belangt, solleQ dieselben
so ir fatter beim wdllen für reo, dem bomgärttlin znu, ybern
wassern herauff »nnd gar nit yber die embdtwUsen fahren oder
wo sie sunst hinaufF kind ').
Yereaichnus, wie es mit den alten vnd newen krauttgärten,
so vnder die burgerecliafft vßgethsilt, vnd vndersteint worden seind,
gehalten soll werden.
I Den allen Eivtlich wann einem bnrgers khind im fieckhen
in alten krautgärtten ein gart so gros alls deß pfarrhers, oder
auch grösser erblich anfeilt, so soll er den behalten; da er aber
einen in den nowen kriinttgarten häl, soll dieselbig dem fleckben
wider heim vnd zufallen.
Zuem andern, wann ein bargers khind, oder ein anderer, es
I eey wehr er wöll, ausserhalb des fleckhena sich heußltch oder
I bürgerlich hielt, vnd es zuem vhal kompt, die vQlendiache oicht^ig,
weder an allten, noch newen krautgarten. . . .
Zuem dritten, soll auch kheiuer kheiu krauttgärten, er sey
alt oder new khaufien, noch verkbiiufien, vnd wa das beschehn,
soll derselbig krautgart dem fleckben heimgefallen sein.
Fürs viert, soll auch kheiner kheiii, weder alt noch new
. krauttgarlen mit hanf- oder anderen samen besamen, bej straf
eines pfund bellers, sonder andern gleich kraut darinn ziehen.
' Zuem fiinfften, wann einer will raiat in sein krautgartten
fieren, so soll ers vor Georgy thuen, waver einer nach Qeorgy
allererst wolte tungen, so soll er andern ohne schaden fahren, es
sey dann, das er vf ihme selber khonte hinein khummen, den
n&cbbarn ohne nacbthail, da es nit wurde beschuhen, so soll er,
dem er schaden getfaan, ein abtrag thuen, vnd dem fieckhen von
I einer ieden fahrt geben fünf Schilling zur straf.
Volgen die newen Erstlich, wann beede ersten ebegemächt
todtz verechaiden, Bolln der genutzte krautgart dem fleckheu
i| Folgt ein Gültoeriekhms „Schätzung der gmein eu Möttlingen
auff das 1570 iar, auff den 13 Oetobrü eamen geachrHien", dann 30 Blat
f wmI weiter 60 Blat, toeitere dergl. Schalungen biß 1500 folgen.
36
widerumben zuo vnd heimfallen, vnd so uewe barger wehren,
wellicber der eerst ynder deDon neweo burgern ist, solen am ersten,
waverr ein krautgart ledig, wan er khein bat, ihme gegeben werden,
vnd soll dem fleckhen erlegen fünff scbilling.
Zuem andern in newen krautgärten soll ein weg ^) von der
allmeind vnden herauf zuo wandlen vnd gehn, gegeben werden.
Actum den 22 february anuo 1602.
Niesung der stupflen Eb soll einer ein acker mit kom
oder habern stupfflen, so ors geschnitten oder gemaytt hat, in
khein weg machtt haben vnd zuo schniden noch zuo mayen, son-
dern stehn lassen.
Dreplucken Auff der weylomer riettwiß soll ein drepp
Inck gegen der straß zuo hew, embtt, vnnd vichtrib offen seyn.
Item auff der waidtwissen soll am genß wessemlin ein drepp
lacken zuo hew, embt, vnnd vich trib offen sein.
Item am stich soll zuo aller glegenheit bau wen vnd fahren
ein dreplucken offen sein, auch zum vichtrib.
Item auff dem brunnen acker soll ein drepluck, zehen
schuo weit vom büreubom hinder dem weyllermer ^) hoff, am
gerttlin zuofahren vnd vichtrib offen sein.
Item auff deß Bluuders grossen acker, hinder dem hirsau-
wischon hoff soll zur fartt aller glegenheit auch vichtrib drep
lucken offen stehn.
Von embtt wisen So ainer embdt mit der segessen nit
niessen khan, soll er mit roß vnnd zugvich seines gefallens
etzsen, vnd nur (?) biß auff S. Michaelstag. Darnach so! ein
gmein fuog vnd macht haben zno im zuo schlahen.
Holz wissen Die holz wissen sollen auff s. Jacobstag abge-
mäget werden.
Darnach so vil der außlendischen belang, sollen sie ihre
wissen auf S. Jacobstag mit der segessen ' niessen, nachmals weder
mit roß noch vich darauff fahren.
Vom acker baw Es soll nach s. Jacobstag keiner mehr
yber das bawfeld (reitten, oder fahren), das zum bauw gericht ist
vnnd wo einer jm bauwfeld ist, der zu acker geht, roüst fürtt,
oder sonst soll er den nesten von seinem gutt der almand zuo
einem ander zuo minderm schaden reitten oder fahren.
Vonn der niesufig der stupfflen vff denn 12 Augusij anno
1610 Es ist gautzer burgerschaff maining gewesen, wann ainer
^) hier eingeschaltet: Oben,
«) WeOener = WeOder Städter.
37
ain ackber mit körn hat, der in geschniden bat, der sol in nit
mehen bey straff 1 fK h.
Item sover er in nit scbneytten kann, so sol er in meben.
Item wann ainer ain ackber mit babern gescboiten bat oder ge-
mebt bat, der selbig sol nicbmer nacben mehen bey straff 1 fi^ h.
Item wann ainer oder eine, sey gleich frauwen oder dechter
oder metlin, die in der auchwaidt grasen, die selbig sol zur straff
geben 2 ^.
Vff den driien februwary anno d, 1625 *) Ist einer gemeindt
mainuog wan einem ein banflandt oder krantgart oder ein halben
morgen ackber in einer zeig velt mangelt, soll er macht haben
ein vmbbrecben weitter nicht; sover aber einer weiter ymbbricht
soll man macht haben ihmen das selbige zu verderben vnd ver-
wiesten.
Vonn der niesung der holz wisen Wan ainer sein holzwisen
zum bay mehet so sol er nicbmer nacben meben bey er straff 1 IL h.
STUTTGART KARL DOLL
ZUM DEUTSCHEN WÖRTERBUCHE
Nachbote : dahero wollen wir dem Nachboten ein Gang sparen
Quasi vero 69. Alem. XIII 134, 1.
NachMcmg: Ein guten Nachklang nach meinem Tod, man
wird sagen : der Mann bat für die seinigen gesorgt usw. eine reiche
Erbschaft hinterlassen. Quasi vero 58.
Das Posthorn bat ein üblen Nachklang 94,
Nachläuten: Ein Schneider zu dem Küster kam ^^^^
Und sprach: Glück zu du mein Gompan ! '
Wir beyd ernähren uns mit Strängen,
Du mit Läuten, ich mit Hängen:
Ich zieh auf, und du ziehst nieder,
Wem wir nachläuten, der kommt nicht wieder.
Lachende Schule 77. Alem. XIII 282 oben.
Nachrauchen swv. Von den Helvetiern zu Cäsars Zeit : aber
nur Vs ^^^ zurück, der in der nachraucJienden Aschen die Stellen
^) Diser Äbschnit unterbricht (auf eine lergeblibene Seite ge-
schriben) den Zusammenhang zwischen dem vorangehenden und dan
folgenden, mit welch lezterem das Buch abschließt.
«) Alem. XII 151 ff.
88
der alten Wohnungen suchen musste. Versuch einer Gesch. der
Handelschaft der Stadt- und Landschaft Ziirich. Zürich 1763
S. 13.
Nachschleppen intr. mit persönlichem Suhjekte: ihre edle
Familie die ihr nachschleppete. Die Geschichte der Marquudn
von Pompadour. Aus dem Engl. London 1757 S. 47,
Nachseufzer der herzbetrühten Frau Ehgemahlin an ihren
liebwerthen Ehe-Herrn Seeligen. Churer Leichenrede 1726 auf
den Rathsherrn Gubert de Pestdloeza.
Nachsinner: Plinius ein grosser Nachsinner der Natur schreibt
usw. Verid. Germ. 113. Atem. XIII 188 Anmerk.
Nachteule: quasi yero, sagt der hinkende Bot, herauß mit
der Nacht Eul sie gehört nicht unter die Kinder des Liechts.
Quasi vero 89.
Nachtfeuer : Als mein Vater neulich in der Nacht reisete,
begegnete ihm ein solches Nachtfeuer, welches man insgemein Irr-
wisch nennt. J. P. Caspari Gymn. Trarb. Beet. Tirocinia Äyn-
tactica. Büdingen 1762 8. 141.
Nachtmantel: ein viereckige Hauben und ein Nachtmantdf
dann bin ich eben ein solcher Doktor. Quasi vero 51.
NachtmiicJdein: Ist dein Aug ein Schalck, weil ich gut bin?
die NachtmücJdein verbrennen die Flügel, wann sie das Liecht, so
ihnen nicht gehört, wollen auslöschen. Quasi vero 111. So fliegt das
Nachtmücklein nach dem Liecht, embrassirts und verbrennt die
Flügel 93.
Nachtpredigt: ich (sagt der Wiedertäufer) hab vorhin, wie-
wohl unverschuld, verweißlich hören müssen, dass nach unseren
Nachts - Predigen die Liechter außgelöscht werden usw. Joh.
Münch: Evangelium Beformatum, das ist Abermaht-Neu lustiges
Gespräch zwischen dem Teuffei und dreyen Ketzern Münster i, W.
1617. Neu aufgelegt Köln 1751 8. 163 Alem. XIII 278 unten.
NachtscMubey Nachtmantel, Schlafrock : leinete sich der König
ati ein Dischlein, stundt auf einem Teppich in einer langen seiden
Nachtschauben. Erkenbrecht Koler, Alem. XIII 42. In Tuchers
Handlb. ebenso BW VII 213.
Nachtreten: muß dann allzeit des Glücks Nachtreterin die
Mißgunst sein? Quasi vero 106.
Nadelspize, verstärkende Negation : würde sie nicht einer
Nadelspitze werth zur Ruhe des menschlichen Geschlechtes bei-
tragen, sih „nachschleppen*^ S. 113. Zum BWB VII 256 wo
dise Bedeutung feit.
Nadelstich: das war ein Buhiilet Nadelstich, den die Meisterin
gar wol verstehen konte. Lachende Schule 8. 47.
Ni'ihebank f. Da spränge der Narr vom Rathauß nach Hauß
vor Freud auf die Nehe-Banck, nähme die Nadel usw. Die La-
chende Schule S. 6.
39
JfiÜiaiaig l. Annühanuig: olle vertraute and geboime Näh^
rmg^ sih oben „«ocAsFÄfapp«»" S. 59. DWB YIl 399.
Narr: die Spülmtigd, das garstige Tier, will aucli nioht
ambaonsl Narr aein nnd die bekombt auch eine Verehrung. Bader«'
matomie, Akt». XII 151, Nachbnr >) 140.
Narreakram; ich werde Dunmehro gantE überdrüssig (ob de*
Calvieisclien Tockenkrämerei) muß ilim derowegeu selueii Itocuß
rürleBCD and eine gute Sau gebeo, und also mit floinein Narreti'
kram abweisen. S. 357 J Müneh 1617.
Narrenzoll: derowegen, wie Suidaa gehreibt, wurden ale vor
Zeiten KU Alexandritt (die Stern kundigen) unter den Hey don go«
duldet, aber mitsten einen Tribnt geben, den man grieohiiieh ßXa-
KOVÖ^lOV tributuDi stultorum NarrentoM nendte, weil kein ruoht
veratfindiger weiser Mann, sondern nur unweiae und ollrrlicho
Leuth den Strern kündigem und Zigeynern naohgicngun vnd ihre
Trüume bezalten. Verid. Germ. Alem. VIII 188 Anmcrk. J.
Naßkitlei in äer Lachenden Scliute 145.
Naturschwärmer in der Sienenxächtcr spräche.
Nä>enausrupfen n. was vor ein Wollenwerk bekonipt ein
Schäffer dnrch Bein Nebenausrupfm ! Bauemanatomie 70.
Nebengeschöpf: und w&re es gleich vurIa«ion (ein laldande*
Tier) auf einer wüsten Insel, ohne Anblick, Hpur und lloflnung
eines hülfreioheii Nebengeschöpfes. — Abhdtg. über den IJmjir. it.
Sprache v. Herder. Berlin 1772 S. .3.
Ntäienvergnügen n. N daß aio dum Hau>n duH Herrn von
Sonbiza einen Gefallen erwies; aih „nachschleppen" II Teil (17
(1760).
Ndjenxufall m. scheinbar wider einander ittreitvtidti NelienMW
fälle, stA „nachschleppen" S. 111, feit DWB VII fill.
Neidhart: ich vermeynte, ich Kibso mitten In iDoJDKni Olllob,
da werde ich von Neidhart heran ßge werfen, Qwui vero 107.
iVeun Augen: alles Hingen und Kagen ist uudisonsl: dsr
Baur bleibet auf seinen neun Augen. Bauernanatomie 104.
Neunfaltig von dpn Bauern: eJnnttig von Ausiinn. neuw
faUig von innen. Bauernanal. 4. UWB VII (iHM.
Niederbrechen in der Rennsportiprache : Kelhaly, der fUiif-
'> Nagelnew \ Sauren Anaiumia | OiUr: | Brpraniintalion | dtß
BaurmStatOn \ In tetkher t Ver hrsUigtn flaurm ArgUttigkrit, lUißhm,
I Sehtickheit, Büberey, GrobkM: Wu: auch ihr gaiUta TIum und Iveien.
\ ikre Batio Status, itnd übttehe Venxrrtf^lung, durm nt *ieh matlna gc
brauehtn, auch wo» bey drm ganttn liaufn Htandt yaeihnliek und
Herkemanen». wat tU iaU*r jhiim nir fArrn. AenipUr hafnm und u/U
»dbige ron iknm gefuhrt und bfdimet arrdrn. [ OitiUt ufparthtyitdt #u
jedtrmannt IfantMii^ mnd dietdithen Niuhrkht aufi treuem tVolmMnm
eitidedut ujtm. amßg^friigl und heraußt/rgrlim | Von | PVtrmtino WitSr-
■MMif, gtttjäkrigem PriaUm im Oorif QnereeUnui. OarurM im Jahr
U7*m OM 8.
40
jährige Beugst von Cambuscan a. d. Cataclysm iet niedergdbrochen
und für Rennzwecke untauglich geworden. Herrn 0. 0ehl8chläger*8
Idea V. Glenelg a. d. Item ist im Grossen Berliner Jagd-Rennen
niedergehrochen. Aus Tagesblättern,
Niederhüchsen : er hat manchen schlaffen geleget, er hat da
und da einen Reuter darnieder gehikhset. Bauernanatomie 78,
Niedermetall in einem Vertrage Oppeln 1537 bei Steinbeck
II 186 : dagegen wird ihm und seinen Erben y,von allen den
Erzen Ober- und Nieder-Mctall, die auf seinen mehrbemelten
Gründen gewonnen werden, von dem zehnt oder urbar ein vierter
Teil überlassen".
Niederschleifen swv. also daß die einfältige Leuth (Bauern)
allein in Franckenland 239 Klöster nidergeschleifft und verbrennet.
S. 81 JMünch 1617.
Niederschlucken swv. man kann von Knoblauch bey nüchter-
nem Magen zwey oder drey Stücke nieder schlucken oder auf Butter-
brod essen. J Friedrich Zückerts Medicinisches Tischhuch 2, Aufl.
Berlin 1775.
Niedlichkeit: Italien fuhr fort, seyne Kleyder, Spezereien,
Früchte und andere Niedlichkeiten den Deutschen zu liefern, worzn
eben Zürich und Augsburg die Kanäle waren. Sih ^yNachraiuchen^^.
Nickel: Bauren Nickel; Nachbar Nickel o lieber Nickel^ da
hast mein Hand! Quasi vero 109. — Es ist auch ein herrlich
Werk, wann unser Sohn Nickel ein Bräutigam. — Das ist das
beste, wann Freund Nickel tauffen lasset. Bauernanatomie 130,
Nobisküche f. Lutherischer: Es ist gewißlich Nöbisküche und
des Reichenmanns Vorhoff, nemblich die Hölle. — Jedoch dünckte
mich besser seyn, daß die Seelen mit den Leibern zugleich stürben
als zusammen in Nobiskiichcn immer und immer das Kerbelmuß
hacken, des Reichenmnnna Kirchhoff besitzen und darinnen ewiglich
müssen verbrennet werden. 8. 36. 37. JMünch zum DWB IV,
2. 1617 Sp. 321 ff.
Not, Pisszwang-Not: das ist die do mit Nötten Tröpflingen
härmen (strangwiriosis) — daz ist wer mit Not zu stol geet.
Welicher mit Not netzt, der trinck Gummi. — Ist gut stran-
guiriosis das ist, die do mit Not netzen. Wer mit Not zS stSl
gienge. Incwnäbely Botanik, Mainz?
Notwerk, In dem Berichte über Tarnowitz heißt es bei Stein-
beck, Gesch. des Schlesischen Bergbaues II 186: Klinswerk (feit
DWB) hiessen die Halden, worin sich kleine Erze befanden. Man
nannte sie Notwerk, weil, wenn die Wasser überhand nahmen oder
sonst Unfälle eintraten, man sich veranlaßt sah aus Not zum
Haldenklauben zu schreiten. Die Arbeit selbst hiess klinseln, klen-
seln und die Personen, welche die Arbeit verrichteten, nannte man
Erzklauber oder Klinsler und noch 1788 nährten sich arme Leute
und deren Kinder vom Ausklauben der alten Halden. Ein Verbot
18. Aug. 1573: Die Hutleute und Arbeiter sollen Klinswerk und
41
I
Nolwerk gur nicht mehr vor eich selbst arbeiten nouh wABcheit
nud den Gewerken verltanfen, sondern ein jedes Gewerke soll sein
KlioBwerk und Noheerk aelbaten arbeiten oder waschen. Zum
DWB wo es feil.
Ntißbrawte Haare, sih „nachscklpppen" S 173 {von d. Pom-
padotir). DWB VII 106 (Langbein).
Nachbild: Kann eich niuht Batt um kleinen Doolin sehen
Und wünschet, dnß er bald des Vaters Nnchbild sey.
AUing^, Doolin v. M. I 9 mm Wieland enilehnl.
NaMrütkti vom ßisen:
Sein Brüllen, nachgtbrvlU
Von allen Bergen, giebt die fcyerliche Kunde usw.
AUtinr/er, Blkimberis VI 02.
NacJifrost: ee darff auch diese Backe nicht tieff gosvcht,
eondern nnr ein wenig der Berg überzogen werden, damit die
NachfrGste keinen Schaden thun können Abkdlg. Anfang IS. saec.
Ober- und MitIcH. noch üblich.
Nachmalen .■
Es schien sie fodern mit Prahlen
Die HnyHum' auf ihr diesen (Bluraenflor) nachzumalen.
Aisinger Doolin v. M. VI 33 nach Lessing und Rabener, die
mil Wieland ausgebeutet werden.
Nachrichlung. Es ist von einem Traktätlein die Rode, das
Knler flbersetüte: welches verhofflich nicht ondienstlich sei" und
allerlei gute Nachrichlung geben wird. Erkenbrccht Koler 3tia
Zündt man des Nachts ein Feuer an zur Nai'hricIUung der Schiff
YDd Galeeren. Bl. 107a DWB VII 104 ff.
Nachschäufier: beim sog. Sturz des Kastens, worin die Re-
gierung Getreide reservierte, musten 1 Äktuarius, 2 Urkondsper-
sonen, 3 Stürzer nnd -Vac/iseÄdii/fer (Meßer) zugegen sein, Controlle
des Kftstenknechts. Alltoirtembergiach.
Nachsteher in der Lese, poststans. Zcibig Urkunden}/, des
Stifts Klostemeuburg I Einl. Note, worin die Arbeiter aufgceäU
werden 5, XXVIIL
Nähraiim m. Denn frühe schon verschmähet Ädclhaide
Den Nührahm, und die feige Ruh,
Alxingcr, Bliomheris II 12.
Narreninsel: W&r' unser ^Ir Jenball nur eine Narreninsel,
Ovid' ein Geck und Wieland selbst eiu Pinsel.
ALringer, Doolin v. M. VI 3.
- — denn schützet wohl ein Thron
frecher Schmähsncht Natterbissen?
AIxinger, Bliomberis I 48.
Austheilung der NalurgiUer auf der ganzen
Weieheit lehren. H Sander Oeconam. Nahtr-
NaHerbifi:
Natur gut :
Erde kann euch i
I ffesehkhle für den Lamhnann I 33.
Naturhaushaltung f. : dagegen hört n
D jetzt die Blauspechte,
42
damit es nie an Feinden in der NaturhaushäUung fehlen möge.
H Sander über das Große und ScMne in der Natur. Leipz. 1781.
Erstes^ Stück 'S. 13.
Nebelgrau adj. oft hinge mir nebelgrau
Vor dem Gesicht
Älxinger^ Bliomberis I 42.
Nebelvorhang:
Noch dehnet —
Sich über Fluren, über Haine
Ein Nebelvorhang aus und schleyert ihre Pracht
Älxingerj Bliomberis 1 117.
Nebenstatuen: vier Nebenstatuen tragen die Figur Louis XV
zu Pferd. H Sander Reisen 1 102.
Neidenswürdig:
Nun sah ich erst, wie neidenswürdig ihr
Wie schön Flandrine sey, wie ganz ein Engel!
Alxingerj Doolin v. M. VII 42 von Wieland entlehnt*
Nessel bildlich: daß ihn der Eifersucht schmerehafte Nesseln
brennen. Älxinger^ Doolin v. M. Zu BWB 7, 622 unten.
Nester heißen in der oberd. Winzersprache Auswüchse an
dem Rebstocke, wärend die Winkeltribe ,Aberzäne' genannt werden.
Der Weinbau von Freiherrn LvBabOy 2. vermerte Aufl. Frkf.
a. M. 1885.
Neugiervoll adj.: Und fragte mich mit neugiervöUer Miene.
Alainger, Blionib. VII 46.
Neulichkeit: Tortona gehörte einer Herzogin von Braon-
schweig, welche in Neuligkeit gestorben. Erhenbr. Koler 106a.
Auch im DWB.
Neusae heißt derjenige Plaz, wohin erst neue Reben angelegt
werden. Oberdeutsch. LvBabo.
NichtChrist: der N der entweder immer ein böses Gewissen
hat oder schwache und schlechtgesinnte Götter anbetet usw. H San-
der über die Vorsehung 1780 S 43.
Nieder fliegen : So viele Pfeil auch schon und Lanzen nieder-
flogen. Alainger, Bliomberis III 4L
Niederhauen vom Tode dem blinden Bogenschüzen, der das
Beil ansezet, — alle feilet, alle niederhauet. Leichenrede auf
den Fürstabt Adelbert von Fulda 1714 von P Wendelin Hardings.
NiederknaUen, nach Klingers Sturm und Drang:
Laßt alle Wetter niederknallen
Hebt alle Welten aus dem Gleichgewicht.
Alxinger^ Doolin v. M. X 64.
Niederschicken:
Die Flur, worauf die Wolke tief und falb
Herunter hängt, worauf sie Blitze nieder schicket.
Alxinger, Bliamb. VII 4.
4:3
Niedertropfen :
Den Rachen (Drache), der mit Zähnen vullgeetopft,
Grüngelben Geifer niedertropft.
Doolin V. M. III 10.
Nuß, taitbe:
Was wider ihn beweist, wiegt eine taube Nuß.
Älxirifier, Bliomberis lY 24.
ABIRLINGER
SITTENGESCHICHTLICHES
I
1 VON DEN FRANZOSEN
Unter allen Nationen aber, so in der 'ganzen Welt zn finden,
bat man von jederzeit her keine mehr der Unbeatändigkeit be-
schuldigt als die Franzosen. Julius Caesar, welcher large Zeit
mit ihnen umbgangen, würfts ihnen .oft für. Ja die Erfahrung
gibts, daß sie von der andern Völker aogebornen Beständigkeit
sehr weit entfrenibdet sind, welches nicht allein ihre Gesetze, die
sie nicht lange halten können, sondern auch ihre Art und Manier
zu leben, ihre Kleidung, ihre Sprache und die Begierde, ho sie
EU allen Neuerungen haben, genogsam ao&weiaen.
Die Franzosen empfangen fremde Völker viel höflicher und
freundlicher als mau bei andern Völkern zu erwarten, ihrer Gäste
Sitten auch ehender annehmen und deren Esempeln folgen ala
andere störrische grobe Nationen, die sich einbilden, daß sie ihnen
selbst unrecht tun und ein unanständiges Werck begeben würden,
wann sie ?icb andern Völkern in einem oder andern gleichatetlen,
und dadurch bekennen sollen, daß sie zeithero nicht gewußt hätten,
was wol oder übel stände. Die Franzosen sind hingegen so offen-
herzig, daß sie ihre Meinung, die sie von Dingen haben oder ihre
Trachten und Gewohnheiten gar gern verändern, wann sie etwas
an den Fremden finden, diiß ihnen besser vorkommt als ihres
Landes Sitten und Gebräuche aeyn. Andere Völcker. wie sehr sie
sich auch der Beständiskeit und der Geduld in allen Widerwärtig-
keiten rühmen, übertrefien dennoch die Franzosen nur allein darin,
daß sie ihre Ungedult und UnbeBtiLiidigkeit besser als diese be-
decken und simuliren können.
Also würden von den Nordischen Völkern, welche eine ange-
nommene GravitiU in Worten, Sitten und Geberden an sich hätten
and solche für ein Stück der Weisheit hielten, die Franzosen für
leicht uud uubestündig gebalten, da es doch in Wahrheit nichts
anders ist, als daß sie fertiger, geschwinder und thätiger in
44
allen Dingen seyn als die Nordische und da an ihnen die Weiß-
heit würcklich zu verspühren seyn wird, andere davon nur den
äusserlichen Schein und Schatten hahen. Ja man könnte die Fran-
zosen sich rühmen lassen, sie seien die heständigsten unter allen
Nationen in Politik und Religion (?) usw. Die Franzosen aher,
sowol wegen ihrer Fürsichtigkeit und Courage, als wegen ge-
schwinder BegreifiPung aller Künste und Wissenschaft berühmt
seyn, so tut man ihnen ja groß Unrecht, daß man sie der Unbe-
ständigkeit bezüchtigen wolte. — Einer wendete ein: wiewohl die
Franzosen nicht unbeständiger wären, als andere Leute, so sey
dennoch ihr hitziger und flüchtiger Sinn und die Fertigkeit, die in
allem ihrem Thun und Reden erscheinet, die einzige Ursache,
warumb man sie für unbeständig und leichtsinnig anfQhr. Solche
ihre Beweglichkeit sei vielmehr auf den Ueberfluß und die Menge
der Lebensgeister zu legen — so die einzigen Urheber aller un-
serer Aktionen sind — und zu deren reichen Generation und Fort-
bringUDg die gute und ^gesunde Lufk, worinnen sie lebten, wie auch
der kräftigen Speiß und Tranck, deren sie genössen, nicht wenig
Ursach geben usw.
Gardanus meint, die Franzosen hätten einen so flüchtigen
Sinn, weil es in ihrem Lande so viel Sturmwinde gebe, die sie über
sich wehen lassen müsten.
Collegium curiosum Das ist urUerschiedliche nachdenkliche und
Sinnreiche Discurs und Gespräche usw. Frankf. a. M. In Verlag David
Zumners. Gedruckt bey Joh. Georg Spörlin liS68, kl. 8^.
2 VOM HAHN i)
Die alten Teutschen führten vor Zeiten, wann sie zu Felde
zogen, einen Hahn bey sich, damit sie durch dessen Exempel umb
so viel mehr zur Wachtsamkeit aufgemuntert würden. Dannenhero
haben auch etliche Mauleseltreiber annoch den Gebrauch, daß sie
gemeiniglich einen Hahn auf den fordersten Esel setzen und andere,
so ihre Thiere mit diesem Vogel nicht beladen wollen, machen ans
dessen Federn einen Federbusch und zieren damit ihre Esel. Eben
deswegen trug des Phidiae Minerva einen Hahn auf ihrem Helm.
Man möchte aber etwan sagen, daß es der Phidias umb deswillen
so geordnet hätte, weil sie die Göttin sowol des Krieges als der
Wissenschaften wäre und weil bei dem einen soviel Wachtsamkeit
als bey den andern erfordert wird. Weshalben und anderer dieses
Vogels seiner Eigenschafl'ten wegen er ihr billich solte zugeygnet
werden, dann wie bekannt, ist er so martialisch, daß er mannigmal
kämpfet biß in den Todt und das mit einer solchen Fun, daß der
Gaelius Aurelianus meldet, es sey zu seiner Zeit ein Mensch rasend
i) Vgl SchiUers WaUenstein.
I
worden, welcher von einem Hahn io seinem hitzigsten Gekämpf
^bissen war! Welches einem dann nicht t'remlid vorkommen muß,
sintemal dnr Zorn nichts anderes ist, als eine kartze Raserei usw.
Artaxerxes ließ dem Mörder Gyri einen kleinen goldenen Hahn auf
den Helm setzen zum Zeichen seiner Tapferkeit, auch die Soldaten
Beiner Heimat Cnria bekamen einen Hahn aaln Gewehr. Hahnenkrahen
Zeichen des Sieges. Die Lszedemouier opferten auch dem Siege
einen Hahn. Er ist auch dem Gotte Mars zugeeiget. Der Hahn
sei ein junger Soldnt gewesen, der auf der Wache, da er Vulkans
Heimhehr zur Venus dieser anzeigen sollte, eingeschlafen bis Mor-
gens. Mars ward bei der Venus betroffen ; dai'um in einen Hahn
verwandelt. In dieser Erinnerung krähte er sobald sich die Sonne
dem Horizonte näherte. Er war auch der Latona, Ceres, Proser-
pina, Mercar ;iugescbrlben, besonders aber dem Aesculap.
Sokratos befahl dem Aesculap einen Hahn zu opfern, weil
sein letzter Schlaftronk so wol operirt hätte. Pirrhus Heß, wenn
er einen Milzsüchtigen kuriert hatte, einen weissen Hahn opfern.
Pythagoras verbot Hahnen zu tüten und zu essen. Zu dem ist
der Hahn ebenso wol als der Low ein Soniientier, der Hahn aber
in h&herem Grade; Dann die Vögel, als leichte Creaturen, sind
einer viel hitzigem und trocknern Art und Complexion als die
vierfftssigeu Tiere und daher kompts auch, daß der Hahn einen
Ascendant über den Löwen hat und mächtig ist, ihn zu altei'ieren
uad durch seine Stimme allerhand Gestalten und Objecte in des
Löwen Immagination zu erwecken, wofür er sich entsetzet.
Zu Kochelle im ßallliause zog sich der Löwe vor dem Stier,
mit dem er kämpfen sollte, zurück. Ebenda.
S BARRECHT')
Man bildet ihnen derlialben unter andern ein, die Entleibten
fangen an zu bluten, wann derjenige hiniiukompt, der sie ermordet
hat und weil gemeiniglich Blut aus den Wunden der Todten-
körper fliest, wann sie bewegt und he rumbge werfen werden; er-
schrickt abdann derjenige, der ein böses Gewissen hat, dergestalt,
daß er große Mblie hat diu Bewegungen seines Gemütes stracks
anfangs zn verbergen und sich nicht mit seinen Worten und Ge-
berden zu erkennen zu geben. Die Ursache aber dieser Auß-
stürtzuag des Bluts in Gegenwarth des Uebelthäters, ist, daß das
Blut, sobald der Mensch kalt gworden, iu den Adern zusammen-
rinnt and dick wird. Nach etzlicben Tagen aber trägt es sich
KU, dos sich dos Blut widerumb zprlässet, gleich wie wirs an dem-
jenigen sehen, so bey den Aderlässen in kleinen Becken oder sn-
derm Geschirr aufgefangen wird, welches zwar erst gerinnt, her-
') Vgl. Nibetunyenlied.
46
nach aber, wann die Wärme, so anß der Fäulung entstehet anstatt
der natürlichen Wärme, die das Blut im fliessen hält, sich äussert
and auftritt, so wird er wieder fliessig. Und also ist kein Wun-
der, daß der Körper anfanget zu bluten, wann er von dem Scharf-
richter beweget wird. Weil auch gar selten die Mörder entdecket,
ja nicht einmahl Argwohn auf sie geworfen wird, als erst etzliche
Tage hernach, wann die That verübet ist, hat das Blut 2^it sich
zu zerlassen und demnach sich die Thäter nicht gern alßbald aus
dem Staub machen, damit sie nicht eben dadurch, daß sie sich
wider ihre Gewohnheit von einem Ort oder Gesellschaft absentiren,
entdecket und ihnen nachgesetzet werden möge, sondern sich ohne
Zweifel durch göttliche Yerhängnuß, jhrer Meinung nach aber
damit sie sich desto beherzter beweisen wollen als ob ihnen solche
Dinge nichts angingen, noch wol dabei finden lassen, wann über
einem Entleibten das Zetergeschrei gehalten wird und es sich als
dann oftmals zugetragen, daß der todte Körper gerühret worden,
demfolgig geblutet hat, und der Thäter dermassen darüber be-
stürzt worden ist, daß er sich Selbsten mit Veränderung der Farbe,
mit Geberden oder sonsten womit verrathen. So hat man solch
herausfliessen des Bluts der Gegenwart des Thäters wiewohl ohne
Grund zugeschrieben. Dan, man kann darauß nicht schliessen,
weil oftmahls ein todter Körper in Gegenwart des Mörders ge-
blutet, daß dessen Gegenwart die eigentliche Ursache dieses blu-
tens sei, weil unterschiedliche andere natürlichere und viel be-
greifiPlichere seyn können ^). Ebenda.
4 UNGLÜCKSZEICHEN AM HIMMEL »)
Motto:
Der Himmel ist erzürnt und glüht von Blut und Flammen
Er sendet Bothen aus, er setzt sie in die Luft
Die hochgesinnte Bott zu jagen selbst zusammen.
Im Mayo 1677 sähe man über der Königlichen Dannemärk.
Residenz Stadt Coppenhagen 2 große Armeen in der Lufft sich
prasentiren. Selbigen Jahres im Julio stunde über der Stadt
Mastrich in Brabant etliche Nächte ein großes Kreuz mit vielen
Todtenhäuptern umbgeben und zwar in eben selbigen Tagen, als
die Stadt Wisbii in Gothlandt über sich 2 grosse Armeen wie
auch so viel gewaltiger Schiffs-Flotten in der Luft schlagen sehen,
deren die eine sehr viel Bluts von sich geben.
Im anfange des vorigen Jahres erblickete das guie Schwaben
und die Unterpfalz unterschiedliche erschreckliche Himmelszeichen
^) Bas Büchlein besizt die Kantonsbibliothek in Frattenfeld] mein
l. Freund Joh, Meyer machte mich darauf aufmerksam.
3) Zu Schülers WaUenstein.
I
an gansen Kriegsheeren, welche unter »tarkeii Donaern und Blitzen
aufeJDander loßgiengca, hernach acliwarze Kreutzen, blutige Schweizer,
feurige Kugeln, wunderliche Itcgcnbogen und viel andere nach-
denckliche Dinge mehr, welche flelten guto Vorboten zu eeyn
pflegen.
Der Königliche Sitz Stockholm in Schweden wurde damals
auch an seinem Uorizont gewahr Leichen, Drachen und feurige
Kugeln, wie nicht weniger in der Normaudiu der darzamahl noch
am Himmel schwebende Coinet, wie gewisse Nachricht einlielT, in
■einen Strahl einen Srtrck soll geführet haben, darinnen ein könig-
liofaer Leichnao) ganz eigentlicb zu sehen gewesen und der Juntua
selbiger Zeit otregte der Sladt Cordna in Hispanien ein solch
unerhörtes Wetter mit Donuern und Bhtzen, dabei sich viel böse
Geister würcklich in der Lufft sehen laßen usw. Vorrade.
SeduUiis die 2 UH 1683.
6 ASTROLOGISCHES
Ob nun wol diese groha Abgötterey ItLngst anffgehört, so ist
doch davon soviel noch v her h lieben, daß allezeit Leuth gefunden
worden, die sich au dem hitnmtischen Gestirn vergafft, deniselben
all ihr Glück oder Dnglflck zugeachriebeo vnd so viel an ihnen
dieselbe vergöttert — haben ihnen durch die Meister des Himmels
Lanff, die Sterngucker, die nach den Monden gerechnet, was vber
■ie kommen werde, die Nativit&t stellen lassen, sich für den male-
ficiB aspeetibua vnd tranaitibus gefürchtet.
DKM 1 141 (Dannhauer)
Vnd haben sich auch unter uns leider solche nei^ujpoi vnd
abgöttische Hternenknecbt gefunden, die ihre fata nicht in der
Bibel, simdern in der Sternen Häusern gesucht vnd raanchmalil
drttber zu schänden worden oder sonst in grosse kleinmütigkeit
geraten 142.
Dann die Siernseker, Planeten und Nativi tut stell er Augen
Beynd tunckel mehr als Heb, der beim Tag blindt war vnd ibr
Yorsag auß dem Gestirn ungewiß. Verid, Germ. 2,
I fi ZAUBERISCHER SCHMID
In dem eii Augsburg b. Äperger ersckinenen Vcridicus Ger-
as durch loanncm Viatorem (Bilger) 1630 S. 141 heißt es:
rör da, schwör dort, Geld, Volck, Pferdt und Reuter auf, frag
und bedien dich letztlich deß Beltzebubs, dea Sathans selbst, wie
die Vrgicht vnd Außsag deß eauberischen Schmids von Wertingen
%, 1625 zu Dilingen gericht, erwiesen usw.
ABIRLINOER
48
ALTE GUTE SPRÜCHE
1 Wer einen guten Freund hat, der leibe ihm kein Geld
und bitte ihn nicht zu Gevattern.
Ochaenphüosophie 27,
2 Hoffart muß Zwang leiden, wie die Schneider sagen 23.
3 Wer sich einfältig kleidet, brauchet keine Schnär-
brüst 23.
4 Tanze nicht die quere
Dein Gut wird doch wohl all.
Du solt nicht mehr verzehren
Als du erwerben kannst usw. 27.
5 Man muß es gehen lassen, wie es gehet, schwere Steine
sind nicht weit zu werfen 34.
6 Das Pferd muß nach der Krippen gehen und nicht die
Krippe nach dem Pferde 55.
7 Wer die Kunst nicht gelernet hat, der Menschen Gemüther
zu erkennen, dem rathe ich treulich, er lasse es bleiben und be-
helfe sich mit der gemeinen Art.
8 Wenn denn der Kerl die Tauffe gleich verlohren hat, so
ist sie doch noch im Brieffe, wie jenes Botens seine Krebse, die
ihm aus dem Kober gelauffen, als er sein Morgenbrot verzehrt 31.
9 Man sagt aber:
Salz und Brod
macht Backen roth 65.
10 Hätte man solche albernen Dinge nicht dazu gethan
so dürfte man sie itzt nicht davon thun. Eben deßwegen sol
mans abschaffen usw. 12.
11 Lust vnd Lieb zu einem Ding
Macht alle Müehe vnd Arbeit ring.
Schwäbisches Mediz, Msc, 17 Jhät. (1642)
12 Erfahren befürdert, kost aber vill —
Versuch es denn, ders nicht glauben will.
13 Der beste Arzet ist Jesus Christ —
Kain Kranckher jm gestorben ist.
Araney tliuet helffen waon Gott will,
Wo HDderB niubt ist Dodtes Zill.
Doch Ennst uud Erfabreahait darbey
Soll man dem Eranckhen helffen Srey.
Was bey Gott und der Natur nicht will
Hilft Eunat und Erfahrbait nicht vill.
15 Denn von der Hureu Stoltz nur mit einem Wort zn
gedencken, eo ist ein gemein Sprichwort: ßa aey nichta atöltzei'ea
ata ein reicher Bauer. Aber der Hnren-Stolta übertrifft den Bniier-
Sloltz viel Meilen weit. 273.
SeduUus d. S HB Alm. XIJJ 137
16 Das gottlose Sprichwort: Hat Gott genommen, muß ich
f wieder nehmen noch darzu im Munde ffibret 270,
17 0, BO bleibet es wohl bey dem alten Sprichwort : Krieg
und Pest machet selten fromme Leute! 270.
13 Darum wem
stehet, dem atebet ancb
19 Ea ist ein altes gemeines, aber wohl wahres Sprichwort:
B von Haren wird gesäuget, iat meiatenlheils auch zum Huren
eiget. 172.
20 Der Leibes und Gesundheit Schaden bleibt zwar bi&-
weilen eine zeit lang aussen, aber endlich, wann das Kerbholz
voll ist, liompts auf einen Hauffen 24.
21 Dann einmal heut, was nit kan aohreiben und dichten,
Das will zum wenigsten strafen uud richten.
Veridieus Ocrvtattits
22 Und wann man den Banrn bitt, so streicht er den
, 20.
23 Wann aber der Hund bellt, so entfallt ihm der
24 Dann nach dem Sprichwort: der sich 1
kleidet, der wird bald wieder
25 Da ya Leuth, da vil Sire
Bltltii(«r, Uamumli XtT i
50
26 Der Hagel im Birn- und der Reiff im Naßbaam d. h.
fruchtlos. 107.
27 Aber mancher würft oder gibt das Gelt beym Tag nnd
Sonnen aus und suchts bei der Nacht vnd Liecbt yergebens
widerumb. 125.
28 Dise Einigkeit mag nit bestehn noch erhalten werden,
man massige dann die unordentliche Begierd mehr und mehr zu
herrschen. 137.
29 Die Ruhe und Gesundheit deß Haupts steht in gesim-
den, ganzen Armen vnd Bainen. 139.
30 a Es müssen gsunde Bain sein, sagt das Sprichwort,
die gute Tag tragen können und starcke Achsel auch ynd breite
Schulter, die große Ehr und Würden. 174.
30 b Mußte man nach Eayser Sigmunds Wort den Weeg
treffen vnd der nit vber den Zaun köndt springen, müßte schawen,
wie er sonst durchschlupfte. 131.
31 Dann von gefallnen Bäumen will jederman Holtz brechen.
A Oslanders Sterhpredigt. Tüb. 1607.
32 Wann man den Zapfen nicht fürstecket, folgt nicht bald
die Hopfen?
Leich- und Löbpredigt auf die Fürstin von Ober- und
Niederbayern Maria Anna. Saleb. 18 saec.
33 Die alten bösen Wucherer haben ein Sprichwort gehabt
and gesagt:
Wer spricht, daß Wuchern Sünde sey.
Der hat kein Geld: dos glaube frey!
Lachende Schule von Buckard 1725 JlaU (Oesierreich)
34 Dahero hernach das Sprichwort gekommen ist: Gib
mir meinen Feind oder Mann heraus, ich will mich gar gerne in
Güte mit ihm vergleichen 215.
35 Die schlimmen Zeitungen fliegen stets auf Adlersfiügeln
forti). 19.
*) Die Geschichte der Marquisin von Pompadour, Aus dem Eng-
lischen. London gedruckt fitr S. Hooper in Cäsars Kopf 1759. 8f^ II Teü^
Nachrichten 1760.
36 Die HShe, welche sie erreichet haben, dienet nur blos
ihren Hintern desto mehr za zeigen.
(Äffen «. ÄH Birnüj II 47.
37 V. P. Le CrouBt: g. Gestalt einem Bären sehr ähnlich,
daß maa sich hätte einbilden soUen, er wäre eben erst in dem
Schwarzwalde gefangen worden. II S3.
38 An den Höfen giebt es viele Dinge, den Kopf sohwind-
lich zu machen und nur wenige das Hei'Z za rühren. 91.
39 FVauenzimmerherr Schäften, vornehmlich am Hofe, sind nie-
mals von einem sehr dauerhaften Wesen gewesen. 101.
40 In diesen Zoiteii, wo die Wahrheit ihren Aufenthalt bei
den Gegeuffißlern genommen. 124.
41 Wahrer Witz ist noch niemals undankbar gewesen. 128.
42 Nichts aber beißt schärfer als die Wahrheit. II Vorred.
43 ItatienischcB Sprichwort: Wean du Pabst werden willst,
■o setze es dir nur fest in den Kopf, daß du Papst werden wirst. 1 1,
^H Ui
^B fli<
44 Aber es gehöret mehr als ein Paar Schabe zum Tanze 39.
Joh. Bechers närrisehe Weisheit oder tceise Narrheit, neue Aufl. 173i.
45 Man sagt in dem Spriohworte: Von weitem her lügt
aichs leicht. 41.
46 Ein Sprichwort in Holland worden : Es gehet fbrt wie
des TousBOUB Schiff. Ein Schwindler, dessen Schiflf, von dem ein
ganzes Wellgeschrei gewesen, wie Blei sank, als es ins Wasser
kam. 151.
Man sagt im Sprichworte: es sey nichts einem Menschen
80 übnlicb, als ein Affe und ein Schweizer. 154.
48
Uflhlrade
War, wie
gesclilage
die Holländer im Sprichwort sagen, mit einem
, neniHch der hat einen Sparren zu viel. 155.
49
Jeder ist
seines Wurms vergewißt. (Bälde)
50
fliegt Übe
Itenn wie
r das Mee
, eine Gans kommt wieder her,
ÄBIRLINGEU
iam
52
EIN BRIEF VON JOHANN STURM i)
Im Codex Palatinos 1902 der Vatikanischen Bibliothek ist
als Nr. 49 folgender Brief von Sturm eingeheftet:
OrDatissimo & nobilissimo adolescenti
Georgio Ludoico Hutteno
Valde te oro mi Huttene: vt nobis Blotium concedas. Docet
enim frequentibas anditoribus. Et munere honorario scliolarchanuD.
dabis boc mihi, dabis scholis Dostris: qnas puto tibi charas esse,
dabis yrbi nostr^: quae te hospitio excepit. Pro hoc effeci, vt
Corputam habeas: literatam hominem Latinomm et Graecorum
doctrinisy mathematicum dod solum fheoreticum : veram etiam
irpaKTiKÖv. Linguam Gallicam teuet exacte et mores Gallorum et
Italorum et Hispanornm cognouit. Habebis quocunque proficisceris
Eruditum et suauem comitem: socium tuorum studioram. Si
filiolus mens haberet jdoneam ad literas ^tatem: nullum malim
quam hunc ei pedagogum preficere: et cum eo iu alias regiones
mittere. Credo daturum te locum precibus meis: et concessurum
quod petimus. Et nisi istnd crederem : pluribus a te verbis atque
etiam rationibus vt istud faceres contenderem. Vale mi Huttene.
Argentoratj 7 Jamiarij 1570.
Joan Sturmius.
Schon einige Tage vorher hatte Biotins denselben Gorputins
an Hütten zum Reisebegleiter empfolen, wie wir aus Brief 41 des
Cod. Pal. 1902 ersehen, woraus ich die betreffende Stelle hier
mitteile :
Cum generis nobilitate tum virtutis laude jnsigni adolescenti
Georg Ludouico ab Hütten, Hugo Biotins J. V. D. S. d. p.
Est apud nos Johannes Corputius Belga, quem nisi fallor Grom-
bacchij pedagogum fuisse non jgnoras, homo fgcundissimo plane jn-
genio pr^ditus, Lingu^ Gr^c^ Latin^ Gallic^ Germania^ et multarum
pr^terea aliarum disciplinarum eximie peritus, mathematicus sum-
musy poeta jnsignis et musicus egregius Quibus artibus rerum etiam
experientiam non exiguam sculpendi quoque [et jn ^s incidendi ac
pingendj peritiam adiunxit, adeo vt regiones vrbes oppida et arces
exactissime describere] ^) et affabre pingendo sculpendoque expri-
mere norit. Et quidem ne tam verbis quam rebus jpsis credas
1) Alem, XIII 248 V. 21 lis: et [ad] astra. V. 24 lis salübri.
^) Das in [ ] stellende ist am Bande geschrihen.
63
boDC ßuisburffi descriptionem, baue etiam D. Sturmy Rectoria
I jma^inem, atque haec carmina ab jpso facta ad te mittere placuit.
Sed hoc addenduni quod paene pr^teriaram jltnm non tantam ho-
oeBtisaimo (so one loco!) ßred§ (quod oppidum Principis Auraicj
est) esse natum verum etiam eins parentes tautia ifiaitijs ante
hanc AlbaDJ tyrnnoidem poIluiBe Tt 300 vei 400 daleros liinc buo
ßlio dum JD Academija operam Ijteria nanaret quotannia conBumendoa
suppeditaretit. Legi Diploma quoddam quod ciuitas Bredaua paalo
ante Albanj adueutum Corputo peregre profecturo expedierat cnins
exemplar ad te mitto, ex quo conBtat omnes propc eiuB maioree
honoratiBBimoB et locupleteB homines fuiaae ac maximis Bemper
honoribuB cum in sua cijiitate tnm alibj Bub principis Anraiq
jmperio esae vsob, Is igitur talts vir tarn doctua. et talj loco
natUB tamque vtilis tuis peregrinationibus futuria, cum jaiii aoluB
et priuatuB vitam agat (nam Grorabacchue nuper peatilenti^ cauaa
h parente fuit doinnm retiectatuB), a me perauasna est, ut meaa
Tices, si ita tibi tutaque curatoribus placuerit, sit apud te aabitnnis
— — Argentina postridie kal, Januarij CI0I3LXX, Tuns tuo
inerito. Hugo Blotiua.
DEUTSCHE GLOSSEN IN HANDSCHRIFTEN
DER VATICANA
I In dem Codes Palatinus 281 der Vaticanischen Bibliothek
(ea ist die Hs. von Isidora Etymologien, von der Arevalus in seiner
' loidorauBgabe Tom. II 'Para IV ü 352 f. bandelt, und die er in
' das 8—9 Jarh. verlegt), aten am Scblnße auf Blat 3U8 einige
dentaohe Glossen, leb teile sie hier genau nach dem Original mit:
ih sibe i. gula
Colo: as. vi Gastrimarie
hol at amer
SambncuB ebipl' aruine.
erbatit
impeudit
Die GlOBaen würden alao lauten:
Colo, aa, avi — ib sibe;
Sambucns — hol[unter];
Ebulus — at[iob];
Arvitia — amer ;
Impeodit — erbatit,
Dia lechate iat nicht deutsch; sie beißt:
Gaatrimargia id est gula; ea ist das erklärte Wort daa in
[ die Sprache der lateinischen Eirc)>cDVäter übergegangene griechische
I fdöTpiMapfia.
64
2 Der Codex Palatinus 1905 enthält lateinische Gedichte ans
dem 16 — 17 Jarh., von fol. 100 ab solche von oder an Paulos
MelissuB und über dessen Tod. Das erste und älteste Gedicht in
der ELs. aus dem Jare 1516 (4 Bl. in fol.) ist überschriben : „Ode
discolos versa heroico hexametro altero iambico dimetro de casa
natdlicia pueri lesu deq. paupere pnerperio virginis Deipare
Marie. ^ Am Schloße stet: „Aurnm aperit omnia. Mensura in
omnibos optima.'' Am Rande finden sich hier und da Erklärun-
gen zum Texte, mitunter auch deutsche, zB:
Operosa edificia lofMid^er l^eufet bie bil loflen, bie bil arteit
burff[en].
Frons ain paumb plat Folium ein ie^Iid^S plai toa^ für
aind ifl.
Homo pannosus et laceratus ein ^ertjfnet menjd^.
Degener homo degenerare aug bem gefd^Ied^t jd^Ial^en.
Defigere ocellis ber ain bing ftet anfd^aut.
Blesus bct tol^t ber baä r nit nenen Il^an.
Gestire t)or fre^ben auf fpringcn.
ELBERFELD W CRECELIUS
FINDLINGE UND CUKIOSA
1 Eine Kirchenhibliothek des MiitelaUers Dis sint die bdcher
des gotzhus zu Kilchtorf: ze dem ersten ain dick meßbuch vnd
ain plenariom, dz ist dz ewangelienbuch, item ain tünne meßbuch,
item zwai [epäter corrigiert drü] großi zitbuch, item ain brieuer
vnd ain salter vnd zwai segenbuch, item zwai bredigbnch, item
ain rvtzitbuchle [rot?], item ain jarzitbuch, item historia corpor.
Fergam. güüenrodel van 1388 im Pfarrarchive zu Kirchdorf, ge-
schriben von Pfarrer Gerold {Baden).
AB
2 Beatus Bhenanus 1535 J24 August Johannes Pfalzgraf
bei Rein etc. bekundet, daß die Burgermeister etc. der Stad Trar-
bach Bürgen und Selbstschuldncr geworden sind für Zinsen und
Hauptgut, welches zur Ablösung des Schlosses und Amtes Greven-
stein gebraucht worden ist, nämlich 1. vom Stift S. Thomas in
Straßburg entlihen 45 gülden ziusen, 1000 gülden capital. 2. von
Meister Balten von BeinaWf Burger von Schlettstadt ebensovil.
3. von Friedrich Ingold etc. 60 gülden zinsen, 1500 gülden ca-
pital. 4. von der Wittwe Erlin und ihrem Sohne 30 gülden Zin-
sen 600 gülden capital. 5. von Phil. Böcklin 50 golden zinsen,
I
I
lOOO guMen capital. 6. von Ursula Wormbsterin 50 gülden Kina,
inOO gtiiden capitftl. 7. von Görgen Graf von Wirttemberg etc.
120 gülden zing, 240O guHen capitnl (zs. 390 fl. zias 8500 fl.
I cupital).
Sigel des AusHeUen fett. Ätif der Mücksfite die Bemerkung, iqß
I pni. 7 ahg^Bt ist am 6 Jan. 1539. ßis. lyarbach, Frogijmntmai-
[ Bibliothek. Geselunk des Herrn Dr. Amoldi in Winmngen.]
GKood
3 DrOlmbuch In dem Cod. Palat. 1907 ist Bl. 100 fol-
gender Zettel eingeheftet:
„Fridericna DOrville: in Arce Prageuei raptim, 34 Jnlii
Anno 1620: Si per occasionem proxiniis Nundinia Auturonalibtu
fieri poterit, quaeso mihi ein Teutechen Drillenbuch coroparea : de
optimo hujus generis authore Francofnrti facile resciscee puto."
Herr Prof. Dr. Fr. Schnorr von Carolsfeld, dem ich v. J.
obiges mitteilte achi-ib mir d. d. Dresden 7 Sept. 1885: „Aber
was ist ein Drillenbuch? frage auch ich. Die Dresdener Biblio-
thek besizt eine za Nürnberg 1664 erachinene Schrift: Die Drill-
&Dnst das Ist KHegsUbliche WafTenhandlnng der Huaqneten und
Pique. Dise Schrift enthält eine deutsche und französische An-
leitDDg für das Einexercieren von Soldaten, fürt u. a. die dab«
vorkommenden Com mando Wörter auf nnd bietet zur Erläntening
salreiche Abbildungen dar. Wenn, was mir nicht nachweisbar ist,
Friedrich Dorville mit dem Kriegshandwerk etwas au schaffen ge-
habt hat [diß ist ser warscheiolich], so mochte DrÜlenbuch wol
von einem änlichen militäriEchen Lerbuche zu verstehen Bein.
Denn das Wort drillen kommt schon in den ersten Jaren des
17. Jarhunderts als militärischer Ausdruck vor.'' Weitere Nach-
■ weiBS) namentlich von änlichen Werken, werden erbeten.
I WCreceliua
4 Warttm man einem Fürsten xu Nenjar grattdirt? Georgins
Fridericus Pastorius wünschte dem Pfalzgrafen Fridrioh Glück zum
neuen Jare (Cod. Palatious 1902 in der Vatioana) und zwar ana
fünf Gründen, wie er angibt. Der dritte ist folgender: Aocedit ut
gratitudo ipsa me cogat, cognovi eiiim J. C. V. mihi clementem
et benigoam esse, idtjue cum ex alijs, tum vel maxime ex eo per-
ccpi, qnod J. C. Y. me ante aiinum veste qoadam serioa donavit:
quod, ut legi in sacris literis, apud reges et principes antiqnoa
I moris erat, si qnem maximis afGcere volebant bonoribus.
I W CreoeliuH
' 5 Bruchstilcke eims Liedes auf Friedrich von der PfaU
Ja sogar als anno 1G31 Herr Graff l^Ui im Namen Ihrer Kays.
Mq'. die Statt llaidelherg sich deroselben durch Gehorsamb zeit-
lich ^n bequemen angemahnet vnd sie, die Statt, Jhr nüchstkünf-
tige Belagerung and zeit ihrer Reformation vnd llaimbsnchung wol
Z-'.
56
abDemmen sollen, war so gar kein Glaub noch Gedanken davon,
daß sie auch ein schmählichs Liedlein trucken vnd außsprengen
ließ, darinn dise zwey Gsätzle sich fanden, das dritte und vierdte:
Ein Bräutigam bin ich vnd trawt
Meinem König Fridrich.
Aaff Gott verlasse mich^
Gleich wie er aach aaff jhn bawt.
Der wird uns erlösen wol
Wann ewr Maß wird seyn voU.
Er hat mich vest verpasteyet
Vmb vnd vmb mit Bergen hoch,
Dramb aaff ihn billich hoch;
Als welcher vermaledeyet,
Ewre falsche Heachlerey.
Ynd vnkensche B&berei usw.
Veridicus Germanus 15t '-'^^
6 Zu der Legende von den Jacobsbrüdem ist die ausfür^^-
lichste und geierteste Nachweisung in Böckeis soeben erschineneiU/
Hess. Volksliedern VIII ff. zu finden. ^0:^
Äkm. 13, 42 ff, \^'^
7 Deutsches Gewerbeleankon Es wäre sonderlich zu wünpi. •
sehen, daß jemand den Verlag täte, eine Beschreibung in Foridr.'
eines Lexici nach dem Alphabet von allen Dingen, worinne^ ;
menschliches Gewerb getrieben wird, an den Tag kommen zu lassen» ^
Oesterreich kann, wenn es toiü 1584 S 26^. ''^*
AB Z'
?*"■■"
8 Bettine von Arnim Auf ir Buch: Gespräche mit deitv;^
Dämonen 1852 schnb Bettine in LErks Exemplar: -::?^'
Dis Buch ist von Deiner Schwiegermutter, welche Dich baldU-r
zur Schwiegertochter einer Frau machen wird, die dem deutschen i.^:»-:;
Vaterland einen neuen deutschen Kaiser verleihen wird. ^^*
Bleistift. Erh. : Obiges Bettinas Handschrift auf dises mir über- - *.^:
brachU Exemplar, -^
^1
9 Kriegerische Sprache Man ließ Federn und Dinten, und .->
nahm die Feder die der Amboß gezogen vpd der Schwertfeger _V^
zugericht; die dünkte je einer dem andern in Kopf und Blut ein.
Veridicus Oerm, 37.
ABIRLINGER ' -
i
KÄPUCINERPREDIGT AUS ULM
XVIIl JARHUNDERT
Inliali derjeHuje» predigt, welche ein cappucincr franciscancr
'^dens in dem leitlschen hauß am neuen jarslag gehalten über das
'Mingelitim :
„Vnd da 8 tage umb waren, da das kind beBcbnitten wurde,
la ward sein naine geaasnt Jeans, wether genannt war von dem
pgel, ebe denn er in niutterleib empfangen war."
Exordiitm AufT den boutigen tag, ir meine liebsten, pflegen
kte frennd und chriBten einander, nach wolliergebrachten löbb'cbem
Bbraucb, nicbt nur einen glückseligen anfang deß neuen jares zu
Inschen, Bondern auch zu bezeugung irer affectiou und wolge-
liebe eine neue jarBverernng einander zu verereD und
Benken. Solcher wolberge brachten gewonheit nun DBchzukoromen,
bebte ich nötig zu seyn, und befinde mich verbunden euer christ-
f hen liebe auch etwas zum neuen jar zu schenken. Wann ich
ine armut betracht, so borge leb billich dem b. apostel
ine wort ab, indem er actorum 3 aap. vers 6 also spricht;
kentum et aurum nun est mihi, daß ist, silber und gold hab
Ü-oposilio Was soll ich datin euer christl. lieb vereren? Ob
wol nicht silber un^ gold babe, so bin icb docb entscblosseu,
■'ejerlei ständen etwas zu vereren. Ho verere ich deronacb mir
fterst, und dem ganzen pri es ter lieben stände dz Jesuskind! ein,
lelcbes vermög deQ h. Meßopffers in unserer gewalt ist. FQrs
kder so verer icb den ebleuteu einen adler, und zwar nicbt einen
fcfeiköpffi^en sondern einköpffigen. Drittens verere ich den jungen
Besellen ein Inmb und den Jungfern eine schale. Getröste mich
pnder dessen meinen liebwertesten zubörer gewonlicheu gedult, und
fort in den beiden süßen namen Jesus und Maria.
Traclatio So verer ich deuinach das Jesuskindlein mir selb-
■sten und dem geistlichen stand, und zwar billich dem geistlicben
Istanil, weilen derselbe vor allen anderen ständen der reinigkeit,
I fromheit und beiligkeit sich befleißigt. Daun gleich wie die sonne
'mmerdar in irem richtigen laufF bleibet, und weder zur recbten
loch zur linken weichet, njso auch der geistliche stand bleibet
mmerdar in seiner frommheit und reinigkeit. und weichet weder
enr rechten noch zur linken Vnd elien durch diee reinig- und
beiligkeit ziehet diser stand die seelen au& dem feugfeuer beraoK.
58
Weilen ich da deß fegfeuers gedenke, so falt mir bey, was die
historienschreiber melden von einer grausam und schrecklich tiefen
grub, welche in India gefunden wird.
In diser grausamen grub, melden die historici, daß ser köst-
liche edelgestcin gefunden werden. Weil nun die einwoner sel-
biger gegcnd dise edelgestein wegen der grausamen tieffe diser
gruben (welche auch voller bech und harz ist), nicht bekommen
können, so haben sie disen fund erdacht. Sie werfen ein aaß
in dise grub, wenn nun der adler füi'über fleucht, und das aaß
mit seinen klauen herauß zu nemen, indem er nun das aaß herauß
zeucht, so zeucht er mit dem aas auch die edelgestein, die an
dem bech kleben, herauß; wann er nun in die höhe fliegt, und
durch die sonnstralen dz bech erweichet wird, so bekommen die
innwoner selbiger gegend die herab fallenden edelgestein. Also
ziehet der geistliche stand durch seine heilig- und reinigkeit die
Seelen der abgestorbenen auß dem fegfeur, welches mitten in der
höllen, und nach der h. väter meinung durch der höllen hiz und
flammen angeflammt, und umbgoben wird, herauß.
Fürs andere so verere ich den ebleuten einen adler, nicht
zwar einen doppelt und zweiköpffigen, sondern einfachen und ein-
köpfflgen. Von dem adler schreiben die naturkündiger, daß selbiger
gegen seine jungen und die adlerin ser geneigt seye und selbige
inniglich liebe. Also sollen auch die männer ire weiber und kin-
der inniglich und von herzen lieben und inen guts gönnen. Aber
da sehen wir heut zu tag die contraria und widerspil. Dann
mancher frommer und ehelicher mann hat ein kurrendes, murren-
des, beißiges, stößiges, altes und wüstes beeren loch; welches
nichts tnt als curren und murren und ein gesteht wie der teufel
machen, hat also hier auf erden das fegfeuer und höUe an ir, wie
man dann durch wechslung der buchstabeu auß dem wort uxor,
welches ein weib heißet, das wort orcus heraußbringen kann.
Hergegen hat auch manches frommes, keusches nnd züchtiges
weib einen solchen störrkopfi* und wilden fegteuffel, in dessen aa-
lender nichts als donner und bliz, in dessen garten nichts als
scheelkraut nnd in dessen walde nichts als brügel, helf gott!
wann er die suppen tut anrichten, gefunden wird. Drittens muß
ich auch den jungen gesellen und Jungfern was veeren. Eh aber
ich inen was verere, fallt mir bey, wie nemlich ainsmals, als die
frau und köchin war auß dem hauß gegangen (wie man zu sagen
pfleget, wann die kaz hinauß ist, so regen sich die mäuß), der
raumichte kessel, der schmuzige haf, und der rostige dreifaß zu
rat gegangen seyen, sich einmal lustig und frölich zu zeigen. Da
sie aber so zu rat gingen, funden sie, daß es inen an einem spil-
man feite, da erbat sich das alte verrostete ribeisen dises amt
auf sich zu nemen, nun feite es auch noch an dem fledelbogen,
den muste der halb abgebrannte kochlöfl'cl abgeben. Nun ging es
an ein springen und tanzen, hupflen und hopßen. Als sie nun
und dir <lie
Was geschibt, da
fiberreden, nnd danzet i
f kIso npriingen und tanzten, hnpiftco nnd bopfiten, da erblickt^'n
I sie auf <!em geaims ein sehr artig, schönos nnrt achneewciRee
J*chälciien. Zu disem giengen die drey Bchmudge kerl nnd baten
auch mitmachen, soust hielten aie ea für ire ver-
IrSter; das scbälchen aber wegerte sich und sagte, es wolte sich
■imdur BOJcbe raumichte, Bchmuzige nnd verroste kerl nicht begeben,
I daß ea uicht auch vou ilinen beschmieret, und hernach von der
herschafft immer in solchen ehren möchte gehalten worden, Der
dreifoB veratzte, da schälohen, darfst dich deiner eren nicht er-
hebeu, dann eben eines fiuger dicks auf dir ligeude staub be-
zeuget, daß du ninimer in solcher ere gehalten werdest, wie vor-
hin. Yber daß, so wollen wir zwar dir wegen deines ndels weichen,
I danzen, lassen.
schöne und artige BchAlchen läßt sich
idi>r disen schmuKigen kerlen daher,
der die schniuzige kerl meogete und mit
inen dauEete, kau der grobe dreifuß und trat unversehens auf
das schön weise scbiilchen, daß er in stücke zersprang. Da di;es
die übrigen sahen, was Her grobe dreifuß getan hatte, liefen sie
darvon, und giebg ein iedes wider an seinen dienst, das schälchen
aber war in atück zerbrochen. Da nun die frau ins haus kam
und fragte, wer es getan hatte, sprachen sie: niemand, und wolte
es also niemand getan bähen. Also tr Jungfern hürts und nicrkts
wol und bleibet fein zuhauß, und wann böse und schlaue junge
gesellen euch überreden und verfüren wollen, so gebt inen kein
gebor, daß nicht einer euch einen solchen Unfall und schaden
aufüge, daß ir um gefatlor leut bitten müßet, ehe ir einmal
hochzeil gemacht habt. Nun solte ich auch den knechten ond
IQiägden was vereren, nnd biitte inen par «ohuch vereret, aber weil
ich Selbsten keine hab,- so kann ich inen keine vereren.
RAVENSBURG
PBECK
ERINNERUNG AN GEILER VON
KAISERSBERG
1 In fcminas garrnlas Nihil
l eiprobrationes : siquidem vasa
edere sonuni : das gespalten gesch
Ex facetiis Kayaerrpergii.
Facutia lohaunis Kayserlpergii
laborea concionandique diu id
nultom annis gradus viros ascendiati usw.
Plinius dicit de caiie et ei]uo fldelioribus boininnu] ait Key'
Fflersberg: er hat do der frowen vurgesaen.
irerts fcrainarum loquacilatem
Ina aut rimoaa alium neeciunt
thfit nit anders.
in enm qui dtxit leves tibi
feciaaet. Reapondit: et vos
k
Et bene frowe: in priDcipio per menseni oaculorani,
wo seiiuttur et ampliuB eorum labor et dolor; onera matrimonii {
ein flach.
Neresheimer Haivischrift 16. 17. Jhd.
2 Freherus in Theatro Doct. Vir. p. 98 meldet, daß dea
Ju/iann Geilers, sonst Kayaerabei'ger genannt, Vater, als er einen
Bär, der in den Weinbergen die Trauben abfreßen wollen, ver-
folget, von demselben in einen Scbenckel eei gebissea worden,
darzu der kalte ßrand gescblagen, daran er bat sterben müeaen.
Misander 8 69.
3 Gelegentlich des Aergernisses durch die Geistlichen sagt
der Veridict4S Germantis, Avgsh. 1630 S 187: Dann einmal vn-
leugbar, daß deraelbeii nrgerliubs Leben vor eovil Jahren d«m
Luther vnd seiner Brnet die Stuben gewärmet vnd da er gepfiffen,
solche ärgerliche Leuth häufig angefangen zu tanlzen. Dieses be-
zeuget vnd andet vnder andern Orthen seiner Predigen ein alter
hochgelehrter vnd geehrter Mann, ßocfor loann Gailer, von seinem
Haimet vnd Vateiiand genannt Kaysersberger. Welcher auff die
34 Jahr in vnser lieben Frawen Münster hoher StifTt zu Straß-
burg geprediget vnd T Jahr vor Luthers Abfall usw- mit Tod
abgangen; wollen seine eigen Wort hören, wie sie vor hundert
mehr Jahren in seinem Elsäsiachen gedruckt ausgangen. Vber das
Euangelium deß vierdten Sonntags nach Trinitatia der Zeit, Straß-
bnrger Bisthumlia spricht er; Estode misericordes usw. Luc. 6. Do
der Herr seine Jünger vnderricht vnd gelehrt hat, wie sie sollen
barmhertzig sin gegen armen Leutheu vnd iiil vnbnrmherzig oder
verstopfft, do lehret er sie darnoch zum andern, wie sie witzig
aolten sin, Kunst vnd WißbeJt haben, auff daß sie köndten leren
das Volck vuil sie führen vtf die recht Landstraß zu ewiger Seelig-
keit. Vnd diß Stuck trifft an die Prelaten. Bischof vnd andere
usw. — biß „mag auch ein Blinder dem andern den Weg zeigen?"
Biß hieher D, Kajaerabergera Wort, welche zwar kein PropheBey
oder Weiasagung, aber wol gewiß vermuten vnd abnemmen selbiger
zeit instehenrier Vblen vnd ZwiapalLs, der schon vor der Thür war.
Er hat gelebt vnd gesehen Julii deß andern, Alexanders des
sechsten vnd vaat erraicht I-eo X ßapat zu Rom, deren Jahren
es gefahi'lich in der H. Kirch gestanden. Vnd seynd viler Orth
die Blinden vnd der Blinden führer beede in die gruben gefallen.
4 Von Afterärzten: aber die solches thun (zu vil geben,
vertrauen) gehören billig in das Narrenschiff Johann Gcyfers, i
welcher hiervon zn lesen. I
Nai-entdrckte Oeheimnisae von der Schönheit der Dawen, wie ^
itdehe durch beicährtt Mittel zu erlangen, bentändig tu rrhaltcH u
Leifiig 170t öei Thomas tVittchcn.
i
I
5 Eine artliche Rede ist gewesea, die vor diesem ein weilt
berufener Fredi'jcr r« SIraßburg, mit Nameti Eaifserberger, ge-
thac so einer alten verbuhlteD, stolzen Vettel, als er ihr ihren
Hochmuth vorrücken wollen, da er sagte: Du host alle Fnrben,
die der Schönheit zugeleget werden, an dir, das kan ich nicht
läugnen, aber sie sind nicht recht aasgetheilet : denn dein Augon
sind roth, da doch die Lefizen sotten roth sein, die Zähne sind
Bchwara, welches denen Augen gebübrete, du hast bleiche Backen,
die doch fein roth und nnmuthig sein solten.
Ebenda 343 aus Manlii loci commimes.
ABIRLINOER
HUMORISTISCHES, VOLKSTUEMLICHES
VON DER FRÄNKISOKN GRENZE
1 Schmid M. von G. sagte vor 50 Jaren «u seinem Nachbar,
dem etwas bequemen Pfari'er M., der im Qber die Straße hinüber
mit folgenden Worten das wilde Fluchen bereden wollte: „Nach-
bar, flach doch nicht so gar böse, bedenk er doch, daß ich sein
Seelsorger bin!" — „Wegen Irer Seelsorge bätt' mich der Teufel
schon lange holen können."
Pfarrer Steinmann zu T-, der 1819 starb, ließ jeden Winter
einmal zwei Musikanten in seine Wonung kommen, die den it Töcb-
tern anfapilen niusten, damit sie auch mit den Bauernburschen
recht sat toiizen sollten. Lezteren machte er dann wid erholt
folgi^nden Zuspruch; „So, so, lasset meine Menscher nur recht
laufen".
Von demselben werden fulgende Anekdoten erzält.
Der Pfarrmagd wurde im Eichwald, wo sie im Herbste
Eicheln auflas, der Eichelsaclc gestolen oder versteckt ; das ürgerte
den H. St., und am nüchaten Sonntage ßelen von der Kanzel die
Worte:
„Hart wie Feleen, hart wie Mauern
Sind die i^helmen, meine Bauern I
Tiefenbach, du Lumpenpack,
Stilst meiner Magd den Eichelsack; —
Durch Jesum Christum Amen."
Einmal ward demselben eine weiße Taube „geschnellt", und
das wird Sonntags darauf auf der Kanzel folgender maßen gerügt:
.Ist das auch erlaubt, einem GeistHchin eine Taube stelen und
Jazn eine schneeweiße?"
Bei einer Rinda-I -eichen rede fielen einmal die Worte:
62
Es darf eine Matter bei dem Tode eines Kindes wol weinen:
eine Kaze, wenn sie ein Jnnges verliert, springt auch den ganzen
Tag die Stige auf und ab und schreit miau! miau!
Ser Interessantes - wird von einem Pfarrer Spörer, der im
vorigen Jarhunderte in Reclienberg wirkte und im Geiste und in
der Art eines Abraham d, Sancta Clara predigte, erzält. Eine
Predigt las ich einst gedruckt in einem bei Schaible in Ulm vor
circa 30 Jaren herausgekommenen Werkchen. Im Volksmunde
wird noch vil von disem Pfarrer erzält, darunter auch das: In
einer Kirchweihpredigt, wo es sich von dem Eßen eines ge-
schlachteten Esels handelte, sprach er: ,,Ir Leutle, tunkt ins
Brühle, das Fleisch ist euch zu kostbar^. Rechenberger heißt
man Eselsfreßer.
2 In Goldbach lebte vor 40 Jaren Pfarrer Hassold, ein tüch-
tiger Philologe, der sich durch Schazgräber, die auf der benach-
barten „Schönebiirg" nach Schäzen suchten, verleiten ließ, bei
Beschwerung eines Schazes im Ornat und mit dem h. Kelch aufzu-
treten. Infolge davon ward er abgesezt und lebte in Crailsheim
dürftig vom Stundengeben. Vor etwa 25 Jaren starb er arm
und verlaßen.
In genannter „Schönebürg" versuchte einmal zu Hassolds Zeiten
ein Weib aus G. durch eine gefundene Oeffnung ins Innere (d. h.
Unterirdische) zu gelangen, blib aber im Schlupf stecken und
erstickte.
Nach Schäzen wurde auch anderwärts schon gegraben, zB
in der Ruine Anbaus en.
3 Die Dorfjugend ist dem äußern Auftreten und Gebaren nach
gesitteter geworden, als sie früher war. Früher kam es zB
manchmal vor, daß eine Dieme die andere mit dem Schuh oder
Pantoffel aus Eifersucht herzhaft durchklopfte. Schlägereien unter
der Dorfjugend männlichen Geschlechts waren früher an der Tages-
ordnung, jezt sind sie selten. Oft haben früher wegen Entzwei-
ungen der Jugend die Bewoner benachbarter Orte lange in Fehde
mit einander gelebt. Schreiber hörte von einem alten Bürger aus
ß. erzälen, daß er dabei war, als die Bewoner von B. gegen die
von H. mit Mist- und Heugabeln auszogen, weil die beiderseitige
Ortsjugend im Streite lag.
Ledige Bursche genierten vor 40 — 50 Jaren sich nicht, Mäd-
chen vor offener Gesellschaft unzart zu berüren, zB beim ^Achel-
schütteln '^ (wie man das Wegstreifen der beim Spinnen des Mäd-
chens auf der Schürze abgelagerten Flach sabfälle hieß). Die
wüsten Reden hört man auch nimmer wie früher.
Auch rohe Bubenstücke, die man ehedem oft als Spaß be-
handelte, kommen nimmer so häufig vor.
In N. stellten Jünglinge über Nacht einem Manne auf das
Dach seines am Berg stehenden Häuschens einen Wagen, indem sie
6!l
< eiazelDen Qestandteile hinauf schleppten, droben
eilten and ecliliefllich mit Mist beliiden.
Oft nanii?[i früher die Bursche des Orta die Rnder eines in
n Hof standen Wagens heraus and verwecheelten sie mit den
)rn eines andern Wageos.
Es durfte nur ein Bauer misliehig sein, so wurde ira allerlei
khabemack angetan.
Man ließ im zU das Haus Kitlero, d. h. es stellten sii;h
— 12 Bursche au die Außenwände einea Uausus m)d stießen auf
Kommando and im Takt mit dem flachen ItUckon an das (meist
TOD Fnchwerk erbaute) Woiigelass, so daß alle Fenster und Stuben-
gerate ins Zittero und Wanken kamen. Einem Mann wurde eio-
mal die Haustüre über Nacht durch ein Klafter Holz förmlich
BDgelegt, resp. verrammelt,
Etwas Kiimliches ist von der früheren erwachsenen Dorfjugend
SQ melden: sie duldete unter aich, d, h. in irer Gesellachaft keiiteu
Sonnt^aschüler. Wenn sich früher ein solcher nach der Betglocke
auf der Gasse blicken ließ, wurde er von den ülteren Burschen
heimgeschickt, raitnnter anf schimpfliche Weise, Man stellte mit
~ " ~ Der filtere Bursehe nam seine
gegen Q berstenden Rande der Kappe
Der alte fieng nun an zu hrummen,
_ sein via-ii-vis muste aber nachbrummen. Wärend dises Tuns aber
icbimpfte der Alte deu Jungen recht tüchtig an.
I „Kappenhl
Kappe in den Mund,
mäste der Jnnge anbeißen
4 Im vorigen Jarhundert wurden darcb die markgräfische Re-
ffieiiing öfters Wilderer auf lebendige Hirsche gebunden und die
Bireclie frei gelaßen. In Lealccrshausen zeigt man noch den Plaz,
■VO solch ein Hirscb mit seinem toten Reiter ankam und ver-
Der alte Hirte von Bronnholiheim erzält dem Schreiber dises
vilen Jaren: Einmal hahe »ein Vor-Vorfar zum Fenster hin-
\ ftoegeschen, da sei eine Feuerkugel rnit nachgezogenem Glutschwoif
in der Lult dahergeflogen, sei in des Nachbars Scheuer hinein und
wider hinauBgefareu, und die Folge sei gewesen, daß das Gebäude
angenhlioklich ni derbrannte.
Biß in die vierziger Jare hinein war es in Brannholzheim
Mode, daß zur Taufe eines Kindes sämmtüobe Frauen des Orts
geladen wurden. Vor der Taufe kam jede Geladene ins Taufhaus,
brachte der Wöchnerin eine Spende, zH Eier, Zucker, Reis etc.,
bekam dafür Weiu zu trinken, durfte einen Bißen Brot schneiden
□nd bekam zum Alischid einen großen Wecken in den Sack. Alle
Weiber beteiligten eich am Kirchgange.
IlMichmal wurden sie aber etwas weinselig nnd beworfen i-
r Kiiche nicht die nöUge Ruhe, weshalb der etwas ernste Pfar
ei
Verweser W. auf Abbestellung diees Gebrauches drang, was in
Huch gelang. — Der Glaube, diircli Opfer uud Gaben von Krank-
heiten sich loskaufen zn köuneti, heraclit noch jezt.
Proteetanteo opfern am GründomierBtag in der evangelisohen
Gemeinde Dombühl in Biiyeni, um sich eelbet oder Angehörige
von Krankheiten loabeten zu können.
In T. stiftete eine alte Weibspersoa im Jare 1861
zinnerne Taufschüßel, weil sie immer von Zanschmerzeu geplagt'
ward und Befreiung ersßote. Manche Person fastet am Karfreitag,
nm dadurch lästiges Kopf- oder Zanweh etc. zu verlieren.
5 Der Glaube an Hexen ist i
nannte „Weichselzopf*, d. h. zoj
manchmal über Nacht an der Mä
sicherster Beweis Tür die Exislen
Pferde auch oft iu dem Stalle eil
ritten". Ein Hexenbanner wurde
1 nicht erloschen. Der soge-
Lige Verwicklungen, die sieb
der Pferde bilden, gelten ala
er Hexen, In B. wurden die
Bauern „von einer Hexe ge-
um Hilfe augegangen, und der
J
der H
icktH
tton^l
3r
at
1 Spruch nicht nrnson^t; die Hexe wurde splitternackt
auf den Haudgaul gebannt aud muste erat nach langem Bitten I
wider losgesprochen werden.
In einem Hause gnbs vil Unglücks beim Vib. AU wider
ein dreijäriger Stier jählings draufgieug, befal der KU Rat gezo-
gene weitberümte „Wuuderdoktor" Schmid Sp. von B., der erat
vor 20 Jaren starb, den Kopf des Tieres unter Beobachtungen ge- ■
wißer Formali tütctj in deii ßanchfang zu hiingen, darauf wnrdo.'J
derselbe herabgenomnien und vom Schmid unter Beihilfe
ältesten Sones des Bauern unt«r einem „Kreuzweg" begraben,
sei „allerlei zu aeben und zu boren gewesen, aber geholfen hatfl".
Besagter Schmid muste vilfacb Ställe „vermachen", d. h. gegen
den Einfluß der Hexen sicherstellen. Von im sagten vile Leute:
„Der kann mer als Brot eßen." Aenliche Taten wurden noch vor _
wenigen Jareu von einem Sägmttller in 0. getan. J
.Daß es Hexen gibt, kann man an Weihnachten beobachten' J
behaupten jezt noch vile Leute. Sie stellen am heiligen Abende^
im Häufte und in der Scheune alle alten und neuen Besen auf-
wärts in irgend eine Ecke und finden am Ki'istmorgen an jedem
Besen einen Zweig oder merere von Hexen abgeknickt, was Abends
zuvor nicht der Fal war. Richtig ist aber, daß die Besen vor
dem Kristfest nicht gennuer, aber am Kristfestmorgen um so
pünktlicher beangenscheinigt werden; ebenso richtig ist auch, daß
es selten einen alten oder neuen Besen gibt, an dem nicht ein
Zweig umgeknickt wäre.
Dem im Jare 1860 in T. sich ledig aufhaltenden Lerer sagten
vor Weinachten verständige BauernaÖne, die Mitglieder des Ge-
saugvereines waren; wir glauben zwar nu keine Hexen, aber eigen-
tümlich ist es doch mit den über Weinachten aufgestellten Beaen}7
dicher werde man am „Kristmorgen" umgeknickte Reiser fiadeaH
6h
Eine Probe ward angeboten; der Lerer bekam aus zwei Nacbbar-
hftnBtsrn zwei neue Besen zum Aufstellen. Derselbe war aber so
Toraicbtig, alle vorher schon geknickten Zweige zu boHeitigea nnd
Hall deshalb tros vorschrit'tniäßig auegefürter Aufstellung auch am
bei! igen Morgen keine Uexeii arbeit vor.
Uem Nachbar K. wurde sofort Hein Besen mit einem ange>
hängten beachribenen Zettel, daraaf Folgendes stand, zageatellt :
Hier an disem neuen Besen
Sind die Hexen nicht gewesen ;
Ich lud sie zwar höflich ein
Alle Hexen, groß und klein.
Drum bleibt das nun fest mein Glaube,
(Wer ists, der in je mir raube?)
In den dummen Köpfen nur
Existiert die Hesnatur.
Auf Nachbar G. Zettel staud :
Seht das Schicksal hat gesprochen ,
Nicht ein Zweig ist abgebrochen;
Hier hat in der heiligen Nacht
Seine Hexe was gemacht.
Böse Leute mags wol geben.
Wehe tan heißt ir Bestreben,
Aber hier in Tiefenhach
Lauft uns keine Hexe nach.
Jedenfalls bei mir aufhalten
Mag sieb nichts von Heigestalten :
Wo kein Weib ßet aus und ein,
Kann auch keine Hexe sein.
In der Weihnachtszeit sind die Hexen besonders gefärbch,
deshalb dürfen beute in manchen Häusern die Naget an Randen
nnd FQßen, und ebenso die Hare nicht beachnitten, die Schuhe
oicht eingefettet werden usw.
Um den Huxeo das Geschäft zu verderben, macht man heute
noch drei Kreuze auf den Brotlaib, der frisch angeschnitten wird,
nnd in deu lezten Lnib, der aas dem Brotteig geformt wird,
dräckt die Hausfrau immer die drei „Schwörfinger" tief, so daß
drei „Stnpfen" entsten. Dar „Stupßaib" muß immer nach dem
andern gegeßeo werden.
Früher gähn in jedem Hause wenigstens ein Meßer mit drei
Kreuzen. Solches wurde auf eine Beule gedrückt, um diso zu
vertreiben, auch sonst diente es zu allerlei Zwecken.
Warf man ein solches Meßer unter Heraugung gewißer Worte
in eine Windsbraut, die natürlich das Werk einer Hexe war, so
konnte man die leztere sehen.
Der alte Schmid von B. machte aus Nägeln, die er ip*
BtülBger, AlsmUDla SIY 1 b
66
Kirchhofe aus ausgegrahenen Sargbestandteilen holte, am Grün-
donnerstag vor Sonnenaufgang Fingerringe, je mit ttt varsehen,
und dise halfen gegen Gicht.
Legte eine Henne ein ^Unglücksei^, d. h. ein auffallend
kleines, verkümmertes Ei, so muste es über das Haus geworfen
werden, man durfte es aber nicht mit ,, bloßer Hand anrüren".
In aus dem Haus gegebene Milch wird etwas Salz geworfen, in
den großen Geldbeutel legt der Hausvater drei Bröckele Brot, um
die Hexen abzuhalten.
Wenn Mensch oder Tier einen Arm oder Fuß verstaucht
oder „verhoben'' hat, so wird von dem, ders kann, eine Wurzel
oder Erbse, die wachsen muß in einen Topf gesteckt, und „das
hilft allemal''. Bedingung ist bei solcher Kur, daß das verlezte
Tier 4 Tage nicht aus dem StaUe und der betreffende Mensch nicht
aus dem Haus darf.
Verwundet sich ein Mensch starke so trägt man das Instru-
ment, mit dem man sich verwundete, zum „rechten Mann", d. h.
EU dem, der das Blut stillen und den Schmerz legen kann. Diser
steckt das betreffende Instrument unter Hersagung von bestimmten
Worten in das „Schmer" oder bindet er es auf besondere Art
und alles wird gut.
Schreiber dises verwundete sich einmal mit einer Sichel; der
Schmid der geholt wurde, nam ein Steinchen vom Boden weg,
drückte es „kreuzweise" auf die Wunde und sagte dazu:
„Fleisch, Blut, Mark und Bein,
Schwir' wie der Stein" !
dann brachte er das Steinchen wider auf den Boden genau in
seine vorige Lage. Ob es geholfen bat, weiß ich nicht; meine
Wunde aber heilte.
Wer einen „Leichdorn", eine besondere Warzelform, an der
Hand hatte, berürte in mit dem Knoten eines Strohalmes w&rend
eine Leiche ins Grab geläutet und gesungen wurde und sagte
dabei:
„Was ich grubb* nem ab,
Wie der Tot' im Grab i)."
1) Von Cantor Äbelein in Creglingen für die Crailsheimer Ober-
amUheachreibung mitgeteilt. Alem. X 268 ff. Im st. Abel — Äbdein,
BÄCHLINGEN G BOSSERT
BESEONIINGEN ADS DEM XVII
JAKHUNDERT ^)
FÜR BAUES, STECHEN, SCHIESZEN. FÜR FEUER,
FÜR BÖSE GEISTER
Daß ist der könig von Se
vm leib «fnd leben, so hat man
ihn aal den plat^ geführt, daß
ihm daß hauht iibacbUgea will,
last in der köoig fingen:
das er ist gefaagen gelegen
n wollen richten. Wie mau
. der nachricbter nach tratt,
kan er in iiit verwanden, so
i niemand verwundet hätte? eo
sprach der könig : wann man ihm daß leben schenkte, eo v
sagen. So sey es ilim versprochen worden. So hat er den prieff
herbey gezogen, so hat man ihm das leben geschenckt. Wer
daß hücbleiu bey ihm hat, aaß der rechten Seiten, oder trägt,
der wird von keinem feind, oder wehr verwund, oder gestochen
werden. Wann einer für geriebt geachickt wird, so wird kein
falsch vrtheil über ihn geapruchen werden, oder wird in kein beß
mensch mit keiner zaiiberrey oder büßen gepenst, weder an seinem
leib, seel, blut oder viehe keinen schaden zubringen können. Wird
auch in keinem waeser ertrinken, oder in keiner i'eucrsnot verbrennen
oder umkommen. Oder wer das büchlein in einem hauß hat, so
wird er in seinem eygen hauß vnd feuer nicht schaden oder ver-
brennen können, oder kein feuer außkommen. Oder von vnserm
fronleichnabm nicht ersterben, es wird keiner fran mißlingen in
der gebart, iiit verbleiben, so ein schwanger weiba person vnder
ihrem baubt hat, oder an ihr rechte seiteu, an ihrem sag, so wird
sie leicht kinder gebären ohne schaden, oder vnter der rechten
brüst: so ist es gut. Im namen gottea des vatters, vnd gottes
des Sohnes, vnd gottes des heiligen geistes amen.
Jesus von Na/areth ein köuig der Juden; Christas crenta ist
mir, Johannes, ein wahres creutz, Christus creutz ist mir Johanaea
B. ein Schild vnd ein schirm wider alle meine feind, sie seyen
sichtbar oder vusichtbar, daß sie mir nicht schädlich sein an leib
und aeel oder guth.
Vatter vergib ihnen, sie wissen nit, was sie au mir ver-
bringen.
Chriatns creutx behüt mich Johannes s. iHr allen waffen vnd
68
Tnd wehren, das mich keins stecht oder schneid oder schieß an
meinen leib. Christus creutz behüt mich Johannes s. für allem
falschem yrtheil vnd für allen falschen zungen. Behüt mich Jesus
Christus mit seinen heiligen fünfif wunden. Christus creutz behüt
mich Johannes s. für allem gepenst vnd zauberrey, daß mir keines
schädlich sey an seel vnd leib oder viehe. Christus creutz behüt
mich Johannes s. für feuer vnd wasscrnoth, für schand und laster,
vnd für todsünd. Christus creutz behüt mich Johannes s. für
rauberrey vnd für feindschafft . Firwahr du wirst heut bey mir
sein, in meines vatters reiche. Behüt mich Johannes s. die all-
mächtig gottes krafift. Behüt mich der wahre gott, es sey früh
oder spat, tag oder nacht, behüte mich sein heilige göttliche macht.
Im namen Gottes des vatters, vnd Gottes des sohnes, vnd Gottes
deß heiligen geistes amen. Jesus von Nazareth, ein könig der
Juden, o heiliger Gott, o starker Gott, o barmherziger Gott! Jo-
hannes, nim dein mutter wahr! du solt ihn gar eben pflegen:
zwischen mir und allen meinen feinden; all die heut und allwegen
wider mich sein! Im nahmen Gottes des vatters vnd Gottes des
Sohnes vnd Gottes des heiligen geistes amen. Jesus war nackt
gebohrcn, Jesus war nackt gebunden, Jesus war nackt wider ge-
fanden: also sollen mir Johannes s. heut und allezeit meine feinde
gebunden, alle die heut und allwegen wider mich sein. Ich gib
mich Johannes s. in schütz und schirm vnter deß fronleichnahm
Jesu Christi, vnd vnter seine heilige fünfif wunden, die behüten
mich für allen meinen sünden, vnd für allen falschen zungen.
Ich gib mich Johannes s. vnd sein heiliges bitter leiden vnd
sterben, das mich sollen alle meine feind, auch wehr vnd waffen
meiden.
Ich gib mich Johannes s. in schütz vnd schirm, vnter sein
heiliges rosinfarbes blut, das sey mir für allen meinen feinden
wehr und wafifen gut ; mich dürst so hart ohne unterlaß ! Schrey
er mit lauter stimme. Daß menschlich thät er begehren, seiner
nägol wardt er empfunden. Ich gib mich Johannes s. in schütz
und schirm vnter seine heilige dornen cron, daß ich mög allen
meinen sünden widerstand thun.
Ich gib mich Johannes s. in schütz und schirm vnter seine
heilige drey negel, die vnserm herrn Jesum Christum durch seine
bände vnd fuße geschlagen. Ich gib mich Johannes s. in schütz
vnd schirm vnter sein aller außerwählten heiligen engein Gottes.
Jesus trat in den sali, da schwigen sein feind, also sollen mir
heut vnd allewegen meine feind auch schweigen, es sollen mich
auch alle wafifen meiden, sie sollen mich weder stechen noch
schneiden, schlagen oder hauen. Jesus ging über einen grünen
acker vnd segnet alle wafifen vnd wehren, seiner feind herr. Also
solle mir Johannes s. diser sogen gut sein, alß der kelch vnd der
wein, vnd daß heilig himmel brot, das vnsor lieber herr Jesus
I
69
CfaristaB, aeinen lieben jüogeiu am lieiligen grünen donueratng
both, es behftte vaßi bewahre mich Johannes s. Gottes nllniächtkeit,
ea LehQtu mich Johannes s. Gottes weißheil, es erleuchte mich
Johaoaes s. defi heiligen geistes giitigkeit, ea sey mit mir Johaones
e. die gerech tigk ei t. Mathusalem : nun es aey mit mir die eltin
MtitbuGalem, es sey^mit mir Jotiunnca ». der woiriochende giegeron,
es sey mit mir Johannes s. der gehorsam Aberliara, es aey mit mir
JohanneB e. die gesundheit Mose, es sey mit mir Johanneü e. die wetS-
heit Salomon, es sey mit mir Johannes s, die Bchönheit Abaolon. Es
sey mit mir Johannis s. die gedultigkeit Joseph, es sey mit mir
Johannis s. die frommheit Tobiä, es sey mit mir Jobanoes a. die
tugend Anna, es sey mit mir Johannes s. die reinigkeit Maria,
es aey mit mir Johannes s. die heiligbeit Johannes, es Hey mit
mir Johannes u. die sanffmüthigkeit, vnd demiithigkeit Jesu Cbt'teti,
es gang der eegen über mich Johannis s. den Gott der herr thSt,
da er beschul)' himmel vnd erden, samt allen creatnren, es gang
der segen über mich, Johannes a. deu Gott thSt über die zwey
ersten Menschen im paradteß, da er sie zusammen gab, vnd ihnen
den ebetand befall, es gang der aegen über mieh Jobannes s. den
der Patriarch Isac thät über seinen söhn Jacob, da er in das land
Ganan zihen wolle, es gang der segpn über mich Johannes s, den
der alt Tobiä thiit über seinen sobn. den jnngen Tobiä, da er in
aaß schickte in fremde land, es gang der segen über mich Jg-
bannea a. den VDser lieber berr Jesus Christus empfing, da er ge-
bohren wardt In der heiligen ehristnacht, ea gang der segen über
mich Johannes s. den vnare liebe frau thät ilber ihr liebes kind
Jesu, da sie in im tempel auff opfTerte, ea gang der sagen über
mich Johannes s. den vnaer lieber berr Jesus Christas empfing,
da er gelaufft ward am Jordan von sanct Jobaones, es gang der
segen über mich Johannes s. den vnser Heber berr Jesus Christua
tbat, da er das heilig hochwürdig sacrament einsetzte am heiligen
grfinen donnerslag, es siang der segen über mich Johannes s. den
vnaer lieber herr Jesus Christus empfing, da er verschied am hei-
ligen carfreytag, es gang der segen über mich Johannes a. vnser
lieber herr Jesus Christus da er auferstund am heiligen oster-
tag, es gang der segen über mich JohaiineR a. den vnser lieber
herr Jesas Christus tbiit über seine jünger, da er zu ihn durch
ein Teracbloaene thür eintrat, vnd ihnen den frieden gab, ee gang
der Segen über mich Johannes s. den vnser lieber herr Jeaua
Ohristna empfing, nnd auch thät über der gantzen weit, da er
gen himmel fuhr am heiligen himmelfahrtstag, es gang der segen
Jfiber mich Johannes s, der geschah Ober die zwölff apostel, da sie
iden heiligen geist empfingen am heiligen pflngstag, ea gang der
Igen über mich Johannes e. den die zwölff apostel empfingen,
ich die Kween vnd siebentzig junger, da eis aufzogen in die
gantze weit zn predigen das evangelinm aller ereaturen, es gang
der segen Alierlmm. der segen Jacob über mich Johannes s.
70
Im namen Qottes des Tfttters, aad Gott«a des aobaee, vnd
Gottea des heiligen geiatea amen. Jesus von Nazareth ein könig
der joden, es aey mit mir Johannes a. die vier heiligen eogel,
samt der gantze cor der enge), der hf>ilige aanct Michael, sanct
Raphsel, sanct Yriel, die heilige drey känig Caspar, der Melchior,
der Balthaßar. Dos sechste war ein kräfFtig wordt, das mancher
Sünder auch erhört, auß seinem göttlichen munde: es ist voll-
bracht daß leiden groß, wul hie zu dieser stunde. Es eej mit
Lngelieten, sanut Matheus, sonct Marcus,
!8, es sey mit mir Johannes a. die drey
stunden die durch Christum vnaer herrn
1. Die erste stund, darin Christus ge-
I' stund, (In Jesus starb, die dritte stund,
mir Johat
aanct Lticaa, sanct Job an c
allerheiligaleu viid aeligsten
eeind in dieae weit komnii
bohren ward, die
darin Jeana wider aiifferatund am heiligen ostertag.
Ein gewißer und bcwehrler segen, so etw frtju in kinds-
handen ligi, so sie das büchleiit eu ihr neml vnter die recht
brüst Sanct Sul^anna gebar, aaact Marifi gebar vnsern heiTU
Jesura Cbriatum vnter ihrem reinen keuschen hertzen, ohn allea
natSrlicheu scbmertzen. Also solle mir arme creaturen gebohren
werden ein kind durch Jesum ChrtBtum Gottes vnd Maria kind.
Im nahmen Gottes des vatters, vnd Gottes des sohnes, vnd
Gott«B des heiligen geistes amen. Jeaua von Nazareih ein kdnig
der Juden, Daß sind die beilige sieben wort, die vnser Heber
herr Jeaua Christus am heiligen fronen ^) creutz aprach, da er in
aeiner bittern maiter war. Das erate wort, das vnaer lieher herr
Jeaua Chriatua sprach: o Vatter vergib ihnen, dann aie wißen nicht,
waß sie thun.
Daa ander wort, daß vnaer Heber herr Jesua Chriatua
sprach am creutz, dem tichecber der gerechten aeiten : warlieh
ich sage dir, heut wirst du bei mir sein iu meinem parodeißi
Das dritte wort, daß vnßer lieber herr Jesus Christus j
sprach am heiligen frone ncreutK au seiner lieben werthen mutterii
weib nim wahr, sihe das ist dein söhn, darnach
ist dein multer.
Das vierte wort, daß vnser lieber herr Jesus Chriatua spraol
am creutz: eli, eli lama nbaathani, daa ist mein Gott, mein 6o|
namm haat du mich verlaßen.
Daß füuffte wordt, das vnser lieber herr Jeans Christus
heiligen froneucreutz : mich däratet.
Da« aechste wort, daß vnser lieher herr Jesus Christus sprni
am creutz: consnmatum est, es ist vollbracht.
Daß siebente wort, daß vnser lieher herr Jesus Christi
sprach in seiner heiligen ahscheidung: ach vatter, in deine hi
befehl ich meinen geist, also beFehle ich Johannes
•) h$. fromm.
I
I
vnd seel nnd gat in die händ tuiI gewalt vnBers herm vnd hej-
lands Jesu Cliriati, sein heiliges bitter leideu vud eteibeu sey mein
außgimg, sein heiliges fronen creatz sej mein ein gang, sein
Ijeiligea roBinfarbea blut eey mein voipfaDg, sein heilige dornen
cron vnd sein heilige di'Cy negel aey mir Joliannea s. eine be-
scbütKung, nnd beBcbirmung für allen meinen feinden, für ihr
Waffen vnd wehren, hösen gepeost und zauberey. Es aey über
WAHger, oder über weg, oder ebene eteg, oder auß dem Und, ich
lig oder sitz, ich Bchlnff oder wach, ich geh oder steh, so be-
hieteii mich JeBus ChriHtuB mit seiner göttlichen macht und hand.
Im nahmen Gottes des Yattera vnd Gottes des sohnea vnd Gottea
des heiligen geistes amen.
Jesus von Nazareth ein könig der Juden, Evangelium am
sanct Johannis am ersten cspitel vers l.
Im Anfang war das wort, vnd das wort war bey Gott, vnd
Gott war das wort, daaaelbige war im anfang bey Gott, alle ding
sein durch daeaelbige gemacht, vnd dasselbige ist nicht gemacht,
was gemacht ist; in mir war daß leben vnd daß leben war daß
lischt der menschen, vnd dnß achcint in die finsteruns, vnd die
ßnsternuB habens nit begriffen. Es war ein mensch von Gott ge-
sandt, der hieß Johannes, derselbige kam zum zeugnuß, daß er
von dem Hecht zeigete, aulT daß sie iLlle durch ihn glaubten; er
war nicht daß liecht, sondern das er zeigete von dem Hecht, das
war ein warha&tiges liecht, welches alte menschen erleuohtet, daß
in die vrelt kommen ; es war in dieser weit, und die weit ist durch
dasselhige gemacht, vnd die weit erkandt es nicht, er kam in
sein eygenthum, vnd die Beinen namen in nicht auff, wie viel in
aber aufnalimen, denen gab er macht Gottea liinder zu werden,
die an seinen namen glauben, welche nicht vou dem gebiQte, noch
von dem willen des fleiBches, noch von dem willen eines raannes,
sondern von Gott gebohren seind, vnd das wort ward fleisch vnd
wohnete voter vns, und wir sahen Beine berrlichkeit, eine herr-
licbkeit, als des eingebobrcnen sohnes vom vatter, voller gnad
vnd warheit.
Wer starker sey, den der man, der vnschuldig den tod am
heiligen fronen creutz nahm, der greifle mich, Johannes s. heut
vnd jeder zeit an. Wer stärker sey dann Gottes krafft und macht,
der grciff mich Johannes s. ilißen tag an, daß sey mir Johannes
8, weißlich zugescb rieben.
Im nahmen Gottes des vatters, vnd Gottea des sohns, vnd
Gottes des heiligen geistea amen.
Jesus von Nazareth ein könig der joden. Der könig von
Sero ist gefangen gelegen, wie man in hat richten wollen, so war
er selbst ein gut, mit dor Ciottea liilff. Dann ihn niemand ver-
wunden können, da tbät man ihn fragen, wie daß sey, da sprach
der könig: meine hochgeehrte herrn von Mannen, es kam, daß man
tnicb nicht verwunden könnte und da er den brieif herför g*
72
ji er nachfolgeadäu caracter oder bnohetalieii im tiamon Gottca
r'TKtters, des sobiiB und heiligen geietes amen.
XOXOXZXHXVXJXBDXFXKXMXll
XWXÖXffXnXWWX LXPXSXnXjvXx
XaYRXHDHUoosDXCXSXrXHXZYF
X 9 X eleiBolin pex, vbut pas, recenl pax Christi, in nomine
— '-'i, et filli, et Spiritus eauctas. Jesui NaüarenuB res jndionun.
patris.
Folgt ein Kreis
der Peripherie: im i
sobnes, vnd Gottes de
« dem ein Krevs mit Leiter; Inschrift an
ihmeH Gtittea Heß vatters, Tnd Gottes dea
I heil. geiat«B ameu.
2lcr Kreis mit Andreas Kreuz; Itischnft: Wer Gottes
marter in ehreo liült uod ofTt gedenckt der sieben wort — difi
will Gott eben pflegen, wo! hie auff erdea in dieser zeit und dort
im ewigen lebeo Hmen.
Folgen 4 Schwerter : daß aehwerdt Gottes, daß achwerdt
Johannes, daß schwerdt Cathanns, 6a& echwerdt Paulus umen.
Der grafT Philippus in Flandern bäte einen diener, der d&ß
leben verechnldt hatte, da' wolt in der graff richten lassen, Sein
Bchwerdt wolt in nicht schneiden, da verwundert sich der graff
gar sehr, er sprach ; wie soll ich daß verstehen, zeig die Sachen
an, so will ich dir daß leben Bcbencken vnd frieten ; also zeigt er
ihm diesen brieff; solches gpfällt dem berrn grsffen, vnd seinen
r&hten aelir wol, also liese er disen brieEF abzuach reiben,^ vnd
allen seinen dienern und knechten. Item wilt du an das gei'icht
geben, so nimm diaen brielf zn dir, was du bittest von d«nem
herm oder beampten, das wird dir nicht versagt werden. Hart
du einen feind, der mit dir streiten will, ho nimm disen brieS' zD
dir an deine rechte seyten, so kann er dich nicht versebren noch
überwindet!. Item welche fran in kindsnötben ligt, und nicht
gebären knn, so hencke diesen brieff ihren au den hals, so gebäret
sie ohn alle schmertzen. Item welchen die naßen blutet, so gib
ihm disen brieff in die rechte hand, so hilfft es gar bald, also
bebt es an: Jesus der wahre mensch vnd Gottes soliii ist darbey,
behüte mich Johannes s, vor aliiTley waffen, gesohoß vnd geschütz,
langspieß, schwerdt, degen, meßcr vnd belbarten, was hand stos
und stich, wns zeit dir christ gebührt, sind geschnitten, es sey
von allerley mettal, es sey eysen, stahl, ertz oder bley, meßer,
reißer oder boltz. Jesus Christus der wahre mensch vnd Gottu
söhn ist. Behüte mich Johannes s. vor allerley waffen vnd ge-
ecfaüts, bley, behalt dein prob, also wie Maria die jungfrauachaSl
behalten hat, vorhin vnd nach der gebtirt Jesus Christus. Jesu«
mache alle wehr vnd waffen, als die drey blutstropffen, die da am
oetberg geschwiteet hast. Jesus Christus behüte mich Johannee 8,
vor ehbrecherey vnd hurerey, vor todschlag vnd brennen, vnd Tor
I
I
I
■
TS
I
feaersDoth, vor Btehleo, vor alleu tttücklein, tierr Jesus Christus,
verlnß micli nicht, Tnd laß midi nicht verdoromt noch verloren
werden, Jesus Christus sey bey mir biß ans eude, vnJ laß mich
Dicht sterben ohne das heilige sacritment; das halte mir Gott
vatter, Gott aohn, Gott heiliger geist, vml die heilige drayfaltig-
lieit sey bey mir außer dem land, md in dem holtz, im feld,
slfitten, vod dorffer oder wälder, herr Jesus Chrlatus behüte mich
Johannes s. vor allen feinden, sie sind si<?htbar oder Tosichtbar,
heimlich oder ofTentlich. Bewahre mich durch die ewige gottheil,
durch das bitter leiden vnd sterben, Jesus Christus und sein hei-
liges roßinfarbes blut, das er am stamm des heiligen creutzes ver-
gossen hat. Jesus ist zu nazareth empfangen, zu betlilehem ist
er geboren, zu Jeniaolem ist er gecreitziget, gemartert vnd ge-
storben, daß sein wahrhaftige wort also geschrieben, die ihn disem
brieff seind, das ich vor keinem menschen oder mörder gelangen
oder gebunden werden. Es müßen von mir weichen Johannes b.
alle gesehnt^, wehr vnd woffen, nnd nimmermehr an mir hafften,
auch alle ihre krafTleii verlieren, bisen behalt dein geschütz.
crentz Christi und seine heilige iiinff wunden ohne gebunden,
ohne gericht, alle geschQls müßen verschwinden. Also der man
den berm Jesnm seine rechte hand an das band gescboß. BehitUe
deine gescboß, bey der allmächtitre band, wie der sobu dem vatter
gehorsam ward, biß in den t-od, im namen Gottes deß val.lers,
vnd Gottes des sohns, vnd Gottes des beiligen geistes geschoß.
Bej der allmächtige hand, also müßen alle geschülz von mir Jo-
hunnes s. verschwinden. Im nahmen Gottes des vatters, vnd Gottes
den sohns, vnd Gottes des heiligen geistes. Jesus fuhr über das
rothe meer. er fuhr über das heilige land, müßen zerreißen alle
strick vnd band, zerbrechen alle röhr vnd gewebr vnd waffen,
müßen alle verbünden, die fehlsticb sein. Herr Jesus Christus
behüte mich Johannes h. daß an mich keiner fällt, kein regen,
noch fener über mich, daß mich kein wafien schneidt, es sey stahl
oder eyaen, es sey mettal oder hley, das ich so wofal gesegnet
eey, als der kelcb, vnd das wahre himmelbrod, das der berr seinen
KwäliT Jüngern gab. Im nahmen Gottes des vatters. vnd gottea
des srihns vnd Gottes des heiligen geist«R. Den segen den Gott
thät über den ersten menschen, da er in erachaSen. der gieng
über mich, einer vom creutz, den segen den Gott thät über den
Noa, da er iu arch gieng, der gehe über mich Johannes s, den
aegen den Gott thist, über Maria vnd Joseph, daß sie ihn über-
zeuge, der gehe über mich Johannes s. daß röhr er erstlich in
meiner rechten hand, ich gehe durch des feindes land vnd pfand.
Das mich kein mörter berauht, kein zauber beschaut, kein hund
beist, kein woltT zorreiat, dns midi kein büß mensch angreifft.
Behüte mich Johannes s. Gott vatter. Gott sobn, Gott heiliger
geist. Bobiite mioh Johannes s. mein blut vnd mein Seieoh EQ
eygen. Jesus von Nazareth ein könig der Juden.
HKBELSTUniEN ')
1 Von emem kundigen Leser der Alemanaia get mir od XIII
ff foIgenfteB zu „ Vieli-Busli: An dor Bemerkung vonHeiiisius, daß
Wyß ancli Kusewort für Kinder aei, Inßt sich niclit zweiieln, wenigsteiis
nbdrt tnan ea b<'i hhb in Zürich recht oft, ein Zeichen, dnß für die von
[Inen gewiß fichtig eruierte nrapnlngliche Bedeutung tein VL-ratHnduiR
Viner du ist. So kann auch das Wort »la Spotname verwendet werden,
fErst nnlSngst starb ein allerer Herr in Zürich, der, niemand wuate
ffigentlich warum, allgemein unter dem Namen VB (in Zürich
meist Bizli-BuKli: erster Teil volkiietyniologiBch anlenend au Bidi,
B Bizele = ein Bißchen, ein wenig) hekaunt war. Uehrigene hieß
1^ ar im Volksniiindu als Lehemann auch Vizli-Vnzli mit unverkenn-
Uer, obBcöiier Anapilung am Scbluße".
^ Rubel irock: Ire Erklärung isit ganz entBchideu richtig, „ruheli
Vod rabltg" bezeichnet alles krause, zottige, rauhe. Daher nennt
Enan bei uns uoeh jezt ein Kind niit Luukenhar „en Rublkhiipf,
■■pricht von „RiMihar". Wenn der Schnee in schweren Flocken filllt,
SleichEiam abgeschnittenen tlBrlocken, so engt die Mutter zum
Tinde: ,lueg, wie'a i-höW, „lueg an die rublc', „lueg wie'a
Aeli git".
„Daß „Rähelisuppe^^ nicht von „rihe" ireu Namen haben
^ÖDne, ist lautlich durchaus richtig. Hingegeu wird dise Suppe
lergeetellt, indem man trocknen Teig zerreibt, weshalb sie gerade
I nns ^Räidisuppe'^ heißt. Ueber die Kürze des i gegenüber
1 könnte niHU hinwegkommen, wenn man an „Rihtee" („Beib-
«iaen") denkt, womit bei uns eine Xanlippe beaeichnet wird".
„Da „rubel" und „rTbel" spÄter nicht bloß das zottige, son-
dern auch das rauhe bezeichnete, so nennt man bei uds ein wildes,
_aohreiendeB Kind, besonders ein Mädchen Ribel".
Dazu bemerke ich, daß lezteres Wort einem alten rup-riup-
Ntup-ätamrae angehört, denn Ri'epel spricht man rechtsrheinisch
'^ ~ noch biß zur fränkischen Grenze; nnaer rülieli aber einem
^rooie mw, riuw, rauw. „llibiüe" heißt noi-delem. Reibeiae, ge-
lört also zum Stamm rib, reib, raib.
Sollte folgendes adj. rubickl bieher gehören? mit der rri-
Ptchlen Wurzel oder Stengel der Natei-wurz; — eine große dicke
»--"-'d Wurzel; — die Wurzel des Schweinbrot ist riAichter Art.
Apparatiui plitntarum florifcrarum h«c. Niirnh. 1682 vaii W. H.
■ S.P.K 3 Tl. SchmtJifT JJ- 130: roppet, ratidig, rauh, MptriiAt.
') Vai. Äkm. XIII 57tf. areff.
«5«"
76
-'■• rv? IT 2. 5bO ib) bringt die bekannte Stelle des
'«:n<iAF ier H. hat seitdem schon manches Tfinblein mit
'^'•:l-^ itxc ^*hon manches Schöpplein mit ihm heransge-
•-^- >'i»'jc* /tf^r Ha^! mit der Erklärung Has gelber, blanker
^ 't >a^*i«ut9chl:ind ist dise Redensart allbekannt and
«.m »^ '• ^^Ä^i^i Tichon m Agricolas Zeit: er ist Fachs and Hase
»x.:<; ,^ . . ^.jn^n Sprichwörtern. Bebel: „Ist es Fuchs oder
^^^ ;»'«i* nit, Herr, die Hur ist unten im Stadel." Mit
.^. " ^\'*Hc-> tit^ ^j;| mgQ die Schnelligkeit ausdrücken, dann auch
.^. *^-*^'^H:v>itvr\len und das Drängen selbst. In einer Antwort
^v *V.« S^vc^fctu*, Hofpredigers in Königsberg, an Schwenkfeld
v*^! u^tv^ t'iuo Stelle, die sich auf die Einsezungsworte des hl.
^ s^xrtH^vv.^ Ivisit^bt also: „Denn dieweil sie so hart ein anderes
^^, ,«<'%v^tt»u luul lassen das Eine liegen, darin sie sich unrecht
K^*»' *.''.-i<l Klagten, muß man ja einen Argwohn haben, es liege
,:* tvJU»^cht»K vorborgen, es sey ja Fuchs oder Has. Man müßt
^.,* l vK^ hortWr und da ein Pflaster überlegen, da das Geschwär
bVi'H^b horaus oder geleugnet, so weiß man, was im Schild
^.,uN»i ¥ruM/* Cosack, Paul Speratus Leben und Lieder 1861
X >^|^^ Kh müßon die zalreicben Bedeutungen der Redensart
,.fcii uv»s»h unterMUcht werden.
Jl Altern, Xni 28: Kilzlkhe Lehren. Vergl Simplic. (ed.
Ns'*^^*^ Halle 188) 446: der Herr thue nach seinem Belieben,
^'U*;« hfttt«* irh Vfnueinet, wann ihn Gott und das Glück grtlssete,
^». u»/<tJ t^f hetfden billich dancken usw.
l liahuntj f, im Hausfreund „Schlafkameraden" (Ausgal^e
\^\\. 4, t*H): und suchte ebenfalls mit den Füßen eine Habung.
\s.ui VM\ AunKubi, |h:J2. 1, 90 (DWB auch); ferner (1843, 4,
\\\\)'. ahnr diM- iirnin Mann durfte mit den Händen den Ast nicKt
\MiURtiii, wuil «T Monst keine i/rt &««//, hätte auf dem schwachen
i^UitMM' I'» H|Hi«klftfi fDaniel) Architectura von Festungen, Pres-
\b*M m*hI I**'*I»*'K *71'J Hl. lOa stet: dann dieweil die Beständig-
IlMll «imI Mlarbii dnn ganzen Baues allein an der Mauren Stärke
Mhtl iltthuhU f<*fl'*K<'nt sintemal selbige die Last nicht allein tragen,
MHMtltuM »iM'li von Aiiß«*n dem Gegendrang des Schiessens wider-
«««.Imhi muß MMW. iJl. lOh: wanns also bleyrecht aufgeschüttet wäre,
kfiMMlii iiü nUiU t>t»\\i^i vor dem Fall nicht bewahren, noch bestehen.
iIhmii ttlUi, «lo b«'i" llnlmng hat, eher zu fallen ist und umbfallet, so
*«» von Kiwas Hfihw^rtirM noch der Seiten gedrungen wird. — Die
'•»•niMMiiiiishft Kronik IT- :U8 hat Haah: das Bruederge wüst kain
HMi|»;,te /,/!,!/> uf dum ross, dann in schenkin, damit hub er sich
#, ^ f^t (hrHS-Srhwahe, eher Ost-Franke f(tu,< Köthlen OA EU-
ft^l 9iHwf nvff^fhf. nach.
71
I
pio best er mocht. Aber wie mehr er die hob in schenkla und
t ffießen sucht, le mehr er deu jungen vollen mit den Sporen ao-
■lAch. In dem Rieckeaciten Hebamiueultnch Stattg. I H eaec. oft
»afgelegt S 213: daß man iliese zween Finger schwerlich so ein-
klammcru, daß man viele Haab und Stärke damit hat. Johannen
Stöfflera von Jastingen Kalender, Anfg. 16 aaec. hat Wiiler/utlt
dafür; er redet von den Nägeln an Händen und Füßen, die gleioh-
I einen W. gelien im Zugreiffen. Im 15 saee. fand ich „enhall"
dafür.
5 Sommeraleni V 66:
Jez stoht er uf, er luegt ins Thal,
und 'a M/ihnli grUeßt ei> überall.
V 8: Der Wächter in der Mitternacht:
kei HuBthür gabret, und kei Othem achnnft
und nit emol e Möhrdi riieft im Bach.
Aus Legenden des MA hat Fedor Bech oben Älen
das Wort nnchgewiBen: monmn und die vröach, sam det
guggen und dei- monneii \a dem mos
gonchca
das achwarswäldiache Qvggamönli neben mönli. Weist. IV lOli
finde ich eine Oertliohkeit Mimnenbriich, Sumpfwiae? Oder aoUta
es EU Muni, Stier ateu? Kaum. In ürimmelabauaena Simplicisaimus
(ed. Kögel ISäO) S 313: und (ich) fing eine Art Krotten, die
man Reling oder Mähmlein nennt, so im Frühling und Sommer in
den nnaaubem Pfützen siiten und aiugen. S14: und kriegte hier-
aufT mit der Elufft (Zange) das Möhmlein aus dem Glas mit
Wasser usw. Hier hat man an Molche zu denken. Sonst be-
dentet das Wort im Schwarzwald Unke, Maifröachchen, Ich habe
Älem. 3, 181 schon daa Lächerliche der Wackernagelachen Er-
klärung darge!an, der es zu Muni Zuchtatier atellen mochte.
Götzinger wird sein Auleneu an obige iJeutung Ws auch nicht
mer anirecht halten wollen. Schmeller I* 1599 erklärt Miiemli
Wisel =^ unserem Möuli, was unmüglich ist. Ob gar ,,Mond",
ide liegt? Die Baseler Bibel von 1523 hat münifft
'.ig für mondaicbtige Leute.
6 Schmcleofen V 4:
Und bis aa d' Nacht vom Himmel fallt
se wird die ersti Maße ehalt.
V 101: Wir wüsae wie mo 'a Ise macht
und wies im Sand zu Massle bacht.
Es iat das Roheisen in langer prianiatiacher Form. In Grim-
lahauxeus Simplidssimus begegnen wir dem Worte „Massaten":
die znaaineugeschmültxnen Massaten probiren laßen 541. Ein
78
altes MüDzbucb 17. Jhd. verfaßt vom fränkischen Ereismünz-
wardein erklärt also: Eine Massa, das ist ein Stück oder Klumpe
aus den Metallen gefertiget, welches vorhero aus der unterirdischen
Erden mit großer Mühe, Leibes- und Lebensgefahr, auch harter
Arbeit von denen sog. Bergknappen theils etliche hundert Klaffter
tiefif, mit sammt der Erden« Gestein, Quarz und Uureinigkeit
herausgegraben und gewonnen, nachgehend aber vermög kunst-
reicher Wissenschaft durch das Feuer im Stich-, Schmelz- und
Treibofen geschmelzet und geläutert, dann von Schlacken und
Steinen gereinigt wird/' Heinrich Sander in seinen Reisen II 56
berichtet von Aalen: Man giesst hier Masseln, Platten. II 529
(Wien): ich sah in einer Dratzugfabrik Masseln giessen. Die
Herkunft des Wortes von massa lat. stet fest. Altdeutsch messe,
mässe bei Lexer mhd. Wb. 21, 21. Im Nibelungenliede VII Av.
wird der Prunhilde ein ger gebracht:
von des g^res swaere hoeret wunder sagen
wol vierdehalb in müsse was derzuo geslagen.
Vgl. Wackernage] WB. 197a messe, machs, massa. Stalder II 200.
Schmid schwäbisches Wß 376. Irre ich nicht, so heißt in der
Hüttonsprache unser Maßle Gans, • Eisengans. Alle dise Aus-
fürungen seien dem Verf. des Bergw. Wbs. Heinrich Veit ans
Herz gelegt zu S 581 ff. Das große DWB begnügt sich mit dem
Citate Stalders. Das „Massaten*' oben dürfte wol „Massalen" zu
lesen sein.
7 2jU Hebels eigener Wortforschung Ein Gespenst ist ein
sichtbar gewordener Geist, und zwar nach dem Sprachgebrauch
böser Art. Das Wort scheint von spinnen herzukommen und
ebenso das nämliche mit Gespinnst (Luft- oder Hirngespinnst) za
sein. Wenigstens verdient es diese Ableitung, obgleich Adelung
das altd. Wort spanen = überreden für das Stammwort hält und
Gespenst bei den Alten oft suggestio diabolica bedeutet.
Beiträge zttr Religionsphüosaphie VII 245 Karlsruhe (1834).
Geist and Gespenst werden im gemeinen Leben oft ver-
wechselt, müssen aber unterschieden werden. Nicht jeder Geist
selbst auf dem Gebiete des Aberglaubens ist ein Gespenst. Der
Geist ist unsichtbar, das Gespenst ist sichtbar.
Oft wird die Bemerkung Geist im Sprachgebrauch wenigstens
mit der Länge der Zeit aufgegeben, oder wenn man sie beibehält,
so denkt man sich dabei, so viel man von der Sache weiß.
Ebenda 236.
Der Gacalia Sonchifol. wissen wir auch keinen deutschen
Namen. Man muß ihr halt selber einen machen: Gakeli, Soncbe-
gakeli oder per metathesin Liacaca.
Basier Briefe an Hitzig 8 119.
79
8 AUerki. Hebel Aber Qebefsstil, deutjtch: Gebete für ein
I gemischtem Publicum Bollen nicht durchgehentls in allen Ausdrücheo
I und Wendungen populiir bleiben. Wie der Gebildete um des ün-
I gebildeten willen aioh roaticbea tkuf einer gemeinen Art muß vor-
I sagen Iftßen. als er ertragen und erwarten könnte, so muß sich
umgekehrt dieser auch hie und dn, etwas gefallen Ussea. Nar
dürfen die unpopulären AuBdrücke und Wendungen die Klarheit
I des Siniis im Ganzen nicht stören nnd kein plötzliches oder all-
I mShligiis Sinken der Emp&ndungen btd dem Ungebildeten veran-
I laßen.
Liturg. Beüräge VU S 10.
Nichts fällt den Juden schwerer, als den deutschen Dativ und
I Aocueativ richtig eu unterscheiden. Er geht in der Schul und
I Riebt in die Schule, wie es ihm eioiallt.
VIII 130.
Aber wie oft erfahren und empfinden wir es, daß die mensch-
[' liehen Ausdrücke, mit welchen wir unter Menschen unsere Vorzüge
r und Verhältnisse richtig liezeichnen, leerer Schall und dem, der
t iba festhält, Trug und Täuschung werden, sobald unser Geist an
I äen Unsichtbaren, Ewigen denkt.
Predigten V US.
Es ist nicht die Aehnlichkeit des Schalles i
I Christus und Christ.
V 238.
den Worten
STUDIEN ZU GRIMMELSHAUSENS
SIMPLICISSmUS
11 >)
Die Bogenante Bauren-Analomie (unter anderem Namen: der
l' Bauern Lasterprob DWB 11 QuellenTeDieichniB, welch leatere ich
I blüht zu beschaffen vermochte), deren vnllstäudiger Titel oben
I S S9 angegeben ist, bat so rile sprachliche und sittengeschicht-
rliche Ankl.inge an den Bimplieissimus Grimmelshauaens, daß ich
eine genauere Vergleichung anstellte. Uie beuuKte Ausgabe des
Simpl. ed. Eögel (ISäO, Halle) bezeichne ich mit A, die Bauren-
Anatomie mit Lt. Der pseudonyme Verfaßer von B ist ein Hesse
I) Atem. X 79 ff.
80
warscheinlich ein Pfarrer. Ä bringt S 18. 225. 238. 280. 306,
314. 397. 435 Sprachprofaen HcIiwäbJBch - alenrnnuiHcLi
lisuhur und Sil besontiers hesaiscber Heimat eigen. S 300 er-
innert an Jen Deutacii ' Franzas. VorhersoLund ist das heiaiscbe
Idiom, wie Rchon aa^i'^deiitet. Nemeo wir gleich waa B in diser
Beziehnng bringt.
„Uuib dieser Urlaub Willen, weil die Schützen so unfl^dßig
und indessen die Bauern einander fein aeibst besteblen, erhebet
sich unter der Linden Honutags nach gehaltener Predig ein recht
erbärmlich Klagen über die große Unordnung, die im Flecken vor-
gehet. Mich düncket, ich höre sie noch von neulich her:
Gevader Deis.' Atter Bub ist ein rechter Diä> und Schelm,
seine Ösen luiben mir meine Wiesen aiif' dem krummen Morgen
dort hey Martel Bentts Graben kahl abgeeteet: Ich wUs einmal
beeahlt haben! Eich hol meieh an auch, wißt ihrs Gevader Deisol
Der hat kaum auffgebört, ja indem er noch redet, fäbet täa ftn-
derer an: Herr Schultheiß pote schwapperment schändJ hättet i
bessere Ordnung, ziehet auren Knecht besser, als ihr fhut! liegt er 9
doch stetig in dem Wimjarten Über den Traten usw.
Das ist der Bauern gemeines Wort, wenn sie von etwu |
sollen Zeugnuß geben:
Egf Eich weiß ftaut! Eich hob natit gehurt, naut gesehn i
S 108.
Kommt es dabin, daß ein Bauer atirbet, so bestellet der
neuhsten Freunde einer strack auff den andern Tag die Leicb-
predig mit diesem Anbringen :
Ey Herr Pfarr, gedenckel doch in der Predig wie alt uns
Kn&.n oder Vatter gewesl, wann er jung worden, wie viel Kinn J
he gezeugt, wie lang he gelegen. S 152.
Gevatter ,Aendenien' für Bauer, kennt A ebensowenig als EUb, J
B 150. Dagegen stimmen dte peasimisti sehen Benennungen Ffi^l
und Rülpen für die Bauern iiberein:
Vogel A Htändigor Ansdruck für Bauer : von welchen i
theila auch VOgel zu nennen pflegt 118. Leichtfertige Vögel 48.i
204. 4.38. B: leichtfertiger Vogel (will den Pfarrer nicht sehea«
sondern einen andern) 34. Von einem arretierten Bauer: der Vogel
62. Wie halßstarrige Vögel die Bauern sind 100. 101.
bandebi doch die pfliehtvergessne Vögel ho betrüglich 117.
alte nnterweisen ihre junge Vögel 119.
RMp A: grober Bengel, wilde Sau und noch wol ander
wann sie haderte (nannte die Meuder den Vater) 23. Trolle dion!
zu andern Säuen in den Stall, mit denen du Rälp besser zuatim-
men kannst 77. Ztw, rülpen 75. B: die Bauer Limmel, Pengel,
Tölpfl, Esel, Flegel, Schlingel, Eälpen, Knöppe 37. Die Bauren,
die ihre junge Rülpen doch gar selten zur Schule schicken 44. _
Kaum ist der Text von der Cautze) abgelesen and die Erkl
einen Anfang genommen, legen aioh die Riäpen auf die dummM
Sl
I
I
Köpfe und Bchaarclieii 83. Und also in dar That, daß sie Külpen
aber alle R^pen sein 92. Dem UMpen und Kornbammer thuts treff-
lich wohl, daß ihm der ehrliche Bürgersmann ao herrlich grünlzeU
113. 114. Ein Synotiymum davon ist Rüls, das A uaterwegen
läßt. B; wann der Pfarrer, Herr Limp, den groben Bauren-
liiätfn detimiitig um ein Fahrt anredet usw. 82. Und gleichwohl
wiesen die groben Eiilsen weder was der Glaube, noch wz der
einige Gott nsw 88. Waoo ich bedenke, wie ihr euch znr Zeit
dee Krieges mit den groben IiÜlj:en geschleppt 113.
liiU>en sind von Alters her der Bauern Speise, ire Pöan-
sang der Bauern Geschäft. Daher die Hinweieuug in A zB gelbe
Smim 37, weisse Rüben 100. 116. Wie die Bauern an theila
Orten ihre Rilhenlöcher haben 28. Die angefrorne ßübachälen
auf der Gassen 63.
Vergleiche dazu für Bauer Riäjenschälcr. B ; frage du selbst
einen alten Riä>enscheelcr : was ist deine oder der Gemeinde Ge-
rechtigkeit? 84.
JDötpel heißt eigentlich schon Bauer. Ä gebraucht es öfters
kB 23. 72. B: kleine und große .Baoeni-Dölpel' 19; ihre Herr-
schaften über den ,Dölpel' werfen, sieb kein Gewissen machen 117.
Ich füge hier an zur Erklärung von A 3 13. 17 und öfter,
betreffend die Bauern, was B bietet :
Die besten Bauern seind, die kein Brod mehr eßen 6.
Wer mit einem Bauern etwas handeln und uiibetrugen von
ihni kommen will, der muß einen Bauren zu eich nehmen, den
Dritten zu überlisten 7.
Ein herrenloser Baur
Ein rechter loser Laor 17.
Wer eine Bauren-Gemeinde will kennen lernen, sehe nur an
den Schultheißen, welcher der Schaum und quinta essentia der
Bauren 20.
Jener Bauer sprach, wann er kurtzweilete : Ich bin von der
KttAbeltät.
Also bleibet es dnrbey, daß sie Knöbel und grobe Pengel sein.
Rusficus in Knoblis pengelorum dant Tibi Rulsis.
Practica est multiplex: RuatJcoram infiuita.
Uan muß die Ilauren halten, daß sie Bauren bleiben, der
Bauren Schinder artig Sprüchwort 18.
Mich gemuhnet der Bauren als der Stockfische: dieselbe seind
am besten, wann sie weich geschlagen uoi) fein wohl geklopfet H3.
In einem Stück gleichen die Bauren den Italiänern, welche
die Räch vor das süsseste Ding unter der Sonne halten 92.
Der Baaren Barmherzigkeit ist bei ihnen lauter Wild-
prltt 103.
Bauern sind Leuthe: vielmehr aber die Schultheissen ; eine
Gemeinde ohne Schnitheissen ist ein Banr ohne Flegel und Uist-
BirUn««!. AlemiDDla XIT I 6
82
gabel, ein Schuljung ohne Steckeu und Ruthe, ein Soldat ohne
Gapitain nnd Obersten 24.
Der einen Mohren waschet, machet ihn nicht weiß. Einem
Tanben predigt nicht verständig, Einem Faulen von der Arbeit
saget nicht lustig — so richtet nichts aus der den Bauern
predigt 32.
Es ist nicht ohne, daß die Bauren zu der Zeit am aller-
dehmütigsten sind, wann sie die Hand Gottes rühret 41.
Zu S 13 Schlußstrofe des Liedes: Aber die Herren und Sol-
daten seind der Bauren beste Medicamenta, bewährteste Purga-
tionen, kräfftigte Pillulen, sonst könnte sich kein Mensch vor ihnen
behalten — Bauren: Lauren S 6.
Die Bauren haben eine stärkere Phantasey, als alle andern
Leute : was ihnen nur einmal hineinkommt, muß zu ewigen Zeiten
drinnen bleiben 122.
Ein Baur ist auf seinem Mist so stolz als ein Edelmann auf
seinem Schloß 124. Vgl. A 227.
Summa, Summarum: Ein rechter Baurenstolz ists, wer stol-
ziret und nit weiß, warumb er stoltziret 125.
Ein jeder vor sich, Gott vor uns alle! ist der Bauren
Spruch wort 130.
Grobe Leute wollen was Grobes 134.
Man lasse den Herren ihr Wildprät, den Bauren ihre Eirben,
den Hunden ihre Hochzeit, so bleibt man ungerauft und unge-
bißen 144.
Ey wie soll man doch lustig sein können, ist doch kein
Spilmann da, sprechen die Bauren 147.
Jener geistliche Theologus erinnerte, man solte sich vor den
Schälken hüten. Mich dünket, man hat sich vor den Kirchen*
ältesten, den hl. Schälken, zu hüten 46.
Es verlasse sich nur keiner auf die Bauren: wen sie unge-
wöhnlich caressiren — entweder haben sie ihn betrogen oder wollen
ihn noch betrügen 46.
untreu seyn im Geringen, ist keine geringe, sondern große
Untreu 49.
Die Bauren sparen es oft an unserm Herre Gott nnd mösseus
hernach dem Teuffei in Rachen werfen 49.
Wer denen Bauren viel von Almosen saget, denen sagen sie
von dem Teuffei 52.
Was die Alten sungen, zwitschern die Jungen. Von Haben
kommen keine Tauben, von Wölfen keine Lämmer: Eben-
falls was von Bauern kommt, das hat die Natur und Art der
Bauren 80.
Die Wölfe, so nicht gejaget und erschossen werden, mehren
sich und thun großem Schaden (böse Sitten der Jugend) 82.
Vorsorge fürs gemeine Wirtshaus: Woher solches komme,
weiß ich nit. Vielleicht befürchten die Bauren, wann das Wirts-
I
I
83
hanß gar zn schlimm, ea möchte ihnen, indem sie den guteo Wein
trioken, ins Maul regne a 72.
dea gewiaBeoloeen Betrugs! Solche ttetriiglichkeüen der
Baureo hat Hana Sachs in seiner altteotacheo Reimart gleichfalla
£11 beachreibeD gewußt, wann er saget:
Der Baur gantz unwahrhafftig iut
Voller Betrug und Argeliat.
Viel Renck und Lügen er erdenckt,
Den Mantel nach dem Wind er hencUt:
Auch viel verheist und wenig hält,
VoQ einem Ding aufTa ander I^Ut.
Tbnt ofFt einem Herrn frenndlich zusprecheD:
Wolt ihm doch lieber das Hei'z abstechen. 7 ff.
Ich lese mit Bestürzung, welcher gestalt im vorigen seculo
die Baureii Herrn sein wollen und sich zusammen verschworen :
loh lese gleichfalla, daß sie biß in den Tod zusammengehalten 14.
Ea gehst des Banren insgemein wie jenem LieÄänder, der
sagt«:
Ich bin ein Lieflünder Bauer,
Mein Leben wird mir sauer,
Ich steige auf den Birken-Banm
Und haue davon Sattel und Zaunu.
Die Sehn bind ich mit Baste
und falle meinem Herren den Kasten
Dem Pfanherrn geh ich seine Pflicht,
Und weiß von Gott und seinem Worte nicht ä6ff.
Umbsonat kratzet sich keiu Scbultheiß oft hinder den Ohren:
dann höret er übel, er bat Ohrenechmerzen. Daher sagen wir im
Sprüchwort: Er bat Sclmlthei/ien Ohren 25.
Gott belff einem Pfarrer des Schultheiß ein Schute, und
Hasen schüsaen kann I 26.
Der Schultheiß und die beyde Bürgermeistere — drei güldene
Henten in einem ailbernen Leibe 28.
Nicht jeder der sabtilia traktirt, traktirt auch utilia 33.
Die Waidbubeu reisaeu die grösten Zotten und Possen. Hie
hat der leidige Satan die verwünschte Gelegenheit in Zaubereff
und Bexerey aowol Buben als Mägdlein anzuführen 81.
Es giebet leider, Gott erbarm ob unter denen Baoren Eltern
die lehren ihre arme unschuldige Kinder eaubern 97.
Ihrer viel stecken vuU Aberglaubens und Zauberei/, deren
sie sich beydes für sich selbst und für ihr Viehe bebeiffen und
anstatt der .Xrtzney gebrauchen 8.
Mehr als einmal hab ich aua der Banren and ihrer Weiber
Munde aelbst gehört, die Hejcen gingen so fleißig in die Kirche,
auff daß sie nun nicht vor solche Leute angesehen werden möchten,
,)tfit«n sie sich vor vielem Kirchen- und Naohtmalgehen 110.
84
Icli weißy daß etliche wegen verlohrner and gestohlner Sachen
sich Raths bey Meister Glasen za Fischborn erholt haben 145.
Unter dessen gilt es denen Bauren doch gleichviel, wen sie
in ihrer Schwachheit holen und brauchen. Kann ihnen durch ein
altes Zauberweib Hülfe geschehen oder können sie vermittels des
Abergläubischen Segens wieder auff die Beine kommen, so nehmen
sie es willig and gerne an — alles rühre vom Teufel und bösen
Leuten her 151.
Weitere gemeinsame Merkmale sind die echt hessischen Namen
Knän = Vater, Meuder = Mutter. Jenes hat Hildebrand im DWB
erklärt und einzig richtig erklärt. B: nicht nur der Hochzeit-
Gäste Kinder, sondern alle die im Dorfe seyn, kommen in die Hoch-
zeit-Stube, da geben ihnen ihre Knän und Meuder sat Gutßi.
Die Bauern lassen den Pfarrer dar bey seyn und kreynen 138.
£y Herr Pfarr, gedencket doch in der Predig, wie alt uns Knän
oder Vatter gewest 152,
Für die Bäuerin, die B ebenso geißelt, wie den Bauer, wird
ElSf Else häufig gebraucht, was A, scheint es, doch zu grob vorkam.
B: die Bauren bitten ihn zu Gevatter, wann ihre Elsen niederkommen
61. Die Bauern und ihre Elsen geben alles mit fröhlichem Herzen
69. Wollen Gevatter Kunz und ^7^ ihren Schwäher besuchen 91.
Die Affektion gibt der junge Bauren Knecht Jungfer Elsen zu ver-
stehen 133. Ich habe die Elfi in mein Herz gefaßet, sie kommt
mir nicht wider drauß 133. Wann er nun 3 mal nm Jungfer
Elsen angehalten 133. Holen sie auch die Jungfer Eis die
Braut 136.
Dagegen hat die Gret dafür in A Aufname gefunden: ehrliche
Baurn-G^re/^ein heuraten 395. B: ist es Sach, daß die Stadtleute
auff die Dörfer gehen, umb etwas zu kauffen, da müssen sie geben,
was Henn und Gret ihnen selbst anfordern 150. Wenn Hanso
und Gret das Ja einander geben 134. — In einer Festbeschrei-
bung im Leben Job. Georgs V von Sachsen (ed. Müller 1838}
heißt es:
Um einen Pelz sie laufen thäten
In die Wette die lieben Greten,
A 44. 15 gebraucht Vetter etwa wie wir heute ,Kunde* sagen.
B: Und was düncket dich von solchen Vettern^ die vor sich das
beste Korn behalten usw. 8. Die Vettern (hier Schüzen) sehen
bißweilen denen Verbrechern gar zu sehr auf die Finger 63. Es
ist zwar nicht ohne, er hat es meistens mit groben Vettern zu
thun 75. £s ist nicht sogar lang, da fragte mich ein ziemlich alter
Vetter usw. 87. Ein anderer grober Vetter sagte 123.
Synon. mir hat ein alter Laur^ wollte sagen Baur 115.
Kürhe A 24: weil ich noch niemals bey dergleichen KüT'
ben gewesen 36. Ferner 273. 307: wann es Kirb 142. Kirb B:
I
i
dur Sonntag iat der rechte Tanz- oder Kirbiag ; auf eine Kirh und
anm Tanz gehen 91. WaDii er auf allen Kirhen allem mit ihr
tanzet 133. Baae)fikirben 141. Kirbthaum 142. 143: Ktrch-
Keyhen, Kirchmessen, Kirme^. Wie eine Kärbe in Ä beHchaffen,
Bchildert B folgeudermasBen :
Ton der Sauren Kirhen und Kirhe-Tilntien Ich mofl auch
der Baurea-Kirben und ihrer Tänze j^edencken. An etlichen Orten
t&bel sich das aünttlicbe Wesen auff dem lieben Sonntag an. Za
loben sind diejenige christliche Obrigkeiten, welche sie auff den Sonn-
tag abgeschafft, — Da (Sonntag) ist es mit dem heiligen Gottes-
dienst, mit der Anhörung göttlichen Wortes gethanl Etliche Geiat-
licbe sind so ungeietlich, daß sie wol selbsten die Predigten ein-
stellen, oder wann eie schon eine bnlten, so ist sie doch dei'ivaBsen
kurz and abgeschnitten, daß sie dififals niemand zu beschweren.
Ein jeder Itauer hat seine Anzahl Gaste und da muß i^s gefreßen,
gesoffen und alles vertbrin sein. So lauffen auch die leichtfertige
Dirnen und Gesellen mit hinzu; sie kommen Über Feld her. Mich
wnnderts, daß inoncheT Herr seinen Enecht, manche Frau ihrer
Magd, manche Mutter ihrer Tochter soviel Willen lasset. wie
niancher Gesell, wie mauche Dirn haben ihre Ehr und Jungfrau-
Bcbaft auff der Kirb gelassen I Inzwischen muß ein jeder Tantz-
knecht nnd Tantzroagt bei dem Kirbe Baum, wie die Israeliten bei
dem güldenen Kalbe sich einstellen. Da hebet sieb dann das Geigen,
dann fähet sich das Springen und Tantzeo an. Wer von weitem
stehet, Bolte uieynen, diese Leute waren alle toll and vom Teuffei
besessen. Ferner, wann es Eirb, haben nicht allein die Leute ihre
Häuser voller Gäste, sondern es ist auch damit das Wirtshaoß
aller Orten besetzt und angefüllt. Da sitzen Junge und Alte,
Mann und Weih nnter einander, Hilf Ewiger Gott, welch ein
Juehzens, welch ein Schreyena. Der Wirth seihsten, damit er die
Gäste herbeilocke, dinget einen Geiger, Leyermann und Saakpfeiffer;
da gehet es dann drunter und drüber! 0, \i'ie viel edlen Weins
wird verschüttet! Wie viel guter Speisen werden unnütz verthanl
Das Flachen und Schwören ist hie so gewöhnlich als das Fressen
und Sauffen. Was gottlose, wns schimpfliche Reden werden da
geführt ! Was Zotten, was Possen werden da in Gegenwart der
Kinder gerissen! Insonderheit, wann der Kopf von Wein und Bier
erhitzet, wil er von götlichen Dingen reden, da gehet es au ein
Dieputirens von der Religion. Endlich koramts von den Worten
EU den Htreichen. Mancher überladet den Magen, daß er mit
GuoBt zu^melden kotzenjund speyen muß.
Eine schöne Andacht ist es auch, wenn man bey vollem
Magen und Kragen das: Allein Gott in der Höh sei Ehr! singet.
Da echrejeu die volle Sau aus aller Macht uad was sie erschreyen
können: Ein Wohlgefallen Gott an uns hat! ihr tumme, wüste
und wilde Leute! Wie versündigt ihr eucfal
Die Kirchweyfaen, KircliineBaen oder Kirmeßen mögen wol
eioen guten Zweck vor diesem gebabt haben. Und biti ich der
Meynung, unaere liebe Vorfahren haben dem Ailmächtigea Gott,
daß er ihnen einen Ort des Lobes und Betena bescheret, von
Rertzen gedancket und darauf in der Furcht des Herren mit
Freuden, nber doch auch mit chrietlicher Beecheidenheit Speiß uud
Tr&uck zu sich genommen. Sehet, wie sobald kan eine gute Sscbe
durch den einigen Millbranch zum schädlichsten Gift und Verdei^
ben kommen und gerat h en ! Achl Wie mancher ehrlicher Mann
iet auff solchen Baureu-Kirben erbärmlicher weise umb sein Leben
kommen! Wie manches Blut-Bad ist auf dergleichen heylloaen
Kirbetagen entstanden! 141 — 144.
A 14; er und mein Meudcr, samt unserm Ürsele — hatten
die Sintcrthfir getroffen und wolten dieser Gäste nicht erwBrt«n.
Ü36: schlug damit tapfer zu, hiß er sich endlich von mir eutiiß
und die Thürc (raff. B; du must 8 Tag im Thurm sitzen, der
Vogel möchte sonst das Thor treffen, Verseogeld gehen und sich
unsichtbar machen 62.
BJauer Wunder Ä 39: da sulte man seinen blauen Wunder
gesehen haben. Ferner ISflff. 483 muß stat blauten, blauen ge-
lesen werden. B: dieselbe Redensart S 111. 119. Ochsenphilu-
sophie 15,
Meerwunder A: 54. 428. B: Meerwunder 146.
Pluiile A: darauff zuckte er seine Piaute und sagte HoUnI
40. B; Schultheißen seyecri Schultheißen, sie gehen mit einem
Stock in die Statt, oder haben eine Fischer-Plaute an der Seiten
24. PI. ist ein kurzer breiter Degen,
Begrasen A; damit er sich bcgrasett und wieder mondiren
Bolte 182. Als sich die Medici — zuvor (am '|' Herzbruder) genug-
sam an ihm hegraset 313. B: ich meyne die gi'obgeizige Baoreo
können sich auch begrasen, wann sie. wie sie wollen mit ibrer
Pflegkiuder Armut umgehen dürfen 105.
Hui A: 49. 81. 109. 143. 192. 335. B: daß die Banren^
in einem Iliiy ihre gemeineii Hüuser bauen, wann sie aber GottM-^
hftuser bauen sollen usw 49. '
Mildipfennig &: 227. 348. 404. B; MUchheüer — Jona'
Bäuerin bezahlte ihren Wein Ton den Milchhellern 148. '
Herhergirer k: Hie und da unsere Herherger zu bestehleaj
491. B: H. und Gaathalter 55. Wirthe und Herbergirer 121. '
Sudler, A : ihr kleine Hudler, habt ihr dann keine Häuler'
mehr 28. B: wann gemeine Schulden zu bezahlen, werdenj
bald anfangs die losen IJudler die unmügUclie üumiigliclikeitpj
bernoeber das viele Gold geben, wodurch sie erschöpft werden,
TOrachtitzen 316. J
Scktampamp A 100: wie man nun also schlampüMte oavJ
B: ein täglicher Schlampamp und die Ehre vereüssen alle SohnlH
I
I
8T
IieiBische Unfillle und Mißyeretände 25, Die BurgermeiBter baben
seitlich neb^oBt dem Herrn Schultlieisen einen Schlampamp 29.
Kalender mitclien A 434. B : daß die QescljworDen oder Land-
eclieider gi'usseii ProGt haLen ; gelte es ciuii an den Tag kommen,
so würden nch die Bauren Kalender drüber wachen 31.
Lindt A 313. 314. B: nater der Linde noch altera löb-
lichem Gebrauch ankündigen (v. Schultheiß) 23. Unter der Lin-
den des Sonntags nach gehaltener Predigt klagen über ubw. {v.
d. Schätzen) 63.
Bölmische Dörfer A 19. B: wenn der Pfarrer wa der
Seele Unetorhlichkeit redet, redet er ea den Bauern von Böhmi-
schen Dörfern 82.
Pole 72 naw. ß: Pota Schieapperment schiind.' 63. Pole
Veiten! bald hätt ich was vergesaoD. PoUl die Spielleute setzen
einen Teller auf 140.
Zollen A 86 (siuzotteln). 190.331. .^wiro^eft) B: nach diesem
kommet die Kochiii mit einem Löffel angetoUell und der steuern
eie gleichfatlB 1 40.
Zotimagd B ob dahergehörig? so dann holen sie auuh die
Braut mit ihren Zottmägden und den andern Weibern ab 137.
Die Knechte (Hochzeit) geben Geit, die Zotten-Mügd Haußsteuren
und da geschieht die DanckEagnug bey dieeen wie bei jenen 140.
Abschrötlm, residuae mensae 96 t jener aber rüstete auß den
Machrötlm wieder ein Frühstück. Vergl. Z. f. D. Phil. 17, 223,
Schmeller 1^ 613. Anmutige Speisen 59; hier ist der stehende
Anadruck „ein niedlich, ein Itöflich Essen" in den alten Küchen-
meistereiea za vargl eichen.
Fchl/iaWe 76, unten, ist zu lesen Fehlhalde, wie denn die
Hedensart beute noch üblich ; Halbe ^ Seite könnte aber durch Halde
v«rtret«n werden. Tittman I 75 schlagt das richtige — holde vor.
Fettmötichlein 287, entweder volksetymologisch oder satirisch von
A gebraucht; es kommt sonst nicht vor und das DWB III 1574
bringt nur aus A Simpl. 2 Belege. Misverständnis, Unkenntnis
darf wol kanm angenommen werden, da A niderrheinische und
westräliscbe Ausdrücke zu gut kennt. Ein Fettmännchen ist eine
dem framtös, Soas änliche Kupfermünze gewesen, die am Nider-
rbein, Westfalen, besonders aber in dem alten Herzogtum Jülich-
Cleve-Berg gang und gäbe war. Es enthielt 4 Füss (Füchse),
d. h. 4 kleine Kupferbellcr. Es gab ,Kaatemännegen' (Bonn, Köln),
Petei'männchen (Trier), Perdmännegen (Lüneburg, Braun schweig);
alle machten ^/j Carrentchen aus d. h. 2V2 ^S^- °^^ ^^ Pfennige.
F&Bcbs Kriegslexikon. 1735 (Dresden and Leipzig) hat ein kleines
Uünsregister als Appendix, da stet sogar Feltmängel. — Funck
oder Goü: ach warum hat mich nit gleich ein Funck oder Goll
Kufgefrußen? 512. Es ist zu lesen Finck oder Fiinck oder Goll,
bei Tittmann mit Fragezeichen und Gdll PfUzel QoÜ ist der
Dompfafie, Gimpel.
SB
Gemssm tceiles, daß ein großer Henwsgen hindurch hatte
fahren mögen 348, vgl. Älem. 4, 253: worinn ein schleBiicher
Fährmann könnt umkehren.
Hochheimerwein 82, Bih Älem. XI 149. XIII 180. Hole
mich Dieser und Jener 246, d, h. der Teufel. Älem. XIII 279
wo mer BeiEpile bub Hebel und nndern aten. Die laclieiide
Schule 1725: daß dich dieser und dieser holel S 18. Holländer
117: ging hiemit durch wie ein Holländer. „Er geht durch wie
ein Holländer" ist ein Sprichwort. Die Holländer beziehen es auf
einen kriegerischen Vorgang, wo sie mit Sägen an den Bugsprieten
eine mit Ketten umgebene Citadeüe zu Damiette in Egyptf
rannten; andere spotten, es sei aus der Schlacht bei Dettingen,
wo die hoIläDdiechen Truppen zuerst Linksuro gemacht hnhen.
Sander Reisen I 533. Tittmann I 116 weiß kaum Bescheid.
JcK(^ 48, sollte das ein Spott sein? Die liaureu-Anatoioi
kennt den Meister JnC(^ als Scliarfi'icliter. Das ist gut vor di
Bauren, daß kein Meister Jacob sie foltert, sonst würden eia ot
geseumt hekennen 15.
Inxfrumettt : darneben erdachte ich ein Instrument uaw, 199.
Daa folgende Buch erschin kurz naoh dem Simpl. Ich eese den
Titel ganz hieher.
D. JöÄ. Joadtim Bechers, Söm. Maj. Cammeratla Särriedie Weiß-
heit oder wfite Narrheit oder Ein Bundert so Folitischr ale Phj/sihaU-
sche, MctAanische und MerkaHtitische Coneeplen und Fropositionen deren
eiliehe gut geihan, etliche xu ntehts worden. Äniteo oon neuem heraus
ffegrbcn mit einem Vorberichle an den Leser. Darinnen ErstUtA vomi
des U. D. Bechers Person »ach ihren Tugenden und Lastern
daraus entstandenen Gläck und Ungtücki hernach von seilten Sehriftat
sowohl insgemein, als auch von gegenuiärligem Tractat inmndcrhät ge-
bandelt Kird von J. F. B. (P. P. et S. J. A. P. A.j. Anno 1734 Jet. a«.
308 ff. M. Vorberichl.
Bierin .atet folgende Invention, die mit Simpl. Kusammenfallt;
Salomon Morlands EngUsc}ies Slentrophonicon auf eine Teut'
sehe Meile mit einavder laut reden.
"Will ich dieses anziehen, daß, wie ich in Eugelland ver-
nommen von einem der von Tanger homnien, daß diese Invention
in uenlicber Belägemug der Möhren, da sie das Äuesenwerk von
der Vestung abgeschnitten, gute Dienste gethan, dieweil dadurch
beyde Commendanten mit einander reden können und die Mohren
kein Engelisch verstnudeu.
lob habe zu Nürnberg bey dem berühmten Optico Frani
Grundler dergleichen gesehen, da der eine ein Instrument sam
Beden, der andere ein Instrument «um Hören gehabt und ht
beyde solcher geatalt auf eine ziemliche Distanz mit einander red(
können, daß darzwischen niemand etwas gehöret S 27.
Kaiser, der alte 324. 542; lebete auf deti alten Kaiser hiorä
Vgl. Cunrad Dieterich 11 105 : die junge Gesellen seien nur dt^'.
daß sie auff den alten Kaiser lehren.
I
i
I
Christus und Tauf 324: als ob Chr. und T. an mir Tcr-
loran väre; maß ,Cbrysaiii' Iieißcn. Eine allgemeine Redensart.
Laustem wie eine Sau 93, Vgl. Ihr horcht euch selber zu,
wann ibr redet, als ifte eifi Saw, icartn sie inintet 545 in dem
Bache Moscheroschs HM:
Anleitung | Zu einem Addieheit Leben. \ In welchnn \ ahgebUdet
wird I waß \ Adeltcher Jugend { zu lesen, lu lernen, nu t*«» I anst&nAig
vnd näthig ist. | Erstli<A\ wm •Samuel Bernhardt \ In f^^antögiacherSpra^,
mit ting^-ährten nutiUcMn Lehren \ lustigen Historien wtd ticrtiiAen
Sprayen | bcschri^en \ Hernach \ Ine Wähehe vnd Deutsehe ribersettt I
vkd atyetBO | Wiederumb mm Truck verschafft | durch i IToiyÖ-itf«;'«!
MoKli^oieh. Straßburg Bey Johann Philipp MflJtcn. Im Jahr 1645.
ff> 7 BB. umpag. T33 SS und Register.
Ber eeUenes Opus, nirgends erwänt. Chr. Gerard in s. Ancicntie
AUate d table vennandte es erst als in A. StÖhir aufiiitrksom maehle.
Ich Beste den Titel schon hier gaa/ her, weil die Alemannia
Hiderholt darauf zurückkommt.
Lattte 99: dan ich bedönkte mit meinen närrischen Ein-
f^len jedermann über 17 Lauten eu sci/n- Äiem. XIII 41 (29):
NiohtB ist, sagt man über eine Music von 7 Lauten. Tittmann
kennt das Sprichwoil nicht.
Mannsfalle: deraelben (Dame) Manns/allen wartete ich treff-
lich aaf den ilienat 390, auch ins DWB aul'genommen! In dem
Bnche ,die Geschichte der Marquiein von Pompadour 1759. 17C0"
«ird bei Gelegenheit eiiiea Falle» der P. and der Hilfe durch eine
Sohildwache gesagt, daß leztere ir die „Eöiiigsfalle" sugedeckt
habe, Mau-tknpf 67. 73- 438 Spizbube; ein einiger böser Regent
oder Vorsteher gebieret, promoviret vnd befürdert oftermals hundert
Jfau^^C;'/^ vnd böae Ämptlettth; Freybeuter nnd Jfau/Ijt^i;^. Alber-
. tinna, der Welt Scbaw- vnd Tummelplatz S 29<i. 935.
I Narr im Zwibelland 133; Land itt Abteilung im Garten
oder eingehegt im Felde. Narr get auf aiifgeschoßene. unfrucht-
bare Stengel. Ea gibt auch Pflaumen' oder Zw et sehen narren, Kol-
narrea usw, Das I)WB VII 364. 13. 6 muste dise Stelle auf-
füren. Nebctisinke 471, im DWB gänzlich miaverstanden, Anf
dem badiacheu Schwarzwalde eine , Ortsparzelle'. In der markgrää.
bftd. Rech Dungsinstruktion v. 1776 S 26: die üaiiptorte mit allen
dazD gehörigen Zinkcfi, Weileru, einzelnen Ilöfen, Ort«nherg das
Dorf nebst seinen dazu gehörigen Zinken. Zell das Dorf nebst
seinen dazu gehörigen Zinken Orten. Landvogtei 1 795 S 61. Schutter-
walden, Erthal, Geroldsegg samt den dazu gehörigen Zinken S 75.
Es ist da hochdeutsches Wort. Äeltere Stellen finden sich in der
Glottertaler Öffnung 14. Jhd. Die Gotzhuslüte hant ouch daa
recht in dem vorgenannten Tal zu Gloter, in allen tinggen, hinter
welem berren sie gesessen sint usw. Mone 20, 4^8. Wirtember-
gwche a.Landrecht-Ordnung IGIO. ReyscberVSl: Zinkert ani Hat
Als Flurname oft: Z/wtcwis, Scbleithtim; im ZitiÄf, Trasadingen usw.
Omnes, Herr, Jedermann, die ganze Welt 470: so ist der
90
theologische Stylus bei Herrn Omnes\ vgl. Cnnrad Dieterich I 281:
darumb allen soll hergehen nach Herrn Omnes Kopf, wie es der
gemeine Mann haben will. I 431 : da Herr Omnes danzet animo
et corde impuro. Alem. IX 57 : and sperret sich Herr Omnes
wie ein Haspel oder Eatz in Carraersack.
Pabstfum, schmecken nach 61 ; vgl. Ammersbachs Vielfraß
38: es sfinckef ohne dem alles nach dem Heidentum und Pabst--
tiim. JPfitzpfenning 480 Geizhals : es gibt der lausichten Piltz,
Laußschinder, Muckensayger vnd Pßtzpfenning sehr viel C Diete-
rich I 468. Drnmb wirf weg von deinem behaltenen Gut, du
Geitzwanst vnd Pßtepfennig 468. C Dieterich I 842. 317 hat
PfenningspUzer dafür: rechte Stencker, PfenningspUser^ Cunnich-
schneider. — Wie mancher reicher Pfenningspitzer und Nageranft
thut — der was Gott gegeben nicht genießt. Piron 554: ein
Piron oder Gabel, vgl. Uainhofers Relationen 1611 — 13: ain fiie-
teral mit 8 helffenbaininen gablen oder pyronen 91. Coralline
löffelstill, Pyron und messerhefft 96. Im Dillinger Inventar 1611:
Leffel, Messer, Pirm. Alem. X 59. Tittmann (1874) 11 261 hat
falsch : Pirone ? franz. Türangel, ital. Hebebaum ! — il pirone itaL
Fleischgabel, Gabel bei Tische überhaupt. Plachscheisser, -erei
9. 45: Vgl. Cunrad Dieterich I 131: halten es für ein Schand und
Plackschmeisserei, daß sie über Bücher liegen. Poppe, franzische
168: Es darf wol an die beinahe biß in unser Jarhundcort herein*
ragende Sitte französische Puppen in neueste Mode gekleidet sich
kommen zu laßen, erinnei-t werden. Sie vertraten die neuesten
Modejoumale.
Eatio Status, Statsnuzen 87, Tittmann I 86 citiert eine er-
klärende Stelle, den Titel einer andern Schrift Grimm elshausens.
Die nagelneue Bauren- Anatomie sih oben Alem. 14 S 39 gebraucht
im Titel den Ausdruck. Punze in Waßerrunze alveolus 220, ist
alem. "V^ort. Ausfürlich handelte ich davon in Kuhns Zeitschrift für
Vergl. Sprachforschung 15, 195 fiP. Alem. 2, 180. Man sagt der
B, und die jRunse,
Saft, Boter 41. 87. 137: vergl. Alem. IX 99. X 78 (99).
Campes Wh. 1810 IV 10a. Sausenger 331 : Schweinebrenner,
Schweinsharabbrenner nachdem das Tier gestochen; früher vor dem
Abbrühen ein ser wichtiges Geschäft. Ich erinnere hier auch an
die Ueberlinger die im Volksspotte Sübeggler heißen, d. h. Sau-
bügler, weil sie mit eisernen glühenden Stangen die Sauhare ab-
branten. Schank, Schrank, 84: naut im Schank, In Hessen aus-
schließlich stut Schrank, Vilmar Idiotikon 341. Tittniann macht die
falsche Note, als ob ,Naut* Not bedeutete. Schwabenhatde 367:
ist die Leutkircherhaide, wo die Laustanne sich findet, unter der
die farende Diet sich lagert und sich die Läuse abföugt. Volks-
tümliches I 185 No. 293. Schwcebische Fuhrleute die ire Läts
mit neuen Nesteln gezioret 116. Mit einem großen SchwäbenlaU
504. Bekannt (Alem. X 280) ist Logaus Spruch:
91
I
Die Tittel ohne Mittel sind wie ein schwähiseh Latz
Dft oft ein Echlechtev Junker bi-nacht einen großen Plat/,.
Fisohart im Giirg, kennt den schivb. hat nucb. Schiotebiscke Hosen
107: lue floflon waren auf l'olniaeii oder SchiBäbiseh d. h. eng
anligend, wie AJem. 1 94 IX S9 vilfacli belegt bu lindeu int.
Daher auch die Vergleicliun^ mit den Fröschen, was sich auf die
gelben hjrachledernen Hosen bezieht. Die Schweizer faaben weite
Hosen und echeint ea gefältelte. See- unä Keckarweitie 333. Garg.
cp, 19 R. Sic sten in keinem beaonderB guten Rufe, man tut inen
aber ser iinrecht. Die Aleni. 1, 97 nnd Öfter bringt Notizen
darüber. Kein Geringerer als der Marchtaler Poet und Wizliug
Beb. Soiler spottet noch im vorigen .Tarhundert:
Mit am Saucat duata ui kränka
was ih Boll mit deam auadenka,
Zwoar dea laß ih glaabli bleilia,
ka da Duifel mit vertreiba
und achpreng mitam noh entawoi
Oicha, üuacha, Felaa, Schtoi.
(Peter ala Gott Vater.) Sicmann 157, bair. Siraandl, mit An-
lenuog an Simon. Meinen Beleg Z. f. D. Phil. IT, 235. Schmeller
II* 204. Sliegelhupfer 227, eigentlich Hecken-, Planken-, ZannUber-
Springer in guter und hÖsp.T Absicht, um xa entfliehen, um von
unvermerkter Seite irgendwo einzufiillen, um einen kürzeren Weg
gewinnen, wie die Geistlichen in Baiern denn so beißen wenn sie
in pfarrlicbem Berufe ausziehen. Zu Schmeller 11^ 743, Im Simpl.
ist das Wort für Soldat künstlich eingofUrt. Stockfisch und Platt-
eiatin 118: Dein Vater sey ein Stockfisch und deine Matter eine
Plalteissin gewesen, (d. h. dumm), l^ciiimpf. Darüber hat Liohten-
Bteiu vor einigen Jaren in der ZeitBcbrift für DA geaobriben. Es
ist eine beliebte Redensart im IT. Jlid. gewesen, Qioht selten ver-
stand man die Niderlsnder und die Oberländer darnnter. Fol-
gende Stalle will ich noch beifügen; batt Herr Tylli, Cordova und
Anbolt vil Nordsilcksisclte Stockfisch und ßlatetfUein ins Wasser
gelegt vnd ihnen den Stades wider den Rhein hinab gutwillig
volgen lassen. Verid. Germ. 31,
Talpe. Pfote des Hundes 357, darf wol in Tape, Taupe wie
allgemein scbwäb. alera. die Pfote heißt, geändert werden. Das
Zeilwort dalpen genügt nicht, Subst. kenne ich nicht. Ttnä/en
im Hirn 14 ; Wnnderseltzaine Datibcn stiegen mir damals ins
Hirn. Vergl. Mosoherosch (av. Sau, oben) 27^: Seltzame Grillen
und Dauben im Kopf. Dnzu gehört (Alem. S 176) ,,dubadnnzig";
da möcht ma d. weara ^ verrückt. Bodenat^e. Ftenß. Tyras 156.
JConrad Attiuger (Hesae) Kurzer und einfältiger Bericht vom
Vogelstellen uaw. Cassul ir>53. 42 gebraucht es oft zB. wie die
Heiner mit dem Tyraß geiangen werden, T. ist oft GO' lang, 40'
breit; hat engere, das Schneegarn weitere Moschcn.
92
Vrschlechten pl. Pocken 311. 323. 388, — Maler usw. Das
Ztw. »verderben* drückt deren Wirkung aus. SW deutsch ver-
stet man nur Impfpocken der Kinder darunter, aber mit dem
Artikel als ob er zum Worte gehörte: Durschlächt. H Sander
(Reisen II 271) findet in einem Constanzer Naturaliencabinet neben
einer Elendsklaue einen Burschl^htenstein.
Verfrieblen 219, vgl. Äntrieblen unnötige Krieg, und füren
C Dieterich I 789. Villingen. Die Geschichte worauf Gr. anspilt
und die er misverstanden, beruht auf sagenhaftem Boden. Ein
Verbrecher wäre um dem Preis seiner Begnadigung in das Waßer
hinausgefaren, das die Feinde im 30järigen Kriege angestaut
hätten und hatte ein Fäßchen Quecksilber auslaufen laßen, worauf
die Waßer abliefen. Mein „Aus Schwaben" 1 11 ff. Vorthel 176:
gleich anfanglich kämpften die Armeen um den Vorthel d. h. vor-
teilhafte Stellung. Die Frankfurter Ratsherrn hatten an dem
Eingang des Rathauses einen erhöhten Stein, von dem aus sie
beßer in den Sattel sich schwingen konnten, denn früher ritten
sie dahin. Solche ,Helfer' hieß man in Süddeutschland ^jVortel''.
Im Yerid. Germ. 51 heißt es: da Sapor ihne, Valerian, wann er
zu Pferde gestigen, schmählich zum Schämmel und VortM gebraucht.
— Wenn es in Uhlands Junker Rechberger in der vorlezten Strofe
heißt : Er schwang sich in Sattels Mitte | Der Grabstein diente
ihm zum Tritte — so würde der Grabstein volkstümlich Vortel
heißen.
Zerhlozen 105: ist nicht durch „Schnellen, Prellen mishandeln",
Tittmann 1 103, zu übersezen, es heißt stoßen, schlagen und nichts
anderes.
Dürtnel 82. 86. Alem. 10, 176; Borkein 83. 104. Pumpes 84.
Alte MucJcen 185. Knackwurst 182. Bei Cunrad Dieterich I 220: das
Blut darinnen, vnd Speck gibt die edelste und beste Gnackwurst ;
zu I/iecht kommen 271 sind echt oberdeutsche, schwäbische-ale-
mannische^ Ausdrücke. Bachfei, Orfeige 228 ist mer bairich heute,
Geheien 90. 123. 205. 219. 225. 267. 387.411 nur teilweise ober-
deutsche Bedeutung, mer hessische.
BEILAGEN,
ZEUGNISSE FÜR DIE SITTENZÜSTÄNDE HESSENS
ZUR ZEIT GRIMMELSHAÜSENS i)
1 Von dem gemeinen Wirth Zu welchem die Bauren-Gemeinde
Lust und Belieben traget, und der ihr das meiste Geld gibt, kan
am ehosten gemeiner Wirth werden. In diesem Stuck gleichen die
Bauren denen Franzosen, welche die Aempterkauffen und verkauffen,
^) At*s der Baureti- Anatomie. Schauplaz: VogeUherg, Spessart,
welches aach nanmehro leyder bey udb TeutBchen in allen Ständen
eine achitaJlicIie, büse Gewohnheit werden will. Also gelangen
I 2ur Wirthsohäft, welche das meiste Gyld gebe». Umb so ml we-
h aiger nirapts mich Wnnder, daß die DorlT-Wirthe so eigennützige
I niid geitztge Gesellen seyn. Was Bie von dem Wein geben, hab
ich nie erfahren künnen und ob sie vom Bier der Herrschaft etwas
entrichten, das ist mir nit gesagt worden. Im übrigen möcht ich
gerne wissen, wann ein Baurenwirth so viel Ohm Aepfel- und
Bieren-Wein deß Jahres verzapfet, ob die Herraohaft daran auch
etwas Natzen hatte? Ich glaub es schwerlich. Aber diß glaub ich,
daß es detn Herrn Wirth ohne Schaden sey. Der gemeine Wirth
kon seiu Küß und Brod weit höher, als der beste Herbergirer und
GsHtbalter sein Gesotten- und Gebratens anbringen. Wil der Gast
nicht vorlieb im Wirthshaus nehmen, so weiset er ihm den Weg.
Der gibt dann dem Bauren-Wirth, weil er nirgends anders unter-
kommen kan, die allerschönaten uud besten Wort, damit er nur
seinen Zorn fallen iasBe. Die Baurenwirthe aeynd zum Theil wie
der Teufiel in der Hüllen, der die Verdampte, sie seyen wer sie
wollen, an einem Ort susamoieu packet : also milssen in den Dorff-
Wirthshänuern redliche frenjde Leuthe bey den tollen uud vollen
Bauren eich behelfien. Denn die Bauren Beynd von keiner
solchen Bescheidenheit, daß wann sie satt, sie niLch ihren Häusern
gie:igen, sondern es liegen die Flegel anff dem Tisch und starren
die fremde Gäste mit bcgoaaener Nasen an, gleich wolten sie die-
selben in knrtüem leichter machen. Auch seynd die Banren-Wirihe
V gar nicht gewöhnet, fremden Leuthen guten Bescheid zu geben,
I sondern gehen mit ihnen umb, wie sie nur selbst wollen. Neulioh
harnen in unser Dorff arme unvermögende Leuthe auß dem Wiß-
bad und wären gern beherberget gewesen, zudem war ea gar kalt
and die guten Leute waren zum Theil schwach uud slt, da gab
ihnen der gemeine Wirth zur Antwort: Meine Wirthachaft koatot
mich Geld, sehet wo ihr sonst uuter Dach kompt, ich kan euch
nicht herbergen. Ueme sey aber wie ihm wolle, so weiß doch
der Herr Wirth, daß er Schultheiß, Eltesten und Geschwornen
in Ehren hatten sol. Potz Veiten ! Bald hüt ich was vergessen,
die Herren Bürgermeister hätte ich mit in die Zahl setzen sollen.
Wie offt geschiebt es, daß er diesen vornehmen Leuten eine Zech
epondiret, bloß zu dem End, damit sie ihm desto günstiger werden.
ihm durch die Finger sehen und bey der ganzen Gemeinde ein
Wort vor ihm reden. Mein, wie düacket dich, ooUen wol
Schultheiß und Bürgermeistere mit dem Wirth unter einer Decken
liegenV Wann der Erate die Bäume im Wald vor ein Schaudgeld
verkaofTet, die Letztere aber selbige lustig und getrost versauffen.
Ich will es nicht widersprechen, wann die Gäste truncken worden,
das der Wirth von seinem Apfel- uud Birn-Weio in den guten
Wein schüttet und also den b6sen für den guten Wein vertreibet.
Probatum est. Ein X vor ein V können gleichfalls die Herren
94
Wirtbe machen, dann solcher Gestalt kommen sie der Rechnung
zu ? Eine Dorffwirthin fragte ihren Buben : Hanso, hast du den
Gästen auch recht angeschrieben? Als er sich nun etwas besann
und endlich ja sagte, sprach sie : wann du es nicht recht wol
weißt, so schreibs noch einmal an, damit es desto gewisser ge^
tro£fen werde. Und soviel sey gesagt von denen Baurenwirthen !
S 54—57.
2 Van der Bauren Kinderjsucht Mit den Elindem ist es
eine verborgene Sache. Man soll sie nicht allzu lieb haben und
darf sie doch auch nicht, als die sein eigen Fleisch und Blut
seyn, als ein Unmensch hassen. Ich halte denjenigen vor den
allerklügsten Vatter, welcher seine Lieb zu rechter Zeit verbergen
und auch zu rechter Zeit wieder an den Tag geben kann. Wer
seine Kinder recht lieben will, der hasse sie mit dem Gesicht und
lasse die Liebe im Herzen verborgen sein. Wahr ist es, ich wolte
lieber mich selbst, als meine Kinder hassen. Nichts destoweniger
thut mir ein großer Verstand, Sanflmuth, Ernst und Gedult von
nöthen, damit meine Kinder auch Gottes Kinder werden. — An
rechter Erziehung und Unterweisung der Kinder ist alles gelegen
und hanget bloß hieran die wahre Glückseligkeit. Denn andere
menschliche Güter sind nicht werth, daß man drauf groß achte.
Ich weiß etliche tolle Eltern, die meynen, daß sie ihre Kinder
rechtschaffen lieb haben, wann sie ihnen frey Geld und Gut genug
samblen; aber sie geben damit den Kindern Anlaß und Gelegen-
heit, daß sie fanllentzen und zu allerhand losen Dingen sich ge-
wöhnen. — Man soll den Kindern den Reichtum nicht zeigen, sich
nicht ausziehen ehe man schlafen geht. — Die Erfahrung bezeugets,
daß die Fremde biß weilen mehr Glück zur Tugend, als das Vater-
land hat. Mancher Sohn scheint bei den Eltern ungerathen zu
sein, in der Fremde aber ist er zu einem rechtschaffenen und vor-
trefflichen Menschen worden. Wann der Sohn seines Yatters
Gelt mercket, thut er so lange nicht gut, als er solches mercket;
siebet er aber keinen Hinderhalt, so muß er entweder schwimmen
oder ersauffen.
Unter andern ist es schlecht und überschlecht mit der EJnder-
zucht bey denen rohen und ruchlosen Bauren bestellet. Lieber!
wie sollen ihre Kinder den König ehren, welchen sie verfluchen!
die Prediger lieben, so sie betriegen; dem Armuth Gutes thun,
welchem sie Feind sind. Wann in diesen oder andern Sünden die
Eltern biß über die Ohren stecken. Es gibt Eltern die ihre arme
unschuldige Kinder zaubern lehren. Halten sie von Kirchen und
Schulen. Ich habe Eltern gesehen, die ließen es nit bey sich
kommen, daß ehrliche Leute über ihrer Kinnder Boßheit klagten
und solte gleich das gröste Unheil daraus entstehen. Was? heißet
es bey ihnen, soll ich mein Kind umb anderer Schelmen Leuthe
willen schinden?
95
Folgt eine PasquillgeBchichte, Einem jungen Manne der von
I einer erlichen Jungfrau einen Korb bekam, hefteten Jungens ein
Pasquill an sein Haue in Reimen. Eines UandBchrift verriet in
alsTütcr; er bekaonte sich sogleich. Er und der Concipist rnuaten
in den Turm kriechen. Pfarrer und besonders Schultheiß ver-
dienten den grasten Undank und mnete der Pfarrer mit seinen
eigenen Oren disen statlichen Baurensegen, daß in der Donner
erscblogeD müßo, anhören. Die Väter freuten sich, duß ire Sönc
auabrechcD: einer sngte, er wäre froh, daß er einen bo geschickten
8on h&tte, der so wol reimen könnte. 94 — 09.
I 3 Wie es die Bauren mit dem Ileurathen kalten Die
' Banreu haben eine sonderliche Mode mit dem Heurathen. Sie
nehmen nicht bald eine, die andere vorschlagen, sondern die ihren
eigenen Äugen gefället. Gleich wie die Söhne, also auch die Vittter
haben ihren eigenen Willen. Die Affektion gibt der junge Bauren-
knecht Jungfer Eben zu verstellen, wann er ihr erstlich ein band
über das andere känffet; 2) wann er auSl allen Kirben allein mit
ihr tautzet; 3) wann er sie mit scheelen Augen anaiehet; 4) wann
er vor sie im Wtrthähaas bezahlet; 5) wann er offt in ihres Vaters
Haus kommt; 6) wann er ihr manche Lust Gras mähet; 7) wann
er ihr das Schnnpftuch nimmet; 8) wann er o)>ne Unterlaß eines
Kubringt; 9) wann er sie an sein Herz trücket, daß ihr der Athem
ausbleiben möchte. Ich weiß mich zu orinnern, daß einsroals ein
* junger Knecht zu seineu Freyern sagte: ich hübe die Eis in mein
Hertz gefaßet, sie kommt mir nicht wieder drauß. Also haben
die Bauren Gesellen auch ihren Wort-Zierat und artige Compli-
m enteil. In den Stildten bekommt man das Ja strack. Die
Banren aber wollen gellehet haben, ich dencke die Ehr thut ihnen
wohl, sonst hielten sie die Verliebten Gesellen nicht anff. Wann
er nnn dreimal nmb Jungfer Elsen angehalten, bekombt er das
Ifltog verlangte Ja und das Symholum: einen Roßmari n-Kajmen.
loh weiß, das bloße Anschauen des Roßmarins, den er auff den
Hat stecket and nun mit Ehren traget, erquicket ihm Leib und
SmI. [osgemeln sehen die Bauren drauff, daß sie vor sich und
die Ibren ein fein jung starok Mensch bekommen: Grobe Leut
nrollen was GrobesI Und was soll man mit so einem Kind thun?
Gleichwohl im Lleuruthcn und Veilieurathfu sehen sie nach gur cyfTrig
snff Geld und Gut. Bey wein sie das wissen, da hätten sie gern, daß
sich ihre Söhne hin veihcurstheten. Die Alten sahen selbst zu
Ükrer Zeit auf eine gute Morgengabe, Damit auch noterdessen
daB DÖtbige Ding nit au& der Acht gelassen werde, wann Unnso
und Gret das Ja elnandei' geben, richten sie eii]e Ehe-Beredung
auff. Offt gcBchiehtfl, daß es mit der Ehe-Beredung nit fort will,
da thun sie wol eins und sprechen einander loß und frey. — Ein
züchtiger und schamhafter Bräutigam wollte sein Küasen biß zix
seiner Zeit ersparen, das wollte aber der Jungfer Braut zu lang
96
fallen, fiel derowegen ihrem Bräutigam am den Hals and sprach:
weil ihr mich nit küsset, so muß ich euch einuial küssen! p]y,
es giht auch noch resolute und heroische Bauren Dirnen ! Ich
muß aher auch sagen, wie mich der Bauren mit ihrem Verheu-
rathen gemahnet. Sie kommen mir vor wie die Juden. Dann wie
diese ihre Kinder hald verheuraten, also warten die Bauren nit
lang mit ihren Söhnen und Töchtern. Etlichermassen kan man
diese, der Bauren Weise^ gut heissen. In Betrachtung, wann die
Kinder sich hald verheurathen, so können ihnen die Eltern unter-
dessen desto besser zur Hand gehen. Ich glaube aber nit, daß
die Bauren einmal hierauff sehen: vielmehr ist es der Wahrheit
ähnlicher, dz sie die Söhne und Töchter gern auß ihrem Brod
hätten und daß ihnen Zeit und Weil lang wird, biß es soweit
kompt. — Wie unbarmherzig ergingen sich die Bauren gegen ihre
Weiber! wann dieselbe entweder im Kindbett liegen oder noch
säugende Kinder haben. Da dörfifen sie nicht einsmal die halbe
Zeit, wie es Grott verordnet hat, halten, sondern müssen arbeiten,
wann sie sich noch innehalten. Ja, welches unglaublich fallen will,
eine Kindbetterin kochet wohl gar ihren geladenen Gästen und
verrichtet allerley Arbeit, da mitlerweil die andern Weiber sich
rechtschaffen lustig machen. Au theils Orten kochen die Hebammen.
Auch liegen etliche Kindsbetterinuen bey ihren Fraß- und Sauff-
weibern, die zechen ihr weydlich zu und geben ihr Sauerkraut
und Speck, so viel sie mag, zu essen! 132 — 135.
4 Von der Bauren Hochzeiten und Hochgeitlichen Qc *
schencken Ein Stück der Bauren Solenni täten seynd ihre Hoch-
zeiten. Das Freßen und Sauffen fähet an, ehe die Hochzeit-Gäste
einmal in der Kirchen gewesen. Wer in das Hochzeit-Haus kommet,
hat sobald seine Suppe und ein Stück Fleisch und Brod, also
daß schier so viel Suppen und Stücker Fleisch und Brodt werden
auffgesetzet, als der Gäste seyn. Ist es denn Zeit zur Kirchen za
gehen, so gehen sie aus dem Bochzeithause in den Hof und
paaren sich. Den Bräutigam führen gemeiniglich die zween
Schwäger oder sonst vornehme Leut im Dorf. Vor dem Bräutigam
gehen die Musicanten her, welche es auf das allerkrauseste und
bunteste macheu. Und wann der Bräutigam mit den Seinen in
der Kirchen, holen sie auch alsdann die Jungfer Eis, die Braut,
mit allen den Ihren ab. Inzwischen bleiben die Spielleut vor der
Kirchen, denn es ist nicht Styli, daß die Spielleut sich viel amb
die Kirchen bekümmern. Hierauf geschiehet ein Predig und nach
derselben die Copulation. Die Braut, das gute ehrliche Mensch,
führen zween tapfere und wolgestiffelte junge Knechte nicht nur
zur Kirchen, sondern auch biß gar zum Altar. Omnibus his ab-
solutis gehet man zuvorderst mit dem Bräutigam hinauß und da
lassen sich abermals die Spielleute tapfer hören, biß in den Hoch-
zeitlichen Hoff. Sodann holen sie auch die Braut mit ihren
I
^Ln»
Zottmägden und denen andern Weiber ab. Wann diese nun bey dem
Hochzeiter um! aeiner Company stehen, tritt einer aiiff und macht
gegen die Anweaeuden einen hübscheD Baselmana; die Summa des
Lieds ist, daß sich Braut und Bräutigam nnd die ganze vornehme
Frenndachaft gegen den Umbstand bedancken, dz ate zu Shreii
erscbieoen nnd das christliche Gebet vor sie zu Gott in der
Kirchen thnn wollen, eeynd erbötig, solchcB hinwiedemmb boy
allen Begebnüssen um einen jedweden za verschulden. Im übrigen,
weil die Zeit da, sich bej den Tisch zu verfügen und mit dem
vorlieb EU nehmen, was Gott in Küoh und Keller bescheret, so
soll keiner zu lang außen bleiben (denn sie tragen zum Theil die
Mäntel heim und die Weiber flidern sich), sondern sich ohnge-
saumt wieder einstellen. Inzwischen laufTet das junge Geaindlein
mit Braut und Bräutigam uach der Scheuren zn und thnn ein
eäuberliuh Tänzlein, Endlich kommen die Hochzeit Gaste, bejdes;
Mann und Weib, Jangfern und junge Gesellen und setzen sich zu
Tische. Der Dorfpfarrer klopfet mit dem Teller auff den Tisch,
daH ist ein Zeichen, daß man Gott vor seine Gaben anruffen wil.
Darauf gehet es an ein Essens und Trinckena. Ich kan wol mit
Wahrheit sagen, daß ich die Zeit meines Lebens keine verfressenere
Leute als die Bauren gesehen. Wann einer meinet, sie sollen auf-
hören, so fangen sie erst recht an. Mitlerweile machen die Spiel-
leut eins auff und treiben allerhand Nansen- und Fratnenpossen
nnd hab ich mit Äugen gesehen, daß sie mit den Händen in den
Hirsebrey nnd Pfefier grejfien. Das ist nichts Neues, daß die
Bauren die Spielleute und diese jene bey ihrem rechten Namen
nennen. Weil auch das junge Geeind und die Alten nit immer
bejsammensitzen, gehen die Spiellento zu dem Lumpen Gesind,
wolte sagen jungen Gesiud und machen ihnen allerlei kurzweilige
Pickel heringapoasen. Nicht nur der Hochzeit-Gäste Kinder, sondern
alle die im Dorffe seyn, kommen in die Hochzeilstube, da gehen
ihnen ihre Knän und Meuder sat Gutßi. Die Bauren lassen den
Pfarrer darhey seyn und kreyuen.
Bißweilen, wanns Glück gut ist, singen sie mit heller Stimme
den 23. Psalm: mir wird nichts raangelu nnd allein Gott in der
Höh sei Ehr, da sie denn die Wort: Ein Wolgefallen Gott an
uns hat trefflich verzwitzern und schön singen. Seyend Einige
des Essens müd, die trincken entweder in der Braut-Stuben oder
im Hauß-Ehren Taback satt und Bier genug dnrbey. Etliche
Banren godencken gleicbfals der Pfarrer in Ehren. Dann wann sie
von irgends einem erinnert werden, sie sollen sich fein züchtig
halten, fahren sie wol ungescheut in diese Wort lierauß: was
»eher ich mich umb den Pfaffen! Soll es aber der Pfarr selbst
hören, eeynd sie doch so onverschiimt, dz sie es entweder Ihm
ins Augesicht läugnen oder gar aeltzam glosairen und außlegen.
Za seiner Zeit dancket der Prediger Gott vor alle Gaben nnd
muß die Leute wieder auf dun morgenden Tag bitten. Indesai'u
rtlnaer, Aloinuinja XIV ■! 7
I
weichen die Baaren nicht bo bald von einander und wann
Herrgen fort, dann gehet erat das Tormentiren und creyiren,
Jauchtzon recht au. Man eolte meyaen, die Leute löschten eiuen
Itrand, so ein Geachrey, so ein Weseo uud Tumultiren ist im
Hochzeit Hauß. Den folgenden Tag machou sie sich nit weniger
auß dem Busch herauß histig und machen« in Allem wie den
Ersten. Das hochzeitliche Geachenk belaagemt, so geschieht vor-
hero ein Sermon nnd hat der Bräutigam nebeast den Ailernächst^n,
so he; ihm stehen, die Mäntel umli, die Schflasel wird anf den
Tisch gestellet und leget ein jeder drein, was ihm geßllet. Nach
dessen Verrichtung dancket der Ceremonien ■ Meister Mann nnd
Weib, daß sie sich so wohl eingestellet, wo es Braut uud Bränti~
gam Heut oder Morgen wieder verschulden können, wollen sie
keinen Fleiß sparen. Hierauff geben sie die Schussel dem jungen
Gesind, die Knechte geben Gelt, die Zottenmägd Haußsteoren und
da geschieht die Dancksagung bey dieaeu wie bey jenen. NB
der Bräutigam gibt allen und jeden seinen Gästen die Hand uud
bedancket sich vor die Gaben auff das allerschönst- und beste.
Indessen tragen sie aber Gesottenes und Gebratenes nuff und da
fressen die Baureu umb bo viel desto getroster und hertzhaiter,
weil Ca zum Ende gehet. Pots! die Spielleute setzen einen Teller
anff, sagen die Saiten wären ihnen zersprangen, milsten andere
kauffen, da steuren ihnen deun gutwillig alle und jede Gäste.
Nach diesem kommet die Köchin mit einem Löffel angezottet und
der steuren sie gleichfals. Die SpQlmagd, das garstige Thier, will
auch nicht umbsonst Narr seyn und die bekombt auch eine Ver-
ehrung. Res tat der Actus, daß die Weiber die Braut fangen. Ach,
das ist ein Jammer nai ein Herzeleid ! Es wäre nicht Wunder,
daß daa gute Mensch unter der Weiber H&nden vergiengel Viel
Müh und Verstand koatets biß man die Braut dem jungen Gesind
abpracticiret. Da bekommen dann Weiber uud Männer die Honi^
oder Orautsuppo. Ob die Braut sich gegen ihren Gimpel oder
Liebsten sperret und sieb selt^.am geberde, wann sie aus dem
jungfränlichen in den jungen Frauenstand schreiten soll, davon
weiß ich nichts usw. 136 — 140,
5 Was dk Bauren vor Leute in und nach dem Krieg worden
Man solle ^ntzUeh vermeynen und darvor halten, der InngnOri^
dreyssigj ährige Teutsche Krieg hätte die Bauren zahm und fromm
gemacht, allein sie sind durch dieses grosse StrafMJe bei nur är^er
und verzweifielter worden, dann sie haben dadurch über ihn
Bäurische Sitten auch der Saldn.ton ihre an sich genommen. Was
die schlimmste Soldaten thun, eben das nnd vielleicht ein mehrers
thun die Bauren. Indem theile Soldaten stehlen, treibet sie die
änsserste Noth daau. Daß aber die Baurua gutes theile BUgreiffen,
dazu beweget sie ihr Mutwill. Ein Bauer hat seiu StOok Brod,
das oSt ein redliclier Soldat uicht bat. Die Baurett seind von i
4
I
I
Natnr practicm'ach : Kommen sie mit heiler Haut aus dem Krieg,
so üben sie sich in iea erlernten und angebornen Practicken desto
eyffcriger. Zwiaclien denen Bauren und Soldaton ist eine natOr-
licbe Feindschaft: Soldaten können keine Baaren, das ist, die,
wie sie Gäste eeyn, leiden und dulden. Gleichwie die Soldaten
denen Herren ßnuren übel aafleuchten, wo sie ihrer mdchtig werden:
also and gleicher Gestalt legen die Baufen manchen, der dahindeo
bleibet, Bchlaffen. Ich hahe zam Öftern gehöret, daß sie von dem
nod dem unter ihnen gezeuget: Er hat maucheu schlaffen geleget!
Rr hat da und da einen Renter darnieder gebüchaet! Was? Sie
rühmen sich selbst ihrer Mord- und Dicbs-Stückleiu und iat ihnen
leid, daß sie es nicht ärger machen können. Begehrestu zu wissen,
ob ein Jeder im Dorff das Seine behalten könne? Mein, frage nur
die Bauren, die werden dirs achon sagen. Wo ich unter den
Bauren gewesen l)in, haben sie mehr ober sich selbst, als Fremde
and andere geklagct. Das ist nichts Neues, daß sie einander
Butter, Käß, Fleisch, Speck, die Würste aus denen Schornsteinen,
Obat, Hol?,. Geld, Früchte, Wagen, Ketten, Pflug im Felde, das
weisse Zeug auf der Bleich und sonst andere Sachen mehr aus
nnd durchführen. Ertappet ein Banr den andern aelbat im Dieb-
stitl, so darf wol der Dieb gar den er bestolen bedrohen, daß er
ihm vor der Herrschaft zu thno machen welle. Also tbut keiner
dem andern niehls. Ueher das, so wolte ich ungern dem, so mir
fluffaetzig, in einem wilden Wald begegnen. Trinckeu die Soldaten
viel Tftback? Die Bauren thun dergleichen, ja sie haben die Pfeiffen
stetig im Maul und gehen damit in die Stall und Scheuren. Son-
derlich junge Buben von 12 oder 13 Jahren allhereit das Taback-
aanfien sich angewöhnet. Werden die Batiren Soldaten nnd siehen
mit in Krieg, ao wissen aie die Kunst Banron zu verderben. Yon
dem schrecklichen Fluchen will ich nicht sagen: Wer weiß ob
nieht die Banren mehr und grausamer als die Soldaten fluchen?
Es möchte Einer Blut schreyen, daß die kleine rotzichon Bauren
Kinder die grüßten Flüche und Schwüre thun. Wer unter denen
Bauren wohnen muß, kennet die Baaren. Manche Soldaten be-
kümmern sich nicht sonderlich nmb Gottes Wort. Ich dörffte
sagen, daß unter dem Firmament deß Himmels schier keine gott-
losere Leutbe, ala etliche unter den Banren, dann viel fragen weder
nach Gott noch seinem heili^ren Wort. Wer auff eines Bauren
Gewiesen gehen wil, denselben verlachen sie seibat nnd halten
nichts von ihm. Neulich lese ich in einem artigen Buch: Der
frömmste Soldat hat eine Kuh gestohlen: also der frömste Baur
hat dreymal seinen Herrn betrogen. Es acheinet die Baiiren wollen
den Soldaten gar nichts nachgeben, weilen sie in allen losen
Stücken den Vorzug vor ihnen haben wollen. Sonsten seyen die
Soldaten ziemlich tjTanniach; was die Bauroa betrifft, hah ich
ontßr ihnen dato noch keinen gehört, welcher der Soldaten Barm-
herzigkeit sonderlich gelobt hütte. Ueher die Güte Gottes gehet
I
nicfata; also auch nichts über der Bauren Enchgierigkeit and
tyranniBchea Cremütb. S 77 — 80.
6 V&n der Bauren Liebe bu den weisen Leuten, Zigeunern
und Spielleuten Gleich und Gleich gesellen sich gern, siigle der
Teufel zum Köhler. Also auch die Bauren ti-agen grosse Ideb zu
den weisen Leuten, Zigeunern und Spielleuten. Wie oft und viel-
mahls hab ich doch meine Biiuren vor den weisen Leuten gewarnet
und ihnen gesiiget, was es aufT sich habe, wenn man zu ihnen
gehet; noch dennoch könneu sie nicht von ihnen bleiben. Begiehet
siehe, daß irgends einer ein kranck Tieb, Weib oder Kind hat,
Bo lauffi er hurtig und geschwind zum weisen Mann und selbiger
muß ihm Bath und Tliat geben. leb weiß, daß etliche wegen
verlobrner und geatohlner Sachen sich Rathts bey Meister Glasen
zu Fischborn erholt habeu. Andere gehen zu einer alten Nebel-
Krähen im Dorf und lassen sicli das Ilaupt oder Hände durch
einen Segen curiren; verHchten dadurch Gottes Wort und raeynen
sie scyn bezaubert, lassen gewisse Wort Über eicb sprechen und
glauben, daß also die Kranokheit könne vertrieben werdenl Und
ist wol mit Thränea zu beaäuffzen, daß in dem SchooK der
Kirchen sich solche verblente Leute fitulen, die von dorgleicben
SegensprecJierei so viel halten ! Die äegensprecher nennen den
Namen Jesus, deßgleicben den Namen der hl. Oreyraltigkeit, wie
auch der Engel und Marien Namen, nehmen auch das Evangelium
Johannia und segnen, machen etliche Krentze, boren ein Loch über
die TbÜT des Viehatals, thoa etwa eine Wnrtzel drein und schla-
gen dos Loch wieder mit einem Nagel zu, vermcynend, daß also
dem Vieh nichts schaden könnel Solche Leu t«, welche der Segen-
sprecher Hiiir und Roth gebrauchen, sündigen wider das erst und
ander Gebot und setzen ihr Vertrauen nit wahrhafFtig auff den
allmächtigen Gott I — Solche Segenspreoher gebrauchen auch wol
Kräuter, thun aber ihre Teuffeiiache Segen darzn.
Die Zigeuner, ob sie schon ein zusammengerafftes Gesinde,
rechte Diebe, Mörder, Hurer, Ehebrecher, Land- und Reichsver-
rätber, Mordbrenner, Planeten- Leser, Zauberer und Heicenleute
sind — nach dem allen fragen die Bauren und Däurimien nichts,
sondern lassen ihnen die gute Wabibeit sagen, apendiit
uffelsleuton Heu und Stroh
Victualieu.
Was die Spiellcutfie (versi
Musicanten , sondern Schergeigi
Lumpengesinde) anlanget, und
seyii, solches kan
lieh machen
in Speck, Eyer und andere
nicht ehrliche, kunstreiche
Bierfi dler und dergleichen
I vor ein ehrlich Gesindlein
ß Nachlolgendcm verstehen lernen. Erst-
Zotteti- und Poseenreiesen eine Profession.
I
I
Es wäre was Neues und gleichsam ein Meerwunder,
SpicUeute von Gott und seinem Wort reden sollen. Zudem so
sejnd die Banren das auch nicht an ihnen gewoliuet. Daromb
101
müBseD sie tliun und reden, wie fs ibre Person erfordert. Je
gröbere Zotten und Posaen, je lieber es die Baureii hören und
unib soviel mehr dazu lacben. Durch seine Zotteu macht eich eiu
Spielnmna einen berühmten Namen, duR ihn die Leute naohinala
allenthalben berufTen und gerne bey eich haben. Ey, wie soll man
doch lustig sejn können, ist doch kein Spielm&nn dn! sprechen die
Bauren. Wer Luaten hat und agiren will, verauche ea mit denen
posaenreiBseri Beben Spielleuten, er wird bald an ihnen seinen Mann
hndcn. Zweitens machen die Spielleuthe Profession von der Un-
scbanihaftigkeit. Denn, wären sie nicht so unverschämbt, woher
wolten sie zu fressen und zu sauffen bekommen? Nein, eie aeynd
nicht blöd, sie greiffen, wo es ihnen bingefällt und nehmen auß
den Schüsseln nach ihrem eigenen Gefallen. Andern ehrlichen
Leuthen gienge aolchea schon nicht bin; weil es ober die Spiel-
leuthe thuu, darf Niemand etwas darwider sagen. Wann die
Spicileute dijncket, sie hatten iiit Geld genug mit AaSi _
kommen, stellen sie sich, als wolten sie davongehen. Sodai
sprechen ihnen die Dauren von Neuem Trinckgelt, da laasen sie
sich halten und spielen nach der Schwere wieder auff. Drittens
machen die Spielleuth Profeasion vom Stelen und Zugreiffen, denn
was sie nur promoviren und mit fortbringen können, das muß
mitgeben und nil zurückbleiben, Es schicket aioh alles gar artig
in ihre grosse Bettel Rüntzen. Zu dem, wie wolten sie Weib und
Kinder besser erfreuen können? Endlich machen die Spielleuto
I'rofeaaiou vom Saufion. Die Bauren wissen diese ihre Natur am
besten, darumb versehen sie die Spiclleute mit oattaamem Gretränck
und lassens ihnen an keinem der Dinge mangeln. Das ist gewiß,
wo ein Spielmann ins Wirthsbaus kombt, hat er nit olleyn den
freyeu Trunck, sondern auch lastig Gelt, wann er den ZecbbrUderu
auffspielet; dieses wiederführe echon einem andern nicht ! 144—148,
ABiRLINGER
I
DEÜTSEIIES AUS EINER LATEINISCHEN
GRAMMATIK 1569
Aijuilo de schinilenhent/st; eaga vnhold; Aisatta £lses; arbu-
tu8 Itoffopfetbaiim, -um hagenapfcl; Silex wcidfelh; cerasum ftirjÖ,
krieß; glans eychelbaum \ {sigam hiechel; vaago wurmbßcr ; antistes
cj» fwrsletider ; vilis nachgüUig, vilitaa nackgiätigkeit, vileo ich bin
BchuOd, nachyiiUig; graciÜs, rim oder acbwauger; graculua daal,
monednla <Itf2 ; pnllaster das hitnlin, ■ahCmnelin; talpa maulwerff;
adicula gluf oder häflle; abbaa niünchsvatter; bibliotheca &äc/i]:a£ti
arra hefflgelt; ömbria säum oder biege; embamma latwerg, gesütz;
cataplasroa ein PÜaster oder ziigl'm; mulctrale mifeAscAerft; gummi
hartz, tjummkh ; auctarium zdgab, ein _ kensterthi ; apodjterium
1Ö2
abeiec1^tuhe\ daemon ein wissender \ tigger em schüft \ vulgär blitz,
tvetterlekh] sonipes harttrahig] poples Äw/c6f^ ; cespes wasenhosch]
vomis wdgiß; luctus heulung] porticus schupf; continens moßig,
enihältig'y forfex harscher; ramex der Jcarnöffel; appendix ein an-
henJcel; rapax ztickig; limbus ein biege vinb den rock; butyrum
anck; cancelli geschrenckt geiler; furfures hauptschüpelin; larvae
die holder geisl; antiae huhenlöckle; eni^, ^2^^ gehenk im hauch; am-
bururalia das fest so man umhs feld regtet; macte nova virtute
puer 6 du knah einer newen tugenty far für ! exoculo, ich enteugCj
stich die äugen aus; elingno ich entzunge; fornico ich gewelhe; men-
dico ich hettel^ haische, geile; screo ich reuspU^ spürtz mit hertigkeit;
sagillo ich mach den leib nmsechtig^ hlütmasig; vacillo ich schwanke
mit den fußen, gnappe; conquinisco ich helde das haupt; pedo
pepedi ich fartze, feiste ; fntio ich Modere herauß ; condo ich mach
geschmach; polio ich glette, hüte außy balire; farcio ich hüte zu-
sammen, mach ganz; indignor schellig sein; armut leyden ist leicht^
aber gar hinaußleyden ist schwer; posteaquam, interim, im für-
gang ; ad graecas Gaiendas eü pfingsten auff dem eyß ; pai*nm rideo
schmollen [in rebus malis plus sapiunt foemniae quam viri] ; je ge-
lehrter, je verkehrter, je böser mensch, je besser glück; ne ligula
quidem dignus nit eins nesteis wert ; antiqui moris von der andern
weit; virum malum vel mus mordeat ein zeytigen dieb erlaufft ein
hinckender scherg; fac nostri memineris luog vergiß V7iser nit; das
du ym ein gut maulwaffel geben hast (quod tarn egregie praeci-
deris os hominis); nescis uti foro du kanst den schrägen nit eu
markt richten.
Budimenta Latinae Gratnmaticae Sigismundi Lupuli His a^ecta
est orthographia et prosodia Leonhardi Culmanni, Dcnuo revisa et
emendata MDLXIX kl. S9, Syntaxis Sigismundi Lupiüi Eoicnhurgiu
ABIRLINGER
EIN LANDESVÄTERLICHER BADENSCHER BESUCH
IN TRARBACH 1666 1)
Im Maimonat obgenannten Jares kamen der Markgraf Wil-
helm von Baden und Ferdinand Maximilian, der Erbpnnz, in ire
untertänigste Stadt Trarbach. Die Schule erfreute sich hochfürst-
licher Gnade. Hofmann hielt es für der Gebür gemäß im Kellerei-
ÄU8 dem BucJie: Trarhachische Ehren-8äu\ oder Geschichtliche
Beschreibung förderst der Fürstl. Spaniheymischen Ober-Ämts-Statt Drar^
back an der Mosel usw. durch Johann Hofmann. In Verlegung des
Autoris. GetruM zu Stuttgart bey Joh. Weyrich Bößlin 1669 kl. 8
820 SS. Der Verf. ist ein Wettcrauer, warscheinlich aus der Nähe
wn Friedberg gebürtig gewesen. Bei Nennung einer Bömerstraße 8659
sagt er das. Mit dem anfangenden 17 Jha. bezog halb Deutschland
103
hoF mit der Sclinle die allorantertiinigBte Aufwartung za machen
und die Uurchl. Herrachaftea tief demüfiget xa bcwillkomniticii.
Tief eniidrigst hielt er um aliergnädigBte Audienz an, die er auch
ato 16. Mai bei ofToor fürstlicher Tafel gückseligst erlanget. Mit
3 Lerknaben erachin er, deren Vater bei der Tafel mitsaß. Pise
3 Vertreter irer Elasseti deklamierten den Seren iasio] üb lateinisch
au und bewlllkommten in. Nachher vereicherte er für sich und die
Schuljugend seine Untertänigkeit und fügte die Bitte um Ver-
zeihung hiuKu, ob der gebrauchten Künhcil. Hofmann faatte 2
Gedichte übergeben, an den SereuiBaimuB und den Erbprinzen, auf
die wir oachher kommen, Dia fürstlichen Gnaden Bind mit ganis
anverdieDten VergnilgUDgazengnisseö herfürgebrochen, ja mit schier
Qbermäßigeu buldreicheu Worten sich gegen der Trarbachischen
Schal faerauagelaBsen ; hernach aber nicht allein die drei Redner,
den ersten mit einem hüchbewärten Gnaden -Pfennig, die übrigen
beyde jeden mit einem schonen Demaotring, sondern auch meine
l'erson (schreibt H.) mit einem uuverbolTten und hochschäzbaren
Geschenk allerseits mild fürstlich bedacht und darneben das Schul-
wesen mit gn.idigstem Freudeneifer mir noch fernerhin wol anbe-
folen haben. Damit wars noch nicht aus. S. Durchlaucht schickto
Iren berümteii Beichtvater samt 2 wolstudierten Hofjnnkern und
einem Edelpngen in die Schul, die haben alle Klaeaen durchge-
gangen, die Jugend und ire Lehrart besichtigt und geprüft. Eine
Stunde hatten sie in Hofmanns Klasse zugebracht. Sie haben neben
andern Befragungen vorucmlicb eine Erforschuug nach der Schluß-
kunst angestellt usw. Das Bewillkommungagedicht an den Mark-
grafen von Baden, Grafen zu Sponheim und Eherstein usw. um-
faßt 15 Strofeu. Eier einige Proben:
Mine TrSceptore» aus Hessen. Der btkarmte Conrad Dieterich in Ulm
wirä als oberster ßeistUclicr und Oymnasial- Rektor angestellt, tn> er mm
J. 1614^39 wirkte. Unser Johann Hofmann kommt 165i nach 2Var-
bach an die Hpiie der Lat. Schult, ko er hiß 67 tätig ist. Von da
gel er nach Eßlingen, in die frcye BeichssBidt, in gleicher Eigenschaft.
Als Niehl-Moselbiirtiger Beobachter sah er offenbar viles, iciu dem Ein-
heimischen entgicng. Dalier nani ich die seltene Schrift vor, um spraeh'
Uch« Ausheilte für die MoaeUeute su geviinnen, vas mir reichlich gdaug.
EtAt sehtoäbisch ist widerholte Vcrgleichung zmsdten Eßlingen, Neckar-
Weine», mit Trarbachischen Eigcnlieiten. Er sei glücklich, noch Eßlin-
gen gekommen tu sein, das da schwel:
In hohem GlBelcesstand, aeil sie auch Weinberg gräbt.
Die ebenmäßig dort tote hier sehr lieblich riechen usto.
Hofmann gehirt «h den Gäegenhcitsdichtern des 17 Jhds., seine Sprache
ist für damals gut und in der Servilität teunderbar crfindeiisch. Hessisch
hat er gans verlernt. Seine SprichtnOrttr und ScMenseti hat er aus ilevi
Lot., der Bibel, dem Griechischen hergenommen Alles belegt er geto^ßen-
haft. Vile QurUen sind der Jestseit gani abhanden gekommen, atuA
darttm ist daa Buch für Nicht- Trarbaehcr wichtig.
104
Strofe 1:
Ey ! sey uqb hondertinahl zu tausendmahl willkommen !
Du Edler Fürsten-Preyß!
Du großer Landes- Vatter!
Du liebster Schul- Beschatter !
Dem ganzen Landes-Ereyß
Ist heut all Traurigkeit durch deine Kunst benommen!
Strofe 4:
Was sag ich von dem Land und Statt? die liebe Jugend
Die freut sich allermeist,
Weil sie dich Landes-Vatter
Und liebsten Schul-Beschatter!
In Furcht erkannt und preist
Die große Gottes -Furcht an dir und Lieb zur Tugend.
Strofe 10:
Gott mehre deinen Frey ß! Zum Ruhm wojl Er dir geben
Was deinen hohen Stamm
Je mehr und mehr erhöhe.
Daß ewiglich bestehe
Dein großer Fürsten-Nahm :
Gott segne deine Tag, geb dir gar langes Leben ! usw.
Der Willkomm an den Erbprinzen von Baden ist poetischer
Strofe 1:
Nimm an die Hertzens-Freude,
Jetz und springe Troherbach!
Land und Bauer laß das leyde!
Nichts sey das dich traurig mach.
Jauchze und singe
Tanze und springe!
Lasse das blasse Bekümmernus schwinden!
Lüsten und Freuden sich heute verbinden.
Strofe 3:
Strofe 4:
Dort sind SaMuen-yolle Felder
Wie ein Teppich außgebreitt;
Hier sind Bletter-reiche Wälder
Da die Vögel allezeit
Hüpfen und springen
Pfeififen und singen,
Laßen das blasse Bekümmernis schwinden
Weil sie nun mögen im Grünen sich finden.
Dort in finster-grünen Gründon
Gehen Hirsch und Wild im Graas,
Durch das Haber-Feld dort binden
Hüpft der leicht-gebeinte Haas;
Strofe 5:
Strofe 6:
Strofe 7:
Strofe 10:
105
Alles sich freuet
Nunmehr erneuet
Hügel und Biegel uns fröhlich anlachen
Schatten und Matten uns Lieblichkeit machen.
Will man in das Feld spatzieren
Zu dem arbeitsamen Pflug
Hört man Lerchen tireliren
Fincken pinckcn, der Guckguck
Gucket und singet
Daß es erklinget
In Lüfften, in Krüfften das Echo erhallet
Alles in Feldern und Wäldern erschallet.
Hinter jenen dicken Hecken
Schlägt die Nach-*, Nach -Nachtigall,
Die läßt sich zumal nicht schrecken
Sie verdoppelt ihren Schall.
Tägliches Springen
Nächtliches Singen
Ist ihr viel lieber als eigenes Leben
Dann sie dem Singen sich einzig ergeben.
Bald hört man der Amsel gätzen.
Bald die andre Vögel-Schaar
Daß sich diese Zeit muß schätzen
Vor die lieblichst in dem Jahr,
Hüpfen und springen
Pfeififen und singen
Läßt sich beim Feder volck überall finden
Trübnis und Traurigkeit müssen verschwinden.
Heute scheinet dir die Sonne
Deines Fürsten Gnaden-glantz,
Machet Lust und Freud und Wonne
Drum gib dich der Freuden ganz.
Trommel, Trompeten
Geigen und Flöthen
Lauten und andere Spiele laß hören
Alles erschalle dem Fürsten zu Ehren.
Es folgen noch 3 weitere Strofen.
ABIRLINGER
106
HEINRICH SANDERS REISENOTIZEN
1 H Sander sah in St. Blasiens Münzkabinet ein Hirschkopf-
Stück mit folgender Inschrift:
Ich trage die Hörner, daß jedermann schaut,
Ein anderer trägt sie, der es nicht traut.
Revers :
Vom Hahnrey red nicht scoptice,
Denn dieses ist verissime,
Daß mancher Stümper per cornua
Erlangt hat hohe Officia. Anno Mundil! II 420.
2 Aber so köstlich und künstlich man auch in Wien kocht
— so machts der Schwabe doch noch natürlicher. II 548.
3 Die Tyroler sind höflich und viel gesitteter als die Schwaben"
bauren, Sie ziehen vor jedem Fremden den Hut ab. II 436.
4 In Gmünd strickt Mann und Weib, Jung und Alt. Es
ist zu verwundern, wie die Leute ihre Waaren so wohlfeil geben
können. II 70.
Die Dünkelspüler schicken die Fische nach Ulm — Augs-
burg. Von Bettlern wird man beinahe aufgefreßen. 70.
5 In Erlangen erschin 1781 eine Landesfürstliche Verord-
nung: „da es dahin gediehen ist, daß viele unter ihnen (Studiosi)
mit eynem beinahe nach Art der Wilden entblösten Körper zu
offenbaren Scandal den ganzen Tag umherlau£Pen ; so haben wir
der Behörde gemessen angefügt, dergleichen ungesittete Studenten
zu den Schranken der Menschlichkeit zurückzuföhren". II 85.
6 In Berlin, wo die Künste neben den Fahnen und Stan-
darten ruhig wohnen und alle unter dem ausgebreiteten Gefieder
des großen Adlers mächtig beschützt werden, hat man keine Mühe
gescheut und diese Fruchtseide mit allen Arten von einheimischer
und fremder Lammwolle, mit Baumwolle, mit Haaren und Floret-
seide versetzt und daraus endlich Strümpfe, Müzen, Flanelle, Tücher
usw. gemacht. Nat. Gesch. III 190.
7 Die Holländer können zum Teil ziemlich saufen und fan-
gen dann ein tolles Lärmen an. Selbst alte Männer nehmen die
Flasche Brantwein in die Hand und singen anakreontische Lieder.
Zum singen ist die Sprache sehr bequem ; ihre Lieder haben viele
Abwechslung, viel Lebhaftigkeit. I 605.
Den holländischen Weibern wünscht ich nicht in die Hände
zu fallen. Ein Franzose schimpfte eine in einer Straße und schlug
sie mit dem Stocke nur ein wenig an die Füße. Aber das Schlagen
auf der Straße kann der geringste Mensch in Holland nicht ver-
tragen. Es wird auch fast mit dem Leben bestraft. Die Weiber
107
I
1 ftllü ihre großen Lölzernen 8cbuhe aas, kamsD xn fapfzigeii
priigelteii deu FranzoBeo dci'b ab und wollten ihn in
den Kanal werfen, bis ihn endlich noch ein Paar Uediento ihren
Händen entriBeen. 1 491.
9 Die Bolländer ballen die deutschen Bedienten and nennen
aie Mof; dies ist ein Schimpfwort das zu Schlägereien Gelegenheit
gib),. I 515.
10 In Sardam. Als wir am Hochgerichte vorbeifuhren, borte
ich, (laß auch in dieser Stadt noch vor kurzem Sodoiniten vor
dem Rathaufc mit Dampf erstickt und sodann ins Wasser gewor-
fen worden sind. 1 572.
11 Mir kamen die Leute von Earlcm so vor, wie etwa die
Schwaben in Geislingen und Aalen, Sapieuti sat! I 633.
Im WirtshauBe an Louisd'or fand ich einen Wirt Wiedmann
ans Karlsruhe, der aber völlig auf den Horlemer Ton gestimmt
war. Ebenda.
12 In Leyden besucbte Sander Herrn MtAfkenim, einen ge-
bornon Deutschen aus Stolpe. Er kam schon in seiner Jugend
nach Holland, wo er sein Deutsch vcrgeßen zu haben scheint.
Er bezeugte mir gleich sein Misfallen darüber, daß wir in
Deutacldaod eo wenig in lateinischer Sprache schrieben und alles
deutscb herausgeben. Er berief sich auf den neuen deutschen
Meßkatalog. Er sprach boll&ndisch und etwas (ranzösisch und
überhaupt in Holland herrschende Mode ist, die Gelehr*
eamkeit allein in Kenntnis der Alten zu setzen. I 51S.
13 Schcrenhiyejy. Oben steht eine kleiue Kirche, iu der in-
wendig einige Wal IE seh kno eben waren. Da hat man die hsrrlichBte
Anuicht in die See. Was soll ich davon aagenV Könnt ich mir
olle Tage diesen kostbaren Anblick verschaffenV
Da rauschts Anbetung Gottes in die Seele
Da ligt die AUniacht aufgedeckt.
Das majestätische Brausen des Meeres, das Aufsohwellen, Siaken
und Anschlagen des Wassers, die unzähligen Berge von Schaum,
die sieb iu der Ferne bilden, fürchterlich daherwülzen und unter
den Füßen des Menschen sieb breehen, und das unzählbare Heer
von mannigfaltigen großcnteiU noch unbekannten Seegeschöpfen !
I 499.
ABIRLINGEB
ALTSUHW^BISCHE SPRACHPROBEN ')
SCIILl'SZ
HO hOhert ai dann ir geeaiig. Also der eUig tneusch, so sicli die
iiBclit der Bind vnd yppikait verwnnület in den tag der tugend Tud
anraucbt got ze erkennend vnd lieb liou, so sol er dann höhere
Bin gesang, frAlicLer vnd inhriuBtiger got loben vnd dank Bügen giner
genad vnd barmhercEikoit, das er in so lang haut rffentbaltcn 'vad
senfTtmietenglich verbaitct z& der geachtklichait vnd TerHhong siner
genaden viid dann sich alkit bereiten za dem erb der ewige s&Ii-
kait mit t&glichem aterben diser weit vnd niges wiües. die bläm
vff diaem aat ist die si/dblüm mit blaicher färb, bedötend den
rainen liebhabenden menachen, der sich ao ser vevcanieren ist nach
got, das er blaich wirt vnd vngestalt, wann alle eine isierd vnd
BchAne haut er iiinwendig bekert, das ain sc! vür got schön By
vnd sin hercz rain vnd latter usw. Der eechßt ost ist die ladong
so die sei got durclt groß verlangen mit rechter begird laden ist,
das er ala ir liebster gemabel ylend komm vnd by ir wone, als
dau gcschriben staut in dem buch der geaang : Komm du min
ailei* liepster in dinen garten! Komm vnaer bötlin ist beatrftwt
mit wo nn englichen blfinien usw. Der vogel vff disera ast ist ain
schwalb, die iere apis niemt au ierem Uug; der äug ist der gedank
der Bei, damit si dann gespist wirt vnd allzit jber sich flAgt,
wann ai in kainen dingen vff diser crd fröd noch trust haben mag,
dann alain in got vnd in der hymelschlichen dingen. — Die bläm
vff disem ast ist ain wegblSm, die sich allzitt kert nach der Sonne
uaw- Der sibend ast ist gancze sieasikait, so der mensch dea bou-
mea este alle überatigen haut mit stiltem tugetidaammem leben
vnd ieoz kommet an den oberaleii aal, au güßt im gott also grosse
frftd vnd sieeaikait in sin Bei, das si dem üb vnver trage nlicben
wirt vnd sich kaum in im enthalten rnng, wann die gAtlich fröd
vnd sieasikait so groß ist, dz ei von liplicher natur nit enhalten
wirt, ja daa der lib so schwach vnd krank wirt, daa er, der dft
tragen solt den gaist, von dem gaist getragen wii't ala ain kranker
von aim geaonden; wan eo Gl starker der gaist worden iat, so fil
der lib mer geacbwecht vnd gedrukt ist. Vff disem aat sicKt der
yogul fetiiie, der alkit ainig ist wonend vff den bergen, da die guten
wurcalen sind. So sich der will ernilweren, so niemt er fil der
edloaten wurozen vnd macht im aelbs ain hua vnd flügt dann vff
in die höhe der sonno also nach, da er ganca inbrinatig wirt vnd
flftgt dann widerunib herab in sin hus so krefflenglichea schJabend
mit sinem vettech, daa or aich vnd sin neat encziudet vnd gancz
verbrint zu pulver, daruß dann ein uüwer fcnix wirt, DedAt den
Bäligen menschen der allzit u'onet vff den bergen, wann ain gemiet
erhept iat ih den hymelec blichen dingen, dauon dann wachßen
»j Aiem. XIII äailff.
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I
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ayen^ am alloredloBten tilgend; wann der all die weit durohgieng
Tod tagend suchte, so fiut er kain so edle noch ao bohc als iii
vITerhebong des gemiecz gaistlicbein leben, das da ist ain gart der
wolnest vad ain berg der tilgend uaw. Die bl&m vfF disem aet
ist sin veldmm, die staut vff witem plan mit r&senloter färb,
gemnin allen denen die ei breuhoti wend, bodfitend vnsern berren
Ihesum Cristuin, der da nin milte veltbluin ist — ich bin gemaiii
alleo menschen, ain veldblSm an rainen claidern, die geferbt eycnd
1 roBenfarben plät usw.
ib üe
|. y, {Von den Verklürfcn.) Die mitwesenlich belonong,
gaub, wonn vnd fröd der Billigen in dem bymolricli ist vnd wirt
ain in der glori vnd herrlicbait des libs, die da genemt wirt die
ander stol vnd wonn dev ewige glori ; ao die dem lib verliben
wirt das sieb die aftlig sei volkommenlicber vnd geroobter vff-
Bohwing zn den hymolaeblichen frßden, die selbig atol des libs
ist vnd wirt sin in 6rrerlay begaubong nach dem rnd er dann
geziert vnd gefryt wirt mit fier vsaerlichen morgogauben in dem
bymelrich, dz ist mit der gaub der claurbait, der subtilikait, der
bebendikait vnd der vnlidenlichait, die dann sin werdend ii
ietlichen veiclfirten üb vnd oach wie vor mit Todorschaid i
minder oder mer nacb dem vnd dann die liebe gocz hie in
ainein minder oder mer gewcßt ist. Also das ain glori ficierter üb
■ aiben malen clArer wirt, dann er iecz iat, scbön vnd Ifichtend als
der morgoatern, aubtilnr dann der aonnoschin, wann im nicha mag
widereton, sonder alle üpli che ding iat er dorchdringen uaw. Wann
da wirt gott erfiUen alle vnsere ffinff sinnen mit vnusaprechen-
Itcher wolnest, so er wirt ain g?genwurf aller wonn vnd irAd nach
aller vnserer enphindong ; der gesiebt ain wonnsammlicher Spiegel,
der gehSrd ain barph, vnd honig der veraöcbong, baisam der
triechong vnd nin aidelblfim vnaerer daatong. Da wirt der somer
Bchin vnd die luatberknit des glencza, die fruchtberkait des herbstz
vnd die r&w des winters oaw.
'dir
f&r
an
10
vnl
wai
{Bl. Y*.) Metli: Maria matter raine magt Zu Metl.i ward
' 'dir herczelaid verkint von jhesu dineni Kind, Wie in die Juden
firte geschwind Gefangen in Annas gewalt — Da ward din hercz
■ 1 troro kalt.
frow by diser mittenacht gedenk ich an min vnveruonlTt,
an mine kintliche tag vnd werk der vnwiaaenbait, in denen ich got
10 oSi belaidigot hon, darumb sich iecz gefangen gab din son, das
vnbegrifienHcli liecht in die hend der finsterneß usw.
Prim: 7.e prim volgatn m&tter nanob Don da grimmlich
> waa so gauch, Ihesum I'ilnto xo bringend; Mit spaichlen si in
110
vmbliiengend Ynd gabend im menoh herten schlag — Das braucht
dir Maria grosse clag!
Tercz : Ze tercz zit h^rtesta der Juden sin Die schryend :
crüczigen, crüczigen in! Im ward ain purpur angeton Vff sin
houpt ain dürne krön, Er ward verurtailt in den tod — Dz crücz
trug er siner not !
•Se^^; Ze sext sachstu betrieptes wib Annaglen den zarten
üb Mit fiesson vnd mit henden, In die h5ch gehept elenden
Oedrenkt mit essich vnd mit gallo — Do wart gehört ain spötlichs
Eallo !
Non: Ze non wasestu in bitter liden, Do du sacht din Kind
verschaiden; Er schray: hely! mit luter stimm Wann in be-
zwang des todes grimm Im ward durchstochen do sin hercz ! — Das
braucht dir Maria grossen Schmercz!
Der kumm z& trost mir dort vnd hie
der steren, der vff lacob gie,
der bistu maget fin vnd rain,
der got der ouch den schaucher zwain Aue Maria
So vngeliches erbe gab,
der Lasarum erküket von dem grab —
der selb z& m&ter dich veriach
als abacuc vnd daniel sprach:
vor mengen iaren es beschach Aue Maria
Du du bist genaden rieh!
Maria bitt din Kind für mich,
das kusch in dinem libe lag,
des Noe in der arche phlag Aue Maria
Vnd Jonas in dem fische h&t
der selb durch din willen t&t,
was du in ze bittend haust,
ob du mich des geniessen laust Aue Maria
Das ich dich ymmer loben will
Mit mim gedieht bis vff ain zil,
das ich nit lenger leben sol
min sei zu den Vßerwelten hol
Maria du bist genaden vol Aue Maria
In mulieribus ob allen frowenn bist,
die got erophieng den hailigen crist,
111
ynd dryer person mit aim genas
als die sonn schinet durch das glas Aae Maria
Also gebar din kuscher lib
den waren crist, als Dauid scbribt,
vnd Samuel des propheten mund.
des lobend dich zu aller stund Aue Maria
Die engel in der hymel kAr
Maria min gebett erhör:
ich armer Binder rief dich an,
du bist die nichts versagen kan
derselbe gnad ich dich erman Aue Maria
Benedictos, gesegnet schon
bistus der tempel Salomon
vnd das gezelt der hailikait,
du bist ouch wol das ewig claid Aue Maria
Dz got im selb haut gefiegt.
in haut so wol an dir beniegt
das niemand dich durchloben mag
als Moyses sach den Oottos hag Aue Maria
Du werd zfi mutter im erkom.
Maria ros on allen dorn,
du bist das honig das lonas
giettenglich vß dem boume aß.
Als Dauid schlug Golias. Aue Maria
•
Frnctus frucht ob alle frucht
gebar din lib in küscher zucht
nach sinem willen geordnet haut
Maria du bist des höchsten raut. Aue Maria.
Der dort die Sonnen still hieß ston,
da losue vnd gabion
fünf künig der haiden erschlug
Maria din küscher lib den trug. Aue Maria
Das lobend dich wib ynde man
den niemand wol durchloben kan,
dem sante lohannes mit sohib
genigen haut in mnter lib.
Maria din ^cht gebenedit Aue Maria
Ventris lib vnd ouch der sei,
du raines kind von israhel.
112
du bist gebailiget hie und dort,
ieronimas der sine wort Aae Maria
So sieß von dir gesprochen haut,
Maria diner höhe wißhait raut
zu trost vns armen sinder kam
du bist die wurczel vnd ouch der stamm Aue Maria
Von Syon aller seiden hortt
beschlÄß vor vns der helle port
vnd wis vns vfiP die rechte rar,
die enoch vnd helyas f&r
Zfi got, der by im selber schw&r Aue Maria
Tui diner genaden begeren ich von dir,
Maria du magst gehelffen mir,
ich rieff dich an vmb all min not
vnd raane dich an den bitteren tod Aue Maria
Den Ihesus laid din lieber son;
wir wurden alle gesond dauon
als dArt von ainer Schlangen ward
das Volk von israhel in strenger art Aue Maria
Der an die Sul gebonden ward,
des matter bist vnd raine magt,
ich kan dich nit verloben genug —
du bist das fei dz gedeon trug
da er den künig von madion schlug Aue Maria
Vor du Maria werd geborn,
so wasen wir all in gotes Zorn
Verstössen von siner angesicht
mit lib vnd sei der hell verphlicht Aue Maria
vff erd man niemand fand so kon,
der sich derst nahen babilon,
da wir gefangen wasen hart
iudith sich machet vff die fart Aue Maria
Gen Syon vff den rechten stig
kam sich mit list das schöne wib,
da holefernes verlor den stritt:
Maria da wardest du bedAt
an dir all vnser hoffnong litt Aue Maria.
Das fröwet sich jherusalem.
du bist ouch wol die ich <ch nemm,
113
die kdnigin bester lobbesant,
aßwero einen zoren want Aue Maria
Des wnrdend fry Ton israhel.
da bist die spiset Tnser sei
mit frücbt dins libs pl&t vnd flaiscb
Oot menscb ward dnrcb den bailigen gaist. Aue Maria
Das schaff sin grosse miltikait,
za sterben ward er do berait
sanst niemant vns gehelfPen mocht,
der in dem iordon ward geteuft
dem tüfel waso wir verkouft. Aue Maria
Für vns ward birg din liebes kind,
sin sei za phant saozt fiir die sind
was grosser liebe er da phlag
der elend in der Krippe lag. Aue Maria
Des lob ich dich Maria sieß,
dz da den got, der sich verhieß
ze kommen in diß iamertal,
verschlossen haust in disen stal, Aae Maria
Da sich ain esel vnd ain rind
bekantend das gott wer din kind,
den euch dry künig von Orient
mit ierem opher hond bekent
von Got warend si dar gesent. Aae Maria!
(TeU tceüeres im 8traßb. Exempl.)
ABIRLINOER
LEGENDA AUKEA
ELSAESZISCH^)
FORTSEZÜNG
VON DEM ZWELFTEN DÄGE. Der zwölfte dag ist vier
bände weg mit vier nammen geziert noch den vier zeichen, die
Got vf den dag het gewircket : er ist genenmet epyphania, das ist
gesprochen ein schin oder ein zeichen von oben her abe. disen
namen bet dirre dag do von, daz den heiligen drien künigen ein
1) Ahm. Xin 65-131.
Birlinger, Alemanni» XIV ^ 8
114
nfiwer aterne von oben her abe ersohem vnd die könige geleitete
vf disen dag zu dem kindeliD, das do oöt me dettoe ^üzehen
tegig wFiB. dirre dag iet genant theopbania, d&a ist gesprochen
ein erschineu Gottes vvah das zeichen, diiB ui' diesen dag geschach.
do Kristna driszi'g ior alt was, do wolte er getetfet werden in
dem iordan, do erschein Got die heilige drül'eltekeit: der vatter
in der stimmen, der sun in dem wasser, der heilige geist in einre
tnben. dirre dag ist Öcb geuant betphanya, das ist gesprochen
ein erschinen Gottoa iu dem huse vmb das zeichen, daR er
wirokete, do er eins vnd triazig ior alt was, do er wasser in
win verwandelte: do erschein gSttelicher (hl. 29 e. sp. 1) gewalt,
dirre dag ist Öcb genant pbagephnnya, das ist gesprochen ein er-
schioen Gottes in der apiseo, vmb das er über ein ior hie nooli,
do er was zwei vud driszig ior alt, fünftusent menschen spisete
mit fünf broten, do erschein gottelicli gewalt in richtnme. also
ist Got erschincn vi' disen gegenwertigen dng in vier zeichen :
das erste ist gewesen der steme, der in erzöget het in der krip-
pfen; das ander ist die stimme de-i vatterz, die Gott erzöget het
in dem wasser des iordnnes; doz dirte ist gewesen daz wasser, das
z& wine ist worden; das het erzöget in der wirtschnll; das vierde
ist gewesen die merunge des hrotes, die het Got erzeuget in der
wiesten: do von sol diser dag mtigclioh geeret werden von vas, den
Got mit ainem wondern so sünderlich het gezieret, von dtr ersten
erscbinunge ist diae hothzit nfgeaeczet: do von eo sol nu vnser
rede von ir sin. do vnser herre geborn wart, do koment dia
drie beilige künige gen Jhernsalem, die worent genant Caspar,
Balthasar, Melchior vnd hiessent mit eime gemeinen naroen magi,
daz ist gespi'ocben : betrieger oder zovberer oder vol wisheit. si
worent magi betrieger, do su Qerodem betrogen hant in dem, daz
sfl. uüt wider zu ime koment. zouberer worent sü mit bAser be-
bendekeit der liste des tüfels. ob sü bekert wurdent, spricbet
Crisostomus; Got wolte disen zovberern sine gcbnrt öSenen, daz
sü bekert würdent vnd alle sauder do bi ein gnte zöuersicht
nement. sü worent mugi, das ist wise; diae wisen künige koment
mit grossem gosinde gen Jherusalera, wai'vmb koment sü gen Je-
rnsalem? sit vnser herre do nüt geborn waz? bie zn antwortet
Kemigiaa vnd sprichet : wie daz were, daz diso kiinige erkantent,
das Got geborn was, doch enwiatent si nüt, in weler stat er ge-
born waz, do von gedohtent si, von Jiieruaalem eine so lobeliche
atat WZ vnd die öberaten priester der indes do inne woneten,
daz Kriatus do billicher geboren were, donne in keinre anderen
etat. Öch daz ai woltent do Trogen, wo dia kint geborn were,
von den iudeschen meyatern, die zfi Jheruaalem wonetent (ap. 2}
oder do von, das den luden diae geburt würde gekündet, daz aO sich
mit der vngewisaeno nüt enbchuldigen enmöhtent. ooh wz von
der kflnige ßisaiger begirde wurde der iudeo droclieit furdampnet,
wenne die künige dem eingen Sternen gelöbetcot vnd die luden
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nil propheten nüt gel6(beH) geben enwotten. die künige eacheat den
frömdea küuig, die iuden verBmohent iren eiginea künig. dise
künigB koment von verrca landen, die iuden blibeut in der
Debesten stat. diso künige woreut von dem gesuhlebte Balaaro,
do Ton volgetent aü dem sterne noch, also ir Tatter bette ge-
sprochen: ea eoi uf gon ein aterne vs Jacob i spricht CriHOBtomOB,
dnz eteliche nagent, das dia folk, von dem die drie künige worent,
die erweiten vaaei' inec zwelf meyater, die daz gestirne kuaden
scbowen vnd weler vuder den atarp, so satte man ainen sun oder
sinen nebesten frünt an sine stat. die gingest alle ior vnd te
über einen monot uf den berg des sigea vnd wonetent do drie
Utge vnd woscbent sich md botent Got, d&s er in den aternen
erzeugete, den Baiaatn hette furaehen in dem geyato. es beacbach
nf den winnaht dng. daz si uf dem berge worent, do erschein in
ein Sterne uf dem berge mit einre geatalt eina liplicben kindeling
mit einem scbinenden kriicze ob sinem böbetei dia kindelin sprach
zn den küuigen : gout biti vil schiere in das iudesche lant, do
ündent ir den künig geboren, den ir ancbent. do bereitent au
sich vnd farent. wie aber daa uiAlite sin, das sü in ao kuraer
zit in drizehen tagen fureiit von dem vfgange der aunnen vntze gen
Jherusalem die mitten, sprictiet Remigiua, daz beacbebe mit Oottes
gewait, den aü den HQcbtent. andera apricbet sant Jeronimua, daü
BU rittont uf tiereu, die aint genant dromedary, das ist gesprochen
Idffekrad, die tier so anel, das sü eins tages so ui) gont, als ein
pfert in drigen tagen möbte gelöffeu. also koment si gen Jem-
salem vnd frogeten, wo ist der iuden künig, der erat geboren ist?
Bä gelöbent für wor, daz er geborn ai. do von enfrogent an nflt,
ob er geborn ai; aü (bl, 29b ap. l) frogent nuwent, wo er ge-
born ai vnd antwurtent reht, also aü gefroget werdent, wo aa daz
erkantent, daz er geborn were vnd aprochynt: wir hant sinen
Sternen gesehen in dem vlgange der sunaen vnd eint bar koman,
daz wir in ane bittent. apricliet Remigiua: die künige hant bo-
zfiget, das Eriatus ein genor mensche iirt in dem, daz sü sprocbent:
wo ist der do geborn iat; öch ein geworen künig, so sü sprechent
ein künig der iuden; Öch ein geworen Qot, do aü sprechent: wir
sint komen, das wir in anbitteut : wenne verbotten waz, daa
niemon solte an gebetten werden, denn alleine Got. do dis Herodez
erborte, do wart er betröbet vnd alle Jheruaalem mit ime von
driorhande Sachen, von erat, wenne er forhte, würde ein künig
von indeachem geschlehte geborn. so wirde er von dem künig-
rich vertrihen, wenne er ein beiden wa. do von apricbet Criso-
atomus, reht ala daz zwig, daz in der h&be des bömes atet, von
eime kleinen winde wirt beweget — - also mag lihtc wortea vf ston,
do von die menschen betrübet weident, die in groszen eren sint.
zd dem andern mole betrübete sich Herodea, wenne er forhte in
der rAmor vnguuat vallen, wer es, daz ein ander künig ufstünde
wider in, wenne er von den r&meren das rieh hette enphangen.
116
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fleh wart Herodez betrflbet, ala sant Gregorius aprichet, do der
himelische künig' geboru wart, do beträhete sich der irdeuische
künig: wennc die irdeniBcho hochfart wirt gescheodet, so die hime-
liecUe ere wirt oSeDbar. Ccb betrflbet sich gancz Jherusalem mit
ime, wenoe die b^aen mägeu sich Düt froweri der gegen wirtekeit
dez gerebteo. Öcb wolten bü du mitte dem küoige wol geaallen,
daz sü mit ime weren betrflbet. öcb forhten aä betrflbet vnd
gescbediget werden von dem, daz die zwene köuige wurdent krie-
gende vuib daz küDigrich. dis ist redelich, Herodea, der eamnet«
die prieater vnd die meister von JheruEalem vod frogete aü, wo
Kristna geborn aolte werden. do meidest au alle, er aotlta
goborn werdea zu Betlebem. do nocb rief Bei'odea den känigen
heimeliche za ime vnd frogete (sp. 2) mit ganzen flisze, uf
wela zit in der aterne were eracbinen vnd sprach zä den drien
kDnigeni so ir den künig viodenl, so lont mich es berwider wia-
sen, in eiore gelichuisae, als ob er ime Cch opfern wolte, den er
begert« zu tötende, bie merkent die lerer, daz die künige den
stemen fUrlnrent, do [sü] zo Jhernsalem noch disem kiude frogetent,
do von daz sü von not noch disem kindelin mflsten frogea,
das sü deate me Bichorbeit hettent tod diser gebiirt; öcb do
von att weltlicher lürJerunge begertent, do von ferlurent afl die
gSttelicbe hilf. 6ch als sant Paulus apricbet, die zeichen aint
den heidineo geben, die prophecien den iudeu; do von ao ersubein
den küuigen das z^icbeu io dem beideniachen lande vnd wart in
die prophecie geoffenbart in dem iudeschen lande, do die künige
US giogeot von Jhetuaalem, lio ging in der aterne vor, vntz daz er
kerne of daz hua, do daz kindelia ione lag, do stuot der Sterne.
WZ dirre sterne were, do von ist drierbaade wod ; eio teil sprechent:
dia wer der heilige geiat, der Acb do noch in dem iordan ia einre
tnben gestalt erschein. Crieostomus apricbet: es wer ein enge],
der Öcb den hirtea in Judea die goburt Kristi kuiite. ander
sprechent : ez wer ein geworer sterne do erst von nuweme ge-
Bohftffen vnd do noch Öcb wider zu nute wart, öcb wz dirre
st«rne vndersc beiden von den andern an sime atonde, wenne er
nüt an dem bimel atunt, als die andern, er stunt oobe bi der
erden vnde swebele in dem lüfte; öcb het er clorern scbin denne
die andern aternen, so vil daz er in dem mittage über der sunnen
glast sinen scbin gebe, öcb wz ain töf nüt noch dem bimel, als
der anderen sternen, me er ging den künigen in eiore reht«n
linigen vor also ein geleiter. do die künige den sternen aohen, do
I
I
wurdent sü gar fro. hie merken
künige hant geseben. da/ erste
soheut aü in dem nfgange der :
berre du heat den monen vnd di
WZ ein geistlich sterne dez giflben
dirte wz ein vernüftig aterne. der engel, der in in dem echlofe
erschein vnd (bl. 30a sp, 1) sü ermante, daz bü nüt wider zS
Herodea enkertent. der vierdo aterne wz ein genodenricher sterne
fünfhande sternen, den die
raz ein nalürlicb sterne, den
innen, do von ist geBohriben:
Sternen gemachst, daz ander
liebt in irme bei-zen.
117
I ' TiiBer liebe frowe, den sohent sü in dem gemeinea hnse. do bA
des flirten aternen dez üher natürlichen eternen gewesen wz, do
von ist geschriben; do die küaige in daz hna gingent. do fundent
sU daz kint mit Mariea eiarc mfit«r. von der geaiht dez eretea
»nd dez andern Bt«rnen sint die kiinige orfrowpt, von dem dirten
sint sä erfrowet mit einre frflden, von dem vierden vnd von dem
ffiuften flteraen sint s(l erfrfiwet mit eiore gar grosBCQ fr5den. do
die kUnige in dem huBe daz h. kint mit einer m&ter fondent, do
knüwetent aD nider vnti opferteni ime iegelicher golt, wiröuh vod
mirre. hie von aprichet sant Augustin ; o dn kintlieit der ollss
gestirno ist vnderton, wie bistu geerot so grüsBliche vnd ao lobe-
liche, daz die engel sich vf dine windelen neigent, daz alles ge-
stirne dir dienet, daz die künige von dir erzitterent vnd die
durchgrunder der wisheit vor dir kniiwentl ich eraohricke, so ich
die windelen siLe vnd den himel betrahte; ich enprohe von wndere
eine bnrtiende hitze, ao ich einen betteler sihe in der kriphen fiber
alle gestime schinen! do von sprichet aant Bernhart: wz tSnt ir
künige, bittent ir das sugende kint an in der hulen in den win-
deln ist daa kint üt Qotl waa tünt ir, opferent ir ime; ist dis
kint ein kiinig, wo ist denne ain küniciich aal, wo ist sin tron, wo
ist flin kUniclicli gesindeV i>ement war; iat üt der stal Bin kilnig-
lich sal, die kriphe ein throD, sin hofgesiDde Joseph vnd Maria?
diae küoige hant d&rliche geton, das sü wiae wirdent, aprichet
HylariuB in dem andern buche von der driueltekeit : die maget
gebirt, die geburt ist von Gotte, daz kindelin weinet, die engel singent,
die windelen sint entreinet, Got wirt angebetten, alao wirt gottelich
wirdekeit nit geswechet do von daz die demätige menschheit wirt
erzeuget alao sehen wir, das in Kristo nüt allejne sint gewesen demO-
tige vnd kintüch krancheit, do aint Ach gewesen zeichen göttelicher
wirdekeit; do von sprichet sant leronimns, schowesla die wa (ap. 2)
ge Kristi ao scbowc öch den himel ; h&roatn das kindelia weinen, ao tose
Öch dem lobe der engel, Herodes durcheht«», die kiinige bittent in
an, die güasener erkennent sin nüt; der aterne erzöget der kneht
döffet den herren, die stimme dez vatter wurt gehöret, er wirt in dem
Wsaaer geteffet, die tube koniet vom himel her abe, wo von na
die künige solich gobeti opherten. sprichet Remigius, das eine
gewonheit we der altnetter, daz nicman für den künig ging one
gobe. wz die gewonheit des volckes von Fersen vnd von Meden,
das afl soÜche goben opherten, sprichet aant ßernbart, das sü
golt opfaertent durch die anniit Marien wirCch wider den bftaen
geamag dcB atalles, mirre wider h&se gewürme oder zfi kreftigende
dez kindez geiide oder aü ophertent golt zu eime zinse, wenee er
der oberste künig w&z, wiröch zÜ eime upher. wenne ein Got
was mirre zß einre begTehniaae wenne ein d&tlicher mensche oder
golt bezeichent Ootteliche minne, wiröcb ein andelitig gebet, mirre
wn dfiton doz fieischea. also süllcn wir geistliche Kristo ophero
, golt, wiröch vad mirre, ein ander sin: daz golt bezeichent Qot-
beit, wiröch die heilige aele. mirre den reinen licbamen. do
118
noch wirdent die kunige in dem aclilofe ermanet, du bQ natfl
wider zfi Herodca förent ; also färent su einem anderen veg wider I
in ir lant. nlao hant die künige zägenomen in irre vart, daz aft |
der Sterne geleitette an irre uffart, die propbicie aü wiaete s
Htat, do Kristua von inen fanden wart; der engel aü geleitete anl
der widerfart, da er sü in dae ewige leben enphing :
iuDgeaten fart. dirre beiligen küDige lichomen wurdent von Mey-j
gelon'J geffiret gen Cfllle, do ei noch röwent.
VON DEM NAMEN SÄNT HERHARDES VND VON SEMEl
LEBENDE (1>I. 3Ub sp. 1) HEBHART ist geaproclien ein etarkel
glorie oder eine kreftige himelere. dirre lieüige waz va der stafr]
Nerinis von Schottenlmit von dem gesehleLte NarbünePBer.
Herhart ordent« ain Jeben in sinre iugcnt, daz ea gelichet v
airae nanien ; wenne er aatte in den grünt sina herzen Kriatum, i
den wolte er ein leben buwen, daz er gefesteijt were mit demfl
gründe Kriati, daz er ut färbten endurfte, daz an dem iungeaten
gerihte kein wint ime ain hus, das iat sin leben, vmhe kerte oder
kein wasaer es vmb zerfnrte, do von so ving er an in ainen inn-
gen tagen vnd betrachtete gftttelicho hilfe in den lügenden vnd
die vnfrulitherkeit des wolluates der weit vnd die Iruht gottelicherj
arbeit vnd die frede dez wollustes, der in der frnht ist verborgen.fl
Och forhte dia kint sinen meyater so aere, so er nüt gegenwirtigl
waz, also er allezit mit scblegen gegenwirtig were geweaan. da^|
kindelin fägete eich alle zit z3 den, die do lertent, achribent od^M
dichtetont vnd m&hte keine gemetnacbaft haben mit den, diol
mAasig gingeut. sin inst vnd ain apil was mit fliaaigen ftogendfiM
noch dem sinne der geechrift vnd wz ao gi\t>'s sinnea, daz es min
einem uesten gedauck behielt allea, das ea in sin^ Vernunft mAhtd
geatofisen. also kam snnt Erhart über den echrin der natürliche»
kanste; do enaehowete er nüt, denue die ge-^ienle üppiger wortfl
er enfant do dez nüt, der er sachte, do von eo ging er fdr vndj
gap aicb gentzUch dar zu, dnz er wolte begriffen den niics (sp. 3«
der heiligen getjchrift vud renigete ain herze nilt der reinekeiH
ainre hant, daz ist guter werke, daz er wurde eine wirdige wonungM
dez heiligen geistea. aant Heirart pllanzete die würzelle der erat^J
blumen ainre lere in den vesten stein Jheanm Kristum, wenne eiS
von ainre iagent af uot waz des heiligen geistea. do von B^M
nliczete er die vernnnft ainea eiginen willen mit grAasere frihüH
vnd Gottea dienest, denne ime die nature ainea alters bette für^l
liehen, wenne in der atat, do er die gotteliche geechrift an vinj
ZD lerende, do begreif er den weg der sicher körmaiiacbaft vniM
so die anderen iuogeltnge iren flis vnd troat leitent an tiunde, «M
vogel, an vppekeit dirir weite, ao leite er alle aine begirde an diM
gottelichen gebot: in den ging er betrahten naht vnd dag, dlH
') Mailand. ^M
gebnrent in aime herzen fmht dez ewigen lebendes, also wart
eine begirdo erfüllet mit gnten willen, der gebar in ime milto werk,
sine begirde waz va allen einen rerinligendc ; sin vermügen nam
zu, do von ao wart den bewerten willen geben eine bewerfe Ver-
nunft in einen iungen ioreu, do von so endran er dem spräche
de« wisen Salomonea: ferflSchet s\ daz hundert ierige kint, daz
ist ein alter one wicze! wsnne von dem heiligen eant flerhart wo!
geaprochen mag werden der epruch, den Salomon do noch aprichet:
sine sinne sint kal von wiaheit vtid der alter einre lor ist ein vn-
liemoaet leben, wenne er ist von der geistlichen Vernunft der
kxeSte sinca sinnos z& einen kalwen alter in ainre ingent komen
vnd het der lebenden Strassen weg gegangen mit vnbemoseten
fassen, also woa der iungeling mit ime wobl gezierde alter inoge-
linge, hoffunge aller ingent, freade des alters, eine regel aller
ordenunge, eine ere der pfafheit, eine ermanunge der riehen, ein
fiirainnunge alles richtumcs, ein trost der armen, eine miune ge-
williger armut, eine gesiht der blinden, ein or der tAhen, ein
wideraton weltliches geluckee, ein vserweltes uesaelin deis heiligen
geietea, er nam zö ime sterke des libes, in ime nam zi kraft der
ägende; er lerte zürnen wider die vntUgende, gegen löfien den
b&sen (bl. 31a sp. l) bckorungen, fehlen wider die bösen begirde,
den frunden helfen, den vianden fürgeben, bi göttelichem lobe zfi
wonende mit den guten zu wandelnde, alle d'ng frogen, nftt ver-
Samen; disen tnatapfen ging er noch vf den weg des ewigen leben-
des. dar an künde in die krangbeit sinre iögende nüt so nil
geirren, also in die bereitschaft sina giften willeu fürderte. do
aant Herrat ns dem walde sinre iugent komen waz, do lerete er
sin nesselin von allen den dingen, die der ingent zfi gehortent vnd
nam an sich kraft menliches gemotes vud bette gAttelicbe vorhte
in ganzer minne vnd hette brflderliche minne iu gottelicher forhte
gen allen menschen, er zeromete sinea lip in die gehorsame dez
geistes, den geist flbete er in miltekeit, die miltekeit gap er got-
telicher gnodan. do aant Herhart priester waz worden, do opherte
er aioh selber Gotte ein lebendes opher in sime herzen, in der
Eit waz ein biachof zu Triere, Hydolfus genant, mit gro(\er wisheit
gfitteticher lere vnd mit heiligem leben durch zieret, dirre heilige
bischof begert in kurzer zit, do er diae ere hette beseasen, das er
infthte sich gescheiden von der bekumbernisse der weit vnd inig
Ootte dienen; do von so lies er das bistfim vf mit willen, daz er
vor enpbangen hette mit vnwillen. dis heiligen nammen waz witen
vnd verre geflogen durch sine heilickeit. do von Inr saut Her-
hart öch do zwischent mit bischofliclier eren gezieret us, daz er
nh Bsnt Hyldolfo weite vnd den sehen bvgfrt. do er zn disem
heiligen kam, noch dem, daz er sin gebet geoprach, do küsaete er
in in gAlicber minne vnd sprach: lieber bröder, liplich vnd geist-
lich derselben wirdekeit, der ich bin, sich, daz dn besiozeat die
etat, der du lange begert best, nu übe dine begirde in guteme
I
120
I
I
TDd wirt gespiaet mit dem hunger, i&z iet mit der begirde gotte-
liches dienest««, der flia gottelicher forlite boI in dir uilt euBchloSan
von trocheit oder von alter! du solt wacker ein vnd Golt wachen
vnd Bolt in allen tilgenden arbeiten; dn das werk der ewangeliBteo,
erfülle dinen dienest rnd bis nähtern. do er dirre manuogen vil
getet, do bleip er do bi eant Hyldolfo so lauge zit vncz bü vier*
sehen clÄater do ge (sp. 2) buwetent, jpgelicber aubene, wenne au
edele von geachlehte worent beide gebrfider vnd alles ir gut dnrch
Gottea willen betten geloaaen, doch gewiinncn aii mit irre arbeit
vnd mit irme heiligen febeode, daz ad uil gutes in Gottea dienest
verzertent. hie noch fGr sant Herhart in daz lant zä Peygern,
äaz er das folc mit ainre begirde z& Gotte kere. in der zit waa
kQnig PipinuB z& Frdnckerich, den grossen Karoina vfttter Tiider
der beider zit die kristenheit grSnete mit uil heiligen mänachsD.
vnder den waz aant Herhart der oberBte genant, von adel dez ge-
schlebtea, von künsten vnd von einie heiligen lebende, wenne er
trüg einen lebenden lichomeu der weite dot, er was ein Inter
raaget an küscbekeil, ein heilig prieater an wirdekeit, ein münich
an arm&t, ein bihter mit ainem veriehende, ein mai'teler mit sime
lidenden, ein zwelfbolte mit ainen brediende, einenge] mit luterkdt
stnes libes; er bette keinen gehreaten gehaben in aller sinre wtrde-
keit, er hette Got liep nüt alleine mit den wercken, och mit den
Worten; do von so wonete Got bi imme mit sinre kraft, ala er
bewisete in dem zeichen, die er lebende af ertriche, wirckete.
z& dirre zit waz ein herzöge Ericho genant, dem wart ein dochter
blint geborn, do von so wart er bo betrübet, daz er dem kinde
hiea das höbet aheacblahen, daz er sin lidig wurde, do von so
wnrdent die materlichen oderu beweget über dis kint, daz die
möter begerte das kint zu beschirraeniie vor dem vetterlioUan
zorne. die mnter git daa kint iu ein kloster vnd empfilhet es
einre ammen, das es gefnret werde, do wolte Got diz kint be-
balten, vnd die mnter erf'rowen vnd wolt« erzeugen, daz diz kint
nüt vmhe eine noch vmb sine elter miasetot were blintgeborn,
alleine aolten Gottea werk an diaem kinde werden erzeuget; do
von BO wart dem heiligen aant Herhart in Pejgerlant kunt geton,
daz er aolte gon uf den Hin vnd solte eine maget do teffen vnd
geaehen machen, do atnnt sant Herhart uf vnd follehrohte cUs
gebot mit äiaiger gehorsame, do er die maget anesach, do hSp
er sine hende nf gegen (bl. 31 b. sp, 1 ) Gotto mit groasem süfzen
vnd weinende vnd lohe gottelichen gewalt mit sime gebet vnd
sprach^do^ofienlicbe: herre Ibean Kriat«, ein erluhter aller der
menschen, die in dtae weit koment, icb bitte dich, daz du den tö
dinre erhermede vnd miltekeit gieaseat über dise dine dienerin
vndJjBu^'erlnhtest^inllberEen vnd an lihe! do noch lerte er die
iancfrowe den globen vnd döfte bü mit dem numen Odylia, also
wart si do von ime genant, daz ist geaprochen Oot der snnnen.
do sprach er über au in dem tOfTe : Got erlühte dich an seien
ISl
l'vnd an übe, nement war der'Outtes kraft, aclioweiit dez heiligen
Fsant Beruhartea verdieoeD noch der stimmen der begirdea dez,
der uf erden bat wirkcte die kraft des der den bimel beeas. also
eophingeu dis ventiter der stiruen eine Tnerkante freurle dez licbtes
Toii der geworen gottelicben sunnen scbin vnd von der beiückeit sniit
nerhardes. bo enpfing die iuncfrowe foIlekomeDbeit irea libeB, dax
Bü uon der natürlichea gebrnt nüt mohte babea von diaem zeichen
fltot groaze frede uf, der vatter wirt erhöhet ia dem bimel mit
lobe, die dohter wirt selig gebeissen, die mSter wirt getrostel.,
Gottes lop wirt gobrediget. do dise heilige iuncfrowe qb dem
töffe kam, do lobte sant Herrat Got ?mb sine gnode, daz er durch
in ein zeichen hette gewirket, dez gelich nie was bescbehen, denne
ein mol von Kristo, daz ein mensche, von gehurt hlint, geBehende
wurde, do er na von der iuncfrowen scheiden wolte, do troeto er
l aü mit aenftcD .Worten vod segenete sü in ein kloater. in den
1 dingen wart Ime geseit von dem strcogen urteil, das ir vatter
hette wider en geben vrob ire blintheit, in dem ersten ire geburt:
do von santte er hotten zä dem herzogen vnd itpracb, er solte
die dohter, die er vor gehnsaet hette vmb iren gobreaten one ire
schulde nn liep haben vmb ire geanntheil, die ir Got hette geben,
daz er Gt so grosse sache gehe dem tiifel wider sich vnd were,
daz er versmohete disen heilsamen rot, so aolte er wissen, daz er
do von eine pinliche tSch enphiuge. do noch begert sant Herbart
ainen lip z3 losaende vnd zS (sp. 2) Kristo zu körnende, do von
BO satte er alles sin gemflte nf in den bimel vnd vergaa aller
gegenwertigen dinge vnd l)etrahtete die künftigen aller zitlichen
durch die ewigen aller aicherlicben. mit grossem süfzen sprach
er vil dicke ; wenne sol ich komen vnd erschinen vor dem aotlitc
vnsers herren? do er kam nf aioen leaten alter, do achecaete er
alle die tage dirre zit einen vrderucz. do von ao sprach er:
herre, weune wiltn mich erlösen von der äugest dis zergenclichen
lebendes? wenne wilto mich ffiren us dem feerker dis lihes? wenne
erfeileatn mine hoffunge? wenne erzengestu mir dine glorien?
wenne enphinde ich, obe dir geualle die andabt minra arbeit?
wenne aol ich wissen mit waz gerihtea du mich bewerest? wenne
sol ich nemen den Ion den kein Öge het gesehen, kein herze het
hetrahtet? also fürgas er aller fürgangen dinge vnd gap sich
alleine nf die künftigen vnd crüczigete sich der werte, do mit
vergas er der weite vnd lebete rehf als ein mensche, daz an dem
hinziehende iet, alles das er sach oder horte daz misseuiel ime;
alles ein sehen wz uf das künrt[ig]e loben, nüt lebete an ime
denne eine bewegunge des libes. do ez giriet nobet der zit sines
seligen'Jdodea, do wart er bestanden mit eime sweren sieohtagen,
in dem er mit grosser getultelteit bo tief ersüfzete vnd Got sinen
Bchfipher lobete vnd von ime hilfe begerte. also h&p er sine hende
llf EGgeo Gotte mit grosser bofiunge vnd sSfersibt dez ewigen
lafaena, do mitte hette er one vnderloa Kristam uf rinre sungen,
1S2
gotteHche ere in sinre gesiht, eia fiiszige begirde in siaen hend«
also enphnl der heilige sant Herhart siaen lichamen dor
vnd sinen geist Gotte. do Doch ist sin xiame gemeret von den
grossen vod wnderliohen zeichen, die er von Gottea gnoden ge-
wircket het oder durch in gewiiket het. von disen zeicbeii
BüUen wir in Gottes ere vad Bant Herhardes lop ett«wz schribBn,
in den ziten dez biBchofes «ant WolfgiuigeB wz eine closterfrow«
Kunegunt genemet, die was sant vlriclies swester dohter,
fSrte ein gut heibg leben ; ir ambalit wz, das sü mit fUsse
kirclie beaorgete (bl. 32 a sp. 1), wenne sü kustorin wz. z8
iien ziten beginge V3 dem grabe sant Eerhartes wasaen doa
lilachen, darinne er begraben was, gelicher wise, also ob er Bprecba
es ist vnzimehoh, daz ich hie in diseni kleinen fürsmoheten grabe
lige, do ich min lilachen nüt fürbergen mag. es bescbach, dt
knebte die kirche vegende wurdent, do su dis lilachen sohent,
zerretent sü die stucke abe, wenne sU nüt war notuent,
dis dSch enschein. dis beachache ettewie dicke, do each
hülczin cruDze weinen, daz nohe bi dem grabe Bt«t. dz crQze
neigete eines molea ain höbet von der rehten Biliten uf die lircke,
do st&nt die iuncfrowe Künignnt vnd sprach zair: hin vnd were den
knchten, dz sü nüt so lihteklich dz lilachen zerrent, daz va dem
grabe wehset, wenne in dem grabe lit ein heilige, der nüt der
minneste ist vor Gotte. daz lilachen ist nüt von geschieht er-
zeoget, ez ist ein zeichen sinre heilikeit. von disen Worten er-,
schräg die innfrowe. doch do sü wider zfi ir aelber kam,
Seite vnnd bredigite sü diz zeichen, do von ao wart ein gros \t
dem grabe von dem folcke mit andacht in dez heiligen sant 1
hartea ere vnd ist daz bülich, wenne er so sunderlich gnode
Gotte het empbangen, das nüt ein eugel me Got wolte selber sine
heilickeit kündet durch daz bilde sines eingehornen aünea. zd den
ziten begunde sant Wolfgang ein biacbof mit grosser andkcbt
heimeliche Got loben in der ere dez heiligen sant Herhardes
dem grabe, es beachach eines molea, do wz er gangen heimeli«
noch der mettin zn dem grabe, daa er siue andaht do erf(i]le1
mit weinende vnd mit bettende, do erschein aant Herhart nebi
ime vud sprach: lieber bräder, in künde die heimelicheit
amcrzen, das bore mit flisae, daz bitte ich dich vnd wissest di
dine werk Gotte geneme aint, wenne dich Got het erweit, das
ein biachof in dirre kircbon sieet. do von follehring din ambahl
ala du vncze ber hast geton, ao wiratn den ewigen Ion enphohi
fnr dine arbeit, wissest dch brQder, dz dis münater, dz
rDwen Got bet fürlicben, wurt eutreinet mit vil Sünden vc
closterfro (sp. 2) weo; die do Inno wonent, wenn ire sünde
wider das gebet, daz ich für sü von gewonheit gegen Gotte I
ich hie von iren begirlichen trehen wart beweget, na ist ii
liplicfaen Bünden eo uü, das 8ü nn für gerihte eint getragea
das ger&ffe der eündea ist so stark, daz ea überwnden het
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gebet, äaa in daz nut eomag nGcue gesin. vio dicke bin ich dem
lichter zi fia geuallen vnd han sjnen zorn VDd atrengus urteil
fürzogen mit minera gebet! wie dicke lian ich mine briider bewe-
get, daz aU mit mir für bu betent — icb lian ullewego gesucht,
alle ding veraächt — wz so] ich diner verlossenen Bumnunge
me tän, oder wz gebet boI ich gegen den Btrengon richter tfia
für Bo uil Bünden voküBcher werke I vmb dUe ding BO wlBaest
br&der, daz ich swerlioh betrAbet hin. do von bo bitte ich lieber
brüder, daz da mit der wisheit, die dir Got hat fiirlihen, diae
geselleBchaft genczlioh zerstörest vnd an dirre dWfrowen Btat
seczest eine B&mnunge eines ordenlichen lebees: daz Biet ingeslossen
nuQnen. wolte aber der frowen keine in das ordenlichen lebens
sich geben zS den, die von dir der werdent geseczet, daz soltu
ir günnen, ob sü uil lihte die sunde wolte bAssen in dem closter,
do sK die attnde begangen bet. hIbo soltu mir z5 eren dis müüBter
reioigeii von den grossen sündeu. noch diseni gebot gohete der
heilige sant Wolfganc, daz er sine gehorsam erzeiigeto vnd zer-
stfirte die aamnuoge der sunderin, die so sterklich zerstöret wo-
rent in iren Bünden, daz ein teil sich gewillek lieber ergobent zu
den offenen Bünden; denne sü ein strenger leben an Bich nement.
also pflanczete er an die selbe stot eine samnunge seliger zwige,
die do noch schAne blümen vnde fruht g&ttelicher lügende ge-
bGrent. do von so er^evgete öch sant Herhart sine gnode mit
grossem zeichen, die er do wirket, in dem kloater wz ein alte
erber frowe, die bette der weite vngestnmkeit geflohen, die bette
grosse andaht, daz su si von wachende vnd von weinende ii' ge-
eiht verlor vnd starre blint wart, do (bl. 32b sp. l) von so ging
SU mit grosser andaht über sant Herbartes grap uil dicke vnd
klaget ime iren gebresten mit diaen worteu: ach heiliger untter,
Wftz ist künftig mir armen, die in irem leben den antlit dote
6gen hant vnd beröbet ist dez tegelichen liehtes; wer ich noch
in der weit, so bette ich do mitt« ich den erzoden Ionen raöhte,
daz sfl mir wider zn minrc gesiht Itillfent oder bette den der mir
die hant butte. nu bin icb blint vnd bin z& dir vor der weit
geflohen: nn mangel ich der weite, die ich gelossen hau vnd han
fürlom die glide, mit den icb dir gedienet Bolte han! do sü dise
klage dicke obe dem grabe bette gesprochen, do antwirt ir sant
Herbart vnd sprach : o frowe, wes beküramersta mich mit dem
widereuda dinre gesnntheit, sit nieman vor sirae oberstoa dz da
oder er h&re; wiltu gesehende werden, so gan von minen grabe
aUben fdsse vnd leg dich do nider viid bit gnodo, do vindest du
den, der dich erlühtet. dise wort sint gar beslossen, der gelobe
der Werg ist ofienbar. noch dem sü gebeissen waz, det aü vnd
wart gesehende, also wirkote sant Herhnrt an dirre frowon, daz
er in eime zwifel^zü ^irj^bette'. gesprochen, in derselben zit wart
ein besessen mensche in sant Herbartes kirche gefuret; ako
sobiere er zh der türen in kam, do wart er uf getragen in ,
1S4
Inft; do hing er Tnd Bpraci: er enmÄhte den eaterich der kirchea
iifit berßren rmb äas heiltöm, de.7, da inoe verborgen were.
wart ime gebotten, dttz er vh deme lichomen ffire in dem nai
dez beiligeit; daz dct der tufel vcd waz gehorBam. hie so meiaeDt
etteb'che, daz uil grosses heiltämes in der eelben kircbon Ei,
one den licharoen des heiligen saut Herbartes, dis hant sü do
von, da^ eine frowe grosses gewaltea vnd adefcs, eine herzogin,
begerte in dem selben milnBtRr begraben werden, do von (ur sQ
über mer zu dem heiligen grabe vnd sament« do einen grossea Xcbao
von heütnme vnd fnrte daz mit ir. das meinent etteliche (sp. 2),
es si filrgraben von irrne heisaende in der kirchen, do bü begrabea
wolle werden, doch ist der heilige sant Herhart nüt deste zä
erende in der- kirchen. wenne er grosse zeichen do schinberlicba
wirket, ez waz ein frowe, der waz eine hant lam vnd dürre vnd
ging zS sant Hcrhardea grabe, an sinre hochzite dage. vnd be-
gerte von ime, daz er ir gesnnthelt irre hant verliehe, do wart j
die band wider gerech mit eime so grosser krachende vnd snel-
lende, daz alle die in der kirchen worent hortent die hant wider
in iro kraft knellen. das hant die geseit, die es sohent. öch ist eia
bUrne bi der kirchen, den sant Herhart selber mit sinen benden
vnd arbeiten grab; der het an tifie me denne fünfzig fflsse.
gescbibt uiel der kloaterfroweo diener eiore in den buroen, da
WB sant Herbart do vnd enphing den uallenden in sinen gereo,
daz er von disen ualle nOt me uerseret wart, denne ob er nie wers
geuallen. die menschen liefTent zu dem bumen, daz sü den in rtnckea
herns zügent, den sil sohent so swerlich in die tiefen des bürnea
uallen, do sohent sit in one allen schaden herus komen vnd hor-
tent in loben den heiligen sant Herhart, der in von dem doda
het erloset, onch lesen wir, daz er gelicher wise eine awanger
frowe uf enthielt, die in den selben buroen wz gefallen, ea wa
ein frowe, die frowe wz an beiden armen lam, das sü ir worent zS
dem libe gekrümhet, das sü eine» menschen nüt gelich fcbein,
wart ein arm gerech von sanct Wenczelao in Behemen vnd der
ander wart ir ob sant Herhartes grabe gereoh. es wz ein diep,
der bette ein pfert gestoln, vnd forhte, dz er vermeldet wurde:
do von ao gat er in die kirohe vnd opfert einen pfenning uf den
alter in sant Herhartes ere, daz sin diepstal fürholen wurde, do
er ue der kirche wolte gon, do trag er den seihen pfenning mit
ime, des erschark er vnd trug den pfenning wider uf den alter,
do bohing der pfenning aber an ime; also trfig er den pfenning
ettewie dicke wider daz ie (er ?) nüt uf dem alter enbleip. dez woU
er US der kirchen gon vnd do er erst us der kirchen trittet,
(bl. 33 a ep. l) koment 4me engegenge, die in vingcnt. Öch ist
sant Erhart dicke ersehinen Hplich gonde in der kirchen vnd ist
gesehen, daz er nahtes vf dem alter stunt vnd mit sinre ymphelBD
mease sang vnd vil bümeder liehter dicke sint gesehen bi aime
grabe. Och wolte der kirchen bAter einre ein alter bereiten eft
I
einen mole, ob dem atunt vil hohe ein crüco mit emem marteU
bilde von des fOsseo sach dirre sigerste uallen einen pfenuing,
den doch uieman deane mit einre Idtern do bim mohte haben
geopfert.
TON SANTE PAULUS DER ERSTE EINSIDEL S»nt
Jeronirans Buhribet vus, daz in der zit do Decius der kejser die
kristenheit durchetete, du Hoch sant Pnulua der erste einaidel in
den wildesten walt, den er vinden buode. do lag er fürborgen
in eiure bulen sehzig ior, doz in keia menacbe do enwiate. do
saot Paulus sach die oristeo menscheo ao aworliuh piuigen, do
floch ei' iu die w&sten. in der zit wurdest zwene iuugelinge ge-
fangeo, die worent criaten. der wart einre beamiret mit houge
vnd wart an die sunae geseczet, blos vnd gebunden, daz in die
binen, die mncken vnd ander gewurme gölte boBaoa. der ander
wart vf ein weich bette an ein luatüch «tat geleit, do ein gut
kfile luft waz, frische bumen springent vnd manigel uogel gesang,
uil sQsser uogel geaang da erachal vnd g&ter säBser geamag von
biSmen vnd von krütem. die aeil domitte er in daz bette ge-
bunden waz, die worent durch zieret mit blümen vnd mit rosen.
doch waz er gebttnden in daz bette, daz er weder hant nocli füs
geregen mohte. do wart zn ime gelosen eine gar schöne (sj>. 2)
ianclrowen mit eime zierlichen übe one alle achamme; die handelte
den iungeling gar scbemelicb vnd gar vnkQschlicb. do von mohte
der iuDgeling sinre natur nüt wider ston, er m&ate beweget wer-
den wider sinen wilen. do er na nüt aich mit hendeii noch mit
f&aaen mohte erweren der Bchemelichen handelunge, do beia er
3 Zunge abe vnd
frowen in ir antlit. bIbo überwaot
pin sach saiit PauluB, do floch er in
sant AnthoniuB mit «inen miinchet
komende vnd zd varende, do wart ir
daa einre in der wäaten wouete, der
ging aant Anthonius
fünde. do begente
die der schantberen ii
ne anuehtunde. do dise
wflaten. zu der zit, do
;;erte in die wflsteu za
dem Bchlofe kant geton,
i uil berre deune er, do
durch die weide, daz er disen menschen
ein tjer, doz waz ypocentauro. genant.
halber ein pfert von dem nabel vnczo niden s
obe wendig ein mensche, daz tier wiaete in, daz er zä der
rebten hant ginge, do noch begegent ime eine tier, daz trug
einen balmeo in einre Imnt, da.z waz ein halp geia vnd ein halp
mensche, dia tier beawor sant Anthonius bi dem lebenden Gotte,
daz ea ime eeite, wer e were? do antvrurt es vnd sprach; ich
bin entyruB, ein Got der weit noch der beiden geloube. donocb
begegente ime ein wolf, der geleitet eant Antbouien zu sant Paulua
Celle», do aant Paulua enpbant die gegen wirdekeit aant AntUonien,
do bealoa er aine Celle, do bat aant Anthonius, daz er imo uf-
Blilase, wenne er wolte lieber do sterben, denne er von ilannon
, schied sin vngeaehen. von discn Worten wart aant Paulua nber-
wonden, das er ufenteloa. do enpfingen bu anander mit vmbi
vangen armen, also du die zit kam, das sü esseo aolten, do brofat
er 10 ein rSch Ewiueltige pfrände brotes, dez nam Bicli vrnder e
Ant.honiDB. do epracb sant Paulus, daz ime von Gotte alle [
ein teil dez brotea wurde gesant, wn er einen gnat bette, s
wer ime zwifeltige pfrnnde gesendet, do (bl. 33b ap. 1) stund ei
milder krieg nf vnder inen, wer der wirdigiste were, der dia bn
teilete? Puulus eret den gast, Änthonius eret den eitern; zfi ian
gest legent bü beide haut an vnd teilent daa brot in zwei geliehi
teiL do saut Änthonius wider kerte vnd nohe by sinre cell
was, do Baoh er die engel fAren sant Paulus sele zu himel t
groBBen freuden, do kerte er vil schiere wider, do /ant er san:
Panlus lichomen knnwende, also ob er bettet, ufreohf, do wondd
er, daz er noch lebete, do aber er geoohete vnd eupfant, daz *
tot waz, do sprach er: o du beilige sele, du hast
dime tode die werk, die du lebende best follefuret !
Änthonius nüt enhette, wo mitte er in begrftbe, komeot zweoi
Iowen vnd roachent vil schiere ein grap. do leite den UchomeD
sant Änthonius in. do liefent die Iowen wider zfi walde.
Änthonius uam mit irae sant Paulus rog, der von palmeo
geatrioket vnd nüczete den zn bocbziteu in sine ere.
VON DEME NAMEN REMIGIUS ist gesprochen ein Bpiwr
des irdenisohon Colkes, wenn er das folk hat geepiset mit
lere mit ainein guten hezeichen, mit sinem gebet oder ist geapi
chen ein vehter. also het er wider den tufel gefohten mit dem
Schilde der geloubeo, mit dem swerte des Gottes wertes, mit dem
belme guter hoffonge.
Von sant Rcmigicn. Es waz ein heiliger einaidel in danj
zit.pn, do daz folk, die Wandala sint genant, das laut Fronckeriolt'
tierstArtant. der begerte also groslich von Gotte, daz dis lant
(sp. 2) inman beachirmet wurde wider das b5se folck. dim
eiuaidol wz ein heiliger mansche vnd waz blint, do er
groBser. andaht eines moles gebat vmb friden des landea, do er-
Bchein im ein engel, der sprach : du solt wiaaeo, daz ein fi4we,
Gelina genant, sol ein kiiit geberen, des namme wirt Remigins,
äax sol daz folk dia laudes beschirmen vor den bAsen lütei
dirre einaidel erwachete, do ging er zi der frowen Celina vnd
sprach vnd Beite ir die geaiht, die ime erschiuen waa. sü englobetA
diaer rede nüt, von bu nü veraltet was. do apracli der einsidal,
daz diz wor si. eo wisaeBt, wenne do daz kint geaegeneat, so
Boltu der milche über mtne ögen strichen, so wurde ich gesehende;
dis bescbuch allea noch der orduunge also er ir geaeit hett«.
BBnt Remigius, do er z8 sinen dagea knm, do fioch er die weit
vnd gup sich in eine kloae, do inue lebete er so gotteliche, dat
sin namme wite durch die weit fldg. do von so wart er von
137
allen folke userwelet z& eime erzebiachoae. do er zwei vnd
sweDzig ior alt waz \a der wirdikeit, bo hielt er sich also aeaft'
mAteklicho, das nUt alleine die nienachen einen frigen z&äaht zä
ime hettoQt in irre notdurft, me die fAgelliu flugent uf den
tisch zu ime vnd osBuiit ua siore hnnt. saut Eeniigina wart eins
I golierberget von einre armen fronen, die
^ebreaten an wJne bette; do ging er i
ein orDce über ein faa. do wz so uil \
über ua flos daa halbe teil dea kelre uol.
künig in Franckretcb, Ludowicus genant,
helte gar eine aelige kriatenc frowe, di
fliase den kunig nüt iliierkomen, daz ei
EChach, dax gor ein groa l'otck von tusi
iren kelre vnd machte
nea in dem faeae, dax
der WZ ein beiden vnd
künde mit allen iren
cristen wurde, es be-
wider den
I
I
künig für zu striten. do gelobte der Ludewig künig zu Franck-
ricfa : were daa ime ainre frowen 6ot hülfe, daz er in dem atrite
geeige wider daz tüacbe folk, so wolte er an den selben Got
geloben, an den ein frowe gelöbete. noch ainre begirden erging
der atrit. do von so far er zä aant Remigien vnd begerte cris
(bl. 34a ap. I) tenlichea töffea von ime. do aant Remigiue zfi dem
tbSe kam, do enhette er nüt kriaemen, den er dem künige an-
striche ; vil schiere ein tube geflogen kam vnd brohte in irme
snabel ein gleaelin mit kriaeroen, do mitte beatrech er den künig
Tod döfte in. dia gleaelin ist enthalten in dem münstcr zS Kenae
vnd werdet die künige von Franckrich mitte gekriaemet. hie noch
aber uil »it vx ein giir wiaer man, Genebandus genant, der
bette eine frowe, was aant Remigius nüftel. von andaht begertnt
diae zwei gemechcde von einander gescheiden werden, ala Öch
beschach. do von wihete aant Remigius ainen mog Genebandna
in einen bischof zS Landnnen ; Genebandna der erlöbte einre
frowe» an ime zS gonde. das sü von ime lerte von der heimelic-
beit dirre mittewonunge. do wart dirre Genebandna enüündet
Tnd verviel mit der frowen; do von eupfing die frowe vnd gebar
ein knebelin, daz wart dem biacliofe gekündet, do enbot er der
ni?iter, aQ aolte daa kint beissen diep, von ea dieplich geboren
waa. do noch er der frowen mit ime anwandelnde, als vor daa
man der getot deste minro ahte. do noch veniiel er aber mit
ir. do gbbar afi eine dochterlin, das lies er nennen fAasen. do dirre
Genebandus sine miasetot betrahtete, do ging er zfi aant Remigina
Tnd fiel deme z& fAs vnd wolte die stole von sinem halae han
geworfen zS eime zeichen, daa er vnwirdig werde dez prieater-
lichen anbahtea; daz werte ime aant Remigiaa vnd do er vernam
sine miaaetat, do trdatete er in gar aenftmätkliche vnd slos in
sefas ior in eine kloae. an dem sibenden iore, do er sin gebet an
dem grflnen dunreatage spreche, do erschein ime ein engel vnd
sprach : in were aeine Bünde vergeben, er aolt ns der geuengnisae
gon. do antwui'te er vnd sprach: ich enmag do hinus nüt komen,
'n harre Remigius bat die tür vasewendig besloasen vnd
128
het daz slos gezeicheDt mit sime ingesigel. do sprach der engel:
daz du wissest, daz dir der himel offen si, so sich diese tür offen
vnd daz ingesigel ganz, zu der stunden waz die tür offen ynd
leite sich Genebandas crücewis mitten in die (sp. 2) tÜr vnd
sprach: were, das min herre Ihesas Ejristns her kerne do, so
enkume ich hinns nüt, es si denne daz min herre Remigins kome,
der mir herin het geslossen. do wart sant Remigins yon dem
engel gen Laudunen gefaret. do satte er Genebandos wider an
sine ere. der bleip er in sinen gfiten wercken vnze an sinen dot.
dez sun latro, daz ist schecher oder diep wart noch ime biachof
vnd starb öch ein heilig mensche, sant Remigius starp vol tügende
vnd heilickeit noch Gottes gebürt über zweihundert ior vnd wircket
vil wnder vnd grosse zeichen.
VON SANT HYLARIEN Hylarius ist gesprochen frftlich,
wenne er frolich waz in Gottes dienest oder ist gesprochen hoch,
wenne hoch in künsten ist gewesen oder ist vinster, wanne sine
lere als finster von sinnen ist, daz man su kümberlich mag
verston.
Von sant Hylarius M)en Us Equitanien, dem lande des
künigriches von Franckenrich wz gebom ein man Hylarius genant,
wie daz were, daz er eine eliche frowe vnd eine dohter hette,
doch so f&rte er ein gar geistlich leben do mitte vnd nam so
faste zu in kunsten vnd an heilikeit, daz er wart erwelet in einen
bischof z& Pytauien. do beschirmete er nüt alleine sine stat, me
alles Franckenrich beschirmete er vor den keezern vnd irre fal-
schen lere; des worent zwene bischöfe keczer, die logent den
keiser, ob der öch z& den ziten ein keczer waz, daz er vertribe
den heiligen Hylariuro. diz det der keyser, der sante Eusebium, den
bischof von Vercellen vnd Hylarius in daz eilende; es beschach,
daz Arrianes lere, der öch ein keczer waz, so gröslich zu nam,
daz dis die andern keczer (b. 34 b sp. 1) nüt liden enmöhten.
do von so gebot der keiser allen bischofen zu sammen, daz sü
usträgent, welre gelobe z& haltende were. also wart sant Hyla-
rius von den zwein bischofen, die in fürtriben bettend wide^ ge-
rAffett gen Pytauien. do kam er in eine iusel, die wz genant
Gallinaria, die wz so vol slangen, dz do inne nieman gewonen
möhte. do filrtrieb er die slangen alle us der inseien mit sime
gebotte vnd steckete mitten in der inseien einen pfol z& eime
zeichen sines gebottes; also getar kein slange mer dar in gewandeln,
do er nu kam in sine stat zu Pytauien, do was ein kint one töf
dot, dem gab er mit Gottes gnoden vnd mit sime gebet daz leben
wider, do sin lipliche dohter Apra manber wart, do begobete er
SU mit sime heiligen segen in ein lüter kusche leben. das
fürte sie etwie lange, doch forhte sant Hylarius, das sü von irre
lügende dis leben würde verwandelende, do von so bat er Got,
129
das sü in der reinekeit ires libes wurde genomen in die etril
also erstarp sü kürzliche hie nuch, die begräh er mit ai
heoden. do die sach sin ui&ter sia geuiahel, do bat sü in dm
ir erwürbe von Gotte, das bü Öch ilirre weit lidig wurde.
beechncb, d&z er die frowe öch vor ime 2& himel Bnnte. in
I
I
Kiten was hobest I,u«
e in der keczor
lere betröge
, do von ao
rief er allen bischofei
zg sanim
ne pn
sant Hylari
m, der kam
doah dohin vn^eladen.
do dft/
eniam
der hobest,
do gehot er
daz ennt llylario nie
naii wolte
uf B
on oder kein
e etat geben,
das er gusehae. do
er nu in
den
aal ging, do
eprnch der
hobest: da bist Hyl
iriua ein
ban,
prach sant
Hylarins: ich
bin nüt ein ban, i
h bin vo
n der
bene lant,
daz ist von
welschen landf^u ein biachof. do sprach der hobest: biatu nn ein
bischof IlylariuB von welschen landen — so bin ich dez rfimiachen
ntales herro vnd richter. do sprach Hylarius, wie wol du
Lowe bist, doch bistu nüt von dem geschieht iude vud wie daz
•i daz du zu gerihte siezest, doch siezest du nüt in dem stflli
gfiteliches gewaltes, do nntwirt ic
liehe (ap. 2) vnd sprach: beite ein
Iconie, so wil ich dir den Ion geben
sprach Hylarius vnd ob du niit her
für dich antworten? do sprach de
wider komeo, da« '
hobest, daz ur di
der hübest vil vnwirdek-
wenutg vncz ich her '
fürdienet best, do
ider komost, wer so! dnnne
hobest : ich sol Rohiere her
:hfart gedemAtiga! als ging der
f der naturen dete, do sclog in das
parlis, das alles sin iugeweide durch ainen lip ns fni-, also atarp
er eines gehen dudes an einre schemelichen slat. do acwiachent
sach sant Hylarius, daz ime nteroao wolte wichen, das er geaese;
do sprach er nil getulteklich: dais ertrich vosera harren vnd satte
sich nider uf die erdo, do hüp sich die erde uf vnder ime so
hohe, daz er sas gelich den andern biachofen. do du der acheme-
liube dot des boheatea wart geoSenbaret den bischöfen , do
st&nt af sant Uylarius vnd gap den hischofen g&te kriatenliche
lere vnd ssnte sü wider iegelicben in sin bistnni. hie noch also
aant Uylnrins uil /.eichen vod wander hatte gewircet, do sach er
sinen dot nohen vnd swerliulie siech lag. do rief er z8 ime einen
priester Leunciuin, den er gar liep hette, vnd do es der naht
nohete, do hies er den prieater us gon vod sehe er ut, daz soite
■r ime wider sagen, der prialer ging us vnd sugt im wider, er
mhe noch enhorlo nüt, denne ein getfine dez folkes uf der Strossen,
vnd do er also bi irae wacliete vmb mitternaht, hies er in alier
na gon, losen, ob er Qt horte; aber seite er wider, duz er nüt
horte, do noch gar schiere kam gar ein lihter schin in die
hamer, daz sich sin der prieater erscbreke, mit dem achine (ur
^ie sele des heiligen aant Hylarius zu himele.
VON ÜEMENAMKN lUCHARY. Macharioa ist gesprochen
I aia (bh 35 a ap. 1) niger, weime er knnde den bösen listen
) tßfels wider eton, oder ist gesprochen ein tügent ; das hat er
130
beweret in sirae lebende oder ist eine slahunge in dem zemmende
sins libes oder ist ein meister, also er het mit grosser wisheit
sine iungern vf gerihtet.
Von sant Macharius leben. Aber Macharius ging von sit-
tbien vs dem lande, dennan was er ocb geborn, der waz bo
temAtig, daz er ging in den gerner slofifen, do der beiden cor per
dot inne also gancz logent vnd leite im den toten corper also
gancz vnder sin höbet für ein küssin. den woltent die tüfel
eins moles erscbrecken vnd sprochent za dem k5rper, der vnder
sime böbte lag, also ob es ein frowe were: stant vf vod ganc mit
vns z& dem bade! do ant warte ein tüfel vnd sprach us dem k&r-
per: ich han einen bilgerin uf mir, ich enmag nüt komen. do
von erschrag sant Macharius nüt; er stupfete den lichamen vnd
sprach: stant uf, ob du mast! do dis hortent die tüfel, do flühent
sü vnd riefent: du hast vns überwunden, sant Macharius ging
eins moles gegen sinre zellen, do bcgeogente ime der tüfel vnd
trug eine sichel, do mitte bette er in gerne geschlagen; do enmdhte
er. do sprach der tüfel: Machari wissest, daz du mir grossen
gewalt tust, daz ich dich nüt kan über komen vnd t& alles daz
du tust: fastestu, so engisse ich niemer; wachestu so enslofe
ich niemer, es ist alleine ein ding deran überwidest du mich,
do sprach Macharius; waz ist daz, autwurte der tüfel: es ist
demdtekeit, wider die enmag ich nit. eines moles hette er grosse
anefehtunge sines libes, do füUete er einen grossen sag vol sandes
vnd trug den lange zit durch die weide uf sime halse, daz sach
ein ander waltbr&der, Eusebius genant, zu ime der sprach: Ma-
chari war vmbe treistu dise swere bürde? antwurt er vnd sprach:
ich pinige den, der mich piniget, sant Macharius sach eines moles
den tüfel für sine celle gon in eim linineii locherehten rocke vnd
hing zu iegelichem loche ein gleselin mit trancke us; do sprach
sant Macharius zu dem (sp. 2) tüfel, wo er hinginge? antwurte
der tüfel vnd sprach : ich gon zu den waltbruderen, daz ich su
trencke. do frogete Macharius: war vmb er also vil gleselin
trAge? antwurt der tüfel vnd sprach: wer daz einen bruder der
eine trang nüt gefiele, so hüte er ime den andern, do der tüfel
her wider ging, do frogete er in, wie ez ime wer gangen? do
antwurt der tüfel : es were gut, die bruder werent alle heilig
vncz an einen, Thoeficus genant, der het mi gefolget, do stant
sant Macharius uf vnd ging zu dem bruder, den der tüfel be-
trogen hette vnd bekerte den wider mit sinre nianunge. hie noch
ging der tüfel aber die bruder fersuchcn, vnd do er wider kcrte,
begegente ime Macharius vnd sprach: was tunt nu dine bruder?
antwurt der tüfel vnd sprach: sü tunt übel, wenne sü sint alle
heilig vnd daz b6ste, daz dar an ist, ich hette einen vnder inen,
den han ich verloren, der ist heiliger worden, denne die anderen,
do von lobete sant Macharius Got. sant Macharius fant eins
moles einen toten i"*~i» A^n froget er: wez menschen höbet ez were
131
L gewesenV Ao antwui-t dos bftbet: es were eins Heiden geweaeD. do
' froget er, wo die aele were? antivnrt ea: in der hellen, do froget
'} tief die sele in der hellen were? do antwurtes: so tief also
tief also von dem hiinel zS der erden, frogete Macharius, ob keine
tiefer wersnt? antwurtes: die iuden sint tiefer in der hellen, denne
die beiden vnder den iudeit aller tieffest aint die bftsen cristen,
k
I
bant. säet Macharius ging
an wilden weg vnd wenne er
n ror, duz er Jen weg Ut
do er aJBO nun tage geging,
wie der ttifel die ror alle
I' bette getragen, do von so
bin heim kerne, ea waz ein
sriicben angefohten von sinen
die Gottes bl3t i
eine molea durch die wilsten gar ein
eine mile geging, so stecke er ei
fQrlüre, so er wider wolle keren.
do wolte er rSwen. do sacb er
hotte U8 gezogen vnd bü für in da
hette er grosse arbeit, wie er wider
bi'üder, dej- wart uil dicke vnd swi
gedeneken. wie er solte us der klos
anderen menschen nücze ain der weit, dis {b. 35 b sp. 1) clagete
er sant Machario, der lerte in, er solle den gedeneken antwurten
vnd sprechen: ich wil durch Gottes willen der wende diser cellen
bAt«D. sant Macharius dAtet eins moles eine floch, va dem sach
er uil blules ßiesaen, do bedohter wie hesselicb er sich gerochen
het.te vnde ime selber zQ bilssen, so ging er ein balp ior blos in
der wAaten, daa in die Htegen, die snoken vnd die bremen bissent;
also kam er iemerlecb zerzerret wider heim, noch uil zeichen, die
er beging, für er in die ewige rüwe des bimela,
VON SANTTE FELIX INPINGIS. Felix inpincie ist dirro
tietlige genant do von, dnz die stat, do er rSwet also heisset pincia
oder daz er gemartelt wart mit den pincen, das sint alen oder
andere spicxe ding, wenne er kint lerte vnd die gar strenglicbcn
hielt., so Seite man, daz die beiden, do bQ in vmb krichen gelOben
woltent dftten, gobent sinen kinden, die er goleret bette, daz aii
in mit griffelen vnd mit aleo dfltetent, doch haltet die kristenheit
nfit, daz er gemartelt würde, do diaen saut Felix die beiden
woltent twingpn. duz er den abegStten opbeite vnd sü anebettetn,
do zerstörte er nlle die aiigStler mit sime bloae. er wart gefAret. dirre
heilige liefte einen i>r&der, der was Ach Felix genant, den woltent
die beiden Öcb twingeo, daz er die ahegitter anebette. do sprach er
tA in: ir sint üweren gottern gnr gebas, daz ir micb für bü weilent
fftren, wenne ich bloae an sü, also min hrnder bet geton, vnd mache
bB alle uallende. aant Felix bet einen garten mit cAIen wol be-
seczet ; des woltent (sp. 2) ime etteliche beiden die k&le etelen
vnd gingent eine ganze naht in sime garten vnd wondent die kole
tu sieben, do reinen! sii den acker vnd zugent alleine daz vnkrut
na. do morgens wart, do grAsete su sant Felix, do erkantenten
flQ ir sUnde gegen ime vnd gingent von daunan. da die beiden
snnt Felix loben wollen, do kam in ein so gros amer/e an ir
hande, dar, sli groalicbe echrüwenl. do sprach er zu in, sü
132
saltent sprechen : Eristus ist Got. do sa dis sprochent, do wo reut
sü genesen, es kam ein bischof der abgAtter z& sant Felix vnd
sprach: herre Felix, ir sülent wissen, daz min abgot floch, do er
üch sach komen vnd do ich in frogete, war vmb er flühe, do
sprach er: ich eumag nüt gesehen die kraft dis Felix, sit nü die
gfttter dich also f5rhtent uil billicher sol ich dich förhten do lerte
in saut Felix den geloben vnd wart getöffet. sant Felix sach die
beiden den Got Appollinem ane bitten, do sprach er: ist Appollo
ein geworre Got, so sage er mir, waz ich in minre hant beschlossen
han. do hette er inne daz pater noster geschriben an ein brie-
felin. do der Got hieza nüt antworte, do wurdent die beiden
bekert. do noch las sant Felix messe vnd gap den fride kus dem
folke vnd streckete sich noch der messen vf daz ertrich vnd gap
sinen geist Gotte.
VON DEME NAMMEN MARCELLÜS ist genant oder ge-
sprochen einre, der das böse von ime fürtribet, als het er in
sime lebende alle bosheit von ime fürtriben oder ist gesprochen
ein schlaher des meres, das ist ein vnder crücze der weltlichen
widerwertikeit (bl. 36 a sp. 1).
Von sant Marcellus Maximianus, der keyser, wart gar streng-
lich gestroffet von dem bobeste Marcello, vnbe daz er die cristeu
menschen so strenglich durchetete. dis versmohete den keiser. do
von bedohte er, wie er den hobest Marcellum wider gesmehete.
eines moles sprach sant Marcellus messe in einro frowen hus, das
hette er gewihet in ein kirche. do dis befant der keiser, do
raachete er vs der selben kirchen eine vihestal vnd twang sant
Marcellum, das er des ühes milste warten vncz an sinen dot.
VON DEM NAMEN ANTHONIUS ist gesprochen einre, der
das oberste haltet; also het er geton, do er die weit versmohet,
daz er daz oberste besese. von sime lebende het Athanisius ge-
schriben.
Von sant Änthonien sant Anthonie, do der zwenzig ior alt
waz vnd horte lesen in der kirchen : wiltu follekomen sin, so
gang vnd fürköffe alles, daz du best vnd gib den armen, do
für er zu vnd fürköfte alles, das er hette vod gap daz den armen
vnd nam an sich ein einsidel leben, dirre sant Anthonius het
gar uil fürsuhunge des tüfels erlitten, eines moles, do überwant
er den tüfel, der in an liplichen luste iürsuchete. do von so bat
er Got das ime der tüfel wurde erzeget in der formen also er die
iüngelinge fürsfichte. do erschein er ime in der gestalt eins
swarzen kindes vnd föriach, er were von ime überwunden, do
sprach sant Anthonius: du bist nur in einre sn&dcn gestalt er-
schinen, do von forhte ich dich nüt me. sant Anthonius lag eines
moles in einen graben, do wart er von den tüfelen also sere ge-
133
I
I
slngeo vnd aerzerret, daa in dn diner für dot (ap. 2) \a dem grabe
of siuie halse trüg, äo weindent in alle die ia sohent für dot
viiJ HÜ alle euschliefent. do wart saut, AntbouiuB wider Itbeude
vad gelKit deme diencr daz er in wider in daz grap tr&ge. do
lag er gcetrecket tod dem smerzea sinre wunden vud reiasete die
tüfel anderwerbe un strite. do erechinent die tüfel in maniger
bände tiere gestalt ynd zerreton in aber mit iren zenen vnd
hAnieren vtid nageln, do evEclieiu ein wunderlicli lieht vud fur-
iagete die tUiel gar von ime, do wart sant Aothonioe gesuiit. do
von ericante der daz Hmtiis in dem liebte io geaunt hett« ge-
macbet vud sprach: guter Ibesu, wo biatu geweaea, daz du nüt
an dem anefange bist bie gewesen? do nntwurt vnser berre vnd
sprach: Änthoni, ich bin bie gewesen, doch ao wolte ich dinen
fltrit beweren. sit ilu n3 also mealicb hast gefoteü, so wil ich daz
du genemnet werdest durch alte dise weit, sant Autbonie waz eu
toi gftttelicher minne, daz er mit den marteleni ua lief an die
niartel, die der kejaer Maximiauus det marteln, vnd betrdhete
sieb swerlich, daz iroe die kröne der martoler wait ventigen, do
saot Anthonie eines molea wolte gon durch die weide von einre
cellen zu der anderen, do TaDt er eine silberin scbiiasel ; do ge-
dobte er, wo dise scbüssel her keme, do keine wonunge der lüte
were. öch wer aü ieraan enpfallea, er wer es wol gewar worden
von der swere dea fallee ; dis ist din liat du b^ser tüfel — iedöcb ao
mahtu mineri willen oitt fürkeren. do verswant die achQasel also
ein rCch. do noch fast er ein gros stücke goldes, daz flocb er
also es fttr were. also floch er uf einen berg vnd wonete do zwenzig
ior vnd wirckete grosse zeichen, eines moles wart er fürzücket, do
ucb er die weit vol stricke, do sprach er: o wer mag disen atrioken
entriniien? antwurt ime eine stime vnd sprach: das döt demAtikeit.
die eogel wott«nt sant Antbonien eines moles uf in den luft f&reu,
do woreot die tüfel do vnd wertent daz vnd aprocbent iu ao vmbe
die aünde, die er in sinre kintbeit hette begangen (b1. 36 b sp. l).
do aprocbent die engel: ir süllent vmbe die Bünde nüt reebenen,
die von Gottes miftekeit sint verdiiget : habe er keine Bünde ge-
ton Sit duz er eiji münicb ist worden, die sagent. do enknndent
8Ü nüt vinden, was Bü wider iu aprecheut. do förtent in die
engel lidekltehe uf in den luft vud wider her oider. sant Antho-
nie auch den tüfel vnder wilen so gros vnd so lobelich zu ime
sprechen: ich bin die Gottes kraft Authoni, waz begei'stu? do
Bpüwete ich, sprach sant Anthonie, dem tüfel in einen munt vnd
ging in Kristus uamen gewefeut gegen ime. also verswant er.
der tüfel erschein ime vnder wil bu gros, diK er mit dem bebte
Doob geduncke den himel rürte. do frogete iu aant Anthonie, wer
er were? antivurt er: ich biu der tüfol, den die kriaten vnd die
mflniche so groBlich fQrSQchent. do sprach saut Anthonie: daz
t&Bt BÜ billicb, wenne du sü dicke uü swerliche beträbest, do
s|iracb der tülfet : in beswere sü nüt in keinen weg, sü betrAbent
134
einander, ich bin gar zu nute worden, wenne Kristus richtet na
in allen landen, einen schüczen sach eins moles sant Anthoiiien
fr61ich mit einen bradern, dez geergerte er sich, do sprach za
ime sant Anthonie: spanne dinen bogen, do er daz det, do sprach
er: zAch noch h5her! daz beschach. do hies er in den bogen
fürbas ziehen, do sprach der schücze: ich m5hte so lange zieheo,
der bogen breche: also ist öch in des Gottes dieneste, sprach
sant Anthonie; weiten wir vns über vnser fürmügen senen, so
wirden wir darvnder geligende. do von so ist es zimelich, daz
wir vnder wilen vnser strencheit abelossent. do wart der scliücze
dez gebessert, do von er sich geergeret hett. einre frogete saot
Anthonien, waz er solte ton, daz er Gotte wol gefiele? antwnrt
sant Anthonie: wo du hin gost, so hap Got vor dinen Ögen vnd
waz du tast, daz bcwer mit der gezügnisse der heiligen geschrift,
vnd an welre stat du siezest, dannan solt schiere gon. dise drfi
halte, so wirstu schiere behalten, ein abbet frogete (sp. 2) sant
Anthonien, was er tun solte? do antwurt er ime vnd sprach: da
solt kein z&fersiht oder getrüwen in dine gerehtekeit; mesig soltn
sin an zungen vnd an spisen ; nüt betrübe dich vmb daz beschehen
ist; sprach sant Anthonie. relit also die vische sterbent von
deme, daz keine wile an dem trückencn wonent, also fürlierent
die münche ire rfiwe, wenne su us iren zellen oder mit welt-
lichen lüten keine wile wonent. wer in der einigen ist, der
ist drien stricken enpflohen: der gebärden, der reden, der gesiht
vnd het alleine zu fehtende wider das herze, es gingent iunge
bruder mit eime abbete, daz sü sant Anthonien gesehent. do sü
sant Anthonien sach, do sprach er: ir hant einen guten geuerten
an disem altuatter vnd sprach zu dem alten abbet: du hast gute
bruder mit dir gonde. daz ist wor, sprach der abbet, ich bette
gute bruder hctte ire wouunge eine tür sü stot offen vnd wer do
wil, der gat in den stat vnde cnbindet den esel. dis sprach er, weiino
sü worent so redegebe, waz in ir herze kam, daz waz öch zu
stunt in dem munde, sprach sant Anthonie: wissest daz drie be-
wegunge sint dez libes, eine von natureu, eine von überiger spi-
sen, eine von dem tüfel, ein bruder was von der weite gckeret
vnd fürte mit ime in den walt sines gutes ein teil, do gebot ime
sant Anthonie, daz er ginge vnd hunde köfte. do er die hunde
fürte zfi sant Anthonien. do sprungent sü uf in vnd zerret tent
in. do sprach sant Anthonie: wer der weite abeseit vnd doch
der weite gut wil haben, der wirt also von dem tüfel angefohten.
eines moles fürdros sant Anthonien in dem walde; do sprach er:
herre, ich weite behalten werden, so enlont mich mine gedencke
vngeirret! also stunt er nf fnd ging us, do sach er einen siezen
vnd wirken vnd ie vnder wilen uf ston, betten ; daz waz ein engel,
der sprach zfi sant Anthonien: dis tu öch du! so wirstu behalten,
ein bruder frogete sant Anthonien, wie es stünde vmb die seien
der toten? den weckete sant Anthonie des selben nahtes uf vnd
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sprach: gang us bio votl sieb (bl. 37a ep. l) do sach er einen
langen gruwelichen man, dez höbet rQrte die woicken. der werte
uil vugeluii, duz Bu uüt zh bimi^l flügent. äcli flog ein teil one
irren kq bimol vnd horte grosse fröde mit gemüscbet. mit gros-
aeiu BDierzen aiso merkete er, duz der lange der tOfel waz Tiid die
vogel worent seien, sant Antbonio stunt eines molea vnd arbeitet
I bruilren. do ssch er in den bimel vnd uiel nider vf die
erde vnd bat Gut, das er die künftige Bünde fnrsehe. do frogeten
1 die brnder, waz Bachen dis were? den antwurt er mit grosseD
Irehen vnd mit aweren aüfzen vnd sprach: ich ban gesehen den.
f Gottes vmbegeben mit einre grossen schar, die Bchurren mit
verseneu vnib den altfir! daz meinet, daz die criatenbeit wurt
zerstöret vnd werdent die mensoheo gelich als die tier alle criateu
ding serstÖrende vnd sprach die stimme Gottes: min altar ist
vernatet vnd veramohet. do noch über zwei ior, do fielent Ariani
in vnd serstorleu die cristeaheit vnd dAtetent die cristen meuscben
vf den altern, also die schof. in den ziten waa ein herzöge in
Egypten, Balacliius genant, der durcbehte die cristen gar swerlich,
* iz er megede vnd münicbe offenbar hicsse blos alaben. dem
breib sant Anthonie : da solt abe lossen vnd solt die criBten uftt
e durchebten, wenne ich sihe, daz Gottes zom dir den tot trowet !
[ der herzöge bette dise ermaimnge für einen spot vnd spüwete in
l den brief vnd "arf in wider die erde vod det die hotten, die den
I brief betten brobt gar berteklicbs schlahen vnd eubot sant An-
thonien wider; sit da so grose sorge hast vmbe dine menschen,
dax kürzlich die bertekeit vnser strofftuige z& dir sol
komen. vber fünf tage solte der herzöge vfie sin pt'ert siezen,
do beis es in vnd warf in itf die erde vnd zui'znrte ime sin bejn,
also erstarb er in drien dagen. bräder begerteu heilsame wort
TOB sant Antlionien, do sprach er : vnser herre sprichet, wer
(ep, 2) dich an einen backen schiebt, den soltu Öch den anderen
bieten, do sprocbent bü; diz niiigent wir nüt erfüllen, do sprach
er: so lident docli den einen streich getulteklicb. do sprocbent
bU: das mögent wir öch nüt getun, do sprach er: so habent doch
einen willen, das ir lieher wellet geschlagen sin deuno ir scblftgeut.
1 5.1- ■ ■ - - ■
das möhten sü öch nut get&n. do sprach sant Anthonie zfi e
iuugem: da solt den brndereii bereiten brfige, wenne sü eint gar
zart, vns ist nüt notdurftiger, dem
thunie wart fünf vnd hundert ior alt do küssete
, vnd achiet in friden von in zu Gotte,
do sant An-
ar sine br&der
VON DEME NAMEN FABIANUS ist gesprochen einre der
vmfasmidct das oberste leben, also ist dirre heilige billiche genant,
wenne er ime uf erden gesmidet het mit ainen werken ein
ewig leben.
Von sant Fahianus leben ein bähest waz zu Rome tot, do
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von 80 waz daz roroesche folk alles za sammen komeu, daz sü
einen anderen kürent. vnder den anderen waz öch zu dirre sam-
nunge kernen ein burger von Rome, Fabianus genant, das er sehe
wie dis ding ein ende neme. de erschein eine wisse tube uf sime
höbte. dis verwunderten! sü sich alle vnd erwelteut in zu einen
habest, von disem schribet habest Damasus, daz er sante in
iegelich künigrich sühen ewangelier vnd süben epistoler, daz sü
der roarteler leben beschribent. do der drüzehen ior habest was
gewesen, do hies ime Decius der keiser sin höbet abe schlahen.
.do mitte für er zu himel.
VON DEM NAMEN SABESTIANÜS ist gesprochen einre,
d^r do noch folget der selickcit der obersten stat oder ist ge-
sprochen ein sattel in dem der ruter Kristi vil strite het ge-
wunnen uf erden oder ist gesprochen vmbgeben, also waz er mit
philen vmbgeben oder ist einre der vmbegat, also er vmbe ging
vnd sterkete die gefangen kristen alle zu der martel.
Von sant Sabestianus Dyoclecianus vnd Marinuanus, die
keyser, betten einen ritter zu hofe, der waz Sabestianus genant,
der was ein burger zu Meygelon, geboren von Narbone, ein gut
heylig cristen mau waz er. dirre Sabestianus waz so wol ge-
minnet von den keysern, daz sü in hettent herre gemäht über daz
oberste hofegesinde, daz er alle zit solte ston vor der anegesiht der
keyser. dirre Sabestianus trüg ritterlich kleit alleine darvmbe, das
er mit sinen werten kraft gebe den martileren in irre martil, das
sü nüt fürzagetent. in den ziten worent zwene lipliche gehruder,
gar heilige menschen, die solte man vmb cristen geloben enth6-
beten, zu den koment ire frünt, daz sü iren geloben verkertent.
der heilen muter kam für sü mit blosen höbete, mit zerzerreten
kleidren mit blosen brüsten vnd sprach: o ir süssen kint raine,
wie vmb gat mich so vnzellich liden vnd so vnlidelich weinen!
ach leider ich armes wip ferlüre mine süne, die nü mit willen in
den tot sich opferent. hettent mir sü die fiande gefangen, ich liefTe
noch mitten durch den strit, werent sü mit freuel in geslossen
loh fiele in den kerker vnd stürbe (sp. 2) für sü. dis ist ein
nuwer funt zä fürderbende. do man den hencker bittet, daz er
schlahe, do gewünschet wurt, das daz leben furderbe, do der tot
würt geladen, daz er kome: dis ist ein nüwe weinen, dis ist ein
nuwe smerze, do der kinde biAgende iugent gewilleklich ver-
loren wirt vnd der betrAbete alter vatter vnd muter wurt be-
twungen zu lebende; in der clage der muter wart der alte vatter
der heiligen den armen sinre knehte do hin gefAret, der bette esche
vnd mülle uf sin höbet gesprenget vnd rief uf in den himel: ich
bin her komen, das ich mine süne gesegene, die zu dem tode gont
vnd daz ich irre begrebede verzere, das ich zu mime tode bette
I
I
I
bereit. ir Heben aüne, ei» ata1i, eiu ufenhaltuDge, ein trost mins
nlters, o ir awiefeltigeB Üclit niirire gcsilit, war vmb haut ir dpn
tot Bo liepl komeiit her »lle iün^relinfie, die mit willen den dot
lidetit, koment bar ir alten vaU lielfL'iit mir weiuen mine kint,
kuiuent ir vettev vnd fürHsbent an uwereu kindeu, duz ir üt su-
liche piii werdent Üilen, die ir mich alten man sebetit von niinua
kiudeo lideo ! ach ir Ögen wei'dent blint von waiDetiil«;. dan ir üt
aehent mine lieben kint t&teri in dirre klage des vatteru, kuraent
der marteler eliehe frowen vud tru^ient für bü ir kint vnd spro'
olient mit aweren anfzen: weme wellent ir vns loasen? wer aol
dirre kinde herre sinV aol iiwer groe ricbtum zerteilet wcnlen?
aoh wie sint uwer herzen ho gar iserin, daz ir vatter vnd mäter
versmobent, alle üwer frunt enterent, uwer frowen fiirtrihent, nwer
kint enterben! vnd vnser aller ferl&ckenent vnd bietent üch gewillek-
liüh vndcr die hende dez henckerR! von diaen Worten begundent der
heiligen hene erweichen, do sprang sant Sabestian zä in in die
mittel vnd spräche: o ir atrengen ritter Kristi, niit enlont üch
diBe aenften ameichelehten wort beoemcn die ewige crone, vnd
Bpracb do zä iren fründen: tr aullent nüt erachrec (b!. 38 a sp. 1)
ken wenue dioe werdent nüt von ücb gescheiden; ai gont nüwent
vor ücb bin, das sU üch hereitent himetisohe wonunge; wenne von
dem anefange der weite au het dia leben betrogen alle die ime gelöbe-
tent vnd bat betrflhet alle die ime volgent, vnd het gefeilet alle
die ime getruwent, vnd hat nieman aicher gemacliet. dis leben
lüget aller der weit, ea ermanet den diep, daz er stele; den zor-
nigen, daz er echlabe; den lügenhaften, daz er betriege. die leben
geb&tet Bünde, heisset bonheit vnd rötet vngereht. aber dise
(larcbehtnnge, die wir hie lident durch Kristum, die gränet büte
vnd ist morne nüt; an ist bÜte hiczig vnd ist morne kAle; in
uinre stunden nimet sü ein ende, aber der ewige amcrze der wirt
allezit ernnwert, daz er deate grimmer ni. do von so sol vnser
begirde mit minnen uf ston y.n der martel, wenne do mite wrt der
tafel überwunden; ao er fohet, so ist er gefangen; so er liebet,
ao ist er überwunden; ao er piniget, so ist er in lidende; so er
würget, so iat er dot; ao er zürnet, so ist sin gespottet- du sant
Saliostian dise wort seite, do warf aicli Zoe eine frowe Nicoatrate,
in dez hus die marteler logeut gefangen fQr die fAsse sanl Sabe-
stianes, die fiowe waz eine stümmin vnd liegerte gnoden. do
sprach sant Sabestiao : bin ich mo Gottes diener vnd sint alle die
wort nor, die iuh han gesprochen vnd diau frowe hat gehöret vnd
gel&bet, ao bitte ich Got, der dem propheten Ysaia den munt uf
dct, Aax er diri-e frowen Öch iren munt uf tu ! do rief die fro mit
lutur stimme: geaegeut si die rede dinea munde vnd geaegenot
aint alle, die dinen Worten gelobent, wenne ich hau gesoben einen
ongel vor dir halten ein biich, in dem eint alle die wort ge-
Hchribeu, die do haat gesprochen, do viel der frowen man nider
für aant Sabestian vud bat guodcn vud enthdigete die marteler
138
vnd hat sü, daz sü lideklich us der gefcngnisz gingent. do sprachent
die martcler: sü euwoltent nüt farlicren die crono dez slrites, den 8Ü
liettcnt ane gefangen, von der craft (sp. 2) der wort sant Sabestiaoes
noment nüt alleine die marteler eine gctürstekeit, me der marteler vatter
Tranquilliims vnd Ire mnter mit uil anderen menschen wurdeut von
disen Worten hekeret zii dem glöben ; die wurdent alle getöft von
sant Pollicarpo einen priester. also wart Tranquillinus in dem töffe
gesnnt eins f^ar grosen siechtagen, do waz ein richter zu Rome,
Cromacius genant, der waz beswert mit eime grosen siechtagen,
do von 80 bat er Tranquillinum, das er den zu ime fArte, der in
gesuot hette gemäht, do farte er zu dem rihter Pollicarpam vnd
Sabestianum, die bat Cromacius, daz sü ime gesuntbeit gebent.
do sprach sant Sabestian, er solte vor der abg6tt«r fürl6cken
vnd solte ime den gewalt geben, daz er die abegotte breche, so
wolte er ime gesuntbeit geben, do sprach der rihter: dis süllent
mine knehte tun vnd nüt du. do sprach sant Sabestian: dine
knehte forhtent sich, daz sü ire gotte soltent brechen vnd obe in
do von kein leit von den tüfeln gesche, so sprechent die beiden:
dis wer in beschehen do von, das sü die gotte brechent. also
i^urtent vnd schurzetent sich sant PoUicarpus vnd Sabestianus vnd
brochent me denne zweihundert abeg6tte. do noch sprochent sä
zu dem richter Gromacio : antweder du hast dinen vngelöben noch
nüt gelosen oder hast aber einen abgot fürborgen, do von bistn
noch nüt gesunt worden, do füriach er, daz hette ein bette an
dem waz alles gestirnes löf, das hette ein vatter geroachet, dai
waz so köstlich, daz er daran me denne zweihundert pfunt goldes
hette geleit. in deme sach er alle künftige ding vnd geschiht.
do sprach sant Sabestian: also lange du das gancz haltest, so en
mastu keine gancze gesuntbeit haben, do erlöbe Cromacius, das
dis gemechedo solte gebrochen werden, wider dis stunt Thybur-
cius, des richters sun, ein stolzer iüngeling vnd sprach: ich ge-
statte nüt, daz dis kosper werk zerst5ret werde; doch das man
nüt spreche, ich welle hinderen die gesuntbeit mines vatter, so
wil ich, das (bl. 38 b sp. 1) zwene 5fene werdent enzündet vnd
daz werk werde in dem einen fürbrant, vnd wirt min vatter do
von nüt gesunt, so sol man die zwene Sabestianum vnd Pollicar-
pium lebende in den anderen ofen stossen, das sü do inne für-
bürnent. antwurt sant Sabestian vnd sprach: diu vrteil so! fQr
gon. do man dis werk zerbrach, do erschein ein engel dem richter
vnd kunte ime sine gesuntbeit von vnserme herren Ihesu Kristo
ime geben, also wart der richter zu derselben stunden gesuni.
do er nu der gesuntbeit wart gewar, do lief er dem engel noch
vnd wolte ime sine fAsse küssen, das werte ime der engel, von er
noch nüt getöft waz. also lies sich der richter töffcn vnd sin sun
Tyburcius vnd vierzehenhundert menschen ires gesindcs mit in. do
wort Zoe gefangen von den beiden vnd wart lange gepini^iret; also
für sü zu himel. do dis horte Tranquillinus ir gemahel, do sprach
er: was lebuu wir — froweu fiirkument vnb %b der croueo. in kurzer
Bit, do WRvt er füretemut. do nocli wart aant Tyburcius Befanfju"
vnd warL ime die wole geliun, ui- solle den abgotWi-a opfern oder
Bolte mit Idoaen fassen uf bumenden kolen gon. do uaciiete er
ein oruce far aiub vad gieng vf die kaieo vnd sprach: mich
duncket wie iub Qf roseu gange in deu uamen Ihesu Kristi. do
sprach der ntter Fabianus: ich weis wo!, dae dich Kristue zöbe-
rigea hat geleret, antwnrt Tiburcitie vnd sprach: ewig, du vnse-
liger! wenno du enbist nüt wirdig, das du disen heiligen nfissen
namen in dinen niunt nemest. von zorne hies in der ricbter eut-
hfibeten. do wurdeiit Marcel lianus vnd Marcus an stecken ge-
steckot. do sprochent sü: neiuent wal', wie g&t vnd wie lustliob
ist dis wonen der gebritder binandcr. do sprach der ricbter; ir
vnseligen vud ir toren, werfent von ücU üwer törheit vnd erlftsent
üch selber, antwurtent 8ü vnd sprochent: wir werdent nie me so
wol gepiset; do von ao bitten wir, daz du vns alaus losest, so
lange vnser aole in vnaerme libe si. do hies sü der richter mit
0peren durchsiechen (sp. 2). also enpfingent eü ire martel. hie-
Doch klagete diT licbtor Dyocletiano dem keyser von saut Sabo-
■Uan, dax er cristea werc. do rief der keiser sant Sabestian für
rieh vud ^rach: ich Iian dich tille xit bi den obersten vud den
ersten gehaben in niinem palast vnd hast dich verholen wider min
heil vad in die amocheit der GAtte geseczet! aiitwurt aant Sabestian
vnd sprach: ich hau Krjgtum alle zit geeret vuib din heil vnd
I Got vom bimel alle zit gebettcN über das r&meeche rieh, do
>ot Dyocletianus, daz mau in solte binden mitten uf ilus lelt
isd Kiltent die andern ritter zu ime schiessen. die schnasent ao
1 phile in sineu lip, daz er Ktünt getlub alao ein ygel. do gin-
von ime vnd wondent, er were tot. hie noch über kurze
&t stant er gesuut uf der ategen vor dez keiaers palast vnd
(jofiut» des keysers gesinde uil hericklich, daz sil die cristen so
werlioh pinigent. do apraub er; ist diz niit Saheatian, den wir
anlange hieesuut erachieaaenV antwurt sant Sabestian vud aprach:
vnser herre het mich darvmb von dem (ode eukicket, das ich üch
atrofe vmb die pin, die ir den cristen an tnnt. du geliul der
keiser, daz man in ao lange mit stecken schlüge vncze daz er
stürbe vnd hies sinen Ucliamen in eine pnaete werfen, das in dio
cristen mit erten für einen marteler. hie noch an dei' ersten
Ditlit erschein sunt Sabestian snnt Lucinen vnd üfente ir, wo sin
liohame lege vnd gebot ir das su den begrübe bi die fAsse der
heiligen zwelfbotten. daa follebrahte sü. es was ein fruwe in
dem lande zu Custan, die hette nüwelingen einen man gunomen.
von anderen frowun geladen zu der babhzil sant Sabe-
des nahtos also sQ morne fru xolte gon zS der kirewiho,
I schlief sü bi dem manne vnd ül>erkam sü ire liosheil, das eü
r selben naht für urel mit irem manne, des morgens si ging
nt den anderen frowen zu der kirewihe. do su zd der kirchen
140
intrat, do das heiltam sant Sabcstianus inne waz do (b1. 39 a sp. 1),
wart sü besessen von dem b5sen freiste, do nam der priester daz
altar tucb vnd deckte es über sii. do widerstpnt der tüfcl den
priester, die frowe wart von iren fründen gefAret zu den beswe-
rern, do sü die begundent besweren, do fnrent von Gottes ver-
boDgiiisse in die frowe sehstusent sebshuudert vnd sese vnd sehzig
tüfel vnd mAgetent sü gar s wer lieh, do waz ein gar heiliger man,
Fortunatus genant, der enbant die frowe mit sime gebette. in
der zit des küniges Gunbertes waz durch alles Lamparten so gros
sterben, das einre den anderen küme möhte begraben, sunderlich
za Ronie vnd zu Papien was das sterben gar gros, do wart ge-
sehen ein engel der treib einen tüfel vor ime, der trag einen
spis ; dem gebot der engel, daz er schlAge vnd den sterbot mähte.
also dicke er uf ein hus schlag also vil trag mau toter menschen
dar US. do wart einem gateu menschen geüfent, das dis sterben
nüt uf enhorte es were denne, daz ein altar werde gestÜfet zo
Papie sant Peters münster, in sant Sahestianus ere. do dis beschach,
do gestaut das sterben vnd wart ein teil sins heiltames von Rome
gen Papie gefAret mit grossen fredeu.
VON DEM NAMEN AGNES ist gesprochen ein lembelin von
irre senftmAtckeit oder ist gesprochen eine erkentnisze wenne sü
den weg der worheit erkant hat.
Von sant Agnes leben Ambrosias schribet vns daz eine iunc-
frowe waz Agnes genant, die waz gar wise vnd sinnenrich. do
die wart drüzehen ior alt, do fürlor sü den tot vnd fant daz
leben, die waz ein kint gescheczet an den ioren vnd waz doch
alt an den sinnen, sü was des (sp. 2) libes ein kint vnd was dez ge-
mAtes ein alte frowe. sü waz schöne von antlide vnd waz all
schAnre an irme geloben, do dise maget von schalen ging, vmb
ire schene besas sü eines iungelinges herze mit kreftiger miaue,
dirre iungeling was des rihters sun. von grosser liebe besprach er
dise maget, das sü ime ire gemahelschaft nüt fürseite; er wolte sü
begoben mit vnzellichem gute vnd ricbtume vnd zieren mit kAst-
lichem edeln gesteine. die iuncfrowe antwart ime vnd sprach:
gang von mir, du fater des todes, wenne ich bin für komen, mir
von eime anderen gemahelen, der übertrifiet dich an adel vnd an
wirdikeit, wenne sin moter ist ein maget, sin vatter erkanne nie
kein frowe, ime dienet die engelischen scbar, er ist schönre denne
du, wenne saune vnd mone verwundert sich siure schAne; er ist
riclier denne du, wenne sin gat wart nie mer geminret noch en-
gebristet ime gutes niemer ; er ist gewaltiger denne du, wenne von
sime gesmacke werdent die toten lebende, von sinre berArde wer-
dent die lammen gerech, die siechen gesunt, sine minne ist kusche,
sine berArde ist heilig, sine faremange ist ein luter magetdam;
141
ime
Mkett
dir
het micil inje getnehelt mit smeni viiigerlin vnd liet mine
thte hiint vnil mioeD nftk gegürtet mit gnr edolem gesleine vnd
mir einen mantel vmbe gehen, der ist von gur dnrcli wirket
hat mich gelieret mit gar grusäen spangen vad het ein zei'
I an min antlit guleit, daz icii keinen anderen Hpnnzierer sol
len, dcnnä in atleine. üin blät hat gezieret niine wengeün, ich
yrnhefangeD mit sinen liüschen ai'meii, sin lip iet nä bi mhne
Khe, er hat mir erzöget scbaoz, den nieman vergelten m>ig, den
bot er mir gelohet zu gehende: ist et. Ans ich mit trüwen an
ime blibe. do dis horte der inngeling, von vngemflte er sich zi
itte siech leite, von den arczoden wart dem vntter kont geton,
siech wei'B von grosser liehe, die er zu der iunofrowen
do ging der rihter dis iüngelinges vatter zu sünt Agnesen,
Vnd leite ir für von der gema (hl. 39b sp. 1) helschnrt sines sunea
gegen ir. antwnrt saut Agnes ; sii enmohte ires gelübedes de?, ersten
gemahels nlit brechen, ilo frogete der nhter, wer der getnahol
wore, von des gewalt dise Agnes sich so grAslicbe rilraete? do
wart ime geseit, wie sü Kristum iren gemafaelen nante. do sprach
der rihter die maget aber mit senften werten an: obe er sÜ mit
gute uiAlite über komen. do er 3ai:h, diis dia nüt fürfiMg, do
wolte er aä twingen mit hertekeit vnd mit trowende. antwLirt
iino sant Agnes; ta mir, was du wilt, wenne das du begerest, das
enmag dir von mir nüt beschehen. sprach der rihter : nn erwele
I vs viidcr den zwein, antweders gang mit vDseren iunc-
vnd opt'cr der g^ttin feste oder gang mit den offenen sün-
;& den liplichen viireinckeiten. antwurt sunt Agnes vnd
ich enwil dinen gMten nüt ophern vnd enwil och von
n Bünden nüt entreinet werden, wenne ich han bi mir einen
behAter mines lihes. den enge! vnsers Herren, do gebot der Heh-
ler, das man sä solte hlos na sieben vnd also in der gemeinen
frowen 1ms (Aren, do wart dna hoi- irea tihes so lang vnd flo
dicke, daa ir lip do von gedecket waz, alao ob aü gekleidet wert.
do sQ in deu tempel kam, do faiit bü den engel Gottes bejeit,
der bette das hus mit clorem achioe durch lüfatet vnd kleidet sii
mit einie wisen kleide, do kam des ricbters «ün mit nndereji iunge-
lingi^n füi' den tempel, die liies dez rihtere siin für in gon, daz sü nüt
der megede sünde teilt, da die sohen den Hebten scliin, do erachroc-
kent au vnd gingent wider oa huae vnd sprach dea richtera sun, ir
zagi'U geturreiit ir nüt za einre nicgde gon vnd lief in da» hus z*i
der megede vnd do er sü wolte anegriRen, do wart er von dem
tüfcl erwürget vnd lag do tot. do dia horte der rihter, do kam
«r mit swerre beträhnisse vnd mit grossem wclneado la der luegdo
id frogete vmb wes Sachen sin snn do tot lege? do sprach annt
les, der des wÜIkd (sp. 2) er wolte haben vollebrnht, der het
KrtÄtet, wenne sine gesellen, do au aohent daa wnnder gött«-
B nn mir. do sprach der richter: ist das du maat
'erben, das min sun wider lebende werde, an wil ich geloben, daz
142
da diz Düt mit zöberige z&bringest. do leite sich sant Agnes an ir gebet.
also erstant der iüngeling von dem t5te vnd bredigite offenliche den
glöben Kristi. do die sohent die bischöfe der abgötter, do machten
Bü ein gros geruffe in dem folke, schalte die zöberin, die dez menschen
sin vnd gemdte fürwandelt vnd fürandert. do der richter dis grose
zeichen sach, do bette er sü gerne gelosen; do forhte er über gen duz
gebot des keysers. do von so lies er einen vicarien an sine stat vnd
far vil betrübet dannan. der vicarie wiis Aspasius genant, der hies
die maget in ein kreftig für werfen, do teilete sich das für in
zwei teil vnd flog za siten uf vnd fürbrante des vngelöbigen folkes
ail vnd fQrserte die maget nüt. do gebot Aspasias, daz man ein
messer in ir kele solte stechen, also starb die heilige sant Agnes
also ein vnschuldiges lembelin vnd wart von irem gomahel Kristo
enpfangen vnd gecrönet mit der megede vnd mit der marteler
crone. do brohten ire frünt mit anderen cristen menschen den
lichomen mit arbeit zn dem grabe, das sü nüt von den heiden
fiirsteinet wurden, also begräbent sü den heiligen lichomen mit
grosen fröden. do bleib sant Emerenciana, sant Agnesen gespile,
bi dem grabe vnd strofete die heiden strenglich vmb iren vnglöben
die wart ob dem grabe von den heiden erd5tet vnd wart z& den
f Assen sant Agnesn begraben, do von kam so vnreine wetter
von tunre vnd von blixen vnd von ertbüdemen, daz die heiden
do noch keinen cristen menschen obe dem grabe getürstent be-
trüben, an dem ahtesten dage wachetent sant Agnesen frünt bi
dem grabe, do erschein ein schar himelischer megede, der kleit
gap liebten schin von golde; vnder dem sohent sü sant Agnes in
(bl. 40a sp. 1) einem schinende kleide vnd nebent ir gon ein
sncwis lembelin. do sprach si zu iren fründen: ir ensüllent mich
nüt weinen, als einen toten menschen, ir sullent üch mit mir
fröwen, wenn« ich han mit allen liebte gesese enpfangen von dirre
erschinunge. do gebot die kristenheit sant Agnesen hochzit an
dem ahtesten dage an den verbe. es waz ein iuncfrowe Constantia
genant, die waz des keysers Constantini dochter. die wart gar
vnreinekliche vsseczig; do die horte sagen von der erschinunge,
die an den ahtesten dage waz geschehen, do ging sü za dem
grabe vnd enschlief in irme gebctte. ' do sach sü sant Agnes z&
ir sprechen: gelö an Kristum so wirstu gesunt. von dirre stim-
men erwachete sü vnd enphant sich gesunt. do enphing sü den
heiligen töf vnd büwete eine kirche über den heiligen lichomen
sant Agnesen vnd wonete do inne in reime küschekeit vnd machte
do eine grose samnunge luterer megede. es waz ein priester in
sant Agnesen kirche, der waz Paulinus genant, der bette so swere
anfehtunge von vnkuscher begirde, daz er sich nüt wol möhte behüten
er niuster fiirfallen; doch wolt er das priesterlich ambaht eren.
do von, so ging er für den hobest vnd bat urlop, daz er ein
eliche frowe mohte nemen. do sach der hobest an die gute ein-
feltikeit des priesters vnd gap ime ein fingerlin mit eime edeln
US
liies iu daz er dia fingerlin trAge in sine kirclie vnd
I bütl.G dem hübüsteo bilde snot Agiiesen vnd ir gebütte von
1 bobestes wegen dan hü iu za einem gcmohel enpliinge. do der
priester noch dos bobcBtes geböte dem bilde A&x viogerlin bot, do
strecket das gemolte bilde der vierden vingar vs der mnren vnd
enpbing das fingerlin vnd zoch den finger wider zu ime. das fiu-
gerlin han ich zQ Roiuo gesehen nu dem finger des bildea. donooh
fflrtreip aant Agnes ulle bßae bekorunge von dem prieater. sprichet
(lant Ambrosius: die alten vnd die iungen aingent mit gemeinem
(flp. 3) lobe, es si iiieman ho groalich m lobende, aho saot. Agnes
von allen menachen gelobet ist, also vil menschen also uil lober
sullendent die martelerio loben, alle menschen erschreckent das die
iet gewesen ein gezüg der Gotheit, die von iugent der iore ir selber
niit vor mAIite gesin; sü mähte, das ir von Gote wart geglöbet,
du BÜ von irre nftturen nüt fürmohte, das ir das von deme, der
schaffen hat, fürlUhen wart.
Va«r c
TON DEM NAMEN VINCENCIÜS ist gesprochen einre,
r die vntugende enzündet; er het die vntugende fürewendet mit
"^er kestigunge eines libes oder ist einre, der das en/önden über-
windet, also het er in sime lidende die flamme der martel über-
wunden, oder ist ein balter des sigca: alHO het er den sig be-
^^islten fiber die weit mit eiiue fürsmobende. von diaem het gc-
^UKthrifaen Prndeaciua.
^H Von sant Vincencius Valerina was ein bigchof, der hette
^Hiinea ewangelier, der was Yincencius genant, edele von geburt, uil
^KldeUr an dem gelobten vnd an oime geistlichen lebende- der bi-
^Hkchof waa einre sweren vnfürsteudenlicben sproohen. do von eo
^^'hette er sant Vincencien sinen diaoon sine stät in gewalt onpbol-
hen, vnd diende er Gotte mit gebette vnd mit gfiten wercken.
ein riehter was Dacianus genant, der bics den heiligen bischof
Vnleriuui vnd sant Vincencien fftren gen Valente vnd do in einen
Iterker schliessen, vnd do er schetzeto, ilag sü nohe von bnnger
dot wcrent, die hiea er sü für sich fareu : do sach er sü gesunt
vnd Irolioh. von zorne sprach der riehter; (hl. 4b sp. 1) was
sprichest du Vajerii, das du in dem criaten namen wider dem ge-
bot der füi'sten lebest vnd wirckestV do antwurt der biscbof gar
fanfmätk liehe, do sprach sant Vinceneie: heiliger fntter niit ennine
also du US eime rorhsaroen gemflte rettest, raffe mit frigor stimmen
oder erlAbe mir dem nhter zu antwurtende. do sprach der bi-
achof: Bun, ich bun dir lanf,'e den gewalt gL-l>en für mich zÜ re-
tlende, nu eiipülhe ich dir aber, das du antwurteat in d<-ro glCben
jlnrch den wir hie stout- i!o epi'acli sant Viucencie xit dorne riehter:
rede, die dn gesprochen hast, die hegeret, dai4 wir cristeii
144
geloben fürl^ckent; so wissest, das es schentlich were cristenre
wisheit fArlöckenen Gottes dienest, do saute der richter den bi-
schof in daz eilende vnd nam sant Vincencien vnd kestiget den
mit eime zerspannde siure gelide. also, ob sü an ander nüt rAr-
tcnt zu eime bezeichen den anderen cristen. do nü sine giide
Uli bi worent von einander zerzerret von dem tenende, do sprach
der rihtcr: nu sage mir, Vincencie, wo sistu nu dinen arbeitseligen
lichomen? do lachete sant Vincencie vnd sprach: dis han ich alle
mine zit begert. do trowete ime der richter alle die pin, die
erdobt mfthte werden, er wer denne, das er sich in des rihters
willen gebe, antwart sant Viucencie vnd sprach: o ich seliger
mensche, ie swerlicher da wider mich zürnest^ ie erbarmeherzek-
lieber du mir tust, hie von so stant uf, du armer mensche, vnd
zeuge alle dine bosheit dines bösen geistes, so wirst du sehende,
das ich mit der Goteskraft me lurmag in dem lidende der pin,
denne du fürmügest in den pinen zu gebende, do begunde der
rihtcr rufen vnd sine knechte mit raten vnd mit stecken schlahen.
do sprach sant Vincencie: waz sprichest du nu Daciaue, sich, wie
du mich selber riebest an den, die mich pinigen, do sprach der
richter za sinen knehten: ir vnendelichen, ir tant nüt, wie ge-
bristet üch üwere hende, ir haut mit üweren pinen überkomen
niftrder (sp. 2) vnd ebrecher, daz sü ir niissedat nüt möhten für-
heln vnd überwindet dirre Yincencius alle die pin, die ir wider in
fürmugent. do zerretent die knehte mit iserinen krftweln vntz vf
die rip, daz die schlos dez gebeines sich entlidigete vnd sin inge-
weido sich erzeugete. do sprach der rihter: Vincenci, erbarme
dich über dine iugent vnd folge mir, so wirstu über der pin, die
dir noch künftig ist! antwurt sant Vincencie vnd sprach: o du
fürgiftote zunge des tüfels, ich enforhte dine pin nüt; ich fftrhte
ailcine, daz du dich über mich erbarmest: wenne ie zorniger ich
dich sihe, ie me ich mich des frowe. ich euwil nüt, das du dise
pin ut minret, das du dich sehest überwunden in allen pinen. do
wart er abe dem galgen, dar an er vf gehencket waz, gelossen
vnd wart ime bereit ein für vnder einen rost. do strofete sant
Vincencie die knechte, daz sü so lange stunde, in one pin Hessen
vnd ging mit willen uf den rost vnd lies sich broten vnd bümen
vnd worent in sine glide kröpfen geschlagen, dnz sü in do mitte
wenden möhten. do Üos daz blut in daz für vnd wurdent nüwe
wunden in den alten, do wart saltz in daz für geworfen, daz es
wider Sprünge in den heiligen lichomen. also waz nüt me libes
an den gliden. do von so ging die pin zu dem ingeweide, daz
alles vs sime libe hing, in disen pinen bleib der raarteler stete in
Gotte vnd bäh uf sine ögen vnd bat Got an. daz seitent die
knehte dem rihter. do sprach Dacianus: ach sol ich nu über-
wunden werden, nement in vnd scblicsent in in den finsteren
kerker vnd streckent in uf scbraffe glesor stücke vnd schlabent ime
pfele durch sine fAsse; vnd so er erstirbet so lont es vns wissen.
I
145
do Btl in 2,i Jem kerker lirohtuut vod noch dee rihters gebot in
dar inschluHscDt, do sohent bü clurcb die apelte, wie die vinster-
aiaz waa fürwaudelt in eine grose klnrlieit. die glase schirben
wurdeiit fürwandelt in milte s&aaekeit rosen vnd wolsm ecken der
bliimen, sine (bl. 41a sp. 1) fAsae wurdeut lidig von aller pin. er
bette grossen wolluat der angele von kimele. do er alio vf den
binmen mit den eogelen ging singende, do wart ein gar säsae
getAne des ennges gehöret vnd Übertreffende afiasekeit Aax ge-
smackeB von den blnmeu wart eiipfunden vssewendig daz kerkerg.
do von wurdent die diener des richtera bekeret. do dis enpfant
der richter, do geswaut ime vnd sprach: waa aüllen wir nü tnoV
wir siüt überwunden, do hies er aaot Vineencien legen an das
weicheate bette vnd aprncb : wir süllent ime gfitliche tan ; wenne
ie me wir in pinigent, ie lobelicber er geboret, do aant Vincencie
eine kleine atonde au dem bette geroweto, do gap er sinen geist
Gotte in den hirael. do die eocb Dacianua, do sprach er: ait ich
disen lebende niit tnöhte ilberkomen, so sol ich ihn tot piuigen,
vnd iues den lichamen uf daz veld faren, das in die hunde vnd
die tier zeriserretent. do wart der lichanie von den engelen be-
hüt, daz er von den tieren mit filrseret wart, do waz ein hun-
geriger rafe, der flog für die anderen vögele zi dem liohomen,
vnd do er den lichomea walte ane keron, do sacb er ein crucifix
uf dem lichomen ; dez fürwundertent sich olle, die do worent. do
diz horte Dacianua, do hiea er einen grosaen stein an den licho-
men binden vnd do mitte in das mer werfen, do waa der lichame
Uli e vf dem waaser ZD dein etadon, denoe die sohiflüte, die in
gesencket hettent in das nier. daz wart von aant Vincencien
ettelichau criaten menachen kunt geton, wo aio lichame lege, die
färent xa vnd begrübent in lobelich vnd erliche. von diaem sant
Vincencien achribet sant Äugustin : aant Tincencie Uberwant mit
Worten mit füriehendo crist«n glöben; er het Überwunden die bo-
trAbniBx, daz für, da/, waaser, den tot; er wart gepiniget, daz er
würde geftbet, er wart gegeiacbelt, das er wurde geleret, er wart
geschlagen, daz er wurde gekreftiget, er wart gebraut, daz er
wurde gereiniget (sp, 2).
■ TON SANT BAS1LIU8 BaGiliua waz ein erlioher biachof vnd
mn fürnemer lerer, von der grossen heilikeit dia biachofea er-
schein eime einside), der waz Effrem genant, ein Turin aülle, die
rurte von irre h&he den himel vnd horte eine atimme darobe, die
sprach: alsus gros ist Uasiliua, also die fürin sülle, die du siat.
do ging der einsidel us an dem zwölften dage noch dem winnabt-
dage, daz er geaehe den so heiligen nian. do er diaen biachof
Bach in eime wiaen kleide nil erlich dort fürher mit einen priestern
gon, do sprach er: ich nhe wol, daz mine arbeit üppig ist; wenne
I der biaoliof der in ao groaneo eron lel>et, der enkan niit ao gros
llrUneBr. Alimuuila XIV 3 10
146
gen Gotte siu, alz er mir ist erschinen; weime wir, die do haut
getragen die I)ürde dez tages viid der hitzen, hant soliches lobes
noch nüt fürdienet, dis sach sant Basilie in dem geiste vnd hies
den einsidel für in f&ren. do sach der einsidel eine fürine zuDge in
des bischofes munde, do rief er : du bist gewerlich der grose Baailiii8|
du bist die grose fürine sülle, werlich der heilige geist redet durch
dinen munt, vnd bat den bischof, das er ime erwarbe, das er
künde kriosch reden, do sprach sant Basilie: du forderest gar
eine kümberliche bette, doch bat er Got dar vmbe. do begaode
der einsidel kriesch reden, es waz ein einsidel, der sach sant
ßasilien eines moles in schftiire gezierde sines kleides gon, do von
fürsmohte er iu vnd gedohte in sime herzen, wie grossen wollaat
sant Basilie von der gezierde in hofart trAge. do horte der ein-
sidel eine stimme, die sprach zu ime: du best (hl. 41b sp. 1) me
lustes in deme, daz du dinre kaczen schwantz streichest, denne
dirre Basilius habe in aller sinre gezierde. der keiser Valerius
waz den ketzern, die do Adriani worent genant, gar gnedig; do
von so nam er den kristen mno kirche vnd gap die den ketzern, do
ging sant Basilie für den keyser vnd sprach: es ist geschriben,
doz die ere dez kuniges minnet daz gcrihte vnd daz gerihte dei
küniges ist gerehtekeit; nu hat din herze gebotten, daz die kirche
wurde den cristan genomen vnd wurde den ketzern geben, do
sprach der kaiser: Basilii, du kirnst aber mit Schelteworten, das
zimmet dir nüt. do sprach sant Basilie: mir zimmet vmb das
reht zu sterbende, do rette Domesteues, dez keisers kuchemeister,
wider Basilium mit fürmüscheten werten, halb latine vnd halb
sine spreche, wenue er Öch mit den ketzern hielt, do sprach lü
ime sant Basilie: dir gehöret zu, daz du bedenkest die spise des
keisers, nüt soltu vns die heilige geschrift hie kochen, do scha-
mete er sich vnd sweig. do sprach der keyser: Basili gang hin
vnd rihte du es us, doch nüt noch der miune, die du zu den
cristen best, do ging sant Basilie für die kristen vnd für die
ketzer vnd sprach: daz man die türen solte der kirchen besliesen
vnd daz sclos sulte zeichenen mit beder teil ingesigel vnd von weles
teiles gebet die türe sich uf eiitsclüsze, die soltent die kirche
haben vnd besitzen, dis vrteil gefiel in allen wol. do gingent die
ketzer vnd gobent sich drige tage an ir gebet; doch ensclos sich
die kirche nüt gegen inen, do ordente sant Basilie einen crüze-
gang vnd ging er do mitte zu der kirchen vud sprach ein kurcz
gebet, vnd klopfete gar lise an die tür mit sime stabe vnd
sprach: tftnd uf ir fürsten üwer porten, vnd erhöbent üch, ir
ewigen porten, wenne der künig aller eren wil herin gon, diso
wort sprach vnser herre, do er die vorhelle brach, do entslussent
sich die sclos vnd gingen die türen (sp. 2) uf. do gingent die
kristen in die kirche vnd lebeten t Got. also wart die kirche den
cristen wider, do noch gelobete der keyser sant Basylio gros gut,
wero, das er ime weite gehorchen vnd gehorsam sin. antwurt
147
I
BBDt Baailie vod spraoli: daz galiörut kindea zG, Henne die do
geraeatet Bint mit der gottelicLen wüheit, die enlident oüt, daz
die iniiiDeste aiüebe oder büuligtabe der heiligen gescbrift werde
füritucket odor xerbrochen. do wolte in der keyaer in daz
eilende seuden von zoroe, vud do er die fcder nam, daz er in na
dem lande fiirachribe, do brach ime die feder in der bant. daa
beachacb drietuiit; do brach der keyser Ana brief, deD er wolte
wider aant Dasilien hau geschriben, ea was gar da erlicb niiLii,
Beradius genant, der hotte eine eioborne tohter, die wolte er in
ein cloater aegenen, da« bü ire reinikeit Gotte behielte, dia neit
der tüfet. da von so enzuute er einen dez herreu kueht mit dem
färe lipliche bcgirde gegen der iuocfrowen vnd do er bedohte, daz
ea vnmügelicb were, da» er ein knetit mit einre EU edelen iuocfrowen
siiioLi »ilk'U m&hte vollobrjngen, do ging er zB eime zöberer vnd
gelobte dem uil g'tea, daz er inie hülfe zG gunste gegen der
itincfrowen. antwiirte der liAberer: er eom&hte daz uüt getün; doch
wiltu, sprach er, ich sende dich z^i niinem herren dem tilfel.
wiltu deuie folgen, so wurt dio wille erfüilot. do sprach der
iungeling; waa er mir gebdtet, daz wil ich tiin. do schreib der
zöberer einen brief dem tüfel mit disem iungeÜnge, do waz EUige-
Bchriben, min über horro der tüfel wieseat, daz ich mit grossem
erneate alle zit in dime dineate atirbe vnd mit flise die crialen
menschen in dinen dineat zilhe. do von so bitte ich dich, daz du
diaem iilegelinge helfest, daz er sine begirde erfülle mit der ianc-
froweo, der er so groalichen begert, daz ich von dirre getat deate
me oren vor dir habe, den biief gap der zäherer dem inngelinge
vnd hiea in zä einie stunden der nach atou uf eiuea beiden grab,
daa er den tüfeln riefe vnd den (bl. 42 a sp. 1) brief nf in den
I beachach. die tilfel enphingent den brief vnd
do sprach ein tüfel: gelöbeatu an mich, daz ich
l'dincn willen erfülleV do antwnrt der iungeling: ich inglöbe herre
lau dich; do sprach der tüfel fürt&ckestu dinea criatea? do sprach
I der ißngeling ich farlScken sin. do sprach der tüfel: ir kneten
f lint ao schalkoht, wenne ir mirr bcdürfent, so knment ir z8 mir
begirde orfiillent, so fürlöckent ir mrn vnd
kcrent wider zu üwerm iiriato, der ist denne alao mute, daz er
I Dch 2ü gnoden enphühet. do von wilt du, daz ich dinen willen
[ erfülle, ao mache mir einen brief mit diore haot geachriben, daz
1 Kiiitiim ffirKckeat vnd den t6f vnd alle kriatenlich friheit vnd
I sinen gewalt dich gebest, daz du mit mir fürdampnet werdest
f an dem iungeaten gerihte. dia det der iungeling. do rief der
tüfel den geiaten, die gewalt hant itlier vnkuachekeit vnd gebot
den, da2 sU die iiiocrrwen aolteu enzünden in vsmcsige liebe gegen
dem iungelinge. diz beschach, die iuncfrowe wart ao liitzelich
enzüadet, dnz sü mit weinenden 6gen vnd mit luter stimmen
Bohre gegen den vntter, das er sich Ober aQ erbarmeto vnd ane-
I »ehe vetterliche trnwe vnd liebe vnd ir gebe den iungeling ainen
I Inft werfe.
I fiberloBont den.
148
knohi, den bü so liep hette, das sü swerliche von der liebe nn
wardo gepiniget viid tete or daz nüt schiere, so stfirbe sü Tor
sinen Ögen vnd wurde er f&r sü antwart gebende an dem jangeeten
gerihte. do ersüfzet der vatter uil tieffe vnd sprach : ach ich aroMr
man, waz ist minre armen dohter beschehen! wer hat mü: minea
schätz färstolen, wer het daz sAsse lieht minre ögen (Ürloachen!
ich wolte dich dem himelscben vatter han gemehelt vnd wende
dnrch dine reinokeit behalten werden; so sihe ich, daz da von
vnkQscekeit tobest! liebe tocbter, gestatte, daz ich dich Gk)tte gebe,
also ich mir hette fürgesetzet vnd nüt enfAre minem alter in so
grosem smerzen vnder die erden ! wider rief die dochter: vatter
du erfüllest denne schiere mine begirde, so wirst (sp. 2) du minen
dot sehende, do sü n& bitterliche weinde vnd dobete, do g^
der natter mit grosser betrAbnisse mit sinre frände rat die dohter
dem iungelinge mit allem sime gute vnd sprach: un gang hin
dohter, wenne dn oist werlich arm. do diso zwei lange bi eänr
ander worent, der iungeling ging nüt in die kirche, noch enatr
gente sich nüt mit dem crüce, noch enphal sich nüt Grotte, do
von, so wart er gemerket von uil lütes; die sprochent zä sinre
frowen: weist dn, das din man den du hast ns erwelet, nüt ori-
stan enist, noch in die kirche nüt gat? dez erschrak sü vnd
niel nider uf die erde vnd schlug vnd roste sich vnd sprach: ach
ich arme, wo z& bin ich geborn! ' do su dis dem manne fOrwar^
do löckente^) er es vnd swor: es wer nit also, do sprach sn: wilta,
daz ich dir gelobe, so süllen wir beide mit einander roorne in dn
kirche gon. do beduhte in, wie es nü fürhelen mohte; do von
so solto or ir mit ordenunge, wie er zu ir were komen. do ifi
dis horte, do ersünfzot sü gar tief vnd ging zu sant Basilien vnd
Rfutn domo alles daz ir vnd iren manne was beschehen. do rief
sant HaHilifl dem manne zfi ime vnd sprach: sun wiltu wider znKriato
koron? der sprach: io here mohte ich. do sprach sant Basilie: vneer
hurra ist so erbarmeherzig, daz er dich mit dime rüwen wil enphohen.
(Io nam sant Basilie disen man vnd zeichent ime eine crücze an sine
stirne vnd boslos in drio tage in eine kamer. do noch sprach er
HiY ime: wie gat es dir, san? antwurt er: ich bin grossem leide,
wuiinci ich mag käme der tüfel geschro erliden vnd die forhte,
Wonne sustont gegen mir vnd haltent minen brief uf, vnd sprechent:
flu kenne zu vns, wir koment nÜt zu dir. do sprach sant Basilie:
sun, du solt dich nüt f&rhten, alleine hap festen glöben vnd gap
imu ein wening spisen vnd mähte ime aber ein crüce an sine
stirne vnd sohloz in wider in vnd bat Got für in. hie noch über
kurze zit kam er wider z& ime vn sprach: wie gehabest du dich
sunV do sprach er: (bl. 42b sp. 1) vatter, ich h5re der tüfel
trowon vnd ir geschrei verre von mir vnd sehe ir keinen, do
noch gap or ime spise vnd segente in mit dem heiligen crüce
*) wol lockende für leukente oder Idckente s, ii. s. Jjcxer. leugneiCj
MMM der Sitin auch erfordert.
vad Bchlos in wider in die tainer vnd bat Oot fur in, v&d kd
dem viensehendea tage kam er wider zä inx: vnd sprach : wie gat
FS dir DU son? do sprach er; es gat mir wol, weniie icli ban
dich heiliger viitter liüte gcGehen fchteu für midi wider den
tiifel, vnd sacli (lieh gesigen. hie aodi törto Hunt BtiBilie diaen
I vnd ermiitite die pfafheit vnd daz fulk a~
Got für in beteiit. vnd fürte i
kam der tüfel mit. oiuie grossen l
den meoBcbeQ haben gezücket vs
dirre raenacho: heiliger vatter, hi
I
hant in die kirche. do
>e b&aen gnialex vud wolte
lant sant Bagiheu. do rief
'! do ziich der tjlfel also
aant Basilien och mit imo
ketBchete, do spracli sant Basih'e: du böser geist, liegnAget dich
nüt, daz du fimlaiupnct bist; du wellest öch die gescbepfede mine
Gottes fureüchen! do sprach der tüfel z^ ime, daz es vil Ifltes
borte: Bosily, dii rihtest mir vngelich. do rieffont die lüta alle:
kyrie leiaoDl do sprach snnt Daailie: Got Hti'ofe dich, du böser
tüfel! o Basily du rilltest mir mit gewalt: ich kam zu disem nüt,
er kam zH mir ynd fürlöckente sinea Gottes vnd gap aicli in
minen gewalt. do von ao habe ich gezügnisae von sinre geschrift
in minre hant. ilo sprach sant Basiüe: ich tvil so lange betten
vntz du d?n brief muet wider geben, do mitte hub er sine
heude uf vnd bat Got sinre gnoden, do sadi alles folk den lirief
fliegen durch den luft abher. do sprach sant Basilie zU dem
menschen, der den brief dem tüfel über steh bette geben: er-
kennestu diseu brief son? io sprach er: ich han disen brief mit
minre hant gescliriben. do brach sant Basilie den brief vnd fflrte den
menschen in die kirche vnd lerto in, wie er leben solte vnd sante
in wider zä sinre frowen. es waz (ap. 2) ein frowe, die hette uil
sQnden begangen, die actireib die sunde alle an einen brief vnd zu
hunderst acreib sü die gi-oste sünde. disen brief gnp aü aant
Basilien, daz er Got für sü bete vnd ire sünde gegen Gotte diligete.
do aant Basilie sin gebet geaprucb vnd die frowe den brief uf
getet, do worent die aündou alle gediliget, deiine alleine die grose
Bünde, do sprach die frowe: erbarme dich über mich, du Gottes
diener vnd erwirb mir gnodc Öch vmbe die grose sünde! do
■prftch er : frowe, giint von mir, weune ich bin ein sündiger
menscbe vnd bedarf also wo! gnoden also du. doch enlies bÜ nüt
abe, sü begerte sine hill'e. do sprach er: gang zu dem heiligen
einaidel Eflrom, der mag dir gnode erwerben über dine sünde. do
die frowe zi^ sant EfFrem kam vnd ime seite, daz sü von sant
Basilien z& ime wer gesendet, do sprach er: gang von mir, wenne
ich bin ein sUnder vud gang wider zu sant Basilien, sit er dir
gnode hat erworben über die anderen Bünden, so erwirbet er dir
Ach wol gnode über dise sünde, vnd ile schiere, das du in lebende
vindcat. do die frowe zu der stat in ging, do sibt sU, das man
'«ant Basilien dot zu dem grabe troit: do rief sU dem cArper noch
iTiid sprach: nu sehe Got an das rebl vnd vrteile mich vnd dich
150
do von, daz du mir von Gotte mühtest han gnode erworben vnd
mich zä einen andern scliickest. do warf 8Ü den brief uf die bore
vnd über eine kleine stunde nam su den brief wider, do was die
Sünde öoh gedilget. do von so lobete sü vnd daz folk alles mit ein-
ander 6ot. do sant Basilius an dem totbetie lag in grosser kräng-
heü, do hies er zfi ime rAffen einen iuden, der waz Joseph genant,
vnd waz gar ein meister arzot. der iude greif sant Basilien an
sinen puls vnd sprach zu dem gesinde, das sü bereitetent, was not-
durftig were z& der begrebden, wenne der tot wer an der tür.
dis horte sant Basilie vnd sprach: losep, wz sprichest du? ich
wil noch morne leben, do sprach der Jude: herre, daz ist vnmü-
gelich, wenne (bl. 43a sp. l) die nature ist fiirzeret, daz su nüt
me sich enthalten enmag. do sprach sant Basilie : losep, was wilta
tun, lebe ich noch denne morne? antwurt der lüde: herre, so
wil ich morne sterben; lebest du moiiie zfi sexten zit. do sprach
sant Basilie, du solt den Sünden sterben vnd solt Kristo leben,
do sprach der lüde: herre, ich weis wol, waz du meinest: ist es,
daz du morne z^ sexten lebest, so wil ich t&n, daz du begerest.
do bat sant Basilie Got, daz er in ime sin leben lengertc, wie das
wider die nature were. also bleip er lebende bitz an den anderen
dag zu nonen. do dis such losep, der lüde, do erschrag er vnd
glöbete an Kristum. do uberwant sant Basilie die krangheit eines
libes vnd st&ut vf von sinem bette vnd ging in die kirche vnd
döfte den luden mit sinen henden. do noch ging er wider an sine
rfiwe; über kurze frist gap er sinen geist Gotte mit eime seligen ende.
VON SANT rOHANNES DEM ALMÜSENER Sant lohannes, der
almusener zfi Alexandria. eines nahtes lag er an sime gebet, do sach
er bi irae ston eine gar 8ch5ne stoltze iuncfrowe, die waz gekrftnet
mit zwigem von eime olcyböme. do er die sach, do erschrag er
swerlich vnd frogete, wer sü were? do sprach sü : ich bin erbarme-
herzekeit, die Gottes sun von dorn himel uf die erde hat gezogen;
do von gemehele mich dir, so wirt dir gar wol. do erkante
er an den oleyzwigen orbarmeherzekeit vnd wart do noch also
erbarmherzig das er Elymon wart (sp. 2) genant, das ist gespro-
chen ein almusener. diiTe nemete die armen menschen sine herren,
do von so heissent die spittelherren arme lüte noch ir herren.
dirre sant lohannes rief sinen knehtcn für sich vnd sprach: ir
sullent gon durch alle die stat vnd sullont mir aue schriben alle
mine herren. do fürstündent die knehte nüt was herren er meinde.
do sprach er: ich heisse die mine herren, die ir arme lüte heis-
sent, die sint geweliche herren vnd helfer, die vns daz ewige leben
mügent geben, dirre sant lohannes seite gewonlich den lüton, die
mit ime wonetent ein merlin. wie die armen menschen eins moles
sosent an der sunnen bi einander vnd rAraetcnt die riehen lüte,
von den su ir almfisen enpfingent, do was ein gar richer zoller
in der stat, Peter genant, von dem rettent sü, das kein arm
I
li
151
[ metische kein altnuBen vor Bitire tür nie enpÖng. do was einre
r der riirwtltete, er wolle ein almUsen vou finre hitiit cDiilolien vnd
I ging Fin dcB Kollers Iros vnd tiieach dits atmliaen durch Got. do
kam der zoller vnd aach den armen menschen vor der tiireii slon
brot liitten. do snch der zoller vmb sich, ob er me atein sehe,
1 armen von der türen werfe, dn er keinen stein en-
fani, do kam ein kelleiin vnd trüg einen korb rait lirote. do
Efickete der zoller eio hrot, vnd achlUg dftz mit so grosser Rrimnie-
keit vf den atmen man, duz tme das brot us der hant enpGel. do
sucket der arme man das brot. vnd Hof zu Einen gesellen vnd
rAmete sich er hette daz brot von dez zollers hajit enpfangen.
hie noob über zwone tage wart der zoller so siech, das er in diso
weit sich nflt fürstfint, do aacb er sich vor geribte ston vnd sacb
das diu roören sine slinde nf eine site der wogen legen, an der
ander siten attindent lüle in wissen kleidern gar LetrAbet, wenno
nfit hettent uf die woge zä legende, do spracb eimc: wir
hant nüt anders, denne ein röchln brot, doz gap er vor zwein
tagen Kristo wider sinen willen, da?, leitent sü uf die woge, do
['«Bg HB gelicb (fal. 43b sp. 1) den Sünden, do sprechen sü zu
I deme zolter: du aolt das brot meren, anders die mSron begrifent
diob, erwuehete der zoller vnd wnrt gesunt. do sprach er zB
dem bobeate; alt ein rocken brot, daz ich von zorne Gölte wart
Bo nütze ist gewesen, wie nutze eo! mir denne sin, daz ich mit
wiQen alles min g&t tiotte gebe, eines molea ging der zoller hie-
noch vf der stroezen vnd waz gar k&stlich gekleidet; do kam ein
der bette sin gut in dem mere fnrlorn vnd bics dns er ime stürte,
daz er gekleidet werde, do zocli er dis koatber kleit abe vnd gap
das dem armen; der fiirkörte das kleit zu stunt. do nu der zoller
wider den aelben weg ging, do sacb er aio kleit vf gebencket vnd
förköft; dez betr&bet er aich ao groslich, daz er dez tages weder
enen noch trinckeu wolte vnd sprach in ime aelber: ich hin
nillihte nüt wirdig, das der arme min hette gedobt bi dem kleide,
do nu dirre zoller onlsclief, do sacb er einen, der waz achönre
denne die minne, vnd hette ein crüce uf sime höbte vnd waz ge-
kleidet mit dea zollera kleide, der nprach zu ime: Peter, warvmb
weinesta, kennestu dia kleit? to, apracb Peter: berrc, ich kenne ea
wol. do sprach vnser berre: mit disem kleide bin ich gekleidet,
Bit du ea mir gebe vnd dancke dinen gnten willou, wenne du
IDiioh geilucket host, do mich gefi-oreu bet. do gedohte der zoller
Id sime sinne: wie gross seückeit Got an sine armen roenscben
leite vnd waz aine liegirde, daz er niemer erstürbe er wolte vor
ein arm mensche werden, do von ao gap er sin gut alles durch
Got vnd rief sime schribor, den er kftft bette vnd sprach eü ime:
ez Bol heimuliub ein vnd bliben, daz ich dir sage vnd inelUeatu daz
oder tirfulleatii nüt, so wissees, das ich den babaren fürkAffe. do
gap er dem sthriber zehen pfunt guldea vnd sprach: gang in die
Btat vnd köffe dir pinen sclm'z vnd fiirköfie mich eime oriaten
159
I
vnd gip äaz golt, daa du von mir losest den armen lliten.
Hchriber mit vnvrillen ffirte sinon herren mit irae vnd fürkörte den ^
(sp. 2) eime kristen, silbergraber, waz gekleidet mit vnreinea bi
kletdern. do von eopbing der achriber drisig pfeDDiDge vmb ainen,
herren, die gap er durcli Got, dirre Peter del ulle sineheliob>
ambt in Btaea berren hoff, do von wurt er fürsmohet von dem
anderen gesiode vnd waH von in dicke geatosBen vnd geschlagsa
vnd ein narre geheissen. in dirre demätekeit erschein ime voaer
herre nil dicke vnd erzeuget ime daz kleit vnd die drisig pfennitige,
die er z3 ime enpfangen hette vnd tröste in domitte. der keiger
vnd alles lant klagetent der verlust dis erlicben mannes. es b9*
Bchach das ein teil ninre noch gcburen (Uren von Conetantioopel
vnd sQcht«Dt die heiligen durch Gottes willen; die wurdent von
dis PetorB herren geladen über sinen tisch, do sü nü diseo knebt
sobent dienen, do runet einre dem anderen ob dem dische, wie
der kneht Peter dem zoller gar gelich were vnd sobent In mit
flisie an. do sprach einre: werlicb dirre ist her Peter, ich wU nf
stoD vnd wil in haben, do er dia merkote, do furstal er sich
enweg- do whs ein portener, der was ein stumme vnd tdp; aft
dem Bproch Peter, daz er ime uf eiitscblüsse. do wart er gehöronda
vnd redende, der ging in daz hus vnd redte, des wunderte sfi
alle, do sprach er: der Peter, iier ucb in Qwer kijchen diende^
der bies mich ime uf schjieacn vnd ist us bin geflohen; der bot.
mir die rode vnd geliArde wider geben ; ich globe, er si ein gotte»-
iränt, wenne ich aach eine flamm zU sinen mnnde us gou. do er
mich ime biea uf tBn, do enzunte mine zunge vnd mine oren. do
von rede ich vnd gehöre, do lieffen hü nlie us vnd HÜchten in.
doch enkundent sü sin nüt finden, do enpbingen alle, die in
dem huse worent, büase vnd rüwe vmb die eündo, das sü den
heiligen menschen ulao achmechlich hettent gehandelt, aleo mit
disem bezeichen ermante sanl lobannea die iute, daa aü erbarm-
hersig nerent vnd wurdent. ea was ein raünicb, Italius genant,
der wolt sant lobnnnes furaiicbeu (hl. 44a sp. 1), obe er mAbte
mit Worten über komen werden, das er lihteklich zii einre sündea
were zfi ziehende, do von ging er in die stat vnd schreib an
alle die offenen Sünderin, die in der stat worent vnd ging do
noch zfi einre noch der anderen vnd bat iegliche. daa sü ime ein '
naht gebe vnd in der naht kein lipiich Bünde beginge, also ging
er in iegelicher Sünderin hus vnd kaüwet eine gantze naht hinder
ire tflren vnd bat G^ot sü vnd ging des moi'gens vs vnd fürbot
iegelicher, das sü dia nüt meldete, (do'-'was eine, die offenbarts
dise getat. do bat Italius, das der tüfel in bü fßre vnd sü piniget«,
do sprochent die andern frowen zil der besessenen : dir ist gelonet,
das dn fürdienet hast von der lugenen,*die du geaeit hast, wenne
dirre münich get herinizti vna, daa^ er eine bosheit vnd sine.
sQnde mit vna tribe vnd vmb nüt anders, do es nn obent w<,
do sprach dirre Italins offenlich, daz ea uil Intes horte: ich wil goo.
153
I
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watiDQ die frowe wartet min. strofietont in die lüt.e; do sprach
er: hnn icb nilt also wol einen lip also ein ander mensche oder ist
Got allein wiJer die manche zornig V möudie sint also wol lüte
ttlfi ir. do sprochent ettelich : ahbot, du aolt eine frowe tiemen
Ttid solt diuea schin ') für naudelen, daz ander löte sich din nüt
geergerent. do geborte er nil zornküch vnd sprach: werlieh, ich
erhöre floh nüt, gont von mir. wer sich ergereo welle, der tii es
vnd atoBso sine stirna an die wnnt. hat ich nü Got richter üher
mich gesei^et, gont hin vnd besürgeot üch selber vnd rief über
lot: ir werdent mit rcchounge lür mich geben, diee meren wur-
deot für saot lohanseu getiageu, du wart itne sin herze alflo
försteinet von Gotte, das er dise boaheit nüt wolte glAben von
disein tibbete. doch bat eant lohnunes Got, daz noch dem tode des
mflnches sine werk wurdent geuflent ettplichen meDechen, da^ dio
sin geergert werent worden, nüt in iren süaden blihent. von dis
loün (sp. 2) ches gebet wurdeot der gemeinen frowen uil bekoret,
die besloB er alle in ein kloster, do sü ein gottelich leben fGrtent.
eines morgens, do dirre abbat von einre der gemeinen frowen
ging, do begegente ime ein iiingeling in der türeu, der wolte zu
der frowen gon, das er mit ir siindete. der sIGg den miinich an
sinen backen vnd sprach: dn bfiaer miinich, wie lange wiltu dise
vnreinekeit triben, wenne wilt dn dich bessern? do sprach der
■bbet: gelobe mir, du solt einen soüchen streich vod mir liden
dat Alexandric gesamet wirt. hie noch fiber kurze zit kam der
tüfel in eins moren gestalt vnd schlug den iflngeliag an einem
backen vnd sprach: disen backestreich sendet da der abhet Vitalins
viid wart vonn derae tüfel beseasen, vnd rief so lüte, das slles
folk für in kam. doch wort er von dem gebette des abbetes cr-
lo&ent. do enpGng er ruwen vnd hiJsse über sine süude, die er
an disem heiligen abbet begangen hette. do dirre abbct nohct
eime tode, do lies er geschriben mit sinre bant hinder ime; ir
Bütlent nüt vrteilen ! vor der zil do fnriohent die frowen waz
gUter andaht er bi inen «bete nahtes so er bi in was. do von
lobete das folk alles Got vnd sprach sunderlicb eant lohannce :
bette icli von disem heiligen valter gelobet die sundc, die von ime
wxrt geuoit, ich hette uil lihte öch einen halstreich enpfangen. es
kam ein armer bilgerin z^^ sant lohannea vnd hiesoh das alnilisen.
do rief sant Johannes sime sciialfener vnd hiea dem btlgeriti geben
ses Pfenninge, do ging der bilgerin dar vnd fürwandelte sine
kleider vnd vorderte anderwerhe dnz nlmilsen von sant lohannes.
do rief er aber sime sohaffeuer vnd hies imc geben ses guldin. do
der bilgere in enweg kam, do sprach der scbafiener: heiliger vatter
wissest, daz der bilgerin hüte das alraSsen zwir het von dir en-
ipfangen. aü dem dirten mole vorderte dar bilgerin von sant lo-
'Mooee dns nlmilsen in eime fflrwandelten schine. do trat der
') Orden Atem. X 07.
154
schaffener sant lohannes (hl. 44b sp. 1) nf sineu fuB vnd wincket
inio, dis were der selbe bilgerin. do sprach sant lohannes: gang
hin vnd gip ime zwelf pfenninge ; wenne es mag nun herre Ihesni
Kristas sin, der wil mich fürs&chen, ob er müge enpfohen denne
ich geben, ein man hies Patricius, der wolte eines moles der
kirchen gSt anlegen an köfmanschacz, daz es do von gemeret
wurde, dis werte sant lohannes vnd begerte, das man der kircheo
gfit solte Yuder die armen cristen teilen, do von so hfib sich ein
krieg zwischent ime, daz sü bede in zorue von einander schidenL
do ez nu obent wart, do enbot sant lohannes mit sime erzepriester
Patricio, die sunne were vndergangen vnd ermante in dez, das in
dem ewangelii ist geschriben^ die sunne sol nüt vndergon in
üwerme zorne. do dis Patricius horte, do begunde er weinen md
ging zu sant lohannes vnd begertc, daz er es ime fürgebe, dai
er wider in gezürnet hette. ein tabernierer hette eins moles sant
lohannes nefen einen gar übel gehandelt mit schelteworten. du
lag ime swer, das ime nieman künde getrosten, öch klaget er m
sime nefen sant lohannes. do sprach sant lohannes: wie g^etar
ieman wider dich reden oder sinen munt wider dich uf t^n, gWm
mir sun, ich roI ime hüte ein solich ding tfin, daz alles Alexandria
sich sin sol bewundern, do dis der iüngeling horte, do wart er
gctr^tet, wenne er sich fürsach, das sant lohannes wolte eine
swere röche wider sinen fiant tun. do sant lohannes sach, dai
der iüngeling hie von getröstet waz, do kuste er in vnd sprach:
lieber sun, wilt da sin ein gereth nefe minre demütekeit, ao do
bereite dich do z^, daz du von der weit wellest gepiniget werdoi
mit Worten vnd mit wercken; wenne gewore frünschaft komet m
tagenden des herzen nüt vs fleische noch vs blute, do voo N
hies er für sich komen den tabernierer vnd lies in lidig von allei
dem zinso, den er ierlich solte dem Patriarchen geben, des fftr-
wunderte sich alles Alexandria daz (sp. 2) die röche, die er im
wolte tfin. dirre Patriarche sant lohannes hies ime sin gab be-
reiten, die wile er lebete vnd hies es doch nüt vollebringen vnlM
noch sime tode vnd hette geheissen sine diener, wenne er ml
sinen phaflen in den grasten eren waz oder freuden, dnz der dienv
einre für in stfint vnd sprach: herre din grap ist noch nüt voIte'
broht; gebüt, das es gemäht werde, wenne du nüt enweist, wenac
der tot helmelich als ein diep kome. ein richer man aach dtt
moles, daz sant lohannes gar b6se deckelachen hette obe sinn
bette stat, wenne er die guten hette durch Got geben, do tob
köfte diser riebe man gar ein kostlich deckelachen vnd gap dtt
sant lohanse. do n& sant lohannes des nahtes dis ob inie hettii
do enkunde er nüt enschlofen die ganx» naht vnd gedohte, «i
dnehundert sinre herren m6htent von disem tüche gekleidet ww
den vnd weinde vnd sprach: wie ist der so uil, die nu scblofM
vnd vngesscn sint nider gangen, wie ligcnt dine herrn nas vf
155
B-.deni regende vf der sfroasen vnil kleffelent ^) in ire zene von
ftfroste; so ligo ich hie vod hau hüte groae fisclii? gesaeo; ich Hge
■Jric vf einen) weichen liette viid ruwc über dia nllus, so lige iuli
■-*nil werde ged^cket mit eime tScht^, diiK sc? vnd drisig pfunt hct
Vgekost. Kwor ich aol furbaz nUt ao kosth'ch wcrdeu. des morgetts
rhies er das deckelaclien furkouffen vud g»p das gelt armen lUten.
do dia vcmam der riche mnn, do kAfte er das deckeluclien widor
vad gap daz saut lohanoes vnd bnt io, das er es behielte ob ime
vnd es nüt ine fEirköfte. do enpfing es sant lohannea vnd hiea es
»ber fiirkdHcD vad das gelt ainen beiTen gen. da ging der riche
1 aber vnd köfte daz tuuh wider vnd gab ca saut lohannea afi
riUen inole vnd sprach mith lacliendem munde: wir sülU'nt
a weroB e gebrpete du nn dem filrköffende oder ich an dem
mdsrlAsende, also berßbte sant lohannes den riehen mau mit
nisekeit vnd sprach: ich han einen riehen man beröbet sinni'H
[b1. 45 a ap. LJ gUtea vnd hau doch aüt gesundet, me ich han zwei
PgBte werkgcton; eins, das ich deni rieben sine aele hau behalten ;
das ander, das ich grosen Ion do von enpfohe. ein uierlein aoite
sant lohaimes. das er die Inte bewegete zu erbarmeherzikeit, wie
ein abbet, waz tjernpion genant, der gflp aine kleider so gur von
ime den armen liiten, das er Mos gas, do wart er gefrogot, wer
in berftbet hetteV du sprach er: daz ewangelium het mich beröbet
daz do spTJchct: verkßfTe allua, daz du hest vnd gip ea den armt-n
menschen, den gap er daz bUch mit dem ewangelio. do wart er
gefroget, wo daz ewangeliitm were'/ do sprach er: es gebot mir,
das ich es fiirköftc vnd das gelt den armen lüten gebe, das han
ich goton. Baut lohannea hies einem armen menschen geben i»nf
Pfenninge durch Got; daa beamohete in, das er irae ao wenig hetle
upben. do von so schalt er sant lohannea mit bösen woiten in sinro
^■egenwirtekeit. do dis hortent sine knehte, do wolteut sü den
Ktrmen menschen gar übe! haben gehandelt mit grossen strevhun,
dis vndiTBtSnt aant lohatmes vnd sprach: ir lieben brQder, iont
mich übel sprechen, weniie ich han Kristtim sehdg ior übele go-
hmidolt mit ratnen boaen wercken; solte ich denac nüt ein schelte-
wort durch sinen willen lideu, do hies er einen sag mit pfeningeu
für den armen menschen bringen, daz er neme also vil er wolte.
dnit folk bet eine gewonheit, daE aii noch dem ewangelio us der
kircben gingent vnd vor der kirchen in fippigon reden stundent.
do von ao stniit sant lohiinnas eines niolea vf noch dem ewangelio
vnd ging us der kirchen vnd satte sich mitten vnder daz folk.
dis fürwunderten au sich alle; do sprach er: lieben kint, wo die
scbefelin sint, du sol Ach der hirtu si». do von ao gont in die
kirolie, so gun ich mitte; wenue blibent rr hie uase, ich blibo In
iicb. dis det er swirent, du mitte lertu er daz folk in der kirchen
bitben. ejo inngeling bette eine kluaterfrowe vsgefAret, do von
'( klapiKrii lu Le..ciT «Ad. WB. I li, U.
156
so wart er von den priestem für sant lohannes gearteilet daa
(sp. 2) er bennig were, wenn er zwo selben fürloreii hette. do
gesweigete sä sant lohannes vnd sprach : es ist nüt also, ir Büne,
ich zege üch, daz ir zwo sunden tünt: die erste, das ir widor
Gottes gebot t&nt, do er sprichet: ir süllent nüt vrteilen, das
ir üt geurteilet werdent. die ander sünde, das nüt enwissentf
ob sü rüwen habent vmb ire sünde. eines moles lag sant lohaonea
an siroe gebet vnd waz fürzncket; do horte man, wie er mit
disputierte vnd sprach: also gfiter Ihesu, sol man sehen, wer den
andern überwinde: du in dime verlihende oder ich mit minem
vertribende. do die zit kam sines todes, do sties in ein awerer
ritte an. do sprach er: ich dancke dir, lieber herre vom hiroe!,
daz du erhöret best mine begirde, daz daz an minem tode nüt me
hinder mir fanden wirt, denne ein pfenning. das wil ich öch, dai
man in den armen lüten gebe, noch sime tode wart der heilige
lichome geleit in ein grap zwischent zwene bischofe, die raoketent
ieweder an ein ende dez grabes vnd gobent sant lohannes die
mittel stat. kurze zit vor sime tode waz eine frowe, die hette
ein grose sunde geton, daz sü vor schammen die sünde nüt wolte
bihten. do sprach sant lohannes, das sü doch die sünde an einen
brief schribe vnd ime den brief gebe, so wolte er Got für afi
vmb die sünde bitten, dis det die frowe vnd beschloz den brief
mit eime ingesigel vnd gap den sant lohannes. kurtzlich hie noch
starb sant lohannes; do dis die frowe horte, do gedohte sü, wie
sü mit dem briefe were zu schänden worden, do von ging afi
über sant lohannes grab vnd sprach mit groszem süfzen vnd mit
weinende: ach ich arme frowe, wonde mine schamme fürheln vnd
bin nu aller der weite zfi schänden worden vnd bat mit grosser
andaht sant lohannes, daz er sü Hesse wissen, wo oder wemme
er den brief hette geloszen. do stänt sant lohannes uf us dem
grabe vnd die zwene bischofe mit iroe vnd sprach zu der frowen:
warvrabe bekumberst du vns so sere vnd enlost mich vnd dise
zwene heiligen (hl. 45 b sp. 1) die hie bi mir sint rfiwenl sich wie
vnser stolen von dinen trehenen nas sint worden vnd bot der
frowen iren brief mit deme ingesigel beslossen, als sü in ime hette
geben vnd sprach : schowe din ingesigel vnd dinen brief vnd slüs vf
vndo lis. do sü den brief vf enschlos do sach sü ire sünde alle
abe gedilget vnd fant do geschriben durch mines knehtes lohannei
willen ist dine sünde fürdilget. do von lobete dise frowe Got
grosliche vnd hie noch ging sant lohannes wider mit den zwein
bisohofen in sin grab ligen.
VON SAN PAULUS BEKERUN6E Vnser here Ihesus Kristos
wart gcmartelt, in dem abrel dez selben iares wart sant Stephan für-
steinet; in dem ögest in dem selben iare wart sant Paulas be-
kert; in den monat noch dem merczen, wo von nü der tag sinre
bekerunge me wirt geeret von der kristenheit, denne andre heiligen.
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des linileii wir ilrie Bachen: die erste das wir ein bizeiclien euUent
nemen uinrn guten zUfüraiht in Gottcz erbermede, die den grossen
flündei' in so grosze gnade onpfing. die »niler sache ist die freue,
die alle krigtenlicit von slnre bekerde enpfiog, der die kriateDheit
vor so gr&siob betrübete mit sinre durchehtange. die dirte aaclie
ist daz grosse wunder, daz Got au ime wircbete, dae er von den
grimmen darchehter mähte einen so getruwen bredier. dise lie-
kerde ist wunderlicli gewesen, in dem daz Got erzegiSte daz wunder
sinee gewaltes, do er zu ime sprach: Paule, dir ist (sp. 2) horte
wider die r&te treten vnd Öcb do von, das er in so schiere vor-
wandelte, do er auatette antwurte vnd sprach : herre woz wilt
du daz ich tu»? da von aprichet sant Augustin: daa lembelin,
das von den Wolfen ertötet wnz, dns mähte vs dem wolfe ein
lembiin, der bereitet sich nJi zu gehoreamheit der eich vor hette
bereit zii durchetende. dise bekerange ist öch wunderlich durch
die grosso wisheit, die Got do erzöget het in dem, daz er situt
Paulus hofart het nidei' getrncket mit sinre deniAtekeit, do er
sprach: ich bin Ihesua Nazareuus ; nüt sprach: ich bin Got
oder ein herre; ich bin der demAtigo fürsmohete IhesuB, leg abe
dine hochfai-t vnd enphoch mine demAtekeitI iu din'e bekerunge
het &ch Got erzeuget sine grosse miltekeit, daz er den het bekert
mit sinre gnoden, der eich het mit sinre eiginen begirde bereit vf
den weg der durcliehtunge, wenne fr bette zu dem bSseo wercke
grosse begirde vnd tlis, do von ao begerte er briefe, das er die
bristen gefangen mÖhte f&ren gen Iberusalom, also bekerte in die
Oottea erbermede zu ir wie das were, das er uf den wege der
vofertekeit were. dise bekernnge ist öch wunderlich gewesen von
dem liehto, daz in erliihte, daz nam ime drie gebreaten abe: den
ersten gebresten nani ime dix lieht mit dem vnfürwenteu anfalle
ainea schines abe mit dem schrecken, den er doenphing; daz waz
die freuel getürstekeit, die or liette wider die criatan lüte. do von
so ging er zfi den färaten dei' priestsr vnd begerte, daz aü irae
erlöbteot sinen frenelen willen z& erzC'gende wider die cristen. der
ander gebreete waz hofart dez herzen, die erzeuget er, do von ime
geschriben ist, daz er gebleiget waK von trowendo in die crieten;
do von demAtigete in die grosse des liehtea. der dirte gebreato
waz die vnfernuft gdttelicher erkentnis. da von sprach die stime
in dem lichte : ich bin Iheaus, rehte also ob er spreche : du weneat,
das ich von den laden ertötet si, so lebe ich noch (bl. 46a ap. 1);
die ewige Oottea kraft oder wir merkeat in disem Übte die stimme,
die ime rief vnd den achin der in erlühte vnd die Gottes kraft, die
in bekerte, dise bekerungo iat öcb wunderlich gewesen an saut
Paulus von den drieu zeichen, die an ime IJplich Got wirkote.
dnz erste woz, daz er lipiich wart nider geacblngen, das er geist-
lich af eratünde, do von aprichet sant Angustin: sant Panlnn
iat nider geschlagen, daz er erliiendet warde, er ist erblendet,
daz er erlühtet wurde, er ist erlübtet daz er gesendet wnrde, er
158
ist gesant, daz er vmb die worheit gemartelt wurde. Paulus
der grimino ist nider geschlagen, daz er gelöbig warde; der woIf
ist ei'schla*>en vnd ist ein lembein worden; der durchehter ist
nidergeworfen vud ist worden ein brediger; ein sun des tüfels
ist nidergeschlagen vnd ist worden ein vserweltes fesselin, er
ist worden blint, das er daz gewore lieht enpLinge. do von
so meinet man, daz er in den drien dagen, do er blint was
von Gölte wurde gelerct daz ewangelium Kristi, daz er bredijgete,
wanne er selber spricbet, daz er es nüt habe von keinem
menschen; me er habe es alleine von Ihesu Kristo. do yod
Bprichet sant Augustin: ich heisse Paulum einen geworen
iünger Kristi, wenne er von Kristog eiert wart mit Kristo gecrüziget
in Kristo glorificieret; er pinigete sincn lip, daz er gefolgig werde
zii allen wercken, weune er künde hunger liden vnd gen&g haben;
er waz an allen stetten vnd in aller wisheit gelert vnd übertrug
alle widerwertekeit gewilleklicbe. do von sprichet Crisostomaa:
sant Paulus schetzet die tirannen vnd das zornmütige folk wider in,
also die flöhe den tot vnd tusentley pin scheczet er ein kinder-
spiel, wenne er enphing die martel gewilleklich. in beduhte, er
were me gezieret mit der kettiu der gefengnisse, denne mit eiore
köstlichen cronen; er enpfing mit grosser fr5dcn wunden, denne
ander menschen grosse geben oder uf einen anderen sin: d6tete
Kristus an sant Paulus die drie gebresten, die Adam an im hette,
wenne Adam (sp. 2) der hüb sich gegen Gotte in hochfart uf; do
von schlug Got Paulum uf daz ertrich in dem&tekeit nider. also
Adam sine ögen uf det, also wart sant Paulus erblendet. Adam
as daz fürbotten obes, sant Paulus vastete öch von zimelicher spise.
VON SANTTA PAULA Paula was der edelsten frowen eine von
Rome, von der het vns leronimus geschriben alsus wer es, das
alle glide dez libes werent zungen vud alsament menschliche stimme
hotten — 8Ü m&htent nüt lobes genüg noch wirdekeit gesprechen
der heiligen saut Paula, si waz edel von geschieh te, vil edeler
wart sü an tügcnden, sü wnz geweitig an richtüme. nu vil schin-
berre ist sü in der armüt Kristi, ich nime Got zu gczüge, sprichet
leronimus vnd alle engel sunderliche iren engel, der ein hAter was
vnd ein letter waz diser lobelichen frowen, daz ich von gnoden
noch von minnen zu diser frowen nüt willen hau lop oder ere z&
sprechende me alles, daz ich von ir spriche, daz ist zu wenig
lobes den tügeuden, die sü gefihet het. dise frowe, die lies alle
die iren arm vnd waz sü die armeste vnd also vnder den edelen
steinen der edelste vnder den anderen schinot vnd der sunnen
glatjt den schin der sterncn vnschinber machet; also het sü die
fügende vnd die kraft aller der, die zu iren ziten worent mit irer
dcniAtikeit über komen, sü waz die minneste vnder allen menschen,
daz sü die oberste weirde vnd ieme sü sich erniderte ie me sü
Kristus erhöhete. sü floch ere vnd crwarp do mitte die ewige ere,
sü folgete den tngenden noch, also der schotten, sü fürlies die ir
H&Jlt
I
i;
begerlen vnd bägürtu Jur, iHo hu fiirsmofaut inaliton. diae frowe
gebui- atis kirjt: eine (\A. 46b ap. 1) iluiiter liica Blesilla, diu trostu
lUH vtü Koiue noch ii*re muttir tode. die ander dohter
Wttz die heilige Pnulinn, von der aiiDt lei'ouimua uil acliribet. dnx
"" -ie killt wiiz Fftuiraacliius, den satte sfi über ii'p aelge rete iiocli
le der ein wunder gerehter tnun waz, da/ wu Euatochiua,
kosber kleinol wuz der kristenbeit in ircm reinen küaclien
lebende, alsu von ii' aclii'ibät aanb lerouimna. dai fünfte woz Hu-
fina, daz aebsto waz Clioi'ucliius. nocb denie, das ir man starp,
do betrübte nix sicli so groaüeli, daa sü uil uuhte dot waz vnd
kprte aicli do mitte so atrenglich kü Gotte, daz man wenen mAhte,
aii were it'es maniies dot l'ro, bie uoch gap nü durch Got ir
richtüni Tiit) begerte z'ü vuiende von Rome zU dem heiligen lande
Iherasaloin. da von so gnp sü sich in die hiito dee bischofea Pau-
liui von Antliyocen vnd Epiphani, die do vod Roma wolteu farn.
sü lies ir laut, bruder, nefen vud inogen vnd daz me ist, ire kint
vod ging an dun stodeo. do uan nu daz schif bereite, do giug
sü in das achif, daz fßrte daz mer a( mit den lünden an daa
stadeo stünt die schar ire i^riinde vnd hSbeut uf ire heude von
leide, sü each Rulinant iie dohter atOD au <lem staiieu, die begerte
das die inüter hi ire gemahelschaft were mit grossem weinende,
weune sü io kurzer friat äolte gumabelt werden, die muter erzeu'
get« vmiltekeit gegen ire kinden, daz sü miltekeit gegen Gotte
erwürbe, bü fürgaa müterlicher triuwen, daz sü wurde Gotte eine
getruwe dieoorin, die mütoilichen odern wurdent zerknucscet von
bitlerme lidende, als ob hü va den gli den wurden gezogen, dta leit
die füllekomen miuue mit giosaeu freuden vnd iürsmohte die liebe
der kiut mit der minni.' Gottes; sü leite alleine troat vnd rilwe in
ir dohter Enstocbium, die ir geferte waz mit willeu vnd mit
werken, die och do bi ir in deme sehifTe waz. daz schif erete hin
durch daz mer. alle die, du inne woreut, die soheut wider an den
Btüdou. saut Paula stecket ire ögeu für sich, weune aü wider xf
dera staden nüt gcdencken eiimohte one voiueeig vud we amerzen.
do au nS iu das heihge laut kam, do eante (ap. 2) der rihter von
Pnlestinen siiien hotten, daz man bereite einen palaat diser fruwen
ai einre wonunge. dise ere türsuioliete bü vnd erweite eine uil
oleine demütige uelk' ir zu einre wonunge vnd ging mit ganzem
.aroeal« vud äisze an alle die atette, do Got üt lidendea hatte
suphaugen vud vollebrohte do ir andabt mit grossem weinende.
do aü kam au die atat. des heiligen cruces, do viel sQ oider in so
groser audaht, als obe aü Kristtim do liplich achowete au dem
crüoe; sü ging in daz grab vnsers herren vud küasete mit andaht
den stein, den die enget von dem grabe erbfiheut, do Kristus er-
stllnt, BÜ gos ao uil treben, duz man dis grab do mitte mi'ihtc
gewsichen hau. hie noch fflr sü gen Dethleem vnd ging in daz hus
do Kristus innn geborn wart vnd sach do mit liphchen ögeu daz
kiut in der kripfeii ligun, luit weudulcu hewuuden vnd weinen vnd
160
sach die künige, daz kiot ane bitten vnd den stemen obe dem
huse schinen vnd die muter Marien vud Joseph iren h&ter, die
hirten die dez nahtes komeut, daz sehent dis wort daz ein mensche
waz worden, su sach die kindelin, die von Herode wurdent erifttet
vnd Mariam mit irme kinde fliehen in Egyptnm, do rette sü mit
Worten die worent gemüschet mit diefifen süfzen vDd trehenen Tod
sprach: gegrüsset sierta Bethleem ein hus des brotes, wenne in
dir ist geborn daz brot, daz von himel her abe ist komen. ge-
grAsset sistu Enfrata ein fruhtber lant dez fruht Got selbef ist.
do von hat Dauid wolgesprochen : wir sollent in sin tbabemakel
oder wonunge gon vnd süUent in ane bitten an der stat, do sine
füsse sint gestanden, also bin ich arme Sünderin gewirdiget, das
ich sol küssen die kriphe, do Got daz kindelin inne ist gelegen» das
ich sol betten in deme huse, do Maria die Inter maget ir liebes
kindelin gebar, hie sol mine rüwe sin, wenne es ist mins herren
lant, hie wil ich wonen; min behalter hat ime dise wonunge user-
weit, sü het sich so gr&slich gedemütiget, daz sü nüt geschetiet
wart die minneste maget, die sü hette, weime sü mit den anderen
(bl. 47 a sp. 1) megeden ging so waz sü an stimmen, an kleide,
an wandel die minneste vnd die versmeheteste. noch ires gemmhelfl
dote kam sü über keines mannes tisch me, vntz au iren dot. ein
bat ens&chte sü nüt, er wer denne von swerem siechtagen, sfl
ensfichte kein weich bette nüt, vf eime herten strote vf blose erde
gestrecket waz ire rüwe, die doch nüt anders waz denne betten
naht vnd dag; eine kleine sünde weinde^) sü so gr6slich, das dfi
mühtest wenen, sü were die groste Sünderin von der weite; sfl
wart dicke gestrofifet von sant leromino, daz sü ir weine solte
lossen durch irre ögen willeo. do antwurt sü vnd sprach: dis
antlit sol betrübet sin, daz so dicke wider Gottes willen vnd ge-
bot gezieret ist gewesen mit den purperen, mit den edelen steinen
vnd mit aller hofart. der lip sol gepiniget sin der so grossen
Wollust wider Gottes willen het gehaben, daz lange lachen sol
man büssen mit dem ewigen weinende, die weiche der sidineo
lilachen sint zft fürwandelen in einen herten strot vnd die weichen
kleider in ein herin hemede, do von ich minen liplichen gemahel
vnd der weite han wol gefallen, so beger ich nu Kristo zft di^
nende. sü wart gestrofet, daz sü ir gut so gar durch Got gebe,
daz sü sin gebresten solte haben, do sprach sü: ir begirde wer,
daz sü vor irme dode solte des almüsen leben vnd einen phenning
hinder ir nüt enliesse vnd in eime fremden lilachen wurde be-
graben, si waz so mesig an ire spisen, daz sü selten, es were
denne grosse hochzig, oley in irre spise nützete, keinen win,
vische, fleisch, milch, honig, eger oder waz lustlich dem übe
mdhte sin, ein nützete sü nüt. do von sprach ein glissener in
irme guten schine, es wer ein wont von ir, wie sü mit g&ter
sinne were von überigen übende in tugenden. do von solte sfl
stet 2 mal toeinde siL
i
nüt spisea irme tiöblo wider helfen, dente antwurte sü vnd sprach:
wir dorehtbii inensclieD eint wordeo durch GoUe willen eiu vinster-
niase der weite dea eDgelon vnd (sp. 2) den lüten. aber daz
dorbeit gegen Gotte ist, ilitz ist weser, denoe die weit. Doch
deme, da/, sü ein cloatei' hette gebuwoo aü einre wonunge gfiten
heiligen brüderen, do fing aü an vnd aamente gute iancfrowen,
die eins kuauhen iebens woltent btiben vnd bereitete den ein
ordeolich leben, daz bü ein gemeine lebe bettent an dem gebet
vnd doch ein voderscheit bettent an iren nercken vnd an ire
spise durch gutes frideii willen, wenue ir ein teil gar ede!e von
geburt worent, ein teil von dem mittelfolke, ein teil arme mcgede.
doch bette sü in alten füraehen ein ir leben noch ire wirdekeit.
wenne ein kreig vndei' in uf atiint, den füraücde hü mit senften
Worten, sli kestigete der iüngen megede lip mit vaetende vnd mit
mesekeit vnd sprach, es ist besser der buch lide, denne die sele
vnd sprach: daz den weltlichen IQteo ist eine kleine aünde, daz
ist eime geistlichen menschen ein uil swere Sünde, hü wuz iren
swestoren gnr milte in iren siechtagen vnd waz ir selber gar
herte. so uil daz aü einea moles in grosser hitze dez summers
einen eo sweren aiechtagen leit, daz die arzode meinden, sü aolte
ein wening wincs nützen, daz ir natar do von gekreftiget worde. hie
noch enkunde sü der habest Epjphanius nüt bringen mit allen
sinea sinnen; doch überwaiit sü den siecbtagen mit der Gottea
kraft, dise frowe begerte zu kirnende die nberhemesche sproche,
die aant ieronimus von kint uf hette tegelich geleret mit arbeit.
die lerte sü in iren alten tagen also wol, daz sü den aalter vnd
alle gebet in aberhemescb sprach, diae frowe fiel in einen sweren
eiechlagen vor irme tode, alao eü alle zit begerte, do erkante sü
iren dot nohen, wenue ir die usaereu gelide alle erkaltet worent
vnd nüt an ir lebte, denne daz heilige herze, in deme die sele
noch ein selig wircken bette, mitb aolioher fiSden, also obe sü
VB dem frftmden solle varon zu den helmeschen. do von so sang
aü dise drie psalmeu : domine dilexi decarem dominus vnd quam
dilecta tabernacula elegi nbiectus ease — dise drie psalmen spre-
chant nüt andere, denne von der gezierdc vnd von den frieden dez
himelos. do noch (bl. 17 b ap. 1) sweig all, vnd do sü gefroget
wart, wo von so ewige, ob ir üt gebreste? antwort sü mit krie-
eoben werten, ir gebreete nüt, sü sehe alte riiwe vnd gemach,
hie noch scblos aü ir & gen zQ vnd achlief in Kriato z& irre be-
greb«de koment alle die seligen menaoheu, die in den weiden oder
in den clfistarn worent vnd gobent Got lop, der su gewirdiget
hatte zi' der begrebde des heiligen lichamen. noch irme tode
enlies afi nüt einen pfenning eyginea g&tes.
VON DEM NAMEN lULlANUS ist gasprooben ein frölicher
inbilierer von er mit frßdon in die hohe Gotheit iubilioret het,
oder ist gesprochen ein alter dore, wenne er in Gottes dienest iat
162
füraltet vnd imo seibor noch der weite scbetzunge ist ein dore
gewesen.
Von sant Itdianus es waz ein nssetziger mensche, Symon
genant, der bat vnsern herren, daz er mit ime in sime hue esse.
daz det vnsor herre vnd mähte in öch reine an Übe vnd an seien.
in der selbent würtscbaft kam die heilige Maria Magdalena ödi
zfi gnoden. dirre Symon wart genant Inliaiius vnd wart ein bi-
schof gemachet von den heiligen zweit hotten noch der n£Rui
vnsers herren in der stat z& Nemonensis. dirre lulianns het tod
sinre heilickeit yil zeichen gewirket, sunderlicb het er von sineo
gnoden fier tuten erkicket wider zfi dem lebende, de noch för er
in den ewigen friden. disen lulianns rAffent die bilgerin vnd die
lantfarer an, dnz er sü einre guten herbergen berote, wenne Got
selber in sime husü geher (sp. 2) berget waz. Öch ist ein andsr
lulianus, der vatter vnd müter erddtete, von dem sollen wir bie
noch sagen, öch ist ein lalianas gewesen vs dem lande Alnerina,
der waz edele von geschlelito, noch waz er uil edeler in dem
glöben. der waz so begirig der martid, daz er den durchetem
engegen lief vnd sich zQ der martel bot, zu iüngest sant Grtspiniis,
der richter sine hotten vnd hies sant lulianam, daz höbet abe
schlahen. do daz sant Inlianus befant, do sprang er af gegen
den, die in silchtent mit groser geturstekeit vnd enphing den
tot mit willen, do wart sin höbet begraben zu sant Fersolo.
^ber lange zit fant sant Mamertus, ein bischof zn wiene daz höbet
sant Julianen in den henden sant Fereoli also gantz vnd frisch nf
enthalten, also ob es erst were von dem libe geschlagen, noch
deme daz sant Inlianus wart enthöbtet, do wart sin geselle ron
denselben henden gefangen vnd wart ime getrowet, er moste des
abbegotten opfern oder eines schemelichen todes, also sin geselle
lulianus, starben, do dirre ireni willen nüt wolte gehorsam sin,
do ertöteut sü in vnd begr&bent mit daz höbet sant lulianen.
dirre waz genant Fereolus. es waz ein dyacon oder ewangelier,
der beröbte die kirche sant luliani ire schofife vnd do ime daz die
hirten fürbuttent von sant lulianus wegen, do sprach er: Inlianos
der enisset nüt hemelin fleisch, ^ber kurze zit stosset in ein stmig
ritte an vnd enphant, daz der siechtage von sant luliane gemert
wart, do von so hies er w asser uf sich giessen, daz er kAlet
wurde, do ging ein so grosser ubelsmackender rÖch von sime libe, das
kein mensche bi ime gewonen möhte. do noch in kurzer zit fürf&r
er. ein gebure wolte eins moles an eime sunnendage sinen acker
eren, do wart ime haut lam, also daz ime an der hant bebing
daz holtz ^), do mite er daz pflfigisin solte renien. dis tr&g der arme
^) Vgl Aus Schwaben I 74 ff., Tibianus ist d^ Verfaßer. PMipp
Haitihnfers, Äugshurgers, Relation ilber die Reise nach München 1611^
163
nenscho zwei ior, vnd zu (bl. 48o sp. 1) iungest wart
luHanus kit'che gesunt von den gnoden dez heiligen Eant lulinnuB.
Jch waz ein luljaiius, der woz lulins bruder. dise zwene gebrSder
gingent zÜ dem keyser Theodosius viid begertent, daz er in i
lAbte, alle die sbbegAtter zeretjlren vnd teinpl, die aU finden ki
dent vDil kristene kirchen, an die stelle hnwea. dis erlabte
der keyser mit fr&den vnd mit willen, wenne er öch gar ein g8f
cristen wuz, vnd gab inen briefe, dnt in alle die gehorsam soltenl
sin vnd bebotfen, der eü ?,8 dirre urbeit bedurftent bi dem
»luste des höbtes. do du diae zwenu lulitinus vnd Inliaa eine
kirche buwetent an der stitt, die do genant Ut Gnudianum vnd
tlle, die do fürfiirent inen helfen müstent sS disen arbeiten durch
äaz gebot dez keisers. von geachiht beeebach, daz lüte mit eime
wagene soltent lUrfaren, die betrabteteiit wie sä einen fnnt fün-
dent, daz aÜ f&rmohtent fnrent one bekumbernis dis werckea vnd
leitent einen irre gesellen vf den wogen vnd hiesBent den sine
6gen 8u tUn vnd ewigen uil stille vnd decketent in, also er tot
were. do bü nu koment zS sant lulio vnd luüane, die sprocbent
üQ den wagenlüten: ir lieben lüte, haltent eine wile stille vnd
heirent vns ein wenig an diBom wertke. do sprachent sU; wir
mugeat n^it hie halten, wenne wir haben einen toten menschen vf
dem wogene. do sprach sant lulianns: warvmbe liegent ir? do
^rochent aö: herre, «ir enliegent DÜt, es ist also, also wir aagent.
do sprach sant lulianus: noch der worheit iiwer wort beschehe
^tlch. do mitte fijrent bü Tür. du sü nu ferre fürkoment, do rfiffent
wagen vud sprocbent, dn-f. er nf Blande vnd die
KötiBen tribe, daz aü deste e heim kement. do er sieb von disen
Bworlen nüt uf enmahte, do begundent su in atuphen vnd aprochent;
I apottest du vnaer, Btaot vnd trip die ohsen! er enstünt niit
[nf- do gingent sü zu vnd entecketent in; do aobent aü in tot
in ligeQ. von dirre gea (bl. 48 a sp. I) chicht koment die lUte
so grosse forbte, daz aü den heiligen nüt me do noch geliegen
getüratent. es wnz ein ander lulianus der vatter vud muter vn-
wjssende ertßtele. dirre luiianua waz ein edel inngeling vud fSr
eines tnges in da/ gewilde beissen ; do erapürete er einen birtz,
dem folgete er noch durch den wall mit aime geiegezo. do kerte
sich der vmb vnd sprach zu diseo) iungelinge: wo von iagestu
mich, der noch vatter vnd mßter ertSten aotV do dis der iuuge-
ling erhörte, do erschrng er vnd woHe filrkumen die gescbith, die
von ime der birtz bette gesprochen, do von bo liea er vatter vnd
mfiter vnd äoch beimelich von in vs dem lande vnd lief gar in
ein ferre lant vnd diende do eime füraten; in dez dienest hielt er sieb
Mai (Ztsch. de» hist. V. für Sctmaben and Neuhurg 1881 8, 102) berichtet
von der Kmtstkammtr, daß dort auch ein wrsteinerta Stüci Holi tu
' en an. da» in Böhmen ei'ticr um Karfreitag gehauen hat. lläMU
t datu, daß die Getchichte aiufürlieh im hwenlare 1598 utrhc.
164
so strenglicb mit ätriicn vnde h5fen, daz in der fürste ritter mähte
vnd ime eine edel wittewe z(i gemehhelte, die gap ime ein stetteliD
zu widemen. hio zwischent furent sant lalianus vatter vnd mfiter
vnd sücbtent in grosser betrübuisse iren snn. von geschibt koment
8ü in daz stettelin luliaui. do waz lub'anas vs gefaren vs dem
stetelin, do sach lulianus frowe dise bilgerin vnd frogete, was die
sacbe irre fart wert? do selten t sü ir wie su einen snn hetteot
fürlorn, der wero lalianus genant, do erkante die frowo z^ stimt
von dem als ir lulianus geseit bette, daz dise ires mannes vatter
vnd müter woreut. do von enpfing sü dise gcste mit grossen
eren vnd leite sü an ir bette zu ruw&nde vnd hies ir anderswo
betten, dez morgens wart, do ging lulianus frowe zu der kirehen.
do kam lulianus in geritten vnd ging vf in die karomer, daz er
sine frowe nil lieplicb uf erweckete: do sach er zwei beieinander
an dem bette ligen, do von wende er sin frowe lege bi eime sft-
manne vnd zoch sin swert uil beimelich vnd ertftte dise zwei an
dem bette, also ging er in zorne us dem buse. do sack er sine
frowe (bl. 48b8p. 1) von der kirehen komen, dez nam in wunder.
do von sprach er zu der frowen: were die werent, din an iren
bette schlieffent. do sprach sü: es sint din vatter vnd din m&ter,
die dich so lange mit grossen arbeiten haut gesucht, die ban ich
dir zu eren an min bette geleit. do dis lulianus h&rte, do niel
er in vmmabt vnd weinde gar bitterlich vnd sprach : ach, was lol
ich armer mensche tun, daz ich mine sAsse vatter vnd mnter so
nitlich hau ert&tet! nü ist erfüllet daz wort dez hirczes, denne
ich wolte endrunnen sin! nu gesegen dich Got uil sflsse swester
mine, wenne ich sol meiner gerüwen, ich enpfinde denne ob ich
dise sunde gegen Gotte gebüsset habe, do sprach die frowe: daz
sol niemer beschehen sAsser bruder min, daz dich üt losse gen
one mich, sit ich bau frode mit dir gehaben, so wil ich Öch in
betrübnisse dir gesellscbaft leisten, do von so gingent sie mit
einander vnd koment an ein gros wasser, do vil menschen von
der vngestümekeit dez wassers, so sü soltent über faren, fürdar-
bent. do bewertent sü einen grossen spittal vnd fArtent über dai
wasser alle zit durch Got alle die über daz wasser soltent varen
vnd herbergetent alle die bilgerin vnd eilende menschen, die sin
begertent. eines moles wart vmbe mittcrnaht, do lulianus sich
geleit bette, an sine ruwe, wenne er den ganzen dag gearbeitet
bette, do horte er eine gar erbermeklichc stimme r&fifen: Inliane,
daz er in über daz wasser trüge, do stunt sant lulianus uf vnd
f&r vber daz wasser vnd fant einen menschen, der waz gestalt,
also ob er ussetzig were, der waz öch vil nohe von froste tot,
wenne es in der grossen keilte des winters waz. den menschen
fürte er in sin hus vnde mähte ime ein für, daz er wider z&
kreften keme. dis für fing an disem siechen menschen nüt, do
nam in sant lulianus vnd trüg in an sin bette vnd deckete in gar
warme, vber eine kleine wile, do stunt dirre sieche nf in gar
I
165
|(h). 2) clorem Bchine: Inliane, du solt wisBen, daz ich von Ootte
dir liin gesendet, daz ich dir kantle von Goltce gewitlt, daz
dir dine iiünde ist fürgelien vnd din rüwe vnd Aiiiv blisso G^otte
['ist gur genume. do von so soltu vnd dine gemahel kilrt^tlicli zS
^otte folireu. do uiitte fürewant dirro liilgerin. hie nocli über
:urtze zit fllr luliamis vnd sin frowe gezieret mit allen guten
fwercken eü Gotto iu die ewige i'Sffe. es waz ein ander lulianUB,
iier waK nüt heilig me, er waz der hosten menschen einre, der in
l^er diser weite wnz zii einen ziton. diser lulianus waz von erst
tiv müQtcli vnd erzi^get« sich eins gar holien geiates sin. do von
waz ein frowe diu hettc drie hefene vol goldes vnd hette obenan
in die hefene ein wenig esclien geton dnz man nüt solte merken,
duz golt dur inne werc. disc hefene onpfalch eO disem luüitno,
Hich so geistlich hielt, doi-. er sü ir solte in gQten truwen
liewarn, do diite Inlianns nQ enpfant. daz golt in den hefenen
do nam er dRZ golt vnd fflllete die hel'ene mit eacben. do
die frowe ire hefene wider fordert«, do fant sü nüt denne esche
in den hefenen. do sprach st) lulianum an vor gerihte vmbe daz
golt. er antwurt, daz inie nüt enpholhen wurde, die frowe hiach
gezilgniszc von den anderen münchen, die do bi woreiit, do sQ
imo die hefene enpbalch. die sprochent, sü hettent in den hofenen
nül andere gesehen, denne esche, also öch vor waz. also behielt
fnlianua daz golt dieplich vnd llr gen Rome vnd erwarp mit
diaem gSte, daz er ein rotherre Zt" Rome wart vnd do noch in
keiaerllche wirdckeit geaetzet wart, dirre luüanua waz vun kinde
uf geieret die swarzen bi<ch, vnd waz ein grosser zftberer. do
TOS 80 hette er alle zit vil meister der zöberige bi ime. do dirre
lulianua noch do ein kint waz, eines molcs was sin meister vuo
ime gangen, do hllp er an vnd las ein beswerunge dez tüfels.
do koiuent für in eine grosse schar der tüfel, die woient swarcz
also die moren. do diu sach Itilianus (bl. 49 a sp. 1), do forhte
er sich vnd mähte ein crüce sich, do fürawundent die tüfel alle.
do nü sin meister wider kam, do seite er ime wie es im were
ergangen, do sprauh sin meister, daz zeichen des crUces forhtent
die tüfel me denne kein ding, do nu lulianus in keyserliche
wii'dekeit wart gosetzet, do gedohte er wie die tüiel daz crüce
forhtent vnd fürlöckente dez glöben vnde zerst&rte alle cristenUche
atetle vnd durchetete die cristenlüte dar vmb, daz ime die tüfel
deste gnediger werent vnd ime gehorsam wcreat. lulianus ffir
moles in daK lant vä Persida vnd snnt eint-n tüfel in ein
it, do die sumie vnder get, daz er ime eine antwurt solto dau-
bringen. do der tüfel us ITir do kam er an eine stat, do
iDt er aebeu tage vnhewegeliche, weune, do waz ein münich der
et naht vnd dag oiie vnderlua. do nu der tüfel heim kam
antwurt, do sprach lulianus, wo er so lange were gewesen?
sprach der tüfel : ich lian zehen tage gestunden vor einem
iche vnd hau «■■wuilct, wraw i-r iif horte von sime gebettfl
das ich mfthte für koman. do er nnt abe lies von aime g&
do mäste ich wider kereo oue eineo astrag diner Sachen,
sprach laliiuius: daz wolt« er rechen aa dem müocbe. da ni
tüfel ime gelobten, er solte den von Persideo in eime etrite
gesigen, do sprach sin Sprecher zn eime eristen : waz weneati
das dez mides ano tu? do sprach der cristcn: er machet luliaai
ein grap. do nü Inlianus kam in daü lant Cappadocia zd di
etat Cesarea, do kam ime engegen snut Basilie vnd brohte in
drü girstine brot viid gobet ime die; die besmohete lulianam. i
von so sante snnt Basilien howe wider für die brot vnd hiea in
sagen, er hette ime vnfärniinftiger tier fPter gegobef, daz soll
fich von ime cnphohen, do sprach saot BiiaiUe: wir baot in
gobet dez wir niessent, so het er vus gesant dez sin vihe laset, d
wart liibauuB erzürnet viid sprach : noch deme, daz ich dis Ui
Fersen gewinne, bo wil ich dise stat zerstAren vnd «il sQ er«
daz BÜ me kovnea wirt tragende deune meoHcben. hie (sp. 2) not
an der ersten oabt Bach sant BasÜie in eime echiae in unsett
frowen kirche ein grosae schar der engel st«n, die hettea vml
geben eine frowe, die atnnt mitten vmler iti vnd aprach : rAff«
mir schiere Mercurium har, daz er tfite Inlianuni, den apostate
daz ist ein abtrünnig nüüDJch vnd cristen, der mich vnd nüi
kint sroehet. dirre Mercurius was ein rilter gi'wcsen, den bet
lulianuH vmb criaten geloben gedfitet. der waz in der seih
kirchen begraben, ze stunt waz dirre Mercurius gegenwirtig, «
bereit, vad noch dirre frowen gebot gohete er zä dem strite^ i
erwahete sant Baailie vnd ging in die kirche vnd H&olite in dd
grabe den ritter Mercurius. do enfant er den licliameo nüt. i
suchte sine wofen, die er zu der kirchen hette geben, die worei
enweg, do froget er den küsler, wo die wofen werent? di
sprach lii der worheit, daz er hü dez selben tagea an der ati
hette gesehen, do sü aaiit Basilie auchte. do ging sant
dannaa vnd kam dez morgena frtt wider, do fant er den lichami
vnd alle sine wofen vnd sin aper mit bIStn durch gosaen. do kl
cinre von dem strit vnd sprach : do der keiser luliauus in d
strit nir, do kam gegen ime ein vnerkant ritter mit sineu woS
vnd Bchlug in bId roa vufürzügeklich mit sinen sporen vnd (
schütte sin eper vnd reit mitten durch lubanus vnd fürswant. i
daE er nbt me gesehen wart, do nnm luliiinns sine hant vol sin
bliitea vnd warf daz uf in den luft, vnd apiach: du Galilee li«
überwanden, also starb er mit iemerlichem gesohrei. do Mesw
in alle aine diner vmhegraben ligen; also wart er goschuudeu t
dem folke von Fersen vnd wart us sinre hut ein cristiersag {
machet dem künige von Peraen.
EINE VKDEHSCIIEIT DER ZIT Sit wir nn bant geaöt
1 hocbiiten, die do falleot in der zit, der ein teil ist ein nt
167
I I&niiiDviige villi ein teil ist eine zit der widerwertikeit, dsz diu
I cristtnheit bugat vuu wihenmilitia viitze nn den sunneiidag, diz
nn duz alleluia liiiileii '). ao t-üllen wir nu safien von den hoch-
ten, die do fallea in der zit der fürirrunge, die cIo ane (bl, 4'Jb
1. 1) bSb BD Adam vnd werte vntz an MuyaeB; die zit begat die
N'istuiilieit voo dem aiiniieDdngo, to man das alleluia hinlvit, volze
ftsB deD Oatera.
VON DEM SUNNFNDAGE, SO MAN DAS ALLELUIA
HINLEIT D<T Bunnenduj^, so man alleluia hinleit, mit siure 'iit
liezeichent die zit der rürirriinge. iler Bunnendag nebest bie nodi
bezeicbent die zit eins witteu'elicben lebendes, dei' sunnendag an
Ider pfofien Instiinbt liezeichent die zit der fürgebniige oder dez
abloses, der erste sunnendxg in der fasten bezeiaheiit die zit dez
rfiwen. die zit der rürirrunge bebet an an dem aunnendage, so man
daz alleluia bialeit. bo rohent die messen an : circumdederunt me,
daz bezeichent eine belrAbnisse vnd sprichet die cristeabeit in
iiäer persgnen her Adames vnd der die zu sinen ziten wnrent:
'nich bant vmbegcbeu die smerzen de stodes, die gebresten der
hellen hnnt mich fanden, dise zit mit irme ambalit woret vntze an
dem ersteil saniBtag noch Ostern, dise zit ist ufgesetzft in dirre orde-
nunge vmb drie snchen: die erste stäche ist, wenne der dunrestag
hie vor in dem aoefange der kriBtenheit wart geeret mit firende,
■Ibo der sunnendeg vmb daz vnser herre z'I bimel fir an dem
dunrestage. sit n& der heiligen hochzit so uil ist worden in der
oristcabeit, daz der virtagp so uil ist, so bet die cristenbeit deme
dnnirstage sinen vir genomeii vnd bet eine wocbe der vasten
l'deate me zfi geben, duz Got fasten enphohe für daz firen dez
isl die erste Woche, so man daz alleluiu binleit.
it, wenne dise zit bezeichent ein fürirrange. ein
I betrflhet leben meascbliehes (ap. 2] gescblebtes,
mSs füren von der zit Adam vntze ii '
estages.
Kdie ander sache i.
iDende vnd i
B die weit i
dis eilende hezeichrnt die H'oche mit sübeu tagen vnd ist
i zit bescbloBSen in sOben tusent ior; do von heisset dis die
^t der sübenz-g tage, also daz ie der tag sttinde för hundert ior.
I mocbent die säbenzig aüben luRenl, die bescbliesaent dis gegen-
Irirtige leben in scs tusent von Adam vnte ?.& der uffart vnsers
lerren. daz siibende tusent so! tveren vntze an daz ende der
weite, daz zil niemau kunt ist, donne alleine Gottc. in diser iün-
gesten zit der betrJIbniBscn bet vns vnser heire eine zUfDrsiht
geben der ewigen frßden vnd rSwon in deme ufaatze dez heiligen
IUffes; do fon singen wir an dem Oaterobende ein alleluia zll eiroe
Michen, daz wir eine zlifersibt haut zS der ewigen freu den ; in
BrrB xit singet man fQr daz alleluia einen tractuni zfl eime zeichen.
") Alrm. Xm 65
das wir mit arbeiten aüUent wider Icomen zK der follekomei
der frAdeo. ui dem ende dirre zit, das iat an dem ssmat«
noch den Ostern, so singet man zwei allelois zG einem «ejol
daz noch dirre zit der betrflbnisse Got vns wil Eieren i
frenden, dait iet mit der etoleu der ersten biteren reinickeit ^
mit der atoW der ewigen selickeit. die dirte soclie ist, das '
in diaen süfaen zittagen bezeicbeiit die betrflbnisse, die dnz folk
von Israel in der gefengnisse in Egypto aiibenzig iar leit. also
singen wir ein alleluia an dem Osterobende r.n bezeichende die
frede, die bü enphingent, do su erloset ns der gefengnis wfirdefl
noch dem ailelDin nimet msii einen tmctum, der liezeicbcnt die ariM
die sü hettent ob ei kement von Egypten laut vnse in das gelo]
laut, an dem sumadage noch den Ostern singen wii' zwei aUdn
do bi bezeichen wir die follekomen trade die sü cnpbingen, do 1
koment üb allen sorgen vnd arbeit in daz gelubete laut, diss |
der gefengnisse vnd der betrAbuuge des folkes von Israhel 1
cbent die zit vnaer wider wert) keit, die wile wir
sint, weaae also sü in dem sehzigisten iore erlöset wui^ent]
der gefengnis, also wurden wir (bl. 50a sp. l) in der eehtea 1
erlöset von vneerinc herren Ihesn Kriato vnd also i
arbeit betten uf der Strossen, übe sü in daz gelobete laut kement:
also mflssBu wir öch arbeit haben mit eißre erfüllnnge der gebcl.
ob wir in daz ewi^o loben konient. aber so wir in daz gelobü
lant koment, so wirt alle arbeit abegeleit vnd wirt foUettomcii
l'r(de. Bo singet man zwei alleluia dem libe vnd der seien tMf
vnd lop, do von bo singet man in dem snefange der mcsReri einvu
Bang der botrAbuogo: circumdcderent me etc. alo ich vor bic
geseit, wenne dise zit betrAbet ist in nnnüt in pinlicheit in sünJ<'
wider Got, das docli die kristeulieit nüt fürzsge, so wirt vns wiJei
die gebresten in dem ewangelio furgeaetzet drierbaude entenic:
wer dise enphohet, der wirt vs diaem gebrosttt
erzenie ist üb dem ewangelio, do wir wurdent t
dcme wingarten vnserre seilen sallent i
grabende vnd die tilgende zS pflanczen
OB der epistolen, daz wir sullent ICffen in
in einen geworen rüwen. die dirte ist öch der
sullent fehlen vntze uf Jaz iuni^este \
tüfela anefehtnnge. hie von wirt vna
i erlöset, die enU
erniiint, daz wir in
die Sünde
i ander arzenie itl
laden dez lebtnid»
f epistolen, dax wit
3 fürniügendes wit:
driieltiger loi
I deme ewangelio vnd in der cpistelun gescbribeu i>t:
deme, der do arbeitet, wirt der pfenning zii lone geben; dem
der do lößet, demme wirt daz brauuum gegeben, demme der ißm
fihtet, demme wirt eine crone dez sigea gegeben.
VON DEM SUNNENDAGE VOR DER PFAFFEN
NAHT dire Kit der wittewclicheit bet iren anefang an dam
dage, 90 man daz ambaht der messeD anbebet: exurge
j
169
«et
mal
wei
«irr.
tc. vad het iren vagang oder ein ende an der mitte-
den Ostern, dise zit wi tif geaat von den IwbeulBii
Uelciiiiwlua vud Silueeter xU einre erfülluuge. der samcstage duruli
da-£ ior ilie vor Iren ziten gebotteri worent zQ fa«tondo, daz gebot
liant BÜ erlihtcrt vnd hant erlöbet au dem Bainslage xwir eü
eaeende durch dez willen, das die vaitte dfz frilageB deele flissek-
;ber gehalten werde, do von bant sQ die eine woche der uaston
geleit, daz dar an ilio samsfage erfüllet werdent. die ai)dpr
ihe dez ufsatzes dirrc zit igt die bezeichnunge, wcnne diee zit
bezeicbeut daz wittewelichen lehen der criatenheit, der ir ge-
mahelt iat genomen, Eristus, den bü in betrfibnis EÜchet, do von
werdent ir zwene fetiche gebe», das sü ime nocbfliege in den
himel, dax ist die Abnoge der sehs werk der erbarm eherzekeit
7Dd eine eiTüllunge der zeben gebot vosere herren. do von heisset
nendag der sehzigiste tag von den Ostern, aus sint aebs
nt zebene, daz »int die schs werk der erbarm eherzekeit vnd die
sebeu gebot ToaerB berren. die dirte sacbe ist die bezeicbenunge
voaera lieilea, wenne bi deme daz dia ist der sebzigiate dag bu
beschlijaet er zehene in ime 7.^ Beba molen. bi dieen zehetien
den meuscben, der do zU geBcbafien ist, daz er die
nfiii köre der engel erfüSle vnd er der zehende pfeuning ai der do
waz vnd wider lunden iat, oder bezcichent dem luenitcben,
vier elcraenten ist liplich vnd drie krefle bet er von der
■elen, daz ist fUrnünft, wille vnd gedank. vs disen nQnen ist der
sehende, dag ist der raenscbe. die sebse, die hie inne aint be-
alosson, daz eint die eehs werk vtiser erl&aunge. das erste, die
enpbengnis vusers berren in Marien lip, die gehurt Gotlea, duz
liden Kristi, aine vart io die forbelle, aine vratende, aine ufTart zu
liimel. dise zit weret vnze an die mittewoclie in den Oatern, ao
singet man: venite benedtuti etc. daz spricbet: (bl, 50b ep. 1)
kument ber z" mir ir gesegenten, enpboheiit daz rieb, daz üeb von
lineni vatter bereit ist von dem anefange der weit zU einem
lieben, daz das vaser berre dise selben wll aprecben z^ den an
endo dia lebendes, die in dirre zit die sehe werk der erbaruie-
ikeit hant geöbet. do von werden wir in der epistolen er-
st, daz wir sulleut die trAbiiisite dirre zit getülteklich liden
in dem ewangclii.', daz wir do zR süllent den sonion guter
Wercke aegen, daz » ir die do an dem sunendage for ahtagen vosorii
gebresten bant erkaiit, in dem daz wir Bungent : circum dederunt
ine. nü sollent wir Got bitten, doz er vna bel/e die gebreaten
abe legen in dem, daz wir «ungent: exurge quare etc. daz lat ge-
sprochen : atant vf berre, war vinbt» acblofiostu. un singen wir
drie exurge für drier bände menschen, die in der criatenheit aint.
ettelichen menschen achlofet vnaer berre, daz Bint die one totsönde
aint, doch enpbindent aü gottelicber gnoden nUt, du fOrbtent bQ
von den bfiaeii bekomngen über wunden werden; für die rAfien
wir io dem ersten exurge, bo wir bittent, daz vnaer berre nf
170
stände vnd nüt anBohlofTe vod disen meiucben erzfige io den wm
kcn siae gnode. ea eint ander nieDBchen, die aint in toUQnde i
dem ist vneer herre lot, für die rAfien wir ia tlecn iuiil«ru cxarg^
du sprechen wir: herre stant uf VDd nüt enker diu t '"'
dax dirte exurge raffen wir für alle gSte menschen,
herzen of erstaude mit allen g3ten willen vnd werken in leben sfr
zierende (np. 2).
Von der pfaffen fastnahl die ait des abl.-iüea vnd dez rriwea
hellet an an dem BUoneotage, io mna singet: estu mictii, vnd endfll
sich an dem Ostertage. dise Kit ist nf gesetnet z" einre erf&llvngaH
die viemig tage, die wir faHt«n aällent, wenne wir die snnnendag*
in der vaEteu nüt vaatent demme heiligen Oetertage zS eren,
vnser herre toq deme tode erstunt vne z" troat« vnd bu frAdea,<
öch wenne vnser herre an dem Oetertage mit einen iangem aa i
zwein molen, do er zft in in daz hue ging durch die besofaloan^
tilr, vnd do er mit den zwein Jüngern ging uf der s
EtnJins. also blibet der andern tnf;e oiie die Bunnend&geJ
in der muten, denne aehs vnd triseg, do von sint die 1
diirzu geleit, daz wir vierzig tage uastent also Kristua ]
wenne nH die priester groaser gint an irme ambnhte, denn du g
meine folk, do von ao woltcnt eü öch wirdiger ain gegen Gott«
mit iiTE faaten vnd hant in Gelber die zwene tage zSgeleit mJ
hebent an die faste an Hern mendage. do von heisaet der Bunnen-
diig der pfaffen (aatnaht. also ist eine gantn wocbe der faateo
zu geben, ein ander snche ist, daz dise zit des abeloBses vad det
rilwen ist so lange vor den Ostern nfgeseczet bi filn&dg tag«n, da
von heisaet dirre sunnendag der IDnfzigiate dag vor der Ostern la
eime zeichen also über fOnüig jar daz iulieltar begingent die alt-
netter in dem alle achutde wart lidtg gelossen. also sol noch dtMn
fOnfdg dagen alle vnaer Bünde vns färgeben werden, nu aint vM
hie zfi drü ding notdürftig, die vns in der epiatolen vnd in den
ewangelio werdent fUrgeleit. daz eine iat g&ttelicbe minne, en der
wir in dem einen atückelin der epietelen werdent beweget,
ander ist eine andaht de« lidendes Kristi, daz dirte iat ein Tester
gelobe, von den zwein seit daz ewangelium: der glöbe machet dl*
werk geneme gegen Gotte, wenne one den gelAben mag kei
Gotte wol gefallen, die andaht des lidendea Ihesu Kristi msichvt
(bi. -^la ap. 1} die werk übte.
wenne der mensch an Gottes lidct
ime kein arbeit durch Gottes willei
liehe minne machet den menschei
apricbet aant Gregarie: gAtteiicIie minne enlot den menschen oQt.
müssig sin, wenne wo aü iat, do wirket bQ grosse werk vnd w
s& nttt enwirket, do eniat sU öch nüt. also nu die cn'atonheit a
dem annneotage bekante ire gebresten vnd die klagete Gotte, da
bO sang circumdederunt me vnd an dem anderen suunendage GottM,'
sprichst sant Gregi
rad martel gedencket, ao enist
u foliebringende zu awer, g6tte-
I !
l
171
erbormede anrief Aber ire ^fsbre^iteii, äo bu snng: exnrge dotuiue,
also bittet »ü nfl mit rüwen griode toq Gotte vnd ainßci: esto mihi,
indeme bitten wir vier hilf roii Gölte : daz erste ist eine Gottes
kraft, die iiegerea wir dem meuHchen, die in gnodeii aint, daz die
daritme bestätiget werdenC. daz ander ist eine zuilulit, die be-
geren wir das Oot den, die in suDden sint, eJae aSflabt si, daz
aü eDdrianeot deme tnfele. dea, dii-to ist, das wir begerent, dax
Got ai eine beachirmunge den, dia in wtdarwertekeit aiat. dn»
vierde ist, daz wir begerent vnd bitteot, daz Gut ai ein ffeleiter
der, die in reinekeit vnd in vnschuldeii sint, daz sü dar ua nüt
füruBllent. diae zit wird geeiidiget an dem Ostertage zd eime
xeichen, daz der menaclie nooli dem rüwen wider eratot xä eiine
gebtlicheo tebeu. Öch bittet man in dirre zit den paalmea: misc-
rere mei deus, gar dieke, wenne do ime tod deme rüwen vad von
abelosBe allermeist ist gesuhriben (sp, 2).
VON DEM ERSTEN SüNNENDAGE DER FASTEN Die
Ibate hebet an an dein eunnaocIfLge, ao mitn die meage an liebst:
■ iutiocaDit ie, in deme erzeuget die cristenheit, da,/, sü erhAriit ist
I Gotte in den begirden vnd forderungen, die bü vor an Got
I bdt gebaben vmb ir miseetat. die faste besuhlüHsct von deuimc
lerBteD sannecdiige vntz an den Ostei*tag zwene vnd vierzig tage,
VB den sind scha aunnendage gofriget, dnz man sQ nüt enfast«t.
also blibent noch denne aea vnd triaig dage zU fastende, daz ist
gelich der zehende von allen den dagen des iores, der do eint
drühandert vnd fünf rnd aehzig. doch tSt man die ersten vier
tage darzQ, daz wir gelich vierzig tage fastent, alao vnaer herre
det, do er die faste geheiliget, sprichet saut Auguatin: wir fasten t
vierzig dnge in der gelichnis. alao sant Mathens in dem anefangu
Bines ewangelien zaiet vierzige geschlehte dnrch die Ihesus Eristua
mser behalter zU vdb ist komen, alao aullen wir durch die fnsten
dirre vierzig tage z3 ime mit gnoden kamen, apricbet meister
Prepositiona : also vierzig besclilissent zu zeben molen viere vnd
s^ vier molen zehene, alao beauhlieasent die vier ewangeüa die
Zehen gebot vnd die zelien gebot die vier ewtingelia vnd also wir
hehalten werdent vs den vier ewangelien vnd ua den zehen ge-
botten, alao werden wir gereiuiget vnd bereit zii vnaerre behal-
tUDge mit den vier stuiit zeben tagen der fasten, war vmbe die
fute vf die zit des iores ai tif geaetzet, des aint vier soeben, die
erste sache ist also: wir begerent mit Kristo von vnser Sünden nf
zSeratonde; abo aullen wir mit ime daz Üdeu vnd die pin liplich
tragen, die ander eache ist, da:; wir do mitte die kint von Israhol
Bient, die Got het ime ue erweit, do die erlidiget wurdent ua
Egfpt«nlant, do bcgingent sü den Ostertag vnd öch do an va der
kgefengnisse von Babilonie werdent erläaet, do begingent sü iren
Oaterdug: alao aullen wir vnsi^r faate halten, die vna vs der
172
gefengnisse des tüfels erlidiget, daz wir gelich do noch vnseiii
Osterdag begont deme z8 lobe, mit des gewalt wir erlöset sint.
die dirte sache ist, wenne die zit (bl. 51b sp. 1) des gelentzes
aller krefteklichest die Datar des menschen zii vnküschekeit be-
weget, so ist die fasfce in der zit uf gesetzet, daz die nature des
menschen geswechet vnd gezemmet werde, die wierde saclie ist also
die altnetter sich kestigetent for obe sü daz Osterlembelin ossent
vnd bitter krtiter vor nutzetent, also wilden lattichen, die sü ossent.
also Süllen das bitter krut eins rüwen vnd eine kestigunge vneers
libes an vns nemen, so wir daz heilige Osterlembelin wellent wir-
deklich nutzen: daz ist der heilige lichame vnsers herren, den ein
iegelich mensche denne schuldig ist zu enphobende durch die an-
daht dez lidendes vnsers herren, daz er uf die zit durch vnser
heil erlitten het.
Van den fronfasten Kalixtus, der hobest, het uf gesetset
die fronefasten zß haltende in den vier ziten dez iares Ymb ail
Sachen, die erste sache ist, wenne der glentze ist warm vnd fflhte,
do von so halten wir denne eine faste, daz wir die schedeliche
fühtekeit vnküscher anefehtuiige fürtribet. der summer ist dürre
vnd hitzig, in deme ist och dirre fasten eine uf gesetzet, daz wir
die schadebere hitze der gritekeit fürtribeut. der herbest ist kalt
vnd fühte, do von so fasten wir denne daz wir die keilte dez vn-
geloben vnd aller bosheit fürtrihent. der winter ist kalt vnd dürre,
in dem so fasten wir für alle hochfart. die ander sache, war
vmbe dise faste ist in vier zit des iores geteilet, dise, wenne alle
crüter in dem merzen begunnen grünen, also ist die erste faste in
deme merzen uf gesetzet, daz wir danne an haben t zu grünende
(sp. 2) in allen tugenden. die ander faste ist in dem summer, io
der pfingest wochen, daz wir denne vns bereiten t mit hitziger
mini\(n zu der gnoden des heiligen geistes. die dirte ist in deme
September, vor sant Michaheles dage, so alles geböme sine frabt
glt zu eime zeichen, daz wir denne 6ot sullent geben die fmht
vnserre guten wercke. die fierde ist in dem december, vor dem
winnahtin, so alle grünende creature erstirbet, zu eime zeichen,
daz wir denne alleme zergenklichen wollust sullent sterben, die
dirte sache ist, daz wir dar an den altuetteren noch folgent, die
Öch dise vier zit des iores mit fastende eretent vor den Ostern,
vor den pfingesten^ vor iren zenophoren, daz ist also ir oberster
tempel gestiftet wart vnd vor den entzenien, daz als der tempel
gewihet wart, dise zit begont die luden noch alle ior mit fastende,
die vierde sache ist, wenne vnser lip us vier elementen ist gemäht,
so fasten wir z& vier ziten des iares, daz dise vier elementen von
Gotte in vnserme libe in rehter ordenunge werdent behalten, vnser
sele ist von drien kreften begobet, daz ist fernunft, gedang vnd
wille. daz dise drie krefte von Gotte werdeut in rehter ordenunge
irre worckc behalten, so fasten wir zu den vier ziten iegelicher
H^ dir» Inge. Jise snche auhi'i1>bt nieiater Iuh:innrs Beletli. die
fOnftii siicbo ist von in dem lentxo dnz bHit wirt gemeret, ao fastea
iliiÄ das USt geminret weide bflsee wolluates vnnüUer fröden,
ie voll demo blüto kuut viiküacbekcit vad üppige fi'ftde. in
demc auiiier woliset daz übergelb, dax mnchet zora vod lias. ilo
so faslet mau deoiid, daz aller ■mm vad faischeit ia vns für-
loBclien werde, in deme berbest aieret aicb vnmSt, der mnchet
jgritig viid vngewillig. deniie fnstet man für alle überfliisaigo be-
girde vnd guter wille. iu dem winttr so werdont die liite trage,
> fastet man, daz Got vns fürlibe getQratekeit vnd bereiten willen.
die schate sache ist, wtmne das gleutze sich gelichet deme lüfte,
) fasten wir für die horhfart; der suiunier gelichet sich dem fAre,
da von fosteu wir (bl. 52a ap. 1) denno für die hilzen der gritikeit.
Aet herbeat gelichet sicli der erden, do von fnaten wir deona für die
keltea irdensches wollu.^tes. der wiiiter gelichet sieb dem wasaer, do
I fnaten wir in dem wiuter wider vnstetekeit vnaera gemülts.
die BÜbende Sache ist, wenno alle frulit in dem lentze bili niiwo
weaen enphohet vnd in <li.'m summer sünimet, iu dem herbeat
follezitig ist, in dem winter abe niniet. also sullen wir fasten in
dem lentze, daz wir niiwe kiiit vnd iung sigent in luterkeiL i'i
»dem summer, da^ wir ziinemende iuiigclinge sigent iu guten werken.
io dem herbeat, daz wir fulleken man sigent in allen guten logon-
deu. in dem winter fasten wir, daz wir gotteiicher wiaheit nlt
sint oder wir ftiaten iu dem lentze für die aünde, die wir in vnaer
kintheit haut begangen, in dem sümer für die schulde vneer iugent,
in dem herbest für die misaetftt vnserre manheit, in dem winter
fQr die sünde, die wir in vnaerme alter hant begangen, die nbtesto
BAcb ist, daz wir mit dirre fasten busaent alles, daz wir in disen
'»ier ziten der. iai'ea wider Got tilnt. öch fasten wir z5 ieder zit
Irie tage, ie eineu dag filr die sünde eines manodes, die mittewoch
bIbo Got fürroten wart, den fritag alao an da« crütse wart gn-
Khlagen, deu aamestdag in deme uamen alao Got in daz gr.ip
wart geleit, dis schribet meister Obretb altieio dorenaif.
VON SANT IGNACIBN NAHMEN Ignaciua ist geaprooben
j der fol ist des fures gotteiicher minne.
Jfoen
ibof
Von sarU lifnacien Sancte lohanuea ewangelista, der bette
iunger, der war. Ingnacius genant; der wart do noch ein l<i-
zQ Antbyoceno. dirre Ignocius (sp. 2) schreb eine epiatolo
lieben froweu in diaen werten der gottregerin Marien
ibntet ir diener Ignacius, duz so den nücristen vnd irea lobanscs
mger krcftigeii vnd trösten aolte, wenne er von irme Ihesa bette
t grose wunder gehArot sogen, daz er do von erschrocken weri\
I begerte er in diaen aacheu von ir gesichert werdeui ob diae
i«ren wor w^fpiit, Hie i^r filrnnmmen hett« von irme liindp, wenne
174
8u daz aller hast solte wissen, die ime so lieime heimelich ist für ander
menschen gewesen, gesegent siest du vnd von dir vnd dime kinde
hegere ich daz gekreftigent werdent die nücristen, die bi mir sint!
do autwurt disemo Ignacio vnser frowe Maria in einem briefe vnd
sprach: Ingnacio iren mitiungern enbütet die demütige dienerin
Kristi Ihesn, daz alle die ding, die du von sant lohause hast ge-
höret, die Ihesus habe begangen, das ist wor; daz solta alle« ge-
loben vnd solt ime anhangen vnd solt cristenlich eogelöben vestek-
liehen halten vnd solt disen geloben in dime sitten vnd in dinem
lebende füriehen. ich vnd lohannes mit mir wellent komen, die
dinen gesehen, stant menlich in deme geloben vnd oüt erscliriek
von der durchehtunge willen, du solt zu nemen vnd dich frdwen
io deme heilsamen geiste Gottes, dirre sant Ignacius waz ao gros
in gottelicher wisheit vnd kunst, daz Dyonisie, der ein ianger was
sant Paulus vnd ein gros geschetzeter lerer waz io natarlicher
kunst vnd in gdttelicher wisheit, sine lere zfi bewereode, nam z&
gezügnis sant Ignaciam wort, die er bette gesprochen, also sant
Dyonisie schribet in dem bfiche, daz er het gemäht in deme g6tte-
lichen namen, do er gestrofifet wart daz er Got nemete eine minne.
do antwurt er vnd sprach: ich mag in wol eine minne nemen
wcnne der gotteliche Ignacius hat gesprochen: mine minne ist ge-
crüziget. sant Ignacie hdrte eins moles die engel uf einem herg9
antiphenen singen, do von so satte er uf, daz man die antipheneo
solte in der kirchen singen vnd die psaimen noch deme getbone
der antiphenen singen, do sant Ignacie lange zit bette Got vmb
friden der cnsten(bl. 52 b sp. l)heit gebetten, do waz ein keiser,
Troianas genant, der richzete in dem hondertesten iore noch Gk>ttes
gebart, dirre keiser kam eines moles us eime stritte, den bette
er gewannen, do von so trowete er sinen g&ttem z& liebe, das
er wolte alle cristenmenschen ertöten, do dis horte sant Ignacie,
do lief er gewilleklich gegen deme keiser vnd sprach: er were
cristen. do Ines in der keiser binden mit einre kettin vnd gebot
zehen rittern, daz sü in soltent füren gen Rome, do wolte er in
den wilden tieren geben zu essende, do sant Ignacie wart gen
Rome gof&ret, do schreib er epistolen zu allen kirchen vnd ermante
sü, daz sü aeste werent in dem geloben ; voder anderen schreib er
den Romern, daz sü sine martel nüt soltent hindern in solichen
Worten: ir süllent wissen, daz ich von Syria vntze gen Rome mit
den tieren mit der erden vnd mit dem mere fihte, naht vnd tag
bin ich gebunden zu zehen leoparden rittern die mich in die ge-
fengnis fürent, die werdent von vnsern gäten wcrcken gram wider
mich, so wirde ich von irre bosheit geleret: o wie selig sint die
tier, die bereit sint wider mich, daz sü min fleisch gessent. ich
lade sü zfi der spise mines libes vnd bitte sü, daz sÜ min nfit
schonent, also sü hant ettelicher cristen geschonet vnd woltent sQ
min schonen, so sol ich sü reissen wider mich, do von so bitte
ich üch, daz ir mir fürgobent vnd min liden nüt irrent, wenne ich
mar
lU mir gezlinmut, daz ist Cur crüoe, tiur zcrknuBtcn,
beine zerseiTGiit, alle mine glider vud nllen minea lip
marteleiit; weaoe nÜcx daz liden, daz der tüfel mag gedencken,
mir lihle, alleiau üicc ich Kriatnm raüge gewinnen, do sunt
für den keiaur TrAJaourn wart gefüret, do sprach TrainnuB:
jnacy, warvmb beker et du duz Tolk aS j\nthiochiiv xH criatemmi;
Igelöben, machest do mitte diU sü vns vngelioraam wordeut. ant-
wnrt sant Ignftcie vud spruch: wolle Gol Traiaae, daz ich ich
dich mohte bekoren, daz du ein ewig furste wuidcBt. do aprach
der keiser: Ignncy, du solt vaserm (sp. 2) gottea ophereD, so
wil icb dich deo obersten pt-icKter luachcD vad einen füraten aller
prieater. do sprach saut Igonoie: ich wil dinen gelten iiiüt ophern.
ocb beger ich der wirdikcit tiiit, da aa mir waz du wilt, du
enmaat mich niit fürkercii. do sprach der keiser, des man mit
bliklotzen sineD rucken aolte duruhsoh Iahen vnd mit cröwellen das
fieiach voq Binen aiteu zerren vnd die wunden mit ruhen ateinen
ribeu, kratzen, do dis alles an ime erfüllet wart, vnd er doch ju
Eristo Btüade, do aprauh der keiser: tragent har hürncnde kolen
vnd twingent in, daz er mit bloaen füasen dar uf gnnge. do
aprnch Ignaciua daz bürnonde für, noch daz siedende wasaer mag
in mir die minne Ihesu Kriati nüt fürlAschen. do sprach Traianua;
diu ist eine zöberie, daz dich so tiil piu niit bekeren enniQgent.
antwort sant Ignacie vnd sprach: wir criaten entribeiil keine
zdberie, wenne wir iu vnserre geaotzede die zöberer fürdampnent:
ir sint z6bcrer, wenne ir die abbegotte aue biltant. do hiea der
keiser aaut Iguacien aiiieu rnuken mit iseriaeo ci&welen zerzerren
vnd die wunden mit aaltzo durch spreugen. do sprach Ignnci«;
die piti dirre zil aint uüt zu schelzeude gegen der künftigen frödün
vnd glorien. do hies iu der keiser in den andersten kerker mit
iaerinen hauden in ein bloch schlaheu vnd diie tage one apiso
Jossen vnd do noch den tieren für werfen, daz aü in zerzerretent.
An deme dirten tage saniente sich der keiser mit alleme roraeschcn
foJke vud wolle scbowen, wie sant Ignacie mit den tieren wolte
fehten und hies sant Ignaden binden vud zwene l&wen lies er
zu ime löffen, daz sü in zerzerretent. do sprach sant Ignacie xu
dem folke: ir rßmer sullent wissen, da« ich nüt one Ion arbeite,
wenne ich diae pin vmb mine gütete, uDt vuibe mine boaheit IJde.
do noch sprach er: ich bin das koru Kristi vnd aol vnder den
senen der tier gemalen werdeu, daz va mir reiue brot werde. di>
sprach der keiser, der getultekeit der criateo iat gros, es were kein
heyden, der so uil litte durch einen Qot. do sprach sant Ignacie :
ich übertrage (hl. 53 a ap. 1) dis liden nüt von rainen kreften,
Kristas über treit es in mir. do reisete sant Ignacie di lAwen
wid^r sich, do liefent zwene alle lowen wider in vnd erwürgetent
in. doch berürtent sü doch noch den lichomen nüt me. dez be-
ndertc sich der keiser vnd erlöbto, daz man den lichomen mohte
man tragen, do noment die ciisten dun heiligen lichomen vnd
176
begrubent den mit grossem lobe vnd ereo. hie zwichent enphing
der keiser briefe, in den Plinius der rihter die cristen meDschen
groslicli lobete, die er solte von deme keiserlichen gebot getötet
haben, do von so betrübete sich Traianus vmb die getot, daz er
sant Ignacien hette gemartelet vnd gebot daz man die cristen nflt
solte darchehiten, wennc wer einen cristen ertot«, der solte ge*
piniget werden, wer aber, daz ein cristen sich selber ofiFenbarte,
den solte man pinigen. doch solte mau ii* keinen sSchen, also
man vor hette geton. sant Iguacie in aller siner martel, so fÜrgas
er des namen Ihesu Kristi nie. dis iurwanderte des keysera
knehte, die in marteltent. do von frogetent sü in, warvmbe er
den namen so dicke nemete? do sprach er: dirre name ist in min
herze geschriben, do von so enkan ich sin nüt fürgessen. dis
woltent die beiden beweren vnd nomen sin herze noch sinae tode
vnd snitten es nf; do waz mit güldinen buchstaben der name
Ihcsu Kristi ettewie dicke in dem herzen goschriben. von diesem
zeichen wurdent uil der beiden gelöbig. von disem sant Ignacien
schribet sant Bernhart alsus: der grose Ignacius was ein langer
des heiligen sant Johannes, den lohannes also liep hette, der wart
ein martiler, von des heiltum ist vnser arm&t begobet. dirre
Ignacius het Marien Gottesmütter vil epistolen geschriben, in den
er sü grüsset vnd nemet Marien die cristtragerin. dirre was
oin follekomen vrsprung aller wirdikeit vnde eine bessemoge
aller eren.
VON DER LICHTEMESSEN PÜRIFICACIO (sp. 2) Dise
hochzit het drio tiamen: sü heisset candelaria, daz ist die lichte-
messe, wenne die menschen z& dirre hochzeit bürnende kertsen
tragent; sü heisset Ypopanci, daz ist gesprochen ein ophor wenne
Maria ir kint Ihesus in den tcmpel opherte oder ist gesprochen
eine enphohunge, wenne Kristus von Symeon wart in sin arme
in dem tempel enphangen. diso hochzit heisset öch pnrificacio
Marie, daz ist gesprochen eine reinunge Marien, von sü noch der
gesetzede über vierzig tage nach der geburt, daz ist af dise
hochzig in den tempel ging, daz sü gereiniget wurde, wie das
were, daz sü der reinunge nüt bedorfte, wenn sü nüt von men-
licheii somen hette enphangen. doch wolte sü die gesetsede
foliebringen, die do gehütet, als vns ist beschriben in dem dirten
buche Moysi, an dem zwelften capitel, daz eine iegeliche frowe,
die ein knebelin gebirt, sol süben tage vnreiue sin, daz sü keine
goraeinschaft mit den lüten habe vnd drie vnd trisig tage sol sfl
vnrcine sin, daz sü in den tempel nüt sol gon vnd dem vierzigisteo
dago sol sü daz kint mit ir in den tempel füren vnd sol daz kint
mit iron geben ophcrn. wer, daz aber ein frowe ein dohterlin
gebere, die solte vierzehen dage die lüte miden vnd ahzig dage
den tempel. war vmb vnser horre daz gebot gebe daz die knebelin
1T7
.Jlent an dem vierzigisten tage ta den l«mpel geophert werden,
OBS siiit drie sacben. die erste ist, Abx wir d» bi siülent erkoDaen,
daz au dem vierzigisten dagu die aele wirt in den tcmpel dez
libes gegoaseD. die ander sache ist: also die aele an dem vierzi-
gisteii tage von dem iriguase in den licliomeu wirt bemoBot mit
der erbesünden. also aiA (bl. &3b »p. 1) hü an dem vierzigiaten
|dage nocb der gebort von der inleitunge in den tempel gereiniget
Werden von allen sQndeu. die diHe aache ist, daz die kint aüDent
W den tempel der ewigen rr&deo gon. noch den vier mol zehen
dage weiden, daz ist nocb der erfuUunge der vier ewangeüen mit
t&bterlin gebirt, die aol
einem d&bterlin, der lip
■bat
den zehen gebotteu. die frowe, di
Kwir 80 liinge ve dem tempel blibeu,
ahzig dagea erst formieret wirt
isen. wnr vmbe diz si, ist eine
ea mannes persune gebor
itnre eren, daz sä acbierre
^dio ander sache ist. von die
der man do von aolte aü
mater IIb», denne dor man.
•ich Got kumberliulier erbot
willeu, denne durch
ad die aele denne erat inge-
ist eine sache, wenne Oot wolte in
i werden, do von wolte er menlich
gereinet wirde, denne frowen natur.
erste t'rowe awerlicher sündete, deime
VQBeliger sin uf ertrich vnd in irre
die dirte sache z& eime zeichen, das
zu vnser erlÄsiiugen durch der frowen
lez luannos misaetot. Maria Gottes
iflter liedarFte Uirre reinunge nüt von aü vs deme heiligen geiste
le euphangen, nüt von mannoa aomen. do von sprach Moyses
:leme gobotte, die frowen, die von menltcbem somen enpbohont,
sint schuldig sich zu reiiiende. doch wolle Maria die gesetzcd>;
ilten in disem gebot vmb vier aachen. die ersle ist daz ail vna
bizeicheu eiure demätekeit gebe; do von aprichet sant
irnbart: Maria wurlich da enhaat keine aache noch eniat dir
otdurf, daz du iii'ite gereiniget werdeät, also ea dinem kindt
itdurft waz, daz er sieb liesse buantden. Maria du solt sin vnder
kitit ist mitten vodei' den ao-
BTn kiudoii in uline i,'elLuhon scliina mit in. dise demAtokeit iat
ifit alletne gewesen au Marien, sü iat öch gewesen an Ensto der
nh och hie an wolte der geaetzede vtidertun. in sinre geburt er-
flfgeto er sich einan armen menschen an aiore besnidunge, erzöget
er sich gelich oinea süuder. hüte het er sich erzöget arm vnd
aQndig vud t^incn kneht; er het sich hüte arm erzfiget daran, daz
er der armen ophcr (ap. 2} wolte für sich in den tempel lussen
geben, duz woren zwei turtelt übelin. er het sieb hüte einen
BQnder erzAget wenne er mit ainre muter wolte in dem tempel
gerdniget werden, er het sich einen kueht erzAget in deme, daz
er geloset wnrt mit dem opber us dem tempel. alao wolte er 6cb
do itoeh get^ffet werden nüt für sine Bünde, me durch sine de-
isAtsIceit. also wolte vnaer herre alle die erzenie foUebringen an
sinie libe, die wider die erfaeaünde gäl wereot, nüt, daz er ir be-
durfte, alleine darvmb, daz er vns sine groBzu demAtekeit erzAgte.
der eraonie aint fünfe wider die orbeaOnde ; dor wurden! drie uf
BlrllUEVr, AUrautnls X[V I 12
I
178
gesüttct vor Moyses zitcD ; das waz daz opher also Gaym Tod
Abel opherteiit ir übe vnd ir frubt; die ander waz der zehende,
also brolite Abrabain sinen zcbenden Melchisedecb dem obersten
priester. die dirte waz ein boilickeit oder ein sacrameiit; das wai
wider die crbesünde. bie nocb ging die besnidunge, die waz alleiae
den mannen nütze vnd enscblos die türe dez paradises nflt. do
von so ging bie nocb der töf, den alle menseben mohtent enphohen
vnd öcb allen menschen mobte nütze sin vnd die tür dez ewigen
lebendes uf entscbliessen. dise erste erzcnie bei Kristus an rieh
genomen, do er von sinen fründen in den tempel wart geopfert, die
ander bet er foUebrobt in deme, daz er alle zit bat fürzehendet,
do er die vierzig dago bat gefastet, die dirte ist an ime foUe-
brobt, do sin muter für in zwo tuben bet geopbert, daz er ein
beilig opi'er Gottes wurde, die vierde was, do er sich besniden
lies, die fünfte waz der töf, den er von sant lobannes enphing in
dem Jordan, die ander sacbe waz, daz Got daran die geeetzede
wolto foliebringen: wenno bette er die gesetzede über gr&ngen, so
möbten sieb die Juden haben entschuldiget gegen vnserme herren,
daz sü sine lere nüt bettent enpbangen, wenne er die gebot der
heiligen vetter bette übergangen, die dirte sacbe waz, daz er die
liplicbe reinunge abe leite vnd die geistliche uf satzte ; wenne alle
figuren an ime ein ende bettent (bl. 54 a sp. 1). wenne also die
scbette fürtriben wirt, so der sunnenscbin komet, also würt die alte
S gonndet, so die nüwe zu komet. die vierde sacbe waz, daz vns
Got ein bizcicben gebe, daz wir vns geistlichen reinigen solten
von allen vnseren Sünden in fünfleige weg: mit eime absagende
den Sünden, mit dem heiligen töffen, mit g&ttelicher gnoden, mit
guten werken, mit eime strite wider b&se anefehtunge. dise fünf
stücke sint liplicb bezeichenet in den iünf stucken, die bewerent
einen menschen vnschuldig, dez er wirt vor gerihte angesprochen,
deme ersten gelichent sich der eyt, der von dem menseben wirt
begert für sine vnscbulde. dem anderen gelicbet sich daz wasser,
daz uf die schuldigen wart gegossen in der alten e. dem dirteo
gelicbet sich daz für; also eime wirt daz glAgcndo isin geben iii
tragende für sin vnscbulde. deme vierdcu gelicbet sich die ge-
zügnisse, die den menschen vnschuldig seit, deme fünften gelichet
sich der kämpf, der den menschen vnecbuldig git. do nfi vnser
frowe in den tempel ir kiut opherte, do löste sü es wider mit
fünf silberinen pfenningen. bie merken wir, daz Kristus nüt wai
von deme geschiebte leui, wenne wole vs deme gescblebte leui worent
die mobte man nüt erlösen vs dem tempel, wenne sü m&stent
cweklichen in deme tempel dienen. Maria opherte mit Eristo zwo
turteltuben, daz waz der armen lüte opher. wenne die riehen
ophertent ein lamp. n& möhtest du sprechen, warvmbe opherte
Maria nüt ein lamp, sit sü kurtzliche do vor von den drien kü*
nigen uil goldes bette enpbangen? antwurt man darzi: daz Maria
dis golt armen lüten durch Got gebe nocb deme also sü es von
1»!
1
KjAeii kflnigeo enphing oder i
Fligj'pUinlant. do sü giben io
leaent drü opher von vnserme
gedbet. das erste waz also
wart geophert, do ei-zflgete
ü behielt daz golt vf die fart in
T in dem elende maato hüben, wir
herreti, in dem er drie tugende faet
if von Biiien fründen in der tempcl
lütekeit, daz der alle
sei
setzede hette geben woUe sieb der geeetzede vnder (sp. 2) werfen,
dae ander waz also die tubeu wurdent für in geophert. do Abete
iflr sich in armüt, dei' aller harren Got woz, de wolle den armeo
Opher geben! daz dirte waz also er sieh an dem crüue opbcrte
opher sinen vatter füi' alle sünder. do Abet er die
grosse rainne, die er zu ineneoh liebem gescblehte bette, diae hochzit
heisset öcb ypopance, dait ist gesprochea eine gegenwirtikeit oder
ein entwurten, ueiine Krintua hüte gegen wirteklicb geantwurtet ist
in den tempel oder ist gesprochen eine begegenunge, wenne Sy-
id Anna Kristo hüte sint eagegen komen vud bant in
iphangen in den tempel von in Sjmeon der gerehte het enphangen
Bime arme, hie sollen wir merken drie weget in den sich vnser
lerre gedem&tigct het vnd ernidert. daz erste ist in deme, daz
der eine worbeit vnd ein leben vnd ein weg was aller menschen
"Viid ein geleitet' aller worheit, wolte hüte von den menschen in
tempel geföret werden, do von lesen wir hüte, daz sine frünt
fErtent daz kint Ibesum in den tempel. die ander demfltekeit ist,
daz der alleiue gnt vnd heilig ist, wolte mit einre mul«r hüte ein
zeichen ^nre vareinekeit enplioben. die dirte waz, der so kröftig
gewaltig ist, daz er alle ding in sinem worte treit, wolte
i6te von dem alten Symeon uf sinen armen getragen worden, den
doch iu sinre Gottes gewalt tr% vnd uf enthielt, dovon lesen
wir bi'ite, daz der alte daz kint trüg; doch ribtete daz kint den
alten in sime lebende, du eproch Sy meou : nunc diniittis etc. ah
loa here diaen knebt noch dioem worte in fridea rüwea, miiie
ügen hant gesehen din heil, daz du hast gomachet vor dem antlit
alles folkes, ein lieth zH einre erlahtunge des folkea vnd ein ero
dez folkes von Israhel. in disem gebet nemet Symeon vnsern
herren ein hejt, wenne er vnser wunden der Bünden gebeilet het.
öcb namet er in ein lieht von deme liehte der gSttelichen gnoden,
die er den gerehtfertigen git. öcb uemet er in ein himelsche ere,
wenne er sinen userwelten die ewige glorie wil geben oder er ist
eio heil in dem tempel hüte allen den, die mit ime in den tempel
8ä deme heiligen (bl. 54b sp. 1) töffe werdeut getragen; er ist ein
liebt geistliche wenne öch z(i deme töfTe; ein lieht wirt enzündet
zG eime zeichen der enziindünge gottelicbor gooden, er ist ein
ere aller der die zS dem alter werdent geophert oder enpholhen.
von so segent man hüte die kerzen vna z'ä eime heile wider
bösen geiste vnd enzündet sii »ü einre erlühtnnge vnserre
trzen vnd Qot mit eime gesauge iu die kirche zQ einem zeichen
vnd dez lobes, das die enphohent, die in die ewige rCwe
I von het öch diese hochzit drie namen: der erste ist
180
daz SU heisset die reiuuuge, do von ist sü ein heil, sü heisset Öch
die liehtmesse von daz gewore lieht hüte in dem tompel ist er-
sühioen. sü hoissot Öch eine enphohunge, von hüte Kristas ist mit
eren enphaugen vnd mit frAden in deme tempel von Symeon md
Anna zu eime zeichen, daz er vns in die ewige fr&de mit glorien
vnd mit lobe setzen wil oder in eine ander wise wirt Kristas in
disem gebet geheissen, ein fride von er fride zwischent nnaa
vattor vnd den snnderen het gemachet, er ist ein heil, wenne dnr
in alle menschen erlöset sint, er ist ein lieht in sinre heiligen lere,
er ist ein glorie in sime ewigen lone. dise hochzit heisset öob
die liehtmesse, do von daz die cristen lüte uf diz hochzit burnende
kertz tragent in iren henden. dis ist uf gesetzet vmb vier Sachen.
die erste sache ist von die Romer ein gewonheit hettent^ das sfi
ie über fünf ior die ior die stat Rome durch lühtent mit brinnen*
den kerczen eine gantze naht ciure gÖttin zu eren, die waz Pe-
bruwa genant, vnd waz ein müter des Gottes, der do Mars wsi
genant; der waz goweltig über die strite. do von ertent sQ sine
muter in deme manot. also nü vnser frowen dag gef eilet, daz in
der Got Mars in iren striten gnedig were vnd alle ire fiande
gegen in sigelos mähte, do nü die Romer cristen glöben enphin-
gent, do begertent sü noch der alten gewonheit ir andaht Abeo
mit den bürnenden kerzeii, wenne es ein gdttelich andehtig werk
ist. do von furwandelte der hobest Serius die ere, die Maria
müter (sp. 2) ime zu lobe totent in ein lop Marien irme liehen
kinde zu eren vnd do mitte bleip die andehtige gewonheit Tod
wart der abegottin lop fürwandelt in Marien lop, also von 8&
wirdiger ist, so sol man sü wirdeklicher eren alle ior den lip-
liehen tempel mit den wehsiiien kertzen erlühten in ire ere vnd
den geistlichen tempel vnser sele erlühte mit göttelicher gnoden.
die ander sache ist, daz wir mit den schine erzögent die reine
lutere schinende küschekeit Marien, der reinen megede glicher
wise, also ob die kristenheit spreche: an der clorheit dis liehtes
sol alle die weit schetzen die reinckeit Marien, so later si ge*
wesen, daz sü uf dise hochzit nit bedurfte, daz sü in dem tempel
gcreinet wurde, wenne sü in irre mliter libe also von der gnoden
dez heiligen geistes gerciniget vnd geheiliget wart, daz sü nüt
alleine ir ein liehterschin reinekeit waz; mo, sü gap iren schin in
aller der menseben herzen, die mit ir wandelten, do von sprechent
die luden, wie daz were, daz sü mit irre Schönheit alle frowen
über crdnete. doch so fürfiel nie kein mau in liplicher begirden
gegen ir, wenne die kraft irre küschekeit fürl6schet alle die vnta-
gent der menschen, die sü ane sohent. hie von so gelichet man
sü dem zederböme, also von dez gesmage alle fürgiftige tier ster-
bent. also von irre reinikeit erstarb in allen den die mit ir wan*
deltent die fürgift aller vntugende: sü wart Öch gelichet der uiirre
die alles gewürme ertötet, also t&tet Marien lieilickeit die lebende
bcwegunge liplichor begirde in allen mcnsclieu, die irre gnoden
161
Kbegereiit Tnd liie überti'iffet ire heilickeit aader liciligeii, die Öcb
i müler Übe dnt geheiliget, wenne nie duz sü von gnoden
felitungo Qüt eapfaindeut, doch eo enwiickct die hetlik vseer
in not, daz vou irre biwoiiuLge anderi'e menaehen :ineftihtunge mit
werde ertötet, also von der biwonunge oder alleine ¥on der ane*
geeibt der reinen megedt^ Marien, die dirte Sache ist, das wir
geistliche Kristum in disen kereen in den tempel ophernt. also
Harin, loeeph, Symeon (b1. Ö5a ep. 1) vnd Anna in hüte bant in
den teinpul getragen, do von BüUen wir einen geiattichen ein ziehen.
na der kertsen, daz wir bi demc wabne fürstandent die menBchcit
Krititi lipliche, wenne also die binen daz wabs fQrbi-ingent one ire
fdrwünschuttge Knaamen: also ist der lichame viisera herren ge-
(linffen 7b dem relnesten blfite sinie mBter Msrien one olle er-
intnisze raennlicher nnturen. bi dem dohte, daz ni« ist fiirborgen
in dem wabse, snllen wir fiirBtjin die Intor sele one allen flecken
Vnder denie lichoinen Ilie<in ICristi fürbargen; lii der bürnenden
■chiDeDden flammen, die an der kertzen gat, snllen wir die subi-
sende G-otbeit von iren wprcken erkennen in Krislo, also trugen
vir in dirre bürnenden kerczcn mit eime geaange, daz ist mit
fr6den Ihe^om Knaturn geworen Gitt vnd menschen in die kirche-
die vierde suche ist, daz wir ein nütze lere hie von uement, daz
wir süllent tragen in die kirche der cristenbeit eine kertae, daz
ist einen biteren glöben, die sol bürnen mit guten werckcn, wenne
also die kerze one den flammen tot ist: also ist der gelobe one
die werk tot. daz doht ist eine gute meinunge, in deme herzen
beaaloBsen, die git der flammnn einen heiteren schin. ist es, daz
das doht reine ist, also git die gute meinunge dem werk einen
göten scbin gegen Gotte. do von sprichet Gregorias: din werk
also sin offenbar, daz er eine gute mcinnnge habe in der beime-
licheit. es waz eine erüche frowe, die bette so grosse andaht zß
Tiiser lieben frowen, daz sü ein cappella bette gebnwen in irme
hnse in vnser frowen ere vnd hielt dar zu einen cappeian, der ir
alle tage eine messe hielt von vnser frowen. es beschacb, daz eins
moies vf der liehtemesse ttig der cappeian nüt heime waz, vnd
die frovfe öcb ir gilt so gar dtircb vnser frowen ere bett« geben,
dos sü ir kleider fürgeben bette, du von so mfibte sU mit eren
nüt OS irme base kamen zä der kircben, daz sü messe gehörte,
dez beträbte sü sieb uil swei'b'cbe, daz sii an dem heiligen tage
Holte one messe sin. doch ging sü in ire cappelle vnd leite sich
lii den alter an in ire andaht. do wart sü i^rzucket in deme
gniste vnd bednbte sii, wie sü were gar in einre scb& (sp. 2) nen
kircben. do sacb sü inkomen eine zierlicb suhar gar zarter me-
gcde, vor den allen ging eine künigen oil adollich gecrAnet, die
satsten sich in der kircben noch irre ordenunge. hie nocb kam
^r eine gemeite schar vsurwelter ifingelingo, die aatztcn sich öcb
noch irre ordenunge. do noch kam einre vnd trüg eine grosse
bürde nil lobelicber kertzen vnd kt '''^'" kiinigin von erst eine
kertze vnd do Doch iegelicher iuncfroweu vnil iegelicher iua^elJi
eiD votl gap 23 iungert der froweii, die also fürzucket was,
eine kertze. die enphing sü mit grossen frßdeii. do eacb die Iroi
in dem köre ston einen priester, zt der messea bereit der «
IbesDB KriatUB vnd nebent ime einen epiatolcr vnd einen ewaug
lier, die worent noch ine cchatzunge Bwene engel. do bi sti
dent sant Laiirencie vnd aant Vincenuie, die kielten zwo kei
gi der meBse. do nS der priester die bibtc vor dem alter s
da BtSodent swen iüngelinge uf vnd gingent mit denen i
chor vnd hüben daz ambukt an zu singende mit einre lutei
sen stimmen, mit grosser andabt. da follebrohtent die ander«
die in deme köre worent dua ainbaht mit groasem Bcballe.
nfi daz ambaht follebrohtent vncz an duz opher, do stSnt ä
künigin uf vnd opherte ire kercs vn do noch die anderen megei
uil ordeulich vod die iüngelinge koüweten lur den priester tu
buttout die kertzen nf den alter z^ eime opher. do an nn alle
opher betten geben do stSnt der priester vnd wartete, wennc c
fürzuckete frowe Ach ire kertze wolte opheren, de saute die h
nigin einen botten zu der trowen, daz sü den priester nüt all
lange lieBse warten, daz sü nf stünde vnd ime ire kertze
opherte. antwurte die frowe : der priester solle sine messe
sich US lesen oder Bingen, wenne hü wolte Ire kertze behalten.
sante die künigin wider vmbe, daz sü ire gebiirescheit nüt
vnd die kercze, also die anderen betten geophert, Öch opfai
do antwurte die frowe : bü wolte die kertze behaben, wen»
da von gute andaht bette, do sante die künigin
der ir die ketrze mit gewalt neme. do nü iler botte sich
der frowen faste (bl. 55b8p.l) vmb die kertze üockette, do br
die kertze in zwei stücke vnd hleip daz eine stucke der iroi
in der hant, daz ander tr^g der holte z" dem alter, von dii
(ehtende kam die frowe wider z" ir selber vnd fant sich li
nebent irme altar
die aö hettent an i
die kertze behielt t
ein gros heilt&m.
swere aieclitagen den mensch
die ging swanger eins kindes,
trQge einen fan, der waz bliltrot. do diae frowe erwacbete,
bette sü der b^Be geist in den sin bi'oht, daz sü wende alle
cristeore glöbe flnsse ir vb iren brüsten, die frowen enkniK
niemnu vs disem bresteu ernereo. eins moles bliep sü in eii
kirchen au der liehtemesse obent über nabt vnd dez morgens «
sü von allen imie gebresten gesunt. daz hette ir vnsor lii
frowe an iiTe hochzit erworben vmb ir liebes kint.
kappelleu vnd fant sich haben eine hall
.0 von lobete sü Got vnd sine liebe müU
tage mit einre so heiligen messen Im^Im
mit grossem Bisse vnd hielt sü in eren
der berArde dirre kertzen werdent
abegenomen. es waz ein fn
bedabtc eins uahtes, wie i
(Fortsetaung spater).
AUIRLINQER
SÜUWl!;i{TTÄNZK IN LLM, ÜINKELSUIHL. NORKLINUKN
UND MÜNCHEN
K Mflllenhoff in aeiner AlihaTKllung „UeWr Jen Scliwei-ttniH!'' '},
IfiiwÜDt unter andern auF diaea alteu GebrnuoVi be:{iigliclien Notizen
I änea Tanz, welchur im Jai'c 1531 van I landwerkslnirsclien in Ulm^)
I Bui* Atiffüruug gebracht ward:
n Diaweilen hielten die fechter feierliche Bchwerttänze auf dem
I mnrktc. ein solcher wurde im J. 1551 in Ulm von vier and
I EVranzig hiinilnerkstiurschen gehalten, wobei zwei meister des Inn-
■ gen Schwertes »srcn. dnn Kiel des tnnzea war, dass sie alle um
flioen narren tanzten, Buf dessen acheet jeder eein Bchwert liegen
lieas; lagen alle bo üher einandor, so stellte sich der fechtroeister
Leonbard Kächelen, ein nadlergesell aus Dinkelsbflhl, oben darauf.
die fechter waren in weins und acht derselben als banern gekleidet,
die köpfe besohoren und hekrämt". Scbmid schwäb, wb. s. 186.
Bei Unrcfasicht der Kronik des Dimer Schusters Sebastian
l-laolier») (Cod. germ. 3001 der k. Hof- ond StaBtsbibüothek in
, Mönchen) stieß ich auf einen ausfürlichen Bericht*) (auf Bl. 398a
i8 h) ehen Jises Tanzes, der, von einem Augenzeugen her-
Irfirend, nicht one Interesse sein dürfte:
1 disem 1^51 jar vfT den vnsyuigeu gutteintag, was der
1^9. tag hornung, hielten die handwerks gsellen ain schwertdantz/ vfT
Koffnem markt vur der buiger zech/ vm ains nach mitag ßeugen
liy den dantz an/ vnd werert biß vm drey/ der den dantz fiert
f was ein nestler gsell/ hieß mit aeiin namen Lienliarl Kieuly/ von
Diockelspiel/ ain mayater des Schwerts vnd der ander der jm halff
den dantz öeren/ was ain seh reine rgsell/ auch ain fechtmnyster/
waren also allerlay baiidtwercks gselleu die dantst haben/ vff dem
marckt 24 yberanß fein gsellen/ bett«ii all weysse hemder an vnd
beachoren kepf/ darvff ain yeder ain bypschen krantz/ vnd der
Diktier Lienh.irt Kienly danzt forh<?r/ vnd der acbreiner zu nllcn
»hinderst/ zuletst stuml ain narr jti die mitte/ da dantzen sy vm jn
Tmher/ vnd legt ain yeder sein scbwert vff des narren achalen/
biß ty mit den swertern all yber ain banffen kamen/ da atond
I >) „Ftttgubm für Ouatav Ihtnegcf' (Berlin, Weidmann 1871;
b m u. ff.
1 *) a. a. 0. S 120.
•) Vebtr SebnuWan Fischer and «ine Kronik vergleicht: man den
Außru von F Pressd: Der tämische Krontgt Sebastian Fticher (Ver-
handlungm de» Vereins für Kunst und AUerlum in ITlm und Obtr-
»ehmiben. Neue lidhe, 2. Heß 1870, S 1 u. ff.).
*) Eine änliche, W)l auf Fischer fußende Beschreibung des Tante»
—m/tndet tiiA in der Ulmer Kronik des Barth. Gundtlfbfjer (?). Cnd. gervi.
■-*™^ der Mamhener Hof- und Staatsbibliothek.
F
»:
:
D
184
der fechtmayster Lienhart Eienly vff die Schwerter hinauff vnd
schlug das hariß/ wie dan die fechtmayster allweg vff der fecht-
schal schlahen/ da sy nan mit dem tantz fertig waren da war ain
haar tradt in ring vnd red sein Spruch/ darnach riefF der herolt
aim andern bauren der was vff dem schnpffa/ der kam tryb auch
sein fantasey/ also rieff man ye aim nach dem anderen/ die steckten
za oberst in den heüsem vff dem marckt jn den ranchlechem/
schryen sy herab/ vnd kamen darnach hernb jn ring/ aiaer nach
dem andern/ waren der bauren 8 het yeder sein spnich/ tryben
fil kurtzweyliger bossen mittainandcr/ damitt was aller handel anß/
also hielten sy den dantz for den burgers heüsem/ wer jr begert
hin vnd wider jn der statt/ des tags den schwertdantz/ des nachts
den rayffdantz/ an der escherige mittwochen zunacht vm X hiel-
ten sy den rayffdantz bey meim hauß vnd am weyssen snntag
hielt der nestler Lienhart Kienly fechtschul/ alda hielten sy auch
den schwertdantz/ vnd den rayffdantz vff dem. schuchhaoß ^)/ das
was der letst dant-z/ hiemit war das dantzen auß/ es schanckten
jnen die leut wa sy dantzten vil gelt/ sy giengen zum apt hinanß
gen Elchingen der gab jn allen ain gutt mal/ vnd gelt darzu/ ain
dockaten vnd 12 batzen sovil ist mir anzaygt. den raiffdanti
hielten sy jn aller gstalt/ wie den schwertdantz/ hett ain yeder
ain halben gnenen rayff jn der band".
Auch in Dinkelsbühl^), der Heimat des Lienhart Eienly, war
der Schwerttanz von Alters her bei den Handwerksgesellen in
Uebung, ebenso in Nördlingen, wie eine Supplication berichtet, die
ich unter den Theater- und Meistersängeracten des Nördlinger
Stadtarchives aufgefunden habe. In disem am (>. Februar 1579
zur Vorlage kommenden Schreiben bitten „die knappen eines
ganntzenn erbnrnn hanndtwerkhs der geschlachtwannder (Feintnch-
Weber) den Rat, ihnen ihre, der „triebselligenn zeitenn vnnd jarc**
halber abgeschafften Schworttünze in Gnaden wieder gestatten zu
wollen.
„Dieweill aber — heißt es dort — nun die zeitten nit mehr
so spietzig vnnd solche fröli^kaiten nit v(er)lectzen o(der) schaden
bringen, doch wo sie anndorst in aller erbarkait vnnd von gott
vnnd obrigkait erlaubter fröligkait v(er)richtet werdenn, wie wir
vnnß dann jnn solchenn vnnd d(er) gleichenn alles woUstanndts
löblich(en) u(er)richtung vnnd endung jnn l)cd(?nckhung, wo wir
d(a)s nit thett-en, vnns nit woll gereichen würde, wollgefehliff
v(er)haltenn wüllenn, dieweill dann vff vnnsorm handwerckh d(er)
*) Das SchufüuiuSt so genannty loeil die SchuJimachcr im Erdge-
schoße ire Ware feilboten, enthielt einen großem Sal, der zumeist für
Tänze, Hochzeiten, dramatische Auffürungen ttc. vrncendet ionrde. Vgl,
IHetnch, Ikscltreihung der Stadt Ulm. Ulm 1S25. S 87.
^) Das städtische Archiv in Dtuhlshilhl enthält, einer framdUchen
Mitteilung seines Vorstandes Subrector Monninger zufolge, keinerlei auf
Schwerttänze bezüglicJies Material.
geBcIilnchtwnDi)d(er)
Mw
discr
nippen od (er) f;cscllen dcasellieii tiit
statt, fiondern jn aiiiid{er)n stetlcn auch, vff
T-, Bchwcrdt- vnmi anndere däiindz
nb unn villenn ortten t\(et) stött
indtwcrckbRgenoBsieu
in, ballen wir alls
v(er)8intgung vmli
est) ¥nn<l Ffnr-
r ordfinlicbon
I
I
faßnikdit viind nnnd(er
gebnilten, wie dniin wicd(pi'
vnnd aonndfer)Iich -/.a DinckheJlBpilt vnnsern h
Bolcbe faßDachtiacbe kurtzweül T(er)gindt i
hikondtwercIcLBgenosBen \K vnnaer ninbellig
v(er)ginBtigung solcher treunden E(uer) Ehdi
dchtig), EliTani). W(eisBe), nia d(or) enndeu
obrigkditt vnndertheiiig nn/nelanngen nit vnndterlflBfien wfillpr
baiiogt derowegen vnnd ial biei-8.ntf Tnnspr eines erbBri? banndt-
wergkba d(er) geBchlRc:litvvaniid(er) knappen vnnd gesellen samendt-
lich gaiinct^ vnndeHbenig. boclivleissifis, diennst gehorsnmlis vnnd
vielbegirliuha bittenn, dicselbeiin, E. Eb. F. E. Vi., die wollen vnna
vundterthenigen nnpplicantnn ein solchen dannctz zue baliten vätter-
lieb v(er)günHiigen . . ."
Das Gefluoh ward von der Obtigfeeit ahgewiaen: „Ist jenen
«bgo«;bUg(en\ weil man alhie nitt wie jrn d(en) papatiachCen)
^.•teH(Bn) vnBBtfen) hallt(et)".
Zum Scbluße mögen noch zwei urkundlicbe Einträge nnge-
fOrt sein, aus denen hervorget, daß die xu München eu Westcn-
rieders Zeiten') bestcaden Schwerttnnze in diecr Stadt bereits Im
IK. Jarhandert beimiach waren.
Müncbenpr Stadtknminerreobnung (Stadtarchiv Müncbe», Jar-
gaog 1537, unter der Rubrik „RatzgeBchäffl ") :
„ii I] sdllt den meaaerBcbmiden, so den schwerttana gebiiUen,
ornng ratEgschäft".
Bayerische Hofzahlamtarechnuug (K. Kreisarcbiv Mönchen,
Jargang 1561, BI. 356b):
„Mer bezalt maister Georgen hufschuster^), oaobdem ebr vor
meinem g(nädigen) f(ürsteii) vnd heirn sin echwerttana gehalten,
verening .... 12 ß."
Weitere Nachforachnngen in den Acten der MfinchenerZflnfte^),
sonderliab in jenen der Meßersuhniide, aind biß jext leider one
Erfolg gebliben.
MÜNCHEN KARLTRAÜTMANN
') MiUtenhoff a. a. 0. S ISl und in der ZeiUelvrift für tkntschce
fAittrtHm, N. F. Bd. 8 (Berlin 1875} 8 lä.
>) AU SchKtrttäneer werden die SchwUr auch m l-Yankfurt im
Main erwänt. Vgl. SchloMar, Otsturrctchiiche KuUur- und Literatur-
tiilder mit Berücksichtigung der Steiermark. Wien 1879. S 179, wo auch
auf S 177 die hiterntur üher dm SchKcrUant tuaawmKngeattUt int.
Viuii nneh: ÄHartviann, VolkenehaunpUe. In Bayern unil Oenlerrfick-
Ungarn grmmmeU. Lriptig 1890. S 13G u. ff. und licn Atißfit von
H Holland: I}rr Münehener ScMfflerianz und andire Zunftgebräuche, irr
EnUtrhung »nd Beilrulung (Aagshurger Alliiemnue Znlung Jhg. Wlfl.
S 585 u. if.).
") Gegenwärtiy im k. b. NiUionaliiiu.'i'um in Münehrn.
HEBEL8TUDIEN
loh muß noch niumal au r den Vidi-Biuli kumniuii. lu dvn
IlHiuboferEchen lUOatioucu (Häutlu, Zeitacbr. des hut. V. für äcliwahon
uud Neiiburg VI1199J hcuegnet bei Aufzslung diti Miiautjenar Kiiiitt-
kammorBachoTi (ulgondo Notiz: Au/ ainait tüch Jdoli di Mexico Vau
nndorti tlnydnischeti viid Indianischen Göttern von iillerlfry Form und
FnrliCD. Itati Kunst kam mar- Inventar liehauptat von einam inlcheD mit
ßroßen Aueeii und blauem ßlaa atehr ainm Teufi als Ueltschfii ffkiA,
daß va Kftrdinal Fr. Ximenes nanh Müncbi'n ^scbifkt habe. So wird
aiso uiiser TiElMliirh erklirlich.
Uuber heben (dk Mutter am ClirisUbeud) = beacbenkon su heüüöit
ahd. handelt auf Grund meiner allein ricbÜKen Erklärung Dr. Victor
Puralhoner „Oeber don Vouaiiamus eiuiger Mundai'ti'ii Voralbcr^, 28,
Jaresbcricht des k. k. Real- uml übergymnaBiums in Fuldkircb I8S3*,
S 25tr. Ebenfalls richtig ist S 20 eehie-iiehiihuct. Eine volkstuemlloho
Anlenniig an ,Schaltenfa ul' ist nach P vrol möglich, da ,SchaltbHol*
wirklinh im Vonilborg üblich ist.
SchaUkättleiH Behaghol S73 No. 232: Verloren odor gefundeu:
juBt kommt alles darauf an, ob ich der Vogt von Trudenbnch bin oder
uioht iiBvr. Diu Fuldaer Hislorienbüchldn von Dr. Georg Joacf Halk-
mus, Domkiipitulartn, Fulda 1872 bringt S T6fl Geacliichteu vom Sand-
müllorchen bei Dipperz aus dem 16. Jhd. „Johann Jörg heiß iofa,
Härtung schreib ich mich und der Saudraüller l»pi Dii]iperi hin ich".
Einst spannte ihm ein des Wegs kommender Schalk dun Icereii Müllar-
wagen auf dem das S. «chtief aus, sUrllte den Gaul ein. S. orwacht
des Uorgons und sagte bei sich: Entweder bin ich daa Siknduiä1l«r-
clieu oder ich bin es nicht, „Bio ich das äandmüllcrehcn, so hab ich
einen Gaul verladen; bin ich pb alior nicht, so habe ich einen Karrcu
gcwonuea.
ABIRLINGER
SCn WA BENNECK EREl EN
1 AnselmuB Rabiosus berichtet am !:>cbluße seiner Reise nadi
dem Knrbislande 3. Teil (Schreiben des Blondinus Negrinus nsw) von einer
•chwäb. Stadt: Femer wurde befohlen: sobald ein Feuer ausbricht,
sollen die Thurm Wächter, soferu sie nicht schlafen oder in der Scbeoku
sitEBD an die grosse Glocke anschlagen. Auf diesoB Zeichen verfügon
eich die Untorthaucn des Bürgermoisteramlea nach dem Itutiiunte. Die
Sprüt/eo müBsen jährlich zweimal, im Frühjahre und im Herbste, pro-
birt werden, versteht sich, wenn es die Witterung zulaßt oder die
Polizey nicht darauf vergißt. Endlich halwn S. Exoelleni der eratc
Präsident lu aller nur ersinnlichen Sicherheil im Senate den Vorscbkg
gothan, und hernach auf das Schärfete vorordnet, daß, so oft ein Feuer
auskommen wiU, jedtuniü die Spriilien drei/ Tage vorher vollkommen
hergerichtet werden und in Bereilschnft stehen fiölten, uud diesea bei
Androhiing eines noch derberen Verweises an den Magislrnt im Falle
einer Fahrlässigkeit. — Ist wohl seil dem großen Brande tu Sodumn
und Gemorrha ein heilsameres MitUtI auegedacht worden?
Ungeachtet der nciscsten und forsiclitigsteu Anstalten bräunte
es naohtd 12 Uhr zwiHchen dem 27. und 28. Oktober im ArbeitahauM.
Eine Kommission von 6 Rithen setzte siuh nieder. Ein ZQchtliu);
I
Tti'sohwand lieini Aunliruub der erstea Flummen. Der habe »ngeniinden
beißt ce: Eiugohult war i^r nicht, Sptir battc man kolne. Dur Pränes
der Kummisgiou zeigte sieb weit Difriccr als die Nürulwrger (NU. Diu
keinen h&iigen bevor sie ibu nicht habeD). Der Land- ujid Bauricbter
erhielt Itefehl gerichtlich vorzugehen gegen den Mordlircnncr. ICr
wolle, sagte letzterer, du than, sie möcbleu ihm tmr vorbtT den Äns-
reißer übergeben oder sagen wo er ist. Der Deliquuut rettete sicli in
ein Kloster. Der Oberricbter erhielt Kuiide durch einen derb bereu sehten
Thürhüter, offen, weil die Mission eino geheime wht. Die „Bärtler'
brachten den Mordbrenner, er war tilier Meuchelmörder, in ein Frei-
quartier und dabei blieb ce. Der Rat verordnete dafür Erstens sulleu
künftig nicht nur die grossun Spriitzen, aoudera alle Wassercymci' zu
rechter Zeit, nämlich drei Tage vor der Brunst gefüüet werden und
in Bereitschaft sein. Zweytena sollen nach jeder großen Brunst durch
14 Tage 3 Mann vou der Bürgerschaft oder statt diesen ihre Gewllen
und Jungen bey der Sacht Wache halten und, um nicht eiuKuaablafen.
fleißig trinken und trappolireu. Brilteus soll während diesen 14 TagL'ii
zweimal in der Nacht im ganzen Burgfried gestreift und dieses dun
Morgen vorher durah den öfientücheo TrommeUchlag bekannt gemacht
»werden. Viertens endlich sull deiicnige, der zuerst hey einem wirk-
lichen Feneraaabruche Lärm macht, an der Stelle in Verbafl genommen
werden. Eben das soll auob allen jenen widerfahren, welche sagen
werden, es se; irgendwo Feuer gelegt werden.
Seit dieser Verordnung ist xwar öfter Feuer gelogt worden und
auch auBgekonimen. Allein es scheint bloß in der Absicht gesubehen
zu sein um die unvergleichlichen Anstalten in .^usQbung zu bringen
nud die Langsamen mit fiinfzig Aracbpöllern zu bedrohen. 1782.
(2 Dr. Malkmua in aeinom Fuldaer Anekdoten bUuhtein 1875 S 99ff
eniält; Der l'farrer N, von EiclK^unell war meist xu Besuche bei seiuem
Freunde Leonard Seh. zu Motten, dushon Wiege im (erneu Schwabun-
Innde gestanden hatte. Nach Tische gingen beide auf den Kirchhof,
luen und besahen die Orabsteine. Der Mottener Kaplau kam auch
daEU. In Grabe BgeUanken vertieft und an sein eigenes zukünftiges
Iioos, das wir mit denen, auf deren Gräbern wir stehen, gemeiu haben,
1 lebhaft erinnert, fragte Pfarrer Soh. seinen Gast: „Wer wird Mfu denn
lünraal diu Urahschrift sezen?" „0, erwiderte der Augeredete, die Üoi-
uige will ich Dir gleich mauhen". nDnd wie wird sie nun lauten?",
fragte voll Neugierde jener. Nur eineu Augeublick Ueaaaii aicb N. und
der Gedanke war blilKSchnell ausgehoren; er lautete:
„Allhier in diesem Grab
Liegt Leonard dtr Sehwab;
Durch lauter SchmabenslreietK
Kam er zum Ilinimel reiche",
n der Schnelligkeit des Genies QberraBcbt, von dem lieblichen
I Wohlklang der Verse und der meisterhaften Kunst des Keimes eul-
Bsfickt, wollte der Kaplan eine zweite Probe haboti und bekam folgende ;
Michel Voll^rt lioget hier;
Sein allerleztes Wort war: Bier)
Das Bier war seine Wonne,
Könnt trinken eine Tonne.
Dm lieibea ist er ledig;
Gott Mi der Seele gnädigl
188
3 Aus der Darmstädter Handschrift nr. 2225 (Parier, ^. 15. JarhJ
Hut dich vor rott«uburgcr rette
▼nd vor tubinger kclre
vnd vor rüttlinger rossen
vnd vor vlmer wiben,
wiltu by glück vnd seid bliben.
A BIRLTNGER
COMOEDIANTEN ZU SCHILTACH
In der Stadt SchüUich^ weyland denen Herzogen von Vrß-
lingen gehörig, haben vor diesem die Bürger sich geübet in den
ludis scenicis Vnd haben etliche Geistliche vnd weltliche Geschich-
ten zu dreyen malen mit ziemlichem applausu vorgestellet. Alß sie
nun anno 1625 wiederum eine Comoedia zu spilen vorhatten, haben
Sie zuvor Erlaubniß wollen begeren zu Stuttgart, Vnd ist ineo
von den Bürgermeistern zu Schiltach mitgegeben worden. Man hat
aber ihnen zu Stuttgart nicht gleich wollen willfahren, sondern an
den Ober- Voigt zu Hornberg begehret, er solle auch hier von Be-
richt erstatten. Welcher aber einen gantz widrigen Bericht ein-
geschicket, meldend, dass 1. die Schiltacher dadurch suchten, das-
jenige, was auff die Comoedien gewendet werde, abzurechnen an
Steuer und Contributionen ; 2. dass die Haupt-Person adulterij be-
züchtiget werde, vnd nicht gänzlich vnschuldig ; 3. diese Leute ihrem
Geschäft nicht nachgiengen, vnd nöthiger Arbeit versäumten. Worauff
dann denen Schiltachem das Comoedien halten niedergeleget wor-
den, ob wohlen sie vorher protestiret, sie wollen es nicht Majestä-
tisch, sondern nur bürgerlich und schlecht one sonderliche Unkosten
halten, ungeachtet auch sie schon alle anetalt dazu gemacht, die
Comoedien zum öfftern probiret vnd vile Leute dazu eingeladen.
Aber man hat es abgeschlagen vnd ihnen vorgehalten, das itzt
keine Zeit darnach wäre. — Sic et Moscouitao ^) A. 1697 Hagae
Comitis recusarunt Interesse ludis scenicis Gallorum. (Dresdener
Handschrift H 198, Bl. 19b~-20b. Collectaneen von Wilhelm
Ernst Tented.) JBOLTE
HOCHZEITBRÄUCHE 2)
Der Wiener Schulmeister Wolfgang Schmdtel bringt in seiner
„Comoedia der hochzeit Cana Galilee** (Wien 1543 vgl. F. Speng-
ler, Wolfg. Schmeltzl 1883 S 51) einen ofTenbar weit verbreiteten
Brauch zur Darstellung. Nachdem Christus das Par zusammen-
gegeben, treten die Gäste zum Bräutigam und raufen ?7w.
*) d, h. wol das russische Gefolge Petirs des' Großen.
^) Ich trage kein Bedefiken folgende Mitteilungen zur Vfrgleichung
mit änlichen südd. Stellen hier aufzunenien. AB
189
. , . das den Eheleutten
Sol hiüinit Itaiget werden an,
Dns DiUßn vil not vud kumtnerDUH hnn.
Der gröst teyl vber den man wer genii.
Drumb lut mau Praut vcrgebücli sten.
Die gleicLe Sitte bei deo westfülischen Flauern acbildort
mermann im Mütichhnnsnn Buuli 5 Kapitel 5.
^e Sc bilden! ng einer 11 ochaeit im 16. Jarbundert
li/ert der Magdeburger Scbulrector und Verfaßer des Fi'OBchmensrler
Geor^ Rotlenhage» in seiner 1576 in Magdeburg gospilten Comodie
von Tobias, Ton welcher kürzlich F Schnorr von Carnlafeld im
Gentralblfttte für Bibliothekswesen 2, 601 — 504 ein t^eniplar ana-
findig gemacht und beschriben bat. Da der Beaizer des ganz ver-
Bchollenen Sttiokes, Herr Gt*! SchwenJer in Dresden, die Fruuiiil-
lichkeit hatte, auch mir die ßenuzung diser Hultenheit za ver-
I statten, so vermag ich hier daraus mitzateiien, was für die Geschichte
|ider Volksbräuebe von Wert ist.
Id Akt 2, Scone 2 wird dem jttngeD Tobiaa die Braut Sarn
I irea Kltarn Ragtiel und Edna zugefürt:
„Kcmnierer [eu Tobias\.
13dl Sezt euch ins Bett, habt kein verlangen.
Die Braut komt da schon hergegangen.
Tobias sieigl auffs Belt.
Wolan, das walt der Übe Gott,
Vnd steh mir bey iu aller not.
Die Braut wird von Rwjml im Krenlelein hrrinis iirführd,
ml emcen Knaben tragen die Ftw&eln für.
1595 Mein Tochter ich geb dir du gleid,
Gott geb ZD gutem fried vnd frend.
Wie die Fackeln gleich Flammen gelin,
Solt jr in gleicher liebe lohn."
Auf die Vermanung Raguols gelobt Tobias, Sara iih seine
ite Ehefrau zu halten:
1663 ,Darauff wolt jr mein Saram
Zu mir setzen in Gottes Nam.
IJie sol man sie jm an die Hechte seit secen, mil lingurl
' Rayhael sdlen jncn die Becken vber die llenpler erlieUi.
iamach sol weiter Sara sagn:
1685 Mit meinem Jungfrew liehen Krantz
Geb ich mich ewerm willen gixuts,
Bin euch gehorsam ohn verdruß.
190
Tobias.
Ich geb euch ein freundlichen Kuß,
Vnd erzeig euch all ehr vnd gut,
1G90 Ncm euch vnter mein schütz und hut.
Betet jr sein Ilut auff.
Bring euch darauff ein Drüncklein Wein.
Sara.
Sol mir der allerliebst Drunck sein.
Zum Vater.
Vatr vnd Mutter ich bring euch das,
Zu einem Deogratias.
Raguel.
1695 Ges3gn es euch der liebe Gott.
Edna.
Der behüt euch in aller not.
Trincken heid.
Raguel.
Wir wolln euch nun laßen allein,
Wolt bey einander schlaffen fein.
Gott der wird euch mit Gnad bewarn,
1700 Laßn euch nichts trawrigs widerfarn.**
Die erst« Scene des vierten Aktes fürt das am folgenden
Tage nachgeholte festliche Hochzeitsmal vor. Raguel und Tobias
bowillkonimen die männlichen Gäste, die Brautrauttor empfüingt die
Frauen, wärend man aufbläst, „wie zum Hochzeiten gewohnet isf^.
Dann folgt die Unterhaltung:
y^Ztco Jungfrawen soUnn rfw Kretdz austeilen^
Zum ersten Gast,
2085 Die Braut bitt, wolt euch nicht beschwern,
Das Erentzlein tragn zu jren ehrn.
Erster Gast.
Es ist mir gar ein Über Krantz,
Soll bezalt werden mit dem Tantz.
Soll allen gehen^ Vnd endlich
antwort ein Junger Gesell.
Junger Gesell.
Das Krentzlein das ist hübsch und fein,
2090 Wolt libor das Megdlein wer mein.
Ander Gast.
Wann jr darumb jr Eltern fragt,
Villeicht ist es euch vnversagt.
191
Junger GeseU.
Der Korb müst vor gozennet sein.
DrUtelßast,
Ir müst den Fall doch wagen drein.
Junger Gesell
2095 Mir nicht damit, es sein schertz wort.
Vierte G<ist,
Ich hab das Sprichwort offt gebort.
Selten ein Hochzeit ward volbracht,
Ein newe ward dabey bedacht.
Folgende Possen Jean man brauchen oder vnterlasseny sonst
wissen die Gelerten das mans für ÄUers so gehalten.
Die Knaben singen den Breutigam an vmb die Nüß.
Herr Breatgam, wir sind junge Knabn,
2100 Vnd wolten gern die Nüßlein bahn.
Die Braut jr nicht behalten solt,
Wan ihr die Nüß nicht geben wolt.
Tölnas,
Ir Kindr da habt ihr ewr Nüß,
Vnd trett sie nicht vnter die füß.
2105 Ich laß euch ewer Spiel allein,
Wil ein Heußlicher Ehman sein.
Hiemit strawet er die Nuß,
Die Knaben singen den Danck,
Der Breutgam der die Nüß gegebn,
Sol mit seiner Braut lange lehn.
Von einem Jahr zum andern Jahr,
2110 Das gebe Gott vnd werde war.
Die Megdlein singen die Braut an,
Frau Braut, wir Megdlein bitten all.
Das jhr vns gebt ewren Brautball.
Den Breutgam jhr nicht haben solt
Wann jhr den Ball nicht geben wolt.
Sara,
2115 Ir Megdlein da habt jhr den Ball,
Ich laß euch ewer kurz weil all.
Vnd wil forthin meinem Breutgam
Wie ein gtrew Hausmutter beysthan.
Die Megdlein singen den Danck.
Die Braut die vns den Ball gegebn,
2120 Sol mit jrm Breutgam lange lebn.
Von einem Jahr zum andern Jahr,
Das gebe Gott vnd werde war.
192
Erste Fraw,
Fraw Edna, das ist ewcr Sarn
Nach keim Beylager widerfarn,
2125 Das sie hett geworffen den Ball.
Dio Breutgam sein gestorben all.
Edna.
Gott sey gelobt, das er das leid
Endlich auch hat verkert in fread*.
Noch ausfürlicher strebt 60 Jare nach Rollenhagen der Ro-
stocker Gantor Daniel Friderici in seiner dramatischen Behand-
lung desselben biblischen Stoffes ^), für die er seinen Vorgänger
angescheut ausnuzte, die „alten guten Geremonien^, wie er S 172
sngt, bei der Hochzeit darzustellen. Nachdem das Brautbett aaf-
gesch lagen ist, vermanen (III, 0) der Nachbar und die Nachbarin,
nicht die Brauteltern, das junge Par; Tobias dankt, „steiget ins
Bett und sezet sich zur Linken, Sara folget und sezet sich zur
rechten, vnd nimpt Tobias seinen Hut, helt jn jr vber das Haupt . . .
vmbfabet sie mit den Armen, zeiget auch den bloßen Degen [snm
Zeichen, daß sie fortan unter seinem Schuze stet], küßt sie. Sara
nimbt jren Kranz üb, hebt in empor, Seze jn jme auffs Haupt*' ').
Die Brautjungfern „halten die seidene Hauptdecke vber jre Häupter
und laßen sie sinken, „daß sie jnen biß an die Stirn reichet". Die
Brauteltern trinken dem Paare aus einem Glase Wein vor, die
Nachbarin Eulalia zerbricht zwei Gläser an einander, drei Jung-
frauen streuen Blumen über das Bett, und die Knaben schwingen
ire Fackeln, biß alle Gäste sich vom Brautpare verabschidet haben.
Auch den Tauz und die Unterhaltung der Hochzeitgäste
(IV 8. 9) entlent Friderici dem Magdeburger Spile, aber nicht
one beides noch im einzelnen weiter auszumalen. Beim Male brin-
gen die Gäste dem Brautpare Geschenke dar, zum Tanze fordern
die Jungfrauen auf, indem sie den erwälteu Junggesellen Kränze
reichen, welche „eine morianische Jungfraw'^ Hagar inen gegeben
hat. Die Gäste belustigen sich mit Rätselaufgaben und recitieren
Sprüche und Flochzeitswünsche, wofür sie jeder ein Glas Wein und
ein Schnupfbuch zur Vererung erhalten. Der Narr und die Knaben
singen den Bräutigam um die Nüße an, die Mädchen begeren auf
gleiche Weise von der Braut den Ball und ir Kränzlein.
Es ist keine Frage, daß Rollenhagen und Friderici in iren
biblischen Schauspilen Bräuche, die sie in irer Umgebung fortwä-
rend ausüben sahen, one weiteres Bedenken auf entlegene Zeiten
^) Tobias, Rostock 1637, Vgl. Wiechmannt Meklenburgs AÜnider-
sächsische Literatur 3, 26,
2) Vgl. den hei Keller^ Fastnachtspile aus dem 15. Jarlmndtrt
1, 66 (1853) heschribcnen IJohschnit aus einem Nürnberger Thr^teke
vnn im 9,
193
I abertrcgen, daß ire Schild eruigeii also fUr einen großen Teil von
r Norddeatschland wärend des 16. Jitrhuaderte zutrefTcn. Eiae Aua-
• könnte nur die Bemerkaug Rollenhagens vor V. 2099, die
Gelerten wüßten, daß man es vor alters ao gehalten, begründen.
Wenn es ea seiner Zeit Sitte war, daß der Brüutigittn unter die
^ Kinder NUße verteilte, so ist jene Berufung auf die Gelerteii über-
flüßig. Offetibav liiitte Kollenhagen den aus Catull gl, 131 und
Tergil, E^I. 8, HO liekanoten ^) »ttrömisclien Brauch im Auge, nach
dem der ßrantigam Nüße unter die Knaben auBwerfen liß. Indes
scheint doch die darauf folgende gleichartige Bitte der Mädchen
am den ßraatball, für welche sich kein altklaasiaches Vorbild nach-
weisen läßt, dafür su sprechen, d^ß ein änücher Brauch auch in
Deutschland bestand; zu beachten ist auch der Sinn, welchen
V. 2123 die Nachbarin dem Werfen de'» ßrautballs beilegt. Jedes-
falls klingen die Kinderreime ganz volkauiaßig^) nnd weisen nicht
aaf eigene Erfindung des Dichters hin.
Mit einem Worte sei schließlich noch der ganz veränderten
Anßaßung gedacht, welche die alten, im Volke lebenden Hoch-
zeitgebräuche in einer späteren, dem Volkstümlichen ganz ent-
fremdeten Periode der dramatischen Poesie gefunden haben. Wenn
Rollenhagen nod Priderici bei irer Darstellung mit naivem und
schlichtem Ernste, wenn auch mit größerer Breite als die übrigen
mir bekannten Veifaßer von Tobiaadramen verweilen, so fand man
in der zweiten Hälfte dos 17. Jarbunderta nicht selten Gefallen
daran, den glänzeudon HoSeatlichkeiten das Bild einer derbluatigen
Baaernhochzeit, da es an Plumpheiten nnd (Jnflatereien nicht feite,
gegen überz asteilen. In den sogenannten , Wirtschaften" gefielen sich
die vermummten Cavaliere und Damen in einer Parodie des b&nri-
Bohen Lebens, tierade die Schilderung dtir Hocbzeitbräucbe nimmt
großen Raum ein in zwei mir vorligenden derartigen Stücken : das
«i>ie ist die Handschrift einer am Hofe Berzogs Wilhelm Ernst
von Weimar (168.^ — 1728) aufgefürten ,Lust-Spils Von einer
Bauren- Tochter Mareion, Um welche zwey Freyer, ein alter und
ein Junger, geworben" (anf der Weimarer Bibliothek), das andere
ist ein waracheinlich von dem Hamburger Moris Cuno veifaßtea
Siogspii in niderdentachem Dialekte , Die lustige Hoclizeit, Und
dabey angestelete Bauren - Masiiuerade. Gedruckt im Jur 1708',
welches GaederU im Niderdeutschen Jaibucbe 8, 130—138 bc-
I ■proohen bat.
BERLIN J HOLTE
1) Vgl. BeiAe^-GnU, OnUue a, 43 (SerKn 188t).
') Ebenso voVumäßig ruft V. 3223 ein Äuftoärtrr dem imiierH a
Hoxeha, Hoehidt, Hoclurit vberlaul,
From ist der Brcutgani, schön die Braut.
Nun last vns frisch vnA friUicIt nein.
Wo bteibstii so Utny mit dm Wein?
ltlliigtr,A]uiuiuiU XIT 9 13
194
ZU DES KNABEN WÜNDERHOBN
Neu bearbeitet von
A BIRLINGER und W CRECELIUS
XI
II 323 Tanz SchäzJe tarn
Aucb als Kinderlied weit verbreitet, zB beim Tanz mit der
Puppe gesungen:
1 Tanz, Dockele, tanz!
Dei(n) Schühli senn no* ganz,
laß der^s ner nit raia!
der Schuster macht der naia.
Tanz, Dockela, tanz!
Aus Windsheim (Fromman VI 123).
So in den Baseler Einderreimen S 16: Tanz, Kindli, tanz:
bei Moier 3: Tanz, Büble, tanz.
2 Danz, Dockele, danz!
Die Schühle sind noch ganz,
laß der's nit gereue,
der Schuster macht der neue.
Danz, Dockele neue. Aus der Pfalz (Simrock 13).
Abweichende Faßungen sind folgende:
1 Tanz, Gretel, tanz!
„Ach Mutter, ich hab kein Schuh!"
So steck als Vaters Schläppchen an
und tanz als wacker zu!
Aus der Bheingegend (Bonn).
1 Tanz, Sepperle! tanz, Sepperle!
,Ach Mutter, ich hab kein Schuh!
Da zieh dein alte Schleppercher an
un tanz brav wacker zu!
Aus der Pfalz. Simrock 14.
2 Tanz, Kindele (Bärle), tanz,
nach kauf ich dir ein Kranz
und schöne rote Bändele dran,
daß mein Kindele tanze kann.
Tanz, Kindele tanz!
Aus Wirteroberg und Baden.
IT 328 Margretchen, MargretcJien
liis „ Margritchen, Margritchen". Aus Schwaben (Meier 47):
Charlotte, Charlotte,
dein Hemdle guckt für:
Zieg uffe, zieg abe,
na tanz i mit dir.
195
II 335 A lustiger Bue
Die 2. Zeile maß lauten: braucht oft a Par Schuh. So hat
es LErk aus Stuttgart, Meier, Kinderreime 56, Simrock 112, Fir-
menich II 436 aus Eßlingen und II 754 aus Steiermark. Bei
Schmeller Mundarten 457 lautet die 4. 2^ile: braucht selten e Paar.
II 439 Sterndreherlied
Der Anfang muß lauten:
Nun reisen wir froh nach unsrer Sonnen,
Wir haben allhier groß Heil vernommen,
Des freuet sich etc.
In Zeile 1 der dritten Strofe ist „goldnen Bronnen ** zu lesen.
Ein änliches Lied beim Umzug der Kinder in Franken gibt
Ditfurth Fränkische Volkslieder II 379.
II 440 f. Die Könige aus dem Morgenland
Wackernagel Deutsches Kirchenlied II Nr. 921 gibt es nach
drei Drucken. Das Wunderhorn hat es nach Docen Miscellanea
1 S 276. Einen kürzern Text aus dem 15. Jarhundert enthält aus
einer Kloster-Neuburger Handschrift Mones Anzeiger 1839 Sp. 353.
Ans Thüringen stet ein änliches Lied im Journal von und für Teutsch-
land 1789 8 256; aus Tirol teilt Zingerle das Lied mit in Wolfs
Zeitschr. f. deutsche Mythologie II S 362; aus Hohenzollern Stehle
in der Alemannia XII S 12.
II 442 f. Heut ist mitten in der Fasten
In Büschiugs Wöchentlichen Nachrichten I 185 wird folgen-
des „ Sommertags- Ansingelied" aus dem Odenwald mitgeteilt:
Heut ist Mitterfasten,
Da leren die Bauern die Kasten.
Tun sie die Kasten schon leren,
Gott will was Neues bescheren.
Im Sommer da deien die Früchte wol,
Da krigen sie Scheuern und Kasten voll.
Wo sind dann unsere Knaben,
Die den Sommertag helfen tragen?
Sie sizen wol hinter dem Wengertsberg
Und ruen ire zarte Händelein aus.
Wir gehen jezt in das Wirtshaus,
Da schaut ein Herr zum Fenster heraus.
Er schaut heraus und wider hinein,
Er schenkt uns was ins Beutelein.
Wir wünschen dem Herrn einen goldenen Tisch,
Auf jeden Eck einen backenen Fisch,
Und mitten drein eine Kanne voll Wein,
Da kann der Herr recht lustig sein.
Ebendaselbst stet ein Sommertagslied aus dem Odenwald, das
sich mit „Tra ri ro Der Sommer der ist dol" (Wh. II 445 f.) be-
rürt. Es lautet:
196
Ja ja ja!
Der Sommertag ist da !
Er krazt dem Winter die Augen aus
Und jagt die Bauern zur Stube naus.
II 444 Z. 2 V. o. lis ^auf die Wage".
II 445 f. Tra ri ro der Sommer der ist do!
Vgl. bei Firmenicb II 15 das Früh'ngslied beim Umzog der
Kinder am Sommertag, aus der Gegend von Speier, und Zell's
Ferienschriften I 71.
II 447 Z. 2 V. o. lis „mit Eiern".
II 730 Gruten Abend, gute Nacht.
Clemens Brentano (Gesammelte Schriften 5. Band S. 166.
Frankf. 1852) hat das ^Kindergebetchen" so erweitert :
Guten Abend, gute Nacht,
von Sternen bedacht,
vom Mond angelacht,
von Engeln bewacht,
den Blumen umbaut,
von Rosen beschaut,
von Lilien betaut,
von Veilchen vertraut;
schlupf unter die Deck\
dich reck und dich streck,
schlaf sanft und schlaf still,
wenn's Hergotchen will,
frü Morgen on' Sorgen
das Schwälbchen dich weck!
Bedacht bedeckt, weil Dach und Decke eins (Grimm, Alt-
deutsche Wälder II 8).
Büsching (Wöchentl. Nachrichten I 320) gibt ab holsteini-
schen Volksspruch:
Godn Abend, godn Nacht!
mit Rosen bedacht,
mit Negelken besteken,
krup önncr de Deken;
morgen frö, wills Gott, wdll wi uns wedder spreken.
Ebenso, nur in der Orthographie abweichend, Müllenhoff519. Aen-
lich (Zeile 5 : Morgen froh we wi us wedder spräken) bei [Stracker*
Jahn] Aus dem Einderleben, Oldenburg 1851 S 107. Vgl. Finne-
nich I 56. 66.
In Mones Anzeiger 1834, 290 aus dem Ende des 15. Jarhun-
dert als Glückwunsch:
Ich wünschen dir ein gute nacht,
von rosen ein dach,
von gilgen (Lilien) ein bet (Bett),
von musgut (Muskat) ein dür (Türe),
von neglin ain rigel darfür.
197
Etwas anders, gleichfalls aas dem 15. Jarhnndert, Mones An-
zeiger 1833, 73.
II 731 Jesu liebes Herrlein mein
Vgl. dazu Ghristkindleins Wigenlied aus dem „Geistlichen Pa-
radeyß Vogel* (Neyß i663) S 76 |,von vnsers Herrn Krippelein
in seiner hekandten Melodoy** :
1 Jesulein zart, 2 Schlaf, Jesulein, wol!
das Eripplein ist hart! Nichts hindern dich soll;
o Jesulein zart, Ochs, Esel und Schaf
wie ligst du so hart! sind alle im Schlaf.
Ach schlaf und tu Schlaf, Kind, und tu
dein Aeugelein zu! dein Aeuglein zu!
schlaf, and gib uns die ewige Ru! schlaf, und gib uns die ewige Ru !
3 Dir Seraphin singt
und Cherubin klingt;
vil Engel im Stall
die wigen dich all.
Schlaf, Kind, und tu
dein Aeuglein zu!
schlaf, und gib uns die ewige Ru!
II 741 f. !ZVojl troß triU
Weigand teilt aus der Wetterau nur mit (s. Firmenich II
S 102):
DroO droß drill!
D'r Bauer hofr e Pill!
D's Fillche will näit l&fe,
D'r Bauer wilPs v'rk&fe!
Droß droß drill,
D'r Bauer horr e Fill!
Andere Faßungen s. Alemannia VIII S 71.
Schon im Voc. theut. Bl. hhj^. findet sich: „Tryllsingen als
trill trill. trillare. kindestillen**. Daraus stammt mittellatein =
italienisch trülare und hieraus wider das deutsche triUern,
II 742 Patsche, patsche Kuchen
Allgemein verbreitet durch ganz Mitteldeutschland. Abwei-
chende Versionen sind folgende:
1 Backe, backe Küchelchen,
zwei in einem Tigelchen,
drei in einem Pfännchen
für das kleine Aennchen
(oder: backe, Mutter Aennchen).
Aus Alt-Töplitz bei Potsdam (LErk).
2 Backe, backe, backe
dat Mel wol (hol?) ut 'n Sacke,
Eier ut'n Neste —
ose Aleid is de beste.
Ans Bremen (Wigenlieder usw. S 30).
3 Bitsche, batscfae Eierkuche,
'b kommt e UOller, will'a Tsrauohe;
nein da derfat es nit versnohe,
's ist Bo gar ne gater Knohe.
Ans Sobwaben (Heier l2 n. Birlinger S 11).
4 Backe, backe Eflcbele,
tun mer's ATel in's Tigele,
tan mer'B Uel io'i Topfeie,
haaa mer'o Bnb'n an's Eopfele.
Aas Reichenbsch im Voigtland (E Köhler VolVabraach 8 320).
n 743 Falsche, patsche Kuchen, der Bücher hat gerufm
In diser Faßnng in Mitteldeutschland allgemein bekanat. In
SQddentacbUnd bewirkt das hochdeutsche „bochen" stat „hacken'
in Z. 3 f. größere Genanigkeit dee Reims. HJer verzeichnet Mein
S 12 aus Schwaben:
Bitsche, batsohe Koche,
der Beck der hat gemfe:
Wer will gnte Koche bache,
der muß habe sibe Sache,
EUer und Schmalz,
Botter und Salz,
Milch and Mel,
Safirig macht die Koobe gael.
Ganz änlich Stöber (S 15) a'hs dem Elsaß:
Bitache, batsche Kueche,
der Beck der het geroefe :
Wer will Kueche bache,
der mueß hawe siwwe Sache,
Budder un Salz,
Eier un Schmalz,
Zucker un Mel,
Saffre macht de Koeche gael.
Auch in Norddeutschland ist das Liedcben verbreitet. In der
Ahmark (Danneil S 190) lautet es:
Backe, backe Koken,
de Bäck'r bat all röp'n:
Wer will 6nen K6ken backen,
de miltt hebh'n säöwen Saclien,
Eier an Soll,
Bott'r un Sroolt,
H^lk un Mael,
Saffran macht den K6k'n gael
Schfif in'n Aow'n, schflf in'u Aow'n.
Ebenso, abgesehen von den dialektischen AbweiobaBgOO in
Wigenli»der uhw, (Bremen 9. Anfl. 8 80).
199
Abweichend von den obigen sind folgende Sprüche:
1 Patsche, patsche Kuchen,
der Bäcker hat gerufen:
Sollst einmengt
sollst Kuchen bring'.
Schuck! in Ofen.
Aus Hildburghausen.
2 Backe, backe Kuchen,
der Bäcker hat gerufen,
hat gerufen die ganze Nacht,
Mariechen (Ernstchen etc.) hat kein Teig gebracht,
kriegt auch (drum kriegt er) keinen Kuchen.
Aus Anhalt und Brandenburg.
II 745 Es regnet, Qott segnet
In der Wetterao singen die Kinder beim Regen:
's raejent!
Gott saejent!
D'r Mund scheint!
D'r Pfaff greint!
Da Wetterauisch rdne für regnen gesagt wird und saegcne
erst ktir2lich aus der Schriftsprache in den Wetterauer Dialekt
eingefürt, für greine aber gSarn (= weinen) üblich ist, so scheint
das Liedchen eingewandert. Es erinnert an die Zeilen aus einem
dänischen Volksliede, welche in den Heidelberger Jarbüchern 1811
(1. Hälfte S 144) aus Ohlenschlägers Palnatoke mitgeteilt werden:
Mond scheinet^
tote Mann greinet:
wird dir nicht Angst.
Aus Weigands Nachlaß
II 749 Ich schenk dir was
1 Was bringst du mir mit?
Antwort: E silbernes Nixche
und e goldenes Wart-e-Weilche.
Darmstadt, Worms usw.
2 Was bring ich dir mit?
E silbernes Nixche
und e goldenes Nantohe.
Oberhessen (zB. Laubach).
II 752 f. Kinderpredigt
Nur die ersten 6 Zeilen gehören dem durch ganz Deutschland
weit verbreiteten Kinderspruch an. Das übrige ist von den Her-
ansgebern des Wunderhorns hinzugetan. Die 7. Zeile „Get alle
iMeh Haus** kommt hin und wider in verwandten Faßungen noch
I 80 in Köln „Nun schert euch alle zum Tempel hinaus'' !
200
(Weyden 224. Simrock 83), oder „Dort lauft e Muß, Wer sie
fangt macht sieb e großi großi Belzkabb drus* (Stöber S 17).
Eine etwas abweichende Faßnng der ersten 6 2^ilen hat
Kebrein (Volkssprache and Volkssitte in Nassaa 11 S 123):
Eickeriki-Hahnl
meine Predigt get an;
mein Rad and mein Wirte!,
meine Predigt ist virtel;
meine Ka und mein Kalb,
meine Predigt ist halb;
meine Kaz und meine Maus,
meine Predigt ist aus!
Die von uns aus dem kurbessischen Oberhessen mitgeteilte Form
des Spruches hat LErk merfach aus dem Hessen -Darmstädtischen
aufgezeichnet, so zB. aus Messel bei Darmstadt:
Da ste ich auf der Kanzel
und predge wie e Amsel.
Da kommt die Ku und horcht mir zu;
da kommt das Kalb und frißt mich halb;
da kommt die Maus und lacht mich aus.
Wubb! da ist mein Predigt aus.
(Oder: nun ist die ganze Predigt aus.)
Aenlich aus Dietzenbach bei Offenbach:
Da ste ich uff der Kanzel
un predig wie ne Amschel;
da kommt die Ku un hört mir zu;
da kommt die Maus un lacht mich aus.
Wupps! da is mei Predig aus.
In Mitteldeutschland (Vogelsberg, Hildburghausen, Vogtland,
lezteres bei Dunger S 105) kommen meist nur die folgenden
Zeilen vor:
Da ste ich auf der Kanzel
und predig wie ein Hansel,
da kommt (kam) die Maus und lacht mich aus,
da ist (war) die ganze Predigt aus.
Eigentümlich ist die Faßung, die Stöber S 28 aus dem Elsaß
beibringt. Wenn ein Kind irgendwo herabspringen will, spricht es:
Do ste ich uf d'r Kanzel
un breddi wie e-n Amsel;
do kummt e Bue
un nimmt m'r d* Schueh,
do kummt e Maidel
un nimmt mV d^Kabb,
do fall i vun dV Kanzel erab!
In der neuen Ausgabe (S 16) lautet der Schluß:
201
Do kamrot e Maidel
an zopft mi am Eleidel,
do kämmt e-n-aldi Schlapp,
do fall i von dV Kanzel erab!
II 769 Maikäfercken fliege weg!
In der Wetteraa singen die Kinder, wenn das Sommerkälh-
chen (der Sonnenkäfer, coccinella, ein beim Volke belibtes Tierchen)
fliegen soU:
Sommerkälbche, fläi fort!
Deifi Häosi brennt,
Deifi Modderche flennt,
Dein Vadderche sezt eam Wirtshaas
eann drinkt die Gleser all' aus.
Aas Weigands Nachlaß.
n 770 Storch Storch Steine
Vgl. Alemannia VIII S 72.
Weigand verzeichnet (hschr. Nachlaß) noch folgende Faßang
(aach bei Finnenich II S 101):
Stoark Stoark St&ne
mead de lange Bftne,
mead de korze Knie!
Jangfraa Marie
horr e K^and gefonne
ean d'm klftne Bronne.
Wer soll's hÄwe?
DV Petter mead dV Gere!
Wer soll di Winnel wesche?
Di M&d möad d'r Blabberdesche!
II 771 Stor<^i Storch Langbein
Chr. Johansen (Die Nordfrisische Sprache nach der Föhringer
and Amramer Mandart. Kiel 1862. S 3) verzeichnet folgenden
alten Reim:
AriblUi Langasnari,
wan skel wi tn Ripen fari?
Wan a Raagh rippat;
wan a Berri piipat;
wan a Apler driiwen kem;
wan a Feeder sankt;
wan a Stian kraft
Storch (Langbein?)
wann sollen wir nach Ripen faren?
Wenn (wann) der Roggen reift,
die Gerste sich streifb,
die Aepfel an den Strand treiben,
die Feder sinkt,
der Stein schwimmt.
202
Vgl. damit die Faßung in Haupts Zeitschrift f. DAit«it.
8, 374.
II 775 Bingdreihen
Am weitesten verbreitet, namentlich in Mitteldeutschland, sind
die 4 ersten Zeilen des Liedchens im Wunderhorn:
Ringel Ringel Reihe
's sind (wir sind etc.) der Kinder dreie
(sie) sizen unterm (auf dem, hinterm) Hollerbusch
(Fliderbusch, Rosenbusch),
singen (rufen, schreien, machen, sagen) alle: husch,
husch, husch!
Die Baseler Eindereime 16 haben:
Ringe Ringe Tänzli!
Maiteli trage Eränzli,
Buebli trage Maieli,
Bute Bute Haieli.
Eine andere Form mit dem Anfang , Ringel Ringel Rosen-
kranz** gehört hauptsächlich dem Norden an, zB:
1 Ringel Ringel Rosenkranz,
sez ein Töpfchen Wasser bei,
morgen wolln wir waschen
schöne blanke Sachen.
Eling klang unter die Bank.
(Mündlich aus Brandenburg, LErk.)
2 Ringel Ringel Rosenkranz,
sezt ein Tröpfchen Wasser bei,
morgen wolln wir waschen
kleine Wäsche, große Wäsche.
Wenn der Hau wird kräen,
schlagen wir im auf den Brägen.
Die ganze Eompani,
Eikerikiki. (Beeskow LErk.)
3 Ringel Ringel Rosenkranz,
mitten stet ein goldner Eranz,
was wolln wir machen?
Schwarzbraune Sachen
Federn wolln wir schließen,
Wasser wolln wir gießen.
Eikeriki !
(Falkenhagen bei Peterhagen LErk.)
Vom Mittel- und Niderrhein stammt?
Rusekranz,
wat gilt de Schanz:
one decke Daler;
morge well m'r bezale.
203
In Siegburg fügt man dann noch hinzu:
öwwermorge Lamm che schllUihte,
dat soll rofe: mäh!
In Köln wird darauf gesungen :
Et siz e Manchen op der P6(r)z,
weiß nit wat et ässe soll.
Ei Stock Eis und Brüd —
Fallen alle Heiden un Türken düd.
II 777 AhzäUieder
1.
Zu Nr. 1 hat LErk eine Variante aus Hergershausen (Kr.
Offenbach) aufgezeichnet :
Eins, zwei, drei,
hicke, hacke hei,
hicke hacke Haberstro,
d'r Miller hat sei(n) Frä vVläm,
's Schelleinche hat se funne,
's Eäzche schlägt die Drumme:
's sizt e Mansche unnerm Dach,
hat sich b&l ze D6d gelacht
(oder: hat sich gräd bfll schepp gelacht).
Derselbe verzeichnet aus Messel bei Darmstadt:
Eins, zwei, drei usw
Müller hat sein Frau verlorn,
's Käzche hat se fnnne
in dem goldne Brunne:
*8 sizt e Mäusche aufm Dach,
hat sich beina schepp gelacht.
Aus Tambach in Franken hat Firmenich H 404:
En, zwen, drei,
bicke backe hei,
bicke bake^Hiftendurn (Hagebuttendorn),
der Müller bot sei Fra verlum:
sizt ä Männle af n Dach,
hot sich bal ze Toad gelacht.
Aus Nassau (Eönigshofen bei Idstein) bringt Kehrein (2,
S 115) bei:
Hickle hackle Distel Dorn,
d'r Miller hot sei(n) Fr& verlorn,
*s Hensche hot se funne,
dei Kaze schlän dei Drumme,
dei Moisercher kehrn dei Stuwwe aus,
dei Hatte trän de Dreck enaus:
sizt e Yiölche unnerm Dach,
hot sich krumm un schepp gelacht.
204
2.
Ist mir sonst nicht wider aufgestoßen. Simrock Kinderbuch
155 hat es ans dem Wnnderhom.
3.
LErk bat aus Offenbach und (one die lezte Zeile) aus Frank-
furt a. M. aufgezeichnet:
Ene dene micke m^ne.
Wer get mit nach Engelland?
Engelland ist zugescbloße,
Oberschloß ist abgebroche.
Schäfer [JägerJ, bind dein Hündldn an,
daß es mich nicht beißen kann!
Beißt es mich, so straf ich dich,
hundert Taler [um e Guide] dreißig:
den dibb, den dabb, und du bist abl
Andere Faßuugen vgl. Wigen-Lider usw (Bremen 2. Aufl.)
S 55; Kehrein II 8 116 (Nr. 4 u. 5) und S 117 (Nr. 8); Stöber
S 23 f.
Im Bragur III 8 244 fürt Oräter den Schluß als die in
Franken und Sachsen gebräuchlichsten „Auszälungs- Verse ** an:
Jäger, bind dein Händlein an,
daß es mich nicht beißen kann;
beißt es mich, straf ich dich
um sechshundert dreißig.
Daraus gieng es ins Wunderhom über.
Im Vogelsberg (Th Bindewald) lauten die Reime:
Ene dene Lieskathrine,
vrillst du mit nach Engelland?
Engelland ist zugeschloßen,
Waßer drum herum gefloßen.
Der Bauer hat sein Hund gebunden.
Beißt er mich, so straf ich ihn
mit fünf und dreißig hundert.
4.
LErk hat eine Faßung, welche offenbar das Original zu dem
Wunderhom ist:
Eins zwei drei,
hicke hacke Heu,
hicke hacke Haberstro.
Vater ist ein Schnizler wordn,
schnizelt mir ein Bolz,
zieh ich mit ins Holz,
zieh ich mit ins grüne Chras:
205
Onck, Vater, was ist das?
„Kind, das ist ein weißer Has!"
Paff, dem schieß ich aaf die Nas !
In Elberfeld ist noch heute als Abzälliedchen bekannt:
Aenneken Aennekeo (oder: Ene d^ne), Dintenfaß,
komm zur Schul und lerne was;
wenn du was gelernet hast,
komm nach Haus und sag mir was ^).
Mein Vater ist ein Schreiner,
schreinert mir ein Hölzchen,
da pfeif ich jeden Morgen drauf
oder:
schreinert mir ein Häuschen
und darin ein Mäuschen.
Ebendaselbst schließt sich an die 4 ersten Zeilen öfters auch
der Schluß von Nr. 3 an:
Bauer, bind den Pudel an,
daß er mich nicht beißen kann;
beißt er mich, verklag ich dich,
hundert Thaler kost es dich.
Verwandt ist der Spruch aus dem Aargau bei Rochholz
8 183 (Nr. 271).
5.
LErk hat folgende Faßung aus dem Original in Achims v.
Arnim Nachlaß:
Gickes gackes Eiermuß,
Oäns laufen barfuß.
Hinterm Ofen stat sie,
vorm Ofen gat sie.
Hat sie Schu, so leit sie *8 an,
hat sie keine, so kauft sie *n Par,
Der Zälreim scheint in Süddeutschland bekannt zu sein.
Schon JNaß schreibt in der Quinta Centuria BI. 94a: „Vnd
das soll dannoch dem Doctorat gemeß vnd Keiserlich geprocodiert
heißen, ja gickes geckes offenloch, die g&nß pren Imrfuß^.
Stöber (S 21) verzeichnet aus dem Elsaß :
Eins zwei drei,
bicke backe bei,
bicke backe Hawermueß,
d* Oäns gen bärfneß,
bärfueß gen sie,
hinderm Offe sten sie,
hänn g&li Schiejele an
un rodi Bändeli dran.
*) Dafür auch : y,Steck die Feder en die Tasch^*,
206
Vgl. auch bei demselben S 26 f. eine längere Faßung, die
von Z. 5 ab ganz abweicht.
6.
Eins zwei drei,
in der Meierei (Wunderhorn: Dechanei)
stet ein Teller auf dem Tisch,
kommt die Kaz und frißt (W: holt) die Fisch,
kommt der Jäger mit der Gabel,
sticht die (W: der) Eaze in den Nabel,
schreit die Kaz: miau, (W: miau mian),
ich will's raei Lebtag net meh dann
(W: will's gewiß nicht wieder thaun).
Dise Abzälreimo hat LErk in Messel bei Darmstadt aufge-
zeichnet. Sie stimmen mit geringen Ausnamen zu denen im Wun-
derhorn (1. Ausg. Anhang 84, 2. Ausg. III 443), welche wir in
unsere Ausgabe nicht mit aufgenommen haben. Die Herausgeber
des Wunderhorns haben die zwei lezten Zeilen verändert. Sie
lauten in dem noch vorhandenen bs. Original:
kreischt sie: miaun, miaun,
ich wills nimmer thaun.
Kehrein (II S 117) teilt aus Mengerskirchen bei Weilburg mit:
Eins zwei drei,
in der Jägerei
kam der Jörgel mit der Gabel,
stach das Käzchen in den Schnabel,
miau miau,
ich wills mein Lebtag nicht mehr dau.
In anderer Faßung bei Dittroar (der Kinder Lnstfeld, Frank-
furt 1827 S 131 f.).
7.
Eins zwei drei,
Hicke hacke Heu,
Hicke hacke Messerstil,
Alte Weiber eßen vil,
Junge müßen fasten,
Brot ligt im Kasten,
Meßer ligt daneben,
Wollen wir dem Kindchen geben.
Mündlich, aus Worms. Vgl. dazu Wh. II 739: Lirum lamm
Löffelstil und Meier 115 u. 116. Der verewigte Pfarrer Th Binde-
wald teilte ans dem Vogelsberg als Reime, die beim Büren in der
Milch gesprochen werden, die folgenden mit:
a) Traliruro, lamm, LöfiPelstil,
Die alten Weiber eßen vil,
Die jungen müßen fasten,
Das Brot ligt im Kasten.
207
b) Traliram, lamm, LöfiPelstil,
Wer dis nicht kann, der kann nicht vil,
Und wers nicht kann, der lerne!
8.
Ich teile hier die von Th Bindewald im Vogelsberg gesammelten
Reime beim Abzälen zum Fangen, Verstecken und Suchen mit, so-
weit dieselben nicht schon vorher angefürt worden sind:
1 8
Eins, zwei drei,
Haus,
Du bist freil
Daus,
2
Du bist aus!
Eins, zwei, drei,
9
Meine Mutter die kocht Brei,
üche,
Mein Vater der heißt Sauerkraut,
Buche,
Meine Schwester ist *ne schöne
Du must suche!
Braut.
10
3
Eckle,
Eins, zwei, drei.
Bäckle,
Jezt kommen die Soldaten herbei.
Du must dich versteckle!
Wievil sinds?
11
Es sind irer drei.
Eins, zwei, drei, vier.
W&rens irer vier.
Im Klavier
kauft ich inen ein Glas Bier.
Ligt ein Ding,
4
Das macht kling-ling-ling !
Eins, zwei, drei,
12
Butter auf den Brei,
Eins, zwei, drei, vier,
Eier auf den Speck,
In Asien gibts kein Bier,
Du bist weg!
In Amerika gibts keinen Wein,
Ganz änlich bei Simrock.
Du musts sein!
5
13
Eins, zwei, drei,
Eins, zwei, drei, vier.
Wicke, Bone, Heu,
Geh hin und hol Bier,
Wicke, Bone, Dinteufaß,
Geh hin und hol Wein,
Wie ich auf der Tafel saß,
Du musts sein!
Li la lu,
14
Heraus kommst du!
Drei, sechs, neun,
6
Hexe auf dem Stein,
Eins, ^wei, drei.
Hexe auf dem Buch —
Hicke hacke Heu,
Alte Hexe such!
Hicke hacke Sichelstil,
15
Mein Vater dret die Mül,
Eins, zwei, drei, vier, fünf.
Die Mül die macht hick hack.
Tu aus deine Strumpf,
Die Ur die macht tick tack.
Tu aus deine Schu,
7
Leg dich ins Bett zur Ru!
Eifer,
16
Pfeifer,
Eokchen, Deckchen, Glöckchen,
Da bist Greifer!
Silber aU!
208
17
Eins, zwei, drei, Tier, fünf, sechs, siben.
Wo sind die Franzosen gebliben?
In Rußland in dem tiefen Schnee,
Da rufen alle: „0 we, o we!"
Auch bei Simrock und in Elberfeld. Vgl. Rochholz S 123.
18
Oillehannese Konrad,
Willst du mit auf Elpenrod?
Elpenrod ist zugeschloßen,
Eins, zwei, drei,
Elpenrod ist frei!
19
Es wollt ein Schmid ein Pferd beschlagen.
Wievil Nägel muß er haben?
Eins, zwei, drei!
Magd, hol Wein,
Knecht, schenk ein,
Herr, saufs aus.
Du bist aus!
Ganz änlich ein Reim bei Simrock. Mündlich habe ich ans
Barmen :
„Min Vader leit <^n old K&rad (Karrenrad) beschlonn;
R6d du ÖS, wo voll Nägel godd (gehen) dotau?
Eine beliebige Zal zß 9 wird genannt. Dann wird biß 9 gezält,
hierauf sagt man: dd büstu van den allerersten 6nen drut. Auch
in Oldenburg ist der gleiche Spruch (vgl. Strackerjahn, Aas dem
Kinderleben, 1851, S 53).
20
Eins etc. sechs. Morgen frü um zehn
Morgen frü kommt die Hex, Sucht sie Span,
Morgen frü um siben Morgen frü um elf
Schabt sie gelbe Rüben, 6et sie ins Gewölb,
Morgen frü um acht Morgen frü um zwölf
Get sie auf die Wacht, Get sie ins Gehölz,
Morgen frü um neun Kommt niemals heraus,
Get sie in die Scheun, Du bist aus!
Mit dem Anfang „Morgen frü um sechse Kommt die alte
Hexe" bei Simrock.
21
Eins etc. siben,
Meine Mutter die kocht Rüben,
Da wollt ich einmal lecken.
Da kam sie mit dem Stecken,
Da gieng ich zu der Magd,
Die hat mich ausgelacht.
Da gieng ich zu dem Knecht,
Der sagt: Das geschiht dir eben recht!
209
22
Eins etc. neun,
Oe in das Gäfilein,
In dem Gäßlein ist ein Hans,
Bei dem Hans ist ein Garten,
In dem Garten ist ein Banm,
Anf dem Banm ist ein Nest,
In dem Nest ist ein Ei,
In dem Ei ist ein Dotter,
In dem Dotter ist ein Has,
Der springt dem Bubending anf die Nas!
Ancn bei Scherer (Alte und neue Kinderlieder) II S 41.
Bei Meier mit dem Anfang „Mein Vater hat einen Garten ge-
kauft' nnd dem Schluß ,In dem Dotter ist ein Dreck, Kübele
Kabele, schlecks aweg ^) ! "
23
Eins etc. nenn,
Willst du mit nach Ulrichstein?
Ich mag nicht mit nach Ulrichstein,
Weils nichts drin gibt als sauren Wein.
24
Ene dene dislata Dippche knell.
Morgen kommt der Großpapa E dipp, e dapp.
Mit der goldnen Schell, Dn bist ab !
25
Ene dene ticke tacke
Meine Finger müsse knacke 1
26
Amtmann Bar Eine für mich,
Schickt mich her. Eine für dich,
Ich soll holen Eine ins Haus,
Zwei Pistolen, Du bist aus!
Aenlich auch bei Simrock.
27
Eins etc. zwanzig,
Ge hin nach Nanzig,
Ge hin Übern Rhein,
Dn musts sein!
1) Im Elsaß lanAet der Beim {Ä, StÖber EUäßisches VoOcsbikeh-
lein 1842 S 22) :
Eins ete. nien,
Oeh ins Oäsad nien^
Im Oäsael is^ e Hüs,
Im HÜ8 isch e Oarde,
Im Oarde isch e Baumj
BlrUngtr, Atomaimlft ZIV 3 14
210
Bei Simrock: „1 — 20, Wer get mit mir nach Danzig?
Wer get mit ir nach Wien Und holt sich ein Bond Kien?^
28
Ene dene, ficke facke,
Bäame knacke,
Aepple Bäpple
Bire hare baff!
Vgl. ans Oldenburg (Aus dem Kinderlebeni 1851, S 52):
„Oeppelken, Pöppelken, Pirelken, Parelken, Paff/
29
Eins zwei drei vier,
Was willst du? Wein oder Bier?
Bier ist nicht hier
Wein, du must sein!
30
Eins eto. vierzehn,
Ge hin and hole Eom,
6e hin und hol weiße Käs,
Hier sitzt eine Maus,
Die muß heraas!
31
Ene mene mine mo,
Eappenmännchen, bist da do?
Kappenmännchen Italiän,
Eins zwei drei,
Warum bist du fortgelaufen
Und schon wieder da?
Darum must du Strafe leiden
Fflnfundzwanzig Jar.
Glaubst, ich könnt nicht zwanzig z&len?
Zwanzig ist schon da.
9.
Auszälreime aus Elberfeld und Umgegend.
1
Aken, b&ken, B6nenstäken, ri ra ratsch.
Mündlich aus Barmen.
TJfm Baum isck e Nest,
Im Nest isch e-ti-Eü,
Im Ei iseh e Dudder,
Im Dudder isch e Hos,
Der springt (fr uf d'Nas.
211
2
Eins, zwei, drei, vier,
Wein oder Bier,
Bier oder Wein,
Dn moBt sein!
Vgl. unter den Yogelaberger Reimen Nr. 12, 13 und 29.
3
Eins etc. sechs,
Kraut ist ein Gewächs,
Kraut ist ein gut Gericht,
Liebes Kind, verschmäh es nicht!
4
Eins etc. siben,
Eine Frau die kocht Rüben,
Eine Frau die kodit den Speck,
Eins zwei drei, da war sie weg.
Vgl. Rochholz S 128.
5
Eins etc. siben,
Wo bist du so lang gebliben?
In Berlin, in Stettin,
Wo die schönen Mädchen blühn.
Mädchen die sind Znckerengel,
Buben das sind Gassenbengel ;
Mädchen tragen Mirtenkränze,
Buben tragen Rattenschwänze;
Mädchen gehen früh nach Haus,
Buben bleiben lange aus.
Fast ganz gleich gibt Korrenberg (Geschichte der Herrlich-
keit Orefrath S 117) den Reim vom Niderrhein.
6
£n tw^i dr6i, rische rasche r^i,
rische rasche Plüdertasche
Sn tw6i dr^i.
Aus Barmen (Woeste im Korrespondenzblatt des Vereins für
nd. Sprachforschung lY 45).
7
£n tw4i dr^i ßer fonf sess sewen acht,
op die Jagt,
süren Kappes on Speck
du böss leck.
Aus Barmen (Woeste a. a. 0.).
212
8
Ich ging einmal in meines Großvaters Garten,
In dem Garten stand ein Banm,
Ad dem Baum da war ein Ast,
Aaf dem Ast da war ein Nest^
In dem Nest da war ein Ei,
Anf dem Ei da stand geschriben.
Wer bis hundert zält, der maß krigen.
Dann wird bis 100 abgesält. Beim Krigesspil gebränchlich.
Vgl. nnter den Vogelsberger Reimen Nr. 22.
9
Ich und du,
Müllers Kuh,
Müllers Esel
Der bist da.
In den verschiedensten Wendungen durch Deutschland ver-
breitet. Vgl. aus Oldenburg Strackerjahn (Aus dem Kinderleben,
1851, S 55), in Hessen und Düringen allgemein. Etwas anders
gestaltet fürt Rochholz S112 den Reim auf.
10
Inne winne witsel,
We (wer) mag Britzel (Bretael) ?
We mag Eauken (Kuchen)?
De mdt raupen (rufen).
We mag Bri (Brei) ?
De ess fri
Van de Börgem^sterf.
Mündlich ans Barmen. Aenlich erhielt ich eine Aufzeich-
nung aus der Gegend zwischen Elberfeld und Köln:
Ene mene metze.
Wer mag Bretze?
Wer mag Koken?
Der mdt soeken.
A B büt.
Du böss (bist) drut (draus),
Du scherst dich üt dem Kreis herüt!
Simrock hat :
Eine beine Raetsel,
Wer bäckt Bretzel?
Wer bäckt Kuchen?
Du must suchen 1
213
11
Min y&der leit Sn dld K&rad beschlonn etc.
Ans Barmen, 8. oben anter den Yogelsberger Reimen Nr. 19.
12
Op der Se' ess größte N6d,
ess ^n Feschken bleven d6H;
on we nit med der Lik well gönn,
de mott die Kost bet&len.
Ammer wammer
Rotterdammer.
Pif paf puf
8chl&g af!
Aenlich in Bremen (Wiegen-Lieder etc. 2. Aufl. S 53).
13
Oewer Ü8e h6ge Hüs
flog ene gelle 66s (Gans),
de sag : giga bds:
10, 20, 30, 40, 50, 60, 70, 80, 90, 100.
Dd büsstu van der aller ersten enen drüt!
Mündlich aus Barmen.
14
Um was wollen wir wetten ?
Um drei goldne Ketten,
Um ein Gläschen Wein.
Peter, du must sein!
10
Versehen der Kinder beim Abschaffen d. i. beim Abzälen
zu einem Spile in Bonn.
Et gink en Manche üffer de Brock,
Et hat en Säckelche op dem Rock,
Et schlog dat Säckelche widder da Post,
Da Post krag,
Dat Manche lag,
Tick tack,
Du best af !
Radlof Mustersaal II S 186. — Simrock hat den Reim in
folgender Gestalt :
Es geht ein Männchen über die Brück,
Hat ein Säckchen auf dem Rück,
Schlägt es wider den Posten,
Männchen lacht, Posten kracht;
Dipp dapp — du bist ab !
214
II 780 Lieber Gott und Engelein
Aenlich Schütze Idiot. III, 63. Ob hiernach im Wander-
horn gebildet? Aus dem letzteren bei Simrock 77. LErk.
U 774 Sanct Niclas
Der Sprach lautet nach der Origpnalhandschrift von 1699 :
Gott grüß euch, ihr lieben Kinderlein!
ihr sollt Vater und Matter gehorsam sein,
80 will ich each was schönes legen ein ;
wo ihr aber dasselbig nicht that,
so bring ich each Stecken und Rnth. Amen. LErk.
II 781 Abends wenn ich schlafen geh
Nach W. Menzels deutscher Geschichte 1834 S 388 sollen
folgende Verse auf dem Grabstein Friedrichs mit der gebissenen
Wange (f 1319) stehen :
Ich will heint schlafen gen,
zwölfif Engel sollen mit mir gen,
zween zu Haupten,
zween zur Seiten,
zween zu Füßen,
zween die mich decken,
zween die mich wecken,
zween die mich wisen
zu den himlischen Paradisen.
A. Stöber im Elsäßischen Volksbüchlein (1842) hat S 62 f.
dise Faßung:
Z'Nachts wenn i schlofe go,
vierzeh Engel bi merr sten:
zwei zur Hechte,
zwei zur Linke,
zwei zue Haupte,
zwei zue Fieße,
zwei die mich decke,
zwei die mich wecke,
zwei die merr zaie
das himmlische Barrediß.
Vgl. Simrock Kinderbuch 77. Müllenhoff 520. Firmenich
II 330. Fast gleich mit dem Wunderhorn gibt das Gebet ans
dem Bergischen Erk in den deutschen Volksliedern mit iren
Singweisen, Heft 5 S 71 (Z. 2 lautet : vierzehn Engelcher mit
mir gehn i). DIE HERAUSGEBER.
1) Oben 8 201 Z 8 von unten lis draff st. kraft.
I
I
I
DIE HOHENZOLLERISCHEN FLURNAMEN ')
II NAMEN VON TIEREN.
Seit !cb meine lezto AbhaodluDg über hohenzoll. Waldnamen
veröffentlicht«, ist der Rektor Dr. Th. Tkele in Heehingen ge-
Btorben. leb verdanke dem verdienton Sammler vile Mitteilungen
gerade bezüglich der Flurnamen HobenKotJemB. One Unterattlzung
vun Seite der Regierung, nur mit Dilfe gefälliger l^Iäuner, die
eich für ir Volkstum interessierten, bat der allzufrüli dahinge-
gangene unermüdliche Gelcrte Sammlungen zuwege gebracht, die
una in Verwnnderung aezen, um so mer als Th. nicht einm&I
Süddeutscher gewesen ist. Er ließ schon vor Jaren Fragebogen
nusgen, die historische, sprachliche, sittengeschichtliche Sammlun-
gen in jedem Dorfe, Weiler, Uofe veranlaßen sollten und zum
grösten Teile veranlaßt haben^). Die Einlaufe wurden, verbunden
mit den eigenen Beiträgen, in den hohenzollerischen Blättern ge-
wiß enhaft abgedruckt. Der Redakteur Gelbst, Lud ewig Fgler,
hat eich darum unsere Anerkennung und Dank erworben.
Ganz besonders sehen wir Thele die Sagen, Sitten and Sprache
in seinen Programmen bentizen. Wäre es im früher vergönnt
gewesen, den germanistischen Studien sich widmen zu können,
Eo hätten wir one allen Zweifel im manche Entdeckung zu ver-
danken. Seine Eegeisternog für altdentscbo Mythologie ließ in
nicht selten auf abschüßige Wege geraten, wohin im eine ge-
regelte Forschung, die Wißenscbaft nicht mer folgen konnte.
Es ist Schade! Niemand mer bedauerte ea nls icli, der in im-
mer in geordnete Bauen verwis. Seine Ausfürungen aber den
Namen Zoller, des Berges vermeintliche allgermanische Bedeutung
usw. sind in weitern Kreisen bekannt geworden, konnten aber
troz dca guten Wülena, den man Th. entgegenbrachte, nicht halt-
b.tr befunden werden. Die Ableitung ist noch nicht ganz sicher
gestellt und doch wird man an der „Zollstätte" zutezt hängen
bleiben miißen. Hoffe utllch wird ein eingeborener Zoller Theles For-
flcbungon aufneinen. Dr. liruna Stehles Bückker ans Elaaß-
Lothringen könnte das allein ermöglichen, weil er ein warmes Herz
für Bciue Heimat und deren Volkstum hat, wob er des öftern be-
kundet. — leb suche auf Bucks verdienstlichen Forschungen weiter-
Bchreitend die Flurnamen einem vorläufigen Abacbluße entgegen
zu fliren.
") Alm. X 333 (f.
ä) Ich darf hier nicht tergtßen meim Dankbarlteit jenen Zog,
gen SriihU, den tollfrisehtn Seniinorisifyt drr Jare 1869 oder 70. so
irem Direktor AUeeker zu beeeugm, welche mir fleißig die Flurnamen
irtr Heimat aufzeichnete».
M
1 IlausUere 2 liere des Feldes und des Waldes ^)
3 Nameu für Klosterlekenahäfe
1 HuBtiers
Vichgaße, Mngenbuch. Lebenbrief 1715. Tichstcüt, BorniL
Urb. 18. Jbd. Auf der Vkktvaid bei Raiigcndingen und oft.
Die Flui-n. Irenki Beur. Urb. 209. 204. 205 mögea hier i«
Slelle finden. üeber Stelli. Morgenwaid (Sigm.) sih später
Kalb: auf Kalben, Melchiogei) 1517. Kiilberkäule, Josef«-
lu8t Wald. Kalberwaid appell. Zimmer. Kr. 11 165. Bei ZiminoT
Hingingen, Ä ob bergisch. Kälhmwaseft, Enogeud. Kälberwislm,
l'uterBchmeion, 153C. Jnngii. Urbar.
Kiib ^) : Kuhgraben, OtterBwnng. Ewhhalde, Zimmern, Kuh-
l'irh, Jungnau. Wald bei Bisingeii. Kulileieh, Wilflinger Acker.
I^benda eioe Flur, deren Natne hierbergebSrt : die Melke.
Ochse, Hoffen, Stier, Hwnmel : Ochsenberg, Jangnau, Tier-
gsrtert, Sigm. Ochsenbrilt, um Zoller. OchsenbüM, Beuron. Ochsen-
stse, Sigto. Wald. Ochsctisleig, Jnngnau- Ochsenlrctte, Sigm,
Ochsenivaid, Hrebingeu usw. jftagenachcr, Langen enslingen, wo
auch die Hagenwise. Hagenberg, Steinbilbeo, mit der Uagemeis
daseibat und Ringingen. Hagcntoisle, Pfrunstetten usw. an Ha-
gcnne wibo Beur. Urb, 188. 169 oder PN? ob Uagcnstaig 211.
Dazu villeicht der FaretAiihl, Hechingen. Stierenbull oder -BüJil
Tallieim. Stierhof, GaußolüngeD ; in Humeistal, Beur. Urb. 213.
Ich muß des Rindersleins erwänen. steiler Berg aui Zoller. 1430.
Sclimid, Burg Hobenz. S. 82. Die Riut als Flurnamen sind fräok.
vil häufiger.
Schaf, Hammel, öaiß, Bock : Schafsaee, Wiläingen. Im
Schafstall am Beylenberg, Oberschraeien 1536. Urb. Jnngn. Schaf-
steig, Acker, Hartbausea a. äch. Schaftpascf, Bechtoidaweiler.
Bisingen. Schaficis, Honistein-Biogen. ürb. 18. Jhd. Vgl. Schäfer-
berg, bei Wilflingen, ob dem Schi.ffenoeg Beur. Urb. 208. Schafef-
halde, Haigorloch. Hirlenkalden, Glatt. — Hammelstal, Gaußel-
fingen, dazu BoclcslaU, Blettringen, ätorzingen. Jungu. Ürb. 1536
Boekstall, Jungaau Distr. Langeneck. Boxbrtl, Beur. Urb. Im
Gaißte (Goaflle), Hängend. Gaißenbach, Bisingen. Gaißenbcrg,
Sigm. Feld, öaissbol, Beur. Urb. 309. Gaißoch 212. tiuißli-
bronnen, Beuron. Gaissbricl, mit -(oJ Jungn. Urb, 1536. Gai^
backet, am Zoller nebat -wisen. In der GaißenHaut FronstetteD.
') Beur. Urbar Anfang XIV Jhil. ÄUm. VlII 185 ff. JungHauer
Urbar 1536. Färsll. I'ürftlrnb. Arehie in Dona uesckin gen. Herr Dr.
SSieMer hat mir eine Abxhrift gemaiAt. Rotte. Stadtr. I MänA.
Akademie, Sittggber. II Herrigs Ardiiv äH, 3U-3G0.
3) Sf. Blasien hat 3 Waldnamcn : KiMopf, Kscikopf itnä Ga\ß-
irMauf.
317
[ßail^etital bei Kaiserin gen. Daher Kizenbiihl bei Salm an dingen.
PN: Heinrich der Goissee Bear. Urb. 189.
EsbI: Sselisberg, Bart hausen, hieß einst ^zwischen den
Wegen". Eselbach, Biaingen. Eaclbrunnen, Melchingea. Esel-
Ivcken, Bisingen nebst Esdwisen. Eselsteig, Melcliingen, a. 1183:
der össelstiff. EseUceg, Langenensl. Bei Uaigerloch urbdl. eine
Eselswise: bis uff die eslhie tcis 1518, Am Esel, Beur. Urb. 213,
Ros», Stute, Gaul, Schcü-(Hengst), Füllen: Im Rossberg,
Melciiingen, Zimmern, Stetten bei Hechingen. Jtossfeld, vfT, 1B36
Jangn. Urb, Hoohberg, Im Horoat. Bing, Perg. Rotel 1494 : an
»erren enden — ettliohs uff rossveld. fol. 5". liossgasse, Eosslauf,
Bingen. Rossschänder, Weaaingun. Rosssieig, Imnaa. Rossstelle
(das Volk sagt Roechtcle) Storzeln. Hosswung, Wald hei Benzin
Rossiciscn, loneriugen, Wilflingeu. Rossabültct, im Beur.
irb. 189 hielier? Rossberg, Straßberg ßeur. ürh. 201. — Stua-
lia, Wald b. Rnelfingen und Rangendftigen. Gäule, Jiingnau.
Svhellenberg bei Benzingen, Slraßlerg, im Ilabsb. Urb. 263:
die lantgarbe an dem Seh., ferner b. UetÜngea. SchelUnfelder-
halden Hörnst. 18 Jhd. Schelknbüchel. Empfingen 1575. Scliölkn-
feld, zwischen Sigm. Soheer und bei Bingen. In Schdletifcld,
1536 Jungn. Urb. Hitzkofeu. Scheüingshalden , Steinhilben. Vgl.
Schimmflwasen, Belraer Wald. — Folcngarten, Zimmern. FiUli^
Visen, Weil heim usw.
Schwein, Kaze, Hund; Bargenwis, Hörnst. Bing. Urb. 18 Jhd.
SieivgrAbe Beur. U. 187. 190 u. andere Belej^e gehören wol
inter San, Wildschwein ? Obenan 8ten die Kaicnsteigc in
Benzingen, Melchingen, V Usingen (Wald) und Wilflingen,
Dellingen usw. Kasenloch, Kaiseriogen. Kaeentalreute, Bercutal.
Kamoang, Burladingen. Dag Beur. Urb. hat unzälige Belege: ob
Katzenataigo.-stige 191. 2lD. 211 usw. EasentüH 211. Vgl. Ri>tw.
II 341. Diso Namen werden auch teilweise auf Wildkazen hin-
weisen. Hieber dürfte RentmVoig, Flurn. in Wald (Kater) zu ziilen
Bein. — Die Uundracken sind so häufig wie die Kaiienateige: bei
Biaingen, Viisingen usw. af hitndsbühel 1536. Inneringeu. in der
buntgassm Beur. U. 199. Hundsgrube, Bettaer Aecker.
Henne, Gans, Ente : Hennenbühle und Hüiurbülde sind
«fig; jene wechseln mit Hiinernbiihl, -bcrg nb und ist ire
rrgehSrlgkeit nicht über allen Zweifel erhaben, am henncnberg
mr. Urb. 21U. Jlenncnbühl, alter Weinberg hei Rnngendingen ;
Itaer bei Jnngnaa, Troch toi fingen. Kin Hennenbeha i?) b. Hart.
Jennenslnn, Trochtelf. Hünerbach, -Bitchle Hangend. Hiiiierbühl
h. Hart, -feld, Weilh. Hünerspiel, Trochtelf. llünerbüiH 1536
Jungn. Urb. Im Hünerei, Ruelfingen. Daher; Hanherg b. Vii-
singen 1536. llannmherg bei Orosaelf. Sollte der Gogelhau,
Stein (= Gockelhan) dahergeboren ? Das dem Kloster Hediugen
:1421 gehörige Weingut h. Sipplingen unter „llünenherg" gehört
" ' iht hieher. — Gansacker, Empfingen. Gansbrunnen, Sigm.
218
GrosEelüiigen. Gänsehlum, hnugaaeriil. Ganswis, Zimniero. Gh
folgeade daber oder PN? Gcnslin rJetacker, Inzkofeii 153S.
Am Gensler, Bolt. 1536. Gensler, Flur in Vilsingen usw. VgL
Beur. ürl>. Genselins gfit 188. Herrn, der Genssicr 189. ob Gan^in
203. — Entenberg, Juagnau. Im Enlrecklle, im Entrecken Laogen
enslingea. Bei Hone Zt. V 2 ff. sind mere Namen im nahes 11a-
dischen aufgezält: Antenbol üldingen 1464. Knteuschieß NBaJrooh
1389. EutenBtal, Behla. -Grahea, Markdorf. -bol, Altoau, — -.
Enteratai Heinbach. Vilo beziehen sich auf „Wildeuten",
Ei'wäiicn will ich auch der Haigerlocber FamiliennsuMn
Esel 1328, Gais, Lamp.
Die Orte, wohin dna gefalleue Vih verscharrt vard, heißen
bald Seh elmenh aide, -Grube, -Acker usw., bald K&ibenäckcr, -berg
nsw, Schelmenacker, Bechtoldsweiler, zwischen Statten and Hechin-
gen Untci'stadt, Inzkafen 153S Jtingn, Urb. -htickel, Slelchingeni
-galie b. Hecbingen, Stetteu, -Graben, Starzelu. -Hecke, Stellen
u, U, uuder dem schelmigen Zil Beur. Crb. 213. {Wmen EchiecKb-
hin liäußg: nff dem wassen MeJchiager Fleckcnbücbl. IS ses.
Wasmried Sigm. Feld ; häufig heißt der Torfgrond .Wasen").
-Teivh, Owingen. -Wasen, Weilh, Harthnusen a. Seh, Wilflingen,
Betra, Hettingen, Kaibenherg, Trochtelf. ani AuBlaufe des Kalle»-
berges. Scliindacker Grosaclf. Vgl. Botwcil II 341. 330. Kahw'
^flchr. XV 19D. '
2 TIen dee Feldes und dee Waldes
Der Tkrgarkn 1403 Mon, Zull. I 479 Fürstenb, Wald,
bei Dietfurt; Wald, Burladiugen.
Wolf: Woifäcker, aclibergiach. -back, Wöl/Iisbach, Wald.
Hangend. Wolfehbiwh, Owingeu, -berg, Berg bei Herrn annsdorf'
Wolfcnsperg 1536 Uaterachmeion, Jungn, Urb. ob dem wolfHim
Beul'. Urb. -Bülit, Höischwag. uif der icolff' egerl Storziugen 1536,
Juiign. ürb. •Garten, Melc hingen gegenüber dem Hirsclisatal.
'Grube, Esserata Weiler, achbergisch. Ob der Wolfgrtiob bei Men-
gen, Hahab. Urb, 286. Wolfsgurgcl, Sigm, Dorf, Wolfaial,
Hurt, Hangend. Wolfslal Hornat, Bing. Urb. 18 Jhd. WaifS-
pla^, Hettingen, Wolßrmoos, achbergiach, Wolferrain, Neo&a.
Wolfetitale, Talhcim. Wölflistcald, Beuron, Enaiabeim. Vgl. Rolw.
II 359.
Sau, Schwein: Saugarien, Hechingoo, Schtceingarlen, Wald
bei Bachhaupten; dazu Schiocingruben, achbergtech nod Ruelftng«,
Feld, Sauheck, Ringingen. Sauloch, Bnngendingen. Im obern!
und untern SaiibiVil, Krauchonwies. Eine Baigorloclier Urkundfr]
von 1335 (Mon, Hohenb. 317) bat eiueu Simlach: in unser oegger,
die wir Imben in dem Saidach. uf uusern wisou diu gelegen sint
in dein Saulach. Saurucken, achbergisch. SaHsIdn, Burtad.
Saastock, Inneringen.
I
219
I
Ob die Bären-, Berenhalden, Uoteraclimsien 1536 und öfter
t lierh ergehören zu bgr, beier, Eber oder zu Bär — verirog ich
I nicht zu unterscheiden. In Eervebrunnen ? ßeur. Urb. 194 ; bi
r berettstaig 210. nf b. 213.
Sirseh: hier mögen ^oreret die Fäur- und Waldnanieu ge-
hören : Aesental (Wildheguug) Ringingen, in esnntal Benr. Urb.
199. sulte, tüffensuUs. Benr. Urb. 191: in der Sulse 195. Sule
bei Starzeln. in der Säle (Salzfutterplaz) bei Hechingen. d'Suls
bei Hörschwag, höchster Punkt dea Waldes, früher UirschtröHke,
Sülrenslei», Stetten a. U, Siilzkapf, Beuron. — Jägerv/is, Wild-
ücker am Zoller, Jiigerhapf, EnaiBheini. — Hirschäcker, Rangon-
dingen, Beurea, Melchingeu. Hirschentat, Melchingen, -Halden En-
■iaheim. Hirschhag 1536 Oberachmeien, Jungn. Urb. Hirschkapf,
Beuron. Birschsoppcn, Wise, Wilfl. Im buchenen Hirsch, Wisen
im Hirsch Bingen, Sigm. Dorf. Im langen Hirsch, Owitigen. Im
schtcareen Hirsch, Aecker in Bechtoldsweiler. — Die Zimm. Kronik
LU 442 berichtet: die Zimmern hetten iroa hirsplan zu Ingelstvis
I und die hosten lust.
lieh : Sechberg, der junge Üecliberg, Josefslust; ein Distrikt
im Tiergarten; Wald in Bingen, lichtoiliket, liranchenwies. bi
rechbrunnen Beur. U. 214.
Hase; Ilasenilcker. Hart, am hasenacJccr Stortzingeu 1636
JungD. Urb. im liasenaeckcrlin Inzkofeo, 1 536. Hasenbühl, Zimmern ;
-brunnen, Beuren; -gaile, Ringinger Felder (Hasngagcle geschriheu),
Itaaenhof. Beur. Urb. 197 (Talheim), Mscnschtcang 219. -knobcl,
Bchhergisch, öfter dort. -Tränke, Otterswang. — llasenweide,
Vering. St. da lit euch ein acker, heisaet Hasenmeide, Habah.
Urb. 260.
Fiichs : FuchsbrnnneH, Zimmern; -Iialde hei Wald; -hole,
LangeuenaliDgen ; -loch, Wald in Hart ; vor JFitchslöcher, Scblalt,
im Achbergischen. Im Beur. Urb. Fulisetier, Acker 189. — ze
vohmietun (Talh.) 197. rohciloch 210. Hornatcin. tohcnrain 311.
Fohenhilb, Knsish. — Im Mäderlal, Jungnan,
Wisel, OUcr, Schlange, Biber, Igel vsw.: um hertnlin 1536.
Qitzk. OUer/eld, Innering. Schlangenhalde, Glalt, Biberbach, Urspr.
LKugenenalingen 1607. in dem biberbach, Beur. U. 214. Grcnzbe-
Bchrbg, 1460: von Bylafingen in der Biber; die Biber ab bis in die
Tnnaw. Egelsee ehend. 1607. Vering, St, im alteu egelaee, Beur,
ü. 214. egelen nlti 188; bei Hechingen M. Zoll. I 426. 1393.
Da« Kloster Wald bekommt 1371 einen Weinberg zu Ueberlingen
im Barben. Mone Zt. 11, 83. Gehört ob bokhbrunnen, Großelf.
Benr. D. 214 bieher? Am Krotemcker, Bolt. Pnult. Ohnmeifien-
loch, Empfingen 1575. ain Ämaisbihel 1536 Uatersohmeien.
/mmen/a/, Zimmern, Sckncc.kenacker, Oiterewaag; -buhl, Rnngend.;
•graben, Empfingen; -kobel, Hörachwug ; -tal, Jougnau. Fli'igen-
j&fwi (Fliegen-) Beur. U. 198.
320
Vögel: die Vogelherde allgemein noch als Flurn&mea in dar
Erinnerung, bo bei Straßberg, Olntt, Raugendingen, Bingen, Wüf-
lingen, nsw. VojeZsanff bei Vilsingen ; am Vogelsattc lb36. JuDgo.
Uib. Der vorder Vogelsang, Selgetaweiler ; am Vogclsanff Bear,
Urb. 209. Vergleiche benachbarte Belege:
bonis quae diountur VogeUanc 1275. Meine 9,457, (Oberkireh);
ebeuda auch ai rupem quae dicitur Sioalicenstein. Moae /alt IG, 489
Laiibwälderoamen Vogelyeaang auf, besonders seieu es HackwÜlder,
welche periodisch zum Gahbolz gebauen n'urden, daher Ire B^sehalTen-
heil durch den Namen Togelgesang anffezoigt ist. Der Wald V. Kro-
tiingen 1432 und am V. WöBaingeu 1540. Am V. Lohoer Hof bei
Conalam 1435, V. in dem Dön MalterdingeD VngeUangkinee, Vogd-
sang. Maleck 3341.
Vogelüget, Bisingen ; -lochte, Salmendingen ; -ncsl Flur am
Zoller, -Kisen bei Scheer, oft. ee Agelstürrcn, Benr. Urb. 194.
(-bniiinen).
Blaitfiiß, Ackerfeld, Erap6agen. Ea ist der im Mitt«Ulta
vilgcnannte Vogelnanie des falco cyaoopua. DWB II 84. UlUit^,
WeHB. Benr. Urb. 109 V Dälw Dole (rahd tabe) : DaAd-n/ocÄ, üt
aiii wüster dobel beim Guteustein. Zimro. Kr. 11* 429. Z«d iJcift-
loehern Beur. Urb. 19S wenn nicbt dab-, lah^Lem? Eb ist Uale,
Dulax dasselbe: an fhuJenlall Oberschmeien 153<). Juogu. Urb.
Ehterfelil, Langenensl. Dasselbe was HeUen/eld, Ueleenlmtt, Bf-
Bingen, Obcr/ielecnhau, Dettensee. Vgl. He/ecntal, -bol, -lach, Rotw.
I! 338. Neu sind FasoHengarten, lleohingen, Pfauenicasen, W'eil-
heira, -fßise, im Achberg ischea. Vgl, Ffanemagels acker Beur.
U. 212 wol FN. Falkefistein, Distrikt im Tiergarten. Auf ttm
Falken, bei Burladingen. Finleenhach, Zimmern. GauchAald«
(Knknk). Wald. Geiern, Langenenal. 1607. Im Geierloch, Em-
pfingen. Geifiec, Distelfink: GeifUcn, Bechtoldäweiler Atcltei.
GifucnlocJt, Butra, ein Wald neben -/idla, ebenda. Bi hab^ömej.
Beur. ü. 197 (Talbeim), habsgr&h 211. Krappenbrmneri, Wöf-
liugeu, = Rabenhr. Dazu Rabeitfeld, Beurouer Wald, JlappmfeÜCllt.
laneringeu. Riibenberg, Oijeraabiueien, -Stein, Berg bei Burladin-
gen; -Ga^e, Rangendingeo. f uff men (Wildtauben) achbergiacli '}.
KuUenloch, Distrikt Mittelberg, Wiscn. Tiergarten. Lerchhalden,
Neufra. Lcrclienfcld am Zoller. LerchenWd, Wilfl. 3 jbqL «w
lerchen, Benr, Urb. 102. — Maisenbach, Statten, Uechingen.
Maisenlclten, Melcbiuger Fleckenbüchl. Maiseiüal, b. Tano^
heim. In JÜeißUn, Hitzkofen 1S36. In Schnepfenthilüen, law
ringen 1536. SchicaimentvisUn (sib oben) Unterachroeien 1536.
Im Stören, b. Wald (Staur). Si>erbersloch, Spechlshart, jene« ob
rupes, dieses eine zergai>gene Ortschaft. Vgl. Beur. Urb. 19IX
Im SlorckcnbnmneK Inzkofen 153(i. Arn Slörcksnest, Hitikofett
153«. Jungu, Urb. — Ob dem Ylenbcrgtall heute Eulungmb«.
ind hinter KtUteid/aMein,
I
Obers chmeien 1536.
resleu.
mit röiDiBchen Deber-
3 Nimen nir Kloslerlebenshiffe
Lucas Schindler su Magm-
Aus einem Leihlehenhrief für
fiifcA vom Abte von Salcw 1715.
unser nnd unaers mehrberührtes reichetüffts aigenthumhlicheB
gaelhle B3jer genant. — benanndtüchen eine vier khärigo bo-
haORUDg und ein Speicher, item ein baumbgarten iat Vb raanßmftad
14 ruetheo groß, gegen Aufgang an KiiiJiornffucth, NUdergnng
nnd Mitternacht nn Gemeindegaasen gelegen usw. — 7^ Jaucharl
15 ruethen in hiodern äckber im kleinen üachleio gegen aufg.ing
und Mittag an EUpltanlen^iieiher gelegen, gegen Niidergftng auf
das holz und gegen Mitternacht auf I'uchsguclh stoßendt. — l'/s
jauckart weniger 5 ruethen ob den langen Fürsten gegen Auf-
gang an DncIiS- rmd Nüdergang an Einhorngneth, gegen Mittag
auf Tllisffucth und gegen Mitternacht auf die Vichgaaaen stoßendt.
l'/jg jauch. 12 ruethen ob den stockackher gegen Aufgang an
Beeren- und gegen Nüdergang nn hiirschgucth gelegen, gegen
Mittag auf harsch- und Einkorn- Mitternacht auf i/ltis gueih sto-
ßendt. — 'Yio jauchart 18 ruethen im kleinen 5schlen gegen
Aufgang auf das Weyergässlen und gegen Nüdergang auf Johannes
Bernhardts von Laußheimb Gambsguethswü(i, gegen Mittag nuf
Einhorn GueIh oder Fußweg von Laupheimb stoßendt gegen
Mitternacht an Bcerengneth gelegen. — l'/s jauchart 10 ruethen
im kleinen Öschlen im Haag, atosst gegen aul'gung auf daß Woyher
gUssIen, gegen Nüdergang auf Job. Bernhard v. Lausheimb ackber
gegen Mittag an Hürsch und gegen Mitternacht an Carl Kneiplens
von gedachtem Laußheimb Haasen guelh gelegen. — Y* jauchart,
19 ruethen im bronnenstock ligt gegen aufgang an Maullhiergueth,
gegen Nüdergang an Einhorngueth, gegen Mittag an die Vichgassen
und gegen Mitternacht auf sich selbsten mit Bibergueth stoßendt. —
l'/ig jauch. 12 ruethen allda ligt gegen aufgang an Maulihier, gegen
Nfldergang an Luxgudh gelegen, gegen Mittag auf die Vichgassen
nnd gegen Mitternacht auf Ilaaseuijuelh stoßendt. — 2 '/g jauchart
weniger 6 ruethen gegen auf und Nidergang an Gambsguethsmäfi
nnd ackher gegen Mittag an Muulthierguelh gelegen und stosaen
»nnocher selbst mit Biber-Einhorn nnd Beeren gegen Mitternacht
das dnchsgueih darauf. — ^^^U manamaad weniger 1 ruethen in
der obern schwende, ligt gegen aufgang an dem woitharthotz
gegen Nüdergang an der berrscbaft bolz, gegen Mittag an Leivcn-
gveth ^) gegen Mitternacht ans Haaseuguclh stoßendt.
') In OstraiA war der alte LÖKenhaf.
Ich habe in oiaiDem Yolketueml. ans Schwaben II S 162 ffl
eine erkleckÜche Änzal Lehenljofnanien vbD Uciligen, Tieren bö- 1
gcbi-aclit. Ilerbertingen bei MengeD-Saulgau fant UeiligenD&men,
ebeiiEO Bcilzkofen; desgleichen bcnaDDicn Eoth nnd Ochsen haoBFn
ire Lcbenahöfs mit üeiligenDtiiiieii. Sftlmanswetl halte den Baier,
Sachs, Tyrolcr ubw. Heggbach hatte I<erchen, Maiseo, Kaben, Störche
nsw. Fridingea Bäume; Gutenzell Gerätschaften. Beiligkrenztal J
gab Hundersingen bei Riedlingen FischnameD (Volket. 183), Au- I
delüngen Vögelnamen. — Der Uofbaner Moll von Jetweiler
Stockach hat in seinem alten Lebenbrief eineVr'iae im Winterspöror I
Bann benannt Gimpel, ein Emeritenlehengut, Lerche, Kräfte, Grutf I
dein, Forejlcn, Karpfen, Akt, Faichengud, Krmsvogel naw. Ob I
in Bear. Urb. 191 ;sen Icice, leborten acker vol auch hierher raj
Kälen Bind 'i Wai'scheinlich.
III. WEGE, STEGE, PFATTEN, BRÜCKEN, PÜETEN»
TORE, NACHBARORTE
Daa formelhafte stig und sieg kommt in den ZolIeriBchtn
Urkunden oft vor, zG I 385 ugw. uralt sind die Herwege, m
Bear. Urb, unzäHgemal gcmvnDt. Mone in b. Zeitschr. 6, 488 gab
einen kleinen Auszug daraus: der herwcg in dem escbe
öwe, Steinhofen; Aer htrweg in dem esche in lengenvelt bei Winter-
lingen -Straß herg ; under dem herweg zwo juchart, Wessingen ;
ebenso in Stmßberg. Herstrafte Beur. U. 191. 194. 196. 201;
Wiaen in Gauselfingen. Ira Melcbinger Fleckenb. 15 sec dei
herweg gautt in den Flecken herinn usw. Ilerstroß, Empf. 1575;
bei Trouhtelfingen, Ringingen, Steinbilben vorbei. Ilochslraßen nichts
nngewönliches, Empf. 1571 : Hauchsträß, Hochströ/i, Heerstägtc,
Stetten u. H. In den be nach borten badiachen Gebieten wi« in
Messkircb wimmelt es von dieen Flui-namen.
Wofe, Straficn: Kiiniga- und Kaiserstraßen, Reich sstrafien,
Fürstenatraßen begegneten mir im ZoUerlando kaum. Zum Jare
1319 bringen die Mon. Zoll, I 207 ze Mülhain an des rkhes
Strasse. Formelhaft : an der offnen frigeo Künigssträst Hon.
Hohenb. 775 a. 1594. Ea sind das die ofTenen freien Straßen,
auf deuen Gericht gehalten ward. Vergl. das Gericht an der
KönigBBtraße bei Reaaten 133G (Ilerrenhergj, Gleich alt mögen vor
1800 die Herrenstraf^en, alte Wege, alte Straßen sein zB. Herren'
weg, Feld, Hart ; die alte Straß hinab vor den Trauf gen Hain-
stetten. Die alle Straß von der Brücke bei Ostrach nach Laubaoh
1317 fßuck BuBseii). Bekannt int der alte TrutteniPeg, Hruüm-
weg allda: außer den hiifen zä Wyler (Ober- und Dnterwoiler bd
Laubach) den alten Truttenteeg uff hinder dem „geschlecbt" nacb
Riedhausen, Schnell 168 a. 1460. Der me Wiag (Weg) bei
I
233
Bisingen. Zem alfen Weff Benr. Urb. 194. Ser alt sind die
r ßieitcege Beur. Urb. 104, desgleichen die Burgmege : nm B. am
nnteren B. Langenenal. 1G07. Ich füre folgende Flurnamon an:
xwiscken den Wegai, Salraendingen. Allgcni. in Südd. (Warml.
Ewischetweag). Der Stcttener Rodel (Wisental) in Karlsruhe 14.
lec. r. 2'': item die Schnoppes „zwiechend den wegen" am spilhof.
„Zwischen den zwein Wegen" 1358. Äppenwiler. Burckhart,
Dingrödel S 153. GehackcUer Weg Hechingen. Tiefer Weg,
Zangenveff, Melching. 1517. Sigin. Bergemerweg, Neufra. \m
Sisingerweg, Grosaelf. Blaickwege Sigm. Buchemerweg Benr. Urb.
98, Bttcherweg, Glatt. Bwchkoferweg, Dettenaeo, Kgdfingcrwcg,
Hocbberg. Fischingerweg, Empfingen 1575. Grubentneagle, Betra.
Am Gamertingeriaeg, Inncringen 1536. 1 jauchart acker im
herdlin am grienen weg Jungnan Urb. 1536. Haiicnceg, Empf.
1576. Hagweg, Ringingen, Salmend. Haigerlockerweg, Bangend.
Htädieegle, Melchingen. Harthausertc., 'Straße, ^e\iiT&. Am Jlausc-
merweg, Empf. 1575. Herreniceg Statten a. H. Uöfcmlorferweg,
Hart. ItüUweg, Langonensl. 1607. Killweg, so gegen Betra get
Empf. 1575. Lengcnfalcrmg Bear. U. 196. (Talheim). MSlemer-
weg, Empf. 1575. Am Mülweg jezt Wilfl. Weg Langenensl. 1607.
StUmendingerwcg, Sandweg, Beuioo. Talcmerieeg, Hart, auf dem
Seheeremerweg, Sigm. Dorf. PfuUendorferstraß: gegen Mitternacht
SB die Pf. Straß Magenbucher Lehensbrief 1715. Qcmaine Sirafi,
Helch, Fleckenb. am Riedlingerwcg, Inneringen 1536. Stetlemer-
VBCg, Feld, Hart. b. Haigerloch. Sletlerweg, Melch. Fleckb. Tribiceg,
Jnngn. Urb. 1536. Veringertceg, Sigm. 1494. Urkd. Wegweiser,
Ftur in Hettingen. Im Weüerweg, Empfingen 1575.
«eg, Langenensl. In Wöhrsteinerwcg Empf. 1576.
Gafie: in der Gaßen Empf. 1575. ze gas3un Be
in der gössen- -wise, Veringen 1122. am Banggüsslin
1607. Oemaine Gasse, Melcb. Fleckenb. Lange Gajie, Großel-
fingen. Fcgernagäßle, Neufra. In der I/orgafie, neben der
Sachlesgaße, Großelf. hunsruckgassen, Vils. 1536. Gaßenicisen,
Otterswang. Hinder Kaisersgassen, Inneringen 1536. Kisga/ie,
nrkimdl. Kisingcr gasse, Langenensl. Seggflßle, Großelf. Eberli in
Borgassen 1334. Mon. Z. I 287.
Stig, Steig, Staig, Stich, Stigel ; Stig ist die mhd. Form
urkundlich häuiig. Steig ist die ncuhocbdeutscbe ; Staig, das alem.
Stoag, altwirtemb. Stoig beim Volke lautet, ist in der Ausprncbe
streng gescbieden von Staig ; Stich ist ein kleiner jäher Anhöhen-
weg für Faren und Menschen, gehört zn Sticke], Anhöhe, stkkelic,
■ch accUvia steil, wärend Sltgel die Form Stig- mit Dildungs -il
Rufveist. Steg Treppe, hölzerne für Menschen und Waidevih ein-
gerichtete Brücke, gab wenige Flunuamen ab. Einige alte Belege
aih mein Wbl. zum Volkst. 86, Bnck n. Schmetler. Beispile:
Tribweg gen Gamersteig, zn Kallenberg den Steig hinein. Melch.
Fleckenb. 16 sec. Kütelslig : von dem K. der halden nach abbin.
Wil/linger-
: Drb. 192;
, Langenensl.
Grenabeachrbg. von Weil dort- Tri II fingen 1518. Haigerl. Perg. Am
Kirchslig, OberBchmeien. Jnngn, ürh. 1536. Im Sfettsiig, Inne-
riugen 1^36. Am Gateosteincr slig gelegen. Dii'trnrt. 1536. Am
Aickliofer Slig, Inzkofen 153fi. Am Ena Maderslig, Innerio-
gen 1536. Am Steig, ebenda. Beut emer steig, Hechingen.
Bisingerslig, Wegsingen Beur. Urb. 190. Gorheimerstyg 1350.
Morluar. Sfeighalde, fim Zoller, Eazensleig, Benzing. Vering.
Am StamhoversUg, Beur. Urb, 194. Im zoll. Burgfrideo von
1419 kommt bei Hecbingen vor: biß e& MaKgensiigc. Auf
AUenstaig Berental. BerUmt ist die alte Zallerslaig ; auf att
Eilet im ranhen Ackersleiglc, Hansen. In Sankelsteig Fron-
Htetten, Brandstrig, Glatt. Brühlsleig Hettingcn. An Espellersttug,
Heur. Drb. Gammertingerstaig, Neiifra. Glassteig, Bingen. Hart-
numnssfeig, Langenensl. 1499. Häresteig, Hettiagen. Hergsleig,
ünttingen. Heusteig, Salraend. Neafra. Am Eirchsteig, Langeneoal.
Seclbnch. SUchstig, Kilpergerstaig, Empf. 1575. Kolbingersleig,
Berental. Krumme Slaig, Berenta!. Eaufmannatcig, Oberschmeieo.
undrem birbom an der langen Steig, Jnngnau Urb. 153G. Weiher-
steig Hechiügen. Leitistetlcrstaig, Dettingen. Leufsteigte, NettTra.
Eolenslaig, Stortz. 15^6. Mattsteig, Hechingen. Ob den Staigan,
Steiohoven, Benr. Urb. 194. Kurze Staige ebenda 192. An der
krummen JleiUgsnslaig, Wald, Die obere Slaig, Hitzkofen. Sommer'
siaig, Bisinger Wald. Waßerstaig, Wilfi. Hansen. Staigerute
Berental, Im Staiger Lauch (Gren^atein) Inneringen 1536, Im
Sechämersteigle, Riiigingen. Auf Sickinger slaig, Stein. Stdetrsleig
am FuQweg, Miilhausen zn. SiaighaJde, Kaieeringen. Staig, Feld
in Rueltingen. Wii in der Slaig, Killer. Giosaelf. Hitxkofen 1536.
Holt; Balt. Flnro. 1B36. Slaigle, Weilh. Talheim, auf der St.
Obersohmeien. Veringer slaig, Noufra. beim Steg, Unterachmeien
1536. Steghau, Laiz.
Ära Ealsfich, Jnngnaa, Im HoJieitstlch, Bingen, 6 rosnel fingen,
Hauwastich. Im Gähstirh, Hechingen. Am Owen Stich, Ober-
acbmeien, Jangn. Urb. 1536. Ob dem Hoff stich, Innemgen 1536.
vndcrm Stich, 1536 ebenda.
Stigel im Meloh, Fleckeiibüchleiu 15 aec. an die Stigel über
Walcha Noihart; bei der Stigel, Vilaingen 1536; sih Whl. z. Volkst.
66. Syn, damit ZauKsteUe : ein tribweg uff der uchtwaid nnd iat
ein zautistüle und so oft ; ebenfalls Lücke : über LiickaMihel
hinuß. item gautt ain luck über der widum gut. Melch. Fleokeob.
Daher gehören die Flurnamen: Wiale im Zatmholee, Erauchenwia;
Wise im Langenzatm, Großelfingen ; Zaunacker, Zeig Dettenfeld,
Neufra. Wichtiger aind die
Pfatten, .CscAp/o/fen echt alemannisch: fän Laidslramspfatten,
hinnf gen Ringingen. Melch. .Fleckenb. Aelter fade, efade ein
durch Gemeinderecht beateendea Gitter, Zaun, Hag. In Liadaa
gab es ein I^'ait-Tor (Spital arbar). Die Esdipfatten dort im 15.
Jhd. häufig. Besold : die Pfattenschau nnd Erkenntnis der Feld-
32S
Pfattemchauer. 8i8 war Dater*
Im achfttfhaaser Meierrodel 1433
■cbäden ; die üntergtinger
Eaehiden von der Hagschau.
y^adtM häufig.
Brücken: »ckcr zer britgge, Beur. Urh. 195. Spackbrugge
Langebruck, Hart, Wnld und Feld. Im Bingeoer Rotel 18
Bec. werden „Brücken" oft genannt als Namen f'är Aeoker. Bei
der Brück, Neufra. Wia auf der Brück, Riller, Wiae unter der
Brück, JangtiDD ; ob der Brück, Hangend. BruckOack, ebenda ;
Qriimaucrbriickle, Bruckhaub, ebenda. Äcker Kaiseriegen. Die
Brück, Oatrach, auhon 1317 genaant : die Oatrach af biß tn dk
bnieke ze Osti-acli. Sigm. OrenKbeschrbg. 1460 (Duck, Buaaeti): ob
der Pachbrack, Etnptingen 1575. hi dem brückte, Melch. Fleckeub.
11483 bl. 1'. Im Bruckijdssle. R.ingeud. Krummbrtickle, beim
Bruckenhaus, Hechingeti. KnüppeUirücken, Holewege nannte man
Specke eyn. Spack-. Speckviinf.en bei der Speckbruck und Spach-
Wuck Empf. 1575. Ganz so im Vöhringer (Sulz) Gültbiiche.
äiennet der brück Uitzkofen 1536. Ausfürlich oben bei den Orts-
namen erklärt. Alem. VIII 8. 9.
Altes var- was beim ON Neufra erklöirt ward, erhielt siih
sla Gewandname bei Laiz : unter dem färle. Alem. VI 157. 15ä.
Furt der uralte Völker wunderliche Debaniung, dann der Vih-
trib zur Waide Aber Waßer. tiefe TalraoBcl mitte uhw. W»t eich in
ZolleiTi vilfach erhalten und erinnert n.iB da an iille Trib- und
TruttverhülinisBe, die Jüngst verachwunden sind. Bei Otterswang
sind die Furlwisen. Die Grafen Egenfurt hei Hecliingen 1402.
1440. Mou. Zoll. I 426. 466; dea Grafen ICgenfwrt gut apud
Niufroti 1261, Mone Zt. 3, 71. Die miili diu da gelegen ist ze
ISlehlenvurte Baigerlocher Urkunde 1314. Moit. Hohenb. No. 236.
Die Grenzurkde. v. Sigm. Wien 1460 (.Grf. v. Werdenbergj: v.
Burkwyler t Heiligenberg, badisch) den rechten weg flir das Liud-
.lein; nl die Laadstruß in den Fürth Ui der olieren Mühlin, ußer
demselben Fürth gen Pfullendorf — ußt^r demsellien dorf die
Ach das wiiBsBr uf gen Ruachr'tedt in den furth ; ußer dem furth
lu RuBchi'iedt den Bach uf geu Alberwyler nsser dem liüohli in
die Strassen hinuIT gen Selgenywiler in den /urth; ußer detnselben
die Äblach hinab in den herfurth zn Eglismülile (l^ckarlsiuöhle,
Mindersdorl) in das Mühlrad — geu Bolzen (Holzuch) in den
furth, ußer demselben t^rth den bach iif gen Oberschwaindorf
— gen \\'eckenatAin in das burgslnll, nßer dem burgstiiU gen
Yeigkofen in den furth ; ußer dem furth zu V. gen Kgelfingon.
Bchoell lli6 IT. die vischeuz die anvuliet au dem fürt vor dem
hfital Schmiechen 134f> (liie^lerl. am Bi/charlfurt, Bietfuri 1536.
Vgl. meine Mittig. Kuhns Zt. 15, 267.
Tore, FaiUore wie Vorstädte, Burgen, Schlößer gaben vile
Flurnamea ab. Urkundlich begegnet das obere Tor zn Hochingen:
na acker unil u» wisan, die allü vor dem obcrn tor y.e Uecbin-
gen gelegoti eint. 1382. Vor Allenburs tor (Veringenstadt) Habsb.
226
Urb. 259; eine wise vorm vndern thor zu Salmendingen 1586.
beim werden ihor Inneringen 1536. Das Jungelins tor ebenda.
Die Krautgärten vor dem Schindstor Sigm. Beim Burktor, beim
Falltor gen Wilflingen ushin. Langenensl. Seelb. 1529. Beim
Fallenthor, Inzkofen 1536. Zu valtor herin, durch den valtor
herinwarts. Melcbingen Fleckb. Tbele sezte arglos ^Walltor*' !
anderhalb mansmat — vor dem fallentor 1404. Mon. Zoll. I
486. Fellgatter, Wald.
War eine Feldabteilnng von der andren durch einen leben-
digen Zaun getrennt, wie die Bünden und der £tter von der Flur
oder eine Gemarkung von der anderen durch den Bannzaun, so
musten an den Feldwegen, die durch solche Zäune giengen, hölzerne
leichte Tore angebracht werden, um das Vih auf der Waide vom
Ueberlaufen abzuhalten. Solche Tore hieß man FcUltore, die ein
jeder bei der Durch fart öffnen konnte und nach derselben wider
schließen muste und vile Feldgegenden, wo längst die Einrichtung
gefallen hießen noch Falltor e, von den kleinen Toren an Befest-
igungen ebenfalls üblich. Mone Zeitschr. 5, 263.
Nachbarorte sezten, wie ganz natürlich, eine Unzal Flurnamen
ab ; selbst zergangene Flecken und Dörfer hallen noch nach wie
Brenzkofen im Brenzkoferherg bei Sigm. usw. Spechtshart b. Inne-
ringen, auf Altenhof en^ Glatt; zu Apfelstetten, Jungnan. ÄU-
walder bezirk, Eschondorf. Aöbingerberg (Owingen ON) Rangend. Im
Bierendorf Harthausen a. Seh. Im Bindorf, Bingen. Vor Binger
Leiiern, Hitzkofen 1536. Bisingerberg. Im Blättringertal Jung-
nau. Im Bolter tall, Aickhofen 1536. Boltringer Ha üb. Rangen-
dingen. Gorheimerberg, -bach, Sigm. Hausen, Flurn. Hattingen.
Acker im Hechinger Feld, Weilh, Im Hettingertäle Harthausen.
Heudorferwald, Si^j^m. -hölzle, Tanoheim. Hoclibergerh^xlden, Dett-
lingen. Holzhauserretde, Wise, Jungingen, Boll. Beim Horber-
kreuz, -gässle, Einpf. Bei den Horber Bömen, Enipf. 1575.
Hornsteiner Erlen und Halden, Bingen. Die Fluren in Unterindel'
kofen, Unterindelfingen, Jungnau. Ich erinnere hier an den ON
„Indlekofen*' bei Waldslmt 1261 als „Innichofen** Mone 9, 350.
Ob unser emaliger ON auch so zu erklären ist ? — Acker im
Irrendorfer Hau, Berental. Die Kappler Birken, Eschendorf.
Killerhalden. Hausenhalden, Starzeln. Mertinger Gut (Meriol-
dingon f) Melchingen. Wise zu Mettelstetten, Betra. Nusplinger
veldt, Schraeihen 1346. -täle, Tiergarten. Im Oberifflinger Rain,
Diessen. Im Rengetsweilerwald. Wald. Im Sanknetsweiler, Wise
in Wald. Im Selg et sw eiler, Wise ebenda. Schadaiceiler, Rangend.
Hinter der Scheeremer? Sigm. Dorf. Seeheimer Berg, Ringingen.
Veringer Felderwisen, Veringenstadt; im Veringer Teü, -stöckle
Inneringen, üeberlingerwise, Starzeln. Wise auf Weilbann, Em-
pfingen ; Acker auf Weiler, Hechingen. Weilarberg, Rangend.
WeUerwis, Ringingen, Burladingen. Johannisweiler, Hechingen.
227
IV TORE, TÜRME, BURGEN, SCHLÖSZER
Die RichtuDg yod und nach einem alten Tarme drückt sicli
öfters in Flurnamen aus. Zb. bei Grenzbescbreibungen : uß dem-
selben Fürth gen Phullindorf in das obere thor, ußer dem oberen
thor uf die rechte Landstraß. Sigm. Grenzbeschreib. 1460, sih
oben unter „Tor, Falltor**. Ferner; Teufelsfor, Berg bei Hettingen.
Der alte Turm, Reste der Hedinger Burg, vor 100 Jaren
noch 80 benannt. Turn zu Hedingen ob der Tunow, das hus,
hofraiti, schüren usw. Urb. 1441. Zo Kruchenwis das dorf unde
der turn darinn Habsb. Urb. 277. Hofstatt mit dem alten Turn
Schmid, Burg Zollern 18; das bürgle zu Hechingen 34; vor der
burQj Oberschmeien ; uf Höslinburg, Binger Rotel 1494. Hinter
Burg^ Trochtelf. Burg^ alte Burg, - Weg, Langenensl, Wald. Acker
im Bürgle, Juugnau. Acker in Altenburg, Jungingen. Burg,
"halde Holstein u. B. Bürgte, Burgstal Stetten. Betraer, Burg-
stal, Haigerloch ; Ostrach, worauf das Kaplanshaus stet. Schnell I
100. Im Burgstal, Wald, Bisingen. Burgrab, Krauchen wis 1315.
Im Burglind, Jungnau. Burgweg, Empfingen. Auf die Isenburg,
zoll. Horb. Grenze deuten die Flurn, im Eisenbergertal, -feld,
einst Weiler, jezt Feld. Hinterburg, Wald bei Trochtelf. Die alte
Magenbucher Burg hat noch die Schloßäcker als Erinnerung. —
Acker i. alten Schloß, Gammertingen. Hinter dem alten Schloß,
Warmtal. Hinter dem neuen Schloß, Langenensl. 1607. SchlößU"
holden Tiergarten. Schlößle, Bisingen ; so heißt auch volkstüm-
lich Arnoldsberg, Schloßbühl, Erauchenwis, -holde, Sigm. Tierg.
Straßberg, -wisen Ringingen.
Fortsezung in den folgenden Heften ABIRLINGER
EIN UNBEKANNTER SCHWiEBISCHER
DICHTER-PFARRER
Durch die Güte eines Freundes und Kollegen, des Pfarrers
Schüz in Obersteinach, bin ich mit einem Dichter bekannt geworden,
des Gedächtnis nur in einem kleinen Kreise sich erhalten hat. In
den Akten des Gonsistoriums schlummert sein Opus, nach Ovids
Vorbild Tristia Thumlingensia ^) genannt, und doch verdient es
heute noch, weiteren Kreisen bekannt zu werden. Viles mag auf
1) Vgl, Sagen v. TWerwolf Alem, II 146 ff.
228
dem Schwarzwalde anders geworden sein, seit der Dichter dort
sein Klagelied gesungen. Ist doch der Schwarzwald aus einem
Tomi und Gyara in neuester Zeit selbst in Thumlingens Nähe zum
stillen Sommeraufenthalte großer Geister geworden. Hätte sichs
der Dichter träumen laßen, daß die Städter in das im so schauer-
liche Dunkel der Tannen sich flüchten, sein Klagelied hätte weniger
herben Ton angeschlagen. Aber die Zeiten ändern sich und mit
inen die Menschen. So gilt auch nicht mer, was er in bitterem
Harme singt von des Schwarzwalds Bewonern. Aber neben den
Vergänglichen enthält sein Klagelied noch mer des bleibend Waren.
Trefl'end gibt er wider die Schmerzen der vil beneideten Land*
bewoner, die manchem Städter den leichtlebenden Phäaken zu
gleichen scheinen. «Auf dem Lande lebt sich ja billig." Diser
Aberglaube ist heute noch nicht aus manchen erleuchteten Köpfen
zu bannen und spukt bei jeder Verhandlung über Besoldnngsauf-
beßerungen nach. Die Leiden eines Pfarrers auf einer mit Filia-
lien reich versehenen Pfarrei können kaum anschaulicher geschil-
dert werden.
An poetischem Schwünge, an Feinheit des Ausdrucks, an Ge-
wandtheit der Schilderung feit es dem Gedichte nicht, das mit
den ersten Distichen die Teilname des Lesers gewinnt und nicht
mer losläßt. glückliche Zeit, da die schwtebischen Magister
noch solche Meldungsepisteln ans Consistorium abgehen laßen
konnten 1 Denn unsere Tristia Thumlingcnsia sind nicht« anders als
eine Bitte um Versezung. Der Verfaßer Johann Ulrich Schmn-
drazheim, geboren zu Neuenbürg 10. Nov. 1737 als Son des dor-
tigen Präceptors, hatte im Jare 1767 ungerne die Pfarrei Thum-
lingen, OA Freudenstadt, übernommen und fülte sich dort äußerst
unglücklich. Sein Sinn war auf Höheres gerichtet. Kaum ein Jar
war er dort, so meldete er sicli weg und stellte dem Consistorium
seine Lage in drastischen Farben dar. „Poesie" war die Antwort.
Da antwortete er nun mit Poesie, mit unserm eines Ovids nicht
unwürdigen Carmen. Diß rürte die Herzen so gewaltig, daß er
eine Professur an der Kadettenschule in Ludwigsburg bekam. Dort
lerte er biß 1775 und ward dann Pfarrer in Gomaringen, wo auch
ein anderer schweehischer Dichter, GSchwab, eine Heimat ge-
funden. Im Jare 1813 starb er. Ob von im außer den Tristia
Thumlingensia noch andere poetische Ergüße vorhanden sind, ist
mir unbekannt. Außer dem Original der Tristia in der Konsisto-
rialkanzlei findet sich noch eine Abschrift von Schwindrazheims
Hand in der Pfarrregistratur von Thumlingen, begleitet von
trefl'enden lateinischen Anmerkungen meines Großvaters, Schwin-
drazheims zweiten Nachfolger, GBossert. Die deutsche Ueberseznng
stammt von Pfarrer Daniel in Zuffenhausen 1834. (Schw. war
Schillers Lerer; Verfaßer der Kasualgedichte Stuttg. 1782 Mezler.)
229
I
Sib I ein Armer, dem nirgend das Heil und nirgend dei HeilsB
HolT'nDng erblühet, enibent Fülle dee Heile« zum GrD&!
Arm, ja! bin ich, und gelte doch nicht für arm und verwiaen;
Klag ich, ir meint, ein Poet singo nur klagend sein Lied.
War ist'B, der Brief, den flehend su Euch ich kürzlich entsandte.
Jenes Proau-Gewand hatte poetischen Schnit,
Aber Melpomune nicht gab mir dna klagende Lied ein.
Mir nicht, meinem Geschick flößen die Worte vom Mund.
Hn ! wen bat nicht ein änlichoB Loß zum Dichter gestempelt!
) Spricht ein lebendiger Schmerz tot in den Worten sich aus ?
Jammerl Es schwelgt in der eigenen Not mutwillig die Prosa,
Uud in die Zügel gebot tapfer zu beißen daa Leid.
Doch diiO ein zweytes Mal nicht unklug die poetische Prosa
So eich verirre, sind hier Verse prosaisch und matt !
Denn wenu Warea mein Wort, obgleich wie Fabeln, verkündend,
Glauben verdient und doch Glauben sich nimmer verdient.
Was noch hilit mir«, in bunte Gewänder zu hüllen die Misform?
Schtichletn Worte wird wo! eher der Glaube zu Teil.
Lis denn! Nicht in Gyaren nnd düsterem Kerker verschießen
) Klag ich mich wider, nicht mer Fallen vergleich ich den Schnee.
Bilder warlich sinds nicht, nur meines Geschickes Gestalt ists;
Hießest du immer von mir ferne die Bilder
Wol
keun ich die Art,
Breit ist; doch was ich so wo] kenne,
Nicht mer red ich davon, nie die Muse
Tom tomitanischen Pol kürze den Weg
Nicht Situromaten mer nenn ich Zigeuner
n 1 für die rauhe Gestalt will ich das
drey Spangen der
rerschließe die BruBt !
verwiseneu Dichtern
EU der Stadt.
nnd änlich Geliebter,
iftere Bild.
Schaut denn am übel berüchtigten Ort det
] Ferne von Musen, von Baain, ferne von Reben uud Sladt.
Flecken nennt in das Volk, ja, dreißig Bütten, in Haufen
Also zusammengeschneit, werden ein Flecken genannt!
So vom Flecken ein Bild, wie Mantua einst von der Roma,
Seofzt er, vom seufzenden Baum, Tal und Gebirge bedrängt l
Btiume, die lachenden Obstes das Haupt in den Feldern er-
Tal in üppigem Plor ? Berge mit Rehen umkränzt ?
Ja, ir hänget mir wol, ir weichen Tranben, am Schlehstrauch ?
Leset mir doch vom Gestrüpp Teilchen und Feigen vom Dorn!
Oder villeicht ist laus Steinen das Brot aus der Tanne des
Oelbanms
) Saft zu pressen? Versuchte! Mir ists des Wundere zu vil !
Zapfen der Tannen die einzige Frucht ! In irer Beschattung
Irr ich, von Dunkel umhüllt, blind durch den traurigen Grund,
W&ren es Eichen, ich zßlte für einen Priester Dodonene;
So hängt der Stbatten des Hains nächtlichen Schauer um mich.
280
Dennoch — begreift ir es ? — schaff ich den Stof znm
Nären der Flamme
Nur za dem Preise mir her, wie sich der Städter in schafft !
Aber, o weh ! nicht, wie Städter, ernäret mich selber die
Wüste,
Leichteren Kaufes erwirbt Trank sich und Speise die Stadt.
Oder mir kommt wol auch gar nicht zu Kauf, was dem
leckeren Städter
50 Gar des Beachtens nicht wert, was vor den Füßen im ligt.
Kommt es zu Kaufe, so kommt es zu teuer, um gleiche Be-
zalung
Wird das Erlesne der Stadt, mir wird der Schofel zu Teil.
Zehnten bezieh ich ; doch schlinget der Schlund des Pächters
die Hälfte
Und die Hälfte mein Ross gingen Schlundes hinab.
Boss ? ich täuschte mich selber ! — beritten nicht bin ich,
ich wars nur;
Was sie fordert, ein Ross füttert die Pfarre mir nicht.
Ueber die Täler dahin und die wälderbewachsenen Berge
Trägt den Sabbaterdienst müde der eigene Fuß 1
£i ! wenn des Dienenden Arm zwei Reden zu füren zu vil ist,
60 Mer noch ermatten im Dienst holprige Wege den Fuß.
Bald Yom Schnee, bald vom Regen durchnäßt und vom fro-
stigen Reife,
Watet der Wanderer im Kot, watet im eisigen Bach.
Bald arbeit ich mich hoch auf des Schneebergs starrenden
Rücken,
Tief in den Stufen von Schnee schüttelt die Beine der Frost
So mit dem Ruder des Stabs den eisigen Berg zu erklimmen
Heiler Haut, ist ein Werk, sauer errungen im Schweiß !
Doch dann klag ich nicht mer, (selbst solchem Jammer ist
Trost nah !)
Daß noch schmaler der Dienst jezo mich närt, als zuvor.
Umsichtsvoll ja verbeut er ein Ross dem pfarrlichen Stalle,
70 Daß es den Trabenden nicht trage zu härterem Loß.
Dann schwebt wider mir vor das Bild von dem traurigen
Tage,
Welchen der Reiter von einst fast als den lezten begrüßt,
Weh ! Wie lag ich im Berge von Schnee beinahe begraben !
Lag begraben beinah unter dem scheuenden Ross !
Ha ! wie hob ich so matt von dem neuen Bette die Glider,
Bald in erneuetem Sturz härteren Fall noch zu tun !
Denn mein Ross, ergrimmt ob der Grube, zum Sprunge sich
raffend,
"" ' dto Nachbar im Grab hart mit dem grausamen Huf.
«tgrif mich, es schin der Teil, der mit bleibendem
Merkmal
80 Je^t Doch micli maut
Starreo ergrif mich, n
in den Fall, Iob eich zii reiAen vom
Leib.
id jüblinga begraben vom schneeigen
Hatt' ich noch Leben, doch war Lebens di
Gi:t noch zor See das gescheiterte Scbif,
Dat
rußt.
90 Such ich Ärmer
Ach ! i>- Bröde.
Und ein GenosBe i
Klaget,
I die Scblncht der
Verlebte,
Trab ich, gescheitert zu Robb, niinmer den ecbneeigen Pfad.
Also tröst' ich, ein siiumijjer WiiHer, mich über des Weges
Längen, und klaget der Fuß, Sprech ich in also zur Ruh.
Ja I Bo oft teil noch taumel und rüder' und schwize und
Und wie oft noch erschlafft sinket znm Boden der Fuß,
Such ich mich immer zu tüuecheo mit solcher traurigen Trö-
stung,
, Wort Hülfe, gebrichts an der Tot.
a Amt und Genossen ! ir schwelget im
Escol,
ou Euch darbet im rauben Seir !
tio weit ir, zeratrent in der Welt, mich
vernemet,
Klaget die Lasten mit mir, traget die eure mit Lust !
Trag ich und tn iob und schwiz ich and fUer ich ein Merers
am Tag schon,
Labt mich doch selber die Nacht nicht mit der Ruhe, wie Euch.
Sucht kein Räuber im Friden, der one Wulfen sich einschleicht,
Euch doch heim I und bei Ench schirmen die Häuser sich
selbst.
Aber es hält der m&nadische Bär an dem nSrdlichen Himmel
100 Mich, und mit mir zugleich feßelt er Diebe dahin;
Und es erfüllet der Wald, der nicht zn Fridlichero ratet.
Mit der beginnenden Nacht Alles mit Bangen und Furcht.
GranseDd in seiner Gestalt und grausender, als die Gestalt ist,
Birgt er in achrecicender Näh Ränberbebnusungen mir.
Wo nur das Auge verweilt, nur Trauriges zeigt mir der
Boden,
;eod an Raum und Gelaß.
r and die Schlachten mit
langen
r Seufzer, snr Stadt 1
r vor, von Holz und Ge-
schenken ?
110 Laßet vom Neide mir frei, bitt ich, ein ärmliches Loßl
Zehnten ? ! sendet mir doch von eurem Weine die Hälfte !
Und ich geh Euch dafür, was ich nur zehnte, dahin.
Holz ? Ich darb' auch an Holze, wenngleich umschichtet von
Klagen erfüllen? hinaus dringet,
Ir zwar sprechet von Zehnten n
232
So lit brennenden Durst Tantalus mitten im Floß.
Oder Geschenke ? Nicht Euch, ir teuren Freunde ! vergönn ich
Solche Geschenke ; dem Feind seien sie nimmer verwert !
Hier ja zehntet und fünftet sogar den Pfarrer der Bauer,
Und den Rücken zum Dank scheret dem Hirten das Schaf.
Säumig erscheint mir nach langem Beschicken ein Meister
vom Handwerk
120 Und verkauft mir sein Werk schlecht und zu doppeltem Preis.
Klag ich, so schilt er ; verschluck ich^s, so macht er nach
außen sich lustig.
Wie er den erlichen Herrn über die Oren gehaun.
Beßer nicht bin ich mit jenen, die sonst zur Arbeit die Hände
Oder des dürftigen Stiers Hals mir vermieten, daran.
Gelt ich für gut und dafür, das Berupfen nicht eben zu
merken.
Schonet die Herde sich selbst, rupft an dem Hirten nach Lust.
Und wie der Wolf auf den Hirsch und der Rah auf gefallene
Aeser
Stürzen sie, wo nur von fern Beute zu wittern, darauf.
Ist der Hirte nicht selber ein Wolf, und hat er ein Fell noch,
130 Wagt er nicht one Verlust sich in die Herde hinein.
Zäl ich noch Weiteres auf? nichts, was nicht verwünschbar,
gewärt mir
Dises Gau und dem Gau änlich erzeugte Geschlecht.
Yil ist des Jammers im Lied, ich gesteh*s; doch die bessere
Stunde
Seze dem Jammergeschrei mit der Verbannung ein Zil !
Jezt noch leb ich ; und leb ich, so hoff ich ; und hoff 'ich,
so klag ich,
Klagen, unendlich erneut, neiget die Gottheit ir Or.
Ja, wenn das Glück mich erhört, ich scheue den Kostenersaz
nicht ;
Denkt, von den Wogen gepeitscht, noch des Verlornen ein
Schif?
Täusch ich mich ? oder der Winter, wie Thumlingen selber
wol endlich
140 Schmelzen in sihet, wird mir sicherer Hoffnung ein Bild?
Flieh denn, schrecklicher Boreas, hin! komm, kosender
Westwind !
Meines Frühlings Beginn kündest du, Muse, mir an!
BÄCHLINGEN GBOSSERT
BESEGNUNGEN
1 1 EIN SCHÖNER BEWERTKR SÄGEK FÜR DIE PE8TELENTZ ';
So ein Mensch solrhes iiberkambt, solle er äaa mit diesem
acA geschribnen Segen lassen säg«en oder selbsl Ihon. Und
offt ein Creutelin rolh, soll er mit dem Rechten dannach ein
fCreute i&er den hreslen machen. Also.
Mit Gott dem + Voter suooh ich dich. Mit Gott dem f
1 fund ich dich. Mit Gott dem f Heiligen Geist vertreib ich
b + Tröeas t lieül und f geechwer/ ich heut dir durah das
SpÖr/ das Gott dem Herrn durch sein Seitten wuott f das du an
mir heut nit gewinnst weder Eytter gyfft/ noch Blutt. loh f be-
schwer dich beut bei den heiligen Oötilichea drej naglea die Jesu
Christo (kuscriD herrn durch eeiti heilige bend und föess wurden
gesehlagen. Ich t beschwer dich heut bei den heiligen Göttlichen
funff wunden/ das du Trüesa/ heul/ und geschwer nm andern tag
auss meinem Leib seieat verschwunden.
Ich f beschwer dicii beut bei dem heiligen Todt/ da Gott
mich und uns arme Sjnder erlÖHSt und erkaatft hat. Ich f be-
schwer dich heut bei dem heiligen göttliche froni eh endigen Creütz/
daran Gott der Allmechtig todt und marter leidt. t Bm «äu ^^^^
Trüeas beul und Gtecliwer anaaziehest auB meinem fleisch/ ans meinem
blutt/ und ans meinem Leib/ und kein schad mir nit seiest/ in dem
INatneu gott des f Vaters/ und gott des f Suns/ und gott des +
heiligeu Geistes/ Amen.
Sprich fünff Vater unser und fünff Ave Maria und ein
Olaiihen auf blossen kknien unde bitter leiden und sterben Jesu
f^risH.
Damach sprich tceifer hernach fcHgendt :
Gottes blutt ist ausgescbossen /
Gottes blutt ist ao^gefloaeei) /
I das behütet mich vor allen bösen gschosaen /
I liie Bicherlichen und dort ewiglichen/
I im namen Gott des t Vatters/ und
des f Suds und des f heiligen Geists Amen.
Darauf bete drei/ Vater unser, drey Ave Maria und ein
Christlich Glauben.
Ist offtermals probiert worden». 1587.
I OLM WITTIG, SEüFFER
1) Aus einem handschnftlkfirn Orbetbuchc voh 1587, dn»en Ver-
faßer oder Kompilator nach dem Titelhlatte FLud'meus Fiiber, Qüntt-
bürg, Organieen, ist.
234
2 GEGEN GICHT
Gicht o Gicht wie mattest (= marterst) du N. N. mich ! Das
klags Gott, demselben Mann, der den Tod am Sfamm des heiligen
(Creuzes) unschuldig übernahm. Laufen(d) Gicht, . . . Gi(cht)
Wildes Gi(cht) Kaltes Gi(cht) Nerfen Gi(cht) schrecken Gi(cht)
hitzig Gi(cht) Winden Gi(cht) hirn Gi(cht) und alle die Gicht, die
durch das Gättlein (= Gärtlein) geht noch in haubt noch in Arm
noch in knöcheln noch in hiften noch in gebein mark aller gebein.
wer verhüttet dein gi (gicht) an deinem ganzen leib? Kristus ver-
hüttet dein Gi. Cristus überwindet Gi. Das helfe dir Jesus Cristus
gestern und heute und derselbe in Ewigkeit XXXEOObl^VXEE
ObXBKObKVX
Gott der herr und unsere liebe Frau gingen mit einander
über Feld, gesiebt gewicht geht gegen in her. gesiebt gewicht
wo woll du naus ? Gesicht gewicht sprach : will in den Menschen,
betreißen (betrise, krank) machen, will Fleisch Essen, bein brechen
und blut läppen, Gott der herr unser liebe Frau sprach : gesiebt
gewicht sprach : das sollt du nicht tun, ich gebüte dir : naus in
wilden Wald du reißendes Gesicht, du kaltes Gesicht du stingen-
des gesiebt, da sollest du harz Essen, Stein brechen und Wasser
läppen und von des Menschen leib lassen ! das sei dir zu deiner
büße gezählt XXX. M. X. M. X. gXW. X. ©. X. b. X. X. j. b. 1. X. f).
X. 53. X. b. X. b. X. W. S. X. M. X. g. X. b. X. b. X. M. X. j. X. g. X.
b. X. tJ. X.M. X. y. X. g. X. b. X. f). X. j. X. 2. X. 4. X. b. X. W.X. 24..
X. b. X. M. X. g. X. ©. X. b. X. ]§. X. g. X. g. X. bam. b. X. b. X. M. X.
b. X. X. b. X. ]§. X.
3 EIN ANDERER ZAUBERSPRUCH
Der duldige Job sitz an dem Ort Biß alen Motten und
Harwurm wek
Gott der Herr zog über land begegnet ihm Abraham. Abra-
ham warum bist du so traurig? warum solt ich nicht traurig
seyn? thut dir dein Maul so weh Abraham nim du ein fliesiges
waßer in den Mund und spei es auf den Erdens Grund so wird
dir dein Mund gesund, f t t DIACONUS KLEMM
4 Jesus Nazarener König der Juden, Dieser triumpfirliche
Titel Bewahre uns vor allen Uebel, vor allen Nachstellungen des
Satans, vor jeder List aller Bösen Menschen, und Schütze uns bey
Tag und Nacht an Leib und Seel. Ueberall und an der Wand,
ist Jesus Christus bey der Hand. Satan heb dich weg von mir,
du hast keinen Teil an mir. Sadan du Brauchst deine List, jch
bin ein^/getaufter Christ jm Namen Gottes des Vaders des Sohnes
und des Heiligen Geistes. Amen.
ABIRLINGER
I VARIARUM NATIONUM PROPEIETÄTES II •
ADS EINER SCHULGHOGRAPHIE DER JESUITEN»)
Wie seynd die Teufsche geartet ? Sio seynd überaus ga-
Ütickt zn allen Kfini«ten und Wisaensch äfften, worzii ea ihnen
I Fähigkeit dea VerstnodR, noch an Fleiß und Emaiukeit
Die Buchdrucker- und Knpferatedher-Kunat, das Scbieß-
Palver und Feur-Rohr, samt Tiden andern Künsten und Wiasen-
ichnfften haben die TeiitsoliB eifiiiiden. An Stärke und Kriega-
DapfTerkeit wareu sie jederzeit dunnaseen berühml. daß aie deß-
wegen (jerrnnm und Allemauni du ist, gnr und alle Männer üu-
benahmset worden. Jedermann muate atc:h verwundern über die
Enthaltung und Gelassi'nheit der TeuUchen Jagend, über die un*
Versehrte Treu der Ehe-Leutheii, über die ungemein grosse Red-
lich- und Aufrichtigkeit, und sonderbar über die unbewegliche
Beständigkeit in dem wahren Cathoüschen Glauben. Fast uu-
gliiublich iat der Teulscben Gütig- und Freygobigkeit in Stifftnog
und tjnterlialtung der Kirchen, Klöster, geistlichen Pfründen,
Armen- und EianckcD-Höuaer, auch anderer Denckmablen GhiiBt-
licher Gottaeeligkeit, worvon die Stein selliat unnoch reden und
ZeagDus geben. Allein bat leider dieses Lob und Ait-Tentschen
F,hren-Glantü sehr verdnnL-kelt theila der höthst bedaorliohe Abfall
■0 vieler tausend TentBchen von dem uralten Glauben und wahren
Religion, theils die gant.K nnbesonnen« Liebe und Begierd fremde
Kleidung sowohl nla Sitten uacbzuüSen. Dahero sie billiob Nach-
KBur fremder Nationen genennet werden. Und wolte GOtt, daß
sie sieb vielmehr beflissen fremder Völcker Tugenden, und was
les an sich haben, als ihre Laster und Mißbrauch
Was für
ufong ? Die Monardiisc
Was ist tUlda für ei;
des edlen TeutKchlands w.
selbes von jener Zeit an,
bekehret, in selber mit rei
.beweglich verbliebt
iit.
le Edigion? Unter die gröate Zierden
ir ehedessen billich zu rechnen, daß
da es eich zur Catholisclien Religion
iht Ti'utscber Standhaffligkeit jederzeit
:n, einoriey Glauben haltend, und einer-
1 Älem. XII 190 ff.
^ Sudimmta Oeo^raphica, Sive Brems faeillsque MHhodm Jumti-
H Ofthadoxam notitii Otngraphiea inbunuii, Pro GymiKigii» Soeie-
I Je»u in Germartiae Superiorit Provineia. Auctorc ^usdem So-
s Saetrdote. O/mKulum Quinlum. Cum Oratia A Privilegio spe-
iae. Caet. dt Cath. Majealatis, Ae Superiorum Fermissu. Augitatae
Windaieorum, Sumptibm MatMae H^olff. Bibliopolae. M. DCO. XXIX.
236
ley Sprach redend, bis der unselige Luther durch seine gottlose
Neuerungen ein mehr als Babylonische Yerwirrung und Greuel der
Verwüstung eingeführet. Dahero dann geschehen, daß in jener
jämmerlichen Zerrütt- und Unordnung auch die Lutherische und
Calvinische Sect in manchen Orten die Catholische Religion von
ihrer uralten Besitzung und Eigenthum, den sie so viel hundert
Jahr hindurch behauptet hatte usw. Holländerchristen, Aber
die Holländer haben durch ihre falsche Anklagen, und ehren-
schänderische Verleumdungen den Japonischen Monarchen endlich
dahin verleitet, daß er viel tausend Christen des Glaubens halber
auf daß allergrausamste hat lassen hinrichten, und nicht nur
Christum, sondern so gar auch den Nahmen eines Christen aus
gantz Japonien auf ewig verbannet. Denen Holländern allein, als
welche öffentlich und hoch betheuren, daß sie keine Christen, son-
dern Holländer seyen, wird der Zugang in dieses Reich, wohin
zu gelangen sie so gar Christum mit Füssen zu trotten kein Be-
den cken tragen, vergünstiget.
Ungarn Was hat es mit Grund und Boden und mit denen
Einwohnern für eine Bewandtnuß ? Den Boden betreffend, ob er
schon alles, was nicht nur zur Nothdurfft, sondern auch zur Er-
götzung dienet, im Ueberfluß herfür bringt, wurde er doch weit
furchtbarer seyn, wofern man selben fleissiger anbauete. Die ün*
garische Ochsen, die Ungarische Wein, und das Ungarische Gold
seynd sehr berühmt. Die Einwohner haben hoche Geister, seynd
kek, behertzt, und zum Krieg gefaßt, achten ihre Freiheit sehr
hoch etc.
Wie seynd die Portugiesen geartet? Seynd massig, häußlich;
doch zugleich freygebig gegen denen Armen, Geistlichen und GOtt
geweihten Personen; lassen sich keinen Kosten gereuen in Aus-
zierung der Kirchen und GOttes Häuser; tragen sehr grosse An-
dacht gegen Gott, und der Mutter GOttes ; haben sich auch in
denen Wissenschafften, in der Handelschafft und Kriegs- Wesen einen
grossen Nahmen erworben.
Was haben die Italiäner für Eigenschafften ? Seynd spitx-
ßndig, klug, witzig und fähig zu allen Sachen ; werden jedoch
auch arglistig, verschlagen, hinderhältig, Ehr- Räch- und Geld-
gierig gehalten. Sollen zwischen der Spanischen Gravität und
Französischen Leichtsinnigkeit gleichsam das Mittel treffen.
Was für Eigenschafften haben die Spanier? Sie haben einen
tiefsinnigen Verstand, und lieben mehr die Philosophische und
Theologische Wissenschafften, als die fr eye Künsten ; hecken alles
wohlbedächtlich aus, und geben auf ihr Ansehen und Gravität
sehr acht ; seynd geheim und verschwiegen, und je langsamer sie
in ihren Berathschlagungen seynd, desto standhaffter beharren sie
auf ihrem einmal gefaßten Entschluß.
Wie wird Spanien regiert? MonArohisch.
S37
Was ist dasellisi für eine Setigion? Dia Catholischd allein,
welcbe sowobl der deno NahmeD und der Tliat nach CatboÜBche
König, als die za Untereuchnng KetzeriGchar Irrtliflmer verordoete
geistliche Richter aleo reiD und uuveraehrt haben erhalteo, daß
bifl auf Iteutigeo Tag nicht ein eintKiger Ketzer Hauß-säesig sich
hat dürffeD nieilsTlasseii.
Wie seynd dk Framosen geartet? Seynd fröhlich, höflich,
geaprächtg, in Schlichtung sowohl ala Erfindung der Sachen Bchnell
nad behend, in verschiedenen Künsten und Wissenacharten erfaliren;
doch allaogroBse Hochsprechcr und Uochschätzur ihrer selbst und
ihrer Sachen. Erfinden immerdar nene Mode, und allerhand Eitel-
keiten, sonderbar in Pracht und Tracht der Kleider, wodurch sie
der Ausländer Augen mit einen blauen Dunst ev(illlea, and ihnen
anhey den Seckel leeren.
Russen. Wie seynd die Einwohiter <jearlet ? Sie waren vor
diesem sehr unwissend, groh und ungeschlacht, biß Petrus I, nach-
dem er verschiedene Länder in Europa sulbat durchreiset, die freje
Künateii und WissenschafTten, folgsam auch hodicbere und ge-
schliffnere Sitten in sein Land eingelühret.
Danen. Wie der GOttes-Dietist ? Sie seynd vom wahren
Evangelio abgewichen, und dem Luther gefolgt ; haben jedoch
noch etliche Catholische Ceremonien behalten.
SchweU. Wie ist Grund und Boden samt denen Einwohnern
beschaffen? Ea seynd daselbst die allevachönsta Weidungen ; da-
hero die Einwohner aus der treulichen Vieh-Zucht sehr grossen
Nutien schaffen. Was grossen Eilfer und Standhafftigkeit aber die
rechtgläubige Schweitzer von Alters her in Hitndhabnng der wahren
Catholischcn Religion, iu Beschiltzung und Vcrthiitigung des ätutt-
halters Christi erzeigt haben, erhellet sattsam aus dem, daß Ju-
lius ir. im Jahr 1512 die Schweitzer Beschirmer und Verfechter
der P&bstlichcn Word«, und Pnbat Leo X. im Jahre 1516 Be-
schülzer d«r Kirchen GOltea genonnet und öffentlich angerührat.
So wird auch der Schweizer Treu. Aufrichtigkeit, Mäßigkeit, Fleiß
and Arbeitsamkeit, Forderst aber ihre Standmüthig- und Hertshaff-
tigkeit im Krieg von denen Geschieht- Seh reibern vielfältig herfiir
gestrichen. Das Regiment ist iu etwelchen Cantonen Äristocra-
'i, in anderen Deniocratiach.
Savoyen. Was ist hiervon iliierhaupls tu mercken? Das
lertsogthum Savoyen grentzet SQd-werts an Piemont, Nord-werts
I den Genfar-See ; gegen Waüten an Franckreich, gegen Osten au
I W alt iaer- Land. Der Lufft ist wegen vielen Bergen, so stets
I bedi^cbt seynd, kalt ; doch ist das Land Volckreich, und
mlich fruchtbar. Die Einwohner seynd gar emsig und arbeit-
Die aul dem Gebiirg wohnen, verloasen vielf&itig ihr Vater-
, and ziehen in der Fremde mit allerhand Waaren herum.
238
Wie seynd die Niederländer beschaffen 9 Die Französische
Niederländer gleichwie sie an der Sprach und Aufzug, also kommen
sie auch, was die Sitten hetrifift, denen Franzosen zimlich nahe.
Die Flandrische Niederländer, von der Welt-berühmten Provintz
Flandern also benäh mset, gleichen mehr denen Teutschen ; dann
sie seynd treuhertzig, aufrichtig, höflich, emsig, häußlicb, massig,
von Jugend auf zur Arbeit angewöhnt, einnreich, und zu allen
Wissenschafften und Künsten tauglich und geschickt ; wiewohl sie
sich besonders auf die Handel- und Eaufl'mannschafiPt verlegen,
theils wegen der Nähe des Meers, theils wegen der Gelegenheit
und Menge so vieler Schiffreicheu Flüssen, und vortheilhafiftigsten
Canäl.
Wer seffnd die Lappländer? Es gibt dreyerley 1) Die
zu äusserst gegen Norden gelegen, gehören zur Cron Dännemarck.
2) Die gegen Osten wohnen, stehen unter Moscau, 3) die übrige
gegen dem Bothnischen Meer-Busen, so die mehrere Zahl aus-
machen, seynd der Cron Schweden untcrworffen. Ist ein sehr
wildes, ungeschlachtes, dem Aberglauben und Zauberey ergebenes
Volck, so denen Schiffern die Wind zu verkauffen pflegt. An statt
der Pferd spannen sie die Rennthier, so denen Hirschen nicht viel
ungleich, an kleine Schlitten, und machen hierdurch in gar kurtzer
Zeit sehr grosse Reisen.
Wie seynd die Schweden geartet ? Sie seynd der Kälte,
Hungers und Arbeit gewohnt, wohl bey Leib, kriegerisch, ja auch
grausam, welches vor hundert Jahren mit seinem grössten Schaden
unser Teutschland, dahin sie von denen Ketzern zum Verderben
und Untergang des Vatterlands uad der wahren Religion gelocket
und beruffen worden, erfahren, allwo sie mit denen Catholischen
mehr als Barbarisch umgangen.
Wie seynd die Pollachen genaturei? Sie seynd starckmüthig
und behertzt, auch wider die Türeken und andere Keind der
Kirche gantz unerschrocken; dienen meistens zu Pferd, halten viel
auf ihren Adel und alte Freyheiten etc.
Wie ist die Begierung bestellt? Sie ist theils monarchisch,
theils Aristocratisch mit vermischter Democratie.
Wie ist die Beligion ? Catholisch ; jedoch werden auch die
Lutheraner, Calvinisten, und andere Sectirer, so man Dissidenten
oder zwevträchtige nennet, geduldet.
Engländer, Wie seynd die Einwohner geartet? Diese, so
lang sie in der wahren Religion steiff verharreten, hatten allent-
halben Wunder-grosses Lob ; nachdem sie aber von derselben ab-
gefallen, haben sie gäntzlich aus ihrer vorigen Art geschlagen. Also
nemlich ist die wahre Religion wo nicht die einzige, jedoch die
allerbeste Sitten- Lehrerin jederzeit gewesen, welche, wofern sie in
das Elend wird gestossen, wird sugleich auch die wahre Tugend,
239
Zucht, Ehrbarkeit, PoHcoy etc. müssen das Land räumen. Wann
nun dergleichen abtrünnige Völker noch über das von Natur stoltz,
frech und verwegen seynd, was wird man anders als allerhand
Trauer-Fälle, Unglück und Unheil zu erwarten haben?
Wie seynd die Türchen geartet? Dieses wilde, grausame
und barbarische Volck, welches zum Untergang der Länder, guter
Künsten und Wissensch äfften gebohren zu seyn scheinet, ist nicht
durch eigne Tugend und Tapfferkeit, sondern durch Uneinigkeit
der Europäischen Fürsten, und greuliche Laster, sonderbar der
falschen Christon, die ein weit ärgers und gottlosers Leben als die
Türeken selbst führen, zu so grosser Macht und Welt- Beherrschung
gelangt.
Wallachey und Moldau, Was ist von diesen zweyen Fürsten-
thümern nur obenhin zu mercken? Beide diese Länder haben ihre
eigene Fürsten, oder so genannte Hospodarn, welche dem Groß-
Türcken zinßbar seynd. Das Land, ob es schon gebürgig und
waldicht, ist doch fruchtbar an Getreid und Wein ; hat auch
gute Pferd- und Vieh-Zucht. Die meiste aus denen Einwohnern
seynd mit denen Irrthümern der abtrünnigen Griechen behafiftet,
und verlegen sich sonderbar auf die Vieh-Zucht und Feldbau ;
seynd kriegerisch, zu Neuerungen geneigt, und ist ihnen nicht
viel zu trauen.
Wie seynd die Asiatische Völcker beschaffen ? Unterschied-
lich nach Unterschied der Landschafften. Die unter, oder nahe
bey der Zona torrida wohnen, gleichen mehr denen Africanern ;
dann sie seynd wanckelmüthig, gäh, unbesonnen, verschlagen, heim-
tückisch etc. Die gegen Norden aber seynd trag, langsame, dumme
und plumpe Leuth. Die in der Mitte, und folgsam anter einem
milderen Climate wohnen, seynd etwas geschlachters, doch meisten-
theils weichlich, zärtlich und denen Wollüsten ergeben, bevorab
nachdem die Catholische Religion, als welche, wie schon anderstwo
Anregung geschehen, die allerbeste Sitten-Lehrerin ist, von dannen
hat müssen ins Elend wandern.
ABIRL1N6ER
ZUM DEUTSCHEN WÖRTERBUCHE
N
Nabel: zuweilen schneidet man auch (an Mala dulcia) den
Batzen oder Nabel heraus, legt an dessen Stelle ein Stückchen
Eandelzucker hinein usw. Die Amömlein sind castanienbraun, rund.
240
mit einem Nabel versehen. Jos, Gottfried Kssichs mediz, Lexikon
I 1787 S 11. 31. NäbeladeTj Nabelstamm ebenda 36:2. Nabel-
Schlagader 368. DWB 7, 5. 5 f.
Nadibar: Gemeindeangehöriger Alem. XII 151, echt hessisch.
In Mcükmus Fuld. Uistor. Büchlein 1872 8 131 : Da muß ich
erst die Nachbarn zusamnienläuten — nebst der herkömmlichen
Verköstigung durch die Nachharn reihum usw. Daß ich bei fast
allen Ortsnachbam täglich die Speise erhielt 133.
Nachdruck: item etwo mit den anderenn huffen ihm angriff
zeruck wychen vnd ain bestellen, der in den getrenten Nachdruck
gepräch biß er sich mit den wychenden huffen ordentlich vnd
streng wenden vnd angryffen mög. Bustctterj Hans : ErfistlicJier
Bericht^ wie sich ain frumme Oberkagt Vor, In und nach den ge-
färlichsten Kriegßnöten mit klugem vortayl eü vngezweifletem Sig
loblichen vben vnd halten sol — vß Riiterlic?ien Gschichten be-
schriben. Augsb. 1532. DWB erklärt.
Nachgraben : allein die Miin'rer hatten ihm (Prof.) noch heim-
licher und verdeckter nachgegraben und sprengten ihn, als er sichs
am wenigsten versah, mit allen seinen Projekten und Reformen
in die Luft. Änsdmus Rabiosus Reise ins Kürbisland III 73.
Nachhuren sw. Da in Griechenland die Abgötterey sehr
überhand genommen, konnten die Israeliten sich nicht hüten, daß
sie nicht der Heyden Götzen nachhureten. Ällgem. Weltgeschichten
durch Philonem Chorographum. Gedr. v. Hübschlin in Wangen
1671 S 44 DWB VII 76.
Nachlernen : Vor solche Vögel, so was nachlertien sollen,
setzet einen Spiegel und tretet dann darhinder. Aitinger Kurzer
und einfältiger Bericht vom Vogelstellen Cassel 1653. 303.
Nachordnen, nachgeordnet: so wird Unsere nachgeordnete geist-
liche Regierung solches durch willkührige Strafe zu ahnden wissen.
Fuldiscfie Nied. SchulO. 1781 S 69.
Nachpfeifen: die Ambsel ist ein gelerniger Vogel, welche
Geistliche und weltliche Lieder nachpfeifen lernet. Aitinger 322.
Wenn der Lose Finke aber auß dem Nest außgehaben vnd er-
zogen vnd jhm allerley vorgepfiffen wird, lernet er Alles sehr artig
nachpfeiffen 323.
Nachsteigen: Herr, wir bitten dich, den schöpffer aller
Ding, den glauben in uns mehre, der die frücht der lieb bryng,
das wir nachsteygen dir ; ohn deyn hylff sinken wir usw. Paul
Speratus, Lieder, Cosack S 315. Zum D WB VII 137.
Nachtball : Die Dauer der Nachtbälle bis gegen Tage, wo
die Kälte am strengsten ist usw. Essichs Mediz. Lexikon 1 133.
Nachtdieb heißt Quesnel in einer zu Augsb. gedruckten Je-
suiten- Kirchengesch. 1729 : (hat) weltliche Kleider angelegt, und
sehr viel Schmäh-Schrifften, deren einige auch von dem Scharff-
i
S4t
richter verbrennt worden, verstoLlner Weise in Dnick lassen aus-
gehen, Mß A. 1703 dieser Nacht-Dieh, und seine Mit-Gespnnen
Gerberon und Brigode zu Di'Qssel samt allen ihren Scbrifftcti,
wodurch nicht «-enig G-eheimnusfleo der Jansenistiachen Gottlosig-
keit flu Tag kaineu.
Nachtfang: der NacJttfattg, so mit großen Netzen vfF den
Teichen ßeaehieht, derselbe stricket Wände, enge Tj'i'aß usw. ^i-
Unger 102.
Nachtgarn : leget das Garn nieder und würget die Lerchen
und Keucht sie durch das Nacktgarn. Aitinger 139.
NachtMlte : werden die gehlendeten Fincken vor Elte blot,
und können keine Federn mehr schieben, dann miisaen sie vor
Morgen- nnd NachthüUe wol verwahret werden, AUinger 165.
Nachlnebet: het aber der vind mer geschütz, sol er fast
platsregeo vud dicken nacJitnäbel vbcrfallen. Bans Bustetler,
diA oben.
Naehtpocher : im liekhensteiner Bergbau- und Hüttenpersonal
iommi 1742/43 in der Pochhütte der Nachtpocher vor. Stein-
hach 11 101.
Nachlrappichi Nebenform volhaluenükh von naehtrabicht b.
Lexer DWB. Es ist von dm Tat^senden von Geistern die Bede:
Der nachtrappiehie Bushs, so sich meistentheils in den einge-
fallenen babilonischen Thurm aufhält mit 26 Legionen Teufel.
iHe Heiligen nach den Volksbegriffen 4. Bd. 2. Aufi. Leipzig
1792 S 367.
Nachtschlaf: wenn schon ein kurzer Nachtschlaf längeres
Verweilen im Bette anzubefehlen schetut. Der Morgouschlaf be-
nimmt nur den Abendsclilaf uäw. Niederhuber v. d. Podagra,
Landahtit 1792 S 129.
Nachtschwärmer : der erste aus allen, so lerraen geblasen,
war Luther, ein in allen Lastern und Bubea-Stücken ausgeübte-
Ster Erts-Böß wicht und Ertz-Ketzer, wie aus denen von diesem
Jfachtschteärmcr ans Tag-Liecht herfürgegebnen Büchern Sonnen-
klar erhellet. Nachdem er nun In Teutschland und Nordisohea
Ländern eine entsetzliche Niderlag der Seelen gemacht, hat er mehr
andere Spieß- Gesellen eben dergleichen zu wagen usw. Kirchen'
gesch. (Jesuiten) Avgsb. Anfg. 18. sec.
Nachtung : und kamen über ain in der nachiung, was voran
den markt zu Brandenburg dem Kaiser geantwart. Chronica
3521 Augsb.
Nachtmgel : die Turteltauben sollen vor den Wolff oder
Nachtvogel Meeizwibelbletter in ihr Nest legen. AUinger 126.
;ßollten sich die Lerchen fürchten vor den Nachtvögeln 140. Ein
^Nachtvogel oder Keulzlein 107. Die Kaotzen and Eulen, mit
.iren Arten Nachtvögel, so sich des Nachts des Raubs er-
.nähren 372.
Bl.llng.^ AllUUDDlA UV i \Ji
243
KachlKächicrhorn im FuJdaer HistmknhücM. rc» MaV;-
mio 1872 S 140.
NachiK^nschung : bin also narli gueter nachlicünsrhung
wider in mein /iranter beglailet worden. Ilninhofcra Jtcl, 39,
Nachfechriing : dpa AbendB zur Xadifichrting faUefi sie
wiederumb gewullig ein; wo sie des Abenda (die WaldvCgel) su-
letzt essen, dfi sey nd sie gewißlichen xuerst des Uorgeiia wieder.
A'Uinger 295.
Nachfetig : Ir Durciil. bnben mir auch ein geatricIchteD
grauen Bameten Teppich mit einem NuchUtig auff die Art, wie der
Herzogin in Pommern Muffel ist. angefrümM. nninhofers Rd. 161.
Nachwaschen, vom Ilägfr : wie gelernich er ist, wann jhme
dreymat nnch einander die Zunge gelöset, ist kaum zu glauben,
dann so leinet er Allea »achtcascheii. Aitinger 305.
Narhwind: Guter Luft und JVocAwiHfi (See). Konstanter
Kronik. Späth 156.
Nachzeichnen : Sie sein vngern daran kommen, denn maus
(DiBsigoi) noch nie ßr keinen Fürsten vachfeichfien lassen. Harn-
hoftrs Rel. 135.
Nagel : Deni-.oesgummi sind grüße Stücke Harz, die aaf
der Oberfliiclie noch die Eindrücke von dem geflocbteoeQ Soliilfe
haben ; sie bestehen aus rothbraunen Lagen, in welchen Kern«
von verschiedener Größe, welche man Mandeln oder Nägtl nennet,
sitzen. — Je hellei' die Stücke sind, je weißer und in je größerer
Menge die Nägel sich darinnen finden, desto heßer sind eie.
Essich Mediz. Lexikon I 130. Ammoniakharü bestellt aus gelb-
lichen Klumpen, denen häuüg milch farbliche Körner, welche die
Neuem Nägel, Thrttnon, Mandeln nennen, beigemischt sind 30.
Nägetsiherbe, Netkeniopf : eine große Altane mit vergiilten
Gattern und Stangen, welche hübsche Bilder tragen und dar-
zwiachen auf Stückchen scIiBne große Niigelschcrbcn stehen mit
ihren Vrabrelen oder Hütten für die Sonne und das Wuser.
Haifiliofers Sei. 73.
Nährlich: wenn eie zimlich flücke ansgchahen, können iie
fast in 8 Tagen allein zu essen gewöhnt werden, wenn sie aber
Ȋkrlidt sehen oder zimblich blindt ausgehaben worden nsw. Ai-
tinger 338.
Name: a. 1231 ward U er tzog Ludwig von Bayern, ain Trost
vnd ain Nam alles lands — ereehlagen zu Kölheim. Chronica
von vil vnd manclierlag hisloricn in vH landen vnd gegenden ge-
schehen {Augsb. 1531 4") A iij\
Narrenrad :
Dort ferne auf jenem Berge
Da malet ein Narrenrad,
Das treibet nichts denn Liebe
I
I
U3
Nase : deme alu
gewaltig gtSnUiet hat.
Naschlin: Item,
Dod beschloBSen hat,
I
Den Tag und aaoh die Nacht;
Daa Rad ist ganz zerbrochen —
Die Liebe hat ein Eod.
Frankf. Liederbuch 1554, Uldand Schriften IV 34 ff. Variante
tkrummes Mad'.
?r der heilige Jeronymus cp. 3 die Nasen
Violae iSS S3. Fredigten. Wangen, Allgau.
wann der Hirsch den Fuß als faet zwiDget
3 geltet ihm forneo auß dem Fnß ein klein
Dinelein von der Erden, dos ist dann als ein Naschlin, das
Zeichen heißt die Nachs oder das Nasctilin. Adeticlie Wegdwerck.
Frankf. a. M. 2661 rf" S 80— S3.
Nationalbildnng : diß ist die Epoche (Fall der Jesuiten)
der Nationalbildung Oesterreichs. Anseimus Rabiosus, Heise durch
Ober-D. I 3.
Naliotialschauspile : das Puhlicnm (Wirtb.) ist ohne Poli-
Boy und es hat niemals NafionalscliauspHe hier gegeben. Eben-
da S 56.
Naturgabe : die UnterlhitueD sind nicht weniger Bcbuldig,
die Hilfsmittel zum Tlnteviichte anzuschalFen, als Nataraüeiika-
biaette, die wenigstens die Naturgaben des Fuldischen Landes ent-
halten ; FiiU. Schulord. 1781 S 56. Sagegen „NuturBacluge" in
der Seilage eur SchulO, 5.
Nebenbewohner : Perioeci oder Nebenwohner aeynd jene,
welche unter einem Meridiano und Parallelo wohnen, doch also,
daß in dem Parallul-Cinkel einer vom andern ISO Grad entrernet,
nnd in dem Meridiano zwischen bcyden nur ein Polua lige. Dise
haben einerley Clima, eitierley Poliis-Höhe, einerley Jahrs-Zeiten.
Allein wann einer Mittag, hat der andere Mitternacht etc. Sih
Nordatigd.
Nebenberg : neben dem großen Berg hat es kleine Neben-
herglei» mit spritzenden Bildern. Hainhofers Bei. 76.
Nebenbürger: ich muß Ihnen dargegen sagen, daß ich die
Evangelischen weder über ihre kathol. Neben- Bürger, noch ihre
Heiligen — habe spotten sehen. Sih Normalschute II 32.
Nebenfiguren in der Heraldik : Was seynd die Neben-Figu-
rcn, Eo den Schild balten? Die lebendigen werden Schild- Halter,
die nicht lebendig aber Sllitzen genannt: Engel, Menschen, Wald-
m&nner, Bären, Greiffen usw. sih Nestel. S 21. Fell DW£
Nebenkentnia : d.-iß es nm die Aosübung der Arzneikunde
I wirklich so keine ganz gleichgQllige Sache scy, daß tiefe Wissen-
[ Bcfaaft, viele Ncbeni:cnntnisse erfodert werden, die Kiankheiten
I einzusehen nsw. Niederhuber, Sydenhams Abhandlung von dem
[ JWajra Landshtd 1792. Varerinna-wigen. Feit D IPß
ÜU
Nehenkleinigiceit : ich erwfiline dieser Nebenkleinif/keit nicht
nmBODBt. AnselmKs Rabiosus, Heise «ach dem Kürbtslande 1779.
I Teil 1782 S 28.
Nebenknolle: die Erdäpfel Bind zuweilen bo gro& als zwo
Fäuate Bind nnd baben verschiedene Nebenknolkn. Essich Medie.
Lex. I 399.
Nebenleltrer '■ es werden keine N(^nlehrer, BOgenaunl« Prä-
oaeptorea gednltet, wenn ihre Lehrlinge nicht zugleich in diese
öffentlichen Schulen geben. Allgem. Schulordnunff für dk »iedem
Schulen des Biptuntes und Fürslenlumcs Fttld. 1781. 8 8. —
Nebmschullehrer S 35. Die Filial- and Nehenschidlehrer S 46.
Nebenleklüre: und alleDfalllB mit einer guten Nebcnieklär
sich zu verwehren weiß, daß man in der Welt such sonst (ör
keinen Idioten passirt. Die Heiligen nach den Volksbcffriffcn
Nefienlieger : daß
Hegern oder AnstösBern
mit den Zinnagebern und Ncben-
r Una zinnsbaren Cätrr vorgebende
Veränderungen in dem Zinnsbncb richtig angezeigt werden usw.
Socbfürstl. Marhgräi'lich-Badiache Hedtttiaigs-Inshitlction. Carh-
rithe 177G S 30.
Ndtenort : l) sind in der Tabelle die Namen der Kinder
anzusetzen, 2) die Namen der Täter, 3) die Namen des Ni:beH-
ortes oder Hofes, wovon das Kind gebürtig ist. Sih Neben-
Jehrer S 45.
Nebenstreich : daß dieses alles nnmächtige Änßflüchten,
Ifire Lnfft- und Nebcnsireich. purlauterea Geschwätz, ja rechte
Praedikantiache Allfantzerejen seind, nihil ad rem usw. Fr. Eu-
stachius Eisenimet 0. S. I). Äugsb. Geeopffter, geropffter Luthe'
rischer Bürghahn. Aitgsb. 1703 {Meto) S 87. Fdt DWB.
mit allen diesen Weltgegenden trefTen auch die
mlich die vier Haupt-Wiud und acht nnd swan-
Sih Nordangel.
deßwegen verstopften ihm seine Feinde nach
inäle des nöthigen Nebeneuflußcs (Unterhalt s.
Leben). Änselm. Hab. Reise nach dem Siirbisland IUI 61. Kredit
und einigen unentbehHichen Nebcneuflufi verschaffen 67,
Neiger aus Näbtnger, Nilber im DWB sih schon MBenis
Lesefrüchte zwegier Theil S 137. (Wien 1797).
Nerven: der Zustand der BauilJung des Manufaktur«
der öffentlichen Einkünfte, die Nerven des Nationdicredits. .
sümus Rab. Reise durch OD. I 18.
Nestel in der herald, Sprache: Also wann das Scbreg-
auch das Querband um ein Uritlel achmSler ist, so wird ea ge-
sennt eiue kleine Binde ; wann es nm die Uelfte achmäler üt,
ein Nestel ; wann es gar nur den vierten Theil behaltet,
Nebenwind :
Winde Überein.
zig Neben- Wind.
N^emufluß :
und nach i "
den. Von der Heraldischen oder WappenJiunst für die Schuten
der Gesfllschafl Jesu in der Ober-TeuiscJten Provine Aagsb. 1729
S 17. Fell DWB
Nestelriemen in der Vogelstellersprache : zw Anfeeselang der
Leuffen gehöret, eiu blawer Nesfdriemen, der wird nach Größe
nnd Dicke des Vogela zur helffle zollsbreit gBBpalten usw. Ai-
tinger 162. Vgl. diese Ruhrgerte bat vorne von einem Nestel
oder Riemlein eine doppelte Schlelffe 300.
Neuerling: nähert sich dem Wageo ein Mann, den die
Laute den Neiierling nannten — nur der Ncverling stand fest and
lachte über die Niederlage — altidtinn wandten sie sich gegen
den Neuerluig, falteten ihre Stirnen uaw. — Behalt den Neucrling
einen ungestüramen, auRgeachämten Menschen. Ävsehnus Rahiosua
Reise ins Kiirbisland III 8 ff. Sie verschrien allenthaliien dia
drey Patrioten als Neuerlinge und Sonderlinge 70.
glcn Atiselmus Bcüiiosits Reise ins Kürbisland
Nichlamt: an welchem sich Aerzte und NicMilrxte mit Er-
findungen — die Köpfe bis zum Uusinn Verstössen haben. Nieder-
huber Podagra 1793.
Nicktrl ; man denke sich einfe kleine menachenähcliche Ge-
stalt, die beiuahe so dick als lang ist, mit eiupm ungeheuren
dicken Kopf, rothen Haaren, rothen Augen und unter der Zange
eine Kröte. Man hnt sie sich doch als wiiklieh gedacht und
nennt sie Nickerl oder Nix. — Die Kielkröpfe heißen Nickerta-
Jeindcr (weil es in ihrem Kropf stets kiehlt oder kluchnet).
Nickerlsfrau. Das Buch vom Aberglaube». Neue verb. Auflage
Leipzig im Schwickertsche» Verlage 1791 8 38. Zum DWB
VII 517.
INiderdruck: der Jäger soll, nachdem er weiß, was es für
ein Hirsch sei, Achtung geben auf die Fährt, Anstreiff, Nider-
iruck nnd ander». Adeliclie Weffdicerke 1661 S 100.
Niderfm:
Davon hat sie nitt keret
djr krippen noch der stall,
ihn als eyn köuigk geeret
mit neygeus nydsrfiäl.
Paulus Speralus Lieder bei Cosack 273,
Nidergeben sich: wo sie, die Feldhüner und Wachteln, auQ
ihrem Lnger aufsteuben vnd sich wiedemmb nidergeben. Aitinger
19. Muß eigentlich in Acht genommen werden, auf was vor eine
Feldthecken sie sich wiederumb niederbegeben (Spazen) 230,
wann die Hüner sich ioa Sache Felde oder wol vmb gar kurUe
Bflaahleia niedergegeben 23.
24Ö
Niderh^en : ea soll auch keiner seine Hnnd niederficben,
damit daa Schwein nicht mit seinem RübbcI darein lauffe, sonderu
die Hand in aller Höhe baben und ihm deo Fang ton tach ab
geben. Adeiiche Wei/dwei-ke S 162.
Niderkauchen : da setzen eie (Feldhüner) eich über einen
Klumpen niedergekauchet vud hält eines uuttr ihnen die Schild-
wacht. Ait'mgtr 14,
Niderlegen irans. grosee attirke beliertzte Raden als die
Leythund oder Bluthunde, die ein Stück Wildes, ea eey ein
Schwein, niracb oder Beer halten und das niderlegen, welches
man seines GefiillenB schlagen oder stechen kau. Adeliche Weyd-
werke. Frankf. a. M. 1661 4'* 11. Zum DWB. 7, 775. E.
Niderreißc» : Panthcrthier und Wolf wegen ihrer Wilde,
ArgÜBtigkeit und Boßheit, dnrdurcli sie sndere Tbiere erdnppen,
erschleichen und niederreissen 203. Und oflermHls auch die WöIf
zween oder drey (der Hand) niederreissen 216. Etliche Büren
werden genannt Schlächter, die Roß und Vieh niederrei/im 244.
Ebenda.
2fid€rschneiden : wollen sie (die Feldhüner nnd Wachteln)
nicht fort, so muß diiß Tyraß vff den Fruchtbreiten, so niderge-
geschnitten, das beste thun. Aitinger 54.
Nidemlehen: Pferd niiersleheii heißen, abstellen. Konsfan-
zer Kronik Späth 11.
Niderhm, sich : wann ein Hirsch von dem GcUß auß den
Feldern kombt, so ist er gewöhnlich naß von dem Thaw nnd
thvt sich nicht nieder, so ety dann zuvor von der Sonnen ge-
trocknet — und Ihut sich dann auff den Bauch nieder an ein
unverdeckten Ort — Wannheth. Addiche Weyduerkc 1661.
8 114. 134.
Kidlieh adj. wiewohl die Lerchen alsdflnn sehr feist Tnd
niedlich seyn. AHinger 159. Item wann die gefangenen Vögel im
FrQhling fein niedlich, daß demnach große Kulte varhandeu 219.
NistUng : von allerhand Waldvögeln wenn die Nistlirige
geasen vnd ihr Koth von sich drucken usw. Aitinger 338.
Nonnengesicht: ich weiß auch was. Frau Patha, rief das
kleine Nonnengesicht Thereae. Musüus Kinderlilapptr 1788 8 7.
Nonnetikircke. Anseimus Rabiostis Heise ins EürbisUmä
III 35.
Nordangel: diese Punkten werden Poli oder Himmelsangeln
genannt Wie viel seynd Poli oder Himmels-Angel u '/ Zween,
PoluB arcticus oder der Nord-Angel und Aniarctus oder der Süd-
Angel. Geographischer Anfang für die Schulen der Gesellschaft
Jesu in der OberTeutschen Provine. Aug^. 172'J. MWolff.
Normalschule: die Einrichtung der Normalschulen, welche
hatten
etwaa,
in Oeaterreicb üreu TJrapriing hat, ist die wiclitigato unter allen
Wohltbnten, die wir dem Jalir hunderte Marie-ThereeieuB schuldig
Bind. Ansehnus lialiosus, Heise durch ObcrdetäsManä {WL
Weckherlin) Saleb. und Ltipxig 1778 S 6.
Nöse : und mit dem Gewerbleio, so von einer NOse oder
Krappenbacken auß eyseti Diedt, wie eie die Schneider an die
Kleidung neben übw. Äitinger 162.
'Notkasse : die evangelischen Religionn-Verwandte
in der Verborgenheit (Angab.) eine eigene Nofhkasse, i
Bo auf ihre Seite geaacbt wird, durch Bestechung zu unt
Anseimus Boftiosws Reise durch Ober-ßeu/schJand S 40. Sodann
dichten Sie den Evangelischen eine Noik-Caße an II 30.
Nolmüle '■ selbige für ein Kotli- oder Zunngmihl dergestalt
angeaogen wirdet. üuspling. kersch. KaUenhergische Oherho/icits-
aklen lfi83. hs.
Küll: jedoch die trefflichen Moralen sind hey der Jugend
Nullen ohne Zahlen. MuxOus Moral. KinderUapper 1788 S 68.
Nürnberger Tond :
Empfingen aus Frau Fatbens Hand
Ein Spielzeug von Nürnberger' Tand.
Mmfius Moral. Einderklapper 1788 S 11.
Nur seh ei« «im Kalm ausgeholter Batm und ein Trotj.
Denis Lesefrüchle Z, 137. Schmeller unier „Ntiesch". Das DWB
kennt unsere Bedeutung nicht,
ABIBUNGER
DER SCHWERTTANZ IN UEßEULINGEN").
Wie bereits mitgeteilt, wird nitchaten Donnerstag hier der
GOg. Schwerttana („Schwerlletnoz") nufgefürt. Es ist diß ein ur-
alter Brauch, der zu reich satädti sehen Zeiten regelmäßig jeden
Fas nach tdonncrs tag von den ledigen Rehleuten der Neustadt,
welche eine GeaelUchnft mit gewHitem Vorstand (bestehend aus 4
Plaz meistern, einem Ffindrieh und einem Sfickelmeialor) bildeten,
gegeben wurde, spütev nur alle 10 Jare oder hei besonderen
Voran Inßun gen, so xB. nach einem gnten Weinjare. Daa leate
Mal fnnd die Änffümng am 27. September 11^75 zu Eren der
Versammlung des Vercioa für Gcscliichte des Dodetiaees und Um-
gebung Btat.
') Seebote No. 27. 1886. 3. Mars ÜAerUngvn
HS
I
Ursprlinglich wurde der Scliwerttanz folgendermaßen gehal-
ten: Tor der Fasnacht holten die 2 ätteateo Plnsmeister beim
Magistrat die Bewilligung zur Äufiiimng des Schwerttsozcs ein,
worauf der jüngste Plnzmeister die Mit^lider zu «ner Versamm-
lung einlud, welche nun das Weitere begihlciß ond die etwa er-
ledigten Äemtcr neu besezte ; zngleich wgllen die 4 Plazineister
^en sog. „Baneele" (der am Tanze nicht teilnimmt, sondern wArend
desselbeo die Gaben einseaimelt und an den Sftckeimcister abliferl).
Gndücli worden noch 5 Spilleute — 2 Trommler nnd 2 Pfeifer —
bestimmt, welciie zum Tanxe aufspileu. Die übrigen Mitglider
waren die eigentlichen Schwerttänaer. Waren so die Rollen ver-
teilt, so wurden die Proben ahgelnlteii, die Kortüme etc. herge-
richtet. Dise besfanden aus langen blauen Röcken, roten Westen,
k<ir7;eu Lcder- oder schwarzen SntcmthoEen, langen Strümpfen,
Schnallenschnhen und dreieckigen schwarzen Filzhüten; außerdem
trug jeder Teilnemer einen Degen und einen großen Strauß aus
küuetlicbon Blumen, die Plazmeiater nnd der Fündrich zudem uocb
Soh&rpeu. Der ^HäiiBele" hatte das Kostüm eines gewönlichen
Ueberlinger Fasnachtah&nsele. Die Fane. welche jezt noch vor-
handen ist und im Kulturhistorischen Kahinet aufbewart wurde, —
stammt aus dem Jare 1798/99 und wurde von einem Franzis-
ksnerpater geweiht; sie ist gefertigt ans einem dreieckigen karmo-
sinroten Seidentucli, worauf der zweiküpfiße Reichsadler mit Krone
und ein Beblaubkrnnz mit der Jareszal 1799 gestickt aiud.
Fasnacht donnerstags besuchten vor der
mtliche Teilnemer — mit Ausnnmc de«
I mit knallender Peitsche die Straßen
:e in der St. Jodukkirche. Dann be-
gann von der Wirtschaft znr „Neustadt" aus der Umzng unter
Trommel- und Pfeifenspil durch die Stadt. Der erste Tanz wurde
vor dem Rathaus aafgerfirt, der zweite vor dem Pfarrhof, die
folgenden Tlioze vor den Häusern der Magistrats- und andrer
angesehener Personen. Vor jedem Hause, vor dem getanzt worden,
schwenkte der Fändrich die Fane, zwei Plazmeister giengen in dos
Haus, um im Namen der Gesellschaft das „Eompliment sbmlegen
und sich zu rekommandieren", wie es im Spruch heißt; zugtmh
sammelte der ,,nänsele", welcher kein Wort sprechen durße, die
Geschenke der Zuschauer und Hauseigentümer ein ; die andern 3
Plazmeister arrangierten unterdessen auf der Straße den Tarn ;
nach militärischem Kommando trat die Mannschaft in eine Reihe,
zog die Degen und salutierte ; alsdann stellten sie sich hinter rin-
ander auf, in der rechten Hand den Degen, würend die linke die
Degenspize des Hintermanns faßt, so daß Alle gewißermaßen eino
Kette bildeten; mit hüpfenden Schritten im Sechsachtel-Talct
wurden nun die verscbidensten Linien beschrihen, Kreia- nnd
Schlangenlinien, dann eine Gruppe mit gekreuzten I'egen darge-
stellt, indem Einer nach dem Andern unter 2 empoi'gebaltea«D
I
I
Am Morgen
ÄuffSrnng zuerst
., Hänsele", der unterdes
durchzieht — die
249
I
I
I
I
I
Dogen liindnrchgegangen and die 2 lezten sich immer wtdar der
Gnippe anBcbloßen, biß dise BÜtntliche Teilnemer aufgenomniea,
worauf sie wider in gleicher Weiae aufgelöst wurde. Endlich
sprang ein Jeder der Reihe Dach über einen in Kniehohe gehal-
tenen Degen. Hieza nnrd von deu Spilleaten Musik gemticht und
VOD den umstehenden Kindern gesungen :
Hatlnha, Butlnh» Babermiis g'nug
Go&dige Frau, gnädige Frau, gen mer an Geld!
Nach diaem Waffentnnz holte wol Einer und der Andere
der Mann^chRft aus der Znachnuermenge oder aus den benach-
barten Häuacrn ein Mädchen zum frühlichen Reigen, so daß nach
dem ernsten "Waffenspil ein munteres Tanzvergnügen auf der
n bildete. Hierauf «og die Schar
: die Fane wurde geschwenkt, die
Hüten, die Mubik gpilte und weiter
andern Hause das gleiche Scbauspil
Straße den Schluß des Oa
vider ab, wie sie gekomm
Abziehenden grüßten mit d<
gieng der Zug, nm vor einem andern Hai
So wnrde es in alter Zeit gehalti
wider gegeben werden, getreu nncli dem i
der Schwerttanz nm so interessanter, da ei
anfgcfürt wird. Möchte den 32 Darstelh
ind so soll PS auch
Bilde. Dismal wird
historischen Kostüm
m Zei-
auch hener eine reiche Entschädigung werdec
lagen und Mßhen !
Fragen wir nun über die Entstehung und den Zweck des
Schwerttanzea, so wird uns nur ungenügende Antwort gegeben.
Wol ist ein ,,Ordnungfl-Hnch für die ledigen Reebleith'' vorhanden,
nltpin diß datiert aus dem Jure 1769. würend der Schwerttanz
Bobon Jarhnnderte vorher aufgefürt worden, und entbiilt bloß die
„verbeßerten*' Saznngen, spBrliche Notizen aus den Jarcn 1573,
157S, I7fi4, 17fi6, 1784—1788 („anno 1786 ist man wider nicht
nmgezDgen und ist uns wie Bnno 85 der Wein gegeben worden").
Von 1789 an kommen regelraiißigo Aufzeichnungen über die Auf-
fUmngen und die wichtigen Ereignisse der Gesellschaft. Auch das
Archiv und die Ratsprotokolle geben keine weitere AufklSi-ung.
Leztere enthalten nur Beschluß« über Genemigung oder Versagung
der Auffttning (,,den ledigen Reebleiten Ist der sog. Schwerdtle-
TanzB gl. gestattet. Act. iu Sen. I,nn. den 28. Jenner 1732" oder
„ . . . . Weilen in lezterra Herbat gar wenig Wein gemacht
worden: so wird den ledigen Reeblenten der sog. Scbwerdtle-Tanz
für dieß Jahr niclit gestattet, nichts desto weniger aber Ihnen von
Stsdt und Spiltal das Gewöhnliche (2 Aymer Wein) abgegeben
werden. Act. in S. L. den 2i. Jenner 1785"). Aus den sehrift-
liehen Aufzeichnungen get wenigstens sovil hervor, daß der
Schwerttnnz ein , .Zeugnis von der Tapferkeit und dem Heldenmule
üDserer Vorfahren int", wie es im PlazmeiaterBprucb heißt.
Nicht Rof Urkunden gegründet ist die Behauptang. daß die
Schwerttätue, welche früher weit verbreitet waren, und u. a. auch
250
in Straßbnrg biß in die neue Zeit gehalten worden, Ueberbleibael '
dds geruiaDiaclien VolksscliauspilB seieu und zu Eren des Scliirert-
gott» äufgeffirt wurden (vgl. 5. Heft des Vereina für Geschiebt«
des BodeneeeH), oder daß sie den i'ömiEchen Gladiatoren- Spüirn
naohgeanit seien (e. Seeliote Nro. 23 vom Jare 18T0).
Eine alte Sage erzält die EnUtebung des Ueberlinger Schwert-
tnuzes (olgeridei'maßea : Die Ueberlinger moften in den Krieg
ziehen uud atellteii dem Kaiser 100 Mann. Vor dem Abmarsch
besucht en eämt liebe Krieger den Gotteedienst und ließen lich
segnen, mit Ausname eines Einzigen, welcher nicht in die Kirche
gegangen. Im Kriege zeichnele sich das Ueberlinger Kontingent
sufe KUnilicbste ans, und enntlicbe Ueberlinger Soldaten leerten
wolbehalten zurück, mit Ausaame demjenigen, welcher die Kirche
nicht besucht und in einem Kampfe gefallen war. Der Kaiser
aber verlih hierauf den Ueherlingern als Lon für ire Tapferkeit
das Privilegium des Schwerttanzes.
Daß > der Ueberlinger Scbwerlteuz ,bei Anlaß eines guten
Weinjarea oder gnr unserer Rebleute wegen eingefflrt worden
wäre", bat Niemand behauptet, ebenso wenig wui-de auch dar
Zweck desselben „mit Weinjaren oder gar mit weinbaaenden
Menschen als solchen in Beziehung" gebracht. Aber es iat Tat-
sache, daß fragliches Wnfienspil namentlich in guten Weinjarea
anfgefilrt, dagegen in Notjaren dessen AuSuning vom Magistrat
nicht genemigt wurde. Diß beweisen die Balsprotokolle ; so lautet,
um nur i*in Beiapil anjinfüren, ein Magistratsbeschlaß yom 9.
Febr. 1784: „ . , Weilen in letztem Herbst gar wenig Wein ge-
macht worden ; so wird den ledigen Reebleuten der sog, Scbwerdtle-
Tanz für dieß Jahr nicht gestattet etc. . , " Desgleichen heißt
es im „Ordnungehnch filr die ledigen Reeb-Leith'' . . . ,,.\nno
1791 heben wir Biatz-Meister bey Einem hochlöbl. Magistrat wegen
dem Umzug das Ansuchen gemacht, aber wegen dem großen
Wetter iat gar niebts erlaubt worden. . ," Es tigt hierin durch-
aus nichts Besonderes; denn es ist ser natürlich, daß mtui io
guten Jaron eher geneigt und berechtigt ist znr. Abhaltung i
" Zeiten - -- ~ - - -
Festlichkeiten
wird wol immer so
Ebenso iienig
Rebleute ein Anrecht auf di
r Not. So ist es noch heut und
ffallend finden, daß die hiesigen
ruiig des Schwerttnuzes haben.
Bekanntlich bildeten die hiesigen Rebleute, neben den G Zßnflen
der Ueberlinger Handwerker, auch eine Znnft, die der Rebbürger,
beyra Wolfen (daher auch die „Wolfer" genannt). Nnn iat es
nichts Seltenes, daß unter den Zünften besondere Feetlichkeiteti j
im Gebrauch waren, zB. in Nürnberg das Fanensehwenken der i
BUcker, der öffentliche Tnnz der Sclimide, der Seh wert feger-Tans etc. J
') Nro. 34, 19. März.
I
251
Ebenso kam es meTfaoli vor, daß einzelDen Zßnften wegen her-
vorrftgender Terdieneto vom Kaiser beBondere Privilegien, Ge-
Bchenlte etc. zueikaont norden. So erhielt die Tiiuhmacherzunft
von Nürnberg im Jabre 1537 von Kaiser Karl V wegen irer
tapferen Unterstüeung deBsellieu als Leibgarde in seinen auswär-
tigen KriegED nebst allerlei Geschenlien auch die Gestattang eines
OKentlichen Umzugs um Neujar ; in Angsliurg erbielten auch dia
Weber wegen irer Tapferkeit in der Schlacht auf dem Lechfelde
gegeu die Uunnen von Kaiser Olto ein eigenen Wappen '). Nichts
spricht dagegt^n, da5 e? mit der Äaffllrung des TJeberlinger
Schwei-ttanzcs durch die hiesigen Rebieute eine äiiÜche Bewandt-
nis hat. WenigsleiTB ist in keiner Kronik zu lesen, daß andere
Ueberlinger Bürger den Schwerttanz aufgefürt, immer werden
nur die Belleuto als die Schwerttnnzer genannt; so sngt ein
Ratshesehluß vom 3. Febr. 1G70 ,. . . . den ledigen Rcliknech-
t*n ") ist die Fastnacht reereation auf nächatkonini enden Sonn- und
daran {folgenden Donnerstag, wie auch die 3 FsEtiiBcliUag, doch
mit selbst »nerhiitlener BfEclieidenhfit, ohnn Schwerthtanz, biß
9 Uhr nachts, nnd iflnger nicht, vergont worden." Im „Ordnucgs-
bncb" datiert die älteste Notiz vora Schwerttaoze aua dem Jare
1581, wo es heißt, daß „man umgezogen,"
Was nun die Kostiimierung unserer Scbwerttänzer belrift,
■0 mäßen wir entschiden der Hehaupluiig entgegen treten, daß
dieselbe eine .verfeite" sei. Vil eher verfeit dürfte der Versuch
sein, die richtige Tracht beim Rittertum hezw. den Landskneohtan
xa finden. Ritter und Städlebürger waren streng geschiden, auch
in Tracht und Ausrottung ; jene hatten ire Turuiere, dise ire
Umzüge nnd Schwertläuze. Ebenso standen auch Landsknechte
nnd ätfidteheere im Gegensaz, erstere waren angeworbene Söldner,
leztere bestunden aus den bewaffneten Borgern. Wir wollen des-
halb die Kostüme unserer Schwerttünzer da suchen, wo wir sie
wirklich finden, ncmlicb in der FestkiHdung der Rebbörgerzunft.
„Dia Zünfte beteiligten sich stets hei öfTentiicheu AufKflgen, Pro-
zessionen, beim Empfang füratlicher Ilerschaften jeweils in feier-
licher Kleidung mit iren Waffen, Faneo und Insignien, sie veran-
stalteten damit besondere Umzüge souie besondere Festlichkeiten
an hergebrachten Tagen etc."). Es ist aho das Kostüm unserer
Schwerttänzer nichts Anderes als das Festgowand der reicbsstfidti-
') Vergl „Das dnitschc Zunftircscn im MitUlalfer'^ v. Hubtr-
' iwtenoa. Berlin 1879. Verlag v. Eabd.
*) ,^nn.fcl" Ai'<fl uraprünglieh jtdrr tu einer Famüie gehörige
jutigt Man», »ohald er durch die mg. SckwertUitt d. i. feierl. Beklä-
^ dwiff mit Waffen wirhaft gcniacH vioriten teor, und später ward«
I überhaupt Jeder damit bettichnet, der iu einem Eimclnen in einem Ab-
Mngiffkeilaverhältnisae stand. Da» Wort drückt also eine familiäre Se-
tiehung aus.
RebbQrger. Im üeberlinger „Baabuch," dos ge wißer maiseo di'a ■
ofiiüielle Kronib
wird )u einer Notiz '
die Stadt Ueberlingec
Bchribeo : „. . . . da
Zahl in Spalier auf
Jare 1692 biß 1830 fortgeffirt ist,
■om 26. März 18-21, wo GroMerzog Ludwig
besuchte, dna Kostüm folgen dermnsBea be-
an stellten sich die Reebleute ca. 70 an der
alle im altea Seh wertle-Tane- Anzug mit
spitsigeD Hüthen, Schub und weißeu Strümpfen, rothen Weetea,
blauem Rock, und ssintirten unter Trommel and Pfeifen mit ge-
zogenen Degen Seiner liÖDiglicheD Hoheit, was Deoenselben viel
Vergnügen nachte. Vorne an diesem Spalier stunden die 3 älte-
sten Reübleute, und der älteste von diesen hielt die Zunftfahne.""
Daß der Degen nicht bloß vun den üeberlinger Itebleuten getragea
wurde, sondern allgemein „zünftig" war, get schon daraus hervor,
daß unter den im Germanischen Museum befindlichen Gegenstün-
deu von den aufgeldsten Nörtiberger Zünften sich vile Degen be-
finden.
Wie man nun diaea bistorische Kostüm ala komisch etc.
bezeichnen kann, ist uns uiibegrdflicb. Viill mau kritteln, bann
miin überall etwas finden. Aber die alten h a ade chrifi lieben Anf-
zeicbuungen sagen uns, daß die AuiTürung des Schwerttanxes
nichts weniger als komisch wirkte. So heißt ea im „Ordnungs-
bnch" von der AufTüiung am 27. Februar 1794: „Gar manchen
Patrioten- Augen entetürzten Tbrünen der Rürnng bei dißer Feyer,
daß laut ward der Wunsch, daß alle Jünglinge aus Schwaben und
Deutsehland überhaupt an Wärme und Liehe für das Vatterland,
an Eifer IQr die Ebre Gottes und der Menschheit, diesen würdigen
jungen Burgerssühnen gleichen möchten !"
Und eo wollen wir denn dises ulterwürdige Waffen^pil be-
laßen, wie es uuä iibei'lirert worden, nichts daran ändern und be-
mäckeln, und wollen nur wünschen, daß es noch oft aufgefürt
werde in historischer Tracht wie disea Jar, und ebenso allgeme'
gefallen möge !
UEBERLINGEN LACHMANN
I
STUDIEN ZU GRIMMELSHAUSENS SIMPLICISSlMUSm*)]
Speckdithstal im SimpUcissimus, Vgl. Pamph. Gtngtnhaclu
Gedicht vom Teufel, Tod und Engel o. J. (1517) in Goedckei
Auegabe 1856 S 32, 441 und 557. — Genauer stimmt eine nd.
Erzälung in einer Erklärung des Buches Sirach ans dem 15. Jhd.
(nbgedr. bei Lorabach, Archiv für die morgeuläod. Lit. Ud. 9.
Meib. 17R4 und ALühben, Mitteilungeu aus od. Hss Progr.
Oldenburg 1874 S 24).
I
»J .«em. ,\- 73 ff. KIV 79 ff.
253
I
I
Möglicherireiae gelangte die Speck cliebBtalsgeBcliiclite anch
auf die Büne. Wenigatena wird nntei- den von dem hamburgi-
Bchen Komödinnten im Jnn. und Febr, 1674 in Dresden aufgefttr-
ten PoBBenapilen auch der ,,Speckdielj" genannt. (M. Füiatenan,
zur Geacbichte der Musik und des Theaters am Hofe au Dresden
1861 I 244).
Ich teile hier ans einem Exempelbuch eines Jesuiten — den
Titel kenne ich nicht — die abBcheuÜBch verzerrte Diebs tulhistorie
mit. Das Buch muß Ende des 17. eec. in Dilingea oder Äugah.
villeicbt auch MUncben erschioen sein, sein Wortschaz zeigt auf
Gemeldter Pradicant (wie es bey den Lutherischen gebräuch-
lich) war verheurath, und wohnte nahend einem Catholisclien Hauß,
in welchem eine alte, arme, doch nndkchlige, fromme 'Wittfrau war.
Bey dieser haben ungefehr etliche Catholiacbe Leutbe (weiln sie
anderstwo kein Gelegenheit bekommen) ihr Einkehr genommen.
Sie empfangt solche Gast zwar mit Freuden, weil sie aber auß
Armuth nichts im Hauß halte, ausser etliche wenige Ayr, war eie
betrübt, war auch kein Schmallz liufter oder Oel da, solche zu-
bereiten: und was das übltste war, sngte die gute alte Mntter, so
könnet ihr bey den Lutherischen, als der Catholisclien ahgeaagte
Feind, auch nichts zu kaufen Cberkommen; müßten also die
Nacht Gedult tragen, und mit dem guten Willen sich vergnügen
Dise sagten: Ist dann kein Mittel, nmb GOttes Willen, oder
nmb diiB banre Gelt etwas zu überkommen? ÄulT keiue Weiß,
sagte die Alte, weilen die Lutheraner uns Catholiscben, weder
umba Gelt, noch umb Gottea willen etwas vergunnen, weiß also
kein anders Mittel, als allein, da nächst an meinem Baiiß wohnet
ein Lutherischer Prädicant, welcher sehr reich, mit allen Sachen
wohl versehen ist, absonderlich, wie ich täglich durch seinen
Gamin, der an meinem HäuUlein aufgehet, sehen muß, hat er die
Enchel voller Speck, anch geselchtes Fleisch, Cerveladi WQrst;
and weil der Camin nit gar hoch, könnet ihr leichtlich etwas
fiberkommeo, euch in diser äussersten Noth zu erquicken, und bey
dem Leben au erhalten; Weiset ihnen den Camin, sprechend: Weil
die Koth so groß, so könt ihr thun, was ihr wolt.
Die Fremhdlitig unlerredeten sich miteinander, und Hessen
endlich den jüngsten anß ihnen, so ein Soldat war, mit einem
Strick durch den Ciimin in die Küchel hinab ; dieser klaubU
Speck, Fleisch, undCervoladi-Würst zusamon, bände alles umb die
Uitten herumb, und Hesse sich wiederumb binauff ziehen. Wie
er nun zu der Enge des Camins kommen, wäre er, wegen der Beut,
zu dick, nnd zu schwer, konte nit weiter; Und, indem die
andere starck zohen, brache der strik, und er fiele (doch ohne
Schaden) mit grossem Geräusch in die Küchel hinunter. Dnrcb
diMn Fall nnd Tumult erwachten sowohl der Prädicant, als eeioe
Frau, welche vor laater Fnrctit oicbt wußte, «u sie sogen, od«r 1
anraDgeii mußte, machte ein CrentK Ober das andere, nod segnetsi
sich, nicht änderst vcrmeiuende, ali wäre der leidige Teuflei ia T
ihr Httuß kominen, sie lu heuumhigen. Dise Meinung wüchse J
mehr und mehr. Weil der Soldat Eolches merolct'tid, in der Eochol I
herumb schlüge, turnirte, und mit graasamber Stimm, aU wie ein 1
leidiger Sathan, schrye: Aalaroth, Beizebuh, I.eviathan, konibt, i
meioe liehste Geseiltn, zu der Beuth, koiuht, konibl, uad *er- \
weilet nichtv
Durch Bolchea Geschrey wnrde die Frau noch mehr erschröckt,
sagte zu ihrem Herrn, der mehr, dann sie, zitterte: Was tbnst
do, hörest du nicht den höscn Feind in nuBerni Hauß wülhen
und toben? Wo ist jelzo _deine Weißlieit ? Wo dein hoher
Verstand? Wo dein himmlische Wissenschafft, mit welcher da
dich also rübmest? Hörest du nit, wie er noch andere Teuffel
ruffet, uns umh das Lehen zu bringen ? Warmnli stehest du nit
anf? Wnrumb heBchwöiest und verjagest du ihn nit mit deiner
Weißbeit? Auf dises der Frauen Zusprechen stunde der Pr&dt-
cant voller Furcht von di'ni Betb Kuf, nabrae die Bibel in difl
Hand, und fienge an den hosen Geist zu beschwören : Weich»
von dannen, du hüser Geist, trolle dich, du höllische Beati, dann,
durch die Krafft dises Duchß, beschwöre ich dich, d&& da didi'
alsbald, ohne Veriiug, auß dem Hauß machest, du höllische Bestiet'
Du bist ein Bestie, antwortet der Soldat, der sich für den
Teuffel außgabe ; Sintemahlen alle dein Thun und Lassen ein vie-
hisches beslisches Wesen ist, dann du frißt, als wie ein Bestie, dtt
saufTest als wie ein Bestie, du ecblaSest, als wie ein ISestie, lebest
als wie ein wilde Bestie, ich aber, der ich ein purer Geist bin, bah
dergleichen Sachen, so den wilden Bestien (deren du die grötte
bist) allein zugehören, nicht vonnothen. Diaputire nicht mit dem
Tenffel, sagte die Frao, dann (wie ich sihe) ist er vil gelehrter,
als du, sondern vertreibe ihn mit der Beschwörung auß dem Hauß.
Der Prädicnnt folget, fanget die Ilescbwörung widerumb an: Exi
male Spiritus, schere dich lort auß dem Hauß, du böser, verdamb-
ter, boffärtiger Geist !
Wer ist hoflartiger, als du, antwortet der Soldat, indem dn
für den gelehrtisteo Mann diser Weit wilst gehalten werden ;
Vermeinest, alle Bücher gefressen zu haben, und bist doch ein
Stochfiech in Folio, ein Ignorant, ein purlauterer NaiT. Dann,
was kan für ein grössere Narr- oder Thorheit seyn, aU dise? Da
beschwdreat, und HchafFest mich auß dem Hauß, und lassest b^^
nehens die Thür verschlossen ? Verseihe es mir, sprach der «in-
fältige Prüdicant, denn ich voller Schlaff auff dises nicht Ach-
tung geben kan. Wann also nichts anders maogelt, als die Thor
eröffnen, so sibe, sie ist schon offea ; gehet zitierend zu der Thär,
eröffnet solche, ond machet sieb wider in das Zimmer, der Soldat
aber mit Speck, Fleisoh and Cor veladi- Wurst wohl beladen, gieag»-
I
noT erhindert, zur ThQr binanß, acbreyend, und ruffend : Er eeye
Ewar gezwungen zq weichen, wolle ihme aber eine solclie Letten
hinterUasen, daß er lange Zeit an ihn mit Schmertzeii gedencken
werde. Auf solche Weiß ist der Soldat mit der Denth nicht
nlleti) ohne Veiwunderuug, Bondem auch gehettea atiß dem Hauß
EU seiner Geseilaclmfft kommen.
Der Prädicant voller I'rendeo von der Hoßart aufgeUlaaen,
Termeiate ein grosses Wunder genürckel zu haben, sagte
I
I
Den
I Krallt I
seiner Franen, hast du geaeh«
WiesenBchafft, wie ich mit kurtzen
höllischen Geist vertrihe
ist, hat er doch dei'
widersprechen können.
dieses Wunder i
Prädioanteii ins Hnuß,
■o ritterlich 1
als ein anderer Pfau i
sieh in Gegenwart aller
Unterdes
Weißheit und
id wenigen Worten den
arglistig und bochmüthig
leiner Beechwörungen nicht
Tag in der Frühe wurde
Nach barsch äfft, käme zu dem
gratulirten ihm, daß er dieselbige Nacht
höllischen Feind triumphiret. Er aber,
lufgebänmet, ranebat Iriumpbum, rühmte
wegen der erhiiltnen Victor!.
:lie iiedieute in die Kucliel kommen, das
Hittagmahl xa zubereiten, wurden sie geivalir, daß der Speck, das
Fleisch, und Cerveladi- Wurst, so an dem Rauch hnngten, ver-
Bchwuudcn, berichteten solches alsbald ihrem Herrn, welcher ganta
betrübt, und coufas zu ruffen angefangen; Ach mich armen Tro-
pffen I jetzund sibe ich und erkenne mit meinem Schaden, daß
diser kein bAlIischer Geist (wie ich vermeinte) sondern ein irrdt*
discber Mensch, als wie wir seytid, gewesen ist: Und zwar ein
abgefübrler, verschlagner Schelm ; Jetzund erst mercke ich die
Wort, so er zu der Thür binaußgehend geredt hat: F,r wolle
mir eine Letzen binl erlassen, daß ich lange Zeit mit Scbmertzen
an ihn gedencken werde. Ja fieytich hat er mir ein Letzen
hinterlassen, und grosse Schmeitzen verursachet, indem er mir
das Beste auß dem Ilniiß getragen, und der Freud meiner Auf-
enthaltung mich beraubet.
Da ist nicht genngsamb außzusprecben, noch zu glauben,
wie die jenige, so den Possen gemacht, des hochroüthigen Prädi-
kanten lachten, noch viel weniger ist es za glauben, wie sich der
. bofiiirtige Prädicant schämete, indem er sehen mußt«, daß sein
Unwissenheit schändlich an Tag kommen. Dergleichen Mortifica-
tion pdegt die Göttliche Weißbeit auf dieser Welt über die Hoffär-
tige zu verhangen, denen, (wie die beilige Lehrer sagen) thut
OOU auf diser Welt nichts anders, als confundere superbos, die
'UoSartige demilthigen, & exaltare bnmiles, Und die Demüthige
Brhöben.
256
Blaues Wunder Simpl. 39. Alem. 86. Man höret ja allent-
halben sein blaues Wunder. Ochsenphilos. 15.
JBotx:, Potz Simpl. 72 ff. Alem. 87. Vgl. : als daß er etwa
sagt: Botz Wollen, Botz Ziegenbart, Bo(z Rentter, Botz Taasend,
Botz Veiten» Conrad Dieterich II 721. Boiz Elementen, Botz
Stein, Botz Hummel, Botz Ziegenbart, Botz Elekanten, Botz Ghry-
sam, Botz Biesem, Botz Elend, Botz Schlappe an der Wand
II 726.
Gret, Baurengret Simpl. 72, 395. Alem. 84. Das ist ein
Tittel einer Bauren Kreth. Quasi vero 77.
Hauen Simpl. 409 ist alemannisch = schneiden ; echt alem.
ist zB abhauen, abhaoba = abschneiden.
Petter S 404. 403. 443 ist elsseßisches Pfetter, Pfätter='P&ie,
Biehlen und vertrieblen S 219. Alem. 92. Vergl. triblet Tnd
trehet das fädlein vber dem Kopf zusammen. Aitinger 116. Sih
oben S 91 lezte Zeilen.
Sau. Redensarten S 186. 232. 348. 391. Vergl. im Evang.
Reform, ed. Münch (sih oben S 3S: Nachtpredigt) : ich werde es
nunmehro ganz überdrüßig, muß ihm derowegen seinen Receß für-
lesen und eine gute Sau geben. — Ich habe dir Widertauffer vorhin
eine gitte Sau gegeben, wofern du nit auffhörest usw. 367. 408.
Vetter S 44. 45. Vgl. Begeben sich die Spatzen wieder-
umb hauffenweise in die Städte vnd Dörfer, begrüßen ihre Wirthe
▼nd ruffen jhn Vetter; wann die frucht aber wiederumb zeitig vnd
sie sich im felde bergen können, dann heißen sie die Vettern gar
Diebe. Aitinger 50.
ABIRLINGER
BLUMENDEUTUNG
Ein kurzes dramatisches Gespräch eines sonst unbekannten
Autors Bupertus ä Castenhof vom Jare 1617, Pentalogus Gonju-
galis ^) betitelt, enthält auf S 24 f. eine eigentuemliche Variation
der im Volksliede des 15. — 16. Jarhunders häufigen Verwendung
von Blumen, deren Namen eine Beziehung auf Liebesverhältnisse
gestatten. Pietas, die tugendhaft und demuetig Liebende, welche
zwei törichten und hoffärtigen Mädchen entgegengestellt wird,
überreicht irem Bräutigam eine Perlenstickerei zum Geschenke,
auf welcher zwelf solche Blumen zu einem Strauße geseilt sind.
V Gedruckt zu Nürnberg, durch Baltasar Scherffen. M. DC. XVIL
3^L Bogen 8^. — Das einzige bekannte Exemplar aus Gottscheds Besiz
befindet sich in Weimar; vgl. Weiler, Annalen der poetischen National-
Utteratur der Deutschen 2, 252 (1864). In Goedekes Grundriß fcU
Bupert von Castenhof ganz.
d57
Pedantischerweise sind in den Randnoten auch die lateinischen
Pflanzennamen hinzugefügt. Einer weiteren Erörterung diser
^Botanik der Liebe* überhebt mich die schöne Karakteristik,
welche ühland in den Schriften zur Geschichte der Dichtung und
Sage 3, 437 und 531 f. Ton disem Motive gegeben hat. Auch
Hoffmann von Fallersieben hat in seinen Volkswörtern aus der
deutschen Scherz-, Spott- Gleichnissprache (Wagners Archiv für
die Geschichte deutscher Sprache, 1, 240 f. 1874) die meisten
der hergehörigen Pflanzennamen besprochen. Wenn er S 256 noch
zweifelhaft ist, ob Je länger je lieber früher Lonicera caprifolium
oder Teiicrium chamaepitys oder Solanum dulcamara oder eine
andre Blume bezeichnet habe, so gibt unser Autor darauf keine
direkte Antwort. Eigentümlich ist deniselhen die Verwendung
der Kristwurz, des Engelsüß, Baldrian. Heilallewelt und Gottes-
gnade.
Pietas die Ooitesf^Hrchüge
Ach aller schertz sey von mir ferrn.
Ich wil euch Felix meinen Herrn
Allzeit von grund meins hertzen lieben,
Mit wort vnd wercken nicht betrüben,
Wie sich gebürt in Ehrn halten,
Kilchen vnd anders verwalten,
Mein Ehelich treu er von mir hab.
Vnd gib jm jetz zu einer gab
Di5 Blümlein vergiß mein nit ^),
Je länger je lieber ^), fürs drit
[25] Maßlieben ^) vnd den wolgemnt ^),
Für das funfft vnd sechst so ist gut
Der Liebstöckel % sampt der Christwurtz ®),
Siebend vnd acht, ist nicht zu knrtz.
Der Engelsüss ''), vnd Baldrian ^).
Fürs nennd vnd zehend ist daran
Heylallewelt» vnd Gottes Gnad i^)^
So ist fürs eilfft vnd zwölfft kein schad.
Der augentrost ^^), vnd Ehrenpreiß ^^),
Diß aller gar künstlicher weiß
Von Golt vnd Perlein ist gestickt
Vnd sich gar schön zusammen schickt,
Dardurch Bildweiß erinnert wird,
*) Chamadrys ^) Chamapitys ') Beüis *) Origanum *; LigtuH-
cum •) Hdhborus niger "0 Polypodium ^ Valeriana •> ChoaryophyUxta
^^ Chratia Dei **) Euphraaia ^*) Veronica»
Birllnffer. AloDMimia XIV 3 17
258
Was rechte EhegeDossen zierd,
Wann lieb und fried so werhafft sein,
Darumb diß Sträußlein soll allein
Mein treues Gemüt zeigen an.
BERLIN JBOLTE
DER LURLEI IM XVI JARHÜNDERT
Folgende Stelle reiht sich den zalreichen poetischen und
prosaischen Erwänungen des wunderbaren Echos an der Lurlei
an, welche kürzlich WHerte in seinem sorgsamen und feinsinnigen
Aufsaze über den Namen Lorelei (Sizungsherichte der Münchener
Akademie, philos. histor. Klasse 188H, 226 f.) gesammelt hat.
Ein Andernacher Bürger, Mattheus CreufZy läßt in seinem
1552 zu Collen gedruckten Fastnachts- Spil (vgl. Goedeke, Grund-
riß « 2, 378) Bl. Jjb die von der ganzen Welt verfolgte War-
heit sich folgendermassen rechtfertigen :
Allein ist das an mir der haß.
Das ich bin wie eyn spegel glaß,
Vnd eder in mir sehen kan
Das vnrecht so er hat gethan :
Gleich wie der Echo gibt mirs zwor
Die antwoi*t nit, man rufif dan vor,
So antwort sie was vorerschilt ;
Gleich wie der Lurlei/ wederbilt,
Riefif man nit vor, er antwort keim.
Er schwegt all tzeit vnd hylt geheim.
Merkwürdig ist in disem Schauspile noch die von einem
Engel gegebene Beschreibung des Tempels für die von der Erde
entschwundene Treue, bei welcher dem Dichter offenbar der Grals-
tempel aus dem jüngeren Titurel vorschwebte. Durch Nesseln
schreitet man zu dem Rundtempel aus weißem Marmor, Stufen
füren zu der mit blauer Seide verhängten Pforte. Im Innern,
dessen zwei Kristallfenster das alte und neue Testament künstlich
gemalt zeigen, stet eine Bare, ringsum vier 'Tortschen mit den
vier Evangelisten, und siben Lampen; auf der Bare aber ligt das
Herz der Treue, das lebet vorwarf daneben ein Epitaphium, Schild
und Helm. JBOLTE
FISCHARTSTUDIEN II
Ich habe in der Alemannia VlII S 239 nacbgewisen, wie
angenau Heinr. Kurz beim Abdrucke von Fischarts Gedicht über
SDominicus und SFranciscus verfaren ist. Dort bebandelte ich die
I
Einleitang des Werkes ; für j«st nerae ich den Anfang deaaelben
(biß V. 2000) vor. Ith citiere n»cli der Verazälung bei Kurz.
In der Uebersclirift muß das Komma hinter Prancifci weg-
fallen, hinter eu geschrieben (so, oiclit tugeschrieben, bnt das Ori-
ginal) und Yneininkeil ist ein Doppelpunkt zu eezeti, hintev Tet^eln
ist ein Komma einzUEcbiebeo.
V. 18 kriea (uicht: Krieg, wie K hat). 33 denn, 38 Weun.
41 wil. GS hah. 85 Cherubiaifch (so gibt K richtig nach dem
Original, sezt aber dasselbe S 25S unter die Druckfeler !). 91 Hie
(Wie KJ. 94 Vnd die drey Petri dir verfrennd. 97. Doctor hauben.
99 roten. 104 gbunden. 123 zwen. 124 einander. 12Tf&rgewiB.
1IJ2 fol. 169 Wie man folt todte Leut verfehea. 166 beaägen.
188 zuthun. 190 im Uimel. 211 Wilkummeii. 232 richeoB.
231 Lütt. 236 Babft. 252 (am Rand causas). 255 Catherina.
257 ausgeben. 259 vrfach. 278 üaher. 284 alle zeit. 295
fchärts dich (so zweimal). 309 (am Schtuße der Zeile muB eia
Komma geeezt werden ; dagegen daif die folgende mit einem
Punkte Bchließen). 318 (am HamI ; von Brdla). 319 des er-
beten. 320 fing an zutretteo. 354 pfudelnafs. 385, 3ä8 u. 389
fafa. 413 beydon. 425 Vnd da man sie mus fürchten mehr (ee
ist kein Drnckfeler, wie E annimmt, sondern eine kleine Annko-
lathie). 448 zu viei. 453 Menfdien Blut. 457 Maer. 470 das.
490 S. (der Druiikfeler troiiuerns am Rande ist nicht »erzeichnct).
610 (K hat S258 fiuflcrif als Druckfeier der Randnotiz ange-
geben; es stet aber fittslerv da). 514 Bawren. 516 das fie trei-
ben. 628 Iflgeo, nickt Lögen. 529 vnuerfcjhampt. 534 fchÄner.
542 Eetzrifch. .')43 (am Rande: uester ma). 546 v!erdt. 549
Denn. r)76 hey. 579 jtzt 586 Babftbumb. 589 Kappi;n. 591
Babft. 599 andermal. 600 ist der Druckteler foj für fol nicht ver-
eeicbnet. 60.') (am Rande ist Francifci in Antiqua gegeben). 607
drithalbbundert. 615 Seyler. 621) der Drucktcler Poliuncula ist
nicht verzeichnet. 633 (am Rnnde genent, nicht genant). 624
Sind. 637 nemeu (K hat es strlUchweiijend iu nennen verändert).
638 Ordens Regel. G33 ff. Die Randbemerkung lautet; »Der 1
fftnfflo I Eoange-|bft Fran- Icifcua ift, | Viel | Sanoti | Francifci \
wie auch j viel Nu- 1 feu, die | alle diug (so stall ding) bemafeii."
(Das lezte Wort hat K unter die Druckfeler verwisen und dafür
betuisen eingeaezt ; es war im also das durchaus riehCige bemasen
= beflecken nicht bekannt). 641 w&l. 651 u. 657 Bublt. 656
auff. 657 hat. 663 wif». 6ii6 alln. 759 vnter. 765 hafs.
767 u. 772 wil. 771 (am Räude Baba). 775 kaoB. 784 andern.
785 Kap — weifa. 791 Kap (ist nicht unter den Driiokfelern
aufgefUrt; es muß allerdings Bap dafür gesext werden). 802
Nach dem. 814 gBochten. 818 wefsi. 82S zeichen. 830 zu-
schlagen. 833 BuefF. 843 Jacobsftab. 847 fetzaiu (ist nicht
nnter den Druckleiern verzeichnet). 853 zufehen. 866 So fucben
(ist kein Druckfeler, wie K meint, sondern „so" atet für das Re-
260
lativ). 867 ein zubrechen. 878 zufrefTen. 886 Kappen. 895
Himmelgrawen. 919 gemahlte. 933 fall. 969 fchiropffen. 970
am ergften. 983 Dis. 986 einander mal (nicht als Drackfeler
aufgefürt). 1052 am Rande: Vergunft (von K in Yngunft ver-
wandelt; Vergunft bedeutet Misgunft). 1068 Beut. 1106 hin-
wagen. 1110 (am Rande ist der Druckfeier „verror** etat „ver-
roft" nicht verzeichnet). 1133 können. 1140 Kappen (war als
Drnckfeler f. Rappen zu notieren). 1162 Mrod (dsgl. für Mord).
1175 treibn. 1197 Creutzbrftder (nicht CreAtzbr). 1199 Orben
(als Druckfeier zu verzeichnen). 1203 redern. 1205 fo viel. 1208
nent. 1222 foll. 1224 orden. 1226 hat. 1285 Hafs. 1294 gibt.
1300 ff. am Rande: TÖ ^dv|TlK6v|Tap Trav|(puXapTu|pov T^voq.
1358 exhibe. 1369 Viues. 1382 u. 1383 Babft. 1395 ver-
Ichwiegen (unter den Druckfeiern zu verzeichnen). 1409 zu fchan-
den. 1433 im. 1437 nun dabin. 1450 Nach dem. 1468 zuthun.
1483 u. 1486 Teuffei und Heuchcley mit u (nicht A). 1504 ist
zu lesen ,,Psal. 51. 38. Luc. 12" (K macht daraus Luc. 38, 12;
ob er wol das Citat nachgeschlagen hat?). 1528 renocirt. 1531 f.
am Rande : iDe wolff (als Druckfeier für ;,Der w.'' zu verzeichnen).
1541weifs. 1542 Decreten (K Dectreten). 1548 ehr. 1550 in.
1562 orden. 1594 lafter. 1604 widerumb. 1612 Nafs. 1619
am Rande: heift. 1624 am Rande: Teufel. 1646 Sd (als Druck-
feier für „So** zu verzeichnen). 1G47 Was meinft [,] du wftllt.
1651 gelefs. 1666 voll lAgen vnd vol laRer. 1676 naribus (K
maribus). 1699 am Rand : nafen. 1718 kundfchafft. 1757, 1766,
1771, 1774 u. 1784 Babft. 1770 Babelshur. 1779 zubefchAtzen.
1782 viel. 1818 Schieff. 1820 verzweifelten. 1879 Heerlein (als
Druckfeier zu verzeichnen). 1905 ff. nm Rande: wie auch die nas
ver tehet nit was ein Bruch ift. 1915 hat. 1970 Cristo.
WCRECELIÜS
VOM RODENSTEINER
Am 10. Januar 1816 schreibt die Allgemeine Zeitung No. 10
folgendes :
,,Das Journal de Paris meldet aus Heidelberg ein Feen-
märchen von dem uDterirdischen Marsche zalreicher Armeen mit
Militair-Musik und Artillerietrain, auch Schlachtgetümmel, das man
kurz vor Weihnachten 4 Tage lang im Schloße Rotenburg (bei
Wisloch, im Angelbachtale) bei Siccheim (h's Sinzheim) vernommen
und darüber ein mit zalreichen Zeugenunterschriften versehenes
Protocoll aufgesetzt habe."
Die Sage von disem Ereignis als sicherer Vorbedeutung
eines neuen Krieges war gegen Mitte Ilornungs gleiches Jares
natürlich schon weit und breit 50 — 60 Meilen weit gedrungen.
Die Bauern in Hessen, Baden und Pfalz sprachen von nichts
261
I
I
ftoderem. 8 Jure und frKher oft, wie die Sagen wißeD, hnt
sicIiB ebenso geregt bei der ulteD Rotenburg, Die ßadensche Re-
gierung babe piuf die neue Ungiücksbotachaft MilitHr biabeordert,
um die Sache zu iinteri^uchen. Gesehen habe Niemand was, nur
die unzälbaren WftgengeleiBe seien bemerkt worden, dabei noch
DDZ&lbare Fußspuren vu'i Manschen und Roaeeo. Man habe auch
tlas Getiappe lezterer b'i nahe )ji^hört., daß Einige auf die Seit«
giengen und Air ire FCiße bangten, wider andere wollten Fulver-
dntnpr gerochen haben.
Vom 12. Januar 1^16 berichtet die Ällgenjtine weiter: „Das
Journal de Paria gibt eine nrnstündtiche Beschreibnng der kQrelicb
erfolgt sein eollenden WiederaDkunft dea unaichtbaren unterirdi-
Bohen Heeres zu Rotenburg, dessen Getöse und Waffeogeklirr tou
alten in der Gegend anwefieiiilen Personen deutlich vernommen,
auch ein gerichtliches Protokoll aber die Wahrheit dieges Vor-
fallea eingesandt worden sei. Die ganze Brzälung gründet sich
ohne Zweifel auf die alte Volktuage vom Wilden Rodensleintr im
Odenwalds, der jedesmal vor dem Ausbräche eines Krieges anter
Bchrecklichem Getöse mit seiner nnsichtbnren Schaar durch die
Luft« einherbrause und in sein altes verral1eQ<>s Schloss einriebe.
Zu Ende vorigen Jares hat sich wirklich diese Sage erneuert, auch
soll darüber, wie diß srit mehreren Jarhunderten b^^i ithalicben
Veraolnsaungen der Fall war, ein gerichtliohea Protokoll an die
obere Behörde eingesendet worden sein." No. 38, 7. Febr. er-
klärt dieselbe Zeitung; „pL-ofcüsur Ooeckniaon erklärt iu einem
Frankfurter Blatte die Sage, daß er von seiner Regierung su
lIutersuchuDg des Geisterliirms im Odenwalde beauftragt gewesen
sei, für grundlos.''
A. 1816 im Mai darauf erschin ein 24 Seiten umfB&eDdes
Büchlein : Der Burggraf auf Rodunstein im Odenwalde. Oder der
Krieg und Friedenverküiidiger. Eine alte Volkssage. Frankfurt
B. M. Ändreäsche Buchhandlung. Im seihen Jare erachinen die:
Gemälde von Heidelberg, Mannheim, Scbwexingen. dem Odenwalde,
und dem Neckarthaie. Wegweiser für Reisende und Freunde dies
Herausgegeben "
Gegend Oll.
Eogelraann. 8". In dei
Sage Erwänung getan.
Frankfurt erschin, ist i\
No. 206 KBaht in Gera
barg noch Schnellerts gena
Cheay. Heidelb.
Abteilung der Gemälde ist unserer
r Verfaßer der erstem Schrift, die zu
der Leipziger Literar. Zeitung v. 1618
m, der weder die Lage der Rodenstein-
angibt, so daß es scheint, er set aoch
auf keiner der beiden gewesen. Der erste Abschnit bringt S 1—9
Lage und Sage von Rodenstein; der zweite A bringt dos amt-
liche ZeugeDTerhör und Relation über den Landgeist in der Graf-
schaft Erbach. Sein Material will der Verf. entnommen haben:
einem Manoaeript „Glaubwürdig» Nachricht wegen eines in der
GrarBchaft Ei'bach sich befindenden Landgeistes" Bezüglich des
Sehnelterts, von wo der Zug nach dem Rodenstein get, wird er-
262
zält, Simon Daum, ein 46 Jare alter Baner, hatte Güter, die an
der Burg ligen ; er wonte zu Oberkeinsbach. Durch seinen Hof-
räum ward der Weg hin und her genommen. Darüber ist der
Bauer a. 1742 amtlich ins Verhör genommen worden. Er gab an,
er habe nichts gesehen, nur den Zug von vilem Furwerk gehört,
eine Stunde nach Anfang der Nacht, eine Stunde vor Anfang des
Tages. Sein Vater Jeremias Daum, der ser alt geworden sei,
habe die Züge oft gehört.
Bekanntlich rürte sich der Rodensteiner Anno 48 wider, 14
Tage vor dem Ausbruch der Revolution in Paris. Der Bürgermeister
von Reichenbach ward geziemendst benachrichtigt von den Leuten :
Getöse, Wagengerassel, Hundebeilen! Der Pfarrer lachte, allein
der Erfolg bewis es! A. 1850 kamen die Leute wider mit der
Ennde zum Bürgermeister : es tobe ein ganzes Heer in der Luft.
Der Pfarrer sezte es in die Zeitung : wenn der Krieg aus, gehts
vom Schnellerts nach dem Rodenstein!
Wärend der bekannte hessische Sagensammler JWWolf das
Register zu seinem schönen Buche machte (a. 1853), kommt der
Rodensteiner schon wider. „Indem ich dieß schreibe (S 218) langt
bei mir die Nachricht von einem neuen Auszug des Geistes an.
Will er Oesterreich und Montenegro gegen die Türken beistehen?*'
Auch das hatte sich bewisen!
ABIRLINGER
STATUTAERECHTE AUS DER ALTEN
HERSCHAFT KALLENBERG
NÜSPLINGEN
Kallenherg^), urkundlich CalUnherc^ Kallemberg uf der
Tünowe, zergangenes Schtoß, jezt Hof hei Buchheim bad. BA Mefi-
Jcirchy in der wildesten Gegend des JDonaufales. Ein Walther
von Kallenberg 1253 \ a. 1334 j 14. Jan, begegnet K zuerst im
hohenbergischen Besize. 1381 oesterreichischj verpfändet an die
von Bubenhofen, 1388 an die Grafen von Sulz, 1401 an den
Truchsäßen Hans von Waldburg; biß 1695 blib K bei den ver-
schidenen Linien^ ward 12. Aug. 1695 wider oesterreiehisch und
1722 freiherrlich ulmisch biß 1805. Zur Herschaft gefiörten
Nusplingen, Obernheim, Bormettingen, Erlaheim, jezt in verschide-
nen Oberämtern Wirtembergs zerteilt. Schmid, Gesch. der Grafen
*) Sih Älem. 8, 205.
263
V. Zollern- Hohenberg S 395 ff- Nusplingen OA Spaichitigen, mm
Untersckide von N im benachbarten badischen Gebiete; die ältesten
urkundl. Naclitceise v. S43. S7. Aug. „Nuspilingun" gelten
leeterem. Wirlemb. ÜB I 133. F-irstem. ON 1170 hat einen
Beleg am MB 38, a, 84 v. 889. Vom 14. Jhd. an lauten die
urkundlichen Formen: vnser stat ee Nuapelingen 1334. MB
S 309. Nusplingen 1381 8 659. Ebenso 1383 usw. De»
Namen „Stäfllein" ßrte N )»m 14.— 17. Jhd. Das Patronat
hatte früher der Propst von Beuron. Unser Slatttlarrecbt von N
bettart die Ortsregislratur im Original von 1338. Vgl. OA Be-
schrhg. von Spairhingen S 353, Herr Schultheiß Kleiner gab mir
merfach Aufschlüge, die idi in den Anmerkungen verwertete.
DISE NACHGESCHRIBNE ODER NACHBESTIMPTE ORSÄZTE,
ORDNUNG VND STATUTEN ZUEGKHÖBIG DER STATT
NUSPLINGEN IM BKEENTHAL
1 Item deü ersten foll man einen schullhaißen^] tetzen vff
8. Hillarij fiig^); vnd welches jara fich begeh, daa man keio
Bcbalthaißen hett, follcn die von Nufplingen drey man erwellea
bey iliren ayiien ; vnd vffer denfelben foll vnfer gnediger berr
oder feiner gnttden amptleüth ain erwellen. ob nber den vogt ge-
deuchte, dos ihe zne zeitten vnder den dreyen kainer annemblicb
wer, soll er dz meiDem göedigen berren anbringen verrer darin
Eue baiidlen.
2 Item vff nligemclten tag föll man das geriebt befet^en
wie voo alter her : daß die amptleutb Tollen zweii nulTer dem ge-
riebt vnd zwon auffer der gemaind erwellen vnd dieselben zwen
mit fampt den zwayen Hohtern balien darnach für vnd für in bey-
wefen aiiies Herr vogt vnd nmptleiltb »in gericht zuerwellen.
3 Item ein slaltknecht ') foll erweit, werden durch gericht
vnd gmaiud vnd solcher ijeacht*) werden dem fleckben nnz vnd guet
sein vnd darin weder f'rcimdtschafl ') noob jcbta anders angesehen
') Der Ortevorstthtr von Nusplingen hieß von jeher so, viärend
die »mligenden Gemeinden einen Vogt halten, wie heute noch volkatnem-
ti^ und amtlich in einigen tolterischen Orgenden sprachÜhUeh. In unsem
\tten int der Vogt der Vertreter der ölten Grundherschnft.
*J Ueber ilen Bilarius- oder Klares GervAtstag, => JUehlstag 7.
S. J&nner in nohentollem, im Butinger Beeirk gih Alan IX 94 Das
Volk kennt vom Hilariustag als Waltog niehte mer; vor altere begegnet
der Oeorgilag. Seit dem Vtrwaltungsedikt v. 1823 wält man den Seh.
toMd setne Stelle erledigt ist.
") Der Amts- ini't Polizeidiener des friAem Städileins. Bottw.
264
werden; auch keiner seiner freundt vod freandfiehalt willen fein
wabl geben.
4 Item wan man an^) den stürm schlecht oder fonften ein
yfflaaff vnd gschrey wurde, fo foll ein ieder, der in der herr8cha£ft
gefeßen oder wohnet, der zue der wehr guet ilt, fobald er dz ge-
hört, bey feinem ayd dem amptman, daran der er gehört, oder
deffelbigen verwefer zaelauffen vnd derafelbigen nach seinem be-
Bchaid gehorfam fein.
5 Item wan ein vfifruor vnd vneinigkeit zwischen denn
leuthen in vnser herrfchaft vfferfteht vnd befchicht, fo foU ain
ieder, der zae seinen tagen kommen ifb, gelobt vnd geschworen
hatt, so bald er dz gewar wirdt, beim ayd zuelanffen vnd die
leuth, fo ime möglich, helfen friden^) ynd die partheyen in
gelipt nehmen, doch foll keiner mit bioffen messer oder tegen
oder swerth vnderftehen frid zumachen : dan welcher ain bloß
messer zuckht, der fol gefrefelt haben, vnd foll der amptmann dan
die, fo die vffruohr vnd fpan gemacht vnd gehept oder fchuld daran
haben, lafTen loben ^) vnd fch wehren dem herrn vmb den frafel
vnd fy felbß gegen einandern rechtens zu fein vnd nit zu weichen
on erlaubnus, vnd es roöcht ain folche fach fein, foll der amptman
folche leuth gefenckhlich annehmen.
6 Item wan der schulthaiß einem oder andern pott thuen
will, foll er ainem pieten, erftlich an 3 Schill, hl. ; halt er es nit, fo
foll er ime pieten an 10 Schill, hl., vnd ob er es auch nit halt,
foll er es ime pieten an 1 9) hl. ; halt ers aber nit, foll man im
pieten an 3 % hl. ; halt ers aber nit, foll man ims pieten an 5 Ü
hl.; halt ers aber nit, foll mans ime pieten an 10 ^ hl., vnd wan
ers vbergeth, fo mag der schulthaiß das pott von ime einnehmen,
vnd die erften gepott biß an 3 ^ hl. hören der statt vnd weitter
nit, vnd halt ers auch nit bey den 10 H hl., foll mans ime pieten
bey dem ayd.
7 Item welcher fräuel band gegen dem andern braucht,
kompt vmb 3 & hl. vnd die 5 Schill hl. der statt; vnd ob die
wund, fo ainer dem andern zuegefüegt, aines glaich teiff wehre,
fo kompt er vmb 10 ^ hl. vnd gehören dem herren 9 H vnd der
statt 1 U hl.
8 Item welcher den andern in frefels weiß zu hauß oder
zue hof überlaufiPt vnd in heraußhaischet^) oder mißhandlet mit
worthen, der kombt deß tags vmb 5 "Q^ hl. 5 scbill. hl. vnd deß
nachts vmb 10 '^ hl.
^) Längst weggefallene Präposition,
>) Friden stiften, Ztcistigkeiten beilegen DWB 4, i, 187. Vgl,
Sprache des Bottioeiler Stadtrechts 1865 IL 1, 48*» (München, Akademie),
^) geloben.
*) heratisfordert.
9 Item welcher fein gewuldt Telba brancht, der bombt vmb
3 il 5 scbill. Iil. hem aiizucznigen, was gevalirame berin ver-
ftaaden werden folt.
10 Itera oh tPmand fridbrQcbig wurd gegen dem eDdera
mit wortheo oder werckhen vnd fich kiiodtlich erfand, foll darumb
dem berrii an sein gnad beient^) werden.
U Item welcher bey Gottes gliider fchwerth, wunden,
fchwaid, krafft. leiden, marter vnd dergleichen vnd fräueDÜcb dai-
zue iienipt, pön 3 Q 5 schill. hl, rnd welcher fchtvert l>ey vnfer
lieben fniwen, den heiligen facramenten, taaff oder ander der-
gleichen vnzimblich fcbvier, der wurd an leib vnd leben geftrafft
nach gefttilt der facb.
12 Es foll keiner dem andern keins brini/en^} oder buo-
trinkheii, ganz in kein weiß nocb weg, bey pön 3 H. 4 schill. hl.
gehört dem herrn 3 B, der ftnlt 5 »chill. hl.; welcher das vom
andern [leht, foll das dem nmptnittn offnen beim nyd.
13 Wu aber der wiii'th fuliche frembde geat het vnd folch
KDetrinekheti auch weiten thon. foll der wirth inen (olcbei bj
verpotten vnd dz fugen; wo fy du nit bieltcii. kommen auch vmb
die obgenielten pön.
14 Item wan zwo perfohi
vnd ains dem andern ein wider
oder man, pön 10 ft hl.
15 llen) welcher dem anc
nebel, es fej in gärten oder vff
an allem andern : wirdt er gerüegt vnd erfindt fitb mit di
heit, pön 10 S hl. (Item wan einei' zu Nofplingen wirdt mit
recbt an vnfers gnedigeu hei-ren gnad gesprochen '), mag ficb mit
10 « hl. vom herren erlödigen].
16 Item wo ainer dem andern vff fein leben fielt, der
kombt vmb 10 11 bl.
17 Itcm welcher dem andern fein ehehalten abdingt obn
fein wiffen, der kombt vmb 10 B hl.
18 Eb foll niemnnd keinem ebehalten I^hii oder tdchtern
nichts abkauffen ohn wissen vatter vnd miiotter oder des mniftere:
pön 3 n .^ Schill, hl.
19 Item welcher dem Ködern fein liind fcbwecht, das fy
schwjtnger wurd, vnd ly nit zue den ehren nimbt, pön 10 hl.
2Ü Ilem welcher ainem fein töchler anfprech vnd wan tj
im Kue Conftauz mit recht außging, pön 10 ^ hl.
ninandern der ebrn fchuldigen
' folte thon, es wehren weih
fchaden thaet bey nacht vnd
veld, an greaern, zeinen oder
') EmpfoUn, anhrimgeffeben uxtrden. der Ona<it (i6erlnj9«i, "'h
tt 15.
') Zutrinken, oder a«» tiirgfhntmfm Kruge de» andern triiikm.
Ich hriugs eiKh Junker! sofft Eii'utii "i .SAiV/tr» Teil II I.
*) Sih oben yo. 10 und 36.
266
21 Es foll Dieraands des nachts kein geschray anff der
gassen haben: pön 5 Schill hl.
22 Item welcher durch fein felbs gewaldt in ain verbottne
aucMtoaid ^) schlecht deß tags: pön 3^5 schili. hl., vnd nachts
10 ä hl.
23 Item welcher ainem durch frucht fährt, es fey durch
gräser, körn oder dergleichen ohn weg, befonder foll ainer ainen
weg mähen oder fchneiden ; welcher das überfährt vnd dem fcha-
den befchicht vnd es von im klagt, pön 3^5 schilt, hl.
24 Item welcher ain fchuld vor ainem schulthaißen oder
gericht verthedingt vnd kombt der theding nit nach, alfo dz es
von im klagt wirdt : pön 1 ft hl. dem herrn, der ftatt 5 schul, hl.
vnd foll den fchuldner in achtagen mit parem gelt außzahlen.
25 Item wo ainer in ain hauß khöm vnd das thörr hole^)
in dem ofen brennt, pön 5 Schill, hl.
26 Item wer der wehr, der teurer thet wetten, dan vmb
ain maß wein, der kombt vmb 3^5 schili. hl.
27 Item welcher oder welche per f ohn, fo zue ihren tagen
kommen find, vnd ains dz ander haift liegen: pön 3 fchilL hl.
28 Item wer im hauß bauchet ^), pön 5 fchill. hl. gehört
einem amptman.
29 Item wer mit den bioffen liechtern ohn ein lathernen
in der fbällen vnd vfferhalb dem hauß gieng, pön 5 fchill. hl.
30 Item welcher bey Hecht tröft oder garben vffzug, pön
1 Kl hl. dem herrn, der ftatt 5 fchill. hl.
31 Item wan frauen oder man mit einandern hadreten vnd
ainer aine an huoren hieß oder ain fraw die andern: pön 1 VL hl.
dem herrn, dem amptman 5 fchill. hl.
32 Item es foll niemands kein flachs oder werckh in der
ftuben dörren oder im bachofen oder vmb dz feur im hauß: pön
1 *& hl. dem herrn, 5 fchill. hl. der ftatt.
33 Item wer brechet im Graben ^)f pön 5 fchill. hl., auch
welcher brechen vnd dz feur nit ablöschen, pön 5 fchill. hl.
*) Nicht mer bekannt Es ist die Nacht- oder Frühtoeide. Das
Vih wurde nachts in ein Gfhege gctriben und gleich nach Mitternacht
loßgelaßen. Erklärung des uralten Wortes aiisfürlich Älem. I 160. 167.
Flurnamen gibt es in Alcmannien zdllose davon. In der Botanik
hat sich üchtblume Colchicum auctumnale biß ins vorige Jarhdt, herein
erhalten Älem. 1 167. III 67. VI 94: usw. Meine Sprache des Rottweiler
Stadtrechts München 1865 II 1. 66. Zweite Abhdlg. Herrigs Archiv
38, 354. Kuhns Zt. 15, 202 ff.
h Das zum dürr werden aufgeschichtete Grünholz in des Ofens Nähe.
^) Wäsche einlaugen, mit Stämpfel oder Fäusten dann einstoßen.
*) Der alte Gräben um das Städtlein, der mit Waßer gefüüt werden
konnte ; heute noch Stellen davon bekannt. Später seheint er Wiswachs
geworden zu sein.
34 Item es foll Diemand kein frembd mensch
bergen, dan ain nacht vogefAhrticb, ohn erlauhnua b
1 ft LI. dem herrn, 5 fchül. hl. der ftatt.
raptm,
irkhen oder zaicbeu
rberchrt ') oder
r welcher offen
on irae geöffnet
I
Item welcher den sndern vber offen n
geunrlich vbermehet, fohiieidt, oder hewct oder
ronften geaarlich vbcrgreiCr, pöu 10 % hl. od
narckheri ilurcli Heh felbs nußzug vnd folebes
wurd, foll an vorers ßnedigen herren firaff khon
36 Item es follen auch alle vad icd«, fo in vnlera gnSdigen
herni berrschaft wohnen, dem Tein Gnaden amptleutb zapiuten
haben, namblich wirth, miller, beckhen, raezger, fcbniied, weber
vad all andere, wie die genant, jro mauren, gewicht, meczen, meß,
viertl, jtne^), ehien, mthle- vnd weber gefchicr^}, «nd elß ander
ding, fo für den gemaiDen mnn fuind, vffrecht, redlich halten,
fiiehren folcher mouß das bey ihrer fchaw wchrung vollenklich
vnd redlich erfnndea werde; welcher aber vnredlicb erfunden
würdt, pön an deß herrn «traff [gaad, fprxter horrig.].
37 Item uin ieder wirlh foll den wein vff den tisch meffen,
wo man in der zech ift, oder vff ainer sohenkhin, fo dick era
vherßhrt, pön 5 fchill. hl. welcher auch wirtb will fein, der Teil
vier, pferdt tnügen Hellen nach uollarfft vnd darzue vier man
legen zue gneter ruohen vnd foll wein haben der zutrinkhen ift.
33 Es foll keiner wirth vber 14 tag ohn wein fein, pön
1 Q hl. dem herrn, der stalt 5 rcbill. hl., vud wan man ime wein
bringt, foll er ime den laflen erlauben, fo vihl Tnd dickh er den
zapffen vmbtbet treiben ohn erlaubt: pön 3 tt 5 fohill. hl. doch
oiig er ainein priefter, gaft oder krankhen leuthen 1 maß wein
geben, biß in die weinfoheKcr mögen wvrden *) vnd mag er die
weinfchezer nit atl haben, mag dan er vnder den dreyen wein-
fchezern ainen haben, derfelhig mag in erlaiiben biß er die andern
vherkommen mag, doch das ers nit verlengt vnd verzogen werd,
vnd ob im ein wein abrüehl bilrlich '•) mögen die weiufchezer
in den anderft scbezen nach ihr verflendnua. ain ieder wirtb
ift fchuldig wein zuegeben aliiera jeden, der pfnnd oder gelt
hat: welchera nit thuet, fb dickh er dz überfelirt, pön 3 A 6
rcbill. hl. Ea ift aach verpotteo Tpilen vnd karten all nacht
nach der 9. ftiind: pön 8 fchÜl. hl., vnd foll der wirth fy halfen
hören ; wo er dz -nit thuet, kombt er vmh 1 ft hl. dem herrn,
6 fchill. hl. der ftatt.
') Uebfrackem. Soltio. Stadirecht f. 37t. Meine Bemerkgg. t'ti
KUhM Zeitnehrift 15, 200.
») Vierter Tril vom Simri. Meine Sprnthe des Eoltw. Sladlr. 03».
') Echt alananniKehe Dtnimg; tgl. meine Alem. Sprache rechts det
Hheine» 1868 8 60.
*) Sckäzea, bellen.
>) AUbald. »oglrüA.
268
39 Es foll auch kein wirth kein wein nach der 9. fbund vff-
tragen, er hab dan frembde erbar galt vnd den bairobfchen nit, foll
auch kein wein für daz hauß geben, keinem haimbschen, er habe
den ainen freund oder erbar gäft ohngeuarlich : pön 1 VL dem
herrn, 5 fchill. hl. der fbatt.
40 Item es foll auch kein wirth an keinem vnfer frawen
abend ^), fambrtag nacht, zwelffpoten nacht Tnd an allen pannen
nachten nit laffen fpilen noch karten vnd allwegen, fo man an
gedachten fey raubend vesper zufamen leüthet, vff hören vnd karten :
pön 1 Q, 5 fchill. hl.
41 Item es foll auch kein wirth anhöben schenckhen an
keiner jarsnacht ^), auch an hochzeitlichen tagen: pön 1 l( 5
fchill. hl.
42 Item wan man zue Eallenberg bawen will, follen wir
holz, ftain, fand vnd kalch füehren vnd der herr geben den leü-
then zue offen vnd den werckleuthen den lohn.
43 Item was man fronet zue Eallenberg oder an der
MüMin^)^ follen die von Obernhan zum halbtheil thon.
44 Item ob die Mühlin baufällig wurde, follen wir von
Nufplingen vnd Obernhan holz, fand, ftain vnd kalch fueren vnd
der herr tach geben vff die Mühlin vnd den werckhleuthen den lohn
vnd der milier koft.
45 Item wer die feyen, die ärapter haben vnd dz verpflicht
haben bey ihren ayden, welche dan die feind, die dz neideten oder
haffeten oder widerfprechen : diefelbigen die ftend in meines gne-
digen herrn ftraff.
46 Item welcher oder welche in die Mühle gepannen feind,
die follen darin mahlen, fond gerben vnd in kein andere mühle
fahren ohn deß millerg erlaubnus, pön 1 U 5 fchill. hl.
47 Item welcher oder welche körn vnder den Eckhen *)
kauffen, die mögen dz mahlen vnd gerben wo fy wellend, doch
foll der milier ainen ieden ferckhen^) vnd thon wie er fchuldig
von alter her ift.
48 Item welcher der wehr oder die wehren, die mit der
leibaigenschaft vnserm gnedigen herren zuuerfprechen ftüenden, wan
dan derfelbigen perfohnen (eine) vffer der herrfchaft ziehen wolt,
1) Tag vor dem Feste, von der kirchl. Horeneinteilung und dem
Anticipieren der Festtags-Gebete so benannt,
3) Neujarsnacht wie in der Baar, Seitingen: zwischen den Jaren,
®) Die Kallenbergische herschaftlische MiÜe ist noch heute da,
das Bannrecht ward anfangs der 30ger Jare gelöst.
*) Warscheinlich j^auswärts^^ Frucht kaufen zu seinem Ld>en9-
unterhalt und mahn dürfen wo^s beliebt.
*) Ferggen, absolvieren, abliefern; heute sagen die Schulter der
Baar so, wenn sie ire Arbeit Samstags nach Totti, ablifern gegen
Arbeitsion.
2119
I
foll allweg dem amptman fteloben, wo er fein wohoang hnlten well;
dnnit ab Ficli begelt vmb die faßiiacbtlieiinen, ituch fnbl, gttlß vnil
hauptrecht er fuechen müg.
49 Item welcher der ift, er Tay nigcD öder nit, vnd zue
feinen tagen Itooimen, der Tot loben dem fchulthaißeii vnd darzue
geborfainb vnd weitig fein, als lang er in der horrschaft ift.
50 Item wan man Bin tbuet fahea vnd dz maleÜz antiifft,
dz man den tiachrichlpr mueß haben vnj d^ reclit mit im hraitcbt
in der herraübaft Knllenberg vnd wan mnn in abthuet, giebt der herr
was auff den nacliricbter vnd vff die umptlenth geth vnd die ben-
schifft das vbrig ; wnn nmii aber gnad mit ime thAl, derfelbig feil
den ceften allen außricbt'n.
51 Item die fiutt Nafplingen hat auch ainen frejen tag
jnhalt des hauß Oefteneiches, haben auch ainen eug •) gehu
Haigerloch der münder urtel nach ihrer ftattreoht.
52 Item der Grab ift verpotten frawen vnd mannen, fy
feyen frerabd oder batnibsch; das niemand dardtirch gehn roll: wer
aber dardurcb getb, der kombt vmb 5 fchill. hl. vnd foll ieder-
man riegeii vS den ayd.
1^3 Item wer hanß vnd hof am Graben hat vnd den Graben
nfieffen will, der foll es vermncheo ; welcher ds! nit thuet, fü mag
man ime d/. pieleii oder m- biß e« dem fleckheu liger.
bi Item welir in dem graben trenckbt vieh oder roß —
denfelbigen füll man riegen vmb ö rcbill. hl.
55 Item dx waffer halft die Behr^). dz facht an den
msrokhen an, die da fcbaiden zwing vnd ban zwischen vne vnd
Sipefikeim, vnd gabt hinab hiß in Enlii/^hoimer^) ban vnd von dem
■ ban biß in Egifhuimcr bau. vnd ift ain frey waffer nllen denen
die im fleckhen fiezen vnd ift verpotten nn 10 il hl. dz nienianda
nachts darin vischen füll vud mit kainem gefcbier vischen foll, dan
mit ainem heryen*), alß von alter her kummen ift; vnd wehr im
tag rinscn ^) oder andere geschier braucht, kombt vmb 1 A 5
fchill. hl.
56 Item welcher vischet vom fleckhen, de
foll kain vi
Terkanflen oder verfchcneken vnd kein gevfhrd "
darin fuocl
wer de nit hell: pön I a 5 fchill.
'1 Vgl. oben Alem. H, 4: dit vrlnil liehen gen Alftapach.
*] Bera, Bfhra int tordeuUeh, ketli/ich. in gaU. FhißnameH ah
Barrus, Brrre, Birra, Barm usw. Buek Alem. 8, 163. FN 22.
*) Urkiil, 1095 Emint/esheii» in pago Serramm. Atem. 6. 25 ff.
*J Vota lal. prra Siici; das brkaHnU Nez nus cersehidenert Bt-
itimmangmcürtern rusamtnengeneet. Meine fSpraehe den Bottvieiler
Stadtreehts" J865 Sit-Bcrichte der Münehener Akademie 11 1. Heft.
'} riiMf , rünste sind Nfhenformen von attd. rruvr, ganM alt tu rw-
rwg- raus icoiu Bor gehört; Borge/Ueht abo. Hat mit runs, ränie,
ahmtus nicht» tu tun.
^ Geiointx, Lehensunierhalt, Einkommen.
2tO
57 Item wer VDferm gnedigen herrn ain fräuel verfellt, der
hatt fristuDg 6 wochen vnd 2 tag, der ain barger vnd ain ge-
lobter iXt.
58 Itera ob aber ain frembder in gemeltem waffer viscbete,
der foll zae pön geben 3 H 5 fcbill. hl.
59 Item wo zaunsteUin ^) ift, es fey in gärten, wifen oder
äckher, der foll dz vermachen, dz es am dritten tag nach dem
maytag vermachet fey: pön 5 fchill. hl. vnd was fchad darüber ge-
Bcheli, den foll er auch bekheren.
60 Item wer die widumb ^) hatt, der foll ainen fleckhen
fertigen vnd verforgen nach notturfft vnd foll den hagen anltellen
vff weyennächten vnd in nitt vß lohn biß vfF den maytag. wo er
aber dz nit thuet, pön 5 fchill. hl. als dichk er dz vberfebrt
(er entriu im dan vngefahrlich) vnd foll den hagen alle nacht ein-
thun oder kombt alß dick er vßbleibt vmb — 6 ^.
61 Item wer den Hhan^) haben foll, der foll in vnder-
fchlahen an S. Jacobstag ^) oder kombt vmb — 5 fchill. hl.
62 Item, wer den eher haben foll, der foll in vber jar
haben oder alß dickh er dz nit thuet, kombt vmb 5 fchill. hl.
63 Item welches jars man des ebers nit bedarff, fo foll
die Widum zwen Rän haben.
64 Item, welcher burgermaifter ifb, der foll alles das ein-
pringen, daß fich vnder im ielt, es fey von atichttoaiden oder was
dem fleckhen vcrfelt, vnd darvmb alle jar ain rechnung thon, vnd
ob die burgermaifter folclies nit einbracht betten, fo follen sie es
felbs geben.
65 Item wer weschet ob dem brunnen vnd die windel oder
haß ^) vff die kiemer legt pön 6 ^ ; oder wehr leder oder fönst
vnfttuber gcschier in die brunnen legt, pön 6 ^.
66 Vnd was ainem abgeth, dz foll er an den fchelmenwafen^)
fiiehren, pön 5 fchill. hl.
67 Wer dem andern reiß an den staigen nimbt, es fey
obertbalb oder vnderthalb an den ftaigeo, der kombt vmb 1^5
fchill. hl.
68 Wehr dem andern vber wifen fehrt, den foll man riegen
vmb 6 ^, fo die wisen am nuz ligen.
^) Lucken. Pfatten, Pfaddeny efaden sonst dlem.; sih oben Hohemoü.
Fliirn. 224. Falsch bei Bu4ik FW s. v. Stelle,
2) Der die dem Heiligen oder der Kirche eigene OiUer übernimmt.
8) Ältd. ram, rammes pl. renime ramme neben ran^ Widder, Schaf-
bock. Lexer mhd. Wb. II 333.
*) In der Baar drüben Herman, Schaofherma.
*>) üeber Hosß sih mein Äugsb. WB.
®) Jüngere Leute wißen nichts mer davon. Zigeuner und fartnd
Volk gaben dem Orte noch eine besondere Erinnerung. Üeber das Wort
sih oben 218 und meine „Sprache des Rottweiler Stadtrechts*^ 63^ sowie
2. Abhdlg. in Herrigs Archiv 38, 350,
271
69 Item wa ainer am negften an die ftraß hatt, da foll er
hinauß fahren vnd bricht er ein luckheo, fo ioll er Ty wider ver-
machen, pön 5 fchiil. hl.
70 Item es foll auch ain nachbar den andern im Graben
laffen weschen, doch foil er im ohn fchaden vß vnd ein gehn : pön
5 fchiU. hl.
71 Item alle velder Tollen beschlossen fein vff den maytag
bey 5 fchiil. hl.
72 Item waii die brach im obern tbal ligt, fo ifb der ftrich ^)
hinder dem Almand vnd Stetttoisen vnd Tellerhof en ^), biß hinab
V ff Schlechten^) vnd fürab biß vff d&B Bifach, alß weit Nufplinger
ban gath, vnd foll an der Wand abgehn durch Neuen Pächel vnd
vber den Hettenbühel vud fürauff vflf Narrenfiall,
73 Item wau die brach am Uardt ^) ligt, fo gath der ftrich
vber Büeclier vßhin vnd dz Bisenthal vnd Hinderhausen vßhin
vnd geth durch dz Dierloch ab vnd durch vnfer Frawenberg hin-
auß vnd durch Vnderwalden ab vnd im Kreittlisberg vnd was in
Nufplinger ban gehört.
74 Item wan die brach dz tbal abhingetb, fo geth der
ftrich binauff durchs Itenloch ^) und hinab vber die Fegerna vnd
Schwanckhemer thal ab vnd alß weith Nufplinger bau geth vnd
darnach vber Böttlisbeng abbin.
75 Item welcher dem andern etwas frezte ®), das nit im
strich leg an den anltöffern, foll im für ain manßmad geben 5
fchilling hl.
76 Item wir von Nusplingen feyen auch ainem herrn fchul-
dig zuegeben 15 U hl. zu efteur vnd vff den maytag auch 15 ^ hl.
zu fteur.
77 Item der ruegung halb foll ain gericht vnd gemaind
riegen dem herrn vnd der ftatt.
78 Item wan ainer vrab 3 fl 5 fchiil. hl. kombt, fo feind
die 5 fchiil. deren von Nufplingen.
79 Item wan ainer vmb 10*^ hl. kombt, fo ift das ain^ hl.
deren von Nufplingen. ^
^) Richtung, Linie, Bezirk.
^) Dise zwei FN existieren noch, Neuenpüchd, Hettlensbiihl
ebenfalls.
^) Diser Name sowie Bisach^ Uinderhausen Frauehberg und Kreit-
lesberg sind bei der Landesvermeßung 1839— iO dazwischengefaUen, also
nicht mer amtlich verzeichnet.
*) Eine grosse Fläche einmädiger Wisen hieß so; heute hat sie
verschidene Flurnamen unter sich.
^} Beide Flurn. heute noch.
**) Abweidete,
272
80 Ynd gehören der statt allwegen (wobey ainem U 5 fchill
rteth) die 5 fchill. zae.
81 Ynd vff das behalt ime felbß der herr vor, dife ftattuten
hinfür zue mindern, zue mehren vnd zae endern nach gefkalt vnd
gelegenheit wie fich wurdt erhaischen.
82 Van der ÄppdMion, Item welcher von ainer bey :
oder endvrtel appellieren will, der foll dz thon mit lebendiger
fiim, fobald die vrthl, dauon er appellieren will, gesprochen wurdt
ynd fich da für vnß vnfer hüfgericht, dahin das nach vnferm alten
prauch vnd berkhomraen vnd auch dem rechten nach gehört, be-
rueffen vnd also fprechen: herr der richter mit der vrtehl, fo jez
wider mich vnd für mein widerparthey gefprochen ift, bin ich
meines gedunckhen befchwert, darumb in der heften form vnd
maß ich zue recht allerkräffUgifb thon foll vnd mag, fo berueff
vnd appelliere ich hie mit lebendiger ftüm von folcher vrthel mit
ihren anhengen vnd befchwerden für vnd an den wolgepornen
herrn herrn Wilhelmen Erbtruchfaeßen, Freiherrn zue Walburg vnd
herrn zur Scheer usw. meinen gnedigen herren vnd feiner gnaden
hüfgericht ainift, änderst vnd zum drittenmahl, pitt vnd beger dar-
auff appoftell vnd difer gerichts ybung abfchied brüeff.
83 Vff folches feilend dem appellierenden thail die gerichts-
handlung, dergleichen auch der gegenthail (ob dz begerte) vhrknnd
vnd vrtelbrieff geben werden.
84 Dem nach in zehen tagen nach der gefprochenen vrtl
foll der, fo geappelliert hat, fich zue Scheer bey dem hofgericht-
fchreiber anzaigen vnd als appellanten vffzaichnen laffen vnd ime
dem hoffchreiber alßdan geben vnd ime legen 1 Tl hl. vnd fo dz
befchicht vnd fonft nit — wirdt der handel angenehmen vnd für
das hofgericht betagt vnd darin gehandelt als Tich redlich gepürth.
85 Welcher aber der zeit der zehen tagen ließ verfchinen
vnd des wie obfteth nit deth, der foll zue der appellation nit mehr
gelaffen werden, fonder vff die gegebenen vrthl, daruon appelliert
wehr, fürgefahren werden.
86 Es foll auch keinem zue appellieren zuegelaffen werden,
er mög dan fein trew geben an ayds ftatt, das ime die fach lieber
fey dan zehen pfund häUer oder darob.
H. V. Z. K. anno 1528.
Pap, Handscfirift foh 9 Bll, Angehunden eine Abschrift
van 1779.
ABIRLINGRR
SCHWABBNNECKEREI
AI» wie jener (dec ein Schwab solle gewesen aein) all er
vor uiemala vum Ilauß in die ferne komiDeo, vDud sich ein mal
binauß gewagt, den ersten tag durcb ein Wnldt ein guten theil
hinein gHrigen, vnd vnvcrBehenn darinnen ein etarckee rauschen
vnnd liriiusen entstanden war, erechrticlc dii^aer gnt Schlucker
dermnasen aehr, das er eines viid statten lanffa zu rnck auß dem
Waldt vnd widemmb beim zu lieSe. vnd scbnauffent erzehlete, wie
jhme im nächsten Waldt über die hundert Mörder nachgejagt, vnd
er jhnen mit harter mühe eotrunnen wäre. Sprach einer au ibme:
Ey lieber es werden nicht so viel gewesen sein, da ließ er nach
von hundert aufT funETtzig, vnd dann von funffizig auff zwantzig,
vnd herab auff zohen. Bekent zuletzt, er bette zwar nteairtnt ge-
seheu, aber ein grosses rauschen hinder vnnd vor jhm vnd auff
dcu seytea gehört, da vernamon erst die Zuhörer, da« er ob dem
Wind also erschrocken vnnd davon gelauffeu war. — II. GiMWi-
LfKM't Ghrewel der Verwüstung Mensclilichen Qeschiechls, Ingoist.
UJaiO 8 304 C. AB
[BRIEFE EINER DEUTSCHEN PROPESSORS-
TOCHTER 1618
I
£d einem aua Beidelberg in die Vatibanigche Bibliothek ge-
HlangCeo FoÜobande, welcher Briefe an den Heidelberger Frofeesor
BJanus Gruier^) (1560—1627) aus den Jaren 1615—1620 ent-
Fhält und neuerdings von Ruland, Serapeum 16, 209 (1S57) und
FSchnorr von Carolsfeld, Archiv für Litteraturgeschichte 8, 30
(1879) beschriben ist (Cod. Pal. I90T), fand ich wärend eines
kurzen Besuches der pripstliehen Bibliothek hinler der lateiniBcben
Korrespondenz der gelerten Freunde auch merere Schreiben von
weiblicher Baud angereiht, die mich bald zn genauerem Durch-
lesen anregten und mir auch jezt noch bei der Seltenheit solcher
Privatbriere aus jener Zeit einer kurzen Erwänang wert or-
■oheinen.
•) Uebtr Gruterf LAtn vgl. den aorgaamen Artikel ton Eckstein
in Ersdi-Gnü-ers Allgemeiner .EäicyctopÄiiw I 95, 356-363 {1875). auch
BKeliner, ÄUgemäne deutsche Biographie 10, 68—71.
274
P
Eb ereclieinen als Briefs tellerinnen auf B), 389 — 435 Omtera
Schwester, die Witwe Aemilia Loefen, welche in dem Zeitraome
1617—1620 sich oftmals aus Heimho£r in ft-anzöBischei' und hollän-
difloher Sprache an den Bruder wendet, und zwei Tochter desselben,
Uaria Biberin (Bl. 469 : vom 21. December 1615) und Jonnnft
Cfttherina Schmendtin (.El. 4116 — 448, aoa den Jaren 1618—20).
Beide bedienen aith der deutflcheo Sprache, aber der lateinischen
Schrift. Die zierliche Hand nnd die reine Ausdrucks weise seigeD,
daß man in den gebildeten Kreisen Ton Heidelberg, in denen der
jnnge Opitz uod ZinkgreET verkerten, nuf lieides etwas gab. Frei-
lich lernen wir aus den Briefen der jüngeren Tochter weder be-
rfimte Persönlichkeiten kennen, noch ist vil von den Zeitereig-
nissen die Bede, sie füren uns vilmer in eine enge Häutlichkeil
nnd ein glückliches Familienleben. Johanna Catharina hatte (1617?)
einen Brettener Biirgei' Oswald Schmendt geheiratet und erzalt
nun dem Tater von irem jungen Bansstande, Ton irem Garten,
ans dem sie im Blumen und Samen xa übersenden stolz iat, von
irem Kinde, das schon anfangt zu schwäzen, legt auch Proben
von grünem und Schweizerkäse bei; dagegen erbittet sie sich von
Heidelberg Tischtücher, Betten, Musler für Kiaaen, Salatsamen,
einmal auch eine Zicke. BiiM aber wirft der beginnende unheil-
volle Religionskrieg auch in ire neou Hei mal seine düsteren
Schatten; unter dem 27. August (162U) meldet .i^ie, daß Spioola mit
großer Macht in die Pfalz einzufallen drohe. Zwei Jare später,
im September 1622, sah Grater sich genötigt, vor den Scharen
Tillye aus Heidelberg zu seinem Scliwigeraono und seiner Toch-
ter in die Pfalz zu llUchten.
Ich laße nun zwei ßriefchen in wortgetreuem Abdrucke
folgen.
{Bl. 437) A Monfieur et Pere Monfieur Grutere, l Heidelberg.
Kindliche lieb nnd trew iederzeit zunor hertzlieber vatter,
ich laß euch wißen, das wir noch in zimlicher gefundheit feiud
gott lob ; folchea von dem vatter zuuernehmen were mir eine herlz-
liehe freude, ich bitte der vatter wöUo nicht zürnen das wir nicht
find auf die kirwei koinen, wan uns der vatter gern eine kirwei
gibt, kau er fie mit meinem heiren fchicken, wollen wira bu
großem danck annehmen, als wan wirs felber weren diunden ge-
wesen, was mein kind anlangt, fo hat Uafselbigo vor 4 wuoheu
schon allein gangen, kau auch fchon ein wenig fchwetien, ich
fchicke dem vatter hiemit ein ftUck fchweizer keß, bitte er wolle
das von meinet wegen eßen, thue den vatter hiemit dem lieben
gott beveblen. datum brettheim den 13 augusti
euer gcliorfanie tochter
ioUanna Catharina
Sohmendtin.
1
(4«)
A Mooar
r Qruter
Kindliche lieb und trew iederzeit ztiuor herUlieber vatter,
ich fchicke hiemit dem vatter den mellisseufnmen davon ich dem
vatter in der kirwei yefnjjt habe, der vatter hat hiemit auch ett-
licbe zu diefer zeit feltanme blumen, welche in meinem garten
gewachsen feind, ' bei diefem botteu zu empfangen, ich weis dem
vatter auf distnall nichls inebr zu fcbreiben das das wir Gott lob
noch in guter gefundbeit find; folcbea von dem vatter zu verlieh man.
wird mir eine bertzliche freude l'ein. thne hiemit dea vatter dem
liehen Gott bevehlen, datuiu brettheim den i. feptember
euer gehorfame tocbter
iobiuina Catfaarina Scbmentin.
JOHANNES BOLTE
ZEUGNISSE FÜR DIE VOLKSBTJECHER ']
1 Es wil mich aber dünken lan,
Ir lesind mer von unser Greten,
Dann in den psalmen und propheten,
Die schelmeneunft und den Esopvs,
Ülenspiepel und Marcolphus,
Das narrenschi/fy gauchmatt und fahlen,
Und BchioBsend lieber auf der tablen
Mit Würfel, karten und brettapiel.
Dann duas ir annat studierind vil.
Hana ßudolf Manuel, Faßaachtspil, darifi der edal wya von
der Trutickueii rott beklagt, von Räbliiten gscbirmbt, vO voll Rich-
tern ledig geaproche wirt. Zürich 1548 V. 1156—1164, abge-
drackt in JBaechtolds Niklaoa Uanuel 1878 S 340.
2 „Auch bey dem Bawrcn so sollen diae lehrnen, welche
dann etwas lehrnen, ea eey ein Handtwerk was ea wöll, oder ein
kunat, das sie auch nicht von stiindan, nur den blossen Worten
nach gehn, so jhn der Meyster etwas mit worten saget, wie der
'i vgl. Ooedekc, Orandriß m' Oi»ehichte der deulmiten Dichtung
2. Auß. i, 3iO f. 2, S5? f. ferner JYZingtrle, Findlinge. SitiHnge-
heriehte der pkUos. hist. Klasse dtr Wiener JJcademie 55. G10—6I2
{18G7). ÄReifferscheidt, ZeiUehrifl für KiiUargachichte 1875.
703 ff. ABirtingfr, Zu dm VbUaftarfiern. Orrmania 15, 99—lOS.
le, 83-85. 17, 93—94. Alemannia S, 54. Archiv für Litteratvrge-
«cAtcMe 10, 376 f.
376
VUnspiegel, der alles aar nach den worten theC, sonder lie sollen |
zam ersten sehen vnnd sinnen fein fleissig, ob sich es anch i
Bchiobet, vnnd so sie (1. sich) es nicht schicken will, wider |
fragen". Valentin Schumann, Nachtbfiehlein, o. 0. und J. (1659)
3, Bl. 82 b.
3 Hadn aeib dninals nich wissren Senp,
So moehtn seih stippen in den Heap,
Eflt iu VhnspeigeJs Müsterick,
Dei was amnckoander düon vnde dick,
sagt der Nnrr in Georg Ponäos Comoedia von Isaaca HeyraÜi,
Berlin 1590 (vgl. Ooedeke, Grundriß^ 2, 394) I, 6 BI. Bvj b.
Gemeint ist die 10. Hbtorie im Uleaspiegel.
4 Gott min Her, ick mick wungern schkal.'
Wat Tolck goith hir thur kercken all,
Sede vam Kahlenberg ddü Pape,
Dat ock woa ein rechtscbkaprn Ape,
Dann hdi dehi Zege gedrapen an,
Dat sebi vp dorn Altar hadd stabn.
ebenda V, 2 Bl. Mija. Diser Schwank findet sich nicht i
gedruckten Volksbuche.
^1 er erst
^B ner da
5 Von einem Pfarrbern der das Euangdium auß
licm Eulenspiegel gelesen.
Auß einer filrnenien Reichsstatt, alda es ein etatliche Tburob-
kirchen hat, rauste alle Sontag ein Pfarrherr in ein Dorff, der Ge-
meyne zu Predigen, liin^mß gehn ; das besehnbe auch anff den
Sontag, als man das Euangelium (geht Gott, was Gottes ist, rand
dem Keyser, was deß Keysora ist} verlesen solte. Als nun der
Herr Pfarrer etwas £u frühe hinauß ins Dorff kam, liesse er
jhme Branteuwuia für ein balzen berlaogen, Inu dem er daran
trinokt, kommen zwe!q gute Gesdten auch liinanD ins WirtshsuO,
der Pfarrer beut jhnen uin trunck Brantenwoins, den sie auch nit
abschlugen ; von dem Brantenwein aber kamen sie anff den Voge-
gebranten, tranckeu desGclben in der eil auch ein maß oder etliche,
biß der Pfarrer hörte, daß man das lotze Zeychen in die Kirchen
laute, wolte er dauon, die andern zwen Gesellen trnncken ibme
jeder noch ein zu, deren sich der Pfarrer bescheyd siu thun vnder-
name. Als er nun diese zweea in aller eil verl'ertiget, wolte der
eine Gesell noch mit einem Glaß au jhue, desseu fiich aber der
Pfarrer weigerte, zur Stuben hinauß lieff, vund sein Buch hinder
dem Tisch etehn liesse. Als er nun in die Kirchen käme, mangelt
erst seines Buchs, schickt geschwind den Glöckner oder Mea-
darumb hinab ins Wirtshauß. In dieser weil aber waren dia
I
«77
zween gesellen gewar, daß der Pforrherr aeia Bnoh bette Btebeo
IftBBen, snchten alsbald vnder des Wirts BUchern, deren er aehr
wenig vber der Thor etelien hatte, vnd fanden zagleiob den
EuleoBpiegel, in schwai-tB leder eingebunden (inmasaen das Pfarr-
hers Buch auch war). Wie nun der Glöckner oder Meßner kompt,
fragte er naoh seines Herren Buch, die Kweeu Qescllen stelten sich,
als ob sie nichts darumb wüsten. Zu letzt fragte der Meßner, wo
dann der Pfarherr gesessen were, war jm eolches gezeiget, also
nirabt er das Buch, laufft zu der Kirchen zn, vnd vbergibts dem
Herrn Pfarrherr. Äla er non solches auffniacht, find er den
Ealenspiegel, vnnd daß er betrogen war. erinnert sich aber so viel,
dnß er das Euaugelium außwendig konte, vnnd den bawren fUrlaae,
auch in der außlegung den Ziiißgroschcn dapIFer herfür ruckte.
Wie er aber wider zu der Geaelacbafft kam, verwiese er jhnen
solches mit allem Ernst, neben angehengter Bitt, solches nicht
Tou jhm zuofienbaren, er wolle diesen Tag biß auff den Abendt
frölich mit jnen seyn, vnd biß gegen dem andern Tag redlich be-
acheid thun, welches aucli also goacheben. — Job. Fr id. von
Harten, Ftinfftzig Newer, vnnd znuor im Truclc nie außgangner
Historien vnnd Geschichten. Vrsell 1603 S 39 — 42; Die dritte
Historia deß vierdten Tags.
6 Der Tiroler Arzt Hippolytns Guarinoni (geb. 1571 f 1654)
erziilt (Die Grewel der Verwüstung des Menschlichen Geachleobts,
Ingoist. leiO S 219 f.), wie er in seiner Jugend zu Prag zwei
Bücher des Amtdis eingetan acht und von außen wie seine
Grammaticam habe einbinden laQen, um sich unbeargwönt da-
heim und auf dem Schulwege darin vertiefen zu können. nAIs
aber ich in der Grammatica gar zufleißig sein, vnd auch in der
kirchen darin atudieren wolte, gleichsam ich andiicbtig in einem
ßetbnoh läse, achlich Herr Magister hinder mir her, vnnd erdapt
mir mein Andacht, reiat mir die vnTersebeiis auß den bänden, da
ich gerad ob dem Capitel und Titel Von der schönen Oriana eto.
laß, vnd nit längst darvon von dem kampff eines Risen mit dem
Amadia gelesen hatte, allda der Magister den Riaen vertretten,
kam mit der Bürckenstang dem Amadi vber den sitzer, vnd ver-
jagt jm den tust, ferner im hämisch herumb zuziehen, dem ich
noch hentiga tags von grund meines bertzens zudancken hab, sinte-
mal ich jetzt wo! verstehe, was für gifft vnd acbalckheit, ja wuat
vnnd grewel hinder selbiger Historie, wie auch allen dergleichen,
als etwan von der schönen Magellona mit dem Ritter deß silbern
Schlüssels, etc. verborgen lige, allda vnder dem schein der erbar-
keit der Fürstlicben Personen, der anaehenüchen Liebhaber, der
RitterachafTt, der liofTweiß vnd anderer weitlichen eitetkeiten man
Jugend lernet, wie man sich in die bossen der Lieb schicken
vnd halten soll, was manche lüaten man brauchen vnd vben könne,
wie man die Jnngfrawen vberlUaten, betriegen, acbäsden, vnd Tn>>-
^L vnd halte
^H wie man
«78
jr ebr bringen, md ander dergleichen liößleia treiben möge. Wann
derfaalben etwas guts dahinder wäre würden die müseige Scriben-
ten bei weitem nit soviel mühe vnd arbeit auET »He Sprachen aO'
verkehren gewendt haben. — Im Register deBselhen Bnchoe wird
aweimal Kulcnspiegtl genannt, allein mit falschen Seitenzalen; ich
habe die Stellen nicht aufgefunden.
7 In einem bandBchriftlicben, anf der königlichfln Bibliothek
za Bertin (Hb, genn. quart 437) aufbewarten Drama „Aeneoa
und Lavinia", da? der VerfaCer, Johannes Baue ans Berb'n, 1648
mit den Schülern dos Daoziger Gymnasium academicum aufiurte,
wird geschildert, wie ein junger Ankömmling auf der Wittenherger
Universiiat von den Studenten gehänselt und verhaut ward. Der
eine eagt za im: „Höre doch, wie fein daß der Herr Landtsm&n
schon reden kan, den [sol] phrasin wird der Herr ZweiSels ohne
au& dem Amadis oder jungst erbawfen Schüfferey genommen haben,
vmh sich desto angenehmer bey der Liebsten durch solche formliche
redensai'ten zu machen." — Die Jüngat-erbawete Schäflerey, Oder
keusche Liebes- Beschreibung, Von der Verliebten Nimfen Amoena
vnd dem Lobwürdigen SchälTer Amandus erecbin zuerst 1632 in
Leipzig nnd wurde bald ein außerordentlich beliebtes Unterhaltungs-
buch ; vgl. Altpreußische Monatsschrift 2B, 444 f Bobertng, Ge-
schichte des Eomana 3, 1, 104 f. Ueber Haue vgl. AZiel, JBaues
Schulenverbeßerung. Progr. Dresden 1886.
8 „Mao konnte einen ganzen Eulenspi^gel davon schreiben.'
Der Pedantische Irrthnni Des überwitzigen doch sehr betrogenen
Sohulfuchses. Rappersweil 1673 (vgl. Goedeke, Grundriß l.Aufl.
3, 490) 8. 68.
9 Mosckerosch läßt in seinen Wunderlichen und warhaff-
tigen Gesiebten Philanders von Sittewald den alten Eulenspiegel
selber auftreten. Im Todten-Heer, dem 4. Gesicht des ersten Teils
(Strassburg 1650 1, 216—219) tritt er scheltend nnd fluchend dem
ErzÄler entgegen :
„Hat mich SVelteu mit euch Welt-Narren beschissen, was
habt jhr immerdar mit mir zu schaffen, das jhr mich hin und wider
also außschreyet und beschimpffet, als ob gar kein Narr je ge-
wesen wiire, dan ich? . . , . Ich bin der arme Eülenspiegel, wann
einer under euch einen groben Zotten und stincketen bossen vor-
bringet, und ich gloichwol nichts dazu kan, so heissot es doch, e«
sind des EüleoBpiegels bossen 1 er ist in Eölenspiegels schul gangen!
Siebe da, was ein Eülenspiegeri* was macht der Eülenspiegel ?
Aber wisset daß jhr undereinander selbst grössere Eülenspiegel
und Narren seit, als ich jemahlen gewesen, dann, ist der niobt
ein grosser Narr und Eiilanapiugel, der die gute Zeit ver<chertz«t,-
I
279
I
und in deß msynet er begebe Doctorearbeit, wann er gloaseo und
Notae, Lehr und Trost, fiber und auß dem Eülenspiegel achreibet?
wan er den Eülenspiegel in Rej-men und Gesang stellet?'
10 In den Borgsamen nibtiographien, welche Lappenberg
{1854) und HKunat (1884) iren Nendrncken der ältesten Aus-
gaben des Eülenspiegel beigegeben baben, vermisBe ich noch fol-
gende Titel:
P^ulenspiegels Lebens-Lauff, | Ist an manchem Obrt zu kauff.
(Darunter 42 viereckige kolorierte Holzschnitte, unter Jedem zwei
Vorsp) am Ende: Gedruckt im Jahre 1724. Offenes Folioblatt. —
WvMaltznbn, Deutscher Bücherschatz des 16. — 19. Jahrhunderts.
Jena 1675 S 201 Nr 1223.
Der Eülenspiegel, ein -allegorisches Schauspiel aus dorn neun-
zehnten Jahrhundert . . . Heraasgegebon von Weidmann. Wien,
in der Van Gehlischen Bucbl.niidlung. 1781. (S 133:) Der Werb-
platx der Liebe, ein komisch anakreontisuhes Ballet in 3 A. 1781.
8". — Ebenda S 556 Nr. 2600. üeber Paul Weidmann vgl,
Goedeke, Grundriß 1. Aufl. 2, 1070.
„Wleuspieghel apud Joannem van Ghele, sine privilegio et
anno." Diso Ausgabe muß vor dem Jare 1570 gedruckt sein,
da sie in der Appendix des Antwerpener Index librorvm prohi-
biforum nnter den fl&mischen Bilclieni genannt wird, den Lappen-
berg 8 196 «lachlich ins Jar 1579 stat 1570 versezt. Aach
ira Mailänder Iudex v. J. 1554 stea Poggii Florentini, ÜUn-
spiegelii et Bebelii facetine neben einander, wäi-end ira Venetianar
Iudex desselben Jares der Eulenspiegel l'elt. FHKeusch, Der
Index der verbotenen Bücher, 1, 223 (1883) vermutet, Piero Paolo
Vergerio habe in in den Mailänder eingeschoben.
Eine rumiltiisehe Bearbeitung des Eülenspiegel, Tilu Buh-
ogÜnda, beschreibt MGasler, Literatura popularS RomSna. Buca-
refti 1883 S 1(!0— 163.
1 1 Von böhmischen Uebersezungen deutscher Volksbücher
erhält JDobroieskff, Geschichte der Böbmischen Sprache und Litte-
ratnr 1792 S 153 bei Gelegenheit der Zebererischen Handschrift
T. J. 1459, welche die Geschichte des Königs Apoltonius, der
Griseldis und des Tandarides enthält : „Diese und dergleioheo.
Schriften, woi'unter die Oesobichte oder Chronik 7om F(^ilon, vom
Kaiser Jovinian '), vom Stillfried und Brunctejk *), von der ilfelu-
1) d. h. die Geachichte vom König im Bade. Vgl. HVamhagen,
Ein indiache* Märchen ISSa und Longfeüow's Tales of a WayBiäe
Inn 1S84 S 18—60. 135—158.
*) vgl. JFeifaiik, Ueber aeei böhtni»ehe Volktbüeher tut Sage von
Seinfrit von Braanschweig. SitiungaberiehU der Wiener Akademie 2S,
83— &7. 32, 322—331. - Die Berliner UnitiereitäUbibliothek hciiit eine
deutiche Bearbeitung-. Ztneif schöne llistori&n. Von Stilfried and
BruMtwick. o. 0. {Prag?) 1807. 48 S S^
280
sina, Magelona, Gmomfa, vom Grafen Hehvkh, Tiü Eulenspiegti
die bekan Eltesten lind, werden noch immer bäu% gedmcbt, gekauft
und gelesen. 3ie dienen dem gemeinen Volke sum Zeitvertreib
und sind, seitdem unare 0amen unJ Fräulein eicht mehr böhmisch
lesen, die beliebteste Lectnre der böhmiBcben Mägde. In den
oeuerD Auegabeu, wovon ich eben die Chronik vani König Apotlo-
nias, OlmQtE 1769 in 8" und die Grieelda, Olmütz 1779 in 8" vor
mir liegen habe, sind die alten Formen und Redensarten in den
meisten Stellen nach dem jetzigen Spritchgebraacb geändert wor-
den Florius und Biancafiora ward in böUmiscber Prou
schon 1519 in Fol. lu Pr»g nod wiederum 1600 in 8" gedruckt."
JOHANNES BOLTE
ALTE GUTE SPRÜCHE
1 Familiaritüt macht Verftchtnng.
CoO. Curioa. ÄUm. 14. 44.
2 Ja, Herre, wenn nicht mehr dazu gehörte zum Tanze,
denn ein paar neue Schuh !
Oetuetiphiios. S.
S Bei den Bachusbrüdem beliebte» Sprichwort :
Ich trinke was mir schmeckt
und leide was ich kann.
1749 Bahn. Kraft und Wirkung des frischen Waueri. Vorrede.
4 Was Jugend lernet heat
Das fruchtet wol und bleibt aÜEeit.
HMMogeheroseh. Alem. ohen 86.
5 Man hat niemalen gatei
6 Ein fftUcher Freund, der Honig im Mund vnd Galt im
Hertzen hat 41.
7 Was man in der Jugend lernet, haftet bis in die Gruben 49.
B Ein kecken Hann geht das Glück an 85.
9 Ein Bissen, der gessen ist, macht kein Freund nicht 199.
10 Wer spat ankompt, hat vbele Herberg 209.
11 Ohn Wein vnd Brod ligt Venus kalt und tod.
Ans vnverschamttem Bachiis Feld
Ist nur ein Sprung in Veneris Zelt 226.
12 Die Singer haben all den Fehler
Dafi jhnen mangelt an der Kehlen ;
Wann man sie bitt zu spieln oder singen !
Wann aber jhr Bpieln Icein lust thnt bring«D.
Kan man sie kaum zum Schweigen bringen 277.
13 Aber wbdq msD keine Falken haben kann, mnA mftn
mit Eulen bnissen 477.
14 DciTin wann das klopfen odnr bolderri Mnsica bqU sein,
Bo mAsten die pender oder küfTer oder die, die fesaer maohen,
. ancb Masici seyD, daa ist aber alles nichts.
JlfiMicfl getäUeht ttnd nußgaogen durdi Seh. Virdung.
Neudruek v. Einer BerVn 1883. (o. 1511) Di''.
15 Wie man im Spridi%Bort tu tagen pfitgd:
Der Bebst ist aach ein Schüler p;ewe8en.
Oramanus Wtldsehältfnlatein. Bof 1620. S 9.
16 Erbettelt WiH.pret ist ehrlicher denn geetolens 23.
17 Der Bauer dichtet wie ein Amsel — wie er etwan auf
den Sonntag ein ehrlichen Mann bintergeh 114.
IS Ans eines Hochge! ehrten B. Pfarrers Munde auf der
Bescheret Gott ein BäaigQn
So beacheiet er auch darzu ein Gräesigen 3 ^).
19 Was eine gute Spiegel-Mutz will werden, die spiegelt
lieh in der Zeit 22.
20 Was ich nicht kann vei'kaufeu, das gebe iah immer
zn 25.
21 Was ein guter Hacke werden will, dat krümmet sich
bei Zeit 34.
22
Schneid das Brod gleich
So wirstu reich 41.
23 Reiche Leute und Hunde inacheD
24 Die Bürger halten viel melir t(
von dem 1. Kreuze 43.
(eine Stnbentbflr zu 12.
den Crenttthalern als
25 Ey gar zu scharf macht Scharte, sagete Klans Steiff-
s 69.
26 Junge MAgdgen schniahl nnd lang
Sind der Studenten Keckebanck 119,
27 Zwei Hunde über ein Bein
Bleiben selten rein 123.
26 Zosagen ist EdelmÜDniscb, Ilalteu ist Bäurisch 126,
282
29 Mensch aey witzig
Die Welt ist spitzig
30 Alle trit in Gottes Namen saget der Vater Pabst 111.
31 Reime dich Bandesschuh ! 44.
32 Holla, was der Eukak! thut? Was haben hier die Zi-
geuner verloren ? Wir wollen einen begraben : Warümme denn
80? 92.
33 Wem die Pferde wol stehen und die Weiber abgehen,
der wird bald reich 129.
34 Man saget, wan einem der Igel im Panzsche rege wird,
daß er vor die Herberge danke (kotzen) 104.
35 (Nießen) Wann einer wacker um sich brauset und mit
seinem resolvirten Speichel ein halb Schock Leute besprützen kann,
auf solches Herz noch keine Euhe gekacket hat, sondern frisch wie
eine Pomerantzke zu schätzen ist 104.
36 Court Unverstand, ihm glaube aber ein ander aus Irr-
land 111.
37 So fein sachte, daß der Herr nicht fällt 111.
38 Denn ein Esel, Weib und Nuß se^n in einem predica-
mento passionis: weil man sie schmeissen muß 127.
39 Denn er ist ein fürnehmer Eerls, wie die Müller, die
auch ihre muthwillige (freiwillige) Dienste zuvornehmen 167.
40 Es denket die Eöcbin auf ihre Bratwurst, der Enecht
auf seine Plone, ebenda.
41 Warum kuckestu in die Eanne? Wenn ich drinn säße,
so luckete ich heraus ; wenn ich aber auf dem Deckel säße, so
schieße ich dir auf den Eopf, so kriegestu eine Mütze 186.
42 Die Eirche ist alt und der Teufel ein Schalk 205.
ABIRLINGER
FINDLINGE
1 Ein Hennen und ein Han
so fangt mein Liedlin an,
ein Euo und ein Ealb
jetzt ist mein Liedt auß halb
ein Eatz und ein mauß,
jetzt ist mein Liedlin auß.
drauf sauf ich den da rauß.
383
Diß Lied hörte der Abt tob St. Georgen Georg Gaisier am
23. April 1053 beim Mnle und trug es mit der BemerlcuR^ : „Noin
cantum Lydium chyrnrgi Joachimi*' in sein Tagebuch ein (lUane.
QaeltensHiumhing der badiecben I.aitdcageacbichte 2, 507 b. 1854).
— Vgl. die Kinderpredigt in tSimrocks deotachem Kinderbuoli,
Frankf. 1884 S 74 n. Alemannia oben S 199 ff.
2 Zum Taucher v. Schiller. Und ist denckwilrdig, was von
einem Sicilinner, Piscicula geoant, die Historien ecbreiben : daß er
habe Icönnen durch daa Meer duraliechwimmen und geben, auch
lange Zeit unter dem Wasner eeyn als wie ein animikl amphibium.
Die Anatomie! geben diese Ursache, da(^ wenn mau iu der Jugend
einem Deugcbornen Kinde Nase und Maul zuhalte und aolcbes
offters, HO eroffne siob ein Weg in der Brust Kum respiriren, ohne
Athemholen ubw. S 40 ff. Becher Alem. oben S 68.
3 Claus Narr.
Ducaten gesäet habe,
die Lateiner haben e
serere. S 63.
:>n Clauß Narren saget man, daß er einmal
n Hoffnung daß aie auffgehen aolten und
I Sprichwort von Tergebensr Arbeit salem
I
4 Das Schwert des tapferen Hanns von Frotisperg mit der Haut
eeinea Feindes überwogen (in der Müncheoer Kunstlcammer) acheint
einen zweiten Oöthe herauszufordern, den Pendant tum Götg von
Berlichingen zn lifern. Anselmua Ral)io9ua Reise durch Ober-
Deutachland, Salzb. & Leipzig 1778 I 30 ff.
5 Die Sehaitbillme ist ihrem Ursprünge nach ein Spiegel des
Lebena, aber die heutigen Komödianten haben dns Glas verdorben.
Änselm. Rab. I7G. — Die, so von der Religion der Scliauhöhne
sind, geben vor, sie sei eine Art von moraliBcher Predigt. In
keiner Religion kann man eine gute Predigt ober einen schlechten
Text halten. Ebenda.
6 Die dramatischen Aufzüge sind nichts nütvie, ja höchst acbäd-
lich ; sonderlich wie sie heutzutage und insgemein gebraucht wer-
den. Comödianten oder bomiletJsche Kunst- Gnust- und Dunst-
redner kan man dadurch wol ziehen, aber keine weise und ernst*
hafte Oratores, sonderlich eccleaiastioos. Joachim Langens UU.
Gramm. Halle Waisenhaus 1783 S 30 (23. Aufl.)
7 Alle Ausländiache Bettler und Vaganten, es aeyen Christen
oder Juden, Deserteurs und abged.tnkte Soldaten, Hausierer oder
solche Leute, welche zum Verkauff allerhand geringe Lumpen-
Sachen als Zalin-Stierer, Zahn-Pulver, Haar-Buder, Blumen-Str&uß,
Schuh-Schwärze, gedruckle Lieder, and dergleichen herum tragen,
984
and unter (^ieeem Schein eigentlich betteln, hmipfsächtich auch die
»ehOnälichen Lieder absingen, fahrende ScbSler, Lejrer, Sack- and
andere Pfeiflfer, Uackbrettler, Riemena techer, Glücks hafener, Scbol-
decer usw. sich sogleich ausser dem Bezirk dieses Schwab. Crefsea
begeben soUert ubw,
Patent 1742 gegen Jauner und Zigetmer.
I
8 Piedagogixhea. Fast auf die Art vnd Weiß wie die Kinder
die CbriBtkiadliiisgDtiea annemen, sie gehen schlafTon, betten daß
ihnen das Christkind lein diß oder jenes, eine schöne Pupp und
dergleichen bescheren wolle, achialTcn vaderdeß ruhi^ vnd ohne
Sorg fort, morgen sobald sie erwachen steht die Pupp da, dsa
Geschenk ligt für Augea, sagt man das Christkind lein habe aa
bescheret, so sind sie schon zufriedeD wie gering auch die Gab
sonst sein n)ag. So ein tugendsam Weib ein Geschenk Gottes :
mancher kommt dazu als träuraete ihm qbw. DKM tll 336.
9 Auch ists kein vcrbottener Betrng nicht, wann Eltern ihre
Kinder vberreden, das Christkindiein werde auf einem Eselin ein-
reitteu, stellen alles also an, als »ann dem also wäre. Dann weil
Kinder noch kein völligen Gebrauch deß Verstands haben, so kann
auch ihr Verstand eigentlich nit betrogen werden. DKM I 443.
10 loh meine die eingeäschte prächtige SchlÖBser nnd Gebäwe
in Tentsohland selten den Kindern vnd Enckele von jhrer Vätter
vnd Qrofiviltter Pracht und Oebermut predigen vnd sie lur Baß
vermögen. DKW III 149.
I
11 Vom deutschen Saufen. Sage nicht (Gott spricht) von dem
was mir zuwider ist, es ist also Landts Art, sauSeit ist der Teut-
sehen öewonheit, es ist so vnd bey disem Collegio, Stifft, ZnnFt
Herkommens. Es ist praesoribiert, verjährt, unsere Alte sind aacb
nicht Narren gewest, DKM I 85.
muß ein jedliches Lai
d seinen, Frankreich
guter Wein schlauch i
seinen eigenen Teufel haben :
neu. Vnser Deutscher Teuflei
vnd must Sauff heißen usw.
Welschl.
würd ei
limda II 471 nach Luther.
12 Geliebte: Kircbweih halten ist sowol eine alte als löbliche
aber auch schändlich mißbrauchte gewohnheit. DKM I 584.
13 T(m-sen unter der Linde. Unter allen Tänzen der Landleute
muß jener auf dem freien Felde unter aohüttigteu Linden, wo weder
B SO große Hitse, noch vieler Staub, noch die Ausdünstung von
285
BO vielen Uenschen die Luft, sowie in engen Stuben verdirbt, der
gesündeste seyn. — 0! wüßten doch nnsere guten AUvater, die
ans vor dem RathhaiiBe jeden Dorfes die breitauhatt igten Linden
hingepflanzt haben, daß jetzt Deutschlands nnschuidsvolle Land-
mädoben einsam und verlaßen, unter dem stillen Baume weinen
und daß kein deutscher bUaaugigter Jüngling ihnen jetzt mehr
den nervigten Arm reichen darf, um heüjanchzend um den ehr-
würdigen Stamm das hüpfende Mädchen herumzu tum mein ! —
Was würden sie zn der in ihrem Vaterlande vorgegangenen Ver*
andemng und zu der grotesken Ernsthaftigkeit junger Gesichter
sagen, womit ehemals anter ihnen nur die Pest angekündigt
wurde? — Warum aber auch dem Landvolke das ßiachen Freude
rauben, das ihm sein hartes Schicksal so leicht hin wegscherzen
machen kann 1 Essick, Medis. Lexikon 1878 I 133.
14 Deutschland: L)er heutige Augenscbein bezeugt
in Teutschland: es war weiland ein Königin, nun aber ein Sagd;
die zierd des Königreichs hiit kein GUrtel mehr, ist ein spiegel
vud schewsahl worden ; vnder den Uauptursachen ist anch eine der
leidigen Hoffart. DKM II 94.
15 /n Joachim Langens Lat. GrarmMtitM, HaBe, Waüm'
haus, die unzäligemal im vorigst Jarhd. aufgelegt morden ist,
hei^t ts in „Vet^cf^seritng des Sckulwesens" [wenn man oft nähere
Wege wäüe, wärs erfolgreicher)
„Die Bolländer kommen freilich nach vielen Umwegen snch
nach Ostindien : würde man ilineu aber aas dem Uittelländisobeu
Meer einen Weg ins mare rubrum zeigen, so kämen sie viel näher
dazu."
16 Aus einer sog. Frimiepredigt in Konstant: Lob des Kniebifi.
Und sogar anch der leblose Pfarrgrund und ßoden zu eben dem
Ende, obschon nur zurälliger Weise, sehr gerne verhülflich eeyn
wollen. Dann erstlich wird Sie der nahe Kniebiß-Lnft immerdar
sehr frisch und gesund erhalten ; die hoch und pur ebene Pfarr-
Lage hingegen, welche das tezte Pkttfeld unsers mitnilchtig
edlen Schwabenlandes ausmachet, wird Ihnen auch gleich an ebner
Erde zu einer sehr aunemliohen Stern-Wurte dienen, um von da-
sellist ein überaus schönes Obst- und Weinrelchea Thal und fast,
wie von dem nahe gelegenen StanfeD-Kftpfe auch alle weit ent-
fernte Niederlanden freyen Auges zu Oberschanen : es wird Sie
folgsam auch diese alle Augenblicke zu einem zeltlichen Nachbareo
des »ahe- und weiten Stern-UimmelH machen. So ist fiherdae anch
Ihr sehr mild und gottselige Herrschaft von Bißingen usw. nur
anf eine halbe Ueüe westwerts von Ihnen zu Schramberg abge-
legen. Die anderweit goistltcba Nachbarschaft eines Vwi^XuofuHo.
I
I
I
I
CIsrisBer-Slift kann Tbnen jeweils auoli den Geist aufwecken, vom
DDteren und sie allecnal daaelbat gute ßäthe einholen nad wieder
Borßekgeben können.
Constamer Frimhpredigt 1777 cnn fferiicÄ ül.
17 Wartmng vor den wirteuibcrgi sehen Sacrnaclibani.
hingegeo mein viTeliifiater Herr Prioiizianl! kuanea niemals
viel daran lliun : man lehret nie zuviel, was niemal» genug
lernet wird ; vorauß in ihrem Eirchapinle, welcbee nur eine halbe
Meil wegB .von der Irrlehre enllerut. aucii von den unkatboli
Beben, jedoch guten Nachbaren des alten Herzogtitums von Teck
und Scbiltacb nllerpechst zur Ost- und Nordaeite l>egreiizet. isL
Wenn aber dennoch etlich wenige dio Nase darüber rOmpfen
wollten, so lachen Sie in ihrem Berze und deai^keu ganz tröetUoh
in der Stille, daß die Beacheltung eines gnr emsigen T^läbners
Tor Gott und der Welt sein gröatts Lob seyn. Elienda S 31
18 Lob Calws. Wiewohl Kalbe in Schwaben na einem un-
fruchtbaren Orte ligt — dannenbero närrisch geaoliienen, etwas Ab'
sonderliches dort anzafangen, so hats dnch der El?'ekt bewiesen,
daß durch eine vorsichtige, weise Anstalt ein trufSiches Negotiam
¥0D Wollen-Mannfaktur, dergleichen sonst in gaiiK Teutschland nicht
ist, alldor introducirt und stabilirt worden, wodurch den Vvt
Ben nicht wenig Abbruch geschieht. Und wann, wie der Hereog
in Würlteniberg, der Churfürst vun Maynt?. ivegen Erffurt, der Erz-
biachof von Salzburg, Bischof von Bamberg und Wiirxburg und
der Herzog von Neuhurg mit mir oorrespondirt, das Manufaktur-
Werck fortzusetzen, wann, sage ich, das Verbot und Reichs-Edikt
wäre fortgesetzt und manntenirt, auch die desaeDlwegen mir auf-
getragene Cotüission — die ich wenn irh nicht verfolgt worden
so würden anjetzo die Manufakturen in Teulschland besser Blähen
und dio franzüsische Goldgrube noch mehr virstopft sein. S 10
Becher. A
SÄGEN
1 IIABSBUROEB SCHILD IM KLOSTER WETTINGEN
Als ich in uechstvergangenen Meyen diß iarcs auch in denisel'
bigen gotshuß war {^Weltingen), da z> mir eto pricster einen alten
Habsburger sohildt, vß holtz geachnitten. so an einem pleiler ban-
get, gleich ob der begrebniß der grauen von habßhuig ohgemelt,
vnd saget mir, dz inerthalb zwenvjg iaren die kirch gautx vnd
gar wer verbrunnen vnd alles was von holtzwerck klein oder groß,
£a weren bild, schilt oder anders nioht vßgenumen darinnen wer
geaeia sJs verbrunen were, Tßgennmen der alt habsburger sohilt
wer gaotK vnd gar vnverletzet Wiben. des sich yeder
1 fast 1
Keiaerlieher wirf Hhpanisrher M. auch fürstlicher durch-
Mehtiglteit vnd aller hieuor Ertehcreogm vtid herioffm von Oeatef'
reich, ßartu der f'ürsllkhen graven von Udbshurg alt künglich
liarkttmen mit Namen gar nahe wff gteeiiuscnt Jar durch Hieron.
Gebioeiller, freier kUnslen meister derzeit schidmeisler tu Hage-
nav. Straft. 1537. J. Oriminger Bl. 37".
2 GOTTBSLÄSTEBBB BESTRAFT
A. 1632. Eiü EdelniHDn Albrecht PericofM achoß, nla ihm
in einer Nacht allea Vieh umkam, in die Luft: Wer mir mein
Vieh getötet iiat, der freß es nnchl Bald fielen auch Blutstropfen
vom Himmel, darauff wurd der Groltlästercr in eia schwarzen Hand
verwandelt, fangt an zu bellen und zu heulüii, macht eich binder
das Todtenaß deß verstorbenen Viechs, frißt dasBelbe anf nnd
büßt damit seinen Hunger. Der Author hab cb von Leuthen die
es sagen, Cluver in appetid. eint, histor. p. 38. DEM I 391.
3 SCHAZGBABER BETROGEN
Ist der Friede ein werther Schatz, bo haben sich die Schatz-
gräber KU hüten, dnniit es ihnen nicht gehe, wie jenen Ihnmkfili-
nen WaghitiBen, welche vorzeiten Anno 1535 in einem holen, tieffen,
vngehewren Elerg beyAmherg, sich hinabgelassen, iu Meinung einen
reichen Sehnt?, -/.n finden, nichts aber anders als etliche leehre
Plätze, vimiltzu Bilder, scheu tzliclie Gespenate angetrofieu vnd mit
bleichen Nasen halb todt widerumb }^u rück kommen. D 79. Alem.
11, 160.
4 TODESBOTEN ')
Job. Hofninnn war, als er von Gießen lli54 nncfa Trarbach
berufen worden, acfaon verheiratet. Seine Seh wig ereitern nannten
Trarbach nur Traurliach und ließen von diaer NnroenaauBsprHobe
nicht ab, ebenso wenig dev „Marpurger Bett" der im anf seiner
Reiae biß Mainz herauf GeaellBchaft leistete. An „Tranrbach"
nnknGpfend ereält H, eine sondarbare Geschichte, die in den Todea-
boten Keropfs oder eines Stockhausen, worinn vile äuliohe
Dingo steo, gut hätten Pkz finden können. Hören «'ii' : „Ob sich
nun gleich alles bereits erwehnter massen glüokhafft und wol hei
mir angelassen, so hat sich doch zugetragen, da ich knam bei
anderthalb Joren dort gewont, daß in der vorgehenden Nacht des
AposteltHge Mathiae Morgen!) um 3 Uhr eich eratlich bey der vor
meinem Ruhbett stehenden Wiegen, iu einem gar kleinen Bezirok.
dem ungefüren Ansehen nach bey 50 blaulicht flammende Liecht-
lein haben sehen lassen, welche den angezündten i^chwefel-fädemllu
i
I
•) Quelle Aiem. XIV 102 Anmerkg. Hufmann, dw dw heriehUti
ward von I6S7 ab Stktor in Eßiingm.
288
nicht nngleioh geschienen. Als ich mich aber im Bett aufgerichtet
dieses Gesichte desto besser zu betrachten, wurde ich gewar, daß
nicht allein zwei davon auf die Wiegen gefallen waren, sondern es
hatte sich auch eines auf meine linke Hand und zwar an den also
genannten Goldfinger, eben an dem Ohrt, da mau die Ringe zu
tragen pfleget, unversehens gehünget. Solches hat mir nun, als
etwas Ungewöhnliches, endlich mehr Entsetzen dann vorhero, all-
mählich verursacht, daß ich nicht nur mit der Hand samt dem
Licchtlein, sondern zumal mit dem ganzen Leib unter die Decke
gefahren, worauf sich, da ich bald hernach wieder her fürschaute,
alle solche Liechtlein gänzlich verloren. Welche Erzehlung gar
kein Traum, sondern ein wahrhaftes Gesicht gewesen, indem ich
völliglich gewacht und nach diesem weder Selbsten noch meine
mitwachende Seelig Ehfrau biß an den verlangten hellen Morgen
uns einigen Schlaf in die Augen kommen laßen/' JHofmann
sprach mit Verständigen, mit Theologen darüber, allein deuten
wollte ers gerade nicht. Den Sonntag darauf feierte er mit den
Seinigen in Buße und mit Genuß des Abendmahles, fiel im aber
nicht ein, daß das Vorzeichen, Todesboten seiner Fran und eines
seiner zwei Kinder sei. „Abcrglaub'' war es, die Deutung selbst zu
machen !
4 SPUK IM HORNBERGER DIACONATSHAUSE
Friedrich Aug. KöMer, geb. 1759, der bekannte Altertums-
forscher, f als Pfarrer in Marschalkenzimmern, war ein feinfülen-
der Sammler und Kenner von Volkssagen. Kr unterließ auch nicht
auf eine Spukgeschichte zu verweisen, die wärend seinen ersten
Lebenstagen dem 1. Vater zu schaffen machte. Diser pflegte biß
Mitternacht zu lesen. Oft sei er gi^stört worden durch etwas, was
in der Stube umherhuckte, aber beim hellsten Lichte nicht gesehen
werden konnte. Er habe den Stock genommen und sei dem nach-
gegangen, es sei hinter den Ofen der Stube verschwunden, da wo
der starke aus Kieendrat bestehendo Ilnustür-Aufzug hinunterlief.
Da fiel es durch eine winzit^rc OelFiiung hinunter als obs ein
schwerer Sack gewesen wäre. So gewönte sich Köhlers Vater an
den Spuk und kümmerte sich zulczt gar nicht mer darum. Ein-
mal habs deutlich gerufen, wie eine Kindesstimme : Deck auf^
Die eben erwachte Mutter zog den Vorhang, deckte das Bogen-
tuch der Wige auf, das Kind wachte, war erschrocken, lächelte
aber gleich wider. Wie Schillers Wallenstcin es als gutes Omen
ansah, glückverheißend, daß er bei einem Fenstersturz zu Burgau
mit heiler Haut davon kam, so unser Köhler. Einer Näherin gab
eines Tages, als Besuch zu Hause war, die Mutter das einjärige
Kind auf den Arm, es schellte unten an der Haustüre, sie will
hinausschauen und wärend dessen jukte das Kind über die Arme,
fiel 8V2 Fuß hoch kopflings zu Roden : tat im aber nicht das
geringste ! ABIRL1N6ER
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Stanford University Librarj
Stanford« California
In Order that odben mmj mam dib book, pleaae
retam it at soon at potdbie, bnl not laier tluui
the date dna.
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■HUT«» IM W.«.*,