Skip to main content

Full text of "Alemannia: Zeitschrift für Sprache, Litteratur und Volkskunde des Elsasses ..."

See other formats


Google 



This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct 

to make the world's books discoverablc online. 

It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject 

to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books 

are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover. 

Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the 

publisher to a library and finally to you. 

Usage guidelines 

Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the 
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to 
prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying. 
We also ask that you: 

+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for 
personal, non-commercial purposes. 

+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc 
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the 
use of public domain materials for these purposes and may be able to help. 

+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind 
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it. 

+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just 
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other 
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of 
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner 
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe. 

Äbout Google Book Search 

Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs 
discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web 

at |http: //books. google .com/l 



Google 



IJber dieses Buch 

Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im 
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde. 
Das Buch hat das Uiheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch, 
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann 
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles 
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist. 

Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin- 
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat. 

Nu tzungsrichtlinien 

Google ist stolz, mit Bibliotheken in Partnerschaft lieber Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse 
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese 
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch 
kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen. 
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien: 

+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche Tür Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese 
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden. 

+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen 
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen 
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials fürdieseZwecke und können Ihnen 
unter Umständen helfen. 

+ Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über 
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht. 

+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein, 
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA 
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist 
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig 
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der 
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben. 

Über Google Buchsuche 

Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google 
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser We lt zu entdecken, und unterstützt Au toren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen. 
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter |http: //books . google .coiril durchsuchen. 



iM I t 



• f 



•t • # .1 



« U a 



• . ... I; ••• 

. • .. ••*■■• • 



& 




Zeitschrift 



für 



Sprache, Litteratnr nnd Volkskunde 



des 



Elsaszes, Oberrheins nnd Schwabens 



herausgegeben 



von 



Dr. Anton Birlinger 

ProfttMor an der UnlTeralUlt In Buna 



Zwölfter Band 



Bonn 

bei Adolph Marcus 



1884 






• • • ' 
• • • 



• • • • • 

• • • 



• • • 



• •• • 



• • -•. 









• '• 



• •• • • ••! • •••J» • • • _• • • 

• • •• ••• • *•* •• •• •• *•* •• 



•• 



• • • •< 

• • • 
•• • 






• ••••• ••• •• • 

• •• •••,•• • 

'•• •• •• ••_•• • 

«■ •••••••• 



139919 



Inhalt 



Seite 

RStMche Ortsnamen MRBuck 209—296 

Schweiz 

Legende von S. Idda von Toggenbnrg ABirlinger 178—177 

Ein Seliweizer Volkslied von der Anferweeknng des Lazarus 

WCrecelius 115-116 

Yolkstttmliebes ABirliDger 166—166 

Elsasz 

Stadtbneh von Sennheim Oberelsasz ABirlinger 186—146 

Ans dem Ablaszbnebe von Thann Derselbe 146—160 

Elsaeszisebe Volkslieder WCrecelias 180—189 

Volkstfimliches ans dem Elsasz KMandel 101—114 

Reehtsrheiniscbes Alemannien nnd Schwaben 

Eine alemannisehe nnd eine bairisehe Gebranehsanweisnng 

zn den Psalmen XII XIII see. ABirlinger 82—98 

Fryheiten der Vnniversitet ze Fribnrg Derselbe 122—181 

Pater noster nnd Ave maria Von Lehner 167—169 

Tibians goldene Schmide ABirlinger 117—122 

Zwei Lieder WCrecelius 114—117 

Schwabenlied Derselbe 177—180 

Jakob Wimpheling nnd die Schwaben Derselbe 44—58 

Zn den Volksbüchern ABirlinger 88—40 

Findlinge Derselbe 98-101 

Alte Recepte für Fisch- nnd Krebsfang Derselbe 172—178 

Volkstümliches, Sagen, Sitten, Aberglanben Derselbe... 159—167 

Legenden, Vorarlbergiselies Derselbe 12—18 

Sitten nnd tiebränche Derselbe 18—25 

Aberglanben Derselbe 26—31 

Sprichwörter Derselbe 81—38 

Volkstümliches ans Conrad Dieterich, Hessisches Derselbe 170—172 

Volkstümliches ans Hohenzollern BStehle 1—12 



IV 

Yirianui Nati«BDm ProprieUtes ABirlinger 190—196 

ani AberglsBben ans Heinrieh Sander Dargelbe 80-82 

Derselbe 41-43 

^S^^^MN Derselbe 161— 1B8 

Zt Styuologigehem WHrUrbnch« der Dent- 

Don elbe 205-208 

Yn der Punner Rnist oder vob Fe§t- nnd eefrorensein 

Derielbe 131—186 

ZBT Litteratnrseschielite des XVIII Jarhnnderts ans Hein- 
rieh Sanders Reisen Deraelbe 196—305 

2i des Kubea Wuderhen X Denelbe WGreoelias. . 59—79 



Rotabarg ist a schöne Stadt. 
Hechingen ist a Löffelkratt 
Haigerloch ist a Saukübel, 
Horb ist der Deckel drüber. 

n HAUSINSCHRIFTEN 

liebreichste Matter und Jungfrau, 
Durch Deine glorwürdige Verdienst 
Segne mich und auch alle 
Die Meinige, sonderlich N. N. 
Oott der Vater mit seiner allmächtigen Hand 
Sein eiugeborner Sohn Jesus durch seine H. fünf Wunden 
Und der H. Geist Deine(r) Liebe in Völle seiner göttlichen Gnaden, 
daß ich und die mir Anbefohlenen darinnen biß 
zum Ende verharren. Amen. 

Christian Haber 1862. Owingen 

Jesus, Maria, Josef 

Anno 16 Michel Hausch vogt 97. Wessingen 

Wenn ich, o liebster Jesu mein, 
An dich gedenk mit Lust und Freud, 
Auch ganz hinein in Deine Lust versenke, 
Kein Ding mit solcher Süßigkeit 
Erfüllet die Gemüther, 
Als Deine Gegenwärtigkeit 
In ihr sind alle Güter. 
Oottlieb Senz. Wessingen^) 

Der Anfang der Weisheit ist die Furcht Gottes. 

Am Schidhaus in Hochberg 

In Maria Herz und Jesu Wunden 
Hab ich allzeit Gnad gefunden. 

Ziegelhmte ScMatt 

In Glück und Noth 

Gibt Gott uns Brod. Omngen 

Einem jeden Recht7gethan, 

Ist eine Kunst, die Niemand kann. Fischingen ^) 

Wer säet, der mähet. 

Oute Zucht, gute Frucht. 

Fleiß macht weis. 

Einträchtig gefaßt, erleichtert die Last. 



1) Vor kurgem ausgdescht, 

2) und ehemak an einer Scheuer in Begneteweikr. 



Was w&chst, macht keinen L&rm. 

Unter einem Bienenstock: 
Seht wie gut und löblich ist's, 
Wenn Brüder einträchtig znsammenwohnen. 

8t. Maurus Bewron 

Allen Menschen recht gethan 
Ist eine Kunst, die niemand kann. 
Wer baut an Straßen und Gassen 
Muß viel Herren reden lassen. 
Wenn man glaubt, man sei verdorben, 
Muss man für sich selbst doch sorgen. 
R V. 1879 Owvngen^) 

Dieses Haus steht an dem Wasser, 

Es hat viel Neider und viel Hasser, 

Hat es der Neider noch so viel, 

So geht*s doch g'wiss, wie's Oott haben will. 

Oherschmekn 

Ich baue an Gasen und Strasen, ich hab vil Neuder und vil 
Haser, Las Neuder (Neider) sein, Was Got mir gibt, ist danoch 
mein, ich Wunibald Hauser als Zimmermeister. 

J. B. 1788 Bachhaupten 

Ich hab ein Haus, Gott sei^s gedankt, 

Darin ein Weib, das immer zankt, 

Das Kreuz im Haus war nicht so schwer, 

Wenn nur das böse Weib nicht war. 

Nimm doch das Weib zu Dir, 

Kommt auch das Kreuz von mir. Hausen ajA ^) 

Jetzt ist's halt a so! Benzingen 

Jetzt ist's halt a so! 

Ist's so recht? Fischingen 

Das Haus ist mein, 

Ist doch nicht mein, 

Dem Zweiten ist es auch nicht sein, 

Den Dritten trägt man auch hinaus. 

Wanderer sag, wem gehört das Haus? 

Erbaut 1855. Inmau 



1) Verschwunden. 

2) EbenfaUs. 



Aein Vater und dein Vater, 

Unser beider Kinder Vater, 

Unser beider Kinder Großvater, 

Mein Mann und dein Mann 

Ist doch nur ein Mann. Frohnstettenj Oelmüle 

Allbier beim goldenen Pfluog 
Hat der Arm wie der Reiche fuog 
Sein Oeltlein zu verzehren 
Oder sich weiters kehren. 

Dann anf Credit, wer sollte nit 
Sich sehe wen mehr zu geben, 
Weil im Baoch, wann ich nach suoch, 
Alt Schulden sind zu finden. 

Man kombt zum Wirt bei Tag and Nacht, 
Er deth gern manchem helffen, 
Wenn man Ims fein, wies sollte sein, 
Bahr wieder deth vergelten. 

Drum keinen kan für übel han 
Wann Im nit wirdt geholfen, 
Weil ofiftermahl, ja immerdar 
Wird guets mit bes vergolten. 

Pflug Haigerloch^) 

Wer sagt, das er ohne Fehler 

Gebauet hab, begeh sich 

Hierher zu wischen unsern Reimen ab. 

I}nsisheim 

Eingeschnitten in den Balken über der Haustür in Hausen a/A., 
aber nicht ganz leserlich sind die Worte: 

Im Namen der allerheil igsten Dreifaltigkeit, Gott Vater, Sohn 
und hl. Geist hab ich Dominikus Schneider dieses Haus auf- 
richten 

1794. 

Liebe Freunde Der Kaiser wil sein Tributh, der Edelmann 
sagt ich Bin frei, der Fürst Lebt nach Seinem willen, der Jud 
lest nicht nach Mit seiner Betrügerei, der Soldat sagt ich bring 
Nichts der Bettelmann sagt ich hab Nichts, Wohl-An sagt der 
Bauersmann, so mus ich dann geben das Alle haben zu leben. 1820. 

Wüftingen 

1) Jm ehemtüigen Gasthause 



12 

weißen Hemden, einen Stern in der Hand, — der Morenkönig bat 
ein schwarzes Gesicht — im Dorf umher und singen: 

Die hl. drei König mit irem Stern, 

Sie suchen den Herrn, sie hätten in gern, 

Sie kommen vor Königs Herodes Haus, 

Herodes schaut zum Fensterle rauß. 

Herodes sprach mit Falsch und Bedacht : 

„Warum ist der hintere König so schwarz?*' 

„Er ist nicht schwarz, er ist wol bekannt, 

„Er! ist Kaspers König aus Morenland/* 

„Aus Morenland? So biet Du mir Deine rechte Hand !** 

„Die rechte Hand, die biet ich Dir nit, 

Du bist der Herodes, wir trauen Dir nit/* 

Und wann ir was geben, so gebeVs fein bald, 

Wir müßen heut noch durch 'nen finstern Wald. 

Zum Schluße diser Volksbelustigungen erwänen wir das Scheiben- 
scUagen im Frühjare zu Hitzkofen. 

THANN 0/E BRUNO STEHLE 



LEGENDEN 

1 GRÜENDÜNG VOM KLOSTER VALDÜNEN 

1 Es ist zu wissen, das in Curer bistum hinder Rangwil ist 
gelegen ain wald, ist genampt Valdunen; darin quilt auf ain 
adellicher Brun, ist gehaissen die guldin mülli. Nun fugt es sich 
daf ain mensch aus feren landen herauffkham in die land als ain 
armer bilger vnd kham in den selben Wald Valdunen, da die 
guldin mfllli genennt in litt. By dem brunen stond ain grosse 
ayoh, die was ytel hoU; in dem holl hatt der bilger vil sein wo- 
nung allain. Mit grossem Andacht vnd also iez im Gott in der 
homliche etliche wunder o£Penbaren wolt, die sider künftigklich 
fürgegaiigen seind, in was er sach Engel von dem Himmel herab- 
khumen vnd sich liessend auf den stain auf dem der erst stock 
dis closters gesozt ist worden vnd warent gar loblichen singen. 
Das hört der mensch, nemlich der Waldbruder mit fröden vnd 
auf dem stain so gingendt vil fröwlin, die hattent schwarze wille 
auff ieren höpteren vnd also au£f die selben fröwly warent die 
haiigen Engel sich herablassen zu syben mall im thag vnd ob 
inen schweben vnd da by ward sin zu verstand geben von Gott, 
das das da ain beschlossen closter mit gewilenten frowen sölten wer- 
den, darin die syben zeytt täglichen gesungen söltent werden. Er 
hortt auch alle tag ain fögelin gar sttSBenolich auf der ayoh, darinn 



13 

gewesen uff den Mauern gegen ihme gangen^ mit nuammeii ge- 
hebten Henden gegen dem Münster gesehen, hat sie angeschranen, 
ist gleich verschwanden. Waß bedent wayß der liebe Gott wöfal. 

Blüender Weingart sih Älem. XI 150a. VergL Älem. III^ 
370. Vciksf. aus Schwaben I 377. Aus Schwaben I 57 ff. 295. 

6 ST. LEONHARD DEK GEFANGENENBEFREIER 

üngefär 1350 — 60 ward Rudolf VI von Montfort in einer 
Fehde gefangen, stellte aber seine 2 Söne Rudolf und Udalricos 
als Geiseln. Die 2 jungen Herrn waren in die 4 Jare verhaftet 
und haben versezt bleiben müssen. „Doch entlich diser Dienstbar- 
keit ohngewohnt und verdrossen (da sie kein menschliche Hilf ver- 
spürten) haben sie den hl, Leonardum der Gefangenen Patron und 
Helfer mit disem voto vnd Gelibt angeruefft: wann sie wurden 
erlediget werden, wolten sie zu dessen Ehren ein Kirchen erbawen 
lassen. Worauf dann glückselig erhört, wie auch die Ketten vnd 
Schlosser zersprengt und sie also wunderbarlich erlößt seynd wor- 
den. Da sie nun voll der Frewden, Trost vnd Wunder nachher 
Veldkirch kommen, haben sie nachgehends jhr gelibt in das Werck 
gericht" . 

Prugger^ Veldkirch. Beschreibung. Mein Aus Schwaben 1 52. 

A BIRLINGER 



SITTEN UND GEBRÄUCHE 

I ZUR SITTENKÜNDE AUS VILLINGENS KRONIK 

1 Anno 1735 wurden die Felder total von den Raupen ab- 
gefreßen, daß das Korn aussah als wäre es ein gestumpeter Be- 
sen. Da besprengte man das Feld mit geweihtem hl. Magniwasser. 

Zu Alem. X 118—121. 

2 Anno 1738 ward zu Freiburg i. B. ein Mädchen aus Vil- 
lingen von einem Studenten geschwängert. Sie sei schwanger 
nach Breisach gegangen und habe dort gedient, wärend des 
Dienstes ein Kind geboren und es in den Abtrit geworfen. Sie 
ward gefänglich eingezogen. Die Sentenz habe sich verzogen. Das 
Kind sei dreimal von der Erde ausgetcorfen worden. Nach langen 
Gonsiliis von Rom, Konstanz lautete das Urteil: „man solle ihr 
den Kopf ins Feld schlagen.** „Nach vollbrachter Justiz ist das 
Kind unter der Erde geblieben. Gott sey ihrer armen Seele 
gnädig l"" 

Vül. Kronik hs. Prof. Dr. Roder verdanke ich dise Mit- 
teilungen. 



30 

t7 Bas dir einer sagt im schlaff, was du jn fragst 
Nem den rechten Faß der eilen vnd das herts, lege rf ain 
scblaffenden menschen, so maß er dir sagen was da ihn fragst. 
ArMneibuch 1616 

18 Gegen das Bäume binden 

Der gemeine Mann hat anch seine gemeyne Regeln vnd ob* 
servationes. Der Bawren Superstition, wenn sie Strosejfl vmb die 
Bäume bindet^^ denn Banm in seiner frnchtbarkeit za erhalten, 
denn was kann ein Stroeeyl znr frnchtbarkeit thnn? (Es geschieht 
am hl. WeihnachUbend und in der bl. Nacbt 12 Ur.) 1609 

19 Wo böse Lufl regieren 

Deßgleichen soll 5. Sebastianum and S. Bochum obren, ein 
Meß halten laßen undt denselbigen Tag jedermann Jnng und Alt 
in die Kirchen geben vndt umb ihr trewes Fürbitt anraffen. 
Kan es nit in einem Tag geschehen, soll man 2 Tag darzn nemen; 
den einen Tag die einen aas dem Haaß in die Meß geben, den 
andern Tag die andern, damit also jung and alt darin geben. 

AB 83^ 

20 Zauber mit Kindsfing^m 1586 

Ein gewisser Georg Bnlenei aas Hiltzisdobel bei Ravenaborg, 
der im Kleckgaa aaf einem Diebstahl mit Einbmcb ertappt and 
dann wegen Mord, Raub, Notzucht u. s. w. geständig and bin- 
gerichtet worden war, gestet: daß er und seine zwei Gesellen 
ein vom Muttetieib ausgeschnittenes Kindhändtdn bei sieb gebabt 
und dasselbe an seinen fünf Fingerlein angesundet bitten, am za 
sehen, ob Niemand in dem Hause, in das sie eingebrocben, wacb 
sey. Denn als sovil fingerlein nicht gebrannt hätten, so vil Per- 
sonal hütton im Haus gewacht Das Händchen bitten de aucb 
fttr ein bowäilea und unfelbares Mittel gehalten, am Scblösser 
von selbst aufgehen tu machen. 

Um solche Kind»hiindchen sich zu rerschafien, batten die 
n^tewiohtt^r niermala sch¥rang«re Frauen überfallen und ermordet, 
in<^u dmi l4<»ib aufgt^tchnitten und der Frucht die H&ndcben ab- 
gesohnitteu« doch smen dazu nur männliche Embryonen zu brauchen 

gtlWt>l»tU). 

Vgl Mein Aus SchuxU>tn 1S74 S üo 

A?/ lheb.<ffauber Am 16, Febr, 1714 entbält das Strafbach 
von SchwomU folgt^nd^n Kintrag: Georg Bozenhard, der Bletter* 
aogti^r zu SohwtMuli» trinkt am hl, Aschermittwoch tieff in die Nacht 
hinein, l-nd nachdem der TÄffern- Wirt hin eine silberne Hauben- 
f^en entkommen, darütH>r ser»chiodene l>i«puten entatanden, hat 
^r, Bozonhart, einen Graiß oder Cirkel mit der Kreiden uff den 
jiBoh machen wollen, daß alle darein iuplte aeUen^ to anweseod 



32 

Es flöge ein Gans vber Rhein vnd kam ein Gack, Gack 
wieder 132. « 

Wo das Geräusch am grössten, da ist das Wasser am seach- 
testen I 78. 

Kramm wird auff der Welt seyn vnd krumm bleiben, so lang 
die Welt wird seyn Tnd bleiben 138. 

Soll eins dem Andern im Hause ein Wort zu gut halten 
vnd dencken es sey ein Wort kein Knebelspieß 490. 

Da das Gamel wolt Hörner haben, yerlohr es auch die 
Ohren 547. (Erasmus) 

Das gemeine Sprichwort: Q-ott rieht wann niemand spricht 601. 

Strenge Regenten leben nicht lange sagt der Teutsche 633. 

Je grösser Kind, je grösser Sorge 637. 

Für Fürstenhöfe gibts hohe Thürme, aber auch hohe 
Sprünge 676. 

Große Leut begehen keine geringe, sondern grosse Thor- 
heit 688. 

Bistu weiß, so bistu besser als ein alter Narr 684. 

Narr, nimb dich selbst bey der Nasen vnd stecke sie in dein 
Krummes, ehe dann dein Nasen in anderer Krummes stecken 
will 139. 

Dan es kann keiner besser den andern hinder dem Ofen 
suchen als der selbst dahindon gestocken 147. 

Ein Schalk kan dem andern ins Herz sehen (ebenda). 

Bey hohen Stiegen gibt es viel Stapfein, gibt viel steigens, 
gibt aber auch hohe Sprünge 156. 

Allzeit naschen macht leere Taschen 163. 

Ich lache mich schier zum Narren 167. 

Wer die Hüner haben will, der muß das Gätzen vnd Ge- 
scherr auch haben vnd leiden 166. 

Kompt Tag so kompt Rat 177. 

Auf ein gut Bißle gehört ein guter Trunck 169. 

Dann wie man den Esel an seinen Ohren, den Vogel an 
seinem Gesang, den Krebs an seinem Gang, die Glock an ihrem 
Klang, den Bock an seinen Hörnen vnd Bart erkennet — also die 
Narren am Lachen 171. 

Vnnötiger Baw bringet Raw 402. 

J^i jo grösser Vogel einer ist, je grösser Nest muß er haben 
184. Ein grosser Vogel, sagt man, muß ein groß Neit haben 403. 
Worzu nutzet dem Stiglitz ein groß Storok«"» AOi* 



34 

Schweigen macht Ganst, viel Reden macht Vngunat. es 
stehet ül)el wann die Henne vor dem Haneo kräen 728. 

Nichts war jemal so klein gesponnen 

So nicht wer an die Sonne kommen 

sab nive quod tegitnr, cum nix perit omue videtur 757. 

Wer da am besten rathen kan 
Der ist der best Wahrsager Mann 
si bene conjectat vates, hie optimas eztat 768. 

Träume sind Schäume und bleiben Schäume. Getraumet 
Manchem von güldenen Fischen, soll er zusehen, so ists ein Kulie- 
fladen 763. 

Iß, trinck, spiele, buhle: das übrig ist nicht einer Schnallen 
wert 789. 

Kennst du einen, so kennstu sie alle 794. 

Wo viel Erwerber, sind auch viel Verderber. Was der 
Pflug ernährt, dasselb er auch wieder verzehrt 800. 

Wo viel Haar sind, da will jedermann rupfen 818. 

Es muß ein rawer harter Winter seyn, daß ein Wolf den 
andern freße II 82 ff. 644. 

Vntrewe Hand schendt und blendt in allem Land 106. 

So viel vntrewe Freund vnd Gesind im Hanß, so viel Dieb 
im Hauß 110. 

Ynrecht Gut faselt nicht. Gestolen Brot schmeckt zwar wol, 
aber es wird ein zum Kißstein im Maul 110. 

Weistu nit das Sprichwort: Geringe Vortheil machen grosse 
Diebe 117. 

Das alte Sprichwort: Du must selbst außfressen was du ein- 
gebrocket 1 28. 

Weit davon ist gut förs Schiessen 145. 

Wann die Katz auf dem Gatter sitzt, last sich die Maus wol 
nicht mercken 148. 

Dann es gehet aller Orten nach deß Alten Johann Francken 
Sagwort: die Menschen halten bey der Warheit wie der Haß beim 
Drommenschlager 173. 

Es hilft keines Werfens nicht: wann der Apfel reiff ist, so 
feilt er von sich selbst 199. 

Unglack schlägt sein eygen Mutter 809. 

Wenn man den Narren mit Kolben lauset, wird er klug und 
witzig 397. 

Dann die Haut ist kein Narr, wie das alt Sprichwort lautet, 
sie weiß wol wann sie nintzeln soll 479. 



36 

Maneribos vel dij capiuntnr, wer schmirbt der fert, geben 
macht kein feindtschafft. 

Danas snm non EdipuB red das ichs verstee, ich kann nit 
behmischs. 

Neo obnlnm habet nnde restim emat er hat nit ain heller 
vmb brot, er het nit ain hundt anß ainem offen zu locken. 

Welche Nessel wol will, die prent fme. 

Tanica pallio propior Pfaydt ist neher dan der rock. 

Procnl a Jove atqne fiilmine: es ist böß kirsen mit hern 
essen. 

Er kan weder singen noch pfeiffen, weder gatzen noch ayr legen. 

Asinos ad lyram, er verstet sich darauf wie ein k&w anff dem 
bretspil. 

Nil gracila (?) cum fidibns, der ist nit nnsers fugs, der reymbt 
sich nit daher. 

Nihil cum amaricino soi, was sol ainer kfiw muscat. 

Ad restim res rediit: er hat verzagt, er hat sich verhenckt. 

Ignava est opalentia reich leit haben nerrische kinder. 

Es ist alles vmbsanst, du tregst wasser in die Tonaw. 

Momo satisfacere quis potest? wer kan alle ding zu boltzen 
dröen? 

Ad calendas graecas zu Pfingsten auff dem Eyß. 

Sepe etiam est holitor valde opportuna locutus est Eß fündt 
auch ain blinder ain hofifeyssen. 

Das gemain geschrey leugt iiicht gar. 

Nee mel neque apes wiltn das süß mußt du das sanr auch 
wollen. 

Gornicibus yiuacior elter dann ain wilde Ganß. 

Notum lippis et tonsoribos im bad vnd bey den balbierern 
erfärt man all weg newe meer. 

Verzer nach deinem Aufheben. 

Was bey dem Wein geschieht, sol nit gedacht werden. 

Du schreyst ihnl ee da yber den Zaun khumbst. 

Bdß gewannen, böß verzert. 

Una hirundo non facit ver Ain man macht kain dantz. 

Oleich als du arbaittest, also hast da. 

Für and för gmechlich gat man auch weyt. 



S9 



ZU DES KNABEN WÜNDERHORN 

Neu bearbeitet von 
A BlßLINGER und W CRECELIüS 

X 

I 72 f. Faßnacht, vgl. I 520 f. 

Str. 2, 4 hat die Ansg. der Bergkreyen von 1536 tooltsi; 

3, 1 Binder; 3, 3 d. m. dich weder sieht noch spürt (nicht sieÄ^, 
wie S. 521 angegeben ist); 4, 2 vber — her floß; 4, 3 keinmal; 

4, 7 lehet\ 5, 2 her brach; 6, 3 und gehe dus hinn biß etc. — 
Die Mel. bei Nicolai ist von disem komponiert. 

I 75 TambursgeseUj vgl. I 522 

Str. 2, 2 und 3 furchtsam. Str. 2, 5 f. Weil i weiß, daß 
i g'hör daran, daß i g'hör daran :,: Str. 3» 5 f. Tambour von 
der Gompagnie, Von der Leibcompagnie. 

I 76 f. David, vgl. I 522 f. 

Str. 4, 4 ist zu interpungieren: Ab ich nur David war 
dir fein. 

I 77 f. Ich soll und muß ein Buhlen haben 

In einem zu Nürnberg bei Hans Kholer gedruckten fliegen- 
den Blatt steht als Endsprächlein: 

Einen stetten Bulen muß ich habn, 
demselben au£P der Lauten schlagn. 
solchs sind eytel Gottes Gaben. G. Grynwald. 

I 80 f. Geht dirs wol, so denk an mich 

Für das eine der Lieder, welche zu disem Gedichte verar- 
beitet wurden (s. I 523), benuzten die Herausgeber ein fliegen- 
des Blat, worin die 3 Str. folgendermaßen lauten: 

1 Ach in Trauern muß ich schlafen gehn, 

Ach in Trauern muß ich wiedrum früh aufstehn, 

In Trauern muß ich zubringen meine Zeit, 

Diewoil ich nicht kann haben was mein Herz erfreut. 



II 1 Ermunterung zur Fröhlichkeit 

1 Lustig sein im herzen 
kan nnß niemand wehren, 

Ey last unß lustig sein! 
Lüsiig sein ohn snnden 
sind die beste fanden. 

Ey laßt nnß lustig sein ! 

2 Last alle sorgen fahren: 
waß hilft doch daß sparen? 

Eß mueß verzehret seinl 
Last all trubsal sincken 
und ein glftßlein trincken. Ey usw 

8 Wovor ist daß sorgen? 

Hie ¥rill man unß noch borgen, 

Hie alles ist gemein. 
Hie die kannen rauschen 
und die glftßlein brausen. Ey usw 

4 Hie leidet man kein maulen, 
Hie höret man kein huelen. 

Hie mueß man frölich sein. 
Melancolisieren 
ist die zeit verlieren. Ey usw 

5 Fort mit eurem knurren. 
Hie leidet man kein murren, 

Hie mueß man friedsam sein. 
Wer hie viel will balgen, 
weist man nach dem galgen. Ey usw 

6 Last die geigen stimmen 
und die cyther brimmen! 

Ey last unß frölich sein! 
Last die laute klingen 
und die stimmlein singen. Ey usw 

7 Last die tronmien rühren 
und schalmeyen hören 

im feld und auch da heimb. 
Last trompetten schallen 
und kanonen knallen. Ey usw 

8 Freundlich conversieren, 
lieblich musideren 

soll unser arbeit sein, 
alles doch in ehren, 
umb gotts lob zu mehren. 

Ey last unß lustig sein! 

Hölschers Hs. S. 194 f. 



66 

5 Er hat sein dingen recht wol gethan, seind usw. 
Daß anderB[t] daß mneß oben stahn: k votre usw. 

6 Schenck ein, schenck ein den kühlen wein. 
Der wein der mneß getrancken seyn, 

£ß mneß ein fröhlich gesellschafft sein. 

7 Nun gebt mir dan daß käntelein, seind nsw. 
Dar zu daß gläßlein mit dem wein : ä votre usw. 

Hölschers Hs. S. 193 

II 366 Ein Narrenkappen eimt ihm woly Das sdl sein 
Qugel sein 

Narrate Sodales, wer zn anß kompt herein 
und trincket von unserem wein, 
der mneß mit n&rrisch sein: 
et nos narravirnns omnes :,: 

Narraverant Patres, wir habens ja erfahren, 

daß schon yon vielen jähren 

die alte n&rrisch waren: et nos etc. 

Narramnt jnniores, die jungen folgen nach, 

die sitzen gar auf tach 

und narren zehendfach: et nos etc. 

Narrat Pater Papa, HeiT Bischoff and Prior, 

Pfaff, Münch und Senior, 

ihrer ist ein gantzer Chor: et nos etc. 

Narraveront Principes, Fürsten und Herren hoch, 

die ziehen auch am joch, 

der baur bezahlt eß doch: et nos etc. 

Narraverunt Nobiles, der Hoff und Edelman, 

mueß allzeit vornen dran, 

weil er mit narren kan: et nos etc. 

Narrat Eques, Servus, der Bitter und der Knecht, 

ihr beider gantz geschlecht 

haben daß narren recht: et nos etc. 

Narrat Dnx et Miles, Soldat zu roß und fueß, 

krlgt ein Ghartaunen schuß 

und narrt mit Überfluß: et nos etc. 

Narrat Studiosus, waß mit der [feder] zielt, 

Studenten, Schreiber viel 

seind mit im narren spiel: et nos eto. 



68 

Narrate Sodales, der nit will närrisch sein 

der zahl nnß tmsem wein 

und pleib ein narr allein: et nos etc. 

Aliter 

Narravenint Patres et nos narravimns e. n. n. e. n. n. omnes : 

der za nnß kompt herein 

und trinckt von nnserm wein, 

der mueß mit närrisch sein: et nos narravimns omnes. 

Narravemnt Principes et nos ut supra 

man darflfis nit wol sagen, 

waß man letzt thuet klagen, 

daß fürsten narren kappen tragen : et nos etc. 

Narrant et Episcopi etc. 

Bischöff und Prälaten 

und die hochweise Rahten 

thun auch närrische thaten : et nos etc. 

Narrat Comes, Baro etc. 

die Oraffen und Freyherm, 

sie seind nah oder fern, 

narren auch doch woll gern: et nos etc. 

Narrat Seignor Nobilis etc. 

die Edelleuth gehen ihren trapp 

in der narren faßnachtskapp 

und meinen eß steh gar knapp et nos etc. 

Narrat Monsieur Miles etc. 

der Soldat zu fueß und roß 

bekompt auch manigen groben stoß, 

darauß wächst ein narren schoß : et nos etc. 

Narrant^ Praedicantes etc. 

Gochius und Haberkorn 

haben alln ihren witz verlorn 

und seind grobe narren wordn: et nos etc. 

Narrat et Paphnutius etc. 

der Pfaffen seind gar viel, 

man sichts woll ohne brill, 

ziern auch daß narren spiel: et nos etc. 

Narravemnt Virgines etc. 

der Janfferen seind gnug, 

vermeinen sie sein klug, 

hören doch inß narren buch: et nos etc. 



69 

Narrant et Doctores etc. 

£ß ist ja offter wahr, 

der Doctor und der Narr 

seind nur ein halbes par: et nos etc. 

Narrant et Gellarii etc. 

der Kellner mit seim gesohir, 

der Koch ungleich viel mehr 

seind narren für und för: et nos etc. 

Narrayemnt Mnsici etc. 

Trompeter und Componisten, 

aller hand Instnimentisten 

seind alle närrische Christen: et nos etc. 

Narrat Senex Jnyenis etc. 

jung alt man weib und kind, 

knecht magd und haußgesind 

man sämptlich närrisch findt: et nos eta 

Narrat omnis Artifez, etc. 

ihr Schneider kombt gar recht 

und alle handwercks knecht, 

ewr witz ist auch gar schlecht: et nos etc. 

Narrat omnis homo, et nos narravimus omnes e. n. n. o. et nos etc. 

drumb schließ ich keinen auß. 

Es wird nichts anders drauß 

hören all in narren hauß: et nos n. o. 

Hölschers Hs. S 195—200 

II 869 Nun bta mir recht icükornmen, du edler BAensaftf 

vinum, o vinum, o yinum salve :,; 
excitas, laetificas, recreas, exhilaras 

o Yinom salve. 
vinum etc. nt supra 
dicere nil amplius possnm, iam sum ebrius 

o vinum salve. 

Hölschers Hs. S 67 



II 380 Fuge 



Qui cantare cnpit Bassum 
apnd petasonem orassum 
discat scalam mnsicam. :,: 

Nostrae claves, claves cellae 
hae sint vobis notae bell^, 
non habent suspiria. 



70 

Re, la, mi est epnlari 
de, la, re debacohari 
fa, fa, ut fardmina. 

Istas notas in momento 
potes sine atramento 
yino mero scribere. 

Sed dam albas cretae notas 
hospes facit, quando potas, 
debes sol, sol, solvere. 

Tnno la lachrymae, mi miseriae, 
tunc fa fomes familiae, 
8i non est tibi ntile 
debes re relinquere 

Hölschers Handschrift S 67 f. 



II 381 Der rechte Kuckuk 

In der Hs. Bb in Achims von Arnim Nachlaß (s. Alemannia 
X S. 146) lautet das Gedicht: 

Der Groguck anf dem Bimbaam saß, Ougackl 
Wans r^net oder schneit, so wird er naß. 
Der Gngack, dier Oagnck wird naß. 

Der Gngnck flog über dem Nachbar sein Haus, Gogackt 
„Mein Schätzle, bist drinnen? komm za mir heraus! 
Der Gugnck, der Ougnck ist draus." 

9,„Ioh geh nicht hinaus und laß dich nicht hinein, Gngnck! 
Du möchtest mir der rechte Guguck nicht sein, 
Der Guguck, der Guguck nicht sein."'' 

„Der rechte Guguck der bin ich ja schon, Guguck! 
Ich bin ja meim Vater sein dnziger Sohn, 
Dem Guguck, dem Guguck sein Sohn'^ 

„„Bist du deins Vaters sein einziger Sohn, Guguck! 
So geh rein zum Thürchen, 's kann anders nicht sein, 
Du Guguck, Du Guguck bist mein." 

Mit Melodie aus dem Bergischen bei Erk-Irmer Die deut- 
sehen Volkslieder I Heft 3 No. 53; £rk Liederhort 376; Müllen- 
hoff 480. 



78 

n 386 Die Schuh waren sehr zerbrochen Da lief ich auf 
den Socken 

Sanct Urban, lieber herre^ 
man ehrt dich weit and ferne 
und preißet deinen nam. 

Den weinstock maohstn jgrönen 
die bawren machsta köhne ^) 
and f&lles ihn daß faß. 

Ey, wyngen, en da gang ein! 

Waß helffen anß 1000 noblen, 

[wann] wir begraben sein. 

Aaßbündig süeß :.: 

haben wir dan die sehne versoffen 

so halten wir noch die fneß. 

Hölscher Hs S 205 

n 386 Kuckuks Liebesleben 

Str. 1, 2 stet in Amim's Hs „selbsten^^; 4, 3 singt; 5, 1 
Kömmt; 5> 3 mein. — Das Lied ist ser anvoUkommen anfge- 
zeichnet. Die Strofe ist achtzeilig, nicht yierzeilig. Es existieren 
noch merere fl. Bl. ans der Zeit 1780—1800 asw., womach sich 
das Lied wider herstellen ließe. LErk. — Vgl. EWeyden Cdlns 
Vorzeit S. 254 ; K Weinhold Weihnachtsspiele and Lieder (Grätz 
1853) S 339. 

n 455 Das geisüich Vogdgesang. Vgl Alemannia VII 
S 21B ff. 

In Hölschers Hs. findet sich aach ein mederdeatsches Ge- 
dicht, welches in änlicher Weise die Stimmen and den Gesang der 
Vögel za moralischen Ermanangen benazt. 

Ad peccatorem 

Het 18 geooch geschlapen, 

n wedct die na-na-na-MadUi(^aZ, 

o mensch Tao gott geschapen 

in deM H-fi-HU dal, 

maer boren alle dingen 

loft ewren gott en beer, 

eo hört dat dugfken singen: 

o sonder toek-tock-tock nit mehr. 



1) Hm kühnen. 



74 

Dat suHÜfahen höh geflogen 

fi ock verwyt-wyt-wyt het quaedt 

en seyt ü ock met oogen : 

ey wacht doch niet-niet-niet to laet ! 

wilt ü nah der arcken kehren 

well mit het duyfken raes 

en yan den raef niet lehren, 

o mensch, cras-cras-craa. 

Niet in den dreck der senden 
blift met den hop-hop-^^; 
maer flietig alle stonden 
fli^ mit den Wl^lewrick op, 
als ghy die sonn siet stralen — 
die werelt ist my fnil, 
ey laet n hert niet dwalen 

De TOgel wirdt betrogen, 

wanner het flaut-flautgen gaedt; 

het nett haest nähr getogen, 

op erdt het yincks- vincks- vmcksgm ^) sohlaet. 

So gaedt „flees n verleynen 

en sathan ü betoerdt. 

Ey, laet n niet ver . . ynen, 

nit nah die were-weredt hoert. 

Gedurich na het raden 

met de exter geck-geck niet haer, 

en blyft niet in ü qnaden, 

maer singt den huck-huck nähr, 

alleen singt naer ü gudtgen'). 

n flees altydt betwingt, 

en met het papegeiken 

int end victori-tori-tori singt. 

II 484 Aufklärung 

Zwei fliegende Bl&tter in meinem Besis, eins mit der Jarea- 
zal 1808 one Drockort, das andere „Leipzig in der Solbrigschen 
Bucbdmckerey** one Jar, anscheinend gegen 1811 gedruckt, gdi>eii 
das Lied in folgender Faßung: 

Was soll ich thnn, was soll ich glauben? — 
Und was ist meine ZuTcrsicht? 
Will man mir meine Zuflucht rauben, 



1) Es tinekim, 2) Es ffudtien. 



79 

sa! donner blitz und hagel! 
nur lauter lachen sein. 

So Bolta dich, mein Idnd, 

gewohnen ssu deß waren krieges wind: 
Bißweilen gehet eß doli, 

bißweilen wiederomb woU, 
bald ist die tascbe ledig, 

bald ist sie wiederamb voll. 

Ein woll montiertes pferdt, 

ein par pistolen and ein blanckes schwerdt 
ist all mein hab und gatt, 

darauf setz ich mein Uuth 
und diene meinem herrn' 

mit unverzagtem muth, 

Qeh ich dan auf partey, 

so such ich, wo die beste beute sey, 
bekomme gutt und geld, 

damit zieh ich zu feld 
und steh Yor meine feind, 

und streite wie ein held. 

Komm ich dan ins quartier, 

so mueß der baur mir schafiEen wein und hier, 
yerkaufen seine kuhe 

und laufen ohne sohue: 
will dan der schelm nit schaffen, 

so schlag ihn noch dar zu. 

Da hab ich meinen spaß 

und liege in dem laub und grönen graß. 
und hab ich dan die wacht, 

so nehm ich mich in acht 
und sich auf meinen posten 

biß daß die sonne lacht. 

So leb ich tag und nacht, 

biß daß zum Offizier ich werd gemacht. 
Ist daß nit gutte zeit 

und lauter frdlichkeit? 
Drumb lob ich die Soldaten, 

sie leben ohne leidt. 

A Hölscher Hs S 201 f. DIE HERAUSGEBER 



si' 






I IkißSt 



CM» auflvrixtBBBL miL «nnift/.nm ^nms JvminHE JR. s» idtt s 
irewK «rMBOBT auöx^ CnpauiBL n: Ii 




wtrL hxaxe MBTtHMaiif iieba: oh 'Wor: Jic«4' aiciiL «r 

WM» uiffföel mic Bciiiflcbi. üier Idxther iac -b oC in dar SU 

iretmuimii. unc «etMnr. iFBÜt ob» ^menrioAr ^hnl Am 

Mmn.. i#elliifljai&- anuii fc TnuBi mm ■ämannb. 

Qim. MHBuörUokoL. Gnoner Revuen: s nuet ir 

üiittr dit: Scüinifuuf öw IioL. ök ScbK. ös- Ssioc, finttÜ Wai 

J0t nioif: TOK Ihr! 

'JeOor dt€ EMMti^fnaht aar jyomrf wgJha* m» 2. IW4F. 
•Vcii»Aer jkut äof. m/or^^mnfi^49i%i M mmu raitipkgstam., ^aaaL W 

U'«ckr0M3^i«Gic m JE. Softüfi^f ^JÜSfünr ücib^ifkn. maak 
'Juüt iitruui/pf^ftm f/riff. «xBorf Jrwätoii ärft£, TfrnifTii «M 

Ua§ titniUKnjw. Zi«^«L — iJiieaz; läbüätiL xcnfl 3« i& O 

*j(U. t«*seMtfr4tf «ik ZfCi^. Hjoi ikfin iw toob Buzr Züi^HwiiriL er 

lu« ««t. jb^jtA ifttl.. irt& laic 2& Scäiwaiksn. bbi Kiikil SeBkar. Mod 
mjC »vt «un vJc «i^ cuü iKncuL Leek. bm. Imbt. n Ywbas«, 



112 

Mit grosser Fread und recht vergnügen. 
Fangt damals Bruder Hübner an, 
Wir wollen jetz als Brüder Leben, 
weil ans ist anvertraut der Bahn, 
der Schmerber war auch so gesonnen, 
und that auch daimit stimmen ein, 
Mir soll kein müh je seyn zuwider, 
das Diebs-Volk muß gepfändet seyn, 
Wir wollen los-gehn auf die Dieben 
ruft auch zugleich der Bruder Schön 
wan wir den £yd und Bahn betrachten, 
so wird uns Gott zur Seiten stehn, 
dem Benner war seyn Hertz erfüllet, 
mit Bruder-lieb und redlichkeit, 
wann alle lustig und vergnüget, 
macht dieses Ihm die größte freud, 
der Glöck auch alles thut beytragen, 
was Brüder-lieb vermehren kau 
bei Tag und Nacht Ihm nichts zuwieder. 
Und thät auch hütten recht den Bahn, 
der Dollfus war auch so gesonnen, 
und wünscht all denen, die nach uns kommen 
so viele Lieb und Redlichkeit, 
wie wir gehabt in dieser Zeit. 

Johann Georg Hübner. Johann Benner. 

Rudolf Schmerber. Johannes Glöck. 

Johannes Schoen. Adolf Dollfus. 

Namen und Wappen der Wintzern im Jahr 1779 ^). 

Alhier erscheinen zwar 
nur dreyer Brüder Nahmen, 
doch waren Ihrer Sechs 
Einmüthig stets beysamen. 
Wenn jemand wissen möcht 
wer die drey andre waren, 
der kans im Protocol 
der Wintzer schon erfahren. 

Vivat es lebt der Winteer^stand. 

Andenken derjenigen 8 Bürger, welche im Jahre 1780 sti 
Wintzern sind erwehlt worden, worunter die 6 mit Wappen be- 
zeichnete, freiwillig in das Feld gezogen und mit allem fleis den 
Bahn gehütet haben. 



1) drei Namen und Wappen unleserlich. 



118 



Ciijb Wanns' möglich wer daher zu stellen 
Vnd Yolgendt Sachen all zerzellen, 
So kündt man warlich sicherlich, 
Maria, nit gnfig loben dich. 
Wann so vil Zangen wern vorhanden 
Als vil im Mohr deß Orieß und Sande, 
Als vil Tropffen in Wasser Flüssen, 
Ja sovil anch in andern Güssen, 
Als vil Rosen vnd Edelgsiein, 
Als vil Gilgen sind in gemein. 
Als vil Feurflammen werden zehlt 
Vnd Sehne und Regen wirdt gestelt. 
Als vil Lü£ft sindt vnd Element, 
Als vil Menschen werden gnendt, 
Als vil der Vögel Fadem sindt, 
So vil man Vieh erzellen kindt. 
So vil Näst in den Waiden schallen. 
Als vil Laub von den Bäumen fallen, 
So vil Graß, Taw vnd Sternen sind, 
So vil man Fisch in Wässern findt, 
Als vil der Schlangen oder Athem 
An£f dem Erdboden seindt gerathen, 
So vil der Aeher vnd der Stein, 
So vil der Berg vnd Thäler sein, 
Ja, wenn ich sovil Zangen hett, 
So ward ich dannocht mied und fat. 
Ihr Lob kindt ich nit gnug vollbringen, 
Ich wölt gleich reden oder singen: 
Kein Buchstab kundte das auff Erden, 
So kindt ich auch so alt nit werden, 
Dieweil dann Petras das nicht kan, 
So muß ich freilich auch ablan 
Und ihr Lob anff ein gwisses stellen, 
Weil mir vnmüglich als zerzellen. 



D 



Vincentitis Bellov. 

Von Lassenz lesen wir auch vil, 

Daß ein Bößwicht in einem Spil, 

Ohn zweifei ein sehr nasser Enal), 

Der Mariam gelestert hab, 

Da jhm der Würffei nichts wolt geben, 

Verspottet er jhr heiligs Laben, 

Fang an fl&chen dem heyigen Weib, 

Maledicieret jhrem leib. 

Der hat ein schäatzlichs endt genommen 

Vnd ad infernam gleich drauff kommen. 



U9 



L 
Ctiesarius v. H. Matos surdusqae liberatur 

Es war vor Jam in einer Statt, 
Ein Pfarrherr, der ein Stammen hat 
. Neben seim andern Hanßgesindt, 
Der weder bort noch reden knndt. 
Es kam darzu in knrzer Zeit, 
Daß sich der Stumm zu Bette leidt, 
Da nun die Zeit seine Todts vorhanden, 
Ist jhm die Matter Gotts beygstanden asw. 



Eiijab 



Maria, aller Welt bekandt, 

Wirdt wol Hortas conclasas gnandt, 

Dann jhr Gart jbrer Jungkfraaschaft 

Ist also verbütschiert vnd gmacht. 

Das niemandt anß vnd ein kan gohn 

Als eben s höchsten Gottes Sohn. 

Ein Gart des WoUnsts bist genennt, 

Dergleichen aach das Firmament, 

Das oben an dem Himmel stath 

Und d'Sonn damitten darnmb gath. 

Da bist der rechte Dattel Bom, 

Ein griener Gart ja dir zu B&m, 

Ein schöner Gart, der fruchtbar ist, 

Deß Wollusts Gart zu jeder Frist. 

Ein hoher Stamm, der sich außspreit. 

Der Gilgen aller Reinigkeit. 

Ein Roß deß Felds Göttlicher Liebe, 

Die in dir täglich wird geiebet. 

Elin Blum vnd Roß von Jericho 

Bistu edle Jungfraw schon. 

Ein Roß den Gylgen zugefftegt, 

Gantz schön im Früeling außgeblüet. 

Ein Roß wirst gnant zu diser Frist, 

Weil das der Rosen arte ist: 

Je mehr man die Rosen anriert, 

Je mehr jhr guter Gruch wirdt gspeirt; 

Also je mehr man dein begehrt, 

Je mehr man auch dein Hilff erfehrt. 

Du bist aller Jungfrawen Blfim, 

Der Stern des Möhrs, mit allem R&m. 

Denn so sie weitter ist bekannt, 

Dom wird sie auch OUua genant, 

Weil der Oliven Bom ganz kien 

Bleibt Sommer vnd den Winter grien. 



Gij ff. 



Oiij 



Oij 



120 

So Solls billich im Teutschen Landt 
Werden der recht Oliva gnandt. 
Dann jhr Gnad grfinet allzeit werdt, 
Bey dem der jhrer Hilff begert usw. 



Sie wirdt auch gnennt der Abendstemt 
Der glänzet vber dandem fern, 
Zur Sonnen ist er heffbig gach, 
Drum eilt er jhr zu Abent nach'): 
Also glantzet Maria gern, 
Dann sie ist der recht Abendstem, 
Der die Sonn der Gerechtigkeit 
In allweg nachziehend beleit. 
Dann wa die Sonn da ist der Stern, 
Da findt man jhn wer jhn sticht gern. 



Kein heyigerer Tag, kein heyigere Nacht 
Ist, als die uns den Gruß gebracht. 
Inn diser Nacht, da das Heyl kommen, 
Hat dTrewd im Himmel zugenommen 

Die Elementa haben gaudiret, 

Das Gstirn am Himmel iubiliert, 

Das Fewr hat seine Frewd erzeigt. 

Der Lufft war zu dem Jubel gneigt, 

Das Waßer ward lautter vnd rein. 

Die Erd ward grün, frewdt sich ingmein. 

Inn summa was auff Erden lebt, 

Das alles sampt in Frewden schwebt usw. 



Pelbartus ^) schreibt von einem Man, 
Der taglich s Ave Maria 
Gesprochen hat, ja alle Stundt 
Sey jhm der Gruß glegen im Mundt. 
Als nun diser mußt vber Feld 
Vnd ohngefahr gehn durch die Weld: 
In dem er also gangen wallen, 
Da sey er vnder d^Mörder gfallen, 
Die habn jhn durchs Teuffels angeben 
Zu todt geschlagen mit den Kneblen 
Vnd jhn vergraben an die stat. 



1) Vgl. Hebels Abendstern: und lauf seh der Sunne weidli nö usw» 

2) Von Temeswar, 



13S 

sSlicher als lichtvei-tig gehalten, das im nfl 
ein rector getrnwen, so mag in der rpcto 
vßtnigen der Bachen. Oh auch einer als 
vnd mit warheit schuldig worden rmb M 
rector an aiten oder dy vtigern, ob sie das 
geheiasen vnd snat nit, nach dem vud sy it 
walt goantwort hettcn vnd vorhin iiit, erber 
an alle mißhandlung gefonglich halten. Tnd ' 
■ol er nit nie gehen noch betzalen, Anni\ 
verzeret hitt an generde. 

Witrde aber einer att aülieher frischt 
er einem bieehuff ze antwurten wer billicbt 
vorhin dem rector, vnd demnach mit e 
willen, vnd east nit eim bischoff geantwiii 
OD alle« letzen oder ledigen, oder einem c 
in vnaer atatt Tribtirg by obgenielt«r pen« 
ein bischofr gnediglicbe, vnd nach der viiiu< 
straffen vnd halten, das wir ouch mit snnc 
ein yeden biachoff erohennen. 

Selicks Sollen auch alle jar vnser * 
biirgerineister vnd die ander zwen ohrest i 
schnltheia vnaer atatt Friburg, einem rectorod 
heiligen aweren, nach dem alspald ay erwellt ' 
vffrecht gehalten, wie vor geschribea stol 
sich bj verliemng ir emhter vnd hnndert t 
yellichei' zu pone, als obgeachriben stott, t 
aölich sweren nit stellen, noch sich des w: 
pnid sy vnd ir yeder das ze thund von d< 
aitett emrnnt vad eraordert werdon, od all 

liem das sölkh vnd vnser hohe aehvle, 
auch die vnsern in vnser statt Friburg i 
enphahen, vnd dester fridlicher bj eioander 
vnd gepieten ernstlich allen vnsern amp 
vnd besunder der statt Frihargk, das sy 
keinn offen fürkduffer oder wacherer, oder 
meister oder scbuler. oder die vnsern vnge 
leben oder vfkouffen bj in zn Fnbarg, odt 
zwingen oder bennen lassen woiihaftig blibi 
swere vngenad suuermiden. Sunder bestel 
pnrlich von keinem verkoufien, es sig an 
tSch oder andern dingen, die zn der nottarft gebmoln 
werden, geschetzt oder vnzymiioh Abemomen werden. Dan 
menglich dester mer gelang tu vnser statt Friburg, tih 
pas mOg einer mit dem andern sich erneren vnd pliben. 



155 

N a mmsk eüiger: Gott umb Gnad luid Beutand, die Mafien- 
Gottflt und andere beeondera die Namens-HeUige omb Hfilf nnrl 
Ffirlntt anmffen. Groll Leichenrede auf eine t. StauiTenberg. Re- 
gensbni^ 1701. 

Namemstafd beim Braderschafts-Boseokranz = kirchliche Oe- 
DO WWfiTh aftBTeraeichniBae in alt. Salzb. Leichenreden 1721^ iron 
Sdmapper, Gastrom doioris. 

. Name, oberschwäb. Großmutter und Nunc Groftvater; etwa^ 
anderes als das Nä/ne Nände v. Anna, wie es in gewissen Oe 
genden bitnchig. NäneMnder = Enkel, Hnndersingen. Matter; 
Hertfeld. In Niderschwab. kommt das Vorschlag n nicht iror: 
AnCj ÄenCf Ene osw. 

NarrengeHnde n. Georg Pezold ans Drebach besingt mim 
kurf. Tanffeierlichkeit und darnach die Einholung der irerwittweten 
Karförstin Hedwig 1614, 17. Ang. 

Nach diesen baldt sich auch herfindt 
In einem Glied' das Narrengmndi: 
Ihr zwene reiten, der eine geht 
Mit kmmmen Ffißn ans dritten Stett omw, 
Job. Georg I S 136 ed. Müller 1838. 

Nase in vilen Redensarten: des ist einer, der »«hniM ^Hm 
unier der Näs nein, spaßig, mit unter geringschä/Zi^. Krting*;n, 
I verschwör nix ass s'Nia^ abbeifa Vgl. Schroeller Gramm. MO. 
Schwängern Fraaen erfallt man, wenn sie etwas zum Eßen (Hittr 
Trinken haben wollen, den Wunsch mit den Worten: Hä, nimm«, 
kriegt dein Peter a Nändel Die Kinder scherzen: ei gu^get, dear 
hat cTiVos mittla im Gsicht ! Ertingen. Der ist uff der San gloffu, 
heißt es, wenn er Merkmale des Anstoßes, Falles trägt, liesonder« 
in der Kindersprache, Ertingen und allgemein. Eine Ntxne welt^ 
eine kleine Strecke weit. Hundersingen. Der Hchnupfer Walupruch: 
wann der Mond sich tut laben usw. ist oberschwäbiucli allg<j»i«in. 
Ein kleines, enges Trinkglas nennt der Volkshumor Nasenklimmer. 

Nast: ist der MontfoHische SUmme — also in die lHjchu 
vnd Ruß dem Stammen herbrechende Nast (Aeste) erwa<;hHen, daß 
vom Bodensee usw. Prugger. Und in Bayern, Schwaben jezt noch 
frisch bliehende Näst loblich pflegen usw. S 18. RedenBart: Kr 
hat einen Nast, ist ein überspannter Kopf. Ehingen a. D. DaH Vor- 
schlag — N auch in A^ipf: Ipf, Berg; Nige]: Igel; Nane: Ano, 
Näne: Aue usw. 

Naturgeschmack m. Der neue Kunstgeschraack hat unscrn 
alten lieben Naturgeschmack vertrieben. 

Bei Nacht und Nebel, ohne Licht 
Wohin? das wissen wir noch nicht. 
Gleim „Die neue Kunst"" Wielands Neuer Merkur 1802 1 242. 

Naue f, also daß kein Schiff oder Nawen auß noch im da- 
selbst hat kommen mögen. Vom Lidernen Gürtel 1619. ö ^^ 
Gonstanz; allgemein. 



160 

disem Tale ward der durchfließende Bach zum See gestant, und 
dadurch der Schloßbtihl ser festgemacht, weil er so nur von Norden 
her auf schmalem Bergrücken einen Zugang bot. 

Wer dise Burg bewonte, weiß Niemand mer. Die Sage er- 
zält, daß böse und leichtsinnige Ritter in ir hausten, and daß, als 
dieselben in einer hl. Eristnacht biß gegen Morgen einem unsitt- 
lichen Tanzvergnügen frönten, ir festlich beleuchtetes Schloß mit 
Mann und Maus spurlos in die Erde versank, wärend die Glocken 
der Umgebung die Gläubigen zur Kristmette riefen. Seither sind 
Burg uud Ritter verschwunden; nur ein altes Sohloßweiblein mäste 
von Zeit zu Zeit um den Heuberg herum geisten. Leute, welche 
zur Adveutzeit am Schloßbühl Geld suchten, hörten dises Weiblein 
oft rufen. Dasselbe erschin nun auch ein Mal Hirten aus der 
Nachbarschaft, indem es inen ^z'Nüne^ bringen wollte. — Als es 
in diser Absicht sein mitgebrachtes Weißbrot mit einem silbernen 
Messer schnit, haschte ein flirte nach disem, um es dem Weiblein 
zu entreißen. Dises erhob aber einen gellenden Schrei nnd — 
verschwand spurlos. Seither scheint der Schloßgeist auf dem Hea- 
berge erlöst zu sein; denn das Weiblein ward nie mer gesehen, 
aucli nicht gehört. 

Schedler, Bezirksarist in Stockach 



3 Der Schaz in Deutwang ^) 

Deutwang war vor Alters ein gar großer Ort. Unter der 
Kirche soll eine eiserne Kiste mit Gold gefüllt vergraben sein. 
Ein schwarzer Hund mit feurigen Augen sizt darauf und hütet 
sie. Wer hinget und nimmt die Kiste, one den Hund anzusprechen, 
der hat sie. 

Auch soll ein Gang unter derselben Kirche biß zu dem eine 
Viertelstunde davon ligenden Sonnenberger Hof, der badisch ist, gen. 
Mündlich 



4 Die gespenstische Wäsclierin 

In Stockach ist der Hellgraben und da hört man zu gewissen 
Zeiten ein Pflätschern: eine gespenstische Frauenperson wäscht 
Wäsche, sie soll eine Kindsmagd gewesen sein und etwas getan 
haben, was nicht recht war. Die „Bsezemerleute" in der Nähe — 
es sind nur einige Häuser da — haben das schon öfter gesehen 
und gehört. 
Mündlich 



1) OA Sigmaringen, Namendeutung Alem. VI i55. 



166 

Zu Lißabona ^) am genfer See ligend hat ein reicher fnr- 
nemmer Würth mit einem feinem Mitbürger, der doch nicht fon- 
ders Vermögens geweft, ein Recht gefüehrt, antreffend eine große 
Summe gelts; da aber folches anderer geftalt nicht, dann durch 
gewisse gezengkhnuß hat khönnen zu Recht erkhent werden, ilt 
dife Rechts Sach gemelten Würth auff den Aydt gegeben worden, 
welchen Er zuleiften gantz vermeffen eingewilliget. Alß Ihm aber 
der Aydt vor gericht zuthuen aufferlegt worden, vnd Er folchen, 
Ihme zum Ewigen Verderben mit aufgehebten fingern schwöret, 
laßt der liebe Grott feine gerechte straf vnd zom vber difen fal- 
schen meinaydigen Würth augenscheinlich ergehen, dergeftalt, daß 
difer eilende Würth alßbald niderfauckh, fein gantzer leib kohl- 
schwartz wirdt, vnd gleich vber einander hockhend Stein todt ilt, 
wie dann bey difem Aydtfchwur vil vornehme vnd hohe Perfohnen 
gewefen, die difes alles gefehen vnd angehört haben. Nach ver- 
loffener schröckhlicher that aber ift dem andern feinem Mitbürger 
alß dem gerechten vnd in difer Sach wahrhaften daß gelt einge- 
raumbt vnd vberantworttct, der todte Würth aber, alß ein raein- 
aydiger Verlaugner vnd Verachter der AUerheyligiften Dreyfnltig- 
föltighkeit, an daß orth der vbelthäter gefchleipft vnd von der 
Chriftlicheo gemeindt abgefondert worden. 

Gleicher geftalt hat fich auch in der Statt Genff begeben, 
daß Ein falscher aydt von einer vornemmen hohen Persohn geschworen 
worden, welcher meinaydiger aber khürtzlich hernach fUrbt vnd 
in fein eigens begräbnuß gelegt wirdt. Nuhn begibt es fich vber 
zwaintzig Jhar, daß Ein weibsbild auss derfelben (Familie) geftorben, 
da nuhn gemelte begräbnuß geöffnet, befindt sich gleichwohl daß der 
gantze leichuamb verzehrt, biß an den rechten arm vnd band, welche 
zwar gantz olin verwefen, docli aber kohlKchwartz mit aufgehebten 
fingern allda gefunden wirdt, dardurch die rechte Wahrheit an tag 
khommen, worauff alsbald die Ordnung geschehen, daß die gebein 
deß ohnverwefencn schwartzen arms von difem meinaydigen falschen 
Cörper zur zeitlichen Straf, weil Er Gott fo freuentlich veruuehret, 
dem heyligeu geift gelogen, die Obrigkheit vnd feinen nächsten be- 
trogen hatt, an daß orth der Vbelthäter gefchleipft vnd von der 
Christlichen gemeindt abgeföudtert : denen aber, fo Er mit falschem 
Aydt vnrecht gethon, alles vberantworttet worden. 

Vorftehender maffen hat fich auch zu Preffburg auß dem 
laud Hungarn begeben, daß ein Mefferschmid wegen vier guldin 
einen falschen Aydt geschworen, darauf Ihne der allmächtig Gott 
alßbald gefbrafft, daß Ihme die halbe band kohlschwartz worden, 
Vnd Er am dritten tag hernach ein fehr trauriges end genommen. 

Pap. Handschrift, 2 BU. Anfang 18. JM, in meinem Beaize 



1) Lausanne ist gemeint 



167 

14 Elias Hesse aus Pirna erhält in seiner ostindischen Beise- 
beschreibung^ Dreßden 1687 S 52: Die Frau des Berghaupt- 
manns Olitsch starb auf hoher See „Ihr entseelter Cörper wurde 
nach Schiffs-Gewohnheit uoch selbigen Tag übergesetzet, die Leiche 
in weissen Leinen gekleidet und in Schwäbisch nach Niederländi- 
schem Gebrauch gewickelt, iu einen mit vielen Löchern verfertigten 
weissen Sarg von harten Brettern gelegt. Das Nähen in Leinwand 
galt als schwäbische Sitte. Dieterich in Ulm in seinem Predigt- 
werke (Buch der Weisheit) spricht auch davon „das Nähen in 
Leinwand wie es Landsbrauch ist*' (in Freiburg, Dorf Memre, Schweiz) 
II 876. A BIRLINGER 



PATER NOSTER UND AVE MARIA 

DAS PATER NOSTER MIT DRYERLEY V8LEGÜNG 

Votier vnnfer: 

Hoch in der fchöpffnng 
Süß in diner lieb 
Rieh in dinem erbteyl 

Der du Bift: 

Vnwandelbar in dinem wefen 
Yol wyßheit in dinem wiffen 
allmächtig in dinem vermfigen 

In himeln: 

Ein fpiegel der öwigen gottheit 
Ein Cron der öwigen frölicheit 
Ein ichatz der öwigen faligkeit 

Geheüiget werd din nam das er vns fy: 

Ein Süssekeit in oren 

Ein hungfam im mund 

Ein fröd in vnnferm hertzen 

Zu kum vns din Bych: 

Der kirchen frölich on vermifchung 
Der gnad luter on Betrübung 
Der glori sicher on verliefung 

Din tvül der werd: 

Das wir lieben alles das da liebelt 
Das wir haffen alles das du haffeft 
Das wir halten alles das du gepiitefi 



168 

Als in hiimel vnd vff erden: 

Als in Engeln alfo inn menfohen 
Als in Hdligen alfo in Sündern 
Als in Selen also in liben 

FfMi/er täglich Brott: 

Das lieplich das wir nutron 

Das facramentlicb das wir nieflen 

Das geiXUich das wir begem 

Gib vns hüt: 

In diner Barmbertzikeit 
In vnnfer nottür£ftigkeit 
In differ zit vergencUicbeit 

Vergib vns vnfer fchuld die wir thüen: 

Wider dicb 
Wider vns felbs 
Wider vnsem necbften 

Als wir vergeben vnfern fchtüdigem die vns letzendt vnd ge- 
leidigt haben: 

an letzung vnfers libs 

in werten an vnfern leymundt 

in abnemung vnfers gfits 

Vnd nit für vns in verßchnuß: 

Der weit trüglicbeit 
Des fleifcb Begirlicbeit 
Deß tüfels falfcbeit 

Sunder Erlöß vns von etilem vbd: 

vergangen Abel 
gegenwertigen Abel 
zu künfiftigen Abel 

Ämefi 



DAS AUE MARIA 

Aue Biß gegriifet: 

On alles wee der fand an diner fei 

on alles wee der Böfen Begirde an dinem Hb 

on alles wee der verdampnüß an sei vnd an Hb 

Maria: 

Ein zerftorerin der bell 
£Iin Stern der weit 
Ein porten des bimels 



170 



Alis CONRAD DIETERICH VON ULM 

VOLKSTÜMLICHES AUS HESSEN i) 

1 Spukgeschichte im Schweinsbergischen ScMoße zur Schmitte 

Ich weiß mich noch wohl zu erinnern, daß in meiner Jagend 
sich im Adelichen Hauß zur Schmitte, so in Hessen in einem 
Wald ganz allein nicht fern von dem Stättlein Eirttorf gelegen, 
den Edlen Schencken von Schweinsburgy Erbschencken des Paraten- 
thumbs Hessen, zugehörig, sich ein sonderbar Gespänate ein Zeit 
lang sehen lassen, so wunderbar Ebentheur getrieben; was man 
des tags vornemmen wollen im Hauß, das hat es die vorige Nacht 
gethan, hat nich gestetlet, als wann es Säw abgestochen, Würste 
gehacket, mit Rossen herumbgefahren, anders dergleichen mehr. 
Sonderlich hats eine besondere Kammer im Hauß gehabt, darinn 
es Niemand mit ruhe schlaffen lassen, sondern denen, so darinnen 
geschlaffen, die Decke abgezogen, Liechter außgeblasen, Balcken 
auf sie gelegt, sie geschlagen : was deß Dings mehr gewesen. Welches 
ein Zeit lang gewehret, biß es endlich mit großem Lust bey Nacht, 
als wanns etwas rechts wer, dar von gezogen. Darvon damals im 
ganzen Land groß sagens gewesen, vnter anderm vorgeben, daß 
es von Saleck, so im Frankenland gelegen, dahin gebannet worden. 
II 1019. 

2 Meineidiger gestraft 

Ich hab in meiner Heimat, im Fürstlichen Hospital Hayna 
in Hessen in meiner Jugend einen alten Mann zum oftermahl ge- 
sehen, welcher, weil er einen falschen Eid geschworen, verstummet 
und die Hand erstarret, daß wie er geschworen, sie verblieben 
vnd er die Finger, so er im Schwören aufgereckt, nicht biegen, 
die andern bey de nicht aufrichten können II 732. 

Man wil auß der Erfahrung sagen, daß die Hand und Finger, 
darmit man ein falschen Eyd schwöre, nimmermehr verfaulen 
sollen, zum Zeuguuß über sie. So schreibt man, daß man ein 
Hand in Sachsen mit zweyeu aufgereckten Fingern in eim Grab 
gefunden, darin vor 28 Jahren der Verwalter eines Klosters be- 
graben, welcher ein leichtfertiger loser Gesell zeit seines Lebens — 
dessen Leichnam vermodert, die Hand aber noch frisch und unver- 
sehrt Luther und den Proff. geschickt. Christoph. Fischer: noch 



1) Quelle sih Alemannia XI 267 



177 

kndwent betten Y pater nofter vnd Äave Maria. Ynd do dz be- 
schach zehand vieng dz kind an zefchreyen, als ob es vf ainem 
scblafif erwacbet wer; do bekanttend fy, dz jnen die fallig frow 
Ytta zebilf wz komen vnd lopten got des groCfen wunderzaichens 
vnd vil ander große wanderzaicben hat got durch fy gewürckt 
vnd noch altag dick menschen koment vnd fy fachent vnd an- 
raffent vm mangerlay gebreften vnd wetageu, die jnen werdent 
gewendt von Got durch dz verdienen vnd bitt der haiigen frowen 
Sant Ytta usw. 

Pap, Handschrift 15, Jarhdt, foL in der Leopold-Sophien- 
Bibliothek zu TJeherlingen bez. 1894/j^67, warscheitUich von Kon- 
stanz einstens dahin geflüchtet. 

Unsere Legende bildet die lezten 3 BIL der Es. deren 
übriger Inhalt in relig. Traktaien, Kosterfrauenlektüren usw. be- 
stet. An Aufzcüung der Heilungen ist Murer freigebiger. 

A BIRLINGER 



SCHWABENLIED 

1 Waß bringen vnß die Schwaben ? ^) 
Nichtß. Waß woltenß haun? 

Sie haben riemen fchüele au, 

Sie thun gar stiff mit einander hergau^), 

Au au au, lasst sy gau, 

eß thut in graufam ^) woU an stau. 

2 Was bringet vnß die Greita? 
Sie will ein Buelen hau, 

Sie hat ein gell par stiffele an, 
Sie thut damit zum tantzen gähn. 
An au aUy last mich gan, 
Deß Di ließ Hensle will mich hau. 

3 Waß sagt der Hensle zue der fach? 
Nichtß dan Au Au Au. 

Er bat ein langß par höslen an, 
Ein rundeß lätzlin vorncn dran. 
AAAu laß mich gau, 
Deß ftoltze Greita will mich hau. 



1) Hs. Schaben. 

2) Das ,u* beim Einbinden der Ha. weggeschnitten, 

3) Das ,m* weggeschnitten (s. 2). 

Birlinger, Alemannia XII 3 12 



178 



4 Wie ist die Greita mehr geziert? 
Gar herlich an aa au. 

Sie hat ein leineß roklin an, 
Ein walleß bleglin vnden dran. 
An Au An laß mich gan, 
Eß thnt mir gransam woll anstan. 

5 Waß ist dan mehr deß Hanßleß tracht? 
Ey sog mirß An An An. 

Er hat ein prettspill wammeß an, 
Vill rote nestel drnmb ynd dran. 
Au Au An, laß mich gan, 
Will ich ein gstifflete buhlen hau. 

6 Deß Lienliß Jergeß Michelß knecht 
Will auch die Greitta hau. 

Sie hat ein gelben beutel an, 

Yill mafnin kndpflin drnmb vnd dran. 

An An An laß mich gan, 

Des Jergelß Michel will mich hau. 

7 Waß jcht der Hänsle die der sach? 
Nichtß dan Au Au An. 

Er hat ein krumen Degen an, 
Er sieht ihn über d'achsel an. 
An Au An, last mich gan. 
Biß ich mein Degelin draussen hau. 

8 Wie ist die Grctte mehr geziert P 
Gar herlich Au Au Au. 

Sie hat rot par zopflin ein (?) 

Ein krantz mit gehlen Federlin! ^) 

Au Au Au laff mich gan. 

Wie muoß ich nun der sachen than ? ^) 

9 Der Hänßle sprach die Greitta an: 
Sag mirß ietz rund vnd recht: 
Wiltu mich nemmen zu ein Man, 
So will ich dich keim anderen lan. 
Au Au Au, so bin ich dein man 
Vnd nit deß Jergelß Michelß knecht. 

10 Die Greitta zu dem Hänsle sprach: 
Nimb hin die thrüe mein. 
Da gab er ihr ein Messin Ring, 



1) Bas Wort ist undeutlich^ der 2. Buchstabe ist nur eu errcUen, 
der 6, übergeschriben und kaum eu erkennen. 

2) Hs, tahu. 



184 

geschwigeo*' (Erk-Irmer Heft 4 Nr. 8) oder „h^LUg genug hab ich 
geschwigen" (Simrock Nr. 200; OScherer Nr. 98) oder „Lang 
genug hab ich gestritten^ (Mfindel Nr. 37 u. 39) mischt sich in 
einzelnen Strofen mit dem obigen. Die Strofe, welche in „Lang 
genug hab ich geschwigen'^ öfters als Schluß vorkommt: 

Gift und Gall hab ich getrunken, 

ist mir tief ins Herz gesunken, 

daß ich fast kein Leben hab 

und muß fort ins küle Grab 
hat one Zweifel Veranlaßung gegeben zu der in Oberhessen ge- 
sungenen Schlußstrofe , Kirsch und Kümmel hab ich getrunken". 

Anhang 3 

1 Mädchen, wenn ich dich erblicke, 
find ich keine Ruhe roer; 

jeder Tag und jede Stunde 
werden für mich freudeleer! 

2 Wo ich geh und steh und wandre, 
seh ich stets ein Bild von dir; 
jeden Tag und jede Stunde, 

seihst bei Nacht träumt mir von dir 

3 One dich kann ich nicht leben, 
one dich kann ich nicht sein, 
für dich geh ich zu dem Grahe, 
für dich leid ich Todespein! 

4 „Jüngling, meinst du es von Herzen, 
wünsch ich deine Braut zu sein; 
aber, Gott, nimm uns die Schmerzen, 
bis wir in dem Ehstand sein!*' 

5 Nun adieu, wir müßen scheiden, 
nun adieu, und lehe wol! 

Bis uns einst der Tod tut scheiden, 
ist mein Herz von Tränen voll! 

6 Du gehst mir aus meinen Augen, 
aber nicht aus meinem Sinn; 

du darfst mir die Warheit glauben, 
daß ich ser betrübet bin! 

7 Die erste Liebe geht von Herzen, 
die zweite Lieb brennt gar zu heiß. 
wie gut ist^s jedem Menschen, 
der von keiner Lieb nichts weiß! 

Aus Schumachers Hs. Eine Aufzeichnung aus dem hessischen 
Hinterlande enthält von obigem Liede Str. 1, 7, 6 und zwar mit 



185 

folgenden Varianten Str. 1, 2 Ruh nicht mer — 1, 4 ist für 
mich kein Freud nicht mer — 7, 3 f. wie glücklich ist das 
Mädchen, das nicht weiß, was Lieben heißt — 6, 1 Gehst mir 
zwar — 6, 3 f., du kannst mirs warhaftig glauben, daß ich in dich 
verliebet bin. — Als 4. Strofe fügt sie hinzu 

Sollt ich's aber je vergeßen, 

auf dem Krankenlager schlafen ein, 

so pflanz du auf meinem Grabe 

ein Blümlein, es heißt Vergiß-nicht-mein. 
Dise findet sich auch als Schlußstrofe bei demselben Liede, 
wie es GScherer in beßerer Gestalt aus Franken gibt (Jung- 
brunnen 3. Aufl. Nr. 71), ebenso bei Erk neue Sammlung deutscher 
Volkslieder (Berlin 1844) Heft 4—5 Nr. 56 „Hilf, o Himmel, 
ich muß scheiden*' (Jugenheim bei Mainz) und bei demselben III 
Heft 1 (Berlin 1845) Nr. 73 „Mädchen, wenn ich dich erblicke" 
(aus dem Brandenburgischen). 

Anhang 4 

In beßrer Faßung bei Schumacher als Nr. 11 Abschidslied. 

1 Beste Freundin, mein Vergnügen, 
meine Seele, meine LustI 

Ach, des Himmels hartes Fügen 

trennet mich von deiner Brust! 

Ich muß dich, mein Kind, verlaßen, 

das Geschick befielt es mir, 

und du must dich gleichwol faßen, 

ich muß dich verlaßen, 

denn kein weinen nutzet hier. 

Ich muß von dir, wie du von mir. 

2 Bald, mein Kind, erscheint die Stunde, 
daß ich ach! den lezten Kuss 

dem von mir geliebten Munde 

voller Wehmut reichen muß! 

Nicht mer küssen, nicht mer drücken ! 

Herze, du verstehst schon mich; 

Wollust, Anmut und Entzücken, 

freundliches Erblicken, 

alles das verlieret sich! 

Gedenk an mich, wie ich an dich! 

3 Nun, ich tröst mich deiner Treue, 
bleibe unbewegt und fest, 

bis das Glücke auf das neue 

uns einander küssen läßt. 

Ach, mein Denken bleibet immer 



186 

nur allein auf dich gerichtet; 
BchöDste, dich vergeß ich nimmer, 
mein Denken bleibt immer, 
bis daß Herz and Ange bricht, 
auf dich gerichtet. 

4 Denk doch Öfters an den jenen, 
welcher dich so treu geliebt; 
trockne die vergoßnen Tränen, 
daß der Schmerz nnd Kummer flieht! 
Denk, es ist des Himmels Willen, 
daß ich dich jezt laßen soll, 
und den muß ich jezt erfüllen, 
es ist des Himmels Willen. 
Drum so lebe dermal wol, 
weil ich scheiden soll! 



Anhang 5 
In Schumachers Hs. Nr. 4 als Abschidslied (am Rheine). 

1 Jezund (verändert in Jezo) ist der Schluß gemacht, 
schönstes Schäzchen, gute Nacht! 

Noch ein Kuss zum Beschluß, 
weil ich von dir scheiden muß! 

2 Du meinst, du wärst die schönst allein, 
's gibt noch vil, die schöner sein; 
deine Schönheit wird vergehn, 

wie die Rosen im Garten stehn. 

3 's kommt ein Reif wol in der Nacht, 
nimmt dem Blömlein seine Pracht, 
seine Pracht nicht allein, 

seine Schönheit auch dabei! 

4 Dort unt^n am Bach dort ligt ein Steg, 
drüber geht meines Schäzchens Weg, 

der eine geht hin, der andre geht her, — 
ich weiß nicht, welcher der beste war! 

Zwei verschidene Faßungen aus Franken hat GScherer 
Jungbrunnen (3. Aufl.) S 184 f.; die eine mit dem Anfang „Schäz- 
chen, reich mir deioe Hand^ (vgl. auch Simrock Nr. 152) stet 
aber nur durch einige Wandelverse in loser Verbindung mit der 
obigen. Str. 3 erinnert an einen Spruch, den ich auf dem Vor- 
sezblatte eines Haushaltungsbuches ans dem 17. Jarh. fand: 



187 

E& soll sich kein Mensch rüemen 
das sein sache stehe auf hlumeD, 
£ß kömpt ein Reif baldt vber nacht 
vnd nimpt der blnmen all jhr Macht. 

Anhang 6 
Aus Schumachers Hs. Nr. 18. 

1 Mädchen meiner Seele, 
jezt verlaß ich dich, 
aber sieh, ich bleibe 
unveränderlich. 

2 Du bist mir erkoren 
in mein Herz hinein 
und du bist geboren 
ewig mein zu sein. 

3 Leider muß ich scheiden 
von dir, liebes Herz, 
mit betrübtem Leiden. 
Himmel, welcher Schmerz! 

4 Mädchen, laß dein Klagen, 
weil ich von dir muß; 
komm in meine Arme, 
komm nimm disen Kuss. 

5 Göttliches Entzücken 
füllet meine Brust; 
über diß Entzücken 
find ich keine Lust ! 

6 Ich muß mich ergeben 
in das Schicksal mein, 
sollt mein junges Leben 
bald zu Ende sein. 

7 Hier auf diser Stelle 
schwör ich, Mädchen, dir 
und du schwörst dagegen 
ewig Treue mir. 

8 Ewig diß zu halten 
das ist unsre Pflicht, 
selbst der Tod soll spalten 
dises Bündnis nicht. 

9 Laß uns noch die lezten 
Stunden frölich sein 
und die Zeit der Liebe 

und der Freundschaft weihn. 



188 

10 Sind wir dann gezogen 
gegen ansem Feind 
und es wird erschoßen 
einer unsrer Freund — 

11 Laßt uns nicht erechrecken 
vor des Feindes Macht 

und das Schwert nicht stecken 
bis es ist vollbracht. 

12 Laß wehn Standarten und Fanen, 
Laß donnern die Kanon, 

wenn ja ist kein Verschonen 
der Tod ist unser Lon. 

Auhang 7. 

£s ist ein ser weit verbreitetes Lied, z. T. mit dem Anfang 
„Ich kann und mag nicht frölich sein^ (so auch im Wunderhom 
Ausg. Birlinger-Grecelins I 162). Die Litteratur nebst einer Auf- 
zeichnung aus Steiermark gibt Jeitteles in Schnorre Archiv IX 
S 377 f. In kürzester Form singt man im hessischen Hinterlande: 

1 Ade, mein Schaz, jezt muß ich fort, 
denn ich muß wegreisen, 

von dir abscheiden 
in ein anderes Ort. 

2 Schaz, reisest du schon wider fort? 
In dem Rosengarten 

will ich deiner warten, 
im grünen Klee. 

3 Schaz, du brauchst nicht zu warten 
im grünenlKlee, 

frei *du dir eine reiche, 
Schaz,^deinesgleichen 
tut dir anstehn. 

4 Ich freie nicht nach Geld und Gut, 
an Glück und Segen 

ist alles gelegen, 
wer^s glauben tut. 

Vgl. auch Alemannia X S 151 unten. 

Anhang 8 

In Schumachers Hs. Nr. 61: 

1 Jezt geht der Marsch ins Feld! 
Soldaten, schlagt auf eur Zelt! 
Morgn früh heißt*s exercieren. 



189 

halb links halb rechts marschieren, 

sobald der Tag anbricht 

das Gwer auf der Schulter ligt. 

2 Allwo man hört das Trommeln nnd Spil, 
da ist an tausend Freuden vil; 

allwo die Bomben fallen ein, 
ir Brüder, schießet tapfer drein, 
sonst gehen wir zu Grund 
in einer Viertelstund ! 

3 Da schreit so mancher brave Soldat: 
weh, wo bleibt mein Kamerad? 
Er ligt auf grüner Heiden, 

ganz schön wolln wir in bgleiten! 
Mein Kamerad ist tot, 
tröst in der liebe Gott! 

4 Die Weiber fangn zu weinen an: 

weh, wo bleibt mein lieber Mann? 
Die Kinder schreien all zugleich: 
Tröst Gott, der Vater im Himmelreich ! 
Mein Vater und der ist tot, 

wer schafft uns Kindern Brot? 

Anhang 9 
Im hessischen Hinterlande singt man: 

1 Jezt ist die Zeit und Stunde da, 
wir ziehen nach Amerika, 

der Wagen steht schon vor der Tür, 
mit Weib und Kindern ziehen wir. 

2 Und all ir Freund und Anverwant, 
reicht mir zum leztenmal die Hand; 
ir Freunde weinet nicht so ser, 
wir sehn uns heut und nimmermer. 

3 Und als wir kamen in Bremen an 
und wir das große Waßer sahn, 
wir fürchten keinen Waßerfall, 
wir denken: Gott ist überall. 

4 Und als wir kamen nach Baitimor, 
da reichten wir die Hand empor, 
wir riefen aus: Viktoria! 

jezt sind wir in Amerika. 

Eine Aufzeichnung aus Steiermark veröffentlicht Jeitteles in 
Schnorrs Archiv IX S 389. Vgl. auch JWWolf Zeitschrift für 
deutsche Mythologie I 99. 

WCRECELIUS 



192 

Dein Deckbett ist die Stuben beiß, 
60 dir austreibet großen Scbweiß, 
weiter tbue auch nicht trauen, 
dann allhicr gibts schlimme Bauren. 

Grruteri Florüeg, Ethico Pol. lib, 3 pag. 18. Schola Curio- 

sitatis 

11 Oesterreich 

Seynd vor diesem Fläschtrager und Paschcater genennet 
worden, wie hiervon D. Thom. Lansius, so selbst ein Oesterreicher 
gewesen, in oratione contra Germaniam, p. m. 1071 schreibet: 

Austriacos fertur Paschales nomine dici: 

Paschata quod celebrent semper, jejunia nunquam. 

Sctwla GtiriosHatis 

12 Germania oder Teutschland 

Von Gottes Gnaden ein Stuhl des Römischen Reichs, ein 
Schul aller guten Kunst und Handwerk, ein Ursprung vieler neuen 
Künsten, eine Mutter vieler streitbahren Helden, hoher, weiser, 
und gelehrten Leut, ein reiner Tempel warhafftiger Gottesfurcht 
und aller Tugend. 

Ebenda 

13 Germani 

Ein lialiäner war in Teutschland: als er nun wieder nach 
Haus kam, und gefragt wurde, was doch die Teutschen vor Leath 
wären? sprach er: Es ist ein Volck am Verstand ungleich, an 
Tapfferkeit über alle, an Aufrichtigkeit keinem zu vergleichen. 

Ebenda 

14 Westfalia 

a Ilospitium vile, groß ßrod, dünn Bier, lange Meile Sunt 
in Wesphalia, si non vis credere loop da. 

b Westplialus est sine pa, sine pi, sine con, sine veri: 

Id est: sine pace, sine piotato, sine concordia, sine ventate. 

Ebenda 

15 Ein ScJiicahe würde übel anlauffen wann er in Westfalen 
käme und daselbst sich alsbalden mit rohem Specke und Schinken 
anfüllen wollte. So wird auch kein Teutscher mit keinem Polen 
in Brandweine um die Wette zechen. 

Das Göpp. Bethcida v. Martin Makosky Nördl. 1688 S 100. 

16 Judai. 

Jener sagt: Die Juden seynd einem Land so nützlich, als 
die Mäuse dem Korn-Boden, und die Maden den Kleidern. 



194 

den Jahren 1772 — 1775, in der Gegend von Neu-Seeland, aus dem 
Meereise ein süßes Trinkwasser gebrauchte, welches das auf dem 
Schiffe vorräthige an Reinheit zu übertreffen schien ; so viel deren 
davon getrunken hatten, mit geschwollenen Drüsen am Halse be- 
fallen worden seyen ^). Allein auch auf der Insel Sumatra, wo 
keine Schneewasser sind, kommen häufige Kröpfe vor ') ; und selbst 
Genf trinkt kein Schneewasser, und hat viele Kröpfe 'j. In der 
Schweiz sieht man die meisten Kröpfe in den Flächen. 
Ebenda 

19 Physiognomta^ denn gemeiniglich pflegen solche Buben 
von Natur gezeichnet zu seyn, daß man ihnen die Schelmerey an 
denen Augen ansehen kau, daß sie entweder solche verübet, oder 
noch im Sinn liaben. 

Menoch, d. l 9. 15, dt 89. n. 130. 

liucta illud Ovidü: 
quam difficile est crimen non pradere vültuf 

Das ist, 
Die Augen und des Menschen Gesicht, 
Verrathen offt sein böß Geschieht. 
Dann obschon bekand, quod frons, oculi, vultus pcrfaepe mentian- 
tur, oratio vero fa)pifrime, daß die Stirn, Augen und Angesicht 
sehr offt lügen und betrügen, die Red aber am allermeisten, fo 
geschiehet doch auch öffters, daß man einem an den Federn an- 
fehen könne, was er für ein Vogel feye. Julius Csefar hat allein 
aus der Phyfiognomie judicirt, daß er sich für Dolabella und Marco 
Antonio nicht wohl, aber vor dem Bruto und Lepido vorzusehen. 
Matthias Corvimis, König in Hungarn, hat dergestalt ans der Phy- 
fiognomie urtheilen können, daß viel es vor unnatürlich und zau- 
berisch gehalten. Democritus hat aus dem alleinigen Ansehen die 
verborgene Beschaffenheiten erkennet, indeme er eines Tags eine 
Weibs-Person als ein Jungfrau, und den andern Tag als eine junge 
Frau gegrüßet hat. Paris de Puteo rühmet in seinem Tractatn 
der Syndicatn, verbo Tortura, dieses Indicium, und vermeldet, daß 
es ihmc mehrmalen zugetroffen habe. Man last zwar dahin gestellet 
seyn, was Martialis saget: 

Crine ruber, niger ore, brevis pcde, lumino luscns, etc. 
Schwartzes Haar, und rother Bart, 
Kurtzer Fuß und schälend ward 
Selten einer guten Art. 
Jedoch ist auch offt wahr gefunden worden, daß man sich vor 
den Gezeichneten hüten solle. 



1) Reise um die Welt, I Bd. S 81. weil nemlich das gefrierende 
TFrwÄer seiner fixen Luft bernuf>et tcorden war. 

2) Philosoph. Transact. Vol. 08. part. I Art. XI. 

3) Gütt. gel. Am. 1777. Zugaite S 332. 



196 



Die Frewelein vom Reyne 
dy lob ich offt und dick 
sy sind habsch vnd veyne 
vnd geben frewntlich plick. 
Sie knnnen seyden spynnon 
dye newen liedtlein singen 
sy seind der lieb ein strick. 

Die Frewelein von Sachsen 
dy haben schewren weyt 
darjnn do passt man flachsse 
der in der schewren leyt; 
der jn den flachs will possen 
muß haben ein flegell grosse 
dreschend zu aller zeyt. 

Die Frewelein von Bayren 
dy künnen kochen wol 
mit kesen vnd mit ayren 
jr kuchen die sind vol. 
sy haben schöne pfannen 
weyter dann die wannen 
haysser dann ein kol. 

Den Frowlein sol man hofiren 
alzoit und weil man mag 
die zeyt dy kummet schire 
es wirt sich alle tag. 
Nu pin ich worden aide 
zum wein muß ich mich halden 
all dy weyl ich mag. 

(do hallt ich^s auch mit. Agdord. GO) 

Locheimer Lkderhuch AB 



ZUR LITTERATURGESC'HICHTE DES XVIII 
JARHUNDERTS AUS HEINRICH SANDERS 

REISEN 

1 7. Ai4g, ^). Von Herrn Dinconus Schröter ging ich und 
machte dem Herrn Generalsuperintendenten und Oberkonsistorial- 
rath Jferder meinen Besuch. Ich fand ihn recht gesund und 
munter. Ein Mann von unbescholtenem Earakter. Er hat eine 
würdige Frau und 4 schöne Knaben und lobt glücklich. Wir 
sprachen über Verschiedenes. Vom Zenda-Vesta und der ältesten 
Urkunde mag er jetzt gar nichts mehr hören. Uebers Gekreisch 

1) 1780 



198 

Hierauf besuchte ich den Herrn Roth Beriueh in seiner an- 
genehmen Gartenwohnnng und dann aß ich auf den Abend bei 
meinem Freunde Wieland in seinem Oarten. Als ich diesen nm 
sein J^ortrait bat, sagte er, alle Kupferstiche von ihm taagen 
nichts, Creyser in Leipzig aber tcerde ihn stechen. Sein bestes 
Portrait habe sich die verstorbene Herzogin von Würtemberg 
machen lassen. Mit dem Karakter der Nation und ihrer Ver- 
faßung war er gar nicht zufrieden und wünschte sie ganz umge- 
stürzt zu sehen. Weil ich Morgen Weimar verlassen wollte, so 
nahm ich Abschied von dem herrlichen Kopf und seiner würdigen 
FamiUe. II 109 ff. 

In Jena am 9. Aug. bemerkt S daß die Studenten sehr viele 
Hunde hielten. Bei Loder, Prof. machte S einen Besoch und 
speiste auf seine freundliche Einladung Mittags bei ihm in Gesell- 
schaft des Herrn Geheimerath Göthe. II 110. 

In Sanders Leben stet aus Privatmitteilungen: beim Ge- 
heimderath Göthe in Weimar, sagte Sander, habe ich einen herr- 
lichen Abend gehabt, den ich in meinem Leben nie vergessen 
werde. Wenn * * * fuhr er fort, von sich erhalten könnte, so 
ungekünstelt natürlich und doch stark und kraftvoll zu schreiben^ 
als er im gesellschaftlichen Umgang spricht, so w&ren wir alle 
Stümpfer gegen ihn. Seine Urtheile über Menschen und Bücher 
hatten immer das Gepräge der freihmüthigen Wahrheitsliebe ohne 
ins Beleidigende zu fallen. Schriften II 264. 

4 16. Äug. In Leipzig wonte S bei seinem Freunde und 
Verleger Jakobüer. Sein Haus heißt das grosse Fürstenoollegium 
oder das schwarze Brei. Neben ihm wohnte ehemals Geliert. Man 
wies mir seine Wohnung. Hier war es also, dacht ich, wo dieser 
Weise in einem stillen Winkel so unendlich Gutes für die Welt 
wirkte, wo er in das Herz so vieler Jünglinge von Nahe und 
Ferne lleligion und Tagend pflanzte, ihren Geschmack bildete, und 
Früchte Schafte, deren Nutzen sich auf Tausende verbreitete. 
II 126. 

18. Aug. Gelkrts Monument in des Buchhändler Wendlers 
Garten ans Sächsischem Weissem Marmor von Oeser verfertigt. 
Idee und Ausführung sind vortrefflich. Sein Grab auf dem Gottes- 
acker bei der Johanniskirche mit einem ganz simplen viereckigten 
Steine bedeckt, der blos angezeigt, wer darunter liegt nebst dem 
Geburts- und Sterbejahr und Alter. Er starb 1769 und das Jahr 
darauf sein Bruder, der hier Oberpost- Commissar war. Friede sei 
mit ihren Schatten und das Andenken des frommen Dichters sei 
unsterblich! sei im Segen! II 133. 

5 17. Äug. In Gohlis bei Hofrat Böhme siht S eines 
Sales Plafond den Oeser erst kürzlich malte. „Auch sieht man 



208 

Kinnes ist nicht Messe zur Feier der Kirchweihe, sondern 
es ligt schon mhd. die spätere Bedeutung der lustigen Tage darin. 
Notwendig muste auf die rheinische Heimat verwisen werden. 
Auch die ßaiern dürften mit irem Kirta(g) angezogen werden. Also 
Kirmes ist fränkisch, Kirta bair., Kilbe alemannisch. Die Alem. 
haben wihe beibehalten. Klamm als Engpaß, ßergschlucht ist 
vergeßen und stet nllerwärts in Reisehandbüchern Oesterreichs, 
Baierns. Kropzeug. K bezweifelt die Ableitung von krop. Ich 
laße eine Notiz folgen, die mir s. Zeit H. v. Fallersleben sandte: 

Krop (von krupen, kriechen), ein kleines kriechendes Thier: 
Verächtlich nennt man auch kleine Kinder und unansehnliche 
Leute krop- und kroptAg (Kropzeug). Aus letztem Worte, das 
rein niederdeutsch ist und deshalb vielen unverständlich war, 
wurde Grobzeug, als ob es von grobem Zeuge hergeleitet wäre. — 
General-Lieutenant von Möllendorf, Gouverneur von Berlin 1783, 
eiferte gegen die brutale Behandlung der Gemeinen: „Ihre Majestät 
der König haben keine Schlingel, Canailles, Racailles, Hunde und 
Grobzeug im Dienste, sondern rechtschaffene Soldaten". A. v. Witz- 
leben, Aus alten Parolebüchern S. 8. — r)^^^ Lieblingsausdruck 
der preussischen Officiere war: Grohzeug^ und ihr Charakter sou- 
veräne Verachtung". Seume, Spaziergang 3. Th. (1811) S 136. 

Laich „feit eine sichere Ableitung". Die Ableitung ist nnr 
zu klar: laikan, springen, ist sein Urwort. Fisch- und Froschlaich 
nhd. kann aus jeder Zoologie festgestellt werden, denn die Be- 
gattung diser Tiere bestet eben darinu was das got. Verbum aus- 
drückt. 

Morgen als Feldmaß muß als fränkisch aufgefiirt werden; 
es hat hochd. den Sig über alem. Jauchert davongetragen. Muff 
gehört zu Müch, Manch: mücheln: muffeln sind gleicher Herkunft. 
So ist auch Mauke durchaus nicht dunkeis Ursprungs, das griech. 
^DXÖ^, u. s. Bildgg. sten dahinter. Freilich hat der Verf. weder meine 
allgemein anerkannten Erklärungen in Kuhns Zeitschrift, noch in 
der Alem. gelesen. Münster ist nur die Stiftskirche bei vornemen 
Canonicaten usw. So auch in den Nibel. muste es ein aristo- 
kratisches Gotteshaus sein; Leut- oder Dietkirchen gehörten dem 
Volke. Orgel ist aus dem Singul. Organum abzuleiten wie kirihha 
aus KupiaKOV usw. Die alten Neutra gaben bei der Herüber- 
name ahd. Feminina ab, wie die romanischen pratae entstanden 
aus prata, pratum usw. Schere Seeklippe; es muß auf Sierra, s. 
Leone usw. verwisen werden, es gehört dahin; wie der alte Scherra-, 
Klippen, Felsengau an der obern Donau. 

Bei Ostern noch an eine Göttin Ostara denken ist unnötig. 
£s gab bei uns keine. 

ABIRLINGER 



ZUR GOLDKNEN HOCHZEIT 



IHRER KÖNIGLICHEN HOHEITEN 



DES FÜRSTEN KARL ANTON 
UND DER FÜRSTIN JOSEFINE 



VON HOHENZOLLERN 



T 



21. X. 84. 



DARGEBKACIIT VOM 

DANKBAREN OERAUSGEBKU 

UND SEINEN MITARBEITP:HN 



MBWOTCHKUUn