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Full text of "Alemannia: Zeitschrift für Sprache, Litteratur und Volkskunde des Elsasses und Oberrheins"

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Zeitschrift 



f ü r 



Sprache, Litferatiir immI Volkskunde 



■i. 



iit'«* 



Elsaszes, Oberrheins und Schwabens 



li'*raus<(<'jro)»en 



TOD 



Dr. Anton Birlinger 

ProfiTMiior Mii <lcr rnlvvrutXt in Bonn 



Vierzehnter Band 



Bonn 

bei Adolph MarciiK 



18bü 



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loini'Ji 



UiiiTGraitätfl-BucLdruckGrci von Carl Gcorgi in Bonn. 



Inhalt 



Schweiz 
Weistnm tou Pflon im Thargaa ABirlingor 18 -28 

Eisasz 

Legenda Aarea Elsffisziscta ABirlinger 113—182 

Erinnerung an Geiler von Kaisersberg Derselbe 59—61 

Ein Brief Ton Johann Sturm WCrecelius 52—53 

Fisehartstudieu Dersel be 258 -260 

Rechtsrheinisches Alemannien und Schwaben 

Weistuemer der alten Herschaft Konzenberg: WurniHiigcn, 

Seitingen, Oberflacht AB irlinger 1—17 

Statutarrechte aus der alten Herschaft Kallenberg: Xus- 

plingen 1628 Derselbe 262—272 

Dorfsbuch deren Ton Martinsmos KDo 1 1 28—33 

Das alte Fleckenbnch ron Möttlingen Derselbe 34—37 

AIt8chw»bisehe Sprachproben (Schlufz) ABirlinger 108-113 

Studien zu Grimmeishausens Simplicissimus II III Der- 
selbe 79—101, 252—256 

Briefe einer deutschen Professorstochter 1618 JBolte .. 278—275 
Deutsche Glossen in Handschriften der Yaticana WCre- 
celius 53 — 54 

Deutsches ans einer lateinischen Grammatik 1569 ABir- 
linger 101 — 102 

Zum Deutschen Wörterbuche N Derselbe 37—43, 239—247 

Die Hohenzollerischen Flurnamen II— IT Derselbe 215—227 

Hebelstudien D c rse 1 bo 75—79, 186 

Comcedlanten in Schiltach JBo 1 te 188 

Ein unbekannter SchwaDbischer Dichter-Pfarrer GBossert 227—232 

Zeugnisse fQr die Yolksbttchor JBoltu 275—280 

Besegnnugeu XVII XVIII Jarhd. Birlinger Wittig 

Seuffer Klemm 67—74, 233—234 

Alte gute Spruche ABirlinger 48—51, 280-282 



Seite 

Blamendentmig JBol te 266—268 

Der Lnrlei im XYI Jarhd. Derselbe 258 

Findlinge nnd Cnriosa ABirlinger GKnod WCrece- 

lius 64—56, 282- 286 

Yariarnm Nationnm Proprietates II Derselbe . . 235—239 

Tom Bodensteiner Derselbe 260—262 

Sagen Derselbe 286—288 

Setawerttfinze in Ulm, DLnkeUbfllil) Nördlingen, Mflnclien, 

Ueberlingen KTrautraann Laohmann.. 183—185, 247—252 

Sittengesebiclitliches ABirlinger 43—47 

HnmoristlschesyYolkstnemliches von der fränkiselien Grenze 

GBossert 61—66 

Hocbzeitbränebe JBolte 188—198 

Scbwabenneckereien ABirlinger 186—188, 272 

Kapozinerpredigt ans Ulm XYIII Jarbd. PBeck 57—59 

Ein LandesTäterlicber Badenscher Besnch in Trarbach 

1666 ABirlinger 102—106 

Heinrich Sanders Beisenotizen Derselbe 106—107 

Zn des Knaben Wnnderhorn XI ABirlinger WCrecelias 194—214 



I 



WEISTUEMER DEE ALTEN HERSCHAFT 
KONZENBERG 

Die Barschaft Rone enberg, welche ursprünglich aus 
der Burg gleiches Namens und iten Dörfern Ober flucht, Sei- 

' Ungen, Weilheim {OA Tuttlingen) und einetn Anteil an Fritllin- 
gen {OA Spaichingen) bestand, gehörte ursprünglich den Freiheri-n 
von Wartenberg und eit Anfang des 13. Jhdts. kam durch Adel- 
hild von Wartenberg, welche den früheren Konrad gen. Fürst von 
Hirscheck heiratete, an dessen Familie, welche auf die Burg Eon- 

I tenberg äbersidelte und sich seitdem „Fürsten von Xomenberg" 
nannte. Merkwürdig heißen fast alle Fürsten „Konrad". Schon 
1300 muste dieselbe aus Not die Eerschaft an das Domkapitel 
Konstanji verkaufen, gdnxlich verarmt erlosch tr Haus noch vor 
1350. Das Domkapitel aber vereinigte mit der Herschaft Koneen- 
berg das 1339 vom Kloster St. Gallen erworbene Dorf Wumi- 
lingen, tnuste aber schon 1338 dieselbe verpfänden. Erst 1460 ward 
sie wider eingeläst und gieng 1600 vom Domkapitel käuflich an 
die Konstaneer Dompropstei über. Dieselbe vermochte ewar dett 
seit langem ebenfalls verpfändetet! Anteil von Frilllingen nicht 
wider beizubringen, erwarb aber 11153 das Dorf Durchhausen. 
In disem also erweiterten Umfange fiel die Eerschaft Komenberg 
1802 an Baden und durch Tausch 1806 an Wirtemberg, das die- 
selbe mit dem Oberamfe Tuttlingen vereinigte. — Die 2 folgenden 
Weistuemer enlnam ich dem Konstaneer Dompropstei Copegbuclie 
von 1485 — 1503 im GeneraUandes-Archive ßU Karlsruhe. 



I 
WÜRMLIHGBN 

Diß sind dife recht, die ainem herren vnnd dem kelnhoff eS 
Wurmlingen «Ö gehörendt, das der Herr gegen den lüten Imtt, vnnd 
auch die lüt gegen den herren. 

Item des ersteo : wer nriffeB brot bacht, der git zu jetlicbem 
ebafftigeD ding dem heren iij ß vnnd da enget ain beok dem 

Item es git outh ai'n wirt zS ytb'ch ehafftigen diog in ß, 
der vaß am wio Bchenckt vnd legallen wId, git nit, vnd nin wirt 
git ain viertail winß dem herren, so nüwer wio ii)gat vnd fol yet- 
Ucber dem anndern rügen. 

Item ain metzger git 1 ß zu yeltlichem jai' ainest. der ze 



bauock hawt vund zweD, die mit ain andern hawent, gend baid 
1 ß Ynd Bol yeUicher den andern rügen. 

Item welber man hie fbirbt, der jnn den kelnboff hört, der 
git dem beren das best bopt, das er bat ynd das best bäß, das 
er bett ynd den mantel darzfi. da wirt dem waibel kapp vnnd 
1 gürteil vnd die scbucb. wer aber, das er bessers bett gebept, 
denn man bett zogt dem berren oder dem waibel vnd das ver- 
schwygeo wird, so macbten der berre vnnd der waybel das felb 
zfi disem nemen. 

Item welbi frow aber bie ftarb, die in difen boff gebftrti, 
die nit dochter bett, die vnberaten war, die g&b minem beren das 
beft bett. — wer aber das si nu ain bett bett, das fol man dem 
man laassen vntz daß er ain ander wyp nimpt. wer denn, das 
wib vornann inga(u)t, so fol bett biniian vßgan. belipt er aber 
ftn ain wib, fo fol man jm das bett laussen vnnz an Hnen tod. 
war aber, das er zu armutt wurd, fo fol er das bett angriffen 
vnnd folt darab ässen, all die wil es weret, vnnd sol das hin- 
droft gut fin, daß er angrifft vnnd wurd fi ^tz ^ber an dem bett, 
das ift aber des berren. bat aber die frow ain vnberaten docbter 
nach jr tod, nun so lang als fi die vier wend mocbt gesehen, so 
erbt die felb docbter denn val. war aber, das die felb frow nienan 
tochter bett, fo wurd dem beren das bett, vnd als fy an dem 
sontag ze kilcben gang vnnd davon wutd dem waibel die best 
stach, gürtel vnnd schach vnnd erfiagti man ain beffres, fo macht 
man das zu dem nemen. 

Item w&r och, das yemant sturb vITrebalb, der difem boff 
hörti, der Ibit also vallen, als man hie nach geschriben hat. 

Wer auch, das ain fall viel, der nun vß wer, darnach fund 
keller vnd waibel faren vntz das si i lib. verzerent vnd fund das 
vff den necbften fall scblacben, der darnach gefeit vmb das, das 
£] dem berren vnnd dem boff du recht behalt. 

Item der gotzhüser find viere, der hoff ift aber ettwefil die an 
die gotzbüfer hörend, das ift vnfer frowen von Goftenz vnnd vnser 
frow z& der Ow vnnd Peterhusen vnnd St. Gall. die vier gotz- 
büfer robent^) ainander ann liit vnd nit an gut. — war och, das 
ain man ain frowen n&m, die zu difen gotzbüsem hörti oder an 
die hoff, die felb frow hörti ann dem man nach, wen fi bi by im 
fbernacht geläge; wäre auch, das ain frow gebornn wurd vß difem 
hoff jn der hoff ainon, als vor geschriben ftat, wenn fi dann von 
hinnan für, fo folt fi gen iij ß ze bettmund. war aber, d*as der 
keller nit empfahen weit, fo fol fi die uj ß vff das fbertür legen 



^) Zwischen den vorgenannten vier OoUcshäusern^ die man 
deshaXb Raubhäuser nannte, bestand die BecMsgetoonheit, daß ire Leib- 
eigenen, die in das Gebiet des andern zogen und sich mit Leibeigenen 
dtses Gotteshauses verehlichten, nunmer one weiteres dem leeten zuge- 
hörten. 



I 

I 



I 



tnd Toi difem hoff getutdel hau, vnnd fol Dämmen berwider hfirea. 
wer aber, das fi die uij ß nit gib, so bÖrti wjb vnnd kiad 
berwider. 

Item welber man in dteea bofT hfti'ti, der fin TngenoBseneD 
öäm, der g&b dem herren iij zu yettlichem ehnfftigen ding vnnd 
fol damit gebessert han dem berren vnud dem bofT. 

Bie Voigt hienach vonn der Uhenn tetgenn. Zorn eraten es 
Toi nieman aigenn noch lecben han, wanne der duruach bArt vnd t\ 
dem heren verMrt »nd verdienet vnd fol ocb der aechrt vatter- 
m&g bie erbenii Tin muHermäg. wer aber, daa nit vattermäg u&n, 
fo ibl der nechft muttermäg erben vnnd wftre oclt, das ain wittwe 
ftinen man nAm, die kindt bett b; dem vorg^nden man, die bett au 
dem ligendeii gut nütitz; 90 wol hett Ti ain morgengab ligendea gfites 
die beliub fi vnnd erbte von dem farendeu gfitt denn drittentail 
vnnd die gülten, die Ti foltea die gültin si von dem farendeu gu^ 
gemrinlicb) wcre aber das es nit ertragen möcbt, bo Hchlagi 11 es 
vS daa ligend. 

Item welbi die buplehen hond, die foiind denn ziiis in der 
büpmül macbenn, dn fol ain krat inhangen, da foll käß vnnd brott 
jn Hn vnnd fol man effon, die wil man den zins machet vnnd fo) 
man ocb das beft Winter körn gen vff den bubenwirt. war aber, 
das Hn iiin keller nit enbern weit, fo müaten i'i acbweren, das ju 
kain beasera vff dem höben worden wir vnnd fo folt jn wol he- 
nögen vnd lol den 7.in« nemmen vnnd das Bchwecheat Eumerkorn. 
w&r aber, daa der waibel nit entberenn weit, ao maß man jm fcbwo- 
ren, daa jm kain fcbwecliera wer worden, vnnd gtt nin häb ainem 
waibel m fiortal babern ze wiaat. wir och, das die bob in viere 
tnilt wui'd, fo gilb yetlichei' tail iij viertal, wir aber daa fi in 
zwai tailt wiird, fo gab aber yetlicber 111 vievlAle, w&r aber, daß 
die b&b zemen kAm, fo gftb fi aber uj viertail. 

Item ain bäb gjt uj roalter rogkenn vnnd körn. 

Item ain hQb git och siu ß uij blr, die wil fi by ninander 
ifl vnnd wann fi zertailt wirt jn viere, fo git yetlicher tail vj 
viertail rocken vnnd kereu vnnd iij ß vnd uij hlr vnd yetlich vier- 
tail ain bän, vnd wenn man die zins vfffürt, fo fol man gen dem 
boffmann wiß brott vnnd win zd trincken vnd flaisch vnd grais. 
vnd ainem pnr fol man gen ainen kiTninen wecken, denn fol er 
fetzen vff den rieben vnd fo ab dem knäw gen&g dar ab eaaen 
vnd fol das vnnder dem kndw haiin füren odei' tbSn, war er wil 
vnnd fol ain pur ze trincken geben, vnnd w&r aber ainer hie, der 
ain leben verkauffti, fo fol er das verftann, als hie recht ift vnd 
Tcrftan jar vnd tag. vnnd wer aigena verkaufft, der fol ea ver- 

mitwyb vnd mit kind. if(, daa wyb vnd kind in bofT bBrend 
vnnd wfir ocb daa ain lechen aina t.ages triftund erkaufit wurd, 
fo fol man dem berren den gf>ll.ac,beffel ala dick genn, dna ift x 



jmmi kernen, w&r aber das der aine denn entgen weit, welher 
den kam der in denn ho£P hftrti, den folt der keller liehen vnnd 
lechen. w&r aber, das fi in daran fümti, keller oder waibel, 
fo folt fi im das bessern vnnd folt ain waibel die töchter 
ainlän vnnd der keller ze geriebt sitzen, das der nitt gesümt 
wurd von des lechen wegen, w&r aber, das ainer hinnan müßt 
ziehen von was not wegen, fo folt keller vnd waibel fines ligends 
gfites vnderziehen vnd folt in es verftüren vnd verzinsen vnnd 
folten es och nieffen. vnnd w&r, das er herwiderkäm, fo folt er fin 
gut ledig vnnd loß werden jn aller der maß, als er hinnan schied, 
w&r aber, das ainer hie abgieng von tods wegen, der nienen fründ 
hie hett, fo folt Hch keller vnnd waibel des ligenden guttes vnder- 
ziehen jar vnd tag, vnnd der herre des farenden. — w&re aber 
das ainer hienach k&m, der inn denn hoff hörte, der vonn dem 
nünden grad iin fründ w&r, dem fol man das gut lassen, ligeudes 
vnnd farendes. — w&r aber das nieman kam welher der erft war, 
,die in difem hoff hftrti, dem feil keller vnd waibel liehen vnd fol 
es denn han vnd folt jn nieman daran filmmeu. 

Item w&r och, das ainer hinnan zug, in difen hoff hörti, 
denn folt min herre belaiten biß zu denn vier zollftainen. der erst 
ilt der tanuenhübel, der ander zu dem ftain, der dritt zu dem 
schalkenberg, der vierd vff höchenn vnnd fol man fi weder fdmen 
noch irrenn. vnnd funder ainem berren gen herwider ain fasnach- 
thun vnd viij hlr zu wisat, die fol ain waibel nemmen vnd mag 
darvmb pfenden ain gericht vnd fo er erftirbt, den val nach deß 
hoffsrecht, vnd were och nit wisat git von dem gut, der git in 
vonn dem lipp vni hlr; w&r och hie fesßhaft were nach den fo er 
heiratet, so git er viii hlr er hör in den hoff oder nit. 

Item w&r och, das man vmb aygen oder vmb leben hie 
rechten wurd vnnd fich die vrtail zwaiet wurd, fo fol man die 
vrtail des erften ziehen für die hofiiünger^); vnnd welher in disen 
hoff hört, der haift ain hoffiünger vnnd darnach mag man die 
vrtail ziehen gen Alenspach ^j, ob er wil, vnnd fol keller vnd 
waibel mit der vrtail ritten, das fi weder geschüchnet noch ge- 
befret werd vnnd die diße vrtail geben hond, die fund fchweren, 
das fy das vrtail vmb die gerechtere gerechtickeit geben haben 
vnd da fol man keller vnnd waibel beschlachen von rockenbom ^) 
vntz zu Irrfinger furdt. w&r aber das man ze Alenspach nit ^ber- 
kom mit der vrtail, fo möcht man fi ziechen gen Mnnlfingen ^). w&r 



^) 2>. t. die Untertanen des Kelnhofes. 

*) Älensbach BÄ Konstanz, Weshalb der Wurmlinger Kdfihof 
dem zu ÄUensbach, der gen Beichenau gehörte, unterstellt war, ist un- 
hduinni. 

^) Flumtanen. Trossinger I\trt? 

*) In Mundeifingenj BA Donaueschingent war ein 8. GaUiseher 



aber dM Hch aber zwaygon die vrtai], fo mdoht man H Eieben gen 
Pflnmern '). w&r aber das es [ich aber zwayen wnrd, h fond fi die 
vrtail berwider ziehen Tär die hofiünger vnd da Toi man den nach 
der meren vilail richten vnnd welher da verlurt, der fol den allen 
schaden hon der darvff gaoiigen ift. 

Item an dem pfingstag fo fond keller vnd waihel die schaff 
jntSn vnd die schaff melcken vnnd fol dem keller der bäß werdenn 
vnd dem waihel das k^ßwarfer. 

Item wenn och ketler vnnd waibel die ül holant, To fol der 
waihel dem keller den mantel nachtragen. 

Item des Herren amptlüt fond hirten vnd hert vnnd holtz 
vnnd veld liehen an des herren Ftat vff das gericht zu der liech- 
meß. vnd fol der hirt geben dem amptmaii xvm hlr vnd das 
klain Gab xiv hlr. wfir aber, das die burger aineu besaera er- 
forachtin, To mechten H birten vnod bert, holz vond feld andern 
lüten liehen, die jn ffiglioher wilrin. 

Item ain keller foll och dem fchaffbirten gen t vievtal habern 
jm das schraalfich allen darvmb halten, was er ge- 



TDod fo fol 
wintret bat. 

Item 
rocken vnnd kernen 
ainen tag 



hirte fol geben alle jar ainem keller vi viertal 
den burgern och fo vil, da fol man vff 



erben der jn difean hoff hört, 
der ee hett griffen, der fol nit fallen. 
:ä biettend zo den drin guricbten vnta 
m vff die Beiben liechtmeß hat mann 
allen denn, die hie feßhaft sind 



- fol ( 
Item Bin hagstoltz, der nit z5 
Item mann hett jm och nit 
das er xxx jar alt wird. Itc 
atn gericht, da mag nieman i 

daza gebieten, die aigen rock band. — Item die felben ehafftigen 
gericht fond nj tag weren, ob ee notdurfftig wäre, vnnd fol ain 
waibel den biten vij nacht vor den gericbten gebieten, vnnd yS 
den felben gericht fui ain wnihel die lütt haiffen fchweigen Tnnd 
[tüten vnd fol die drü geriebt bietten ana uj ß. Item aineno hoptbl 
fol man denn erben y ß niicber gehen, den er wert ift, wenn fi 
darnach ftcHen. Item dem keller fol och werden v ß von dem 
hoptfal. Item welhi bober find, die fond malen in der hnbrnülll. 
Item were an dem abent das körn jn die mülÜ git, dem fol man 
morn das mel gen. wSr aber ob das nit gefcbäch, fo mag man jn 
uit zwingen, vnnd mag das waffer abfaren vntz jm gemalen wirt. 
Item ain weg fol och gan durch die felben b&bmülli in die mtlli 
x8 den bäumen, das vor ob. — Item ain waibel fol die aynnng 
bieten Tnnd fol dar jnn fitzen vnnd fol richten vmb atzung vnnd 
□ml vmb marechaff vnnd fol och die eynung ainem 
I famlen. w&r aber das man fi verletz, fo folten 
die burger dargan vnnd folten ij nemen. 

') Pflummem OA Riedlingen. Ocmtint ist aber eher Frommer», 
I KW tffubr ein S. Oalliäeher Kclnhof mar. 



I 



Itam an dem andern ToDtag To fol dem waibel t 
werdenn. Item vß ainem lechen Toi niei 
verkauffen noch 2u keiner ftalt liehen, di 
man och das lechen beßren. 

Item XXV libr. bir git das dorff ze ftür 
flaisch Tond fond och nll die jn disem 
andern ftQr nunts ze nchafiend ban, - 
yaman kam, ea wer frow oder man, die nit 
- ■ ■ 1 difem hoff, all difi wil m 



indt- 



antzin vnd folti tbnn r1 
betten och die felben ri 
was da vergessen wurd, 



-ff find fitzent mit kainer 

vnnd w&r och, das hie 

hatt, 

vß bin 



die in difenn boff biirent vand 
ht. Item wen man vmb vn^ucbt riebt, 
Jer wnrd denn ledig der vnzucht. 
- zeig fo fol man ninem berin niuen tag ze 
gan viind das felb körn fcbniden vnnd vffiieo viind die 
m Lerchital, die man nempt braitt wiß, bÄwen vniid emden 
i vand die bürg helffen behoitaeii, wir, die von Wileriu, den 
Sitingen vnd die vonn Oberllacbt. 



SEITINGEN, OBERFLÄCHT 

Der von Silinpen Öffnung. Von erst ao find die Iflt zö 
Sittingen, die man nennt hofilünger, recht gotzhus lüt vnnd gehören 
mit der »ygenachefft ati vnser lieben frawen Tumprobsty zu Con- 
atanz vnnd ist ain Tumprobst ir rechter natürlicher berr. hat 
auch den kelnhofe diLselbs zu Sittingen mit nim keilner vnd waibel 
zfi besetzen viul z& eatset/en nach finem nutz vnd gefallen, on 
meniglichs irrung. 

Es füllen oucb die felben höritinger vnd lüt zä Sittingen 
alle fryheit giiad gät gewonhait vnd gerechligkait haben, der eich 
ander hofjlinger au die Tumprobsty gehörig gebrochen. 

Item inn den felben kölnhoue sollen järlich drüw hoffgericht, 
»ins im mayen, vnd zway im herbat, fo das guten fng haben 
mag, jHrlich besetzt vnnd gehalten werden. Dareä soll der waibel 
die hoSiünger berSffen vnnd das gericlit Toll allwegeu mit den 
hoffiiingern von Sittingen vnd OberHacbt beaezt werden. 

Item die ricbter vnnd beaetzer rollen schweren zn richten 
dem armen als dem rieben nach jrem besten versten vnnd darinnen 
nit ansehen weder früntachaffl, findtschaft, gunat, gab, miet nnoh 
knin ander fachen, dann Gott vnnd die gerechtigkait. 

Ea mag auch ain Tnmprobst durch fin amptlüt vmb fr&vel 
vnd alle ander Sachen, so sich dnaelbs begeben, fber das bifit 
rychten, ficb der bobengericht mit bieten, verbieten vnnd in andern 
; nach Cinem nutz vnnd füg gebruchen, 

lt«ro der kelnhofe, der wanhove, der techandthofe, der waibel- 



I 

I 



bofe vnDd alle aundre leben vnd gAter zq SittiD^n vnd Oberfiacbt. 
fo mit der atgenschafft ad die liemclt Tumprobst; geboren, follen 
VOD ainem Tumprobst zd leben empfangen werden wie recbt vnd 
Unads gewonbait ist, als oSt das zu schnldep kompt mit zireilioher 
erschatz; vond neoilich fo nin Tumprobst Ton erst eil CoBtBRZ bii 
di^r stifft angenomei] ist, To Tüll ain kellner zu erscbatz geben 
Beohs pfimd hlr. der mnyer tin techanthofe anch sechs pfund 
hlr der waibel von dem wailielhove uj lib. blr vnd die &□- 
dem scb&ppBSEen zS Sittingen, Oberflacbt vnnrt z& Gunningen ge- 
legen, wie die mit irer marchen vuJ anstöffer jnn dem rodel be- 
griffen vnd verzaichnet find, follen alle mit ainannder aechtzehen 
mnltcr habern zeller melV zä eracliatz gebenn ninem Tumprobst, fo 
der von erüt itä Costanz angenommen ist. Wann aber funst ain 
derselben scbnpassen ledig vnd empfangen wurdet, dry scbilling 
Pfenning z5 erschatz geben. 

Item der kellner foll daran fin vnnd verfehen damit die jär- 
lichen zinß von körn, bonen vund zioßpfeDning vnd die järlicb 
stür den giitern geborig in die schfippussen in gAter gemaiiier 
werBcbafft z& rechter zyt, nämlich achtag vor oder nacli fant 
Gallentag Tiigefarlich gen Zelle am vndersoe geantwurt werden, wie 
dann folicha alles von alter herkuiiien ist. Alßdann Ml jnen allen 
ain Tumprobst ain mal eaaen vnnd trincken geben wie von 
alter her. 

Item der Tuniprohnt fol den zinsern, on schaden, das glaitt 
bestellen, ob des not wurde vnnd wer mit dem glaitt nit faren 
Wölt, der fol fin zinß gen Coatanz antwurten on dea Turaprobsts 
schaden vud costen. 

Item ain jeglicher bußwirt zu Sitingen vnd Oberflacbt foll 
jerlich gen Contzenherg zS vogtrecht geben ain Taßnaulit lienneo 
Tnd svuj Briscawer pfenning. 

Item DiemacdB Toll den Ittten jr g&t an recht verecblahen, 
aber ain Tumprobst mag fin zjnfi, zehend, fall, laß, vogenosaami 
vnd ander Hn gerechtig liait wie er will von den lüten ynbringen 
vnnd wann ainer den dritten zioß nit bezalt, fo mag jnn ein Tam- 
probst für die tbiir ain steckhen fcblsben lassen vnnd ist ime daa 
gSt aßdann zinßmllig ; doch fo ainer fin zinß von dem zinßrall igen 
gat gar bezalt hat, fo foll man deinfeiben fin verfallen gnt von 
gnaden widergeben. 

Item fo man die zinß samelt vnnd die hofigericht haltet, fo 
foll ain kellner zu Sittingen, ain Tumprobst fin diennrn vnnd ampt- 
läten zimlich elTen vnd trincken geben. Der kellner foll auch z& 
de« hofTs notturfft allweg zwpy pferd halten vnnd haben. 

Item für den fale nimpt ain tumprobat von ainem man das 
best baiipt, ist es iiigeu. 

Ist es aber halb, so nimpt er das halb, der kellner nimpt 
die verfcbroten waut, wie ains gen kirchen gangen ist vnnd die 
geacblilFBu waull'eu, die nit za der were geliAret; hat er aber ainen 



knKben, der erbt das; der i 
kappen fOr fin fale. 



mpt die schaclignrtel vnd i 



vofaeraten tochter, fo ^ 



■ 
I 



vittih mit tod aligett vnd liät gelaffen nin 
■ibt die felbig tochter kain fal für jr mSter, 
stirbt vnd Ijat. Vaineii oian viid kain vnbe- 
rauteii tucbter, fo gibt sy dne best bet.t, hat sy aber ainen man, 
die wyle der selbig itn wittwea etat belipt, so ist du bett Itn. 
wann aber er fich verenndert vud ein ander wyb oimpt, fo verfeit 
mtnein herren aber das best bett. 

Item eo ainer schwängern A-anen jr man niitt tod abgett, fo 
gibt ey für jres manufi fal nichtz bia fy der hürdiii genefen ist, 
aißdann gibt ay den fal wie Torb^rüret i»t. 

Item voD des lasBens wegen, so nin man oder wyb, jang 
oder alt oae eelich lipßerben mit tod abgät, daa von anudem 
einen erben getailt ist. fo nimpt ain Tiiniprobet alle varende hab 
deffelben meunscben für den laffe vnnd der kelloer vnnd waibel 
nemen davon jre gerecht igkait, wie dann von des fals wegen Tor- 
berürt ist. 

Item wöllieher man, in den kelnhove zn Sittingen geböiig, 
wybet z6 den wyben die aim der dryiehendthalb gotzhüser an- 
gehören oder wan ain man ain wyb vfferthalb der dryzehendt- 
halb gotzhüfer nimpt vnnd bringt daffelbig wyb inner jaresfrist nach 
jme an die Tuniprobsty, den Toll man der vngenoseami halb ntt 
Btrnffen. Wer aber tauet ain vogenoBBam wyb ?.ü der ee nimpt, 
den mag ain Tnnnprobst nach Hnem wyllen vnnd gefallen darumb 
Btrafieu bim leben. 

Item die hoffgüter mag niemanda rechtlich jnnhabeD. der nit 
ain hofiünger ist. wa aber nin ander, der nit ain boHünger were, ain 
hoffgSt jnnenhat, das felb bofgät mag ain höfiiinger allweg, wann 
er will, jnn finem zimlichon werd widernmb in den hofe kanffen, 
damit der hove jnn gnten eei'en gehalten vnd nit geschwecbt werde. 

Itam ain yeder hufwirt fol in den jargericliten fine kind, 
knaben vnd tocbtern jn gesohrifl verzaiclini't angeben vnd by finem 
ayde daran fin, damit ficb die felben Tiue kind uit ahscbwaiffen 
noch vnnder ander herren ziehen. 

Item wer fich von andern ennden jnn den hove aiebeu vnd darin 
ergeben wölt, dem foll der keller mit ainer hoETstatt vnd andern 
dingen darzn helfen vnnd derfelbig Toll dem kellner ain wjß par 
hendtschäch geben. 

Item es Toll kainer vff fin leben oder ho(Fg&t kain fberzine 
Ton näwem schlachen. 

Item aiiis turabprobsts kellner Toll an dem BUnnentag Htzen 
ifi ainung, follcn wunn vnd waiii, holtz vnd veMe an rechter zyt 
verbannen by niner peen dreyer pfuod pfenning vnd darob Tin, damit 
dielutjm veld, bolt3s(Bm Bande: nj hlr) vnd wysen vor schaden verbAt 
vnd die peen vor gewalt mit recht gezogen werde, — Item wer 
adtwisen machen wolt, das foll mit de« geriohta 




erkaodtiinß gefchehen. Item am waibel fol z8 den gerichten bietea, 
die fräuel rü^'^n, nnch fall, Ifiß vnd ragenofllD aobriiigen, die 
Übeltäter belffen z3 fahen vnnd diefclben verKeren, bis fy gen 
CoDt/eoberE geantwurt werden vnd dem henncker Ionen vnd den 
galgPD behalten vnd haben stock vnnd plock vnd die Übeltäter 
verforgen vnnd die bennen, von ainem gericht gemacht bieteo die 
felben zu bebnllen bis geu Gonntzeiiberg vnnd wenn kain wirt, fo 
foll er haben win vnnd brott za Bemainen ksuff vnnd ibll jm den 
win HchStzen, wenner er kuinpt vfF die Ügerling vnd die tafero 
flchSppas foll ain hofjuDger jnnenhaben vnd mit notturft als darzfi 
gehört verfehen, oiich die gefangen verfolgen bis fy gen Contzen- 
berg geantwutl weiden. Der maiger jnn dem tecbanhofie loU 
haben ain pferde vnnd den bagsn z& der lat nottnrft vnnd mag 
dnrz& drüw nntzbare Iienpt fry haben für ainune vnd f&rloD vn- 
gefarlich. Er foll ouch nin öwigs Üecbt jnii der kirchen ZD Sit- 
tingen hallen vnd die glocken dafelb befallen. Item wölllcher Heb 
aiiier vrtail zh Sittingeii befchwärt, der mag die zn rechter zyt 
jnn ain andern kelnhofe der Tumprohaty ziehen vnd wa er dafelba 
onch befchwärt wurde, alB dann mng er diefelben fachen ziehen 
fOr sin Tumprobst vnd (Ine rütt vnd was dafelba zu recht ennt- 

■ schaiden oder erklert wurde — daby foll es on verrer Tßzug vnnd 
appellieren belyben. 
Item ain Tumprobst foll finen liiten zu Sittingen vond Ober- 
flacbt jnn jren fnchen, wann er darum angelangt warde, trAwlich 
betffen raten vnnd bystnnnd tun, damit fy wider recht vnnd vm- 
pillich von nieuiandts befchwäret noch gedrungen, fonnder by jrea 
rechten, fryhaiten vnd guten gewonnbaiten behalten werden vnd 
daby blyhen mögen. Es foll ouch die felben lütt zu Sittingen 
vnd Oberflacbt vnnd ander jnn den bemelteu bove gehörig ainen 
Tumprobst alsjrem rechtem iiatGrlicben herren globen vnd fcbweren 
trÄw, wanrhait »nd gehorsam, fin frommen zu rürdem vnd fchaden 
zft wenden, Iln stiir, ainß vnd ander fin gerechtigkait zu rechter 
zyt, inhalt der urbar vnd rodel. geben vnnd iintwurt fin, vnd 
finer amptlüten geboten geborfam fin, die fronen zö dem gefcblaase 

IContzenberg zürn halblail getriiwlich tun vn ' 
dann rolliobs alles billich vnd von alter herki 
träwlich vnnd one geferde. 



vol bringen, 



Wir Johann Matheits Hundlpiß t'oti Waldlrambs^), Thnmb- 

probat der hohen atiFt Costautz etc. bekhcnnen vnd thuond khundt 

ligklich nn difeni brief, das an heutt dato vor vnß erfchinen 

leyen vitfer vnd vnferer Thurabprobstey gmaind bayder Hecken 

Seytingen vnd Oberflach verordnctte vnderthonen, die haben vnß 



') 10 Prrg. Ell. . 
> TultUngen. 



I Fn^itidcf Slän/tlrn, Apothekrr, 



10 

gehorlamlich fürgebracht : demnach vor langaerfchiner iaren zwy- 
schen YDfer Thumbprobfte}* vdcI inen der vermelten gmaindts 
vnderthoDen ainn offDung, welehermaffeii ye ain thaill gegen dem 
andern inner vnd aa/rerhalbenn gerichts vnd rechts Heb gnädig 
vnd ynderthänig verhalten, aufgericbt vnd verbrieft. Da aber 
in jüngst anno etc. ffinfzehenhnndertt achtzig vnd zway gezält, 
öberstandnem laydigem brnnstvahl, fo zuo Seytingen, ihro gegen- 
offnangfbrief auch verbrunnen, aber doch vmb allerlay vrfachen 
wegen, die wur felbften zuoergründen wüffen, nitt allain nöttig, 
fonder auch fruchtbar vnd guott, das ermelte gmaind mit 
gleichem offnungsbrief widerumb begabt vnd daraus yeder zeitt 
die nottur£ft fiirfehen, auch übels verbüettet, vnd gehorfame er- 
stattet werden möge. So feye dero wegen iro gantz vndcrtbenigs 
bitten, wür wölten gnädig geruohen inen der gmaind vermelter 
flecken Seytingen vnd Oberflach, vnferm habenden offhungbrief, 
gleichlauttenden abfchrifft vnd kbräfftigs vidimus gnädig veruertti- 
gen, mitthaillen vnd behändigen laffen. Dieweill wir dann foUich 
vermelter vnferer vnd vnfer Thumbprobstey vnderthonen vnder- 
thenigs bitten disvahls nitt allain billich, fonder auch fowoll vnfer 
Thumbprobstey zuogleich als inen vnfern vnderthonen fruchtbar, 
nutz vnd nottwendig fein ermeffen mögen, so haben wür in be- 
tracht baiderthaills notturfltigen wolfarth nitt allain, fonder auch 
das dester befferer wie fich gebürtt gleicher verstand erhalten 
werden möge, in folch irer vnferer vnderthonen verurfacht bitte 
alfo gnädig bewilligt, das wür inen dis vidimus, darinnen angeregte 
vnfer habende offnung von wortt zuo wortt härnach befchriben, 
vnder vnferm Thumbprobftey innfigell veruerttigen vnd geben 
laffen, den zwölften monatstag january nach Christi vnfers lieben 
herm vnd feligmachers geburtt, gezältt fünfzehenhundertt achtzig 
vnd fechs jare. 

In dem namen deß herm Amen Ehundt fey vnd wüffend, 
alT dann der hoch würdig hochgelertt herr, herr Sigmund Greutzer 
doctor etc. Thumbprobst zuo Costantz etc. mein gnädiger herr, 
in feinem eingang gemeltter Thumbprobstey die brauch althär- 
komen, handthierung vnd gewonhaitten allenthalb in derfelben ge- 
richten erkhundett, erfahren, vnd funders in der herrfchafb Guontzen- 
berg, vnd nämblich alda zuo Seytingen vnd Oberflach ainen ver- 
trag vnd alte oflnung erfunden hatt, die dann bey den ayden 
durch die inwohner dafelbst vnd fönst glaublicher khundtfchaflt, 
von feiner gnaden vorfahren vntz här, bis auf heuttigen tag, alfo 
gehaltten fein, betürt vnd behalten haben. Alfo hatt derfelb mein 
gnädiger als ain newer regierender herr gedachter Thumbprobftey, 
follich offnung fürtter mitt inen ernewertt vnd zuohalten befchloffen, 
vnd die inwohner zuogehörenden vnd verwandten, gemainlich vnd 
fonderlich darauf in aydtspflicht genomen, gemelter offnung in allen 
vnd yeden puncten vnd arttickeln zuo leben vnd zuo uolfüehren 



I 



I 



I alles getlirewiich vnd viigefahrlich , vnd fonil fein gnad vnd vürde 
berüertt, hinwiderumb auch zuuolftiehreD alleB vnd yedes, wie 

I liärnach folgt. 

Khüklienfats, leült md guoU feinä ains Tkumbprf^3t3 Des 
ersten, daa die kliürcli VDod der khülchenratz, auch die leat zuo 
Seytingeo vod Olieräacht, die mann nennet hofiöDger, recht 
gotühauB ?nd stifftlent, gehörend mit der aigenfchaffl an die wür- 
digen Btüft Titfer lieben frawen Thumbprobstey zu Costantz, vnd 
ist ftin ThoTübprobst ir rechter naturlicher herr vod ordeolicher 
obrer, viid hat den ki'lahof darelbe zuo SeytiDgeii zu befetzen vnd 
entzfetzea mit aiDeiu keiner vod waibel, fo offt er will, nach feinam 
Duti vnd gefallen. 

Von der freyhmt Eß follend auch diefelben hofinnger vnd 
leat zuo Seytingan vad Oberflacht ail frpyhayten, gnnd, goot, ge- 
wonhaitten vnd gerachtigkait haben, dero fich dann ander hof- 
iüQger der Thurabprobstey zugehörig gnpruchen.. 

Hie drey jargerickt Item in genantem kelnhof follend jär- 
lichs drey iargericbt gehalten werden von den hofilingem ; näm- 
lich ainß im may^n vnd zway im lierbet, zuo zeitten, fo daß am 
fuogklichsten gefein mag; darzuo Toll der waibel die hofiiinger 
berüoffen vnd daß ge rieht befet/.t werden mit h oft ungern von 
Seytingen vnd Oberflncht, fo dann von alterhar aufamen gehörend, 
mit hoch vnd nüdern gerieb tec. 

Aid der richter Item die richter vnd befitzer füllend 
fchwehren zu richten nach irem besten verstöhn, vcd darinn nit 
anfehen weder freund tfchafft, vindfcbaft, gansf, gab, noch khain 
ander fachen, dann allain Gott vnd die gerech tigkaitt. 

Hoch vnd nidergerkht Eß mag auch ain Thumb probet 
durch fein amptlentt vmb fräuel vnd alle ander fachen, fo fich 
dafelbst begehen, vber daa hlmit richten vnd die hohen gericht mit 
hielten vnd verhielten vnd in ander weg nach feinem nutz vnd 
fuog gebraachen fampt dem döiiflin Oherflacht, fo darin vnd 
darzuo gehertt ala von alteihär gebraucht i[t. 

Empfahimg des /celnkofs imd der fchtiiy:>paffen Item der 
kelnhof foll von aiiiem yeden angehndan herrn ThumbprobBt 
empfangen vnd daoon znu elirfchatz drew pfnnd haller gegeben 
werden. Dpßgleichen, fo offt der verkaufft wbrdt, alles nach 
landtsrecht vnd gewonhait, fo offt follicha zuo fchulden khambt; 
vnd wenn der kelnhof empfnngen ift, fo füllend all fchuoppaffen zuo 
Seytingen Oberflacht vnd liunningeii damit empfangen vnd verehr- 
fchntzt fein. Doch fo wann der fohuoppaff aice verkaufft wurd, 
fo foll die vom khäufer mit drew fchilling hallern empfangen vnd 
eingefchriben werden. 



12 

Empfahung des Techanthofs, vnd was der innhaher fchüldig 
ifl Item deßgleichen der Techarithof auch mit drew pfund haller 
empfangen vnd verehrfchatzt werden foll. 

Vnd der fo den Techanthof innhat, Toll allweg zuo nacht ain 
Hecht brennen, vnd die gloggen befailen, vnd drew iiaupt als hagen, 
hermann^) vnd eher haben, vnd ain pferd halten, alles wie von 
alterhär kommen ift, vnd dem innhaber zugehören foll der klain 
zehend, auch wie von alterhär. 

Wie mann zinßen foll Item der keiner foll daran fein vnd 
verfehen, damit die iärlichen zinß von kernnen, honen, vnd zinß- 
pfennig, die hüener vnd iärlichen steyr von den güetter gehörig 
in die fchuoppaffen, in guotter gemainer wehrfchafft zuo rechter 
zeitt, vnd nämblich acht tag vor oder nach fant Gallen tag vnge- 
fahrlich gen Rattolffzell geantwortt werden; wie dann auch von 
alterhär komen ist, vnd foll mann inen alßdann ain zimlich mal 
effen vnd trincken geben, wie auch bißhär gewonhait gewefen ift, 
vnd wann mann inen daf mal alfo nit gebe, fo möchten fy ab 
ainem laft fouil korns nemmen vnd verkaufen vnd inen felbs das 
mal, wie obstath, bestellen vnd dnuon bezalen. Vnd foll der 
kellnner ain weggen haben vnd yedem karrer fo den zinß fäert 
bey Hattinger crewtz darab geben, vnd was da überbleibt fürtter 
behalten biß geh n Zell; ob ainer mehr bedürffte vnd begertte, das 
er im aber dauon gebe. 

Vom glaytt Item ain Thumbprobst foll den zinßern ohn 
fchaden das glaitt bestellen, ob des nott wurde; vnd wer mit dem 
glaytt nit fahren wolt, der foll feinen zinß gen Costantz antwortten 
ohne ains Thumbprobsts kosten vnd fchaden. 

Faßnachthennen Item ain yeder haußwürtt zuo Seytingen, 
Gnnningen vnd Oberflacht foll iärlichs gen Cuontzenberg zuo vogt- 
reoht geben ain vaßnachthennen. 

Wie mann einß einbringen mög Item niemand foll den 
leutten ir gnot on recht verfchlachen : aber ain Thumbprobst mag 
fein zinß, zehend, väl; laß, vngnoffaminen, vnd ander gerechtigkait, 
wie im lüegt, mit gericht, gaistlichem oder weltlichem einbringenn. 
Eß foll vnd mag auch niemands die külchen verfchlachen^) dann 
ain Thumbprobft. 

Wann ain guott zinffäUig ist Item wann auch ainer feinen 
zinß nit bezalte, vnd drey vnbezalt verfchinen ließ, fo mag ain 
Thumbprobst im für fein thür ain stecken fchlachen laffen, vnd 



*) Sehaßock DWB w, heute noch Schaofherms. ^) interdicieren. 



I 



ist im alfdaun daß gnott damit ziaßfällig, doch wann er demnach 
gar behalte, To foll im daf guott widerumb, aber auß gnadea, 
gelaffen werden. 

Ains Thumbprobsh dienor wie mann die Ufern foll Item 
Ca mann die zinß Tamelt vuA die bofgcricht baltet, To Toll ain 
kellaer kuo Seybiiigen ainem herrn Thuinbprobst feiaeo dieneru 
vnd amptleulten von deß kellnhors uder ri:liuoppar['en wegen 
zinilich efreii vnd diiiicken geben. 

Ampi Jeß keilners Item aia kellner foll allweg zdo deß 
hnf» nottiiifft zway pferdt halten vnd haben vnd die ainungen 
pietten, zioß, sleyt, väl, laß, Viiguoffami, fräfel vnd ander gerech- 
tigkaitt, fo vnd ob iniion im die heuijclit, pinbriogen, vnd ainem 
herrn oder feinem amptmatiti antwurtten, vnd fonde» fo bald er 
die erfartlj, iu monatsfrial angeben vnd nit verfchweigen, vn- 
geuahrlich. 

Wajfbela ambi Item ain waybel foll zuo den gerichten 
bjetten, auch vül, I&ß, VDgiJoffaini vnd fi'äfel rüegen vnd anbringen, 
wie abstatt, diu Qbelthätter helfen vahen vnd verzeren bis fy gehn 
Cuont/etiberg gcnntwurt werden, anch dem heneker lohnen vnd 
den galgen in wefea behalten. 

T)tafers fchuoppas anibt Item die thaferfchuoppas fdl ain 
hofiün^er innhaben vnd mit iiotturiff, als ilazuo gehürtt, verfehen, 
vnd auch die gefangnen verfoi'gen, bis fy gehn Ciiontisenberg 
geantwuilt werden, auch stukh vnd blokh in wefen behalten vnd 
die gefangnen kostfrey halten, obu ains herrn fohaden, dieweil die 
gericht werend. 

Er mag auch zao gemainem khauf wein vnd brott haben, 
wann khain württ ist, vnd foll man im den wein fchätzen, wann 
er auf die ligerling khumbt. 

Zinß vtm Staigers guott Item daß guott genannt Stägers 
gnott, fo da gibt zehen viertel vefenn, zeheu fcbilling haller vnd 
fünfzeheu fchöffe! haber, fo duß innhatc, füll geben fo mann hol- 
gericht hatt, die zeheu fchiiling haller den buflüngern viub wein 
vnd die sehen vierttel vefeii, weifLirott darauß zebachen, vnd die 
rOnfzehen fchöffel babers den reffen, vnd daa roff foll haben der 
heller, vnd wann fieh ainer abfchwayfen wölt auß difem hof, fo 
foll der keller reytten, hiß er das wendig macht, vnd foll foUioher 
haber des kellers roff wärttig fein. 

Vberzinß nit uiaefim Item es foll khainer auf fein leben 
oder hofguott khainen überzioß von newem fchlahen. 

Ainungen Item aina Thumifprobste keilner foll am fontag 
fltzeo zuo aioung, vnd foll mann wuhu vnd waid, holtz vnd velde 



14 



zno rechter zeitt verbaanen, bof ainer penn zu erst an drey 
fchilling, darnach an fQnfF, von den fünff fchilliDg an drey pfandt, 
von den drey pfänden bis auf zehen pfund, vod von zehen pfnad 
an den aid, vnd darob feiu, damit die leiitt im veld, lioltz, wuTeti 
vnd gärtten, vnd wa dann nott ist vor fcbailen verhüott, vnd 
vorgemelt peneu mit recht eingezogen vnd ainem herrn zngehArea 
vnd gegeben werden, 

Adehvifen euo machen Item ob ainer ainen acker zuo ainer adel- 
wiTen maubeu wölt, das feil mit ains gerichtB erkandtnus befchehen. 

So ßch in kelnhof ergeben Iteiu wer fich fremder in den 
kelnbof ziehen wölt, viid darein ergeben, dem foU der keiner mit 
ainer bofstatt, vud andern dingen darzuo helfien vnd derfelbig foll 
dem keiner ain weiß bar hentfchnoh geben, vnd ai'nem gericht 
feine recht. 

Freyliaüt de^ robs Item die hofiünger band ancb die frey- 
haitt des robs der dreyzehendhalb gottshiLufer, wie ander der- 
felben gottshaußteutt, vnd wie von slterliar in brauch vnd ge- 
woiihaitt ist. 

Vnd leind diß die drei/sehenthatb gollßhäufer des roba: 
das Bistumb, die Thumbprobstey, die stifft zno fanct Stepba, 
das gottsbauß zuo Creutzlingen, das gottahauß Petterrhaufen zno 
Costantz. 

Diegottahäafer; Ileicbenaw, fand Gallen, Oeningen, Vifcbingen, 
fanct Play zno Bifchoffzell, die cnrlheufer zuo Yttingen, daf frnwen 
cloBter Münster lingen, daf halbgottahiiuß Waugeuimufeii. 

Vnd ist alTo zno meriiken vnd zuo uerstobn, welcher mann 
obgen anter drey zehen thalb gottsbäufer vnd er denfelben eh lieh 
woybet, fo gehöret das weib dem mann nach, vnd feinem her 



vnd gottabauB, auch nlle kind, I 
weibs herr oder gottshauß i 
gewefeD ift, vmb das fy vor 
vnd würdet defhalb der m 
nit gestrafft. 

Von der vngnoffammi Item welLicher hofiQnger oder aigen- 
roann ain vagnoffanime nimbt, vnd in iarlTrift nit nach im bringt, 
noch fich darinnen fetzet, den mag ain herr Thumbprobst darumb 
straffen, nach feinem willen vnd gefallen, liey lebendem leib; alf- 
dann bärnach ain algner arttickel von dem Inf melden ist. 



von ihrkbomend; vnd hatt des 
r an fich zufprechen, des fy vor 
en durch den mann gerobt ist, 
on feinem herrn vnd gottshaus 



Ängebung der khind Item ain yeder hofiünger foll zuo den 
iargeriohten feine khind, khnaben vnd töchteren, in gefchrüt ver- 
saichnet angeben, vnd bey feinem aide daran feiu, damit fich die- 
felbea khüoder desto münder abfchwayfen mögen, noch vnd er 
ander herren ziehen. 




I 




15 



» 



Oeni^ami der hofgüelter Item die hofgüatter mag niemftiidts 
reiihtlicfa innliaben dann hofiüoger, (o dea genoß feiod, vnd wann 
BiD viignoframmer fulliche liofgüätter innhUtt, fo voAt^ ain genoffamer 
in dauoo löfen vnd alikhnuSen, vnd foll tin der vngaorfaDi dür 
lörung attttt geben vnd wejchen, wann er im darumb abtrug tbuott, 
nach zirolichen dingen, oder nach flrkb:indtnaB des hufgericbte. 

Verkhauffuttff der hofgilettcr Item wann ainer ain hofguott 
verkhauffen will, fo foll er das Kuonor annbietten aineiii herrn 
Tlmnib probat, viid ob er das nitt wolt, ainem bofittuger als 
genoffainen, vnd l(ttiff fchilling haller näher dann aunderu geben, 
vnd wann or khalntiji geuorfamen funde : fo dann erst mag er 
foUichea ainem andern gehen, aipem Herrn vnd genoffamen an ir 
gerschtigkhaitt, vnd widerlöfung one Tcbadea. 

Viü deft manns So dann vdq den Thumprobet gcoSnet, wann 
ain mann mit tod abgath, So uimht ain Thumbprobst daa best 
haubt, iat ea aigen, ganlK, ist es halb, To nimbt era nun halb, vnd 
ninibt ain kheller die verrchrotten watt vnd wafen gefclitiffen, was 
nitt ZQo der wehr iiöiett, ef fey dann fach, daa er aiiien taa 
verlafr, fo gehöret es dem fun. So iiimlit ain wayhell die ftjhaocb, 
gürttell vud khappen für Teinen vnl. 

Yäl der KÜtwe in ve.rlaffung vnherattner dochtren Item 
wann ain wittwe abgath, viid verlauat ain viiheiattne dochter, fo 
I gihl diefelhig dochter khaiuen val für die muotter. 

Val der mttwe fo weder Trtann ttorh döchter» verlaußt Stirbt 
ain fraw vnd verlaußt wi'der rnunn noob döchtereii, fo nimbt ain 
herr das best bett zuo val, halt fy aber ainen man verlaffen, fo 
loQt wann im das bell, diewey] er ficli nitt verendertt. »ml 
wann er Heb verendertt, fo dann gebortt daa best bett ainem 
herrn Tliumbprobst zuo, hatt fy kain nMfkhomne doohter, [n 
nimbt der kheller den val wie fy am guotlmitaff^) sno khülchen 
gangen ist, vngeuarlicb. 

Val des mans In cerlnfjung feiner fchwangerin frawen Item 
wann nioer stirbt, vnd ain fchwangere frawen verlaßt, fo gibts 
khain val, bia fy der burtt genefen ist, fo dann erst iat fy 
fohuldig den val ihrea manna. 

Vom la^ 0» leihserlien Sodann von dea Inffea wegen ist 
geoffnett, wann ain perfon, mann oder weib, on leibserben abgatli, 
daa von andern feinen erben gethaüt iat, fo nimbt ain Thumb- 
probat all vabrend hab deffelben menfchen für den laß, vnd der 
ichellaer vnnd waybell, wie obatath, vom val nenien ihr gerech- 
tigkhoitt. 

') UrspT. iWiifuJOC/i, dann Fcattag iiherhaupl. 






•% 



1« 

^jM ia4 ■" mgmafY'^am Itsm ob läusr ia ^nf n o ff— i itnb^ 

T2d ^ea izi leb« viid iancrist. vre v^rncazii. nie iMtngem kfltti 
Tan. tusm jpäLIet smein ThuoibpriAC ^jft iü vürcBii teb ^uti 
fär iie mf Tiiii dim TmL 



ft Tifli :d^7' iäf ikeCars Item vmnn der ueuntf itirli4| ib 

^ aiae in sxi Tbambprobat drittazll«a alLer Tarenden bab dei 

V gri«Mnfirtilii 



üi'a fdrbc. so hatt iim ain ICLaixibprrcct sacb zoo dnUiillfBi 
iea kheilner. 



Dv. p*in: /'} ddm khetler mc jii^'imi I:eni wclcber den 
tll'ir C-iiae ziniS auf »nct Aadr«as t;&^ nicht rchtet. lo mag er 
bohihl aIil i'tT'^'i päuid. Tad aa ainea w^ärt? steilen, oder M\m 



Ziehen der crthailen Item welcber lao Stjrdngeii mit Trtbaü 
lef: i«erti wird«U der mag die lieben gebn BAi th a n arh Tnd Ton 
K i x; if iAcb. ob er alda aucb beCcbwertfi ȟnL rar axnen barm 
T!i=sb probst als die oberband, md was daan toc im Tnd feinoi 
r&üien erkäut würdet, dabey foll es dann ectLidi Tnd Tngewai^gwi 
bcT kbraAen belt>iben. 



Was aH/ferthaib dtr offnuft^ ist Item ob T.cb in g 
bindel viui raohoii bo^olxin. iV hierin;) lu: bestimbt werend, 
foUeud gMmltiin wunlou imch der horrlcbadft Caontienberg brauch, 
gnotter gowtuilmitt, vnd altem bjirkboiuen« es fej in boben odor 
nydern gerioliion. 



Wann fich ainer für /Vm herm erbfutt Item ob fich 
Tmb fräuel mler ander fachen in potten rnd verbotien, ald wi 
das were« für ainen herru Thunibpr\dvet erbutte. rnd ßcb dadordi 
TOD ainem Ambtinan vnd gerivht entstehen Tnd entfebitten woltei 
Bodann foll, fouor in folohtnu khain geuerd Terstanden vnd ga- 
braucht würdet« im iler autptnian de» Thumbprobsts gebietten an 
sdien pfund baller, folHoheü «uothuon in Aoht tagen rngenahrlieh. 
So dann mag ain herr denfeUH«u widerumb baimb in die geriefat 
wejfen. 

Bfjfsitmd Mmon den armen Aiu herr Thumbprobst foll ibiiien 
lefitten ino Seytiugeu viid DlMirtUob in iren fachen, wenn er 
daramb angt^langt würdetti threwUch heltVen r:ithen Tnd beystand 
tbnon, damit ty eitler rerht vnd viibdlichs Ton niemanda be- 
fcbwertt noch getriin^cin, Hondor hoy iren rechten, freyhaitten, 
Tnd gnotten gewonhaiUeii Kohnltou werden, vnd dabey bleiben 
mögen, alles gethrewlioh vnd vuKefahrlioh, 



17 






Der fiofiänger Äid Es follend auoh diefelben leütt zuo 

lyttiageQ md Oberfiacbt vad ander, in deiifetben bof gebärend, 

1 ThniDbprobst uIb ibrem recbtem natürlicben herrn geloben 

fcbwehreu tbrew, warhaitt, vnd geborfame, TeiDitr gnaden 

itz vnd fromen l'ürdern vnd fchadea wenden, steyr, ziiiß, ifnd 

fein geiecbtigkhaitt kuo rechter zeit ionbalt der vrbar 

vnd rödell geben vnd anttwurtten, sein yad feiner amptleiitten 

gebotteu geborfam ziio fein, die fi-onungec zuom fcblofß Cuontzen- 

barg zuom balbtaitl getbrewlicb tbaoa vnd vollbriagen, wie dann 

foUichs alles biliicb, vnd von alterber khomen ift, alles gethrew- 

ib vnd TDgefahrlich, 



So landlsbrest ist Item fo wann gemainer Inndtbreet vnd 
miffgawecbs were in den fchnoppiirren, aia die dritt veß Fiin üues 
vnd die dritt bort befleckt ist, so fo!l mann diefelbigen nemen 
Tcd . . ^) drittaill kernen vnd der drittnill bonen. 



Ton den hofiüngem, fo tmdem andern gtrichlern feind Es 
inch geoffnett worden, wann ain bofilinger außwenig vnder 
feineni andern lierrn, vnd wa der fitzt, «o Toll im ain kbeller 
inpietten zun den bofgericbten, des er bey dem »id geborfam 
rnd band fy uift guott vnder ninem hernn Thninbprobst, 
rvelcher der oder die J'eind, so follend fy ain ziinüch steyr geben 
I ibreii leiben, weliiotie steyr den von Seytingen vnd Oberflacb 
ir Bte.vr zoo hilf khomen foll. 

Bey angeben, anleheii vnd beTchlieffuMg difer OlTnung seind 
gewefen die erbaren vnd befcbaiden Mapiis Bntfch, vogt zuo 
Wurmlingen, Rhnodi Wiiltti, vogt zuo Seytiugen, in nitmen aiivB 
herrn TbumbprobBts; vnd von wegen deren von Seytingen vnd 
Oberäaub als die ällistea darzuo verurdnett: Berobartt Gorauf, 
Pauli Eubinger, Bans Kblos, Mathis Wincker vnd Hans Cuonlia, 
BO all bey ihren ayden daninib gefagt hand, vnd difer i 
alfo veraintl Rnd, Dero zwo in gleycber Uutt gefchriben, 
yedein tliaill aine vnder des obgenantten meins gnädigen herrn 
Thumbprobsts als für Heb felbs, von wegen der Thnmbprobstey 

vnd des edlen Jacobs von ächertiingen zno Tntt' 

tingen im in allweg ohne fclioden innamen 

wegen der gmainfcbafft zuo ^eytingen 

■nd Oborflacbt, angedruckt vnd beliglett, geordnett vnd gegeben 
' Hanct Erbarttstag des hailligen bifubofTB, als mann zaitt von 
' gaburtt Christi vnfers berrn vierzebenhundertt ueiintzig vnd 

ÄBIRLINGER 



18 



WEISTÜM VON PFINN IM THURGAU ') 

I 

DIS NACHGESCHRIBN ÖFFNUNG BESCHEHEN AM 

ZINSTAG VOR DEM AUFFARTTAG VNSERS 

HERREN JESU CHRSTI ANNO CCCCXmjO 

1 Item ain herr ynd Tambrobst zu dem Tum zu Costenntz Fol 
haben aineu mayer, geoant ain keilner, der fol ützen neben ainem 
vogt, wenn hofgericht gehalten oder funst gericht da ist, vnd fol 
gebieten den hofjüngern ains Tumbrobsts. 

2 Schaffner, ain baibl, doch in namen ains Tambrobsts vnd 
ains vogts gemeinlich. 

3 Item was Greuel da gevallen bey lu ß .^ die gehören ainem 
Tambrobst zu vnd was darüber mer geuellt, dann uj ß >^ das 
gehört ainem vogt zn. doch fol ain Tambrobst recht haben zu 
zwain tailen, mit fölcher beschaidenheit, daz er das nicht neme 
von jnen, funder ain Tambrobst fol den armen Idten damit zu 
hilff komen, daz fy dest mynder von ainem vogt gedrenngt 
werden. 

4 Item ain Tambrobst oder fein diener follen jerlich aaf sand 
Anndrees tag fein zu Phin, zueruordem die swein pbening vnd mag 
ain herr ain Tumbrobst felb zwölfifter oder die feinen darkomen 
vnd nicht mer, noch darüber vnd fol komen mit seinem vederspill, 
ainem habk, ainem hund, dreyn wynden vnd vogelhund fnrn vnd 
fol da sein ain vogt mit feinem knecht vnd ain baibl vnd follen 
die drey höf: der kelnhof vnd der hof zum dorfsteg vnd der 
hof zu Stainern, ieglicher ain mal geben, jne vnd pherden wol 
bieten. 

5 Item welicher vnder den armen lütten, der auf denfelben 
tag nicht bezalte feinen teil, fo er fchuldig wer, fo gatt darauf 
ain pen uj ß ^ alf dick man das vordret oder heischet vnge- 
uerlich. 

6 Item aber ijst zu wiffen, fo ain arm man abgatt von tod vnd 
der gehafft ist z& dem hof, das ist ob er in den dinckhof gehört, 
da fallet das peßt hopt, fo er verlassen hat ainem Tumbrobst. 
Wo das nit bescheh vnd ain pessers verflagen wurde vnd fich 



1) Das Bomprobgtei'Copeibuch v. 1485^1503 enthält 3 Faßungen, 
2 nam ich auf, die urkdl. Einleitung ließ ich weg. Dr. Schauberg in 
seinen Bechtsquellen von Thurgau hat unsere zweite Faßung aus einer 
spätem Handschrift abdrucken laßen. 



Atta erfanden, dafTelb verllageii hopt, ocha oder was das war, fol 
zu p3ß Ttid ZD pea auch geuallon vnd werden aineni Tumbrobst 
vmb das verfwigen vud besdieben fo bescheben war. 

7 It«m ist den armen lüUen bebalden, ob fy die hoptfell 
kouSen oder lösen wolten von ainem Tumbrobst, daz er jn den 
dritten teil ablasse oder jn (o uil neher zu konffen oder zu lösea 
gebe die vell, ob fy des begerent oder eruordrent, das ist darnmb 
slfo angesehen, daz die armen lüt beym pow peliben mügent 
desterbas. 

8 Item aber lat ze wiffent vnd geöffnet, fo ain menach abgat, 
CS Tey frow oder man, daz da gehöret in den hol vnd das nit 
recht erben verlnffet oder hett, drt ful dem Tiimbrohat -vaMea vnd 
werden, was da ist varnnd guta, aufgenomen wntt vnd wafTen: 
das foi ainein keliner werden vnd volgen, als der abgangen menaob 
an dem aontag ze kiluhen gienng, wie daa wer oder defglich vnd 
die gürttl vnd die echücb Tollen werden ainem baibl als auch daa 
in andern dinckhüfen gewunlicb vnd herkomen iat. 

9 Item mer ist zu wiTfen, wer aina vugenoBsBoiy, den mag 
ain Tumbrobst l^raffen vnd pesseia nach Teineti gnaden vnd ob 
das wer, daz ain tumbrobst hilff bedÖr£Ft aina vogtg, fo fol jm aiii 
TOgt darzfi helSen, daz der vngenofß darumb gepessert werd vnd 

I gestrafft auT dea Tumbrobsts gnad vnd er fich erkennen werd. 

LO llem aber ist zu wiffen, was st&ß voder den armen IQtfen 
Rufatundent, warurab das wflr oder wie das kerne, ob daa nil 
geriebt in difem dinkhof mochte werden, fo mag man daa ziehen 
in die andern dinkböf. des ersten zu dem nechsten gen Wigol- 
tingen, da dannen gen Altnow, da dannen gen Raithaslach vnd 
io die phallentz aina tumbrobata. 
1 anch die da haben hof. schupposeen oder 
kernen, fo ey da haben, fo sy zinfen 
I für kernen wil geben von dem fol man 



ich zu dem letaten 

11 Item fy Toller 

hfiben geben dea pefTten 

follent. 



I 



12 Item die vorgenanten mögen anfahen zinfen z 
frowen tag Nativitatis ze herbat, vnd fol man ef 
ze nemen vnd zEi empliahen von jn, ist das gut 
ala vorstat. 

13 Item sy foilen ancb geben von dem sc! 
doch alfo, daz man jn sprailt 
fpniwer oder helwen an dem 
bafi beraitten alßlang biß daz e 



1 ihm felbs gat 



'Bchsten habern, 



uff ainen manntel vnd Wf 
□anntl gehiengen, fo iol n 
lautter vnd klar wirdet. 
den böfen zinseot bey a 



hof- 



inalter kernen zB dem mynaten, fo fol der phleger ains Tum- 
brobsts ainem ieglicben geben aineu laib brott, der zwelff von 
ainem virtail kommen. 

15 Item wenn aber die von den böfen vnd Bcbiippossen 
sinsent vngeuerlicb, den fol man ze esaen gehen als ob herkommen ist. 

16 Item ob daa beschech den vorgenannten armen lütten, 



20 

daz JD der zins vnd gut auf dem weg entwert oder genomen 
wurdent von ains Tumbrobst« oder lanndkriegs wegen oder ob ain 
phleger ains Tnmbrobsts lougnet vnd nit gichtig wer, wenn dann 
die armen lütt das recht darumb t&nd, fo Pol man jn die felben 
zins abziehen vnd abbrechen. 

17 Item ist auch zu wiffen^ welich dem Tnmbrobst zins 
follen oder schnldig sind, darumb fol er sy mit kainem gerücht 
treiben, er fol fy phenden. wer aber, ob ainer nit phannd hette 
oder jm nichts geben wolte, den fol er mit seinem gericht treiben 
vnd wenn er jm genug tut vmb das haubtgut, fo er jm schuldig 
ist, fo fol er jn vmbfunst vffer bann lassen. 

1 8 Item ain Tumbrobst fol auch den armen lütten gestunden ^) 
vnd baitten bis auf den dritten plumen, ob sy des nottürftig 
werdent vnd als arm find, wenn auch der dritt pl&m kumbt, fo 
mag der Tumbrobst das gut zu feinen banden ziehen vnd dauon 
nemen alfvil man jm schuldig ist vnd fol jn daran nyemandt 
jrren noch fawmen in khainen weg. 

19 Item alle die gAter, die zu den obgenanten dinkhöfen 
gehören, die follen die hofjünger von ainander erben nach der 
linien, als das von alter herkomen ist. 

20 Item auch ist zu wiffen vnd ward auch geöffnet, was 
die leutt zu leben haben, das an die Tumbrobstey gehört vnd 
daran zin$et, daz fy das zu rechten erbzinslehen band vnd als oft 
es zu schulden kumbt zu leben eraphahen vnd die guter mit namen 
in den brief fetzen laffen als lehensrecht ist. 

21 Item es ist auch geöffnet was sy z& leben hand, daz 
daffelb leben ainer mag behaben mit fein felbs hand, fo er das 
wie recht ist emphangen hat. 

22 Item auch mugen die armen lütt die gut zu rechter 
zeit aufgeben, doch mit beschaidenhait vnd nach gewonheit dies 
lanndes ainem Tumbrobst an fchadeu. 

23 Item ob es kem, da got vor fey, daz hagel oder vnge- 
wechst oder lanndgebrest jnfielle, das follen die armen lütt zu 
rechter zeit verkünden ainem Tumbrobst, den prefften zu besehen 
vnd zu befchowen vnd dann nach erkanntnuffi erborer lut, fo 
darzu geben werdent an den zinfen abzulaffen vnd jn darinne 
gnedig fein. 

24 Item auch ist z& wissen, ob yemand dem andern seine 
leben, fo dem lehensherren nit vermonet oder vervallen weren, 
wie die genant find heimlich oder offenlich emphieng, der fol 
gepessert werden vmb zehen phunt phening ainem herren vnd 
dem kleger auch zehen phunt phening oder ob yemand den an- 
dern trangti oder funst warndti in khainen weg. 

25 Item ob der armen lüt yemand feine rechten des lehens 
weite verkoufifen, der fol sy des ersten anbieten vnd geben den, 

1) feU mhd. Wbb. 



71 



:b des bofs rechten, wer aber daz er 

rs aDnilerD iütleti geben, doch mit 

dem Tumbrobat vnd dem hol an 



die des g&ts genofi sind 
nycmnnds funde, ft> nia 
des TnmbrobBt willen 
■chadon. 

26 Itero wer aoch ob jeniand in rrdmbden landen wer, der 
deffelbeD verkoufFteo gute geaoß wer, wenn der xa Innnd kerne, 

mocht dus egeDsnnt leben zu Tfinen hannden lüaen vnd dpin 
I egenannten yngenoeaam fein summ gelts wider geben vnd jni 
I eeinf^D schaden abtun. 

27 Item die vorgenannten hoflünger mngen ficb vermüheln 
one schaden vnd one päs in die vorgeschribnen dinkböf vnd zu 
den lütten der drj^ehenthalb golshiirer. die enander röbent als 
das von alter herkommen iat. Das follen die herrn nit weren 
früwcn noch mannen. 

28 Item anch wae BtoffeB vnd vnfrids aufstund vnder den 
hoQünger. das die l<vhen vnd guter antrifft, des dinkbor», darumb 
toi nieman ander richten, wann die fo z3 dcra hof gehürent, dem 
Tnmbrobst fein oberkhait vorbehalten. 

29 Item die borjünger haben auch die freibeit was sj 
kouffint oder verkourfiot ze Coat«nz dnz sy da dhainen vmgelt 
noch zoll geben foUent vnd darzu fol jo ain Tumbrobst be- 
holffen fein. 

30 Item ain Tumbrobat i'ul jerlich geben aim waibei uj 
matt habem vmb Teine dinet vmb daz er die wüld behüten fol. 

31 Item es ist auch zvt wiffen, welher arm man feine 



I Tnnibrobit z 
aiii Tumbrobsten oder zu feiuen 
len vnd difen, der es koufFt hat, 
gefertiget han mit b riefen vnd 



denn gen Costennz gat 
pBegern vnd jo haiffet auTec 
inachreiben, fo fol er es j 
erflcbazen, als lehens recht ist. 

32 Item e» ist auch geöffnet, ob dem von Elingenberg an 
dem vogtreoht ichts abgieng, daz das ain Tnmbrobst völliklich vor 
ab erfüllen fol vnd vffer dem kästen geben rnd richten. 

33 Item es iat auch geöffnet, daa ain keller, der den kellen- 
hof jnnhat, ainem vogt vnd herreu dafelbs vnd feinen dienern 
zSessen vnd netrinkhen gehen vnd wot bieten fol vnd den pherdon 

I fiter genSg geben, wenn er dnrkurnbt von fein felba oder der 
I nrmen lütt wegen. 

34 Item aoch ist geöffnet, wenn man dem vogt kernen, 
den vogtbabern vnd vogtatiiren famnet vnd jnnymht, daz dann 
ain keller dem vogt felb dritt ze effen vnd ze trinken geben fol 
vnd wol bieten. 

!J5 Item es ist auch ze wiffen vnd geöffnet, daz die lütt, fo 
da fitzent, jr varend hab dieweil fy nn ain offen freye atraß 
reitten oder gan mugent one atab vnd atang vermachen vnd hin- 
geben mngept on meniklichs jrning vnd widerfprecben, doch dem 
Tumbrobst vogten vnd dem hof nn jrn rechten &n schaden. 



22 

36 Ttom ei ist Buch beredt vad geöffnet, daa die Knaen 
tOtt, die in den liof hörent, nit raieeD foUen noch dienen fnnBt von 
d hat na rechten wegen. 

37 Item ain vogt, der nug fein pherd in den Grübe] 
slaben in dem mayen uuj t«g vnd fol jm das nyeinan weren. 

Bl. 154—159 



COPIA DER ÖFFNUNG ZV PÖINN 

Bl. I43ff. 1 rtem die kilcb vnd dar kelnhof zu Pfin, auch die 
Ist, so in den kelnhof gehörend, die man nempt hof jünger, find gehörig 
an diewirdigen atifft vonfer üeben froweo Tumbropetf zS CoBtcnntgs 
vnd ist ain tumbropst jr rechter natürlicher grundher nach der 
aigenHcbafft als z& gotzhua vnd stifftlüteo in genanten kelnbof 
gehörend. 

2 Item dz ain yeder tutnbropat, ao yo zu zyten iat, hat den 
gedachten kelnbofT zu befetzen vnd za entfetten mit ainem keiner 
vnd waihel nach fiiiein nutz vnd genallen, bo offt er wil one 
menigklichs jntrag vnd jrrung. 

3 Itam in gemeltem kelnhoff fol iarlichs drie jargericht ge- 
halten werden, nämlich zway im herpat vnd aiiis im mayen, z& 
lyten fo folichs allerfagklicbest gefm ma^, 

4 Was onch uiij jar vnd darüber iat von mannfnamen, folleo 
von jr vättern vnd eitern dargeatelt vnd gerügt werden vnd ouch 
huldnng zu tun. 

5 Item zii denfelben jarziten fo! man, vnd befunder so das die 
Dottnrfft euordei't, eröffnen vnd verlegen die ofTniing vnd des hoffs 
recht, vmb dz mengkhch dea ain wiseen haben vnd erlernen mng, 
was ainem harren, ouch vogt vnd den hofjiingern, jnfassen, vnd 
gemaind zngehöie vnd recht fye. 

6 Item zwing vnd bann, hott vnd verbott iher liit vnd gut 
vnd was darz& vnd darin gehört, sind aina Tumbropsta vnd hat 
darüber zu richten mit dem hofigericht als den boQungern vmb 
leben, aigen, vmb hofgät vnd was darzS gebort, vßgenomcn die 
ainnagen, fo die armen iQt ainem herren vnschädlich zu nutz der 
gemaind macbend als enatten, zünen, graben die gAter befriden, 
fürscbowen, hollzbannen vnd derglychen henndel vnd was dann 
ander kelnhof an dry scbiling pfennig zSpieten haben, dz mugend 
si die hofiünger jnsaasen vnd gemainder zu Pfin höcher geprucben, 
docfa nit wyter, dann biß an ain pfund pfennig, fo min gnädiger 
her Tumbropst vß funderii guaden vnd gutem willen nachlausset 

Deßglycben fo die frowen mit Worten ainandern fchelten vnd 
vnd mifßhandeln, mugen fi ouch stranffen, doch alles vnd yedes 
wie obstat allweg in namen mins gdgn. herren Tnmbrupata aber 
1 jren nutz der gemaind bewenden. 



m 



I 



I 



7 Item, wenn es aber anlangt früffel, geltechnlden oder ander 
fachen, fo nit hofgüt antryfft, bo fol das gerfcht io Haider herren 
nameo, als Tumbropata ynd vogta, befezt gericht vnd oucli ver- 
bannet werden an intrag mengklicha. 

9 Item vnd v/aa von den fräflinen jii botlen vnd vei'botten, ald 
wie die gehaissen find, geuallet, fo dry ß _{ vnd darunder trifiet, 
gehörend ainem Tumbropst alUin zu, was aber vber liry ß ^ ist, 
danon gehörend zwen tail ainem TurabropHt vnd ain drittail 
ainem vogt vnd foHend toW'e fräfTe] dhain t.ail one deB anndren 
oder Dner amptlüt, den das beuolhen ist, wiffen vnd willen ver- 
tädinget ald nachgelansaen werden vnd fol ain Tumbropst an einen 
zwain tuilea nach gestalt der aachen gnädig £ia. 

9 Item fo ist oach geöffnet vnd geaiot worden die beatiuimung 
naclibem elter fräfflinen, fo da begangen werden, als nämliuh von 
zacken, meffer, waufien oder ander geweren fünff schiling pfennig 
zu pÜß verfallen Ca. 

10 Item 80 aiii person die andren blutrünstig machet, fol ge- 
püßt werden mit drin pfnnd pfennig. 

11 Item BO ain peraon die andren frSfenlich jn sinem hnß Tber- 
em huB eruordert oder zd Jm ainen v&lwur? t&t, 



lonfft odi 
ist vervallei 

12 Item ^ 
noBB des fchadi 



Ib. 



'nd treffen fol gepüfßt werden nach erkannt- 
na, ala Tich das gericht darumb bedanket. 
pfandverfngUBg, ^berschniden, Vbereren Vberzünen 

4beriDarken vnd dergÜchen fräfel fol geatraufft vnd gepüßt werden 

mit Jt Ih. ^. 

14 Deßglichen fo ainer dem andren vf fin gat, lehen oder 
aigen stellet oder dauon trenget haimblicb oder oflenlich, fol ouch 
veruallen fin x Ib ^. 

15 Item oll derglicben hendel vnd fachen mer oder minder 
dann obstat vnd harinn nit hestimpt warind begangen wurden, die 
foUend gealraufft werden nach bitlicher erkanntnuß als fleh gepürt 

;h gewonhait ouch gepmcht 
Turabropat vnd vogt nüntz 
id oberkait in allweg vorbehalten 
vnergriffen fin. 

tem die hofjünger fond iren fryen zog haben jn vnd 
doch dem herren vnd vogl. an vullen, geläasen, vnge- 
va&iachthennen, dienaten, tagwen vnd ander ir ge- 
rechtikait vnd süßt in allweg vnfchädlicli [item es fol ouch ain 
Tumhropst dem vogt bewifen lin von den liilen folichs inzubringen, 
wa die in den statten vnd vf dem land wärind, fich dawider 
fatsind]. 

17 Ea fol ouch dhain horjflnger oder iuföß, diewil er in 
geriohten fitzt, dhainen andern schirm noch biirgerrecht an noch 
rffnen by pen x Ib .^, 

:h dhainen freuibden jnfaaaen in noch 



vnd wi 


folchs 


jn ander 


u kelnhöfen 


wirdut; 


dann 


n folche 


n allem fol 


abgeatr 


ckt, f 


nder ire 


recht vnd 



vßznzieher 



24 

annemen ane wiffen vnd willen der berren vnd wenn ains inge- 
nomen wirdet, von dem fol vier gülden zu. inzog genomen vnd 
daaon der gemaind zwen guldin vnd ainem herren Tnmbropst 
ouch Ewen galdin gegeben werden; doch fol von denfelben zwain 
gülden des Tambropsts ainem vogt der drittail vemolgen. 

19 Item wann ainer, so der gemaind für ander nutz vnd 
g&t fin möcbt vnd aber alfo hocb vnd fw&r nit inziechen fander 
vortail vnd nacblauß daran haben wolt, fodann mag ain Tumbropst 
vff pitt der gemaind fampt inen an finem tail ouch gn&diger fin 
vnd daran nachlaafTen. 

20 Item vnd als die hoQünger vermainend, dz fi in der stadt 
Gostenntz in kouffen vnd verkonffen zollfry in vnd vßfaren follind, 
dann folichs von alter her mit inn vnd andern hoijüngem, fo 
vnfer lieben frowen Tumbropsty zn gehörend, gehalten vnd ge- 
pmcht fy, darinn Tollend inn min herr Tambropst vnd ain vogt 
obman in follichs nit vemolgen laaffen weit, hilflich sin on geaärd. 

21 Item die hofjiinger habend ouch die fryhait des robs 
der dryxehendhalb gotzhüfer, wie ander derfelben gotzhas lüt, fo 
in folhem rob sind, wie der bruch vnd gewonhait ist. welcher 
aber damß wibet vnd in jarfrist nit nach im bringt, noch fich 
dammb abtregt, noch fetzet, den mag ain herr straoffen nach 
finen gnaden. 

22 Item der gAter, so in den kelnhoff gehörend, fol niemands 
Tähig (In, dann die hoQünger. 

23 Item die hoQünger mögend ouch die hofgüter von ain- 
andem, wie von alter ist komen, erben vnd wenn die geerbt oder 
verkoufft vnd alfo von ainer band in die andren verwendet werden, 
80 fol man die von ainem Tambropst mit zimlichem schreibgelt 
emphahen, in- vnd affchriben lauften vnd mit jren anstoffen an- 
geben doch vorbehalten die hoff, hüben vnd fchappassen, die 
follend gehalten werden nach lut des Vertrags vom landtuogt mit 
namen Gopfrid Amps von Zag gemacht. 

24 Item es fol ouch kain ^berzins vff die hofgüter ge- 
fchlagen noch befwärt werden. 

25 Item fo ainer fin hofgüter verkonffen wil, sol er des 
ersten anbieten ainem herren vnd, ob er dero nit weit, den hof- 
jungem, so des genofß find: vindet er aber kainen genossamen 
vnd ain herr dero nit weite, so mag er wol ,*iiuem andern an 
kooff^n geben, doch ain Tambropst vnd vogt irer zinfen vnd 
gerech tikait Torbehalten vnd vnfchädlich vud fowenn vber knrtx 
oder lang ain genossamer den vngenossamen vßko äffen vnd von im 
folich ffftt löfen weit, fodann fol im der vngenossame der lösang 
statt ton vnd danon wychen nach erkanntnuss des hoffgeriohts. 

26 Vnd ob ain arm man fin gAt vffgeben weit, v^machtH 
tnd verfchaffeHj das mag er t&n, doch li rechter zyt mit 



betabnidehait vnd nach gewonhait. des lanoda vnd ainem berren 
one schade". 

27 Item ain herr Tumbropst oder fin nraptman mugend 
j&rlicha vff saant, Andreslag komeu vnd dafelbs die Hwyopfennig 
ervordem vnd mag Telb dritt mit zwaio liiiecbten vnd drin pfardeD 
vnd nit darüber kommen, ouch fin vederfpil, dry wind vnd 
vngelhuiid mit im bringen viid aiii vogtÄmt finen knecht deß- 
glichen ain waihel; detifelben nllen vnd iren pfärden, vederTpll vnd 
hunden, wie obatat, fol man nach zimlichen eren efren vnd trinken, 
fSter ?Dd mal, dem vederfpil ain hennen vnd den hnnden ir liundiß 
gehen vnd Tollend Aas tnn die drj: nämlicb der kelnhoff zii Plin, 
der hoff 7Ü Steinmflren vnd der hoff zum dorfsteg, yegliclier zfim 
jar einmal, so es an in kompt. geben. 

28 Item das ain kelnner, Co den keloboS' innhett, ainem 
herren vnd vogt vnd iren dienern oder hatten zÜ effen vnd trinken 
geben vnd erberlich erbietten fol, vnd iren pfärden fatera genGg 
geben, wcinn fl komen oder geschickt werden za roß oder xa fSß 
von ir felba oder der gemninen hoQiinger vnd armen !iit wegen. 

29 Item welher alfdann vff gemelten fant AndreatHg die 
awinpfennig nit richten noch gaben, so gat darulf di? ß .^ zB pfiß, 
ala offt man folichs eniordert a3 aarapt geriditscoatea vnd fchoden, 
ob vnd wie man den darzä brachte. 

30 Item wann nin peraon mit tod abgat. ao nimpt ain heiT 
Tumbropst vom man das best hopt, Co verlaurfen ist, vnd ob das 
best verfohlagen wurd vnd demnach foHcha erfunden, aodann Toi 
daffelbig verfohlagen hopt znfampt dem. ao mÜ vnl gegeben oder 
entekt iat, verfallen Cm. 

31 Item rann Fol kain fronen fallen, ea kommen dann an 
ainen rechten lauß. 

1 die erben den val löfen weilend, Co fol 
an des dritten pfennings näcber dann es 
en luten vß gnaden nachgelauffen, doch 
loffa nnd vnd darin gehörend, 

abgestorbnen peraon dhain hopt 



i 



man in den zö löse 
wert ist, folicha dei 
allain den erben, ao 

33 Item vnd 
VBTlanffen war, fodi 
guldin gegeben word 

34 Item so wenn i 
airdann fol alweg nn de: 
vnd ob der jünger abgii 
werden. 

hannd komet, abgat, so 
hab für den lauß. dauon 
ainem waibel giirtel vnd 



Co] ainem Tumbropst für den va) i 

geprilder vngetailt by ainandern fitsend, 
sr öltest, wenn er abgat, genallet werden 
'ng vor dem eitern, der (ol nit getiallet 

)erson, frow oder man, so z3 <nntraget\der 
gehört ainem Tumbropst all ain varend 
gehört ainem keller wat vnd wauffen vnd 
^cbSeh, wie in andren keinböfen. 

bet oder mannet in vngenoITamen 



vnd darnmb in leben nit betragen, abgaligen iat, ao gehört e 
Tninbropat der halbtail aller varendeii hab zä aampt dem boptual 



26 



VDil fol ainem Tnmbropst sin TOgt in rolhem bebolffen sin, damit 

die vogenoffamen gestrjiufft werden vnd dpr boff dest minder 
abgaog sunder zSnemnae. 

37 Item die vogtrecht füllend vor allea Zinsen vergon, ob 
des nin vogt begeren würde vnd ob ain vogt an fioem vogtrecht 
icbtzit abgieDg: das fol im ain TumbropBt geben vnd eruotlen; 
doch fol ain vogt zway vogtrecht nicht zäeai; 
laorreD. 

38 Item ain Toiubropat Toi iäriicbs ainem ^ 
dienst dry mut habern geben vnd im die gflter, a 
ampt gebärend, dari^S on engeltnües volgen lauffen vnd das er die 
böllzer vnd wäjd verhüten vnd z6 ntb'n iioff vnd sndarn gerichten 
gepipte vnd was die Herren berürc, danon nicht» nemen, fander 
vergebens tän Tolle. 

Item ainem waibel vnd vüralknecht eoI man umb Cn 



wachfen 



oibel vmb fin 
1 znm waibel- 



gericbts 
aid gelopt vnd daruff 



jnd oueh by irn aiden 
1 Tombropst zä wirCen 



dartön der fchaden zu holcz vnd veld, 
wegen verhefft piltet vnd verpütet by finer 
gericht werden. 

40 Item der waiUl vnd keller rotli 
all frftffel, so die hegangeii werden, ainen 
tnn vnd aißbald angeben vngeuarlioli. 

41 Item die innhaher der höfft-n, Bcbnppassen vnd h&ben 
follend ire zins an kei-nen, haber, gelt vnd ander fruchten nn guter 
werfchaft vnd des besten ho zugeben vnd zonommen fy riahten 
vnd bezalen vnd ob G iiit kernnen, sunder waisaen erbawen 
betten, so fol man von wegen des Tumbropats von inen den er- 
buwnen waissen für den kernen nemen, 

42 So fol der haber alfo biter fin, wenn man den fpraite 
vff ainen mantel, daa kain sprüwer noch helwen daran gehangen 
mug, vnd wann derfelb alfo luter nit wiir, ao fol man den lutreu 
vnd machen biß der alfo wirdet wie obstat. 

13 Ynd wenn ainer nin hofmaller oder darüber bringt, fo 
fol man im effen vnd trinken geben, wie von alter her gewonjich 
gewefen ist, als mau mit andern zinsern p6igt. Deßglichen ob er 
minder dann ain hofmalter vnd aber nit mer schuldig war vnd 
gar bezalte, fol man im oucb gehen wie obstat vngeuarlich. 

44 item die armen liit mügen ouch anfaben Zinsen zd unser 
frowen tag z& herpat, du» fol man in nit abrchlaben, funder aif- 
dann von in nemen, wenn si daa in guter werachaft bringen, 
wiewol si die zina gewonlicb vfT Martini schuldig ^ud. 

45 Item weihe ir zinsschuld vnd gült vff zyl vnd tag ala 
ain yeder verfallen ist, entrichten, so mag man si darnmb lürnemen 
zu Pfin oder mit gaistlichem gerioht, wie von alterher gewon ge- 

46 Item ob gemainer landTbrest inviel, sodann fol ain Tum- 
bropat dafTelbig jar mit den armen löten, so die heaalnng alsdann 
nit TermSchten, destmer getuld vnd gnad haben. 



27 

Item wurden aiDeoi zinfor, fo er ainem herreD Tnm- 
I bropst fintn zins bringen weite, vff dem weg entwert vnd genomen 
' TOD ams Tumprobsta krieg wegen, fo er bette vnd ßch das warlich 
erfunde, fo fol aolich zins ainem Tumbropst genommen fin vnd 
dem KJnser an Hnem zins abgezogen werden. l)ocb wenn ü ain 
Tumbropst tbb folicbeo vrlaohen eruordern vnd bitten wurde, fine 
zina Tod dem vogt fine vogtrecht vßzurichten vnd vßzutrösohen, 
Bo follend ti darinn wiüig ain Tnd folicbs t3a, alles UDgeuarlich. 

48 Item wenn ain herr offen krieg hett, ao fol er denfelbeu 
krieg VBH, die wil er weret, dem vogt fine recht (hergeben, vmb 
das die armen liit allwegen vneotgolten vnd vnbeechädiijt belibeu 
ningind vnd herwiderucib, ob der vogt krieg bette, bo fol er ouch 
den krieg vbs fine vogtrecbt dem Tumbropst Vbergaben, damit der 
krieg die armen lüt nicht angang. 

49 Item ob oob ain herr Tumbropst oder vogt mit iren 
rechten, ehafteo vnd berlikaiten widei' die armen Int wyter dann 
billich wäre, gebrucben vnd zQ streng halten weite, welher tail 
dann fblichs täte, fo fol der ander tai! dem armen beholfFen tin, 
damit jm glycher schirm vnd billicha veruolge. 

50 Item, es mag oncb ain yede peraon, man oder wib, fin 
varend bah vnd gut, diewil fi für die tür gon vnd aton mag vnd 
vernunfft bat, wenn vnd wem er wil nach finem willen vermachen 
vnd verfchnffen vor gericht vnd wie recht vnd landslöfBg ist on 
mengklicba irrung, docb ainem Tumbropst an dem hoptual vn- 
rchädlicb. 

51 Item was stofß vnd «penn vnder den hofjüngern oder 
den infüßen vfferatSnd, wie vnd wnuon dna kerne, vnd im kelnhoff 
zu Pfin mit recht fürgenoman wurden, fo msg der befwäid fin 
vrtail von dannen des ersten gen Wigeltingen, von Wigeltiogen 
gen Altnow vnd von Altnow gen Raithaßlaoh vnd demnach für 
ainen herren Tambropst in finem hoff als die überhand vnd 
rechten grundßberren vnd was alda von jm vnd finen raten, so er 
z8 im nimpt, gesprochen wirdet; daby fol es dann entlich vnd 
vngewaigert by krefften beiiben, 

52 Vnd des alles vnd yedes wie obatat z& warem vestem 
vrknndt vnd das diß offnung in allen pnncten, worten vnd artickeln 
fampt vnd annders in ewiger beatendikeit stat vnd vnzerbrochen 
belib». 



m Äiä deft Ka^eb A Pfin Ain waibel fol fweren verfwigen 

"leben lüt vnd göter vnd alle vnd yede bott vnd verbott befunder, 

BO die Vberfehen werden, deßglichen die Tränel, vnll vnd geläfß 

oncb die hofjiinger wa er die waißt vnd erfärt vnd nämlich JT 

Triber vnd kind yedea nach finem namen vnd gefcbläcbt — , was 

I wiffen iat, rügen vnd angeben ainem herren oder finer 



28 

gnaden ober amtlüten vnd vögten, jnnert xnn tagen vngenerdt 
nachdem vnd er dero erinnern wirdet. 

Er fo] oach zS allen hof- vnd andern gerichten gebieten, die 
wäld vnd hölczer verhüten vnd was die berrcn berürt (pro pedellö 
in Wigeltingen addo illa clausula vnd die offen befiget offnung 
ZQgibt) von den gebotten nichts nemen vnd funßt gemainlich vnd 
fonderlich alles das tun, so dann minem herren Tumbropst oder 
siner gnaden Tambropsty zu nucz. vnd frnmen gedienen vnd 
schaden vehüten mag, vnd was fainen frumen dienet gen Hnen 
herren zu tan vnd zfilauffen gepürt, alles getrüwlich vnd unge« 
uarlich. 

Anmerkungen, sachliche und sprachliche, folgen, 

ABIRLINGER 



DORFSBÜCH DEREN VON MARTINSMOS 

ZWING, BANN VND EHAFFTIN WIE VIL DER 

SEYEN BELANGENDE HIERIN VERZAICHNET VNND 

BEGRIFFEN ANNO DOMINI 1558 1) 

Wir schuUhais, richtere vnd gantz gemeindt, gemeinlich reich 
vnnd arm eu Martismos, Calwer amptz, bekennen offenlicb vnnd 
thun khundt allermeniglich mit disem libell, alß bißher märklicher 
mangell vnd geprechen inn dem dorff, vnd inn denselbigen zwekh ^), 
zwing, penn vnd ehehafftinen begeben vnd zugetragen, damit vnd 
zu handhabung derselbigen haben wir hieuor vnd jetzo widerumb, 
durch vnßer beschehen vnderthenig supplicieren vnd anhalten bey 
dem durchleuchtigen hochgeborenen fürsten vnd herrn, herrn Ghri- 
stoffen, Hertzogen zu Würtemberg vnd zu Teckh, Grauen zu Mümppel* 
gart vnd vnßern gnedigen fürsten vnd herrn, vußeres dorffs ge- 
rechtigkhait halber zu ernewern gnediglichen gestattet vnd zuge* 
lassen — darauff durch den ernhaffteu vnd fürnemen Christoff 
Kleinen, genannt Heß, vogt zu Calw, damit vnß inn vnßern zwing, 
penn, vnd ehehafftinen nichtzit abgienge, noch eingezogen würde, 
vnd auch zu einbildung der jungen, fo alfo noch vnder jarn vnd 
tagen seyen, das dieselbige nach irm eltesten abgangen durch 
vnderrichtung solche gerechtigkhait dester baß mögen behalten 



^) IHse üeberschriftf in obiger Zeilenahteilung ist als Titel auf 
dem ersten Blatte enthalten. — Das Sigel, das an der Heftschnur der 
Urkunde hieng^ ist abgeschnitten, — Martinsmoos Dorf mit FüiaJkirche 
bei Calw im würt, Schwarzwalde, 329 Einw. ^) zirkh? (Bezirk) B 



29 



alßdiiuii durch dero vogt, dpß glanplich 
I schrifflich zazastellei), damit kQofftig- 
1 Tngleicher veratnnd, Boiider alle ge- 



Tnd verraerckhon, vnd vuB 

vad versige Uten libelaBcbei 

lieh vod imei'wercnds khei 

uei'Iiehnitj venuitten vnil verbiet werde, daraufF « 

allteno hieuor gehapten dorffsbrauch (tlnmit dem gemeinen nutzen 

zu gutem), vnßem berlehtcn gut bediinkbea vod aozaigen. Das 

VLiDßern zwing vud penn, g''iDgeD vnd geen sollen, auch mit andern 

vnnßern ehebafftcn vnd ajlten herkhoraen wie bernüchuolgt, hin- 

fiirter inn allen puDCteu vnd artickheln, vest, steet, vud onver- 

liricblich, gehalten vnd volnzogen werden soll. 

Item ir zwing vnd pann, dem zehenden nach, facht an bei 
Gonlin Walzen bruckhen, vnd geet zwischen dem Buler ^j vnd deren 
von Martißmoß pawäckber hinab au wagrein, biß an Ituler, vnd 
vom Buler herab, vnnd mitteu im grund hioauff biß zum hojz- 
liürenbom vnnd darnacli von gedachtem hom zu den andern bömen, 
da der etockh steet, wölche stückh vnd böm vmbgefalleu vnd jetzo 
BD der«elbigcn statt stein gesetzt worden, vonn dißen steinen inn 
den weg am vogelgesang, von gedachtem weg hinüber an laiderers 
Wald hinab, genant nuwen, biß an alten graben, vnod vonn dem 
gruben nuffhin. biß an Gaugenwalder veld, vnd alßdan zwischen 
der von Martißmos vnd Gaugenwalder velder hinauff biß an das 
reysach nnn die niaui-en, die mauien binauff', biß an Hauus Wallter 
Schwemiina zwerohackher. vnd venu zwerchackher, zwischen ge- 
dachten Scbwemlina vnnd der vonn üaugenwald velder auffhin, biß 
an kürchweg, vnd vom kürchweg zwischen der von MartißmoB 
allmeindt, vnnd Gaugenwalder vdd auffhin, biß an die aichen, dar 
inn der bildstockh gestanden vnnd darnach zwisclien Baitbas vnnd 
Conrath .ler Wuraler veld, vnnd der vonn Martißmoa allmeindt 
auffbin, hia an Hanns Büickhlins vnnii Gaugenwald mad, vnnd 
vonn deß Biirckhlinfl mad, durch ijaa schecbermuß, nach den drey 
lauchbomRn ^) al>hiD, biß ann die marckbstein, vnnd den Bteioen 
nach, biß an GolJenliacb, item vonn dem Gulleuhach binab ann 
Neäweiler grund inn die Tbonnach ^); item darnach denn Thonacb- 
bacb abbin biß an daß wuhrschutz kanail der mülin, vnd vonn 
gedachtem kanall hinauff biß. an die maduckher, da die alit maner 
steet vnnd von der mnaern hiuauff inn die marokbetein, zwischen 
denen vonn Martißmoa vnd Haugstetten, den ateinen nach auffhin 
Qber den Bnlachcr weg. biß an ketzer, vnnd von ketzer heraulT, 
inn deim dieffen weg, so von Biilach geet, biß inn ein allte aichen 
verpronnen luachstockh vnnd vonn selben lauchatäckhen zwischen 
der Büler äckber herein, biß an Wild!<perger weg, vnnd darnach 
awiaohen der Büler fickher, vnnd dem streitwaßen herein, biß ina 
Oooltn Walxen bruckhen. 



*) Namen eines WulMistrikls. 
*) =± Laehbäitme. 
'i Teinaeh. 



30 



I 

I 



Itam der vonn MartifimoB gerecht igkhait, vnnd brauch igt vouii 
allter herpracht, alio daa sie gewalll vnnd inacht haben, sich auß 
dem braitten wald znbeholtzen su zimer, war zu sie das aoth 
eeyen, Dammb aoüen sie ein voretmaieter pitten, vond er inen 
das nit abHcblabea noch versagen. 

So Voigt bernach der vonn Martißmoa Eufart. Item zum 
ersten BO haben sie mit irem vieb ein zufart von dem dieffen weg 
hinter den äckhero, durch den Bülar hiniib, am orth, biß inn Hanns 
Rollars gniod ; item zum andern mit irem vieh ein Eufart über 
die vonn warth an dem ewerholtz, die beger hioauff, biß an Jacob 
Eeppelers mäder; item zum dritten ein unfart mit irem vicb zu- 
trenckheu, über deren von Bnngstet mäder, für die Lauohbom 
hinein, ui den morgelgmben. 

[tem aiß ettlich ir nachpaurn, nemlich die vonn Neüweiler, 
Braittenberg, vnd von andern enden wißen inn der von MartißraoH 
zwing vnnd penneu ligen hoiben, da hiitt es die gerechtigkhait, 
wann sanct Gallen tag fürkhompt, so haben gedachte wißen khein 
pann mer, sonder mögen die von Martißmos darin fnren mit irem 
gpmainen vicb, die wißen haben graß odor embdt, wo aber solicb 
wißen vor QallJ geembdet wurden, haben sie darnach auch kbein 
pann mer, der vraach, das sie ir eigne maygüetter auch der- 
maßen halten. 

Item wann zwen oder mer za Martißmos aneinander güetter 
I mai/ackher ann einem wald ge- 
r deß mayackhera in pawen wollt, so 
boltz einer raten brait hinwegkh 
bawen, damit die frucht nit verdilmpt werd ; ob aber khainer den 
ackhsr allwegen pawen wollt, so soll dißer den wald inn zeben 
jarn abhawen wie jetz laut. 

So Voigt hernach gerechtigkait, vnd brauch der straHsen vnd 
saunställiaen '). Item die vier atraßen aeind vudergteint, darbey 
soll mau die hallten vnd ein jeder frembder vnd heimischer die 
brauchen, wie von allter. Item Unnns Wallter gcbwemblin hatt 
du zaunstöllin, geet von seinem hauß biß auS* das rejßach, 
fllr den großen melbom. Item Christiati Scbwerabün ein zaun- 
stöllin, von Beinern hauß biß zu der luckhen, so inn sein wißen 
geet, bf deß pfaffen ackher. Item Oonlin Kolwar ain zäun stdllin, 
I hauß. 



ligen bnben, vnd i 
legen ist, vnnd der 
soll innhaber deß 



I 



inhallter 



hin zwischen dem geßl: 
Bcbickhtesten ist, nemlich auß di 
Jacob Eeppeler ein zäun Btöllin v 
zum großen holitbom. Item E 
■einem hauß hiß an herrn pfad. 
stÖlUn, vonn seinem hauß biß 



khait der zaunstöllin ist also, das ein jeder 



r gassen inn die bruckhen. Item 
ia seinem bauß, inn das reyßach, 
inna Roller ain zaunatöllin, von 
Item vnd Jerg Peitriio ein zäun 
den kreitzen. Item die gerechtig- 



Martißmos, durch 



"tVfiA QutTbäume oder ein Gittertor venearte Dittchfart. 



31 

solich zannatölHnen den nechsten weg zu Tod ab seineD gflettem, 
mit mist, bew oder embdt, das ganU Jar farn mag ku seiner 
DOtturfft VDgeuarlich, vond wökher die praucbt, der soll die wider 
Terinachen, wie <ai' die (iitdt, damit khein schad geschech; aber voon 
6allj biß Jeorj solleu die allwoge» dem gemeinen rieh geöfiiiet 
aein vond werden. 

So atond hernach geschriben die weg vnnd pfäd: item der 
herrn pfad geet vnnd soll geen durch Conrath Kolwara bruakhen 
beranff vber Conratb Kolwars veld, darnach über Hanns Kollers 
veldt VDnd sollen Hanne Roller oder seine nachkhomeD den pfad 
tragen Tber den qiiat.tenackher '), neben HanoB vnd Jörg der 
seger leben güelter beranff, biß inn die gasaen. Darnach geet er 
kreitaweiß f her die atraß, biß aufT der seger leben gUetter, vnd 
TOD deDselben gflettern, vnderm rain auß vnd auß, biß binden 
zum bom, auff Jerg Peürlins leben güetter, vnnd darnach Ober- 
zwerch hinaul, biß zum bom auff Jacob Reppelers güetter, vnd 
darnach von dißen güettern bey der hegkhen auff die vonn Gangen- 
wald, vnd solcher pfad soll weitter nit, gepraueht werden, dann 
mit reitenii vnnd geen, one farn. 

Item der müller pfad geet vnd soll geen von Conrath Eol- 
wars binden, zum bindenthor herdurch, das bog hinab, biß zum 
nnßbom, darnnch vnderm rnin hioauß, biß inn Conrath Kolwara 
veld, vnnd darnach denn grund ahhin, gi?n minen ^) zu. 

Item der kürchpfnd geet vnnd soll geen auß der gaaaen inn 
Gonrutb Kalwars gartlen, oder hof, vnd von danneu inn Hanna 
vnnd Jerg dar seuer gartten, vnd von demselben gartten auff den 
kürchof ZQ Martißmos, darnach von körchof vber Jerg Peürlins 
stigell biß auff sein Jergea wißea, darnach auff Jacob Keppelerii, 
vnnd ab Jai^oben gartten. hiß inn das reysach, auff die freyen 
allmeindt, oder oh aie wollen, so mögen sie ob Keppelers gartten 
ob einem apffelbom, so vi^r der gasseii steet, dem KeppeÜD ^engeen, 
den nächsten inn die gassen, wie vonn allter. 

Item der liadweg geet viiiid soll geen bcym hiilerpronneu, 
Aber die stigellte», den nechsten der badheckh su, über die muß- 
Ackfaer, biß inn die strnß. 

Item der ptnd inn Fssichs miliin geet, vnnd soll geen, beym 
vndersten hauß zu Mattißmos hindurch inn Ucnßlin Schwemlina 
wifien biß zu gedacht Sobwemlias schelmenackher, da thailt sich 
der pfad, vnnd geet der ein pfad inn daa medach, vnnd der ander 
pfad vber Vrhnn Pregels wißen, bey Haims Pregela ackher ibev 
die stigelten inn Michel Dirren wißen vnnd über sein Michels 



') Quatten nennt man hier eu Lund die Engerlinge der Maikäfer' 

') In diter Richtung warm damaU Silber- und KupfermiTien, 
WMxm nocA Sfuren vorhanden sind. 



32 

ackher genannt Pantlins ackher hinauff, aa£f die allmeindt, vnnd 
von der allmeindt am necbsten der raülin za. 

So vollgt hernach der wesserung vnnd pronneu gerechtigkhait. 
Item was von guß vnd regenwasser gefeit, vnd kompt zu Martiß- 
moß, das mag allweg der oberst daselbst empfahen vnnd auff 
seine güetter füeren, ou menigeliche irrung. 

Nota: Denn prunnen so inn Michel DiiTen wißen stet za 
Martißmos, wölchen Michel Dirr dißerzeit innhatt, der ist von ge- 
dachtem Pantlin Beler, für sich, sein erben vnd nachkhomen einer 
gemeindt zu Martißmos, zu banden gestelt, dan zu einer drenckhen 
außzufüeren, vnnd das sie den inn öwigkhait nach aller nottnrfft 
vnnd zimlichait mögen geprauchen, wie er dann jetzundt vnge- 
uarlich steet, vnnd gefast ist vnnd wann die notturfft furo er- 
fordert, den pronnon zufassen, so sollen Michel Dirr vnnd ionhaber 
obgemellter Michel D irren wißen geporet doichell, wa sie die am 
necbsten finden mögen, kauffen vnnd bezalen vnnd die von Martißmos 
die holen, vnd legen, inn der gantzen gemeindt kosten. Dargegen 
soll dem Dirren vnnd innhalter der wißen das abwaßer so vonn 
gedachten pronuen trögen gefeit vnd laufft, gedeihen vnnd ver- 
folgen, vnnd ob man darob weschen ward, soll das ab den trögen 
beschehen, damit inen das abwasser auch werden mög. Dergleichen 
soll auch vilgemellt wiß, mit sampt den allmeindt stückhen, so 
im dartzu gegeben, vndersteint, vnnd zusamen gezogen ist, aller 
Sachen halb frey sein, vnd gehallten werden, vnnd die von Martiß- 
mos nichtz darauff schlahen, was auff sie gesetzt wurdt, nichtz 
außgenomen, auch innhallter der wißen deßhalb nichtzit schuldig 
noch pflichtig sein. Item dartzu soll dem Michel, sein erben vnd 
nachkhomen das äckherlin oben ann Michel Dirren wißen gelegen, 
so bey eim morgen ist vngeuarlich wie ander wißen zu Martißmos 
gepannen werden. Dargegen soll, das ander äckherlin, so Pantlins 
geweßen vnnd oberthalb dem mülweg, ann der lettengrueben hin- 
auß gelegen ist, zu der allmeind gehörig sein vnnd pleiben. Vnnd 
ob es sich begeh, das der pronn inn obgemellter wißen abfiel, so 
haben die vonn Martißmos gewallt, in zusuchen, wa sie den inn 
der wißen finden mögen, doch sich vleißen, solichs dem Michell 
oder innhaher der wißen mit dem minsten schaden zuthun, vnd 
ob sich fuget, das er so nider abfiel, das dem Michel, seinen erben 
oder nachkhomen, das abwasser nit auff sein gut, alß obsteet, 
khomen möcht, alßdann sollen die von Martißmos die deichel 
selbs kauffen, bezalen, vnnd inn der gemein kosten holen vnd 
legen, on alle geuerd. 

Nota. So ist vonn einer gantzen gemeindt zu Martißmos 
Hanns Praunen daselbs, ein gewarsamj vnnd gerechtigkhait, nem- 
lich die wesserung vom newen prunnen zu Martißmos gelegen, für 
ailff gülden zukauffen gegeben, also das sollich wasser, fürohin zu 
künfftigen vnnd ewigen Zeiten dem genannten Hanns Praunen, 
seinen erben ynnd nachkhomen zusteen, yimd auff die wißen so 



I 
I 



er, Hanna, innhatt, vnnd daß RiedtmülIerB gewoßen ist, on menige- 
lichs irrung, Isufien vud zugeen, veriiolgt, ancli damit geballten 
werden soll, wie n&ch steet. Item alle iaistin, die vom vich kompt, 
80 über obgemellteii proiin(?n geet vnnd geeii würdt uder soDst 
gefeit, wie sich das sctiickhte, soll iuen zusampt dem wasser 
gedeihen, von allermenigelichem onverhindert. Item es sollen auch, 
jetsund vnnd zu öwigeii zeilten, die waaserti'ög ob dem gi'aben 
gelegt vnd gestellt werden, wie die jetzund ligen, damit Hanns 
Prauneo seinen erben vnnd nnchkhoineii, oder innhabern obge- 
inellter wißen onn dem wasserflnß vnnd der faistin, wie obsteet, 
khein hiiidcrong, oder abbrach widerfar. Vnnd ob sieb begeh 
inn künfftig zeit, das gedachter pronn an andern ortteu, dann er 
jetzoader laufft, wollte außprecheii, so soll Hannßen, seinen erben 
vnnd nachkliomcn gegündt vnd erlaupt sein, ob sie gemellten 
proimen, vngeaarlich wie er jetzt laaETt behauten, vnnd nuff ir 
wißen priiigeu, oder verfa^jaen. Das sie dann das tbun mögen, 
vnnd deß gewallt vnnd juacbt haben sollen, on juenigelicbe iirung ; 
doch haben die vonn Martißraos, ir erben vnd nachkhomen, ge- 
wallt vnd macht, obgemellten pronnen zu nutzen vnd »u nießen, 
mit wasser zuholen, vnd vicb zu drenckhen, wie die notturfft 
erfordert; dargegen sollen sie denn pronnen inn ehrn hallten, wie 
sich gepürt one geuerd. Item alßdann die von Martißmoos vor 
vil jaren der schefferey halb, von Effringen, nach vonn der äckhor 
wegen aufi' dem biller zu Alartißmos gL-legon, kundtschafft erlangt 
vnd die tidimiern lassen, wollen die vonn Martißmos dieselb ir 
gerechtigkhait hierinn auch geöSert vnd geöfi'net haben, laut der 
erlangten brieff, all bOß feind list, vnthrew vnnd geuerde, inii 
allen obgeschribnen puncten vnnd artickheln vor mitten vnnd 
hindan gestölt, vnd des alles za waren vrkhundt, so haben wir 
ohgenanuten herrn Vogt zu Calw, zu beuestigang alles so biL-oben 
steet vnnd inn dißeni libell begriffen, mit vleiß gepetteo vnd er- 
petten, das er sein aigen iunsi^el (doch ime vnd seinen erben, 
Boch vnßerem gnedigen fürsten vnd herrn, dero oberherllch vnd 
gerechttgkhaitten one schaden) offenlicb thun benckhen ann dißen 
brieff mit vorbehaltung diß Ordnung vnd libell sampt oder sonders 
abzntbun, au widerüetfen, zuuerendern, zu mindern, wie jederzeit 
nach gestalt der sachen, vnnßern gutbcdunckhen, willen vnd ge- 
fallen nach gefeilig sein wurde, on menlgeliche irrung, widen'od, 
vnnd eintrag, iiin orafft diß briella, der geben ist auff den andern 
monatztag Uecembrls, vonn Cbriatj vnnßers lieben herrn vnnd 
einigen hailandts gepnrt gezelt tbaußendt fQnffhundert fünffi:zig 
vnnd acht jare. 



STUTTGART 



KARLIJOLI. 



84 



DAS ALTE FLECKENBUCH VON 

MÖTTLINGEN') 

Vom Schwein hürtten Erstlich was für junge schweiDlin vor 
pfingsten gefallen, sollen vnnder den hürtten getriben werden vnnd 
ganzen lohn geben. 

Zum andern, wan einer vier haupt vndern hürtten hatt, soll 
er ein laib brott geben. Wan aber einer yber vier hauptt hatt, 
soll er zwehn geben. 

Item wan ein kosell hie im flecken junge macht, gipt man 
von der kosel wegen ein wehn laib. Andere, so von derselben im 
flecken kauffen, geben nichts. 

Item wan einer vsserhalb des flecken sew kaufft, es sey zuo 
welich zeitt es wöll, wan der hürtt in das feld fahrt, soll er ein 
wehn laib geben. 

Item was vor Michaelis feltt, soll halben lohn geben. 

Item wan einer vor Michaelis ein schwein vundern hirtten 
dreiben wurdt, soll er halben lohn geben, so er aber nach 
Michaelis vnndertreibett, derff er kein lohn geben. 

Item wan einer schwein im stall heltt, die tribig wehren, 
soll er den lohn geben. 

Vom huetiürtten vnnd anderem rinder vich Erstlich was 
vfiP die pfingsten vudern hürtten gehtt, muß den ganzen lohn 
geben, wen ers ybern summer beheltt; so er aber dasselbig vich 
oder rind wider verkaufft vor dem johannestag, soll er halben 
lohn geben. 

Item was vmb vnnser frawentag vndergetriben württ, soll 
halben lohn geben, zur herbstzeitt. 

Item man soll khein milchkalbin, auch andre stierlin in die 
auchtweid treiben, biß sie dritthalb järig sind. 

[Item es ist einer ganzen gemein meinung, das der hürt 
well im früling anfahe außzufaren, so soll der hürt anfahen zu . . . 
er drib oder nit die auff das jar dreiben will so solich sent Jo- 
hanß tag die soll er gleich verhüeten, wenn er nit will dreiben, so 
derf er sie auch nit verhüten. 

Item es ist einem ganzen gemein meinung, das der hürt 
auf sendt Johanß tag, so ein will die kelber dreiben so soll er 
gleich dieselben verhüeten, er heb gleich so vill das er well] ^). 



1) OÄ Kalw. 

^) Das in der Klammer stehende ist später hineugefügU 



85 



Von den wissen, wan sie verbant oder offen seyen Erstlich 
' aolleu die wisen vier eeben tag vor Jeori beschlossen vond ver- 
botten sein, dz niemand dnryber reitten noch fahren soll. 

Zum andern was für erabdt wisen zwischen den aweyon bruklin 
ligen, sollend die die außfahrtt mit hew vnnd embdt gegen dcra 
bmcklin an der straß haben. 

Zum dritten was vnnderhalb des almandt brucklius fUr wissen 
I Tnnd meden, die man ombdct, vnd eo mit die emhdtwissen 
I strecken, ligen, sollen bey dem almandt bricklin, heraufi dem 
wassern zuo fahren. 

Zum vierdten, eo vil die holzwisen belangt, solleQ dieselben 
so ir fatter beim wdllen für reo, dem bomgärttlin znu, ybern 
wassern herauff »nnd gar nit yber die embdtwUsen fahren oder 
wo sie sunst hinaufF kind '). 

Yereaichnus, wie es mit den alten vnd newen krauttgärten, 
so vnder die burgerecliafft vßgethsilt, vnd vndersteint worden seind, 
gehalten soll werden. 

I Den allen Eivtlich wann einem bnrgers khind im fieckhen 

in alten krautgärtten ein gart so gros alls deß pfarrhers, oder 
auch grösser erblich anfeilt, so soll er den behalten; da er aber 
einen in den nowen kriinttgarten häl, soll dieselbig dem fleckben 
wider heim vnd zufallen. 

Zuem andern, wann ein bargers khind, oder ein anderer, es 

I eey wehr er wöll, ausserhalb des fleckhena sich heußltch oder 

I bürgerlich hielt, vnd es zuem vhal kompt, die vQlendiache oicht^ig, 
weder an allten, noch newen krautgarten. . . . 

Zuem dritten, soll auch kheiuer kheiu krauttgärten, er sey 
alt oder new khaufien, noch verkbiiufien, vnd wa das beschehn, 
soll derselbig krautgart dem fleckben heimgefallen sein. 

Fürs viert, soll auch kheiner kheiii, weder alt noch new 

. krauttgarlen mit hanf- oder anderen samen besamen, bej straf 
eines pfund bellers, sonder andern gleich kraut darinn ziehen. 

' Zuem fiinfften, wann einer will raiat in sein krautgartten 

fieren, so soll ers vor Georgy thuen, waver einer nach Qeorgy 
allererst wolte tungen, so soll er andern ohne schaden fahren, es 
sey dann, das er vf ihme selber khonte hinein khummen, den 
n&cbbarn ohne nacbthail, da es nit wurde beschuhen, so soll er, 
dem er schaden getfaan, ein abtrag thuen, vnd dem fieckhen von 

I einer ieden fahrt geben fünf Schilling zur straf. 

Volgen die newen Erstlich, wann beede ersten ebegemächt 
todtz verechaiden, Bolln der genutzte krautgart dem fleckheu 

i| Folgt ein Gültoeriekhms „Schätzung der gmein eu Möttlingen 
auff das 1570 iar, auff den 13 Oetobrü eamen geachrHien", dann 30 Blat 
f wmI weiter 60 Blat, toeitere dergl. Schalungen biß 1500 folgen. 



36 

widerumben zuo vnd heimfallen, vnd so uewe barger wehren, 
wellicber der eerst ynder deDon neweo burgern ist, solen am ersten, 
waverr ein krautgart ledig, wan er khein bat, ihme gegeben werden, 
vnd soll dem fleckhen erlegen fünff scbilling. 

Zuem andern in newen krautgärten soll ein weg ^) von der 
allmeind vnden herauf zuo wandlen vnd gehn, gegeben werden. 
Actum den 22 february anuo 1602. 

Niesung der stupflen Eb soll einer ein acker mit kom 
oder habern stupfflen, so ors geschnitten oder gemaytt hat, in 
khein weg machtt haben vnd zuo schniden noch zuo mayen, son- 
dern stehn lassen. 

Dreplucken Auff der weylomer riettwiß soll ein drepp 
Inck gegen der straß zuo hew, embtt, vnnd vichtrib offen seyn. 

Item auff der waidtwissen soll am genß wessemlin ein drepp 
lacken zuo hew, embt, vnnd vich trib offen sein. 

Item am stich soll zuo aller glegenheit bau wen vnd fahren 
ein dreplucken offen sein, auch zum vichtrib. 

Item auff dem brunnen acker soll ein drepluck, zehen 
schuo weit vom büreubom hinder dem weyllermer ^) hoff, am 
gerttlin zuofahren vnd vichtrib offen sein. 

Item auff deß Bluuders grossen acker, hinder dem hirsau- 
wischon hoff soll zur fartt aller glegenheit auch vichtrib drep 
lucken offen stehn. 

Von embtt wisen So ainer embdt mit der segessen nit 
niessen khan, soll er mit roß vnnd zugvich seines gefallens 
etzsen, vnd nur (?) biß auff S. Michaelstag. Darnach so! ein 
gmein fuog vnd macht haben zno im zuo schlahen. 

Holz wissen Die holz wissen sollen auff s. Jacobstag abge- 
mäget werden. 

Darnach so vil der außlendischen belang, sollen sie ihre 
wissen auf S. Jacobstag mit der segessen ' niessen, nachmals weder 
mit roß noch vich darauff fahren. 

Vom acker baw Es soll nach s. Jacobstag keiner mehr 
yber das bawfeld (reitten, oder fahren), das zum bauw gericht ist 
vnnd wo einer jm bauwfeld ist, der zu acker geht, roüst fürtt, 
oder sonst soll er den nesten von seinem gutt der almand zuo 
einem ander zuo minderm schaden reitten oder fahren. 

Vonn der niesufig der stupfflen vff denn 12 Augusij anno 
1610 Es ist gautzer burgerschaff maining gewesen, wann ainer 



^) hier eingeschaltet: Oben, 
«) WeOener = WeOder Städter. 



37 

ain ackber mit körn hat, der in geschniden bat, der sol in nit 
mehen bey straff 1 fK h. 

Item sover er in nit scbneytten kann, so sol er in meben. 
Item wann ainer ain ackber mit babern gescboiten bat oder ge- 
mebt bat, der selbig sol nicbmer nacben mehen bey straff 1 fi^ h. 

Item wann ainer oder eine, sey gleich frauwen oder dechter 
oder metlin, die in der auchwaidt grasen, die selbig sol zur straff 
geben 2 ^. 

Vff den driien februwary anno d, 1625 *) Ist einer gemeindt 
mainuog wan einem ein banflandt oder krantgart oder ein halben 
morgen ackber in einer zeig velt mangelt, soll er macht haben 
ein vmbbrecben weitter nicht; sover aber einer weiter ymbbricht 
soll man macht haben ihmen das selbige zu verderben vnd ver- 
wiesten. 

Vonn der niesung der holz wisen Wan ainer sein holzwisen 
zum bay mehet so sol er nicbmer nacben meben bey er straff 1 IL h. 

STUTTGART KARL DOLL 



ZUM DEUTSCHEN WÖRTERBUCHE 

Nachbote : dahero wollen wir dem Nachboten ein Gang sparen 
Quasi vero 69. Alem. XIII 134, 1. 

NachMcmg: Ein guten Nachklang nach meinem Tod, man 
wird sagen : der Mann bat für die seinigen gesorgt usw. eine reiche 
Erbschaft hinterlassen. Quasi vero 58. 

Das Posthorn bat ein üblen Nachklang 94, 
Nachläuten: Ein Schneider zu dem Küster kam ^^^^ 

Und sprach: Glück zu du mein Gompan ! ' 

Wir beyd ernähren uns mit Strängen, 
Du mit Läuten, ich mit Hängen: 
Ich zieh auf, und du ziehst nieder, 
Wem wir nachläuten, der kommt nicht wieder. 
Lachende Schule 77. Alem. XIII 282 oben. 

Nachrauchen swv. Von den Helvetiern zu Cäsars Zeit : aber 
nur Vs ^^^ zurück, der in der nachraucJienden Aschen die Stellen 



^) Diser Äbschnit unterbricht (auf eine lergeblibene Seite ge- 
schriben) den Zusammenhang zwischen dem vorangehenden und dan 
folgenden, mit welch lezterem das Buch abschließt. 

«) Alem. XII 151 ff. 



88 

der alten Wohnungen suchen musste. Versuch einer Gesch. der 
Handelschaft der Stadt- und Landschaft Ziirich. Zürich 1763 
S. 13. 

Nachschleppen intr. mit persönlichem Suhjekte: ihre edle 
Familie die ihr nachschleppete. Die Geschichte der Marquudn 
von Pompadour. Aus dem Engl. London 1757 S. 47, 

Nachseufzer der herzbetrühten Frau Ehgemahlin an ihren 
liebwerthen Ehe-Herrn Seeligen. Churer Leichenrede 1726 auf 
den Rathsherrn Gubert de Pestdloeza. 

Nachsinner: Plinius ein grosser Nachsinner der Natur schreibt 
usw. Verid. Germ. 113. Atem. XIII 188 Anmerk. 

Nachteule: quasi yero, sagt der hinkende Bot, herauß mit 
der Nacht Eul sie gehört nicht unter die Kinder des Liechts. 
Quasi vero 89. 

Nachtfeuer : Als mein Vater neulich in der Nacht reisete, 
begegnete ihm ein solches Nachtfeuer, welches man insgemein Irr- 
wisch nennt. J. P. Caspari Gymn. Trarb. Beet. Tirocinia Äyn- 
tactica. Büdingen 1762 8. 141. 

Nachtmantel: ein viereckige Hauben und ein Nachtmantdf 
dann bin ich eben ein solcher Doktor. Quasi vero 51. 

NachtmiicJdein: Ist dein Aug ein Schalck, weil ich gut bin? 
die NachtmücJdein verbrennen die Flügel, wann sie das Liecht, so 
ihnen nicht gehört, wollen auslöschen. Quasi vero 111. So fliegt das 
Nachtmücklein nach dem Liecht, embrassirts und verbrennt die 
Flügel 93. 

Nachtpredigt: ich (sagt der Wiedertäufer) hab vorhin, wie- 
wohl unverschuld, verweißlich hören müssen, dass nach unseren 
Nachts - Predigen die Liechter außgelöscht werden usw. Joh. 
Münch: Evangelium Beformatum, das ist Abermaht-Neu lustiges 
Gespräch zwischen dem Teuffei und dreyen Ketzern Münster i, W. 
1617. Neu aufgelegt Köln 1751 8. 163 Alem. XIII 278 unten. 

NachtscMubey Nachtmantel, Schlafrock : leinete sich der König 
ati ein Dischlein, stundt auf einem Teppich in einer langen seiden 
Nachtschauben. Erkenbrecht Koler, Alem. XIII 42. In Tuchers 
Handlb. ebenso BW VII 213. 

Nachtreten: muß dann allzeit des Glücks Nachtreterin die 
Mißgunst sein? Quasi vero 106. 

Nadelspize, verstärkende Negation : würde sie nicht einer 
Nadelspitze werth zur Ruhe des menschlichen Geschlechtes bei- 
tragen, sih „nachschleppen*^ S. 113. Zum BWB VII 256 wo 
dise Bedeutung feit. 

Nadelstich: das war ein Buhiilet Nadelstich, den die Meisterin 
gar wol verstehen konte. Lachende Schule 8. 47. 

Ni'ihebank f. Da spränge der Narr vom Rathauß nach Hauß 
vor Freud auf die Nehe-Banck, nähme die Nadel usw. Die La- 
chende Schule S. 6. 



39 



JfiÜiaiaig l. Annühanuig: olle vertraute and geboime Näh^ 
rmg^ sih oben „«ocAsFÄfapp«»" S. 59. DWB YIl 399. 

Narr: die Spülmtigd, das garstige Tier, will aucli nioht 
ambaonsl Narr aein nnd die bekombt auch eine Verehrung. Bader«' 
matomie, Akt». XII 151, Nachbnr >) 140. 

Narreakram; ich werde Dunmehro gantE überdrüssig (ob de* 
Calvieisclien Tockenkrämerei) muß ilim derowegeu selueii Itocuß 
rürleBCD and eine gute Sau gebeo, und also mit floinein Narreti' 
kram abweisen. S. 357 J Müneh 1617. 

Narrenzoll: derowegen, wie Suidaa gehreibt, wurden ale vor 
Zeiten KU Alexandritt (die Stern kundigen) unter den Hey don go« 
duldet, aber mitsten einen Tribnt geben, den man grieohiiieh ßXa- 
KOVÖ^lOV tributuDi stultorum NarrentoM nendte, weil kein ruoht 
veratfindiger weiser Mann, sondern nur unweiae und ollrrlicho 
Leuth den Strern kündigem und Zigeynern naohgicngun vnd ihre 
Trüume bezalten. Verid. Germ. Alem. VIII 188 Anmcrk. J. 

Naßkitlei in äer Lachenden Scliute 145. 

Naturschwärmer in der Sienenxächtcr spräche. 

Nä>enausrupfen n. was vor ein Wollenwerk bekonipt ein 
Schäffer dnrch Bein Nebenausrupfm ! Bauemanatomie 70. 

Nebengeschöpf: und w&re es gleich vurIa«ion (ein laldande* 
Tier) auf einer wüsten Insel, ohne Anblick, Hpur und lloflnung 
eines hülfreioheii Nebengeschöpfes. — Abhdtg. über den IJmjir. it. 
Sprache v. Herder. Berlin 1772 S. .3. 

Ntäienvergnügen n. N daß aio dum Hau>n duH Herrn von 
Sonbiza einen Gefallen erwies; aih „nachschleppen" II Teil (17 
(1760). 

Ndjenxufall m. scheinbar wider einander ittreitvtidti NelienMW 
fälle, stA „nachschleppen" S. 111, feit DWB VII fill. 

Neidhart: ich vermeynte, ich Kibso mitten In iDoJDKni Olllob, 
da werde ich von Neidhart heran ßge werfen, Qwui vero 107. 

iVeun Augen: alles Hingen und Kagen ist uudisonsl: dsr 
Baur bleibet auf seinen neun Augen. Bauernanatomie 104. 

Neunfaltig von dpn Bauern: eJnnttig von Ausiinn. neuw 
faUig von innen. Bauernanal. 4. UWB VII (iHM. 

Niederbrechen in der Rennsportiprache : Kelhaly, der fUiif- 



'> Nagelnew \ Sauren Anaiumia | OiUr: | Brpraniintalion | dtß 
BaurmStatOn \ In tetkher t Ver hrsUigtn flaurm ArgUttigkrit, lUißhm, 

I Sehtickheit, Büberey, GrobkM: Wu: auch ihr gaiUta TIum und Iveien. 

\ ikre Batio Status, itnd übttehe Venxrrtf^lung, durm nt *ieh matlna gc 
brauehtn, auch wo» bey drm ganttn liaufn Htandt yaeihnliek und 
Herkemanen». wat tU iaU*r jhiim nir fArrn. AenipUr hafnm und u/U 
»dbige ron iknm gefuhrt und bfdimet arrdrn. [ OitiUt ufparthtyitdt #u 
jedtrmannt IfantMii^ mnd dietdithen Niuhrkht aufi treuem tVolmMnm 
eitidedut ujtm. amßg^friigl und heraußt/rgrlim | Von | PVtrmtino WitSr- 
■MMif, gtttjäkrigem PriaUm im Oorif QnereeUnui. OarurM im Jahr 
U7*m OM 8. 



40 

jährige Beugst von Cambuscan a. d. Cataclysm iet niedergdbrochen 
und für Rennzwecke untauglich geworden. Herrn 0. 0ehl8chläger*8 
Idea V. Glenelg a. d. Item ist im Grossen Berliner Jagd-Rennen 
niedergehrochen. Aus Tagesblättern, 

Niederhüchsen : er hat manchen schlaffen geleget, er hat da 
und da einen Reuter darnieder gehikhset. Bauernanatomie 78, 

Niedermetall in einem Vertrage Oppeln 1537 bei Steinbeck 
II 186 : dagegen wird ihm und seinen Erben y,von allen den 
Erzen Ober- und Nieder-Mctall, die auf seinen mehrbemelten 
Gründen gewonnen werden, von dem zehnt oder urbar ein vierter 
Teil überlassen". 

Niederschleifen swv. also daß die einfältige Leuth (Bauern) 
allein in Franckenland 239 Klöster nidergeschleifft und verbrennet. 
S. 81 JMünch 1617. 

Niederschlucken swv. man kann von Knoblauch bey nüchter- 
nem Magen zwey oder drey Stücke nieder schlucken oder auf Butter- 
brod essen. J Friedrich Zückerts Medicinisches Tischhuch 2, Aufl. 
Berlin 1775. 

Niedlichkeit: Italien fuhr fort, seyne Kleyder, Spezereien, 
Früchte und andere Niedlichkeiten den Deutschen zu liefern, worzn 
eben Zürich und Augsburg die Kanäle waren. Sih ^yNachraiuchen^^. 

Nickel: Bauren Nickel; Nachbar Nickel o lieber Nickel^ da 
hast mein Hand! Quasi vero 109. — Es ist auch ein herrlich 
Werk, wann unser Sohn Nickel ein Bräutigam. — Das ist das 
beste, wann Freund Nickel tauffen lasset. Bauernanatomie 130, 

Nobisküche f. Lutherischer: Es ist gewißlich Nöbisküche und 
des Reichenmanns Vorhoff, nemblich die Hölle. — Jedoch dünckte 
mich besser seyn, daß die Seelen mit den Leibern zugleich stürben 
als zusammen in Nobiskiichcn immer und immer das Kerbelmuß 
hacken, des Reichenmnnna Kirchhoff besitzen und darinnen ewiglich 
müssen verbrennet werden. 8. 36. 37. JMünch zum DWB IV, 
2. 1617 Sp. 321 ff. 

Not, Pisszwang-Not: das ist die do mit Nötten Tröpflingen 
härmen (strangwiriosis) — daz ist wer mit Not zu stol geet. 
Welicher mit Not netzt, der trinck Gummi. — Ist gut stran- 
guiriosis das ist, die do mit Not netzen. Wer mit Not zS stSl 
gienge. Incwnäbely Botanik, Mainz? 

Notwerk, In dem Berichte über Tarnowitz heißt es bei Stein- 
beck, Gesch. des Schlesischen Bergbaues II 186: Klinswerk (feit 
DWB) hiessen die Halden, worin sich kleine Erze befanden. Man 
nannte sie Notwerk, weil, wenn die Wasser überhand nahmen oder 
sonst Unfälle eintraten, man sich veranlaßt sah aus Not zum 
Haldenklauben zu schreiten. Die Arbeit selbst hiess klinseln, klen- 
seln und die Personen, welche die Arbeit verrichteten, nannte man 
Erzklauber oder Klinsler und noch 1788 nährten sich arme Leute 
und deren Kinder vom Ausklauben der alten Halden. Ein Verbot 
18. Aug. 1573: Die Hutleute und Arbeiter sollen Klinswerk und 



41 



I 



Nolwerk gur nicht mehr vor eich selbst arbeiten nouh wABcheit 
nud den Gewerken verltanfen, sondern ein jedes Gewerke soll sein 
KlioBwerk und Noheerk aelbaten arbeiten oder waschen. Zum 
DWB wo es feil. 

Ntißbrawte Haare, sih „nachscklpppen" S 173 {von d. Pom- 
padotir). DWB VII 106 (Langbein). 

Nachbild: Kann eich niuht Batt um kleinen Doolin sehen 

Und wünschet, dnß er bald des Vaters Nnchbild sey. 
AUing^, Doolin v. M. I 9 mm Wieland enilehnl. 
NaMrütkti vom ßisen: 

Sein Brüllen, nachgtbrvlU 

Von allen Bergen, giebt die fcyerliche Kunde usw. 

AUtinr/er, Blkimberis VI 02. 
NacJifrost: ee darff auch diese Backe nicht tieff gosvcht, 
eondern nnr ein wenig der Berg überzogen werden, damit die 
NachfrGste keinen Schaden thun können Abkdlg. Anfang IS. saec. 
Ober- und MitIcH. noch üblich. 
Nachmalen .■ 

Es schien sie fodern mit Prahlen 
Die HnyHum' auf ihr diesen (Bluraenflor) nachzumalen. 
Aisinger Doolin v. M. VI 33 nach Lessing und Rabener, die 
mil Wieland ausgebeutet werden. 

Nachrichlung. Es ist von einem Traktätlein die Rode, das 
Knler flbersetüte: welches verhofflich nicht ondienstlich sei" und 
allerlei gute Nachrichlung geben wird. Erkenbrccht Koler 3tia 
Zündt man des Nachts ein Feuer an zur Nai'hricIUung der Schiff 
YDd Galeeren. Bl. 107a DWB VII 104 ff. 

Nachschäufier: beim sog. Sturz des Kastens, worin die Re- 
gierung Getreide reservierte, musten 1 Äktuarius, 2 Urkondsper- 
sonen, 3 Stürzer nnd -Vac/iseÄdii/fer (Meßer) zugegen sein, Controlle 
des Kftstenknechts. Alltoirtembergiach. 

Nachsteher in der Lese, poststans. Zcibig Urkunden}/, des 
Stifts Klostemeuburg I Einl. Note, worin die Arbeiter aufgceäU 
werden 5, XXVIIL 

Nähraiim m. Denn frühe schon verschmähet Ädclhaide 
Den Nührahm, und die feige Ruh, 

Alxingcr, Bliomheris II 12. 
Narreninsel: W&r' unser ^Ir Jenball nur eine Narreninsel, 

Ovid' ein Geck und Wieland selbst eiu Pinsel. 
ALringer, Doolin v. M. VI 3. 
- — denn schützet wohl ein Thron 
frecher Schmähsncht Natterbissen? 

AIxinger, Bliomberis I 48. 
Austheilung der NalurgiUer auf der ganzen 
Weieheit lehren. H Sander Oeconam. Nahtr- 



NaHerbifi: 



Natur gut : 
Erde kann euch i 



I ffesehkhle für den Lamhnann I 33. 

Naturhaushaltung f. : dagegen hört n 



D jetzt die Blauspechte, 



42 

damit es nie an Feinden in der NaturhaushäUung fehlen möge. 
H Sander über das Große und ScMne in der Natur. Leipz. 1781. 
Erstes^ Stück 'S. 13. 

Nebelgrau adj. oft hinge mir nebelgrau 

Vor dem Gesicht 

Älxinger^ Bliomberis I 42. 
Nebelvorhang: 

Noch dehnet — 

Sich über Fluren, über Haine 

Ein Nebelvorhang aus und schleyert ihre Pracht 

Älxingerj Bliomberis 1 117. 
Nebenstatuen: vier Nebenstatuen tragen die Figur Louis XV 
zu Pferd. H Sander Reisen 1 102. 
Neidenswürdig: 

Nun sah ich erst, wie neidenswürdig ihr 
Wie schön Flandrine sey, wie ganz ein Engel! 
Alxingerj Doolin v. M. VII 42 von Wieland entlehnt* 
Nessel bildlich: daß ihn der Eifersucht schmerehafte Nesseln 
brennen. Älxinger^ Doolin v. M. Zu BWB 7, 622 unten. 

Nester heißen in der oberd. Winzersprache Auswüchse an 
dem Rebstocke, wärend die Winkeltribe ,Aberzäne' genannt werden. 
Der Weinbau von Freiherrn LvBabOy 2. vermerte Aufl. Frkf. 
a. M. 1885. 

Neugiervoll adj.: Und fragte mich mit neugiervöUer Miene. 
Alainger, Blionib. VII 46. 

Neulichkeit: Tortona gehörte einer Herzogin von Braon- 
schweig, welche in Neuligkeit gestorben. Erhenbr. Koler 106a. 
Auch im DWB. 

Neusae heißt derjenige Plaz, wohin erst neue Reben angelegt 
werden. Oberdeutsch. LvBabo. 

NichtChrist: der N der entweder immer ein böses Gewissen 
hat oder schwache und schlechtgesinnte Götter anbetet usw. H San- 
der über die Vorsehung 1780 S 43. 

Nieder fliegen : So viele Pfeil auch schon und Lanzen nieder- 
flogen. Alainger, Bliomberis III 4L 

Niederhauen vom Tode dem blinden Bogenschüzen, der das 
Beil ansezet, — alle feilet, alle niederhauet. Leichenrede auf 
den Fürstabt Adelbert von Fulda 1714 von P Wendelin Hardings. 

NiederknaUen, nach Klingers Sturm und Drang: 
Laßt alle Wetter niederknallen 
Hebt alle Welten aus dem Gleichgewicht. 

Alxinger^ Doolin v. M. X 64. 
Niederschicken: 

Die Flur, worauf die Wolke tief und falb 
Herunter hängt, worauf sie Blitze nieder schicket. 

Alxinger, Bliamb. VII 4. 



4:3 



Niedertropfen : 
Den Rachen (Drache), der mit Zähnen vullgeetopft, 
Grüngelben Geifer niedertropft. 

Doolin V. M. III 10. 
Nuß, taitbe: 

Was wider ihn beweist, wiegt eine taube Nuß. 

Älxirifier, Bliomberis lY 24. 
ABIRLINGER 



SITTENGESCHICHTLICHES 



I 



1 VON DEN FRANZOSEN 

Unter allen Nationen aber, so in der 'ganzen Welt zn finden, 

bat man von jederzeit her keine mehr der Unbeatändigkeit be- 
schuldigt als die Franzosen. Julius Caesar, welcher large Zeit 
mit ihnen umbgangen, würfts ihnen .oft für. Ja die Erfahrung 
gibts, daß sie von der andern Völker aogebornen Beständigkeit 
sehr weit entfrenibdet sind, welches nicht allein ihre Gesetze, die 
sie nicht lange halten können, sondern auch ihre Art und Manier 
zu leben, ihre Kleidung, ihre Sprache und die Begierde, ho sie 
EU allen Neuerungen haben, genogsam ao&weiaen. 

Die Franzosen empfangen fremde Völker viel höflicher und 
freundlicher als mau bei andern Völkern zu erwarten, ihrer Gäste 
Sitten auch ehender annehmen und deren Esempeln folgen ala 
andere störrische grobe Nationen, die sich einbilden, daß sie ihnen 
selbst unrecht tun und ein unanständiges Werck begeben würden, 
wann sie ?icb andern Völkern in einem oder andern gleichatetlen, 
und dadurch bekennen sollen, daß sie zeithero nicht gewußt hätten, 
was wol oder übel stände. Die Franzosen sind hingegen so offen- 
herzig, daß sie ihre Meinung, die sie von Dingen haben oder ihre 
Trachten und Gewohnheiten gar gern verändern, wann sie etwas 
an den Fremden finden, diiß ihnen besser vorkommt als ihres 
Landes Sitten und Gebräuche aeyn. Andere Völcker. wie sehr sie 
sich auch der Beständiskeit und der Geduld in allen Widerwärtig- 
keiten rühmen, übertrefien dennoch die Franzosen nur allein darin, 
daß sie ihre Ungedult und UnbeBtiLiidigkeit besser als diese be- 
decken und simuliren können. 

Also würden von den Nordischen Völkern, welche eine ange- 
nommene GravitiU in Worten, Sitten und Geberden an sich hätten 
and solche für ein Stück der Weisheit hielten, die Franzosen für 
leicht uud uubestündig gebalten, da es doch in Wahrheit nichts 
anders ist, als daß sie fertiger, geschwinder und thätiger in 



44 

allen Dingen seyn als die Nordische und da an ihnen die Weiß- 
heit würcklich zu verspühren seyn wird, andere davon nur den 
äusserlichen Schein und Schatten hahen. Ja man könnte die Fran- 
zosen sich rühmen lassen, sie seien die heständigsten unter allen 
Nationen in Politik und Religion (?) usw. Die Franzosen aher, 
sowol wegen ihrer Fürsichtigkeit und Courage, als wegen ge- 
schwinder BegreifiPung aller Künste und Wissenschaft berühmt 
seyn, so tut man ihnen ja groß Unrecht, daß man sie der Unbe- 
ständigkeit bezüchtigen wolte. — Einer wendete ein: wiewohl die 
Franzosen nicht unbeständiger wären, als andere Leute, so sey 
dennoch ihr hitziger und flüchtiger Sinn und die Fertigkeit, die in 
allem ihrem Thun und Reden erscheinet, die einzige Ursache, 
warumb man sie für unbeständig und leichtsinnig anfQhr. Solche 
ihre Beweglichkeit sei vielmehr auf den Ueberfluß und die Menge 
der Lebensgeister zu legen — so die einzigen Urheber aller un- 
serer Aktionen sind — und zu deren reichen Generation und Fort- 
bringUDg die gute und ^gesunde Lufk, worinnen sie lebten, wie auch 
der kräftigen Speiß und Tranck, deren sie genössen, nicht wenig 
Ursach geben usw. 

Gardanus meint, die Franzosen hätten einen so flüchtigen 
Sinn, weil es in ihrem Lande so viel Sturmwinde gebe, die sie über 
sich wehen lassen müsten. 

Collegium curiosum Das ist urUerschiedliche nachdenkliche und 
Sinnreiche Discurs und Gespräche usw. Frankf. a. M. In Verlag David 
Zumners. Gedruckt bey Joh. Georg Spörlin liS68, kl. 8^. 

2 VOM HAHN i) 

Die alten Teutschen führten vor Zeiten, wann sie zu Felde 
zogen, einen Hahn bey sich, damit sie durch dessen Exempel umb 
so viel mehr zur Wachtsamkeit aufgemuntert würden. Dannenhero 
haben auch etliche Mauleseltreiber annoch den Gebrauch, daß sie 
gemeiniglich einen Hahn auf den fordersten Esel setzen und andere, 
so ihre Thiere mit diesem Vogel nicht beladen wollen, machen ans 
dessen Federn einen Federbusch und zieren damit ihre Esel. Eben 
deswegen trug des Phidiae Minerva einen Hahn auf ihrem Helm. 
Man möchte aber etwan sagen, daß es der Phidias umb deswillen 
so geordnet hätte, weil sie die Göttin sowol des Krieges als der 
Wissenschaften wäre und weil bei dem einen soviel Wachtsamkeit 
als bey den andern erfordert wird. Weshalben und anderer dieses 
Vogels seiner Eigenschafl'ten wegen er ihr billich solte zugeygnet 
werden, dann wie bekannt, ist er so martialisch, daß er mannigmal 
kämpfet biß in den Todt und das mit einer solchen Fun, daß der 
Gaelius Aurelianus meldet, es sey zu seiner Zeit ein Mensch rasend 



i) Vgl SchiUers WaUenstein. 



I 



worden, welcher von einem Hahn io seinem hitzigsten Gekämpf 
^bissen war! Welches einem dann nicht t'remlid vorkommen muß, 
sintemal dnr Zorn nichts anderes ist, als eine kartze Raserei usw. 
Artaxerxes ließ dem Mörder Gyri einen kleinen goldenen Hahn auf 
den Helm setzen zum Zeichen seiner Tapferkeit, auch die Soldaten 
Beiner Heimat Cnria bekamen einen Hahn aaln Gewehr. Hahnenkrahen 
Zeichen des Sieges. Die Lszedemouier opferten auch dem Siege 
einen Hahn. Er ist auch dem Gotte Mars zugeeiget. Der Hahn 
sei ein junger Soldnt gewesen, der auf der Wache, da er Vulkans 
Heimhehr zur Venus dieser anzeigen sollte, eingeschlafen bis Mor- 
gens. Mars ward bei der Venus betroffen ; dai'um in einen Hahn 
verwandelt. In dieser Erinnerung krähte er sobald sich die Sonne 
dem Horizonte näherte. Er war auch der Latona, Ceres, Proser- 
pina, Mercar ;iugescbrlben, besonders aber dem Aesculap. 

Sokratos befahl dem Aesculap einen Hahn zu opfern, weil 
sein letzter Schlaftronk so wol operirt hätte. Pirrhus Heß, wenn 
er einen Milzsüchtigen kuriert hatte, einen weissen Hahn opfern. 
Pythagoras verbot Hahnen zu tüten und zu essen. Zu dem ist 
der Hahn ebenso wol als der Low ein Soniientier, der Hahn aber 
in h&herem Grade; Dann die Vögel, als leichte Creaturen, sind 
einer viel hitzigem und trocknern Art und Complexion als die 
vierfftssigeu Tiere und daher kompts auch, daß der Hahn einen 
Ascendant über den Löwen hat und mächtig ist, ihn zu altei'ieren 
uad durch seine Stimme allerhand Gestalten und Objecte in des 
Löwen Immagination zu erwecken, wofür er sich entsetzet. 

Zu Kochelle im ßallliause zog sich der Löwe vor dem Stier, 
mit dem er kämpfen sollte, zurück. Ebenda. 

S BARRECHT') 

Man bildet ihnen derlialben unter andern ein, die Entleibten 
fangen an zu bluten, wann derjenige hiniiukompt, der sie ermordet 
hat und weil gemeiniglich Blut aus den Wunden der Todten- 
körper fliest, wann sie bewegt und he rumbge werfen werden; er- 
schrickt abdann derjenige, der ein böses Gewissen hat, dergestalt, 
daß er große Mblie hat diu Bewegungen seines Gemütes stracks 
anfangs zn verbergen und sich nicht mit seinen Worten und Ge- 
berden zu erkennen zu geben. Die Ursache aber dieser Auß- 
stürtzuag des Bluts in Gegenwarth des Uebelthäters, ist, daß das 
Blut, sobald der Mensch kalt gworden, iu den Adern zusammen- 
rinnt and dick wird. Nach etzlicben Tagen aber trägt es sich 
KU, dos sich dos Blut widerumb zprlässet, gleich wie wirs an dem- 
jenigen sehen, so bey den Aderlässen in kleinen Becken oder sn- 
derm Geschirr aufgefangen wird, welches zwar erst gerinnt, her- 



') Vgl. Nibetunyenlied. 



46 

nach aber, wann die Wärme, so anß der Fäulung entstehet anstatt 
der natürlichen Wärme, die das Blut im fliessen hält, sich äussert 
and auftritt, so wird er wieder fliessig. Und also ist kein Wun- 
der, daß der Körper anfanget zu bluten, wann er von dem Scharf- 
richter beweget wird. Weil auch gar selten die Mörder entdecket, 
ja nicht einmahl Argwohn auf sie geworfen wird, als erst etzliche 
Tage hernach, wann die That verübet ist, hat das Blut 2^it sich 
zu zerlassen und demnach sich die Thäter nicht gern alßbald aus 
dem Staub machen, damit sie nicht eben dadurch, daß sie sich 
wider ihre Gewohnheit von einem Ort oder Gesellschaft absentiren, 
entdecket und ihnen nachgesetzet werden möge, sondern sich ohne 
Zweifel durch göttliche Yerhängnuß, jhrer Meinung nach aber 
damit sie sich desto beherzter beweisen wollen als ob ihnen solche 
Dinge nichts angingen, noch wol dabei finden lassen, wann über 
einem Entleibten das Zetergeschrei gehalten wird und es sich als 
dann oftmals zugetragen, daß der todte Körper gerühret worden, 
demfolgig geblutet hat, und der Thäter dermassen darüber be- 
stürzt worden ist, daß er sich Selbsten mit Veränderung der Farbe, 
mit Geberden oder sonsten womit verrathen. So hat man solch 
herausfliessen des Bluts der Gegenwart des Thäters wiewohl ohne 
Grund zugeschrieben. Dan, man kann darauß nicht schliessen, 
weil oftmahls ein todter Körper in Gegenwart des Mörders ge- 
blutet, daß dessen Gegenwart die eigentliche Ursache dieses blu- 
tens sei, weil unterschiedliche andere natürlichere und viel be- 
greifiPlichere seyn können ^). Ebenda. 

4 UNGLÜCKSZEICHEN AM HIMMEL ») 

Motto: 

Der Himmel ist erzürnt und glüht von Blut und Flammen 
Er sendet Bothen aus, er setzt sie in die Luft 
Die hochgesinnte Bott zu jagen selbst zusammen. 

Im Mayo 1677 sähe man über der Königlichen Dannemärk. 
Residenz Stadt Coppenhagen 2 große Armeen in der Lufft sich 
prasentiren. Selbigen Jahres im Julio stunde über der Stadt 
Mastrich in Brabant etliche Nächte ein großes Kreuz mit vielen 
Todtenhäuptern umbgeben und zwar in eben selbigen Tagen, als 
die Stadt Wisbii in Gothlandt über sich 2 grosse Armeen wie 
auch so viel gewaltiger Schiffs-Flotten in der Luft schlagen sehen, 
deren die eine sehr viel Bluts von sich geben. 

Im anfange des vorigen Jahres erblickete das guie Schwaben 
und die Unterpfalz unterschiedliche erschreckliche Himmelszeichen 



^) Bas Büchlein besizt die Kantonsbibliothek in Frattenfeld] mein 
l. Freund Joh, Meyer machte mich darauf aufmerksam. 
3) Zu Schülers WaUenstein. 



I 



an gansen Kriegsheeren, welche unter »tarkeii Donaern und Blitzen 
aufeJDander loßgiengca, hernach acliwarze Kreutzen, blutige Schweizer, 
feurige Kugeln, wunderliche Itcgcnbogen und viel andere nach- 
denckliche Dinge mehr, welche flelten guto Vorboten zu eeyn 
pflegen. 

Der Königliche Sitz Stockholm in Schweden wurde damals 
auch an seinem Uorizont gewahr Leichen, Drachen und feurige 
Kugeln, wie nicht weniger in der Normaudiu der darzamahl noch 
am Himmel schwebende Coinet, wie gewisse Nachricht einlielT, in 
■einen Strahl einen Srtrck soll geführet haben, darinnen ein könig- 
liofaer Leichnao) ganz eigentlicb zu sehen gewesen und der Juntua 
selbiger Zeit otregte der Sladt Cordna in Hispanien ein solch 
unerhörtes Wetter mit Donuern und Bhtzen, dabei sich viel böse 
Geister würcklich in der Lufft sehen laßen usw. Vorrade. 

SeduUiis die 2 UH 1683. 



6 ASTROLOGISCHES 

Ob nun wol diese groha Abgötterey ItLngst anffgehört, so ist 
doch davon soviel noch v her h lieben, daß allezeit Leuth gefunden 
worden, die sich au dem hitnmtischen Gestirn vergafft, deniselben 
all ihr Glück oder Dnglflck zugeachriebeo vnd so viel an ihnen 
dieselbe vergöttert — haben ihnen durch die Meister des Himmels 
Lanff, die Sterngucker, die nach den Monden gerechnet, was vber 
■ie kommen werde, die Nativit&t stellen lassen, sich für den male- 
ficiB aspeetibua vnd tranaitibus gefürchtet. 

DKM 1 141 (Dannhauer) 

Vnd haben sich auch unter uns leider solche nei^ujpoi vnd 
abgöttische Hternenknecbt gefunden, die ihre fata nicht in der 
Bibel, simdern in der Sternen Häusern gesucht vnd raanchmalil 
drttber zu schänden worden oder sonst in grosse kleinmütigkeit 
geraten 142. 

Dann die Siernseker, Planeten und Nativi tut stell er Augen 
Beynd tunckel mehr als Heb, der beim Tag blindt war vnd ibr 
Yorsag auß dem Gestirn ungewiß. Verid, Germ. 2, 



I fi ZAUBERISCHER SCHMID 

In dem eii Augsburg b. Äperger ersckinenen Vcridicus Ger- 
as durch loanncm Viatorem (Bilger) 1630 S. 141 heißt es: 
rör da, schwör dort, Geld, Volck, Pferdt und Reuter auf, frag 
und bedien dich letztlich deß Beltzebubs, dea Sathans selbst, wie 
die Vrgicht vnd Außsag deß eauberischen Schmids von Wertingen 
%, 1625 zu Dilingen gericht, erwiesen usw. 

ABIRLINOER 



48 



ALTE GUTE SPRÜCHE 

1 Wer einen guten Freund hat, der leibe ihm kein Geld 
und bitte ihn nicht zu Gevattern. 

Ochaenphüosophie 27, 

2 Hoffart muß Zwang leiden, wie die Schneider sagen 23. 

3 Wer sich einfältig kleidet, brauchet keine Schnär- 
brüst 23. 

4 Tanze nicht die quere 

Dein Gut wird doch wohl all. 
Du solt nicht mehr verzehren 
Als du erwerben kannst usw. 27. 

5 Man muß es gehen lassen, wie es gehet, schwere Steine 
sind nicht weit zu werfen 34. 

6 Das Pferd muß nach der Krippen gehen und nicht die 
Krippe nach dem Pferde 55. 

7 Wer die Kunst nicht gelernet hat, der Menschen Gemüther 
zu erkennen, dem rathe ich treulich, er lasse es bleiben und be- 
helfe sich mit der gemeinen Art. 

8 Wenn denn der Kerl die Tauffe gleich verlohren hat, so 
ist sie doch noch im Brieffe, wie jenes Botens seine Krebse, die 
ihm aus dem Kober gelauffen, als er sein Morgenbrot verzehrt 31. 

9 Man sagt aber: 

Salz und Brod 

macht Backen roth 65. 

10 Hätte man solche albernen Dinge nicht dazu gethan 
so dürfte man sie itzt nicht davon thun. Eben deßwegen sol 
mans abschaffen usw. 12. 



11 Lust vnd Lieb zu einem Ding 
Macht alle Müehe vnd Arbeit ring. 

Schwäbisches Mediz, Msc, 17 Jhät. (1642) 

12 Erfahren befürdert, kost aber vill — 
Versuch es denn, ders nicht glauben will. 

13 Der beste Arzet ist Jesus Christ — 
Kain Kranckher jm gestorben ist. 



Araney tliuet helffen waon Gott will, 
Wo HDderB niubt ist Dodtes Zill. 
Doch Ennst uud Erfabreahait darbey 
Soll man dem Eranckhen helffen Srey. 
Was bey Gott und der Natur nicht will 
Hilft Eunat und Erfahrbait nicht vill. 



15 Denn von der Hureu Stoltz nur mit einem Wort zn 

gedencken, eo ist ein gemein Sprichwort: ßa aey nichta atöltzei'ea 
ata ein reicher Bauer. Aber der Hnren-Stolta übertrifft den Bniier- 
Sloltz viel Meilen weit. 273. 

SeduUus d. S HB Alm. XIJJ 137 

16 Das gottlose Sprichwort: Hat Gott genommen, muß ich 
f wieder nehmen noch darzu im Munde ffibret 270, 

17 0, BO bleibet es wohl bey dem alten Sprichwort : Krieg 
und Pest machet selten fromme Leute! 270. 



13 Darum wem 



stehet, dem atebet ancb 



19 Ea ist ein altes gemeines, aber wohl wahres Sprichwort: 
B von Haren wird gesäuget, iat meiatenlheils auch zum Huren 
eiget. 172. 

20 Der Leibes und Gesundheit Schaden bleibt zwar bi&- 
weilen eine zeit lang aussen, aber endlich, wann das Kerbholz 
voll ist, liompts auf einen Hauffen 24. 



21 Dann einmal heut, was nit kan aohreiben und dichten, 
Das will zum wenigsten strafen uud richten. 

Veridieus Ocrvtattits 

22 Und wann man den Banrn bitt, so streicht er den 
, 20. 

23 Wann aber der Hund bellt, so entfallt ihm der 



24 Dann nach dem Sprichwort: der sich 1 
kleidet, der wird bald wieder 

25 Da ya Leuth, da vil Sire 
Bltltii(«r, Uamumli XtT i 



50 

26 Der Hagel im Birn- und der Reiff im Naßbaam d. h. 
fruchtlos. 107. 

27 Aber mancher würft oder gibt das Gelt beym Tag nnd 
Sonnen aus und suchts bei der Nacht vnd Liecbt yergebens 
widerumb. 125. 

28 Dise Einigkeit mag nit bestehn noch erhalten werden, 
man massige dann die unordentliche Begierd mehr und mehr zu 
herrschen. 137. 

29 Die Ruhe und Gesundheit deß Haupts steht in gesim- 
den, ganzen Armen vnd Bainen. 139. 

30 a Es müssen gsunde Bain sein, sagt das Sprichwort, 
die gute Tag tragen können und starcke Achsel auch ynd breite 
Schulter, die große Ehr und Würden. 174. 

30 b Mußte man nach Eayser Sigmunds Wort den Weeg 
treffen vnd der nit vber den Zaun köndt springen, müßte schawen, 
wie er sonst durchschlupfte. 131. 



31 Dann von gefallnen Bäumen will jederman Holtz brechen. 

A Oslanders Sterhpredigt. Tüb. 1607. 

32 Wann man den Zapfen nicht fürstecket, folgt nicht bald 
die Hopfen? 

Leich- und Löbpredigt auf die Fürstin von Ober- und 
Niederbayern Maria Anna. Saleb. 18 saec. 

33 Die alten bösen Wucherer haben ein Sprichwort gehabt 
and gesagt: 

Wer spricht, daß Wuchern Sünde sey. 
Der hat kein Geld: dos glaube frey! 
Lachende Schule von Buckard 1725 JlaU (Oesierreich) 

34 Dahero hernach das Sprichwort gekommen ist: Gib 
mir meinen Feind oder Mann heraus, ich will mich gar gerne in 
Güte mit ihm vergleichen 215. 



35 Die schlimmen Zeitungen fliegen stets auf Adlersfiügeln 
forti). 19. 



*) Die Geschichte der Marquisin von Pompadour, Aus dem Eng- 
lischen. London gedruckt fitr S. Hooper in Cäsars Kopf 1759. 8f^ II Teü^ 
Nachrichten 1760. 



36 Die HShe, welche sie erreichet haben, dienet nur blos 
ihren Hintern desto mehr za zeigen. 

(Äffen «. ÄH Birnüj II 47. 

37 V. P. Le CrouBt: g. Gestalt einem Bären sehr ähnlich, 
daß maa sich hätte einbilden soUen, er wäre eben erst in dem 
Schwarzwalde gefangen worden. II S3. 

38 An den Höfen giebt es viele Dinge, den Kopf sohwind- 
lich zu machen und nur wenige das Hei'Z za rühren. 91. 

39 FVauenzimmerherr Schäften, vornehmlich am Hofe, sind nie- 
mals von einem sehr dauerhaften Wesen gewesen. 101. 

40 In diesen Zoiteii, wo die Wahrheit ihren Aufenthalt bei 
den Gegeuffißlern genommen. 124. 

41 Wahrer Witz ist noch niemals undankbar gewesen. 128. 

42 Nichts aber beißt schärfer als die Wahrheit. II Vorred. 

43 ItatienischcB Sprichwort: Wean du Pabst werden willst, 
■o setze es dir nur fest in den Kopf, daß du Papst werden wirst. 1 1, 



^H Ui 

^B fli< 



44 Aber es gehöret mehr als ein Paar Schabe zum Tanze 39. 
Joh. Bechers närrisehe Weisheit oder tceise Narrheit, neue Aufl. 173i. 

45 Man sagt in dem Spriohworte: Von weitem her lügt 
aichs leicht. 41. 

46 Ein Sprichwort in Holland worden : Es gehet fbrt wie 
des TousBOUB Schiff. Ein Schwindler, dessen Schiflf, von dem ein 
ganzes Wellgeschrei gewesen, wie Blei sank, als es ins Wasser 
kam. 151. 

Man sagt im Sprichworte: es sey nichts einem Menschen 
80 übnlicb, als ein Affe und ein Schweizer. 154. 



48 
Uflhlrade 


War, wie 
gesclilage 


die Holländer im Sprichwort sagen, mit einem 
, neniHch der hat einen Sparren zu viel. 155. 


49 


Jeder ist 


seines Wurms vergewißt. (Bälde) 


50 
fliegt Übe 


Itenn wie 
r das Mee 


, eine Gans kommt wieder her, 

ÄBIRLINGEU 



iam 



52 



EIN BRIEF VON JOHANN STURM i) 

Im Codex Palatinos 1902 der Vatikanischen Bibliothek ist 
als Nr. 49 folgender Brief von Sturm eingeheftet: 

OrDatissimo & nobilissimo adolescenti 
Georgio Ludoico Hutteno 

Valde te oro mi Huttene: vt nobis Blotium concedas. Docet 
enim frequentibas anditoribus. Et munere honorario scliolarchanuD. 
dabis boc mihi, dabis scholis Dostris: qnas puto tibi charas esse, 
dabis yrbi nostr^: quae te hospitio excepit. Pro hoc effeci, vt 
Corputam habeas: literatam hominem Latinomm et Graecorum 
doctrinisy mathematicum dod solum fheoreticum : veram etiam 
irpaKTiKÖv. Linguam Gallicam teuet exacte et mores Gallorum et 
Italorum et Hispanornm cognouit. Habebis quocunque proficisceris 
Eruditum et suauem comitem: socium tuorum studioram. Si 
filiolus mens haberet jdoneam ad literas ^tatem: nullum malim 
quam hunc ei pedagogum preficere: et cum eo iu alias regiones 
mittere. Credo daturum te locum precibus meis: et concessurum 
quod petimus. Et nisi istnd crederem : pluribus a te verbis atque 
etiam rationibus vt istud faceres contenderem. Vale mi Huttene. 
Argentoratj 7 Jamiarij 1570. 

Joan Sturmius. 



Schon einige Tage vorher hatte Biotins denselben Gorputins 
an Hütten zum Reisebegleiter empfolen, wie wir aus Brief 41 des 
Cod. Pal. 1902 ersehen, woraus ich die betreffende Stelle hier 
mitteile : 

Cum generis nobilitate tum virtutis laude jnsigni adolescenti 

Georg Ludouico ab Hütten, Hugo Biotins J. V. D. S. d. p. 

Est apud nos Johannes Corputius Belga, quem nisi fallor Grom- 
bacchij pedagogum fuisse non jgnoras, homo fgcundissimo plane jn- 
genio pr^ditus, Lingu^ Gr^c^ Latin^ Gallic^ Germania^ et multarum 
pr^terea aliarum disciplinarum eximie peritus, mathematicus sum- 
musy poeta jnsignis et musicus egregius Quibus artibus rerum etiam 
experientiam non exiguam sculpendi quoque [et jn ^s incidendi ac 
pingendj peritiam adiunxit, adeo vt regiones vrbes oppida et arces 
exactissime describere] ^) et affabre pingendo sculpendoque expri- 
mere norit. Et quidem ne tam verbis quam rebus jpsis credas 



1) Alem, XIII 248 V. 21 lis: et [ad] astra. V. 24 lis salübri. 
^) Das in [ ] stellende ist am Bande geschrihen. 



63 



boDC ßuisburffi descriptionem, baue etiam D. Sturmy Rectoria 
I jma^inem, atque haec carmina ab jpso facta ad te mittere placuit. 
Sed hoc addenduni quod paene pr^teriaram jltnm non tantam ho- 
oeBtisaimo (so one loco!) ßred§ (quod oppidum Principis Auraicj 
est) esse natum verum etiam eins parentes tautia ifiaitijs ante 
hanc AlbaDJ tyrnnoidem poIluiBe Tt 300 vei 400 daleros liinc buo 
ßlio dum JD Academija operam Ijteria nanaret quotannia conBumendoa 
suppeditaretit. Legi Diploma quoddam quod ciuitas Bredaua paalo 
ante Albanj adueutum Corputo peregre profecturo expedierat cnins 
exemplar ad te mitto, ex quo conBtat omnes propc eiuB maioree 
honoratiBBimoB et locupleteB homines fuiaae ac maximis Bemper 
honoribuB cum in sua cijiitate tnm alibj Bub principis Anraiq 
jmperio esae vsob, Is igitur talts vir tarn doctua. et talj loco 
natUB tamque vtilis tuis peregrinationibus futuria, cum jaiii aoluB 
et priuatuB vitam agat (nam Grorabacchue nuper peatilenti^ cauaa 
h parente fuit doinnm retiectatuB), a me perauasna est, ut meaa 
Tices, si ita tibi tutaque curatoribus placuerit, sit apud te aabitnnis 
— — Argentina postridie kal, Januarij CI0I3LXX, Tuns tuo 
inerito. Hugo Blotiua. 



DEUTSCHE GLOSSEN IN HANDSCHRIFTEN 
DER VATICANA 

I In dem Codes Palatinus 281 der Vaticanischen Bibliothek 

(ea ist die Hs. von Isidora Etymologien, von der Arevalus in seiner 

' loidorauBgabe Tom. II 'Para IV ü 352 f. bandelt, und die er in 

' das 8—9 Jarh. verlegt), aten am Scblnße auf Blat 3U8 einige 

dentaohe Glossen, leb teile sie hier genau nach dem Original mit: 

ih sibe i. gula 

Colo: as. vi Gastrimarie 

hol at amer 

SambncuB ebipl' aruine. 

erbatit 
impeudit 
Die GlOBaen würden alao lauten: 
Colo, aa, avi — ib sibe; 
Sambucns — hol[unter]; 
Ebulus — at[iob]; 
Arvitia — amer ; 
Impeodit — erbatit, 
Dia lechate iat nicht deutsch; sie beißt: 
Gaatrimargia id est gula; ea ist das erklärte Wort daa in 
[ die Sprache der lateinischen Eirc)>cDVäter übergegangene griechische 
I fdöTpiMapfia. 



64 

2 Der Codex Palatinus 1905 enthält lateinische Gedichte ans 
dem 16 — 17 Jarh., von fol. 100 ab solche von oder an Paulos 
MelissuB und über dessen Tod. Das erste und älteste Gedicht in 
der ELs. aus dem Jare 1516 (4 Bl. in fol.) ist überschriben : „Ode 
discolos versa heroico hexametro altero iambico dimetro de casa 
natdlicia pueri lesu deq. paupere pnerperio virginis Deipare 
Marie. ^ Am Schloße stet: „Aurnm aperit omnia. Mensura in 
omnibos optima.'' Am Rande finden sich hier und da Erklärun- 
gen zum Texte, mitunter auch deutsche, zB: 

Operosa edificia lofMid^er l^eufet bie bil loflen, bie bil arteit 



burff[en]. 



Frons ain paumb plat Folium ein ie^Iid^S plai toa^ für 
aind ifl. 

Homo pannosus et laceratus ein ^ertjfnet menjd^. 
Degener homo degenerare aug bem gefd^Ied^t jd^Ial^en. 
Defigere ocellis ber ain bing ftet anfd^aut. 
Blesus bct tol^t ber baä r nit nenen Il^an. 
Gestire t)or fre^ben auf fpringcn. 

ELBERFELD W CRECELIUS 



FINDLINGE UND CUKIOSA 



1 Eine Kirchenhibliothek des MiitelaUers Dis sint die bdcher 
des gotzhus zu Kilchtorf: ze dem ersten ain dick meßbuch vnd 
ain plenariom, dz ist dz ewangelienbuch, item ain tünne meßbuch, 
item zwai [epäter corrigiert drü] großi zitbuch, item ain brieuer 
vnd ain salter vnd zwai segenbuch, item zwai bredigbnch, item 
ain rvtzitbuchle [rot?], item ain jarzitbuch, item historia corpor. 

Fergam. güüenrodel van 1388 im Pfarrarchive zu Kirchdorf, ge- 
schriben von Pfarrer Gerold {Baden). 

AB 



2 Beatus Bhenanus 1535 J24 August Johannes Pfalzgraf 
bei Rein etc. bekundet, daß die Burgermeister etc. der Stad Trar- 
bach Bürgen und Selbstschuldncr geworden sind für Zinsen und 
Hauptgut, welches zur Ablösung des Schlosses und Amtes Greven- 
stein gebraucht worden ist, nämlich 1. vom Stift S. Thomas in 
Straßburg entlihen 45 gülden ziusen, 1000 gülden capital. 2. von 
Meister Balten von BeinaWf Burger von Schlettstadt ebensovil. 
3. von Friedrich Ingold etc. 60 gülden zinsen, 1500 gülden ca- 
pital. 4. von der Wittwe Erlin und ihrem Sohne 30 gülden Zin- 
sen 600 gülden capital. 5. von Phil. Böcklin 50 golden zinsen, 



I 



I 



lOOO guMen capital. 6. von Ursula Wormbsterin 50 gülden Kina, 
inOO gtiiden capitftl. 7. von Görgen Graf von Wirttemberg etc. 
120 gülden zing, 240O guHen capitnl (zs. 390 fl. zias 8500 fl. 
I cupital). 

Sigel des AusHeUen fett. Ätif der Mücksfite die Bemerkung, iqß 
I pni. 7 ahg^Bt ist am 6 Jan. 1539. ßis. lyarbach, Frogijmntmai- 
[ Bibliothek. Geselunk des Herrn Dr. Amoldi in Winmngen.] 

GKood 

3 DrOlmbuch In dem Cod. Palat. 1907 ist Bl. 100 fol- 
gender Zettel eingeheftet: 

„Fridericna DOrville: in Arce Prageuei raptim, 34 Jnlii 
Anno 1620: Si per occasionem proxiniis Nundinia Auturonalibtu 
fieri poterit, quaeso mihi ein Teutechen Drillenbuch coroparea : de 
optimo hujus generis authore Francofnrti facile resciscee puto." 

Herr Prof. Dr. Fr. Schnorr von Carolsfeld, dem ich v. J. 
obiges mitteilte achi-ib mir d. d. Dresden 7 Sept. 1885: „Aber 
was ist ein Drillenbuch? frage auch ich. Die Dresdener Biblio- 
thek besizt eine za Nürnberg 1664 erachinene Schrift: Die Drill- 
&Dnst das Ist KHegsUbliche WafTenhandlnng der Huaqneten und 
Pique. Dise Schrift enthält eine deutsche und französische An- 
leitDDg für das Einexercieren von Soldaten, fürt u. a. die dab« 
vorkommenden Com mando Wörter auf nnd bietet zur Erläntening 
salreiche Abbildungen dar. Wenn, was mir nicht nachweisbar ist, 
Friedrich Dorville mit dem Kriegshandwerk etwas au schaffen ge- 
habt hat [diß ist ser warscheiolich], so mochte DrÜlenbuch wol 
von einem änlichen militäriEchen Lerbuche zu verstehen Bein. 
Denn das Wort drillen kommt schon in den ersten Jaren des 
17. Jarhunderts als militärischer Ausdruck vor.'' Weitere Nach- 

■ weiBS) namentlich von änlichen Werken, werden erbeten. 

I WCreceliua 

4 Warttm man einem Fürsten xu Nenjar grattdirt? Georgins 
Fridericus Pastorius wünschte dem Pfalzgrafen Fridrioh Glück zum 
neuen Jare (Cod. Palatious 1902 in der Vatioana) und zwar ana 
fünf Gründen, wie er angibt. Der dritte ist folgender: Aocedit ut 
gratitudo ipsa me cogat, cognovi eiiim J. C. V. mihi clementem 
et benigoam esse, idtjue cum ex alijs, tum vel maxime ex eo per- 
ccpi, qnod J. C. Y. me ante aiinum veste qoadam serioa donavit: 
quod, ut legi in sacris literis, apud reges et principes antiqnoa 

I moris erat, si qnem maximis afGcere volebant bonoribus. 
I W CreoeliuH 

' 5 Bruchstilcke eims Liedes auf Friedrich von der PfaU 

Ja sogar als anno 1G31 Herr Graff l^Ui im Namen Ihrer Kays. 
Mq'. die Statt llaidelherg sich deroselben durch Gehorsamb zeit- 
lich ^n bequemen angemahnet vnd sie, die Statt, Jhr nüchstkünf- 
tige Belagerung and zeit ihrer Reformation vnd llaimbsnchung wol 



Z-'. 



56 

abDemmen sollen, war so gar kein Glaub noch Gedanken davon, 
daß sie auch ein schmählichs Liedlein trucken vnd außsprengen 
ließ, darinn dise zwey Gsätzle sich fanden, das dritte und vierdte: 

Ein Bräutigam bin ich vnd trawt 
Meinem König Fridrich. 
Aaff Gott verlasse mich^ 
Gleich wie er aach aaff jhn bawt. 
Der wird uns erlösen wol 
Wann ewr Maß wird seyn voU. 

Er hat mich vest verpasteyet 
Vmb vnd vmb mit Bergen hoch, 
Dramb aaff ihn billich hoch; 
Als welcher vermaledeyet, 
Ewre falsche Heachlerey. 
Ynd vnkensche B&berei usw. 
Veridicus Germanus 15t '-'^^ 

6 Zu der Legende von den Jacobsbrüdem ist die ausfür^^- 
lichste und geierteste Nachweisung in Böckeis soeben erschineneiU/ 
Hess. Volksliedern VIII ff. zu finden. ^0:^ 

Äkm. 13, 42 ff, \^'^ 

7 Deutsches Gewerbeleankon Es wäre sonderlich zu wünpi. • 
sehen, daß jemand den Verlag täte, eine Beschreibung in Foridr.' 
eines Lexici nach dem Alphabet von allen Dingen, worinne^ ; 
menschliches Gewerb getrieben wird, an den Tag kommen zu lassen» ^ 

Oesterreich kann, wenn es toiü 1584 S 26^. ''^* 

AB Z' 



?*"■■" 



8 Bettine von Arnim Auf ir Buch: Gespräche mit deitv;^ 
Dämonen 1852 schnb Bettine in LErks Exemplar: -::?^' 

Dis Buch ist von Deiner Schwiegermutter, welche Dich baldU-r 
zur Schwiegertochter einer Frau machen wird, die dem deutschen i.^:»-:; 
Vaterland einen neuen deutschen Kaiser verleihen wird. ^^* 

Bleistift. Erh. : Obiges Bettinas Handschrift auf dises mir über- - *.^: 
brachU Exemplar, -^ 

^1 

9 Kriegerische Sprache Man ließ Federn und Dinten, und .-> 
nahm die Feder die der Amboß gezogen vpd der Schwertfeger _V^ 
zugericht; die dünkte je einer dem andern in Kopf und Blut ein. 

Veridicus Oerm, 37. 

ABIRLINGER ' - 

i 



KÄPUCINERPREDIGT AUS ULM 

XVIIl JARHUNDERT 

Inliali derjeHuje» predigt, welche ein cappucincr franciscancr 
'^dens in dem leitlschen hauß am neuen jarslag gehalten über das 

'Mingelitim : 

„Vnd da 8 tage umb waren, da das kind beBcbnitten wurde, 
la ward sein naine geaasnt Jeans, wether genannt war von dem 
pgel, ebe denn er in niutterleib empfangen war." 

Exordiitm AufT den boutigen tag, ir meine liebsten, pflegen 
kte frennd und chriBten einander, nach wolliergebrachten löbb'cbem 
Bbraucb, nicbt nur einen glückseligen anfang deß neuen jares zu 
Inschen, Bondern auch zu bezeugung irer affectiou und wolge- 
liebe eine neue jarBverernng einander zu verereD und 
Benken. Solcher wolberge brachten gewonheit nun DBchzukoromen, 
bebte ich nötig zu seyn, und befinde mich verbunden euer christ- 
f hen liebe auch etwas zum neuen jar zu schenken. Wann ich 
ine armut betracht, so borge leb billich dem b. apostel 
ine wort ab, indem er actorum 3 aap. vers 6 also spricht; 
kentum et aurum nun est mihi, daß ist, silber und gold hab 

Ü-oposilio Was soll ich datin euer christl. lieb vereren? Ob 
wol nicht silber un^ gold babe, so bin icb docb entscblosseu, 
■'ejerlei ständen etwas zu vereren. Ho verere ich deronacb mir 
fterst, und dem ganzen pri es ter lieben stände dz Jesuskind! ein, 
lelcbes vermög deQ h. Meßopffers in unserer gewalt ist. FQrs 
kder so verer icb den ebleuteu einen adler, und zwar nicbt einen 
fcfeiköpffi^en sondern einköpffigen. Drittens verere ich den jungen 
Besellen ein Inmb und den Jungfern eine schale. Getröste mich 
pnder dessen meinen liebwertesten zubörer gewonlicheu gedult, und 
fort in den beiden süßen namen Jesus und Maria. 

Traclatio So verer ich deuinach das Jesuskindlein mir selb- 
■sten und dem geistlichen stand, und zwar billich dem geistlicben 
Istanil, weilen derselbe vor allen anderen ständen der reinigkeit, 
I fromheit und beiligkeit sich befleißigt. Daun gleich wie die sonne 
'mmerdar in irem richtigen laufF bleibet, und weder zur recbten 
loch zur linken weichet, njso auch der geistliche stand bleibet 
mmerdar in seiner frommheit und reinigkeit. und weichet weder 
enr rechten noch zur linken Vnd elien durch diee reinig- und 
beiligkeit ziehet diser stand die seelen au& dem feugfeuer beraoK. 



58 

Weilen ich da deß fegfeuers gedenke, so falt mir bey, was die 
historienschreiber melden von einer grausam und schrecklich tiefen 
grub, welche in India gefunden wird. 

In diser grausamen grub, melden die historici, daß ser köst- 
liche edelgestcin gefunden werden. Weil nun die einwoner sel- 
biger gegcnd dise edelgestein wegen der grausamen tieffe diser 
gruben (welche auch voller bech und harz ist), nicht bekommen 
können, so haben sie disen fund erdacht. Sie werfen ein aaß 
in dise grub, wenn nun der adler füi'über fleucht, und das aaß 
mit seinen klauen herauß zu nemen, indem er nun das aaß herauß 
zeucht, so zeucht er mit dem aas auch die edelgestein, die an 
dem bech kleben, herauß; wann er nun in die höhe fliegt, und 
durch die sonnstralen dz bech erweichet wird, so bekommen die 
innwoner selbiger gegend die herab fallenden edelgestein. Also 
ziehet der geistliche stand durch seine heilig- und reinigkeit die 
Seelen der abgestorbenen auß dem fegfeur, welches mitten in der 
höllen, und nach der h. väter meinung durch der höllen hiz und 
flammen angeflammt, und umbgoben wird, herauß. 

Fürs andere so verere ich den ebleuten einen adler, nicht 
zwar einen doppelt und zweiköpffigen, sondern einfachen und ein- 
köpfflgen. Von dem adler schreiben die naturkündiger, daß selbiger 
gegen seine jungen und die adlerin ser geneigt seye und selbige 
inniglich liebe. Also sollen auch die männer ire weiber und kin- 
der inniglich und von herzen lieben und inen guts gönnen. Aber 
da sehen wir heut zu tag die contraria und widerspil. Dann 
mancher frommer und ehelicher mann hat ein kurrendes, murren- 
des, beißiges, stößiges, altes und wüstes beeren loch; welches 
nichts tnt als curren und murren und ein gesteht wie der teufel 
machen, hat also hier auf erden das fegfeuer und höUe an ir, wie 
man dann durch wechslung der buchstabeu auß dem wort uxor, 
welches ein weib heißet, das wort orcus heraußbringen kann. 
Hergegen hat auch manches frommes, keusches nnd züchtiges 
weib einen solchen störrkopfi* und wilden fegteuffel, in dessen aa- 
lender nichts als donner und bliz, in dessen garten nichts als 
scheelkraut nnd in dessen walde nichts als brügel, helf gott! 
wann er die suppen tut anrichten, gefunden wird. Drittens muß 
ich auch den jungen gesellen und Jungfern was veeren. Eh aber 
ich inen was verere, fallt mir bey, wie nemlich ainsmals, als die 
frau und köchin war auß dem hauß gegangen (wie man zu sagen 
pfleget, wann die kaz hinauß ist, so regen sich die mäuß), der 
raumichte kessel, der schmuzige haf, und der rostige dreifaß zu 
rat gegangen seyen, sich einmal lustig und frölich zu zeigen. Da 
sie aber so zu rat gingen, funden sie, daß es inen an einem spil- 
man feite, da erbat sich das alte verrostete ribeisen dises amt 
auf sich zu nemen, nun feite es auch noch an dem fledelbogen, 
den muste der halb abgebrannte kochlöfl'cl abgeben. Nun ging es 
an ein springen und tanzen, hupflen und hopßen. Als sie nun 



und dir <lie 

Was geschibt, da 
fiberreden, nnd danzet i 



f kIso npriingen und tanzten, hnpiftco nnd bopfiten, da erblickt^'n 
I sie auf <!em geaims ein sehr artig, schönos nnrt achneewciRee 
J*chälciien. Zu disem giengen die drey Bchmudge kerl nnd baten 
auch mitmachen, soust hielten aie ea für ire ver- 
IrSter; das scbälchen aber wegerte sich und sagte, es wolte sich 
■imdur BOJcbe raumichte, Bchmuzige nnd verroste kerl nicht begeben, 
I daß ea uicht auch vou ilinen beschmieret, und hernach von der 
herschafft immer in solchen ehren möchte gehalten worden, Der 
dreifoB veratzte, da schälohen, darfst dich deiner eren nicht er- 
hebeu, dann eben eines fiuger dicks auf dir ligeude staub be- 
zeuget, daß du ninimer in solcher ere gehalten werdest, wie vor- 
hin. Yber daß, so wollen wir zwar dir wegen deines ndels weichen, 
I danzen, lassen. 

schöne und artige BchAlchen läßt sich 
idi>r disen schmuKigen kerlen daher, 
der die schniuzige kerl meogete und mit 
inen dauEete, kau der grobe dreifuß und trat unversehens auf 
das schön weise scbiilchen, daß er in stücke zersprang. Da di;es 
die übrigen sahen, was Her grobe dreifuß getan hatte, liefen sie 
darvon, und giebg ein iedes wider an seinen dienst, das schälchen 
aber war in atück zerbrochen. Da nun die frau ins haus kam 
und fragte, wer es getan hatte, sprachen sie: niemand, und wolte 
es also niemand getan bähen. Also tr Jungfern hürts und nicrkts 
wol und bleibet fein zuhauß, und wann böse und schlaue junge 
gesellen euch überreden und verfüren wollen, so gebt inen kein 
gebor, daß nicht einer euch einen solchen Unfall und schaden 
aufüge, daß ir um gefatlor leut bitten müßet, ehe ir einmal 
hochzeil gemacht habt. Nun solte ich auch den knechten ond 

IQiägden was vereren, nnd biitte inen par «ohuch vereret, aber weil 
ich Selbsten keine hab,- so kann ich inen keine vereren. 



RAVENSBURG 



PBECK 



ERINNERUNG AN GEILER VON 
KAISERSBERG 



1 In fcminas garrnlas Nihil 
l eiprobrationes : siquidem vasa 
edere sonuni : das gespalten gesch 
Ex facetiis Kayaerrpergii. 
Facutia lohaunis Kayserlpergii 
laborea concionandique diu id 
nultom annis gradus viros ascendiati usw. 

Plinius dicit de caiie et ei]uo fldelioribus boininnu] ait Key' 
Fflersberg: er hat do der frowen vurgesaen. 



irerts fcrainarum loquacilatem 
Ina aut rimoaa alium neeciunt 
thfit nit anders. 

in enm qui dtxit leves tibi 
feciaaet. Reapondit: et vos 



k 



Et bene frowe: in priDcipio per menseni oaculorani, 
wo seiiuttur et ampliuB eorum labor et dolor; onera matrimonii { 
ein flach. 

Neresheimer Haivischrift 16. 17. Jhd. 

2 Freherus in Theatro Doct. Vir. p. 98 meldet, daß dea 
Ju/iann Geilers, sonst Kayaerabei'ger genannt, Vater, als er einen 
Bär, der in den Weinbergen die Trauben abfreßen wollen, ver- 
folget, von demselben in einen Scbenckel eei gebissea worden, 
darzu der kalte ßrand gescblagen, daran er bat sterben müeaen. 

Misander 8 69. 

3 Gelegentlich des Aergernisses durch die Geistlichen sagt 
der Veridict4S Germantis, Avgsh. 1630 S 187: Dann einmal vn- 
leugbar, daß deraelbeii nrgerliubs Leben vor eovil Jahren d«m 
Luther vnd seiner Brnet die Stuben gewärmet vnd da er gepfiffen, 
solche ärgerliche Leuth häufig angefangen zu tanlzen. Dieses be- 
zeuget vnd andet vnder andern Orthen seiner Predigen ein alter 
hochgelehrter vnd geehrter Mann, ßocfor loann Gailer, von seinem 
Haimet vnd Vateiiand genannt Kaysersberger. Welcher auff die 
34 Jahr in vnser lieben Frawen Münster hoher StifTt zu Straß- 
burg geprediget vnd T Jahr vor Luthers Abfall usw- mit Tod 
abgangen; wollen seine eigen Wort hören, wie sie vor hundert 
mehr Jahren in seinem Elsäsiachen gedruckt ausgangen. Vber das 
Euangelium deß vierdten Sonntags nach Trinitatia der Zeit, Straß- 
bnrger Bisthumlia spricht er; Estode misericordes usw. Luc. 6. Do 
der Herr seine Jünger vnderricht vnd gelehrt hat, wie sie sollen 
barmhertzig sin gegen armen Leutheu vnd iiil vnbnrmherzig oder 
verstopfft, do lehret er sie darnoch zum andern, wie sie witzig 
aolten sin, Kunst vnd WißbeJt haben, auff daß sie köndten leren 
das Volck vuil sie führen vtf die recht Landstraß zu ewiger Seelig- 
keit. Vnd diß Stuck trifft an die Prelaten. Bischof vnd andere 
usw. — biß „mag auch ein Blinder dem andern den Weg zeigen?" 
Biß hieher D, Kajaerabergera Wort, welche zwar kein PropheBey 
oder Weiasagung, aber wol gewiß vermuten vnd abnemmen selbiger 
zeit instehenrier Vblen vnd ZwiapalLs, der schon vor der Thür war. 
Er hat gelebt vnd gesehen Julii deß andern, Alexanders des 
sechsten vnd vaat erraicht I-eo X ßapat zu Rom, deren Jahren 
es gefahi'lich in der H. Kirch gestanden. Vnd seynd viler Orth 
die Blinden vnd der Blinden führer beede in die gruben gefallen. 

4 Von Afterärzten: aber die solches thun (zu vil geben, 
vertrauen) gehören billig in das Narrenschiff Johann Gcyfers, i 
welcher hiervon zn lesen. I 

Nai-entdrckte Oeheimnisae von der Schönheit der Dawen, wie ^ 
itdehe durch beicährtt Mittel zu erlangen, bentändig tu rrhaltcH u 
Leifiig 170t öei Thomas tVittchcn. 



i 




I 



5 Eine artliche Rede ist gewesea, die vor diesem ein weilt 
berufener Fredi'jcr r« SIraßburg, mit Nameti Eaifserberger, ge- 
thac so einer alten verbuhlteD, stolzen Vettel, als er ihr ihren 
Hochmuth vorrücken wollen, da er sagte: Du host alle Fnrben, 
die der Schönheit zugeleget werden, an dir, das kan ich nicht 
läugnen, aber sie sind nicht recht aasgetheilet : denn dein Augon 
sind roth, da doch die Lefizen sotten roth sein, die Zähne sind 
Bchwara, welches denen Augen gebübrete, du hast bleiche Backen, 
die doch fein roth und nnmuthig sein solten. 

Ebenda 343 aus Manlii loci commimes. 

ABIRLINOER 



HUMORISTISCHES, VOLKSTUEMLICHES 
VON DER FRÄNKISOKN GRENZE 

1 Schmid M. von G. sagte vor 50 Jaren «u seinem Nachbar, 
dem etwas bequemen Pfari'er M., der im Qber die Straße hinüber 
mit folgenden Worten das wilde Fluchen bereden wollte: „Nach- 
bar, flach doch nicht so gar böse, bedenk er doch, daß ich sein 
Seelsorger bin!" — „Wegen Irer Seelsorge bätt' mich der Teufel 
schon lange holen können." 

Pfarrer Steinmann zu T-, der 1819 starb, ließ jeden Winter 
einmal zwei Musikanten in seine Wonung kommen, die den it Töcb- 
tern anfapilen niusten, damit sie auch mit den Bauernburschen 
recht sat toiizen sollten. Lezteren machte er dann wid erholt 
folgi^nden Zuspruch; „So, so, lasset meine Menscher nur recht 
laufen". 

Von demselben werden fulgende Anekdoten erzält. 
Der Pfarrmagd wurde im Eichwald, wo sie im Herbste 
Eicheln auflas, der Eichelsaclc gestolen oder versteckt ; das ürgerte 
den H. St., und am nüchaten Sonntage ßelen von der Kanzel die 
Worte: 

„Hart wie Feleen, hart wie Mauern 
Sind die i^helmen, meine Bauern I 
Tiefenbach, du Lumpenpack, 
Stilst meiner Magd den Eichelsack; — 
Durch Jesum Christum Amen." 
Einmal ward demselben eine weiße Taube „geschnellt", und 
das wird Sonntags darauf auf der Kanzel folgender maßen gerügt: 
.Ist das auch erlaubt, einem GeistHchin eine Taube stelen und 
Jazn eine schneeweiße?" 

Bei einer Rinda-I -eichen rede fielen einmal die Worte: 



62 

Es darf eine Matter bei dem Tode eines Kindes wol weinen: 
eine Kaze, wenn sie ein Jnnges verliert, springt auch den ganzen 
Tag die Stige auf und ab und schreit miau! miau! 

Ser Interessantes - wird von einem Pfarrer Spörer, der im 
vorigen Jarhunderte in Reclienberg wirkte und im Geiste und in 
der Art eines Abraham d, Sancta Clara predigte, erzält. Eine 
Predigt las ich einst gedruckt in einem bei Schaible in Ulm vor 
circa 30 Jaren herausgekommenen Werkchen. Im Volksmunde 
wird noch vil von disem Pfarrer erzält, darunter auch das: In 
einer Kirchweihpredigt, wo es sich von dem Eßen eines ge- 
schlachteten Esels handelte, sprach er: ,,Ir Leutle, tunkt ins 
Brühle, das Fleisch ist euch zu kostbar^. Rechenberger heißt 
man Eselsfreßer. 

2 In Goldbach lebte vor 40 Jaren Pfarrer Hassold, ein tüch- 
tiger Philologe, der sich durch Schazgräber, die auf der benach- 
barten „Schönebiirg" nach Schäzen suchten, verleiten ließ, bei 
Beschwerung eines Schazes im Ornat und mit dem h. Kelch aufzu- 
treten. Infolge davon ward er abgesezt und lebte in Crailsheim 
dürftig vom Stundengeben. Vor etwa 25 Jaren starb er arm 
und verlaßen. 

In genannter „Schönebürg" versuchte einmal zu Hassolds Zeiten 
ein Weib aus G. durch eine gefundene Oeffnung ins Innere (d. h. 
Unterirdische) zu gelangen, blib aber im Schlupf stecken und 
erstickte. 

Nach Schäzen wurde auch anderwärts schon gegraben, zB 
in der Ruine Anbaus en. 

3 Die Dorfjugend ist dem äußern Auftreten und Gebaren nach 
gesitteter geworden, als sie früher war. Früher kam es zB 
manchmal vor, daß eine Dieme die andere mit dem Schuh oder 
Pantoffel aus Eifersucht herzhaft durchklopfte. Schlägereien unter 
der Dorfjugend männlichen Geschlechts waren früher an der Tages- 
ordnung, jezt sind sie selten. Oft haben früher wegen Entzwei- 
ungen der Jugend die Bewoner benachbarter Orte lange in Fehde 
mit einander gelebt. Schreiber hörte von einem alten Bürger aus 
ß. erzälen, daß er dabei war, als die Bewoner von B. gegen die 
von H. mit Mist- und Heugabeln auszogen, weil die beiderseitige 
Ortsjugend im Streite lag. 

Ledige Bursche genierten vor 40 — 50 Jaren sich nicht, Mäd- 
chen vor offener Gesellschaft unzart zu berüren, zB beim ^Achel- 
schütteln '^ (wie man das Wegstreifen der beim Spinnen des Mäd- 
chens auf der Schürze abgelagerten Flach sabfälle hieß). Die 
wüsten Reden hört man auch nimmer wie früher. 

Auch rohe Bubenstücke, die man ehedem oft als Spaß be- 
handelte, kommen nimmer so häufig vor. 

In N. stellten Jünglinge über Nacht einem Manne auf das 
Dach seines am Berg stehenden Häuschens einen Wagen, indem sie 



6!l 



< eiazelDen Qestandteile hinauf schleppten, droben 
eilten and ecliliefllich mit Mist beliiden. 

Oft nanii?[i früher die Bursche des Orta die Rnder eines in 
n Hof standen Wagens heraus and verwecheelten sie mit den 
)rn eines andern Wageos. 
Es durfte nur ein Bauer misliehig sein, so wurde ira allerlei 
khabemack angetan. 

Man ließ im zU das Haus Kitlero, d. h. es stellten sii;h 
— 12 Bursche au die Außenwände einea Uausus m)d stießen auf 
Kommando and im Takt mit dem flachen ItUckon an das (meist 
TOD Fnchwerk erbaute) Woiigelass, so daß alle Fenster und Stuben- 
gerate ins Zittero und Wanken kamen. Einem Mann wurde eio- 
mal die Haustüre über Nacht durch ein Klafter Holz förmlich 
BDgelegt, resp. verrammelt, 

Etwas Kiimliches ist von der früheren erwachsenen Dorfjugend 
SQ melden: sie duldete unter aich, d, h. in irer Gesellachaft keiiteu 
Sonnt^aschüler. Wenn sich früher ein solcher nach der Betglocke 
auf der Gasse blicken ließ, wurde er von den ülteren Burschen 
heimgeschickt, raitnnter anf schimpfliche Weise, Man stellte mit 
~ " ~ Der filtere Bursehe nam seine 

gegen Q berstenden Rande der Kappe 
Der alte fieng nun an zu hrummen, 
_ sein via-ii-vis muste aber nachbrummen. Wärend dises Tuns aber 
icbimpfte der Alte deu Jungen recht tüchtig an. 



I „Kappenhl 
Kappe in den Mund, 
mäste der Jnnge anbeißen 



4 Im vorigen Jarhundert wurden darcb die markgräfische Re- 

ffieiiing öfters Wilderer auf lebendige Hirsche gebunden und die 

Bireclie frei gelaßen. In Lealccrshausen zeigt man noch den Plaz, 

■VO solch ein Hirscb mit seinem toten Reiter ankam und ver- 



Der alte Hirte von Bronnholiheim erzält dem Schreiber dises 

vilen Jaren: Einmal hahe »ein Vor-Vorfar zum Fenster hin- 

\ ftoegeschen, da sei eine Feuerkugel rnit nachgezogenem Glutschwoif 

in der Lult dahergeflogen, sei in des Nachbars Scheuer hinein und 

wider hinauBgefareu, und die Folge sei gewesen, daß das Gebäude 

angenhlioklich ni derbrannte. 

Biß in die vierziger Jare hinein war es in Brannholzheim 
Mode, daß zur Taufe eines Kindes sämmtüobe Frauen des Orts 
geladen wurden. Vor der Taufe kam jede Geladene ins Taufhaus, 
brachte der Wöchnerin eine Spende, zH Eier, Zucker, Reis etc., 
bekam dafür Weiu zu trinken, durfte einen Bißen Brot schneiden 
□nd bekam zum Alischid einen großen Wecken in den Sack. Alle 
Weiber beteiligten eich am Kirchgange. 

IlMichmal wurden sie aber etwas weinselig nnd beworfen i- 
r Kiiche nicht die nöUge Ruhe, weshalb der etwas ernste Pfar 



ei 



Verweser W. auf Abbestellung diees Gebrauches drang, was in 
Huch gelang. — Der Glaube, diircli Opfer uud Gaben von Krank- 
heiten sich loskaufen zn köuneti, heraclit noch jezt. 

Proteetanteo opfern am GründomierBtag in der evangelisohen 
Gemeinde Dombühl in Biiyeni, um sich eelbet oder Angehörige 
von Krankheiten loabeten zu können. 

In T. stiftete eine alte Weibspersoa im Jare 1861 
zinnerne Taufschüßel, weil sie immer von Zanschmerzeu geplagt' 
ward und Befreiung ersßote. Manche Person fastet am Karfreitag, 
nm dadurch lästiges Kopf- oder Zanweh etc. zu verlieren. 



5 Der Glaube an Hexen ist i 
nannte „Weichselzopf*, d. h. zoj 
manchmal über Nacht an der Mä 
sicherster Beweis Tür die Exislen 
Pferde auch oft iu dem Stalle eil 
ritten". Ein Hexenbanner wurde 



1 nicht erloschen. Der soge- 
Lige Verwicklungen, die sieb 
der Pferde bilden, gelten ala 
er Hexen, In B. wurden die 
Bauern „von einer Hexe ge- 
um Hilfe augegangen, und der 



J 



der H 
icktH 
tton^l 

3r 

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1 Spruch nicht nrnson^t; die Hexe wurde splitternackt 
auf den Haudgaul gebannt aud muste erat nach langem Bitten I 
wider losgesprochen werden. 

In einem Hause gnbs vil Unglücks beim Vib. AU wider 
ein dreijäriger Stier jählings draufgieug, befal der KU Rat gezo- 
gene weitberümte „Wuuderdoktor" Schmid Sp. von B., der erat 
vor 20 Jaren starb, den Kopf des Tieres unter Beobachtungen ge- ■ 
wißer Formali tütctj in deii ßanchfang zu hiingen, darauf wnrdo.'J 
derselbe herabgenomnien und vom Schmid unter Beihilfe 
ältesten Sones des Bauern unt«r einem „Kreuzweg" begraben, 
sei „allerlei zu aeben und zu boren gewesen, aber geholfen hatfl". 
Besagter Schmid muste vilfacb Ställe „vermachen", d. h. gegen 
den Einfluß der Hexen sicherstellen. Von im sagten vile Leute: 
„Der kann mer als Brot eßen." Aenliche Taten wurden noch vor _ 
wenigen Jareu von einem Sägmttller in 0. getan. J 

.Daß es Hexen gibt, kann man an Weihnachten beobachten' J 
behaupten jezt noch vile Leute. Sie stellen am heiligen Abende^ 
im Häufte und in der Scheune alle alten und neuen Besen auf- 
wärts in irgend eine Ecke und finden am Ki'istmorgen an jedem 
Besen einen Zweig oder merere von Hexen abgeknickt, was Abends 
zuvor nicht der Fal war. Richtig ist aber, daß die Besen vor 
dem Kristfest nicht gennuer, aber am Kristfestmorgen um so 
pünktlicher beangenscheinigt werden; ebenso richtig ist auch, daß 
es selten einen alten oder neuen Besen gibt, an dem nicht ein 
Zweig umgeknickt wäre. 

Dem im Jare 1860 in T. sich ledig aufhaltenden Lerer sagten 
vor Weinachten verständige BauernaÖne, die Mitglieder des Ge- 
saugvereines waren; wir glauben zwar nu keine Hexen, aber eigen- 
tümlich ist es doch mit den über Weinachten aufgestellten Beaen}7 
dicher werde man am „Kristmorgen" umgeknickte Reiser fiadeaH 



6h 



Eine Probe ward angeboten; der Lerer bekam aus zwei Nacbbar- 
hftnBtsrn zwei neue Besen zum Aufstellen. Derselbe war aber so 
Toraicbtig, alle vorher schon geknickten Zweige zu boHeitigea nnd 
Hall deshalb tros vorschrit'tniäßig auegefürter Aufstellung auch am 
bei! igen Morgen keine Uexeii arbeit vor. 

Uem Nachbar K. wurde sofort Hein Besen mit einem ange> 
hängten beachribenen Zettel, daraaf Folgendes stand, zageatellt : 

Hier an disem neuen Besen 
Sind die Hexen nicht gewesen ; 
Ich lud sie zwar höflich ein 
Alle Hexen, groß und klein. 
Drum bleibt das nun fest mein Glaube, 
(Wer ists, der in je mir raube?) 
In den dummen Köpfen nur 
Existiert die Hesnatur. 
Auf Nachbar G. Zettel staud : 

Seht das Schicksal hat gesprochen , 
Nicht ein Zweig ist abgebrochen; 
Hier hat in der heiligen Nacht 
Seine Hexe was gemacht. 
Böse Leute mags wol geben. 
Wehe tan heißt ir Bestreben, 
Aber hier in Tiefenhach 
Lauft uns keine Hexe nach. 
Jedenfalls bei mir aufhalten 
Mag sieb nichts von Heigestalten : 
Wo kein Weib ßet aus und ein, 
Kann auch keine Hexe sein. 

In der Weihnachtszeit sind die Hexen besonders gefärbch, 
deshalb dürfen beute in manchen Häusern die Naget an Randen 
nnd FQßen, und ebenso die Hare nicht beachnitten, die Schuhe 
oicht eingefettet werden usw. 

Um den Huxeo das Geschäft zu verderben, macht man heute 
noch drei Kreuze auf den Brotlaib, der frisch angeschnitten wird, 
nnd in deu lezten Lnib, der aas dem Brotteig geformt wird, 
dräckt die Hausfrau immer die drei „Schwörfinger" tief, so daß 
drei „Stnpfen" entsten. Dar „Stupßaib" muß immer nach dem 
andern gegeßeo werden. 

Früher gähn in jedem Hause wenigstens ein Meßer mit drei 
Kreuzen. Solches wurde auf eine Beule gedrückt, um diso zu 
vertreiben, auch sonst diente es zu allerlei Zwecken. 

Warf man ein solches Meßer unter Heraugung gewißer Worte 
in eine Windsbraut, die natürlich das Werk einer Hexe war, so 
konnte man die leztere sehen. 

Der alte Schmid von B. machte aus Nägeln, die er ip* 

BtülBger, AlsmUDla SIY 1 b 



66 

Kirchhofe aus ausgegrahenen Sargbestandteilen holte, am Grün- 
donnerstag vor Sonnenaufgang Fingerringe, je mit ttt varsehen, 
und dise halfen gegen Gicht. 

Legte eine Henne ein ^Unglücksei^, d. h. ein auffallend 
kleines, verkümmertes Ei, so muste es über das Haus geworfen 
werden, man durfte es aber nicht mit ,, bloßer Hand anrüren". 
In aus dem Haus gegebene Milch wird etwas Salz geworfen, in 
den großen Geldbeutel legt der Hausvater drei Bröckele Brot, um 
die Hexen abzuhalten. 

Wenn Mensch oder Tier einen Arm oder Fuß verstaucht 
oder „verhoben'' hat, so wird von dem, ders kann, eine Wurzel 
oder Erbse, die wachsen muß in einen Topf gesteckt, und „das 
hilft allemal''. Bedingung ist bei solcher Kur, daß das verlezte 
Tier 4 Tage nicht aus dem StaUe und der betreffende Mensch nicht 
aus dem Haus darf. 

Verwundet sich ein Mensch starke so trägt man das Instru- 
ment, mit dem man sich verwundete, zum „rechten Mann", d. h. 
EU dem, der das Blut stillen und den Schmerz legen kann. Diser 
steckt das betreffende Instrument unter Hersagung von bestimmten 
Worten in das „Schmer" oder bindet er es auf besondere Art 
und alles wird gut. 

Schreiber dises verwundete sich einmal mit einer Sichel; der 
Schmid der geholt wurde, nam ein Steinchen vom Boden weg, 
drückte es „kreuzweise" auf die Wunde und sagte dazu: 

„Fleisch, Blut, Mark und Bein, 
Schwir' wie der Stein" ! 

dann brachte er das Steinchen wider auf den Boden genau in 
seine vorige Lage. Ob es geholfen bat, weiß ich nicht; meine 
Wunde aber heilte. 

Wer einen „Leichdorn", eine besondere Warzelform, an der 
Hand hatte, berürte in mit dem Knoten eines Strohalmes w&rend 
eine Leiche ins Grab geläutet und gesungen wurde und sagte 
dabei: 

„Was ich grubb* nem ab, 
Wie der Tot' im Grab i)." 



1) Von Cantor Äbelein in Creglingen für die Crailsheimer Ober- 
amUheachreibung mitgeteilt. Alem. X 268 ff. Im st. Abel — Äbdein, 

BÄCHLINGEN G BOSSERT 



BESEONIINGEN ADS DEM XVII 
JAKHUNDERT ^) 



FÜR BAUES, STECHEN, SCHIESZEN. FÜR FEUER, 
FÜR BÖSE GEISTER 



Daß ist der könig von Se 
vm leib «fnd leben, so hat man 
ihn aal den plat^ geführt, daß 
ihm daß hauht iibacbUgea will, 
last in der köoig fingen: 



das er ist gefaagen gelegen 

n wollen richten. Wie mau 

. der nachricbter nach tratt, 

kan er in iiit verwanden, so 

i niemand verwundet hätte? eo 



sprach der könig : wann man ihm daß leben schenkte, eo v 
sagen. So sey es ilim versprochen worden. So hat er den prieff 
herbey gezogen, so hat man ihm das leben geschenckt. Wer 
daß hücbleiu bey ihm hat, aaß der rechten Seiten, oder trägt, 
der wird von keinem feind, oder wehr verwund, oder gestochen 
werden. Wann einer für geriebt geachickt wird, so wird kein 
falsch vrtheil über ihn geapruchen werden, oder wird in kein beß 
mensch mit keiner zaiiberrey oder büßen gepenst, weder an seinem 
leib, seel, blut oder viehe keinen schaden zubringen können. Wird 
auch in keinem waeser ertrinken, oder in keiner i'eucrsnot verbrennen 
oder umkommen. Oder wer das büchlein in einem hauß hat, so 
wird er in seinem eygen hauß vnd feuer nicht schaden oder ver- 
brennen können, oder kein feuer außkommen. Oder von vnserm 
fronleichnabm nicht ersterben, es wird keiner fran mißlingen in 
der gebart, iiit verbleiben, so ein schwanger weiba person vnder 
ihrem baubt hat, oder an ihr rechte seiteu, an ihrem sag, so wird 
sie leicht kinder gebären ohne schaden, oder vnter der rechten 
brüst: so ist es gut. Im namen gottea des vatters, vnd gottes 
des Sohnes, vnd gottes des heiligen geistes amen. 

Jesus von Na/areth ein köuig der Juden; Christas crenta ist 
mir, Johannes, ein wahres creutz, Christus creutz ist mir Johanaea 
B. ein Schild vnd ein schirm wider alle meine feind, sie seyen 
sichtbar oder vusichtbar, daß sie mir nicht schädlich sein an leib 
und aeel oder guth. 

Vatter vergib ihnen, sie wissen nit, was sie au mir ver- 
bringen. 

Chriatns creutx behüt mich Johannes s. iHr allen waffen vnd 



68 

Tnd wehren, das mich keins stecht oder schneid oder schieß an 
meinen leib. Christus creutz behüt mich Johannes s. für allem 
falschem yrtheil vnd für allen falschen zungen. Behüt mich Jesus 
Christus mit seinen heiligen fünfif wunden. Christus creutz behüt 
mich Johannes s. für allem gepenst vnd zauberrey, daß mir keines 
schädlich sey an seel vnd leib oder viehe. Christus creutz behüt 
mich Johannes s. für feuer vnd wasscrnoth, für schand und laster, 
vnd für todsünd. Christus creutz behüt mich Johannes s. für 
rauberrey vnd für feindschafft . Firwahr du wirst heut bey mir 
sein, in meines vatters reiche. Behüt mich Johannes s. die all- 
mächtig gottes krafift. Behüt mich der wahre gott, es sey früh 
oder spat, tag oder nacht, behüte mich sein heilige göttliche macht. 
Im namen Gottes des vatters, vnd Gottes des sohnes, vnd Gottes 
deß heiligen geistes amen. Jesus von Nazareth, ein könig der 
Juden, o heiliger Gott, o starker Gott, o barmherziger Gott! Jo- 
hannes, nim dein mutter wahr! du solt ihn gar eben pflegen: 
zwischen mir und allen meinen feinden; all die heut und allwegen 
wider mich sein! Im nahmen Gottes des vatters vnd Gottes des 
Sohnes vnd Gottes des heiligen geistes amen. Jesus war nackt 
gebohrcn, Jesus war nackt gebunden, Jesus war nackt wider ge- 
fanden: also sollen mir Johannes s. heut und allezeit meine feinde 
gebunden, alle die heut und allwegen wider mich sein. Ich gib 
mich Johannes s. in schütz und schirm vnter deß fronleichnahm 
Jesu Christi, vnd vnter seine heilige fünfif wunden, die behüten 
mich für allen meinen sünden, vnd für allen falschen zungen. 

Ich gib mich Johannes s. vnd sein heiliges bitter leiden vnd 
sterben, das mich sollen alle meine feind, auch wehr vnd waffen 
meiden. 

Ich gib mich Johannes s. in schütz vnd schirm, vnter sein 
heiliges rosinfarbes blut, das sey mir für allen meinen feinden 
wehr und wafifen gut ; mich dürst so hart ohne unterlaß ! Schrey 
er mit lauter stimme. Daß menschlich thät er begehren, seiner 
nägol wardt er empfunden. Ich gib mich Johannes s. in schütz 
und schirm vnter seine heilige dornen cron, daß ich mög allen 
meinen sünden widerstand thun. 

Ich gib mich Johannes s. in schütz und schirm vnter seine 
heilige drey negel, die vnserm herrn Jesum Christum durch seine 
bände vnd fuße geschlagen. Ich gib mich Johannes s. in schütz 
vnd schirm vnter sein aller außerwählten heiligen engein Gottes. 
Jesus trat in den sali, da schwigen sein feind, also sollen mir 
heut vnd allewegen meine feind auch schweigen, es sollen mich 
auch alle wafifen meiden, sie sollen mich weder stechen noch 
schneiden, schlagen oder hauen. Jesus ging über einen grünen 
acker vnd segnet alle wafifen vnd wehren, seiner feind herr. Also 
solle mir Johannes s. diser sogen gut sein, alß der kelch vnd der 
wein, vnd daß heilig himmel brot, das vnsor lieber herr Jesus 



I 



69 

CfaristaB, aeinen lieben jüogeiu am lieiligen grünen donueratng 
both, es behftte vaßi bewahre mich Johannes s. Gottes nllniächtkeit, 
ea LehQtu mich Johannes s. Gottes weißheil, es erleuchte mich 
Johaoaes s. defi heiligen geistes giitigkeit, ea sey mit mir Johaones 
e. die gerech tigk ei t. Mathusalem : nun es aey mit mir die eltin 
MtitbuGalem, es sey^mit mir Jotiunnca ». der woiriochende giegeron, 
es sey mit mir Johannes s. der gehorsam Aberliara, es aey mit mir 
JohanneB e. die gesundheit Mose, es sey mit mir Johanneü e. die wetS- 
heit Salomon, es sey mit mir Johannes s, die Bchönheit Abaolon. Es 
sey mit mir Johannis s. die gedultigkeit Joseph, es sey mit mir 
Johannis s. die frommheit Tobiä, es sey mit mir Jobanoes a. die 
tugend Anna, es sey mit mir Johannes s. die reinigkeit Maria, 
es aey mit mir Johannes s. die heiligbeit Johannes, es Hey mit 
mir Johannes u. die sanffmüthigkeit, vnd demiithigkeit Jesu Cbt'teti, 
es gang der eegen über mich Johannis s. den Gott der herr thSt, 
da er beschul)' himmel vnd erden, samt allen creatnren, es gang 
der segen über mich, Johannes a. deu Gott thSt über die zwey 
ersten Menschen im paradteß, da er sie zusammen gab, vnd ihnen 
den ebetand befall, es gang der aegen über mieh Jobannes s. den 
der Patriarch Isac thät über seinen söhn Jacob, da er in das land 
Ganan zihen wolle, es gang der segpn über mich Johannes s, den 
der alt Tobiä thiit über seinen sobn. den jnngen Tobiä, da er in 
aaß schickte in fremde land, es gang der segen über mich Jg- 
bannea a. den VDser lieber berr Jesus Christus empfing, da er ge- 
bohren wardt In der heiligen ehristnacht, ea gang der segen über 
mich Johannes s. den vnare liebe frau thät ilber ihr liebes kind 
Jesu, da sie in im tempel auff opfTerte, ea gang der sagen über 
mich Johannes s. den vnaer lieber berr Jesus Christas empfing, 
da er gelaufft ward am Jordan von sanct Jobaones, es gang der 
segen über mich Johannes s. den vnser Heber berr Jesus Christua 
tbat, da er das heilig hochwürdig sacrament einsetzte am heiligen 
grfinen donnerslag, es siang der segen über mich Johannes s. den 
vnaer lieber herr Jesus Christus empfing, da er verschied am hei- 
ligen carfreytag, es gang der segen über mich Johannes a. vnser 
lieber herr Jesus Christus da er auferstund am heiligen oster- 
tag, es gang der segen über mich JohaiineR a. den vnser lieber 
herr Jesas Christus tbiit über seine jünger, da er zu ihn durch 
ein Teracbloaene thür eintrat, vnd ihnen den frieden gab, ee gang 
der Segen über mich Johannes s. den vnser lieber herr Jeaua 
Ohristna empfing, nnd auch thät über der gantzen weit, da er 
gen himmel fuhr am heiligen himmelfahrtstag, es gang der segen 
Jfiber mich Johannes s, der geschah Ober die zwölff apostel, da sie 
iden heiligen geist empfingen am heiligen pflngstag, ea gang der 
Igen über mich Johannes e. den die zwölff apostel empfingen, 
ich die Kween vnd siebentzig junger, da eis aufzogen in die 
gantze weit zn predigen das evangelinm aller ereaturen, es gang 
der segen Alierlmm. der segen Jacob über mich Johannes s. 



70 



Im namen Qottes des Tfttters, aad Gott«a des aobaee, vnd 
Gottea des heiligen geiatea amen. Jesus von Nazareth ein könig 
der joden, es aey mit mir Johannes a. die vier heiligen eogel, 
samt der gantze cor der enge), der hf>ilige aanct Michael, sanct 
Raphsel, sanct Yriel, die heilige drey känig Caspar, der Melchior, 
der Balthaßar. Dos sechste war ein kräfFtig wordt, das mancher 
Sünder auch erhört, auß seinem göttlichen munde: es ist voll- 
bracht daß leiden groß, wul hie zu dieser stunde. Es eej mit 
Lngelieten, sanut Matheus, sonct Marcus, 
!8, es sey mit mir Johannes a. die drey 
stunden die durch Christum vnaer herrn 
1. Die erste stund, darin Christus ge- 
I' stund, (In Jesus starb, die dritte stund, 



mir Johat 
aanct Lticaa, sanct Job an c 
allerheiligaleu viid aeligsten 
eeind in dieae weit komnii 
bohren ward, die 



darin Jeana wider aiifferatund am heiligen ostertag. 

Ein gewißer und bcwehrler segen, so etw frtju in kinds- 
handen ligi, so sie das büchleiit eu ihr neml vnter die recht 
brüst Sanct Sul^anna gebar, aaact Marifi gebar vnsern heiTU 
Jesura Cbriatum vnter ihrem reinen keuschen hertzen, ohn allea 
natSrlicheu scbmertzen. Also solle mir arme creaturen gebohren 
werden ein kind durch Jesum ChrtBtum Gottes vnd Maria kind. 
Im nahmen Gottes des vatters, vnd Gottes des sohnes, vnd 
Gott«B des heiligen geistes amen. Jeaua von Nazareih ein kdnig 
der Juden, Daß sind die beilige sieben wort, die vnser Heber 
herr Jeaua Christus am heiligen fronen ^) creutz aprach, da er in 
aeiner bittern maiter war. Das erate wort, das vnaer lieher herr 
Jeaua Chriatua sprach: o Vatter vergib ihnen, dann aie wißen nicht, 
waß sie thun. 

Daa ander wort, daß vnaer Heber herr Jesua Chriatua 
sprach am creutz, dem tichecber der gerechten aeiten : warlieh 
ich sage dir, heut wirst du bei mir sein iu meinem parodeißi 

Das dritte wort, daß vnßer lieber herr Jesus Christus j 
sprach am heiligen frone ncreutK au seiner lieben werthen mutterii 
weib nim wahr, sihe das ist dein söhn, darnach 
ist dein multer. 

Das vierte wort, daß vnser lieber herr Jesus Chriatua spraol 
am creutz: eli, eli lama nbaathani, daa ist mein Gott, mein 6o| 
namm haat du mich verlaßen. 

Daß füuffte wordt, das vnser lieber herr Jeans Christus 
heiligen froneucreutz : mich däratet. 

Da« aechste wort, daß vnser lieher herr Jesus Christus sprni 
am creutz: consnmatum est, es ist vollbracht. 

Daß siebente wort, daß vnser lieher herr Jesus Christi 
sprach in seiner heiligen ahscheidung: ach vatter, in deine hi 
befehl ich meinen geist, also beFehle ich Johannes 

•) h$. fromm. 



I 



I 



vnd seel nnd gat in die händ tuiI gewalt vnBers herm vnd hej- 
lands Jesu Cliriati, sein heiliges bitter leideu vud eteibeu sey mein 
außgimg, sein heiliges fronen creatz sej mein ein gang, sein 
Ijeiligea roBinfarbea blut eey mein voipfaDg, sein heilige dornen 
cron vnd sein heilige di'Cy negel aey mir Joliannea s. eine be- 
scbütKung, nnd beBcbirmung für allen meinen feinden, für ihr 
Waffen vnd wehren, hösen gepeost und zauberey. Es aey über 
WAHger, oder über weg, oder ebene eteg, oder auß dem Und, ich 
lig oder sitz, ich Bchlnff oder wach, ich geh oder steh, so be- 
hieteii mich JeBus ChriHtuB mit seiner göttlichen macht und hand. 
Im nahmen Gottes des Yattera vnd Gottes des sohnea vnd Gottea 
des heiligen geistes amen. 

Jesus von Nazareth ein könig der Juden, Evangelium am 
sanct Johannis am ersten cspitel vers l. 

Im Anfang war das wort, vnd das wort war bey Gott, vnd 
Gott war das wort, daaaelbige war im anfang bey Gott, alle ding 
sein durch daeaelbige gemacht, vnd dasselbige ist nicht gemacht, 
was gemacht ist; in mir war daß leben vnd daß leben war daß 
lischt der menschen, vnd dnß achcint in die finsteruns, vnd die 
ßnsternuB habens nit begriffen. Es war ein mensch von Gott ge- 
sandt, der hieß Johannes, derselbige kam zum zeugnuß, daß er 
von dem Hecht zeigete, aulT daß sie iLlle durch ihn glaubten; er 
war nicht daß liecht, sondern das er zeigete von dem Hecht, das 
war ein warha&tiges liecht, welches alte menschen erleuohtet, daß 
in die vrelt kommen ; es war in dieser weit, und die weit ist durch 
dasselhige gemacht, vnd die weit erkandt es nicht, er kam in 
sein eygenthum, vnd die Beinen namen in nicht auff, wie viel in 
aber aufnalimen, denen gab er macht Gottea liinder zu werden, 
die an seinen namen glauben, welche nicht vou dem gebiQte, noch 
von dem willen des fleiBches, noch von dem willen eines raannes, 
sondern von Gott gebohren seind, vnd das wort ward fleisch vnd 
wohnete voter vns, und wir sahen Beine berrlichkeit, eine herr- 
licbkeit, als des eingebobrcnen sohnes vom vatter, voller gnad 
vnd warheit. 

Wer starker sey, den der man, der vnschuldig den tod am 
heiligen fronen creutz nahm, der greifle mich, Johannes s. heut 
vnd jeder zeit an. Wer stärker sey dann Gottes krafft und macht, 
der grciff mich Johannes s. ilißen tag an, daß sey mir Johannes 
8, weißlich zugescb rieben. 

Im nahmen Gottes des vatters, vnd Gottea des sohns, vnd 
Gottes des heiligen geistea amen. 

Jesus von Nazareth ein könig der joden. Der könig von 
Sero ist gefangen gelegen, wie man in hat richten wollen, so war 
er selbst ein gut, mit dor Ciottea liilff. Dann ihn niemand ver- 
wunden können, da tbät man ihn fragen, wie daß sey, da sprach 
der könig: meine hochgeehrte herrn von Mannen, es kam, daß man 
tnicb nicht verwunden könnte und da er den brieif herför g* 



72 

ji er nachfolgeadäu caracter oder bnohetalieii im tiamon Gottca 
r'TKtters, des sobiiB und heiligen geietes amen. 

XOXOXZXHXVXJXBDXFXKXMXll 
XWXÖXffXnXWWX LXPXSXnXjvXx 
XaYRXHDHUoosDXCXSXrXHXZYF 
X 9 X eleiBolin pex, vbut pas, recenl pax Christi, in nomine 
— '-'i, et filli, et Spiritus eauctas. Jesui NaüarenuB res jndionun. 



patris. 

Folgt ein Kreis 
der Peripherie: im i 
sobnes, vnd Gottes de 



« dem ein Krevs mit Leiter; Inschrift an 
ihmeH Gtittea Heß vatters, Tnd Gottes dea 
I heil. geiat«B ameu. 

2lcr Kreis mit Andreas Kreuz; Itischnft: Wer Gottes 
marter in ehreo liült uod ofTt gedenckt der sieben wort — difi 
will Gott eben pflegen, wo! hie auff erdea in dieser zeit und dort 
im ewigen lebeo Hmen. 

Folgen 4 Schwerter : daß aehwerdt Gottes, daß achwerdt 
Johannes, daß schwerdt Cathanns, 6a& echwerdt Paulus umen. 

Der grafT Philippus in Flandern bäte einen diener, der d&ß 
leben verechnldt hatte, da' wolt in der graff richten lassen, Sein 
Bchwerdt wolt in nicht schneiden, da verwundert sich der graff 
gar sehr, er sprach ; wie soll ich daß verstehen, zeig die Sachen 
an, so will ich dir daß leben Bcbencken vnd frieten ; also zeigt er 
ihm diesen brieff; solches gpfällt dem berrn grsffen, vnd seinen 
r&hten aelir wol, also liese er disen brieEF abzuach reiben,^ vnd 
allen seinen dienern und knechten. Item wilt du an das gei'icht 
geben, so nimm diaen brielf zn dir, was du bittest von d«nem 
herm oder beampten, das wird dir nicht versagt werden. Hart 
du einen feind, der mit dir streiten will, ho nimm disen brieS' zD 
dir an deine rechte seyten, so kann er dich nicht versebren noch 
überwindet!. Item welche fran in kindsnötben ligt, und nicht 
gebären knn, so hencke diesen brieff ihren au den hals, so gebäret 
sie ohn alle schmertzen. Item welchen die naßen blutet, so gib 
ihm disen brieff in die rechte hand, so hilfft es gar bald, also 
bebt es an: Jesus der wahre mensch vnd Gottes soliii ist darbey, 
behüte mich Johannes s, vor aliiTley waffen, gesohoß vnd geschütz, 
langspieß, schwerdt, degen, meßcr vnd belbarten, was hand stos 
und stich, wns zeit dir christ gebührt, sind geschnitten, es sey 
von allerley mettal, es sey eysen, stahl, ertz oder bley, meßer, 
reißer oder boltz. Jesus Christus der wahre mensch vnd Gottu 
söhn ist. Behüte mich Johannes s. vor allerley waffen vnd ge- 
ecfaüts, bley, behalt dein prob, also wie Maria die jungfrauachaSl 
behalten hat, vorhin vnd nach der gebtirt Jesus Christus. Jesu« 
mache alle wehr vnd waffen, als die drey blutstropffen, die da am 
oetberg geschwiteet hast. Jesus Christus behüte mich Johannee 8, 
vor ehbrecherey vnd hurerey, vor todschlag vnd brennen, vnd Tor 



I 

I 
I 

■ 



TS 



I 



feaersDoth, vor Btehleo, vor alleu tttücklein, tierr Jesus Christus, 
verlnß micli nicht, Tnd laß midi nicht verdoromt noch verloren 
werden, Jesus Christus sey bey mir biß ans eude, vnJ laß mich 
Dicht sterben ohne das heilige sacritment; das halte mir Gott 
vatter, Gott aohn, Gott heiliger geist, vml die heilige drayfaltig- 
lieit sey bey mir außer dem land, md in dem holtz, im feld, 
slfitten, vod dorffer oder wälder, herr Jesus Chrlatus behüte mich 
Johannes s. vor allen feinden, sie sind si<?htbar oder Tosichtbar, 
heimlich oder ofTentlich. Bewahre mich durch die ewige gottheil, 
durch das bitter leiden vnd sterben, Jesus Christus und sein hei- 
liges roßinfarbes blut, das er am stamm des heiligen creutzes ver- 
gossen hat. Jesus ist zu nazareth empfangen, zu betlilehem ist 
er geboren, zu Jeniaolem ist er gecreitziget, gemartert vnd ge- 
storben, daß sein wahrhaftige wort also geschrieben, die ihn disem 
brieff seind, das ich vor keinem menschen oder mörder gelangen 
oder gebunden werden. Es müßen von mir weichen Johannes b. 
alle gesehnt^, wehr vnd woffen, nnd nimmermehr an mir hafften, 
auch alle ihre krafTleii verlieren, bisen behalt dein geschütz. 
crentz Christi und seine heilige iiinff wunden ohne gebunden, 
ohne gericht, alle geschQls müßen verschwinden. Also der man 
den berm Jesnm seine rechte hand an das band gescboß. BehitUe 
deine gescboß, bey der allmächtitre band, wie der sobu dem vatter 
gehorsam ward, biß in den t-od, im namen Gottes deß val.lers, 
vnd Gottes des sohns, vnd Gottes des beiligen geistes geschoß. 
Bej der allmächtige hand, also müßen alle geschülz von mir Jo- 
hunnes s. verschwinden. Im nahmen Gottes des vatters, vnd Gottes 
den sohns, vnd Gottes des heiligen geistes. Jesus fuhr über das 
rothe meer. er fuhr über das heilige land, müßen zerreißen alle 
strick vnd band, zerbrechen alle röhr vnd gewebr vnd waffen, 
müßen alle verbünden, die fehlsticb sein. Herr Jesus Christus 
behüte mich Johannes h. daß an mich keiner fällt, kein regen, 
noch fener über mich, daß mich kein wafien schneidt, es sey stahl 
oder eyaen, es sey mettal oder hley, das ich so wofal gesegnet 
eey, als der kelcb, vnd das wahre himmelbrod, das der berr seinen 
KwäliT Jüngern gab. Im nahmen Gottes des vatters. vnd gottea 
des srihns vnd Gottes des heiligen geist«R. Den segen den Gott 
thät über den ersten menschen, da er in erachaSen. der gieng 
über mich, einer vom creutz, den segen den Gott thät über den 
Noa, da er iu arch gieng, der gehe über mich Johannes s, den 
aegen den Gott thist, über Maria vnd Joseph, daß sie ihn über- 
zeuge, der gehe über mich Johannes s. daß röhr er erstlich in 
meiner rechten hand, ich gehe durch des feindes land vnd pfand. 
Das mich kein mörter berauht, kein zauber beschaut, kein hund 
beist, kein woltT zorreiat, dns midi kein büß mensch angreifft. 
Behüte mich Johannes s. Gott vatter. Gott sobn, Gott heiliger 
geist. Bobiite mioh Johannes s. mein blut vnd mein Seieoh EQ 
eygen. Jesus von Nazareth ein könig der Juden. 



HKBELSTUniEN ') 



1 Von emem kundigen Leser der Alemanaia get mir od XIII 

ff foIgenfteB zu „ Vieli-Busli: An dor Bemerkung vonHeiiisius, daß 

Wyß ancli Kusewort für Kinder aei, Inßt sich niclit zweiieln, wenigsteiis 

nbdrt tnan ea b<'i hhb in Zürich recht oft, ein Zeichen, dnß für die von 

[Inen gewiß fichtig eruierte nrapnlngliche Bedeutung tein VL-ratHnduiR 

Viner du ist. So kann auch das Wort »la Spotname verwendet werden, 

fErst nnlSngst starb ein allerer Herr in Zürich, der, niemand wuate 

ffigentlich warum, allgemein unter dem Namen VB (in Zürich 

meist Bizli-BuKli: erster Teil volkiietyniologiBch anlenend au Bidi, 

B Bizele = ein Bißchen, ein wenig) hekaunt war. Uehrigene hieß 

1^ ar im Volksniiindu als Lehemann auch Vizli-Vnzli mit unverkenn- 

Uer, obBcöiier Anapilung am Scbluße". 

^ Rubel irock: Ire Erklärung isit ganz entBchideu richtig, „ruheli 
Vod rabltg" bezeichnet alles krause, zottige, rauhe. Daher nennt 
Enan bei uns uoeh jezt ein Kind niit Luukenhar „en Rublkhiipf, 
■■pricht von „RiMihar". Wenn der Schnee in schweren Flocken filllt, 
SleichEiam abgeschnittenen tlBrlocken, so engt die Mutter zum 
Tinde: ,lueg, wie'a i-höW, „lueg an die rublc', „lueg wie'a 
Aeli git". 

„Daß „Rähelisuppe^^ nicht von „rihe" ireu Namen haben 
^ÖDne, ist lautlich durchaus richtig. Hingegeu wird dise Suppe 
lergeetellt, indem man trocknen Teig zerreibt, weshalb sie gerade 
I nns ^Räidisuppe'^ heißt. Ueber die Kürze des i gegenüber 
1 könnte niHU hinwegkommen, wenn man an „Rihtee" („Beib- 
«iaen") denkt, womit bei uns eine Xanlippe beaeichnet wird". 

„Da „rubel" und „rTbel" spÄter nicht bloß das zottige, son- 
dern auch das rauhe bezeichnete, so nennt man bei uds ein wildes, 
_aohreiendeB Kind, besonders ein Mädchen Ribel". 

Dazu bemerke ich, daß lezteres Wort einem alten rup-riup- 
Ntup-ätamrae angehört, denn Ri'epel spricht man rechtsrheinisch 
'^ ~ noch biß zur fränkischen Grenze; nnaer rülieli aber einem 
^rooie mw, riuw, rauw. „llibiüe" heißt noi-delem. Reibeiae, ge- 
lört also zum Stamm rib, reib, raib. 

Sollte folgendes adj. rubickl bieher gehören? mit der rri- 
Ptchlen Wurzel oder Stengel der Natei-wurz; — eine große dicke 
»--"-'d Wurzel; — die Wurzel des Schweinbrot ist riAichter Art. 
Apparatiui plitntarum florifcrarum h«c. Niirnh. 1682 vaii W. H. 
■ S.P.K 3 Tl. SchmtJifT JJ- 130: roppet, ratidig, rauh, MptriiAt. 



') Vai. Äkm. XIII 57tf. areff. 



«5«" 



76 

-'■• rv? IT 2. 5bO ib) bringt die bekannte Stelle des 

'«:n<iAF ier H. hat seitdem schon manches Tfinblein mit 

'^'•:l-^ itxc ^*hon manches Schöpplein mit ihm heransge- 

•-^- >'i»'jc* /tf^r Ha^! mit der Erklärung Has gelber, blanker 

^ 't >a^*i«ut9chl:ind ist dise Redensart allbekannt and 

«.m »^ '• ^^Ä^i^i Tichon m Agricolas Zeit: er ist Fachs and Hase 

»x.:<; ,^ . . ^.jn^n Sprichwörtern. Bebel: „Ist es Fuchs oder 

^^^ ;»'«i* nit, Herr, die Hur ist unten im Stadel." Mit 

.^. " ^\'*Hc-> tit^ ^j;| mgQ die Schnelligkeit ausdrücken, dann auch 

.^. *^-*^'^H:v>itvr\len und das Drängen selbst. In einer Antwort 

^v *V.« S^vc^fctu*, Hofpredigers in Königsberg, an Schwenkfeld 

v*^! u^tv^ t'iuo Stelle, die sich auf die Einsezungsworte des hl. 

^ s^xrtH^vv.^ Ivisit^bt also: „Denn dieweil sie so hart ein anderes 

^^, ,«<'%v^tt»u luul lassen das Eine liegen, darin sie sich unrecht 

K^*»' *.''.-i<l Klagten, muß man ja einen Argwohn haben, es liege 

,:* tvJU»^cht»K vorborgen, es sey ja Fuchs oder Has. Man müßt 

^.,* l vK^ hortWr und da ein Pflaster überlegen, da das Geschwär 

bVi'H^b horaus oder geleugnet, so weiß man, was im Schild 

^.,uN»i ¥ruM/* Cosack, Paul Speratus Leben und Lieder 1861 

X >^|^^ Kh müßon die zalreicben Bedeutungen der Redensart 

,.fcii uv»s»h unterMUcht werden. 

Jl Altern, Xni 28: Kilzlkhe Lehren. Vergl Simplic. (ed. 
Ns'*^^*^ Halle 188) 446: der Herr thue nach seinem Belieben, 
^'U*;« hfttt«* irh Vfnueinet, wann ihn Gott und das Glück grtlssete, 
^». u»/<tJ t^f hetfden billich dancken usw. 

l liahuntj f, im Hausfreund „Schlafkameraden" (Ausgal^e 
\^\\. 4, t*H): und suchte ebenfalls mit den Füßen eine Habung. 
\s.ui VM\ AunKubi, |h:J2. 1, 90 (DWB auch); ferner (1843, 4, 
\\\\)'. ahnr diM- iirnin Mann durfte mit den Händen den Ast nicKt 
\MiURtiii, wuil «T Monst keine i/rt &««//, hätte auf dem schwachen 
i^UitMM' I'» H|Hi«klftfi fDaniel) Architectura von Festungen, Pres- 
\b*M m*hI I**'*I»*'K *71'J Hl. lOa stet: dann dieweil die Beständig- 
IlMll «imI Mlarbii dnn ganzen Baues allein an der Mauren Stärke 
Mhtl iltthuhU f<*fl'*K<'nt sintemal selbige die Last nicht allein tragen, 
MHMtltuM »iM'li von Aiiß«*n dem Gegendrang des Schiessens wider- 
«««.Imhi muß MMW. iJl. lOh: wanns also bleyrecht aufgeschüttet wäre, 
kfiMMlii iiü nUiU t>t»\\i^i vor dem Fall nicht bewahren, noch bestehen. 
iIhmii ttlUi, «lo b«'i" llnlmng hat, eher zu fallen ist und umbfallet, so 
*«» von Kiwas Hfihw^rtirM noch der Seiten gedrungen wird. — Die 
'•»•niMMiiiiishft Kronik IT- :U8 hat Haah: das Bruederge wüst kain 
HMi|»;,te /,/!,!/> uf dum ross, dann in schenkin, damit hub er sich 

#, ^ f^t (hrHS-Srhwahe, eher Ost-Franke f(tu,< Köthlen OA EU- 
ft^l 9iHwf nvff^fhf. nach. 



71 



I 



pio best er mocht. Aber wie mehr er die hob in schenkla und 
t ffießen sucht, le mehr er deu jungen vollen mit den Sporen ao- 
■lAch. In dem Rieckeaciten Hebamiueultnch Stattg. I H eaec. oft 
»afgelegt S 213: daß man iliese zween Finger schwerlich so ein- 
klammcru, daß man viele Haab und Stärke damit hat. Johannen 
Stöfflera von Jastingen Kalender, Anfg. 16 aaec. hat Wiiler/utlt 
dafür; er redet von den Nägeln an Händen und Füßen, die gleioh- 
I einen W. gelien im Zugreiffen. Im 15 saee. fand ich „enhall" 
dafür. 

5 Sommeraleni V 66: 

Jez stoht er uf, er luegt ins Thal, 
und 'a M/ihnli grUeßt ei> überall. 
V 8: Der Wächter in der Mitternacht: 

kei HuBthür gabret, und kei Othem achnnft 
und nit emol e Möhrdi riieft im Bach. 
Aus Legenden des MA hat Fedor Bech oben Älen 
das Wort nnchgewiBen: monmn und die vröach, sam det 
guggen und dei- monneii \a dem mos 



gonchca 

das achwarswäldiache Qvggamönli neben mönli. Weist. IV lOli 
finde ich eine Oertliohkeit Mimnenbriich, Sumpfwiae? Oder aoUta 
es EU Muni, Stier ateu? Kaum. In ürimmelabauaena Simplicisaimus 
(ed. Kögel ISäO) S 313: und (ich) fing eine Art Krotten, die 
man Reling oder Mähmlein nennt, so im Frühling und Sommer in 
den nnaaubem Pfützen siiten und aiugen. S14: und kriegte hier- 
aufT mit der Elufft (Zange) das Möhmlein aus dem Glas mit 
Wasser usw. Hier hat man an Molche zu denken. Sonst be- 
dentet das Wort im Schwarzwald Unke, Maifröachchen, Ich habe 
Älem. 3, 181 schon daa Lächerliche der Wackernagelachen Er- 
klärung darge!an, der es zu Muni Zuchtatier atellen mochte. 
Götzinger wird sein Auleneu an obige iJeutung Ws auch nicht 
mer anirecht halten wollen. Schmeller I* 1599 erklärt Miiemli 
Wisel =^ unserem Möuli, was unmüglich ist. Ob gar ,,Mond", 
ide liegt? Die Baseler Bibel von 1523 hat münifft 
'.ig für mondaicbtige Leute. 



6 Schmcleofen V 4: 

Und bis aa d' Nacht vom Himmel fallt 
se wird die ersti Maße ehalt. 
V 101: Wir wüsae wie mo 'a Ise macht 

und wies im Sand zu Massle bacht. 
Es iat das Roheisen in langer prianiatiacher Form. In Grim- 
lahauxeus Simplidssimus begegnen wir dem Worte „Massaten": 
die znaaineugeschmültxnen Massaten probiren laßen 541. Ein 



78 

altes MüDzbucb 17. Jhd. verfaßt vom fränkischen Ereismünz- 
wardein erklärt also: Eine Massa, das ist ein Stück oder Klumpe 
aus den Metallen gefertiget, welches vorhero aus der unterirdischen 
Erden mit großer Mühe, Leibes- und Lebensgefahr, auch harter 
Arbeit von denen sog. Bergknappen theils etliche hundert Klaffter 
tiefif, mit sammt der Erden« Gestein, Quarz und Uureinigkeit 
herausgegraben und gewonnen, nachgehend aber vermög kunst- 
reicher Wissenschaft durch das Feuer im Stich-, Schmelz- und 
Treibofen geschmelzet und geläutert, dann von Schlacken und 
Steinen gereinigt wird/' Heinrich Sander in seinen Reisen II 56 
berichtet von Aalen: Man giesst hier Masseln, Platten. II 529 
(Wien): ich sah in einer Dratzugfabrik Masseln giessen. Die 
Herkunft des Wortes von massa lat. stet fest. Altdeutsch messe, 
mässe bei Lexer mhd. Wb. 21, 21. Im Nibelungenliede VII Av. 
wird der Prunhilde ein ger gebracht: 

von des g^res swaere hoeret wunder sagen 
wol vierdehalb in müsse was derzuo geslagen. 

Vgl. Wackernage] WB. 197a messe, machs, massa. Stalder II 200. 
Schmid schwäbisches Wß 376. Irre ich nicht, so heißt in der 
Hüttonsprache unser Maßle Gans, • Eisengans. Alle dise Aus- 
fürungen seien dem Verf. des Bergw. Wbs. Heinrich Veit ans 
Herz gelegt zu S 581 ff. Das große DWB begnügt sich mit dem 
Citate Stalders. Das „Massaten*' oben dürfte wol „Massalen" zu 
lesen sein. 

7 2jU Hebels eigener Wortforschung Ein Gespenst ist ein 
sichtbar gewordener Geist, und zwar nach dem Sprachgebrauch 
böser Art. Das Wort scheint von spinnen herzukommen und 
ebenso das nämliche mit Gespinnst (Luft- oder Hirngespinnst) za 
sein. Wenigstens verdient es diese Ableitung, obgleich Adelung 
das altd. Wort spanen = überreden für das Stammwort hält und 
Gespenst bei den Alten oft suggestio diabolica bedeutet. 

Beiträge zttr Religionsphüosaphie VII 245 Karlsruhe (1834). 

Geist and Gespenst werden im gemeinen Leben oft ver- 
wechselt, müssen aber unterschieden werden. Nicht jeder Geist 
selbst auf dem Gebiete des Aberglaubens ist ein Gespenst. Der 
Geist ist unsichtbar, das Gespenst ist sichtbar. 

Oft wird die Bemerkung Geist im Sprachgebrauch wenigstens 
mit der Länge der Zeit aufgegeben, oder wenn man sie beibehält, 
so denkt man sich dabei, so viel man von der Sache weiß. 
Ebenda 236. 

Der Gacalia Sonchifol. wissen wir auch keinen deutschen 
Namen. Man muß ihr halt selber einen machen: Gakeli, Soncbe- 
gakeli oder per metathesin Liacaca. 

Basier Briefe an Hitzig 8 119. 



79 



8 AUerki. Hebel Aber Qebefsstil, deutjtch: Gebete für ein 
I gemischtem Publicum Bollen nicht durchgehentls in allen Ausdrücheo 
I und Wendungen populiir bleiben. Wie der Gebildete um des ün- 
I gebildeten willen aioh roaticbea tkuf einer gemeinen Art muß vor- 
I sagen Iftßen. als er ertragen und erwarten könnte, so muß sich 
umgekehrt dieser auch hie und dn, etwas gefallen Ussea. Nar 
dürfen die unpopulären AuBdrücke und Wendungen die Klarheit 
I des Siniis im Ganzen nicht stören nnd kein plötzliches oder all- 
I mShligiis Sinken der Emp&ndungen btd dem Ungebildeten veran- 
I laßen. 

Liturg. Beüräge VU S 10. 

Nichts fällt den Juden schwerer, als den deutschen Dativ und 
I Aocueativ richtig eu unterscheiden. Er geht in der Schul und 
I Riebt in die Schule, wie es ihm eioiallt. 

VIII 130. 

Aber wie oft erfahren und empfinden wir es, daß die mensch- 
[' liehen Ausdrücke, mit welchen wir unter Menschen unsere Vorzüge 
r und Verhältnisse richtig liezeichnen, leerer Schall und dem, der 
t iba festhält, Trug und Täuschung werden, sobald unser Geist an 
I äen Unsichtbaren, Ewigen denkt. 

Predigten V US. 



Es ist nicht die Aehnlichkeit des Schalles i 
I Christus und Christ. 
V 238. 



den Worten 



STUDIEN ZU GRIMMELSHAUSENS 
SIMPLICISSmUS 



11 >) 

Die Bogenante Bauren-Analomie (unter anderem Namen: der 

l' Bauern Lasterprob DWB 11 QuellenTeDieichniB, welch leatere ich 

I blüht zu beschaffen vermochte), deren vnllstäudiger Titel oben 

I S S9 angegeben ist, bat so rile sprachliche und sittengeschicht- 

rliche Ankl.inge an den Bimplieissimus Grimmelshauaens, daß ich 

eine genauere Vergleichung anstellte. Uie beuuKte Ausgabe des 

Simpl. ed. Eögel (ISäO, Halle) bezeichne ich mit A, die Bauren- 

Anatomie mit Lt. Der pseudonyme Verfaßer von B ist ein Hesse 



I) Atem. X 79 ff. 



80 



warscheinlich ein Pfarrer. Ä bringt S 18. 225. 238. 280. 306, 
314. 397. 435 Sprachprofaen HcIiwäbJBch - alenrnnuiHcLi 
lisuhur und Sil besontiers hesaiscber Heimat eigen. S 300 er- 
innert an Jen Deutacii ' Franzas. VorhersoLund ist das heiaiscbe 
Idiom, wie Rchon aa^i'^deiitet. Nemeo wir gleich waa B in diser 
Beziehnng bringt. 

„Uuib dieser Urlaub Willen, weil die Schützen so unfl^dßig 
und indessen die Bauern einander fein aeibst besteblen, erhebet 
sich unter der Linden Honutags nach gehaltener Predig ein recht 
erbärmlich Klagen über die große Unordnung, die im Flecken vor- 
gehet. Mich düncket, ich höre sie noch von neulich her: 

Gevader Deis.' Atter Bub ist ein rechter Diä> und Schelm, 
seine Ösen luiben mir meine Wiesen aiif' dem krummen Morgen 
dort hey Martel Bentts Graben kahl abgeeteet: Ich wUs einmal 
beeahlt haben! Eich hol meieh an auch, wißt ihrs Gevader Deisol 
Der hat kaum auffgebört, ja indem er noch redet, fäbet täa ftn- 
derer an: Herr Schultheiß pote schwapperment schändJ hättet i 
bessere Ordnung, ziehet auren Knecht besser, als ihr fhut! liegt er 9 
doch stetig in dem Wimjarten Über den Traten usw. 

Das ist der Bauern gemeines Wort, wenn sie von etwu | 
sollen Zeugnuß geben: 

Egf Eich weiß ftaut! Eich hob natit gehurt, naut gesehn i 
S 108. 

Kommt es dabin, daß ein Bauer atirbet, so bestellet der 
neuhsten Freunde einer strack auff den andern Tag die Leicb- 
predig mit diesem Anbringen : 

Ey Herr Pfarr, gedenckel doch in der Predig wie alt uns 
Kn&.n oder Vatter gewesl, wann er jung worden, wie viel Kinn J 
he gezeugt, wie lang he gelegen. S 152. 

Gevatter ,Aendenien' für Bauer, kennt A ebensowenig als EUb, J 
B 150. Dagegen stimmen dte peasimisti sehen Benennungen Ffi^l 
und Rülpen für die Bauern iiberein: 

Vogel A Htändigor Ansdruck für Bauer : von welchen i 
theila auch VOgel zu nennen pflegt 118. Leichtfertige Vögel 48.i 
204. 4.38. B: leichtfertiger Vogel (will den Pfarrer nicht sehea« 
sondern einen andern) 34. Von einem arretierten Bauer: der Vogel 
62. Wie halßstarrige Vögel die Bauern sind 100. 101. 
bandebi doch die pfliehtvergessne Vögel ho betrüglich 117. 
alte nnterweisen ihre junge Vögel 119. 

RMp A: grober Bengel, wilde Sau und noch wol ander 
wann sie haderte (nannte die Meuder den Vater) 23. Trolle dion! 
zu andern Säuen in den Stall, mit denen du Rälp besser zuatim- 
men kannst 77. Ztw, rülpen 75. B: die Bauer Limmel, Pengel, 
Tölpfl, Esel, Flegel, Schlingel, Eälpen, Knöppe 37. Die Bauren, 
die ihre junge Rülpen doch gar selten zur Schule schicken 44. _ 
Kaum ist der Text von der Cautze) abgelesen and die Erkl 
einen Anfang genommen, legen aioh die Riäpen auf die dummM 



Sl 



I 



I 



Köpfe und Bchaarclieii 83. Und also in dar That, daß sie Külpen 
aber alle R^pen sein 92. Dem UMpen und Kornbammer thuts treff- 
lich wohl, daß ihm der ehrliche Bürgersmann ao herrlich grünlzeU 
113. 114. Ein Synotiymum davon ist Rüls, das A uaterwegen 
läßt. B; wann der Pfarrer, Herr Limp, den groben Bauren- 
liiätfn detimiitig um ein Fahrt anredet usw. 82. Und gleichwohl 
wiesen die groben Eiilsen weder was der Glaube, noch wz der 
einige Gott nsw 88. Waoo ich bedenke, wie ihr euch znr Zeit 
dee Krieges mit den groben IiÜlj:en geschleppt 113. 

liiU>en sind von Alters her der Bauern Speise, ire Pöan- 
sang der Bauern Geschäft. Daher die Hinweieuug in A zB gelbe 
Smim 37, weisse Rüben 100. 116. Wie die Bauern an theila 
Orten ihre Rilhenlöcher haben 28. Die angefrorne ßübachälen 
auf der Gassen 63. 

Vergleiche dazu für Bauer Riäjenschälcr. B ; frage du selbst 
einen alten Riä>enscheelcr : was ist deine oder der Gemeinde Ge- 
rechtigkeit? 84. 

JDötpel heißt eigentlich schon Bauer. Ä gebraucht es öfters 
kB 23. 72. B: kleine und große .Baoeni-Dölpel' 19; ihre Herr- 
schaften über den ,Dölpel' werfen, sieb kein Gewissen machen 117. 

Ich füge hier an zur Erklärung von A 3 13. 17 und öfter, 
betreffend die Bauern, was B bietet : 

Die besten Bauern seind, die kein Brod mehr eßen 6. 

Wer mit einem Bauern etwas handeln und uiibetrugen von 
ihni kommen will, der muß einen Bauren zu eich nehmen, den 
Dritten zu überlisten 7. 

Ein herrenloser Baur 

Ein rechter loser Laor 17. 

Wer eine Bauren-Gemeinde will kennen lernen, sehe nur an 
den Schultheißen, welcher der Schaum und quinta essentia der 
Bauren 20. 

Jener Bauer sprach, wann er kurtzweilete : Ich bin von der 
KttAbeltät. 

Also bleibet es dnrbey, daß sie Knöbel und grobe Pengel sein. 
Rusficus in Knoblis pengelorum dant Tibi Rulsis. 
Practica est multiplex: RuatJcoram infiuita. 

Uan muß die Ilauren halten, daß sie Bauren bleiben, der 
Bauren Schinder artig Sprüchwort 18. 

Mich gemuhnet der Bauren als der Stockfische: dieselbe seind 
am besten, wann sie weich geschlagen uoi) fein wohl geklopfet H3. 

In einem Stück gleichen die Bauren den Italiänern, welche 
die Räch vor das süsseste Ding unter der Sonne halten 92. 

Der Baaren Barmherzigkeit ist bei ihnen lauter Wild- 
prltt 103. 

Bauern sind Leuthe: vielmehr aber die Schultheissen ; eine 
Gemeinde ohne Schnitheissen ist ein Banr ohne Flegel und Uist- 

BirUn««!. AlemiDDla XIT I 6 



82 

gabel, ein Schuljung ohne Steckeu und Ruthe, ein Soldat ohne 
Gapitain nnd Obersten 24. 

Der einen Mohren waschet, machet ihn nicht weiß. Einem 
Tanben predigt nicht verständig, Einem Faulen von der Arbeit 
saget nicht lustig — so richtet nichts aus der den Bauern 
predigt 32. 

Es ist nicht ohne, daß die Bauren zu der Zeit am aller- 
dehmütigsten sind, wann sie die Hand Gottes rühret 41. 

Zu S 13 Schlußstrofe des Liedes: Aber die Herren und Sol- 
daten seind der Bauren beste Medicamenta, bewährteste Purga- 
tionen, kräfftigte Pillulen, sonst könnte sich kein Mensch vor ihnen 
behalten — Bauren: Lauren S 6. 

Die Bauren haben eine stärkere Phantasey, als alle andern 
Leute : was ihnen nur einmal hineinkommt, muß zu ewigen Zeiten 
drinnen bleiben 122. 

Ein Baur ist auf seinem Mist so stolz als ein Edelmann auf 
seinem Schloß 124. Vgl. A 227. 

Summa, Summarum: Ein rechter Baurenstolz ists, wer stol- 
ziret und nit weiß, warumb er stoltziret 125. 

Ein jeder vor sich, Gott vor uns alle! ist der Bauren 
Spruch wort 130. 

Grobe Leute wollen was Grobes 134. 

Man lasse den Herren ihr Wildprät, den Bauren ihre Eirben, 
den Hunden ihre Hochzeit, so bleibt man ungerauft und unge- 
bißen 144. 

Ey wie soll man doch lustig sein können, ist doch kein 
Spilmann da, sprechen die Bauren 147. 

Jener geistliche Theologus erinnerte, man solte sich vor den 
Schälken hüten. Mich dünket, man hat sich vor den Kirchen* 
ältesten, den hl. Schälken, zu hüten 46. 

Es verlasse sich nur keiner auf die Bauren: wen sie unge- 
wöhnlich caressiren — entweder haben sie ihn betrogen oder wollen 
ihn noch betrügen 46. 

untreu seyn im Geringen, ist keine geringe, sondern große 
Untreu 49. 

Die Bauren sparen es oft an unserm Herre Gott nnd mösseus 
hernach dem Teuffei in Rachen werfen 49. 

Wer denen Bauren viel von Almosen saget, denen sagen sie 
von dem Teuffei 52. 

Was die Alten sungen, zwitschern die Jungen. Von Haben 
kommen keine Tauben, von Wölfen keine Lämmer: Eben- 
falls was von Bauern kommt, das hat die Natur und Art der 
Bauren 80. 

Die Wölfe, so nicht gejaget und erschossen werden, mehren 
sich und thun großem Schaden (böse Sitten der Jugend) 82. 

Vorsorge fürs gemeine Wirtshaus: Woher solches komme, 
weiß ich nit. Vielleicht befürchten die Bauren, wann das Wirts- 



I 
I 



83 

hanß gar zn schlimm, ea möchte ihnen, indem sie den guteo Wein 
trioken, ins Maul regne a 72. 

dea gewiaBeoloeen Betrugs! Solche ttetriiglichkeüen der 
Baureo hat Hana Sachs in seiner altteotacheo Reimart gleichfalla 
£11 beachreibeD gewußt, wann er saget: 

Der Baur gantz unwahrhafftig iut 
Voller Betrug und Argeliat. 
Viel Renck und Lügen er erdenckt, 
Den Mantel nach dem Wind er hencUt: 
Auch viel verheist und wenig hält, 
VoQ einem Ding aufTa ander I^Ut. 
Tbnt ofFt einem Herrn frenndlich zusprecheD: 
Wolt ihm doch lieber das Hei'z abstechen. 7 ff. 
Ich lese mit Bestürzung, welcher gestalt im vorigen seculo 
die Baureii Herrn sein wollen und sich zusammen verschworen : 
loh lese gleichfalla, daß sie biß in den Tod zusammengehalten 14. 
Ea gehst des Banren insgemein wie jenem LieÄänder, der 
sagt«: 

Ich bin ein Lieflünder Bauer, 
Mein Leben wird mir sauer, 
Ich steige auf den Birken-Banm 
Und haue davon Sattel und Zaunu. 
Die Sehn bind ich mit Baste 
und falle meinem Herren den Kasten 
Dem Pfanherrn geh ich seine Pflicht, 
Und weiß von Gott und seinem Worte nicht ä6ff. 
Umbsonat kratzet sich keiu Scbultheiß oft hinder den Ohren: 
dann höret er übel, er bat Ohrenechmerzen. Daher sagen wir im 
Sprüchwort: Er bat Sclmlthei/ien Ohren 25. 

Gott belff einem Pfarrer des Schultheiß ein Schute, und 
Hasen schüsaen kann I 26. 

Der Schultheiß und die beyde Bürgermeistere — drei güldene 
Henten in einem ailbernen Leibe 28. 

Nicht jeder der sabtilia traktirt, traktirt auch utilia 33. 
Die Waidbubeu reisaeu die grösten Zotten und Possen. Hie 
hat der leidige Satan die verwünschte Gelegenheit in Zaubereff 
und Bexerey aowol Buben als Mägdlein anzuführen 81. 

Es giebet leider, Gott erbarm ob unter denen Baoren Eltern 
die lehren ihre arme unschuldige Kinder eaubern 97. 

Ihrer viel stecken vuU Aberglaubens und Zauberei/, deren 
sie sich beydes für sich selbst und für ihr Viehe bebeiffen und 
anstatt der .Xrtzney gebrauchen 8. 

Mehr als einmal hab ich aua der Banren and ihrer Weiber 
Munde aelbst gehört, die Hejcen gingen so fleißig in die Kirche, 
auff daß sie nun nicht vor solche Leute angesehen werden möchten, 
,)tfit«n sie sich vor vielem Kirchen- und Naohtmalgehen 110. 



84 

Icli weißy daß etliche wegen verlohrner and gestohlner Sachen 
sich Raths bey Meister Glasen za Fischborn erholt haben 145. 

Unter dessen gilt es denen Bauren doch gleichviel, wen sie 
in ihrer Schwachheit holen und brauchen. Kann ihnen durch ein 
altes Zauberweib Hülfe geschehen oder können sie vermittels des 
Abergläubischen Segens wieder auff die Beine kommen, so nehmen 
sie es willig and gerne an — alles rühre vom Teufel und bösen 
Leuten her 151. 

Weitere gemeinsame Merkmale sind die echt hessischen Namen 
Knän = Vater, Meuder = Mutter. Jenes hat Hildebrand im DWB 
erklärt und einzig richtig erklärt. B: nicht nur der Hochzeit- 
Gäste Kinder, sondern alle die im Dorfe seyn, kommen in die Hoch- 
zeit-Stube, da geben ihnen ihre Knän und Meuder sat Gutßi. 
Die Bauern lassen den Pfarrer dar bey seyn und kreynen 138. 
£y Herr Pfarr, gedencket doch in der Predig, wie alt uns Knän 
oder Vatter gewest 152, 

Für die Bäuerin, die B ebenso geißelt, wie den Bauer, wird 
ElSf Else häufig gebraucht, was A, scheint es, doch zu grob vorkam. 
B: die Bauren bitten ihn zu Gevatter, wann ihre Elsen niederkommen 
61. Die Bauern und ihre Elsen geben alles mit fröhlichem Herzen 
69. Wollen Gevatter Kunz und ^7^ ihren Schwäher besuchen 91. 
Die Affektion gibt der junge Bauren Knecht Jungfer Elsen zu ver- 
stehen 133. Ich habe die Elfi in mein Herz gefaßet, sie kommt 
mir nicht wider drauß 133. Wann er nun 3 mal nm Jungfer 
Elsen angehalten 133. Holen sie auch die Jungfer Eis die 
Braut 136. 

Dagegen hat die Gret dafür in A Aufname gefunden: ehrliche 
Baurn-G^re/^ein heuraten 395. B: ist es Sach, daß die Stadtleute 
auff die Dörfer gehen, umb etwas zu kauffen, da müssen sie geben, 
was Henn und Gret ihnen selbst anfordern 150. Wenn Hanso 
und Gret das Ja einander geben 134. — In einer Festbeschrei- 
bung im Leben Job. Georgs V von Sachsen (ed. Müller 1838} 
heißt es: 

Um einen Pelz sie laufen thäten 
In die Wette die lieben Greten, 

A 44. 15 gebraucht Vetter etwa wie wir heute ,Kunde* sagen. 
B: Und was düncket dich von solchen Vettern^ die vor sich das 
beste Korn behalten usw. 8. Die Vettern (hier Schüzen) sehen 
bißweilen denen Verbrechern gar zu sehr auf die Finger 63. Es 
ist zwar nicht ohne, er hat es meistens mit groben Vettern zu 
thun 75. £s ist nicht sogar lang, da fragte mich ein ziemlich alter 
Vetter usw. 87. Ein anderer grober Vetter sagte 123. 

Synon. mir hat ein alter Laur^ wollte sagen Baur 115. 

Kürhe A 24: weil ich noch niemals bey dergleichen KüT' 
ben gewesen 36. Ferner 273. 307: wann es Kirb 142. Kirb B: 



I 



i 



dur Sonntag iat der rechte Tanz- oder Kirbiag ; auf eine Kirh und 
anm Tanz gehen 91. WaDii er auf allen Kirhen allem mit ihr 
tanzet 133. Baae)fikirben 141. Kirbthaum 142. 143: Ktrch- 
Keyhen, Kirchmessen, Kirme^. Wie eine Kärbe in Ä beHchaffen, 
Bchildert B folgeudermasBen : 

Ton der Sauren Kirhen und Kirhe-Tilntien Ich mofl auch 
der Baurea-Kirben und ihrer Tänze j^edencken. An etlichen Orten 
t&bel sich das aünttlicbe Wesen auff dem lieben Sonntag an. Za 
loben sind diejenige christliche Obrigkeiten, welche sie auff den Sonn- 
tag abgeschafft, — Da (Sonntag) ist es mit dem heiligen Gottes- 
dienst, mit der Anhörung göttlichen Wortes gethanl Etliche Geiat- 
licbe sind so ungeietlich, daß sie wol selbsten die Predigten ein- 
stellen, oder wann eie schon eine bnlten, so ist sie doch dei'ivaBsen 
kurz and abgeschnitten, daß sie dififals niemand zu beschweren. 
Ein jeder Itauer hat seine Anzahl Gaste und da muß i^s gefreßen, 
gesoffen und alles vertbrin sein. So lauffen auch die leichtfertige 
Dirnen und Gesellen mit hinzu; sie kommen Über Feld her. Mich 
wnnderts, daß inoncheT Herr seinen Enecht, manche Frau ihrer 
Magd, manche Mutter ihrer Tochter soviel Willen lasset. wie 
niancher Gesell, wie mauche Dirn haben ihre Ehr und Jungfrau- 
Bcbaft auff der Kirb gelassen I Inzwischen muß ein jeder Tantz- 
knecht nnd Tantzroagt bei dem Kirbe Baum, wie die Israeliten bei 
dem güldenen Kalbe sich einstellen. Da hebet sieb dann das Geigen, 
dann fähet sich das Springen und Tantzeo an. Wer von weitem 
stehet, Bolte uieynen, diese Leute waren alle toll and vom Teuffei 
besessen. Ferner, wann es Eirb, haben nicht allein die Leute ihre 
Häuser voller Gäste, sondern es ist auch damit das Wirtshaoß 
aller Orten besetzt und angefüllt. Da sitzen Junge und Alte, 
Mann und Weih nnter einander, Hilf Ewiger Gott, welch ein 
Juehzens, welch ein Schreyena. Der Wirth seihsten, damit er die 
Gäste herbeilocke, dinget einen Geiger, Leyermann und Saakpfeiffer; 
da gehet es dann drunter und drüber! 0, \i'ie viel edlen Weins 
wird verschüttet! Wie viel guter Speisen werden unnütz verthanl 
Das Flachen und Schwören ist hie so gewöhnlich als das Fressen 
und Sauffen. Was gottlose, wns schimpfliche Reden werden da 
geführt ! Was Zotten, was Possen werden da in Gegenwart der 
Kinder gerissen! Insonderheit, wann der Kopf von Wein und Bier 
erhitzet, wil er von götlichen Dingen reden, da gehet es au ein 
Dieputirens von der Religion. Endlich koramts von den Worten 
EU den Htreichen. Mancher überladet den Magen, daß er mit 
GuoBt zu^melden kotzenjund speyen muß. 

Eine schöne Andacht ist es auch, wenn man bey vollem 
Magen und Kragen das: Allein Gott in der Höh sei Ehr! singet. 
Da echrejeu die volle Sau aus aller Macht uad was sie erschreyen 
können: Ein Wohlgefallen Gott an uns hat! ihr tumme, wüste 
und wilde Leute! Wie versündigt ihr eucfal 



Die Kirchweyfaen, KircliineBaen oder Kirmeßen mögen wol 
eioen guten Zweck vor diesem gebabt haben. Und biti ich der 
Meynung, unaere liebe Vorfahren haben dem Ailmächtigea Gott, 
daß er ihnen einen Ort des Lobes und Betena bescheret, von 
Rertzen gedancket und darauf in der Furcht des Herren mit 
Freuden, nber doch auch mit chrietlicher Beecheidenheit Speiß uud 
Tr&uck zu sich genommen. Sehet, wie sobald kan eine gute Sscbe 
durch den einigen Millbranch zum schädlichsten Gift und Verdei^ 
ben kommen und gerat h en ! Achl Wie mancher ehrlicher Mann 
iet auff solchen Baureu-Kirben erbärmlicher weise umb sein Leben 
kommen! Wie manches Blut-Bad ist auf dergleichen heylloaen 
Kirbetagen entstanden! 141 — 144. 

A 14; er und mein Meudcr, samt unserm Ürsele — hatten 
die Sintcrthfir getroffen und wolten dieser Gäste nicht erwBrt«n. 
Ü36: schlug damit tapfer zu, hiß er sich endlich von mir eutiiß 
und die Thürc (raff. B; du must 8 Tag im Thurm sitzen, der 
Vogel möchte sonst das Thor treffen, Verseogeld gehen und sich 
unsichtbar machen 62. 

BJauer Wunder Ä 39: da sulte man seinen blauen Wunder 
gesehen haben. Ferner ISflff. 483 muß stat blauten, blauen ge- 
lesen werden. B: dieselbe Redensart S 111. 119. Ochsenphilu- 
sophie 15, 

Meerwunder A: 54. 428. B: Meerwunder 146. 

Pluiile A: darauff zuckte er seine Piaute und sagte HoUnI 
40. B; Schultheißen seyecri Schultheißen, sie gehen mit einem 
Stock in die Statt, oder haben eine Fischer-Plaute an der Seiten 
24. PI. ist ein kurzer breiter Degen, 

Begrasen A; damit er sich bcgrasett und wieder mondiren 
Bolte 182. Als sich die Medici — zuvor (am '|' Herzbruder) genug- 
sam an ihm hegraset 313. B: ich meyne die gi'obgeizige Baoreo 
können sich auch begrasen, wann sie. wie sie wollen mit ibrer 
Pflegkiuder Armut umgehen dürfen 105. 

Hui A: 49. 81. 109. 143. 192. 335. B: daß die Banren^ 
in einem Iliiy ihre gemeineii Hüuser bauen, wann sie aber GottM-^ 
hftuser bauen sollen usw 49. ' 

Mildipfennig &: 227. 348. 404. B; MUchheüer — Jona' 
Bäuerin bezahlte ihren Wein Ton den Milchhellern 148. ' 

Herhergirer k: Hie und da unsere Herherger zu bestehleaj 
491. B: H. und Gaathalter 55. Wirthe und Herbergirer 121. ' 

Sudler, A : ihr kleine Hudler, habt ihr dann keine Häuler' 
mehr 28. B: wann gemeine Schulden zu bezahlen, werdenj 
bald anfangs die losen IJudler die unmügUclie üumiigliclikeitpj 
bernoeber das viele Gold geben, wodurch sie erschöpft werden, 
TOrachtitzen 316. J 

Scktampamp A 100: wie man nun also schlampüMte oavJ 
B: ein täglicher Schlampamp und die Ehre vereüssen alle SohnlH 



I 



I 



8T 



IieiBische Unfillle und Mißyeretände 25, Die BurgermeiBter baben 

seitlich neb^oBt dem Herrn Schultlieisen einen Schlampamp 29. 

Kalender mitclien A 434. B : daß die QescljworDen oder Land- 
eclieider gi'usseii ProGt haLen ; gelte es ciuii an den Tag kommen, 
so würden nch die Bauren Kalender drüber wachen 31. 

Lindt A 313. 314. B: nater der Linde noch altera löb- 
lichem Gebrauch ankündigen (v. Schultheiß) 23. Unter der Lin- 
den des Sonntags nach gehaltener Predigt klagen über ubw. {v. 
d. Schätzen) 63. 

Bölmische Dörfer A 19. B: wenn der Pfarrer wa der 
Seele Unetorhlichkeit redet, redet er ea den Bauern von Böhmi- 
schen Dörfern 82. 

Pole 72 naw. ß: Pota Schieapperment schiind.' 63. Pole 
Veiten! bald hätt ich was vergesaoD. PoUl die Spielleute setzen 
einen Teller auf 140. 

Zollen A 86 (siuzotteln). 190.331. .^wiro^eft) B: nach diesem 
kommet die Kochiii mit einem Löffel angetoUell und der steuern 
eie gleichfatlB 1 40. 

Zotimagd B ob dahergehörig? so dann holen sie auuh die 
Braut mit ihren Zottmägden und den andern Weibern ab 137. 
Die Knechte (Hochzeit) geben Geit, die Zotten-Mügd Haußsteuren 
und da geschieht die DanckEagnug bey dieeen wie bei jenen 140. 

Abschrötlm, residuae mensae 96 t jener aber rüstete auß den 
Machrötlm wieder ein Frühstück. Vergl. Z. f. D. Phil. 17, 223, 
Schmeller 1^ 613. Anmutige Speisen 59; hier ist der stehende 
Anadruck „ein niedlich, ein Itöflich Essen" in den alten Küchen- 
meistereiea za vargl eichen. 

Fchl/iaWe 76, unten, ist zu lesen Fehlhalde, wie denn die 
Hedensart beute noch üblich ; Halbe ^ Seite könnte aber durch Halde 
v«rtret«n werden. Tittman I 75 schlagt das richtige — holde vor. 
Fettmötichlein 287, entweder volksetymologisch oder satirisch von 
A gebraucht; es kommt sonst nicht vor und das DWB III 1574 
bringt nur aus A Simpl. 2 Belege. Misverständnis, Unkenntnis 
darf wol kanm angenommen werden, da A niderrheinische und 
westräliscbe Ausdrücke zu gut kennt. Ein Fettmännchen ist eine 
dem framtös, Soas änliche Kupfermünze gewesen, die am Nider- 
rbein, Westfalen, besonders aber in dem alten Herzogtum Jülich- 
Cleve-Berg gang und gäbe war. Es enthielt 4 Füss (Füchse), 
d. h. 4 kleine Kupferbellcr. Es gab ,Kaatemännegen' (Bonn, Köln), 
Petei'männchen (Trier), Perdmännegen (Lüneburg, Braun schweig); 
alle machten ^/j Carrentchen aus d. h. 2V2 ^S^- °^^ ^^ Pfennige. 
F&Bcbs Kriegslexikon. 1735 (Dresden and Leipzig) hat ein kleines 
Uünsregister als Appendix, da stet sogar Feltmängel. — Funck 
oder Goü: ach warum hat mich nit gleich ein Funck oder Goll 
Kufgefrußen? 512. Es ist zu lesen Finck oder Fiinck oder Goll, 
bei Tittmann mit Fragezeichen und Gdll PfUzel QoÜ ist der 
Dompfafie, Gimpel. 



SB 



Gemssm tceiles, daß ein großer Henwsgen hindurch hatte 
fahren mögen 348, vgl. Älem. 4, 253: worinn ein schleBiicher 
Fährmann könnt umkehren. 

Hochheimerwein 82, Bih Älem. XI 149. XIII 180. Hole 
mich Dieser und Jener 246, d, h. der Teufel. Älem. XIII 279 
wo mer BeiEpile bub Hebel und nndern aten. Die laclieiide 
Schule 1725: daß dich dieser und dieser holel S 18. Holländer 
117: ging hiemit durch wie ein Holländer. „Er geht durch wie 
ein Holländer" ist ein Sprichwort. Die Holländer beziehen es auf 
einen kriegerischen Vorgang, wo sie mit Sägen an den Bugsprieten 
eine mit Ketten umgebene Citadeüe zu Damiette in Egyptf 
rannten; andere spotten, es sei aus der Schlacht bei Dettingen, 
wo die hoIläDdiechen Truppen zuerst Linksuro gemacht hnhen. 
Sander Reisen I 533. Tittmann I 116 weiß kaum Bescheid. 

JcK(^ 48, sollte das ein Spott sein? Die liaureu-Anatoioi 
kennt den Meister JnC(^ als Scliarfi'icliter. Das ist gut vor di 
Bauren, daß kein Meister Jacob sie foltert, sonst würden eia ot 
geseumt hekennen 15. 

Inxfrumettt : darneben erdachte ich ein Instrument uaw, 199. 
Daa folgende Buch erschin kurz naoh dem Simpl. Ich eese den 
Titel ganz hieher. 

D. JöÄ. Joadtim Bechers, Söm. Maj. Cammeratla Särriedie Weiß- 
heit oder wfite Narrheit oder Ein Bundert so Folitischr ale Phj/sihaU- 
sche, MctAanische und MerkaHtitische Coneeplen und Fropositionen deren 
eiliehe gut geihan, etliche xu ntehts worden. Äniteo oon neuem heraus 
ffegrbcn mit einem Vorberichle an den Leser. Darinnen ErstUtA vomi 
des U. D. Bechers Person »ach ihren Tugenden und Lastern 
daraus entstandenen Gläck und Ungtücki hernach von seilten Sehriftat 
sowohl insgemein, als auch von gegenuiärligem Tractat inmndcrhät ge- 
bandelt Kird von J. F. B. (P. P. et S. J. A. P. A.j. Anno 1734 Jet. a«. 
308 ff. M. Vorberichl. 

Bierin .atet folgende Invention, die mit Simpl. Kusammenfallt; 

Salomon Morlands EngUsc}ies Slentrophonicon auf eine Teut' 
sehe Meile mit einavder laut reden. 

"Will ich dieses anziehen, daß, wie ich in Eugelland ver- 
nommen von einem der von Tanger homnien, daß diese Invention 
in uenlicber Belägemug der Möhren, da sie das Äuesenwerk von 
der Vestung abgeschnitten, gute Dienste gethan, dieweil dadurch 
beyde Commendanten mit einander reden können und die Mohren 
kein Engelisch verstnudeu. 

lob habe zu Nürnberg bey dem berühmten Optico Frani 
Grundler dergleichen gesehen, da der eine ein Instrument sam 
Beden, der andere ein Instrument «um Hören gehabt und ht 
beyde solcher geatalt auf eine ziemliche Distanz mit einander red( 
können, daß darzwischen niemand etwas gehöret S 27. 

Kaiser, der alte 324. 542; lebete auf deti alten Kaiser hiorä 
Vgl. Cunrad Dieterich 11 105 : die junge Gesellen seien nur dt^'. 
daß sie auff den alten Kaiser lehren. 



I 

i 

I 



Christus und Tauf 324: als ob Chr. und T. an mir Tcr- 
loran väre; maß ,Cbrysaiii' Iieißcn. Eine allgemeine Redensart. 

Laustem wie eine Sau 93, Vgl. Ihr horcht euch selber zu, 
wann ibr redet, als ifte eifi Saw, icartn sie inintet 545 in dem 
Bache Moscheroschs HM: 

Anleitung | Zu einem Addieheit Leben. \ In welchnn \ ahgebUdet 
wird I waß \ Adeltcher Jugend { zu lesen, lu lernen, nu t*«» I anst&nAig 
vnd näthig ist. | Erstli<A\ wm •Samuel Bernhardt \ In f^^antögiacherSpra^, 
mit ting^-ährten nutiUcMn Lehren \ lustigen Historien wtd ticrtiiAen 
Sprayen | bcschri^en \ Hernach \ Ine Wähehe vnd Deutsehe ribersettt I 
vkd atyetBO | Wiederumb mm Truck verschafft | durch i IToiyÖ-itf«;'«! 
MoKli^oieh. Straßburg Bey Johann Philipp MflJtcn. Im Jahr 1645. 
ff> 7 BB. umpag. T33 SS und Register. 

Ber eeUenes Opus, nirgends erwänt. Chr. Gerard in s. Ancicntie 
AUate d table vennandte es erst als in A. StÖhir aufiiitrksom maehle. 

Ich Beste den Titel schon hier gaa/ her, weil die Alemannia 
Hiderholt darauf zurückkommt. 

Lattte 99: dan ich bedönkte mit meinen närrischen Ein- 
f^len jedermann über 17 Lauten eu sci/n- Äiem. XIII 41 (29): 
NiohtB ist, sagt man über eine Music von 7 Lauten. Tittmann 
kennt das Sprichwoil nicht. 

Mannsfalle: deraelben (Dame) Manns/allen wartete ich treff- 
lich aaf den ilienat 390, auch ins DWB aul'genommen! In dem 
Bnche ,die Geschichte der Marquiein von Pompadour 1759. 17C0" 
«ird bei Gelegenheit eiiiea Falle» der P. and der Hilfe durch eine 
Sohildwache gesagt, daß leztere ir die „Eöiiigsfalle" sugedeckt 
habe, Mau-tknpf 67. 73- 438 Spizbube; ein einiger böser Regent 
oder Vorsteher gebieret, promoviret vnd befürdert oftermals hundert 
Jfau^^C;'/^ vnd böae Ämptlettth; Freybeuter nnd Jfau/Ijt^i;^. Alber- 
. tinna, der Welt Scbaw- vnd Tummelplatz S 29<i. 935. 
I Narr im Zwibelland 133; Land itt Abteilung im Garten 

oder eingehegt im Felde. Narr get auf aiifgeschoßene. unfrucht- 
bare Stengel. Ea gibt auch Pflaumen' oder Zw et sehen narren, Kol- 
narrea usw, Das I)WB VII 364. 13. 6 muste dise Stelle auf- 
füren. Nebctisinke 471, im DWB gänzlich miaverstanden, Anf 
dem badiacheu Schwarzwalde eine , Ortsparzelle'. In der markgrää. 
bftd. Rech Dungsinstruktion v. 1776 S 26: die üaiiptorte mit allen 
dazD gehörigen Zinkcfi, Weileru, einzelnen Ilöfen, Ort«nherg das 
Dorf nebst seinen dazu gehörigen Zinken. Zell das Dorf nebst 
seinen dazu gehörigen Zinken Orten. Landvogtei 1 795 S 61. Schutter- 
walden, Erthal, Geroldsegg samt den dazu gehörigen Zinken S 75. 
Es ist da hochdeutsches Wort. Äeltere Stellen finden sich in der 
Glottertaler Öffnung 14. Jhd. Die Gotzhuslüte hant ouch daa 
recht in dem vorgenannten Tal zu Gloter, in allen tinggen, hinter 
welem berren sie gesessen sint usw. Mone 20, 4^8. Wirtember- 
gwche a.Landrecht-Ordnung IGIO. ReyscberVSl: Zinkert ani Hat 
Als Flurname oft: Z/wtcwis, Scbleithtim; im ZitiÄf, Trasadingen usw. 

Omnes, Herr, Jedermann, die ganze Welt 470: so ist der 



90 

theologische Stylus bei Herrn Omnes\ vgl. Cnnrad Dieterich I 281: 
darumb allen soll hergehen nach Herrn Omnes Kopf, wie es der 
gemeine Mann haben will. I 431 : da Herr Omnes danzet animo 
et corde impuro. Alem. IX 57 : and sperret sich Herr Omnes 
wie ein Haspel oder Eatz in Carraersack. 

Pabstfum, schmecken nach 61 ; vgl. Ammersbachs Vielfraß 
38: es sfinckef ohne dem alles nach dem Heidentum und Pabst-- 
tiim. JPfitzpfenning 480 Geizhals : es gibt der lausichten Piltz, 
Laußschinder, Muckensayger vnd Pßtzpfenning sehr viel C Diete- 
rich I 468. Drnmb wirf weg von deinem behaltenen Gut, du 
Geitzwanst vnd Pßtepfennig 468. C Dieterich I 842. 317 hat 
PfenningspUzer dafür: rechte Stencker, PfenningspUser^ Cunnich- 
schneider. — Wie mancher reicher Pfenningspitzer und Nageranft 
thut — der was Gott gegeben nicht genießt. Piron 554: ein 
Piron oder Gabel, vgl. Uainhofers Relationen 1611 — 13: ain fiie- 
teral mit 8 helffenbaininen gablen oder pyronen 91. Coralline 
löffelstill, Pyron und messerhefft 96. Im Dillinger Inventar 1611: 
Leffel, Messer, Pirm. Alem. X 59. Tittmann (1874) 11 261 hat 
falsch : Pirone ? franz. Türangel, ital. Hebebaum ! — il pirone itaL 
Fleischgabel, Gabel bei Tische überhaupt. Plachscheisser, -erei 
9. 45: Vgl. Cunrad Dieterich I 131: halten es für ein Schand und 
Plackschmeisserei, daß sie über Bücher liegen. Poppe, franzische 
168: Es darf wol an die beinahe biß in unser Jarhundcort herein* 
ragende Sitte französische Puppen in neueste Mode gekleidet sich 
kommen zu laßen, erinnei-t werden. Sie vertraten die neuesten 
Modejoumale. 

Eatio Status, Statsnuzen 87, Tittmann I 86 citiert eine er- 
klärende Stelle, den Titel einer andern Schrift Grimm elshausens. 
Die nagelneue Bauren- Anatomie sih oben Alem. 14 S 39 gebraucht 
im Titel den Ausdruck. Punze in Waßerrunze alveolus 220, ist 
alem. "V^ort. Ausfürlich handelte ich davon in Kuhns Zeitschrift für 
Vergl. Sprachforschung 15, 195 fiP. Alem. 2, 180. Man sagt der 
B, und die jRunse, 

Saft, Boter 41. 87. 137: vergl. Alem. IX 99. X 78 (99). 
Campes Wh. 1810 IV 10a. Sausenger 331 : Schweinebrenner, 
Schweinsharabbrenner nachdem das Tier gestochen; früher vor dem 
Abbrühen ein ser wichtiges Geschäft. Ich erinnere hier auch an 
die Ueberlinger die im Volksspotte Sübeggler heißen, d. h. Sau- 
bügler, weil sie mit eisernen glühenden Stangen die Sauhare ab- 
branten. Schank, Schrank, 84: naut im Schank, In Hessen aus- 
schließlich stut Schrank, Vilmar Idiotikon 341. Tittniann macht die 
falsche Note, als ob ,Naut* Not bedeutete. Schwabenhatde 367: 
ist die Leutkircherhaide, wo die Laustanne sich findet, unter der 
die farende Diet sich lagert und sich die Läuse abföugt. Volks- 
tümliches I 185 No. 293. Schwcebische Fuhrleute die ire Läts 
mit neuen Nesteln gezioret 116. Mit einem großen SchwäbenlaU 
504. Bekannt (Alem. X 280) ist Logaus Spruch: 



91 



I 



Die Tittel ohne Mittel sind wie ein schwähiseh Latz 
Dft oft ein Echlechtev Junker bi-nacht einen großen Plat/,. 
Fisohart im Giirg, kennt den schivb. hat nucb. Schiotebiscke Hosen 
107: lue floflon waren auf l'olniaeii oder SchiBäbiseh d. h. eng 
anligend, wie AJem. 1 94 IX S9 vilfacli belegt bu lindeu int. 
Daher auch die Vergleicliun^ mit den Fröschen, was sich auf die 
gelben hjrachledernen Hosen bezieht. Die Schweizer faaben weite 
Hosen und echeint ea gefältelte. See- unä Keckarweitie 333. Garg. 
cp, 19 R. Sic sten in keinem beaonderB guten Rufe, man tut inen 
aber ser iinrecht. Die Aleni. 1, 97 nnd Öfter bringt Notizen 
darüber. Kein Geringerer als der Marchtaler Poet und Wizliug 
Beb. Soiler spottet noch im vorigen .Tarhundert: 

Mit am Saucat duata ui kränka 

was ih Boll mit deam auadenka, 

Zwoar dea laß ih glaabli bleilia, 

ka da Duifel mit vertreiba 

und achpreng mitam noh entawoi 

Oicha, üuacha, Felaa, Schtoi. 
(Peter ala Gott Vater.) Sicmann 157, bair. Siraandl, mit An- 
lenuog an Simon. Meinen Beleg Z. f. D. Phil. IT, 235. Schmeller 
II* 204. Sliegelhupfer 227, eigentlich Hecken-, Planken-, ZannUber- 
Springer in guter und hÖsp.T Absicht, um xa entfliehen, um von 
unvermerkter Seite irgendwo einzufiillen, um einen kürzeren Weg 
gewinnen, wie die Geistlichen in Baiern denn so beißen wenn sie 
in pfarrlicbem Berufe ausziehen. Zu Schmeller 11^ 743, Im Simpl. 
ist das Wort für Soldat künstlich eingofUrt. Stockfisch und Platt- 
eiatin 118: Dein Vater sey ein Stockfisch und deine Matter eine 
Plalteissin gewesen, (d. h. dumm), l^ciiimpf. Darüber hat Liohten- 
Bteiu vor einigen Jaren in der ZeitBcbrift für DA geaobriben. Es 
ist eine beliebte Redensart im IT. Jlid. gewesen, Qioht selten ver- 
stand man die Niderlsnder und die Oberländer darnnter. Fol- 
gende Stalle will ich noch beifügen; batt Herr Tylli, Cordova und 
Anbolt vil Nordsilcksisclte Stockfisch und ßlatetfUein ins Wasser 
gelegt vnd ihnen den Stades wider den Rhein hinab gutwillig 
volgen lassen. Verid. Germ. 31, 

Talpe. Pfote des Hundes 357, darf wol in Tape, Taupe wie 
allgemein scbwäb. alera. die Pfote heißt, geändert werden. Das 
Zeilwort dalpen genügt nicht, Subst. kenne ich nicht. Ttnä/en 
im Hirn 14 ; Wnnderseltzaine Datibcn stiegen mir damals ins 
Hirn. Vergl. Mosoherosch (av. Sau, oben) 27^: Seltzame Grillen 
und Dauben im Kopf. Dnzu gehört (Alem. S 176) ,,dubadnnzig"; 
da möcht ma d. weara ^ verrückt. Bodenat^e. Ftenß. Tyras 156. 
JConrad Attiuger (Hesae) Kurzer und einfältiger Bericht vom 
Vogelstellen uaw. Cassul ir>53. 42 gebraucht es oft zB. wie die 
Heiner mit dem Tyraß geiangen werden, T. ist oft GO' lang, 40' 
breit; hat engere, das Schneegarn weitere Moschcn. 



92 

Vrschlechten pl. Pocken 311. 323. 388, — Maler usw. Das 
Ztw. »verderben* drückt deren Wirkung aus. SW deutsch ver- 
stet man nur Impfpocken der Kinder darunter, aber mit dem 
Artikel als ob er zum Worte gehörte: Durschlächt. H Sander 
(Reisen II 271) findet in einem Constanzer Naturaliencabinet neben 
einer Elendsklaue einen Burschl^htenstein. 

Verfrieblen 219, vgl. Äntrieblen unnötige Krieg, und füren 
C Dieterich I 789. Villingen. Die Geschichte worauf Gr. anspilt 
und die er misverstanden, beruht auf sagenhaftem Boden. Ein 
Verbrecher wäre um dem Preis seiner Begnadigung in das Waßer 
hinausgefaren, das die Feinde im 30järigen Kriege angestaut 
hätten und hatte ein Fäßchen Quecksilber auslaufen laßen, worauf 
die Waßer abliefen. Mein „Aus Schwaben" 1 11 ff. Vorthel 176: 
gleich anfanglich kämpften die Armeen um den Vorthel d. h. vor- 
teilhafte Stellung. Die Frankfurter Ratsherrn hatten an dem 
Eingang des Rathauses einen erhöhten Stein, von dem aus sie 
beßer in den Sattel sich schwingen konnten, denn früher ritten 
sie dahin. Solche ,Helfer' hieß man in Süddeutschland ^jVortel''. 
Im Yerid. Germ. 51 heißt es: da Sapor ihne, Valerian, wann er 
zu Pferde gestigen, schmählich zum Schämmel und VortM gebraucht. 
— Wenn es in Uhlands Junker Rechberger in der vorlezten Strofe 
heißt : Er schwang sich in Sattels Mitte | Der Grabstein diente 
ihm zum Tritte — so würde der Grabstein volkstümlich Vortel 
heißen. 

Zerhlozen 105: ist nicht durch „Schnellen, Prellen mishandeln", 
Tittmann 1 103, zu übersezen, es heißt stoßen, schlagen und nichts 
anderes. 



Dürtnel 82. 86. Alem. 10, 176; Borkein 83. 104. Pumpes 84. 
Alte MucJcen 185. Knackwurst 182. Bei Cunrad Dieterich I 220: das 
Blut darinnen, vnd Speck gibt die edelste und beste Gnackwurst ; 
zu I/iecht kommen 271 sind echt oberdeutsche, schwäbische-ale- 
mannische^ Ausdrücke. Bachfei, Orfeige 228 ist mer bairich heute, 
Geheien 90. 123. 205. 219. 225. 267. 387.411 nur teilweise ober- 
deutsche Bedeutung, mer hessische. 

BEILAGEN, 

ZEUGNISSE FÜR DIE SITTENZÜSTÄNDE HESSENS 

ZUR ZEIT GRIMMELSHAÜSENS i) 

1 Von dem gemeinen Wirth Zu welchem die Bauren-Gemeinde 
Lust und Belieben traget, und der ihr das meiste Geld gibt, kan 
am ehosten gemeiner Wirth werden. In diesem Stuck gleichen die 
Bauren denen Franzosen, welche die Aempterkauffen und verkauffen, 

^) At*s der Baureti- Anatomie. Schauplaz: VogeUherg, Spessart, 



welches aach nanmehro leyder bey udb TeutBchen in allen Ständen 
eine achitaJlicIie, büse Gewohnheit werden will. Also gelangen 
I 2ur Wirthsohäft, welche das meiste Gyld gebe». Umb so ml we- 
h aiger nirapts mich Wnnder, daß die DorlT-Wirthe so eigennützige 
I niid geitztge Gesellen seyn. Was Bie von dem Wein geben, hab 
ich nie erfahren künnen und ob sie vom Bier der Herrschaft etwas 
entrichten, das ist mir nit gesagt worden. Im übrigen möcht ich 
gerne wissen, wann ein Baurenwirth so viel Ohm Aepfel- und 
Bieren-Wein deß Jahres verzapfet, ob die Herraohaft daran auch 
etwas Natzen hatte? Ich glaub es schwerlich. Aber diß glaub ich, 
daß es detn Herrn Wirth ohne Schaden sey. Der gemeine Wirth 
kon seiu Küß und Brod weit höher, als der beste Herbergirer und 
GsHtbalter sein Gesotten- und Gebratens anbringen. Wil der Gast 
nicht vorlieb im Wirthshaus nehmen, so weiset er ihm den Weg. 
Der gibt dann dem Bauren-Wirth, weil er nirgends anders unter- 
kommen kan, die allerschönaten uud besten Wort, damit er nur 
seinen Zorn fallen iasBe. Die Baurenwirthe aeynd zum Theil wie 
der Teufiel in der Hüllen, der die Verdampte, sie seyen wer sie 
wollen, an einem Ort susamoieu packet : also milssen in den Dorff- 
Wirthshänuern redliche frenjde Leuthe bey den tollen uud vollen 
Bauren eich behelfien. Denn die Bauren Beynd von keiner 
solchen Bescheidenheit, daß wann sie satt, sie niLch ihren Häusern 
gie:igen, sondern es liegen die Flegel anff dem Tisch und starren 
die fremde Gäste mit bcgoaaener Nasen an, gleich wolten sie die- 
selben in knrtüem leichter machen. Auch seynd die Banren-Wirihe 
V gar nicht gewöhnet, fremden Leuthen guten Bescheid zu geben, 
I sondern gehen mit ihnen umb, wie sie nur selbst wollen. Neulioh 
harnen in unser Dorff arme unvermögende Leuthe auß dem Wiß- 
bad und wären gern beherberget gewesen, zudem war ea gar kalt 
and die guten Leute waren zum Theil schwach uud slt, da gab 
ihnen der gemeine Wirth zur Antwort: Meine Wirthachaft koatot 
mich Geld, sehet wo ihr sonst uuter Dach kompt, ich kan euch 
nicht herbergen. Ueme sey aber wie ihm wolle, so weiß doch 
der Herr Wirth, daß er Schultheiß, Eltesten und Geschwornen 
in Ehren hatten sol. Potz Veiten ! Bald hüt ich was vergessen, 
die Herren Bürgermeister hätte ich mit in die Zahl setzen sollen. 
Wie offt geschiebt es, daß er diesen vornehmen Leuten eine Zech 
epondiret, bloß zu dem End, damit sie ihm desto günstiger werden. 
ihm durch die Finger sehen und bey der ganzen Gemeinde ein 
Wort vor ihm reden. Mein, wie düacket dich, ooUen wol 
Schultheiß und Bürgermeistere mit dem Wirth unter einer Decken 
liegenV Wann der Erate die Bäume im Wald vor ein Schaudgeld 
verkaofTet, die Letztere aber selbige lustig und getrost versauffen. 
Ich will es nicht widersprechen, wann die Gäste truncken worden, 
das der Wirth von seinem Apfel- uud Birn-Weio in den guten 
Wein schüttet und also den b6sen für den guten Wein vertreibet. 
Probatum est. Ein X vor ein V können gleichfalls die Herren 



94 

Wirtbe machen, dann solcher Gestalt kommen sie der Rechnung 
zu ? Eine Dorffwirthin fragte ihren Buben : Hanso, hast du den 
Gästen auch recht angeschrieben? Als er sich nun etwas besann 
und endlich ja sagte, sprach sie : wann du es nicht recht wol 
weißt, so schreibs noch einmal an, damit es desto gewisser ge^ 
tro£fen werde. Und soviel sey gesagt von denen Baurenwirthen ! 
S 54—57. 

2 Van der Bauren Kinderjsucht Mit den Elindem ist es 
eine verborgene Sache. Man soll sie nicht allzu lieb haben und 
darf sie doch auch nicht, als die sein eigen Fleisch und Blut 
seyn, als ein Unmensch hassen. Ich halte denjenigen vor den 
allerklügsten Vatter, welcher seine Lieb zu rechter Zeit verbergen 
und auch zu rechter Zeit wieder an den Tag geben kann. Wer 
seine Kinder recht lieben will, der hasse sie mit dem Gesicht und 
lasse die Liebe im Herzen verborgen sein. Wahr ist es, ich wolte 
lieber mich selbst, als meine Kinder hassen. Nichts destoweniger 
thut mir ein großer Verstand, Sanflmuth, Ernst und Gedult von 
nöthen, damit meine Kinder auch Gottes Kinder werden. — An 
rechter Erziehung und Unterweisung der Kinder ist alles gelegen 
und hanget bloß hieran die wahre Glückseligkeit. Denn andere 
menschliche Güter sind nicht werth, daß man drauf groß achte. 
Ich weiß etliche tolle Eltern, die meynen, daß sie ihre Kinder 
rechtschaffen lieb haben, wann sie ihnen frey Geld und Gut genug 
samblen; aber sie geben damit den Kindern Anlaß und Gelegen- 
heit, daß sie fanllentzen und zu allerhand losen Dingen sich ge- 
wöhnen. — Man soll den Kindern den Reichtum nicht zeigen, sich 
nicht ausziehen ehe man schlafen geht. — Die Erfahrung bezeugets, 
daß die Fremde biß weilen mehr Glück zur Tugend, als das Vater- 
land hat. Mancher Sohn scheint bei den Eltern ungerathen zu 
sein, in der Fremde aber ist er zu einem rechtschaffenen und vor- 
trefflichen Menschen worden. Wann der Sohn seines Yatters 
Gelt mercket, thut er so lange nicht gut, als er solches mercket; 
siebet er aber keinen Hinderhalt, so muß er entweder schwimmen 
oder ersauffen. 

Unter andern ist es schlecht und überschlecht mit der EJnder- 
zucht bey denen rohen und ruchlosen Bauren bestellet. Lieber! 
wie sollen ihre Kinder den König ehren, welchen sie verfluchen! 
die Prediger lieben, so sie betriegen; dem Armuth Gutes thun, 
welchem sie Feind sind. Wann in diesen oder andern Sünden die 
Eltern biß über die Ohren stecken. Es gibt Eltern die ihre arme 
unschuldige Kinder zaubern lehren. Halten sie von Kirchen und 
Schulen. Ich habe Eltern gesehen, die ließen es nit bey sich 
kommen, daß ehrliche Leute über ihrer Kinnder Boßheit klagten 
und solte gleich das gröste Unheil daraus entstehen. Was? heißet 
es bey ihnen, soll ich mein Kind umb anderer Schelmen Leuthe 
willen schinden? 



95 



Folgt eine PasquillgeBchichte, Einem jungen Manne der von 
I einer erlichen Jungfrau einen Korb bekam, hefteten Jungens ein 
Pasquill an sein Haue in Reimen. Eines UandBchrift verriet in 
alsTütcr; er bekaonte sich sogleich. Er und der Concipist rnuaten 
in den Turm kriechen. Pfarrer und besonders Schultheiß ver- 
dienten den grasten Undank und mnete der Pfarrer mit seinen 
eigenen Oren disen statlichen Baurensegen, daß in der Donner 
erscblogeD müßo, anhören. Die Väter freuten sich, duß ire Sönc 
auabrechcD: einer sngte, er wäre froh, daß er einen bo geschickten 
8on h&tte, der so wol reimen könnte. 94 — 09. 

I 3 Wie es die Bauren mit dem Ileurathen kalten Die 

' Banreu haben eine sonderliche Mode mit dem Heurathen. Sie 
nehmen nicht bald eine, die andere vorschlagen, sondern die ihren 
eigenen Äugen gefället. Gleich wie die Söhne, also auch die Vittter 
haben ihren eigenen Willen. Die Affektion gibt der junge Bauren- 
knecht Jungfer Eben zu verstellen, wann er ihr erstlich ein band 
über das andere känffet; 2) wann er auSl allen Kirben allein mit 
ihr tautzet; 3) wann er sie mit scheelen Augen anaiehet; 4) wann 
er vor sie im Wtrthähaas bezahlet; 5) wann er offt in ihres Vaters 
Haus kommt; 6) wann er ihr manche Lust Gras mähet; 7) wann 
er ihr das Schnnpftuch nimmet; 8) wann er o)>ne Unterlaß eines 
Kubringt; 9) wann er sie an sein Herz trücket, daß ihr der Athem 
ausbleiben möchte. Ich weiß mich zu orinnern, daß einsroals ein 
* junger Knecht zu seineu Freyern sagte: ich hübe die Eis in mein 
Hertz gefaßet, sie kommt mir nicht wieder drauß. Also haben 
die Bauren Gesellen auch ihren Wort-Zierat und artige Compli- 
m enteil. In den Stildten bekommt man das Ja strack. Die 
Banren aber wollen gellehet haben, ich dencke die Ehr thut ihnen 
wohl, sonst hielten sie die Verliebten Gesellen nicht anff. Wann 
er nnn dreimal nmb Jungfer Elsen angehalten, bekombt er das 
Ifltog verlangte Ja und das Symholum: einen Roßmari n-Kajmen. 
loh weiß, das bloße Anschauen des Roßmarins, den er auff den 
Hat stecket and nun mit Ehren traget, erquicket ihm Leib und 
SmI. [osgemeln sehen die Bauren drauff, daß sie vor sich und 
die Ibren ein fein jung starok Mensch bekommen: Grobe Leut 
nrollen was GrobesI Und was soll man mit so einem Kind thun? 
Gleichwohl im Lleuruthcn und Veilieurathfu sehen sie nach gur cyfTrig 
snff Geld und Gut. Bey wein sie das wissen, da hätten sie gern, daß 
sich ihre Söhne hin veihcurstheten. Die Alten sahen selbst zu 
Ükrer Zeit auf eine gute Morgengabe, Damit auch noterdessen 
daB DÖtbige Ding nit au& der Acht gelassen werde, wann Unnso 
und Gret das Ja elnandei' geben, richten sie eii]e Ehe-Beredung 
auff. Offt gcBchiehtfl, daß es mit der Ehe-Beredung nit fort will, 
da thun sie wol eins und sprechen einander loß und frey. — Ein 
züchtiger und schamhafter Bräutigam wollte sein Küasen biß zix 
seiner Zeit ersparen, das wollte aber der Jungfer Braut zu lang 



96 

fallen, fiel derowegen ihrem Bräutigam am den Hals and sprach: 
weil ihr mich nit küsset, so muß ich euch einuial küssen! p]y, 
es giht auch noch resolute und heroische Bauren Dirnen ! Ich 
muß aher auch sagen, wie mich der Bauren mit ihrem Verheu- 
rathen gemahnet. Sie kommen mir vor wie die Juden. Dann wie 
diese ihre Kinder hald verheuraten, also warten die Bauren nit 
lang mit ihren Söhnen und Töchtern. Etlichermassen kan man 
diese, der Bauren Weise^ gut heissen. In Betrachtung, wann die 
Kinder sich hald verheurathen, so können ihnen die Eltern unter- 
dessen desto besser zur Hand gehen. Ich glaube aber nit, daß 
die Bauren einmal hierauff sehen: vielmehr ist es der Wahrheit 
ähnlicher, dz sie die Söhne und Töchter gern auß ihrem Brod 
hätten und daß ihnen Zeit und Weil lang wird, biß es soweit 
kompt. — Wie unbarmherzig ergingen sich die Bauren gegen ihre 
Weiber! wann dieselbe entweder im Kindbett liegen oder noch 
säugende Kinder haben. Da dörfifen sie nicht einsmal die halbe 
Zeit, wie es Grott verordnet hat, halten, sondern müssen arbeiten, 
wann sie sich noch innehalten. Ja, welches unglaublich fallen will, 
eine Kindbetterin kochet wohl gar ihren geladenen Gästen und 
verrichtet allerley Arbeit, da mitlerweil die andern Weiber sich 
rechtschaffen lustig machen. Au theils Orten kochen die Hebammen. 
Auch liegen etliche Kindsbetterinuen bey ihren Fraß- und Sauff- 
weibern, die zechen ihr weydlich zu und geben ihr Sauerkraut 
und Speck, so viel sie mag, zu essen! 132 — 135. 

4 Von der Bauren Hochzeiten und Hochgeitlichen Qc * 
schencken Ein Stück der Bauren Solenni täten seynd ihre Hoch- 
zeiten. Das Freßen und Sauffen fähet an, ehe die Hochzeit-Gäste 
einmal in der Kirchen gewesen. Wer in das Hochzeit-Haus kommet, 
hat sobald seine Suppe und ein Stück Fleisch und Brod, also 
daß schier so viel Suppen und Stücker Fleisch und Brodt werden 
auffgesetzet, als der Gäste seyn. Ist es denn Zeit zur Kirchen za 
gehen, so gehen sie aus dem Bochzeithause in den Hof und 
paaren sich. Den Bräutigam führen gemeiniglich die zween 
Schwäger oder sonst vornehme Leut im Dorf. Vor dem Bräutigam 
gehen die Musicanten her, welche es auf das allerkrauseste und 
bunteste macheu. Und wann der Bräutigam mit den Seinen in 
der Kirchen, holen sie auch alsdann die Jungfer Eis, die Braut, 
mit allen den Ihren ab. Inzwischen bleiben die Spielleut vor der 
Kirchen, denn es ist nicht Styli, daß die Spielleut sich viel amb 
die Kirchen bekümmern. Hierauf geschiehet ein Predig und nach 
derselben die Copulation. Die Braut, das gute ehrliche Mensch, 
führen zween tapfere und wolgestiffelte junge Knechte nicht nur 
zur Kirchen, sondern auch biß gar zum Altar. Omnibus his ab- 
solutis gehet man zuvorderst mit dem Bräutigam hinauß und da 
lassen sich abermals die Spielleute tapfer hören, biß in den Hoch- 
zeitlichen Hoff. Sodann holen sie auch die Braut mit ihren 



I 



^Ln» 



Zottmägden und denen andern Weiber ab. Wann diese nun bey dem 
Hochzeiter um! aeiner Company stehen, tritt einer aiiff und macht 
gegen die Anweaeuden einen hübscheD Baselmana; die Summa des 
Lieds ist, daß sich Braut und Bräutigam nnd die ganze vornehme 
Frenndachaft gegen den Umbstand bedancken, dz ate zu Shreii 
erscbieoen nnd das christliche Gebet vor sie zu Gott in der 
Kirchen thnn wollen, eeynd erbötig, solchcB hinwiedemmb boy 
allen Begebnüssen um einen jedweden za verschulden. Im übrigen, 
weil die Zeit da, sich bej den Tisch zu verfügen und mit dem 
vorlieb EU nehmen, was Gott in Küoh und Keller bescheret, so 
soll keiner zu lang außen bleiben (denn sie tragen zum Theil die 
Mäntel heim und die Weiber flidern sich), sondern sich ohnge- 
saumt wieder einstellen. Inzwischen laufTet das junge Geaindlein 
mit Braut und Bräutigam uach der Scheuren zn und thnn ein 
eäuberliuh Tänzlein, Endlich kommen die Hochzeit Gaste, bejdes; 
Mann und Weib, Jangfern und junge Gesellen und setzen sich zu 
Tische. Der Dorfpfarrer klopfet mit dem Teller auff den Tisch, 
daH ist ein Zeichen, daß man Gott vor seine Gaben anruffen wil. 
Darauf gehet es an ein Essens und Trinckena. Ich kan wol mit 
Wahrheit sagen, daß ich die Zeit meines Lebens keine verfressenere 
Leute als die Bauren gesehen. Wann einer meinet, sie sollen auf- 
hören, so fangen sie erst recht an. Mitlerweile machen die Spiel- 
leut eins auff und treiben allerhand Nansen- und Fratnenpossen 
nnd hab ich mit Äugen gesehen, daß sie mit den Händen in den 
Hirsebrey nnd Pfefier grejfien. Das ist nichts Neues, daß die 
Bauren die Spielleute und diese jene bey ihrem rechten Namen 
nennen. Weil auch das junge Geeind und die Alten nit immer 
bejsammensitzen, gehen die Spiellento zu dem Lumpen Gesind, 
wolte sagen jungen Gesiud und machen ihnen allerlei kurzweilige 
Pickel heringapoasen. Nicht nur der Hochzeit-Gäste Kinder, sondern 
alle die im Dorffe seyn, kommen in die Hochzeilstube, da gehen 
ihnen ihre Knän und Meuder sat Gutßi. Die Bauren lassen den 
Pfarrer darhey seyn und kreyuen. 

Bißweilen, wanns Glück gut ist, singen sie mit heller Stimme 
den 23. Psalm: mir wird nichts raangelu nnd allein Gott in der 
Höh sei Ehr, da sie denn die Wort: Ein Wolgefallen Gott an 
uns hat trefflich verzwitzern und schön singen. Seyend Einige 
des Essens müd, die trincken entweder in der Braut-Stuben oder 
im Hauß-Ehren Taback satt und Bier genug dnrbey. Etliche 
Banren godencken gleicbfals der Pfarrer in Ehren. Dann wann sie 
von irgends einem erinnert werden, sie sollen sich fein züchtig 
halten, fahren sie wol ungescheut in diese Wort lierauß: was 
»eher ich mich umb den Pfaffen! Soll es aber der Pfarr selbst 
hören, eeynd sie doch so onverschiimt, dz sie es entweder Ihm 
ins Augesicht läugnen oder gar aeltzam glosairen und außlegen. 
Za seiner Zeit dancket der Prediger Gott vor alle Gaben nnd 
muß die Leute wieder auf dun morgenden Tag bitten. Indesai'u 

rtlnaer, Aloinuinja XIV ■! 7 



I 



weichen die Baaren nicht bo bald von einander und wann 
Herrgen fort, dann gehet erat das Tormentiren und creyiren, 
Jauchtzon recht au. Man eolte meyaen, die Leute löschten eiuen 
Itrand, so ein Geachrey, so ein Weseo uud Tumultiren ist im 
Hochzeit Hauß. Den folgenden Tag machou sie sich nit weniger 
auß dem Busch herauß histig und machen« in Allem wie den 
Ersten. Das hochzeitliche Geachenk belaagemt, so geschieht vor- 
hero ein Sermon nnd hat der Bräutigam nebeast den Ailernächst^n, 
so he; ihm stehen, die Mäntel umli, die Schflasel wird anf den 
Tisch gestellet und leget ein jeder drein, was ihm geßllet. Nach 
dessen Verrichtung dancket der Ceremonien ■ Meister Mann nnd 
Weib, daß sie sich so wohl eingestellet, wo es Braut uud Bränti~ 
gam Heut oder Morgen wieder verschulden können, wollen sie 
keinen Fleiß sparen. Hierauff geben sie die Schussel dem jungen 
Gesind, die Knechte geben Gelt, die Zottenmägd Haußsteoren und 
da geschieht die Dancksagung bey dieaeu wie bey jenen. NB 
der Bräutigam gibt allen und jeden seinen Gästen die Hand uud 
bedancket sich vor die Gaben auff das allerschönst- und beste. 
Indessen tragen sie aber Gesottenes und Gebratenes nuff und da 
fressen die Baureu umb bo viel desto getroster und hertzhaiter, 
weil Ca zum Ende gehet. Pots! die Spielleute setzen einen Teller 
anff, sagen die Saiten wären ihnen zersprangen, milsten andere 
kauffen, da steuren ihnen deun gutwillig alle und jede Gäste. 
Nach diesem kommet die Köchin mit einem Löffel angezottet und 
der steuren sie gleichfals. Die SpQlmagd, das garstige Thier, will 
auch nicht umbsonst Narr seyn und die bekombt auch eine Ver- 
ehrung. Res tat der Actus, daß die Weiber die Braut fangen. Ach, 
das ist ein Jammer nai ein Herzeleid ! Es wäre nicht Wunder, 
daß daa gute Mensch unter der Weiber H&nden vergiengel Viel 
Müh und Verstand koatets biß man die Braut dem jungen Gesind 
abpracticiret. Da bekommen dann Weiber uud Männer die Honi^ 
oder Orautsuppo. Ob die Braut sich gegen ihren Gimpel oder 
Liebsten sperret und sieb selt^.am geberde, wann sie aus dem 
jungfränlichen in den jungen Frauenstand schreiten soll, davon 
weiß ich nichts usw. 136 — 140, 

5 Was dk Bauren vor Leute in und nach dem Krieg worden 
Man solle ^ntzUeh vermeynen und darvor halten, der InngnOri^ 
dreyssigj ährige Teutsche Krieg hätte die Bauren zahm und fromm 
gemacht, allein sie sind durch dieses grosse StrafMJe bei nur är^er 
und verzweifielter worden, dann sie haben dadurch über ihn 
Bäurische Sitten auch der Saldn.ton ihre an sich genommen. Was 
die schlimmste Soldaten thun, eben das nnd vielleicht ein mehrers 
thun die Bauren. Indem theile Soldaten stehlen, treibet sie die 
änsserste Noth daau. Daß aber die Baurua gutes theile BUgreiffen, 
dazu beweget sie ihr Mutwill. Ein Bauer hat seiu StOok Brod, 
das oSt ein redliclier Soldat uicht bat. Die Baurett seind von i 



4 



I 



I 



Natnr practicm'ach : Kommen sie mit heiler Haut aus dem Krieg, 
so üben sie sich in iea erlernten und angebornen Practicken desto 
eyffcriger. Zwiaclien denen Bauren und Soldaton ist eine natOr- 
licbe Feindschaft: Soldaten können keine Baaren, das ist, die, 
wie sie Gäste eeyn, leiden und dulden. Gleichwie die Soldaten 
denen Herren ßnuren übel aafleuchten, wo sie ihrer mdchtig werden: 
also and gleicher Gestalt legen die Baufen manchen, der dahindeo 
bleibet, Bchlaffen. Ich hahe zam Öftern gehöret, daß sie von dem 
nod dem unter ihnen gezeuget: Er hat maucheu schlaffen geleget! 
Rr hat da und da einen Renter darnieder gebüchaet! Was? Sie 
rühmen sich selbst ihrer Mord- und Dicbs-Stückleiu und iat ihnen 
leid, daß sie es nicht ärger machen können. Begehrestu zu wissen, 
ob ein Jeder im Dorff das Seine behalten könne? Mein, frage nur 
die Bauren, die werden dirs achon sagen. Wo ich unter den 
Bauren gewesen l)in, haben sie mehr ober sich selbst, als Fremde 
and andere geklagct. Das ist nichts Neues, daß sie einander 
Butter, Käß, Fleisch, Speck, die Würste aus denen Schornsteinen, 
Obat, Hol?,. Geld, Früchte, Wagen, Ketten, Pflug im Felde, das 
weisse Zeug auf der Bleich und sonst andere Sachen mehr aus 
nnd durchführen. Ertappet ein Banr den andern aelbat im Dieb- 
stitl, so darf wol der Dieb gar den er bestolen bedrohen, daß er 
ihm vor der Herrschaft zu thno machen welle. Also tbut keiner 
dem andern niehls. Ueher das, so wolte ich ungern dem, so mir 
fluffaetzig, in einem wilden Wald begegnen. Trinckeu die Soldaten 
viel Tftback? Die Bauren thun dergleichen, ja sie haben die Pfeiffen 
stetig im Maul und gehen damit in die Stall und Scheuren. Son- 
derlich junge Buben von 12 oder 13 Jahren allhereit das Taback- 
aanfien sich angewöhnet. Werden die Batiren Soldaten nnd siehen 
mit in Krieg, ao wissen aie die Kunst Banron zu verderben. Yon 
dem schrecklichen Fluchen will ich nicht sagen: Wer weiß ob 
nieht die Banren mehr und grausamer als die Soldaten fluchen? 
Es möchte Einer Blut schreyen, daß die kleine rotzichon Bauren 
Kinder die grüßten Flüche und Schwüre thun. Wer unter denen 
Bauren wohnen muß, kennet die Baaren. Manche Soldaten be- 
kümmern sich nicht sonderlich nmb Gottes Wort. Ich dörffte 
sagen, daß unter dem Firmament deß Himmels schier keine gott- 
losere Leutbe, ala etliche unter den Banren, dann viel fragen weder 
nach Gott noch seinem heili^ren Wort. Wer auff eines Bauren 
Gewiesen gehen wil, denselben verlachen sie seibat nnd halten 
nichts von ihm. Neulich lese ich in einem artigen Buch: Der 
frömmste Soldat hat eine Kuh gestohlen: also der frömste Baur 
hat dreymal seinen Herrn betrogen. Es acheinet die Baiiren wollen 
den Soldaten gar nichts nachgeben, weilen sie in allen losen 
Stücken den Vorzug vor ihnen haben wollen. Sonsten seyen die 
Soldaten ziemlich tjTanniach; was die Bauroa betrifft, hah ich 
ontßr ihnen dato noch keinen gehört, welcher der Soldaten Barm- 
herzigkeit sonderlich gelobt hütte. Ueher die Güte Gottes gehet 



I 



nicfata; also auch nichts über der Bauren Enchgierigkeit and 
tyranniBchea Cremütb. S 77 — 80. 

6 V&n der Bauren Liebe bu den weisen Leuten, Zigeunern 
und Spielleuten Gleich und Gleich gesellen sich gern, siigle der 
Teufel zum Köhler. Also auch die Bauren ti-agen grosse Ideb zu 
den weisen Leuten, Zigeunern und Spielleuten. Wie oft und viel- 
mahls hab ich doch meine Biiuren vor den weisen Leuten gewarnet 
und ihnen gesiiget, was es aufT sich habe, wenn man zu ihnen 
gehet; noch dennoch könneu sie nicht von ihnen bleiben. Begiehet 
siehe, daß irgends einer ein kranck Tieb, Weib oder Kind hat, 
Bo lauffi er hurtig und geschwind zum weisen Mann und selbiger 
muß ihm Bath und Tliat geben. leb weiß, daß etliche wegen 
verlobrner und geatohlner Sachen sich Rathts bey Meister Glasen 
zu Fischborn erholt habeu. Andere gehen zu einer alten Nebel- 
Krähen im Dorf und lassen sicli das Ilaupt oder Hände durch 
einen Segen curiren; verHchten dadurch Gottes Wort und raeynen 
sie scyn bezaubert, lassen gewisse Wort Über eicb sprechen und 
glauben, daß also die Kranokheit könne vertrieben werdenl Und 
ist wol mit Thränea zu beaäuffzen, daß in dem SchooK der 
Kirchen sich solche verblente Leute fitulen, die von dorgleicben 
SegensprecJierei so viel halten ! Die äegensprecher nennen den 
Namen Jesus, deßgleicben den Namen der hl. Oreyraltigkeit, wie 
auch der Engel und Marien Namen, nehmen auch das Evangelium 
Johannia und segnen, machen etliche Krentze, boren ein Loch über 
die TbÜT des Viehatals, thoa etwa eine Wnrtzel drein und schla- 
gen dos Loch wieder mit einem Nagel zu, vermcynend, daß also 
dem Vieh nichts schaden könnel Solche Leu t«, welche der Segen- 
sprecher Hiiir und Roth gebrauchen, sündigen wider das erst und 
ander Gebot und setzen ihr Vertrauen nit wahrhafFtig auff den 
allmächtigen Gott I — Solche Segenspreoher gebrauchen auch wol 
Kräuter, thun aber ihre Teuffeiiache Segen darzn. 

Die Zigeuner, ob sie schon ein zusammengerafftes Gesinde, 
rechte Diebe, Mörder, Hurer, Ehebrecher, Land- und Reichsver- 
rätber, Mordbrenner, Planeten- Leser, Zauberer und Heicenleute 
sind — nach dem allen fragen die Bauren und Däurimien nichts, 
sondern lassen ihnen die gute Wabibeit sagen, apendiit 



uffelsleuton Heu und Stroh 
Victualieu. 

Was die Spiellcutfie (versi 
Musicanten , sondern Schergeigi 
Lumpengesinde) anlanget, und 
seyii, solches kan 
lieh machen 



in Speck, Eyer und andere 

nicht ehrliche, kunstreiche 

Bierfi dler und dergleichen 

I vor ein ehrlich Gesindlein 

ß Nachlolgendcm verstehen lernen. Erst- 

Zotteti- und Poseenreiesen eine Profession. 



I 

I 



Es wäre was Neues und gleichsam ein Meerwunder, 
SpicUeute von Gott und seinem Wort reden sollen. Zudem so 
sejnd die Banren das auch nicht an ihnen gewoliuet. Daromb 



101 



müBseD sie tliun und reden, wie fs ibre Person erfordert. Je 
gröbere Zotten und Posaen, je lieber es die Baureii hören und 
unib soviel mehr dazu lacben. Durch seine Zotteu macht eich eiu 
Spielnmna einen berühmten Namen, duR ihn die Leute naohinala 
allenthalben berufTen und gerne bey eich haben. Ey, wie soll man 
doch lustig sejn können, ist doch kein Spielm&nn dn! sprechen die 
Bauren. Wer Luaten hat und agiren will, verauche ea mit denen 
posaenreiBseri Beben Spielleuten, er wird bald an ihnen seinen Mann 
hndcn. Zweitens machen die Spielleuthe Profession von der Un- 
scbanihaftigkeit. Denn, wären sie nicht so unverschämbt, woher 
wolten sie zu fressen und zu sauffen bekommen? Nein, eie aeynd 
nicht blöd, sie greiffen, wo es ihnen bingefällt und nehmen auß 
den Schüsseln nach ihrem eigenen Gefallen. Andern ehrlichen 
Leuthen gienge aolchea schon nicht bin; weil es ober die Spiel- 
leuthe thuu, darf Niemand etwas darwider sagen. Wann die 
Spicileute dijncket, sie hatten iiit Geld genug mit AaSi _ 
kommen, stellen sie sich, als wolten sie davongehen. Sodai 
sprechen ihnen die Dauren von Neuem Trinckgelt, da laasen sie 
sich halten und spielen nach der Schwere wieder auff. Drittens 
machen die Spielleuth Profeasion vom Stelen und Zugreiffen, denn 
was sie nur promoviren und mit fortbringen können, das muß 
mitgeben und nil zurückbleiben, Es schicket aioh alles gar artig 
in ihre grosse Bettel Rüntzen. Zu dem, wie wolten sie Weib und 
Kinder besser erfreuen können? Endlich machen die Spielleuto 
I'rofeaaiou vom Saufion. Die Bauren wissen diese ihre Natur am 
besten, darumb versehen sie die Spiclleute mit oattaamem Gretränck 
und lassens ihnen an keinem der Dinge mangeln. Das ist gewiß, 
wo ein Spielmann ins Wirthsbaus kombt, hat er nit olleyn den 
freyeu Trunck, sondern auch lastig Gelt, wann er den ZecbbrUderu 
auffspielet; dieses wiederführe echon einem andern nicht ! 144—148, 
ABiRLINGER 



I 



DEÜTSEIIES AUS EINER LATEINISCHEN 
GRAMMATIK 1569 

Aijuilo de schinilenhent/st; eaga vnhold; Aisatta £lses; arbu- 
tu8 Itoffopfetbaiim, -um hagenapfcl; Silex wcidfelh; cerasum ftirjÖ, 
krieß; glans eychelbaum \ {sigam hiechel; vaago wurmbßcr ; antistes 
cj» fwrsletider ; vilis nachgüUig, vilitaa nackgiätigkeit, vileo ich bin 
BchuOd, nachyiiUig; graciÜs, rim oder acbwauger; graculua daal, 
monednla <Itf2 ; pnllaster das hitnlin, ■ahCmnelin; talpa maulwerff; 
adicula gluf oder häflle; abbaa niünchsvatter; bibliotheca &äc/i]:a£ti 
arra hefflgelt; ömbria säum oder biege; embamma latwerg, gesütz; 
cataplasroa ein PÜaster oder ziigl'm; mulctrale mifeAscAerft; gummi 
hartz, tjummkh ; auctarium zdgab, ein _ kensterthi ; apodjterium 



1Ö2 

abeiec1^tuhe\ daemon ein wissender \ tigger em schüft \ vulgär blitz, 
tvetterlekh] sonipes harttrahig] poples Äw/c6f^ ; cespes wasenhosch] 
vomis wdgiß; luctus heulung] porticus schupf; continens moßig, 
enihältig'y forfex harscher; ramex der Jcarnöffel; appendix ein an- 
henJcel; rapax ztickig; limbus ein biege vinb den rock; butyrum 
anck; cancelli geschrenckt geiler; furfures hauptschüpelin; larvae 
die holder geisl; antiae huhenlöckle; eni^, ^2^^ gehenk im hauch; am- 
bururalia das fest so man umhs feld regtet; macte nova virtute 
puer 6 du knah einer newen tugenty far für ! exoculo, ich enteugCj 
stich die äugen aus; elingno ich entzunge; fornico ich gewelhe; men- 
dico ich hettel^ haische, geile; screo ich reuspU^ spürtz mit hertigkeit; 
sagillo ich mach den leib nmsechtig^ hlütmasig; vacillo ich schwanke 
mit den fußen, gnappe; conquinisco ich helde das haupt; pedo 
pepedi ich fartze, feiste ; fntio ich Modere herauß ; condo ich mach 
geschmach; polio ich glette, hüte außy balire; farcio ich hüte zu- 
sammen, mach ganz; indignor schellig sein; armut leyden ist leicht^ 
aber gar hinaußleyden ist schwer; posteaquam, interim, im für- 
gang ; ad graecas Gaiendas eü pfingsten auff dem eyß ; pai*nm rideo 
schmollen [in rebus malis plus sapiunt foemniae quam viri] ; je ge- 
lehrter, je verkehrter, je böser mensch, je besser glück; ne ligula 
quidem dignus nit eins nesteis wert ; antiqui moris von der andern 
weit; virum malum vel mus mordeat ein zeytigen dieb erlaufft ein 
hinckender scherg; fac nostri memineris luog vergiß V7iser nit; das 
du ym ein gut maulwaffel geben hast (quod tarn egregie praeci- 
deris os hominis); nescis uti foro du kanst den schrägen nit eu 
markt richten. 

Budimenta Latinae Gratnmaticae Sigismundi Lupuli His a^ecta 
est orthographia et prosodia Leonhardi Culmanni, Dcnuo revisa et 
emendata MDLXIX kl. S9, Syntaxis Sigismundi Lupiüi Eoicnhurgiu 

ABIRLINGER 



EIN LANDESVÄTERLICHER BADENSCHER BESUCH 

IN TRARBACH 1666 1) 

Im Maimonat obgenannten Jares kamen der Markgraf Wil- 
helm von Baden und Ferdinand Maximilian, der Erbpnnz, in ire 
untertänigste Stadt Trarbach. Die Schule erfreute sich hochfürst- 
licher Gnade. Hofmann hielt es für der Gebür gemäß im Kellerei- 



ÄU8 dem BucJie: Trarhachische Ehren-8äu\ oder Geschichtliche 
Beschreibung förderst der Fürstl. Spaniheymischen Ober-Ämts-Statt Drar^ 
back an der Mosel usw. durch Johann Hofmann. In Verlegung des 
Autoris. GetruM zu Stuttgart bey Joh. Weyrich Bößlin 1669 kl. 8 
820 SS. Der Verf. ist ein Wettcrauer, warscheinlich aus der Nähe 
wn Friedberg gebürtig gewesen. Bei Nennung einer Bömerstraße 8659 
sagt er das. Mit dem anfangenden 17 Jha. bezog halb Deutschland 



103 



hoF mit der Sclinle die allorantertiinigBte Aufwartung za machen 
und die Uurchl. Herrachaftea tief demüfiget xa bcwillkomniticii. 
Tief eniidrigst hielt er um aliergnädigBte Audienz an, die er auch 
ato 16. Mai bei ofToor fürstlicher Tafel gückseligst erlanget. Mit 
3 Lerknaben erachin er, deren Vater bei der Tafel mitsaß. Pise 
3 Vertreter irer Elasseti deklamierten den Seren iasio] üb lateinisch 
au und bewlllkommten in. Nachher vereicherte er für sich und die 
Schuljugend seine Untertänigkeit und fügte die Bitte um Ver- 
zeihung hiuKu, ob der gebrauchten Künhcil. Hofmann faatte 2 
Gedichte übergeben, an den SereuiBaimuB und den Erbprinzen, auf 
die wir oachher kommen, Dia fürstlichen Gnaden Bind mit ganis 
anverdieDten VergnilgUDgazengnisseö herfürgebrochen, ja mit schier 
Qbermäßigeu buldreicheu Worten sich gegen der Trarbachischen 
Schal faerauagelaBsen ; hernach aber nicht allein die drei Redner, 
den ersten mit einem hüchbewärten Gnaden -Pfennig, die übrigen 
beyde jeden mit einem schonen Demaotring, sondern auch meine 
l'erson (schreibt H.) mit einem uuverbolTten und hochschäzbaren 
Geschenk allerseits mild fürstlich bedacht und darneben das Schul- 
wesen mit gn.idigstem Freudeneifer mir noch fernerhin wol anbe- 
folen haben. Damit wars noch nicht aus. S. Durchlaucht schickto 
Iren berümteii Beichtvater samt 2 wolstudierten Hofjnnkern und 
einem Edelpngen in die Schul, die haben alle Klaeaen durchge- 
gangen, die Jugend und ire Lehrart besichtigt und geprüft. Eine 
Stunde hatten sie in Hofmanns Klasse zugebracht. Sie haben neben 
andern Befragungen vorucmlicb eine Erforschuug nach der Schluß- 
kunst angestellt usw. Das Bewillkommungagedicht an den Mark- 
grafen von Baden, Grafen zu Sponheim und Eherstein usw. um- 
faßt 15 Strofeu. Eier einige Proben: 



Mine TrSceptore» aus Hessen. Der btkarmte Conrad Dieterich in Ulm 
wirä als oberster ßeistUclicr und Oymnasial- Rektor angestellt, tn> er mm 
J. 1614^39 wirkte. Unser Johann Hofmann kommt 165i nach 2Var- 
bach an die Hpiie der Lat. Schult, ko er hiß 67 tätig ist. Von da 
gel er nach Eßlingen, in die frcye BeichssBidt, in gleicher Eigenschaft. 
Als Niehl-Moselbiirtiger Beobachter sah er offenbar viles, iciu dem Ein- 
heimischen entgicng. Dalier nani ich die seltene Schrift vor, um spraeh' 
Uch« Ausheilte für die MoaeUeute su geviinnen, vas mir reichlich gdaug. 
EtAt sehtoäbisch ist widerholte Vcrgleichung zmsdten Eßlingen, Neckar- 
Weine», mit Trarbachischen Eigcnlieiten. Er sei glücklich, noch Eßlin- 
gen gekommen tu sein, das da schwel: 

In hohem GlBelcesstand, aeil sie auch Weinberg gräbt. 
Die ebenmäßig dort tote hier sehr lieblich riechen usto. 
Hofmann gehirt «h den Gäegenhcitsdichtern des 17 Jhds., seine Sprache 
ist für damals gut und in der Servilität teunderbar crfindeiisch. Hessisch 
hat er gans verlernt. Seine SprichtnOrttr und ScMenseti hat er aus ilevi 
Lot., der Bibel, dem Griechischen hergenommen Alles belegt er geto^ßen- 
haft. Vile QurUen sind der Jestseit gani abhanden gekommen, atuA 
darttm ist daa Buch für Nicht- Trarbaehcr wichtig. 



104 



Strofe 1: 

Ey ! sey uqb hondertinahl zu tausendmahl willkommen ! 

Du Edler Fürsten-Preyß! 

Du großer Landes- Vatter! 

Du liebster Schul- Beschatter ! 

Dem ganzen Landes-Ereyß 
Ist heut all Traurigkeit durch deine Kunst benommen! 

Strofe 4: 

Was sag ich von dem Land und Statt? die liebe Jugend 

Die freut sich allermeist, 

Weil sie dich Landes-Vatter 

Und liebsten Schul-Beschatter! 

In Furcht erkannt und preist 
Die große Gottes -Furcht an dir und Lieb zur Tugend. 

Strofe 10: 

Gott mehre deinen Frey ß! Zum Ruhm wojl Er dir geben 

Was deinen hohen Stamm 

Je mehr und mehr erhöhe. 

Daß ewiglich bestehe 

Dein großer Fürsten-Nahm : 
Gott segne deine Tag, geb dir gar langes Leben ! usw. 

Der Willkomm an den Erbprinzen von Baden ist poetischer 

Strofe 1: 

Nimm an die Hertzens-Freude, 
Jetz und springe Troherbach! 
Land und Bauer laß das leyde! 
Nichts sey das dich traurig mach. 

Jauchze und singe 

Tanze und springe! 
Lasse das blasse Bekümmernus schwinden! 
Lüsten und Freuden sich heute verbinden. 



Strofe 3: 



Strofe 4: 



Dort sind SaMuen-yolle Felder 
Wie ein Teppich außgebreitt; 
Hier sind Bletter-reiche Wälder 
Da die Vögel allezeit 

Hüpfen und springen 

Pfeififen und singen, 
Laßen das blasse Bekümmernis schwinden 
Weil sie nun mögen im Grünen sich finden. 

Dort in finster-grünen Gründon 
Gehen Hirsch und Wild im Graas, 
Durch das Haber-Feld dort binden 
Hüpft der leicht-gebeinte Haas; 



Strofe 5: 



Strofe 6: 



Strofe 7: 



Strofe 10: 



105 



Alles sich freuet 

Nunmehr erneuet 
Hügel und Biegel uns fröhlich anlachen 
Schatten und Matten uns Lieblichkeit machen. 

Will man in das Feld spatzieren 
Zu dem arbeitsamen Pflug 
Hört man Lerchen tireliren 
Fincken pinckcn, der Guckguck 

Gucket und singet 

Daß es erklinget 
In Lüfften, in Krüfften das Echo erhallet 
Alles in Feldern und Wäldern erschallet. 

Hinter jenen dicken Hecken 
Schlägt die Nach-*, Nach -Nachtigall, 
Die läßt sich zumal nicht schrecken 
Sie verdoppelt ihren Schall. 

Tägliches Springen 

Nächtliches Singen 
Ist ihr viel lieber als eigenes Leben 
Dann sie dem Singen sich einzig ergeben. 

Bald hört man der Amsel gätzen. 
Bald die andre Vögel-Schaar 
Daß sich diese Zeit muß schätzen 
Vor die lieblichst in dem Jahr, 

Hüpfen und springen 

Pfeififen und singen 
Läßt sich beim Feder volck überall finden 
Trübnis und Traurigkeit müssen verschwinden. 

Heute scheinet dir die Sonne 
Deines Fürsten Gnaden-glantz, 
Machet Lust und Freud und Wonne 
Drum gib dich der Freuden ganz. 

Trommel, Trompeten 

Geigen und Flöthen 
Lauten und andere Spiele laß hören 
Alles erschalle dem Fürsten zu Ehren. 



Es folgen noch 3 weitere Strofen. 



ABIRLINGER 



106 



HEINRICH SANDERS REISENOTIZEN 

1 H Sander sah in St. Blasiens Münzkabinet ein Hirschkopf- 
Stück mit folgender Inschrift: 

Ich trage die Hörner, daß jedermann schaut, 
Ein anderer trägt sie, der es nicht traut. 

Revers : 

Vom Hahnrey red nicht scoptice, 

Denn dieses ist verissime, 

Daß mancher Stümper per cornua 

Erlangt hat hohe Officia. Anno Mundil! II 420. 

2 Aber so köstlich und künstlich man auch in Wien kocht 
— so machts der Schwabe doch noch natürlicher. II 548. 

3 Die Tyroler sind höflich und viel gesitteter als die Schwaben" 
bauren, Sie ziehen vor jedem Fremden den Hut ab. II 436. 

4 In Gmünd strickt Mann und Weib, Jung und Alt. Es 
ist zu verwundern, wie die Leute ihre Waaren so wohlfeil geben 
können. II 70. 

Die Dünkelspüler schicken die Fische nach Ulm — Augs- 
burg. Von Bettlern wird man beinahe aufgefreßen. 70. 

5 In Erlangen erschin 1781 eine Landesfürstliche Verord- 
nung: „da es dahin gediehen ist, daß viele unter ihnen (Studiosi) 
mit eynem beinahe nach Art der Wilden entblösten Körper zu 
offenbaren Scandal den ganzen Tag umherlau£Pen ; so haben wir 
der Behörde gemessen angefügt, dergleichen ungesittete Studenten 
zu den Schranken der Menschlichkeit zurückzuföhren". II 85. 

6 In Berlin, wo die Künste neben den Fahnen und Stan- 
darten ruhig wohnen und alle unter dem ausgebreiteten Gefieder 
des großen Adlers mächtig beschützt werden, hat man keine Mühe 
gescheut und diese Fruchtseide mit allen Arten von einheimischer 
und fremder Lammwolle, mit Baumwolle, mit Haaren und Floret- 
seide versetzt und daraus endlich Strümpfe, Müzen, Flanelle, Tücher 
usw. gemacht. Nat. Gesch. III 190. 

7 Die Holländer können zum Teil ziemlich saufen und fan- 
gen dann ein tolles Lärmen an. Selbst alte Männer nehmen die 
Flasche Brantwein in die Hand und singen anakreontische Lieder. 
Zum singen ist die Sprache sehr bequem ; ihre Lieder haben viele 
Abwechslung, viel Lebhaftigkeit. I 605. 

Den holländischen Weibern wünscht ich nicht in die Hände 
zu fallen. Ein Franzose schimpfte eine in einer Straße und schlug 
sie mit dem Stocke nur ein wenig an die Füße. Aber das Schlagen 
auf der Straße kann der geringste Mensch in Holland nicht ver- 
tragen. Es wird auch fast mit dem Leben bestraft. Die Weiber 



107 



I 



1 ftllü ihre großen Lölzernen 8cbuhe aas, kamsD xn fapfzigeii 
priigelteii deu FranzoBeo dci'b ab und wollten ihn in 
den Kanal werfen, bis ihn endlich noch ein Paar Uediento ihren 
Händen entriBeen. 1 491. 

9 Die Bolländer ballen die deutschen Bedienten and nennen 
aie Mof; dies ist ein Schimpfwort das zu Schlägereien Gelegenheit 
gib),. I 515. 

10 In Sardam. Als wir am Hochgerichte vorbeifuhren, borte 
ich, (laß auch in dieser Stadt noch vor kurzem Sodoiniten vor 
dem Rathaufc mit Dampf erstickt und sodann ins Wasser gewor- 
fen worden sind. 1 572. 

11 Mir kamen die Leute von Earlcm so vor, wie etwa die 
Schwaben in Geislingen und Aalen, Sapieuti sat! I 633. 

Im WirtshauBe an Louisd'or fand ich einen Wirt Wiedmann 
ans Karlsruhe, der aber völlig auf den Horlemer Ton gestimmt 
war. Ebenda. 

12 In Leyden besucbte Sander Herrn MtAfkenim, einen ge- 
bornon Deutschen aus Stolpe. Er kam schon in seiner Jugend 
nach Holland, wo er sein Deutsch vcrgeßen zu haben scheint. 

Er bezeugte mir gleich sein Misfallen darüber, daß wir in 
Deutacldaod eo wenig in lateinischer Sprache schrieben und alles 
deutscb herausgeben. Er berief sich auf den neuen deutschen 
Meßkatalog. Er sprach boll&ndisch und etwas (ranzösisch und 
überhaupt in Holland herrschende Mode ist, die Gelehr* 
eamkeit allein in Kenntnis der Alten zu setzen. I 51S. 

13 Schcrenhiyejy. Oben steht eine kleiue Kirche, iu der in- 
wendig einige Wal IE seh kno eben waren. Da hat man die hsrrlichBte 
Anuicht in die See. Was soll ich davon aagenV Könnt ich mir 
olle Tage diesen kostbaren Anblick verschaffenV 

Da rauschts Anbetung Gottes in die Seele 

Da ligt die AUniacht aufgedeckt. 
Das majestätische Brausen des Meeres, das Aufsohwellen, Siaken 
und Anschlagen des Wassers, die unzähligen Berge von Schaum, 
die sieb iu der Ferne bilden, fürchterlich daherwülzen und unter 
den Füßen des Menschen sieb breehen, und das unzählbare Heer 
von mannigfaltigen großcnteiU noch unbekannten Seegeschöpfen ! 
I 499. 

ABIRLINGEB 



ALTSUHW^BISCHE SPRACHPROBEN ') 
SCIILl'SZ 

HO hOhert ai dann ir geeaiig. Also der eUig tneusch, so sicli die 
iiBclit der Bind vnd yppikait verwnnület in den tag der tugend Tud 
anraucbt got ze erkennend vnd lieb liou, so sol er dann höhere 
Bin gesang, frAlicLer vnd inhriuBtiger got loben vnd dank Bügen giner 
genad vnd barmhercEikoit, das er in so lang haut rffentbaltcn 'vad 
senfTtmietenglich verbaitct z& der geachtklichait vnd TerHhong siner 
genaden viid dann sich alkit bereiten za dem erb der ewige s&Ii- 
kait mit t&glichem aterben diser weit vnd niges wiües. die bläm 
vff diaem aat ist die si/dblüm mit blaicher färb, bedötend den 
rainen liebhabenden menachen, der sich ao ser vevcanieren ist nach 
got, das er blaich wirt vnd vngestalt, wann alle eine isierd vnd 
BchAne haut er iiinwendig bekert, das ain sc! vür got schön By 
vnd sin hercz rain vnd latter usw. Der eechßt ost ist die ladong 
so die sei got durclt groß verlangen mit rechter begird laden ist, 
das er ala ir liebster gemabel ylend komm vnd by ir wone, als 
dau gcschriben staut in dem buch der geaang : Komm du min 
ailei* liepster in dinen garten! Komm vnaer bötlin ist beatrftwt 
mit wo nn englichen blfinien usw. Der vogel vff disera ast ist ain 
schwalb, die iere apis niemt au ierem Uug; der äug ist der gedank 
der Bei, damit si dann gespist wirt vnd allzit jber sich flAgt, 
wann ai in kainen dingen vff diser crd fröd noch trust haben mag, 
dann alain in got vnd in der hymelschlichen dingen. — Die bläm 
vff disem ast ist ain wegblSm, die sich allzitt kert nach der Sonne 
uaw- Der sibend ast ist gancze sieasikait, so der mensch dea bou- 
mea este alle überatigen haut mit stiltem tugetidaammem leben 
vnd ieoz kommet an den oberaleii aal, au güßt im gott also grosse 
frftd vnd sieeaikait in sin Bei, das si dem üb vnver trage nlicben 
wirt vnd sich kaum in im enthalten rnng, wann die gAtlich fröd 
vnd sieasikait so groß ist, dz ei von liplicher natur nit enhalten 
wirt, ja daa der lib so schwach vnd krank wirt, daa er, der dft 
tragen solt den gaist, von dem gaist getragen wii't ala ain kranker 
von aim geaonden; wan eo Gl starker der gaist worden iat, so fil 
der lib mer geacbwecht vnd gedrukt ist. Vff disem aat sicKt der 
yogul fetiiie, der alkit ainig ist wonend vff den bergen, da die guten 
wurcalen sind. So sich der will ernilweren, so niemt er fil der 
edloaten wurozen vnd macht im aelbs ain hua vnd flügt dann vff 
in die höhe der sonno also nach, da er ganca inbrinatig wirt vnd 
flftgt dann widerunib herab in sin hus so krefflenglichea schJabend 
mit sinem vettech, daa or aich vnd sin neat encziudet vnd gancz 
verbrint zu pulver, daruß dann ein uüwer fcnix wirt, DedAt den 
Bäligen menschen der allzit u'onet vff den bergen, wann ain gemiet 
erhept iat ih den hymelec blichen dingen, dauon dann wachßen 

»j Aiem. XIII äailff. 



I 
I 



I 



109 

ayen^ am alloredloBten tilgend; wann der all die weit durohgieng 
Tod tagend suchte, so fiut er kain so edle noch ao bohc als iii 
vITerhebong des gemiecz gaistlicbein leben, das da ist ain gart der 
wolnest vad ain berg der tilgend uaw. Die bl&m vfF disem aet 
ist sin veldmm, die staut vff witem plan mit r&senloter färb, 
gemnin allen denen die ei breuhoti wend, bodfitend vnsern berren 
Ihesum Cristuin, der da nin milte veltbluin ist — ich bin gemaiii 
alleo menschen, ain veldblSm an rainen claidern, die geferbt eycnd 
1 roBenfarben plät usw. 



ib üe 



|. y, {Von den Verklürfcn.) Die mitwesenlich belonong, 
gaub, wonn vnd fröd der Billigen in dem bymolricli ist vnd wirt 
ain in der glori vnd herrlicbait des libs, die da genemt wirt die 
ander stol vnd wonn dev ewige glori ; ao die dem lib verliben 
wirt das sieb die aftlig sei volkommenlicber vnd geroobter vff- 
Bohwing zn den hymolaeblichen frßden, die selbig atol des libs 
ist vnd wirt sin in 6rrerlay begaubong nach dem rnd er dann 
geziert vnd gefryt wirt mit fier vsaerlichen morgogauben in dem 
bymelrich, dz ist mit der gaub der claurbait, der subtilikait, der 
bebendikait vnd der vnlidenlichait, die dann sin werdend ii 
ietlichen veiclfirten üb vnd oach wie vor mit Todorschaid i 
minder oder mer nacb dem vnd dann die liebe gocz hie in 
ainein minder oder mer gewcßt ist. Also das ain glori ficierter üb 

■ aiben malen clArer wirt, dann er iecz iat, scbön vnd Ifichtend als 
der morgoatern, aubtilnr dann der aonnoschin, wann im nicha mag 
widereton, sonder alle üpli che ding iat er dorchdringen uaw. Wann 
da wirt gott erfiUen alle vnsere ffinff sinnen mit vnusaprechen- 
Itcher wolnest, so er wirt ain g?genwurf aller wonn vnd irAd nach 
aller vnserer enphindong ; der gesiebt ain wonnsammlicher Spiegel, 
der gehSrd ain barph, vnd honig der veraöcbong, baisam der 

triechong vnd nin aidelblfim vnaerer daatong. Da wirt der somer 
Bchin vnd die luatberknit des glencza, die fruchtberkait des herbstz 
vnd die r&w des winters oaw. 
'dir 
f&r 
an 
10 
vnl 
wai 



{Bl. Y*.) Metli: Maria matter raine magt Zu Metl.i ward 
' 'dir herczelaid verkint von jhesu dineni Kind, Wie in die Juden 
firte geschwind Gefangen in Annas gewalt — Da ward din hercz 
■ 1 troro kalt. 

frow by diser mittenacht gedenk ich an min vnveruonlTt, 
an mine kintliche tag vnd werk der vnwiaaenbait, in denen ich got 
10 oSi belaidigot hon, darumb sich iecz gefangen gab din son, das 
vnbegrifienHcli liecht in die hend der finsterneß usw. 

Prim: 7.e prim volgatn m&tter nanob Don da grimmlich 
> waa so gauch, Ihesum I'ilnto xo bringend; Mit spaichlen si in 



110 

vmbliiengend Ynd gabend im menoh herten schlag — Das braucht 
dir Maria grosse clag! 

Tercz : Ze tercz zit h^rtesta der Juden sin Die schryend : 
crüczigen, crüczigen in! Im ward ain purpur angeton Vff sin 
houpt ain dürne krön, Er ward verurtailt in den tod — Dz crücz 
trug er siner not ! 

•Se^^; Ze sext sachstu betrieptes wib Annaglen den zarten 
üb Mit fiesson vnd mit henden, In die h5ch gehept elenden 
Oedrenkt mit essich vnd mit gallo — Do wart gehört ain spötlichs 
Eallo ! 

Non: Ze non wasestu in bitter liden, Do du sacht din Kind 
verschaiden; Er schray: hely! mit luter stimm Wann in be- 
zwang des todes grimm Im ward durchstochen do sin hercz ! — Das 
braucht dir Maria grossen Schmercz! 



Der kumm z& trost mir dort vnd hie 

der steren, der vff lacob gie, 

der bistu maget fin vnd rain, 

der got der ouch den schaucher zwain Aue Maria 

So vngeliches erbe gab, 

der Lasarum erküket von dem grab — 

der selb z& m&ter dich veriach 

als abacuc vnd daniel sprach: 

vor mengen iaren es beschach Aue Maria 

Du du bist genaden rieh! 

Maria bitt din Kind für mich, 

das kusch in dinem libe lag, 

des Noe in der arche phlag Aue Maria 

Vnd Jonas in dem fische h&t 

der selb durch din willen t&t, 

was du in ze bittend haust, 

ob du mich des geniessen laust Aue Maria 

Das ich dich ymmer loben will 
Mit mim gedieht bis vff ain zil, 
das ich nit lenger leben sol 
min sei zu den Vßerwelten hol 
Maria du bist genaden vol Aue Maria 

In mulieribus ob allen frowenn bist, 
die got erophieng den hailigen crist, 



111 



ynd dryer person mit aim genas 

als die sonn schinet durch das glas Aae Maria 

Also gebar din kuscher lib 

den waren crist, als Dauid scbribt, 

vnd Samuel des propheten mund. 

des lobend dich zu aller stund Aue Maria 

Die engel in der hymel kAr 

Maria min gebett erhör: 

ich armer Binder rief dich an, 

du bist die nichts versagen kan 

derselbe gnad ich dich erman Aue Maria 

Benedictos, gesegnet schon 

bistus der tempel Salomon 

vnd das gezelt der hailikait, 

du bist ouch wol das ewig claid Aue Maria 

Dz got im selb haut gefiegt. 

in haut so wol an dir beniegt 

das niemand dich durchloben mag 

als Moyses sach den Oottos hag Aue Maria 

Du werd zfi mutter im erkom. 
Maria ros on allen dorn, 
du bist das honig das lonas 
giettenglich vß dem boume aß. 

Als Dauid schlug Golias. Aue Maria 

• 

Frnctus frucht ob alle frucht 

gebar din lib in küscher zucht 

nach sinem willen geordnet haut 

Maria du bist des höchsten raut. Aue Maria. 

Der dort die Sonnen still hieß ston, 

da losue vnd gabion 

fünf künig der haiden erschlug 

Maria din küscher lib den trug. Aue Maria 

Das lobend dich wib ynde man 

den niemand wol durchloben kan, 

dem sante lohannes mit sohib 

genigen haut in mnter lib. 

Maria din ^cht gebenedit Aue Maria 

Ventris lib vnd ouch der sei, 
du raines kind von israhel. 



112 

du bist gebailiget hie und dort, 
ieronimas der sine wort Aae Maria 

So sieß von dir gesprochen haut, 

Maria diner höhe wißhait raut 

zu trost vns armen sinder kam 

du bist die wurczel vnd ouch der stamm Aue Maria 

Von Syon aller seiden hortt 

beschlÄß vor vns der helle port 

vnd wis vns vfiP die rechte rar, 

die enoch vnd helyas f&r 

Zfi got, der by im selber schw&r Aue Maria 

Tui diner genaden begeren ich von dir, 

Maria du magst gehelffen mir, 

ich rieff dich an vmb all min not 

vnd raane dich an den bitteren tod Aue Maria 

Den Ihesus laid din lieber son; 

wir wurden alle gesond dauon 

als dArt von ainer Schlangen ward 

das Volk von israhel in strenger art Aue Maria 

Der an die Sul gebonden ward, 

des matter bist vnd raine magt, 

ich kan dich nit verloben genug — 

du bist das fei dz gedeon trug 

da er den künig von madion schlug Aue Maria 

Vor du Maria werd geborn, 

so wasen wir all in gotes Zorn 

Verstössen von siner angesicht 

mit lib vnd sei der hell verphlicht Aue Maria 

vff erd man niemand fand so kon, 

der sich derst nahen babilon, 

da wir gefangen wasen hart 

iudith sich machet vff die fart Aue Maria 

Gen Syon vff den rechten stig 

kam sich mit list das schöne wib, 

da holefernes verlor den stritt: 

Maria da wardest du bedAt 

an dir all vnser hoffnong litt Aue Maria. 

Das fröwet sich jherusalem. 

du bist ouch wol die ich <ch nemm, 



113 

die kdnigin bester lobbesant, 
aßwero einen zoren want Aue Maria 

Des wnrdend fry Ton israhel. 

da bist die spiset Tnser sei 

mit frücbt dins libs pl&t vnd flaiscb 

Oot menscb ward dnrcb den bailigen gaist. Aue Maria 

Das schaff sin grosse miltikait, 

za sterben ward er do berait 

sanst niemant vns gehelfPen mocht, 

der in dem iordon ward geteuft 

dem tüfel waso wir verkouft. Aue Maria 

Für vns ward birg din liebes kind, 
sin sei za phant saozt fiir die sind 
was grosser liebe er da phlag 
der elend in der Krippe lag. Aue Maria 

Des lob ich dich Maria sieß, 

dz da den got, der sich verhieß 

ze kommen in diß iamertal, 

verschlossen haust in disen stal, Aae Maria 

Da sich ain esel vnd ain rind 

bekantend das gott wer din kind, 

den euch dry künig von Orient 

mit ierem opher hond bekent 

von Got warend si dar gesent. Aae Maria! 

(TeU tceüeres im 8traßb. Exempl.) 

ABIRLINOER 



LEGENDA AUKEA 

ELSAESZISCH^) 

FORTSEZÜNG 

VON DEM ZWELFTEN DÄGE. Der zwölfte dag ist vier 
bände weg mit vier nammen geziert noch den vier zeichen, die 
Got vf den dag het gewircket : er ist genenmet epyphania, das ist 
gesprochen ein schin oder ein zeichen von oben her abe. disen 
namen bet dirre dag do von, daz den heiligen drien künigen ein 



1) Ahm. Xin 65-131. 

Birlinger, Alemanni» XIV ^ 8 



114 



nfiwer aterne von oben her abe ersohem vnd die könige geleitete 
vf disen dag zu dem kindeliD, das do oöt me dettoe ^üzehen 
tegig wFiB. dirre dag iet genant theopbania, d&a ist gesprochen 
ein erschineu Gottes vvah das zeichen, diiB ui' diesen dag geschach. 
do Kristna driszi'g ior alt was, do wolte er getetfet werden in 
dem iordan, do erschein Got die heilige drül'eltekeit: der vatter 
in der stimmen, der sun in dem wasser, der heilige geist in einre 
tnben. dirre dag ist Öcb geuant betphanya, das ist gesprochen 
ein erschinen Gottoa iu dem huse vmb das zeichen, daR er 
wirokete, do er eins vnd triazig ior alt was, do er wasser in 
win verwandelte: do erschein gSttelicher (hl. 29 e. sp. 1) gewalt, 
dirre dag ist Öcb genant pbagephnnya, das ist gesprochen ein er- 
schioen Gottes in der apiseo, vmb das er über ein ior hie nooli, 
do er was zwei vud driszig ior alt, fünftusent menschen spisete 
mit fünf broten, do erschein gottelicli gewalt in richtnme. also 
ist Got erschincn vi' disen gegenwertigen dng in vier zeichen : 
das erste ist gewesen der steme, der in erzöget het in der krip- 
pfen; das ander ist die stimme de-i vatterz, die Gott erzöget het 
in dem wasser des iordnnes; doz dirte ist gewesen daz wasser, das 
z& wine ist worden; das het erzöget in der wirtschnll; das vierde 
ist gewesen die merunge des hrotes, die het Got erzeuget in der 
wiesten: do von sol diser dag mtigclioh geeret werden von vas, den 
Got mit ainem wondern so sünderlich het gezieret, von dtr ersten 
erscbinunge ist diae hothzit nfgeaeczet: do von eo sol nu vnser 
rede von ir sin. do vnser herre geborn wart, do koment dia 
drie beilige künige gen Jhernsalem, die worent genant Caspar, 
Balthasar, Melchior vnd hiessent mit eime gemeinen naroen magi, 
daz ist gespi'ocben : betrieger oder zovberer oder vol wisheit. si 
worent magi betrieger, do su Qerodem betrogen hant in dem, daz 
sfl. uüt wider zu ime koment. zouberer worent sü mit bAser be- 
bendekeit der liste des tüfels. ob sü bekert wurdent, spricbet 
Crisostomus; Got wolte disen zovberern sine gcbnrt öSenen, daz 
sü bekert würdent vnd alle sauder do bi ein gnte zöuersicht 
nement. sü worent mugi, das ist wise; diae wisen künige koment 
mit grossem gosinde gen Jherusalera, wai'vmb koment sü gen Je- 
rnsalem? sit vnser herre do nüt geborn waz? bie zn antwortet 
Kemigiaa vnd sprichet : wie daz were, daz diso kiinige erkantent, 
das Got geborn was, doch enwiatent si nüt, in weler stat er ge- 
born waz, do von gedohtent si, von Jiieruaalem eine so lobeliche 
atat WZ vnd die öberaten priester der indes do inne woneten, 
daz Kriatus do billicher geboren were, donne in keinre anderen 
etat. Öch daz ai woltent do Trogen, wo dia kint geborn were, 
von den iudeschen meyatern, die zfi Jheruaalem wonetent (ap. 2} 
oder do von, das den luden diae geburt würde gekündet, daz aO sich 
mit der vngewisaeno nüt enbchuldigen enmöhtent. ooh wz von 
der kflnige ßisaiger begirde wurde der iudeo droclieit furdampnet, 
wenne die künige dem eingen Sternen gelöbetcot vnd die luden 



I 



115 



I 
I 

I 



nil propheten nüt gel6(beH) geben enwotten. die künige eacheat den 
frömdea küuig, die iuden verBmohent iren eiginea künig. dise 
künigB koment von verrca landen, die iuden blibeut in der 
Debesten stat. diso künige woreut von dem gesuhlebte Balaaro, 
do Ton volgetent aü dem sterne noch, also ir Tatter bette ge- 
sprochen: ea eoi uf gon ein aterne vs Jacob i spricht CriHOBtomOB, 
dnz eteliche nagent, das dia folk, von dem die drie künige worent, 
die erweiten vaaei' inec zwelf meyater, die daz gestirne kuaden 
scbowen vnd weler vuder den atarp, so satte man ainen sun oder 
sinen nebesten frünt an sine stat. die gingest alle ior vnd te 
über einen monot uf den berg des sigea vnd wonetent do drie 
Utge vnd woscbent sich md botent Got, d&s er in den aternen 
erzeugete, den Baiaatn hette furaehen in dem geyato. es beacbach 
nf den winnaht dng. daz si uf dem berge worent, do erschein in 
ein Sterne uf dem berge mit einre geatalt eina liplicben kindeling 
mit einem scbinenden kriicze ob sinem böbetei dia kindelin sprach 
zn den küuigen : gout biti vil schiere in das iudesche lant, do 
ündent ir den künig geboren, den ir ancbent. do bereitent au 
sich vnd farent. wie aber daa uiAlite sin, das sü in ao kuraer 
zit in drizehen tagen fureiit von dem vfgange der aunnen vntze gen 
Jherusalem die mitten, sprictiet Remigiua, daz beacbebe mit Oottes 
gewait, den aü den HQcbtent. andera apricbet sant Jeronimua, daü 
BU rittont uf tiereu, die aint genant dromedary, das ist gesprochen 
Idffekrad, die tier so anel, das sü eins tages so ui) gont, als ein 
pfert in drigen tagen möbte gelöffeu. also koment si gen Jem- 
salem vnd frogeten, wo ist der iuden künig, der erat geboren ist? 
Bä gelöbent für wor, daz er geborn ai. do von enfrogent an nflt, 
ob er geborn ai; aü (bl, 29b ap. l) frogent nuwent, wo er ge- 
born ai vnd antwurtent reht, also aü gefroget werdent, wo aa daz 
erkantent, daz er geborn were vnd aprochynt: wir hant sinen 
Sternen gesehen in dem vlgange der sunaen vnd eint bar koman, 
daz wir in ane bittent. apricliet Remigiua: die künige hant bo- 
zfiget, das Eriatus ein genor mensche iirt in dem, daz sü sprocbent: 
wo ist der do geborn iat; öch ein geworen künig, so sü sprechent 
ein künig der iuden; Öch ein geworen Qot, do aü sprechent: wir 
sint komen, das wir in anbitteut : wenne verbotten waz, daa 
niemon solte an gebetten werden, denn alleine Got. do dis Herodez 
erborte, do wart er betröbet vnd alle Jheruaalem mit ime von 
driorhande Sachen, von erat, wenne er forhte, würde ein künig 
von indeachem geschlehte geborn. so wirde er von dem künig- 
rich vertrihen, wenne er ein beiden wa. do von apricbet Criso- 
atomus, reht ala daz zwig, daz in der h&be des bömes atet, von 
eime kleinen winde wirt beweget — - also mag lihtc wortea vf ston, 
do von die menschen betrübet weident, die in groszen eren sint. 
zd dem andern mole betrübete sich Herodea, wenne er forhte in 
der rAmor vnguuat vallen, wer es, daz ein ander künig ufstünde 
wider in, wenne er von den r&meren das rieh hette enphangen. 



116 



I 



fleh wart Herodez betrflbet, ala sant Gregorius aprichet, do der 
himelische künig' geboru wart, do beträhete sich der irdeuische 
künig: wennc die irdeniBcho hochfart wirt gescheodet, so die hime- 
liecUe ere wirt oSeDbar. Ccb betrflbet sich gancz Jherusalem mit 
ime, wenoe die b^aen mägeu sich Düt froweri der gegen wirtekeit 
dez gerebteo. Öcb wolten bü du mitte dem küoige wol geaallen, 
daz sü mit ime weren betrflbet. öcb forhten aä betrflbet vnd 
gescbediget werden von dem, daz die zwene köuige wurdent krie- 
gende vuib daz küDigrich. dis ist redelich, Herodea, der eamnet« 
die prieater vnd die meister von JheruEalem vod frogete aü, wo 
Kristna geborn aolte werden. do meidest au alle, er aotlta 
goborn werdea zu Betlebem. do nocb rief Bei'odea den känigen 
heimeliche za ime vnd frogete (sp. 2) mit ganzen flisze, uf 
wela zit in der aterne were eracbinen vnd sprach zä den drien 
kDnigeni so ir den künig viodenl, so lont mich es berwider wia- 
sen, in eiore gelichuisae, als ob er ime Cch opfern wolte, den er 
begert« zu tötende, bie merkent die lerer, daz die künige den 
stemen fUrlnrent, do [sü] zo Jhernsalem noch disem kiude frogetent, 
do von daz sü von not noch disem kindelin mflsten frogea, 
das sü deate me Bichorbeit hettent tod diser gebiirt; öcb do 
von att weltlicher lürJerunge begertent, do von ferlurent afl die 
gSttelicbe hilf. 6ch als sant Paulus apricbet, die zeichen aint 
den heidineo geben, die prophecien den iudeu; do von ao ersubein 
den küuigen das z^icbeu io dem beideniachen lande vnd wart in 
die prophecie geoffenbart in dem iudeschen lande, do die künige 
US giogeot von Jhetuaalem, lio ging in der aterne vor, vntz daz er 
kerne of daz hua, do daz kindelia ione lag, do stuot der Sterne. 
WZ dirre sterne were, do von ist drierbaade wod ; eio teil sprechent: 
dia wer der heilige geiat, der Acb do noch in dem iordan ia einre 
tnben gestalt erschein. Crieostomus apricbet: es wer ein enge], 
der Öcb den hirtea in Judea die goburt Kristi kuiite. ander 
sprechent : ez wer ein geworer sterne do erst von nuweme ge- 
Bohftffen vnd do noch Öcb wider zu nute wart, öcb wz dirre 
st«rne vndersc beiden von den andern an sime atonde, wenne er 
nüt an dem bimel atunt, als die andern, er stunt oobe bi der 
erden vnde swebele in dem lüfte; öcb het er clorern scbin denne 
die andern aternen, so vil daz er in dem mittage über der sunnen 
glast sinen scbin gebe, öcb wz ain töf nüt noch dem bimel, als 
der anderen sternen, me er ging den künigen in eiore reht«n 
linigen vor also ein geleiter. do die künige den sternen aohen, do 



I 



I 



wurdent sü gar fro. hie merken 

künige hant geseben. da/ erste 

soheut aü in dem nfgange der : 

berre du heat den monen vnd di 

WZ ein geistlich sterne dez giflben 

dirte wz ein vernüftig aterne. der engel, der in in dem echlofe 

erschein vnd (bl. 30a sp, 1) sü ermante, daz bü nüt wider zS 

Herodea enkertent. der vierdo aterne wz ein genodenricher sterne 



fünfhande sternen, den die 

raz ein nalürlicb sterne, den 

innen, do von ist geBohriben: 

Sternen gemachst, daz ander 

liebt in irme bei-zen. 




117 



I ' TiiBer liebe frowe, den sohent sü in dem gemeinea hnse. do bA 
des flirten aternen dez üher natürlichen eternen gewesen wz, do 
von ist geschriben; do die küaige in daz hna gingent. do fundent 
sU daz kint mit Mariea eiarc mfit«r. von der geaiht dez eretea 
»nd dez andern Bt«rnen sint die kiinige orfrowpt, von dem dirten 
sint sä erfrowet mit einre frflden, von dem vierden vnd von dem 
ffiuften flteraen sint s(l erfrfiwet mit eiore gar grosBCQ fr5den. do 
die kUnige in dem huBe daz h. kint mit einer m&ter fondent, do 
knüwetent aD nider vnti opferteni ime iegelicher golt, wiröuh vod 
mirre. hie von aprichet sant Augustin ; o dn kintlieit der ollss 
gestirno ist vnderton, wie bistu geerot so grüsBliche vnd ao lobe- 
liche, daz die engel sich vf dine windelen neigent, daz alles ge- 
stirne dir dienet, daz die künige von dir erzitterent vnd die 
durchgrunder der wisheit vor dir kniiwentl ich eraohricke, so ich 
die windelen siLe vnd den himel betrahte; ich enprohe von wndere 
eine bnrtiende hitze, ao ich einen betteler sihe in der kriphen fiber 
alle gestime schinen! do von sprichet aant Bernhart: wz tSnt ir 
künige, bittent ir das sugende kint an in der hulen in den win- 
deln ist daa kint üt Qotl waa tünt ir, opferent ir ime; ist dis 
kint ein kiinig, wo ist denne ain küniciich aal, wo ist sin tron, wo 
ist flin kUniclicli gesindeV i>ement war; iat üt der stal Bin kilnig- 
lich sal, die kriphe ein throD, sin hofgesiDde Joseph vnd Maria? 
diae küoige hant d&rliche geton, das sü wiae wirdent, aprichet 
HylariuB in dem andern buche von der driueltekeit : die maget 
gebirt, die geburt ist von Gotte, daz kindelin weinet, die engel singent, 
die windelen sint entreinet, Got wirt angebetten, alao wirt gottelich 
wirdekeit nit geswechet do von daz die demätige menschheit wirt 
erzeuget alao sehen wir, das in Kristo nüt allejne sint gewesen demO- 
tige vnd kintüch krancheit, do aint Ach gewesen zeichen göttelicher 
wirdekeit; do von sprichet sant leronimns, schowesla die wa (ap. 2) 
ge Kristi ao scbowc öch den himel ; h&roatn das kindelia weinen, ao tose 
Öch dem lobe der engel, Herodes durcheht«», die kiinige bittent in 
an, die güasener erkennent sin nüt; der aterne erzöget der kneht 
döffet den herren, die stimme dez vatter wurt gehöret, er wirt in dem 
Wsaaer geteffet, die tube koniet vom himel her abe, wo von na 
die künige solich gobeti opherten. sprichet Remigius, das eine 
gewonheit we der altnetter, daz nicman für den künig ging one 
gobe. wz die gewonheit des volckes von Fersen vnd von Meden, 
das afl soÜche goben opherten, sprichet aant ßernbart, das sü 
golt opfaertent durch die anniit Marien wirCch wider den bftaen 
geamag dcB atalles, mirre wider h&se gewürme oder zfi kreftigende 
dez kindez geiide oder aü ophertent golt zu eime zinse, wenee er 
der oberste künig w&z, wiröch zÜ eime upher. wenne ein Got 
was mirre zß einre begTehniaae wenne ein d&tlicher mensche oder 
golt bezeichent Ootteliche minne, wiröcb ein andelitig gebet, mirre 
wn dfiton doz fieischea. also süllcn wir geistliche Kristo ophero 
, golt, wiröch vad mirre, ein ander sin: daz golt bezeichent Qot- 
beit, wiröch die heilige aele. mirre den reinen licbamen. do 




118 



noch wirdent die kunige in dem aclilofe ermanet, du bQ natfl 
wider zfi Herodca förent ; also färent su einem anderen veg wider I 
in ir lant. nlao hant die künige zägenomen in irre vart, daz aft | 
der Sterne geleitette an irre uffart, die propbicie aü wiaete s 
Htat, do Kristua von inen fanden wart; der engel aü geleitete anl 
der widerfart, da er sü in dae ewige leben enphing : 
iuDgeaten fart. dirre beiligen küDige lichomen wurdent von Mey-j 
gelon'J geffiret gen Cfllle, do ei noch röwent. 

VON DEM NAMEN SÄNT HERHARDES VND VON SEMEl 
LEBENDE (1>I. 3Ub sp. 1) HEBHART ist geaproclien ein etarkel 
glorie oder eine kreftige himelere. dirre lieüige waz va der stafr] 
Nerinis von Schottenlmit von dem gesehleLte NarbünePBer. 
Herhart ordent« ain Jeben in sinre iugcnt, daz ea gelichet v 
airae nanien ; wenne er aatte in den grünt sina herzen Kriatum, i 
den wolte er ein leben buwen, daz er gefesteijt were mit demfl 
gründe Kriati, daz er ut färbten endurfte, daz an dem iungeaten 
gerihte kein wint ime ain hus, das iat sin leben, vmhe kerte oder 
kein wasaer es vmb zerfnrte, do von so ving er an in ainen inn- 
gen tagen vnd betrachtete gftttelicho hilfe in den lügenden vnd 
die vnfrulitherkeit des wolluates der weit vnd die Iruht gottelicherj 
arbeit vnd die frede dez wollustes, der in der frnht ist verborgen.fl 
Och forhte dia kint sinen meyater so aere, so er nüt gegenwirtigl 
waz, also er allezit mit scblegen gegenwirtig were geweaan. da^| 
kindelin fägete eich alle zit z3 den, die do lertent, achribent od^M 
dichtetont vnd m&hte keine gemetnacbaft haben mit den, diol 
mAasig gingeut. sin inst vnd ain apil was mit fliaaigen ftogendfiM 
noch dem sinne der geechrift vnd wz ao gi\t>'s sinnea, daz es min 
einem uesten gedauck behielt allea, das ea in sin^ Vernunft mAhtd 
geatofisen. also kam snnt Erhart über den echrin der natürliche» 
kanste; do enaehowete er nüt, denue die ge-^ienle üppiger wortfl 
er enfant do dez nüt, der er sachte, do von eo ging er fdr vndj 
gap aicb gentzUch dar zu, dnz er wolte begriffen den niics (sp. 3« 
der heiligen getjchrift vud renigete ain herze nilt der reinekeiH 
ainre hant, daz ist guter werke, daz er wurde eine wirdige wonungM 
dez heiligen geistea. aant Heirart pllanzete die würzelle der erat^J 
blumen ainre lere in den vesten stein Jheanm Kristum, wenne eiS 
von ainre iagent af uot waz des heiligen geistea. do von B^M 
nliczete er die vernnnft ainea eiginen willen mit grAasere frihüH 
vnd Gottea dienest, denne ime die nature ainea alters bette für^l 
liehen, wenne in der atat, do er die gotteliche geechrift an vinj 
ZD lerende, do begreif er den weg der sicher körmaiiacbaft vniM 
so die anderen iuogeltnge iren flis vnd troat leitent an tiunde, «M 
vogel, an vppekeit dirir weite, ao leite er alle aine begirde an diM 
gottelichen gebot: in den ging er betrahten naht vnd dag, dlH 

') Mailand. ^M 



gebnrent in aime herzen fmht dez ewigen lebendes, also wart 
eine begirdo erfüllet mit gnten willen, der gebar in ime milto werk, 
sine begirde waz va allen einen rerinligendc ; sin vermügen nam 
zu, do von ao wart den bewerten willen geben eine bewerfe Ver- 
nunft in einen iungen ioreu, do von so endran er dem spräche 
de« wisen Salomonea: ferflSchet s\ daz hundert ierige kint, daz 
ist ein alter one wicze! wsnne von dem heiligen eant flerhart wo! 
geaprochen mag werden der epruch, den Salomon do noch aprichet: 
sine sinne sint kal von wiaheit vtid der alter einre lor ist ein vn- 
liemoaet leben, wenne er ist von der geistlichen Vernunft der 
kxeSte sinca sinnos z& einen kalwen alter in ainre ingent komen 
vnd het der lebenden Strassen weg gegangen mit vnbemoseten 
fassen, also woa der iungeling mit ime wobl gezierde alter inoge- 
linge, hoffunge aller ingent, freade des alters, eine regel aller 
ordenunge, eine ere der pfafheit, eine ermanunge der riehen, ein 
fiirainnunge alles richtumcs, ein trost der armen, eine miune ge- 
williger armut, eine gesiht der blinden, ein or der tAhen, ein 
wideraton weltliches geluckee, ein vserweltes uesaelin deis heiligen 
geietea, er nam zö ime sterke des libes, in ime nam zi kraft der 
ägende; er lerte zürnen wider die vntUgende, gegen löfien den 
b&sen (bl. 31a sp. l) bckorungen, fehlen wider die bösen begirde, 
den frunden helfen, den vianden fürgeben, bi göttelichem lobe zfi 
wonende mit den guten zu wandelnde, alle d'ng frogen, nftt ver- 
Samen; disen tnatapfen ging er noch vf den weg des ewigen leben- 
des. dar an künde in die krangbeit sinre iögende nüt so nil 
geirren, also in die bereitschaft sina giften willeu fürderte. do 
aant Herrat ns dem walde sinre iugent komen waz, do lerete er 
sin nesselin von allen den dingen, die der ingent zfi gehortent vnd 
nam an sich kraft menliches gemotes vud bette gAttelicbe vorhte 
in ganzer minne vnd hette brflderliche minne iu gottelicher forhte 
gen allen menschen, er zeromete sinea lip in die gehorsame dez 
geistes, den geist flbete er in miltekeit, die miltekeit gap er got- 
telicher gnodan. do aant Herhart priester waz worden, do opherte 
er aioh selber Gotte ein lebendes opher in sime herzen, in der 
Eit waz ein biachof zu Triere, Hydolfus genant, mit gro(\er wisheit 
gfitteticher lere vnd mit heiligem leben durch zieret, dirre heilige 
bischof begert in kurzer zit, do er diae ere hette beseasen, das er 
infthte sich gescheiden von der bekumbernisse der weit vnd inig 
Ootte dienen; do von so lies er das bistfim vf mit willen, daz er 
vor enpbangen hette mit vnwillen. dis heiligen nammen waz witen 
vnd verre geflogen durch sine heilickeit. do von Inr saut Her- 
hart öch do zwischent mit bischofliclier eren gezieret us, daz er 
nh Bsnt Hyldolfo weite vnd den sehen bvgfrt. do er zn disem 
heiligen kam, noch dem, daz er sin gebet geoprach, do küsaete er 
in in gAlicber minne vnd sprach: lieber bröder, liplich vnd geist- 
lich derselben wirdekeit, der ich bin, sich, daz dn besiozeat die 
etat, der du lange begert best, nu übe dine begirde in guteme 



I 



120 



I 

I 



TDd wirt gespiaet mit dem hunger, i&z iet mit der begirde gotte- 
liches dienest««, der flia gottelicher forlite boI in dir uilt euBchloSan 
von trocheit oder von alter! du solt wacker ein vnd Golt wachen 
vnd Bolt in allen tilgenden arbeiten; dn das werk der ewangeliBteo, 
erfülle dinen dienest rnd bis nähtern. do er dirre manuogen vil 
getet, do bleip er do bi eant Hyldolfo so lauge zit vncz bü vier* 
sehen clÄater do ge (sp. 2) buwetent, jpgelicber aubene, wenne au 
edele von geachlehte worent beide gebrfider vnd alles ir gut dnrch 
Gottea willen betten geloaaen, doch gewiinncn aii mit irre arbeit 
vnd mit irme heiligen febeode, daz ad uil gutes in Gottea dienest 
verzertent. hie noch fGr sant Herhart in daz lant zä Peygern, 
äaz er das folc mit ainre begirde z& Gotte kere. in der zit waa 
kQnig PipinuB z& Frdnckerich, den grossen Karoina vfttter Tiider 
der beider zit die kristenheit grSnete mit uil heiligen mänachsD. 
vnder den waz aant Herhart der oberBte genant, von adel dez ge- 
schlebtea, von künsten vnd von einie heiligen lebende, wenne er 
trüg einen lebenden lichomeu der weite dot, er was ein Inter 
raaget an küscbekeil, ein heilig prieater an wirdekeit, ein münich 
an arm&t, ein bihter mit ainem veriehende, ein mai'teler mit sime 
lidenden, ein zwelfbolte mit ainen brediende, einenge] mit luterkdt 
stnes libes; er bette keinen gehreaten gehaben in aller sinre wtrde- 
keit, er hette Got liep nüt alleine mit den wercken, och mit den 
Worten; do von so wonete Got bi imme mit sinre kraft, ala er 
bewisete in dem zeichen, die er lebende af ertriche, wirckete. 
z& dirre zit waz ein herzöge Ericho genant, dem wart ein dochter 
blint geborn, do von so wart er bo betrübet, daz er dem kinde 
hiea das höbet aheacblahen, daz er sin lidig wurde, do von so 
wnrdent die materlichen oderu beweget über dis kint, daz die 
möter begerte das kint zu beschirraeniie vor dem vetterlioUan 
zorne. die mnter git daa kint iu ein kloster vnd empfilhet es 
einre ammen, das es gefnret werde, do wolte Got diz kint be- 
balten, vnd die mnter erf'rowen vnd wolt« erzeugen, daz diz kint 
nüt vmhe eine noch vmb sine elter miasetot were blintgeborn, 
alleine aolten Gottea werk an diaem kinde werden erzeuget; do 
von BO wart dem heiligen aant Herhart in Pejgerlant kunt geton, 
daz er aolte gon uf den Hin vnd solte eine maget do teffen vnd 
geaehen machen, do atnnt sant Herhart uf vnd follehrohte cUs 
gebot mit äiaiger gehorsame, do er die maget anesach, do hSp 
er sine hende nf gegen (bl. 31 b. sp, 1 ) Gotto mit groasem süfzen 
vnd weinende vnd lohe gottelichen gewalt mit sime gebet vnd 
sprach^do^ofienlicbe: herre Ibean Kriat«, ein erluhter aller der 
menschen, die in dtae weit koment, icb bitte dich, daz du den tö 
dinre erhermede vnd miltekeit gieaseat über dise dine dienerin 
vndJjBu^'erlnhtest^inllberEen vnd an lihe! do noch lerte er die 
iancfrowe den globen vnd döfte bü mit dem numen Odylia, also 
wart si do von ime genant, daz ist geaprochen Oot der snnnen. 
do sprach er über au in dem tOfTe : Got erlühte dich an seien 



ISl 



l'vnd an übe, nement war der'Outtes kraft, aclioweiit dez heiligen 
Fsant Beruhartea verdieoeD noch der stimmen der begirdea dez, 
der uf erden bat wirkcte die kraft des der den bimel beeas. also 
eophingeu dis ventiter der stiruen eine Tnerkante freurle dez licbtes 
Toii der geworen gottelicben sunnen scbin vnd von der beiückeit sniit 
nerhardes. bo enpfing die iuncfrowe foIlekomeDbeit irea libeB, dax 
Bü uon der natürlichea gebrnt nüt mohte babea von diaem zeichen 
fltot groaze frede uf, der vatter wirt erhöhet ia dem bimel mit 
lobe, die dohter wirt selig gebeissen, die mSter wirt getrostel., 
Gottes lop wirt gobrediget. do dise heilige iuncfrowe qb dem 
töffe kam, do lobte sant Herrat Got ?mb sine gnode, daz er durch 
in ein zeichen hette gewirket, dez gelich nie was bescbehen, denne 
ein mol von Kristo, daz ein mensche, von gehurt hlint, geBehende 
wurde, do er na von der iuncfrowen scheiden wolte, do troeto er 
l aü mit aenftcD .Worten vod segenete sü in ein kloater. in den 
1 dingen wart Ime geseit von dem strcogen urteil, das ir vatter 
hette wider en geben vrob ire blintheit, in dem ersten ire geburt: 
do von santte er hotten zä dem herzogen vnd itpracb, er solte 
die dohter, die er vor gehnsaet hette vmb iren gobreaten one ire 
schulde nn liep haben vmb ire geanntheil, die ir Got hette geben, 
daz er Gt so grosse sache gehe dem tiifel wider sich vnd were, 
daz er versmohete disen heilsamen rot, so aolte er wissen, daz er 
do von eine pinliche tSch enphiuge. do noch begert sant Herbart 
ainen lip z3 losaende vnd zS (sp. 2) Kristo zu körnende, do von 
BO satte er alles sin gemflte nf in den bimel vnd vergaa aller 
gegenwertigen dinge vnd l)etrahtete die künftigen aller zitlichen 
durch die ewigen aller aicherlicben. mit grossem süfzen sprach 
er vil dicke ; wenne sol ich komen vnd erschinen vor dem aotlitc 
vnsers herren? do er kam nf aioen leaten alter, do achecaete er 
alle die tage dirre zit einen vrderucz. do von ao sprach er: 
herre, weune wiltn mich erlösen von der äugest dis zergenclichen 
lebendes? wenne wilto mich ffiren us dem feerker dis lihes? wenne 
erfeileatn mine hoffunge? wenne erzengestu mir dine glorien? 
wenne enphinde ich, obe dir geualle die andabt minra arbeit? 
wenne aol ich wissen mit waz gerihtea du mich bewerest? wenne 
sol ich nemen den Ion den kein Öge het gesehen, kein herze het 
hetrahtet? also fürgas er aller fürgangen dinge vnd gap sich 
alleine nf die künftigen vnd crüczigete sich der werte, do mit 
vergas er der weite vnd lebete rehf als ein mensche, daz an dem 
hinziehende iet, alles das er sach oder horte daz misseuiel ime; 
alles ein sehen wz uf das künrt[ig]e loben, nüt lebete an ime 
denne eine bewegunge des libes. do ez giriet nobet der zit sines 
seligen'Jdodea, do wart er bestanden mit eime sweren sieohtagen, 
in dem er mit grosser getultelteit bo tief ersüfzete vnd Got sinen 
Bchfipher lobete vnd von ime hilfe begerte. also h&p er sine hende 
llf EGgeo Gotte mit grosser bofiunge vnd sSfersibt dez ewigen 
lafaena, do mitte hette er one vnderloa Kristam uf rinre sungen, 



1S2 



gotteHche ere in sinre gesiht, eia fiiszige begirde in siaen hend« 
also enphnl der heilige sant Herhart siaen lichamen dor 
vnd sinen geist Gotte. do Doch ist sin xiame gemeret von den 
grossen vod wnderliohen zeichen, die er von Gottea gnoden ge- 
wircket het oder durch in gewiiket het. von disen zeicbeii 
BüUen wir in Gottes ere vad Bant Herhardes lop ett«wz schribBn, 
in den ziten dez biBchofes «ant WolfgiuigeB wz eine closterfrow« 
Kunegunt genemet, die was sant vlriclies swester dohter, 
fSrte ein gut heibg leben ; ir ambalit wz, das sü mit fUsse 
kirclie beaorgete (bl. 32 a sp. 1), wenne sü kustorin wz. z8 
iien ziten beginge V3 dem grabe sant Eerhartes wasaen doa 
lilachen, darinne er begraben was, gelicher wise, also ob er Bprecba 
es ist vnzimehoh, daz ich hie in diseni kleinen fürsmoheten grabe 
lige, do ich min lilachen nüt fürbergen mag. es bescbach, dt 
knebte die kirche vegende wurdent, do su dis lilachen sohent, 
zerretent sü die stucke abe, wenne sU nüt war notuent, 
dis dSch enschein. dis beachache ettewie dicke, do each 
hülczin cruDze weinen, daz nohe bi dem grabe Bt«t. dz crQze 
neigete eines molea ain höbet von der rehten Biliten uf die lircke, 
do st&nt die iuncfrowe Künignnt vnd sprach zair: hin vnd were den 
knchten, dz sü nüt so lihteklich dz lilachen zerrent, daz va dem 
grabe wehset, wenne in dem grabe lit ein heilige, der nüt der 
minneste ist vor Gotte. daz lilachen ist nüt von geschieht er- 
zeoget, ez ist ein zeichen sinre heilikeit. von disen Worten er-, 
schräg die innfrowe. doch do sü wider zfi ir aelber kam, 
Seite vnnd bredigite sü diz zeichen, do von ao wart ein gros \t 
dem grabe von dem folcke mit andacht in dez heiligen sant 1 
hartea ere vnd ist daz bülich, wenne er so sunderlich gnode 
Gotte het empbangen, das nüt ein eugel me Got wolte selber sine 
heilickeit kündet durch daz bilde sines eingehornen aünea. zd den 
ziten begunde sant Wolfgang ein biacbof mit grosser andkcbt 
heimeliche Got loben in der ere dez heiligen sant Herhardes 
dem grabe, es beachach eines molea, do wz er gangen heimeli« 
noch der mettin zn dem grabe, daa er siue andaht do erf(i]le1 
mit weinende vnd mit bettende, do erschein aant Herhart nebi 
ime vud sprach: lieber bräder, in künde die heimelicheit 
amcrzen, das bore mit flisae, daz bitte ich dich vnd wissest di 
dine werk Gotte geneme aint, wenne dich Got het erweit, das 
ein biachof in dirre kircbon sieet. do von follehring din ambahl 
ala du vncze ber hast geton, ao wiratn den ewigen Ion enphohi 
fnr dine arbeit, wissest dch brQder, dz dis münater, dz 
rDwen Got bet fürlicben, wurt eutreinet mit vil Sünden vc 
closterfro (sp. 2) weo; die do Inno wonent, wenn ire sünde 
wider das gebet, daz ich für sü von gewonheit gegen Gotte I 
ich hie von iren begirlichen trehen wart beweget, na ist ii 
liplicfaen Bünden eo uü, das 8ü nn für gerihte eint getragea 
das ger&ffe der eündea ist so stark, daz ea überwnden het 



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gebet, äaa in daz nut eomag nGcue gesin. vio dicke bin ich dem 
lichter zi fia geuallen vnd han sjnen zorn VDd atrengus urteil 
fürzogen mit minera gebet! wie dicke lian ich mine briider bewe- 
get, daz aU mit mir für bu betent — icb lian ullewego gesucht, 
alle ding veraächt — wz so] ich diner verlossenen Bumnunge 
me tän, oder wz gebet boI ich gegen den Btrengon richter tfia 
für Bo uil Bünden voküBcher werke I vmb dUe ding BO wlBaest 
br&der, daz ich swerlioh betrAbet hin. do von bo bitte ich lieber 
brüder, daz da mit der wisheit, die dir Got hat fiirlihen, diae 
geselleBchaft genczlioh zerstörest vnd an dirre dWfrowen Btat 
seczest eine B&mnunge eines ordenlichen lebees: daz Biet ingeslossen 
nuQnen. wolte aber der frowen keine in das ordenlichen lebens 
sich geben zS den, die von dir der werdent geseczet, daz soltu 
ir günnen, ob sü uil lihte die sunde wolte bAssen in dem closter, 
do sK die attnde begangen bet. hIbo soltu mir z5 eren dis müüBter 
reioigeii von den grossen sündeu. noch diseni gebot gohete der 
heilige sant Wolfganc, daz er sine gehorsam erzeiigeto vnd zer- 
stfirte die aamnuoge der sunderin, die so sterklich zerstöret wo- 
rent in iren Bünden, daz ein teil sich gewillek lieber ergobent zu 
den offenen Bünden; denne sü ein strenger leben an Bich nement. 
also pflanczete er an die selbe stot eine samnunge seliger zwige, 
die do noch schAne blümen vnde fruht g&ttelicher lügende ge- 
bGrent. do von so er^evgete öch sant Herhart sine gnode mit 
grossem zeichen, die er do wirket, in dem kloater wz ein alte 
erber frowe, die bette der weite vngestnmkeit geflohen, die bette 
grosse andaht, daz su si von wachende vnd von weinende ii' ge- 
eiht verlor vnd starre blint wart, do (bl. 32b sp. l) von so ging 
SU mit grosser andaht über sant Herbartes grap uil dicke vnd 
klaget ime iren gebresten mit diaen worteu: ach heiliger untter, 
Wftz ist künftig mir armen, die in irem leben den antlit dote 
6gen hant vnd beröbet ist dez tegelichen liehtes; wer ich noch 
in der weit, so bette ich do mitt« ich den erzoden Ionen raöhte, 
daz sfl mir wider zn minrc gesiht Itillfent oder bette den der mir 
die hant butte. nu bin icb blint vnd bin z& dir vor der weit 
geflohen: nn mangel ich der weite, die ich gelossen hau vnd han 
fürlom die glide, mit den icb dir gedienet Bolte han! do sü dise 
klage dicke obe dem grabe bette gesprochen, do antwirt ir sant 
Herbart vnd sprach : o frowe, wes beküramersta mich mit dem 
widereuda dinre gesnntheit, sit nieman vor sirae oberstoa dz da 
oder er h&re; wiltu gesehende werden, so gan von minen grabe 
aUben fdsse vnd leg dich do nider viid bit gnodo, do vindest du 
den, der dich erlühtet. dise wort sint gar beslossen, der gelobe 
der Werg ist ofienbar. noch dem sü gebeissen waz, det aü vnd 
wart gesehende, also wirkote sant Herhnrt an dirre frowon, daz 
er in eime zwifel^zü ^irj^bette'. gesprochen, in derselben zit wart 
ein besessen mensche in sant Herbartes kirche gefuret; ako 
sobiere er zh der türen in kam, do wart er uf getragen in , 



1S4 



Inft; do hing er Tnd Bpraci: er enmÄhte den eaterich der kirchea 
iifit berßren rmb äas heiltöm, de.7, da inoe verborgen were. 
wart ime gebotten, dttz er vh deme lichomen ffire in dem nai 
dez beiligeit; daz dct der tufel vcd waz gehorBam. hie so meiaeDt 
etteb'che, daz uil grosses heiltämes in der eelben kircbon Ei, 
one den licharoen des heiligen saut Herbartes, dis hant sü do 
von, da^ eine frowe grosses gewaltea vnd adefcs, eine herzogin, 
begerte in dem selben milnBtRr begraben werden, do von (ur sQ 
über mer zu dem heiligen grabe vnd sament« do einen grossea Xcbao 
von heütnme vnd fnrte daz mit ir. das meinent etteliche (sp. 2), 
es si filrgraben von irrne heisaende in der kirchen, do bü begrabea 
wolle werden, doch ist der heilige sant Herhart nüt deste zä 
erende in der- kirchen. wenne er grosse zeichen do schinberlicba 
wirket, ez waz ein frowe, der waz eine hant lam vnd dürre vnd 
ging zS sant Hcrhardea grabe, an sinre hochzite dage. vnd be- 
gerte von ime, daz er ir gesnnthelt irre hant verliehe, do wart j 
die band wider gerech mit eime so grosser krachende vnd snel- 
lende, daz alle die in der kirchen worent hortent die hant wider 
in iro kraft knellen. das hant die geseit, die es sohent. öch ist eia 
bUrne bi der kirchen, den sant Herhart selber mit sinen benden 
vnd arbeiten grab; der het an tifie me denne fünfzig fflsse. 
gescbibt uiel der kloaterfroweo diener eiore in den buroen, da 
WB sant Herbart do vnd enphing den uallenden in sinen gereo, 
daz er von disen ualle nOt me uerseret wart, denne ob er nie wers 
geuallen. die menschen liefTent zu dem bumen, daz sü den in rtnckea 
herns zügent, den sil sohent so swerlich in die tiefen des bürnea 
uallen, do sohent sit in one allen schaden herus komen vnd hor- 
tent in loben den heiligen sant Herhart, der in von dem doda 
het erloset, onch lesen wir, daz er gelicher wise eine awanger 
frowe uf enthielt, die in den selben buroen wz gefallen, ea wa 
ein frowe, die frowe wz an beiden armen lam, das sü ir worent zS 
dem libe gekrümhet, das sü eine» menschen nüt gelich fcbein, 
wart ein arm gerech von sanct Wenczelao in Behemen vnd der 
ander wart ir ob sant Herhartes grabe gereoh. es wz ein diep, 
der bette ein pfert gestoln, vnd forhte, dz er vermeldet wurde: 
do von ao gat er in die kirohe vnd opfert einen pfenning uf den 
alter in sant Herhartes ere, daz sin diepstal fürholen wurde, do 
er ue der kirche wolte gon, do trag er den seihen pfenning mit 
ime, des erschark er vnd trug den pfenning wider uf den alter, 
do bohing der pfenning aber an ime; also trfig er den pfenning 
ettewie dicke wider daz ie (er ?) nüt uf dem alter enbleip. dez woU 
er US der kirchen gon vnd do er erst us der kirchen trittet, 
(bl. 33 a ep. l) koment 4me engegenge, die in vingcnt. Öch ist 
sant Erhart dicke ersehinen Hplich gonde in der kirchen vnd ist 
gesehen, daz er nahtes vf dem alter stunt vnd mit sinre ymphelBD 
mease sang vnd vil bümeder liehter dicke sint gesehen bi aime 
grabe. Och wolte der kirchen bAter einre ein alter bereiten eft 



I 



einen mole, ob dem atunt vil hohe ein crüco mit emem marteU 
bilde von des fOsseo sach dirre sigerste uallen einen pfenuing, 
den doch uieman deane mit einre Idtern do bim mohte haben 
geopfert. 

TON SANTE PAULUS DER ERSTE EINSIDEL S»nt 
Jeronirans Buhribet vus, daz in der zit do Decius der kejser die 
kristenheit durchetete, du Hoch sant Pnulua der erste einaidel in 
den wildesten walt, den er vinden buode. do lag er fürborgen 
in eiure bulen sehzig ior, doz in keia menacbe do enwiate. do 
saot Paulus sach die oristeo menscheo ao aworliuh piuigen, do 
floch ei' iu die w&sten. in der zit wurdest zwene iuugelinge ge- 
fangeo, die worent criaten. der wart einre beamiret mit houge 
vnd wart an die sunae geseczet, blos vnd gebunden, daz in die 
binen, die mncken vnd ander gewurme gölte boBaoa. der ander 
wart vf ein weich bette an ein luatüch «tat geleit, do ein gut 
kfile luft waz, frische bumen springent vnd manigel uogel gesang, 
uil sQsser uogel geaang da erachal vnd g&ter säBser geamag von 
biSmen vnd von krütem. die aeil domitte er in daz bette ge- 
bunden waz, die worent durch zieret mit blümen vnd mit rosen. 
doch waz er gebttnden in daz bette, daz er weder hant nocli füs 
geregen mohte. do wart zn ime gelosen eine gar schöne (sj>. 2) 
ianclrowen mit eime zierlichen übe one alle achamme; die handelte 
den iungeling gar scbemelicb vnd gar vnkQschlicb. do von mohte 
der iuDgeling sinre natur nüt wider ston, er m&ate beweget wer- 
den wider sinen wilen. do er na nüt aich mit hendeii noch mit 
f&aaen mohte erweren der Bchemelichen handelunge, do beia er 



3 Zunge abe vnd 
frowen in ir antlit. bIbo überwaot 
pin sach saiit PauluB, do floch er in 
sant AnthoniuB mit «inen miinchet 
komende vnd zd varende, do wart ir 
daa einre in der wäaten wouete, der 
ging aant Anthonius 
fünde. do begente 



die der schantberen ii 
ne anuehtunde. do dise 
wflaten. zu der zit, do 
;;erte in die wflsteu za 
dem Bchlofe kant geton, 
i uil berre deune er, do 
durch die weide, daz er disen menschen 
ein tjer, doz waz ypocentauro. genant. 



halber ein pfert von dem nabel vnczo niden s 
obe wendig ein mensche, daz tier wiaete in, daz er zä der 
rebten hant ginge, do noch begegent ime eine tier, daz trug 
einen balmeo in einre Imnt, da.z waz ein halp geia vnd ein halp 
mensche, dia tier beawor sant Anthonius bi dem lebenden Gotte, 
daz ea ime eeite, wer e were? do antvrurt es vnd sprach; ich 
bin entyruB, ein Got der weit noch der beiden geloube. donocb 
begegente ime ein wolf, der geleitet eant Antbouien zu sant Paulua 
Celle», do aant Paulua enpbant die gegen wirdekeit aant AntUonien, 
do bealoa er aine Celle, do bat aant Anthonius, daz er imo uf- 
Blilase, wenne er wolte lieber do sterben, denne er von ilannon 
, schied sin vngeaehen. von discn Worten wart aant Paulua nber- 



wonden, das er ufenteloa. do enpfingen bu anander mit vmbi 
vangen armen, also du die zit kam, das sü esseo aolten, do brofat 
er 10 ein rSch Ewiueltige pfrände brotes, dez nam Bicli vrnder e 
Ant.honiDB. do epracb sant Paulus, daz ime von Gotte alle [ 
ein teil dez brotea wurde gesant, wn er einen gnat bette, s 
wer ime zwifeltige pfrnnde gesendet, do (bl. 33b ap. 1) stund ei 
milder krieg nf vnder inen, wer der wirdigiste were, der dia bn 
teilete? Puulus eret den gast, Änthonius eret den eitern; zfi ian 
gest legent bü beide haut an vnd teilent daa brot in zwei geliehi 
teiL do saut Änthonius wider kerte vnd nohe by sinre cell 
was, do Baoh er die engel fAren sant Paulus sele zu himel t 
groBBen freuden, do kerte er vil schiere wider, do /ant er san: 
Panlus lichomen knnwende, also ob er bettet, ufreohf, do wondd 
er, daz er noch lebete, do aber er geoohete vnd eupfant, daz * 
tot waz, do sprach er: o du beilige sele, du hast 
dime tode die werk, die du lebende best follefuret ! 
Änthonius nüt enhette, wo mitte er in begrftbe, komeot zweoi 
Iowen vnd roachent vil schiere ein grap. do leite den UchomeD 
sant Änthonius in. do liefent die Iowen wider zfi walde. 
Änthonius uam mit irae sant Paulus rog, der von palmeo 
geatrioket vnd nüczete den zn bocbziteu in sine ere. 

VON DEME NAMEN REMIGIUS ist gesprochen ein Bpiwr 
des irdenisohon Colkes, wenn er das folk hat geepiset mit 
lere mit ainein guten hezeichen, mit sinem gebet oder ist geapi 
chen ein vehter. also het er wider den tufel gefohten mit dem 
Schilde der geloubeo, mit dem swerte des Gottes wertes, mit dem 
belme guter hoffonge. 

Von sant Rcmigicn. Es waz ein heiliger einaidel in danj 
zit.pn, do daz folk, die Wandala sint genant, das laut Fronckeriolt' 
tierstArtant. der begerte also groslich von Gotte, daz dis lant 
(sp. 2) inman beachirmet wurde wider das b5se folck. dim 
eiuaidol wz ein heiliger mansche vnd waz blint, do er 
groBser. andaht eines moles gebat vmb friden des landea, do er- 
Bchein im ein engel, der sprach : du solt wiaaeo, daz ein fi4we, 
Gelina genant, sol ein kiiit geberen, des namme wirt Remigins, 
äax sol daz folk dia laudes beschirmen vor den bAsen lütei 
dirre einaidel erwachete, do ging er zi der frowen Celina vnd 
sprach vnd Beite ir die geaiht, die ime erschiuen waa. sü englobetA 
diaer rede nüt, von bu nü veraltet was. do apracli der einsidal, 
daz diz wor si. eo wisaeBt, wenne do daz kint geaegeneat, so 
Boltu der milche über mtne ögen strichen, so wurde ich gesehende; 
dis bescbuch allea noch der orduunge also er ir geaeit hett«. 
BBnt Remigius, do er z8 sinen dagea knm, do fioch er die weit 
vnd gup sich in eine kloae, do inue lebete er so gotteliche, dat 
sin namme wite durch die weit fldg. do von so wart er von 



137 



allen folke userwelet z& eime erzebiachoae. do er zwei vnd 
sweDzig ior alt waz \a der wirdikeit, bo hielt er sich also aeaft' 
mAteklicho, das nUt alleine die nienachen einen frigen z&äaht zä 
ime hettoQt in irre notdurft, me die fAgelliu flugent uf den 
tisch zu ime vnd osBuiit ua siore hnnt. saut Eeniigina wart eins 
I golierberget von einre armen fronen, die 



^ebreaten an wJne bette; do ging er i 
ein orDce über ein faa. do wz so uil \ 
über ua flos daa halbe teil dea kelre uol. 
künig in Franckretcb, Ludowicus genant, 
helte gar eine aelige kriatenc frowe, di 
fliase den kunig nüt iliierkomen, daz ei 
EChach, dax gor ein groa l'otck von tusi 



iren kelre vnd machte 
nea in dem faeae, dax 

der WZ ein beiden vnd 
künde mit allen iren 
cristen wurde, es be- 
wider den 



I 



I 



künig für zu striten. do gelobte der Ludewig künig zu Franck- 
ricfa : were daa ime ainre frowen 6ot hülfe, daz er in dem atrite 
geeige wider daz tüacbe folk, so wolte er an den selben Got 
geloben, an den ein frowe gelöbete. noch ainre begirden erging 
der atrit. do von so far er zä aant Remigien vnd begerte cris 
(bl. 34a ap. I) tenlichea töffea von ime. do aant Remigiue zfi dem 
tbSe kam, do enhette er nüt kriaemen, den er dem künige an- 
striche ; vil schiere ein tube geflogen kam vnd brohte in irme 
snabel ein gleaelin mit kriaeroen, do mitte beatrech er den künig 
Tod döfte in. dia gleaelin ist enthalten in dem münstcr zS Kenae 
vnd werdet die künige von Franckrich mitte gekriaemet. hie noch 
aber uil »it vx ein giir wiaer man, Genebandus genant, der 
bette eine frowe, was aant Remigius nüftel. von andaht begertnt 
diae zwei gemechcde von einander gescheiden werden, ala Öch 
beschach. do von wihete aant Remigius ainen mog Genebandna 
in einen bischof zS Landnnen ; Genebandna der erlöbte einre 
frowe» an ime zS gonde. das sü von ime lerte von der heimelic- 
beit dirre mittewonunge. do wart dirre Genebandna enüündet 
Tnd verviel mit der frowen; do von eupfing die frowe vnd gebar 
ein knebelin, daz wart dem biacliofe gekündet, do enbot er der 
ni?iter, aQ aolte daa kint beissen diep, von ea dieplich geboren 
waa. do noch er der frowen mit ime anwandelnde, als vor daa 
man der getot deste minro ahte. do noch veniiel er aber mit 
ir. do gbbar afi eine dochterlin, das lies er nennen fAasen. do dirre 
Genebandus sine miasetot betrahtete, do ging er zfi aant Remigina 
Tnd fiel deme z& fAs vnd wolte die stole von sinem halae han 
geworfen zS eime zeichen, daa er vnwirdig werde dez prieater- 
lichen anbahtea; daz werte ime aant Remigiaa vnd do er vernam 
sine miaaetat, do trdatete er in gar aenftmätkliche vnd slos in 
sefas ior in eine kloae. an dem sibenden iore, do er sin gebet an 
dem grflnen dunreatage spreche, do erschein ime ein engel vnd 
sprach : in were aeine Bünde vergeben, er aolt ns der geuengnisae 
gon. do antwui'te er vnd sprach: ich enmag do hinus nüt komen, 
'n harre Remigius bat die tür vasewendig besloasen vnd 



128 

het daz slos gezeicheDt mit sime ingesigel. do sprach der engel: 
daz du wissest, daz dir der himel offen si, so sich diese tür offen 
vnd daz ingesigel ganz, zu der stunden waz die tür offen ynd 
leite sich Genebandas crücewis mitten in die (sp. 2) tÜr vnd 
sprach: were, das min herre Ihesas Ejristns her kerne do, so 
enkume ich hinns nüt, es si denne daz min herre Remigins kome, 
der mir herin het geslossen. do wart sant Remigins yon dem 
engel gen Laudunen gefaret. do satte er Genebandos wider an 
sine ere. der bleip er in sinen gfiten wercken vnze an sinen dot. 
dez sun latro, daz ist schecher oder diep wart noch ime biachof 
vnd starb öch ein heilig mensche, sant Remigius starp vol tügende 
vnd heilickeit noch Gottes gebürt über zweihundert ior vnd wircket 
vil wnder vnd grosse zeichen. 

VON SANT HYLARIEN Hylarius ist gesprochen frftlich, 
wenne er frolich waz in Gottes dienest oder ist gesprochen hoch, 
wenne hoch in künsten ist gewesen oder ist vinster, wanne sine 
lere als finster von sinnen ist, daz man su kümberlich mag 
verston. 

Von sant Hylarius M)en Us Equitanien, dem lande des 
künigriches von Franckenrich wz gebom ein man Hylarius genant, 
wie daz were, daz er eine eliche frowe vnd eine dohter hette, 
doch so f&rte er ein gar geistlich leben do mitte vnd nam so 
faste zu in kunsten vnd an heilikeit, daz er wart erwelet in einen 
bischof z& Pytauien. do beschirmete er nüt alleine sine stat, me 
alles Franckenrich beschirmete er vor den keezern vnd irre fal- 
schen lere; des worent zwene bischöfe keczer, die logent den 
keiser, ob der öch z& den ziten ein keczer waz, daz er vertribe 
den heiligen Hylariuro. diz det der keyser, der sante Eusebium, den 
bischof von Vercellen vnd Hylarius in daz eilende; es beschach, 
daz Arrianes lere, der öch ein keczer waz, so gröslich zu nam, 
daz dis die andern keczer (b. 34 b sp. 1) nüt liden enmöhten. 
do von so gebot der keiser allen bischofen zu sammen, daz sü 
usträgent, welre gelobe z& haltende were. also wart sant Hyla- 
rius von den zwein bischofen, die in fürtriben bettend wide^ ge- 
rAffett gen Pytauien. do kam er in eine iusel, die wz genant 
Gallinaria, die wz so vol slangen, dz do inne nieman gewonen 
möhte. do filrtrieb er die slangen alle us der inseien mit sime 
gebotte vnd steckete mitten in der inseien einen pfol z& eime 
zeichen sines gebottes; also getar kein slange mer dar in gewandeln, 
do er nu kam in sine stat zu Pytauien, do was ein kint one töf 
dot, dem gab er mit Gottes gnoden vnd mit sime gebet daz leben 
wider, do sin lipliche dohter Apra manber wart, do begobete er 
SU mit sime heiligen segen in ein lüter kusche leben. das 
fürte sie etwie lange, doch forhte sant Hylarius, das sü von irre 
lügende dis leben würde verwandelende, do von so bat er Got, 



129 



das sü in der reinekeit ires libes wurde genomen in die etril 
also erstarp sü kürzliche hie nuch, die begräh er mit ai 
heoden. do die sach sin ui&ter sia geuiahel, do bat sü in dm 
ir erwürbe von Gotte, das bü Öch ilirre weit lidig wurde. 
beechncb, d&z er die frowe öch vor ime 2& himel Bnnte. in 



I 



I 



Kiten was hobest I,u« 


e in der keczor 


lere betröge 


, do von ao 


rief er allen bischofei 


zg sanim 


ne pn 


sant Hylari 


m, der kam 


doah dohin vn^eladen. 


do dft/ 


eniam 


der hobest, 


do gehot er 


daz ennt llylario nie 


naii wolte 


uf B 


on oder kein 


e etat geben, 


das er gusehae. do 


er nu in 


den 


aal ging, do 


eprnch der 


hobest: da bist Hyl 


iriua ein 


ban, 


prach sant 


Hylarins: ich 


bin nüt ein ban, i 


h bin vo 


n der 


bene lant, 


daz ist von 



welschen landf^u ein biachof. do sprach der hobest: biatu nn ein 
bischof IlylariuB von welschen landen — so bin ich dez rfimiachen 
ntales herro vnd richter. do sprach Hylarius, wie wol du 
Lowe bist, doch bistu nüt von dem geschieht iude vud wie daz 
•i daz du zu gerihte siezest, doch siezest du nüt in dem stflli 
gfiteliches gewaltes, do nntwirt ic 
liehe (ap. 2) vnd sprach: beite ein 
Iconie, so wil ich dir den Ion geben 
sprach Hylarius vnd ob du niit her 
für dich antworten? do sprach de 

wider komeo, da« ' 

hobest, daz ur di 



der hübest vil vnwirdek- 
wenutg vncz ich her ' 



fürdienet best, do 

ider komost, wer so! dnnne 

hobest : ich sol Rohiere her 

:hfart gedemAtiga! als ging der 

f der naturen dete, do sclog in das 



parlis, das alles sin iugeweide durch ainen lip ns fni-, also atarp 
er eines gehen dudes an einre schemelichen slat. do acwiachent 
sach sant Hylarius, daz ime nteroao wolte wichen, das er geaese; 
do sprach er nil getulteklich: dais ertrich vosera harren vnd satte 
sich nider uf die erdo, do hüp sich die erde uf vnder ime so 
hohe, daz er sas gelich den andern biachofen. do du der acheme- 
liube dot des boheatea wart geoSenbaret den bischöfen , do 
st&nt af sant Uylarius vnd gap den hischofen g&te kriatenliche 
lere vnd ssnte sü wider iegelicben in sin bistnni. hie noch also 
aant Uylnrins uil /.eichen vod wander hatte gewircet, do sach er 
sinen dot nohen vnd swerliulie siech lag. do rief er z8 ime einen 
priester Leunciuin, den er gar liep hette, vnd do es der naht 
nohete, do hies er den prieater us gon vod sehe er ut, daz soite 
■r ime wider sagen, der prialer ging us vnd sugt im wider, er 
mhe noch enhorlo nüt, denne ein getfine dez folkes uf der Strossen, 
vnd do er also bi irae wacliete vmb mitternaht, hies er in alier 
na gon, losen, ob er Qt horte; aber seite er wider, duz er nüt 
horte, do noch gar schiere kam gar ein lihter schin in die 
hamer, daz sich sin der prieater erscbreke, mit dem achine (ur 
^ie sele des heiligen aant Hylarius zu himele. 

VON ÜEMENAMKN lUCHARY. Macharioa ist gesprochen 
I aia (bh 35 a ap. 1) niger, weime er knnde den bösen listen 
) tßfels wider eton, oder ist gesprochen ein tügent ; das hat er 



130 

beweret in sirae lebende oder ist eine slahunge in dem zemmende 
sins libes oder ist ein meister, also er het mit grosser wisheit 
sine iungern vf gerihtet. 

Von sant Macharius leben. Aber Macharius ging von sit- 
tbien vs dem lande, dennan was er ocb geborn, der waz bo 
temAtig, daz er ging in den gerner slofifen, do der beiden cor per 
dot inne also gancz logent vnd leite im den toten corper also 
gancz vnder sin höbet für ein küssin. den woltent die tüfel 
eins moles erscbrecken vnd sprochent za dem k5rper, der vnder 
sime böbte lag, also ob es ein frowe were: stant vf vod ganc mit 
vns z& dem bade! do ant warte ein tüfel vnd sprach us dem k&r- 
per: ich han einen bilgerin uf mir, ich enmag nüt komen. do 
von erschrag sant Macharius nüt; er stupfete den lichamen vnd 
sprach: stant uf, ob du mast! do dis hortent die tüfel, do flühent 
sü vnd riefent: du hast vns überwunden, sant Macharius ging 
eins moles gegen sinre zellen, do bcgeogente ime der tüfel vnd 
trug eine sichel, do mitte bette er in gerne geschlagen; do enmdhte 
er. do sprach der tüfel: Machari wissest, daz du mir grossen 
gewalt tust, daz ich dich nüt kan über komen vnd t& alles daz 
du tust: fastestu, so engisse ich niemer; wachestu so enslofe 
ich niemer, es ist alleine ein ding deran überwidest du mich, 
do sprach Macharius; waz ist daz, autwurte der tüfel: es ist 
demdtekeit, wider die enmag ich nit. eines moles hette er grosse 
anefehtunge sines libes, do füUete er einen grossen sag vol sandes 
vnd trug den lange zit durch die weide uf sime halse, daz sach 
ein ander waltbr&der, Eusebius genant, zu ime der sprach: Ma- 
chari war vmbe treistu dise swere bürde? antwurt er vnd sprach: 
ich pinige den, der mich piniget, sant Macharius sach eines moles 
den tüfel für sine celle gon in eim linineii locherehten rocke vnd 
hing zu iegelichem loche ein gleselin mit trancke us; do sprach 
sant Macharius zu dem (sp. 2) tüfel, wo er hinginge? antwurte 
der tüfel vnd sprach : ich gon zu den waltbruderen, daz ich su 
trencke. do frogete Macharius: war vmb er also vil gleselin 
trAge? antwurt der tüfel vnd sprach: wer daz einen bruder der 
eine trang nüt gefiele, so hüte er ime den andern, do der tüfel 
her wider ging, do frogete er in, wie ez ime wer gangen? do 
antwurt der tüfel : es were gut, die bruder werent alle heilig 
vncz an einen, Thoeficus genant, der het mi gefolget, do stant 
sant Macharius uf vnd ging zu dem bruder, den der tüfel be- 
trogen hette vnd bekerte den wider mit sinre nianunge. hie noch 
ging der tüfel aber die bruder fersuchcn, vnd do er wider kcrte, 
begegente ime Macharius vnd sprach: was tunt nu dine bruder? 
antwurt der tüfel vnd sprach: sü tunt übel, wenne sü sint alle 
heilig vnd daz b6ste, daz dar an ist, ich hette einen vnder inen, 
den han ich verloren, der ist heiliger worden, denne die anderen, 
do von lobete sant Macharius Got. sant Macharius fant eins 
moles einen toten i"*~i» A^n froget er: wez menschen höbet ez were 



131 

L gewesenV Ao antwui-t dos bftbet: es were eins Heiden geweaeD. do 

' froget er, wo die aele were? antivnrt ea: in der hellen, do froget 

'} tief die sele in der hellen were? do antwurtes: so tief also 

tief also von dem hiinel zS der erden, frogete Macharius, ob keine 

tiefer wersnt? antwurtes: die iuden sint tiefer in der hellen, denne 

die beiden vnder den iudeit aller tieffest aint die bftsen cristen, 



k 



I 



bant. säet Macharius ging 
an wilden weg vnd wenne er 
n ror, duz er Jen weg Ut 

do er aJBO nun tage geging, 

wie der ttifel die ror alle 
I' bette getragen, do von so 

bin heim kerne, ea waz ein 
sriicben angefohten von sinen 



die Gottes bl3t i 

eine molea durch die wilsten gar ein 

eine mile geging, so stecke er ei 

fQrlüre, so er wider wolle keren. 

do wolte er rSwen. do sacb er 

hotte U8 gezogen vnd bü für in da 

hette er grosse arbeit, wie er wider 

bi'üder, dej- wart uil dicke vnd swi 

gedeneken. wie er solte us der klos 

anderen menschen nücze ain der weit, dis {b. 35 b sp. 1) clagete 

er sant Machario, der lerte in, er solle den gedeneken antwurten 

vnd sprechen: ich wil durch Gottes willen der wende diser cellen 

bAt«D. sant Macharius dAtet eins moles eine floch, va dem sach 

er uil blules ßiesaen, do bedohter wie hesselicb er sich gerochen 

het.te vnde ime selber zQ bilssen, so ging er ein balp ior blos in 

der wAaten, daa in die Htegen, die snoken vnd die bremen bissent; 

also kam er iemerlecb zerzerret wider heim, noch uil zeichen, die 

er beging, für er in die ewige rüwe des bimela, 

VON SANTTE FELIX INPINGIS. Felix inpincie ist dirro 
tietlige genant do von, dnz die stat, do er rSwet also heisset pincia 
oder daz er gemartelt wart mit den pincen, das sint alen oder 
andere spicxe ding, wenne er kint lerte vnd die gar strenglicbcn 
hielt., so Seite man, daz die beiden, do bQ in vmb krichen gelOben 
woltent dftten, gobent sinen kinden, die er goleret bette, daz aii 
in mit griffelen vnd mit aleo dfltetent, doch haltet die kristenheit 
nfit, daz er gemartelt würde, do diaen saut Felix die beiden 
woltent twingpn. duz er den abegStten opbeite vnd sü anebettetn, 
do zerstörte er nlle die aiigStler mit sime bloae. er wart gefAret. dirre 
heilige liefte einen i>r&der, der was Ach Felix genant, den woltent 
die beiden Öcb twingeo, daz er die ahegitter anebette. do sprach er 
tA in: ir sint üweren gottern gnr gebas, daz ir micb für bü weilent 
fftren, wenne ich bloae an sü, also min hrnder bet geton, vnd mache 
bB alle uallende. aant Felix bet einen garten mit cAIen wol be- 
seczet ; des woltent (sp. 2) ime etteliche beiden die k&le etelen 
vnd gingent eine ganze naht in sime garten vnd wondent die kole 
tu sieben, do reinen! sii den acker vnd zugent alleine daz vnkrut 
na. do morgens wart, do grAsete su sant Felix, do erkantenten 
flQ ir sUnde gegen ime vnd gingent von daunan. da die beiden 
snnt Felix loben wollen, do kam in ein so gros amer/e an ir 
hande, dar, sli groalicbe echrüwenl. do sprach er zu in, sü 



132 

saltent sprechen : Eristus ist Got. do sa dis sprochent, do wo reut 
sü genesen, es kam ein bischof der abgAtter z& sant Felix vnd 
sprach: herre Felix, ir sülent wissen, daz min abgot floch, do er 
üch sach komen vnd do ich in frogete, war vmb er flühe, do 
sprach er: ich eumag nüt gesehen die kraft dis Felix, sit nü die 
gfttter dich also f5rhtent uil billicher sol ich dich förhten do lerte 
in saut Felix den geloben vnd wart getöffet. sant Felix sach die 
beiden den Got Appollinem ane bitten, do sprach er: ist Appollo 
ein geworre Got, so sage er mir, waz ich in minre hant beschlossen 
han. do hette er inne daz pater noster geschriben an ein brie- 
felin. do der Got hieza nüt antworte, do wurdent die beiden 
bekert. do noch las sant Felix messe vnd gap den fride kus dem 
folke vnd streckete sich noch der messen vf daz ertrich vnd gap 
sinen geist Gotte. 

VON DEME NAMMEN MARCELLÜS ist genant oder ge- 
sprochen einre, der das böse von ime fürtribet, als het er in 
sime lebende alle bosheit von ime fürtriben oder ist gesprochen 
ein schlaher des meres, das ist ein vnder crücze der weltlichen 
widerwertikeit (bl. 36 a sp. 1). 

Von sant Marcellus Maximianus, der keyser, wart gar streng- 
lich gestroffet von dem bobeste Marcello, vnbe daz er die cristeu 
menschen so strenglich durchetete. dis versmohete den keiser. do 
von bedohte er, wie er den hobest Marcellum wider gesmehete. 
eines moles sprach sant Marcellus messe in einro frowen hus, das 
hette er gewihet in ein kirche. do dis befant der keiser, do 
raachete er vs der selben kirchen eine vihestal vnd twang sant 
Marcellum, das er des ühes milste warten vncz an sinen dot. 

VON DEM NAMEN ANTHONIUS ist gesprochen einre, der 
das oberste haltet; also het er geton, do er die weit versmohet, 
daz er daz oberste besese. von sime lebende het Athanisius ge- 
schriben. 

Von sant Änthonien sant Anthonie, do der zwenzig ior alt 
waz vnd horte lesen in der kirchen : wiltu follekomen sin, so 
gang vnd fürköffe alles, daz du best vnd gib den armen, do 
für er zu vnd fürköfte alles, das er hette vod gap daz den armen 
vnd nam an sich ein einsidel leben, dirre sant Anthonius het 
gar uil fürsuhunge des tüfels erlitten, eines moles, do überwant 
er den tüfel, der in an liplichen luste iürsuchete. do von so bat 
er Got das ime der tüfel wurde erzeget in der formen also er die 
iüngelinge fürsfichte. do erschein er ime in der gestalt eins 
swarzen kindes vnd föriach, er were von ime überwunden, do 
sprach sant Anthonius: du bist nur in einre sn&dcn gestalt er- 
schinen, do von forhte ich dich nüt me. sant Anthonius lag eines 
moles in einen graben, do wart er von den tüfelen also sere ge- 



133 



I 

I 



slngeo vnd aerzerret, daa in dn diner für dot (ap. 2) \a dem grabe 
of siuie halse trüg, äo weindent in alle die ia sohent für dot 
viiJ HÜ alle euschliefent. do wart saut, AntbouiuB wider Itbeude 
vad gelKit deme diencr daz er in wider in daz grap tr&ge. do 
lag er gcetrecket tod dem smerzea sinre wunden vud reiasete die 
tüfel anderwerbe un strite. do erechinent die tüfel in maniger 
bände tiere gestalt ynd zerreton in aber mit iren zenen vnd 
hAnieren vtid nageln, do evEclieiu ein wunderlicli lieht vud fur- 
iagete die tUiel gar von ime, do wart sant Aothonioe gesuiit. do 
von ericante der daz Hmtiis in dem liebte io geaunt hett« ge- 
macbet vud sprach: guter Ibesu, wo biatu geweaea, daz du nüt 
an dem anefange bist bie gewesen? do nntwurt vnser berre vnd 
sprach: Änthoni, ich bin bie gewesen, doch ao wolte ich dinen 
fltrit beweren. sit ilu n3 also mealicb hast gefoteü, so wil ich daz 
du genemnet werdest durch alte dise weit, sant Autbonie waz eu 
toi gftttelicher minne, daz er mit den marteleni ua lief an die 
niartel, die der kejaer Maximiauus det marteln, vnd betrdhete 
sieb swerlich, daz iroe die kröne der martoler wait ventigen, do 
saot Anthonie eines molea wolte gon durch die weide von einre 
cellen zu der anderen, do TaDt er eine silberin scbiiasel ; do ge- 
dobte er, wo dise scbüssel her keme, do keine wonunge der lüte 
were. öch wer aü ieraan enpfallea, er wer es wol gewar worden 
von der swere dea fallee ; dis ist din liat du b^ser tüfel — iedöcb ao 
mahtu mineri willen oitt fürkeren. do verswant die achQasel also 
ein rCch. do noch fast er ein gros stücke goldes, daz flocb er 
also es fttr were. also floch er uf einen berg vnd wonete do zwenzig 
ior vnd wirckete grosse zeichen, eines moles wart er fürzücket, do 
ucb er die weit vol stricke, do sprach er: o wer mag disen atrioken 
entriniien? antwurt ime eine stime vnd sprach: das döt demAtikeit. 
die eogel wott«nt sant Antbonien eines moles uf in den luft f&reu, 
do woreot die tüfel do vnd wertent daz vnd aprocbent iu ao vmbe 
die aünde, die er in sinre kintbeit hette begangen (b1. 36 b sp. l). 
do aprocbent die engel: ir süllent vmbe die Bünde nüt reebenen, 
die von Gottes miftekeit sint verdiiget : habe er keine Bünde ge- 
ton Sit duz er eiji münicb ist worden, die sagent. do enknndent 
8Ü nüt vinden, was Bü wider iu aprecheut. do förtent in die 
engel lidekltehe uf in den luft vud wider her oider. sant Antho- 
nie auch den tüfel vnder wilen so gros vnd so lobelich zu ime 
sprechen: ich bin die Gottes kraft Authoni, waz begei'stu? do 
Bpüwete ich, sprach sant Anthonie, dem tüfel in einen munt vnd 
ging in Kristus uamen gewefeut gegen ime. also verswant er. 
der tüfel erschein ime vnder wil bu gros, diK er mit dem bebte 
Doob geduncke den himel rürte. do frogete iu aant Anthonie, wer 
er were? antivurt er: ich biu der tüfol, den die kriaten vnd die 
mflniche so groBlich fQrSQchent. do sprach saut Anthonie: daz 
t&Bt BÜ billicb, wenne du sü dicke uü swerliche beträbest, do 
s|iracb der tülfet : in beswere sü nüt in keinen weg, sü betrAbent 



134 

einander, ich bin gar zu nute worden, wenne Kristus richtet na 
in allen landen, einen schüczen sach eins moles sant Anthoiiien 
fr61ich mit einen bradern, dez geergerte er sich, do sprach za 
ime sant Anthonie: spanne dinen bogen, do er daz det, do sprach 
er: zAch noch h5her! daz beschach. do hies er in den bogen 
fürbas ziehen, do sprach der schücze: ich m5hte so lange zieheo, 
der bogen breche: also ist öch in des Gottes dieneste, sprach 
sant Anthonie; weiten wir vns über vnser fürmügen senen, so 
wirden wir darvnder geligende. do von so ist es zimelich, daz 
wir vnder wilen vnser strencheit abelossent. do wart der scliücze 
dez gebessert, do von er sich geergeret hett. einre frogete saot 
Anthonien, waz er solte ton, daz er Gotte wol gefiele? antwnrt 
sant Anthonie: wo du hin gost, so hap Got vor dinen Ögen vnd 
waz du tast, daz bcwer mit der gezügnisse der heiligen geschrift, 
vnd an welre stat du siezest, dannan solt schiere gon. dise drfi 
halte, so wirstu schiere behalten, ein abbet frogete (sp. 2) sant 
Anthonien, was er tun solte? do antwurt er ime vnd sprach: da 
solt kein z&fersiht oder getrüwen in dine gerehtekeit; mesig soltn 
sin an zungen vnd an spisen ; nüt betrübe dich vmb daz beschehen 
ist; sprach sant Anthonie. relit also die vische sterbent von 
deme, daz keine wile an dem trückencn wonent, also fürlierent 
die münche ire rfiwe, wenne su us iren zellen oder mit welt- 
lichen lüten keine wile wonent. wer in der einigen ist, der 
ist drien stricken enpflohen: der gebärden, der reden, der gesiht 
vnd het alleine zu fehtende wider das herze, es gingent iunge 
bruder mit eime abbete, daz sü sant Anthonien gesehent. do sü 
sant Anthonien sach, do sprach er: ir hant einen guten geuerten 
an disem altuatter vnd sprach zu dem alten abbet: du hast gute 
bruder mit dir gonde. daz ist wor, sprach der abbet, ich bette 
gute bruder hctte ire wouunge eine tür sü stot offen vnd wer do 
wil, der gat in den stat vnde cnbindet den esel. dis sprach er, weiino 
sü worent so redegebe, waz in ir herze kam, daz waz öch zu 
stunt in dem munde, sprach sant Anthonie: wissest daz drie be- 
wegunge sint dez libes, eine von natureu, eine von überiger spi- 
sen, eine von dem tüfel, ein bruder was von der weite gckeret 
vnd fürte mit ime in den walt sines gutes ein teil, do gebot ime 
sant Anthonie, daz er ginge vnd hunde köfte. do er die hunde 
fürte zfi sant Anthonien. do sprungent sü uf in vnd zerret tent 
in. do sprach sant Anthonie: wer der weite abeseit vnd doch 
der weite gut wil haben, der wirt also von dem tüfel angefohten. 
eines moles fürdros sant Anthonien in dem walde; do sprach er: 
herre, ich weite behalten werden, so enlont mich mine gedencke 
vngeirret! also stunt er nf fnd ging us, do sach er einen siezen 
vnd wirken vnd ie vnder wilen uf ston, betten ; daz waz ein engel, 
der sprach zfi sant Anthonien: dis tu öch du! so wirstu behalten, 
ein bruder frogete sant Anthonien, wie es stünde vmb die seien 
der toten? den weckete sant Anthonie des selben nahtes uf vnd 



135 



sprach: gang us bio votl sieb (bl. 37a ep. l) do sach er einen 
langen gruwelichen man, dez höbet rQrte die woicken. der werte 
uil vugeluii, duz Bu uüt zh bimi^l flügent. äcli flog ein teil one 
irren kq bimol vnd horte grosse fröde mit gemüscbet. mit gros- 
aeiu BDierzen aiso merkete er, duz der lange der tOfel waz Tiid die 
vogel worent seien, sant Antbonio stunt eines molea vnd arbeitet 
I bruilren. do ssch er in den bimel vnd uiel nider vf die 
erde vnd bat Gut, das er die künftige Bünde fnrsehe. do frogeten 
1 die brnder, waz Bachen dis were? den antwurt er mit grosseD 
Irehen vnd mit aweren aüfzen vnd sprach: ich ban gesehen den. 
f Gottes vmbegeben mit einre grossen schar, die Bchurren mit 
verseneu vnib den altfir! daz meinet, daz die criatenbeit wurt 
zerstöret vnd werdent die mensoheo gelich als die tier alle criateu 
ding serstÖrende vnd sprach die stimme Gottes: min altar ist 
vernatet vnd veramohet. do noch über zwei ior, do fielent Ariani 
in vnd serstorleu die cristeaheit vnd dAtetent die cristen meuscben 
vf den altern, also die schof. in den ziten waa ein herzöge in 
Egypten, Balacliius genant, der durcbehte die cristen gar swerlich, 
* iz er megede vnd münicbe offenbar hicsse blos alaben. dem 
breib sant Anthonie : da solt abe lossen vnd solt die criBten uftt 
e durchebten, wenne ich sihe, daz Gottes zom dir den tot trowet ! 
[ der herzöge bette dise ermaimnge für einen spot vnd spüwete in 
l den brief vnd "arf in wider die erde vod det die hotten, die den 
I brief betten brobt gar berteklicbs schlahen vnd eubot sant An- 
thonien wider; sit da so grose sorge hast vmbe dine menschen, 
dax kürzlich die bertekeit vnser strofftuige z& dir sol 
komen. vber fünf tage solte der herzöge vfie sin pt'ert siezen, 
do beis es in vnd warf in itf die erde vnd zui'znrte ime sin bejn, 
also erstarb er in drien dagen. bräder begerteu heilsame wort 
TOB sant Antlionien, do sprach er : vnser herre sprichet, wer 
(ep, 2) dich an einen backen schiebt, den soltu Öch den anderen 
bieten, do sprocbent bü; diz niiigent wir nüt erfüllen, do sprach 
er: so lident docli den einen streich getulteklicb. do sprocbent 
bU: das mögent wir öch nüt getun, do sprach er: so habent doch 
einen willen, das ir lieher wellet geschlagen sin deuno ir scblftgeut. 

1 5.1- ■ ■ - - ■ 



das möhten sü öch nut get&n. do sprach sant Anthonie zfi e 
iuugem: da solt den brndereii bereiten brfige, wenne sü eint gar 



zart, vns ist nüt notdurftiger, dem 
thunie wart fünf vnd hundert ior alt do küssete 
, vnd achiet in friden von in zu Gotte, 



do sant An- 
ar sine br&der 



VON DEME NAMEN FABIANUS ist gesprochen einre der 
vmfasmidct das oberste leben, also ist dirre heilige billiche genant, 
wenne er ime uf erden gesmidet het mit ainen werken ein 
ewig leben. 

Von sant Fahianus leben ein bähest waz zu Rome tot, do 



136 

von 80 waz daz roroesche folk alles za sammen komeu, daz sü 
einen anderen kürent. vnder den anderen waz öch zu dirre sam- 
nunge kernen ein burger von Rome, Fabianus genant, das er sehe 
wie dis ding ein ende neme. de erschein eine wisse tube uf sime 
höbte. dis verwunderten! sü sich alle vnd erwelteut in zu einen 
habest, von disem schribet habest Damasus, daz er sante in 
iegelich künigrich sühen ewangelier vnd süben epistoler, daz sü 
der roarteler leben beschribent. do der drüzehen ior habest was 
gewesen, do hies ime Decius der keiser sin höbet abe schlahen. 
.do mitte für er zu himel. 



VON DEM NAMEN SABESTIANÜS ist gesprochen einre, 
d^r do noch folget der selickcit der obersten stat oder ist ge- 
sprochen ein sattel in dem der ruter Kristi vil strite het ge- 
wunnen uf erden oder ist gesprochen vmbgeben, also waz er mit 
philen vmbgeben oder ist einre der vmbegat, also er vmbe ging 
vnd sterkete die gefangen kristen alle zu der martel. 

Von sant Sabestianus Dyoclecianus vnd Marinuanus, die 
keyser, betten einen ritter zu hofe, der waz Sabestianus genant, 
der was ein burger zu Meygelon, geboren von Narbone, ein gut 
heylig cristen mau waz er. dirre Sabestianus waz so wol ge- 
minnet von den keysern, daz sü in hettent herre gemäht über daz 
oberste hofegesinde, daz er alle zit solte ston vor der anegesiht der 
keyser. dirre Sabestianus trüg ritterlich kleit alleine darvmbe, das 
er mit sinen werten kraft gebe den martileren in irre martil, das 
sü nüt fürzagetent. in den ziten worent zwene lipliche gehruder, 
gar heilige menschen, die solte man vmb cristen geloben enth6- 
beten, zu den koment ire frünt, daz sü iren geloben verkertent. 
der heilen muter kam für sü mit blosen höbete, mit zerzerreten 
kleidren mit blosen brüsten vnd sprach: o ir süssen kint raine, 
wie vmb gat mich so vnzellich liden vnd so vnlidelich weinen! 
ach leider ich armes wip ferlüre mine süne, die nü mit willen in 
den tot sich opferent. hettent mir sü die fiande gefangen, ich liefTe 
noch mitten durch den strit, werent sü mit freuel in geslossen 
loh fiele in den kerker vnd stürbe (sp. 2) für sü. dis ist ein 
nuwer funt zä fürderbende. do man den hencker bittet, daz er 
schlahe, do gewünschet wurt, das daz leben furderbe, do der tot 
würt geladen, daz er kome: dis ist ein nüwe weinen, dis ist ein 
nuwe smerze, do der kinde biAgende iugent gewilleklich ver- 
loren wirt vnd der betrAbete alter vatter vnd muter wurt be- 
twungen zu lebende; in der clage der muter wart der alte vatter 
der heiligen den armen sinre knehte do hin gefAret, der bette esche 
vnd mülle uf sin höbet gesprenget vnd rief uf in den himel: ich 
bin her komen, das ich mine süne gesegene, die zu dem tode gont 
vnd daz ich irre begrebede verzere, das ich zu mime tode bette 



I 

I 
I 



bereit. ir Heben aüne, ei» ata1i, eiu ufenhaltuDge, ein trost mins 
nlters, o ir awiefeltigeB Üclit niirire gcsilit, war vmb haut ir dpn 
tot Bo liepl komeiit her »lle iün^relinfie, die mit willen den dot 
lidetit, koment bar ir alten vaU lielfL'iit mir weiuen mine kint, 
kuiuent ir vettev vnd fürHsbent an uwereu kindeu, duz ir üt su- 
liche piii werdent Üilen, die ir mich alten man sebetit von niinua 
kiudeo lideo ! ach ir Ögen wei'dent blint von waiDetiil«;. dan ir üt 
aehent mine lieben kint t&teri in dirre klage des vatteru, kuraent 
der marteler eliehe frowen vud tru^ient für bü ir kint vnd spro' 
olient mit aweren anfzen: weme wellent ir vns loasen? wer aol 
dirre kinde herre sinV aol iiwer groe ricbtum zerteilet wcnlen? 
aoh wie sint uwer herzen ho gar iserin, daz ir vatter vnd mäter 
versmobent, alle üwer frunt enterent, uwer frowen fiirtrihent, nwer 
kint enterben! vnd vnser aller ferl&ckenent vnd bietent üch gewillek- 
liüh vndcr die hende dez henckerR! von diaen Worten begundent der 
heiligen hene erweichen, do sprang sant Sabestian zä in in die 
mittel vnd spräche: o ir atrengen ritter Kristi, niit enlont üch 
diBe aenften ameichelehten wort beoemcn die ewige crone, vnd 
Bpracb do zä iren fründen: tr aullent nüt erachrec (b!. 38 a sp. 1) 
ken wenue dioe werdent nüt von ücb gescheiden; ai gont nüwent 
vor ücb bin, das sU üch hereitent himetisohe wonunge; wenne von 
dem anefange der weite au het dia leben betrogen alle die ime gelöbe- 
tent vnd bat betrflhet alle die ime volgent, vnd het gefeilet alle 
die ime getruwent, vnd hat nieman aicher gemacliet. dis leben 
lüget aller der weit, ea ermanet den diep, daz er stele; den zor- 
nigen, daz er echlabe; den lügenhaften, daz er betriege. die leben 
geb&tet Bünde, heisset bonheit vnd rötet vngereht. aber dise 
(larcbehtnnge, die wir hie lident durch Kristum, die gränet büte 
vnd ist morne nüt; an ist bÜte hiczig vnd ist morne kAle; in 
uinre stunden nimet sü ein ende, aber der ewige amcrze der wirt 
allezit ernnwert, daz er deate grimmer ni. do von so sol vnser 
begirde mit minnen uf ston y.n der martel, wenne do mite wrt der 
tafel überwunden; ao er fohet, so ist er gefangen; so er liebet, 
ao ist er überwunden; ao er piniget, so ist er in lidende; so er 
würget, so iat er dot; ao er zürnet, so ist sin gespottet- du sant 
Saliostian dise wort seite, do warf aicli Zoe eine frowe Nicoatrate, 
in dez hus die marteler logeut gefangen fQr die fAsse sanl Sabe- 
stianes, die fiowe waz eine stümmin vnd liegerte gnoden. do 
sprach sant Sabestiao : bin ich mo Gottes diener vnd sint alle die 
wort nor, die iuh han gesprochen vnd diau frowe hat gehöret vnd 
gel&bet, ao bitte ich Got, der dem propheten Ysaia den munt uf 
dct, Aax er diri-e frowen Öch iren munt uf tu ! do rief die fro mit 
lutur stimme: geaegeut si die rede dinea munde vnd geaegenot 
aint alle, die dinen Worten gelobent, wenne ich hau gesoben einen 
ongel vor dir halten ein biich, in dem eint alle die wort ge- 
Hchribeu, die do haat gesprochen, do viel der frowen man nider 
für aant Sabestian vud bat guodcn vud enthdigete die marteler 



138 

vnd hat sü, daz sü lideklich us der gefcngnisz gingent. do sprachent 
die martcler: sü euwoltent nüt farlicren die crono dez slrites, den 8Ü 
liettcnt ane gefangen, von der craft (sp. 2) der wort sant Sabestiaoes 
noment nüt alleine die marteler eine gctürstekeit, me der marteler vatter 
Tranquilliims vnd Ire mnter mit uil anderen menschen wurdeut von 
disen Worten hekeret zii dem glöben ; die wurdent alle getöft von 
sant Pollicarpo einen priester. also wart Tranquillinus in dem töffe 
gesnnt eins f^ar grosen siechtagen, do waz ein richter zu Rome, 
Cromacius genant, der waz beswert mit eime grosen siechtagen, 
do von 80 bat er Tranquillinum, das er den zu ime fArte, der in 
gesuot hette gemäht, do farte er zu dem rihter Pollicarpam vnd 
Sabestianum, die bat Cromacius, daz sü ime gesuntbeit gebent. 
do sprach sant Sabestian, er solte vor der abg6tt«r fürl6cken 
vnd solte ime den gewalt geben, daz er die abegotte breche, so 
wolte er ime gesuntbeit geben, do sprach der rihter: dis süllent 
mine knehte tun vnd nüt du. do sprach sant Sabestian: dine 
knehte forhtent sich, daz sü ire gotte soltent brechen vnd obe in 
do von kein leit von den tüfeln gesche, so sprechent die beiden: 
dis wer in beschehen do von, das sü die gotte brechent. also 
i^urtent vnd schurzetent sich sant PoUicarpus vnd Sabestianus vnd 
brochent me denne zweihundert abeg6tte. do noch sprochent sä 
zu dem richter Gromacio : antweder du hast dinen vngelöben noch 
nüt gelosen oder hast aber einen abgot fürborgen, do von bistn 
noch nüt gesunt worden, do füriach er, daz hette ein bette an 
dem waz alles gestirnes löf, das hette ein vatter geroachet, dai 
waz so köstlich, daz er daran me denne zweihundert pfunt goldes 
hette geleit. in deme sach er alle künftige ding vnd geschiht. 
do sprach sant Sabestian: also lange du das gancz haltest, so en 
mastu keine gancze gesuntbeit haben, do erlöbe Cromacius, das 
dis gemechedo solte gebrochen werden, wider dis stunt Thybur- 
cius, des richters sun, ein stolzer iüngeling vnd sprach: ich ge- 
statte nüt, daz dis kosper werk zerst5ret werde; doch das man 
nüt spreche, ich welle hinderen die gesuntbeit mines vatter, so 
wil ich, das (bl. 38 b sp. 1) zwene 5fene werdent enzündet vnd 
daz werk werde in dem einen fürbrant, vnd wirt min vatter do 
von nüt gesunt, so sol man die zwene Sabestianum vnd Pollicar- 
pium lebende in den anderen ofen stossen, das sü do inne für- 
bürnent. antwurt sant Sabestian vnd sprach: diu vrteil so! fQr 
gon. do man dis werk zerbrach, do erschein ein engel dem richter 
vnd kunte ime sine gesuntbeit von vnserme herren Ihesu Kristo 
ime geben, also wart der richter zu derselben stunden gesuni. 
do er nu der gesuntbeit wart gewar, do lief er dem engel noch 
vnd wolte ime sine fAsse küssen, das werte ime der engel, von er 
noch nüt getöft waz. also lies sich der richter töffcn vnd sin sun 
Tyburcius vnd vierzehenhundert menschen ires gesindcs mit in. do 
wort Zoe gefangen von den beiden vnd wart lange gepini^iret; also 
für sü zu himel. do dis horte Tranquillinus ir gemahel, do sprach 



er: was lebuu wir — froweu fiirkument vnb %b der croueo. in kurzer 
Bit, do WRvt er füretemut. do nocli wart aant Tyburcius Befanfju" 
vnd warL ime die wole geliun, ui- solle den abgotWi-a opfern oder 
Bolte mit Idoaen fassen uf bumenden kolen gon. do uaciiete er 
ein oruce far aiub vad gieng vf die kaieo vnd sprach: mich 
duncket wie iub Qf roseu gange in deu uamen Ihesu Kristi. do 
sprach der ntter Fabianus: ich weis wo!, dae dich Kristue zöbe- 
rigea hat geleret, antwnrt Tiburcitie vnd sprach: ewig, du vnse- 
liger! wenno du enbist nüt wirdig, das du disen heiligen nfissen 
namen in dinen niunt nemest. von zorne hies in der ricbter eut- 
hfibeten. do wurdeiit Marcel lianus vnd Marcus an stecken ge- 
steckot. do sprochent sü: neiuent wal', wie g&t vnd wie lustliob 
ist dis wonen der gebritder binandcr. do sprach der ricbter; ir 
vnseligen vud ir toren, werfent von ücU üwer törheit vnd erlftsent 
üch selber, antwurtent 8ü vnd sprochent: wir werdent nie me so 
wol gepiset; do von ao bitten wir, daz du vns alaus losest, so 
lange vnser aole in vnaerme libe si. do hies sü der richter mit 
0peren durchsiechen (sp. 2). also enpfingent eü ire martel. hie- 
Doch klagete diT licbtor Dyocletiano dem keyser von saut Sabo- 
■Uan, dax er cristea werc. do rief der keiser sant Sabestian für 
rieh vud ^rach: ich Iian dich tille xit bi den obersten vud den 
ersten gehaben in niinem palast vnd hast dich verholen wider min 
heil vad in die amocheit der GAtte geseczet! aiitwurt aant Sabestian 
vnd sprach: ich hau Krjgtum alle zit geeret vuib din heil vnd 
I Got vom bimel alle zit gebettcN über das r&meeche rieh, do 
>ot Dyocletianus, daz mau in solte binden mitten uf ilus lelt 

isd Kiltent die andern ritter zu ime schiessen. die schnasent ao 

1 phile in sineu lip, daz er Ktünt getlub alao ein ygel. do gin- 

von ime vnd wondent, er were tot. hie noch über kurze 

&t stant er gesuut uf der ategen vor dez keiaers palast vnd 

(jofiut» des keysers gesinde uil hericklich, daz sil die cristen so 

werlioh pinigent. do apraub er; ist diz niit Saheatian, den wir 
anlange hieesuut erachieaaenV antwurt sant Sabestian vud aprach: 
vnser herre het mich darvmb von dem (ode eukicket, das ich üch 
atrofe vmb die pin, die ir den cristen an tnnt. du geliul der 
keiser, daz man in ao lange mit stecken schlüge vncze daz er 
stürbe vnd hies sinen Ucliamen in eine pnaete werfen, das in dio 
cristen mit erten für einen marteler. hie noch an dei' ersten 
Ditlit erschein sunt Sabestian snnt Lucinen vnd üfente ir, wo sin 
liohame lege vnd gebot ir das su den begrübe bi die fAsse der 
heiligen zwelfbotten. daa follebrahte sü. es was ein fruwe in 
dem lande zu Custan, die hette nüwelingen einen man gunomen. 
von anderen frowun geladen zu der babhzil sant Sabe- 
des nahtos also sQ morne fru xolte gon zS der kirewiho, 
I schlief sü bi dem manne vnd ül>erkam sü ire liosheil, das eü 
r selben naht für urel mit irem manne, des morgens si ging 

nt den anderen frowen zu der kirewihe. do su zd der kirchen 



140 

intrat, do das heiltam sant Sabcstianus inne waz do (b1. 39 a sp. 1), 
wart sü besessen von dem b5sen freiste, do nam der priester daz 
altar tucb vnd deckte es über sii. do widerstpnt der tüfcl den 
priester, die frowe wart von iren fründen gefAret zu den beswe- 
rern, do sü die begundent besweren, do fnrent von Gottes ver- 
boDgiiisse in die frowe sehstusent sebshuudert vnd sese vnd sehzig 
tüfel vnd mAgetent sü gar s wer lieh, do waz ein gar heiliger man, 
Fortunatus genant, der enbant die frowe mit sime gebette. in 
der zit des küniges Gunbertes waz durch alles Lamparten so gros 
sterben, das einre den anderen küme möhte begraben, sunderlich 
za Ronie vnd zu Papien was das sterben gar gros, do wart ge- 
sehen ein engel der treib einen tüfel vor ime, der trag einen 
spis ; dem gebot der engel, daz er schlAge vnd den sterbot mähte. 
also dicke er uf ein hus schlag also vil trag mau toter menschen 
dar US. do wart einem gateu menschen geüfent, das dis sterben 
nüt uf enhorte es were denne, daz ein altar werde gestÜfet zo 
Papie sant Peters münster, in sant Sahestianus ere. do dis beschach, 
do gestaut das sterben vnd wart ein teil sins heiltames von Rome 
gen Papie gefAret mit grossen fredeu. 



VON DEM NAMEN AGNES ist gesprochen ein lembelin von 
irre senftmAtckeit oder ist gesprochen eine erkentnisze wenne sü 
den weg der worheit erkant hat. 

Von sant Agnes leben Ambrosias schribet vns daz eine iunc- 
frowe waz Agnes genant, die waz gar wise vnd sinnenrich. do 
die wart drüzehen ior alt, do fürlor sü den tot vnd fant daz 
leben, die waz ein kint gescheczet an den ioren vnd waz doch 
alt an den sinnen, sü was des (sp. 2) libes ein kint vnd was dez ge- 
mAtes ein alte frowe. sü waz schöne von antlide vnd waz all 
schAnre an irme geloben, do dise maget von schalen ging, vmb 
ire schene besas sü eines iungelinges herze mit kreftiger miaue, 
dirre iungeling was des rihters sun. von grosser liebe besprach er 
dise maget, das sü ime ire gemahelschaft nüt fürseite; er wolte sü 
begoben mit vnzellichem gute vnd ricbtume vnd zieren mit kAst- 
lichem edeln gesteine. die iuncfrowe antwart ime vnd sprach: 
gang von mir, du fater des todes, wenne ich bin für komen, mir 
von eime anderen gemahelen, der übertrifiet dich an adel vnd an 
wirdikeit, wenne sin moter ist ein maget, sin vatter erkanne nie 
kein frowe, ime dienet die engelischen scbar, er ist schönre denne 
du, wenne saune vnd mone verwundert sich siure schAne; er ist 
riclier denne du, wenne sin gat wart nie mer geminret noch en- 
gebristet ime gutes niemer ; er ist gewaltiger denne du, wenne von 
sime gesmacke werdent die toten lebende, von sinre berArde wer- 
dent die lammen gerech, die siechen gesunt, sine minne ist kusche, 
sine berArde ist heilig, sine faremange ist ein luter magetdam; 



141 



ime 
Mkett 



dir 



het micil inje getnehelt mit smeni viiigerlin vnd liet mine 
thte hiint vnil mioeD nftk gegürtet mit gnr edolem gesleine vnd 
mir einen mantel vmbe gehen, der ist von gur dnrcli wirket 
hat mich gelieret mit gar grusäen spangen vad het ein zei' 
I an min antlit guleit, daz icii keinen anderen Hpnnzierer sol 
len, dcnnä in atleine. üin blät hat gezieret niine wengeün, ich 
yrnhefangeD mit sinen liüschen ai'meii, sin lip iet nä bi mhne 
Khe, er hat mir erzöget scbaoz, den nieman vergelten m>ig, den 
bot er mir gelohet zu gehende: ist et. Ans ich mit trüwen an 
ime blibe. do dis horte der inngeling, von vngemflte er sich zi 
itte siech leite, von den arczoden wart dem vntter kont geton, 
siech wei'B von grosser liehe, die er zu der iunofrowen 
do ging der rihter dis iüngelinges vatter zu sünt Agnesen, 
Vnd leite ir für von der gema (hl. 39b sp. 1) helschnrt sines sunea 
gegen ir. antwnrt saut Agnes ; sii enmohte ires gelübedes de?, ersten 
gemahels nlit brechen, ilo frogete der nhter, wer der getnahol 
wore, von des gewalt dise Agnes sich so grAslicbe rilraete? do 
wart ime geseit, wie sü Kristum iren gemafaelen nante. do sprach 
der rihter die maget aber mit senften werten an: obe er sÜ mit 
gute uiAlite über komen. do er 3ai:h, diis dia nüt fürfiMg, do 
wolte er aä twingen mit hertekeit vnd mit trowende. antwLirt 
iino sant Agnes; ta mir, was du wilt, wenne das du begerest, das 
enmag dir von mir nüt beschehen. sprach der rihter : nn erwele 
I vs viidcr den zwein, antweders gang mit vDseren iunc- 
vnd opt'cr der g^ttin feste oder gang mit den offenen sün- 
;& den liplichen viireinckeiten. antwurt sunt Agnes vnd 
ich enwil dinen gMten nüt ophern vnd enwil och von 
n Bünden nüt entreinet werden, wenne ich han bi mir einen 
behAter mines lihes. den enge! vnsers Herren, do gebot der Heh- 
ler, das man sä solte hlos na sieben vnd also in der gemeinen 
frowen 1ms (Aren, do wart dna hoi- irea tihes so lang vnd flo 
dicke, daa ir lip do von gedecket waz, alao ob aü gekleidet wert. 
do sQ in deu tempel kam, do faiit bü den engel Gottes bejeit, 
der bette das hus mit clorem achioe durch lüfatet vnd kleidet sii 
mit einie wisen kleide, do kam des ricbters «ün mit nndereji iunge- 
lingi^n füi' den tempel, die liies dez rihtere siin für in gon, daz sü nüt 
der megede sünde teilt, da die sohen den Hebten scliin, do erachroc- 
kent au vnd gingent wider oa huae vnd sprach dea richtera sun, ir 
zagi'U geturreiit ir nüt za einre nicgde gon vnd lief in da» hus z*i 
der megede vnd do er sü wolte anegriRen, do wart er von dem 
tüfcl erwürget vnd lag do tot. do dia horte der rihter, do kam 
«r mit swerre beträhnisse vnd mit grossem wclneado la der luegdo 
id frogete vmb wes Sachen sin snn do tot lege? do sprach annt 
les, der des wÜIkd (sp. 2) er wolte haben vollebrnht, der het 
KrtÄtet, wenne sine gesellen, do au aohent daa wnnder gött«- 
B nn mir. do sprach der richter: ist das du maat 
'erben, das min sun wider lebende werde, an wil ich geloben, daz 



142 

da diz Düt mit zöberige z&bringest. do leite sich sant Agnes an ir gebet. 
also erstant der iüngeling von dem t5te vnd bredigite offenliche den 
glöben Kristi. do die sohent die bischöfe der abgötter, do machten 
Bü ein gros geruffe in dem folke, schalte die zöberin, die dez menschen 
sin vnd gemdte fürwandelt vnd fürandert. do der richter dis grose 
zeichen sach, do bette er sü gerne gelosen; do forhte er über gen duz 
gebot des keysers. do von so lies er einen vicarien an sine stat vnd 
far vil betrübet dannan. der vicarie wiis Aspasius genant, der hies 
die maget in ein kreftig für werfen, do teilete sich das für in 
zwei teil vnd flog za siten uf vnd fürbrante des vngelöbigen folkes 
ail vnd fQrserte die maget nüt. do gebot Aspasias, daz man ein 
messer in ir kele solte stechen, also starb die heilige sant Agnes 
also ein vnschuldiges lembelin vnd wart von irem gomahel Kristo 
enpfangen vnd gecrönet mit der megede vnd mit der marteler 
crone. do brohten ire frünt mit anderen cristen menschen den 
lichomen mit arbeit zn dem grabe, das sü nüt von den heiden 
fiirsteinet wurden, also begräbent sü den heiligen lichomen mit 
grosen fröden. do bleib sant Emerenciana, sant Agnesen gespile, 
bi dem grabe vnd strofete die heiden strenglich vmb iren vnglöben 
die wart ob dem grabe von den heiden erd5tet vnd wart z& den 
f Assen sant Agnesn begraben, do von kam so vnreine wetter 
von tunre vnd von blixen vnd von ertbüdemen, daz die heiden 
do noch keinen cristen menschen obe dem grabe getürstent be- 
trüben, an dem ahtesten dage wachetent sant Agnesen frünt bi 
dem grabe, do erschein ein schar himelischer megede, der kleit 
gap liebten schin von golde; vnder dem sohent sü sant Agnes in 
(bl. 40a sp. 1) einem schinende kleide vnd nebent ir gon ein 
sncwis lembelin. do sprach si zu iren fründen: ir ensüllent mich 
nüt weinen, als einen toten menschen, ir sullent üch mit mir 
fröwen, wenn« ich han mit allen liebte gesese enpfangen von dirre 
erschinunge. do gebot die kristenheit sant Agnesen hochzit an 
dem ahtesten dage an den verbe. es waz ein iuncfrowe Constantia 
genant, die waz des keysers Constantini dochter. die wart gar 
vnreinekliche vsseczig; do die horte sagen von der erschinunge, 
die an den ahtesten dage waz geschehen, do ging sü za dem 
grabe vnd enschlief in irme gebctte. ' do sach sü sant Agnes z& 
ir sprechen: gelö an Kristum so wirstu gesunt. von dirre stim- 
men erwachete sü vnd enphant sich gesunt. do enphing sü den 
heiligen töf vnd büwete eine kirche über den heiligen lichomen 
sant Agnesen vnd wonete do inne in reime küschekeit vnd machte 
do eine grose samnunge luterer megede. es waz ein priester in 
sant Agnesen kirche, der waz Paulinus genant, der bette so swere 
anfehtunge von vnkuscher begirde, daz er sich nüt wol möhte behüten 
er niuster fiirfallen; doch wolt er das priesterlich ambaht eren. 
do von, so ging er für den hobest vnd bat urlop, daz er ein 
eliche frowe mohte nemen. do sach der hobest an die gute ein- 
feltikeit des priesters vnd gap ime ein fingerlin mit eime edeln 



US 



liies iu daz er dia fingerlin trAge in sine kirclie vnd 
I bütl.G dem hübüsteo bilde snot Agiiesen vnd ir gebütte von 
1 bobestes wegen dan hü iu za einem gcmohel enpliinge. do der 
priester noch dos bobcBtes geböte dem bilde A&x viogerlin bot, do 
strecket das gemolte bilde der vierden vingar vs der mnren vnd 
enpbing das fingerlin vnd zoch den finger wider zu ime. das fiu- 
gerlin han ich zQ Roiuo gesehen nu dem finger des bildea. donooh 
fflrtreip aant Agnes ulle bßae bekorunge von dem prieater. sprichet 
(lant Ambrosius: die alten vnd die iungen aingent mit gemeinem 
(flp. 3) lobe, es si iiieman ho groalich m lobende, aho saot. Agnes 
von allen menachen gelobet ist, also vil menschen also uil lober 
sullendent die martelerio loben, alle menschen erschreckent das die 
iet gewesen ein gezüg der Gotheit, die von iugent der iore ir selber 
niit vor mAIite gesin; sü mähte, das ir von Gote wart geglöbet, 
du BÜ von irre nftturen nüt fürmohte, das ir das von deme, der 
schaffen hat, fürlUhen wart. 



Va«r c 



TON DEM NAMEN VINCENCIÜS ist gesprochen einre, 
r die vntugende enzündet; er het die vntugende fürewendet mit 
"^er kestigunge eines libes oder ist einre, der das en/önden über- 
windet, also het er in sime lidende die flamme der martel über- 
wunden, oder ist ein balter des sigca: alHO het er den sig be- 
^^islten fiber die weit mit eiiue fürsmobende. von diaem het gc- 
^UKthrifaen Prndeaciua. 

^H Von sant Vincencius Valerina was ein bigchof, der hette 

^Hiinea ewangelier, der was Yincencius genant, edele von geburt, uil 
^KldeUr an dem gelobten vnd an oime geistlichen lebende- der bi- 
^Hkchof waa einre sweren vnfürsteudenlicben sproohen. do von eo 
^^'hette er sant Vincencien sinen diaoon sine stät in gewalt onpbol- 
hen, vnd diende er Gotte mit gebette vnd mit gfiten wercken. 
ein riehter was Dacianus genant, der bics den heiligen bischof 
Vnleriuui vnd sant Vincencien fftren gen Valente vnd do in einen 
Iterker schliessen, vnd do er schetzeto, ilag sü nohe von bnnger 
dot wcrent, die hiea er sü für sich fareu : do sach er sü gesunt 
vnd Irolioh. von zorne sprach der riehter; (hl. 4b sp. 1) was 
sprichest du Vajerii, das du in dem criaten namen wider dem ge- 
bot der füi'sten lebest vnd wirckestV do antwurt der biscbof gar 
fanfmätk liehe, do sprach sant Vinceneie: heiliger fntter niit ennine 
also du US eime rorhsaroen gemflte rettest, raffe mit frigor stimmen 
oder erlAbe mir dem nhter zu antwurtende. do sprach der bi- 
achof: Bun, ich bun dir lanf,'e den gewalt gL-l>en für mich zÜ re- 
tlende, nu eiipülhe ich dir aber, das du antwurteat in d<-ro glCben 
jlnrch den wir hie stout- i!o epi'acli sant Viucencie xit dorne riehter: 
rede, die dn gesprochen hast, die hegeret, dai4 wir cristeii 



144 

geloben fürl^ckent; so wissest, das es schentlich were cristenre 
wisheit fArlöckenen Gottes dienest, do saute der richter den bi- 
schof in daz eilende vnd nam sant Vincencien vnd kestiget den 
mit eime zerspannde siure gelide. also, ob sü an ander nüt rAr- 
tcnt zu eime bezeichen den anderen cristen. do nü sine giide 
Uli bi worent von einander zerzerret von dem tenende, do sprach 
der rihtcr: nu sage mir, Vincencie, wo sistu nu dinen arbeitseligen 
lichomen? do lachete sant Vincencie vnd sprach: dis han ich alle 
mine zit begert. do trowete ime der richter alle die pin, die 
erdobt mfthte werden, er wer denne, das er sich in des rihters 
willen gebe, antwart sant Viucencie vnd sprach: o ich seliger 
mensche, ie swerlicher da wider mich zürnest^ ie erbarmeherzek- 
lieber du mir tust, hie von so stant uf, du armer mensche, vnd 
zeuge alle dine bosheit dines bösen geistes, so wirst du sehende, 
das ich mit der Goteskraft me lurmag in dem lidende der pin, 
denne du fürmügest in den pinen zu gebende, do begunde der 
rihtcr rufen vnd sine knechte mit raten vnd mit stecken schlahen. 
do sprach sant Vincencie: waz sprichest du nu Daciaue, sich, wie 
du mich selber riebest an den, die mich pinigen, do sprach der 
richter za sinen knehten: ir vnendelichen, ir tant nüt, wie ge- 
bristet üch üwere hende, ir haut mit üweren pinen überkomen 
niftrder (sp. 2) vnd ebrecher, daz sü ir niissedat nüt möhten für- 
heln vnd überwindet dirre Yincencius alle die pin, die ir wider in 
fürmugent. do zerretent die knehte mit iserinen krftweln vntz vf 
die rip, daz die schlos dez gebeines sich entlidigete vnd sin inge- 
weido sich erzeugete. do sprach der rihter: Vincenci, erbarme 
dich über dine iugent vnd folge mir, so wirstu über der pin, die 
dir noch künftig ist! antwurt sant Vincencie vnd sprach: o du 
fürgiftote zunge des tüfels, ich enforhte dine pin nüt; ich fftrhte 
ailcine, daz du dich über mich erbarmest: wenne ie zorniger ich 
dich sihe, ie me ich mich des frowe. ich euwil nüt, das du dise 
pin ut minret, das du dich sehest überwunden in allen pinen. do 
wart er abe dem galgen, dar an er vf gehencket waz, gelossen 
vnd wart ime bereit ein für vnder einen rost. do strofete sant 
Vincencie die knechte, daz sü so lange stunde, in one pin Hessen 
vnd ging mit willen uf den rost vnd lies sich broten vnd bümen 
vnd worent in sine glide kröpfen geschlagen, dnz sü in do mitte 
wenden möhten. do Üos daz blut in daz für vnd wurdent nüwe 
wunden in den alten, do wart saltz in daz für geworfen, daz es 
wider Sprünge in den heiligen lichomen. also waz nüt me libes 
an den gliden. do von so ging die pin zu dem ingeweide, daz 
alles vs sime libe hing, in disen pinen bleib der raarteler stete in 
Gotte vnd bäh uf sine ögen vnd bat Got an. daz seitent die 
knehte dem rihter. do sprach Dacianus: ach sol ich nu über- 
wunden werden, nement in vnd scblicsent in in den finsteren 
kerker vnd streckent in uf scbraffe glesor stücke vnd schlabent ime 
pfele durch sine fAsse; vnd so er erstirbet so lont es vns wissen. 



I 



145 

do Btl in 2,i Jem kerker lirohtuut vod noch dee rihters gebot in 
dar inschluHscDt, do sohent bü clurcb die apelte, wie die vinster- 
aiaz waa fürwaudelt in eine grose klnrlieit. die glase schirben 
wurdeiit fürwandelt in milte s&aaekeit rosen vnd wolsm ecken der 
bliimen, sine (bl. 41a sp. 1) fAsae wurdeut lidig von aller pin. er 
bette grossen wolluat der angele von kimele. do er alio vf den 
binmen mit den eogelen ging singende, do wart ein gar säsae 
getAne des ennges gehöret vnd Übertreffende afiasekeit Aax ge- 
smackeB von den blnmeu wart eiipfunden vssewendig daz kerkerg. 
do von wurdent die diener des richtera bekeret. do dis enpfant 
der richter, do geswaut ime vnd sprach: waa aüllen wir nü tnoV 
wir siüt überwunden, do hies er aaot Vineencien legen an das 
weicheate bette vnd aprncb : wir süllent ime gfitliche tan ; wenne 
ie me wir in pinigent, ie lobelicber er geboret, do aant Vincencie 
eine kleine atonde au dem bette geroweto, do gap er sinen geist 
Gotte in den hirael. do die eocb Dacianua, do sprach er: ait ich 
disen lebende niit tnöhte ilberkomen, so sol ich ihn tot piuigen, 
vnd iues den lichamen uf daz veld faren, das in die hunde vnd 
die tier zeriserretent. do wart der lichanie von den engelen be- 
hüt, daz er von den tieren mit filrseret wart, do waz ein hun- 
geriger rafe, der flog für die anderen vögele zi dem liohomen, 
vnd do er den lichomea walte ane keron, do sacb er ein crucifix 
uf dem lichomen ; dez fürwundertent sich olle, die do worent. do 
diz horte Dacianua, do hiea er einen grosaen stein an den licho- 
men binden vnd do mitte in das mer werfen, do waa der lichame 
Uli e vf dem waaser ZD dein etadon, denoe die sohiflüte, die in 
gesencket hettent in das nier. daz wart von aant Vincencien 
ettelichau criaten menachen kunt geton, wo aio lichame lege, die 
färent xa vnd begrübent in lobelich vnd erliche. von diaem sant 
Vincencien achribet sant Äugustin : aant Tincencie Uberwant mit 
Worten mit füriehendo crist«n glöben; er het Überwunden die bo- 
trAbniBx, daz für, da/, waaser, den tot; er wart gepiniget, daz er 
würde geftbet, er wart gegeiacbelt, das er wurde geleret, er wart 
geschlagen, daz er wurde gekreftiget, er wart gebraut, daz er 
wurde gereiniget (sp, 2). 



■ TON SANT BAS1LIU8 BaGiliua waz ein erlioher biachof vnd 

mn fürnemer lerer, von der grossen heilikeit dia biachofea er- 
schein eime einside), der waz Effrem genant, ein Turin aülle, die 
rurte von irre h&he den himel vnd horte eine atimme darobe, die 
sprach: alsus gros ist Uasiliua, also die fürin sülle, die du siat. 
do ging der einsidel us an dem zwölften dage noch dem winnabt- 
dage, daz er geaehe den so heiligen nian. do er diaen biachof 
Bach in eime wiaen kleide nil erlich dort fürher mit einen priestern 
gon, do sprach er: ich nhe wol, daz mine arbeit üppig ist; wenne 

I der biaoliof der in ao groaneo eron lel>et, der enkan niit ao gros 

llrUneBr. Alimuuila XIV 3 10 



146 

gen Gotte siu, alz er mir ist erschinen; weime wir, die do haut 
getragen die I)ürde dez tages viid der hitzen, hant soliches lobes 
noch nüt fürdienet, dis sach sant Basilie in dem geiste vnd hies 
den einsidel für in f&ren. do sach der einsidel eine fürine zuDge in 
des bischofes munde, do rief er : du bist gewerlich der grose Baailiii8| 
du bist die grose fürine sülle, werlich der heilige geist redet durch 
dinen munt, vnd bat den bischof, das er ime erwarbe, das er 
künde kriosch reden, do sprach sant Basilie: du forderest gar 
eine kümberliche bette, doch bat er Got dar vmbe. do begaode 
der einsidel kriesch reden, es waz ein einsidel, der sach sant 
ßasilien eines moles in schftiire gezierde sines kleides gon, do von 
fürsmohte er iu vnd gedohte in sime herzen, wie grossen wollaat 
sant Basilie von der gezierde in hofart trAge. do horte der ein- 
sidel eine stimme, die sprach zu ime: du best (hl. 41b sp. 1) me 
lustes in deme, daz du dinre kaczen schwantz streichest, denne 
dirre Basilius habe in aller sinre gezierde. der keiser Valerius 
waz den ketzern, die do Adriani worent genant, gar gnedig; do 
von so nam er den kristen mno kirche vnd gap die den ketzern, do 
ging sant Basilie für den keyser vnd sprach: es ist geschriben, 
doz die ere dez kuniges minnet daz gcrihte vnd daz gerihte dei 
küniges ist gerehtekeit; nu hat din herze gebotten, daz die kirche 
wurde den cristan genomen vnd wurde den ketzern geben, do 
sprach der kaiser: Basilii, du kirnst aber mit Schelteworten, das 
zimmet dir nüt. do sprach sant Basilie: mir zimmet vmb das 
reht zu sterbende, do rette Domesteues, dez keisers kuchemeister, 
wider Basilium mit fürmüscheten werten, halb latine vnd halb 
sine spreche, wenue er Öch mit den ketzern hielt, do sprach lü 
ime sant Basilie: dir gehöret zu, daz du bedenkest die spise des 
keisers, nüt soltu vns die heilige geschrift hie kochen, do scha- 
mete er sich vnd sweig. do sprach der keyser: Basili gang hin 
vnd rihte du es us, doch nüt noch der miune, die du zu den 
cristen best, do ging sant Basilie für die kristen vnd für die 
ketzer vnd sprach: daz man die türen solte der kirchen besliesen 
vnd daz sclos sulte zeichenen mit beder teil ingesigel vnd von weles 
teiles gebet die türe sich uf eiitsclüsze, die soltent die kirche 
haben vnd besitzen, dis vrteil gefiel in allen wol. do gingent die 
ketzer vnd gobent sich drige tage an ir gebet; doch ensclos sich 
die kirche nüt gegen inen, do ordente sant Basilie einen crüze- 
gang vnd ging er do mitte zu der kirchen vud sprach ein kurcz 
gebet, vnd klopfete gar lise an die tür mit sime stabe vnd 
sprach: tftnd uf ir fürsten üwer porten, vnd erhöbent üch, ir 
ewigen porten, wenne der künig aller eren wil herin gon, diso 
wort sprach vnser herre, do er die vorhelle brach, do entslussent 
sich die sclos vnd gingen die türen (sp. 2) uf. do gingent die 
kristen in die kirche vnd lebeten t Got. also wart die kirche den 
cristen wider, do noch gelobete der keyser sant Basylio gros gut, 
wero, das er ime weite gehorchen vnd gehorsam sin. antwurt 



147 



I 



BBDt Baailie vod spraoli: daz galiörut kindea zG, Henne die do 

geraeatet Bint mit der gottelicLen wüheit, die enlident oüt, daz 

die iniiiDeste aiüebe oder büuligtabe der heiligen gescbrift werde 

füritucket odor xerbrochen. do wolte in der keyaer in daz 

eilende seuden von zoroe, vud do er die fcder nam, daz er in na 

dem lande fiirachribe, do brach ime die feder in der bant. daa 

beachacb drietuiit; do brach der keyser Ana brief, deD er wolte 

wider aant Dasilien hau geschriben, ea was gar da erlicb niiLii, 

Beradius genant, der hotte eine eioborne tohter, die wolte er in 

ein cloater aegenen, da« bü ire reinikeit Gotte behielte, dia neit 

der tüfet. da von so enzuute er einen dez herreu kueht mit dem 

färe lipliche bcgirde gegen der iuocfrowen vnd do er bedohte, daz 

ea vnmügelicb were, da» er ein knetit mit einre EU edelen iuocfrowen 

siiioLi »ilk'U m&hte vollobrjngen, do ging er zB eime zöberer vnd 

gelobte dem uil g'tea, daz er inie hülfe zG gunste gegen der 

itincfrowen. antwiirte der liAberer: er eom&hte daz uüt getün; doch 

wiltu, sprach er, ich sende dich z^i niinem herren dem tilfel. 

wiltu deuie folgen, so wurt dio wille erfüilot. do sprach der 

iungeling; waa er mir gebdtet, daz wil ich tiin. do schreib der 

zöberer einen brief dem tüfel mit disem iungeÜnge, do waz EUige- 

Bchriben, min über horro der tüfel wieseat, daz ich mit grossem 

erneate alle zit in dime dineate atirbe vnd mit flise die crialen 

menschen in dinen dineat zilhe. do von so bitte ich dich, daz du 

diaem iilegelinge helfest, daz er sine begirde erfülle mit der ianc- 

froweo, der er so groalichen begert, daz ich von dirre getat deate 

me oren vor dir habe, den biief gap der zäherer dem inngelinge 

vnd hiea in zä einie stunden der nach atou uf eiuea beiden grab, 

daa er den tüfeln riefe vnd den (bl. 42 a sp. 1) brief nf in den 

I beachach. die tilfel enphingent den brief vnd 

do sprach ein tüfel: gelöbeatu an mich, daz ich 

l'dincn willen erfülleV do antwnrt der iungeling: ich inglöbe herre 

lau dich; do sprach der tüfel fürt&ckestu dinea criatea? do sprach 

I der ißngeling ich farlScken sin. do sprach der tüfel: ir kneten 

f lint ao schalkoht, wenne ir mirr bcdürfent, so knment ir z8 mir 

begirde orfiillent, so fürlöckent ir mrn vnd 

kcrent wider zu üwerm iiriato, der ist denne alao mute, daz er 

I Dch 2ü gnoden enphühet. do von wilt du, daz ich dinen willen 

[ erfülle, ao mache mir einen brief mit diore haot geachriben, daz 

1 Kiiitiim ffirKckeat vnd den t6f vnd alle kriatenlich friheit vnd 

I sinen gewalt dich gebest, daz du mit mir fürdampnet werdest 

f an dem iungeaten gerihte. dia det der iungeling. do rief der 

tüfel den geiaten, die gewalt hant itlier vnkuachekeit vnd gebot 

den, da2 sU die iiiocrrwen aolteu enzünden in vsmcsige liebe gegen 

dem iungelinge. diz beschach, die iuncfrowe wart ao liitzelich 

enzüadet, dnz sü mit weinenden 6gen vnd mit luter stimmen 

Bohre gegen den vntter, das er sich Ober aQ erbarmeto vnd ane- 

I »ehe vetterliche trnwe vnd liebe vnd ir gebe den iungeling ainen 



I Inft werfe. 

I fiberloBont den. 



148 

knohi, den bü so liep hette, das sü swerliche von der liebe nn 
wardo gepiniget viid tete or daz nüt schiere, so stfirbe sü Tor 
sinen Ögen vnd wurde er f&r sü antwart gebende an dem jangeeten 
gerihte. do ersüfzet der vatter uil tieffe vnd sprach : ach ich aroMr 
man, waz ist minre armen dohter beschehen! wer hat mü: minea 
schätz färstolen, wer het daz sAsse lieht minre ögen (Ürloachen! 
ich wolte dich dem himelscben vatter han gemehelt vnd wende 
dnrch dine reinokeit behalten werden; so sihe ich, daz da von 
vnkQscekeit tobest! liebe tocbter, gestatte, daz ich dich Gk)tte gebe, 
also ich mir hette fürgesetzet vnd nüt enfAre minem alter in so 
grosem smerzen vnder die erden ! wider rief die dochter: vatter 
du erfüllest denne schiere mine begirde, so wirst (sp. 2) du minen 
dot sehende, do sü n& bitterliche weinde vnd dobete, do g^ 
der natter mit grosser betrAbnisse mit sinre frände rat die dohter 
dem iungelinge mit allem sime gute vnd sprach: un gang hin 
dohter, wenne dn oist werlich arm. do diso zwei lange bi eänr 
ander worent, der iungeling ging nüt in die kirche, noch enatr 
gente sich nüt mit dem crüce, noch enphal sich nüt Grotte, do 
von, so wart er gemerket von uil lütes; die sprochent zä sinre 
frowen: weist dn, das din man den du hast ns erwelet, nüt ori- 
stan enist, noch in die kirche nüt gat? dez erschrak sü vnd 
niel nider uf die erde vnd schlug vnd roste sich vnd sprach: ach 
ich arme, wo z& bin ich geborn! ' do su dis dem manne fOrwar^ 
do löckente^) er es vnd swor: es wer nit also, do sprach sn: wilta, 
daz ich dir gelobe, so süllen wir beide mit einander roorne in dn 
kirche gon. do beduhte in, wie es nü fürhelen mohte; do von 
so solto or ir mit ordenunge, wie er zu ir were komen. do ifi 
dis horte, do ersünfzot sü gar tief vnd ging zu sant Basilien vnd 
Rfutn domo alles daz ir vnd iren manne was beschehen. do rief 
sant HaHilifl dem manne zfi ime vnd sprach: sun wiltu wider znKriato 
koron? der sprach: io here mohte ich. do sprach sant Basilie: vneer 
hurra ist so erbarmeherzig, daz er dich mit dime rüwen wil enphohen. 
(Io nam sant Basilie disen man vnd zeichent ime eine crücze an sine 
stirne vnd boslos in drio tage in eine kamer. do noch sprach er 
HiY ime: wie gat es dir, san? antwurt er: ich bin grossem leide, 
wuiinci ich mag käme der tüfel geschro erliden vnd die forhte, 
Wonne sustont gegen mir vnd haltent minen brief uf, vnd sprechent: 
flu kenne zu vns, wir koment nÜt zu dir. do sprach sant Basilie: 
sun, du solt dich nüt f&rhten, alleine hap festen glöben vnd gap 
imu ein wening spisen vnd mähte ime aber ein crüce an sine 
stirne vnd sohloz in wider in vnd bat Got für in. hie noch über 
kurze zit kam er wider z& ime vn sprach: wie gehabest du dich 
sunV do sprach er: (bl. 42b sp. 1) vatter, ich h5re der tüfel 
trowon vnd ir geschrei verre von mir vnd sehe ir keinen, do 
noch gap or ime spise vnd segente in mit dem heiligen crüce 

*) wol lockende für leukente oder Idckente s, ii. s. Jjcxer. leugneiCj 
MMM der Sitin auch erfordert. 



vad Bchlos in wider in die tainer vnd bat Oot fur in, v&d kd 
dem viensehendea tage kam er wider zä inx: vnd sprach : wie gat 
FS dir DU son? do sprach er; es gat mir wol, weniie icli ban 
dich heiliger viitter liüte gcGehen fchteu für midi wider den 
tiifel, vnd sacli (lieh gesigen. hie aodi törto Hunt BtiBilie diaen 
I vnd ermiitite die pfafheit vnd daz fulk a~ 



Got für in beteiit. vnd fürte i 
kam der tüfel mit. oiuie grossen l 
den meoBcbeQ haben gezücket vs 
dirre raenacho: heiliger vatter, hi 



I 



hant in die kirche. do 
>e b&aen gnialex vud wolte 
lant sant Bagiheu. do rief 
'! do ziich der tjlfel also 
aant Basilien och mit imo 
ketBchete, do spracli sant Basih'e: du böser geist, liegnAget dich 
nüt, daz du fimlaiupnct bist; du wellest öch die gescbepfede mine 
Gottes fureüchen! do sprach der tüfel z^ ime, daz es vil Ifltes 
borte: Bosily, dii rihtest mir vngelich. do rieffont die lüta alle: 
kyrie leiaoDl do sprach snnt Daailie: Got Hti'ofe dich, du böser 
tüfel! o Basily du rilltest mir mit gewalt: ich kam zu disem nüt, 
er kam zH mir ynd fürlöckente sinea Gottes vnd gap aicli in 
minen gewalt. do von ao habe ich gezügnisae von sinre geschrift 
in minre hant. ilo sprach sant Basiüe: ich tvil so lange betten 
vntz du d?n brief muet wider geben, do mitte hub er sine 
heude uf vnd bat Got sinre gnoden, do sadi alles folk den lirief 
fliegen durch den luft abher. do sprach sant Basilie zU dem 
menschen, der den brief dem tüfel über steh bette geben: er- 
kennestu diseu brief son? io sprach er: ich han disen brief mit 
minre hant gescliriben. do brach sant Basilie den brief vnd fflrte den 
menschen in die kirche vnd lerto in, wie er leben solte vnd sante 
in wider zä sinre frowen. es waz (ap. 2) ein frowe, die hette uil 
sQnden begangen, die actireib die sunde alle an einen brief vnd zu 
hunderst acreib sü die gi-oste sünde. disen brief gnp aü aant 
Basilien, daz er Got für sü bete vnd ire sünde gegen Gotte diligete. 
do aant Basilie sin gebet geaprucb vnd die frowe den brief uf 
getet, do worent die aündou alle gediliget, deiine alleine die grose 
Bünde, do sprach die frowe: erbarme dich über mich, du Gottes 
diener vnd erwirb mir gnodc Öch vmbe die grose sünde! do 
■prftch er : frowe, giint von mir, weune ich bin ein sündiger 
menscbe vnd bedarf also wo! gnoden also du. doch enlies bÜ nüt 
abe, sü begerte sine hill'e. do sprach er: gang zu dem heiligen 
einaidel Eflrom, der mag dir gnode erwerben über dine sünde. do 
die frowe zi^ sant EfFrem kam vnd ime seite, daz sü von sant 
Basilien z& ime wer gesendet, do sprach er: gang von mir, wenne 
ich bin ein sUnder vud gang wider zu sant Basilien, sit er dir 
gnode hat erworben über die anderen Bünden, so erwirbet er dir 
Ach wol gnode über dise sünde, vnd ile schiere, das du in lebende 
vindcat. do die frowe zu der stat in ging, do sibt sU, das man 
'«ant Basilien dot zu dem grabe troit: do rief sU dem cArper noch 
iTiid sprach: nu sehe Got an das rebl vnd vrteile mich vnd dich 



150 

do von, daz du mir von Gotte mühtest han gnode erworben vnd 
mich zä einen andern scliickest. do warf 8Ü den brief uf die bore 
vnd über eine kleine stunde nam su den brief wider, do was die 
Sünde öoh gedilget. do von so lobete sü vnd daz folk alles mit ein- 
ander 6ot. do sant Basilius an dem totbetie lag in grosser kräng- 
heü, do hies er zfi ime rAffen einen iuden, der waz Joseph genant, 
vnd waz gar ein meister arzot. der iude greif sant Basilien an 
sinen puls vnd sprach zu dem gesinde, das sü bereitetent, was not- 
durftig were z& der begrebden, wenne der tot wer an der tür. 
dis horte sant Basilie vnd sprach: losep, wz sprichest du? ich 
wil noch morne leben, do sprach der Jude: herre, daz ist vnmü- 
gelich, wenne (bl. 43a sp. l) die nature ist fiirzeret, daz su nüt 
me sich enthalten enmag. do sprach sant Basilie : losep, was wilta 
tun, lebe ich noch denne morne? antwurt der lüde: herre, so 
wil ich morne sterben; lebest du moiiie zfi sexten zit. do sprach 
sant Basilie, du solt den Sünden sterben vnd solt Kristo leben, 
do sprach der lüde: herre, ich weis wol, waz du meinest: ist es, 
daz du morne z^ sexten lebest, so wil ich t&n, daz du begerest. 
do bat sant Basilie Got, daz er in ime sin leben lengertc, wie das 
wider die nature were. also bleip er lebende bitz an den anderen 
dag zu nonen. do dis such losep, der lüde, do erschrag er vnd 
glöbete an Kristum. do uberwant sant Basilie die krangheit eines 
libes vnd st&ut vf von sinem bette vnd ging in die kirche vnd 
döfte den luden mit sinen henden. do noch ging er wider an sine 
rfiwe; über kurze frist gap er sinen geist Gotte mit eime seligen ende. 

VON SANT rOHANNES DEM ALMÜSENER Sant lohannes, der 
almusener zfi Alexandria. eines nahtes lag er an sime gebet, do sach 
er bi irae ston eine gar 8ch5ne stoltze iuncfrowe, die waz gekrftnet 
mit zwigem von eime olcyböme. do er die sach, do erschrag er 
swerlich vnd frogete, wer sü were? do sprach sü : ich bin erbarme- 
herzekeit, die Gottes sun von dorn himel uf die erde hat gezogen; 
do von gemehele mich dir, so wirt dir gar wol. do erkante 
er an den oleyzwigen orbarmeherzekeit vnd wart do noch also 
erbarmherzig das er Elymon wart (sp. 2) genant, das ist gespro- 
chen ein almusener. diiTe nemete die armen menschen sine herren, 
do von so heissent die spittelherren arme lüte noch ir herren. 
dirre sant lohannes rief sinen knehtcn für sich vnd sprach: ir 
sullent gon durch alle die stat vnd sullont mir aue schriben alle 
mine herren. do fürstündent die knehte nüt was herren er meinde. 
do sprach er: ich heisse die mine herren, die ir arme lüte heis- 
sent, die sint geweliche herren vnd helfer, die vns daz ewige leben 
mügent geben, dirre sant lohannes seite gewonlich den lüton, die 
mit ime wonetent ein merlin. wie die armen menschen eins moles 
sosent an der sunnen bi einander vnd rAraetcnt die riehen lüte, 
von den su ir almfisen enpfingent, do was ein gar richer zoller 
in der stat, Peter genant, von dem rettent sü, das kein arm 



I 

li 



151 

[ metische kein altnuBen vor Bitire tür nie enpÖng. do was einre 
r der riirwtltete, er wolle ein almUsen vou finre hitiit cDiilolien vnd 
I ging Fin dcB Kollers Iros vnd tiieach dits atmliaen durch Got. do 
kam der zoller vnd aach den armen menschen vor der tiireii slon 
brot liitten. do snch der zoller vmb sich, ob er me atein sehe, 
1 armen von der türen werfe, dn er keinen stein en- 
fani, do kam ein kelleiin vnd trüg einen korb rait lirote. do 
Efickete der zoller eio hrot, vnd achlUg dftz mit so grosser Rrimnie- 
keit vf den atmen man, duz tme das brot us der hant enpGel. do 
sucket der arme man das brot. vnd Hof zu Einen gesellen vnd 
rAmete sich er hette daz brot von dez zollers hajit enpfangen. 
hie noob über zwone tage wart der zoller so siech, das er in diso 
weit sich nflt fürstfint, do aacb er sich vor geribte ston vnd sacb 
das diu roören sine slinde nf eine site der wogen legen, an der 
ander siten attindent lüle in wissen kleidern gar LetrAbet, wenno 
nfit hettent uf die woge zä legende, do spracb eimc: wir 
hant nüt anders, denne ein röchln brot, doz gap er vor zwein 
tagen Kristo wider sinen willen, da?, leitent sü uf die woge, do 
['«Bg HB gelicb (fal. 43b sp. 1) den Sünden, do sprechen sü zu 
I deme zolter: du aolt das brot meren, anders die mSron begrifent 
diob, erwuehete der zoller vnd wnrt gesunt. do sprach er zB 
dem bobeate; alt ein rocken brot, daz ich von zorne Gölte wart 
Bo nütze ist gewesen, wie nutze eo! mir denne sin, daz ich mit 
wiQen alles min g&t tiotte gebe, eines molea ging der zoller hie- 
noch vf der stroezen vnd waz gar k&stlich gekleidet; do kam ein 
der bette sin gut in dem mere fnrlorn vnd bics dns er ime stürte, 
daz er gekleidet werde, do zocli er dis koatber kleit abe vnd gap 
das dem armen; der fiirkörte das kleit zu stunt. do nu der zoller 
wider den aelben weg ging, do sacb er aio kleit vf gebencket vnd 
förköft; dez betr&bet er aich ao groslich, daz er dez tages weder 
enen noch trinckeu wolte vnd sprach in ime aelber: ich hin 
nillihte nüt wirdig, das der arme min hette gedobt bi dem kleide, 
do nu dirre zoller onlsclief, do sacb er einen, der waz achönre 
denne die minne, vnd hette ein crüce uf sime höbte vnd waz ge- 
kleidet mit dea zollera kleide, der nprach zu ime: Peter, warvmb 
weinesta, kennestu dia kleit? to, apracb Peter: berrc, ich kenne ea 
wol. do sprach vnser berre: mit disem kleide bin ich gekleidet, 
Bit du ea mir gebe vnd dancke dinen gnten willou, wenne du 

IDiioh geilucket host, do mich gefi-oreu bet. do gedohte der zoller 
Id sime sinne: wie gross seückeit Got an sine armen roenscben 
leite vnd waz aine liegirde, daz er niemer erstürbe er wolte vor 
ein arm mensche werden, do von ao gap er sin gut alles durch 
Got vnd rief sime schribor, den er kftft bette vnd sprach eü ime: 
ez Bol heimuliub ein vnd bliben, daz ich dir sage vnd inelUeatu daz 
oder tirfulleatii nüt, so wissees, das ich den babaren fürkAffe. do 
gap er dem sthriber zehen pfunt guldea vnd sprach: gang in die 
Btat vnd köffe dir pinen sclm'z vnd fiirköfie mich eime oriaten 



159 



I 



vnd gip äaz golt, daa du von mir losest den armen lliten. 
Hchriber mit vnvrillen ffirte sinon herren mit irae vnd fürkörte den ^ 
(sp. 2) eime kristen, silbergraber, waz gekleidet mit vnreinea bi 
kletdern. do von eopbing der achriber drisig pfeDDiDge vmb ainen, 
herren, die gap er durcli Got, dirre Peter del ulle sineheliob> 
ambt in Btaea berren hoff, do von wurt er fürsmohet von dem 
anderen gesiode vnd waH von in dicke geatosBen vnd geschlagsa 
vnd ein narre geheissen. in dirre demätekeit erschein ime voaer 
herre nil dicke vnd erzeuget ime daz kleit vnd die drisig pfennitige, 
die er z3 ime enpfangen hette vnd tröste in domitte. der keiger 
vnd alles lant klagetent der verlust dis erlicben mannes. es b9* 
Bchach das ein teil ninre noch gcburen (Uren von Conetantioopel 
vnd sQcht«Dt die heiligen durch Gottes willen; die wurdent von 
dis PetorB herren geladen über sinen tisch, do sü nü diseo knebt 
sobent dienen, do runet einre dem anderen ob dem dische, wie 
der kneht Peter dem zoller gar gelich were vnd sobent In mit 
flisie an. do sprach einre: werlicb dirre ist her Peter, ich wU nf 
stoD vnd wil in haben, do er dia merkote, do furstal er sich 
enweg- do whs ein portener, der was ein stumme vnd tdp; aft 
dem Bproch Peter, daz er ime uf eiitscblüsse. do wart er gehöronda 
vnd redende, der ging in daz hus vnd redte, des wunderte sfi 
alle, do sprach er: der Peter, iier ucb in Qwer kijchen diende^ 
der bies mich ime uf schjieacn vnd ist us bin geflohen; der bot. 
mir die rode vnd geliArde wider geben ; ich globe, er si ein gotte»- 
iränt, wenne ich aach eine flamm zU sinen mnnde us gou. do er 
mich ime biea uf tBn, do enzunte mine zunge vnd mine oren. do 
von rede ich vnd gehöre, do lieffen hü nlie us vnd HÜchten in. 
doch enkundent sü sin nüt finden, do enpbingen alle, die in 
dem huse worent, büase vnd rüwe vmb die eündo, das sü den 
heiligen menschen ulao achmechlich hettent gehandelt, aleo mit 
disem bezeichen ermante sanl lobannea die iute, daa aü erbarm- 
hersig nerent vnd wurdent. ea was ein raünicb, Italius genant, 
der wolt sant lobnnnes furaiicbeu (hl. 44a sp. 1), obe er mAbte 
mit Worten über komen werden, das er lihteklich zii einre sündea 
were zfi ziehende, do von ging er in die stat vnd schreib an 
alle die offenen Sünderin, die in der stat worent vnd ging do 
noch zfi einre noch der anderen vnd bat iegliche. daa sü ime ein ' 
naht gebe vnd in der naht kein lipiich Bünde beginge, also ging 
er in iegelicher Sünderin hus vnd kaüwet eine gantze naht hinder 
ire tflren vnd bat G^ot sü vnd ging des moi'gens vs vnd fürbot 
iegelicher, das sü dia nüt meldete, (do'-'was eine, die offenbarts 
dise getat. do bat Italius, das der tüfel in bü fßre vnd sü piniget«, 
do sprochent die andern frowen zil der besessenen : dir ist gelonet, 
das dn fürdienet hast von der lugenen,*die du geaeit hast, wenne 
dirre münich get herinizti vna, daa^ er eine bosheit vnd sine. 
sQnde mit vna tribe vnd vmb nüt anders, do es nn obent w&lt, 
do sprach dirre Italins offenlich, daz ea uil Intes horte: ich wil goo. 



153 



I 



I 



watiDQ die frowe wartet min. strofietont in die lüt.e; do sprach 
er: hnn icb nilt also wol einen lip also ein ander mensche oder ist 
Got allein wiJer die manche zornig V möudie sint also wol lüte 
ttlfi ir. do sprochent ettelich : ahbot, du aolt eine frowe tiemen 
Ttid solt diuea schin ') für naudelen, daz ander löte sich din nüt 
geergerent. do geborte er nil zornküch vnd sprach: werlieh, ich 
erhöre floh nüt, gont von mir. wer sich ergereo welle, der tii es 
vnd atoBso sine stirna an die wnnt. hat ich nü Got richter üher 
mich gesei^et, gont hin vnd besürgeot üch selber vnd rief über 
lot: ir werdent mit rcchounge lür mich geben, diee meren wur- 
deot für saot lohanseu getiageu, du wart itne sin herze alflo 
försteinet von Gotte, das er dise boaheit nüt wolte glAben von 
disein tibbete. doch bat eant lohnunes Got, daz noch dem tode des 
mflnches sine werk wurdent geuflent ettplichen meDechen, da^ dio 
sin geergert werent worden, nüt in iren süaden blihent. von dis 
loün (sp. 2) ches gebet wurdeot der gemeinen frowen uil bekoret, 
die besloB er alle in ein kloster, do sü ein gottelich leben fGrtent. 
eines morgens, do dirre abbat von einre der gemeinen frowen 
ging, do begegente ime ein iiingeling in der türeu, der wolte zu 
der frowen gon, das er mit ir siindete. der sIGg den miinich an 
sinen backen vnd sprach: dn bfiaer miinich, wie lange wiltu dise 
vnreinekeit triben, wenne wilt dn dich bessern? do sprach der 
■bbet: gelobe mir, du solt einen soüchen streich vod mir liden 
dat Alexandric gesamet wirt. hie noch fiber kurze zit kam der 
tüfel in eins moren gestalt vnd schlug den iflngeliag an einem 
backen vnd sprach: disen backestreich sendet da der abhet Vitalins 
viid wart vonn derae tüfel beseasen, vnd rief so lüte, das slles 
folk für in kam. doch wort er von dem gebette des abbetes cr- 
lo&ent. do enpGng er ruwen vnd hiJsse über sine süude, die er 
an disem heiligen abbet begangen hette. do dirre abbct nohct 
eime tode, do lies er geschriben mit sinre bant hinder ime; ir 
Bütlent nüt vrteilen ! vor der zil do fnriohent die frowen waz 
gUter andaht er bi inen «bete nahtes so er bi in was. do von 
lobete das folk alles Got vnd sprach sunderlicb eant lohannce : 
bette icli von disem heiligen valter gelobet die sundc, die von ime 
wxrt geuoit, ich hette uil lihte öch einen halstreich enpfangen. es 
kam ein armer bilgerin z^^ sant lohannea vnd hiesoh das alnilisen. 
do rief sant Johannes sime sciialfener vnd hiea dem btlgeriti geben 
ses Pfenninge, do ging der bilgerin dar vnd fürwandelte sine 
kleider vnd vorderte anderwerhe dnz nlmilsen von sant lohannes. 
do rief er aber sime sohaffeuer vnd hies imc geben ses guldin. do 
der bilgere in enweg kam, do sprach der scbafiener: heiliger vatter 
wissest, daz der bilgerin hüte das alraSsen zwir het von dir en- 
ipfangen. aü dem dirten mole vorderte dar bilgerin von sant lo- 
'Mooee dns nlmilsen in eime fflrwandelten schine. do trat der 

') Orden Atem. X 07. 



154 

schaffener sant lohannes (hl. 44b sp. 1) nf sineu fuB vnd wincket 
inio, dis were der selbe bilgerin. do sprach sant lohannes: gang 
hin vnd gip ime zwelf pfenninge ; wenne es mag nun herre Ihesni 
Kristas sin, der wil mich fürs&chen, ob er müge enpfohen denne 
ich geben, ein man hies Patricius, der wolte eines moles der 
kirchen gSt anlegen an köfmanschacz, daz es do von gemeret 
wurde, dis werte sant lohannes vnd begerte, das man der kircheo 
gfit solte Yuder die armen cristen teilen, do von so hfib sich ein 
krieg zwischent ime, daz sü bede in zorue von einander schidenL 
do ez nu obent wart, do enbot sant lohannes mit sime erzepriester 
Patricio, die sunne were vndergangen vnd ermante in dez, das in 
dem ewangelii ist geschriben^ die sunne sol nüt vndergon in 
üwerme zorne. do dis Patricius horte, do begunde er weinen md 
ging zu sant lohannes vnd begertc, daz er es ime fürgebe, dai 
er wider in gezürnet hette. ein tabernierer hette eins moles sant 
lohannes nefen einen gar übel gehandelt mit schelteworten. du 
lag ime swer, das ime nieman künde getrosten, öch klaget er m 
sime nefen sant lohannes. do sprach sant lohannes: wie g^etar 
ieman wider dich reden oder sinen munt wider dich uf t^n, gWm 
mir sun, ich roI ime hüte ein solich ding tfin, daz alles Alexandria 
sich sin sol bewundern, do dis der iüngeling horte, do wart er 
gctr^tet, wenne er sich fürsach, das sant lohannes wolte eine 
swere röche wider sinen fiant tun. do sant lohannes sach, dai 
der iüngeling hie von getröstet waz, do kuste er in vnd sprach: 
lieber sun, wilt da sin ein gereth nefe minre demütekeit, ao do 
bereite dich do z^, daz du von der weit wellest gepiniget werdoi 
mit Worten vnd mit wercken; wenne gewore frünschaft komet m 
tagenden des herzen nüt vs fleische noch vs blute, do voo N 
hies er für sich komen den tabernierer vnd lies in lidig von allei 
dem zinso, den er ierlich solte dem Patriarchen geben, des fftr- 
wunderte sich alles Alexandria daz (sp. 2) die röche, die er im 
wolte tfin. dirre Patriarche sant lohannes hies ime sin gab be- 
reiten, die wile er lebete vnd hies es doch nüt vollebringen vnlM 
noch sime tode vnd hette geheissen sine diener, wenne er ml 
sinen phaflen in den grasten eren waz oder freuden, dnz der dienv 
einre für in stfint vnd sprach: herre din grap ist noch nüt voIte' 
broht; gebüt, das es gemäht werde, wenne du nüt enweist, wenac 
der tot helmelich als ein diep kome. ein richer man aach dtt 
moles, daz sant lohannes gar b6se deckelachen hette obe sinn 
bette stat, wenne er die guten hette durch Got geben, do tob 
köfte diser riebe man gar ein kostlich deckelachen vnd gap dtt 
sant lohanse. do n& sant lohannes des nahtes dis ob inie hettii 
do enkunde er nüt enschlofen die ganx» naht vnd gedohte, «i 
dnehundert sinre herren m6htent von disem tüche gekleidet ww 
den vnd weinde vnd sprach: wie ist der so uil, die nu scblofM 
vnd vngesscn sint nider gangen, wie ligcnt dine herrn nas vf 



155 

B-.deni regende vf der sfroasen vnil kleffelent ^) in ire zene von 

ftfroste; so ligo ich hie vod hau hüte groae fisclii? gesaeo; ich Hge 

■Jric vf einen) weichen liette viid ruwc über dia nllus, so lige iuli 

■-*nil werde ged^cket mit eime tScht^, diiK sc? vnd drisig pfunt hct 

Vgekost. Kwor ich aol furbaz nUt ao kosth'ch wcrdeu. des morgetts 

rhies er das deckelaclien furkouffen vud g»p das gelt armen lUten. 

do dia vcmam der riche mnn, do kAfte er das deckeluclien widor 

vad gap daz saut lohanoes vnd bnt io, das er es behielte ob ime 

vnd es nüt ine fEirköfte. do enpfing es sant lohannea vnd hiea es 

»ber fiirkdHcD vad das gelt ainen beiTen gen. da ging der riche 

1 aber vnd köfte daz tuuh wider vnd gab ca saut lohannea afi 

riUen inole vnd sprach mith lacliendem munde: wir sülU'nt 

a weroB e gebrpete du nn dem filrköffende oder ich an dem 

mdsrlAsende, also berßbte sant lohannes den riehen mau mit 

nisekeit vnd sprach: ich han einen riehen man beröbet sinni'H 

[b1. 45 a ap. LJ gUtea vnd hau doch aüt gesundet, me ich han zwei 

PgBte werkgcton; eins, das ich deni rieben sine aele hau behalten ; 

das ander, das ich grosen Ion do von enpfohe. ein uierlein aoite 

sant lohaimes. das er die Inte bewegete zu erbarmeherzikeit, wie 

ein abbet, waz tjernpion genant, der gflp aine kleider so gur von 

ime den armen liiten, das er Mos gas, do wart er gefrogot, wer 

in berftbet hetteV du sprach er: daz ewangelium het mich beröbet 

daz do spTJchct: verkßfTe allua, daz du hest vnd gip ea den armt-n 

menschen, den gap er daz bUch mit dem ewangelio. do wart er 

gefroget, wo daz ewangeliitm were'/ do sprach er: es gebot mir, 

das ich es fiirköftc vnd das gelt den armen lüten gebe, das han 

ich goton. Baut lohannea hies einem armen menschen geben i»nf 

Pfenninge durch Got; daa beamohete in, das er irae ao wenig hetle 

upben. do von so schalt er sant lohannea mit bösen woiten in sinro 

^■egenwirtekeit. do dis hortent sine knehte, do wolteut sü den 

Ktrmen menschen gar übe! haben gehandelt mit grossen strevhun, 

dis vndiTBtSnt aant lohatmes vnd sprach: ir lieben brQder, iont 

mich übel sprechen, weniie ich han Kristtim sehdg ior übele go- 

hmidolt mit ratnen boaen wercken; solte ich denac nüt ein schelte- 

wort durch sinen willen lideu, do hies er einen sag mit pfeningeu 

für den armen menschen bringen, daz er neme also vil er wolte. 

dnit folk bet eine gewonheit, daE aii noch dem ewangelio us der 

kircben gingent vnd vor der kirchen in fippigon reden stundent. 

do von ao stniit sant lohiinnas eines niolea vf noch dem ewangelio 

vnd ging us der kirchen vnd satte sich mitten vnder daz folk. 

dis fürwunderten au sich alle; do sprach er: lieben kint, wo die 

scbefelin sint, du sol Ach der hirtu si». do von ao gont in die 

kirolie, so gun ich mitte; wenue blibent rr hie uase, ich blibo In 

iicb. dis det er swirent, du mitte lertu er daz folk in der kirchen 

bitben. ejo inngeling bette eine kluaterfrowe vsgefAret, do von 

'( klapiKrii lu Le..ciT «Ad. WB. I li, U. 



156 

so wart er von den priestem für sant lohannes gearteilet daa 
(sp. 2) er bennig were, wenn er zwo selben fürloreii hette. do 
gesweigete sä sant lohannes vnd sprach : es ist nüt also, ir Büne, 
ich zege üch, daz ir zwo sunden tünt: die erste, das ir widor 
Gottes gebot t&nt, do er sprichet: ir süllent nüt vrteilen, das 
ir üt geurteilet werdent. die ander sünde, das nüt enwissentf 
ob sü rüwen habent vmb ire sünde. eines moles lag sant lohaonea 
an siroe gebet vnd waz fürzncket; do horte man, wie er mit 
disputierte vnd sprach: also gfiter Ihesu, sol man sehen, wer den 
andern überwinde: du in dime verlihende oder ich mit minem 
vertribende. do die zit kam sines todes, do sties in ein awerer 
ritte an. do sprach er: ich dancke dir, lieber herre vom hiroe!, 
daz du erhöret best mine begirde, daz daz an minem tode nüt me 
hinder mir fanden wirt, denne ein pfenning. das wil ich öch, dai 
man in den armen lüten gebe, noch sime tode wart der heilige 
lichome geleit in ein grap zwischent zwene bischofe, die raoketent 
ieweder an ein ende dez grabes vnd gobent sant lohannes die 
mittel stat. kurze zit vor sime tode waz eine frowe, die hette 
ein grose sunde geton, daz sü vor schammen die sünde nüt wolte 
bihten. do sprach sant lohannes, das sü doch die sünde an einen 
brief schribe vnd ime den brief gebe, so wolte er Got für afi 
vmb die sünde bitten, dis det die frowe vnd beschloz den brief 
mit eime ingesigel vnd gap den sant lohannes. kurtzlich hie noch 
starb sant lohannes; do dis die frowe horte, do gedohte sü, wie 
sü mit dem briefe were zu schänden worden, do von ging afi 
über sant lohannes grab vnd sprach mit groszem süfzen vnd mit 
weinende: ach ich arme frowe, wonde mine schamme fürheln vnd 
bin nu aller der weite zfi schänden worden vnd bat mit grosser 
andaht sant lohannes, daz er sü Hesse wissen, wo oder wemme 
er den brief hette geloszen. do stänt sant lohannes uf us dem 
grabe vnd die zwene bischofe mit iroe vnd sprach zu der frowen: 
warvrabe bekumberst du vns so sere vnd enlost mich vnd dise 
zwene heiligen (hl. 45 b sp. 1) die hie bi mir sint rfiwenl sich wie 
vnser stolen von dinen trehenen nas sint worden vnd bot der 
frowen iren brief mit deme ingesigel beslossen, als sü in ime hette 
geben vnd sprach : schowe din ingesigel vnd dinen brief vnd slüs vf 
vndo lis. do sü den brief vf enschlos do sach sü ire sünde alle 
abe gedilget vnd fant do geschriben durch mines knehtes lohannei 
willen ist dine sünde fürdilget. do von lobete dise frowe Got 
grosliche vnd hie noch ging sant lohannes wider mit den zwein 
bisohofen in sin grab ligen. 

VON SAN PAULUS BEKERUN6E Vnser here Ihesus Kristos 
wart gcmartelt, in dem abrel dez selben iares wart sant Stephan für- 
steinet; in dem ögest in dem selben iare wart sant Paulas be- 
kert; in den monat noch dem merczen, wo von nü der tag sinre 
bekerunge me wirt geeret von der kristenheit, denne andre heiligen. 



167 

des linileii wir ilrie Bachen: die erste das wir ein bizeiclien euUent 
nemen uinrn guten zUfüraiht in Gottcz erbermede, die den grossen 
flündei' in so grosze gnade onpfing. die »niler sache ist die freue, 
die alle krigtenlicit von slnre bekerde enpfiog, der die kriateDheit 
vor so gr&siob betrübete mit sinre durchehtange. die dirte aaclie 
ist daz grosse wunder, daz Got au ime wircbete, dae er von den 
grimmen darchehter mähte einen so getruwen bredier. dise lie- 
kerde ist wunderlicli gewesen, in dem daz Got erzegiSte daz wunder 
sinee gewaltes, do er zu ime sprach: Paule, dir ist (sp. 2) horte 
wider die r&te treten vnd Öcb do von, das er in so schiere vor- 
wandelte, do er auatette antwurte vnd sprach : herre woz wilt 
du daz ich tu»? da von aprichet sant Augustin: daa lembelin, 
das von den Wolfen ertötet wnz, dns mähte vs dem wolfe ein 
lembiin, der bereitet sich nJi zu gehoreamheit der eich vor hette 
bereit zii durchetende. dise bekerange ist öch wunderlich durch 
die grosso wisheit, die Got do erzöget het in dem, daz er situt 
Paulus hofart het nidei' getrncket mit sinre deniAtekeit, do er 
sprach: ich bin Ihesua Nazareuus ; nüt sprach: ich bin Got 
oder ein herre; ich bin der demAtigo fürsmohete IhesuB, leg abe 
dine hochfai-t vnd enphoch mine demAtekeitI iu din'e bekerunge 
het &ch Got erzeuget sine grosse miltekeit, daz er den het bekert 
mit sinre gnoden, der eich het mit sinre eiginen begirde bereit vf 
den weg der durcliehtunge, wenne fr bette zu dem bSseo wercke 
grosse begirde vnd tlis, do von ao begerte er briefe, das er die 
bristen gefangen mÖhte f&ren gen Iberusalom, also bekerte in die 
Oottea erbermede zu ir wie das were, das er uf den wege der 
vofertekeit were. dise bekernnge ist öch wunderlich gewesen von 
dem liehto, daz in erliihte, daz nam ime drie gebreaten abe: den 
ersten gebresten nani ime dix lieht mit dem vnfürwenteu anfalle 
ainea schines abe mit dem schrecken, den er doenphing; daz waz 
die freuel getürstekeit, die or liette wider die criatan lüte. do von 
so ging er zfi den färaten dei' priestsr vnd begerte, daz aü irae 
erlöbteot sinen frenelen willen z& erzC'gende wider die cristen. der 
ander gebreete waz hofart dez herzen, die erzeuget er, do von ime 
geschriben ist, daz er gebleiget waK von trowendo in die crieten; 
do von demAtigete in die grosse des liehtea. der dirte gebreato 
waz die vnfernuft gdttelicher erkentnis. da von sprach die stime 
in dem lichte : ich bin Iheaus, rehte also ob er spreche : du weneat, 
das ich von den laden ertötet si, so lebe ich noch (bl. 46a ap. 1); 
die ewige Oottea kraft oder wir merkeat in disem Übte die stimme, 
die ime rief vnd den achin der in erlühte vnd die Gottes kraft, die 
in bekerte, dise bekerungo iat öcb wunderlich gewesen an saut 
Paulus von den drieu zeichen, die an ime IJplich Got wirkote. 
dnz erste woz, daz er lipiich wart nider geacblngen, das er geist- 
lich af eratünde, do von aprichet sant Angustin: sant Panlnn 
iat nider geschlagen, daz er erliiendet warde, er ist erblendet, 
daz er erlühtet wurde, er ist erlübtet daz er gesendet wnrde, er 



158 

ist gesant, daz er vmb die worheit gemartelt wurde. Paulus 
der grimino ist nider geschlagen, daz er gelöbig warde; der woIf 
ist ei'schla*>en vnd ist ein lembein worden; der durchehter ist 
nidergeworfen vud ist worden ein brediger; ein sun des tüfels 
ist nidergeschlagen vnd ist worden ein vserweltes fesselin, er 
ist worden blint, das er daz gewore lieht enpLinge. do von 
so meinet man, daz er in den drien dagen, do er blint was 
von Gölte wurde gelerct daz ewangelium Kristi, daz er bredijgete, 
wanne er selber spricbet, daz er es nüt habe von keinem 
menschen; me er habe es alleine von Ihesu Kristo. do yod 
Bprichet sant Augustin: ich heisse Paulum einen geworen 
iünger Kristi, wenne er von Kristog eiert wart mit Kristo gecrüziget 
in Kristo glorificieret; er pinigete sincn lip, daz er gefolgig werde 
zii allen wercken, weune er künde hunger liden vnd gen&g haben; 
er waz an allen stetten vnd in aller wisheit gelert vnd übertrug 
alle widerwertekeit gewilleklicbe. do von sprichet Crisostomaa: 
sant Paulus schetzet die tirannen vnd das zornmütige folk wider in, 
also die flöhe den tot vnd tusentley pin scheczet er ein kinder- 
spiel, wenne er enphing die martel gewilleklich. in beduhte, er 
were me gezieret mit der kettiu der gefengnisse, denne mit eiore 
köstlichen cronen; er enpfing mit grosser fr5dcn wunden, denne 
ander menschen grosse geben oder uf einen anderen sin: d6tete 
Kristus an sant Paulus die drie gebresten, die Adam an im hette, 
wenne Adam (sp. 2) der hüb sich gegen Gotte in hochfart uf; do 
von schlug Got Paulum uf daz ertrich in dem&tekeit nider. also 
Adam sine ögen uf det, also wart sant Paulus erblendet. Adam 
as daz fürbotten obes, sant Paulus vastete öch von zimelicher spise. 

VON SANTTA PAULA Paula was der edelsten frowen eine von 
Rome, von der het vns leronimus geschriben alsus wer es, das 
alle glide dez libes werent zungen vud alsament menschliche stimme 
hotten — 8Ü m&htent nüt lobes genüg noch wirdekeit gesprechen 
der heiligen saut Paula, si waz edel von geschieh te, vil edeler 
wart sü an tügcnden, sü wnz geweitig an richtüme. nu vil schin- 
berre ist sü in der armüt Kristi, ich nime Got zu gczüge, sprichet 
leronimus vnd alle engel sunderliche iren engel, der ein hAter was 
vnd ein letter waz diser lobelichen frowen, daz ich von gnoden 
noch von minnen zu diser frowen nüt willen hau lop oder ere z& 
sprechende me alles, daz ich von ir spriche, daz ist zu wenig 
lobes den tügeuden, die sü gefihet het. dise frowe, die lies alle 
die iren arm vnd waz sü die armeste vnd also vnder den edelen 
steinen der edelste vnder den anderen schinot vnd der sunnen 
glatjt den schin der sterncn vnschinber machet; also het sü die 
fügende vnd die kraft aller der, die zu iren ziten worent mit irer 
dcniAtikeit über komen, sü waz die minneste vnder allen menschen, 
daz sü die oberste weirde vnd ieme sü sich erniderte ie me sü 
Kristus erhöhete. sü floch ere vnd crwarp do mitte die ewige ere, 
sü folgete den tngenden noch, also der schotten, sü fürlies die ir 



H&Jlt 



I 



i; 



begerlen vnd bägürtu Jur, iHo hu fiirsmofaut inaliton. diae frowe 
gebui- atis kirjt: eine (\A. 46b ap. 1) iluiiter liica Blesilla, diu trostu 
lUH vtü Koiue noch ii*re muttir tode. die ander dohter 
Wttz die heilige Pnulinn, von der aiiDt lei'ouimua uil acliribet. dnx 
"" -ie killt wiiz Fftuiraacliius, den satte sfi über ii'p aelge rete iiocli 
le der ein wunder gerehter tnun waz, da/ wu Euatochiua, 
kosber kleinol wuz der kristenbeit in ircm reinen küaclien 
lebende, alsu von ii' aclii'ibät aanb lerouimna. dai fünfte woz Hu- 
fina, daz aebsto waz Clioi'ucliius. nocb denie, das ir man starp, 
do betrübte nix sicli so groaüeli, daa sü uil uuhte dot waz vnd 
kprte aicli do mitte so atrenglich kü Gotte, daz man wenen mAhte, 
aii were it'es maniies dot l'ro, bie uoch gap nü durch Got ir 
richtüni Tiit) begerte z'ü vuiende von Rome zU dem heiligen lande 
Iherasaloin. da von so gnp sü sich in die hiito dee bischofea Pau- 
liui von Antliyocen vnd Epiphani, die do vod Roma wolteu farn. 
sü lies ir laut, bruder, nefen vud inogen vnd daz me ist, ire kint 
vod ging an dun stodeo. do uan nu daz schif bereite, do giug 
sü in das achif, daz fßrte daz mer a( mit den lünden an daa 
stadeo stünt die schar ire i^riinde vnd hSbeut uf ire heude von 
leide, sü each Rulinant iie dohter atOD au <lem staiieu, die begerte 
das die inüter hi ire gemahelschaft were mit grossem weinende, 
weune sü io kurzer friat äolte gumabelt werden, die muter erzeu' 
get« vmiltekeit gegen ire kinden, daz sü miltekeit gegen Gotte 
erwürbe, bü fürgaa müterlicher triuwen, daz sü wurde Gotte eine 
getruwe dieoorin, die mütoilichen odern wurdent zerknucscet von 
bitlerme lidende, als ob hü va den gli den wurden gezogen, dta leit 
die füllekomen miuue mit giosaeu freuden vnd iürsmohte die liebe 
der kiut mit der minni.' Gottes; sü leite alleine troat vnd rilwe in 
ir dohter Enstocbium, die ir geferte waz mit willeu vnd mit 
werken, die och do bi ir in deme sehifTe waz. daz schif erete hin 
durch daz mer. alle die, du inne woreut, die soheut wider an den 
Btüdou. saut Paula stecket ire ögeu für sich, weune aü wider xf 
dera staden nüt gcdencken eiimohte one voiueeig vud we amerzen. 
do au nS iu das heihge laut kam, do eante (ap. 2) der rihter von 
Pnlestinen siiien hotten, daz man bereite einen palaat diser fruwen 
ai einre wonunge. dise ere türsuioliete bü vnd erweite eine uil 
oleine demütige uelk' ir zu einre wonunge vnd ging mit ganzem 
.aroeal« vud äisze an alle die atette, do Got üt lidendea hatte 
suphaugen vud vollebrohte do ir andabt mit grossem weinende. 
do aü kam au die atat. des heiligen cruces, do viel sQ oider in so 
groser audaht, als obe aü Kristtim do liplich achowete au dem 
crüoe; sü ging in daz grab vnsers herren vud küasete mit andaht 
den stein, den die enget von dem grabe erbfiheut, do Kristus er- 
stllnt, BÜ gos ao uil treben, duz man dis grab do mitte mi'ihtc 
gewsichen hau. hie noch fflr sü gen Dethleem vnd ging in daz hus 
do Kristus innn geborn wart vnd sach do mit liphchen ögeu daz 
kiut in der kripfeii ligun, luit weudulcu hewuuden vnd weinen vnd 



160 

sach die künige, daz kiot ane bitten vnd den stemen obe dem 
huse schinen vnd die muter Marien vud Joseph iren h&ter, die 
hirten die dez nahtes komeut, daz sehent dis wort daz ein mensche 
waz worden, su sach die kindelin, die von Herode wurdent erifttet 
vnd Mariam mit irme kinde fliehen in Egyptnm, do rette sü mit 
Worten die worent gemüschet mit diefifen süfzen vDd trehenen Tod 
sprach: gegrüsset sierta Bethleem ein hus des brotes, wenne in 
dir ist geborn daz brot, daz von himel her abe ist komen. ge- 
grAsset sistu Enfrata ein fruhtber lant dez fruht Got selbef ist. 
do von hat Dauid wolgesprochen : wir sollent in sin tbabemakel 
oder wonunge gon vnd süUent in ane bitten an der stat, do sine 
füsse sint gestanden, also bin ich arme Sünderin gewirdiget, das 
ich sol küssen die kriphe, do Got daz kindelin inne ist gelegen» das 
ich sol betten in deme huse, do Maria die Inter maget ir liebes 
kindelin gebar, hie sol mine rüwe sin, wenne es ist mins herren 
lant, hie wil ich wonen; min behalter hat ime dise wonunge user- 
weit, sü het sich so gr&slich gedemütiget, daz sü nüt geschetiet 
wart die minneste maget, die sü hette, weime sü mit den anderen 
(bl. 47 a sp. 1) megeden ging so waz sü an stimmen, an kleide, 
an wandel die minneste vnd die versmeheteste. noch ires gemmhelfl 
dote kam sü über keines mannes tisch me, vntz au iren dot. ein 
bat ens&chte sü nüt, er wer denne von swerem siechtagen, sfl 
ensfichte kein weich bette nüt, vf eime herten strote vf blose erde 
gestrecket waz ire rüwe, die doch nüt anders waz denne betten 
naht vnd dag; eine kleine sünde weinde^) sü so gr6slich, das dfi 
mühtest wenen, sü were die groste Sünderin von der weite; sfl 
wart dicke gestrofifet von sant leromino, daz sü ir weine solte 
lossen durch irre ögen willeo. do antwurt sü vnd sprach: dis 
antlit sol betrübet sin, daz so dicke wider Gottes willen vnd ge- 
bot gezieret ist gewesen mit den purperen, mit den edelen steinen 
vnd mit aller hofart. der lip sol gepiniget sin der so grossen 
Wollust wider Gottes willen het gehaben, daz lange lachen sol 
man büssen mit dem ewigen weinende, die weiche der sidineo 
lilachen sint zft fürwandelen in einen herten strot vnd die weichen 
kleider in ein herin hemede, do von ich minen liplichen gemahel 
vnd der weite han wol gefallen, so beger ich nu Kristo zft di^ 
nende. sü wart gestrofet, daz sü ir gut so gar durch Got gebe, 
daz sü sin gebresten solte haben, do sprach sü: ir begirde wer, 
daz sü vor irme dode solte des almüsen leben vnd einen phenning 
hinder ir nüt enliesse vnd in eime fremden lilachen wurde be- 
graben, si waz so mesig an ire spisen, daz sü selten, es were 
denne grosse hochzig, oley in irre spise nützete, keinen win, 
vische, fleisch, milch, honig, eger oder waz lustlich dem übe 
mdhte sin, ein nützete sü nüt. do von sprach ein glissener in 
irme guten schine, es wer ein wont von ir, wie sü mit g&ter 
sinne were von überigen übende in tugenden. do von solte sfl 

stet 2 mal toeinde siL 



i 



nüt spisea irme tiöblo wider helfen, dente antwurte sü vnd sprach: 
wir dorehtbii inensclieD eint wordeo durch GoUe willen eiu vinster- 
niase der weite dea eDgelon vnd (sp. 2) den lüten. aber daz 
dorbeit gegen Gotte ist, ilitz ist weser, denoe die weit. Doch 
deme, da/, sü ein cloatei' hette gebuwoo aü einre wonunge gfiten 
heiligen brüderen, do fing aü an vnd aamente gute iancfrowen, 
die eins kuauhen iebens woltent btiben vnd bereitete den ein 
ordeolich leben, daz bü ein gemeine lebe bettent an dem gebet 
vnd doch ein voderscheit bettent an iren nercken vnd an ire 
spise durch gutes frideii willen, wenue ir ein teil gar ede!e von 
geburt worent, ein teil von dem mittelfolke, ein teil arme mcgede. 
doch bette sü in alten füraehen ein ir leben noch ire wirdekeit. 
wenne ein kreig vndei' in uf atiint, den füraücde hü mit senften 
Worten, sli kestigete der iüngen megede lip mit vaetende vnd mit 
mesekeit vnd sprach, es ist besser der buch lide, denne die sele 
vnd sprach: daz den weltlichen IQteo ist eine kleine aünde, daz 
ist eime geistlichen menschen ein uil swere Sünde, hü wuz iren 
swestoren gnr milte in iren siechtagen vnd waz ir selber gar 
herte. so uil daz aü einea moles in grosser hitze dez summers 
einen eo sweren aiechtagen leit, daz die arzode meinden, sü aolte 
ein wening wincs nützen, daz ir natar do von gekreftiget worde. hie 
noch enkunde sü der habest Epjphanius nüt bringen mit allen 
sinea sinnen; doch überwaiit sü den siecbtagen mit der Gottea 
kraft, dise frowe begerte zu kirnende die nberhemesche sproche, 
die aant ieronimus von kint uf hette tegelich geleret mit arbeit. 
die lerte sü in iren alten tagen also wol, daz sü den aalter vnd 
alle gebet in aberhemescb sprach, diae frowe fiel in einen sweren 
eiechlagen vor irme tode, alao eü alle zit begerte, do erkante sü 
iren dot nohen, wenue ir die usaereu gelide alle erkaltet worent 
vnd nüt an ir lebte, denne daz heilige herze, in deme die sele 
noch ein selig wircken bette, mitb aolioher fiSden, also obe sü 
VB dem frftmden solle varon zu den helmeschen. do von so sang 
aü dise drie psalmeu : domine dilexi decarem dominus vnd quam 
dilecta tabernacula elegi nbiectus ease — dise drie psalmen spre- 
chant nüt andere, denne von der gezierdc vnd von den frieden dez 
himelos. do noch (bl. 17 b ap. 1) sweig all, vnd do sü gefroget 
wart, wo von so ewige, ob ir üt gebreste? antwort sü mit krie- 
eoben werten, ir gebreete nüt, sü sehe alte riiwe vnd gemach, 
hie noch scblos aü ir & gen zQ vnd achlief in Kriato z& irre be- 
greb«de koment alle die seligen menaoheu, die in den weiden oder 
in den clfistarn worent vnd gobent Got lop, der su gewirdiget 
hatte zi' der begrebde des heiligen lichamen. noch irme tode 
enlies afi nüt einen pfenning eyginea g&tes. 

VON DEM NAMEN lULlANUS ist gasprooben ein frölicher 
inbilierer von er mit frßdon in die hohe Gotheit iubilioret het, 
oder ist gesprochen ein alter dore, wenne er in Gottes dienest iat 



162 

füraltet vnd imo seibor noch der weite scbetzunge ist ein dore 
gewesen. 

Von sant Itdianus es waz ein nssetziger mensche, Symon 
genant, der bat vnsern herren, daz er mit ime in sime hue esse. 
daz det vnsor herre vnd mähte in öch reine an Übe vnd an seien. 
in der selbent würtscbaft kam die heilige Maria Magdalena ödi 
zfi gnoden. dirre Symon wart genant Inliaiius vnd wart ein bi- 
schof gemachet von den heiligen zweit hotten noch der n£Rui 
vnsers herren in der stat z& Nemonensis. dirre lulianns het tod 
sinre heilickeit yil zeichen gewirket, sunderlicb het er von sineo 
gnoden fier tuten erkicket wider zfi dem lebende, de noch för er 
in den ewigen friden. disen lulianns rAffent die bilgerin vnd die 
lantfarer an, dnz er sü einre guten herbergen berote, wenne Got 
selber in sime husü geher (sp. 2) berget waz. Öch ist ein andsr 
lulianus, der vatter vnd müter erddtete, von dem sollen wir bie 
noch sagen, öch ist ein lalianas gewesen vs dem lande Alnerina, 
der waz edele von geschlelito, noch waz er uil edeler in dem 
glöben. der waz so begirig der martid, daz er den durchetem 
engegen lief vnd sich zQ der martel bot, zu iüngest sant Grtspiniis, 
der richter sine hotten vnd hies sant lulianam, daz höbet abe 
schlahen. do daz sant Inlianus befant, do sprang er af gegen 
den, die in silchtent mit groser geturstekeit vnd enphing den 
tot mit willen, do wart sin höbet begraben zu sant Fersolo. 
^ber lange zit fant sant Mamertus, ein bischof zn wiene daz höbet 
sant Julianen in den henden sant Fereoli also gantz vnd frisch nf 
enthalten, also ob es erst were von dem libe geschlagen, noch 
deme daz sant Inlianus wart enthöbtet, do wart sin geselle ron 
denselben henden gefangen vnd wart ime getrowet, er moste des 
abbegotten opfern oder eines schemelichen todes, also sin geselle 
lulianus, starben, do dirre ireni willen nüt wolte gehorsam sin, 
do ertöteut sü in vnd begr&bent mit daz höbet sant lulianen. 
dirre waz genant Fereolus. es waz ein dyacon oder ewangelier, 
der beröbte die kirche sant luliani ire schofife vnd do ime daz die 
hirten fürbuttent von sant lulianus wegen, do sprach er: Inlianos 
der enisset nüt hemelin fleisch, ^ber kurze zit stosset in ein stmig 
ritte an vnd enphant, daz der siechtage von sant luliane gemert 
wart, do von so hies er w asser uf sich giessen, daz er kAlet 
wurde, do ging ein so grosser ubelsmackender rÖch von sime libe, das 
kein mensche bi ime gewonen möhte. do noch in kurzer zit fürf&r 
er. ein gebure wolte eins moles an eime sunnendage sinen acker 
eren, do wart ime haut lam, also daz ime an der hant bebing 
daz holtz ^), do mite er daz pflfigisin solte renien. dis tr&g der arme 



^) Vgl Aus Schwaben I 74 ff., Tibianus ist d^ Verfaßer. PMipp 
Haitihnfers, Äugshurgers, Relation ilber die Reise nach München 1611^ 



163 

nenscho zwei ior, vnd zu (bl. 48o sp. 1) iungest wart 
luHanus kit'che gesunt von den gnoden dez heiligen Eant lulinnuB. 
Jch waz ein luljaiius, der woz lulins bruder. dise zwene gebrSder 
gingent zÜ dem keyser Theodosius viid begertent, daz er in i 
lAbte, alle die sbbegAtter zeretjlren vnd teinpl, die aU finden ki 
dent vDil kristene kirchen, an die stelle hnwea. dis erlabte 
der keyser mit fr&den vnd mit willen, wenne er öch gar ein g8f 
cristen wuz, vnd gab inen briefe, dnt in alle die gehorsam soltenl 
sin vnd bebotfen, der eü ?,8 dirre urbeit bedurftent bi dem 

»luste des höbtes. do du diae zwenu lulitinus vnd Inliaa eine 
kirche buwetent an der stitt, die do genant Ut Gnudianum vnd 
tlle, die do fürfiirent inen helfen müstent sS disen arbeiten durch 
äaz gebot dez keisers. von geachiht beeebach, daz lüte mit eime 
wagene soltent lUrfaren, die betrabteteiit wie sä einen fnnt fün- 
dent, daz aÜ f&rmohtent fnrent one bekumbernis dis werckea vnd 
leitent einen irre gesellen vf den wogen vnd hiesBent den sine 
6gen 8u tUn vnd ewigen uil stille vnd decketent in, also er tot 
were. do bü nu koment zS sant lulio vnd luüane, die sprocbent 
üQ den wagenlüten: ir lieben lüte, haltent eine wile stille vnd 
heirent vns ein wenig an diBom wertke. do sprachent sU; wir 
mugeat n^it hie halten, wenne wir haben einen toten menschen vf 
dem wogene. do sprach sant lulianns: warvmbe liegent ir? do 
^rochent aö: herre, «ir enliegent DÜt, es ist also, also wir aagent. 
do sprach sant lulianus: noch der worheit iiwer wort beschehe 
^tlch. do mitte fijrent bü Tür. du sü nu ferre fürkoment, do rfiffent 
wagen vud sprocbent, dn-f. er nf Blande vnd die 
KötiBen tribe, daz aü deste e heim kement. do er sieb von disen 
Bworlen nüt uf enmahte, do begundent su in atuphen vnd aprochent; 
I apottest du vnaer, Btaot vnd trip die ohsen! er enstünt niit 
[nf- do gingent sü zu vnd entecketent in; do aobent aü in tot 
in ligeQ. von dirre gea (bl. 48 a sp. I) chicht koment die lUte 
so grosse forbte, daz aü den heiligen nüt me do noch geliegen 
getüratent. es wnz ein ander lulianus der vatter vud muter vn- 
wjssende ertßtele. dirre luiianua waz ein edel inngeling vud fSr 
eines tnges in da/ gewilde beissen ; do erapürete er einen birtz, 
dem folgete er noch durch den wall mit aime geiegezo. do kerte 
sich der vmb vnd sprach zu diseo) iungelinge: wo von iagestu 
mich, der noch vatter vnd mßter ertSten aotV do dis der iuuge- 
ling erhörte, do erschrng er vnd woHe filrkumen die gescbith, die 
von ime der birtz bette gesprochen, do von bo liea er vatter vnd 
mfiter vnd äoch beimelich von in vs dem lande vnd lief gar in 
ein ferre lant vnd diende do eime füraten; in dez dienest hielt er sieb 



Mai (Ztsch. de» hist. V. für Sctmaben and Neuhurg 1881 8, 102) berichtet 
von der Kmtstkammtr, daß dort auch ein wrsteinerta Stüci Holi tu 
' en an. da» in Böhmen ei'ticr um Karfreitag gehauen hat. lläMU 
t datu, daß die Getchichte aiufürlieh im hwenlare 1598 utrhc. 



164 

so strenglicb mit ätriicn vnde h5fen, daz in der fürste ritter mähte 
vnd ime eine edel wittewe z(i gemehhelte, die gap ime ein stetteliD 
zu widemen. hio zwischent furent sant lalianus vatter vnd mfiter 
vnd sücbtent in grosser betrübuisse iren snn. von geschibt koment 
8ü in daz stettelin luliaui. do waz lub'anas vs gefaren vs dem 
stetelin, do sach lulianus frowe dise bilgerin vnd frogete, was die 
sacbe irre fart wert? do selten t sü ir wie su einen snn hetteot 
fürlorn, der wero lalianus genant, do erkante die frowo z^ stimt 
von dem als ir lulianus geseit bette, daz dise ires mannes vatter 
vnd müter woreut. do von enpfing sü dise gcste mit grossen 
eren vnd leite sü an ir bette zu ruw&nde vnd hies ir anderswo 
betten, dez morgens wart, do ging lulianus frowe zu der kirehen. 
do kam lulianus in geritten vnd ging vf in die karomer, daz er 
sine frowe nil lieplicb uf erweckete: do sach er zwei beieinander 
an dem bette ligen, do von wende er sin frowe lege bi eime sft- 
manne vnd zoch sin swert uil beimelich vnd ertftte dise zwei an 
dem bette, also ging er in zorne us dem buse. do sack er sine 
frowe (bl. 48b8p. 1) von der kirehen komen, dez nam in wunder. 
do von sprach er zu der frowen: were die werent, din an iren 
bette schlieffent. do sprach sü: es sint din vatter vnd din m&ter, 
die dich so lange mit grossen arbeiten haut gesucht, die ban ich 
dir zu eren an min bette geleit. do dis lulianus h&rte, do niel 
er in vmmabt vnd weinde gar bitterlich vnd sprach : ach, was lol 
ich armer mensche tun, daz ich mine sAsse vatter vnd mnter so 
nitlich hau ert&tet! nü ist erfüllet daz wort dez hirczes, denne 
ich wolte endrunnen sin! nu gesegen dich Got uil sflsse swester 
mine, wenne ich sol meiner gerüwen, ich enpfinde denne ob ich 
dise sunde gegen Gotte gebüsset habe, do sprach die frowe: daz 
sol niemer beschehen sAsser bruder min, daz dich üt losse gen 
one mich, sit ich bau frode mit dir gehaben, so wil ich Öch in 
betrübnisse dir gesellscbaft leisten, do von so gingent sie mit 
einander vnd koment an ein gros wasser, do vil menschen von 
der vngestümekeit dez wassers, so sü soltent über faren, fürdar- 
bent. do bewertent sü einen grossen spittal vnd fArtent über dai 
wasser alle zit durch Got alle die über daz wasser soltent varen 
vnd herbergetent alle die bilgerin vnd eilende menschen, die sin 
begertent. eines moles wart vmbe mittcrnaht, do lulianus sich 
geleit bette, an sine ruwe, wenne er den ganzen dag gearbeitet 
bette, do horte er eine gar erbermeklichc stimme r&fifen: Inliane, 
daz er in über daz wasser trüge, do stunt sant lulianus uf vnd 
f&r vber daz wasser vnd fant einen menschen, der waz gestalt, 
also ob er ussetzig were, der waz öch vil nohe von froste tot, 
wenne es in der grossen keilte des winters waz. den menschen 
fürte er in sin hus vnde mähte ime ein für, daz er wider z& 
kreften keme. dis für fing an disem siechen menschen nüt, do 
nam in sant lulianus vnd trüg in an sin bette vnd deckete in gar 
warme, vber eine kleine wile, do stunt dirre sieche nf in gar 



I 



165 

|(h). 2) clorem Bchine: Inliane, du solt wisBen, daz ich von Ootte 
dir liin gesendet, daz ich dir kantle von Goltce gewitlt, daz 
dir dine iiünde ist fürgelien vnd din rüwe vnd Aiiiv blisso G^otte 
['ist gur genume. do von so soltu vnd dine gemahel kilrt^tlicli zS 
^otte folireu. do uiitte fürewant dirro liilgerin. hie nocli über 
:urtze zit fllr luliamis vnd sin frowe gezieret mit allen guten 
fwercken eü Gotto iu die ewige i'Sffe. es waz ein ander lulianUB, 
iier waK nüt heilig me, er waz der hosten menschen einre, der in 
l^er diser weite wnz zii einen ziton. diser lulianus waz von erst 
tiv müQtcli vnd erzi^get« sich eins gar holien geiates sin. do von 
waz ein frowe diu hettc drie hefene vol goldes vnd hette obenan 
in die hefene ein wenig esclien geton dnz man nüt solte merken, 
duz golt dur inne werc. disc hefene onpfalch eO disem luüitno, 
Hich so geistlich hielt, doi-. er sü ir solte in gQten truwen 
liewarn, do diite Inlianns nQ enpfant. daz golt in den hefenen 
do nam er dRZ golt vnd fflllete die hel'ene mit eacben. do 
die frowe ire hefene wider fordert«, do fant sü nüt denne esche 
in den hefenen. do sprach st) lulianum an vor gerihte vmbe daz 
golt. er antwurt, daz inie nüt enpholhen wurde, die frowe hiach 
gezilgniszc von den anderen münchen, die do bi woreiit, do sQ 
imo die hefene enpbalch. die sprochent, sü hettent in den hofenen 
nül andere gesehen, denne esche, also öch vor waz. also behielt 
fnlianua daz golt dieplich vnd llr gen Rome vnd erwarp mit 
diaem gSte, daz er ein rotherre Zt" Rome wart vnd do noch in 
keiaerllche wirdckeit geaetzet wart, dirre luüanua waz vun kinde 
uf geieret die swarzen bi<ch, vnd waz ein grosser zftberer. do 
TOS 80 hette er alle zit vil meister der zöberige bi ime. do dirre 
lulianua noch do ein kint waz, eines molcs was sin meister vuo 
ime gangen, do hllp er an vnd las ein beswerunge dez tüfels. 
do koiuent für in eine grosse schar der tüfel, die woient swarcz 
also die moren. do diu sach Itilianus (bl. 49 a sp. 1), do forhte 
er sich vnd mähte ein crüce sich, do fürawundent die tüfel alle. 
do nü sin meister wider kam, do seite er ime wie es im were 
ergangen, do sprauh sin meister, daz zeichen des crUces forhtent 
die tüfel me denne kein ding, do nu lulianus in keyserliche 
wii'dekeit wart gosetzet, do gedohte er wie die tüiel daz crüce 
forhtent vnd fürlöckente dez glöben vnde zerst&rte alle cristenUche 
atetle vnd durchetete die cristenlüte dar vmb, daz ime die tüfel 
deste gnediger werent vnd ime gehorsam wcreat. lulianus ffir 
moles in daK lant vä Persida vnd snnt eint-n tüfel in ein 
it, do die sumie vnder get, daz er ime eine antwurt solto dau- 
bringen. do der tüfel us ITir do kam er an eine stat, do 
iDt er aebeu tage vnhewegeliche, weune, do waz ein münich der 
et naht vnd dag oiie vnderlua. do nu der tüfel heim kam 
antwurt, do sprach lulianus, wo er so lange were gewesen? 
sprach der tüfel : ich lian zehen tage gestunden vor einem 
iche vnd hau «■■wuilct, wraw i-r iif horte von sime gebettfl 



das ich mfthte für koman. do er nnt abe lies von aime g& 
do mäste ich wider kereo oue eineo astrag diner Sachen, 
sprach laliiuius: daz wolt« er rechen aa dem müocbe. da ni 
tüfel ime gelobten, er solte den von Persideo in eime etrite 
gesigen, do sprach sin Sprecher zn eime eristen : waz weneati 
das dez mides ano tu? do sprach der cristcn: er machet luliaai 
ein grap. do nü Inlianus kam in daü lant Cappadocia zd di 
etat Cesarea, do kam ime engegen snut Basilie vnd brohte in 
drü girstine brot viid gobet ime die; die besmohete lulianam. i 
von so sante snnt Basilien howe wider für die brot vnd hiea in 
sagen, er hette ime vnfärniinftiger tier fPter gegobef, daz soll 
fich von ime cnphohen, do sprach saot BiiaiUe: wir baot in 
gobet dez wir niessent, so het er vus gesant dez sin vihe laset, d 
wart liibauuB erzürnet viid sprach : noch deme, daz ich dis Ui 
Fersen gewinne, bo wil ich dise stat zerstAren vnd «il sQ er« 
daz BÜ me kovnea wirt tragende deune meoHcben. hie (sp. 2) not 
an der ersten oabt Bach sant BasÜie in eime echiae in unsett 
frowen kirche ein grosae schar der engel st«n, die hettea vml 
geben eine frowe, die atnnt mitten vmler iti vnd aprach : rAff« 
mir schiere Mercurium har, daz er tfite Inlianuni, den apostate 
daz ist ein abtrünnig nüüDJch vnd cristen, der mich vnd nüi 
kint sroehet. dirre Mercurius was ein rilter gi'wcsen, den bet 
lulianuH vmb criaten geloben gedfitet. der waz in der seih 
kirchen begraben, ze stunt waz dirre Mercurius gegenwirtig, « 
bereit, vad noch dirre frowen gebot gohete er zä dem strite^ i 
erwahete sant Baailie vnd ging in die kirche vnd H&olite in dd 
grabe den ritter Mercurius. do enfant er den licliameo nüt. i 
suchte sine wofen, die er zu der kirchen hette geben, die worei 
enweg, do froget er den küsler, wo die wofen werent? di 
sprach lii der worheit, daz er hü dez selben tagea an der ati 
hette gesehen, do sü aaiit Basilie auchte. do ging sant 
dannaa vnd kam dez morgena frtt wider, do fant er den lichami 
vnd alle sine wofen vnd sin aper mit bIStn durch gosaen. do kl 
cinre von dem strit vnd sprach : do der keiser luliauus in d 
strit nir, do kam gegen ime ein vnerkant ritter mit sineu woS 
vnd Bchlug in bId roa vufürzügeklich mit sinen sporen vnd ( 
schütte sin eper vnd reit mitten durch lubanus vnd fürswant. i 
daE er nbt me gesehen wart, do nnm luliiinns sine hant vol sin 
bliitea vnd warf daz uf in den luft, vnd apiach: du Galilee li« 
überwanden, also starb er mit iemerlichem gesohrei. do Mesw 
in alle aine diner vmhegraben ligen; also wart er goschuudeu t 
dem folke von Fersen vnd wart us sinre hut ein cristiersag { 
machet dem künige von Peraen. 



EINE VKDEHSCIIEIT DER ZIT Sit wir nn bant geaöt 
1 hocbiiten, die do falleot in der zit, der ein teil ist ein nt 



167 

I I&niiiDviige villi ein teil ist eine zit der widerwertikeit, dsz diu 

I cristtnheit bugat vuu wihenmilitia viitze nn den sunneiidag, diz 

nn duz alleluia liiiileii '). ao t-üllen wir nu safien von den hoch- 

ten, die do fallea in der zit der fürirrunge, die cIo ane (bl, 4'Jb 

1. 1) bSb BD Adam vnd werte vntz an MuyaeB; die zit begat die 

N'istuiilieit voo dem aiiniieDdngo, to man das alleluia hinlvit, volze 

ftsB deD Oatera. 



VON DEM SUNNFNDAGE, SO MAN DAS ALLELUIA 
HINLEIT D<T Bunnenduj^, so man alleluia hinleit, mit siure 'iit 
liezeichent die zit der rürirriinge. iler Bunnendag nebest bie nodi 
bezeicbent die zit eins witteu'elicben lebendes, dei' sunnendag an 

Ider pfofien Instiinbt liezeichent die zit der fürgebniige oder dez 
abloses, der erste sunnendxg in der fasten bezeiaheiit die zit dez 
rfiwen. die zit der rürirrunge bebet an an dem aunnendage, so man 
daz alleluia bialeit. bo rohent die messen an : circumdederunt me, 
daz bezeichent eine belrAbnisse vnd sprichet die cristeabeit in 
iiäer persgnen her Adames vnd der die zu sinen ziten wnrent: 
'nich bant vmbegcbeu die smerzen de stodes, die gebresten der 
hellen hnnt mich fanden, dise zit mit irme ambalit woret vntze an 
dem ersteil saniBtag noch Ostern, dise zit ist ufgesetzft in dirre orde- 
nunge vmb drie snchen: die erste stäche ist, wenne der dunrestag 
hie vor in dem aoefange der kriBtenheit wart geeret mit firende, 
■Ibo der sunnendeg vmb daz vnser herre z'I bimel fir an dem 
dunrestage. sit n& der heiligen hochzit so uil ist worden in der 
oristcabeit, daz der virtagp so uil ist, so bet die cristenbeit deme 
dnnirstage sinen vir genomeii vnd bet eine wocbe der vasten 
l'deate me zfi geben, duz Got fasten enphohe für daz firen dez 
isl die erste Woche, so man daz alleluiu binleit. 
it, wenne dise zit bezeichent ein fürirrange. ein 
I betrflhet leben meascbliehes (ap. 2] gescblebtes, 
mSs füren von der zit Adam vntze ii ' 



estages. 
Kdie ander sache i. 
iDende vnd i 
B die weit i 



dis eilende hezeichrnt die H'oche mit sübeu tagen vnd ist 
i zit bescbloBSen in sOben tusent ior; do von heisset dis die 
^t der sübenz-g tage, also daz ie der tag sttinde för hundert ior. 
I mocbent die säbenzig aüben luRenl, die bescbliesaent dis gegen- 
Irirtige leben in scs tusent von Adam vnte ?.& der uffart vnsers 
lerren. daz siibende tusent so! tveren vntze an daz ende der 
weite, daz zil niemau kunt ist, donne alleine Gottc. in diser iün- 
gesten zit der betrJIbniBscn bet vns vnser heire eine zUfDrsiht 
geben der ewigen frßden vnd rSwon in deme ufaatze dez heiligen 

IUffes; do fon singen wir an dem Oaterobende ein alleluia zll eiroe 
Michen, daz wir eine zlifersibt haut zS der ewigen freu den ; in 
BrrB xit singet man fQr daz alleluia einen tractuni zfl eime zeichen. 



") Alrm. Xm 65 



das wir mit arbeiten aüUent wider Icomen zK der follekomei 
der frAdeo. ui dem ende dirre zit, das iat an dem ssmat« 
noch den Ostern, so singet man zwei allelois zG einem «ejol 
daz noch dirre zit der betrflbnisse Got vns wil Eieren i 
frenden, dait iet mit der etoleu der ersten biteren reinickeit ^ 
mit der atoW der ewigen selickeit. die dirte soclie ist, das ' 
in diaen süfaen zittagen bezeicbeiit die betrflbnisse, die dnz folk 
von Israel in der gefengnisse in Egypto aiibenzig iar leit. also 
singen wir ein alleluia an dem Osterobende r.n bezeichende die 
frede, die bü enphingent, do su erloset ns der gefengnis wfirdefl 
noch dem ailelDin nimet msii einen tmctum, der liezeicbcnt die ariM 
die sü hettent ob ei kement von Egypten laut vnse in das gelo] 
laut, an dem sumadage noch den Ostern singen wii' zwei aUdn 
do bi bezeichen wir die follekomen trade die sü cnpbingen, do 1 
koment üb allen sorgen vnd arbeit in daz gelubete laut, diss | 
der gefengnisse vnd der betrAbuuge des folkes von Israhel 1 
cbent die zit vnaer wider wert) keit, die wile wir 
sint, weaae also sü in dem sehzigisten iore erlöset wui^ent] 
der gefengnis, also wurden wir (bl. 50a sp. l) in der eehtea 1 
erlöset von vneerinc herren Ihesn Kriato vnd also i 
arbeit betten uf der Strossen, übe sü in daz gelobete laut kement: 
also mflssBu wir öch arbeit haben mit eißre erfüllnnge der gebcl. 
ob wir in daz ewi^o loben konient. aber so wir in daz gelobü 
lant koment, so wirt alle arbeit abegeleit vnd wirt foUettomcii 
l'r(de. Bo singet man zwei alleluia dem libe vnd der seien tMf 
vnd lop, do von bo singet man in dem snefange der mcsReri einvu 
Bang der botrAbuogo: circumdcderent me etc. alo ich vor bic 
geseit, wenne dise zit betrAbet ist in nnnüt in pinlicheit in sünJ<' 
wider Got, das docli die kristeulieit nüt fürzsge, so wirt vns wiJei 
die gebresten in dem ewangelio furgeaetzet drierbaude entenic: 
wer dise enphohet, der wirt vs diaem gebrosttt 
erzenie ist üb dem ewangelio, do wir wurdent t 
dcme wingarten vnserre seilen sallent i 
grabende vnd die tilgende zS pflanczen 
OB der epistolen, daz wir sullent ICffen in 
in einen geworen rüwen. die dirte ist öch der 
sullent fehlen vntze uf Jaz iuni^este \ 
tüfela anefehtnnge. hie von wirt vna 



i erlöset, die enU 
erniiint, daz wir in 

die Sünde 
i ander arzenie itl 
laden dez lebtnid» 
f epistolen, dax wit 
3 fürniügendes wit: 
driieltiger loi 



I deme ewangelio vnd in der cpistelun gescbribeu i>t: 
deme, der do arbeitet, wirt der pfenning zii lone geben; dem 
der do lößet, demme wirt daz brauuum gegeben, demme der ißm 
fihtet, demme wirt eine crone dez sigea gegeben. 



VON DEM SUNNENDAGE VOR DER PFAFFEN 
NAHT dire Kit der wittewclicheit bet iren anefang an dam 
dage, 90 man daz ambaht der messeD anbebet: exurge 



j 



169 



«et 

mal 
wei 

«irr. 



tc. vad het iren vagang oder ein ende an der mitte- 
den Ostern, dise zit wi tif geaat von den IwbeulBii 

Uelciiiiwlua vud Silueeter xU einre erfülluuge. der samcstage duruli 
da-£ ior ilie vor Iren ziten gebotteri worent zQ fa«tondo, daz gebot 
liant BÜ erlihtcrt vnd hant erlöbet au dem Bainslage xwir eü 
eaeende durch dez willen, das die vaitte dfz frilageB deele flissek- 
;ber gehalten werde, do von bant sQ die eine woche der uaston 
geleit, daz dar an ilio samsfage erfüllet werdent. die ai)dpr 
ihe dez ufsatzes dirrc zit igt die bezeichnunge, wcnne diee zit 
bezeicbeut daz wittewelichen lehen der criatenheit, der ir ge- 
mahelt iat genomen, Eristus, den bü in betrfibnis EÜchet, do von 
werdent ir zwene fetiche gebe», das sü ime nocbfliege in den 
himel, dax ist die Abnoge der sehs werk der erbarm eherzekeit 
7Dd eine eiTüllunge der zeben gebot vosere herren. do von heisset 
nendag der sehzigiste tag von den Ostern, aus sint aebs 
nt zebene, daz »int die schs werk der erbarm eherzekeit vnd die 
sebeu gebot ToaerB berren. die dirte sacbe ist die bezeicbenunge 
voaera lieilea, wenne bi deme daz dia ist der sebzigiate dag bu 
beschlijaet er zehene in ime 7.^ Beba molen. bi dieen zehetien 
den meuscben, der do zU geBcbafien ist, daz er die 
nfiii köre der engel erfüSle vnd er der zehende pfeuning ai der do 
waz vnd wider lunden iat, oder bezcichent dem luenitcben, 
vier elcraenten ist liplich vnd drie krefle bet er von der 
■elen, daz ist fUrnünft, wille vnd gedank. vs disen nQnen ist der 
sehende, dag ist der raenscbe. die sebse, die hie inne aint be- 
alosson, daz eint die eehs werk vtiser erl&aunge. das erste, die 
enpbengnis vusers berren in Marien lip, die gehurt Gotlea, duz 
liden Kristi, aine vart io die forbelle, aine vratende, aine ufTart zu 
liimel. dise zit weret vnze an die mittewoclie in den Oatern, ao 
singet man: venite benedtuti etc. daz spricbet: (bl, 50b ep. 1) 
kument ber z" mir ir gesegenten, enpboheiit daz rieb, daz üeb von 
lineni vatter bereit ist von dem anefange der weit zU einem 
lieben, daz das vaser berre dise selben wll aprecben z^ den an 
endo dia lebendes, die in dirre zit die sehe werk der erbaruie- 
ikeit hant geöbet. do von werden wir in der epistolen er- 
st, daz wir sulleut die trAbiiisite dirre zit getülteklich liden 
in dem ewangclii.', daz wir do zR süllent den sonion guter 
Wercke aegen, daz » ir die do an dem sunendage for ahtagen vosorii 
gebresten bant erkaiit, in dem daz wir Bungent : circum dederunt 
ine. nü sollent wir Got bitten, doz er vna bel/e die gebreaten 
abe legen in dem, daz wir «ungent: exurge quare etc. daz lat ge- 
sprochen : atant vf berre, war vinbt» acblofiostu. un singen wir 
drie exurge für drier bände menschen, die in der criatenheit aint. 
ettelichen menschen achlofet vnaer berre, daz Bint die one totsönde 
aint, doch enpbindent aü gottelicber gnoden nUt, du fOrbtent bQ 
von den bfiaeii bekomngen über wunden werden; für die rAfien 
wir io dem ersten exurge, bo wir bittent, daz vnaer berre nf 



170 



stände vnd nüt anBohlofTe vod disen meiucben erzfige io den wm 

kcn siae gnode. ea eint ander nieDBchen, die aint in toUQnde i 

dem ist vneer herre lot, für die rAfien wir ia tlecn iuiil«ru cxarg^ 

du sprechen wir: herre stant uf VDd nüt enker diu t '"' 

dax dirte exurge raffen wir für alle gSte menschen, 

herzen of erstaude mit allen g3ten willen vnd werken in leben sfr 

zierende (np. 2). 

Von der pfaffen fastnahl die ait des abl.-iüea vnd dez rriwea 
hellet an an dem BUoneotage, io mna singet: estu mictii, vnd endfll 
sich an dem Ostertage. dise Kit ist nf gesetnet z" einre erf&llvngaH 
die viemig tage, die wir faHt«n aällent, wenne wir die snnnendag* 
in der vaEteu nüt vaatent demme heiligen Oetertage zS eren, 
vnser herre toq deme tode erstunt vne z" troat« vnd bu frAdea,< 
öch wenne vnser herre an dem Oetertage mit einen iangem aa i 
zwein molen, do er zft in in daz hue ging durch die besofaloan^ 
tilr, vnd do er mit den zwein Jüngern ging uf der s 
EtnJins. also blibet der andern tnf;e oiie die Bunnend&geJ 
in der muten, denne aehs vnd triseg, do von sint die 1 

diirzu geleit, daz wir vierzig tage uastent also Kristua ] 

wenne nH die priester groaser gint an irme ambnhte, denn du g 
meine folk, do von ao woltcnt eü öch wirdiger ain gegen Gott« 
mit iiTE faaten vnd hant in Gelber die zwene tage zSgeleit mJ 
hebent an die faste an Hern mendage. do von heisaet der Bunnen- 
diig der pfaffen (aatnaht. also ist eine gantn wocbe der faateo 
zu geben, ein ander snche ist, daz dise zit des abeloBses vad det 
rilwen ist so lange vor den Ostern nfgeseczet bi filn&dg tag«n, da 
von heisaet dirre sunnendag der IDnfzigiate dag vor der Ostern la 
eime zeichen also über fOnüig jar daz iulieltar begingent die alt- 
netter in dem alle achutde wart lidtg gelossen. also sol noch dtMn 
fOnfdg dagen alle vnaer Bünde vns färgeben werden, nu aint vM 
hie zfi drü ding notdürftig, die vns in der epiatolen vnd in den 
ewangelio werdent fUrgeleit. daz eine iat g&ttelicbe minne, en der 
wir in dem einen atückelin der epietelen werdent beweget, 
ander ist eine andaht de« lidendes Kristi, daz dirte iat ein Tester 
gelobe, von den zwein seit daz ewangelium: der glöbe machet dl* 
werk geneme gegen Gotte, wenne one den gelAben mag kei 
Gotte wol gefallen, die andaht des lidendea Ihesu Kristi msichvt 
(bi. -^la ap. 1} die werk übte. 
wenne der mensch an Gottes lidct 
ime kein arbeit durch Gottes willei 
liehe minne machet den menschei 

apricbet aant Gregarie: gAtteiicIie minne enlot den menschen oQt. 
müssig sin, wenne wo aü iat, do wirket bQ grosse werk vnd w 
s& nttt enwirket, do eniat sU öch nüt. also nu die cn'atonheit a 
dem annneotage bekante ire gebresten vnd die klagete Gotte, da 
bO sang circumdederunt me vnd an dem anderen suunendage GottM,' 



sprichst sant Gregi 

rad martel gedencket, ao enist 

u foliebringende zu awer, g6tte- 



I ! 

l 



171 

erbormede anrief Aber ire ^fsbre^iteii, äo bu snng: exnrge dotuiue, 
also bittet »ü nfl mit rüwen griode toq Gotte vnd ainßci: esto mihi, 
indeme bitten wir vier hilf roii Gölte : daz erste ist eine Gottes 
kraft, die iiegerea wir dem meuHchen, die in gnodeii aint, daz die 
daritme bestätiget werdenC. daz ander ist eine zuilulit, die be- 
geren wir das Oot den, die in suDden sint, eJae aSflabt si, daz 
aü eDdrianeot deme tnfele. dea, dii-to ist, das wir begerent, dax 
Got ai eine beachirmunge den, dia in wtdarwertekeit aiat. dn» 
vierde ist, daz wir begerent vnd bitteot, daz Gut ai ein ffeleiter 
der, die in reinekeit vnd in vnschuldeii sint, daz sü dar ua nüt 
füruBllent. diae zit wird geeiidiget an dem Ostertage zd eime 
xeichen, daz der menaclie nooli dem rüwen wider eratot xä eiine 
gebtlicheo tebeu. Öch bittet man in dirre zit den paalmea: misc- 
rere mei deus, gar dieke, wenne do ime tod deme rüwen vad von 
abelosBe allermeist ist gesuhriben (sp, 2). 



VON DEM ERSTEN SüNNENDAGE DER FASTEN Die 
Ibate hebet an an dein eunnaocIfLge, ao mitn die meage an liebst: 
■ iutiocaDit ie, in deme erzeuget die cristenheit, da,/, sü erhAriit ist 
I Gotte in den begirden vnd forderungen, die bü vor an Got 
I bdt gebaben vmb ir miseetat. die faste besuhlüHsct von deuimc 
lerBteD sannecdiige vntz an den Ostei*tag zwene vnd vierzig tage, 
VB den sind scha aunnendage gofriget, dnz man sQ nüt enfast«t. 
also blibent noch denne aea vnd triaig dage zU fastende, daz ist 
gelich der zehende von allen den dagen des iores, der do eint 
drühandert vnd fünf rnd aehzig. doch tSt man die ersten vier 
tage darzQ, daz wir gelich vierzig tage fastent, alao vnaer herre 
det, do er die faste geheiliget, sprichet saut Auguatin: wir fasten t 
vierzig dnge in der gelichnis. alao sant Mathens in dem anefangu 
Bines ewangelien zaiet vierzige geschlehte dnrch die Ihesus Eristua 
mser behalter zU vdb ist komen, alao aullen wir durch die fnsten 
dirre vierzig tage z3 ime mit gnoden kamen, apricbet meister 
Prepositiona : also vierzig besclilissent zu zeben molen viere vnd 
s^ vier molen zehene, alao beauhlieasent die vier ewangeüa die 
Zehen gebot vnd die zelien gebot die vier ewtingelia vnd also wir 
hehalten werdent vs den vier ewangelien vnd ua den zehen ge- 
botten, alao werden wir gereiuiget vnd bereit zii vnaerre behal- 
tUDge mit den vier stuiit zeben tagen der fasten, war vmbe die 
fute vf die zit des iores ai tif geaetzet, des aint vier soeben, die 
erste sache ist also: wir begerent mit Kristo von vnser Sünden nf 
zSeratonde; abo aullen wir mit ime daz Üdeu vnd die pin liplich 
tragen, die ander eache ist, da:; wir do mitte die kint von Israhol 
Bient, die Got het ime ue erweit, do die erlidiget wurdent ua 
Egfpt«nlant, do bcgingent sü den Ostertag vnd öch do an va der 

kgefengnisse von Babilonie werdent erläaet, do begingent sü iren 
Oaterdug: alao aullen wir vnsi^r faate halten, die vna vs der 



172 

gefengnisse des tüfels erlidiget, daz wir gelich do noch vnseiii 
Osterdag begont deme z8 lobe, mit des gewalt wir erlöset sint. 
die dirte sache ist, wenne die zit (bl. 51b sp. 1) des gelentzes 
aller krefteklichest die Datar des menschen zii vnküschekeit be- 
weget, so ist die fasfce in der zit uf gesetzet, daz die nature des 
menschen geswechet vnd gezemmet werde, die wierde saclie ist also 
die altnetter sich kestigetent for obe sü daz Osterlembelin ossent 
vnd bitter krtiter vor nutzetent, also wilden lattichen, die sü ossent. 
also Süllen das bitter krut eins rüwen vnd eine kestigunge vneers 
libes an vns nemen, so wir daz heilige Osterlembelin wellent wir- 
deklich nutzen: daz ist der heilige lichame vnsers herren, den ein 
iegelich mensche denne schuldig ist zu enphobende durch die an- 
daht dez lidendes vnsers herren, daz er uf die zit durch vnser 
heil erlitten het. 

Van den fronfasten Kalixtus, der hobest, het uf gesetset 
die fronefasten zß haltende in den vier ziten dez iares Ymb ail 
Sachen, die erste sache ist, wenne der glentze ist warm vnd fflhte, 
do von so halten wir denne eine faste, daz wir die schedeliche 
fühtekeit vnküscher anefehtuiige fürtribet. der summer ist dürre 
vnd hitzig, in deme ist och dirre fasten eine uf gesetzet, daz wir 
die schadebere hitze der gritekeit fürtribeut. der herbest ist kalt 
vnd fühte, do von so fasten wir denne daz wir die keilte dez vn- 
geloben vnd aller bosheit fürtrihent. der winter ist kalt vnd dürre, 
in dem so fasten wir für alle hochfart. die ander sache, war 
vmbe dise faste ist in vier zit des iores geteilet, dise, wenne alle 
crüter in dem merzen begunnen grünen, also ist die erste faste in 
deme merzen uf gesetzet, daz wir danne an haben t zu grünende 
(sp. 2) in allen tugenden. die ander faste ist in dem summer, io 
der pfingest wochen, daz wir denne vns bereiten t mit hitziger 
mini\(n zu der gnoden des heiligen geistes. die dirte ist in deme 
September, vor sant Michaheles dage, so alles geböme sine frabt 
glt zu eime zeichen, daz wir denne 6ot sullent geben die fmht 
vnserre guten wercke. die fierde ist in dem december, vor dem 
winnahtin, so alle grünende creature erstirbet, zu eime zeichen, 
daz wir denne alleme zergenklichen wollust sullent sterben, die 
dirte sache ist, daz wir dar an den altuetteren noch folgent, die 
Öch dise vier zit des iores mit fastende eretent vor den Ostern, 
vor den pfingesten^ vor iren zenophoren, daz ist also ir oberster 
tempel gestiftet wart vnd vor den entzenien, daz als der tempel 
gewihet wart, dise zit begont die luden noch alle ior mit fastende, 
die vierde sache ist, wenne vnser lip us vier elementen ist gemäht, 
so fasten wir z& vier ziten des iares, daz dise vier elementen von 
Gotte in vnserme libe in rehter ordenunge werdent behalten, vnser 
sele ist von drien kreften begobet, daz ist fernunft, gedang vnd 
wille. daz dise drie krefte von Gotte werdeut in rehter ordenunge 
irre worckc behalten, so fasten wir zu den vier ziten iegelicher 



H^ dir» Inge. Jise snche auhi'i1>bt nieiater Iuh:innrs Beletli. die 
fOnftii siicbo ist von in dem lentxo dnz bHit wirt gemeret, ao fastea 
iliiÄ das USt geminret weide bflsee wolluates vnnüUer fröden, 
ie voll demo blüto kuut viiküacbekcit vad üppige fi'ftde. in 
demc auiiier woliset daz übergelb, dax mnchet zora vod lias. ilo 
so faslet mau deoiid, daz aller ■mm vad faischeit ia vns für- 
loBclien werde, in deme berbest aieret aicb vnmSt, der mnchet 
jgritig viid vngewillig. deniie fnstet man für alle überfliisaigo be- 
girde vnd guter wille. iu dem winttr so werdont die liite trage, 

> fastet man, daz Got vns fürlibe getQratekeit vnd bereiten willen. 
die schate sache ist, wtmne das gleutze sich gelichet deme lüfte, 

) fasten wir für die horhfart; der suiunier gelichet sich dem fAre, 
da von fosteu wir (bl. 52a ap. 1) denno für die hilzen der gritikeit. 
Aet herbeat gelichet sicli der erden, do von fnaten wir deona für die 
keltea irdensches wollu.^tes. der wiiiter gelichet sieb dem wasaer, do 
I fnaten wir in dem wiuter wider vnstetekeit vnaera gemülts. 
die BÜbende Sache ist, wenno alle frulit in dem lentze bili niiwo 
weaen enphohet vnd in <li.'m summer sünimet, iu dem herbeat 
follezitig ist, in dem winter abe niniet. also sullen wir fasten in 
dem lentze, daz wir niiwe kiiit vnd iung sigent in luterkeiL i'i 

»dem summer, da^ wir ziinemende iuiigclinge sigent iu guten werken. 
io dem herbeat, daz wir fulleken man sigent in allen guten logon- 
deu. in dem winter fasten wir, daz wir gotteiicher wiaheit nlt 
sint oder wir ftiaten iu dem lentze für die aünde, die wir in vnaer 
kintheit haut begangen, in dem sümer für die schulde vneer iugent, 
in dem herbest für die misaetftt vnserre manheit, in dem winter 
fQr die sünde, die wir in vnaerme alter hant begangen, die nbtesto 
BAcb ist, daz wir mit dirre fasten busaent alles, daz wir in disen 
'»ier ziten der. iai'ea wider Got tilnt. öch fasten wir z5 ieder zit 
Irie tage, ie eineu dag filr die sünde eines manodes, die mittewoch 
bIbo Got fürroten wart, den fritag alao an da« crütse wart gn- 
Khlagen, deu aamestdag in deme uamen alao Got in daz gr.ip 
wart geleit, dis schribet meister Obretb altieio dorenaif. 



VON SANT IGNACIBN NAHMEN Ignaciua ist geaprooben 
j der fol ist des fures gotteiicher minne. 



Jfoen 
ibof 



Von sarU lifnacien Sancte lohanuea ewangelista, der bette 
iunger, der war. Ingnacius genant; der wart do noch ein l<i- 
zQ Antbyoceno. dirre Ignocius (sp. 2) schreb eine epiatolo 
lieben froweu in diaen werten der gottregerin Marien 
ibntet ir diener Ignacius, duz so den nücristen vnd irea lobanscs 
mger krcftigeii vnd trösten aolte, wenne er von irme Ihesa bette 
t grose wunder gehArot sogen, daz er do von erschrocken weri\ 
I begerte er in diaen aacheu von ir gesichert werdeui ob diae 
i«ren wor w^fpiit, Hie i^r filrnnmmen hett« von irme liindp, wenne 



174 

8u daz aller hast solte wissen, die ime so lieime heimelich ist für ander 
menschen gewesen, gesegent siest du vnd von dir vnd dime kinde 
hegere ich daz gekreftigent werdent die nücristen, die bi mir sint! 
do autwurt disemo Ignacio vnser frowe Maria in einem briefe vnd 
sprach: Ingnacio iren mitiungern enbütet die demütige dienerin 
Kristi Ihesn, daz alle die ding, die du von sant lohause hast ge- 
höret, die Ihesus habe begangen, das ist wor; daz solta alle« ge- 
loben vnd solt ime anhangen vnd solt cristenlich eogelöben vestek- 
liehen halten vnd solt disen geloben in dime sitten vnd in dinem 
lebende füriehen. ich vnd lohannes mit mir wellent komen, die 
dinen gesehen, stant menlich in deme geloben vnd oüt erscliriek 
von der durchehtunge willen, du solt zu nemen vnd dich frdwen 
io deme heilsamen geiste Gottes, dirre sant Ignacius waz ao gros 
in gottelicher wisheit vnd kunst, daz Dyonisie, der ein ianger was 
sant Paulus vnd ein gros geschetzeter lerer waz io natarlicher 
kunst vnd in gdttelicher wisheit, sine lere zfi bewereode, nam z& 
gezügnis sant Ignaciam wort, die er bette gesprochen, also sant 
Dyonisie schribet in dem bfiche, daz er het gemäht in deme g6tte- 
lichen namen, do er gestrofifet wart daz er Got nemete eine minne. 
do antwurt er vnd sprach: ich mag in wol eine minne nemen 
wcnne der gotteliche Ignacius hat gesprochen: mine minne ist ge- 
crüziget. sant Ignacie hdrte eins moles die engel uf einem herg9 
antiphenen singen, do von so satte er uf, daz man die antipheneo 
solte in der kirchen singen vnd die psaimen noch deme getbone 
der antiphenen singen, do sant Ignacie lange zit bette Got vmb 
friden der cnsten(bl. 52 b sp. l)heit gebetten, do waz ein keiser, 
Troianas genant, der richzete in dem hondertesten iore noch Gk>ttes 
gebart, dirre keiser kam eines moles us eime stritte, den bette 
er gewannen, do von so trowete er sinen g&ttem z& liebe, das 
er wolte alle cristenmenschen ertöten, do dis horte sant Ignacie, 
do lief er gewilleklich gegen deme keiser vnd sprach: er were 
cristen. do Ines in der keiser binden mit einre kettin vnd gebot 
zehen rittern, daz sü in soltent füren gen Rome, do wolte er in 
den wilden tieren geben zu essende, do sant Ignacie wart gen 
Rome gof&ret, do schreib er epistolen zu allen kirchen vnd ermante 
sü, daz sü aeste werent in dem geloben ; voder anderen schreib er 
den Romern, daz sü sine martel nüt soltent hindern in solichen 
Worten: ir süllent wissen, daz ich von Syria vntze gen Rome mit 
den tieren mit der erden vnd mit dem mere fihte, naht vnd tag 
bin ich gebunden zu zehen leoparden rittern die mich in die ge- 
fengnis fürent, die werdent von vnsern gäten wcrcken gram wider 
mich, so wirde ich von irre bosheit geleret: o wie selig sint die 
tier, die bereit sint wider mich, daz sü min fleisch gessent. ich 
lade sü zfi der spise mines libes vnd bitte sü, daz sÜ min nfit 
schonent, also sü hant ettelicher cristen geschonet vnd woltent sQ 
min schonen, so sol ich sü reissen wider mich, do von so bitte 
ich üch, daz ir mir fürgobent vnd min liden nüt irrent, wenne ich 



mar 



lU mir gezlinmut, daz ist Cur crüoe, tiur zcrknuBtcn, 
beine zerseiTGiit, alle mine glider vud nllen minea lip 
marteleiit; weaoe nÜcx daz liden, daz der tüfel mag gedencken, 
mir lihle, alleiau üicc ich Kriatnm raüge gewinnen, do sunt 
für den keiaur TrAJaourn wart gefüret, do sprach TrainnuB: 
jnacy, warvmb beker et du duz Tolk aS j\nthiochiiv xH criatemmi; 
Igelöben, machest do mitte diU sü vns vngelioraam wordeut. ant- 
wnrt sant Ignftcie vud spruch: wolle Gol Traiaae, daz ich ich 
dich mohte bekoren, daz du ein ewig furste wuidcBt. do aprach 
der keiser: Ignncy, du solt vaserm (sp. 2) gottea ophereD, so 
wil icb dich deo obersten pt-icKter luachcD vad einen füraten aller 
prieater. do sprach saut Igonoie: ich wil dinen gelten iiiüt ophern. 
ocb beger ich der wirdikcit tiiit, da aa mir waz du wilt, du 
enmaat mich niit fürkercii. do sprach der keiser, des man mit 
bliklotzen sineD rucken aolte duruhsoh Iahen vnd mit cröwellen das 
fieiach voq Binen aiteu zerren vnd die wunden mit ruhen ateinen 
ribeu, kratzen, do dis alles an ime erfüllet wart, vnd er doch ju 
Eristo Btüade, do aprauh der keiser: tragent har hürncnde kolen 
vnd twingent in, daz er mit bloaen füasen dar uf gnnge. do 
aprnch Ignaciua daz bürnonde für, noch daz siedende wasaer mag 
in mir die minne Ihesu Kriati nüt fürlAschen. do sprach Traianua; 
diu ist eine zöberie, daz dich so tiil piu niit bekeren enniQgent. 
antwort sant Ignacie vnd sprach: wir criaten entribeiil keine 
zdberie, wenne wir iu vnserre geaotzede die zöberer fürdampnent: 
ir sint z6bcrer, wenne ir die abbegotte aue biltant. do hiea der 
keiser aaut Iguacien aiiieu rnuken mit iseriaeo ci&welen zerzerren 
vnd die wunden mit aaltzo durch spreugen. do sprach Ignnci«; 
die piti dirre zil aint uüt zu schelzeude gegen der künftigen frödün 
vnd glorien. do hies iu der keiser in den andersten kerker mit 
iaerinen hauden in ein bloch schlaheu vnd diie tage one apiso 
Jossen vnd do noch den tieren für werfen, daz aü in zerzerretent. 
An deme dirten tage saniente sich der keiser mit alleme roraeschcn 
foJke vud wolle scbowen, wie sant Ignacie mit den tieren wolte 
fehten und hies sant Ignaden binden vud zwene l&wen lies er 
zu ime löffen, daz sü in zerzerretent. do sprach sant Ignacie xu 
dem folke: ir rßmer sullent wissen, da« ich nüt one Ion arbeite, 
wenne ich diae pin vmb mine gütete, uDt vuibe mine boaheit IJde. 
do noch sprach er: ich bin das koru Kristi vnd aol vnder den 
senen der tier gemalen werdeu, daz va mir reiue brot werde. di> 
sprach der keiser, der getultekeit der criateo iat gros, es were kein 
heyden, der so uil litte durch einen Qot. do sprach sant Ignacie : 
ich übertrage (hl. 53 a ap. 1) dis liden nüt von rainen kreften, 
Kristas über treit es in mir. do reisete sant Ignacie di lAwen 
wid^r sich, do liefent zwene alle lowen wider in vnd erwürgetent 
in. doch berürtent sü doch noch den lichomen nüt me. dez be- 
ndertc sich der keiser vnd erlöbto, daz man den lichomen mohte 
man tragen, do noment die ciisten dun heiligen lichomen vnd 



176 

begrubent den mit grossem lobe vnd ereo. hie zwichent enphing 
der keiser briefe, in den Plinius der rihter die cristen meDschen 
groslicli lobete, die er solte von deme keiserlichen gebot getötet 
haben, do von so betrübete sich Traianus vmb die getot, daz er 
sant Ignacien hette gemartelet vnd gebot daz man die cristen nflt 
solte darchehiten, wennc wer einen cristen ertot«, der solte ge* 
piniget werden, wer aber, daz ein cristen sich selber ofiFenbarte, 
den solte man pinigen. doch solte mau ii* keinen sSchen, also 
man vor hette geton. sant Iguacie in aller siner martel, so fÜrgas 
er des namen Ihesu Kristi nie. dis iurwanderte des keysera 
knehte, die in marteltent. do von frogetent sü in, warvmbe er 
den namen so dicke nemete? do sprach er: dirre name ist in min 
herze geschriben, do von so enkan ich sin nüt fürgessen. dis 
woltent die beiden beweren vnd nomen sin herze noch sinae tode 
vnd snitten es nf; do waz mit güldinen buchstaben der name 
Ihcsu Kristi ettewie dicke in dem herzen goschriben. von diesem 
zeichen wurdent uil der beiden gelöbig. von disem sant Ignacien 
schribet sant Bernhart alsus: der grose Ignacius was ein langer 
des heiligen sant Johannes, den lohannes also liep hette, der wart 
ein martiler, von des heiltum ist vnser arm&t begobet. dirre 
Ignacius het Marien Gottesmütter vil epistolen geschriben, in den 
er sü grüsset vnd nemet Marien die cristtragerin. dirre was 
oin follekomen vrsprung aller wirdikeit vnde eine bessemoge 
aller eren. 



VON DER LICHTEMESSEN PÜRIFICACIO (sp. 2) Dise 
hochzit het drio tiamen: sü heisset candelaria, daz ist die lichte- 
messe, wenne die menschen z& dirre hochzeit bürnende kertsen 
tragent; sü heisset Ypopanci, daz ist gesprochen ein ophor wenne 
Maria ir kint Ihesus in den tcmpel opherte oder ist gesprochen 
eine enphohunge, wenne Kristus von Symeon wart in sin arme 
in dem tempel enphangen. diso hochzit heisset öch pnrificacio 
Marie, daz ist gesprochen eine reinunge Marien, von sü noch der 
gesetzede über vierzig tage nach der geburt, daz ist af dise 
hochzig in den tempel ging, daz sü gereiniget wurde, wie das 
were, daz sü der reinunge nüt bedorfte, wenn sü nüt von men- 
licheii somen hette enphangen. doch wolte sü die gesetsede 
foliebringen, die do gehütet, als vns ist beschriben in dem dirten 
buche Moysi, an dem zwelften capitel, daz eine iegeliche frowe, 
die ein knebelin gebirt, sol süben tage vnreiue sin, daz sü keine 
goraeinschaft mit den lüten habe vnd drie vnd trisig tage sol sfl 
vnrcine sin, daz sü in den tempel nüt sol gon vnd dem vierzigisteo 
dago sol sü daz kint mit ir in den tempel füren vnd sol daz kint 
mit iron geben ophcrn. wer, daz aber ein frowe ein dohterlin 
gebere, die solte vierzehen dage die lüte miden vnd ahzig dage 
den tempel. war vmb vnser horre daz gebot gebe daz die knebelin 



1T7 



.Jlent an dem vierzigisten tage ta den l«mpel geophert werden, 
OBS siiit drie sacben. die erste ist, Abx wir d» bi siülent erkoDaen, 
daz au dem vierzigisten dagu die aele wirt in den tcmpel dez 
libes gegoaseD. die ander sache ist: also die aele an dem vierzi- 
gisteii tage von dem iriguase in den licliomeu wirt bemoBot mit 
der erbesünden. also aiA (bl. &3b »p. 1) hü an dem vierzigiaten 
|dage nocb der gebort von der inleitunge in den tempel gereiniget 
Werden von allen sQndeu. die diHe aache ist, daz die kint aüDent 
W den tempel der ewigen rr&deo gon. noch den vier mol zehen 
dage weiden, daz ist nocb der erfuUunge der vier ewangeüen mit 
t&bterlin gebirt, die aol 
einem d&bterlin, der lip 



■bat 



den zehen gebotteu. die frowe, di 
Kwir 80 liinge ve dem tempel blibeu, 
ahzig dagea erst formieret wirt 
isen. wnr vmbe diz si, ist eine 
ea mannes persune gebor 
itnre eren, daz sä acbierre 
^dio ander sache ist. von die 
der man do von aolte aü 
mater IIb», denne dor man. 
•ich Got kumberliulier erbot 
willeu, denne durch 



ad die aele denne erat inge- 
ist eine sache, wenne Oot wolte in 
i werden, do von wolte er menlich 
gereinet wirde, denne frowen natur. 
erste t'rowe awerlicher sündete, deime 
VQBeliger sin uf ertrich vnd in irre 
die dirte sache z& eime zeichen, das 
zu vnser erlÄsiiugen durch der frowen 
lez luannos misaetot. Maria Gottes 



iflter liedarFte Uirre reinunge nüt von aü vs deme heiligen geiste 
le euphangen, nüt von mannoa aomen. do von sprach Moyses 
:leme gobotte, die frowen, die von menltcbem somen enpbohont, 
sint schuldig sich zu reiiiende. doch wolle Maria die gesetzcd>; 
ilten in disem gebot vmb vier aachen. die ersle ist daz ail vna 
bizeicheu eiure demätekeit gebe; do von aprichet sant 
irnbart: Maria wurlich da enhaat keine aache noch eniat dir 
otdurf, daz du iii'ite gereiniget werdeät, also ea dinem kindt 
itdurft waz, daz er sieb liesse buantden. Maria du solt sin vnder 
kitit ist mitten vodei' den ao- 
BTn kiudoii in uline i,'elLuhon scliina mit in. dise demAtokeit iat 
ifit alletne gewesen au Marien, sü iat öch gewesen an Ensto der 
nh och hie an wolte der geaetzede vtidertun. in sinre geburt er- 
flfgeto er sich einan armen menschen an aiore besnidunge, erzöget 
er sich gelich oinea süuder. hüte het er sich erzöget arm vnd 
aQndig vud t^incn kneht; er het sich hüte arm erzfiget daran, daz 
er der armen ophcr (ap. 2} wolte für sich in den tempel lussen 
geben, duz woren zwei turtelt übelin. er het sieb hüte einen 
BQnder erzAget wenne er mit ainre muter wolte in dem tempel 
gerdniget werden, er het sich einen kueht erzAget in deme, daz 
er geloset wnrt mit dem opber us dem tempel. alao wolte er 6cb 
do itoeh get^ffet werden nüt für sine Bünde, me durch sine de- 
isAtsIceit. also wolte vnaer herre alle die erzenie foUebringen an 
sinie libe, die wider die erfaeaünde gäl wereot, nüt, daz er ir be- 
durfte, alleine darvmb, daz er vns sine groBzu demAtekeit erzAgte. 
der eraonie aint fünfe wider die orbeaOnde ; dor wurden! drie uf 

BlrllUEVr, AUrautnls X[V I 12 



I 



178 

gesüttct vor Moyses zitcD ; das waz daz opher also Gaym Tod 
Abel opherteiit ir übe vnd ir frubt; die ander waz der zehende, 
also brolite Abrabain sinen zcbenden Melchisedecb dem obersten 
priester. die dirte waz ein boilickeit oder ein sacrameiit; das wai 
wider die crbesünde. bie nocb ging die besnidunge, die waz alleiae 
den mannen nütze vnd enscblos die türe dez paradises nflt. do 
von so ging bie nocb der töf, den alle menseben mohtent enphohen 
vnd öcb allen menschen mobte nütze sin vnd die tür dez ewigen 
lebendes uf entscbliessen. dise erste erzcnie bei Kristus an rieh 
genomen, do er von sinen fründen in den tempel wart geopfert, die 
ander bet er foUebrobt in deme, daz er alle zit bat fürzehendet, 
do er die vierzig dago bat gefastet, die dirte ist an ime foUe- 
brobt, do sin muter für in zwo tuben bet geopbert, daz er ein 
beilig opi'er Gottes wurde, die vierde was, do er sich besniden 
lies, die fünfte waz der töf, den er von sant lobannes enphing in 
dem Jordan, die ander sacbe waz, daz Got daran die geeetzede 
wolto foliebringen: wenno bette er die gesetzede über gr&ngen, so 
möbten sieb die Juden haben entschuldiget gegen vnserme herren, 
daz sü sine lere nüt bettent enpbangen, wenne er die gebot der 
heiligen vetter bette übergangen, die dirte sacbe waz, daz er die 
liplicbe reinunge abe leite vnd die geistliche uf satzte ; wenne alle 
figuren an ime ein ende bettent (bl. 54 a sp. 1). wenne also die 
scbette fürtriben wirt, so der sunnenscbin komet, also würt die alte 
S gonndet, so die nüwe zu komet. die vierde sacbe waz, daz vns 
Got ein bizcicben gebe, daz wir vns geistlichen reinigen solten 
von allen vnseren Sünden in fünfleige weg: mit eime absagende 
den Sünden, mit dem heiligen töffen, mit g&ttelicher gnoden, mit 
guten werken, mit eime strite wider b&se anefehtunge. dise fünf 
stücke sint liplicb bezeichenet in den iünf stucken, die bewerent 
einen menschen vnschuldig, dez er wirt vor gerihte angesprochen, 
deme ersten gelichent sich der eyt, der von dem menseben wirt 
begert für sine vnscbulde. dem anderen gelicbet sich daz wasser, 
daz uf die schuldigen wart gegossen in der alten e. dem dirteo 
gelicbet sich daz für; also eime wirt daz glAgcndo isin geben iii 
tragende für sin vnscbulde. deme vierdcu gelicbet sich die ge- 
zügnisse, die den menschen vnschuldig seit, deme fünften gelichet 
sich der kämpf, der den menschen vnecbuldig git. do nfi vnser 
frowe in den tempel ir kiut opherte, do löste sü es wider mit 
fünf silberinen pfenningen. bie merken wir, daz Kristus nüt wai 
von deme geschiebte leui, wenne wole vs deme gescblebte leui worent 
die mobte man nüt erlösen vs dem tempel, wenne sü m&stent 
cweklichen in deme tempel dienen. Maria opherte mit Eristo zwo 
turteltuben, daz waz der armen lüte opher. wenne die riehen 
ophertent ein lamp. n& möhtest du sprechen, warvmbe opherte 
Maria nüt ein lamp, sit sü kurtzliche do vor von den drien kü* 
nigen uil goldes bette enpbangen? antwurt man darzi: daz Maria 
dis golt armen lüten durch Got gebe nocb deme also sü es von 



1»! 



1 



KjAeii kflnigeo enphing oder i 

Fligj'pUinlant. do sü giben io 

leaent drü opher von vnserme 

gedbet. das erste waz also 

wart geophert, do ei-zflgete 



ü behielt daz golt vf die fart in 
T in dem elende maato hüben, wir 
herreti, in dem er drie tugende faet 
if von Biiien fründen in der tempcl 
lütekeit, daz der alle 



sei 



setzede hette geben woUe sieb der geeetzede vnder (sp. 2) werfen, 
dae ander waz also die tubeu wurdent für in geophert. do Abete 
iflr sich in armüt, dei' aller harren Got woz, de wolle den armeo 
Opher geben! daz dirte waz also er sieh an dem crüue opbcrte 
opher sinen vatter füi' alle sünder. do Abet er die 
grosse rainne, die er zu ineneoh liebem gescblehte bette, diae hochzit 
heisset öcb ypopance, dait ist gesprochea eine gegenwirtikeit oder 
ein entwurten, ueiine Krintua hüte gegen wirteklicb geantwurtet ist 
in den tempel oder ist gesprochen eine begegenunge, wenne Sy- 
id Anna Kristo hüte sint eagegen komen vud bant in 
iphangen in den tempel von in Sjmeon der gerehte het enphangen 
Bime arme, hie sollen wir merken drie weget in den sich vnser 
lerre gedem&tigct het vnd ernidert. daz erste ist in deme, daz 
der eine worbeit vnd ein leben vnd ein weg was aller menschen 
"Viid ein geleitet' aller worheit, wolte hüte von den menschen in 
tempel geföret werden, do von lesen wir hüte, daz sine frünt 
fErtent daz kint Ibesum in den tempel. die ander demfltekeit ist, 
daz der alleiue gnt vnd heilig ist, wolte mit einre mul«r hüte ein 
zeichen ^nre vareinekeit enplioben. die dirte waz, der so kröftig 
gewaltig ist, daz er alle ding in sinem worte treit, wolte 
i6te von dem alten Symeon uf sinen armen getragen worden, den 
doch iu sinre Gottes gewalt tr% vnd uf enthielt, dovon lesen 
wir bi'ite, daz der alte daz kint trüg; doch ribtete daz kint den 
alten in sime lebende, du eproch Sy meou : nunc diniittis etc. ah 
loa here diaen knebt noch dioem worte in fridea rüwea, miiie 
ügen hant gesehen din heil, daz du hast gomachet vor dem antlit 
alles folkes, ein lieth zH einre erlahtunge des folkea vnd ein ero 
dez folkes von Israhel. in disem gebet nemet Symeon vnsern 
herren ein hejt, wenne er vnser wunden der Bünden gebeilet het. 
öcb namet er in ein lieht von deme liehte der gSttelichen gnoden, 
die er den gerehtfertigen git. öcb uemet er in ein himelsche ere, 
wenne er sinen userwelten die ewige glorie wil geben oder er ist 
eio heil in dem tempel hüte allen den, die mit ime in den tempel 
8ä deme heiligen (bl. 54b sp. 1) töffe werdeut getragen; er ist ein 
liebt geistliche wenne öch z(i deme töfTe; ein lieht wirt enzündet 
zG eime zeichen der enziindünge gottelicbor gooden, er ist ein 
ere aller der die zS dem alter werdent geophert oder enpholhen. 
von so segent man hüte die kerzen vna z'ä eime heile wider 
bösen geiste vnd enzündet sii »ü einre erlühtnnge vnserre 
trzen vnd Qot mit eime gesauge iu die kirche zQ einem zeichen 
vnd dez lobes, das die enphohent, die in die ewige rCwe 
I von het öch diese hochzit drie namen: der erste ist 



180 

daz SU heisset die reiuuuge, do von ist sü ein heil, sü heisset Öch 
die liehtmesse von daz gewore lieht hüte in dem tompel ist er- 
sühioen. sü hoissot Öch eine enphohunge, von hüte Kristas ist mit 
eren enphaugen vnd mit frAden in deme tempel von Symeon md 
Anna zu eime zeichen, daz er vns in die ewige fr&de mit glorien 
vnd mit lobe setzen wil oder in eine ander wise wirt Kristas in 
disem gebet geheissen, ein fride von er fride zwischent nnaa 
vattor vnd den snnderen het gemachet, er ist ein heil, wenne dnr 
in alle menschen erlöset sint, er ist ein lieht in sinre heiligen lere, 
er ist ein glorie in sime ewigen lone. dise hochzit heisset öob 
die liehtmesse, do von daz die cristen lüte uf diz hochzit burnende 
kertz tragent in iren henden. dis ist uf gesetzet vmb vier Sachen. 
die erste sache ist von die Romer ein gewonheit hettent^ das sfi 
ie über fünf ior die ior die stat Rome durch lühtent mit brinnen* 
den kerczen eine gantze naht ciure gÖttin zu eren, die waz Pe- 
bruwa genant, vnd waz ein müter des Gottes, der do Mars wsi 
genant; der waz goweltig über die strite. do von ertent sQ sine 
muter in deme manot. also nü vnser frowen dag gef eilet, daz in 
der Got Mars in iren striten gnedig were vnd alle ire fiande 
gegen in sigelos mähte, do nü die Romer cristen glöben enphin- 
gent, do begertent sü noch der alten gewonheit ir andaht Abeo 
mit den bürnenden kerzeii, wenne es ein gdttelich andehtig werk 
ist. do von furwandelte der hobest Serius die ere, die Maria 
müter (sp. 2) ime zu lobe totent in ein lop Marien irme liehen 
kinde zu eren vnd do mitte bleip die andehtige gewonheit Tod 
wart der abegottin lop fürwandelt in Marien lop, also von 8& 
wirdiger ist, so sol man sü wirdeklicher eren alle ior den lip- 
liehen tempel mit den wehsiiien kertzen erlühten in ire ere vnd 
den geistlichen tempel vnser sele erlühte mit göttelicher gnoden. 
die ander sache ist, daz wir mit den schine erzögent die reine 
lutere schinende küschekeit Marien, der reinen megede glicher 
wise, also ob die kristenheit spreche: an der clorheit dis liehtes 
sol alle die weit schetzen die reinckeit Marien, so later si ge* 
wesen, daz sü uf dise hochzit nit bedurfte, daz sü in dem tempel 
gcreinet wurde, wenne sü in irre mliter libe also von der gnoden 
dez heiligen geistes gerciniget vnd geheiliget wart, daz sü nüt 
alleine ir ein liehterschin reinekeit waz; mo, sü gap iren schin in 
aller der menseben herzen, die mit ir wandelten, do von sprechent 
die luden, wie daz were, daz sü mit irre Schönheit alle frowen 
über crdnete. doch so fürfiel nie kein mau in liplicher begirden 
gegen ir, wenne die kraft irre küschekeit fürl6schet alle die vnta- 
gent der menschen, die sü ane sohent. hie von so gelichet man 
sü dem zederböme, also von dez gesmage alle fürgiftige tier ster- 
bent. also von irre reinikeit erstarb in allen den die mit ir wan* 
deltent die fürgift aller vntugende: sü wart Öch gelichet der uiirre 
die alles gewürme ertötet, also t&tet Marien lieilickeit die lebende 
bcwegunge liplichor begirde in allen mcnsclieu, die irre gnoden 



161 

Kbegereiit Tnd liie überti'iffet ire heilickeit aader liciligeii, die Öcb 
i müler Übe dnt geheiliget, wenne nie duz sü von gnoden 
felitungo Qüt eapfaindeut, doch eo enwiickct die hetlik vseer 
in not, daz vou irre biwoiiuLge anderi'e menaehen :ineftihtunge mit 
werde ertötet, also von der biwonunge oder alleine ¥on der ane* 
geeibt der reinen megedt^ Marien, die dirte Sache ist, das wir 
geistliche Kristum in disen kereen in den tempel ophernt. also 
Harin, loeeph, Symeon (b1. Ö5a ep. 1) vnd Anna in hüte bant in 
den teinpul getragen, do von BüUen wir einen geiattichen ein ziehen. 
na der kertsen, daz wir bi demc wabne fürstandent die menBchcit 
Krititi lipliche, wenne also die binen daz wabs fQrbi-ingent one ire 
fdrwünschuttge Knaamen: also ist der lichame viisera herren ge- 

(linffen 7b dem relnesten blfite sinie mBter Msrien one olle er- 
intnisze raennlicher nnturen. bi dem dohte, daz ni« ist fiirborgen 
in dem wabse, snllen wir fiirBtjin die Intor sele one allen flecken 
Vnder denie lichoinen Ilie<in ICristi fürbargen; lii der bürnenden 
■chiDeDden flammen, die an der kertzen gat, snllen wir die subi- 
sende G-otbeit von iren wprcken erkennen in Krislo, also trugen 
vir in dirre bürnenden kerczcn mit eime geaange, daz ist mit 
fr6den Ihe^om Knaturn geworen Gitt vnd menschen in die kirche- 
die vierde suche ist, daz wir ein nütze lere hie von uement, daz 
wir süllent tragen in die kirche der cristenbeit eine kertae, daz 
ist einen biteren glöben, die sol bürnen mit guten werckcn, wenne 
also die kerze one den flammen tot ist: also ist der gelobe one 
die werk tot. daz doht ist eine gute meinunge, in deme herzen 
beaaloBsen, die git der flammnn einen heiteren schin. ist es, daz 
das doht reine ist, also git die gute meinunge dem werk einen 
göten scbin gegen Gotte. do von sprichet Gregorias: din werk 
also sin offenbar, daz er eine gute mcinnnge habe in der beime- 
licheit. es waz eine erüche frowe, die bette so grosse andaht zß 
Tiiser lieben frowen, daz sü ein cappella bette gebnwen in irme 
hnse in vnser frowen ere vnd hielt dar zu einen cappeian, der ir 
alle tage eine messe hielt von vnser frowen. es beschacb, daz eins 
moies vf der liehtemesse ttig der cappeian nüt heime waz, vnd 
die frovfe öcb ir gilt so gar dtircb vnser frowen ere bett« geben, 
dos sü ir kleider fürgeben bette, du von so mfibte sU mit eren 
nüt OS irme base kamen zä der kircben, daz sü messe gehörte, 
dez beträbte sü sieb uil swei'b'cbe, daz sii an dem heiligen tage 
Holte one messe sin. doch ging sü in ire cappelle vnd leite sich 
lii den alter an in ire andaht. do wart sü i^rzucket in deme 
gniste vnd bednbte sii, wie sü were gar in einre scb& (sp. 2) nen 
kircben. do sacb sü inkomen eine zierlicb suhar gar zarter me- 
gcde, vor den allen ging eine künigen oil adollich gecrAnet, die 
satsten sich in der kircben noch irre ordenunge. hie nocb kam 
^r eine gemeite schar vsurwelter ifingelingo, die aatztcn sich öcb 
noch irre ordenunge. do noch kam einre vnd trüg eine grosse 
bürde nil lobelicber kertzen vnd kt '''^'" kiinigin von erst eine 



kertze vnd do Doch iegelicher iuncfroweu vnil iegelicher iua^elJi 
eiD votl gap 23 iungert der froweii, die also fürzucket was, 
eine kertze. die enphing sü mit grossen frßdeii. do eacb die Iroi 
in dem köre ston einen priester, zt der messea bereit der « 
IbesDB KriatUB vnd nebent ime einen epiatolcr vnd einen ewaug 
lier, die worent noch ine cchatzunge Bwene engel. do bi sti 
dent sant Laiirencie vnd aant Vincenuie, die kielten zwo kei 
gi der meBse. do nS der priester die bibtc vor dem alter s 
da BtSodent swen iüngelinge uf vnd gingent mit denen i 
chor vnd hüben daz ambukt an zu singende mit einre lutei 
sen stimmen, mit grosser andabt. da follebrohtent die ander« 
die in deme köre worent dua ainbaht mit groasem Bcballe. 
nfi daz ambaht follebrohtent vncz an duz opher, do stSnt ä 
künigin uf vnd opherte ire kercs vn do noch die anderen megei 
uil ordeulich vod die iüngelinge koüweten lur den priester tu 
buttout die kertzen nf den alter z^ eime opher. do an nn alle 
opher betten geben do stSnt der priester vnd wartete, wennc c 
fürzuckete frowe Ach ire kertze wolte opheren, de saute die h 
nigin einen botten zu der trowen, daz sü den priester nüt all 
lange lieBse warten, daz sü nf stünde vnd ime ire kertze 
opherte. antwurte die frowe : der priester solle sine messe 
sich US lesen oder Bingen, wenne hü wolte Ire kertze behalten. 
sante die künigin wider vmbe, daz sü ire gebiirescheit nüt 
vnd die kercze, also die anderen betten geophert, Öch opfai 
do antwurte die frowe : bü wolte die kertze behaben, wen» 
da von gute andaht bette, do sante die künigin 
der ir die ketrze mit gewalt neme. do nü iler botte sich 
der frowen faste (bl. 55b8p.l) vmb die kertze üockette, do br 
die kertze in zwei stücke vnd hleip daz eine stucke der iroi 
in der hant, daz ander tr^g der holte z" dem alter, von dii 
(ehtende kam die frowe wider z" ir selber vnd fant sich li 



nebent irme altar 

die aö hettent an i 

die kertze behielt t 

ein gros heilt&m. 

swere aieclitagen den mensch 

die ging swanger eins kindes, 

trQge einen fan, der waz bliltrot. do diae frowe erwacbete, 

bette sü der b^Be geist in den sin bi'oht, daz sü wende alle 

cristeore glöbe flnsse ir vb iren brüsten, die frowen enkniK 

niemnu vs disem bresteu ernereo. eins moles bliep sü in eii 

kirchen au der liehtemesse obent über nabt vnd dez morgens « 

sü von allen imie gebresten gesunt. daz hette ir vnsor lii 

frowe an iiTe hochzit erworben vmb ir liebes kint. 



kappelleu vnd fant sich haben eine hall 
.0 von lobete sü Got vnd sine liebe müU 
tage mit einre so heiligen messen Im^Im 
mit grossem Bisse vnd hielt sü in eren 
der berArde dirre kertzen werdent 
abegenomen. es waz ein fn 
bedabtc eins uahtes, wie i 



(Fortsetaung spater). 



AUIRLINQER 



SÜUWl!;i{TTÄNZK IN LLM, ÜINKELSUIHL. NORKLINUKN 
UND MÜNCHEN 

K Mflllenhoff in aeiner AlihaTKllung „UeWr Jen Scliwei-ttniH!'' '}, 
IfiiwÜDt unter andern auF diaea alteu GebrnuoVi be:{iigliclien Notizen 
I änea Tanz, welchur im Jai'c 1531 van I landwerkslnirsclien in Ulm^) 
I Bui* Atiffüruug gebracht ward: 

n Diaweilen hielten die fechter feierliche Bchwerttänze auf dem 

I mnrktc. ein solcher wurde im J. 1551 in Ulm von vier and 

I EVranzig hiinilnerkstiurschen gehalten, wobei zwei meister des Inn- 

■ gen Schwertes »srcn. dnn Kiel des tnnzea war, dass sie alle um 

flioen narren tanzten, Buf dessen acheet jeder eein Bchwert liegen 

lieas; lagen alle bo üher einandor, so stellte sich der fechtroeister 

Leonbard Kächelen, ein nadlergesell aus Dinkelsbflhl, oben darauf. 

die fechter waren in weins und acht derselben als banern gekleidet, 

die köpfe besohoren und hekrämt". Scbmid schwäb, wb. s. 186. 

Bei Unrcfasicht der Kronik des Dimer Schusters Sebastian 

l-laolier») (Cod. germ. 3001 der k. Hof- ond StaBtsbibüothek in 

, Mönchen) stieß ich auf einen ausfürlichen Bericht*) (auf Bl. 398a 

i8 h) ehen Jises Tanzes, der, von einem Augenzeugen her- 

Irfirend, nicht one Interesse sein dürfte: 

1 disem 1^51 jar vfT den vnsyuigeu gutteintag, was der 
1^9. tag hornung, hielten die handwerks gsellen ain schwertdantz/ vfT 
Koffnem markt vur der buiger zech/ vm ains nach mitag ßeugen 
liy den dantz an/ vnd werert biß vm drey/ der den dantz fiert 
f was ein nestler gsell/ hieß mit aeiin namen Lienliarl Kieuly/ von 
Diockelspiel/ ain mayater des Schwerts vnd der ander der jm halff 
den dantz öeren/ was ain seh reine rgsell/ auch ain fechtmnyster/ 
waren also allerlay baiidtwercks gselleu die dantst haben/ vff dem 
marckt 24 yberanß fein gsellen/ bett«ii all weysse hemder an vnd 
beachoren kepf/ darvff ain yeder ain bypschen krantz/ vnd der 
Diktier Lienh.irt Kienly danzt forh<?r/ vnd der acbreiner zu nllcn 

»hinderst/ zuletst stuml ain narr jti die mitte/ da dantzen sy vm jn 
Tmher/ vnd legt ain yeder sein scbwert vff des narren achalen/ 
biß ty mit den swertern all yber ain banffen kamen/ da atond 
I >) „Ftttgubm für Ouatav Ihtnegcf' (Berlin, Weidmann 1871; 

b m u. ff. 
1 *) a. a. 0. S 120. 

•) Vebtr SebnuWan Fischer and «ine Kronik vergleicht: man den 
Außru von F Pressd: Der tämische Krontgt Sebastian Fticher (Ver- 
handlungm de» Vereins für Kunst und AUerlum in ITlm und Obtr- 
»ehmiben. Neue lidhe, 2. Heß 1870, S 1 u. ff.). 

*) Eine änliche, W)l auf Fischer fußende Beschreibung des Tante» 
—m/tndet tiiA in der Ulmer Kronik des Barth. Gundtlfbfjer (?). Cnd. gervi. 
■-*™^ der Mamhener Hof- und Staatsbibliothek. 



F 

»: 
: 
D 



184 

der fechtmayster Lienhart Eienly vff die Schwerter hinauff vnd 
schlug das hariß/ wie dan die fechtmayster allweg vff der fecht- 
schal schlahen/ da sy nan mit dem tantz fertig waren da war ain 
haar tradt in ring vnd red sein Spruch/ darnach riefF der herolt 
aim andern bauren der was vff dem schnpffa/ der kam tryb auch 
sein fantasey/ also rieff man ye aim nach dem anderen/ die steckten 
za oberst in den heüsem vff dem marckt jn den ranchlechem/ 
schryen sy herab/ vnd kamen darnach hernb jn ring/ aiaer nach 
dem andern/ waren der bauren 8 het yeder sein spnich/ tryben 
fil kurtzweyliger bossen mittainandcr/ damitt was aller handel anß/ 
also hielten sy den dantz for den burgers heüsem/ wer jr begert 
hin vnd wider jn der statt/ des tags den schwertdantz/ des nachts 
den rayffdantz/ an der escherige mittwochen zunacht vm X hiel- 
ten sy den rayffdantz bey meim hauß vnd am weyssen snntag 
hielt der nestler Lienhart Kienly fechtschul/ alda hielten sy auch 
den schwertdantz/ vnd den rayffdantz vff dem. schuchhaoß ^)/ das 
was der letst dant-z/ hiemit war das dantzen auß/ es schanckten 
jnen die leut wa sy dantzten vil gelt/ sy giengen zum apt hinanß 
gen Elchingen der gab jn allen ain gutt mal/ vnd gelt darzu/ ain 
dockaten vnd 12 batzen sovil ist mir anzaygt. den raiffdanti 
hielten sy jn aller gstalt/ wie den schwertdantz/ hett ain yeder 
ain halben gnenen rayff jn der band". 

Auch in Dinkelsbühl^), der Heimat des Lienhart Eienly, war 
der Schwerttanz von Alters her bei den Handwerksgesellen in 
Uebung, ebenso in Nördlingen, wie eine Supplication berichtet, die 
ich unter den Theater- und Meistersängeracten des Nördlinger 
Stadtarchives aufgefunden habe. In disem am (>. Februar 1579 
zur Vorlage kommenden Schreiben bitten „die knappen eines 
ganntzenn erbnrnn hanndtwerkhs der geschlachtwannder (Feintnch- 
Weber) den Rat, ihnen ihre, der „triebselligenn zeitenn vnnd jarc** 
halber abgeschafften Schworttünze in Gnaden wieder gestatten zu 
wollen. 

„Dieweill aber — heißt es dort — nun die zeitten nit mehr 
so spietzig vnnd solche fröli^kaiten nit v(er)lectzen o(der) schaden 
bringen, doch wo sie anndorst in aller erbarkait vnnd von gott 
vnnd obrigkait erlaubter fröligkait v(er)richtet werdenn, wie wir 
vnnß dann jnn solchenn vnnd d(er) gleichenn alles woUstanndts 
löblich(en) u(er)richtung vnnd endung jnn l)cd(?nckhung, wo wir 
d(a)s nit thett-en, vnns nit woll gereichen würde, wollgefehliff 
v(er)haltenn wüllenn, dieweill dann vff vnnsorm handwerckh d(er) 



*) Das SchufüuiuSt so genannty loeil die SchuJimachcr im Erdge- 
schoße ire Ware feilboten, enthielt einen großem Sal, der zumeist für 
Tänze, Hochzeiten, dramatische Auffürungen ttc. vrncendet ionrde. Vgl, 
IHetnch, Ikscltreihung der Stadt Ulm. Ulm 1S25. S 87. 

^) Das städtische Archiv in Dtuhlshilhl enthält, einer framdUchen 
Mitteilung seines Vorstandes Subrector Monninger zufolge, keinerlei auf 
Schwerttänze bezüglicJies Material. 



geBcIilnchtwnDi)d(er) 



Mw 






discr 



nippen od (er) f;cscllen dcasellieii tiit 

statt, fiondern jn aiiiid{er)n stetlcn auch, vff 

T-, Bchwcrdt- vnmi anndere däiindz 

nb unn villenn ortten t\(et) stött 

indtwcrckbRgenoBsieu 

in, ballen wir alls 

v(er)8intgung vmli 

est) ¥nn<l Ffnr- 

r ordfinlicbon 



I 

I 



faßnikdit viind nnnd(er 

gebnilten, wie dniin wicd(pi' 

vnnd aonndfer)Iich -/.a DinckheJlBpilt vnnsern h 

Bolcbe faßDachtiacbe kurtzweül T(er)gindt i 

hikondtwercIcLBgenosBen \K vnnaer ninbellig 

v(er)ginBtigung solcher treunden E(uer) Ehdi 

dchtig), EliTani). W(eisBe), nia d(or) enndeu 

obrigkditt vnndertheiiig nn/nelanngen nit vnndterlflBfien wfillpr 

baiiogt derowegen vnnd ial biei-8.ntf Tnnspr eines erbBri? banndt- 

wergkba d(er) geBchlRc:litvvaniid(er) knappen vnnd gesellen samendt- 

lich gaiinct^ vnndeHbenig. boclivleissifis, diennst gehorsnmlis vnnd 

vielbegirliuha bittenn, dicselbeiin, E. Eb. F. E. Vi., die wollen vnna 

vundterthenigen nnpplicantnn ein solchen dannctz zue baliten vätter- 

lieb v(er)günHiigen . . ." 

Das Gefluoh ward von der Obtigfeeit ahgewiaen: „Ist jenen 
«bgo«;bUg(en\ weil man alhie nitt wie jrn d(en) papatiachCen) 
^.•teH(Bn) vnBBtfen) hallt(et)". 

Zum Scbluße mögen noch zwei urkundlicbe Einträge nnge- 
fOrt sein, aus denen hervorget, daß die xu München eu Westcn- 
rieders Zeiten') bestcaden Schwerttnnze in diecr Stadt bereits Im 
IK. Jarhandert beimiach waren. 

Müncbenpr Stadtknminerreobnung (Stadtarchiv Müncbe», Jar- 
gaog 1537, unter der Rubrik „RatzgeBchäffl ") : 

„ii I] sdllt den meaaerBcbmiden, so den schwerttana gebiiUen, 
ornng ratEgschäft". 

Bayerische Hofzahlamtarechnuug (K. Kreisarcbiv Mönchen, 
Jargang 1561, BI. 356b): 

„Mer bezalt maister Georgen hufschuster^), oaobdem ebr vor 
meinem g(nädigen) f(ürsteii) vnd heirn sin echwerttana gehalten, 
verening .... 12 ß." 

Weitere Nachforachnngen in den Acten der MfinchenerZflnfte^), 
sonderliab in jenen der Meßersuhniide, aind biß jext leider one 
Erfolg gebliben. 

MÜNCHEN KARLTRAÜTMANN 

') MiUtenhoff a. a. 0. S ISl und in der ZeiUelvrift für tkntschce 
fAittrtHm, N. F. Bd. 8 (Berlin 1875} 8 lä. 

>) AU SchKtrttäneer werden die SchwUr auch m l-Yankfurt im 
Main erwänt. Vgl. SchloMar, Otsturrctchiiche KuUur- und Literatur- 
tiilder mit Berücksichtigung der Steiermark. Wien 1879. S 179, wo auch 
auf S 177 die hiterntur üher dm SchKcrUant tuaawmKngeattUt int. 
Viuii nneh: ÄHartviann, VolkenehaunpUe. In Bayern unil Oenlerrfick- 
Ungarn grmmmeU. Lriptig 1890. S 13G u. ff. und licn Atißfit von 
H Holland: I}rr Münehener ScMfflerianz und andire Zunftgebräuche, irr 
EnUtrhung »nd Beilrulung (Aagshurger Alliiemnue Znlung Jhg. Wlfl. 
S 585 u. if.). 

") Gegenwärtiy im k. b. NiUionaliiiu.'i'um in Münehrn. 



HEBEL8TUDIEN 

loh muß noch niumal au r den Vidi-Biuli kumniuii. lu dvn 
IlHiuboferEchen lUOatioucu (Häutlu, Zeitacbr. des hut. V. für äcliwahon 
uud Neiiburg VI1199J hcuegnet bei Aufzslung diti Miiautjenar Kiiiitt- 
kammorBachoTi (ulgondo Notiz: Au/ ainait tüch Jdoli di Mexico Vau 
nndorti tlnydnischeti viid Indianischen Göttern von iillerlfry Form und 
FnrliCD. Itati Kunst kam mar- Inventar liehauptat von einam inlcheD mit 
ßroßen Aueeii und blauem ßlaa atehr ainm Teufi als Ueltschfii ffkiA, 
daß va Kftrdinal Fr. Ximenes nanh Müncbi'n ^scbifkt habe. So wird 
aiso uiiser TiElMliirh erklirlich. 

Uuber heben (dk Mutter am ClirisUbeud) = beacbenkon su heüüöit 
ahd. handelt auf Grund meiner allein ricbÜKen Erklärung Dr. Victor 
Puralhoner „Oeber don Vouaiiamus eiuiger Mundai'ti'ii Voralbcr^, 28, 
Jaresbcricht des k. k. Real- uml übergymnaBiums in Fuldkircb I8S3*, 
S 25tr. Ebenfalls richtig ist S 20 eehie-iiehiihuct. Eine volkstuemlloho 
Anlenniig an ,Schaltenfa ul' ist nach P vrol möglich, da ,SchaltbHol* 
wirklinh im Vonilborg üblich ist. 

SchaUkättleiH Behaghol S73 No. 232: Verloren odor gefundeu: 
juBt kommt alles darauf an, ob ich der Vogt von Trudenbnch bin oder 
uioht iiBvr. Diu Fuldaer Hislorienbüchldn von Dr. Georg Joacf Halk- 
mus, Domkiipitulartn, Fulda 1872 bringt S T6fl Geacliichteu vom Sand- 
müllorchen bei Dipperz aus dem 16. Jhd. „Johann Jörg heiß iofa, 
Härtung schreib ich mich und der Saudraüller l»pi Dii]iperi hin ich". 
Einst spannte ihm ein des Wegs kommender Schalk dun Icereii Müllar- 
wagen auf dem das S. «chtief aus, sUrllte den Gaul ein. S. orwacht 
des Uorgons und sagte bei sich: Entweder bin ich daa Siknduiä1l«r- 
clieu oder ich bin es nicht, „Bio ich das äandmüllcrehcn, so hab ich 
einen Gaul verladen; bin ich pb alior nicht, so habe ich einen Karrcu 
gcwonuea. 

ABIRLINGER 

SCn WA BENNECK EREl EN 

1 AnselmuB Rabiosus berichtet am !:>cbluße seiner Reise nadi 
dem Knrbislande 3. Teil (Schreiben des Blondinus Negrinus nsw) von einer 
•chwäb. Stadt: Femer wurde befohlen: sobald ein Feuer ausbricht, 
sollen die Thurm Wächter, soferu sie nicht schlafen oder in der Scbeoku 
sitEBD an die grosse Glocke anschlagen. Auf diesoB Zeichen verfügon 
eich die Untorthaucn des Bürgermoisteramlea nach dem Itutiiunte. Die 
Sprüt/eo müBsen jährlich zweimal, im Frühjahre und im Herbste, pro- 
birt werden, versteht sich, wenn es die Witterung zulaßt oder die 
Polizey nicht darauf vergißt. Endlich halwn S. Exoelleni der eratc 
Präsident lu aller nur ersinnlichen Sicherheil im Senate den Vorscbkg 
gothan, und hernach auf das Schärfete vorordnet, daß, so oft ein Feuer 
auskommen wiU, jedtuniü die Spriilien drei/ Tage vorher vollkommen 
hergerichtet werden und in Bereilschnft stehen fiölten, uud diesea bei 
Androhiing eines noch derberen Verweises an den Magislrnt im Falle 
einer Fahrlässigkeit. — Ist wohl seil dem großen Brande tu Sodumn 
und Gemorrha ein heilsameres MitUtI auegedacht worden? 

Ungeachtet der nciscsten und forsiclitigsteu Anstalten bräunte 
es naohtd 12 Uhr zwiHchen dem 27. und 28. Oktober im ArbeitahauM. 
Eine Kommission von 6 Rithen setzte siuh nieder. Ein ZQchtliu); 



I 



Tti'sohwand lieini Aunliruub der erstea Flummen. Der habe »ngeniinden 
beißt ce: Eiugohult war i^r nicht, Sptir battc man kolne. Dur Pränes 
der Kummisgiou zeigte sieb weit Difriccr als die Nürulwrger (NU. Diu 
keinen h&iigen bevor sie ibu nicht habeD). Der Land- ujid Bauricbter 
erhielt Itefehl gerichtlich vorzugehen gegen den Mordlircnncr. ICr 
wolle, sagte letzterer, du than, sie möcbleu ihm tmr vorbtT den Äns- 
reißer übergeben oder sagen wo er ist. Der Deliquuut rettete sicli in 
ein Kloster. Der Oberricbter erhielt Kuiide durch einen derb bereu sehten 
Thürhüter, offen, weil die Mission eino geheime wht. Die „Bärtler' 
brachten den Mordbrenner, er war tilier Meuchelmörder, in ein Frei- 
quartier und dabei blieb ce. Der Rat verordnete dafür Erstens sulleu 
künftig nicht nur die grossun Spriitzen, aoudera alle Wassercymci' zu 
rechter Zeit, nämlich drei Tage vor der Brunst gefüüet werden und 
in Bereitschaft sein. Zweytena sollen nach jeder großen Brunst durch 
14 Tage 3 Mann vou der Bürgerschaft oder statt diesen ihre Gewllen 
und Jungen bey der Sacht Wache halten und, um nicht eiuKuaablafen. 
fleißig trinken und trappolireu. Brilteus soll während diesen 14 TagL'ii 
zweimal in der Nacht im ganzen Burgfried gestreift und dieses dun 
Morgen vorher durah den öfientücheo TrommeUchlag bekannt gemacht 

»werden. Viertens endlich sull deiicnige, der zuerst hey einem wirk- 
lichen Feneraaabruche Lärm macht, an der Stelle in Verbafl genommen 
werden. Eben das soll auob allen jenen widerfahren, welche sagen 
werden, es se; irgendwo Feuer gelegt werden. 
Seit dieser Verordnung ist xwar öfter Feuer gelogt worden und 
auch auBgekonimen. Allein es scheint bloß in der Absicht gesubehen 
zu sein um die unvergleichlichen Anstalten in .^usQbung zu bringen 
nud die Langsamen mit fiinfzig Aracbpöllern zu bedrohen. 1782. 

(2 Dr. Malkmua in aeinom Fuldaer Anekdoten bUuhtein 1875 S 99ff 
eniält; Der l'farrer N, von EiclK^unell war meist xu Besuche bei seiuem 
Freunde Leonard Seh. zu Motten, dushon Wiege im (erneu Schwabun- 
Innde gestanden hatte. Nach Tische gingen beide auf den Kirchhof, 
luen und besahen die Orabsteine. Der Mottener Kaplau kam auch 
daEU. In Grabe BgeUanken vertieft und an sein eigenes zukünftiges 
Iioos, das wir mit denen, auf deren Gräbern wir stehen, gemeiu haben, 
1 lebhaft erinnert, fragte Pfarrer Soh. seinen Gast: „Wer wird Mfu denn 

lünraal diu Urahschrift sezen?" „0, erwiderte der Augeredete, die Üoi- 
uige will ich Dir gleich mauhen". nDnd wie wird sie nun lauten?", 
fragte voll Neugierde jener. Nur eineu Augeublick Ueaaaii aicb N. und 
der Gedanke war blilKSchnell ausgehoren; er lautete: 
„Allhier in diesem Grab 
Liegt Leonard dtr Sehwab; 
Durch lauter SchmabenslreietK 
Kam er zum Ilinimel reiche", 
n der Schnelligkeit des Genies QberraBcbt, von dem lieblichen 
I Wohlklang der Verse und der meisterhaften Kunst des Keimes eul- 
Bsfickt, wollte der Kaplan eine zweite Probe haboti und bekam folgende ; 
Michel Voll^rt lioget hier; 
Sein allerleztes Wort war: Bier) 
Das Bier war seine Wonne, 
Könnt trinken eine Tonne. 
Dm lieibea ist er ledig; 
Gott Mi der Seele gnädigl 



188 

3 Aus der Darmstädter Handschrift nr. 2225 (Parier, ^. 15. JarhJ 

Hut dich vor rott«uburgcr rette 

▼nd vor tubinger kclre 

vnd vor rüttlinger rossen 

vnd vor vlmer wiben, 

wiltu by glück vnd seid bliben. 

A BIRLTNGER 



COMOEDIANTEN ZU SCHILTACH 

In der Stadt SchüUich^ weyland denen Herzogen von Vrß- 
lingen gehörig, haben vor diesem die Bürger sich geübet in den 
ludis scenicis Vnd haben etliche Geistliche vnd weltliche Geschich- 
ten zu dreyen malen mit ziemlichem applausu vorgestellet. Alß sie 
nun anno 1625 wiederum eine Comoedia zu spilen vorhatten, haben 
Sie zuvor Erlaubniß wollen begeren zu Stuttgart, Vnd ist ineo 
von den Bürgermeistern zu Schiltach mitgegeben worden. Man hat 
aber ihnen zu Stuttgart nicht gleich wollen willfahren, sondern an 
den Ober- Voigt zu Hornberg begehret, er solle auch hier von Be- 
richt erstatten. Welcher aber einen gantz widrigen Bericht ein- 
geschicket, meldend, dass 1. die Schiltacher dadurch suchten, das- 
jenige, was auff die Comoedien gewendet werde, abzurechnen an 
Steuer und Contributionen ; 2. dass die Haupt-Person adulterij be- 
züchtiget werde, vnd nicht gänzlich vnschuldig ; 3. diese Leute ihrem 
Geschäft nicht nachgiengen, vnd nöthiger Arbeit versäumten. Worauff 
dann denen Schiltachem das Comoedien halten niedergeleget wor- 
den, ob wohlen sie vorher protestiret, sie wollen es nicht Majestä- 
tisch, sondern nur bürgerlich und schlecht one sonderliche Unkosten 
halten, ungeachtet auch sie schon alle anetalt dazu gemacht, die 
Comoedien zum öfftern probiret vnd vile Leute dazu eingeladen. 
Aber man hat es abgeschlagen vnd ihnen vorgehalten, das itzt 
keine Zeit darnach wäre. — Sic et Moscouitao ^) A. 1697 Hagae 
Comitis recusarunt Interesse ludis scenicis Gallorum. (Dresdener 
Handschrift H 198, Bl. 19b~-20b. Collectaneen von Wilhelm 
Ernst Tented.) JBOLTE 



HOCHZEITBRÄUCHE 2) 

Der Wiener Schulmeister Wolfgang Schmdtel bringt in seiner 
„Comoedia der hochzeit Cana Galilee** (Wien 1543 vgl. F. Speng- 
ler, Wolfg. Schmeltzl 1883 S 51) einen ofTenbar weit verbreiteten 
Brauch zur Darstellung. Nachdem Christus das Par zusammen- 
gegeben, treten die Gäste zum Bräutigam und raufen ?7w. 



*) d, h. wol das russische Gefolge Petirs des' Großen. 
^) Ich trage kein Bedefiken folgende Mitteilungen zur Vfrgleichung 
mit änlichen südd. Stellen hier aufzunenien. AB 



189 



. , . das den Eheleutten 
Sol hiüinit Itaiget werden an, 
Dns DiUßn vil not vud kumtnerDUH hnn. 
Der gröst teyl vber den man wer genii. 
Drumb lut mau Praut vcrgebücli sten. 
Die gleicLe Sitte bei deo westfülischen Flauern acbildort 
mermann im Mütichhnnsnn Buuli 5 Kapitel 5. 



^e Sc bilden! ng einer 11 ochaeit im 16. Jarbundert 
li/ert der Magdeburger Scbulrector und Verfaßer des Fi'OBchmensrler 
Geor^ Rotlenhage» in seiner 1576 in Magdeburg gospilten Comodie 
von Tobias, Ton welcher kürzlich F Schnorr von Carnlafeld im 
Gentralblfttte für Bibliothekswesen 2, 601 — 504 ein t^eniplar ana- 
findig gemacht und beschriben bat. Da der Beaizer des ganz ver- 
Bchollenen Sttiokes, Herr Gt*! SchwenJer in Dresden, die Fruuiiil- 
lichkeit hatte, auch mir die ßenuzung diser Hultenheit za ver- 
I statten, so vermag ich hier daraus mitzateiien, was für die Geschichte 
|ider Volksbräuebe von Wert ist. 

Id Akt 2, Scone 2 wird dem jttngeD Tobiaa die Braut Sarn 
I irea Kltarn Ragtiel und Edna zugefürt: 
„Kcmnierer [eu Tobias\. 
13dl Sezt euch ins Bett, habt kein verlangen. 
Die Braut komt da schon hergegangen. 

Tobias sieigl auffs Belt. 
Wolan, das walt der Übe Gott, 
Vnd steh mir bey iu aller not. 
Die Braut wird von Rwjml im Krenlelein hrrinis iirführd, 
ml emcen Knaben tragen die Ftw&eln für. 



1595 Mein Tochter ich geb dir du gleid, 
Gott geb ZD gutem fried vnd frend. 
Wie die Fackeln gleich Flammen gelin, 
Solt jr in gleicher liebe lohn." 
Auf die Vermanung Raguols gelobt Tobias, Sara iih seine 
ite Ehefrau zu halten: 
1663 ,Darauff wolt jr mein Saram 
Zu mir setzen in Gottes Nam. 
IJie sol man sie jm an die Hechte seit secen, mil lingurl 
' Rayhael sdlen jncn die Becken vber die llenpler erlieUi. 
iamach sol weiter Sara sagn: 

1685 Mit meinem Jungfrew liehen Krantz 
Geb ich mich ewerm willen gixuts, 
Bin euch gehorsam ohn verdruß. 



190 

Tobias. 

Ich geb euch ein freundlichen Kuß, 
Vnd erzeig euch all ehr vnd gut, 
1G90 Ncm euch vnter mein schütz und hut. 

Betet jr sein Ilut auff. 

Bring euch darauff ein Drüncklein Wein. 

Sara. 

Sol mir der allerliebst Drunck sein. 

Zum Vater. 

Vatr vnd Mutter ich bring euch das, 
Zu einem Deogratias. 

Raguel. 
1695 Ges3gn es euch der liebe Gott. 

Edna. 
Der behüt euch in aller not. 

Trincken heid. 

Raguel. 

Wir wolln euch nun laßen allein, 
Wolt bey einander schlaffen fein. 
Gott der wird euch mit Gnad bewarn, 
1700 Laßn euch nichts trawrigs widerfarn.** 

Die erst« Scene des vierten Aktes fürt das am folgenden 
Tage nachgeholte festliche Hochzeitsmal vor. Raguel und Tobias 
bowillkonimen die männlichen Gäste, die Brautrauttor empfüingt die 
Frauen, wärend man aufbläst, „wie zum Hochzeiten gewohnet isf^. 
Dann folgt die Unterhaltung: 

y^Ztco Jungfrawen soUnn rfw Kretdz austeilen^ 

Zum ersten Gast, 

2085 Die Braut bitt, wolt euch nicht beschwern, 
Das Erentzlein tragn zu jren ehrn. 

Erster Gast. 

Es ist mir gar ein Über Krantz, 
Soll bezalt werden mit dem Tantz. 

Soll allen gehen^ Vnd endlich 
antwort ein Junger Gesell. 

Junger Gesell. 

Das Krentzlein das ist hübsch und fein, 
2090 Wolt libor das Megdlein wer mein. 

Ander Gast. 

Wann jr darumb jr Eltern fragt, 
Villeicht ist es euch vnversagt. 



191 

Junger GeseU. 
Der Korb müst vor gozennet sein. 

DrUtelßast, 
Ir müst den Fall doch wagen drein. 

Junger Gesell 
2095 Mir nicht damit, es sein schertz wort. 

Vierte G<ist, 
Ich hab das Sprichwort offt gebort. 
Selten ein Hochzeit ward volbracht, 
Ein newe ward dabey bedacht. 

Folgende Possen Jean man brauchen oder vnterlasseny sonst 
wissen die Gelerten das mans für ÄUers so gehalten. 

Die Knaben singen den Breutigam an vmb die Nüß. 

Herr Breatgam, wir sind junge Knabn, 
2100 Vnd wolten gern die Nüßlein bahn. 
Die Braut jr nicht behalten solt, 
Wan ihr die Nüß nicht geben wolt. 

Tölnas, 
Ir Kindr da habt ihr ewr Nüß, 
Vnd trett sie nicht vnter die füß. 
2105 Ich laß euch ewer Spiel allein, 
Wil ein Heußlicher Ehman sein. 

Hiemit strawet er die Nuß, 

Die Knaben singen den Danck, 

Der Breutgam der die Nüß gegebn, 
Sol mit seiner Braut lange lehn. 
Von einem Jahr zum andern Jahr, 
2110 Das gebe Gott vnd werde war. 

Die Megdlein singen die Braut an, 

Frau Braut, wir Megdlein bitten all. 
Das jhr vns gebt ewren Brautball. 
Den Breutgam jhr nicht haben solt 
Wann jhr den Ball nicht geben wolt. 

Sara, 

2115 Ir Megdlein da habt jhr den Ball, 
Ich laß euch ewer kurz weil all. 
Vnd wil forthin meinem Breutgam 
Wie ein gtrew Hausmutter beysthan. 

Die Megdlein singen den Danck. 

Die Braut die vns den Ball gegebn, 
2120 Sol mit jrm Breutgam lange lebn. 
Von einem Jahr zum andern Jahr, 
Das gebe Gott vnd werde war. 



192 

Erste Fraw, 

Fraw Edna, das ist ewcr Sarn 
Nach keim Beylager widerfarn, 
2125 Das sie hett geworffen den Ball. 
Dio Breutgam sein gestorben all. 

Edna. 

Gott sey gelobt, das er das leid 
Endlich auch hat verkert in fread*. 

Noch ausfürlicher strebt 60 Jare nach Rollenhagen der Ro- 
stocker Gantor Daniel Friderici in seiner dramatischen Behand- 
lung desselben biblischen Stoffes ^), für die er seinen Vorgänger 
angescheut ausnuzte, die „alten guten Geremonien^, wie er S 172 
sngt, bei der Hochzeit darzustellen. Nachdem das Brautbett aaf- 
gesch lagen ist, vermanen (III, 0) der Nachbar und die Nachbarin, 
nicht die Brauteltern, das junge Par; Tobias dankt, „steiget ins 
Bett und sezet sich zur Linken, Sara folget und sezet sich zur 
rechten, vnd nimpt Tobias seinen Hut, helt jn jr vber das Haupt . . . 
vmbfabet sie mit den Armen, zeiget auch den bloßen Degen [snm 
Zeichen, daß sie fortan unter seinem Schuze stet], küßt sie. Sara 
nimbt jren Kranz üb, hebt in empor, Seze jn jme auffs Haupt*' '). 
Die Brautjungfern „halten die seidene Hauptdecke vber jre Häupter 
und laßen sie sinken, „daß sie jnen biß an die Stirn reichet". Die 
Brauteltern trinken dem Paare aus einem Glase Wein vor, die 
Nachbarin Eulalia zerbricht zwei Gläser an einander, drei Jung- 
frauen streuen Blumen über das Bett, und die Knaben schwingen 
ire Fackeln, biß alle Gäste sich vom Brautpare verabschidet haben. 

Auch den Tauz und die Unterhaltung der Hochzeitgäste 
(IV 8. 9) entlent Friderici dem Magdeburger Spile, aber nicht 
one beides noch im einzelnen weiter auszumalen. Beim Male brin- 
gen die Gäste dem Brautpare Geschenke dar, zum Tanze fordern 
die Jungfrauen auf, indem sie den erwälteu Junggesellen Kränze 
reichen, welche „eine morianische Jungfraw'^ Hagar inen gegeben 
hat. Die Gäste belustigen sich mit Rätselaufgaben und recitieren 
Sprüche und Flochzeitswünsche, wofür sie jeder ein Glas Wein und 
ein Schnupfbuch zur Vererung erhalten. Der Narr und die Knaben 
singen den Bräutigam um die Nüße an, die Mädchen begeren auf 
gleiche Weise von der Braut den Ball und ir Kränzlein. 

Es ist keine Frage, daß Rollenhagen und Friderici in iren 
biblischen Schauspilen Bräuche, die sie in irer Umgebung fortwä- 
rend ausüben sahen, one weiteres Bedenken auf entlegene Zeiten 



^) Tobias, Rostock 1637, Vgl. Wiechmannt Meklenburgs AÜnider- 
sächsische Literatur 3, 26, 

2) Vgl. den hei Keller^ Fastnachtspile aus dem 15. Jarlmndtrt 
1, 66 (1853) heschribcnen IJohschnit aus einem Nürnberger Thr^teke 

vnn im 9, 



193 

I abertrcgen, daß ire Schild eruigeii also fUr einen großen Teil von 
r Norddeatschland wärend des 16. Jitrhuaderte zutrefTcn. Eiae Aua- 
• könnte nur die Bemerkaug Rollenhagens vor V. 2099, die 

Gelerten wüßten, daß man es vor alters ao gehalten, begründen. 

Wenn es ea seiner Zeit Sitte war, daß der Brüutigittn unter die 

^ Kinder NUße verteilte, so ist jene Berufung auf die Gelerteii über- 
flüßig. Offetibav liiitte Kollenhagen den aus Catull gl, 131 und 
Tergil, E^I. 8, HO liekanoten ^) »ttrömisclien Brauch im Auge, nach 
dem der ßrantigam Nüße unter die Knaben auBwerfen liß. Indes 
scheint doch die darauf folgende gleichartige Bitte der Mädchen 
am den ßraatball, für welche sich kein altklaasiaches Vorbild nach- 
weisen läßt, dafür su sprechen, d^ß ein änücher Brauch auch in 
Deutschland bestand; zu beachten ist auch der Sinn, welchen 
V. 2123 die Nachbarin dem Werfen de'» ßrautballs beilegt. Jedes- 
falls klingen die Kinderreime ganz volkauiaßig^) nnd weisen nicht 
aaf eigene Erfindung des Dichters hin. 

Mit einem Worte sei schließlich noch der ganz veränderten 
Anßaßung gedacht, welche die alten, im Volke lebenden Hoch- 
zeitgebräuche in einer späteren, dem Volkstümlichen ganz ent- 
fremdeten Periode der dramatischen Poesie gefunden haben. Wenn 
Rollenhagen nod Priderici bei irer Darstellung mit naivem und 
schlichtem Ernste, wenn auch mit größerer Breite als die übrigen 
mir bekannten Veifaßer von Tobiaadramen verweilen, so fand man 
in der zweiten Hälfte dos 17. Jarbunderta nicht selten Gefallen 
daran, den glänzeudon HoSeatlichkeiten das Bild einer derbluatigen 
Baaernhochzeit, da es an Plumpheiten nnd (Jnflatereien nicht feite, 
gegen überz asteilen. In den sogenannten , Wirtschaften" gefielen sich 
die vermummten Cavaliere und Damen in einer Parodie des b&nri- 
Bohen Lebens, tierade die Schilderung dtir Hocbzeitbräucbe nimmt 
großen Raum ein in zwei mir vorligenden derartigen Stücken : das 
«i>ie ist die Handschrift einer am Hofe Berzogs Wilhelm Ernst 
von Weimar (168.^ — 1728) aufgefürten ,Lust-Spils Von einer 
Bauren- Tochter Mareion, Um welche zwey Freyer, ein alter und 
ein Junger, geworben" (anf der Weimarer Bibliothek), das andere 
ist ein waracheinlich von dem Hamburger Moris Cuno veifaßtea 
Siogspii in niderdentachem Dialekte , Die lustige Hoclizeit, Und 
dabey angestelete Bauren - Masiiuerade. Gedruckt im Jur 1708', 
welches GaederU im Niderdeutschen Jaibucbe 8, 130—138 bc- 
I ■proohen bat. 

BERLIN J HOLTE 



1) Vgl. BeiAe^-GnU, OnUue a, 43 (SerKn 188t). 
') Ebenso voVumäßig ruft V. 3223 ein Äuftoärtrr dem imiierH a 
Hoxeha, Hoehidt, Hoclurit vberlaul, 
From ist der Brcutgani, schön die Braut. 
Nun last vns frisch vnA friUicIt nein. 
Wo bteibstii so Utny mit dm Wein? 
ltlliigtr,A]uiuiuiU XIT 9 13 



194 



ZU DES KNABEN WÜNDERHOBN 

Neu bearbeitet von 
A BIRLINGER und W CRECELIUS 

XI 

II 323 Tanz SchäzJe tarn 

Aucb als Kinderlied weit verbreitet, zB beim Tanz mit der 
Puppe gesungen: 

1 Tanz, Dockele, tanz! 

Dei(n) Schühli senn no* ganz, 
laß der^s ner nit raia! 
der Schuster macht der naia. 
Tanz, Dockela, tanz! 

Aus Windsheim (Fromman VI 123). 

So in den Baseler Einderreimen S 16: Tanz, Kindli, tanz: 
bei Moier 3: Tanz, Büble, tanz. 

2 Danz, Dockele, danz! 

Die Schühle sind noch ganz, 

laß der's nit gereue, 

der Schuster macht der neue. 

Danz, Dockele neue. Aus der Pfalz (Simrock 13). 

Abweichende Faßungen sind folgende: 
1 Tanz, Gretel, tanz! 

„Ach Mutter, ich hab kein Schuh!" 
So steck als Vaters Schläppchen an 
und tanz als wacker zu! 

Aus der Bheingegend (Bonn). 

1 Tanz, Sepperle! tanz, Sepperle! 
,Ach Mutter, ich hab kein Schuh! 
Da zieh dein alte Schleppercher an 
un tanz brav wacker zu! 

Aus der Pfalz. Simrock 14. 

2 Tanz, Kindele (Bärle), tanz, 
nach kauf ich dir ein Kranz 
und schöne rote Bändele dran, 
daß mein Kindele tanze kann. 
Tanz, Kindele tanz! 

Aus Wirteroberg und Baden. 

IT 328 Margretchen, MargretcJien 

liis „ Margritchen, Margritchen". Aus Schwaben (Meier 47): 

Charlotte, Charlotte, 

dein Hemdle guckt für: 

Zieg uffe, zieg abe, 

na tanz i mit dir. 



195 

II 335 A lustiger Bue 

Die 2. Zeile maß lauten: braucht oft a Par Schuh. So hat 
es LErk aus Stuttgart, Meier, Kinderreime 56, Simrock 112, Fir- 
menich II 436 aus Eßlingen und II 754 aus Steiermark. Bei 
Schmeller Mundarten 457 lautet die 4. 2^ile: braucht selten e Paar. 

II 439 Sterndreherlied 

Der Anfang muß lauten: 

Nun reisen wir froh nach unsrer Sonnen, 
Wir haben allhier groß Heil vernommen, 
Des freuet sich etc. 

In Zeile 1 der dritten Strofe ist „goldnen Bronnen ** zu lesen. 

Ein änliches Lied beim Umzug der Kinder in Franken gibt 
Ditfurth Fränkische Volkslieder II 379. 

II 440 f. Die Könige aus dem Morgenland 

Wackernagel Deutsches Kirchenlied II Nr. 921 gibt es nach 
drei Drucken. Das Wunderhorn hat es nach Docen Miscellanea 
1 S 276. Einen kürzern Text aus dem 15. Jarhundert enthält aus 
einer Kloster-Neuburger Handschrift Mones Anzeiger 1839 Sp. 353. 
Ans Thüringen stet ein änliches Lied im Journal von und für Teutsch- 
land 1789 8 256; aus Tirol teilt Zingerle das Lied mit in Wolfs 
Zeitschr. f. deutsche Mythologie II S 362; aus Hohenzollern Stehle 
in der Alemannia XII S 12. 

II 442 f. Heut ist mitten in der Fasten 
In Büschiugs Wöchentlichen Nachrichten I 185 wird folgen- 
des „ Sommertags- Ansingelied" aus dem Odenwald mitgeteilt: 

Heut ist Mitterfasten, 
Da leren die Bauern die Kasten. 

Tun sie die Kasten schon leren, 
Gott will was Neues bescheren. 

Im Sommer da deien die Früchte wol, 
Da krigen sie Scheuern und Kasten voll. 

Wo sind dann unsere Knaben, 
Die den Sommertag helfen tragen? 

Sie sizen wol hinter dem Wengertsberg 
Und ruen ire zarte Händelein aus. 

Wir gehen jezt in das Wirtshaus, 
Da schaut ein Herr zum Fenster heraus. 

Er schaut heraus und wider hinein, 
Er schenkt uns was ins Beutelein. 

Wir wünschen dem Herrn einen goldenen Tisch, 
Auf jeden Eck einen backenen Fisch, 

Und mitten drein eine Kanne voll Wein, 
Da kann der Herr recht lustig sein. 

Ebendaselbst stet ein Sommertagslied aus dem Odenwald, das 
sich mit „Tra ri ro Der Sommer der ist dol" (Wh. II 445 f.) be- 
rürt. Es lautet: 



196 

Ja ja ja! 

Der Sommertag ist da ! 
Er krazt dem Winter die Augen aus 
Und jagt die Bauern zur Stube naus. 
II 444 Z. 2 V. o. lis ^auf die Wage". 
II 445 f. Tra ri ro der Sommer der ist do! 
Vgl. bei Firmenicb II 15 das Früh'ngslied beim Umzog der 
Kinder am Sommertag, aus der Gegend von Speier, und Zell's 
Ferienschriften I 71. 

II 447 Z. 2 V. o. lis „mit Eiern". 
II 730 Gruten Abend, gute Nacht. 

Clemens Brentano (Gesammelte Schriften 5. Band S. 166. 
Frankf. 1852) hat das ^Kindergebetchen" so erweitert : 

Guten Abend, gute Nacht, 
von Sternen bedacht, 
vom Mond angelacht, 
von Engeln bewacht, 
den Blumen umbaut, 
von Rosen beschaut, 
von Lilien betaut, 
von Veilchen vertraut; 
schlupf unter die Deck\ 
dich reck und dich streck, 
schlaf sanft und schlaf still, 
wenn's Hergotchen will, 
frü Morgen on' Sorgen 
das Schwälbchen dich weck! 
Bedacht bedeckt, weil Dach und Decke eins (Grimm, Alt- 
deutsche Wälder II 8). 

Büsching (Wöchentl. Nachrichten I 320) gibt ab holsteini- 
schen Volksspruch: 

Godn Abend, godn Nacht! 

mit Rosen bedacht, 

mit Negelken besteken, 

krup önncr de Deken; 

morgen frö, wills Gott, wdll wi uns wedder spreken. 

Ebenso, nur in der Orthographie abweichend, Müllenhoff519. Aen- 
lich (Zeile 5 : Morgen froh we wi us wedder spräken) bei [Stracker* 
Jahn] Aus dem Einderleben, Oldenburg 1851 S 107. Vgl. Finne- 
nich I 56. 66. 

In Mones Anzeiger 1834, 290 aus dem Ende des 15. Jarhun- 
dert als Glückwunsch: 

Ich wünschen dir ein gute nacht, 

von rosen ein dach, 

von gilgen (Lilien) ein bet (Bett), 

von musgut (Muskat) ein dür (Türe), 

von neglin ain rigel darfür. 



197 

Etwas anders, gleichfalls aas dem 15. Jarhnndert, Mones An- 
zeiger 1833, 73. 

II 731 Jesu liebes Herrlein mein 

Vgl. dazu Ghristkindleins Wigenlied aus dem „Geistlichen Pa- 
radeyß Vogel* (Neyß i663) S 76 |,von vnsers Herrn Krippelein 
in seiner hekandten Melodoy** : 

1 Jesulein zart, 2 Schlaf, Jesulein, wol! 

das Eripplein ist hart! Nichts hindern dich soll; 

o Jesulein zart, Ochs, Esel und Schaf 

wie ligst du so hart! sind alle im Schlaf. 

Ach schlaf und tu Schlaf, Kind, und tu 

dein Aeugelein zu! dein Aeuglein zu! 

schlaf, and gib uns die ewige Ru! schlaf, und gib uns die ewige Ru ! 

3 Dir Seraphin singt 
und Cherubin klingt; 
vil Engel im Stall 
die wigen dich all. 
Schlaf, Kind, und tu 
dein Aeuglein zu! 
schlaf, und gib uns die ewige Ru! 
II 741 f. !ZVojl troß triU 

Weigand teilt aus der Wetterau nur mit (s. Firmenich II 
S 102): 

DroO droß drill! 
D'r Bauer hofr e Pill! 
D's Fillche will näit l&fe, 
D'r Bauer wilPs v'rk&fe! 
Droß droß drill, 
D'r Bauer horr e Fill! 
Andere Faßungen s. Alemannia VIII S 71. 
Schon im Voc. theut. Bl. hhj^. findet sich: „Tryllsingen als 
trill trill. trillare. kindestillen**. Daraus stammt mittellatein = 
italienisch trülare und hieraus wider das deutsche triUern, 
II 742 Patsche, patsche Kuchen 

Allgemein verbreitet durch ganz Mitteldeutschland. Abwei- 
chende Versionen sind folgende: 

1 Backe, backe Küchelchen, 
zwei in einem Tigelchen, 
drei in einem Pfännchen 
für das kleine Aennchen 
(oder: backe, Mutter Aennchen). 

Aus Alt-Töplitz bei Potsdam (LErk). 

2 Backe, backe, backe 

dat Mel wol (hol?) ut 'n Sacke, 
Eier ut'n Neste — 
ose Aleid is de beste. 

Ans Bremen (Wigenlieder usw. S 30). 



3 Bitsche, batscfae Eierkuche, 

'b kommt e UOller, will'a Tsrauohe; 
nein da derfat es nit versnohe, 
's ist Bo gar ne gater Knohe. 
Ans Sobwaben (Heier l2 n. Birlinger S 11). 

4 Backe, backe Eflcbele, 
tun mer's ATel in's Tigele, 
tan mer'B Uel io'i Topfeie, 
haaa mer'o Bnb'n an's Eopfele. 

Aas Reichenbsch im Voigtland (E Köhler VolVabraach 8 320). 

n 743 Falsche, patsche Kuchen, der Bücher hat gerufm 

In diser Faßnng in Mitteldeutschland allgemein bekanat. In 

SQddentacbUnd bewirkt das hochdeutsche „bochen" stat „hacken' 

in Z. 3 f. größere Genanigkeit dee Reims. HJer verzeichnet Mein 

S 12 aus Schwaben: 

Bitsche, batsohe Koche, 

der Beck der hat gemfe: 

Wer will gnte Koche bache, 

der muß habe sibe Sache, 

EUer und Schmalz, 

Botter und Salz, 

Milch and Mel, 

Safirig macht die Koobe gael. 
Ganz änlich Stöber (S 15) a'hs dem Elsaß: 

Bitache, batsche Kueche, 

der Beck der het geroefe : 

Wer will Kueche bache, 

der mueß hawe siwwe Sache, 

Budder un Salz, 

Eier un Schmalz, 

Zucker un Mel, 

Saffre macht de Koeche gael. 
Auch in Norddeutschland ist das Liedcben verbreitet. In der 
Ahmark (Danneil S 190) lautet es: 

Backe, backe Koken, 

de Bäck'r bat all röp'n: 

Wer will 6nen K6ken backen, 

de miltt hebh'n säöwen Saclien, 

Eier an Soll, 

Bott'r un Sroolt, 

H^lk un Mael, 

Saffran macht den K6k'n gael 

Schfif in'n Aow'n, schflf in'u Aow'n. 
Ebenso, abgesehen von den dialektischen AbweiobaBgOO in 
Wigenli»der uhw, (Bremen 9. Anfl. 8 80). 



199 

Abweichend von den obigen sind folgende Sprüche: 

1 Patsche, patsche Kuchen, 
der Bäcker hat gerufen: 
Sollst einmengt 

sollst Kuchen bring'. 
Schuck! in Ofen. 

Aus Hildburghausen. 

2 Backe, backe Kuchen, 
der Bäcker hat gerufen, 

hat gerufen die ganze Nacht, 

Mariechen (Ernstchen etc.) hat kein Teig gebracht, 

kriegt auch (drum kriegt er) keinen Kuchen. 

Aus Anhalt und Brandenburg. 

II 745 Es regnet, Qott segnet 

In der Wetterao singen die Kinder beim Regen: 

's raejent! 
Gott saejent! 
D'r Mund scheint! 
D'r Pfaff greint! 

Da Wetterauisch rdne für regnen gesagt wird und saegcne 
erst ktir2lich aus der Schriftsprache in den Wetterauer Dialekt 
eingefürt, für greine aber gSarn (= weinen) üblich ist, so scheint 
das Liedchen eingewandert. Es erinnert an die Zeilen aus einem 
dänischen Volksliede, welche in den Heidelberger Jarbüchern 1811 
(1. Hälfte S 144) aus Ohlenschlägers Palnatoke mitgeteilt werden: 

Mond scheinet^ 
tote Mann greinet: 
wird dir nicht Angst. 

Aus Weigands Nachlaß 

II 749 Ich schenk dir was 

1 Was bringst du mir mit? 
Antwort: E silbernes Nixche 
und e goldenes Wart-e-Weilche. 

Darmstadt, Worms usw. 

2 Was bring ich dir mit? 
E silbernes Nixche 
und e goldenes Nantohe. 

Oberhessen (zB. Laubach). 

II 752 f. Kinderpredigt 

Nur die ersten 6 Zeilen gehören dem durch ganz Deutschland 

weit verbreiteten Kinderspruch an. Das übrige ist von den Her- 

ansgebern des Wunderhorns hinzugetan. Die 7. Zeile „Get alle 

iMeh Haus** kommt hin und wider in verwandten Faßungen noch 

I 80 in Köln „Nun schert euch alle zum Tempel hinaus'' ! 



200 

(Weyden 224. Simrock 83), oder „Dort lauft e Muß, Wer sie 
fangt macht sieb e großi großi Belzkabb drus* (Stöber S 17). 

Eine etwas abweichende Faßnng der ersten 6 2^ilen hat 
Kebrein (Volkssprache and Volkssitte in Nassaa 11 S 123): 

Eickeriki-Hahnl 
meine Predigt get an; 
mein Rad and mein Wirte!, 
meine Predigt ist virtel; 
meine Ka und mein Kalb, 
meine Predigt ist halb; 
meine Kaz und meine Maus, 
meine Predigt ist aus! 

Die von uns aus dem kurbessischen Oberhessen mitgeteilte Form 
des Spruches hat LErk merfach aus dem Hessen -Darmstädtischen 
aufgezeichnet, so zB. aus Messel bei Darmstadt: 

Da ste ich auf der Kanzel 

und predge wie e Amsel. 

Da kommt die Ku und horcht mir zu; 

da kommt das Kalb und frißt mich halb; 

da kommt die Maus und lacht mich aus. 

Wubb! da ist mein Predigt aus. 

(Oder: nun ist die ganze Predigt aus.) 

Aenlich aus Dietzenbach bei Offenbach: 
Da ste ich uff der Kanzel 
un predig wie ne Amschel; 
da kommt die Ku un hört mir zu; 
da kommt die Maus un lacht mich aus. 
Wupps! da is mei Predig aus. 

In Mitteldeutschland (Vogelsberg, Hildburghausen, Vogtland, 
lezteres bei Dunger S 105) kommen meist nur die folgenden 
Zeilen vor: 

Da ste ich auf der Kanzel 

und predig wie ein Hansel, 

da kommt (kam) die Maus und lacht mich aus, 

da ist (war) die ganze Predigt aus. 

Eigentümlich ist die Faßung, die Stöber S 28 aus dem Elsaß 
beibringt. Wenn ein Kind irgendwo herabspringen will, spricht es: 

Do ste ich uf d'r Kanzel 

un breddi wie e-n Amsel; 

do kummt e Bue 

un nimmt m'r d* Schueh, 

do kummt e Maidel 

un nimmt mV d^Kabb, 

do fall i vun dV Kanzel erab! 

In der neuen Ausgabe (S 16) lautet der Schluß: 



201 

Do kamrot e Maidel 
an zopft mi am Eleidel, 
do kämmt e-n-aldi Schlapp, 
do fall i von dV Kanzel erab! 

II 769 Maikäfercken fliege weg! 

In der Wetteraa singen die Kinder, wenn das Sommerkälh- 
chen (der Sonnenkäfer, coccinella, ein beim Volke belibtes Tierchen) 
fliegen soU: 

Sommerkälbche, fläi fort! 

Deifi Häosi brennt, 

Deifi Modderche flennt, 

Dein Vadderche sezt eam Wirtshaas 

eann drinkt die Gleser all' aus. 

Aas Weigands Nachlaß. 

n 770 Storch Storch Steine 
Vgl. Alemannia VIII S 72. 

Weigand verzeichnet (hschr. Nachlaß) noch folgende Faßang 
(aach bei Finnenich II S 101): 

Stoark Stoark St&ne 

mead de lange Bftne, 

mead de korze Knie! 

Jangfraa Marie 

horr e K^and gefonne 

ean d'm klftne Bronne. 

Wer soll's hÄwe? 

DV Petter mead dV Gere! 

Wer soll di Winnel wesche? 

Di M&d möad d'r Blabberdesche! 

II 771 Stor<^i Storch Langbein 

Chr. Johansen (Die Nordfrisische Sprache nach der Föhringer 
and Amramer Mandart. Kiel 1862. S 3) verzeichnet folgenden 
alten Reim: 

AriblUi Langasnari, 

wan skel wi tn Ripen fari? 

Wan a Raagh rippat; 

wan a Berri piipat; 

wan a Apler driiwen kem; 

wan a Feeder sankt; 

wan a Stian kraft 

Storch (Langbein?) 

wann sollen wir nach Ripen faren? 

Wenn (wann) der Roggen reift, 

die Gerste sich streifb, 

die Aepfel an den Strand treiben, 

die Feder sinkt, 

der Stein schwimmt. 



202 

Vgl. damit die Faßung in Haupts Zeitschrift f. DAit«it. 
8, 374. 

II 775 Bingdreihen 

Am weitesten verbreitet, namentlich in Mitteldeutschland, sind 
die 4 ersten Zeilen des Liedchens im Wunderhorn: 

Ringel Ringel Reihe 

's sind (wir sind etc.) der Kinder dreie 

(sie) sizen unterm (auf dem, hinterm) Hollerbusch 

(Fliderbusch, Rosenbusch), 
singen (rufen, schreien, machen, sagen) alle: husch, 

husch, husch! 
Die Baseler Eindereime 16 haben: 

Ringe Ringe Tänzli! 
Maiteli trage Eränzli, 
Buebli trage Maieli, 
Bute Bute Haieli. 

Eine andere Form mit dem Anfang , Ringel Ringel Rosen- 
kranz** gehört hauptsächlich dem Norden an, zB: 

1 Ringel Ringel Rosenkranz, 
sez ein Töpfchen Wasser bei, 
morgen wolln wir waschen 
schöne blanke Sachen. 
Eling klang unter die Bank. 

(Mündlich aus Brandenburg, LErk.) 

2 Ringel Ringel Rosenkranz, 
sezt ein Tröpfchen Wasser bei, 
morgen wolln wir waschen 
kleine Wäsche, große Wäsche. 
Wenn der Hau wird kräen, 
schlagen wir im auf den Brägen. 
Die ganze Eompani, 

Eikerikiki. (Beeskow LErk.) 

3 Ringel Ringel Rosenkranz, 
mitten stet ein goldner Eranz, 
was wolln wir machen? 
Schwarzbraune Sachen 
Federn wolln wir schließen, 
Wasser wolln wir gießen. 
Eikeriki ! 

(Falkenhagen bei Peterhagen LErk.) 

Vom Mittel- und Niderrhein stammt? 

Rusekranz, 
wat gilt de Schanz: 
one decke Daler; 
morge well m'r bezale. 



203 

In Siegburg fügt man dann noch hinzu: 

öwwermorge Lamm che schllUihte, 
dat soll rofe: mäh! 

In Köln wird darauf gesungen : 

Et siz e Manchen op der P6(r)z, 
weiß nit wat et ässe soll. 
Ei Stock Eis und Brüd — 
Fallen alle Heiden un Türken düd. 

II 777 AhzäUieder 

1. 

Zu Nr. 1 hat LErk eine Variante aus Hergershausen (Kr. 
Offenbach) aufgezeichnet : 

Eins, zwei, drei, 

hicke, hacke hei, 

hicke hacke Haberstro, 

d'r Miller hat sei(n) Frä vVläm, 

's Schelleinche hat se funne, 

's Eäzche schlägt die Drumme: 

's sizt e Mansche unnerm Dach, 

hat sich b&l ze D6d gelacht 

(oder: hat sich gräd bfll schepp gelacht). 

Derselbe verzeichnet aus Messel bei Darmstadt: 

Eins, zwei, drei usw 

Müller hat sein Frau verlorn, 

's Käzche hat se fnnne 

in dem goldne Brunne: 

*8 sizt e Mäusche aufm Dach, 

hat sich beina schepp gelacht. 

Aus Tambach in Franken hat Firmenich H 404: 
En, zwen, drei, 
bicke backe hei, 

bicke bake^Hiftendurn (Hagebuttendorn), 
der Müller bot sei Fra verlum: 
sizt ä Männle af n Dach, 
hot sich bal ze Toad gelacht. 

Aus Nassau (Eönigshofen bei Idstein) bringt Kehrein (2, 
S 115) bei: 

Hickle hackle Distel Dorn, 

d'r Miller hot sei(n) Fr& verlorn, 

*s Hensche hot se funne, 

dei Kaze schlän dei Drumme, 

dei Moisercher kehrn dei Stuwwe aus, 

dei Hatte trän de Dreck enaus: 

sizt e Yiölche unnerm Dach, 

hot sich krumm un schepp gelacht. 



204 



2. 



Ist mir sonst nicht wider aufgestoßen. Simrock Kinderbuch 
155 hat es ans dem Wnnderhom. 

3. 

LErk bat aus Offenbach und (one die lezte Zeile) aus Frank- 
furt a. M. aufgezeichnet: 

Ene dene micke m^ne. 

Wer get mit nach Engelland? 

Engelland ist zugescbloße, 

Oberschloß ist abgebroche. 

Schäfer [JägerJ, bind dein Hündldn an, 

daß es mich nicht beißen kann! 

Beißt es mich, so straf ich dich, 

hundert Taler [um e Guide] dreißig: 

den dibb, den dabb, und du bist abl 

Andere Faßuugen vgl. Wigen-Lider usw (Bremen 2. Aufl.) 
S 55; Kehrein II 8 116 (Nr. 4 u. 5) und S 117 (Nr. 8); Stöber 
S 23 f. 

Im Bragur III 8 244 fürt Oräter den Schluß als die in 
Franken und Sachsen gebräuchlichsten „Auszälungs- Verse ** an: 

Jäger, bind dein Händlein an, 
daß es mich nicht beißen kann; 
beißt es mich, straf ich dich 
um sechshundert dreißig. 

Daraus gieng es ins Wunderhom über. 

Im Vogelsberg (Th Bindewald) lauten die Reime: 

Ene dene Lieskathrine, 

vrillst du mit nach Engelland? 

Engelland ist zugeschloßen, 

Waßer drum herum gefloßen. 

Der Bauer hat sein Hund gebunden. 

Beißt er mich, so straf ich ihn 

mit fünf und dreißig hundert. 

4. 

LErk hat eine Faßung, welche offenbar das Original zu dem 
Wunderhom ist: 

Eins zwei drei, 

hicke hacke Heu, 

hicke hacke Haberstro. 

Vater ist ein Schnizler wordn, 

schnizelt mir ein Bolz, 

zieh ich mit ins Holz, 

zieh ich mit ins grüne Chras: 



205 

Onck, Vater, was ist das? 
„Kind, das ist ein weißer Has!" 
Paff, dem schieß ich aaf die Nas ! 

In Elberfeld ist noch heute als Abzälliedchen bekannt: 

Aenneken Aennekeo (oder: Ene d^ne), Dintenfaß, 

komm zur Schul und lerne was; 

wenn du was gelernet hast, 

komm nach Haus und sag mir was ^). 

Mein Vater ist ein Schreiner, 

schreinert mir ein Hölzchen, 

da pfeif ich jeden Morgen drauf 

oder: 
schreinert mir ein Häuschen 
und darin ein Mäuschen. 

Ebendaselbst schließt sich an die 4 ersten Zeilen öfters auch 
der Schluß von Nr. 3 an: 

Bauer, bind den Pudel an, 
daß er mich nicht beißen kann; 
beißt er mich, verklag ich dich, 
hundert Thaler kost es dich. 
Verwandt ist der Spruch aus dem Aargau bei Rochholz 
8 183 (Nr. 271). 

5. 

LErk hat folgende Faßung aus dem Original in Achims v. 
Arnim Nachlaß: 

Gickes gackes Eiermuß, 

Oäns laufen barfuß. 

Hinterm Ofen stat sie, 

vorm Ofen gat sie. 

Hat sie Schu, so leit sie *8 an, 

hat sie keine, so kauft sie *n Par, 
Der Zälreim scheint in Süddeutschland bekannt zu sein. 
Schon JNaß schreibt in der Quinta Centuria BI. 94a: „Vnd 
das soll dannoch dem Doctorat gemeß vnd Keiserlich geprocodiert 
heißen, ja gickes geckes offenloch, die g&nß pren Imrfuß^. 
Stöber (S 21) verzeichnet aus dem Elsaß : 

Eins zwei drei, 

bicke backe bei, 

bicke backe Hawermueß, 

d* Oäns gen bärfneß, 

bärfueß gen sie, 

hinderm Offe sten sie, 

hänn g&li Schiejele an 

un rodi Bändeli dran. 



*) Dafür auch : y,Steck die Feder en die Tasch^*, 



206 

Vgl. auch bei demselben S 26 f. eine längere Faßung, die 
von Z. 5 ab ganz abweicht. 

6. 

Eins zwei drei, 

in der Meierei (Wunderhorn: Dechanei) 

stet ein Teller auf dem Tisch, 

kommt die Kaz und frißt (W: holt) die Fisch, 

kommt der Jäger mit der Gabel, 

sticht die (W: der) Eaze in den Nabel, 

schreit die Kaz: miau, (W: miau mian), 

ich will's raei Lebtag net meh dann 

(W: will's gewiß nicht wieder thaun). 
Dise Abzälreimo hat LErk in Messel bei Darmstadt aufge- 
zeichnet. Sie stimmen mit geringen Ausnamen zu denen im Wun- 
derhorn (1. Ausg. Anhang 84, 2. Ausg. III 443), welche wir in 
unsere Ausgabe nicht mit aufgenommen haben. Die Herausgeber 
des Wunderhorns haben die zwei lezten Zeilen verändert. Sie 
lauten in dem noch vorhandenen bs. Original: 

kreischt sie: miaun, miaun, 

ich wills nimmer thaun. 
Kehrein (II S 117) teilt aus Mengerskirchen bei Weilburg mit: 

Eins zwei drei, 

in der Jägerei 

kam der Jörgel mit der Gabel, 

stach das Käzchen in den Schnabel, 

miau miau, 

ich wills mein Lebtag nicht mehr dau. 
In anderer Faßung bei Dittroar (der Kinder Lnstfeld, Frank- 
furt 1827 S 131 f.). 

7. 

Eins zwei drei, 

Hicke hacke Heu, 

Hicke hacke Messerstil, 

Alte Weiber eßen vil, 

Junge müßen fasten, 

Brot ligt im Kasten, 

Meßer ligt daneben, 

Wollen wir dem Kindchen geben. 
Mündlich, aus Worms. Vgl. dazu Wh. II 739: Lirum lamm 
Löffelstil und Meier 115 u. 116. Der verewigte Pfarrer Th Binde- 
wald teilte ans dem Vogelsberg als Reime, die beim Büren in der 
Milch gesprochen werden, die folgenden mit: 

a) Traliruro, lamm, LöfiPelstil, 
Die alten Weiber eßen vil, 
Die jungen müßen fasten, 
Das Brot ligt im Kasten. 



207 



b) Traliram, lamm, LöfiPelstil, 

Wer dis nicht kann, der kann nicht vil, 
Und wers nicht kann, der lerne! 

8. 

Ich teile hier die von Th Bindewald im Vogelsberg gesammelten 
Reime beim Abzälen zum Fangen, Verstecken und Suchen mit, so- 
weit dieselben nicht schon vorher angefürt worden sind: 

1 8 



Eins, zwei drei, 


Haus, 


Du bist freil 


Daus, 


2 


Du bist aus! 


Eins, zwei, drei, 


9 


Meine Mutter die kocht Brei, 


üche, 


Mein Vater der heißt Sauerkraut, 


Buche, 


Meine Schwester ist *ne schöne 


Du must suche! 


Braut. 


10 


3 


Eckle, 


Eins, zwei, drei. 


Bäckle, 


Jezt kommen die Soldaten herbei. 


Du must dich versteckle! 


Wievil sinds? 


11 


Es sind irer drei. 


Eins, zwei, drei, vier. 


W&rens irer vier. 


Im Klavier 


kauft ich inen ein Glas Bier. 


Ligt ein Ding, 


4 


Das macht kling-ling-ling ! 


Eins, zwei, drei, 


12 


Butter auf den Brei, 


Eins, zwei, drei, vier, 


Eier auf den Speck, 


In Asien gibts kein Bier, 


Du bist weg! 


In Amerika gibts keinen Wein, 


Ganz änlich bei Simrock. 


Du musts sein! 


5 


13 


Eins, zwei, drei, 


Eins, zwei, drei, vier. 


Wicke, Bone, Heu, 


Geh hin und hol Bier, 


Wicke, Bone, Dinteufaß, 


Geh hin und hol Wein, 


Wie ich auf der Tafel saß, 


Du musts sein! 


Li la lu, 


14 


Heraus kommst du! 


Drei, sechs, neun, 


6 


Hexe auf dem Stein, 


Eins, ^wei, drei. 


Hexe auf dem Buch — 


Hicke hacke Heu, 


Alte Hexe such! 


Hicke hacke Sichelstil, 


15 


Mein Vater dret die Mül, 


Eins, zwei, drei, vier, fünf. 


Die Mül die macht hick hack. 


Tu aus deine Strumpf, 


Die Ur die macht tick tack. 


Tu aus deine Schu, 


7 


Leg dich ins Bett zur Ru! 


Eifer, 


16 


Pfeifer, 


Eokchen, Deckchen, Glöckchen, 


Da bist Greifer! 


Silber aU! 



208 

17 

Eins, zwei, drei, Tier, fünf, sechs, siben. 

Wo sind die Franzosen gebliben? 

In Rußland in dem tiefen Schnee, 

Da rufen alle: „0 we, o we!" 
Auch bei Simrock und in Elberfeld. Vgl. Rochholz S 123. 

18 

Oillehannese Konrad, 

Willst du mit auf Elpenrod? 

Elpenrod ist zugeschloßen, 

Eins, zwei, drei, 

Elpenrod ist frei! 

19 

Es wollt ein Schmid ein Pferd beschlagen. 

Wievil Nägel muß er haben? 

Eins, zwei, drei! 

Magd, hol Wein, 

Knecht, schenk ein, 

Herr, saufs aus. 

Du bist aus! 
Ganz änlich ein Reim bei Simrock. Mündlich habe ich ans 
Barmen : 

„Min Vader leit <^n old K&rad (Karrenrad) beschlonn; 
R6d du ÖS, wo voll Nägel godd (gehen) dotau? 
Eine beliebige Zal zß 9 wird genannt. Dann wird biß 9 gezält, 
hierauf sagt man: dd büstu van den allerersten 6nen drut. Auch 
in Oldenburg ist der gleiche Spruch (vgl. Strackerjahn, Aas dem 
Kinderleben, 1851, S 53). 

20 
Eins etc. sechs. Morgen frü um zehn 

Morgen frü kommt die Hex, Sucht sie Span, 

Morgen frü um siben Morgen frü um elf 

Schabt sie gelbe Rüben, 6et sie ins Gewölb, 

Morgen frü um acht Morgen frü um zwölf 

Get sie auf die Wacht, Get sie ins Gehölz, 

Morgen frü um neun Kommt niemals heraus, 

Get sie in die Scheun, Du bist aus! 

Mit dem Anfang „Morgen frü um sechse Kommt die alte 
Hexe" bei Simrock. 

21 
Eins etc. siben, 

Meine Mutter die kocht Rüben, 
Da wollt ich einmal lecken. 
Da kam sie mit dem Stecken, 
Da gieng ich zu der Magd, 
Die hat mich ausgelacht. 
Da gieng ich zu dem Knecht, 
Der sagt: Das geschiht dir eben recht! 



209 

22 
Eins etc. neun, 
Oe in das Gäfilein, 
In dem Gäßlein ist ein Hans, 
Bei dem Hans ist ein Garten, 
In dem Garten ist ein Banm, 
Anf dem Banm ist ein Nest, 
In dem Nest ist ein Ei, 
In dem Ei ist ein Dotter, 
In dem Dotter ist ein Has, 
Der springt dem Bubending anf die Nas! 

Ancn bei Scherer (Alte und neue Kinderlieder) II S 41. 
Bei Meier mit dem Anfang „Mein Vater hat einen Garten ge- 
kauft' nnd dem Schluß ,In dem Dotter ist ein Dreck, Kübele 
Kabele, schlecks aweg ^) ! " 

23 

Eins etc. nenn, 

Willst du mit nach Ulrichstein? 

Ich mag nicht mit nach Ulrichstein, 

Weils nichts drin gibt als sauren Wein. 

24 
Ene dene dislata Dippche knell. 

Morgen kommt der Großpapa E dipp, e dapp. 
Mit der goldnen Schell, Dn bist ab ! 

25 
Ene dene ticke tacke 
Meine Finger müsse knacke 1 

26 
Amtmann Bar Eine für mich, 

Schickt mich her. Eine für dich, 

Ich soll holen Eine ins Haus, 

Zwei Pistolen, Du bist aus! 

Aenlich auch bei Simrock. 
27 

Eins etc. zwanzig, 
Ge hin nach Nanzig, 
Ge hin Übern Rhein, 
Dn musts sein! 



1) Im Elsaß lanAet der Beim {Ä, StÖber EUäßisches VoOcsbikeh- 
lein 1842 S 22) : 

Eins ete. nien, 
Oeh ins Oäsad nien^ 
Im Oäsael is^ e Hüs, 
Im HÜ8 isch e Oarde, 
Im Oarde isch e Baumj 

BlrUngtr, Atomaimlft ZIV 3 14 



210 

Bei Simrock: „1 — 20, Wer get mit mir nach Danzig? 
Wer get mit ir nach Wien Und holt sich ein Bond Kien?^ 

28 

Ene dene, ficke facke, 
Bäame knacke, 
Aepple Bäpple 
Bire hare baff! 

Vgl. ans Oldenburg (Aus dem Kinderlebeni 1851, S 52): 
„Oeppelken, Pöppelken, Pirelken, Parelken, Paff/ 

29 

Eins zwei drei vier, 

Was willst du? Wein oder Bier? 

Bier ist nicht hier 

Wein, du must sein! 

30 

Eins eto. vierzehn, 
Ge hin and hole Eom, 
6e hin und hol weiße Käs, 
Hier sitzt eine Maus, 
Die muß heraas! 

31 

Ene mene mine mo, 

Eappenmännchen, bist da do? 

Kappenmännchen Italiän, 

Eins zwei drei, 

Warum bist du fortgelaufen 

Und schon wieder da? 

Darum must du Strafe leiden 

Fflnfundzwanzig Jar. 

Glaubst, ich könnt nicht zwanzig z&len? 

Zwanzig ist schon da. 



9. 

Auszälreime aus Elberfeld und Umgegend. 

1 
Aken, b&ken, B6nenstäken, ri ra ratsch. 

Mündlich aus Barmen. 



TJfm Baum isck e Nest, 
Im Nest isch e-ti-Eü, 
Im Ei iseh e Dudder, 
Im Dudder isch e Hos, 
Der springt (fr uf d'Nas. 



211 

2 

Eins, zwei, drei, vier, 
Wein oder Bier, 
Bier oder Wein, 
Dn moBt sein! 

Vgl. unter den Yogelaberger Reimen Nr. 12, 13 und 29. 

3 

Eins etc. sechs, 
Kraut ist ein Gewächs, 
Kraut ist ein gut Gericht, 
Liebes Kind, verschmäh es nicht! 

4 

Eins etc. siben, 
Eine Frau die kocht Rüben, 
Eine Frau die kodit den Speck, 
Eins zwei drei, da war sie weg. 

Vgl. Rochholz S 128. 

5 

Eins etc. siben, 

Wo bist du so lang gebliben? 

In Berlin, in Stettin, 

Wo die schönen Mädchen blühn. 

Mädchen die sind Znckerengel, 

Buben das sind Gassenbengel ; 

Mädchen tragen Mirtenkränze, 

Buben tragen Rattenschwänze; 

Mädchen gehen früh nach Haus, 

Buben bleiben lange aus. 

Fast ganz gleich gibt Korrenberg (Geschichte der Herrlich- 
keit Orefrath S 117) den Reim vom Niderrhein. 

6 

£n tw^i dr6i, rische rasche r^i, 
rische rasche Plüdertasche 
Sn tw6i dr^i. 

Aus Barmen (Woeste im Korrespondenzblatt des Vereins für 
nd. Sprachforschung lY 45). 

7 

£n tw4i dr^i ßer fonf sess sewen acht, 

op die Jagt, 

süren Kappes on Speck 

du böss leck. 

Aus Barmen (Woeste a. a. 0.). 



212 

8 

Ich ging einmal in meines Großvaters Garten, 

In dem Garten stand ein Banm, 

Ad dem Baum da war ein Ast, 

Aaf dem Ast da war ein Nest^ 

In dem Nest da war ein Ei, 

Anf dem Ei da stand geschriben. 

Wer bis hundert zält, der maß krigen. 

Dann wird bis 100 abgesält. Beim Krigesspil gebränchlich. 
Vgl. nnter den Vogelsberger Reimen Nr. 22. 

9 

Ich und du, 
Müllers Kuh, 
Müllers Esel 
Der bist da. 

In den verschiedensten Wendungen durch Deutschland ver- 
breitet. Vgl. aus Oldenburg Strackerjahn (Aus dem Kinderleben, 
1851, S 55), in Hessen und Düringen allgemein. Etwas anders 
gestaltet fürt Rochholz S112 den Reim auf. 

10 

Inne winne witsel, 

We (wer) mag Britzel (Bretael) ? 

We mag Eauken (Kuchen)? 

De mdt raupen (rufen). 

We mag Bri (Brei) ? 

De ess fri 

Van de Börgem^sterf. 

Mündlich ans Barmen. Aenlich erhielt ich eine Aufzeich- 
nung aus der Gegend zwischen Elberfeld und Köln: 

Ene mene metze. 

Wer mag Bretze? 

Wer mag Koken? 

Der mdt soeken. 

A B büt. 

Du böss (bist) drut (draus), 

Du scherst dich üt dem Kreis herüt! 



Simrock hat : 



Eine beine Raetsel, 
Wer bäckt Bretzel? 
Wer bäckt Kuchen? 
Du must suchen 1 



213 

11 

Min y&der leit Sn dld K&rad beschlonn etc. 

Ans Barmen, 8. oben anter den Yogelsberger Reimen Nr. 19. 

12 

Op der Se' ess größte N6d, 
ess ^n Feschken bleven d6H; 
on we nit med der Lik well gönn, 
de mott die Kost bet&len. 

Ammer wammer 

Rotterdammer. 

Pif paf puf 

8chl&g af! 

Aenlich in Bremen (Wiegen-Lieder etc. 2. Aufl. S 53). 

13 

Oewer Ü8e h6ge Hüs 

flog ene gelle 66s (Gans), 

de sag : giga bds: 

10, 20, 30, 40, 50, 60, 70, 80, 90, 100. 

Dd büsstu van der aller ersten enen drüt! 

Mündlich aus Barmen. 

14 

Um was wollen wir wetten ? 
Um drei goldne Ketten, 
Um ein Gläschen Wein. 
Peter, du must sein! 



10 

Versehen der Kinder beim Abschaffen d. i. beim Abzälen 
zu einem Spile in Bonn. 

Et gink en Manche üffer de Brock, 

Et hat en Säckelche op dem Rock, 

Et schlog dat Säckelche widder da Post, 

Da Post krag, 

Dat Manche lag, 

Tick tack, 

Du best af ! 

Radlof Mustersaal II S 186. — Simrock hat den Reim in 
folgender Gestalt : 

Es geht ein Männchen über die Brück, 
Hat ein Säckchen auf dem Rück, 
Schlägt es wider den Posten, 
Männchen lacht, Posten kracht; 
Dipp dapp — du bist ab ! 



214 

II 780 Lieber Gott und Engelein 

Aenlich Schütze Idiot. III, 63. Ob hiernach im Wander- 
horn gebildet? Aus dem letzteren bei Simrock 77. LErk. 

U 774 Sanct Niclas 

Der Sprach lautet nach der Origpnalhandschrift von 1699 : 

Gott grüß euch, ihr lieben Kinderlein! 

ihr sollt Vater und Matter gehorsam sein, 

80 will ich each was schönes legen ein ; 

wo ihr aber dasselbig nicht that, 

so bring ich each Stecken und Rnth. Amen. LErk. 

II 781 Abends wenn ich schlafen geh 

Nach W. Menzels deutscher Geschichte 1834 S 388 sollen 
folgende Verse auf dem Grabstein Friedrichs mit der gebissenen 
Wange (f 1319) stehen : 

Ich will heint schlafen gen, 

zwölfif Engel sollen mit mir gen, 

zween zu Haupten, 

zween zur Seiten, 

zween zu Füßen, 

zween die mich decken, 

zween die mich wecken, 

zween die mich wisen 

zu den himlischen Paradisen. 

A. Stöber im Elsäßischen Volksbüchlein (1842) hat S 62 f. 
dise Faßung: 

Z'Nachts wenn i schlofe go, 

vierzeh Engel bi merr sten: 

zwei zur Hechte, 

zwei zur Linke, 

zwei zue Haupte, 

zwei zue Fieße, 

zwei die mich decke, 

zwei die mich wecke, 

zwei die merr zaie 

das himmlische Barrediß. 

Vgl. Simrock Kinderbuch 77. Müllenhoff 520. Firmenich 
II 330. Fast gleich mit dem Wunderhorn gibt das Gebet ans 
dem Bergischen Erk in den deutschen Volksliedern mit iren 
Singweisen, Heft 5 S 71 (Z. 2 lautet : vierzehn Engelcher mit 
mir gehn i). DIE HERAUSGEBER. 

1) Oben 8 201 Z 8 von unten lis draff st. kraft. 



I 
I 



I 



DIE HOHENZOLLERISCHEN FLURNAMEN ') 

II NAMEN VON TIEREN. 

Seit !cb meine lezto AbhaodluDg über hohenzoll. Waldnamen 
veröffentlicht«, ist der Rektor Dr. Th. Tkele in Heehingen ge- 
Btorben. leb verdanke dem verdienton Sammler vile Mitteilungen 
gerade bezüglich der Flurnamen HobenKotJemB. One Unterattlzung 
vun Seite der Regierung, nur mit Dilfe gefälliger l^Iäuner, die 
eich für ir Volkstum interessierten, bat der allzufrüli dahinge- 
gangene unermüdliche Gelcrte Sammlungen zuwege gebracht, die 
una in Verwnnderung aezen, um so mer als Th. nicht einm&I 
Süddeutscher gewesen ist. Er ließ schon vor Jaren Fragebogen 
nusgen, die historische, sprachliche, sittengeschichtliche Sammlun- 
gen in jedem Dorfe, Weiler, Uofe veranlaßen sollten und zum 
grösten Teile veranlaßt haben^). Die Einlaufe wurden, verbunden 
mit den eigenen Beiträgen, in den hohenzollerischen Blättern ge- 
wiß enhaft abgedruckt. Der Redakteur Gelbst, Lud ewig Fgler, 
hat eich darum unsere Anerkennung und Dank erworben. 
Ganz besonders sehen wir Thele die Sagen, Sitten and Sprache 
in seinen Programmen bentizen. Wäre es im früher vergönnt 
gewesen, den germanistischen Studien sich widmen zu können, 
Eo hätten wir one allen Zweifel im manche Entdeckung zu ver- 
danken. Seine Eegeisternog für altdentscbo Mythologie ließ in 
nicht selten auf abschüßige Wege geraten, wohin im eine ge- 
regelte Forschung, die Wißenscbaft nicht mer folgen konnte. 
Es ist Schade! Niemand mer bedauerte ea nls icli, der in im- 
mer in geordnete Bauen verwis. Seine Ausfürungen aber den 
Namen Zoller, des Berges vermeintliche allgermanische Bedeutung 
usw. sind in weitern Kreisen bekannt geworden, konnten aber 
troz dca guten Wülena, den man Th. entgegenbrachte, nicht halt- 
b.tr befunden werden. Die Ableitung ist noch nicht ganz sicher 
gestellt und doch wird man an der „Zollstätte" zutezt hängen 
bleiben miißen. Hoffe utllch wird ein eingeborener Zoller Theles For- 
flcbungon aufneinen. Dr. liruna Stehles Bückker ans Elaaß- 
Lothringen könnte das allein ermöglichen, weil er ein warmes Herz 
für Bciue Heimat und deren Volkstum hat, wob er des öftern be- 
kundet. — leb suche auf Bucks verdienstlichen Forschungen weiter- 
Bchreitend die Flurnamen einem vorläufigen Abacbluße entgegen 
zu fliren. 



") Alm. X 333 (f. 

ä) Ich darf hier nicht tergtßen meim Dankbarlteit jenen Zog, 
gen SriihU, den tollfrisehtn Seniinorisifyt drr Jare 1869 oder 70. so 
irem Direktor AUeeker zu beeeugm, welche mir fleißig die Flurnamen 
irtr Heimat aufzeichnete». 



M 



1 IlausUere 2 liere des Feldes und des Waldes ^) 
3 Nameu für Klosterlekenahäfe 

1 HuBtiers 

Vichgaße, Mngenbuch. Lebenbrief 1715. Tichstcüt, BorniL 
Urb. 18. Jbd. Auf der Vkktvaid bei Raiigcndingen und oft. 
Die Flui-n. Irenki Beur. Urb. 209. 204. 205 mögea hier i« 
Slelle finden. üeber Stelli. Morgenwaid (Sigm.) sih später 

Kalb: auf Kalben, Melchiogei) 1517. Kiilberkäule, Josef«- 
lu8t Wald. Kalberwaid appell. Zimmer. Kr. 11 165. Bei ZiminoT 
Hingingen, Ä ob bergisch. Kälhmwaseft, Enogeud. Kälberwislm, 
l'uterBchmeion, 153C. Jnngii. Urbar. 

Kiib ^) : Kuhgraben, OtterBwnng. Ewhhalde, Zimmern, Kuh- 
l'irh, Jungnau. Wald bei Bisingeii. Kulileieh, Wilflinger Acker. 
I^benda eioe Flur, deren Natne hierbergebSrt : die Melke. 

Ochse, Hoffen, Stier, Hwnmel : Ochsenberg, Jangnau, Tier- 
gsrtert, Sigm. Ochsenbrilt, um Zoller. OchsenbüM, Beuron. Ochsen- 
stse, Sigto. Wald. Ochsctisleig, Jnngnau- Ochsenlrctte, Sigm, 
Ochsenivaid, Hrebingeu usw. jftagenachcr, Langen enslingen, wo 
auch die Hagenwise. Hagenberg, Steinbilbeo, mit der Uagemeis 
daseibat und Ringingen. Hagcntoisle, Pfrunstetten usw. an Ha- 
gcnne wibo Beur. Urb, 188. 169 oder PN? ob Uagcnstaig 211. 
Dazu villeicht der FaretAiihl, Hechingen. Stierenbull oder -BüJil 
Tallieim. Stierhof, GaußolüngeD ; in Humeistal, Beur. Urb. 213. 
Ich muß des Rindersleins erwänen. steiler Berg aui Zoller. 1430. 
Sclimid, Burg Hobenz. S. 82. Die Riut als Flurnamen sind fräok. 
vil häufiger. 

Schaf, Hammel, öaiß, Bock : Schafsaee, Wiläingen. Im 
Schafstall am Beylenberg, Oberschraeien 1536. Urb. Jnngn. Schaf- 
steig, Acker, Hartbausea a. äch. Schaftpascf, Bechtoidaweiler. 
Bisingen. Schaficis, Honistein-Biogen. ürb. 18. Jhd. Vgl. Schäfer- 
berg, bei Wilflingen, ob dem Schi.ffenoeg Beur. Urb. 208. Schafef- 
halde, Haigorloch. Hirlenkalden, Glatt. — Hammelstal, Gaußel- 
fingen, dazu BoclcslaU, Blettringen, ätorzingen. Jungu. Ürb. 1536 
Boekstall, Jungaau Distr. Langeneck. Boxbrtl, Beur. Urb. Im 
Gaißte (Goaflle), Hängend. Gaißenbach, Bisingen. Gaißenbcrg, 
Sigm. Feld, öaissbol, Beur. Urb. 309. Gaißoch 212. tiuißli- 
bronnen, Beuron. Gaissbricl, mit -(oJ Jungn. Urb, 1536. Gai^ 
backet, am Zoller nebat -wisen. In der GaißenHaut FronstetteD. 

') Beur. Urbar Anfang XIV Jhil. ÄUm. VlII 185 ff. JungHauer 
Urbar 1536. Färsll. I'ürftlrnb. Arehie in Dona uesckin gen. Herr Dr. 
SSieMer hat mir eine Abxhrift gemaiAt. Rotte. Stadtr. I MänA. 
Akademie, Sittggber. II Herrigs Ardiiv äH, 3U-3G0. 

3) Sf. Blasien hat 3 Waldnamcn : KiMopf, Kscikopf itnä Ga\ß- 
irMauf. 



317 









[ßail^etital bei Kaiserin gen. Daher Kizenbiihl bei Salm an dingen. 
PN: Heinrich der Goissee Bear. Urb. 189. 

EsbI: Sselisberg, Bart hausen, hieß einst ^zwischen den 
Wegen". Eselbach, Biaingen. Eaclbrunnen, Melchingea. Esel- 
Ivcken, Bisingen nebst Esdwisen. Eselsteig, Melcliingen, a. 1183: 
der össelstiff. EseUceg, Langenensl. Bei Uaigerloch urbdl. eine 
Eselswise: bis uff die eslhie tcis 1518, Am Esel, Beur. Urb. 213, 
Ros», Stute, Gaul, Schcü-(Hengst), Füllen: Im Rossberg, 
Melciiingen, Zimmern, Stetten bei Hechingen. Jtossfeld, vfT, 1B36 
Jangn. Urb, Hoohberg, Im Horoat. Bing, Perg. Rotel 1494 : an 
»erren enden — ettliohs uff rossveld. fol. 5". liossgasse, Eosslauf, 
Bingen. Rossschänder, Weaaingun. Rosssieig, Imnaa. Rossstelle 
(das Volk sagt Roechtcle) Storzeln. Hosswung, Wald hei Benzin 
Rossiciscn, loneriugen, Wilflingeu. Rossabültct, im Beur. 
irb. 189 hielier? Rossberg, Straßberg ßeur. ürh. 201. — Stua- 
lia, Wald b. Rnelfingen und Rangendftigen. Gäule, Jiingnau. 
Svhellenberg bei Benzingen, Slraßlerg, im Ilabsb. Urb. 263: 
die lantgarbe an dem Seh., ferner b. UetÜngea. SchelUnfelder- 
halden Hörnst. 18 Jhd. Schelknbüchel. Empfingen 1575. Scliölkn- 
feld, zwischen Sigm. Soheer und bei Bingen. In Schdletifcld, 
1536 Jungn. Urb. Hitzkofeu. Scheüingshalden , Steinhilben. Vgl. 
Schimmflwasen, Belraer Wald. — Folcngarten, Zimmern. FiUli^ 
Visen, Weil heim usw. 

Schwein, Kaze, Hund; Bargenwis, Hörnst. Bing. Urb. 18 Jhd. 
SieivgrAbe Beur. U. 187. 190 u. andere Belej^e gehören wol 
inter San, Wildschwein ? Obenan 8ten die Kaicnsteigc in 
Benzingen, Melchingen, V Usingen (Wald) und Wilflingen, 
Dellingen usw. Kasenloch, Kaiseriogen. Kaeentalreute, Bercutal. 
Kamoang, Burladingen. Dag Beur. Urb. hat unzälige Belege: ob 
Katzenataigo.-stige 191. 2lD. 211 usw. EasentüH 211. Vgl. Ri>tw. 
II 341. Diso Namen werden auch teilweise auf Wildkazen hin- 
weisen. Hieber dürfte RentmVoig, Flurn. in Wald (Kater) zu ziilen 
Bein. — Die Uundracken sind so häufig wie die Kaiienateige: bei 
Biaingen, Viisingen usw. af hitndsbühel 1536. Inneringeu. in der 
buntgassm Beur. U. 199. Hundsgrube, Bettaer Aecker. 

Henne, Gans, Ente : Hennenbühle und Hüiurbülde sind 
«fig; jene wechseln mit Hiinernbiihl, -bcrg nb und ist ire 
rrgehSrlgkeit nicht über allen Zweifel erhaben, am henncnberg 
mr. Urb. 21U. Jlenncnbühl, alter Weinberg hei Rnngendingen ; 
Itaer bei Jnngnaa, Troch toi fingen. Kin Hennenbeha i?) b. Hart. 
Jennenslnn, Trochtelf. Hünerbach, -Bitchle Hangend. Hiiiierbühl 
h. Hart, -feld, Weilh. Hünerspiel, Trochtelf. llünerbüiH 1536 
Jungn. Urb. Im Hünerei, Ruelfingen. Daher; Hanherg b. Vii- 
singen 1536. llannmherg bei Orosaelf. Sollte der Gogelhau, 
Stein (= Gockelhan) dahergeboren ? Das dem Kloster Hediugen 
:1421 gehörige Weingut h. Sipplingen unter „llünenherg" gehört 
" ' iht hieher. — Gansacker, Empfingen. Gansbrunnen, Sigm. 



218 



GrosEelüiigen. Gänsehlum, hnugaaeriil. Ganswis, Zimniero. Gh 
folgeade daber oder PN? Gcnslin rJetacker, Inzkofeii 153S. 
Am Gensler, Bolt. 1536. Gensler, Flur in Vilsingen usw. VgL 
Beur. ürl>. Genselins gfit 188. Herrn, der Genssicr 189. ob Gan^in 
203. — Entenberg, Juagnau. Im Enlrecklle, im Entrecken Laogen 
enslingea. Bei Hone Zt. V 2 ff. sind mere Namen im nahes 11a- 
dischen aufgezält: Antenbol üldingen 1464. Knteuschieß NBaJrooh 
1389. EutenBtal, Behla. -Grahea, Markdorf. -bol, Altoau, — -. 
Enteratai Heinbach. Vilo beziehen sich auf „Wildeuten", 

Ei'wäiicn will ich auch der Haigerlocber FamiliennsuMn 
Esel 1328, Gais, Lamp. 

Die Orte, wohin dna gefalleue Vih verscharrt vard, heißen 
bald Seh elmenh aide, -Grube, -Acker usw., bald K&ibenäckcr, -berg 
nsw, Schelmenacker, Bechtoldsweiler, zwischen Statten and Hechin- 
gen Untci'stadt, Inzkafen 153S Jtingn, Urb. -htickel, Slelchingeni 
-galie b. Hecbingen, Stetteu, -Graben, Starzelu. -Hecke, Stellen 
u, U, uuder dem schelmigen Zil Beur. Crb. 213. {Wmen EchiecKb- 
hin liäußg: nff dem wassen MeJchiager Fleckcnbücbl. IS ses. 
Wasmried Sigm. Feld ; häufig heißt der Torfgrond .Wasen"). 
-Teivh, Owingen. -Wasen, Weilh, Harthnusen a. Seh, Wilflingen, 
Betra, Hettingen, Kaibenherg, Trochtelf. ani AuBlaufe des Kalle»- 
berges. Scliindacker Grosaclf. Vgl. Botwcil II 341. 330. Kahw' 
^flchr. XV 19D. ' 

2 TIen dee Feldes und dee Waldes 

Der Tkrgarkn 1403 Mon, Zull. I 479 Fürstenb, Wald, 
bei Dietfurt; Wald, Burladiugen. 

Wolf: Woifäcker, aclibergiach. -back, Wöl/Iisbach, Wald. 
Hangend. Wolfehbiwh, Owingeu, -berg, Berg bei Herrn annsdorf' 
Wolfcnsperg 1536 Uaterachmeion, Jungn, Urb. ob dem wolfHim 
Beul'. Urb. -Bülit, Höischwag. uif der icolff' egerl Storziugen 1536, 
Juiign. ürb. •Garten, Melc hingen gegenüber dem Hirsclisatal. 
'Grube, Esserata Weiler, achbergisch. Ob der Wolfgrtiob bei Men- 
gen, Hahab. Urb, 286. Wolfsgurgcl, Sigm, Dorf, Wolfaial, 
Hurt, Hangend. Wolfslal Hornat, Bing. Urb. 18 Jhd. WaifS- 
pla^, Hettingen, Wolßrmoos, achbergiach, Wolferrain, Neo&a. 
Wolfetitale, Talhcim. Wölflistcald, Beuron, Enaiabeim. Vgl. Rolw. 
II 359. 

Sau, Schwein: Saugarien, Hechingoo, Schtceingarlen, Wald 
bei Bachhaupten; dazu Schiocingruben, achbergtech nod Ruelftng«, 
Feld, Sauheck, Ringingen. Sauloch, Bnngendingen. Im obern! 
und untern SaiibiVil, Krauchonwies. Eine Baigorloclier Urkundfr] 
von 1335 (Mon, Hohenb. 317) bat eiueu Simlach: in unser oegger, 
die wir Imben in dem Saidach. uf uusern wisou diu gelegen sint 
in dein Saulach. Saurucken, achbergisch. SaHsIdn, Burtad. 
Saastock, Inneringen. 



I 



219 



I 



Ob die Bären-, Berenhalden, Uoteraclimsien 1536 und öfter 
t lierh ergehören zu bgr, beier, Eber oder zu Bär — verirog ich 
I nicht zu unterscheiden. In Eervebrunnen ? ßeur. Urb. 194 ; bi 
r berettstaig 210. nf b. 213. 

Sirseh: hier mögen ^oreret die Fäur- und Waldnanieu ge- 
hören : Aesental (Wildheguug) Ringingen, in esnntal Benr. Urb. 
199. sulte, tüffensuUs. Benr. Urb. 191: in der Sulse 195. Sule 
bei Starzeln. in der Säle (Salzfutterplaz) bei Hechingen. d'Suls 
bei Hörschwag, höchster Punkt dea Waldes, früher UirschtröHke, 
Sülrenslei», Stetten a. U, Siilzkapf, Beuron. — Jägerv/is, Wild- 
ücker am Zoller, Jiigerhapf, EnaiBheini. — Hirschäcker, Rangon- 
dingen, Beurea, Melchingeu. Hirschentat, Melchingen, -Halden En- 
■iaheim. Hirschhag 1536 Oberachmeien, Jungn. Urb. Hirschkapf, 
Beuron. Birschsoppcn, Wise, Wilfl. Im buchenen Hirsch, Wisen 
im Hirsch Bingen, Sigm. Dorf. Im langen Hirsch, Owitigen. Im 
schtcareen Hirsch, Aecker in Bechtoldsweiler. — Die Zimm. Kronik 
LU 442 berichtet: die Zimmern hetten iroa hirsplan zu Ingelstvis 
I und die hosten lust. 

lieh : Sechberg, der junge Üecliberg, Josefslust; ein Distrikt 
im Tiergarten; Wald in Bingen, lichtoiliket, liranchenwies. bi 
rechbrunnen Beur. U. 214. 

Hase; Ilasenilcker. Hart, am hasenacJccr Stortzingeu 1636 
JungD. Urb. im liasenaeckcrlin Inzkofeo, 1 536. Hasenbühl, Zimmern ; 
-brunnen, Beuren; -gaile, Ringinger Felder (Hasngagcle geschriheu), 
Itaaenhof. Beur. Urb. 197 (Talheim), Mscnschtcang 219. -knobcl, 
Bchhergisch, öfter dort. -Tränke, Otterswang. — llasenweide, 
Vering. St. da lit euch ein acker, heisaet Hasenmeide, Habah. 
Urb. 260. 

Fiichs : FuchsbrnnneH, Zimmern; -Iialde hei Wald; -hole, 
LangeuenaliDgen ; -loch, Wald in Hart ; vor JFitchslöcher, Scblalt, 
im Achbergischen. Im Beur. Urb. Fulisetier, Acker 189. — ze 
vohmietun (Talh.) 197. rohciloch 210. Hornatcin. tohcnrain 311. 
Fohenhilb, Knsish. — Im Mäderlal, Jungnan, 

Wisel, OUcr, Schlange, Biber, Igel vsw.: um hertnlin 1536. 
Qitzk. OUer/eld, Innering. Schlangenhalde, Glalt, Biberbach, Urspr. 
LKugenenalingen 1607. in dem biberbach, Beur. U. 214. Grcnzbe- 
Bchrbg, 1460: von Bylafingen in der Biber; die Biber ab bis in die 
Tnnaw. Egelsee ehend. 1607. Vering, St, im alteu egelaee, Beur, 
ü. 214. egelen nlti 188; bei Hechingen M. Zoll. I 426. 1393. 
Da« Kloster Wald bekommt 1371 einen Weinberg zu Ueberlingen 
im Barben. Mone Zt. 11, 83. Gehört ob bokhbrunnen, Großelf. 
Benr. D. 214 bieher? Am Krotemcker, Bolt. Pnult. Ohnmeifien- 
loch, Empfingen 1575. ain Ämaisbihel 1536 Uatersohmeien. 
/mmen/a/, Zimmern, Sckncc.kenacker, Oiterewaag; -buhl, Rnngend.; 
•graben, Empfingen; -kobel, Hörachwug ; -tal, Jougnau. Fli'igen- 
j&fwi (Fliegen-) Beur. U. 198. 



320 

Vögel: die Vogelherde allgemein noch als Flurn&mea in dar 
Erinnerung, bo bei Straßberg, Olntt, Raugendingen, Bingen, Wüf- 
lingen, nsw. VojeZsanff bei Vilsingen ; am Vogelsattc lb36. JuDgo. 
Uib. Der vorder Vogelsang, Selgetaweiler ; am Vogclsanff Bear, 
Urb. 209. Vergleiche benachbarte Belege: 

bonis quae diountur VogeUanc 1275. Meine 9,457, (Oberkireh); 
ebeuda auch ai rupem quae dicitur Sioalicenstein. Moae /alt IG, 489 
Laiibwälderoamen Vogelyeaang auf, besonders seieu es HackwÜlder, 
welche periodisch zum Gahbolz gebauen n'urden, daher Ire B^sehalTen- 
heil durch den Namen Togelgesang anffezoigt ist. Der Wald V. Kro- 
tiingen 1432 und am V. WöBaingeu 1540. Am V. Lohoer Hof bei 
Conalam 1435, V. in dem Dön MalterdingeD VngeUangkinee, Vogd- 
sang. Maleck 3341. 

Vogelüget, Bisingen ; -lochte, Salmendingen ; -ncsl Flur am 
Zoller, -Kisen bei Scheer, oft. ee Agelstürrcn, Benr. Urb. 194. 
(-bniiinen). 

Blaitfiiß, Ackerfeld, Erap6agen. Ea ist der im Mitt«Ulta 
vilgcnannte Vogelnanie des falco cyaoopua. DWB II 84. UlUit^, 
WeHB. Benr. Urb. 109 V Dälw Dole (rahd tabe) : DaAd-n/ocÄ, üt 
aiii wüster dobel beim Guteustein. Zimro. Kr. 11* 429. Z«d iJcift- 
loehern Beur. Urb. 19S wenn nicbt dab-, lah^Lem? Eb ist Uale, 
Dulax dasselbe: an fhuJenlall Oberschmeien 153<). Juogu. Urb. 
Ehterfelil, Langenensl. Dasselbe was HeUen/eld, Ueleenlmtt, Bf- 
Bingen, Obcr/ielecnhau, Dettensee. Vgl. He/ecntal, -bol, -lach, Rotw. 
I! 338. Neu sind FasoHengarten, lleohingen, Pfauenicasen, W'eil- 
heira, -fßise, im Achberg ischea. Vgl, Ffanemagels acker Beur. 
U. 212 wol FN. Falkefistein, Distrikt im Tiergarten. Auf ttm 
Falken, bei Burladingen. Finleenhach, Zimmern. GauchAald« 
(Knknk). Wald. Geiern, Langenenal. 1607. Im Geierloch, Em- 
pfingen. Geifiec, Distelfink: GeifUcn, Bechtoldäweiler Atcltei. 
GifucnlocJt, Butra, ein Wald neben -/idla, ebenda. Bi hab^ömej. 
Beur. ü. 197 (Talbeim), habsgr&h 211. Krappenbrmneri, Wöf- 
liugeu, = Rabenhr. Dazu Rabeitfeld, Beurouer Wald, JlappmfeÜCllt. 
laneringeu. Riibenberg, Oijeraabiueien, -Stein, Berg bei Burladin- 
gen; -Ga^e, Rangendingeo. f uff men (Wildtauben) achbergiacli '}. 
KuUenloch, Distrikt Mittelberg, Wiscn. Tiergarten. Lerchhalden, 
Neufra. Lcrclienfcld am Zoller. LerchenWd, Wilfl. 3 jbqL «w 
lerchen, Benr, Urb. 102. — Maisenbach, Statten, Uechingen. 
Maisenlclten, Melcbiuger Fleckenbüchl. Maiseiüal, b. Tano^ 
heim. In JÜeißUn, Hitzkofen 1S36. In Schnepfenthilüen, law 
ringen 1536. SchicaimentvisUn (sib oben) Unterachroeien 1536. 
Im Stören, b. Wald (Staur). Si>erbersloch, Spechlshart, jene« ob 
rupes, dieses eine zergai>gene Ortschaft. Vgl. Beur. Urb. 19IX 
Im SlorckcnbnmneK Inzkofen 153(i. Arn Slörcksnest, Hitikofett 
153«. Jungu, Urb. — Ob dem Ylenbcrgtall heute Eulungmb«. 

ind hinter KtUteid/aMein, 



I 



Obers chmeien 1536. 
resleu. 



mit röiDiBchen Deber- 



3 Nimen nir Kloslerlebenshiffe 



Lucas Schindler su Magm- 



Aus einem Leihlehenhrief für 
fiifcA vom Abte von Salcw 1715. 

unser nnd unaers mehrberührtes reichetüffts aigenthumhlicheB 
gaelhle B3jer genant. — benanndtüchen eine vier khärigo bo- 
haORUDg und ein Speicher, item ein baumbgarten iat Vb raanßmftad 

14 ruetheo groß, gegen Aufgang an KiiiJiornffucth, NUdergnng 
nnd Mitternacht nn Gemeindegaasen gelegen usw. — 7^ Jaucharl 

15 ruethen in hiodern äckber im kleinen üachleio gegen aufg.ing 
und Mittag an EUpltanlen^iieiher gelegen, gegen Niidergftng auf 
das holz und gegen Mitternacht auf I'uchsguclh stoßendt. — l'/s 
jauckart weniger 5 ruethen ob den langen Fürsten gegen Auf- 
gang an DncIiS- rmd Nüdergang an Einhorngneth, gegen Mittag 
auf Tllisffucth und gegen Mitternacht auf die Vichgaaaen stoßendt. 
l'/jg jauch. 12 ruethen ob den stockackher gegen Aufgang an 
Beeren- und gegen Nüdergang nn hiirschgucth gelegen, gegen 
Mittag auf harsch- und Einkorn- Mitternacht auf i/ltis gueih sto- 
ßendt. — 'Yio jauchart 18 ruethen im kleinen 5schlen gegen 
Aufgang auf das Weyergässlen und gegen Nüdergang auf Johannes 
Bernhardts von Laußheimb Gambsguethswü(i, gegen Mittag nuf 
Einhorn GueIh oder Fußweg von Laupheimb stoßendt gegen 
Mitternacht an Bcerengneth gelegen. — l'/s jauchart 10 ruethen 
im kleinen Öschlen im Haag, atosst gegen aul'gung auf daß Woyher 
gUssIen, gegen Nüdergang auf Job. Bernhard v. Lausheimb ackber 
gegen Mittag an Hürsch und gegen Mitternacht an Carl Kneiplens 
von gedachtem Laußheimb Haasen guelh gelegen. — Y* jauchart, 
19 ruethen im bronnenstock ligt gegen aufgang an Maullhiergueth, 
gegen Nüdergang an Einhorngueth, gegen Mittag an die Vichgassen 
und gegen Mitternacht auf sich selbsten mit Bibergueth stoßendt. — 
l'/ig jauch. 12 ruethen allda ligt gegen aufgang an Maulihier, gegen 
Nfldergang an Luxgudh gelegen, gegen Mittag auf die Vichgassen 
nnd gegen Mitternacht auf Ilaaseuijuelh stoßendt. — 2 '/g jauchart 
weniger 6 ruethen gegen auf und Nidergang an Gambsguethsmäfi 
nnd ackher gegen Mittag an Muulthierguelh gelegen und stosaen 
»nnocher selbst mit Biber-Einhorn nnd Beeren gegen Mitternacht 
das dnchsgueih darauf. — ^^^U manamaad weniger 1 ruethen in 
der obern schwende, ligt gegen aufgang an dem woitharthotz 
gegen Nüdergang an der berrscbaft bolz, gegen Mittag an Leivcn- 
gveth ^) gegen Mitternacht ans Haaseuguclh stoßendt. 



') In OstraiA war der alte LÖKenhaf. 



Ich habe in oiaiDem Yolketueml. ans Schwaben II S 162 ffl 
eine erkleckÜche Änzal Lehenljofnanien vbD Uciligen, Tieren bö- 1 
gcbi-aclit. Ilerbertingen bei MengeD-Saulgau fant UeiligenD&men, 
ebeiiEO Bcilzkofen; desgleichen bcnaDDicn Eoth nnd Ochsen haoBFn 
ire Lcbenahöfs mit üeiligenDtiiiieii. Sftlmanswetl halte den Baier, 
Sachs, Tyrolcr ubw. Heggbach hatte I<erchen, Maiseo, Kaben, Störche 
nsw. Fridingea Bäume; Gutenzell Gerätschaften. Beiligkrenztal J 
gab Hundersingen bei Riedlingen FischnameD (Volket. 183), Au- I 
delüngen Vögelnamen. — Der Uofbaner Moll von Jetweiler 
Stockach hat in seinem alten Lebenbrief eineVr'iae im Winterspöror I 
Bann benannt Gimpel, ein Emeritenlehengut, Lerche, Kräfte, Grutf I 
dein, Forejlcn, Karpfen, Akt, Faichengud, Krmsvogel naw. Ob I 
in Bear. Urb. 191 ;sen Icice, leborten acker vol auch hierher raj 
Kälen Bind 'i Wai'scheinlich. 



III. WEGE, STEGE, PFATTEN, BRÜCKEN, PÜETEN» 
TORE, NACHBARORTE 

Daa formelhafte stig und sieg kommt in den ZolIeriBchtn 
Urkunden oft vor, zG I 385 ugw. uralt sind die Herwege, m 
Bear. Urb, unzäHgemal gcmvnDt. Mone in b. Zeitschr. 6, 488 gab 
einen kleinen Auszug daraus: der herwcg in dem escbe 
öwe, Steinhofen; Aer htrweg in dem esche in lengenvelt bei Winter- 
lingen -Straß herg ; under dem herweg zwo juchart, Wessingen ; 
ebenso in Stmßberg. Herstrafte Beur. U. 191. 194. 196. 201; 
Wiaen in Gauselfingen. Ira Melcbinger Fleckenb. 15 sec dei 
herweg gautt in den Flecken herinn usw. Ilerstroß, Empf. 1575; 
bei Trouhtelfingen, Ringingen, Steinbilben vorbei. Ilochslraßen nichts 
nngewönliches, Empf. 1571 : Hauchsträß, Hochströ/i, Heerstägtc, 
Stetten u. H. In den be nach borten badiachen Gebieten wi« in 
Messkircb wimmelt es von dieen Flui-namen. 

Wofe, Straficn: Kiiniga- und Kaiserstraßen, Reich sstrafien, 
Fürstenatraßen begegneten mir im ZoUerlando kaum. Zum Jare 
1319 bringen die Mon. Zoll, I 207 ze Mülhain an des rkhes 
Strasse. Formelhaft : an der offnen frigeo Künigssträst Hon. 
Hohenb. 775 a. 1594. Ea sind das die ofTenen freien Straßen, 
auf deuen Gericht gehalten ward. Vergl. das Gericht an der 
KönigBBtraße bei Reaaten 133G (Ilerrenhergj, Gleich alt mögen vor 
1800 die Herrenstraf^en, alte Wege, alte Straßen sein zB. Herren' 
weg, Feld, Hart ; die alte Straß hinab vor den Trauf gen Hain- 
stetten. Die alle Straß von der Brücke bei Ostrach nach Laubaoh 
1317 fßuck BuBseii). Bekannt int der alte TrutteniPeg, Hruüm- 
weg allda: außer den hiifen zä Wyler (Ober- und Dnterwoiler bd 
Laubach) den alten Truttenteeg uff hinder dem „geschlecbt" nacb 
Riedhausen, Schnell 168 a. 1460. Der me Wiag (Weg) bei 



I 



233 



Bisingen. Zem alfen Weff Benr. Urb. 194. Ser alt sind die 
r ßieitcege Beur. Urb. 104, desgleichen die Burgmege : nm B. am 
nnteren B. Langenenal. 1G07. Ich füre folgende Flurnamon an: 
xwiscken den Wegai, Salraendingen. Allgcni. in Südd. (Warml. 
Ewischetweag). Der Stcttener Rodel (Wisental) in Karlsruhe 14. 
lec. r. 2'': item die Schnoppes „zwiechend den wegen" am spilhof. 
„Zwischen den zwein Wegen" 1358. Äppenwiler. Burckhart, 
Dingrödel S 153. GehackcUer Weg Hechingen. Tiefer Weg, 
Zangenveff, Melching. 1517. Sigin. Bergemerweg, Neufra. \m 
Sisingerweg, Grosaelf. Blaickwege Sigm. Buchemerweg Benr. Urb. 
98, Bttcherweg, Glatt. Bwchkoferweg, Dettenaeo, Kgdfingcrwcg, 
Hocbberg. Fischingerweg, Empfingen 1575. Grubentneagle, Betra. 
Am Gamertingeriaeg, Inncringen 1536. 1 jauchart acker im 
herdlin am grienen weg Jungnan Urb. 1536. Haiicnceg, Empf. 
1576. Hagweg, Ringingen, Salmend. Haigerlockerweg, Bangend. 
Htädieegle, Melchingen. Harthausertc., 'Straße, ^e\iiT&. Am Jlausc- 
merweg, Empf. 1575. Herreniceg Statten a. H. Uöfcmlorferweg, 
Hart. ItüUweg, Langonensl. 1607. Killweg, so gegen Betra get 
Empf. 1575. Lengcnfalcrmg Bear. U. 196. (Talheim). MSlemer- 
weg, Empf. 1575. Am Mülweg jezt Wilfl. Weg Langenensl. 1607. 
StUmendingerwcg, Sandweg, Beuioo. Talcmerieeg, Hart, auf dem 
Seheeremerweg, Sigm. Dorf. PfuUendorferstraß: gegen Mitternacht 
SB die Pf. Straß Magenbucher Lehensbrief 1715. Qcmaine Sirafi, 
Helch, Fleckenb. am Riedlingerwcg, Inneringen 1536. Stetlemer- 
VBCg, Feld, Hart. b. Haigerloch. Sletlerweg, Melch. Fleckb. Tribiceg, 
Jnngn. Urb. 1536. Veringertceg, Sigm. 1494. Urkd. Wegweiser, 
Ftur in Hettingen. Im Weüerweg, Empfingen 1575. 
«eg, Langenensl. In Wöhrsteinerwcg Empf. 1576. 

Gafie: in der Gaßen Empf. 1575. ze gas3un Be 
in der gössen- -wise, Veringen 1122. am Banggüsslin 
1607. Oemaine Gasse, Melcb. Fleckenb. Lange Gajie, Großel- 
fingen. Fcgernagäßle, Neufra. In der I/orgafie, neben der 
Sachlesgaße, Großelf. hunsruckgassen, Vils. 1536. Gaßenicisen, 
Otterswang. Hinder Kaisersgassen, Inneringen 1536. Kisga/ie, 
nrkimdl. Kisingcr gasse, Langenensl. Seggflßle, Großelf. Eberli in 
Borgassen 1334. Mon. Z. I 287. 

Stig, Steig, Staig, Stich, Stigel ; Stig ist die mhd. Form 
urkundlich häuiig. Steig ist die ncuhocbdeutscbe ; Staig, das alem. 
Stoag, altwirtemb. Stoig beim Volke lautet, ist in der Ausprncbe 
streng gescbieden von Staig ; Stich ist ein kleiner jäher Anhöhen- 
weg für Faren und Menschen, gehört zn Sticke], Anhöhe, stkkelic, 
■ch accUvia steil, wärend Sltgel die Form Stig- mit Dildungs -il 
Rufveist. Steg Treppe, hölzerne für Menschen und Waidevih ein- 
gerichtete Brücke, gab wenige Flunuamen ab. Einige alte Belege 
aih mein Wbl. zum Volkst. 86, Bnck n. Schmetler. Beispile: 
Tribweg gen Gamersteig, zn Kallenberg den Steig hinein. Melch. 
Fleckenb. 16 sec. Kütelslig : von dem K. der halden nach abbin. 



Wil/linger- 



: Drb. 192; 

, Langenensl. 






Grenabeachrbg. von Weil dort- Tri II fingen 1518. Haigerl. Perg. Am 
Kirchslig, OberBchmeien. Jnngn, ürh. 1536. Im Sfettsiig, Inne- 
riugen 1^36. Am Gateosteincr slig gelegen. Dii'trnrt. 1536. Am 
Aickliofer Slig, Inzkofen 153fi. Am Ena Maderslig, Innerio- 
gen 1536. Am Steig, ebenda. Beut emer steig, Hechingen. 
Bisingerslig, Wegsingen Beur. Urb. 190. Gorheimerstyg 1350. 
Morluar. Sfeighalde, fim Zoller, Eazensleig, Benzing. Vering. 
Am StamhoversUg, Beur. Urb, 194. Im zoll. Burgfrideo von 
1419 kommt bei Hecbingen vor: biß e& MaKgensiigc. Auf 
AUenstaig Berental. BerUmt ist die alte Zallerslaig ; auf att 
Eilet im ranhen Ackersleiglc, Hansen. In Sankelsteig Fron- 
Htetten, Brandstrig, Glatt. Brühlsleig Hettingcn. An Espellersttug, 
Heur. Drb. Gammertingerstaig, Neiifra. Glassteig, Bingen. Hart- 
numnssfeig, Langenensl. 1499. Häresteig, Hettiagen. Hergsleig, 
ünttingen. Heusteig, Salraend. Neafra. Am Eirchsteig, Langeneoal. 
Seclbnch. SUchstig, Kilpergerstaig, Empf. 1575. Kolbingersleig, 
Berental. Krumme Slaig, Berenta!. Eaufmannatcig, Oberschmeieo. 
undrem birbom an der langen Steig, Jnngnau Urb. 153G. Weiher- 
steig Hechiügen. Leitistetlcrstaig, Dettingen. Leufsteigte, NettTra. 
Eolenslaig, Stortz. 15^6. Mattsteig, Hechingen. Ob den Staigan, 
Steiohoven, Benr. Urb. 194. Kurze Staige ebenda 192. An der 
krummen JleiUgsnslaig, Wald, Die obere Slaig, Hitzkofen. Sommer' 
siaig, Bisinger Wald. Waßerstaig, Wilfi. Hansen. Staigerute 
Berental, Im Staiger Lauch (Gren^atein) Inneringen 1536, Im 
Sechämersteigle, Riiigingen. Auf Sickinger slaig, Stein. Stdetrsleig 
am FuQweg, Miilhausen zn. SiaighaJde, Kaieeringen. Staig, Feld 
in Rueltingen. Wii in der Slaig, Killer. Giosaelf. Hitxkofen 1536. 
Holt; Balt. Flnro. 1B36. Slaigle, Weilh. Talheim, auf der St. 
Obersohmeien. Veringer slaig, Noufra. beim Steg, Unterachmeien 
1536. Steghau, Laiz. 

Ära Ealsfich, Jnngnaa, Im HoJieitstlch, Bingen, 6 rosnel fingen, 
Hauwastich. Im Gähstirh, Hechingen. Am Owen Stich, Ober- 
acbmeien, Jangn. Urb. 1536. Ob dem Hoff stich, Innemgen 1536. 
vndcrm Stich, 1536 ebenda. 

Stigel im Meloh, Fleckeiibüchleiu 15 aec. an die Stigel über 
Walcha Noihart; bei der Stigel, Vilaingen 1536; sih Whl. z. Volkst. 
66. Syn, damit ZauKsteUe : ein tribweg uff der uchtwaid nnd iat 
ein zautistüle und so oft ; ebenfalls Lücke : über LiickaMihel 
hinuß. item gautt ain luck über der widum gut. Melch. Fleokeob. 
Daher gehören die Flurnamen: Wiale im Zatmholee, Erauchenwia; 
Wise im Langenzatm, Großelfingen ; Zaunacker, Zeig Dettenfeld, 
Neufra. Wichtiger aind die 

Pfatten, .CscAp/o/fen echt alemannisch: fän Laidslramspfatten, 
hinnf gen Ringingen. Melch. .Fleckenb. Aelter fade, efade ein 
durch Gemeinderecht beateendea Gitter, Zaun, Hag. In Liadaa 
gab es ein I^'ait-Tor (Spital arbar). Die Esdipfatten dort im 15. 
Jhd. häufig. Besold : die Pfattenschau nnd Erkenntnis der Feld- 



32S 



Pfattemchauer. 8i8 war Dater* 
Im achfttfhaaser Meierrodel 1433 



■cbäden ; die üntergtinger 

Eaehiden von der Hagschau. 

y^adtM häufig. 

Brücken: »ckcr zer britgge, Beur. Urh. 195. Spackbrugge 
Langebruck, Hart, Wnld und Feld. Im Bingeoer Rotel 18 
Bec. werden „Brücken" oft genannt als Namen f'är Aeoker. Bei 
der Brück, Neufra. Wia auf der Brück, Riller, Wiae unter der 
Brück, JangtiDD ; ob der Brück, Hangend. BruckOack, ebenda ; 
Qriimaucrbriickle, Bruckhaub, ebenda. Äcker Kaiseriegen. Die 
Brück, Oatrach, auhon 1317 genaant : die Oatrach af biß tn dk 
bnieke ze Osti-acli. Sigm. OrenKbeschrbg. 1460 (Duck, Buaaeti): ob 
der Pachbrack, Etnptingen 1575. hi dem brückte, Melch. Fleckeub. 

11483 bl. 1'. Im Bruckijdssle. R.ingeud. Krummbrtickle, beim 
Bruckenhaus, Hechingeti. KnüppeUirücken, Holewege nannte man 
Specke eyn. Spack-. Speckviinf.en bei der Speckbruck und Spach- 
Wuck Empf. 1575. Ganz so im Vöhringer (Sulz) Gültbiiche. 
äiennet der brück Uitzkofen 1536. Ausfürlich oben bei den Orts- 
namen erklärt. Alem. VIII 8. 9. 
Altes var- was beim ON Neufra erklöirt ward, erhielt siih 
sla Gewandname bei Laiz : unter dem färle. Alem. VI 157. 15ä. 
Furt der uralte Völker wunderliche Debaniung, dann der Vih- 
trib zur Waide Aber Waßer. tiefe TalraoBcl mitte uhw. W»t eich in 
ZolleiTi vilfach erhalten und erinnert n.iB da an iille Trib- und 
TruttverhülinisBe, die Jüngst verachwunden sind. Bei Otterswang 
sind die Furlwisen. Die Grafen Egenfurt hei Hecliingen 1402. 
1440. Mou. Zoll. I 426. 466; dea Grafen ICgenfwrt gut apud 
Niufroti 1261, Mone Zt. 3, 71. Die miili diu da gelegen ist ze 

ISlehlenvurte Baigerlocher Urkunde 1314. Moit. Hohenb. No. 236. 
Die Grenzurkde. v. Sigm. Wien 1460 (.Grf. v. Werdenbergj: v. 
Burkwyler t Heiligenberg, badisch) den rechten weg flir das Liud- 
.lein; nl die Laadstruß in den Fürth Ui der olieren Mühlin, ußer 
demselben Fürth gen Pfullendorf — ußt^r demsellien dorf die 
Ach das wiiBsBr uf gen Ruachr'tedt in den furth ; ußer dem furth 
lu RuBchi'iedt den Bach uf geu Alberwyler nsser dem liüohli in 
die Strassen hinuIT gen Selgenywiler in den /urth; ußer detnselben 
die Äblach hinab in den herfurth zn Eglismülile (l^ckarlsiuöhle, 
Mindersdorl) in das Mühlrad — geu Bolzen (Holzuch) in den 
furth, ußer demselben t^rth den bach iif gen Oberschwaindorf 
— gen \\'eckenatAin in das burgslnll, nßer dem burgstiiU gen 
Yeigkofen in den furth ; ußer dem furth zu V. gen Kgelfingon. 
Bchoell lli6 IT. die vischeuz die anvuliet au dem fürt vor dem 
hfital Schmiechen 134f> (liie^lerl. am Bi/charlfurt, Bietfuri 1536. 
Vgl. meine Mittig. Kuhns Zt. 15, 267. 

Tore, FaiUore wie Vorstädte, Burgen, Schlößer gaben vile 
Flurnamea ab. Urkundlich begegnet das obere Tor zn Hochingen: 
na acker unil u» wisan, die allü vor dem obcrn tor y.e Uecbin- 
gen gelegoti eint. 1382. Vor Allenburs tor (Veringenstadt) Habsb. 



226 

Urb. 259; eine wise vorm vndern thor zu Salmendingen 1586. 
beim werden ihor Inneringen 1536. Das Jungelins tor ebenda. 
Die Krautgärten vor dem Schindstor Sigm. Beim Burktor, beim 
Falltor gen Wilflingen ushin. Langenensl. Seelb. 1529. Beim 
Fallenthor, Inzkofen 1536. Zu valtor herin, durch den valtor 
herinwarts. Melcbingen Fleckb. Tbele sezte arglos ^Walltor*' ! 
anderhalb mansmat — vor dem fallentor 1404. Mon. Zoll. I 
486. Fellgatter, Wald. 

War eine Feldabteilnng von der andren durch einen leben- 
digen Zaun getrennt, wie die Bünden und der £tter von der Flur 
oder eine Gemarkung von der anderen durch den Bannzaun, so 
musten an den Feldwegen, die durch solche Zäune giengen, hölzerne 
leichte Tore angebracht werden, um das Vih auf der Waide vom 
Ueberlaufen abzuhalten. Solche Tore hieß man FcUltore, die ein 
jeder bei der Durch fart öffnen konnte und nach derselben wider 
schließen muste und vile Feldgegenden, wo längst die Einrichtung 
gefallen hießen noch Falltor e, von den kleinen Toren an Befest- 
igungen ebenfalls üblich. Mone Zeitschr. 5, 263. 

Nachbarorte sezten, wie ganz natürlich, eine Unzal Flurnamen 
ab ; selbst zergangene Flecken und Dörfer hallen noch nach wie 
Brenzkofen im Brenzkoferherg bei Sigm. usw. Spechtshart b. Inne- 
ringen, auf Altenhof en^ Glatt; zu Apfelstetten, Jungnan. ÄU- 
walder bezirk, Eschondorf. Aöbingerberg (Owingen ON) Rangend. Im 
Bierendorf Harthausen a. Seh. Im Bindorf, Bingen. Vor Binger 
Leiiern, Hitzkofen 1536. Bisingerberg. Im Blättringertal Jung- 
nau. Im Bolter tall, Aickhofen 1536. Boltringer Ha üb. Rangen- 
dingen. Gorheimerberg, -bach, Sigm. Hausen, Flurn. Hattingen. 
Acker im Hechinger Feld, Weilh, Im Hettingertäle Harthausen. 
Heudorferwald, Si^j^m. -hölzle, Tanoheim. Hoclibergerh^xlden, Dett- 
lingen. Holzhauserretde, Wise, Jungingen, Boll. Beim Horber- 
kreuz, -gässle, Einpf. Bei den Horber Bömen, Enipf. 1575. 
Hornsteiner Erlen und Halden, Bingen. Die Fluren in Unterindel' 
kofen, Unterindelfingen, Jungnau. Ich erinnere hier an den ON 
„Indlekofen*' bei Waldslmt 1261 als „Innichofen** Mone 9, 350. 
Ob unser emaliger ON auch so zu erklären ist ? — Acker im 
Irrendorfer Hau, Berental. Die Kappler Birken, Eschendorf. 
Killerhalden. Hausenhalden, Starzeln. Mertinger Gut (Meriol- 
dingon f) Melchingen. Wise zu Mettelstetten, Betra. Nusplinger 
veldt, Schraeihen 1346. -täle, Tiergarten. Im Oberifflinger Rain, 
Diessen. Im Rengetsweilerwald. Wald. Im Sanknetsweiler, Wise 
in Wald. Im Selg et sw eiler, Wise ebenda. Schadaiceiler, Rangend. 
Hinter der Scheeremer? Sigm. Dorf. Seeheimer Berg, Ringingen. 
Veringer Felderwisen, Veringenstadt; im Veringer Teü, -stöckle 
Inneringen, üeberlingerwise, Starzeln. Wise auf Weilbann, Em- 
pfingen ; Acker auf Weiler, Hechingen. Weilarberg, Rangend. 
WeUerwis, Ringingen, Burladingen. Johannisweiler, Hechingen. 



227 



IV TORE, TÜRME, BURGEN, SCHLÖSZER 

Die RichtuDg yod und nach einem alten Tarme drückt sicli 
öfters in Flurnamen aus. Zb. bei Grenzbescbreibungen : uß dem- 
selben Fürth gen Phullindorf in das obere thor, ußer dem oberen 
thor uf die rechte Landstraß. Sigm. Grenzbeschreib. 1460, sih 
oben unter „Tor, Falltor**. Ferner; Teufelsfor, Berg bei Hettingen. 

Der alte Turm, Reste der Hedinger Burg, vor 100 Jaren 
noch 80 benannt. Turn zu Hedingen ob der Tunow, das hus, 
hofraiti, schüren usw. Urb. 1441. Zo Kruchenwis das dorf unde 
der turn darinn Habsb. Urb. 277. Hofstatt mit dem alten Turn 
Schmid, Burg Zollern 18; das bürgle zu Hechingen 34; vor der 
burQj Oberschmeien ; uf Höslinburg, Binger Rotel 1494. Hinter 
Burg^ Trochtelf. Burg^ alte Burg, - Weg, Langenensl, Wald. Acker 
im Bürgle, Juugnau. Acker in Altenburg, Jungingen. Burg, 
"halde Holstein u. B. Bürgte, Burgstal Stetten. Betraer, Burg- 
stal, Haigerloch ; Ostrach, worauf das Kaplanshaus stet. Schnell I 
100. Im Burgstal, Wald, Bisingen. Burgrab, Krauchen wis 1315. 
Im Burglind, Jungnau. Burgweg, Empfingen. Auf die Isenburg, 
zoll. Horb. Grenze deuten die Flurn, im Eisenbergertal, -feld, 
einst Weiler, jezt Feld. Hinterburg, Wald bei Trochtelf. Die alte 
Magenbucher Burg hat noch die Schloßäcker als Erinnerung. — 
Acker i. alten Schloß, Gammertingen. Hinter dem alten Schloß, 
Warmtal. Hinter dem neuen Schloß, Langenensl. 1607. SchlößU" 
holden Tiergarten. Schlößle, Bisingen ; so heißt auch volkstüm- 
lich Arnoldsberg, Schloßbühl, Erauchenwis, -holde, Sigm. Tierg. 
Straßberg, -wisen Ringingen. 

Fortsezung in den folgenden Heften ABIRLINGER 



EIN UNBEKANNTER SCHWiEBISCHER 

DICHTER-PFARRER 

Durch die Güte eines Freundes und Kollegen, des Pfarrers 
Schüz in Obersteinach, bin ich mit einem Dichter bekannt geworden, 
des Gedächtnis nur in einem kleinen Kreise sich erhalten hat. In 
den Akten des Gonsistoriums schlummert sein Opus, nach Ovids 
Vorbild Tristia Thumlingensia ^) genannt, und doch verdient es 
heute noch, weiteren Kreisen bekannt zu werden. Viles mag auf 



1) Vgl, Sagen v. TWerwolf Alem, II 146 ff. 



228 

dem Schwarzwalde anders geworden sein, seit der Dichter dort 
sein Klagelied gesungen. Ist doch der Schwarzwald aus einem 
Tomi und Gyara in neuester Zeit selbst in Thumlingens Nähe zum 
stillen Sommeraufenthalte großer Geister geworden. Hätte sichs 
der Dichter träumen laßen, daß die Städter in das im so schauer- 
liche Dunkel der Tannen sich flüchten, sein Klagelied hätte weniger 
herben Ton angeschlagen. Aber die Zeiten ändern sich und mit 
inen die Menschen. So gilt auch nicht mer, was er in bitterem 
Harme singt von des Schwarzwalds Bewonern. Aber neben den 
Vergänglichen enthält sein Klagelied noch mer des bleibend Waren. 
Trefl'end gibt er wider die Schmerzen der vil beneideten Land* 
bewoner, die manchem Städter den leichtlebenden Phäaken zu 
gleichen scheinen. «Auf dem Lande lebt sich ja billig." Diser 
Aberglaube ist heute noch nicht aus manchen erleuchteten Köpfen 
zu bannen und spukt bei jeder Verhandlung über Besoldnngsauf- 
beßerungen nach. Die Leiden eines Pfarrers auf einer mit Filia- 
lien reich versehenen Pfarrei können kaum anschaulicher geschil- 
dert werden. 

An poetischem Schwünge, an Feinheit des Ausdrucks, an Ge- 
wandtheit der Schilderung feit es dem Gedichte nicht, das mit 
den ersten Distichen die Teilname des Lesers gewinnt und nicht 
mer losläßt. glückliche Zeit, da die schwtebischen Magister 
noch solche Meldungsepisteln ans Consistorium abgehen laßen 
konnten 1 Denn unsere Tristia Thumlingcnsia sind nicht« anders als 
eine Bitte um Versezung. Der Verfaßer Johann Ulrich Schmn- 
drazheim, geboren zu Neuenbürg 10. Nov. 1737 als Son des dor- 
tigen Präceptors, hatte im Jare 1767 ungerne die Pfarrei Thum- 
lingen, OA Freudenstadt, übernommen und fülte sich dort äußerst 
unglücklich. Sein Sinn war auf Höheres gerichtet. Kaum ein Jar 
war er dort, so meldete er sicli weg und stellte dem Consistorium 
seine Lage in drastischen Farben dar. „Poesie" war die Antwort. 
Da antwortete er nun mit Poesie, mit unserm eines Ovids nicht 
unwürdigen Carmen. Diß rürte die Herzen so gewaltig, daß er 
eine Professur an der Kadettenschule in Ludwigsburg bekam. Dort 
lerte er biß 1775 und ward dann Pfarrer in Gomaringen, wo auch 
ein anderer schweehischer Dichter, GSchwab, eine Heimat ge- 
funden. Im Jare 1813 starb er. Ob von im außer den Tristia 
Thumlingensia noch andere poetische Ergüße vorhanden sind, ist 
mir unbekannt. Außer dem Original der Tristia in der Konsisto- 
rialkanzlei findet sich noch eine Abschrift von Schwindrazheims 
Hand in der Pfarrregistratur von Thumlingen, begleitet von 
trefl'enden lateinischen Anmerkungen meines Großvaters, Schwin- 
drazheims zweiten Nachfolger, GBossert. Die deutsche Ueberseznng 
stammt von Pfarrer Daniel in Zuffenhausen 1834. (Schw. war 
Schillers Lerer; Verfaßer der Kasualgedichte Stuttg. 1782 Mezler.) 



229 



I 



Sib I ein Armer, dem nirgend das Heil und nirgend dei HeilsB 
HolT'nDng erblühet, enibent Fülle dee Heile« zum GrD&! 
Arm, ja! bin ich, und gelte doch nicht für arm und verwiaen; 
Klag ich, ir meint, ein Poet singo nur klagend sein Lied. 
War ist'B, der Brief, den flehend su Euch ich kürzlich entsandte. 
Jenes Proau-Gewand hatte poetischen Schnit, 
Aber Melpomune nicht gab mir dna klagende Lied ein. 
Mir nicht, meinem Geschick flößen die Worte vom Mund. 
Hn ! wen bat nicht ein änlichoB Loß zum Dichter gestempelt! 

) Spricht ein lebendiger Schmerz tot in den Worten sich aus ? 
Jammerl Es schwelgt in der eigenen Not mutwillig die Prosa, 
Uud in die Zügel gebot tapfer zu beißen daa Leid. 
Doch diiO ein zweytes Mal nicht unklug die poetische Prosa 
So eich verirre, sind hier Verse prosaisch und matt ! 
Denn wenu Warea mein Wort, obgleich wie Fabeln, verkündend, 
Glauben verdient und doch Glauben sich nimmer verdient. 
Was noch hilit mir«, in bunte Gewänder zu hüllen die Misform? 
Schtichletn Worte wird wo! eher der Glaube zu Teil. 
Lis denn! Nicht in Gyaren nnd düsterem Kerker verschießen 

) Klag ich mich wider, nicht mer Fallen vergleich ich den Schnee. 
Bilder warlich sinds nicht, nur meines Geschickes Gestalt ists; 
Hießest du immer von mir ferne die Bilder 



Wol 



keun ich die Art, 



Breit ist; doch was ich so wo] kenne, 
Nicht mer red ich davon, nie die Muse 
Tom tomitanischen Pol kürze den Weg 
Nicht Situromaten mer nenn ich Zigeuner 
n 1 für die rauhe Gestalt will ich das 



drey Spangen der 

rerschließe die BruBt ! 
verwiseneu Dichtern 
EU der Stadt. 
nnd änlich Geliebter, 
iftere Bild. 



Schaut denn am übel berüchtigten Ort det 
] Ferne von Musen, von Baain, ferne von Reben uud Sladt. 
Flecken nennt in das Volk, ja, dreißig Bütten, in Haufen 
Also zusammengeschneit, werden ein Flecken genannt! 
So vom Flecken ein Bild, wie Mantua einst von der Roma, 
Seofzt er, vom seufzenden Baum, Tal und Gebirge bedrängt l 
Btiume, die lachenden Obstes das Haupt in den Feldern er- 

Tal in üppigem Plor ? Berge mit Rehen umkränzt ? 
Ja, ir hänget mir wol, ir weichen Tranben, am Schlehstrauch ? 
Leset mir doch vom Gestrüpp Teilchen und Feigen vom Dorn! 
Oder villeicht ist laus Steinen das Brot aus der Tanne des 
Oelbanms 
) Saft zu pressen? Versuchte! Mir ists des Wundere zu vil ! 
Zapfen der Tannen die einzige Frucht ! In irer Beschattung 
Irr ich, von Dunkel umhüllt, blind durch den traurigen Grund, 
W&ren es Eichen, ich zßlte für einen Priester Dodonene; 
So hängt der Stbatten des Hains nächtlichen Schauer um mich. 



280 

Dennoch — begreift ir es ? — schaff ich den Stof znm 

Nären der Flamme 
Nur za dem Preise mir her, wie sich der Städter in schafft ! 
Aber, o weh ! nicht, wie Städter, ernäret mich selber die 

Wüste, 
Leichteren Kaufes erwirbt Trank sich und Speise die Stadt. 
Oder mir kommt wol auch gar nicht zu Kauf, was dem 

leckeren Städter 
50 Gar des Beachtens nicht wert, was vor den Füßen im ligt. 
Kommt es zu Kaufe, so kommt es zu teuer, um gleiche Be- 

zalung 
Wird das Erlesne der Stadt, mir wird der Schofel zu Teil. 
Zehnten bezieh ich ; doch schlinget der Schlund des Pächters 

die Hälfte 
Und die Hälfte mein Ross gingen Schlundes hinab. 
Boss ? ich täuschte mich selber ! — beritten nicht bin ich, 

ich wars nur; 
Was sie fordert, ein Ross füttert die Pfarre mir nicht. 
Ueber die Täler dahin und die wälderbewachsenen Berge 
Trägt den Sabbaterdienst müde der eigene Fuß 1 
£i ! wenn des Dienenden Arm zwei Reden zu füren zu vil ist, 
60 Mer noch ermatten im Dienst holprige Wege den Fuß. 

Bald Yom Schnee, bald vom Regen durchnäßt und vom fro- 
stigen Reife, 
Watet der Wanderer im Kot, watet im eisigen Bach. 
Bald arbeit ich mich hoch auf des Schneebergs starrenden 

Rücken, 
Tief in den Stufen von Schnee schüttelt die Beine der Frost 
So mit dem Ruder des Stabs den eisigen Berg zu erklimmen 
Heiler Haut, ist ein Werk, sauer errungen im Schweiß ! 
Doch dann klag ich nicht mer, (selbst solchem Jammer ist 

Trost nah !) 
Daß noch schmaler der Dienst jezo mich närt, als zuvor. 
Umsichtsvoll ja verbeut er ein Ross dem pfarrlichen Stalle, 
70 Daß es den Trabenden nicht trage zu härterem Loß. 

Dann schwebt wider mir vor das Bild von dem traurigen 

Tage, 
Welchen der Reiter von einst fast als den lezten begrüßt, 
Weh ! Wie lag ich im Berge von Schnee beinahe begraben ! 
Lag begraben beinah unter dem scheuenden Ross ! 
Ha ! wie hob ich so matt von dem neuen Bette die Glider, 
Bald in erneuetem Sturz härteren Fall noch zu tun ! 
Denn mein Ross, ergrimmt ob der Grube, zum Sprunge sich 

raffend, 
"" ' dto Nachbar im Grab hart mit dem grausamen Huf. 

«tgrif mich, es schin der Teil, der mit bleibendem 

Merkmal 



80 Je^t Doch micli maut 
Starreo ergrif mich, n 



in den Fall, Iob eich zii reiAen vom 

Leib. 
id jüblinga begraben vom schneeigen 



Hatt' ich noch Leben, doch war Lebens di 
Gi:t noch zor See das gescheiterte Scbif, 



Dat 



rußt. 



90 Such ich Ärmer 
Ach ! i>- Bröde. 



Und ein GenosBe i 
Klaget, 



I die Scblncht der 
Verlebte, 
Trab ich, gescheitert zu Robb, niinmer den ecbneeigen Pfad. 
Also tröst' ich, ein siiumijjer WiiHer, mich über des Weges 
Längen, und klaget der Fuß, Sprech ich in also zur Ruh. 
Ja I Bo oft teil noch taumel und rüder' und schwize und 

Und wie oft noch erschlafft sinket znm Boden der Fuß, 
Such ich mich immer zu tüuecheo mit solcher traurigen Trö- 
stung, 
, Wort Hülfe, gebrichts an der Tot. 
a Amt und Genossen ! ir schwelget im 

Escol, 
ou Euch darbet im rauben Seir ! 
tio weit ir, zeratrent in der Welt, mich 
vernemet, 
Klaget die Lasten mit mir, traget die eure mit Lust ! 
Trag ich und tn iob und schwiz ich and fUer ich ein Merers 

am Tag schon, 
Labt mich doch selber die Nacht nicht mit der Ruhe, wie Euch. 
Sucht kein Räuber im Friden, der one Wulfen sich einschleicht, 
Euch doch heim I und bei Ench schirmen die Häuser sich 

selbst. 
Aber es hält der m&nadische Bär an dem nSrdlichen Himmel 
100 Mich, und mit mir zugleich feßelt er Diebe dahin; 

Und es erfüllet der Wald, der nicht zn Fridlichero ratet. 
Mit der beginnenden Nacht Alles mit Bangen und Furcht. 
GranseDd in seiner Gestalt und grausender, als die Gestalt ist, 
Birgt er in achrecicender Näh Ränberbebnusungen mir. 
Wo nur das Auge verweilt, nur Trauriges zeigt mir der 

Boden, 
;eod an Raum und Gelaß. 
r and die Schlachten mit 
langen 
r Seufzer, snr Stadt 1 
r vor, von Holz und Ge- 
schenken ? 
110 Laßet vom Neide mir frei, bitt ich, ein ärmliches Loßl 

Zehnten ? ! sendet mir doch von eurem Weine die Hälfte ! 

Und ich geh Euch dafür, was ich nur zehnte, dahin. 

Holz ? Ich darb' auch an Holze, wenngleich umschichtet von 



Klagen erfüllen? hinaus dringet, 
Ir zwar sprechet von Zehnten n 



232 

So lit brennenden Durst Tantalus mitten im Floß. 
Oder Geschenke ? Nicht Euch, ir teuren Freunde ! vergönn ich 
Solche Geschenke ; dem Feind seien sie nimmer verwert ! 
Hier ja zehntet und fünftet sogar den Pfarrer der Bauer, 
Und den Rücken zum Dank scheret dem Hirten das Schaf. 
Säumig erscheint mir nach langem Beschicken ein Meister 

vom Handwerk 
120 Und verkauft mir sein Werk schlecht und zu doppeltem Preis. 
Klag ich, so schilt er ; verschluck ich^s, so macht er nach 

außen sich lustig. 
Wie er den erlichen Herrn über die Oren gehaun. 
Beßer nicht bin ich mit jenen, die sonst zur Arbeit die Hände 
Oder des dürftigen Stiers Hals mir vermieten, daran. 
Gelt ich für gut und dafür, das Berupfen nicht eben zu 

merken. 
Schonet die Herde sich selbst, rupft an dem Hirten nach Lust. 
Und wie der Wolf auf den Hirsch und der Rah auf gefallene 

Aeser 
Stürzen sie, wo nur von fern Beute zu wittern, darauf. 
Ist der Hirte nicht selber ein Wolf, und hat er ein Fell noch, 
130 Wagt er nicht one Verlust sich in die Herde hinein. 

Zäl ich noch Weiteres auf? nichts, was nicht verwünschbar, 

gewärt mir 
Dises Gau und dem Gau änlich erzeugte Geschlecht. 
Yil ist des Jammers im Lied, ich gesteh*s; doch die bessere 

Stunde 
Seze dem Jammergeschrei mit der Verbannung ein Zil ! 
Jezt noch leb ich ; und leb ich, so hoff ich ; und hoff 'ich, 

so klag ich, 
Klagen, unendlich erneut, neiget die Gottheit ir Or. 
Ja, wenn das Glück mich erhört, ich scheue den Kostenersaz 

nicht ; 
Denkt, von den Wogen gepeitscht, noch des Verlornen ein 

Schif? 
Täusch ich mich ? oder der Winter, wie Thumlingen selber 

wol endlich 
140 Schmelzen in sihet, wird mir sicherer Hoffnung ein Bild? 
Flieh denn, schrecklicher Boreas, hin! komm, kosender 

Westwind ! 
Meines Frühlings Beginn kündest du, Muse, mir an! 

BÄCHLINGEN GBOSSERT 



BESEGNUNGEN 
1 1 EIN SCHÖNER BEWERTKR SÄGEK FÜR DIE PE8TELENTZ '; 



So ein Mensch solrhes iiberkambt, solle er äaa mit diesem 
acA geschribnen Segen lassen säg«en oder selbsl Ihon. Und 
offt ein Creutelin rolh, soll er mit dem Rechten dannach ein 
fCreute i&er den hreslen machen. Also. 

Mit Gott dem + Voter suooh ich dich. Mit Gott dem f 
1 fund ich dich. Mit Gott dem f Heiligen Geist vertreib ich 
b + Tröeas t lieül und f geechwer/ ich heut dir durah das 
SpÖr/ das Gott dem Herrn durch sein Seitten wuott f das du an 
mir heut nit gewinnst weder Eytter gyfft/ noch Blutt. loh f be- 
schwer dich beut bei den heiligen Oötilichea drej naglea die Jesu 
Christo (kuscriD herrn durch eeiti heilige bend und föess wurden 
gesehlagen. Ich t beschwer dich heut bei den heiligen Göttlichen 
funff wunden/ das du Trüesa/ heul/ und geschwer nm andern tag 
auss meinem Leib seieat verschwunden. 

Ich f beschwer dicii beut bei dem heiligen Todt/ da Gott 
mich und uns arme Sjnder erlÖHSt und erkaatft hat. Ich f be- 
schwer dich heut bei dem heiligen göttliche froni eh endigen Creütz/ 
daran Gott der Allmechtig todt und marter leidt. t Bm «äu ^^^^ 
Trüeas beul und Gtecliwer anaaziehest auB meinem fleisch/ ans meinem 
blutt/ und ans meinem Leib/ und kein schad mir nit seiest/ in dem 

INatneu gott des f Vaters/ und gott des f Suns/ und gott des + 
heiligeu Geistes/ Amen. 
Sprich fünff Vater unser und fünff Ave Maria und ein 
Olaiihen auf blossen kknien unde bitter leiden und sterben Jesu 
f^risH. 
Damach sprich tceifer hernach fcHgendt : 
Gottes blutt ist ausgescbossen / 
Gottes blutt ist ao^gefloaeei) / 
I das behütet mich vor allen bösen gschosaen / 

I liie Bicherlichen und dort ewiglichen/ 

I im namen Gott des t Vatters/ und 

des f Suds und des f heiligen Geists Amen. 
Darauf bete drei/ Vater unser, drey Ave Maria und ein 
Christlich Glauben. 
Ist offtermals probiert worden». 1587. 
I OLM WITTIG, SEüFFER 

1) Aus einem handschnftlkfirn Orbetbuchc voh 1587, dn»en Ver- 
faßer oder Kompilator nach dem Titelhlatte FLud'meus Fiiber, Qüntt- 
bürg, Organieen, ist. 



234 

2 GEGEN GICHT 

Gicht o Gicht wie mattest (= marterst) du N. N. mich ! Das 
klags Gott, demselben Mann, der den Tod am Sfamm des heiligen 
(Creuzes) unschuldig übernahm. Laufen(d) Gicht, . . . Gi(cht) 
Wildes Gi(cht) Kaltes Gi(cht) Nerfen Gi(cht) schrecken Gi(cht) 
hitzig Gi(cht) Winden Gi(cht) hirn Gi(cht) und alle die Gicht, die 
durch das Gättlein (= Gärtlein) geht noch in haubt noch in Arm 
noch in knöcheln noch in hiften noch in gebein mark aller gebein. 
wer verhüttet dein gi (gicht) an deinem ganzen leib? Kristus ver- 
hüttet dein Gi. Cristus überwindet Gi. Das helfe dir Jesus Cristus 

gestern und heute und derselbe in Ewigkeit XXXEOObl^VXEE 
ObXBKObKVX 

Gott der herr und unsere liebe Frau gingen mit einander 
über Feld, gesiebt gewicht geht gegen in her. gesiebt gewicht 
wo woll du naus ? Gesicht gewicht sprach : will in den Menschen, 
betreißen (betrise, krank) machen, will Fleisch Essen, bein brechen 
und blut läppen, Gott der herr unser liebe Frau sprach : gesiebt 
gewicht sprach : das sollt du nicht tun, ich gebüte dir : naus in 
wilden Wald du reißendes Gesicht, du kaltes Gesicht du stingen- 
des gesiebt, da sollest du harz Essen, Stein brechen und Wasser 
läppen und von des Menschen leib lassen ! das sei dir zu deiner 
büße gezählt XXX. M. X. M. X. gXW. X. ©. X. b. X. X. j. b. 1. X. f). 
X. 53. X. b. X. b. X. W. S. X. M. X. g. X. b. X. b. X. M. X. j. X. g. X. 
b. X. tJ. X.M. X. y. X. g. X. b. X. f). X. j. X. 2. X. 4. X. b. X. W.X. 24.. 
X. b. X. M. X. g. X. ©. X. b. X. ]§. X. g. X. g. X. bam. b. X. b. X. M. X. 
b. X. X. b. X. ]§. X. 

3 EIN ANDERER ZAUBERSPRUCH 

Der duldige Job sitz an dem Ort Biß alen Motten und 
Harwurm wek 

Gott der Herr zog über land begegnet ihm Abraham. Abra- 
ham warum bist du so traurig? warum solt ich nicht traurig 
seyn? thut dir dein Maul so weh Abraham nim du ein fliesiges 
waßer in den Mund und spei es auf den Erdens Grund so wird 
dir dein Mund gesund, f t t DIACONUS KLEMM 

4 Jesus Nazarener König der Juden, Dieser triumpfirliche 
Titel Bewahre uns vor allen Uebel, vor allen Nachstellungen des 
Satans, vor jeder List aller Bösen Menschen, und Schütze uns bey 
Tag und Nacht an Leib und Seel. Ueberall und an der Wand, 
ist Jesus Christus bey der Hand. Satan heb dich weg von mir, 
du hast keinen Teil an mir. Sadan du Brauchst deine List, jch 
bin ein^/getaufter Christ jm Namen Gottes des Vaders des Sohnes 
und des Heiligen Geistes. Amen. 

ABIRLINGER 



I VARIARUM NATIONUM PROPEIETÄTES II • 

ADS EINER SCHULGHOGRAPHIE DER JESUITEN») 



Wie seynd die Teufsche geartet ? Sio seynd überaus ga- 
Ütickt zn allen Kfini«ten und Wisaensch äfften, worzii ea ihnen 
I Fähigkeit dea VerstnodR, noch an Fleiß und Emaiukeit 
Die Buchdrucker- und Knpferatedher-Kunat, das Scbieß- 
Palver und Feur-Rohr, samt Tiden andern Künsten und Wiasen- 
ichnfften haben die TeiitsoliB eifiiiiden. An Stärke und Kriega- 
DapfTerkeit wareu sie jederzeit dunnaseen berühml. daß aie deß- 
wegen (jerrnnm und Allemauni du ist, gnr und alle Männer üu- 
benahmset worden. Jedermann muate atc:h verwundern über die 
Enthaltung und Gelassi'nheit der TeuUchen Jagend, über die un* 
Versehrte Treu der Ehe-Leutheii, über die ungemein grosse Red- 
lich- und Aufrichtigkeit, und sonderbar über die unbewegliche 
Beständigkeit in dem wahren Cathoüschen Glauben. Fast uu- 
gliiublich iat der Teulscben Gütig- und Freygobigkeit in Stifftnog 
und tjnterlialtung der Kirchen, Klöster, geistlichen Pfründen, 
Armen- und EianckcD-Höuaer, auch anderer Denckmablen GhiiBt- 
licher Gottaeeligkeit, worvon die Stein selliat unnoch reden und 
ZeagDus geben. Allein bat leider dieses Lob und Ait-Tentschen 
F,hren-Glantü sehr verdnnL-kelt theila der höthst bedaorliohe Abfall 
■0 vieler tausend TentBchen von dem uralten Glauben und wahren 
Religion, theils die gant.K nnbesonnen« Liebe und Begierd fremde 
Kleidung sowohl nla Sitten uacbzuüSen. Dahero sie billiob Nach- 
KBur fremder Nationen genennet werden. Und wolte GOtt, daß 
sie sieb vielmehr beflissen fremder Völcker Tugenden, und was 
les an sich haben, als ihre Laster und Mißbrauch 






Was für 
ufong ? Die Monardiisc 
Was ist tUlda für ei; 
des edlen TeutKchlands w. 
selbes von jener Zeit an, 
bekehret, in selber mit rei 
.beweglich verbliebt 



iit. 

le Edigion? Unter die gröate Zierden 
ir ehedessen billich zu rechnen, daß 
da es eich zur Catholisclien Religion 
iht Ti'utscber Standhaffligkeit jederzeit 
:n, einoriey Glauben haltend, und einer- 



1 Älem. XII 190 ff. 

^ Sudimmta Oeo^raphica, Sive Brems faeillsque MHhodm Jumti- 

H Ofthadoxam notitii Otngraphiea inbunuii, Pro GymiKigii» Soeie- 

I Je»u in Germartiae Superiorit Provineia. Auctorc ^usdem So- 

s Saetrdote. O/mKulum Quinlum. Cum Oratia A Privilegio spe- 

iae. Caet. dt Cath. Majealatis, Ae Superiorum Fermissu. Augitatae 

Windaieorum, Sumptibm MatMae H^olff. Bibliopolae. M. DCO. XXIX. 



236 

ley Sprach redend, bis der unselige Luther durch seine gottlose 
Neuerungen ein mehr als Babylonische Yerwirrung und Greuel der 
Verwüstung eingeführet. Dahero dann geschehen, daß in jener 
jämmerlichen Zerrütt- und Unordnung auch die Lutherische und 
Calvinische Sect in manchen Orten die Catholische Religion von 
ihrer uralten Besitzung und Eigenthum, den sie so viel hundert 
Jahr hindurch behauptet hatte usw. Holländerchristen, Aber 
die Holländer haben durch ihre falsche Anklagen, und ehren- 
schänderische Verleumdungen den Japonischen Monarchen endlich 
dahin verleitet, daß er viel tausend Christen des Glaubens halber 
auf daß allergrausamste hat lassen hinrichten, und nicht nur 
Christum, sondern so gar auch den Nahmen eines Christen aus 
gantz Japonien auf ewig verbannet. Denen Holländern allein, als 
welche öffentlich und hoch betheuren, daß sie keine Christen, son- 
dern Holländer seyen, wird der Zugang in dieses Reich, wohin 
zu gelangen sie so gar Christum mit Füssen zu trotten kein Be- 
den cken tragen, vergünstiget. 

Ungarn Was hat es mit Grund und Boden und mit denen 
Einwohnern für eine Bewandtnuß ? Den Boden betreffend, ob er 
schon alles, was nicht nur zur Nothdurfft, sondern auch zur Er- 
götzung dienet, im Ueberfluß herfür bringt, wurde er doch weit 
furchtbarer seyn, wofern man selben fleissiger anbauete. Die ün* 
garische Ochsen, die Ungarische Wein, und das Ungarische Gold 
seynd sehr berühmt. Die Einwohner haben hoche Geister, seynd 
kek, behertzt, und zum Krieg gefaßt, achten ihre Freiheit sehr 
hoch etc. 

Wie seynd die Portugiesen geartet? Seynd massig, häußlich; 
doch zugleich freygebig gegen denen Armen, Geistlichen und GOtt 
geweihten Personen; lassen sich keinen Kosten gereuen in Aus- 
zierung der Kirchen und GOttes Häuser; tragen sehr grosse An- 
dacht gegen Gott, und der Mutter GOttes ; haben sich auch in 
denen Wissenschafften, in der Handelschafft und Kriegs- Wesen einen 
grossen Nahmen erworben. 

Was haben die Italiäner für Eigenschafften ? Seynd spitx- 
ßndig, klug, witzig und fähig zu allen Sachen ; werden jedoch 
auch arglistig, verschlagen, hinderhältig, Ehr- Räch- und Geld- 
gierig gehalten. Sollen zwischen der Spanischen Gravität und 
Französischen Leichtsinnigkeit gleichsam das Mittel treffen. 

Was für Eigenschafften haben die Spanier? Sie haben einen 
tiefsinnigen Verstand, und lieben mehr die Philosophische und 
Theologische Wissenschafften, als die fr eye Künsten ; hecken alles 
wohlbedächtlich aus, und geben auf ihr Ansehen und Gravität 
sehr acht ; seynd geheim und verschwiegen, und je langsamer sie 
in ihren Berathschlagungen seynd, desto standhaffter beharren sie 
auf ihrem einmal gefaßten Entschluß. 

Wie wird Spanien regiert? MonArohisch. 



S37 



Was ist dasellisi für eine Setigion? Dia Catholischd allein, 
welcbe sowobl der deno NahmeD und der Tliat nach CatboÜBche 
König, als die za Untereuchnng KetzeriGchar Irrtliflmer verordoete 
geistliche Richter aleo reiD und uuveraehrt haben erhalteo, daß 
bifl auf Iteutigeo Tag nicht ein eintKiger Ketzer Hauß-säesig sich 
hat dürffeD nieilsTlasseii. 

Wie seynd dk Framosen geartet? Seynd fröhlich, höflich, 
geaprächtg, in Schlichtung sowohl ala Erfindung der Sachen Bchnell 
nad behend, in verschiedenen Künsten und Wissenacharten erfaliren; 
doch allaogroBse Hochsprechcr und Uochschätzur ihrer selbst und 
ihrer Sachen. Erfinden immerdar nene Mode, und allerhand Eitel- 
keiten, sonderbar in Pracht und Tracht der Kleider, wodurch sie 
der Ausländer Augen mit einen blauen Dunst ev(illlea, and ihnen 
anhey den Seckel leeren. 

Russen. Wie seynd die Einwohiter <jearlet ? Sie waren vor 
diesem sehr unwissend, groh und ungeschlacht, biß Petrus I, nach- 
dem er verschiedene Länder in Europa sulbat durchreiset, die freje 
Künateii und WissenschafTten, folgsam auch hodicbere und ge- 
schliffnere Sitten in sein Land eingelühret. 

Danen. Wie der GOttes-Dietist ? Sie seynd vom wahren 
Evangelio abgewichen, und dem Luther gefolgt ; haben jedoch 
noch etliche Catholische Ceremonien behalten. 



SchweU. Wie ist Grund und Boden samt denen Einwohnern 
beschaffen? Ea seynd daselbst die allevachönsta Weidungen ; da- 
hero die Einwohner aus der treulichen Vieh-Zucht sehr grossen 
Nutien schaffen. Was grossen Eilfer und Standhafftigkeit aber die 
rechtgläubige Schweitzer von Alters her in Hitndhabnng der wahren 
Catholischcn Religion, iu Beschiltzung und Vcrthiitigung des ätutt- 
halters Christi erzeigt haben, erhellet sattsam aus dem, daß Ju- 
lius ir. im Jahr 1512 die Schweitzer Beschirmer und Verfechter 
der P&bstlichcn Word«, und Pnbat Leo X. im Jahre 1516 Be- 
schülzer d«r Kirchen GOltea genonnet und öffentlich angerührat. 
So wird auch der Schweizer Treu. Aufrichtigkeit, Mäßigkeit, Fleiß 
and Arbeitsamkeit, Forderst aber ihre Standmüthig- und Hertshaff- 
tigkeit im Krieg von denen Geschieht- Seh reibern vielfältig herfiir 
gestrichen. Das Regiment ist iu etwelchen Cantonen Äristocra- 
'i, in anderen Deniocratiach. 

Savoyen. Was ist hiervon iliierhaupls tu mercken? Das 
lertsogthum Savoyen grentzet SQd-werts an Piemont, Nord-werts 
I den Genfar-See ; gegen Waüten an Franckreich, gegen Osten au 
I W alt iaer- Land. Der Lufft ist wegen vielen Bergen, so stets 
I bedi^cbt seynd, kalt ; doch ist das Land Volckreich, und 
mlich fruchtbar. Die Einwohner seynd gar emsig und arbeit- 
Die aul dem Gebiirg wohnen, verloasen vielf&itig ihr Vater- 
, and ziehen in der Fremde mit allerhand Waaren herum. 



238 

Wie seynd die Niederländer beschaffen 9 Die Französische 
Niederländer gleichwie sie an der Sprach und Aufzug, also kommen 
sie auch, was die Sitten hetrifift, denen Franzosen zimlich nahe. 
Die Flandrische Niederländer, von der Welt-berühmten Provintz 
Flandern also benäh mset, gleichen mehr denen Teutschen ; dann 
sie seynd treuhertzig, aufrichtig, höflich, emsig, häußlicb, massig, 
von Jugend auf zur Arbeit angewöhnt, einnreich, und zu allen 
Wissenschafften und Künsten tauglich und geschickt ; wiewohl sie 
sich besonders auf die Handel- und Eaufl'mannschafiPt verlegen, 
theils wegen der Nähe des Meers, theils wegen der Gelegenheit 
und Menge so vieler Schiffreicheu Flüssen, und vortheilhafiftigsten 
Canäl. 

Wer seffnd die Lappländer? Es gibt dreyerley 1) Die 
zu äusserst gegen Norden gelegen, gehören zur Cron Dännemarck. 
2) Die gegen Osten wohnen, stehen unter Moscau, 3) die übrige 
gegen dem Bothnischen Meer-Busen, so die mehrere Zahl aus- 
machen, seynd der Cron Schweden untcrworffen. Ist ein sehr 
wildes, ungeschlachtes, dem Aberglauben und Zauberey ergebenes 
Volck, so denen Schiffern die Wind zu verkauffen pflegt. An statt 
der Pferd spannen sie die Rennthier, so denen Hirschen nicht viel 
ungleich, an kleine Schlitten, und machen hierdurch in gar kurtzer 
Zeit sehr grosse Reisen. 

Wie seynd die Schweden geartet ? Sie seynd der Kälte, 
Hungers und Arbeit gewohnt, wohl bey Leib, kriegerisch, ja auch 
grausam, welches vor hundert Jahren mit seinem grössten Schaden 
unser Teutschland, dahin sie von denen Ketzern zum Verderben 
und Untergang des Vatterlands uad der wahren Religion gelocket 
und beruffen worden, erfahren, allwo sie mit denen Catholischen 
mehr als Barbarisch umgangen. 

Wie seynd die Pollachen genaturei? Sie seynd starckmüthig 
und behertzt, auch wider die Türeken und andere Keind der 
Kirche gantz unerschrocken; dienen meistens zu Pferd, halten viel 
auf ihren Adel und alte Freyheiten etc. 

Wie ist die Begierung bestellt? Sie ist theils monarchisch, 
theils Aristocratisch mit vermischter Democratie. 

Wie ist die Beligion ? Catholisch ; jedoch werden auch die 
Lutheraner, Calvinisten, und andere Sectirer, so man Dissidenten 
oder zwevträchtige nennet, geduldet. 

Engländer, Wie seynd die Einwohner geartet? Diese, so 
lang sie in der wahren Religion steiff verharreten, hatten allent- 
halben Wunder-grosses Lob ; nachdem sie aber von derselben ab- 
gefallen, haben sie gäntzlich aus ihrer vorigen Art geschlagen. Also 
nemlich ist die wahre Religion wo nicht die einzige, jedoch die 
allerbeste Sitten- Lehrerin jederzeit gewesen, welche, wofern sie in 
das Elend wird gestossen, wird sugleich auch die wahre Tugend, 



239 

Zucht, Ehrbarkeit, PoHcoy etc. müssen das Land räumen. Wann 
nun dergleichen abtrünnige Völker noch über das von Natur stoltz, 
frech und verwegen seynd, was wird man anders als allerhand 
Trauer-Fälle, Unglück und Unheil zu erwarten haben? 

Wie seynd die Türchen geartet? Dieses wilde, grausame 
und barbarische Volck, welches zum Untergang der Länder, guter 
Künsten und Wissensch äfften gebohren zu seyn scheinet, ist nicht 
durch eigne Tugend und Tapfferkeit, sondern durch Uneinigkeit 
der Europäischen Fürsten, und greuliche Laster, sonderbar der 
falschen Christon, die ein weit ärgers und gottlosers Leben als die 
Türeken selbst führen, zu so grosser Macht und Welt- Beherrschung 
gelangt. 

Wallachey und Moldau, Was ist von diesen zweyen Fürsten- 
thümern nur obenhin zu mercken? Beide diese Länder haben ihre 
eigene Fürsten, oder so genannte Hospodarn, welche dem Groß- 
Türcken zinßbar seynd. Das Land, ob es schon gebürgig und 
waldicht, ist doch fruchtbar an Getreid und Wein ; hat auch 
gute Pferd- und Vieh-Zucht. Die meiste aus denen Einwohnern 
seynd mit denen Irrthümern der abtrünnigen Griechen behafiftet, 
und verlegen sich sonderbar auf die Vieh-Zucht und Feldbau ; 
seynd kriegerisch, zu Neuerungen geneigt, und ist ihnen nicht 
viel zu trauen. 

Wie seynd die Asiatische Völcker beschaffen ? Unterschied- 
lich nach Unterschied der Landschafften. Die unter, oder nahe 
bey der Zona torrida wohnen, gleichen mehr denen Africanern ; 
dann sie seynd wanckelmüthig, gäh, unbesonnen, verschlagen, heim- 
tückisch etc. Die gegen Norden aber seynd trag, langsame, dumme 
und plumpe Leuth. Die in der Mitte, und folgsam anter einem 
milderen Climate wohnen, seynd etwas geschlachters, doch meisten- 
theils weichlich, zärtlich und denen Wollüsten ergeben, bevorab 
nachdem die Catholische Religion, als welche, wie schon anderstwo 
Anregung geschehen, die allerbeste Sitten-Lehrerin ist, von dannen 
hat müssen ins Elend wandern. 

ABIRL1N6ER 



ZUM DEUTSCHEN WÖRTERBUCHE 



N 



Nabel: zuweilen schneidet man auch (an Mala dulcia) den 
Batzen oder Nabel heraus, legt an dessen Stelle ein Stückchen 
Eandelzucker hinein usw. Die Amömlein sind castanienbraun, rund. 



240 

mit einem Nabel versehen. Jos, Gottfried Kssichs mediz, Lexikon 
I 1787 S 11. 31. NäbeladeTj Nabelstamm ebenda 36:2. Nabel- 
Schlagader 368. DWB 7, 5. 5 f. 

Nadibar: Gemeindeangehöriger Alem. XII 151, echt hessisch. 
In Mcükmus Fuld. Uistor. Büchlein 1872 8 131 : Da muß ich 
erst die Nachbarn zusamnienläuten — nebst der herkömmlichen 
Verköstigung durch die Nachharn reihum usw. Daß ich bei fast 
allen Ortsnachbam täglich die Speise erhielt 133. 

Nachdruck: item etwo mit den anderenn huffen ihm angriff 
zeruck wychen vnd ain bestellen, der in den getrenten Nachdruck 
gepräch biß er sich mit den wychenden huffen ordentlich vnd 
streng wenden vnd angryffen mög. Bustctterj Hans : ErfistlicJier 
Bericht^ wie sich ain frumme Oberkagt Vor, In und nach den ge- 
färlichsten Kriegßnöten mit klugem vortayl eü vngezweifletem Sig 
loblichen vben vnd halten sol — vß Riiterlic?ien Gschichten be- 
schriben. Augsb. 1532. DWB erklärt. 

Nachgraben : allein die Miin'rer hatten ihm (Prof.) noch heim- 
licher und verdeckter nachgegraben und sprengten ihn, als er sichs 
am wenigsten versah, mit allen seinen Projekten und Reformen 
in die Luft. Änsdmus Rabiosus Reise ins Kürbisland III 73. 

Nachhuren sw. Da in Griechenland die Abgötterey sehr 
überhand genommen, konnten die Israeliten sich nicht hüten, daß 
sie nicht der Heyden Götzen nachhureten. Ällgem. Weltgeschichten 
durch Philonem Chorographum. Gedr. v. Hübschlin in Wangen 
1671 S 44 DWB VII 76. 

Nachlernen : Vor solche Vögel, so was nachlertien sollen, 
setzet einen Spiegel und tretet dann darhinder. Aitinger Kurzer 
und einfältiger Bericht vom Vogelstellen Cassel 1653. 303. 

Nachordnen, nachgeordnet: so wird Unsere nachgeordnete geist- 
liche Regierung solches durch willkührige Strafe zu ahnden wissen. 
Fuldiscfie Nied. SchulO. 1781 S 69. 

Nachpfeifen: die Ambsel ist ein gelerniger Vogel, welche 
Geistliche und weltliche Lieder nachpfeifen lernet. Aitinger 322. 
Wenn der Lose Finke aber auß dem Nest außgehaben vnd er- 
zogen vnd jhm allerley vorgepfiffen wird, lernet er Alles sehr artig 
nachpfeiffen 323. 

Nachsteigen: Herr, wir bitten dich, den schöpffer aller 
Ding, den glauben in uns mehre, der die frücht der lieb bryng, 
das wir nachsteygen dir ; ohn deyn hylff sinken wir usw. Paul 
Speratus, Lieder, Cosack S 315. Zum D WB VII 137. 

Nachtball : Die Dauer der Nachtbälle bis gegen Tage, wo 
die Kälte am strengsten ist usw. Essichs Mediz. Lexikon 1 133. 

Nachtdieb heißt Quesnel in einer zu Augsb. gedruckten Je- 
suiten- Kirchengesch. 1729 : (hat) weltliche Kleider angelegt, und 
sehr viel Schmäh-Schrifften, deren einige auch von dem Scharff- 



i 



S4t 

richter verbrennt worden, verstoLlner Weise in Dnick lassen aus- 
gehen, Mß A. 1703 dieser Nacht-Dieh, und seine Mit-Gespnnen 
Gerberon und Brigode zu Di'Qssel samt allen ihren Scbrifftcti, 
wodurch nicht «-enig G-eheimnusfleo der Jansenistiachen Gottlosig- 
keit flu Tag kaineu. 

Nachtfang: der NacJttfattg, so mit großen Netzen vfF den 
Teichen ßeaehieht, derselbe stricket Wände, enge Tj'i'aß usw. ^i- 
Unger 102. 

Nachtgarn : leget das Garn nieder und würget die Lerchen 
und Keucht sie durch das Nacktgarn. Aitinger 139. 

NachtMlte : werden die gehlendeten Fincken vor Elte blot, 
und können keine Federn mehr schieben, dann miisaen sie vor 
Morgen- nnd NachthüUe wol verwahret werden, AUinger 165. 

Nachlnebet: het aber der vind mer geschütz, sol er fast 
platsregeo vud dicken nacJitnäbel vbcrfallen. Bans Bustetler, 
diA oben. 

Naehtpocher : im liekhensteiner Bergbau- und Hüttenpersonal 
iommi 1742/43 in der Pochhütte der Nachtpocher vor. Stein- 
hach 11 101. 

Nachlrappichi Nebenform volhaluenükh von naehtrabicht b. 
Lexer DWB. Es ist von dm Tat^senden von Geistern die Bede: 
Der nachtrappiehie Bushs, so sich meistentheils in den einge- 
fallenen babilonischen Thurm aufhält mit 26 Legionen Teufel. 
iHe Heiligen nach den Volksbegriffen 4. Bd. 2. Aufi. Leipzig 
1792 S 367. 

Nachtschlaf: wenn schon ein kurzer Nachtschlaf längeres 
Verweilen im Bette anzubefehlen schetut. Der Morgouschlaf be- 
nimmt nur den Abendsclilaf uäw. Niederhuber v. d. Podagra, 
Landahtit 1792 S 129. 

Nachtschwärmer : der erste aus allen, so lerraen geblasen, 
war Luther, ein in allen Lastern und Bubea-Stücken ausgeübte- 
Ster Erts-Böß wicht und Ertz-Ketzer, wie aus denen von diesem 
Jfachtschteärmcr ans Tag-Liecht herfürgegebnen Büchern Sonnen- 
klar erhellet. Nachdem er nun In Teutschland und Nordisohea 
Ländern eine entsetzliche Niderlag der Seelen gemacht, hat er mehr 
andere Spieß- Gesellen eben dergleichen zu wagen usw. Kirchen' 
gesch. (Jesuiten) Avgsb. Anfg. 18. sec. 

Nachtung : und kamen über ain in der nachiung, was voran 
den markt zu Brandenburg dem Kaiser geantwart. Chronica 
3521 Augsb. 

Nachtmgel : die Turteltauben sollen vor den Wolff oder 
Nachtvogel Meeizwibelbletter in ihr Nest legen. AUinger 126. 
;ßollten sich die Lerchen fürchten vor den Nachtvögeln 140. Ein 
^Nachtvogel oder Keulzlein 107. Die Kaotzen and Eulen, mit 
.iren Arten Nachtvögel, so sich des Nachts des Raubs er- 
.nähren 372. 

Bl.llng.^ AllUUDDlA UV i \Ji 



243 



KachlKächicrhorn im FuJdaer HistmknhücM. rc» MaV;- 
mio 1872 S 140. 

NachiK^nschung : bin also narli gueter nachlicünsrhung 
wider in mein /iranter beglailet worden. Ilninhofcra Jtcl, 39, 

Nachfechriing : dpa AbendB zur Xadifichrting faUefi sie 
wiederumb gewullig ein; wo sie des Abenda (die WaldvCgel) su- 
letzt essen, dfi sey nd sie gewißlichen xuerst des Uorgeiia wieder. 
A'Uinger 295. 

Nachfetig : Ir Durciil. bnben mir auch ein geatricIchteD 
grauen Bameten Teppich mit einem NuchUtig auff die Art, wie der 
Herzogin in Pommern Muffel ist. angefrümM. nninhofers Rd. 161. 

Nachwaschen, vom Ilägfr : wie gelernich er ist, wann jhme 
dreymat nnch einander die Zunge gelöset, ist kaum zu glauben, 
dann so leinet er Allea »achtcascheii. Aitinger 305. 

Narhwind: Guter Luft und JVocAwiHfi (See). Konstanter 
Kronik. Späth 156. 

Nachzeichnen : Sie sein vngern daran kommen, denn maus 
(DiBsigoi) noch nie ßr keinen Fürsten vachfeichfien lassen. Harn- 
hoftrs Rel. 135. 

Nagel : Deni-.oesgummi sind grüße Stücke Harz, die aaf 
der Oberfliiclie noch die Eindrücke von dem geflocbteoeQ Soliilfe 
haben ; sie bestehen aus rothbraunen Lagen, in welchen Kern« 
von verschiedener Größe, welche man Mandeln oder Nägtl nennet, 
sitzen. — Je hellei' die Stücke sind, je weißer und in je größerer 
Menge die Nägel sich darinnen finden, desto heßer sind eie. 
Essich Mediz. Lexikon I 130. Ammoniakharü bestellt aus gelb- 
lichen Klumpen, denen häuüg milch farbliche Körner, welche die 
Neuem Nägel, Thrttnon, Mandeln nennen, beigemischt sind 30. 

Nägetsiherbe, Netkeniopf : eine große Altane mit vergiilten 
Gattern und Stangen, welche hübsche Bilder tragen und dar- 
zwiachen auf Stückchen scIiBne große Niigelschcrbcn stehen mit 
ihren Vrabrelen oder Hütten für die Sonne und das Wuser. 
Haifiliofers Sei. 73. 

Nährlich: wenn eie zimlich flücke ansgchahen, können iie 
fast in 8 Tagen allein zu essen gewöhnt werden, wenn sie aber 
Ȋkrlidt sehen oder zimblich blindt ausgehaben worden nsw. Ai- 
tinger 338. 

Name: a. 1231 ward U er tzog Ludwig von Bayern, ain Trost 
vnd ain Nam alles lands — ereehlagen zu Kölheim. Chronica 
von vil vnd manclierlag hisloricn in vH landen vnd gegenden ge- 
schehen {Augsb. 1531 4") A iij\ 

Narrenrad : 

Dort ferne auf jenem Berge 
Da malet ein Narrenrad, 
Das treibet nichts denn Liebe 



I 
I 



U3 



Nase : deme alu 
gewaltig gtSnUiet hat. 

Naschlin: Item, 
Dod beschloBSen hat, 



I 



Den Tag und aaoh die Nacht; 
Daa Rad ist ganz zerbrochen — 
Die Liebe hat ein Eod. 
Frankf. Liederbuch 1554, Uldand Schriften IV 34 ff. Variante 
tkrummes Mad'. 

?r der heilige Jeronymus cp. 3 die Nasen 
Violae iSS S3. Fredigten. Wangen, Allgau. 
wann der Hirsch den Fuß als faet zwiDget 
3 geltet ihm forneo auß dem Fnß ein klein 
Dinelein von der Erden, dos ist dann als ein Naschlin, das 
Zeichen heißt die Nachs oder das Nasctilin. Adeticlie Wegdwerck. 
Frankf. a. M. 2661 rf" S 80— S3. 

Nationalbildnng : diß ist die Epoche (Fall der Jesuiten) 
der Nationalbildung Oesterreichs. Anseimus Rabiosus, Heise durch 
Ober-D. I 3. 

Naliotialschauspile : das Puhlicnm (Wirtb.) ist ohne Poli- 
Boy und es hat niemals NafionalscliauspHe hier gegeben. Eben- 
da S 56. 

Naturgabe : die UnterlhitueD sind nicht weniger Bcbuldig, 
die Hilfsmittel zum Tlnteviichte anzuschalFen, als Nataraüeiika- 
biaette, die wenigstens die Naturgaben des Fuldischen Landes ent- 
halten ; FiiU. Schulord. 1781 S 56. Sagegen „NuturBacluge" in 
der Seilage eur SchulO, 5. 

Nebenbewohner : Perioeci oder Nebenwohner aeynd jene, 
welche unter einem Meridiano und Parallelo wohnen, doch also, 
daß in dem Parallul-Cinkel einer vom andern ISO Grad entrernet, 
nnd in dem Meridiano zwischen bcyden nur ein Polua lige. Dise 
haben einerley Clima, eitierley Poliis-Höhe, einerley Jahrs-Zeiten. 
Allein wann einer Mittag, hat der andere Mitternacht etc. Sih 
Nordatigd. 

Nebenberg : neben dem großen Berg hat es kleine Neben- 
herglei» mit spritzenden Bildern. Hainhofers Bei. 76. 

Nebenbürger: ich muß Ihnen dargegen sagen, daß ich die 
Evangelischen weder über ihre kathol. Neben- Bürger, noch ihre 
Heiligen — habe spotten sehen. Sih Normalschute II 32. 

Nebenfiguren in der Heraldik : Was seynd die Neben-Figu- 
rcn, Eo den Schild balten? Die lebendigen werden Schild- Halter, 
die nicht lebendig aber Sllitzen genannt: Engel, Menschen, Wald- 
m&nner, Bären, Greiffen usw. sih Nestel. S 21. Fell DW£ 

Nebenkentnia : d.-iß es nm die Aosübung der Arzneikunde 
I wirklich so keine ganz gleichgQllige Sache scy, daß tiefe Wissen- 
[ Bcfaaft, viele Ncbeni:cnntnisse erfodert werden, die Kiankheiten 
I einzusehen nsw. Niederhuber, Sydenhams Abhandlung von dem 
[ JWajra Landshtd 1792. Varerinna-wigen. Feit D IPß 



ÜU 



Nehenkleinigiceit : ich erwfiline dieser Nebenkleinif/keit nicht 
nmBODBt. AnselmKs Rabiosus, Heise «ach dem Kürbtslande 1779. 
I Teil 1782 S 28. 

Nebenknolle: die Erdäpfel Bind zuweilen bo gro& als zwo 
Fäuate Bind nnd baben verschiedene Nebenknolkn. Essich Medie. 
Lex. I 399. 

Nebenleltrer '■ es werden keine N(^nlehrer, BOgenaunl« Prä- 
oaeptorea gednltet, wenn ihre Lehrlinge nicht zugleich in diese 
öffentlichen Schulen geben. Allgem. Schulordnunff für dk »iedem 
Schulen des Biptuntes und Fürslenlumcs Fttld. 1781. 8 8. — 
Nebmschullehrer S 35. Die Filial- and Nehenschidlehrer S 46. 

Nebenleklüre: und alleDfalllB mit einer guten Nebcnieklär 
sich zu verwehren weiß, daß man in der Welt such sonst (ör 
keinen Idioten passirt. Die Heiligen nach den Volksbcffriffcn 



Nefienlieger : daß 
Hegern oder AnstösBern 



mit den Zinnagebern und Ncben- 
r Una zinnsbaren Cätrr vorgebende 
Veränderungen in dem Zinnsbncb richtig angezeigt werden usw. 
Socbfürstl. Marhgräi'lich-Badiache Hedtttiaigs-Inshitlction. Carh- 
rithe 177G S 30. 

Ndtenort : l) sind in der Tabelle die Namen der Kinder 
anzusetzen, 2) die Namen der Täter, 3) die Namen des Ni:beH- 
ortes oder Hofes, wovon das Kind gebürtig ist. Sih Neben- 
Jehrer S 45. 

Nebenstreich : daß dieses alles nnmächtige Änßflüchten, 
Ifire Lnfft- und Nebcnsireich. purlauterea Geschwätz, ja rechte 
Praedikantiache Allfantzerejen seind, nihil ad rem usw. Fr. Eu- 
stachius Eisenimet 0. S. I). Äugsb. Geeopffter, geropffter Luthe' 
rischer Bürghahn. Aitgsb. 1703 {Meto) S 87. Fdt DWB. 

mit allen diesen Weltgegenden trefTen auch die 
mlich die vier Haupt-Wiud und acht nnd swan- 
Sih Nordangel. 
deßwegen verstopften ihm seine Feinde nach 
inäle des nöthigen Nebeneuflußcs (Unterhalt s. 
Leben). Änselm. Hab. Reise nach dem Siirbisland IUI 61. Kredit 
und einigen unentbehHichen Nebcneuflufi verschaffen 67, 

Neiger aus Näbtnger, Nilber im DWB sih schon MBenis 
Lesefrüchte zwegier Theil S 137. (Wien 1797). 

Nerven: der Zustand der BauilJung des Manufaktur« 
der öffentlichen Einkünfte, die Nerven des Nationdicredits. . 
sümus Rab. Reise durch OD. I 18. 

Nestel in der herald, Sprache: Also wann das Scbreg- 
auch das Querband um ein Uritlel achmSler ist, so wird ea ge- 
sennt eiue kleine Binde ; wann es nm die Uelfte achmäler üt, 
ein Nestel ; wann es gar nur den vierten Theil behaltet, 



Nebenwind : 
Winde Überein. 
zig Neben- Wind. 

N^emufluß : 
und nach i " 



den. Von der Heraldischen oder WappenJiunst für die Schuten 
der Gesfllschafl Jesu in der Ober-TeuiscJten Provine Aagsb. 1729 
S 17. Fell DWB 

Nestelriemen in der Vogelstellersprache : zw Anfeeselang der 
Leuffen gehöret, eiu blawer Nesfdriemen, der wird nach Größe 
nnd Dicke des Vogela zur helffle zollsbreit gBBpalten usw. Ai- 
tinger 162. Vgl. diese Ruhrgerte bat vorne von einem Nestel 
oder Riemlein eine doppelte Schlelffe 300. 

Neuerling: nähert sich dem Wageo ein Mann, den die 
Laute den Neiierling nannten — nur der Ncverling stand fest and 
lachte über die Niederlage — altidtinn wandten sie sich gegen 
den Neuerluig, falteten ihre Stirnen uaw. — Behalt den Neucrling 
einen ungestüramen, auRgeachämten Menschen. Ävsehnus Rahiosua 
Reise ins Kiirbisland III 8 ff. Sie verschrien allenthaliien dia 
drey Patrioten als Neuerlinge und Sonderlinge 70. 

glcn Atiselmus Bcüiiosits Reise ins Kürbisland 

Nichlamt: an welchem sich Aerzte und NicMilrxte mit Er- 
findungen — die Köpfe bis zum Uusinn Verstössen haben. Nieder- 
huber Podagra 1793. 

Nicktrl ; man denke sich einfe kleine menachenähcliche Ge- 
stalt, die beiuahe so dick als lang ist, mit eiupm ungeheuren 
dicken Kopf, rothen Haaren, rothen Augen und unter der Zange 
eine Kröte. Man hnt sie sich doch als wiiklieh gedacht und 
nennt sie Nickerl oder Nix. — Die Kielkröpfe heißen Nickerta- 
Jeindcr (weil es in ihrem Kropf stets kiehlt oder kluchnet). 
Nickerlsfrau. Das Buch vom Aberglaube». Neue verb. Auflage 
Leipzig im Schwickertsche» Verlage 1791 8 38. Zum DWB 
VII 517. 

INiderdruck: der Jäger soll, nachdem er weiß, was es für 
ein Hirsch sei, Achtung geben auf die Fährt, Anstreiff, Nider- 
iruck nnd ander». Adeliclie Weffdicerke 1661 S 100. 
Niderfm: 
Davon hat sie nitt keret 
djr krippen noch der stall, 
ihn als eyn köuigk geeret 
mit neygeus nydsrfiäl. 
Paulus Speralus Lieder bei Cosack 273, 
Nidergeben sich: wo sie, die Feldhüner und Wachteln, auQ 
ihrem Lnger aufsteuben vnd sich wiedemmb nidergeben. Aitinger 
19. Muß eigentlich in Acht genommen werden, auf was vor eine 
Feldthecken sie sich wiederumb niederbegeben (Spazen) 230, 
wann die Hüner sich ioa Sache Felde oder wol vmb gar kurUe 
Bflaahleia niedergegeben 23. 



24Ö 

Niderh^en : ea soll auch keiner seine Hnnd niederficben, 
damit daa Schwein nicht mit seinem RübbcI darein lauffe, sonderu 
die Hand in aller Höhe baben und ihm deo Fang ton tach ab 
geben. Adeiiche Wei/dwei-ke S 162. 

Niderkauchen : da setzen eie (Feldhüner) eich über einen 
Klumpen niedergekauchet vud hält eines uuttr ihnen die Schild- 
wacht. Ait'mgtr 14, 

Niderlegen irans. grosee attirke beliertzte Raden als die 
Leythund oder Bluthunde, die ein Stück Wildes, ea eey ein 
Schwein, niracb oder Beer halten und das niderlegen, welches 
man seines GefiillenB schlagen oder stechen kau. Adeliche Weyd- 
werke. Frankf. a. M. 1661 4'* 11. Zum DWB. 7, 775. E. 

Niderreißc» : Panthcrthier und Wolf wegen ihrer Wilde, 
ArgÜBtigkeit und Boßheit, dnrdurcli sie sndere Tbiere erdnppen, 
erschleichen und niederreissen 203. Und oflermHls auch die WöIf 
zween oder drey (der Hand) niederreissen 216. Etliche Büren 
werden genannt Schlächter, die Roß und Vieh niederrei/im 244. 
Ebenda. 

2fid€rschneiden : wollen sie (die Feldhüner nnd Wachteln) 
nicht fort, so muß diiß Tyraß vff den Fruchtbreiten, so niderge- 
geschnitten, das beste thun. Aitinger 54. 

Nidemlehen: Pferd niiersleheii heißen, abstellen. Konsfan- 
zer Kronik Späth 11. 

Niderhm, sich : wann ein Hirsch von dem GcUß auß den 
Feldern kombt, so ist er gewöhnlich naß von dem Thaw nnd 
thvt sich nicht nieder, so ety dann zuvor von der Sonnen ge- 
trocknet — und Ihut sich dann auff den Bauch nieder an ein 
unverdeckten Ort — Wannheth. Addiche Weyduerkc 1661. 
8 114. 134. 

Kidlieh adj. wiewohl die Lerchen alsdflnn sehr feist Tnd 
niedlich seyn. AHinger 159. Item wann die gefangenen Vögel im 
FrQhling fein niedlich, daß demnach große Kulte varhandeu 219. 

NistUng : von allerhand Waldvögeln wenn die Nistlirige 
geasen vnd ihr Koth von sich drucken usw. Aitinger 338. 

Nonnengesicht: ich weiß auch was. Frau Patha, rief das 
kleine Nonnengesicht Thereae. Musüus Kinderlilapptr 1788 8 7. 

Nonnetikircke. Anseimus Rabiostis Heise ins EürbisUmä 
III 35. 

Nordangel: diese Punkten werden Poli oder Himmelsangeln 
genannt Wie viel seynd Poli oder Himmels-Angel u '/ Zween, 
PoluB arcticus oder der Nord-Angel und Aniarctus oder der Süd- 
Angel. Geographischer Anfang für die Schulen der Gesellschaft 
Jesu in der OberTeutschen Provine. Aug^. 172'J. MWolff. 

Normalschule: die Einrichtung der Normalschulen, welche 



hatten 
etwaa, 



in Oeaterreicb üreu TJrapriing hat, ist die wiclitigato unter allen 
Wohltbnten, die wir dem Jalir hunderte Marie-ThereeieuB schuldig 
Bind. Ansehnus lialiosus, Heise durch ObcrdetäsManä {WL 
Weckherlin) Saleb. und Ltipxig 1778 S 6. 

Nöse : und mit dem Gewerbleio, so von einer NOse oder 
Krappenbacken auß eyseti Diedt, wie eie die Schneider an die 
Kleidung neben übw. Äitinger 162. 

'Notkasse : die evangelischen Religionn-Verwandte 
in der Verborgenheit (Angab.) eine eigene Nofhkasse, i 
Bo auf ihre Seite geaacbt wird, durch Bestechung zu unt 
Anseimus Boftiosws Reise durch Ober-ßeu/schJand S 40. Sodann 
dichten Sie den Evangelischen eine Noik-Caße an II 30. 

Nolmüle '■ selbige für ein Kotli- oder Zunngmihl dergestalt 
angeaogen wirdet. üuspling. kersch. KaUenhergische Oherho/icits- 
aklen lfi83. hs. 

Küll: jedoch die trefflichen Moralen sind hey der Jugend 
Nullen ohne Zahlen. MuxOus Moral. KinderUapper 1788 S 68. 

Nürnberger Tond : 

Empfingen aus Frau Fatbens Hand 
Ein Spielzeug von Nürnberger' Tand. 
Mmfius Moral. Einderklapper 1788 S 11. 

Nur seh ei« «im Kalm ausgeholter Batm und ein Trotj. 
Denis Lesefrüchle Z, 137. Schmeller unier „Ntiesch". Das DWB 
kennt unsere Bedeutung nicht, 

ABIBUNGER 



DER SCHWERTTANZ IN UEßEULINGEN"). 

Wie bereits mitgeteilt, wird nitchaten Donnerstag hier der 
GOg. Schwerttana („Schwerlletnoz") nufgefürt. Es ist diß ein ur- 
alter Brauch, der zu reich satädti sehen Zeiten regelmäßig jeden 
Fas nach tdonncrs tag von den ledigen Rehleuten der Neustadt, 
welche eine GeaelUchnft mit gewHitem Vorstand (bestehend aus 4 
Plaz meistern, einem Ffindrieh und einem Sfickelmeialor) bildeten, 
gegeben wurde, spütev nur alle 10 Jare oder hei besonderen 
Voran Inßun gen, so xB. nach einem gnten Weinjare. Daa leate 
Mal fnnd die Änffümng am 27. September 11^75 zu Eren der 
Versammlung des Vercioa für Gcscliichte des Dodetiaees und Um- 
gebung Btat. 



') Seebote No. 27. 1886. 3. Mars ÜAerUngvn 



HS 



I 



Ursprlinglich wurde der Scliwerttanz folgendermaßen gehal- 
ten: Tor der Fasnacht holten die 2 ätteateo Plnsmeister beim 
Magistrat die Bewilligung zur Äufiiimng des Schwerttsozcs ein, 
worauf der jüngste Plnzmeister die Mit^lider zu «ner Versamm- 
lung einlud, welche nun das Weitere begihlciß ond die etwa er- 
ledigten Äemtcr neu besezte ; zngleich wgllen die 4 Plazineister 
^en sog. „Baneele" (der am Tanze nicht teilnimmt, sondern wArend 
desselbeo die Gaben einseaimelt und an den Sftckeimcister abliferl). 
Gndücli worden noch 5 Spilleute — 2 Trommler nnd 2 Pfeifer — 
bestimmt, welciie zum Tanxe aufspileu. Die übrigen Mitglider 
waren die eigentlichen Schwerttänaer. Waren so die Rollen ver- 
teilt, so wurden die Proben ahgelnlteii, die Kortüme etc. herge- 
richtet. Dise besfanden aus langen blauen Röcken, roten Westen, 
k<ir7;eu Lcder- oder schwarzen SntcmthoEen, langen Strümpfen, 
Schnallenschnhen und dreieckigen schwarzen Filzhüten; außerdem 
trug jeder Teilnemer einen Degen und einen großen Strauß aus 
küuetlicbon Blumen, die Plazmeiater nnd der Fündrich zudem uocb 
Soh&rpeu. Der ^HäiiBele" hatte das Kostüm eines gewönlichen 
Ueberlinger Fasnachtah&nsele. Die Fane. welche jezt noch vor- 
handen ist und im Kulturhistorischen Kahinet aufbewart wurde, — 
stammt aus dem Jare 1798/99 und wurde von einem Franzis- 
ksnerpater geweiht; sie ist gefertigt ans einem dreieckigen karmo- 
sinroten Seidentucli, worauf der zweiküpfiße Reichsadler mit Krone 
und ein Beblaubkrnnz mit der Jareszal 1799 gestickt aiud. 

Fasnacht donnerstags besuchten vor der 
mtliche Teilnemer — mit Ausnnmc de« 
I mit knallender Peitsche die Straßen 
:e in der St. Jodukkirche. Dann be- 
gann von der Wirtschaft znr „Neustadt" aus der Umzng unter 
Trommel- und Pfeifenspil durch die Stadt. Der erste Tanz wurde 
vor dem Rathaus aafgerfirt, der zweite vor dem Pfarrhof, die 
folgenden Tlioze vor den Häusern der Magistrats- und andrer 
angesehener Personen. Vor jedem Hause, vor dem getanzt worden, 
schwenkte der Fändrich die Fane, zwei Plazmeister giengen in dos 
Haus, um im Namen der Gesellschaft das „Eompliment sbmlegen 
und sich zu rekommandieren", wie es im Spruch heißt; zugtmh 
sammelte der ,,nänsele", welcher kein Wort sprechen durße, die 
Geschenke der Zuschauer und Hauseigentümer ein ; die andern 3 
Plazmeister arrangierten unterdessen auf der Straße den Tarn ; 
nach militärischem Kommando trat die Mannschaft in eine Reihe, 
zog die Degen und salutierte ; alsdann stellten sie sich hinter rin- 
ander auf, in der rechten Hand den Degen, würend die linke die 
Degenspize des Hintermanns faßt, so daß Alle gewißermaßen eino 
Kette bildeten; mit hüpfenden Schritten im Sechsachtel-Talct 
wurden nun die verscbidensten Linien beschrihen, Kreia- nnd 
Schlangenlinien, dann eine Gruppe mit gekreuzten I'egen darge- 
stellt, indem Einer nach dem Andern unter 2 empoi'gebaltea«D 



I 
I 



Am Morgen 
ÄuffSrnng zuerst 
., Hänsele", der unterdes 
durchzieht — die 



249 



I 
I 

I 
I 

I 



Dogen liindnrchgegangen and die 2 lezten sich immer wtdar der 
Gnippe anBcbloßen, biß dise BÜtntliche Teilnemer aufgenomniea, 
worauf sie wider in gleicher Weiae aufgelöst wurde. Endlich 
sprang ein Jeder der Reihe Dach über einen in Kniehohe gehal- 
tenen Degen. Hieza nnrd von deu Spilleaten Musik gemticht und 
VOD den umstehenden Kindern gesungen : 
Hatlnha, Butlnh» Babermiis g'nug 
Go&dige Frau, gnädige Frau, gen mer an Geld! 
Nach diaem Waffentnnz holte wol Einer und der Andere 
der Mann^chRft aus der Znachnuermenge oder aus den benach- 
barten Häuacrn ein Mädchen zum frühlichen Reigen, so daß nach 
dem ernsten "Waffenspil ein munteres Tanzvergnügen auf der 
n bildete. Hierauf «og die Schar 
: die Fane wurde geschwenkt, die 
Hüten, die Mubik gpilte und weiter 
andern Hause das gleiche Scbauspil 



Straße den Schluß des Oa 
vider ab, wie sie gekomm 
Abziehenden grüßten mit d< 
gieng der Zug, nm vor einem andern Hai 

So wnrde es in alter Zeit gehalti 
wider gegeben werden, getreu nncli dem i 
der Schwerttanz nm so interessanter, da ei 
anfgcfürt wird. Möchte den 32 Darstelh 



ind so soll PS auch 
Bilde. Dismal wird 
historischen Kostüm 
m Zei- 






auch hener eine reiche Entschädigung werdec 
lagen und Mßhen ! 

Fragen wir nun über die Entstehung und den Zweck des 
Schwerttanzea, so wird uns nur ungenügende Antwort gegeben. 
Wol ist ein ,,Ordnungfl-Hnch für die ledigen Reebleith'' vorhanden, 
nltpin diß datiert aus dem Jure 1769. würend der Schwerttanz 
Bobon Jarhnnderte vorher aufgefürt worden, und entbiilt bloß die 
„verbeßerten*' Saznngen, spBrliche Notizen aus den Jarcn 1573, 
157S, I7fi4, 17fi6, 1784—1788 („anno 1786 ist man wider nicht 
nmgezDgen und ist uns wie Bnno 85 der Wein gegeben worden"). 
Von 1789 an kommen regelraiißigo Aufzeichnungen über die Auf- 
fUmngen und die wichtigen Ereignisse der Gesellschaft. Auch das 
Archiv und die Ratsprotokolle geben keine weitere AufklSi-ung. 
Leztere enthalten nur Beschluß« über Genemigung oder Versagung 
der Auffttning (,,den ledigen Reebleiten Ist der sog. Schwerdtle- 
TanzB gl. gestattet. Act. iu Sen. I,nn. den 28. Jenner 1732" oder 
„ . . . . Weilen in lezterra Herbat gar wenig Wein gemacht 
worden: so wird den ledigen Reeblenten der sog. Scbwerdtle-Tanz 
für dieß Jahr niclit gestattet, nichts desto weniger aber Ihnen von 
Stsdt und Spiltal das Gewöhnliche (2 Aymer Wein) abgegeben 
werden. Act. in S. L. den 2i. Jenner 1785"). Aus den sehrift- 
liehen Aufzeichnungen get wenigstens sovil hervor, daß der 
Schwerttnnz ein , .Zeugnis von der Tapferkeit und dem Heldenmule 
üDserer Vorfahren int", wie es im PlazmeiaterBprucb heißt. 

Nicht Rof Urkunden gegründet ist die Behauptang. daß die 
Schwerttätue, welche früher weit verbreitet waren, und u. a. auch 



250 



in Straßbnrg biß in die neue Zeit gehalten worden, Ueberbleibael ' 
dds geruiaDiaclien VolksscliauspilB seieu und zu Eren des Scliirert- 
gott» äufgeffirt wurden (vgl. 5. Heft des Vereina für Geschiebt« 
des BodeneeeH), oder daß sie den i'ömiEchen Gladiatoren- Spüirn 
naohgeanit seien (e. Seeliote Nro. 23 vom Jare 18T0). 

Eine alte Sage erzält die EnUtebung des Ueberlinger Schwert- 
tnuzes (olgeridei'maßea : Die Ueberlinger moften in den Krieg 
ziehen uud atellteii dem Kaiser 100 Mann. Vor dem Abmarsch 
besucht en eämt liebe Krieger den Gotteedienst und ließen lich 
segnen, mit Ausname eines Einzigen, welcher nicht in die Kirche 
gegangen. Im Kriege zeichnele sich das Ueberlinger Kontingent 
sufe KUnilicbste ans, und enntlicbe Ueberlinger Soldaten leerten 
wolbehalten zurück, mit Ausaame demjenigen, welcher die Kirche 
nicht besucht und in einem Kampfe gefallen war. Der Kaiser 
aber verlih hierauf den Ueherlingern als Lon für ire Tapferkeit 
das Privilegium des Schwerttanzes. 

Daß > der Ueberlinger Scbwerlteuz ,bei Anlaß eines guten 
Weinjarea oder gnr unserer Rebleute wegen eingefflrt worden 
wäre", bat Niemand behauptet, ebenso wenig wui-de auch dar 
Zweck desselben „mit Weinjaren oder gar mit weinbaaenden 
Menschen als solchen in Beziehung" gebracht. Aber es iat Tat- 
sache, daß fragliches Wnfienspil namentlich in guten Weinjarea 
anfgefilrt, dagegen in Notjaren dessen AuSuning vom Magistrat 
nicht genemigt wurde. Diß beweisen die Balsprotokolle ; so lautet, 
um nur i*in Beiapil anjinfüren, ein Magistratsbeschlaß yom 9. 
Febr. 1784: „ . , Weilen in letztem Herbst gar wenig Wein ge- 
macht worden ; so wird den ledigen Reebleuten der sog, Scbwerdtle- 
Tanz für dieß Jahr nicht gestattet etc. . , " Desgleichen heißt 
es im „Ordnungehnch filr die ledigen Reeb-Leith'' . . . ,,.\nno 
1791 heben wir Biatz-Meister bey Einem hochlöbl. Magistrat wegen 
dem Umzug das Ansuchen gemacht, aber wegen dem großen 
Wetter iat gar niebts erlaubt worden. . ," Es tigt hierin durch- 
aus nichts Besonderes; denn es ist ser natürlich, daß mtui io 
guten Jaron eher geneigt und berechtigt ist znr. Abhaltung i 
" Zeiten - -- ~ - - - 



Festlichkeiten 
wird wol immer so 
Ebenso iienig 
Rebleute ein Anrecht auf di 



r Not. So ist es noch heut und 



ffallend finden, daß die hiesigen 
ruiig des Schwerttnuzes haben. 
Bekanntlich bildeten die hiesigen Rebleute, neben den G Zßnflen 
der Ueberlinger Handwerker, auch eine Znnft, die der Rebbürger, 
beyra Wolfen (daher auch die „Wolfer" genannt). Nnn iat es 
nichts Seltenes, daß unter den Zünften besondere Feetlichkeiteti j 
im Gebrauch waren, zB. in Nürnberg das Fanensehwenken der i 
BUcker, der öffentliche Tnnz der Sclimide, der Seh wert feger-Tans etc. J 



') Nro. 34, 19. März. 



I 



251 

Ebenso kam es meTfaoli vor, daß einzelDen Zßnften wegen her- 
vorrftgender Terdieneto vom Kaiser beBondere Privilegien, Ge- 
Bchenlte etc. zueikaont norden. So erhielt die Tiiuhmacherzunft 

von Nürnberg im Jabre 1537 von Kaiser Karl V wegen irer 
tapferen Unterstüeung deBsellieu als Leibgarde in seinen auswär- 
tigen KriegED nebst allerlei Geschenlien auch die Gestattang eines 
OKentlichen Umzugs um Neujar ; in Angsliurg erbielten auch dia 
Weber wegen irer Tapferkeit in der Schlacht auf dem Lechfelde 
gegeu die Uunnen von Kaiser Olto ein eigenen Wappen '). Nichts 
spricht dagegt^n, da5 e? mit der Äaffllrung des TJeberlinger 
Schwei-ttanzcs durch die hiesigen Rebieute eine äiiÜche Bewandt- 
nis hat. WenigsleiTB ist in keiner Kronik zu lesen, daß andere 
Ueberlinger Bürger den Schwerttanz aufgefürt, immer werden 
nur die Belleuto als die Schwerttnnzer genannt; so sngt ein 
Ratshesehluß vom 3. Febr. 1G70 ,. . . . den ledigen Rcliknech- 
t*n ") ist die Fastnacht reereation auf nächatkonini enden Sonn- und 
daran {folgenden Donnerstag, wie auch die 3 FsEtiiBcliUag, doch 
mit selbst »nerhiitlener BfEclieidenhfit, ohnn Schwerthtanz, biß 
9 Uhr nachts, nnd iflnger nicht, vergont worden." Im „Ordnucgs- 
bncb" datiert die älteste Notiz vora Schwerttaoze aua dem Jare 
1581, wo es heißt, daß „man umgezogen," 

Was nun die Kostiimierung unserer Scbwerttänzer belrift, 
■0 mäßen wir entschiden der Hehaupluiig entgegen treten, daß 
dieselbe eine .verfeite" sei. Vil eher verfeit dürfte der Versuch 
sein, die richtige Tracht beim Rittertum hezw. den Landskneohtan 
xa finden. Ritter und Städlebürger waren streng geschiden, auch 
in Tracht und Ausrottung ; jene hatten ire Turuiere, dise ire 
Umzüge nnd Schwertläuze. Ebenso standen auch Landsknechte 
nnd ätfidteheere im Gegensaz, erstere waren angeworbene Söldner, 
leztere bestunden aus den bewaffneten Borgern. Wir wollen des- 
halb die Kostüme unserer Schwerttünzer da suchen, wo wir sie 
wirklich finden, ncmlicb in der FestkiHdung der Rebbörgerzunft. 
„Dia Zünfte beteiligten sich stets hei öfTentiicheu AufKflgen, Pro- 
zessionen, beim Empfang füratlicher Ilerschaften jeweils in feier- 
licher Kleidung mit iren Waffen, Faneo und Insignien, sie veran- 
stalteten damit besondere Umzüge souie besondere Festlichkeiten 
an hergebrachten Tagen etc."). Es ist aho das Kostüm unserer 
Schwerttänzer nichts Anderes als das Festgowand der reicbsstfidti- 



') Vergl „Das dnitschc Zunftircscn im MitUlalfer'^ v. Hubtr- 
' iwtenoa. Berlin 1879. Verlag v. Eabd. 

*) ,^nn.fcl" Ai'<fl uraprünglieh jtdrr tu einer Famüie gehörige 

jutigt Man», »ohald er durch die mg. SckwertUitt d. i. feierl. Beklä- 

^ dwiff mit Waffen wirhaft gcniacH vioriten teor, und später ward« 

I überhaupt Jeder damit bettichnet, der iu einem Eimclnen in einem Ab- 

Mngiffkeilaverhältnisae stand. Da» Wort drückt also eine familiäre Se- 

tiehung aus. 



RebbQrger. Im üeberlinger „Baabuch," dos ge wißer maiseo di'a ■ 



ofiiüielle Kronib 
wird )u einer Notiz ' 
die Stadt Ueberlingec 
Bchribeo : „. . . . da 
Zahl in Spalier auf 



Jare 1692 biß 1830 fortgeffirt ist, 
■om 26. März 18-21, wo GroMerzog Ludwig 
besuchte, dna Kostüm folgen dermnsBea be- 
an stellten sich die Reebleute ca. 70 an der 
alle im altea Seh wertle-Tane- Anzug mit 
spitsigeD Hüthen, Schub und weißeu Strümpfen, rothen Weetea, 
blauem Rock, und ssintirten unter Trommel and Pfeifen mit ge- 
zogenen Degen Seiner liÖDiglicheD Hoheit, was Deoenselben viel 
Vergnügen nachte. Vorne an diesem Spalier stunden die 3 älte- 
sten Reübleute, und der älteste von diesen hielt die Zunftfahne."" 
Daß der Degen nicht bloß vun den üeberlinger Itebleuten getragea 
wurde, sondern allgemein „zünftig" war, get schon daraus hervor, 
daß unter den im Germanischen Museum befindlichen Gegenstün- 
deu von den aufgeldsten Nörtiberger Zünften sich vile Degen be- 
finden. 

Wie man nun diaea bistorische Kostüm ala komisch etc. 
bezeichnen kann, ist uns uiibegrdflicb. Viill mau kritteln, bann 
miin überall etwas finden. Aber die alten h a ade chrifi lieben Anf- 
zeicbuungen sagen uns, daß die AuiTürung des Schwerttanxes 
nichts weniger als komisch wirkte. So heißt ea im „Ordnungs- 
bnch" von der AufTüiung am 27. Februar 1794: „Gar manchen 
Patrioten- Augen entetürzten Tbrünen der Rürnng bei dißer Feyer, 
daß laut ward der Wunsch, daß alle Jünglinge aus Schwaben und 
Deutsehland überhaupt an Wärme und Liehe für das Vatterland, 
an Eifer IQr die Ebre Gottes und der Menschheit, diesen würdigen 
jungen Burgerssühnen gleichen möchten !" 

Und eo wollen wir denn dises ulterwürdige Waffen^pil be- 
laßen, wie es uuä iibei'lirert worden, nichts daran ändern und be- 
mäckeln, und wollen nur wünschen, daß es noch oft aufgefürt 
werde in historischer Tracht wie disea Jar, und ebenso allgeme' 
gefallen möge ! 

UEBERLINGEN LACHMANN 



I 



STUDIEN ZU GRIMMELSHAUSENS SIMPLICISSlMUSm*)] 

Speckdithstal im SimpUcissimus, Vgl. Pamph. Gtngtnhaclu 
Gedicht vom Teufel, Tod und Engel o. J. (1517) in Goedckei 
Auegabe 1856 S 32, 441 und 557. — Genauer stimmt eine nd. 
Erzälung in einer Erklärung des Buches Sirach ans dem 15. Jhd. 
(nbgedr. bei Lorabach, Archiv für die morgeuläod. Lit. Ud. 9. 
Meib. 17R4 und ALühben, Mitteilungeu aus od. Hss Progr. 
Oldenburg 1874 S 24). 



I 



»J .«em. ,\- 73 ff. KIV 79 ff. 



253 



I 

I 



Möglicherireiae gelangte die Speck cliebBtalsgeBcliiclite anch 
auf die Büne. Wenigatena wird nntei- den von dem hamburgi- 
Bchen Komödinnten im Jnn. und Febr, 1674 in Dresden aufgefttr- 
ten PoBBenapilen auch der ,,Speckdielj" genannt. (M. Füiatenan, 
zur Geacbichte der Musik und des Theaters am Hofe au Dresden 
1861 I 244). 

Ich teile hier ans einem Exempelbuch eines Jesuiten — den 
Titel kenne ich nicht — die abBcheuÜBch verzerrte Diebs tulhistorie 
mit. Das Buch muß Ende des 17. eec. in Dilingea oder Äugah. 
villeicbt auch MUncben erschioen sein, sein Wortschaz zeigt auf 

Gemeldter Pradicant (wie es bey den Lutherischen gebräuch- 
lich) war verheurath, und wohnte nahend einem Catholisclien Hauß, 
in welchem eine alte, arme, doch nndkchlige, fromme 'Wittfrau war. 
Bey dieser haben ungefehr etliche Catholiacbe Leutbe (weiln sie 
anderstwo kein Gelegenheit bekommen) ihr Einkehr genommen. 
Sie empfangt solche Gast zwar mit Freuden, weil sie aber auß 
Armuth nichts im Hauß halte, ausser etliche wenige Ayr, war eie 
betrübt, war auch kein Schmallz liufter oder Oel da, solche zu- 
bereiten: und was das übltste war, sngte die gute alte Mntter, so 
könnet ihr bey den Lutherischen, als der Catholisclien ahgeaagte 
Feind, auch nichts zu kaufen Cberkommen; müßten also die 
Nacht Gedult tragen, und mit dem guten Willen sich vergnügen 

Dise sagten: Ist dann kein Mittel, nmb GOttes Willen, oder 
nmb diiB banre Gelt etwas zu überkommen? ÄulT keiue Weiß, 
sagte die Alte, weilen die Lutheraner uns Catholiscben, weder 
umba Gelt, noch umb Gottea willen etwas vergunnen, weiß also 
kein anders Mittel, als allein, da nächst an meinem Baiiß wohnet 
ein Lutherischer Prädicant, welcher sehr reich, mit allen Sachen 
wohl versehen ist, absonderlich, wie ich täglich durch seinen 
Gamin, der an meinem HäuUlein aufgehet, sehen muß, hat er die 
Enchel voller Speck, anch geselchtes Fleisch, Cerveladi WQrst; 
and weil der Camin nit gar hoch, könnet ihr leichtlich etwas 
fiberkommeo, euch in diser äussersten Noth zu erquicken, und bey 
dem Leben au erhalten; Weiset ihnen den Camin, sprechend: Weil 
die Koth so groß, so könt ihr thun, was ihr wolt. 

Die Fremhdlitig unlerredeten sich miteinander, und Hessen 
endlich den jüngsten anß ihnen, so ein Soldat war, mit einem 
Strick durch den Ciimin in die Küchel hinab ; dieser klaubU 
Speck, Fleisch, undCervoladi-Würst zusamon, bände alles umb die 
Uitten herumb, und Hesse sich wiederumb binauff ziehen. Wie 
er nun zu der Enge des Camins kommen, wäre er, wegen der Beut, 
zu dick, nnd zu schwer, konte nit weiter; Und, indem die 
andere starck zohen, brache der strik, und er fiele (doch ohne 
Schaden) mit grossem Geräusch in die Küchel hinunter. Dnrcb 
diMn Fall nnd Tumult erwachten sowohl der Prädicant, als eeioe 



Frau, welche vor laater Fnrctit oicbt wußte, «u sie sogen, od«r 1 
anraDgeii mußte, machte ein CrentK Ober das andere, nod segnetsi 
sich, nicht änderst vcrmeiuende, ali wäre der leidige Teuflei ia T 
ihr Httuß kominen, sie lu heuumhigen. Dise Meinung wüchse J 
mehr und mehr. Weil der Soldat Eolches merolct'tid, in der Eochol I 
herumb schlüge, turnirte, und mit graasamber Stimm, aU wie ein 1 
leidiger Sathan, schrye: Aalaroth, Beizebuh, I.eviathan, konibt, i 
meioe liehste Geseiltn, zu der Beuth, koiuht, konibl, uad *er- \ 
weilet nichtv 

Durch Bolchea Geschrey wnrde die Frau noch mehr erschröckt, 
sagte zu ihrem Herrn, der mehr, dann sie, zitterte: Was tbnst 
do, hörest du nicht den höscn Feind in nuBerni Hauß wülhen 
und toben? Wo ist jelzo _deine Weißlieit ? Wo dein hoher 
Verstand? Wo dein himmlische Wissenschafft, mit welcher da 
dich also rübmest? Hörest du nit, wie er noch andere Teuffel 
ruffet, uns umh das Lehen zu bringen ? Warmnli stehest du nit 
anf? Wnrumb heBchwöiest und verjagest du ihn nit mit deiner 
Weißbeit? Auf dises der Frauen Zusprechen stunde der Pr&dt- 
cant voller Furcht von di'ni Betb Kuf, nabrae die Bibel in difl 
Hand, und fienge an den hosen Geist zu beschwören : Weich» 
von dannen, du hüser Geist, trolle dich, du höllische Beati, dann, 
durch die Krafft dises Duchß, beschwöre ich dich, d&& da didi' 
alsbald, ohne Veriiug, auß dem Hauß machest, du höllische Bestiet' 

Du bist ein Bestie, antwortet der Soldat, der sich für den 
Teuffel außgabe ; Sintemahlen alle dein Thun und Lassen ein vie- 
hisches beslisches Wesen ist, dann du frißt, als wie ein Bestie, dtt 
saufTest als wie ein Bestie, du ecblaSest, als wie ein ISestie, lebest 
als wie ein wilde Bestie, ich aber, der ich ein purer Geist bin, bah 
dergleichen Sachen, so den wilden Bestien (deren du die grötte 
bist) allein zugehören, nicht vonnothen. Diaputire nicht mit dem 
Tenffel, sagte die Frao, dann (wie ich sihe) ist er vil gelehrter, 
als du, sondern vertreibe ihn mit der Beschwörung auß dem Hauß. 
Der Prädicnnt folget, fanget die Ilescbwörung widerumb an: Exi 
male Spiritus, schere dich lort auß dem Hauß, du böser, verdamb- 
ter, boffärtiger Geist ! 

Wer ist hoflartiger, als du, antwortet der Soldat, indem dn 
für den gelehrtisteo Mann diser Weit wilst gehalten werden ; 
Vermeinest, alle Bücher gefressen zu haben, und bist doch ein 
Stochfiech in Folio, ein Ignorant, ein purlauterer NaiT. Dann, 
was kan für ein grössere Narr- oder Thorheit seyn, aU dise? Da 
beschwdreat, und HchafFest mich auß dem Hauß, und lassest b^^ 
nehens die Thür verschlossen ? Verseihe es mir, sprach der «in- 
fältige Prüdicant, denn ich voller Schlaff auff dises nicht Ach- 
tung geben kan. Wann also nichts anders maogelt, als die Thor 
eröffnen, so sibe, sie ist schon offea ; gehet zitierend zu der Thär, 
eröffnet solche, ond machet sieb wider in das Zimmer, der Soldat 
aber mit Speck, Fleisoh and Cor veladi- Wurst wohl beladen, gieag»- 



I 




noT erhindert, zur ThQr binanß, acbreyend, und ruffend : Er eeye 
Ewar gezwungen zq weichen, wolle ihme aber eine solclie Letten 
hinterUasen, daß er lange Zeit an ihn mit Schmertzeii gedencken 
werde. Auf solche Weiß ist der Soldat mit der Denth nicht 
nlleti) ohne Veiwunderuug, Bondem auch gehettea atiß dem Hauß 
EU seiner Geseilaclmfft kommen. 

Der Prädicant voller I'rendeo von der Hoßart aufgeUlaaen, 
Termeiate ein grosses Wunder genürckel zu haben, sagte 



I 
I 



Den 



I Krallt I 



seiner Franen, hast du geaeh« 
WiesenBchafft, wie ich mit kurtzen 
höllischen Geist vertrihe 
ist, hat er doch dei' 
widersprechen können. 
dieses Wunder i 
Prädioanteii ins Hnuß, 
■o ritterlich 1 
als ein anderer Pfau i 
sieh in Gegenwart aller 
Unterdes 



Weißheit und 
id wenigen Worten den 
arglistig und bochmüthig 
leiner Beechwörungen nicht 
Tag in der Frühe wurde 
Nach barsch äfft, käme zu dem 
gratulirten ihm, daß er dieselbige Nacht 
höllischen Feind triumphiret. Er aber, 
lufgebänmet, ranebat Iriumpbum, rühmte 
wegen der erhiiltnen Victor!. 
:lie iiedieute in die Kucliel kommen, das 
Hittagmahl xa zubereiten, wurden sie geivalir, daß der Speck, das 
Fleisch, und Cerveladi- Wurst, so an dem Rauch hnngten, ver- 
Bchwuudcn, berichteten solches alsbald ihrem Herrn, welcher ganta 
betrübt, und coufas zu ruffen angefangen; Ach mich armen Tro- 
pffen I jetzund sibe ich und erkenne mit meinem Schaden, daß 
diser kein bAlIischer Geist (wie ich vermeinte) sondern ein irrdt* 
discber Mensch, als wie wir seytid, gewesen ist: Und zwar ein 
abgefübrler, verschlagner Schelm ; Jetzund erst mercke ich die 
Wort, so er zu der Thür binaußgehend geredt hat: F,r wolle 
mir eine Letzen binl erlassen, daß ich lange Zeit mit Scbmertzen 
an ihn gedencken werde. Ja fieytich hat er mir ein Letzen 
hinterlassen, und grosse Schmeitzen verursachet, indem er mir 
das Beste auß dem Ilniiß getragen, und der Freud meiner Auf- 
enthaltung mich beraubet. 

Da ist nicht genngsamb außzusprecben, noch zu glauben, 
wie die jenige, so den Possen gemacht, des hochroüthigen Prädi- 
kanten lachten, noch viel weniger ist es za glauben, wie sich der 
. bofiiirtige Prädicant schämete, indem er sehen mußt«, daß sein 
Unwissenheit schändlich an Tag kommen. Dergleichen Mortifica- 
tion pdegt die Göttliche Weißbeit auf dieser Welt über die Hoffär- 
tige zu verhangen, denen, (wie die beilige Lehrer sagen) thut 
OOU auf diser Welt nichts anders, als confundere superbos, die 
'UoSartige demilthigen, & exaltare bnmiles, Und die Demüthige 
Brhöben. 



256 

Blaues Wunder Simpl. 39. Alem. 86. Man höret ja allent- 
halben sein blaues Wunder. Ochsenphilos. 15. 

JBotx:, Potz Simpl. 72 ff. Alem. 87. Vgl. : als daß er etwa 
sagt: Botz Wollen, Botz Ziegenbart, Bo(z Rentter, Botz Taasend, 
Botz Veiten» Conrad Dieterich II 721. Boiz Elementen, Botz 
Stein, Botz Hummel, Botz Ziegenbart, Botz Elekanten, Botz Ghry- 
sam, Botz Biesem, Botz Elend, Botz Schlappe an der Wand 
II 726. 

Gret, Baurengret Simpl. 72, 395. Alem. 84. Das ist ein 
Tittel einer Bauren Kreth. Quasi vero 77. 

Hauen Simpl. 409 ist alemannisch = schneiden ; echt alem. 
ist zB abhauen, abhaoba = abschneiden. 

Petter S 404. 403. 443 ist elsseßisches Pfetter, Pfätter='P&ie, 

Biehlen und vertrieblen S 219. Alem. 92. Vergl. triblet Tnd 
trehet das fädlein vber dem Kopf zusammen. Aitinger 116. Sih 
oben S 91 lezte Zeilen. 

Sau. Redensarten S 186. 232. 348. 391. Vergl. im Evang. 
Reform, ed. Münch (sih oben S 3S: Nachtpredigt) : ich werde es 
nunmehro ganz überdrüßig, muß ihm derowegen seinen Receß für- 
lesen und eine gute Sau geben. — Ich habe dir Widertauffer vorhin 
eine gitte Sau gegeben, wofern du nit auffhörest usw. 367. 408. 

Vetter S 44. 45. Vgl. Begeben sich die Spatzen wieder- 
umb hauffenweise in die Städte vnd Dörfer, begrüßen ihre Wirthe 
▼nd ruffen jhn Vetter; wann die frucht aber wiederumb zeitig vnd 
sie sich im felde bergen können, dann heißen sie die Vettern gar 
Diebe. Aitinger 50. 

ABIRLINGER 



BLUMENDEUTUNG 

Ein kurzes dramatisches Gespräch eines sonst unbekannten 
Autors Bupertus ä Castenhof vom Jare 1617, Pentalogus Gonju- 
galis ^) betitelt, enthält auf S 24 f. eine eigentuemliche Variation 
der im Volksliede des 15. — 16. Jarhunders häufigen Verwendung 
von Blumen, deren Namen eine Beziehung auf Liebesverhältnisse 
gestatten. Pietas, die tugendhaft und demuetig Liebende, welche 
zwei törichten und hoffärtigen Mädchen entgegengestellt wird, 
überreicht irem Bräutigam eine Perlenstickerei zum Geschenke, 
auf welcher zwelf solche Blumen zu einem Strauße geseilt sind. 



V Gedruckt zu Nürnberg, durch Baltasar Scherffen. M. DC. XVIL 
3^L Bogen 8^. — Das einzige bekannte Exemplar aus Gottscheds Besiz 
befindet sich in Weimar; vgl. Weiler, Annalen der poetischen National- 
Utteratur der Deutschen 2, 252 (1864). In Goedekes Grundriß fcU 
Bupert von Castenhof ganz. 



d57 

Pedantischerweise sind in den Randnoten auch die lateinischen 
Pflanzennamen hinzugefügt. Einer weiteren Erörterung diser 
^Botanik der Liebe* überhebt mich die schöne Karakteristik, 
welche ühland in den Schriften zur Geschichte der Dichtung und 
Sage 3, 437 und 531 f. Ton disem Motive gegeben hat. Auch 
Hoffmann von Fallersieben hat in seinen Volkswörtern aus der 
deutschen Scherz-, Spott- Gleichnissprache (Wagners Archiv für 
die Geschichte deutscher Sprache, 1, 240 f. 1874) die meisten 
der hergehörigen Pflanzennamen besprochen. Wenn er S 256 noch 
zweifelhaft ist, ob Je länger je lieber früher Lonicera caprifolium 
oder Teiicrium chamaepitys oder Solanum dulcamara oder eine 
andre Blume bezeichnet habe, so gibt unser Autor darauf keine 
direkte Antwort. Eigentümlich ist deniselhen die Verwendung 
der Kristwurz, des Engelsüß, Baldrian. Heilallewelt und Gottes- 
gnade. 



Pietas die Ooitesf^Hrchüge 

Ach aller schertz sey von mir ferrn. 
Ich wil euch Felix meinen Herrn 
Allzeit von grund meins hertzen lieben, 
Mit wort vnd wercken nicht betrüben, 
Wie sich gebürt in Ehrn halten, 
Kilchen vnd anders verwalten, 
Mein Ehelich treu er von mir hab. 
Vnd gib jm jetz zu einer gab 
Di5 Blümlein vergiß mein nit ^), 
Je länger je lieber ^), fürs drit 
[25] Maßlieben ^) vnd den wolgemnt ^), 
Für das funfft vnd sechst so ist gut 
Der Liebstöckel % sampt der Christwurtz ®), 
Siebend vnd acht, ist nicht zu knrtz. 
Der Engelsüss ''), vnd Baldrian ^). 
Fürs nennd vnd zehend ist daran 
Heylallewelt» vnd Gottes Gnad i^)^ 
So ist fürs eilfft vnd zwölfft kein schad. 
Der augentrost ^^), vnd Ehrenpreiß ^^), 
Diß aller gar künstlicher weiß 
Von Golt vnd Perlein ist gestickt 
Vnd sich gar schön zusammen schickt, 
Dardurch Bildweiß erinnert wird, 



*) Chamadrys ^) Chamapitys ') Beüis *) Origanum *; LigtuH- 
cum •) Hdhborus niger "0 Polypodium ^ Valeriana •> ChoaryophyUxta 
^^ Chratia Dei **) Euphraaia ^*) Veronica» 

Birllnffer. AloDMimia XIV 3 17 



258 

Was rechte EhegeDossen zierd, 
Wann lieb und fried so werhafft sein, 
Darumb diß Sträußlein soll allein 
Mein treues Gemüt zeigen an. 
BERLIN JBOLTE 



DER LURLEI IM XVI JARHÜNDERT 

Folgende Stelle reiht sich den zalreichen poetischen und 
prosaischen Erwänungen des wunderbaren Echos an der Lurlei 
an, welche kürzlich WHerte in seinem sorgsamen und feinsinnigen 
Aufsaze über den Namen Lorelei (Sizungsherichte der Münchener 
Akademie, philos. histor. Klasse 188H, 226 f.) gesammelt hat. 

Ein Andernacher Bürger, Mattheus CreufZy läßt in seinem 
1552 zu Collen gedruckten Fastnachts- Spil (vgl. Goedeke, Grund- 
riß « 2, 378) Bl. Jjb die von der ganzen Welt verfolgte War- 
heit sich folgendermassen rechtfertigen : 

Allein ist das an mir der haß. 
Das ich bin wie eyn spegel glaß, 
Vnd eder in mir sehen kan 
Das vnrecht so er hat gethan : 
Gleich wie der Echo gibt mirs zwor 
Die antwoi*t nit, man rufif dan vor, 
So antwort sie was vorerschilt ; 
Gleich wie der Lurlei/ wederbilt, 
Riefif man nit vor, er antwort keim. 
Er schwegt all tzeit vnd hylt geheim. 
Merkwürdig ist in disem Schauspile noch die von einem 
Engel gegebene Beschreibung des Tempels für die von der Erde 
entschwundene Treue, bei welcher dem Dichter offenbar der Grals- 
tempel aus dem jüngeren Titurel vorschwebte. Durch Nesseln 
schreitet man zu dem Rundtempel aus weißem Marmor, Stufen 
füren zu der mit blauer Seide verhängten Pforte. Im Innern, 
dessen zwei Kristallfenster das alte und neue Testament künstlich 
gemalt zeigen, stet eine Bare, ringsum vier 'Tortschen mit den 
vier Evangelisten, und siben Lampen; auf der Bare aber ligt das 
Herz der Treue, das lebet vorwarf daneben ein Epitaphium, Schild 
und Helm. JBOLTE 



FISCHARTSTUDIEN II 

Ich habe in der Alemannia VlII S 239 nacbgewisen, wie 
angenau Heinr. Kurz beim Abdrucke von Fischarts Gedicht über 
SDominicus und SFranciscus verfaren ist. Dort bebandelte ich die 




I 



Einleitang des Werkes ; für j«st nerae ich den Anfang deaaelben 
(biß V. 2000) vor. Ith citiere n»cli der Verazälung bei Kurz. 

In der Uebersclirift muß das Komma hinter Prancifci weg- 
fallen, hinter eu geschrieben (so, oiclit tugeschrieben, bnt das Ori- 
ginal) und Yneininkeil ist ein Doppelpunkt zu eezeti, hintev Tet^eln 
ist ein Komma einzUEcbiebeo. 

V. 18 kriea (uicht: Krieg, wie K hat). 33 denn, 38 Weun. 
41 wil. GS hah. 85 Cherubiaifch (so gibt K richtig nach dem 
Original, sezt aber dasselbe S 25S unter die Druckfeler !). 91 Hie 
(Wie KJ. 94 Vnd die drey Petri dir verfrennd. 97. Doctor hauben. 
99 roten. 104 gbunden. 123 zwen. 124 einander. 12Tf&rgewiB. 
1IJ2 fol. 169 Wie man folt todte Leut verfehea. 166 beaägen. 
188 zuthun. 190 im Uimel. 211 Wilkummeii. 232 richeoB. 
231 Lütt. 236 Babft. 252 (am Rand causas). 255 Catherina. 
257 ausgeben. 259 vrfach. 278 üaher. 284 alle zeit. 295 
fchärts dich (so zweimal). 309 (am Schtuße der Zeile muB eia 
Komma geeezt werden ; dagegen daif die folgende mit einem 
Punkte Bchließen). 318 (am HamI ; von Brdla). 319 des er- 
beten. 320 fing an zutretteo. 354 pfudelnafs. 385, 3ä8 u. 389 
fafa. 413 beydon. 425 Vnd da man sie mus fürchten mehr (ee 
ist kein Drnckfeler, wie E annimmt, sondern eine kleine Annko- 
lathie). 448 zu viei. 453 Menfdien Blut. 457 Maer. 470 das. 
490 S. (der Druiikfeler troiiuerns am Rande ist nicht »erzeichnct). 
610 (K hat S258 fiuflcrif als Druckfeier der Randnotiz ange- 
geben; es stet aber fittslerv da). 514 Bawren. 516 das fie trei- 
ben. 628 Iflgeo, nickt Lögen. 529 vnuerfcjhampt. 534 fchÄner. 
542 Eetzrifch. .')43 (am Rande: uester ma). 546 v!erdt. 549 
Denn. r)76 hey. 579 jtzt 586 Babftbumb. 589 Kappi;n. 591 
Babft. 599 andermal. 600 ist der Druckteler foj für fol nicht ver- 
eeicbnet. 60.') (am Rande ist Francifci in Antiqua gegeben). 607 
drithalbbundert. 615 Seyler. 621) der Drucktcler Poliuncula ist 
nicht verzeichnet. 633 (am Rnnde genent, nicht genant). 624 
Sind. 637 nemeu (K hat es strlUchweiijend iu nennen verändert). 
638 Ordens Regel. G33 ff. Die Randbemerkung lautet; »Der 1 
fftnfflo I Eoange-|bft Fran- Icifcua ift, | Viel | Sanoti | Francifci \ 
wie auch j viel Nu- 1 feu, die | alle diug (so stall ding) bemafeii." 
(Das lezte Wort hat K unter die Druckfeler verwisen und dafür 
betuisen eingeaezt ; es war im also das durchaus riehCige bemasen 
= beflecken nicht bekannt). 641 w&l. 651 u. 657 Bublt. 656 
auff. 657 hat. 663 wif». 6ii6 alln. 759 vnter. 765 hafs. 
767 u. 772 wil. 771 (am Räude Baba). 775 kaoB. 784 andern. 
785 Kap — weifa. 791 Kap (ist nicht unter den Driiokfelern 
aufgefUrt; es muß allerdings Bap dafür gesext werden). 802 
Nach dem. 814 gBochten. 818 wefsi. 82S zeichen. 830 zu- 
schlagen. 833 BuefF. 843 Jacobsftab. 847 fetzaiu (ist nicht 
nnter den Druckleiern verzeichnet). 853 zufehen. 866 So fucben 
(ist kein Druckfeler, wie K meint, sondern „so" atet für das Re- 



260 

lativ). 867 ein zubrechen. 878 zufrefTen. 886 Kappen. 895 
Himmelgrawen. 919 gemahlte. 933 fall. 969 fchiropffen. 970 
am ergften. 983 Dis. 986 einander mal (nicht als Drackfeler 
aufgefürt). 1052 am Rande: Vergunft (von K in Yngunft ver- 
wandelt; Vergunft bedeutet Misgunft). 1068 Beut. 1106 hin- 
wagen. 1110 (am Rande ist der Druckfeier „verror** etat „ver- 
roft" nicht verzeichnet). 1133 können. 1140 Kappen (war als 
Drnckfeler f. Rappen zu notieren). 1162 Mrod (dsgl. für Mord). 
1175 treibn. 1197 Creutzbrftder (nicht CreAtzbr). 1199 Orben 
(als Druckfeier zu verzeichnen). 1203 redern. 1205 fo viel. 1208 
nent. 1222 foll. 1224 orden. 1226 hat. 1285 Hafs. 1294 gibt. 
1300 ff. am Rande: TÖ ^dv|TlK6v|Tap Trav|(puXapTu|pov T^voq. 
1358 exhibe. 1369 Viues. 1382 u. 1383 Babft. 1395 ver- 
Ichwiegen (unter den Druckfeiern zu verzeichnen). 1409 zu fchan- 
den. 1433 im. 1437 nun dabin. 1450 Nach dem. 1468 zuthun. 
1483 u. 1486 Teuffei und Heuchcley mit u (nicht A). 1504 ist 
zu lesen ,,Psal. 51. 38. Luc. 12" (K macht daraus Luc. 38, 12; 
ob er wol das Citat nachgeschlagen hat?). 1528 renocirt. 1531 f. 
am Rande : iDe wolff (als Druckfeier für ;,Der w.'' zu verzeichnen). 
1541weifs. 1542 Decreten (K Dectreten). 1548 ehr. 1550 in. 
1562 orden. 1594 lafter. 1604 widerumb. 1612 Nafs. 1619 
am Rande: heift. 1624 am Rande: Teufel. 1646 Sd (als Druck- 
feier für „So** zu verzeichnen). 1G47 Was meinft [,] du wftllt. 
1651 gelefs. 1666 voll lAgen vnd vol laRer. 1676 naribus (K 
maribus). 1699 am Rand : nafen. 1718 kundfchafft. 1757, 1766, 
1771, 1774 u. 1784 Babft. 1770 Babelshur. 1779 zubefchAtzen. 
1782 viel. 1818 Schieff. 1820 verzweifelten. 1879 Heerlein (als 
Druckfeier zu verzeichnen). 1905 ff. nm Rande: wie auch die nas 
ver tehet nit was ein Bruch ift. 1915 hat. 1970 Cristo. 

WCRECELIÜS 



VOM RODENSTEINER 

Am 10. Januar 1816 schreibt die Allgemeine Zeitung No. 10 
folgendes : 

,,Das Journal de Paris meldet aus Heidelberg ein Feen- 
märchen von dem uDterirdischen Marsche zalreicher Armeen mit 
Militair-Musik und Artillerietrain, auch Schlachtgetümmel, das man 
kurz vor Weihnachten 4 Tage lang im Schloße Rotenburg (bei 
Wisloch, im Angelbachtale) bei Siccheim (h's Sinzheim) vernommen 
und darüber ein mit zalreichen Zeugenunterschriften versehenes 
Protocoll aufgesetzt habe." 

Die Sage von disem Ereignis als sicherer Vorbedeutung 
eines neuen Krieges war gegen Mitte Ilornungs gleiches Jares 
natürlich schon weit und breit 50 — 60 Meilen weit gedrungen. 
Die Bauern in Hessen, Baden und Pfalz sprachen von nichts 



261 



I 
I 



ftoderem. 8 Jure und frKher oft, wie die Sagen wißeD, hnt 
sicIiB ebenso geregt bei der ulteD Rotenburg, Die ßadensche Re- 
gierung babe piuf die neue Ungiücksbotachaft MilitHr biabeordert, 
um die Sache zu iinteri^uchen. Gesehen habe Niemand was, nur 
die unzälbaren WftgengeleiBe seien bemerkt worden, dabei noch 
DDZ&lbare Fußspuren vu'i Manschen und Roaeeo. Man habe auch 
tlas Getiappe lezterer b'i nahe )ji^hört., daß Einige auf die Seit« 
giengen und Air ire FCiße bangten, wider andere wollten Fulver- 
dntnpr gerochen haben. 

Vom 12. Januar 1^16 berichtet die Ällgenjtine weiter: „Das 
Journal de Paria gibt eine nrnstündtiche Beschreibnng der kQrelicb 
erfolgt sein eollenden WiederaDkunft dea unaichtbaren unterirdi- 
Bohen Heeres zu Rotenburg, dessen Getöse und Waffeogeklirr tou 
alten in der Gegend anwefieiiilen Personen deutlich vernommen, 
auch ein gerichtliches Protokoll aber die Wahrheit dieges Vor- 
fallea eingesandt worden sei. Die ganze Brzälung gründet sich 
ohne Zweifel auf die alte Volktuage vom Wilden Rodensleintr im 
Odenwalds, der jedesmal vor dem Ausbräche eines Krieges anter 
Bchrecklichem Getöse mit seiner nnsichtbnren Schaar durch die 
Luft« einherbrause und in sein altes verral1eQ<>s Schloss einriebe. 
Zu Ende vorigen Jares hat sich wirklich diese Sage erneuert, auch 
soll darüber, wie diß srit mehreren Jarhunderten b^^i ithalicben 
Veraolnsaungen der Fall war, ein gerichtliohea Protokoll an die 
obere Behörde eingesendet worden sein." No. 38, 7. Febr. er- 
klärt dieselbe Zeitung; „pL-ofcüsur Ooeckniaon erklärt iu einem 
Frankfurter Blatte die Sage, daß er von seiner Regierung su 
lIutersuchuDg des Geisterliirms im Odenwalde beauftragt gewesen 
sei, für grundlos.'' 

A. 1816 im Mai darauf erschin ein 24 Seiten umfB&eDdes 
Büchlein : Der Burggraf auf Rodunstein im Odenwalde. Oder der 
Krieg und Friedenverküiidiger. Eine alte Volkssage. Frankfurt 
B. M. Ändreäsche Buchhandlung. Im seihen Jare erachinen die: 
Gemälde von Heidelberg, Mannheim, Scbwexingen. dem Odenwalde, 
und dem Neckarthaie. Wegweiser für Reisende und Freunde dies 
Herausgegeben " 



Gegend Oll. 

Eogelraann. 8". In dei 
Sage Erwänung getan. 
Frankfurt erschin, ist i\ 
No. 206 KBaht in Gera 
barg noch Schnellerts gena 



Cheay. Heidelb. 
Abteilung der Gemälde ist unserer 
r Verfaßer der erstem Schrift, die zu 
der Leipziger Literar. Zeitung v. 1618 
m, der weder die Lage der Rodenstein- 
angibt, so daß es scheint, er set aoch 
auf keiner der beiden gewesen. Der erste Abschnit bringt S 1—9 
Lage und Sage von Rodenstein; der zweite A bringt dos amt- 
liche ZeugeDTerhör und Relation über den Landgeist in der Graf- 
schaft Erbach. Sein Material will der Verf. entnommen haben: 
einem Manoaeript „Glaubwürdig» Nachricht wegen eines in der 
GrarBchaft Ei'bach sich befindenden Landgeistes" Bezüglich des 
Sehnelterts, von wo der Zug nach dem Rodenstein get, wird er- 



262 

zält, Simon Daum, ein 46 Jare alter Baner, hatte Güter, die an 
der Burg ligen ; er wonte zu Oberkeinsbach. Durch seinen Hof- 
räum ward der Weg hin und her genommen. Darüber ist der 
Bauer a. 1742 amtlich ins Verhör genommen worden. Er gab an, 
er habe nichts gesehen, nur den Zug von vilem Furwerk gehört, 
eine Stunde nach Anfang der Nacht, eine Stunde vor Anfang des 
Tages. Sein Vater Jeremias Daum, der ser alt geworden sei, 
habe die Züge oft gehört. 

Bekanntlich rürte sich der Rodensteiner Anno 48 wider, 14 
Tage vor dem Ausbruch der Revolution in Paris. Der Bürgermeister 
von Reichenbach ward geziemendst benachrichtigt von den Leuten : 
Getöse, Wagengerassel, Hundebeilen! Der Pfarrer lachte, allein 
der Erfolg bewis es! A. 1850 kamen die Leute wider mit der 
Ennde zum Bürgermeister : es tobe ein ganzes Heer in der Luft. 
Der Pfarrer sezte es in die Zeitung : wenn der Krieg aus, gehts 
vom Schnellerts nach dem Rodenstein! 

Wärend der bekannte hessische Sagensammler JWWolf das 
Register zu seinem schönen Buche machte (a. 1853), kommt der 
Rodensteiner schon wider. „Indem ich dieß schreibe (S 218) langt 
bei mir die Nachricht von einem neuen Auszug des Geistes an. 
Will er Oesterreich und Montenegro gegen die Türken beistehen?*' 
Auch das hatte sich bewisen! 

ABIRLINGER 



STATUTAERECHTE AUS DER ALTEN 
HERSCHAFT KALLENBERG 

NÜSPLINGEN 

Kallenherg^), urkundlich CalUnherc^ Kallemberg uf der 
Tünowe, zergangenes Schtoß, jezt Hof hei Buchheim bad. BA Mefi- 
Jcirchy in der wildesten Gegend des JDonaufales. Ein Walther 
von Kallenberg 1253 \ a. 1334 j 14. Jan, begegnet K zuerst im 
hohenbergischen Besize. 1381 oesterreichischj verpfändet an die 
von Bubenhofen, 1388 an die Grafen von Sulz, 1401 an den 
Truchsäßen Hans von Waldburg; biß 1695 blib K bei den ver- 
schidenen Linien^ ward 12. Aug. 1695 wider oesterreiehisch und 
1722 freiherrlich ulmisch biß 1805. Zur Herschaft gefiörten 
Nusplingen, Obernheim, Bormettingen, Erlaheim, jezt in verschide- 
nen Oberämtern Wirtembergs zerteilt. Schmid, Gesch. der Grafen 



*) Sih Älem. 8, 205. 



263 

V. Zollern- Hohenberg S 395 ff- Nusplingen OA Spaichitigen, mm 
Untersckide von N im benachbarten badischen Gebiete; die ältesten 
urkundl. Naclitceise v. S43. S7. Aug. „Nuspilingun" gelten 
leeterem. Wirlemb. ÜB I 133. F-irstem. ON 1170 hat einen 
Beleg am MB 38, a, 84 v. 889. Vom 14. Jhd. an lauten die 
urkundlichen Formen: vnser stat ee Nuapelingen 1334. MB 
S 309. Nusplingen 1381 8 659. Ebenso 1383 usw. De» 
Namen „Stäfllein" ßrte N )»m 14.— 17. Jhd. Das Patronat 
hatte früher der Propst von Beuron. Unser Slatttlarrecbt von N 
bettart die Ortsregislratur im Original von 1338. Vgl. OA Be- 
schrhg. von Spairhingen S 353, Herr Schultheiß Kleiner gab mir 
merfach Aufschlüge, die idi in den Anmerkungen verwertete. 



DISE NACHGESCHRIBNE ODER NACHBESTIMPTE ORSÄZTE, 

ORDNUNG VND STATUTEN ZUEGKHÖBIG DER STATT 

NUSPLINGEN IM BKEENTHAL 

1 Item deü ersten foll man einen schullhaißen^] tetzen vff 
8. Hillarij fiig^); vnd welches jara fich begeh, daa man keio 
Bcbalthaißen hett, follcn die von Nufplingen drey man erwellea 
bey iliren ayiien ; vnd vffer denfelben foll vnfer gnediger berr 
oder feiner gnttden amptleüth ain erwellen. ob nber den vogt ge- 
deuchte, dos ihe zne zeitten vnder den dreyen kainer annemblicb 
wer, soll er dz meiDem göedigen berren anbringen verrer darin 
Eue baiidlen. 

2 Item vff nligemclten tag föll man das geriebt befet^en 
wie voo alter her : daß die amptleutb Tollen zweii nulTer dem ge- 
riebt vnd zwon auffer der gemaind erwellen vnd dieselben zwen 
mit fampt den zwayen Hohtern balien darnach für vnd für in bey- 
wefen aiiies Herr vogt vnd nmptleiltb »in gericht zuerwellen. 

3 Item ein slaltknecht ') foll erweit, werden durch gericht 
vnd gmaiud vnd solcher ijeacht*) werden dem fleckben nnz vnd guet 
sein vnd darin weder f'rcimdtschafl ') noob jcbta anders angesehen 



') Der Ortevorstthtr von Nusplingen hieß von jeher so, viärend 
die »mligenden Gemeinden einen Vogt halten, wie heute noch volkatnem- 
ti^ und amtlich in einigen tolterischen Orgenden sprachÜhUeh. In unsem 
\tten int der Vogt der Vertreter der ölten Grundherschnft. 

*J Ueber ilen Bilarius- oder Klares GervAtstag, => JUehlstag 7. 
S. J&nner in nohentollem, im Butinger Beeirk gih Alan IX 94 Das 
Volk kennt vom Hilariustag als Waltog niehte mer; vor altere begegnet 
der Oeorgilag. Seit dem Vtrwaltungsedikt v. 1823 wält man den Seh. 
toMd setne Stelle erledigt ist. 

") Der Amts- ini't Polizeidiener des friAem Städileins. Bottw. 



264 

werden; auch keiner seiner freundt vod freandfiehalt willen fein 
wabl geben. 

4 Item wan man an^) den stürm schlecht oder fonften ein 
yfflaaff vnd gschrey wurde, fo foll ein ieder, der in der herr8cha£ft 
gefeßen oder wohnet, der zue der wehr guet ilt, fobald er dz ge- 
hört, bey feinem ayd dem amptman, daran der er gehört, oder 
deffelbigen verwefer zaelauffen vnd derafelbigen nach seinem be- 
Bchaid gehorfam fein. 

5 Item wan ein vfifruor vnd vneinigkeit zwischen denn 
leuthen in vnser herrfchaft vfferfteht vnd befchicht, fo foU ain 
ieder, der zae seinen tagen kommen ifb, gelobt vnd geschworen 
hatt, so bald er dz gewar wirdt, beim ayd zuelanffen vnd die 
leuth, fo ime möglich, helfen friden^) ynd die partheyen in 
gelipt nehmen, doch foll keiner mit bioffen messer oder tegen 
oder swerth vnderftehen frid zumachen : dan welcher ain bloß 
messer zuckht, der fol gefrefelt haben, vnd foll der amptmann dan 
die, fo die vffruohr vnd fpan gemacht vnd gehept oder fchuld daran 
haben, lafTen loben ^) vnd fch wehren dem herrn vmb den frafel 
vnd fy felbß gegen einandern rechtens zu fein vnd nit zu weichen 
on erlaubnus, vnd es roöcht ain folche fach fein, foll der amptman 
folche leuth gefenckhlich annehmen. 

6 Item wan der schulthaiß einem oder andern pott thuen 
will, foll er ainem pieten, erftlich an 3 Schill, hl. ; halt er es nit, fo 
foll er ime pieten an 10 Schill, hl., vnd ob er es auch nit halt, 
foll er es ime pieten an 1 9) hl. ; halt ers aber nit, foll man im 
pieten an 3 % hl. ; halt ers aber nit, foll man ims pieten an 5 Ü 
hl.; halt ers aber nit, foll mans ime pieten an 10 ^ hl., vnd wan 
ers vbergeth, fo mag der schulthaiß das pott von ime einnehmen, 
vnd die erften gepott biß an 3 ^ hl. hören der statt vnd weitter 
nit, vnd halt ers auch nit bey den 10 H hl., foll mans ime pieten 
bey dem ayd. 

7 Item welcher fräuel band gegen dem andern braucht, 
kompt vmb 3 & hl. vnd die 5 Schill hl. der statt; vnd ob die 
wund, fo ainer dem andern zuegefüegt, aines glaich teiff wehre, 
fo kompt er vmb 10 ^ hl. vnd gehören dem herren 9 H vnd der 
statt 1 U hl. 

8 Item welcher den andern in frefels weiß zu hauß oder 
zue hof überlaufiPt vnd in heraußhaischet^) oder mißhandlet mit 
worthen, der kombt deß tags vmb 5 "Q^ hl. 5 scbill. hl. vnd deß 
nachts vmb 10 '^ hl. 



^) Längst weggefallene Präposition, 

>) Friden stiften, Ztcistigkeiten beilegen DWB 4, i, 187. Vgl, 
Sprache des Bottioeiler Stadtrechts 1865 IL 1, 48*» (München, Akademie), 
^) geloben. 
*) heratisfordert. 



9 Item welcher fein gewuldt Telba brancht, der bombt vmb 
3 il 5 scbill. Iil. hem aiizucznigen, was gevalirame berin ver- 
ftaaden werden folt. 

10 Itera oh tPmand fridbrQcbig wurd gegen dem eDdera 
mit wortheo oder werckhen vnd fich kiiodtlich erfand, foll darumb 
dem berrii an sein gnad beient^) werden. 

U Item welcher bey Gottes gliider fchwerth, wunden, 
fchwaid, krafft. leiden, marter vnd dergleichen vnd fräueDÜcb dai- 
zue iienipt, pön 3 Q 5 schill. hl, rnd welcher fchtvert l>ey vnfer 
lieben fniwen, den heiligen facramenten, taaff oder ander der- 
gleichen vnzimblich fcbvier, der wurd an leib vnd leben geftrafft 
nach gefttilt der facb. 

12 Es foll keiner dem andern keins brini/en^} oder buo- 
trinkheii, ganz in kein weiß nocb weg, bey pön 3 H. 4 schill. hl. 
gehört dem herrn 3 B, der ftnlt 5 »chill. hl.; welcher das vom 
andern [leht, foll das dem nmptnittn offnen beim nyd. 

13 Wu aber der wiii'th fuliche frembde geat het vnd folch 
KDetrinekheti auch weiten thon. foll der wirth inen (olcbei bj 
verpotten vnd dz fugen; wo fy du nit bieltcii. kommen auch vmb 
die obgenielten pön. 

14 Item wan zwo perfohi 
vnd ains dem andern ein wider 
oder man, pön 10 ft hl. 

15 llen) welcher dem anc 
nebel, es fej in gärten oder vff 

an allem andern : wirdt er gerüegt vnd erfindt fitb mit di 
heit, pön 10 S hl. (Item wan einei' zu Nofplingen wirdt mit 
recbt an vnfers gnedigeu hei-ren gnad gesprochen '), mag ficb mit 
10 « hl. vom herren erlödigen]. 

16 Item wo ainer dem andern vff fein leben fielt, der 
kombt vmb 10 11 bl. 

17 Itcm welcher dem andern fein ehehalten abdingt obn 
fein wiffen, der kombt vmb 10 B hl. 

18 Eb foll niemnnd keinem ebehalten I^hii oder tdchtern 
nichts abkauffen ohn wissen vatter vnd miiotter oder des mniftere: 
pön 3 n .^ Schill, hl. 

19 Item welcher dem Ködern fein liind fcbwecht, das fy 
schwjtnger wurd, vnd ly nit zue den ehren nimbt, pön 10 hl. 

2Ü Ilem welcher ainem fein töchler anfprech vnd wan tj 
im Kue Conftauz mit recht außging, pön 10 ^ hl. 



ninandern der ebrn fchuldigen 
' folte thon, es wehren weih 



fchaden thaet bey nacht vnd 

veld, an greaern, zeinen oder 



') EmpfoUn, anhrimgeffeben uxtrden. der Ona<it (i6erlnj9«i, "'h 
tt 15. 

') Zutrinken, oder a«» tiirgfhntmfm Kruge de» andern triiikm. 
Ich hriugs eiKh Junker! sofft Eii'utii "i .SAiV/tr» Teil II I. 
*) Sih oben yo. 10 und 36. 



266 

21 Es foll Dieraands des nachts kein geschray anff der 
gassen haben: pön 5 Schill hl. 

22 Item welcher durch fein felbs gewaldt in ain verbottne 
aucMtoaid ^) schlecht deß tags: pön 3^5 schili. hl., vnd nachts 
10 ä hl. 

23 Item welcher ainem durch frucht fährt, es fey durch 
gräser, körn oder dergleichen ohn weg, befonder foll ainer ainen 
weg mähen oder fchneiden ; welcher das überfährt vnd dem fcha- 
den befchicht vnd es von im klagt, pön 3^5 schilt, hl. 

24 Item welcher ain fchuld vor ainem schulthaißen oder 
gericht verthedingt vnd kombt der theding nit nach, alfo dz es 
von im klagt wirdt : pön 1 ft hl. dem herrn, der ftatt 5 schul, hl. 
vnd foll den fchuldner in achtagen mit parem gelt außzahlen. 

25 Item wo ainer in ain hauß khöm vnd das thörr hole^) 
in dem ofen brennt, pön 5 Schill, hl. 

26 Item wer der wehr, der teurer thet wetten, dan vmb 
ain maß wein, der kombt vmb 3^5 schili. hl. 

27 Item welcher oder welche per f ohn, fo zue ihren tagen 
kommen find, vnd ains dz ander haift liegen: pön 3 fchilL hl. 

28 Item wer im hauß bauchet ^), pön 5 fchill. hl. gehört 
einem amptman. 

29 Item wer mit den bioffen liechtern ohn ein lathernen 
in der fbällen vnd vfferhalb dem hauß gieng, pön 5 fchill. hl. 

30 Item welcher bey Hecht tröft oder garben vffzug, pön 
1 Kl hl. dem herrn, der ftatt 5 fchill. hl. 

31 Item wan frauen oder man mit einandern hadreten vnd 
ainer aine an huoren hieß oder ain fraw die andern: pön 1 VL hl. 
dem herrn, dem amptman 5 fchill. hl. 

32 Item es foll niemands kein flachs oder werckh in der 
ftuben dörren oder im bachofen oder vmb dz feur im hauß: pön 
1 *& hl. dem herrn, 5 fchill. hl. der ftatt. 

33 Item wer brechet im Graben ^)f pön 5 fchill. hl., auch 
welcher brechen vnd dz feur nit ablöschen, pön 5 fchill. hl. 



*) Nicht mer bekannt Es ist die Nacht- oder Frühtoeide. Das 
Vih wurde nachts in ein Gfhege gctriben und gleich nach Mitternacht 
loßgelaßen. Erklärung des uralten Wortes aiisfürlich Älem. I 160. 167. 

Flurnamen gibt es in Alcmannien zdllose davon. In der Botanik 
hat sich üchtblume Colchicum auctumnale biß ins vorige Jarhdt, herein 
erhalten Älem. 1 167. III 67. VI 94: usw. Meine Sprache des Rottweiler 
Stadtrechts München 1865 II 1. 66. Zweite Abhdlg. Herrigs Archiv 
38, 354. Kuhns Zt. 15, 202 ff. 

h Das zum dürr werden aufgeschichtete Grünholz in des Ofens Nähe. 

^) Wäsche einlaugen, mit Stämpfel oder Fäusten dann einstoßen. 

*) Der alte Gräben um das Städtlein, der mit Waßer gefüüt werden 
konnte ; heute noch Stellen davon bekannt. Später seheint er Wiswachs 
geworden zu sein. 



34 Item es foll Diemand kein frembd mensch 
bergen, dan ain nacht vogefAhrticb, ohn erlauhnua b 






1 ft LI. dem herrn, 5 fchül. hl. der ftatt. 



raptm, 



irkhen oder zaicbeu 
rberchrt ') oder 
r welcher offen 
on irae geöffnet 



I 



Item welcher den sndern vber offen n 
geunrlich vbermehet, fohiieidt, oder hewct oder 
ronften geaarlich vbcrgreiCr, pöu 10 % hl. od 
narckheri ilurcli Heh felbs nußzug vnd folebes 
wurd, foll an vorers ßnedigen herren firaff khon 

36 Item es follen auch alle vad icd«, fo in vnlera gnSdigen 
herni berrschaft wohnen, dem Tein Gnaden amptleutb zapiuten 
haben, namblich wirth, miller, beckhen, raezger, fcbniied, weber 
vad all andere, wie die genant, jro mauren, gewicht, meczen, meß, 
viertl, jtne^), ehien, mthle- vnd weber gefchicr^}, «nd elß ander 
ding, fo für den gemaiDen mnn fuind, vffrecht, redlich halten, 
fiiehren folcher mouß das bey ihrer fchaw wchrung vollenklich 
vnd redlich erfnndea werde; welcher aber vnredlicb erfunden 
würdt, pön an deß herrn «traff [gaad, fprxter horrig.]. 

37 Item uin ieder wirlh foll den wein vff den tisch meffen, 
wo man in der zech ift, oder vff ainer sohenkhin, fo dick era 
vherßhrt, pön 5 fchill. hl. welcher auch wirtb will fein, der Teil 
vier, pferdt tnügen Hellen nach uollarfft vnd darzue vier man 
legen zue gneter ruohen vnd foll wein haben der zutrinkhen ift. 

33 Es foll keiner wirth vber 14 tag ohn wein fein, pön 
1 Q hl. dem herrn, der stalt 5 rcbill. hl., vud wan man ime wein 
bringt, foll er ime den laflen erlauben, fo vihl Tnd dickh er den 
zapffen vmbtbet treiben ohn erlaubt: pön 3 tt 5 fohill. hl. doch 
oiig er ainein priefter, gaft oder krankhen leuthen 1 maß wein 
geben, biß in die weinfoheKcr mögen wvrden *) vnd mag er die 
weinfchezer nit atl haben, mag dan er vnder den dreyen wein- 
fchezern ainen haben, derfelhig mag in erlaiiben biß er die andern 
vherkommen mag, doch das ers nit verlengt vnd verzogen werd, 
vnd ob im ein wein abrüehl bilrlich '•) mögen die weiufchezer 
in den anderft scbezen nach ihr verflendnua. ain ieder wirtb 
ift fchuldig wein zuegeben aliiera jeden, der pfnnd oder gelt 
hat: welchera nit thuet, fb dickh er dz überfelirt, pön 3 A 6 
rcbill. hl. Ea ift aach verpotteo Tpilen vnd karten all nacht 
nach der 9. ftiind: pön 8 fchÜl. hl., vnd foll der wirth fy halfen 
hören ; wo er dz -nit thuet, kombt er vmh 1 ft hl. dem herrn, 
6 fchill. hl. der ftatt. 



') Uebfrackem. Soltio. Stadirecht f. 37t. Meine Bemerkgg. t'ti 
KUhM Zeitnehrift 15, 200. 

») Vierter Tril vom Simri. Meine Sprnthe des Eoltw. Sladlr. 03». 

') Echt alananniKehe Dtnimg; tgl. meine Alem. Sprache rechts det 
Hheine» 1868 8 60. 

*) Sckäzea, bellen. 

>) AUbald. »oglrüA. 



268 

39 Es foll auch kein wirth kein wein nach der 9. fbund vff- 
tragen, er hab dan frembde erbar galt vnd den bairobfchen nit, foll 
auch kein wein für daz hauß geben, keinem haimbschen, er habe 
den ainen freund oder erbar gäft ohngeuarlich : pön 1 VL dem 
herrn, 5 fchill. hl. der fbatt. 

40 Item es foll auch kein wirth an keinem vnfer frawen 
abend ^), fambrtag nacht, zwelffpoten nacht Tnd an allen pannen 
nachten nit laffen fpilen noch karten vnd allwegen, fo man an 
gedachten fey raubend vesper zufamen leüthet, vff hören vnd karten : 
pön 1 Q, 5 fchill. hl. 

41 Item es foll auch kein wirth anhöben schenckhen an 
keiner jarsnacht ^), auch an hochzeitlichen tagen: pön 1 l( 5 
fchill. hl. 

42 Item wan man zue Eallenberg bawen will, follen wir 
holz, ftain, fand vnd kalch füehren vnd der herr geben den leü- 
then zue offen vnd den werckleuthen den lohn. 

43 Item was man fronet zue Eallenberg oder an der 
MüMin^)^ follen die von Obernhan zum halbtheil thon. 

44 Item ob die Mühlin baufällig wurde, follen wir von 
Nufplingen vnd Obernhan holz, fand, ftain vnd kalch fueren vnd 
der herr tach geben vff die Mühlin vnd den werckhleuthen den lohn 
vnd der milier koft. 

45 Item wer die feyen, die ärapter haben vnd dz verpflicht 
haben bey ihren ayden, welche dan die feind, die dz neideten oder 
haffeten oder widerfprechen : diefelbigen die ftend in meines gne- 
digen herrn ftraff. 

46 Item welcher oder welche in die Mühle gepannen feind, 
die follen darin mahlen, fond gerben vnd in kein andere mühle 
fahren ohn deß millerg erlaubnus, pön 1 U 5 fchill. hl. 

47 Item welcher oder welche körn vnder den Eckhen *) 
kauffen, die mögen dz mahlen vnd gerben wo fy wellend, doch 
foll der milier ainen ieden ferckhen^) vnd thon wie er fchuldig 
von alter her ift. 

48 Item welcher der wehr oder die wehren, die mit der 
leibaigenschaft vnserm gnedigen herren zuuerfprechen ftüenden, wan 
dan derfelbigen perfohnen (eine) vffer der herrfchaft ziehen wolt, 



1) Tag vor dem Feste, von der kirchl. Horeneinteilung und dem 
Anticipieren der Festtags-Gebete so benannt, 

3) Neujarsnacht wie in der Baar, Seitingen: zwischen den Jaren, 

®) Die Kallenbergische herschaftlische MiÜe ist noch heute da, 
das Bannrecht ward anfangs der 30ger Jare gelöst. 

*) Warscheinlich j^auswärts^^ Frucht kaufen zu seinem Ld>en9- 
unterhalt und mahn dürfen wo^s beliebt. 

*) Ferggen, absolvieren, abliefern; heute sagen die Schulter der 
Baar so, wenn sie ire Arbeit Samstags nach Totti, ablifern gegen 
Arbeitsion. 



2119 



I 



foll allweg dem amptman fteloben, wo er fein wohoang hnlten well; 
dnnit ab Ficli begelt vmb die faßiiacbtlieiinen, ituch fnbl, gttlß vnil 
hauptrecht er fuechen müg. 

49 Item welcher der ift, er Tay nigcD öder nit, vnd zue 
feinen tagen Itooimen, der Tot loben dem fchulthaißeii vnd darzue 
geborfainb vnd weitig fein, als lang er in der horrschaft ift. 

50 Item wan man Bin tbuet fahea vnd dz maleÜz antiifft, 
dz man den tiachrichlpr mueß haben vnj d^ reclit mit im hraitcbt 
in der herraübaft Knllenberg vnd wan mnn in abthuet, giebt der herr 
was auff den nacliricbter vnd vff die umptlenth geth vnd die ben- 
schifft das vbrig ; wnn nmii aber gnad mit ime thAl, derfelbig feil 
den ceften allen außricbt'n. 

51 Item die fiutt Nafplingen hat auch ainen frejen tag 
jnhalt des hauß Oefteneiches, haben auch ainen eug •) gehu 
Haigerloch der münder urtel nach ihrer ftattreoht. 

52 Item der Grab ift verpotten frawen vnd mannen, fy 
feyen frerabd oder batnibsch; das niemand dardtirch gehn roll: wer 
aber dardurcb getb, der kombt vmb 5 fchill. hl. vnd foll ieder- 
man riegeii vS den ayd. 

1^3 Item wer hanß vnd hof am Graben hat vnd den Graben 
nfieffen will, der foll es vermncheo ; welcher ds! nit thuet, fü mag 
man ime d/. pieleii oder m- biß e« dem fleckheu liger. 

bi Item welir in dem graben trenckbt vieh oder roß — 
denfelbigen füll man riegen vmb ö rcbill. hl. 

55 Item dx waffer halft die Behr^). dz facht an den 
msrokhen an, die da fcbaiden zwing vnd ban zwischen vne vnd 
Sipefikeim, vnd gabt hinab hiß in Enlii/^hoimer^) ban vnd von dem 
■ ban biß in Egifhuimcr bau. vnd ift ain frey waffer nllen denen 
die im fleckhen fiezen vnd ift verpotten nn 10 il hl. dz nienianda 
nachts darin vischen füll vud mit kainem gefcbier vischen foll, dan 
mit ainem heryen*), alß von alter her kummen ift; vnd wehr im 
tag rinscn ^) oder andere geschier braucht, kombt vmb 1 A 5 



fchill. hl. 




56 Item welcher vischet vom fleckhen, de 


foll kain vi 


Terkanflen oder verfchcneken vnd kein gevfhrd " 


darin fuocl 


wer de nit hell: pön I a 5 fchill. 





'1 Vgl. oben Alem. H, 4: dit vrlnil liehen gen Alftapach. 

*] Bera, Bfhra int tordeuUeh, ketli/ich. in gaU. FhißnameH ah 
Barrus, Brrre, Birra, Barm usw. Buek Alem. 8, 163. FN 22. 

*) Urkiil, 1095 Emint/esheii» in pago Serramm. Atem. 6. 25 ff. 

*J Vota lal. prra Siici; das brkaHnU Nez nus cersehidenert Bt- 
itimmangmcürtern rusamtnengeneet. Meine fSpraehe den Bottvieiler 
Stadtreehts" J865 Sit-Bcrichte der Münehener Akademie 11 1. Heft. 

'} riiMf , rünste sind Nfhenformen von attd. rruvr, ganM alt tu rw- 
rwg- raus icoiu Bor gehört; Borge/Ueht abo. Hat mit runs, ränie, 
ahmtus nicht» tu tun. 

^ Geiointx, Lehensunierhalt, Einkommen. 



2tO 

57 Item wer VDferm gnedigen herrn ain fräuel verfellt, der 
hatt fristuDg 6 wochen vnd 2 tag, der ain barger vnd ain ge- 
lobter iXt. 

58 Itera ob aber ain frembder in gemeltem waffer viscbete, 
der foll zae pön geben 3 H 5 fcbill. hl. 

59 Item wo zaunsteUin ^) ift, es fey in gärten, wifen oder 
äckher, der foll dz vermachen, dz es am dritten tag nach dem 
maytag vermachet fey: pön 5 fchill. hl. vnd was fchad darüber ge- 
Bcheli, den foll er auch bekheren. 

60 Item wer die widumb ^) hatt, der foll ainen fleckhen 
fertigen vnd verforgen nach notturfft vnd foll den hagen anltellen 
vff weyennächten vnd in nitt vß lohn biß vfF den maytag. wo er 
aber dz nit thuet, pön 5 fchill. hl. als dichk er dz vberfebrt 
(er entriu im dan vngefahrlich) vnd foll den hagen alle nacht ein- 
thun oder kombt alß dick er vßbleibt vmb — 6 ^. 

61 Item wer den Hhan^) haben foll, der foll in vnder- 
fchlahen an S. Jacobstag ^) oder kombt vmb — 5 fchill. hl. 

62 Item, wer den eher haben foll, der foll in vber jar 
haben oder alß dickh er dz nit thuet, kombt vmb 5 fchill. hl. 

63 Item welches jars man des ebers nit bedarff, fo foll 
die Widum zwen Rän haben. 

64 Item, welcher burgermaifter ifb, der foll alles das ein- 
pringen, daß fich vnder im ielt, es fey von atichttoaiden oder was 
dem fleckhen vcrfelt, vnd darvmb alle jar ain rechnung thon, vnd 
ob die burgermaifter folclies nit einbracht betten, fo follen sie es 
felbs geben. 

65 Item wer weschet ob dem brunnen vnd die windel oder 
haß ^) vff die kiemer legt pön 6 ^ ; oder wehr leder oder fönst 
vnfttuber gcschier in die brunnen legt, pön 6 ^. 

66 Vnd was ainem abgeth, dz foll er an den fchelmenwafen^) 
fiiehren, pön 5 fchill. hl. 

67 Wer dem andern reiß an den staigen nimbt, es fey 
obertbalb oder vnderthalb an den ftaigeo, der kombt vmb 1^5 
fchill. hl. 

68 Wehr dem andern vber wifen fehrt, den foll man riegen 
vmb 6 ^, fo die wisen am nuz ligen. 



^) Lucken. Pfatten, Pfaddeny efaden sonst dlem.; sih oben Hohemoü. 
Fliirn. 224. Falsch bei Bu4ik FW s. v. Stelle, 

2) Der die dem Heiligen oder der Kirche eigene OiUer übernimmt. 

8) Ältd. ram, rammes pl. renime ramme neben ran^ Widder, Schaf- 
bock. Lexer mhd. Wb. II 333. 

*) In der Baar drüben Herman, Schaofherma. 

*>) üeber Hosß sih mein Äugsb. WB. 

®) Jüngere Leute wißen nichts mer davon. Zigeuner und fartnd 
Volk gaben dem Orte noch eine besondere Erinnerung. Üeber das Wort 
sih oben 218 und meine „Sprache des Rottweiler Stadtrechts*^ 63^ sowie 
2. Abhdlg. in Herrigs Archiv 38, 350, 



271 

69 Item wa ainer am negften an die ftraß hatt, da foll er 
hinauß fahren vnd bricht er ein luckheo, fo ioll er Ty wider ver- 
machen, pön 5 fchiil. hl. 

70 Item es foll auch ain nachbar den andern im Graben 
laffen weschen, doch foil er im ohn fchaden vß vnd ein gehn : pön 
5 fchiU. hl. 

71 Item alle velder Tollen beschlossen fein vff den maytag 
bey 5 fchiil. hl. 

72 Item waii die brach im obern tbal ligt, fo ifb der ftrich ^) 
hinder dem Almand vnd Stetttoisen vnd Tellerhof en ^), biß hinab 
V ff Schlechten^) vnd fürab biß vff d&B Bifach, alß weit Nufplinger 
ban gath, vnd foll an der Wand abgehn durch Neuen Pächel vnd 
vber den Hettenbühel vud fürauff vflf Narrenfiall, 

73 Item wau die brach am Uardt ^) ligt, fo gath der ftrich 
vber Büeclier vßhin vnd dz Bisenthal vnd Hinderhausen vßhin 
vnd geth durch dz Dierloch ab vnd durch vnfer Frawenberg hin- 
auß vnd durch Vnderwalden ab vnd im Kreittlisberg vnd was in 
Nufplinger ban gehört. 

74 Item wan die brach dz tbal abhingetb, fo geth der 
ftrich binauff durchs Itenloch ^) und hinab vber die Fegerna vnd 
Schwanckhemer thal ab vnd alß weith Nufplinger bau geth vnd 
darnach vber Böttlisbeng abbin. 

75 Item welcher dem andern etwas frezte ®), das nit im 
strich leg an den anltöffern, foll im für ain manßmad geben 5 
fchilling hl. 

76 Item wir von Nusplingen feyen auch ainem herrn fchul- 
dig zuegeben 15 U hl. zu efteur vnd vff den maytag auch 15 ^ hl. 
zu fteur. 

77 Item der ruegung halb foll ain gericht vnd gemaind 
riegen dem herrn vnd der ftatt. 

78 Item wan ainer vrab 3 fl 5 fchiil. hl. kombt, fo feind 
die 5 fchiil. deren von Nufplingen. 

79 Item wan ainer vmb 10*^ hl. kombt, fo ift das ain^ hl. 
deren von Nufplingen. ^ 



^) Richtung, Linie, Bezirk. 

^) Dise zwei FN existieren noch, Neuenpüchd, Hettlensbiihl 
ebenfalls. 

^) Diser Name sowie Bisach^ Uinderhausen Frauehberg und Kreit- 
lesberg sind bei der Landesvermeßung 1839— iO dazwischengefaUen, also 
nicht mer amtlich verzeichnet. 

*) Eine grosse Fläche einmädiger Wisen hieß so; heute hat sie 
verschidene Flurnamen unter sich. 

^} Beide Flurn. heute noch. 

**) Abweidete, 



272 

80 Ynd gehören der statt allwegen (wobey ainem U 5 fchill 
rteth) die 5 fchill. zae. 

81 Ynd vff das behalt ime felbß der herr vor, dife ftattuten 
hinfür zue mindern, zue mehren vnd zae endern nach gefkalt vnd 
gelegenheit wie fich wurdt erhaischen. 

82 Van der ÄppdMion, Item welcher von ainer bey : 
oder endvrtel appellieren will, der foll dz thon mit lebendiger 
fiim, fobald die vrthl, dauon er appellieren will, gesprochen wurdt 
ynd fich da für vnß vnfer hüfgericht, dahin das nach vnferm alten 
prauch vnd berkhomraen vnd auch dem rechten nach gehört, be- 
rueffen vnd also fprechen: herr der richter mit der vrtehl, fo jez 
wider mich vnd für mein widerparthey gefprochen ift, bin ich 
meines gedunckhen befchwert, darumb in der heften form vnd 
maß ich zue recht allerkräffUgifb thon foll vnd mag, fo berueff 
vnd appelliere ich hie mit lebendiger ftüm von folcher vrthel mit 
ihren anhengen vnd befchwerden für vnd an den wolgepornen 
herrn herrn Wilhelmen Erbtruchfaeßen, Freiherrn zue Walburg vnd 
herrn zur Scheer usw. meinen gnedigen herren vnd feiner gnaden 
hüfgericht ainift, änderst vnd zum drittenmahl, pitt vnd beger dar- 
auff appoftell vnd difer gerichts ybung abfchied brüeff. 

83 Vff folches feilend dem appellierenden thail die gerichts- 
handlung, dergleichen auch der gegenthail (ob dz begerte) vhrknnd 
vnd vrtelbrieff geben werden. 

84 Dem nach in zehen tagen nach der gefprochenen vrtl 
foll der, fo geappelliert hat, fich zue Scheer bey dem hofgericht- 
fchreiber anzaigen vnd als appellanten vffzaichnen laffen vnd ime 
dem hoffchreiber alßdan geben vnd ime legen 1 Tl hl. vnd fo dz 
befchicht vnd fonft nit — wirdt der handel angenehmen vnd für 
das hofgericht betagt vnd darin gehandelt als Tich redlich gepürth. 

85 Welcher aber der zeit der zehen tagen ließ verfchinen 
vnd des wie obfteth nit deth, der foll zue der appellation nit mehr 
gelaffen werden, fonder vff die gegebenen vrthl, daruon appelliert 
wehr, fürgefahren werden. 

86 Es foll auch keinem zue appellieren zuegelaffen werden, 
er mög dan fein trew geben an ayds ftatt, das ime die fach lieber 
fey dan zehen pfund häUer oder darob. 

H. V. Z. K. anno 1528. 

Pap, Handscfirift foh 9 Bll, Angehunden eine Abschrift 
van 1779. 

ABIRLINGRR 



SCHWABBNNECKEREI 



AI» wie jener (dec ein Schwab solle gewesen aein) all er 
vor uiemala vum Ilauß in die ferne komiDeo, vDud sich ein mal 
binauß gewagt, den ersten tag durcb ein Wnldt ein guten theil 
hinein gHrigen, vnd vnvcrBehenn darinnen ein etarckee rauschen 
vnnd liriiusen entstanden war, erechrticlc dii^aer gnt Schlucker 
dermnasen aehr, das er eines viid statten lanffa zu rnck auß dem 
Waldt vnd widemmb beim zu lieSe. vnd scbnauffent erzehlete, wie 
jhme im nächsten Waldt über die hundert Mörder nachgejagt, vnd 
er jhnen mit harter mühe eotrunnen wäre. Sprach einer au ibme: 
Ey lieber es werden nicht so viel gewesen sein, da ließ er nach 
von hundert aufT funETtzig, vnd dann von funffizig auff zwantzig, 
vnd herab auff zohen. Bekent zuletzt, er bette zwar nteairtnt ge- 
seheu, aber ein grosses rauschen hinder vnnd vor jhm vnd auff 
dcu seytea gehört, da vernamon erst die Zuhörer, da« er ob dem 
Wind also erschrocken vnnd davon gelauffeu war. — II. GiMWi- 

LfKM't Ghrewel der Verwüstung Mensclilichen Qeschiechls, Ingoist. 

UJaiO 8 304 C. AB 



[BRIEFE EINER DEUTSCHEN PROPESSORS- 
TOCHTER 1618 



I 



£d einem aua Beidelberg in die Vatibanigche Bibliothek ge- 
HlangCeo FoÜobande, welcher Briefe an den Heidelberger Frofeesor 
BJanus Gruier^) (1560—1627) aus den Jaren 1615—1620 ent- 
Fhält und neuerdings von Ruland, Serapeum 16, 209 (1S57) und 
FSchnorr von Carolsfeld, Archiv für Litteraturgeschichte 8, 30 
(1879) beschriben ist (Cod. Pal. I90T), fand ich wärend eines 
kurzen Besuches der pripstliehen Bibliothek hinler der lateiniBcben 
Korrespondenz der gelerten Freunde auch merere Schreiben von 
weiblicher Baud angereiht, die mich bald zn genauerem Durch- 
lesen anregten und mir auch jezt noch bei der Seltenheit solcher 
Privatbriere aus jener Zeit einer kurzen Erwänang wert or- 
■oheinen. 



•) Uebtr Gruterf LAtn vgl. den aorgaamen Artikel ton Eckstein 
in Ersdi-Gnü-ers Allgemeiner .EäicyctopÄiiw I 95, 356-363 {1875). auch 
BKeliner, ÄUgemäne deutsche Biographie 10, 68—71. 




274 



P 



Eb ereclieinen als Briefs tellerinnen auf B), 389 — 435 Omtera 
Schwester, die Witwe Aemilia Loefen, welche in dem Zeitraome 
1617—1620 sich oftmals aus Heimho£r in ft-anzöBischei' und hollän- 
difloher Sprache an den Bruder wendet, und zwei Tochter desselben, 
Uaria Biberin (Bl. 469 : vom 21. December 1615) und Jonnnft 
Cfttherina Schmendtin (.El. 4116 — 448, aoa den Jaren 1618—20). 
Beide bedienen aith der deutflcheo Sprache, aber der lateinischen 
Schrift. Die zierliche Hand nnd die reine Ausdrucks weise seigeD, 
daß man in den gebildeten Kreisen Ton Heidelberg, in denen der 
jnnge Opitz uod ZinkgreET verkerten, nuf lieides etwas gab. Frei- 
lich lernen wir aus den Briefen der jüngeren Tochter weder be- 
rfimte Persönlichkeiten kennen, noch ist vil von den Zeitereig- 
nissen die Bede, sie füren uns vilmer in eine enge Häutlichkeil 
nnd ein glückliches Familienleben. Johanna Catharina hatte (1617?) 
einen Brettener Biirgei' Oswald Schmendt geheiratet und erzalt 
nun dem Tater von irem jungen Bansstande, Ton irem Garten, 
ans dem sie im Blumen und Samen xa übersenden stolz iat, von 
irem Kinde, das schon anfangt zu schwäzen, legt auch Proben 
von grünem und Schweizerkäse bei; dagegen erbittet sie sich von 
Heidelberg Tischtücher, Betten, Musler für Kiaaen, Salatsamen, 
einmal auch eine Zicke. BiiM aber wirft der beginnende unheil- 
volle Religionskrieg auch in ire neou Hei mal seine düsteren 
Schatten; unter dem 27. August (162U) meldet .i^ie, daß Spioola mit 
großer Macht in die Pfalz einzufallen drohe. Zwei Jare später, 
im September 1622, sah Grater sich genötigt, vor den Scharen 
Tillye aus Heidelberg zu seinem Scliwigeraono und seiner Toch- 
ter in die Pfalz zu llUchten. 

Ich laße nun zwei ßriefchen in wortgetreuem Abdrucke 
folgen. 

{Bl. 437) A Monfieur et Pere Monfieur Grutere, l Heidelberg. 

Kindliche lieb nnd trew iederzeit zunor hertzlieber vatter, 
ich laß euch wißen, das wir noch in zimlicher gefundheit feiud 
gott lob ; folchea von dem vatter zuuernehmen were mir eine herlz- 
liehe freude, ich bitte der vatter wöUo nicht zürnen das wir nicht 
find auf die kirwei koinen, wan uns der vatter gern eine kirwei 
gibt, kau er fie mit meinem heiren fchicken, wollen wira bu 
großem danck annehmen, als wan wirs felber weren diunden ge- 
wesen, was mein kind anlangt, fo hat Uafselbigo vor 4 wuoheu 
schon allein gangen, kau auch fchon ein wenig fchwetien, ich 
fchicke dem vatter hiemit ein ftUck fchweizer keß, bitte er wolle 
das von meinet wegen eßen, thue den vatter hiemit dem lieben 
gott beveblen. datum brettheim den 13 augusti 

euer gcliorfanie tochter 

ioUanna Catharina 

Sohmendtin. 



1 



(4«) 



A Mooar 



r Qruter 



Kindliche lieb und trew iederzeit ztiuor herUlieber vatter, 
ich fchicke hiemit dem vatter den mellisseufnmen davon ich dem 
vatter in der kirwei yefnjjt habe, der vatter hat hiemit auch ett- 
licbe zu diefer zeit feltanme blumen, welche in meinem garten 
gewachsen feind, ' bei diefem botteu zu empfangen, ich weis dem 
vatter auf distnall nichls inebr zu fcbreiben das das wir Gott lob 
noch in guter gefundbeit find; folcbea von dem vatter zu verlieh man. 
wird mir eine bertzliche freude l'ein. thne hiemit dea vatter dem 
liehen Gott bevehlen, datuiu brettheim den i. feptember 
euer gehorfame tocbter 
iobiuina Catfaarina Scbmentin. 

JOHANNES BOLTE 



ZEUGNISSE FÜR DIE VOLKSBTJECHER '] 



1 Es wil mich aber dünken lan, 
Ir lesind mer von unser Greten, 
Dann in den psalmen und propheten, 
Die schelmeneunft und den Esopvs, 
Ülenspiepel und Marcolphus, 
Das narrenschi/fy gauchmatt und fahlen, 
Und BchioBsend lieber auf der tablen 
Mit Würfel, karten und brettapiel. 
Dann duas ir annat studierind vil. 

Hana ßudolf Manuel, Faßaachtspil, darifi der edal wya von 
der Trutickueii rott beklagt, von Räbliiten gscbirmbt, vO voll Rich- 
tern ledig geaproche wirt. Zürich 1548 V. 1156—1164, abge- 
drackt in JBaechtolds Niklaoa Uanuel 1878 S 340. 

2 „Auch bey dem Bawrcn so sollen diae lehrnen, welche 
dann etwas lehrnen, ea eey ein Handtwerk was ea wöll, oder ein 
kunat, das sie auch nicht von stiindan, nur den blossen Worten 
nach gehn, so jhn der Meyster etwas mit worten saget, wie der 



'i vgl. Ooedekc, Orandriß m' Oi»ehichte der deulmiten Dichtung 
2. Auß. i, 3iO f. 2, S5? f. ferner JYZingtrle, Findlinge. SitiHnge- 
heriehte der pkUos. hist. Klasse dtr Wiener JJcademie 55. G10—6I2 
{18G7). ÄReifferscheidt, ZeiUehrifl für KiiUargachichte 1875. 
703 ff. ABirtingfr, Zu dm VbUaftarfiern. Orrmania 15, 99—lOS. 
le, 83-85. 17, 93—94. Alemannia S, 54. Archiv für Litteratvrge- 
«cAtcMe 10, 376 f. 



376 

VUnspiegel, der alles aar nach den worten theC, sonder lie sollen | 
zam ersten sehen vnnd sinnen fein fleissig, ob sich es anch i 
Bchiobet, vnnd so sie (1. sich) es nicht schicken will, wider | 
fragen". Valentin Schumann, Nachtbfiehlein, o. 0. und J. (1659) 
3, Bl. 82 b. 

3 Hadn aeib dninals nich wissren Senp, 
So moehtn seih stippen in den Heap, 
Eflt iu VhnspeigeJs Müsterick, 
Dei was amnckoander düon vnde dick, 

sagt der Nnrr in Georg Ponäos Comoedia von Isaaca HeyraÜi, 
Berlin 1590 (vgl. Ooedeke, Grundriß^ 2, 394) I, 6 BI. Bvj b. 
Gemeint ist die 10. Hbtorie im Uleaspiegel. 

4 Gott min Her, ick mick wungern schkal.' 
Wat Tolck goith hir thur kercken all, 
Sede vam Kahlenberg ddü Pape, 
Dat ock woa ein rechtscbkaprn Ape, 
Dann hdi dehi Zege gedrapen an, 
Dat sebi vp dorn Altar hadd stabn. 

ebenda V, 2 Bl. Mija. Diser Schwank findet sich nicht i 
gedruckten Volksbuche. 



^1 er erst 

^B ner da 



5 Von einem Pfarrbern der das Euangdium auß 
licm Eulenspiegel gelesen. 

Auß einer filrnenien Reichsstatt, alda es ein etatliche Tburob- 
kirchen hat, rauste alle Sontag ein Pfarrherr in ein Dorff, der Ge- 
meyne zu Predigen, liin^mß gehn ; das besehnbe auch anff den 
Sontag, als man das Euangelium (geht Gott, was Gottes ist, rand 
dem Keyser, was deß Keysora ist} verlesen solte. Als nun der 
Herr Pfarrer etwas £u frühe hinauß ins Dorff kam, liesse er 
jhme Branteuwuia für ein balzen berlaogen, Inu dem er daran 
trinokt, kommen zwe!q gute Gesdten auch liinanD ins WirtshsuO, 
der Pfarrer beut jhnen uin trunck Brantenwoins, den sie auch nit 
abschlugen ; von dem Brantenwein aber kamen sie anff den Voge- 
gebranten, tranckeu desGclben in der eil auch ein maß oder etliche, 
biß der Pfarrer hörte, daß man das lotze Zeychen in die Kirchen 
laute, wolte er dauon, die andern zwen Gesellen trnncken ibme 
jeder noch ein zu, deren sich der Pfarrer bescheyd siu thun vnder- 
name. Als er nun diese zweea in aller eil verl'ertiget, wolte der 
eine Gesell noch mit einem Glaß au jhue, desseu fiich aber der 
Pfarrer weigerte, zur Stuben hinauß lieff, vund sein Buch hinder 
dem Tisch etehn liesse. Als er nun in die Kirchen käme, mangelt 
erst seines Buchs, schickt geschwind den Glöckner oder Mea- 
darumb hinab ins Wirtshauß. In dieser weil aber waren dia 



I 



«77 



zween gesellen gewar, daß der Pforrherr aeia Bnoh bette Btebeo 
IftBBen, snchten alsbald vnder des Wirts BUchern, deren er aehr 
wenig vber der Thor etelien hatte, vnd fanden zagleiob den 
EuleoBpiegel, in schwai-tB leder eingebunden (inmasaen das Pfarr- 
hers Buch auch war). Wie nun der Glöckner oder Meßner kompt, 
fragte er naoh seines Herren Buch, die Kweeu Qescllen stelten sich, 
als ob sie nichts darumb wüsten. Zu letzt fragte der Meßner, wo 
dann der Pfarherr gesessen were, war jm eolches gezeiget, also 
nirabt er das Buch, laufft zu der Kirchen zn, vnd vbergibts dem 
Herrn Pfarrherr. Äla er non solches auffniacht, find er den 
Ealenspiegel, vnnd daß er betrogen war. erinnert sich aber so viel, 
dnß er das Euaugelium außwendig konte, vnnd den bawren fUrlaae, 
auch in der außlegung den Ziiißgroschcn dapIFer herfür ruckte. 
Wie er aber wider zu der Geaelacbafft kam, verwiese er jhnen 
solches mit allem Ernst, neben angehengter Bitt, solches nicht 
Tou jhm zuofienbaren, er wolle diesen Tag biß auff den Abendt 
frölich mit jnen seyn, vnd biß gegen dem andern Tag redlich be- 
acheid thun, welches aucli also goacheben. — Job. Fr id. von 
Harten, Ftinfftzig Newer, vnnd znuor im Truclc nie außgangner 
Historien vnnd Geschichten. Vrsell 1603 S 39 — 42; Die dritte 
Historia deß vierdten Tags. 

6 Der Tiroler Arzt Hippolytns Guarinoni (geb. 1571 f 1654) 
erziilt (Die Grewel der Verwüstung des Menschlichen Geachleobts, 
Ingoist. leiO S 219 f.), wie er in seiner Jugend zu Prag zwei 
Bücher des Amtdis eingetan acht und von außen wie seine 
Grammaticam habe einbinden laQen, um sich unbeargwönt da- 
heim und auf dem Schulwege darin vertiefen zu können. nAIs 
aber ich in der Grammatica gar zufleißig sein, vnd auch in der 
kirchen darin atudieren wolte, gleichsam ich andiicbtig in einem 
ßetbnoh läse, achlich Herr Magister hinder mir her, vnnd erdapt 
mir mein Andacht, reiat mir die vnTersebeiis auß den bänden, da 
ich gerad ob dem Capitel und Titel Von der schönen Oriana eto. 
laß, vnd nit längst darvon von dem kampff eines Risen mit dem 
Amadia gelesen hatte, allda der Magister den Riaen vertretten, 
kam mit der Bürckenstang dem Amadi vber den sitzer, vnd ver- 
jagt jm den tust, ferner im hämisch herumb zuziehen, dem ich 
noch hentiga tags von grund meines bertzens zudancken hab, sinte- 
mal ich jetzt wo! verstehe, was für gifft vnd acbalckheit, ja wuat 
vnnd grewel hinder selbiger Historie, wie auch allen dergleichen, 
als etwan von der schönen Magellona mit dem Ritter deß silbern 
Schlüssels, etc. verborgen lige, allda vnder dem schein der erbar- 
keit der Fürstlicben Personen, der anaehenüchen Liebhaber, der 
RitterachafTt, der liofTweiß vnd anderer weitlichen eitetkeiten man 
Jugend lernet, wie man sich in die bossen der Lieb schicken 
vnd halten soll, was manche lüaten man brauchen vnd vben könne, 
wie man die Jnngfrawen vberlUaten, betriegen, acbäsden, vnd Tn>>- 



^L vnd halte 
^H wie man 



«78 

jr ebr bringen, md ander dergleichen liößleia treiben möge. Wann 

derfaalben etwas guts dahinder wäre würden die müseige Scriben- 
ten bei weitem nit soviel mühe vnd arbeit auET »He Sprachen aO' 
verkehren gewendt haben. — Im Register deBselhen Bnchoe wird 
aweimal Kulcnspiegtl genannt, allein mit falschen Seitenzalen; ich 
habe die Stellen nicht aufgefunden. 

7 In einem bandBchriftlicben, anf der königlichfln Bibliothek 
za Bertin (Hb, genn. quart 437) aufbewarten Drama „Aeneoa 
und Lavinia", da? der VerfaCer, Johannes Baue ans Berb'n, 1648 
mit den Schülern dos Daoziger Gymnasium academicum aufiurte, 
wird geschildert, wie ein junger Ankömmling auf der Wittenherger 
Universiiat von den Studenten gehänselt und verhaut ward. Der 
eine eagt za im: „Höre doch, wie fein daß der Herr Landtsm&n 
schon reden kan, den [sol] phrasin wird der Herr ZweiSels ohne 
au& dem Amadis oder jungst erbawfen Schüfferey genommen haben, 
vmh sich desto angenehmer bey der Liebsten durch solche formliche 
redensai'ten zu machen." — Die Jüngat-erbawete Schäflerey, Oder 
keusche Liebes- Beschreibung, Von der Verliebten Nimfen Amoena 
vnd dem Lobwürdigen SchälTer Amandus erecbin zuerst 1632 in 
Leipzig nnd wurde bald ein außerordentlich beliebtes Unterhaltungs- 
buch ; vgl. Altpreußische Monatsschrift 2B, 444 f Bobertng, Ge- 
schichte des Eomana 3, 1, 104 f. Ueber Haue vgl. AZiel, JBaues 
Schulenverbeßerung. Progr. Dresden 1886. 

8 „Mao konnte einen ganzen Eulenspi^gel davon schreiben.' 
Der Pedantische Irrthnni Des überwitzigen doch sehr betrogenen 
Sohulfuchses. Rappersweil 1673 (vgl. Goedeke, Grundriß l.Aufl. 
3, 490) 8. 68. 

9 Mosckerosch läßt in seinen Wunderlichen und warhaff- 
tigen Gesiebten Philanders von Sittewald den alten Eulenspiegel 
selber auftreten. Im Todten-Heer, dem 4. Gesicht des ersten Teils 
(Strassburg 1650 1, 216—219) tritt er scheltend nnd fluchend dem 
ErzÄler entgegen : 

„Hat mich SVelteu mit euch Welt-Narren beschissen, was 
habt jhr immerdar mit mir zu schaffen, das jhr mich hin und wider 
also außschreyet und beschimpffet, als ob gar kein Narr je ge- 
wesen wiire, dan ich? . . , . Ich bin der arme Eülenspiegel, wann 
einer under euch einen groben Zotten und stincketen bossen vor- 
bringet, und ich gloichwol nichts dazu kan, so heissot es doch, e« 
sind des EüleoBpiegels bossen 1 er ist in Eölenspiegels schul gangen! 
Siebe da, was ein Eülenspiegeri* was macht der Eülenspiegel ? 
Aber wisset daß jhr undereinander selbst grössere Eülenspiegel 
und Narren seit, als ich jemahlen gewesen, dann, ist der niobt 
ein grosser Narr und Eiilanapiugel, der die gute Zeit ver<chertz«t,- 



I 



279 



I 



und in deß msynet er begebe Doctorearbeit, wann er gloaseo und 
Notae, Lehr und Trost, fiber und auß dem Eülenspiegel achreibet? 
wan er den Eülenspiegel in Rej-men und Gesang stellet?' 

10 In den Borgsamen nibtiographien, welche Lappenberg 

{1854) und HKunat (1884) iren Nendrncken der ältesten Aus- 
gaben des Eülenspiegel beigegeben baben, vermisBe ich noch fol- 
gende Titel: 

P^ulenspiegels Lebens-Lauff, | Ist an manchem Obrt zu kauff. 
(Darunter 42 viereckige kolorierte Holzschnitte, unter Jedem zwei 
Vorsp) am Ende: Gedruckt im Jahre 1724. Offenes Folioblatt. — 
WvMaltznbn, Deutscher Bücherschatz des 16. — 19. Jahrhunderts. 
Jena 1675 S 201 Nr 1223. 

Der Eülenspiegel, ein -allegorisches Schauspiel aus dorn neun- 
zehnten Jahrhundert . . . Heraasgegebon von Weidmann. Wien, 
in der Van Gehlischen Bucbl.niidlung. 1781. (S 133:) Der Werb- 
platx der Liebe, ein komisch anakreontisuhes Ballet in 3 A. 1781. 
8". — Ebenda S 556 Nr. 2600. üeber Paul Weidmann vgl, 
Goedeke, Grundriß 1. Aufl. 2, 1070. 

„Wleuspieghel apud Joannem van Ghele, sine privilegio et 
anno." Diso Ausgabe muß vor dem Jare 1570 gedruckt sein, 
da sie in der Appendix des Antwerpener Index librorvm prohi- 
biforum nnter den fl&mischen Bilclieni genannt wird, den Lappen- 
berg 8 196 «lachlich ins Jar 1579 stat 1570 versezt. Aach 
ira Mailänder Iudex v. J. 1554 stea Poggii Florentini, ÜUn- 
spiegelii et Bebelii facetine neben einander, wäi-end ira Venetianar 
Iudex desselben Jares der Eulenspiegel l'elt. FHKeusch, Der 
Index der verbotenen Bücher, 1, 223 (1883) vermutet, Piero Paolo 
Vergerio habe in in den Mailänder eingeschoben. 

Eine rumiltiisehe Bearbeitung des Eülenspiegel, Tilu Buh- 
ogÜnda, beschreibt MGasler, Literatura popularS RomSna. Buca- 
refti 1883 S 1(!0— 163. 

1 1 Von böhmischen Uebersezungen deutscher Volksbücher 
erhält JDobroieskff, Geschichte der Böbmischen Sprache und Litte- 
ratnr 1792 S 153 bei Gelegenheit der Zebererischen Handschrift 
T. J. 1459, welche die Geschichte des Königs Apoltonius, der 
Griseldis und des Tandarides enthält : „Diese und dergleioheo. 
Schriften, woi'unter die Oesobichte oder Chronik 7om F(^ilon, vom 
Kaiser Jovinian '), vom Stillfried und Brunctejk *), von der ilfelu- 

1) d. h. die Geachichte vom König im Bade. Vgl. HVamhagen, 
Ein indiache* Märchen ISSa und Longfeüow's Tales of a WayBiäe 
Inn 1S84 S 18—60. 135—158. 

*) vgl. JFeifaiik, Ueber aeei böhtni»ehe Volktbüeher tut Sage von 
Seinfrit von Braanschweig. SitiungaberiehU der Wiener Akademie 2S, 
83— &7. 32, 322—331. - Die Berliner UnitiereitäUbibliothek hciiit eine 
deutiche Bearbeitung-. Ztneif schöne llistori&n. Von Stilfried and 
BruMtwick. o. 0. {Prag?) 1807. 48 S S^ 



280 



sina, Magelona, Gmomfa, vom Grafen Hehvkh, Tiü Eulenspiegti 

die bekan Eltesten lind, werden noch immer bäu% gedmcbt, gekauft 
und gelesen. 3ie dienen dem gemeinen Volke sum Zeitvertreib 
und sind, seitdem unare 0amen unJ Fräulein eicht mehr böhmisch 
lesen, die beliebteste Lectnre der böhmiBcben Mägde. In den 
oeuerD Auegabeu, wovon ich eben die Chronik vani König Apotlo- 
nias, OlmQtE 1769 in 8" und die Grieelda, Olmütz 1779 in 8" vor 
mir liegen habe, sind die alten Formen und Redensarten in den 
meisten Stellen nach dem jetzigen Spritchgebraacb geändert wor- 
den Florius und Biancafiora ward in böUmiscber Prou 

schon 1519 in Fol. lu Pr»g nod wiederum 1600 in 8" gedruckt." 
JOHANNES BOLTE 



ALTE GUTE SPRÜCHE 



1 Familiaritüt macht Verftchtnng. 

CoO. Curioa. ÄUm. 14. 44. 

2 Ja, Herre, wenn nicht mehr dazu gehörte zum Tanze, 
denn ein paar neue Schuh ! 

Oetuetiphiios. S. 
S Bei den Bachusbrüdem beliebte» Sprichwort : 
Ich trinke was mir schmeckt 
und leide was ich kann. 
1749 Bahn. Kraft und Wirkung des frischen Waueri. Vorrede. 

4 Was Jugend lernet heat 

Das fruchtet wol und bleibt aÜEeit. 

HMMogeheroseh. Alem. ohen 86. 

5 Man hat niemalen gatei 

6 Ein fftUcher Freund, der Honig im Mund vnd Galt im 
Hertzen hat 41. 

7 Was man in der Jugend lernet, haftet bis in die Gruben 49. 
B Ein kecken Hann geht das Glück an 85. 

9 Ein Bissen, der gessen ist, macht kein Freund nicht 199. 

10 Wer spat ankompt, hat vbele Herberg 209. 

11 Ohn Wein vnd Brod ligt Venus kalt und tod. 
Ans vnverschamttem Bachiis Feld 

Ist nur ein Sprung in Veneris Zelt 226. 

12 Die Singer haben all den Fehler 
Dafi jhnen mangelt an der Kehlen ; 
Wann man sie bitt zu spieln oder singen ! 



Wann aber jhr Bpieln Icein lust thnt bring«D. 
Kan man sie kaum zum Schweigen bringen 277. 

13 Aber wbdq msD keine Falken haben kann, mnA mftn 
mit Eulen bnissen 477. 

14 DciTin wann das klopfen odnr bolderri Mnsica bqU sein, 
Bo mAsten die pender oder küfTer oder die, die fesaer maohen, 

. ancb Masici seyD, daa ist aber alles nichts. 

JlfiMicfl getäUeht ttnd nußgaogen durdi Seh. Virdung. 
Neudruek v. Einer BerVn 1883. (o. 1511) Di''. 

15 Wie man im Spridi%Bort tu tagen pfitgd: 

Der Bebst ist aach ein Schüler p;ewe8en. 

Oramanus Wtldsehältfnlatein. Bof 1620. S 9. 

16 Erbettelt WiH.pret ist ehrlicher denn geetolens 23. 

17 Der Bauer dichtet wie ein Amsel — wie er etwan auf 
den Sonntag ein ehrlichen Mann bintergeh 114. 

IS Ans eines Hochge! ehrten B. Pfarrers Munde auf der 

Bescheret Gott ein BäaigQn 

So beacheiet er auch darzu ein Gräesigen 3 ^). 

19 Was eine gute Spiegel-Mutz will werden, die spiegelt 
lieh in der Zeit 22. 

20 Was ich nicht kann vei'kaufeu, das gebe iah immer 
zn 25. 

21 Was ein guter Hacke werden will, dat krümmet sich 
bei Zeit 34. 



22 



Schneid das Brod gleich 
So wirstu reich 41. 



23 Reiche Leute und Hunde inacheD 

24 Die Bürger halten viel melir t( 
von dem 1. Kreuze 43. 



(eine Stnbentbflr zu 12. 
den Crenttthalern als 



25 Ey gar zu scharf macht Scharte, sagete Klans Steiff- 
s 69. 

26 Junge MAgdgen schniahl nnd lang 
Sind der Studenten Keckebanck 119, 

27 Zwei Hunde über ein Bein 
Bleiben selten rein 123. 

26 Zosagen ist EdelmÜDniscb, Ilalteu ist Bäurisch 126, 



282 

29 Mensch aey witzig 
Die Welt ist spitzig 

30 Alle trit in Gottes Namen saget der Vater Pabst 111. 

31 Reime dich Bandesschuh ! 44. 

32 Holla, was der Eukak! thut? Was haben hier die Zi- 
geuner verloren ? Wir wollen einen begraben : Warümme denn 
80? 92. 

33 Wem die Pferde wol stehen und die Weiber abgehen, 
der wird bald reich 129. 

34 Man saget, wan einem der Igel im Panzsche rege wird, 
daß er vor die Herberge danke (kotzen) 104. 

35 (Nießen) Wann einer wacker um sich brauset und mit 
seinem resolvirten Speichel ein halb Schock Leute besprützen kann, 
auf solches Herz noch keine Euhe gekacket hat, sondern frisch wie 
eine Pomerantzke zu schätzen ist 104. 

36 Court Unverstand, ihm glaube aber ein ander aus Irr- 
land 111. 

37 So fein sachte, daß der Herr nicht fällt 111. 

38 Denn ein Esel, Weib und Nuß se^n in einem predica- 
mento passionis: weil man sie schmeissen muß 127. 

39 Denn er ist ein fürnehmer Eerls, wie die Müller, die 
auch ihre muthwillige (freiwillige) Dienste zuvornehmen 167. 

40 Es denket die Eöcbin auf ihre Bratwurst, der Enecht 
auf seine Plone, ebenda. 

41 Warum kuckestu in die Eanne? Wenn ich drinn säße, 
so luckete ich heraus ; wenn ich aber auf dem Deckel säße, so 
schieße ich dir auf den Eopf, so kriegestu eine Mütze 186. 

42 Die Eirche ist alt und der Teufel ein Schalk 205. 

ABIRLINGER 



FINDLINGE 

1 Ein Hennen und ein Han 
so fangt mein Liedlin an, 
ein Euo und ein Ealb 
jetzt ist mein Liedt auß halb 
ein Eatz und ein mauß, 
jetzt ist mein Liedlin auß. 
drauf sauf ich den da rauß. 



383 



Diß Lied hörte der Abt tob St. Georgen Georg Gaisier am 
23. April 1053 beim Mnle und trug es mit der BemerlcuR^ : „Noin 
cantum Lydium chyrnrgi Joachimi*' in sein Tagebuch ein (lUane. 
QaeltensHiumhing der badiecben I.aitdcageacbichte 2, 507 b. 1854). 
— Vgl. die Kinderpredigt in tSimrocks deotachem Kinderbuoli, 
Frankf. 1884 S 74 n. Alemannia oben S 199 ff. 

2 Zum Taucher v. Schiller. Und ist denckwilrdig, was von 
einem Sicilinner, Piscicula geoant, die Historien ecbreiben : daß er 
habe Icönnen durch daa Meer duraliechwimmen und geben, auch 
lange Zeit unter dem Wasner eeyn als wie ein animikl amphibium. 
Die Anatomie! geben diese Ursache, da(^ wenn mau iu der Jugend 
einem Deugcbornen Kinde Nase und Maul zuhalte und aolcbes 
offters, HO eroffne siob ein Weg in der Brust Kum respiriren, ohne 
Athemholen ubw. S 40 ff. Becher Alem. oben S 68. 



3 Claus Narr. 
Ducaten gesäet habe, 
die Lateiner haben e 
serere. S 63. 



:>n Clauß Narren saget man, daß er einmal 
n Hoffnung daß aie auffgehen aolten und 
I Sprichwort von Tergebensr Arbeit salem 



I 



4 Das Schwert des tapferen Hanns von Frotisperg mit der Haut 
eeinea Feindes überwogen (in der Müncheoer Kunstlcammer) acheint 
einen zweiten Oöthe herauszufordern, den Pendant tum Götg von 
Berlichingen zn lifern. Anselmua Ral)io9ua Reise durch Ober- 
Deutachland, Salzb. & Leipzig 1778 I 30 ff. 

5 Die Sehaitbillme ist ihrem Ursprünge nach ein Spiegel des 
Lebena, aber die heutigen Komödianten haben dns Glas verdorben. 
Änselm. Rab. I7G. — Die, so von der Religion der Scliauhöhne 
sind, geben vor, sie sei eine Art von moraliBcher Predigt. In 
keiner Religion kann man eine gute Predigt ober einen schlechten 
Text halten. Ebenda. 

6 Die dramatischen Aufzüge sind nichts nütvie, ja höchst acbäd- 
lich ; sonderlich wie sie heutzutage und insgemein gebraucht wer- 
den. Comödianten oder bomiletJsche Kunst- Gnust- und Dunst- 
redner kan man dadurch wol ziehen, aber keine weise und ernst* 
hafte Oratores, sonderlich eccleaiastioos. Joachim Langens UU. 
Gramm. Halle Waisenhaus 1783 S 30 (23. Aufl.) 

7 Alle Ausländiache Bettler und Vaganten, es aeyen Christen 
oder Juden, Deserteurs und abged.tnkte Soldaten, Hausierer oder 
solche Leute, welche zum Verkauff allerhand geringe Lumpen- 
Sachen als Zalin-Stierer, Zahn-Pulver, Haar-Buder, Blumen-Str&uß, 
Schuh-Schwärze, gedruckle Lieder, and dergleichen herum tragen, 



984 



and unter (^ieeem Schein eigentlich betteln, hmipfsächtich auch die 
»ehOnälichen Lieder absingen, fahrende ScbSler, Lejrer, Sack- and 
andere Pfeiflfer, Uackbrettler, Riemena techer, Glücks hafener, Scbol- 
decer usw. sich sogleich ausser dem Bezirk dieses Schwab. Crefsea 
begeben soUert ubw, 

Patent 1742 gegen Jauner und Zigetmer. 



I 



8 Piedagogixhea. Fast auf die Art vnd Weiß wie die Kinder 
die CbriBtkiadliiisgDtiea annemen, sie gehen schlafTon, betten daß 
ihnen das Christkind lein diß oder jenes, eine schöne Pupp und 
dergleichen bescheren wolle, achialTcn vaderdeß ruhi^ vnd ohne 
Sorg fort, morgen sobald sie erwachen steht die Pupp da, dsa 
Geschenk ligt für Augea, sagt man das Christkind lein habe aa 
bescheret, so sind sie schon zufriedeD wie gering auch die Gab 
sonst sein n)ag. So ein tugendsam Weib ein Geschenk Gottes : 
mancher kommt dazu als träuraete ihm qbw. DKM tll 336. 

9 Auch ists kein vcrbottener Betrng nicht, wann Eltern ihre 
Kinder vberreden, das Christkindiein werde auf einem Eselin ein- 
reitteu, stellen alles also an, als »ann dem also wäre. Dann weil 
Kinder noch kein völligen Gebrauch deß Verstands haben, so kann 
auch ihr Verstand eigentlich nit betrogen werden. DKM I 443. 

10 loh meine die eingeäschte prächtige SchlÖBser nnd Gebäwe 
in Tentsohland selten den Kindern vnd Enckele von jhrer Vätter 
vnd Qrofiviltter Pracht und Oebermut predigen vnd sie lur Baß 
vermögen. DKW III 149. 



I 



11 Vom deutschen Saufen. Sage nicht (Gott spricht) von dem 
was mir zuwider ist, es ist also Landts Art, sauSeit ist der Teut- 
sehen öewonheit, es ist so vnd bey disem Collegio, Stifft, ZnnFt 
Herkommens. Es ist praesoribiert, verjährt, unsere Alte sind aacb 
nicht Narren gewest, DKM I 85. 



muß ein jedliches Lai 
d seinen, Frankreich 
guter Wein schlauch i 



seinen eigenen Teufel haben : 

neu. Vnser Deutscher Teuflei 

vnd must Sauff heißen usw. 



Welschl. 
würd ei 
limda II 471 nach Luther. 



12 Geliebte: Kircbweih halten ist sowol eine alte als löbliche 
aber auch schändlich mißbrauchte gewohnheit. DKM I 584. 

13 T(m-sen unter der Linde. Unter allen Tänzen der Landleute 
muß jener auf dem freien Felde unter aohüttigteu Linden, wo weder 

B SO große Hitse, noch vieler Staub, noch die Ausdünstung von 



285 



BO vielen Uenschen die Luft, sowie in engen Stuben verdirbt, der 

gesündeste seyn. — 0! wüßten doch nnsere guten AUvater, die 
ans vor dem RathhaiiBe jeden Dorfes die breitauhatt igten Linden 
hingepflanzt haben, daß jetzt Deutschlands nnschuidsvolle Land- 
mädoben einsam und verlaßen, unter dem stillen Baume weinen 
und daß kein deutscher bUaaugigter Jüngling ihnen jetzt mehr 
den nervigten Arm reichen darf, um heüjanchzend um den ehr- 
würdigen Stamm das hüpfende Mädchen herumzu tum mein ! — 
Was würden sie zn der in ihrem Vaterlande vorgegangenen Ver* 
andemng und zu der grotesken Ernsthaftigkeit junger Gesichter 
sagen, womit ehemals anter ihnen nur die Pest angekündigt 
wurde? — Warum aber auch dem Landvolke das ßiachen Freude 
rauben, das ihm sein hartes Schicksal so leicht hin wegscherzen 
machen kann 1 Essick, Medis. Lexikon 1878 I 133. 



14 Deutschland: L)er heutige Augenscbein bezeugt 
in Teutschland: es war weiland ein Königin, nun aber ein Sagd; 
die zierd des Königreichs hiit kein GUrtel mehr, ist ein spiegel 
vud schewsahl worden ; vnder den Uauptursachen ist anch eine der 
leidigen Hoffart. DKM II 94. 

15 /n Joachim Langens Lat. GrarmMtitM, HaBe, Waüm' 
haus, die unzäligemal im vorigst Jarhd. aufgelegt morden ist, 
hei^t ts in „Vet^cf^seritng des Sckulwesens" [wenn man oft nähere 
Wege wäüe, wärs erfolgreicher) 

„Die Bolländer kommen freilich nach vielen Umwegen snch 
nach Ostindien : würde man ilineu aber aas dem Uittelländisobeu 
Meer einen Weg ins mare rubrum zeigen, so kämen sie viel näher 
dazu." 

16 Aus einer sog. Frimiepredigt in Konstant: Lob des Kniebifi. 
Und sogar anch der leblose Pfarrgrund und ßoden zu eben dem 
Ende, obschon nur zurälliger Weise, sehr gerne verhülflich eeyn 
wollen. Dann erstlich wird Sie der nahe Kniebiß-Lnft immerdar 
sehr frisch und gesund erhalten ; die hoch und pur ebene Pfarr- 
Lage hingegen, welche das tezte Pkttfeld unsers mitnilchtig 
edlen Schwabenlandes ausmachet, wird Ihnen auch gleich an ebner 
Erde zu einer sehr aunemliohen Stern-Wurte dienen, um von da- 
sellist ein überaus schönes Obst- und Weinrelchea Thal und fast, 
wie von dem nahe gelegenen StanfeD-Kftpfe auch alle weit ent- 
fernte Niederlanden freyen Auges zu Oberschanen : es wird Sie 
folgsam auch diese alle Augenblicke zu einem zeltlichen Nachbareo 
des »ahe- und weiten Stern-UimmelH machen. So ist fiherdae anch 
Ihr sehr mild und gottselige Herrschaft von Bißingen usw. nur 
anf eine halbe Ueüe westwerts von Ihnen zu Schramberg abge- 
legen. Die anderweit goistltcba Nachbarschaft eines Vwi^XuofuHo. 



I 
I 
I 
I 



CIsrisBer-Slift kann Tbnen jeweils auoli den Geist aufwecken, vom 
DDteren und sie allecnal daaelbat gute ßäthe einholen nad wieder 
Borßekgeben können. 

Constamer Frimhpredigt 1777 cnn fferiicÄ ül. 

17 Wartmng vor den wirteuibcrgi sehen Sacrnaclibani. 
hingegeo mein viTeliifiater Herr Prioiizianl! kuanea niemals 
viel daran lliun : man lehret nie zuviel, was niemal» genug 
lernet wird ; vorauß in ihrem Eirchapinle, welcbee nur eine halbe 
Meil wegB .von der Irrlehre enllerut. aucii von den unkatboli 
Beben, jedoch guten Nachbaren des alten Herzogtitums von Teck 
und Scbiltacb nllerpechst zur Ost- und Nordaeite l>egreiizet. isL 
Wenn aber dennoch etlich wenige dio Nase darüber rOmpfen 
wollten, so lachen Sie in ihrem Berze und deai^keu ganz tröetUoh 
in der Stille, daß die Beacheltung eines gnr emsigen T^läbners 
Tor Gott und der Welt sein gröatts Lob seyn. Elienda S 31 

18 Lob Calws. Wiewohl Kalbe in Schwaben na einem un- 
fruchtbaren Orte ligt — dannenbero närrisch geaoliienen, etwas Ab' 
sonderliches dort anzafangen, so hats dnch der El?'ekt bewiesen, 
daß durch eine vorsichtige, weise Anstalt ein trufSiches Negotiam 
¥0D Wollen-Mannfaktur, dergleichen sonst in gaiiK Teutschland nicht 
ist, alldor introducirt und stabilirt worden, wodurch den Vvt 
Ben nicht wenig Abbruch geschieht. Und wann, wie der Hereog 
in Würlteniberg, der Churfürst vun Maynt?. ivegen Erffurt, der Erz- 
biachof von Salzburg, Bischof von Bamberg und Wiirxburg und 
der Herzog von Neuhurg mit mir oorrespondirt, das Manufaktur- 
Werck fortzusetzen, wann, sage ich, das Verbot und Reichs-Edikt 
wäre fortgesetzt und manntenirt, auch die desaeDlwegen mir auf- 
getragene Cotüission — die ich wenn irh nicht verfolgt worden 
so würden anjetzo die Manufakturen in Teulschland besser Blähen 
und dio franzüsische Goldgrube noch mehr virstopft sein. S 10 
Becher. A 



SÄGEN 

1 IIABSBUROEB SCHILD IM KLOSTER WETTINGEN 
Als ich in uechstvergangenen Meyen diß iarcs auch in denisel' 
bigen gotshuß war {^Weltingen), da z&gt mir eto pricster einen alten 
Habsburger sohildt, vß holtz geachnitten. so an einem pleiler ban- 
get, gleich ob der begrebniß der grauen von habßhuig ohgemelt, 
vnd saget mir, dz inerthalb zwenvjg iaren die kirch gautx vnd 
gar wer verbrunnen vnd alles was von holtzwerck klein oder groß, 
£a weren bild, schilt oder anders nioht vßgenumen darinnen wer 
geaeia sJs verbrunen were, Tßgennmen der alt habsburger sohilt 



wer gaotK vnd gar vnverletzet Wiben. des sich yeder 



1 fast 1 



Keiaerlieher wirf Hhpanisrher M. auch fürstlicher durch- 
Mehtiglteit vnd aller hieuor Ertehcreogm vtid herioffm von Oeatef' 
reich, ßartu der f'ürsllkhen graven von Udbshurg alt künglich 
liarkttmen mit Namen gar nahe wff gteeiiuscnt Jar durch Hieron. 
Gebioeiller, freier kUnslen meister derzeit schidmeisler tu Hage- 
nav. Straft. 1537. J. Oriminger Bl. 37". 

2 GOTTBSLÄSTEBBB BESTRAFT 

A. 1632. Eiü EdelniHDn Albrecht PericofM achoß, nla ihm 
in einer Nacht allea Vieh umkam, in die Luft: Wer mir mein 
Vieh getötet iiat, der freß es nnchl Bald fielen auch Blutstropfen 
vom Himmel, darauff wurd der Groltlästercr in eia schwarzen Hand 
verwandelt, fangt an zu bellen und zu heulüii, macht eich binder 
das Todtenaß deß verstorbenen Viechs, frißt dasBelbe anf nnd 
büßt damit seinen Hunger. Der Author hab cb von Leuthen die 
es sagen, Cluver in appetid. eint, histor. p. 38. DEM I 391. 

3 SCHAZGBABER BETROGEN 

Ist der Friede ein werther Schatz, bo haben sich die Schatz- 
gräber KU hüten, dnniit es ihnen nicht gehe, wie jenen Ihnmkfili- 
nen WaghitiBen, welche vorzeiten Anno 1535 in einem holen, tieffen, 
vngehewren Elerg beyAmherg, sich hinabgelassen, iu Meinung einen 
reichen Sehnt?, -/.n finden, nichts aber anders als etliche leehre 
Plätze, vimiltzu Bilder, scheu tzliclie Gespenate angetrofieu vnd mit 
bleichen Nasen halb todt widerumb }^u rück kommen. D 79. Alem. 
11, 160. 

4 TODESBOTEN ') 

Job. Hofninnn war, als er von Gießen lli54 nncfa Trarbach 
berufen worden, acfaon verheiratet. Seine Seh wig ereitern nannten 
Trarbach nur Traurliach und ließen von diaer NnroenaauBsprHobe 
nicht ab, ebenso wenig dev „Marpurger Bett" der im anf seiner 
Reiae biß Mainz herauf GeaellBchaft leistete. An „Tranrbach" 
nnknGpfend ereält H, eine sondarbare Geschichte, die in den Todea- 
boten Keropfs oder eines Stockhausen, worinn vile äuliohe 
Dingo steo, gut hätten Pkz finden können. Hören «'ii' : „Ob sich 
nun gleich alles bereits erwehnter massen glüokhafft und wol hei 
mir angelassen, so hat sich doch zugetragen, da ich knam bei 
anderthalb Joren dort gewont, daß in der vorgehenden Nacht des 
AposteltHge Mathiae Morgen!) um 3 Uhr eich eratlich bey der vor 
meinem Ruhbett stehenden Wiegen, iu einem gar kleinen Bezirok. 
dem ungefüren Ansehen nach bey 50 blaulicht flammende Liecht- 
lein haben sehen lassen, welche den angezündten i^chwefel-fädemllu 



i 

I 



•) Quelle Aiem. XIV 102 Anmerkg. Hufmann, dw dw heriehUti 
ward von I6S7 ab Stktor in Eßiingm. 



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nicht nngleioh geschienen. Als ich mich aber im Bett aufgerichtet 
dieses Gesichte desto besser zu betrachten, wurde ich gewar, daß 
nicht allein zwei davon auf die Wiegen gefallen waren, sondern es 
hatte sich auch eines auf meine linke Hand und zwar an den also 
genannten Goldfinger, eben an dem Ohrt, da mau die Ringe zu 
tragen pfleget, unversehens gehünget. Solches hat mir nun, als 
etwas Ungewöhnliches, endlich mehr Entsetzen dann vorhero, all- 
mählich verursacht, daß ich nicht nur mit der Hand samt dem 
Licchtlein, sondern zumal mit dem ganzen Leib unter die Decke 
gefahren, worauf sich, da ich bald hernach wieder her fürschaute, 
alle solche Liechtlein gänzlich verloren. Welche Erzehlung gar 
kein Traum, sondern ein wahrhaftes Gesicht gewesen, indem ich 
völliglich gewacht und nach diesem weder Selbsten noch meine 
mitwachende Seelig Ehfrau biß an den verlangten hellen Morgen 
uns einigen Schlaf in die Augen kommen laßen/' JHofmann 
sprach mit Verständigen, mit Theologen darüber, allein deuten 
wollte ers gerade nicht. Den Sonntag darauf feierte er mit den 
Seinigen in Buße und mit Genuß des Abendmahles, fiel im aber 
nicht ein, daß das Vorzeichen, Todesboten seiner Fran und eines 
seiner zwei Kinder sei. „Abcrglaub'' war es, die Deutung selbst zu 
machen ! 

4 SPUK IM HORNBERGER DIACONATSHAUSE 
Friedrich Aug. KöMer, geb. 1759, der bekannte Altertums- 
forscher, f als Pfarrer in Marschalkenzimmern, war ein feinfülen- 
der Sammler und Kenner von Volkssagen. Kr unterließ auch nicht 
auf eine Spukgeschichte zu verweisen, die wärend seinen ersten 
Lebenstagen dem 1. Vater zu schaffen machte. Diser pflegte biß 
Mitternacht zu lesen. Oft sei er gi^stört worden durch etwas, was 
in der Stube umherhuckte, aber beim hellsten Lichte nicht gesehen 
werden konnte. Er habe den Stock genommen und sei dem nach- 
gegangen, es sei hinter den Ofen der Stube verschwunden, da wo 
der starke aus Kieendrat bestehendo Ilnustür-Aufzug hinunterlief. 
Da fiel es durch eine winzit^rc OelFiiung hinunter als obs ein 
schwerer Sack gewesen wäre. So gewönte sich Köhlers Vater an 
den Spuk und kümmerte sich zulczt gar nicht mer darum. Ein- 
mal habs deutlich gerufen, wie eine Kindesstimme : Deck auf^ 
Die eben erwachte Mutter zog den Vorhang, deckte das Bogen- 
tuch der Wige auf, das Kind wachte, war erschrocken, lächelte 
aber gleich wider. Wie Schillers Wallenstcin es als gutes Omen 
ansah, glückverheißend, daß er bei einem Fenstersturz zu Burgau 
mit heiler Haut davon kam, so unser Köhler. Einer Näherin gab 
eines Tages, als Besuch zu Hause war, die Mutter das einjärige 
Kind auf den Arm, es schellte unten an der Haustüre, sie will 
hinausschauen und wärend dessen jukte das Kind über die Arme, 
fiel 8V2 Fuß hoch kopflings zu Roden : tat im aber nicht das 
geringste ! ABIRL1N6ER 



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