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Full text of "Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände : Conversations-Lexikon"

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rer he 





Eonverfations-Leriton, 


Siebente Originalauflage. 





F Zehnter Band: 
Schw. bis Sz. 


| \ 
b — NG R — 


Zur ER: 


Von der — na, dieſes Werts find drei verfchiebene Ausgaben 
veranflaltet worden, bie zu folgenden Preifen fowol durch ben Verleger als durch 
alle andre Buchhandlungen bes In⸗ und Auslandes bezogen werben Binnen. 

Mr, 1, auf weißen Drudpapier,. — — fuͤr das ganze Werk, 

15 Thlr., oder 27 Fl. Rhein. 

Nr. 2, auf gutem Gchreibpapier, 20 Khle., oder 36. Fl. Rhein. 

Nr. 3, auf ertrafeinem Velinpapier, 36 Thle.; ober 64 Fl. 48 Kr. Rhein. 
Sanmler, die ſich in portofreien Briefen an den Verleger wenben und ben Bes 
trag ihrer Beftellung gleich beifügen, erhalten auf ſech s Eremplare bas fiebente 
frei oder koͤnnen, wenn fie verfchledene Ausgaben wählen, bei einem Betrage von 

wenigſtens 105 Thalern Ein Siebentel davon als Rabatt in Abzug bringen. . 


Kilgemeine deutſche | 
Real-Encyklopäbdie 
| für | 


Die gebildeten Stände 
(Eonverfationd-Leriton,) . 


In zwölf Bänden. 





Zehnter Band. 
Schw. bie 83, 


Siebente Driginalauflage 
Sidi en Dia et, 
—— a ee 


Calderon. 





Te eipzig: — 
J. A. wa 





182 7' 





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74 











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©, 

Sans — nd Ober: 
ſtudienrath, geb. den 10. Dec. 1743 zu Ilsfeld im Würtembergifchen, wofelbſt 
fein Water Beamter war, hatte zu Tübingen Philofophie und Theologie ſtudirt. 
Nachdem er 11 Jahre hindurch Erzieher * der franz. Schweiz geweſen war, wo 
ex fich mit dem Geiſt ber franz. Sprache innigft vertrant gemacht und zugleich bie 
mathematiſchen Wiffenfchaften gründlich ſtudirt hatte, berief ihn 4778 der Herzog 
Kari Eugen an die in Stuttgart neu errichtete hohe Schule. Bon Friedrich d. Br. 
erhielt Schwab in Folge feiner Preisfchrift „Uber die Urſachen der Allgemeinheit 
der franzoͤſiſchen Sprache und bie wahrfcheintidhe Dauer ihrer Herrſchaft“ 1786. 
einen Ruf nad) Berlin, als Mitglied der Akademie. der Wilfenfihaften ımb Peof. 
bei der Ecole militaire. einer Entfchliefung fab der König mit folcher Ungebulb 
entgegen, daß er an jebem Pofttage feinen Wertrauten im Fache der Biffenfhaften, 
Merian, befragte: „od noch keine Nachricht von Schwab gekommen fi?" 
Schwab zog es vor, in der Heimath zu bleiben, und erhielt zu einiger —** 
gung die Gtelle eines Geh. Seereiaia für die fram Ausfertigungen mit einem umf- 
gezeidmeten Charakter. Unter dem Herzoge Ludwig Eugen wurde arten 
fand des geheimen Cabinets, trat aber nach dem Tobe dieſes Sürften (1795) it 
feine vorige untergesrbnete Anstöftelle freiwillig auüd. Als ein Beweis 
edeln Uneigennuͤtzigkeit muß bemerkt werden, daß er volle 30 Jahre hindutch. bie 
Geſchaͤfte eines Geh. Secretairs ohne weitere Belohnung nach ihrem ganzen Um⸗ 
fange verſah; und dennoch. überlieh er fich dem Drange feine& Geiſtes nath wiſſen⸗ 
ſchaftlichem Forſchen. Sein Werk über Euküd's Data ift ein Beweis ſeinen emt« 
ſchiedenen Talents in dieſem Gebiete des Wiſſens; noch im hoͤhrrn Alter erſann er 
eine neue Theorie ber Parallellinien. Fuͤnf gekroͤnte Preis ſchriſten jeugen von bee 
ehrenvollen Stelle, die er unter Deutſchlands Gelehrten einnahm; befonbers anf 

gezeichnet iſt bie Schrift „Über die Fortſchritte ber Metaphyſik ia Deutſchland ſeit 
Leibnitz's und Wolf's Zeiten”. Die Akademien von Berlin. und Peteräburg, 
auch die latciniſche Geſellſchaft zu Harlem, nahmen Schwab gu ihrem Mitglied⸗ 
auf. Mit vie a ee ern feiner Zeit ſtand Schwab in 
ſreund Beruͤhrung, z. B. mit dem Grafen Herzberg, mit Mendelsfohn, Les 
ſage, K „Wieland, Cuvier (feinem dankbaren Schuͤler) u. A. Im 73. J. 
(1816) wurde er zum Mitgliede des Oberſtudienraths ernannt; er verſah Diefen 
Amt bis am fein kebendende mit dem regſten Eifer für alles Gute und Nuͤtzliche. 
Der Tod überrafchte ihn am 42. Jahrestage En vielfach beglüdten chelichen 
Bundes, am 15. April 1821. 

Schwab (Guf), jängfire Sohn des Vorigen, geb. zu Stutthert b. 19. 
Sumi 1792, erhielt feine erfte Bildung theils auf dem dortigen Gymuaflum, 
theiiß durch feinen Water. Bon 1809 — 14 fiudirte er in Tübingen Ppilofophie 
und Xheologie. Im Sommer 1815 bereifle er Norddeutſchland und fand nament⸗ 
lich in Berlin an Fouque, Franz Horn und andern Dichtern und Belehrten theils 
nehmenbe und für feine Poeſie anregende Freunde. Er hatte damals nur erft we⸗ 

Insifche Verſuche in Kerner's, Poetiſchem Almanach‘ für 1812 und Uhland’& 
eutſchem Dichterwalb”' von 1813 Ei a weiche *1 genuͤgten, 
"em. Gichente Aufl. Wh. X. 








2 Schwabacher Artikel Schwaben 


feinen poetifchen Beruf aufer Zweifel zu fegen. Der 1811 aus Paris zuruͤckge⸗ 
kehrte Uhland und andre gleichgeftimmte Freunde hatten feinen innern, von Kind» 
beit an zum Reimen .anfpornenden Drang geleitet; Goͤthe, Novalis, Tieck und 
in Bezug auf die Form A. W. Schlegel, übten ben meiften Einfluß auf feine 
poetifhe Bildung. 1815 kam er nach feinem Vaterlande zuruͤck und wurde fofort 
als Repetent am theologifchen Seminar zu Tuͤbingen angeftellt, von wo er nach 2 
Fahren zum Profeffor der alten Literatur an das obere Gymnaſium von Stuttgart 
berufen worben if. Hier lebt er in glücklichen Verhättniffen, feit 1818 mit einer 
Gmelin verheirathet. Schwab hat ſich feit 1815 vorzüglich ald Romanzenbichter 
beiiebtgemacht unb ſteht gegenwaͤrtig neben Uhland faft ohne Nebenbuhler in dieſer 
Gattung da. Was feine Romanzen und nantentlich feine ſchwaͤbiſchen charakteri⸗ 
In iſt die epifch gediegene Einfachheit bes Tones, welche jedoch den Anklang ly⸗ 
ſcher Innigkeit nicht ausfchließt; ihr ſchwaͤbiſcher Patriotiemus barf uns nicht 
u. ein enger ober einfeitigee mißfallen. Denn ohne provinciellen Grund und Bo⸗ 
den kann in unſerer Zeit ein deutfcher Patriotismus Beben und Kraft gewinnen. 
Bir haben eine Auswahl aus Schwab's Romanzen und Übrigen Gedichten zu pi 
wasten ; bie meiften flohen im „Morgenblatt", in Gotta’s „Damenalmanady‘', im 
dem / Frauentaſchenbuch, der „Ueania‘‘, ber „Dinerva”, bem „Berliner Taſchen⸗ 
kalenber⸗ dem Taſchenbuch der Liebe und Freundſchaft“, den „Rheinbluͤthen 
u. a. m. Die „Romenzen aus dem Sugenbleben Herzog Chriſtophs find zuſam⸗ 
mengebruckt (Stuttgart 1819). Zwölf Romanzen in ber auf Goͤthe's Wunſch 
. bearbeiteten ‚Legende von den heiligen drei Königen‘‘ (Stuttgart 1822). Schwaͤ⸗ 
Ha Sagen und Legenden in Romanzen in dem „WBegweifer über die ſchwaͤbiſche 
A (Stuttgart 4823). Als elegantın lat, Dichter in Horaziſchen Weifen und 
Maßen has ſich Schwab in der Überfegung der Uhland'ſchen Landtags: und Vers 
feikıngeheber gegeigt: Ludov. Uhlandi de constituende republica carmine, 
katinitate <t motris Horatiznis vestita Venusinae Musae amatoribus offert 
‚ & Sahwab” ste. (Stuttgart 1823) und als — überſetzer — — 
auserleſenen Gedichte vom Lamartine (Stuttgart 1826 
Schwabacher Artikel heißt ein von Luther Bısther für den — ben 
deutſchhe proteftant. Fürften und Städte im Oct. 1529 zu Schwabach hielten, ab⸗ 
gefaßtes Btaubensbetenntndg feiner Partei, welches bie der ſchweizeriſchon Lehre 
voßebewen fhbhantichen Städte, wegen der barin allgu fiteng behaupteten Anficht 
Acthers von ber iblichen Gegenwart Cheifli im heil. Abendmahle, nicht unterſchrei⸗ 
ben wollten‘, wodurch dieſe von den ſchmalkaldiſchen Bundesgenoſſen angenomme⸗ 
wen Artikel ein Haupthinderniß der Vereinigung ber Luther'ſchen mit ber — 
ſchen Partei wurden. 
Schwabachet Schrift, f. Scheiften und ne 
Schwaben, fhwäbifcher Kreis, war einer von ben 10 Kreiſen, 
in welche Deutſchland vor ber 1806 —— Aufloͤſung ber deutſchen —R* 
falfang eimgetheilt war, und begriff den ſuͤdweſtlichen Strich von 
vhue ber fühönfirn und fendptbarfien Banbfcpaften unfers Natseiandet, von der Dis 
nan von Ghdivelten nad) Rosdoften durchfloſſen und von dem Schwarzwalde an 
ber Weftfeite, von ber Alp im Innern und von ben allgauer Alpen an der Suͤbeſt⸗ 
ſeite durchzogen, zwiſchen Frankreich, Helvetien, Öftreich, Balern, Franken und. 
den Rheinkreiſen gelogen, ungefaͤht 620 DAM. groß und mit 2,200,000 Eimm., 
—— Wein und Obft, obgleich mehr bergig als eben: Die 
— dieſes unter alten deutſchen Kreiſen am meiſten zerſtuͤckelten Keeiſes 
das Hod ſtift Augsburg (das zu Konſtanz wurde 1827 aufgelöft), bie 
— Dayin Emane und bie gefürftete Abtei Kempten, bie Abteien Sal⸗ 
Weingarten, Ochſenhauſen, Elchingen, Iefee, Uxfperg, Kaiferte 
beim, — — Roch, Weißenau, Schuſſenried, Marchthal, Peterthauſen, 


Schwabenfpiegel | 8 


Wettenhauſen, Zwiefalten, Bengenbach, Neresheim, Heggbach, Guttenzell, 
Rothmuͤnſter, Baindt, —2 Isni, Lindau und Buchau, das Herzogthum 
Wärtemberg, die Markgrafſchaft Baden, bie Fuͤrſtenthuͤmer Hohenzollern und 
Eichtenflein, die Landgraffchaften Klettgau, Stühlingen und Baar, bie Deutſch⸗ 
ordenstomthurei Alſchhauſen, die Graffchaften Thengen, Heiligenberg, Öttingen, 
Friedberg⸗ Scheer, Koͤnigsegg, Eberftein, Hohenems, Bondorf, Hohengerolbs⸗ 
eck, die graͤflich Fugger'ſchen Lande, die Grafſchaft und Herrſchaften der Reichs⸗ 
erbtruchfeffen von Waldburg, ferner die Herrſchaften Zrochtelfingen, Jungnau, 


Wieſenſteig, Haufen, Moͤskirch, Tetnang nebft Argen, Mindelheim, Schwabe, 


Gundelfingen, Suftingen, Eslof, Tannhauſen und Burg nebſt Reufidingen und 
die 31 Reichöftädte: Augsburg, Ulm, Eßlingen, Reutlingen, Nördlingen, 
Schwaͤbiſch⸗ Hau, Rotweil, liberlingen, Heilbronn, Schwaͤbiſch⸗ Gmuͤnd, Mem⸗ 
mingen, Lindau, Dünkelöbähl, Biberach, Ravensburg, Kempten, Kaufbeuern, 
Weil, Wangen, Isni, Leutlich, Wimpfen, Giengen, Pfullendorf, Buchhorn, 
Aalen, Bopfingen, Buchau, Offenburg, Bengenbach und Zeh am Harmersbadh. 
Unter diefen vielen Ländern waren die würtembergifchen,, die babifchen und bie fürs. 
ſtenbergiſchen Lande die anfehnlichfien. Jetzt find nur wenige von biefen Staaten 
geblichen und als Mitglieder des deutſchen Bundes aufgenommen, naͤmlich Würs 
temberg, Baden, die beiden Linien Hohenzollem und Achtenſtein. Außerdem find 
Diele ſchwaͤbiſche Kreislande zum Koͤnigreich Baiern, und ein Eleiner Bezirk zum 
Großherzogthum Heſſen gekommen, fodaß alfo jegt von biefen * Kreis⸗ 
landen befitzen: 1) Wuͤrtemberg, das vormalige Herzogthum: Wuͤrtemberg, 
Elwangen, Weingarten, Ochſenhauſen, Roth, Weißenau, Schuſſenried, March⸗ 
thal, ar Neresheim, Heggbach, Buttenzell, Rothmuͤnſter, Baindt, 
Buchau, Soͤflingen, Jeni, Theile von Ottingen und Koͤnigsegg, Gelsdberg: 
Scheer, einen Theil der Fugger’fchen Lande, die Sraffchaft und Herrfchaften der 
Meichserbtruchfeffen von Waldburg, Tetnang nebſt Argen, Juſtingen, Eglof, Es⸗ 
lingen und die Reichsſtaͤdte Weit, Heilbronn, Reutlingen, Rothweil, Bopfingen, 
un Schwäbifh=Hall, Aalen, Um, Singen, Wangen, Ient, 
Leutlich, Buchau, Biberach, Ravensburg und Bucher; 2) Baiern: Anger 
burg, Kempten, GElchingen, Irſee, Urfperg, Kalfersheim, Roggenburg , — 
‚ Lindau, Theile von Alſchhauſen und den Fugger'ſchen Landen, 
groͤßten Theile von Öttingen und Koͤnigsegg, Mindelheim, Schwabeck, — 
fingen, Tannhauſen, ımbte Reichsſtaͤdte Augsburg, Kempten, Lindau, Kauf⸗ 
beuern, Memmingen, Noͤrdlingen und Duͤnkelsbuͤhl; 3) Baden: bie vormalige 
Markgrafſchaft Baden, Konſtanz, Salmansweiler, Petershauſen, Gengenbach, 
Klettgan, Stüptingen, Baar, einem Theil von Alfchhaufen, Möskicch (größtens 
theils), Deiligenberg, Thengen, Cherflein, Bonndorf, Neufkdingen, die fürfl!. 
keyen ſche Standeshecrſchaft Hohengeroldseck, und die Reichsſtaͤdte: Pfullens 
dorf, Überlingen, Offenburg, Gengenbach und Bell am Harmersbach; 4) bie 
Fürften von Hohenzollern: Hohenzollern, Trochtelfingen, Jungnau und einen 
Eleinen Theil von Moͤskirch; 5)kichtenflein: das Fuͤrſtentchum gi. N. ; 6) ber 
— von O ſtreich: bie —— und 7) ber Beoßerjog von veſſen: 
die Reichsſtadt Winpfen. — Die größten Städte Schwabens find: Augsburg, 
Stuttgart md Ulm. Zu Tübingen iſt eine Univerfität. Sonſt war auch eine zu 
Dillingen, im — Augsburg. Eine „Befchichte von Schwaben" hat Dffre 
— E. 3. Leichtlen: „Schwaben unter den Römemn“ (Freiburg 


Schwabenfpiegel war eine in Oberdeutſchland oder den Landen des 
ſchwaͤbiſchen und fraͤnkifchen Rechts gültige Sammlung rechtlicher Vorſchriften und 
Gebraͤuche, wahrfcheintich zwiſchen 1268 und 1282 von einem unbekannten ſchwaͤ⸗ 
biſchen Noͤnch verauſtaltet, und aber ihres urſpruͤnglichen er no nicht mehr 


4 Schwaͤbiſche Dieter Schwaͤmme 


bekannt, ba das Werk an vielen Orten ſehr abgeaͤndert wurde. Er wird eingetheilt 
in das ſchwaͤbiſche Land⸗ und Lehenrecht (jus provinciale et feudale alemannieum). 
Das Anfchen ——— (ſ. d.) hat er nie erhalten, auch nie Ge⸗ 
fegeötraft bekommen. Der praktiſche Gebrauch bes Säywabenfpirgels erloſch zu 
Ende des a. ur faft gaͤnzlich. Ex ift am beſten abgedruckt in Sen⸗ 
ur, 
dwäblide Dichter, f. Minnefänger. 

Schwäbifher Bund, f. Landfriebe. 

Schwaͤche iſt der Zuſtand eines phyfifchen ober fittlichen Unvermaögent, 
Das legtere ruͤhrt meift aus Scheu vor fittlicher Anſtrengung und libung in freier 
Thaͤtigkeit her. Daher rühren die fogenannten Schwachheitsfünden. Es gibt 
aber andy Schwachheiten bes Dienfchen, welche bei einem fonft fietlich Eeäftigen 
Willen ; Mängel, welche eine fcherzhafte und belufligende Seite haben 
und daher von dem komiſchen Dichter gefchilbert werden. 

zauzger[aaft Affinität, heißt die Verbindumg, welche aus dem 
Beifchlafe einer der Derfonen, welche ihn vollziehen (Concubent) und ben Verwand⸗ 
— ter — nennt man alſo im gemeinen Leben die Verbin⸗ 
dung zwiſchen den eitigen Verwandten beider Concubirenden Schwaͤgerſchaft. 
Nechtmaͤßige * heißt diejenige, welche durch rechtmaͤßigen, unrecht⸗ 
maͤßige, weiche durch unrechtmaͤßigen und außerehelichen Beiſchlaf geſchieht. Ei⸗ 
gentliche —— — entſteht aus wirklichem Beiſchlaf; uneigentliche hingegen 
ſchen aus dem bloßen Verloͤbniſſe, und iſt das Verhaͤltniß, welches zwiſchen einem 
Verlobten und den Verwandten des andern Verlobten durch bie Verlobung entſteht. 
— Der eine Concubent ift in eben dem Grade mit dem Verwandten ded andern 
Concubenten verfchreägert, als biefer andre mit ihnen verwandt ift. Alſo ber erſte 
Grab der haft mit dem einen Concubenten ift erſter Grad der Schwäs 
gerfchaft mit dem andern Concubenten u. ſ. f. 

Schwalbach (Langenſchwalbach), ein herzogl. naffauifches Amt, und ein 
Flecken (1680 Emm. ), mit einem Bade, in-ber vormals Eucheffifchen Niedergraf: 

‚, liegt in einer reigenden Begend. Der zu dem alkaliſch⸗ 

— Stahlwaſſern gehörige Brunnen dieſes Orts warb 1568 von Tabernaͤmon⸗ 
tanus bekanntgemacht, obſchon man ſich feiner bereits feit 1509 bedient hatte. 

Die 16 Sauerbrunnen entfprubeln der Erde etwas von Schwalbach entfernt; die 
vorzüglichften find: der Wein und der Stahlborn. Das Waffer bes erſtern iſt 
bel, von — Tieblichen Geſchmack, einen geifligen Dunſt verbreitend. Es 
beuimmt den Weinrauſch, und hat daher wol feinen, Namen befommen. Der 
Seahlbrunnen ift weniger ſchoͤn gefaßt, aber von ben ſchoͤnſten Anlagen umgeben. 
Ge ward wor —* 40 Jahren unterſucht; jetzt iſt er die Hauptqueile. Das 

Waſſer iſt hell, geiſtig, von angenehmem Geſchmack; aber wenn ber Brunnen⸗ 
verflogen, wird es truͤbe und gibt einen gelben Niederſchlag. Man verſendet 

Ahench vom Weinbrunnen 250,000, vom Stahlbrunnen 150,000 Krüge. 

Shwämme oder Die nennt man im Allgemeinen die einfachſten Er: 
zeugniſſe bes Pflauzenreichs, bie entweber ganz aus Keimen beſtehen, oder wenige ' 
tens an einem großen Theil Ihrer Flaͤche ſolche Keimkörner hervochringen. Dabei 


haben fle weder eine gene Oberfläche, noch eine blattartige Ausbreitung, weber - - 


Biächen noch Befruchtungstheile, noch eigentliche Früchte, und entwideln im 
Gormenfcheine keine Lebenötuft, ſondern gehen größtentheils ſehr ſchnell in Faͤulniß 
über. Zwar enthalten fie gleich ben übrigen Pflanzen oft Sarbefteffe, harzige Be⸗ 
flanbtheile und Kleber, aber ihre Miſchung nähert ſich = fehr der thierifchen. Es 
iſt lange Darüber geſtritten worden, et flanzen, und wiewol es 
nun von ben vollkonnmeren Pilzen, bie man auch Sch nennt, entfchieben 
iſt, daß fie aus den Keimkoͤrnern aufgehen; wiewol es getwiß iſt, daß man bie fos 


— 


Schwaͤmme 6 


genannten Champignons in Miſtbeeten erzeugt, und daß ber Boletus Tuber- 
aster Persoon ſich in einer eignen Erdart, dem reinen Topferthon, aus wahr 
ſcheinlich vorhandenen Keimen fortpflanzt,, fo können wir boch eben biefe Keimkoͤr⸗ 
ner auf keine Weiſe mit dem Namen Samen belegen, well der Begriff der letztern 


. viel zuſammengeſetzter iſt, weil die Samen immer Theile enthalten, bie ſich wenig- 


fims beim Keimen entwickeln, und weil der allmälige — den einfachen 
Vilzen zu den mehr zuſammengeſetzten und zu dem Schluſſe führt, daß das allge: 
meine Leben der Natur in diefen Geſchoͤpfen die erften Verſuche ber organifchen 
— macht; daher denn zur Erzeugung, wenigſtens ber einfachften Pilze, nichts 
weiter als Feuchtigkeit, die organifirbar und zur Zerfehung geneigt iſt, 
wird. — Weil die Pilze die erſten Anfänge der Vegetation find, fo gelten bei ihnen 
auch bie firengen Begriffe von Battung und Art um fo weniger, je unvollfommme 
ner fie find, und manche von ihnen haben auch nicht einmal ben Charakter bes Les 
bent, daß fie der Zerftörung widerfichen oder eigens beſchraͤnkte Bildungen barftellen, 
ſendern fie zeigen fich einem kryſtalliniſchen Aufiuge gleich gleich und — ebenſo in 
Feuchtigkeit und Luft, wie fie aus ihnen entſtanden waren Wir unterfcheiben 
jest folgende Familien: 1) Staubpilze (Coniemyoetes). Dies find durchge⸗ 
hends Kügelchen, Längtiche oder felbft ſternfoͤrmige Körper, welche bisweilen geglie⸗ 
dert zu fein ſcheinen, oder wenigſtens mit einem, zwei ober mehren Querſtreifen 
verfehen find. Sie fchwigen aus der Oberhaut anderer Pflanzen hervor, nehmen 
Diefe bisweilen, einem Kelche ober einem dußern Behaͤttniſſe gleich, mit ſich, ha⸗ 
ben aber; und dies iſt ihr welentlicher Charakter, nie eine elgne Häle. Im 
loſer Menge erfcheint der Staubrand (Uredo) auf den Wiättern ber Pflanzen. 
Dieb Ift in der That die allereinfachſte Art der a. da er aus 
Kuͤgelchen befteht. Kommt ein Querſtreifen in biefem Köscihen vor, fo it «6 
Dieaeoma Link, find mehre Querflreifen, und A die mm ſelbſt laͤnglich 
und wie gegliebert, fo if e8 Puceinia, wozu der Roſt an dem Halme und den 
Blättern des Getreides gehört. Dft hat ein Staubpilz eine Unterlage, dieſe ge 
hört ihm zum Theil eigenthämlich, es iſt entweder eine gallertartige, aus bem 
Pflanzen ausſchwitzende Mefle, worin bie Keimkoͤrner eingebettet find, wie bei 
Pedisoma und Gymnosporangium Link , weiche ſich an unfern 


Hi 
Hi 


"wen häufig genug finden, ober jene Unterlage befteht in einem feften, unförntieh 


jelligen ober faferigen Stoffe, auf welchem die Körner gleichfalls aufliegen, wie bei 
Exosperium Link. Nicht felten bleibt es aber andy bei ber Entfärbung, 
und frembartigen Ausbildung ber Oberfläche, ohne daß fich Körner darauf anlegten. 
Alsdann nennt man ſolches Erzeugnis Xyloma, wovon man auf Ahorn und ans 
ie Blaͤttern häufig Arten findet, die als ſchwarze und etwas harte Flecken erſchei⸗ 
— 2) Fadenpilze oder Byſſoiden —————— Nemstemyei 
Necs) find Pitge, bie nicht bloß aus Reimkörnern, fonbern auch auß eignen Fäden 
oder Röhrchen befichen, welche Iepteve häufig gegliedert find, und deren Glieber 
bei einigen Arten wenigſtens fich als Keimkörner ſelbſt ablöfen. Auch diefe Pie 
erſcheinen auf faulem Holze, als Schimmel auf Früchten, — und ſelbſt 
auf andern Schwaͤmmen. Zu ihnen gehoͤren die Gattungen Byssus, Raeodium, 
Dematium , Monilia etc. In diefer Gruppe iſt die einfachfte ——— 
der beiden Formen, die das Waſſer hervorbringt, wenn es polariſch auseinander 
weicht, oder wenn es belebt wird, naͤmlich die Kugel⸗ und die Fadenform, welche 
beide wir in jedeni Bildungsſafte dee Bäume, und ſogar In dem Shneewafler ber 
Felſen bemerken, wenn e8 über ſchwarze Erde herabträufelt. Hier nennen wir «6 
rupestre. — 3) Bauchpilze (Gastromyoetes). Immer 
gefehter wird der Bau, ne Ba N Es er 
oder an rignen Fäden hängen, alfo als Babenpile, in eignen Behaͤltniſſen, die 
Peribien nennt, eingefchloffen. Das gewoͤhnlichſte — liefert der Betik, 


6 Schwaͤmme | 
ber, einer Kugel gleich, ganz von ben feinften Staubkoͤrnern, bie an einem Haar⸗ 
gewebe hängen, angefüßt ift. Auch dieſe Geſchoͤpſe kommen auf abgeflorbenen 
Stämmen, Zweigen und Blättern, biswellen felbft auf Krähenfedern und Pferdes 
bufen, die in Verweſung übergeben, vor. — 4) Eigentlide Shwämme. 
So nennt man diejenigen Pilze, welche bie zarteften Keimkoͤrner in ben feinſten 
Sch enthalten, und wo eine gewoͤhnlich oberflaͤchllche Schicht ats Haut 
fich ausbildet. Die Schwaͤmme haben einen weit zuſammengeſetztern Bau als bie 
vorigen Gruppen. Oft wurzeln fie in bie Erde, treiben Knollen, aus biefen Struͤnke, 
auf denen ſich ein halbEugeliger oder ſchirmfoͤrmiger Hut ausbreitet. Ihr Gewebe 
M oft ſchon deutlich zeitig, oft zugleich faferig und roͤhrig. Die Schlauchhaut bil _ 
det beim Agarieus Blätter, beim Boletus Röhren, beim Hydnum Stachein u. 
f. w. Überall find die garten Schläuche mit einer beftimmten Zahl ven Keimkoͤr⸗ 
nen, gewöhnlich mit 2 ober 4, oder endlich mit 8 angefüllt. Bei dem Miſt⸗ 
m (Agarieus ooprinus) getwähren bie dunkeln, zu 4 ſtehenden Körner einen 
emgenehmen Anbiid, wenn fie bei vößiger Meife matt Schnellkraft fidh trennen, 
und eins dad andre anziehen, bis die 4, die zufammengehören, wieder in einer 
bene Begen. Bekanntlich wachſen bie Schwaͤmme uͤberall, befonders im Herbfte 
in ſchattigen und feuchten Wäldern, und nur wenige von ihnen haben hinlängliche 
Dauer, um aufbermahrt zu werben. — 5) Kernſchwaͤmme (Myelomyei Nees). 
Dies find die volffommenften umter ben Pilzen. Sie ſtellen naͤmlich gefchloffene 
Behälter dar, in weichen die Schläuche, gewoͤhnlich auch mit 8 Keimkoͤrnern ans 
gefänt, enthalten find. Dis 4. Gruppe zeigt diefe Schläuche in oberflächlicher Haut. 
Hier aber fuͤllen ſie das Imere, und koͤnnten Bauchpilze genannt werben, wenn 
Die letztern nicht die Keimkoͤrner ohne Schlaͤuche in ſich enthielten. Zu dieſen Kerns 
fjwämmen gehören beſonders die zahlreichen Phacidien, Sphaͤrien, die Hyſterien 
und die Phackdien, die neuerlich von Fried umd Kunze fo trefflich erläutert find. 
Auch dieſe Geſchoͤpfe erfcheinen auf abflerbenden Rinden und Blaͤttern und bitden 
den Übergang zu dem Flechten ober Lichenen. Viele Arten von dem Agaricus find 
eßbar und fcheinen nach ben Verfigerungen von Hahnemann, Cullen, Vogel (in 
Arnftabt) eine Nahrung zu liefern, bie mit der aus dem Thierreich genommenen 
bie meifte Ähnlichkeit hat. Die bekannteſten Arten davon find ber Agar. eampestris 
L., Champignons; vorzuͤglich im Herbſte auf Mifkbeeten zu Haufe; ber Agar. 
deieiosus L., der Zannling, Reiter, um dieſelbe Zeit in Wäldern; der Ager. 
oantarellus, Pfifferling, den gangen Sommer hindurch ia hohen Wäldern; Agar. 
moneeron, Brätling, einer der kleinſten Schwaͤmme ıc. Aber auch von dem 
Doletas gibt es einige eßbare Arten, worunter namentlich ber Bol. borinas, Stein: 
vilz, in Iuftigen Eichenwaͤldern gegen den Herbſt bin wachſend, bezeichnet zu wer⸗ 
ben verdient. Dagegen witken mehre Agaricuſs⸗ und Woletusarten, als Speiſe ges 
noſſen, wenn auch nicht an allen Orten, als heftiges Gift. Hlerher gehört der 
Pfefferſchwamm, Agar. piperatus L., der nın in Kurland und Preußen ges 
noffen wird, bei und wie das ſtaͤrkſte draſtiſche Drittel wirkend, und der Flie gen⸗ 
ſchwamm, Agar. muscarius L., der in mehren Gegenden Slbiriens zu Berei⸗ 
tung eines beraufchenden Getraͤnks benutzt wird, und auch bei ung, zufällig gemoffen, 
. ef tolle Luftigkeit, dann aber Betäubung und tiefen Schlaf hervorbringt. Da 
efbare Schwaͤmme immer ein ſchwerverdauliches Bericht find und oft mit giftigen 
zuſammenwachſen, fo ift ihr Genuß nur fehr vorfihtig zu geſtatten. — Mit allen 
diefen Schwaͤmmen dürfen wicht die fogenannten Badeſchwaͤm me (Spongie) 
verwechſelt werden, tiber welche man infofen noch nicht einig iſt, ob fie in 
das Pflangens oder Thierreich gehören. Gewoͤhnlich werben fie unter den Pflan- 
genthlern aufgeführt. Es gibt von ihnen wol 60 Arten, melde auf ben Boden 
des Meeres, beſonders des mittelländifchen, gefunden werben, und von ben 
Bein im Gewebe eingenifisten Beufäpeln, Schweden ır. geeinigt, im Han- 


Schwan Schwangerſchaft 7 
dei in ber bekannten Geſtalt vorkommen — Schwammzundber, ſ. Feuer⸗ 
ſchwamm. 

Schwan, ein in das Geſchlecht deu Gaͤnſe rege von: weichen 
mon & Sattungen denne. Diefe find: 1) Der ſtumme Schwan, weicher faſt in allen 
— em 2 lebt, gegen el Winter aber ſuͤdwaͤrts zieht. Er dient bei 
uns zur Zierde der Gewaͤſſer; auf dem Laude iſt ex höchft umbehülflih. 2) Der 
Bingfegtwan, weicher Eleiner als der vorige iſt, Far u Be Sen 
der Hudſonsbai gefunden wird, und ebenfalls gegen ben Winter nad) Suͤden wan⸗ 
dert. 3) Der ſchwarze Schwan, welcher auf Neuholland einheimiſch und bi auf Die 
gelblichweißen Schwungfedern pechſchwarz ifl. 4) Dex ſchwarzhalſige Schwan, wel⸗ 
cher auf den Falklandsinſeln und in der Magellaniſchen Straße gefunden wird, aber 
noch nicht genau bekannt ift. — Die Sage, daß der Schwan, ber kaum zuweilen 
einen Kon von ſich gibt, kurz vor f. Tode einen harmoniſchen Geſaug (S was 
nengefang) anflimme, bat ſich, ba fie eine fo mannigfaltige und ſchoͤne Auwen⸗ 
dung zuläßt, durch bie Dichter fortgepflanzt, ohne daß je bie Wahrheit durch einen 
Zeugen beflätigt worden wäre. Indeß war ber Schwan von ben Alten, theils aus 
— theils wegen ſ. vermerintlichen Wahrſagungtgabe, dem Apollo 


Shwangerſchaft iſt der Zuſtand bed menſchlichen Weibes, in weichem 
ſch im Schoße deffelben ein neues Imbivibunm fo — — 


aft 
und endigt ſich mit dem Acte der Geburt (ſ. d.). Derſelbe Zuſtand wird mit an⸗ 
dern Ramen belegt, wenn er bei Thieren, weiche lebendige Fuge zur beit bein· 


bensthaͤtigkert vo 
cher wahrſcheinlich wenige Rage nach der Empfängnis das befsuchtete Ei aufkaimmat. 
Die periodiſche Abſonderung von Blut hört daun auf, aber bie Gefaͤße bes Frucht⸗ 
— —— länglicher, gerader; daB Zellgewebe deffelben wird 
welcher, ſchwammiger, die Wände dicker, bie Höhle geb. Er verliert bie bienfön- 
mige Orfak, bie er im ungefchtwängerten Zuſtande bat, med wird mehr kugelrund. 
be tr Bw a Br Baden 


dem 9. Monat finkt er wierder etwas herab. Unter diefen Veraͤnderungen bes Frucht⸗ 

hülters bildet fi der Emb ryo (f. d.) nach und nadı aus, $i6 er im der-40, Waeche 

den gehoͤrigen Grad ber Reife erlangt hat, — — — leben gu 

taınen, dann aber erfolgt die Geburt, und die Schwangerfchaft iſt 

Aber nicht bloß im Fruchthaͤlter Karen aan ish Klee il bei era 
Lebenäthätigksit finb 


den und nicht verzaͤrteiten Frauen die 5 Schwangere 

muwtbvoller, f kraͤftiger, — — — — 

gere und —— —*2D——— auch als Mütter ; ee 
Krankheiten ‚an ber fie vorher Kitten, 


von anfteddenben die Ausbjehritng, 
lea be Oma tue BR un mer ER an EN ieh tes 
 fete amd ſchuellere Fortſchritte; Hyfteriſche befinden fich oft waͤhrend der Schwan⸗ 
gerſchaft ungewoͤhnlich wohl, Gichtiſche find gewoͤhnlich von ihren Anfaͤllen befreit 
manche werben auffallend fett. Dagegen iſt dieſer Zuſtand bei vielen, ee 





durch bie veränderte 
Seimmung des Gefoaͤß⸗ und Nervenfyſteras bedingt und vermittelt werden. Vor⸗ 
sah) häufig erſtreckt fü, diefe Wirkung auf den Magen, daher lübelleit Ebeh, 





3 Schwangerſchaftscalender 
Erbeechen, krankhafte Abneigung ober Geluͤſte gegen ober nach rare fouft gleiche 
gültigen — —— überdles leiden Schwangere oft an herumgiehenden Shmerun,. 


gelten auch alt Zeichen der Schwan⸗ 
mmelche bei der fmeern Unterfuchung an dem Mutterhalſe bemerkt werben Binnen; 


den), auf bie zu verhüten finb, bie Phantaſie, 
welche nicht aufgeregt vorchen foll, weil ſich ber f 

zu dem fogen. Verſehen gegeben werden kann, und weil auch durch 
dieſe bie Gemuͤthsbewegungen leicht zu ſehr erregt werben koͤnmen, auf bie gehörige 
und den Kräften augemefl ſelung von 

unb Rube, endlich auf bie. Neideng, weiche vorzuͤglich den Unterleib umb bie Bruft 
nn Mit gan en alle Um 


i vorzuͤglicher Sorgfalt vermieden 

werden, weiche mechaniſch fchäblich wirken, z. B. Stoßen, Fallen, Heben zu ſchwe⸗ 

zer Raflen etc., weit fie fo leicht zu. Fehlgebrerten ffung geben. Sedann muß 
auch waͤhrend ber Schwangerſchaft dafuͤr 


ſchon 
—— gef ſind, ehe engl Endlich mͤſſen die begleitenden 
Zufaͤlle den Regeln der Kunſt beſeitigt ober wenigſtens ges 
unÄfigt v —— da An ak 
Zweckmaͤßige Belehrung, audy ber Geburt, 


ige Wochenbett mb Hnheöpflege 
Findet mon in $. A. v. Ammon’s Schrift: „Die erſten Mutterpflichten 
ne A —— 

und Wochenbette tc. (Bien 1826). | 

ee ift eine Tabelle, in weicher mim im 
bes Jahres 2 andre geftelit find, nämlich der 140. von. ihm au gerechnet, und 

ber 280.5 ſo wurde 3. B. neben ben 1. Jan. ber 20. —— 
kemmen u. ſ. vo. Es dient ein ſolcher Calender zur ſchnellen Berechnung ber 
fcheinlichen Geburts zeit, indem der erſte jener Tage ben der Empfängniß, gen die 
een alfe den ungefähren Eirritt der Kindeſbewegungen, 
den Tag der Geburt angibt.. Zuerſt wurde ein ſolcher Galender bekarmtge⸗ 


5 


— 





Schwaͤrmer Schwaͤrmerei 9 


macht in Garn’ 6 — (ripie 1820, Al. 2), ft erſcien ein in 


zelnen Aborucke beforgt von 

Schwaͤrmer . 
Beten zubereitete Patronen, bie bei Kunſtfenerwerken Art gebraucht wer⸗ 
ben. Die Huͤtſe aus Papier oder Kartenblatt hat zum Innern Durchmeſſer etwa 4 


Einien. 
. tee. Gte werden Aber einen kleinen eiſernen Dom auf einem Aͤtzchen von hartem 


en —æâ—— De 
von —6 
2: hwärmerei tft ein krankhafter Zuftanb bes Gemuͤths, in dem man fich 
fortbauernd iſſe, Erfahrungen und Erfolge als wirklich ober errelchdar vor⸗ 
beit, die mr noch in dee Ye beftchen aber überhaupt in daB Gebiet ſoicher Einbu 
gehören , die niemals Wirklichkeit erhalten Binnen, und danach im Danbein 
verführt. Die Schwärnerei der Freundſchaft und Liebe ertraͤumt fich eine Reinheic, 
Bartheit und Innigkeit bes Verhaͤltnifſes mit geliebten Perſonen, wie fie in Scun⸗ 
den höherer Weihe wol empfunden, aber unter den aus Geiſt und Sinnlichkeit zur 
ſammengeſetten, von Eörperlichen Bedaͤrfnifſen abhängigen Menſchen nicht aus⸗ 


— —— Die moraliſche Schwaͤrmerei traut ſich md X. eine 


fittliche Velltommenheit zu, als man nad) ben von der Seelenſtaͤrke, Feſtig⸗ 
bei ſterbli⸗ 


darf. 
ſich mit Phantaſtebildern eines 3 und allgemeinen wenſch⸗ 
lichen Gefeüfchaft, wie ihn weber die Wildungsfkufe-ber Mehrzahl, er... 
walt der Leibenfchaft unter ben Megenten und Regierten, — — — 


i eher Nachtheil 

oͤhnlich uͤbernimmt das gemeine Leben mit feinen Reibungen bie Eur dieſer oft 
febr Hebenswärbigen Kranken. Wielfältig getäufcht, durch niederfchlagende Erfah⸗ 
zungen überführt, baf der Zufland ber Dinge, ber ihren Waͤnſchen entfpräche, noch 
nicht ba ober überhaupt nicht zu verwiefflchen If gerathen fie in eine Berflinunung, 
ne ihres —— Vermoͤgens, zweierlei — 
— Genäther werben ſich In dieſem Mißmuth aufteiben und, da Zureden 
Beinen Schwaͤrmer mit der Welt verſoͤhnt, als Opfer ihrer (hönen Tedume umters 
sehen. If hingegen ihre Natur kräftig und lebensfroher Muth in ihnen, fo werben 

wir dieſelben, wenn bie Erfahrung Ihnen die Binde von ben Augen 
ans dem Kampfe mit der Wirklichkeit als Weiſe hervorgehen fehen, die, mit vielfele 
tiger Umſicht und Urtheilofaͤhigkeit bereichert, das Leben beherrſchen lernen und, in- 
dem fie weniger wünfchen und hoffen, deſto mehr zur allmaͤllgen Verbeſſerung ber 
en men — Biel gefaͤhellcher und ſchwerer zu heiten 
WM die religioͤſe Schwaͤrmerei, weil fie von Behauptungen ausgeht, bie das Recht 
einer fublectiven Übergeugung auf ihrer Seite haben, umb ſich auf einem Gebiete 
bewegt, für das in der Welt des Begreiflichen kein Maß zu finden ift. Gier wird 


fie am leichteflm zum Yanatismus, welches gleichfam der Paroryomus der 


ei iſt. (Bgl. Fanatismus.) — Alle Schwärmerei hat ihren Grund 
in Mangel oder nicht gehöriger Übung der Urtheilskraft bei ſtarker Phantafle mb 
a en ae 
Meinungen Eingang finden und dunkle Gefuͤhle und Einbildungen eine Übermacht 
eıhaiten, Die dos Smdih aus dem Oieichgemicte ber Gefandheit beugt Immer 


m. 














10 Schwarz Schwarze Kunft 


zeigt ſich die Schwärmerei in einer ordnungẽewibrigen Tätigkeit des Geiſtes, bei 
welcher Gefühle und Einbildimgen bie Herrſchaft erhalten. Lehrreiche Veitraͤge zur 
.. der Schwärmerel find: „Die ſchwaͤrmeriſchen Geaͤuelſcenen der St.»Gal: 

ter Wiebertäufer zu Anfange der Reformation; ein Seitenſtaͤck zu ben weitbenfpu- 
cher Uneuhen‘, aus Keßler's Handſchr. — von J.F. — (Ebnat im Tog⸗ 
genburg 1824), und der „Verſuch e. Geſch. der rellgioſen Schwaͤrmerei im Herzog⸗ 
thume Berg", von J. Ad. Engels (Schwelm 1826). Die beſten Mittel gegen bie 
Schwaͤrmerei find daher gründliche und umfafiende Kenntnifſe, munterer Verkehr 
an bee Welt und ruhige Vergleichung des Erreichbaren weit dem een 


ei (Berthold), der angebliche Erfinder des Shiefpulons, =. 
beutfcher Sranciscanermönd) , geb. gegen bie Mitte des 13. Jahrh. zu Breiburg im 
Breisgau. Als man diefen großen Scheibelänftier wegen Bauberei ins Gefaͤngniß 
gefegt hatte, vertandte er f. Zeit auf chemiſche Unterfurchungen,, weiche ihn auf bie 
Bereitung des Schießpulvers (ſ. d.) führten. Die Miſchung des Schießpul⸗ 
werd war ohne Zweifel ſchon vor Schw. gekannt (vgl. Roger Baco), aber Schw. 
fand fie vielleicht zufüßig auf, ober flellte fie zuerſt in einer für bu Aeiegt > und 
Jagdgebrauch tauglichen Geftalt dar 
Shwarzburg, be Dbsrs mb bie Unterhesefäaft, in Thaͤringen, 
ein ſouveraines Fuͤrſtenthum des Haufes Schwarzburg ; 354 IM. mit 12 Städ- 
ten, 236 $1. und D. und gegen 100,000 €. Die Oberherefchaft liegt an ber Much: 
‚ felte des hhringeriwatdes, von den geoßherzogl. und herzogl faͤchſtſchen Ländern 
und der preuß. — Sachſen —* und — von der Saale mit der 


Schwarza, Ilm und Gera beroäffert. un .—— von der preuß. 
Vrov. Sachſen umgeben, an der Wipper und Gelbe. Die chemals in der koͤnigl. 


ſaͤchſ. N ſich durchkreuzenden Oberherrlichkeite » und Lehesrechte Mad 
durch den Vertrag des Hauſes Schwarzburg mit Preußen, weiches te 
koͤnigl. ſaͤchſ. —** beſitzt, 1816 mittelſt Abtzetinigen ausgeglichen und aufge⸗ 
hoben worden, ſodaß es keine ſchwarzburgifſchen Receßherrſchaften — - — 
Das alte Haus Schwarzburg beſaß ſchon im 11. Jahth. anfehnliche Guͤter in Thuͤ⸗ 
singen. Ein Graf Guͤnther XXL von Schwarzburg wurde 1349 zum deutſchen 
Kalſer gewaͤhlt. Sein aͤlterer Bruder Heinrich behielt die Graſſchaft. Sein Nach: 


'tomme Bünther XL. führte 1541 die evangel. sIutherifche Reliston ein. Seine 


Soͤhne ftifteten 1552 die 2 noch regierenden Linten Arnſtadt, In der Helge Sons 
dbershanfen genannt, und Rudolſtadt, welde 1697 und 1710 die fuͤrſtt. 
Würde und 1754 auf dem Reichsſstage Sig und Stimme im Fuͤrſtencollegium er⸗ 


. hielten. Überdies waren die Fuͤrſten des h. römifchen Reiche Exrbftamelfker,, nann- 
. ten fi die Viergrafen des Reichs und hatten die große Comitiv. 1807 traten fie 


zum Rheinbunde und db. 13. Juli 1815 zum deutfchen Bunde. Auf der Bundes» 
verſammlung theilen fie die 15. Stelle mit Dibenburg umb Anhalt; im Plerum 
haben fie jeber eine Stimme. 1) Das Haus Schw.-Sonbershaufen (Krk 
Günther Frie drich Karl, reſidirt zu Sonderühaufen) beſitzt 104 AM. (vom der Un⸗ 
techertfchaft 2, von ber Oberhersfaft 4), mit 48,000 &. und 400,000 Fi. Einf. 
2) Das Haus Shw.:Mudoiftadt (Fuͤrſt Günther Friedrich, reſidirt zu Rudol⸗ 
fladt) befigt (mach Abtretung der Ämter Kelbra und Heringen an Preußen) 19 
= mit 57,000 €. u. 325,000 Fl. Ein. In Schw.-Ruboifladt find feit 1816 
eingeführt, in Sonder&haufen bis jegt noch nit. Zum 9. 


Ä — Rest — 451 und Nuboiſtade 539 Mann. Bel: , 


dolſtadt md Schwarzbu ihren Umgebungen, hiſtoriſch umd ——— 
dargeſtellt von D. — 1816). 

Schwarze Kunſt, ſ. Magie (natüuͤrliche). 

Schwarze Kunſt. Eine der wichtigſten Erfindungen d. 17. Jahrh. in 








Schwarze Kunft 11 


dee Kupferſtecherei ift die fogen. ſchwarze Kunſt. Man nennt fie im Statien und 
England Meszo tinto (Heudunkei ober halbe Färbung damit bezeichnend), in 
Srantreich Taille d’6pargne und Gravure en maniöre notre, und in Guͤddentſch⸗ 
land den Ganmetſtich oder geſchabte Manier. Sie unterfcheibet fi vom Kupfer 
Rechen und Rupferägen baburd),, daß man bei dieſen beiden ben Schatten, bei der 
ſchwarzen Kumft aber das Licht in das Kupfer arbeitet. Es kommt dabei Haupefädh- 
Bd) auf ben Grund an. Ein fanftes Werfchmelzen, verbunden mit geoßer Schatten: 
wirkung, zeichnet biefe Art won Kupferſtichen ganz beſonders aus; fie iſt von auf- 
fallend fehöner Wirkung zu Bildniſſen und zu biftorifchen Darftelungen, bie nicht 
viele und nicht zu kleine Figuren haben. In Hinficht auf die feinen Schattirungen 
ſteht fie dem Kupferfliche fehr nach. Die Rupferplatte, auf welcher in ſchwarzer 
Kunft gearbeitet werden fol, wird erft ganz rauh durchkratzt, ſodaß, wenn man in 
Diefem Zuftande Abbruͤcke nähme, biefe völlig ſchwarz fein würden. Diefe Gruͤn⸗ 
dung If fehe mÄähfanı und wichtig, denn von bem dadurch bewirkten gleichen Kom 
dee Platte hängt bie ſammetartige Weichheit ab; doch dann jeder forgfältige Arbei⸗ 
ter fie vollenden, vermitteiſt eines guten Grändungseifens. Auf bie Seinheit diefes 
ſtaͤhlernen Werkzeuge kommt Alles an. In Augsburg bat man Maſchinen dazu ers 
funden. Auf den Grund wird nun die Zeichnung uͤbergetragen, Indem man das Pas 
pier, worauf fie gefertigt iſt, auf der Ruͤckſeite mit Kreide uͤberreibt, und ſolches 
dann anf des Platte abdeuckt, diefen Umriß aber nachher mit Tuſche übergeht. Nun 
verführt man ebenfo damit als ob man mit weißer Kreide auf dunkles Papier zeich⸗ 
nete. Man ſchabt ben Grund mehr und minder ab, nachdem man hellere Lichter 
haben will. Auf den lichteſten Stellen wird daB Kom der Gruͤndung ganz wegge⸗ 
ſchabt, doch muß man fich forgfättig huͤten, nicht, in der Hoffnung, ſchneller fertig 
zu werben, die Gruͤndung auf emmal wegzuſchaben, weil es fehr ſchwer iſt, fie wies 
berherzuftellen, und weil bie zarte Abſtufung ber Schatten die hoͤchſte Schoͤnheit 
biefer Manter ausmacht. Mit den lichten Theilen fängt man an, doch Läßt man im⸗ 
mer einen Hauch von Kom ſtehen, nachher überarbeitet man die Reflexe, Altes in 
‚großen Partien. Man ſchwaͤrzt alsdann die ganze Platte mit einem Ballen von Filz, 

um die Wirkung dbaven zu fehen, und fängt nachher immer an ben flärkiten Licht» " 
fielen wider an. Die hoͤchſten Lichter oder Glanzblicke muͤſſen endlich das blanke 
Kupfer ausmachen, zu welchem Behufe daſſelbe mit dem Polirſtahl wieder geglät- 
tet wird. Die ſchwaͤrzeſten Schatten hingegen bleiben rauh und ganz unberährt; 
alle Stufen bee Schatten und Richter aber trägt der Gerbſtahl oder das Schabeiſen 
auf das Kapfır. Die ſtaͤrkſten Drude an den Umtiffen fibergeht man jegt mit dem 
Grabflichel. — Da eb ungleich leichter ift,, Theile des dunkeln Grundes wegzuſcha⸗ 
ben, als bie chatten durch die unendliche Anzahl von Zügen und Strichen in ben 
Schraffirungen zu bilden, fo ift die Schwarzkunſt weit ſchneller und Leichter ausge: 
führen als jebe andre Art der Kupferſtecherkunſt. Sie iſt daher viel anwendbarer 
als das Radiren und Stechen. — Der Erfinder der ſchwarzen Kunſt iſt der heſſen⸗ 
caffetfche Obriſtlleutenant 2. v. Siegen (van Sichem) gewefen, ber 1643 den erften 
Verfuch in derfelben mit dem Bildniß ber Landgraͤfin von Heften, Amalia Etifabeth, 
gemacht hat. Bon biefem lemte fie ber Eurpfälzifche Prinz Robert, ober Rupert, 
Herzog von Gumberland, welcher fie zur Zeit König Karls Il. nach England brachte. 
Dort wurde fie ungemein beliebt, und man fuchte den Prinzen für den Erfinder der: 
ſelben auszugeben, indem man erzählte, Prinz Robert fei eine® Morgens fruͤh aus⸗ 
gegangen umd babe eine Schiidwache etwas entfernt von ihrem Poflen mit ihrer 
Bliate ſehr beſchaͤftigt gefunden. Ex habe den Soldaten gefragt, was er vorhabe? 
worauf biefer erwiberte, der N au habe feine Flinte roflig gemacht, und er 
putze fie wieber. Als der Prinz das Gewehr betrachtet habe, ſei es ihm auftefallen, 
daß durch das Poltren mancher Otellen fich eine Zeichnung zufällig darauf bildete; 
dieſer Anblick Habe bie Ider des Weyzotinto in ihm erweckt. Ein Kopf Johannis 


12 | Schwarzenberg Geſchlecht) 


des Taͤufers nach Spagnoletto iſt das erſte bekannte Blatt des Prinzen. Doch wa⸗ 
ren die fruͤhſten Blaͤtter rauh und unangenehm. Spaͤter brachten es die Englaͤnder 
am weiteſten in ber ſchwarzen Kunſt. Bon John Smith, der zu Ende d. 17. Jahrh. 


lebte, hat mian mehr als 500 Blätter; er und Beorge White bildeten eine neue 
Epoche für die ſchwarze Kunft, welche der legtere beſonders baburch vervollkomm⸗ 
nete, daß er bie Platte erſt radirte, wodurch fie mehr Beift und Leben erhielt. In 


der neuern Zeit beſchaͤftigten fich in England weit mehr Kuͤnſtler mit der ſchwarzen 
Kunſt als anderswo. Beſonders berühmt wurden Mac Ardell, Honfton, Earlom, 
Pether, Green, Watſon, Didenfon, Diron, Hudfon, 3. Smith c. Unter den 
Deutſchen befchäftigten fich vorzuͤglich Bernhard Vogel aus Nürnberg (geb. 1683, 
gefl. 1737), die augeburger Künftter Haid und Preißler aus Nürnberg damit. 
Don den Riederländern zeichnen fi) Vaillant, Schuppen, de Bruggen, van Bleeck 
und Faber aus. Unter den Sranzofen find Sarrabat und Boyer die Einzigen, die 
etwas Bedeutendes darin.leifteten. — Außer einem Gemälde kann nichts das fanft 
verfchmolgene Fleiſch, das wallende Haar, bie Falten der Gewaͤnder und die blin⸗ 
kenden Waffen fo gut nachbilden als die ſchwarze Kunſt, aber die Umeiffe,laffen ſich 
nicht fo beſtimmt und geiſtreich darin zeichnen wie mit dem Grabſtichel, daher koͤn⸗ 
nen fich die beſondern Theile bei zu gehaͤuften und kleinen Figuren nicht genug her⸗ 
autheben. Zu große Lichtmaſſen gelingen nicht, dagegen thun Nachtſcenen große 
Wirkung, fowie Portraits. Nah Rembrandt, Benebetto, Muridos, Vandyk, Rey: 
nolds und Weſt hat man bie ausgezeichnetften Blätter. Man kann nicht leicht auf 


mehr als 200 gute Abdrüde von eimer Platte rechnen, wovon die zweiten 50 


die ſchoͤnſten find. Doch kann man der Platte leicht wieber nachhelfen, und dann 
bis 500 Abdruͤcke davon nehmen. — Die ſchwarze Kunſt bat Gelegenheit zu Er: 
findung ber mehrfarbigen Kupferfliche gegeben, welche die Malerei nachzuahmen 
ſtreben. Dieſer Farbendruck gefchieht vermittelt mehrer Platten, welche, eine 
jebe befonders, mit ihrer eignen Farbe auf das nämliche Blatt Papier abgebrudt 
werben. Die Platten muͤſſen richtig auf einander paffen, und auf jeder werden nur 
die Partien, die von einerlei Farbe find, ausgeführt. Alle Farben, die zu diefer Art 
abzudrucken gebraucht werben, muͤſſen durchſichtig fein, fodaß, wo fie ſich mifchen- 


follen,, eine durch die andre im Abdrucke durchſchimmere. Pflanzen, Früchte, archi⸗ 


tektoniſche Stuͤcke und anatomifche Sachen find am paffendften dazu. Le Blond, 
ein geb. Stanffurter, der 1741 farb , war ber Erfinder diefer Art von Farbendruck. 
Sautier, Dagoty in Paris und Robert führten diefe Kunft in Frankreich ein und 
gaben auch Portraits in dieſer Manier. WAbmiral in Leyden und der neapolitanis 
fche Prinz San⸗Severo brachten ed weit darin; Goͤtz aus Mähren nebſt ſ. Tochter 
vervollfonmneten fie noch fehr. Bei Legterm lernte der Benetianer Fran Bars 
tolozai (f. d.). — wi. 
Schwarzenberg (die Kürften v.), ein Zweig ber Grafen v. Seinsheim, 
find eins der Ätteflen Befchlechter in Franken. Erkinger, Baron v. Seinshelm, 
kaufte 1420 die Herrfchaft Schwarzenberg und nannte ſich nach ihre. Als Schwa⸗ 
ger der Gemahlin des Kaiſers Sigismund erwarb er für f. Herrſchaft bie Reichsun⸗ 
mittelbarkeit. Einer von f. Nachkommen, Adolf, wurde 1599 Reichsgraf, umd deſ⸗ 
fen Enkel, Joh. Adolf, 1670 Reichsfuͤrſt. Er erhielt 1674 Sig und Stimme 


im Sürftencollegtum. Sein Enkel, Adam Franz, erbte von f. Butter, einer Graͤ⸗ 


fin v. Sulz, die Landgrafſchaft Klettgau in Schwaben, und wurde 1723 Herzog 
von Krummau in Böhmen, welchen Titel ber regierende Ättefte führt. Durch den 
Rheinbund wurden Schwarzenberg und Klettgau mediatiſirt. Der Kürft trat die 


Landgraffchaft Klettgau 1812 an Baden ab. Die Befigungen des Haufes find: - 


die gefärftete Sraffchaft Schwarzenberg in Franken, 5 LI. mit 10,000 E., in 
Schwaben die Grafſchaft Illereichen und Kelimün;, die Herrfchaft Neuwaldeck 
u. a. m., unter batsifcher . würrtemberg. und babifcher Hoheit. Die übrigen Güter 


a ED DD Moe et En Bo u ——— 








% 


Schhwatxenberg (Karl Ypllipp, Miro), 18 


Hegen im Öftreichifehen. Alte zufammen haben 42 LI. mit 115,000 €. und ber _ 


ſtehen aus 2 Majoraten. Das erfle begreift die fraͤnk und ſchwaͤb., das zweite ei⸗ 
nige böhmifche Herrſchaften. Die Einkünfte de erfien Majorats betragen gegen 
500,000 &. Das Haus ift katholiſch und hat f. Sig in Win. Der regierenbe 
— Fuͤrſt Sofeph, geb. 1760, iſt kaiſerl. Geheimerrath und Kaͤmme⸗ 
Yauline, des Herzogs v. Aremberg Tochter, verlor ihr 
— zu — (1. Suli 1810) in dem bei einem von ihrem Schwager, dem 
fin Katl v. Schwarzenberg (f. d.), veranftalteten Hefte ntfiandenen Brande. 
Das 2. Majorat, mit 60,000 Zi. Eink., befist Kürft Frie drich, geb. 1799, 
Sohn des Feldmarſchalls. (S. d. folg. It). 

Schwarzenberg (Karl Philipp, Fuͤrſt v.), Herzog v. Krummau, kaiſ. 
öftteich. Generaifeldmarſchall, geb. d. 15. April 1771 zu Wien, diente fchen 
1789 in dem Kriege mit den Türken, wo er fich durch perfönliche Tapferkeit aus⸗ 
zeichnete, dann fortwährend in den Kriegen mit Srankreich. Beim Ausbruche des 
erſten war er Adjutant des Grafen Clairfait. In dem folgenden Felbzuge en 
commandirte er einen Theil dee Avantgarde des Prinzen v. Koburg. Im ber 


Schladyt von nn i6 (d. 26. April 1794) warf er an ber Spige ſ. Rei-⸗ 


terregiments und 12 beit. Schwabronen den Feind und durchbrach eine Linie von 
27,000 Bann, daher ihm der Kaifer auf dem Schlachtfelde das Therefienkteuz 
umhing. 1796 war er Oberſter und Commandant des Kuͤraſſierregiments Zeſchwitz 
bei dem Corps von Wartensleben, und wurde nad) dem Siege bei Würzburg Ger 
neralmajor. 1799 zum F.⸗M.⸗L. ernannt, erhielt er das Uhlanenregiment, welches 
noch feinen Namen führt. In der Schlacht bei Hohenlinden (am 3. Dec. 1800) 
rettete ee muthvoll fein Corps von der Sefangenfchaft. In dem Kriege 1805 bes 
fehligte er eine Divifion unter dem General Mad. Bet Ulm commanbirte er ben 
rechten oͤſtr. Flügel. Nachdem Alles verloren war, fchlug ex ſich nebft dem Erzher⸗ 
zog Ferdinand mit einigen Reiterregimentern durch und entkam über Wallerftein 
und Öttingen, wo er mit f. Reitern den Weg bahnte, nach Eger in Böhmen. 
Unter täglichen Gefechten hatte er, von Murat verfolgt, mit diefen Scharen in 8 
Zagen 50 Meilen zurüdgelegt. Die Schlacht von Aufterlig warb gegen f. Rath 
vor ber Ankunft des Heeres von Bennigfen und des vom Erzherz. Karl geliefert. 
Nach dem Wunfche des Kaiſers Alerander erhielt er 1808 bie öftreich. Botſchaft in 
Petersburg, wo f. Lage bei dem Ausbruche bes Krieges 1809 fehr ſchwierig war. 
Rußland mußte als Frankreichs Bundesgenoffe gegen ſtreich kaͤmpfen; Fuͤrſt 
Schw. verließ daher Petersburg, nahm an ber Schlacht bei Wagram Theil und 
befehligte auf dem Ruͤckzuge die Nachhut bis Znaim. Damals wurbe-er General 
ber Eavalerie. Nach dem wiener Frieden wurde er oͤſtreich. Botfchafter in Paris 
und leitete die Unterhandlungen über bie Vermaͤhlung Napoleons mit der Erzherzo⸗ 
gin Marie Louife. Auf diefem Poſten ermarb er fi), befonbers nach dem Brande 
des Ballfanles bei Selegenheit eines Feſtes, das ber Fürft zur Feier der Verbindung 
Napoleons mit der Erzherzogin gab, wo ſ. Schwägerin, bie Fuͤrſtin Pauline v. 
TE ri ein Opfer ihrer Dutterliebe wurde, Napoleons Vertrauen im 
böchften Grabe, und darum ward er auf deſſen en in dens euffifchen Feld⸗ 
zuge, zu welchem ſtreich nach dem Tractate vom 14. März 1812 ein Hülfscorp6 
zu flellen hatte, zum Wefehlähaber deffelben ernannt. Diefes 30,000 M. flarke 
Corps wurde in Galizien verfammelt, ging in ben erſten Tagen des Juli über 
den Bug und befegte am 11. die wichtige Pofition von Pinsk. Im Aug. erhielt der 
von Napoleon den Oberbefehl über die auf f. rechten Flügel operirende Armee 
und über bas 7. (aus Sachſen beftehenbe) Corpse. Es gelang ihm, gegen Tormafs 
foff einige Vortheile zu erhalten. Im Det. mußte er ſich jedoch vor der verftärkten 
ruſſiſchen Armee unter Tſchitſchakoff und Zormaffoff unter nachtheiligen Gefechten 
ins Großherzogthum Warſchau zuruͤckziehen. rſcheinlich war in dieſem Zeit⸗ 


X 


— 








2. Schwarzenberg (Geſchlecht) 


des Taͤufers nach Spagnoletto iſt das erfie bekannte Watt des Prinzen. Doch wa⸗ 
ven die fruͤhſten Blaͤtter rauh und unangenehm. Spaͤter brachten es die Engländer 
am meiteften in ber ſchwarzen Kunft. Bon John Smith, der zu Ende 6.17. Jahrh. 
lebte, hat man mehr als 500 Blätter; ex und George White bildeten eine neue 
Epoche für die ſchwarze Kunſt, welche ber letztere beſonders dadurch vervollkomm⸗ 
nete, daß er die Platte erſt radirte, wodurch fie mehr Geiſt und Leben erhielt. Im 
ber neuern Zeit befchäftigten fich in England weit mehr Kuͤnſtler mit der ſchwarzen 
Kunſt als anderswo. Beſonders berühmt wurden Mac Ardell, Honfton, Earlom, 
Pether, Green, Watſon, Didenfon, Diron, Hubfon, 3. Smith x. Unter den 
Deutſchen befchäftigten fich vorzuͤglich Bernhard Vogel aus Nürnberg (geb. 1683, 
geft. 1737), die augsburger Kuͤnſtler Haid und Preißler aus Nuͤrnberg damit. 
Don den Rieberländern zeichnen ſich Vaillant, Schuppen, de Bruggen, van Bleeck 
und Saber aus. Unter den Franzoſen find Sarrabat und Boyer bie Einzigen, bie 
etwas Bedeutendes barin leifteten. — Außer einem Gemälde kann nichts das ſanft 
verfchmolzene Fleiſch, das wallende Haar, bie Falten der Gewaͤnder und bie blin⸗ 
kenden Waffen fo gut nachbilden als die ſchwarze Kunſt, aber bie Umeiffe,laffen fich 
nicht fo beſtimmt und geiftreich darin zeichnen twie mit dem Grabſtichel, daher koͤn⸗ 
nen fich bie befondern Theile bei zu gehäuften und Fleinen Figuren nicht genug her: 
ausheben. Zu große Lichtmaffen gelingen nicht, dagegen thun Nachtfcenen große 
Wirkung, ſowie Portraits. Nach Rembrandt, Benedetto, Murillos, Vandyk, Rey: 
nolds und Weſt hat man die ausgezeichnetſten Blätter. Man kann nicht leicht auf 
mehr ald 200 gute Abdruͤcke von einer Platte rechnen, movon die zweiten 50 _ 
die (hönften find. Doch kann man der Platte leicht wieder nachhelfen, und dann 
bis 500 Abdruͤcke davon nehmen. — Die ſchwarze Kunſt hat Gelegenheit zu Er: 
findung der mehrfarbigen Kupferfliche gegeben, welche bie Malerei nachzuahmen 
ſtreben. Diefer Farbendruck gefchieht vermittelt mehrer Platten, weldye, eine 
jede befonders, mit ihrer eignen Farbe auf das nämliche Blatt Papier abgebrudt 
werben. Die Platten müffen richtig auf einander paffen, und auf jeder werden nur 
die Partien, die von einerlei Farbe find, ausgeführt. Alle Farben‘, die zu diefer Art 
abzudruden gebraucht werben, muͤſſen durchſichtig fein, fodaß, wo fie ſich miſchen 
follen, eine durch die andre im Abdrucke durchſchimmere. Pflanzen, Früchte, archi⸗ 
tektonifche Stüde und anatomiſche Sachen find am paffendften dazu. Le Blond, 
ein geb. Frankfurter, der 1741 ſtarb, war der Erfinder diefer Art von Farbendruck. 
Gautier, Dagoty in Paris und Hobert führten diefe Kunſt in Frankreich ein und 
gaben auch Portraits in dieſer Manier. LAdmiral in Leyden und der neapolitani⸗ 
ſche Prinz San⸗Severo brachten es weit darin; Goͤtz aus Mähren nebſt f. Tochter 
vervollfonmumeten fie noch fehr. Bei Legterm lernte ber Benetianer Franz Bars 
tolozat (f.d.). wi. 
Schwarzenberg (die $ürften v.), ein Zweig ber Grafen v. Seinshelm, 
find eins der Atteflen Befchlechter in Franken. Erkinger, Baron v. Seinsheim, 
taufte 1420 die Herrfchaft Schwarzenberg und nannte fidy nach ihr. Als Schwa⸗ 
ger der Gemahlin des Katfers Sigiomund erwarb er für f. Herrſchaft die Reichsun⸗ 
mittelbarkeit. Einer von f. Nachkommen, Adolf, wurde 1599 Reichsgraf, umd defs 
fen Enkel, Joh. Adolf, 1670 Reichsfuͤrſt. Er erhielt 1674 Sig und Stimme 
im Sürftencollegium. Sein Enkel, Adam Franz, erbte von ſ. Mutter, einer Graͤ⸗ 
fin v. Sulz, die Landgraffchaft Kiettgau in Schwaben, und wurde 1723 Herzog 
von Krummau in Böhmen, welden Titel der vegierende Älteſte führt. Durch den 
Rheinbund wurden Schwarzenberg und Klettgau mediatiſirt. Der Kürft trat bie 
Landgraffhaft Klettgau 1812 an Baden ab. Die Befigumgen des Haufes find: - 
bie gefürftete Grafſchaft Schwarzenberg in Franken, 5 IM. mit 10,000 €., in 
Schwaben die Grafſchaft Illereichen und Kellmünz, die Herrſchaft Neuwaldeck 
u. a. m., unter bairiſcher wuͤrtemberg. und badiſcher Hoheit. Die übrigen Güter 


Schwarzenberg (Karl Philipp, Faro). 18 


legen im Öftreichifehen. Alte zufammen haben 42 NM. mit 115,000 €. und bes _ 
ſtehen aus 2 Majoraten. Das erſte begreift die fraͤnk. und ſchwaͤb., das zweite eis 
nige boͤhmiſche Herefchaften. Die Einkünfte bes erſten Majorats betragen gegen 
500,000 Fl. Das Haus iſt katholiſch und hat ſ. Sig in Wim. Der regierende 
Standesherr, Fuͤrſt Joſeph, geb. 1769, iſt kaiſerl. Geheimerrath und Kaͤmme⸗ 
rer. Seine Gemahlin Pauline, des Herzogs v. Aremberg Tochter, verlor ihr 
Leben zu Paris (1. Juli 1810) in dem bei einem von ihrem Schwager, dem Fürs 
fien Katlv. Schwarzenberg (f. d.), veranftalteten Hefte entſtandenen Brande. 
Das 2. Majorat, mit 60,000 Fl. Eink., befist Kürft Friedrich, geb. 1799, 
Sohn des Feldmarſchalls. (8. d. folg. Art.) . 
Schwarzenberg (Karl Philipp, Fuͤrſt v.), Herzog v. Krumman, kaiſ. 
Öftreich. Generaifeldmarſchall, geb. d. 15. April 1771 zu Wim, diente fchen 
1789 in dem Kriege mit ben Türen, wo er ſich durch peefänliche Tapferkeit aus 
zeichnete, dann fortwährend in den Kriegen mit Frankreich. Beim Ausbruche des 
erfien war er Adjutant des Brafen Claitfait. In dem folgenden Feldzuge (17793) 
commandirte er einen Theil dee Avantgarde bed Prinzen v. Koburg. In der 
Schlacht von Chateau⸗Cambreſis (d. 26. April 1794) warf er an der Spige ſ. Reis 
terregiments und 12 bsit. Schwabronen den Feind und durchbrach eine Linie von 
27,000 Bann, baher ihm der Kaiſer auf dem Schlachtfelde das Therefienkteuz 
umbing. 1796 war ee Oberſter und Commandant des Küraffierregiments Zeſchwitz 
bei dem Corps von Wartensieben, und wurde nach dem Siege bei Würzburg Ge⸗ 
neralmajor. 1799 zum F.⸗M.⸗L. ernannt, erhielt er das Uhlanenregiment, welches 
noch feinen Namen führt. In der Schlacht bei Hohenlinden (am 3. Dec. 1800) 
rettete ee muthvoll fein Corps von ber Gefangenfchaft. Sin bem Kriege 1805 bes 
fehligte er eine Divifion unter dem General Mad. Bei Ulm commanbirte er ben 
rechten oͤſtr. Fluͤgel. Nachdem Alles verloren war, fchlug er ſich nebft dem Erzher⸗ 
z0g Ferdinand mit einigen Reiterregimentern durch und entkam über Wallerftein 
und Öttingen, wo er mit [. Reitern den Weg bahnte, nach Eger in Böhmen. 
Unter täglichen Gefechten hatte er, von Murat verfolgt, mit diefen Scharen in 8 
Tagen 50 Meilen zurüdigelegt. Die Schlacht von Aufterlig warb gegen ſ. Rath 
vor der Ankunft des Heeres von Bennigfen und bes vom Erzherz. Karl geliefert. 
Mach dem Wunfcye des Kaiſers Alerander erhielt er 1808 bie öffreich. Boiſchaft in 
Petersburg, wo f. Lage bei dem Ausbruche bes Krieges 1809 fehr ſchwierig war. 
Htußland mußte als Frankreichs Bundesgenoffe gegen ſtreich kaͤmpfen; Zürft 
Schw. verließ daher Petersburg, nahm an der Schlacht bei Wagram Theil und 
befehligte auf dem Ruͤckzuge die Nachhut bi6 Znaim. Damals wurbe-er General 
der Cavalerie. Nach dem wiener Srieben wurde er öfteeich. Botſchafter in Paris 
und leitete bie Unterhandlungen über die Vermaͤhlung Napoleons mit der Erzherzo⸗ 
gin Marie Lonife. Auf diefem Poften erwarb er fi), befonbers nach dem Brande 
des Ballfanles bei Gelegenheit eines Feſtes, das ber Fuͤrſt zur Feier ber Verbindung 
Napoleons mit der Erzherzogin gab, wo f. Schwägerin, bie Fuͤrſtin Pauline v. 
Schwarzenberg, ein Opfer ihrer Mutterliebe wurde, Napoleons Vertrauen im 
hoͤchſten Grade, und darum warb er auf deſſen — in dem ruſſiſchen Feld⸗ 
zuge, zu welchem ſtreich nach dem Tractate vom 14. März; 1812 ein 
zus flellen hatte, zum Befehlshaber deſſelben ernannt. Dieſes 30,000 M. ſtarke 
Corps wurde in Galizien verfammelt, ging in den erſten Tagen des Juli über 
den Bug und befegte am 11. die wichtige Pofition von Pinsk. Im Aug. erhielt der 
Fuͤrſt von Napoleon den Oberbefehl über die auf f. rechten Fluͤgel operirende Armee 
und über das 7. (aus Sachſen beftehende) Corps. Es gelang ihm, gegen Tormafs 
foff einige Voxtheile zu erhalten. Im Oct. mußte er fich jedoch vor ber verftärkten 
ruſſiſchen Armee unter Tſchitſchakoff und Tormaſſoff unter nachtheiligen Gefechten 
ins Großherzogthum Warfchau zuruͤcknehen. rſcheinlich war in dieſem Zeit 


14 Schwarzes Meer | | 


punkte, vermoͤge geheimer Iuſtructionen, die Thaͤtigkeit bes Fuͤrſten nur noch nes 
gativ. Sein Armeecorps blieb bis zum Febr. 1813 in der Poſition von Pultusk, 
und der von ihm gefchloffene enftinftanbsvertrag ficherte den Ruͤckzug der 
Franzoſen. Am 9. Febr. ging der Fuͤrſt nad) Wir. In dieſem Feldzuge erhielt ex 
vom Kalfer Franz, auf Napoleons Wunfch, den Marſchallſtab. Im April 1813 
wurde er nach Paris gefendet. „Sie haben einen ſchoͤnen Feldzug gemacht‘, ſprach 
Napoleon, als er ihn wiederſah. „Sie!“ fegte er lächeind hinzu. Faſt zu gleicher 
Zeit reifte Napoleon zu feinem Heere, der Kürft aber nach Wien zuruͤck. Darauf 
erhielt er den Dberbefehl Über das ſich in Böhmen verfammelnde Beobachtungeheer, 
welchem im Aug. nach ber Kriegserklaͤrung ſtreichs fich ein Theil ber preuß. und 
ruffifchen Deere anfchloß. Zürft Schwarzenberg ward zum Generaliffimuß der ge= 
fammten gegen Frankreich beflimmten Armeen emannt. General Radezky war ums 
ter dem Fuͤrſten Chef des Generalſtabs. Die Aufgabe der Kriegfuͤhrung war eine 
der ſchwerſten. Der Fürft Iöfte fie gluͤcklich mit allgemeiner Anerkennung ſ. Ber 
dienftes. Die erfte Operation ber großen Armee gegen Dresden war indeß nicht 
gladich (f. Dresden im 3.1813), und ohne die Kataſtrophe des Generals Van⸗ 
damme bei Kulm (f. d.) hätte der ganze Feldzug eine hoͤchſt bedenkliche Wenbung 
nehmen können. S. Ruffifhsdeutfher Krieg 1812—15, Leipzig 
(Schlacht von) und Paris (Einnahme im J. 1814). Wir bemerken bloß, daß 
der Marſch auf Paris des Fuͤrſten Vorſchlag geweſen iſt. Nach der Ruͤckkehr Na⸗ 
poleons von Eiba erhielt er den Oberbefehl über die verbuͤndete Armee am Ober⸗ 
thein, und ging am 22. Juni mit den Ruffen und Öftreichern über den Rhein. 
Aber ſchon war durch die Schlacht von Waterloo und die zweite Abdaukung Napo⸗ 
leons der ganze Feldzug beendet. Fuͤrſt Schwarzenberg warb nad f. Ruͤckkehr von 
Paris 1815 Präfident des Hofkriegtraths. Sein Kaifer ſchenkte ihm Guͤter in Un« 
garn und erlaubte ihm, die Zeichen von ſtreich in f. Wappen zu fegen. Bald dars 
auf nahm eine Anlage zu apoplektiſchen Zufaͤllen, welche ein Sturz mit dem Pferde 
ſchon früher begründet zu haben ſchien, eine bebenkliche Wendung. Am 13. San. 
1817 lähmte ihm ein Schlagfluß die rechte Seite, Vergeblich war der Verſuch mit 
der homoͤopathiſchen Beilart. Des Fürft ftarb am 15. Det. 1820 in ber Stadt, 
welche durch die vor ihren Thoren gelieferte Wölkerfchlacht ſ. Namen unfterblich 
machen wird. An demf. Zage, wo er 1813 als Sieger einzog, am 19. Det. , warb 
fein Leichnam 1820 nad Böhmen im feierlichften Aufjuge abgeführt. Thorwald⸗ 
fen erhielt den Auftrag, ein Marmorbentmal für ihn zus verfertigen. Seit 1799 
war er mit der verw. Fuͤrſtin Eſterhazy, einer geb. Gräfin Hohenfeld, vermaͤhlt. 
Die militaitifchen Talente bed Fürften im Ganzen find nur von Wenigen in Ziels 
fel gezogen worden; Napoleon allein behauptete, ex habe nicht verftanden, 6000 
Mann anzuführen. Mol aber haben einzelne ſ. Operationen ſowol an fi ale in 
ihrer Leitung einer gerechten Kritik unterliegen muͤfſen. Zu biefen gehört u. A. die 
gegen Dresden, bei weldyer bie ganze verbuͤndete Armee auf das Spiel gefegt wurde. 
Auch will man die Diöpofitionen in den Tagen von Reipzig nicht loben u. behauptet, 
daß fhon hier die ganze franz. Armee habe vernichtet werben koͤnnen; in den Ebenen: 
von Champagne, an jenen Eritifchen Tagen, wirft man dom Fuͤrſten ebenfalls Man⸗ 
gel an Energie und Zuverſicht vor. Man vergeffe aber nicht, mie fehr er in dem 
Feldzuge 1813 und 1814 [. Anfihten, obfchon er Generaliſſimus hieß, unterord⸗ 
nen mußte, und darin ſtimmen alle Urtheile überen, daß es wenige Heerfuͤhrer 
möchte gegeben haben, bie wie er verflanden,, durch das angemeffenfte und verfühn: 
lichſte Betragen die bei einer aus fo heterogenen Beſtandtheilen zufammengefegten 
Armee unvermeidlich verfchiedenen Anfichten zu vermitteln und zu einigen. S. des 
Hptm. Protefh „Dentwürbigk. a. d. Leben des Feldmarſchalls Fuͤrſten Schwar⸗ 
zenberg‘‘ (Wien 1823). | | 

chwarzes Meer (bei den Alte Pontus Eurinus, f.;d.), eim 





Schwarzheiz Schwarzwald 15 


er, welches zroifchen Europa und Afien liogt, gegen Abend an Romanien umd 

eg egen Mitternacht an bie ruffifchen Staaten, gegen Morgen an Mins 
geelien und Buckel, s Mittag aber an Natollen ſtoͤßt, und nur durch ben Bos⸗ 
perus mit dem nal diſchen Meere in Verbindung fleht, von bem es eigentlich . 
nur ein Theil ift, der mit dem afowfchen Meere (dem großen nördlichen Bufen bes 
fehwargen Meeres) die zuſammenhaͤngenden Gewaͤſſer bes mittelländifchen Meeres 
ſchleßt. Die Größe bes ſchwarzen Meeres mit dem aſowſchen Dleere beträgt über 
14,000 DM. Das Wafler deſſelben ift nicht fo hell wie das Wafler des mittellaͤn⸗ 
diſchen Meeres, uud, vernmuthlich wegen ber vielen großen Fluͤſſe, bie hineinfaßen 
( Donan, Driefter, Ouieper, Den und Kuban), füßer, daher es auch leichter ges 
friert. Die Stäme anf demſelben find fürchterlich, weil e6 rings ınnher un 
few iſt, wodurch eine Art von Wirbel entficht. In den Sommermonaten iſt es ins 
Basen ruhiger als andre Meere, in den Winterntonaten hingegen, vorzüglich laͤngs 
der Küften zwifchen den Muͤndungen ber Donau bis zur Krim hin, felbft für die ges 
ſchickteſten Schiffer kaum zu befahren, Die Haupiſtroͤmung zieht fich befländig, 
er aus dena feichten Meer von Aſow her, von Norden gegen Suͤdweſten, nad) 

der thraziſchen Meerenge und dem Hellespont bin. Das ſchwarze Meer — 
fich auch dadurch aus, daß es gar keine Inſeln hat, außer in ber Meerenge (der kim⸗ 
meriſche Bosporus), welche das aſowſche Meer mit demſelben verbindet. Die Fi⸗ 
ſcherei im — und ſchwarzen Meer iſt nicht unbedeutend; es fehle nicht am 
meancherlei nutzbaren Gattungen von größern und kleinern Fifchen, worunter auch 
ee. von Stoͤren find. Man nn an diefen Kuͤſten hauptſaͤchlich mit Sack⸗ 
netzen, in welchen zuweilen auf einen einzigen Zug, ber etroa 6 Stunden dauert, 
bis uf 60,000 Fiſche, werumter aber nur immer wenige große, gefangen werden. 
Man bereitet hier auch Kaviar, Fiſchleim, Thran und aus dem — der Meer⸗ 
aͤſchen — dieſen letztern aber nur in geringer Menge. Die gefalgenen und 
geräuchenten Makrelen find ein wichtiger Handelsattikel der Kim. Über Die merk⸗ 
whrbigen griechifchen ee am Nordgeſtade bes Pontus hat Raoul Rochette 
(Bars 1822) ein Werk Hranbgegeben, das von bem ruſſiſchen Hofrath Peter v. 
Köyyen (Bien 1823) berichtigt und ergängt worben iſt 

Schwarzholz, f. Nadelholz. 

Schwarzwald, ein Gebirge im Großherzogthum Baden unb Königreich 
Würtemberg. Ed läuft am dar Weſtſeite Schwabens in gleicher Linie mit dem 
Rheinſtrome nad) feiner großen Beugung bei Bafel, und oft nur wenige Meilen 
von bamfelben entfernt, von ©. nach N. hinab, iſt gegen S. von dem Rheine, ge: 
gen. von ber Ebene zwiſchen ber Enz md dem Einfluffe des Neckars in ben Rhein 
begeraut, und begreift in ſ. größten Laͤuge etwa 18, in der Breite von OR nach Weſt 

aber fünlich 6 — 8 umb nördlich kaum 4 Meilen. Auf der Abendfeite ergießen fich 
die von dieſer Gebiegnkette Bomemmerrhen Gewaͤſſer in ben Rhein, und auf ber Mor⸗ 
gemfeite zum Theil in die Doneun welche bier cheen Ueſprung hat, und bie Fluͤſſe 
Wirfen, Elz, Kinzig, Murg, Nedar, Ragold, Enz ic. aufnimmt. Seine größte 
Höhe meet ver SHwarzwad SfWich von Freiburg zwiſchen Todnau und Gt. Mär 
Sen, in ber Gegend, wo bar Urfprumng des Ziefen unb der befannte Daß, bie Hölke, 
füch befindet. —— beſteht mehr aus Plänen, als ifolirten Bergfpigen,, un⸗ 
tex welchen ber ã a Area errang — 
fen Spige ber Grenzſtein zwiſchen Wuͤrtemberg und Baben ſteht (4086 

ber Kandel (3903 F.) die bedeutendſten find. Dieſe Berge ehe meis 
flentheils nur von der Miste des Juni bis Anfang Sept., und da oft nicht ganz 
vouänbig,, ohn⸗ ne Ccmerbehrtung; beinahe die ganye übrige Zeit des Jahres leuch⸗ 
ten ihre beſchneiten Spitzen den a nl, ja — —— En Abfall 
des Schwarzwalbdgebirgos gegen — egen onau und 
Yen Niedar fanft und nur — nn Deifenb Rängen ſich Die Gewaͤſſer 





16 Schweden und Norwegen 
auf jener Seite durch enge Schluchten, gröftencheits in der Richtung ne 
nach dem Rheine hin, und bilden mit demſelben bei ihrem Einfluffe einen meh 
weniger fpigen Winkel. Sanft riefeind ſchlaͤngeln fie fich Hingegen auf der 5* 
Seite in mancherlei Kruͤmmungen durch leicht abfallende Wieſengruͤnde der Donau 
und dem Neckar zu. Unter den vielen Ze. bie dieſe Stäffe bilden, iſt das 
Murgthal wegen f. Naturſchoͤnheiten berühmt. — Das game Sebkege des 
Schwarzwaldes iſt Urgebirge, fein Gerippe durchaus Granit, ſ. hoͤhern Punkte mit 
Sandſtein bedeckt, von wenig untergeordneten Gebirgslagen begleitet und ringeums 
von Flöggebirgen umgeben. Am Fuße des Gebirges, vornehmlich am weſtüchen 
Abfalle deſſelben, erfcheint ber Gneis. Porphyr und Thonfchiefer findet ſich auf 
mehren Höhen des Schwarzwaldes,, desgl. Silber, Blei, Kupfer, Eifen, Kobalt, 
Mineralwaffer; groß iſt der Reichthum an Waldungen, beſender⸗ Madelholz, Dee 
Fruchtbau ift mühfem und befchränkt fi auf Sommerroggn, Hafer und Kartofs 
feln. Im Suͤden, auf dem Abhange der Berge gegen ben Rhein, auf bem nördii- 
—— gegen Pforzheim und in mehren Thälern der Murg, Kinzig, Schutter x. 
gedeihen auch Winterfrächte, Obft und an einigen Orten Wein. In den Vertiefun⸗ 
gen, und two nur Immer das Quellwaſſer hingeleitet tuerben kann, unterhält man 
fette und wohlgewaͤfſerte Wiefen. Die Viehzucht iſt daher der vorgäglichfte Zweig 
der ſchwarzwaͤldiſchen Landwirthſchaft. — Auf dem eigentlichen Gebirge ficht nam 
. wenige in Städtchen und Dörfer zufammengesogene Gemeinden. Die meiften bes 
ſtehen aus zerftreuten Höfen und Häuschen, deren Bauart von ber anderwärts —— 
woͤhnlichen ſehr abweicht. Das Dach ragt weit hervor und haͤngt tief herab. Unter 
dem Dache führen zu den finſtern Schlafgemaͤchern aͤußere Gaͤnge nach der Knge 
des Hauſes. Unter dieſen Gaͤngen iſt der Boden vor und Hinter dem Hauſe bis ums 
ter bie Dachteaufe wie eine Brüde mit Holz belegt. hie ei Hausbruͤcke geht 
man, vom breiten Hauddache geſchuͤtzt, zu den Staͤllen, zu den Müchhäufern, zu 
dem Brumnen, der einem Haufe fehlt. Die Tenne ober hen iſt oben im Gonfe 


unmittelbar unter dem Dache, und die Einfahrt muß auf einer von der Erbe fhief 
anlaufenden Bruͤcke gefchehen. Man fährt und driſcht alfo Menſchen und Thieren 


über den Köpfen. Da der Schwarzwaͤlder im Allgemeinen haushaͤlteriſch und ſpar⸗ 
ſam lebt, ſo iſt et bei aller Armuth des Bodens nicht arm. Zuftieden mit dem, was 
er aus ſ. Landwirchſchafe erzeugt, verwendet er wenig auf Webürfniffe, bie nur ein 
befferer Boben befriedigt. Inſoweit die Raturerzengniffe zu f. Nahrung nicht him⸗ 
reichen, ſchafft er A. Rath durch ſ. Handelögeift und Kunftfleiß. Uberhaupt ver 
raͤth ber Schwarzwälder viel natuͤrlichen Scharffian und Verſtand. Ohne alle Ges 
werkkenntniß lebte derſelbe bis zum 17. Jahrh. Erſt bie Kriege jener Beit eutwickel⸗ 
ten nach und nach in ihm ben Keim zu einer größern Betriebſamkeit und Bildung. 
Seitbem bat fich der Glad⸗ ımd Strohhuthandel und befonders die Werfertigung 
von hölzernen Uhren ımb a. Holzwaaren und ber Handel damit außgebreitet. Jaͤhr⸗ 
lich werden Pepe 180,000 Stuͤck Holzuhren, worunter auch viele Kunſt⸗ und Spiels 
ubren, verfertigt,, und ber Werth derfelben beträgt uͤber eine halbe Min. Gulden. 
Zu Neuftadt und zu Furtwangen ift ber Mittelpunkt bes durch gan Europa gi 
Amerika ausgebreiteten Uhrenhandels. — Zwei Paͤſſe des Schwarzwaldes find 
den franz. Revolutionökriegen ſehr befannt geworben, ber Kniebis und bie * 
Der erſtere iſt auf der Grenze zwiſchen Baden und Wärtenaberg, an der Quelle ber 
Murg und mit 3 jest in Ruinen liegenden Schangen. 1796 und 1797 wurde bies 
fer Pas von den Franzoſen eingenonnnen. Der andere Pas, die Höfe, bekannt 


. durch den Ruͤckzug Moreau's 17796 , tft ein enges , von hohen Bebirgen — 


fene® Thal in ber Gegend von Neuftabt, an der Straße von Breiburg nad) Donam- 
eſchingen. 

Schweden mb Norwegen, ober, wie Die Heiden vereinigten König: 
reiche jegt auch — genannt werden, — — bilden bie uͤber 


au re Ei LP ED HE FT SH YES LH UL E 


— — — — m a — — — — — 





— 


Schweden und Norwegen, natarl. Befhaffenheit 17° 


13,890 (na A. 13,737) IM. große, durch Lappland mit dem Feftlande von Eu 
ropa verbuudene Oftfeehalbinfel a 50° 5.8. ımb 55° 22° 70° 11730” 
N). Dieſes in der Balten Zone Europas gelegene, weis über die Polarlinie hin 
ausreichende Land wird ven der Nordſee mit dem Kattegat weſtlich und fübmeftlich, 
und von der Oftfee mit dem bothnifchen Meerbuſen öftlich und ſuͤdweſtlich, im ho⸗ 
hen Norden aber. von dem Eismeere une: anßer ba, wo das norwegi 
Lappland füböfttich, und das ſchwediſche äftlich an das ruſſiſche Lappland 
Dort macht der inf Paee, hier machen (feit 1809) der Torneo⸗ und der usmie- 
fluß bie Grenze. Ein Bergruͤcken, deffen hoͤchſter Gipfel in Schweden, unter bem 
62°, ber Syltop von 6079 Fuß und ber Gchneehättan von 8337 5. in Norwegen 
der 5432 F. hohe Beer find, fcheibet Diefe Halbinfel in bie Länder Schweden 
und Norwegen. Ex heißt noͤrdlich das Kjoͤl⸗(Kiel⸗), ſuͤdlich das Sevegebirge. 
Dort endigt ed im Nordhorn (Morbeap), dem noͤrdlichſten gi von Europe; 
bier theilt es ſich, näher ber. Weſt⸗ al6 der Oftküfte — daher die Hauptſtroͤme am 





Dftabhauge theils in dm bothniſchen Buſen, theils in das Zattegat fih aumins -⸗ 


den — m 3 Arme: die lange Fiaͤllen (Langfieid ziehen fich bis 
zum Worgebirge Lindends nach der Nordſee bin; ein zweiter Arm ſcheidet das nor⸗ 
wegifche Stromgebiet des Glommen von dem ſchwediſchen der Goͤtha⸗Eif und ver⸗ 
flacht ns nach dem Kattegat; ber britte Hoͤhenzug fcheibet bie Quellen der Clara, 
weiche in Schweden durch ben Wenerſee (dev 28 NTM. groß iſt) geht und daun Goͤ⸗ 
art von denen bes Dat Eif, und ftreicht in Schweden zwiſchen demm Wener⸗ 
und dem Wetterſe⸗ bin, bis er ſich am Örefunde zur Oſtſee hin verflacht. Die Ole 
———— 67° und 70° in ber Höhe von 3900 . 
und 2700 $. mit ewigen Schnee bedeckte Felſenmaſſen (Fiaͤllen), wo man überall 
— Sure ſchauerliche Klüfte, Seen und reißenbe Bergſtroͤme er⸗ 
nen nn ſchroff und voll 
der Oſtkuͤſte liegt 12 Meilen lange und 


40 Fluͤſſe auf und ergießt fich durch den Motala 
in — Bu Schweden gehoͤren noch die feuchtbaren Oftfeeinfetn Öland und 


wegen, mit Abnahme ee Ef und Chböhfen, ten mb Lat Obſt mb Ges | 


Nadelholz und Zwergbirken, mit vielen Wild, — — Haſen, Cleun⸗ 

thiere, auch Bären und Wölfen. Hier findet man nur Beeren 

Noch gibt es Vielfraße, Luchſe, Fuͤchſe, Lemminge, — — 

Wegen des nicht üppigen Wieſenwachſes bleibt dad Rindvieh, ſowie die Schafe 

(die feit 1715 durch englifcdye und fpanifche Wibder veredelt find), Ziegen ud 

Schweint, klein; doch find die Pferde ſchnell und bauerhaft. Im Nerden iſt das 

Rennthler einheimiſch. (Vgl. Lappland.) Im Ganzen Ik Schweden waͤrmer als 

Norwegen. An den Kuͤſten, vorzuͤgüch am Kattegat, war bie Heringefiſcherei vor 

furgenn nicht unbebeuteund, Außerdem fängt mar Mobben, u u 
Eönv.sBer. Siebente B.X, 





18 Schweden und Norwegen, Geſchichte 


mehr. Das Steinrrich und der ee —ensee 
etwas mehr Silber (daB feit 1400 bearbeitete Silberbergwerk zu Gala hat in ben 
eyten 300 Sahren 1,640,000 Mark loͤthiges Silber gegeben; im 3. 1817 2081 
Mark), vorzüglich Kupfer (die Kupferminen zu Fa h lun [VBergſtadt m. 4200 €.] 
geben jest 4— 6000 Gciffspfimd, und alle ſchwediſche Kupfergruben 30,000 
Gtur. jaͤhruch), vieles. und treffliches Eiſen (400,000 Schiffepfund gegoffenes jähes 
U), oder 7 Achtel aller Bergbauproducte; bie ergiebigſten Eiſengruben find bie vom 
Danemora in Upland), etwas Blei, Kobalt, Vitriol, Schwefel, Alaun, wenig Salz, 
Marmor, Porphyr, Granit, Schleif⸗, Mühl: und Sandfteine, Asbeſt, Martengias, 
Kryſtalle, Sranaten, Schiefer, Talkſtein, Kalt u. ſ. w. In Schweben gibt es viel⸗ 
mineraliſche Quellen; in Norwegen nur eine. Über Mineralogie und Bergbau im 
Skandinavien f. Hauemann's „Reife de Skandinavien in d. J. 1006 fg.”, 5. 
Thl. (Goͤtting. 1818, mit K.). — Dee Schwede und der Norman find mittels 
geoß und gedrungen; bie veine Balte Luft, umb die Nothwendigkeit, ber Erde Allee 
abzuttotzen, geben einen Sinn, feft wie das Ciſen ihres Landes; daher ihr 
Streben nach —*8* gkeit und ihr Freiheitsſinn. In den Wiſſenſchaften zeigt 
der Schwede einen feſten, eindringenden Geiſt. Auch die Dichtkunſt, ſelbſt die bil⸗ 
dende Kunſt hat in dieſem rauhen Lande einige ſchoͤne Bluͤthen getrieben. Die 
Sprache iſt germaniſchen Urſprungs. Die ſchwediſche und bie norwogiſche Mund⸗ 
art find wenig verſchieden. Die lappiſche Sprache iſt eine finniſche Mundart. — 
Belde Koͤnigreiche, Schweden und Norwegen, hatten 1825 nach amtlichen Anga⸗ 
ben eine Bevoͤlkerung von 3,819,714 E., alſo etwa 277 auf 1IM. Doch kom⸗ 
men in Schwedens füblichen Provinzen an 3000 Menſchen auf 1 IM. Dex be⸗ 
velkertſte Theij iſt die Sandhauptmannfchaft Matmoe;: fie zähle auf 40 LIM. 
1350 Menſchen. Schweden felbft enthält auf 7936 TI. 2,751,582 = 
Norwegen auf 5800 IM: 1,050,132 E. Diefe bewohnen in Schweden: 88 


| Städte, 11 Merl. und 66,459 Höfe in Dörfern und einzeln; in N :24 


Staͤdte, 30 40 Bleden und 332 Rischfpiete, In ſaͤmmtlichen Stätten ; itv 
gegen 322,000 €. Stockholm, die Hauptſtadt des Reichs, bat 77,200, Gothen⸗ 
— die wichtigſte Handelsſtadt in Schweden, 21,000, GEhriſtiania, die Haupefl. 
von Norwegen, 19,700, und Bergen, bie wichtigfte Handeleſt. in Rorwegen, 
20,600 Einw. Nur wenige Städte noch zählen uͤber 4000, und visls haben kaum 
RO Ein. Außer Europa befigt die Krone Schweden men 
Bartheiemyn, 24 LIM., mit 8000 Einw. — A. Schweden begreift 4 Laub⸗ 
fchaften: 1) Schweden am ſich mit 5 Provinzen, daruuter Upland, 
Ind, Dalarne oder Dalekarlien — ein oaıned Bergland, in weichem 40,000 Die 
ſchen ohne Unterhalt im Jahre 1819 fi) befanden — mb 7 
—* 2) Goͤthaland, der kruchtbarſte Theil Schmebens, — groß, neit 
‚805,000 Ektw., embäit 43 Zanbeshauptmannfchaftes, ba 


art DIM., 147,000 €., vorzüglich reich an Rats = md Per eines wit 


Koniftadt, Scene mit den Gerfiäten Helfingborg am Sumbe, ber Überfahrete 
orte nach Daͤnemark, und Vſtadt, dem liberfahrtserte nadı Stralſund; 3) Neues 
laud mit 7 Landſchaften (Herjedalen, Semtland, Wefterbottn u. f. w.); 4) Lapp⸗ 
land, da8 fewebiiche, etwa 16-1800 LIMR. groß. Die Zahl aller fchrwebifehen 
Suppen betzug 1818 nur noch 3000 Perfonen, unter denen 669 Reunthlere beſa⸗ 
Pen. Dazu bemmen noch etwa 2000 Coloniften. Moehre biefer Anfiebelungen in 
—— hat Baron Hermelin auf sigue Koſten gegraͤndet. Das Land bringt dem 

Könige faſt gar nichts ein. essen) EN Et 

der Ehriſtiania und Chriſtianſand, das nörbliche die Seifter Wergen, Drencheim 
und Nordland; zu letzterm gehdrt Finnmarken ober das norwegtſche 

Urbewohner waren vom finnifchen Stamme, Finnen und Lappen. 

Sie wurden von getmaniſchen Voibern Höher nach Norden gebrängt. Uncer Dem 


Schweden und Rormegen, Geſchichte 49 


Inttern erhlelten die Bochen und Schweden bald das lbergersicht und unterwarfen 
ip die uͤbrigen Gtännme. Sie hatten Richter aus dem fabelhaften, angeblich von 
einem Sohne Obin's abflammenben Befchlechte der Vnglinger zu Oberhäups . 
tern, die im 5. Jahrh. den Titel Könige von Upfala annahmen ımd bis 1068 In 
Schweden — Eine feſte Regterung führte zuerſt Olof I. 994 ein, der um 
Ehriſtenthume überging. Noch blieben Gothen und Schweben getrennt, und Jahr⸗ 
hunderte lang zerruͤttete diefe Trennung das Rei), Erſt 1250, als das mächtige 
Geſchlecht der Folkungen den Thron beftieg, vereinigten ſich beide bisher feind⸗ 
che Volkeſtaͤmme in eine Nation. Zugleich wurde die Erbfolge genau beſtimmt. 
Schweden reichte damals nur bis Helfingland. Erich XL eroberte 1248 das innere, 
und Birger's Bormund, Torkel Anutfen, 1293 das aͤußerſte Stud von Finmianb, 
Karelien, mebued, Schweden Pufland6 immitteibarer I achbar wurde. Magnus 
Comet wart 1332, duch Mate Kettilmundfen, Schonen, Blekingen und Hals 
land, welche Provinzen aber ſchon 1360 wieder Derloren gingen. Seiner Bedruͤckun⸗ 
gen enbiich müde, empörten ſich 1363 die Schweben, mb gaben bie Krone feinem 
Schweiterfohne, Albrecht von Mecklenburg. Diefer aber, der ebenfalls die ſchwedi⸗ 
ſchen Stände nicht befriedigte, unterlag 1388 in bem Treffen von Falkoͤping gegen 
die Daͤnen, bei weichen feine Unterthanen Huͤlfe geſucht hatten, und 1389 verei⸗ 
uhgte die früher von Albrecht verfpottete Königin Margarethe von Daͤnemark 
und Norwegen mit biefen beiden Reichen auch das Tchwebifche durch bie kalmar i⸗ 
fe Union (12. Juli 1397), jeboch fo, daß jedes Reich f. Verfaffung beibehlels. 
Unruhen und Empoͤrmgen, und endlich vollkommene Anarchie waren die Folge 
diefer Bereinigung, denn ſchon 1448 wählten die Schweden und Norweger fi 
ihren eignen König, an und trennten fich förmlich von der Union. Nach 
Karls Tode regiertm u. d. T. Reichsvorſteher, aber mit wahrhaft koͤnigl. Berwalt, 
mehre Glieder aus der re nad) einander, bis 1520 Cheiftian IL. von 
Dänemark in einem Frieden als König von Schweden anerkannt wurbe. Aber 
Ehriſtian empoͤrte durch f. Ryrannei die Schweden. Mod) während der Krönungde 
fetertichkeiten ließ er, troß der verfprochenen Amneſtie, zu Stockholm 94 angefehene 
ſchwediſche Männer auf öffentlichem Markte enthaupten und hierauf in verfchiebes 
nen Provinzen mit ähnlicher Biutgier wuͤthen. Guſtav Wafa, ber aus daͤni⸗ 
ſcher Sefangenfchaft enttommen war, ſtellte fi an die Spige der Mißvergudgten 
(1521), warb von ihnen vorläufig zum Reichsvorſteher und 1523 nad) Chriſtians 
Berträbung zum Könige gewählt. Er führte die Reformation ein, er bie geift- 
Uchen und Kloſterguͤter zu feinen Domainen, befoͤrderte durch Einge Bünbniffe mit 
England imb Holland den Handel umd die Cchifffahrt der Schtwehen mb fidherte 
(1544) feiner Nachkonnnenſchaft die Exhlichkeit ber Krone. Sein Sohn und Nach⸗ 
felger, Erich XIV. (reg. 1560-68) , brachte Eſthland an Schweden und Ark 
2551 bei f. Kroͤnung die bis dahin noch nicht übliche gräfl. und freiherrl. Würbe 

welche ex mehren Familien ertheilte, ein. Sein mißtrauifcher Charakter und daher 
entſprungene tyeannifche Handlungen machten ihn verhaßt. Er warb bed Thro⸗ 
nes entfegt and nach Yjähriger Gefangenfchaft im Kerker vergiftet. Ihm folgte vom 
1568-92 f. Bruder, Johann II., dee 1570 im flettiner Frieden Schonen, Hal 
land, Blekingen, Herjedalen ımd Gothland an Dänemark Äberließ und 1580 zur 
Enthollfehen Neligien überteat, auch f. Sohn Sigmund in derfelben erziehen ließ. 
Sigmund, ber zugleich bie polnifche Krone annahm, wurde 1602 in Schweben 
von ſ. ehrgeizigen Oheim Karl, einem eifrigen Lutheraner, entthront, ber fich 160% 
förmlich als Karl IX. kroͤnen Heß. Die ſchweren Fehden mit Rußland, Polen und 
Daͤnemark, werein er verwickelt wurde, enbigte gluͤcklich nad) f. Tode (1611) det 
große Buftav Adolf H. (f.b.), ber 1632 bei Lügen für die Freiheit 

lands fiel. — Tochter Chriſtine (ſ. d.) warb ber deutſche Krieg ** 
fortgeſetzt und beendigt. Im Laufe deſſelben ward Schweden ri bes 





Schweden und Norwegen, Gehſchichte 


29 
droht, aber Torſtenſens Siege mb bie franz. Wernelttiung hatten (1645) be 
Frieden zu Broͤmſebro zur Bolge, in welchen Daemark an Schweben Jemtlaud 
umb Herjedalen nebſt den Inſein Gothland und Öfel, Halland aber auf 25 Jahre 
übertieh und bie Befreiung der ſchwebiſchen ————— bewiigte 
Durch den ee Frieden erwarb Schweden bie deutſchen Herzogthuͤmer 
Bremen, Berben, Vorpommern, einen Theil von Hinterpommern unb Wismar, . 
mit der deutſchen Reichsſtandſchaft. 1654 legte Chriſtine ihre Krone nieder und 
gab fie an Guſtav Adolfs Schweſterſohn, Karl X. ——— 


m. ſchloſſen 1660 mit Po ge ee a woburch ganz Lieflanb 
Duͤna an Schweden kam, mit Dänemark den kopenhagener Frieden, — 
* und Bornholm, dab Karl 
mark (1658) nebſt Blekingen, Sqenen und 
und verglichen ſich —— mit Rußland auf die ee bes Golboimer * 
Zwar focht Schweden ungluͤcküch in einem neuen Kriege gegen Brandenburg, Hol⸗ 
laud ımd Dänemark, verlor aber in dem Frieben von St⸗Germain und Lund 1679 
nichts weiter, als mas ed in Pommern jenſeits der Oder beſaß. Karl XL erwarb 
1682 dis Souverainetät und ließ auch feiner weiblichen Nachkonnuenſchaft bie Exh- 
‘folge zufichern. a ne 
ſenen Kronguͤter wieder ein, vermehrte f. Einkünfte, aber auch ſ. Feinde unter dem 
Adel, und hinterließ f. Sohne Karl XIL. (f.d.), bet. von 1697 — 1718 regierte, 
einem bedeutenden Schag. Diefer ward aber von Karl XII. ebenfowie das Blut f. 
Unterthanen in langwierigen und unnuͤten Kriegen verfchwenbet. 1718 blieb Karl 
vor Friedrichshall In Norwegen. (Vgl. Goͤrz, Freih. v., amd zeige 
— Auf dem Throne folgte ihm, als letzter Sproͤßling des Hauſes Waſa, Ul⸗ 
ee f. se En doch nicht ſowol durch Erbrecht als burch freie 
Wahl der & tände, welche Die alte dtegieerngeform, mater nach geößener Befcheäu 
tung ber koͤnigl. Madtt, sieberherftellten. Die Partei, bie fich der Gewalt bes 
mächtigte, trat im Frieden von Stodholm 1719 Bremen und Verden an Den 
von Braunfchweig, und 1720 Stettin und Vorpommern bie an bie 
Peene — Frieden 1721 aber Liefland, Eſthland, Inger⸗ 


Friedrich 

Ctände die Regierung übernahm unb fie von 1720 — 51 verwaltete, war ein 
fhwacher Fuͤrſt, der von ben Parteien des Adels beherrfcht wurde. Der Reicherath 
machte ſich unabhängig. Auf Anftiften Frankreichs ließ er fi, um die an Rußland 
abgetretenen Provinzen wieber zu erlangen, 1741 in einen neuen Krieg mit biefene 
Reiche ein, den 1743 der Friede yu Abo (f. d.) endigte, in welchem ein Theil von 
sad ee ai erg ae anna een re 
gin kinderlos war, dem Herzoge Adolf Friedrich vom Holſtein, Biſchof vom Luͤbeck, 
zugefichert warb. gatianirer bee Alena her rei 
dens Thron gelangte, regierte von 1751— 71. Er nahm einen ſchwachen und er⸗ 
folglofen BE am — Kriege; im Innern zerruͤtteten noch immer die 
"unter deu Namen ber Hüte und, Muͤtzen bekannten Parteien das Reich, und bie koͤ⸗ 
ee ee gen Pierre ce ne 
kratie gerbrach gtädtih Buftan II. (f. d.). Er gab dem Reiche Staͤrk⸗ 

fehen wieder, ward aber 1792 das Opfer einer Verſchwoͤrung. — — — 
— — ur Guſtav IV. Adolf (f. d.), ber 1809 ben 
Thten verlor. Grin Oheim / der u. d. N. Karl XIII. den Thron beſtieg, gab dem 





[4 


Schweden und Norwegen, feit 1814 21 


Weiche eine newe Eonflitution, wählte den Peinzen Chriſtian Auguſt von Schle. 
Sonderburg⸗ Au ‚der den Namen Karl Augſuſt (ſ. d) 
annahm, ee lie ben Krieg mit Rußland in dem Frieden u 
Friedrichhamm 1809 durch die — von ganz Flunland und ſtellte 
1810 die Verhaͤlentiſſe mit Fraukreich wieder her. Inzwiſchen ſtarb der Kronpriz 
eure plöglichen Todes, und der Neichttag zu Orebro waͤhlte zum Thronfolger dem 
franz. Marſchall Bernadette, Prinz von Ponte⸗Corvo, been.d.N. Karl XIV. 
Johann (f.d.) vom Könige adoptiert wurbe. Schweden eelärte zwar jegt gegen 
Grofßbritumnten den Krieg, aber das Draͤckende dieſes Keiegszuſtandes und bie im⸗ 
er ſteigenden Anmaßungen Frankreichs bewogen es 1812, fein Syſtem zu 
und fich bald den gegen Napoleon verbänbeten Mächten anzuſchließen. (S. Kari XIV 
Hohann md Ruffifhsbeutfcher Krieg.) In dem Irieden mit Dänemark, 
welcher ven 14. Tan. 1814 zu Kiel — wurde, gelangte Schweden zu 
dem Beſihz des Koͤnigreichs Norwegen als eines für ſich beſterhenden, freien, ums 
thellbaren und Reichs, und trat dagegen ſ. Antheil an Pommern 
und die Iufıt RNagen ad. 


Seit der vom Gtorthing zu — (dgl, Norwegen) am 18, Det. 
1844 beſchloſſenen Vereinigung Roriwegens mit verbindet biefe® Dop⸗ 
petreich unter Einem Könige und 2 fehe verfehlebenen Orundgefegen 2 fioke, ne 
Beitfiebende Wölter. Jedes ficht in feinen Eigmthämlichkeiten Worzfige, umb = 


Dabdurch Feht er den alten Throngeſchlechtern einſam gegenuͤber, und das ** 
ſchloſſene — we * wol ſeinem Rechte, aber — feinen Hoffnungen ent 

fogt. der Schweden und Norweger unterhält ber 
ſchroffe ... yoltifer Elemente eine fortwwährende Spannung; dort wacht 
Die en eiferſuͤchtig fr ihr * = die Demokratie für ihr junges Recht. 
beiden Reichen fleht der Bauer, ber Bürger, des Geiſtliche politifch —— als 

——— Staaten; Norwegen iſt ſogar ein Land ohne Erb⸗ 
abel, ab Dat So since Dies Alles ſcheint die Handinapi- 
von Eurspas Gefammitpolitit abzufonbern, und dermoch hängen 


en kommt noch ber Kampf mit einer kargen 
Mater, mit den Errdit laͤhmenden Stockungen des Handels, mit bem 
bed Paplergeibes und mit dem Deucke der ud. Nur der Bei mb 


‚Bennmaiffe hindurchſtenert, hat einen fjorfen hellen Buck einen feften Ween 
ein koͤnigliches Herz. Kari XIV. Johann iſt ber rechte König Thir dieſes Land und 
—— nn. die Zukunft fchauend, unterwirft er fich bie Gegen⸗ 


Aufnahme des Prinzen in an zur Zelt des Congrefſes, am 26. Det. 1822, 
wo er Gegenbefuche von beiben Kaifem erhielt, ſchlen bie Behauptung wohlunter⸗ 
vichteter Männer zu beftätigen, daß feine Thronfolge buch eine beſondere Acte von 


iger . Bald nachher warb bes Prinzen Vermaͤhlung — 








Schweden und Norwegen, ſeit 1814 


rn | 
ao beffen aus Klrdst. Daufe une ufte Amalie von Dale, 


‚Sad 
(geb. 3. Mai 1826), Heißt Herzog v. Schonen; der zweite, Frauz (geb. 9. Juli 
1827), Hetzzog v. Upland. Fuͤr bie ausgeſchloſſene Familie Waſa regten ſich zwar 
in Schweden vor einigen Fahren noch eingelne ſogen. Umtriebe von Angeberei - 
Genfpirationsinacherei; abbein Die Reichsoſtaͤnde gaben bei dieſer 
in 1823 dem König und dem Kronprinzen ‚bie buͤndigſte Verſicherung = 
Schon früher hatte Rorwegend Storthing auf das von dem basler Buͤr⸗ 
a %. Seftausfon, aus Frankfurt a. M. unter dem 12. Jan. 4821 au ihn 
gerichtete Geſuch um, Naturaliſirung als norwegiſcher Mitbuͤrger im Kriegädienfte 
des Meist’, das vom König Karl XIV. Johann ſelbſt, nach dem Gutachten des 
ſchwediſchen und norwegiſchen Staattraths, dem Storthing uͤberſandt worden war, 
einſtimmig erklaͤrt: „daß dem Geſuche des vormaligen Koͤnigs nicht gewillfahrt 
werben koͤnne, weil ſowol jetzt als künftig jeder Gegenſtand entfernt werben muͤſſe, 
der auf irgend eine Weiſe wiber des Könige, des Kronprinzen und bet vereinten 
Brudervoͤlker gegenfeitiges Bemühen für die Sicherheit des Staats ſtreiten könne‘, 
Indeß befchloß ber König mie den ſchwediſchen Reichöfländen, um jebe Verbindung 
mit ber vormaligen koͤnigl. Familie aufzuheben, biefer Familie ihr im Reiche zur 
rickgebliebenes Vermoͤgen und ihre Leibrente oder jährl. Unterhaltungeſumme 
Ausgahlung einer von beiben Theilen auf 577,135 Thlr. bamb. Bianco fefügefehten 
Summe auf einmal zu uͤberliefern; biefe Zahlung esfolgte am 10. Aug. 1824, 
werd damit fiel auch jene Leibrente weg. Mehr als dies hat bem Könige feine Per⸗ 
— und der verfaffungenäfige Gang feiner Regierung bie Liebe und bie 
Teeue f. Völker erhalten und gefichert. . Ex macht Ifter Reifen durch bas weite 
Doppelreich und hilft überall, wo Unterſtuͤtzung nöthig tft, mit raſcher That nach 
eignem Befchluß, und gewaͤhnlich aus feinen Peivatmitter. Bei biefer fletd reg⸗ 
ſarmen Thaͤtigkeit fir die imere Wohlfahrt feiner Unterthanen und bei dem Befäres 
ben, bie Intereſſen beider Wölker immer mehr zu vereinigen, nimmt es dennoch ta 


Schweden keine Veraͤnderung vor, ohne des Beifalls der Stände, die füch jedes 6. 


Zahr (zuletzt 1823) verſammeln, und ber Mehrheit der Nation gewiß zu fein. *) 
In Schweden hat die Regierumg ber Verwaltung überhaupt mehr Einheit 
zu geben gefucht. Gtutt der Macht und des Aufehens ganzer Collegien, verbirgt 
dis Verantwortlichkeit thaͤtig wirkender Miniſter dem Ganzen ſichtere Exfolge. Es 
hat naͤmlich die ſogen. Conftitutionscomito jedes Reichſtags bas Recht, das Ori⸗ 
ginaljonrnal des Cabinets zu unterſuchen, bamit, wenn darin eine Verletzung bar 
Sonſtitutlon gefunden wird, eine Anlage gegen ben betreffenden Miniſter ange⸗ 
ocrdnet werden kann. Insbeſondere wurde ſeit 1821 die Trennung ber richterlichen 
von det adminiſtrativen Gewalt ausgeführt. Die Rechtspflege erhielt eine weſent⸗ 
lie Verbeſſerung, indem, auf den Wunſch der Stände, flatt der bikherigen 2 
Hof⸗ ober Appellatiomögerichte, noch 2 neue, eins für Die nörbiichen und eins für 
bie füdlichen Provinzen 1821 eingefegt wurden. Auch ber Entwurf eines neue 
Strafgeſetzbuchs ift feiner Vollendumg nahe. Einzelne merkwuͤrdige Rechtsſachen, 
3. B. die, we das ganze Kriegscollegium gegen eine erhobene Klage fich verantinee: 
ten mußte, umb die Unterſuchung gegen hohe Staatsbeamte, bemisfen, wie ſchwer 
06 nach ber ſchwed. Verfaffung iſt, das Recht willkuͤrlich zu unterdruͤckken. Um 


*) ©. die neue ſchwediſche Eonftitution vom 7. Zuni 1809, nebſt einer hiſtor. Ginkei: 
ung ‚in bem 2. Thl. bes Werks: „Conſtitutionen ber europäifchen Staaten feit den 
— 25 Jahren“ (Leipz. 1817), Auf dem Reichsſtage 1823 waren 729 ee 

Adelige, 51 Priefter, 55 Bürger und 193 Bauern, 


Schweden und Rorwegen, feit 1814 % 
daher bie Einigliche Macht gaͤnziich von der Rechtopflege zu treumen, teug ber Koͤnlg 
———— — 4823 besauıf zn, daß fein Borrecht, in dem hoͤchſten Gerichte 
den Vorſitz zu führen, aufhoͤre. Dee von ben Reichsſtaͤnden 1823 gemachte 
Autrag der. Öffentlichkeit ihrer Sizungen und ber — ward jebach von 
dem Könige verworfen. - Dagegen wurden 1825 bie ſſe, um fie beſſer zu 
a unter die außfchtießende Leitung einer beſondern Directionsbehörbe ges 


voyen daher große ⏑ ober übesühfige Kater ei, 3.8. bei dem Geſandt⸗ 
onale. einer wachſamen Aufficht — Aechnungen des 
öffentlichen — waren in ber vollkommenſten Ordnung; ber Sches bezahlte 
alle auf ihn geftellte Anweifungen pünktlich, und bie Staatseinknfte gaben ſcheu 
1821 einen .So ward es möglich, daß von der Reichsſchuld, die 1820 
oc) 64 Min. ſchwed Meichthaler beteug, jähel. 120— 150,000 Thic. abgezaplt 
werben konnten. Namentlich fuchte man das Heerweſen haushälterifcher zu ord⸗ 
nen. Die Koſten beffeiben betragen daher gegenwaͤrtig nur den 4. Theil won ben 
Sunme, era g beraten aan koſtet. Drei frang. — 
ſchaͤtle z. B. haben zuſammen ebenſo viel Beſoldung als ale ſchwed. Stabsofficiere 
umber weichen ſich 3 Generale, 8 Generallleutenants und 29 Geueralmaiors bes 
Finden. Der legte Reichstag (1823) beſtimmte Schwedens ganze Staatönuägabe 
zu 8,121,357 Thlr. Beo. Allein Alles, was er gethaͤn en konnte bie Bage des 
Seld weſens in Schweden wicht auf einmal verbeſſern; bemm nach dem Urteile ber 
Öffentlichen Meinung gibt es im Staate noch immer zu viel Ämter und Titel, im 
Heere zu viel Prunk, und ins Volke zu wenig Wohlftand. Des Hefflant 5. B. bes 
Band vor wenig Jahren, ohne bie bnigtiche Samilie, aus 5835 — die 
— ‚918 Thir. Banco bezogen. Beſoldete Geifttiche gab es dagegen nar 4760. 
Die von den Ständen 1823 anerkannte Öffentlichkeit der Bank hatte eine Unter⸗ 
fuchemg berfelben zur Folge, weiche 1825 durch reichsſtaͤndiſche Reyiſoren ihren 
Anfang nahm, nad) deren Schiuß auch die Unterfuchung des Staatswerks (Reiche 
— ober nn, beginnen fol. Diefe Reviſion war nothwenbig, um 
Grebit aufzuhelfen und den Wechſelcurs zu verbeffern ; benn im Anfange 1823 
— 25,117,880 Thlr. Bancozettel und 3.073.250 Thle. Reichegedʒettel im 
Umlauf; ee betrug aber nur 4,576,801 Thlr. Dom 
Wehlfiande ber Nation hängt zulegt auch hier der Reichthum des Staats ab, 
Das aber Schwedens Nationalwohlſtand im Zunehmen begriffen fei, läßt ſich F— 
ftens aus der ſeit 75 Jahren um 960,975 Koͤpfe geſtiegenen Volkszahl des 
nigreichs (die ſeitdem verlorenen Provinzen nicht mitgezaͤhlt), bie nach dem he 
won 1823 in 2,607,457 Köpfen beſtand, noch nicht beweifen. 
ne erhielt im dieſem Zeitraum eine vollkommenere Geſtalt. 
m Teuppengattungen wurden ſeit 1821 vermehrt; es warb 1824 
os neues — eingeführt, und den volksfeſtlichen jaͤhrl. Übungslagern 
des — wohnten der Koͤnig und der Kronprinz perſoͤnlich bei, indem Karl XIV. 
dadurch zugleich Bolk und Heer, den ſchwebiſchen Krieger und ben nerwegifchen, 
mit Einem Geiſte zu befeelen ſuchte. Alles bezog ſich jedoch gumüchft auf einen 
been Vertheidigungsſtand. So ward bei Wands in Weſtergothland feit 1824 
eine neue Centralfeſtung angelegt, deren Ban in 10 Jahren vollendet fein foll. 
Weil naͤmlich durch Finlande Verluſt Stodholm En en fo 


& 


© 


etat enthielt —— als 49,605 Perſonen; er benutzte ein Grundeigen⸗ 
cheun zu dem Werthe von 6,681,010 Thirn. Die geſammte ſchwed. Lanbmacht 


—8D 


ri Schweden und Norwegen, ſeit 1814 


aber beſtand in 115,000 M., und nebft ben Seetruppen (nach — n 
440,308 M. Insbeſondere it bei dem ſchwed. Heere bie der Officiere Hein, 
benn es hat nicht mehr als einen Officker auf 0 M., während man in dem frans 
zoͤfiſchen auf 10 M. einen Officer zaͤhlt. Fuͤr die Siette und bie Seevertheibigumg, 
welche nad) Hagelſtam in 264 Kriegsfahrzeugen (darunter 216 von ber Scheeren⸗ 
flotte), mit 2670 Kanonen und 23,000 Matrofen befteht, warb 1824. bie Autr 
gabe auf 1,039,025 Thlr. Banco beftiasmt. Noch muß des auf den Wunſch be6 
Könige von den Ständen genehmigten Invalidenhaufes gebacht werben, wozu bee 
Monarch 1820 das durch f. fchönen Umgebungen bekannte Schloß Soartsjoͤ ein⸗ 
sichten ließ. Auch verdient es Weachtung, da der ſchwediſche/ eingetheilte Solbat 
bei den — Weges, Feſtungs⸗ und a. Öffentlichen Bauten - bes 
ſchaͤftig t wir 
nie Einen Willen zu gleichen Beſtrebungen mit ber Regie 
rung hinzufuͤhren, war und ift bie Polizei in Schweden fortwährend aufmerkſam 
und thätig. Die durch bie in feſtgeſtellte Preßfertheit gibt dem Zeitungs⸗ 
weſen eine Höhere Webeutung. Nach dem ſchwediſchen Pteßfeeiheitsgeſetze iſt ar 
Herausgabe einer neuen Zeitung bie koͤnigl. Erlaubniß erfoderlich, und bie RMegie⸗⸗ 
zung kann das Aufhoͤren eines Blattes verordnen, ohne Aueſeug einer Jury. 
Irnn Nochfall kann ſogar durch eine koͤnigl. von 3 Minlſtren unterzeichnete Verord⸗ 
mung die Cenſur wieder eingeführt werben. Deſſenungeachtet ſprach ſich mehr als 
einmal in ben Öffentlichen Blaͤttern, z. G. im, Argus“, bee Geiſt jenes r * 
berallsmas ans , dee leicht die Unzufeledenheit reist, ohne den Bemektfinn zu 
kehren und zu lenken. Vorzuͤglich gebot die Rädficht auf das Ausland bie — 
Auffücht. Es wurden daher die Herausgeber ber Oppofitiensjomnale öfter amges 
Hagt, wirkliche Preßvergehen nadı dem Ausfpruche einer Jury fireng beftraft mb 
einzelne Blätter ganz unterdruͤkt. Politiſche Clubbs und gefellige Verbindungen 
duͤrfen ohne Genehmigung der Regierung nicht entſtehen. Daher wurde eine von 
dem Grafen Schwerin, nach dem Vorbilde der engliſchen debating soeieties er: 
richtete Geſellſchaft fuͤr bürgerliche Redeuͤbungen aufgeloͤſt, der in Gothenburg vor 
mehren Jahren mit koͤnigl. Erlaubniß gegränbete patriotifche Werein aber gefchägt; 
und noch 1825 fuchte der ſchwediſche Gemeingeifi ähnliche Wereine zu Stande zu 
- Denn in einem Volle, deffen Stefivertreter alle 6 abre über —* 
Uche Angelegenheiten fo lebhaft, wie dies 1823 geſchehen war, verhandeln, il 
die Theilnahme am Gemeinwohl burch gegenfeitigen Austauſch ber Anfichten ‚gem 
laut werden, und der talentvolle Mann wuͤnſcht zum Redner fich zu bilden. Schwe⸗ 
den iſt eins von den Rändern, in welchen bie Öffentliche Beredtſamkeit, fowol bie 
politiſche als bie rellgioͤſe, Einfluß und Anfehen gibt. Unter mehren Staatsreb« 
nern zeichneten fich auf dem Iegten Meichötage (1823) aus der Bifchof Dr. Aln 
quiſt und der bekannte Oppofttionsrebner im Ritterhaufe, Freih. v. a 
Überhaupt bemerkte man auf dieſem Reichstage ein gewiſſes Gleichgewicht unter 
den Ständen; daher auch der Beſchluß vom Könige beftätigt wurde, dag im ben 
Ausſchuͤſſen nicht fländemeis, fonbern = den. Köpfen geſtimmt werden ſolle. 
ber legten am 23. Jan. eröffneten und am 22. Dec. 1823 ge 
fhloffenen veichöftändifchen Werathung waren bie Aufhuͤlfe des fhwerbeiafteten - 


bau geſchah Einiges durch bie Theilung großer Bauerhöfe, einiger Domainen und 
men angekaufter Rtterguͤter, ſowie durch die — betraͤchtlicher Strecken 
Landes. Allein das Sinken der Kornpreiſe druͤckte den Verkehr nieder, wodurch 
auch die ſtockholmer koͤnigl. Getreidemagazindirection große Verluſte erlitt. - Die 
Rede des Staatsraths Grafen Noͤrner in ber Ackerbauakademie 1822 gab uͤber 
die ganze innere Ökonomie Schwedens einen genauen Bericht. Für — 
und das Huͤttenweſen geſchah ſehr viel durch das fogenammte Eiſencomptoir, ober 











Schweden und Rorwegen, feit 1814 


hebung ber Bänfte, ee ep re Be 
uud Gewerbfleiß, weiche zugleich ben Werth des Papiergelbes zu heben fürchte, vor⸗ 
bereitend arbeitete, iſt noch nicht vollzogen. Ob bie in biefer Abficht am 13. Det. 
1820 anf der Infel Oland gegrändete Stadt Borgholm, wo jeber Schwede fig 
niederlaſſen md Handwerke md Gewerbe, uubehinbert von Zünften ober Silben, 
betreiben darf, Fortgang hat, iſt und nicht bekannt. Der Plan des Königs, 2 

umbebentende Orte in Nordbothnien durch Privilegien zu Hand zu erhe⸗ 
ben, bie Karl⸗Johanne anb Oskarsſtadt heißen ſollten “ol mißlungen fein. Die 
Umgeſtaltung bes ganzen Induſtrie⸗ und Handelsſyſtems aber ward 1821 einge 


unb iſche Regierung en gen. Die am 21. Juli 1835 
— neue ſchwediſche Schifffahrtsacte hat hierin noch mehr Freiheit geſtattet. 
Für ben Varkehr ift es wichtig, daB fchon feit 1820, unter Leitung bes 


—e Moͤrner, die Stäffe, beſonders in den nörbiichen 

zum leichten Waarentrantport eingerichtet torsden; auch hat man die Dampf: 
2* zwiſchen Stockhelm und Petersburg eingeführt, ſowie durch Actien 

großen Goͤtha⸗Canalbau fortgeſetzt, der Stockholm mit Gothenburg, und bie 
— der Weſtſee verbindet; endlich iſt eine neue Laudſtraße aus Schweden 1a 
Norwegen angelegt worben. Der Groß⸗ und Kleinhandel ber Juden aber. ward ſchon 
1820 den rn unterworfen und auf beſtimmte Orte bes 
ſcheaͤnkt. So gefchieht wenigſtens von der Regierung und von ber Nation mit 
vereinten Kraͤften Vieles, en Schwedens Credit 
im Auslande wiederherzuſtellen, der beſonders durch viele Bankerutte ſehr erſchuͤt⸗ 
tert worden iſt. Es waren nimlich 1821 binnen 4 Jahren, meift in Folge loicht⸗ 
finnigen Aufwandes und geroagter Unternehmungen, 3000 Danblungshdufer ges 
fallen , und faſt Die doppelte Zahl von Srundfläden gerichtlich verfleigert worben ; 
ned; 1825 flürkten alte und geachtete Handlungen. Dies und manches Andre, 
En B. die große Zahl von u Auer und unehelichen Geburten in — 
deutet auf Uppigkeit und Sittenverfall him, gegen welche die Polzei allein 

audreicht. See vieleicht in den Maͤngeln des Bolke⸗ En 
sab Kirchenweſens, weßhalh vor mehren Jahren ein Comite zur Unterſuchung ber 
gefanımten Untereichtöanflalten niebergefegt wurde. Auf bem lebten Reichstage 
bitte man .vielfäitige Regen in Auſehung bes —— rap über bie höchft 
unvolllommene Bilbung der kuͤnftigen Staatödiener beiden Univerfitäten, 


—— daß jener Gomite — ſeinen in 
Bufland der Schul und der Univerfitäten insbeſondere erflatten möge. | Unter 


— 








20 Echweben und Norwegen, frit 1814 
deffen geſchah Mamdpeß zur Erweiterung des oͤffentüchen Unterrichts. So warb 
zum Theil auf Koften * 1821 die erfte Veterinaieſchule angelegt. 
Baht der Schulen bes wechfelfeitigen Unterrichts flieg bis auf 70. 5** 
fand 1822 eine kehranſtalt für praktiſche Bergwerkswiffenſchaft. Dee König. bes 
3 das Studium ber alten norbifchen Geſchichte, der Geſetzgebung 
ber Statiſtik Schwedens. Auch ließ er durch den — nenn 
ee ernennen _ neben Beicheftun mad 
5* — Stumpffinn ſehr oft ae Tann, * man auch 
in Schweden &o erhob ſich 1821 in Nord: und Weſterboteen eine 


IT; 


: auf⸗ 
trug, und jeden ſachkundigen Mann auffoderte, Gutachten und Vorſchlaͤge zu 
geben. So wenig faßten Köniz und Miniſter in Hinficht ber kirchlichen Volle⸗ 
etziehung rn Beſchluͤſſe. Allem zeigisfen, poetiſchen mub politiſchen My⸗ 
ſtielomus uͤberhaupt arbeiteten Männer wie Tegnoͤr, Atterbom, Ling und ber 
gothiſche Dund entgegen, indem fie im Beben wie in der Schule auf nordiſche Kraft 
umb norbifche Klarheit drangen. Doch ergriff die Schwaͤrmerei auch biefe her, 
und mehre ſelbſt wohlhabende Hamitien gründeten 1824 zwiſchen bet nn vom 
Morwegen ıntb dem Wenerſee eine urſchwediſche oder Manhemcolenie, deren Mit⸗ 
glieder im Geſchmack und Styl der alten Gothen en — Helden, währen, 
von ihrer Hände Arbeit leben und Gaſtfreundſchaft üben 

Nortvegens Innere Verwaltung ift raſch umb — dabei weit ein⸗ 
menge fchwebifche. So find in Ehriftiania 5. B. beim 
— — ⸗und Zolldepartement in Allem nur 15, und bei der Heer⸗ 
werwaltung nur 9 Beamte, beim Zoll⸗ mb Gonfumtionswefes 

= im ganı Rertwegen nicht mehr ale 150 Ober» und Unterbeamte 
Auch die Organiſation ber Gerichte und bie Formen der Necktänflege find im Aus 





gemeinen vollkommener als in Schweden; man bat z. B. hei dem Obergesiehte in | 


Thriſtiania laͤngſt Öffentlichkeit md mimbliche Vortroͤge ——— was in Schwe⸗ 


1814 foßten keine , Gtammhäufer und abelige Fibeitoms 
miſſe g errichtet, ja ſelbſt keine perfönliche ober gemiſchte Verzuͤg⸗ 
Die Norweger faunten dien 


Wirkungen 
vorhandenen Abel allmaͤug aufzuheben, bereits auf 2 Meichötagen 1815 und 4818 
im Rorwegen durchgegangen, hatte aber die koͤnigliche Beflätigung nicht schalten. 
Auf dem Storthing 1821 erklaͤrte fi) bie Stimmenmehrheit wieder für bie Abs 
ſchaffung; ns enommene More 
— J „Geſetzetkraft. —— 2— 
in ſeiner Botfepaft an ben Sloecheng gerathen, nit einer folden Maserang nicht 
gegen ben Bang ber allgemeinen Politit Europas anzuſtoßen, ober wenigſtens die 
Sache bis zum naͤchſten Deichötage auszuſetzen; allein die zweite KRammer (bee 


auf 
thing) Heß mie Ausnahme ber Patrimonialgerichtsbarkeit und des Patronatrechts, 
weiche ſogleich aufhoͤren mußten, den jetledenden Adellgen web ihren Kindern bis 








Scqhweben und Noewegen, feit 1614 æeꝛ 


Übrigen Pelollegten. Nun gab ber Mnig zwar dem 3 ai eonſtiutions maͤßig er 

Härten Willen der Ratten nach, verlangte aber, daß denjenigen Familien, welche 

dabusch einen Theil ihrer Einkänfte verloren, Bilfige Entt[epädigung gegeben merbes 

auch ſolle ihm geſtattet fein, in Norwegen einen neuen Abel zur Belohnung fix 
de gelsiftete Dienfte 


gefaßt werben, wei er sicht Im ber Forza eined grundgefetzlichen abgefaßt war. Et 
men andern Woriching des Königs, daß eine Jury, welche Aber Prefvergehen vichen, 
gebiidet.werbe, lohnte das Stoxthing ebenfalls ab, weil das naͤchſte Storhing bas 
Griminalgefeg ausfertigen folle, reiches auch die Deifbräuche der Preßfrefheit um· 
faſſen wärde; Cenſur und Jury aber ſeien mit der norwegiſchen — nicht 
zu vereinigen. Indeß beſtrafte man bereits wirkliche Preßvergrhen mit 
und daffelbe geſchah auch 1825 meittelft einer Geldbuße. Dagegen übernahm, 
nach laugena Widerſtreben, das Gtorthing bie Verbiudlichkeit, bie norwegtſche 
Schulb an Daͤtemark, beffen Boberungen Oftreich Nußlaub, Preußen und Eng 
land suetefikgten, dinnen 8 Jahrm zu bezahlen. Es ſtellte Aber die ganze Schuld⸗ 
franme von 2,400,000 Thilr. Bauto 8 Schuldfcheine am bie vermittelnde Macht, an 
Eglanb aus. Dieſe Borgaͤnge bewogen ben Koͤnig, ſolbſt much Chriſtiania zu reiſen 
und ſowel ſchwediſche als norwegiſthe Terppen, nebfk einem heil der Flotte in det 
.. biefer Hauptſtadt zufammmenzugichen, was bie verfaffungsmäßlge Frelheit 
des Storthings zu bedrohen ſchien. Es kam jeboch zur krinen bedenklichen Auftrit⸗ 
ten, und man ſprach von einer Mote aus Peterſburg, worin bee Kalfer Alexander, 
als Garant bed kleler Friedens, jede Neuerung in dermorwegiſchen Reichs acte wis 
derrathen habe. Die uͤbrigen Berathungen bes Storthings betrafen Finanzmaßre⸗ 
gein und bie Beflimehung einer eignen norwegiſchen Pandelsflagge (roth mit einem 
weißen md blauen Kreuze), als aͤußeres Zeichen ber nationalen Gelbſtaͤndigkeit. 
1822 verſammeite ſich das Storthing außerordentlich, um sine Anleihe zu beſchlle⸗ 
fen, dewch weiche die Schuld an Dänemark auf einmal abgezahlt werben koͤnne. 
Der Koͤnig gab mit ber edelſten Offenheit den Worfäjlägen des Storthings feine 
Zuſtimmung. Dieſes bewilligte außerdem nod, die Summe von 150,000 Thle. 
Species zum Bau eines koͤniglichen Refidenzſchlofſes in Ehriſtiania. Auch warb 
ein kaͤnigi. Generalprocurator ernannt, der in allen Zweigen der Staatsummalting 
über Die Amtsführung ber Beamten machen und Klagen gegen biefelbe an bie Ges 
richte zur Entfcheidumg bringen follte. Diefe Stelle erregte jedoch allgemeines Miß⸗ 
vergangen umd ward Daher 1824 für mmmer in Norwegen aufgehoben. Die alte 
Theilnahme, auch im Auslande, erregten die Beſchluͤſſe des am 9. Febr. 1824 











verfanmmeiten Storthings. Der König hatte feinen Sohn zum Wiceönig von Nor - 


wegen ernaunt, unb Defer bafeibft den Oberbefehl der Lands und Seemadyt Übers 
nemmmen. Die Gegenwart dieſes Bürften ſollte vielleicht die Vorſchlaͤge unterftägen, 
weiche anf Abänderungen von 13 66 in der Verfaffung gerichtet waren, nam 

auf die Einführung des abfoluten Veto, auf bie Errichtumg eines wortsegifchen 
Abeis, aufdie Berufung des Storthing im Juni, auf bie Ernennung der Präfl- 
deuten bes Storthings durch den König, auf die Ermächtigung des Königs, das 
Seorthing auftöfen, ſowie alte koͤnigliche Beamte, mit Ausnahme ber Richter, one 
vorherigen Urtheiloſpruch entlaffen zu Finnen, auf bie breijährige Amwefenheit bes 
nerwegiſchen Staatsminiſters und der 2 norwegifchen Staatsraͤthe waͤhrend der 
Reſſdenz bed. Koͤnigs in Schweden u. ſ. w. Allein dieſe und andre Anträge wurben 
ſaͤnratlͤch vom Storthing am 22. Mai einſtimmig abgelehnt.“) Dagegen ſetzte 
baffeibe bierXpanage bes Vicetnigs auf 24,000 noewegiſche Species feit; ba nun 


*) Bgl. bie denfelben entgegenftehenden Beflimmungen den norweg. won 
in bem angeführten Werk; „Die europaͤiſchen Gonftitutionen”, Thl. 2 8. 4609 fe, 


ww Schweden und Rorwegen, feit 1614 


biefer ald Kronprinz von Rorwegen bereits 32,000 Species erhlelt, an 
jest nenne auf 56,000 Species. Auch beſchloß 
das Storthing, ſowol bie Apanage des Kronpeinzen , als die ein des 
Königs auegefetzten 64,000 norw. Species Eimftig in Suͤber (nicht wie bisher in 
Bankzetteln) zu bezahlen, und bewilligte zu den Koften der Reiſe bes Prinzen ins 
Ausland und bei feiner Vermaͤhlung, ale Beitrag Rorwegens, 60,000 Species. 
Anßerdem er denkwuͤrdige Verſammlung von 77 Mormänmenn das Gm 
wefe ihres Vaterlandes fo, daß die Abgaben vom platten Lande um 60; 

den Staͤdten am 10,000 norweg. Species verringert werben Aonnten. Din 
zugleich der Handel des Landes feit 2 Jahren ſich merklich gehoben hatte, fo befferte 
fich auch ber norwegiſche Wechſelcurs. Als der Kronprinz am 9. Ang. 1324 die 
Sltzungen des Storthings ſchloß, äußerte er bie Hoffnung, daß die von der Regie⸗ 
zung ertheilte Aufklaͤrung (in Anfehung der Werft der voltziehenben Gewalt 
durch das abfolute Veto und dee Stellung Norwegens in ſeiner 


Geundverſaffugg | 
auf eine gleiche Stufe mit den übsigen Staaten Europas ; vgl. bie koͤnigl. Botſchaft | 


vom 4. Yug., weiche bie 161. Beil. der „Allgem. Zeit.” vom 3. 1824 misgetheilt 
bat; und Beil, 233) bei eimer folgenden Verſammlung ein günftigeres RMefultat, 
ruͤckſichtlich der oben genannten Borfchläge (vgl. Nr. 172 der „Algen. Beitung‘' 
v. d. J.) zur Folge haben würde. *) Am Ende bes Det. 1824 ward dee Roempriug 
nach Stockholm zuruͤckberufen und feine Anſtellung als Vicekoͤnig in Norwegen 
aufgehoben. Hierauf ernannte ber Koͤnig wiederum den Grafen Saudels zum 
—————— und Oberbefeblöhaber der norweg. Lands und Seemacht. Au 
Spannung und Mißvechältniffe war hierbei nicht zu denken. Wielmehe gab eine 
Käfe, die RE Königin im Sept 1825 nach Cheiftiania machten, 
ſowie ihre Anmwefenheit daſelbſt in den 3.1827, bei dem 5. ordentl. und 
1828 dem Monarchen Gelegenheit, ſich von der Liebe und Treue des braven noemän- 
niſchen Volks aufs neue zu uͤberzeugen. Die Begeifterung der Normaͤnner fuͤr ihre 
Verfaffeng aber äußerte fich ebenfo lebhaft, vorzüglich bei dem norweg. Eonflitns 
tions feſte am 17. Mai 1827, dem Jahrestage, am welchem bie Bolkoverſamm⸗ 
lung auf Eidsvold das Grundgefeg unterzeichnete. 

Rorwegens innerer Wohlſtand fcheint, was Ackerbau, Viehzucht, Wergbau 
umd vorzäglich die feit einigen Jahren wen ergiebige Heringeftfeperel beteifft, raſcher 
als man hoffen durfte, aufzublühen. Die Stantseinnahme belief ſich 1823 auf 
727,331. Species Silber und 2,293,486 Species Papier, bie Ausgabe dagegen 


nme auf 683,204 Opecies Siber und 1,921,248 Species Papier. sch bie 


Gtaatsentünfte 1824 überfitegen die Andgabe um 70,000 Thir. GSilber und 
133,000 Thlr. Spec. in Betteln, obgleich Rorwegen, na Hagelſtam, ein Heer⸗ 
wefen von 45,602 DR. unterhält, wovon bie eigentliche Landmacht 23,800 DR. bes 
teägt. Die norweg. Flotte zähle 126 Schiffe mit 564 Kam. und 5600 Mateofen. 
Dabei werben wiffenfchaftliche Auftalten und Volksſchulen von der weiſen Regie⸗ 
sung Rortvegens zweckmaͤßig gepflegt. Das Meifte thut jedoch der in ber Nation 
ſelbſt allgemein vege Gemeingeiſt. Diefer hat 1825 zu Bergen ein Rationalınu- 
feum für und Naturerzeugniſſe ert 

Die auswärtig en Angelegenheiten bes vereinigten Deppeifinats begogen 
ſich nicht allein auf Handel und ähnliche Begenftände, ſondern auch auf bie allge 
meinen Zwecke ber höhern Gontinentalpelktit. Mit Palo kam der fchwebifche 
Grenzberichtigungẽtractat zu Torneo den 17. Ian. 1821 zu Stande; bie norwe⸗ 
giſch⸗ ruſſiſche Grenzbeſtimmung aber warb erft 1825 won ruffiſchen und norwegi⸗ 
ſchen Commifſarien in Finnmarken begonnen. Mit Marokleo wurde ber alte Han⸗ 


2 Man findet Alles in Steffens „Diſtor. Darſtellung des norweg. Storthin ings 
im $. 1824. Mit Actenftädlen” (Berlin 1825). Auch auf dem Storthing 18 
fanden die Vorfchläge des abfoluten Beto u. a. m. eimen allgenreinen Biderſpraq. 








Schweden und Norwegen, ſtatiſtiſch u 


/ 
1824 ernenert mad bie gewoͤhnliche jährliche Jelebentdabgaie (20,000 
) fortwährend am biefen itast mateieter; fo ud) an Algier 36,000, an Tu⸗ 

nis 8000 mb an Tripolis 8000 Piaſter. Die Babung des nadı Algier jährlich ger - 
fandten Schiffes wird auf 69,000 Thir. berechnet. . Saͤmmtliche Zribute am bie 
Barbaresien betragen nebſt den Genfulatstoften jäpelich 239,674 Thir. ſchwed 
Bo. Bei der Pforte warb feit 1822 durch den fchwebifchen Geſandten Palin bie 
ferie Schifffahrt auf dem — ſchwediſche und norwegiſche Kauf⸗ 
faheteiſchiffe auegewirkt und mit Großbritannien 1824 eine Übereinkunft wegen 
Unterhrädung des Negerhandels abgefchlofien. Gegen bie elliram Besen 
in Spowien, Portugal und Reapel erfolgte von Geiten bes ſchwediſchen Hofed Beine 
Erklaͤrung; vielmehr erlaubte eine koͤnigl. Verorduumg ſchon 1822 deu ſchwediſchen 
Nnterthaue, Handel nach allen Plaͤtzen des feſten Landes von Suͤdamerika zu trei⸗ 

Ben, unb be [hwehifche Sefandte in Eipanien erhielt 1823 Befehl, Fi bu feine 
Benehmen dem englifhen anzufchliefen. 1824 fegeite das erſte m. 
(die ——* Colom) mit ſchwediſchen Producten nach Colombia und 

junge Gelehrte an Bord, um jenes Land in — — ———— 

(m. Als aber ein fchwebifches Handlungehaus in einer Öffentlichen Werfleigerung 

3 für-Dienftentbehrlich erklärte ſchwediſche Kriegöfchiffe erflanden, und fie mieber . 
am msi. Haͤnuſer verkauft hatte, fo nahm der König, in Kolge eines Notenwechſels 
mit dem fpanifehen und dem ruffifchen Befandten, die Erlaubniß zuruͤck, daß ſchwe⸗ 
bifche Seeofficiere biefe Schiffe in englifche Häfen führen durften; der Verkauf ber 
Schiffe felbft war ohnehin von ihm nur bebingt geflattet worden. So vermieh bie 

Ads die friedlichen Verhaͤltni 


Gchweben” (demtfch, 
on „Geſch. des ſchwediſchen * und Rei Weimar 1827, 1. Thl. 
bie 1397). liber die Geſch. der nordiſchen Union hat der Hptm. Jahn (Kopenh 
18328) ein Werk in bänifcher Spradje angekündigt. Bol. ferner 3. 5. v. Lundblab's 
„Geſch. des Königs Karl X. Guſtav (deutſch, ei 1. Thl.); deſſelben 
——— — (a. d. Schwed. von Schubert, Gtralfund 1826, 1. Thl.). 
en Zuſtand des anlangt, fo verweifen = 


raͤnkt wird, Diefe theilen ſich in 4 Stänbe: Abel, 

ae Bürger » und Bauernfland. Der Adel trennt fi) wieder in 3 Claſſen: 
bare Herren ſtand, wozu bie Grafen und Freiherren gehören; den Ritterſtand, oder 
diejenigen — — erweislich eine Reichsraths ſtelle bekleidet ha⸗ 
ud den Swenner⸗ begreift. 


Düme Eimseiliigsug ber Reichtfkände basf der Monarch Feine neuen Geſetze geben 
ober alte aufheben. Der König muß, ber Conflitution gemäß, bie Stände alle 5 


Rutegöfteuern ber Reihöfänbe 

erfoberich , und diefen muͤſſen auch bie ſaͤmmtlichen Truppen und ihre Befehtöhns 
Eid der Treue ebenſowie dem Könige ſchwoͤren. Vor 1798 bedurfte der 

letztere auch zur Ausübung des Kriegs» und Beibenteeig der Zuſtimmung bee 





os Schweben nb Neitwegen, ſlatiſtiſch 
Class, aber — Se une ee 0 Be 
is» und a. Meichsangelegenheiten ohne weitere Beſchraͤnkung Aberlaffen. 1772 
wurde dor Meichörath, welcher vorher einen Mittelſtand zwiſchen dem Könige und den 
Staͤnden hatte bilden wollen, aufgehoben und in ein von Könige abhaͤngiged Con⸗ 
fell verwandelt. 17789 wurbe diefer Reicherath völlig aufgehoben, und bie Disglle- 
ber behielten nur Ihren ehemaligen Bang und Titel. Die Thronfolge IE in der 
maͤnnlichen Linie nach dem Rechte ber Erſtgeburt erblich. Mach Erlbſchung bes 
Mauntfiommes * die Staͤnde das — einer frelen an. Wenn der 
Röcke für f. minderjährigen Thronfolger ſchaftliche Regierung bes 
fislit hat, fo thun bie die Bleichäftänbe. De —* des Koönigs trice mit 
— 18. Jahre in Rorwegen, und mit dem 20. in Schweden 
Bor |. Salbung und Krönung, weiche durch den Erzbiſchof von Upfala ges 
ſchieht, muß der König den Inauguraleid ablegen und die beſtaͤndige Capitulation, 
and) die Erhaltung der evangelifchsiutherifchen Religion zur Pflicht gemacht 
wird, beſchwoͤren Erſt 1.778 haben die Iuden Freiheit erhalten, füch in Schweben 
niebergulafien; doch find Ihrer nur gegen 200 in Stodholm und Göteberg. Die 
erhielten unter manchen Ciuſchraͤnkungen biefe Erlaubniß erſt 1781 


EN 


Katheliten | 
(ihrer find etwa 1000, wozu in Stockholm einige Srischen formen), und jeber 


Schwede, der von ber Iutherifchen zu einer andern Religion Übertritt, geht feiner 
bürgerlichen Rechte verluflig. Im gungen Meiche find 1 Exzbifchef, 13 Biſchaͤfe 
und 192 Pröpfte. In Norwegen ift den Juden das Land vermöge ber Gonflitution 
Die hoͤchſten Reichscollegien find in Schweden: 1) der Staatbrath, 
die hoͤchſte berathende Behörde, aus 9 Mitgl. beſtehend; 2) die Commiſſion fr die 
allgemeinen Meichbangelegenheiten, aus 8 Mitgl. zuſammengeſetzt; 3) bie koͤnigl. 
‚ welche unter ber unmittelbaren Leitung bes Könige firht > die allgemel⸗ 
ausıwärt. und einheimifchen Staatsangelegenheiten beſorgt. An ihrer Spike 
befinben fich ein Kanzleipräftbent und ein Hoflanzler. Mit ber Kanzlei find das V⸗ 
nigl. Cabinet, fuͤr die auswärtige Correſpondenz, das Bureau bes Kanzleipraͤſtdon⸗ 
ten und das Reickbanchiv verbunden. Für die befondern Staatsangelegenheiten if 
die auswärtige Kriegs = und die einheimifche Civilerpedition — Die 


neais und des Großabmirals. Dos Kriegshofgericht hat die Yufitzfachen der Mi- 

ut entſcheiden, und f. ae von alten Land⸗ 
mb Seetruppen zufmmmnbeuufen. Das hoͤchſte — —— Km: 

deſſen Peifibent in Abweſenhelt des Königs ber Reichedroſt ME. U 

Yiefem Sufiiebofe hängen —n für die zweite Juſtauz in ben ehnjenen 

Diſtrieten und bie Rathhausgerichte in den Städten ab. Die Entſcheidungen ges 

ſchehen nad) 2. ee verbefforten — = — Fuͤr die — * 

— —— deffen Praͤſes ber Oberhofprediger iſt, und 
die Gefundheits anftaiten handen. Fuͤr Norwegen 


fen ber su 84,000 M., weldye eine Art Landwehr bilden, bie von den 
Dörfern durch angewieſene Grundftiůcke — werben, Der fünfte Theil dieſer 
Confertption wird alle Jahre erneuert, fobaß bie Truppenanzahl immer vollſtaͤndig 
2) In Rorwesen aus 12,000M. Bien isn mn. ‚20,000 M. Lanbtwehr, 
den bewaffnoten Buͤrgern ber Kuͤſtenmillzen und sorbfturm. De Seemacht 


— 








Schweden und Nerwegen, ſtatiſtiſch s 


amd 12 Eirienfehlfien, 8 Fregatten, 13 Heinen Fahrgeugen, 1b Balerım, 
ern resume von 342 Segeln, wonmter 216 Schebecken ıc., mit #700 








Desuppen zu Derthei 
wen nait Recht die Germacht bon rechten Arm — ſtandi⸗ 
naviſchen Inſelſtaates. Vor dieſem waren in der ſchwediſchen Armee alle hoͤhere 
baͤuflich. Die jetzige Regierung hat große Aufopferungen gemacht, 
um dieſen Mißbrauch abzuſchaffen, ſodaß jetzt der Weg zur Ehre dem Arnien ehben⸗ 
fo gut wie dem Reichen offen ſteht. Ebenſo verhält es fich mit den Ämtern der Gou⸗ 
verneunrs der Provinzen, bie ehedem auch Bäuflich waren. — Schweden bat 5 Hit 


ash; 
hiſtorifch war er ſchon 1336 vorhanden ; König Friedrich I. ermeuerte ihn d. 17. 
Apeil 1788; die Inſchrift iſt J. H.8.5 2) der Schwerterben, wurde, der Sage 
nach, vom Könige Guſtav J. nee 12. April 1748 vom König Friedrich I. 
erneuert; 3) der Urſprung des Nordflernorbend wird von Ginigen aus Obin’s Bel 
ten hergeleitet ; er erneuerto ihn d. 17. April 1748; die Deriſe iſt: 
Noesceit oceasum; 4) der Waſaorden, geſtift. d. 26. Mat 1772; 5) ber Orden 
Karls XIII., geftift. von dem Könige d. 27. Mai 1811, wirb nur an Freimaurer 
böhern Grades Aufßerbeu gibt es noch eine goldene Medaille für das bie 
gerliche und e. goldene uud e. filberne fuͤr das militairiſche Berdienſt. — Die Einf. 
won Schweden belaufen fich über 12 Mill. 600,000 Gulden. Nach einer officiellen 
foR Schweden keine auswärtigen Schulden mehr haben, —— 
Begterumng ſie alle getilgt babe. Norwegen bat dagegen eine Schuld im 
von 8,750,000 Bulden. Fuͤr den Staatscredit iſt vorzhglich wichtig bie gen gm 
ſtiftete Reichsbank, Die zugleich eine Wechſel⸗ und Leihbank iſt, Geld zu nichrigen 
— —— egen ſicheres Pfand, auch gegen Hypothek in Gruub⸗ 
ſtaͤcken, wieder ausleiht Dar Abel, bie Geiſtlichkeit und ber Buͤrgerſtand Isifkan 
die Gewaͤhr für Die Sicherheit dieſer Bank und laffen zwifchen — — 
busch 3 Bevollmaͤchtigte die Oberdirectlion führen; während ber Meichötage aber 


Hankbel und Fa ve 
Eiſenwerke (die wichtigften bei Lauwig und bei Moß) jährlich 160,008 Etur. Ei· 
fon. Auch baut man ſowol in Schweden als in Mertongen viele Gxhife felbk fie 


vortheilhaften Handelbvertrag) wird. — oſtindiſche Gom⸗ 
pagnie handelt nach China. Ausfuhrartikel find: Holz, Breter, Maſtbaͤume, Bal⸗ 
ken, u Dec, , Pottaſche, Elfen, Stahl, Kupfer, Heringe, Thran, Pelzwerk 
u. f. w. Die Einfuhr bfehtvorzgich in Getrle , Wein, Roſinen, Di, Gab, 
Wo, Flachs, Hanf, Gewuͤrzen. Der Gebrauch bed Coffee murbe 1818 verbe« 
ten. Zum Einkauf von Kom find der Megierung in Schweden 4 BEIN. Banlkchaler 
bewilligt; ._— u, daher ift Hier dee Getreidemen⸗ 
get fühlbarer, zumal da hohe Einfuhrzötie bie freie Zufuhr vom Korn ſehr erſchwe⸗ 
ve. Ccymeden hatte 1818 9 en 1100 Hambelsfchiffe mit —— 
— — gıgen 800 iffe a. Die Hälfte berfeiben 
kaun im Kriege zu Kapern ausgeruͤſtet werben. —— —— — 
find in Schweden: Stockholn, Gothenburg — Gefle, Karlokrona, Mal⸗ 
moe, Landskrona, Yftadt und Udamalla; in Norwegen: Bergen, Chriftiania, 
, Chriſtianſand, Stavanger, Drammen mb Frebrickehald. Zur Bes 
förderung bes Werkehrs wurben 1818 4 neue Landſtraßen durch Dalelarlien und 
er =. I nad) Norwegen führen, vollendet. Auch werben mehre Ca⸗ 
—— B. der Trollhaͤttacanal, auf welchem man bie Waſſerfaͤlle in ber 
oͤtha⸗Eif, — Wenerebueg nach Gothenburg, deren Fall zufemmen — 
traͤgt, umſchifft; der 1827 vollendete Goͤthacanal jur Verbindung der Oft» mb _ 
Weſtſee. Die ganze Durchfahrt von Gothenburg bis Cibeekäping an ber nn | 
beträgt 51 Meilen, wovon 40 durch die Goͤtha⸗Elf, den Trollhaͤttacanal und 
Landſeen gehen, 11 aber zu graben oder zu [prengen waren. Bu bei Gone über 
von Söbertelje, 3 Meilen von Stockholm, durch den 1819 eine zweite Berbindung 
des Maͤlarſees mit dem baltifchen Derere zu Stande kam, der 20 Städte im Junern 
mit dem Meere in Verbindung bringt und bie Einfahrt nach Stockholm erleichtert — 
—— Chriſtinens und Karls XI. Regierung kamen Eiſen⸗, Meſ⸗ 
und Stahlfabriken und Geibenma⸗ 


is. 
Ser die gehfligen Cultur iſt vorsah m Gärteoben ESchweden durch 
gute Anfkalten vitfod geforgt. Die 1476 zu Upfala geflift. Mriverfinkt (mie 24 
— ** befigt eine u Bibliothek, einen botaniſchen Garten, Muͤnz⸗ und 
Naturaliencabinette eine Sternwarte u. [. w. ur neuen 
verficht (mit 23 Profefforen) hat ebenfalls eine Wibtiothek, ein Muſeum, einen bos 
Garten md eine Sternwarte. Beide zählten 1818 —— 19 


Cudivende und ftehen forsie bie 15 Gymmaflen kı Spnköping, Weftecht, 
red Calmar, Wieby, Scara, Stemänds, Karlſtabe — 
— at vn 14. ⏑ um ——— 

keit. Im allen Staͤbten bed Reicht find Gchulen. Zu Karlsberg iſt eine Mutabe⸗ 
akabemie; zu Scara eine Vieharzneiſchule; in Stockholm eine Akabemie der mill⸗ 
tairiſchen Wiſſenfchaften renden d. X. des Antiqutäktencelie« 
Bl ie ref jr Unfug Alterthuͤmer, 1688 ein Collogiam 








Sqwdenbur Shwedifche Sprache und Literatur 88 

sun Beſbeherung der Arzne wiſſenſchaften, 1728 ala die Geſ ber 

Wiſſenſcha —* und 1739 die Akad. ber Wlffenfchaften — errichtet. 
= ftiftete bie Königin Louiſe Ulrike, Die Gemahlin Adolf Sriebriche, bie Akad. 
der ſchoͤnen Wiſſenſchaften, die in eine ſchwed. Akademie und eine Akademie ber 
ſchoͤnen Wiſſenſch. getheilt und umgebilber ward. Geit 1823 werden auch Navis 
gations ſchulen errichtet. Noch befinden fich in Stockholm eine Akad. ber Muſik 
und eine Akad. ber Landwirthſchaft; letztere wurde vom vorigen König auf den 
Vorfchlag des jetzt regierenden Könige errichtet. Sie hat In allen Hauptſtaͤdten 
der Provinzen Unterabtheitungen, und der jegige König bat fie mit einem Capital 
von 260,000 Thin. auẽgeſtattet. Im koͤnigl. Schloffe zu Stockholm befinden 
fi eine fchöne Bibliothek und ein Muſeum. — In Norwegen wurde vor wenig 
Jahren bie Univerfität zu Chriftiania errichtet (1822 zählte fie 211 Stubizende), 
weiche eine Bibliothek, einen botanifchen Garten und verfchiebme Sammlungen 
— auch if daſelbſt e. Militairakademie und e. Handels inſtitut; zu Kongeberg 
befindet ſich e. Bergwerkoſchule und zu Drontheim e. Seminar für junge Lappen. 
Ser en bat Norwegen noch 5 Gynmaſien, 2 Schullehrerfeminarien, aber wer 


Zur Kenntnif Schwedens empfehlen wir: die vom Oberſtlieut. v. Hagelſtam 
entworf. „Geographiſche and ſtatiſtiſche Karte von Skandinavien“; des — 
Oberfien K. v. Forfell „Karte von Skandinavien‘ (Stockh. 1826, 8 gr. Bl.); die 
— ‚ besgmänn. und mineralog. „Reife nach dem hohen Norden durch Schwe⸗ 

den, Morwegen und Lappland, in ben 3. 1810 — 14, von Vargas⸗Bedemar 
(Franff a. M. 1819); die „Travels through Sweden, Norway and Fiamark 
ete. by de Capell Brooke” (Ronden 1823, 4.); D. K. Fr. Naumann’s (für Geo⸗ 
guoſie und phyſiſche Geographie —*5— „Beiträge zur Kenntniß Norwegen, 
gefanmmeit auf einer Meife 1821 fg.” (Leipz. 1824, 2 Thle, mit Chatten); D. "8 
W. v. Schubert’6 „Reife durch Schweben, Norwegen, Lappland, Finnland und 
Ingermannianb ind. J 1817, 1818 und 1820” (Bpz. 1823 fg., 3 Ahle.). — 
Merkwuͤrdig find die v. Hermelin' ſchen ſchwed. Charten. Der Baron Hermelin 
epferte nämlich ein Vermögen von mehren Tonnen Goldes auf, um über alle Pros 
vinzen bes ſchwediſchen Reiche genaue Charten aufnehmen zu laſſen, bie er in 31 Bl. 
vollendet herausgegeben hat. Ebenſo hat er die Koſten des 1. Theils einer fehr ſchoͤ⸗ 

nen Sammlung von Speclalcharten amd Zeichnungen zu einer Befchreibung Schwer 
dene ( Stockh. 1806, Fol.) getragen. Die befte Generalcharte Norwegens iſt noch 
immer bie von Pentoppiban zu Kopenhagen, nebfl einer Geographie Norwegens 
1785 und 1795. Die 7 bänifchen Seecharten uͤber Norwegens Küfte find — 
lich. Sie gruͤnden ſich auf die von dem daͤniſchen eg 
vergenorumene trigonometriſch⸗ hydrographiſche Ausmefſung einer 200 — 
len langen Strecke der norwegiſchen Kuͤſte. ——— 8 Bari — 
ober geograyh. topograph. und hiſteriſche Befchreibung ber 
Norwegen und Schweden“, enthält eine treffliche erden — garen va Elan 


Schwedenborg, f. Swebenborg. 
Schwebifge Sprade und Literatur. Zimt ſpaͤt wurde 
wegen ſ. geographiſchen Abſenderung bie Wohlthat des Chriſtenthums, 
das — in der Mitte des 12. Jahrh. durch das ganze Land feſtere Begruͤndung ers 
hielt. Aber nur langſam folgte bie Menſchlichkeit und die Cuitur nach ; denn noch 
erregt waͤhrten bie wie es ſcheint im Charakter des Volks begründeten, mm 
gaͤhrenden Unruhen und ber Kampf bes Parteien und Geſchlechter, bie 
fid) mit graufamer nn von ber — — — zu entfernen oder gegenſeitig 
zu vernichten fuchten. Die Vereinigung der 3 norbiſchen Reiche durch bie calmarr 
fe Union, 1397, führte mehr Aufcegungen ausgezeichneter sg als Veglenſti⸗ 
Conv.⸗kex. Siebente Aufl. Ud. Xx. 








3 Schwrbiſche Sprache unb Literatur  : -/ 


gungen herbei uahkse denen Bilbumg gebeihen kanm. Weber un birYahtteigem, aber 
rohen Gel ‚ die bioß auf äußere Bttel ihrer Gicherſtelltiug bebacht fchien, 
noch an den Mömigen fanden Cultur und Humanitaͤt kraͤftige Beſchirmer, noch konn⸗ 
ten fie fich durch gümftige Vethaͤltniſſe ferhftändig entwickeln. Wenn einheimifch 
. Tehwilbrfene Saga oder GSkalbengeſang biefe biftere Vorzeit erheitertem und beleb⸗ 
ten, fo find fie unbemerkt verfiungen; benn noch find bie Ausländer Saxo und 
Snorre ais die-einsigen Bewahrer der kaͤrglichen Nachrichten bekannt, "bie Über 
"Schwedens ältefte Zeiten einige Auskunft uns geben. Erik Diaffen’s ſchwediſche 
Chronik, aus dem Ende d. 15. Jahrh., in lat. Sprache, folgt zu fehr des Joh. 
Magnus (1488— 1344) Reimchronik und Zabeln, um für dieſe Frärhefte Periode 
igkeit zu haben, zumal Im der Weiſe, wie fie befanntgemacht worden iſt; da: 

für hat die ſchwediſche Geſchichte im den alten Provinzial» und Enmdesgefegen und 
tm „Kununga oh’ Höfdinga Särilse” (der Könige und Häupter Regiment, einem 
Bürftenfpfegel aus dem Ende des 14. Jahrh.) eine Sammlung von Urkunden, bie 
dem Korfcher von Werth find. In der neuern Zeit hat ber von Geijer 1811 i 
BSothiſche Bund das Intereffe für das Heimtſch⸗Alterthuͤmliche lebhaft gervedt, rd 
Forſchungen angeregt, die gewiß nicht ohne Gewinn für bie Literatite fein werden, 
jumal da der. fett 1808 don Atterbom angeregte Aurorabund diefern Streben fo 
vlelfach vorgearbeitet hatte. Seele des Gothifchen Bundes iſt jetzt Jakob Adlerbech 
(Sohn des fpäter zu erwähnenden Dichters), der Redacteur der, Iduna“, deffen un⸗ 
verhlidete® Streben mit Afzelius's (Hofprediger zu Enköping), des Herausg. der bei- 
den Edda in der Originalſprache und der alten Volksromanzen, Bemuͤhen ſich vie 

rt 


g berührt. J 
Erſt mit der Reformation beginnt die Geſchichte der fchwebiſchen Sprache nach 
haͤufiger vorliegenden Denkmaͤlern; doch laſſen die neuern eifrigen Forſchungen noch 
äufige Luͤcken in ihrer fruͤhern Entwickelungsgeſchichte. Die Reformation, die 
eberfegung der Bibel (Altes Teftament von Lor. Andrei, Stodh. 1526, Fol. und 
A. und N. Teft. vom DI. und Lorenz Petri, Upf. 1541, Fol), die vielfättigen Han- 
belb⸗und ſtaatsrechtlichen Verhaͤltniſſe mit Deutfchland, felbft die Kriege und die 
Könige aus dentfchen Geſchlechtern, führten eine Begänftigumg der Deutfühen in 
der Bildung der fchwediſchen Sprache herbei, die an der Bibeläberfögung nach Lu⸗ 
ther und in den bald fofgenden andern Übertragungen einen ſchwachen Haltpurkt 
atte, In ber Mitte bes 17. Jahrh. und fpäter wandte fich der Eifer der ſchwedb⸗ 
en Bhrien dem Altnordiſchen zu — man denke an Ihre, Rudbek — aber fie 
helebeit Lateiniſch, und Chriſtinens kurze Megterung legte den Gtund zu einer Be⸗ 
—5 — bes Auslaͤndifchen, meiſt Framzoſiſchen, das in den ſpaͤter eintretenden 
untutzbollen Felten fich bei der Vernachlaͤſſigung ber Umgangsfprache vordraͤngend 
— ichtig Führe die Geſchichte der ſchwebiſchen Sprache und Literatur warb 
te Zelt Louiſens Eteomorens, ber Schweftee Friedrich II, die ben ererdten Gh 
eBifbete Untethaltung threm heiten Wütertanbe zubrachte. Die von ihr 1763 
Begrimbdete Akademie der Wifſenſchaften jog es vor, ihre Gefellfchaftäfchriften in 
ſchwebiſcher Sprache befanntzumadhen, und verfchaffte fo der ſtandinaviſchen Rebe 
bie Beachtung ber Gelehrten Europas. Diefe Periode wird vom Dlans Dalin bes 
zeichnet, ber, als Dichter wenig bedeutend, bet Profa eine Gewandtheit und einen 
illernden Klang gab, ber ſich ats etwas Unechtes und fremb Hinzugekommenes 
ald auswies. Bei der Vernachlaͤſſigung gruͤndlich claffifcher Studien machte diefe 
Sranzofen entborgte Weife zwar eine Zeitlang ſich geltend, gewann ſelbſt ſpaͤter⸗ 
% noch an Beifall, konnte aber doch nicht von Beftand fein. Guſtav EHE, Dar a 
Ing‘, der in franz. Sprache hift groͤßerer Leichthgkeit fich ausdruͤckte als In ſchwe⸗ 
diſcher, Be tich Ur 2788 von Ihiki geſtift ſchwedifche Akadentle die Lunbed⸗ 
— gü threr Viltee innd Erhehung organifiren; aber ie Fotnien, die et br 


Atigkeit viefer gelehrtr Bifeiifihife vorfchrieb, fein Beifpiel ſelbſt, das ſo weſentuch 











Schwebiſche Sprache und Literatur 55 


wiette, und bie zu ſehr fligte Auständerei in Sitte und Denkart, liefen vor 
außfehen, bag bie mehr ſcheinbaren als ernſtgemeinten Anſtalten ohne Erfolg fein 
. Unverkennbar hatte die Sprache an Maffe und Abgefchliffenheit während 

biefer Periode gewonnen ; aber ſte war auch mit fo viel Fremdartigem uͤberhaͤuft 
worden, daß es einer fehr durchgreifenden Erneuerung bedurfte, um fie zu ihrer wuͤr⸗ 
digen Selbſtaͤndigkeit, zu ihrer angeflammten Fuͤlle und Kraft wieder zuruͤckzufuͤh⸗ 
tm. Bon einer Geſellſchaft junger Leute, die fih 1803 zu Upfala zufammenfan- 
den, ging biefe Anregung aus. Ernſtes Studium der Staffiter und Beachtung des 
auslaͤndiſchen, namentlich des deutſchen Strebens in Kritik, führten fie zu den fol⸗ 
gereichſten Beleuchtungen bes im Vaterlande Beftehenden; und eine abſolute Ge⸗ 
ringſchaͤzung des Franzoͤſelns, im geraden Gegenfage mit Allem, was damals als _ 
Herkommen galt, war der erfte Gewinn diefer Erhebung über die Mode. Liebe zu . 
dem Heimathlichen, ſowie Beachtung der alten Quellen der Gefchichte und ber erſten 
Sorachdenkmaͤler, zeigte ſich bei den Einzelnen und in eigen verbumdenen Kreifen, 
send bie Sprache erfuhr bie wohlthätigen Einwirkungen biefes Bemähens In allen ih= . 
ren Anwendengen. &o ergab fih®, daB die neuen Werke über ſchwediſche Spra⸗ 
be, 5. B. Sitverftotpe’s (ft. 1816) „Werfuch einer allgemeinen Sprachlehre“ 
Stockh. 1844); Btoocmam's „Lärobok” (Stockh. 1813), und namentlich des 
ungfädtichen Collner (er wurde fpäter gemuͤthokrank) „Försüki’ svenska Sprök- 
füran‘ (Steh. 1812), und deffelben „Lärobok i av. Spr.“ (Stockh. 1815), von 
den im Sinne der ſchwediſchen Akademie abgefaßten (z. B. von v. Pfeiff) weſentlich 
cbweichen. Das Studium des Islaͤndiſchen, das Immer größere Liebe findet (man 
denke an Winter, „De origine et ant. linguae suec. monum.”, Stodh. 1802, 4., 
um Eindfor’s „Einleitung zur is laͤndiſchen Literatur und deren Gef hichte im Mittels 
ter”, 1824, meiſt nach dänifchen Quellen gearbeitet, dann an Kiljegren’s „Nor- 
diska Fornätd Hjelte Sagar'', GStockh. 1817, und deffelben „Nordiska Fornlem- 
nänger”, Stockh. 1819 — 22), kann nicht ohne den fühlbarften Einfluß auf die 
bildung der Sprache bleiben, zumal ba es mit der Zeit zufammenfällt, wo man 
derch tung ber. vaterlaͤndiſchen Denkmäler zu allen anklingbaren Saiten der 
vaterländifch gefinmten Herzen reden läßt. — puren jener verwelſchten Zeit find 
aber in der ſchwedifchen Literatur — dies Wort in der engern Abgrenzung bes franz. 
Gprachgebtauche verfianden — noch viel zu finden. Leider war die Dichtkunſt von 
den erflen Anfängen ihrer Regung an zu fehr getrennt von dem Nationalgefang, 
beſſen nach imd nad) verfiungene Strophen man jest mit ruͤhmlicher Beeiferung 
auffpärt (Man denke an „Female Hochzeit”, ein aitfardifches Lied, von Gumaͤlius 
beardettet, im 10. Hefte der „Iduna“ nu. f.w., am die von Geljer und Afzelius her⸗ 
— „Svenska Fotkvisor” ſ Schwediſche Volksweiſen]), Stockholm 1814—16, 
8 Boe., und am die „Schwediſche Volksharſe“, mit einer Beilage von Norraͤna⸗ 
dern und Melodien von Studach, Stockh. 1826). Hätten Dichter von Werth 
fi nach der Kirchenverbeſſerung des geiftlichen Geſanges angenommen , der erſt 
durch D. Wallin (Bifchof der koͤnigl. Orden zu Stockholm) zwiſchen 1811 —20 
Gegenfländ der Beachtung wurde, fo wäre vieBeicht dadurch ein Band gefunden 
gewefen, role Dichtkunſt · aus einer gelehrten Schuldibung ober aus einer angeneh> 
we Erhelterung geſchickter Sprachkuͤnſtler fid zum wahren Leben erhoben hätte; 
aber bald war es ein kaltlaſſender Werfuch nach clafftfchem Vorbild, wie bei Stjern⸗ 
— „Hercules“ (den nach vielfältigen Aufl. zuletzt Silverſtolpe mit wichtigen 
eltımgen zu Strengnaͤs 1808, 4., bekanntmachte; Stjernhelm's Werke erſchie⸗ 
ven Stockholm 1819 vereinigt), bald feltfamliche Wageſtuͤcke eines rohen Talents, 
wie bei J. Thomaſſon Bureus (1568— 82), bald bie trockenen, boch frommgefinn- 
ten Lehrgedichte Haquin Spegel’6 (1645 — 1713), die von vorn herein als Mufter 
fich Hinfleliten und das Boit bei Werfen kalt ließen, welche freilich auf keine Weiſe 
anf dem Ruhm von Geſaͤngen Anfpruch machen komıten. Zur on jener 





s6 Schwebifche Sprache und Literatur 


frähern Periode der poetifchen Thaͤtigkeit vertveifen wir auf C. Garlefon’s „Förssk 
til su Skaldekonstens uphjelpande Flock’ (Stockh. 1737, 2%8be., #.). — Dlof 
v. Dalin, in Holland zu Winberga 1708 geb., gebührt der Ruhm, in Schwedent 
ſchoͤner Literatur durch f. Beitfchrift „Argus“ (1733— 34) eine Aufregung herdor⸗ 
gebracht zu haben, die um fo mohlthätiger wirkte, weil fie bie Augen mehr von bem 
traurigen Bilde bes durch Adelsfactionen zerriffenen Landes abzog. Merkwuͤrdig 
genug zeinte in dieſer Periode der Schlaffheit und Entwärbigung, beſonders der 
höhern Stände, Schweden für wiffenfchaftliche Begruͤndung eine Tuͤchtigkeit, ber 
es in fpätern Zeiten kaum gleichgekommen ift, bie es nie wieder übertroffen hat. 
(Es reiche hin, Linne [1707 — 78], Ihre, Lagerbring zu nennen.) Damals be 
mächtigte ſich Dalin in Schweden des Iefenden Publiamms, das er durch Big, 
Glaͤtte der Sprache und Eingehen in ben franzöfirenden Zeitgeſchmack bebeutenb er» 
weiterte, namentlich feit ee durch f. Antheil ander von Ulrike Eleonore geftift: Schwe⸗ 
bifhen Akademie auch äußerlich darauf einwirken konnte. Cr begründete den 
vorgefundenen Gefhmad am Franzöfelnden fo feft, daß die neuen Werfuche, ihn 
zu entfernen, felbft Unbefangenen Beforgniß vor vielfältigen Reibungen einflößen 
mußten. Unter ſ. Sebichten (die befte Ausg. f. „Poetifcyen Werke”, 1782, 2 Bde.), 
die blog, um die Zofen an Louiſens Throne zu ergögen, zuweilen einen A 
nahmen, galt die „Feier der ſchwed. Sreiheit”, 1742, fire mufterhaft. Seine pro⸗ 
faifhen Werke, 3.3. f. „Reichögefchichte” (Stodh. 1747, 3 Thle., 4), haben 
mehr ſtyliſtiſchen Werth als kritiſch nachroeisliches Verdienft. Und doch war Da- 
lin's Beifpiel (er ftarb 1763 als Hofkanzler) nur zu verführerifh. Er hatte Poefle 
zu einer Art Hofunterhaltung gemacht, die von fchöngeiflifchen Cirkeln (vittre) 
wetteifernd gepflegt ward, aber nur von Wenigen veredelt. Unter folchen Zeitge⸗ 
noffen erhielt Frau Hedw. Karol. Nordenflycht (ft. 1763) den Namen ber ſchwe⸗ 
bifchen Sappho („‚Utvalda arbeten”, Stodh. 1778). Anczeichnung verbinen 
jedoch Graf v. Creutz (f. d.) und f. Freund Gplienborg, bie mit eigenthuͤmllchem 
Talent ben verbrauchten Formen Leben gabm. Des Letztern (er farb 1808) ge⸗ 
ſchichtliches Epos: „Taget öfver Bälı” (Stockh. 1800), ſowie fein kehrgedicht: 
. „Försök om Skaldekonsten‘ (Stockh. 1798), werden feinen Namen 
(„Skrifter", Steh. 1795 fg.). Die Zeitgenoffen Guftavs II. und zugleich feine 
iterarifchen Vertrauten Kellgren, geft. 1795, Drenſtierna, ber Überfeger von 
Milton, geft. 1818, und Leopoid (Staatsfecretair und Großkreuz des Nordſtern⸗ 
ordens) folgten ber Richtung, die Dalin angegeben, und die der König als die 
einzig heilbringende erfannte. Guſtav nahm felbft mit Gluͤck an dem Beſtreben 
der Schriftfteller f. Volks Theil, wurde aber bei der Einfeitigkeit feiner Auſichten 
und bei dem Hafchen nach Prunk den freien Regungen des Talents mehr befchräns 
- Send. Am allermeiften Einfluß übte Kellgren, ber, claffifch in f. Dramen, burch 
f. Zeitſchrift: „Stockholms Poſt“ (1778 fg.), durch Spott Über die Auslaͤnderei 
der Umgeftaltung der Begriffe vorarbeitete, die jegt mie entfchiebenem Erfolge in 
Wirkfamkeit tritt. Unabhängiger noch in feinem Dichten zeigte ſich Beneb. Liner 
(geft. 1793), deſſen gefuͤhlvolle, Höheres athmende Gedichte in offenen Wider⸗ 
fpruche mit den Leidenfchaften waren, die feinem Leben fo früb ein Ende machten. 
Auch Thorild (1759 —1808) gab durch ſ. Bemlihen dem Dichterifchen eine weite 
dige Richtung („Saml. Skr.”, Upf. 1819, 2 Thle.). Aber aus ſich ſelbſt hervor⸗ 
gehend und aus dem Geifte des Volks, zeigte nur Karl Mich. Bellmann (geb. 
1741, geft. 1795) fich in heitern, Iebenvollen Gedichten. Seine das tägliche Be⸗ 
toegen der ſchwed. Verhältniffe umfaffenden Darftelungen find von einer Wahrheit 
und Srifche der Färbung, von einer Kühe der Phantafie und von einer Reinheit 
bet Empfindung, daß ihm vor Allentſeiner Zeit und feines Volks der Ruhm eines . 
sriginellen und volksthuͤmlichen Sängers — benn er fang wirklich feine Lieder und 
begleitete fie mit entſprechenden Weifen —, des erften vaterkändifchen Lynkers ges 
® 





Schwediſche Sprache und Literatur 87 


bährt. („Baechi Tempel”, 1783; „Sions Högtid‘, 1787; „Fredman Epistlar 
veh Sänger”, 1791; „Fr. Handskrifter”, Upfal. 1813; „Skaldestykken”, 
. 1814, 2 Thle.) Gegen ihn gehalten find Adlerbeth's reinverftändige, aber 
wie zufommnengefrotene Werte (‚‚Poetiska arbeten‘', Stodh. 1802), fowie Sten⸗ 
bammar’6 durchaus nicht probehaltige Werfe Ealtiaffende Studien. Die Umges 
faltung der ſchoͤnen Literature Schwedens ging nad ſolchen vorgängigen, aber ver: 
einzelten Wagniſſen gegen ben literarifchen Defpotismus ber ſchwed. Akademie, zus 
naͤchſt von jmem Bunde junger Leute aus, die ſich 1803 mit ernſtem Streben nach 
etwas Tuͤchtigem in Upfala zufammenfanden und in dem Bunde ber Wiffenfchafts- 
freunde (Vitterhetens Vänner) noch enger zuſammentraten. Das Studium der 
deutſchen Schriften von A. W. und F. Schlegel regte zunächft den Eifer für eine . 
auf, und Aſskeloͤf's Polyfem“ gab das Zeichen zum 
Sturme gegen bie verfieinerten Anfichten der ſchwed. Akademie. Vorzuͤglich gluͤck⸗ 
lich wirkte Atterbom (f. d.), ber als der Mittelpunkt diefer Romantiker ange 
{eben werben darf, obgleich f. „Dho6phoros"” (181013) dann erft ans Licht trat, 
als dee Bund, deſſen Organ er war, und bem er einen Beinamen verfchaffte, nicht 
mehr befkand. Atterbom's Anfichten ergriff mit gleicher Lebbaftigkeit Hammar⸗ 
ſtoͤld, ein ſtets rüfliger und gewandter Schriftſteller, in f. Zeitfchrift:: „Lyceum“ 
(von Hammarſkoͤld it der hier häufig benutzte, aber in der Anordnung aus ıms 
geſchickte Bericht Über die ſchwediſche Literatur im „Hermes”, Ne. XVIII, XX, 
XXII), und felbft der von Geijer angeregte Sothifche Bund, 1811, trug zur Fir 
derung ihrer Zwecke bei, wenn er auch ſelbſtaͤndig ihnen gegenüber zu fliehen ur⸗ 
fprlmglich bezweckte. Mit Atterbom verbunden, dichtete Geijer in gleichem Sinne 
(8. if Übeefeger des „Macheth‘‘), unbekuͤmmert um die erfolglofen und ungluͤckli⸗ 
den Anläufe, welche Sjoͤberg (flarb 1822), ein ſehr alltägliher Reimer, Linde: 
berg, ber Vorf. der, Schwed. Biographie” (ft. 1818), Lindegren (fl. 1813) ‚umb 
der pebantifche Verfechter ber claffifchen ſchwed. Literatur, Wallmark, nahmen, um 
die Sache ber Akademie zu ſchuͤtzen oder zu erhalten. — Was feit diefen 
gen von den Hngern Dichtern geſungen worden iſt, wie von Eſaias Tegner, Bis . 
ſchof zu Werts in Smaland, der im Tone bes Volks, kuͤhn und genial als Lyriker 
und zart in f. Idyllen, feiner Begeifterung Worte gibt (mir befigen von ihm feit 
kurzem die „Stithioffage” 3 Mal ins Deutfche überfegt, vorzuͤglich von Amalla 
v. Helvig, und „Schwediſche Dichtungen von Tegner, Geijer, Atterbom u. A.“, 
"von Schley, Stralſund 1826); Francen's „Lyriſche Idyllen“ („Saml. 
Arb. Stodh. 1819); Stagnelius, der zu fruͤh (1822) jtarb („Liljor i Saaron”, 
Stockh. 1821; „Geſ. Schriften, herausgeg. von Hammarfldib”‘, 1824); Dal 
gren’s glückliche Racheiferungen Bellmann’s, befonber® in f. „Mollbergs Epistlar’‘ 
(Stodh. 1819); Beſtow's „Dichteriſche Verſuche“, geſammelt Stockholm 1818 
—19: Atted verraͤth die Einwirkung einer ſich kraͤftiger fuͤhlenden und das Wuͤr⸗ 
Dige mit Bewußtſein erfirebenden Zeit, und die Überfegungen feibft von Regner 
{R. 1819) ſowie Palmblad's Werke zeugen für die gluͤcklichſten Fortfchritte in der 
wetriſchen Technik. Tür das Drama, das in Schweden dem Volke frember blieb 
and als Hofluſt geringern Anfprücen, nur dem dfthetifchen Nigel zu genügen 
brauchte, Tcheint nach Dalin’s, Guſtavs III., Adlerbeth's, Gyllenborg's, Leopold's 
unbsdeutendern Verſuchen meiſt in einer fremden Manier, gegen die Hallmann 
mit f. derben Spaͤßen allzu kraͤftig abſtach, und feit Lindegren's Verſuche in Koges 
bue ſcher Weiſe auch nicht mehr zufagen, Ling Heffnung zu erregen, beffen fata⸗ 
uſtiſches Drama: „Agne" (Lund 1812), gluͤckliche Igrifche Stellen hat, wenn «6 _ 
auch Des eigentlich deamatifchen Lebens noch ermangelt. Auch Stagnelius’s ehr 
beachtenswerihe Dramen: „Die Maͤrtyrer“ (im 2. Bde. deu ,‚Lilien’’ von Saaren) 
und —— Bacchanten“ (Stockh. 1822), litten an einer vordraͤngenden 
tät, bei aͤrmlicher Handlung. Die zahlreiche Claſſe ber ſchwed. Schriftſtellerinnen 


58 Schwediſche Sprache und Literatur 


und, was sinerlel ſagen will, Dichterinnen, beſchraͤnkt ſich meiſtens auf Romane: 
Eine, bie vor Allen ben Rang verdient, Cuphrofyne (Ehriſt. Julie Nyberg), deren 
lyriſche Gedichte voll inniger Zartheit (, Dücter of Euphrosyne*, Upfala 1822) 
aus einem reinen, tieffühlenden Herzen hervorgegangen find, ſchloß ſich durch bie 
dramatifiete Legende des Chriftophorus (in Atterbom's, Muſenalmanach f. 1822”) 
an die früher genannten Dichter an und bewies auch Dadurch, wie weit fie über ihre 

olliniſchen Mitſchweſtern, Dor. Dunkel, Eleon. Charl. Alsebyhli (die Verf. bes 

edichtö „Gefion”, Upſala 1814, das einen Stammbaum zu feiern beſtimmt 
war), Anna Lenngren (fl. 1817) emporragt. Kür die Romanenliterätur wirken 
aber noch jegt Charlotte Berger, geb. Gräfin Cronhielm, deren ziemlich patbetifche 
Probducte durch ihre fließende Sprache bie franz. Vorbilder verrathen („De frangcz 
Kriegsföngame“, Stodh. 1814; „Troligrottan‘‘, 1816; „Ruinerna vid Brar 
heims“, 1816, „Albert und Louiſe“, 1817) und Livijus, Verf. der Romane: 
„Der Ritter St = rem”, der „Digues Dame” (aus dem Schweb. von La Motte 
Kouque) u.a. m. Mor ihnen war die ungebundene Rede vernachläffigt; denn 
Dalin's Eleganz und Ceyiertheit wurde auf Koften der Wahrheit und genbeit 
gepriefen. Gelfius, v. Botin, Lagerbring hatten in ihren mehr ober weniger ver 
Senfllihen Merken bie Sprache vernadhläffigt. J. H. Moͤrk (1714-63) ger 
warn mit f. Sehr beachtenswerthen Romanen: „Adalrik ımd Gathilda” (Stodh. 
1742) und Thetla“ (1749), Eeinen Eingang, obgleich fie, auf das Alt⸗Vaterlaͤn⸗ 
bifche zuruͤckweifend, vor Allem Auszeichnung verbient hätten. Guſtav III. geigte 
gluͤckliche Gewandtheit im rednerifchen Style, fobaß er durch f. Lobrede auf Tor⸗ 
ſtenſohn ſelbſt den Preis der ſchwed. Akademie, ohne gekannt zu ſein, gewann; 
aber ſeine einſeitig franz. Bildung durch Gr. Teſſin und Dalin (nichts war ihm ſo 
verhaßt als Deutſch und Taback) ließ ihn in phraſenreicher Rhetorik das Hoͤchſte 
ſuchen, die nur zu bald in gehaltloſe Wortprunkerei ausartete. Die große Umaͤn⸗ 
derung der Anſicht war auch nicht ohne Einfluß auf dieſen Theil der Darſtellung, 
und Aſteloͤf, Geijer, Palmblad, Hammarſkoͤld wachen über Reinheit und Ange 
meſſenheit der Proſa. In den Lobreden will man neuerdings tiefern Gehalt be⸗ 
merkt haben; doch zeigt ſelbſt Lundblad's, Schwediſcher Piutarch’‘ noch bie Flitter 
der franz. Elogien. — Die Kanzelberebtfamkeit ermangelt fehr ausgezeichneter 
Mufter, da die gedruckten Predigten des Biſch. Lehnberg (gefi. 1808); die zu 
Stodholm 1809—13 erſchienen, und feine Gebächtnißreben (1819) nicht, bie 
Probe beflanden; aber mit Schärfe und vorzüglichen Talent werben allgemein 
anfprecdhende Unterfucchungen in ben Zeitfchriften verhanbelt, die in Schweden einen 
fo bedeutenden Einfluß üben. Der Tiefſinn von Boẽthius (fl. 1810), welcher 
Kant'ſche Grundfäge allgemeiner zu verbreiten fuchte, fand ein Gegenftäd in Th. 
Thorild's Schriften. Won ber der alten Schule entgegengefegten wurden Schel⸗ 
ling's Werke überfegt, umb die Naturphilofophie eingeführt. Kür größere Leſe⸗ 
Exeife berechnet, wirkten Kellgren, Sitverftotpe, Enberg und ber freifinnige Ehren 
ſwaͤrd (fi. 1800), deſſen Anfichten bei feinem Leben weder geachtet noch verſtanden 
wurden. Als das Werthvollſte der neuen ſchwed. Literatur haben fie die Aner- 
tennung einer zweimaligen Aufl. (Strengnaͤs 1812 und 1817) neuerdings erhal⸗ 
ten: eine Auszeichnung, die dem „Tagebuch bes Gr. Teffin vom 3. 1757‘, her⸗ 
ausgeg. duch den Major Montgommerie (Stockh. 1824), niche zu hell werben 
möchte, da ber Unterfchieb mit den gleichbenannten „Tessin och Tessiniana’’ be$ 
Praͤſ. von Ehrenheim (Stodh. 1819) nicht zu Gunſten des „Tagebuchs“ bemerkt 
ward. Sollte auch die Liebhaberei für Swedenborg's Werte, die häufig uͤberſetzt 
und gelefen werben, dem fernen Beobachter Beforgniffe erregen, ſo teicht bach ber 
Bericht des Oberften Lefroͤn Über die koͤnigl. Kriegsakademie, die neben allgemeinen 
paͤdagogiſchen Anfichten befonbers eine lüberficht der Erziehungsanſtalten Schwe⸗ 
dens gibt, bin, um jede Angſt zu heben; und fo lange Männer wie Gr. Schwerin 








mit fo offenem Sinn das Wohl des Volls durch Schrift ng neh 1 . ——— 
— anſt gaförbest ish, dorf mon delhen 
dec Literatur entgegenſehen. Die Sacht der daß en pflegmben Ge⸗ 
kehrten ſcheint — Geier’ Aufnahme in die ſchwed e (Apdi 4824) 
ßcherer geßellt, und zuverſichtlich hat ie durch Diefe Weahl ipuen Ruh hehaıt, 
da bie (rain Reichsgeſchichte⸗ ’6 (18234 fo.) un dem Merken gehört, 

bie den Schatz des muzopdifchen Biteratux exmeltern Suimactig ben ſich zu ber 
er der „Noriptores reram Queoicarum aevi’ Geiler ud 3.9: 
Sqhroͤder, ibliothekar in Upſala, verbunden. Überhaupt arſcheinen jett In 

Schweden 46 Zeitungen, eine Literaturzeitung und mehre Journale; ‚unter le 

in Stockhhelm ſeit 1019 die „Swea“, eine Zeitſchrjft fir Wiſſenſchaflen zb 
In Norwegen erſchienan 1827 3 wiſſenſchafti. Jonnaie und 12 Zeitungen, 
yalkt. und Unterhaltungehtäiten, bausmter 8 in Chriflignig. Auch find die Gar 
kungen ber Schriften yon 2 Iitgracifchen Geſellſchaften vorzuͤglich für die alte may 
— Lit⸗ratur wichtig, bie dar Skandinaviſchen Liternturgefelifchaft (14 Bde.) md 
ber. käntgt. Norwegiſchen Geſellſchaft bez Wiſſenſchaftan im 19. Jahrh. Inge 
— werden bie Maturwiſſenſchaften zu Ehriſtiania von Maͤnnern, mie Lund, 
Hanfıen, Maſchman, Schielderup u. A. ſind, thaͤtig gekoͤrdert. Auch hat har ges 
weine —— des Königreichs Noswrgen, Hallen, eine — 
ee Regierwig von Harald Harfagar und deſſen 


r 






te Schriften batrug 36 Zuf (gie 
fitgtien, eitige Beſchraͤnkungen der Preßfreißeit — den die Pr 
— under Bedingung des Annahme von den norwegiſchen Ständen kuͤrz⸗ 
Ach befchlofien hatten, warb nom den norwegiſchen Staͤnden nicht angegongaen. — 
Über bie ſchwad. Literatur handeln auch Molbech'* „riefe.uber Schwed⸗n (A 
Zone 1818—%, 3 Thle.). Die „Notices sur la litterature et len beaux arts 
‚oa Suode’' vor Mariarıne v. Ehrenſtroͤm (Stockh 1826) find etwas lobredneriſch. 
Schwefel. Dieſes Miaral hat eine [hwefelgeibe, in das Wacht⸗, 
ig» mb Gtrahgelbe, Gelblichbraune und Gelblichgraue geneigte Farbe, —* 
Durch ſichtigkelt und Durchſcheinheit, mufchligen — und findet ſich keyſtalſirt 
ai rhombiſqen vierfeitigen Prramiden, hoͤußger aber darb, gingeſpreugt, angefes 
ar ober in elesfüumigen, stopfBeinartigem und dergi. Geſtalien. Er iſt 
fein fare. Bewiht — 29. x dewpınt theils im Gyps und Mergel auf 
ec ne Spanien, in Oberitalien, Polen x., und als yullanifches Sublimat ap 
der Solfatara com Welns, auf Joland, Java, den lipariſchen amd a. vulkanifcen 
Jnuſeln vor. — Der reine, derbe, natuͤrliche Schwefel kommt unmistelpar — ſol⸗ 
— den Handel, waͤheend ber bush Thon, Gypk ıc. verunrejnigte einen vorher 
yeudg Yunfaigerung obay Gublimasion bebarf. Jedoch iſt hez 
Fa im dem Hendel varlamımambe Schwefel keineswegs natirlicher, fondern aus 
Schwefelli⸗g jes uud Bleiglam kunlllich auagebrachter. Bu dem (Finde 
werben Die Fieſe in irdenen, etwas koniſchen Möhren gegluͤht, ihs Schwefel auß⸗ 


in | 
Roiben husıh anfgefegte Geisne ia eifocıien ober Irbewen Morfagen übrabrflifiet, 
Hibzsene Faamen gelafien und als Stangenfchwefel perkauft. Auch bei der * 
fung der Rupfechiefe mb Bleiglanze ſosol in freien Haufen als in Eitabein vund 
Defca mtık Syke gewann. Du finfen und seinflen Schwefel biiben bie 
Sonrteikiumen. woelche erhalten w indem ua Stangenfchtpefel in 
einen fo üben Dana ürckab ent, bon 1 1 N Dial daſelbſt in Ip 


40 Schwefelblumen - Schweinichen 


Schwefelblumen, f. Schwefel. 
Schwefelleber und eins Zwei — —— 
vbder auch gereinigte Pottaſche mit einem Theile Schwefel bei gelindem Feuer in 


der meiſten Metalle (nur die Platina und der Zink wiberſtehen ihr) am 
wird. Wenn man fie in kaltem Waſſer aufloͤſt, die Aufloͤſung Auer u esta 
bden Schwefel durch eine Säure niederfchlägt, fo erhält man Schwefelmilch. 
—— Man findet bieweilen zur Zeit der Kieferbtäche 
in der Nähe von Nadelhoͤlzern nad) Platzregen zufammengelaufenen Pfänen mit 
ſchwefelgelbem Blumemtaube gefächt, und nennt diefe Exfcheinung einen Schwe⸗ 
felregen. Doch haben glaubwuͤrdige Männer noch andre Schwefelregen beſchrie⸗ 
ben, bei welchen wirklicher Schwefel aus der Atmoſphaͤre herabkam, dee fich wie 
andere Schwefei verhielt. Zu Kopenhagen fiel er (eos „Maseum Wer- 
:mian.”, 1.1, 0. 11) 1646; während bed Falles beobachtete man Schwefelgeruch 
Aa der Luft, der geſammelte Schwefel kam = ons gewöhnen in allen Eigen; 
fſchaften Teberein. Am 24. Dat 1801 fiel bei Raſtadt ein Schwefelzegen, von 
beſſen Schwefel man Schwefelhötzer machte. Zu Magdeburg fiel Im Jun. 1816 
‘ein ſolcher gelber Stoff mit dem Regen aus der Luft herab, den Schreiber biefes 
fetbt fah, und doch befindet fich auf ziemliche Entfernung dort Bein Nubelgehölz. 
Diefe = arsch find felten und deßhalb auch tool ganz bezweifelt worden, ob- 
gleich gegen ihr Vorkommen ebmfo wenig etwas eingewendet werden Cam als 
gegen ben Gall ber Meteorſteine (ſ. d.). F. 

— — (Johann), einer der gelehrteſten Philologen ber neue⸗ 
fen 8a, 17 su Sttasburg geb., wibmete ſich früh den Studien. Won de 
Buigwes nach — gezogen, befchäftigte er fich mie den orientalifchen Sprachen 
und befuuchte dann zu feiner weitern Ausbildung da6 Ausland. f. Rödteie 
Sehrte er in Steasburg Logik und Philofophie ımd warb 1778 Preof. der griech. 
mb morgenländ. Sprachen. Seitdem beſchaͤftigte ihn unausgeſetze die alte Lites 
water. Die Revolution unterbrach f. Arbeiten; er warb als verbähtig verhaftet 
mb nachher mit ſ. Famille auf ein Dorf in Lothringen vervolefen. Als die Um⸗ 
Hände fi) geändert hatten, erhielt er einen Lehtſtuhl an der Ceutralſchule des De⸗ 
part. des Niederrheins. Große VBerbienfte und ausgebreiteten Ruhm bat er fi 
durch f. teefflichen Ausg. bed Polybius, Athenäus, Arion, Simplicius, Epiktet 
u. ſo w., vornehmlich aber des Herodot (1816, 6 Bde.) erworben. Seine alı- 

demiſchen Schriften gab er 1807 in 2 Bon. geſammelt heraus. 1824 erſchien fein 
„Lexteon Herodoteum" in 2 Bon. Wegen Augen: und Altersſchwaͤche nahm er 
damals feine Entlaffung. 1816 warb er auf Verfügung des Könige zum Mie⸗ 
gliede der Akademie der Inſchriften ernannt. — Gein Sohn Jean Beoffroy 
Schw., geb. zu Straeburg 1776, mußte während ber Mevolution Verwaltungs- 
flellenı übernehmen, dann befehäftigte er fid) in Paris mit litevar., meiften® philolog. 
und archäolog. Arbeiten. 1810 ward er feinem Vater als Profeffor in Steasburg 
abjungirt, und erhielt deffen Lehramt der griech. Literatur 1824. Seien gab 
er in Verbindung mit Hm. v. Golbery zu Colmar eine Beſchreib. der 
des Eiſaſſes mit lithogr. Abbitb. Heraus (Muͤhlhauſen und Paris 1826 6. .Fol.). 

Schweinichen Hans v.), ein ſchleſiſcher Ritter, uns durch eine von ihm 
ſelbſt aufgeſetzte Lebensbefchreibung bekannt, bie en fett 1820, fo weit fie 
vorhanden iſt, herausgegeben hat. Zwar find sicht ſ. Thaten von ber Art, baf 
fie ihm einen Ramen in der Geſchichte ſichern können; da er aber in Folge feines 
Berhättnifies zum Herzog Deineich und Friedrich von Liegnigz ben größten Theil dus 
—z be Bora oh ber Dness buseos, und an ben mancheriet prin⸗ 








Schweinichen | 4 


lichen und lufligen Abenteuern Helnrichs den vertraullichſten Antheil nahm, über 
Aues aber ein ſorgfaͤltiges Tagebuch führte, fo iſt ſ. Lebensbeſchreibnug einer der 
wichtigften e zur Cultur⸗ und Sittengefchichte des 16. Jahrh. und felbſt 
des deutſchen Mittelalters, inſofern man es nicht mit ber Reformation fuͤr gefehlofe 
fen anfiebt. ie Stände, die hoͤchſten wie die niebrigfien, alle Sitten und Ge 
wohnheiten, alte Tugenden und Laſter unferer Vorfahren bes 16. un. treten 
and lebendig darin entgegen. Dans warb am 25. Sum. 1552 auf bem 
Schlofſſe Graͤdisberg geb., und, obſchon eg en doch im 9. J. um 
Doeſſchreiber gefandt,, um fchreiben ımd lefen zu lernen. Nebenbei mußte ex bie 
Gaͤnfe huͤten, See dm anne Rpinen nmel De Ende mit nn Ehen 
Holz aus einander geſpannt Hatte, daß fie faſt ale verbinftet wären. - 
Muthwille ward, wie billig, tuͤchtig beſtraft; ſtatt des Gaͤnſehuͤtens mußte ex 
m in den Orden und Scheuern die Eier auffuchen. Im 10. J. oe der 
Vater an den Hof, wo er mit bens Dohne des wegen feiner Verſchwendemg in tal 

fest. Sewahrſain gehaltenen Herzogs Friedrich täglich den Katechtsmud und bie ie " 
sanel fleigig auswendig lernen und das Roſarium und. font lateiniſch leſen lernen 
mußte. 1566 kam er auf das durch Trotzendorf (ft. 1563) fo beruͤhmte Gynma⸗ 
a ee el wo er zur Nothdueft Latein res 
den und ein Argument auf einem halben Bogen machen lernte, worauf er 1567 


f 

Friedeiey im der Begierung folgenben Heimeiche XI, von Liegnig kam. Er mine 
dieſem verfehwenberifchen leichtſinnigen Kürften verſchiedene Zuͤge nach Pelen, 
and manche andre Heine Reiſe, um feinen Water ans Verlegenheiten zu ziehe, der 
für den Herzog auf bedeutende Summen gutgefagt hatte, und baher oft als Baͤrge 
zur Zahlung angehalten wurbe, bie er endlich ber Herzog Heinrich auf deſſen Reiſe 
als Kammerjunker ind Reich begleitete und bei biefem Mitt gar balb ‚groß Kund⸗ 
“bekam, da er fi mit „Saufen einen großen Namen gemacht”. Die 
Reelſo ging über Mecklenburg, Lüneburg, Dresden, wo großes Vogelſchießen um 
Faſtnachten smıb Lanzenrennen war, von da zurüd nach Breslau und Schleflen 
‚ nad) Poten, und endlich durch Böhmen über Prag nach Suͤddeutſch⸗ 
land, wo Augeburg, Heidelberg, Strasburg und viele andre Städte Schw. mb 
feinem —— tauſend Freuden, dieſem aber, bei f, Verſchwendung, auch ta 

Leid verurfachten. ein vaͤterliches Gut ging indeffen, da fein Water als 
Bürge für des Herzogs Schutben gedruͤckt wurde, ebenfalls zu Grunde, bis end⸗ 
Sich dee Herzog feſtgenommen wurde ımd er froh war, mit heiler Haut zu Zus übe 
Leipzig in die Heimath zu kommen (1577). Ex hatte fo eine Reife von 838 Mei⸗ 
len -—. Die Vieles hatte er da beobachten und niederſchreiben koͤmen! Sem 
Bater war indeß geſtorben; ‚ein Erbtheil in Schulden; der Bruder Hetneiche, 
Friedrich, Hatte die Regierung äbernommen und war gegen ihn nicht freundfchafts 
lich geſinnt. Heros follte endlich, dem kaiſerl. Wefehle gemäß, ins Land 
zaruͤckkehren und entbot Schw., ihm bis Kroſſen entgegenzulommen, was nad) 
eines vergeblichen Bitte dahin mit Goͤrlitz vertaufcht wurde, worauf ex wieder der 
treue Geführte deffelben auf allen kleinen und größern Zügen war, und bie ihm auf⸗ 
getragenen Sendungen zu feiner größten Zufriedenheit vollzog. Endlich warb ber 
wuͤſte Herzog vor den Kaiſer nach Prag gefobert und gefangen genommen. Schw. 
trat aus feinem Dienfle, verheirathete fidy und betrieb Bald f. eigne, bald erpach⸗ 
tete Wirthſchaft. Beim Herzog Friedrich warb er zu Gnaden angenommen und 
als Marſfchall angeſtellt. Er begleitete ihn auf der Meife nach Holſtein, wo ex ſich 
Maler und blieb, wenn auch bisweilen diefe Gunſtbezeigungen durch⸗ 
wurden, im Bangen immer ein — —— Das von 
Schw. geführte Tagebuch geht bis 1602, und Liebe, Luft und 
der Deuefchen de6 16 6. Jahch.“ (3 Thie, 1820 — 53, —— 1616. 


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we Schweiß Schweisefpe.ifihichte von 40— 1126 


Gch weiß, Schwithen, ſ. Ausdänſtung.. Hin 
Schweizer (Autom), Gapelmelſter in Getha, geb. ‚58 Sohn 1737, ſta⸗ 
Kiote hie Compoſttion bei Kleinknocht in Baireuth, vollendete f. Luͤntlariſche Bli⸗ 
bung in Italien, flanb nachher in weimariſchen, niet in gothatſchen Dienſten, 
2 Dur ſ. Gomyo fitionen fürs Thonter er: N ein mmfitell- 
at Ouma (1794), „Die Dorfgalla⸗ 177m, „Alceſte“, eine Br von 
Mieland (1774) 1; „ e fih als einen vorzuͤglichen Meiſter in bet Kaſi bes 
muſikaliſchen Auſdruds ge 
Shweisetifhe ne Helvetifce — Wan⸗ 
derbar haben ſich ber Suͤden und ber Norden von Europa in ben 
gewiſcht, das dıycch feine Alpenmauer beide zu feennen ſcheint. — 
beſiegtan mel den Galljer, den Rhaͤtler und den Alemannen auf dem mit Walb und 
Moraft bedectten Boden; aber die Freiheit des Nordens vermochten fie nicht gr um 
— fo wenig als daß neuere Rom. hie Freiheit des Glaubens. Nocqh ſuud 
deu Zeiten ber alten Roͤmer bie Spuren ehemaliger Untersochimg-verkasitun ) 
CAR bi &prache in der romaniſchen nn ift ein Denkmal derſelben geblishen; 
aber bie deutſche Freiheit, das Erbtheil feines Väter, hat der Schwehher nicht vers 
loc. Scheint die Schweiz in Hinficht auf Sprache und Volkewiſcang wech jeht 
die Ganerbſchaft dreier Völker, der Deutſchen, Franzoſen und Italiener, zu fein, 


ſo kaun fe bennoch in ihrem Buͤrgerthume es nimmer verleugnen, baß fie ſets zu 


Dent chiand, zu dem Reich⸗ der deutſchen Nation, gehöst hat; auch werden 
sad Zürich es nie vergeſſen, daß Wittenberg ihnen vorangiag. Die Schweiz riß 
fi von dem Mutterlande ihres Ruhmes los; fie ſah fich an Mapeleans Rinne 
wagen gefeſſelt; fie wurde wicht durch eigne Anſtrengung, ſondern durch die Kraſt 
ber Deutſchen befreit: warum ſchloß fie ſich nicht on .—_—. an bie 
Heimath ihrer freien Altvordern wieder an? — ‚Diet erklaͤrt hie 
Volks: ein aus tauſend verſchledenen Orts⸗ und Familiengeſchichten (np von Jeb. 
6 Mauller's Meiſterhand) muſiviſch zuſammengefetztes Geſammtbild, in weichem 
it das Schickſal von Europa abfpiegelt! — Schon umter ben Raͤmexrn bluͤhte in 
Helvetien (f.d.) dee Handel auf, welcher zuerſt das Lamb mit Staͤdten und 
andh bedeckte, und der noch jetzt den nordiſch⸗ deutſchen, hollaͤndiſchen aub 
feauz Handel mit dem italieniſchen verbindet. Vor dem Sturz⸗ bes weſtroͤmiſchen 
Meichs gehörte der nördliche (der größte) von Alemannen bewohute Theil der 
Schiweig den Fraulen (f. Clodwig); am Jura herrſchten und wohnten bie Bur⸗ 
gunder; Rhaͤtien fand unter den Oſtgothen; 3 deutſche Wölker alſo wachten 
des Eau (um 450 u. Chr.) von Roms Herrſchaft frei. Fricher hatte ſich vom Ita⸗ 
lin aus bas Chriſtenthum unter den Helvetiern verbreitet, und bereits im 4, Jahrh 
ſtanden chriſtliche Kirchen zu Genf, Chur u. a. a D. Die Alemannen und Bus 
gumber liefen den romaniſirten Helvetiern ihre Sitten unb Geſetze. Das Lamb feihft 
Hatten bie Alemannen größtentheils unter fich getheilt. Jeder Krieger erhielt einem 
VBauerhof; über ungefähr 100 folder Bauernhöfe (ein Bezirk, der Eent.bieh) mar 
eis Michter oder Centgraf gefegt, und der Gericht6plag, auf welchem jener alle 
Händel der Seien ſchlichtete, hieß Maus. Mehre Genten bildeten einen Bau 
(daher Thurgau, Aargau u. a. m.), deffen Richter Graf genannt wurde. Die 
Grafen flanden unter einem Herzoge. Der Sturm ber Völkerwanderung traf 
auch die ſtilen Alpenthaͤler, aus welchen Noms Cultur verfchwand. Oſtgothen, 
Lougobarden, ſogar Hunnen liefen hier und ba ſich nieder. Endlich verdraͤngten 
Dia Franken, welche die Ländereien ber erfchla — Alemannen in Beſitz geuonnwen 
erde bie Oſtgothen aus dem chätifchen - fraͤnliſhen Kaͤigen ge 
ge feit 534 auch die Burgunder; fig m —— ganze Schweiz jetzt ein 
Theil des Frankenreichs. Indeß blieb dem Lande bie alte Verfaſſung; bie Bier 
und die alten Einw. wurden nach roͤmiſchen, bie Alecumen nach alemanniſchen 


23 








Eqwelzeriſhe Gefihlhhe von 1125-1308 460 


Geſetzen gerichtet; und fo bie übrigen ernennen Dos Ehei⸗ 
ſtenthum erhob ſich anfs neue; mit ihm ber Anhau bes verhesrten Lanhes. — Bei 
er Zhellungen des Frankenreichs unter den Merovingern ward auch bie Schweiz 
2 Regenten zugetheilt; der eine behexrſchte die alemanniſche, ber andae dia bur⸗ 
gundiſcho Schweiz oder Kleinburgund. Pipin versinigte Alles und Kasl her Gr. 
beförberte in Helvetien Künfte und Wiſſenſchaften. Unter f. ſchwachen Nachfol⸗ 
gern roucben die Grafen des Landes immer weniger abhängig von bes koͤnigl. Ge⸗ 
walt; fie erlangten endlich ben erblichen Beſitz ihrer Bauen, und einer von ihnen 
Rudolf, errichtete 888 zwiſchen der Reuß und dem Jura das neue burgundiſche 
Reich, ſich 9 Jahre vorher im Lande zwiſchen dem Jura und dee Dihone 
ein eigner Koͤnig, Graf Boſo, zu Arles aufgeworfen hatte. Nah 30 Jahren 
vereinigten ſich beide hurgssmbifche Reiche dieſſeits und jenſeits des Zug. Die- Org 
fen in den uͤbrigen Theilen der Schweiz gehorchten zwar noch den deutſchen Koͤni⸗ 
gen; allein fie betrugen fich als Dynaften; fienaumsen ſich nach ihren Schlöffern 
an. die in ihren Gauen wohnenden Freien, fie als ihre en an⸗ 
Da entſtand jene Menge in einander verflochtener, unabh aͤngiger 
— deren —* ſich uaufhoͤrlich befehdeten. Krieg war das —* 
bes Adels; Verwirrung die Geſtalt des Landes, und Etend die Geſchichte bed 
Bolks. Alſo ſetzte sr Konrad einen Herzog als Richter der Grafen (911) im 
Alemannien ein. Doch gelang «6 erit ben Kaifern aus dem ſaͤchſiſchen — 
(919 — — 1024), ‚ fich in der Schweiz von Herzogen, Grafen und Biſchoͤfen Ach⸗ 
tung pt erzwingen. Hlerauf warb zwar nach dem Tode bes fünften und fegten * 
nige von Burgund, Rudolf III., 1032 vom Kaiſer Konrad II. die burgundiſche 
Schweiz wieder mit ber alemanniſchen, bie zus dem deutſchen Reiche gehörte, wer 


einigt; allein fchon unter Konrads IL. Enkel, Heinrich IV., verfiel die — des 


Könige in der Schweiz aufö neue. 

Heinrich fuchte, vom Papfte verfolgt, Anhänger; daher gab er dem Derzoge 
von Zähringen den alemamifchen Theil dev Schweij, womit Konrad von Zaͤh⸗ 
singen 1125, nad Überwinbung des Grafen v. Hochburg und Rainold p. Cha⸗ 
lons, auch den burgundiſchen verband. Die Herzoge v. Zähringen bemüthigten 
den folgen, fehbeluftigem Adel, fie beguͤnſtigten Zürich und bie übrigen Talfent. 
Staͤdte; fie bauten wehre neue, u. a. Freiburg im lichtlaude 1178, und Bern 
1191. Das Landvolk gewann an Schutz und Sicherheit; der Adel gemähnte fiih 


an poligeimäßigeres Zuſammenleben; Gewerbe und Induſtrie entſtanden; Bf 


und Laufanıe blühten auf im Rande, mo man romaniſch fprach ; Zürich und Baſel 
im Lande deutfcher Zunge. Unter den übrigen Großen und Grafen des Landes zum 
ren Savoyen, Kyburg und Habsburg bie maͤchtigern. Wiele Dynaſten zogen in je 
ner Zeit nach Paldftina umb befreiten dadurch das Land von ihrem Drucke. — Nach 
dem Tode des legten Herzogs v. Zähringen, Berthold V., 1218, fiel Alemannia 
wieder den Kaiſern anheim. Was jener von Erblaͤndern im Üchtland und in Klein⸗ 
burgund beſeſſen, brachte feine Schweſter Agnes an das Haus Kyburg. Seitdem 
eꝛlangten die Habsburger(ſ. d.) in Nordhelyetien und die Grafen v. Savoyen 
im ſuͤdweſtlichen Thelle des Landes immer mehr Gewalt. Die Kaiſer gaben zwar 
jeder Stadt ober Gemeinheit, bie unter keinem Grafen and, einen Reichsvogt aus 
dem ra der die kaiſerl. Einkuͤnfte erheben und die Werbracher richten mußte; 
die Fehden dauerten fort. Die deutfchen Könige vermochten nicht mehr zu 
— die Stärke gab das echt, und ber Tapferſte wurde der Maͤchtigſte. Alſo 
viele 


unh hleßen 
Jiches alB der Ahel, wellher imeinig und vreeingelt auf feinen Schlöffern leber Selbſt 





44 Schweizeriſche Geſchichte von 1808 — 1518 
die Kreuzzuͤge erhoben durch ben Handel ben Flor der Städte, indem ein Theil ber 
Heere, Waffen, Lebenemitiel und andre Waaren durch die Aipenpäffe nad) Italien 
‚gingen. Die Kreuzfahrer brachten Kunfterfindimgen, neue Arten von Obſt, Wein 
reben ıc. zurück; bie Gold» und Geidenarbeiten der SStaliener und M 
wurden in ber Schweiz nachgeahmt; feinere Sitten verbeängten die baͤueriſche 
Nohheit, und die Dichtkunſt wurde eine Lieblingebefhäftigumg des Adels. Gegen 
die Naubfucht der kleinen Herren aber errichteten bie Städte unter fi Schugbünb- 
niffe und zerſtoͤrten viele Bingen, auf benen Ritter hauſten, die friedliche Kaufleute 
nieberwarfen. — Da erhob ſich uͤber die alten Kanbbefiger am Ende des 13. Jahrh. 
Graf Rudolf von Habsburg (f.d.), als ihm 1264 die Güter ſeines 
Oheims, ded Grafen Hartmann v. Kyburg, zugefallen waren. Als Kalfer und Koͤ⸗ 
nig (feit 1273) hielt ex in Helbetien Gericht; doch brauchte er wenigſtens nicht Ge⸗ 
wait, um bie freien Reichsleute zur Unterwerfung zu zwingen. Aber herrfchfächtig 
griffen f. f. Gätme Ruborf und Albrecht ein in die wohlerworbenen Rechte ber Schwei⸗ 
zer. Beſonders gab Albrecht, der feit 1298 die Faiferl. Gewalt dazu mit anwandte, 
ec Dörte und Unbiegfamkeit die Veranlaſſung zum erſten Wunde ber Eibges 
— (Bol. Tell.) In der Nacht vom 7. Nov. 1307 kamen auf dem — 
einer einſamen Gegend am walbdſtaͤdter See, 33 redliche, tapfere 
fanımen, unter benen Fuͤrſt aus Uri, Stauffaher aus Schwyz und Melhe 
thal aus Unterwalden das Wort führten. Alte ſchwuren, bie uralte Freiheit gegen 
Unterbeiidiung zu behaupten. 

Alfo erhoben fich den 1. Fan. 1308 die 3 Waldftädte; fie verjagten ſtreichs 
Banboögte und zerftörten die Zwingburgen. (S. Albrecht 1.) Darauf betätigte 
Albrechts Nachfolger in der deutſchen Regierung, Heinrich VIL., ben Watbftädten 
feierlich, was ihnen Albrecht zu entreißen geſucht hatte. Aber das Haus Vſtreich 
kaͤmpfte hartnaͤckig um die verlorenen Rechte. Da gründete der Sieg ber Walb⸗ 
— bA Morgarten (15. Nov. 1315) über Leopold von Öftreich den einigen 

zu Brummen den 9. Dec. beff. 3. Bis 1353 traten noch hinzu: Luzern, 
— — loras, Zug und Bern. Man nannte ſaͤmmtliche Genoffen die 8 alten 
Orte. Hierauf gaben ihnen die Siege bei Sempach (9. Juli 1386), wo Arnotd 
v. Winkelried fein Leben aufopferte, und bei Näfels (9. April 1389) eisen umfichern 
Frieden. Seitdem wandte ſich der kriegeriſche Geift des Volks zu Eroberungs > und 
Beutesigen; ber Haß der Nachbarn fachte Innere Kriege an; und auswärtige 
Mächte ſuchten den Beiftand der Eidgenoffen. Dem mitten unter den reichsunmit⸗ 
selbaren Orten lagen noch bie Herrenländer, deren Politik die Schweiger unter ſich 
und wit den benachbarten Staaten in vielfache Händel verwidelte. Appenzell 
kaͤmpfte mit dem Abt von St.⸗Gallen (1400 fg.). 1424 gründeten die Bewoh⸗ 
wer des obern oder grauen Bundes ihre Unabhängigkeit, denen in der Folge die 
übrigen Buͤndtner ſich anſchloſſen. Dem geſchah e6, daß Kaiſer Friedrich IIL- ein 
feanz. Heer in bie Schweiz rief, um feine habsburgiſchen Exbgüter zu ſchuͤgen. Da 
kampften die Schweizer ihre Thermopylenſchlacht gegen der Dauphin Ludwig 
(1600 gegen 20,000) auf dem Kirchhofe zu St. ‚Yakob (ſ. d.) bei Bafel (26, 
. Ang. 1444). Hierauf reizten fie Karl den Kühnen von Burgund (f. d.). 
&: fiel in ihr Lands; aber jene firgten bei Granſee, Murten und Nancy (1477).. Se 
Beute fie machten, deſto Eriegslufliger wurbe das gie deſto ehegeiziger 
de Großen. Die Eidgenoſſen ſelbſt wurden Eroberer. Ele ntriffen Öſtreich den 
Thurgau (1460). Um Toggenburg bekriegten ſich (436 —50) Zuͤrich, Schwyz 
und Glarus, bis Bern den ſchiedorlichterlichen Ausfpruch that. Samy; behiete 
Recht, und bie ganze Eidgenoffenfchaft erhielt ſeitdem im Auslanbe den Namen be 
Schweizer Bundes.. In benfelben traten nım auch Freiburg und Solothurn 1481. 
— Als hierauf Kaifer Darimilian I. die Eidgenoffen zwingen wollte, fidh mit dem 
ſchwaͤbiſchen Bunbe zu vereinigen und bem kaiſerl. Reichekammergerichte zu unter- 


Schweizerifche Befchichte von 1515 — 1790 46 


werfen, — fie Deutſchland wegen ſtreich und vereinigten fich mit Grau⸗ 
buͤndten. aus entſtand der Schwabenkrieg, ben nach 6 Siegen der Schweiger 
über die Deutfchen ber bafeler Sriede 1499 emdigte. Bald nachher wurden Baſel 
und Schaffhaufen (1504), zulegt Appenzell (1513) in die Eidgenoſſenſchaft auf⸗ 


en. 

Aber in auswärtigen und Buͤrgerkriegen verwilberten Land und Volk. Das 
mals eroberten die Schweizer in dem mailandiſchen Kriege 1512 das Veltlin und 
Claͤven; auch erwarben fie von Mailand die ital. Landvogteien (jegt den Canton 
Teſſin). Dem tn Bunde bald für, bald wider Mailand, mit Frankreich und wiber 
Frankreich, kaͤmpften fie auf ausländifchem Boden, bis fie nach der Rieſenſchlacht 
bei Marignano, bie fie 1515 gegen Franz I. verloren, mit Frankreich den ewigen 
Frieden zu Freiburg (1516) fchloffen, auf weichen 1521 der erſte foͤrmliche 
* WBunbeboertrag mit diefem Reiche folgte. *) — Um dieſe Zeit geiff der Ernſt ber 
Zeit und ber gereifte Geiſt der Uinterfuchung das Werk der Reformation auch in ber 

Schweiz an. Bwingti (f.d.) predigte, was Luther ſchon 1517 gethan hatte, 
1518 gegen den Abtaß. Schon 1516 griff er die Wallfahrten, die Anbetung ber 
Marla an, und 1517 vertießen mit Vorwiſſen feines Goͤnners, des Abts von Eins 
fiedein, mehre Nonnen das Kiofterleben. Seine Verſetzung von Einfiebein nach 
Zuͤrich gab ihm nur, da Indefien Luther auch auftrat, 1518 den Muth, noch offener 
aufzutreten. As aber barauf Zürich, Bern, Schaffhaufen, Baſel (hier durch 
Dkolampadius), St.:Gallen, Mühlhaufen ımd Biel die Reformation einfährten, 
entzweite Meligionshaß die reformirten und die Fatholifchen Gantone. In Glarus, 
Appenzell und Bündten theilte ſich das Volk in beide Bekenntniſſe. Wei dem alten 
Stauben blieben Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalben, Zug, Freiburg und Sotes 
thurn; ferner Wallis und die ital. Landvogteien. Der Fanatismus entzuͤndete den 
Bürgerkrieg. Die Schwyzer verbrannten einen proteflantifchen Prediger aus bem 
zuͤricher Gebiet; ſchon flanden 2 eidgenoffifche Deere, beinahe 30,000 M. ſtark, 
gegen einander unter den Waffen, als Männer, die der Eintracht das Wort ſpra⸗ 
chen, wie der rebliche Zohann AÄbli aus Glarus (1529), den erſten Religionss 
ftieben zu Stande brachten. Nun ſollte die Stinnmenmehrheit in den Gemeinden 
bei Glaubentveraͤnderungen entfcheiven. Aber bald reiste bie fchnelle Ausbreitung 
der Reformation die Eatholifchen Cantone wieder zum Kriege, und die Bäricher 
wurden bei Cappel (1531), wo Zwingli blieb, und beim Zugesberge gefchlagen. 
Darauf warb nach dem zweiten Landfrieden die katholiſche Lehre in Solothurn und 
in deu gemeinfchaftlichen Ländern wiebechergeftelt. — Unterbeflen hatte Savoyen, 
das ſchon laͤngſt VBischum und Schughere von Genf war, biefer Stabt fidh ganz 
bemädhtigt. Aber der Druck der herzogi. Regierung bewog Genf (f. d.), 1625 
fi) an Bern und Freiburg anzufchließen. Der Herzog mußte nachgeben. Bern und 
Genf ſchloſſen den ewigen Vertrag von 1531, und Bern gewann das Land Want. 
Zugleich verbreitete fich von Genf aus durch Calvin (f.d.) die Reformation. 
Doch entfagte Savoyen erſt im lauſanner Frieden 1564 dem Waadtlande. Alſo 
wurde Savoyen, wie einft Habsburg, aus Helvetien verbrängt. Um biefe Zeit theil- 
ten Bern und Freiburg (1555) auch die Ländereien des Grafen v. Greyerz unter 
fih, ſodaß in ganz Helvetien kein altes großes Haus, Neuburg ausgenommen, mehr 
Stammgüter befaß. — Dagegen verzwifteten fi die Schweizer unter einander 
durch veligiöfen und politifchen Hader. Mit der Demokratie kaͤmpfte die Ariſto⸗ 
kratie. Spanifche Ränke fanatifirten die Bewohner des Veltiins (1617 —21). In 
auslaͤndiſchen, befonders franz. Dienften, nahm der Schweizer feembe Sitten an. 
Er vestaufte fein Blut an fremde Werber; und die alte [chlichte biedere Einfalt zog 
fich in die Hohen Alpenthaͤler zuruͤck. Zugleich löfte ſich das Verhaͤltniß der Eidge- 


*) Bon Ludwig XI. an bis zu Ludwig XV. gaben die Schweizer in franz. . 


Kriegsbienft 1,110,798 Mann, und dafür zahlte Frankreich 1,146,868,625 Granten.. 


» 


48 Schweizerifche Geſchichte von 1790 — 1815 


noſſen zu dem deutſchen Reiche immer mehr auf. Zwar erbaten ſich nach volm Aut» 
fee Rorimitian II. die Cantone bie Beftätigumg ihrer Freiheiten. Aber batd erhielt 
franz. Eimfluß das Übergericht, und Rom Ienkte bie ihm ergebenen Gemuͤther durch 
die Jefulterco legien zu Luzern und Freiburg, in6befondere durch die päpftl. Num⸗ 

tigtur zu Luzern (feit 1580). Im dreißigjaͤhr. Kriege behaupteten die Eidgenoffen 
eine Einge Netttcalität; endlich ward im weſtfaͤliſchen Frieden 1648 die felbftändige 
Abſonderung der Schröeiz vom deutſchen Reiche feierlich anerkannt. auf er: 

neuerte Frankreich 1663 feinen Bund mit den Schweizern, und behauptete jett, 

daß fie kein Recht hätten, mıle andern Mächten Bünbniffe zu Tchließen. Durch die 

Eroberung der fpan. Freigtafſchaft Burgund (1675), durch die Belagerumg Rheins 

feldend von den Franzofen (1678), durch die Erbauung der Feſtung Huͤningen 

41679 wurden manche Beforgniffe bei den Schweisern erregt. Indeffen behaupte⸗ 

ten hoch bie Schweizer gluͤcklich ihre Neutralität ſelbſt im ſpaniſchen Erbfolgekriege 

(1701--1%), und achteten bei der Verfolgung der Proteftanten in: Frankreich 

(feit 16863), die fie willig anfnahimen und mit Reifegeldern unterflügten;, fo wenig 

muf Ludrvigs Foderungen, der die Reformirten als Rebellen betrachtet wiſſen 

wolltr, wie ber König auf die Verwendung dee proteftant. ſchwetzeriſchen Gantone 

um Beſten ihrer Glaubensgenoſſen geachtet hatte. — So wenig Einfluß bie 

Schweijzer Übrigens im 18. Jahrh. auf fremde Staatsverhaͤltnifſe hatten, fo wenig 

wurden auch fie bis zu dem legten Jahrzehend von außenher beunruhigt. Diefer 

frlebliche Zuſtand, welcher jedoch durch Häufige innere Mißhelligkeiten unterbrochen 

Wurde, war ebenfo guͤnſtig fir Berverbe, Landbau und Handlung, tie für Wiffen- 

fſchaft und Kuͤnſte. Faſt in allen Fächern des menfchlichen Willens erwarben fich 

die Schweizer des 18. Jahrh. ſowol zu Haufe, wie im Auslande glänzende Ver: 

dienſte. Halter, Bonnet, Bernoulli, 3. 3. Rouffeau, Lavater, Bodmer, Breitin⸗ 

ger, Geßner, Sulzer, Hirzel, Fuͤßli, Hottinger, Joh. v. Möller, Peftalozzi und 

vtele X. haben fich in der Geſchichte der Literatur und der unſterblich gemacht. 

Auch bewahrten ihnen noch ihr feifcher Naturſinn und bie Innigkeit ihres Fami⸗ 

llenlebend mitten unter den Einflüffen de6 Auslandes, das angeftammte Erbtheil 

rer Säter: Redlichkeit, Freimuth und Vaterlandöltebe. Die Bewohner der de⸗ 

mokrathſchen Eantone genoffen einer faſt unbeſchraͤnkten Sretheit und Theilnahme 

om den Staatsgeſchaͤften, wie fie nur in kleinern Staaten bentbar iſt. Die gemel- 

nen Heitikhaften ober diejenigen Orte, welche unter bem gemieinfchaftlichen Schuß 

der Eidgenoſſen fanden, waren mit fehe geringen Auflagen belaftet und erfreuten 

ſich eines Höhen Grades bürgerlicher Freiheit und vieler Municipafitätsrechte, welche 

den Geiſt der Ortlichkeit befriedigten. Im dem größern Gatttonen, 3.8. Bern, 

Zürich ꝛe., wo bie Regierung in den Händen ihrer Hauptſtaͤdte oder eines Theile 
Ihrer Bürger war, bie außerdem noch manche Vorrechte genoffen, herrfchte bluͤhen⸗ 

ber Wohlſtand. Riegends kannte man druͤckende Auflagen, aber faſt allenthatben 
eine gewiſſenhafte öffentliche Verwaltung, eine einfache, mit wenig Koften verbun⸗ 
dene Rechtspflege, und wohlthätige Anſtalten für die Huͤlfsbeduͤrftigen. 

Bri dlen diefen Vortheilen dauerten die alten innern Mißhelligkeiten fort und 
neue Unruhen erhoben fi) von 1790 an, wodurch das Staatsgebaͤude erfchättert, 
ſogar haͤufig Blut vergoffen und Strafe nothwendig ward. Go flandhaft bie 
hier Übrigens mährend des Revolutionskrieges ihre Neutralität ſowol gegen 
Frankreich als gegem deffen Seinde behauptet hatten, fo wurden fie body nach und 
wach durch franz. Gewalt und Liſt ihrer bisherigen Verfaffung beraubt, und nach⸗ 
benz bie Franzoſen mehre Theile der Schtveiz mit ihrer und ber cisalpinifhen Re⸗ 
publik vereint Hatten, in Eine und unfheilbare Heivetifhe Republik vers 
wandelt, an beten Spige ein Vollziehungẽdirectvrium von 5 Perfonen die Regierung 
beſorgte. Die gefepgebende Gewalt war zwiſchen einem Senat und einem großen 
ach, für welche jäber der 14 Eantone 12 Mitglieber wählte, vertheilt. MWergebmb. 





Sehweizeriſche Geſchichte von mo 47 


fuchten eiaia⸗ demokratiſche Cantone erſt jetzt bie Staatsumwaͤlzeng Are Was 
terlaubes za hiandern. Sie wurdin bald befiegt. Aber bie Bedruͤckungen der Fram⸗ 
zoſen, die Agenmacht, womit fie auf die Beſetzung der oberſten Stellen wirkten, 
die große Dahl ſchlechter und bedertungslofer Renfchen, die zu den erſten —** 
gelangten, machten bie neuen Behörden bald verdchtlich. Da bildete ein euterneh⸗ 
mender Mann aus einem in ben Jahtbächern bed Waterlanbes berühmten: Ge⸗ 
akt, Aloys Reding, einen Bund, beffen Abficht der Umiſturz ber Ceutral⸗ 
vegieriehg war. Unterwwalden, Schwoyz, Duͤrich, Glarus, Appenzell und Graubuͤud⸗ 
ten — bie een wiederherſtellen, und Reding glaubte, Berg ie Br 
naparte ſelbſt, der damals die fen. Truppen aus der Schweiz zeruickzog 
Dian guthelßen werde. Sofott erklaͤrten bie kleitien ECantons auf Teer 35 
in Schwyz den 6. Aug. 1802, daß fie bie — ene Conftitutio 
amnehmen, fondern fich foͤderaliſtiſch regieren wollten. zu einent Buͤrger⸗ 
kttege. Zürich wutde von den Truppen ber et Republik, denen fi6 ihee 
Thore verſchloß, vergeblich beſchoſſen. Darauf beſetzten Rud v. Erlach und Ge⸗ 
neral Auf der Maur an der Spitze der Inſurgenten Bern und Freiburg Die bet 
vetiſche Regierung zog ſich nach Lauſanne zuruͤck. Aloys Reding aber berief eine 
allgemeine Tagſatzung, die ſich den 27. Sept. zu Schwyz verſammelte. Nun trug 
der erſte Conſul von Frankreich den 3O. Sept. den Eantonen feine Vermittelung 
un. Jideß beharrten bie kleinen Cantone, von Aloys Reding und Hirzel aus Duͤrich 
leitet, bed ihrem Widerſtaude. Alſo ruͤckten 12,000 Hann franz. Truppen unter 
Ney in die Such; ein. Die⸗ Tagfatzung ging auseinander. Ring und Hiezel 
watden verhaftet. Jetzt fandten beide Parteien Abgeordnete der 18 Gantone im 
nad) Paris, denen Bonaparte durch Barthélemy, Fouché und Roͤderer bie 
edbiationsacte vom 19. Febr. 41803 zufertigen ließ, durch das Can⸗ 
tonalſoſtem wiederhergeſtellt waed, die alten Unterthanenlaͤnder ber aber 
te Freiheit behlelten. Der Gantone ſollten 19 fein, naͤmlich Aargau, 
Mpenzell/ Bafel, Bern, Freiburg, Blarus, Geanbändten, Luzern, St.⸗Gallen, 
— —— Schwyz, Solothurn, Teſſin, Thurgau, Unterwalden, Uri, Waadt, 
Das, Ztkh. Die walllſer Republik ward 1810 durch Napoleons Machtſpruch in 
et frata. vterment verwandelt, und ſchon 1806 hatte er Nemenbig, welchet 
Hi von Preußen abgetreten war, aber als fehugoertwaribter Staat zur Schweiz * 
Wirte, dem Genertal Alex. Berthier als ein ſorweraines Firſtenthum gegeben, ber 
xvoch bies Land mit Diiide behandelte. Napoleon hatte den Titel eines Ber⸗ 
mitttert der Schweiz angenommen, und immer druͤckender watd jett der 
Miegsobleriſt, Weichen dies Land feinem Vermittler gegen Beſolbung leiſten nette. 
Fre durch Entſid ſſenheit und größe — vermochte die Rehrzahl 
ve Cantondregierungen groͤßern Druck abzuwenden; aber doch mußte man dab 
Vontinentalſyſtem annehmen und den Canton Teſſin hielten franz. Truppen Jahte⸗ 
fang befiht. — 1813, ats ſich der Schauplatz bes großen Frelheibskrieges ber 
Schwetiz näherte, geftanb Frankreich den Schweizern die Meutsalität zu; die Ver⸗ 
blundeten aber erklaͤrten Fich nicht beftkmmt,, und ploͤtlich zogen große Heere derfeß 
ben in verfchiedenen Richtungen durch dieſes Band nach Frankreich zu. Bei ihren 
Eintritto ntflanten in manchen Gegenden Gaͤhrungen; die Vermitteluiegdatte 
ward den 29. Dee. 1813 zu Zürich aufgehoben, und mehre Guntene, zusifl 1814 
Bern, furchten zu ihren alten Berfaffungen zuruͤckzukehren. Durch viels und: umnel⸗ 
gennägige Bemähungen ber verbündeten Vonarchen wurben endlich die Canteue 
ga gemeimfcaftlidhen Werathungen vermocht; aber, Heine Revolutionen und Geb 


nen — mehte Cantone. Einige bewaffneien ſich gegeneinan⸗ 
der, andre geno elart othdikhen Biuhe und erivacheh Ri Dir Achtinng — 
IandeB.- Ale ihre Verfaſſungen um. Die ättatn Eomsene naͤherten fich 


mehr ober weuiger den vormaligen. Din Verfaſſungen der neuern ſuchte nran mehr 


18 Cchmeigerife Eihgemoffihaft, dus Lanb- 


Tefkigkeit zu: geben. Au Azich verſammelte ſich endlich eine Tagſehung, und ein 
neuer Bundesvertrag, dem alten ähnlich, aber mit mehr Einheit, obgleich 3 wech⸗ 
ſelnde Vororte; Zürich, Bern und Luzern, beflimmt wurden, ward zu Zürich ben 
18. Sept. 1814 von 19 Santonen angenommen. Der wiener Congreß erfannte 
dieſes Buͤndniß an. Das Bisthum Bafel ward nebft Biel dem Canton Bern übers 
laſſen, doc) wurde der Bezirk Birſeck davon ausgenommen, welcher an Bafel, und 
fo auch ein Eleiner Theil, welcher an Neuenburg fiel. Neuenburg kehrte zu feinen 
fruͤhern Verhaͤltniſſen gegen Preußen zurück, und trat, fowie Genf und Wallis, 
mit unter bie Zahl der ſchweizer Cantone, deren jet alfe 22 befiehen. Die feier 


liche Annahme und Beſchwoͤrung des zuͤricher Bundesvertrags erfolgte am 7. Aug. - " 


41815, nachdem bie wiener Gongreßacte von den Abgeordneten der Eibgenoffen zu 
Wien in ihrer Beitritteurkunde vom 29. März 1815, was ihre die Schweiz bes 
treffenden Artikel (74—84, und 9L—95) anlangt, anerfannt worden war. Ans 
20. Nov. 1815 ſprachen die 8 Mächte, Öftreich, Rußland, Frankreich, England, 
Preußen, Spanien, Portugal und Schweden in einer beſondern Urkunde zu Parts 
die Immerwährende Neutralität dee Schweiz, ſowie bie Unverlegbarkeit ihres Ge⸗ 
bietes aus (Portugal insbeſondere noch den 2. Mai 1818). Bald darauf trat auch 
die. Schweiz dem heiligen Bunbe bei. 

Die Schweiz, das hoͤchſte Land in Europa, befteht größtentheils aus neben 
und auf einander flehenden Bergen, zwiſchen denen ſich enge Thaͤler befinden. Die 
hoͤchſten Berge, zu denen ber St.» Gottharbeberg im Canton Uri und der Finſter⸗ 
aarhorn im Canton Bern (der 13,432 parifer Fuß über der Meeresflaͤche haben 
fol) gehören, findet man außer in jenen Cantonen auch in Unterwalden ımb Grau⸗ 
buͤndten. Bon etwa 60 gemefjenen ſchweizeriſchen Berghoͤhen tft die hoͤchſte Mont 
Rofa (f.d.), 14,222 8. (nad) A. 14,850 F.), die niedsigfte: Cholet 2821 8. 
Die unterfte Gegend an ben fruchtbaren Bergen zeigt dicke Wälder und fette Wie⸗ 
fen; die mittlere befteht aus Alpen und Alpengen, d. i. ſolchen Gebirgegegenden, 
die mit Gras zum Weiden fürs Vieh bewachſen find; bie dritte Gegend befteht aus 
fpigigen,, faft unerfteiglichen Felſen, die entweder ganz kahl, ohne Erbe und Gras, 
oder mit ewigem Eife und Schnee bebedit find. Die mittiern Gegenden ober Alpen 
werben im Sommer von ben fogen. Äplern bewohnt, die ihe Vieh meiden, weiches 
hier wohlriechende, kraͤftige und vortreffliche Quellen, Fluͤſſe und Baͤche 
findet, die auf den Bergen entſpringen. Die Wartung des Viehes auf den Bergen 
ift den Sennen überlafien, weiche bie Milch, bie Butter und Käfe ſammeln mb den 

| entweber bavon Rechnung ablegen, ober Pacht geben mäffen. (S. 
Senn.) Die Bletfcher (über 400 an der Zahl) oder Firmen find entweder bie sum» 
fruchtbaren Theile der Berge, ober auch folche, die bloß aus Schnee und Eis bes 
Reben. Diefe Eisberge fangen im Canton Glarus an, ziehen ſich nach Graubuͤnd⸗ 
sen, von dort in den Canton Uri und endlich in ben Ganton Bern hinab. Die 
Dauptanlage zu einem Eisberge gibt ein Thal, defien Grund ein Felſen, und 
Abhang zu klein iſt, dem von oben herabfommmenben Schnee und Schneewafſor 
freien Abzug zu geben. So entfichen alimdlig große Cis⸗ und Schneeklumpen, bie 
das Thal füllen. Bei diefen mannigfaltigen Abroechfelungen der Berge und Thaͤ⸗ 
ler gibt es in bem größten Theile ber Schweiz die feltenfien Naturfchaufpiele; aus 
wehren Orten fieht man auf einem Bleinen Bezirke alle 4 Jahreszeiten auf einmal, 
and oft tritt man fo in bie Mitte von Frühling und Sommer, daß man mit einer 
Hand Schnee, mit ber andern Blumen von der Erde aufheben kann. Keiner ber 
hoben Berge ift ohne Wafferfälle, und da man nicht immer mit den Augen ihren 
Anfang erreichen kann, weil bie Berge fich in ben Wolken verlieren, fo ſcheint es 
oft, als ob die Waſſerfaͤlle vom Himmel über die Felſen herabkaͤmen. Auch bie im 
ber Schweiz befindlichen großen Landſeen und Stüffe, durch welche das Land zu⸗ 
gleich in Anfehung des Zifchfanges große Vortheile hat, bei denen es aber aNerding® 


Schweizeriſche Eiegenoſſenſchaft, der Staat 49 


— — ſchiffbarer Strom vorhanden iſt, bilden zum Theil ſchoͤne, 
che Gegenden, und gewaͤhren dem Auge die reizendſten Ausſichten. Der 
— iſt einer ber größten in ber Schweiz, 10 Stunden —— 
der Genferſer, deſſen Länge 20 und deſſen Breite 3 — 4 Stunden beträgt; der 
Neuenburger:, 10 St. lang and 2 St. breit, und ber Vierwaldſtaͤdterſee, 9 St. 
lang und in ber gräßten Breite Q St., find wegen ihrer herrlichen Gegenben bes 
ruͤhmt. Von den Fluͤſſen, unter benen des Rhein, die Reuß oder Ruͤß, die Rhone 
und der Teffino die vorgliglichften find, find die erften beiben beſonders merkwuͤrdig: 
‚des Rhein namlich durch f. ag (f Rheinfall), die Reuß durch die im Canton 
Uri, 2 Stumden von Geſtinen, über diefen Strom führende Bruͤcke, welche die Teu⸗ 
— heißt. Sie befindet ſich zwiſchen 2 Bergen und unter ihr ſtuͤrmt ber Fluß 
in einer Nefe von ungefähr 70 Fuß hindurch. An en find treffliche Quel⸗ 
len, auch heiße und kalte Heilbaͤder und Geſundbrunnen. Im Thurgau, einem 
Theile des zuͤricher, baſeler, ſchaffhauſer, berner, ſolothurner und fteiburger Ge⸗ 
biets iſt dies Alles anders; denn obgleich and) hier Borge find, fo iſt doch dieſer 
kleinere Theil der Schweiz weit ebener, und man findet bier feine Alpen, keine 
Wafferfähte, wenige Bdume und im. Sommer weder Eis noch Schure. — Übrigens 
find die Berge faſt allenthalben unter mit Ädern, Wiefen, Weinbergen und Baͤu⸗ 
men befest, nude bie Felſen, ſelbſt mit Steinen bedeckt, haben fruchtbare Stellen. 
= Schweiz hat einen Schag von Mineralien, befenbers Kalt und thonartige Er 
Schieferſtein, ſchwarzen, grauen und braunrothen Marmor, Porphyr, Alaba⸗ 
Ser a in Wallis), nn Quarze, Kryſtalle (biewellen.von 7 —8 Etme.), 
Torferde, Steinkohlen ıc., auch Silber, Kupfer und Eifenerden find vorhanden; 
— engel an Stäffen. An Gewaͤchſen ift bie Schweiz vorzuͤglich reich; 
Weinbau ift bedeutend, ſowie dee Handel damit nad) Frankteich, Holland 
a und Schwaben. Baumfräcte gibt es niel; das Getreide aber, wofür das 
viele Milchvioh sin Hinderniß iſt, reiche wicht zu. Dad Hauptnahrungsmittel iſt die 
Bichnicht, wor die herrliche Weide in den Thaͤlern und auf ben Alpen das Meiſte 
beiträgt. Die Milch befonbers bie ſchweizer Käfe, find beruͤhmt; legtere werden in 
Mende mach Deutfchtend, Kehnkreic uud Italien ausgeführt. Von wilden. Thies 
sen find bementenswerth: die Gemſen (monon ein Theil, die Gratthiere, weiche 
kieiner find, ſich auf den hoͤchſten ummgänglichfien Bergen aufhaͤlt; bee —— 
die eigentlichen, Gemſen, welche etwas groͤßer find, hingegen mehr in Gebuͤſchen und 
Maͤtdern); ferner die Murmelthiere und Laͤmmergeier. Was Fabriken umd Ma⸗ 
mfactures betriſſt, fefind die [chmeizer Leinwand, Garne, baumwollene Gewebe, 
weihatb St.Gallen. ganz vorzuͤglich beruͤhmt ift, und die Seidenbandfabriten In 
Waſel, die vordem jährlich. 3 Mill. Sid. entrugen, zur bemerken. 
Der Schwetzer Clgenoſſenbamb iſt nach bern Buudetvettrage ber. 22 Ga 
tsme (Ihr, den 7.. Aug. 1815) ein Foͤderativſtaat von 22 Republiken, meiche im 
56* ihet ammem Verwaltung ganz unabhängig von einender find. Appenzell 
und Unterwalden beſſehen jedoch aus 2 ganz getrennten Theilen. Dieſe 22 ſchwel⸗ 
zet erg ſowie ihre Brenzen durch die Generalacte des wiener Gon⸗ 
greffes (Art. 74— 84) beſtinent worden find, ein Areal 008723 IM. (nach X. 
an 697 IM), mit einer Bevoͤlkerung am Ende des J. 1822 von 2,037,030 
Gerlen, bannıter 1,248,141D Proteflanten (meiftens Beformirte), 817,110. Re 
—* 900 Anabaptiften, 1810 Juden, in 92 Städten, 100 SIEH, => 
Dirfen und Wellern. Der Canton Zurich bat 45 IM, 182,123 Eiaw. ; 
473 IIM., 338,000€.; Luzern 36 DIM., 86,700 €; Wei 24 LIM., 14 — 
Schwyz 22 ‚, 2300 E.; Unterwalden 121 AM.21200 €; Glarus 
215 UM, —5 — Aus 54 DM, 14,8 €. ; Freiburg 23M., 67, 814 E.; 
Solothurn 33 @.,47883 &.; But 19 UM, 47,500 &.; Schaffhaufen 
Ss [MR Appenzell 104 IM., 55,000 E.; St.» Gallen 40 AM, 
Gonv.ster. Siebente Aufl. Bb.X. 4 


50 Schweizeriſche Eibgemofinfhaft, des Staat 


130,800 E.; Buͤndten 140 [IM., 75,000 8. ; Aargau 36 LIR., 183, ME; 
Thurgau 6! IM. ‚78,833 €. ; Teffin 534 EM., 88,793 &. ; Waadt 70 M., 
145,245 E.; Wallis 92 TIM., 62,509 E.; Nenfchatel 14 IM., 52,000 €. ; 
Senf 4 DOM, 52,500 €. Genf ik folglich am flärtfien beodifert, danı Ap⸗ 
penzell, am (wählen Buͤndten, Uri und Wallis. : Die deutfche Sprache iſt den 
dem. ganzen Lande gemein, mit Ausnahme des Waadtlandes, Genfs und Neuf⸗ 
chatels, nebft einem Theile der Cantone Wallis und Freiburg, wo man franzaͤſiſch 
redet. Italleniſch wird nur in einen Theile von Graubuͤndten und in Teffine ge⸗ 
—— romaniſch ſpricht man an ben Quellen des Rheins, ladiniſch am Inn. 


Man zaͤhlt überhaupt 1,314,320 Deutſche, 385,690 Franzoſen, 111,820 Jtä3. 


liener, 41,500 von romaniſcher und ladiniſcher Zunge. Die Region iſt in einigen 
Cantonen tatholif ‚in einigen refarmıizt, in einigen gemiſcht. Kloͤſter gibt «8 120. 
Die meiften (18) hat Teſſin. 59 für Moͤnche, 61 fir Nonnen ; unter jenen 7 (Bar 
puginerhosphin. Die Schweiz hat 1815 ihre Integrität mit Anenahme der Stabt 
Müuͤhlhauſen und bes Beltlins wieder erhalten. Das Frickthal nebſt den Stätten 
Lauffenburg und Rheinfelden, welche Oſireich gehörten, find mit bem Gatıton Aar⸗ 
gay vereinigt worden. Gerfan (Europas Eleinfte, 600 Jahr alte Reywbiil, sul 
1294 Einw., meiftens Seidenfabritanten, in 160 Haͤuſern) warde wiederum, nach 
der wiener Congreßaete und nad) der Entſcheidung ber Tagfagımıg , rin Theil das 
Eontons Schwyz. Frankreich hat. 1815 dem Canton Ef einige Örter im Lan⸗ 
de Ger, und der König von Sardinien die Stadt Carouge und einige Dörfer lists 
am See und an ber Rhone abgetreten. Auch ift die Feſtung Dimingen im Elſaß, 
Bafel gegenüber, gefahleift worden. Das Schloß und die Herrſchaft Rdaͤzins, ober⸗ 
halb Chur am Rhein im geauen Bunde, bie frliher Öfteeich gehoͤrten, wurden nach 
einem Befchluffe des wiener Congreſſes am 19. Yan. 1819 dem Gamton Brom 
bündten übergeben. — Die Tagſatzung, welche die Geſandten der Cantone bilden, 
und welche die ihr von den fonverainen Gantonen übertragenen Angelegenheiten Las 
Bundes beforgt, 3. B. Kriegs: und Friedensbeſchluͤſſe Danbel6= unb andre Ber 
träge mit auswärtigen Staaten, das Bundesheerweſen ıc., ns alle 2 Jahre ab⸗ 
wechſeind in Zürich, Bern und Luzern unter dem Vorſitz des Bantonefchuicheißen 
gehalten, weicher dann den Titel eines Landammanns der Schweiz annimmt. 
Jene 3 Eantone heißen daher Vororte. Jeder Canton hat auf ber Tagſatzung winr 
Ohmme. Militniecapitulstionen und Verträge über oͤbonomiſche und Polizeigegen⸗ 
ſtaͤnde koͤnnen auch von einzelnen Cantonen mit auswärtigen Staeten geſchluggen 
werben, jedoch une neit VBorwiſſen der Tagſazung. Die BaurbeSeiukianfte aus den 
Beiträgen ber einjelnen Cantone betvagen ungefähr 4,300,000 Gid., bie Stata⸗ 
ſchuld warb 1814 bei dem wimer Congroſſe auf 8,118,330 ——2 
gefegt, und mittelſt der von 1798 — 18 aufgelaufenen Zinſen der von ben Cans 
tonen Bern und Zuͤrich in ber engliſchen Bank belegten Capitalien (2OD,NOD amd 
100,000 Pf. St.) getügt. Das Eigenthum dieſar letztern iſt jedoch den banmn 
Gantonen vorbehalten, ſowie auch ‚die von 1015 am gefaͤlligen Binfen. — Das 
Bundesheer wurbe den 5. Ang. 1816 auf 67,516 Mann, wenon die Hälfte We⸗ 
ſerve ift, feſtgeſeht. 1649 ward eine eibgenhffifce che Axtilletiofcuße, oder ein wien 
fſchaftlich⸗ praktiſches Militairin ſtitut zu Thun exrichtet, und 1820 das arſte sihges 
viſſiſch⸗ ——— bei Wohlen gehalten. Febr Enntan.ragiert ſich ſelbſt nach 
eignet Gefegen, entweber durch ben großen Bath, weldyer bie geſeggebende, aub dar 
Kleinen Rath, welcher bie vollziehende Gawalt bat, aber Durch die Enısbesgentehrhr 
und ven Landrath. In Uri, Schwyz, Unterwalden, Ing, MAlarus, Schaffbnufes, 
Appenzell (Außer⸗ und Junerrhoden), St.» Ballen, Bünde, Aargau, Thugan, 
Acino, Wandt, Wallis; Genf ift bie Weifäflung rein derokrutiſch; in ben Ähıggen 
aus Demokratie und Ariſtokratie gemifcht, im Ganzen aber ſehr mube. Neuenbeteg 
hat eine monarchiſche landſtaͤndiſche Veefaſſung. Gleichwol wandern uhle Smeb 


GSthweizer Reiſen 6t 


ur nach Morhamerika aus. In Bern hat ſich dethalb eine Geſelſthaft Ketionnehe 
asbildet, und ber Canton Freiburg ſandte eine Colonie batholiſcher Echweizer nach 
Brafilien, die daſelbſt Neufteiburg gründen follten. — Die Eiteratur ber Schwei⸗ 
zer iſt ein Zweig der deutſchen; hie ber Genfer, des Waadtlandes und Neuenburgs 
ein Zweig ber franzöfifchen. Baſel beſitzt eine Iniverftät. Die Akademien zu Bern 
und Zürich haben wiſſenſchaftliche —— kuzern, Winterthur, Zofingen 
u. a. Staͤdte haben Bibliotheken, Kunſt⸗ und Naturallenfammlungen. Durch 
Thaͤtigkeit zeichnen ſich wehre gelehrte Geſellſchaften aus, befonders Die naturhiſto⸗ 
riſche. Beruͤhrat ſiad Peflalozzi’s Schulanſtalt zu Nvardunf. b. A.); Fel⸗ 
lenberg's (ſ. d.) landwirthſchaftliche Erziehungsanſtalt zu Hofwyl. 1824 erſchie⸗ 
ner zu Züri) „Ketifche Anzeigen ber ſchweizetiſchen Piteratur‘‘; welche bie vor⸗ 
zäglishfien in der und Über die Schweiz gedruckten Werke, ſowie bie Arbeiten 
ſchweizeriſcher Delsheten ins Austande beurtheiten. — liber die Geſchichte ber 
Schweiz M Joh. v. Muͤller's Werk claſſiſch; Glutz⸗ Bletzdeim hat «8 fortgefegt 
vom Tode bes Buͤrgermeillers Waldmenn bie zum einigen Frieden wit Ftankeeich- 
(1516). Sein faher Tod hat bie meffliche Arbeit unterbrochen. Daran ſchließt 
ſich am bie vom Biblintkelar Balthaſar hersusgeg. „Heluelis, oder Denkwur⸗ 
kigfeiten für bie 22 Freiſtaaten der ſchweizer. Cidgenoſſenſcheft (Züri 1822, 
1. 18) Meiſterhaft ift Ifchoßte’s- „Belch. det Schweizerneifeh” (Aarau 1822, 
auch frag. von Monnier). Raoul-Rorbrtte'6 „Hist. de ja rereimtiau heitetique 
de 1798— 1803 (Paris 1823) iſt weniger genau und unbefangen als Z3ſchokẽes 
„Diftor. Denkwuͤrdigkeiten ber helvet. Staausumwaͤlzung“. Über bie alte Geſchichee 
des Landas ſ. Daler’s „Hiſtoriſche und tapograph. Daxfiskuung non ‚Deivefiin unn 
ae Horrſchaft“ (2 Xhie., w. K. und Chase, 3. Aufl, Bern 1818). 
Über daß ſchweizeriſche Stanssrecht iſt Uſteris Handbuch aup in — Dit 
ſicht wichtig (2. A. Aaron 1821). Damit verhinde man deun, Heloet Almanıch‘;: 
fowie Picots ‚Statietigue- de la Susase” (Genf 1819), mid Gerold Meyer v.. 
Kupnau: „Abriß der Eadbeſchreib. m. Staetstunde ber Schweiz (aud die Keller’; 
fbe für Säulen, Zuͤrich 1824). Trefflich IE Bue's Vouſt. Bes 
ſchreib. des Schweiterlandes(in alphab. Debug, 2. A. Ya 4827, 3 Mbe.).. 
(Bl. die beſondem Art. Bafel, WMera, Genf, Lugern, Rufhatel, 
u: be Sounds, Waadtland, Zürich u. aA m) 
Schweizer Reiſen. Wenn wis auf die Reize ber Mesıır fen, ik 
Weine andre Gegend unfers Erdtheils bayı reichbegabten Alpenlaude zu vergleichen. 
And find nur fuͤr wenige Laͤnder fo treffliche Huͤlfemittel geliefent worden, die Dem 
Reiſenden ats Vorbereitung unh als beiaherude Suͤhrer dienen Eines: Unter dieſen 
IE Ehel's Anleitung, auf hie nuͤtzlichſte und genußvollſte Hub die Schweiz zu beveks: 
fen" (Z. A., Züri 1810, 4 Wde.), alß der beſte Wegweiſen zu ennen, der die 
ganze Schupeh uufaß St und den Reiſenden in Stand fest, ſich Kine Reiſeplan nach 
f. —— un [. Verhaͤltnifſen zu entwerfen. Die in Senf and Paris erſchiene⸗ 
nem Arszhge ſind nicht befriedigend, Dagegen zeichnen fich uateichee. Abrigen Schrif 
ten dieſer Art Meichard’s „Guide des voyagenrs en Kalie et ni Buikze‘' (Beine. 
—— ab Die In deſſen — für Reiſende (Bert. 1820) befindliche Anlet⸗ 
als brauchbare Wbrrfihten aus, ſowie auch GSlucxe Tiekeineia-, Handtuch. - 
für Reiſende in der 3" (5. A., Zaͤgch 1823) undd reveſte Auleitung 
„Biewrean guide den voyagenzs Amon les KXJ camens suisses, traduit 
un meanuserit allemand du arofessenz H. per R. W." (Bien 1822, mit e. 
neuen Sharte vont Oberſten Weiß) Emapfohlsnng verdienen. Inter den ältern Wer⸗ 
ken finb Core’s „Meifen!’ und dia „Briefe uͤber die Schweiz‘ van Meiners, obgleich 
en Eee hl en nop der Revolutian fplidern , noch immer brauchbar 
In dan neuern Jahrgaͤngen das, Helvet. Almangche fiudetinan forgfkltig gear⸗ 
beitste ſtatiſtiſche Beſchreibungen ainzeiner Cautone. Erwaͤhnung ee au: 
\ 4 


52 Schweizer Reifen 
„Eptfoben aus Metfen durch das ſuͤdl. Deutſchland, die weſtl. Schweiz, Genf und 
Stalin‘, von Friederike Brun (Kuͤrich 1806 u. 1800, 2 Bde.), Keßler's ‚Briefe 
auf e. Reiſe durch Suͤddeutſchland, die Schweiz x.” (LEpz. 1840), Eugenia's 
ce an ihre Mutter", von Hirzel (Zürich 1811), und unter ben einzelne 
Thelle dee Schweig den Werken find Ebel’6 „Schilderung der Behirge- 
voͤlker der Schweiz” (Tb. 1798 — 1802, 2 Bde.), und vor Allem bie „Reife in 
das berner Oberland”, von %. R. Wyß (Bern 1816, 2Bde), wozu treffliche 
Gharten gehören, bier zu nennen. Daſſelbe Gedicgstand befyreiben: „Voyage 
'  pittoresque d’Oberland,, aecompagne de notices historiques ot topographi- 
ques” (Paris u. Strasb. 1812, m. K. von Weibel u. Dumker und e. Reifecharte, 
nebft einem Text von tapfer), und bes jüngern Lori gleichnamiges Werk, das in 
Bern erſchien. Unter ben Reiſecharten über die ganze Schweiz iſt die von Keller 
und Scheuermann herausgegebene (Zürich 1815, n. A. 1819) vorzuͤglich zu em⸗ 
pfehlen. Der große Weiß ſche Atlas umfaßt nicht die ganze Schweiz. MWeyland’s 
militairiſch⸗ topographiſcher Atlas der Schweiz in 34 Abth. (Weim. 1817) kann 
mit des Erzherzogs Karl Geſchichte tes Feldzugs von 1798 in Deutfchland und 
in der Schweiz” (Wien 1819) verglichen werden. Zur Kenntniß der geognofttfchen 
Verhaͤltniſſe des Landes Ift, außer Ebel's Schrift: ‚Über den Bau der Erde in den 
Alpengebiegen” (Zürich 1808) , und den Altern Werken von Sauffure und de Luc, 
vorzüglich Bernomit’s treffliche, Seognoflifche ÜÜberficht dee Schmelz, nebſt einem 
foftematifchen Verzeichniſſe aller in diefem Lande vorkommenden Minerallörper 
und deren Fundoͤrter“ (Baſel 1811) zu nennen. hr Pflanzenkenner find „Ma- 
nuel d’herboriser en Suisse et en Valais, redige selon le rystöme de Liane" 
(Winterthur 1811) und.„Preeis d’un voyage botanique fait en 1811 par Vil- 
lars, Lauth et Nester" (Paris 1812) zu erwähnen. — Welche Zeit zur Berei⸗ 
ſung der Schweiz die onfigfte fei, laͤßt ſich, da hier beſonders der Reiſeplan in Be⸗ 
trachtung kommt, nicht im Allgemeinen beſtimmen. Die Donate Juli, Auguſt 
und Sept. verdienen inſofern den Vorzug, als fie das beſtaͤndigſte Wetter haben 
umd daher zu den Gebirgsreifen zu wählen find. Der Gept., und fehr oft auch der 
Oct., find die angmmehmfte Zeit im Jahre, we ein reiner Himmel und eine milde 
Wärme der Schweiz den ſchoͤnſten Herbſt geben: eine Zeit, die befonders zum Be⸗ 
ſuch der Ufer des Genfer⸗, Neuenburger: und Bielerſees und-des relzunden Waabt⸗ 
lundes ſich eignet. Der Anfang des Sonmerd und ſelbſt dee Ausgäng bes Fruͤh⸗ 
Iimgs find oft ebenfaus guͤnſtig Die Alpweiden, bie ſich bank.mit den fadnflen 
und feltenfien Bitumen ſchmuͤcken, erfrewen das Auge während fie bem Pflanzen» 
kenner bie se llefern, und die Lufterſcheinungen, die ſich Häufig und nicht 
felten unter dem auf Höhen befindlichen Beobachter bilben, bieten ihm ein ebenfo 
einziges als erhabenes Schaufpiel bar. Die minder heftige Hige und bie langem’ 
Tage machen das Helfen zu diefer Zeit gleichfalls angenehm. Dev Mai ift jedoch 
gewoͤhnlich ſchoͤner als bee Juni, ber meiſt ſehr regnicht iſt. — Die meiften Rei⸗ 
fenden widmen dem Befuche der Schweiz nur 6 — 8 Wochen und beſchraͤnken ſich 
auf die anziehend ſten Partien. Bei einem gut — Reiſeplan kann man 
ale Gantone in 34 Monaten bereiſen, wenn man, wenigſtens groͤßeentheils bie 
— zu Fuße macht und ſich nicht laͤnger an jedem Orte — nn 
Merkwoͤrbigkeiten zu fehen. Es ift indeß zu bemerken, daß man bei 
Base Abwechſelungen ber Bitten feiten auf ein 3 Worhen Bu 
fortbauerndes, trockenes und heiteres Wetter rechnen darf, daher man zu ber ange⸗ 
gebenen Zeit fuͤglich 14 Tage hinzurechnen kann, two man durch Regen ober Others 
une genöthigt wird, fich aufzuhatten. — Es gibt in ber Schweiz Erine eigentlichen 
Ertrapoften, wierol man auf einigen Reifewagen gewedhfelte Pferde beformmt, je⸗ 
doch gibt es zegelmäßige Landkutſchen, die fehe gut find und ungemein ſchnell Mr 
bert werden. Die meiften Reifenden, bie mit dee Poſt ober mit eignen Wagen in- 











Schweizer Reiſen 83 
ben Grenzoͤrtern ankommen, bedienen füch ber Lohnkutſcher, die in ben, Gtäbten im⸗ 
mer Pferde und Wagen bereit haben. ‚Sr frühern Zeiten waren bie Preife ber 
Pferdevermlether in der ganzen Schweiz beinahe auf gleichen Fuß beſtimmt, jetzt 
aber find fie ſehr hoch gefliegen. Pferde und Mauithiere zu Reifen in bie Gebirge 
erhält man zitweilen noch für den ehemaligen Preis von einem beabanter Thaler 
täglich. Macht man feine Reifen von einem Orte aus, wohin man immer zuruͤck⸗ 
kehrt, ohne ſich unterwegs aufzuhalten, fo reift man wohlfeller zu Pferde als zu 
Wagen. Die Pferde und Mautthiere find an die fleilen und fleinigen Bergpfabe 
fo gewöhnt, daß man ſich ihnen, feibft am Rande tiefer Abgruͤnde, ficher überlaffen 
taun; doch fuche man immer folche zu erhalten, die als Saumthlere, nie aber ſol ⸗ 
ehe, die als Zugthiere gebraucht werden. Haller's Wort: „Rein Rab geht über - 
die Alpen!“ gilt nicht mehr, feitüber ben Genie, den Simplon (f.d.) und 
feit 1818 auch Über den Spluͤgen Straßen führen, von welchen befonhers bie 
Simwlonſtraße, großes Denkmal, den ſtolzeſten Roͤmerwerken vergli⸗ 
chen werben kann. (©. „Plan da la route du Simplon‘, von Cortier, Paris 1817, 
und Nahn's und Lori's herrliche [35] Blätter ber fchönften Anfichten, mit e. Vers 
von Oftermann. Preis 400 Franken.) (Vgl. Alpenſtraßen.) lber die andern 
fchweizeriſchen Hochgebirge kann mun nur zu Fuße ober zum Theil zu Pferde reifen. 
Im Chamoundthal und im Grindelwald findet man zwar kleine fehe niedrige vier 
säberige Wagen, die aber höchft unbequem find. Man kanm in biefen auch einem 
Thell des Weges über den großen Vernhardsberg zuruͤcklegen. 

- Degen der plöglichen Abtwechfelungen der Witterung und ber kalten Luft auf 
den Gebirgen muß man fich mit etwas warmer Kleidung verfehen. Auf Wandes 
zungen trage man einen ſehr kurzen Frack oder eine Jacke von leichtem Zeuche, lange 
Beinkleider von Zwillich, und entweder kleine Halbſtiefeln, ober noch beſſer Schuhe 
mit feft um den Fuß auſchlleßenden Kamaſchen, damit nicht kleine Gteine In die 
Gabe kommen. Man verfebe fi) mit 2 Paar Schuhen, fehr ſtarken mit dicken 
Abſaͤtzen und großkoͤpfigen Nägeln befchlagen, bie man bei ſteinigen Bergpfaben, 
* bei naffem Wetter und auf den Gletſchern trägt, und leichtere für ebene Thalwege. 


feſtigten ſind die von Pictet angegebenen Al⸗ 
penfhhuhe. Cie haben werigfiens 6 Binien bicde Sohlen wab ein Barted, aber weis 
ches, den ganzen Rüden des Fußes umfchließenbes Oberleber, das uͤber ber Sohle 
umgefäht 14 Zoll Hoch mit anberm Leber übernäht iſt, um ben Fuß gegen jeden 
Stoß voͤllig zu fichern. Große flählerne Nägel, deren Spitzen Schrauben gleichen, 
umb deren etwas Aber 4 Linien breite Köpfe als eine abgefiumpfte vierfeitige Dye 
eameibe zugehauen find, werben In bie Sohlen und Abfäge eingefegt, und zwar 7 in 
die vordere Hälfte der Gohle und 5 um den Abſatz. In die Zwiſchenraͤume ber 
Stahlnaͤgel warden gewöhnliche Nägel mit breiten Köpfen einer neben dem andern 
dergeſtalt eingeſchlagen, daß ſich die Köpfe berühren. ne 
und sticht beſchwerlichen Schuhen geht man ficher auf nackten Granitfelfen, wie auf 
Eis und glatter Graſe. Ein mit Eifen beſchlagener Stock ift unentbehrlich. Wei 
heißem Wetter iſt ein Strohhut einem Filzhute vorzuziehen. Ein Regenmantel von 
Wachotaffet oder Wachsleinwand iſt zwar ſehr bequem, aber erhitzend, und eben⸗ 
deßwegen auf haben Gebirgen ober bei ſchneidenden Binden ein gutes Schutz mit⸗ 
Sei, a. In vom Rciekabr dürfen ein flanelleizes Unterhemb, das befte Werwahrumgs- 
mittel gegen piögliche Erkältung ,. leichte wollene Beinkleider und ein Dberrod von 
leichtem Tuche nicht fehlen. ‚Eine —— fuͤr Kirſchwaſſer, das als 
Staͤrkung ber als Waſchanittel fuͤr ermattete Glieder treffliche Dienſte leiſtet, darf 
kein WBuanberkr vergeſſen. Das — re und das unechte 
wich; wenn tea mie⸗Waſſer vermiſcht, weiß und milchicht. — Dem a. 
gen die von Pietet angesehene Gchoͤrze van duͤnnem Leber zu empfehlen. Ein 





83 Schẽeiger Reifen 
beriter leberner Gurt, ter eine Scheide fir den Hammer und sind Taſche für ein 
Flaͤſchch?n Gaͤurr enthaͤlt, bilder den oben Rand dieſer Schaͤrze, weiche, durch Knoͤ⸗ 
pfe auf jeder Seite heraufgeknoͤpft, elne große wagrechte, oben offene Taſche bil 
bet und unten von einem gabelfoͤrmigen Riemen umfaßt wird, beffen Ende Pietot 
an den Schulterrbemen Enäpft, der das Barometer trägt. Den Gurt kann man 
leicht auch mittelſt beweglicher Haken zum Träger der zu phyſſkaliſchen Beobach⸗ 
tungen fenft noch nöshigen Werkzeuge machen. — Man reiſe in Gebtrgen nit 
allein, aber auch nicht in Geſellſchaft von mehr als 8 —4 Perſonen, da man in abs 
gelegenen Gegenden ſonſt leicht in den Tall kommt, die noͤthige Beauemitihäeit in 
den Wiethshaͤuſern zu entbehren, und nie ohne Führer, deren man überall fehr kun 
dige und oft ſehr keuntnißteiche findet. Wer des Fußwanderns nicht gewohnt iſt 
fange mit kleinen Tagereiſen an, doch iſt das Fußreiſen in der Schweiz, felbſt für 
Frauen, bei weitem nicht ſo beſchwerlich als man gewoͤhnlich glaubt. Berge erſtri⸗ 
german, wo moͤglich, Morgens anf ber Abendfeite, gehe immer langfam und mit 
kurzen Schritten hinan, wobei man den Körper fo gerade ats möglich, halte, sub 
fleige auf der Mörgänfelte herab. Nie reife mm in Hochgebirgen, fo lange im 
Fruͤhlinge die Sciupeftlze nicht herabgefallen find. Nach langem heftigen Megen 
warte man noch kin Paar Tage, ehe man hohe Felſenthaͤler durchreift, mo bamık 
leicht ein Sturz vom dan Seitenwaͤnden erfolgt. In ſchneeigen Thaͤtern und anf 
Gletſchern iſt es gut, das Geſicht mit einem grünen oder ſchwarzen Flor zur bedecken 
Brennende — im Geſichte, von dem ſcharfen Widerſchein der Sonnen; 
ſtrahlen auf Ochneeftbern und Gletſchern, Iinbert mit Waffer verbänntes fluͤchti⸗ 
ged Alkali. Man sche mie Kber Gletſcher nach friſchgefallenem Schwer, der Telbft 
Ki Sommermonaten zweiten faͤlt, und in diefem Falle nie währmb der Mittage 
hige, wo bee Wanderer keicht durch dein erweichten Schnee bricht. Diefen Beifes 
regeln, weiche gumächft aus der Ortüchkelt hervorgehen, wird jeder an ergreifen 
heroßhnte Winsberer allgemeinere Vorſchriften leicht Hinzufligen Binnen. — Es 
vereinigen fich mehre Umiftänbe, das Hafen in der Schweiz theuzer als in andern 
benachbarten Andern zu machen. Nar in wenigen Eantonen bringe ber oben bit ° 
nothwendigſten Bedarfniſſe in hinreichender Menge hervor, ie vielen Gegendin 
muß man fich diefe von auswärts verfchaffen, und die Fracht erhoͤht den Preis. 
mus auf Berghoͤhen umd in abgelegenen Thaͤlern ſind befondere In dem Sale, 
fich diefer Preiserhöhung unterwerfen zu muͤſſen, und baber auch genöchigt, mehr 
zu fobern als die Gaſtwirthe in Städten und an befuchten Straßen. Die Wirth 
- bäufer in Städten und großen Dörfern find meiſt vorzüglich), ja oft ſelbſt ik ben 
wildeſten Aipenchäteen, 5. B. in Lduterbrunnen und im Chanounythal, wertreff: 
lich. In der ital. Schweiz und überhaupt jenfelts ber fübtichen Mipewtette iſt 26 ge> 
woͤhnlich, Über den Preis mit Gaſtwirthen, Führen, Bohnbebienten I. dgl. vorhrt 
zu unterhandeln, weil man ſonſt ſchlecht bedlent wird. Wei einem kurzen mil 
ee Aufenthafte ſind bie Reiſckoſten größer als bei einem kaͤngern. bes fü 
6 Monate aufhäte amd im dieſer Bett die game Schweig zu Wagen ober zu 
Pferde bereift, braucht täglich fuͤr alte nöchtgen Ausgaben 12 — 7 (dein: Era 
Een; befchränkt man aber die Reife auf 6, 4 oder 2 Wochen, fo kann man bie tägs 
lichen Ausgaben auf wenigfteng 18 Be. rechnen. Wer zu Fuße reiſt und einen Fich⸗ 
ver bei ſich hat, ber zugleich das — trägt, bann alle Ausgabru taͤglich mit 
12 Fr. beſtreiten. — Die in den ſchweizer Tantonen herrſchrude Verſchiedenhelt 
des Muͤnzfußos iſt für den Reiſenden um fo unbequemer, da im den neurſton Zeiten 
fogar Muͤmzſperren zwiſchen einzelnen Cautenen angeorbnet worden ind. Das am; 
gefuͤhrte Handbuch von Glutz ⸗ Blotzheim gibt aim braucare UÜberſicht des MBit 
verſchiedener ten Die alten Betiehbe (BE. Rivred Teurnoit), He Tınkl. 
Oo Frantenfiüde, brabanter, bairiſche tb. wirrterabecg. Nienenchatet und ferne: 
5 Scantemftche gelten am aflgemeinfien, Dudakın aber füohım miedifs. Wientiikh mit 


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Schweiger. Reifen 55 


gemein herrſcht bie Rechnuug nad) ſchweizer Franken (beren 16 auf eisten altem 
Loniäber gehn) unde in den Gaſthoͤſen auch nach franz. Franken. In der ganzen 
— Schwei; gilt der Art nr im Ganton Teffin bie — 


Wer —— Cantone beſuchen will, kann nachſtehender Reiſelinie folgen. 
Man kommt entweder über Konſtanz, Schaffhauſen, Egliſau und 
ever über Lindau, den Bedenſee, Roſchach und St.Gallen nad) Zürich. (©. 
„Veyage de Zuerib & Zurie”, 1818.) Won hier über ben Albis nad Bug, 
iber ben Zugerſet nach Arth, am Fuße des Rigpi (f. ge wovon Hr. Fueßly und 
Hr. Keller treffiiche; mit einer Befchreibung von 3. H. Meyer begleitete Abbildun⸗ 
gen (bez Migiberg, in Oeichnungen mad) ber Natur, Zürich 1809) gegeben haben. 
Die Unsficht vom higfel wird in don beiden Panoramen von Keller (Zürich 1815) 
und Weit (Euracb 1846) geunn angegeben. Liber ben See nach Luzern (f.d.), 
dad Bufinget in ſcinun Wegwelſer („Luzern und feine Umgebungen, mit einer 
guten Eharte bes Wiermatbflätterfeng”, Luzern A811) befchreibt. Don bier tritt 
Een Der geht über Stanzſtadt, Stang, bie Abtei 
en. und die Surenenalpen, oder von Stanz über Buochs, ben Vierwalbſtaͤt⸗ 
texfee, t, Tell's Capelle, nach Altorf. Bon hier kommt man auf ber gewoͤhn⸗ 
Uchen Straße aus ber deutſchen Schweiz nach Stalien in 3 Tagen nad) Bellinzona. 
Üser Ueſern Heht der Weg von Altorf nach Diffentis und zu dan nahen Quellen des 
Nheins, und :tweiter ber Trons noch Chur, wo Derjemige, welcher Grau⸗ 
bänbdten(f. b.) bereifen will, verweilt. Unter die vorzüglichfien Merkwuͤrdig⸗ 
Beten Gesubindtend gehoͤren: das domleſchger Thal, die Bruͤcke von Solls, bie 
hoͤchſte in Curepa, dir Bin Malin, ber Rheingletſcher, das Thal Miſocco, der 
ſcher. Von Chur reiſt man entweder über Seunwald nach Appenzell 
and dem Molkenturort Gais, und weiter uͤber Utznach, Einſiedeln, ober aber, 
wenn man nicht erſt das Bad zu Pfeffers (ſ. d.) beſuchen wi, uͤber Panyr, 
Elim ud Mitt, nach Glarus, und non hier nach Einſiedeln, von wo man uͤber 
Schoyz und die Truͤmmer von Goldaun nach Luzern zuruͤckkehrt. Won bier durch 
das veizendo Gutlibuch, ader Aher das Schlachtfeld von Sempach, Zofingen, Mor 
geuthal, Hindelbank, Hofwpi (ſ. d.) nach Bern (f. d. und „Description de 
la vitte da Berne”, 4810, und Bollin's von Scheuermann geſtochener Plan ber 
Stadt md Umgenehd). Zwei Tagereiſen bon bier liegt das vielbeſuchte leuker 
Bad. Von Bern macht man über Thut nach der angeführten trefflichen Anleitung. 
von Wyß in 4 — 6 Zagen, deu Rackweg über Interlaken und Brientz mitgerech⸗ 
net, bie Meife ind bereliche Oberland, nach Lauterbrunnen, zum Staubbach, Aber 
die kleine Scheideck nach Brindelwald, am Fuße der zuerſt von den beiden Diener 
in Aarau 1814 und 1842 erſtiegenen Jungfrau (ſ. „Reiſe auf die Eisberge von 
Bern“, Aarau 4813) und bes Schreckhorns, ſowie uͤber Die große Scheideck ins 
Bon Merzgringen, dem Hauptorte diefes Thales, koͤnnen Diejenigen, 
die wicht von Alterf die Reiſe zum Hoßpiz auf dem Gotthard gemacht haben, auf 
ber neuen Strafe durch das Suſtenthal dahin gehen. Vor allen aber befucht man 
das 5887" Huß hohe Hospiz auf.der Grimſel. Bon _hier zum Rhonegletſcher. 
Ben Bert uber Murten und Auenched, ober Freiburg, Murten, Avenches, Payerne, 
Saufanme, Anberme nach Senf. Von bier reift man zu ben Eisbergen und Glet⸗ 
‚rag de — über Thonon, Evian, Samoens und Sirte, 
ader Benneeiliesmh nach Servoz, und dann weiter nach Chamouny am 
Suße des Montblanc (f. — mo 8 Tage nöthig find. Das Eismeer des 
Üiemtawent ad La Flechlere, jenemn gegeniiber, ſiub die gewöhnlichen Zielpunfte 
ber Dichfe. De beſten Führer find Samfme's und Vourrit's Werke, Pictet's 
„Iimkrtkrot.täad Gotaſchalls Weicheeitung („Das Chamonnpthal”, Halle 1811), 
map de Miete sie. Lori lieferte 1817 * Anſichten aus dem Cha⸗ 





56 Schweizer Bellen 
momythal. Wer nicht von Chamouny nach Benf zuruͤckkehrt, gebt eutweder auf 
einem befchwerlichen Wege durch das That Baloefine und über das Dorf Auient 
ober Über den Col de Balme nad) Martigny, am Fuße des großen Bernhard. ne 
bier kann man auf der Simplonſtraße zu den borromäifchen Infeln, wozu, den 
Ruͤckweg mitgerechnet, 6 — 7 Tage erfobert werden, ober Uber SteBranchier 
ins Val de Bagnes, wo 1818 durdy den Einſturz bes Gletſchers Getroz der See 
Mauvolfin durchbrach und furchtbare Verheerungen anzichtete. ff. Efcher's Erzaͤh⸗ 
lung in Bridel's „Etrennes helvetiques“, 1819), dann von hier bdis zum Dose; 
auf dem Bernhard und zuriid nat Martigny reifen, wozu man 3 Tage braucht. 
Eine gute Charte von dem Berge lieferte der Ingenieur Lapie (Paris 1803), Ba⸗ 
von Menu in feinen Briefen (Berlin 1805) eine umſtaͤndliche Beſchreibung deſſel⸗ 
ben, und Wibel in Bern in feiner „Voyage pittoresque depuis Lausanne jus- 
qu’au mont Bernard’ eine mit 14 coloristen Blaͤttern gezierte Schilderung. Won 
Martigny reift man über St. Maurice, bei der Piffevache vorbei, ober auf einem 
belohnenden Umwege über Sitten und auf bem fogenannten neuen Wege über bau 
Berg Azeindaz nad) Ber (to man die merkwürdigen Salyberge beſucht) und ven 
bier über Aigle und Clarens nad) Vevay, wo man fi nadı Genf einfchifft, werk 
man nicht über Laufanne reifen will. Am andern Ufer bes Ger& führt bee Weg über 
Meillerie und Evian nach Genf. Von hier über Orbe (mo man dem ſchoͤnen Thale 
des Lac du Joux und dem Thale von Romainmotier nahe ift) nach Yverbuin 
(f. d.) und längs dem Ser nach Neufchatel (f. d.), von wo aus man die gewerb- 
fleißigen Gebirgseboͤrfer Chaur de Fonds (f. d.) und Locke beſucht. In der 
Mähe des legten Dorfes ift der Saut de Doubs (f. „Helvetiſcher Almanach“, 
1818) merkwürdig. Von Neufchatel über Biel ober Aarberg nach Solothurn 
f.d.), in beffen Nähe der Weißenſtein fich erhebt, auf deflen Gipfel man. bas 
weite Thal, das dem Jura (f. d.) von den Alpen trennt, Äberfisht, eine der bes 
lichſten Ausfichten in ber Schweiz, die Keller's Panorama treu darſteilt. Wer 
durch das Muͤnſterthal nah Bafel (ſ. d, und „Baſel und feine Umgebungen“, 
von Lutz, Baſel 1814) reifen will, muß nach Biel zuruͤckkehren und, dem Weg⸗ 
weiſer folgend, den Bridel's Text zu Birrmann's,Voyege —— de Bäte 
& Bienne’’ liefert, braucht man auf diefem, ‚durch Pierre Pertuis, ein altroͤmi⸗ 
ſches 40 Zuß hohes Felfenthor, führenden Wege 2 Tagereiſen. Will man in 
6— 8 Wochen die vorzüglichftn Sehenswuͤrdigkeiten det Schweiz befuschen, fo 
wähle man folgenden Meifeweg: Schaffhaufen, Zürich, Zug, Rigi, Luzern, 
Schwyz, Altorf (vielleicht auch bie zum Dospig auf ben Gotthard), Bern, Oben 
kand bis Meiringen,, von Bern nach Lauſanne, Genf, von bier ins Chamonny⸗ 
thal bi8 Chamouny oder Martigny (vielleicht auf der Simplonftraße bis Doms 
v’Offola, oder doch bis zum Hospiz auf den Bernhard) und auf beim oben ange 
gebenen Wege. über Ber, Vevay, Yrerdun u. ſ. w. nah Bafel. — In 2 — 8 
Wochen könnte man nachſtehender Reifelinie folgen: Baſel, Muͤnſterthal, Biel, 
Solothurn, Bern, Oberland, Hofwyl, Luzern, Rigi, Schwyr, Zug, Albis, 
Zuͤrich, Schaffhauſen, Fenſtan Mer vorzuͤglich die franz. Schweiz und bie 
favoyifchen Alpen befuchen will, kann in ungefähr 25 Tagen folgenden Weg zuruͤck⸗ 
legen: Schaffhaufen, Baden, Aarau, Bern, Freiburg, Vevay, Ber, St.⸗ 
Maurice, Martigny, Val de Bagnes, Col de Balme, Chamouny, Geuf, Lau⸗ 
fonne, Biel, Münfterthal, Bafel. — Seit Aberiy haben ſich folgende Kuͤnſtler 
in der Darſtellung fchweizerifcher Landfchaften ausgezeichnet: Rieter, König, Hegi, 
Fueßly, Keller, Biermann, Wocher und beide Lori. Schweizer Trachten lieferten 
König, Lori der Vater und Volmar in einer zu Bern erfchienenen Sammlung von 
22 Blättern. Eine Sammlung von Kubreigenmelsbien unb 50 Bolkeliedern meit 
Pianofortebegleitung warb ebenbafelbft (1818) herausgegeben. - Won Meichasd’s 
(Verf, des „Guide des ver. ) „Maleriſcher Reife durch einen großen Theil der 








Schwenlfeldianer Schwere 87 


Schweiy (mit 56 Kpfen, 1. A. 1807, erſchien zu Berka 1827 eine nee A. in 
2 Be). Auch vgl. m. Beyais „Vey. pitioreagte aux laos suisses” (Zuͤrich 
1824, 85 SL). 

Schwenffeldianer beißt eine aus der proteftontifchen Kleche hervorge⸗ 
gangene Secte, nach ihrem Stiſter, Katpar Schwenkfeld, von Oſſig. Dieſer 
fhlsfifche: Evelnann, geb. 1400, ein Lehhafter ſcharffirniger Kopf, ergeiff.in ber 
Zeit der Neſer mation die erangel. Lehre mit großem Eifer, ſonderte fich aber durch 
ſeine myßiſche Auſicht vom Abendmahle, worin Effen und Trinken ihum Sinubllder 
bee Zueignung des Seiſtes Chriſti waren, von der Neuſchheit Chriſti, die er ˖micht 
als Greatur, ſondern als einen Deſt andtheil dei Dreiciugkeit betrachtete, uud von 
ber Kirchenlehre und Verfaſſung Überhaupt, worin ex Leiste poſitive Satzuugen sand 
willtitziäche Übeingen dulden/ eine vollrkommnere Reinigung des Wandebs herſtellen 
md nur ein Ehriftenihum das imern Sumes und der goͤttlichen 


ſeiner ſelten geroordenen Schrift: Bekandtnus und Mechenfchaft von den Haupt⸗ 
punkten des chriſti Glacbent (1647) auegeſprochen⸗ Dieſe Schrift HE wieder 
abgedruckt in dem Buche: „Dankbare Erirmerung an die Gemeinde der Schwenk⸗ 
felder zu — in ———* Goͤrlih 1846), worin andy eine kleine 

Secte enthalten. tft. Nach feinem In’ ber Verbannung zu Ulm 
1564. erfolgten Tode bildeten ſich zuerſt in Schleſien befonbere Gemeinden; die 
ererisiinap urn folgt, und eine ſtreugers Kirchenzucht unter füch einflhrsen, 
nach harten Werfelgumgen im 18. Jahrh. (1733) aber eine Zuflucht in Norbamae⸗ 
rita fanden, wo fie in Maryland, Berks und in Phlladelphia ſelbſt noch Jegt ger 
ſchloſſene Gemeinden, eigne Geiſtliche und Wethäufer haben, und wegen — 
Arbeitſamteit, und ÜMechtlichkeit geruͤhmt werden. Geheime Ans 
bager- Swrntfid's,-bie.feine Cxhriften iefen, gibt #6 auch noch in Sciefm, 
doch Halten fie ſich Außestich zu ben Lutheranern. 

Sichwere. In der Angiehumg jedes * als Maſſe zum — 
der Erde it feine Schwere bedingt. Vermoͤge derſelben druͤckt er auf jede Unterlage, 
eg ſtoͤrt oder aufgeben will, und. das um fo ſtaͤrker, je größer feine 
Dönffe ſelbſt ift. Haͤlt man einen Rörper durch elften Haben ab, feiner Schwere 
nad) der irbe hie zu felgen ; fo ſpaunt ſich Diefer Kaden fenfreche umd zeigt die 
Hichtung der Schwere in einer Linie an. Mehre folcher Linien nebeneinander, 
wenn fie alle nach ber Mitte bar Erbe, ald Kugel genommen, hier und dort zuſam⸗ 
menlaufen, Bönnen alfe eigentlich nicht parallel gehen, obgleich fie es bei einer ge⸗ 

gegenfeitigen Entfernung zu fein fcheinen. Von der Schwere, ala wirken: 
der Urſache, nel das — oder die abfolute Schwere wohl gu = 
tesfcheides, wodurch der Druck bezelchnet wird, den jeder beftimmte Körper auf 
feine Unterlage ausuͤbt, der mit ‚ben Maſſen ab und zunimmt, und durch Ber 
gleich mit Sewidhten (f. Mas) gefunden wird. Specififche Schwere ober 
Gewicht dagegen druͤckt daB Verhaͤltniß des abfoluten Gewichts zum Umfange der 
Maſſe aus, ober, was Daſſelbe iſt, die Dichtigkeit. Denn dieſe waͤchſt mit der 
Abnahene der Poroſitaͤt; es has demmach jeder weniger poroͤſe Körper eine geöfere 
Merige wickticher Maſſe in einem kleinern Umfange vereinigt, und da mit dieſen 
Mafientheiten das abfolute Getoicht waͤchſt, fo waͤchſt aud) das Verhaͤltniß deſſel⸗ 
ben gegen den Umfang. Es verhaͤlt ſich uͤberhaupt dies ſpecifiſche Gewicht bei 
gleichen Maſſen umgekehrt wie der Umfang; bei ungleichen Maſſen aber iſt das 
Berhatniß dec ſpeciſiſchen Schwere zuſammengeſetzt aus dem geraden ber Gewichte 
(Maffen) ud dem verkehrten ber Raͤume. Das fpecififche Gericht bee fluͤſſigen 
‚Rigyer finden, dient das Aräomieter (f. d. und vol. auch den Aut. Speci⸗ 
fiſch). — Min eignes Werk Aber die Schwere iſt des Barnabiten Paul Friſe's 
„Da gravitate univetsali 'uerparum Mhri tres”' (Mailand 1763, 4.). Meta 


ss Schwere(aiigemeine) Schwera (Lortheiſtoph, Graf von) 


vh Unterſuchungen dher die Ratur dieſet Kraft nthaͤft Cokven's inärung 
Use Urſache der Schwerr (ab. Engl. durch Kaͤſtnor Bamıb. 1748) Eine nor: 
—— der ganzen Lehre endlich mr fi in —n ade 


Schwere (allgemeine), f. Gravitation. 

Schwerin (Kurt Ehiikoph, Geaf v.) koͤnigl preich. Berunckfi free [ihahR 
Diefer in der Kolegogeſchichte Preußens — gewordene Heib war 168% in 
Sechwediſch⸗ Pommern geb., empfing eine fergfättige wiffenfcheftlihe Erziehung 
und: frıbiete. zu enden, — —* Er rat 1700 als Faͤhndeich in 
hollaͤad Kriesöbienfte. Ya dem Regimente, beffen Ehef fein Oben war, ſtand 
fein Atem Bruder als Obriſttientenant. Dieſer der Schwerino Woahl wurHhlliig« 


erſchutierte ſcinen Entſchluß nicht, ſondern diente nm dagu, feine Kraͤfes noch tabs 
tiger und volllommmmer zu entwickela. Bet damalige Krieg, in suuldeen unter 
Eugen nd Marlbserough auch bie hotlaͤnd. Kriegbevoͤtker gegen bie franz, Macht 
kaͤmpften, warb für Schw. eine ermlergchte Schule der militalriſchen Wiltumg. 
Er wohnte von Schladyten von Namillies und Malplaquet, forsie dem Augriff bes 
Schellenbergs wo fein Brubet fiel, bei, und warde 1 ge Dome 
trat & 1706 aus bin hollaͤnd. in mecklenburg Dienfie, wurde Obseftee uud 
1711 wit geheimen Auftwägen an Karl XII. nach Bender geſchickt, wo er fich ein 
vorröYahr aufhielt. Nach feiner Ruͤckkeht erwarte ihn der Herzog num Wilgebier; 
1718 ward er Generalmajor. Als foldher ſchlug er, indem er alte 
— kage und feiner Verhaͤltuiſfe gu Aberwinden wußte, 1719 bei Watemolen 
mit 12,000 M. das Eaif. Commiſſtontheer von 13,000. handv. Truppen, wei⸗ 
ches die Streitigkeiten zwiſchen dem Herzog und ſeinen Landſtaͤnden beilegen folite 
Als aber der Herzog fein Heer bedrutend verringerte mb mr. gleicher Det — 
mern an Preußen fiel, trat Schw., deſſen Guͤtet in bieſer kanbfſchaft Lagen; fr prouß 
Dienfte. Friedrich Wilhelm I. ffdte Ihn als Befanbten nad Warſchau, im bort 
die thorniſchen Uweuhen zum Welten ber Evangelifchen beizulegen. Schw. vollzo 
diefen Auftrag gluͤcklich, ward 1720 Generalmajor u. erhielt 173R2 ein Regimmnt. 
1730 ward er Gouderneur von Pal, und 1731 Generallicut und Ritter bes ſchar⸗ 
gen Adlerordens. In biefer Eigenfihdft ruͤckte er 1733 Ind Mecklenburgiſche, ınıb 
vertrieb daraus bie hando. Truppen, die ber oben erwähnten Urſache wegen wach 
immer im Lande waren. Auch bei Diefer Unternehmung zeigte er eben fo viel Mor⸗ 
fiht ald Scharfblick und Felbherrntalent, und befefitgte ſich dadurch noch wehr in 
der Gunſt und dem Vertrauen ſeines Koͤnigs. Dirſer zog Hr nicht nee in den yes 
heimen Rath, wenn militairiſchr Angelegenheiten verhandelt warden, ſondern 
machte ihn auch zum Thellnehmer feiner Reiſen und Bergnägungm. 1789 warb 
Schw. zum &meral en Chef ber preuß. Infanterie ent, Die egte Eier, wemit 
Ftiedrich Wihrlens Erkenntlichkelt ihn zu belohnen achte. — Friedrich 18. ſchaͤtzte 





Am als ein Feldherrn vall Erfahtungen, die ihen felbſt ned abgingen, und noch 


im Sul. 1740 erhob er Ihn zum Generalfeldmarſchall, nachdem er Ihm umb feinem 
Bruder die Grafenwuͤrde ertheilt hatte. In demſ. J. führte bes erſte ſchiefiſche 
Krieg das preuß. Heer ins Geld. Vor der Exöffmmg deſſelben berief der König Fels 
nen Feldmarſchall nach Rheinsberg, um mit ihen bes Feidzug zu verabreben. Dive 

hatte Schw ein wircbiges Zetd für fein Genie gefunden. Inter ſeinera Obecbeſehl 
fanımelte fich ein Heer bei Krofſſen, und brach, ee ee 
geReht hatte, top der imgänfigen Sahrebgeit im Cihteffen ein. Dan Uufanze 
Son. 1741 war ganz Nordſchleſſen, mit Ausnahme von Bogen, seabert, und 
Friedrich zog matt Schw. in Breslau in. Letzterer führte barauf den rechten Bih- 
gel bes Heeres bis mac) Neiße, druͤngte dem feindlichen Benerci Brown bis nach 
Deippau und Gräg, und zwang cecher bald zume gͤnzlichen Nickgerge zunch Maͤhren. 








Schwerin (Kurt Chriſtoph, Graf von) 59 


Er nähen ferner Bes von dem gruͤßten Theile von Oberfchlefien und dehnte fein 
—— — dis tief nach Mähren aus; ganz Schleften, bis 
auf Neiße unb Brieg, war in preuß. Händen. Inzwiſchen hatte fich.unter Mens 
perg ein Mahren gefammelt und war bit Molwitz vorgeruͤckt. Am 
w. 41 kam es zur Schlacht. Roch war die Schlachtordnung wicht voll⸗ 
us auf Senonenfchußwelte gegen den linken Flügel anroͤckte. Kin 
Uhher Angriff ber ſtreichet brachte des Koͤnigs Meiterei in Unerdnung, mie: bie 
Ansbauer der Grenadiere konnte retten. Schto. focht im Mittelpunkt, au ber 
GSpltze des Fußvolks init nuerfchuͤtterlichen Muth und dem feſten Vorſatz, Alleo zu 
— — Waffen und ihnen fuͤr Immer ben Sieg zumwenden. 
Ein 3 Mal verwundet, fährte ex feine Batatlione in geradem Aumatſch, trotz 
ber gegentiberfichenden Batterien und bes Kleingewehrſenerd, gegen ben Feind an. 
Stunden währte der Kampf umb [om hatte Friedtich, an dem Siege vers 
zweifelnd, DE a Er ae als um 7 Uhr Abends das 
öfe. Heer im gen el buch Molwitz floh. Die Schlacht war entſchieden. 
Schw. verfasste mit der Meiterei den Frind, ber erſt tief in Maͤhren Ruhe fand. 

Dee Fall som Brieg, fowie die Befequng von Breslau durch Schw., folgten 
wer Dielen Sieg. Gele Geſundheit wieberberzuftellen, begab ch Schw. - 
das Dad zu Aachen. Im Det. deff. J. truannte ihn der König zum Goaverneur 
ver Feſtungen Brieg und Reife. — Der Friebe, der dem naͤchſten Feldguge ſchon 
im Yun. eis Ende gemacht hatte, war mr vom Burger Dauer. 1744 begaum 
ben zweiten fahlefilchen Krieg. Waͤhrend er felbft einen Theil feines Hee⸗ 
 Sochfen und die Buchfip nach Möhenen führte, ruͤckte Schre. and Schiefien 
— ———— eberfalls In Böhmen ein. Mor Prag trafen beide zu⸗ 
und unternahmen ſogleich deſſen Belagerung. Auf Schw's Angabe 
wide ber Ziokaberg mit Sturm genommen; am 16. Sept. unterzeichnete er bie 
Gapitulation wegen Übergabe der Stadt, und zog in Prag ein. Faſt ganz Boͤh⸗ 
wen ward uaderworſen. Uber Frankteichs Elferſucht zwang bie Preußen, 2 

re ee zuruͤckzuziehen. Van einem uͤberlegenen 

der kruͤglbch jcder ——— verfoßgt und umabiäffig beunruhigt, ger 
ſhah Liefer Ruͤckzug nicht ohne groſſen Verluſt, doch auch nicht ohne großen Rahm 
— die Me denmoch bewerdſte nigten Schto.’6 Unerfchrockenheit und 
an dem gluͤcklichen Gelingen. Die Beſchwer⸗ 
bon dieſes —— f. Sefambbeit‘fo erſchuͤttert, daß ee im Dec. daB Heer 
vetieg umd an den folgenden Eretaniffen feinen Theil nehmen konnte — Aber shflig 
umb neu geſtaͤrkt ſtand brim Ausbruch bes fiebenjähr. Arleges Schw. an ber Spitze 
des dritten preuß Heeres, das von Schleſien ans die Oſtreichet beobachten follte. 
Nach ber towoſitzer Schicht drang ee in Böhmen ein, um bie Vereinigung Piccos 
Iomini’5 ud Mrorm’& zu verhindern. Er erreichte diefen Zweck vollkommien, ges 
wann ben Öfkreichern mehre Bortheile ab, und zog ſich ohne Verluſt in die Wins 
tergutariere nach Schleſten zuruͤck, ba Friebrich erſt im nächften Jahre etwas Ent⸗ 
ſchedeudes in Baͤhmen ausführen wollte. Fruͤhzeitig ward ber folgende Feldzug 
— * Sam. es ein zahlreiches Heer, mit bem er [chen d. 18. April in 
m Böhmer einruͤckte. Dee feurige Dutch des ungeſchwaͤchten 
* — befeeite Abe. An alten Orten, beſondersd bei Trautenau, Reichenberg 
un) Yumybüktglau, wutben bis Öftreicher zuruͤckgedraͤngt und ihre reichen Maga⸗ 
Va krobert. Die wichtigen Poften Benatek, Althunzlau und Brandeis wurden 
Beton , mund bei letzterm Orte ber Übergang Über die Elbe bewerffleligt. Der 
Gr Morit . Anhalt waren inbeffen von Bacher and auf Prag ges 

vie, ech m mann wit dem Gchwerin’fchen Here. Die 
Öfiehee Paste auf den Wergen ſeneis der Stadt genommen. 
+ Du a. tar ——— Schwern und Win⸗ 





co Schwerin (Bürftenthum) © Schwerin (Stadt) 


terfeld die Stellung des Feindes und — den Angriff, der ur aufn 
feindlichen rechten Fluͤgel gefchehen konnte. Aber auch hier. mar er mit ben. änfier 
Se Gefahren und Beſchwerden vertuhpft. Der öfte. Beneral Breiten hatte feine 


Meiterei verſtaͤrkt, ſodaß fie die preußifche zu Aberfiligeln drohte, bie Infanterie 


‚aber mußte auf ſchmalen Fußwegen faſt Mans für Mann die Höhen hinauffteigen 
und wurde, wenn fie diefe Schwierigkeiten überwinden hatte und ſich aufftellen 
wollte, von einem mörberifchen Kastätfchenfeuer niedergeſchmettert. Dieſes au 

genfcheinlichen Gefahren nicht achtend, hielt Schw. vor den engen Wegen, fauerte 
die heranruͤckenden Soldaten an und flelite die Ordnung der Bataillone wieder her 
Aber auch das zweite Bataillon feines eignen Regiments fing an zu wanken, sub 
die Unordnung drohte allgemeiner zu werden. In dieſem entfcheibenben Augen 
blick ergriff’ der greife Krieger En bie Fahne. „Folgt mir, Kameraden”, rief er. 
Alle drangen ihrem Feldherrn mit feſtem Schritte nach. Aber kaum 12 Schritt 
vorgeruͤckt, warb der Helb von 4 Rartätfchenkugeln entfeelt niedergeſtrackt. Mit 
feinem Biute hatte ee den Sieg erkauft. — Wol kein andter preuß. He des 
fiebenjähr. Krieges iſt fo allgemein betrauert werben ald er. Volkogefaͤnge brachten ſ. 
Namen auf den Enkel, und mit dem Andenken an bie prager Schlacht wirt Schw.ð 
ame ſtets fortleben. Friedrichs Thraͤnen ehrten den gefallenen Hefden; ſpaͤter 
* ber dankbare Monarch fein Bild aus Marmor auf dem Wilhelmoplatz in Ber⸗ 

lin aufrichten. — Schw. verband mit unerſchuͤtterllchem Muth und fcharfem rich⸗ 
tigen Blick eine Milde und Freundlichkeit, die ihm nicht nur die Hochachtung, 
ſondern auch die Liebe feiner Untergebenen erwarb, und einen echt religioſen Sinn, 
der ihn zum Vorbilde und Water feiner Soldaten machte; dabei befaß ex umfaffende 
mb grimbliche Kenntniffe. Er war ber lat., franz. und ital. Sprache machtig 
ſchrieb felbft eine Kriegskunſt und verfaßte mebre teligiöfe Lieder. Don f. Talenten 
als Staatsmann zeugen f. oͤftern Geſandtſchaften, von f. Talenten ale Belahere 
— ganze kriegeriſche Laufbahn. 

Schwerin (das Fuͤrſtenthum, 10 IAM. 19,100 &), ein 

bes Großherzogthums Medienburg Schwerin (vgl. Mecklenburg), mit wel 
chem es fo wenig, al& mit ber, ebenfalls zu letzterm gehoͤrigen, ehemaligen Graf⸗ 
{haft Schwerin zu verwechfein ift, war früher eins der 3, von Heiurich dem 
Löwen geflifteten Bisthuͤmer, welches 1648 im weftfälifchen Frieden aufgehoben 
und als weitliches Reichefürktenthum dem Herzoge von a ee Entfhädt 
‚gung für die damals an Schweden abgetretene Herefchaft Wismar Äbergeben warb. 
Haupt⸗ und Reſidenzſt. des Bisthums war Birgom an ber Warnow, ein unbe⸗ 
deutender Ort mit 4600 Einw. Die fruͤher bafelbft befindliche Untverfität ıuarb 
1788 mit der zu Roſtock vereinigt. 

Schwerin, die Haupt: und Reſidenzſt. bes Großherzogthuuus Mecklen⸗ 
Burg» Schwerin, legt in einer fehr angenehmen Gegend, an einen großen mb 
fifgreihen Ser gl. N. Das Reſidenzſchloß, von gothifcher — liegt auf 
einer Inſel dieſes Sees, und hängt mit der Stadt durch eine Zugbruͤcke zuſammen. 
Die vortrefflihe Gemälbegalerie, das Muͤnz⸗ und Alterthuͤmercabinet und ber 
ſchoͤne Luſtgarten, welcher aber während des Krieges von 1313 gelitten has, ſind 
ſehenswerth. Die Stadt ſelbſt iſt ſehr gu gebaut, hat —— Hanbel uub 
mit der Neuſtadt 1100 H. und 10,200 €. Sie iſt der Sig ſaͤmmtlicher obern 
Landesbehörden. Die Neuftadt, auch Schelf⸗ genannt, mit 3000 Enw., if 
eigentlich eine Stadt für fi, gehört zum Fuͤrſtenthum Schwerin (f. Juni 
hat ihren befondern Magiſtrat, hängt aber mit Schwerin ſo genau mefanensen, daß 
fie beibe gemeiniglich als Eine Stadt betrachtet werden. Die Domkirche und Dem- 
ſchule auf ber Scheife, die neuftädter und die Schloßkieche gehözen Fänmmstlick bien 
Lutheranern. Auch die Katholiken haben in Schw. eine ſehr ſchoͤne Kicche und 2 
Prediger. ‚Die Reſormirten felern ihren Gotteshienfk ia Preinathänfern, woru ein 








Schwerpunkt Schwimmen 61 


Prediger aus Buͤtzow alte Bierteljahr hinkommen muß. Die Juden haben eine 
Dbeutende Synagoge. Das Karolinenflift bildet weibliche Dienſtboten. Auch 
bat Schw. einige Fabriken und eine Thierarzneiſchule. 

Shwerpunft, derjenige Punkt in jedem ſchweren feften Körper, wels 
der unterfühut ſein muß, wenn der Körper nicht fallen fol, und in welchem alfo die 
ganze Schwere des Koͤrpers vereinigt gedacht werden Tann. Die Unterlage oder 
—* welche dieſen einzigen Punkt zu falten hindert, trägt mithin das Gewicht 

des ganzen Koͤrpers, deſſen übrige Theile ſich das Gieichgewicht halten und nur 
Drud auf jene Unterlage ausüben. 8 Belfpiet.diene bee Hebel (f.d.), beffen 
Rube> oder Unterſtuͤtzungspunkt den gemeinfchaftlichen Schwerpunkt der, auf bei⸗ 
den Selten angebrachten Gewichte abgibt, weiche man ſich hier al zu einem einyie 
gen Körper —_. denken muß. Iſt die Dichtigkeit eines Körpers A ‚fo 
fallen und Mittelpunkt ſeiner Geſtalt zuſammen, wie z. B. bei Ku⸗ 
gein dom gleicher Dichtigkeit. Die Lehre vom Schwerpunkte iſt eine bee wichtig⸗ 
Ben in der Mechanik, und. findet Im gemeinen Beben beim Laſttragen, Balanciren, 
Sch ıc. allaugenblickliche, wenngleich unbewußte, An⸗ 
wendung. Eine Anweiſung, den Schwerpunkt der Koͤrper nach 
Bafgabe ihrer verſchiedenen Gehalt. 3. B. eines Dreiecks oder breifeltigen Pris⸗ 
ma, Kegols ac. zu finden, und daraus für die Bewegung und Fortſchaffung ſolcher 
— zu ziehen, gewaͤhren die Lehrb. der mechaniſchen Wiſſenſch. u. a. 
In lobensweerdiger Gedrungenheit das von Lorenz, 2. Aufl., Helmſt. 1799. 

Schwertmage oder Schwertmagen (altdeutfh), f. Agnate. 

Schwimmen. Ein Körper, der eigenthuͤmlich leichter als das Waſſer 
iR, wi, wern man ihn mit Gewalt unter das Waffer taucht, in die Höhe gehoben 
und genöthigt,, auf dem Waſſer zu ſchwinnnen; aber dennoch bleibt er, wenn ex 
ch ſchwimmt, mit einem Theile unter dem Waſſer, das fein unterer Theil aus 
dan Orte vertreibt, und das fo viel wiegt, als er ſelbſt. Auch eigenthämlich ſchwere 
KWieper —— * im MWaſſer, wenn fie entweder ausgehoͤhlt oder mit andern 
lichten Körpern verbunden find. So ſchwimmen Kaͤhne von Blech, wenn fie nur 
fe gemacht find, daß fie, — etaucht, eine Menge Waſſer aus ihrem Orte 
vertreiben, die ſchwerer iſt als fie. mfchen und Thiere find. nur fehr wenig 
ſchwerer als Waſſer, öfter etwas leichter, daher kommt es, daß: Menfchen 
won fie ertrinken, meiſtentheils zu Grunde gehen," nad, einiger Belt aber, wenn 
ihre Theke durch die Faͤutuiß fahr —* und geſpannt ſind, oben wieder zum 
Voeſchein kommen und ſchwinnnen. Menſchen und Thiere, wenn fie ſich lebend auf 
van offer erhalten wolien, beiden durch Schlagen und Stoßen das un. 
tee ſich kaͤrker zuſammen, damit es fie-flärker hebe als ruhiges Waffer. enis 
gen Menfchen, welche niit ſchwimmen koͤnnen, binden fich einige mit Saft anges 
Fine Blaſen um ben Leib, ober ziehen Schwinmkleider an, bie mit Kork gefüttert 
find, ehe fie fich bey Waſſer anvertrauen. Hierhin gehört auch de Sch wimm⸗ 
ne —— ein lederner, mit Luft angefuͤllter Guͤrtel, der um: ben Leib 
„gt wird leichen Huͤtfemittel find zwar zureichend, tamen wer dennoch, 
wenn man sicht mer ‚genug iſt, ſich ſelbſt zu helfen, nicht verhindern, daß man 
—— Waſſer umſchlage, mit dem Kopfe unter daſſelbe komme und er⸗ 

tskıle. Daher iß bie Kunft zu —_ gewiß eine bes nuͤtzlichſten, ‚bemm die 
weile Bhenfäyen verungiäden im Waſſer ans Mangel derfelben und aus Beſtuͤr⸗ 
mung. Indeſſen verdient noch astgermerkt zu werden, daß man Dienfäyen, bie im Bes 
m gu ertrinken, ern im Waſſer befinden, mit einer ſehe kleinen 
Seaſt im die Höhe zichen und wetten Bann. S. die „Anweiſung zum. Schwimmen‘! 
(Bert, — u — GS Heffes Anweiſung, ein guter Schwimmer — 

(Sale 1827). Die Fiſche haben von Natur, um fich Im Waſſer zur erheben, eine 
Doppelte mit Luft angefüite Vlaſe erhalten, dis fie ausbehnen und 


62 Schwimmſchule Sr 

Einen. Im erfien Kalle Be ve Umfang des Fiſches vermehrt swb er ſtagt in 
bie. Höhe, im zweiten Fall vermindert, wodurch er fich im Waſſer miebelaffen kaun; 
bloß denjenigen Fiſchen, bie ſtets auf dem Boden der Gewaͤſſer leben, wie 3. B. 
den Schollen, fehlt dieſe Blaſe. 

Schwimmſchule iſt eine Anſtalt, wo bes Menſch, der größtewcheild vom 
Natur zum Schwimmen nicht geſchickt ift, untertichtet wird, wie er feinen Koͤrper 
anf der Dirrfläcge des Waſſers srhalten, durch eine zweckmaͤßige Handhebung ber 
Hände und Fuͤße den Waſſerſpiegel durchſchneiden, und fich ſewol ſtromauf⸗ als 
ſtromabwaͤrts, nidyt weniger quer durch einen fogar reißenden Strom fortbewegen 
und felbft gegen bie Wellen, auch, wiewol nur unbedentende, fogen. Wirbel kaͤm⸗ 
pfen, endlich ohne Lebensgefahr ſich einige Zeit unter Beam Waſſer halten und fi 
- wieder af die Oberfläche heraufheifen, dadurch aber füch vor dem Ertrinken fihligen 
ober Verungluͤckten zum Retter dienen kaun. Daß die Lehrer an Scwimntifchuden 
verfchiedene Infichten haben, indem mandje den Anfänger zuerſt in das tieffle 
Waſſer gehen lafien, mande hingegen für den neuan Scholaren Be feichtefken 
Stellen wählen, eis Thell derſelhen dem Lehrling Im Anfang Erleichterungomuttel, 

als Thierblaſen, Korkholz a. dgl. geſtattet, amd Die Lernenden in der erfien Zeit am 
Selten feftpätt, ein andwer Theil aber ſolche Drittel nicht geſtattet, hebauf, ba es 
bekasntlic, kn jeder Lehranſtalt uerfchlebene Unterrichtsarten gibt, laum der Er⸗ 
wähnung. mimmfehnien füsbet man jeht zu Mien, Koͤnigsberg, Berlin, 
Paris, Lyon u. a. O. Die zu Münden liftete im 3. 1827 Außerorbeistliches. 

Schwindel, ein frankhafter Zufall des Monſchen, bei welchem Ei Ger 
genftände um ihn ber in ſchwankende ober drehende Bewegung 4 gerathen ſchei⸗ 
nen, wobei ihm verſchiedene Faeben vos ben Augen flimmern, ober Alles dauckel uund 
ſchwarz vor denſelben wird, das Gleichgewicht und die Kraft, dan Koͤrper auftocha 
zu halten, abnimmt, daher bie Furcht zu fallen, ein Schm anken, oft ain witkliches 
Drehen des Körpers im Kreiſe und endlich ein Wiederfifirgen des Kranken ſiatt⸗ 
findet. Meiſtens ſcheinen bern fchwinbeluben Menſchen Dabei. verfchichertt eiugehte 
Gegenſtaͤnde denpelt. In hoͤherm Grade der Kraukheit eutſteht Ekel und Erbre⸗ 
chen, Saufen, Ziſchen oder ſonſt unangenehme Seruſch in den Ohren, una Mans 
gel om Erkennung des Out, Mei dem wirklichen Fallen ſtellt ſich auch ein Ve⸗ 
gehen aller Sinne, Bewußtlaſigkeit mit ein. In dieſem Zuſſtande bringen die Kran⸗ 
Sen verſchiedene Zeit zu. Entweder ber Schwindel geht in Ohnmecht über, in mel> 
das der Buanke ohne Cupfindung, ohne Bewegung / ohne Herze und Palsſchlag 
tjegt, aber in den Zuſtand von Schlagfluß, in Cpileyße, ober er geht alimdkig wie 
bee gang vorüber, ‚der Kranke erhalt Ach, firht wieder auf und empfindet blu eime 
Schwaͤche. Die geweinſchaftliche und weſentliche Urſache dieſes Zufalls if in dem 
Gehirn, und worgliglich in dem Theile beffelben, von vorkkhem bie Teens hat (bes 
Fchts und aes Gahoͤrs ausgehen And in melden: das Organ des Bemußsfiir Al, 
alfo in dem Schelle, welcher das ſchaftliche rag (arnsorium 
coommune) geranat mich. — Nach —— den Schwin⸗ 
del”, Bert. 1791) IE der Schwindel ber Zuſtand vom Verwirrumg, in 


———— non Anſchanuugen aber won har Phantaſie zu voͤliger Klarheit 
Jommes, ‚fo muß bie Thaͤtigkeit dor Saele mehr ober weniger dei ihnen verwelien, 
aa He Paktadia (af um Mann, —— 

bie Seele kann fie aureihen mit andern Vorſtallungen ab mar folgenden kbftgcham, 
nee fi au ie EA u Seinen —— 






wen Saffungelsaft der Sorte andy verſabeden ift.. Geſchrete Me Inſcharung bie 
a a a en jeden gehoͤrig zu 











Echwindelrica 68 
faſſen, verringerte inepreremuig sagen 
(mumen. So entficht ein khefildeer Ecwinbe, wenn men fid) (nad in einem 


ſtaͤnde var Die Augen belenmmt, deren keiner mehr eim Aare Vorſtellung in der 
Seele zuthickllaſſen fan, ſodaß endlich Ales in ein undeniliches Gauzes zuſammen⸗ 
Da nım die hatigheit des Geiſtes an das Organ gebumben ift, fo 


mergt, daſß dieſe breheube Sewmeguag in ber Madyempfintung neck einige Zeit an 
hält, auch wol die — ——— anf Newen, wit denen das Hirnorgan in 
Verbadoig Baht, nameuntlich auf ben femnpathifigen, ber das Gerchralſyſtern mit 
nn u ee Kmpfindung 
von Ubsibefinben in der Magengegend, van (let, zum wirklichen Erbrechen mnuficht. 


vöhet von de x Ereigung bed Hirnergans her. Das 
Aufrechtholten des Koͤrperd Findet nur dadurch ſtatt, daß die von dem Cere⸗ 
bralfpftene in ihrer der ten | 
(den) Winsen tus Koͤrpers Duck den Hiufing aut Nervenaͤcherd im 
gehalten ‚ fobalb 


Oaltung 
Miederſallen · daſſelben von dem auregelcaͤßigen Atern der Muskeln, won der Er⸗ 
ſl dar Stueciumepkein entſteht, ſodaß ber Echrerpunkt des Koͤrzers wicht 
wqo hörig untenfihät wind, bath auf die eine, halb anf die audre Seite abweicht, 
web ach hey Menſch, das Gleichgewcht gänzlich, verlieread, wiakblich miederfellen 
wh, dn ar möcht. allem feſten Aciitparct erfafien Aa, biscch welchen er im 
Genie ii, In Shune hei Koͤrnerk wieder in feine Gewolt zu bekomuen, 







— —— an eine laugfann⸗e Rhtigken 
sein, her eine (hehe Doch feit zeraumer Buit ſtaufindet, da alldank cine mes 
atngtaen fdüerllene der Moxfirkkungen. leichter eine umoukeutliche j 
u. — Dies iſt . BE. ber. Bali hai Vleq⸗ 


— — Sejtaoſengung 
Sim ehem, ‚Dei — Bet ben 
bei Iupoabonbrifihen und hofieriſchen Perſo⸗ 
————— ee bh. 
wen immense Unſachen, zwifhiht, iſd or ein beizuungeben. Zufall, weicher micht abe: dejf« 
Idynfveile dauf yelnfien weuden ——— m wie Aha Ti hi 
dee Weubnte eirva dedertenden Necattheit, z. VB. des Eichinge 
— IE, ner a ee Ba ‚weiche gefikheiich ntetben 
Mehre heilt: daponirende, chails Qlegenheit — — 


' 







Schwinbfuct 


62 

name, en ne nen 

waren. Staasſgapieren oder a. Waaren; wobich ⸗ 

der Verbaͤufer nicht beſttzt ur beftimmten Zeit zut Abllefrruug echdit, ncd 

moi 8 of af ie Diff br Cafe — 
Gegenſtand damit Handeluden den een ber 


GStaats pabiere ober andrer Waaren bloß dagu gebrauchen, mr — ein 
wur bin Betrag ber Differenz dee Curſe zu verſtecken. (©. reg ER 

Ä Sewindfudt iſt ein langwieriger keanthafter Zuſtand — 
Kräfte und das Fleiſch des Kronen ubmhmen, gteich — 
Gm And vn Anm — Lebrankrufe⸗ 


nach dem darch das Eeben ſelbſt, ee un 
ſtand Meropbie (f. d.) benmen; entſteht ex: vom Kbermrägiger 

Gifte eder c der Kräfte, —— * 
zehrung, worunter die mervoͤſe Abzeheumg (tabes nerroua) gehoͤrt; untiirhe 


von einem anhaltenden krankhaften Reiz auf bad arterlelle Syſtem, fo I e# — 
tit, ehrfieber; eutſteht aber die Schwindſucht vom einer innedichen Vereiterung, 
Berbeauch der Ruhtungefioffe nes Bin: 


durch auch Schletnabfenterung, a dm 
Abnahme der Kräfte theils ſchon daburch / theift durch ein anhaltende fhfeichenbes 
Fieber verurfacht, fo koͤnnen wie dieſen Zuſtand Au szehrung beneawin, welch⸗ 
daun · erſt, wenn fie von einmw.öctlichen Beiden dor Lungen: herkommity 6 Lu s 
genfwcrt zunächit besucht wirb — Jeder Tdruintfinhtige Buftand, Seflofeen 
er in einem Fehler ber Bınga gegruͤndet Ai, wich oft auch voryügrich walk une Nie 
men Schwind ſucht belegt; beſenders · dann, wenn moch Toluke deuctiche 
und: kein Auswurf vorhanden iſt. Ebenſo wird: oft. bie Benrmuny I) 
Hektik geraucht, wenn man mıte wol in allyenkeers Bekban, — 

224 des oͤrtlichen Fehlers index Lunge; aindruten vvil Diu Acheaug 
(tabes) entflcht nach zu geoßem Verluſt von Blut; ober aldern deckt une: dan Se 
per naͤthigen Saͤften, ohne baßAtsfe-fo en un asus die Auf 
uchthalningder Gefunbpeit erfodert. Eine häufig-vontommende hlecher gehörige 
Art at die Nervenabzehrung (tabos wervosa).iWBerrtifer fi die Abmagerung yerift 
ohne Ötlicye-Behler, oft Im Angang ohni-Plebır;imie' groſßer Blaͤffe Tue Goſtchee 
wit großer Schwäche, :befunder6 in den Schenkeln und Wenn, mit Gefühl von 

Rriebein im Bilden zınd in dent Kunze Himuntan, mit unangenehmen O⸗ hlen von 
Zieheu and Gpannen Im’ Ruͤcken. Die Werbdauutg iſt dabei ſchlecht · mir vilnnht 
iann⸗e caho· ch. MR anruhig —— fdit fi mi ovvn ver 


2 
=E 








(f. Kaperie), von einem auf die Merven dos Wnafyften® 
 Wetze verurſacht, Dee Sn ee a a ee we 
—— — Sie eatſteht a vom Vochaͤtcungen Iibin Tinge⸗ 
welben, chroniſchen nach vrdoſitomanouen· krieiſchen Autteerragen 
Kader, 80 füleyen: Bfipafunhei dab (Diach nad ge ſqrie Anıteruthdänng 
dor Kraͤe mb: NMechten, nich Unterbruͤckuuag 
2336 und Abgänge: — Wie‘ —2 Pechiſie eneſtreht bei 








Cchreingung Ecior * 


ber Verriteng eines innen Theils, wobei der Eiter in zu großer enge abge⸗ 
ſondert wird, deßhalb bir —* Gallerte des Bluts — auch die dabei 
ſtattfindende Entzünbung des Organs ſowol, als die durch Einſaugung des gebil⸗ 
deten Eiters in dag Wit veraͤnderte Beſchaffenheit deſſelben als Reiz wirkt und ein 
zehrendes Fieber verurſacht. Die Auszehrung rührt demnach nicht bloß von Ge⸗ 
ſchwuͤren im ber Lunge, ſondern auch von dergleichen in der Leber, im den Nieren 
und andern Eingeweiden her. Sie entficht aber am haͤufigſten von erſtern, vn 
weil die Bungen ald ein Organ, das ganz bes reproductiven Irritabilitaͤt 

gewidenet iſt, eben daher auch am keichteſten in entzͤndlichen Zuſtand geräsh, theils 
auch, wohl bie andarn Arten von Schwindſucht meiſt mit einem oͤetlichen Fehler der 
Lagen zuſanuenhaͤngen und mit einer chroniſchen Eutzuͤndung und Vereiterung 
ep endigen. Gegen die — nicht völlig ausgebildete) Luftroͤhrenſchwind⸗ 
ſucht emapfehl D. Siemerling in Nmbranbenburg 1821 auf sine ganz uneigen⸗ 
nügige Weile Die Heringemilch, in Dufeland’s Journ. bee praft. Heilkunde“, 


Schwingung (Wibration, Oscillation). Jede Bewegang, weiche einen 
zwiſchen 2 beſtzmmten Grenzen, nach Art der folgenden — sin 
wad wieder wid: führt. Die Bewegungen des Pendols, der geſpannten Saiten 
Faͤden, der Zunge des Wagebalkens, des Luft bei Fortpflanzung bes Schaus u. 
f. w. find Schwingungen. (Bol. Akuſtik amd Pendel) 
Schwulft (im aͤſthetiſchen Sinne) nennt man in der Poetik und Styliſtik 
bie ungichtige Anwendung bes Pathetifchen und Erhabenen auf einen miebrigen uunh 
gemeinen Gegenſtaud. Diele Anwendung läßt ſich 1) als bloß im Ausdrucke bes 
— * ea nämlich gewoͤhnliche Dinge in Worten und xhetoriſchen Fir 
sau, die nur einer hoͤhern echabenen Rede oder Gchreibust zufommen, vonger 
tragen werben, z. B. man wollte in einer gewoͤhnlichen Rede fagen : „Es wird Tag" 
und man druͤckt dies durch hie Worte aus: — hebt Aurora ihr Strahlenantlitz 
ans dp Fluten des Meeres empor⸗. Was übrigens hinficktlicd, des Ausdrucks in 
einer Hat ber Rebe Schwulſt [fin kann, ge andern. Beruht abe 
2) die Schwulſt in der Beimiſchung erhabener Begriffe und Vergleichungen zu: ger 
‚, wiebiigen Gegenſtaͤnden, aber in dem uͤbertreibenden Ausdrucke gewoͤhn⸗ 
Fsdantm, fo bleibt er in jeber Art des Vertrags tabeihaft. 3. B. ein Geiſt⸗ 
ficher ſagte in einer Reichenprebigt auf eine Bauerfrau: „Klage, ihr Eichen im 
Abale Joſaphat, denn bie Ceder auf Libanon iſt gefallen!" Im eluer Beichensebe 
usa. Gange einer Königin möchte jene en ſchmeckende ——— er⸗ 





Gagenſtoͤnde, oder amt dem ohnmächtig 
b⸗bue Costa eine Axt des Schwulſt⸗s) iſt die phautaſtiſch⸗ s befienbiofe 
des wirklich Pathetifchen und Erhabenen. — Beiſpiole von Schwulſt 
Babe EL DaB mn WEN are in den Dichterwerken neverer Zeit als in denen 
ber Griechen und Römer — — nmamentlich auf Muſik, traͤgt 
man bon Begriff be6 Gchwisdfigen über, man findet e8 Aberall, wo der Gefühle 
unsre gefucht umb überfpanut, —B dee Schein de6 Kraͤftigen, Großen 
yonb Exhabenen beſtrebt if. 

Schwur, f. Eid. 

Scios (Skio, Chios, non ben Türken Saki⸗Adaſſi genannt), eine ber 
größten und xeichſten Inſeln des griechäfchen Acchipelauns, von 184 IM. Sie 
wird Much durch einen ſchenalen Meeraru (Stretto di Capo bianeo) von dem 
feſten Lande von Afien getreunt, bat ein geſundes Klima, wenig 
Bleh zucht, aber einen lberfing von Seide, Baumwolle, tere Mav 
Gomv.ctez, Siebente Aufl, Bd. X. 


I 


66 Selpio Africanus der tere 


mor, Suͤdfruͤchten ımb befonbers Wein (ber fen im Alterthum beruͤhmte Chiers 
wein), Pomeranzen, Citronen, fowie aud) an Maſtix (80 Tonnen, an Werth 
800,000 Piafter), mit deffen Erzielung fi 20 in den Bergen der Infel lies 
gende Dörfer ausfchließlich beſchaͤftigen, und daher bie ,, Maftirbörfer” genaunt 
werben. , Die Bewohner berfelben bezahlten weder Zehnten noch Tribut, und 
durften Soden in ihren Thuͤrmen haben. Die Schönheit des weiblichen Ges 
ſchlechts ift bekannt. Scios fteht als Apanage der Sultanin Valide unter bem un: 
mittelbaren Schuge berfelben. Auf dieſer im Alterthun berühmten Infel fieht 
man noch Trümmer der alten Kunft; u. a. die fogen. Schule Homer’s, Helenens 
Brummen, die Ruinen von Delphinium, Carbamiffa und einem Tempel des Nep- 
tm. Die an der Oftküfte der Inſel befindliche Hauptſt. gl. R. Hat einen geraͤu⸗ 
migen, aber ſchwer zugänglichen Hafen und an 20,000 Einw.; die Bevölkerung 
des ganzen Landes foll bis vor wenigen Jahren über 120,000 Menfchen (meift 
Griechen) betragen haben. Jetzt ift dies bluͤhende und reiche Eiland, das die Mer: 
genländer nur den Garten Griechenland zu nennen pflegten, in Folge der Barbarei 
der Duͤrken gänztich verwuͤſtet. Als naͤmlich Griechenland 1821 die Sahne ber 
Freiheit erhob, da verfuchten aud) die Chioten, ermuntert von ihren Landes »-unb 
Blaubensgenofien, die Eurz vorher dee tuͤrkiſchen Flotte ein fiegreiches Treffen bei 
Mytilene geliefert harten, das Joch der Sklaverei abzuſchuͤtteln und vertrieben 
die türkifche Befagung, welche ſich in die Gaftelle warf, von hier aus aber ben 
Kampf mit den Landeseinwohnern fortführte, bis 1822 eine türkifche Flotte unter 
dem Befehl des Kapadan Paſcha (eines feltenen Wirehricy®) Iandete. Nun begann 
ein wahrhaft tuͤrkiſches Gemetzel, in welchem, nachdem mehre Waufende in Kanpfe 
gefallen waren, vom 14. bis 20. April an 40,000 Menfchen jedes Alters und Ge⸗ 
ſchlechts ſchonungslos und zum Theil mit den entfeglichfien Martern Yingewärgt 
wurden. Die Fluͤchtigen fuchten fich in die Bergfchluchten ober auf das gegenuͤbet⸗ 
Ikegenbe fefte Land, oder auf griech. Schiffen nad) andern Inſein hin, zw retten: 
Endlich wurden die Tuͤrken von ber griech. Flotte uͤberfallen, und mehre ihrer ° 
Schiffe durch Brander vernichtet; ber KapudanPafcha felbft mußte ſich; halb 
verbramit, aus feinem in Flammen flehenden Schiffe an ben Strand retten, wo 
er kurz vorher mit Henkerluſt Unfchuldige hatte martern laffen, und wo er jegt ſelbſt 
unter ſchrecklichen Qualen umkam. Da die Griechen aber nicht ſtark genug waren, 
um die Inſel zu befegen,, fo traf die Mache der Türken nun auch die Maftirbörfer, 
deren Einwohner fich während des Aufſtandes rubig verhalten hatten. Am 19. 
Juni 1822 wurden diefe Dörfer verbrammt und an 30,000 Chriſten ermordet ober 
ale SM laven verkauft. (Im März 1323 hatte die Inſel nur 16,000 Einw.) 
Seitdem iſt Schos unter türkifcher Botmaͤßigkeit geblieben. Fabvier's zweckloſe 
Unternehmung, 1827 Scios wieder zu erobern, endigte unglüdtich, ale Tahte 
Paſcha die Citadelle am 14. März 1828 entfegte. Kin Theil der ungiädlichen 
Scioten flüchtete fich auf die Schiffe des franz. Admiral de Rigny. — Vor jener 
Zerftörung befand ſich in ber Hauptſtadt von Scios eine berühmte Schule und der 
Sig eines griech. md roͤm Biſchofs. 1770 fiel zwifchen dieſer Inſel und dem an 
der gegenüberliegenden Kuͤſte von Natolien beiegenen Tſchesme die bekannte See⸗ 
ſchlacht zroifchen den Ruſſen und Tuͤrken vor, in welcher ein Theil der tuͤrkiſchen 
Flotte durch die Ruſſen verbrannt wurde. ©. Poppo’s „Beitcag zur Kunde der 
Inſel Chios und ihrer Geſchichte“ (1822). Auch der jetzige Paſcha von Chiet, 
Waſſif Paſcha, hat 1827 zu Skutari in tuͤrkiſcher Sprache eine „Sefch. des Kam⸗ 
pfes um. die Infel Chios“ drucken laffen und dem Sultan Mahmud gewidmet. 
(M. ſ. die Proben davon im den „Blättern für lit. Unterhaltung”, 1827, Nr. 202.) 
Scipio Africanus I. (Publius Cornelius), ber Alter. Wenn da6 
Somelifdye Geſchlecht uͤberhaupt reich an Maͤnnern war, welche Roms Größe vor 
zuͤglich befoͤrderten, fo verdient ber Befieger des furchtbaren Hannibal unter allen 











GSelpio Afriecaus Ver Mtere 67 
Scipionen, bie uns die Gefchichte name," unfkreitig den erſten Mäng. Sein Va⸗ 
ter, welcher deuſelben Namen fuͤhrte hatte zu Aufange des zeiten punifähen 
Krieges zwar ungluͤcklich, aber nicht icahimic gegen den verſchlagenen Cartha⸗ 
ginenſer gekaͤmpft. An ber blutigen Schlacht am Fluſſe Rinus in Oberitallen 
— ber jemge Scho, kaum 16 J⸗ alt; ehrenvollen Antheit, und * ſogar fel- 


bei ** (216 v. Chr.) entlamterrint‘ den brachen: Eräntmern b 
Heeres. : Die zerſptengte roͤm. Eubaleriedie ſich be Canubum —— 2. 
ihn zu ihrem Anführer, und en führte N Mom zur: Hier bewog er durch 
feine kon beit einen Haufen vornehmer —* be aus Veryweif⸗ 
kmg Itallen verlaffemtoollten, 5 gubielben und fidy denr Baterlande zu erhalten. 
Mit gezuͤcktem Dolche trat ei umv ermuthetlin ihre Delete, and: drohte Den niebers 
zuſtoßen, der ſich weigern wuͤrde, den Eid nachaſeechen, welchen ex ihnen vorfa⸗ 
gen wollte. Durch dieſe Kuͤhnheitwes hochherzigen Janglings beſtuͤrzt, fuͤgten fich 
Alle in feinen Willen, und halfru Rom vom ‚Untergaftgevetten. Mom ehrte fo ho⸗ 
ben Muth. Schon Mr feineni' 30.3. warb Sc. Adilis Curilis und wenlge Jahre 
nachher Proconful in Spanien, um den Angelegenheiten des Staats eine * 
lichere Wendung zu geben. Hier wußte er nicht nur durch feinen Heldenmuth und 
ſeine Klugheit, ſondern auch durch ſeine Gerechtigkeit und durch ſein edles men⸗ 
en ng die Feinde zu befiegen. Die erfte gluͤcküche Unternch⸗ 
mung von Wichtigkeit war die Eroberung von Carthago Moda, dem vorzägfiie - 
ſten —— der Carthaginenſer. Wir ungemeiner Kuͤhnheit griff er von ber 
Wafferfeite her, welche faft verthädigungelas und am leichteſten zu erfleigen gi 
begleitet von 600 der entfihloffenfin Soldaten, die zur Zeit der Ebbe durch das 
wiebrige Waſſer watrten, die Stadt im, eftärmte ein Thor, und während die uͤbei⸗ 
gen Truppen, welche von der Landfeite herkamen, andre Thelle ber Stabt erſtuͤrm⸗ 
den, wurden bie Feinbe fo in Schrecken gefest, daß fie fich eilig in die Burg zucheh- 
zogen, und auch biefe bald darauf uͤbergaben. Die gefangen Afrikaner wurben 
6 Sklaven verkauft, die Spanier hingegen in Freiheit geſezt. Dieſe Großmuch 
weachte auf bie en einen ſehr günftigen Eindruck/ und fie zogen fich von den 
Earthaginenſern kur Noch mehr gewann er in der-Achtung der Eriegerifchen 
Gekttberter, als er ie en Braut bes jungen Kürften Amine, die ihn als Ge⸗ 
fangene agefahre worden war, und die auf fein Hetz einen großen Eindruck ge⸗ 
nö — ſogleich den Ihrigen zuruͤckgab, als er hörte, daß fie ſchon verlobt 
fei. Das anfehntiche Loͤſegeld, welches die entzlictten Ältern dem eblen Sieger 
Rec ſchenkte er dem jungen Paare zur Vermehrung ihres Brautſchates 
Aus Dankbarkiit diente nun Allucius wÄt einer auserleſenen Reiterei unter ben Roͤ⸗ 
mem, und leiftete hnen wichtige Dienfte. Im folgenden Jahre brachte Sc. dem 
Asdrubal, Hannibals Bruder, ungeachtet beffen Stellung fehr a — 
eine völlige Riederlage bei, und nöthigte ihm, mit dem gefchlagenen Heere in 
Dprewäen zu ae wohne) die Sorthagtnenfer noch mehr Anhänger in — 
verloren. Einen nahen Verwandten des Könige Maſiniſſa von Numibien, ber 
ſich umter den Gefangenen befand, entließ er fogleich und gab ihm auch noch aufeha⸗ 
the Geſchenke. Diefe Gefoaͤuigkeit erwarb ihm die Gunſt des Numidiers in einem 
hohen Grabe, umd gab Veranlaſſung zu dem vortheithaften Buͤnduiſſe, welches 
om bald darauf mit biefem mächtigen Sheften ſchloß. Den Roͤnigstitel, weichen: 
He Spanier dem fiegreichen Felbhetrn antrugen, ſchlug ex flandhaft aus. Die 
Feinde nicht weiter verfolgend, bemähte er ſich jest, die noch feindfelig geſinnten 
Boͤlker ſchaften in dem mittlern Spanien zu befiegen. Unterdeß hatten bie Cartha⸗ 
ginenfer ein neues Heer gefammelt, weiches von Mago und Hanno geführt wurde. 
Se. griff fie an, aber erſt nach einem mörberifchen, langen Kampfe vermochte er 
fie zum Weichen zu bringen und fie fo zu ſchlagen, daß der ir — don ihnen 





@s Bash drvana her Altea 


aufd erleban tube, Der Uhr, won ſelnn Beam verlatſen, achielt durch Dee 
Wemmittelung des Mefinifie faden Ahyue- gan allein 


was ihm auch z er einige Staͤdte, melde 
während feiner von ihm abgelollen waren. Wenige Beit nachher ver⸗ 
fiel er in er spare rege rg Wu 
V bewag, nen wieder. gie 2 


bie wichtige Stadt Gades won ben Feinden. — So porn en au 
ganz Spanien verbuäugt, und der grißte Theil dieſes Landes ben. Roͤmern untex⸗ 
worfen. Im giämgenden Triumph zog ber ‚große Feldherr unter dem lazceſten In⸗ 
bel des Volks in Ram ein. Kaum angekommen, Felge nahe 
Isubniß, mit einem Heer — gehen zu — * um die Feinde in ihrem 
eignen, wenig vertheibigten Sande anzugreifen. Umſonſt bot ber eiferfüctige Fa⸗ 
bins Maximus fein Anſchen und [eine Dun ‚auf, biefeb Unternahmen zu 
verhindern. Sc. erhielt den ehrenvollen Auftrag, mit einer binlänglichen 

won Truppen und einer Flotte nach Sicillen gu-gehen, um von ba aus, nach seifer 
Erwaͤgung ber Möglichkeit einer Landung auf den Kuͤſten von Afrika, ben entmar⸗ 
fenen Pien ausguführem. Er kam gluͤcklich auf ber Inſel an, aumb. fchicte zuerft 
feinen Freund Laͤlius mit einag Abtheilung der Flotte und des ‚Daeub nach dam foind⸗ 
Achen Lande. Diefer überfiel mad) feiner Landung Ans von Truppen faſt ansblößte 
Land, eroberte und plünderte mehre zeiche Städte, vermüftste die Felder und ger 
wann den König Mafiniffa ganz für Sc.'s Unternehmen. Dit Beute beladen 
Bahrte er bei der Annäherung der feindlichen Floite nach Siciien auf. Sept her 

- ieh Sc. die Zuruͤſtung ‚zu dem wichtigen Buge mit verdoppalter Thätigkelt 


ward inbeflen wieder gewonnen, und kam wit einem Heere yon —** — 


rieges verlaͤngert. — Im maͤch ſten 
genheiten der Römer sine fehr giackliche Wendung. Das Lager — 
Een) I Den Ban ande ee gleiches Schicſal hatte 
Die Miderlage war ſchreckch; une Die Anfhre ⏑ — 


4 wa6s 

0. zuſammen, baß:eber ebenſo menig.bis fingreichun Waffen day Roͤ⸗ 
mer aufzuhalten vermochte. Mafiniffe, vuseinigt mit Qus, ‚Hatte ſelnen Toh⸗ 
feind, eg und einmal in deſſen Laude gefchlagen und ihn ſelbſt gafangen 
genenmeen. Die ſchoͤne Sephenobe, Asdrubal's Tochhter, durch wolche Suphar 

für Carthago gemonuen worden war, wollte bez von ihr gefeſſelte Maſiniſſa zur 
nehmen. Da aber Se. dieſer verfuͤhrariſchen Frau mißtraute, fo ie 
ſahl er, fie als raͤmiſche Gefangene in das Lager zu bringen. Dieſem Schlupf zu 
entgehen, beinog der König biefelbe, Gift zu aehmen. Zwar kam nm ar Hoffen 
ſtillſtand zwiſchen ben Römern und ihren Gegnemn zu Stande, aber bie Letzzem 
| Be Un Don ef ve Be = Jess ta Sanaibal aus Zrallen zurhd, sm 
wo möglich fein harthe draͤn gtas Waterlaud zu retten; aber von ſeinem ahemals fo 
Ausdgtbaren Heere wmaren nur nad) wenige Reſte übrig. Seine Kundſchafter, weiche 
den Rimern in die Haͤnde fielen , ei Sc. uͤberall in dem roͤmiſchen Lager herum⸗ 














Weiylo Africaruo der Kane 6 
dr he — Dannibal vertangte eine Unterredaug mit 
dem Hömer. Stadt Zama kamen bie beiden grbheen FJelbdherren 
Oimaltere jufihmeen nenn (202 Chr‘). Im Angefiäpte Heer Heere näheren fie ſich 


herren gingen audrinander und Hıfkaten ſich zu einem Treffen. Mit Math und 
Anfſteengung fodytere beibe Heere; aber Bie Kraͤfte warm mu angleich. Sc. hatte 
0m grübtes Fußvolk, das vom beſten Geifte befesit war, fondern 
auch die gute und — * Meiterei do Mafinifſa; Hamibal hingegen zählte 
nenzgewoebene Truppen und Miethlinge Dieſe bei dem erſten 
Angriff. Rur die alten Solbaten ———— ſich mit indie Gera Toapfer⸗ 
keit. She Feldhert ſtand, wie fonſt; Hnen aufmumetud zut Seite Lange kaͤrpf⸗ 
ten bie Hühner vergebens gegen dieſe Tapfern, bis Mafinifſa und Län ihnen im 
den ham Felm. Nun wichen auch [fe und wurdon faft ale ein Opfer Iheer Aud⸗ 
bauer. ru ſich kaum feibft retten. Er rieth sent zum Frieden, de 
unter harten Bedingungen zugeſtanden wurde Se Rüdtchr durch Fecuen nad 
— Zinn, rn den großen Sieger ſehen. Bor der 
Etadt mupfing er bie Gluaͤckwuͤnſche der Bürger. Dam folgte bee glaͤnzendſte 
Triumph, Den Mom jemals geſehen hatte. Die Werte war ungeheuer. Es follen 
120,000 Pfund Silber mit aufgetragen worden fein, um es in dem Staatsſchate 
niederzulegen. Die Ehrernfänten, welche die Roͤmer dem Se. errichten tool, 
nahm er nicht an; doch erhielt er den Beinamen Ufelcamıs. Hlerauf verwaltete ee 
belfeltwürbig daS Amt eines Senſors, verdor Jedoch in der Geſt des Works, weil 
er Vie Auſpruͤche ded Senakts zu — verſocht. Spaͤter ging er als Umerbefehlo⸗ 


men Antlochers den Frieden wanſchte, kamen Geſandte an, die ſich zuerſt an deu 
tesernben Bater wandten und ihm die ımentgekttiche Lostaffung feines Sohnes 
vefpreden. &c. erklärte, daß er zwar dieſes Anerbieten mit Dank erkenne — nur 
foßten fie nicht glauben, baß ex ich dabei zum Nachtheit feiner Mitbuͤrger werde 

beſtechen laſſen; eine —2 Unterwet fuug ein koͤnne dem Könige den Frieden 
geben. Dald darauf ward Sc. krank und komnte bem Herre wicht folgen. Sobald 
Autlochus dawon Nachricht erhielt, ſchickte er ihm den gefangenen Sohn ohne Loͤ⸗ 
ige zuruick. Mit Thraͤnen der Freude umarmte bee zaͤrtſiche Water den vielgelieb: 
tan Sohn, und Hefi dem Antlochus Ti dieſe angenehme liberrafiung freier 
danken; auch rieth er ihre, fich ent Don Roͤmern in Bein Meoffen elmzulaffen. Dies 

muterbiieb aber nicht ne een (180) geſchaagenen Könige sem) 
qeiinbe Felebemühebigung Man feinem Rückkehr aus Aflen trat Sc. in ben 
Yrlvatſtaud nd. —— fo gen chen bie ſchaͤndtiche Un: 
dautbatheit feiner Mitbuͤrger. Gate, mit dem Beinamen Genfortus, ein unver⸗ 
Alniihee Feind der Scinionen, Dratbte e6 durch reicberheite Beftige Ankiagen bahin, 
I Sc. vor denn oͤ Gericht erſcheinen wid von der Verwaltung des em⸗ 
Heugenen Geßtss ablegen [oke. Dee Angekiagte erſchien, zeigte dem 
Datte die Rotynmgoblicher und zerriß Sie dann vor den Augen der Wange in Städte, 
Derie'*, fprach ee naht ruhiger Gtimme und feſter heiterer Miene, — iſt der 
Kay, — — pr bezwungen worden I. Warum vor⸗ 
berben wir die Beit wit unnuͤtzen RNeden alien er cr 
Fotze mir, br Abmer, —— bes —— unfem Dont bringen⸗ 

But, von biefer Odede Deß großen Mastmeo ergriffen uud befärdnt, folgte Ihm g 


18 | GSeiplo African: ver Yüngere 
glach, und lieh die Aukidgen allein auf bem Jorum zuruͤck: Deffemmmgeachtrt 
ward Sr. zum zweiten Mal:von feinen Feinden vor Gicht gefodert. Allein ex 
erfchien nicht, verließ die undankbare Stadt und begab ſich auf fein Landgut bei 
Linternum. Da man ihn auch bis dahin verfolgte, und feine laͤndliche Ruhe ſtoͤren 
wollte, übernahm endlich der berebte Volkstribun⸗ Tiberiuns Geacchns feine Der: 
theibigung und zeigte dem roͤmiſchen Welke, wie nieberteächtig mub; ungerecht es 
fei, einen fo hoch verdienten Bürger fo ungerecht zur behandeln, Run hoͤrten zwar 
die Verfolgungen auf, aber des gefränkte Sc. farb kurz darauf in feiner Abger 
zogenheit. Ex befahl feiner Gattin, auf fein Grahmaldie Worte ſetzen zu laffem: 
„Undankbares Vaterland, nicht einmal meine Gebeine follft du haben“. Eu ſtarb 
3 Jahre nach feiner Entfernung aus Rom, im J. R. 571 (9: She. 183), in. demf. 
Jahre, wo auch ber gefährliche Feind der Römer, Hannibal, in Bithonien fein 
Reben endete, und wurde auf [einer Villa begraben. — | 
Scipio I. (Publius Amilianus), mit dem Beinamen Africanus ber Juͤu⸗ 
gere, ein Sohn des berühmten Paulus Amilius, weicher ben möchtigen Perſeus, 
König von Marebonien, befiegte, warb von dem Sale bes großen Ex: an Kindee⸗ 
ſtatt angenommen. Geine politiſche Laufbahn begann er im 30. J. feines Alters, 
als der: roͤmiſche Senat ein neues Heer in das uuruhige Spanien ſchicken mollte 
Unwillig über das bisherige Mißlingen der Bekriegung bee ſpaniſchen 
ten, weigerte ſich das Volk hartnaͤckig, zu gehorchen. Da trat Sc. auf, und mußte 
in einer feurigen und kraͤftigen Rede die Bemäther fo für Die Abficht: des Senats 
zu gewinnen, daß füch eine Menge Roͤmer aus allen Claſſen Freiwillig zum. Kriege⸗ 
dienſte anboten. Er felbft ging (152 v. Chr.) ald Legionstribun mit bem Comfad 
Luc. Licinius Lucullus nach Spanien, mo er ebenfo fehr durch f. Uneigennuͤtz igbeit, 
ſ. Edelmuth und f. herablaſſendes Betragen, als durch ſ. heldenmuͤthige Tapferkeit 
und bewundernswuͤrdige Gegenwart bes Geiſtes ſich die Achtung and Liebe des 
Heers erwarb. Vorzuͤglich gewann er in den Augen deſſelben durch die Beßegung 
eine rieſenhaften Spaniers, der durch f. hoͤhnende Herausfoberung bie Römer er» 
bittert hatte. Ruhmvollere Siege gewann er durch f. Großmuth und Menſchlich⸗ 
Leit über die Hergen der Spanier. Aber Lucullus, eiferſuͤchtig auf den jungen Del 
ben, entfernte ihn won bem Heere, indem er ihm den Auftcag gab, Elefanten nom 
Maſiniſſa aus Afrika zu holen. Mit der größten Auszeichnung und Freundſchaft 
ward er von dem Könige empfangen, erreichte den Zweck ſ. Sendung vollkommen 
und kehrte nach Spanien zuruͤck. — Wenige Sabre nachher ging er zum zweiten 
Male nach Afrika, als der dritte puniſche Krieg ausbrach (1. J R. 605, v. Chr. 
149). Ex diente unter dam Conſul M. Manlius Nepos; auch hier leiſtete ex durch 
f. Muth und durch ſ. Wachſamkeit den Römern die wichtigſten Dienſte. Denn als 
einſt die Gartbaginenfer, Die Sorglofigkeit bes vom. Conſuls benutzeud, das Lager 
plöglich: überfielen, vettete Be. das Heer vom Untergange, indem er den Feinden 
unvermüthet in ben Rüden fiel und ſie zuruͤcktrieb. Kurze Zeit nach biefem Vor⸗ 
falle griff derſelbe unkluge Conſul den Asbeubat in einer fuͤr bie Roͤmer ungünfligen 
Stellang an und mußte fich zuruͤckziehen. Hitzig verfolgt von den Feinden würbe 
ee nicht ohne großen Verluſt den in das Lager haben ausführen Eiemen. 
Da flürzte fi Sc. mit:cinem Haufen von 300 Reiten ben Berfolgern entgegen 
und wußte fie fo lange zu befehäftigen, bis hie uͤbrigen Truppen Aber einen Strom 
gelegt waren. Aber noch waren einige 100 Wann römifchen Fußvolks zuruͤck. 
Kaum hatte Er. dies bemerkt, fo eilte er mit einer Abtheilung-Meiterei über bein 
Buß, befegte eine glauſtige Anhoͤhe, griff ben Frind an und machte dadurch ben ge⸗ 
aͤngſtigten Roͤmern Luft, ſodaß fie mit geringem Verluſt entlanıae. Won deu dank⸗ 
baren Goldaten, bie ihm ihre Mettung ſchuldig waren, mit einem Krauz aus Gras, 
auf berfelben Stelle gewunden, wo fie gerettet worden waren, gefickt, kehrte et 
triumphirend in das roͤmiſche Lager zuraͤck Durch biefe Bewtiſe van Muth nud 











Seipio Afritannd der Jüngere gt 


frenge Cato gab ihm laut f. Beifall zu erkennen, gr weiflagte fiadend, daß nut 
Luc) dieſen Mann Homs —— Rebenbuhlerin, Carthago, geflürzt. werben 
Same. Auch Tela Oberfeldherr Nanlius konnte nicht unchin, ben jungen Helden 
dem Senate auf bat nechdruͤcklichſte zu empfehlen. Daher ward er auch, gegen bie 
gewoaͤhnliche Sitte, ſchon im folg. 3. mit Alter Beiftinenung zum Gomful uud Ans 
führer des Heers gegen die Garthaginenfen ernannt. — Begleitet von Laͤlius dem 

würdigen Sohne det aus dem zweiten punifchen Reiege berühmten Bälins, der mit 
dem ältern Sc. in enger Freundſchaft lebte, und von dem großen grisch. Gefchicht⸗ 
füpesiber Potyhint, ging er zum zweiten Mate in das feinblidye Land. Gleich bei f 


deängt waren, fo machte er nun eunftliche Anftalten, um die Hauptſtadt ſelbſt, wol⸗ 
he ſehr feft war, zu erobern, und bemühte fich, berfelben ſowol von der Land⸗ als 
Seefeite alle Bufahr und Truppenverſtaͤrkungen abzufchneiben. Allein diefe Ab⸗ 
ſicht warb durch Die verzweifelten Anſtrengungen ber Belagerten vereitelt. Mit us: 
glaublicher Thaͤtigkeit gruben die Garthaginenfer einen neuen Hafen und eroͤffneten 
ſich dadurch eine Verbindung mit dem außerhalb der Stadt verfammelten Heere. 
Ya, was kaum moͤglich ſchien, fogar eine neue Flotte von 60 Schiffen wurde erbaut 
und bie roͤmifche Flotte durch dieſelbe fo ungeſtuͤm angegriffen, daß fie nach einem 
langen, bastnädigen Karupfe keinen entſcheidenden Sieg erhielt. Ein Verſuch ber 
Römer, einen wichtigen Wall in der Nähe der Stadt zu erſtuͤrmen, mißlang gaͤnz⸗ 
lich, indem bie Feinde, durchs Waffer ſchwimmend, die römifchen Belagerung» 
maſchien in Brand fledten und die Roͤmer ſelbſt mit Feuerbraͤnden in bie Sucht 
jagten. Zwar bemͤchtigte fich einige Zeit nachher der Conſul dieſes Walles und be- 
bauptete ihn auch; aber die Stadt ferbft konnte er in dieſem Jahre nicht erobern. 
Der Winter gebot einen Stillſtand. Im folg. 3. griff er das ſtark verfchenzte 
feinbliche Heer mit Ungefkium und Übermacht an, flug und zerſtreute es gänzlich. 
Am chite er wieder nor die beängfligte Etabt. Nach 2Otägigen Anſtrengungen 
gelang es endlich der Klugheit des Feldherrn und der Ausdauer der ihm ganz erge⸗ 
benen Truppen, Carthago (vgl. d.) 146 v. Chr. mit Sturm zu erobern. Ses 
tapferer Freund, Laͤlius, erſtieg mit f. Soldaten die Mauern ber Stabt zuerſt. Mit 
beifpieltefer Wuch wiberfegten fich die Gartgaginenfer den eiagedrungenen — 
umb es ſloß nech viel Blut, che es ben Siegern gelang, in ben ruhigen Beſitz ber 

Stadt zu konnnen. Auf ausprüdttichen Befehl des raͤmiſchen Senats wurde Diefe 
einſt fo mächtige Nebenbuhlerin Roms verbsannt und geſchleift. Diefer Anblid 
esfchätterte ben ee er geichent hätte, fo heftig, daß 

er Thraͤnen vergab. — Bei dem glänzenden Triumphe, den er nach Beendigung 

des Krieges in Mom hielt, gab man ihm den Beinamen bes juͤngern Afelcanııs. — 


gefickt, von er durch f. echt romiſche Mäfigkeit und f. ——e große Be⸗ 
wunberumg erregte. Nach · ſ. Ruͤckkehr waͤhlte man ihn (142) zum Cenſor. As 
ſalcher sumalsete-er die ſchon ausgearteten Römer mehrmals ſehr and au 
alten Einfachheit vnd Genuͤgſamkeit; ja, er beftrafte einige angefehene M 

ſheuangtlos wegen ihrer Üppigkeit, 134 trat er fein zweites Conſulat age 
Den Krieg, wehher Köder mit ungüufligem Erfolge gegen Numantia (f..d.), 
eine myfere tat in · Spanien, geführt worden war, zu beenbigen. Mit großer 
Swenge walı Klagheit: mußte ex bei f. Ankunft in dem feindlichen Lande das ord⸗ 
nungetafe, neuseichlichte Herz erſt an die ehemalige Kriegägucht gemähnen. Ehe er - 
aber: dicſen Ameck exxeichte, war das Jahr vergangen und Mıssantia noch unbefiegt. 
Deßhalb wurde fein-ammanbo verlängert. Verſtaͤrkt durch —— Eiefan- 


TR . Gdeon . : Scavonln 
tut, weiche ber junge Jagurcha, ſpacer ber gefährliche Feierb ber Hörner, hon muß 


Munition zufährte, begann er bie Belagerung mit großem Machberuck. legen 
ber aihdikhen Befiegumg biefer muͤchtigen Stadt wurde dem Er. nicht nur ein 


Zelumph zugeſtanden 

bach genng fa er, tl bez res feat, I ben Iran Jahren ne Beben 
viel Bieteres von f. undankbaren Mitbuͤrgern. Vorzuͤglich machtso er ſich darch die 

heftige Beſtreitung de& Ackergeſetzes, welched die gleiche Westheilung ber Lauderelen 

verlangte, bei dem Wolke viele Feinde. en an nn 

Latlers auf ein Lanbgut umwelt Neapel zuruͤck und lebte hier in ruhiger Muße. 28 

ex aber wieder nach Nom ging und bei den Roͤmern im ben Verdacht kam, als firdße 


ſtoengung —* wollten, Antheil — — Arech 
die Vpikstribunen Papirius Carbo and Caj. Gracchus waren f. — 
Ma &.’6 Tode fand man an Gelb 2b6, am Silber nicht ganz 32 Yfmb. So 
groß war ded Mannes Uneigennägigkeit und Maͤßigkeit. Ex ſtarb 129 v. Chr., im 
56.3. feined Alters. — Alle Römer, bie [. großen Tugenden kamcten, betrauerten 
ihn innig. Er gehoͤrte als Menſch und als Held zu den vorzuͤglichſten Dkduenan, 
die Rom gehabt hat. Wie ber Ältere Sc. — war ex ein Roͤmer ber ehelſten 
— der Tapferkeit mit Großmuth, Klu mit Renfchlichkeit, Patriotienrug 

und Einficht, —ãæã—— mit unerſchuͤtterlicher Redlichkeit 


Stiron, Skiron, ein bei den Griechen beruͤchtigter Straßentaͤuber, ber 
an einem Engpaſſe seifchen Megara und Korinth am Meere den area Be 
ben auflanerte und fie zwang, ihm die Füße zu wafchen, bei welchem Befchäfte er 
fie mit einem Fußtritt von dem ſteilen Felſenabhange hinab ins Merr flieg. Unwelt 
Mega zeigte man die Sciron'ſchen Klippen. Theſeus beftzufite feinen Frevel, ts 
dem er ihm Gleiches mit Gleichem vergalt. Nach Börtiger's Vermuchemng If 
en mit ben gleich feevelhaften Übelchätern Prokruſtes (f.%.) 
und Sinis 

Selavonien oder Slawonien, ein dem Kaifer von Öſtreich gehäck 
god Königreich, grenzt weſtwaͤrts an Kroatien und wird an den 3 Kbrigen Seiten 

hardy die Drau, Sam und Donau von Ungarn, Gervien unb Besten getrennt, 

Es machte zu den Zeiten bex Römer einen Theil von Pannonien au, erhielt feinem 
jegigen Namen von den Slawen, welche fich dafelbſt im 7. Jahrh. 
kam im 10. an Ungarn und 21526 ımter die Gewalt der Tuͤrken, ward aber felt 
dem karlowitzer Frieden 1699 dem Haufe ſtreich unterworfen. —— 
LIM. und wird feiner Pähge nach van. einer Kette von Bergen durchſchnitten, weis 
che aus Kroatien kommen, von W. gegen D. durch die Mitte bed Landes fi) fort: 
ziehen und mehrere Thaͤler bilden, unter Nukowar bie Donau berkhren und von Bier 


Karlewitz 
in bie Ebene verlieren. Der bedeutendfte und laͤngſte Bergruͤcken iſt bie Feuſchtka 
Gora (Bons almus), weicher beinahe ganz Syrmien (ehemals ein beſonderes Kir 
ſtenthem, vom welchem noch jest das im Kirchenſtaat und in Ungare begdmerte 
fürftt. Haus Odefcatcht dem Mel führt, jest einer von den Vezirken des Köͤnig⸗ 
reichs) in gerader Anie berechiäusft und die Abdachung bed Bodens gegen Servien 
bin bewirkt. Das uͤbrige Slawonien beſteht theils aus mehr und weniger frucht⸗ 
baren Anhöhen, theits aus ſchoͤnen, großen Ebenen. Im Gaumen heerſcht Walb 
vor, ee I  E als man es unter dieſem Steummwlöfbsiche er⸗ 

warten follte. Der Beben hat feine —— echter theilo gegen 
Gervien und Bosnien. In Hinficht dee Fruchtbarkeit bes Bobene HR Glenn, 


Seontriren Scoresby vs 
male Auenahme der — — —— befenderd gruß iſt ſankage 


der Dau und in Syrmien. Die Sau Drau gewaͤhren dem Laude viele Won 
theile, verurſachen aber — 
Erzenguiffe find, anfer ben 5 Hautthieren, —— —6 


ewo halichen 
Diecen, viel Gelbe, viel Getreide (obgleich der Ackerbau noch ſehr zuruͤck iſt) Me⸗ 
A Mein isn Diener, in guten Jahren art 1 Mill. Eimet, worunter 
der formelfche rothe und ber Schillerwein am beruͤhmteſten ſind; Bd eb me 
Wein ausgeführt, beſonders deßhalb, weil ex, vielleicht wegen — 
handiung, ſich wicht lange haͤt; ferner viel Obſt, en un 


fßet, befonbars machen die Zweiſchgen einen H vum 
zum Haudel. Huch hat man che Ekchentwalbaitgen: —— 
ben und Die Gebirge enthalten waheſcheiniich Met ‚vo 


Bahlen gefunden. — Dis Emo, nen 
ftamifchen Boiberſtamme, body gibt es hier auch viele NRagyaren, Walachen, IE 
——— Gera, Shen um Kamel — Tathetifän,, Die 


var Ebene Hegenbe Saaht und Feftung CAek, mit 800 9. ah 0300 € Gemim, 
WBeizusb gegeuhder, iſt der Mittelpunkt Be Derbeieguifhen De hrs zn dm 
Hr. Staaten. Vor 1745 war das Land bloß in Soldatenbezirke — 
fing man an, einigen derfillben eine buͤrgerliche Werfaffung zu geben 
legteri, weihe das Prowinsiale genannt teerben, find jegt in 3 
ven getheilt, naͤnlich bie werowitzer oder venbger, — die fpemifche. 
Das Militare ober Generalat beftcht aus don Bezirken bed broder, peterwathbeiner 
und gradifcaner Reginuente. Das fogen. Beilitaze mich (olbateummäfig veoiert und 
ſteht unter dem coumanbirendben General in Slawonien, ber —— — in tion 
wardein hat. Die Sefpammfchaften find dem Kömigenkhe Ungarn eimvetiehbt, und 
jede hat ihren Ober: und Bitegefpann. ee erging 
dien Sitz und Stimme, 


Ih, 


auf den ungeriichen Neichttagen Sie und und befichen aue em 

zu Diakowar, ben Fhrften, Grafen, Freiherren unb Edelleuten, bie miese 
Güner befigm, und ber Freiſtadt . Die Buͤrger andrer Städte und Fleden 
un Leibeigne. Mancher Bertöbefiser bat Herrſchaften, bie 2 — 
16 DM. ten. 

Scontriren ober Refcontriren (ans bem ital. soontrare, riscon- 


ware, audgleichen) iſt eine bei ben Kaufleuten fehr häufig vorkemmende Art ber 
Zahlung, da nimtich der Glaͤubiger die Schulb feines Schuldners abfthreibt, je 
wachben Diefer wit Irnem entweder Begenrechmung zu machen hat, ober (und diet 
Seummst am gewoͤhnlichſten vor) ihm bei Andern Zahlung anweift. Die Abrechnung 
ſelbſt im, oder die Anweifung, die durch dieſes Stontriven geſchicht, heißt Seon⸗ 
tro, Rüſcontro; wiewol dieſes Wort auch noch die Zeit, da jene Zahlung duvch 
Seontriten gefſchehen ſoll, ober auch die Verſammlung ber Handeltlente auf bie 


| 

nern der Kaufmann mit jebem nn Goress 
ſpendenten ober Runden führt, einträgt, wm jeher Augenblick zu einer deutll⸗ 
chen Übesficht berfeiben u gelangen, führt den Ram Bifconteo, und wird m 
manchen een in dad inlaͤndiſche md auslaͤndiſche getheilt 

Sıoresby —— Walffiſchjaͤger von Liverpool; «in ausgezeichneter 
Seefahrer und Entbedier im Polar. Seemann aus Neigung, von einem 
Mini en Rh seien Bere in —— eingemeke, Büp- 


44 Scott. 


rer zu: · Mitoh⸗bder eines zuun Wallfiſchfang auögechftiten Schiſſes, unterfindgte 
Se. die Buchten und Einſchnitte der Oſtkuͤſte Groͤnlande vom 75° fübmdrts bis 
zum 69° R. Br. [ehr genau, ſodaß er in den biöherigen Eharten einen Jerthum von 
14 Laͤngengraden berichtigte. Auf ber beruͤhmten Fahrt, welche er mit dena Baffin 
nad Groͤnland und Spisbergen Im Sommer 1822 unternahm, mäberte ex ſich 
dem Nordpole bis zum 80° 34’, alfe bis auf 866 Seemeilen. Ser 

- hat Kries, mit Anmect begleitet, aus bene Engl. ‚überfegt (Ham⸗ 

urg 1825). 

Scott (Walter), 1820 zur Würde eines engl. Baronets erhoben und feit 
1821 Praͤſibent der k. Gefellfhaft der Wiſſenſchaften zu Edinbacg, einer ber er 
ſten jegt lebenden erzaͤhlenden Dichter der Englaͤnder, iſt ber aͤlteſte unter ben noch 
lebenden Soͤhnen eines ausgezeichneten Anwalts zu Edinburg und bafelbft. den 
15. Ang. 1771 geb. Seine Mutter war eine Tochter David Rutherford's Tu⸗ 
gend und Talente, insbeſondere für die Dichtkunſt, zeichneten fie aus, und mehre 
ihrer Bebichte wurden ned) nach ihrem 1789 erfolgten Tode ber öffentlichen Be⸗ 

kanntmachung würdig gefunden. Ein ſchwacher Koͤrperbau, verbunden mit einer 
Lähmung, war Urſache, daß Sc. faſt gaͤnzlich im aͤlterlichen Hauſe unter ber 
unmittelbaren Leitung ſ. Mutter erzogen und unterrichtet ward. Von f. fruͤhern 
Stubien iſt wenig befannt, außer daß er für das Landſqhaftzeichnen nach der Mater 
Zalente verrieth. Nach Erreichung bes: erfoberlichen Alters durchging er auf dem 
Symmafium zu Edinburg bie —— Formen, ohne die in ihm ſchlum⸗ 
mernde Kraft bed Genies an den Tag zu legen. Im Gegentheil ward im Knaben⸗ 
alter fein ſchnelles Faſſungsvermoͤgen bezweifelt. Doc) hatte der verftorbene Hugh 
Blair Benrtheilungefraft genug, f. kuͤnftige Auszeichnung vorbergufngen, als der 
Schullehrer ſich über f. Stumpffinn beklagte. Nach Bollendaug dee claſſiſchen 
Studien bezog Sc. die Univerfität zu Edinburg, und ſchon im 21. J. — 
Alters ward er zum Anwalte bei den ſchottiſchen Gerichtshoͤfen au 
Eifer widmete er ſich ſ. Amtsgeſchaͤften und verehelichte ſich 1798 mit ME = 
pentor, die ihm 4 Kinder gebar. 1799 ward er zum Sherif der Grafſchaft Selkirk 
und 1806 zu einem der erſten Protokolführer in den Gigungen der hoͤchſten ges 
sichtlichen Behörde von Schottland ernannt. — Befreit von den läftigen Arbeiten 
der Advocatur durch den Befig zweier einträglichen Stellen und eines erheblichen 
Vermoͤgens, war Sc. in den Stand geſetzt, nach Gefallen den Muſen zu huldigen 
und lebte nım auf f. ſchoͤnen Sanbfige Abbotsford. Das Exfte, was von ihm ge 
druckt erfchien, waren 2 Nachbildungen deutfcher Romanzen ub.%.: „The 
chace” („Die Jagd“) und „William and Heller‘ (nad) Buͤrger's, Lenere) 17 97, 
und 3 Jahre nachher eine überſetzung von Göthes „Goͤtz von Berlichingen". 
Später gab er einige treffliche Balladen in ben Wundergefchiehten (‚Tales of wen- 
der) von Lewis, 5.8. „The Ewe of St.-John‘ und „Glenfinlas‘‘. 1802 ee 
ſchien f. erſtes größeres Wert: „The muinstrelsy of the soottish border (,‚Bal- 
laden von Schottlands Landgrenge‘‘) in einer prachtvollen Ausgabe. Disfe Samum- 
lung erregte allgemeine Aufmerkſamkeit, obgleich die Stücke, woraus fie beſtehe, 
theils alte Balladen, theils neue, aͤltern Liedern nachgebilbete Dichtungen von ſehr 
ungleichem Warthe find. Sein naͤchſtes Werk mar „Sir Tristrem”, ein ımatri> 
(chev Roman aus dem 13. Zahrh. (1804). Sc.'s Dichterruhm flieg fhneh nach 
der Erſcheinung ſ. „Lay ef tha last minatrel“ (,„Lied des legten Diinnefängers”, 
1805, überf..von Stord, Breinen 1820). Hierauf fchrieb er eine. Sammıkans 
von Balladen amd Inrifchen Gedichten („Ballade and Iyrieal pieces“). Auf f. Ger 
dicht „Marmieon, a tale of Fioddenfield‘ (1808) war die Öffentliche Aufmerkfam- 
keit um fo gefpannter, da ber Dichter felbft verfündigte: „es enthalte zugleich feine 
befte und fchlechtefle Poeſie“. In dem nämlichen Jahre beforgte er eine Ausg. von 
Dryden's Merken, nebſt einer neten kebensbeſchreibumg diefes großen Dichters und 


⸗ 





| 





Scotuß Gerutinium 70 


dielen Auer. Unmittelbar darauf erſchienen ſ. Beſchrelbungen und Gelnterun⸗ 
gen 56 ſ. „The lay of the laut. minatrel“. Bon den, Lord Somer’s collootion 
ef histerienl trasta‘', „Sir Ralph Sadler’s state papers‘ und „Anna Seward’s 
poetical works‘ erſchienen kurz nachher unter ſ. Leitung neue Ausg. In dem 
wimlichen Jahre ſchrieb er f. „Lady of the lake”, das populairſte unter allen f. 
Werken, wenngleich.nach der Meinung Vieler in ‚mehrer Hinſicht ſ. „Lay of the 
Inst minetzei“ nodbzufegen. *) 1811 ſchrieb er „The vision ef Don Roderick‘, 
1813 „Rockeby" und 1814 „The Lord of the Isles” (, Der Infelgebieter‘‘); 
ferner lieferte ex ein profaifches Werk über die Alterthuͤmer in bem Grenzgeblete 
zeiſchen Schottlend und England: („The berder antiquities of England‘) ımb 
eine nee Kuss. von Swift's Werken, mit einer Lebensbeſchreibung des Vfs. und 
Aumert; In einer fpätern Periode erfchienen. bie ihm beigelegten „‚Letsres to 
his kinsfeik" (Briefe an feine Angehörigen), fein Gedicht „Ihe battle af Wa- 
terloe‘', und 1822 ein dramat. Werk: „Halidon-Hill. Alle jene Dichtungen 
tube 1820 In 2 Ausbg. geſammelt, und ala Ergänzung kamen hinzu „Miscel- 
ledtoous poemes'' (Edimb, 1820), worin auch „Harold“ und „William and Hel- 
ler“ ſich beſinden. Außer ben bis dahin oͤffentlich von ibm anerfanpten Wer⸗ 
ton, welche nicht minder urmfaffende Gelehrſambeit und. Fleiß als Eigenthaͤmlich⸗ 
leit des Dichtergenies an ben Tag legen, zählt man zu W. Sc.s ſchriftſtelleriſchen 
Etzengniſſen eine Reihe von Romanen, welche mit dem allgemein beliebten Roman 
„Warerley” begann amd, feit 2814 allgemein in Curopa gelefen, fich mit übern 
fhender Schnelltgleit folgten. (S. WaverleyRovellen) W. Se. befaunte 
ſich erſt 18277 (gu Edinburg d. 23. Sehe.) zur Autorfchaft dee Waverien Romane. 
Et vewollſtaͤndigte dieſes Bekenntniß in der Einleitung. zu f. Roman: „The ehro- 
nieles of the Canengate‘' (der etſte unter feinem Namen) (Edinb. u. Lond. 1827). 
Zugleich gab er die Quellen an — Familiengeſchichten und Privatmittheituns 
gen —, aus damen er den Stoff zu f. Romanen gefchöpft hat. Der Verluſt f. Ber 
maigens durch den Bankerutt feines Verlegers nöthigte ihn zu einer neuen Art von 
EShriftfiellerei. Er fchrieb „The life of Napoleon’' (10 Bde.) einfeitig als Eng- 
laͤnder und ohne fergfältiges Studium, und erzählte f. Enkeln die vaterläubifche 
Befdichtes 1828 erfginen von ihm fogar einige Predigten und eine Anleitung 
per Gartenkunſt ımb zu Beumpflanzungen. Auch gab er 1827 eine Sammlung 
f. profaifchen Schriften in 6 Bon. heraus, welche Swift's und Dryden's Biogra⸗ 
phie, Skitzen und Charafterfchälberungen enthalten. — Vgl. Jaceb „„Walter 
Scott. Ein biograph.literar. Verſuch“ ( Koͤmn 1827). 
Seotus md Scotiften, ſ. Duns und Scholaſtiker. 
Screutinium (venserateri, ausſorſchen, gruͤndliche Unterſuchungen an 
in), bat im Kirchenrechte 2 ſehr verfchiebene Bedeutungen: I. Heißt es die bei 
der Übertragumg bes geiftlichen Amts (Drbination) vorausgehende Unterſuchung, 
ob der zum Amt Berufene zur Annahme des Amts fähig fei oder nicht. Diefes 
Soerutiniuum veramflaltet in der Bath. Kirche der Bifchof entweder in Perfon oder 
based ſ. Vicar (dev Weihbiſchof oder einen andern ordinirten Geiftlichen). Hierbei 
nun wird die Unterſuchung auf Mancherlei gerichtet, 5. B. bei manchen geiftlichen 
Uster auf die Geburt des Candidaten, auf-fein Alter, auf ſeinen zeither geführten 
Behmsronndel, befonders aber auf f. far das Amt erfoderlichen Kenntniſſe, um wel⸗ 
Gyr willen eine orbentliche Yruͤfung nöthig ift. Nach dee Vorſchrift des tridentini⸗ 
ſoen Concliums (Seh, 23).feli. eigentuich dieſe angeſtellte Unterfechung 2 Mal 
*) Ben. Pirkem herrüchen —*—*— —— Gedichte erſchienen deutſche über⸗ 
ungen. von * Willibald Alexis und Henriette Schubart Die eben genannte 
etfegerin hat auch eine Auswahl von W. Sc.'s Balladen In einer freien Bear: 
ee n. 2 ‚E: Bwalter Scott’8 ſchottiſche Eieber mb za 


u) Scudori (George v. — Madelane von) 


1,6170 onen In ber prötef. Kirche verlangen die Gonfifforien won ben 
Candtbaten: 27 daB fie den Det ihrer Geburt durch hinlaͤnglich beglaubte Taufe 
Week (enogfäen, geichen und ————— 
edlo chen und ſo 
wohnt haben; 9) ya fie fi) wegen thres zeithes wohlgefuͤhrten Leberawarcdels 
nent Zeugniſſen von der Obrigkeit des a Te Me ee kb, 
und endlich 4) forget Me Gelehrſamkelt bei dee Pritfung als die GeſthiſSucteit im 
Drebigen durch eine zu haltenbe Predigt zeigen; fobartn erfolgt bie Oybination, 
mit welcher dem Candidaten das Amt felbft Abettragen wird — H. Zeigt Seru⸗ 
tinlum In der kath. Arche eine ganz befondere Ark, die Bifchoforahl zu haften, am 
Es werben naͤmlich, went alle und jede ſtimmfaͤhige Oornherrerr (Elena) rw 
rufen und auf den angefesten Tag im Gapitel erſchienen finb, 3 lieber (weiche 
Serutatores heißen) ımter ihnen gewählt, bie Stimmen ber Abtigen erfihieneneh 
Otieder zu ſammeln und aldbann dem ganzen Gapitel Denfenigen, auf welchen bie 
Nehrheit dee Stimmen gefallen iſt, bekanntzumachen. Daher heißt auch Sern 
tinium eine Wahl durch verſchloſſene Stimmzettel oder Kugein 
Scudo ri (Georg v.). Dieſer originelle Schriftſteller, geb. LOON zu Her⸗ 
de Grace, ſtamerte aus einer angefehenen provenzalkſchen —** Apt, ſcheut 
ta. VX—— 
mb wurde 1650 Mitglied der pariſer Akademie, während er Goudernene 
Motte Dame de la Barde in der Provence war, der Meinfte Poſten, der ſich in vr 
Art in ganz Frankreich vorfanb und dee nur eine gemalte ſchweizer Wache vor bie 
Thaͤr zu fielen erlaubte. Seine Großfprecheseien gingen ins Unendliche. Er war 
ber wahre miles gloriosns des Plautus, des Terenz. So behauptete ce uinmal, 
mehr Jahte unter ben Waffen als Stuben im Zimmer verliebt, mehr —** 
zu Flintenpfropfen als zu Dochten verbraucht zu haben, leichter Bataillone auf: 
—* ats ein Paag Worte ordnen zu koͤmnen. Auf bee andern Sekte ſcheute er fich 
auch nicht, dem allmaͤchtigen Richelien manche greife Wahrheit zu fagen, und da er 
einmal bie Feber — hatte, ſo glaubte er, wie fruͤher der erſte Held, ſo jetzt der 
größte Dichter und Gelehrte zu fein. Corneille galt ihm eine Kleinigkeit an 
in® gewöhnliche Leben ging f. an Aberwitz grenzende Art fich 
„Was machen wir mit bem Prinzen Mazare?“ fragte er f. Schweſter — 
in einem Gaſthofe, als fie auf einer Reife waren und eben zu Bett gehen wollten. 
Nach einigem Hin» und Dereeden, ob es nicht am beften fei, ihn zu ermorden, bes 
ſchloſſen fie, ihn bloß feſtnehmen zu lafſen. Im Nebenzimmer hoͤrt man dies, mel⸗ 
det es der Behoͤrde, ſetzt Beide gefangen, und es koſtete Muͤhe, darzuthun, daß von 
einem Peinzen in einem zu ſchreibenden Roman die Rede war. Er rd am 14 
Mai 1667 im Paris, und f. zahlreichen Werke für Theater (16 Stuͤcke), Sonette, 
Epigrammme, heeoffchen u. a. Gedichte, ſ. Romane ıc. find laͤngſt vergeſſen. Fuͤr ein 
{hr gewidmetes Heldengebicht: „Rome vainene‘, verfprach ihm Die Konigin Ehri⸗ 
fiine von Schweden eine goldene Kette von 10,000 Livres Werth, wenn er einige 
den Orafen La Gardie kobende Stellen ausſtreichen wollte. Seme originelle Ant⸗ 
wort war: „Die Keite koͤnnte ſo ſchwer ſein, wie die der Ynkas, es geſchaͤhe doch 
nicht". So behielt die Königin ihre Kette und der Graf La Barbie dankte ihm mitht 
einmal. — Werähntter als es iſt f. Schweſter Madelöne dv. &c., geb. in 
Havre be Grace. Sie kam fruͤh nad) Parts und, obſchon [ehe Dip bägtich, 308 fie — 
Wis und Scarfſinn die Aufmerkſamkeit bald auf fich. Eine NRenge Romane 
von ihr aus jener Zeit ſchildern das Leben des franz. Hofes in dem wunderlichen 
Geſchmacke jener Zeit. So befchreibt fie in einem das Band der Zärtlichkeit, wobei 
eine fchöne Landcharte war. > Fluͤſſe buehfähmitten die Fläche deſſelben. Drei 
Staͤdte Itegen an beufelben: Neigung, Ach Erkenntlichkeit. Sie farb hoch⸗ 
bejahrt 1701 und hieß die Sappho ihrer Beit. Die erſten Seiedrtn Europas fie 








u Bapoyd 7 


Ba un als Mitglied a 
De eh kroͤnte bie ven Alabenie, = 


haben, bie darin zerſtreuten 
die man a (The Era 
meiselle de Beuderi’' (12,) findet. Den Beinaman Sappho erhielt fie vom ih⸗ 
ver Neigung zu männlichen Geſchlecht, die, trat; ihrer Häplichkeit, mit Pelifs 
fon Seutanies (f.d.) zum innigſten Einverſtaͤndniß führte. Disfer war uͤbri⸗ 
gas von mqlich och haͤßlicher als fie, 1006 bie Aufmerkſamkat moch — 


Sculptur, f. Bildhauerkunſt. 

— ein Felſen Italiens au ber ſiciliſchen Meerenge, deren — 
mungen nen Seefahrer ſehr gefährlich waren, unweit dos nicht minder 
sefüschteten Strudels Charyb pie. Das Geheul ber an ben Felazacken ſich bre⸗ 

( u. une, 
km. Schiſtſermaͤrchen und alte Sagen von Heldenixrfahrten fabelten eine Unholdin 
hinzu, nach Homer ein Öhanptiges — das aus der hohen Kluft 
Iisigen Selſena 12 Vorberfüße und 6 fürchterlich lange Haͤlſe hervocſtreckte, m 
wolchen ·es Seethiere filchte — —— zugleich raubte lm 
Dichter varaͤnderten biefe Geſtalt, und bübeten endlich eine verwandelte Meerjunge 
frau am Fuße bes iſchen Selfens, umguͤrtet mit vorengenden Saehunden ober 
Mirfen. Auch ihre Abflamımung wechfelte. Bei Domer ift fie eine Tochter bes 
Zyphen und Der Krataͤis, bei Andern des Phorbas ober Phorkus. — Eine andre 
Goplla war Tochtr Des Niſus, Koͤnigs von Megarq. Cie verlichte fich in Minos, 
Acetn, als er ihres Vaters Dauptflabt beiageste, verrieth ihm biefelbe, 
un fein⸗ Eiche zu gewinnen, ward aber von ihm verachtet, und ſtuͤtzte ſich vol Ver⸗ 
swriflung ind Meex, ober ward, nach Andem, im eine Lerche, ihr durch fie ungluͤck⸗ 
3 ee enge 
— unbeſtimmter Voͤlkername in En Th 
ain einziges Volk, bald aber alle Die nomadiſchen — 
Gem ca a — bis tief ins Sfttiche Afien hin⸗ 
Gleich unbeſtimmt verſteht 


43 


* Seen 
—* Stammwaͤter der Tuͤrken, Tataren 


aſßeentheils zerſtuͤrten. Mon hält fie für bie 
und Mantſchuren; die Alten hielten bie Verfen, De 
Abtbumlinge, enropaiſchen zu Herodots Zeiten nom ber 


Die Serthen wohnten 

Donen (fie) bis an ben Urfpeung des Duieſter —— bes Dueyr ( Boryſthe⸗ 
und), uud in bie Naͤhe des Don (Tonait); ſudlich bis mb —*8 Ufer des ſchwar⸗ 
un Meere, ——— Von dieſem Gehlete hieß ber Chell vom 
Eine bae an die Stodt Carciuitia — hexnach aber nannte man die Halb⸗ 
infel bis au den Boryſthanes Kleinſcythien, welcher Name zu Strabo's Zeit noch 
über dos Land bis an den Iſter, das bie Thracier fonft beſaßen, ausgebehnt ash, 

nd alfo Altſcythien mit bogriff. 
Sea pops (mc Sipors, ein iadiſches Wort) wird in Oftindien bie aus 
acerenen gebildete Infanterie genanut. Die Franzoſen ſahen zuerſt ein, 
daß die Transportirung europaͤiſcher Truppen in jene Niederlaſſungen zu koſthar 


— — 


18 Sebaſtian (Sam) 


fet, und baß die meiſten zur See oder in Oftinbien ſelbſt ein Opfer beb veränderten 
Klimas würden; fie nahmen alfo Hindus in Sold, die Engländer ahmten dies 
nach und Lord Elive errichtete In Bengalen 32 Regimenter. Gegenwärtig unter⸗ 
häft die vſtindiſche Compagnie 69 Regimenter Seapons, die, wenn fie vollzaͤhlig 
find, 150,000 M. ausmachen. Auch find mehre Regimenter Cavalerie bloß ans 
Eanbeseirigeborenen tet worden. Die Seapoys werden noch beffer als bie 
enropäifchen Truppen bezahlt; fie beftehen aus Grenadier⸗ und Shfellercompagnien 
und haben Feldſtuͤcke, bei denen jedoch europaͤiſche Attilleriſten find. Ihre Kleidung 
iſt leicht und bequem, denn fie befteht bloß in einer vothen Tuchjacke Cbeven’Aufs 
fchläge bei jebem Regiment anders find), einem Leibchen von weißem Eattun ıumter 
derſelben, Beinkleidern, die mur bie halben Lenden bedecken, unb nur ein Paar Bam⸗ 
bufchen ober Pantoffeln mit vorm gefrümmten Spitzen; Strümpfe haben fie nie, 
und ben Kopf deckt eine Art von leichtem Turban. Ihre Waffen beſtehen in einer 
Slinte und’einem Degen, den fie an einem Über die Achſel gehängten Miemen tras 
gen. She find zwar nicht. fo tapfer und geſchickt als etropäifche Truppen‘, aber fie 
werben ebendeßwegen auch nicht gefchont, und zum Beinen Kriege, fowie Aberhaupt 
zu den gefaͤhrlichſten Unternehmungen genonnnen. Auch find fie daldfam umb um« 
ermuͤdet, und das Geſetz der Hindus, welches verbietet, Fleiſch und AB, was von 
Thieren herruͤhrt, zu efſen, macht fie ſehr mäßig und genuͤgſam. 
Sebaſtian (San⸗), Stadt und Feſtung mit 13,000 E, an ber noͤrblichen 
Käfte von Spanien. Sie liegt 5 Meilen von Bayonne, auf einer Hafbinfenzwffchen 
2 Merredarmen an ber dumg des Bleinen Fluſſes Urumea am blocayiſchen 
Meerbuſen, in der bastifchen Provinz Guipuzcoa. Sie ift regelmäßig und im Gan⸗ 
zen gut gebaut. Als Hafen und Handelsfſtadt hat fie eine Lootſenſchtele, e. Seil⸗ 
dreheret und e. Ankerfchmiede für die fpanifche Marine. Auch befinden ſich Berker 
teien und Leberfabriten daſelbſt. Die Ausfuhr von Eifen, Ankern, Tauen, Häuten, 
Wolle, Baumwolle, fowie die Einfuhr von engl. und franz. Fabricaten, Schiff 
materialien, Stockfiſch, Bauholz ıc. iſt bedeutend. Der große ımb fichere Hafen 
806 Paflages wird von einem hohen Zelfen gedeckt, auf dem ſich ein Leuchtchurm 
befindet. Die Umgebungen find reizend, durch die Pyrenden und ben Oeran vet 
fhönert, befonders im Thale Loyola. Berühmt ift feir 1808 die Feſtung und Ci» 
tabelle, bie auf einem hohen, kahlen, runden Felfen liegt. Zwar nennt fie Fiſcher in 


ſ. „Gemaͤlde von Spanien”, auf Laborde fi flügend, mittelmäßtg und undeden⸗ 


tend, aber die Belagerung von 1813 und 1823 fcheint das Gegentheil zu bewei⸗ 
fen, zumal bie von 1813. Als naͤmich die franz. Armee 1808 nach Portugal zu 
ziehen t war, hatte fie ſich auch in Einverfländnif mit dem mabrider Hof 
durch Lift in den Beſttz biefer Keftung gefegt und fie bei ben num erfolgenden Eveig⸗ 
niffen um fo weniger geräumt, je wichtiger fie, nebfl Pampeluna, Tür die Brhaup- 
tumg der großen von Bayonne durch Navarra führenden Hauptftraße iſt. Nach der 
großen Schlacht bei Wittoria fandte Wellington bar General Graham ab, San⸗ 
Sebaſtian zu nehmen, das ber franz. General Rey vertheibigte. Er belagerte und 
beſchoß es vom Anfange bes Jult an, nahm mehre Außenwerke weg’ und hiitte bis 
zum 25. eine Brefche gefchoffen, fodaß er den Sturm unternehmen gu koͤnnen 


glaubte. Allen der Sturm warb mit einem Verluſte von 2000 Manm völlig abe 


geſchlagen, und ein Ausfall der Franzoſen nöthigte endlich Graham, die Belage⸗ 
sung aufjuheben. Erſt als Sonlt die Schlacht am Fuße der Pyrenaͤen (30: Yu) 
verloren hatte, Eonnte eine neue Belagerung beginnen ; auch diefe zog ſich bis zum 
31. Ang. bin, wobei Graham in verfchledenen Stuͤrmen den empfindlichſten Ver⸗ 
tuft erlitt. Dee 31. Aug. , welcher ihn in den Beſitz der wichtigften Werke ſetzte, 
koſtete allein 3000 Menſchen, und body behaupteten ſich die Franzofen in der. Cita⸗ 
delle, die am 9. Sept. überging, nachdem bie Befagung nur noch 1700M. zählte 
und aller Hoffnung eines Eintfages beraubt war. Auch 1823 konnte das franz. 


[) 


\ 





Sehaftian (Don), König don Portugal 19 


Belagerungscorps diefe Feſtung erſt nach vielen’ vergeblichen Angeiffen, — — 
Gapitulation vom 27. Sept., am 3. Oct. in Beſitz nehmen. Geitdem hatte Sa 
Sebaſtian eine franz. Befasung, bie erft 1828. abzog. Wie vielmal fie 1823 = 
geblich aufgefobert wurbe und das Belagerungseorps necte und zuruͤckwarf, iſt all⸗ 
gemein bekannt. 

Sebaſtian (Don), Koͤnig. von Portugal, ION SEEN Sohn ‚bed ins 
fanten Johann und der Johanna, Karls V. Tochter, wurde 1554 geb. und beftieg 
fhen 1557 dem Thron, wis f. Großvater Johann HI. geflorben war. Er zeigte viel 
Anlagen für die Wiffenfchaften, die von der ihn in Vormundſchaft haltenden Ka⸗ 
tharine von Öftreich, des Gemahlin Johanns IH. (Karls V. Schweſter), leider = 
unzweckmaͤßige Art ausgebibet wurden. Die Froͤmmigkeit warb zum Fanatism 
die Tapferkeit zur Don-Quirotiabe. Um ſich vor andern Fuͤrſten in ber Art en 
zeichnen, nahm er den Titel des alfergehorfamften Koͤnigs an, weil der König von 
Frankreich der allerchtiſtlichſte und der fpanifche der allerkatholiſchſte hieß. So viel 


Ergebenheit.er gegen die Kirche hatte, fo groß war fein Haß gegen die Ungläubigen. 


Er fprarh mie den ihn umgebenden Jeſuiten von Nichts, als von dem glücdtichen 
Augenblicke, wo er ba6 Blut dee Mauren vergiegen koͤnnte. Seiner üben 
Dentungsart gemäß machte ex daher auch fchen früh (20 3. alt) einen Streifzug 
mit 8 — 900 Portugiefen nach Zanger in die Gebirge der Nordkuͤſte von Afrika 
und Uberfist hier Die nichts ahmenden Bewohner. De gluͤckliche Erfolg biefes 
Zugs anmterto ihn zu geößern Unternehmungen auf, und da des. Reffe bed Sheriffs 
von Fez und Marokko, Muley Mohammed, mit f. Onkel in offenem Krieg ver 
widelt wer, um ihn des Thrones zu beraubt, fe verfprach er ihm zu Huͤlfe zu 
ziehen, in. dee Hoffnung, Hier für das Gheiftenehum und den Ruhm Portugals thaͤ⸗ 
tig zu ſein. Er theilte den Plan Philipp HE. mit, der ihm nad) einigen Schriftſtelloen 
bavom dringend abrieth, nach A., in der Hoffnung, falls er umkaͤme, ſich zum Herrn 
von Portugal zu machen, nicht allein beipflichtete, ſondern ſelbſt 50 Galeeren und 
10,000 M. Truppen verſptach. Vielleicht wußte Phiipps Doppelzimgigkeit auf 
der. einem Seite zu reizen und auf der andern ben Schein freundſchaftlicher Boſorg⸗ 
niß zu retten. Genug, aller Warnungen ber verwitweten Königin entgegen, allen 
Borfiehungen und guͤtlichen Anerbietungen von Muley Moloch, dem Sheriff von 
Marekko zum Trotz, ber ihm * feſte Piäge an Afrikas Kuͤſte abzutreten veriprach, 
ruͤſtete er eine Flotte und ein Heer aus, das zum Theil in Spanien und Deutſch⸗ 
laud und Italien geworben wurde, und fegeite 1578, nur 23 3, alt, am 24. Juni 
nach Afrike ob. Die Flotte zählte gegen 1000 ner und Eleine Segel und hatte 
9000 Portugieſen, 3000 Deutſche, 700 Engländer nenn Als 
fie m: Cadir mente Vorraͤthe einnahm, machte der Herzog v. Mebdina⸗ 

in Philipps Namen nochmals Vorſtellungen, die nun aber in jeden Falle zu 
—— Die Landung ging bel Alzira gluͤcküch von ſtatten, und ſogleich traf 


Muley Mohammed mit 300 Mohren ein, um ſ. Sohn als Geißel zu geben. Der 


Sheriff wor Marokky hatte inbeffen ein Heer von 100,000 M. zufam 
und weit dieſem ſotzte or fich gegen bie Kuͤſte in Bewegung. Noch einmal verfuchte 
er vine gütliche Auagleichung, die aber ebenſo erfolglos blieb. Am 3. Aug. flanden 
beide Heere elmander gegenüber. „Da ber Portugiefe fein Verderben durchaub 
wi‘, fagte Muley Moloch, ‚fo mag er #6 haben’. ©. hielt Kriegerath. Einige 
—— fuͤr den Angriff, Andre fuͤr den Ruͤckzug. Ein Fluß trennte beide Heere. 
In Ss Lager herrſchte Mangel · an Lebensmittein. Der Feind hatte alle Auhöhen 
ins Befig. Muley Mohammed war felbft für den Ruͤckzug nach ber Küfte, — 
die Flotte Im ſchliramſten Falle Rettung ficherte und die Kraͤnklichkeit feines Onkels 
Meieg den Wefig des Reiche, wenn er ftarb, ohne Schwertſtreich ficherte. Doch 
der Rösig hörte auf Nichte. Selbſt nicht bi6 auf ben Nachmittag woe er ben 
Angeiff auffchieben, wo die dann früh einbrechende Dunkelheit die Gefahr, wenn 


A_ 


* 


89 Seesste Seceders 


Sqlacht vngluͤcktich ausfiel, verminderte. S. munterte [. Scharen, alt fie in 
Citodptoctnung geßelt waren (A. Aug.) ſelbſt auf. Aber auch fein Gegner war 
nicht uthätig. In einem — Maffe vorwaͤrte ku 
der enflen Bisie die Taufenbe enthaltend, melde ber Fanatiemus ans dem Süden 
Spaniens vertrieben hatte, und auf beiden Fluͤgeln 10,000 kühne Reicer. Go 


ſchwach, wie er. war, worlisß ex ſ. Fr fegte fi zu Pferde. Der Kampf 


ne be er &. burchflog e Reihen, immer im Kampfe ber Erſte, und 
darchbrach bie exfie, bie zweite Linie bes Foiudes Moloch wußte fich aus 
Schlacht entfernen. Ge flarb in ſ. Sänfte, ohne daß ſ. See Etwas ⸗rfuhe 


Nahe non allen Desim. Das gange ‚Heer blieb auf bean Wahlplage eder.ges 

rieth in Vefangenſchaft. e®. — 5* verſchieben. oe 
inigen blieb er ia Kampfe unmittelbar. Nach X. waͤre ex entwoffnet, aber halb 

teorben, weil bie Mohren feibfi untereinander ber ih in Streit ge 

xiethan. Am Morgen nach ber Schlacht ward Moloch's Bruder zum Sheriff aus⸗ 

— und ex Hof ben Leichnam ſogleich auf dans Schlachtfelde ſuchen. Der Kam⸗ 

suärbiener Se's farb einen Tobten, ben er dafuͤr hielt, denn ee mar fo von Hunden 

untfbeit, daß en xs nicht vesbärgen konnte. Die Folge davon var, daß fein Zub in 

Bmeifsi blieb, und als Portugal wirklich in Philipps Haͤnde gerothen war, 4 Aben⸗ 

ee ge einig Des eine war dee Sohn eines Steiu⸗ 


Kreiſes durch 
gend vVs an befken —** b.) ——* 
Se ced er ð en balaen bie Blicher Blister einer Sekte u Schettland, 
Die ſei 1732 muchee malt dem Patrenatweſen und ber Oberbehoͤrde der herrſchenden 
zesübyterinifdyn Kleche (Bmeralverfamminng) unzufriedene VPerdiger, 





| 














>. Gedenbart. (Weit twin) st 


Gräfin Diet Bkt; ni Herne Krieg .n n. d. N. deß ver⸗ 
einigten Presbyteriumẽ bildeten und bald mit neun Bamsiuben ihres Belenns 


gewaͤhlt 

neden ſelbſt regleren. Wegen des nor Mitgliedern 

ſtenden — ————— 
1765), De.in deiftetne, and die minder zahlreichen Antihurghers. (unter Gibb, 
ſterb 1788), Die ihm nicht leiſteten, aber ſich doch jetzt zu einem Eibe ben Treus und 
des Gehorſaaso in veinbuͤrgerlichen Dingen verſtanden habe. : Monniifcher = 
rionns amd Airinigkektöneift iſt beiben Parteien; beſonders ber ſchwaͤchern, Age. 
Ben Stirling/ we 1400 Burghers und gegen 200: Antlberghers leben, über 


eltern nicht :mabe gegen bie herefehende Kirche. MpL. Cintloir’d „Stntistienk ae 
Sant si Seodiand’‘ (Bonden 1793), Bd.4, ©: 272, 3. 7;&.147, Bw. 18, 
— ‚nkliat, nf dinsenters, hy Bogen and Bennsc' al — * 


68 fg. 
S?denborf Geit Ladeeigv), OR — | 
dels gofth 


—— Dängling Shdtig em, 


rtaigne nahmen ſach 
welchen, tsoffübd, worbezeitet, nei 8 bie —— — Hier ſtu⸗ 





om Abglinge.zuma whebigen Wepietuupegchkifen f. Exgiehere, 
2 00fe un Su, 1656 Geb. Bere ‚taub Hofrichter ia 
are) und 1664 Wil. Beh.-Math und Kanzler. In dieſen Imtem nahm er sa: 
ae Dee en a a die Eruſt in ber Eitaatt- 
In: den Angelegenheiten ;her Bolkebilduug mtenabee. 


Gond.Rer. Siebente Aufl. Bd. X. 


6. Sedtenkoef (Srieur. Hehnr., Relchégraf v.) 


unvellommen bewirloen RAufſhehuag egi 

ritzens Tode 1681 feine Inter niedetlegte ib ſich auf ſ. iss Meufelwitz Dei Al⸗ 
tenburg zuruͤckzog. Hier veriebte er ein Jahrzehend in giäiflichen Muße, beſchaͤftigt 
mit geleheten Forſchungen, mit der Ausarbeitung ſ. großen Merkes Aber das Ru: 
therthum, und durch Vriefwechſel mit den orſten Gelchtten juner Deit verhunden. 
Zugleich ward er Laudſchafts⸗ gb Oberſtenerdiroctor be® Altenburg. 
— Doch noch einmal ſollte er den Schauplatz oͤffentlicher Wirkſamkeit — 
Kurfurſt Friedrich kit vom Brandenburg rief Ihn 1691 als Geh. Black mach Wor⸗ 

un und /ftellte ihn als Rumiler an die Gpige der eben gefHft: Univerſüaͤt Halle. . 
ſchied wicht unge ans f. Rabe und erlag baid nad [. Ankunft in alle wieder⸗ 
hoiten Aufuͤllen von Steinfchmerzen. Inter heilſamen Entwürfen ſtanb eo 1600. 
Sein eimiger Sohn fiasb bald nach ihm. — Ecrſcheint ©. hoͤchſt lie 

als Wenſch, fireng gerech bei Guͤte und Milde, vol deutſcher Teeue und Bieder⸗ 
feit, fiete wuͤrdevoll uid bofcheiden, mit weht teligloͤſem Bin, ſedaß er mit Hecht 
omnium Nobilium christianiesimus et omnium Christianorum nobiliseimes 
hehſen konnte „fo euftheistt er nicht minder achtnagawerth alb: Gelehrter. Meben 
ber ausgebreisenften Sprachenutniß, bie ex befaß, wor er in dem weiten Selbe dee 
Berichte, Stactenkunde und ber pofitiven echte ganz eucheimiſch. Eeand er in 
der Rechtophiloſophie Pufendorff nach, fo twarb amdh bes bitiere Sersit ber dat 
Princiy des Naturrechts weder von —*— wech von ihm fo leidenſcheftlich 
neführt wie vom dem: gewandten Gegner. Als Staatertann zigte es hörrall vinher 
von verwidelten. an De Has wol ke ve a en 
Vewandtheit ala rechtlichen Shan. Gen „Deutſcher Kärttenfinet‘, nach Geufih 
Grund ſaͤtzen — wor zu — Beit ein dee trank har weh 
Seaatslehre ut RNeglerrragobauft. Alt Myenieg gehörte. sun. Fache Dex Cragufe, - 
Dosmasil und Kirchengeſchichte zu bar Kennen. Gruͤndliche throlpgafche Keunt 
niſſe zu verbreiten, "Ten Lehrſtand zu heben und zu veredeln, "mib bus, Verbeeciuug 
thätigen Cheiſteraheims 


ec riflg zu winter, Befonbets auch 1 f. ,Eheeuffnat‘* füps. SGBOR ben fein 


de Lusheranismd.ete.” (sesfl in By. 1683, vollemirt nel. DR. mb 

73. 1692), zu neffeen Wigdarbeiturig ex: ſich vormehanlich bursußp Bump Malmnbourgs Deus 
wütiıupfende „Ilisteire- Ga Lutkiranisme‘': ——— fiat. Abgeſchen vom 

Dec Apylensik inte uübenuiennen Eirwichtuing bleibt biefed Mel, fhr aubhlies or: ie 

— Velünbanfammlunges mit. uenubavem Heiße bemugte, nech jew 

jelien meutrodnknn Bette 


eruditoram won u fahr thaͤtig. — — —— 
—— „kiisseria riss et merdorum Vi Ludov. a Steck onibedf‘“ 
gi J 
Sedeüdwrf Brink Deimih, ma.ichograf v.) Fenmacſchn, ww 
Orudercfehn und Eebe Bi — —— 
nede Bien, —— Vie Weitbegebenheiten eines 
— Fapıp, ne war ir pen I Franken geboren. Mu nö 
m far en red. = 
——— von Privatlehrern in 
Cyan wi — geiber Schule von Irtdartiee in der Mathematik —** 





Gecerderf (Reichs: "eine, Meihöguef v3 m 


naja unterrichut, ſtudiru ex non feinen 15, J. an zu Jeua, Leipyig zu Leben, 
wog er 1693 ſeine alabemifchen —** mit einen —** Disputation ſchloß. 
Der Tod ſeines Oheims entſchiad ihn für ben en Belegen. Er trat als en | 
905 in dat englifc-halländifche Heer unter Wilhelm TIL. von England, ging aber 
ſchon 1694 ala Cornet bei einem —ãð Kuͤraſſierregiment zum Reichéheere, 
das unter dem Markgrafen Ludnig von Baden am Mittelrhein wider Franbreich 
foht. Des thatenloſen Stillſtehens uͤberdruͤfſig, nahm er feinen Abfchieh, 
* unter den wuͤrtamborgiſchen Miethsſtruppan ber — Venedig in Mo⸗ 
ven zu dienen. Dieſer Plan warb durch ben Markgrafen Georg Friedrich von 
Anſpach veraͤndere teelher * uf einer Meife duech Italien als Hofcavalier 
mit ſich nahm, mb Ihe dann als Hauptmann bei dam Sinfanterieregimente, an⸗ 
, das en für des Kalſers Dienſt ſammelte. Gr ging. wit demſelben an 
den Rhein. Aber dieſen Feldzug endigte der crpowicker Friede eben fo ſchnell 
3 bee carlomitzer den folgenden, der das anſpachſche Wegiment nach Un⸗ 
reiben bi — beta, und. — e ei 
ihn der zum Kammerjunker und “Maier Eeſt d 
auiſche — — * ihm Gelagenheit, feine mifitaickfchen Talente zu tue 
Die anfpahfcgen Truppen: traten. in hollaͤnd. Sold. S. wohnte als Dia: 
nn Obuiftiigutenant ber. Belagerung won — dan Eroberung⸗u von 
Venloe, Ruvemonde, Lüttich und wehren Gefechten, auch ber ungluͤcklichen 
—— sm — — ⏑—— kei, ee (1703). . Die 
— und — ſtanden als Herten von Oherdeutſchland An der 
borough, deſſan Vorlaͤufer S. war, den Rhein, und 
wichte —22 — die Hand au Vernichtung der feindlichen Scharen. S. 
abein mit ſeinen Dragonem eroberte 16 Tahnen. Von Marihorough mit Lab uͤber⸗ 
haͤuft, von Eugen mit einem Vertrauen begleitet, das nie wieder ſchwand, von 
feinem zum Dberfen und Inhaber eins Infanterieregiments erhoben, 
sing 8 ah focht in Brabant, theite 1706 ben blatigen Sieg 
‚ half Antwerpen, Oßende, Menin, — und Ach. weg⸗ 
weh vb wirkte entfcheibend mit zur Mieborlage ber Franzoſen bei Ondenarde. 
In deu nieruenati. Belagerung von Roſſel unter Eugen (1708) führte ex die Oher⸗ 
eben üben dis Laufgraͤben, und. leitete tvag mehree Wunden bie wichtigſten 
De ihm aber nach der libergabe geheime Raͤnke bie verfpracheme Com⸗ 
—— Sm trat ou mit CTugen« geheimer Bewilligung als General⸗ 
— Ungufts IL. von Polen Dienſte; wohnte inheß noch als Freiwilliger 
Ereberang von Tournap md dem Siege bei Malplaquss bei, worauf er has 
fühl. tauppen übernahm, als eben bach Darlborough’s 
die Ausficht zu kriegeriſchen Thaten verfehwunhen war. Wilkommen 
‚an eb ihm daher, als polniſcher Geſaudter nach be Dong zu gehen, und fo mit⸗ 
telbasen Autheil am ntvechter Jeieden (1713) zu nehmen, Die Polen zus Ruhe 
gu bringen, führte er ſodann Truppen nach Warſchau, kehrte aber 1714 nach 
Decam pn, leitete, zum Genmallisutenomt ernannt, die Kriegsruͤſtungen, 
ehe 1746 mi bem N. Gere ig Vorpommern ein, vereinigte ſich mit den 
en lich. zum Sale Stralſunde mis. Dan ging ex mit 
dem Heere nach Polen, bia neuen VUnxcuhen zu daͤmpfen und kehrte 1716 nach 
Sechſen zuruͤd. Hier erhielt er. —— als k. €. Generalfeldmarſchalllieutenant. 
Er ſuͤhrte bene Kaiſer 2 aufpachfche Regimenter zu, mit denen ex eben noch anlang⸗ 
ha, um an Eugene großem Slege vos es Theil zu nehmen. Spanien hatte 
Ingreifgen den Vhrkentrieg benubt, dem a ger entreißen und einen 
Zell Sicillens zu erebom; Meflina war gefallen, und Milauo wurde belagert. 
murbe S. met 6000 DB. zur Vexrſtaͤrknag dahin abgeſchidt. Er kam 1719 
zu Miazzo an, und wehrte den Fortſchritten ber Feinde, bis — Ankunft 


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84 Seckendorf (Friedr. Heinr., Reichsgraf v.) 


mit 15,000 DR. friſcher Truppen ben Entfag ber Jeſtung vollendete. S. unter⸗ 
warf hierauf die lipariſchen Inſeln, kehrte dann nach Sicilien zuruͤck, konnte aber 
durch feine Tapferkeit Mercy's Niederlage im Thale von Francavilla nicht hindern. 
Trotz niehrer Wunden entriß er den Spantern die meiften von ihnen befegten Kuͤ⸗ 
ftenftädte, und ſchloß endlich zu Girgenti (Mei 1720) den fogenannten Evbatua⸗ 
tions: (Räumungs:) Vertrag, der Sichtten und Sardinien unter de Kaiſers 
Herrſchaft beachte. Dankbar fandte ihm Karl VI. das Meichsgrafendiplons 
vom 2. April 1719. Während des allgemeinen Friedens von 1728 an ward es 
zum kaiſerl. Feldzeugmeiſter ernannt, und ihm geftattet, vom König Auguft, bee 
ihn ſchon vorher zum Geh.⸗Rathe und pola.=fächf. General der Infanterie gemacht 
hatte, das Bouvernement von Leipzig anzumehmen, wo er 5 Jahre verlebte. Im 
"Ang. 1726 ging er mit unumſcheaͤnkter Baiferl. Vollmacht nach Berlin, und wußte 
ſich die Gunſt des Königs in ſolchem Grade zu erwerben, daß dieſer dem hanöver. 
Buͤndniß entfagte, und nicht nur im Verträge von Wufterhaufen bie pragmatifche 
Sanction anerkannte, ſondern auch fpäter dem Kaifer im Angriffsfall 10,000 M. 
Huͤlfstruppen zufagte. &. empfing zue Belohnmg feiner diplomatiſchen Geſchick⸗ 
lichkeit den Charakter emes kaiferl Geh.:Mathe. Um Preußens Bruch mit Eng⸗ 
land noch entfchtebener zu machen, hintertrieb er die Vermaͤhlung des Kronprinyen 
mit der engl: Prinzeffin Amalia, und bewirkte die Verlobung beffelben mit der 
Drinzefiin Elifaberh Ehriftine von Braunfhweig- Wolfenbüttel (f. d.), einer 
nahen Berwandten des Katfers. Dadurch aber z0g er des Prinzen tiefften Unmil- 
ten auf fich, den dieſer Fuͤrſt ſtets gegen ihn bebieft, wiewol ee S.'s eifrigſte 
Verwendung rühmenb anerkennt, als fein harter Vater ins Begriff ſtand, ihn dem 
Blutgeruͤſt zu überliefern. Fuͤr gleiche Zwecke, wenn auch nicht überall mit glei⸗ 
hem Erfolg, erſchien &. während feiner berliner Anſtellung an mehren andern 
Höfen als kaiſetl Bevollmaͤchtigter. Am fruchtloſeſten waren feine Bemühungen 
am bresbnee Hof, der fich endlich bewogen fand, über feine unbefugte Zubrings 
lichkeit Befchwerde zu führen: ein Verfahren, das ber Kaifer nur der obmaltenben 
Umſtaͤnde wegen ungerüigt ließ. Diefer, befoegt fiber den ſevilliſchen Bund ber 
bourboniſchen Häufer und ber beiden Seemaͤchte, wuͤnſchte vor Allem, fich dee 
deutfchen Etände zu verfichern. &. wirkte dazu mit Rath und Huͤlfe, und waͤh⸗ 
rend England den wiener Vertrag ſchloß, und barin die pragmatifche Sanction aus 
erkannte, bereiſte er die Höfe von Kaffel, Braunfchweig, Anſpach, Baireuth und 
Gotha, und bewirkte faſt Überall ginſtige Geſinnungen für den Kaifer und fein 
Erbfolgegeſetz. Mit doppelten Aufträgen ging er im April 1732 nad) Kopenhas 
gen, und fchloß mit Ehriftten VI. einen Vertrag, worin derfelbe das kaiſerl. Erbe 
folgegefe& anerkannte umd dem Herzoge von Gottorp eine genuͤgende Entfehäbigung 
verſprach, wogegen ſtreich und Rußland die Länder ber daͤniſchen Monarchie mit 
Inbegriff Schieswigs garantirten. Um den König von Preußan, der gegen ſt⸗ 
reich mißtrauiſch getvorden war, in die fruͤhere guͤnſtige Stimmung zuruͤckzufuͤh⸗ 
rm, eilte S. nad) Berlin, und veranftaltete eine Zuſammenkunft bes Kaiſers und 
Könige zu Kladrup in Boͤhmen, von der Friedrich Wilhelm vollkommen beruhigt 
durch nee Verfiherumgen wegen Juͤlich und der Anwartſchaft auf baffelbe zuruͤck⸗ 
kehrte. Darauf begann &. auch die Unterhandlungen mit den Generalſtaaten, 
befeitigte gewandt alle Schwierigkeiten, und bemwiefte endlich auch Hollands Beitritt 
zum miener Vertrag für die Hauptpunkte, namentlich für die pragmatiſche Sanc⸗ 
tion. Aber in die verwideltite und ſchwierigſte Thaͤtigkeit zog ihn endlich die poln. 
Thronfolge, die faft alle europäifche Tahtnuster befchäftigte. Noch bei Lebzeiten 
Augufts Il. wurde von ihm, dem ruff. Gefandtin und dem preuß. Bevollmaͤchtig⸗ 
ten ein Vertrag abgefchlofien,, in welchem die 3 Mächte verfpsachen, bei eintreten⸗ 
der Thronerledigung alle franz. Bewerber auszufchließen, und den Infanten Ema⸗ 
nuel von Portugal zu unterflügen. Aber Auguſte pläglicher Tod noch vor Vollzie⸗ 


‘ 











Seckendorf (Friedr. Hein, Reihögrafv.) 86 
bung dieſes Vertrags änderte bie Stimmung ber Höfe, und Öftreidh und Raflanb 
verfprachen dem jungen Rurfürften von Sachſen ihren Beiftand. Umſonſt fuchte 
&. dem König von Preußen zu gleicher Willfaͤhrigkeit zu bewegen; er mußte ſich 
begnügen, den Unwillen deſſelben in Schranken zu halten. Diefe Schonung war 
um fo nothwendiger, ba Frankreich, mit Spanien und Sardinien im Bunde, um 
ber poln. Thronbeſetzung willen ben Krieg in den kaiſerl. ital. Staaten entzündet, 
Lothringen beſetzt hatte, und beohend am Rhein fand. Karl VI. war in höchfter 
Bedraͤngniß, ohne Gelb und binlängliche Heeresmacht. Diefer Noth abzuhelfen, 
fpannte S. alle Febern. Wirklich. gehörte fein Anſehen, feine Behatrlichkeit und 
eigenthuͤmliche Uberredungskraft, aber auch Friedrich Wilhelms religiöfe Achtung 
für Kaiſerwuͤrde und Reichsehre dazu, um mit diefem von Öftreich entfrembeten, 
übern von dem franz. Botfchafter umfchlichenen Monarchen endlich auf ben Grund 
des wuſterhauſer Vertrags eine Übereintumft abzufchliegen, nach weicher der König, 
freilich unter fonderbaren Beſchraͤnkungen, 10,000 M. Hälfstruppen an ben 
Hhein zu fenden verfprady. Diefer diplomatifche Sieg S.'s machte zugleich dem 
Zögern Baierns, ber Pfalz und Kölns ein Ende. Er eilte hierauf nochmals nad) 
Kopenhagen, um auch bier Diiethötruppen zu Dingen, und erhielt bei diefer Ge⸗ 
legenhett vom Könige CHriftian VI. ben Elefantenorden, nadıdem er ſchon früher 
mit dem poln. weißen Adlerorden befchenkt und zum Sohanniterritter war erhoben 
worden. Endlich brachte e8 fein raſtloſer Eifer dahin, daß 1734 das Reichsheer 
am Rheine verfanmelt war. Der fieggemohnte Eugen uͤbernahm ben Oberbefehl, 
erbat fich aber den Grafen S. zum Beiftand, der bereits zum Reichsgeneral ber 
Cavalerie ernannt worden war. Phillppsburg mar eben gefallen, ale er ankam. 
Der Zuſtand des Heeres war elend, und der Prinz wagte nichts Entſcheidendes. 
Während S. fortfuhr, die berliner Angelegenheiten auch aus ber Ferne zus Leiten, 
wandte er als Gouverneur von Mainz den Winter an, dieſes Bollwerk Deutſch⸗ 
lands zu verftärken. Im Feldzuge von 1735 war er es allein, ber fich durch gluͤck⸗ 
liche Unternehmungen auszeichnete. An der Spige von etwa 30,000 DR. Kbarfkieg 
erden Hundsruͤck und lieferte am 20. Dct. 1735 das Treffen bei Klaufen. Im 
Begriff, die erfochtenen Vortheile zu benugen und in Champagne einzubringen, 
erfahr er den Waffenſtillſtand, dem bald ber Friede folgte. Auguſt wurde zwar 
6 König von Polen anerkannt, aber Oftreich verlor Neapel und Sicilien, und 
außerdem das Zutwauen feiner deutſchen Bundesgenoſſen. Zuͤrnend über biefen 
Ausgang wollte ©. ſich in den Privatſtand zurüichziehen, als ſich Oſtreich in einen 
netten Thrkenfeirg verflochten fah. Empfohlen von dem fterbenden Eugen, erhielt 
©. 1737 als Feldmarſchall den Oberbefehl über das 44,000 M. ſtarke Heer, wels 
ches bei Belgrad ſtand. Trotz dem mangelhaften und muthlofen Zuflande bed 
Heeres, und tros den Hinderniffen, die ihm Gebundenheit im Kriegsplan und 
ausgettetene Fluͤfſe in den Weg ſtellten, befegte er das tlirkifche Servien. Niſſa 
ergab fich den 25. Sul. 1737. Allein der Ungehorfam ber Unterbefehlöhaber, bie 
erfolglofen Unternehmungen des Prinzen Joſeph von Hildburghauſen und Kheven⸗ 
hiller's, and die Feigheit des Commandanten von Niffa verfegten ihn balb in eine 
mißliche Rage, und indem feine Feinde, deren er als Ausländer und Proteflant 
2 bie Gefahr noch vergrößerten, gelang es ihnen, ſeinen Sturz zu bewirken. 

ward — und, ungeachtet er ſich rechtfertigte, in ſtrengem Gewahrſam 
behalten. Kaiſer fuchte fein Verfahren beim Reichötage in einem langen Ma⸗ 
uifeft zur rechtfertigen. Derfolgt von bes Wuth des wiener Poͤbels, warb S. nad) 
Geht gebracht, wo er noch Aber 2 Jahre gefangen faß, waͤhrend ber Krieg unglüd: 

Ih fortgefetst und beemdigt wurde. Erſt Darin Therefia fegte ihn in Frelheit, 
mb befkig ale feine Würden, ‚ohne ihm jedoch eine Anſtellung zu geben. Unter 
dieſen Uınftäben glaubte ſich S ald Gouverneur der Reichsfeſte Philippsburg dem 
weum Kaiſer, Kari VEL, verpflichtet. Er empfing von demſelben, nach einigen 


° 


86 GSeckendorf (Friedr. Heinr. Keichsgraf v.) 


Sendungen nach Dresden und Berlin, den Oberbefehl bes baltiſchen Heers. 
Baiern warb von Ihm befreit und Braunau beſetzt. Aber ſchlecht unterftuͤtzt von 
den Franzoſen, mußte er der Übermacht des Wengen Karl von Lothtingen wieder 
weichen, "welcher bis an den Rhein vordrang. Unterdeß ping S. Auf Friedrichs II. 
Verlangen nad) Potsdam, und half bort die Union vorbereiten, bie ztotſchen Preu⸗ 
Ben, Balern, Pfalz und Heffen-Kaffel im Mai 1744 zu Frankfurt gefthköffen 
wurde. Als darauf Friebrich II. In Böhmen einbtach, und der Peinz Karl zum 
Beiftande ber Erbſtaaten zuruͤckeilte, drang S. abermals vor, befteite ganz Balern, 
führte den Kalſer nach München zuruͤck, und legte den 1. Dec. 1748 feelwillig bas 
Commando nieber. Als bald nachher der Kakfer flarb, trug er thätig dazu bei, 
deffen Sohn mit Seftreich zu verföhnen. Der Friede zu Zhffen war G.'s Wert 
und zugleich die Schlußhandiung ſeines thatenteichen policifeht Sehens. Won 
Kalfer Franz I., ben er in Frankfurt begrüßte, guͤtig aufgenommen, und ht allen 
früher im kaiſetl. Dienft erruagenen Ehrenſtellen beftätigt, begab er ſich auf fein 
Schloß nach Meuſelwitz, dort als Privatmann fein Leben & enden. Auch hier 
bfieb feine Ruhe nicht ungeftört. Der Tod raubte ihm eine Bemafflin, mit bee er 
58 Jahr zwar kinderlos, aber gtäcktich verbunden netvefen. Während des ſieben⸗ 
jährigen Krieges aber ließ Friedrich II. den 88jaͤhtigen Greis, unter dem Vortorinbe 
eines nachtheiligen Briefwechſels mit Öfteeih, Im Dec. 1758 ploͤtzlich in Meuſck⸗ 
witz überfallen, und auß ber Kirche, wo ex fich eben befand, nach Magdeburg ab» 
führen. Dort mußte er ein halbes Fahr gefangen zubringen, 46 bie Erlegung 
einer großen Geldſumme, und die vom Könige gewuͤnfchte Auswechſelung des bei 
Kollin gefangen Prinzen Morlg von Deſſau fhm bie Freiheit verfihdfften. Sich 
nicht neuen Gefahren preiszugeben, ging er auf ettrige Zeit nach Franken, kehrte 
1760 nach Deufelwig zuruͤck, und wendete bier den Meft feiner ſchwindenden 
Kräfte an, feinen mitttairifchen Lebenslauf ſchriftlich aufzuſetzen. Er ſah noch das 
Ende des ihn fo michtigen Kampfes, und ſtarb zu Meuſelwitz den 23. Nov. 1768 
im 91. Lebensjahre. — Gehr verfchleben ift das Urtheil Uber dieſen Mani, ber 
dutch ein 5Ojähriges Öffentliches Wirken mächtig In feine Zeit eingriff und fe ſchaf⸗ 
fen half. Friedrich IE., deſſen Plane er mehrmals Ereuzte, ſpricht von ihm wicht 
ohne Parteilichkeit; noch gehäfligee find die Declamationen Poͤllnitz'k. Vorzug⸗ 
liche Talente, ungemeine Kenntniffe und Erfahrungen im Felde wie im Cabinit - 
konnten ihm ferbft feine Feinde nicht abfprechen ; dagegen ſchildern fie ſekrien Ehirats 
ter, befonbers in biplomatifcher Hinficht, mit ben ſchwaͤrzeſten Karben. Uber 
auch hier iſt Vieles übertrieben. Deutfchlande Wohlfahrt und Ehre Tagen ihm am 
Herzen, und er fah wol ein, daß diefe nur durch einnrüchiges Anſchließen Aller an 
das Reichsoberhaupt erhalten werden Einnten. Für biefen Zweck arbeitete er alb 
ein beutfcher Patriot mit Hintanfegung aller Nebenruͤckſichten. Liebenswuͤrdig 
mochte er allerdings Wenigen erfcheinen, aber ex verfchmähte Atgliſt und Werftets 
lung, unb verfolgte fein Ziel gerade und kraͤftig. Ehrgelz lag ohne Ztveifel in Fels 
ner Seele, aber er rilhtete Ihn auf das Große und Wuͤrdige. Nur In voller Thaͤ⸗ 
tigkeit fand er Genuͤge, und wie unholb fi auch das Gluͤck ihm zeigte,‘ er MR 
nicht ab in feinem Streben, es bei der Stirn zu erfaffen. Er war ſpatfam, aber 
nie bei würdigen Gegenfländen oder auf ummwärbige Weiſe. Wie er für bie 
därfniffe der Soldaten mit eignen — forgte, To ſtiftete er auch im er⸗ 
gern Kreiſe ſeiner Untergebenen viel Gutes. Sein Wille war herrhſch, aber getreht, 
in feinem Privatleben herrſchte die puͤnktlichſte Ordnung 2 — "Die 


Religion war feine un im Gluͤck und Unghide. — * — 
phen hat er an Therefius v. Seckendorf gefunden, deſſen uch ein en 
——— 


ſchreibung des J. M. Gr. v. Gedendorf” eig! | 
erſchienen Ift. — Bon des Feldmarſchalls Bruder, Ernſt Luv wi Ef Tell. v. S. 
geb. 1672, geſt. 1741 als preuß geb. Siaccomimſter ſtunlmt ne hehinwdtttz 








Sedenborf (Bro, Freiherr v.) Secretion 87 
zn. Uninberg mid in Sachſen anögebveitett Wedehbitf fie Ger 
ſchiecht ab, zu weichem Gh. Abolf Furih. v. ©. — —— 
zu —— aba tothen Fluffe in Leuiſiana in Roxbeinediße verſtorbrue Freihert 
Anton Suſtavs u: ©. (bekanut ij. d. N. Patrick Peide), — aui Sarsiimiin 


nenn Weif. mehrer Schtiften icher mimiſche Kunft 
nt, 

Sackenorf (Bro, Freih. v.) / durch Lee und Gauert — bleibenden 

Sein Vater war pılegt bevollm des Gtoſherzogs 


de. Mintfie 

von Baben am ptlmatiſchen Hofe. Ao V. G. geb. a Wonfurt dei Haß 
Gast ums J. 1773, von der Natur se beevillken Aehftih, at eines reigbaren, für 
we geiſtige Eindruͤcke empfüngiihen Oetzai futlen begabt, mhfaßte fruͤh mit Liebe 
die Poefie und das Stublam Die Atsen Ind ab fich beiden während feiner afaderfit- 
fen Jahrr In Ina und Goͤttutgen votz aͤglech hin. Noch beſtimmter ward ſeinckn 
Genius du Bahn gekimet, da et 1)06 048 DiepierungBatiefier fach Weimar und 
in — vr Mieland, Golhr Herber und Schtiler Bars. Zuetſt er⸗ 
ſchienen von ihm Bluͤthen — Dichter“ (Weim. 1800), an deren übertra 
sang man ——— ein Aberüofiifuhen Aandhnben bed deutſchon —— 

tadeihaft fat. Dactuuf gab er ein darog egrichnete Neuiahrs taſcheiſbuch voñn 
Wake fir ie? 3dr —— aͤußern Ruhe verließ ex 1002 
Wennar, ging balb darauf aid wuͤtrumb. Kammerherr und Regierungerakh nach 
Stuttgart, ward hier in die Unterfuchung eines angeblichen Majeftätsuerbeeeit 
verwickelt zn kam als Staatſgefaͤngener auf das Schloß Solitube,. fpdir nach 
Aeberg. Beim Ausbruche bed Kriegs 1805, da der oͤſtr. Vortrab und dintor bang: 
ſelben S.'s Oheim, der k. k. Buligeugmeifter Feeih. v. Seckendorf, ſich bein wiR- 
tenb. Gebiet naͤherte, wärk er freigelaſſen. Er hielt ſich nun eine Zeitlang in Fan 
ten bei ſ. Verwandten im ſtillen Umgange nött den Muſen auf. Fruͤchte ſ. bicherkl- 
ſchen Beſchaͤftlgungen waren einige Wiufemalmanncdıe (Regensb. 1806 und 1807). 
Eben war ex im Begriff, wieder ein Ewllamt zu fuchen, als die Krankheit f. Beu⸗ 
ders, ber in oͤſtr. Militairdienften and, ihm Veraulaſſung gab, nach Wien gu 
gehen. Die literariſchen Schätze und der Umgang mit außgezeichneten Belchkten 
gewamnnen Ihn für dieſe Stadt. Er verband fi) mit f. Freunde Sof. Ludw. Stoll 
zue Herausgabe eines Journals: „Prorinethens”. Voll der Doffnung, — —— 
angleich eine literariſche Anmäperung zwifchen Suͤd⸗ and Nordbeutfchland koͤnne 
bewirkt werden, bot &. Alles auf, fem Vorhaben in moͤglichſter Bollenbung aus⸗ 
zufuͤhren, und reife ſelbſt noch einmal nach Sachen zuruͤck, um Befoͤrderer nab 
— zu gewinnen. So gebieh Prometherch(deſſen erſtes Cult fin Fruh⸗ 

jahr 1808 erſchienen war) bis zum 6. Stuͤcke, als ber Krieg von 1809 
ſtreich hallie wider von Aufgeboten zur Banbesperthilbigung. Kach ©., deffen 
helleniſch⸗ beutfches Gemüth ben hoben Zweck diefes Kampfes mit Begeifkerung 
nn als Hauptmann bei ber diener Landwehr zum —— Als der Krieg 
ſich von Baiern nad) Oſtrrich waͤtzte, fotgte ©. ber Hiller ſchen Heeredabthellung, 
die den heldenmuͤthigften Kampf eh Ebertberg, an ber Traun beftand. Hier fand 
er den Tod, ben er ſich oft gew al hatte. Den Untergang vor Augen, wollte er - 
een wit f. Mannfehaft aus einem derſchanzten Gebauͤude noch einem Ausfall nach 
det Bruͤcke thun, als er durch einen Schuß ſchwer verwundet wurde. Man trug ihn 
in elite Scheer der ſchon breimenden Stadt; bot farb er hoͤchſt wahefcheinlic 
vollends den Flammentod (6. Mai 1809). 

Secretion. Dicke Brfkanieheile bir Deganiärnen werben während: ihres 
Lebens durch — Thaͤtigkeit umgewandelt und zur weltern Lebens form 
Nuer riyeiniählgeh Fortbaner des Organismus if duher die Weg⸗ 
ſchaffung derſelbeu ebaıfo noͤthig alb ein ſtetiger Erfatz des Verlotenen, ſfodaß alles 
Lebrachige, ohne ſoe Form auffallend zu aͤndern, dermoch mur Im beſtaͤndigen Wech⸗ 









Bet: ::. Sobaine 


fol: feine Veſtaub heila Baſtehen: fur. Der Lefag gufchlaht ausıbem Wute, und 
ber Borgang feihfl: Heißt: Seeretion ober ee Bein Meufchen und 


Verdauung gen 
uud / bewirken. Im dieſen feceenisten Flaͤffigbeiten findet man bie Beftanttheile bes 
Blutes mit: wenig: Abänberweg wieder, fie enthalten außerkem alles freie Alkal 
Ihnen gegerscher chen bie Ercrettomen ober Außfonderungen, die ziem⸗ 
lich auf. en durch ähnliche Eitmei Te werben, 
aber en enthalten und den Zwech haben, Be a ar zu 


Sat. ‚Dielen Namen führen gewiſſe ſtarke ſpaniſche Weine, — 
der um Seollla gebaute weiße koͤſtliche Rereswein, —— (u. d. M. Paxraret bes 
kannt), theils etwas bitter und magenſtaͤrkend. Er iſt boſenders fie Gabir, Ma⸗ 
—— Anrſterd am und Hamburg ein anſehnlicher Gegenſtand des vendele ai 


— nennt der Anatom dae kunſtmaͤßige Öffnen: — 
bed menfchlichen Koͤrpers an einer Leiche. Den Kopf zu Öffnen, werden 
Kopf bebeckenden weichen Theile durch einen Kreuzſchnitt gefpalten, der — 
entbloͤßt und dieſer rumbums durchgeſaͤgt, damit ſich das obere Stuͤck gleich einem 
Deckel abheben laſſe. Auf der Bruſt wird die Haut ſammt dem Fleiſche bit auf 
die Anochen der Bruſt durchſchnitten, dieſe entbloͤßt und die Rippenknorpel — 
Rippen abgetrennt; das losgemachte Bruſtbein wird vom Anatom abgehoben. 
Zur ffnung des Unterleibes führt der Anatom einen Kreuzſchnitt, der den Nabel 
nicht verlegen darf, ober einen länge um bie vorbere Fläche des Unterleibes herum: 
laufenden Schnitt. Die gerichtliche Reicheneröffnung (legale ober gerichtliche Sec⸗ 
tion) erfodert vorzügliche Genauigkeit, weil es oft. baranf ankommt, Verletzungen 
nachzuſpuͤren und. ihre Tiefe, ſowie die Richtung, mit welcher fie in innere edle 
Theile einbringen, fo anzugeben, daß dem Anatomen nicht der Vorwurf gemacht 
werben kam, er habe fie erſt durch feine Inſtrumente herbeigefuͤhrt ober vergrößert. 
Soeoeunde bedermet 1) den 6A Theil einer Dimute. 2) In der Rufe wish 
babucch jeder Högere Ton des zunaͤchft unter ihm Hegenben oder, mit andern Wer 
ten, Bonn eier Notenſtufe bezeichnet; fie iſt entweder klein, ober groß, 

Heine große übermäßige 


ng E — = 


Seeundenaccord nennt man den Septimenaccorb,, in welchem bie Septime 
zum Grundton gemorben ift, oder die dritte Verwechſeluug des mefentlichen Sep 
timenaccorde. 3)‘ Beim-Fechten beißt © ecunde bie zweite und nächfte Bewe⸗ 
gung, nachdem man den Degen gezogen. bat; fie ift eine. der Hauptbewegugen, 
und wird fowol-unter als über dein Wem, ad wol bieweilen inwendig geftoßen. 
r + Setundbus Iohannes, f. Johannes Sesundme.. 

Sedaime (Michel Jean), einer ber aubgejsichnetften. Frans. Schaufpiel⸗ 
dichter, Mitglied der. franz. Akademie und Secretair bel der Ababemir der Ban: 
kunſt. Er war geb17193u Paris, wo ſ. Water Baumeiſter war, aber ſ. Familie 











Sedlnich Seebaͤder » 


in großer it hiterließ. Daher mußte ber junge S. als en 
asheite, um f. er und 2 jüngere Bruͤder zu ernähren. Durch f. Fleiß brachte 
ex es dahin, daß ex Meiſter werben konnte; doch veranlafte ihn f. Eiche für das 
Theater mehre dramatiſche Stade zu verfertigen, ‚die mit Beifall aufgenommen 
when. 175% warb ee von Monet, dem Director der komiſchen Oper, bewogen, 
ich als Schauſpieler ganz der e zu widmen. Seine gluͤcklichen Talente beleb⸗ 
ten das faſt verlafſens Theater. Sr ſtarb 1797. S. war Vf. einer großen Menge 
von Ecyuufpielen, befonbere bee lichten euit Muß begleiteten Art. Einige, na 
mentlich „Des Deſerteur, — und Colas und „Der König und der Paͤch⸗ 
ter” („Le Roi ot la fermier"), ber „Philosophe sans le savoir” (auch von Got: 
ter überfent) find allgemein bekannt worben. Außerbem bat er mehre kleinere Ge⸗ 
dichte, unter denen fich eine Epiſtel an fein Kleid beſonders auszeichnet, hinterlaffen. 
Ge kannte vollkloinmen die Wirkung theatralifcher Taͤuſchung und wußte fie gut zu 
beuusen. Sein Dialog ift richt und natürlich, — incorrect. üb 
laſſen ſich ſelbſt ſ. Stücke beſſer ſehen als leſen —8B de Södaine" (Bas 
{6 1777, 4 Bbe., 12.). 
Seblnidy (Sofepb, Graf v., Freih. auf Gheltik), geb. am 8. San. 
1778, ern aus einem uralten mährifch »fchlefifchen,, aber Say in Polen andge- 
breiteten Gaſchlechte, das fchon in der Mythenzeit und in bee Gage. der March⸗ 
Hawen, dann. unter Karl IV. und Sigmund, endlich auch in der großen Rebelllon 
wider Ferdinand LI. eine Rolle gefpielt bat. Graf of. trat fehe jung in Staats⸗ 
dienfle. Er wurde Kreishauptmann zu Weißkicchen md Troppau; 1815 ernannte 
man ihn zum Vicepräfidenten in Gallizien; er trat aber dieſe Stelle nicht an, weil 
es bei der Erkrankung des Polizeipraͤſidenten, Baron Haager, als deſſen Stellver⸗ 
treter verwendet wurde, dem er auch 1817 als Praͤſident ber oberſten Polizei⸗ und 
Cenſurhofſtelle nachfolgee. Nach ber Wiederherſtellung der alten Ordnung ber 
Dinge in Neapel und Piemont und bei ber Aufloͤſung des laibacher Congrefſes 
cn erhielt ex das an bes Leopoldordens. Er ift auch k. €. Kämmerer 
und Geh.⸗Rath. — Sein Älterer Bruder, Graf Anton, k.k. Klrmmerer und 
Geh. Rath, iſt Landeshauptmann des Herzogthums Troppau. _ 
Gee, die, iſt einerlel mit Meer (f. d.); der See bezeichnete in vom Land⸗ 
allenthalben umgebenes Gewaͤfſſer, das daher auch Eandfee heißt und durch feine 
Geöße non dem Teiche umterfchieden iſt. Doch gibt es auch Seen, welche Deere 
genannt werben (das Enöpifche Diver, daB todte Meer), ohne gerabe durch ihre be- 
ſendere Größe bavamf Anſpruch zu haben, wie denn das tobte Meer dem Aral: 
und dem Baikalſee ze. an Umfange weit nachſteht. Man unterfcheidet 4 Arten ber 
beftäindigen Seen: 1) foldhe, die einen Fluß weber aufnehmen nach ergiefen, fon- 
dern bloß durch Quellen auf ihsem Grunde, durch Schnee: und Regenwaſſer gefüllt 
werben; 2) folche, die keinen Strom empfangen, wol aber einem ober mehre ent- 
fenden; 3) folche, die Fluͤſſe — nicht aber ausſtroͤmen, die als Anſamm⸗ 
lungen des in ein tiefes Becken ſtroͤmenden Flußwaſſers anzuſehen find; endlich 
4) ſolche, die Fluͤſſe aufnehmen und ausſenden. Diejenigen derſelben, welche 
mehe Waſſer empfangen als wieder ausſtroͤmen, verlieren ben Überfluß durch Ver: 
duuſtung; bie, weiche weniger zu empfangen fcheinen als fie auöflrömen, empfan⸗ 
gen das Wehr durch unfichtbare Quellen; die endlich, weiche ungefaͤhr Ar vis! 
—— als fie ausoſtroͤmen, empfangen durch Quellen fo viel als fie zum 
Die wohrſten Seen Haben weder Zufluͤſſo noch Abfluͤſſe; dennoch nimmt ihr Waſſer 
ab und zu, je nachdem die Witterung trocken oder feucht iſt. 
Seebaͤder kamen in Deutſchland nach einer Auffoderung Lichtenberg's 
( Goͤtt. Taſchenc. f. 17039 in Gebrauch, und Dobberan iſt das zuerſt ange⸗ 
legte umb noch jetzt beruͤhmteſte. Die chemiſche Miſchung des Seewaſſers (Koch⸗ 
ſalz, ſalzſaurer Kalk x}, die reiche Schwaͤngerung beſthen mit animaliſchen 


vo N | Seebaͤder 


Stoffen, die Bewegung deffeiben in Ebbe tulb Wink ulm WB, bie eigen 
thamiliche Ratur der Seeluft und dee Vegetaticii an Bat Surfen, ee 


Binnenlaͤnder durchaus neue Schauſpiel des Meeres fest und ded Lebens alıf Eidt 
n 


nen Serfeln und am Kuͤſten, der pſychiſche Einbruch, den das Baden in offener Ste 
macht und die eine überwindung, bie bei Furchtſacuen dazu Abthig HET Ates air 
find fo Peiftige Einwirkungen auf den kranken Organſomen, daß ducch Da 
bad zit kinetn wichtigen Heilmittel wird. Man empfrhe bat ei ‚Brhfene 
krankheilen aller Art, Daher bei Skrofeln mb feröfitöiee Anlage, bei Lymiph⸗ 


. 


n und Dehfenflodungen, ferner bei dyskrafiſchen 


| Fichten, Rräbe, Geneigtheit zu acuten —— je —— fnben Schweißen 


und zu oͤftern Ratarchen, ſodann bei dyeonifchen Rervenkrankheiten, namentlich bet 
Hyſterie, Veitstanz, Epllepfte, Nervenſchmerzen, Lähmungen, befonders wo biefe 
von Wrichätigkelt der äußern Haut nnsgirigen, enbiich auch tool bei chramtfihegkchll- 
Men md rheumatiſchen Beſchwerden, wo inbeß die Anwendung bes Bades — 
bers v g geſchehen muß. Dagegen darf das Seebad nicht angewendet werben 


bei wirklicher Vollbluͤtigkeit, bei Neigung zu Congeſtionen und Blutfluͤſſen, bei 


Fehlern des Herzens und der großen Gefäße, Lungenſchwindſucht, Verſtopfung und 
Berhaͤrtung innerer Organe, großet allgemeiner oder oͤrtlichet Schwaͤche. t⸗ 
lich verſteht man untet dern Gebrauchke bes Seebades das Baden in bet offenen 
See felbft in beſonderd dazn eingerichteten Badehaͤuſern und — 

man bedirnt fich für ſchwaͤchliche und furchtſame Krauke wol duch des Warren 
bades in Seewaffer, und diefes iſt wieder theils kalt, theils In deeſchicbenem Grade 
erwaͤrmt. Nur das Baden in der offenen See ſelbſt gewaͤhtt alle Boerthelle Des 
Seebades zugleich. Bet deni Wannenbade in Seewaſſer fehlen ber Welleuſchlatz 
die Moͤglichkeit ber freieſten Bewegung, die fortwaͤhrende Erneuerung des Waſſers 
und ber fo maͤchtigen Seeluft, die geiſtige Erhebung, dfe darin hegt, milt ber um 
enbiichen Maffe des Meeres, in welchem fich das Reben ber Erde am kruͤſtkgſten 
ansſpricht, in ummittelbater Verbindung zu fein, u. ſ. w.; auch entwelcht wol ſelbſt 
dei dem Tragen und Erwaͤrmen des Waffers Einiges von feinem fluͤchtigetn Am 
theile, dagegen nimmt ber Salzgehalt des Waſſers durch das Verbampfen Eiveb 


zu, tb man hat die Saͤttigung und Verduͤnnung des Waſſers, bie Temperatur 


deffelden und die etwa nöthige Vermiſchung mit andern Armeien in feiner Seualt 
Die Wannenbaͤder können daher da, mo mehr materiell gewirkt merben ſoll, oft ben 
Vorzug vor bein offenen Seebade verdienen, fordie man leicht einſtcht, daß fie Wade 
den Soolbaͤdern große Ahnlichkeit Haben muͤſſen; bie Wärme nimmt man gewöhnt: 
Uch 19 — 24 Grad Réaemur. Wer nach einem Seebade reifen will, thut wohl, 
der Hauſe erſt an das kalte Bad, wo m an das Flußbad zu gewähnm, x 
danık der Borberritungsbäber an dem Curorte ſetbſt nicht und kann gielch 
von ben erſten Baͤdern ſich Einiges verſprechen. Das Bad in offener Gee miraut 
man am beiten des Morgens nüchtern oder nach einem leichten Fruͤhſtlice und, wo 
möglich, nad) vefolgter Leibesoͤffnung, niemals aber nach Tiſche mit vollem Magens 
ebenfo wenig datf matt baden nach ſtarken koͤrperlichen ober geiſtigen Auftwrnguix: 
gen, bei ungewoͤhnlicher Abſparmung wırd Abneigung gegen das Vad, bei erhigeem 
fehwigenbem Körper und bei ungewoͤhnlich Falten Händen und Süßen. In atien 
dieſen Faͤllen iſt eutweder das Bad auszufeßen, oder der Körper erſt dutch Ruhe, 
ige Bewegung, Heiden u. dal. zum Bade vorzubereiten. Bei ded Bags voeher 
begangenemn Didtfehler, bei fpdt in bie Nacht hinein geitbtein Tamz, Spiel re, urib 
daher erfolgter fhlechter Berdauung und imruhlgein Schlafe, muß Zags vutauf 
das Bat —* ausgeſetzt werden; es iſt aber zu rakhen, dieſe Aden in ber 
Babeordnung fo viel als moͤglich zu vermeden, wert Dabei bie Cur Mibft Wektig So⸗ 
folg haben bann. In das Bad felbſt gehe man vönig entkleidet; alle Badehenden, 
Bademaͤntel u. dgl. hindern mecht were die Wirkung des Sabades, feudern wirden 





| Seebaͤder P 
oft feibft nachthellig; nach ſorgfaͤltigem Abtrocknen bes ekwa vorhaudenea Schweil 
ME waßſche man zuerſt Kopf; Hals, Bruſt und Herzgtube mit kaltem Waſſer mb 
tauche ſich ſchnell bis am ben Hals in Bad Wafſer, was man mehre Male tolederhs⸗ 
fm kann; man Bleibe aber wicht länger im Waſſet als bis der erfie Schauder 
beim Einſteigen in eine angenehme Waͤrme Adergegarigen iſt: erſcheint hierauf 
noch ein zweiter Schaubder, fo iſt man ſchon zu lange im Bade gebfeben. Im Babe 
ſelbſt darf man nicht rufen, Tohbern man muß fortwährend ſich bewegen, abteiben 
untertauchen x. Mach dent Bde muß das Abttocknen ſchnell und ſorgfaͤltkg von 
oben nach unten gefihehen und eine mäßige Bewegumg gemacht werben, bie Binde 
und Füße wieder vollkommen erwaͤrmt find, es waͤre beim, daß ber Arzt es fuͤt noͤ⸗ 
chig hielt, den Kranken ſogleich nach dem Babe In das Bett legen zu laſſen; hler⸗ 
af folgttin leichtes Fruͤhſtuͤck. Wenn man nad) dem Bade ſich bald erwärmt 
fABIE, der Kopf nicht eingenommen, der Achen nicht beengt If, fo iſt dies ein Zei⸗ 
chen, daß das Takte Bad gut bekomm; tern das Gegenthell flattfinbet, ſo darf 
man ohne Befonbere Berathung mitt vem Arzte nicht weiter baden. Bel dem Wear 
nenbade'in warmem Seewaſſer hat man ziemlich bie naͤmllchen Vorſichtsmaßregela 
zu beobachten, iur darf man hier den Kopf nie untertauchen md bie Dauer drs 
Bades kann etwas Länger (1.3 Stunbe) ſein; auch ift nach dem wartnen Babe 
erg er Nuhe vomoͤthen. Über alle nähere Beſtimmungen muß bet an 
Drt und Stelle zu Rathe gezogene Babearzt ehtfcheiben; die von dem eignen Aezte 
etwa mitgebrachten Verhaltungsregeln reichen dazu nicht ans. Die Jahreszelt, In 
weicher man ein Seebad zu befnchen hat, iſt ber fpätere Sommer bis in det Sept. 
bitten, Senn in den melften Oſtſeebaͤdern iſt gerabe diefer Monat fir die in frelet 
Ser Babenden ber guͤnſtigſte. Sie Dauer der Seebadecur If verſchieden nach be 
Tonſtitution des Körpers und nach der Natur der Krankheit; die gerhugſte Zahl 
bee Bäder kamn man nicht unter 30, den Aufenthalt am Serbabeorte alfo nicht wol 
unter 5 Wochen ſtellen, weil doch Immer, wenigſtens bei Frauenzimmern, einige Tage 
audfallerr. Ganz verkehrt ift es, wenn man die noͤthige Zeit daburch abkuͤrzen zu 
Konnen meint, daß man täglich mehte Bäder nimmt, was nie gut fein kann. Bei 
tief eingewurzelten Übeln If wol auch eine Wiedetholung ber Seebadecur In mehren 
Sonnnern nothwendig. Die Wahl des Seebabes haͤngt thells von aͤrztlichen Vot⸗ 
ſchriften, theils von andern Umſtaͤnden ab, und es find die Seebaͤder Deutſchlands 
Direch die ttlichkeit ſelbſt, burch bie hertſchenden Winde, buch die Häufigkeit det 
Stlitme, durch den Salzgehalt des Seewaffers, durch die größere ober geringere 
PYtacht und Befuchtheit,; ſowie durch bie verſchiedenen Einrichtungen zum Baden 
ſelbſt verſchieden. Da dlle Seebaͤder Deutſchlands an der Oſtſee und Notdfer Me: 
gen, fo zählerr wir dieſelben fo auf, wie fie von D. nach WB. auf einander folgen: 
An der u: tHegen: 1) Zoppot, bei Danzig, neu angelegt und mit allen zul 
Serbade Sehoͤrigen verfehen, die See ruhig und ohne Ebbe und Flut; 2) Nägen: 
woatbe, m Pommeth, erft 1814 se ; 3) Kolberg, in Pommern; 4) Putbus 
in einer ſuͤdnchen Buche der Inſel Rügen, freundlich und geſchmackvoll angelegt, 
aber ohne Ebbe und Flut; 5) Arkona, bie noͤrdlichſte Spike der Inſel Rügen, fol 
jet mit einer Seebabeanſtalt verfehen werden; 6) Stralſund erhält jetzt eine Pri: 
vatfeebadeanftätt, wozu Gtadt und Lage fich vorzüglich eignen; 7) Warnenrlinde, 
ein Fiſcherbdorf an dem Ausſiuffe der Warnow in die Oftfee, durch Stille, ſchoͤne 
Natat und alterthuͤmlliche Sitte ausgezeichnet, uͤbrigens fehlt außer Dex offinen 
See ſecdſt ame Budeanſtalt; 8) Dobberan (f.d.); PM Travemuͤnde, fe 1801 
beſtehend, an dem Ausſtufſe der Trave in bie A An der Dftküfte der cimbri⸗ 
ſchen Halbinſel fiegen: 10) Kiel, 1819 entflanden, bietet Durch die Nähe dieſet 
Umverrfitaͤtsſtabt, durch reichen Gehalt bed Seewaſſers, durch ruhige kage und ſehr 
e Eineichtungen große Vortheile dat; 11) Apentade, fett 1819, Hat 

reichen Gehailt bes afſers, welches am kleinen Belt gelegen, mit dem Kattegat 





9 j Seeygeſetze 


zuſammenhaͤngt, ruhige Rage, reizende Umgegend und den Vortheil einer Mittel⸗ 
ſtadt, uͤbrigens Hegt es wie Kiel in einer Bucht. An der Weſtkuͤſte ber cimbriſchen 
Dalbinfel liegt 12) Foͤhr, eine Infel, hat an bem Hafenorte Wyck eine Seebade⸗ 
anftalt, bie ſich wie die meiften Nordſeebaͤber durch ein mehr freies, wilder bewegtes 
- MWaffer auszeichnet und ſehr beſucht werben fol. An den Küften ber Morbfee 
liegen: 13) Kurhaven und Rigebüttel, feit 1816 mit Badeanſtalten verfehen und 
ſehr beſucht; 14) bie olbenburgifche Infel Wangeroge, mit vollftänhiger Badeein⸗ 
vichtumg; 15) die Inſel Norderney (f. d.), auf welcher feit 1797 ein Seebad 
beſteht — S. Samuel Gottlieb Vogel, ‚Über den Nugen und Gebrauch ber 
Seebaͤder“ (Stendal 1794); deſſen „Baberegem” (Stend. 1817); „Wie mräflen 
Geebaͤder eingerichtet fein und wie wirken fie?” von ***r****g (£p5. 1820); „Die 
Seebabeanftalt zu Zoppot bei Danzig” (Danzig 1823); Sam. Gottl. Wogel’6 
„Handbuch zur richtigen Kenntniß und Benugung der Seebadeanftalt zu Dob⸗ 
deran” (Stend. 1819); Sigism. Friede. Hermbſtaͤdt's „Beſchreibung und phy- 
ſikaliſch⸗chemiſche Zerglieberung der neuentdeckten Schwefel⸗, Eiſen⸗ unb muria⸗ 
tiſchen Bitterſalzquellen bei Dobberan“ (Berl. 1823); „Über die Privatſeebade⸗ 
anftalt zu Travemünde” (Lübe 1803); Georg Swardendyk Stierling’$ „Ideen 
uͤber die Indication, Wirkung und den richtigen Gebrauch der Seebaͤder, mit anges 
Bängten biftorifch-topograph. Notizen über die Seebabeanflatt zu Travemuͤnde⸗ 
(Lübe 1815); Chr. Heint. Prof, „Das kieler Seebad” (Kiel 1822); Aug. 
ih. Neuber's „Beobachtungen über die Wirkfamkeit des apenrader Seebades, 
1. Boch. (Schleswig 1822); Colbig, „Das Seebab auf Föhr in ber Weftfee‘' 
(Hufum 1819); Abendroth, „Migeblttel und das Seebad zu Kurhaven (Hamb. 
1818); „Beſchreibung bee zum Herzogthum Oldenburg gehörigen Infel Wars 
geroge und ihrer Seebadeanſtalt (Oldenb. 1821); 5. W. v. Halem, „Die Infel 
Norderney und ihr Seebad” (Hanov. 1822); 3.2. Bluhm, „Über das Seebad 
auf der Inſel Norderney und feine Heilkräfte” (Hanov. 1824). 16. . 
Seegefege nennt man theild die privatrehtlihen Beftimmungen, welche 

ſich auf ben Sechanbel und bie Seefahrt der einzelnen Völker beziehen, theils bie 
voͤlkerrechtlichen Gebräuche und Regeln über dieſelben Gegenftände. Erſtere bes 
ruhen groͤßtentheils auf befondern Anordnungen der einzeinen Staaten, wiewol 
auch in Ermangelung derfelben bie ol andrer Staaten nicht ſelten al6 Huͤlfs⸗ 
rechtsquelle benugt werben, wie es vorzüglich mit verfchiebenen dltern Geſetzfamm⸗ 
lungen über das Seerecht, umter benen das chobifche Seerecht (lex Rhodia) und 
„Consolato del mare” (Amfterd. 1723, 4.) (f. Handelsgerichte) vornehm⸗ 
lich angeführt zu werben verbient, der Fall iſt. Ungleich ſchwankender und de 
tener aber find bie voͤlkerrechtlichen Beſtimmungen über das Seerecht, indem 
die in diefer Ruͤckſicht entſtehenden Streitfragen der Strenge nach keineswegs nach 
den einfeitigen Verfügungen und Anordnungen eines einzelnen Staates, wiewol 
nur zu häufig bie Praxis biefelben als Hegel und Richtſchnur befolgt, fondern viel⸗ 
mehr nach ben zwifchen ben einzelnen betreffenden Staaten beftehenden Verträgen 
und den allgemeinen voͤlkerrechtlichen Gewohnheiten und Gebraͤuchen entfchieven 
werden follen. Die Streitfragen koͤnnen theils das Seerecht in Friedenszeiten, 
theils in Kriegszeiten betreffen, und wiewol die meiften Verträge auch auf den letz⸗ 
ten Fall, der am haͤufigfien zur Sprache zu kommen pflegt, gewoͤhnlich nähere - 
‚ Beflimmungen zu enthalten pflegen, fo hat dennoch leider bie Erfahrung gelehrt, 
daß in Kriegszeiten der obfiegenbe Theil nur zu leicht unter mancherlei Vorwaͤnden 
ſich feinen übernommenen Verpflichtungen zu entziehen ſucht, während bie Werfchies 
denheit ber Meinungen, welche unabhängig von den Verträgen über die Grundſaͤtze 
des Voͤlkerrechts ſelbſt herrſcht, noch feltener eine befriedigende Auskunft finden 
laͤßt. Hierher gehört v. Martens's „Geſetze und Verordnungen ber eingelnem eu: 
ropaͤiſchen Mächte über Handel, Schifffahrt 2.; Jacobſen's „Handbuch des prakt. 








‚ 





Seegras BSeehandelövereine (Rheiniſch. Weftind. Comp. 03 


Seerechts ber Engländer und Franzoſen“ (2 Thle., Hamb. 1805), und beffen 
„Seerecht des Friedens und bes Kriegs in Beziehung auf die Kauffahrteifchifffahrt‘‘ 
(Altona 1815). Cz. 
—— ſ. nen u. Tang. 
eehandel. Bon den beiden Hauptzweigen, in welche der Handel zer⸗ 
fällt, dem Land - und Seehandel, iſt Iebterer in den neuern Zeiten der ungleich wich 
ee So lange noch bie Schifffahrt ſich groͤßtentheils auf die Fahrt 
der Kuͤſten beſchraͤnkte, blieb der Landhandel der wichtigfie; fo groͤßtentheils 
im Alterthum und während des Mittelalters. Vorzuͤglich war es das Mittelmeer, 
welches bis dahin die. Hauptfiraße fuͤr den Seehandel bildete, ber größtentheil® von 
den an demfelben gelegenen ital. und fpan. Seeftäbten und von den kleinen Frei⸗ 
flaaten betrieben ward, fehon befhalb aber fortwährend von geringer Wichtigkeit 
blieb: Die univerſalhiſtoriſche Wichtigkeit deſſelben begann erſt mit dem Anfange 
des 16. Jahrh., feitdem durch die Entdeckung des Seeweges nach Oſtindien ımb 
Amerika ber große Ocean bie Hauptſtraße für den Seehandel ward, ımb die weſt⸗ 
lichen und frblichen europaͤiſchen Mächte — anfangs Portugal und Spanien, dann 
Holland und England — an bie Stelle der Heinen Staaten traten, die ſich früher 
mit dbemfelben vornehmlich befchäftigt hatten. Schon dadurch mußte bie Wichtig⸗ 
keit des Seehandels beträchtlich, vermehrt werben, noch mehr aber babucch, daf 
von jegt am bei dem fortwährend fteigenden Verbrauche der Exrzeugniffe beider In⸗ 
dien, und bei der größern Leichtigkeit, biefelben durch Europa zu verführen, derſelbe 
Immer mehr Welthandel ward. Seitdem aber die Europäer unmittelbar ben Dans 
del mit Amerika und Oftindien zu treiben begonnen, wurden dert Colon ien vom 
ihnen angelegt, und diefe, ſowie der Seehanbel überhaupt, bald als eine der vor⸗ 
nehnaften Quellen des Wohlſtandes der Staaten betradytet. Vorzüglich war dEB 
der Fall feit der Mitte des 16. Jahrh., ſeit welcher Zeit das Mercantilfyftem von 
den mehrſten Staaten inımer allgemeiner und eifriger befolgt warb. Indem bie 
Staaten aber diefem Syſtem gemäß ihr Streben immer mehr auf den Vefitz von 
Colonien und deffen Bedingung, den Seehandel, richteten, warb letzterer eine der 
Haupttxiebfebern der europaͤiſchen Politik, und erhielt einen Einfluß wie nie zuvor. 
Tat alle Kriege, welche in den Testen 150 Jahren die Ruhe von Europa flörten, 
waren mehr oder weniger Handelökriege. | Ce 
Seehandels vereine. Es tft hoͤchſt erfreulich, den Geiſt ber altem deut⸗ 
fen Hanſe in Dentſchland wieder aufleben zu fehen. Neben ben ſeit 5 Jahren 
zu Darmfladt und Stuttgart fortgefegten Verhandlungen über die Errichtung eis 
nes füdbeutfchen Hanbelsvereins zur Ausgleichung ber Commerzverhäteniffe. meh⸗ 
ver dentſchen Staaten find in kurzer Zeit 2 deutfche Inſtitute in das Leben getre⸗ 
ten , welche ben deutfchen Producten, Manufacten ımd Fabricaten nach fernen 
Weittheilen einen Abflug verfchaffen wollen. Durch fie wird der Vorwurf befel- 
tigt, daß fich der Deutfche nicht gleich bem Franzoſen und Engländer bemühe, bixecte 
ee in fernen Weltgegenden an pfen. . Wer zuerſt bie Idee zu der 
Rheiniſch⸗Weſtindiſchen Eompagnie faßte, verdient ben Iebhaften Dank feiner Zeit: 
fin. Es war allerdings kuͤhn, 39 verſchiedene deutfche Staaten zu einem 
banbelöflant zu vereinigen, und bamit praktiſch bie Frage zu entfcheiben, wie 
Englands Goncurrenz auf den deuiſchen Meſſen, nicht durch Metorfion, durch Ver⸗ 
bote und Spertanflalten, ſondern durch ein der Kreiheit bes „Handels angemeſſenes 
Nationalunternehmen zu erwiedern fei. Auf ben Märkten in Amerika waren ohne 
Hin unſere ſuͤddeutſchen Erzeugniffe fremd geworden ımb in Vergeſſenheit gerathen; 
denn Cadir, als ber Canal, auf welchem fie ehemals dahingingen, wurde durch dem 
Krieg geſperrt und auch nad eingetretenen Frieden war er ber Ereigniſſe in Suͤd⸗ 
amerika wegen nicht mehr geöffnet. — Dem zu fräh verft. Herm Jakob, Aber, 
Kaufmann zu Elberfeld, gebührt ale Stifter Ber Rheiniſch⸗Weſtindiſchen 





94... Merhanpehksereine (Myeinifä-EBeinb. Amp.) 


— —— —— 
achte" f. ‚ auf den außereur Ensfehebign u den heut: 
(hen Kunitfleiß zu fuchen, — — auch mit kraͤftigem Seife, unermp: 
detem Eifer und aus reinem wahren Patrioriemns einen neuen directen Weg ges 
habs tud alle Schwierigkeiten uͤbarwunden zu haben, Die ſich der ep — 
bung einei Nationalinftituts in fernen Welttheilan erugegenſtetjen. 
Becher, ge Subbirertor der Xheiniſch Weſind. Comp., und Des 
ſchue ihr agffey nun veni. Hauptagent für ‚Haiti, unterſtichten ihn 1620 in ber 
Ausführung f. großen Shen mit ben zwadimäßigften Vorſchlaͤgen, bie.fie zum Shell 
ſchon auf Hamburg berechnet Öffentlich vorgelagt hatten. BPeaſondert trug 
Erſtere are ‚ber ihm eignen autgebreiteten Kenntniſſe und Erfahrungen im 
Welthandel ſehr viel zur ſchuallern Entwickelumg des trefflichen Plans bei, nach: 
dem man darin einig geworden max, daß Hamburg, mie Holzſchue und Becher fr 
her gemeint hatten, nicht als der ſchicklichſte Mittelpunkt fir eine ——? 
gung auufchen ſei. Schon am 13. Fan. 1824 erſchien, nach mehren Verhand⸗ 
kngen in öffentlichen Blaͤttern, ber foͤrmliche Vorſchlag — ar einer auf 
Asien begtiendeten Compagnie zu Clberfeld, in Berbiubung mit den inätpigen. aus 
wanigen Etahliffsmente. (St errogte ſchneli aine.fo-Ichhafte Theilnahme in pain: 
—— daß ſich ſchon om 8. Mikz deſſ. 3.50 Actiormaive in Elherleld verſam⸗ 
mrtten ıund den Beſchluß faßten, nicht bloß, wie anfangs von Aders porgeſchlagen 
war, eine Schiffladung als Verſuch abzuſenden, ſondern eine fortdauerndg au Wer 
handelsgeſchaͤften vorzüglich nach Amerika beſtimmte Geſellſchaft zu guiehen. „io 
war hie Rheinifh»Wieftind, Compagnie , ungeachtet. uiefar. Anfechtiingen, in Äffennt- 
Uches Blaͤttern, binnen.anberthalb Monaten foͤrmlich conſtituixt. — Die —* 
ſte Aufgabe war bie Auffiellung einfacher Fundawentalgeſete, In — die ih 
mögliche Garantie für die Theilnehmer gelegt werde. Wie es ben Gi 
— — diefelhe zu loͤſen, zeigen hie bad große Publicum incen —— 
tatatan, welche auch bie irrige Anſicht widerlegen, als beſchaͤftigte Dich 
die ———— mit dem Betriebe gorddeutſcher, vorzuͤglich erg 
—— Die non dem Koͤnige von Nreußen am 7. Bon. 18 24. helötig: 
ten Merfaffungbastitei biefer Gomm. enthalten u, A: 4) Ce wich, Meihäfte nach 
Wehtndien, Nord: und Südamerika oder auch nach a. Weltgegenden, nimeher 
fin eigun Dediwang ober — mit oder ohne —2 fuͤr dritte 
Rechnung betreiben, ſich jedoch in I ——— —— — auf eigne Meinung ‚ans 
ſchließlich —— Fabricate, — ud —— beſchraͤnken Fabricate 
ah: ber Schwotz uud bes Miederlanda warden in natech RE 
wen. 2) Die Dauer bexfelben iſt auf 20 nacheinander folgenbe —— — 
1824 beſtimmt. In der © 


emralaecfommlung des varhargehenden 2. Zehre⸗¶ [al 

entſchieden werben , * hie Gaſelſchaft über jene Drriede hinaus haſtehan —* 
MWarf derſelben ſich anfldfen fol. Solte es ſich jedoch zu irgend ainer Aid hai 
Biebung der Bilanz amaweiſen, bag ein Dritttheil des urſpruͤnglichen Capitalwerthes 
der Actien verloren gegangen, fo ſollen die Geſchaͤfte der Eomipagmia geſchlafſen amd 
ſobald als moͤglich liquidirt werben. 3) Die —— wird auf Acts, iede 

von 600 best, The. — jedoch ſoll die Zahl der Actien MOO vicht überflei- 
gen, 4) Segen Einſchiuß — wird fuͤr jede Actie von ber. Diwestion ein 
Document außgefetigt,, toriches an ben Inhaber lautet und wen deus. Beſiter ohne 
andre Formalltaͤt als bie BE Ulak zu Belek ebaaaen wen Kam 
Die Direckon wird jedoch, wo es verlaugt wird, die Action gegen bißige Schreib- 
gebühe auf den Namen Ark verinberten Befigerb — laſſen. 65) Die 
Actien werben won ber Comp. mit 4 Proc. jährlich verzinſt. Die Direction wird 
mit den Actlendocumenten Anscoupons auf 5 Jahre amdtheilen, und * vlele 
Emmpfawgfcheine zur Hebung deo Bonwe oder ber Extradividende auf den Fall, daß 





Cyabaapeiasıine (MhelaiſcheWelliad. amp) 98 


as ſolches Dehdar Zbehyung ver Bilanz beſchloſſen werben follte. Die Binfen Tale 
Hastich news 4. 6 zum 30. April in dep Hauptenmptoie bez Sommaguis bezablt 
merden, jedach wird hie Anlyertion, wenn es verlangt, und ihr var Anfang Sehr. ans 
— wis, Die ——— auch in Koͤln, Berlin, Fraulfuct, Leipzig * 
aumeiten. 0) Fun Hall bes Verluſtes einen Actiendocum ents muß fir 
* — Dendenhebrerg eine der Direction genuͤgende Bolt. anki- 
— dritten Jahre ſoll dieſe Buͤrgſchaft aufhören, sin neues 
fert werben, und das verlorene frühere fall verfallen fein. 
Br de —— m eines — 2 Foallumaſſe gehören, fa ſoll jehapmal gur ie 
Schbs ober Curasar miansae al@recztmäfiges Befigen eines Actie auftreten Saunen. 
> Bi exeralvotſammluugen bar —* werden fuͤr jezt in Elherfeld gehal⸗ 
Du Vencraburſarualung wied durch bie elberfeldez Zeitung, his berliner 
———— die hautburger Poͤrſenliſte, sine Einen, eine frankfurter und die leip⸗ 
shjet Zeitung, menigfiens sinne Dionat dorhar, durch dreimaliges Cinriicken zuſamn⸗ 
menberufen und die perſoͤnlich auweſonden oder durch Vollmacht vertretenen Thail⸗ 
uhwer rapruſentiren alsdann bie gefamme Compaguie. 8) Alle Wahlen in bee 
Generetoafanmlung geſchehen durch —— verfiageite Abflimmung. 0) er. 
Gecheratverfmanstumg evipählt aus den Actiennqirs buch Stimmenmehrheit eine - 
Biteckon won 5 Gllsbern, welche an dem Orte das Hauptcomptoixé jr * 
rhuhaft fein muͤſſen. ie erräblt fernar aus hen Actioungirs buch. © 
mehrhzit einen die Comp. in der Zwiſchenzrit von einer auge aUE 
aubeup zoptäfarhivenhen Diteetorialrath won J Gliebern, welche and bn 
zwetgen bee Linnen⸗, Beumwollen⸗, Wollen⸗, Seiden⸗, Ciſen⸗ yad Quirquau 
Isieniamuen, und aus. Kaufleuten aber. Capitaliſſen gewählt werben, bie jehech 
wat Abee. td Meiken von dem Sitze des Direstariumd entfernt wohnen biufen, 19) 
Die Gerniraiserfänumsiung wird jährlich, nach ausgemittelter Bilanz, bach die 
Dinectton: zuſaumenbarufen, uns mit dev beſchloſſenen Dividende bekanutgemacht 
is werden, die erledighen Stellen zu beſetzen, und über bie etwanigem Vorſchlaͤge 
des Dixeterlumo und des Dirgtecalrathes gu entſcheiden. Mach bambigger Ab⸗ 
Himseterg Aber dieße Gegenſtaͤnde eht en jrdem Actionnait frai, Vorſchlaͤne ins 
—— zu machen. Die Direction kaun in beſondern Faͤllen, nach genamm⸗ 
peärhe mit dem Directorialrathe, bie Generalverſammlung oͤfter zufanes 
are 14) Über die der Generalverfommlung gemachten Werfchläge wird 
dovch Scimaenmehrhheit aufchiaden, und alle Borfchläge zur Merinberung: gu hen 
Statucen on am eina in der Generalverſarnmmlung für hiefen Zweck zu erwaͤhlend⸗ 
Gnmmrttfion verasiofen, und von dieſer gehilligt werden, ehe bie landeshexrliche San⸗ 
— — 12) Bei dem Grimmen in nn 








Deujmige, welcher — ehe als 55 hei, 1 

Stimme; wer hber 4 und uicht wehr als 8 beſitt. 2 
— beſtee, A Stimmen, und wer uͤber 12 Actien 7 ober — 
hat 4 Summen, — feinen Falle — — als 4 Gtkmen in einer Perſon ver⸗ 
anbot Pa Eisen. 19) Bei gleichen Ehtimamen auicheider die des Morſitzert, 
wolden —— 
whit. Vormander rg ihre Mündel, Guratoren fir ihre Guranden, amd 
jet Wetienbeftger entweder ia Perſen aber durch einen bevollmoaͤchtigten Achleunar 
Hinmen; wer jedoch an dem. Brio, too hie Generalverſammlung gehalten wird, 
wehnt, muß perfänkich arfcheien. Alle Bolſmachten zur Vertretung in den Ge⸗ 
neralberſammlinggen muͤſſen hbertragbar fein und der Direction wenigſtens 3 Tage 

zwoos zur Verlfication Baer Alte nicht in Perfon oder. durch Voll⸗ 
—— 9) Die Gomp. toi er — —— 

14) Die Gomp 5 auf den um 

theife, obder wo fis ed fonft für noͤthig erachtet, nach Maßgabe der Ausdehmmmg 


06. Geehandelövereine (Rheinifc-MWeflind. Comp.) 


Ihrer Befchäfte, ihre eignen Comptoits ertichten. 16) Auf Vaaren, welche ber 
Comp. confignirt werben, ſoll die Direction nie mehr als die Hälfte des Werthes 
vorfchleßen, und biefer Werth ſoll nach dem Preiſe beſtimmt werben, zu tweichene 
Me Comp. die Waaren zu felbiger Zeit gegen baare Zahlung würde kaufen können, 
Für ſolche Vorſchuͤſſe wird die Comp. ein halb Proc. per Monat Zinſen berechnen, 
fonfldge Bedingungen aber, als Provifion und Zeitfeift des Vorſchufſes, ſollen jedes⸗ 
mal zwiſchen dem Directorium umb dem confignirenden Theile nad) Umſtaͤnden be 
ſtimmt werben. Auf verderbliche oder unpafiende Waaren wird bie Comp. feinen 
Borſchuß leiften. 16) Die Direction iſt verpflichtet, darauf zu wachen, daß in kel⸗ 
nem einzelnen ber auswaͤrtigen Etabliffements der Comp. mehr als ein Sechöchell 
des Schlußfonds, einfchließlich der von ihr garantieten Confignationen und gemach⸗ 
ten Vorſchuͤſſe, zu ein und derſelben Zeit, für Rechnung der Comp. ausſtehe, und 
. daß diefer Betrag nur im Verhaͤltniß des Eingangs der Retouren wieber 
werde. 17) Es fol den auswärtigen Comptoirs ber Comp. nicht geftattet fein, 
was den Manufactur⸗ und Fabricatenhandel betrifft, in andern als beutfchen 
Waaren Sefchäfte zu machen. Diefe Comptoirs follen ihre Scriptuten nach ber 
doppelten Buchhaltung führen und verpflichtet fen, die prima nota ber taͤg⸗ 
lichen Borfallenheiten mit jeder Gelegenheit an die Direction bee Comp. nach Eus 
ropa zu fenden. Sie ſollen fobann jährlich der Direetion die Bilanz ihres Geſchaͤfts 
einfehteten, und ben fich ergebenden Gewinnſt, ſowle er fich realifiet, an die Comp. 
remittiren. 18) Am Ende des zweiten Jahres, oder falls es die Dicection für gut er⸗ 
achten follte, ſchon am Schiuffebes erften, und alsbann jährlich, zieht die Comp. eine 
Bilanz, und legt folche, unterzeichnet von ſaͤmmtlichen Directoren ober deren Sub⸗ 
flituten und dem Subdirector, der Genetalverſammlung vor. 19) Sollte jedoch 
einem ober bem andern Thelinehmer bie Beſcheinigung dee geſanmten Abdminiſtra⸗ 
tion nicht gendgen und er eine anderweite Unterſuchung bes Buͤcherabſchluſſes ver» 
langen, fo foll auf deffen Antrag von der Beneralverfammlung zuvoͤrderſt daruͤber 
abgeftimmst werben , ob eine Commiffion von 3 Artienbefigern zur 
bes Bücherabfchluffes ernannt werden fol. Dieſe Commiffion fol alsdaun vers 
pflicytet fein, das ihr übertragene Befchäft binnen einem Monate, von ihrer Emsert- 
nung an gerechnet, zu beendigen, und zugleich ermächtigt fein, bie ſchlleßüche Des 
darge im Namen ber Comp. zuertheilen. 20) Der aus der Bilanz fi) ergebende 
Gewinn wird fodann nach Abzug der Binfen zu demjenigen Xhelle, welden das 
Directorium in Gemeinfchaft mit dem Directoriatrathe nach der Lage der Dinge 
beflinnmen wird, als Bonus ober &rtrabivibende den Actienbefigen ausgezahlt, vom 
dem Übrigen aber ein Reſereconto gebitbet, um möglichen Verluſten dadurch zu 
begegnm. So hat ſich dieſe Geſellſchaft nach einer mehrjährigen Erfahrung (Art. 
2) einen feften Geedit gefihert, und (Urt. 5) die Thelinehmer gegen alle üble 
Folgen geſchuͤtzt, welche Verbindungen diefer Art nachfichziehen koͤnnen. | 
Die actenmäßige Befchichte der Rheiniſch⸗ Weftind. Comp. von ihrem 
Entfichen bis zur jegigen Bluͤthe, erinnert zugleich, wie fich ber gedruͤckte deutſche 
Handel im 13. Jahrh. durch den Bund der Hanſe vor f. Zerſtoͤrung fchägte, und 
wie der jegige durch Sperren und Inpoſte gehemmte deutfche Bewerb, Manu: 
factur⸗ und Fabrikenfleiß diefer neuem Comp. den Muth gab, mittelft vereinter 
Kräfte die Freiheit der Meere gegen ſ. Bande zu fihern. Selbſt die deutfche Bun- 
9 bat in einem Beſchluſſe vom 10. Juni 1822 ihre innigſten 
für das Gedeihen dieſes Nationalinftituts außgefpeochen. — Am 15. 
März 1822 war die Zahl der Actlen der Comp. auf 525 und im Ian. 1823 auf 
800 geftiegen. Auffallend war, daß von 500 beefelben nur -, Suͤddeutſchland 
Angehörte, was wol nur bie Muthloſigkeit, weldye vorzuͤglich die immer zugenom⸗ 
mene Vervielfältigung der Zogitter verbreitete, und die gefleigerte Leidenſchaft für 
das Bazarbfpiel mit Stantkpapieren erklaͤren dürfte. — Noch im J. 1821 wur: 





Seehanbelsvereine (Rheinifd-Weftind. Comp) 97 


den für 102,800 pr. Thle. Waaren auf eigne Rechnung der Comp., und fir. 
34,700 pr. Zhle. confignicte, mit wohlfeileen Affecuranzen und Frachten al® gewoͤhn⸗ 
ih, nach Port: au: Prince verſchifft. Man begründete 2 Etabliſſemets, eines in 
Haiti, wo man jedem Europäer bisher große Schwierigkeiten zu Erlangung eines 
Regierungspatents in ben Weg gelegt hatte, das andre in Meriko. Der fehr ge: 
ſchickte und kluge Deputirte des beutfchen Handelsvereins, Here Miller von Im⸗ 
menſtadt, wurde zum Agenten der Comp. von Suͤddeutſchland ernannt. 1822, wo 
die Zahl der untergebrachten Actien ſchon auf 650 geſtiegen war, erfolgte auch ein 
Waarenttansport nad) Buenos⸗Ayres, um als Einleitung zu einer kuͤnftigen Nies 
berlaffung am Plataftrome zu dienen. Im Ganzen waren bis. dahin fchon für 
633,000 pr. Thlr. Waaren ausgeführt. Im Anfange 1823, wo noch Feine Bi- 


lang gezogen werden konnte und bie Aufnahme des Inventariums, wegen bes un⸗ 


realifirten Zuſtandes des größten Theiles der verſendeten Waaren, weder Gewinn. 
noch Verluſt zeigte, ergab fich ſchon aus dem in Halti verfauften, der Komp. eis, 
genthuͤmlichen Waarenantheil ein Gewinn von 25,312 pr. Thlr. Keine Gats 
tumg Waare war ohne Vortheil verfauft worden, obwol dort bie engl. und franz. 
Induſtrie mit der deutfchen concurrirte und die Engländer überdies mit 5.Proc, 


am Zoll begimfligt waren. In Baumivollen, Linnen» und Eifenwaaren find die , 
größten Verkäufe gefchehen. Die Mitte 1823, in welcher das erſte Tauſend 


Actien vergriffen war, lieferte auch erfreuliche Nachrichten aus Mexiko; benn bie 
Miederlaffung dee Comp. wurde in Veracruz und in Merito mit allen den ditern 


mercantilifhen Häufern zuftehenden Privilegien anerfannt und ein guter Abſatz ge⸗ 


macht. Nod im naͤml. 3. wurden Z bedeutende Schiffsladungen, weit über eine 
halbe Mill. pr. Thlr. betragend, von der Elbe aus abgefendet, daher ber Total⸗ 
werth der Ausfuhr bis zu dieſem Zeitpunkte 1,338,000 pr. Thlr ausmachte, wozu 


beinahe alle nn in verfchiedenen Fabrikzweigen beigetragen haben. . 


Schon im erften 
Comp., welche vom Beginnen an ſtets richtig die Zinfen an bie Ictionnaire bezahlt 
bat, bei einem Überfchuffe von 20,000 pr. Thlr., die Auscheilumg einer Dividende 
von 4 Proc. auf die erften taufend Actien befchließen und in der Mitte beff. 3. voll: 


ertheil des 3. 1824 Eonnte bie Direction der Rheinifch-Weftind. 


ziehen laffen. Sie hätte dieſelbe auf 6 Proc. fleigern können, wäre fie nicht fo nor= . 
fihtig getvefen, den Überfchuß zu einem flillen Refervefonds zu benugen. So Eonn=- 


te es nicht fehlen, daß das allgemeine Vertrauen auf diefes Nationalinflitut mit 
jedem Tage zunahm und mehre im Innern Deutfchlands ſich bildende Vereine befjen 
Leitung ihre Außfuhrverfuche anvertrauten, wie 3. B. bie in Baiern und Wuͤrtem⸗ 
berg geftift. Vereine für die Erportation dortiger Manufarte, und bie in Danzig 


fi bildende Actiengefelifchaft für die Ausfuhr von Mehl. Bon Buenos⸗Ayres 
gingen gute Nachrichten für die deutſchen Fabrikanten ein. Sie werden kuͤnftig 


am Plataflrome einen großen Wirkungskreis für ihre Induſtrie finden, wenn fie, 


gleich den Engländern, einen hoͤhern Werth auf vermehrten Abfag als auf großen . 
Gewinn Jegen. Hoͤchſt wichtig war vor Allem für Deutfchland die Nachricht, daß _ 
deutſches Medi fowol in Port:au: Prince als in Buenos: Ayres dem nordamerika⸗ 
en ganz gleich geachtet und an erflerm Orte felbfl dem beſten Richmond: _ 
hlan die Seite gefegt, daß daher auch der gleiche Preis für baffelbe bezahlt wurde. 
Hierauf gründete Here Subbirector Becher den Plan zu Stiftung eines eignen - 


Vereins für deutſche Mehlausfuhr. Leider iſt aber noch zur Zeit biefe Unterftügung 


für das ganze füdliche Deutfchland unausführbar, weil Holland, durch einen Tran⸗ 


fit von beifäufig 100 Proc. vom Werth, den einzig möglichen Weg auf bem Rhein⸗ 
fleome feindfelig fperrt umd ſich den gerechten Soderungen Preußens für Deutfch 


land entgegenfeßt. , Am Schluffe 1824 hatte die Rheinifch-Weftind. Comp. ſchon 
in 17 meifiens engl. Schiffer binnen 3 Jahren für 2,286,120 pr. Thlr. in Waa⸗ 


ven ausgeführt. Dieran haben Antheil die preuß. Rheinprovinzen, Mark und 
Gomv.strz. Giebente Aufl, Wb. X, | 7 





98 Seehandelsvereine (Rheinifh-FBeflind. Hampz. 


Weſtfalen 561,810, das übrige Preußen 913,890, Sachſen Duden 
112,880, Baiern 57,390, Kurheſſen 33,430, Rheinheſſen 4650, Daͤnemark und 
Holſtein 21,960, Wuͤrtemberg 3700, Braunſchweig 1800, Baden 2600, die 
feeien Städte 3670, ſtrelch und Böhmen 38,040, Neufchatel,und die Schweiz 
28,030: Total 2,286,120 pr. The. — Noch glaͤnzender zeigte fich für biefes Na⸗ 
tionalinflitut das Jahr 1825. In demfelden wurden auch nach Chile Gefchäfte 
eröffnet und ein Schiff mit 300,000 pr. Thlr. Werth an Waaren San eſendet. 
Es ergab ſich außer den laufenden Zinſen des Capitals der Comp. ein ilberſchuß von 
4 Proc. auf die bis dahin untergebrachten 1460 Xctien, der im Juni beff. J. al& 
die zweite Ertrabividende vertheilt wurde. Schnell vergriffen ſich auch nicht nur die 
noch unbegeben getvefenen 540 Actien der Comp., fondern fie wurden fogar, al$ die 
Direction eine mehr zu verlaufen hatte, mit einer Prämie von 5 Proc. aufgekauft. 
Die Comp. fhritt daher in einer am 27. Aug. 1825 gehaltenen Generalverfamm: 
lung wit einer Mehrheit von 278 Stimmen gegen 23, zu einer Verdoppelung 
ihres Gapitald von 1 Mill., durch Creirung neuer 2000 Actien, die ganze zu 
500, und die halbe zu 250 Thlr. pr. Cour., die jedoch an ber Er es Di- 
vidende der nächften Bilanz einen Antheil haben. — Fuͤr den Verein zur 
Mehlausfuhr erklaͤrten ſich auch Männer vom erften Rang in Deutfehland mit Ca⸗ 
pitalunterftügung, fobald Preußen den Sieg ber guten Sache gegen die niederlaͤndi 
ſchen feindlichen Durhgangszölfe werde errangen haben. &o hat die Rheiniſch⸗ 
Weftind. Comp. in dem kurzen Zeitraum von 5 I. dein deutſchen Kunftfleiß dem, 
Weg zu einer Eräftigen Theilnahme an dem Seehandel gebahnt, und ſchon iſt das 
Streben nach Ausfuhr deutſcher Induſtrieerzeugniſſe jeder Art allgemeiner gewor⸗ 
den, waͤhrend man noch vor wenigen Jahren an der Moͤglichkeit eines ſolchen Ab⸗ 
fluſſes vaterlaͤndiſcher Induſtrieerzeugniſſe verzweifelte. Die Rheiniſch⸗-Weſtind. 
Comp. erleichtert bie Ausfuhren duch Vorſchuͤſſe, erſetzt ben Fabrikanten die ih⸗ 
nen fo nothwenbigen Zwiſchenhaͤndler, welchen die Ausdehnung der engl. Fabtiken 
größtentheils beizumeffen iſt, und fie gibt Mittel zur Nachahmung fremder Fabri: 
cate an die Hand. Durch bie Offentlichkeit ihrer Werhindlungen und eine uner: 
ſchuͤtterliche Solidität gewährt fie den deutfchen Speculanten größere Sicherheit 
als irgend ein einzelnes Handelshaus; denn fie darf nach ihren Grundſaͤtzen ihre 
Verluſte nicht verſchweigen, ſobald ſie ein Dritttheil ihres Capitals bedrohen 
Sie bietet den Capitaliſten eine vortheilhafte Anlage ihrer Fonds dar, indem dieſe 
außer den richtigen Zinſen bie’ Gewinne unter ſich verfhellen. Sie ſucht ne = 
Märkte für deutſche Fabricate und vermindert Dadurch auf den einheimifchen die. 
ben Fabrikanten nachtheilige Concutrenz. Der ganze Ertrag ihrer Ausfuhr ift ein 
wahrer deutfiher Nationalgemwinn; denn —— Waaren derſelben, von dem 
rohen Material biß zur feinſten Ausarbeitung, find Producte Deutſchlands. Un⸗ 
ter dieſem Geſichtspunkte muß das Inſtitut betrachtet werden, und wenn es dann 
auch gar keinen pecunigiren Gewinn braͤchte, ſo wuͤrde doch ſchon vor der — 
der gen von hoͤchſter Bedeutung fein. Daß es nicht au e 
nen fehlt, welche, auch ohne Ruͤckſicht auf die Groͤße ber Dividende, ben allge⸗ 
meinen Natjondlvortheil zu wuͤrdigen verfichen, zeigt die Erfahrumg. Bedenkt 
man den ungemöhrllichen Koftenaufwand, welchem jedes Befchäft im erſten Ent⸗ 
ſtehen und während ber Entwidelung feiner Sundamentalpläne unterworfen iſt, 
bedenke man die mancheriei Mißgriffe, bie in dem Urfprung einer ihrem Weſen nach, 
fo neuen Sache nd find: fo mfffen die bereits Horliegenhen feften Reſul⸗ 
tate allgemeine Aufmerkſamkeit ertegen, und Denjenigen, bie zu benfelben —* 
ten, insbeſondere dent Subdirector Becher, ben Danft z Zeitg en um ſo mehr 
fichern, als die größten Schtwierigkeiten bereits —* find. Dieſe Refuftate 
find auch bie befte factifche Wiederlegung ber Angriffe, welche 1823 Joh. Jaf. 
Schnell zu Ruͤenberg auf hroh⸗ Commpagnipn dieſey Attt it/rhaupt amd ben lan, ben, 








Sorhardelsnereine (Eib⸗Amerikanſche Comp.) 99 


eduſch· We ftind tufefnee Bieigihtife netferänte: „bet den Werch ind Bas Bebinf: 
niß eines ditecten Beckehre des ſaͤblichen Deutſ ands mit dem firdfichen Amerika”. 
Dagegen kam 1925 zu Letp sg die neue einer Eid Amerika: 
nifden Compagnie zu Staube. Der eifte Vorſchkag in ben trefflichen Elbe⸗ 
biättoen‘' war nicht auf bleſeide, fonvern vielmehr dahin gerichtet, einen Nebenzweig 
der Nheiniſch Wefeinxiſchen Eenpagnie unter ihrer Dikection any Eibufer zu bil: 
ber, da Blelr es hie guten Gruͤnden sit vortheilhafter hielken, daß nicht eine 
zweite Compagnie deu Art in Deutfchland errichtet, ſondern daß von dem geſamm⸗ 
tom deutſchen Handrlsſtande niit verehtten Kraͤften nur ein einziges Nationalinfth 
tut erhalten werde, welches ſich m Archren Theilen Deutſchtands durch Nebenzweige 
ansbeeite. Allein Dicker glaubten, Norddeutſthland, beſonders Sachſen, muͤſſe 
eine ſelbſtaͤndige Veebindang an dem Eibufer bilder. Es erfolgte daher am 30. 
Nov. 1822 eine oͤffentkiche Einſadung Hierzu von dem Handelsmann Hoyer zu 
Neuſtadt, in Verbindung mit Vogt und Peters, als Mitſtiftern der beabſichtigten 
Anſtalt. Umſtaͤndlich waren zwar alle Bortheite derſelben für bie Fabriken Sach⸗ 
ſens und: der. angrenzenden Länder in dem Aufſatze entwidelt; aber in Beziehung 
auf die Rheiniſch⸗ Weftind. Comp. wurde nebft mehren andern unrichtigen Sägen, 
die jedoch in den, Eibedlättern” bald widerlegt wurden, die Behntptung aufgeftent, . 
daß eine Elbhandelsgefellſchaft fich von jeder Erpedition 20 — 40,000 Thlr. mehr 
Gewinm verfprechen koͤnne als die Rheiniſch⸗Weſtind. Comp. Diefer eröffneten 
laͤnzenden Ausſichten ungeachtet fanden viele Handels- und Fabrikplaͤtze noͤthig, 
aber bie 2 verfihiebenen Vorſchlaͤge unter ſich mit aller Umficht Berathungen anzu: 
flellen. Im März 1823 verfendete Hoyer Circulalrſchreiben mit dem Entwurf 
der kimftigen Statuten; im Aug. deff. J., two ſchon über 53,000 The. ſubſcribirt 
waren‘, wurde: die erſte Verſammlung der Actionnairs in Neuftadt bei Stolpen ge⸗ 
halten, der Plan der Statuten geprüft und ein proviſoriſches Directorium ermählt. 
Man hoffte damdls ſchon im Frühjahr 1824 die erſte Erpebitlon nach Weſtindien 
vorbereiten zu firmen. Die zweite Confereng hatte am 3. Nov. 1823 zu Dresben 
flatt, imd führte das Unternehmen feinem Ziele dabucch näher, daß die Stif: 
ter deffetben deifen: roeitere Ausbiſdung dem Haufe des Deren’ Baflenge und 
Comp. zu Dresden‘, in Verbindung mit ahbern ſaͤchſiſchen Häufern, uͤberließen. 
Ein eigner Weifender wurd alsbalb beorbert, die Fabrikunten im Erzgebirge und 
Boigtland, forte in ber-Laufig, zur Theiinahme einzuladen. Dies mag viel bei⸗ 
getengen haben, daß ſich endlich in ber Mitte 1824, alfo 2 Fahre'niäch der erſten 
Eintadung, Me — vom: Koͤnige von Sachfen genehmigte — Elb⸗Amerikaniſche 
Sonmpagntie in der Att conffituirte, daß fie mit dem 2. Jan. 1825 beginnen, den 
uͤberfeeiſchen Vertrieb vaterlaͤndiſcher (ſaͤchſiſcher) Fabricate und Probucte zum 
Zwecke nehmen, und ihten Sig in Leipzig haben ſollte. Am 15. Mat 1825 trat fie 
in volle Wirkfamkeit. Wit halten noͤthig, das Wichtigſte ihrer Statuten, theils 
zur Virgleichung mit den Grundgeſetzen der Rheiniſch⸗Weſtind. Comp., theils zur 
Derjenigen, welche ſich uͤber die Wahr der Theilnahme an einer der beider 
Verbindungen beflinknar wollen, hier anzufühten: 1) Die Dauer der Elb⸗Amerik. 
Gomp. iſt fürerfl auf: 15 nacheinander folgende Jahre vom 2. Ian. 1825 an 
feftgefegt. 2) Das zu diefer Unternehmung erfoberliche Gapitat wird auf Attim ein- 
geiegt, und zwar frcrerft bis zut denm Belaufe vun 580,000 Khle: pr. Cdur., nach 
dem Beinyfußioon 176%, oder 1000 Actten, jede zu 500 Thir. gerechnet. 3) Die 
Aetien werben: anf ber Inhüber lautend vom 2. Ian. 1825 ausgefteitt, und von ba 
ut 4 Prot. jaͤhrlich in halbjaͤhrigen Termihren, Ende Juni und Ente Dec. jedes 
Jahres verginfü! 25 Mit tem Actien werden Zinscoupons auf 10 Jahre, auf 
dem Harpteompytoir in Leipztg zahlbar, ausgegeben. Gehen dieſelbln bder eine Actie 
verloren, ſo Ent der Verterenide neur Documente nlıc gegen einien auf feine Ko- 
ſten / unter Augabe der 3 Mal von 3 zu 3 Monaten Faghon Auf⸗ 
* 


100 Geehandelövereine (Elb⸗Amerikaniſche Gomp.) 


ruf in ber leipziger, berliner und hamburger politifchen Zeitung und nach Ablauf 
von 2 Fahren von ber Bekanntmachung bes erſten Aufrufs In der leipziger Zeitung 
an, verlangen. Nach Ablauf diefer Zeit find die Foberungen aus dem verlorenen 
Document mit biefem amortifitt. 5) Die Compagnie erkennt Leinen Arreſt noch 
Befchlag weder auf Actien noch auf bie Zinſen⸗ ober Divibendenzahlumgen an. 
6) Jeder Actionnair haftet für die Compagnie nur mit dem Betrage der von ihm ein⸗ 
gefchoffenen Actien. Die Befammtheit der Actionnaize bildet die Compagnie, von 
deren Befchlüffen die Begründung und Organifation dieſer Unternehmung abhäns 
gig iſt. Die Verſammlung und Abſtimmung fämmtlicher Actionnairs findet flatt, 
wenn a) der Fonds von 500,000 Thlr. vermehrt, b) ein Beſchluß über Fortſetzung 
der Geſellſchaft über die beſtimmte Friſt gefaßt, ©) eine frühere Auftöfung derſelben 
in Antrag gebracht, d) das Verfahren bei der fobann zu bewirkenden Liquidation 
beftimmt, e) eine Veränderung in den Statuten befchlofien werden fol, und endlich - 
f) wenn bie Dicectoren ımb Ausfchußperfonen in einer gemeinfamen Berfammlung 
durch Stimmenmehrheit die Befragung ber Actionnairs fürnöthigerachten. 7) Die 
Einladung zu diefen Generalverſammlungen wird 4 Wochen vor Abhaltung berfel- 
ben durch die Direction in den gelefenften Öffentlichen Blättern bekanntgemacht. 
8) Die Abſtimmung geſchieht entweder muͤndlich oder fchriftlich, Torte es ber Vor⸗ 
figende der Natur der Sache angemeffen findet. Stimmrecht hat jeder Actionnair 
in bee Maße, daß wer eine und nicht mehr als 4 Actien befist, 1 Stimme, wer 
über 4 und nicht mehr al6 8 Actien befigt, 2 Stimmen, wer über 8 und nicht mehr 
als 12 Actien befigt, 3 Stimmen, und wer über 12 Actien befigt, 4 Stimmen bei 
der Seneralverfammiung hat. Mehr als 4 Stimmen können in keinem Falle in 
einer Perfon vereinigt fein. Abweſende innen durch Bevolmächtigte flimmen. 
Jeder, ber in der Generalverſammlung felbft oder durch einen Bevollmächtigten er= 
ſcheint, bat fich durch Worzeigung ber Actie, der Legtere überdies durch eine genüs 
gende Vollmacht, zu legitimiren. Diejenigen Actionnairs, welche weder perfönlich 
noch durch Bevollmaͤchtigte bei der Generalverſammlung erfcheinen,, haben fich den 
Beſchluͤſſen derfelben fliltfchweigend zu unterroerfen. Diefe werben jederzeit Durch 
Stimmenmehrheit gefaßt und bei gleichen Stimmen gibt Die des Vorfigenden ben 
Ausſchlag. 9) Die Leitung des Gefchäftes wird durch ein aus 5 Gliedern beſtehen⸗ 
bed Directorium verwaltet. 10) Zu gültiger Unterzeichnung der Firma der Som: 
pagnie ift die Unterfhrift von 2 Directoren erfoberlih. Die Actiendocumente müf: 
fen von allen 5 Directoren unterzeichnet fein. 11) Dem Directorium gegenüber 
wird die Geſammtheit der Actionnairs durch 9 Ausfchufiperfonen repräfentirt, welche 
zuerft von bee Generalverſammlung erwählt werden und zwar dergeftalt, daß in ber 
Jubilatemeſſe nach Ablauf des 2. Jahres 3 derfelben durch das Loos austreten 
und fofort von Jahr zu Jahr, bis bei Ablauf des 5. Jahres die Anciennetät den 
Austritt beſtimmt. Die verbleibenden 6 Mitglieder befegen die erledigten Stel: 
ter nach ihrer Wahl, wobei die abgehenden aufs neue gewählt werben können. 
12) Der Ausſchuß verfammelt ſich in der Regel jährlich einmal in ber leipziger Ju⸗ 
bilatemeffe, um die Refultate ber Bilanz bes vorherg. Jahres einzufehen, von dem 
Zuftand des Geſchaͤfts im Allgemeinen Kenntniß zu nehmen, und dann 2 Glieder 
aus feiner Mitte zu ernennen, welche bie Übereinftimmung ber Bilanz mit den Buͤ⸗ 
chern unterfuchen, und nach Suftificieung berfelben dem Directorium im Namen . 
ihrer Collegen fchriftliche Decharge geben. 13) Sollten ſich bei Unterfuchung ber 
Bilanz Zweifel ober nicht zu befeitigende Meinungsverfchiebenheiten ergeben, fo 
haben bie zur Revifion Deputisten 2 andre Ausfchußperfonen, und das Directo⸗ 
rium ebenfalls 2 fachverfiändige Männer aus ber Kaufmannfchaft als Schiedsrich⸗ 
ter zu ernennen, welche dann einen Obmann wählen, um gemeinfdyaftlich bie ſtrei⸗ 
tigen Punkte zu unterfuchen und darüber ohne weitere Appellation zu entſcheiden. 
14) Bei Ausmittelung ber Refultate der zu betreibenden Geſchaͤfte ſoll jede Ilufion 








Seehandelövereine (Eib-Amerilanifche Comp.) 101 


vermieden werden. Es iſt daher ber Direction zur befondern Pflicht gemacht, bei 
Antegung ber Bilanz nach den Grundſaͤtzen zu Werke zu gehen, welche jeber folide 
Kaufmann dabei befolgt , und alle noch zu realificende Activen, es mögen nun folche 
in Waaren oder in ausflehenden Schulden oder worin fonft beſtehen, fo zu wuͤrdi⸗ 
gen, wie ſolche zu ber Zeit des Bücherabfchluffes in der That als wirklich geltend 
anzunehmen find, niemals aber fol eine Waare, felbft wenn der relative Werth ber- 
felben inzwiſchen geftiegen wäre, über ihren Einkaufpreis mit Zuſchlag der Darauf 
baftenden Koften angeſchlagen werben. 15) Sobald fich bei einem Abſchluſſe ein 
Gewinn ergibt, fo fol ein Drittel davon, bis zu dem Belaufe von 10 Proc. bes 
vorhandenen Activfonds, als Refervefonds auf den Büchern ber Compagnie vorge⸗ 
tragen, die 2 Drittel aber in dee Maße vertheilt werben, daß davon ber 5. Theil 
dem Directorium gewährt, bie 4 Fuͤnftel aber als Dividende den Actionnairs verguͤ⸗ 
tet werben, und zwar fo, daß jebe bis zum 30. Juni des Jahre, an deffen Schluffe 
fi der Gewinn ergibt, unterzeichnete Actie ihren gleichmäßigen Antheil daran er⸗ 
hält, jede fpäter noch in demſ. J. unterzeichnete Actie aber erft an dem Gewinn 
kuͤnftiger Sabre Anfpruch zu machen hat. Die Dividenden werden mit ben Zinfen 
bes nächften Termins nad) dem Abfchluffe, der den Gewinn ergibt, an die Inha⸗ 
ber ber Zinscoupons bezahlt. 16) Die Anzeigen ber ſich ergebenden Gewinndivi⸗ 
denden, fowie die Auffoderung zu Erhebung derfelben, ergeht an die Actionnairs im 
ben gelefenften öffentlichen Blättern, wenigſtens 4 Wochen vor bem dazu beſtimm⸗ 
ten Termin. 17) Als Gewinn wird jeder die eingelegte Summe der Actien übers 
fleigende UÜberſchuß betrachtet, umd ber Mefervefonds bat zunächft die Beftimmung, 
die möglichen Verluſte zu decken, welche ſich im ungtädlichen Sale im Laufe der 
Geſchaͤfte ergeben koͤnnten. Wenn 3. B. bei der vollen Summe bes Actienfonds 
von 500,000 Thlr. der Mefervefonds nach und nach auf das beflimmte Mari 
mum von 10 Proc., alfo auf 50,000 Thle. angerachfen wäre, und in einem dar 
auf folgmden unglüdlichen Jahre ergäbe fich ein Verluſt von 30,000 Thlr., fo 
wuͤrde diefes Deficit aus dem Reſervefonds gedeckt, und diefer dadurch auf 20,000 
Thle. vermindert. Gäbe nım das darauf folg. 3. einen lberfhuß von 30,000 
Thle., fo würde davon wieder 1 Drittel zum Reſervefonds genommen und bie 2 
Deittel vertheilt und damit in den folg. Fahren fo lange fortgefahren, bis ber es 
ſervefonds wieder bie flatutenmäßige Höhe von 10 Proc., in bem angenommenen 
Zalle 50,000 Thlr., erreicht hätte. 18) Sollte fich als Refultat eine® ungluͤckli⸗ 
hen Geſchaͤftsganges der Verluſt eines Drittels des urfprünglichen Capitalſtammes 
der Actien barthun, fo follen ſogleich die Gefchäfte der Compagnie eingeftelit und 
zur ſchleunigſten Liquidirung gefchritten werden. Auch fol, falls die Compagnie 
nad) Ablauf von 6 Sahren einen geringern Verluſt von 10 Proc. des Stammcapi« 
tals erlitten hätte , in einer Generalverſammlung bie Auflöfung in Antrag gebracht, 
und nad Stimmenmehrheit entfchieben werden können. 
Sehr zmedmäßig Hat auch die Eib⸗Amerikaniſche Compagnie folgende Be⸗ 
en, unter welchen fie Waaren zue weitern Berfendung nach überfeeifchen 
9 in Confignation nimmt, öffentlid, befanntmachen laffen: 1) Sind derglei⸗ 
hen Waaren in bie Harptnieberlage der Compagnie in Leipzig einzuliefern, um 
deren Qualität unterfuchen und deren zweckmaͤßige Verpackung beforgen zu koͤnnen, 
wenn die letztere nicht paſſend befunden werben follte; nur nach vorheriger Vers 
ſtaͤndigung in beſondern Faͤllen ann vine Ausnahme von Einlieferung ber Waaren 
nad) Leipzig flattfinden. 2) Dee Eigenthuͤmer diefer Waaren hat der Compagnie 
alle baare Auslagen, als Frachtzoͤlle, Verpackungsſpeſen, Aſſecuranzen und wie 
ſelbe ſonſt den Namen haben moͤgen, zu verguͤten; die Compagnie macht ſich da⸗ 
gegen verbindlich, die groͤßte Billigkeit zu beobachten, und alle Beguͤnſtigungen, 
welche fie in Erſparniſſen in ihren eignen Waaren genießt‘, auch auf bie in Conſig⸗ 
nation gegebenen zu bewilligen. 3) Berechnet die Compagnie außer den im $. 2 





102 Sechandelaperein⸗ Elb⸗Amerikaniſche Comp.) 


gedachten Spefen, bei’ ber Waqren von derm Fecturawerth 44 Proc. Pro: 
vifion, 4 Proc. für Heine Koften, als Courtagen, Briefporti ıc., da bie Angabe 
der legtern nicht immer genau zu beflimmen if. Nach gelchehenem Verkauf findet 
eine weitere Berechnung von 14 Proc, Provffion und 5 Proc. für Eleine Koften 
flatt, von ber Summe bed reinen Ertrags folder Waaren. 4) Exbietet ſich bie 
Compagnie, wenn bergleuhen Waaren in couranten guten Artikeln von einem ges 
wiſſen felten Werthe beſtehen, dem Werberben, ober auch einer zu ſchnellen Preis: 
veränberung ‚ ald es bei Bijouterien und andern Modewaaren ber Fall iſt, nicht um» 
terworfen find, — Eigenthuͤmern auf Verlangen und nad) Gutfinden ein Drit⸗ 
tel bis zur Hälfte des reinen Facturawerthes derfelben, vorſchußweiſe, gegen Bes 
rechnung von 5 vom Hundett jaͤhrl. Binfen, darzuleihen, welcher Vorſchuß nebſt Zinfen 
nach geſchehenem Merkauf mit in An⸗ und Abrechnung gebracht wirb. 5) Vers 
bindet fich die Compagnie, mit den dergeflalt anvertrauten Waaren auf das ſorg⸗ 
faͤltigſte gi verfahren, den Beftimmungsort berfelben nach vorheriger übereinkunft 
mit bem Eigenthuͤmer zu wählen, alle eingahenbe auf folche Waaren Bezug has 
bende Nachrichten den Eigenthuͤmern derſelben prompt mitzutheilen und bei Able⸗ 
gung der Berechnung auf Verlangen die Richtigkeit derfelben durch bie Vorlegung 
alter darauf Bezug habenden Originalpapiere darzuthus, ſowie überhaupt 6) der» 
gleichen Waaren von Seiten bes Directariums einer ſtatutenmaͤßigen Behandlung 
unterworfen find, als ob felbe Sigenthun der Gompagnie wären. Alle unvorher: 
zufebende Ungtücafälle, entftehen folche Dusch Erdbeben, Feuer, Waſſer ober fon- 
flige Beranlaffung, gehen dewnach für Rechnung bed Eigenthuͤmers ſolcher Waa⸗ 
ren; und follte im einem ſolchen Kalle ab ſich erweiſen, daß ber etwa von ber Com⸗ 
pagnie darauf geleiſtete Vorſchuß an baarem Gelb ab Speſen, in Folge eines ſol⸗ 
chen Ereigniſſes aus dem Werthe ber Waaren oder deren Aſſecuranz nicht wiederzu⸗ 
erlangen fei, fo iſt der: Cigenthuͤmer ſolcher verloren gegangener Waaten verbunden, 
das dagegen empfangene Capital, Speſen und Zinſen nach Wech ſelrecht ſofort wie⸗ 
her zu arſtatten. Jedoch uͤbernimmt die Compagnie jede billige Gewaͤhrleiſtung fuͤr 
jeden erweislichen Verluſt, weicher durch Vernachlaͤſſgung egend einer direct in 
dem Dienſte des Compagnie befindlichen Perſon entſtehen büsfte. 7) Hat jeder 
Conſignatair bei Einlieferung dor Waaren ein Formulan zu unterzeichnen, kraft 
deſſen er nicht nur bekennt, won den. Bedingungen, unter walchen bie Gib = Ame⸗ 
rikaniſche Compagnie Waaren in Comfignation uͤbernimmt, gehörig in Kenntniß 
geſetzt worden zu ſein, ſondern ſich auch verpflichtet, dieſen Bedingeragen ſich bei 
jeder Gelegenheit zu unterwerfen, ſoweit die eingelieferten Waaren dabei in Bezug 
kommen. — Möge die juͤngere Schwoſter der neuen deutſchen Danke, deren erſte 
Waarenſendungen bareits im April 1825 in Ser geweſen ſind, mit gleicher Sorg⸗ 
falt wie ihre aͤltere gepfhegt, und die große Suse der Erfahrungen (& r fie beuupt 
werben, durch welche letztere hereits eine un⸗rſchuͤtterliche Soliditaͤt erlangt hat. 
Die Eib: Ameriäanigce Gompagnia Li | ſchon den oͤrtlichen Verhaͤltniſſen ach die 
gänftigften Erfolge hoffen. Sie befindet: fich in dem Mittelpamäte her peszhglide 
fin Fabrikgegenden Deutſchlande und an einenr Orte, bee durch feine Meffen ine 
— Kenntniß ſowie bie beſte Aucwahl unser ben Fabrikwaaren harbieset, 
ſich auch fortdauernd im Beſitz a x Hanbelöverbinbungen.mit ben uͤber⸗ 
ſeeiſchen Gandeiöplägen befindet UÜbrigens m nicht zu wuͤnſchen daß fid) die Zahl 
ber neuen deutſchen Hanuſeſchweſtern noch weiter mehre, und unſere Gewohnheit 
an achtunddreißigfachen beutfchen Intereſſen das große Interaffe eines einzigen 
bereits in 2 Hälften geſpaltenen Nationalinſtituts zerſtoͤre. So beabfichtet nme. 
z. B. eine Boͤhmiſch⸗Weſtindiſche Elbſchifffahrtscompagnie, bie offenbar ſo uͤber⸗ 
fg als nachtheilig fuͤr die beſtehenden Inſtitute fein.muf, ba bie Elb⸗Amexrika⸗ 
nifche Gompagnie hinzeichenbe Mittel zu Gebote hat, um ben: höhmifchen Lein ⸗ 
wanb= und Glashandel emnorzubringen. — ſind ober dagegen ſolche Ver⸗ 








' Errhandlungsfocietät | 108 


Bindungen, welde nur bi, Kubfüb: eined einzelnen Probucts jum Zwecke haben, 
wie 12. die weitindifche G ſellſchaft in Schleſien, welche vorzüglich die Ausfuhr 
von Mehl nach Suͤdamerika beabfüchter. *)- ' | 73. 
Seedändlungd: Sptietät in Preußen. Diefer koͤnigl. Handelsge: 
ffchaft wurde das Alleinrecht des Handels mit Seefalz und Wachſen gegeben ; 
edoch ift ſit ſeit 179% auf den erſten Begenftand allein eingefchränkt. Die Geſell⸗ 
[ae wurde zuerſt 1772 auf 20 Jahre, fodann von neuem quf 3 Iahre und end⸗ 
ch 1794 bis zum 1. San. 1808 beftätige, und erfuhr binnen biefer Zeit in ihren 
Fteiheiten manchetlei Veränberungen.. Eine Erweiterung ihre& Sreibriefes für die 
folgenden Icchre iſt nicht Öffentlich befanht geworben; Sie ſcheint daher in ih—⸗ 
ven alten Rechten bis jest Tertaubeilehem. Ihr Hanbelscapital ward anfänglich 
außer einem Einſchuͤſſe qus dem Schatze durch 2400. Actien à 500 Thlrx. zu 
Stande gebracht. Den Theilnehmern wurden jaͤhrl. 10 Proc. Ausbeute unter 
konigl. Büzäfchaft geſichert; 1794 aber warb dieſe Ausbeute auf 5 Proc. herab: 
gefegt. Did Thellnehmer werden als reine Capitaliften betrachtet, und haben 
durchaus feinen Antheil an der Verwaltung der Geſchaͤfte der Geſellſchaft, ſondern 
biefe wird ausſchließlich von einer befondern Direction Imter dem Finanzminiſteri⸗ 
um, welche fa Berlin Ihren Sig hat helerät Bei der Erneuerung des Freibrie⸗ 
bs 794 toard ihre Jahl auf 3008 be it, und ihier Verinehrung noch Raum 
elaffen. — Gleich bei ihrer erften fiftung erhoben fich viele Stimimen gegen ben 
Musch diefer Gefenfchaft, durften aber unter der Regierung Friedrichẽ II. nicht 
Idüt werden. Deſto ſtaͤrker ward fie unter den folgenden Regierungen angegriffen: 
bie daher aud-ihre Feeiheiteii mehr und riehr inf neten und den, Eingriffen, 
wwelche fich die Geſellſchaft in ben Privathandel erlaubte, moͤglichſten Einhalt thaten. 
Die Stunde, welche fonft bie Stiftung großer Stagtshandelsgeſellſchaften anzura⸗ 
then ſcheinen, weil naͤmlich ein noch ‚nicht vorhandener Handel in Gang gebrächt 
tverden fol und die Kräfte der Ptipatleute nicht hinreichen, ihn ju begründen, weil 
deſonders der mächtige Schutz des Staais pazu dung iſt a... w., waren für die 


* 


Errichtung der dreuß Seehandlungsſocietaͤt durchaus gar nicht vorhanden. Den 

det Seehahdel in den preuß, Oftfechäfen war on ange im größten Flor. Ei 
fehlte dazu gar nicht an Sapital, ja et ward felbft mit einem fehr geringen inlaͤnbi⸗ 
ſchen Gapitale geffihrt , da Holländer und Engländer das Seefalz mit ihren Sapkta; 


Ien elnkauften, es den preuß. Kaufleuten zufuͤhrten, und ihnen es fogar auf Grebit 
gaben. Preußen benupte alfo bei diefem Handel’viele fremde Sapitale, und Eonnte 
feine eignen afff andre nügliche Gewerbzweige vertoenden. Die fremden Schiffe fan- 
den in dem Keize, Salz einzubringen, einer Spom, die preuß, Häfen in Menge, 
zu beſuchen, und bie ftemden —*— kquften gern in, Königöberg u. f. m. Lande: 
erzeugniffe, teil Die Menge der Ride Doc janpenen Salzfhiffe fehr kiligen Fracht⸗ 
lohn verſprach. Auch die eigne Rhede ei blühte durch dieſen Handel auf, ba in 
den konigsberger Schiffen bie preuß. Wänren wohlfeil In die Länder verführt wer⸗ 
den’ konnten, wo fie = Salze ſichere Ruͤckfrachten fanden. Der Bug von poln, 
und ruff. Waären na Koͤnigẽberg wurde dadurch ebenfalls ermuntert und gab den 
— Kaufleuten große Gewinnſte und den Schiffen volle Ladung; das eingeführr 
te Seefalz gab zugleich daB Mittel, wodurch bie Kaufleute in Königsberg die Po⸗ 


len und Ruſſen bezaͤhlen konnten u. ſ. w. Diefer ganze herrliche Handelsſtamm 
*) Nach dem, Proſpectus der Eb⸗Amzexikaniſchen Compagnie will fie nicht bloß Im 
— an ee nnd —— durch Ankaͤufe baares Geld befoͤr⸗ 
bern, ſondern auch in Schleſſen, Böhmen, in den Groß: und Herzogthuͤmern Sach—⸗ 
fen, Brandenburg, Braunfchweig, den fürftl. anhalt- und reußifgen Ländern, Heffen, 
Baiergu. wi Durch fie wird die Gihfeäkfffährteacte die wohlthaͤtigſten Erfolge haben, ba 
bekanntlich ſchon jest der Elbhandel den Rheinhandel weit übertrifft. Noch wichtiger wuͤr⸗ 
be per Elbhondel werten, wenn ber Ewurf, das baltifche Meer mittelſt eines Ganals 
von Wismar nad) bem Schwerinerfee mit der Elbe zu verbinden,zu, Stande kaͤme. 





406 Seekrankheit Seekbriege 


ward durch die Errichtung der Serhondlamgeſocietit gaͤnzlich ausgerottet. Die 
Geſellſchaft mußte den ganzen Salzhandel mit eignem Capital führen, und zog daſ⸗ 
felbe aus andern Gewerbzmweigen heraus, bie, da bie Actien befonder® von Einw. 
der Markt, Magdeburg u. ſ. w. gekauft wurden, in jenen Provinzen verkuͤmmer⸗ 
ten. Die neue Handelsgeſellſchaft kaufte nun das Salz in Frankreich. und Eng⸗ 
land und ließ e8 durch ihre Commiffionnaire an Ort und Stelle durdy bafige Schiffe 
anherführen. Diefer Umfland vertrieb die Holländer, und ba biefe keine Oſtſeeer⸗ 
zeugniffe In Königsberg mehr zu kaufen kamen, fo blieben auch die Erzeugniſſe ber 
Ruſſen und Polen weg. Diefe zogen fih nach Niga und Libau. Als man mit 
der Zeit die begangenen Fehler einfah, fuchte man fie zwat wirder gut zu machen, 
indem man bie freie Anfuhr des Seefalzes durch fremde Schiffe wieder zu beguͤnſti⸗ 
gen, auch der Königsberger Kaufmannſchaft wieder einigen Antheil an den Salıs 
handel zuzuwenden ſuchte; man drang von Seiten der. Regierung felbft auf Ernie⸗ 
brigung der Saljpreife, als welche die Geſellſchaft bis zur Ungebuͤhr erhoͤht hatte; 
aber nie hat ber Schade twieber ganz gut gemacht werben koͤnnen, und es beweiſt 
die Geſchichte dieſer Staatshandelsgeſellſchaft mehr als irgend einer andern, ba; 
bevorrechtete Handelsgeſellſchaften fuͤr den Nationalreichthum ſchaͤdlich, und ſelb 
für den Finanzſtand wenig ergiebig find. Der ganze Vortheil, den die Seehand⸗ 
Tungsfocietät dem Staate brachte, befland nad dem Edicte vom 4. März 1794 
jährlich in 44,000 Zhlen., wovon 14,000 Thle. an die Invaliden und 20,000 an 
die Zoll: unb Acelsraff⸗ gezahlt werden ſollten. Dafuͤr gab ſie keinen Zoll fuͤr den 
Eingang des Salzes, ihre Schiffe waren gleichfalls frei, und die Generalverwal⸗ 
tungskoſten mußten auch noch vom Staate beſtritten werden. Wenn man nun 
noch rechnet, was die Kaufleute ſonſt an Zoll für Einführung von Seeſalz und von 
den Schiffen bezahlten und was fonft noch von ihren Gewinnſten den Stantscaffen 
zufloß ; fo übertraf biefes gewiß jene Summe weit. Was mag vollends die Regie⸗ 
tung an biefer Geſellſchaft 1507 verloren haben, wo ihr, laut Bekanntmachung 
vom 22. Dec. 1809, ber Feind alle ihre Salgvorräthe weggenommen hatte, und 
fie fi) doch nachher für verpflichtet hielt, die Actionnaire aus ihrer Taſche zu bezah⸗ 
len und den ganzen Schaben aus dem Staatsſchatze zu vergüten! Diele Ver: 
luſte würden gar nicht ſtattgefunden haben, wenn der Salyhandel ein Privathans 
del geblieben wäre. 

Seekrankheit nennt man die Beſchwerden, von welchen Schifffahrer 
befallen werden, die der ſchaukelnden Bewegung des Squfes nicht gewohnt ſind. 
Sowie naͤmlich Manchen das Fahren im Wagen Schwindel, Übelkeit, Erbrechen ıc. 
veranlaßt, fo findet daffelbe, aber in weit hoͤherm Grade und weit allgemeiner, bei 
den zur See Reifenden ftatt. Selten findet man Einen, ber nicht wenigftens bei 
den erften Seereiſen von ber Seekrankheit litte; Diele, die nur Heine Seereiſen 
machen, werden In ber Regel bei einer jeden aufs neue davon befallen, Es beſtehen 
aber die Zufaͤlle ſelbſt in einem hohen Grade von Übelbefinden, Übelkeit, Ekel und 
Abneigung vor Speiſen, mit einiger Erleichterung ſtellt ſich dann Erbrechen ein, 
welches aber oͤft wiederkommt und die Leidenden, zumal Schwaͤchliche und Frauen, 
immer ſehr angreift. Alle dieſe Beſchwerden vermehren ſich, wenn der Kranke auf 
iſt; er wird daher genoͤthigt, liegen zu bleiben. Sie ſind ſchlimmer, wenn das Meer 
unruhig ober von Stuͤrmen bewegt iſt. So laͤſtig auch die Beſchwerden find, 
ſo will man doch nie einige Lebensgefahr dabei beobachtet haben; im Gegentheil 
fieht man, daß ſich diefelben ſpaͤteſtens ſogleich verlieren, wenn ber Rranke an daB 
Land fteigt. Kehrt ber Appetit ſchon auf den Schiffen wieber, fo ift dies ein Zei⸗ 
chen von Befferung Um die Beſchwerden zu erleichtern, bedient man fish ge⸗ 
woͤhnlich des Citronenſaftes mit Zucker. Aromatiſche und geiſtige in 
bie Magengegend könnten auch nuͤtzlich fein. ! 

Seekriege im firengem Sinne find in Eutopa erſt ſeit ber — —* 


Seeland (holland.) Seerland (dän.) 106 


dehnung, welche ber Sechandel erhalten, und ber dadurch bewirkten Entfichung 
von Seeſtaaten und Eeemächtermgeführt worden. In dem größten Theile bes Al⸗ 
testhums, Tomwie das gefammte Mittelalter hindurch, war ber Seekrieg nur ein we 
nigee bedeutender Zweig des Landkrieges, welcher legtere fortwährend die Haupt- 
foche blieb. Damals wurden immer Hanbelöfchiffe ſchnell zu dem Kriege ausgeruͤ⸗ 
fiet und groͤßtentheils mit Landſoldaten bemannt. Seitdem aber der Sechambel 
ducch die Entbedung von Amerika und die Auffindung des Seeweges nach Oſt⸗ 
inbien immer mehr ausgebreitet worben und die europaͤiſchen Mächte immer mehr 
auf bie Erlangung von Colonien Ihr Augenmerk entftanden bald bloße 
Sees und Hanbelskriege, und damit zugleih Seemaͤchte, indem jegt eigne 
sfchiffe erbaut und bereit gehaften wurden. Go iſt in den neuern Zeiten, d. h. 
vorzüglich in ben Isgten 150 Jahren, ber Seekrieg immer wichtiger und unabhäns 
giger nom Landkriege gemorhen, mit beſondem Megeln und Bebräuchen, bie nicht 
felten denen des Landkrieges durchaus entgegengefegt find. Die vorzüglichfle Ver: 
ſchiedenheit der Art befteht noch gegenmärtig darin, daß, während In ben Landkrie⸗ 
gen das Privateigenthum, wenigftene in der Negel, geachtet und keineswegs als ein 
Segenfiand der Beindfeligkeiten.angefehen, In Seekriegen hingegen das Privat: 
eigenthum, wie das Eigenthum des Staats, als vollgliltiger Gegenſtand ber Feind: 
feligkeiten betrachtet wird. Es ift dieſes Verfahren oft unbedingt getabelt worben, 
ohne zu bedenken, daß, falls man fich im Seckriege durchaus ſtreng nach ben Res 
geln bed Landkrieges richten wollte, erflerer in manchen Faͤllen von ſelbſt wuͤrde 
aufhören muͤſſen, fobald 3. B. eine Seemacht fo übermächtig geworden, daß fie die 
Niederlaffung ber Feinde eroberte und ihre Kriegeflagge von dem Meere vertriebe. 
So mag daher bie Wegnahme des Privateigenthums in Seekriegen gewiffermaßen 
als Stellvertreter der in Landkriegen gebraͤuchlichen Brandſchatzungen und gezwun⸗ 
genen Lieferungen angeſehen werden, wogegen freilich nicht uͤberſehen werden darf, 
daß, Infofern Einzelne durch dies Verfahren in Seekriegen unverhältuigmäßig hart 
b t werden, daffelbe allerbing® vorzüglich hart und umbillig erfcheint ; und 
die Dagegen vorgebrachte Entfchuldigung, daß fich durch die größere Verbreitung ber 
Derfiherungen der Schaben bennnod, einigermaßen gleichmäßig vertbeile, möchte 
wol nur in einzelnen Faͤllen als befriedigend angenommen werben können. cs. 
Seeland (holldnd. Zeeland), eine Provinz (34 LIM., 1,11,108 Einw., 
9 Städte, 105 Dörfer) des jegigen Koͤnigreichs ber Niederlande. Sie befteht aus 
15 — 16 größeen und kleinern Inſeln, die von den Ausflüffen der Scheide und 
Mans in das deutfche Meer gebildet werben. Sie grenzt gegm N. an die Provinz 
Holland , gegen D. und ©. an Brabant und Flandern und gegen W. an das beut- 
ſche Meer. Segen den Einbruch der Fluten wird fie an der Norbfee durch Dünen 
und an ben innern Kuͤſten durch Damme gefchligt, bie auf der Grundfläche bie 45 
Elien breit find und Aber 3 DEIN. Thlr. gekoſtet haben follen. Die Hauptinfeln bie: 
fer Provinz, heißen Walcheren (ſ. d.), mit der Hauptſt Middelburg (f.d.), 
Nord» und Süd» Beveland, Tholen und Schouwen. Das Klima iſt ſehr feucht 
und uͤberaus ungeſund, aber der Boden deſto fruchtbarer; er bringt vortrefflichen 
Weisen, Krapp, Flachs ıc, hervor. Die Weiden find mit Heerden bes ſchoͤnſten 
Rindviehes bebedit. . 
Seeland (bänifc), die geößte und wichtigſte Inſel der daͤniſchen Monar- 
chie, liegt zwiſchen dem Kattegat und der Oftfee, it 16 — 17 Meilm lang, 13— 
14 M. breit und hat auf 133 IM. 296,350 Einw. An Getreide ift fie überaus 
fruchtbar ; auch bat fie treffliche Vleh⸗ und Pferdezucht. Auf ihe befindet ſich, aus 
Ber mehren mittlern und kleinern Städten, koͤnigl. Luſtſchloͤſſem und ber Feſtung 
Helſingoͤr, die Haupt⸗ und Reſidenzſtadt Kopenhagen (f.d.). Zu dem Stifte 
Stifts amte — ſoviel als Staithalterſchaft) Seeland (144 )1M., 331,800 €.) 
gehören außer dieſer Inſel noch bie Inſeln Samſoe, Moen und Bornholm. 








108 re: Seelenhellkunbe 


Seele. Di Ettiarung derſelben IR in die Hauptſchwietigken — 
dag die Schoͤpferin aller —— nicht ſelbſt wieber ein — 
nicht in einen endlichen Bogtiff gefaßt torrden wg! enn dis Nathbenken *. 
nirr ein einzelner Ausflu der iſt, ſo fragt fich: Fonn ber Fe das Ganze, 
bie einzelne Function die Natur ber Kräft, &u6 der — das Abbild bas Wefen 
— Urditdes in ſich aufnehmen ? So mndhlich iſt, ſo hat Al 

eriſchliche Geiſt ſederzeit ein Wttb von bir Bitte eltworfen und 

en zugetheilt, die ſte VOR Ann Cheifbateh, Rothwendigen imb We alte 
Ir entfernen. Daher würden bie Seele vbon amemn die nicht ap bin FJ 
und Epilkur Alles auf Zuſſuintnenſetzung von Hg zuchöfährten uber 
— ats den ei des Pitprrihet OtghAlemid materthl 

ert-fachten , die Eigenſ haften het Keinfürhhrkt; ber SecihEtt, bet —— — Ich 

und Unſterblichkeit beigriegt. Plaio hatte fich DER b Bet far 55* — Was 
war der Zuſtand der Seelẽ vor ihrer Vereim gung il — ? — 5 — was u 
fie naͤch dem Tode fein? Da hier weder 
— een ſterbiiches Auge zuſehen und mith he arte: 

fo nimmt Plato ihthiſche —— ife, bie eb et’ J 
net ng Are democh dien wiſſenſchaftllch u *8— 
Bitter Gebanke iſt, daß die Serle vor ale mit den —— 3 
Schönheit und — vereinigt geweſen fei tplatonifhe Ptaͤerlſtenz), 
mb dom benfelben abfatte, ſobald fir in eine Erſcheintir Stvere fiber ehe, { 6% 6 
ſelben während bes Lebens mehr obet weniger tholihaftig twerbe nd — 
Tricbeingen laͤutere. Dieſer Gedanke verkuhpft ſich Mit einem vb 
lichen Intereffe. Denn da bie Ideen Wahthen, Schoͤnhelt umd Yuan —— 
umenblich ſind und jede derſelben iin Menſchen Kieti Zug bildet, ber 
Endlithe zu erheben ſtrebt, fo laͤßt fich von viefen Ku € dus der * auf · die 
Seele — machen, daß fie eine unenbliche — ſſe. Ari vib ig mi 
der Unendkichkeit aber ſchließen ſich die ber Iermiatweiciticht, en 
lich kelt an, und fo fteht darm die — ala ein eröigee Weſin det 
nem Jeitlichen, gegenuͤber. Wem bieſe Fol nicht genuͤgt, bem dis, m Bi 
die ber Serle angeftammten Vermögen, wie das Ahnungsvermödin, das Gerd 
und der Glaubr, für jene Hohen Eigenfchaften noch weitere * leiſten 
Denn der ewige Zug, der in ihnen wältet, ſchließt Alle Erklaͤrung aus dem Zeltllchen 
und Endlichen aus. Eine — Wahrheit bleidt es, daß der Nebeſſchleier des 
Scheine zwar das Endliche, Vergaͤngliche, Bezuͤgliche zu truten vermoͤge aber nie 
das Unendliche, das Wefen, * dige. Darum kann zwär eine Vorfhrege⸗ 
lung des Schein⸗ in das Zeitleben * eele fallen; aber die ihr eingeborenen Idern, 
weiche alles Endliche ordnen, leiten und dem Lnenblichen Ali koͤnnen kein 
Schein fein. Betrachtet man die Seele unter dieſer Anſiht fallen rehre unter⸗ 
geordnete Vedentimgen derfeftin weg, wie 5. 8. bie Mehrfadzheit der Secn m 
einen Subjeet. So nahmen Hk Stoler eine fiamucht und an hg? Geelẽ an, 
Plato eine fiimfiche, vernuͤnftige und verſtaͤnbige Seele. Ebenſo wenig hat man 
nötig, außer dem Gegenſatz von Gere und Leid noch einen hoͤhern zwiſchen Geift 
und Materie anzunehmen. Recht angeſehen, iſt die Seele die Urkraft, aus weicher, 
indem fie unter Einfluß des Außern und 3 we Organe wirkt, alle unterge⸗ 
ordnete Kräfte abſtammen. Alte Bermögen Geſchaͤfte der Girte, Vorſtellen, 
Wollen und Empfinden, mus deten at ctionen, bilden einen geiſti⸗ 
gen Organismus, welchen fie milt hret etfuͤllt ib beleb 
Seelenheilkunde, if eilkunde Pfyhiattie. 
Die Frage: 06 e® wol wiekfiche Anhfkheiten bie etz gebe, an weh, derin‘ vor» 
handen find, ob fie durch irgend ein Arztliches fen eheitt werben koͤnnen ? be: 
dingt bad Vothandenſen einer pfychiſchen M bezweifelt iſt eß, daß von 


Seelen hoil kundr 407 
Geiten bes Aoͤrpers and bie freie Thaͤtigkeit Der Seele befchtaͤnkt werben Eann ; To ſind 
wir unmittelbar nach heim Genuffe einer HR ahigeit wenig zu geifligen Anfteengangen 
aufgelegt, zu manchen Kuferungen geiftiger Thaͤtigkeit tool ſelbſt nicht — 
faͤhig; hoch geflchgerde kaͤrperliche Bebürfukffe: Huugtt, Durſt, Muͤblnkrit, 
iaffen weder ein tiefeg Nachnenlen noch ein Schftiges Cutſchließen ze, —** 
ſogar Die Macht der Eeidenſchaften und. Affecten; Krankheiten bes Umterläßes mas 
chen und träg and nrieeciſch Lengenkermkheiten erfuͤllen uns oft noch kurz vor bem 
Tode wit freubiger meitnuäfthender Hoffnung; dt: Rauſch erhoͤht erſt unfere gets 
fligen Thaͤtigkeiten auf eine anmatärtiche Weife, um fie danti für eine Zeitlang faft 
gaͤnzlich gu laͤhmen; heftige Fieber beingen und zum Bewußtloſigkeit, zumn Irre 
veben, —— eigen Pinbehten Beweife genug, bafı die Thaͤtigkeit der Seele 
aue frrien Äußerung auch gar fehr.iher® Körpers Bebürfe, und daß eine-Rnperiiche 
Stoͤrung mel im Stande ift, hie freie Thaͤtigkeit unſetes Geiſtes aafı manche Wreiſe 
zu hemmen und zu beſchrͤnken. Aber auch ven Sraıı geifiiger Elinwirkungen ſelbft 
—— ſolch eime —2* und VBoſchraͤckung unſerer geiftigen Thaͤtigkeiten witklich 
ſtatt. Der Mangel geiſtiger Eindruͤcke —— Bei in einer widernatürlichen 
Beſchraͤnkunge die uͤhermaͤßig anügebitiiete Pharttaffe tiber in dei fogen. verſchro⸗ 
benen Köpfen einen Mängel. des richtigen und aüchterrien Denkens aus; heftige 
Affeete verwirren im erſten Augenblick unſere Beſtrramg, teeiben uns zu Morten 
mb. Bandkıngen, bis wir bei: ruhigerm Auftande: beteurn, Leidenſchaften treiben 
und mis Allgeralt nach Einer Mechtung hin und bem.sffrnen, von uns ſelbſt nicht 
verkannten, Verderben zu u. ſ.w. Go fehen wir derm von 2 Seiten ber, ven Gets 
ten des Könpens und ber Soele, die freie Thaͤugkrit der’ letztern beſcheaͤnkt warden, 
unb wie ſehen ſelbſt Fehr im dem Zaftande des Rariſches, des fieberhaften Irre⸗ 
ſeint des heftigen Zornes u. bgl. folche Berhaͤltniffe, ir welchem das Eharakteriſti⸗ 
ſche der menſchlichen Seckenchaͤrigkeit, die Milbouͤ im Hanbeln, aufgehoben iſt; ja 
Sehen dar geſuude Menſchenwerſtand des gemeinen Mannes erkennt bie aufgchoberte 
Wisthr in jenen Zuſtaͤnben badunch am, daß er von Dimsienigen, welcher in ſolchen 
— befüdet, ſagt, „er wiffe wicht, was er thue⸗. Aber jene Zuflände 
veribergehend, wie ihre Urfachen, und mit ben Aufhoͤren biefet verſchwindet 
——— der menſchlichen Willkuͤr. Denken wir und dagegen koͤrperliche 
Zfhände, melche bleiband die Willkuͤr binden, ober pfychtſche Einwirkungen, welche 
der Sectenthaͤtigkeit ſelbſt eine fo verkehrte Richtung geben, daß die Wiukuͤr nicht 
en hernorteeten kann, ſo Beuuwertuir zu ben Begriffe ber pſychiſchen Krank⸗ 
beit; dieſe iſt naͤmlich ein ſolcher Zuſtand bes Menſchen, im welchem die menſch⸗ 
Ude Wiiſtur andauernd oder Immer wieberkehrend gebunden wird, daher man audy 
bie wit Seelentrankhetten behaſteten Menſchen Unfreie ihren Zuſtand den ber Un⸗ 
freiheit. genannt hat Ingärich Bett ſich und das urfaͤchliche Verhaͤliniß der pfychi⸗ 
ſchen Kranktzriten als ein boppeltes bar. inſofern birfelben theits vom: Körper aus 
begriimbet ſiad, theils in der Seele ſelbſt wurzoin, mb hlernach becintwortet ſich 
auch leiche die: Frage: ob fie dem Gebiete der aͤrzelichen Aufl anheimfallen, oder 
nichs? Zr bie non, koͤrperlichen Zuſtuͤnden ausgehenden pfuchlfchen Krankheften, 
bie nur macDekung dem zur Gruade liegenben koͤrperlichen Zuſtaͤnde verſchwinden 
tunen, liegt es ain Tage, daß fie in das Gebiet.der aͤrgtlichen Sunft gehören; bie 
von geiſtigee Seite her begrͤndeten Soelenbrarckheiten fallen aber ebenfalls dem 
Gebiete der Heilkunft ze, well diefes / den en nicht bloß feine koͤrper⸗ 
liche Seite, umfaßt und weit: oft: ſelbſt folche Serlerrkrankheiten nur durch koͤtper⸗ 
Ude Mehandblung gehaben werden koͤnnen Der. eigentliche Seelſorger kann wol oft 
— verbieten, nie aber wirblich außgeblidete hellem, und mit 
been: Verſchwinden ber moraliſchen Freiheit (der Willbaͤr) in einem Indwiduum 
— fein nur auf dirſe berechnetes Amt vollkommen auf. Somit wäre denn 
hehſcher Kraulheiten und ihrer Deilung erwielen, ihr Weſen und‘ 





8 





108 | Seelenheilkunde 


ihe urſaͤchliches Verhaͤltniß im Aktgemeinen angegeben, und zugleich das Vorhan⸗ 
benfein einer pſychiſchen Heilkunſt, einer Pſychiatrie, dargethan. 

Die Formen pfychifcher Krankheiten theilen wir am ſchicklichſten nach ben lei⸗ 
denden Seelenvermoͤgen ſelbſt ein, und da die Vernunft ſelbſt wol an fich nie er⸗ 
krankt, wenngleich ſie getruͤbt und verdunkelt erſcheinen kann, ſo kommen hier nur 
Verſtand, Gemuͤth und Willen in Betracht. Wir finden num bei jedem dieſet See: 
lenvermoͤgen entweder einen Zuftand ber Eraltation, ober einen Zuftand der Des 
preffiow als Urſachen pſychiſcher Krankheit, und fo erhalten wir fuͤr jedes der ges 
nannten Vermögen 2 Hauptformen von pfochifhen Krankheiten. Iſt der Ver⸗ 
fland in krankhafter Eraltation begriffen, fo zeigt ſich die Verruͤcktheit oder Narr: 
beit, in krankhafter Depreffion der Btödfinn; das em ärh ober Gefuͤhlsvermoͤ⸗ 
gen zeigt krankhaft exaltirt ben Wahnfinn, deprimirt bie Melancholie; ber Wille 
ſtellt in krankhafter Eraltatton die Tobſucht oder Tollheit, In krankhafter Depref- 
fion die Willenloſigkeit bar. Es treten aber diefe aufgeführten 6 Formen von Geis 
flesfrankheiten auf fehr mannigfaltige Weife zuſammen und bilden eine große 
enge Unterarten, die wir bier nicht weiter verfolgen können; fo viel geht aber aus 
bem Bisherigen fchon hervor, daß man nicht, wie man wol oft hört, das Wort Ver- 
ruͤcktheit ober Wahnſinn oder Narcheit für pſychiſche Krankheit uͤberhaupt brauchen 
dürfe, indem dieſe Ausdruͤcke nur einzelne Arten derfelben Bezeichnen. Der Ausdruck 


für pfochifche Krankheit it Srrefein ober Seelenſtoͤrung (Vesania), 
weil Verworrenheit der Seele, ihrer eigentlichen Berrichtumg ber gemein⸗ 
ſchaftliche Charakter der pfychiſchen Krämkheiten if. (Vgl. Frrefein.). Die Ver⸗ 
anlaffungen zu pſychiſchen Krankheiten find theils Eörperlich, theils geiflig. Zu ben 
koͤrperlich en Urſachen gehören Mißbildungen und Krankheiten des Gehirns ſelbſt 
und der zunaͤchſt mit ihm in Verbindung flehenden Organe, Unordnungen im Her⸗ 
zen und Gefaͤßſyſteme, Unterleiböfrankheiten, zuruͤcktretende Ausfchläge u. a. äußere 
Abfonderumgen, Würmer, Schwaͤchungen durch Entleerungen und Ausfchweifuns 
gen, Kopfoerlegungen, Fehler der Menftruation, ungluͤcktich verlaufendes Kindbett, 
endlich ſelbſt eine angeborene ober durch das Klima bervorgebrachte Anlage. Zu den 
ie Urfachen gehört Alles, was einzelnen Seelenvermögen ein unnatuͤr⸗ 
liches gereicht über die andern gibt; fo einfeitige Ausbilbung bes 

ober der Phantafie; mangelnde Ausbildung gewiffer Seelenvermoͤgen, wodurch 
andre zu mächtig werden; Verworrenheit der Seele und Überfuͤllung derſelben mit 
unvderbautem Stoffe (mol eine turſache der jegt fich fo fehr haͤufenden Fälle 
pſychiſcher Krankheiten); ungezügelte umd unbefriedigte Leibenfchaften, daher fo 
häufig ungluͤckliche Liebe; heftige Affecte, Freude, Schreck u. dgl. fchneller Gluͤcke⸗ 
wechfel, aͤngſtliche und gefpamnte Xheilnahme an polififihen Umwaͤlzungen. End⸗ 
lich führen Laſter aller Art um fo mehr zur wirklichen pfochifchen Krankheit, je mehr 
fie die Ruͤckkehr zum moralifchen Haltpunkte erfchweren und je ſchaͤdlicher Fie zu⸗ 
gleich in bie Körperliche Orgamifation eingreifen, daher beſonders Trunkſucht und 
Wolluſt. Die angeborene Stimmung der Serle, das Temperament, ifl endlich, 
wenn auch sicht felbft eine Urfache zur pſychiſchen Krankheit, fo doch eine Veran: 
laffung zu der Art detfelben, wenn dabei ſolche Urfachen einwirken, welche die vor⸗ 
herrſchende Anlage des Temperaments begünftigen und überhaupt pfochifche Krank⸗ 
heiten erzeugen Finnen; fo wird ber Choleriker, wenn auch nicht überhaupt miehr 
zur pſychiſchen Krankheit als ein Andrer, fo doch umter gewiffen Umftaͤnden mehr 
zur Tobſucht als zu einer andern pfochifchen Krankheit geneigt fein. 

Was die Heilung pſychiſcher Krankheiten anlangt, fo tft fle, wenigſtens In 
ihrer kuͤnſtleriſchen Ausbildung, mehr das Werk der neueften Zeiten als ber Alten, 
und es ift felbft die Zeit noch nicht gar fo lang vorſiber, in welcher man dem pfychis 
ſchen Kranken als einen ſchon durch ſeine Krankheit ſelbſt für Immer von ber 
menſchlichen Geſellſchaft Ausgeſchloſſenen betrachtete, und Ihn mit, Verbrechen 


⸗ 








- Seelenheillunde 109 


bee ſchlawmnſten Art zuglekh in Ketten und Dauben ſchlug. Es kommen bie pſychi⸗ 
ſchen Krauken bei den Alten als von den Goͤttern unmittelbar Geſtrafte (Oreſt, 
Kar), als in Thiere Verwandelte (Mebukadnezar), als Beſeſſene ıc. vor und nur 
einzelne Spuren pfychiſcher Hellungen zeigen ſich; bei ben Ärzten nur disweilen 
einzelne Curregeln, keine Pſychiatrie. Erſt in neuerer Zeit geſtaltete ſich dieſe als 
eigenthuͤmliche Wiſſenſchaft und Kunſt, in Italien durch Chiarugi (,Della pazzia”, 
Fioren; 1793) ; im Frankreich durch Pinel (ſ. d.) („De lralienation mentale”, 
Paris 1801); in England — — („On insanity, lunacy or madnesa“, 
Lend. 1782) und Crichton („On e', Sond. 1798); in Dentfähe 
land durch Weidard — A Aci Feentf 1782,.3.%86.), Hofbauer 
er bie Krankheiten ber Seele”, Halle 1802) und Reit (ſ. d.) („Rhapſobien 
uͤher die —5— — — Halle 1803). Die neuern Befoͤrderer dieſes 
Theils ber Medicin ſaͤmmtlich zu nennen, wuͤrde hier zu weit führen; wir begnuͤ⸗ 
gen und für Italien mit Gualandi; für England mit Gor, Haslam und Wright; 
für Frankreich mit Esquitol und Pariſet; für Deutſchland nıtt Horn, Langermann, 
Heinroth, Raſſe und Jacobi. Die Heilung pſychiſcher ae geſchieht theils 
darch Arzneimittel, theils durch pſychlſche Einwirkungen. Bu ben legte 
denn auch die Zwangsmittel mancherlei Art, — erg 
Kranken zur Erkenutniß feines Wahns und feines von Andern abhängigen Zuſtan⸗ 
des und damit wieder Inn daß Gleis bee Vernimft zu bringen. Da bie Empfänglidhe 
keit für äußere Eindruͤcke bei den meiften pfı Kranken eine ganz andre iſt 
als bei andern Menſchen (ſodaß fie die größte Kälte und Näffe ohne Beſchwerden 
N To iſt der pſochiſche Arzt, um koͤrperlich zus wirken, — ſeine 
NZuſincht zu weit wirkſamern Einfluͤſſen, und de die gewöhnlichen Arzneien hierzu 
— t ausreichen, zu manchen mechaniſchen Vorrichtungen zu nehmen, bie wei 
ſchreckendes für ben Ununterrichteten haben koͤnnen, aber dennoch nicht 
wel pre find, fo die Cor ſche Shantel, der Drehſtuhl, das Drehbett, das 
Sturzbad u. dgl. mehr. Meiſtens if ed eine Vereinigung ber fomatifchen und pſo⸗ 
chiſchen Methode in folgerechter und anhaltender Ducchführung , welche bei pſychi⸗ 
ſchen — einigen Erfolg gewährt; auch charakteriſirt man wol die pſychi⸗ 
fe Heilkunſt ſten, wenn man fie mit der Erziehungskunſt vergleicht. 
E iſt aber die Heilung ei Kanten faſt ummöglid, wenn fie in ihren ges 


wehnten Umgebungen, alſo bei rigen bleiben; auch macht die Krankheit 
ſelbſt und die zu der Heilung — eine Abfonderung derſelben noth⸗ 
wendig. So werden Irrenhaͤuſer nothwendig, deren jetzt immer mehre und immer 


gere errichtet werben. Die ehemals gewöhnliche Verbindung derſelben 
mit oͤffentüchen Straf» und andern Anſtalten (5. ©. Zucht» und Daifenhufen) 
wird als unzweckmaͤßig überall anfgelöfl. Das Irrenhaus muß ımter ber oben 
_— des Arztes ſtehen, licht, feſt und geräumig fein, gefund liegen und nicht zu 
viel Irre faffen ; flatt eine® geößern Irrenhauſes dienen befler mehre kleinete. Die 
völlig unheilbaren Kranken mäffen von ben heilbaren, die Geneſenden von ben noch 
wirklich Kranken getrennt fein. Fuͤr Deutſchland nennen wir als die wichtigften 
ns die Irrenſection Im Charitetrantenhaufe zu Berlin, eine Pri⸗ 
eh.» Rath Horn einge Marsberg in efifalen, Abtei Sieg» 
burg — Lenbus und Beleg in Schlefien, Halle, Sorau, St⸗Georgen 
Mm Baireuth, Irren ſection I Rn De Bweifalten bei Tuͤ⸗ 
bingen, Eitoille im Raffanifchen, Sennenflein bei —— * 


Herren Falſeret und 
Veiſin; das neue Bethlem in England; bie. Anftatt zu Averſa bei Neapel; bie 
Anſtalt zus Avenches bei Laufanne, umb endlich bie merkwuͤrdige Jerencolonie zu 





11Q Seelenlehve Ses werkaͤufer 


Gheel unwait Antwerpen, ne ter ie 6GO00 Cin des Dres. 4: Mo fgueo zurd 
Heilung vextheilt find. — Noch bat bie 5 MR ehichk eine wichtige Beziehung 
zur Rechtspflego, indem fie die roͤrtarung deu Fragen über unfreie Zuſtaͤnde über 
nimmt, welche bald wegen Rechtefaͤhigkeit, bald wegen zweifelhafter Zurechenug, 
bald wegen Varwahrung eines unfreien Individunms, vorkemmen. Durch diefe 
Wirkſamkeit der —* ⸗pſychiſchen Medicke hat bie Criminaljaſtiz ſeibſt in 
neuern Zeiten ein zu The vexandertes menſchlicheren Verhaͤltniß getdoumen mike 


Efahrun ce 
geeichlichrpfochife Medicin gab 3.0 Chr. Aug. Huncoch Epz. 1825): - Ans 
ber zeichen Literatur zur pfochifchem Medicin überhanpb: führen wir: nur an: Joh. 
Chr. Reil's und Joh. Chriſtoph Pate 10 „Beitraͤge gꝛeiner Sur⸗ 
— auf pſochiſchem Wege“ (Dale — Her. —— 

einer Patholagie und Therapie ber Beifleh- und 
1811), Ab. Math. Veringis, Pfychiſche * 1817 2989, 3. — 
Aug. — „Lehrbuch, ven Stoͤrungen " (üpz. 1818), Deſ⸗ 
fen „ Seelengefimbheitstunbe”' (2p;. 4924), Fr —— —— pfochk: 
fche an (£pz 1818 fg,), Esquirol's„Pathologie und Bherapie deu‘ Seelen⸗ 
fihrsungen‘‘, deutſch von Die (By. 1827) u. A. 18. 

Seeleulehre, ſ. HA 

Seelenorgan, Bu ben Fragen, melcebie ältere Seelenlehte aufnsf, 
gehört auch vie über das Verhäituiß den Seele zu dem Koͤrper, wobel manı Me 
Verſchiedendeit beider: als vorausgeſetzt annahm. Ba: bie Äußerumg: des geifll- 
gen Lebens hienieden gefnüpft iſt an das phyſiſche Leben, welches durch 
wahrnehmbare Organe ſich bildet und erhaͤlt, fo: kbaante man ben ganzen menſcha 
lichen Leib ſelbſt das Organ ber Serle nennen. Aber durchh Wahrnehmung der 
nähern Beziehung gewiſſer Theilurgane dieſes Koͤrpers auf dir — Waͤtigkeit 
ward man zu der ſpeciellen Stage: bingeflihet,. wolches Organ ber: ſogrnannte 
Sitz der Seele oder das Drgan.fei, von: weichen vornehmlich die Thaͤtigkeln dee 
Geiſtes abhänge. Die Erfahrung: aher zeigt unnittelbor kein ſolcaeo einzi gas Or⸗ 


mark eine außere Bedingung des Beweiſtſeini — — ——— fet, ſowie 
im — unb in.dem — der Beuft eine. — — Fouͤhlens | 





und Begehsens enthaltenifl. Die bezeichnet much dee gemeine 
durch die Ansdruͤcke Kopf und — — die 
der Alten von verſchiedenen Se ——— Alepe, wide niet Anden 


als verſchiedene Richtungen beu a es: 

Seelenverkäufer, obedectelverfänfen ingen 
land und befonders in Aniſterdam ihr Weſentreibenbe on Menſcheumakioen 
Sie nehmen börftige Leute, dierald  Wiatuofäe —— nach Ofiavien / gehen. 
wollen, auf, und unterhalten ſie fe:lange, bis bie Oſtindiſche Compagule deeglel 
chen verlangt, denn ſtellen fie ihr. diaſclben vor. Niumt dis Comp. fie an, ſo bo⸗ 
kommt der Seelenverkaufer einen Trausportzettel oder Gchkibbriof auf 150 Ge 
den, welche, wem ber Verkaufte am Leben bleibt, dieſem won — —— abe 
gezogen, und nach einiger Zeit au ben Inhaber bes:Reuteld bezahlt werbdun. Wirte 
ſtentheils nkex verkaufen Letztere die empfing Branportzectebi (daher: Aetkelver ⸗ 
kaͤufer) am ˖ reichere Leute, bie nun daven wiedes — — 
Eigenich iſt biefe kıricktung, han zur zu häufigen Mißbeauch abgerocut; 
arume Resta bie fich yet Buffy no DRlBbIen ————— genoͤthigt: fchet⸗ 
e benſawal ala: fͤn die aſtindifcha Meſrciſchaht Schr nublich; aber ofters wird nicht 








Seelepwandaryng 411 
allein weit — en ben fogen. Monatogetteln (mo naͤmlich ein An⸗ 
nen feinen Hinterlafl — —— verſprich ſich jährlich ein paar Mo⸗ 
nate am Solbe — — jenen — ** lem zu laſſen), arger Betrug, 
geſpielt, borde mas no kg jene gewiffeniofen Maͤkler wiſſen auch 
nn mit Aſt — 3— Gewalt — Inge Leute * 
a ‚ Ober. einzufangen ve en fig ſodann ganz widar ihren Wi 

—S— — denen zu ſteuern dieſe bisher nicht 

rer 88.34 ſein ſchien. 
ek. AIR bie angebliche Veränderung des Aufenthalts 

ber —— deren ſie nach einander verſchiedene thiexiſche obee 
menſchliche ke nn a en Erfahrungsbeweis für diefe Meinung. nicht 
denkbaͤr if, ſo muß ihr Grund him religjöfen Glauben an Wechſelwirkung und 
Zufammenb aller Iebendigen, Weſen, und an allmaͤlige Reinigung und Ruͤck⸗ 
Echr der —2* Indivihuen zu dem gemeinfchaftlichen Urquell gefucht werden. 
Dan ‚hängt bie — — a dem Dale — Seele vor der Gehurt auf Erden ge⸗ 
* —* nach dieſem Soſtem nur ein Punkt in 

ww —— von ee m * von — —— Seele zu durchlaufen 
um enblich in. feinen, Scho Ideen, Bilder aus bunkier 
—2 der. im. vorigen —— Eee göttlichen Herrlichkeit, welche 
der. Anblick und, die Empfindung. bes Wahren, Schönen und Guten auf Erden 
wieder * ſollen die bei folgen Anlaͤſſen im menſchlichen Gemäth entſtehenden 
Ahnun en göltlicher Naͤhe und Gefühle überfchwengliher. Entzuͤckung fein. — 
Die e Big i — sl Sadie 9 ber ſich die exfien Spuren, eines Glau⸗ 
bens an, Seslenvande betrachtet biefethe theils als —* theils ais 
Ze nicht exfühter ——— Bern amb Kaftenpflidgen, und ſtellt in Jegtee 
Dezieh ung hie, anbersingen der Seele, nach dem Tode durch bösartige und gait- 
artige — a gen und Diitsel der Länteung dar, und damit hängt die 
eg Ak den Fabiern zufammen, — on den Jndiern ging die⸗ 
ein eder ägyptifchen Priefterfofte über, welche einen 
he: Ai von 3000 Jahren aumahın, den jedo Spele nad dem Tode 
durch uerfrbiebene, ler vollenden müfle, ebe fie, in den Wohnungen: ber 
Seligen anlange. — Auf diefem Wege empfingen, bie Stiegen den Glauben 
an bie Seelenwanberung, welche fie Metempſſych o ſis (Umfeslung.oder Ger: 
lenwechſel) und Metenſomatoſis (Koͤrperwechſel) nannten. Pythagoras (f.b.) 
nahm fie inf. Dbilofophie ala Zeugniß der Unſterblichkeit des Menſchengeiſtes auf, 
Bet ihm, fheint die Lehre von der Seelenwanderung mit der Wprftellung von der, - 
beimegenden Kraft ber, Serie zufammenzuhängen, Die fpätern Pyhthagoraͤer lehr⸗ 
ten , ber Geiſt folle, von den Feſſeln bed Koͤrpers bafreit, in das Reich der Verſtor⸗ 
benen eingeben, daſelbſt in einem Zwiſchenzuſtande laͤngere oder Elirgene. ‚Zeit. ver⸗ 
wellen und dann wieber andere menſchliche opeg tbierifche Koͤrper auf ihre, Leben 
dauer befrelen, bis.bie Zeit feiner Laͤuterung beenbigt.unb ſ. Ruͤckkehr zum Urquel 
bed Lebens möglich.fei, Es ſollte der Geiſt des. Pyth ſelbſt ſchon zum vier⸗ 
tenmale auf Exdben geweſen ſein. Doch beruht; dieſes lies auf ſpatern Berichten, 
Die griech, Moyiterien Eleideten ‚die Seelenwanberung in anziehenbe Mythen ein, 
welche ben. Dlonyſos oder Bacchus als Herrn und Fuͤhrer der Seelen darſtellen 
Audy hier war bie Annahme einer Praͤexiſtenz, merklich. Demn.biefe Geheimlehre 
unter(heidet Neulingäfeelen, die, nach dem Gaſetze des Welshoushaltsraus ihe 
xem borigen. aͤtheriſchen ober himmlifchen Leben auf die. Erde herunter atioken. 
zum erſten Mal als Menſchen erſchienen, von den bi nden Seelen, bie ya 
Male ober britten Male zum Einwandern in. —— er genoͤthigt — 
und von benengen Seelen, die aus, Neigung zum K zur Erda freiwillig 
herabkamen wei entmeber bie Neugier ober paf, am Individualen 


118 Seemannsfhaft 
ſte herabzoͤge. Die griech. Dichter und — haben dieſe Mythen — 
faltig ausgeprägt. Pindar, der Pythagoraͤer, laͤßt Me Seele nach einen brei⸗ 
maligen tadelloſen Lebenswandel in den Infein der Seligen anlangen. Plato 
dehnt den Zeitraum bis zur voͤlligen Ruͤckkehr ber Seelen in den Schoß der Gott⸗ 
heit auf 10,000 Jahre aus, in denen fie Menſchen⸗ und Thierkoͤrper zu durchwan⸗ 
dern hätten. Piotin umterfch cheibet eine Verpflanzung der Seelen aus unſtchtbaren, 
ätherifchen Körpern in Ichifche amd eine Wanderung aus irdifchen wieber in tif. 
— Unter den Römern haben Cicero und Virgil ſich auf diefe Lehre bezogen 
In der ihnen eignen ſeitſamen Manier malten bie Rabbinen die Lehre don ber 
Seelenwanderung aus, indem fie annahmen, Bott Habe nur eime beflimmte An- 
zahl Judenſeelen gefchaffen, die daher immer wieberfämen, fo lange es Juden 
gebe, biömellen auch zur Bußäbımg in Thierkoͤrper verſetzt, doch am Auferſte⸗ 
hungstage alle gelaͤutert fein und in den keibern der Gerechten auf dem Boden bes 
gelobten Landes aufteben würden. — Die chriſtliche Sekte der chaͤer betrach⸗ 
tete‘ bie Seelenwanderung auch als Bußmittel. — Weit war dieſer Gtaube ver⸗ 
breitet; die alten Italler, die celtiſchen Druiden, bie und Hyperborder 
* ihn, ſowie die heidniſchen Rationen des oͤſtüchen Aftens, bie kaukaſtſchen 
Voͤlkerſchaften, wilde Amerikaner und afrikaniſchen Neger ihn mit imancherlei 
Änderungen noch haben. Eine Folge deſſelben war bei den alten Hgpptem 
und iſt noch jetzt bei den Hindud die Verehrung gewiffer Thiere und die Scheu vor 
dem Genuß ihres Fleiſches, wett man nicht wiffen koͤnne, weichen Ahnherrn, Bet⸗ 
ter und Freund man verzehre; auch bie Pythagoraͤer wollten aus gleichem Grund 
kein Thier toͤdten. Inmer anziehend bleibt die Idee, irgend einmal in irgend 
einem Individuum bee Vorzeit ſchon dageweſen zu fein, oder noch einmal wieder: 
zufommten, und nicht ohne praftifchen Mugen die Beforgniß, nad einem in viehi⸗ 
ſchen Lieſten durchſchwelgten Leben nım wirktich zum Schweine zu werben, ober 
vom Throne herab zur Strafe bes Blutdurſtes in einen Niger, ober aus ben Kot: 
lettenzinnmer für Büchtigung ber Eitefleit in einen Pfau zu fahren. Doch wie be- 
Infligend ober erbaulich ſolche Folgerungen auch fen mögen, bie Echte von der 
Seelenwanderung wird fid; in den Augen bes erleuchteten — nie uͤber den 
Werth eines Traumes erheben, den ihm fein Glaube an bie ewige Fortdauer ins 
Reiche Gottes durch eine vouig befriedigende Wirklichkeit — id iſt daher 
die wahre Seelenwanderung nichts Andres, als die unenbliche Veredlung Et 
innern Menſchen oder das Sortfihteiten zum Ziele bee Vollkommenheit von 
zu Stufe. Im welchen Formen und organifchen Häfen dies ven fntten gem 
werde, er aber dem Water, in deſſen ot —— ſind. E 
Seemannefchafi— Zur Vildung eines hoͤrt außer dem’ 
Untereichte in der Steuermannskunſt (f. Schiff oe rtstunde) 
auch noch bee in der Seemannsſchaft. Dieſe begreift alle Kermtniffi , und $ertig- 
Leiten in fi), welche zum Commando und zur Regierum mann) bes Schiffe ' 
gehören, und ber vollendete Seemann, welcher als baber (Commandeur 
ober Eapitain) ein Schiff über See führen fol, muß mit den Eigenfchaften des be⸗ 
ladenen ober unbelabenen Schiffe, feiner Stabitickt Dauerhaftigkeit) Bewegung 
u. ſ. w., wit feiner Takelage (Ausehflung mittelft der Taur, Segel, angen, 
Anker u. f. w.), mit den zweckmaͤßigſten gen der Segel, dem Gebrauch ' 
der Anker, Taue u. f. w., unter allerlei günfligen oder gefährlichen 


den, ' 
welche auf einer weiten Serreife vorkommen, und Äherbie mit den vornehmften ! 


Srerechten und Bebräuchen ſeefahrender Rationen bekannt fein. Zu dem Unter 
richte ig der Seemanmfchaft, der bißher faſt bloß der Erfahrung and Übung uͤber⸗ 
offen biieb, und daher In den Navigattonsfehirien vernadhtäffigt wurde, "nd Hätfes 
Eamehiffe ans der Bechanit, kant, Op droſtatik mb braulit vefoderfich. e genaue: 
ſten und vollſtaͤndigſten Seemannstafeln enthält Nories, Epitoms of practical na- 


\ 





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Serräuberel Seerechte 113 


vigation” (Lond. 1717). Bekannt iſt ber englifche „Nautical almanao“, welcher 
jaͤhrlich stkommt. 

eeraͤuberei unterſcheidet ſich von der Caperei (f. Caper) dadurch, daß 
jene von dem Freibeuter (Corſaren) unter willkuͤrlicher Flagge aus eigner Macht 
gegen Jedermann ausgeübt, dieſe hingegen den Unternehmern (Armateurs, Rhe⸗ 
der) von einer kriegfuͤhrenden Macht gegen den feindlichen Staat, den Seegefegen 
gemaͤß, durch ein Patent (Gaper = ober Markebrief) erlaubt wird. Letztere iſt eine 
Barbasei bes neuem Staats: und Voͤlkerrechts; erftere eine Barbarei unſers geſell⸗ 
ſchaftlichen Zuſtandes, bie fi aus den Zeiten ber Alteften Rohheit erhalten hat. 
Das einzige Beifplel, daß die Staaten felbft die Caperei als ungerecht unerkannt 
unb unter ſich abgeſchafft Haben, enthält ber Danbelövertrag Friedrichs II., Königs 
von Preußen, mit den. Verein. Stanten von Nordamerika, vom 10. Sept. 1785, 
Art. 23... Gegen bie eigentlichen Seeraͤuber haben die Regierungen zu allen Zei⸗ 
tem bald mehr, bald minder gluͤckliche Anſtrengungen gemacht. Inſelmeere und 
buschtenzeiche Küften, wie bie in der Lenante, im perfifchen und arabifhen Golf, 
in Oſt⸗ und Weſtindien und im chinefifchen Meere, waren von jeher und find 
zum Theil noch die Schlupfwintel diefer Banden. Gerkricge befördern oft ihre 


. Ausbreitung auf eine furchtbare Art. So die Flibuſtier (f.d.). Am kraͤftigſten 


— 


haben die Roͤmer durch Pompejus binnen 40 Tagen die Corſaren im mittellaͤndi⸗ 
ſchen Meere, meiſtens Gilicier (67 v. Ehr.), unterdruͤckt; in der neuern Zeit bie 
Briten die in ben inbifchen Gewaͤſſern. Gegen die nordafrikaniſchen Seeraͤuber 
haben,die Nordamerikaner ihre Flagge am wirkſamſten zu fichern gewußt. Was 
der beustfche Bund (nachdem fich der vielverfündigende Verein unter Sidney Smith 
in Paris, und der in Hamburg 1818 gefliftete antipizatifche Verein aufgelöft has 
ben) dagegen bewirken wird, muß bie Zukunft lehren. Auch der Kaifer Alerander 
hatte dieſen Gegenſtand feiner Aufmerkſamkeit gewürbiget. Am ſchlaffſten und 
bis zur. eignen Demuͤthigung kraftlos haben ſich die meiſten ital. Regierungen, 
Portugal und Spanien in biefee Sache gezeigt; und nie waren bie Küften der py⸗ 
renaͤiſchen Halbinfel dem Unfuge der Corfaren fo ſehr preisgegeben ale eben 
jest. Überhaupt verhoͤhnen gegenwärtig 6 verfchiedene Banden von Seeräubern 
die Macht der europäifchen Regierumgen : 1) Die nordafeifanifchen ; 1815 befanden 
ſich 49,000 Chriſtenſtlaven in ber afrikan. Befangenfchaft. (&. Barbaresfen.) 
2) Die griechiſchen und ital. Abenteuer im mittelländifhen Meere und im Archi⸗ 
pelagus, geaen welche der Kapudan⸗ Pafcha bisweilen in See ging; feit 1823 
nahm biefe griechifhe Serräuberei fo uͤberhand, daß mehre europ. Mächte gegen 
fie Kriegsſchiffe ausfandten. Aber erſt 1828 gelang es dem Präfibenten Grafen 
Gapobiftriad , nachdem ihr Hauptſchlupfwinkel Karabuſa auf Kreta zerſtoͤrt war, 
biefem geäuelvollen Unweſen Einhalt zu thun. 3) Die ſuͤdamerikaniſchen, bie kuͤhn⸗ 
ften unter.allen , welche mit der Slagge ber Infurgenten felbft in ben europäifchen 
Gewaͤſſern Unfug treiben, obne den neuen Freiſtaaten allemal anzugehören. 4) 
Die perfifchen und indiſchen im perfifchen Meerbufen, die dem indifhen Handel 
vielen Abbruch thun, 5) Die malaiiſchen in Suͤdaſien und die Ladronen im ber 
Sübfee, bie oft 2 — 300 Segel ſtark auf die Chinafahrer Jagd machen. 6) Die 
weſtaftikaniſchen, welche die Afhantis und andre Negerfürften mit Hülfe der 
Stiavenbändler ausgerüftet haben. Vgl. Tonnies's Schrift über die Barbaresten _ 
(Hamburg 1826). Der Verf. beweiit, daß das feindliche Verhaͤltniß der Barba⸗ 
reöfen zu ben norbbeutichen Staaten den Seeplägen von Varel bie Memel in deu 
11 Jahren von 1815 bis mit 1825, nad) einer mäßigen Schägung, einen Scha⸗ 
ben von 32 Dil. Mark hamb. Cour. gebracht habe. Die Schifffahrt der mit 
ben Barbaresken nicht befreundeten Staaten in das mittellänbifche Meer wird da> 
her häufig durch fremde Schiffe betrieben. K 

Gerrehte, bie beflehenden Seegefege(f. d.) und die Wiſſenſchaft der⸗ 

Gonv.Ber, Gitbente Aufl. Bi. X 8 





114 Seetaktik Seetzen 


ſelben. In unſern Tagen ſind die Seerechte der Neutralen von hoher — 
Wichtigkeit geworben, indem Frankreich bie Grundſaͤtze des Seerechts, toelche ber Ftie⸗ 
de von Utrecht feſtgeſeht, als allgemein gültig wollte angeſehen wifſen, und ihre Nichte 
anerkennung von Seiten England6 ihm vorzuͤglich zum Vorwande dleute, Alle jene 
ausſchweifende Maßregeln gegen baffelbe zu ergreifen, bie mw. b. MR. des Continen⸗ 
talfpftem® befannt find. Allgemein anetkannte Seerechte aber giebt es beinahe 
gar nicht, indem biefelben größtentheils nur auf Werträgen beruhen, biefe aber 
nur diejenigen Mächte verbinden , welche fie unmittetbar unter fich gefchloffen has 
ben, dee Gebrauch aber hier ebenfo wenig genaue Regeln aufgeftellt hat. Die 
Hauptpunkte, tworüber zwiſchen den Neutralen und Kriegführenden ſchon feit laͤn⸗ 
gerer Zeit geſtritten worden, finb: 1) ob frei Schiff frei Gut mache oder nicht? 
3) ob unfrei Schiff unfeei Gut mache oder nicht? 3) ob ein in Friedenszeiten den 
Neutralen verbotenee Handel ihnen in Kriegszeiten erlaubt fein koͤnne oder nicht ? 
4) wie weit ſich das Durchfuchungsrecht der Kriegfuͤhrenden gegen neutrale Schiffe, 
die ſowol ohne als mit Convoy fegeln, erftrecke? 5) was als Sontrebande anzufe: 
ben fei? und 6) welche Ausdehnung man dem Begriffe einer Blokade geben duͤr⸗ 
fe? W. Scott (Worftand des beit. Prifengerichts) iſt ber Urheber ber neuen 
Kriege Seerechtsgelahrheit. Aus f. Entſcheidungen, aus Mattel, Bynkershoek, 
Pothier, Valin und A. haben Jacobſen (f. Seehandel) und Wheaton 
(„A digest of thelaw of maritime captures and prizes”', Neuyork 1815) die einzi⸗ 
gen Dauptwerke über diefen praktiſch wichtigen Theil bes Voͤlkerrechts heraus⸗ 
gegeben. Cz, 

Seetaktik, ſ. Taktik. 

Seevoͤlkerrecht, ſ. Voͤlkerrecht, praktiſches. 

Seetzen (Ulrich Jaſpar). Dieſer um Welt: und Voͤlkerkunde verdiente 
Naturforſcher, geb. aus Oſtfriesland, hatte ſich zu Göttingen unter Blumenbach 
gebildet. Abhandlungen ftatifiiich = oͤbonomiſch⸗ naturhiſtoriſchen Inhalt mache 
tem ihn vortheilhaft bekannt, umd gegen Enbe d. vor. Jahrh. erhielt er in ber da⸗ 
mals kaiſerl. ruſſiſchen, jegt herzogl. olbenburgifchen Hetrſchaft Jever eine Anftels 
lung als Kammeraffeffor. Das Studium Aftens hatte ihn lange beſchaͤftigt, 
als er 1802, in Zach’ „DMonatl. Correfpondenz‘' (Bd. 7), feine Ideen, wie die: 
fer Welttheil am zweckmaͤßigſten mit Erfolg zu bereifen fri, befanntmachte, Um 
biefelbe Zeit ging er nach Gotha, erwarb ſich, unter Zach's Leitung, bie zu geo- 
graph. Ortöbeftimmungen erfoberlihen Fertigkeiten, und warb von dem Herzoge 
Emft von Gotha ſowol, als von dem damaligen Erbprinzen Auguſt, ducch bedeu⸗ 
tende Verwilligungen an Geld und Inſtrumenten zu einer Reife nach Afien au⸗ 
geruͤſtet. So erreichte er, in Begleitung ſeines Landemanns Jacobſen, am 12. 
Dec. 1802 Konſtantinopel. Die dortigen Geſandten, mit Ausnahme bes engti⸗ 
ſchen, zeigten ſich bereit, feine fetnern Meifen zu unterſtuͤtzen. Beſonders nützlich 
war ihm die Bekanntſchaft mit Joſ. v. Hammer und dem ruſſiſchen GStaater 
Froding, der lange in Mockha gelebt hatte. Unter mancherlei Vorbereitungen v 
fiofin 6 Monate, worauf &. zu Lande nach Smyrna reifte. Er beſuchte ben 
myſiſchen Olymp, und machte zahlreiche Ortsbeſtimmmungen, die zur Berichtigung 
der Geographie von Kieinafien beitrugen. Smyyrna verlieh er nad) Zurhdlaffang 
feines erkrankten Sefährten Jacobſen am 7. Det. 1803 mit einer Karavane und - 
erreichte den 23. Nov. nad) einer befchtwerlichen und gefährlichen Reife Halep, wo 
er bei einer Gräfin Sieriman wohnte, deren Bruder, ein Maronit, ihm Unterricht 
im Arabiſchen gab. Befchäftigt mit Erlernung biefer Sprache, mit dem Ankauf 
von Handſchriften und mit Ausarbeitung vielet [hägbaren Abhandlungen, die in 
der „„Monatl. Correfpondenz” und dem ‚ Fundgruben d. Orients‘ abgedruckt torden, 
verweilte er hier über ein Jahr. Den 9. April 1805 verließ er Halep und kam beit 
23, mit einer Handelſskaradane nad) Damask, wo ihn der franz. Arzt Chaboceau 





Seetzen | 118 


freundſchaſtch aufnahm. Da er bereits ohne Dolmetſcher fortkommen konnte, 
trat er am 1. Mat, Halb tuͤrkiſch, Halb arabiſch gekleidet, u. d. N. Mufa, eine 
Beife durch Syrien und Paldfiina an, bald in Geſellſchaft, bald allein, ba Furcht 
vor raͤuberiſchen Bedninen Alle zuruͤckſcheuchte. Schon am 5. Tage fiel er einem 
Trupp berfefden in die Hände, blieb aber als Arzt, wofuͤr man ihn hielt, von ihnen 
derfchont. Dieſe Reife, wo er das einſt fo berühmte, jetzt faͤſt vergefferre Trache- 
nice und Auranitis beftichte, dann in den oͤſtlichen, von Oruſen bewohnten Theil 
Haurans vorbrang, und ſuͤdlich die Grenzen des fleinigen Arablens beruͤhrte, gab 
viel Ausbeute. ©. ſtieß anf eine Menge roͤmiſcher Ruinen und Inſchriften; ih 
einem kleinen Bert Fand er 14 römtfche Tempel, ein gitt erhaltenes Anmphiched⸗ 
ter, eme 20 Stimben lange Bafferleitung, Grabmaer, ahnlich denen bei Pak 
mya, 3 ſchoͤne Stabtthore, eine noch nanz erhaltene Kemſtſtraße and viele andre 
Ratnen. Er copirte eine Menge Inſchriften, die ſaͤmmtlich, mit Ausnahme einer 
palmyrenlſchen, griechifeh find. Im Inni 1805 kam ©. nach Damaksk zuruͤck, 
um bald darauf neue Entdeckungsreiſen im Libanon und Antillbanon zu beginnen. 
6 Wochen kebte er zu Mär » Serkes in einer Art von Felfengrofte, von wo ans er 
die mit ewigen Schnee bedeckten Gipfel des Libanon, deren Höhe er leider, wegen 
BMangeld eines Barometer, richt meſſen konnte, die prächtigen Ruinen von Baal 
beck, beit Tempel der Venus Aphacita und viele biöher unbekannte Überrefte bes 
ſuchte, wie auch die beiden merkiotrbigen Moͤſter, das maronitiſche Kußheja rnit 
einer forifchen Druckerel, mb das griechifch⸗kathol. Kiofter Mär: Jahannar 
Schrwoier, das felt 70 Jahren eine arabifche Druckerel befigt, aus ber 22 Werke 
bervorgingen, welche ſaͤmmtlich in Gotha find. Nach 11 Wochen kehrte S. nach 
Damast zuruͤck, wo er fich zu neuen Wanderungen vorbereitete. Den 19. Fan. 
1806 trat er diefelben an in ber Kleidung eines arabifchen Schechs vom Mittels 
ande, begleitet von einem damaſceniſchen Kramhaͤndler, um die Oftfeite des Hers 
mon, bed Jordan, des todten Meers und jene Gegenden kennen zu lernen, deren 
ehemalige Herrlichkeit felbft aus dem Andenken der Menfchen entſchwunden iſt. 
Nachdem er Hasbeia (einft Caͤſarea Philippi) und ben See von Tiberias befucht 
hatte, am er ben 15. Febr. in dat Dorf el Hoͤßn zu griech. Chriften. Hier mußte 
er fich, um mit einiger Sicherheit vor raͤuberiſcher Habfucht feine Unterſuchungen 
fortfegen zu können, faft in Lumpen kleiden. So zog er oft barfuß, meiſt ımter 
freiem Himmel ſchlafend, in jemen unwirthbaren Gegenden uniher, wegen der eben 
eingetretenen Baftenzeit faſt nur von Waffer, Brod und Öltebend. Die hier von 
Yin befuchte Landſchaft el Botthyn iſt mit großen, kuͤnſtlichen Höhlen angefuͤllt, 
und in Mkes (dem alten Gadara) traf er eine Voͤlkerſchaft, bie mit ihren Viehe 
bekänibtg in umterichifehen Höhlen wohnt. Die einftige Derrlichkett des berühms 
tem Abll war moch erkennbar in einer ſchoͤnen Stadtmauer, Säulen von Marmor 
und iberreſten mächtiger Palaͤſte. Allein das Merkwuͤrdigſte war die Ktiffindunig 
bee hetrtichen, biäher ganz unbekannt gebliebenen Ruinen von Dſcherraſch (ſonſt 
Gerafa), 20 M. fuͤblich von Damask bei dem Dorfe Szuf, die nach S.'s Bes 
ſcheelbeing ein wuͤrdiges Seitenſtuͤck zu denen von Palmyta und Baalbeck abgeben. 
Leider konnte er diefe Eöflfichen, zum Theil noch unverſehrten überbleibſel nicht 
wäßer unterfuchen, jedoch copirte er einige Infchriften. Auch zu Amman ( fpäter 
Pftabetyhia), dieſet uralten Mefidenz, fand S. einen Reichthum unbefucht ges 
Miebenee Ruinen. Trotz der unzähligen Befchwerlichkeiten in Gegenden, wo tur 
verfallene Städte, Dörfer und Räuberhorben anzutreffen waren, drang ©. im⸗ 
mer weiter füdtich , laͤngs der Oſtſeite des tobten Meers, vor, erreichte Ende März 
Karrack urid unteeifte von bier ans auf gefahrvollen Gebirgopfaden das Suͤdende 
jenes Sers, deſſen Satzigkeit jedes lebende Weſen daraus entfernt. Am 7. April 
kam er nach 2wdchentlichen Wanderungen in das Klofter zu Santa⸗Terra nach 
Jerufalem, sing den 25. Mat nad) Jaffa ab und von da zur Ser zo Are, wo 
8 





116 Stehen 


er bid Ende 6. J. blleb, feine Tagebͤcher und Sammlungen orbnete unb ſich zu 
weitern Reifen rüftete. Zu Anfang Neo. wollte er nach Nazareth, Tabor, Nabies, 
Sesufalem , zum zweiten Mal um den tobten See, ferner nad) Bethlehem uub Lie 
dron, dann auf einem noch umbelannten Wege gerade busch bie Wuͤſte nach dem 
Berge Sinai und fo endlich nach Sue; und Kairo reifen. Allein bie Nachrichten 
über dem erflen Theil diefer Reife find verloren gegangen, und wir finden ihn erſt 
in Jeruſalem wieder, von wo er ben 15. März 1807 nach Hebron abging. Ein 
Beduine war fein Fuͤhrer durch die Wuͤſte auf einem von 10 — 12 Zager 
reifen, den noch Bein Europaͤer betzeten hatte. Die bort über herrliche Ruinen im 
Wady⸗Muſa, Pharaün und in den Gebirgen von Scharach und Dſchebal eins 
gezogenen Nachrichten verdienen um ſo mehr die Aufmerkſamkeit ſpaͤterer Reiſen⸗ 
den, qls ©. leider fie nicht beſuchen konnte. Den 27. März reifte er von Hebron 
ab, erreichte ben 3O. das oͤde Ti⸗Gebirge, überflieg ed, und langte, nach einer 
12tägigen Reife durch die Wäfte, am 10. April in dem griech St.⸗Katharinen⸗ 
Klofter auf dem Sinai au. Ex beſtieg den Horeb, Sinai und Gt. Katharinens 
berg, und fammelte über biefe merkwürdigen Gegenden eine Menge wichtiger 
Nachrichten. Den 20. April ging er Aber Suez nach Kalre, wo er, nach langen 
Entöchrungen, bei dem oͤſtreich. Beneralconful Roſetti ſich wisber erhalte. Hier 
verweilte S. 2 Fahre, theils feine Tagebücher zu ordnen, fich mit bem Arabiſchen 
volllommen vertraut zu machen, und bie zu feinen fernern Meifen möchigen Nach⸗ 
sichten einzuziehen, theils um der Abficht feine® hoben Beſchuͤtzers durch Erkau⸗ 
fung merkwuͤrdiger orientaliſcher Seltenheiten zu entfprechen. Keiner dieſer Zwecke 
blieb unerreicht. Er brachte namentlich eine koſtbare Sammlung von 1574 Hand⸗- 
ſchriften, 3536 Altertgämern und vielen mineralogifchen, botanifchen wuah zoolo⸗ 
gifchen Geltenheiten zufammen. Im Mai 1808 befuchte es Die Provinz el Feium, 
die Pyramiden von Giſeh, die Ibis⸗ und Mumiengrotten bei Sakara und ben 
‚geoßen Landfee bei Birket el Koͤrra. Zugleich trat er, wiewol nur dem Scheine 
nad), zum Islam Über, ba er außerdem weder Mekka noch Medina, ned die von 
den Wahabiten befegten Gegenden hätte beſuchen tönnen. 1809 unterfuchte ee, 
auf der Reife nach Suez, den alten Verbindungscanal zwiſchen bem rothen Meere 
und dem Nil, vom deſſen fruͤherm Dafein er ſich volkommen überzeugte. Won 
Suez aus reifte er, bie dringenbften Begenvorflellungen nicht achtend — denn man 
hatte ihn als Chriften erkannt und fchrieb feinen Zaubereien das Ausbleiben bes 
Regens in der Wüfte zu — auf Akaba, mufte aber, noch eine Tagereife davon 
entfernt, umkehren. Als Erſatz bienten ihm viele aufgefunbene Infchriften usb 
manche merkwürdige Nachricht uͤber das alte Midian. Ende Juli 1809 kam er 
nach Sue; zuruͤck, reifte bald darauf zur See nadı Jenbua und Dſchidda, und 
pilgerte von da nadı Mekka. Dier, wo er den 8. Oct. einzog, blieb er den Kaften- 
monat Ramadan. Dann ging er über Dſchidda nach Medina, wo es ihm gelang, 
einen Plan nebft einer Anficht ber Stadt und beren Nachbarfchaft, einen Grund⸗ 
riß von dem heiligen Tempel und ein paar Anfichten von der Grabcapelle bes Pen» 
pheten zu entwerfen. Sodann ging er abermals nadı Dſchidda und von ba zum 
zweiten Mal nach Mekka, um der dort im Jan. gefegmäßig flattfindenden Wall⸗ 
fahrt beizuwohnen, weiche ex als ein Schaufpiel ſchildert, das feinesgleichen nicht 
auf der Welt hat. Auch hier gelang es ihm, die Augen der Späher zu täufchen,. 
und nad) und nach einen Plan von ber heil. Moſchee, von ber Stadt, eine Charte 
von der Umgegend, unb 16 Anfidhten der Moſchee und einzelner heile derfeiben 
zu entwerfen. Auch beflimmte er die geogr. Lage der Stadt. Im Mär; 1810 trat 
er die Reiſe nach Iemen an. Sein ehemaliger Lehrer, Schech⸗Hamſe, begleitete 
Ihn. Bis Hodede gingen fie zu Waſſer, dann zu Laube über BWeith zei- Gakih, 
Sebid, die Caffeepflanzungen von Haddije, Kusma, Doran, Sana, Damas 
Nass nach Aden, und von hier auf dem nie von Europaͤern befuchten Kuͤſtenwege 


Seectzen 117 


nach Mockha. Die Sicherheit, welche außerdem in Jemen herrſchte, warb hier 
durch einen herumftreifenden Beduinenſtamm geflört, und nur mit Muͤhe kaın 
©. unberaubt nad, Mockha. Gein von bier aus unter dem 17. Nov. 1810 an 
Hen. v. Eindenau in Gothaͤ gefchriebmer Brief iſt die legte, durch ihn ſelbſt nach 
Europa gelangte Nachricht. Es heißt darin: „Von Arabien bleibt mir nur noch 
Hadeamüt, Oman und die Sübküfte von Aden bie zum perfifchen Meerbuſen zu 
unterſuchen übrig, und ich hoffe, inmerhalb weniger Tage die Reife dahin antres 
ven zu Binnen". Gein Weg folte gehen Aber Sana nad) Hadramüt, von dort 
nach einem Hafen ber nächften Küften und einigen oͤſtlichen Häfen, und dann von 
Madkat zu Schiffe nah Mockha zuruͤck. Zugleich druͤckt er in diefem Briefe 
die Abſicht aus, nach beendigter Reife in Arabien in das Innere von Afrika zu 
dringen, wobel er ſich mehr, als irgend ein Andrer, einen gluͤcklichen Erfolg vers 
fprechen durfte. Leider follte er von allen biefen Plänen Beinen ausfuͤhren. Nach⸗ 
denn 4 jahre lang keine Rachricht von feinem Schickſal zn uns gefommen war, 
meldete 1815 ein engl. Reiſender, Buckingham, von Mockha aus dem Heren v. 
Hanmer in Win Folgendes: „Als S. in Modha angelommen war, ließ der 
bortige Dola alte feine Effekten, die in wiffenfchaftlichen Sammlungen beftanben, 
m Beſchlag nehmen, und, al er fi in feinen Erwartungen, große Schäge barin 
zu finden, betrogen fah, an den Imam von Sana unter dem Vorgeben abliefern, 
daß diefe Dinge zu Ausübung von Magie und Zauberei beftimmt wären. Nach 
fewdytlofen Verſuchen, zu feinem Eigenthum zu gelangen, befchloß S., fi) an den 
Imam von Sana felbft zu wenden, und reifte zu diefem Behuf im Dct: 1811 
babin ab; allen kurze Zeit darauf kam durch bie ihn begleitenden Araber bie 
Nachticht nach Modha, daß er auf der 2. Tagereiſe in der Nähe von Taes plög« 
Uch geftorben fei, wie man allgemein glaubte, auf Befehl des Imam von Sana 
vergiftet. Einen Theil ber Paptere hatte S. kurz zuvor dem ital. Kaufmann Benz 
zoni zur Beſorgung übergeben, welcher ſolche vor feinem balb erfolgten Tode 
einem dortigen Bantanen anvertraute, aus deſſen Händen fie in die des Dola 
kamen, und fo wahrfcheinlich ebenfalls verloren find”. Eine fpätere, aus Bom⸗ 
Bat nach England gekommene Nachricht fiimmt mit diefer im Wefentlichen überein. 
Unerfegtih iſt der Verluſt diefes Mannes, ſowie feiner letzten Tagebuͤcher und 
Sammlungen. Die Früchte, welche wir feiner Reife verdanken, follen durch die 
Herausgabe feines Gjährigen Tagebuchs, das bis zum Apr. 1809 reicht, und ganz 
ausgearbeitet in den Händen feiner Familie iſt, audy dem Publicum mitgetheilt 
werben. Die Geographie der ſuͤdoͤſtl Grenzen von Europa und Afien, bie ganze 
Lage von Syrien, Palaͤſtina und Arabien erhält durch S.'s aſtronomiſche Beob⸗ 
achtungen genauere Beftimmungen; feine ganz auf eigne Anficht gegrümbete 
Charte des todten Meers und deſſen Umgebungen gibt ein deutliches Bild einer 
zeicher nur wenig brfannten Gegend; feine Wanderungen in ben oͤſtlich vom 
Jordan gelegten, von keinem Europäer in neuerer Zeit betretenen Ländern ; feine 
Entdedung der herrlichen Ruinen von Dſcherraſch und Philadelphia haben bem 
gem Alterthumsforfcher eine neue Melt eröffnet; feine dort gefammelten, 
zahitelchen Inſchriften laſſen Licht über bie frühere Geſchichte jener nun vergeſſe⸗ 
nen Urſitze der Bildung hoffen; feine Beſchreibungen von Damask, Acre, Cairo, 
Sue, Dſchibda, Sana, Mockha und beſonders von Mekka und Medina über: 
treffen alles Zeitherige; ausgezeichnete Verdienſte hat er um die arabifch » afrika> 
nifde Sprachkunde; feine Nachrichten tiber die Voͤlkerſtaͤmme Arabiens, über 
deren Geſetze, Sitten unb Lebensart, über die Topographie, die Einw. und bie 

erungeform des Innern Afrika, die er theils durch eigne Anficht, theil® aus dem 
Munde Eingeborner ſammelte, find treffliche Bereicherungen für Länder: und Völker: 
kande; die durch ihn begrhmbete oriental. Sammlung in Getha, bie fchon jegt mehr 
abs 2000 orientaliſche Handfchriften und einem reichen Schag von Alterthuͤmern 





448 Seeuhren Sezuier (Bamilie) 


und Naturfelten authaͤlt, verſpricht dem Sprach» und Naturferſcher ale 
zeiche Ausbeute fir bie genanere Kenntniß des Orients zu gewaͤhren. Möller hat 
einen fhägbasen „Catal. librorum tam manuser. quam impress. qui a b, 
Seetzenio in Oriente emti ia Bibliotheca Gothana asservantur” , in 2 Abth. 
zu — 1825 fg. herausgeg. Auch ſoll das Tageb. ſeiner morgenl. Reiſe bald 
exſcheinen. 

Seeuhren (Zeitmeſſer, Chronometer f. d.), zus Findung ber 
Länge auf der See. (S. Länge geogr.). | : 

Seewaffer, f. Meer. Die wichtige Erfindung, aus dem Seewaſſer 
trinkbates gu deſtilliren, anmenbbarer zu machen, iſt einem Dänen, dem Capt. vom 
Connink 1824 gelungen. Seine Vorrichtung ifl einfach, wohlfell und nimmt 
wenig Raum ein. | 

Seemwiffenfhaften. Unter diefem Ausdrucke follte man außer bem 
Kermtniffen vom Bau ber Seefchiffe, ihrer Regierung, von dem Takelwerk und 
ber Seetaktik, auch noch alle® Daßjenige begreifen, was der Steuermann zu 
wiffen nöthig hat, ums fein Schiff ficher Uber den Ocean zu leiten; indeß trennt 
man letztere Kenntniß, unter dem befondern Namen des nautifchen Aſtronomie, 
Scifffahrtstunde (f. d.) oder Steuermannskunſt, gewöhnlic davon, und 
beſchraͤnkt alfo bie Seewiffenfchaften, im der engern Bedeutung des Worts, auf 
bie oben angegebenen 4 Zweige. (Über die Erbauung eines Schiffs ſ. Schiff⸗ 
baukunſt) Über die zur Regierung eines Schiffs erfoderlichen Segel, Tauwerk 
y.f.w., f. Takelage und Anker. Die Seetaktik (vgl. Taktik) extheilt Aus 
leitung, wie eine Flotte bei einem Seetreffen, den Umſtaͤnden nach (entweder luft⸗ 
ober leewaͤrts, d. h. entweder auf der Luftfeite, von welcher der Wind herkommt, 
oder auf ber Leeſeite, nach welcher er hinmeht) zu fielen fei, und verbreitet ſich zus 
gleich über die zu diefem Behufe erfundenen Signale (Zeichen, welche vom Admi⸗ 
ralſchiffe als ebenfo viel Mittheilungen für die übrigen Schiffe gemacht werben). 
(S. Signalfunft,) Insbeſondere Ichrt noch die Seetaktik, mie ein Schiff, 
das auf ein andırs Jagd macht, und wie das gejagte fegeln foll; wie Schiffe in 
Häfen angegriffen und vertheidigt werden; wie man durch Kriegsſchiffe Landungen 
oder Einfchiffungen deckt u ſ. w. Mit ihr iſt die Seefortification verbunden, 
d. i. die Kunſt, Feſtungswerke zur Vertheidigung von Häfen und Kuͤſten anzuord⸗ 
nen. Autführlich und populair iſt Muͤller's „Seewiſſenſchaft“ (Berlin 1794). Die 
Grundſaͤtze der Seetaktik, tie fie im neuern Zeiten von den Englaͤndern ausgeübt 
wurden, entwickelte zuerſt (1781) Clerk in ſ. „Essai on naval tectics” (neue 
A., Edinburg 1804). Über die mathematifche Theorie des Schiffsbaues [. Euler's 
„Théorie complete de la eonstruction et de la manveuvre dep vaisseaux” 
(Paris 1776); das Gefchichtliche erläutert Charnack's „Hissory of marine ar- 
“ ehiteoture etc.” (Kandon 1801, 3. Bd., 4.). De Roffel’6 trefflicher „Traite des 
. cealculs de l’astronomie nautique” verbinde man mit dem 3. Bde. d. „Astrone- 
mie physique’ von Biot (2. Aufl., Paris 1811). 

Segment (Kreisabfchnitt), ſ. Abſchnitt. 

Seguibdilla, eine Versform im Spaniſchen, welche aus *Verſen beficht, 
in welchen gewoͤhnlich fieben: und fünffylbige affonivende Zeilen abwechſeln. Meift 
verbindet fig damit ein Anhang von 3 Werfen, Estribillo genannt, in welchen 
der erſte und legte reimt. 

Seguier, eine angefehene Familie, die Frankreich tuͤchtige Männer in 
ber hoͤhern Verwaltung , in dem Parlament und in dee gerichtlichen Beredtſamkeit 
gegeben hat. 1) Pierre S., geb. 1588, geft. 1672. Ludwig XIII. ſchenkt⸗ 
ihm das größte Vertrauen und ernannte ihn zum Großfiegelbewahrer und zum 
Kanzler von Frankreich. Man kann ihn mit Richelien als den Stifter der franz. 
Alademie betcachten. Auch bie Akademien ber Bildhauer: und Malerkunſt wur; 


Seguin Sbſgur (Memilke) 410 


—— außerordentlich begienſtigt. ————— 
ber franz. Re gkverwaltung. —2) Antoine Louis &., geb. den 1. 
4726 und geft. ben 25. Jan. 1792, wird für einen der größten gerichtlichen 
ner Frankreichs gebalten. Auch mar er Mitglied der franz. Algdensie. — 3) 
Sohn, Auton son Matth. S., Baron v., Beh. Mr Paris den 24. Sept. 
1768, wurbe vom Conſul feit 1800 fehr — ET zum er⸗ 
erkl 


fin Präfibenten des kaiſerl. — ernannt. rte fih ©. für 
kudwig XVIIL, “ ihn gu Pair und Präfidenten nn Appellationsgerichts in 
Paris ernaunte. Baron ©. iſt ein —2 keſter der hie Würde dep 


Richters behauptet. In dep Kammer gehört er zur Oppo om gegen das Viele’ 


Seguin Armand), berühmt durch die liche Anwendung der Chemie 
auf Künfte und — iwal⸗ſonder⸗ quf Pa As die Republit 1793 
Kriegebrbäcfniffe kei Kamıpfe mit hew gegen fie verbündeten Europa herbeis 
ſchaffen und eine Mill. Franzoſen bew zejgte ©. dem Nationalconvent 
an, daß es Mittel ⸗ n habe, H a Bar Mr Rinne zu gerben und voll: 

hau Beim Kinn, Bersisung war wicht unbekanyt, 
er ea, af Are ik ongerve — S. über 
— e — e bie fe — und erwarb ſich dabei sig. ungeheureß 
— auf Stroh Papier zu — iſt ohne Erfolg 
gebliehen. — Fand »s große Reichthümer verbächtig, und erprefite bar 
durch große Summen von ihm, bis ©. es endlich vorzog, fich ins Gefaͤngniß fe 
zu laſſen, als unaufboͤrlich zu zahlen. Er lebt jetzt in Paris und hat mehre Si 
ten hemifchstechn. Inhalts herausgegeben. 

Ségur, eine alte franzoͤſiſche, jest gräfliche Familie, die eine Reihe merk: 
würbiger Männer zaͤhlt. Wir führen hier nur an: 1) Iofeph Aleranbre, 
en zu Paris 1752, ftarb zu Bareges 1805, warder Sohn des Marquis P his 

ipp Deinrich de &., welcher von 1780 — 87 Kriegsminiſter war und 1801 
flarb. Joſeph Herandre diente vor der Revolution im Deere; dann machte er ſich 
Derech geiftzeiche Schriften bekannt. Einige Eieine Luftfpiele und Opern von ihm 

find auf dem Mepertoirs der parifer Theater geblieben. Durch die Herausgabe ber 
— — aeerète entre Ninon de Lenclos, le Marg. de Villarceaux 
et Mad. de Maintenon” täufchte er die Leſer eine geraume Zeit, indem er fi ich mit 
der größten Feinheit in Die Sitten und Verhaͤltniſſe der damaligen Zeit und in die 
Choraktere der handelnden Perſonen hineingedacht, und dieſem Briefwechſel die 
taͤuſchendſte Wahrſcheinlichkeit zu geben gewußt hatte. Ein andres anziehended 
Werk von ih („Sur les femmes‘', 3 Bbe.) iſt eine Art von hifforifchem Roman. 
Man findet darin die ganze Grazie feines Geiſtes, allein wenig Methode und hiſto⸗ 
tifche Treue. — 2) Louis Philippe, fein Bruder, geb. zu Paris den 10. 
De. 1753, Pair von Frankreich, Mitglied der franz. Akab.,. hefannt burd) feinen 
Briefmechfel mit dem Marſchall Prinzen v. Ligne, diente im ameritanifchen 
Kriege unter Rochambeau und Viomenil. Er erhielt ben Cincinnatusorden. Nach 
bes Frieden von 17783 ward er al8 franz. Geſandter nach Peteröburg geſchickt, wo 
er zu den taͤglichen Umgebungen der Kaiſerin Katharina gehoͤrte, und dadurch fuͤr 
feinen Hof große Vortheile errang. Er ſchloß z. B. 1787 einen für Frankreich ſehr 
vorteilhaften Handelsvertrag ab, und hinderte die Erneuerung besjenigen mit 
England. Auf ber berühmten Reife Katharinend nad) der Krim begleitete auch ©. 
Be noit dem Prinzen von Ligne. Die Revolution führte ihn nach Frankreich zuruͤck 
1790 ward er nadı Berlin gefandt, um Preußen von dem Rriege gegen Frank⸗ 
weich abzubringen. Nach der Entfegung Ludwigs XVI. zog er ſich von allen öffent: 
lichen Gefchäften zuruͤck, und widmete fi ganz ber Literatur. 1798 gab ex fein 
„Theätre de Phermitage" (2 Bbe.) heraus, eine Sammlung ven Thegterſtuͤcen, 


120 Wehen Gchne 

Be er in Rußland fuͤr die Privatbuͤhne bee Kaiſerin abgefaßt hatte; 1800 feine 
nteifterhafte „Histoire des prinoipaux evenemens du regne de Frederie Guil- 
laume 11" (auch u. d. Titel: „Decade historique, ou tableau de l’Europe de- 
puis 1786 — 1796'' (3 Bde.), wobei fich ein „Memoire sur la revolution de 
Hollandpe en 1787”, ven bem franz. Diplomaten Ant. Bern. Caillard befindet. 
Nachdem er 1803 Mitglied des Inftituts geworden war, rief Rapoleon ihn auch 
in den Staatsrath und ernannte Ihn zum Oberceremonienmeifter. Nach der Res 
ftauration warb er in bie Pairskammer aufgenommen. Da er aber nad; Napoleons 
Ruͤckkehr für ihn verſchiedene Aufträge uͤbernahm, fo erhielt er nach ber jmeiten 
Meftauration Feine Anſtellung voteber, blieb jebody Mitglied der franz. Aladenzie 
und wurde 1818 wieder Pair von Frankreich. Sein „Abregs de l’histoire an- 
eienne et moderne” erſchien 1819 fg. Hierauf f. „Histoire de France”. Geit 
1824 kam in Paris die „Oeuvres oompletes de Mr. le Cte. de Segur" (30 
Bhe., mit 2 Atlas) heraus. Dann erfehlenen zu Parts 1825 fg. in 3 Bon. die 
durch milde Beurtheilung ber Zeitgmoffen fo achtungswerthen „M&moires, sou- 
venirs et ancedotes par Mr. ie Cte. de Sé gur, Pair de France”, Bon feinen 
. „Deuvres etc.” erfchien 1828 eine 2. Aufl. m 36 Bon. — 3) Sein Sohn, Paul 
Philippe, geb. zu Paris 1780, Maroͤchal⸗de⸗Camp, machte fid durch perſoͤn⸗ 
liche Tapferkeit in Holland, dann in dee Schlacht von Hohenlinden und in dem 
Gebirgskriege in Graubuͤndten umter Loiſon und Lecourbe bemerkbar; über den 
legten gab er eine hiſtoriſche Denkfchrift heraus. Hierauf wurde er 1802 Palaft: 
adjutant, Marechal de Logis und Gouverneur der Pagen; auch übernahm er einige 
diplomatifche Sendungen n Dänemark und Spanien; 1805 beivog er den Bme- 
tal Mad zum Abfchluffe der Capitulation; dann zeichnete er ſich 1806 bei ber 
Belagerung v. Sarta und in der Schlacht bei Jena aus, wurde bei Nafielsk von 
ben Ruſſen gefangen; 1807 erftürmte er mit 90 polntfchen Lamzenreitern die Hoͤ⸗ 
ben der Somo Sierra, wurbe Oberfter, 1812 Brigabegeneral (Marechal-de-camp), 
organifirte in Tours ein Regim. Ehrengarden und zeichnete fih 1813 und 1814 
in mehren blutigen Treffen aus. 1818 ernannte ihn Ludwig XVIII. zum Marcı 
chal de⸗ Camp. Seine „Histoire de Napoleon et de la grande armee pendant 
Vannee 1812” (Paris 1825, 2 Bbe.), ein Meifterwerk in Hinficht der Dar» 
ftelung, hat viele Auflagen erlebt, viele Streitfhriften, namentlidy die von 
Gourgaud, und auch ein Duell zwifhen Gourgaud und ©. veranlaft. An bifto- 


riſchem Schalt fleht es jedoch der „Hist. de Pexpedit. de Russie ete.“ nad) (3. 


Bhe., 1825, vom Marquis de Chambray, der als Artill.⸗Capit. der kaiſ. Garde 
bis Moskau zog, auf dem Ruͤckzuge aber bei Wilna gefangen wurde). 

Sehen, f Auge. 

Seheare, bie gerade Linie aus dem Mittelpunkte bed Auges nach bem be= 
trachteten Punkte. 

Sehewinfel. Wir urtheilen über die ſcheinbare Groͤße eined Gegenftan: 
des nach dem Mintel, den bie von den Grenzen diefeß Gegenftandes auf umfer Auge 
fallenden Lichtſtrahlen einfchließen; diefer Winkel, deſſen Scheitel in den Mittel: 
punkt des Augenſterns verſetzt wird, heißt daher fehr paffend der Gehe: (optifche) 
Mintel. 


Sehne, Flechfe, nennt der Anatom den Theil des Muskels, welcher 


ſilberglaͤnzend, zaͤber, härter und fefter ift als der Übrige Muskel, und dazu dient, 
die Wirkung deffelben auf einen Punkt zu richten, nämtich auf denjenigen Ort eine® 
Knochens, toelcher durdy den Muskel in Bewegung geſetzt werben fol. Die zwei: 
bäuchigen Muskeln, bie aus 2 Muskeln zu beftehen fcheinen, haben ben fehnigen 
Theil in ihrer Mitte. | 

Sehne(Chorde), nennt man in der Mathematik diejenige innerhalb eis 
nes Kreiſes gezogene, gerabe Linie, welche den Umfang in 2 verfchiebenen Punks 


+ 








Sehungsbogen Seide 181 


ten beruͤhrt. Fe näher eine ſolche Sehne tem Mittelpunkte llegt, deſto Länger IR 
fie, ſodaß der Durchmeſſer, ber burch ben Mittelpunkt von einem Ende bes Kreis 
fes bis zum andern geht, bie größte Sehne iſt. 

Sehungsbogen. Die Firſterne und Planeten werben uns bekanntlich 
nach Sonnemuntergange nicht mit Einem Mal, fondem, nad Maßgabe ihres 
vesfchtebenen Blanzes , ihrer ſcheinbaren Groͤße u. ſ. w. nur alimälig fichtbar. Der 
Bogen nun, um welchen die Sonne unter den Horizont ſinken muß, ehe ein ges 
wiſſes Geftien ſoichergeſtalt fichtbar wird, heißt der Sehungsbogen dieſes Geſtirns 

Seide, das eigenthuͤmliche Geſpinnſt, womit die Seidenraupe, ber 
Seibenwurm (Phalaena Bombyx) ſich vor der Verpuppung einfpinnt. 
Die frühefte Kenntniß der Seide und ihrer Anwendung zum Weben muß 
den Chinefen und Indianern zugeftanden werben. Bei jenen iſt die Seidenweberei 
eine Erfindung der Kalferin Selingch (2600 v. Ehr.). "Die Griechen nannten bie 
Pamphylo von Kos ihre Lehrerin In dieſer Kunſt. Noch jebt liefern Ehina und Ita⸗ 
Ben die mehrfte Seide. Hat fih der Seidenwurm eingefponmen (vgl. Seiden⸗ 
zaupe), fo tödtet man ihn durch Terpenthindl, oder in einem Badofen, und haſ⸗ 
pett die rohen, feibenen Fäden auf einem kuͤnſtlichen Geidenhafpel ab. Das Ge: 
fpinnfl (Cocon) wird zu dem Ende in einem Keffel mit faft kochend heißem Waſſer 
geworfen, die Blorettfeide (ſ. d.) zuerfl abgenommen, und bie innere feftere 
für fich gewickelt. Das heiße Waffer dient, um den Leim, welcher bie Faͤden zu- 
fammenMlebt, aufzuweichen. Bei der feften Seide werben 8 — 24 einfache Fäden 
zu einem ſtarken zufammengehafpelt. Diefe rohe Seide ift weiß oder gelb. Sle 
kann wie Flachs gebleicht werden, nur durch Degummiren (Auskochen) mit 
Seife gibt man ihr die gehörige Weiße, und nimmt ihr den natürlichen Firniß, ber 
fie verhindert, Karben leicht anzunehmen. Degummirt wird die Seide auf eignen 
MAaſchinen, gezwirmt, und nachdem fie loderer ober fefter gezwirnt ift, nennt man 
fie Organſin⸗ oder Tramſeide. Jene dient zur Kette, diefe zum Einfhuß, und 
jede hat von ben Orten, mo fie zubereitet ward, noch Beinamen. Der zum We⸗ 
ben der Seide beftimmte Stuhl Sommt in der Hauptfache dem gewöhnlichen We⸗ 
beſtuhl nahe. — Bon den feidenen Zeuchen hat man 1) glatte: Taffet, wozu aud) 
Florence gehört; Gros de Tours, ſchwerer als jener, weil jeder Einfchuß aus 
4 — 6 Fäden befteht; Baſt und Terzenelle. 2) Gekoͤperte: feidene Serge, Le: 
vantin, Atlas, der feinen Glanz dadurch bekommt, daß fehr weiche Beide ſowol 
zum Einfchuß als zur Kette genommen wird. 3) Saconnirte Arbeit: a) Fußarbeit, 
Brillanttaffet, deſſen Figuren aus Iauter Quadraten beftehen; Spiegeltaffet, deſſen 
Figuren länglihe Quadrate find; Zeuche mit Gerſtenkornmuſter; b) Zugarbeit, 
auf dem Kegels ober Zampelfluhle gemebt: gezogener Gros de Tours aber Perus 
vienme, defien Kette aus zweierlei farbigen Fäden befteht, erfcheint auf beiden Sei⸗ 
tem rechts; einfacher Droguet, an welchem die Figur farbig iſt; Droguet:Lifere 
mit mehrfarbigen Figuren; geblümter Taffet; geftreifter Taffet; geblümter Atlas ; 
 Damaft(f.d.); geblümter Moir hat einen Gros de Tour⸗Grund und Atlasblu⸗ 
men. 4) Stoffe erhalten durch das Brochiren große und vielfarbige Blumen, und 
werben auf dem Zampelftuhle gewebt. Der Stoff hat gewöhnlich nur einen Taffet: 
grund, bisweilen find jedoch noch damaftartige Blumen neben den bunten einges 
weht. Das Brochiren der bunten gefchieht durch eine Menge kleiner Schuͤtzen von 
befondern Karben, auch wird oft in die Kette und in den Einfchuß Gold oder Sil⸗ 
ber mit eingewebt. Bei großen Blumen müffen die langen Brochirfäden gebunden 
werben, was man Ligage nennt; auch wird oft das Metall mit der gleichfarbigen 
Seide in einer anders gefärbten Kette zugleich untergewebt, damit ihre Farbe nicht 
durchſchimmere, d. i. Compagnage. Wird Sompagnage und Ligage verbunden, 
fo kann man die großen Blumen nrit leinern ımterfüttern. Zu folchen Zeuchen ge⸗ 
hört bee Batavia und dee. brochirte Sammet. 5) Sanımet oder geſchnittene Sei 


BB Gebe Ceidelmann (Jakob — Apollonia) 


benarbeit; ex iſt entweder leicht, fehwer, ungeſchnitten, Drognetfansmet ober Pleie 
‚berfammet. 6) Gazen und Flore. Sie unterſcheiden ſich dadurch, daß ihre beibers 
feitigen Faͤden fo entfernt ſtehen, daß fie negartig erfcheinen. Hierher gehört Marle 
wit fehr groben Löchern; glatter Fler und Filet; Flor und Filet mit Taffetſtreifen; 
fagonnirter Flor und Filet mit Leingrunde und allerhand Muſter; bamaflartige 
Sage; Krepp, ber aud ganz roher Seite gewebt ift. 7) Halbſeidene Zeche. — 
Die fertigen Zeuche werben von allen Beinen Faſern befreit, mit ber Kalanderma⸗ 
ſchine (diefe Mafchine befteht aus Walzen, dern eine von Holz, bie andre non 
Meffing oder Stahl ift, zwiſchen welchen der fertige Zeuch kalt oder erwaͤrmt, auch 
feucht durchgezogen wird) geglättet, mit aufgelöfter Haufenhlafe, Traganth, 
Gummi, Leim, Zuder, Ochfengalle ıc. auf der rechten, ober auch bei manchen 
auf ber linken Flaͤche beſtrichen und ſogleich durch Kohlenſeuer ausgetrocknet — i. 


Seide, einer ber ausgezeichnetſten Charaktere in Voltaire's Trauerſpiel 
„Mohammed“; er hieß eigentlich Zaid, war früher ein Sklave Mohammed's und eis 
ner der erften, bie ihn als Propheten erfannten, wofuͤr er feine Freiheit zum Lohne 
erhielt. Zaid war feitbem Mohammed’s ergebenfler Schüler, wurde von ihm zum 
Sohne angenommen unb erhielt Zeinab, die X. einer Tante bes Propheten, zur 
Gemahlin. Bald nachher aber entzuͤndeten bie Reize ber jungen rau Mohammeb’s 
Herz, und ber unterwürfige Zaid entſchloß ſich, fie zu verftoßen, ums dee Leidenfchaft 
[. Bebieter6 zu dienen. Mohammed, das öffentliche Ärgerniß fuͤrchtend, zoͤgerte eis 
nige Zeit mit ber Ausführung feines Entfchluffes ; al6 er ſich aber durch sin Capitel 
im Koran dazu ermächtigt hatte, heicathete er die Verſtoßene nach Verlauf ber ges 
feglichen Friſt. Auf diefe gefchichtliche Angabe von der Anhänglichkeit des freigelafe 
fenen Diener hat Voltaire ben Charakter feines Seide gebaut, in welchem er uns 
einen Juͤngling von reiner Unſchuld, aber einen blind ergebenen Anhänger des Pros 
pheten zeigt, der ſich durch dieſen verleiten läßt, einen Feind beflelben, bloß aus 
ſchwaͤrmeriſchem Gehorſam gegen bes Gebieters Wort, zu ermorden, umb bad 
unbewußt zum Vatermoͤrder wird. Voltaire wollte in diefem Charakter die furchts 
bare Bewalt der Glaubensſchwaͤrmerei ſchildern, was ihm trefflich gelungen iſt. 

Seidelmann (Jakob), Prof. an ber Akademie ber Künfle zu Dresden, geb. 
1750. Sein Vater war Kammermuſikus zu Dresden, und ſ. Mutter die X. des 
dafigen Hofmalers Kindermann. Das gab Veranlaſſung, daß der ältere Sohn diefes 
Ehepaars (der Capellmeiſter Franz ©., geb. 8. Det. 1748, kurf. fächf. Capellmeiſter 
fete 1787, ft. 23. Oct. 1806) die Muſik, der jüngere hingegen bie Malerei ftudirte. 
1771 ging Eegterer, mit einer Penſion vom fächf. Hofe und einem Empfehlungsfchreis 
ben von der Kurfuͤrſtin Mutter an ben Ritter Menge verfehen, nah Rom, wo er 
bis zum Tode diefes berühmten Meiſters ſ. Studien umter beffen Leitung fortfegte. 
Kurz nachher fchuf er ſich eine ganz neue, hauptſaͤchlich zum Darftellen der Antike 
geeignete Zeichenmanier in Sepia (f. Sepiazeichnungen), die ihm anfehn- 
liche Beftellungen verfchaffte. Das bewog in der Folge viele Kuͤnſtler, ſich ebenfalls 
darin zu verſuchen; doch ifter, nebſt f. Gattin, deren Lehrer er war, noch immer 
unerreicht geblieben. Unter andern zeichnete ex für den legten Markgrafen von Bai⸗ 
reuth ein ganzes Gabinet, welches fidh jegt in ber Gemäldefammlung ber verſt. Koͤ⸗ 


nigin von Preußen zu Berlin befindet. 1781 kam er aus Stalin nach Dresden zus 


tüd, mo er unaufhärlich befchäftigt war, die vorzuͤglichſten Gemälde der bortigen 
Galerie in f. Manier wiederzugeben. — Nach bes Prof. Caſanova Tode warb er 
bei der dresdner Akademie als Profefjor angeftellt. Nach ber Zeitift er noch 5 
Mal, in Aufträgen zu Sertigung von Zeichnungen für Engländer und Ruffen, nad) 
Stalin gereift. Geine legten, ausgezeichnet fchönen Arbeiten verdankt man ben 
Beſtellungen bes Kaiſers Alexander. Es find Gopien berühmter großer Bilder ber 
dresdner Ballerie, z. B. der Madonna von Rafael und mehrer Bilder von Cor- 











Geſdenraupe 188 
9, In bar Größe ber Originale. Der Narftanbd, daß einige berfelken auf bar 
fe befchäbigt wurden, gab Veranlaſſung, daß ber Kuͤnſtler vom Kaifer nach Pe 
tersburg eingeladen wurbe, wo er 13 Monate auf Koſten ber Krone zubrachte, um 
bie befchäbigten Zeichnungen berzuftellen: ein Geſchaͤft, welches, fo ſchwierig es auch 
bie Bartheit diefer Art von Zeichnungen macht, dem unermuͤdeten Kuͤnſtler in hohem 
Grabe gelungen fein fol. Eine f. gelungenften Arbeiten ift eine Copie ber berühmten 
Nacht des Correggie auf. ber bresbner Galerie in ber Größe der Madonna nen Muͤl⸗ 
ler, nach weicher Morghen einen Kupferſtich liefern wollte. — Seine Gattin A pols 
lonia, geb. de Forgue, hatte fchon in Venedig, ihrem Geburtsorte, Unterricht ing 
Zeichnen erhalten, worin fie fich nachher zu Dresden unter der Leitung ihres Gatten 
vervoll£ommnete. 1790 reiſte fie mit demſelben nach Italien, wo fie in der Schule 
ber beruhmten Therefa Maren, Schwefter Rafoel Mengs's, fich 3 Jahre lang der 
Mintaturmalerei widmete. Nach ihrer Ruͤckkehr nach Dresden erhielt fie aus dem 
Atkademiefonds eine Penfion. Neuerlich hat fie ſich mehr mit Arbeiten in ber Dias 
nier ihres Gatten als. mit Miniaturmalen beſchaͤftigt und durch eine feelenvolle 
Nachbildung vieler ber ſchoͤnſten Gemälde ber Dresdner Galerie als ſeltene Küufle 
lerin gezeigt. Eine ihrer trefflichiten Arbeiten war die Zeichnung ber berühmten Ras 
far’ fchen Madonna in biefee Galerie, nad) welcher der 1816 zu früh verſt. Prof. 
Muͤller in Dresden hen meifterhaften Kupferſtich geliefert hat. 

Seidenraupe. Diefes Infekt, welches die Seide liefert, beſitzt Europa 
exit feit 560 nad) Ehr., wo Kaiſer Juſtinian fie durch Moͤnche aus Indien nach 
Griechenland bringen ließ. Mit ihm mußte man auch dem Maulbeerbaum aus 
Aſien nach Europa verpflangen. Beide kamen aus Griechenland nad) Italien, von 
da vach Frankreich, Spanien und a. Ländern, und jegt zieht man fie, wiewol ohne 
großen Nutzen, fogar in Norbbeutfchland und Preußen. Das Vaterland der Seis 
denraupe ſcheinen alle bie Ränder Aſiens zu fein, mo der weiße Maulbeerbaum, ber 
ihr zur Nahrung dient, wilb angetroffen wird; Hier Iebt fie, füch felbft uͤberlaſſen, 
Ian Freien. Ihrer Nüglichkeit wegen aber hat ber Menſch fie amter feine befonbere 
Pflege genommen. Das vollkommene Inſekt, der Seidenvogel, ein Schmetterling, 
ber zu ben ſpinnenden Nachtfaltern gehört, iſt mit außgebreiteten Flügeln ungefähr 
14 ZoN breit und hoͤchſtens 1 300 lang. Die Slügel find fchmusig oder gelblich 
weiß, mit 3 blaßbraunen Streifen und einem monbförmigen, oͤfters kaum ſichtba⸗ 
sen Fleck. Sein einziges Geſchaͤft ift die Kortpflansung. Das Männchen flirbt bald 
nad) ber Begattung. Das Weibchen legt einige Zage nach einander 3 — 500 Eier 
und flirbt dann gleichfalls. Die Eier bebürfen gu ihrer Ausbruͤtung einer Wärme 
von 18° Fahrenheit und ſchluͤpfen dabei binnen & — 8 Tagen aus. Sn den heißen 
Bändern bleiben diefe Eier den Winter über an den Bäumen figen, und die Raͤup⸗ 
chen ſchluͤpfen im Fruͤhlinge aus, fobald die Sonnenwaͤrme den Knospen ded Maul 
berrbaums das Laub entlodt. Bei uns läßt man fie nicht cher auslommen, als bis 
auch Nahrung für fie da if. Die Seidenraupe iſt, wie a. Raupen, gefräßig und 
dabei fehe empfindlich gegen Kälte, Naͤſſe und Winde. Wärme, trockene, heitere Luft 
umb Ruhe find zu ihren Gedeihen nothwendige Erfoberniffe ; außerdem erkranken 
und ſterben viele. Die Heinen Raupen ſehen Anfangs ſchwarz aus, haͤuten fi) aber 
während ihres 6— 7 Wochen langen Lebens mehrmals und verändern bei. jeder Häu- 
tung die Farbe. Nach ber legten erfcheint bie Raupe meißlich oder braum mit dunk⸗ 
lerem Kopfe. 6— 7 Tage darauf bemerkt man unter dem Halſe eine Röthe, woraus 
mas (ließen kann, daß bie Zeit der Verwandlung nahe if. Die Raupe Hört je 
auf zu freffen, wie vor den Häutungen, laͤuft unruhig und ſchnell umher und de 
einen bequemen Plag, um ſich zu verwandeln. Sobald fie ihn gefunden hat, fängt 
fie ihr Befpimmft (Cocon) an. Sie hat dazu, mie alle Spinner unter den Raupen, eigs 
ne Gefäße in ihrem Innern, In welchen fich gegen bie Zeit der Verwandlung aus dem 
Nahrungẽſafte eigne klebrige umd gleichſam hazzige Säfte, bie fehr fein und ducchfichtig 





184 | Seidler 


[2 


find , abfondern. Wenn man eine in Weingeift getöbtete Raupe laͤngs bes Nädms 
aufſchneidet, fo erblidt man ein Bündel cplindrifcher Röhrchen, die wie Gedaͤrme 
ausſehen, vielfach durcheinander gewunden find und über bem großen Darme liegen. 
Sie laufen vom am Maut in 2 fehr feine Öffnungen aus, durch welche fich ber oben 
erwähnte Saft ergießt. Wenn nun die Raupe das Gefpinnft anfängt, fo klebt fie 2 
Auferft feine Troͤpfchen des aus den Öffnungen hervorquellenden Saftes an denje⸗ 
nigen Gegenſtand an, an welchem fle ihr Gefpinnft befeftigen will, bewegt den Kopf 
bin und her und hafpelt auf diefe Weife 2 fehr dünne Fäden aus beiden Öffnungen 
heraus. Beide find helldurchſichtig und verhärten bald an der Luft. Die Raupe 
weiß fie geſchickt mit den Vorberfüßen zur einem Faden zu verbinden und fo zur ihrem 
Zwede zu verarbeiten. Den erften Tag fpinnt fie nur ein unordentliches, weitlaͤu⸗ 
fige8, unzufammenhängendes Gewebe, das dem eigentlichen Cocon zur Befeſtigung 
dient. Den andern Tag zieht fie die Fäden um fid) herum und bilbet eine eirunde 
Hülle des eigentlichen Cocons, in deren Mitte fie fi) befindet. Das Geſpinnſt wird 
nach und nad) immer dichter, und endlich entzieht fic der Körper ber Ranpe dem 
Auge bes Beobachter völig. Die sanje Arbeit dauert 7—8 Tage. Der eigentliche 
Gocon, welcher die feine Seide gibt, befteht aus einem einzigen umunterbrochenen 
Faden von 900 — 1000 Fuß Länge. San; — oder zunaͤchſt um fich her 
macht bie Raupe eine dichte, haͤutige Huͤlle aus dem Meft des klebrigen Saftes, die 
weber der Luft , noch ber Feuchtigkeit Eingang verftattet, und vertwanbelt ſich darin 
ſelbſt zu Nymphe oder Puppe, indem fie zum legten Male ihre Raupenhaut abfkreift. 
Der Nymphenſtand währt 2—3 Wochen, worauf der oben befchriebene Schmet⸗ 
terling durch ein kleines rundes Loch, das er, bei dem Mangel an Nagewerkjeugen, 
wahrſcheinlich mittelft eines Agenden Saftes verurſacht, auskriecht. Die Öffnung 
umterbricht den Zufammenhang bes Fadens und macht den Cocon unbrauchbar, da⸗ 
her man, um bie Seide zu erhalten, die Puppe noch vor dem Auskriechen, durch 
Möften des Cocons, zu töbten bedacht ift. In Deutfchland iſt der Seidenbau nur 
durch große Sorgfalt auf kuͤnſtlichem Wege möglid) ; aber trog der ihm entgegenfte- 
henden Schwierigkeiten, welche das völlige Aufgeben dieſes Culturzweiges in Sach⸗ 
fen und Braunfchmeig zur Solge hatten, hat er ſich in den legten 50 Jahren im 
Ganzen gehoben. Friedrich d. Gr. fegte Prämien bafür aus, und fchon 1774 wur: 
den in den Prov. Magdeburg, Halberflabt, Brandenburg und Pommern 6849 
Dfund reiner Seide gewonnen, ©. des Staatsraths v. Hazzt „Lehrbuch des Set: 
denbaues fuͤr Deuutfchland , insbeſondere für Baiern 2c.” (München 1826). 
Seidler (Johann Friedrich Auguft), Hofrath und Profefor, Philolog, 
geb. zu Oſterfeld, e. Staͤdtchen zwiſchen Zeig und Naumburg, am 16. April 1779. 
Bon ſ. Vater, Prebiger daſelbſt, gut vorbereitet, am er im 14. Fahre auf die Dom⸗ 
fhule in Naumburg. Bon Lobed und Braun bafelbft gründlich gebildet, ging er 
1798 auf bie wittenberger Univerfität, wo er Theologie, Phllofophie und Ge: 
ſchichte, für fich aber mit großem Eifer Philologie ftudirte. Nach 3 Jahren ſah er 
fich duch feine Vermögnsumftände genöthigt, ins Älterliche Haus zuruͤckzukehren. 
Doch durch Reinharb’6, Hermann's und Beck's Bemühungen wurde e8 ihm moͤg⸗ 
ich , 1803 die Leipziger Akademie zu beziehen. Hier wurde der talentvolle Juͤngling 
_ vorzüglich durch Hermann, der ſich feiner faft väterfih annahm, auf das Gtubiam 
der griech. Claſſiker und namentlidy der Tragiker geführt. S. lebte dann als Haut: 
lehrer in Beipzig, erlangte 1807 die Magiſterwuͤrde und wurde 1809 dritter Lehrer 
am der Nicolaiſchule. 1817 ging er als orbentt. Prof. ber griech. Literatur und Mit⸗ 
Director des philologiſchen Seminars nach Halle. Familienverhaͤltniſſe bewogen ihn, 
nad) einem 6— Tjährigen fegensreichen Wirken, biefen Ort, wo er fich durch ſ. Be⸗ 
ſcheidenheit und gründliche Gelehrſamkeit allgemeine Achtung erworben hatte, zu 
verlaffen und ſich in die ländliche Muhe zurückzuziehen, bie er jegt in Lindenau, ei» 
nem freimdlichen Dorfe unweit Leipzig, genießt. Seine Verdienſte um bie griech. 











Seife Seiks 185 

Zragißer, beſonders hinfichtlich der Metrik, find allgemein anerkannt. ©. „Episto- 
la eritien ad Lobeekium” (dev Lobeck'ſchen Ausg. bed Sophokleiſchen „Ajax’’ [%p5- 
1809) angehängt) iſt eine Vorarbeit zu [. geößern Werke „De versibus dochmia- 
eig!! a. 1811 fg., 2 Abth.). Hermann beurtheilt diefes für Metrik und Kritik 
wichtige Werk in f. „Element. doctr. metr.“ 1812 faßte ©. den Entſchluß, vom 
Euripides eine ähnliche Ausgabe, wie bie Erfurdt'ſche des Sophokles iſt, zu verans 
falten , von ber aber nur 3 Bbe.: „Troades‘' (1812), „Electra” ımb „Iphigenia 
in Tauride‘’ (1813), zu Leipzig erſchienen ſind. Außer jenen Werken ſchrieb S. noch 
„Breovis disputatie de Aristophanis froagmentia“ (Halle 1818, 4.); „De Euri- 
Fidis editione m (ia Sr. Aug. Wolfs „Literarifchen Analekten“, Bd. 1); 
„De tempose , primum aota est Antigone‘, bie man in Hermann 6 Ausg. 
ber „Antigene” web oieken diefem Gelehrten mitgetheilten [häsbaren Bemerkun⸗ 
gen Pe u. a. m. 

Seife Jede Verbindung eines Pflanzenoͤls oder thieriſchen — © 
wem Alkali, weiche fich in seinem Waſſer zertheilt und auflöft, damit ſchaͤum 
fettige, fonaie andre Unreinigkeiten aus Zeuchen hinwegnimmt, heißt Seife. ber 
das Danbwertömäßige ber Geifengubereitung belehren: „Die neusften Entbeduns 
gen hber das Seifenfieben” (Leipz. 1814); Hausmuͤttern, die ihre Seife ſelbſt fie 
ben wollen, iſt außerdem Koͤgel's, Gruͤndl. Anweifung zum Seifenfieden” (Queb⸗ 
— 1806) zu empfehlen. — Der Geifenfpiritus ift eine Aufiöfung von Seife 


Sei ern, f. Silber. 

Seite oder Sikhs find eine in Hindoſtan verbreitete veligiäfe Sekte, 
melche fich zur dem reinfien Deiömus bekennt, inbem fie nur einen einzigen und un⸗ 
fihtbaren Gott verehrt und fich dadurch vorzüglich von den Hindus unterſcheldet. 
Ihr achtungswerther Stifter war Nanek Schah, aus der Kafle der Schettris und 
kam hinduſchen Stamme der Vedis, welcher 1469 n. Chr. in dem Dorfe Raiepufe, 
is ber Provinz Labor, geb. wurde. Nanek war noch fehr jung, als einige Fakirs, 
mit welchen er auf einer Danbelsreife zufammenteaf, ihn zu dem Nagornaigottes⸗ 
dienſt, weicher in der Verehrung eines einzigen Gottes befteht, bekehrten. Eine leb⸗ 
hafte Phantafie machte ihm f. Handelsgewerbe zumiber, und um ſ. Wißbegierbe zu 
befrie digen, burchwanberte er ganz — „Perſien und Arabien, ut te bie 
Walfahrtsorte ber Mohammedaner, Mekta und Mebina, und bie heil. 

Dindus in Wetale, fowie bie Picos (mohammebanifche Heilige) in Multan. Spk 
terhin lernte ex die Lehrfäge ber Sfuft’6 kennen und pefolgts ihre Lehren, vorzuͤgüch 
bemtzte er die Schriften eines zu dieſer Sekte gehörigen Mohammedaners Kabik, 
Der In.allen feinen Schriften allgemeine Menfchenliebe und insbeſondere veligiöfe 
Duldung empfahl. Nanek entfagte num allen Weltgefchäften ıueb weihte f, ganzes 
Leben der reinflen Andacht. Er begeifterte fich zu der echabenen und menſchen⸗ 
freundlichen Ider, durch eine einfache Religion und eine gereinigte Sittenlehre eine 
Bereinigung zwifchen ben Hindus und den Mohammedanern zu bewirken. Er be: 
handelte daher Beider Religion mit Achtung, fuchte fie nur des Überfluͤſſigen und 
‚sinanber Widerſtreitenden zu entlaben und fie zu einer thätigen Religion, zur reinen 
Gottemnerehtung und Menfchenliche binzuleiten; daher fagte er: „Hunderttauſend 
Mohammed, eine Milion Brahma, Wilhnu und Hunderttauſend Rahma 
ſt⸗ehen am Throne des Allerhaͤchſten, fie ſterben Alle: Gott allein iſt unſterblich; 
bee allein iſt ein guter Hindu, der gerecht, und ber ein guter Mohammebaner, befs 
fon Leben vein iſt“. Nanek farb gegen 1540 zu Kirtaipur, wo Ben. 
bes Rawi begraben liegt. Kirtaipur iſt daher bei den Seiks ein heiliger Ort, wo 
noch jetzt ein Stuͤck von Nanek's Kleidung in f. Tempel aufbewahrt und ben Walls 
fahren. gegeigt wird. So erhaben wie die von Nanek geflift. Religion, und fo mens 
ſchenfreundlich wie f. Lehren, fo zein war [. ganzes Leben. Weit entfernt, wie Mo⸗ 


126 Seiks 


herunned ſ. Anhänger durch vorgebliche Wunder zu taͤuſchen, antwortete er vlelmehr 
den Joglawares (welchen man in Hindoſtan eine durch Selbſtpeinigung erworbene 
Hetrſchaft Aber die Naturkraͤfte beimißt), als fie von ihm Zeichen und Winder zu 
fehen verlangten: „Ich befige Nichts, was des Zeigens werth tdaͤre; ein Lehrer des 
Helligen hat nichts zu feiner Vertheibigung als die Reitcheit feiner Lehrr. Die. 
Welt kann ſich ändern, aber dee Schöpfer iſt unwandelbar!“ Während feines Les 
bene uͤbte er, als Priefter und Here, bie geiflliche umd wettliche Herrſchaft Aber T. 
Anhänger, die fid) Seite (Schuͤler) nannten, aus, und vererbte fit bei f. Stetben 
nicht 1 Söhne, fondern auf einen Llebfingsfünger, Namens Lihena, vom 
Stamme Trehun, welchen er felbft in feine Lehre eingeweiht und mit bein hei 
gen Mantel eines Fakirs bekleidet hatte. Inter den Nachfolger in der Hetr⸗ 
(Haft über die Seiks gab Erdſchun, der die Schriften Nanck's ſammelte und 
den „Abi Granth“, das erfle heil. Buch der Seiks, herausgab, ber netigeffift. Rell⸗ 
glon zuerſt Feſtigkeit und ben Seiks felbft Einheit, erregte aber dadurch auch zuerſt 
die Aufmerkfamkeit und Eiferfucht ber mohammebanifchen Regierung , die ihn den 
Ärtyeertob ſterben ließ. Um f. Vaters Tod zu rächen, verwandelte Har Gowind, 
f. Sohn und Nachfolger, die Seiks ans friebliebenden Gläubigen in tapfere Krie⸗ 
ger, und unter feiner und f. Enkel Herrſchaft bauerte.fortiwährend ber bintige Kampf 
zwiſchen ihnen und ben Mohammedanern, bis zu Tag Behedue's Hinrichtung, befs 
fen Sohn Euru Gowind gendthigt wurde, mit ben Seinigen nach Pindfchah zu 
fluͤchten, wo ihn ein hinduſcher Häuptling aufnahm und Ihm Methamel am Ufer 
des Sadledſch eingab. Guru Gowind gründete hier den Staat ber Selle, indem 
et unter den Bekennern f. Lehre die hinduſche Abſonderung in Kaſten vernichtete, 
them er dem legten Sudra wie dem erſten Brahminen gleiche Kechte einraͤumte 
ind durch dieſe Zerftärung des langgewohnten Vorzugs ber hoͤhern Kaſten nicht meir 
bie Anzahl ſ. Anhänger außerordentlich mehrte, ſondern fie auch entflammte, das 
Sylt dieſer und jener Welt in der Vernichtung ber fie grauſam unterdruͤckenden Mo⸗ 
hammedaner zu ſuchen. Von jegt an erhielten durch ihre Tapferkeit in den fortwaͤh⸗ 
renden Kämpfen mit ihren Unterdruͤckern Guru Gpwind’s Anhänger ben Beinamen 
Sichs oder Loͤwen, welchen bis dahin blos die Rebfchaputs, als die erſte Keieger⸗ 
ordnung bet Hindus, führten. Diefer Herrſcher der Selks, gleich groß als Krieger 
wie als Geſetzgeber, ſchrieb das, Daſema Padſchach ke Granth“, oder das Buch des 
zehnten Fuͤrſten, fo genannt, weil ee nach Nanek das zehnte Oberhaupt der Seite: 
twar, und welches, aufer religioͤſen Gegenftänden, auch die Geſchichte f. Thaten ent 
Es wird von f. Anhängern ebenfo heilig geachtet als ber „Abt Gtanth“ bes 
Erdſchun. Guru Gowind befahl den Seiks, zur fleten Auszeiäinung vor den Mo- 
dtmern und ben Hindurs , ein blaues Kleid zu tragen, das Haar wuchfen zu 
en und beftändig bewaffnet zu: fein. Um f. religiöfen Einrichtungen noch mehr 
- zu befefligen,, fliftete er einen geiftlichen Orden, die Alkalis (die Unſterblichen), de» 
sen er eine Bonga (ein Stift, Kioſter) am heit. Brunnen zu Emoilſer anwies, vom 
deſſtn Einkünften fie ihren Unterhalt beziehen. Dieſen Alkalls übertrug er bie Be⸗ 
Eehruittg mb Einweihung neuer Seiks, und in ihren Händen ruht noch jegt die 
bberfte Leitung aller veligtöfen und buͤrgerlichen Angelegenheiten. Guru Gowind 
dar HAB legte Oberhaupt ber Seiks; denn da eine heil. Gage die Baht biefer Ober 
haͤuptir auf 10 beſchraͤnkte, und er der 10. Herrſcher nach Nanek war, fofügteer 
ſterbend zu den Seinigen: „Ich übergebe das Reich Bott, ber nie flieht!” Daher 
i die Geiks, daß das Reich inter ber befondern Obhut Gottes ſtehe. Auf 
leſe Wiſe iſt die Stantsverfaffung der Seiks eine reine Theokratie. Der Volkks⸗ 
lanbe tft eine unuͤberſteigliche Schranke für Jeden, der es wagen wollte, ſich bie 
eiks zu unterwerfen und zit beherrſchen. Nach Guru Gowind's Tode teiagen 
Pie Seits nach und nach der übermacht der Mohammedaner, und ſelbſt Wanda, eis 
ner ihter tapferſten Anführer, wurde nach einer fuͤrchterlichen Oegenwehr in der 


ve 


Seiler 319 


Feſtung Lagab mit allen ben einigen gefangen genommen, nach Deift gefchickt 
und unter den entfeglichiten Martern hingerichtet. Um bie verhaßten Seiks endlich 
ganz außzuretten ; ward von ber mohammebanlfthen Regierung ein Preis auf ihren 
Kopf geſetzt, und jeber, der ergriffen wurde, getöbtet. Mit dem erhabenften Het 
denmuth erlitten fie jedoch, oft ihn mehr fuchend als fliehend, den Tod des Maͤrty⸗ 
rers unter den grauſamſten Martern, und nichts vermochte fie zum Abfall von ih⸗ 
rem Glauben zu bewegen, ſodaß ein mohammedaniſcher Geſchichtſchreiber ihnen das 
Zengniß gibt, daß nie ein Seit, der auf der Waufahrt Ramdaspur, auch Emeith⸗ 
ſee genannt (dem heiligen Orte der Selks), ergriffen und hingerichtet wurde, ſeinem 
Glauben entſagte, um dadurch ſein Leben zu retten. Nur wenige Seiks entflohen 
in unzugaͤngliche Gebirge, und bewahrten da treu den Glauben ihrer Vaͤter und den 
nnausloͤſchlichen Haß gegen ihre Verfolger. Erſt nach Schah Nabir's Ruͤckkehr 
nach Perfien wagten fie ſich wieder aus ben Gebirgen hervor und erobetten, indem 
fie die Unruhen benutzten, in welche Nadir's Zug Hindoſtan. geſtuüͤrzt hatte, ganz 
Lahor. Gegenwaͤrtig erſtreckt fidy das Gebiet der Seiks von 28° 407 bio Aber den 
ION. Br., und begreift ganz Pindſchah, einen Strich von Multan und den größe 
ten Theil des Landes zwiſchen dem Dſchumma und Sadledſch, oder die nordweſt⸗ 
liche Spitze von Hindoſtan, 3256 IM. mit 4 Mill. Einw. Einzelne Haͤuptunge, 
die fich bei allgemeinen Angelegenheiten zu einem Landtage zu Emeithſee vereinigen, 
und unter der Leitung der Alkalis fich Über das Wohl des Staates berathen, herr⸗ 
ſchen über größere ober kleinere Bezirke dieſes Gebiets. Vereinigt ſind fie, nach bems 
Zeugniß des Generals Malcolm, welcher 1805 mit dem beitifchen Deere in Pinb⸗ 
(hab wat, und welchem wir die ausfuͤhrlichſten Nachrichten Über diefe angehende 
Meligtonöfete im 11.9. ber „Asiatic researches‘'; „Sketeh of the Bikhs'', bes 
ſonders abgedruckt 1812) verdanken, im Stande, 100,000 M. Reiterei zu ftellen. 
Ihr jetziger Beherrſcher oder Maha Raja full Theile von Afghaniftan ind Kaſchmir 
fich unterworfen haben. In den einzelnen Gebieten herrſchen die ihm untergeotbne⸗ 
tem Dimptlinge oder Sirdars unumfchräntt. Die Refldenz des oberſten Herrſchers 
iſt Lahore mit 100,000 Einw.; die Bundesſtadt Anmetfie iſt zugleich dee Stapel 
platz für Die Kaſchmirſhawls und den Safran: | 

Seiler (Georg Friedrich), geb. den 24. Oct. 1733 zu Kreuffen bei Bab⸗ 
teuth , wo f. Vater ein armer Töpfer mar, ward durch Talent und Fleiß eier ber 
erſten Theologen und Volksſchriftſteller ſ. Zeit. Bu Bairenth und Erlangen hatte, 
er ſ. gelehrte Bildung erhalten, worauf ee fich mit Iugendunterricht beſchaͤftigte. 
Gein erſter ſcheiftſtelleriſcher Verſuch war ein Gedicht: „Baireuth, die Künfte Sig 
unter der Regierung Friedrichs⸗ (1757). Mehr Aufmerkſamkeit erregte 17762 feine 
Überf. der Mobertforfcheii Geſchichte von Schottland” durch bie nicht gemeine 
GSewandtheit des Etylö and den Fleiß in ben von ifın ſelbſt hinzugefuͤgten Anmerk 
1761 void dr Diakenus zu Neuftadt an der Heide, 1764 Diakonus zu Kobut 
wo er die th 10 Jahren 6 Mat aufgelegte Schrift: „iiber ben Geiſt und die Ges 
finnumgen bes vernunftmaͤßigen Chriſtenthums“, 1769 Herandgab, und dadutch 
ſowol ſ. wiſſenſchaftliche Befugniß als f. aufgeklaͤrre Dentungsart beurkundete. 
Die anſpachſche Regtesung ſtellte Ihn daher 1770 als otdentl. Prof. der Theologie 
zu Ertangen art, too er hierauf 17772 Univerficätöprebiger, 1773 geb. Ktcchentath, 
wirkllcher erfirt Confiſtorlalrath Im Eonſiſtorium zu Baireuth und Director des 
von ihm ſelbſt geſtift Inſtituts der Moral umd bee ſchoͤnen Wiſſenſch. zu Erlangen, 
1788 noch dazu Superintendent, Paſtot an der Hauptkirche und Schultath bes 
Sonmaſtums daſelbſt wurde. In dieſen Ämtern bewles er nicht nıre als Befoͤrderet 
bee theologifchen Wiſſenſchaften, fondern auch vorzuͤglich auf dem Gebiete ſ. Wir⸗ 
kungskrelfes eine unter akademiſchen Gelehrten feltene Thaͤtigkeit. Verdienſtlich 
twaren ſ. Programme uͤber die Lehren des Chriſtenthums in kirchenhiſtotiſcher, dog⸗ 
matiſcher und exegrtiſcher Hinſicht, die er, wie ſ. Compendien ber Dogmalik, latein. 








128 Seine Scans 


herausgab. Durch ſ. apologetiſchen und philofoph. Schilften trat ex ais Feeund 
eines gelaͤuterten Glaubens an bie Goͤttlichkeit des Chriſtenthums in ben über die⸗ 
fen Begenfland damals aufgeregten Streitigkeiten ehrenvoll auf; am ſegens voll⸗ 
flen ward aber f. Einfluß auf die Verbreitung richtiger Religionslenntnifie unter 
den Ungelehrten. Die „‚Gefchichte ber geoffenbarten Religion’ und das Eleine bibli⸗ 
ſche Erbauungsbuch erlebten viele Aufl. und wurden ſeibſt für die Katholiken bes 
arbeitet. Sehr gemeinnügig machte ex ſich auch durch ſ. paͤdagogiſchen Schriften. 
| Die Volksichuliehrer erhielten von ihm eine Schullehrerbibel, einen zweckmaͤßigen 
Bibelauszug mit Anm., Methobenbücher, Katechismen, Fibetn, — und ABC- 
bücher, weiche, ein vorzüigliches Hülfsmittel der Verbefferung des proteftantifchen 
deutſchen Schulweſens, in und außer Franken und im —— — auf Befehl 
des Biſchofs eingefuͤhrt wurden. „Die Religion ber Unmünbigen” mußte man 17 
Mal, das ‚‚Lefebuch für den Bürger und Landmann‘, unftreitig das beſte und nuͤtz⸗ 
lüchfte — Volksbuͤcher, 14 Mal auflegen. Außerdem verbienen ſ. ee 
Tabellen, f. 0. und homiletiſchen Schriften und die „Semeinnägigen Be⸗ 

trachtungen der neueflen en über Religion, Sitten und Beſſerung bes 
menſchlichen Geſchlechts“, eine — Zeitſchrift, die er von 1776 — 1300 her⸗ 
ausgab, rühmliche Erwähnung. . Bei diefer vielfeitigen literarifchen Geſchaͤftigkeit, 
die die Anzahl f. Schriften auf 170 brachte, konnte es freilich nicht fehlen, Daß auch 
manches Mittelmäßige ober nur auf die Gegenwart Berechnete aus ſ. eilfertigen 
Leder kam. Doch erwarb er fich das große Verdienſt, die vorhandenen Schäge ber 
Wahrheit mit bewundernswuͤrdiger Leichtigkeit und philoſophiſcher u. für bie 
Saflungskraft der Ungelehrten und beſonders des gemeinen Masmes zugänglich 0 
macht zu haben. Und um fo ſchaͤtzenswerther war dieſe literariſche Wirkſamkeit, da 
fie ihm * abhielt, der Stadt und Akademie, an die ſ. Beruf ihn band, unvergeß⸗ 
— Denkmaͤler feines Eifers für Menſchenwohl zu hinterlaſſen. Er —— 13. 

Sei ne , einer der größten Stüffe Frankreichs, entfpringt in demjenigen 
Theile bed ehemaligen Bourgogne, der jetzt das Depart. Cote d’or bildet, aus 2 
Quellen, wird bei Troyes ſchiffbar, geht durch Paris und ergießt ſich in ber Nor⸗ 
manbie ducch eine breite Muͤndung bei Havre be Grace, nad) einem Laufe von 96 
Meilen, in den britiſchen Canal. Ex hat von ber See an bis auf 30 franz. Meilen 
Ebbe und Flut, und trägt die großen en bis nach Rouen. Aber bie Einfahrt if 
für Geefchiffe wegen des beiveglichen Sandes, ber bis Quillebeuf reicht, gefährlich. 
Fuͤr kleinere Fahrzeuge ift er hoch hinauf bis nach Mery fchiffbar, zum großen Vor⸗ 
theil für Paris, weiches ben geößern Theil feiner Zufuhr auf dieſem Fluſſe erhält. 
Durch noch nicht ganz vollendete Candle hat man ihn mit a. Fluͤſſen, vorzuͤglich mit 
ber Loire, in Verbindung zu fepen gefucht. Er ninımt 25 Flüffe auf, darunter bie 
betraͤchtlichſten die Aube, die Yonne, bie Marne (dev größte Nebenfluß) und die 
Dife. Die vornehmiten an ber Seine liegenden Städte md: er Parie, Roum 
und Havre be Grace. 

Sejanus. Diefer Günftling des Kaiſers Tiberius, ber Gohn eines roͤmi⸗ 
fchen Ritters, war ein Mann, der ſ. Hersfhfucht und f. Stolz gegen ben Bobleter 
ſchlau zu verhuͤllen wußte, übrigens Bein Mittel ſcheute, ſ. Leidenfchaft zu befriebis 





gen. Er hatte des argwoͤhniſchen Tiberius Zutrauen dermaßen gervonnen, Daß ee 


ihn ganz beherrfchte, und der ſklaviſch unterwuͤrſige Senat beyeigte ihm bie größte 

Ehrfurcht. Auch die praͤtorianiſchen Cohorten wußte er ſich gemeigt zu machen, 
und fo .. — Nichts — im Wege zur Erreichung ſeines Ziels — die oberſte 
Gewalt allein und für immer in den Haͤnden zu haben — als Druſus, der Sohn 
des Tiberins, und die Söhne des Sermanicus, als naͤchſte Verwandte bes Kaifers. 
Den Erſten räumte er durch Gift ans dem Wege; bie Legtern wurden [ame ihrer 
Mutter verbannt und eingelerkert, was ihren Tod bald herbeiführte. Mehre vor⸗ 





Sekten, chriftlich⸗ 199 


gan verurtheilt 
Jage wellgogen vuche. — Base — ——— 


geſtaltet, mb: als ein wur in dieſen Bezichungen an | 
‚ Beicheten und Rünfiiere neben das Allgemeine ober Bnderögeflunte 
trite Veber Partei ober Schule genannt zu werben pflegt, To bozeichnet der Giptachs 
gelaarich anit dem Barnes Sekten faſt aucſctheßend Neligternrgeſellſchaften, die im 
web eher nennen 
belenuntuifte und Wenfafiungen ein abgeſondertes kirchliches Leben Kuhn 
seen nn = ſich ſelbſt fo nennen, Inden je ie Bo 
begriff, Seberrüecbuung mb Betteöbienft das Richtige , gu allgemeiner Guͤltigkeit 
Gesbgisäte zu boſchen meohnts mb je fefber eine auf diefer Meinung beſteht, defſto 
leicheax wirh arsch is ihren Augen jeher Verein zur Sekte, ber Ihre Religion auders 
benechtet nb aubäbt. ( Dgl. KReger.) — Unter alten Rellgionen ber gebildeten 
es Sokten Warter den Zudem foribrun ich bie Veraͤchter des Talmub 
son den Verehrern deſſelben, den beſenders in Europa angefledelten 
Jnden, und von beiden die Gamariter(ſ. d.) ab. Der ISlamis⸗ 
u6 has. außer den beiden Hauptparteien, der Sunniten und noch eine 
Menge Meinerer Sebten, z. B. die Susiden, Wahabiten, Jomadliten, Noſairier ıc. 
BR —— 
auf w 
— — peber mohanumedaniſchen Sekte · ihre Abkuuft zuruickfͤhh⸗ 


einander urtterfhelben. Nicht minder 
— — in meiheiid die Gebiete ber heidniſchen bes oͤſt⸗ 
cms Aftend theilen. In China beftchen neben einander bie Religionen des Fo, 
bes: Bao Eiun uben , 650 Rowsfustfe und der 


Lamaitius, welcher letztere ſich 
nicht aa mtr Dan senkt fh und mengolifchee Voͤlkerſchaften verſchleden geflal« 
tet hat, ſendern auch nach ſ. Hauptſitzen im ben tibetauiſchen und birmaniſchen zer⸗ 
ſaͤn; amd unter den Merehrern des Bram a ir Oftindien iſt —D2 
der Meinmngen und Gebraͤuche AN geoß, daß man nicht weiß, weiche Partel man 
fndie suchobepe halt fell. : eifiticher und ahammıebanifcher 


hu 








Mike gi 
(Reiten) 








Ein Gent) Lehr⸗ 
meinung mb bitte: ft das Cigenthuͤmliche der Druſen; mit orbentalifchen Phan⸗ 
safe Elemente bed Judenthums den 
Gabisen ober Johaunbogoen. — Die merkwuͤtdigſten Sekten, die‘ aus bem 
Gqoße us. wie nach ami⸗ 


a Eee (©. Naza⸗ 
rener.) Wenn die Nikolauten (f. d.), von denen im — geredet 
Gonv.rter. Siebente Aufl, Bb. X. 


10 Sekten, chriſtliche 


wird, eine beſondere Sekte bildeten, ee a er | 


den erften Gmoflidern, die feit beim Anfange des 2. Jahrh. zu einer eignen, jencn 
judaiſirenden Chriften durch Verwerfung des A. Tel. ab der jhbifchen Oraabs 
lage ber hriftlichen Religion fcharf entgegengefeuten Gattung chriftlicher Sekten 
heranwu chſen, und ihre mit chriſtlichen Lehrſaͤtzen vermifchten Ideen aus ber alten 
ortentalifchen Religionepbilofophie (Chaldaͤremus, Magiennuts Boroafirisumme) In 
Lehre und Religionsubung mehr als Adepten denn als Gegner des Chriſtianismus 
auf mannigfaltige Weiſe ausprägten. Dahin gehören die Anhänger Simon's, Mes 
nander's und Cerinth's als Vorlaͤufer dee Gnoſis, d. i. der Höhere Einſicht Indie 
Geheimniſſe der Religionslehre, welche die ſeit der Mitte des 2. Jahrh entſtan⸗ 
denen und nach weiter Verbreitung erſt im 5. Jahrh. unterdruͤckten Sekten ber 
Saturninianer, bee Bafiliblaner, der Spring ber Balentinianer, der Mar⸗ 
cioniten, von denen die Ophiten, der Tatianiſten, von beten die Generianer, auch 
Enkratiten, Apotaktiten ober Sakkopheren, Gybroparaftaten ober —— ge⸗ 
nannt, und die Anhänger des Bardeſanes und Hermogenes ausgingen, zu beſtgen 
glaubten. Weil fie mehr ober weniger die Wirkuchkeit der hiſtoriſchen Perſon Jeſu 
in allegoriſchen Schein aufloͤſten, nannte uam fie auch Doketen und Phantaſiaften. 
liber alle dieſe gnoſtiſchen Sekten vgl. Gno ſis. — Ihnen nahe verwandt waren 
bie Manichaͤer (ſ. Mani), deren urſpruͤnglich orientaliſche Lehre auch im Abenb⸗ 
lande zu verſchiedenen Zeiten bei Sekten andees Namens anflebte. — 
guoſtiſche Rehefäge und Übungen zogen ſchon 385 zu Trier dem Biſchef Priecilnan 
von Avila nebſt 6 Anhängern die Strafe der Enthauptung zu, und feine u. d. N. 
der Priscillianiſten bekannte Partei friſtete ihr abgefondertes Eixchliched Leben in 
Spanien bie in das 6. Jahrh. Weniger erweislich iſt der manichaͤiſche Mefpruung 
der gegen Ende des 3. Jahrh. in Ägypten entſtandenen Hierakiten aber Melchi⸗ 
ſedekiten(ſ. d.). Nur in der Neigung zu einem enthaltfamsen und beſchaulichen 
Beben grenjt an die Eigenthuͤmuichkeit der vom wahren Chriſtenthum weſerndtlich 
abweichenden Gnoſtiker und Manichaͤer der ihrer Geheimlehre fonfl —— 
zen ſittliche Myſticiemus der Montaniften (f. d.), weiche fchen — 
Phrygen aufkamen, und daher auch Phrygier, Pepuzianer genannt 
= —— als dieſe dem Moͤnchthum vorarbeitende Sekte lehrten een 
teien, die während und nach der Ghriftenverfolgung des Kaiſers Decins bes bad 
gegen abgefallene ober zu nachgiebige Ehriften zu beobachtende Verfahren wit den 
orthoberen Bifchöfen in Streit gerathen waren, etwas dem geltenden Glauben wer 
. fentlich es. Dahin gehören bie Novatianer, Donatiften umb 
Meletianer (f.d.). Minder bedeutend waren bie nur auf ein kurzes Daſein 
im &. Jahrh. befchränkten Parteien der Quatuordecimaner, die in Kleinaſien mb 
Syrien fostfuhren, das Dfterfeft nach alter Weiſe mit den Juden zugleich zur feiern; 
der Audianer oder Anthropomorpbiten in Syrien, bie neben berfelben Gewohnheit 
noch willkuͤrliche Buͤßungen unter ſich einfährten und fich Bott in mernfchlicher Ge⸗ 
flalt vorfichten; der Meffalianer (f. d.) oder Eucheten, Vetbruͤder unter bass 
— bie ſich einem frommen Muͤßiggange und —** Andachtouͤbungen 
— Eine von dem froͤmmelnden Weſen dieſer mehr gegen gewiſſe dußere 
ieh als gegen die Lehre der Kirche eingenemmenen Parteien ganz ver⸗ 


‘ 


ſchiedene Richtung nahmen die zu der Gattung der Antitrinitarier (f. b.) ee 


bösigen Sekten. Wortäufer derſelben am Enbe des 2. Jahth. war Prapeas, ein 
afiatifcher Chriſt und heftiger Gegner der Montaniſten, der die 3 Perfonen in ber 
Gottheit nur als eine dreifache Wirkſamkeit des einigen Gottes betrachtet, daher feine 

Anhänger Monarchianer, und wegen bee ihnen aufgebürbäten Folgerung, der Va⸗ 
tee muͤſſe mit dem Sohne Jeſus gelitten haben, genannt wurden. 
Gegen die Mitte des 3. Jahrh. verwarf in ähnlichem Sinne Nortns zu Scuhrna 
Die Dreifaltigkeitelehre mit ber Behauptung, daß der Water mit Chriſto nur Gine 








Selten, chriſtliche 181 
Dayton fei. Wir Rottinner verlaren fi in ber Folge unter ben Sabelllanern mb 
en! > dee 29m: 
wien, bie den Unterſchied der 3 göttlichen Perfonen auf gleiche Weiſe aufzuheben 
fachten. Eime des Sohnes: unter den ———— die Artas 
ner {f. d.) aber Seterufianer und Anormler, dagegen die Semlarlaner oder Dos 
meotafknften mit den M ober Pneumato 


faltigkeitslehre Noch der Streitigkeiten, unter denen die Arkaniſchen 
Sekten fich zu einer ee beachte 365 Apollinarius 
d. J., Biſchof von Laedicea in Syrien, aus Borllebe für den Platonismus Vie 
— oder Gohn Gortis habe bei denn Menſchen Jeſus die Seele 

der Seele vertreten, wobuech, weil es bald uͤberall im Orient Apolli⸗ 
nuciſten — Dir Unterſchled der göttlichen und menſchlichen Natur in Chriſto zw 
Eprache kam. Dies war ums fo noͤthiger, da fid) fchon gegen Ende des 4. Jahrh. 
—* die feiner Mutter Naria zur viel ober zu wenig Verehrung erwle⸗ 
fen. Theacifche umb ſeychlſche Weiber, bie, kaunr zum Chefftenchuem übergeterten, 

moch voll von hoidaiſchen Gefühlen für uine Mutter der Böster, nach Arablen ges 
konnen warn, führten bafelbft einen förmlichen Gottesdienſt der Jungfrau Ma⸗ 
ria ein. Ats Aue Gbttin dienten fie ihr init Bebeten, Unzuͤgen ımb Opfern, wobel 
—— ihr — —— kloine Kuchen (griech. Kollyris) darbrach⸗ 
und daher Ko en hießen. Auch fingen bie orthoboren Theologen 

* an, die en daß — ewig Jungfeau geblieben ſei, als Glaubendlehre 
za verfechten, md nanuten eine in Arabien aufgekomnene Partei, bie Marien als 


verketzert. 
antinopel, lehete, um jeben Miſverſtand im dieſem Punkte zu vermeiden, daß Ma⸗ 
via nicht Gottesgebaͤterin, en gebärerin zu nennen feR, vom Gote richt 


431 Ye Entfetung 
Lehefatz von 2 Naturen in Chrifto für rechtglämbig erkaunt werben mußte, vorm 
Raifer verfolgt, nach Perfien fliehen, und bort eine noch jetzt abgeſon⸗ 
dert beſtchende Kirche u. d. N. der ſyriſchen ober chaldaͤiſchen Ehriften, zu 
der die Tho ma schriften in Oſtindlen gehören, ſtifteten (ſ. d.) — Doch gerade 
aus der Partei, die die Neſtorilame verbaut hatte, ging die noch weit folgenrei⸗ 
chere Netzerei der Eutychlaner oder Monophyfiten hervor, die nur Eine Natur im 
Eixifie aumahmen. (Vol: Monophyfiten, wo Aber die Bedeutung der unge 
—— verviekfaͤlligten monophyfitiſchen Sektennamen Phthartolatrer, Cortupti⸗ 
ober Severiten, Phantafiaften und Aphthartoketen, Akephaler, Aktiſteten, 
Theopaſchiten ıc.] Auokunft gegeben iſt). Selbſt Tritheiten zeigten 
lÜiberreften ber am batd 


— 
fich (f.d.). — Aus den Kenftantinopel | 
begimfligten, bald Kiideten Ka) Bis noch jene Inn Drient 


beſtehenden Kirchen der Jakob it en, die die dem Patriarchen zu Konſtantinepel 
unterworfenen umd in ben Schoß ber —— — ih⸗ 


188 Sehen; huifliche | 


von Sette Melqhia ⸗n menmen, weil fie Iham VBleuben von hen Anlieen leſtlaanen 
liefen, der Armenise ad Keopten (f.b.). Eine Folge deu menophefttiſchen 
Streitigkeit war im 7. Jaheh. Die Eutfichung der monotheletiſchert, im bat bie ame 
Einen Willen in Chriſto annehmenbe Partei der Moneshtieten, von Den Orche⸗ 
bepem gedrängt, fi) unter ihrem Fuͤhrer Maro in non «bgefonberteis 
Kieche vereinigte. ( S. Maroniten.) — Im 8. Jahrh. endlich zeigten ſich neue 
Gpusn des Akasismus in Spanien, we einige Bifchöfe —— 
wahrſcheinlich um dat Chelſtenthum in deu Augen der Geraden ‚grgtm 

musf der Wielgötteei gu ſchuͤten, den Lehrſatz aufftellten, eb Bett fe fei 3* 
Gottes Sohn non Natur, ols Meuſch aber durch Adoption, weiche, wie bei jedem 
Cheiſten, eine Wirkung ber Taufe und Wiedergeburt geweſen ſei. Dieſe Abop⸗ 
tlaner bülbeten jedoch ebenſo wenig eine kirchlich abgeſonderte Sefkte als bie ſeit dem 
3. Jahth. weitverbreiteten Pelagianer and Semupelagianer und die ihnen ntgen 
genſtehenden Praͤdeſtinatianer (Bel. Gnade — —— üben 
batıpk mueben abrorichenbe Meinungen zmıter den umuhigen Kriestalen, deren 
Muster, bie grischifche Kirche ſelbſt, ſich im Mittelalter immer mehe per 
wifſchen entfernte, viel leichter Ankaß zu foͤrmlichen Trenuungen als. in Abacdlande, 
das hei dem zunehmenden Übergercht den ohmäfcdhen Ctupleb Ah als den Haupt: 





fie der Orthodorxie betrachten Inte. Noch im 8. und bis in das 12. Jahrh. hatte - 


jene mit Ikonokleden (f. Bil derſtürmer) und neuen Maxuichaͤern, welche alb 
Pauliciamer (ſ. d.) und Bogomilen aufftauden, zu impfen... Die and dem 
griech. Kaiſerthum vertriehenen Abkoͤmmlinge und ——— der Paul 
diener drangen feit dem 11. Jahrh. in das weſtliche Europa vor, und ‚unter dem 
Eifluffe ihrer Lehren bildeten ſich die unter maucherlei vielfach gadentesen Namen 
bekannten Separariienhanfen, die In Mittelalter auf Ientienstfuhene, Framzoͤſtfchem, 
wieberlänbifehem und deutſchem Boden entbedit und verfolgt warden. Bꝛigaren, 
Patsreuer, Publicener, Pipbies namnte man dieſe Gegner der roͤmiſchen Mirche 
denen Kehre ſich durch das harumſchweifende Reben die Paſſagere ber Wsfittlicdhürit 
verdoͤchtig, durch Die drohanden Bewegungen der Vottobenfinner, WDenrieinumersmb 
Mruolbißen aber ber roͤmiſchen Kirche ſeibſt furchtbar machte. (S Kecharte.) 
Untet dieſem allgemeinen Ramen begeiff mau und begreift auch jege die Aber 
ſchichte am ſchickhſten jene in dam Strcban gegen alles Papiſtiſche Kiechenchns 
und nach einer hoͤhtraa Reinheit des Wandels fignen Reber des Mittelaltens. Ka⸗ 
thaser waren auch bie maiſtan ALbigemftr; aber beſſer ni heide aand wahre Mens 
Käufer dor Peoteftanten die Waldenfer; dagegen gewaltiiktige Mebellen bie 
Stedinger. (Val. d.) Die Kirkke bekziegee: fir Aech ihre Inqui ſicien und 
Netzergerichte im 13. — takt ſolchem Nachbruck, daß krine der Altern Sakeen, 
wre den Waldenſern, die ſan Zeitprmkt achberclabte. Dagegan ging iu 43. Schub. 
eine neue Gattung non Sabten uud ſchismatiſchen Mesbehbarumngen aus denn durch 
die Bettelorden angeregten Wrtteifer im Beſtreben nach einer unenhheten Maͤnuchs⸗ 
Heiligkeit hervor. Eine von ihmn Immm Oxbenssrlikern und den Paͤpften beriuer: 
fene Partei unter den Framciecanern, bie auf velllge Amir; drang, (anbente ſich 
zuerſt in der Lombardei on dee herrſchenden Kirche ab. Dieſe uechten Weitglafen 
hießen Braticelien (Hleinere rider), ESpirimmalen (Geiftige), Bigochen(Bettel⸗ 
ſacktraͤger) Düne die Slaubenslehre anzufedhten, empoͤrten fie ſich une gegen dus 

befüchentbe Prieſterregiaent end verkhirhigsen feinem Untergang. Beten nub Wes⸗ 
teln war ihr Hauptgeſchaͤft, das fie yermmifchtueifend triehen ;. henu Xafichelungen 
in Ktöftern erlaubte der ͤber fie verhängte Kicchenbanın nicht. Viel⸗ aus den nie⸗ 
dern Volkselaſſen heideniei Seſchlechts ſchloſſe ſich als win dritter Orden in Franb⸗ 
xeich, Deutſchland amd ken Niederlauden chnen an, und aus dieſen Tertiariern bes 
Eratiselien emtſtiandau die Brodeſchaften ber Begharden, — ff. d) und 
Lollharden, Seille im Lande, die dee Separatitums der Mutterſekte durch vei⸗ 

















heimen Anbachisäbungen mit ihe gemein battan. — Uaruhiger wer der 1260: 58 
VParma entfiandıne Orden ber Kpoheibeäter (f.b.), Den, vos cu bie pin 
Wefiktigung wicht erhiekt, zu einer Gekte wurde, bie ſih im Itauen, der Schach 
umb Frankreich Dia In das 14. Jahrh. erhielt. Gimen noch weit ſchllauurn 
daten bis Brüder and Schweſtern bes —— Geiſtes (ogl. d.), be 





Ungehorſam geſotze ul 

ler ie Baal an Die Areusbrüder 62). — Dime ⸗inen gamy er⸗ 

weiäliken 2* den Weldenfemn, aben un Eifer für 
Ar Fer dngen Parfiihuuns, 


won 
arbeiteten Wiebef us rigen u honig Voͤhne die Huſ⸗ 
fiten, zu denen die Partelen ber S alirtiune u her Utraquiſten, der Hore⸗ 
biten, Waiſen oder Taboriten mb bie von dieſen ben boͤhma⸗ 
n= oder mährifhen Brüder gehoͤren (ſ. alle d.), der Referwatien bed 


Die prosefiomeifihen Kirchen, welche durch bieſelbe ntfianben, werben un 
zuar von den KNachoufken ubenfervol als die griech. ee 
wet; doc bejeidpant der hiſtorifche Sprachgebrauch mit biefer en 
VBenenaung mu die EniamPatisien, Die, aufer hen grͤßern durch den tucifälifchen 
Frieden auerkannten Kirchen, abaefowberte Meligionsgefelifchaften bilden. Der⸗ 


d 

a Eh ukte, da fie bie Dersfihaft des Papfiee anerknunen, — 
Gebraͤuche besbadıten und nur den Behrfag von ber Unfehibaußelt des Papſtes In 

Zweifel ziehen. Dis von ihnen ausgegaugenen oben durch dem Jauſeniſtiſchen Streit 
nur geweckten Parteien der Appellanten, Gonvulſionnairs usb Gecuriſten, Natu⸗ 
raliſten und Figuriſten, Disecernanten und Selangifees haben in ber erflen Haifr⸗ 
deso 18. Jahrh. nur ein kurzes Dafein in Frankreich gehabt: (Wal. Jan ſen mb 
ee — griechiſche Kirche, obwol wegen ihrer in ſpaͤtern Zel⸗ 


wieder zerſtrent. Daſſelbe thaten mit mehr Erfolg um 1666 Die Roskolniken 
und bie von Ihnen aubgegangenen Philinponen, die Duchoborzy und bie unpepl 
ſchen ixffen. (©. el Kioche.) 

Genauer ·EAnnt man: bie zahlreichen Gekten, bie dem Proteſtantismus 
theile num durch Verwerfung des Papftihums und durch den einfachern Gottes⸗ 


464 Gekten, [dt der Reformatlon 


un. theils auch wegen Threr Entfichung aus feinem Schoße verwandt find. Fe 
Erſtern gehören: 1) die Anabaptiſten ober Wiedertaͤufer des 16. Jahrh., von 
— die er Parteien der Waterlaͤnder, Frieſen, Slamtinger mie den Galeni⸗ 
ken ober ber Gemeinde vom Lamme, ben Apofkoolen ober ber Gemeinbe von ber 
Sonne, den Ukewaliſten ober Dompelers, den Danzsigern, den Janjakobschriſten 
und Schweizern und bie gemäßigter denkenden Mennoniten, Sumitiften, Baptiſten 
Sabbatharier und Dunkers abſtammen. (©. Taufg efinnte ) 23 Die Ink 
tarier oder Socinianer (ſ. d.). 3) Die ne (£.d). — 
In den proteflontifehen Stechen ſelbſt hat, außer ber Xrommıng der Reformirten 
von den Lutheranern, unter den Erſtern nicht wire Abweichung des ſtrengen Calvi⸗ 
nismus von den freieen Anfichten Zwingli's in der Lehre vom Kirchenregiment 
eine Verfihtebenheiten der Berfaffung ut, Die die alten Schweizer und bie 
von ihnen abſtammenden helvetiſchen Glaubensgenoffen in Ungarn als echte 
Zwinglianer, ungeachtet des Consenras Tigurinus 1549, mit den GEalviniſten in 
Genf, Frankreich, Holland, Berta und England nicht ganz Ghereinfiiuemni 
laffen, ſondern auch ber Streit über die Praͤdeſtination zwifche n Somarus und Aus 
minius zu der durch die dorbdrechter Synobe 1018 verewigten Nechlichen Trennung 
dere Arminianer oder Remonſtrauten (ſ. d.), welche nach Pelaglauiſcher 
Anficht nur eine bedingte Gnadenwahl anrıehmen und daher auch Unwerſaliſten 
heißen, von ben altglaͤubigen Calviniſten Gelegenheit gegeben. Auch nach ber 
dordrechter Synode hielten ſich noch Remonſtranten zu Rheinsbuerg bei Leyden vers 
borgen, wollten ſich aber nach der Proclamation der Religionsfreihelt ber Remon⸗ 
ſtranten nicht mit dieſen vereinigen, und ſtifteten bie beſonderr Sekte der Colle⸗ 
gianten oder Rheinsburger (f.d.). — Eine politiſche Merkwierdigkeit er⸗ 
hlelten die Reformirten in Frankreich die im 16. und 17. Jahrh. u. d. N. Des 
Hugenotten als eine ketzetiſche Sekte verfolgt, durch dieſes Schickfal bis zum ge⸗ 
waltthaͤtigſten Fanatismus erhigt wurden, und beinah ſelbſt ein vom reformirten 
Lehrbegriff abweichende Richtung des religioͤſen Glaubens genommen hätten, We⸗ 
nigſtens ſtanden unter ben hugenottiſchen Rebellen in den Cevennen, die man im 
Anfange des 18. Jahrh. Camifarden (Kurzroͤcke) nannte, Propheterr und Wunder⸗ 
thaͤter auf, bie ſich unerhörter Erſcheinungen ruͤhmten und u. d. SR. der Inſpitirten 
oder neuen Propheten nach 1710 auch in Deutſchland erſchienen. (S. Inſpi⸗ 
ration.) — Im der anglicaniſchen Kirche entſtand gegen Eride des 17. Jahr; 
eine Partei freier denkenden Theologen, bie wegen Ihrer mildernden Auslegungen 
ber Lehren von der Dreifaltigkeit, Genugthuung, Gnabenwahl us Gen Sacra⸗ 
menten Latitudinarier oder Synkretiſten genammt wurden, ſich jedoch keineswegs 
kirchlich abfonderten, wie bie u. d. N. Preöbptertaner, Puritaner, Congrogationa⸗ 
Uſten, Nenconfermiflen, Independenten in Seoßbritannten bekaunten Diffen- 
ters. (Bol. d. md Anglicanifche Kirche) England war Äberhaupt 
das Mutterimdb ber meiſten neuern Sekten. Hier entftanden die Quaͤker, die 
Methodiften, zu denen die Jumpers (Springer) ober walliſer Methodiſten, 
eine Abart wie die Schuͤtterer, gehören, die Sanbemannianer ober Glafſiten, 
mb die Nonjurors oder Jakobiten (f.d.). Weniger erheblich fiab-bie ſchot⸗ 
tifchen Seceders, d. h. Separatiſten, welche in der Mitte des 18. Jahrh. wie Die 
Relievers, d. h. Helfer, wegen des von-ikmen behaupteten Rechts aller Gemeinde 
Hlteder zur Wähl der Getftfichen, aus der presbyteriomifchen sche ſchieden, doch 
felbft um des Bürgereibes willen in Barghers, bie ihn leiſten, und Autiburghere; 
die ihn verweigern, zerfielem, und bie Lifters zu Kilmore, bie das Brut beim Abend⸗ 
mahle emporbheben. Auch auf dem Gebiete ber Verein. Staaten von Norbamerid⸗ 
find im 18. Jahrh. einige Eleine Sekten entflanden, son benen jebod) nur bie 
Schütterer (f.d.)und die Dunters ff. XKaufgefinmte) Erwähnung ver- 
bienen. — Höhere Theilnahme erwecken die Herrahuter, um deren wir in der Nähe 


Slam Selbflentzuͤnduugge 155 


ſehen Eiemen, wie bie befſern unter den kleinen proteft. Beligionsparteien ihr klrch⸗ 
liches md buͤrgerliches Sufamsmenichen eingerichtet haben (f. Brädergemeinde 
und Herrunhut), und bie Swedenborgianer oder Glieder der Kirche bes neuem 
(f. Swedenborg), die beide auf dem Gebiete ber lutheriſchen 
Kirche eutſtanden find. — Ein verfehlte, obwol merkwärbiger Verfuch, bie natür- 
liche Religion zur Öffentlichen zu machen, war bie während der Revolution zu Pa⸗ 
rie antflandenne mund wieder ——— kiechliche Geſellſchaft der Theophilan⸗ 
thropen (f.&). Auf: demſelben Wege bes Naturaliemus, doch nichts weniger 
is. philofophiſch, zeigte ſich 1781 eine aus armen, umwifienben Lanbleuten bes 
ee die Abrahamiten (f.d.). Chriſtlicher 
ift die 1802 zu Deift gefliftete proteſt. Sehe, bie fi) Christo sacrum nennt. — 
Außer dieſen ch gefbaltsten Retigionsgefehfchaften find noch eine Menge 
theologifcher und —— * Parteien im 17. und 18. Jahrh. mit Sekten⸗ 
en ohrol ihre Anhaͤnger nur durch das Wand nt 
enbingen und Beine kirchlich abgefonderte Sekten bildeten. Die 

x vergleichen unter ihcren finb die von einem Srjefuiten unb Prediger zu Middel⸗ 
burg, Johaun Labadie, um 1666 geſtift. Lababiſten, bie, übereinftimmend mit dem 
refermirten Behebegriff, nur bucch fromme Vußuͤbungen, mönchifche Zucht und 
—— eine ber erſten Chriſtengemeinde ähnliche heilige Kamille 

bilden wollten und fich nach bem Tode ihres Hauptes, 1674, ei einige Zeit zu 
—— in Friesland erhielten; die Boͤhmiſten, bie nach dem eifrigſten Be 
wunderer Jabob Boͤhme's, dem Theoſophen ... welcher daB Prieſterthum 
Melchiſedeks wiebecherftehen wollte, Gidgtelianer, und wegen ihres Beſtrebens 
nach MNeinigkelt des WMandels, Engelöbrüber biegen, auch im Anfange 


le 


aber keine bleibende Sekte bilden konnten (vgl. Böhme); die ihnen verwandten 
ber Engelsbruͤder in England, welche ba fihon gegen 
Ende des 17. Jahrh. nach ... einer woräbergehen 


fültigen Formen und Arten der —* überall verbreiteten Chilioften 

(f. b.), ober Anhänger ber Lehre vom taufenbjährigen Meiche. Billig begreift man 

alle dieſe Parteben und die theoſophlſch⸗myſtiſche Schule Lapater's, ek die jest 

en ee ſeht ne —— Schule Jung⸗Stilling · 
gegen 


wvatzuſammenkuͤnfte Nahrung geben, als bie öffentlichen Anflalten dee Staats⸗ 
irre Im Algemeinen ſcheint die Neigung zur religioͤſen Sek⸗ 
tirerei jetzt ſchwaͤcher als ſonſt, und, wenn bie orientalifchen Sekten gewiß noch lan⸗ 

ge kber ihre alten Formen halten, bie Zeit nicht fern, wo beſonders die zum Myſti⸗ 
clamus geneigten Selten unb Parteten im Occident theils von ber Aufklärung er⸗ 
Biltet, theils durch die ihnen gewährte Freiheit ſorglos gemacht, das Gepraͤge Ihrer 
wipimglidhen Eigenthümlichdeit chellauer in Oſtreich und 


derſchwumden — Adgerneinen zahlt man 70 heibnifche, umgefi 
Ihe ch —— Orkan. So mächtig iſt die —— zelgidfen Glan 
bus, * wie ein alter Schriftſteller ſagt: az tam voluntarium quam 
Selamy f. Blumenfprade. 
Gelbfienizändungen. Wer —— 


186 Eeikkoriunhh Seifen 


aghirt, bie bush Dufamuunbäufung umb an Wer 
ferchten Heues entfbanden find! Auch Getreide, Wal, Diengen, Walle u. ſi 
mw. ſind unter gleichen en bes Geibfbentzlinbuong unser unterwerfen, Sie echitzen 
ſich bussch bieße® Eeflzufansmenliegen: und ohne Mitviniaug der auſenn Veaas 
laſſung bis zu einem ſolchen Grade, dag ſchon auf den Zumt eines ſhwache 
Buftzugeſs, oft ſogar ohne denſelben, bis heilen Flammen ans brachen. Es. be⸗ 
darf daher der groͤßten Vorſicht bei Verwahrung ber augegebenen umb vernandeer 
Steffe. Man ſorge beſonders, Daß fie nicht zu feſt auf einander gehaͤuft machen 
vor ha fie gleich eine ſolche kuͤhle mund Iuftigt Lage erhalten, le — 
der übermägigen Aufhaͤufung von Waͤrmeſtoff 

lic) entſpringen ſolche Selbfientzänbungen aus - — das feſte — — 
gen begimfligten innigen Vereinigung der Feuchtigkeiten awt den keſten Ctoffen, 
und der daher entſtehenden Feſtigung des Fluͤſſigen, wabei, — bekannten phy⸗ 








ſiſchen Geſatzen, eine ungeheure Menge von Maͤrmeſtoffiſeei —— 
iſt nech, was neuere — von Tee ——— menſc⸗ 
‚hen Koͤrpers erzaͤhlen. Man will, namentlich in Italien Verſonen nen ſche tooche⸗ 


ner Leihesbeſchaffenheit, in F ** Selbſtentguͤndung, in Aſchenhaufen ven 
mandelt gefunden haben, vor Suamen nad) öfter wundäigen Gensffe 
von Brauntwein Dos Weitere in Geen's, Naturliahne (6: Auf; 1820). - 

Selbfigefpräd, f. Manetog. . 

Selbfiherrfcher, Autekrater Unter allen Regemten Cirapas führt ide 
der wuffifche Raifer Dielen Titel, welcher dia berfafkrugtunchkäge Aabefchuänttheit 
deſſelben andeutet. Woͤrtlich wird es durch Selb ſt halt ar Iiheufeut, weicher 
Aubdrucke bis zur Zeit Sathatina IL. gebraucht wourde; labanifch: Ipen temens dm- 
nam Rosaiam. Der Ausdruck aller Reufſen iſt unrichtig demm ber Mual 
von Bonsia wird nie gebraucht, ud ber Laut au konent ins Rurſſiſchen nie nor. 
Man fellte nlfo ſagen: Selbſthalter von ganz Nußlaud. Im Zuaugdf. Heißt ter 
Zitel: Auteerete de tautes les Bussins, mad dieſe Mehrzahl um: anf bie 
Eintheilung bet Reichs in Große, Klein, GSüb>; Wlefl-, Reuriiand, die DR 
ferprovinzen u.f.w. . 

Selbfliebe, Selbſtfucht. Die Natur hat jebemn bentigen Weſcu 
einen ſtarken Trieb ſeiner Selbfterhaltung gegeben, dieſer HI mit der Gelbflempfins 
dung verknuͤpft, als dem Gefuͤhle daB augenehmen ober usangmmehrnen Zuſtandes, 
in welchem ein Weſen fich befindet. Der Menſch fucht ebenfallo einen ſ. Natur 

angemefſenen Zuſtand zu gewinnen vnd zu arhalten. Die Getihfiliehe, die wir 
—** beilegen, le bad Bat Berneck Mittel zum Amecke zu waaͤhlen, 
und das Mein und Dein zu unterſcheiden, vielfach beſtimmt. Sie wird zur ven 
nuͤnftigen Selbſtliebe, infofern fie auf bie wahre Glaͤckſeligkeit des Menſchen, 
welche duech Tregend beflimmat wird, gerichtet iſt, mb bie Wirkſamkeit 
fuͤr das wahre Wahl Andrer nicht ausfchließt. Dagegen wieb fin zur Eigenliche, 
wo fie nur auf dad ſinnliche Wohlſein des Jchs hingeht, und dent, send wir Audern 
zu leiſten ſchuldig ſind, im Wege ſteht. Wird endlich dieſe Eigenliebe zur Leiden⸗ 
ſchaft, fo heißt fie Selbſt ſuche (Egoriumse), ———— 
Begierde Alles, f. inbteibuellen Zwecken und ſeinem Wohlfſein untergzuorhuen. Man 
unterſcheidet aber alme groͤbere oder offene und eine verſteckte oder feinere Selbſi⸗ 
ſucht, die ſich mit Klugheit aͤußert. (S. auch Eg oismus.) 

Selbſtmord (swieidkim, autochiria). Die Erhaltung des ⸗igenen 
Lebens iſt ſittliche Pflicht. Denn das irdiſche Daſein des Menſchen Eeben in ai 
gemeiner Bedeutung) iſt als Bedingung f. hoͤhern Bernunftiabens auf weisen 
f. Würde beruht, und um biefer Wuͤrde willen geheiligt. Jede willkuͤtliche Ver⸗ 
fegung bes eignen Lebens, mithin auch Vie almaͤug⸗ durch „rin / afichtwidriges 
Handela verſchuldete Lebentverkuͤrzug, iſt daher Sinde, Infafık fie zugleich 


n Seldfchulten 687 
| — gm Dee ae Rod) unſitulchor iſt die ylägfiche: wah: wali⸗ 
ſame Zarſtoͤrug beö eignen Lebens, welche ber Menſch auf den Autrieb run will 
kuͤelicher Borfielungen, Triebe, Neigungen, Leideuſchaften und Stimmungen 
am ſich ſelbſt veruͤbt, oder bee Selbſtmord im engern morali Sime, woil hier 


bee Menſch, aus Mangel an Achtung vor feiner Vernunftwuͤrde, ober ans Ver⸗ 


smeillumg an Desfelben, Datjenige vernichtet, tma6 bie Bedingung enthält, dieſe 
forthin zu bebampten und die ihm verlichenen Kraͤfte, ———— 
gemäß, —— und anzuwenden, kurz, weil der bße uber yatt ſ. Ver⸗ 
nichug ſich zugleich entehrt (dieſer Wirrde beraubt), die Pflichten gegen audee 
nftige Weſen unb gegen ben Geſetzgeber und Regierer alles Lebens verſetzt 
— * bem Geibfimede ih iſt daher der freisoillige Tod (mors voluntaria) nicht 

verwechſeln weicher gewählt wirb, um biefe Wuͤrde zu behaupten und für Ideen 

su flechen. De ſchwer zu beustheilenken Faͤllen ein, wo das Leben 
nur auf Koſten dieſer Wuͤrde erhalten werden koͤnnte, wo die Fortſetzung des irdi⸗ 
ſchen Daſeins unvertraͤglich mit derſelben ſein wärbe, oder two, im Geamtheil, 
durch Aufopferung bes Lebens ein höheres, ſittlicher Zweck erreicht werten kann. 
— ——— ſondern ua Mittel und Bedingung eim6 
Hoͤrt es daher auf, re (wie wenn der Menſch durch eine Aus 
here u gendtbigt wuͤrde, etwad feiner Würde Widerſprechendes zu: thun 
oder zu dulden), fo hört auch die ic ‚ea zueshalten, auf, Diefe Selbſtent⸗ 
lelbung ift Babes nicht rein weißfäcli, fie entfpringt nicht, wie der Selbſtmord ge- 
woͤhnlich, aus finslichen Trieben, nicht aus Feigheit vor ber Qual einer unbr⸗ 
friebigten Siunlichkeit, nicht aus verfchulbetem Zwieſpalt im Innen, nicht aus 
Wahn ober einem verzimeifeladen Gewiſſen, fonben aus Muth umb feften Willen, 
ein würbige® Leben mit dem Tode zu befiegeln, das Beben hoͤhern Zwecken zu 
opfern und bie Wuͤrde des Menfchheit durch den Tod zu behaupten. über dieſe 
Faͤlle iſt von fruͤhen Zeiten her [ehr geſtritten worben, und die Selbſtmoͤrder, fo 
wie Dies weichlichen Vertheidiger des Selbſtmordes, haben vergeblich mancherlei 
Gründe für benfoiben aufzuftellen, ober ben Begriff des willkuͤrlichen Gelbfimer: 
des mit bem des freimiligen Todes zu vermiſchen geſucht. Wan beiden iſt enblich 
verſchieden ber unwilltuͤrliche Selbſtmord, d. i. derjenige, welcher in einer krank⸗ 
baften Befchaffenheit des Körpers, die anf den Geiſt unwiderſtehlich einwitkt, 
oder iss einer folchen Gemütksftörung f. Duelle hat, vermoͤge deren das Bewufe: 
fein des Gittlihen oder Unfittlichen der Danblung, und bamıit auch die freie 
Willenskraft bed Danbeladen gehemmt und aufgehoben if. — Ju den meiſten 
— wirkt jedoch phyſiſche und moraliſche Krankheit zuſammen. Hierin liegt 
der Brad, warum wir bei allem natürlichen und ſitelichen Abſcheu dor dem wills 
kirrlichen Selbſtmorde doch ain entſcheidendes und verdammendes Urtheil Uber den 
Selbſtmoͤrder und nicht ammaßen duͤrfen. Die naueſten Unterfuchungen über die⸗ 
fen Gegenſtand find von F. B. Oſiander („Über ben Selbſtmord, ſ. Urſachen, Ar⸗ 
ten, mediciniſch⸗gerichtliche Unterſuchung und bie Mittel gegen benfelben‘‘, Hano⸗ 


H 


ieh 


ver 1813), €. WB. F. Schulg („Der natürliche Gelbfimerd, eine phmfioiogifihe Ab- 


banbiumg‘, Berlin 1815) anb Thiele von Thielenfeld (‚Gründe flv und wider den 
Selbſtmord, Leipz. 4847 5 eine populaire Derfielung). Auch findet man fhöne 
und tiefe Anfichten in bey Eleinen Schrift der Frauv. Stacl: „Sur le nuleide”. (&. 
auch Staͤudlin's, Geſchichte der Vorſtellungen und Lehren vom Selbſtmord( Goͤt⸗ 
sing. 1824.); und J. P. Falret, „De r hypochondrie et du muieide. Consi- 
derat. sur les causes, = le niöge et le —— de ces maladies ete.“ 
(Paris 1822, deutſch v. G. Wendt). 

Seldf huften (kein, tuͤrkiſcher 2 lkeſtamm, ſondern) ein von tuͤrki⸗ 
ſchen in Kleinaſien und Syrien geſtiftetes und von tuͤrk. Sul⸗ 
tan⸗n beherrſchtes Reich, das in der Periode ber Kreuzzuͤge unterging. Es hatte 


188 Selene "Selterfer Brunnen 


ben Namen von Gelbf ud, Sohn bes Dukak, der in Dienften Jabgu's, des 
Ehagan der Ehazaren ſtand. S. entwich von dem Hoflager des Chagan, und 
warb der Anführer (ein tuͤrkiſcher Condottiere) von einer aus den verſchiedenſten 
Boͤlkern zufammengelaufenen Horbe. Seidſchuck's Enkel Togrul⸗Bey eroberte 
als Anführer der Miethstruppen des Khaltfen Bagdad 1060, wurde Sultan, 
und hinterließ die Würbe bes Emir al Omrah (bis 1152) feiner Familie. Der bes 
richmteſte Nachkomme deffelben, Dfchelalebbin, ft. 3992. Seit 1104 theitse 
ſich das Reich in mehre Dynaſtien, von benen fich da® ſeldſchukkiſche Sultanat vom 
Ikonium (don 1074 bi6 1308) am längften erhielt. An die Stelle deſſelben 
trat das Reich der OSmanen (f.d.). Vgl. Willen und Fr. v. Raumer „CCI. 
emendatt. in Lohmeieri ct Gebhardii tabb. genealog. dynastiar. Arab. et 
Tureie." (Heidelberg 1811). Liber den Urfprung ber Gelbſchukken ſ. Abul⸗ 
feda, Eimacin und Albufaradfch. 

Selẽne, f. Luna. 

Selenograpbhie, Beſchreibung des Mondes. 

Seleucta hießen mehre, von Seleukus Nikanor gegründete Staͤdte in 
Aften. Eine der beruͤhmteſten war die, welche an des alten Babylon Stelle Hauptſt. 
von Babplonien wurde. Der Tigris und Euphrat ſtroͤmten nahe an ihren Mans 
een vorbei, und diefe gänftige Lage erhob fie zu einer ber’reichften Handelsſtaͤdte 
der alten Welt, Die Zahl ihrer Einw. fol an 600,000 betragen haben, und bee 
vornehmere und mächtigere Theil beftand aus Griechen, bie lange Zeit in einer 
eignen, freien Berfaffung lebten. Zur Zeit bes roͤmiſchen Kaiſers Veins wurde 
Seleucia zerftört, und nur einzelne Trümmer finden ſich noch. Von Babylon 
lag fie ungefähr 75, umb vom jegigen Bagdad 4 — 5 geogr. Meilen entfemt. 

Seleukus Nikanor (ober Nikator), des Antiochus Sohn, einer ber 
tapferſten Heerführer Alexanders d. Gr. , der ihm bie Statthalterfchaft von Bas 

bylonien und Medien übertrug. . Nach Aleranders Tode machte er fich zum Koͤ⸗ 
nige von Syrien und unterwarf ſich alle oͤſtliche Länder der Monarchie deffelben 
vom Hellespont bis nad) Indien und bis an den Jararted. Seine Nachkommen 
hießen nach ihm die Seleuciden; auch datirt fich von ihm eine eigne Zeitrech⸗ 
nung, bie Aera Seleucidarum , welche mit d. 12. Fahre nad) Alexanders Tode 
anfängt. Nach mehren glüdlichen Kriegen gegen Antigonus, Demetrius und 
Lyfimahus ward er m f. 78. 3. (280 v. Chr.), da er eben mit noch ungeſchwaͤchter 
Kraft gegen Thraden und Macedonien zu Selbe ziehen wollte, von einem feiner 
Höflinge, Ptolemaͤus Ceraunus, ermordet. Tapferkeit und Erfahrung, Weis⸗ 
heit und Menfchentiebe hatten dieſen berühmten König zu einem würdigen Regen: 
ten gemadt. Er ehrte umd liebte die Wiffenfchaften und ſchickte u. a. ben Gries 
chen bie Bücher und Eoflbaren Denkmäler, die ihnen Xerre® geraubt hatte, ; 
aus Dankbarkeit ſtellten bie Afhenienfer ſ. Statue am Eingange des Porticu ber 
Akademie auf. In Aften ließ er 34 Städte erbauen, die er mit griech. Coloniften 
bevoͤlkerte. Er war ein Vater und Wohlthaͤter ſ. Unterthanen. 

Seligfprehung, f. Beatification. 

Selimlll.,f. Osman. Reid, Nizam Dſchedid und Mahmud H. 

Selterfer Brunnen. Diefe Quelle bei Niederfelters unweit Limburg 
im Roffauifchen, auf einem Gebirgsrüden, in einer wilb romantifchen Segend, 
ward zwiſchen 1500 umb 1550. entdeckt, aber im breißigjähr. Kriege verfchüttet. 
In der Mitte d. 18. Jahth. war fie noch fo wenig im Rufe, daß fie jährlich um 
2 5.20 Kr. Rhein. verpachtet war; 17763 betrug ber Pacht bereite 14,000, jegt 
80,000 Fl. Das felterfee Waſſer (unrichtig Selzerwaſſer genannt), gehört zur 
Battung ber alkalifch » falinifchen Waffe. Gs iſt hen, perlt fehr und [dymedkt et» 
was ſalzig. Im Sommer braucht man es gewoͤhnlich ats Tifchteumt, mit ober 
ohne Wein und Zuder. Angewandt wird es bei Erbrechen, Sodbrennen, Mangel 


Semele  : Gemietit 180 
on Apperlt, Magenkrämpfen, Gicht, Skropheln, bei Berftopfimgen ber Eingeiveibde 
des Unterleiben, Haͤmorrheiden, Leber⸗, Gallen» (beſonders mit Miich vermiſcht) 
und Lungenkrankheiten, Stein, Gries re. Bei Neigung jum Bluthuſten iſt es je: 
doch ſchaͤdlich. An der Quelle it e außerordentiich wirkſam, und fuͤr ſchwache Per⸗ 
ſonen als Bad ſogar betaͤubend. Defiemmgenchtet wird es dort ſelbſt wenig ges 
trunken. Seit 1803 iſt der Brummen ein — nafſauiſches Kanmmergut. Man 
füne hier jaͤhrlich über 1 Mill. Kruͤge, deren jeder 2 volle Pfund Waffer enthaͤlt, und 
die in alle Welsthetle verſchickt werden. Das Füllen ber Kruͤge findet hoͤchſtens 5 
Monate im Zahre flott. Wow fruͤh bis Mittags treiben die Schöpferinwen ihr We⸗ 
fen, und es darf da Niemand weiter füllen. Won 11 — 1 Uhr kann 
tragbare Laften fuͤlen. Bon 1 — 7 Uhr Abends füllt man wieder für her og 
— gg Magazin werden 100 gefuͤllte und gepichte Kruͤge mit 11 

Semele, des Kabmus und der Harmonin Tochter, die durch ihre Schön: 
beit Jupiters Liebe gewann, der In der Geſtalt eines Sterblichen zu ihren Umar⸗ 
mungen. fan. Sie zu verderben, a. ihr die eferfüchtige Juno in Geſtalt ihrer 
Söurin Verde und erweckte in &.’8 Bruſt Zweifel, ob ihr Liebhaber auch im 
Waheheit der hohe Donnerer ſei; fie ſolle, rieth fie truͤglich, ihn bitten, daß er ihr 
in eben der Majeſtaͤt erſchelnen moͤchte, wie der Juno. S., dem Rathe folgend, 
bat Jupiter, als er das naͤchſte Mal zu ihr kam, um bie Gewährung einer Bitte, 
die dieſer ihr beim Styr zufagte. Wergebens fuchte ex fie zum Widerruf zu beivegen, 
als er ihren · Vunſch vernommen ; da trat er auf in ber Majeſtaͤt eines Gottes, bes 
wehrtiutit Donner und Bligen. Der Sterbliche konnte ben Anblick nicht erteagen 
und amt, von ben Flammen in Aſche verwandelt, entfeelt nieder. Nur den Bar: 
ches den fie noch unter dem Herzen trug, konnte Jupiter retten, indem er ihn, da 
er noch umzaltig war, in feine eigne Hüfte verfchloß. Der Schatten der ©. ſchwang 
ſich zuun Simmel auf und ward umter die Unfterblichen verfegt, nachdem Jupiter 
fie mit der Juno verföhnt Hatte. Bacchus ſelbſt entfährte fie der Unterwelt und 
nahm fie mit ſich in den Diymp. 

Semgallen, ſ. Kurland. 

ı&emtarianer, ſ. Arianer. 

Semilor oder Similor, auch manheimer Goid, ein Metal 
gemiſch aus 3 Theilen Kupfer und 2 Th. Zink. 

Seminarium, f. Schullehrerfeminarien und Schulen. 

Semiotik, andy Semiologie, die Zeichenlehre (von bem griech. arnueıov, 
das Bilden, gebildet), bezeichnet in der Arznetlunde denjenigen Zweig berfels 
ben, welcher alle im geſunden und kranken Zuſtande einttetende, aͤußerlich erkenn⸗ 
bare Erſcheinungen ins menſchlichen Körper, in ihrer Bedeutung auf Leben, Ges 
fundheit Krankheit oder Tod, erkennen, beſtimmen und anwenden lehrt. Die ver⸗ 
ſchiedenen Verrichtungen des Koͤrpers deuten entweder den gegenwärtigen Zuſtand 
dee Geſundheit ober Krankheit (diagnoſtiſche Zeichen), oder ben künftigen, als Fol⸗ 
ge des gegenwärtigen (prognoftifche Zeichen), an, ober haben Bezug auf Das, was 
vochergegangen ift, infofern es auf den gegenwärtigen Buftanb Einfluß bat (ana> 
mmeflifche, ober Erimnerumgezeichen). Die Semiotik lehrt demmach die Exfchei: 
nungse und Zeichen kennen, wriche aus dem Alter und Geſchlecht, aus den fünmmt- 

Eichen Wersichtungen des Koͤrpers, aus dem Temperament und der Befchaffenheie 
——— Theile bed Körpers die Geſundheit beſtimmen. Desgleichen wird ber 

erkannt aus den Zeichen von den Abweichungen der Verrich⸗ 
tungen, z. B. des Athmens, des Pulſes, ber Nervenempfindlichkeit und dem davon 
en und Erſcheinungen im Koͤrper, der Beſchaffenheit der 

Siaus mb deren — — des Verhaͤltniſſes von Wachen um Schlaf, der 
geiſtigra Verrichtungen in beiden, der Naturtriebe und natürlichen Beduͤrfnifſe, 


MD Gemipelaglener innler 


Dan Nerhauung, des Hamgers, ber Ausierrungm;. aus ben Beides von der Ve⸗ 
ſchaffenheit * bed Speichels, der 23 und des Ucina, ber Ger 
ſchlechtsverrichtungen, der aͤußerlichen Befchaffenheit des Körpers, feiner Haltung, 
erden sten eg u... 
zeichen des Todes, d chen zur Unterſcheidung des wohren von ders Scheintode, 
dad natuͤrlichen vom * —— innere Gewaltthaͤtigkaten, Schahlich⸗ 
keiten 1c. bewirkten To H. 

Terre f. Pelagianismes. 

Semiramis, Koͤnigin von Affgrien, Iehtaim einer sub ſo formen Deit, veß 
man durch dem Schleier ber Dichtung, worein ihre Geſchochte gehuͤtlt Hi, wenig Si⸗ 
he zu erkennen vermag. Dee unzuverläffige Kteflas Ift die einzige Graudlage 

die fruͤhere Zeit ber aſſhriſchen Befchichte. Gonbern wir ans ſ. Erzählung Ds 
offenbar Fabelhafte, fo ergibt fi, daß S., deren Abkunft dunkel, die aber robch 

au Sch und von großem Verſtande war, die Benaahlin bes Menon Wurde, 


eined vorn⸗hmen Officiees unter Koͤnig Rinus, und daß fie, als fie Iyesus Gemahle 


auf dem Feidzuge nach Baktra folgte, bie Aufmerkfomkeit und Bumeiguup bes Koͤ⸗ 
ige ſelbſt aufſichzog, ber Wett und Thron mit ihr theilte, nachdem fir Gemchi 
aus Eiferſucht und Verzweiflung ſich dad Leben geraubt hatte. Nach des Miss 
Hode nahm fie als Regentin und Vormuͤnderin ihres unerwachſerun Gohns bie 
Zaugel ber Regierung und herrſchte mit großem Ruhm. Sie erbaute Babylon, von 
defſen Wundern fontel erzählt wird, was unglanblich sefcheins, wens men ertcgt, 
daß Ninus's Tod am 2007 v. Chr. gefegt wird. Darauf verfülgte fie ihres Ge⸗ 
mahls Eroberungsplane, durchzeg Medien und Perflen, allenthalben Spuwen ihres 
Glanzes zurädtaffend, und drang bis Äthiopien, Baktrien und au bie Ufer des In⸗ 
dus. Hier flieh fie auf den König des Landes an der. Spitze eines großen „Demme®, 
erlitt eine voͤllige Niederlage und kam nait dem britten Theile ihrer Kriegkacht madı 
Baktra zuruͤck. Ihr Sohn Ninyas zettelte bei ihrer Ruͤckkumft eine Verſchwoͤrung 
an, die ihe das Leben koſtete, ober fie doch nöthigte, dem Throne zu entſagen, nach⸗ 
dem fie 42 Fahre lang regiert hatte. Die ganze Geſchichte der S., die wait. den 
wunderbarſten Fabeln vermifcht ift, erfcheint nis En im Beife —E nicht 
einmal ihr Zeitalter laͤßt ſich beſtimmen, wiewol ihr hiſtariſches Daſein an md für 
fich nicht in Zweifel gezogen werden darf. 

Semitiſche Sprachen, ſ. Sprachenkunde. 

Semler (Johann Salomo), einer der einflußteichſten Thaologen Des 18. 
Jahrh., geb. 1725 zu Sagalfeld, hatte au feinen Water, dem daßgen Archtdiako⸗ 
nus, und an feiner Mutter ſehr rechtſchaffene und Fromme Erzieher, autch warb 
er in der Schule feiner Vaterſtadt zu gründlichen Sprachſtudien augeleites. Ber 
der pietiflifchen Kopfhängerei, die damals am Hofe bes legten Herzogs von Saal⸗ 
feld herrſchte und Menfchen aus allen Ständen anfledte, war er ftlihen durch fei- 
nen gefunden Verſtand und durch den Schutz feiner Mutter bewahrt werden, 
Nach deren Bode aber, ber. um biefe Zeit erfolgte, neigte fein Water ſich ad 
Schwaͤcht ſelbſt zum Pietismus, dem ©.6 Altefter Bruder ſchon völlig eugeben 
war. Beide beſtuͤrmten ihn nun fo lange mit Zureden, bls er fich bequenate, bie 
ge des neuen Rectors zu beſuchen. Unter dieſem Einfluffe ſtrebee ©. 


anz ernfllich, wie er Alles betrieb, nach dem Heile ber Wiedergeborenen; Tukbe 


—* und fünderhafte AÄngſtlichkeit trat an die Stelle ſeiner vorigen Heirkeit, ia 
allen Winkeln kniete er betemb und weinend, und feine Welshrumg ſchien ſo merk⸗ 
würdig, daß ber Herzog ihn nebſt einigen Mitfpüten vor fi) kommen nnd ie 
förmliche Probe im Herzensſgebet ablegen ließ. In diefer truͤbſeligen Stimmung, 
fonft unverborben an Leib und Seele, bezog er 1742 bie Univerfität zu Halle 
Seine Wohnung im Waifenhasfe brachte ihn in bie Geſellſchaft weinerlidgen Miet 
braͤder, bie ihm das Studiren, befondees bie Lurture zur Suͤnde matheen und 








Sewler 141 


joben. Lebentgenß verleideten. Doch noch im erſten Unkverfttaͤttahre flegte ſeine 
gute Matur, aufgemmetert durch neue, lebenefrohere Freunde, über die Feſſein 
dieſes end, von dem nur eine eutſchiedene Neigung zur Myſtik, 
eine ſehe ante Gewifſenhaftigheit nnd die Waͤrme einer aufeichtigen Schmmipkeit 
in ſeinem Gewkthe zuchdbtisb. Dagegen tg er aus ben. im Umgange mit deu 
Yıeslfimı genadjeen Kpufahtungen ven Iehhaftefien Mäiterwillen gegen Gdpeinhei 
ügfeit, Aberglauben und ptiefteviidye Anbelbfanrkeit davon. Um fo fefker ſcho⸗ 
ſich num dem freifinnigen Sigm. Jak. Baumgastın, dem groͤßten bammligen 
halleſchen Theologen, an, ward als Mitglied des theologifchen Seminars fein 
menefer Baer und — Im etagliche Umngange diefes väterlichen 


Breunbes ternte oc due weckte bee Theologir aus. dem hiſtoriſchen Geſichto⸗ 
Be kan 0 GOEE Ba von einer hallt⸗ 
ſcheu Meibechet und dar Baumgarten ſcheu Welehiſtorbe, flͤr bie er Übsrfeguingene 
a. d. Engl. mit eignen Aumerke lieferte; ach ging ex deen Hoftath Lenz bei ſeinen 
hiſtoriſch⸗ genealogiſchen Arbeiten zur Hand mb fantmalte olwe Menge gefchichelb⸗ 


Die er in einigen kleinen Schriften nirberlegte. Durch dieſe Pro⸗ 
ward er anter ben dentſchen Gelehrten und darch ſrine Magiſter⸗· 
u... der Whiſton angefochtene 


Jeſtam., van Auklande 
hokan Kusteen Bi £ — VE ER 1760 
eng wo er den Profeſſoelftel erhlelt Gier ebenen 
eben evledigte Herautgabe derKoburger Beitimg”, welche, durch 
anbaltonten Aucfäge aebeben, ihm den Aufteag zue Abfaffung einer Essatte 
Sereitigkeiten des Herzogs von Wuͤrtemberg mit ſeinen WBafallen 
Wie diplomatiſche Ausführung zu Guuſten des Herzogs evrogte im 


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Im Bien er 1758 Yeramegab, umd warb eine der woflen Zieeben ber 

Die antegende Lebenbigkeit feines fonft nicht gefeilten —* 
ehe das Anziehende feiner neuem Anfichten erhielt Ihm ſtess ein vollee Audi⸗ 
Mit Foren Eollegen lebte er, obwol ats Schriftſteller feht Eningerkicher 
... Feleden, ee een een 


leſungen Abos 
—D 
arten) 

Ynlorsfiekt. 


Ei 


ffen mit Hähem. @elne Radjgiebigkeit gegen ben Bänifter v. Bedäit, 
— Befehen ex and den Bonds deö Ghrolögtfihen Seminars 1.777 chm phil- 
lad Are —— zur Übung der Seminariſten errichtete, mußte er 
Wetter berruen, ba —— ee. ihm das — wohl verwaltete Directoum 
beibe — Runde nen Machtſpruch abnahm. Er beruhigte-fidh Aber 
——— Perg auf mineralogifchen Wanderungen und mit chemie " 
fm Verſuchen. Seine Neigung zum Geheimnißvollen machte ihm deſe uns 


5 


it 


148 Semler 

ſchuldigen Gpiele zum Bebuͤrfniß; ex widmete ihnen feine Exhoimegäfiunben, und 
Ehe in ben Intcn Sihome last Lebens ſogar auf dem Wege zur 

der Lebenetinctur zu fein, bie damals von vielen Liebhabern biefer — gefucht 
wurde. Es fiel auf, da derſelbe S., der ſtets für die Nechte ber geſumden Wer: 
nunft gefizitten hatte, nun ein Anept er worden wolle. Doch wer 
feine immer geſchaͤftige Einbildungskraft, fi vom Weiterer 
Sehr und den auch muflifche Schriften = tele nicht. —— 
Umfang. feiner Beleſenheit kaunte, fand dieſe Schwäche au. dem ſouſt muthigen 
Gegner des Aberglaubens verzeihlich. Viel nachtheiliger war S. der Mangel an 
phlloſophiſcher Syſtematik und gefaͤlliger Schreihart, der ſeine Schriften für Befer 
von hoͤhern — ungenießbar machte. Won den Fortſchritten der dentſchen 
Philofeophie erg ee wenig Kemtulß; deſto mehr war ex in ber 
heilen Bone einheimiſch. Eiteinheiten echeig aufzufaffen; gelang ijen eher, 
als ſich zu philoſophiſchen —8 und aligemeinen Grundſaͤtzen — erheben, 
weßhalb auch in feinen Lehrbuͤchern wol ſchaͤtzbare Notizen und feine Beiuerkun⸗ 

gen, doch nirgends Umriſſe eines eigenthuͤmlichen ——— | 
Aber ſchon durch dieſe Exgebniffe einer Forſchung, bei der er, unbelͤmuert, was 
herausbommen mochte, ber hiftorifchen Wahrheit unabläffig nachging, waren bins 
weichend, eine Menge alter Vorurtheile in den. theologiſchen Wiſſenſchaften um⸗ 
zuſtuͤrzen, und bee Vernunft auf diefem fonft nur fchüchtern beruͤhrten Gebiete 
freiere Bahn zu machen. Was er durch feine Anmerk. zu Wetſtein's Prolego- 
menen unb kritiſchen Schriften, durch feine „Werbereitung zus theologifchen Her⸗ 
menentil ed durch feine Abhandlungen von fesier Unterſuchung des Kancus für 
die Geſchichte des Texted ber biblifchen Buͤcher gethan, umb theils ſeinem beruͤhm⸗ 
ten Schuͤler Griesbach vosgenzbeitet, theils zum richtigen — der Schrif⸗ 
ten des N. Teſt. nad) dem Sinne ihrer Verf. beigetragen; mit welchen ſiege aben 
Gruͤnden er auf dem Wege der J— 
aͤnderlichkeit bes Wiſſent von der Religion und ben menſchlichen Urſprung vieler 
theologiſchen Lehrſaͤtze — welchen Einfluß er dem Geiſte der rg 
bung Fl und mit welcher ruͤckfichtsloſen, eblen Unerſchrockenheit 

echt ber freien geleheten Unteefuchumg in Garen ber DReligian entämpft bat: bas 

wird die Geſchichte rühmen, fo lange es eine Literatur gibt. Begreiflicherweiſe 
kam ©. auf dieſem Wege zu ber Einficht, die Religion , bie bene Menſchen ſremmt, 
fei ganz etwas Andres, als bie wifienfchaftliche Theologie, wie er fie vorfanb; er 
unterfchieb daher zwifchen meralifcher Religion, ſubjeetivem Blanben und chriſt⸗ 
Iichem Leben, und hiftorifcher Religion, objectiver Darſtellung bee geſchichtlichen 
Entwidchmg und Begründung bed kirch 


— Jene nannte er, in⸗ 
ſofern fie ſich nach Maßgabe ber Verhältwiffe ber ver⸗ 
ſchiedenen Individuen mannigfaltig ausbildet, pre biefe Hingegen, in⸗ 
ſofern fie an beſtimmte, Biechlich vorgefchriebene Lehrfäge und Gebräuche. gehum- 
den wird, Öffentliche Meligion. Jene — er den Einzelnen frei gegeben wifſen, 
wie benm bie fubjective u Jedem überlafien bleiben maß; biefe Die bin- 
' Segen ſollte, nach feinee Anſicht, von ber Regierung aufrechterhalten 

bamit doch etwas Feſtes für Alle vorhanden fei. — Grundſaͤtzen ee | 
&. mit bemfelben Eifer, weichen ex früherhin den Anmafungen ber Pietiſten uud 
Schwaͤrmer entgegengefegt — bie naturaliſtiſche Zerſtoͤrungeſucht bes Wol⸗ 
fenbuͤttel ſchen Fragmentiſten und ber Baſedowſchen und Bahedt'ſchon Sehaue in 
heftigen Streitſchriften an; denn beide Parteien ſchlenen ihm den Rechten ber 
Gewiſſen und ber öffentlic) angenommenen Glaubenbsregel zu nahe zu treten. Dem 
Vorwurf ber Folgewidrigkeit und taufend aͤrgerlichen Mißverſtaͤndnifſen Comes er 
hierbei ſchon wegen ber Unbeſtimmitheit feiner Ausdruͤcke nicht entgehen; und ba 
er endlich gar 1788 das preuß. Religionsediet in Schug nahm, verbitterte man 











Semlin Senat (römifcher) - ‚148 


feine Ietten Lebentjahre auch durch gehäffige Ange auf feinen Charakter. "Dec 
bisfee war in den Augen Aller, bie ihn naͤher kannten, über jede Befchulbigung 
bee Falſchheit und Heuchelei erhaben ; ehe konnte es ihm, bei feiner lebhaften Eins 
biibungsloft, begegnen, daß er ſich felbft täufchte, ober voreilig ‚nieberfihrieb 
und angehen ließ, was ihm eben einfiel, als daß er fich icgenb eine Unredlichkeit 
erlaubt hätte, und ganz verdiente er ben Ruhm eines ehrlichen Mannes, bey er 
jedem andern vorzog. Bei feinem Tode, 1791, blieb daher unter feinen Freun⸗ 
den unb ben Tauſenden, bie er durch mömdlichen Unterricht und fchwiftliche Be⸗ 
Ichzung zum Licht geleitet hatte, das unverkuͤnemerte Andenken feines ebein, wahr⸗ 
haft frommen Herzens, feiner — Tugenden und ſeiner unfierhtichen = 
dienſte um die Wiſſenſchaften zuruͤck. 
Semn lin, fiavonifche Rilktoiecommunicät und befefligte — it 
Militaisgrenze), liegt am Fuße eines Huͤgels, von den man eine fchime 
Ausficht Hat, unweit der Vereinigung bee Sau mit der Donau, nur eine Vier⸗ 
teiſtunde von der über der Donan liegenden tuͤrkiſchen Feſtung Belgrad — 
mit weicher Stadt vermittelſt einer überfahrt Verbindung unterhalten wird. 
iñ zienelich gut gebaut, und enthält 7 Kirchen und Capellen, 1 Kofler, 1 Pe 
ul, 1200 H. und ohne Militair BOOO Einw. Semlin ift ein wichtiger Handels: 
platz amd ein Hauptſtapelplatz der aus dem türkifchen Reiche aus = und eingehenden 
Waoren, Daher befinden fi hier 116 Handelöhäufer, und auf der belgrader 
Wieſe wird täglich Markt gehalten, wobei jodoch die größten arg 
gegen die Anſteckung durch die Peft angewandt werden, und bie türkifchen Han⸗ 
deltlente son ben ungarifchen Kaufleuten durch Schranken abgefonbert find. In 
Berlin iſt auch ber Sitz eines Grenzmilitaircrommandos, eine geoße Salmieder⸗ 
lage von dem auf ber Theiß herablommenden marmarofcher Steinſalz und ein 
Fenunnazhaus. Die Stadt iſt erſt feit 1739 angebaut worben, nachdem Bel⸗ 
gead in —** Gewalt kam, und faſt alle kathol. und viele griech. Einw. von 
da wegzegen. Fruͤher fand. hier ein Schloß, welches bereits Joh. Hunyab (1456 ) 


‚Semperfrei, f. Send. 

Senat, Volks⸗, auch Reichsſenat genannt, iſt feinem Weſen nach eine 
die Einheit zwiſchen Volt und Staat, oder zwiſchen der Regierung und den Res 
gierten, vermittelnde, durch den Staatsvertrag errichtete, in ihrer gefegmäßigen 
Tpätigkeit aber politifch ſelbſtaͤndige obere Behörde, deren Mitglieder verfaffungs- 
mäßig ernannt oder gewählt werben. Jene Vermittelung befleht: 1) in ber felb- 
ersuchen :2) in ihrer Aufficht auf das Ganze, bie fie rathgebend, 
thellnehmend an ber Gefeggebung, und als ‚Hüter der Verfaſſung ausübt. Im 
meumfchräustt monarchiſchen Staaten vermittelt der Senat ebenfalls die Einheit 
yeifchen dem Volke und dem Selbſtherrſcher, hängt aber von’ ber Ernennung des 
— fo wie fein Daſein und feine Wirkſamkeit auf dem Herlommen, und 

einem Grundperttage beruht. — — Der roͤmiſche Senat (f. Patri⸗ 

— vermittelte in den fräßehen Zeiten bie Handhabung der Sufliz = und Pos 
Igeigenenit des Königs, ſowie die Leiſtung ber Heerpflicht durch feinen —— im 
Belle. Späterhin warb bie Wahl des Senats (leetio) mit ber Cenſur verbum 

den. Ein Eenfer verlas an jedem Luſtrum (ein Zeitroum von 5 Jaheen) die Ras 
men der Senatoren; den wirbigften unter ihnen zuerfl, und biefer hieß dann 
Prinseps senatas. Die unwuͤrdigen wurden durch bloßes Weglafſen des Namens 
autgeſchid ffen. Die Ritterfchaft, ordo equestris, war bie eigentliche Pflanz⸗ 
faule des Senats. Ein Senator mußte in ber Schägung (Census) pur Zeit der 
— * ein Vermoͤgen von 25,000, zur Zeit bed Auguſtus rei rien 
beſitzen. Die oberfien Behörden der Regierung verfammmelten den Senat, wel⸗ 

der die von ihnen vorgetragenen Sachen punkeweiſe nach ber Stinmnenmehrtheit 








J 


———————— 


140 Senat (euffilder — franzöfifeher) 


entfäpteb; doch Kief nur ber einfache Befchluß ein Senatus conſultuum; wähufyend 
ein Teibani dem Beſchluß, ober war ber Senat wicht —— 6 galt av cur 
als ein Senatsgutachten (senatus auetoritas), und ward dem 
: Die Wolßstribsmen konnten jeden Vortrag im Senate durch — * )ohde 
gängig madhen. Ye Wahl 
der Staatebeamten, die Geſelgebung umd bie Frage uͤber Rring und 
Auch führte derfeibe die Auficht über das Staatevermoͤgen. Zur Zeit bar Raps 
* — der ug ben der Rechte des Senats: austoriten, Auſehen; Dex Bed 
88: potestas, Gewalt; jener beſchloß, deoemmebat ,.hisfeb befahl, jubebas, 
> bhieb das Anfehen des Genats au) dann nach, e18 vu den Meitäheickiiieg 
(plebiseita) unterworfen wurde, groß genug, und. in ben von Ihe —— 
chen galten ſeine Beſchluͤſſe (Sanaten eunzulta), als . Mistecıben Rab 
fern verlor der roͤmiſche Genat feine politiſche Wichtigkeit; doch Hiehen such ſoit 
Tiber Bis auf Konftantin d. Gr. viele kaiſerl. Geſetze, bie ber Senat auf nfahl 
des Katſers abfoßte, Senatus comsulte; fie traten un bis Stelle ber Wolkegeſche; 
leges. Der Semat war aber bald fo amtertoärfg, daß es über bie vonder Kab⸗ 
ſern in Beben oder Briefen gemachten Anträge oft — berathſchlagte, Tone 
dern fie durch Beifallszuruf, acelamasio, roͤmiſchan / Sen vn⸗ 
water ben Kaiſeen laͤßt ſich weniger der Me o⸗ 
ſenat vergleichen. Jener, vom Kaiſer Alerander den 1. Fam. 1840 errichtete, bir 
riglrende —— ( Dbexconfii) beſteht aus 32 Mitgliedern wurd & Prüfkbentan; 
weiche ſaͤmmtlich vom Kaifer ernannt werden. Als Organ bei. Saifenl. Willen 
Bat er.oinen ansgebrofteten Wirkungstreis, kann aber den Willen des ummfhriußt 
— Kaifers nicht beſchraͤnken. Ex iſt gleichſam bie Mitteltperſen zwiſchen 
dem Monarchen und ben Unterthanen, ba alle Reichegeſchaͤfte durch ibn geben. 
Nur mit den auswärtigen Angelegenheiten, beſonders akt Krieg und Frieden, bat 
er nichte zu ea, Sein Gefchäftötreis it in 4 Dapart. geheilt: 1) vie Gection 
der Mefengebung ; 2) die ber hoͤchſten JInſtanz in geiſtlichen und weltlichen Juſtiz · 
ſachen; 3) die der Kriegsmacht zu Waffer und zu Lande; 4) die ber inner Seaau⸗ 
— Bei allen 4 Depart. zugleich iſt ein Roichs ſecoctair angeſtelict, der 
Oberdirecter der Kanzlei und. zugleich das Organ Micthelungen 





der Gefetze, fuͤr 
— — hirß Echattngsfenat, Sömat sohtervaßenz. : 

dem Bonaparte durch die Revolution vom 18. Brumaive (9. Mob. 1790): am die 
ee getzeten war, Keß er eine neue ( die 4.) Verfaſſung utungen 
fen, die vom 22. Frimaire (13. Der. 1799), welche, außer. ben 3.Gomfuln, 
Trelhumate und dem 





jährii 

25,000:$t.; ‚fpäter füieg fie, ohne bie Senatorin (f. unten), 16 anf 36,000 Fi. 
e Verſammlung wurbe bald ein Werkzeng in ben Händen des erſten Geufsis, 

um die Verfafſung ber Republik in eine Monarchie umzuwandeln. . Diet geſchah/ 








— 


end Seneca (Marcus Annaͤus Lucius Annaͤus) 145 


der Senat dd Ihm aus dem Staaterathe Bonaparte's zugeſchickte Senatus⸗ 
, durch weiches die franz. Verfaſſung abermals umgeſtaltet warb, ſofort 
. Diefeo, die Berfaffung ausbildende Staatsgrundgeſetz — denn dies 
unter einem franz. Genatusconfult — vom 15. Aug. 1801 er⸗ 
der Conſuin für Iebenstänglih, und machte ben Senat vom 
abhängig, der die Mitglieder defſelben geößtentheils zu ernennen oder 
das Necht erhielt, dieſelben auch zu Minliſtern, Gefandten u. f. w. 
konnte. Doch fellte ber erfte Conful dem Senate von allen Verträgen, 
fie te, Nachricht geben. Bonaparte ließ ſich nun, als Praͤ⸗ 
Ment des Senats, von den Senatoren ben Eid der Treue ſchwoͤren. Die Zahl 
ſollte Samats nur bis auf 120 fleigen. Hierauf ward durch ein 
Genatntconfelt vom 4. San. 1803 in jedem Appellationsgerichtöbezirk eine Ser 
| die in einem Schloſſe mit einem jaͤhrl. Einkommen von 20 — 
25,000 Fr. and Nationalguͤtern beftand. Der erfte Conſul vergab fie auf Lebens» 
zeit am Mitgtieber des Senats. Solcher Senatorien waren 32. In ber legten 
Beit beſtand dee Senat aus den kaiſerl. Prinzen, ben Meichswärbenträgern und 
436 Miegliedern. Er bildete aus feiner Mitte 2 Commiffionen, für bie perföns 
Uche Freiheit und für die Preßfreiheit, welche aber der Willkuͤr bes Kaiſers keinen 
ubrigens bekannt, daß ber franz. Senat, fowie er Bona⸗ 
euatuſconfult vom 18. Mai 1804 zum Kalfer erklärt hatte, 
den Beſchluß vom 3. April 1814, des Throns für verluſti 
eefaffung,, weiche Ludwig XVIII. den Franzoſen gab, ho 
: Un feine Gtelle trat die Kammer der Pairs. Vergl. Durdent's 
Senat oonserv.’ (Paris 1815). SA 
itige Send, das Sendgericht (Synedas), war bei deu 
geiſtücher Gerichte ober Kirchenviſitation, welche die Archi⸗ 
zus iheen Sprengeln gehörigen Städten und Dörfern jaͤhrlich hiel⸗ 
die vom ihmen verordneten Sendrichter, Sendſchoͤppen, halten 
wis etwa Strafbares, befonders wider bie Sonntagsfeler oder 
verhdt werben war, und was ber Richter aufgezeichnet hatte, zu 
umterfichen und zu beſtrafen. Ale in ben Bezirk gehörige Perfonen mußten vor 
dieſem geifklicden Ruͤgegericht ohne Ausnahme egfcheinen. Der gar zu große Miß⸗ 
beauch, weicher nachher bei dieſen fogen. Senbgerichten einzig, war Urſache, daß 
die Fuͤrſten und Herren fie nach und nam abfchafften, beſonders da nad) der Res 
formation die proteſtant. Fuͤrſten fich ſelbſt das Mecht, in geiftlichen Dingen zu 
‚ yueiqmeten. Übrigens därfen dieſe Sendgerichte nicht mit den Centg e⸗ 
rich ten ( A d.) verwechſelt werben. | 
Semne ex a (Marcus Anndus), aus Corduba, einer Stadt in Spanien, geb., 
am unter Auguſtus nach Nom, und lehrte mehre Jahre nicht ohne Beifall bie 
Beredefamkeit. Nach bem Beugniffe einiger alten Grammatiker ſchrieb er mehre 
Bacher Ahr die rhetoriſche Behandlung anziehender Rechtsf aͤle. Wir befigen 
Denon weh einige Bruchftuͤcke. Ihr Styl iſt karz und nachdrucksvoll, body nicht 
fetten auch unnatuͤrlich und zu declamatoriſch. Seine Werke in vielen Ausg. des 
DShiuloſophen Seneca. (Einzeln: Zweibruͤcken 1783; Strasb. 1810.) — Se⸗ 
nota (Lucius Annaͤus), der Sohn des eben genannten Rhetors, begleitete feinen 
ODater ald Anabe nach Rom. Er war zu Anfange ber hriftt. Zeitrechnung geb., 
mb erhielt von felmem Water eine forgfättige Erziehung. Da er von Natur treffe 
Ihre Zalente befaß und von zegem Eifer, feine Kenntnifſe zu erweitern, getrieben 
wirtde, fo machte or bald fehr ausgezeichnete Kortfchritte. Doch zog ihn vorzuͤg⸗ 
U das Stodium der ſtoifchen Philoſophie an, welche feinem ernſten Charakter 
nferach. Er blieb feibſt dem kbaiſeri. Hofe nicht unbekannt und warb wegen 
ſeiner vielfachen Bildung und wegen feiner Lebensweieheit zur Erziehung umd 
”  Gomvtrr: Giehente Aufl. Bd. X. 10 


I 


SE» EIER] 
Hate 
37 9F 


— 





148 Senegal 


Sacung des agen Nero berufen; auch uͤbertrug man then mehre angeſchene Seel⸗ 
len. Indeß war fein Leben nicht gang vorwurfsfrei. Man beſchuldigte Ihe der 
Liebe zum Gelde und einer zu großen Nachgiehigkeit gegen feinen unwuͤrdigen Zoͤg⸗ 
ling, ben Kaiſer Nero. Denn obgleich er anfangs einen wohlthätigen Einfluß 
auf die Regierung deſſelben hatte, fo verlor ſich doch derfelbe nur zu bald. Er ließ 
fi fogar vom Kaifer gebrauchen, die frevelhafte Ermordung feiner Mutter öffent» 
lich zu entſchuldigen. Theils von nieberträchtigen Feinden verleumbet, theils dene 
argwoͤhniſchen verdaͤchtig, vieleicht auch, weil des Philoſophen auſehn⸗ 
liches Bermögen deffen Habſucht reiste, warb er endlich in Rom als angeblicher 
Thellnehmer an ber Verſchwoͤrung bes Pifo zum Tode verurtheilt. Die einzige 
Vergünftigumg erhielt ex von dem Iprannen, fich feibft eine Todesart zu wählen. 
S. ließ fich die Adern öffnen. Da biefes Mittel aber langſam wirkte, nahm er 
Gift, und endlich warb er noch in heißen Bädern erſtickt. Ex farb mit ber eines 
ſtoiſchen Philofophen würdigen Ruhe, 66 n. Chr. Wir befiden unter ſcinem 
Namen mehre Schriften, theild profaifche, theils poetiſche. Erſtere enthalten 
Briefe und Abhandlungen über verfchtedene Gegenſtaͤnde ber Phitofopbie, bie letz⸗ 
tern find Trauerſpiele. So wenig zu leugnen iſt, daß jene voll von trefflidgen, 
wahren und beherzigenswerthen Gedanken find, und daß auch die Einkleibung im 
Ganzen ihrer nicht inwerth iſt, ebenſo gewiß iſt es, daß in denſelben bie nach⸗ 
theilige Einwirkung des damaligen Zeitgelitee, der Hang zur ſtoiſchen Philoſophie 
und die unnatuͤrliche, gekuͤnſtelte, fpisfündige und antitheſenſuͤchtige, ſchwaͤlſtige 
Schreibart nur zu haͤufig bemerkbar werden. Indeß behaupten ſeine Briefe und 
auch einige der philoſophiſchen Schriften einen entſchiedenen Werth vor ben Trauer⸗ 
fpielen. Noch iſt es nicht ganz beflimmmt, ob bie Trauerſpiele, die man dem Ge⸗ 
neca beilegt, wirktich von ihm verfaßt find. Ganz unecht iſt bie „Dctauia””, weil 
ber Tod berfelben, welchen das Stud zum Gegenſtand bat, erſt nach Seneca’s 
Ableben erfolgte. Einige will man feinem Water zufchreiben. "Daß fie griech. 
Muftern nachgebildet find, läßt ſich nicht verkennen; aber fie bleiben unendikch 
weit hinter denfelben zuchd, man mag auf bie innere, faft immer verungluͤcker 
Einrichtung, ober auf den Bortrag der Gedanken Ruͤckſicht nehmen. Dam in 
Hinſicht ihrer Anlage eigen fie ſich fo wenig zur theatraſchen Darſtellung, daß 
fie bloß zum Lefen und Declamiren gefchrieben zu fein ſcheinen. Und wenn man 
auch nicht in Abrede fein kann, daß einzelne gelungene Stellen und ergreifenbe 
Seenen in biefen einzigen liberreften ber tragifehen Poefie der Roͤmer ſich vorfüns 
den, fo vermißt wann doch meiftentheits Einheit im Zuſammenhange der einzehseh 
Theile des Dramas, Wahrheit, Erhabenheit, Staͤrke der Gedanken und Wärbe, 
Seinheit und Schwung im Ausdrucke. liberal ſtoͤßt man uf froflige, matte, ge 
kuͤnſtelte Stellen, weiche nur zu ſehr beweiſen, daß die tramffche Kumfk bei dem 
Römern fehr unvollkommen blieb. Liber S.'s Trauerſp. ſ. Beffäng in feiner Theates 
bibliothek”. Die 10 angeblichen Trauerſp. des Seueca find: „Thyeſtes“, Thebaie, 
„Dippalptus‘, „Die Troerinnen (das befte), „Medea“, „Agamemnmon“, „Eeltea, 
„Der oͤtaiſche Hercules, ‚Der wuͤthende Hercules, „Octabia! (nͤchſt dem Htab⸗ 
Shen Hercules" das ſchlechteſte und beide hödhkt wahrſcheinlich ſpaͤtern Wrfprunngs). 
Die beften Ausg. der phlioſophiſchen Schriften find bie Elzevie’fche (Aufl. 1672, 
3 Bde. ; uͤberſ. von King, Wittenb. 1799 — 1802, 2 Bhe.), umb die von Ruh⸗ 
kopf (Leipz. 1797—1811, 5 Bbe.); von den Tragodien aber bie Gramon’fche (Auf. 
682), x ne (Deift 1728), die zweibruͤcker, und wewerlich bie nom 
— und Bothe. 


Sene gal, einer der. größten Fluͤſſe ist Afrika, entfpringt-umser:b. 9° ber 
E. unb d. 11. Per N. Br., im Gebirge Kong, umgefähe 16 M. won der Dune 
es Gambia. Die 3 Quellen des Senegal wab die das Sambia, ſowie die bes 
alameh entdeckte Molllen 1816, und zwar die des Senegal 7b Stunden woht 











Senegambiin 147 
von Slerra⸗keone, bei Timbo, Hptft. bes Reicht Futa Diallen; 11 Nagerelfen 
weiter foR der Niger entfpringen. Zuerſt Läuft der Senegal zwiſchen Gebirgs⸗ 
reifen, wo er beſonders den Kokoro, Bafing mb Falameh, wovon der letztere ber 
größe, bekannte Zufteom beffelben #, aufninemt, und bilbet, wo der Kokoro 

und Bafing ſich mit ihm vereinen, die Wafferfälle von Govima, und 20 M. weis 
De durch Felfenbetten firöimend, die Wafferfälle von Felu. Unterhalb diefer 
Mafferfälle wird der Senegal ein fhönes, fanft ſtroͤmendes Wafler, klar hinflie⸗ 
end Aber ein Bett von Kies und Sand, mit offenem, angebautem, grünmdem 
Nferlande und tritt ein in das flache Land. Ex fließt in großen KRaͤmmungen gegen 
br weiter, theilt fich in: 2 Arme und bildet die Inſeln Biidas und Mor⸗ 
hu. Hierauf vereint ex fich wieder und firömt gegen W. In einiger Entfernung 
= Meere aber theilt er fich wieder in mehre Arme, m... 
tung, umd fällt, durch eine breite Muͤndung vereint, ins Merr. große 
Fuß, deffen Lauf Aber 160 geogr. Meilen mist, — —— 
weiten Entfemung von feiner dung Barken von 40 — 50 Tonnm, und iſt 
bis zu den genannten Waſſerfaͤllen hinauf fchiffbar. Er iſt periodiſchen Ergie⸗ 
hungen unterworfen, welche das anſtoßende Laub in ber Regenzeit ungeſund mas 
chen. 15 Meilen von ſeiner Muͤndung laͤuft der Hauptſtrom mit dem Meere 
ſtͤdwaͤrts in gleicher Richtung; ein aus Sandbuͤnen beſtehender natuͤrlicher 
Damm, der oft nur 100 Ruthen, zuweilen eine Meile breit if, ſcheidet ihn von 
dem Meere und läuft in eine Lombzunge aus, welche die Spitze der Barbarei 
(Peinte de Barbarie) genannt wird, und worauf eine kleine Schanze, das Fort 
de ren nebſt einem Negerdorfe llegt. Nicht weit von feine Mündung bildet . 
ber (ie Seite a u. Infeln. Von bdiefen bemerken wir: bie Senegal» ober 
— der Franzoſen, die hier eine Stadt und 
ein Bart (St. un der Sig des Oberſtatthalters) Haben. Sie liegt mit ihren 
geraden unb ziemlich breiten Strafen in einem Sandboden, hat bedeutende Je= 
flungewerte und 10,000 Einw. Das Daupterzeugnif ber Gegend und faſt 
der einzige Artikel (am 1000 Tenmen) ber jepigen Ausfuhr IE das befaunte Se⸗ 
negals Gummi. Auch witd etwas Elfenbein ausgeführt... Außer diefer Inſel find 
noch viele andre größere und Beinere, 3. B. Wokos und Mogue, Ger, Benel, 
das Englaͤnder⸗Infelchen n. f. w., vorhanden. Der Senegalfluß bar qui Ba 
fer, und nährt eine Menge Flſche, aber auch Krokodille und 
—— Bee Gr, ab Dar dar Ommbat, N Ban 
nannt, verengt, und bie Einfahrt, wegen der hieraus entfichenben heftigen Bran⸗ 
dung gefährtich; wur bei einer Windflille kann man, ohne Schiffbruch zu leiden, 
einlaufen. — Unter d. N. Senegal wird auch, wenn bie Rede von Befigungen 
und Handel ik, Senegambien (f. d.) verftanden. 
Senegam bien nemt man denjenigen Theil bes * Afrika, bee ſich 
vom weißen Bargebirge-( Gap Blanc) bis zum Fluſſe Nunnez in einer Länge von 
190 geogr. Meilen erſtreckt. Seinen Namen hat dieſes Küftentand von den Kihfs 
fen Semegal und Bambia, und wirb zuweilen auch Weftnigritien genannt. Den 
Römem iſt es wadeſcheirich nicht bekannt geweſen, aber die Ataber kannten und 
beſuchten es im Mittelalter, und benannten den Genegalfluß nach einem dort 
wohnenden Volke Senhagi mit feinem gegenroärtigen Namen. Überfenegam- . 
Bien nennt man — Theil, welcher zwiſchen dem weißen Vorgebirge und 
bes’ Senegalflufſe llegt. Er gehset eigentlich zu dem großen Landſtriche Sahara 
(Wille). Die Einw. find keine Neger, fonden Mauren und m 
ſcher Rellglon. Sie treiben einen ſtarken Gummihandel mit ben fie beſuchenden 
befonders Franzoſen und Brei erg welche Letztere ausſchließlich 
VDambiafluſſe treiben, und dort wehre befeſtigte Factoreien befttzen. 
Mietelſenegambien begreift die am Senegal llegenden nn der Kuͤſte m 


148 | Seneſchall Senf 


aufwärts, mißt von N. nach &. ungefähr 50°, und von W. nach D. etwa 130 
geogr. Meilen. Es wird von Negern bewohnt, bie ſich in viele Voͤlkerſchaften 
theilen, von benen bie Fulier (Fuhlahs oder Puhls), die Saloffer ober Waloffer 
und die Mandingoer die merkwürdigften find, fi zur mohammebanifchen Heli: 
gion bekennen, jedoch auch nebenher dem Fetiſchdienſte anhängen, und von denen 
jeber Volksſtamm feine eigne Sprache hat. (S. Sprachenkunde.) Diefe fene- 
‚ gambifchen Neger leben theils in befpotifchen, theils in monardhifchen, theils in 
tepublifanifchen Staaten. Gie treiben Aderbau, Handel und einige Gewerbe. 
Das Klima ift durchgehende fehr heiß umd in den ſumpfigen Gegenden ungefund. 
Der Boden ift eben, theils fandig, theils thonartig und faft überall fehr fruchtbar. 
Alle Arten von Getreide, Wurzels und Hülfengewächfe, Löftliche Suͤdfruͤchte, 
Datteln, Kokosnüffe, Baumwolle, Indigo, Taback, Pfeffer ıc. wachfen in Über⸗ 
fluß. Das Wild iſt ſehr Häufig. Man findet Elefanten, Rhinocerofſe, Fluß⸗ 
pferde, wilde Ochfen, mehre Arten von Antilopen, aber auch Löwen, Tigerkatzen, 
Panther ıc. Außerdem gibt es alle Arten von zahmen Vieh, aud) Kamerle, Ges 
flügel und Fifche find in Menge. Die Innern Länder find uͤberaus reich an Gold, 
Bilder ift wenig, aber viel Eifen, auch etwas Salz. Niederfenegambim, das bie 
Länder an der Gambia und ſuͤbwaͤrts bis zum Nunnez begreift, hat mit dem vorts 
gen Ähnliche Bewohner, Erzeugniſſe und Klima. Die Geographen find in Ber 
flimmung der Größe Senegambiens nicht uͤbereinſtimmend, indem einige Gene: 
gambien nur auf das Land zwifchen dem Senegal und Nunnez, andre ed nöchlich 
vom. Senegal bis zum weißen Vorgebirge (unter 22°, 55'N. Br.) aus⸗ 
dehnen, wonad es bald zu 16,000, bald zu 30,000 LIM. gefchägt wird. (BR. 
f. Durand’s „Nachrichten von den Senegallaͤndern“, nebft Rubault's „Lanbreife 
nach Salam ıc.”, a. d. Franz. von Th. Sr. Ehrmann, Wemar 1803.) | 
Senefchall (Seneschaleus), einer der alten großen Hof⸗ und Reicht⸗ 
beamten, in England Steward genannt. Er hatte das Innere bes koͤnigl. Haut⸗ 
weſens zu beforgen, daher fein Name von Senne, Dötte, und Schalk, ein Diener. 
Er ift ber deutſche Truchſeß (Depifer), und hatte auch in Frankreich, wie in Eug⸗ 
Iand.der High Steward, die richterlichen (pfalzgräflichen) Functionen deſſelben. Da 
nun jede Provinz in der Regel ihren Seneſchall hatte, der aber dort fiets koͤnigl. 
Beamter blieb, fo am es, daß an der Spitze vieler koͤnigl. (und fürfti.) Oberämter 
ein Seneſchall als oberfter Gerichtsbenmter und Anführer der Ritterfchaft ſtand. 
Diefe Gerichtsbezirke hießen Senechaussees. Auch die alten Lehnsfürften, die 
. Derzoge von Normandie, Bretagne, Guienne, Burgumb, die Grafen von Flandern, 
Champagne, Touloufe ıc., hatten ihre Seneſchalle. Der Seneſchall des Eönigt. oder 
fürft. Hofes hieß Grand Senechal. 37. 
Senf (sinapis), eine Pflanze, welche zur Familie ber kreuztragenden ges 
‚hört. Unter den einzelnen Arten erwähnen wir bloß den ſchwarzen Genf (sina- 
pis niger L.), welcher 3— 4 Fuß body waͤchſt, Kleine gelbe Blumen teägt und 
dann Schoten von 6 — 8 Linien in der Länge bekommt. In ben legten befinden 
fich Die kleinen, runden, braunen Samenkörner, welche ſowol auf der Tafel als and) 
in der Arzneitunde in Gebrauch find. Im erflerer Hinſicht fand der Senf fogar 
‚enthufiaflifche Verehrer, 3.8. an dem Papft Clemens VIL Man befeuchtet zu die 
ſem Behufe die zerſtoßenen Senfkoͤrner mit Weineffig oder Moſt, ſodaß ein dicker 
Brei daraus wird, dem man in Paris auch noch andre unbelannte Ingrebienzen 
hinzuſetzt, um die zu große Schärfe zu vermindern und ihn dem teigbaren Gaumen 
ängenehmer zu machen. Es iſt dies der fogen. franzöfifhe Senf; der englifche 
wird bloß zu Mehl gerieben, in Blafen oder gläfernen Büchfen verkauft, und bei 
dem Gebrauche ſelbſt wird dies Pulver mit Kleifchbrühe ober warmem Waſſer ans 
‚gefeuchtet und gerührt, fo ein hoͤchſt pikante® Gewuͤrz, welches mäßig genoffen kei⸗ 
nen Gchaben bringen Kann, den Appetit erweckt, bie Verdauung unterflügt, nach 








. Sontnbrg _ Senn 149 
%. auch das Gebdaͤcheniß ftärkt, vorzuͤglich aber weichliche Speifen dem Gaumen 
angenehmer macht. — Auf ähnliche Welfe wird durch Zufammenmilchung von 
Senfpulver, Sauerteig und Weineffig ber Senfteig bereitet, welcher auf bie 
Hand gelegt, Brennen und Schmerzen, ferner eine rofenartige Entzündung bewirkt 
und endlich Blaſen zieht. Dan bedient fich beſſelben vorzüglich da, wo man In recht 
kurzer Zeit eine folhe Wirkung auf ber Hand bewirken will, fowie dann, wenn eine 
Reizung der Urinwege ben Gebrauch dee fpanifchen Stiegenpflafter unraͤthlich macht. 
— Beim Innen Gebrauch nuͤtzt der Senf vorzüglich im Skorbut, und wurde fonft 
wol auch in andern Krankheiten ald Reizmittel anempfohlen, If aber jet ziemlich im 
Bergeffenheit gekommen. 
enkenberg (Renatus Karl, Freih. v.), beffen = darmſtaͤdtiſcher Regle⸗ 
rungsrath zu Gießen, war 1751 zu Wien geb., und von f. Vater, der Reichshof⸗ 
rath war, für die Rechtswiſſenſchaft und Diplvmatik erzogen. Er ging 1768 auf 
bie Univerfität zu Tübingen, bald darauf nadı Göttingen, wo er die philofoph. und 
hiſtoriſchen Wiſſenſchaften und die Rechte mit Eifer findirte, und 1771 nach Strass 
burg, um f. Studien zu vollenden, fobann aber nady Wetzlar, um ſich in ber kam⸗ 
wergerichtlichen Praxis zu üben. Gegen Ende 1773 reifte ee nad) Mom, 100 er von 
der arkadiſchen Geſellſchaft u. d. N Polydorus Nemäus, den er auch hemadı auf 
f. „Carmina latina et graeea”' gefegt bat, zum Mitäliede aufgenommen wurde. 
Rach ſ. Zuruͤckkunft ward er zu Gießen als Regierungsrath angeflellt, wo er ans 
fange mit vielem Eifer thätig war. Als 1778 der kurze Krieg zwifchen ſtreich 
und Preußen ausbrach, ward fein Name zuerfl auf eine Art berühmt, bie ohne die 
Großmuth Joſephs 11. für ihn von fehr verderblichen Folgen hätte fein Pönnen. Ex 
hatte nämlidy eine unter dem Titerarifchen Nachlaffe feines Waters gefumbene bes 
glaubigte Abfchsift einer Urkunde, die im Streite über die batrifche Erbfolge von 
großer Erheblichkeit, aber ſehr nachtheitig für die oͤſtreich Anfpräche war, dem bairi⸗ 
ſchen Minifkerium ausgeliefert. Trotz dem beging er bie Unvorfichtigkeit, nad) Wien 
zu reifen, wo er verhaftet, nach einiger Zeit jeboch mit der Weiſung entlaffen wurs 
de, innerhalb 3 Tagen die Öflreich. Staaten zu räumen. Nach diefem Ereigniffe 
ging er auf f. Poſten nad) Siegen zuruͤck, legte aber [dom 1784 denfelben nieder, 
und lebte von num an f. Studien und ſchriftſtelleriſchen Arbeiten, die fich befonders 
anf Rechtsſwiſſenſchaft, Geſchichte und nebenbei auf die ſchoͤne Literatur bezogen. 
Unter ſ. juriſtiſchen Arbeiten find die wichtigſten ſ. Nachtraͤge“ zu „Lipenii Biblio- 
theca juridiea“, die er 1787 —89 herausgab, und unter den hiſtoriſchen bie Forts 
fegung der großen Haͤberlin'ſchen Werke über die „‚Deutfche Reichsgeſchichte“ (21. 
—27.3).). Was diefem Werke an Geſchmack abgeht, erſetzt es durch hiſtoriſche 
Zreue und Vollſtaͤndigkeit, mit welcher insbeſondere bie Geſchichte der böhmifchen 
Unruhen und ber dreißigjaͤhr. Krieg abgehanbelt find. 1785 gab er die oben ers 
wähnten „Carmina’”, und 1787 „Gedichte eines Chriften“ (beide ohne Drudort) 
heraus, worauf 1797 ohne ſ. Namen „Charlotte Corday, oder die Ermorbung 
Marats⸗, dramatiſirt, folgte. Seine lat. Gedichte zeigen von f. vertrauten Be⸗ 
tanntfchaft mit den alten Dichtern Noms und Griechenlands, ſowie von lebhaften 
Gefühl und warmer Religiofität. Er flarb 1800. Der Univerfität zur Gießen ver 
machte er |. aus 15,000 Bdn. beftehende Bibliothek, bie übrigens an Handfchriften 
und Urkunden einen großen Reichthum enthielt, ferner f. ſchooͤnes Haus und 10,000 
Glid., welche zur Vermehrung der Bibliothek verwandt werben ſollten. 
Senkrecht if eine gerabe Linie auf einer andern, wenn fie mit derſelben 
einen rechten Mintel macht. Auch eine Erumme Linie iſt auf einer geraden ſenk⸗ 
recht, wenn ihre beruͤhrende ins Durchſchnittspunkte mit der geraden einen rechten 
Winkel macht. Ä 
Sentwage, f. Aräometer. | 
Senn heißt in dee Schweiz ein Viehhirt, welcher das Wish während des 





188 Sennaar GSeanefelder 


au den Atchen med un angleich di· Auſhnung gepathtet hat. Ein 
ſoiche Biehheerde heist Senne, und eine Viehwirthſchaft dieſer Art Sennereil. 
Der Kuhreigen, welches eine · fchweigeriſche Hirtenmufik iſt, heißt daher auch Se n⸗ 
— Sende, arena rer Sa ann 
die ſich im f — effchafter Lippe, 

und Rietberg bis nach Muͤnſter und Osnabuire erſtreckt. Im Uppiſchen Autheli 
M das bekannte Sennengeſtuͤt, wo wilde und baueshafte Pferde von guter 
Naee gezogen werben, die man Senner naant. 1640 warden die Schweden von 
dem kaiterl Geueral Hatz feld auf dieſer Heide geſchlagen. 

Sennaar, auch Semar (6000 IM., mit hoͤchſtens 2 Min. E.), em 
Regxerreich in Afrika, weiches gewoͤhnlich zu Nubien gerechnet wird, liegt zwiſchen 
den Hıhffen RU und Takazze, 49—57° 2. und 14—17° Br. Cs umfaßt um 
heil die Infel Merss. Gegen N. grenzt es an Tuͤrkiſch⸗Rubien, gegen D. an Ges 
birge, welche es von den Kuͤſten bes rothen Meer tremnen, gegen S. an Habeſſtnien 
und gegen W. an Nigritien aber Soudan. Durch Kordoftan iſt es von Darfur ges 
ſchieden. Dee Boden iſt großentheils eben, in vielen Gegenden wüft, aber au ben 


Gommer oft wiertnhgiih 
heiß, worauf dann en welche die Luft verberben und eine große Sterb⸗ 
Uchbeit verurfachen. "Die Einw. find ‚Neger, weldde den Namen Schilluk fühnen 
und 1.504 den — dieſes Land abgenommen haben. Sie find rohe, unwiſſen⸗ 
de Mehammedaner und ſtehen unter einem be6potifch vegieremben Könige, der je⸗ 
doch nur unter der Bedingung ben Thron beſteigt, daß er hingerichtet werde, fobaib 
ſ. Minifter entſchioden haben, das Wohl des Vaterlandes erfodere feinen Koh. 
Auch ſollen nach dem Tode eines Koͤnigs alle männliche Seitenverwandte beffelben 
ermordet werden, vermuthlich um innere Streitigkeiten wegen des Throns zu ver» 
meiden. Der König iſt verbunden, einmal — ſ. Reglerung einen Acker in 
eigner Perſon zu pflligen und zu beſaͤen. Schilluks, als herrſchendem 
Bolke, gibt es auch nomadiſirende Araber — in, weiche tributpflichtig 8 
und Daberas, —5 Nubier, welche theils als Sklaven theils aus 
benachdarten Laͤndern geraubt werben. Dieſe Daheras bilden bie —— bee 
/Arbegsmacht von Sennaar, indem 14,000 mit Schild — bewaffnete 
Daheras beſonders zur Befchuͤtzung der Haupt. dienen.’ Dazu kommen 1800 
Schilluks zu Pferde. Der Gewerbfläß in Sennaar ift unbebeutend; etwas wich⸗ 
tiger iſt der Handel, der — beſonders nach Suakem, Ofchidba, 
Mekka, Habefſinien, Nigritien und Ägypten unterhalten wird Üsunmen 
no. hierher, daher auch das Land im Ganzen wenig bekannt iſt. Die Hauptſt. 

Semmaar liegt auf einer Anhoͤhe am weſtl. Ufer des Nils umb’ n nad Mengin 
- 46,000 Einw. Die Häufer find ſchlecht * meiſtens neit flachen Daͤchern; 
in den Vorſtaͤdten find elende Rohrhuͤtten. Der koͤnigl. Palaſt iſt ae 


Backſteinen 
gefuͤhrten Mauer umgeben. Die Gegend um dieſe Stadt iſt ſehr ergiebig, aber 


chſt ungefumd. 

Sennefelder (Atoyb), Erfinder bed Steindrucks, geb. 1771 ga Prag, 
kam in früher Jugend nad; Minden, wo f. Bater als Schauſpieler in Anfehen 
fand. Ge (ae ger 1 Mk bie kit Finblren, wihnete A Sber mat, dea Wen 
ters Tode (1791) dem Théeater. Gier teaf ihn fo viel Ungemach, daß er nach 2.5. 
beſchloß, als Schriftſteller zu leben; ein kleines Schaufpiel: „Die Maͤdchenkanca 
hatte ihm 50 Gld. eingetragen. Da ber Gewinn vines zweiten durch bie 
ug des Deucks verloren ging, zur Errichtung einer eignen Druckerei ihm aber das 








Minden 
—— auf den Notendruck anzuwenden. Der Hofmufitus 
Worfchtäge machte/ ging — umb gab das erfeber⸗ 
weit Glavisbegleitung her. @ 





Veillegiam. Duetten für 2 Floͤten von Gleißner trugen in Kurzem wieder 40 Gib. 
en. Die Unternehmer lebten in den ſchoͤuften — (1796), obgleich bie 
— welche die muͤnchner Akademie ihnen angedeihen Meß, fich auf 

Gib. befichräutte. Racfolgenbe Verfuche aber miflangen aut Mangel un einer 


22 > 

in Düißcrebit. Sept nahm fich der Muſikhaͤnblor Falter dee Sache an; er Heß eime 

— fertigen, mit berdie „Zauberflöte, von — in Quartette gebracht, bes 
denc wurde, fand aber den Aufwand, ber durch die Ungeſchicklichkeit der Arbeiter 

——— —— ——— — 

u; gab. Sudeß hatte auch der damalige Prof. au ber Möilitaisalabemie, Gamik 


Schrift wid Roten van einem gefhickten Gcheeiber Netenpapier bringen Heß. 
ee a neo les | 
naue verkehrte Zeichnung. Aber diefe vertehrten Buchſtaben mußten immer erfl 
wit der Steindinte überfahren werben, um zum Abdrucke tauglich zu fein. Met dem 
————— ea wahr, ba Näffe, z. B. die 
fich dem Anbeften der fetten Dinte widerſegte. Ein Blatt von 
durch verbünntes 


ward Summimalfer gezogen, baum auf einen 
Stein gelegt und weit einem in bkrine — 
berihet. Sie gebrudten Buchftaben nahmen bie Farbe an, een | 
ee ee ne ap ya darauf gelegt und beibe Preffe 
Eo uehielt man einem guten, ab —— —— 





4 





fetter Dint übe wiberſtehe. 
Auch —— ea — — ——— 
ſtrich, gut abtrocknete, mit Wachsdinte darauf ſchrieb, ober aufgeloͤſte Druckſchrift 
ader fette Handſchrift vom Papier darauf abdruckte, Daun ben Stein weit ſchwa⸗ 
er übte und ihm durch Aufgießen vom Gummiwaffer voßenbe zum 
vielfältigen Abdruck hercichtete. Somit war die chemifche Scteindruckerei zu Staube 
gebracht. Jetzt zog S. auch feine beiden Wräber, Theobald mb Georg, inf. Ges 
ſchaͤft, dem ex in Bemsinfchaft mit Gleißner eine größere Auabehnumg gab; zugleich 
eiet cn (1790) sin Pehlegtam auf 15 Jahre. Um diefelbe Zeit eefaufte der 
Maſikverleger Androͤ aus Offenbach die Mittheilnng des geſammten Verfahrens 
um eine bedeutende Summe. Dee Erfinder nebſt der Familie Gieißner zog nach 
Offenbach, wo man bei Andre den Steindruck im Großen zu treiben begaum Man 
beſchloß, fich in Paris, London, Berlin und Wien ausſchließende Privilegien aus⸗ 
zuwirken, und ©. reiſte behhalt nach Bonbon. Erſt nach 7 Monaten erreichte er ſ. 
Zwei. Nachdem er einen Bruder Anbrs’6, der ihn begkeitete, in den „Handgriffen 
des Sceindrucks unterrichtet hatte, kehrte er nach Offenbach zur. Doch entzweite 
er fich über das Privilegium mit Andre, trennte ſich von ihm und reiſte 1000 mit 
f. Behdern nach Wien. Bier verfprach ihm der kaiſerl. — Hartl allen 
Beiſtand, erklaͤrte aber zugleich, daß das Privilegium nur auf des Erfinders Nameu 
erhalten werben koͤnue. nach Muͤnchen zuruͤckzubehren, 
ua rein den beitten Theil des Gewinns an Aloys zur zah⸗ 
len, den Steindruck zu betreiben. Hartl aber ſchloß mit Letzterm einen förmlichen 
— auf halben Gewinn, vermoͤge deſſen er bie nöthigen Geider, 
©. feine Kenntniſſe hergeben ſollte. Es wurden Proben auf Papier und Gattun 
gemacht, welche ben Beifall einer eigends zur Prüfung ber Sache ernannten Com⸗ 


Ben. Da ober ber Erteog anfangs bie Koften nicht deite und ©. auch für Vie Fels 
ge keinen Vortheil verſprach, ee — 


Her Albrecht Duͤrers, Gebetbuch gewann verdienten Beifall. Bier 
Sabre basierte ——— en. ., während wolcher auch viele 
Proben in verfchiebenen Kımefkmamieren gemacht wurden. Inzwiſchen war unter 
ber Directien des Sen. v. Uzſchneider eine Steindruckerei für Laubcharten bei der 
Ein des Steuetkataſters eingerich 





Senſal Senfibitität 158 


sum gaglelch die Uußarbeitung f. „Lehrbuch der Lithographie‘, method nach viele 
Untrrhendungen et 1819 ga Otande kam, baflıe aber auch einem Grab der Dos 
kenmenheit erreicht hat, ber jedem Freunde und Kenner ber Kunſt Bewunderung 
abmöthigt. (Bol. Steindenderei.) 1826 hat ©. noch die Erfindung gemacht, 
farbige Blaͤtter zu drucken, weiche ben Ölgemälden gleichen, u. d. N. Moſaildrud 
Senſal oder Mätler (agents de ‚ oourtiers, brokers), Wie 
teloperſenen bed Haudels deren Beichäft darin befteht, die Käufe, weiche Kanflente 
am einem amd denfelben Ort untereinander abfchließen. wollen, ehnpwleiten amd sa 
oednen. Bu ben Ende muß der Maͤkler ſowol Borräthe ale Nachfragen feines 
Platzes kermen, um Werbäufer ımb Käufer einander zuzuweiſen. Zr fe Be 
mähsmg erhält ex vom jebem gefchloffeen Hanbel ein Bewiffes vom Hundert der 
vom Taufend. Man wmiterfcheibet Geld s oder Wechſel⸗ und Wanrenfenfale, auch 
in Seeplaͤtzen Schiffomaͤller, nach den Gegenfländen des ihnen angewieſenen Ges 
ſchaͤftskreifes. Meiſtens find die Maͤkler unter Öffentliche Autorität angeftellt und 
len Die ‚über alte ihre Befchäfte führen, auch den Curszettel notiren. In 
ber Regel fleht es Jedem frei, feine Geſchaͤfte unmittelbar ober durch einen Maͤtier 
zu beforgens nur einige Geſetze —— fuͤr — Geſchaͤfte (z. B. in Frankreich 
* Btaasöpapiere) die Bermittelung bed 
Sensburg GErnſt Philipp, Freih — bie 1820 großhet zogl. badiſche 
Staateminiſter, geb. zu Lonnerſtadt bei Bamberg 1752, widmete fich nach volle 
endeten Studien in Wien der Praris bei dem Reichähofrath. Bon, da fam er als 
fuͤrſtl ſpeierſcher Regierungsrath nach Bruchfal, wo er biß zum Anfall biefes Lan⸗ 
des am das Großherzogthum Baden verblieb. In dieſem eröffnete fich ihm eine 
f. Talenten angemieffene Laufbahn. Schnell sum Geh. Meferendar emporgeſtiegen, 
wurde er bei Errichtung bes cheinifchen Bumbes zum Hofcommiffaie für die Me⸗ 
dietifatton der Fuͤrſtenthuͤmer Leiningen und Fuͤrſtenberg ernannt und nachher zum 
Abſchlaß mehrer Stantsverträge beauftragt. 1811 wurde er Wirklicher Staats⸗ 
rath; 1814 begleitete er den Großherzog Karl nad) Wim und erhielt von dem 
er von ſtreich den Leopoldsorden. Hierauf ſchloß er mit dem Balferl. ff. 
Generallieut. v. Cancrin im Namen feines unb einiger a. Döfe den Wertung wegen 
Verpflegung ber Truppen der alllirten Maͤchte ab. 1815 erhielt er vom f. Deren 
den Sreibeerntitel und das Dinifterlum der Sinanzen. Auf f. Wunfch wurde ee 
1817 zum Chef des Diinifteriums des Innern ernannt, welches er auch unter dem 
jest vegier. Großherzog Ludwig bis 1820 beibehielt. Er genieft als Mitglied ber 
obesflen Staatsbehörbe fortwährend das Vertrauen ſ. Negenten, weicher ihm auch 
das Großkrenz des Ordens vom zähringer Löwen ertheilte. Raſtloſe —— 
hellen Verſtand, die Gabe, jede Sache ſchnell nach allen Seiten zu 
Erfahrung in allen Zweigen ber Verwaltung, haben ibn ſelbſt f. — nie 
— Ungeachtet feines vorgeruͤckten Alters begriff er leicht das Weſen ots 
repeäfentativen Verfaſſung, und er trat in ben Kammern nie ohne Beifall auf. 
Ban kenut von ihm folgende Schriften: 1) „Praktiſche Anleitung zur Schaͤtzung 
ganzer Herrſchaften, einzelner Städte und: Dirfer' (1806). 2) „Beiträge zur 
Purificirung dee deutſchen Bundesacte” (1821). 3) „Pragmatifche Unterſuchung 
des Urfprungs und der Ausbildung alter Abgaben und netter Steuern’ (1823). 
Senfibilität, im allgemeinften Sinne, iſt diejenige Erſcheinung bes 
Lebens in den Naturweſen, weiche biefe.auf eine höhere Stufe deffelben echebt 
und erhält, indem fie bas Leben nicht bloß in ſich, fondern aus ſich berausgehend 
offenbaren, und demnach in einen Gegenfag mit ber Außenwelt treten. Ihr 
legt die Höhere Lebensldee zum Grunde, welche die Naturwefen aus der Pflanzen» 
welt in die Thierwelt berfegt. Um dieſes höhere thierifche Leben zu renlifixen (im 
das Sein zu verſetzen), verkörpert fich. die Genfibitität in eine Meihe von Organen, 
welche zur Wahrnehmung der Außenwelt und ber Begenwirkung auf fie beflinmt 


‚‘ 








gen und. 

—— und beffen Buftanbes vermitteit wird, weiche wir Empfindemg bes 
Nennen, verfichen teir and) umter Omsfübilität im engern Ginne oft Bioß bie tere 
oder das Empfindungsvermoͤgen, infofern dieſes ben Nerven ausſchließlich zuge 
ſchrieben wird: — — obgleich dieſe Beuennungen nicht dad eis 
gentliche Weſen der Senſibilltaͤt uuıfafien. Die Altern Phyfiologen hatten biefe 

einſeitigen und beſchraͤnkten Begriffe von dem Weſen ber Senſibitaͤt indem fe 
.  entzoeber mir eine Verricheung berfelben aufnahmen, umb Diefe ais Merſtee Prins 

eip zur Erklaͤrung des organifchen Leben® gebrauchen wollten, ober fie wieder ans 
dern Lebendverrichtungen unterordneten, ober in eine Reihe mit ihnen ſtellten. 
WBorshanve-fegte bie Nervenkraft in einen Gegenſatz bes. Herzens, als ſtets erneuern⸗ 


des Priscip ber Thaͤtigkeit beffeiben, welches aͤbrigens amabhängig von den Ner⸗ 


berefihe. 
des Deryend. Friede. Soffmem, Saubu.m A. ſtellten dieſelbe dagegen zu hoch, in= 
dem fie die Nerven als Behaͤltniſſe einer dunkeln Kraft anfahen, weiche a. 
Beben der organifchen Körper — fie ſetzten demnach die Nervenkraft über 
bad: Leben, da fie doch von dem Leben ſelbſt erſt ausgeht und nur eine beſondere 
beffeiben darſtellt. Haller unterfchied zwar ſchon beſtimmt bie KReiz⸗ 
barkeit der Muekelfibern (Irritabilitaͤt) von der Eupfindungofaͤhigkeit der Nerven, 
weicher ex den Namen Benſibilitaͤt gab, ergriff aber auch ne dieſe Modtfication 
berfelben für das Ganze. Andre aber, z. B. Schäffer, be Ham, und mit ihm 
» otner u. A. festen die en fhiicht Big ntB Pcvem olhgtai über nen 
und machten jene allein zur Grundlage aller übrigen Werrichtungen des Org 
mus, ee fe Senf in: Bean dr Cr das Ehen TR 
Brown und die Schule der Erregungötheoretiler benahmen dem Organismus bie 
Freiheit und Seibſtaͤndigkeit bes Lebens, und erniedrigten baffelbe zu einem Bloß 
durch Äußere Neize erzwungenen Buftande von Gegenwitkung, feßten folglich auch 
bie Senfibilitaͤt zum bloßen Princip ber Möglichkeit einer Erregung und Erregbar⸗ 
keit herab. Indem bie neuere Naturphiloſophie eine höhere und richtigere Anficht 
des Lebens ger gab, eröffnete fie zugleich: der Phyftologie ein weiteres Feld zur 
Feſtſtellung des Begriffs ber Senfibilität nad) ber oben entwidelten Idee Ins 
ſofern nun die Senfibilitaͤt als eine den Nerven inwohnende „er. | 
Orgmisums übergeht, In einem eignen Syſtem gleichfam verkörpert iſt, und 
fo wieder in Werbindung und Wechſelwirkung mit den übrigen Soſtemen flcht, 
teitt fle felbſt andy als Glied in der Kette von Syſtemen und deren Wechfchetetuns 
gen im Organismus auf, und iſt in ihrem gewöhnlichen Stande gegen jene auch 
gewifſen Veraͤnberungen unterworfen, bie wir als Abweichungen von ber Regel, 
— als krankhafte Erſcheinungen bemerken, von denen vote 2 Elafſſen miterſchet⸗ 
den: regelwibrige Erhoͤhung ber — und regelwidrige Erniedtigung ber⸗ 
folben, Im erſten Kalle erheben ſich die Berrichtangen dee anbern Lebenemnodi⸗ 





Cala 






der (ungen 
Standes der S der Form 
. Narvenkrankheiten, deßhalb vgl. Nerven mb — H. 
Senfitive, f. Fuͤhlpfanze. . 
EN 4 ih oc rn — —— (f. 2), moi 
entimentalituͤt genammt wird, t noch ber 
Ban eines TÜbergewichts ber Empfindung dber das thätige Streben, — 
runden Fragen ee kann Füglich Sentimentalität genaumt w 
Te a a en B. in ber Em 
ſucht und im ber eigentlichen Ruͤhrung. Die Sentimentalitaͤt unterfcheibet ſich von 


a — er Einpeinen am ihre Kirchen —————— 


den haben 
fich dergleichen Stille im Lande mehr als anderwaͤrts beimerkiich gemacht; doch eis 
gentliche Separatiften, die ſich neuerbdings vom ihren Kirchen trennten, um eigne 
re ge one die Momiers(f. d.)in Benf und dem Waadt⸗ 
lande (Schüler engl. Methobiften), die nun gerichteten und zerſtreuten Anhänger 
der Margaretha Peter zu Wildenfpuch im Zuͤrchiſchen und auch Die als ſehr fromm 
und fittenrein geruͤhmte Gemeinde Komthal im Wuͤrtembergiſchen inſofern nen⸗ 
wen, als fie nicht mit a. evangel. Gemeinden, fonbern nur mit ber kirchlichen 
Dberbehörde Gemeinſchaft hält. In England ſieht man fafl jedes Jahr neue Beine 
Separatiſtengeſellſchaften mit wunderlichen Eigmbeiten ansflehen und erloͤſchen, 
deren feine in der neueften Zeit kirchenhiſtoriſch merkwuͤrdig ward. In Schweden 
befanden als Separatiſten feit 1746 bei Steckholm bie Schewickianer ober Fremd⸗ 
linge anf Erben, welche die Abendmahls feier wegen Entartumg der ſchwedifchen 
Kirche wieden, Eläfeiich beifammen und nur in geiftiger Ehe lebten , Erin Schwei⸗ 
nefleiſch aßen, eigenem Gottesdienſt hielten und 1782 in das Zolerangebiet einge⸗ 
ſchlo ſſen — aber 1820 bis anf 2 erloſchen waren. Die Leſer in Nord» 
ſchweden, den beutfchen Pietiſten ganz ähmlich, find nicht Separatiſten, ba fie au 
der Eirchlichen Abenbimahlöfeier Theil nehmen. Daß unter den Katholiken wei 
Schismatiker, wie bie Sanfeniften in Holland, doch nicht leicht irgendwo Separa⸗ 
tiften gefunden werben, erklaͤrt ſich aus der Stellung der kathol. Laien. Sie 
müffen in. Bcachen des Glaubens umnrunbig bleiben, dürfen bie Beil. Schrift nicht 
beliebig brauchen, werden mehr mit Werrichtung frenumer Gebräuche als Ei 
Denken über veligiöfe Dogmen — — und Stehen unter einer kirchlichen Herr⸗ 
ſchaft, die ihnen bei weitem nicht die Freiheit laͤßt, weiche bie Proteſtanten in al⸗ 
Ion dieſen Beziehungen genießen. 31. 
ee dee Chriſtenheit, die ſich wegen abısei- 
chender Meinungen von dem Bottesbienfie ber Kirche, auf: deren Gebiet fie leben, 
abſendern und eine eigne Religionsuͤbung unter fich ver . (Bel. Sekten.) 
lite, bie Erſcheinung des Separatiemus vgl. obsumeier, „Bemer⸗ 
kungen über den Geiſt und bie Quellen des Separatimus In Benge’s — e 
Theolog. (1816). 
Bepia. Dee Sepia⸗ ‚ste: Dimtnſiſch Blackfiſch ober —— iſt 
Merdinfekt. 


ein beſonderes | 
- podie, Es gibt mehre Gattungen dioſes Geſchlechts; bie gewoͤhnlichſte winb auch 
Seckatze genannt. ——— —— — e⸗ 


156 Sepiazeichnung 


hat euen fleiſchlgen Korper und auf dem Nuͤcken eine weiße harte Schale won ber 
GSeoͤße einer Hand. Dies kalkartige Ruͤckenſchild wirft es jährlich ab, und befemumt 
ein neues. Das abgemorfene ſchwimmt auf dem Meere, man naunte es fanft 
Meerſchaum, ba man es für verhärteten Schaum des Meeres hielt, jegt nennt 
man es meiſt Ossa sepine. Es wird forgfältig aufgefifcht : und theils zu Pfei⸗ 
fentöpfen und andern Kleinigkeiten verarbeitet, theils gleich dem B ge⸗ 
braucht. Zerſchnitten zeigt es ein wunderbar verkalktes Zellengewebe. Dom um 
den Kopf des Sepiafiſches figm 10 lange mit Saugruͤſſein verſehene Arme, 
von welchen 2 die übrigen an Länge weit uͤbertreffen. Mit diefen Armen kann 
er fich ungemein feſt anklammern und anfangen. Dee Mund bat 2 hornartige 
Linnladen, faft wie ein Papageienſchnabel geſtaltet. An beiden Seiten bes Kor 
pfes ſtehen 2 fchwarze, ziemlich große Augen hervor. Gein Blut iſt weil, aber 
im Ussterleibe befindet ſich eine Blaſe mit einer ſchwarzen Feuchtigkeit. Wenn er 
verfolgt wird, ſpritzt er dieſelbe von fich und träbt ſchnell das Waffer bermaßen bas 
mit, daß man nichts darin unterſcheiden kann. Schon zu den Zeiten bes Perſius 
bedienten fich die Römer dieſer Schwaͤrze (Sepia) zum Sſchreiben. Man glaubt, 
daß He der Hauptbeflandtheil der chineſiſchen Tufdıe ift, und von den Chinefen mit 
aufgeloͤſtem Reis und Gummi zubereitet werde. Jetzt bedient man ſich ihrer, mit 
Bieſter gemiſcht, zum Zeichnen. Um den Sepiafifc zu fangen, läßt man einen 
Spiegel int Mac bi hinab, an biefen klammert ex fich fo feft an, daß man ihn mit 
. beraussicht.. Man fieht ihn fehr häufig im mittelländifchen Dieere. WI. 
Sepiazeichnung, eine Erfindung des Prof. Seidelmann (f. d.) 
in Dresden. Als diefer Kuͤnſtler in früher Jugend In Rom durch f. richtigen Zeich⸗ 
nungen Auffehen erregte, trug ihm: 1777 ein dort lebender Engländer auf, 
 Ansmtsiche Antiten für Ihe zu elcnem. Mit Eifer begann der junge Kuͤnſtler in 
der gewöhnlichen Manier mit ſchwarzer umb weißer Kreide auf farbiges Papier, 
und lieferte alle Donate einige Blätter. Sein Gönner reifte oft von Rom nach 
Neapel und a. Städten, und uͤberall begleiteten ihn ſ. Cattons, die, geſchmuͤckt 
durch die Zeichnungen bes talentvoßen Deutfchen, um fo häufiger geöffnet, ge 
zeigt und bewundert wurden. Nach Jahresfriſt fah Geidelmann f. frühen Zeich⸗ 
ar darin wieber und erfchraf heftig, als er fie ganz verwifcht, ſtumpf und 
löfcht wieder fand. Die in Staub —— Kreide ward ihm verhaßt,, und 
er ſann auf eine dauerhaftere Manier. Er fing an, den Apoll zu tuſchen; doch 
dies war wieder ſo kalt und hart gegen die ſauften Wellenlinien des Marmors. 


ben Einfall, die dunkelbraune Galle des Sepiafiſches zu benutzen, und herrlich 
gelang ihm dies. (Er miſchte fie in der Folge immer mehr mit Bieſter, und ges 
wann fo einen warnen und doch Eräftig dunkeln bräunlichen Ton, in welchen er 
nun auf weißes Papier unverloͤſchbare Zeichnungen in eigner Manier entwarf, bie 
ihm baid ganz ausgezeichneten Ruhm erwarben. Sie bat Beinen Zarbenzauber, 
feinen blendenben Glanz; fie ift in der Malerei was das Mondlicht in ber Nas 
tur iſt; eine liebliche Melancholie, ein milder Ernſt herrſcht darin. Aber ber 
Künftler weiß dennoch den ganzen Charakter ſ. Originale wiederzugeben; f. Formen 
find richtig , f. Schatten zart und verfchmolzen, mit meiftechafter Leichtigkeit 
überwindet er bie endlofe Mühe biefer Arbeit, welche aus lauter fanften Punkten 
ineinander gewebt erfcheint, und vollendet vafch, woran Andre Sahrelang ſich mühs 
ſam quaͤlen würden. Das Papier wird auf Leinwand gefpannt, ums den unge 
heuer großes Zeichnungen Dauer und Haltbarkeit zu geben. Man benugt bie 

Sepichelchaumg jest auch viel zu Landſchaften, weiche fich trefflic) darin ausneh⸗ 
org Rammtlich bat ber geniale Landſchaftsmaler Friedrich, deſſen einfach großen 
an unb büßen Naturkenen fie beſenders günftig iſt, herrliche ag 


‘ 








Septennalitaͤt 457 


Septennalitaͤt, die Tiährige Dauer des beitifchen Unterhaufes und 
der franz. Deputirtenkammer. Sie ward — mit Vorbehalt bes koͤmigl. Vor⸗ 
sets ber: Auflöfeng vor biefer Zeit — in England unter der Verwaltung 
bes Miniſters Sir Robert Walpole, 1716, und in Frankreich, hier jedoch zu⸗ 
gleich mid der ungetrennten Ernenerung der ganzen Wahllammer, imter dem 
Minifterium des Grafen Biiiele, 1824 eingeführt. Diefe Abänderung ariff in 
England minder tief in die Verfaffung eim ats in Frankreich. Doet hatte die 
Integrale ober ungettennte Erneuerung bed Unterhanfes von jeher ſtattgefun⸗ 
ben; Bier wurde die Wahlkammer bisher jährlich zum fünften helle erneuert. 
Dort hatte nicht die Eonftitution, fondern ein Geſetz, hier hatte die Eomftitution 
Beides, die Sjaͤhrige Dauer ſowol als die theilmeife Emeuerung ber Wahlkam⸗ 
mer, feflgefegt. — Die Septennalität des britifchen Unterhauſes ſchlug ins 
Haufe des Lords am 10. Apr. 1716 der Herzog v. Devonſhire vor. Die bis⸗ 
ber Zjaͤhrige ungetrennte Erneuerung des Unterhaufes — fagte der Redner — 
verurſache nicht nur geoße Wahlunkoſten, fonbern rege auch zu oft bie Reibungen 
der Parteien auf und ſetze die geheimen Umtriebe ber Papiſten und Jakobiten im 
Bewegung, welche damals die innere Ruhe des neugeordneten Staats durch 
Ihre Verbindungen mit dem Auslande ( Frankreich mit dem Haufe Stuart) bedroh⸗ 
tm, und kaum erſt mit Gewalt, als ber legitime Praͤtendent 1716 eine Landung 
in Schottland bewerkſtelligt hatte, zur Unterwerfung genoͤthigt worden waren. 
Rach einem lebhaften Wortkampfe warb bie Bill im Oberhauſe mit einer Mehr⸗ 
heit von 35 Stimmen angenommen, 30 Lorbs aber unterzeichneten eine Proteſta⸗ 
tion dagegen, weil bie Zjährige Dauer des Unterhaufes im Geiſte ber V 
ſelbſt begründet fei, die Verlaͤngerung dieſer Dauer aber das freie Wahlrecht bes 
Velks ganz befchränke, indem alddann die Beſtechungen weit häufiger, mb bie 
Wahlen weit koſtbarer werden. wuͤrben. Noch Iebhafter fprach man gegen bie 
DR im Unterhaufe: Sie verrathe von Seiten der Regierung Schwaͤche und 
Sunhr, fowie Mißtrauen gegen die Treue des Volks. Am wenigſten — fo er 
Ükıtm fich viele Stimmen — dürften die nur auf 3 Jahre gewaͤhten Mitglieder 
des Unterhaufes, ohne ihren Auftrag zu Überfchreiten ımb ihre Pflicht als Volke⸗ 
vertreten zu verlegen, in bie Annahme einer BIN wiligen, die ihre Ernennung 
wides ben Willen der Wähler verlängere. Endlich erinnerte man au das lange 
Parlament Karls J., welches die Verfaffung, die Kirche und den Thron umgeſto⸗ 
fer habe. Nachdem 20 Redner für und wider die Bill gefprochen hatten, ward 
fie auch vom Unterhauſe mit einer Mehrheit von 264 gegen 121 Stimmen auge 
kommen. WBenterfenömwerth bleibt es, daß bie fiebenjährige Dawer des Parlaments 
von ben Whigs verlangt mb gegen bie Einwenbungen der Tories durchgefetzt wur⸗ 
de. Jene ſahen naͤmlich die BIN als ein Schupmittel fhr die neue Dynaſtie gegen 
dat alte Iegitime Haus der Stuarts und als das wirkfamfte Mittel an, um den 
Vapismus und Jeſuitismus zu vernichten, und dem Proteflantiönmes ben Sieg 
38 verſchaffen. 1734 erhob fich im Unterhaufe ein neuer Kampf ber jene Acte 
Die Tories und die Jakobiten (die Anhänger der Stuarts) trugen ins Unterhaufe 
auf die Abſchaffung derfelben an; felbft einige Wyigs, unter diefen der eifrigſte 
Verfechter der Bill im 3. 1716, der berühmte Pulteney. Indeß war ob jett 
beider Theilen weniger um bie dffentliche Freiheit zu thun ats um ben Weflg der 
Sewalt. Lord Bollugbroke wollte nämlich den Diintfier Lord Watpole verdrängen. 
Die Rebe, weiche der Eepte bei dieſer Gelegenheit hielt, fowie bie von Wyabham, 
dem Freunde Bolingbroke's, find Meiſterwerke von Kraft und Berebtfamleit. 
Valpole trug mit 247 Stimmen uͤber 184 den Sieg davon, und Bolingbroke zog 
ſich nach Frankreich zuruͤck. Gleichwol iſt die Anficht, daß bie 7jaͤhrige Dauer 
des Unterhauſes der Wahlfceiheit nachtheilig ſei und Beſtechungen aller Art beguͤn⸗ 
Rige, noch immer bei der Oppoſition vorherrſchend. Selbſt Pitt nannte fie, alt 


158 Septmnälkiät 


er in der Sitzung ami 7. 7. et 1788 fie Ye Pücimenbafomn (ro ehr ber 
größten Gebrechen in der Volkovertretung. „Die Dauer Parlamente⸗, 
tief ee aus, „ſollte wisber-Siährig werben, — es — 
in beiden Haͤuſern unter ber Regierung Witeimt FIL. geſetzlich begruͤndet worden 
iſt; mitteift jener verderblichen Verlaͤngerung haben ſich die Vertreter bes Bolks 
balb von ber Krone, balb vom ber Arlſtokratie abhängig gemacht, wodurch in beb 
ben Faͤlen das Wefen ber Conſtitution verlegt wirb, nach ge 
feine Vertretung Einfluß auf die Reglerung haben fol". *) Pitt's Votſchlag, 
Sjährige Dauer wlederherzuſtellen, den auch Kor unterfihgte, — 
kleinen Mehrheit vom 11 Stimmen verworfen. — Als FZolgen ber Septennall⸗ 
tät im England fieht man an den Druck der 10 Mill. Katholiken, bie vergeblich 
nach Emancipation — ; bie 7 ME. Arme, weiche durch die Armentare erhalten 
werden mäffen; bie Öffentliche Schub von 340 DRIN. Pf. St. welche über 29 
MIA. Pf. St. von den gewöntichen Einkünften verzehrt amd ben potitifchen Ein» 
— ———— die Beibehaltung ber alten fenbalen und geiftlichen 
MWbchiche ; bie Barbarei und Verwirrung ber Ciofl- unb Barbareigefege u. f. w. 
Dagegen gibt es in bee britiſchen Verfaflumg andre Vortheile, welche jene Noch⸗ 
theile der Septennalltaͤt einigermaßen ausgleichen. Man fehe über dieſen Ge⸗ 
genftand den Auszug aud der Geſchichte bes Parlaments von England: „La sep- 
‚, 'tennalit& da parlement d’Angleterre,. ou journal des discussiens qui ont 
ou lieu dans les deux ohamıbres,, lors de cette propositien, suivi des opfni- 
ons de Tindal, Smollet, Belaham, Coxe et Biackstone,, pubHeistes an- 
giale"‘ (Bonbon 1824). - 

Die britiſchen Wechanbiungen erhielten ben BReiz ber Nenheit, als der⸗ 
ſelbe —— in den franzoſiſchen Kammern von ben berähmteflen 
Staatemänneen 1824 erörtert wurde. Bekanntlich hatte bie franz. Couſtltu⸗ 
tion von 1791 die Integrale Erneuerung, bie von 1708 ehr ih Ernene⸗ 
rung zum beiten Theile jedes Jahr, und die von 1790 bie partielle _Siäße 
tige Emenreung beſtimmt. Die legte Geſtimmung mar Im 37. Urt. ber 
Charte von 1814 beibehalten, dabei aber das Alter von 30 Jahren fx du 
— und das von 40 3. für die Deputirten feſtgeſetzt worben. Dagegen fchiug 

der Ditntfter des Innern, Graf v. Eorbiere, amd. Apr. 1824 in der Palrokan⸗ 
mer vor, die Deputirtenbammer auf einmal ganz zu ernetiern und Ihr eine Dauet 
vor 7 Jahren zu geben. In der Pairskammer ſprachen die Grafen Segur, Bouffy 
d Agilas, A. de Talleyraud, ee a Are 
comet und be: Chotſenl gegen bie Septennalltͤt. In demfelben Chin ſprach 
— — und feine Olebe tft ebenfo Inhalteeich, ats der Form wach 
ein Meikeriik Beredtſamkeit. Für den Geſetzesentwurf 
chen Bar. von Montalembert, zes von Doubeaunille, Marq. d'Herborwille 
der Biſchof von Hermopolis u. A. m. Beide Theile gaben m, "af in Srankeeit 
die Lage der Binge ganz verfehleben fei von der in England 1716. Dott rege fi 
jegt feine Baction, die gegen den Thron der Bourbons für ein altes Derrfcherhauß 
Napoleon war ja tobt, und die große Mehrheit ber Nation verlangte 
nicht® #18 bie vonfkänbige Antnentung der Charte. Die ansgezsichnetfin Redner 
in bett Kammern ſahen a Fe er em Tiähe. 
Da ver Wahlkarumer als die urmlittefbane einer weſentlichen Bo 


ſimmung der Charte an 
wor kleme dann noch bie Gattigkrit der Abeigen verbuͤrgen. Dazu tum, baß ber 
2) Es if bekannt, daß von 658 Deputirten 590 eigentlich nicht geroählt, fonbern 


durch die Dligardhie der rotten boroughs ernannt werben, ‚und daß jedem ber 70 
ee. gewählten Mitglieder des Unterhaufes feine Bapl 25,000 — 185 ‚000 








ESepeennalitaͤt 460 
Bahnsig XVIII. vor weuig Jahten den Antrag, — bar⸗ 


Ruiz 

unter auch det 37.,. zu redidieen, verworfen und ausbchetid, befohlen-batte; ie 

Charte mangetaſtet zu erhalten, als Baſis deu öffentlichen Rechts und 

ber allgemeinen Ruhe! „Ich werde nicht leiden”, waren die Worte des Aönigt, 

* dieſes Fundamentaigeſetz des MeichE verlegt werde”. Allein bie Vertheidiger 
ber Septennalitaͤt ſahen darin ein Mittel der Öffentlichen Beruhigung, weil jaͤhr⸗ 


——— ge fortwaͤhrend aufeegten ; fobaum " 
eine grͤßerr Beſtiumtheit dr 


Geſchaͤfteganges durch bie Tiährige immer gleiche 
Stimmenmehrheit — “ weiche bither bei dem theilweiſen jaͤhrli⸗ 
den Wechſel umauthörlich geſchwankt habe; endlich eine Buͤrgſchaft der Stabilitaͤt 
durch Die laͤngere Dauer eines und beffelben Charakters ber Bildung md Erfahrung 
von Geſetzgebern, wenn biefe 7 Jahre nach einander in ihren Beruf tiefer eindrin⸗ 
gm und daher beffeze Geſetze machtn koͤmten. Indeß famb der beruͤhmte Werf. des 
niraite sur les probabilitea”, Graf Laplace, als ex pa der Pairckammer bie 


Brände fie die Septemalitit in Hinficht auf Stabilität und Bixche errang, daß 


a EN ER, jene Zwecke zu beföcdem, wie fie 
waͤhrend Engianbs Geptenmalickt 


ber 37. Art. vom dem geöften Deifter ie der Wiffenfheft ber Gewalt, von Nape⸗ 


kom, ganz herruͤhre. Er habe nämlich geglaubt, daf eine Integrale Erneuerung ber 
Ga pri eier gegen Die Regie⸗ 


g hervorrufen hatte die 
Erfahrung aufgeſtet, als 1792 Ba umb gemwaltfame 
Solge der imtegrulen Ernruerung der. Nauenalverſammlung eingetzetu waren. 


(Graf Wide Dat 1828 diefibe Erfahrung gemacht) Gdenfe Bar als Mar 
dig geigte Inähefonbere Graf Lanjuinais, daß Großbritanniens Vorgang auf Frauk⸗ 


reich bier durchaus wicht anwendbar fei. Dort mürben bie Nachtpeile der Sep⸗ 


jehr befcprimie. ber Sritifhen 
Bi (in Bi nl nen 3) Durch das Kiter von 21 Jahren 


für die Wähler und Die Erwaͤhlten, ee ET mE Goal ie 
Min. Woͤhler gebe; ein ganz andres Verhaͤltniß gelte in Eranleelh. (S. Wahlfor⸗ 
nen.) 4) Durch Die Unwaͤhlbarkeit aller Diener ber Krone, fobaf jebe Annahme 
einge el sdigen er ur Solge habe; auch wer 
; ua die Beben wu lenken, in Eugland hart 


Pairtẽammer nicht oͤffenscich 
werden nicht alle Mitglieder zugelaffen. 6) Darch die Freihsit des Petitiererechts 
wedurch beſtaͤndig in den beiden Haͤuſern uͤber alle Theile ber Verwaltung Unter⸗ 
ſuchrugen veranlaßt wuͤrden; in Frankreich hennuten mancherlei Hinderniffe das 
— — ———————— liche Derantwortlichkoit der Miniſter ihrer Agen⸗ 
um, woruͤber man in Fraackreich Erd Geſetz noch ertaarte. 8) Durch das Wachau: 
ee me 


Mieſter 
en Ba ra er er re a Fear nad) 8 due auf 


de ſͤmmtlih in Frankrei 
en in ſtaatsrechtlicher Hinſicht Höchft Ichrreiche Erörterumg ber PRO 
und ber integralen Geweuserung dev Wahlkammer ward am 7, Mai nach 
ung der Gründe für und wider derch bin 


genauen 3 Beihin 
Mare Marquis v. Paftoret, gefchloffen und der Geſetzesentwurf mit 117 Stim⸗ 


men gegen 67 angenommen. In der Deputittenkammet war De Oppoſition der 





0 - Septett GSeptuaginta 

hi nach minder bedeutend. Der König hatte nämlich am 24. Dec. 1623 die 
mmer aufgelöft, und für die neue Kammer von 430 Gliedern zählte man nur 
‚ Überale Wahlen; ungleich flärker war die ſogenannte Gontreoppofitten, ober 
‚der antiminifterieflen Royaliſten auf ber aͤußerſten —— Allein deſſeum⸗ 
ichtet war bie große Mehrheit der neuen Wahlen im Sinne des Minifteriums 
zgefallen. Diefer Kammer überbrachte dee Minifter bes Innern am 14. Mai 

ı von ber Pairskammer bereitö angenommenen Geſetzesentwurf, und Hr. ©. 
artignac fagte daruͤber in feinem Bericht: „ber König habe die Charte aus ober» 
r — gegeben, aber nicht zugleich wollen koͤnnen, daß fie im 
en fehlerhaften Berfügungen unabänberlich ſei; bie Macht, bie vor der Charte 
tanben, A daher da® Hecht, fie zu verbeffern. Die vorgefchlagene und durch 
Erfahrung als nothwendig geseigte Abaͤnderung aber treffe nicht hen Grundfag, 
idern bloß die Vollziehung einer ber Hauptanordnungen der Charte. Das Zart> 
fuͤhl endlich, daß die Deputirten nur auf 5 Fahre (jede Serie nämlich auf 5 Jah⸗ 
„gewaͤhlt feien, bürfe fie nicht abhalten, zum Beſten des Staats ihre eigne, 
Ihrige Dauer auszufprechen”. — Am gebiegenften erkiätte fid) gegen bie 

nn und bie Integrale Erneuerung Rover⸗Collard (vgl. d.): „einer 7jaͤhri⸗ 

er müßten die jaͤhrlich anders fich geſtaltenden Nationalintereffen 
j jedem Fahre fremder werden; die Integralerneuerung fei an ſich dem republika⸗ 

hen Princip angemeflener,, wie daB Gtaatsrecht ber Verein. Staaten beweife; 
mın die Ausübung bes freien Wahlrechts fehr befchräntt Ant fo koͤnne künftig 
e Faction leicht die Integralerneuerung zum Nachtheile bes Throns, ober bes 
olks auwenden und bie Repräfentativverfaflung en verderben“. *) Devaur, 
meral Foy u. A. fahen darin, fowie in der feit 1820 eingeführten Wahlform, 
r ein Mittel, die Allgewalt der Eaiferl. Helden wieberherzuftellen, ober die 
iniſterialgewalt zu erhöhen. Auch Villele's kuͤhner Gegner von ber rechten Sekte, 
raf Labourdonnaye, fprach gegen den Entwurf. Darauf bemerkte Graf v. Bits 
e (der Sinanzminifler und Präfident des Miniſterraths), daß bie bisherige Be⸗ 
eglichkeit dee Kammer (Andre nannten es das jährliche Wahlfieber der Ration) 
an Miniftern es unmöglich gemacht habe, Frankreich die ihm noch fehlenden In⸗ 
tutionen, wamentlich eine Municipalorganiſation, zu geben. Herr v. WBaublanc 
d Agier fprachen im Sinne bes Herrn v. Villole über andre Nachthelle der chell⸗ 
fen Bjaͤhrigen Emenerung. Dagegen zeigte Hr. von Girardin aus ber bißheris 
n Erfahrung die Unfchäblichbeit diefer Einrichtung ; bie Palrskammer felbft Habe 
r Kurzem bie theilweife Erneuerung aufrechterhalten, weil fie ber Wahlkammer 
ehr Stabiiität und insbeſondere ben fo wichtigen Bortheil ber Traditlonen (dev 
— und Geſchaͤftserfahrung) verſchaffe. Durch die Septennalltaͤt aber 
an die Seite der erblichen (in der — geſetzt 
— Diet und ähnliche Gruͤnde machten jedoch Leinen Eindruck. Der Geſetz⸗ 
twurf warb am 8. Juni von ber Deputirtenkammer mit 292 gegen 87 Stimmen 
genommen, dann fofort vom König am 9. —— und durch den, Moniteur⸗ 
5 Staatsgrundgeſetz bekanutgemacht. Bemerkenswerth iſt +8, daß im Laufe ber 
erhandlungen keine Stimme aus ber Nation fich durch eine Vorſtellung an die 





ummern gegen biefe Doppelte Abänderung ber Charte kundgethan hat. ee. Dies | 


‚gemeine Stillſchweigen Billigung ober Gleichgultigkeit? 

Septett oder Septuor heißt in der Muſik ein — Ruh, 
tweder fuͤr Inſtrumente oder Singſtimmen. Letztere kommen voenhentich ie 
oßen Opern vor. 

Septuaginta heißt bie griech. überſ. des A. Teſtam. weil fa nach bam 
beihaften Borgeben bed Ariſtaͤus, dem auch Joſephus in den jünifihen Anis 


*) Royer⸗Collard's Rebe 5 bie Septennalität ift vollſtaͤndig mitgetheilt in ber 
(gem. Beit.”, 1824, Beil, 130 und 134. 


Sequeſtration Serail . 168 
folgte, auf Befehl des Rönige von Ägypten, Ptolemoͤns Pitiabeiphud, 
72 gelehrten Juben (daher ber Name Septunghita: * weiche abgeſondert 
einander daran gearbeitet, aber durch göttliche Inſpiration in ihren Übertra⸗ 
gungen wörtlich miteinander übereingeftimmt hätten, auf der Infel Pharos un⸗ 

it. Ägypten verfereigt worden. Wegen dieſes angeblichen Urfprungs wird fie - 
ai die aleranbeinifche lÜberfeg. genannt, weil fie zu Alexandrien veranflaltet 
wurde. Wahefcpeinlich verdauken wir ſio ben unter ben Griechen lebenden Juden, 
bie, zum Schell des Hebräifchen nicht mehr kundig, von geleheten Glaubensge⸗ 
noffen ; . beider Sprachen mächtig waren, eine folche liberfegung ihrer heit. 
Bäder zum Gebrauch in ben Synagogen, um 285 v. Che. abfaſſen Heßen. Doc 
mochte dies zuerſt nur mit den Büchern Moſis gefchehen fein, denn von den uͤbri⸗ 
gen Buͤchern bes A. Teſt. iſt nur fo viel erweislich, daß man fie im 2. — v. 
Chr. in griech. Sprache Hatte. 

SGegquefiration nennt man bie Jemandem anverträute an 
bber Verwaltung eines Gegenſtandes, um denſelben nach entfchiedenem Streit 
dein Dbfiegenden zu übergeben. Auch bie Handlung felbfl, durch welche biefe 
Aufoewahrung verfuͤgt wird, heißt Sequeſtration, und der Aufbewahrende Ses 
auefier. Der mn Sal der Sequefttation iſt jedoch ber, baß eine Sache 
unter gerichtliche Verwaltung genommen wird, um die Einkuͤnfte fuͤr Glaͤubiger 
beziehen, ober unerlaubte Verfuͤgungen zu hindern. Die Sequeftration kann mit 
der Zuſtimmung und dem Willen der Streitenden oder auch burch die Gerichte 
von Amtswegen verfügt werden. Im erflern Sale heißt fie willkuͤrliche Seque⸗ 
firation (S. voluntaria), im letztern nothwendige (S. necessaria). Ein Grit 
darf aber nur dann eine Sequeſtration anorbnen, wenn während bed Proceffes 
far eine ober die andre Partei Gefahr vorhanden ift, den flreitigen Gegenſtand, 
auch auf den Fall des Siegs, entweber garnicht, oder doch auf unerfegliche Weiſe 

befehädigt zu erhalten. Erſt nach beendigtem Streite kann der ſequeſtrirte Gegen 
* (soquestrum) zuruͤckgefodert werden. Nicht bloß Suchen, ſondern * 
Perſonen koͤnnen unter Sequeſtration geſetzt werden, z. B. Seanenzinmer _ 
fi —— zu gleicher Zeit guͤltig verlobt haben; und Kinder, wenn die Be 
tenben Parteien ſich gegenfeitig das Mecht ber mütterlichen ober väterlichen Gewalt 
ausichlieflich anmaßen wollen, und biefes Recht zweifelhaft iſt. 

 Serail (Sarai oder Serai, d. 5. ein großes Gebäude, ein Palaſt), be⸗ 
deutet das Schloß, wo ber tuͤrkiſche Sultan reſidirt. Es liegt an einem Ende von 
Ronftantinepel in einer herrlichen Gegend, auf einer in das Meer hervorragenden 
Landfpige. Die Mauern bed Serails umfchließen einen Umfang von mehr benn 
4- Stunden Wegs, In welchem mehre Mofcheen, außerordentlich große Bärten 
und Gebäube, in denen an 20,000 Menſchen beherbergt werben koͤnnen, begrif⸗ 
fen find. Indeſſen beträgt die Anzahl bee im Haufe des Sultans ober im Serail 
wohnenden Menfchen nicht über 10,000 Seelen, die Barden und Dienerfchaft 

Von der Meeresfeite ber iſt der Anblick dieſes ungeheuern Palaſt⸗ 
haufens überaus ergögend. Allein fobald man an Land teitt, verfchwindet bet 
Zauber; die Dome, die vergolbeten Kuppeln, bie Cppreffen und alle jene Herr⸗ 
lichkeiten werben von dicken, Entfegen erregenden Mauern umfchloffen, deren Ans 
blick die finfterften Ideen erregt, befonders dann, wenn man an der Hauptpforte 
des Eingangs vorübergeht, und dafelbft noch oft die friſch abgefchlagenen Men 
ſchenkoͤpfe aufgeſteckt fieht. Der Harem ift ein Theil des Serails und dee Wohn: 
set der Frauen. Er enthält die abgefonderten Wohngebäube der 7 Rhadunns oder 
zechtmäßigen Frauen des Sultans, die durch bie Zahl, als bie erfte, zweite, britte 
m. f. unsesfchieden toerden. Jede bat ihr eignes Haus nebft Garten und ihre eig⸗ 
nen Sklavinnen, fobaß einer jeben wenigſtens 160 — 200 Mädchen (Odalis⸗ 
ten) zu ihrer Bedienung bewilligt find. Außerdem werden im Darem 13 — 1400 

Conv.⸗Lex. Siebente Aufl, Bd. X. 11 








pfängt nur vom alle Mittheilungen, 
ia Ruͤckſicht der äußern Verhaͤltniſſe und der Verpflegung bef Hargus fieht ße 
mit dem Kislar Aga, bem Befehlshaber des ſchwarzen Cunuchen, in Werbinbung. 
. Diefer Aga iſt eine [ehr wichtige Perſon des Reichs und fpialk im Serail eine bee 
erſten Mollen. Die Außern Pforten bed Hareme werben durch 300 verſchnitten⸗ 
Schwarze bewacht, welche als erfle Linie um die Mauern und Einfeffung deß 
Harems aufgeftelt find. Diefe Schwarzen haben einzig das Eingangärecht in hie 
Gaͤrten des Harems, und fobalb ber Großherr darin luſtwandeln will, dauͤfſen 
fie mit dem Kislar Aga ihn begleiten. Nach ben ſchwarzen Gunuchen folgen die 
wæeißen, mit jenen etwa gleich an Zahl. Sie ſtehen unter den Befehlen des Kapu 
Agaſſy (Oberſt-Pfoͤrtner) und bilden in zweiter Linie den aͤußern Haremedienſt. 
Sie find weniger wild und barbariſch als ihre ſchwarzen Collegen, bie an Rohheit 
und Grauſamkeit mit den wildeſten Thieren wetteifern. Des Sapu Agaſſy hängt, 
obgleich ey ebenfalls einen hohem Rang bekleidet, ganz von bem Kislar Aga ab. 
Die Jh’ Oglane ( Kammerpagen), auch Itch' Agaſſys genannt, haben bie Be⸗ 
dienumg bed Sultans zu beforgen. Sie find gewoͤhnlich Aſtaten yon nieberer Her⸗ 
kunft, und werben in 4 Kammern, bie ia Hinficht des es und der Beſchaͤf⸗ 
tigungen ihrer Mitglieder verſchieden ſind, getheilt. Die vierte und letzte dieſer 
Kammern heißt Khasne Odaſſhy ( Schagfammer ober Kammer der Schaͤtze). Die 
zu diefee Kammer gehörigen Pagen fliehen umter ben Befehlen des Kisier Aa, . 
umb find mit Bewahrung und Berechnung ber Schäge beauftragt. May behanp⸗ 
tet, daß das Serqil ungeheure Schaͤtze enthalte, ba man bie Magierung Sul⸗ 
* um fo glüdlicher hält, je mehr Schaͤtze ex aufgehaͤuft bat. Eẽ — 
ebrauch, daß jeder Sultan während ſeiner Megierung eine beſondere S | 
mer errichtet; am Ende jedes Jahrs macht der Kislar Aga ein Verzeichniß aller 
Beutel, welche eingenommen worben find. Diefe werden hierauf ba eing Kiſte 
nerfchloffen und vom Sroßheren eigenhändig verflegelt. Beim Toda eineß jeben 
Großherrn wird die Sanımer bes Khasna geichloffen, und mit goldenen Buchſta⸗ 
ben barüber gefegt: Hier Hegt ber Schat des Sultans N. N. Diefer Schatz des 
Serails darf nur in der dringendſten Moth angegriffen werben Außer ben er⸗ 
wähnten Seraitbebienten find bie Stummen (Bizchamphdilſtz) zu bemerlen. Ihres 
find ungefähr 40, and fie ſind eigentlich bie Hofnarren des Sultaus. Ehemals 
mußten fie im ganzen Reiche die Todesurtheile vollziehen. Die Zwerge (Giudge) 
machen gleichfalls eine Zierbe des Serails und einen Gegenſtand der igung 
des tuͤrkiſchen Kaiſers aus. Ihr Rüden dient dem Letztern oft als Schemel, men 
er ein Pferd befteigen will. Je mehr diefe unglüdlichen Geſchoͤpfe van der Mar 
tur verwahrloft oder durch ihr Mißgeſchick verſtuͤmmelt find, defto größeren Au⸗ 
fehen erlangen fie dadurch bei Hofe. Kapidgi⸗Baſchis find die Kammerherrn DaB 
Kaiſers. Sie find in Ruͤckſicht der geheimen Aufträge und der Vollſtrekungen 
der Tobesurtheile an bie Stelle der Stummen getreten. Alle Kapidgi: Bafchis 
find Beamte vom Serail, und werden zum Dienſt beffelben berufen. Einer vom 
‚Ihnen ſchlaͤft, wie ihn die Reihe trifft, in einem Beinen Zimmer an ber 2. Eins 
gangepforte des Seralls. Sie genießen ſaͤmmtlich fehr große Vorzüge, bie Gro⸗ 
Ben der Pforte fhmeicheln ihnen und fischen ihre Freundſchaft, um ſich Stuͤtzen 
im Serail zu verſchaffen. Die Bofandgis find ein zahlreiches Corps, welches 
sum Dienfte im Innern des Serails beſtimmt if. Wir bemerken hier, daß man 


Serampore GSGeraph 168 
5 8000 Mann, weiche zur Bewachung des Innern — gebraucht 
auch wicht ein einziges Gchleßgewehe finden biicfte. Die Doſtandgie 
bei ihrer Entfiehung bloß Gärtner und ſtehen jet unter dem uminittelbaren 
ee Baſchi, weicher nach dem Kislar Aga bie 2. Perfon im 
Ä iſt Unser ihm ficht die Polizei hm Innen des Serau⸗ owol, al die von 
ren mb den anftoßenden Belbern. Noch außerdem beflät er große Ge⸗ 
| un Er iſt, außer dam Großherrn, auch der Etinsige im Gerail, 
ins Inmerw einen Bart trägt. Die Baltadgis des Geraite (Hoighacter), gest 
pe Gehalts mit den vorigen, machen einen Theil von ber Wache und Diener 
oft im Innern des Serails aus. Obgleich das Letztere von beinahe 10,000 M. 
betnacht wird, fo wirde es kaum einem enropdtfchen Batalllon koͤnnen. 
uhr den Boftandgts und Baltadgis hat ber Großherr noch die Peicks ımd Wie 
Selace aid Leingurben, welche ihn begleiten, wenn er das Serail vertäft. Die 
Schweſtern des Sultans wohnen nicht im’ Serail. Nur die Valide⸗Sultanin 
(2. t. die Mutter vos Sultans) haͤtt fich darin auf. Cie bat großen Cinfluß bei 
Befegung der Ämter und auf alte öffentliche Angelegenheiten, und ihre Sohn darf 
fogax ohne ihre Zuſtimmung keine neue Beliebte annehmen. Die Abrigen Bewoh⸗ 
nerinnen ded Serails, oder des eigentlichen Harems find, bie aͤußerliche Pracht 
abgerechnet, nicht beſſer als Skiavinnen, werden, wie ſich aus dem Obigen ers 
gibt, auf das ſtrengſte bewacht, müffen fich die ſchimpflichſte Behandlung, ſogar 
Peitfäyenhiebe, von Ihren entmannten Wächtern gefallen laffen, dürfen, außer 
ihren Leibarzt und Ihren nächften Verwandten, keine Mannsperſonen fehen, umb 
werben bei dem geringften Ausfchroeifenugen in Säden ins Die geſtuͤrzt. Die 
Yriazen und Prinzeffinnen werben hier umter der Aufficht ihrer Muͤtter erzogen. 
Erſtere bekommen im 6. Jahre Verſchnmittene zu Lehrern; letztere, die man gleich⸗ 
BB Gulteniunen nennt, muͤſſen lebenſstang im Serall ſchmachten —— 
VPaſcha ihnen feine Hand bietet. Nach dem Abſterben bes Sultans werben 
Vaultaninnen in ein altes Serall transportirt, um daſelbſt ben Tod ihres Ei 
tors Iebensiong zur beiveinen. Noch muß bemerkt werben, daß man zwar in ein 
Serall Eintritt erlangen kann, allein durchaus in beiten Harem. Selbſt der Bas 
„ ter. von dem Herrn beffeiben, welcher feine Schwiegertochter wol umverfchleiert 
ſehen darf, wird unter feinem Vorwande in ben Harem bes Sohns eingelaffen. 
Serampore (dimifih: Sreberickimnger), wohlgebaute Stadt umd dis 
— ins daͤuiſchen Oftindien, 6 Stunben von Kalkutta, 


* 





— 


**— 
Unterſtuͤtzung ber er beieifchen Bibelgeſellſchaft das R. Ze. md 
Alten in 25 oftindifche Sprachen überf. und zu Gerampore 
fie auch — Woͤrterbuͤcher und Schulbücher in die⸗ 
en. Ste unterhalten nicht nur Schulen für Hindukinder 
, fondern auch ein Seminar, indem fie — 

— 2 Zu ihren Wibeläberfegungen und Schriften in den 
ihre ne Druckerei befchäftigen, erhielten fie 1325 
England und Deutſchland (Miſſionnair Albrecht aus Dresden). 
Des Austvsten des Ganges bat diefe Stade und auch — 


Seraph, in ber Mehrheit Seraphim, heißen bei den — dei 
TR. die Sberſten der Engel, die um ben Thron Oottes fichen. Der hebr. 
Ausdruck bezeichnet Edle, Vornehme, die den Koͤnigsthron umgeben. Daher 
* die veiighhfe Porfie die Engel der hoͤchſten Ordnung u. d. N. Seraphim auf. 

Die Franziocaner nennen fich aus gleichem Grunde — os E, 


—J 
| a 


* 





Seal  - Serbien (Geſchichte) 


Seräpis, eine Agppifihe Botipeie. Einige erklaͤren ihn Pr einen 
Gott, und identiſch mit Oſitris, Andre — wegen feiner Bildung, 
aus der Fremde eingeführten neuen Bert ———— 
ie vornehmſte Gottheit war. ——— balb 


ntere Halbkugel umlaͤuft; daun much, daß er der Bott ber Todten, bee Dfie 
er Unterwelt fei, bie er nebft der Iſts beherrſche. ———— 
zrer, mit dem Helm vorgeſtellt, welcher dab Geſicht verdect. In ſeiner Hand 
r das Maß des Lebens. 
Seras kier Heißt bei dem Türken ber Oberfelherr über ein ganzes Sem, 
as Geweralr Feldmarſchall. Er hat fehr ausgedehnte Gewalt, ſtaht jeboch 
dem Großvezier, und wird aus ben Paſchen von 2 ober 3 Moßfcweifen ger 
. Bisweilen werben auch niebeigere Aufuͤhrer mit dieſem Namen belegt. 
Serbien, auch Servien (ctuͤrkiſch Serf⸗Vilajeti), e. Provinz der eu⸗ 
Türkei, die an die Walachei, Bulgarien, Macedonien, Albanien, Bosnien 
ın Ungarn grenzt, von welchem legtern Lande fie darch bie Donau — 
Sie enthält 920 (nach Einigen 1000) IM. mit 960,000 Einw. Dieſe 
ge Bevoͤlkerung hat ihren Grund zum Theil in den vermüflenben K 
das Land feit Jahrhunderten audgefegt geweſen iſt, vorzuͤglich aber in. dem 
ke der tuͤrkiſchen Regierung; die natuͤrliche Beſchaffenheit des Laudes iſt vor⸗ 
ich. Es gibt zwar daſelbſt große Waldungen, doch iſt ber Boden ſehr frucht⸗ 
nb bie Viehzucht bedeutend. Ackerbau und Mia Itegen ganz darnieder. 
r einigen Baumwollenwebereien gibt es Beine Fabriken. Das Land iſt ein 
des Ejalat Rumili, und wird von einem Paſcha, ber f. — — 
t. Außer ber Saupi Belgrad. (f. d.) find Semendra und Niffe die 
nbflen Städte. Schabaczifteine Kleine, aber ſtarke Feſtung. In dem 
jlecken Paffarowig 8 d.) wurde (24. Jul. 1718) zwiſchen Oſtreich und 
Dforte ein fuͤr das erſtere vortheilhafter Friede geſchloſſen. Auf des koſſower 
e oder dem Amſelfelde an der. Grenze von Bosnien (eine 16 — 16 Stun⸗ 
ange, won. Bergen eingeſchloſſene, in der Mitte von dem Fluſſe Sitnitza 
ſchnittene, fruchtbare Ebene) ſchlug dr tuͤrkiſche Sultan Murad I. 1389 bie 
ier, md Murad IL am 19. DB 1447 die Ungarn und ihre Berbimbeten 
Joh. Hunyad. Der Sieger Murad I. warb hier in f. Zelte von einem 
ier, Mileſch Kobilitſchk, erftochen. in fteinernes Denkmal bessichnet ben 
wo er fiel. Da, wo Serbien von dem Banat und der Walachei durch bie 
ru getrennt wird, find Die beruͤchcigten Wirbel diefed Stromes, Tachtall und 
icarpi. Sehimif ein Theil des alten Fliyriens, das bie Römer Ihrer Dewe= 
unterworfen hatten; der befondere Name ber Provinz war Moͤſten; Welgeab 
zunum) gehörte zu Nieberpannonien. Gegen die Hälfte d. 7. Jahrh. uͤber⸗ 
mmten flarifche Voͤlkerſtaͤmme dieſe Gegenden. (Einer derſelben, hie Ser⸗ 
Serbli), ein Zweig ber Sarmaten, dem der Kaifer Heraklius fehben Wohn⸗ 
ı Macedonien angewieſen ‚hatte, vertrieb oder unterjochte bie urſpruͤnglichen 
ohner des Landes, die Illyrier, und ſetzte ſich hier feſt. Von ihnen erhielt 
m daB Land den Namen Serbien, das damals auch Bosnien (f. d.) mit 


begriff. 
Die Gefchichte ber Serbier zeigt uns biefe Nation faſt uavfhoͤnch in 
elew⸗iſe ZJehden mit den griech. Kaiſeen, den Ungern ınab der emperſtrebenden 


⸗ 











Serbien (Geſchichte) 41685 
Aepubl Benebig verwickelt und bei aller Tapferkelt meiflen® befiegt. Nachden 
die Serbier eine Reihe von Jahren hindurch , zwar von eignen Fürften (Shupane, 
Zupaw) regiert, unter der Oberherrſchaft der oſtroͤmiſchen Kaifer geflanden hatten, 
fürchten: fie ſich derfelben (1150) unser dem Shupan Zfchudonsil, der fich mit dem 
Ungarn gegen den griech. Kaiſer Manuel Kemnenus verband, zu entreifen. Ma⸗ 
nmel kam defwegen mit einem Heere nadı Serbien, ſchlug =. bite Serbier = 
machte im Zweſtampfe von Shupan Dſchudomil zum ‚Sefongenen. (S Feßler's, Ge⸗ 
ſchichte der Ungarn ⁊c.“, 2.8d.) Aſchudomil unterwarf ſich dem Kaiſer aufs nene 
und erhlelt a. Freiheit wieder. | Ein wiederholter Verſuch der Gerbier, fich 
mnabhängig zu machen, mißlang ebenfalls. Dee griech. Feldherr, nachmalige 
Koffer Kane Angelus, fhlug fie (1193) am dee Morawa. Doc) teurbe:der Friede 
wiederhergeſtellt, und der Shupan Stephan erhielt den außgezeichneten Titel 
Depot. Sein Nachfolger Stephan ward von den Ungarn vertrieben ; der Brus 
ber deſſelben, yon a jeboch Serbien (1208) u. d. X. eines Königs, aber 
unter ungariſcher Oberherrſchaft. Während diefer Zeit hatte Serbien f. Geſtalt 
Geräudert. Schon tm 9. Jahrh. theilte Bubimir, der erſle chriſtliche Färfl in 
Serbien, das Land in verfchiedene Theile. Einen derſelben nannte er Bosnien, 
welches er durch Statthalter (Bane) regieren tief, bie fich in der Folge ber ferbifäpen 
entzogen. Der füblihe Theil erhielt von dem ihn durchſtroͤmen⸗ 
den Flüfſe Maska den Namen Raſchiah oder Raſcien. ‚Die der griech. Religion 
zugetbanen Bewohner dieſes Theils heißenbaher Naizen — ein Name, den fi 
duch die aus ben tirrlifchen Provinzen nach Ungarn und Siebenbuͤrgen ausgewan⸗ 
derten Illyrier, anftatt des letztern, beilegen. Bei der sunehmenden Ohnmacht 
der griech. Kaifer hatten die Serbier von diefen wenig zu a defto mehr aber ° 
von der Überlegenheit ber Ungarn, unter deren Oberherrſchaft Boenien und ein 
andrer angrenzende Theil Serbiens, doch ımter eignen Regenten, kamen. In 
der Folge ward MHatin Uroſch, König von Serbim, im Anfange d. 14. Jahth. 
von dem ungarifchen Koͤnige Karl I. gezwungen, einen Theil Serbiens abzutreten. 
Andre Kriege, welche die Ungarn befchäftigten, hinderten fie jedoch, an ben ferbis 
ſchen Angelegenheiten größern Antheil zu nehmen. König Stephan Dufchan (v0g. 
von 1336 an) unternahm mehre gluͤckliche Feldzuͤge gegen bie griech. Kaiſer, und 
unterwarf fid einige benachbarte Provinzen. Ex nahm den kaiſerl. Titel an, und 
thellte das ferbifche Reich in verſchiedene Statthalterſchaften, legte aber dadurch ben 
Grumd zu beffen Verfall und nachmaliger Aufloͤſung. Eines feiner Nachfolger, 
Zager (reg. von 1374 an), mußte bie Oberherrfchaft ber Ungarn wieder anerkennen, ‘ 
md begnügte fich bloß mit dem Titel Knees. Unter ihm drang bee tärkifche 
tan Murabd I. auch in Serbien ein, und eroberte einen Theil deſſelben. Er ſchlug 
die Serbler (15. Imi 1389) auf dem Amfelfelbe, und ber im der Schlacht sen 
gene Lazar ward in dem Zelte des Siegers, ber ſelbſt unter dem Dolche eines Ber 
diers (f. oben) fiel, hingerichtet. Vajazed, Murad's Nachfolger, theilte —* 
Serbien zwiſchen Lazars Sohn, Stephan, und Eldam Wuk Brankowitſch; Beide 
mußten Ihm Tribut zahlen und fich zur Heeresfolge verpflichten. Von dieſer Zeit 
an konnten die Serbier fich dem tliekifchen Joche wicht wirder entglehen. Spaͤtere 
Berſuche wurden immer verderblicher fuͤr das Band, das im ben Kriegen zwiſchen 
Ungarns BVeherrſchern und der Pforte ſtete der ung nauch⸗ Schauplatz war. Nach 
flag auf dem Amfelfslde (1447), in weicher Murad IL. fiber die Ungam 
enter Hunyad (f. Feßler a. a. O., I, ©. 673 fg.) fiegte, warb Gerbien den Tuͤr⸗ 
ken gaͤrzlich unterworfen, und *— Ihnen als eroberte Provinz behandelt, Wen den 
Hgentlicher Eine, blieben nur die geringſten uͤbrig; die alten, ebein Geſchlechter 
nn. A ernledrigten ſich —— durch Bermiſchung — — dus 
8 kverſank In dampfe Traͤghelt ms Heldenthaten zwar, 
—* A tn ·Ftleden ya Paflarorsits (1718) den shpem Theil von Gerbim, 





168 Sebien (Oh 
navalich das möchliche Seh, mit ber Hauptſ. Belgrab, m on Den Ja Kimnanl 
uab dab Gebirge Bujuldafch, exbieit.. Aber buxch ben für Öftzrich nadhtpeiligen 
ve. Frieden (1739) kam biefes ganze Städ wieder au bie Türken. 

Die mit Grauſamkeit verbundene Strenge ber tuͤrkiſchen Wefehlshaber und 
der libermeuth ber Janitfcharen veranlaften 1801 einen Aufſtand ber ecbitterten 
Serbier. Ein kühner zn Georg ker bekannter u. d. N Gpeuy 
Georg, trat an bie Spitze ber Mißvergnuͤgten und kaͤmpfte 11 
mit der größten Anſtrengung fuͤr bie Unabhängigkeit ſ. Vaterlandes. Nein 
wohnte, feit er den oͤſtr. Kriegsbienft verlaſſen hatte, Kos Gute in vn Dark 
Rainemika ins beigader Bezick. Ein Haufen empörtes Janitſcharen kam im 
Aug. 1801 in dieſes Dorf, um zu pluͤndern, und griff auch Die Wohnung George 
an, ber ein-bebeustenbes Vermoͤgen beſaß. Georg vertheibigte ‚ganz allein f. Herb, 
erlogt⸗ re der Angreifenden und flüchtete hierauf in — Wald. Hier 
ſammalten ſich bald mehre Mißvergnuͤgte zu ihme,, die ihm zu iheem Anführer waͤhl⸗ 
tem. Dam bewaffnete fi auf jede Art uns führte. darch die Waͤlder geſichert, 
anfange bloß den Eleinen Krieg; einzelne «Dufen von Janitſcharen fielen unter den 
Streichen der Serbier, deren Muth und Anzahl mit ihrem Gluͤcke, welches bad 


Juri 


einem fehr breiten Graben umgebene Feſtungen, bie In Serbien und Boenlen haͤu⸗ 
fig find) durch raſchen Angriff erobert hatten, wurden fie immer kuͤhner und zeig⸗ 
ten fih vor deu Feſtungen Schabacz und Belgrad, in melche fich bie — 
Teuppen ge hatten. Als endlich Czerny Georg einen feſten Poſten bei 
Semendın zu f. Sicherheit befegt hatte, ſchickte ee Abgeordnete nach KRonflantinos 
pel, welche üben bie Mäubereien der Janitſcharen und das Benehmen bei türkifchen 
Befehlshaber, die den Paſcha von Belgrad ermordet hatten und bie Befehle bes 
Sultans felbfi nicht achteten, Beſchwerde führten und vorfisliten, daß die Gerbier 
bloß ihrer Sicherheit wegen ſich bewaffnet haͤtten, ohne fid des Oberhersidhaft ber 
Türken entzichenzu wollen. Ein großherrlicher Befehl (Firman) billigte das Be⸗ 
tragen ber Serbier, und verbieß ihnen ſelbſt eine Yiährige iefreiung von den ges 
wöhnlichen Abgaben. Diefer Umfianb warb der Sache der Serbier ſeht guͤnſtig 
Muter dem Vorwande, die der Pforte ungeherfamen Statthalter zu fon, 
vermehrten fie ipe Heer, dat bald bis auf 30,000 M. anwuche. Jener Befehl 


der tuͤrkiſchen Regierung war indeffen mache eine Wirkung der Ohnmacht, in wel⸗ 


* Be A Bee anal befand, wo auf mehren Punkten des Reichs beden⸗ 
de Unruhen autgtbeochen waren. Czerny Georg ging baber im f. Foderungen 
era ea baf Serbien, gleich der Moldau und Walachei, zu — 
Fuͤrſtenthume unter einem griech. Hoapodar erhoben werde. Die Foderung 
abgefchlagen, und num begann ber Kampf Serbiens — bie Bad her Dive 
Gyerny Georg erfchien mit einem zahlreichen Heere im Felde, im Deu. 
1804 bie Stabt Schabacz und ſchloß bie Feſtuug gi. N. und Belgrad enge eix 
Neue, aber. fenchklofe Unterhanblungen bietten den weiten Fortgang bee Waffen 
rg de 
— einzubsingesn 





Serbien (übefdiichte) 49 


bier, und ein refftfches Heer ruckte zu hker Unterſtuͤdung in bie Molben ein. Men 
den Ruffen mit Ariegöbebärfniffen, beſenders mit Belagerungsgeſchuͤtz nid it 
guten wurd, woran es den Serbiern mangelte, unterſtuͤtzt, eroberte Gzet⸗ 
any (Dee. 1806) Belgrad, und vinige Zeit nachher auch Schabacz und Niſſa. Bier 
fabif@e Rei nahen fe nen unbern Charakter um. Die Serbiet waren Herren 
ihres Landes, jedoch unter tuſſiſchet Leitung. Ihr Heer war bis auf 30,000 M. 
angewachſen, und wurde den Tuͤrken wech furchtbarer,, als ige 1807 ein 
any erde garni Dis Türken, mit andern Uaruhen im Samen 
Laudes befchdftigt, und von ben Rafien und Gerbiern wieberholt geſchlagen 

am (Rdn fin an, der am B. — 1808 zu Slobotje im 
geſchloſſen wurde. Gyeruy Georg ordnete nun mie ben 

—— al nn Motion, unter denen zwae meehre talentoolle, aber 
aͤrmer waren, bie Berfaffung Serblens unter tufſt 

— J werd er för 
ee Kit von Serbieneingefegt, auch bafkc vom ruſſtfſchen Kalſer anerkannt, 
ber Ihe zuglelch zum Geucrallieutenant im ruffiſchen Deere und Ritter dos Alepan⸗ 


Bolks, der Sat, fruher die Synode genanit, verlegie 1008 ihten Sit ve 
Semendea nach Betgrad, und fehte ba die Arbeiten Aber Die Heue Verfaffanx EIS 
Landes fest. Ald im Maͤry 1809 ber Keleg gwiſchen Raßtannd zum dic Pforte eioe 
a an Demaı und untere 


füge suffiflhem Waffen. Aber der feany. Anteff auf Bhuftand, 18143 
enfigte dieſen Krieg unerwartet ſchuell, und führte ben ; und 
dee Pforte zu am 28. Diai 1812 geſchlo ffenen Frieden 


ficht Ornbienb toar bei biefim Fribbensfchlirffe fegefeht werden, DaB Me Merte 
gegen Me Gerbier, ale Hin ihr feit langer Zeit unterufifige® aub sisbared ONE, 
ide und Broßinnth ausähen mb ihnen dbefwegen eine volle Anmeſtie gewahren 
foßte. Die Feſtungen, welche die Serbter in ihrem Lande, auf Derantaffung des 

bieherigen Keiegs, erbaut — ſollten geſchleift, die Abtigen feſten Plaͤve aber 
den eingerkumt werd Die Verwaltung der imern Angelegenhriten 
foßte der Ratten uͤberlaffen, — die Ihe von der Dee a auferlegten — 
Steuem in genreinſchaftlichem Einverſtaͤndnifſe erhoben werden. Die Serbier 
ſollten aͤbrigras die naͤrnlichen Vortheile genießen, welche ben tiakiſchen Unterthau 
nen auf ben Infehe be Acchipelagns unb in andern Gegenden zugeſtanden wör⸗ 
den. Dies warm bie einzigen Bortheile, weiche bie bei dem Sciebensdtöngref 
u. gegenwaͤrtigen ſerbiſchen Abgeordneten für ihr Baterlaud bewirken 


aus Serbien, ſowie aus aitbern Gegenden, nach Rußland zurkeck. Ihnen folgten 
meher Haͤupter der Serbier, bie ihnen vorzuͤglich ergeben getotfen waren 
Serbien war nun fehter Selbſtvertheidigung allein iberlaſſen. Die Serbler 
verſtechten zwar noch durch Unterhandkumgen in Ronflatthtopel unb deech Anmaͤhe⸗ 
rag am Haetreich etioas sache für-fich zu gewianen. —— 
langer, un die Paſchen ber an Serbien grentzenden Binder erhielten Befehl, dad 
Lane mitt Gewalt zur Utlerwerſung zu zueigen. Dir Kriag Dramen daher im. 
Juli: 1053 anf weue umd rertube mit der groͤßeen Eubittesung: unten abwechſeindem 
Gi fortgefähet. BUS FRER ——— die liben: 


- 





ws Serbifche Sprache unp Literatur 


mucht der Wirken. Gerny Geearg mb Aubre fluͤcheeten in benachbarte Staaten. 
Oie Sieger behanbelten bie ee ge Sana Das 
Lanb glich einer Einoͤde. Auübriiche ver Volkkowuth wurden durch Serenge ge⸗ 
daͤmpft ‚serangen bie Serbier unter Miloſch's Auftchring durch den 
Kenttat.vom 15. Dec. 1815 eine Het von Gelbftänbigkeit, der fie mehr zu Schatz⸗ 
versandten als zu Unterthanen ber Pforte machte. Der Verſuch, dad Land wies 
der gu bewaffürn, den Gzerny Georg im Tai 1817 aus micht gang. Deutlich: gewor⸗ 
dener Abſicht machte, koſtete ihm das Leben. Er hatte fich in das Land gefdgib 
chen, vielleicht um den Fürften Miloſch, der jetzt an ber Spitze ber Serbier ſtanb 
gu verdtaͤngen. Wenigſtens wurde er auf Vefehl dieſes Furſten vom ſ. Laudelew 
ten ermordet. Die Pforte machte hieroͤber nichts bekanut, usb Rußland fchreieg, 
Beibe Möchte ſchienen diefen Borgang nicht als Veranlaffung eines Vruchs ter 
Ay anſehen zu wollen. Bie 1820 wurben in Konftantinopel bie Unterhandirn⸗ 
gen mit dem Serbien fortgefegt: Sie verlangten, daß außerhalb Belgrad‘ Bein 
Sarke in Serbien ein Befigchum haben ſollte. Dies ward bewilligt. "Weitbern 
segiert das Land ein Senat, welcher aus einem Präfibenten, bem 1817 um Fuͤr⸗ 
Ken ernannten Miloſch und 4 Mitgliebern oder ferbifchen Deputirten ig 
De Senat bat feinen Sig zu Semendra (fefle Hauptſt. an der Denau, met 
8000 Ein. u. e. Erzbiſch.), wo auch dee Hospobar-Mitofkh Obrenowitſch (che⸗ 
mals Geueral unter Czerny Georg) mohnt. Die Serbier haben ihre eignen Kich⸗ 
ter and Kujaͤfen (Schulzen). Bei ber Pforte halten fie einen beſtaͤndigen Agen⸗ 
ten. Sie zahlen an bie Pforte nichts als den — der fhr jeben Familien⸗ 
vater 1 Dukaten, für jebes andre Individuum 1 Piaſter beträgt. Kein Serbier 
darf fich in ber Türkei und Bein Tre in Serbien haͤuslich nieberlaffen; en 
und bie tuͤrkifchen Feſtungen (Palanken) in Serbien — tuͤrkiſche Befatemg ; 
Holle eines Krieges ber Pforte mit einer auswärtigen Macht Bellen Ir Gain 
12,000 M. Die Befchte des Veziers, der mit der türkifchen Befagung in Web 
dead wohnt, gelangen an ben Kürften Miloſch zur Vollziehung. Dieſer unten 
brüdte 1825 einen Aufſtand, den feine Strenge veramlaft hatte, mit geaufanter 
Bökte, und ward baflıc mit der Hospobarwiicbe belohnt. 18236 vereitelte er eben⸗ 
fo gluͤcklich als grauſam eine gegen ihn gerichtete Verſchwoͤrung. Bei dem Kriege 
ußlands mit deu Pforte 1828 war das Volk in Gerbien zum Aufftande 
Rußland bereit. Bgl. bie ruſſiſch gefchrieh. „Lebensgefch. des um 1780 geborewen 
ferböfchen Haͤuptlings umb Anführers, Fuͤrſten Mitofdy (Petereb. 1825). | 
1 Berbifhe Sprache und Literatur. Die ferbifche Sprache, ges 
weiniglich die tliyrifche genannt, ift eine flawiſche Mundart, und unter allen 
———— N Sie wird von 5 MIR. Menſchen von ber Kulpa bis an. 
Zimek gefprochen. Die ſlawiſche Mundart in Boßnien und in ber Bulgarei 
en Set Kurzem iſt die ſerbiſche Landesſprache 
mehr ausgebildet worden. 1814 gab Wuk Stephanowitſch in eine ferbifche 
Bramımnfik heraus (deutſch, seit e. Vorrede von J. Grimm, nebft Bemerk. vom 
Bater, Berl. 1824). 1819 erfchien zu Wien —— nn. i. 
Zeit ⏑ ⏑ ⏑ ⏑⏑——————— 
latein. Erklaͤrung“, das fiber 30,000 übliche Woͤrter enthaͤlt. — 
ae Poe füe, deren Vortrefflichkeit auch Böthe — — 
haben, ‚vereinigt ſich ſlawiſcher Charakter, rohe Kraft mit orientalifcher Glat und 


— —* 1825 26 2Bde.) burdh bie gereimte Überf. mehrer. derfelben von 
Besbach en fich haltende Überf. von Grimm gehawer' 
kennen gelernt hat... 4826 gab Ent Stephanowitich in Wien einen ſerbifchen Ta⸗ 





— 


Serenave SGergell 0488 
ſqhencalenber u. d A ee dt. dee Morgenſtern, heraus, uub Mbchöniy, 
Prof. zu Dintowige In Staronim, bat aus WBuls Sammlungen bie „ Gerbifchen 
Hochpeitichee" (IBefig 1826) ins Detfce Überfett, — — 


ſerbiſcher Heldenlicder, bie den Aufſtand Serbiens, von deſſen wichtigſten Sreig⸗ 

aiffen ber Dicker Angemgeuge war, ⏑———— ‚12, 894827), me 

are nis Bien — De Hexametern 
Ins hereiſchen Veromaße der Beide hat Johanuts Hadfieſch (u d. R. 

— — De fesifäe Brofa hat außer theologiſchen 
und Erbanungoſchroſten weni Ausb 


ſ 
eretair des. Fiͤrſten Miloſch. In der erfiren hat der Archimandrit Raitſch bie 
Bleibe ſorbiſcher Schriftſteller mit f. „Seſch. verfchiebener ſlawiſchen Voͤlkerſchaf⸗ 
ten⸗ (im 1792, 4 $öbe.) begonnen. 
Serenade (franz. serenäta, auch notturno, Ital.), eine (bei heiten 
ins Grein unter Jenandes Fenſtern aufgeführte Muſik, =„..n 

er Eitäubihen, : Diefe Gattung von Tonſtuͤcken ift, wie der Name befagt, umter 
ſuͤdlichem Sammel entfianden und heimifch, und fehon bie Griechen und Roͤmer 
Tarınten fie. . Vorzuͤglich ſteht ſie im Dienſte der Liebe und Galanterie, obgleich fie 
auch in — Fällen als Ehrenbezeigurig und Gluͤckwunſch angewendet und unter 
dem Fenſter einer zu ehrenden Perſon gebracht wird. Mach dieſen befondern Um⸗ 
arsch und Verhättniffen dee Perfonen beftimmt ſich ihr Charakter. Im Allge⸗ 
meinen aber iſt fie eine leichte und gewoͤhnlich heitere Gattung von ſowol Vocal⸗ 
nmflß: (daher es auch Gebichte gibt, die dieſen Namen tragen) mit = ohne Bes 
gleitung, als auch bloßer Inſtrumentalbegleitung. Die Begleitung im erſtern Falle 
beſchraͤnkt ſich am gewoͤhnlichſten auf ein einfaches Saiteninſtrument, eine Guitars 
- ze, Raute, Zither, Mandoline, Harfe rc. Im letztern Kalle bedient man fich beſon⸗ 
ders ſolcher, vornehmlich Blasinſtrumente, welche im Freien die beſſe Wirkung 
hervorbringen, ohne ſchreiend zu ſein, namentlich der Floͤten, Clarinetten, Hoͤrner 
und Fagotte. Es iſt aber zu begreifen, warum man in noͤrdlichen Laͤndern, wo von 
dieſer Art von Muſik wegen Klima und Sitte ein unmittelbarer — ſeltener 
gemacht wird, und wo alſo die Serenade faſt nur als Concertſtuͤck, und zwar nicht 
febe Häufig, gebraucht wird, durch concertirende, ſchwierige Behandlung, ſtarke Be⸗ 
ſetzung ober. ſchweren Charakter von ber anmuthigen Leichtigkeit, welche ein Ton⸗ 
Ri d. M., feiner urſpruͤnglichen Beſtimmung nach, ee abgewichen iſt. 
So z. B. —— von Winter und einige Säge des ſonſt vortrefflichen Not⸗ 


turno von 


Spohr. 

Sergell (Johann Tobias v. ), 8. ſchwediſcher Hofbitd hauer, geb. in Stock⸗ 
Helme den 8. Sept 1740, ber Sohn eines Golbbrobivers, fing f. Kuͤnſtlerbahn als. 
Steinhauerlehrling an Bei dem Baue des prächtigen koͤnigl. Schloſſes, ber in den 
funfiger Jahren vollendet wurde. Hier bemerkte LArchevecque Eee 
nete Anlagen und nahm ihn unter ſ. Schuͤler auf. Er war ihm hauptſaͤchtich bei 

dem Modelllren der Statuen Guſtav BVaſas und Guſtav Adolfs, die gegenwaͤrtig 
bie Haupifl. Schwedens zieren, behuͤlflich. 1767 reiſte ©. mit E. Pruſſon nuch 
Italien. Zehn Jahre lebte er in Rom und griuchete daſelbſt ſ. Ruhen. Der große 
Krrſtfretnd Guſtav III. rief ihn 1779 zusü und ernaunte ihn zum Hofbild⸗ 
bauer ER DET EINEN DRE bildenden Künfte. Auch beehrte er 


Di ———— ſchrso⸗ 
diſchen Muſeum, fo auch en Then, weiche der Koͤnig beim Tobe des 
MAuſlers kaufte. Unter * in bemetken: Cartefſus's Monunmnt, 
auf Koſten Guſtav IH. in a eher die A 






Cheiſti oin großes Basrelief, oben am Altare in der St⸗Elutenekliche zu 
2 Engel über dem Altare in der Domkirche zu Kariſtadt; das Monuument von 
reufward zn Etwenlorg. Yad © 5 Bhken in Marmor, woelcho die Mitzli 
der k. Famllie und merkw Zeitgenpfien datſtelen, 4.8. u: de Grer, 


mie dent Bilde des jetzigen Könige, damaligen eg Arlait 
des Kanftiers. Unter ſ. Schuͤlern at — our lnaenhen 
Ruhm erworben. Seit mehren Jahren lebt er in Rom, wo Karl XIV. Johanu 
buch, ihn Karls XIII. lebensgroße Gtatı eb eine June in Marmor aus⸗ 


KR. 

euer len (St Manga Patana), gewoͤhnlich — —— 
ber Prov. Myſore in Oſtindien, liegt auf einer Jufel gi. N., weiche 
won dem hier ſehr breiten und ſchnellſtroͤmenden Fluſſe Kawery gebilbrt Dei, Diefe 

Stadt tour ward von dem tapfer Huber Ali auf imbifche Weiſe befefkigt und 
i. — u. Käufern 5499 Familien. Die Vorſtaͤbte hatten 2210 Päufe 
| 3335 Jamilien. Die ganze Menfchengabl ward, mit Aus ſchluß einer ſtarben 
35 auf 31,805 Serien geſchaͤgzt. Waͤhrend Tiypo's Regberung hatte bie 
Infel Seringapatams im Ganzen gegen 150,000 Bew., deren enge fü aber 
— dem Sturze von Hyder's Dynaſtie fehr dermehrt hat. Hyder's Palaſt ber 
Laul Baugh kegt am oͤſtl. Eide der Inſel, und iſt, obgleich nur won Lohm er⸗ 
— doch ein prachtvolles Gebaͤude. Danceben iſt Dyder’s Momfolsum, wo er, 
feine Gemahlin und Kippe In Graͤbern von ſchwarzem Marmor ruhen. Der Pa⸗ 
laſt in der Stadt iſt ein großes, mit einer hohen, ſtarken Mauer umgebenes Geba⸗ 


Br 


Han 


de, _- wie alle Öffentliche Gebäude zu Seringapatam, von Außen men 


fler und wenig Anfehen. Gegenwärtig ift Hyder's Palaft die Wehhnung eines 


Wenders, fin Orte cin earoplgdet ar 


ferne fuͤr die Artillerie und ſ. Staatszimmer werben von eurspaͤiſchen Soldaten bes 
wohnt. Die Straßen der Stadt End eng und ſchlecht. Am 4. Mat 1799 fürmte 
das engk Heer unter dem General Harris in der Nacht bie Stadt. Ein großer 


von verſchiebenem Galider bafegt, und man erbeutete nahe au 200 00 Gewehre. 
Außer eier ſehr zeichen Schatzkammer Faub man eine ſchaͤzbare indiſche Biblüethek 
welche jetzt in dem oflintifchen see zu Senden 


von 2ON0-Bin., sufbnahet 
wi Seh Diefer es Beit ficht Soingapatam site ——— 


— 





Serrur dAgimourt m 

* * unter bes: Praͤſftdentſchaft Bombei, (Bil. my fore mb Weis 
ugten. 

er b’Agincourt. (Sean Baptiſte Louis Berge), ber Nahe 

kennne sineh ebein Geſchlochts, war ben b. April 1730 zu Beauwais geb. Diem 

f. Verfahren gemäß, folte d'A. im Deere Dia schien. — der 

Hnukels, der in ber Schlacht bei Dettingen geblleben war, beſtimmie ihn, 


u en haben; tie meiften beefelben waste nach 
Cariat s Veiſpiel Sammler and Freunde ber Allerthuͤmer. A. bifbete ein Exbinet, 
nozu Kunſtliebe leicht ben Bumitt fand; ex war Der Liebling der gelſtreichſten pa⸗ 

Gegelſchaft, trieb Raturwiſſenſchaften Si br oh —— 
bei Juffien — ſammelte Pflanzen wit J. J. Rouffrau, lauut 
Buffon, d Aubenton, de Sage genauer, machte Verſe, wurde für Mad. Oeoffrin 
zenglt, mad ſtand mit allen geiſtreichen Beten Frankreichs und mit allen Fremden, 
Weis Paeis ſich vereinigten, in den angenehmſten Bezlehungen. Diefe Aunftücbe 
wnide nut ſ. zunehmenden Kerntnifſen ornſted Kunſtſtudium, re 


machte, am Ufer des Sees von Bolſena den Plan des Werks, das f. Andenken 
Sum in Rom eingetroffen, beſchloß es den Fabden dee Aunftgefchidhte ba —** 


nehmen, oo Winckelmann ihn hatte fallen laſſen, und bie . der Kuuſt nach 


beglaubigten Dentnehtern vom 4. bis zum Anfange des 16. Jaheh. darzulegen 
Diefogn Anternehmen gehörte von mm an fein ganzes Denken umb Citsebm; er 
machte unendliche Studien, und ſchon war dies Werk, dem fein ganzes Vermoͤgen 
gewidmet war, dee Bekanntmachung — bie allgemeine Theilnahme erwartete, 
8 die franz. Revolution ausbtach und A. um die Mittel brachte, es in ber vor 
gefehten Weife zu vollenden. A., bee in — ——— 
Bernie vnd des Mitters Aaron bee angenehmfien Geſelligkeit gelebt hätte, ber 
mit ſ. grafen Vermögen Talente unterkäitte und Verdienſte ehrte (Nicol. Pouſſin 
llej e 1782 einen Denkſtein im Pantheon fegen), trug auch dieſen Mechfel mit 
jenem heitern Gleichmuth, der ihm a De m ne 
ſelt der Parteien, bie Rom nach und a theilten, fortwährend ſchuͤtztr. Man 
ohrief, Alten und f. uhigen Fleiß. Die Herſtellung der Bonrbens, die ben Künften 
Segen verſprach, war eine ber letzten Freuden ſ. Lebens. Dem in demſ. J., we 
f. „Besueil de fragmenn de soulpture antique em terre ouite“ gr Parie er- 
ſchien, deren Originale er dem Vatican vermachte, wo die erſten Hefte vom f. am 
auf ia& Stat. kbexf.) „Histoire des arts par les momumens’' aufgegeben waerbent, 
der chrwirdige Geeis d. 24. Sept: 1844. Wen legte Werke find nach f. Tode 
(&pssb, 1819 — 20) — (el. — efhenm. 49. 


172 Serpent Sertorius 

' Berpent (ital. serpentono,, franz. serpent), ober das ˖Sthlangenroh 
iſt ein in Form einer gekruͤmmten Schlange ungefaͤhr 8 — 6 Fuß langes Blabl 
infteument von Beffingbleih ‘ober ſchwarzem Holze mit Beber überzogen; es Hat 
6 Löcher und eine Es⸗ ober Disklappe, umd wird faſt ſowie das Fagott, jedoch mitt 
einem Mundſtuͤck von Horn, Metal oder Eifenbein geblaſen. Aus Frankteich 


— 196 von einem Kanonikus zu Auxerre, Ede Butllaume, 1600 erfuniden 


werden und zur Wegleitung des Geſangs im der Kirche fehr gebruͤuchlich war — 
kam «8 nach Deutſchiand, wo man ſich beffelben ſpaͤter auch bei milltairiſcher Au⸗ 
ſit bediente. Sein Umfang eerſtreckt ſich von dem Gontta»B bis zum feinen d 
ober g. Die halben Toͤne werben entweder bloß durch den Anſatz erzwungen, oder 
durch halbe Öffnung ber Tonloͤcher hervorgebracht. Die Schwierigkeit feiner Wer 
handlung iſt dee Grund, warum biefes Inſtrument in unfern Orcheſtern keine be⸗ 
beutenbe Holle fpiett. Da fein Tom weit voßer, wohllantender und fiÄrfer HE als ver 
des Omuotfogettö und des engl. Baßhorns, weiches ſich diefem In ber Form nähert, 
es auch miehe Umfang hat als biefer, fo iſt e8.namentiich zum Weöger ber Darmonie 

für Blasinſtrumente, vorzüglich für milktateifipe Daft, geeignet, und werteitt 
hier die Stelle bes Contrabaffee. 

Serpent in (Gabbro der Italiener, Ophitet ber At) iſt en — 
aus Talk⸗ und Kieſelerde geblidetes Oeſtein von gelben, grimen, braumen und 
braunrothen Farben, häufig gefleckter und geſtreiſter Furbenzeichnung, unebenem, 
fplitteigem und mattem Bruche, großer Weichheit und Milde, ſehr geringer Durch⸗ 
ſcheinenheit; es wird in edlem und gemeinen Serpenfin getheilt, Hält oft abet, 
Sranat und Magneteifenflein als unweſentliche Bemengthelle, und komme heilt 
gang, theils Ingerartig im Schoße dee Urgebirge vor, wie zu Zoͤblitz, — 
zu Waldheim, in Tirol, zu St.⸗Yrieur, in Schottland ıc. Geine Milde 
Weichheit mahen ihn 3 Verarbeitung fehr geeignet, ſodaß nicht 2 
Fufplatten, Altaͤre, Kam men, fondern auch Gefejiree, Vaſen und Grgenftäite 
mancherlei Art aus ihm verfertigt. werben. 

Serra de Efirella (Mons Herminfus),, ein rauhes Granitgebiege, 
das größte und hoͤchſte in Portugal, eine Fortſetzung des ſpaniſchen Guabarramm 
gebirges, dehnt ſich in der portug. Landſchaft Beira zwiſchen dem obeen Laufe der 
Fluͤffe Mondego und Secere Aber 5 geogr. Meiten in die Ehnge aus. Seite Hödhfte 
Spige, der Cantaro Delgado, erhebt ſich an SODO Fuß Aber das Meer and iſt vom 
Det. bis in den Juni mit Schnee bebdeckt. Es Bilder eine wahre Alpenlandſchaft, 
die man in diefem marmen Lande nicht fuchen würde. Merkwuͤrdig find auf dent 
felben mehre Seen, die zum Theil lauwarm find, Blaſen werfen and babei keyſtall⸗ 
helled Waffer haben. Der unterſte und kleinſte derſelben Heißt der rumbe See und iſt 
von hoben Felſen eingefaßt; von diefem kommt man zu bem höher, langen Bee, 

uwmnd endlich zu dem höchften, dem finftern Ger. Die Bergbäche Condieira ınıd Un: 
haes Bilden durch Ihren Sturz über die Felſen herab ſchoͤne Wafferfüte. Um daB 
Gebigsge! her liegen viele Dörfer, Be 
niffen der niebrigern Theile, Abhänge, Vorberge und Thaͤler deffelben ziehen, wel⸗ 
che nicht nur ſehr ſchoͤn und romantiſch und von vielen Baͤchen beruäffert find, ſon⸗ 
dern auch vortreffliches Obſt lieſern und fette Telften haben, auf welchen iu! Gem 
mer sahllofe Heerden weiden, die ſich im Winer in das milde Rlima von Abenteſo 
— Man macht Hier auch fehr gefchägte Schaftaͤfe, die weit nnndet verſmige 
werden 

Sertorius (Quintus), ein auegezeichneter tͤmiſchet Fehhere m. ab 
Nurſia ie picentifchen Gebiet Itallens. Schon jung ſocht er inter Marius mit 
Ruhm gegen die Cimbern und in Spanien. As Quaͤſtor im diesſeitigen Gamen 
fuͤhrte ex 1. 3. Roms 663 in bem Bundesgenoffenfriege felnem Vaterlande ine 
Varſtaͤrkung von Galllern zu Huͤlfe, und kaͤmpfte mit gewohnter Tapſerkee wobei 


⸗ 





Servet 478 
wein Auge verler. Un den Okeitigfeiten des Marius und Sulla nahm er an⸗ 
me ee pnendnas gi bahnen 

das Confulat entgegengewirkt Hatte, und kam fo wider feine Abſicht 

—— ik Skater, Uber nach des Marias und Ginne Xed rinmmphirte 

eh ©. warb geaͤchtet und floh nach Spanien. Hier 

fand fein Genie einen weiten Beirkungelrsit: Indem ex fich die Liebe der Tpauifchen 
Ä eg traf er zugleich Vertheibigungsanflalten 


zur Unterwerfung hatte. 
Die Neaͤfte waren aber zu ungleich, amd nach einigem Widerſtande ſchiffte ſich S. 
in Neucarthago ein. Nady gefährlichen Fahrten glaͤckte «6 ihm, durch bie Moeerenge 
eh agree enge landen. Hier erfuhr er, 
daß in Afrika ein Krieg zwiſchen dem Könige Aſcalis von Mauritanien und. f. Mns 
wnmen ambgnbrodhm Den Selbe bes fe 


ia er Geis gegenüber zeigse er fein zre ⸗ 
ni Feldherrutalant beſonders in ar denſelben durch Maͤrſche zu ermuͤden, 
I Hiererhalte zu fielen, Ihe In ns en jebe: 
weeaniht bes Sieges gewiß. war; zu vermeiden Eonnte ex mit 8000 Mann 
4 vbrifhen Felbherren, die 120,000 M. 1 Bub u 0000 ha, 
viderſtehen und faſt ganz Spanien gegen fie behaupten. Seibſt Marcellus, welchen 
Eulla inter Folge gegen ihn abſchickte und immer mit neuen Truppen vecikdette, 
ausrichten und erlitt mehre große Niederlagen. Niche beffer erging 


Spanien arcellus haudelte. 

GS. aus Liebe zu ſ. Vaterlande unterworfen haben, wenn man bie — 
wiber ihm bitte aufheben wollen. Sein großer Krlegsruhm war bis zum Mithridat 
nfchellen,..ber ihn 3000 Talente uud 40 wohlauẽgeruͤſtete Kriegsſchiffe anbieten 
Inf, wenn er ein Buͤndniß mit ihm ſchließen wollte. S., — — 
gen Kom kaͤmpfte und os nicht geſchwaͤcht ober erniedrigt ſehen wollte, ſchloß zwar 
mb Boͤnduiß, jedoch unter der Bedingung, daß Mithridates ſich mit der Wiobers 

Kappa begnügen 


‚ber eine rung go⸗ 
sun ihn angefponnen hatte, ermordete ihn bei einem Gaflmabl 1. 3. Roms 682. 

ee dan Bench ber an Felbherengröße ben 

Aucrthums zleich Sam und an Tugenden md Herzenguͤte bie meiften 


Gernet (Rice), ein gelehrter Arzt, geb. 1509 zu Villanueva in Asa 


Aufmertf denkender 
Kirch⸗ und dab Stubium der Schrift geleitet hatte, fo warb auch ex par dieſen For⸗ 
. geneigt. Er verließ nicht nur ben Bath. Glauben, ſondern wich in der Lehre 
ber Dreſeinigkeit weit von den Reformatoren ab. Er begab fich nach Deutſch⸗ 
2* Lehren zu verbreiten, wo er es am ſicherſten thun zu koͤnnen glaubte, 
und ſieß (4531) in Stratburg fen Werk „De trinitatis erroribus“ drucken. In 

2 ſpaͤtern Abhandlungen Aber benfelben Gegenſtand wieberholte er ſ. Anficht, und 
war muthig genug, ſich als Bf. zu nennen, ba er nicht beforgte, daß in einer Zeit, 





Deutfihiaub,; coo ce 
wabefheilih nicht bie rmartste Kafrnahame fan, ne 
een — Sen Dusty zu 
Streitigkeiten verwickelte ihn mit —— 
ex ſchrieb eine Vertheidigung ſ. Meinung, welche aber auf Befchl des Parlarueuts 
unterdruͤckt wucde pen gang er ee 
eine Zeitlang In ber großen Druckerei der beiten Fre lon nis Gorrectoe arbeitete. Er 
fand hler Pet. Palmier, Erzbiſchof . einen großen Wefchäger gelehrter 
Märser, nenne ging, wo er im Palaſt det Pille 
tem wehnte. Er hätte hier ruhig leben koͤnnen, wenn er fich amsfchließenb der Auguste 


, gem zu verbueiten, Hafen iha nicht einhen. Calvin, bee su jenen Zeit an den-Eipige 
en ner fon In Bat mi ©, — — 
feit vie einen Briefwechſel mit ihm unterhalten und fü besufitt, iher von 

yabringen. ©, hat Glos —— 








bie Grisibesung 
und e8 entfland hie mnerfähnlichfte Exbittemung. 
Sa Die vr Die die nicht ſehr ehrbar geweſen ſein ſollen, einigen 
Handfchriften S.'s bemaͤchtigt, die ex mit defſen am ihn gerichteten Bricfen nach 
Vienne [hidte. Die Folge war, daß S. auf Befehl bes Erzbiſchoft verhaſtet wuude 
Er entfloh dem Befängniß med befchleß, nad) Neapel gar zeifen, wenbbuudrbie 
Ausübung ber Arzneikunſt fo viel Ruf zu gewinnen hoffte als ee Iange in Wieume 
genoſſen hatte. Unbedachtſam nahm ex f. —— wo Galnin Bier Obrig⸗ 
re © wurde verhaftet, und der Gern⸗ 


botte, die man mir nahen, Peiner genug auſch affen, naich ſchneller zu vorzeheen 9“ 
Ungeachtet die bürgerliche Obrigkeit: zu Genf das Urtheil ausſprach, fo as man 
dech Galcin beſchuidigt, daß ab auf f. —————— — 








Servien | —— J 178 
aber WR. fen Anbiulen von dem Ziodden pr ‚ ben er durch bie Behacblcig 





bersfchunbe Dirinumg, daß Die game ucmnktetft ber 
Venen ee Brain ee Sehritt — ben Me ) 
Moüheim angiehenb in einse —BE 
Servbien, f. Berbien. 
az won ham fpanifchen serväles, d. i.: Aucchtfinnige, vor Mae 
Partei in Opauien, die fi) den mit Du ie der Zeit und den Bebief⸗ 
ee Gbegeinfliimmenben Anfichten an 
wiberfogt. Schon zu ber Zeit, als bie Cortes in Gadir ihre 





entgegenfächenben en Formen die andern 
web Kirche befchägten. Die Änfere Bafahr Hieis beibe Bartolen von offenem Beute. 


©Gpanien.) 
. Sersiten ober Diener des heil, Jungfrau helfen Die Döwhe eines geiif. 


eaniſchen. Paul Sarpi, der geiſtvolle Geſchichtſchreiber des nn 
cities, wub ber Alterchumsforſcher Ferrarine — ihnen angehoͤrt. 

won ihnen ausgegamgenen Einſtedler⸗Servlten, — — 
Zoscaniſchen anfisdeiten, uͤbertrieben die Strenge ihrer Regel unb — un⸗ 


Servitut, Dienſtbackeit, Gerecheigkeit, if on Mech an-chme Sach⸗ 





eimpeinen Busedden zu bemiigen. kann an eier jeden N 
nach roͤiniſchem Hecht auch an SE aber antmsober 
einer Perfon eingeraͤumt fein (serv. personalis) ober wieber mit einer uubeweglis 
hen Sache (als herrſchendem Girunbfiäd, p vo 


verhunken i | 

oensistere noquit); — — Rechte gibt es manche Verhaͤlt⸗ 
niſfe, wo der Gigenthämer des belaſteten Briusbflüctes- wicht bieß etwas leiden, 
us und welche man nach ber. Analogie vömtilcher Ser⸗ 


ungbrech 
lichen Bedärfniffe bezieht oder — fonft in feinem Zweck⸗ und Umfange naͤher 
betiaumt iſt (4.8. — freie Wohnung, habitatio). Der Nießbrauch ſetzt in 
feiner uefprömglichen Str 


unmittelbar verbenucht wird, ſondern in berfeiben Beſchaffenheit zuruͤckgeliefert 
werben kanns nad) und nach aber hat man ähnliche Bebrauchererhte auch bei Go⸗ 
genſtaͤnben angenommen, welche zwar verbraucht, aber bann in.gleicher Kahl mb 

Beſchaffenheit zurückgegeben werben (quasi usus fruct) Inwirfern perfönlicge 
Nupungezechte nur von bem Berechtigten in Perfon auögelibt. ober auch Audern 
Aberlaffen werben koͤnnen, iſt aus den beſondern Umfländen und Zwecken zu ent⸗ 
nehmen; nur das ganze Nutzungerecht felbft Bann nicht an Andre übertragen woer⸗ 

den. Grundſtuͤcksgerechtigkeiten (servitutes praediarum) , wobei wieber Haͤu⸗ 
fergerechtigleiten (servit. preed. urbanorum) und Ländereigesechtigkeiten (sexv. 
praed. rustioorum) unterſchieden werben, muͤſſen irgend einen bleibenden Zweck 
haben (eausam perpetuam) und irgend einen Vortheil gewaͤhren; ganz zweckloſe 
find nichtig. Cie ——— Hecht nicht durch Zeitheſtimmun⸗ 
gen und Bedingungen beſchraͤnkt werben; fie find unzertrennlich von dem berech⸗ 
Ggten Grundſtuͤck und umtheilbar. In Anficht auf Befit Erwerbung und Erhal⸗ 
— derſelben iſt es von Einfluß, ob — unansgeſetzt fortgeht, z. = 


das Ruben eines Balkens auf ber Mauer bes Nachbars (servis. sontimus) ; aber 
fie uur zuweilen möglich ift (serv. disoontinua) ; ob dazu eine beſondere * 
bleibende Voxrichtung gehört (ein opus manufaetum, eg 


nicht (serv. simplex). Das Nutzungẽerecht iſt eine 
thumb, — — aufheben, auch fo wenig als woͤglich die —* beis 
felben beeinträchtigen. Der Uſufcuctuar muß bafür —— beſtelen, daß er 
die Sache pfleglich gebrauchen und dereinſt dem Eigenthuͤmer in gutem Stande zu⸗ 
ruͤckgeben will; Grundgerechtigkeiten muͤſſen eiviliter, d. h. mit Schonung ber 
Rechte des Eigenthuͤmers, ausgeuͤbt werben; fie —*— deſſen Mitgebrauch in der 
Regel nicht. Zwar — bie Laſt auf den ganzen Geundſtuͤcke, allein «6 koͤnnen 
doch beflimmte heile beflelben, 3.5. Wege, angersiefen werben, auf welchen 
die ———— dann ausſchließlich ausgeuͤbt werden muß. Die Lehre von den 
Geroitisten haͤngt mit den Grundbegriffen der Rechtswiſſenſchaft und Geſetzgebung 
anf das genauefle zufammen, befonber& mit der Marerie des Befiged. Ein wah⸗ 





Servius Tullinonts. > Seffi (Bamilie) 477 


fein, nun inmal ein: wirlliches Werber —— ‚und befolgt worden feim. 
bene Finnen Sernititen auch erloͤſchen, amd zwar Dusch bleße Unterfaffung: des 
Gebrauchs Nach roͤmiſchem —— 10 Jahre naͤchig/ wenn beide Theile 
in einer Prodiug 20In, wenn fie in verſchiedenen Provinzen hren Aufenthalt ha⸗ 
ben; nach ſaͤchſtſcheun Rechte gehoͤren 31 Jahre 6 Mochens Kader dazu. Yan roͤ⸗ 
miſchen Necht herrſchen mancherlei gaahrte Strettigkeiten: Auch ˖ zwiſchen ver⸗ 
ſchiedenen Staaten: können falle Dienſtbarkeiten beſtellt wrrden (serviented jüxis 
publiei). (©. Staatedienfiberkeie). — 37. 
Gersius Tallius, dater: der ur der 
Reihe der fschäte, vone Rome 173 27. Seine Mutter war als Kriegsge⸗ 
fangene dan Rlsige Tarquinius zugrfalten ; und ©. wir mit den koͤnigl: Kindern 
srrogeie. Er machte fir allgemein: beiieht-; yeichtrete ficdy: Sudch Werſtand wid Ta⸗ 
pfertei aus, und gewann · des Rbnigd Bertunuen fo, = die ſer ihm f. Tochter zilr 
Gemahlin geb:: Nach dem lebe Tartzuind, der ohne Kinder ſtarb; und befſen 
beide Enfelnochfehu mg warn, ward S. zum Stönige erwaͤhlt, und Rome hatte 
wicht Urfache, diefe Wahl zu beuemen.: Erſchlug die Bejenter und Tuſcier, madjte 
fi durch · nikglichhe Einrichtungen verdient, indem / er u: A. die Stadt und das Land 
in mehre Degirke (tribua), die Biceger ſelbſt in 6 Elaſſen, jede in Centurien theilte, 
und deu Genfus einflihrte Er BU auch bs etſte Geld haben pruͤgen laſſen. Die 
Macht Nom vrfeſtigte er durch ein Boͤnbruß it den Eaceinern sind Sabinern. 
S. hatte [beiden Wächter mit den Enkeln f. Soawiegervattrs vermaͤhlt, und das 
devch den Frieden im f. Hauſe zu ſichern geglaubt; aber die juͤngere Tochter, Tul⸗ 


lia, ein herufchfächtiges Weib, mordete Ihren Gemahl, Arund, am ſich mit ihrem 


— Taequinius Superbus, ber gleichmaͤßig ſ. Gemahlin ermordet hatte, 
as verbinden, und vermochte: nun denſelben, and) ihrem Water zu töbten, um mit 
ihm den Thron zu brfteigen. 

Sefoftris, ñ — Vorzeit ER beruͤhrmter Beherrſcher gyptens 
nach Bredow im 13’ Fahchı v. Chriſto. Die Alten ſthildern ihn als einen erobe⸗ 
rungsleiſtigen, unternehmenden Fuͤrſten, der einen großen Theil der damals bekann⸗ 
ten LANnder ftegreich durchgog, ja bis an den Ganges und bis nach Thrazien kam. 
Drag auch Manches, was von dieſem aͤgyptiſchen Alexander und f. ungeheuern 
Heeren erzaͤhlt wird, uͤbertrieben fein, fo ift doch nicht Alles für ein Maͤrchen zu 
eriäsen, obwol vielleicht was von Mehren gethan wurbe Einem zugefhrieben 
worden ifl. Denn wuch ale Regent foll S., nad) f. Ruͤckkehr von dem jährigen 
Beldinge, für Ägypten Dieles une Nichmwuͤrdiges gethan haben. Dahin gehört 
die Erbauung prächtigen Tempel und: either großen Mauer zur Schutzwehr des Lan: 
des; auch ließ er, um die jährliche Uberſchwemmung bes Nils gehörig zu verthei: 
len, eine Menge Sandte'graben, bar aber das ganze Land geometrifch vermefien. 
Nach einer 4A jährigen Regtesumg folk en ine hohen Alter erblindet fein und fich ſelbſt 

Haben. Den Alten galt ©. aligemein fuͤr eine wirktiche Perfon und zu» 
gleich far eier ber größeen Hereſcher und Groberr. 8St. 

a i, ein in der Geſchichte: des neuern Runflgefangs bekannter Name. 

gehören hierher 5 Schweſtern, deren Vater früher tn Mom angeftelit 

war, 1794 aber ſich tiach Wien begab. Die ättefte, Marianne (Geffi:Natorp, 

wort fie 1795 einen Kaufmamn Ratorp beirnthete), iſt als eine ber erften Bravour⸗ 

fängerinnen in Deutſchland bekannt, obgleich ihre Stimme, die ehedem ehr voll 

und kraͤftig geweſen fein muß, zulest an Höpe, Fülle und Kraft bedeutend verlos 

een bat. Sie war ſeit 1793 bei der Opera seria in Wien nt ging unge, 
Gonv.ster. Siebente Aufl, Sb. X. 





178 ei en. 


faͤhr 1004 OWEN in I Ruherriariripet am Mheütir S⸗Naoclo fang, 
dann if lange Beit nad) Bobon,: 1817. und 1848 tkat finbefentgse in Bripuig, 
Dresden, Berlin und Hamburg mib bem "größten Beifall auf, und ging fobann 
dbee Kopenhagen nach Stockhoten. Uberall hat man vie Rundung und Sicherheis in 
—— and ben mit großer Fertigkeot vorbundenen keaͤftigen Ausdruck bewun⸗ 
—. Die zweite Schweſter, Im peratride S., hat den schien Ramen als 
Shngeie erlangt, ber fich auch lange nach ihrem Tode fort behauptet. Sie bildeto ſich 
in Win, trat 1804 zam erſten Mal oͤffentlich auf, ging darauf nach Venedig, wo 
fie während des Carnevals/ 1805, turdfiiheen Geſang bat Yubliaum fo bezau⸗ 
berte , daß fie bei.ihrem letzten Auftseten bafelbfi—— mo Sonette vom allen Fachen 
umb Formen zu ihrer Ehre gedichtet anfı-die Wühne Hogen; we ihe In Aupfer gar 
ftocgetres Bildniß unter die Zufchauer geivorfentoimbe, wo man Fe in einem Abenbge 
3: Mal herauurief, uud das sine Mai mit Überreichung ieh Bumemſtraußes in ei- 
nem reich verzierten fülbernen Becken, das audre Mal mit eier Lorberkrone boehrte, 
— den hoͤchſten Trlummh einer Kuͤnſtlerin feierte. Sie ging darauf nach Glavenz amd 
ſtarb daſelbſt 1808 in dem Haufe ihrer Ältern, DE SEM, anzeiner Auszehruug 
Nach Gerber war fie an ihren Schwager den k. k. Major v. Retorp verheirathet 
Im Ausdruck md der Declamation ſoll fie das Hoͤchſte errriche haben, wos man 
in neuerer Zeit gehört hat, dabei aber eine jugendlich molle uadelias Herz dringende 
Stimme und einen trefflichen Vortrag gehabt haben. — Al Ihrem oft iu Thraͤnen 
ruͤhrenden Befang entwickelte fi vorzüglich bus Talant ihrer jünger Sehweflen, 
Anne Maria S., welche fi} als eine der geblegeuften Sngerinnen Deutſch⸗ 
land befanntgemacht bat. Sie ift in Rom 1793 — kam Tim erfien Jahre ihres 
Lebens nach Win, und entwickelte ſich durch Hoͤren and Unerteldht ſo ſchnell, daß 
fie ſchon im 12. J. mit ihren Schweſtern Öffentlich auftrat, mibrfi in Wien, dann 
in Bologna. Im Floren widmete fie ſich roch grundlicher Dem Scubium ded Gier 
fange und erwarb ſich durch Tongfältige Ubung bie Feſtigkeit mb Gewalt uͤber ihre 
Stinhrne, weiche die Grimblage bes echten ital. Gefangs its‘: Zwei Jahre =. 
Dam bei ihrer Altern Schweſter in Neapel; unter deren Leitung fie nam Ihre Bit⸗ 
dung vollendete. 1811 ging fienad Wien, wo fie in mehren Vorſtelluugen Ir 
ber italienifchen, und als biefe einging, Im bee beutſchen Oper wit Anerkennung 
asftrat. 1813 werheienthete fir ſich in Wien (woher fie ben Namen Neumann⸗ 
Seffi fühet), ſang dimm HS14 auf dene Theater ia Wefih, trat währe des 
Gongreffes wieder in mehren Gaſtrollen in dor deutſchen Oper in Wen auf und 
wiſte 1815 Über München nach Karlsruhe, Frankfurt, Hanover, Hamburg uunb 
uͤber Leipzig nach Wien zuruͤck; watd ſodann zuerſt für die Winterconterte in Leip⸗ 
— 1816 und 1817, und nachher bei dem aruevrochteten Stadttheater daſelbſt ange» 
Später ging fie nach Pekh, wo fie das Ungluck gehabt hat, ihre Game 
—* za verlieren. Sie beherrſchte er durchdceingende Stimme, die In dem 
UÜbergange in die Ben es Schaaf, darlıber hinaus aber: ſehr vol und beil- 
Mingend war, mit feitdrer Bewatt, und eignete fich disacd) ihren Fräftigen, ie uͤber⸗ 
ladenen Borteag befonbers für ten großen, leidenſchaftlichen WBefang ; — bdie 
Partie der Veſtalin Julle used der Amenaide zu ihren Hmuptleifiungen gehoͤrten, 
wiewol fie im Gauzen mehr — als Theaterſauͤngeria war. Im Mech 
tativ büeb fie felbft von E meiften Itallenern unerreicht · Bittoria mid 
Sarvlina ©., weron die erſte in Wien, bie zweite in Reupıl verhaitathet lebt, 
find waniger bekannt. — Rem. Marta Eherefia Seffi, eine BVerwandte 
der 5 Schweſtern, hat fi in Wien, dann in Italien, ab Bingerin gebilbet uıb 
ift fett einiger Zeit im füblichen Deutſchland mit vorzuͤglichem Lebe ihrer Bedautum 
den Fertigkeit uud Sicherheit, und einer umfaſſenden Scimme an mehn Oxten 


aufgetreten. 
Seſſion Sitzung), die Zuſamm⸗nkunft und Sitzung em Seſeltfchaft 














She See 199 


ober einer weirädhen und gehffidyen Behbrde zur en da» 
bee Sefftons: oder —— ——s———— —— —— — 09. — 
rel ee Schottland ein hohes Bericht, welches aus einem Praͤ⸗ 
fiventen und 4 außererdentlichen Senatoren beficht, welche man insgeſarmut 
Kerds of the Session nennt. Dieſes Gericht verwaltet das Juſtizweſen, hätt 
jaͤhrlich 2 große Sermine unb wird in das dußere und innere Haus eingecheitt, 
daven das erſtere jede Voche wechfelöwetfe von einen Senator befteltt wird, der 
die Sachen fchleunig beſorgt, und von dern man an das innere Haus appelliren kann. 
Seflerz (sestertius), eine Siſbermuͤnze der Muxer, an Werth 24 6 

der Rame: serquitertius, drittehalb). Nach wfecnn Beide beteng ihr 

Werth ungefähr 1 Gr. 3 Pf. oder 4 Ar., war jedoch niche zu allen Beiten ganz 
derfelbe. Wohl zu unterſcheiben HR bie neutrale Form: Seatertium, welche ges 
woͤhnlich in der Mehrzahl vorkommt und Keine wirkliche Mänze, fondem eine 
Summe von 1000 Seſterzen, alfo ungefähr von 50 Rhien. bezeichnet. Noch iſt 
zu bemerken, daß, wenn bie Siiiume 1000,000 und barüber beträgt, fo wird 
ein Zahlwort in ies zu sestertium geſetzt, dann find fo viel 100,000 Gefkerzen 
ze verſtehen; 3. B. quad sestertium find 4 SI. Seſfterzen; und decies 
sestertium ober Sestortio X , eine Million, wo das Wort sestertium auch aͤf⸗ 


_ Seroshntich 
fagte man auch flatt sestertius im gemeinen Leben numus. Als Bericht be⸗ 
— ein Seſterz ungefähr 153 Gran franz, oder 0,228 Dumt. berliner Be: 


"Sehetto, f. Sertett. 

Seſtine, eme Isrifche Versform, welche 6 Gzellige Strophen und eine 
telfige umfaßt ; der Vers tft (wenigſtens in ber Megel) der Sfäßige Jambus, 
ver bei dern maͤnnlichen Beim aus 10, bei dem weiblichen aus 11 Sylben be: 
ch. Das eigentlich Eharakteriftifche der Sefline aber Hegt darin, daß in jeber 
ee Schlußworte der erften — * zwar in der Orb⸗ 
mmg, daß das Schlußwort des 6. Werfes der erfien Str um Sehlußwort 
des1. Berſes der 2. Strophe wird, — — Strophe aber 

mit den Schlußwoͤrtern ber 5 erſten Verſe der erften Strophe in willkuͤrlicher Ord⸗ 
nung endigen. Die 3. Strophe wird ebenſo nach der zweiten gebildet, wie dieſe 
nach ber erften gebifbet worden, und fo jede folgende nach der naͤchſtvorhergehen⸗ 
den, ſodaß jedes ber 6 Eäkufreörter An Mal das letzte mb ein Mal das erſte in 
einer Strophe geweſen, und ber fepte Vers der 6. Strophe mit dem 1. Werfe ber 
4. Strophe auf einerlei Schkußwort ausgeht. Die Zzellige Strophe, womit 
Ye Saſtine endigt, wieberhoft bie 6 Sch er wochmals in bee Oednung, wie 
fie ſich in der — jeber Wer enthält 2 davon, eins in der Mitte⸗ 
u eins am Sonſt finder ſich der Reim in der Seſtine weiter nicht. Die 
Gorm if —28 Arfprungs. Unter Petrarea's en find mehre treffliche 
Geftinen. tiberhaupt ift fie wol von den Jtalienern, und naͤchſt diefen von ben 
Spaniern am meiſten außgebtibet worden. In der neueſten Zeit hat man fie auch 
In Vie deutfche Poefle verpflangt; ſ. Beiſpiele in Raßmanns, Blamenleſe füdficher 
ne (Werl. 1817). Wok des Imtitgs, den vie Anbere Born auflegt, iſt fie 
öngeinen Metfter am Airöbrud: ſanfeer Orihte gebraucht worden: 
Wie fiete Diederkehr derſelben Endworte verfinttet gwar Beine große Abwechfelung, 
aber auch keineswegs nochwendig Etnförmigkelt wit Mh; vielmehr iſt bie 
der Betrachtungen und Gefuͤhle oft zu bewundern, bie ein deen⸗ 
reicher, ſchaeffinniger Dichter an dieſelben Begriffe zu knuͤpfen gewuht hat. Die 
—*x wie einige Kunſtrichter gethan, ohne Weiteres zu verwerfen, ver⸗ 
raͤch rt hen Eierfeitlxkelt und Bornreheil. * 







180 Seftini 


Seſtini (Domenico), der gelchetefie Numiemate Europas in Bezug auf 
antite Münzen, infoweit diefe Kenntniß buch Anfchauung erlangt werben kann, 
ift 1750 zu Florenz geb. Nach Vollendung feiner Studien in der Schule von 
©. : Marco, trat er im den geiftlichen Stand, verließ aber 177% ſ. Vaterſtadt, 
befuchte Rom, Neapel und Sicilien, wo er beim Prinzen Biscaris zu Catania 
fit) 3 Jahre lang aufbielt. Im Umgange mit diefem Alterthumsefreunde ent⸗ 
widelte ſich S.'s entfcheibende Neigung. Bon Sicilien ans ging er, um am 
Ort und Stelie feine Studien fortzufegen, über Malta und Smyına nad; Kon⸗ 
flantinopel, wo er, eingeben ſ. fruͤhern Studien, Beobachtungen Über die Pet 
anfteßte, die damals bort herrſchte. Mit den Kindern des Grafen Ludolf, in 
deffen Familie er bie freundlichſte Aufnahme gefunden haste, machte ex Heinere 
Reifen von Konflantinopel nad) Aſien und nach Europa, lebte eine Zeitlang in 
dem Haufe des Fuͤrſten Ypfilantis, Hoſpodars ber Walachei, von dem er füch je⸗ 
doch hoͤchſt unzufrieden trennte, ging nach Wien und kehrte auf der Donau und 
über das ſchwarze Meer nach Konftantinopel zuruͤckk. Der engl. Botſchafter bei 
der Pforte, Sie Robert Ainslie, fammelte bamals antike Münzen. Bekannt 
mit S.'s Neigung für diefen Theil der Alterthumskunde, mußte er ihn für feine 
Zwecke zu gewinnen ımb 16 3. lang war S.'ber Gefchäftäträger Ainslie'6, ber 
durch Nachforſchungen auf Reifen und am Orte dieſen beruͤhmten Muͤnzſchatz zur 
ſammentrug und erllärte („‚Lett. e dissertes, numismatiche sopra alcune me- 
daglie rare della «allezione Ainsliena”, 4 Bde., Liv 1789 — 90, A.; 
„Deser. numor. vett. ex Museis Ainslie, Bellini, ete, neo nen apimadversa, 
in opus Eckhel. Doctrina numorum vett.“, Liv. 1796, 4.). Als er nad 
Florenz zuruͤckgekehrt war, fühlte &., dag er, um eine Überſicht des alten Muͤnz⸗ 
[Hayes zu gewinnen, an Ort und Stelle bie Sammlungen kennen lernen muͤſſe. 
Er machte daher eine Reife durch Deutſchland, fah Gotha, Dresten, Berlin 
wo er fich niederließ und vom Könige zum Auffeher der dostigen Sammlumg er⸗ 
naunt ward. 1810 ging ©. nad) Paris, deſſen Suftitut (Acad. des insor. et 
belles lettres) ihn zum Gorreipondenten ernannte, und 2 Jahre ſpaͤter erhielt 
die Anftellung als Antiguar und Bibliothekar der Prinzeſſin Eliſa, damaligen 
Megentin von Toscana. Ferdinand IH. beftäzigte ihn, als er ben Thron beftieg, 
in dieſer Würbe und fügte den Titel eines Ehrenprofeffors ber Univerfitöt Piſa 
hinzu. In biefem Augenblide (Nov. 1825) lebt der Greis, der ſich einer ruͤhm⸗ 
lichen Unabhängigkeit erfreut, bei dem Sr. Viczay zu Hedervan, deſſen DMiüsg 
ſchat er fo berühmt gemacht bat. Seine Schriften, die aͤußesſt zahlreich und 
ſchwer zu vereinigen find, geben fuͤr feine Reifen die Berge. Merkwuͤrdiger moͤch⸗ 
ten folgende fein: „Diss. intorno al Virgilio di Aproniane”' (Zior. 1774, 4.); 
„Della peste di Constantinopoli del 17778’ (Yverbam [$lor.] 1779, 12); „„Let- 
tere odeporiche, ossia viaggio per la penisola di Cizice’ (2 Bde, Liperno 
1785); „Viaggio di Conatent. a Bassora’' (Yoesd, [Livorne] 1786) ; „Viag- 
gio di ritorno da Bassora a Constantinop.” (Livorno 1788). Seine rein nme 
mismatifchen Werke werben f. Namen auf die Nachwelt bringen ; vorzüglich feine 
„Lettere e dissertazioni aumismatiche‘', die zu Livorno, Mom, Berlin, Map 
land, Pife und Florenz von 1789 — 1820 in 18 Bdn. 4. mit vielen K. erſchie⸗ 
nen find; bie „Deseriptio numorum veterum ex variis museis (Reips. 1796, 
4.); den „Catalogus numorum veterum Musei Arigonidni” (Berl. 1805, 
Fol.); die „Desor. selectiorum numismatum inaere maximi moduli. Museo 
olim Ab. de Camps, posteaque Mareschalli d’Etrees. ete.“ (Berl, 1808, 4.); 
„Deser. delle medaglie groche e romane del fu Benkowita“ (Berl, 1800, 4.); 
„Deser. degli stateri antichi illustf, con le medaglie‘' ($ior. 1817); „Diss. 
sopra 1: medaglie antiche relative alla oonfederaz. degli Achei‘ (Mail 1817, 
4.); und die „Desc. delle medaglie ispane appartenenti alla Lusitania Betjoa 








Setzkunſt Seufzer 181 


o alla Tarragonese del Museo Hedervariano“ (Flor. 1818, 4). Aus allen 
diefen Werken, als deren allgemeines Regiſter in mancher Art feine „Classes ge- 
nerales s. moneta vetus urbium, populorum et regum ordine geographice 
et ehronologioo deser.' (2. Ausg., Florenz 1821, 4.) gelten koͤnnen, ergibt 
ſich eine Kenntniß bes alten Muͤnzſchatzes, wie fie weder Eckhel, noch Pellerin, 
noch Mionnet zu Gebote ſtand. Aber doch ſteht Seſtini bei allem daraus hervorge⸗ 
henden Verdienſt weit hinter Eckhel zuruͤck, fuͤr deſſen Kritiker und Hofmeiſter er 
fich nut allzu oft ganz unberufenerweiſe anſieht. Überall, wo er aus dem Ge⸗ 
biete des Confignators ſich in ein benachbartes verfleigt, begegnen ihm die auffal- 
lendſten Menſchlichkeiten. Seine Schriften über Muͤnzkunde verdienten wol einft, 
mit Hinweglaffemg aller Ausfälle, Wiederholungen u. ſ. w., zufammengezogen 
zu werben, ba ed wenig Ausficht gibt, daß f. „Systems geographicum numis- 
matieum” (in 16 Gdn. Fol. von f. Hand gefchrieben), die Frucht 5Ojähriger Stu⸗ 
dien und Forſchungen, befanntgemacht werden wird. Wie Vieles würde ſich da 
verzeichnet finden, was Mionnet und allen Numismatikern bisher Ben 
war. - 19. 
Setzkunſt, f. Tonfestunft und Compoſition. 

Seuchen, werden die Krankheiten genannt, welche zu gleicher Zeit mehre 
Sudivibum befallen uub von einer und detſelben Urſache veranlaßt worden find. 
Man gebraucht diefen Ausdruck vorzüglich, aber nicht ausſchließlich von den epi⸗ 
demifchen Krankheiten der Thiere und nennt fie auch Epizootien (ſ. d.). Das 
bin gehört der anſteckende Typhus, welcher unter dem Hornvieh und den Katzen 
graffirt, der Milsbrand , dee das erflere befaͤllt, Karbunkel, Aphthen, Katarrhe, 
Bruftentzündungen, Blutungen u. a., welche verſchiedene Hausthiere befallen. 
Auch unter den Bögen, Fiſchen und Inſekten (den Seibenraupen und Bienen) 
wird manchmal ein fo häufiges Sterben beobachtet, daß man an eine Seuche den⸗ 
ten muß. Die Urfachen, welche eine Seuche unter irgend einer Thierart (und es 
ift merkwuͤrdig, daß fich die Seuche gemöhnlic nur unter einer Thierart, felten 
unter mehren zugleich verbreitet) herbeiführen, find, wo möglich, noch weniger 
aufgehellt als e8 in Hinficht auf die Epidemien des Menſchengefchlechts der Fall 
it. Bisweilen erfennt man fie zwar in ſchlechten Nahrungsmitteln; öfter aber 
muß man zu den (unbekannten) Veraͤnderungen in der Atmofphäre feine Zuflucht 
nehmen, um die Entfiehung der Seuchen denkbar zu machen. Mehre unter Ih» 
nen , 3. B. der Mitzbrand und dee Typhus, find zugleich anſteckend, andre nicht. 
Borzuͤglich die erftern geben einen fehr wichtigen Gegenſtand für bie Mebicinalpo- 
Kyet ab, weiche Mittel anzuordnen hat, wodurch ber weitern Ausbreitung ber Seus 
che Grenzen gefegt werben. Auch muß die Medicinalpolizei vorzüglich zur Zeit 
berefchender Seuchen ein wachfames Auge darauf haben, daß keine kranke Thiere 
getödtet werben unb ihr Fleiſch nicht gemoffen wird. Manche, z. B. der Milzbrand, 
eszeugen ſchon durch bie Berührung bösartige, brandige Geſchwuͤre, welche u. d. 
. der ſchwarzen Blatter (anthrax , carbunculus) befannt find. 

Seufzer entfleht, wenn man zuerft langſam und ftark einathmet, und 
dann die Luft ziemlich ſtark und ſchnell wieber herausftößt. Beim Einathmen 
wird die Bruft weit ausgebehnt und eine große Menge Luft eingezogen, um das 
Mißverhaͤltniß auszugleichen, weiches den Seufzer veranlaßte. Dies beftcht naͤm⸗ 
lich Darin, daß das rechte Herz von einer zu großen Menge vensfen Blutes überfüllt 
uſt, deſſen es fich nur in die Lungen entlebigen Bann. Je mehr biefe aber ausge 
dehnt werden, deſto mehr Blut Einen fie aufnehmen und in arterielles umwan⸗ 
den. Bor dem Geufzer wird ein Gefühl von Drud in der Herzgegend und in 
dem Epigaſtrium wahrgenommen, welches durch denfelben erleichtert wird. Krank⸗ 
hafte Zuſtaͤnde des Körpers, welche eine ſolche Congeſtion in ben Venenſtaͤmmen 
und dem rechten Herzen veranlafſen, bebingen daher auch eine ſeufzende Reſpira⸗ 


188 Seufzer Beume 
tion. Daſſelbe wirb auch von ben niederbraͤckenden Gemthebewegungen, 4: SB. 
Kummer, Sorgen, Angft, Zucht, Heinmeh, ungluͤckücher Aebe ıc., beobachtet, 
welche vieleicht wuehe Seufzer veranlaßten als jeue ahnfifchen Mefachen. 
Seufzer, auch rathe Seufzer, war her Name einer Schti⸗ 

demuͤnze, 1701 aus bes leipziger Münze ausging. Weil durch fie bie Mark 
fein auf 32 Thlr. ausgebracht war, ſetzte das Voik egenmaͤchtig ihren Werch ven 
6 Pfennigen auf 2 Pf. herab. — befahl zwar unterm 16. Febr. 
1703, fie fuͤr 3 Pfennige das Stuͤck aunehnen, gewährte aber unterm 13. April 
deff. J. dem Publicum, daß es bei ſ. Umlaufoprris von 2 Pf. blieb — 
— dieſem Finanzunternehmen fol vom Grafen Beichliagen ausgegangen ſein 

In 2 Jahren waren mehr ats für eine halbe Mill. Thie foldre Geufzer ambgeprigt 
worden. Groſchen dieſes Gehalte, en en Se en) 
wutrden gleich toleber vernichtet. Sie achten Datz u at: Gnlenheiin Im 
Sammlaumgen ſaͤchſiſchet Muͤnzen. 


mehe noch durch feinen ſonderbaren, aber kraͤftigen Charakter, war d. 29. Iam. 
— indem Dorfe Poſerne bei Welßenfels geb.; wo ſ. Vater Wause wat. 
chulbete Ungluͤckofaͤlle zerſtoͤrten den Wohlſtanb mb das Beben deffeibet. Des 
— Knaben nahm ſich ber Graf v. Hohenthal⸗Knauchayn an und lies ihn 
bei dom Rector Korbinsky in Borna und bei Martini auf der leipziger 
ſchule untertichten. ©. machte ſchuelle Kortfehritte, beſonders in der altem Lite» 
ratur, fing darauf an, Theologie zu ſtudiren. Da eu ſich aber mit dem bes 
maligen e derſelben nicht befreunden konnte, beſchloß er, ſich dusch einen 
Gewaltſchritt auf Einmal davon zu befreien. Er bezahlte eines Abends ſ. Scha⸗ 
den und machte ſich, ein KWiaͤhriger Juͤngling, Id Paris. 
ſchon am deitten Abende fiel er in dem Dorfe Wach Werbern fir A 
Haͤnde. Er nahm Dienfle und ward unter den beffifchen Sruppen 
ſchifft. Nachdem er in Canada gegen bie Vertheibiger ber Fre 


— 


Air 
Be 


.® 
1 
7 


den gefochten hatte, kehrte er mit f, Lombölenten nach Europa zuruͤck. Aus Furcht, 
am die Preußen verkauft zu werben, entſprang er in Weenten. Denmoch geriech 
er nach wenigen Tagen unter preuß. Werber. Ex ward nach Eiden gebeacht, wo 
er als gemeiner Soldat dienen mußte. Auch bier entfich er 2 Mal, warb jebes 
Mal wieder eWiigeholt und entging nur auf vieles VBorbitten det Todesſtrafe. Er 


wuͤnſchte fehnlichfl , fr fein Vaterland zuruͤckzukehren, und da ein wadkrer Buͤr⸗ 
Den erhielt er Urlaub. nn nach Eeipaig, 

eft entſch in das Soldatenjoch zuruͤckſukehren, 

* dem Honorar für die Überfegung des engl. Romans: Honorie Warren“, die 
-1788 erfchien, und widmete fih num in keipzig den Wiſſenſchaften. 17923 ward ex 
Magiftet. Nach einiger Beit nahm er eine Becretateftelle bei berw ansffifchen Generai 
Igelſtroͤm an, der die polniſchen Angelegenheiten leitete, kam mit deraſelben 
1793 nad) Warſchau und erhielt eine Officierſtele Hei ben Greuadieren. As in 
Warſchau der Furchtbare Aufftand der Polen gegen bie Maffen ausbrach, war ©. 
gegenwärtig. Et ward polniſcher Gefangener and war ats ſolcher ein Keuge ber Er» 
ſtuͤrmuag Pragas und der fie begleitenden Graͤuel. Auf Beſehl der ruffiſchen 
Kalſerin begleitete er, nach f. Beftlemg, einen ſchwer verwundoten ruſſiſchen 
Major nach keipzig. Aber ſ. Audfichten auf eine anſehnliche Befärbaumg ſchwan⸗ 
ea green Er blieb in Leipzig, wo er über alte Elaffiter 1a, 
Unterricht im Englifchen gab md f. „Wichtigen Rachricheen Über bie Vorfaͤlle ie 
Polen 1794" (Leipig 1796), die ‚Beoni Briefe über die neurſten Beraͤnberungen in 
Rußland‘ (Züri 1797), und f. Obolen“ (Leipzig 4797, 2 pe.) — 
Opäter folgte vr der Einladung feines Freundes Goſchen and Meruahm das 

eines Eorrectors In deſſen Druckerei zu Grimmm, bie bamals ui —— 


in 


Sevenneg . .. . Sesennentrieg 388 


Propiontguhe: baſchfttlet mar. Slapſted o uud — ——— Wal verdanken 
— — ——— modarch fich der Druc aucteichnet 
Um aber dieſes eiuforweigen Gaſchafte nicht nach und nach ee eeliegen, bes 
——— —— nah. Sicilien zu machen, um, wie er fagtz, 
nen ne wo mm. gedichtet. Abgehaͤrtet, wie ex war, trat sr bisfe 
.: erg head Mahn m m Dam nad 9 Monaten, ie web 
= er. bie Schweiz und Paris beſucht haste, nach 
Leinig zuchæe. ae gehe Sue Eraiesangt hat ©. dem Publium („Gpa- 
Bergung nad Euxcatus“, 4. Auſi. 4815 und 1817, 3 Ahle.) arzaͤhlt, das ihm 
mit due, abgieich feine Reiſab⸗ſchreibung mahr ducch ſ. perfänliche 
—* als durch ae und wahre Beobachtungen uud Schilderungen 
iatereſſaut iſt. Eike Milfentio keit, noit der G. xeiſte, verbunden wit ſ. in fich gezeg⸗enen 
Shanatter ließ die Gegaiſtaͤnde nur fluͤhhtig an f. en und erlaubte 
ihm wicht, fie unterſuchend zu durchdringan. (Eine ähnliche Fußrelſe machte ©. 
180% vᷣer Potevgbaug, Makler, duxch Fiunlanb un Schweden. Er beſchrieb 
Ben.d.2.: „Me Born ia J. 1805" (Dambiug 4806, 2. A. 1815). 
Die Bourdo ift ein merrlwirhiuns Denkmal f. — Eihere für Freibeit amd 
Vatorland. Mei ſelchan Gelingen konnte ee —— fuͤr Deutſch⸗ 
aernd fo umfrligen Kseigmifie nicht gleichgültig anſehen. Er warb immer verſchloſ⸗ 
fee, f. Mefmbheit ſroarch, ab machbem er 2 Jahre lang mit Köcperlichen 
— seldmpft haste, flach ex db. 13. Juni 1810 zu Teplitz, mo er Geneſung 
Mer ſetzte ihm her Arzt Dr. Weigel (Dofeath) aus Dreiben, gemein⸗ 
Kant mic Graͤfin Elifa v. d. Recke einen Denkſtein, den junge Eichen be 
füntien. 316 Dianfc xerdient S. dis sprensalfie Anerkummng f. Werth, wie 








aoh er wicht Fuzi mar von jener Eitelkeit, Die durch Dioganeos mrriffenmn Mangel - 


hervorblichte, suer-baß fie ſich hei ihm auf andre Weife äußerte, dann vom Cynis⸗ 
nad mas ec weit enlfemt. Geige Lebenserfahrungen, Kefonders mol cine fahhere 
suglinkügge Kicbe, Hatten eine gawiſſe Bitterbeit gegem bie Welt in ihm zuruͤcge⸗ 
Aeſſen, ohne daß se hie Welt haßte, ober ihre Güter verachtete. Er harte > 
Beafı genug, was ihm verfügt war, mit Auſtand zu ansbehten, und war flelz 
Hein Werigugen dornach zu äußere. Als Schriftſteller und Dichter hat er füch 
viel übee das Mietelmaͤßige erhoben, da ihm bei einer kraͤftigen, oft ungezügalien 
Ppantefie die Kinfiiesifche Befounanheit und Kiacheit fehlte, ex auch Sprache 
weh aͤußera Zosmı mar unbelikoamen beherrſchte. Sein Leben, das er unvollen⸗ 
det hinterließ, hat Clodius beendigt. Neuerdings find 2 Ausg. f. ſaͤmmtlichen 
Karate erſchienan, Dis eine zu Miesbaden feit 1823 ; die andre zu Leipz. feit 1826, 
12 Bir. Da 41. mihäk ſ. Selbſthigraphle 
Seasunen (Gevemem), bie, ein Bebirgezweig im füblicen Fraukceeich, 
ben Binige als Fortſetzung ber Alpen, Andre für einen AR der Pyrenaͤen — 
In jadem Halle bowirken fie hund; bis noch Auvergne fortgehenben Bergketten eine 
— den Alpan und den Porenden ſelbſt. Nach dem hoͤchſten 
in eingehen Bergen zu 4,960 Fuß (im Puy be Dome), 
) sur in zweien fogar.aber 6000 F. erhebt, iſt bie — 
ren. Auch Die untere Reihe her Sevennenberge, bie 
‚ int kanm einige Bivergbänme und etwas Haide⸗ 
EHa6 wittlere Gobirge, das von ſchoͤnen Thaͤlern durchſchnit⸗ 
ı meh, Seidenbau, Kaſſanienwaͤlder — und naͤhren hier 
| Bepiktemng. Der Kamm hob Gedirgeß feld im Gamgen dient faft 
ae Mr -Gchakkeenben und atrond Dbfkban in den nichzigern Zhätern. Mianrhenlei 
Seh dieſar rauhen Selfen. 
“nensmnsrieg Schon feit dem 13. Jahrh. hatten firh in dieſem 
ge ren mat, welche, durch die Mißbraͤuche des Fathol. 








164 2 &epennenkrieg 1; 


Kierus erbittert, die chriſſuche Meligton‘umf ihre wefpehntgliche' Greſtatt zurickzu⸗ 
führen bemüht waren. Unter dem Namen dee Armen von Lyon, der Albi⸗ 
genſer, der Watdenfec,‘ finden ſich iin dierſem ſuidlichen Thelle Frankreichs 
fehr fruͤhe Spuren davon“˖ Die gegen fle-son den Päpften angeordneten Kreuz⸗ 
zuͤge und Glaubensgerichte hatten zwar diefelben im Großen und Ganzen unter⸗ 
druckt, aber immer blieben zahlreiche überreſte, und die in der Schweiz, nament⸗ 
lich in Genf ‚ auflebende proteſtant: Religton niufte alfo natürlich zahleeiche Fremde 
gerabe in biefem Theile Frankreichs finden, welche die Verfolgungen bi® auf Hein⸗ 
rich IV. unmöglich ausrotten konmten. Bon da an ſchuͤtzte fie das Ediet von Nıme 
tes. Als aber Ludwig KIV. den unfinnigen Eutſchluß faßte, daſſtibe ( 1685 ) zu⸗ 
ruͤckzunehmen ımb alle feine Untertbanen mit: Gewalt in den Schoß ber kachol. 
Kirche zuruͤckzufuͤhren, ſo war auch die Ruhe jener duͤrftigen zufeiedenen Bewoh⸗ 
wer des Sevennengebirges dahin, und es begann eine Reihe von Verſolgungen, 
die von den von den Roͤmern gegen die erſten Chriſten verhaͤngten nur dadurch 
verſchieden waren, daß hier Ehriſten gegen Ehriſten ſelbſt fo wätheten. Beſonders 
gab ber ryswicker Friedensſchluß 1697 Ludwig XIV. Zeit, dieſes Merk der 
Verfolgung ernftlich zu unternehmen. Den Mifftonen wurden naͤmlich Drago⸗ 
ner beigegeben,, um die Predigten der Moͤnche zu unterſtuͤtzen, und die Steuer 
einnehmer dabei angewiefen, auf alle des Proteſtantismus Verdächtige befonders 
zu fehen und fie über Gebuͤhr und vorzugsweiſe zur Abtragung der Gefälle unzuihal« 
ten. Die Mißhandlungen gingen fo meit, daß man die Kinder gewaltfam dan Altern 
enteiß, um fie im Bathol. Giauben zu erziehen, daß man die Maͤnner, weidhe in 
die Bethaͤuſer gegangen waren, auf die Galeeren, bie Weiber in die Kerker warf 
und die Prediger aufhing. Dies Altes hatte endlich Berzrosiflung,, Zuſanmenrot⸗ 
tirung und einen hoͤchſt zweibeutigen Krieg zur Folge. Es ſtanden Propheten und 
Prophetinmen auf, die dem Landvolke Sieg prophezeihten. Wer dar Dragonern 
in die Hänbe fiel, flarb als Märtyrer. Wen man von Ludwigs Beamten md 
Kriegern gefangen nahm, hatte ein gleiches ſchreckliches Loos. Beſonders uͤber⸗ 
fielen die Bauern ihre Peiniger, die Steuereinnehmer, in der Nacht, bloß im 
Hemde bekleidet, um unerkannt zu bleiben. (S. Camiſarden.) Der Mord 
des Abts Chaila (1703), der an der Spige jener Dragonmaden fand, gab, wie 
es fcheint, das Zeichen zum verzweiflungspoliften Kampfe. Ludwigs Kräfte reich⸗ 
ten um fo weniger aus, demfelben ein Ende zu machen, da das rauhe Gebirge 
Zufluchts oͤrter genug barbot, und feine Truppen jeden Augenbiid in Gefahr kamen, 
abgeſchnitten und überfallen, oder von Kälte und Hunger aufgetieben zu werden 
Mit jedem Rage flieg die Kähnheit der Schwaͤrmer, als ſich erft mehre Führer 
unter ihnen gebildet hatten, unter welchen fidy der einige 20 Fahre alte Cavalier, 
welchen Voltaire noch perfönlich kennen lernte, befonders auspichnete: Am bes 
denklichſten fland die Lage der Dinge für Zubiwig XIV. darum, daß Ihn ber ſpa⸗ 
nifche Erbfolgekrieg feine Kräfte nach allen Seiten auszubreiten nöthigte, und der 
gewandte Herzog von Marlberough, ber Herzog von Savoyen das Feuer, das 
bier im füblichen Frankreich loderte, durch Verſprechungen und kleine Unterſtuͤtzun⸗ 
gen felbft anfchürten. In einer Didces, in der von Nimes, hatten bie Fanatiker, 
Boͤſes mit Boͤfem vergeltend, 84 Priefter erwuͤrgt und 200 Kirchen abgebrannt, 
während aber auch von ihnen mehr als 40,000 geraͤdert, verbrannt und gefangen 
worden waren. Endlich rief Ludwig, a ber Markhail Montrevel ſchon 
alle Kräfte vergebens aufgeboten hatte, 1704 feinen beſten Feldherrn, ben Mar: 
fat Villars, von dem Derve am Rheine ab, der gefährlichen Lage ber Dinge 
hier eine andre MWendimg zu geben. Der eine der Rebellenhaͤuptlinge hatte ndm= 
ich nichts Geringeres im Sinne, als fi) mit dem Herzog von Savoyen ſekbft in 
der Dauphine zu vereinen. Das ganze Land von der Küfe blo auf den hoͤchſten 
Kamm der Berge war mehr ober weniger in ihren Bänden, und mit den Elm: 


Pr \ 


Sevennenfrieg  - t88 


wohnern von Nimned, Montpellier Dranged, Uzes ic, fanben Veebindengen fett, 
die ihaen Brod, Waffen u. a: Bedliefniffe fiherten. Eine Menge Glocken waren 
von ihnar zu Felbfchlangen umtgegoffen worden, und Cavalier benahm ſich wie ein 
Feldherr. Der (kathol.) Landmann wagte nicht mehr das Feld zu beftellen oder 
Lebensmittel in Die Städte zu tragen. &o fanden die Sachen, als Villars den 
e April 470% in Benncatre und am 21. in Mimes anlam. Ex zog zuerſt Aber 
die Veranlaſſuug zum Aufftande, die Denkungsart und den Charakter ber Ein 
wahner' die nöthigen Erkundigungen ein, und verkuͤndigte nicht allein fuͤr Alle, 
wekche die Waffen wieberlegen würden, eine allgemeine Ammeflie, fondern feste 
feibft folche Gefangene, bie Treue gelobten, augenblidiid, in Freiheit: Im der 
That entwaffnetr er auf dieſe Weiſe mehre Germeinen. Auf der andern Seite 
drohte er mit der härteften Ahnung, und um ihr Nachdruck zu geben, wurden be 
wegliche Colonnen gebildet, die in jeder Richtung von einem gegebenen Punkte 
außzogen, auf weichen wieber ein Kern ſtehn blieb, der als Radhalt jewen Un⸗ 
terſtuͤtung nachfenben oder im freten Beide die Spitze bieten Eonnte. Was mit 
den Waffen in der Hand gefangen wurde, warb gleich getoͤdtet ober in Alals-, in 
Nimes, tn St.⸗Hippolyte gehängt und geräbert. So beachte es Villars dahin, 
daß fQu am 40. Mai Cavalier die: Sache der Camiſarden für verloren achtete 
Vergleich zu ſchließen fuchte, der auch auf bie Bedingung zu Gianbe 
ee fich mit feinen Anhaͤngern ergab, aber die Freiheit erhlelt, mit ihnen 
des gehen zu duͤrfen. Villars hatte in Nimes mit ihm felbft eime Unter 
ganze Truppe beftand aus 1600 Wann und wurde ımfern Nimes 
aufs befte bewirthet, (2600 geben bie Memoiren von Billars ans 
ſpricht nur von 800.) Am 22. traf die Beſtaͤtigung bed Vergleiche vom 
en und zugleich war für Cavalier ein Oberſtenpatent beigelegt, eine Peu⸗ 
von 1200. 2ior. und die Erlaubniß beigefügt, zu dem von ihm zu errichten» 
den Regimente die Officiere ſelbſt ernennen zu därfen. Ludwig wollte auf diefe 
Weiſe eine Menge tapferer Krieger, wahrſcheinlich auf Billars's Anrathen, nicht 
aus dem Lande ziehen laffen, und doch im Lande ſelbſt umfchäblich machen. Wü: 
lars tie fogleich aller Orten die Salgen und Schafotte niederreißen. Fadeffen fo 
nahe ee feinem Ziele fehlen, fo nahm bie Sache doch eine andre Wendung. Ca⸗ 
voller war nach Anglabe, einem nahen Flecken, gegangen, um bie Organifätien 
feines Regiments zu betreiben, als die wilden Bauern, von feinen Lientenamt auf: 
gehetzt und Bon ihren Propheten begeiftert,, aufbrachen, und ohne dem ſchnell zu⸗ 
rickeilenden Cavalier zu hören, in die nächften Waldungen zogen. Alle Bemuͤ⸗ 
hungen von ihm und Villars ſcheiterten an ihrer feften Erklärung : der König muͤſſe 
das Edict von Mantes wiedecherfteßen. Außerdem fei für fie keine Sicherheit. 
Enbiich gelang es Villars doch, durch feinen perföntichen Einfluß und durch ben 
Mangel an Lebenomitteln, die er ihnen abzufchneiben mußte, fie zur Unterwer: 
fung zu bringen und ale marfchirten, endlich im piemontefifchen Dienfle ange 
nommen, unter Savaliee nad) Catulonien ab, wo das ganze Regiment im Tref⸗ 
fen bei Almanza blieb, das Berwick dem Grafen von Stahremberg lieferte. Ca⸗ 
valber felbſt ward hier ſchwer verwundet. Indeß war mit ihrem Abzuge noch nicht 
der ganze Krieg erſtickt. Es gab noch einige Haufen, unter welchen ſich einer, von 
einem ‚gewifien Roland angeführt, befonbers auszeichnete. Allein Billars, der 
mehr der Liſt und te at der Gewalt vertraute, ſuchte nur der Haͤupter durch 
die erſtere habhaſe zu werden. Es gelang Ihm in der That, ſich Roland’s zu be 
mächtigen, der ein Mäbchen liebte. Der Schuß von einem Dragoner erfparte 


g47335 
ef HH 


Bio 


dem Gefangen die Euer der Hinrichtung. Andre Häuptlinge ergaben ſich, 


dem Worte des Binrfhuis sind dem Umſtande vertrauend, baß er ihnen und allen 
ihren Sreumden Billetu de surete en Dlanche gab, bie fie vor jeder Verfolgung 
in politiſcher wie in religlbſer Himficht ficherten. So hatte Villars mit Ende 








ber Reſtauration, zu ſchrocküchen Auftritten ia Nime u. 6. O. Gelegenheit 
weg gegeben hat. (©. Hugenotten web Grandreic in 1819.) 


— —— Severiten, ſ. Snofig, Monophyfiten und 
etten 

Severus — re Haiſer, geb: zu Repeik im 
Afrika 146 n. Chr. Bein Bates Geptimus Geta war vönsifcher Pacricier, meh 


die beiden Brüder deſſelben maren Conſuln. ©. erbieit eine — 
en, abet: fein Dong zu 
gen Maraiss 


erkauft 
—— Weheng und — 
Bug, fühle zur Ertragumg von Beſchwerden jeber Art, mit Schnelligkeit ame 
führend, was er mit Klagheit beſchloſſen hatte, bunfte ©. wol den Reupf men 
den Puspur wagen. Nach einer Echftigen Rede an. fee Truppen [cute ar fi 


baber, ihn zuerſt anzugreifen, und nachdem ex ihn in vorſchiedenen 

a 
nach dem Euphrat getoͤdtet. S u ver⸗ 
Ban te u See IE ee fpdter ließ er fie fie bimeicheen. Die Stäbe, welche 


sen 
mer feiner Macht zu dulden, nahm er dem Albinus false Vorrechte und feine Mita 
als Gäfar, gerade da doerſelbe en en 
ee a) )Anſpruch ‚machen wollte. Derauf meinem. Beide 
ihre gemge Macht, und trafen (107) bei Lyam, Spaber am den Spiye ainık Kent 


U 








i 


und Alben Hi 
Dos überließ fih ©. o 
nus, und Die vernehmen, | 
vielen Einw. Gallicus, die feinen Mebenkuhler untmflägt 
u ben Senat, de 
ee dem Andenken 
umb bielt nach feiner 
deffen Mitgl⸗dern 20 (nach U. 41) ohne Ä 
Da ©. wußte, daß Ihn feine Übelthaten den höhern Ständen verhaßt gemacht 
hatten, ſo ſuchte er buch Bchanfieiele 
von laͤſtigen Abgabın das 
gierung Friebe und Mohlſtanb im Neiche. Beſonders wurde von ihm das Heer 
degaͤaftigt, und bie Vermehrung dea Solhes, bir 
er ſeinen TFeuppen ge u 
ten, koͤnnen nis als Urſach en des Werfalle besisöueiichem Reichs betrachtet werbon. 
Seinen Liebling Plautiannt tcnammte ax 





Rogirmmg. vurreifdt und eine darchaus muumfdnönfte monarchiſche Gowalt is 
wingefüget. Ast: mueheen: aiheltichen Kriezen gegen bie Parthet, Armanier 


Schwaͤche, machten feine legten Tage unglüdiih, und er flach (200) gu Ebera⸗ 
am ( Vork) im 66. 3. feines Ant. Übgleich bie Untreue des S. gegen feine 
Micbewecher, fun Graufamkeit gegen uͤberwundene Beinbe uud bie blutige Strenge 
in piner Weumattung feinen Charakter beflecken, fo war ar doch ein Fuͤrſt, der Thaͤ⸗ 
tigbeis, Muth umb Hidaungotiche beſaß, ber viele Mißbraͤuche abfielite, und eine 
fivenge wupnstelifche Rechtopflege, bei einer einfachen, maͤßigen Lebensart aut: 
dose. Auch war er ein vertrefflicher Menſchenkenner. Anfangs dem Chriſten⸗ 
thum gugethan, ließ er feinen Sohn Garacalla darin unterrichten ; aber bie ſchnelte 
Aucbraitung dieſer Religiontpontei beunruhigte ihn, ſodaß ex einen Strafbefehl 
gegen Vekehnegen uu Jubor⸗ umb Chriſtenchum erließ, welcher alo ber Anfang 
Der Fhnfiun Werfolgtmg box Chaßeen augekehon wurde P.N. 
SBevigne (Mecrie v. Rabutin, Marquiſe v.), geb. 1626, war nach dem 
Barons v. Chantal 





186 Sevilla 


ledt durch Heine Anekdoten, ducch Bemerkungen über Menfchen und Mäder, durch 
frertiche Schilderungen aus der Zeit, im welcher fie geſchrieben worden, und durch 
fo viele wigige Einfälle, daß fie eine hoͤchſt angenehme Unterhaltung geroähren. 
In Rauͤckſicht des Briefſtyls bleiben fie Mufter. Su naturlicher Ausdruck, belebt 
durch Darſtellung und Empfindung, verbunden mit einer lieblichen Taͤndelei, wel⸗ 
che ſelbſt Kleinigkeiten Intereſſe und Anmuth gibt, ‚macht das Charakteriſtifche 
dieſer Briefe aus. Der Graf v. Buſſy⸗Nabuein, ein Verwandter und fleißiger 
Correſponbent der Sevignoͤ, fagt in einem Briefe an dieſelbe: „Ihre freie und 
leichte Schreibart gefaͤllt mir mehr als die Regelmaͤßigkeit der meiſten Ehren: 
maͤnner der Akademie“. Es iſt der Styl einer geiſtreichen Frau vom Stande, der 
auch ernſtere Begenflände erheitert. Im den riefen an ihre Tochter erregen jeboch 
Die HAufigen Schmeicheleien, welche fie derſelben Aber ihre Talente und ihre Schön: 
heit fagt, ‚zweiten Uberdruß. Beſonders ſcheint die Schönheit der Geaͤfin ein 
Hauptgegenſtand der muͤtterlichen Zärtlichkeit und: Meforgniß zu ſein. Übrigens 
erhob ſich Frau v. S., ungeachtet ihres ziemlich gebildeten Verſtandes, in ihren 
Anftihten und Grundſaͤtzen nicht viet fiber ihe Zeitalter und ihr Geſchlecht. Sie 
way Angenommen für Rang und aͤußern Glanz, firebte nad) Bewunderung und 
Meß ſich leicht verleiten, werthloſe Vollkonnnenheiten höher ats wirkliche zu 
ſchaͤtzen. Sie hatte jedoch auch tiefen Shm für Reltgton und würnfchte, ihn mit 
dem Beben der feinen Welt, deren Sitten und Grundſaͤtze aber von dem damals 
fo fivengen Syſtem der Katholiken weit entfernt waren, im Einklang zu bringen. 
Man bat die Frau v. S. des Mangels an Geſchmack beſchuldigt, weil fie Racine's 
poetiſche Verdienſte nicht begriff; aber dies war Ihrer Vorliebe fuͤr Gorneille zu⸗ 
zufchueiben. Sie ftarb 1696. Die beften Ausg. ihrer Briefe find: „Lettres de 
Madame. de Sevigne‘ (Dresd. 1753, 9 Bden; nachher Paris 1775, 8 Bbe., 
12., und 1801, 10 Bbe., 12.) j 
Sevilla, die größte Stadt in Spanien und nach Madrid bie‘ zweite im 
Bange, liegt in Niederandalufien, in einer Ebene am Fluſſe Guadalquivir, und 
ift die Hauptflabt der nach the benannten Proviin und ber Sig eines Erzbiſchofs. 
Mit den Vorftädten hat fie einen Umfang von 34 geogr. Meilen, 12 Hauptthore, 
eine Hauptliche, 29 Yfarrkirchen, 84 Kloͤſter, 13,500 Däufer: und 96,000 
Einw. Die Stadt hat enge, krumme ımb ſchlecht gepflafterte Strafen. Der 
Boden iſt ſehr fumpfig, weßhalb viele Däufer auf Pfaͤhlen ruhen. Die Haupt⸗ 
fische, ein altes maurifches Gebaͤude, iſt die größte in Spanien, reich an Koſtbar⸗ 
Beiten und Gemälden. An derfelben ift ein Thurm, 350 Fuß hoch ; dee inwendig 
fo gebaut ift, daß man bie zur Spitze hinauf reiten kann. Der kintgl. Palaſt At 
cazar, die ehemalige Meftdenz ber mautifchen Könige, iſt zum Thell von den Mau⸗ 
ven, zum Shell fpäter erbaut. Hier erricjtete 1478 bie ihr erſtes 
Tribunal. Das Amphitheater zu den Stiergefechten hat im Innern 240 Fuß im. 
Durchmeſſer, ift halb von Quabratfleinen, halb von Holz aufgeführt und bas 
größte diefer Art m Spanten. Die Alameda (der öffentliche Spazierplag), welche 
fehr ſchoͤn it, Hat 4 Alleen und 6 Spreingbrummen. Die große 1757 errichtete 
koͤnigl. Tabacksfabrik ift vor der Stadt. Es arbeiten täglich 1500 — 2000 Men: 
fchen darin, und 190 Pferde drehen abwechſeind 30 Mühlen. Hier wird aller 
Rauch⸗ und Schnupftabad, der in Sparten verbraucht wird, verfertigt, und 
die Fabrik traͤgt dem Koͤnige jährlich 12 DEU. Gulden et. Ihre Anlage und Ein⸗ 
richtung koſtete Mill. Gulden. Auch bie Gigarren werben bier fabriciet.. Die 
Börfe (la Lonja) ift das fchönfte Gebäude der Stadt. Sie ift aber verfchloffen 
und dient den Kaufleuten nicht mehr zum Verfanunlungsörte. Zu Sevilla ift auch 
eine Univerfitaͤt und bie koͤnigl. Schule ©.» Else, worin Seeleute erzogen wer⸗ 
den; ‚ferner e. Akad. der Wiſſenſch., e. Münze, e. Schatzkammer, ein Obergericht 
(Audienofa roal), welches ummittefhar unter dem Rath von Caſtilien lebt. Die 











227, J Bertant 489 


Geihenführkcatien, obgloich nicht mehr ſo biäkenb, wie chedem, m... 
noch über 2300 Weberftüble. In der Vorſtadt Triana, jenfeite des Guadalqu 
vir, welche durch eine Bruͤke mit ber Scadt wecken iſt, befindet ſich art 
nigl. Staͤktkeßerei. Der Dosebel ift bei weiten nicht mehr ſo bluͤhend wie fonft, 
de Sedilla die Niederlage ab ganzen Nationaluenfehes war, der ſich jeht mehr 
nach Cadix gezogen. hat. Ehemals konnten bie größten Schiffe bis zur Steht Tom: 
men; jetzt iſt aber der Fluß fo verſandet, daß nur kleinere Schiffe ibn befahren 
koͤnnan. In ber Naͤhe von Sevilla ſieht man die. Ruinen eines Ancnhitheaters und 
— ‚die man fin dab alte Italica hält, und bie jent gewänlich. Kitfenitln 
genaumd wird. 

Sevres, onıf den halben Wege zwiſchen Daris und Verſailcc, 2 Em 
den von jedem entfernt, iſt ein Flecken mit 2700 Giniv. nahe bei St⸗Eloud am 
der Seine, der. ſ. Glaafabriben und feiner Porzellanmanufactur ſ. Namen verdanlt. 
— — es zu St⸗Floud eine Fabrik für ain Gladporzellan, von dem: die 

egenwaͤrtige Waffe von Sevres na Vieles beibehalten hat. Dieſer Mangel/wied 
* durch die Zierlichkeit der Form, eig reger durch finde 
reg nee „dem Auge des Liebhabers verbargen 
Vorggliche Stuͤcke werden groͤßtentheils für den Gef gembeitet und jaͤhrlich um 
Weiheaa —————— dem Palau zu Paris mit den Arbeiten 
ber Gobeli en auägsfldiit, : Wer bie Magazine in Paris (namentiiih amt 
— — beſucht bat, wird bie Miedetlage zu Sevres, bie ſich fir 
die Geſchichte das Porzellans keines wegs mit —“ im japanifchen Paleſte 

zu Doeßden moſſen Bann. weniger enziehend ſinden M. 

Saxrageſimaleintheibung, bie fechrigtbeilige Einthrilung. der Aut, 

der Stunde in 60 Minuten, ber Min. in 60 Soaunben: und ker Ei, in 

60 Tertien. Ehedem wurde auch der Kreis nur auf dieſe Weife, naͤmlich jeher 
ſeiner 60 Srabe in 60 Win. und dann weiter, wie oben, getheilt. Die neueſten 
ſram. Grometen ſeit der Revolution Kanden aber (wiahem auch wirklich fo iſt) die 
Decimal⸗ a De intbeilung bequena, md gaben Deuuufsige 
— —— —— ¶edem Duadeonten, 400), jedem dieſer Geade 

400 Genteſtmalin, umd feber derfelben wieder 109 Aenteſimalſet.,, ſodaß dieſe 
— ſendem wie 
che der Hnen voraufſteh⸗nhben Einheiten ericheinen., Man uͤberfieht mit einem 
Blicke die · Machnungẽepartheile, weſche die letztere Sintheilung vor der erſtarn ge 
mwähet; umb:eö iſt darum fo nathwendig, a a 
in den naweften fenn;. afluomentifchen. Schriften faſt immer dieſalbe gemeint if... Zar 
plaes gabxaucht nur fies Biot ſetzt zu — Bequemlichkeit häufig: bie KExgrhmiffe 
beider Theilumgen nebemeinandee. Um ein Beiſpiel außerordentlicher Varſchieden⸗ 
ehe ee zugeben, hemenbe mars, daß bie Sonnenparallaxe ‚nach Se⸗ 
sogafkaaliheilung 8", .8...,. mh: Suntefimmicheilung aber 27", 1... beträgt 
Gieit der Wieberherfichung d; —E in. Zeankreich * diafe, Menamung, 
ihres webeſtreitbaren Vohuges — wiederum “m ben frähen Decammı 


ya wachen. 

astan li an — Minkeimeffen, 206 aus eimeme-Suh 
eines Kreisbegens von Meffing beſteht, auf deſſen eingetheiltem Rande 60 uabe 
— fü. Sodxrz Maeh aͤſt gemeiniglich noch in Minnten abeetheilt, 

= aan Aaıın werrulkteifä: daß Nhetinier (j. d.) noch eine Untrseintheilung nan 
30 Secum uxleugen. Auf dieſenn Inſtrumente, das auf keinem. Stative ſieht 
ante teren ng befinhem fich 2 Ahfoglimenie, tmenon.bas 
ins Mittelynnbkte des Rreisbogmas feſt ficht, das andre aber bengaftalt beweg⸗ 
35 daß nmit dem erſten amtge jeden Winkel des eingetheilten Kreisbogene 
geſtellt werden kaam. Da, mo. bei.den Abſetzlinealen bes Objectindiopter ſich bes 





180 Secrtelt Sıptus 


findet, i ein vertkeal ſtehender Sſilegel angebrache; in bein bes eine Mehtpuntt 
— vifitenden Wöinkeld.-voflestirt. Auf dem entgrgengefogten Maiaale beſtadet 
Fi; ein Weifkop , durch weiches man bie Echenket ded In Gruben zu 
Winkeis viſtet. Vor dem Noehre fie 3 — 4 gefädbee Glauͤſer, deren in einen 





"man beim Miriiäbienn 
Sine genaue und dentliche Beſchreibeng Diefeo 1Y3A Ta Banden ms 
Gpiegelfertanten ober nad Maßgabse ner Anzahl von Pe er — 


yon faßt, auch ODet aut en, gewaͤhrt ——— 

Orxtöbeftiaem. mittelſt des "OR. 4700, m ae 
ger Afttenoın Mayr x (Xo6ias,f. d.) vrrmunbelte.den Eplageifertaho tn user gene 

zen Kreis von folder Einrichtung , daß ſich Die Wähntee wıtt Micdechviung 

Affen , weh Me —— er lechet vicfe Cherichtung 


„Tabulis motuum Solis ac Lanae“ kennen. Meyhre Werbeffecungen hat an die 
ſem Juſtrument der from. Gesgraph; Borda (f. d.) augebracht; vg. deſſen 
„Desoription st usage du eerele de röfleieni‘! (Marie 1787). ht — 

woltuummeten Beſtoat fühee ver urfpehngth Gadiey’Tche Sytegetſetant 
Namen des Mayer⸗Weord a ſchen ee 9. 8 
Sertett, ital. Seetoo, iſt ein Wrtück fir 6 (cibfihnbige Gukmanien 
—X* . Die emTertatten 


dies mögen nım 





zuch 5° ,:uub fie Darf mit ‘2 Mieioln llpt neerwechfelt.nben, Anbem ſur aus ver 
eiole vlolmeht emefprimgt zb durch fie begleitet· werden komm Br 
viel, als 4 Noten von bemfelben Werthe, ah Me NO I 3 sin ra 
En ‚sie ER delle gerät, iſt m 











Sehdiutz Seyffarth od 
Sie Chris ife q die Ana, — ————— 








— ha | 

Wert: Meide Werke Werke Has Babrkims (‚Bein Baup. opora gr. et lat.“, Leipy. 

1738, Bel.) bransgeg, Anbee, de pilifepbihe, rie mache Ei 
— * ind verlcren geganrgen 

Beypiis (Bfxtsneich Ehkäheimn ».), €. zomnf. Same! — Chef eines 





ben ſ. Aanbgute 
—— —— An , kLimfach mit Aorber aud Kirn 

A au ng I aan —— 
Geyftarth ABekar), Pof in Bring, Sehn des Superiatend. ©. in 
Secbe epie fi Amnlite Dermuögabe-ber Kukikzung der Hitregiyphen ‚von 
Spray Af.2.)i00knmek, Ex Unrte LEBE: vom Seiner zu Ylfung Dirfee Eneeife 


41082 fe Shorza (das Haut) — 


ferungbart in alten, Franukreich und England geuuchten Reiſe zul: - Won 
ihn find erfchienen: „Beitr. z. Kenntniß der. Liserat, Kunſt, Muthelogie-mmb 
Bofch, des alten Ägyptens" (1. Hia, mit Lit. Bi, 4. Ep.) YrRudimentn 
hierogiypläcen". (mit 36 lithogr. Taf „A.); Mrenir —*8 
invehtae a F. A. Spohn et G. Seyffarsh’' (4.); Raplique aux. objoatioux de 
MAR: ‚Shampallien la jeuno sontro le ayatame hiöxogiyphigerde.M. 

et & Soyffarch”.(&. 1827). - TER 
+ Sfprza, ein u. keller. * — Ab. rn ir Fahrh raint 
graße Rolle ſpielte, dem Herzogchiuam Mailand Nagenten gab, gd, mit dea 
meiſden euvopdifchen Furſtanhaͤuſern in Verbindung seat - Dee Stifter deſſelben 
war ein Bauer van Cotignola in Romagsen, Jabob Astenbate , Aye ſich· durch Vor⸗ 
ſtaud und Muth, als Stantömerm unh. zugleuch als · Cod herr zung Ku acer 
tigfta Hoerfuͤhrer in Stalin aufgekehwiegenhestt.::: Auß.eueisteikhkstehce Auch 
nn Geide-acheitand . von Misch ſoldaten die bat gange. Annnb auflilkent;, ‚ar. Aheile 
nahme am Ihr Jufligen „Oesitaeniie cermumtertundrh ‚ntnde fraei fu Macka: auf: anen 
Baum : Baner weile ee. klaiken,..fünla fie becahssbliahe, Be abe ‚ ‚fasheisedate ‚er 
dies ale eine Vorbebeutung Fünföuer Groͤße und-feinät Hufeh erden Mafſſen⸗⸗ fr 
diente hievanıf Deu Koͤigin Joehama Al. ven Meapel, Lie ihn ols die Schterihtes 
Throns anſah. Von dem Grafen Alberich wow. Barbiano echielt · Andala⸗ dan 
Namen Sforza, d.i. Czwinges Seinem ben ſerachfern Sohme/ Sranz 
Sforza, hinterlleß er zugleich: mit Denn ihm guug'senebenun Schauatu die. Max 
ſich allen Staaten furchtbar ode: werth ‚zu mathe: Ge gefiel ln ini 
Sfor a der — ——— Maria: Bicauti nie Dorian, u 
den Oberbefehl in dem Krirge Mailands gegen Menddige echielt. Minsk 
Schwiegervaters Tode (1447) entſtend Mißtrauen zwiſchen ihm anderhan Merſte⸗ 
hern von Mailand; er ſchien mit der Macht au) er EB 
Throns zu haben, auf dem f. Gemahlin Blauen geboren war. Alſo (eh quamis 
den Venelianern Triebe, zog vor Makenb, und: ‚die Buͤnger huadh Eins: 
ger zur libregabe der Stadt. S „wählten ihn 1448. zum Dumege.r Gesaanı 
Franz Sf: ein zuhmveller uud glüdlicher Fuͤrſt, der AMtnmmmeinten- fand Ihaı an 
Geſchich und Gluͤck unähnlichen- Geſchlechts Er ſtarb 1466. — Gin FKehn 
Baleazzo Maria, ein Barbar.und Wolifiling, warb 47 ö won dnkgau-iher 
ſchworenen ermordet. Deflenunmänbiger Bohn, Sahann Baleaggn; mdrh 
vom des Vaters Bruder, Ludwig Moro (d. i. init deu Maulberre), merbuitngt: 
Diefen verband fich mit König Kart VIH. omn. Konabseidnund Affınteihrnsin Kap 
buch Halten vach Niapel 1494, damit Gal⸗azzas Schipisgarneter,- : 
font von Neapel, feinem Eidam nicht Gh ihn Binae.- By. ver: Balge was er 
zu dem Wunde gegen Sraulteich, umb ward deßhalb von Ladwig Kali eh has 
‚Deigogahumns eutfeht. Awar nertrieh die ker gap eig 
der -Ohchiveiger; allein Mdaig Ludwig zog ab ——— 
die Schweiger des Herzegs, ſodaß —E wiber e Yen fir Brandt 
Landsleute fechten wollten. Einer non ihnen verrieth den Herzog, dear alſdanu 
(1600) nad Franfreich abgefuͤhat — wo er 1540 zu Cothes im Mefimguifie 
Karb. — Sein Sohn, Mazimilian Sf., vertrieb A042 wit Beilkankrbes 
Segmchher die Zmmjo fe nochmals and Mailand, mußte aber dem Rlnia Sauna L, 
dem Bisger bei Marignano, 1515 fe Baub gegen ein Jahtzed: altwen. - U 
jedoch Franz L vom Kalfer Al V. aus Jtalien verhuingt wochen war, — 
Der Kalfer den Bruder Marimiliand, Kranz Sf. (ſeit 1621 Hetzog on Mair 
land) 1529 mit Mailand. Dieſer ſtarb 1535 d. 24. Oct., und Kari V. ab 4640 
Malland ſeinem Sohne, dem Koͤnig Philipp IL. — Von ⸗einer Sei⸗ 
tenlinie ſtammt das noch jetzt in Itallen blaͤhende, wit ber. fürfli. Wuͤrde bes roͤmi⸗ 

ſchen Stuhls und des heil. römischen Reichs belichene Haus Sforaimn Kirchen⸗ 
































Shaftedbury (erſter Graf von) 195 


Sente ob, : Derite Fit, Sirtas &f. (geb. 160. Jan. 1790), folgte d. 16. 
Ger. 1816 feinem Neffen Sum Jo ſeph Philipp -Sf.; er war an 
Gefariok di Bebabilia, San⸗Filore, Graf von Celano, Waren v. Piſcini, und 

Ser —— Eben (Bal. des Marchefe Litta, Fglie oelebre 


Eh aftonkaıy Anton Afbten Gooper, erſter Graf v.), einer der ausge⸗ 
englifchen Staatsmaͤnner unter bee Regienmg Kants I. von England, 

werd von abehgewiöittern zu. Windbern St⸗Gibes in Dorfetſhire geb. und als 
thafiger Ovbe chuck geolen Mermnbgens suis nerghaticher Gorgfalteniugen. As 
O3. tw, ſtarbiſ. Vater, Str Idhn Evopee von Rockborn, dem et in ſ. Ateln 
mn In ſ. 15. 3. ginger auf das EretencoWeginm zu Drforh, 
wo or außerordertiche Gelſtes fuͤhigbele zeigte. Zwei Sabre nachher beſuchte er An⸗ 
cohnd : Sam zu Eonbon, war.die Nehtewiſſaaſchaft zu ubiren, eat aber ſchen 2648 

in das yeaktifipe Eben rin, da er vom dem Flecken Tewlbobury Ins Parlenrent! ge 
waͤhlt wurde Wei dem Aufange bes buͤrzerlichen Kriegs ſchton er Mid auf bie koͤnigt 
Solee sn weigen, md machte, um dan Frleden zu bewirken, beiden Parteien Bor: 


ſchlaͤge Als ex aber fand, daß ihen vom Hofe nicht getraut warb, erat m zur Par . 


bamentsepardei. Bou: dem Parlament beadfiragt, warb er in Dorſetſhite Truppen, 
hr OMA Warcham und unterwarf die umliegende Gegend. Nach ber Schlacht 
bei: Raſeby foll er vun Hauiptanflifter des Hufflandes ber Elubbiften, welcher babin 
Bing ,- nn ber Iruppen. bie :aligu große Macht zu nehmen und Aue 
Ausgloichung unbe des Gegenpartei zus bewirken, geweſen fein; boch war ex zu vor» 
ſehtig, ee nanen 1646 warb ex Sherif vom 
Wiefhire. His Gommisch das lange Parlament auflöfte, war Sp. einer der Erſten, 


gegen bie 
— — Auch bei andern Gelegenheiten ſoll er ſich ſeinen 
iſchen Maßregeln weiderfegt haben; dennoch machte ihn derfelbe zu feinem 
84 a. und Sh⸗ fol sd bie Abſicht — haben, ſein Schwiegerſohn zu 
werden. Spaͤrerhin ward er Mitglied des Staatstachs mb verband ſich zugleich 
Beleſwechſel mit den Frerden Karls II., um diefem Monarchen zum Throne 
zu verhelfen. Wegen jenes Briefwedgfeis tonxd er angeklagt, aber freigefprodyen. 
Guck vielen Andern feiner Partei arbeitete er niit ber größten Thaͤtigkeit an Karte 


Er war Mitglied des Parlaments von 1600 und einer ber - 


Wiederher ſteluung 
Amwatfe, Die dena Könige bie Einladung beachten. Bald nachher warb er zum Geh.⸗ 
Bath unb zum Goamsifjartus bei vem Bericht über die Koͤnigemoͤrder ernannt; 
Alte, was er fehler gethan hatte, ward vergefien. 1661 warb er zur Pairswuͤrde 
w..d. %.:- Baron Aſhley u. Winbbern Et» Biles, erhoben, darauf sum Kanzler 
und ame Untseichatstweifber und nach dem Babe des Grafen v. Seuthampten zum 
Bord dir Schaklammer eenaunt. Als Mieglted bed iniflerinme, welches er vor» 
zugltch leieete bewirku ve eine Deslaration bev Gewiſſenefreiheit, die ihn als einen 
sichten: Hosen Duid ung harakteifirte. In Ruͤckſicht dee entehren- 
ba Vertrags von 4070 mit Ludvig AV. wodurch fich Karl If. verpflichtete, ge⸗ 
gen einen Jahegehalt die kath. Religion in Eugland einzuftchren, darf man ficher 
glauben, daß Sb. in dies Gcheinmig nicht eingeweiht war, und weder vor noch 
nach dem Abſchluffe des Verttago Geſchenke von Frankreich bekommen habe; weile 
che fo virle audre Staatobeamte in-Engiamd echielten. Deſto mehr Antheil nahm 
ar an den Waßrogein eines Ariegs gehen die Niederlande, weichen er im einer Rede 
mit dom SurufpruchetDedendu est Carthagol“ unterflügte. Noch mehrer wie 
derrechtlichen Handlungen zum Bellen der Krone wird Sh. befchulbigt, und «6 
ſcheint, — als Minijter alle geheime Triebfebern, ober auch Mangel ai 
ubthigen Mittela oft ſchwankend undiverinberlich in f. Betragen gemacht haben, 
1672 ward er zum Grafen v. Shaftcesbuch und ne ernaunt. 
Sonv.ster. Siebente Aufl. Bd. X. 





® 





104 Shaftesbury (britter Graf var) 


Je diefam Poſten war en durcheut unpartellfdp zur zehlächin nude eraeb en Fe haf 
feiner guößsen Geinds. Laus er 
als er fie darch eis denot. 
der Beit an wand er der maͤchtigkte Aufuͤnet deu Dupefitinn, mh —— ; 
ſeines öffentlichen Lebens zog ihm die größten Schmaͤhungen ber Stuart'ſchen Bar 
sei mad ihrer Freunde zu. Wielch hasst sauce ||. 
grnde eigennuoͤtig mah, parteliſch aan. Biegen der Hi, mans ou kehamptein, 
daß die Peorogation deb Parlaments auf 15 Monate ame. 
ger en gern 


völligen Untermerfug estieffen. Die 

1078 8 of fi a rt a dan Ofrhmg me mgea m unit. ben 
Deftigleit gegen bie Dofpartei, mohnedh ex dem. Rinifienisum dad: Gaahen 
Be ſodaß eim merk, Bene a » Nacht 











Partei haste durch allzs große Heftigkeit ihre eigee Sache verdorben; beſonders 


“abe hatte der Geaf d. Sh. durch fein eifriges Bemühen, den Hezog v. Mord, des 


Pu] 


pen unbigen, Kıbmen ah fihamiichen Geif. Ke Hebte er dat fahdene 


Könige Bender, vom Theone autzuſchli⸗ßen, fich bie Feindſchaft dieſes Pinzen zu⸗ 
grangen. Einige f Raͤnke, deren er ich in Ruͤckſicht ber angeblichen: vpapiſtiſchen 
Vrrfchwäsung bebient hatte, wurben jet gegen ihn felbft gebramcht, Ein Ankläger 
beſchuldigte den Grafen, daß ee vom ihm zur Ablegung eines Zemgniſſes befkacyen 


— ſei. Sh. ward fofort in den Tower gehracht und ned). Snonatlicheen Arvſt 
de Hochvarxrath 


xangellagt. Außer den gegen ihn. aufgeſtelten Zatigem, welche 
ſchlechte Menſchan waren, — Arbeits imuues gefundoner Plan zu ab 
ner Verbindung großen Vardacht gegen ihn. Dennoch wand en freigeſproche um 
begab ſich 1632 nach Amſterdam, wo ex ſ. Sicherheit wogen had Ruͤrgervecht ſacuer 
Hier ſtarb er, 62 J. alt, 1683. Mit ungodcoͤhnlichan Sealenkrauͤſen daband ie 





Geſchiecht. Niellaicht mach ne an 

geiffene Dautei wie er, und vieleicht.ungd en 

x ee —*R — —— * 2 Sof gab. mm 

® aftesßsbury ey Coopex, — 0.) 

1674, De a SEE ARE fefbslier Eugiands,. ei Sum 

ließ ihn in ſ. Kindheie von einam galehrten , Meiche ab» 

Mn ans 

er in femme 11. 3. beide Apvachn verſtanbd. 16B3.berogexbäs 
— — — nen 

0 Kan mad, verlaffen mußte. Dea Stubitter den. 





mit dem größten, Eifer und FLeifi ſ. Dange au litmasiihen Veſchaͤftigangem gefolgt 

war, trat az ind Parlapıent. Cu hate eine feltsne Gabe, feine Bisde mas Geeiheit, bin 
ex fein ganzes Zehen hindurch bewahete, Eniftig auszubukcen zub Dat Parlamens 

für ſich zu zawinnen. Unermüdrt wis der Umterfiägung jeden Daßneges,; die auf 

ae * Treihein und Befärbernng des Ir gr Beften Einfluß haben tomup 

ſchaͤftigt, ließe ſich ps duech Paertet von Verfoigng hiefes 

abbtingen. saichmdchte eſundheit aben genoͤthigt, uerliefer dicſa 

bahn, —n Arge dem Umgangs 





ir Bagle, Breinen. a. Gelehrten. Bald nach f. Zuruͤckkunft warb er nach dem 
Tode ſ. Baters Graf v. Shaftesbury, trat aber erft auf Zureden f. Fteundes, dei 
Bord Somes, 1700 in das Oberhaus ein. Hier unterfläste er die Maßregeln des 
Riwigs Wilhelm fo eifeig, daß diefer Monarch Ihm bie Stelle eines Staatsſecre⸗ 
tere anbot, Wie er aber ausſchlug; beſſenungeachtet tonrb ex oft von dem Könige 


wu Mach — Rod, der Thronbeſteigung dev Koͤnigke Unna zog er ſich bom 


zariͤck, di er mile den Staatemaͤnnern der herifchenben Partei 

micht kbevsinfkitwnkte, und ging nady Holland, wo er 2 Jahre in Bent Umgange f. 
gaehrten Freunde veckebee Bald nachher, alb Frans. Fanatlker eine b lich⸗ 
Gaͤhrung in England erregt hatten und man gegen die Urheber derſctben gewalt⸗ 
fame Maßregeln ergreifen wollte, rieth Sh. durch f. „Senbſchteiben Mer den En⸗ 
(„Letter concerning entimmeiaum'‘) ztir IRADe, weit mati durch 


Streuge das Mißvergnuͤgen nur verniehren wuͤrde. 1700 verheirathete ae ſich, 


seite ſ. Sefunbheit wegen 17711 duch Frandreich nach Italien und wohner zu 
Reapel, wo er 1713 ſtarb. Sh. war ehr Welfer, der fich auf f. Buͤcher und feine 
Freunde beſchraͤnkte, das Hofleben nicht ſuchte, aber auch nicht floh, ſ. Ehrgeiz zu 
mäßigen wußte und |. größten Ruhm darein fehte, Gutes zu thun. Als Schtife⸗ 
ſteller tvird eu hochgeachtet. In alten ſ. Schriften zeigt er fich als eifcigen Vertheidl⸗ 
gen ber Freiheit, als frommen Anhänger Ver. naticelichen Religion und als warnen 
Freund der Zugend: Seine, Unterſachung Aber Verbienft und Tugend” — welche 
letztere er ie das rechte Verhaͤltniß gefelliger und fetbflifcher Reigumgen ſetzte — 
bat Diderot bearbeitet.‘ Sein Hauptwerk find f. „Charasterietfcks" (Lond. 1737, 
3 MBhe.), worin er den Grundfatz aus ren fucht, daß das Ungluͤck jebes Eine 
zeinen zum Veſten des Ganzen gereicht. ne Darſtellung iſt edel und zeugt von 
einem warmen Brfüht für das Schöne ind Ideale. Sh.'s Lebensfchiiderung fin 
bet man in dem 2, Thie dar „Oeuvres diverses“ feines Freundes Luce. 
Shah⸗Allum (d. i. Herder Welt), der legte Fuͤrſt in Hindoftan (Große 
Moguh aus dee Famille Vimur's (f. d.), war geb. 1723, und ber Altefle Gohn 
Alan Burys’d, welcher ihn 1756 zum Bicekoͤnig von Diebier ernannte. Der junge 
Bft zeigte Waruzkeit und Muth; eu chdite 1758 mit einem Heinen ‚Deere vor 
Dehly, um fich dem ehrgeigigen Werte ſeines Vaters, der diefen in der Hauptft. des 
— Weste, zu widerſetzen. Nuchdem er die verlangten Contributionen 
war. Er ward bier von ben mit indiſchen Truppen verbundenen Englaͤn⸗ 
gefangen genommen; aber zugleich kam bie Nachricht von dem Tode Allum⸗ 
’% on; weichen am 30. Oct. 1759 auf Befehl feines ſchaͤndlichen Miniſters 
werden war. Sogleich erhielt AltsGcher feine Freiheit, beftieg den Thton 
um Shah: Wan. Aber zu ſchwach, um den Thron behaupten zu koͤn⸗ 
er wechfelstwekfe das Spiel deu mächtigen inbifchen Kürften und der 
. Er fachte ſelbſt (176%) in deni Bager der Letztern eine Zuflucht, Diefe 
fanden. ed hrer Potltik angemeffen, den fhlhtigen Monarchen auf Bas ehrenwollſte 
auf zunchmen und in Has Abad felerlichſt wieder einzuſetzen. Bier verlebte er & 
Yale ruhiz, bid Langweile und Berdruß aͤber bie Gewaltſamkeiten der Engländer 
ihe nach Deko zu gehen bewogen, wo er am 25. Dec. 2771 f. feierlichen Einzug 
Yirtt. Diefer Schritt entgog Ihm bei Schutz ber Engländer. Später (1785) begab 
tn den Schutz der Maratten, und ber bekannte Majah Seindiah vertealtete 
bie Stetze eines Wegenten bes mongolifchen Reichs. Allein mehrs 


tum 


> 


2 
® 


> 7 


menl® wann’ ai-:f, Provinzen, ſ. Haupeſtade, ſelbſt f. Yalaſt gegen aufelihrerifche 
Weltietyönun, die er zum hell mic Wohlthaten Kberhäuft hatte, vertheidigem. 
Durch ee Vorſchwoͤrung, deren Utheber Gholam⸗Kadyr, aus ber Matiom bet 
Mottdas, res, warb:er im Aug. 17788 vom Throne geftoßen, in f. Harem einge 
fpoeet, der Augen ber 


ut und [et Schatz geplündert. nn. fi Gegnoee 


marſchitte er im Det. 1759 nach Bengalen, wo ex jebody weniger 


⸗ 


196 Shakets . Chalfpeare 


durch ein Marattenheer, das zu feiner Unterflügung kam, vertrieben und Shah⸗ 
Allum warb wieder auf den Thron gefeßt; aber er blieb abhängig vor den Maratten 
und Engländern. Gegen die Einſamkeit und das Schredtiche feiner Rage fand er 
Troſt in der Dichtkunſt. Wie innen einige f. Elegiem, in benen «ine fanfte Schwer⸗ 
wuth herefcht. Madden Shah⸗Allum 18 3. in diefer Rage verlobt Hatte, ſtarb er, 
82 Jahre alt, zu Dehly den 16. Nov. 1806. Der Erbe f. Titel war ſein Sobe, 
Sultan Akbar II. Bei ber gänzlichen Abhängigkeit deſſelben von den Englänbern 
kaun man jedoch das Haus des großen Timur in Shah⸗Allum als erlofchen auſchen. 
(Mol. Frankiin’s „History of Shah-Allum‘'; deutfch vom Sprengel, too jeboch ber 
Anhang fehlt.) ' 

Shakers, [.Schütterer. 

Shakſpeare (William), der gehfte dramatiſche Dichter , nicht nur Eng⸗ 
lands, fondern after Völker germantfchen Stammes, war gu Stratford am Avon, 
einen Makel. in Warwickſhire, 1564 geb. Der Tag f. Gebet kann nicht bes 
fiimmt angegeben werben. Die neuern Biographen &h.’6 nehmen. den 23. Apr. 
an, und dies wahtſcheinlich um fo lieber, weit man bei merkwuͤrdigen Menſchen gem 
in Allem etwas Bedeutende findet, und berfelbe Tag nach einer über ein halbes 
Jahrh. ruhmvoll ausgedehnten Lebendbahn fein Todestag werben ſollte. Sein Br 
ter, Sohn Sh., ein beghterter Mann, ber einen beträchtlichen Wollhandel führte, 
war zugkid, Communbeamter (Officer efthe corporation) um» Friedensrichter; 
die Gattin deffelben war die T. und Exbin Moberts v. Weillington in der Greaf⸗ 
Haft Warwick. Wifism war der aͤlteſte Sohn und fol 9, oder nach X. 10 Ges 
ſch wiſter gehabt haben. Auch Über die Erziehung und den Unterricht Mes hertſcht 
ingerißheit. Annehmen läßt ſich, daß er in der Schule feines Orts bie Kemmumtif 
des Lateinifchen erworben habe, die aus f. Schriften herootkeuchtet; das Franzoöͤ⸗ 
ſiſche und Stallenifche, das er hin und wieder in Worten umb Phraſen anbringt, 
kann er auch ſpaͤter für fid) gelernt haben. Raum 15 — 16 $; alt, maßte er ſchon 
f. Vater bei ſ. Geſchaͤft unterftügen, und, kaum im 18. Jahre, heiratete er die 
2bjährige Anna Hathaway aus Schottery, bie ihm 1583 fein Lieblingekind, Su⸗ 
fanna, und 1584 die Zwillinge Judich und Samuel gebar. W.'s Geiſt onrızu 
gewaltig, um fich in die Feffeln des Altagslebens zu ſchmiegen; und man etzaͤhlt 
Daß der fonft fo offene, redfiche und treuherzige Juͤngling einſt mit einer Infkigen 
Gefellſchaft in dem Xhiergarten des Ste Thomas Lucy zu Charlecote einiges Bid 
abzufangen bemuht geroefen fei. Ein vernünftiger Here würde auf bie zum Die 
fang fo geneigte Perfönlichkeit einer frifch ins Leben greifenden Jugend KRuͤckſicht 
genommen und bie Abſchweifung nad) allenfallfigem Verweis verziehen haben; Str 
Thomas aber klagte unſern W. förmlich an. Dieſe Sache bewog den 22jährigem 
FJauͤngling zur Flucht nach London (1586 od. 1587), mo er dem Unwillen über thoͤrich⸗ 
te Unterdruͤckung in einer, leider nicht mehr vorhandenen , ſatyriſch⸗komifchen Bat 
tabe wider ſ. Berfolger Luft machte. Nach Drake: fol er erft nach Brifiol gelonk 
men und fich mit einem mittellaͤnd Rauffahrer nach Venedig eingefchifft Haben, in- 
dem er für die Hin⸗ und Hesteife Matroſendienſte verrichtete. Eigen iſt es ben 
haupt, daß Sh., welcher das Hecht aller Dichter, neben ber Begeiſterung auch Def 
Stoff kunſtvoller Geſtaltung am uralten Sagenborn zu ſchoͤpfen, wie Keiner ges 
autzt hat, durch das Dunkel, das Aber feinem Sugendtreiben waltet, faſt felhſt wie⸗ 
der zu einem Gegenſtand vieler Sagen. mußte, und mar traͤgt fich befondeus 
Über f. erften Aufenthalt in ber großen Koͤnigoͤſtadt mit allerlei Sefchtchtahen: nie 
fol ex ſtracks ins Theater gelaufen fein und ſich zum Sonflemgchhlfen Haben mer 
werben laſſen, der das Zeichen ertheite, fo oft eime Theaterperſon aus ben Conliſſen 
seten. muß; bald foll ex ben Beſuchern des Schaufpiels -veihenı deſſen Dart 
draußen vor ber Thuͤr die Reitpferde für ein heliebiges Trinkgeld gehalten haben. 
Es gab nad) derſelben Brit Jungen zu London, die ſich Shakfprare’8: Fumgen aanu⸗ 





? Shakſpeare 107 


dem: daB legen Andre, die mehr auf das vorne hme Anſehen des Floͤchtuings bedacht 
find, bat as, daß er ſelbſt ein Meitpferd ſehr oft auf jeme Welſe zu halten gege⸗ 
ben, und dadurch Einen vor Andern fo berühmt gemacht habe, daß bald jeber 
Yeembe vo n vlelen jugendlichen Bewerbern mit dem Ausrufe: „Ich bin hat: 
—— —* Sir!“ angefallen worden ſei. Bei der Bühne zu London be⸗ 
ſand ſich ein bellebter Kimſtler, Thomas Green, ein Landsmann von Sh.; durch 
dieſen wurde Sh. uns J 1589 zum Mitglied der londner Schauſpielergeſellſchaft 
beſecdert. Man ſagt weiter, daß dazumal ein uͤberaus vornehmer und pomphafter, 
moͤglichſt eintoͤniger Vertrag bie beliebte Dianier im recitirenden Schaufpiel gewe⸗ 
fen, Sh. dagegen mit einer gefälligen, natürlichen Art aufgetreten fei, ſodaß man 
ihm nur in dee pathetifchen Rolle des Geiſtes in feinem eignen „Hamlet“ einigen 
Behfall habe zollen innen. Seine Schauſpiele inzwiſchen, wenn fie auch nicht das 
Bild hatten, den damaligen Kritikern zu behagen, ergriffen das Volk, und bie 
VBoltegunſt trug ih zur Kemtniß manches hohen Freundes, ſelbſt zum Fuß bes 
Thtones, auf weichem die Königin herrfchte, die ſich ohnehin durch die Macht vers 
wandter Groͤßen angezogen fühlen mufte. Sein beſonderer Goͤnner ward ein 
Freund des Eſſer, der Graf v. Seuthatapton; auch hat ih ber Koͤnig Jakob 
Stuart eigenhaͤndig einen huldreichen Brief geſchrieben, zum Dank -bafüe, wie «6 
beißt, daß er ihm; der fen Geſchlecht von Banquo alkeitete, im Trauevſpiel, Mao 
bech darch —— VProphezeihungen feine Ehrfurcht bezeigt hatte. Bet fo ber 
wandten Umſtaͤnden wrwarb uuſer Dichter auch die Freundſchaft bes Ben Jonſon, 
der gleichſalie, jedoch jetzt meiſt vergeſſene Schaufpiele, ſchrieb, fowie maucher are 
dern Seirhrten und Scheiftſteller. 1610 erlaubte Jakob I. ihm nnd 2Genoſſen, 
Herming unb Sonde, benen man bie erſte Ausg des Shakſpeare (Fol) verdankt, 
Die Errichtung eines aeuen Bühne, und ertheilte ihm fo große Beguͤnſtigungen, daß 
er feinen Wohlſtand duch 3— A Jahre noch beträchtlich fleigern Sonnte. Nach 
— voriebte er in ſ. beinah laͤndlichen Heimath, von ſ. Gattin und f. verheira⸗ 
Toͤchtern umgeben, einige gluͤckliche Jahre der Ruhe. Doch der vielkraͤftige 
dm, der alle Stuͤrme und Kämpfe des Lebens fiegreich beftanben hatte, unters 
lag im biefer Friedensſtille nur zu bald; er ſtarb, da er kaum fein 53. Jahr anges 
treten, den 23. Apr. 1616, beweint von Allen, die ihm nabe touren, nach jegt durch 
die: Ferne ber Zeiten wegen eines fo frühen Dahinſcheidens aufs innigſte betrauert. 
Fe: ver großen Kicche zu Stratford, an ber Nordſeite der Kanzel, ſteht ein ſchlich⸗ 
8 , fleinerned Denkmal in der Mauer; da figt Sh. nachdenklich unter einem 
Sechmibbogen, ein Kiffen . vor ihm, feine Rechte haͤtt eine Feder, a Linke 
. auf einer Papierrolla. Am Dedei fleht: 
Judicio. PyHum, gehio Socratem, arte Maronem, 
Terra tegit, papulus moeret, Olympus habet. : 
Ein Beleg machr, zu weichen Unpaßlichkeiten die einſt herefchenbe Thorheit, Alice 
dem gelehrten Aiterthumm ab⸗ und anzuzwingen, führen mußte. Unter dem Diſti⸗ 
qon beſinden ſich 6 engliſche Reime, die zwar gut gemeint, ſonſt aber mar durch bie 
ſettfame Behauptung mrögegeichnet find, baf mit dena gefeierten Todten anch fofort 
die Natur geſtorben fei. (Mehr über Stratford und Sh.'s Denkmal gibt ein geifl: 
veicher Aufſatz in Irving’6 „Sketch book”) Bei großen Maͤnnern pflegt auch 
daB gerinugſte auf ihe Dafein ſich Beziehende großer Theilnahme gewiß zu fein, und 
da mann Betreff Shs ſo fange nachlaͤſſig geweſen, fo iſt das muͤhſame Nachfor⸗ 
Adyen des fpaͤtern Beit, dena es u. X. auch gelunpen iſt, fein Veſtament:aufzufinden, 
als ca fehe erfrenliched Zeichen anzuerkennen. Die Engländer, die gen rechnen, 
haben ſAch boeifert, heraubzubringen, was tool ihe großer Geniud jährlich zu ver: 
zehren gehabt habe, und indeß Guldon („Letters and essaya“) die Einkünfte feiner 
auf 800 Pfund auſchlaͤgt, was in unſern Tagen fo viet als 1000 Pf. 
fein fol, win Malone das —— und ihm nicht viel iiber 200 Pf. durchgehen 





usß Shatfpeate | 

-laffen, welche Summm er etwa auch während der Bicheneit [. Matra Mäen Lane 
bahn bezogen haben fol. Uns dürfte bie Geſchichte feines Wohn, und Sterb⸗⸗ 
hauſes gu Stratford anziehenber duͤnkan, das ber Nachgebocene eines benachbarten 
altebein Befchlechts, Sir Dugb — Sherif von Londan unter Richard IE. 
und Lord⸗Mayoer A «Heinrich VII ., gebaut, uud ſ. Erben u. d. N. des großen 
Hauſes in Stratford verlaffen hatte. Dies Gebäude ging unit den Drum gehörigen 
Laͤndereien von Hand zu Hand, bis es Sh. kaufte, und nachdem er es nach feinem 
Sinn andexs eingerichtet hatte, New Place benannte. Die Glopton kauſten 6 
nachmals von den Shakſpeare ſchen Nachkommen zuruͤck, uud bier bewirthete 1742 
ein andrer Sir Hugh Glopton den Kuͤnfiler, den man wol den ausuͤbenden Shak⸗ 
fpeare hat nennen binfen, Gatrick, nebſt feinen Melfegefähttenwmiter einen Disk 
trerbaume, der, wie faft kein Zweifel if, von Sh. gepflaut waer Etwa — 
ernach kam bie Beſitzung, die der Staat als eine große 

fen ſollen, in bie Hande eines Geiſtlichen Gaſtrell, bee nicht vur den —— 
daum abhouen leß, weil ihn die Wallfahrten dahin ſtoͤrten, feadenn auch das Haus 
gänzlich niedertiß und, die Materlalien verkaufend, dem Voben gleich machte⸗ mal 
er meinte, ber Magiftrat Habe es zu Hard in die Armencaſſe verſteuert, und es folz 
nun nie wieder eine Taxe bezahlen. Ben &h.’6 Perſnlichkeit hat aut einer der U 
teen Schtiftſteller, Aubrey, es der Muͤhe werth gehalten, zu sehems: mach ihm ma 
Sh. ein hübfcher, wohlgebildeter Mom, fehr guter Geſellſchafter and von 
er fertigen, gefälligen und glatten (oder, wenn man will, unherben) Witz 
ber liebte man ihn auch in Te ee 
es Tuchten, als ex wieder zu Stratforb wohnte, bie vornehmſten Herren bus Ange 
amd f. Bekanntfchaft fehr Audi auf. Schon in der Beit, als —3* 
Garrick's unuͤbertroffene Darſtellungen und ſonſtige Beranfteltungen ber Eifie ek 
Sh. aufs hoͤchſte gekommen war, glaubte jeder gute Euglaͤnder eine Buͤſte aber dir 
wen Rupferftich von ihm befigen zu müffen. (Bol. über Sh.’6 Portrait is Aufl 
blatt”, 1823, Nr. 15.) — Sh.s Schu war ie 12. J. geſtorben; feine Mitwe ikea 
tebte ihn nur 7 Jahre. Suſanng, an den D. und Arzt John Hat vetheirathet, 
flarb 66, Judith, verehelichte Guiney, 77 J. alt. Die Kinder diefer rasen find 
alle kinderlos geſtorben, doch if noch 1819 im engl. Blättern don dire Berwo andtin 
des Shakſpeare ſchen Hauſes die Mede geweſen. Der wahre Diiditer legt Antu 
Theil ſeines Lebens in jede feiner Dichtungen nieder; bie Menſchen wiſſen das aber 
nicht und laffen ihm fo Lang herzbrechende Anfeindungen augedeihen, um bie wr ſich 
nicht kimmern wuͤrde, wenn er südht eben als Dichter in feinemm Befkblsidhen aeige 
barer waͤre, bis fein Iegter Lebens» und Sangeshauch verklungen it. Darm better 
men fie in Bedauers mub Rene anf fich ſelbſt zuruͤck und erhaben hen Unwieber⸗ 
bringlichen in die Wolben und Deſtiene. Doch Sh. hatte nad) mehchach ſ. Tode 
die Sonbbänte der Engbräftigkeit, der Albernheit and bes Neides in feine merr⸗ 
umflofienen Eiland zu befahren; die laute Anerkennung warb ihm erſt, nachdem 


er laͤnget als 1 Jahrh. nicht mehr war, und auch hierbei, wenn man bedenkt, walch⸗ 


gen ber Kritik in England noch Immer, gleich Orakelſpeuͤchen, ien Umn⸗ 
lauf find, fühle man fich zu der —— — gebrungen, daß das 
Publicum vielleicht mehr von Stolz als von einer währen, herginnigen Liebe dazu 
gebracht worden fel. Erſt 1741 dadıte man darem, biefem Dres ber Dramatit 
ein Nackonalbenkmal In der von den Schatten der Shrflen mad Hm aller Aet 
umfchwebten Weltminfterabtei zu fegen. Die Gubfeription batte den fduselifium 
Erfolg; dee Ertrag einer einzigen Aufführung des, Julius Caͤſar“ —— To 
den kuͤhnſten Erwartungen. Seht ſchimmert in ber geweibten Halle bie 
bitbfäule bed Dichters in der Tracht feiner Bolt, zur Geite sin depiedfiger, —— 
verzierter Oturz, worauf ein Buch liegt und er ſich meit Dam rechten EArbegen 
fügt; die Jaſchriſt iſt aus Sh. feibfl: 








Shal ſpeave 109 
a 2 Thn elond- end 1owen — 
5 aolemn temples ei 
. Yea, all which it her aha shall nnolı ’e, 
And, like this en pageant faded, 


- Leave wöt a rack behind 
a „Teapest”. Act. IV. Sc. 1. 
Io Art inmobrEte rm’, und TE 
ad 'ertempel, ja ber —— 
er — — weh; Aa 
u Fug ten tein Sedinf I nad ‚affen.) 


Biete unit theliiche Verachtung Proſperos if zwar bier in Aprar Yupeahung der 
WBsralt eineh großen Leides um ein dem Tabedlonfe vpxfaller s Hohes nicht anan- 
gernefine ; doch darf um dar aſte, ſtochende Eichuners fo ſauhan⸗ ne 
daumen Belt. hörten bie Bebichte deb hoben Todten manchen, paſſachern Anthpust 
in wen Dee een Dien — — 

steid :amdchR folgenden Worte naraugiehen srwehm fa 

Au iratand kb free uen Aifp 

ars of, RT 
— = 


Stofi, 
Gleich dem der A und dies fo kurze Leben 
Hmgrenzt ein Schlaf rings.) 


ED. tpiter, 1760, veranflaitee Barıid dem Dirbtes, dem er ſ. Bine. 
NMNuhen ze wenbanten hötte, am hefiem ebrtfarte ſelbſt ne ſavvoe ehr; 
es wär —— ah. vom Birgetmagen, auf denen König Boar, Richarh III., 
Machech, Romeo uuh Jalia, ksiumphiumb, won Tait ⸗ nad HGoͤcner fchall 
ib andar SRufit, und eintm zahllos jauch euden Wolke wein: * zu ine 
ſtraleden Ehrerteny bewegten, wo Meden, Oratamien und Oden in mubmaols 
lam Miechſl aetcuiferten; ara Abend war Strotford belenchtet, Feuecwerke bean: 


Ep . 
eng at entſchwindend, 


un, in Mestenbih erhob bie vauſchende Eufl der Gagmäntigen , ein Wettrn⸗ 


—————— den Bang auf. Des Jahr darauf warb die Hauptvorſtel⸗ 





— 60 va wunderfanen Delle gesandt — In ber trübfeligdien Ge-· 


Walt hat fi diaſer Jufwand unfitehiig unsrigt, wenn or demuͤbt geweſen E dam 
186. eins Migenſchafſ da geben oder gu weisen ,. auf welche man, fo oft der Verfall 
der Dichtkunſt Hintitt, einen deidigan Verth legt, an ber um fish als vahrh aften 
itechhafm fefthätt, wenn 5 Vinme Ins Meg gefunden it — wir ‚die 
Koreeitheit. Jene höhere Vollendung des Kaͤnſtlers ig bes Kompoſition, in bar 
barmonifdoen Unterordnumg aller Theile unter sin: fie aufonummfaflendes unb be 
jerlanbes Ganzes, unter die Dauptibee, in der Zeic 8 Halams unb Serhung 

in der vollſtaͤndigen Beherrſchung aller Mittel der Br iſt an Sp. we 
walchaftbrole und Bew undernswuͤrdige. Doch follte men wur wit Dim Vor⸗ 
goärfen hinfichtlid; ber grammatikalifchen orxectheit 9 fein, che man die 
hefchmernliche Kenmenib erkamgt bat, wie die Sprache überhaupt. m 6. Zeit bes 
Schaffen mas; und wollte man es wagen, Ag Werke hrs gebleaenmn Kunſtlers nicht 
nur ald einen Sittenſpiegel, fordern auch 46 einen Sprachſpiegel ſeiner Beit zu 


— 





0. Ehalſpeade 
— fo bücften — micht die Auetz [.. Schriften Vorguilegen fein, deren 
Borworte ſich mit der Saͤuberung von Dem, mas fie gross Biunders nennen, uud 
durch frühere Abfchreiber und Herausgeber hineingebracht glauben, bruͤſten, fon⸗ 
dern eben die aͤlteſten/ ber Quelle am naͤchſten ſtehenden Ausg. da Sh. eine ſolche 
leiber nicht. ſeibſt beforgt hat, und die erſte, einigermaßen voliſtaͤndige ec 7 
Jahre nad) feinem Tode verauſtaltet worden iſt. Es halt ſchwer, zu glauben, daß 
Jemand gefüiffentlic, jene fogen. groben Schniger eingeſtreut habez was anf Rech⸗ 
nung wirklicher Machläffigfeit kommen Batın, wird der Sinmge Teicht fetbfk Finden, 
der Unverfländige aber keinen Schaden bavon verfpiiten, ba ihm ja auch die Schoͤu⸗ 
heiten und Richtigkeiten Beinen Vortheil bringen. Die Bemühungen der engl. For⸗ 
ſther und Eommentatoren ber Tehten 50 Jahte birrften, dem Reficiktat nach, 
rines Preifes nur ba wuͤrdig fein, wo fie das geſchichtlichs Dunkel ——— 
der Quellen aufzeklaͤroen fuchen; too fie aber die Tadel ber Rritit hirhalten, da 
“ seht man Nichto als den Iedifchen Steff der Kerze in ihrer Haͤnden; ein Licht if 
nie da. Wohl Jedem, ber mit eignem, friſchem und gefanben Binnilizt; in die 
heiligen Tiefen der Pdefie einzugehen vermigg, und ſich diefelben micht buech einen 
ſcholiaſtiſchen Wuſt verkuͤmmern zu laffen braucht, an den die hoben Aryl 
weiten nicht gebacht haben Setıntem ! Mas won jenen: befagsenttritifehen Arbeiten 
Bibliotheken fuͤllen koͤnnte, wird in unſerer Zeit, wo fo viele unbes Bücher reicher 
in Anfpruch nehnien, ohnehin ficher fein; aber atich die widerwaͤrtigen kleinen Bes 
merkungen von Johnſon, womit noch heutzutage bie engl. Ausg. ordentlich peu 
ten, möchte jebe durch tiefe Beſchauung gewonnene Liebe eines burchaus reifen 
Diehterwaltens als mehrentheils feandaldfe Zuthaten aufs angelögentiihfte weg⸗ 
wuͤnſchen. Dan hoͤre mr die Nichtigkeit hinter, Julius CAfar'‘, der und — 
fo oft in ewigfriſcher Fuͤle zur Bewunderung zwingt: „Manche einzelne Seellen 
dieſes Trauerſpiels verdienen Beachtung, and bee Streit und die Autſoͤhnmmg bed 
Brutus und Gaffine iſt allgemein berühmt, doch bin ich nie beim m. 
ben ſtark angegriffen worden, ımb denke, «6 iſt etwas katt um unwirkſam, Im 
Vergleich mit einigen anbern von Sh.s Schaufpielen: feine Treue gegen die wahre 
Gefqhichte und‘ die tomſchen Sitten ſcheint bie natuͤrliche Kraft feines Saſtes ge 
hemmt zu haben”. Oder leſe man, was dem herrlichen, Eymbelin argehaͤngt iſt: 
„Des Otuͤck hat manche richtige Sentnneme einige natuͤrliche Dialogen und einige 
gefallige Scenen, aber man erhält fie auf Koſten mancher Incongrultaͤt Die Tollh At 
der Fietion, die Abgeſchmacktheit des Ganges, die Berwirrung ber Ram uab Sio 
ten verſchiedener Zeiten, und bie Unmöglichkeit ber Begebenhriten in irgend einenuße- 
bensſyſtem anzeigen, hieße bie Kritik an unwiderſttebende Dummhelt verſchwenden, 
an Fehler, zu augenſcheinlich, um enthuͤllt, und zu pfump, um überteiebes zrasexben“. 
Dies iiber ein Stuͤck das nach der gewöhnlich angenommenen Meheföigebas 26;, 
long nach Hamlet, 3 &H.'6 reifefter Zeit gebichtet tft! — Mer Wer Bifteriichäutten 
Pleſer Art iſt der große Sh. in Deutſchland gluͤcklicherweife af ewig gerettet,. felt 
Leffing mit ihm das Alerandrinertheater ber Feanzoſen nisbergöfdgsettent, ſeit 
Goͤthe, Schiller, Herder, alle wahrhaft große Geiſter der Deutſchen eg ee 
Motte uͤber ihn gefprochen,, feit A. W. v. Schlegel eine ber gehaltreichſten f. 
maturgiſchen VBorlofungen — welche, jetzt ins Engl. uͤberſetzt, vielleicht — 
werden, einer tiefern Kritik des großen Dichters in f. Hrimath Uingang zu ver⸗ 
Köuffen — ihm gewidmet bat. In dieſeer letztern führt der yelfteeichkte und ger 
wandteſte Kritiker unſerer Tage mit bee unnachahentichen Grazie, finmeridyen Iro 
nie und poethſchem Eruſte, bie winzigen Feindecherrden kbor da Haufer werfeeb, 
den Helden noch einmal in den Glegestertipel ei, aus weich ilhn ruot Fikecrrenyb 
wieder treiben wird. Er zetgt, wie eben, was hörftige Seen‘ 
Wildheit, Untiffenheit nennen, im Weſen der Romantik gegtimbet liegt, —*2* 
nur Ein Biel heilig ift, die Porfie; wie die Kunſt eine Meike, der um ein 








| Ehaklſpeale wi 
"Gtehziemt mt — — von Schulwiſſen durchaue nu 
iſt, und deßhalb auf einen Elementarunterricht in Zeitrechnung, ice 
Erdbeſchreibemg, auch manchen andern an fich Höchft mutbaren Kenntniffer, gi 
sucht anbot; wie Sh. garnicht als ein wilded, regelloſes Genie einhergeläufen ſeh, 
fohbern-f..:!Besten,, denen deßhalb mıte Wenige —— weit fia eben eime 
Weltanufafſen, den Btenıpel der tie fiten Bedachtfamkeit, und jener 
VBVoltendung, worin ſich jene ——— — befonnene Wahl 
deo:Vrhebers offenbart, aufgedtuͤckt babe; wie man Sh. ohne alles Vedenken fc 
sarteine mammigfaltige — und wenigſtens aus Überfegungen ber Tlaſſc⸗ 
gefchopfte Kenntnis bed Alterthums zugeſtehen bürfe, ungeachtet er mit‘ ber Big 
thotogie nur ———— ſymboliſch ſpielte, — rote Die vielen Dichter d. 18, 
ehe. mn. fuͤßuche Abgätterei trieb; wie es alſo nur das Zeichen einer 
(ung fet, tern fo viele Afthetiter feier Nation ihn mie voe⸗ 
nehrteer Derablaffung nat für ein Naturkind gelten laffen wollen, — tverm Ben Je 
- fan, beein Engliſchen auf römifch dichten weilte, meint, er habe wicht genug em 
feinen Maturproduchen gefehlt, — ¶ wenn Milton vo Mirbeln feiner angeborenen weit 
den Maldnoten ſpricht, Dryben ſchoͤn geung fagt: er habe der Brite der Buͤcher 
nicht hebt, um die Natur zu lefen, Colman ihn, als reif und erwachfen ans 
ber Heed ber Matur hervorgegangen, mit Pallas vergleicht, auch ber uͤberaud cor- 
rette Papd Mauches in ben Tag hineinſpricht; wo Hingegen bie Lobfpräche ber Zeit: 
gertaſſen Sh. o, Drayten und Digges, ehrlicher gemeint fein mögen, wenn 83. 
B. heißt, er babe bie Mutux zum -Leitftern und sur Belferin genommen; denn das 
hat ja Diefex das Naturleben breherrſchende Proteus wol vor deinem echten Kirnſtier 
vorant Schlegel ſtellt ferner ein lebendiges Bild der gefand > kraͤftigen, ritterlich⸗ 
ruhnchegierigen Zeit der Eliſabeth auf, der Adelspracht, der dem dramatiſchen Le⸗ 
ben hoͤchſt günftigen ſcharfen Umriſſe der Standesverſchiedenheit, bee Neigung zu 
raſchen Wenbungen, Eiefaͤllen, Erwiderungen, Witzen und Wortfpielen im: es 
fpräch: Alles Elemente, bie wefentlich auf einen feine Gegenwart in ſaͤmmtlichen 
Begiehnugen, and) Um: und Abwegen, geſtaltenden Dichter einwirken mußten. 
Seibſt der zum Unanſtuͤndigen und Zweidentigen ſich verſteigende Muthwille nun 
dem damaligen Ton zugeſchrieben werden; ‚deu fo, wie wir Sh. nun kennen, iſt ex 
ein Spheget;, ars dem man das Bild f. Zeit herſtellen koͤnnte, wenn alte hiſtoriſche 
— untergegangen wären. Doch verkenne man auch nicht, daß, wenn Sb. 
eure Freiheit aͤbt, deren ſich feine, ſelbſt ſchriftſtelleriſchen ee 
gelloſigkeit bedtenten, fie bei ihm, wie bei deu großen Alten, in einer geraiffen ze 
meh Kcaft de& Unfchutbiebens, eber. mit burdiutse umterführerhicher Groteite be= . 
ſteht, ustrbeßhatb ja nicht mit dem fchleichenden Gift zu vermengen iſt, das die 
verdammliche Schlüpfrigleit fo vieler franz. und franzäfirenden Schriftſteler der 
Lüfiernheit veiborbener Naturen darbietet. *) Ein Beweis indeflen, wie ſehr neuere 
Dichter irregehen, wenn fie glauben, ein großes Muſter mich in ber Ungebuͤhr ab⸗ 
copeien zu waͤffen, iſt der wichtige Umſtand, daß jetzt Frauen nicht nuec oͤſſentlich 
ins Schaufplei gehen, ſondern fogar die Frauenrollen im Stuͤcke ſelbſt uͤbernone 
men haben, während fie zu Sh. d Zeit das Theater nur verlarvt beſuchten, und 
_ Ihre. Rollen auf der Buͤhne von Knaben geſpielt wurder. Wer Sh. ſtudirt, der 
wird es erfahren, wie ber. Dichter in feinen kleinen abgeſchlofſenen Welten die E⸗ 
fcheinmgen der Matur, die Eigenheiten ſ. Landes und: der Fremde, Gebraͤuche 
VBerſtelingen und Sagen bed Wolks, ia die Gewohnheiten, bie eigenthuͤmliche 
Eptache dat Handwerke und Gewerbe nicht wmröstgefpiegeit haben könnte; wann 
ex fie nicht zuwer im ſich aufgenommen hätte. : Alodaun wird es klar, daß er zwar 


BP. ‚armfeliged Unternehmen ift die unlängft u. d. T.: Family Shakspeare”, 
Anss die von Allem, 1008 der Herausgeber anftößig hielt, ger 


einige. 1°; 


! 








un Charakeeriſtik gu erreichen, auf Den Reimer mad ge 

dangt it. Sehe feiner Geſtalten iſt win org tod auch 
gemeinen Maturgeſe tzeu — ee fen uud handein kann, ad) ithe’$ 
—— Differblatt aub. Behaduſe, welche bie Biken: 
Getricbe , wedurchdues 





geſallene, 
20 nicht profatfch wenden foll”, Win ber ©b.: nem her auch 
„ieber. Seelenzuſtand, jede Seimmung von Sieichguültigkeit und vertraulichem 
Scherz bis zur wilbeſten Wuth und Berziueifiuntg, die Sefchirhee der Geiulithen, 
die gamze Feige vorhergegengener Zuſtaͤnde; In einem einzigen Worte, biemiimäe 


ae Spoprache und Amdbrud, bar Witz des Äegers, dad Anden der Mer 
** Altes iſt in dieſer veichen Meit erſchoͤpfe; und wenn auch Alesdas 
muverkennbare Geproͤge feines originalen Genius traͤgt: To iſt doch Riemand meiter 

entfernt bavom als er, eine durch Angewoͤhnung und perſoͤnliche Einfeitigkeit une 
ner Haben". Wenn wie zu feinen mit aller Kraft des irdiſchen 
Hrsg Alu will Leben hinaufbaunen, wie unautfpuechlich sfhe 

zen um dagegen die wie aus ben zartoſten Blaͤthen des Lenges gewobenen Zeupp« 


mb Dagegen bie furchebar⸗ ſchoͤne Wahrheit des Mahnwitzes veriurter ader gebro⸗ 
chener Dessen, fo haben wir 2 neue Pole, tom bene und das Licht. sine Bes 






Fine „unbe bas woch ſo viel andre hiet Gegenfuet Ai 
Gent, ——— — ——— 
recht verkaͤandet. Boͤuig augeeſſen war 
——— — amd bie Bi —— 
ind als fie durch die chetorifheh 


— — in einen ſhwichenden a zu fellans. «6 








it, med 
uiſt arſyruch⸗ los und ucbeſaugen, wie ein Sin, In der Weit, nu im uanfde 
Vchen Rehau aud Herzan grenzen Ernſt nah Scherz, Iran und Freude fo-mmaben 
Bar, oft ſo augenblicktlich an einander, ne nn 
Et, und Luſt zum Leide vruben kann. Dies alle, Dad Benmßtfein, wie Licht 
Schatien fi in Dam; was ein Gemaͤlde fein will, gegenſektig aukhebse nadfe 








mölbt. Da begreiſt es Sid af, wie darch — 
— cheils xpat weniger qbſpannend, theuis aber auch darch dir Gewalt 


Bauber, der dos Inner ſie ergreift. Jeden hatgewii siamal in ih. —* 
nemenloſe Saͤßigkeit und Harıhrit eurpfunden, bie dort in lebenfriſchar Heiterkeit 
en if, oder ſich au den ausnehmend Elugen Narrintheidungen ber Sfatuns 
dien weiche man in Dowe’s Ichäbbanen „Iiastrekiona.of Shaksppere and ef 
ansiens maganers eto.', Sonden 1807, 2 Ühe., wirl Anziehenbes finbetzengät, auch 
wol gar babeigewünfht, baß die ja auch den Aeſ⸗ beustichen Baͤhme an⸗ 
cehgen Rasım werigſlene auf die Bra zuruͤeeprumen möchten, wur bie abe 
deit zu ſegen, bie dan geſcheiten Leuten fo hoͤchſt felten autzuſprchen anlanabt wird. 
Die Sprache Shakfpenue’s“", ſagt Schlegel, ‚Alt unmittelbar aus dem 
on gegetffen, und meiſt erlich mit dem hoͤcſten poetiſchen —— verſchmolin, 
a noch Vorbild im Starken und Erhabenen, im Gekaͤlligen uud 
Sevum. Er hat in feiner Sphaͤre alle Mittel her Spruche erſchoͤpft; Allem iſt 
vas Geproͤge ſeines mächtigen Gries aufperüdt. Sehne Bilder mb Figuren 
— in ihuee — ja unwtüßkprlichen Seltſamkeit eine ganz eigenahünt- 
Ache Ancach. Zuw⸗ilen kiebe zur gedraͤngteſten 


suhffen ‚ baib gu Ehrfährungeimeh veſondern Blathenſchncs oder Pathoe 
«8 Diafe Geheamiſſe der Tochnit Innen Inne Binfilcife anſchanenden Gemuͤthe 





wor Sdabſpeare 


mtihen. Die Mannigfalcigteie halb derchaue Hannenkfdhee umb votuugender 
bald, nach den Unfländen, aAbſichtlich fpröber und zerriffener, ſelbſt abreifenber 
Behandlung des Jambus, follte von allen unſem Dramatikern, die ine vielleicht 
nicht mie Unrecht fuͤr das unſerer Buͤhnenſprache augerne fſfenſte Meerum halern, 
weit Bedacht findiet werden; denn noch fcheint — Sankt: dat 
zu.chiföruigen ; fafl, wenn es wicht zu hart Eilnigt, lelermaͤßigen Geſang zu leiden. 
Get In dieſer ‚die allgemeinen Andeutungen abſchließenden Binfkhe wäre alſo 
Ane hoͤhere Eorrectheit des Dichters dargeleat, als ſich viele feiner Schollaſten 
traͤumen Heben. Es gibt aber eine hoͤchſte Correctheit, deren Del hleuleden⸗ nicht 
etreichbar iſt. DE die Werke Sh.'s in dieſem Gefichtepunkt noch Fehler Haben, 
ME ein Uwermeldliches; bean kein menſchliches Werk kann in fi vollkommen, 
vorne fein; kaum ſteht das Hohe gefchaffen vor dem Künſtler, fo aß ev halb 
nn halb heffnumgeuon hinaufſehen, two das Ideal doch nach hoͤher ge 
; Seht bei unſerm Dichter, wie Schlegel demerke, «in Übermaß der Jro⸗ 
a bas amt einem unerfreulichen Wuͤhlen in ben Tiefen des irdſchen Men⸗ 
fchen hervorgeht, fer moͤchte man dagegen nicht ſelten ein unbedingterto Hingeben 
in Ache and Gefuͤhl wänfchensiwerth finden, vor Alem aber, obwol alue in Gort 
folte und ſlarke Seele oͤfters hervorleuchtet, ſcheint er ‚von dem Verwurfe nicht 
Pitt , von irdiſchen Angelegenheiten gleichſam eine Alles Arfällknde, — — 
Michtigkeit beisulogen ;. er baut und gründet bie Ende nicht in den Hlamel, uud 
das werfidsetnde Licht, das andre Dichter, vor allen’ Galberon, br 
ihre Daran Dichtungen haben ausſtrahlen laffen, mäffen wir faſt ſchmergich 
Der ımmittelbare Verkehr mit Bots Wider Kunſt als folcher uhcht wo⸗ 
— umd- förderlich, ader das mittelhare Hinblicken, das eine Dichtunz hert⸗ 
Ich dur ernde Etwas, deffen legter Grund me in der Religion zu finbsch 
HR, das iſt um fo wohlchätiger und um fo ſchwerer zu verſcherzen, je groͤßer dir 
ſchaffende Kraft eines Dichters, je hervorſtechender ſeine Eigenſchaften, je Tin 
deucks voller und wirkungereicher feine Gebilde find. Sb. haͤtten wir fuͤr eine — 
Säle in dieſer Hinſicht gern noch etwas Geſchraubthelt mehr in Sprache, "Mok 
. amd Pathos, wie fie fich dann und wann wol finden mag, vielleicht gar noch Bub 
füge zu den Wigeleien und Wortſpielen, und zu dem oft doch gar zu Heifk ante 
gefkhrten und zu tuͤchtig aufgemalten ſpaßigen Anftögigkeiten — 
— Dee dramatiſchen Dichtungen, und durch dieſe ſchwerſte aller Dichtungtaren 
ſteht fein Rraben hauptfuͤchlich feſt, find dem Sh. 43 vorzugeweiſe zugefchgiebem, 
davon jedoch 8 von den engl. Connnentatoren für unecht ecklaͤrt, yon 
Kritkkern hingegen dern Sh. wieder gerettet worden. Dit 36 nicht wehr Auges 
fochtenen Stuͤcko, bie von 1591 — 1614, alſo in 43 Jahren geſchrieben fein 
ſollen; hat Malone in folgende‘ hronologtfche Ordaung zu buingen gefscht: „Bes 
lorene Liebigs „KR. Heumich VE”, 3 Thle.; „Die Beiden Eheleute van Des 
mas „Dub: Mölntemicchent;s „Ein Sommernachtstraum“; Romeo ib 
Yatlia* ; „Das ·Daſiſpiel der Frrmamn“; ‚rDaratst"; „VR. Johann" z „Ri: His 
hard IL.; Michard HE; Heintich IV.” 1. Ih; Kaufmann von-Miener 
dig"; „Ende gut, Alles gut‘; „Heinrich IV. 2 „2. Ahl.; „Deinih.V.t5 7,04 
kaͤrmen wur Miches; „Win 6 much gefaͤllt; ‚Die lecſtigen Wribee von Wind⸗ 
ſor“; „Heintich VIII"; Ateitus und Kreſſidaz3 Glieiches mit Oleichem“ 
„Eymbetin“; „Lear“; 3 „Macheih‘; „Die gesätyrmeerbäfe. Sleben — Jullu · Ed. 
far"; „Antonteröundb Kieopatva” ; „Sorielan” ; ‚‚Wönkon von -Atgen‘‘, Ochaloiꝰ 
Sum; „WMas ihr wegt“. Doc hat dief⸗ Brbmung fo viel men: na 
Aufeve Widerfpruͤche gegen‘ fi, daß man, inſofern uͤbechaupt eine Abtheiklung 
nach dem Inhalt bei einem weltumfaſſenden Dion nicht Ueber unterbleiben, nt 
man in dieſer Hiaſicht faſt der ſpaniſchen Gewohnhat braſullen moͤchte, die alle 
Dramen mit em Namen Comsdias bensunt, dach dei einem liberblick her der ein⸗ 








Shal ſpear⸗ 208 
ul ingenemnnn Claffiſſeacuan ie Lufi⸗ uud Zuamssfpidie zu folgen, mb, da die 
hiſtortiſchen Echauſpiele einen ne haben, folche as abger 
jorederte beitte Rubrik gu betrachten, geneigt bieiben men. „Dee Inhalt der daſtſpie⸗ 
let; um hlotbei Sams Umleitung zu folgen, fa großentheils aus Novellen ent⸗ 
east: va fish ro mantiſche Rinhrögefchichten ; keines daven ſpielt ganz in baegerlichen 
oder haͤuolichen Verhaͤtmiſſen; ak⸗ haben bichterifchen Schmuck, einige gehen ins 
Wanderbare oder ins Dee uͤber Di⸗ beiden "(Ebelleute von Verone (vgl. 
in Lieben erundr 


Sache 6 EineiemerdieBianti,heist Monechme), das einzige Beiſpiol einer Entleh⸗ 
mung and den Alten bei Sh., oin Seidl, worin auch jetzt wol nur mit Masken geſpielt 
werhen follte; „Die gujähunteböfe Sehen (vgl. Gouintet, Thrévor d’histeiraadepir- 
rabis densatzesempst' ‚mgl;v. She. Grimeſtone 1607 ; Percy’s „Bel, ofano. p- 
sy‘, Bb. 1.; dann Georg zw 6 „Seppens, a transintion from Arinebo’s 
Suppomiti”;: ſ. ach Kuuſt über alle Kuͤnſte, ein bis Weib aut zu machen. 
Bormmnid ven sinera ital. Ganalisr peactkcht 16", Nappersdorf 12.), glächſamn 
De „Donna Danu der engl. Bichne, mit dem ital. Auſtrich und dem Borſpiel bed 
umweitissten Kefſeiflickers, eines alich von Holberg busnatifisten Voulsſchanbes; 
ferner die dnuthwillige Santelei: „Verlorene Liebesmuͤh⸗, deren Quelle vamuth⸗ 
ſich eine verlosen gegangeme alte Rlttergeſchichte iſt, — zeigen durch die Innere Be⸗ 
banbiumg, auch Ipptgen lbwrflug.der — den jugendlichen Dichter an⸗· 
„Ende sat, Alles gut” sie Shakſpeare ſche, Griſeldis“ (Boceaccio s „Diogamer 
rontꝰ giorn.3, noveit. 9; Puinter's, Palaoe ofplassure: Giletta of Nardian.” ; 
f. uud das alte Buch: „Schertz mit der Wahtheyt“, Blatt35) mit dem durch 
werbunkelten, ſcherzhaften Parolles; „Viel Laͤrmen um Nichts (Belle⸗ 
foreß’8 ‚‚Timbr6e de Cordenne ste.’ ; Bandelio's „Norvalle‘', Venedig 1566, 
Sb. 1, ©. 73, zu beutfeh: „Phoenicie, Cine liebliche und Gebehtuibtwichige ‚Die 
an x”, Magdeburgk, $. Joh. Franken 16015 Arioflo, engl. durch Har⸗ 
zingten, 4691; diefe Geſchichte beſonders erzählt durch Georg Tuvervilla dep 
fen Hamptrerwickelung an, Ariodant und Girevra“ erinnert, auf unfsen Vuͤhnen 
Mb: „Kruhigeifter”‘ zeravbeites; Gieiches mit Gleiches, oder Maß für Maß! 
(5. Wye⸗tſtones — and Cassandra”, 1578; Giraldo Ginshio’s „klsa- 
temithi. overe oente nerelle”, Vench. 1583, desa 8, ner. 5, uͤberſetzt in 
Pakntr’$ „Palnce'of pleasure‘), das eigentlich der Triumph der Guade über bie 
Gerechtigkeit heißen ſollte, mit dee herzlichen Geſtalt Sfabella ;. „Der 
Kaufann von Benedig" (Nerıy’s „Belkgues‘‘, 15 Giovanni Fiorentinos „H 
Beeerene, mei quale si contongone AB novello antiche belle d’inwensiene 
o.dk aulo“, geſchrieben chem 1378, gedruckt Mailand 1554 und Treviſe 4601; 
‚Meets Remanorun sum,spplientionibus moralisetis a0 myntisis‘‘; beutiche 
Autg;, Augeb. 1480 und Otrnbb, 1538; „Decamerene”, ‚glom, 10; ‚nev.13 
nEheijew‘, ein alt⸗engliſch Schauſp; ſ. auch een Venedig, ein ak⸗ 
dentſches Schauſfp·), ein Wunder finnseicher Kunſt und Charakteriſtit/ eains nom 
Eh.s vellendetſten Werben, wie ein Ennbilb ber allgemeinen rer 
guckuchen juͤblſchen vene deſſen Abgott der Buchſtabe des Geſetzes iſt, das 
Bir Stimme der Quade nicht hoͤren will, ein Drama, deſſen 8. Jet man ald ein 
gu muſibaliſcher Auflöfung bes Diſſonanzen dienendes Nachſpiel beteachten wuß: 
— bieſe 4 Staͤcke find fich darch die Kunſt verwandt, womit. Sh. alle Klein⸗ uud 
Doeinlichtat buͤrgerůcher Bebentverhäitniffe durch aufheiternde Betmifchungen frei 
dichter ſchen Spiels zu eatfernen ober in bie poetiſche Region zu verſegen gawußt. — 
„Mie ——z Ghaucerthe ColesTalo of Gamehyn; Themas Lobge’s 
Montiyad, erkophne’s golden:legaey”, 1590, M ein alter Sch äferromen) ‚ihiet 
eigene Spiel mit ſrinet a bantın Genialitaͤt, von feifhre Waidlaft 





game 
Ifligene Weite von Winbiſor („Thelovens of Pina’, 1 
Tarlaten' ©. „Newes out of Purgaterbe''; „Il Peverene‘, giern. 1‘, höv. 23 
— e dessived and the wnfortunase lovöret; „Piscoveli metel 
———— — 1 1, none 4, favola 4), bie Sh. vermoͤge⸗ 
— — algin Eſabeth geſcheieben haben ſoll, — 
ſtaff ger verliebe fee wollen, Dis aber ———— —— fin, vleb⸗ 


Xnguua tale”, — — 1721, ©.6; me 
Vgende von Ahiabe aus Vacylen) und „Dee —** (anbekanntse Quilie; bei 
Bubyeiten des Diceers eine f..befondere Sorgfalt in 4. —— 
ad): Twonty of the pieya of Shakspeare being tlie wheie number pristell 
in Qewte , by Geo. Stesvens Kuq.“, Lonb. 4 De.) gleichen ſich In der 
Serflc@nung ehier vomabscharen Oetfberwokt mi dem Gewiere menſchlicher Seite 
Maften nn pofſenhaften Abentencen dee —* Das erſtere Biel, zecer⸗ 
HAffla (he fehl: geſchrieben, WR vielieidhe das phumtafliichite, biäfenbfte Gabun ums 
ford Dichtert das in Iitamta’s Wirtiebtheis die archerſten Enden des Phantaſth⸗ 
fen und Gmmuiuen zuſcctamenkupft; das zweite, allem Auſchen nach aus Sheo 
. fyäteeee Zeit, iſt Dagegen au Charaktreiſtik Aberlegen uud gibt: in denn weiſe Ahern 
fchaueuden Proſpers, in bee zustglkäruden Jiamme Yeenanbe’s unbe Diuube’t, 
d dem wuflenhaften irdiſchen Ungeheuer Caliban mit dem Kinuniifchuertiduten 
Uclet widye um-cine Wecbiudang Darvelinibetilein Gogenſaͤe, ſondern andy, win dh 
Ahellen fehen Etache, eine Durchſchauung deo i⸗ 


‚bus, wie 66. in Rinderferien Mi. — — Dei 
Am. 


fchutdige Ftau 

a nach Sunfosine; ‚Boiufhed’s Chronik” ; Diem! Gaff.,„Hist, rom.”, 1.60 
e.20; Gurtinluß, „Ortigula‘‘, 0. 44; Senn’ „History ef Great Brissia”, 

Erb: 171,8. BR. 1,8.17), ne von GH’ wunderbarften —*** 

gen, —* —* mit · althritiſchen Gagen ans den Zeiten ber erſten wie 











u. 208 
nenefhen. gefeläihefstichen: Sitten höR zu dass 
iR ana a lei ren 
nerflanelgend, eine dan Dichtungen; weiche vrocht eigentlich fin Dichten: ger 
Lern —— wu ven dieſen ie eainer Herelick dt 
wedea — Nemes mb. Deelial‘, 


teniſchen Bmpkithein ewig vergablch fagen 
—— Dale Cocte, „Intenin. di Verona“, inter nt; „Istariampvalle- 
unten rien di Aue sınhölk Sinanti, com je pietena merte intervenuse gib 
malte aikte di Viemona, nei femmpe dei Bigner Bertolsmues della Hosia‘, [che 









et; Recalio L2, nev. Bi Bolfieau’6 „IB Misteiren trogiquas, mine an 


lange faaugaise”, 1560,.12; „The tragioal histurie of Remeua amd Jekies”, 
Sand, Kh62;. Peinter's- „Palsse, ef pleasure”, t. 2, zov. 25; f. auch Lupe is 
Tas Gupn’e „Cottehrinen y Monteses, coumedia famenz!') un: „Kähelte! 
(Uimaihiinthie, dena 3, nor, "7; fsang. von Gabeiel Chapuys 1504; engl. man 
und weum Schlegel den Othele «it Gemsdite 
wu ſchrraczen Schatten cine tnagkfchen Rerabraudt nenist: fc dauf „Bikes nd 
Zub: vonb nadı feinen unmbezifchefehusflichtigen , helldaulein Faͤcbuug ce inudegaie 

beißen... So mus amd fein, da dieſes die Tragoͤdie der Biabe, jenes bie Akne 

gäble der ifesfuchtiß, be} 


‚feisen tigmen 





A ara | 
depuis für Bai de Dangmens, vongna la mert de sen pöre klermandilie, oneis 
par Fengsp, aan foird, et astra oenurened de sun histeire’‘; engk. : :,, The 
kinterin.ef Hambley’, &, 1608). luͤſt fich aus Niches befſer abuse che: Does 

Meile a. über ee ae bass Ä 








1603: wurbe 1825 tuieben amfpefunden, mb mem gehemdt 
. Mehre glauden, fie fei bie abgelürgse 
dh) Racıfehreiben hei 





gelaunte 
die vn 1604, antbisis 13 Ctbde; dann folgte. bie Yasg: vos L6RB. ++ „Macs 
bes" (May. Helinfied’s und: Wil. Damifon’6 „Clreniches of, Gumat Britain, 


BSosoalana and Kuelnnd‘' ; Eonb, 1677, fortgefegt von Hestse und N: 187; 3 


— 


— 


20 | Ehor ſpoate 


Kühe; Fel. die Hauptquelle ber vaterladiſch⸗ Wrckien Ehe 6064. Br 
ey Budenaw's „Opp. cma.”, Ehinb. 1745, Bo. 1), das Geoͤßee und Frrche⸗ 
barfte; zwuß feit den „Exmeniben” bes Aſchylus gebichtet worden, auch im dert, nicht 
Goſich topunkees muyutafberdum 
Herenbitdern gehalten, zeigt rocht bie Grenze, Mikanı 





nach altſchottiſchen Chroniken 
weiche ar: bie Einwirkung der Höfe angehoͤriger Geiſter ohne Bebeidigang des 


Hiromnele ſchweiten darf. Denn hier ſucht diele Tinwtrkuag bat elnen / n Aai 

das. Freubigkeit vorſtrickten Gemuthe ben leichten Sugang, und ade 

ſich ut. Schuld zu beladen, weil es ſich feibft ber Suͤnde zu tolllig “, von 
ken, : Gewalten nicht hat, 


heit zum Diele, —— 2 Det Senn dm han Bi 
Ag iine dehnen bie Hauptperſenen bie leidenden ſind, die 

Wllfanfchaft des Mitleids erſchoͤpft: Ims „König Loar⸗ (vgl. Miß Lenor, Fiätbing's 
Sqchweſter, Be „Shakspeare ifiustsateil, or 
the noveim and histories, on which the plays of Shakspeare are Soundad‘‘, 


* Raab. 1764, 3.WBde., Yukyug ans Dolbefted ; Myoei's „General Alster) «6 


and’, .Eonb. 1700 fg., Bd. 1; Percy's „Reliq.”, 1; Getfe. v. Die % 

Hounſheds Vorgängers, lat, Sheonit; Sibney’s „, , int. 2900,43 

Spenfer’6 Fairy-Queen‘', b. 2, eanto 10, stansa 27 — 33; nud das 

Schauſpiet: ‚The true chroniele history of King Leir", Send, 1005, - 

deutſch von Lubdw. Tieck). Doch wer kennt nicht dieſen boloſſalen — 
Belt gegründeten 





£iuelie berfeiben ift Pintacch , von dom 1579 ſchon sine Überfegung von Themas 
Vorth erſchienen war, Eotiolau“ zeichnet ſich durch bie beusächtiiche Rolle der 
vieiblpfigen Blenge in blinder Metnegung und Infliger Laune aus; in Jullus Eh 
far’' bewaͤhrt fi durch bie 2 fetten Acte, in welchen auf den Wränemern, worum 

ter Gbfar begraben legt, Bruins al6 großer Dhkmer. fieht, daf eigenstich Bettsnre 
ver Heid des Seuckes iſt; Antonius und Kleopatea” bänfte ein Tharaktergemibe 
beißen, aus weichem ſich die beiben hiſtoriſchen Perſonen uud Auguſt wahrhafter 
auffaſſen laſſen als ans vielen Goaſchichtobuͤchern wmıferer. Belt. - Amon von 
Arhen ( Plutarch; Lucian; „‚Palase of pleasure” ).uub „Rroiles und Kreſſcha⸗ 
(„Dietys Crotenais. unb Mares Phrygiua“; Guido dalle Coloeme, ab 


a... 
-  „klistorin de beilo trojane”, Hal. vom Geffi, Weweig 1481, deustfp 1489, im 


den. Abtheil. de noxte ot septime hello; Lydgate ‚dd Bake'uf-Troyer', 
1616 fg.,; ein roritiäufiges Gedicht, moderniſtet 16.:..; Raoul be Yuore, „Re- 
wuejl de trayennen histoines ', engl. von Gaxton, 1471 u, 19095; Shaw; 








J 


be x‘ 
i vv." 
% 
—8 
Syalheare SR 


‚Io Bake af Trekios amd Cremside; Woccacche’E ‚Wilosturnte”. 1496, in Rie« 

taten; Alex. Banday's Far of foolcaꝰ, ans dem Deutſchen des Ei. Beumbe 
1670; ’$-Überf. .deb „Dome 1581 %. 1506.) ſchließen füh nicht fe 
fee. in der⸗ hifloriſcher Eticke — biefe Eigenpäjoft haben: fie 


{ z Warkung erte 
Dei: Viqea, eine ‚vunchgefihete Ironle anf ben trojaniſchen Krieg, nicht in Ma 
jiehmng.:auf Homer, fonbem die aus dan Dares Vhrygiens hergeſtoſſenen Au⸗ 
——unn Retege.. (8. „Wear. Mobeiumnil”, 1823, Mu .) 
Hi iſt ia ter Birbeshandbet zu Danfe, der Bamats in Sagland eine fa wolkännk: 
Use Bereit one, daß bir Namen Eneiins flr ereue und betrogene Liebe, Kreſe 
fin — —— ſrrichwoͤrttich galten, fowie ed Paitatus nach Sh.o 
Schaupiel webe.. — Der Aush —*2*2 daß Sh.“s 10 aus ber 
engl. Giſchichte — aus Hals ad Holiuſhebo — geſchoͤpfte 
Schanſpieie un Ein Wert, ein Hlkontfches Deibengebihet in Deamatifcer Ferm - 
kim, — deu Diefelben deu Reihe nach Lefl, ‚in feiner vollen Lahr 
beit baschunden. Treue Auffaflung, lichedolle Durchſchauung ber Ueſachen und 
Jrieb federn / die hehen Lehren für die Kürften über die Innere Wuͤrde ihres Imged 
ante Berufe Me Befahren der Uſurpation, der Ball ber Tyrannei, bie Ver 
derblichkeit cheer Schwaͤchen und — — gan Baiomen amd auf Dis 
ſchenalsx hinaus, alles Das laͤßt den Kritkker mit Recht biefe Schaufp! 
Spiegel is Act unter diefen Stuͤcken, von „Richard il.“ Yan 


verkettet. Ehronologiſch ‚getrennt M Koͤnig Johann“, 

— VL“ „ber —8 a werben kann, = 
Peapbegeihungen bei Suſabechs Geburt das große Gedicht über die a 
des Mictelalters gewiſſermaßen auf Sh.s Fr Zeitherumterfährt. Was 

ziſchen biefen Zeitelumen lag, war fhr ein dramatiſches Intereſſe zu arm. Cin 
Rücgtiges Darchgehen der einzelnen Stade diefes großen Ganzen twürbe an biefee 
Cote yu nich füheem, —— Gefichtspunkte auß einer fo 
eigen Memnigfaleigkeit immer das Gefuͤhl, etwas ge zu haben, zuruͤcklaſ⸗ 











: fon Wan (inte die Einf in ba geakige Epoß an eine: De, und lerne 
Yen Dimhter noch ——— vollendeten Darſtellung bald ſchwacher, lies 


bentwiudiger, grauſanr, d & ger ritterlicher Knige, bald bes: faſt Über: 
fi Dede w- Umgebungen, noch — bewundern im ben kuͤnſtleri⸗ 
ſchen Erfinbungen ſeiner Einbildungakraft. Diefe beleben und erhoͤhen jene mit 
en ſich — — und bie Veranfchaulichung eines Waltens uͤber 
Dan Menſchenſchickſalen noͤthig machende re rg balb 

am +imgewobene Laſtſpiue, wie durch ben Heros der Taugenichtſe, 

— und Die Ganvenienjheineh. —— bald durch die Beimifcheung 

wie bie Traͤume und Richnnond's. Beleldigt uns 
Ne Geſtait, die Sh. u. d. N. ber eigentlich bei uns zuerſt verherrlichten 
| aan laͤßt, fe ——— vergeſſen, daß er darin 








. 


nar den Abbruck des engl. — ——— eben hat; hingegen hat dieſer ſo oft 
barbariſch 


geſcholtene Dichter den Gipfel * Beat im Bilde —— Ville 
Gonv.ster. Siebente Aufl. Bd. X. 














8 





Anmebirn nik 
Tragebien“, ee 1624) ſicht feran in der Kuss. nieliähsigen Feeunde 
unb Genofien, Henning mtb Senbells fein Beitgenofe - dem er marches 


gewoͤhnlich — Normahahre 1590 —** babın fan, alt Den 
„Rokkin" , den Perikles“, fehon van Degen, den, ſaudenca mrelonmm Sohn“, 
v. Leſſig anerkannt, dagegen Sehlegal ben ——* web den „Bin Jahn Ou⸗ 
— 1. Zhl., als biogeaphifehe Shauſpiele mavon daß eſte nd „de NALL“, 
das jineite „Deinzuh V.“ anſchließt, fobnum sim „Aauerfpiel in Veafſbire, eine 
erſchuͤtternde Mordgeſchichte in einem Aufzuge, sfter Gh.’ eisen natweffüchke 
Merle zähle. Die „Puritauerin, ober die Witwe von Mallingfizser‘‘ if von Did 
für den ſcherzhaften Verſuch eines Luftfpiels in pen na Wanter gehal⸗ 
ten morben. Man nennt ferner den „‚Uufligen Teufel non Südmanten‘, hie „Mer 
Uagung des Pause’, „Merlin's Sohn‘, Ednard IH.” , „Die ſchaͤne Emma”, 
uMucedorue”, „Arden van Feveraham!“, zum Theil eg bie fo felten gamar- 
den, daß man kaum etwas Weiteres als den Namen kamt. X. Tieck has fich Buch 
. und Herausg eined aͤltern Konig Jahnnn“, dea Gearga Quren, „ls 
tz van Wakeſſeld“, des, Perikles⸗, „Bel; Don Tyreis, des, Lalcine, das 
„Ruftigen Teufels von Tomenton, und eines, ven dem 1608 geſchriebenen dltem 
„König Lear“ ein — Verdienſt erworben. Br hat als: 
Dieter in 2 ſchaͤnen Novellen gefeiert, feine — 
daematurgiſchen 







ſes telj 
titers um henfelben gu fihägen fein, gabeye 
.. MWarke über Sp. * dadurch eine neue Qualle das Ver 


lid) hat er. ein ! 
fpraue’$ Beer (Leim. — ie ) angen 

Außer den dramatiſchen Arbeiten hat man von Sh. einige ersählende 
Gedichte und d 154 Bonette. Jerne find; Veuns umb Maenie, gekmudit 
1593, unb von Sh. in ber Zueignung an den Grafen Elsxihanuptan her erfte Enke 








annt, wohusch fehneigpegt antgefejlafem mich, taf Ei. 


feiner Exrfindimgätraft gen 
audı Andres ur — * gedichtet habe; wie —— 








= DESSNEHEHREERSGEE Hsprpeigigiiggngigiingn 
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218 Shakfpeare: Galerſe Shgeffield 


tionaltheater als Volkdeigenthum begruͤnden foll, zu der Sage und Geſchichte, ber 
ſonders des eignen Volkes, bin. Dieſe geben einen feſten und haltbaren | 
indeß biengefpinnflifche — und Traͤumereien noch *— in das leere Nichte 
ihres Nebelbodens wieder zerfließen, als etwa bie Stuͤcke, die zwar auf der Ber 
ſchichte ruhen wollen, denen aber bie Auffaflımg und Durchdringung eines wahr⸗ 
baft dichterifchen Gemuͤthes und der echten, reinen Kuͤnſtlerkraft fehlt. Die Ein; 
fiht aber, daß ein Wandeln auf Sh.'s Wahn nicht etwa In einem Aufwande ber 
Bufälligkeiten, worumter auch Schimpfwörter, Zweideutigkeiten u. ſ. w., begriffen 
find, beſtehr, wird durch Nichts mehr erleichtert als duech ein orlinbtiches Stu⸗ 
dium bes Dichters ſelbſt, wobei ſich die Geſtaltung im Geiſt jeder Zeit und jebes 
Volks, in melde unb zu welchem der alte Strom der Dichtkunſt geleitet werben 
fol, als eins ber tieffien, aus dem eigenften Leben und Daſein gefchoͤpften Mo⸗ 
tive bald darlegen muß. Als Ältere deutſche Quelle iſt J. I. Eſchenburg's „lüber 
W. Shaffpeare (Zürich —— nicht zu vergeſſen, neuewli aber hat Gets 
Hom in den „Erläuterungen uͤber Shakſpeare's Schauſpiele (Leipz. 1822 — 27, 
4 Bde.) ein umfoffenderes Werk geliefert. Gin fchägbares engli Werk über Sh. 
ift Nathe Drake’$ „Shakespeare and his: times‘ (Lond. 1817, 2 Bde). Unter 
den aͤltern engl. Kritikern haben Robertſen, und umter den newern Hazlitt über 
Sh.s Charaktere gefchrieben. Der Jahrg. 1819 des Unterhattumpsbl.: „Der 
Geſellſchafter“, welcher in BI. 64 — 67 einen Aufſatz von K. Stein — 
Dichter enthält, liefert auch eine Über]. der-altbänifchen Sage von 
der alten Gage von Lear, nach dem auch von dem beruͤhmten altuo | 
Dichter Vace benusten Gottf. Monmouth. Es tft ne...n wie 
©h., nüch hoͤhern Dichterzwecken die alten Geſchichten zu veraͤndern / kein eben 
ken teägt, damit die ewige Wurzel, in frifchen Boden geſteckt, gebeihtich aus⸗ 
ſchlage und fortgruͤne. Der Leir des Monmouth, der ein Urenkel des vorroͤmi⸗ 
ſchen Leir, Könige in Wallis Sohns von Brutus Belinfdyi und —— 
des weiſen Salomo geweſen, ſich aber zu feiner Tochter Cordelia, Koͤnigin in Gal⸗ 
lia, fluͤchten muͤſſen, worauf er mit ihrer und feines Eidams Aganippus Huͤtfe 
die böfen Toͤchter überwunden, hat hernachmals noch 2 J. regiert und gelebt. Der 
Lear des Sh. mußte früher flerben, ums fo viel Länger zu regieren und zu leben 
Stottowe hat in f. „The life of Shakspeare” (Lomd. 1824, 2 Wbe.): * 
kannte gut zuſammengeſtellt, und dramaturg. liter. kritiſche —— gegeben. 
Der Maler Moritz Retzſch in Dresden gibt „Outlines to Shakageare” (ober eine 
Galerie zu Sh.'s Werken) heraus. Die 1. Vefer., „Hamlet“ in 16 BL, alt 
G. 3. Boͤttiger's Andeutungen, 4., erſchien Leipz. bei E. Fleiſcher 1828. Auch 
bat 2. S. Ruhl „Sketches for Sh.’s plays“ (49., 4., Reipi. 1827 I — 
franz. Texte) erfunden und geſtochen. d. Mg. 

Shaflfpeare: Galerie, f. Boybelt. RE: 

Sharp (Granville), ein Brite, den man bie endliche Abſchaffuug 
des Stlavenhanbels (f.d.) in England verdankt, geb. 1735, geft. im Inli 
1813, aa „Memeirs ıc.”, welche Hoare nebſt Beilagen 1821 su Loudon 


—8 | 
Shawl (Shaul), ſ. Schawl. 
Sheffield, eine vornehmlich wegen ihrer Stahlfabriken becihmte Scabt 
in Yorkſhire, auf einem Hügel an der Sheafmuͤnbung in ben ſchiffbaren Dom, 
defien Waſſer eine große Anzahl von Werken zum Schleifen bee Schneidewaaren, 
zum —— Schneiden und Walzen bes Eiſens und tabs in Bewegung 
fest. Die Fabriken verbreiten fich mehre Meilen scher Sheffield hinaus. "Die 
Stadt hat Straßen, die an ben Selten mit ſchoͤnen breiten Steinen gepflaflett 
find, 3 Kirchen, 7200 H. und 36000 Einw. Der an Steinkohlen, 
weichen die Umgegend befigt, erleichtert fehr die hiefigen Fabriten he bass 


er. u 








Sheridan 218 
wohlfſell Danpfmaſchinen untenhalten, und ſo alle ſchwere Arbeiten vermittelſt Me⸗ 
qchaniemus, mit betraͤchtlicher Koſtenerſparung, betrieben werben koͤnnen. Zu 
den Fabrikarbeiten wird beſonders ſchwediſches Eiſen gebraucht. Man verfertigt, 
außer Schneideinſtrumenten, wohin alle Arten von Meſſern (von 24 Pence bis 
zu 8 Suineen das Städ), Sägen, Feilen, Scheeren, Lanzetten, Senſen, Gichein 
gehören, und worin Sheffield ben Worzug vor Birmingham und allen übrigen 
britiſchen Fabrikoͤrtern behauptet, Spaten, Schaufeln, allerlei Waaren von ges 
goſſenem Eiſen, Amboſſe, Zinnblech, Alles, was zur Beſetzung eines Kamine 
gehört, ferner plattirte Maaren, die nicht auf Stahl, ſondern auf. Kupfer plattirt 
werden, nachdem ed zudor einen Zuſat von Meſſing erhalten hat, von meiden 
Waaren ein außerordentlich ſtarker en Kattfindet, desgleichen optifche Inſtru⸗ 
mente und Kaͤmme Siubendesheit wird Horn am — — 
Ferner find hier ee e. geoßed Kifenwert, e. Rreiftfpinmerei und 

- und Menni 
Sheridan (Richard Brinsley), Generaleinnehmer bed Herzogthums Corn⸗ 
wall, beruͤhmt als ESchauſpieldichter und als eins ber thätigfien und beredteſten 
Dpäofitionsglieder im Parlamente, was ber dritte Sohn bes berühmten Thomas 
Sh., der fid) als Schaufpieler, und mehr noch durch fein engl. Wörterbuch über 
die Ausſprache und. andre Werke riͤhmlichſt a. bat. Geine Mutter, 
sine Fran von ruͤhnmichem Geiſte und vorteefflichen Grundſaͤtzen, war die vertraute 
Freundin des D. Sam. Johnfon und andrer in der geleheten ZBelt be 
Perſonen. Richard wurde zu Dublin 1751 geb., und im 7. 3. mit feinem ältern 
Bruber Karl ber Erziehung des Schullehrers, Sam. Whyte, welcher ein Ver⸗ 
wandter. von Miſtreß Sh. war, anvertraut. ne st fie 
Yun bie Mutter: „Bis jetzt war ich die einzige Lehrmeiflerin meiner Soͤhne, und 
fir. haben meine Geduld hinreidenb gekbt, denn 2 fo unbucchbringfiche Dickkägfe 
and. mir noch nicht vorgekommen“. Nachdem fie 14 Jahre bei u. gewefen 
waren, wurden fis mad, England geſchickt, (und 1768 kam Richard in bie Schule 
zu Harrow. Er machte nur langſame Fortfchritte, bis endlich feine ſchlummern⸗ 
den Faͤhigkeiten von dem D. Sam. Parr bemerkt wurden, ber keine Muͤhe fparte, 
fe in Thaͤtigkeit zu ſezen. Um 1769 ward Sh. Student in Dibdle Temple (einer 
ann in London), aber wahrſcheinlich emtfprach auch ‚hier fein Fieiß * 
Baters. Durch ſeine Ver 


den Erwartungen ſeines 
Leblingsſaͤngerin auf dem Drurylane⸗Theater, gerieth Sh. in mauche 
Seiten. Die Liebe dieſer Dame hatte er durch 2 glädiiche Zweikaͤmpfe mit einem 
anbern ihrer Anbeter erworben. Obgleich, jene Verbindung Ihn in druͤckende Ver⸗ 
haͤltnifſe brachte, fo durfte doch feine Gattin die Buͤhne nicht wieber betreten, und 
er fchlug bedeutende Anerbietungen in biefer Hinficht aus. 1775 fiel ſein erſtes 
Luftfp., re Nebenbubler” , auf dem Sonventgarben » Theater unverdienterweiſe 


nuͤchſtes Stud war eine Pofle: „Sanct Patricks⸗Tag, oder ber pro⸗ 


— Lieutenant” , welche in demſelben Vierteljahre erſchien. 1776 kam feine 
Hofmeiſterin, eine tomſq⸗ Oper („The Duenna”, a comic Opera), welche 75 
Mat voiederholt wurde, auf die Bühne. Als Garrick fich um biefe Zeit von ber 
Bühne zuruͤckzog, kauften un Sh., D. Ford und Lindley feinen Antheil an dem 
Theater für 30,000 Pf. St. ab. Er war jegt als Schriftſteller — 
A77T erſchien, von ihm umgearbeitet, eine Komoͤbie von Vanbrugh, u. 

„Die Luſtreiſe nach Scarborough („A trip to Soarborough“), das aber — 
derrch feine — („Sehoo! for soandal‘‘) verdrängt wurde. Dies letzter⸗ 
Erck iſt das beiichtefte und vieleicht das regelmaͤßigſte, u bie neuere engl. 
Bühne in disfee Sattung aufzuweiſen bat. 1778 gab er einmufikal. Städ: „Das 
Lager⸗ me: eamıp“), u. dem ein Zwifchenfpiel: „Der Kritiker”, nach des 
Serzegs von Budiugham fo betitelter Voruͤbung („Rehearsal‘) bearbeitet, folgte. 





2314 Sheriff 


BA De ginn Beh en 1700 un — — 
Auftihrung feines 


ſchig fich ſogleich zur 


fandt, und | 
Freundes For, deſſen —** er ward, als jener — una ie 


duang mit Lotd North filed. Bald nachher warb er zum Setretair ber Schag: 


kammer ernanut. Aber kaum hatte er diefe Deſtallung erhalten, als For'd uͤber⸗ 
eitee indiſch⸗ Bill wieder eine Änderung usramlaßte, und Pitt das Gtamtsrtider mit 
fo fefter Band ergtiff, daß es ihm weder derrch die Kunfähriffe werk; durch die Bes 
redtſaukelt der Oppofitionspartei entriffen werden komte. Won Viefer Zeit au 
zeichnete fich Sh. ._...n er 


das Beißende ihres Witzes uud das Hinteißende der Sptache die —* 


wunderung zu erregen. — ehe MNevolutlon erfahre er ſche 
VBurke, ber ihn Wegen feher Gcnwachbeit, ‚eine griolfie Popndeität butech inbbe 


zu erlangen, freilich mit Recht, aber auf eine ſehr bittere En... Übrts 
— ug m 


ers ige Sh. echern Patriotiens, beſonders zur Bott 
den GSericuten, und als die Gemtichen zur Verthrüdigung bed Abnigreichs aufge⸗ 


— tourden. — Nach dem Tode a su. Ri ie 


Pf: 

Überbies ee Mlebitector van Drmepfatme DIR cin fehnew ed; Rit auiger Die 
mung in feinen sag gg He reich werden nchffen 5 ſtatt deffen bufemb 
use, ein Bang zum JIrunk im Akten immermeht 
Überhauimahn. Mannigfach nern "Viele ungthckiiche eb 
benfehaft, die Ihn nicht nur in ſchlochte Befeufchaft ſondern auch verteltete, 
feiner Geldnoth durch allerlei unwaͤrdige Raͤnke un und Siten auf Reflen Atrer abs 
zuhelfen. Er farb 18163 ein Verhaftobefehl, der von ſanen Geaͤubigern zu bee: 
felben Deit ausgetvirkt worben, blieb mrvellgogen, da bie Arzeo befüyeidigten, daß 
ee auf den Tod darniederlkkege. Sh. Hat Kotedue o, Atanba u. b. en 
für die engl. Buͤhne immgenrbeitet, auch die verlesen b. Griech. Ins 

Engl. aberſetzt. Seine übrigen Schriften hatten geößtenehetls cin Örtiiches mb 





vorüuͤbergehendes Intereſſe. Matkin fein Beben (‚‚Memolrs ste.”, O Bbe. 
London 1817), auch nachher Thom. Moose (Paris 1826, 2 Boe.). ©. „Beitgenep 


ö 1% 


BT © 9 eriff heh dei dm Enhilader bet Heerteeen vintr Övofihaft (Ei) 


effer beftiummnt | 

eiff Candy High» Sheriff, Dberſheriff, geitumt) ſlehen sach ok Unmteefbeciff such 

die Sefehroorenten (f. Jury), webche, nachdene ber Sheriff bie Unterſuchung voßen- 

bet hat, die Entichätemg auoſprecheli, und von ihm feihft vorgefchlagen, ſowle 
ören zuſ fen werden. & laͤßt die —— 


(46), cin menctäeb, ρ- 











Shetland Shukowßkij 215 


ſtand nicht Aber AD Eihikinge betraͤgt, und ein halbjäheiges, Über ere Dinge 
umb Srimiciſic when bas * 5 mit Aubnahre vom 


ſhetſaudiſchen Juſeln a IB), eine mm Sqetr 
ſchen und ande 





KRorf. drleh. 
u en Ad vom Bihler 
Art. — haihen eine Dienge von Dodhten, bie bar⸗ 


— 





1 
3 
. 
2 
Kr 
Ba 
= 
€ 
3 
3 


— derſelben, Ediib 1821, 4., m. Kpfu) Die 
jet, che Maintamd, alt ber Haupeſt. Lurcaick nehhtt 12 — 13,000 ©. 
e von den fh ee Inſeln ... Unft, mit suofen ab beweun- 
wen. Bi 2 Der längfis Tag anf biefer Sie 
et iſt *0 St. 28 Min. und ber kuͤtzeſte 2 Et. 45 Min. Hang. — Neufhb; 
er fd.) 
Shire (engl. oqunty), eine un jeboch ausfehlepiich für bi 
kautte all ee indem es Graffcha — 
eines Geafen gar nicht gibt. Die Shiren (Kreiſe) ſtehen In martuig- 
dag in Anſeheng des Gerichtsweſens der Repvaͤfentatton; 
erg meisten rieuchädteitingen Klden das Genfihaft Kt 
ſelbſt. Spiess Has einzige ngl. Wott, in welchen bad i vor einem ffunenien 
er eg 
kowßkij un — geb. 1784, — —— 


zer 
& 











216 | . am 


Lager‘ (1812). She — Sorache die Kine des Erhabenen und bie: 
Herz tief bewogenden Klänge des Grfühls; |. Derfkeliungen find 
Natur treu; f. Ausdruck iſt ein und kraͤftig. Man ſchaͤtt verzuͤguich f. 
* Romanzen, Epiſteln und Elegien. 1824 verauſtaltete er: zu Peteroburg 
3. verm. Ausg. feiner poetiſchen Werke in 2 Bon. Außerdem hat er mehre 
teäge geliefert zu dem feit 1823 In Peteröburg von Alex. Beſtuſcheff — Nylejeff 
beraußgeg. Muſenalmanach: „Der. Polarſtern“. Noch hat er 6 Aufichten von 
Pawlowsk nad) ber Matız gezeichnet. und diefe 1324 von Alara mn 
laffen. Sh. ward 1824 zum Vorleſer bei ber Großfuͤrſtin Wleraubra 
ber jetzt regierenden Kaiſerin, ernannt; — — * 
fuͤrſten Alexander, Sohnes und Throufolgers des Kaiſers Nikelaus . 
darf ihn nicht verwechſeln mit Deus Fuͤrſten ⸗/Shakowßkaj, der für ben — 
komiſchen Dichter der Ruſſen gehalten mird, beſonders für bie Vuͤhne, die er genan 
kennt. ‚An Talent und Sruchabarkeit Kotzebue vexgisichbar, hat er mehr aid SO 


(1824) heißt, Ariſtophanes u. if eins Art ritanftüich u des Plautns „‚Amphitne”. 
. Siam, ein Koͤnigreich auf bee. indiſchen Halbinfel ienfalis des Bannges (ba8 
ehemals 6000, jegt nur nech 3800 IM. mit .1,500,000: €. hat), Es grengt ge 
gen D. an das Kaiſerthum Anam und die dazu gehörigen. Theile Lass und Kam: 
bodſcha, gegen ©. an Malakka und an den Meerbuſen von Siam, gegen TB. an 
das birmanifce Reich und gegen R. an daſſelbe und China, ud liegt zwifchen beim 
18 — 15. N. Bu Gs iſt ein großes, von dem breiten Fluſſe Menam durch⸗ 
floſſenes, ringsum won hohen ee ar lag Thal. ‚Der Menam befoͤr⸗ 
emmungen 


feine Uberſchw 

Fruchtbarkeit dieſes Thaies, weßhalb auch mehre Gamdle amgelegt find. Diefes 
Thal iſt der einzige angabaute Strich; die Höhen und Gebirge, die es begrenzen, 
find eine furchtbare Wildniß von Waͤldern, worin viele wilde Thiere, als Eis 
fanten, —28 Tiger, Karakals (indiſche Luchſe) ſich aufhalten. Die Erzeng⸗ 
niſſe beſtehan vorzüglich In Mais, Hefe, Reis, Huͤlſenfruͤchten, Waſſermelonen, 
Zimmet, Caffee, Baumwolle, Betel, Zuckerrohr edlen Shhfrüchten, Bassbus, 

(woraus man Papier bereitet), Sarbehölzern, — mn Eifen, 


er: 


find sheit von mongolſſcher 

ügion ift die buddhiſtiſche. Der Kunftfleiß beſchraͤnkt ſich auf Weberei ** 
wollenen und ſeidenen Zeuchen und auf die Bearbeitung einiger Metalle. Der 
Handel iſt unbetraͤchtlich, der auswärtige meiſtens mit Portugieſen und Briten. 
Obgleich die Einw. ihr Land im ihrer Sprache Muan Thai (das Land — 
Leute) nennen, fo iſt doch die Regierung völlig u benn ber König, wel⸗ 

der Eigenthuͤmer alles Grund und Bodens ift, hat den ausfchkießlächen 
handel, feine Unterthanen muͤſſen ehe Koſt und Lohn 6 Monate im Jahr für ige 
arbeiten und finb.in 3 Elaffen: 1) in die Leibwache ihres Beherrſchers, 2) in die 
Glaffe der Öffentlichen Arbeiter, . 3) in die obrigkeitlichen Perfonen, Miniſter und 
Beamten eingetheilt; dieſe Claſſe erhält flatt aller Beſoldung bloß Diemflleute. 
Exft mit 1547 fängt fich Die guuestäffigere Geſchichte dieſes Reichs am, indem da⸗ 
mals mehre benachbarte Nationen in daſſelbe einfielen, wobei 30,000 Eine. um⸗ 
gekemmen fein follen. Der König von Siam, von ben Portugieſen untetſtuͤtt, 
ſchlug die feindlichen Voͤlker, und ertheilte jenen auf 3 Jahre Freiheit vom allen Abs 
gaben und die Erlaukniß, das Chriftentguum in feinem Meiche prebige zu laſſen 
Unruhen im Innern Siemms veranlaßten bie Peguener, ſich 1668. diefed König⸗ 
reichs zu bemächtigen. SPramerit machte fich (1590) von der ꝓ ſchen Zint⸗ 
—— , von. hatten 
(1645) mehre wieder abfielen. Gein Stamm ward (1627 — 20) von Cham Pau 








umb lief die Framz oſen hiurichten. Die Holaͤuder waren nachher die 


Bactoreiman . Di unter Petcharatchas 
folgen (1'738) warb bad Neich ſehr gefchteächt, ſodaß es 417067 von den Blrmauen 
erobert zu" die boͤnigſt. Fanilie 9 wuude Thai, 


les) her 
Siblrien oder Nordafien, bas vom Altai und Kaukafus ſaduich, vom 
Ural meftiich umguͤrtet, feine Önwptabdachung nordwaͤrts nach dem Eismeere und 
nordoͤſtlich nach dem kanttſchatktſchen und ochotzkiſchen Meerbuſen — nr 


gentliche Sibirben, ohne 
die Inſein, Kaſan, Aſtrachan, Kaukaſten und Ahern bac 212,000 
TIM.), nördlich vom 62° mit ewigen, felbſt im Sommer kaum einen halben 
Zus aufthauenden, mit Moos bewachſenen Moraſt bedeckt, ſuͤdlich aber mit Waͤl⸗ 
dern von chen Zedern geſchmuͤckt, in welchen Zobel, Hermeline, Fuͤchſe u. a. 
potzreiche Rennthiere web wilde Pferde hauſen. Im hoͤhern Norden wird 
da0 Sieinfte Afüfige Then, die jenifeifdye Cplgmans, gefunden, und dab geöfte 
— mitten" unter Wäldern von — die hier nicht — 
und a. zum Theil verſchuͤtteten Bäumen —, der fofſile Mammuth. 
enthält veiche Erze — und ſeltene oder Arien Di 
faduche Sibirien iſt ſehr fruchtbar· Man erntet bis zum 60°. Die Bikfie find 
ſiſcheeich; ech gibt ed Galzſeen und Steppen. Die Menſchen (12 BAU. im gan⸗ 
zen afiatiſchen Rußland; daven auf den fihirifchen Tafeln, die 1068 LI. Haben, 
11,550 €. ‘1% im eigentL Sibirien 1,625,000 €.) find in viele Voͤlkerſchaften 





oder Verbrecher | wi 
iſt ungegehaßet. — Uster Giblriens Gold⸗ und Stibechergwerken IR bad wer 
tfehtmollfche edet argunifche Sliberbetgwerk das wegen Auch Platte vulah 
... Utal gefundund. Maunufacturen und BE unbebenten 
Wegen des Handels mit China find bie Scaͤdte Seht ut Rialhte wichei, 
Nobatsttf.b:), 
g M., iſ bie H 6 eingelleferten und bat ſlarben Deal 
fitohandel, — Das Luib iſt ſeid 19235 ia die 4 Stuatchalterſchafren Kobolst mit 
des Prowiug. Oımöt; MortssE, Zonifeisk mb Bitugk nut bee Desei Je 
But und den beiden Seeprevinzen Ochetet and Kamtfhatka (f,d. — 
Bu ber Inſein gehoͤren: der Lenamindungdarchipelagus re — 

und Krecruaſein, ſmmtlich im Eliamerre; bie Kbrigen Uegen im 

mb im iichen Neere. (S. Alentken, Kurllen.) Bel. je 


41819), 

(a. d. &i:; Weimar 1828). 

eine Neiſe much dem noͤtdi. Siblelen 
er en 









nd een vie Büßkieft seckänbigten, went das Nitrrthime 10. 
bhfen men Dir (mache (otar ak ———— Dei Giant) — 





Sibylie Zu 219 
Nach O. Mauͤller foh das Gihplnrsentel und ber Apolisbleuft von trojiſchen Ida, 
wo in Berpid, einer teubriſchen Stadt, das aͤlteſte Orakel der Sibyllen und bas 
— — gehend werden fin. nn... 
Sammlung von Weifſagungen in 


geisch. Werfen hergeruhrt haben, bie 
gen fie feibft, nach X. eine ainbekannte Alte dem Tatquiuius pm Kita unbe, 








ine, ‚csiffiachers mals verbechuen. Ein Gieiches v 

ſolcher Bücher verbremum, bie echten ſibylinifchen Boͤther aber, mach wiebeehoßten 
Mufaung, in 2 gotbenen Kaͤſtchen unter dem Sußgeftel des palatiniſchen Apollo 
anftausahren liuß. Daemoech blicb der Glaube am jede für fibylinifch arcgegebene 
— inigue ri deengeandir) ee u 
einige auinchue, worauf —— — 
———— Buchs voeſchlug. Überhaupt blicken —— — 
dee bh den bern Hänger in Aufehenals bie Ovalel bei ben Griechen. Ungeachtet 
ee 
daß man Aber den Ausgang 
— lißtigets masen. fie fon bas 





ih 


beansıt, ohne daß man in fpäterse Deit aufgehoͤrt Hätte; bie vorhandene Sammlung 
für aht zu halten, oder in früherer au eine newe 5. zu glauben. Als Belifee nad) 
der Mitte bes 6. Jahrh. in Diem von ben Gothen belagert wurde, wollte ntam aus 
2 une, Verſen vorherſehen, daß die Belagerumg mar bis in ben 5. Monat 
e. Due traf aber nicht * Überhaupt war bie — der ſibylli⸗ 
* Drake bg —2 ba fie ohne Beſtimmtheit, Ordnung und Zeit: 
folge waren, uf dieſes Dumcheinanbderwerfen ber Namen, Bänder und Zeiten 
ſcheint die Sage hinzubeuten, daß ber leifefte Winb bie Bitter ber Sibylle verwehe 
mb unter einander mifche. Die noch vorhandene Sammlung fibullinifcher Verſe, 
bie amt nolfkändigften Galläus (Amft. 1689) herausgegeben hat, iſt aus fpäterer 
Zeit amd wird für uinecht gehalten. Im 2. Jahrh. naͤmlich gab es Begeiſterte in 
ber chriſtlichen Gemeinde, welche in bichterifchen Orakeln fprachen (Sibplliften) 
und beren Dichtungen man fammelte ‚und dann ebenfalls fibuliinifche Bücher 
rannfe, tmorüber Theoloririus eine lat. Abhandlung geliefert hat. (S. Friebe. 
Bleeks Abhandl über ihre Entſtehung und Zuſammenſetzung in Schleiermadyer's 
Aeol. Beitfche."‘, 4. Bp., 1. Hft., und Angelo Majo in der Worrede zu f. Ausg. 
eines ſibyll. Buchs, Mailand 1817,) 


220 Sibylliniſche Buͤcher Sicilianiſche Se 


Siby bliniſche Baer, ſ. GSibylle. 
Sicard (Ro Ambeolfe Buurıon, Abbe), ber wörbige Nachlelger des 


herausgegeben. 
mie (ob ches ec zu Dackifin vn ie erſchienm, 
verdienen. Er flach 1822. 
Sicheres Geleit, ſ. Salvus Conductus. 
Sicilianiſche —— Bari von Anjon -hatte —* 


eiſernrenn Sorpter. 
an den Papft, de ie mp Ben kb, Da beſchloß Johaun von 
Procida, ein ſalernitaniſcher Edelmann, ein Mann von beruumnbermörsiicbigem 
Scha ſolick und. gebitbetem Geiſte —E— Er hatte bei 


*) Sean Maſſien, von Geburt taubftnmm, einer der auögezeichnetften Zoͤg 
des verftorbenen Sicard, war zugleich fein nüglichfter Mitichrer. 1772 von Bee 
Altern geboten, die das ungluͤck hatten, 6 taubftumme Kinder zu haben, hütete er 
ald Knabe das Wieh, bis ein Ungefähr ibn gu Sicard nach Borbtaur führte, b ber fein 
Genie balbı entberite und b viebling er nun wurbe. Rachbem Gicarb. in::Paris 
ber Rachfolger des Abbe be ’Epde- werben, ward Maſſien durch ein —S 
cret der conſtituirenden Verſammlung der Taubſtummenanſtalt als repetitgur heig 
ordnet. Maſſieu hat ſich mit feltenem Erfolge dem Studium der höhern Ken Ye 
ten, der allgemeinen Sprachlehre, ben A überhaupt, ber Vathematit — 
Philoſophie gewibmet. "Berühmt ift er geworden durch ylü 

Fragen. -&o nannte er bie on bas — dei * 


. Um einen Begriff von dem Gehör zu 
Dors⸗ la vue auriculaire). Die Hoffnung ee er: A Mr as rien bs “ 
(bie Blüthe des Gluͤcks), und die Ewigkeit „einen Tag ohne geftern und indegen" 
(un jour sans hier ni demain). Zuletzt war er zu bee Abſaſſuns einer neuen 


Sprachlehre beſchaͤſtigt. 








Siellien (Inſeh 


Kaiſer Friedrich HE und ben Koͤug Maufeib In eniſt geſanben: und war u 
ſ. Anhängtichfeit an das ſchoaͤbiſch⸗ Haud von Karl allen f. Gaͤter beraubt wo 

Ber Mache ſtimend, begab ee ſich nach Aragonien und Reben König Meter, | 

(Senrablin antia Koͤnigr 


lermitaner gu den griffen, ern 

u jan wicht Weiber noch Kinder, noch ſelbſt di 
Frauzoſen ſchwcaigern Sielllanerinnen. zun Blutbad iſt bekaunt u. d.9 
kiftantichen Beoper — ————— verhielten ſich wufangs r 
aber sucht vor Ablauf des: Aprit ſvigte Meffina dem gegebenen Heiſpiel, ind 
alle bowt befunbtiche Brapofen eofehtug oben vertrieb. Sobalb Karl, der ſich zi 





e 
ſchleubrtte. Im folg. J. erſchien Comlantia mit then Soͤhnen in ·Sicklier 


7 Delavigne zu 0 „Les en siellienzies”. 001 
Sicilien. Dieſe merkwuͤrd us om Stolberg, Muͤnter, Bartels, K 
lides, Graf („Sichtifche Reiſe“, Tuͤb. 1815) u. A. — 5* —R Inſe 




























M tete T 
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I SH EN In ie Hrn ; 
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er EIHEIR FERN: 

lsısıjle- Eu | 
BiH HUHN 

in, H Het 
hats NEN Hi 

HHHHHHRTHE llintail 


@iciten (daS Mönigecich beider), Geſchichte His 1072 WEB 
eeilierte. Befiinteute VeDhere, Kelifer, vertrieb (535) die Baubalen aus bir 
en en, berun fie un: 827 m 

ben Sarazenen entziffeie wurhe. Die Soumänmer, weiche beeries in Mapel 


ap (4072) and) Ckrilient, welches die Paͤpſte haen abs 

om ſeha übesiiefen. VNoger, die mochtiger norananniſcher Grit, nahm (1.108) ven 
@ wett Mieilien am und vereinigte Dufe Iuſel mit Muapeiui, b. I 

bed Biöigericht beider Bicilien. (S. b. f. A.) Auein lets herrſchte 
und Tenpelitanerm, daher das Stre⸗ 

von Meapel. Dieſe Ider beforberte bit Ihnen 

mb ihe ales Blodpt, eigned Parlam a 

der furchthare Auebeuch peliliſcher Wuth meh ORNache ben 16. 


— 
& 
& 





Shhfed.f.% — 
Sicili au (dad Aoͤnigreich belder) liegt in Unteritallen, theils dieoſeltß bey 

haut), — — del Faro), chelis jenſclas deeſe 
ben, Bkiiih (Dlemini al di In dei Fass). In den Altäften Beiten Home (vgl. 





ten IR 
daher f: Rame: ‚Genfgriehenfand (f.b.). Some Herrfſchaft 
Kan bene lit bar Mawerinikuunng Tarents, feit 273 v. Ehe. (©. BRWw 
mb Byrchus II). Mach dam Undergange des weſtrͤmiſchen Meiche (FG m. 
Ehe.) mark, 3 beterrſcht * Fahrh. 





mar das lombarbiſche Benevent 
9. be. 38 Amalfi unb Bastn. Ye ie 
felbe Zeit fielen die Satcenen vom. Sicillen ber in Calabeben Sie 












06% don Konten. und 
tee Berker, 6 en ers 
—2 Ex Herzeg Biabert und doſſen 











I‘ 


BEL Sieilen (das Wäntäreich Gaiden); Weflficher is Mand 
GSehne geſtdeben waren, die gJauge Macht dro Baufes Hautedille ne Sos 
durch eine merkwurdige GBeille des Papftes Urban II. Für * und T: Nachſdigtkt BY 
be gehe Din [. Bi jet De Bora (In Bichen). Elke 


und 1065 beruͤhmte San 

ten , ſeiner Herrſchaft unterwarf. Dexauf nahm er 1130 vom 3 

klet II. ber ihm feierlich) belehnte den Titel eines Koͤnigs von Apullen —* 
und Sieillen au. Er vereinigts in den. Jahre Ale Laͤnder deebfeits und denfehth 
bed Dharus unter: dem > wi er RönspofchHühtbrn 
Sicillon. ' Diefe Bere mu. beſtand 268 Jahte. ' Die 
Nridem Bei Jedes and Bebkelt fein Bisherige Richt); Boch. Einf“ Inn 
Renpet neben dem alten lombardiſchen Recht aulch das fra: Lehndechrin Gtbruuc 
Dim Papſt toard als Oetlehueheren von Neapel · din Zelter und ein wukt 
Deitaten ewirichtet.- AR Bogers Mi; Enkel, Wihelm dem Satigen It: 4 9 





eccoſch der vbehauptrte ‚Kilfer 
ans dem Hauſe Hobenflaufen , das — ya — der Lee V , 


Earfiartii, auf Neapel nit Eltillen. Wiener. aber verabfhehtenn beutſche 
Nogero 


lubte, und 
tote ſich uncer großen Beaufambeiten. Heinrich VI. Andenken ward allen Sickti⸗ 
—— Alter Bf — Sa —— U. —5 
Unte em ward uptſt. 3 
Barfchaft dee mächtigen Ratfechtufes war den Phpfteniunbenueit; babe ſnen 
Park Urban IV. nad) des Kaiſers Konrad IV. Kobe (1254); —— * 
der GSitillen dem Bruder Ludwigs IX. von Fraukreich, Karl von Adi; 
welchet den rechtmäßigen Erben, Konrabin von Schwauben I. b. 1268 
enthanpten ließ. Sieilien befreite fich jedoch [chen 1282 von ben 
dee Fransofen (ſ. Siciliantfche Wesper) mit Sälfe des von Renradin zu 
feinem Erben ernanuten Koͤnig Peter AM. von — hellen Gernahllir Kol 
ſtantia ste T. Manfreds (nutürlichen Sohned / des tobenflanfiitten α 


erw Seltdem blieb Gicitten 100Jahre laug von Neapel gelzennt: CE 


ertumte Peter IH. von Aragonien als ſ. Behereſcher an, der — 8 

Die aragenifchen Koͤnige —— —— 
der Xyſil. Lehnthertüchkeit, uns Sleillen gehoͤrce zur 

zur Zere des ſpaniſchen Erhfolgekeieges. —— no er 
jomy md Karl, dee erſte Erwetber, verpflichtete ſich dem Pabſte ni einke Füpet, 
Abgabe von NM000 Unzen Gotd, As hingen eines weiße: 
tert nach Rom. Ch Urentel, Kati ns wird 
ungatifhen Ständen 1907 zum gr von Ungarn gewaͤhlt MR 
entſtand, nach König NMoberts Tobe, 1343, ir eh 
Yohanme®.,; ſeiner Großtvchter ———— dem Papſt Uxbein VE krömt⸗ 


wig von Anjou. Er bemoͤchtigte ſich Remo, und gebachte ſchon gaiiz Jeellen ·zu 

Einem Reihe zu — als ihm der Tod (1414) übzereilte. Darauf adoptirte 

1420 f. Schwefter, die Rlnigin Johanna Il., den Koͤnig Alfons V. von Aragon 

— Katen Base — *— 
ee e 

Spanien entzimdet,, die gegen das Ende d. 15. Jahrh. "ganz Italien in Firmmeis 











Oiniien. (dab Rinigpeids heiter), Geſchicht HiS ARD: 205 


fage. Alfens. V. falgu in Menpel ſein manfirlicher Sohn Ferdinaud L, befe 
fen Enkel, Ferdinaub IL, von Karl VIII. von Srankreich, ber bie Auſyruͤche dei 


Anjou xerfocht, angegriffen, und deſſen 
LU, von ſeinem Vetter, dem König Ferdinand d. Kath. yon Spemen und Sich 
In, im Bunde mit Ludwig XII. von Frankreich, ſeines Thrones 1501 beraubt 


wube. 
..—.n (ich Aber bie Theilung won Neapel, und der fchlauere 
ber Feen (f. Ferdinand V. von Aragonien und Bons 


Saͤhte 
die Könige aus dem Haufe Aujou — on, Abgeordnete derſelben zum —8 
was ſchon frfher in Eicihen.gefhehm, war. Auen die Feubal- 


€ 
N 


——— x fermden Waffen witerflanien. : 
tie blieb ja doch zumer jedem Herrſcher biefsihel Bugleid werharbte has. Öppige Ser 
ben am Dofe und —8* ee melläfliger wie die beiden Johanna 
nom, bie — Sitten. Jndehh gab es damals * 
die des Koͤnigt beſch 


den 2 wudazten, 
(ab meld (fe dem Ftiehen weit Brankreidh von 1505) das KRoͤnigreich beis 
ber Siei lien sin Theil der fnanifhen Monarchie blich, hörten die 
in Neapel ganz auf, umb die Vicekoͤnige unterhaudelten bloß meit einem 
— Ansfchuffe, bei welchem die Stadt Neapel den ganzen deitten Staub 
« Alfo wuchs bie Einigl. Macht, mit ihr die Laſt varmehrter Abgaben, und 
—— — ‚in Erhebung ber Steuern 1647 veranlaßte Aufſtand in Near 
wi Mafaniello) bitte under Tihgene Reitung zur Unahhängigkeit führen koͤn⸗ 
Noch mehr verfiel der Wohlſtand des Landes unter dem Drude des Adels 
unb unter dar Mad der Geflüichtiit. Kein Gefeg ſteuerte dem Wachathum ber 
der Rice, und ſowol im. Meapel ale in Sicilien gehörten nach unb. 
wa wol 4 bed ganzen Grundeigenthums der tebten Hand. Bei den Auseſterben 
des ⸗ſpauiſchen Manneſtanunes (1700) wurden Neapel und Sicilien wie 
ein Erbſchaftsſtuͤck behandelt, Abe Dan En ER 
fengen, fa willkuͤrlich vetorhnete, als nachher England und Frankreich Ins utrechter 
Eben 1713, und zur Beit der Quadrupie⸗ Allianz 1718 es thaten. Im utrech⸗ 
ter Friebe wyuucden, nad) dem’ Plane der um den Handel neidiſchen ‚Engländer, 
Neapel und Sicilien garennt ——— 
—— — — Evan erobente wen Anteieb, 1717 
Cicitien veieder, mußte es oben 1720 an Üfzeich — und Savoen erhielt 
dafür Sardinien (vgl. Saxdiniſche ——— foboß jent —— 
beider Sieilien ein Theil der oͤſter. Menarchle wurd ein in dem Kriege, wel⸗ 
Ger 1733 wegen ber Koͤngewahl in Dahmentkund, — Spamien beide Si⸗ 
ciiien usb behauptete fie im miener Frieden (1735) für den Jufanten Don Carlos. 
ee 1780, u. d. N. Karl HI., den — Thron beſtieg, 
uͤbergab er das Koͤnigreich blider Gicilien feinens beitten Sohne Ferdinand, und 
— — — daß es mia mit ber fpamifchen Monarchie wieder vereinigt wer⸗ 


ben ſolle. 
Ferdinand regierte ſeitdem in beiden Sicilien unter dem Namen Ferdi⸗ 
nand IV. Die Geſchichte feiner durch vielfache Reformen ausge 
durch pelitifche Leidenſchaften, revolutionnaire Stuͤrme und franz. Waffen aber 
mehr als ein Mal mit dem gänzlichen Untergange bedrohten Regierung f. unter 
ons.cter. Siebente Aufl Bd. X. 18 


216 Skin fans Kbalgrsih bader), Serhlkte fire 


Sot din add I.j bemn fo naniite ſu 
1016 f umntiichen 






| et 
; 0 Hyne: (iind Winteriskeßeh gelaig. · ¶ Dl. Ackan, 
Benaparte [Mapekien), Wenipures [Depp], Mucae mb Nenpel, 
Renosutien) - te Bene RN 
Anig Gervinanb.1. wat von am Ab: Mal LERLSMT. 
nilt den der Scaatorercealtuug ue 


E⸗iqtung zu abhi, v 
foßeen. Ba. 





Sielitin, 
Bumahten Abes die tha ven vn Scuacuurathe gan 
werichähge md fra Makaaı) neik Blrkg,, 


wort, ya Die Folde zeigen. Zu ſpaͤr Bireuen 


. *) Witgefgeite in km 4 Ste, bes g. Wende: „Di 
onen ber rerapäihen Giaatn A Aa — x „Mie 














tar. due Königreiky beider), Geſchichte fen 1923 DR? 
Meat Die vbanneceen Senrrufſchret des revolutidenatren Parlamente, daß fie bei 
rechten Aagendlick, das Bateriand zu vettar, durch Ihte eign⸗ Schulr verloren har 
Ben, dis fie des Wellen Nieclarbi) Umcihibachte Vorſchtaͤge, die Fehler ver Confik 
ed ——— Eortes zu vermeiden, und die alle Juttereſſen vereihlgenbe 
— ee. 2820 derwarfen. In der m. 
er — —— erde vie HR am em Dur 

ee 55* 

—— [IR v 82T After dan vs ö 
Gas Mofa ward did neaes, von ee. —* ae —— 
zirs warden netue Lehtee echanttk Ärzte uns Nechteeirhrt⸗ Bid ihren 
der Aevblutſon Ah EEE in erlanutze hatten, — *—— — — 
fung tihterwitfan; ME Vorſteher von Pelvntfchulen whchen angewiefen, — 
tercichk Nes dei oſſenen Tharen zu teilen; alle junge Keete Folter den 
Hayek — am md — Sie AMal wochentlich in ven 
Merqhen ſtatif arnernd Utengen dennohnen, bei Serafe u 
Baz atduden arngeſehen ind zur en Öffentiiäyen Arntern nicht ztegelaß⸗ 
m 


an 





ſen Be Mjeber Siraſe ber rwoard Kin Sittenwaͤchter beſtellt; 
d in thex Rechte toicbeeeingefenem Jefuit ⸗n venta Haͤuſet und @etd, um "Moe 
——— et Gag I genaben; ar Did, 18. 1872 






fee, buͤrbon hergeſtellt die te Sie ſeit dem Yani 1821 wies 
w * ek Auduͤdung Ihrer Gerichtobarkeit erhalten kan, Bemähten ſich durch 
aut mehr weh vdiin Carbonirkonms verfuͤheten Sinn des Votko zuni kiech⸗ 
Setyorfuumn ——õzãze* und Audonnenbider thaten noch fin Gone 
TER Reapel ſolche — —— ihnen Ein alt thun miupee. Dis 
bet deantichigten Berhaftungen and Hochverratheproceſſe das leicht 
zerohlnife Boſt * rau —— der entwichenen Revblu⸗ 
nencenet nach. Auf ſtaategrſchruchen Briefwechfel ſtand die — 
dahee Tantra DAS RR Poft nicht immer fein. 
Re un gu KBatcrenzana encdeckten Catbonaci würben 1824 als Berta 
—— „se Yukd) Könige. Begnablg zung Faft Fähnentrich she nift 


Kteiner Br wurden inte dr gel, 
en rn —* ae —— Ink -. 
— —2 —————— durch en ein, gab’ bei 


Elnefa. 
teten 8* um die Carbonari zu verfolgen und Mathte Leute von beim 
a Rn Seen: Die ſich in den Peovinzen bie größten SO 
erlaubten. ( S. die, — et. 2802, Se. 119 md 120.) 
— ann Tauern ee, Ä ni 
Smrent Font, vr ÖNEheid. Wende, miädhte dir 
—— al mefe mies hof, — Enofoð 
eintger aadern Beantte. : Allein er erhleit ausw Antworten. Enb⸗ 
ep neß Me * — — neavolitenſchen uite Rote nebſt einem Schtel⸗ 
ben des den König zuſtellen, En ie Male, vermoͤge des mit vem 
Muige von ee latachet Tractats, und nett er fich ſelbſt Erich 
f. Peoelamatlon won Febt. 2821 zum Bermiteher zwiſchen dem Wolke und dem 
Rhnige ecadit hade die Abfetzeng dei cher Geisalt beenden Stnstebiehr, 


. 2 Ya Airchwbl, Graf von Gemaboli (geb. 1768 zu —— riner der gehe 
m. as) —. —— Zoſeph, «id JZu⸗ 
ſtiz⸗ and Culſminiſter unter Murat, 1820 vom zum Juſtiz⸗, Cult» und Pg 
—— ernannt, för en unerlaßliche re in der hoͤchſt unvoll⸗ 
— eng en Sonftitution vor; das Parlament achtete darauf fo wenig als 
auf die ko — Ricciardi nahm darauf feine Entlaſſung und lebt — 
auf feiner lin del Vomero den enfchaften. 
16% 


ER hellen (das Mönigreich beider), Oehätchte fe. ias 


die Freilaffung ber Verhafteten und bie Wiederheeſtellung der Poafameniunb Kings 
in den Scand am 4. Juli 1820 dringend anempfahl; und hieß zen: fo mehe, ba der 
Rinig von Neapel in einer Betſchaft an ern Reife nach Labach 
arkhkiart haste: - „Ich werde nit einwilligen, daß einer mieiner Unserihanen- wegen ir⸗ 
gend einer politiſchen Handlung beiäfligt wuerde” („Monitene" , 28. Dec. 1820), 
Augleich drang Kitzsich auf die Einfeptinz einek andern Dies ge⸗ 
ſchah im. Ma 1822. Gansfa reiſte nad Piſa; des Mütter Medickdf. ober 
und der Marcheſe Tommaſi kamen von Rom an. Jener trat wieder ae die Spit⸗ 
Ver Finanzen; diefer warde Juſtiz⸗ Bnaden· und Gultminifiee; . 
echieit das Minifteriem des Junern; der Fuͤrſt dela Scaletaa bes Ariegttepacc 
und Marſchall Clary, ſpaͤter Herr Intonti, das Polizeiminiſterium; Furſt Atnaro 
Nuffo aber den Vorſitz amd bie Leitung der Angelegenheiten.» Dievauf 
wurde für bie Angelegenheiten Gicilieutrein befenberer Minifier, D, Genfer Kuaune) 
Herzog v. Gualtieri, ernannt. +— Die Berbinbung des Hofes. vom Neapel. mis 
Dem twiener ‚Hofe, welche für die Befeſtigung der alten Drbirung uaͤberhaupt fFehe 
wichtig war, wurbe durch einen halbjaͤhrigen Beſuch des Koͤnige von Reapel in 
ea ai 1823} noch inniger. Wahrend — 
beit des Könige verurtheilte der große Speciaigerichtohof zu Reapel, weichem Der 
Drouf der in die Verſchwaͤrung vom Sul 1820 gegen bie Sefrbenbe 
verwickelten Perſonen übertragen. war, aus A. San. 1823, als Hauntanftifter 
opbe Abweſende zum Tode: den Ergeneral Gugl. ——— den Ergen 
ichele Caraſscoſa (f;d.), den Abate Luigi Minichini, un ben obriſtuent. 
Porenzo de Concillis a ee im erſten Grade an jenem Dodge 
tathe: den Abate Giuſ. Gapuccio, den Eroap. Bart. Paolella, den Cch. Bam 
tano Graziani, den Erlieut. Serafine b’Amia, eg Sri 
Ermaber Bincenze Pife. Auch zu Catanzaro menschen: 3 Werſchworene die Auf⸗ 
rrht hatten erregen ober bie Carbonaria wiederherſtellen wollen, nam viner Ri 
taircommniffion verwtheilt und hingerichtet. Die aͤbrigen Mitſchulbigen erhielten 
Kettnufinofe. Nach der Ruͤckkehr des Königs ward gene 
- da Medici, weil dee Fuͤrſt Albaro Nuffo *) als außeroch. Botſchafter hal Mil: 
Hp. ef mr, an af te Die Erna. der 
Augaleg. und ber Werfig im Miniſterialrathe (her Kin ſcharfes Coſtc 
gegen geheime Gaſellſchaften war ſchon am 3. Du 188 1822 velaffen werben. Deb 
ſerangeachtet hörten bie Verſchwoͤrungen nicht.anf. Am &yde 1323 ward aber 
mals eine geb. Geſellſchaft entdeckt, welche fich. bie nene Meforne Suenireihe- 
nannte; ihr Pofungbwent war des Name Manuel. Mehre Mitglieder biefes 
Beige der Gatbanaria wurden mit dem Tode beſtraft. Bald bansuf auibrfte 
zen, in Neapel einen aͤhmichen geheimen Verein, den der Warabiſten, die das Bakr 
den des Erloͤſers als Sinnbild gewaͤhlt hatten und 
beſtehenden Verfaffung gerichteten Planen ganz Italien umfpinnen wollten 
Piiandoni di Napoli 








Abgekürzte Berfahrungsart, die fogen. Mandatoforn, vorgufchrriben. Dies war 
feit einigen Jahren ſchon das vierte Mal, daß ber Rode, fich genötigt ſah, um 

der Überfuͤllung der Gefängniffe zu begegnen, außerordentliche Maßregein zu er⸗ 
greifen. Gleichwol banımte:ber: Proceß der Hauptrerſchwoͤrung nen zn 
noch Immer fort, und die Zahl der Bergen flieg kber. 1200. — Indeß bewies 
Bermindertmg des oͤſtreich. Beſatzungẽheeres daß Ordnung und Ruhe —* 
nigſtens aͤuß⸗rlich immer mehr befeſtigten. So trat, nach * Zode des Könige 


9 Diefer Gefandte ftarb zu Wien am Ende bes Juli 1825. . 








WDniuen (das Röntärcich beißen), Gäiiertit 1er ER 


rhlämt Isam:5. Ian. 1625, — — ber. Hiäperige Herzog von 
Godrisi, Frauz L, unter gürsfligenn Kuehfichten bie Regierung an. Er mmndhte 
im Wok ab Garen mac Band ab Ruin, wo in Beige 
ber mit dem Sabnette des Kaiſers von ſtreich zu nr 
redeagen, — —— eine Verminderung des oͤſtreich 
Heexes in Mapel bewirkte. Nach ſ. Ruͤckkehr erlaubte Knig Frauz, Durch. die 
Docrete vom 48. und 19. os Neapolitanern, bie aus Furcht vor politi= 
ſcher Verfolgung Ihe Vaterland verlaflen hatten, mit Uusnahme der zum Tebs 
verneiheilten ‚ bie Ruͤckkehr. Die uͤber 54 Perſenen in Neapel umt 
tiber 62 in HodweranthE 1820 oder Thelimuhme an-geh. Seeten 
GSterafurtholle wurden gemildert, Andern bie Strafe ganz erlaffen. Au⸗ 





Umtertkianen amd auch die eb Weil eriuocb. x hob. B. das-Tbnigt. Worzecht 
der Fiſcherei heim VPofllipps auf, bie Bewohner ber bicher 
m u Erwerbezweige, dem Fiſchfeng, fuhr befchraͤrkt morben waren, 

n Zwelgen en die fühlen 





Vnter bass einzelnen Yebusfte das: 

wahre Haͤlfe. Durdy die 9 Nevolutlarmonate war ein Bieficie von mehr als 18 
BEIN. Thic. (10 ME. Ducati) entſtanden. Um dieſes zu decken und um das: Pas 
piergeld zu vermindern, deffen Menge den Handel niederbdruͤckte, ſchloß die Regie⸗ 
zuang HE2.f5. mit dem Hanefe Mothfchitb amd wit.deiw engl. Mungwier Gosdhenfe Ä 
> Unteiben überhaupt von DO MIR. Die. m 8 &k.) ob} een 
ſeit 1822 durch die vom Miniſter Medici Driming in 


Snamzperuiteem beifchenbe 

gen dem Handel aufzuhelfen. Es ward Daher mit 1824 ein neuer Zolltatif elugen 
fügt , nad) welchem bie Ausfuhr inlaͤnd Mn re ve jedem Boße befroit / 
Br der Einfuhr EN Grundlage bes Zeabezugs nach Der 
Worthe aufgehoben, und flatt deſſen von. allen Manufacturen von jeber Beſchaf⸗ 
"fusshelt,, der anf: bie fehnften Sorten gefegte Zoll bezogen wırnde. Um das Wabadlı 
monopol zu fichem, warb der Bau des Tabacks (erba santa rei ende 
nigl. Bewordaung vom 24. Maͤrz 1824, fuͤr die Rinder dieoſeits der Meerengt bie 


urch hob 
ſich * der atapolitaniſchen Stantspaptere bi6 bie über 96. Indeß bleibt bee 
Nädiimıd in den Einkuͤnfſten des Staats noch Immer groß, und betrug 1825 in 


Anſchung ber GSrundſtruer, welche dieſſetts de Faro uber 6 BRIN. Dur. einbeia⸗ 
gen fell, an 2 Min Ducati. — Die w e Umbildung des alten Zuſten⸗ 
des warb bauch — des durch die Revolution ſtrafbar gewordenen Hee⸗ 
res von 18 _ = mb 5 Savalerieregimentern, ſowie aller Milizbatalllone 
und durch bie allm eines neuen bewirkt. Aule Officiere wurben 
wit einem Moctdſolde verabſchiedet und durften nicht mehr Uniform — 


Auch konnte keiner von ihnen in dem nenen Heere ee Auftedang 
nicht die Ihn der Guadbe des Könige empfehlen —* Das 
mach dem Detrete vorn 29. Jull 1822 nach unb nach neugebitbete Heer folfte- and 


12 CErrps Garden (oasa' reale) ut 17 4. Corps, darunter 6 auswaͤttige Regi⸗ 
mentee, beſtehen. Es wurden daher Irlaͤnder und Albanefer in Dienſte gerom⸗ 
men; die seiten ſchweirer Cantonen eingeleitete Capitulation kam aber erſt 1825 
— * 


bat man ein Militalrcollegium, eine Nilltaicſchule und ein Elevenbataillon neu 


BR Oichtien: as:Rönigreld; beiber), Ceſchichte feld 1001 

achtet. Umterkuffen: hatte bie Uufthfunng der Militibafükiäne - cine Binngk 
Nauberbanden exzsugt, pi deren Bernichtung ber ‚größte Theil des MRreich Auri⸗ 
llarhivves In bewogllchen: CGoleren das Land darchzog, ee Orten beftes 
heuden uber nach be. Etandeecae verfuhren. Mabei becbachterea 


die ·Aitreich Druppen ‚auch daduvch mus Neapel verdient, daß fie die bereith unter 
Murat begonnene neue Straße am Pafilippo, rabiche ben beſchweelichen u. durch 
die bekannte Orotte ehtbuhrlich macht, nit dem geringen: 

— a 80,000 Ducati gu Gtande bradktan, Auqh wurden bi: 5* 
von eji aufe neur degennen. 

m ung deihusedet. Ungetegı Hebat wichtigſte Netenfähel den itlani 
Kayen Bipiontade fit 48231 ber at Meapel ame 18. Dit. 1828, zwiſchen deu 
Kalten von Hſtrelch umb tem Könige volt Neapel, unter Epriinahume des Kaifers 
von Rußland und des Könige — —— auf die Zilhelge Ber 
Ping bie Shuigwihe,beiber Okiton buma ei Rech. Haife⸗ und. Schaitzdeer 
von 85,500 I. Vertrag. Die darin feſtgeſetzte 
— —— ⏑—⏑—⏑⏑— forte dat ergauiſche Befeg. dan O6 Mai 1801 
guukdptet Und Die: Bilbang 36 neuen meapetitanlfähen Heeces wicht Brıisg 
——— nach und nach vollzögen. — Schen 1823 umiefen, "dem 

rona gefaßten Beſchluß und dem Wertrage zu Neapel ⏑— 
17,000 M. Offtteicher das Königreich Beiber Gichien. Darauf warh darch hai 
am 31. Aug. 1824 zwiſchen ben Höfen von Mien und. Reapel, mit Weiftiaumweg 
bes Keiſers von Rußland und des Königs — — abgeſchlo ffenen 
— — die Staͤrke des Im Rönige. beider Sicillen aufgeſtellten Auxiliat 

ıp6 öfte. Truppen auf 33,500 M., und die Dauer bisfer liberainkwisft bis zu 
Eve Mei 1826 fefigefegt; worauf noch im I. 1824 3000 M. Ofträche bad 
Königreich veriichen. - Da indeß bie Wilbung des neapolit. Heeres, bei Dex Auel 
gung der Schweizer gegen den neapolit. Kriegebienf, — fe 
warb in Mailand, während ber Anweſenhelt des Könige Franz I., die Megenwart 
uber: Truppen in Oeapel und Sictlien, aud nad * jenes — 

vom 31. Aug. 1824, für nothwendig erachtet, jedoch eine Berniubenung bad 

| —— 2—— jegt beſchloſſen. Der deßhalb von bem oſteich Bier 
ſuudeern dm ſicilianiſchen al Grafen v. Fiquelmont, — 
am 28. Mi 1825 u Mailand umterzeichwste dritt⸗ Zuſchoertrag (zu beit Hamt 
vertrage vom 18. Oct. 1821) beftiummte, daß die oͤſtreich. — 
Ende Maͤcz 1827 zur Werfliguing Ge. flciikam. Maj geſtellt dunbe, jedoch zuz Er⸗ 
leichterung ber Finanzen des Rönigusichd bis auf 15,000, und nach Maßgabe den 
amahme des fieilianiſchen Hecreo bis auf 12,000 M. — werben Tas, 
Seitdem Haben nach und nad, 1807 fanntl. aiſte Truppen ben Maͤckmarſch ange 
teeten/ und der dicherige Oberbefehlehaber — sMeut. Baron v. Pr 
wmont (f.d.) fl, an des verſt. Grafen Babna Celle a a als Gertex 
raltommandant ber Lombardei berufen merken. 
Huf ber Inrfoi-@ickiien, Dam Rönigrekhe jmnfeite des Jaro, waren LIE 
unb 1872 Gefeglofigkeit und Clend aller Art viel groͤßer alt m Neoapel. Des Dei 
fleit flieg auf 600,000, und die Spfmtliche Schuid net 1 Midien tinzen (bie oızaa 
wird zu 3 EHE: 4 Br. 8 Pf. auch nr 3 Mu. 10 Br. gesegnet). Man auehte dar 
Hei bie Abgabe von Mehl verboppein. Dies reiste dad Volk zum bliuigen MWibes⸗ 
finde. Day kam ber Unfug, den große Muberbanden trieben. Allein bee oͤſt⸗ 
zei). Generai Graf v. WBallmoden hatte bie Inſel, welche der Strg Miccla Ji⸗ 
langieri, Furſt v. Euto, als k. Generaiſtatihalten regieete, mit 12,000 IR. freich 


VJ 








| 








Mile (dus. Ririätehk; bedec), ei - MUS 
ungen befeta, WiE, At basagfichen Galsieten. bad Bab tusihfurifenb, Tecniefiuit 
Die dk. Drkeug bi bie Aikrtikiche: Achearheit boil — Beide 

1a rOAaUN mans Lisc In en Billen Enns uber 

tar: umb nadh wentget bdhans Baamua zn finkin, hie sit Gauharini geutefen waͤren 
Difko gulfte una Di Dahl ber Kram, fHhfE In Dana aehlpe Palo, und die Dre 
yelksifchen Verbrachen, Deren mat gegeniſ o M verhaftet hatte, ine von Airage 
art, 3Beem un 1 Bibnd in —— u un 
. Busbifihef bentuinn ze ermorden, Iyı Mieneral Male . 






















aus affneten umnd 
—— Paltcas J——— 
e 
gefühnäht, auf, Es dauerte daher lange, che ben xegeln “ſga Chang der 
gun jerben Tomate. Bag: kam bie Atadieig Ih allen 
: ‚Probe meh u 





Deren anhält. Eiclien hinfichtk dan Dieagergn, ade 
EHR.i6.5, 306,0 Cinro Über Sircilien —— ten —— —— ß 
d.ur, A. Das, im M. an dau Rischrmfkant: geengande, aͤſtlich name abriesifehetg, 
ſſdliqch anbam eſtuch vons — Mae umgebene Neapel bat einen groͤſanu 

dpeik uuilenkichen Mchen, deu dat Bnyigfie Dilanzenmucht bebedi. 

Sich zu bald akt des Apenninas nach br Marre bin. . 
Yateız Alagt ber habe Mcfen. : Det Banb han ntre. Bürfkanikleffe nam 
mäßigen Umfang: Den vuitauiſche Boden miıb oft son irhlrben zemifien: Me 
KEG Yaseu 2 Diei 24 Standen der Bene inne bei. Punyssıahi , Dan 
ven Alaftan eurigte. Durch dis Poſuppogtotte, bei Reapch 
gt un aan Sansa tn Pine Sn (Ansehen, we 
Diuer zu — wah Ver Znterneelt fammelia. — 














und Marmor und edlen Gteinarten. Der Bergbau iſt vernadtäffigt. Der Bas 

hashel beficht fef aar in ber Ausfuhr der Raturerzeugniffe. Der intänif 

dei wird durch der Mangel an guten Strafen, Canaͤlen unb ſchiffbaren 

en Vollendung ber Landesſtraße zwiſchen Meſſina uab Paleemo ward 
2048 bugenmen. Auch In wiſſenſchaftiicher Hinſicht iſt bie Natien yuuhdls di 

MDott᷑ iſt hoͤchſt — ee erg 

man einführen ; on Weblidetun: abet 


niſchen Inſel Ponza; Principato citeriore malt Galemo, Amel und Pen 
Principuto uiteeiones Eapitomta, Moliſe; Terra db’ Otrauto mit Lecce; Baſtu⸗ 
vata; Galabein citeriore ud ultetiore I. und H. weit Noggio, ne 
oBe bofeſtigte Kuppe der Altın, Scyhla, in —— hinelntriet) zn 
, wo Murat fiel, — — 
Crodt genamat uud fie abgabenfrei erklaͤrt hat. engere era penten 
&kitien bildet nad) dan Grundgeſetz vom 12. Dec. 1816 eine cenflitutiennelle, 
in maͤnnlicher umb weiblicher Linie erhliche Monarchle. Nach biefent Gefet, Das 
aber nicht vollzogen wurde, befigt der König die hoͤchſte, vollziehenbe Gewalt. 
(©. oben das Werfaffungsdenet vom 26. Mai 1821.) Iſt der König nicht per⸗ 
föntich im Sicilien, fo reſidirt daſelbſt ein Statthalter (Luogetenente generale) 








Sieillen (ods Konigreich belder) ſſatitif En ) 
abe Bipräinig zu Palcrnoꝭ bi 4020 RE xd her Snupeing. — 
ter. auf bei Zutel: fallen. -.—_—_—_ orene beſegt wechen. 

i in Runpekfägurfeiter and jege.auch in Gieiiiens oo. doch —— 

noch qur KZeit des der Nerolutlon vom 7. Juli 1820. Seit 8o Ice 

EA Hals Salsa br Chcite Inasate het Bald an den Pabſt umtreluf- 

ſeng / bie MOO Unzen Gotd aber (18,548 Beubi a 1:4: Ihir.)hat or als de Alne- 

ſen enttichten wollen.: . Durch das mit dem Parſte 1048 abgeoſchlo ſſene Foncor⸗ 
geloͤſt uͤberhaupt die 


alten. Urt jenfeitö:deß Faro) befitt faft 5 bed Libre. ‚Die Yampaifitiom rch nach 
in: Bieilien [dem 41782: aufgehoben. *) In keinem Rande: — 


Drum vom 22. Dec. 1818 auch auf das Geblet jenſeies des Pharus ( Sicillen 
t, und daſelbſt ein oberſter Berichtähef errichtet. Auch — 
dieſe Inſel el neue Gerichteordnung und 1819 ein neuer Cieiiceoder. — 


hetengen bie Stanteelnkänfte £ ; 
a 1827 210 Bid. Sim. Der Antheil Sieiliens an ben fichen» 
bar wird vom Koͤuig beſtinent und ventheilt, Darf aber hährlidh. bie 


ven Autommen von Sicilien 4813 vom Parlamente fefigefegt murhe) ohne Be⸗ 
Wegen der Staatsſchuid exhoͤht⸗ 


wiltgung ea ficil. Parlament nicht eigen. der S der 
Mimiſter Medici 1340. bis (Fundazia): eine Urſache der Nevolacien 
wen 1320. - Dad:nene Landesheer zähle 22 De 


ſtens 89000 

Beil. Jannarius/ — 1738, aufgehoben rg ernenert 1814. 2) Dr an 
des Beil. Ferdinand unb des Werbienfles, a. 

eenswert 1314. A) Der Bonaparte ge, Orden des Rönigreicht bei⸗ 

Der Sicilien, weichen K. Ferdinand EV. 1815 beſtaͤtigt hatte ward LBLI -aufger 

hoben, — 9. Jan. eu di Bırläkless 

gie dela Riımione mit 7 Graden geftiftet. - — 

Bieten Stunt find zu bemerken: ——— —— Senators, A⸗ 

zusimes:kisterigues,, politigles et litber. aur.io zoyanmıc de Dinples,, aver des 

netes psc M. -Amasy-Duval” (Paris 1819), und die „Censtituziene del 

Fegus .di.Skoilia, stabilita. dal. Parlamente dell’ a. 1812" (7. Aufl, Per 

Immo 1843, 2 Be); „Geſch. des Könige. Neapel: von 1800 — 20% 


*) Dies er der. Marchefe Garacciolo, Vicekönig von Sicilien. Er flarb wahr: 
Se am iſt, weil er die Macht der Goſſtlichteit und das Fendalweſen angegrif⸗ 








de ix. Sinfle, on repmeil.des pins ‚beaux monumens,. mewuris st 


mteilerne de 
dessisss paw 3. Hitgerffiet.4,; Zaumch‘‘ (Denis ART 4. a 
| Gieingen (rang v.), ıheinpfälsifchen litten, Enifesl. Rath umb Scnerel, 
einer ber ebelſten anh hellunmächigften Deutichen, ach; 1488 zu Sickingen ‚obes 
ichgan. Won Ingend 


derte dieſelbe in ben nicht wenig. Duletzt erlag weinen Fehbe 
Klee, Pfatz und Heffen, wolche ihm bie Veichsacht zuzog, — — 
zwiſchen Launtern und Bissitehdien einen uunglärlähdyen 


rung ſ. Sqloſſes 
— Ronb 7.Mai.1593, bald nach Be Landftchl anhört nad 
jene baum feit 1.773 aräfiichen Bofchlechte Ciickingen. SE. Mind, Benyn. Eclia· 
gew'’® Thaten, Plane, Freuude und Asögang‘‘ (3 Mbe, — 102 
Sickler (Fuiebrih Kurt Eutesig), Conſiſtorialnath und. Director tet Mies 
en Sohn ves — * — 2—— 
tm Sothaiſchen d. 3. Ro. 1773, en al vu Willenan, 
Alerthums und: f. Risbe : ah 





ermangein. 
baumzucht ( Frankfurt 1802) erſchien ia demſ. J. ſ., — — ⏑⏑ — 
und 8 e vorzuͤglicher Kunſtwerke“ = }« fpäter f. „Almanach ans 


Forſ von Latlum 
Megeg in Gemeinſchaft mit ne — (2 ae) Verbin ne 











Alchon Sb: - 


„Pisa iopogräphı. de.ia onuipagas de Rome arde axpilsationf” (Neni 1016) 
——* ber Topographio ber Umgegend von Blaue‘, 

unh ya vergleidjen zu her „Mopograptie des Messen und neuen Bieins much bemm 
Ea des Bunton'', Weimar 1823), foie in dem Bamals. fo lebhaften Sereica 
Äber bin eoliopkfäen Daun [. „Lettre à M.' Mäliin, ser 1'6peque des oomsisue. 
dnnseynlogiennes‘' (Yazis 1811). Mehre f. andern, meiſt mtinunsifchenZhbe 
heudl sefihlenens zuerſt Ins weimar. — 7— „Mobej onrual 
lelegiſchen Arbeiten, wie fc aus f. Ausg. des ———— ————— Dem 
ter (Oiidburghaufen 1820, A.) und im emigen anterm Proben oweifen 'Iife. 


Bamisnlofben zu Mien zu erfiiren fich vorgahım, tweiter ausfähete (Ifis, LEHE, 
1L. Heſt), —— ————— lebhaften · Abeeſruch gefunden. Mine 
NAcſaunreellung: findet man in des Meifigen Banned Handbuch ber 
alten: SBesguaphis fr Gommnaſ.“ (Kaffel 4824), zu oem jett ein eigner Atlas bins 


Sieyan Gieyon, —— aßuto) wie —— 
Staͤdte des alter Griechenlands, nicht weit von Korinth, > 
ans Diner; wait einem Dafen. Die Eadt war von Doremn befegt worden | 
genoſſen aber ein fo: a daß fie neben den Spartlaten 2* 
Sriehndflifter waren buch enskuͤnfle beruͤhnt, 
wie jene durch Kriegsgewalt Dbmwol zur eu * fuͤhrten ſie doch mer ſelten 
Ruben; Hagegen bluͤheen hier die Muſenkuͤnſte. Die hiefige Bildhauer⸗ und Ma⸗ 
Venfahmda-batta einen gesßenWiuf. Der Iuufkzeihe Dabalae wich ein Sichonler ger 
naumnt; anuch war Sicyhon e. Wertftaͤtte des Erzguſſes, al die griech. Kunſtler Dis 
pinnt un) Stolio gegen d. SO. Olymp. hier auftraten. Der Ruhm des einhei⸗ 
miſchen Floͤtenſpielt, eigenthuͤmliche Taͤnze, Tragoͤbien in ſehr alter Zeit und froͤhh⸗ 
Up Sefifpiele, weldhe die Romöbie uosbereiteten, ſchloſſen ſich an ben Dienfl beü ges 
nn on. Auch die Frauen waren wegen ihrer Bildung berühmt, 
Senn den diteiben Zeiten biibete Sicnon mit f. Umgebungen einen Beinen Staat, 
ze ee ober Fuͤrſten genannt, die dort geherrſcht haben ſol⸗ 
des Kbafall. der Gerakliben warb e6 ein Theil ed atgluiichen Meike. 
liche umhe be Denvstentis eingeführt, waͤhrend welcher ſich von Zeit zu Heit 
—— Obergewalt wer Es behauptete zu dem Zeiten 


fpiter f. 

riechen, im denen es bald für, bald gegen then Partei nahm. ZUratad, 

gleich groß als Seieger und Menſch, bewog f. Waterflabt, dem addifchen Bunde 

beizssteeten, ‚In weichem fie längere Brit eine bedeutende Mole ſpielte. pdterkke 

theiite fie das Schickfal jenes Bundes, —— 

Siddonse (Mifisef), eine dee größten tragiſchen Cchaufpieleuiunen 

Engländer, die Schweſter der beiden Rembie ({.d.), geb. 1788 eier 

in Babe, iſt bie T. eines Proteſtanten, Moger KAemble, ber ein Spielhaus hielt, 
fung 


"il 





i 


teegiſche 
Sendens buhlten daher ſtess um ihren Wefigs fie ſelbſt ward mit Ehren und Gunſt⸗ 
bereiguntzen aͤberhaaft. Ihe Geiſt iſt claſſiſch gebildet, uud he merciſcher Gha⸗ 





B8 Siberalmagnciocus Elbrriamuẽ 


Red nei. — —— — bie edette Hal⸗ 
Ara nd das wohfliiugenbfle end vulitineubfte Organ. un. 
unire Güymufpinterhn fie in der Rumfl der Citinmmeenhihergänge und bes wushfeinben 
Autkruo hbaeteoffen. Die Beweglichkeit ihrer Phyfiognoenie, ber Aubruck ih 
— — ——— vergangenen 


ste Abertroffen: Macbeth u 
| * VIII.“ Zugleich treibt fie — — 
hat namentlich eine Buͤſte von dem amerik. Pr Adams verfettigt; Ye 
—— * hat ——— fr Die Bde. ©. ‚Muuselre 
Mri. Siidons“ „von Yamıet Boaben (London 1826, 2 Whe.). ' 
nn Siberalmmagnetiswmus ifk u urtsefchelden won Siderismusif.v.), 
und bedeutet ben heklfammer thleriſch⸗) magnetiſchen Einfluß der Scerne anf Keunıbe, 
F won /ſich zurwellen zur Helluug ſchwieriger Kvankheiten mit Glüͤck bebient 
—— wird don der griech. Wonesmung bed Gifent: (udn 
gr) ap „well das Eifen vorzegſweiſe u. a. thieriſc⸗ 
mitt; Sideralmagnetlannes dagegen ſtauamt yon Bidora (die Sterne, 
— Die Matfache iſt nicht zu leugnen, da man fchon Tiny den affallen⸗ 
den Ciſtuß des Monbes und deſſen Wechſels auf bee tupiichen (geitgefeglichen) 
Beclnf verfäjiebener Krankheiten Krankheiten keunt, und bei dee Heilung derſelben zu 'beräich« 
— page: "Einige mertuilsbige Fäne vom ber thells heitſamen, thalt ſchaͤr⸗ 
— — ven Mondes und andrer Sterne auf Kranke findet. man in Men 
fE6 Archio für den thieriſchen Magnetiomus u. ſ. w.“ Die Beit der fuinfiges 
täßen Amtemsbung des Sideralmagnetiomus iſt aber vielleicht noch ſeht ferw;, "x 
wen bi jene ao ſchr wenige Erfahrungen über biefr Orgmuftond zu ame 


.  Giderismns.. Nach din Angaben einiger Dagmetkfeueb tobt aidkt wor . 
der Menfch duech Werähtumg und Streichen mit den Händen ( 

Somnambuliomus erzengend und dadurch heilend auf Kranke aller Art ehr, fen⸗ 
bern auch Wiere, Pflanzen und ſelbſt die. fogen. umorganifchen Kärper, mie Mer 
mente, Metalle und andre Mineralkoͤrper wirken, wenn fie in gehörige Verbin⸗ 





—*— magmetifche) Kraft. Auf einem hohen Gtade von Em 

für den — ——— 
hen. Eine wichtige Vorrichtuu für die Auwendung bes Sthertemus zut Oellung 
von Krankhalten — 


| eine Bufannantroteng Aheriker mb ander Alrper befiht, se it dem Sog 


fchicküchen Behaͤltniß augebracht find und durch eiſerne Lritungsſtangen, auch 
Samie ve dein Kranken In Berbinbung gefegt werden. Mit der Anwcibeutg 
0] 











| Ciperogenpbie... . ‚ihnen. (Algernon) sus 
(a Ei. DB. Bidet (in B m ne) „Wufken des eieriiuump 
eier Bierchen Magnetienu fu Tertunferfcherum Arpte'” (Baips, —— 
Demit a⸗ — jedoch im fehr entgegengafetztaar Sinne auftretende Abhaudl. des 
Dr: Deſerl:Nel megnetisme anismale”, ( Floxen; 1826) verglichen merken. .. 
. MWiherographie, die MWerutelfältigiing nen Bilbwerken barcch gaſchnit⸗ 
EBEN, eine non Charles Heath in Engiaub 1820 gemachte und patch⸗ 


—— ah: Geahitafeln. ... Heath erfimb eine more Behandlung. — * 


(Gplinhert eine jhmohıgende Betapgang-genchen, und es batch uäglch 
wish, daß Sich Imker eine nee Oberfläche zur Aufnahme Dad garen 
baskietet:. Inn. Diefer Enlinber ebeufe, toie vorhen die Platte 
fo.brüste ‚aus damit auf neue ebanfo bereitete Sachlaletten aber. Blaͤke 

Bild des Originelplatte 








en Vstunfchleh Hans 

Lin Acermauua, Reporitorx af arts‘ (Mon. 1200) Ara 86. 
Ederographirte Landcharte ber Art. Dan kann diefe Kauſt auf den Druck 
tume .ıtih Minlices (prieted.Konda): anmenben ; nei an fe Krane 
nwantüehselitger Bankaaten, wo jedoch — ee 
nn bes Kupfer» aber. Stahlſtichs 
Wöchde yanejmen weiß dieſe Hoffnung vereitelt hat. 20... 

Sidney Aa), beriihmter engliſcher Staatia m ud Diintyr 
ut.fr.bie Fucbeit feines Vaterlandes, geb. 1621, mar er 2. Sehn Raobexrts, 
Graſen v. Leineflen. Unter feines Vaters Aufficht, der ihn auf feinen Geſandt⸗ 
Ihhaftöneifen nach Daͤnemark a ee 
ſargfaltg ugogen. Als der zum Oberfletthaltee son Iriamb. ars 
nennt war, atcheilte Bol Ki 1644 eine Offixierftalie hei ſeinem 
digmen: Gimalseietegiment. Da genade bie Rebellion im jenem Koͤnigreiche auge 
brochen wär fo nahm Algeraon wit feinem aͤlteen Bruben au ham Kriege gegen 

Aufrühret hötigen a 


ment eriereg 
Bauer 41646 zum Untsefatspaiter und Befehlähaber det Truppen in IJIcaid np 
ent war, fielise mon ihn ala Generallient. ber, Cavalerie und. omwerneur na 
Dublin un; das Perlament rief ihn aber bald zuruͤck und ernannte ihn zuum Gau⸗ 
verneur von Dober. AM 1649 das Gericht zum. —— — 
munhe,; ward auch ©. zum Mitgliede erwaͤhlt; indeſſen if es gemiß, daß ex wedar 
kutben Eriffnung des Todesurtheils zugegen erlangen 
beffeihen ıuetorzeidgnete. Obgleich er u. bißigte, fo 
ſich doch uch als einen ebenfo eifrigen Gegner Cromwell's, unb als DR 
ungemaßte. Macht befeſtigt — — ſich S., —*2 — 
Gebe und Rachfolger, ein oͤffentliches Amt zu bekleiden. Er lebte waͤhrend die⸗ 
fer Zeit In Aucuckgeogenheit zu Penſhurſt, * er —ã fein vorige ffliche 





208 re ee 
eR. Wikis 


petit. vie enliriig: Iiivenuieeit suneruidg hören dit 

koredie S taikl, apelery, —— mein oX EQond. 2008 1788,:4:3 

Yohtiär: won Gap, si —⏑ — 
ei zuan Miegliede Die Cormmifſore / woolche 

in —— fol, ernannt, und wur DA A I 























—— 
ı Bote vanien {pushen | Uns bie gen 
Gauaue ward — Er im — — — 
bie Seraſt in Hofe Umspanptang 


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der engl. Hebchtion (zu Bunter LE 
—— ——— waren 
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sig 
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Dorfeelfimg, 
cherſteluag und Boredenug affeng, unb 
Noriſche Erdeirungen. Blencdowe 835 zu kenbden 55* 


HH, 
Hi 
hi 
hun 


ein Hogeb, db Grafen Buitrfire mul Deistuntbuteft von X 
Sehbir arte Geäin time Gaimmheıg der Enneyfäen Bonekr. urmfait 











‘ Eidney (Stabt) : - Wiebenbärgen 
MWBidhey, Sutf. von — — Ni — RL) habe 





—** 4783 von Gap Phiire/ veſlea Bi 
— ———— 
uw 3. 1830 den anftr Gelkten. Europa⸗ J 





ten. 

— das Boosfbefenhund, air Bel —* 
ſee, liegt zulſchen Ungarn, ber Winkl un bei Mu 
EI: 2,000,000 Einw. 


—** lehenbauge⸗ 
Mqhau. Apaſi IL autgeitenken sans, uche 


einigt. Therefia erhob es einem 
Lambe And 11. koͤnigl. Freiſtaͤdte, 63 Marktfi. und 
beſtehen aus 13 Voͤlkerſchaften. 





* Ri * angebaut 

9 Ar 
Die Übrigen, Nationen ;: Behuidete (telemati) genannt, fin 
Griechen, Maͤhrer. * 

Mn, umb Zigeuner. Diele letztern, auch 

ben Deiten der Maria, Thereſia/ die. Alles verſuchta, um diele 

eina Raatsbuͤrgerliche a een 

men. ehe rohes Leben, und find Feinde bes Ackerbhaues — 


Die Walgchen find unter diefen — Nationen bie. gzahlreichſte; | 
EOIRERR nen Vrwen Ten DIET 60 Garant Bol Diner a 
Armeunler und a a ne 
Tante auf. Unter allen hiefen verfiebenen — ie Eacıfen big 
fen und: erdentlichfim; * |. 
ee zeigt 






auptſt. gend, Hermannſtadt, 
erg Fabrik⸗ und —— des Serenade ———— 
Im Ganzen wirb in Siebenbuͤrgen nicht viel mehr me der 
zum 255 noͤthig — — aber des gute Tabach, die 
vom. ben Walaqhn ſtark betri en 


Hefe Ausfuhrepäißel, 
a er 
scher reger Gegend hen db ren m or — 
Gteiufalsgeuben, i 


g. — man zu fe fonen auch alle 
— auf bie Roͤnche und Landpf echn —28 ftet. 
Laͤndereien und —— u — Dusch en: 


2 





Siebeudaͤrgen 241 
ee ee ee ee Die Baronen unb Grafen, welche auch 


Magnaten beißen, finb nur — von den Abrigen Edelleuten verſchieden. 
Eine niebrigere Elaſſe des Adels muß gerwiffe Steuern und Dienfle leiften. Zu 
diefen gehören bie Armaliſten, d. i. diejenigen Edelleute, welche Feine Unterthanen, 


und oft auch keinen Erelfig haben, die Buͤrger der freien koͤnigl. Städte und bie 
Uedeshertl. Ingbbebienten. — find die Buͤrger der uͤbrigen Städte, die 
ferigrlafſenen Untsethanen und die Leibeigenen oder Fobbagyok. Indeſſen iſt die 
Leibeigenfihaft dieſer Lerte, fowie der buͤrgerliche Unterſchied ber Nationen in Sle⸗ 
benbhegen — —— aufgehoben worden. Die Staͤnde des Bröp: 
ffeftenthums werben in Ruckſicht auf Rattonen ir Ungam, Sjeckler und Sach⸗ 
fen, in der Retigten in Katholiken, Reformirte, Eoangelifche iind Uni- 
‚taxter, und in Ubfiche auf den Eharakter in Prälaten, Yagwaten und: Eheleute 
eingetheitt, Die Landtage werben in Bermannfladt gehalten, und jeder Verſchrie⸗ 
bene muß, wem er nicht erſcheint, 200 Biden. Strafe geben. Die Magnaten der 
Syeckler haben das — daß fie nicht verfchrieben werden duͤrfen. Die Stände 
haben, in Weerinigung mit ben Landechertn, das Recht, Gefetze zu geben und 
en, Stenern zu erheben, und Ausländer unter bie Bürger aufſunehmen. 
Gohelesrechte Abt der Landeöhere alten aus; dazu gehört das Hecht, 
Krieg zu m und Frieden zu fließen, das Manzrecht, das Recht, Pfruͤnden 
zu vergeben, bie gar der eröffneten zu ziehen, Dispenfationen in Eheſachen 
zu ertheilen, über peoteftunt. Eheproceffe das hoͤchſte Urtheil zu fühlen, Standes⸗ 
echöungen vorzunehmen, und das Erbgut ausgeſtorbener Famitten zur Kammer 
zu ſchlagen. Die hohe fiebenhärgtfche Hoſkanzlei, welche die Ianbesherrt: Ediete 
ar Beiaheng: O% Bde sus dnam Hefte, vera Hofe 
g. t aus einem anzler, mehren 
und VNathen. Das koͤnigl. Gubernium, welches die hoͤchſte Landesſtelle iſt, aber 
vonder fiebenbärgiichen Hofkanziei in Wien abhängt, iſt zu Klauſenburg. Eo be⸗ 
ano dem Landeögonvernene, als Praͤſes, umb 12 referirenden Gubernial⸗ 
Bir Verwaltung der Gameralgegenſtaͤnde iſt ſeit 1790 das Theſauriat 
eigen, und 3 Raͤthe bat, und von der Hofkammer zu 
koͤnigl. Tafel, weiche ihren Sie zu Neumarkt hat, ift der . 
. und 2. Inſtanz, und man kann von derfelben an das Guber⸗ 
Die Einkünfte des Landesheren beſtehen in der Contribution 
Mauchgefaͤllen, Zehnten, Bergwerké zehnten, 
guͤtern; im Gangen 5 Mill. Gidn. In den 
4 prwilegiete Religionen: 1) Die katholiſche, zu dee ſich 
dinige Ungarn , mehte Szeckter und [che wenige Sachſen bekennen. Die Walachen 
‚uud bie Armenier alle nitt ihr vereint. Dee Enchel. Pfarten find 
— 2) Die reſormirte, welcher theils Ungarn, theils Szeckler zugethan find. 
Sie hat ungefaͤht 000 Pfarren. 3) Die evang. oder lucheriſche, zu ber fich bie 
melſten Sachſen und einige wenige Ungarn bekennen. 4) Die ſocinianiſche ober bie 
‚Religion der Unitärier (Antierinitarier), bie unter den Ungarn und Szecklern An⸗ 
haͤnger bat. Die rischen, ein Theil der Walachen, die Bulgaren und Raten 
find — nicht — der kathol. Kirche vereinigt und werben bloß gedul⸗ 
tate, welches in Siebenbuͤrgen liegt, find ſeit 1762 
6 ———— ee be Geenzmi — abgefondert worden; biefe Bezirke ha⸗ 
gufamımen einen Flaͤcheninhalt von 253 LTM. mit 144 000 Einw. Sie möf: 
ſen 2eckter en ſzecklet Ösfarmregiment und 2 walachiſche 
SAnfanterieregimerter ſtellen und unterhalten. Die Ortſchaften, wetche zu diefer 
Miliz gehören; Kegen längs der Of sand Suͤdſeite Siebenbuͤrgaas. Diele Greny- 
Arupyen finb:nuch dentſcher Art eingerichtet, verſehen: die Grenzwachen, befonumen 
Ober⸗ und Untergewehr, aber Bold ntır fo lange fie dirmen.. . 
Gonv.Ler. Siebente Aufl. Sb. X. 16 


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Zu 





DAB Sieben freie Künfte Seebenſaͤhriger Krieg, 1786 


— Gteben freie Künfte, f. Kunf. 

Biebengebirge, Gebe af dm she Bhf (mb Bin 
Stadt Königswinter in dem Einer Regierungebeſtrk Der preuß Rheinyaon, SThliche 
MepesBerg, beſteht theils 2** cheiis aus Branispoupige und Gunbiteih 





—— an 1814, * —————— ſeieelich eingeawelht. Ber 
Drachenfels ik dectch Bu en der Weckeaburg verbauben, weniif 


2; 
: 
sh 
3 
T, 
3 
Hr 


b & n h. Peters trägt. Hinter — —8* — 
eſuchte Capelle des h. Peters was 
vom heine ab fiegen die Abzigen 4, ndettich dar Nuenberg LADE Buß had, 
Die Höchfte Spitze des gaugen Sein), der Rinder: und Monnmflistnberg, ber 
Diberg und ber Hommerich. Auß aulen bemerkt man mach Kılmmmger- alter 
Das Siebeng ebirge — beſten von Kintgtmieter ms beflegum. 
2 amziehendfte Umfücht gernährt her Zirachenfete, auf befens Auge (dein fogem. 
lage) Luſthaͤuschen und ige angebracht find. 
‚Stebenjähriger Krieg. Darch die Ace Weizbenrsfähtiffe: vom - — 
Juli 1742) und von Dtisden (25. Dec. 1745) hatte Maria Thereſia wur 
ch dem Könige Friedrich A. 6 Mhlofifche Flerſtenthͤner uud bie Wenficaft 
Glah abgetreten. Der Werkuft fo ſchoͤnor Binden war gu ſcheurzhaft, a Hop 
wicht auf ihre Wiedereroberung hätte bauten ſollen. Deßhalb verband Ko ſichruilt 
der Kalſerin von Nußland, Elifebseh, Friedeiche peoförtichen Betnbir,. top base Abe 
nig von Polen mid Karflirſten von Sachſen, Auguſt IM., auf Ihen Brite aub nur 
beitete cin einer nähern Werbiurbumg mit Feankreich, trög dor ſalt Dabahumnbertum- mitt 
diefem Beige befiombenm Tetmdichaft. Räpenid-Diurte Khtrefia um Diefen Pins 
nen arbeitete, warm zwiſchen England und Brandrekh, Bramfireisigkuisen in Diener 
rika entſtanden, die'1755 In offune Feind fellgkelten ausbrachen. Um Feine Auıtde 
ſchen Staaten gegen einen Augriff von-Bramkusich zu ſchuͤten, vreband ſich der Abe 
nig’ von England mit Prenßen, umb ohrige — ſpuͤte * Seankeckch : ie 
Banniß mit dem wine: Haube, worin ———— 24,000 M. Hictſotcuppen qe⸗ 
gen Preußen vebſprochen wurden. Duiefe Hfecruppen wenden aber natchmats 
bis auf 180,000.M. vernmehtt, ba #8 mehr Feunteeiche Nöte war, durch Me 
Eroberung Hanevers ben Könige von GEngland zu füyabıen, als dae ehegetgen 
Entwürfe der Kakferin auf Schtefien ussfähuen zu hetfen. Durcch eis Fachfükepenm 
— — Den, — Goſandten ii Druiden, Minze, 
des oͤſtoelch, ruff. und — Heſet entdeckt worden, (ufb 
Bade u. —— — — arm Kampf. Er vrrlangte von wit Hufe eine 
cklaͤrung; bie —— ——————— ——— ſelnen Reinden zer 
vorzukommen. Ge fü dehhatb ar Ang. 1V0 mit S Weitgöhueren, 
60,089 M. ſtark, in &achfernein, Leſeder Ores der, Bemkchtigee 









. Sicngöbree za SD 
re Gachſen zu befveien; Yelvich IIeb sie Ginfclepeng des 
— Gore zit, sing den ——— Bien rm mh 





.Sjeben haͤhriger Rule AIR: : 348 
farte Ina dem 1. — as Ge, di fin Icht eutſcheidend 
wer, aber doch dan Feld marſchell verhinderte, den Sachſen zu Half Dieſe muß⸗ 
ten Sich zu Kriegsgefangenen ergeben und die Unterofficiere mad Gemeinen mußten 
zur preuß. Jahne ſchwoͤren: ein Eid, den fie nicht hielten, da fie in der Folge eins 
von und in gqnzen on bag preuß. Heer verließen, zum nicht gegen ihren 
Lanbetherrn zu ferhten, Dielen Selling war nun geendigt amd. Die Preußen bier 
— Eher hindurch in Serhfe und Schleſten Feen. Reg rm Unter 


Höfen verur⸗ 

fact. Rom erkihte fie für eine Wrrtetang des Giebung, und 
weich trat alt Vͤege beffniben anf dan —2* — auch Schweden ward and.chen 
dieſen Grunde banr veranlaßt. Ruflank in Felg⸗ een en — 
diademg, on bern Kejege Thali. Anf dem I Bug Wegenthung 
Meijsspengtionäkig gram Parufen befchieffen fonben 1757 an 
nfimed, Fraukreich, Schweden umb das deutſche Rai im Kampfa gegan Frie⸗ 
beich, der bloß an-Aingland einen Verbuͤndetan hatte, wolches ihn für ben Lonbieg - 
wenig Mugen eramsen lieh. Um f. Seinden zuvorzukomuen, ig Friedrich ing 
Ups (4787) mit& Heorm in Voͤhmen ein, und am 6. Mat kam es bei Prag zu 
einer woͤrberiſchen Schlacht, worin die Preußen fiegten, aber auch Ihren großen 
Ic ham Vq trecin ‚neigen. Dir größte Theil ds6 beſtegten oͤſtr. Heexes — 
ſich in die Etadt Wang, deren Belagerung der König fegkich umternahm. 
Deidarfchall Dos, ter nıtt 60,009. Oſtroichern auf ben Bergen von Kolin co 
echlalt Beſehl, an Netumg Prags inne Entſcheidendes zu wagen. Friedrich gie 
am dies zu verhindern, nach Kolin (f. d.), griff mit 24,000 M. den Feind any 
uestor die Schlatht und 814,000. tapfere Krieger, mußte die Belagerung vom 
Dany aufgaben und fir nach an und der Laufig zuruͤckknehen. Er bewirkte 
[. Wirkung aus Boͤhnen ohne weiten Verluſt. Die Zranjofen hasten-inbeffen, die 
— Die Fürkenthämes Rlene ud Ofkfeieskanb, bie hefſen⸗ kaff⸗ iſchen 

Sndet und Nanover beſatzt und mit zen balegt. Dee Harzog von. Sum 
beutamb, melcher bie mais Perufen verbuͤnbeten Hanoberaner, Heſſen, Braumfchwei⸗ 
gr, Gothaer uud Büdkehurger ,. 40,000 M., gegen 100,000 M. Framoſen on» 
fülmte, hans ſich bei Haſtenbeck (26. Zul) ſchlagen und bis. Stade zurädbräugen 
laſſen, und · am 8. Sept; zu Kloſter⸗ Seven eins, jadoch nicht zur Husfühnng.gw 
keramene Capinclatian geſchloffen, wonuach jene Truppen, mit Ausfchluß der Hana 
veraner, andeinantuugehen foliten. Ein fasnz. Heer santer dem Wrinzen von Com 
Kafı, ‚mis wehteennfich vas 15,000 IM, fharke, aber fehlechaft eingsckherte Reichs⸗ 
heer unter bitn Prinzen von Hilbburghaufen vereinigt hatte, bedrohte jezt Sachſen 
ad idi⸗ Srhflamsen des Könige. Diner lleß deßhalb den: Hermes v. Bevern in 
Sqlaſen, ging nach Thaͤringen umb ventsieh bie Sranzefen.oud Erfurt. Auf bie 
Mach⸗ icht, daß ein oͤſtr. Benz unter Habbid in bie Mark eingefallen ſei, eilte Feiedrich 
Haaren — de aber bie Öflwrichen fich ſchnell giruͤchhezogen hatten. und ie 
Gerajefenr aufs name vorbrangen, fo ging er ben Letztern entgegen und liefarta ih⸗ 
un den 6. Ner vei —— (ſ. d) june denkmürbige Schlacht, im welcher bie 
Brungofen fowol alo Die Reichtarmes ſo gefchlagen wyeden; Daß fie. nur in ber 
Fine Bingeiee Hatung: zu finden glaubten. Sie bezogen entfernte Wiez⸗ 
tveqandalere wen bee: Beſitz non Sochſen ae dem Koͤnig art. Herguf elite 
Gerieidr aue · Adierfchalle zurck und) Schleflen, mo adnit und Broieu 
wen Kfienhkisonie die Oaͤnde gefallen waren. Mit einem Beinen, durch einen wei⸗ 
— ———— er den5. Dec. bei Remshen,(f. &) hatonoch 
viensatte Ködtefehid! ————— 
— Diefe Siege Lefleten ben — über 40 000 M.; Schleſien war ihnren 

wider! mühe; ad. Fuedeich nr |. Zunden jet —* ei): Die 





243 Siebenfähriger Krieg, 1748 unb 1750 


Ruffen waren Int Junk, 100,000 M. ſtark in Preußen eingeruͤckt; hatten bad Lab 
barbarifch verheert, die Menfchen auf das grauſamſte gemißhandelt, den Feldmar⸗ 
ſchall Lehwald mit ſeinem nur 24.000. flarten Heere den 30. Aus bei Groß⸗ 
jiyerndorf geſchlagen, umd zogen ſich darauf, Alles vecheerend, zurkd. Auch Vie 
Schweden hatten im Sept. Anklamm, Demmin und Pafewalk beſetzt, wurden aber 
in wenigen Wochen von Lehmalb’ vertrieben und fihthteten nach Mögen. 

Den ‘3. Feldzug 1758 eröffnete ſchon im Febr. der Herzog Ferbinand 
v. Braunfhweig (f. Braunſchweig), der jegt flatt des Herzogs v. Cum 
berland an der Spitze des Verbündeten Heeres ſtand, gegen die Franzoſen in Mies 
derſachſen und MWeflfalen. Unter ihm befehligte fein Neffe, der Erbprinz, nachhe⸗ 
tige Herzog von Braunſchweig, Karl Wilheim Ferdinand, der fein ktiegeriſcheb 
Genie entwwidtelte:: Herzog Ferdinand machte fich zum Meiſter von ber Weſer, trieb 
bie Franzoſen umtee Clermont aus Niederſachſen und Weſtfalen und ſchlug fie den 
23. Juni bet Krefelb. Darauf ging er zuruͤck über den Rhein nad) Hefien, wo 
Soubiſe mit einem andern franz. Heete ſtand und wohin Clermont ihm folgte. 
Dur; 12,000 Englaͤnder verftärkt, zwang Ferdinand indeffen beide feindfiche 
Herre, Über den Dan und Rhein zurkickzugehen, wo fie die Winterquartlere die 
jogen. Der König war im Winter 1758, nad) der Verteribang der ſtreicher 
aus Schleſien und der Wiedereroberung von Schweidnitz, in Mähren eingetuͤckt, 
und begann fm Mai die Belagerung von Olmuͤtz, welche er aber, bet Dasm’s An⸗ 
näherung im Juli, mit Berluſt eines bebeutenden Transports an Krieges 
Dundbeduͤrfnifſen aufgeben mußte. Unterdeffen waren bie Muffen, nachdem fle 
die wenigen preuß. Gruppen zuruͤckgedraͤngt hatten, in bie Neumark eingeruͤckt und 
VFriedrich elite deßhalb mit einem helle des Hauptheers, um ſ. Erbſtaaten zu tet⸗ 
ten. Ee traf das ruff. Heer, welches, 50,000 M. ſtark, Kaͤſtrin beingerte, 
mit 30,000 M. bei Zorndorf den 26. Aug. an, behauptete durch eine bfüfige 
Schlacht das Feld, und die Ruffen mußten ſich nad Polen zurkdziehen. Itht 
wandte ſich Friedrich wieder nach Sachſen, wo fein Bruder, der Prinz Helutſch, 
den Öftreichern nicht mehr wiberfichen Eonnte. Als er hier noch den Feldmarfchall 
Keith an fich gezogen hatte, lagerte er fi bei Hochkirch (ſ. d.), wo er in der 
Nacht auf den 14. Det. überfallen wurde und eine völlige Niederlage witt. Doch 
bald nachher zwang Friedrich in Schleſten die ſtreicher, bie Belagerung von Reife 
aufzuheben; barauf eilte er nach Sachfen und trieb den Feldmarſchall Daun, weis 
her Dresben'belagerte, zutuͤck nach Böhmen. Am Ende des Feldzugs fah der 
König f. Staaten, mit Ausflug des Königreichs Preußen, ' von den Feinden be⸗ 
feeit. In Frankreich ſtimmte jetzt Alles für den Frieden, nur Ludwig XV. und feine 
Maitieffe, die Matquiſe v. Pompadour, nicht. Deßhalb warb den 30. Der. 1788 
ein neues Vuͤndniß mit Oſtreich gefchloffen, und fo warb auch Im eben biefem Re⸗ 
nat zwiſchen England und Preußen ein neuer Vertrag eingegangen, in welchem 
Friedrich IE. jährlich 2 Mill. Thle) Huͤtfsgeldet verfprochen wider. Der Prinz 
Heinrich ruͤckte in dieſem Winter, teo der rauhen Jahreszeit, in Böhmen ein, Die 
"feindfichen Truppen wurden zerffeeut, ein ganzes Gorps von 2500 M. durch den 
General Hülfen zu Gefangenen gemacht und ungeheure Kriegsvorraͤthe erbeutẽt. 

Auch das faſt ganz unthaͤtige Reichsheer In Franken jagte ber Prinz Heinrich in Wie 

Zlucht; Bamberg, Erfurt mb Wuͤrzburg wurden von den Preußen 
Ein andres Eorpo Preußen fiel in das Herzogthum Mecklenburg⸗ n u, 
‘und durch ungeheure Lieferungen an Kriegebebätfniffen, durch die Stellung von 
‘16,000 M. Rekruten in dein Laufe des Kriege und durch von mehren 
RN. Thle: Brandfſchatung dißten bie Einw für die Polktit ihres "Megeltien, er 
querſt feine Stimme dapı egeven hatte, Fuiedrich IE als’ Feind der Neiche pr 
behamdeln ET Er } vope ae a 


Di Berbindeten umter der Anführung Brdinande von Braunfchtveig ieh: 





. Siebenfähriger Frieg, 1780. _ Bi 


tm zu Anfauge des Feldzugs von 1.759 wenig auqrichten; bie Framehen 
hatten im Winter Frankfurt a. M. uͤberrumpelt, und bie. Abſicht, biefe Stadt wie⸗ 
dag as gewinnen, ward Dusch den mißlungenyp Angriff hei Bergen (13. April) vem 
eiteit. Allein am 1. Aug. erfocht Ferdingnd bei Minden einen giaͤnzenden Sieg 
über die franz. Haere unter Contadet yub — auch ber, Gtbprinz van Brauu⸗ 
kur; ſchlug die Franzoſen bei Gopfeit. (1 }, bie auf der.einen Seite uͤber 
bie Lahn, auf der andern über den Rhein ———— wurden. Aber nicht Alles 
ging ſo gluͤcklich. Dee General Webel, welcher dgs Verdringen der Ruſſen veshins 
dem wollte, wurde bei Kay, unweit Zuͤllichqu in der Neumark, ‚non dem General. 
GSoltikoff. geſchlagen, und Friedrich eilte bei bar Gefahr, welche feine Kurlandı he⸗ 
drohte, aus Schlejlen zur Wertheibigung dahin, griff am 42: Aus. bie Ruſſen bei, 
Sunersdaorf (f. d.) unmeit Srankfust on, und ſchon haste er ſie geſchlagen, ſchon 
hatte ex Eilboten mit Siegeönnchrichten vom Schlachtfelde abge[didt, als Lauden, 
ber eg früher mit 48,000 Oſireichern zu ben Ruffen geftopen war, ihm ben Siüg 
Theuer hatten die Ruſſen den Sieg — aber. e benutzten ihn. > 
Friedrichs Lage wax aͤußerſt gefährlich; ex ſelbſt be guten Yug 
das Kriegs zu zweifeln. Die Rufen flanden: als ee in feinen, gr 
Daun, mit einem „großen Heete in, der Lanfig md Sachſen mar von.dene 
Reichäheste überfehmensmt.. DieÖftssicher.umb Kuflpn. wolten. fich pereinigen ; 
“ Prinz Heinrich nahm jedoch den Erſtern ihre Magazine mag und nöthigte fie 
nun Ridjuge; Friedrich aber kam den Ruffen auf ihrem -. nach 
zunor, und zwang fie, nach, Polen zuruͤckzugehen. Auch in Sachſen ses 
ſich für ben Sönig ein neues Unglüc, indem der Benseal Fint, ein tapferee 
ſich hei per Nov.) mit 41,000 M. und einer Menge Geſchuͤt 
den ergeben mau Ungeachtet aller diefer Unfälle waren bie. Feinde 
doch ara. Ende. dee a for überall zuruͤkgedraͤngt; nur Daun hielt ſich noch 
in Sachſen, wo er Dreden beſetzt hatte. Auch die Schweden, weiche nach — 
Schlacht bei Kunersdorxf, wo Preußiſch· Pommern von Truppen entbloͤßt war, in 
dies Land einfielen, a von an! und Platen bis unter bie Kanonen von 


+ De Feldzug von 1760 fi m anfangs. gleichfalls unglüdtich n * 
drich zu werden. tapfere General Fouquet wurde mit 8000 Preu 
Randähut gefangen; ber König mußte die Belagerung von erg * 2 
14. Juli begonnen haste, ſchon am 30, wieber aufheben; Glatz war an bie Öf« 
reicher übergegangen, und Friedtich mußte nach Schlefien gehen, um bies Land zu 
decken. Er verſchanzte ſich mit feinen 30,000 Preußen bei Liegnitz; die ——— 
Hesse unter Daun und Laudon waren über 100,000 M. fast und beobten, ihn _ 
en. Lauben ward aber am 15. Aug. bi Liegnig gefchlagen, ohne daß 
Daun ihm heifen tonnte. 10,000. M. am Tobten, Werwundeten und Gef 
nen, 23 Fahnen and 82 Kanonen hatten die ſtreichet verloren. — opus 
te 1800 Todte und Verwundete. ‚Unterbeffen war ein Corps Ruffen umb 
‚her nad) Berlin gegangen und hatte dort gebrandfchagt. Friedrich eilse um 
diefe Feinde abzufchneiben, fand fie aber nicht mıehr, und wandte ſich nach Sachſen, 
wo bie Reichtarmoe war und auch Daun und Lascy fich — hatten. Bei Tears 
gar er den 3. Ron. die Feinde ı on, ſchlug fie in einer woͤrderiſchen Schlacht, 
— durch Ziethen's und Moͤllendorf's Einſicht und Tapferkeit gewonnen 
und nahm zum [. MWinterguartiese in Sachſen. Auch Laudon ward in 
bis in bie Brafichaft Glatz zuruͤckgedraͤngt, und bie Ruſſen gendthigt, bie 
Belagerung von Kolberg amfzugeben und nad) Polen zuruͤckzugehen. Die Berbün: 
deten unter Serdinand von Braunfchweig ſchlugen bie Franzoſen freilich d. 31. Juli 
bei Marburg; inbeffen fegten die Letztern ſich doch im Heſſiſchen feft, wo fie je grobe 
Magaine hatten. Defto mehr konnte Serbinand 1761 thun, Er ‚griff dem 


BE Siebinjaͤhriger Kia, ETSL — 63 


oa feuaz · Mlinctiite az die Fean ſoſcu Hohen; ohne Blanb u halten, u 
ve vonlhnen deſetzt Pi forwie mehre größe Magazine, firlinein die HAude dei 
zer. Ein aus faͤchf und franz. Wittipen beſtehendes Corpo wurde zwar (IE, 
Ae) bel Lungen heſthiagen; aa bfe Detblndeten mußten it Verluft d 
Betulärkgen genbain,,; Maybaty Us RATE atif hebenAnd Fee wurval 
ve ranzofen RE Herren von: ganz Heil and hatten dirien ’offaten ER me 
Bendvrifche en eg Prteden , r Wie Megenten Inte 
Ahshähme be‘ — reußen/ micht Zherfia m 
ven ganz Schliſftim SER Juftiedein ‚Hetadfen. " in Eufadeth v ou 
—— ——— —E Opereeifade FRA} verech Fortſederag · daa 
38 Fire: eine porriſche Epiſel zu raͤchen, wotin Itiedeith getuer gefpotiet. haceo 


— —* 
ni gtiedrich fucht Sqleflen gegen dit imnb ſchieen/ Sie 
imAug. det. Ser fin dertinigeen. iſch hiett ch © —25 In ſanenn Lager 
bei Schweidnitz gegen Did viegleich ſtaͤrkere Macht, und der größte Thal der Nacfen 

enblich vorgeit Veanvel abgehen Polen abgehen. Kaudon Aber 

Schwetonit den 2: Det. 3700 M.Befayuna, mehre after vi oe 
Kritghshärfätffe fielen Vehr Öfkreichernt if vie Hande - Auch n'Sichfen wurde der 
— — fehr in bie Snge getitcbens WERNE Lerbehatezrett 

mmern aber eher Me Preichen in — ben ðeuſſen 5 

tapfen Grgeinrdehr Ai 16. Dee; — 
Schweden en don Beñng bis Scralfae ateereeven 
Herzog Ferdinand en bei Vimnngshaufen Br 16. Yan ve 
nn Sry — ** die Franzoſen, bei-äber wenig entfchied. Friedrich Veſtind 
ch in einer derwetftungüvollen Lage und ſchlen durch jene Unftaike unb die Abe» 
legene Macht ſ. Feinde dem Untergange nähe Fe fein. re die men 
bech von Rußland den’S. Tan. 1762, umd-iht Nach rei 
perſoͤnticher Freumb und Bwimderer, ſchloß mit ihm "don da * EN 176 
sten Waffenflilſtand, dem um 5. Bat Ger Friede von Pekrrkburg folg 
Schweden machte Frieden mit Preußen, und ba Peters en 
Oſtreich vergebiih mar, fo ließ der Khifer von Rußland ein Corps’ f. Teuppen zu 
. fiößer. Allein ber fehle Tod bed Kaifets treiihte daid due 
edrich, und Peters Nachfolgerin, Katharina II., zog fhre Truppen, 20 
2. vor dein preuß. Heere zuruͤck. Indeffen ar doch Fredrich von Une gefaͤ 
fen Feinde befreit und Hatte uͤber die aridern ein großrso Ebergewicht erlangt. 
ſchlug fett bet Burkersborf ein oͤſt. Corpo ans ſ. anzungen, nchm ian Oet. 
Schweldnitz wieder ein/ ließ den Herzog v. — mit einem Kriegeheer zu Bechcig 
Shrefiene urteek und ging mach Sachfen: Der Prinz Haacich Megt nad, ent: 
ren giüdttichen Spfechten den 29. Ott. einen re My Aber —— 
Reichötrappen bei Freiberg, und der König ſchloß jetzt mit Yen Vſtkeichern einen 
Waffenftinftand, der fich jedoch nur auf Sachfen und Schtefien bezog. — Umpäds 
Ad hatten die Berblinbeten unter dem Herzog Ferdinand und / dem Erbprhmen von 
Btaunfyweig den Feldzug von 1762 nn ehe begonmenz allein die Dep» 


aaa Fam — agen, aus Hrem feſten Laget bei 
Kaffel vertrieben und dadurch ——— — ſelbſt wurd belagert und 
am 1. Rov. den —— — ei Tage nachher wutden bie Frirdens⸗ 


praͤliminarien zwiſchen England und Frankreich unterzeichnet, der Friede 

warb erſt den 10. Febr. 1763 zu Paris (T. za Feriedensſchluß) beft 
tigt. Beledrich wurde zwar dadurch ſ. Feinden allein bloßgeſtellt, er hatte aber ſhon 
eine entſcheidende Überlegenheit gewonnen. Auch wurden duech ein preuß 

unter Kieiſt mehre der wichtigſten —— — genöthigt, ſich —— 

ren. Nach kurzen Verhandiumgen und ohne — ———— — 





Siebenſchlaͤfer (Sagevom) Sieheufthäshe Schlafratte) MER: 


- u 16. Jebe:.nac Vſivich und ee Ds nuet ) rien Guleden⸗ 
u u. er en Ge vot dem 
aber leider im zerrttetem Auſtarche, wieder erhielten. Die Minkeis des un 
welche in:Brintniche Maſgeia herifähte, zuuh Die oſen Puᷣiccqueilen. waalcho⸗ 

Sobherung Sachfens ihm an Gelb unb Mannſchaft darbot, fein eurer 
Die Meng⸗ ee ee 








wadpanı, ihre ABeficheer pute-Brählingteofen Kraflend. ber Kaiſer Einhalt 
ulkt auf die Auude herkai.umd Hoͤrt mit uuwımedenung rie reife fpreifen: Damm 
. wuohgen fiprklge. Spauupt. mb mbtfchhafen ia ten ‚Deme. Der Kater beugt Ach üchee fie 
her und. dit ineipend Dis heiligen Älbausefie, hie er nit Feine Mapur badestt und 

—⏑ Bo die ardeude auer vaticeuſchen Maud⸗ 


A 

baren bisfe Mothe zu dem verkoeiseifen ans ven abet 

—— — — —2 Lu) Gen ‚Ralnan, Big, Diens 

— — de Ming 
atmen. Dieſes bit mr ächmunpe,, er 6 All dat, 163 Bol Yang 

u en ne ſinliches Pelgmerk.nhbt, dehnt dem | — 
Ben Parts ſiamtα She Inden ihr, in Burrmen mad Belfee nit Mees aub 








> ı , Se Gib. Siegel 


> Sembamdfeläfti cr, afkaeet;s zunh erwache, 
bat.: Es näher fich von Men, Eiern, Dügelaac. : Die altem Narer Ilcbteraaa 







Siae ben BWeife, f. Griehifge: — 
— en an. f — see 









zuhrdige Umſtand, sm 

Dro@dien onen: Tepe backe; daß ber noch weitet — — var, 

Bildung bes Dampfes, wolcher in biefer Geſtalt ... eines viel hoͤhern. Hitze⸗ 
bie Luftaufſteigt. Waͤh⸗ 


| verſchede wer 
ſegkeuen ſeden, if ſehe: aveſchleden. Am ſchwellſtern fieden geifühge Fluͤſſi gheiterd 
uachſtdeai das reine Waſſet, ungleich ſchwerer Öle. re a ‚woleh inte 
engen heißt fuͤr fie der. Siedepumtt. Die Dhyfiler deiuhen hen 
Eidepuatt:u. A. zur Beftimmnmg eines feſten Punks fs die Grabe bed Zerac⸗ 


— Atmofphiee befbinbig. Weichen Einfluß der Dendt:ber Bısffißahe, ber 
werfen: die Verſuche, daß in ber luftleeren Kugel das Waſſer ſchon durch bie idee 
der menſchlichen Hand zum Gieben gebracht wird, and daß es dagegen in dem pu⸗ 
—— Digeſt or ¶ ( Papin), wo es feine Diimpfe nicht derbreiten tem, 
ungeheuern Grab der Hitze annimmt. Bei dem gewoͤhnlichen Deuck der M 
er en re Beet Fahreuheit/ des Albehois 
une 17%, ‚Hingegen des Queckſitbers 600. — In ber sachniichen Shernie gebraucht 
war den Ausseud Sieben in uiner a. Dedeutuug, naͤmlich fuͤrrdie Darſtellungs⸗ 
wet: der Salzo aus ihren Langer; und ſpricht ia dieſren Sinne z. B. vorn Balze 
Alanu⸗ ꝛe ſledean. ¶ M.iſ. Ui Theorie des phyſtſchen Siedeproreffes in MDelues 
Materſochung üben die · Atuo ſphauͤre⸗, amd dem Framy.: ps. 1778, 2 Bhe.3 und 
in Gier’ s:, Darftellung und: Aitit᷑ der Becduſtangolehre⸗ Ba 1810) . :: 
a Der Gebrauch; der Siogslit fo.cic.al6 ber Gehnauch. ben Mächeift 
Übschatıpt,: weiche vfe edſt Inch bie Befiegelung Maͤltigkoit amd: Unwiberruſichteit 
erhielt: Duden Zelten, wo bie Kunſt ded Scheeibens auch unter bau höhern Sein⸗ 
dem nicht allgemein war, vertrat das augehäugte Siogel die Stelle der ri 


dperebe[czift, weiche Die 
4415 der Ricchenverfaommelung zu Konſtanz kbergaben, gar 350: Sugel er 
m. Siegel vor der nicht ſehr ſchwieriger. Werfäiihung zu bewwahten, 
in Gegenſtegel Seccetſiagel peixiy weni. iu ———— 
⏑ Eisacht —* welched ie Dewtichland: zuerſt nstueräinilte 
Helwwich IIl., in — ——— VIAgeſchchen iſt. Dioſe Lleincru MOL 
gel wachen Inder ifeige.hei mainder wichtige Kunkfartipunrgen angersenäre., (Berk bar 








MNheuug der Mepublik wurben Siegel zerbrochen; —* nahm wie⸗ 
der eia· d oppeiſeiciget **— Majefiinefinget sn: auf dar Vorderſeite mit 
In DBide: dea Qciſocs nf. dem ZThreue, auf der Ruͤckſeite den baiſerl. gekroͤnten 
Aut. Fetzt ſind wieder bie alten koͤnigl. Siegel eingefuͤhrrt worden. In England 
finb ſei: ben Königin Eliſabech Die Keen des Lordkantlers von Engionb- und des 
(ker keaper. of;the great soml), welche vorher getvemmt 
— unzertrennlich vereinigt; allein fuͤr das kleine koͤnigl. Siegel beſteht nach 
sin. rigner Meanuer (Lord Looper of the privy neal, gemeiniglich nur Lord 
priey menk garen), duech Deffen Hände Alle gehen muß, ehe es mit dem großen 
Siegel bedcuckt wird. Das, große Siegel iſt einſeitig und von doppelter Art. Das 
eigentüche Ma⸗eſt an fiogel für die wichtigern Ausfertigungen enthaͤlt das Bild des 
Muigs⸗ das zweite dab koͤnigl. Wappen in einem Schilde. Von dem einem Sie⸗ 
gel (privg seal} if noch dus Handſiegel des Koͤnige (siguet) verſchieden, melches 
ven ters Cabiuets ſeeretalr verwahrt wirh. In Schottland iſt ebenfalls — beſon⸗ 
bera Lora kenper ed the great ecal,, ‚ein Lord privy seal und — 
ft erichtoſachen, hoffen Wonftsher des hier Keeper af iho signet beißt. 37 
‚ Bhegelerde, eigentlich lenmeniſche Erde (terra sigillata), iſt eine Art 
Beet, bes auf ber. Inſel Busunoß,: jet Stalimene, gefunden wird. Die Atem 





ſchrichenihr bie: aft zur, die Gchdafe aͤender u hemmen, e zu 
Hlansc.: Maun neanute fie Siegelerde, weil man bie Daraus gebil elchen, 
mit seinern smfhägberen Aizneineiteel, ſtarker Handel getsieben ward, 


—A——— 
Sitienh, ja qeceſ une Malta. Jetzi wird r auch in Frankveich und Deutſchland ges 


\ 


no Siegeltunde . Siegenbeeck 


funten. Dem amımdichen Boins gab wäh wegen ſeiner Feinhtie Ye Dergegt 
Seht brauchen verwunftige Aezte weder Slegeterdo noch fenft since Vetuo ucc⸗ 
bdickniſchen Awechen, — sehlpt su: von — 
von der Schaͤrlichkeit drſer Mittel Aberzengt: hut —B 
Sieseitundt (® Syhragiſtit —— —————— ———— ce Mpio⸗ 
wutie, die z ben hiſtoriſchen get. Die Netauteu hie: 
anrinltntid), wonzhgth-Im ‚ On — 

u.t1. darch das gerst hes RTEIRTENER 





Biete ſftachen üb Bas 

Yeiß geun buweenbt coerden. Dean oft ——— ———— Ver dirtecſche 
Unfangs sent das Recht, Sirgel zu flihren, nur cn Voryegdet Metheheminn, able 

heiten, bet Rosen. und Kibſre Din einen Eiegui Erkliır ohtihaber bie 








Sieg ber Schöpfer In gefchachtacher Hiſbecht Heicaccies 
= f. größes Siugehweil 1708 wende as; Que; A720, Wer.) , Fin te De 
 — Deftitunung ohtielned Thotſachen, Torte The id Aantei 
angehen (dmg — —* für ER oſAchte des uiten Eapeb⸗ 
ekunſt (Diefen noch Witt gehoͤrig — dee al er 
wichttg iſt, To darf mem mn den Uarat gutnnferet Aesnkt dee beiaifaptnn 
ad) fe bie Sphoaziſtit viel gꝙ hofſen. ii; Br Einwends 

‚A piombt-antict’ "Rom 1749, 4.); O DI. Rus) Gysi Istuziche 
supru 1 sigiiti antichi @e’:seveli babat‘' (Her. 17306, OoA, A) und U 
B. Gercken's ‚Amm. Iber die Siegel za’ Runen dir DiptomaticAugib K78L, 
Sen. 1706). Dee Wristvar D. Bicfaug —— ſeeſtſchea Siegein 
| —— —— 














— des niederclaͤnd. Afticuts ud ne ea 


Tarımen Wikefgaften hingeröyen, denen vr f. Rahm vesbunden felte. I dem 
alten Eprachen war ſ. Lehrer der berihunte Myctenbach, Ir der Thonicgie Hoffellng. 
Raum 20 J. alt, wacd DS. Prediger der Biemnettengemeinbe: zu Luyben. Aber 
fon 1797 com er pamı Prof, der holländ. Bereatſamkeit eınamat, ind 179er 











Sc. Gira -Beom:. : nur 
‚über bie Hondnd. Bereddfauchett; VBerſuch ee die Gelikhkt, 
reg * Yabıh.'; Aiber den Wohltaut der hoUann Sprechcz· 
den Reichthum der hollͤn. Sprache“; uy:d Mage 
der „Ridde'‘; „Laudatio Jani Doasae” (v. d. Deus, E.:1804}:-:- :.: 
— eine in einer fhömen Gegend auf 3 Huͤgeln —* umn — 
rate ten Eroßherzogthum Tostena, Hauptſt der Provan gi Ri, war im Wie: 
gerader ehe der nhlähtigften ferien Städte Yoallenb; mit mache nie 130 200 Em. 
ar dem Weriuft ihrer Freiheit ducch Orebherzog Exsihe I. fankfie fo Hermb, daß 
Br jetzt mit 000 €. zaͤhlt; deren groͤßbet Theil ſich durch Manufaltenen un: dir 
Wönt von Wollenzeuchen, Hüte, Leder was Wäcihfalten wenährt.: De Gtrhen 


Mm ; Pipe and aſchgrauem Marmor. rokhlidh: Aberzenan un nht Eitmmibbil; 
deen bon Papſten u. a. Orhenswürbigkeiten vn Derkmaͤlern bes Mittelaltors ver⸗ 
ſtert In dem Kloſter bei der neuen Auguftineckirche iſt eine bffentliche Vibſechek 
wei In ben! a. Kroſtetu der Stadt ſind ſehr ſchaͤtb me afte Gemaͤlde. Sv aſt in der 
Rees Dornienico Be’ Stine Audonaa mit dern Kinbe vor Bett da Cem 
Wr Erbenögröe gematt 1221. Über’ vie Bieuoiatigkeiten von &; hat ine „Rns- 
Wirk Qel pr atelii momumenti di bellearti ute. ehcesrino nella airtä di Niema” 
(1829. Dre von Rate Wirt V. geſtiftetr Unveeſitaͤt, wrtche Hat unbabaustend iſt 
hat — Blbliorhek, in welcher viele fetten Dichte und Hemdſchriften ſich ber 
Yrofifforen ab eine vortreffliche Reitſchule. Auch befinden ſich mehre 
Armin zu S. De zen auf dem dar Carnevaszet Die Hauke 
DW Fauſttampfe der Edellerte schalten werben, hat eine le on 
er Auch das Arne Dpenhaub, das Tier Gamnollia mund 
ngbrunnon (Forte VOsja) auf dein greßen Mutktplatze find felje ſchoͤn Aus 
bduſer Stadt ſtammt Das beruͤhmte Geſchlecht der Piccolsmmini her. In S. wird 
bae hohſte muſikaliſchſte, aber zugleich weichlichſte Italienſch geſprochen 
Sierra, fpan., Serra, portug.: Gebirge, Geblrgskerte 
Bitera Leon €, eine Rantfchaft an der Räfte von Obrrgaietea in Afrika, 
ARE +. Faqſſe und e. langen Bebirge gi. R., etſtreckt ſich vom Gap Veega Mb zumm 
Staff Mezırado und iſt etwa 55 Dielen lang mıd:60 breit. Die Emmen gegen 
vos Biemenland ſind nicht genau zu beſtimmen. Der Boten ift laͤnge der Khfle 
hin, die bergige Halbinfel am Sierra⸗Leoneflufſe ausgenommen, Beinahe dubch⸗ 
—— ı niedrig, großenthelis fumpfig und von unzähligen Bachen dırcch: 
fürarein. RTunbeintoärts erhebt fich der Boden immer meht und iſt trockener, ob⸗ 
gleich wohlbewoͤſſert. Außer der Sierra Leone auf ber Kuͤſte, welche jedoch krin Ber 
diege, fondern rue eine Huͤgelreihe iſt, hat dieſe Landſchaft keine Berge. Sie it 
— 2* fruchtbar an Titronen, Feigen, Datteln und Sudtrroht; es hat jedoch der 
Alban des Landes nur in denjenigen Gegenden Fortſchritte gemacht, too Curo puer 
ſich mevbergelaſſen haben, und ber größte Theil des Lundes iſt mit ſaſt undurchtring⸗ 
Vchen Waͤldern bedeckt. Das Land iſt uͤbrigens volkreich, und die Betsohner ſtud 
nicht fo dunkelſchwarz als die Neger vom gruͤnen Vorgebirge. Die Porrugieſen 
wareri dir Erſten, weiche Niederlafſungen am Staffe Sierra⸗Leone aulegten, fpäter 
fanden ae Europaͤet hren Weg hierher. Die Englaͤnder legten eine Factorei an, 
beren Abfcht, wie bie der Übrigen Rivderlaffungen, der Sklavenhandel mar. ph 
ter Achoten Fir ihre Abſicht auf Förmiiche Anfledelrnegen, wozu 1768 Sereathman 
die evſte invegung gab. 1798 legte eine engl. Handelsgeſellſchaft an — 
ves His eine Pflanzſtade, Namens Kreetown, von 200 Haͤuſern mit regel⸗ 
wiigch Siruhen an, deren Bewohner groͤßtenthelis freie Reger wurden, wekche im 
aceett amſchen Artege die engl. Partri gehalten hatten, und verſorgte fie reichlich 
un: ae Bevicfuiffen des Beben und Anbrues Die odie Abficht der Handelo⸗ 


2ER Sierra Mowena Qrmstorpff 


sefeRfiheft wat, duß aller Skiavenhandel aus biefer Golonie verbannt fein und bis 
marwohnenden Neger durch fremmmbiicge® Betragen und Tauſchhandel — — 
werben fol, ums dadurch nach und mach mehr Bekanntſchaft mit dem Innern 
Lande zu erlangen. Schon fing bie Colonie an zu wachſen, als fie 1794 von ei⸗ 
ner franz. Flotte geplündert amb-guößtentheils zerſtoͤrt wurde. Die meiſten Ginw. 
retieten fich und fürchten burch nee Unterſtuͤtzungen wieder — wel⸗ 
cos duch durch die theilweiſa Wieberherftellung der Stadt gluͤckte Um aͤhnlichen 
Aufaͤuen non der Seeſeite her vorzubengen, fing man 1809 — die Stadt King $- 
own, 5 ungl, Ps Küfte, am Schwemefiuß, in einer fruch Bes 
gend, AR erbauen. die Beughhungen der afrikaniſchen Geſeliſchaft (Afyicam 
Änstitution), weiche ende Leone zum Mittelpunkt ihrer Anflalten zur Verheſſe⸗ 
ung des Buftandes der Meger gemacht hat, haben bie Anfiebelungsperfsche, her 
Englaͤnder beſenders ſeit 1316 den gikdlichfien Erfolg gehabt. Der 
Ort iß das 1816 angelegte Regent s⸗Townz auch gediehen bie Staͤdte Kiſſey 
nad Velagten. 1820 zählte man in der Golonie 120 Europaͤer, gegen 3006 
Eingsborene und an 8000 freie Neger. In alles rtern gibt eß Schulen. . 2 
—. Dereies mehre Haufen von Afrikanern zum —— der ihnen angewieſe⸗ 
nen Bagitke hraummt. Uber: bes coben Buftgub bes bay 
Gm. Nie: MRachtichtan in des Brit, Mai, Alex Gordon — — ak 
ihannee, Koeranko and Soolima conntries in Western Africa’ (Lonb. 18 835). 
Die Givilverwaitung biefer Colenie koſtet England jährlid 22,300 Pf. St... 
Sierra Morena (mentes Marieni), ein auf f. Höhen duͤrres, in 
Toklern moraftigrs, unwegfames Walbgebirge in Spanien, beginnt in. der G⸗ 
genb von Altaraz, auf den oͤſtl. Grenzen von Manche, Läuft zwiſchen diefer 
oinz, Eſtremadura und Alentejo, das fie noͤrdlich laͤßt, und den. Königre 
Ioen, Cordova, Sevilla und Algarvien burch, und ſenkt fich endlich im | 
Gt. Vincent ind Meer. Die hoͤchſte Höhe beträgt nım 2640 Fuß. Bei f. Lauf 
durch Gordova erhält es den Namen Sierra de Cordoha. Auf ben füdl. Grenzen 
von Eftremadera und den noͤrdl. von Sevilla bilbet es die Berge von Bundalcanal, 
deeht fic dann ſuͤdweſtlich, und bildet u. d. N. der Sierras von Caldeirten umd 
der Sierras von Monchique die Nordgrenze von Algarvien. Gegen das Gap Sa⸗ 
Bincent bin wird die Gebirgskette niedriger, und endet ſich vor denzfelben gerif 
ſermaßen in eine Ebene. Bekannt iſt fie aus dem „Don Quizote‘ des Cervantes, 
und buch bie 1767 — 76 damit vorgenommene Weränderung, als Dlanjs 


des (ſ. d.) * Gegend mit Coloniſten aus allen Nationen, beſonders Deutſchen, 
bedelterte 


Ex wurde freilich im der Ausführung feiner Entwürfe unterbrochen, 
aber man fahr dennoch fert, Einw. aus a. Gegenden Spanians hierher zu veriegen. 


In einigen Bezirken ftehen bie auf Koſten des Könige erbanten, und mit allen 


zur Landwirthſchaft nöthigen Werkzeugen verfehenen — der neuen Anbauer 
eimgeln, mitten in dem dazu gehoͤrigen Feldern und Wieſen; in a. Gegenden find 
. fie zu 20 — 30 neben einander gebaut. Dex Hauptort biefer Colonie ide bie 

Stadt Carobina, melde nach Karl IIL., unter dem fie zu Stande kam, ſo ges 
nannt wurde. 

Sierstorpff (Kaſpar Heinrich, Freih. v.), geb. zu Hildesheim, d.18. 

Mai 1750, bildeie fi, mad) dem Befuche ber Uninesficäten Erfurt und Leip 
wu nad; beus Zutritt bei ber kurmainziſchen Kanzlei zu Regenöburg durch 
an die beutfchen und ital. Höfe, insbefondere während ſ. Aufenthalts in op, 
durch das Studium der Kunſt und dem Umgang mit dem großen Kunſtkenner 
Gard. Aler. Albani, und wit ben nambafteften Künftlern Srallops, Nah | 
Echt von der Bereifung ber Nieberlande, Frankreichs und Englande, 
ve 1781 bie Anlage bei den Mineralquellen von Dribueg , basihm gehört, weiche 
‚ou mia großem Koſtenaufwande fortfegte, und bie umter f. Augen fich. nor — 





| 


Sieſta Sioyes er 


zu wohlthaͤtiger Wirkung erweitert. Er nahm 1782 ſ. Det. als ammerhew uud 
Hoßaͤtermeiſter (mun Oberjögermeifler) zu — — und ging mit Denen 
vdran, welche in Schrift und in Wald Grunbfäge der Forſtwirthſchaft gaben 
lehrten und bewährten. Dabei verfaßte ex eine Beſchreibung feiner keſtbaren Ge⸗ 
maͤlbe ſammlung und ſchrieb kunſtgelehrte Bemerkumgen auf einer Reiſe (4802) 
durch dir Niederlande na Paris”, welche mit Intereſſe geleſen werden. Wen f. 
drlgen Schriften greifen einige Auffaͤte in der, Augent deectſchen Bibllothelnd 
in dee „Bertiner Monats ſchrift, ſowie ie ‚‚Abhamblung uͤber Magnetiomus“, 
1789, in das wiſſenfchafeliche Tagesgeſpraͤch ein, andre betreffen ſ. Berufswiſſen⸗ 
fante ‚Über Infektenarten welche ben Fichten ſchaͤüch find”, und, Uber bie 
Wurintrodniß in ben Fichtemw aidern der Darzeebirge”. Won |. Merke „Über hie 
forfimäßige Erziehung, Erhaltung und Wenugung ber vorzüglichften inkindi 
ſchen Holzarten”, find 2 Xhle., wit K., 1796 — 1813 eufchlenen. 
Sieſta, ſpaniſch, die Mittagszeit, Mittogehige. Weit indem warmen 
Ländern ſich Jedermann um dieſe Tageszeit fo viel moͤglich ruhig verhuit, fie 
deutet Sieſfta auch fo viel als Mittagoſchiaf. 

Bièeyes (Emanneil Joſeph, Graf v.), geb. d. 3. Mai 1748 yo rejnd, 
war Orneratvlcar des Biſchefs von Chartres, als er 1789 zum Abgeordneten bed 
dritten Standes von Paris bei den Generalſtaͤnden ernannt wurde. Diele Erner 
nung verbankte er f. berühmten Siugfcheift: „Quest ve que ke: tiers · vᷣtat dt 
welche ihn eine außerordentliche Volkegunſt warb. Er tzug viel zu bes Vet⸗ 
einigung der 3 Stände bei, und machte zuerfi den Antrag, die Kammer ber Ab: 
geordneten des dritten Siante⸗ zur Nationalverfammlung zu erklaͤren, eine Maß⸗ 
regel, weiche bie Revolution entſchied. Er drang auf bie Zuruͤckſendung der 
"Xiuppen und ermahnte zu dem berühmten Eide im Ballgaufe zu Verfuilles; er 
— es bagegen aber ee der am 10. Aug. mit fo viel Wärme die Aufhebung 

der gefftlichen Zehnten beftcitt, und dies berühmte Wort ausrief: Sie weilm 
feet fein, und verfichen * — zu ſein“. Er widerſetzte ſich der von Mrabeau 
sertugtim mg des Veto für den we und gab die Idee an bie Hand, 
Fenrtkreich in’ Departements, Difteiete unb Municipalitaͤten zu theilen, eine 
Werfinmg, bienicht wenig zur Begruͤndung der Gtnattummwälumg beitrug. Er 
war in den Auefckffen ſehr eig, arbeitete an der Gonflitution, eofehlen aber 
felten auf dem Rebnerftuht, — ſchon 1789 abgelegten Erklaͤtung getven, daß 
ee zu Öffentlichen Reden wenig Gefchicklichkeit habe, und daher nicht auftraten 
‚Werde: Damäls. fagte Mieabeau in der vollen Werfammkıng , daß dad Stiu⸗ 
‚Ihiwelgeh von Giöyes ein Öffentliches Ungluͤck ſei. Er legte 1790 der Verſammu⸗ 
kung einen Verfchlag zu einem Geſetze gegen bie durch bie Preffe moͤglichen Merge- 
hungen vor, welches das freifiumigfte von’allen war, die ſeitdem gemacht meuben 
fitid. Dabei ſchlug er / bereits mit den Anſichten vertraut, die erſt eins 20jaͤhr. Er⸗ 
fehmg auf eitige Zeit zum Gemeingut der Frauzoſen gemacht hat, bie Ginfähsnng 
der Gefchtvorenen bei Preßvergehungen vor. 1794 warb er um Mügliede des 
Depatt:'von Paris gewählt, und ſchlug zu gleicher Zeit das — der Haupift. 
welches die Wahlverſammlung ihm uͤbertragen wollte, aus. Bei der damaligen 
Sinnelgung zum Mepublifaniemus erklaͤrte er ſich im „Moniteur“ auf bad ent: 
ſchiebenſte fir die monarchiſche Regierumgsform. „Richt um alten Gewohnheiten 

"pur Tiebkofen‘, ſagte er, ‚nicht um irgend einer abergläubigeropaliftifchen Gefinnung 
; willen Jiehe ich die Monardjie vor, ich gebe ihr ben Vorzug, weil es mir erwieſen 
scheint ba in einer Monarchie für den Staatsbürger mehr Freiheit iſt als in einer 
Mepublſt, und daß man unter jeber Vorausſetzung bei der erftern vom diefen Re- 
Saierimaßformen freier if”. Der befte Zuftand aber ift der, wo Alle in Ruhe den 
Igrößten Umfang der möglichen Freiheit genießen. Als er zum Mitaliebe bes Con: 
vente ernannt war, huͤllte er fich in eine anfceinende Unbebrytenbeit, um den 


wol Sich, Sigunalluaſt 
Ccbumten,- eläha cr lono⸗un fh , :yı entgehen. - Base Zeichen Verciis Sutwist 


RXL bueb er dieſeen Syſtem getese, und hai dem mupneırttichen Aufrufe, neatchex 
Bas un jenes Fhrflon entfchieb, wasen bit Werte: „Ja!“ „Mein! unh „Des 


chen. 

pfen. Weib nachher trat er in den Mohlfahrtsans ſchuj, warb nad) Hollande ges 
ſande, um dort.neit der neue Republtk einen Verteag abzuſchleßen, und twirke 
50 ſein⸗r Micctehr ſaht auf die Wocträge mit Prrußen und Spanien.“ 1708 gig 
Hr de: Befonbter nach Werlin, umb:blich-bost biß 1799, wo en am Rewöerẽ 
Stelle zum des Divertorlinmd ernannt wurde. Mie Bonaparte im Ein⸗ 
— — ward von Siöpes die Mevolution urn 18. Brumaire eingeleitet, und 
in Falge Lerſelben ward er mit Ronaparte und Duess proviſorsfch zum · Cenful 
ernannt. Bei der Einführung der neuen Genftitution sent S. in beu Senast wub 
sehhstt das Namdgut Croßne, wofr ihm — da ar eh nicht wieklich be Beſitz 
weh, ine Etfäyäbigueig zu ZThotiwurde. Nach des Reftaucation zug en ſichgaruͤck 
BAR opoleons Ruͤckkehe von Eibamwarber in deſſen Pairskamnmer bieufen, 4916 
— in Folze ver koͤnigl. — gegen biä fogen Regieides (Rönigäiyörber), 
nö Joantreich verbannt. Seit dieſer Zeit hält er Eich in Brüffel auf. Zu ben 
—— S.'s gehörten vorzuͤglich Deutſche, insbeſondere Diänee und K. F. 
Camer. Voern jenem ruͤhren die „Notices sur ia vis de Sieyos (4705). her, 
welche in jener Zeit viel Aufnerkſamkeit erregten.: Beamer überfepte f. Kleinen 
Squiſten ind Deutſche. Auch Huber bafehäftigte ſich In den Sdedempiabmima 
dw‘ viel mit G., von welchem Frau von Sesel ſagt: „Sloyes a’a. — 
Bigeum, ein berkihmtes Vorgebirge ber aßatiſchen Kuſte mich takt 

gt.-R., umwelt Troja, in deffen Däbe ſich das griech. Unger am meistifchen Brise 
mtefänb,. ve einge Flotte amd fer gezogen, usb dort war er auch 


PH 


ge | 
bie figuifche Inſchrift, weche fich dort auf einem Maxmerfige fand, 
weihe man zum Theil, fo viel davon im aͤoliſcher Mundart if, fie Alten. als den 
Dichter Simenides hist. Die Umwohner betnachteten dies uralte Derkwal als 
Ans Urt von Schut haligchum, und bis Trauden ſchten aber legten ſich darauf 
white die Scheift viel gelitten hat. Dech En re und au 
vu Lord Eigin — — Englaud gebeacht wor den 
Signalkunſt, dieo Feetigkeit, mitteiſt gerstffse Zeichen im ber kuͤrzeſten 
Heit Nachrichten und Befehle von einem Orte zume aber zu bringen. 
gehoͤrt bei Tetogra ph, ber aub einer Verbinbeug verfchlebener Wall beſteht, 
— ihnen zur erthellende Bewegung in mannigfaltige Gegen 
gefbeitt werden können, wo jede Seellung ein Wort oder eine, Sochs ausdcucht 
Befinden ſtch won auf hahen, ſach auögeichnenten-Kbegenfiduben in gewifler. Ext» 
feraumacbergieicheie Jaſtertmmente amfgeridhtet, und theilt das eine dem andern hfe 
Hu sugeleuninenen Zebchen ſchuell mit, ſo it man dadatch im Stande, eine Nach⸗ 
ilaet · uͤber· fehe woite Naͤume im ſeht kurzer Zeit zu hingen, 27 nn 
Waren Ncheichten von Parid nach Calais a3 Döinuten, 22 Rat: uma Lie 
een AB Tel. yon Stuntbumg ned Paria in 64 Min, ;:20 Set. 
den Lyen aach 8 ins Mm, und SO Tel vo Besft nach P. ia AO. Mir - 
VDeeſuch, ſich ten Hamptquartiere leicht gebanter Telegraphen u bebimem, bat. man 
mifgugebm. Accch ‚die an Seinen befeitige ſind, laſſen ſich mt 


ii 





&ignatue: .. Silber 5 
Gignalifeeis -gibennidzinh.: - Watyhgiih -wirb bie. rem ‚auf. Miiesstihllien 
Sefchie vorn: Anairalafchiffa itieift An iii Eien⸗ 









—X 
Aniſchabar find. ————— — id nicht in ande 
Z0cb Diaf dan hes Poaeichuung Der alffern bauch —— 
Tebenwitand) Dir NMuaamer das namen Ah AſGs Fan die. Eilguale... Bei 





"Gigneter: beiftabes.Urt der Beheichneing der Daudiagen, wache (dem 
7 Geeing angersundt werdat, mut welcha hen Muchhinder angeigt, 
wis Ne Bogen auf ainandes felgen, und wie ſie gefalzt werben ustıfiem.. Die ältene, 
auch garden ringe Tape her 
*5 wohri. V und EB wegfalies. ¶ GSie werden bei kan rien 3 
fach, beiden gelten Deppelt gebrandht u ſ. w. Beta türen me 
Isorsfeng> seine Atytabrtinen, ein Wuch ode-1, — 2,3; Alphabeten. ‚Seht 





aeliege — mb. Nerito; 8y vas — Mohn Gh 
FF Yeoc. Sulber mit Autimoniume ober Cylotglany, web füßbet ſich karbamıd ai 









t von- 


meiſt geau angelaufen 
; 5 das Glanzerz, _. 
er Cilber mit Eeanfel, iſt 


gen und oeltasdriſchen Key ſtallen, ————— Befkalten ; vb range 
flogen, in Sachſen, Ungarn, Cibieien, Bieride une Dera ; 6) es pri 
lenfdpuenzg mn Made 


| » 
Aich⸗ bleigrau, und findet ſich im cherabtſchen Prioeuen, a 
Erzgebirge nd in Unger; 
beſteht ans CR Pac. Biber sale pvieaxec 





berblick wit [. Regenbogenfarben erſcheint. Das fo schaitene Bitiztfiihen ME 
nicht fen genng und iſt daher, um — — — 
2) bad N 


u wien, 
R —* = 
berhattig, a in bie Salgsrarbett genonmen mb 

vaͤrderſt mit Dlei eiagefchmolzen, uns —— mem 

ſtaͤck⸗ datzuſtellen ¶ Friſcharbeit). Dieſe nn 
Saigerherde zwiſchen Holzkehien uögegtäht, wobei dab fulbechattige Wei 

‚ ab das Kupfer in ber zn. cn yufumnangefchtuntgfiun‘ pors fort 

—— (Rieynpäcen) mehdtisite. Die ichuſtoͤcke suthalten aber noch 
und etwas Silber, — ee ee 

ns ——- as „uhdäbleibenbe on Derıtimee) 

wirb mu das filbech altige eh us ckbarbelt 


gat 
ride. ver Aupferkiefe En: ge 
j mb Fahlerze werben geröftet unkı wit 3 — 6 Mal fo viel gerdfiestn Blei⸗ 
glang in Haithehöfen senfilgunaigen 


Riecheitiget Bberöhlei mil 
‚Supfadkein felgen. — Em. irptene mie uf 





. 


















leiglanze verſchmolzen imb Be 
kontra eh (. Am algaach — Die Iuiombung 2 —** 
mein best. Die jährliche Proderction betraͤgt in Europſn ungefühe 340,000 
Mont, warb yoar Hefern Murflanh und Eikkrien PAUOO SE, Öfturit, SO0R0D 


Silberarbeiter Silberflotte 467 
DER — Pteußea 18,000. 
34 Mit. Mark, en 


kelan.- ‘» 
21 Bitbsrarbeiter, Akakke, die Gifelie » — d. je a 
In ber GSifelichumft haben 





Gihmuabittenafetign. ſchen den Alten belaunten 

ſich i xſcqlaax fat d 16. Aabeh I OB —— berät 
—** NVorn aus aus Vin gebfirtigen Dar. Gchweiteentäktier (goſt. on) 

teichenae Auboitenäch Whghfie us Gyps vorhanden, Bir thu Ehre machen. 
akob Ager {fi 1673), m Wien und Italien, zeigt man im der per 
ſehe Fiafitich getriebene Schale, und Inider zu Paris are 
So — Miet (f: 1708) Dearfustigte: das ſchoͤne filbuene Altar · 
Dinet ben ter ir Daft, mit dee Borſtellung einus Terffens In Augäbung 
ala tin Bunpa a Miberaderitur coefflche Aunfkfachen vetfettigts ber vorzuͤglich⸗ 
*55 .4703) , uba meiſtens in Italien. "Zah. Georg Gaap Bar 
feiht-Pis.bie doſtuar vergolbeten Dchalen verſertige haben, welche bie Stadt Augs⸗ 
be/ AAqd Baier: Lecpela ſcheutee; “fie ſtellen ben Triumph der Liebe und bR 
Geläktte net. Aaiſecin Stein dar: Be Babe, Georg Lorenz Gaap fl: 2749), 
verfürtigte bie getriobene Arheit an dem großen Wardieuchtre in dem koͤnigl Eichlofi ' 
fo: Wechin, is Vfarchen nach iieinnger 6 Zeichnungen. - :Deffen Gebr, Poren; 
Sony (uk), Belt bie Bergpesigsamber Sauzel in Ira Et,» Wirichöfttehle vr - 
rar per — Stocktnoͤpfur 

Am beruhmteſten wurde der Augbbunger Ich. Andreas Thelote (zugkeich 
Sellin, 1736) duch ſ. Meiſterſtuͤck von 1689: —e— mit de mit der 
Qefcuchae Dips, Yafen’s,. Herkules’s u f. w., den die Familie v. Stetten zu 
"Defigt, uch f. £ Ochreibtifch im-t. Schloffe- zu München, durch einen 
































geoßen Kiaı von Gilde, mit der Geſchicht⸗ des heil. Hu 
yaeıas u Finden Curf. vonder Dfah. Ein anderer augeburg. Kuͤnſtler, Phil. Ja⸗ 
tab Damıimett: ber kleine Drentwett genannt, fi. 1754), verfertigte 
an Auen Zar, jet in der ihiofrapeie un Danhe auch find von ihm 
da groũt· Tafelferwieo für .den. fpan. Befambten Grafen Montijo, und die Afche, 
Fit und. Buppenthpfe von Suber, nach Siiebinger’& Zeichnung, für ten M6- 
Milhelm 4. von Prehen. - Ex aubeitete fuͤr die beraͤhmte Gullmann⸗ 
KurBiskehenktens. Drei andre Dreatwett: Phil. Jakob (fl. a. — 
(12 Abreham (ſt. 1736), vorfertigten gemeinſchaftlich richt 
kann, ſoudem auch geſchlagene Arbeit. * Gugelbrecht {fl. 1748} * 
eben. färbeind- Gain = und -Gliberfenwice-fin den daͤniſchen ‚Dof.: Auch die Buler, 
Autuachs, Lorenz amd Eutıpig (3 Wrüber, fieflarbew 1720, 4700, 4732); 10a 
vem.gefdjictte Künfiier in binfem Hacke. Ludwigs Sem, Joh. Eubteig (ft: 1748); 
üsrfertigta biesgroße Vaſe für den — und das: batcifche ‚goldene Sorvice 
rain bp Aafehichte hiefod ein-poödhtiget Eecakce dom aitwiebener Ar: 
Wis da der·heutſthe Ratſer Dem Sürkifchen Maifen zum Geſchenk machte On 
ze —XVXV b —— — Dinſtarbeit aus: Bailin 
— —— d. 18. Jahrh.Auch. — man 
re hu — ———— Arbeiten — 2— 
j 
arrige: ‚über den berhhnien Gtiimi f.b. - 
ihbenflaite. ‚hieß: die Flott⸗, welche vounal ale Jahre aus bei food 
wifiten : Ampesiln „noch Curopa 'fogelte ,- amd bie. Ansbeiste der bortigen Berg⸗ 
werde in Ba, Ges, :e.- Main wa tefkbarn Waaren Überbrachtr. 
Conv.ster. Siebente Aufl. Pb. X. 17 















258 Sibermann (Bamilie) Sitfoerfkelge ( G 0. — Axel Gabr.) 
—— kommen nur einzelne Sqhiff⸗ wis hiefen doſcharea Eugangeaiffen —* 


Silbermann (Bottfried), Hofs und Lawborgelmadyer zu Freiberg, geb 
1683 z4 Klein bobritſch bei Jrauenſtein I Kbeugreich Circhies ı ae. treff⸗ 





bei der innern Anlage, die volle und herrliche Jatenatien, ſerdir Me leichte uud be⸗ 
queme Clabiatur, geben ſ. Arbeiten einen außereninmtlichen Warth. Die ſchoͤnen 
Orgeln in Feriberg in der Bath. Hofkinhe (Be baren fen. 1 den Sursee 
Zeiten 20,000 Thir. befam, ohme bie Decomienen), in der Freiun mb ien 
phlenkirche zu Dresden, und an meshum Orten finb wäige Denkipale biefet 
großen Kanfilers. Ge flark 1766. Gen Bender zu Strasbucg, bei dem er bit 
Drgelbaukunſt gelernt Hatte, hiaterließ 3 Gähes, vom busen hor-dltefle, Joh auc 
Andreas (geb. 1712, geſt. 1783), als Orgolmachet, nn a. 
haun Heinrich, als Forteyianobauer in Stratkurg mb übenponpe in Buauts 
reich den Ruf d. N. fortgryflanit haben. 
Silen (Kllenus), ach ber Gabel ben Grguhee ma Depieien bed Mor 
Einige machen ihn sun Gohne des Mercur oder des Dan mit einer Ryuphe, Abus 
Inffen ihn au6 dem Blute des Uranus entfprungen fein. Nach Madar war eis 
Nymphe Mais, nach A. eine Nymphe von Malen auf der Zaſel Erbe f. Gemah⸗ 
lin, die ihm den arkadiſchen Gentausen Pholue gehar. Er erzag den Bacchet 
wuterrichtete ihn in allen Miffenfhaften, und ward nachher f. beßdchi 
after Den begsifteenden Trank ſ. Böglimge Hebte.er fa fehr, define 
in demſelben beraufcht, und dadurch zu ethabenen Beläugen entflaumat en. ie 
binden bei Wirgil den Trunkenen 2 innge Satpın-mit Ardsyen, um ihn man Aber 
[unge malen So fing ihn auch Midas, nachdem we ſich aus einer malt Wein 
gefüllten Quelle berauſcht hatte, und Ha ſich mit ihen in ei tieflinmiges philofe« 
Dhifches Gefpräch ein. Im Gigantenkriege finder den Goͤttern bei, und fchredse 
die Riefen durch das ihnen aubelannte Geſchrei f. Efei. Men ihm entkeub ein 
ganzes Geſchlecht von Silenen. Eigentlich verſteht man umter den Letztern alte 
Satyrn, deren Segler A —— — iſt. Sie haben 
einen krauſen Bart, emp platte Stimm und Slage. Das Haupt des sangen Bir 
ſchlechts if der obige Erpehen umh Wegleiter dk Bachus, Tematlich Mucch Dam 
Kanthdavas ober Wainſchlanch, dem ex oft bei fich indgt. Auch wiard er hoͤug vom 
den übrigen Sllenen dadurch unterſchieden, daß ex auf einem nee 
- neben dem Bacchus hergehend vorgeflelit wird. Eine gewöhnliche 
Silen iſt auch die, bafi er din jungen Macht im Aume hält. —— 
kelternd und gam behaart vor, Latteres als lomiſche Caricatuc 
Silesius, fi Angelus. 
ea (& 4. v.), Pfomer, 8 fpteekifiher Anugleizash wab 


* 


hai 





(Stod$. 1808) a — —— 2 u 
’ a ⸗was Burn 
‚1. Schriften uͤber die alte. Gaographie Eehmeden 

Borzüg 5 gelungen if, Überfegemng ber „Gechmmet Da ———— 
—— — bee ſchwediſchen Literatur“ ging durch Die. erſchwerte Meer 
breitung ein, S.e „Wermifchte Abhandl. über Gegenſtaͤnde die frlen Kuͤuſte 
betzeffend”, a ee ae @. d. Deutſchen. A Shu- 
200 DES — 


Silhonette, Silhowetticen, Silhouettirkunft 29 


flag 1212 angeorbrtetan Autſchuß des äffenttigen Unterrichts, deſſen Diisgtied 
ee wor. Inbeß fanden nicht alle Vorſchlaͤge von ihm gleichen a Auf den 
Birichötagen war er bb Bkitglivb bes Blitterflandeß bee eiftigfte Vefoͤrberer ber & 
che 048 oͤffentuchen Unterrichts. Auf Befehl des verft. Könige verfaßte er e. „Ber 
as Berhätiniffeß zwiſchen Schweden und Norwegen vom Urſprunge biefer 
Seaaten His jegt“ Stockh. 1821 f5., 3 Thle). Er — d. 4. Sept. 1824 zu 
Gibeco piug. Sitfverſt olpe (Axel Gabriel), ©. ſchweb. Kammerhert, 
Seerrtan am Metechauſe, Bitter des Mordſternordens, ein ſehr mittelmdßiger 
un Gedichten, 1801, erſchien 1914 eine nette Ausg.), fleißiger liber- 
fager‘, eowwister Modhaheter ud Merf. einer gefeyägtm aligemeinen Sprachlehte 
(Gut: 1818), hat einen thätigen Antheil an der a affng der jebigen ſchwedi⸗ 
Genfiitution vom I. 1809 gehabt- Ce flach 181 
Sitböduetre nennt man das Schattenbild eines — wenn ber Um⸗ 
eiß boffehben mit ſchwarzer Farbe ausgefuͤllt iſt, in welche Bistvellen mit tweißen 
Strichen die Imnech Limnien Licht hineingezeichnet find. Solche Schattenbiiber er: 


—— ve Dilhouette, welcher 1759 Genetalcontroleur und Miniſter wurde. 
— Krieg hatte damals alle Schaͤtze erſchoͤpft. Herr v. Silhouette 
dracenen Mangel durch Reformen und ſtrenge Okonomie in allen 
— er ſchonte dabei weder die Capitaliſten, noch die Banquiert, 
ſchadete dadarch dem Eredit und machte ſich allgemein verhaßt, fobaß er, ungeach⸗ 
tet ſ. gatten Abfichten und literariſchen Kenntniſſe, doch gezwungen war, nach 9 





FJatten, ZTabadckodoſen von rohem Holz, und anſtatt Portraits zu malen, zeichnete 
man den Schattenriß weit Bieiſtift auf weißes Papier und füllte ihm mit Tuſche 
aus; alle biefe Moden nannte man a In Silhouette, aber nur ben Iehtgebachten 
Pertralto bleb der Name, die man fpäterhin auch auf Porzellan und Glas malte 
und eiubtaunte. In tartieriſche Hinftcht ft die Silhouette ohne Werth, aber 
—— bleibt fie für den Phyftognomiker. Immer wird dieſe Kunſt, oelche fo 
—— ſprechende Ähnüchkeit zu geben vermag, beliebt bleiben. Ein Schat⸗ 
if das ſchwaͤchſte, aAber dennoch das treuefte Bin des Menſchen im Profil, wo 

24 ie Eharaktrrzäge at deutiichflen außfprechen. Treffende, aber zugleich über: 
tviebene,, taritaturareige Ähnlichkeiten in thnen zu liefen, iſt ſehr leicht, garte und 
tig * find deſto ſeltener und ſchwerer. Die Ratur iſt ſcharf und frei 


ter idee Umeiffen; wer ihre Schärfe vorzüglich beobachtet, wird hatt, wer ihte 
Betiheht einfeltig — * wird unbeflimmit. (&6 gibt viele Gefichter, die, wenn 


* 


Sqattentiß nur um ein Baar breit ſchaͤrfer oder ſtumpfer gezogen ik, eimm 
Ausdrud bekommen. Die zarteften, finnigften, reinſten Profile 
leichteſten verfehtt. Je harmoniſcher verſchmolzen bie Zuͤge find, defto 
es der Silhouette, fie zu treffen; je uͤberwiegender einzelne Grifes- 
— deſto geeigneter Mt die Silhouette zur Darſtellung 
zornigſten und ſanfteſten, die eigenſtnnigſten und weichſten, bie tief: 
und die oberflächlichften Charaktere leicht darſtellen, weit fchwerer aber 
‚ wo Phantafie, Ideenreichthum und Gemuͤthlichkeit vorherrfchend find. 
shefen Berſtand fich cher darin zeigen als heile, ſchoͤpferiſche Thatkraft 
SEEN Sinn. Die Silhouette druͤckt überhaupt mehr die Aulage, 
g de® Charakters aus. — Stihouettiren kann man un» 
———— ficherſten, woenn man die Sithouette nicht auß freier Hand 
ausfchneibet, fonbeen wenn man den wirklichen, durch eine Kerze 
unfgreibt, umb ihn nachher vermlttelſt eines Inſttu⸗ 
weiches man Storchſchnabel (f. d.) nenmt, verkleinert. Die befte 

17* 


F 
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Hi 


I 


= 


260 2 Stlius 
.’ 2 w. 


Einrichtung zum Silhouettiren iſt ein Sefſelrahmen: auf einer Bank, auf welcher 
bee Zeichner fowol als die Perfon deren Silhouette genommen werden [ol 
figen können, ift zwifchen Beiden ein ftehender Rahmen befefligt, mit einem reinen 
flachen Glaſe, auf welches vermittelft ein paar Schieberchen ein zartgeoͤltes und 
wohlgetrocknetes Papier feſtgelegt wird. Man muß das Glas hoͤher und tiefer 
ſtellen koͤnnen, nach der Groͤße der Perſon; der Seſſel hat eine Lehne, woran dieſe 
ſich feſtlegen kann; auch kann an dem Rahmen noch ein kleines Kiffen angebracht 
werden, um ſich daran zu halten und jedes Schwanken zu vermeiden. Durch ein 
Sonnenvergrößerumgeglas läßt fid) der Umriß eines Profiles noch ungleich ſchaͤrfer, 
reiner und trefflicher zeichnen, als nad) bem Kerzenlicht. — Silhouettir⸗ 
kunſt. Diefe, oder, wie fie ihrem urfprünglichen Wefen nach heißt, die Schat⸗ 
tenmalerei, war in alter Zeit die anſpruchsloſe Mutter der bluͤhenden Malerkunſt. 
Eine korinthiſche Jungfrau, bie X. des Toͤpfers und nachmaligen Erdbildners Di⸗ 
butades, fol die Schattenmalerei und mit ihr die Grundriſſe aller Zeichnung er⸗ 
funden haben. Als ihre Beliebter verreifen mußte, wuͤnſchte das Mäbchen ein 
Bild feiner Züge zu behalten; ber Schatten bes ſcheidenden, nad ihr zuruͤckblicken⸗ 
den Juͤnglings fiel auf die Wand, und die erfinbungsreiche Liebe gab ihr den gläd® 
lichen Einfall, ihn raſch mit einer Linie zu umfcreiben. Dem hoͤhern Gefühl 
war e8 hierbei, wie immer, vorbehalten, den flumpfen, unempfänglichen Sinn 
zu beſchaͤmen. Das Maͤdchen ahnete nicht, eine Kunſt erfunden zu haben; aber 
ihr Verfuch war das Ei des Colombo , welches die Hand finniger Liebe der Weis; 
heit griech. Kunſt barreichte. Nun konnte die Mythe wol fagen: Phoͤbos Apol⸗ 
Ion felbft habe die Kunſt der Zeichnung zur Erde gebracht und Eros feinen Pfeil 
als erſten Griffel der jungfräulichen Hand anvertraut. Man ann bie Zeit biefer 
Erfindung um bie Periode der Erneuerung der olympiſchen Spiele anfegen, kurz 
vor der Vertreibung ber Bacchiaden aus Korinth, etwa 776 v. Chr. Sicyhon 
und Korinth waren auch die erſten Lehrſitze ber Malerei, Die erſten Linearverfuche 
nennt man ſkiagraphiſch; bald aber kam man auf bie Idee, diefe Umriffe mit 
Farbe auszufüllen, gleich dem Schattenbild ſelbſt. Man nennt Krato von Si⸗ 
cyon, Philokles aus Agypten und Kleanthes aus Korinth als Erfinder diefe Korte 
ſchrittes; fie malten Monoch ro men oder einfarbige Bilder. Aber baid wurde 
die Silhouettirkunſt auch auf größere Begenftände angewendet, ſowie Saurias 
von Samos den Schatten feines ganzen Pferbes auf der Wand entwarf. . Mie 
beliebt dieſe Schattenbilber bei den Alten blieben, wie zart und ſchoͤn gezeichnet fie 
ausgeführt wurden , dieß beweiſen uns die vielen hetruriſchen Vaſengemaͤlde, bie 
alle in dieſe Battung gehören. = wi. 
Silius (Cajus), mit dem Beinamen Stalicus, ein roͤmiſcher Dichter aus 
dem 1. Fabrh. n. Chr. Nach f. Beinamen war er entweder aus ber Stabt Ita⸗ 
lica in Spanien, oder aus Corfinium, das fonft auch Stalica hieß, geb. Eben⸗ 
fo wenig weiß man von f. Lebensumftänben. Er war mehre Jahre Rechtsanwalt 
in Rom, und bekleidete zu verfchiedenen Malen das Confulat. Als Proconfud in 
Aften erwarb er ſich, wie inf. frühen Ämtern, viele® Lob, worauf er ſich von den 
Geſchaͤften zuruͤckzog und als ein angefehener Privatmann, im Genuß eines anz 
fehnlichen Vermögens, ſich einzig mit den Wiffenfchaften befchäftigte. In ber 
Beredtſamkeit war Cicero, in der Dichtkunſt Virgil f. Vorbild. Wie wenig er 
aber den Legtern erreichte, beweiſt, teog ber Kobfprüche Martial's, f. auf une ge 
fommenes Gedicht vom zweiten punifchen Kriege, welches er unter Domitian's 
Regierung fchrieb. Der Werth dieſes — beſteht weniger in der Poeſie als in 
der hiſtoriſchen Genauigkeit, womit die Thatſachen erzaͤhlt werden. Es hat daher 
ſelbſt zur Aufhellung mancher geſchichtlichen Umſtaͤnde gedient. Den poetiſchen 
Werth hat ſchon Plinius richtig beurtheilt, indem er es mehr ein Werk des Fleißes 
als des Genies nennt. Doch fehlt es nicht an einzelnen Stellen, bie ſich durch hör 


Stillen Simonides | 361 


been Schwung und groͤßern Reichihum vorteilhaft auszeichnen, 5.8. bie Wefchreis 
dmg von Hannibal’ Zug über die Alpen. Silius Italicus flarb (m 2. J. der Res 
glerung Trajan's in e. 75jähr. Alter, eines freiwilligen Hungertodes, dem er wählte, 
um fich von den Schmerzen eines ımheilbaren Geſchwuͤrs zu befreien. Die —— 
lichſte Ausg. feines Gedichtes iſt von Drakenborch (Utrecht 1717, 4.). 

Sillen, auch Syllen, witzige hexametriſche Gedichte, der Gattung 2 
Sat yre angehörig, In welcher bei den riechen befonders bie Philofopken und. 
ihre Lehrmeinungen oft mit parodirten Verſen andrer Dichter durchgezogen wur⸗ 
den. Tmon und Didymus ſind in dieſer Gattung Ki 

Silos, f. Kornteller. 

Silvanus, ein uralter italifcher Gott, der nach Virgil bei den —— 
ſchen Pelasgern aie Gott der Acer umd bes Viehes | in Hainen verehrt wurbe. 
Mach Horaz empfing er ald Grenzhuͤter Trauben, und für Erhaltung der Heerde 
zum Herbſtopfer Milch. Nach Cato erflehte man die Geſundheit der Rinder vom 
Mats Silvanus in Walde mit einem Opfer von Speltmehl, Sped, Fleiſch und 
Wein. Bei Juvenal wird ihm ein Schwein gefchlachtet. Lurilius bei Nonnus 
nennt Ihn der Wölfe Verſcheucher und Zerbonnerer der Bäume. Als Anpflanzer 
wilder Bäume trägt er einen Wurzelſchoß der Cypreſſe und freut fich des wildernden 
Stanımes. Det ef „De limitibus” fagt: Silvan habe zuerft einen Grenzſtein 
ae, und unterfcheidet einen häuslichen, zu den Hausgoͤttern gehörigen, einen 
laͤndlichen, ben Hirten heiligen, und einen anfänglichen, der auf der Grenzſcheide 
verfchiedener Befigungen einen Haln habe. Die Kunſt ſtellte ihn als einen nad 
tm, bärtigen Mann dar, auf dem Haupte einen wilden Kranz, in der Rechten 
eine Hippe, in der Linken einen Aft, auch findet man ihn mit Ziegenhörmern und 
Biegmfüßen abgebildet. Spätere Erklärung beutet ihn, tie den Faunus und Pan, 
mit denen er vermifcht ward, zu einem Symbol des Grundſtoffs. 

Silveſtre de Sacy, f. Sacy (Silveſtre be). 
="  Simonided, em Liebling des gefangliebenden Piffteatiden Hipparch, aus 
Dee Inſel Ceos geb. Nach der gewöhnlichen Meinung ward er umgefähr 557 v. 
pr, geb. Er kam ald Sänger nach Athen und gewann bald die Liebe und Ach⸗ 
tang des Dipparch in einem folchen Grabe, daß er Iängere Zeit bei ihm bleiben 
mußte. Hier ward er mit Anakreon und Theognis bekannt, und fpäter fah er den 

großen Tragiker AÄAſchylus auftreten. In Theſſalien war er bei ben angeſehenen 
Seopaden, deren Siege bei den Volksſpielen er mehrmals befang , ein willkomme⸗ 
ner Hausfreund. Als er einft, nad Cicero's Erzählung, mit dem einen 
me. beim Mahle fa, und eine Hymne vorlas, worin er deſſen Tugenden prieß, 

— aber auch die Dioskuren mit erhob, außeri⸗ Skopas, er koͤnne ihm bloß 

fte der verſprochenen Belohnung geben, die andre moͤchte er ſich von den 

* enen Dioskuren auszahlen laſſen. Kurz darauf rief Jemand den S. aus 
| iſezmmmer, weil ihn 2 Juͤnglinge zu fprechen verlangten. Als er vor bie 
the kim, fand er Niemand. Eben wollte er zu f. Gaſtfreunden zuruͤckkehren, 
als ploͤtzlich der Saal einftürzte, und Skopas mit den Seinen unter den Truͤm⸗ 
mern jerfchmettert wurde. Als nun der Schutt weggefhafft war, und man bie 
ganz entflellten Körper der Erſchlagenen nicht mehr ertannte, erinmerte ſich S. der 
Ordnung, in welcher fie gefeffen hatten, und Eonnte fie auf diefe Weiſe genau an- 
geden. Diss brachte ihn auf die Vermuthung, daß man durch zweckmaͤßige Ver: 
thölixing ber zu merkenden Segenflände an gewiffe Orte und Fächer dem Gedächts 
niß Ane anferorbintliche Erleichterumg verfchaffen koͤnne. So fol er der Erfinder 
ver Gevbaͤchta iß kunſt geworden fein. Noch einmal ward ber Dichter auf eine 
wunberwodlle Weiſe erhalten. Als er nämlich den todten Körper eines ihm unbe⸗ 
Bainteh Menſchen, der’ am Dieeresftrande lang, beerdigt hatte und eben im Be 
griff war,’ fich auf die See zu begeben, warnte ihn dee Geiſt des Beerdigten, ſich 


262 Simone Simultantum 
dere trhgesifchen Elemente anzuvertrauen. Er beherzigte die Warmmug uud 
blleb zuruͤck. Nicht lange nachher vernahm ex, daß jene Schiff, weiches er des 
fleigen wollte, mit der ganzen Mannfchaft untergegangen fei. In Athen war etk 
mehrmals, und fo fogar. bei der Feier des Sieges von Marathon in einem pontl- - 
(hen Wettftreite dem Aſchylus beflegt haben. Bel f. —— in Sparta ver⸗ 
berrlichte ex ben heidenmäthigen Tod bes Leonidas In machten Gedichten. — 
erhielt er eine Einladung von dem Könige Hiero, nach zu femme, 
ging auch dahin und wurde feinem Gaſtfreunde fo theuer, daß * ihn nicht = 
der von ſich ließ, um fich im täglichen Umgange mit dem geiftreichen Mänger zu 
belehren und zu ergögen. Nach ſ. Tode, 467 v. Chr., Heß ihm Piero in der 
Naͤhe von Syrakus ein ſchoͤnes Grabmal errichten. — Bon f. vielen EOidichten 
find nur wenige auf unfere Zeiten gelommen, weiche Bruuck in den ‚Analstten’' ger 
fammelt bet. Die Alten ruͤhmen an biefen Poeſien Anmuth, Nackrlichkeit uud 
Leichtigkeit; werfen ihm aber aud) Länge vor. Nicht mit Unseche tabelt man an 
dem Dieter ein zu eiftiges Streben nach Reichthum, und die Gewohnheit, ſich f. 
Gedichte bezahlen zu laffen, was vorher nicht gefihehen war. — Noch macht man 
gewoͤhnlich den S. zum Erfinder der griech. Buchſtaben y, C, 5, V, w 
Simo nie heißt in der Sprache des Kirchenrechts Die Erwerbung heiſtucher 
und Pfrunden duech Kauf und Bezahlung, oder durch sed und a. 
Schleichwege. Sie iſt in den Kicchengefegen aller Religiont pattelen hast verpoͤnt, 
ne die Käuflichkeit der Kirchenaͤmter in Rom von ben paͤpſtl. Hoftheologen 
ht für Simonie gehalten wird. Den Namen hat dieſes auf Seiten der Wer» 
and Empfänger gleich große Vergehen von dem chasbäifchen Magus Simen, 
der, nach dem Bericht der Apofteigefchichte, die Mittheilung des heil. Geſtes buch 
Auflegung der Hände von ben Apofteln für Gelb zu erlangen fuchte. E. 
Simplicifſimus. Unter dieſem Namen ift ein komiſcher Noman aus 
dem 17. Jahrh. ſehr bekannt. Unter dem fremden — — iſt 
dee wahre Name des Verfs. Schleifſchein von Relzfort verſteckt. Bei Lrbzelten 
deffelben kamen nur 5 Bücher dieſes Romans heraus, Mönpelg, 1669; dam 
beforgten f. Freunde eine Ausgabe nach des Werfs. Tode, Nuͤrnberg 1684, weis 
cher andre gefolgt find. Kürzlich hat ihn Friedrich Weiſſer (Merlin 1828, 2 03 ) 
im Gewande des 19. Jahrh. herausgegeben. 
| Simplon (ital. Sempione), ei 10,327 Buß hoher Verg in dem heioeti, 
ſchen Canton Wallis, indem hohen Alpenkamme, welcher vom Mertblaue nid 
dem Gotthard laͤuft, und die Schweiz von Italien tremıt. Da auf demfelben ein 
Thal liegt, das die Gebirgskette durchſchneidet umd dach Die Schneelinie nicht er: 
reicht: fo ift von Napoleon 1801 eine der merkiwärbigfien Straßen angelegt: umd 
1806 vollendet worden. (©. Alpenſtraßen.) Das an der Straße llegende 
neue, unter Napoleons Regierung nur bie zum erſten Stockwerke aufgeführte 
Dospiz hat die Regierung des Cantons Wailis im J. 1824 den Vaͤtern bes großen 
Berenhardberges für 15,000 Franken überlaffen, bie baffeibe ausschaut haben. 
1799 fochten auf diefem Berge bie Feanzofen und Öftreicher mit einander. - 1814 
drang ein ital. Corpo über den Simplon, den die ſtreicher nur ſchwach beſetzt hat⸗ 
ten; es ward aber vom walliſer kandvolk uͤberfallen und zerſtreut. 
Simultaneum nennt man das zugleich flattfindende Ansihungseräht 
der proteflant. und kathol. Religion in Einem Staate. Ehemals machte mert in 
Deutfäland einen Unterſchied zwiſchen nothwendigem und Eimein- 
neu (Simultaneum necessarium et voluptarium). Das erſtere ward and dem 
Beſitzſtande des Normaljahrs (ſ. d) hergeleitet. Wenn naͤmlich die Inthol. 
und proteſtant. Religion 1624 in einem zum deutſchen Reich⸗ ———— w⸗· 
ben einander geuͤbt worden waren, fo hatten bie U 


Recht dazu, Willkaͤrliches Gimuitanenm war hörgegen bank —— * | 











Ginscure Singmethebden 268 
ein Bunhathent in file Bande, work nad dem Meornethahee bie ander Betigion 


und Derfrihen MArche abwechſalad bedienen , wird auch Gimultaneum genannt. 
ı. Sinecure, sine gelſtliche Gehade, von dee mar bie Einkuͤnufte besiche, 
ohae Die Uuntögefihäfte deſorgen zu daͤrfen. (Mon Cure, lat. Cara, eine geiftiche 
Gebe.) Man. bat aber Diele Bedentung auf jede anbre Stelle übertragen, Yan 
ber man Eifhnfte bericht, ohne Mähnerwaitung baffız zu haben. - 
— ——— ſ. ASiuu gſchulen. 
Singen, Siagkunſt, In Gefang 
Singmethoden gibt is im NAugemeinen faft je viele als es Wölker gibt, 
doch zeichnen ſich befonders die ital., beutiehe und fram. Methode aus, weil bei 
Das Mtalienern,. Zirsnsfihen unb Framjofen bie DRufit vorzhglich außgeblibet worden 
iſt (G. ufis, — ver, Belang und Italieniſche Mufie.) 
Unter aber hatten ſonft nur bie Itallener — Sinne 
— d. 
der Auebildung des menſchlichen Gtimme 


her Ihptseriches gemacht. Dies guimber fich auf die grohe Meisbarkeit bob ical. 
Bots für Muſit, darauf, dep feibft arg ven Sehehätigen Ei Ruß auf 
thee Gimme hat, daß daher cheo Sprache feib ee 
und daß fir deßhalb auch den Befang von jeher ſowol zu Verherrlichung bed 
Ba De a ae 
Yon Beideso su erhalten, us 
en aa. — Die tal. Cingmethobe zeichnet 
beſdabers dadurch aus daß fie den hoöchſten Fleiß auf die erſte Bildung ber 
een und der Reble wenden läßt, ‚ums Ihnen die möglichfte Reinheit ud 
Blegfamkeit zu geben ; hie raſtloſe Hbung im im Scalaſtugen und im Solfeggiren 
dlerzu erfoderlich an, GSingmwmetchode iſt das fi 
lende Tragen und Binden ber Toͤne, weiches fie Portamento divoee (ſ. d.) 
nett, 6 aibt den ausm Befange einen zamberifchen Bteig and biefeibe 
tung , bie ol dollanetes Gemaͤlde hat; Nichts ſteht einzeln ba, und dennoch 
jedet Aon uuilommen vol. Der bitte Vorzug diefer Nethode iſt die beutilche 
Aubfpracke im Siagen, wiewol dieſe mehr durch die Sprache ſelbſt gegeben, ober 
wskigftene Im hohen Stade begänftigt iſt; denn bie ital. Sprache efoben ſchon eine 
heertinende Aubſprache, und bitber die Votale In ihrer klangvollſten Reiaheit aus. 
Moch ein Hauptoorzug der guten ital. Methode (dev jedoch feit einiger Zeit auch bei 
don Rallenern re iſt der Vorteag des Recitativg (f.d.) 
als einer — Rede, vie zwifgen dem Sprechen und Singen liegt. 
Wal. G — auf den Sinn wirken, umb haͤlt ſich daher in ener 
gewiſſen Au = bes Gefuͤhls. Man macht deßhalb oft den ital. Saͤnzern 
— — daß iht Geſang mit Verzierungen uͤberladen ſei. Theils 
gu groß⸗ Leetheit — 
en, wenn Def! — zugelnder Geſchmack wangelt; doc, kann der eis 
gentihiyen Methode dieſer Mißdrauch tue in fo weit zugerechnet worden, als fie die 
—— —— — Zus Übeigen ⏑⏑ Abermfige Berzirren an . 
Datenrch fa Degfpfigt pub, Daß fonft De Tamfeper Die Gingfüinume Dinf in dam 


264 Siagſcholen, Singakademien, Singpereine 


Grundnoten gaben, und die Yusfüllung den Saͤngeen berueßen; en 
durch Roffini, der alle Vorgorungen auaſchreibt, autune, 
Methode zeigt ſich am herrlichſten im Concert ⸗ amd: im Bufſoſtyl ee — 
Die deuntſche Singmethode aſt haͤrter; unbiegfamen, dam Aiudkenfiybungemefler 
ner; die Fuge iſt, ihr Trimmph, Jeſtigkeit und Siſcherheit ſtchen ihr rn Seiten 
Sußſchmeichelnd ſpricht bie Atnlierifche durch / die Same zum Sinnz die cunfie 
deutſche ſcheint dieſe Dolmetſcher oft zu venſchmaͤhen, fie oil tusmistelhar: das ei⸗ 
gentliche Gefuͤhl anſprechen, das Dichter und Teuſcher Fchilbene,. aber authet soft 
dem Hoͤrer zu, dies abe Warte zu verſtehen, wolche der deutſcha Nefnng: ſelten 
ah an Der Deutſche ſtrebt auch hior nach: Einfachheit, Chatakter 
und. tiefer Bedeutſamkeit, und es iſt daher auch die auffallend ſte Ahnlichbeit zuuh⸗ 
ſchen den Singmechoden dieſer Völker uk ihren Malssichuben;.. Indeſſen keugugen 
die. Deutfchen doch bie Vortheile der ital. Sorethe in Hinficht auf bis piufiiche Mille 
dumg. bes Organs mit großem Rechte jest hisıfigen als je. Micht fa giacklich wen» 
den fie die von denſelben erfundenen and vom Zeit zu Beit-Mchs werdenden Wergie⸗ 

rungsmanieren on, ba diefe ſich mit bem.auf Gharekter und Auobruck bunfirebens 
den deutſchen Geſang felten ‚recht einigen wollen, - oft. auch dieſe geaabezu aufhe⸗ 
ben. Auch haben die Deutſchen das Verdienſt, bie Geſangamethoden unehe wiſſen⸗ 
ſchaftlich zu behandeln, wie die Muſik überhanpt. — Die framg. — 
grenzt fo ſehr an Declamation, daß man ſieht, wie ungent dies Bolt aufhoͤrt me 
ſprechen, wenn es fich zum Singen entſchließen fol. ‚Der franz. Gaſong ik wehr 
recitirend, und daher. bem italienifchen am meiſten entgegengefetzt. Ihr Geſang 
hat immer etwas Gellendes, Erzwamgenes und Gepreßtes; ſchon die Sprache var⸗ 
urſacht dies, da ihre verſchluckten Endſylben und ihr ton⸗ und aecentioſes Fluͤſte rn 
Geſenge gan; entgegengefegt 7— — einzge Fach, ‚worin iht — 
gut außnimmt, find ihre einfachen Nationalremengen ; dieſe erinnern an die Zeit 
der Troubadoure , und haben etwas ungemein Ruͤhrendes. Die Volkeueder, 
Chanfons, Vaudevilles und Rondelays find. ganı etwas. Andres; dabei iſt ek dem 
Franzoſen ſtets um den wigigen Einfall des Textes zu thun; der Geſaug wird bei 
ihnen den Worten untergelegt, nicht die Worte dem Geſang. — Viele ber bes 
raͤhmteſten Tonkuͤnſtler haben Gefangiehren und Metheben balanntgemucht. die 
den fruͤheſten gehören: Hiller's „Anmeifung zum mufißalifc) » richtigen Geſauge 
(177%,.3. Yufl., Leipg. 1809), befien „Anweifung zum senfißalifch » gieutichem 
Gefange EL Beip,. 1780, 4.) und Vogler's „Stimmbildungskunſt“ (17’76). 
Unter hen Nenzen-find zu nennen: Righini's „Übungen, engere 
Geſanges zu veroolltompmen‘ ; Danzi’s Singuͤbungen für. eine Soprauſtimme“ 
(2 Hefte, "Bei b. Haͤrtel, 1804); —R ‚Abefangbübungsiehre nach Pefln« 

6 Methode” (Züri) ; „Briefe an Natalie ber den Gefang x.“, von Nina 
d' Aubigny von Engelbronner (Leipz. 1805); Fröplih's „Singieiute" und deſſen 
„Solfeggien“ (Bann b. Simrock); bie „Geſauglehre das Conſewatoriams in Pas 
die’! (Leipz. b. Peters) und die „Solfeggien des Sonſervatoriums und Matocps 
Anleitung zur Unterweifung im Singen für Lehtar in Volkoſchulen (3: Antg. 
Duisb. 1818); Wachsſsmann's „Praktiſche Singſchule für Lehrer und Schuͤlen 
(Magdeburg 1822); Maosr, „Die Kunſt des Geſanges (Bei. 1626, 4). AB 
Übungsmittel find Crescentini's, übungen für die Singſtimme opue — 
enpfehlen 

Singſchulen, Singakademien, Singvereine. Bu — 
ten und bei allen Voͤllern war ber Gefang Beduͤrfniß des Herzens. Sein kuuſteuaͤßi⸗ 
ges Erlernen wurde dadurch geheiligt, Daß er im alter wie in names Zeit ſtets dem 
Dienſte der Religion geweiht und als wahres Bilteusgemitsel der Wölfe angeſchen 
mar. Beiden Agyptern war es Geſetz, daß bie. Kſnder in gewiſſen Arten eſang 
und Muſit unterrichtet wurden, und wir können daher wit Redyt behaupten, daß 6 





Söopfdpuien, Cingafabemich, Siugrerein⸗ 265 


dort did eflen Gingfihulen gub. - Bei den Hebraͤern war Geſang in alle heitige 
Gebrdche nvateht. Sanci Riftete aahrend der frieblichen Jahre f. Alchteramt⸗ 
energie wörin befember& Belang, a Tram 
üiheneusben. " Unter David war ber eufeder Leviten gergleich Sangweiſter, uud 

bestemeit 24 Brhhtfen ein Ehor:um M00 Saͤngern und Spielern zu leiten. Ähn⸗ 
lich I bei dus Ehineſen die Eimeichtimeg- ihrer Singſchulen ſchon in den uräßgeften 
Bullen geweſen; .2:der vomehnuften Maudarinen · finb Vorſteher der Singſchulen 
ig Peku; G hoͤhere und I6miedelgere Biufitmscikter nebfi Buuntergeorbneten Mac 


ter Salemo die Pracht und Kuufitiche am hoͤchſten geflisgen, und 
Beine große Haffühsieng: der neuern Deit läßt ſich mit dem Mufikfeſt bei der. Einwei⸗ 
— *5 Tempels vergleichen, run der Sage nach, 200,000 Gn⸗ 
ser, MAoo. Hhacfen, 40,000 Siſtern und 200,000 füberne Trompeten ſich vers 
— VBei ben Weischen wurden bie Orakel ſtets mit Geſang ertheilt. "Die 
Schuͤler det Pythzagoras muuften; fekh, bein Erwachen, und Abends, ehe fie ſchla 
fun gitgei, Butinge auſtimmen, u dan ende Gib eo Jeligen pe ne 
yolnben.: Dem Apollo. zu Ehren ertoͤnten Sie manmigfaltigſten Humnen: Paͤane 
— — weiche deu; Griechen von Kindheit an gelehrt toireben: 
Die Saͤngerſchulen ber Griechen find weltbezühmt. Bei den großen Vollsſpielen 
waren: mutfüßalifche Wettkanpfe, und die 4 heiligften Feſte, die olympiſchen, 
posbiichen, 'rumeißchen. und fihnsifchen Spiele, ſowie auch die Panathenden, tom 
ben daburch zu wahren Scheilen des Muſik. Duck) bie Hetrurier und Griechen 
cbates Befang beiden Shmeemieingefichet Unter ben römifchen Kaifern war Mu⸗ 
ik: uni Meſang grenzenlos geliebt ;; viele von ihnen tehten fie ſelbſt leidenfchaftlich. 
Doch von eigentlichen Singſhulen wußte man im alten Rom wenig, da die ausgegeich- 
netſten Alsrfliev Auslaͤnder warn. — Bei den Galliern ward die Muſik durch bie 
Druiden und Barden gelehrt und geübt. In Britannien wurden mit dem Drui⸗ 
_ auch biefe. Geſangfchulen eingeführt. Schon in ben diteften Zeiten — 
Sqottlaude und. Britannims hochberaͤhmt; nach der Vertligung bes 


— mein und waren befonders in Wales einhei⸗ | 


miſch. Mine in dieſer Beziehung von dem Tuiskon der Deutfchen gefagt wird, ift 
ſehr ungewiß ſ. Bardiet); indeſſen hatten die Deutſchen doch Sänges und Nas 
tionaigeſaͤnge, beſonders kriegeriſcher Art, weiche von Mund zu Munde fortge⸗ 
pflanze murden. So toͤnten Geſangsweiſen durch mancherlei Schulen verbreitet, 
von Woͤlkern zu — von Zeiten zu Zeiten; doch mit der Einführung des Chris 
fiomahemns bekamen auch die Singſchalen eine höhere, ſchoͤnere Richtung. Die 
arſten Cheiſten, beſonders die Therapenten in Palaͤſtina und Ägypten, fangen bei 
iheen vetigiöfen Feierlichkeiten Hommen in abwechfeinden Choören. Clemens Ro⸗ 
manus, ein Gefaͤhrte des Apoſtels Paulus, gab ſchon bie Verordnung, nad) wel: 
cher fist&- des Vorſuͤnger die Pfalmeen: anſtimmen und bie Gemeinde ſolche nachſin⸗ 
gen vußte. Die Verſteher der: Kirche waren zugleich Vorſteher des Gefangs. Am 
waͤrmſten befoͤrderten ihn Ansbeofius und Chryſoſtomus. Schon in den erſten Jahr» 
hunderten wurden Anſtalten zu befondern Singſchulen gemacht. Cyrillus fchreibt 
vom beit, Theo doſius, er ſei der Kirche ſ. Orts von ſ. Knabenalter an als Vorſaͤn⸗ 
ger nuͤtlich gewelen, und bee heil. Nicetius, Erzbiſchof zu Teler In der erſten Haͤnfte 
d. —— beſchloß, alle in ſ. Ricchfprengel geborene Knaben ſogleich, wenn fie 
—— reden, auch im Singen — zu laſſen. Gigentlihe Pflanzſchu⸗ 
en ee und Papft Sylveſter u... 
und 335m Gtifter derfelben. Es ward eine Siugſchule errichtet, welche allen 
echen der Stadt geme⸗inſchaftlich angehoͤrte und bei den nom Papft ober — 
ter begangenen heiligen Handlungen und feierlichen Meſſen ſingen mußte. 
—— — Mimicerins genaunt, unterrichtete — 


Einsiiheiih, ingalabemien, Göngteveine 
—— ab in que iin. 








eſtvel muntere Vifſenſchaft ber 
auch die Muſil Die — ——— 


daeniſtes ermaumıtbrte. 

ee daf bei heil. Befben bie [| 
Si for. ar ap ar € an u Ok tm; ; da dies cher den 
re aufsrerbeuttiih, gefiel umab für Ans wahre Aicabe: dan Gtabt ges 
* 555— VBeittet der mieſchen · 
— eng Sieh einen rer re * 
FRAGEN N 0 Bollofufle werden —— 











Singſchulen, Singakademien, Biingvereine 2 


‚Abergehm: »  Yaaklın Hielten Dia. Bärften mb Birünnen In 
Mittelalter ganıe ne Sängern, Spielern, — zu nbentumige 
— 5‘ Gue von Arezto wirkte zu Kafans,d. 13. 


mn. Bologna 
wacht und Ant. Paſi, — wurde. Imı.18. Jabıh. wareis — 
Sepalın ded Brivie in Muiland, Frauc Pell in Modena, Rebi in Biere, Ama⸗ 
den In Mem, vorzůglich aber die des Nie. Porpsre (ſ. d), Leonardo Leo mb 
FJranc Fed ie Neupel. (G. Sen Mufil) Dieſe un 
sarsıten. (f. d.) oder — > Muſikſchulen trugen 
wa in Fenckreich unenbtich viel Ba ee un serie ren en 
In Dꝛeuſſchlaub unterſcheldet man jetzt Siugſchulen von Singakadentien. Letztere 
find iihimngäinfiieuete fus Liebhaber des Geſauges. Singſchulen neunt man aber eut⸗ 
weder die Auſtalten für. Underricht in dem Bafang uͤberhaupt, ober bie mit ben 
verbundenen Singchore. Neuerdingse hat man aber auch beſondere Ling» 
höre fuͤr dio Baͤhne errichtet. In Deutſchland that in neuer Zeit das verdiente 
DFhter (ſ. d) und wach ihm Schicht im Beipgig ſehr viel füre die geifkt. Siugchaͤre 
duech f. Bildung ber Thomadfchuͤler. Auch warb in neuerer Belt eine Singakabe⸗ 
uuhe vu Derlin von dem trefflüchen Ku, 1. 5.) gift, —— 
AUches Verdinſt sr bie. onkunſt erwarb. 1789 enuftand dieſe rare 
Sch bl siner Schuͤlerin von Faſch ———— in ihres Sciefvaters, des 
— — Milow, Hauſe Pie und Freundinnen bed Befmsiges zur 
Yutfüprumng ven. mehrftuummigen Stuͤcken vereinten. Da ſich bald immısr mehr 
——— zu dieſen von Fafch geleiteten Ginghhemgen einfanden, fo wurden fie 
XIVV — — Dee Geſang weich dabel von eins einzigen 
Stage unterfühet. 1707 hatte ſich ſchon die Dahl der Nitglieber bis auf BA ven 
auchrt , und Faſch Aberließ feicheme wegen f. Nraͤnküchkeit bie Leitung 


I 


Et 


er Muflfermde 
Schul⸗ nude Dreindl’6 Diethobe unser Leitung des Gopeltieilierd Gatieri. In 
- Rtpziz werben von Squtt feit 1902, vum Bits feit 1811 — or⸗ 
Agent, weiche ſpater von Fe. Schneiben und Schuiz geleitet wurden Mach des 









: iR a 
us — ——— 
| voryhalidsfien vataekiubifchen Gitähte Derfammueht, zum große 





‚208 ' Singſpiel Sinkapur | 
bie ar. mehren Orten geftifirten SteBittafiin, blüht jegt, wo die Geſangliebe fo ver: 
beste, auch im Stillen, zu frotkmen Gefühlen weckend und ceine vn ge: 


Siugfpiel, f.Dpermb Schauſpiel. 

Singflimme, f. Stimme. 

Sinigaglia, in der päpfli. Delegatton Urbino, zwiſchen Rimini und 
dem Freihafen Ancona gelegen, Hk eine Feine befeftigte Seeſtadt, mit 6200 Einw, 
bie dem altem Vorrechte jährlich zu haktender Meſſen beinah einzig ihre Beruhint⸗ 
beit vetdankt. Denn der neugebaute Ort mit regeimäftgen — um dinem 
weiten Marktplatze möchte außer |. Meſſe, die von der Nacht d. 19. zum 20: Jull 
jebes Jahres bis zum 10. Aug. dauert, einem Reiſenden kaum einen halben Tag 
lang Uneerhattung geben. Die Meffen gelten für die erften und wichtigſten Ita 
Bens ‚möchten aber in Hinficht der Gefchäfte, die fonft durch he mehr 
ins Grabe gehend geweſen fein follen, nur mit den Meſſen von Naumburg 
odoe Draumfqweig zu vergleichen ſein. Ein enger Canal erweitert ben Ausfluß 
der Miſa ins adriatiſfche Meer urrd bilder Yo den bdeſchtaͤnkten amd imbeguenten 
Hafen, an dem ein Leuchtthuem errichtet if. Zur Zeit der Meſſe reichen die Log: 
gie (bebedien Gänge) , die entlang des Canals errichtet: ſind; nicht aus für die 
Häßfden und unchtiſtlichen Denbeöteute, bie ihre Wanren bott ansgeleat haben; 
die Stadt bildet ein Panorama der ital. Gefchaͤftochaͤtigkeit: Gaukler; Operiſten 
und Winzer unterhaften die Menge ; aber deſto auffallender iſt die Dave nad) Be⸗ 
endeng der Deffe, und nur eine reichangebaute Gegend, gefihichtfikh metkwuͤrdige 
Pumkte in der Nähe, reizende Anfichten auf das Meer und das Auffallende der 
Zrachten, die vom jenfeitigen Ufer her fid, einfinden, koͤmen den Reiſenden ent: 
fchädigen fuͤr eine Leerheit, bie im Italien den Gegenſatz der lebenskraͤftigſten Ras 
tue nur noch mehr hervorhebt. Sinigaglia iſt der Geburtsort der Sängerin Ans 
gelißa Gafslani Ä Ser 


Sinkapur (Singapur, 1° MN. B. und 121° IX.2.), Inſel, Stabt 
und Sreihafen an der Suͤdſpitze der oſtindiſchen Halbinſel Malakka, in der Meer 
unge von Sinkapur, welche bie Strafe der Chinafahrer if. Dort hat die engliſch⸗ 
oftindifche Geſellfchaft mit Einwiligung des Rajah (Landesflirſten), gegen eine 
jaͤhel Summe von 4000 fpan. Piaftern, als mınmehrige Eigenthämern, 1819 
eine Niederlaſſung gegründet, die Sir Thom. Stamford Raffles der — 
1814 vorgeſchlagen und ſpaͤter angelegt hat, damit die Briten, wenn SDRä 
den Hollaͤndern zurlicgegeben würde, in jener Meerenge einen feften Punkt’ Hdt- 
ten. Die barkbee mit der koͤnigl. niederl. Regierung entflanbetten Irrungen wur⸗ 
ben durch ben Bertrag zu London vom 17. Mär; 1824 fo ausgeglichen, daß der 
König der Niederlande Stadt und Feſtung Malakka nebſt Zubehör an den Könlg 
von Sroßbritannien abtrat und allem MWiderfpruche gegen die britifche Beſignahme 
von Sinkapur eritfägte, wolle er die bisher britifchen Beſttzungen auf Sumatra 
erhielt. Die Eolonte Sinkapur, wo 1819 nur 200 Menſthen wohnten, wird mit je 
dem Jahre fix dem britifchen Handel wichtiger. DieInfel hat reiche Pflanzungen. 
von Pfeffer, Ingwer und a. Gewuͤrzen, feit kutzem auch ben Saffeebaum. Holz iſt 
ins überſtuß vorhanden ; ber Boden fett, das Klima geſund das Waffer gut, 
und die Malaien umd Chinefen find für die europätfche Eioftfätion fehr empfaͤng⸗ 
lich. Die Colowte treibt einen fehr ausgedehnten Handel mit Bengalen und dem 
ganzen weiltichen Indien, forote mit China, Stam, Cochinchtna umb ben vielem In⸗ 
Seln des indiſchen Archipels. 1822 ſchickte Sinkupar me * Schiffe, 18273 bereit 9 
Schiffe nach Englend. Die Ausfuhr britiſcher Mamefarturen betrug 1823 dahin 
nur 206,000 fpam. Piafter, im folg. I. vermehrte fie fich ſchou auf 1,064 
ſpan. Piaſter. Die Ausfuhr der Colonie ſelbſt bettug 1823 Aber ſechttehalb 
ſpan. Piaſter. In demſ. J. war die Bevdikerung von Singapur auf 80,000, 


24 Sinking Fund Sinnbild 269 


efen, geſtiegen. In Verbindung mit Pulo Porang Na d.) web, 
nach. ber. fiegrrichen Beendigung des Krieges mit den Birmauen, — — 
— ber Stapelort des britiſch⸗ bengaliſch⸗ dyinefifchen — ar A 
Bazırvon Siam, Cochinchina und Ehina. 
Sinking Sund, f. Amortifation sub Fonds.  - - 
Sinkwerk, ſ. Berchtesgaben weh Reihenhalt. 
Sinn, in f. meitefien Bedentung, ‚bezeichnet — — 
was, welche mon den Menſchen zuſchreibt, z. B. Sinn für dab Schöne 
Sinn aber. umd in ber Pſychologie verſteht man barumter das gur Enten 
aͤhigkeit (ſ. Erkenntuiß) gehörige Wahrnehmungsvermoͤgan, welches eatweder 
Erſcheinungen ber. Außenwelt (als aͤußerer Stun — ſ. Gimme) 'ober bie 
Veränderungen, bie in ung ſelbſt d. h. — — sun Gegerſt auhbe 
bat (als ſ. 9. innerer Gimme). Letzter — dan auch Einige wait. dem Gefuͤhnn 
verwechſeln, ift eigentlich nur das unmittelbare Betouftfein des Werdaderliche 
in uns, wie der aͤußere Siun das Bewußtſein ber durch äußere Affensiem erregten 
Empfindungen iſt. Mit dem Ausdeuck Gin haͤngt der Mae Binniichteit 
zufammmen,:6. 1. in pſyehologiſcher Bebeutirig · 1) Dieienige en — — 
welcher ſie dem Äußern zugekehrt iſt, wahrnimmt und 
flimmt wird; im Gegenſatz ber. Bernumft oder. Ratiemalitaͤt. &. ne 
Sinnlichkeit die finnlichen Empfindungen, Gefichl, Begierden und Triebe. 23. In 
Gegenſatz der Vernunft als höheres Erkenntnißvermoͤgen, oben Mormoͤgen Der 
Adern , Inäbefandere dab Vermögen ben Anſchauungen und iiber (meiche man 
Per der Einbildungaktaft zuſchreibt), In mor ali ſcher Bedeutung verſteht 
man unter Sinnlichkeit den Dang, oder die pflichtwidrige Neigung ‚gem 


innlichen, 

Sinnbild if jeder ſinalich vorgeſtellte ober abgebildete Gesmpenbi Bin), 
durch welchen ein von ihm verfchiedener (finnlicher oder geifliger) Gegenſtand veor- 
geftellt und bezeichnet wird. Letzteres iſt entweder ein Begenfland, welcher für fich 
vorgeſtellt wird, und dann iſt das Sinnbild ein. ſelbſtaͤndiges und kann vorzugs⸗ 
weiſe Sinnbild genaunt werden; ober nur eine Eigenſchaft eines folchen, und im 
dieſen Fällen iſt das Sinnblid nur ein anhaͤngendes (adhaͤrirendes), welches man 
inſofern quch Attribut nennnt (f. d.). Zu ihm gehört denn auch das E m blein, 
als eine figubilbliche Varzierung. — In einem engern Siune nennt man Siunbiid 
(Symbol) einen finnlich ober bildlich vorgeſtellten Gegenflanb, durch weichen 
ein geiſtiger Begenftand vorgeſtellt ober (nach Sulzer) etwas Allgameines angeden⸗ 
det ar 3. B. unfchuldige Liebe durch das Stunbild der Taube. Der Wetth des 

bängt ab von einer ſolchen innigen Beziehung des Bildes auf fein Ge⸗ 

daß es nicht bloß um fein ſelbſt willen vorhanden fi, und auf einem im 

ihm enthaltenen, Sinn hinweiſt, ohne an Anſchanlichkeit zu verlieren. : Berkänb- 
lichkeit wit anfhanlicher Inbividualität, Natärkichkeit mit finnneichey Eigenthänes 
lichkeit zu verbinden , iſt daher die ſchwere Aufgabe, die nur feltem-otiichtiuh greift 
wird. . Die Kunſt, ſich durch Simbilber auszudruͤcken (Sombolith, if fo 


alt als das Nachdenken über die Verwandtſchaft der Dinge und aͤber die verſchle⸗ 


Eoblern bes Phoſiſchen und Geifligen. Worgkglich wurde fie von ben Kgyp- 

‚ deren hieroglyphiſche Schrift * — Theil eine fumbolifche- war, 
— Da Den Diva Tegel Aber bei dem orientalifchen Wölkern war die 
en ol he cas Bates bs Teemalarih, ben Gedauken von und uuabhaͤngig 
von finnlicher Be ee ober ein Mingen noch be — 


ben; amıb Beine ſpaͤtere ass nam waren fo fprechand wie biefe.  Uhin-arblickn 
daher die Symboiik ſchen in ihrer Ausartung, wo bie bilbliche Darſtelung eine 








— ** Gebiss der Natur, Aunſt wie Giktiinee nicht, Heli 
ſchr vaͤnfig auf Wim, Dontinälsw, Ehreupforten ic. fer: 
ori — Menecrler verſchiedenen —— — —XRR 
du ia devian‘‘ ; Morhoſ tim „‚Untessicht von der bett Spende und Docher’, hu⸗ 
bes won diefer dee 16; Yahehı. fi © gebrindtiäem Km dur Gyuislß MMO: 
Be en En Mekeehait Htensiosis, — übelgeno geho⸗⸗ 
zu ber fimntichen ober fonbeliſchen Dar ſtieitunigen, in weiterer Bedercuit auch 
— Fabelu, Patabein, Wärytel, Bietihniffu u TE). 
Sinne De Emm — Dre — duich 


unterſcheibet ed fich von un Mlamze uns dam Wiindiuk‘ ex. ohne 

Die Sinne, auf der bien a Aloe 
reiche, gehören woſentuch zur Natur des Menſchen. Der Menſch if mt Bine) 
dandh die Volkemm weiche die hoͤchſte S Veostem: 


9 
Vernoͤgen dee Menſcha, Werfkand rd Bernunuft) gelangen um durch bie Zltime 
und dern Übung zur Entroldelung. Das allgemeine Bidungsmittel ‚Dir Epra⸗ 
de, feat die Woltormmenheit Anes Ginnos (de6 Gehoͤre), tr Harmoule Imit ben 
\ Sumen, voraus. Die Sume bezeichnen dahrt im am vie Fi: 

Dee Wörufegen kind fribfier Khiere), und wo re ln Neuſchen au 
ee) Vams) Melen Bm DAR, va 00a | Des Ofiigkeli - befchtaner 
Der Blinhgeberame, der 





| urfpruͤng 

etwad ihm völlig Feemdes IR, amd nad) welthet Seele und Leib, GAR und Ma⸗ 
terle Deine innces Werronndiidiaft un Einheit mut ancender haben, — 
en a weit na nicht begreift, 
Yumıbes inıb Grtsenwert uf eiuandoe engen Ben enge a 
baren, wie dad Eiwe vom Auen. erkaunt werben kirute ee 
ungleichartigen) 

Gina 












. Bokimneiheit, — fan wiht Aefenbetieb Gehetont fe. 
bernd Moed kaun des Dinbpfers vaedig fin ; win Banıe, nicht barch er 














wobche Subſtanzen, indem ſie gafig werben , mit dee atmoſphaͤrlſchen 
triſche Spanmung teeten, Die A dar nereigen, mit Sehlrim {als | 


vor Metalle, z. B. des Meffings, mehr ober tentıiger Grcnch hervor. Des Die: 

chen ift alſo ein Elekertſiden deo Miechergand, mb Dik-verfchiebenen: Geräche find 

ebenſo viel verſchiedene elrktriſche Zuftänbe bee Muft, UGREfnIDE vend) BE NWS: 
gelöften luftverwaudten 


eutogen 

fen Organ bekamitlich 1 VirBange been ange (ber Cafe) ⸗ 
beit nach in der Mitte, und 5 u Inc ale Veplahe: m: Oak anh 
Luft, wir das Btüffige zums Feſten ud Gafigen. Mur diejenigen Stoffe worden 
gefchaneckt, wilde deu: Waſſer verwandt und daher: in ihen anflöotich find. - 
Stoffe find aber die Sale. Nur die Saheend — 
ſtand des Geſchmacko, und fie werben nur geſchmeckt, irn hen 
fire der Zunge (dem Speichel) werben,.odee ur Brehhrungmicdet 


geloſt 
Die Gabe find —— —— 
Bunge-enpfinbdt bein Gchnuedien die chemtſchen Beihaffenheltin 
ET ER Je⸗ 
Vertinigukg und degenſeicigr Audgleichuug zweber entgegengeſetz · 
—— ne ee) ber: auch eins Saure 
und einer Erde. Dan fcheneckt alfo auch-bis ABtltter diefeB Begefaheh; fie-Fidb, 
ulmtich das Saure - ee. u) da--fie EB u 
feige Salze find. der Vorſchideicheit Dar Saͤnten und: Lange, 
Even uf. w., A achte aldaan | 


2 
Ir 
5 

’ 


f 
i 
Piel: 





8: 











Gonne iin diefen Syſtee (oder Be ‚ber, vogietenbe, “belsbenbe 
‚de de eentrale Seren, bie Planeten die untergessbmede 
Peripherie oder die von ber Sonne be Sterne, und beibe der⸗ 


halten ſich wie das Haupt bes. menſchl und 

Dieſer hoͤchſte (kosmiſche) Gegenſatz iſt ie Siunenſyſtenn bes menfhlichen Leibes 
ducrch Die beiden hoͤchſten Sinne, das Geſicht und Gehoͤr, — Das Ge 
fit verhält ſich zum Gehoͤr wie die Senne zum Planeten, rg Pegeben 
fich zuum Hören wie Licht zu Schall oder Kon, welcher in ber Sphäre des Maue⸗ 
tem dem Licht in feiner höhern Sphäre entfpricht. Dies wich nachher beutäicher 
werden — ee 
hoͤchſte, und das Organ dieſes Sinnes, das Auge, iſt im menſchlichen (thirrb⸗ 
fen) Leibe das vollkommenſte, indem es ben ganzen Organismus in ſich darſtellt, 
naͤlich den Leib mit allen Hauptorganen ober Syſteman (z. B. Nerven⸗ Mas⸗ 
kel⸗ und Gefaͤßſyſtern), mithin ſelbſt ein ganzer —— — 

——— —— ⏑ ⏑ bed Aunges If eine Lichtentwickelung, wel⸗ 

che durch das Licht ber Natur erregt wird. Das aͤußere Licht wird von dem durch⸗ 
ſichtigen Eingeweiden des Auges eigenthuͤmlich gebrochen , und dadurch vevebait 
dem Sehnerven zugefuͤhrt, und mi em gan 
Hirn in Verbindung ficht, wo alle Modificationen bes Lichts, alle Farben und 
gefärbte Gegenſtaͤnde (die fich vor dem Hirn auf der Netthaut abbliden) zum Bes 
| — Medium (vermittelnde Materie) des 


x 


5 
: 
& 
£ 
3 


Singer, u —— bie Farben ber 
den weiteſten 


Sonv.-ter. Siebente Aufl. Bd. X. 


\ 


27% | Ci 


| Is E Da Sasallik %) 
wen (fi) Aeignen) bes Schalls baradı Sheuensei.. ne an 


Wenn aber — und hier iſt ein großen Unterfchied zu beachten — das Liche und 


J 
J 


Ihe, fix das Thaͤtige ober zeitlich — ——— h. fuͤr das Geiſu⸗ 
er. (gt. —— Geaſt.) Das Sehoͤr unterſcheidet ſich aur darch bie Auıfere, rhannliche 
materielle Bremittelmg vom ianern Stan, wolcher letzeere bie innere Weukuburun 
gen (dab Beitliche oder Geiſtige) unmittelbar (ohne dasferr Berwittchung) echuniuit. 
Die Luft, aid Organ der Fortpflanzung des Schalls ſpupathifirt mit den Eiingenden 
Abepern fo volllommen, daß alte Rtangfigunen ſich de ihr abbruͤcken umb ſteeig 
ſertpfiangen, ſodaß dadrrch under den Menſchen (and unter den Zhieren) bie Ge⸗ 
mein aft ber Zoͤne (di des Sprache) und dadurch bie Geſelügkent — 
mittelt wiss. Durch ben Kon gibt Alles was toͤnen kann fein Since Bub 
offenbart feine vetborgenſten Eigenſchaſten. Dem Menſthen, defſen Geiſt nad 
Gemäth me BL m ee ae iſt, ſteht daher, zum: Bier 
haf gegenfeitiger Offenbarung oder Mittheileag, ein veiikummaneneh Teufyſtan gu 


mmemenhange darſtellen (in der Sprache), Tauber» auch vermitteiſt des Klantge der 
Seimme alle Gefkhie, Affeoten uud Beidenfchaften, eigene 
en Hommage des Gemccthe möbräden , — — am Bes 
mudetbye fpeidgt, uad diefe®, formpnahifch ensegend , Gtimmmms un Be 
wrgumg: vetfept. Hlerauf gruͤrdet —5* — —2 
une m Shan, bean duech die Harmonie ber Line fonuns bie 





neu leberdigen Wüklähen (dev Menſchen) in der Melodie unb Harmeunie der Nüne 
nt. Man hat deßhalb die Beiden. hoͤchſten Sinne auch bie Wenlen genummt, 
ia Gegenſatz gegen die 3 uichern ( Gefuhl Geſchinac A dh welche die mas 
Io heißen. Jene Basix una auch ſchickich bie kopmiicen Gin —— 
Diufe bie tediſchen nenen. Derch bie uicdern Cine komuu num eingehss Bo⸗ 


Elemente (des Echelement ded Mäafferd um der Burfe) zur Difenborung; Dany 
Vie höre und Die Wett, mis Bmızes, siß Wetergmituns, ct Gas 


Ä vohfin etsitier 
Das Bervienft,, den erſten beſcledigenden Auffchauß über das Geheinmiß der She- 
— ————— gebäpre Damm tisfüßkekenden und ſcharfſinnigen Naturferfcher 
‚ber dad Univerfeme, als Fortfezung bed Sleuu⸗ 
| — ee ragt‘ (Ima 1806), emihält in Ilias 
Snnine: bie aräiesgenfte Dacke eag Biefes wiqhugen Gegenſtandes, eine anfchaͤtz⸗ 











Sinngedicht ¶ Sintenis (Zamilie) ars 


bare Offenbarung Abe: eu ern | 
a en Bufanmmhange zu fafſen vermögen. Im 
Bde ſeins, Lehtbuchs der Naturphiloſophie“ (Jena sit) hat er auch phys 
—— der Simue ſehr einleuchtend entwickelt. Er 
zeigt bier, wie ſich die 5 Sinne aus ebenſe viel Grundſyſtemen des meenfchlichen 
ee De en Bm En —— 


hoͤchſte derſetben durch Die Werbinbung mit dem 
Newenfyſtem) eutfaltet haben. Demjzufoige encſicht 5. B.. das Gefuͤhl dem 
— der Geſchwack dem (Besbauungefufien) 


— Doamfim, Beh Lungnfuflen (Achmunge ſuſtem Augen: 
in. f.w. Dkur ein Beilpiek möge Me Wahrheit dieſer Anficht met. 
Die Zunge — if das obere fleifchige und merudle Ende des Darıs. Die Zumetian 
(organiſche Werchhtung) bes Darmiofiems If Werdauuns Das Verban⸗n If 
ein en Chemionis. Dat iſt -hemifege 
dns Vowmpfindung deu Verdauuug, eis Wahrnehmen ber eikifchen 
——— ameteich eine Kufkdfung der € Salzthelie im Gpuhigel, 


Ass 
Sinngedicht, f. Epigramm. 
Siunnlichkeit, f. Sien. 
Sinnpflanze, f. Mimofa. 

Sintenis. Drei Brhder d. N., Söhne von Johann Ehriftian ©, 
— —— —— u Zerbſt war, haben ſich als. Schrifuſtel 
. — 5 geb. 1744, ein geſchickter Schumann, 
= Lateiner und eifriger Beforderer der Dernumftzeligien, Verf. vieler gemselme 
Schalſcheiften 1771 Reetor in Torgan, 1783 Mectoe in Bitten, pei⸗ 
vatifizte feit feiner 1798 evfolgten Entlaſſung zu Zerbſt, wo er 1816 flaxd. — 
Zohan Chrikian Sigmund, geb. 1752, Derf. einiger moraliſchen Ro⸗ 
mane, mb des „Wäterlicher Rat am meine Tochter”, wurde 1785 Puſtor m 
Deutung und 1794 Amtsprediger zu Roslau ins Derbſtiſchen. — Der beruͤhm⸗ 
af Chrifian Friedrich, geb. 1750 u Zerbſt, 1774 Yeediger zu Borna 
dm, Diakonus zu Berk, 1791 Prof. bes — und Me⸗ 
2 am anh altiſchen Goſerartigytraſfium, auch Gonfiſtorial⸗ und Litchen⸗ 
———— fand 1819. Gegen 50 Ro⸗ 


unk päbagogiihen Baehruug —— hervorgegangen 
Ale haben den Aweck, die in bee 2. Hälfte des 18. Jahrh. gewonnene Aufklaͤrung 
m -Denten über Wie Beligiontichuen und fittliihen Lebendverhaͤltnifſe unuter der 
Maſfe der fogen. gebildeten Laien zu verbreiten. Seine fir ee beftiumte, 
1808 ufdieune Agemde ‚ neben beherzigragſwerthen been, auch man⸗ 
hen uͤberſpannten, —* en Vorſchlag. In feinm Roemanen, 
unter beten „Hallo's gidcher Abend”, ein Regentenſpiegel, tınd „Water Rode⸗ 
old) unten feinen Biden, vn pibgnifäet Bath, mi Die den fe 
Beifal reiten, war 16 ihm nicht ſowol um bie Löfang 


Ai 
HN 


einer poetiſchen Aufgabe 
thun. Er unterbricht ben Bong der. durch feine 

PMenfhentermtnif angmehm belebten Erzaͤhlung 
mit mocaliſchen Betrachtagen, Die man nicht leicht langweilig findet. Eins 
— cr gelte p Den Pkhäcsge 
Digerm,, Die eine Moral, Religion und Slaͤckſeligkeit für ben Hausgebrauch lehren; 


ſeiner on Schwaͤrmerei 
Gemaͤlde aus dem a Ren dee Dinge 





276 | Sinter Sirenen 

ibeeträgt, feine ſtark hervortretende, nicht unintereſſante Jubiridualitaͤt, der man 
gern manche Sonderbarkeit ſeiner Sprache und Vorftellungeweife, und ſeines oft 
ſchwuͤlſtigen Styles nachfieht, hat auch wol edlere Seelen geruͤhrt Gewiß mehr, 
ale fein noch ziemllch beſcheidenes Ringen nach Begreiflichkeit des Unbegreiflichen 
in ber Religion ſchaden mochte, iſt feine vielgeleſenen religioͤſs⸗ moraliſchen 
Unterhaltungsſchriften, die u. d. Ziteln: „Menſchenfreuden“, „Elpizon, oder 
über die Fortdauer nach dem Node’, „Stunden für die Ewigkeit gelebt‘, „Dee 


bes Menſchen goſchehen: ein Verdienſt, um deßwillen man Ihme bie Schwachheit, 
ſich biswehlen wiederholt zu haben, und weichliche Erzougniſſe, wie „Robert nd 
Elifa, oder die Freuden der hoͤhern Liche® um fo N da ee ge al 
enfch und Prediger in feinem Privatleben Achtung verbient 
Sinter, jebe Ineruſtation oder jedes fleinige Gi, weiches — 
Maſſer kryſtallinlſch ind rindenfoͤrmig abſetzt. (S. Statattit )- 

- Sinus. Wenn man von dem Endpunkte eines Bogens einen Perpenbifel 
auf den nad) dem andern Endpunkte dieſes Wogene gehenden Radius faͤllt fo heißt 
dieſer Perpendikel der Sinus des Bogens ober des Winkels, den dieſer Bogen 
mißt. Die Trigonometrie nämlich (ſ. d.) lehrt, daß, bei ebenen Dreiecken, 
bie Seiten fich wie bie Ginus ber ihnen a ee Winkel, bei ſphaͤriſchen 
aber die Sinus der Seiten fi) wie die Sinus der dieſen Seiten gegenüberſtehen⸗ 
den Winkel verhalten. Die bloße Anführung diefer beiden Ei weicht für aach⸗ 
denkende Lafer bin, ums zu zeigen, von welchen Nutzen bie Sinus find, wenn zu 
den gegebenen Stuͤcken eines Triangels die Übrigen durch Rechnung gefunden wer⸗ 
den follen. Um diefe Rechnung noch mehr zu erleichtern, hat man Tafein, in wel⸗ 
hen nicht die Sinus unmittelbar, fondemn ihre Logarithmen (f. d.) vorfirdiich 
Ind. Weitere Anweifung ertheilen bie Lehrbücher, unter welchen Schulz⸗ Bons 
tanus’s: „Syſtem. Hanbb. ber geſammten Land: und Erdmeſſung, mit ebener und 
ſphauͤr. Trigonometrie“, auch „Beſchrelb. der neueſten und brauch barſten Maßin⸗ 
ſtrumente“ (Berl. 1819, 2 Bde., m. K.) beſondere Etwaͤhnung verbient. — Unter 
Gofinus verſteht man ben Sinus ber Ergänzung des Bogens 390°. — Sinus 
verſus heißt, was der Gofinus vom Rabius uͤbrig läßt. Von den Übrigen trigo⸗ 
neometriſchen Linien, Secante, Tangente u. |. w., wird an ihren Drim gehandelt. 
Unter vielen Ausgaben der Sinustafeln erapfehlen wir Vega's ſehr verbreitete 
„Logarithm.⸗trigenometr. Wafeln” (2. Aufl., Leipz. 1797, 2 Bde.). Zr dei 
Handgrebrauch dienen: v. Praſſe's „Logarithm, Tafeln ber Bablen, Sinus mb 
Kangenten” (Leipz. 1810). Auch hat Didot zu Paris.einen Stereotyprabdruck 
(„Table — p: par Frangois Caltet') beforgen laſſen, ber ebenſo ſauber 
as core i 

Sirach (Jeſud), ein palaͤſtinenſiſcher Jude, uͤberfetzte um das J. 140». 
Chr. nad) feiner Ankunft in Agypten für die aleranbeinifchen Juden bie Sitten⸗ 
ſpruͤche ins Griechiſche, melde fein Großvater gi. N. in Palaͤſtina hebraͤiſch abge⸗ 
faßt haste. Diefe Uberf iſt das munter die apokryphiſchen Schriften bes X. Jeſt. 
aufgenommene Buch Jeſus Sirach. Waͤre die Urfchrift noch werhanden, fo wuͤrbe 
ige gediegener religiäfer Gehalt und großer Reichthum ambostrefflichen Regein dee 
Tagend unb- u ide eine vorzuͤgliche Stelle in: der hebr Litrratur au⸗ 
weiſen. Auch chriſtuche Religionslehrer benutzten dieſes ungernein faßlich gefchrie- 
dene Bd; als die ergiebigſte Duelle bibliſcher Beweiſe für einzelne —— 
beſonders beim Untertichte dev Jugend. 

Sirenen, Sättinnen untergeortueten Ranges, weiche von ihrer — 
bie Vecuͤbevſchiffenden durch ihren Grſang bezauberten, dann aber toͤdteten. Hee 





irkus Cismonbi nr 


mer kennt nur 2 Bienen, ungeflügelte Jungfraucn, bern Abſtammung er nicht 
erwähnt. Die folgenden, "die ihre Seftalt, Zahl, Namen und Wohnfig veraͤn⸗ 
derten, machten fie gerwöhnlich zu Toͤchtern des dtolifhen Stromgottes Achelous, 
bald von Sterope, Amythaon's Tochter, bald von der Muſe Terpfichore oder Mel⸗ 
yomene, bald aus dem Blute, welches vom zerbrochenen Horne bes Achelous im 
Kampfe mit Hecrules auf die Erde floß; aus welchem Grunde vielleicht Euripides 
fie Möchten der Erde nennt. Sophokles nennt fie des Phorkos Töchter, weiches 
vieleicht bie Attefte Abftastmung it. Der Werf. ber orphifcen — fegt bie 
Sirenen nabe dem ſtrubelnden Beftabe des Ätna auf einen vorragenden Belfen, die 
Argonauten durch verderblichen Geſang anlodend. Orphens aber fang in feine 
Laute ein erhabenes Lied; ba warfen fie Site und Leier hinweg und flärzten fich 
hinab In die Tiefe des Meers, wo fir fortan als furchtbargeſtaltete Felſen vagten. 
: Dem Ulyffes konnten biefe verfleinerten Sitenen am aͤtnaiſchen Geſtade nicht mehr 
gefährlich fein. Für ihn nahm der Dichter mod, andre ins turchenifchen Meere an. 
Plato erbichtete 8 Sirenen, bie, auf den 8 Kreiſen des Himmels umbergetragen, 
anf ammen die Sphaͤrenharmonie anftinnmen, wofür Andte die 9 Mufen wählten. 

nn jegt nur an bie Lieblichkeit ihres Geſanges und vergaß der Schaͤdlich⸗ 

Die Fabel erzaͤhlt von einem Wettgeſang, in welchen fie ſich auf ber Jun⸗ 
mit den Muſen einlleßen. Die Muſen, weiche obſtegten, rupften den 
GSirenen die Federn aus den Flügeln, und machten ſich Kraͤnze daraus. Dieſe Fluͤ⸗ 
gel lieh Ihnen der Bildner anfänglich nme, um ben Schwung ihrer Begeiſterunt 
anzudeunten; erſt fpäter kam allerlei untereinander abweichende Vogelbildung hinzu 
Nach Hygin empfingen fie dieſelbe von der Demeter oder Ceres, nach Proſerpina's 
Emfährung, weil fie dieſer, in deren Gefolge fie ſich befunden, nicht zu Huͤlfe ges 
kommon waren. Ihre Zahl wird verfchieben angegeben. 

Sirius, Hundeſtern, ber firahlendfte umter allen Zirfternen und der größte 
te Gternbilde bes großen Bundes, welches oſtwaͤrts unter dem Drion fleht (Vgl. 
Dunbstage.) 

Sirocco, f. Sam. Ä 

Sismondi (Sean Charles Leonard Simonde de), geb. zu Genf 1773, Mit 
glieb des repraͤſentativen Raths biefer Republik, war 1792, zur Zeit des Umfbarzes 
der alten genfer Regierung, deren Mitglied fein Vater war, mit ſeiner ganzen Fa⸗ 
mille nach England gegangen. Won bort fam er 1794 zurlid; aber 6 Wochen 
noch feiner Ruͤckkehr ward fein Haus geplündert, ex und fein Water wurden nebſt 
2 andern Magiftratöperfonen, die man erfchoß, verhaftet, und zu einjährigen 
Gefaͤngniß und einer Geldſtrafe von 2 Fuͤnftein ihres Vermögens verurtheilt. 
Gewiß Hätte fie ein haͤrteres Schickſal getroffen, waͤre nicht durch ben 9. Thermi⸗ 
dor die Gewaltſamkeit des Revolutionsgerichts gemaͤßigt worden. Nach erhaltener 
Freiheit 1795 ging S. mit feiner Familie nach Toecana, dem urſpruͤnglichen 
Vaterlande derſelben. Aber auch hier erreichte ihn bie Revolution. Die Franzo⸗ 
ſen warfen ihn ins Gefaͤngniß als einen Ariſtokraten, die Infurgenten als einen 
Franzoſen, da inzwiſchen Genf franzöfifch geworben war. Im Herbft 1800 ging 
er nach Genf zuruͤck und gab 1801 fein erſtes Wer: „Tableau de Pagrieulture 
toseane‘', heraus, bem balb mehre, zum Theil fehr wichtige, folgten, die ihren 
Verf. berühmt gemacht haben. Sein Hauptftublum betvaf Geſchichte und Poltehe 
mit ihren Huͤtfswiſſenſchaften, ferner Aſthetik und die Werke der Dichter. Eine 
amsgebreitete Sprachkenntniß unterflügte ihn dabei, und bie Bekanntſchaft mit 
den Anſichten der Deutſchen Über bie Kunſt, vornehmlich Aber Poeſie, erweiterte 
feinen Gefichtekreis, und ſetzte ihn in den Stand, umbefangener über die Schran⸗ 
Ten binauszugehen und zu erkennen, daß die Geſetze der franz. Äſthetik, ſoweit fie 
dieſer ausſchlleßlich angehören, ale hegränbet durch Gonvenienz, und nicht in dem 
Weſen der Porfie, Beine allgemeine Guͤltigkeit haben, wie die Franzoſen fich wol 





u78 Siſtrum Simation 


Anbitben, Sein Werk: „De la littérature du midi” (4 Bbe., deutſch vom f, 
Hain), wovon eine 2. A. erſchienen, macht in dieſer Hinficht Epoche, und enthält 
auch für uns viel Lehrreiches, aber auch manches Einfeitige. Im Felde der Ge⸗ 
fchichte hat fih S. einen ehrenvollen Platz durch feine „Histoire des republiques 
italiennes‘ (16 Bbe., 3. Aufl. 1825) erworben. Fleißiges Quellenſtudium, ges 
ei Darftelung und neue Anſichten voll Geift und Scharffinn zeigen fich alent- 
alben in dirfem Werke. Zu einigen einen Schriften veranlaften Ihn die Erelg⸗ 
niffe der jängft verfloffenen Jahre. Dahin gehört fein „Examen de la comstitu- 
tion frangaise” (1815), worin er, der früher Bonaparte in feinen Schriften zu 
nennen vermieben hatte, deffen Zufagacte zur Conftitution pries und die Feanzoſen 
auffoderte, unter Napoleon ihre Unabhängigkeit zu vertheidigen. Napoleon wollte 
ihn dafür mit dem Orben der Ehrenlegion belohnen, er aber wie tm zur. Im. 
ber Politik hat er ſtets zus ben Liheralgefinnten gehört, denen bie Rückkehr fo vieler 
Mißbraͤuche und Verkehrthelten, gegen den Beift der Zeit, mit Dede verhaßt iſt, 
bie aber das Beffere irrig von einer Seite erwarteten, von ber ed nie kommen Eomnte. 
1819 erſchienen zu Parts feine „Noureaux prineipes d’&oomemie pelitique on 
de la richesse dans sesrapports avec la population” (2%Bde.,2.%.,Parid 1827).. 
un feiner „Histoire des Frangais” find zu Parts 1821 — 25 9 Teile er⸗ 
ſchienen (616 3. 3. 1328). Zur lebendigeren Datftelung einzelner Zeiträume der 
franz. Geſchichte entwarf er zugleich den Plan zu einigen hiftortfchen Romanen, 
beren erfler, „Julia Severa, ober das J. 492”, den Zuſtand Galliens zur Belt des 
Einbruchs der Franken unter Chlodwig ſchildert. 
—Siſtrum, ein mufialifches Inſtrument bei den Alten Die KÄgypter ge⸗ 
brauchten «8 bei dem Iſiedienſte, umd noch findet man es in Ägypten und Abyffl 
nien. Es befteht au6 einem ovalen Metallreife, ber einen Stiel zum Anfaſſen hat; 
durch diefen Reif find Löcher gebohrt, in welchen fich metallene Staͤbe befinden , die 
bei der Bewegung des Inſtruments ein Geräufch verurfachen. Der Ton des In⸗ 
ſtruments wird um fo angenehmer fein, je ebler das Metal, und je beſſer das Ver⸗ 
Bon zwiſchen ben Löchern getroffen ift. Neuere nennen auch Siſter die beutfche 
uitarre 


pyhue, Koͤnig von Korinth, das er nach Einigen erbaut hatte, ein 
Sohn des Kolus und der Enarete. Mit des Atlas T., Merope, vermählt, ward 
er der Stammpater bee Siſyphiden. Biel erzählen bie atttfchen Dichter von f. 
Raͤnken. Theſeus, beffen Gebliet er beunruhigte, erlegte ihn; Andre ſchreiben 
feinen Tod der Rache bes Zeus zu, weil er dem Afopus ben Raub feiner Tochter 
angezeigt habe. Er feffelte den gegen ihn gefendeten Tod, daß eine Zeitlang Nies 
mand flach; nachher überfiflete er den Hades, daß diefer Ihn auf ber Oberwelt 
Heß, von welcher er nicht eher zuruͤckkkam, bis das Alter fein Leben gembigt hatte. 
Dafauͤr iltt er nun In der Unterwelt bie Strafe ; in der Ulyſſes ihn befangen ſah: 
— — von fehredliher Mühe gefoltert, 
Eines Marmors Schwere mit großer Gewakt forthebend. 
Angeftentmt arbeitet? er ſtark mit Haͤnden und ; 
Ihn von deu Aw aufhebenb zur Berghoͤh. Glaubt’ ex ibn aber 
Schon auf den Gipfel zu drehn; ba mit einmal flürgte die Laft ums 
Zaurtis binab mit Gepolter entrollte der tuͤckiſche Marmor. 
ann von vorn arbeitet er angeſtemmt, daß der Angſtſchweiß 
Kings ben Gliedern entfloß, und Staub umpbikte das Antlig. 
Sitte, Sittengefeg, Sittenlehre, f. Moral, Geſetz, Kate 
gorifher Imperativ. 

Situation, Lage, Stellung, daher kberhaupt das Verhaͤltniß nach Außen, 
in welcher eine Perfon erfcheint. Sie ift in ſchoͤnen Klnften, welche den Menſchen 
darſtellen, von geoßer Wichtigkeit; denn fowie In den barftellenden Künften, weiche - 
zu dem Außern Sinne fprechen, die Lage, Stellung und Umgebung, In weicher 


Siruniemszähenimft 10 


fich die Nenſchenfigur befindet, den Innern Charakter, Zuſtand ober die 
der dargeſtellten Perſon zu erklaͤren vermag, wenn fie derſelben angemefin eıfım 
den iſt «¶ Attitude), * find in der erzauͤhlenden und dramatiſchen Poefie Die 
Sicuatlonen (Verhaͤttniſſe, Zuftäube, Umgebungen) der Perfonen Das, woran fich 
die poetiſchen Charaktere entwickeln, wie bee wirkliche Menſch felbſt * an ges 
benen Berhättniffen eutwickelt, wur daß die Situation und ihre Schilderung In ber ° 
Erzähiung mehr Anfprliche machen darf als im Drama, wo die Charaktere ſich 
aus ſich ſelbſt entwickein ſolen. Dier ſollen fie, und deraguq in der Tragoͤdie, 
mehr durch Die Handiungen der Perfenen ſelbſt herbeigeführt fein, da fie dort mehe 
vorn Zufalle abhängig fein können. Daß fie auf eine unerwartete Weiſe eintreten, 
iſt an fich kein Fehler, nur muß die Situation auf eine geſchickte Weiſe vorbereitet 
und in dad Gewebe der Handlung eingeflochten werben. (S. Schaufpiel.) Da; 
durch kann es oft geſchehen, daß wir über ben Ausgang einer Handlung umb bad 
Sepiefal eim&-Dkemichen eine Zeitiang In Zweifel ſchweben, wedurch ſelbſt unfere 
Theilnahme an bee Prefon gefteigert wird, während in der Situation felbft nur 
Besanlaffung zur wertern Entwickelung hres Chatakters liegt. Aber an ſich kann 
ein vngluͤcktiches Verhaͤltniß eine Perſon nicht tregiih, wol aber ein baͤcherlichss 
Berhätmiß eine Perſon korniſch made. Übrigent koͤnnen im Luſtfpiel ebenfowol 
— als Im Trauerſpiel komiſche Situationen vorkemmen; die empoetiſche Auf: 
mgihdlicher und ernſter Stenationen aber in —— bezeichnet das ruͤh⸗ 
rende *6 (£.d.) ober Ruͤhrfpiel. Wo im Drama Ye Peg 
die Charakteriſtik überwiegt, da teitt dad Sirmationsfiäd ein 
Kö md om dem Epiſchen und kyriſchen zuwendet, entgegengefeht dem — 
Situationen verwickeit, wie beſonders in Buflfpiel, wo — 
und Wit ben nn knuͤpfen und Iöfen, da redet man vom Intriguehfläd inebe⸗ 
fonbere. Opern find daher an ſich mehr Situationdftuͤcke, wert bei ihnen die Aus 
malung der Sitmation durch Iprifhe Kunſt Hauptſache tft. Unter ben Beinen Dich» 
kerngſsarten — das Idyll, die Romanze und die Ballade gröptentheiis nur bie 
poetifchen Situation zum Gegenſtande. T. 
— —— die, oder das Planzeichnen, lehrt gewilfe 
Theile der Erdoberfläche richtig erkennen und im Brundriffe darch topographifche 
harten ımb Plane abbilden, ſodaß man fowel die einzelnen Gegenſtaͤnde 
auch die Beſchaffenheit derfeiben deutkch unterſchelden kann. Es ſoll Licht und 
Schatten auf einem Riffe der Art gar nicht flattfinden, und mur bei einigen Begen- 
ſtaͤnden wird es erlaubt, fie durch Schatten gehörig von einander zu trennen. Die 
Nature bezeichnet felbſt die Form zu Ihrer Abbildung, nur deobachte man, daß, je 
Heiner der Maßſtab iſt, deſto mehr die Gegenſtaͤnde von einander unterfehleden wets 
den mäfien, ſodaß nur noch bei Landcharten gewiffe Zeichen bie Stelle bee Bilder 
vertreten. Die Zweck, der durch Ainen Situationsgrundriß erreicht werden fol, 
beſtimmt bie mehr oder minder deutliche Darſtellung derfi Auf einem topo⸗ 
graphiſchen Riſſe find Gebirgszuͤge, das ee bie beflimmte Angabe der 
Orte, die fie verbindenden und ale Gtenzen de wichtigften Bedingungen. 
Bei einem mitalriſchen Riſſe find die Angaben der Lage und Boͤſchung (Abfla⸗ 
hung) der Berge, Höhe, ee des Umfange und der Wefchaffenheit 
der Wätder, der Übergangapundte Aber Ziäffe, der Wege aller Art, wichtig. Gas 
meraliſten und 5 — vlg anf einen DRfe die befenbere Angabe wor 
Ichen, Wiefen, Huthungen, Grenzen unb Grenuzzeichen x. Gin Forſtriß fell 
Die Art des Holzes und bie Ehrtbeihung kan feiner Benutzung angeben; fo 
fich auch hybrotechniſche, Bergbau ae u. ſ. w. 
—* —8* — gefhieit entwehet * — weiten 
indem mar zur Unterſchelvung der einzelnen Gegenſtaͤnde ſich der 
Eurhn mit —— (farbige Shan) Da bat Syſterne aufgeficht, worin die 


- 


Hin 


x 


an | Staa) 


Art er Boezelchnung und bie Verbindung ber einzelnen Gegenflaͤnde gelehrt wied. 
Unter dm Anweiſungen hierzu verdient die vom verſt. k. ſaͤchſ. Major Lehmann 
(f. Bergprofil) gefertigte ruͤhmlichſte Erwähnung. („Die Lehre ber Sitna⸗ 
Konszgeichnung”, von 3. G. Lehmann, herausgeg. vom Maj. Becker und Prof. 
G. A. Ziicher, 2 Thle., 4., 4. Aufl. 1828.) Unser den Forſtriſſen wuͤrden bie 
im Forſtinſtitute zu Tharand gezeichneten bie erfte Stelle einnehmen‘, wenn wicht 
die Beflanbcharten buch die vielen, wol nothiwenbigen ineinander geeifenben Deck⸗ 
farben ein etwas geelles Anſehen befämen. Die in ber Finanzplankammer zu 
Dresden gefertigtem oͤkonomiſch⸗ cameraliſtiſchen Riſſe leiften, was man von einem 
Riſſe ber Art nur fobern kann. Die Riffe, zum franz. neu gefertigten Steuerkata⸗ 
fer gehörig, find für ihren Zweck ganz brauchbar. Unter ben eigentlichen Situa⸗ 
tiensſcharten (vergl. Kupferfieherktunft, geoge., und Mappiren) zeichnen 
fih 2 Manieren befonders aus: bei der einen find bie Gebirge durch Lidyt» und 


.Schattenpartien von einander getsenut, was, obfehon der Wahrheit nicht gemäß, 


doch eims ſchnelle und deutliche liberficht der Gebirgezuͤge gewährt. Hiernach find 
bie fo vorzüglichen Charten von Malte Brun bearbeitet. Die andre Weiſe iſt der 
Natur getreuer, aber auch ums befto ſchwieriger, and eben darum bei Generalchar⸗ 
ten kaum anmwenbbar, Hier werben bie Gebirge nach ihrem Zuge , nach Lehmann's 
Manier, gezeichnet. Der Zeichner muß viel Sertigkeit befigen, wenn en nicht aus 
dem Maßſtabe kommen, fonbern in ganz kurzen Strichen bie Kruͤmmungen und 
Winbungen der Gebirge deutlich andeuten will. Vortrefflich in ihrer. Art ift bie 
unter des Maj. Oberreit Leitung: gez. und geft. große topograph. Charte von Sach⸗ 
fen, nad) der Aufnahme des k. ſaͤchſ. Ingenieurcorps. ’ 

Siwah, Brownes Angaben zufolge unter dem 29° 12’ N. Br. und 44° 
54° 8. L. von Ferrol, if dee Hauptort der dritten Dafe, bie ben Griechen wegen 
des Orakels des Jupiter Ammon, befonders feit bem Zuge Alexanders, vorzuͤglich 
bekannt war. Überfluß an Datteln, Gtanatäpfeln, Zeigen, Dliven, Aprikoſen, 
Melonen und Trauben find nod Zeugen einer frähen Cultur und bes fruchtbaren 
wafferhaltigen Bodens. Je prächtiger einſt der Orakeitempel war, von dem noch 
Trümmer vorhanden find, bie Browne zuerſt bekanntmachte, deſto duͤrftiger iſt 
jetzo das Ausſehen der Stadt, die 1820 vom Paſcha von Agypten unterworfen 
ward und durch 2000 Kameelladungen Datteln ſeiner Herrſchaft jaͤhrlich huldigen 
muß. Noch fieht man überreſte des Tempels, nach aͤgyptiſcher Weiſe von einer 
Umfaffungsmauer umgeben; dann bei dem Dorfe Schargiah Trümmer alter Woh⸗ 


‚nungen und weiterhin in der Entfernung einer Viertelſtunde den Sonnenquell. 
‚Genauere Kenntniß diefer berühmten Stellen verdankt man ben Nachrichten bes 


Sen. Minutoli. Was in der innen Kammer des Tempels an Bildwerken und 
Hieroglyphen auf Wänden und Dede erhalten war, mit grüner und blauer Farbe 
vorzugsweiſe bemalt, das findet man bort von H. Gruoc forgfam gezeichnet. Wie 
im oberaͤgyptiſchen Theben, das Ammonsſtadt hieß, und wo dem Anımmon ein Tem⸗ 
pel (ber zu Kamak) geweiht war, kommt er hier, deutlich als höchfter Kandesgoft 
bezeichnet, vor, den häufigen Abblibumgen zu Philaͤ Elephantine, Latopolis amd 
a. a. O. der Thebaide ganz aͤhnlich. Ammon's ſymboliſches Haupt iſt das eined 


Midders, bedeckt mit ber großen aͤgyptiſchen Haube; in ber Hand hält er den Goͤt⸗ 


terſtab mit dem Vogelhaupte, dem Symbole gnaͤdiger Erhoͤrung, in der Linken 
das Tau. ch war Benuß» Dione, bie in den Darſtellungen ihm zur 
Selte ſteht, wie zu Dobona, bes Jupiter Ammon Tempelgenoffin. — über die 
Meihe ber andern Goͤttergeſtalten fehe man Toͤlken's gluͤcklich fcharffinnige Deutun⸗ 
gen in Minutoli’8 Meife. Dorthin muß man auch über das Symbol verweilen, 
das Im innerſten Adytum des Tempels zu Karnak ebenfo,, wie hier in dem Weiſſa⸗ 


‚getanpel des Ammon in Libyen verehrt ward (Curtius, VE, 7). Es war das heilige 


Beiden, das, dem myſtiſchen Bilde der paphifchen Göttin gleich, dort wie bier 








Eixtus V. iz 


derch Mpfierien gefeiert, von einem Orakel verherriicht ward, ——— 
ee feine Verehreeinnen huldigten. Ammon war ber verborgene Gott, ber 
Anslihhtbringer ber verborgenen Naturkraft. Als Alerander von dem Hohenprie⸗ 
ſter fire einen Sohn Jupiter's erklaͤrt ward, geſchah wahrſcheinlich weiter nichts, 
als wos wir in dem Umgange bed Heiligthums von Karnak dargeſtellt finden. 
Alexander erhielt bie Königämeihe eines Sohnes des Ammon, wie einſt bie Pha⸗ 
— Thebaide, und wie einſt Oſiris, ihr Vorbild, vom Ammon an Sohnes⸗ 

att angenommen wurde. Den Griechen ſchien dies unerhoͤrt, doch beweilen bie 
— ber Ptolemaͤer für die Fortdauer dieſer Sitte; denn auch fie ließen ſich in 
Mempbie, im Tempel des Vulkan, bem .heiligften des Landes, zu Soͤhnen der 
Some einweihen. Noch bat der Sonnenquell, der unfern einem Palmwaͤldchen 
beinahe wie ein Teich groß getroffen wird, die Eigenfchaft feiner wechſelnden Tem 
yerotur beibehalten. Dusch bie Eifsrfucht der Simaher find aber alle biefe Sicher 
ber Wißbegierde ber Europäer beinahe völlig verborg 

Sirtus V., unter den Päpflen der 3 ge Jahih. als u und 
Staatsmann der geößte, geb. 1521 zu Grotte a Mare, unweit bes Staͤdtchens 
Montalto in der Mark Ancona. Sein eigentliher Name war Felix Peretti. 
Er verrieth frühzeitig einen emporſtrebenden Geiſt. Den niedrigen Arbeiten, durch 
bie ſ. armen Altern ihr Brot erwarben, entzog ihn ein Bruder ſ. Waters, der Fran⸗ 
ciſcaner zu Montalto war. In ben Schulen dieſes Ordens zu Montalto, Pe 
ſaro, Fermo, Bologna u. ſ. w., erhielt Peretti, ſeit 1534 ſelbſt Geanckteamer, 
die gewöhnlich ſtrenge Mönchderziehung und geehrte Bildung. Sein ſchueller 
Seit fand ſich bald in der ſchoiaſtifchen Ppliofophie und Theologie und in der rö: 
miſchen Literatur zurecht; 1544 lehrte ex fchon ſelbſt das kanoniſche Recht zu Ri⸗ 
mini, unb 1546 zu Siena, 1548 ward er Priefler, Doctor ber Theologie und Res 
gent der Kiofterfchule zu Siena. Als gewandter Dialektiker und Prediger machte 
es fich auch in Rom bekannt, wo die Gunſt einiger Cardinaͤle ihm feit 1551 Auf: 
enthalt verichaffte. Hier glänzte er nicht nur aufder Kanzel, fonbern auch durch 
fromme Werke, wie die Stiftung einer Brüberfchaft zur feierlichen Wegleitung 
der Hoſtie zu den Kranken u. d. N. der Geſellſchaft des h. Sacraments umb eines 
Zufluhtshaufes für arme Sungfrauen nach der Negel der h. Clara. Sein Wert 
über bie mpflifche Xheologie und f. „Goldenes Regifter” (Auszug) aus ben Schriften ' 
des Arifloteled und ſ. Commentators Averroes waren ebenfalls Früchte dieſes roͤ⸗ 
miſchen Aufenthalts, der ihm Übrigens durch ärgerliche Händel, bie ihm f. unru⸗ 
biger Kopf und f. Widerwillen gegen das Kiofterleben zuzog, verbittert wurde. 
Dee Protector f. Ordens, Cardinal Capri, fchligte ihn zwar gegen bie Angriffe 
feiner Drbenögemoflen ; boch verwidelte ihn f. eigne Unverträglidykeit und ber 
WMoͤnchsneid über ſ. Beifall als Miffionsprediger in den bedeutendſten Staͤdten 
Italiens in immer neue Streitigkeiten. Nicht beffer ging es ihm zu Demebig, 
wo er 1556 Vorſteher der Franciscanerfchule und 1557 Generalinquiſitor wurde 
Er verwaltete diefe Ämter mit großer Strenge und nicht ohne eigne Gefahr, da 
der Haß ber Venetianer gegen die Inquiſition ihn einige Mal fogar zur Flucht noͤ⸗ 
thigte. Gern ging er daher 1560 na Rom zuruͤck, wo ihn der Papft zum Con⸗ 
fultor des. h. Officiums (Inquifition) und Prof. an ber Univerfität ernannte, und _ 
f. Orden, auf Capri’8 Betrieb, ihn zum Generalprocurator wählte. Aus biefen 
Berhältniffen zog ihn eine ebtenvolle Sendung nad) Sponien, wohin er den päpfi. 
Legaten 1565 als Gefandtfchaftstheolog begleitete. Er lernte hier die Politik des 
fpanifdyen Hofes Eennen, und ertwarb ſich durch f. Predigten, die ihm den Titel 
eines k. Hofpredigers verfchafften, die Achtung Philipps IL. und feiner Großen. 
Inzwiſchen wurde der Cardinal von Aleſſandria u. d. N. Pius V. 1566 Papft, 
und erhob num f. alten Freund Peretti zum Generalvicar bed Franciscanerordens, 
sum Biſchof von Sta.⸗Agata de’ Goti und zum paͤpſtl. Beichtunter. In biefen 


ere ESiyxtus V. 


Antern drang Peretti nachdruͤcktich auf Abftellung der unter den 
eingeriſſenen Unordnungen, ſuchte bie Sitten der Geiſtlichkeit ſ. Sprengels, den 
er nur ein Mal beſuchte, durch ſcharfe Hirtenbriefe zu verbeffern, ſ. ehemaligen 
Feinden aber verzieh er großmuͤthig. Schon 1570 erhielt er die Cardinalswuͤrde, 
in der er fih num Montalto nennen ließ, weil die Earbindie, wenn fie von 
nieberer Geburt find, den Familiennamen mit bem Ramen ihrer Vaterſtadt zur vers 
taufchen pflegen. Wohlbekannt mit der Politik f. Collegen, glaubte er ber drei 
fachen Krome, zu der f. Ehrgeiz nun die Ausficht geöffnet ſah, am —— bei eis 
nem Betragen entgegenzugehen,, das Beine Eiferfucht erweckte. Der fonft heftige, 
herrſchfuͤchtige, vietthätige, und babei and) koͤrperlich kraftvolle Dann ſchien mie 
dem Purpur gerade die entgegengeſehten Eigenichaften angenommen zu Haben. 
Serum Einfluß auf Pius V. brauchte er mit Maͤßigung; nach beifen Tode hielt ex 
fid) im Conclave von jeder Partelung entfernt; unter Gregor XIII. zog er fich faſt 
ganz vom Hofe zuruͤck, und nahm, wie er vorgab, am der Verbeflerung des Calen⸗ 
ders und den wichtigen politiſchen Verhandlungen mit Rußlanud und England, wo⸗ 
bei f. erfahrener Rath nicht entbehrt werben konnte, nur ungern Antheil. Gauft 
und verträgtich geigte er fich gegen Jedermann, Beleidigungen ertrug er, — 
zu ſuchen, ſ. armen Verwandten keß er nur wenig von den Vortheilen feiner Erhe⸗ 
bung genießen; dagegen wendete er ſ. ohnehin nicht bedeutenden Enkuͤnfte zu 
frommen Stiftungen, wohlthaͤtigen Werken und gelehrten Unternehnnugen an, 
—— vergeſſenen Heiligen neue Denkmaͤler, ſpeiſte die Atmen, beſorgte eine 
neue Ausg. der Schriften des h. Ambroſius, und gab fi) überhaupt das Anfehen 
eines kraͤnklichen, entEräfteten Alten, der vor Allem die Ruhe und Andacht zu Res 
ben ſchien. Doch fammelte er unter bee Hand im Beichtſtuhl, wo die lockern Greo⸗ 
Ben ihm Ihre Gehrimniſſe am liebſten anvertrauten, und durch f. Dausgenoffen 
genaue Rachrichten von der Stimmung und den Charakteren ber bedeutenbfien 
Roͤmer, und bereitete ſich unter dee Maske der frommen Einfalt und mitleiderre⸗ 
genben Alters ſchwaͤche zu der hohen Beſtimmung vor, für bie er geboren war. So 
hatte er Alles um fi) ber Über f. wahren Charakter getäufcht, und die Mehrzahl 
der Cardinaͤle uͤberzeugt, ein Papſt, wie er, werde fich am leichteften: lenken laf⸗ 
fen, als Gregor XIH. 1585 flarb. Wirklich ward Montalto nun, in Folge die 
ſer Meinung, faſt einſtimmig gewählt, und u. d. R. des fünften Sixtus Papfl. 
Sobald er ſ. Sache gewiß war, warf er noch in der Wahlcapelle den Stab, auf 
ben er ſich bisher geſtuͤtt hatte, ploͤtlich weg, und trat zum Erſtannen Aller matt 
einer Kraft und Majeſtaͤt hervor, die den ſelbſtaͤndigen Herrſchergeiſt — 
in dem er während f. Sjaͤhrigen Regierung gehandelt hat. Gleich in ben erſten 
gen zeigte er den Römern durch ſchnelle Hinrichtung mehrer — * er 
die unter ſ. Vorgaͤngern erſchlaffte Gerechtigkeit handhaben wolle. Vergehen wie 
ber Öffentiiche Zucht und Sicherheit beſtrafte er, ohne Ruͤckſicht auf die angeſehen⸗ 
ſten Fuͤrſprecher, meift mit dem Todes ſaͤumige Richter entfegte er, ben — 
ſtaat reinigte or durch zweckmaͤßige Anſtalten von dem Unfuge der Banditen, und 
ſtellte die geſtoͤrte oͤffentliche Ruhe mit Rachdruck her. So machte er durch eine 
Strenge am rechten Orte, in der er ſich Immer gleich blieb, ſ. Namen furchtbar, 
umd zwang das zuchtlofe Rom in die Schranken der Dednung. Doc wollte ex 
nur das Schrecken ber Boͤſen fein, die unſchuldig Unterdruͤckten fanben bei ihm 
MRecht ımd Huͤlfe, die Armen wurden aus f. Magazinen — und taufend 
muͤßige Hände bei den Bauten beſchaͤftigt, die er zur Berſchoͤnerung Rome net 
bewundernsröhrbiger Schnelligfeit ausführte. Die nach ihm benannte Waſſer⸗ 
leitng, Aqua felice, der große Obelisk auf dem Plage vor ber Peterskirche uırb 
die Triumphſaͤulen Trajan's und BRarc Aurel's, die er mit großem Aufwande auf⸗ 
richten ließ, die prächtige Kuppel ber Detersliche, das Spital an der Tiber, find 
Denkmaͤler feiner Sorgfalt fhr den Glanz ımd das gemmwine Beſte f. Haupt Prey 











Sixtus V. ss 


VBlebenden Ruhm erwarb ex ſich durch bie Stiftung ber valleanlſchen Oibllothek, 
für die ex ein prachtvolles Gebaͤude und eine eigne Druckerei zur Ausgabe von Rice 
— einrichtete. Aus dieſer vatieanifchen Druckerei ging ſ. vollendete 
Ausg. der Werke des h. Ambroſius und bie von Ihm verbefferte Vulgata hervoer. 
Bu Fermo im Kirchenſtaat gruͤndete er eine — zu Rom das Collegium 
des h. Bonaventura für junge Ftanciscaner, und zu Bologna das Collegium 
Montalto, eine Bildungsanſtalt mit Freiſtellen für Juͤnglinge aus der Mark Au⸗ 
cona. Sein Hauptaugenmerk war jedoch die Regierung des Kitchenſtaats und die 
Leitung ber auswärtigen politifchen Angelegenheiten. In Rom fuchte ee Handel 
und Gewerbfieif durch Aufhebung laͤſtiger Zoͤlle und burch Gruͤndung von Wollen⸗ 
und Seidenmanufakturen zur nuͤtzlichen Beſchaͤftigung ber Armen zu beleben. Der 
Polizel⸗ und Sinangverwaltung gab er eine verbeflerte Einrichtung umb fammelte 
einen Schatz von 3 Mid. Scudi (3 MIN. Thlr.), den er für > Bebürfniffe 
in der Engeldburg niederlegte. Diefen glänzenden Erfolg feiner Staatewirthſchaft 
hatte ex duch Vermehrung und ſtrenge Beitzeibung ber öffentlichen Abgaben, durch 
die Einziehung bes Wermögens der von ihm geächteten Berbrecher, durch den Er⸗ 
trag neuer Leihhaͤuſer (Monti), durch Erhöhung des Preifes der verkäuflichen ÄAm⸗ 
tee imd Ausdehnung diefes Handels auf eine Menge andrer, biäher noch nicht vers 
kaufllcher und ganz neuer Stellen, umd vorzüglich durch die firengfte Sparſamkeit 
möglich gemacht. Die Koften feiner Hofhaltung ſchraͤnkte ex auf das Unentbehr⸗ 
lich ſte ein; obwol freigebig gegen f. ehemaligen Gönner, bewies er doch auch als 
PYapft große Maͤßigung in der Sorge für f. Bertvandten, und begnügte fich, ihnen 
anftändigen Unterhaft zu verfchaffen. Zur Verwaltung der Regierungs > und Kir» _ 
— — ſetzte ee 15 Congregationen oder Behörden aus Cardinaͤlen und 
nieder, unter die er die öffentlichen Geſchaͤfte mit weifer Ordnung vers 
* Die merkwuͤrdigſten derſelben find die Congregationen fuͤr die Seemacht, 
weiche auf 10 Galeeren zur Beſchuͤtzung ber Kuͤſten gebracht werben ſollte, für die 
Beſchwerden ber Unterthanen, für die Cenſur zur Fortfegung des Katalogs ber 
verbotenen Bücher, fuͤr die Vollſtreckung und Auslegung ber tridentinifchen Kir⸗ 
chenverſammlung, für bie h. Gebräuche und Geremonten, und für die Suftispflege 
ta Innern. (Bol. Römifhe Curie) Außer der Stiftung einiger Heiligen» 
fefte wurde f. Regierumg dadurch wichtig, daß er die Anzahl ber Carbindie auf 70 
feftfegte und alle Bifchöfe der kath. Chriſtenheit verpflichtete, nach Verhaͤltniß der 
Entlegenheit ihrer Sige, Innechalr 3, 5 oder 10 Jahren ein Mal nad) Rom zu 
kommen: «ine Anordnung , die, wenn auch nicht genau befolgt, ein Hauptmittel 
wurde, die alten päpftl. Anfprüche geltendzumachen, und die Bifchöfe fefter an 
das Dberhaupt ber Kirche zu binden. In theologifchen Gtreitigkeiten beobachtete 
©. eine weiſe Neutralität, und legte ben mit der Univerſitaͤt Löwen kaͤmpfenden 
Jeſtiten, bie er überhaupt nicht lebte, Stillſchweigen auf. Defto lebendiger regte 
ee füch in den polteifchen Haͤndeln f. Zeit. Der Plan, Deutichland in die ehema⸗ 
Uge Abhängigkeit vom roͤmiſchen Stuhle zuruͤckzubringen, mußte freilich fehlſchla⸗ 
Sm; doch wußte ©. den Kaiſer Rudolf 1. zu nachdruͤcklichen Verfolgungen ber 
Ketzer zu bewegen. Zwei proteflant. Regenten, ‚Heinrich von Navarra und bie 
mu 8 von England, belegte er mit ſ. Bannfluche, doch, wie es fehlen, 
* nſtands halber; denn Im Herzen achtete er Beide wegen ihrer Geiſteskraft, und 
nie vecht ernfllich gegen den Erſtern unterftügen, weil er die Abſich⸗ 
* —** TE. bedenklich fand. Auf der andern Seite gab er dieſem Könige zwar 
*5 zur Ausruͤſtung der Armada gegen England, Heß aber zugleich engl. 
ändiern merken, daß er eine Eräftigere Theiinahme an dem niederjänd. Frei⸗ 
vkriege zur Beſchraͤnkung der fpanifchen Macht nicht mißbiligen werte. Den 
3 von Frankreich hielt er mit Vetſprechungen bin, und munterte, um ih f. 
Einfluß zu zelgen, den Herzog von Savoyen zu einer Unternehmung gegen Genf 


u 


284 Skalden 


auf. Nach bee Ermordung ber Buifen that er Heinrich III. In den Bam, * 
darum er unter bem Herzog v. Mayenne fortbauernde Ligue nachb 
umterftügen. — So wußte S. V., indem er mit allen Megenten f. Zeit in * 
chem Vernehmen blieb, einen buch den andern zu ſchwaͤchen und von ſich abhaͤn⸗ 
‚gig zu machen. Dabei befchäftigten ihn weit ausfehende Entwürfe zur Vergroͤße⸗ 
zung f. landesherrlichen und Eicchlichen Macht. Neapel a ae Ks 
nigreich , und ließ dem fpanifchen Vicekoͤnig das Gewicht feiner Nachbarſchaft bei 
allen Selegenheiten fühlen. Rußland wollte er durch den König Stephan Bathes 
ri von Polen, und Igypten durch ben Großherzog von Toscana feinem Stuhle un: 
terwerfen; doch vereitelte ber Tod beider Fuͤrſten diefe Unternehmungen. Bei fels 
nem umfaflenden Eingreifen in bie Zeitereigniffe und feiner Gewohnheit, als Lau⸗ 
beshere durchaus felbft zu regieren, wenbete er, um in der Eurzen Friſt von 5 Jah⸗ 

sen fo viel und vielerlei ins Werk zu ſetzen, die raſtloſeſte Thätigkeit an. Durch 
ein anögebehnte® Syſtem bee Spionerie, deren Werkzeuge nicht nur f. koͤniglich 
befoibeten Kunbfchafter, ſondern auch die Beichtvaͤter an den roͤmiſchen Kirchen 
waren, ſetzte er ſich von Allem was vorging in Kenntniß. Er war daher immer 
vorbereitet und ließ ſich von den Cardinaͤlen nur zum Schein berathen. Seine 
tiefe Geſchaͤftskenntniß und bie Überlegenheit ſ. gewandten, ſtets gegenwaͤrtigen, 
hoben Geiſtes floͤßten Jedem, der ihm nahe kam, Bewunderung und Ehrfurcht ee. 
Berühmt find die launigen Einfähe und witzigen Antworten, mit denen er gleich⸗ 

ſam ſcherzend Gegner nieberfchlug, und f. Abfichten durcchfegte. Einfa In feinem 
—* und frei von aͤngſtlicher Sorgfalt für die Etikette, behauptete ex fein fuͤrſil. 
Anſehen durch einen majeftdtifchen Anſtand und firenge Solgerichtigkrkt in ſ. Hand⸗ 
lungsweiſe. Selten milderten dieſen Ernſt Zuͤge don Gutmuͤthigkeit, wie die 
ee gegen alte Bekannte aus den Beiten feiner ehemaligen Niedrig⸗ 
Zeit. Im Herzen war er kalt, in ſ. Berechnungen ſchlau und umfichtig, gegen 
f. Umgebungen verfchloffen und bis zur Unbiegfamkeit und Härte feit in Alte, 
was er fich vornahm. Polltifche Ruͤckſichten hatten bei ihm in ber Regel das über: 
gereicht Aber die religiöfen; doch verfehlte ex nicht, was dem Amte des h. Vaters 
der Kirche gesiemen mochte, und es gereicht ibm zum Lobe, daß er ſ. Gewalt nicht 
leicht zus perfönlicher Rache mißbrauchte. Geliebt warb er nicht, aber allgemein 
gefürchtet. Als er am 24. Aug. 1590 geflorben war, riß bas durch ben Drad ſ. 
Auflagen erbitterte Volk die ihm vom Senat auf bem Capitol errichtete Bildſaͤule 
nieder. Die Vermuthung, fein Tod fei auf Betrieb des fpanifchen Hofes, * F— 
ſich durch ſ. Kälte gegen die Ligue und durch gewiſſe Anmaͤherungen an Heinrich 

gs zum Feinde gemacht hatte, durch Gift beſchleunigt worden, iſt auf — 

— * Beweiſe geſtuͤtzt; ſovlel aber gewiß, daß die Fuͤrſten ſich Gluͤck 
wuͤnſchten, ihn nicht Länger. auf dem paͤpſtl. Throne zu ſehen. Denn was Genie 
und Eharakterfläcke mit den Mitteln, auf welche die Meformation den Papſt ein⸗ 
gefchräntt hatte, in wenigen Jahren auszurichten vermögen, bat &. befier als 
alle f. Nachfolger bewieſen, und bie Geſchichte ehrt ihn als das legte en 
furchtbare Oberhaupt der römifchen Kirche. 

Stalden. Sorte wir bei den Eeltifhen Völkern in den Barden Eins 
ger finden, welche, gleich ben Dichterm ber Griechen, das Lob der Götter und bie 
Thaten der Helden befangen, fo finden wir beiden Völkern [Eandinavifchen Mes 
ſprungs, beiden Erlegerifchen Islänbern, Dänen, Skandinaviern, Männer, bie 
in Liedern und Gefangen mancherlei Art als Dichter und Lehrer bie Cultur ihr⸗ 
Volks zu einer Zeit foͤrderten, wo die bereits vom Gipfel der Cultur herabſteigende 
Mitwelt in Griechenland und Rom kaum eine Ahnung von ihrem Daſein hatten. 
Hier wurden ſie Skalden genannt. Die Geheimmiſſe der Religion, die Thaten 
der Helden der Vorzeit und ihrer Zeitgenoſſen durch Geſang und Spiel zu verherr⸗ 
lichen, war ihr Geſchaͤft. Inder Edda (ſ. d. und Skandinaviſche Lite⸗ 











Skamander Skandinavien ass 


ratur) find uns noch Geſaͤnge derſelben, wenn ——— 
aufbewahrt erhalten. Die aͤltern Geſaͤnge waren mythiſch, die ſpaͤtern hiſtoriſch 
Sie begleiteten die Fuͤrſten aͤberall, weilten an ihrem Hofe, gingen mit in bie 
Schlacht und fangen von der Borzeit und Begemmart. Es lag den Koͤnigen auch 
viel daran, von einem ſolchen Skalden —— und oft ſetzten — 
ſehnliche Belohnungen aus, um einen dichteriſchen Wettkampf zu veraniaffen, wo 

denn die Verſe, die den Preis davontrugen, in Stein gehauen wurben. Dies 
geſchah mit dem Gedicht, das Hiarn, der Skalde, auf des Daͤnenkoͤnigs Frobe 
Tod gemacht hatte (473 n. Ehr.). Als hechgefeierte Dichter wurden fie oft.reichs 
lich für ihre Geſaͤnge beſchenkt. Sie hatten in fpäterer Beit auch das Amt, denk⸗ 
wätbige Thaten in Liedern aufzubewahren, ımb ihre Lieder ſind daher zugleich 
Quellen der Geſchichte. Sie gingen von Mund zu Mund, wırben vom Volk⸗ 
arswendig gelernt. Auch finden ſich Beiſpiele, daß fie mit Runen in Staͤbe gen 
ritzt wurden. Inſounderheit theilten bie Skalden fie ſelbſt einander mit, umb bes 


wahrten die Saga (mündliche Geſchichte) wor dem Untergange. Sie waren daher 


de igentuchen Gefchlchtoskundigen, wie Aberhaupt die Gelehrten üben Zeit, 

Sfamander (Skamandros), ein imbebeutender Fluß in ber kleinaflati⸗ 

ſchen Laudſchaft Troas unweit Troja, beruͤhmt durch Domer, ber ihm in ber Ilas 

oft erwaͤhnt, foroie den kleinen Fluß Sim ois, der fich mit dem Skamander 
ee Der tegte führte auch den ditern Ramen Zanthos, wie ihn, nach 
Homer, die Götter nanuten. Als einen Bott laͤßt ihn ber Dichter mit Achilles 
kampfen. Merkwürdig iſt die Homerifche Angabe, daß die eine der Hauptquellen 
dieſes · Fluſſes warm, die andre kalt fei, was netiere Meifende befbätigt haben. 
Jetzt nennen ihn die Türken ben Fluß der 40 Quellen. 

Standerbeg, eigentlich Georg Kaftriotto, geb. 1404; ein Gelb, 
weicher im 15. Jahrh. zur Beit dee hoͤchſten Kraft und Eroberumgetuft bes oomani⸗ 
ſchen Reichs dad Erbe feiner Väter, Albanien (Epitus), ben ungerechten Händen 

Anwmrathe 1443 entriß umb gegen alle Anſtrengungen f. Feinde bie zu ſ. Tode 
1467 (su Liſſa am adriat. Meere) behauptete; ein Held, ber mit frommet — 
fiirung, bdabei unerfchaͤtterlich treu und redlich, die Sache bes Chriftenthums, dee 

umb des Vaterlandes fiegreich vertheibigte. S. (Graͤve's) biogra 
phiſ Stige: „Georg Kaflrietto” (Meißen 1828). 
— ndinavien (Seandinavia) bezeichnet die 3 nordiſchen Reiche, Dis 
nemark, Schweden und Norwegen. Die Einw. des ſtandinaviſchen Nordens wa⸗ 
ter ben Alten mut durch dunkle Geruͤchte bekannt. Tacitus ermähnt der Sueonen 
(Sqhwoben) als eines fsefahrenden Volks; Plinins gedenkt einer Hakbinfel Merk 
gon (Morwegen, ſchwediſch Norrige, —* —*** ; Thule, deſſen bie Alten fo 


welchem 
ſich In einzelnen Reichen Horden von finniſcher Abkunft anfchloffen. Rod —— 
Magnuſſen, Mänter und A. fol es erwieſen fein, daß die ſtandinaviſchen 
mit den fübdentfchen einem gemeinſamen Stamme nit Inden, Perſern — = 
latgiſchen Voͤlkerſchaften angehöven. Schon 100 3. v. Ehr. erfcheinen in der roͤ⸗ 
nfhen a bie Einw. von Jutland und Schleswig u. d. N. her Ciubern. 
Ungefuͤhr Wo J. n. Ehe. beginnen bie Fabeln won Odin, Othin ober Weoban, 
&o blieb — * die —8 des 9. Jahrh. ber ſtandinaviſche Norden in sin Dunkel 
gehuͤllt, welches erſt durch die kuͤhnen Einfälle der Skandinavler in bie ſuͤdl und 
Reiche Europas und durch das Ghriſtenthum, welches gegen das J. 1000 
in Skaudinavien ſich ausbreitete, erhellt ward. Zu dieſer Zeit waren bie Bewoh⸗ 
ner Skandinaviens gleich den Tataren in Horden abgetheilt. Das 9. mb 10, 
Sa. waren für diefe Völker das goldene Zeitalter ber Seetaͤuberel. Bei beit 





236 Otunbinavifche ober altnordiſche Sitweatur 


weſtlichen Befchichtfihräibern hießen fie Dänen und Normaͤnner, in ben eugl. Jahr⸗ 
büchem jener Seiten Eaſterliugs, in — ——— (Maͤ⸗ 
dem fpanifäh » arabifcgen Diontfde genannt. Aus Schweden, Nor⸗ 
wegen, ben daͤniſchen Iuſeln, aus Juͤtland und Schleswig zogen biefe Sesabems 
za ee nach Mowge⸗ 
red, Kiew und Plotzk, nach Eugland, Irland, Holland, Deutſchlaud, * 
weich, Spaulen und Itallen two fie bald Bloß pländesten und jerfideten, batb 
auch neue Reiche ſtifteten. Über das gegenw des Norbert 
und ded Suͤbens ſ. m. Ch. V. v. Benfkstten, „La Soandinarie et les Algen’ (Pas 
sis 1826, deutſch Naumburg 1827). 

Standinanifce ste nl Literatur. Hiecmbes 
verſteht man — die Kenntniß des chdenkmal⸗ 
fen N d. 4. Dänemarks 


fo weit man in ber Vorzeit Deukmale entdeckt bat, oder noch entbedhen wird, und 
fchreitet vorwärts, bis die wu. ves ‚Heibenthums und ber eigeuthhmlichen 

Matienaimisbildung veriifcht: Ste ift für Deutſchland, und ſelbſt für England, 
N a — weil beide, da ffe meit früher ya Chriſt⸗ athum 
bebehet werrden, keine eigentliche Sprachdenkmale aus —— mehr uͤbrig 
haban, und mithin die altnordiſche ald Schwoſterliteratur die beiderſeitige unſerige 
ergaͤnzt. Am werkwuͤrdigſten iſt, daß —— nicht mar Die alte ur⸗ 


u... griechiſche grenzt, — * 

Allein nicht bloß die Verskunſt und Mythologie, ſondern auch bie Geſchichte, 
die Alterthuͤmer (unter welchen ſich die et d.), als eimig her⸗ 
vorheben) und die Befengebeung gewähren einen Stoff zur Katniß der heit» 
nifchen Vorzeit, Auen other ige und ihre oft beinahe verbietchen 
a doch wenigftend cheliweiſe aufrufriſchen. 

aber a rn ——— das Dis 
= einer ganz eignen, u. Phancafie im hohen Grabe anfpredunsben Göt- 
terlehre hervor. Fern und bürftig hatten ſchon bie Nömer, Zullus Eifer, Lucan 
und Taeitus darauf aufmerkſam gemacht. Allein nur war es viele Jahrhederte 
— Erſt im 8. Jahrh. traten ———— weldhe bie Sagen 
orwelt gelegentlich obarde 


Die Letztern 

dan um Deiſtanb und um Sieg gegen Die Winilen an. Wodan gab ihnen zur 
Antwort: Ex werde Denjenigen den Sieg verleihen, die fein Auge beim Aufgang 
der Sonne zuerſt erblicke. Die Anführer ber Winilen aber, Ibor und Ayo 
(Agio), welche bei Saro Ebbo und Aggo genannt werden, hatten eine ſchacffin⸗ 
nige und von dem gangen Bolke in ihren Racthfchlaͤgen geachtete, nit du Goͤttren 
verwandte, Maues, Namens Gambara. Dieſe verfügte ſich zu Obke’s Gemah⸗ 
lin Frea (Freya, ober noch richtiger Feigga), —— —— für 
ihre eignen Laudeleute und Unterthanen, bie Winilen. Frigga gab daher ben 
Mash, die faͤmmtlichen Frauen ber Bieten ſellten ſich bei Aufgang ber Senne 
re Himmels entgegenſtelen, won weicher 
Wodan gegen Often binaubzufchausm pflege, ee ne 
ven fie ihre langen Dante in das Angefücht wie einen großen Hart hereiabinden 











Glunbinavitihe oder altasrhifche Literatur 287 


geſchah ed andy. Die bebatteten uam fielen ee fer 
daß er ploͤtlich fengte: „Wer — ee De wand; 
wos Frigga nach alter Sitte erwartete Dem diefer zufalge suufte Derjenige, der 
ainem Rinde, einem Helden oder einan Welle ben Mamen gegeben hatte, — 
au in Geſchenk verleihen. Feigga erwiderte daher: „But, „nun 
In! De Don ifnen obec oem andern Tamae gegaben „ biſt Du ihnen auch 
ein Goſcheuk fchuibäg! Be thuen alfe Sieg!" Kia dab gefhah, Und ie 
genaunt. 


algemeite und bekaunte Auch muß —— Na 
Wochentage nach den Goͤteern Tye, Wodan, These und Freya in fehhern 
hunberten eiflauden fein, da ſie zu Karls d Gr. Zeit ſchen fo fe 

mar, daß ſich Derſelbe, bee doch den Menaten neue NRamen gab, am eine 
Aundenma des Namens der nicht mehr wagte, oben eine 
fi unmöglich als unnoͤthig hielt Sabef waren Diss nur ſchwache Spurri, 
Se veichen 


ii 


dern Bättetempel | 

iece nami. Er weiß feger, wie fie abgebildet find. Doc Died ik fit Aue⸗ 
Ren as abeumals OO Jahre, bis Ericus Dei —— — 
Belsucwonie ſich ungefähr ebenſo vernehmen liefen Doch ſtand waͤhrend dieſer 
Zehtfei er Daͤne anf, Cayo Grammuticus, ber ſchon, wie Carpzov — „Vi 
Saumorıla‘' eurweifh, in der 2 Gälfte d. 12. Jahıh. fi Knfehen und Kahn ewarb. 


f Steffo, die Unbekarentheit f. r W N der 

ennten benfowol im aͤſthetiſcher als horiſcher Hinficht große 

hervorbringen. Allein, wie aemſelig und wie waren vor Er⸗ 

ſarung dedo Bucherdrucks bie Haͤlfomittel zu gelehrter Mitcheitung und Werbueis 

wug! Jahrhamderte darerte es, bi oin genialer ein Die aut 

Wem, jener das Stoff zu f. wirfürchlichen „Damlet'‘, um diefer ze ſ. nicht. meinder 
werthen „Rod bdes Balder⸗n 


| r. 
vegie". Das 17. Jahehemndert iſt es alfo, daB amd ber Nacht ber Bergeffen heit 
jene yercichen Drnfmalc-des Seibenthuuss hecautzwpiehen verzochte. 

Aber von nun an wird die Grundlegung aller ſtandinaviſchen Literatur fie 
ad ee rue Auf minder bebeistenbe Eeſcheiaun⸗ 
om een Fechner da en 

Bbri IV" (Qambnng 1609, 4.); vom Aengılm Ionfen, denceaigen geichrien Jo⸗ 


288 Standinavifche ober altnordiſche Literatur 


laͤnder, mit bem bie eigentliche Belannttverbung ber ſkandinaviſchen Literatur ih⸗ 
ven Anfang nimmt, mit Stillſchweigen. Denn nicht damit, fonberm mit ſ. Ent» 
bedung ber erſten Pergamenthandfcheift der profaifchen Ebda, d. h. der juͤngern 
Edda, verfaßt von Snorre Sturlefon, beginnt in Wahrheit bie sony — 
viſche Literatur, wie fie jetzt vor unſern Augen liegt. 1628 nämlich, d. 4. Sept, 
ſaudte eben biefer Arngrim Ionfon dem berühmten Arzt Die Worms (Olaus Wor- 
mius) jene Dandfchrift ber jüngern Edda (die erfle davon bekannt gemerbene, bie 
jest in der Univerſitaͤtsbibliothek zu Kopenhagen aufbewahrt wieb), nebft ihrem 
Anhang, der Skallda, zwar nicht zum Geſchenk, wie Nyerup vorautfegt, aber 
doch zu beliebigem Gebrauche, fo lange er wolle. („Eddam et oonjunctam Seall- 
dam, quia meus oodex est, D. Wormio libenter oonsodo, quameungue vo- 
let diu”. &. „Olai Wormii epistolae” (Kopenh. 1751), T. I., ep. occxviu. 
Man folte aber eben nad) jenem Briefe an Worm noch in Zweifel fein, ob nicht 
vielmehr eben dieſem Olaus Wormius, der gebachten Jslaͤnder vielleicht erſt zur 
Entdeckung einer folchen Handfchrift aufgefodert hat, die Ehre bed. Verdienſtes ge 
buͤhrt, die Jahrhunderte lang in umverdienter Wergeffenheit gelegenen Dentmake 
der nordiſchen Worzeit zuerſt hervorgezogen, und auf ihre Wichtigkeit umb ihren 
Werth aufmerkfam gemacht zu haben. Wenigftens hatte Worm ſchon 2 Jahre 
vorher (1626) „Fastos danicos“ herautgegeben. Denn wenngleich bei ber erſten 
Ausgabe diefer Faſti auch ein Titelblatt, von Simon de Pas geſtochen, mit ber 
Jahrzahl 1633 ſich befindet, fo iſt dody die Zueignung an den König Chriſtian EV. 
vom Oct. 1626 datirt, und daß das Werk ſchon zwifchen dem April 1626 und 
Juni 1627 unter der Preffe war, zeigt der Brief an Stephanius (CL, T. I), unb 
dag in der Mitte 1627 ſchon Eremplare davon nach Leyden gekommen waren, iR 
eben diefee Sammlung der CLIL. Brief, T.I. — Genug, Worm's Enthufias- 
me für f. vaterlaͤndiſche Vorzeit, f. — Eifer für die Befoͤrderung ihres Stu⸗ 
— ſ. lebhafter Briefwechſel mit gleichzeitigen. Gelehrten, ſ. Auſmunterung 
g junger Nachfolger, beſonders bed Thomas Bartholin, und f. 

Beadert fo gruͤndliche Kenntniß des nordiſchen Alterthums, bie er außer den Faſtis 
in f. „Literatura runtea” und in f. „Monumentis danicis‘, Werke, die jegt noch 
bei jeden Renner in hoher Achtung flehen, unwiderleglich dargethan bat, fichern 
ihm in Hinficht der Begrimbung diefer Literatur wo nicht mit Arngrim Jonſon bies 
felbe, doch gewiß die 2. Stelle. 10 Jahre fpäter entdeckte ein andrer Islaͤnder, 
Brynjulf Svenſon, nicht nur eine 2. Pergamenthandfchrift von ber proſaiſchen, 
— — was bisher noch garnicht geahnet war, auch eine Pergamenthaudſchrift von 

der (wo wir nicht irren, verloren geglaubten) poetiſchen Edda. Beide kamen 
ebenfalls an bie koͤnigl. Bibliothek zu Kopenhagen. Daß es Worm’s ımd Stepha⸗ 
nius’8, der um diefe Zeit (1627) ſchon kurze Noten und Emenbationen zum Gare 
lieferte, weiche dann nebft dem Saro in erweiterter Ausführung 1644 ımb 1645 
„ erfhlenen, Abficht war, wenigſtens bie proſaiſche Edda heramszugeben, iſt nach 
Worms Eypiſteln faft außer Zweifel. Alein eine Erſcheinung dieſer Art, beten 
Variantenſammlung, Erklaͤrung und Iateinifche nebſt bäuifcher überſ. boch Zeif er⸗ 
foderte, ſollte einem fpätern Gelehrten aufbehalten fein. Diefer war Peter ia 
nius, geb. zu Kopenhagen 1625, Dr. der Rechte in Padua 1653, Prof. ber 
NRechte zu Kopenhagen 1662, Präfibent 1672, in Adelftand erhoben 1680, geft. 
als Etatsrath 1688. Im dem eben hierdurch für bie Literatur merkwürdigen I. 
1665 gab Peter Reſenius nicht nur folgende allerdings fehr anziehende Proben 
von der poetiſchen Edda, fondern auch die ganze profaifche heraus. Die Probe 
des poetifchen Theils hat folg. T. und Inhalt: „Ethiea Othini pars Eddae Sae- 
mundi voeata Haavamaal, una cum ejusdem appendioe appellato Runa Ca- 
pitule a multis.exoptata, nunc tandem islandioe et latine in lucem producta 
est per Petrum Joh. Resenium”, (Kopenh. 1665.) Ohne Seitenzahl, 4, 











Skandinaviſche oder altnordiſche Eiterätur 

2 Bl. Titet mb Oebitaclon, I Bogen Tert' (A — ©), dann nf neuer 
(a — m) 15 Bogen ad Friderioum III. P!T. Resenii praefatio etc. d 
editione Hävamısl („Das Lied des Exhabenen‘) und Runa Capitule (eine 
— — die Beſchaffenheit imd Wirkung der Rune) find mit 
Uberſ. begieftit. 27 „Philosophia une norvego- danica dieta 
quae est para Eddae Saemundi, Eddd'Suorronis non brevi antiquio 
landice et latine publiei juris primum facta a Petro Joh. Redenio” 
2665, A—D, KBogen in 4.), mit Varianten unter bem Tert aus d 
und NoWe Then Coder, und einer darauf Jolgenden Tat. Uberſ. von dem 
Stephan Olal. Die proſailſche Ebba Hingegen führt folg I „Edda 
rem, an. Chr. MCOXV islandice conscripta per Snorronein Sturlae, 
afse Nomophylacem, viune primum islendice, dabice et latine cx a 
oodieibäs M. SS, bibfiöthecae regis et aliorum in lutem prodit opera" 
dato’ Petri Johannis Resenfl ete.'(Ropenh. 1665, A— 3, 33, und Aq 
11, within 34 Bogen in 4.). Der Wert detindet fi), außer ber Vergh 
andrer, hauptſaͤchlich auf die eigne Abfchrift des Stephan Stephanius (fi. 
Die Varianten frd aus Sem koͤnigl. und Worm’fchen Coder. Die lat. Ul 
von Magnus Olal 1629. Aus einer fpätern und genauern Überſ. von Ste 
Dtat (1646) find die offenbaren Verſchiedenheiten ebenfalls unter bem Tert 
merkt. Beibe lat. überſetz. gehen jedoch nur bis auf bie 68. Dämifaga. ( 
ein ketknd. Wort, heißt Gieichniß, Beiſpiel, wiewol dad Wort Gieldmiß 
im dem iech Kert de6M. TE. Parabel ; in Ver-iständ. Bibel Terre durch Ep 
king gegeben toitd, 4.9. aber til daemis im Islaͤndiſchen heißt, und w 
ein warnendes Belfpkel fein fol, eptirlaemi, daher: ein Exempel an eins 
tuiten: adsyna eptirdaemi à einhoerium ; und Saga eine Erzählung, - 
ber daeniisaga , eine Beifpielserzählung woͤrtlich, und, dem etwas weite 
brauch nach, eine fabelhafte Erzählung, eine Mythe oder Zabel überhaupt.) 
der 69. aber bis zur 78. und legten Dämtfaga (weiche 10 Fabeln bie german 
von den Nibelungen begreifen) lieferte fpäter Thormod Torfaͤus (geb. 163 
zu Kopenh. 17719) die lat. Überfegung. Ob die dänifche Ülberfegung von S 
Stephanius ſelbſt herruͤhrt, oder nur von ihm mit eigner Hand gefchrieber 
erheili aus den Nachrichten, welche Reſenius gibt, nicht entfchieben. 

In jmen 68 Dämifagen entfaltet fidy nım die ganze norbifche Goͤtt 
DE Erzaͤhumg fhrer Charaktere und Thaten felbft wird durch eine Dichtung 
virt, wie der ſchwediſche König Gylfs eine Meifz zu den Afen (Goͤttern) unte 
men habe, um ihr ganzes Wefen und Ihre Einrichtung von ihnen ſelbſt zu erf 
und fo wird er denn Schritt für Schritt von dem Atteften aller Götter, dei 
fang der Weit, dem Urriefen Dimmer und den Söhnen Boͤrs, dem Urſpru 
Menſchen, dem Moͤrwi, der Entſtehung der Sonne und des Mond 
Himmelsbräde ft, dem Bau der Sötterftabt, den Zwergen, den h 
Staͤtten ber Götter und dee Eſche Yadrafil, den Wohnungen der Götter, de 
Rama e Windes, des Gommers und des Winters, und zulegt von den fı 
lichen Afen und ihren geheimen Seſchichten unterrichtet. Dies ift jeboch r 
eiſte Theil diefer Edda. Der andre (Annar partur Eddu) handelt auf 9 ! 
Ec 516 8) wm Kenningar, 8.1. nicht nut von ben Zumamen ber Götter 
dern auch allen Synonymen oder Umfchreitungn möglicher poefifcher Gegen 
atphabettich von Aa, dem Fluß, an bie zum Th, welches ber legte Buchſt 
IM. Alphabet iſt, oder bis zu Lang, dns Meergras: ein wahrer nor 
Gradus ad Parnassum. — Spaͤter hat fi gezeigt, daß «8 nadı einen 
Theil biefer Edda gibt, der die Skalden- oder Berskunſt (Skala) fhr.1C 
ſchiedene Versarten enthält, und ben X. „Hättatel, clavis metrioa“ fuͤhrt. 
ſes Reſen'ſche Werk war von nun an bie eingige Hauptquelle norbifcher Mı 

Sonv.kex. Siebente Aufl. Bb. X. 19 







2 Gkandinqviſche ober alimorbifcke Literate 


gie für dad gefammmte In» und Ausland, und fie udge immerhin ſchen weis game. 
geweſen, um einen poetifchen Beil mit hin laͤnglichem Stoffe zu nem unſterbli⸗ 
hen Werk zu verſehen; allein ungtüdlichermeiie. (fo erzaͤhlte man, ſich derigſten⸗ 
vor 304)8 ging beinahe die gefamsmte Aufl dieſes Werkes in cine usuke: ya 
Grunde, und es follten ſich nur 6 Srempiare .—- von welchen die gr 
tiger Unwerſit aͤtebibliothek eins um den hoben Prait yan 100 Eipeiestutanen, 
‚ babe erſtehen laſſen. Wi viel ober wie wenig 22 an dieſer Sage ſain mag 
fo viel iſt gewiß hof die Reſen ſche Edda ſchon ehemals ſawia int uuter hie * 
ten bibllographiſchen Seltenheiten gehoͤrte. Allein ſondorbanr gmus, tot dſemn 
reichen Stoffe, den Thomas Bartholin im f. unſterblichen Werke: „Antiquisesue 
Danicarum libri tras“ (Kopenh. 1689 *); ein Wach, wort en nech Ühenbirkuis, 
einem Alter von kaum 30 J. ſ. Meiſterſchaft Hefiagalt haste), mad behuutandı duch 
eine Menge gitnoxbifcher Lieber vermehrte, die ex theils vaildndige V, theilo im 
Bruchſtuͤcen gab und erklärte (e& find eine weniger als 43, woruntet. ſich 
allein 24 eddiſcha Lieder finden), dauerte es gerade 100 J., che dðeſe neue Wat 
der — irgend eine bedeutende Regung in dam geſammten flandinaviſcun 
germaniſchen Mutterlande hernorbrachte, Zwar hatten [dom var Reken, Qie 
— die Wißbegierde des Neuheit ſuchenden Vaterlandfcenndes durch £, „ie 
nenmonumente in 6 Buͤchern (1643); Stephan Stephanus durch ſ. ug, und 
reiche autiquariſch⸗ erg bet Saro Jen waucu (1644); aus, Be 
= auf gleiche Art durch |. „Derunzarfage” (1672) und noch wahr Dh ſ. 
——— phia scandiea” —X ſehr gefpaumt, Zwar gab Saheffer e „Upenbie 
antiqua” (1666), faſt zu gleicher Zeit mit Mefag, außer der Goͤtterlahre auch, in⸗ 
texeffante Nachweifungen über den Goͤttarhienſt und ber ——— aber beruichtigte 
Rudbeck in f, „Atlantica” (1689 fg.) ſetzte auf Auarablide In Neuegmnpeit und 
Staunen. Auc der kritiſche Torſaͤus nahm theilweiſe in f, en zegum Da- 
niae” (1702) und f. „Historia norvagiea” den Afthmißer in Uufpucı (Ein 
Schwede Böranfon begann fogar eine neue Aufg. Der — Edda (1746) 
und der Voͤluſpaa (1750); und zu gleicher Zeit verſachte ein patriotiſcher Deut⸗ 
ſcher, Gottfried Squͤt⸗ durch ſ. Schutzſchriſten für die alten en und 
deutfchen Völker" Achtung und Anhänglichkeit für — Voxvaͤter zu 
Allein auch dieſer Verſuch blieb ohne bedeutende Wirkung. Sond⸗xbar, bar, ein elle 
verſtaͤndniß mußte e8 fein, was auf ea a erften Köpfe der Ration ergaiff und 
fie dad große Wagftüd begehen lie, den Olymy der. rischen duuch Walballe, 
Jupiter und Mars durch Obin und Thar, June durch Frigga umb — Aphıer 
bite — Freya, Apoll und feine Muſen durch Braga, bie Moiren und Parzan 
te. maͤchtigen Nornen, und Bellona ri Ddin’e Schiibinugfraen uk 
teten dee Helden in Walhalla, hie ebenfe furchtbaren al& liabiichan 
Walkyren, die Aoiden bes Griechen aber, darch die Rum ber vaterlaͤndiſchen Mars 
aeltoggbrängen zu tollen. Gewar bie Grfcheinung des Dacpherfon’fcen Dffiem, 
Schon 1760 gab biefer Hochſchotte [. „Remains of aneiens peetry”, Roupamgsit 
ans ben Hochlanden — in eng), Überf., heraus. Allein fo —* 
erſten Proben den Beifall der nächfken Umgebungen esmarben, fa hatten fir mode 
Seine Bedeutung in ber At⸗ratur Koch hoch. mare. fie Veraulafſung zu den hacſichen 
Uterarifchen Seite ‚ die einige Jahre darauf. auch Die unfrige umb bie ber; sanae. 
Nachweit wurde, wofern Offian ebenfo ſehr alk Semex bis Uaſterbuchluit das Do 
mens und das aller Zeiten, und Voͤlker verdiit. Drau Ham uuhd Ma⸗ 
bertſon foderten ben jungen Hochſchotten eg erſt 22 J) auf, die Hachlaa⸗ 
*) Die der Ausg. von 1690 beurkundet fich bloß einen neuen HL 
— —*X ſhlechtes) Portrait Könige —S font ife fe gang 


+) Wie den Balkouengsfang und bie Wiegtamsqwibe. 





} 





Skandenaviſche der altnordiſche Literatur 291 
um abfichtaqh zu dieſun Aweike zu bereifen, und witerfkuͤreen ihn daru. Boll ju⸗ 
gendchen Gathaſiaemus aahm un Viefe Ausfoperung ohne Verzug an, 
—— Retſe 1700 und 1761 im die Hochtande, thells aus muͤndlichen 

Umeliefruigen, theite aus alten Handſchrift e u war f. Offian d. b. 2 epifche 
Gedicher, Figal und, Temora⸗, nebſt 22 Meinen. 1762 enfchien „‚Fingal’ 
wi 16 ur 703, Aemorn unse den uͤbrigen 5 kleinern Gebichten. Schon diefe 
— Aubgutem breiteten fi nach Deutſchtand und Dänemark aus; noch 

mehr bie Gufamenktausgade In 4. von 1764 un dann die bequemere in 8. 1773. 
— Dog darf man die eeſtere von 1764 ald den serminus a quo ber deutſchen Var⸗ 
Deuporfle, die eine Agne Perlobe tee Partie ini ver deutſchen port. Literatur bifbet, - 
mit aderwlegeanden Sehnen annehmen. Denn fchon in biefem Jahre erſchlen zu 
Grumbarg No deucfche Überf. — von, Eomaler, dem „Krieg von Ims⸗ 
Mona”, von —— und Cuthona und von „Sarthen”. Wenngleich auf ber 
——— auch die KNeratur des —— Rordens umb die Bekanntſchaft 
Hann und ihrer NAythokogie Fortſchritte in Deutſchland machte (durch 
bes Anes Ugen. von Mallet's ereffllcher, Eiuleit in bie baͤniſche Befchiehte”, 
u Ihren Bellagen: Obdbda (d. i. profaiſhe) Haavamaal, Woͤluſpaa und Nuna⸗ 
Capitule⸗ ( Roſtochund Leixzig 37765), desgl. durch Gerfkenberg’6 „Briefe über 
die Merkwauͤrbigkeiten der Literatur (1766); defſekben, Gedicht eines Stalben“ 
(cenb.) und den, Dewtſchen von Bitter in Itehoe (7 Thle, 1771— 73), fo ver: 
dunkette doch Dftan's aufgehender NAuhm Alles, was uns Aber bie nordifche Vor⸗ 
wor aus Daͤnemark nd Schweden zukam, und bie Götter der Edda dienten nur 
dazu, die nenn Dffian’fchen Gebilde mit einigen Schmuckſteinen zu zieren. Das 
mals herreſchte mim, der Olaube unter den Gekehrten noch, —— 
— der Deutſchen um bie celtiſche Sprache Peine andre ats bie aͤl⸗ 
teſte unfener Boraͤltern ſei. Run war Dffian ein Celte, und nadı Jullus Caͤfar 
und Taeitno war es hoͤchſt waheſcheinlich und vom ben Gelehrten allgemein ange⸗ 
nonmme, da die Saͤnger der alsen Bermanen Barden geheißen hätten. Was 
kernte ni fein, als daß Offlan ein folcher alter germantfcher Barde, und 
f. tuͤhrenden je ein Eigenthum der deutſchen Nation fein? (Wäre freilich 
die Vinguiftik aut halb ſo weit vorgefchritten gewefen, als fie es jeht ift, fo hätte 
Die Probe, welche Macpherſon von bem Originale Offian's gab, bald überzeugen 
mehffen, daß re alte celtifche Barde umd die Saͤnger des alten Orcmanims him⸗ 
melweit von einander legen.) Genug, der erhabene Singer bes deutſchen Water: 
landes, Klopftock, ergriff biefe- für bie —ã Poeſie fo fruchtbare Idee 
mit der lumigſten Liebe, und aus dieſet Wereinigung Offfand mit der Goͤtterwelt 
Nadine gingen die „Hermannsfchtacht“ (17769) vlt Ihren Barbengefängen 
Wr Ale derſelben nachgefolgte Bardenoben (1771) hervor. Fam folgten 
nid; oder ber Burbe Sined (#772) zugleich mie Kretſchmann, ober dem Barden 
ger (4768, 1770, 1772); und ‚bie vereinte DOffim’fihe altgermanifche 
und wordiſche Zar Baterlandeyoefe, beſonders für die Iyrifche — * 
vehteit num ben Ramen der Baediete. Allein obgleich Denis bereits mehre ebbifihe 
u andee nordiſch⸗ Lieder zum Veſten gegeben hatte, umb Herder (1773) mit ſ. 
beukhanten Schrife ‚Bon —— Art und Runft’” aufſtand, fo Met’ voch thelts bie 
Wunbenpoefie durch die Spötteleien ihrer Gegner, theiks bekam die — 
bed Rordeno aberdaupe durch eine zwar ungerechte und großenthells unſtatthafte, 
Kit des Hiſtorikers Schloͤzer in ſ. Idlundiſchen Lite: 
vun uch Geſchichte“ (17795 einen · bedeutenden Stoß.· Zwar fang in eben d. J. 
Mopſtock noch ſ. Teuton“ (mo wie nicht irren ſ. legte Bardenode); zwar erin⸗ 
nerte Herder buch [. Volkolieder (1778 und 1779) aufs neue am bie Poefie bed 
Rordene; zwar gab Babo noch 1780f. „Römer in Deutfchlanb”, und es erſchie⸗ 














— nen in denſ. J. — —— deutfepe 1 ‘ (duch Br von des di» 





208 Skanbinaviſche aber altnordiſche Literatur 


niſchen Dichters Ewald Balber's Tod, und 1785 fogar eine 2. Aufl. ber. einen: 
allein alle diefe Erſcheinungen konnten bie Kälte, weiche Schloͤjer einmal übre die 
mythiſche und poetifche Worwelt bes Nordens in gang Deutſchland erregt hatte, 
nicht vertilgen. Doch huldigte ihnen und den vermeintlichen Barden ber germani⸗ 
ſchen Vorzeit mancher deutfche Juͤngling im Stillen. Unter diefen begünffigten 
bie Umftände vorzuͤglich Bräter, zwar nicht bie von Karl db. Br. geſammelten und 
wieder verloxenen Barbenljeber aufzufinden, aber Dagegen während dieſes Suchens 
und Nichtfindens mit ber reichen Thrummanın’ [chen Sammlung altnordiſcher Schrif⸗ 
ten in der Univerfitätsbibliothet zu Dale, und da sben ber 1. Thl. ber ſaͤmundini⸗ 
ſchen oder porfifchen Edda („Edda Saemundar hinns Eroda”, bie Edda Saͤ⸗ 
munde des Weifen, Kopenh. 1787, 4.) erſchienen war, zugleich mit ben Liedern 
ber Edda und Homer’s bekannt zu werben, durch dieſes vergleichende Studium die 
Aufmerkſamkeit eines Rüdiger, Reinhold Forſter and Matth. Sprengel, ber 
eben mit Schloͤzer fich zu Fortfegung f. „Jslaͤndiſchen Literatur und Gefchichte‘‘ 
verbunden hatte, zu erregen, und von dieſem Triumvirat nicht nur aufs kraͤftigſte 
aufgemuntert, ſondern auch aufs thätigfte auß den reichen Schägen ihrer Biblio» 
thek unterflügt zu werben. Gin fchöner Strauß „Norbifcher Blumen“ (Leipi. 
1789, bei Graͤff) war das Reſultat davon. Stillſchweigend wurde hier Schlözer 
durch factifche Beweiſe widerlegt, und die Hoffnung in allın Dichten und Litera⸗ 
toren belebt, daß in dieſer Fundgrube des mythiſchen und postifchen Nordens noch 
herrliche und wichtige Entbeddungen zu machen ſeien. Diefe nordiſchen Blumen 
verfchafften Graͤter außer ber Theilnahme aller beutfchen Kunſt⸗ und Alterthums⸗ 
freunde auch die Unterflügung eines Suhm und Nyerup, und Graͤter ebnete dann 
duch) f. „Bragur“ die Bahn zu näherer Vereinigung nordiſcher, befonders daͤni⸗ 
ſcher umd beutfcher Gelehrten zu gleichem Zwecke. So basitete man im lebten 
Jahrzehend d. 18. Jahrh. den großen Forſchungen und Mittheilungen, die im 19. 
vorfichgehen follten, ein empfängliches Publicum. Die Bearbeitung des. ,Ris 
belungenliedes” durch von bee Hagen (1807), welches benfelben Stoff in deutſcher 
und chrifllichee Form gab, die ber lang erwartete 2. Theil der poetiſchen Ebba 
in nordifcher und heidmifcher geben foßte, und die endliche. Erſcheinung einer „JIs⸗ 
laͤnd. Sprachlehre” und eines ſolchen Woͤrterbuchs durch Rask, gaben der Erfor⸗ 
ſchung der ſtandinav. Literatur neue Nahrung. — Mit Erſcheinung dieſer Werke 
faͤngt in der Bearbeitung dieſer Literatur eine neue Cpoche an, aus der wir 3 
Hauptgegenſtaͤnde bezeichnen: die Commentirung der ſaͤmmtl. Eddalleder („Dem 
aeldre Edda”, 1821 — 23, 4 Bde.), durch Sinn Magnufen (ſ. d.), wel 
cher eine umſtaͤndliche Eddalehre folgen ſoll; die umfaflende Unterſuchung ber 
die ſaͤmmtl. hiftorifchen und poetifchen Sagen des Nordens von Erasmus Müller 
in f. „Sagabibliothet” (1817 — 20, 3 Thle.), und deffen Schrift: „Über ben Ur 
fprung und Verfall der isländ. Hiftoriographie, nebſt e. Anhange Über bie Natio⸗ 
nalität der altmosd. Gedichte”, überfegt von Santer (Kopenh. 1815); fowie 
die Unterfuchungen über bie Runen (f. d. und Nyerup). Jene altuorbifchen 
oder Delbengefchichten, welche nach isländ. Handſchriften K. Chr. Rafn 
(Secret. der flanbinav. Literat.» Gef.), ins Din. überf. (Kopenh. 1821 — 24, 
3 Bde.) herausgegeben hat, find von 4 Arten: mythiſch, mythiſchehiſtoriſch hi⸗ 
florifc und romantifch. Diefe Überlieferungen find meift islaͤnd. Urſprungs. Von 
Moͤnchen verfaßt, wurden fie vor dem 16. Jahrh. auf Kalbleber gefchrieben, hat⸗ 
ten fich aber nur in Copien erhalten. Der gelehrte Islaͤnder Ame Magnuſſen 
(ftarb 1730) hatte 1554 ſolcher Handſchriften gefammelt umb zu beren Heraus⸗ 
gabe eine Summe vermadht. Darauf fliftete 1824 der Prof. D. Rafn in Verbin 
dung mit den Islaͤndern D. Brynjulfſon (fl. 1827), Egilfon und Gudmundſon 
die Geſellſchaft für altnordiſche Handſchriften, bie jetzt 145 Mitgl. zählt. (Bor 
fand if} Prof. Rast.) Von dem berichtigten Terte der Sagas erfcheinn 3 Ausg. 





Skazon  : Skepticims 208 


e. in iökänd., e. In bin. und e. in latein Sprache; bie letzte u. d. T.: „Seripta bi- 
storica Istandorum de rebus gestis veterum Borealium”. Bon jeder Ausg. 
warm 18527 3 Bude herausgekonemen, welche bie Gaga des norweg. Königs 
Olaf Trygveſon u. a. Heine Sagas enthalten. 
Skazen, f. Eholiamb. . 
Stepticiömus, Skepfis. Um keine —— zu ver⸗ 
zn die hier fo leicht als lich find, fei tm Allgemeinen gefagt, daß biefe 
Ausdrüde von einem griech. Worte: oxenreoFa:, mit vorgehaltener Hand in bie 
Gerne fehen, dam uͤberhaupt forfehen, ſich befinmen, abflannnen. Die griech. Phi: 
lofophen, welchen man den Namen Skeptiker beigelegt hat, heiten auch Pyr⸗ 
rhonier, von ihrem angebihen Haupte Pyrrhon aus Eis; ferner Aporetiter, 
‚d. h. die Ungewiſſen, Zweifelnden; Ephektiker, Enthattfame, von entfcheidenden 
Uetheilen fid) Enthaltnde: Namen, deren Grund und Bedeutung fich nachher er: 
geben wird. Yyrrhon ſelbſt (geb. 384 n. Che.) war eigentlich nur ein auf das werk⸗ 
thätige Leben geftellter Dann, deſfen gefimbes Dichten und Trachten, nach Dio: 
genes von Laſrte, nur dahin ging, ein rechtfchaffener Mann zu fen, der fih um 
Gruͤbelel nicht kuͤmmerte, da fie, zumal in ihrer damaligen Geſtalt, jenes Streben 
nicht foͤrderte. Er hat daher auch ſelbſt nichts geſchrieben, ſondern Timon aus 
Phlius in Achaja, einem Arzt und Philoſophen, von welchem wir mindeſtens Bruch: 
file haben, verdanken wir, was wir über ſeine Sinmesart wifſen. Seine Denkart 
war originelle Egenthimlichkeit des Lebens und Charakters, ein lebendig gewor⸗ 
denes Wort. Die wenigen Nachrichten von ſ. Leben ſtellen ihn auf als einen Mann 
von Gleichmuth, der allein unter den Menſchen gottaͤhnlich hervorragte, der dem 
Meinungendienft und Sophiftendänkel abgethan, dad Band alled Rtugs und aller 
g abgeftreift hatte, der bie Menſchen nicht fonberkich achtete, die Specu⸗ 
Iatton, wis fie eben Damals als Dogmatismus war, fuͤr verfehlt hielt, umb alfo fi 
vor ihr verwährte, woher auch ber Name ber Ephektiker. In or Denkart trat 
nur gediegener, abgefchloffener und in lebendiger Fülle nn ſchon in der 
Ironie des Sokrates ſich kundgab. Wr war; mit Einem Worte, für das geſunde 
Leben in feiner Befammtheit, nicht für das Wiffen oder die Mſſenſchaft, befonbers 
die damalige. Und fo möchte denn von ihm aus das wahre Weſen des diteften 
Skepticismus nur fo oder gar nicht zu beflimmen fein, ober wenn biefe Skepſis 
foäterhin als Philoſophem etwas Andres geworben, in andre Beziehungen zue 
Wiſſenſchaft überhaupt getreten frin follte, dies anderswoher audgemittelt werben 
mörffe, nänslic, aus dem Wiſſen felbft und feiner Geſtalt und Erfcheinung. Auch 
Ztmon, Metrodor, Atmefibemos, die wir wieder nur aus Serxtus Empirieus fen» 
nen, wie biefer Letztere ſelbſt, müßten von dort aus verſtanden und gebeutet werden 
Dem weber ift e8 hier mit dem Wahlſpruch, der als Grundlage der füeptifchen 
Epoche oder Enthaltſamkeit aufgefährt weich, daB nämlich jedem Ausfpruch ei 
gleicher Ausſpruch entgegenftehe (dieß die Antilogie), dem Kür fein Wider und 
umgekehrt, abgetban, noch mit den 10, vermuthlich allmaͤlig zu 17 erweiterten 
Kopen { Drientisungspuntten) ober Teopen (d. 4. Wendungen, Umkehrungen, 
Maxrimen, gegen das Wiſſen gerichteten Punkten), welche biefe Lebensweiſe 
ober Leitung (aycoyn), wie fle fich lleber als Lehre ober Sekte nannte, auſſtellt. 
Verwahrung vor aller Entfcheidung iiber das Wißbare (drroyn) und daraus hers 
vorsehende, wie FR — Unerſchletterlichkeit (araoassıa) bei dem Wechſel 
alles Einselnen, Endtichen, Beſondern, war ifre Aufgabe, man koͤnnte fagen, ihr 
Anfang ... Die dazwiſchen fallenden Entmicelungspuntte werben ſich 
hernach ergeben. Äbbeefchären wir naͤmlich jene, —— von Aineſſdemos aufge⸗ 
Ketten open,’ fo-faaben wir damit bie Muftätheit, ben Unbeftanb, das Wandelbare, 
Nufichere, uätaentlicy des duͤnkelhaſteri Wiſſens wie es als Doyma; Dogmatiemus 
in Logik Pte nd Ethil wafteat, auegeſprochen und nina und darin liegt 


24 | Ebpticiſsmus 

auch wol bie von Sertas Ampiticus beukkete Atmächtsit des Aneſtdem mit Hera⸗ 
VUeites, dem Aures in ſteaem Kluffe wae, ober mit bon Gtolkuen, in wein beiden 
Philofonhemen ſich mol doutbare Werkeuugs » une Atnkpfungtpukkee bieten, 
wenn fie gleidy urfpränglich in einer andern Gebankrareihe farben. Die Kragen 
aber beziehen ſich auf bie Verfchiebenheit: 1) der Miete und ihrer Eimpfinbeingen ; 

- 2) der Menſchen; 5) der Stame und Sinnecwerkzenge; 6) det Zuftäude site Were 
aderungen bes Gubisetös 5) der Lage, des Orte und ber Entfernung; O) der 
Gerifchtheit Deffen, was fich den Gimen darbietet; 7) der Größe und des Baues 
der Dinges 8) des Beyhgtichen, Verhättntgenäßigen der Dinge; 9) deö Kiufigen 
ober ſeltenern Geſchehen; 10) der Ben Geſetze, Gewehnheiten, des ungehb 
ſchen Glaubens und der Vorurtheile. In dleſen Aropen mm, man orbne ober 
reducire fie, wie dies Serra lee) tritt einander eigenen, 
nicht woche überhaupt Reben und Wiſſen, ee 
ef Bonus fa fen mag, nme 








Diefen Tropen 
— — weil Etwas weder durch ſich ſelbſt, noch duech in Audres 


begreiflich weche umschalb jenes Keeifes nun führte gegen Gude is 2: Je. 
Gertus Empiriene (f.d.), gieithfam bie Arten bes Antiöm ——— 
Gkeptickomus wit — Gelehrſamkeit nd: 


durch und unterſchled die Deukart der Skeptlker von dem Deg 
der neuern Alademie (f. Plato), und ihm danben wir auch bie Runde bes 
ſchaftüchen Steptictuuns in ſeinet Meife, en 
Uchſt mit Rahe zu leben, Moss unbekuͤmmetrt unb nn unachefuen 
füßgefiymägiger Weisheit. Da wir bier einmal Im biftertichen Geblete ; 
fo nennen tele ſogleich die neuen Skeptiker: Franz Sauchez ehe 
rn 1632) ; Frangois be ta Mothe te Bayer (geb. 1586, fi. & 
der fich für die geoffenbaste Erkenntniß erklaͤrte; Gochlere unb Foucher, ſein⸗ 
ler; Peter Dam. Huet (geb. 1630, ſt. 1728); Joſ. Olanvill tft. 1080) uud Pre. 
rare: 4647), ein großer Charakter, und bes beruͤhmte 

. d.). en 







it.“ (Boy. 1794-98, 2 BRe.); Dad, Y 





Sein, mb zwar ein, Naturwerken gleich, anfchaubarne 





Skepticimus (medicin.) 206 
veraae en wolte, tool Eikt geworden. In unferh Seiten hat hir ber willen: 


fſcaſuiche But amd and dir tion, je feeler fie füch prieß, bie Treunung nach hi» 
med, „ws feines 






ha 
Cine, Dr Köyeiwettich und Mefoneti, 2 Ian de Se on 
das Abfakie; Gott, worin der Gegenſatz gemeinen Wetoußtfeins, bed ſog 
seftunden Menſchertderſimdes aufgeben fol. Ste dringt auf re ehren 
Erwo ſtodurthdringung von Gott md Natur, welche aber, wenn wir es un auftich⸗ 
ei geftehen well, bel der Endlichkeit des menſchlichen — 
hohled Gedanten· aber Spiegelbild, michtn ein gedachtes Zul ki 
Bleichfan Inwerlich mund ußerlich — etlebtes Sein — rg auch 
hdochſten Spide der Speculalion In das unentwickelte, obwol unendlich entwick 
Michte zerrimnt. er ſelbſt wenn man —— müßte, send 
gefundene Tot bed Lebend iſt Immer nur prophetiſch, ein Geſicht, das feine Au 
—— 2 — ober Wleimehe der bie Zeit ordnenden, Höher 
Diab empfiehlt aud vom iht — ſedaß wir ja ſchon jegt und Imsmerdar batin 
waͤren. Reit nun en m un —— einer⸗ 
feiee auch wie der alle, dem hohlen Wiſſen, det Frelheit ber 
oh —. bie Spine bieten, und iſt inſoſern wieder die Negation des Wiſſens 
getzenͤber dam Poſitiven; anbrerfeits, wen ex nım noch mäber in das Gebier bes 
Burns fetbft hineinruͤckt, muß er ebenfe nothwendiß der Eiphäre des gemeitteh 
Bewauſeſeins und der Reihe von Endlichkelten negirend gegenfbettretch als bee Die 
— — negirenden, aufhebenden Begrifforeihe. Ex iſt alſo die negative 
uͤberhaupt, oder der als Wiſſen auftretenden Philoſophie ober 
eg der befchraͤnkten Begriffsmaͤkelei des Dogmatismus. So kehrt er nach 
durcauffenet Bahn in fein altes Strombett zuruͤck, und (ft Feineen Iimmerfien 28% 
en und feet Vollendung mach das proteftantifche Widerfbiel der Einfeltigkeit der 
Me, als Spetulation, welche das gefammte friſche enger als den 
Bett, in ein Gedankenſpiel verwandelt, in feiner wiſſenſchaft⸗ 
Achen Entwickelaug und Ausbildung abet wird er jeberjeit den Anmaßungen der 
Abernithigen wie der Inbolen; ber faulen er ſich wibetfegen. Jenes Flttdt- 
ſche Zweifeln aber an Einielhelten, dern hoͤhern Dissen mar nicht 
enmaul Ten, wie ed ſich heutzutage mit feinem Halbbruder, dem feichten Eklekti⸗ 
ins, bifht, halte man doch ja nicht fuͤr Skepfis Es iſt gerade meiſt din Symptom 
der — * ober auch der haltungsloſen Bernunft, da ber wahre, 
eine allerbings ruͤſtige Erſcheinung in Leben und Wilfen, aid gleichſam bie Ironie 
deo cenſchtichen Geiſtes iſt. Sokratess bekanntes Nichtwiſſen, Pikten’s Diaiek 
A, ar fie zanial ian PDamminibes auftritt, zn das nn Mr Au- 
der als Übring dis Ofepeickmus Ina höhen Gimme gelten, umd wenn Opktates Bat 
in, bagım Me Weisheit vom Himmel auf Lie Exde rief, und alſo das ethiſch wirk 
— — den Antiken wicht verleugnete, fo Pisten in der Weit 


De Ba iſt. un ſo ———— werke wid der Geſchichte un⸗ 
bſengen nachgehen, Bis Eipfis hı antiker Bei a t und Tachtigkeit des 
yefanmiiten Austin, datſſellenden Lebens ; bie ber neuen als Unerfchütterlichkeit bes 
tsffien, verch die Offenbarung röleber zu erlangenden — in 
baden aber die Nechte des Lebens und ſeiner Geſarumtheit ober Einheit durchge⸗ 
a des Dentens und Wiffens, das fidh vom mb 

GStk a zeigt fich auf — 
4 23748 7) n der Mebdicin zeigt ve 
weekt, nit kcberall, nähe für — — weil er zur Sichtung 





296 Skiagraphie -- Sktavinhandel, Sklaverei 


fühst. Innerhalb per Srztlichen Wiflenfchaft felhft zeigt fi ein Siepsictmmns, bar 
ſich zwiſchen Egririe und Dogmatismus Belt und das Frage Medicin. auf 
die eine oder die andre Seite hindert; er zweifelt nämlich an ber Richtigkeit. der 
folgerechten Syſteme ebenſowie au der Alleinguͤltigkeit der vorgebrachten Erfah⸗ 
— ſucht alſo die letztern zu prüfen umd zu ſichten, die.eafieın durch Einwaͤrfe 
u läutern und fiherer zu begründen. Zu diefem heilſawen m. haben 
ch von jeher die größten AÄrzte bekannt, oder ihn wenigfiens im Stillen gelibt, und 
ihm verdankt die Mebicin ihre wichtigſten Bereicherungeng, sadelhaft wird er, wenn 
er ſich nicht gleichfoͤrmig auf bie baiden genannten Seiten nerbaeitet, ſandern eine 
derſelben unbillig drückt oder vorzugsweiſe beguͤnſtigt, wie z. B. ber rohe Empi⸗ 
riker das Vorhandenſein aller Theorie ſchon von nos herein bezweifelt. Außerdem 
ſtellt ſich der Medicin von Außen ein Skepticismus entgegen, weicher ihre Mentität 
felbft in Zweifel zieht. Dieſer kann der aͤrztlichen S und Wiſſenſchaft wenig⸗ 
ſtens mittelbar nuͤtzen, indem er ſie zwingt, ihre wiſſenſchaftlich und prak⸗ 
tiſch zu erweifen, und ſie alſo zu einer hoͤhern Stufe ber Ausbildung hebt. Es 
‚gelben fich aber jene Zweifel an bar Realität der Medicin theile auf die Verſchie⸗ 
denheit der Meinungen in berfelben, theils auf. bie Ungewißheit ihrer Erfolge in ber 
proftifchen Ausführung , theils auf die bekannten Wirkungen ber 
durch welche oft die wunberbarften ‚Deilungen alle medieiniſche Hülfe und 
ſelbſt unter oft ſcheinbar unguͤnſtigen Einflüffen möglich werben. Wie die Realität 
der Medicin (vgl, d.) ſich dennoch gegen biefe Zweifel überzeugend erweiſen laſſe, 
gehört nicht hierher; zu bemerken ift aber und vielleicht als eine eigenthäungliche Er⸗ 
fheinung unferer Zeit, daß ein foldher Zweifel nicht bloß bei Nichtaͤrzten, ſondern 
‚faft häufiges nach bei Ärzten ſich eingefunden bat, und hier wol nongüglich auf dere 
Mangel eines gehörig gelegten wiſſenſchaftlichen rundes beruht, wodurch das Ge⸗ 
bäude, jemahr Erfahrung und zerfireute Lefefrucht aufgebäuft wird, immer un⸗ 
ficherer werden muß. . Däufig fucht ein ſolcher Skeptiker alabann fein Heil in ben 
moflifchen Tiefen der fogen. Raturphilofophie, die ihm über alle Zweifel dadurch 
ee da fie ihm alles Zweifeln verbietet, umd praktiſch verfinkt ex in die Mege 
der geöbften Empirie: daher die ſo häufige Erſcheinung, daß bie berebteflen Theo⸗ 
retiker am Krankenbette die bewußtloſeſten Empiriker find — „benn eben wo Bes 
geiffe fehlen, ba ſtellt ein Wort zur rechten Zeit fich ein!“ 16. 
Stiagraphie, der Umriß des Schattens, den. ein Körper macht. (f. 
| — END): erfier Entwurf eines Gemäet; Überficht. des Inhalts 


Stizze (ital. Sehiaso, eigentl. ein Spritzfleck) in ben bildenden Kuͤnſten, 
beſonders in der Malerei, eine lüchtig hingeworfene Zeidmung von einem künftig 
zu vollendenden Gemäbbe oder a. Kunſtwerke; flüchtiger Entwurf eines jeden a. 
auszu Werks; Anbeusung der wichtigſten Punkte einer Begebenheit, ei⸗ 
ner Schrift x. Daher Skizziren, den Umriß eines auszuführenden Werks 
fluͤchtig entwerfen. — In der Malerei achtet man die Skizz en beſonders darum, 
weil fie den ſchafſenden Geiſt en Seiten der Erfindung und in feinen erſten, friſche⸗ 
ſten und freieften Thaͤtigkeit zei 

Stlavenhandel —— uͤberhaupt iſt der rechtloſe Zuſtand eines 
Menſchen, in weichem ihn ein Audrer als fein Eigenthum behaubelt. Durch ihn 
wird dee Menſch eine Waare. Der Haͤndler treibt ihn, dem Laſt⸗ oder Maſtvieh 
gleih, auf den Markt, mo er aud) Knaben und Sklavinnen als Werkzeuge 
Wolluſt einkauft.: Die Herabwärbigung des Weibes zum Thiere — fei es immer⸗ 
bin ein ſchoͤnes Spielwerk in dem reigendfien Serall — iſt bie ſchmaͤhlichſte Folge der 
von Hochaſien — nicht von Indien — außgegangenen Sklaverei, bie wie ein Fluch 

auf dem Orient laſtet und bie Afrika zu Boden gedruͤckt hat. Die Entſcheldung ber 
* von der rechtlichen Moͤglichkeit eines ſolchen Zuſtandes haͤngt von dem Ser 








Stlavenhandel, Sliaverei, 207 


geffe Menſch ab. Jariiefern dieſer ein ſinnliches Vernunftwefen tenb ala Mernſch 
in der Sinnenwelt nur fo Jange vorhanden iſt, als et ſeinen Vernunftcharakter bes 
hauptet, inſofern iſt se dan Waͤrger einer einſichtbaren Wett, über welche die ficht- 
bare eine Bemwelt:hat. Er darf baher fo wenig den Charakter der Bernunft:ie auf- 
geben, als ihn ein Andrer deſſelben zu berauben je befugt fein kann. Nun iſt das 
— ber Bernunft — das einzige Mittel, bad; welches ber Menſch 
Vermanfccharakter in der Ginmemwelt darſtellt; es iſt daher an ſich fo un⸗ 
rien wie bie Wermmift feibft, folglich iſt die Sklaverei als ein rechtloſer 
Zuſtand ebenfo fittlich undenkbar, als in der Sinnenwelt rechtewidrig. Zwar kann 
der Menſch feinem Rechte auf ein Gut entfagen, oder deſſelben ſich verluſtig ma⸗ 
chen; aber dies iſt nie von dem Rechte ſelbſt der Fall. Der Staat kinn daher bes 
fugt fein, einen Menſchen sum Tode zu verurtheilen, aber nie zur Icbenslänglichen 
Sklanerei Denn auch ber Bolererafflane wird nicht Eigenthum bes Staats. Sei⸗ 
ee und olsfe Grenzen find fein Recht. Ebenſo wenig 
darf der Kriegegefangene Sklave werden, ba ber Krieg nur als Vertheidigung ge- 
recht if, ſoweit man naͤmlich dem Feinde die Gewalt, zu ſchaden, entzieht. Er wird 
Dagegen ungereiht, d. 1. in Raubkrieg, werin man das feindlich⸗ —— 
ſon des Feindes, bloß weil Beides feindlich iſt, in fein Cigenthum verwandeln will 
Dauch einen Vertrag aber fich zum Sklaven hingeben wollen, ſetzt voraus, daß man 
' Perfon und Cache zugleich ſei, was unmöglich iſt, daher ſchon das roͤmiſche Macht 
dertragsmaͤßige Skiaverei für undenkbar erklaͤrt hat. Doch konnte ein Schuldner, 
wenn ex zahlungsnufaͤhig war, der feines Glaͤubigers werden. Dieſer Be 
geiff vom Menſchen und von der fittlichen Unmoͤglichkeit dee Sklaverei ift ber Ver⸗ 
uuft-Max geworben, feit fie — bucch das Chriſtenthum — ſich ſelbſt richtig Bennen 
lernte. Doc bat ed lange gewährt, ehe Men nn 
Banden: Alle —* ſind — "auch gegen bie Nichtchriſten in Anwen⸗ 
dung brachten; ja, unter den Chriften felbt war die Leibeigenſchaft (ſ. d.) 
— lang nicht minder ungerecht als die Sklaverei, und dabei noch wider 
finniger ; denn fie wollte, was die Sklaverei nicht will, den Menſchen zugleich als 
Perſon und Sache darſtellen. Iſt nun jede Sklaverei an ſich widerrechtlich, fie ſei 
milde ober hart, fo darf der ——— den fie vielleicht bier und ba gewaͤhrt, gar nicht 
in Frage kommen. Nicht einmal bas finnliche Wohlbeßnden des Sklaven, ben ſein 
Here aus eigemütdger Klagheit gut hält, oder ats ein Glied der Familie menſchlich 
behandelt, bann hier ntfcheiden. Die Klugheit allein hat es mit ber Trage zu thun: 
Wis fol der Sklavenſtand aufhoͤren? Boll der Sklav auf einmal entfeffelt, odex 
ſoll ex allmaͤlig zur Freiheit vorbereitet werden? Die Gefeggeber und das Völker 
recht In Curopa heben fich in unſerm Zeitalter uͤber Leibeigenfchaft und Sklaverei 
vernunftmäßig autgeſprochen. Indeß impfen Worurtheil, Sigennug, Herkommen 
unb Gewalt noch immer für die Beibehaltung eines Frevels, der ein Selbfimorb 
der Menfchheit an fich. genannt werben muß. Die gefchichtliche Entwickelung die: 
ſes Gegenfiondes ift daher nicht unwichtig. Vgl. Alb. Hüne’s „Bolftänd. hiſtor.⸗ 
philof. Darſtellang aller Veraͤnderungen des Negerfllavenhanbeis‘' (Bött. 1820). 
Der Orient fand die Satzung der Sklaverei. Hirtenweſen und Hausvaterfland, 
die erſten Anfänge des Vollslebens, machten Heerde und Familie von dem Haus⸗ 
vater und — gleich abhängig. Einige Nemaden wurden Erobeter, einige 
urden Prieſter. Daher gingen urſpruͤnglich in den Mosgenlänbern 
Fern Formen entweder aus dem Willen der Eroberer, ober. aus der 
Kiugheit der Prieſter herpot. Der Eroberer erkannte nur Einen Der, fich ſelbſt, 
dem Alte. weit Leib und Gut unterworfen waren. Dies war und iſt die Pe 
Sklanerei; aus ihe folgte unmittelbar bie buͤrgerliche, ober bie häusliche. 
Prieſter digegon · ſicharten ihre Gewalt, indem fie jene ee 
potifchen Reiche durch Abſtufung milderten. Sie richteten naͤmalich Im der Caſten⸗ 


BE Sklavenhandel, Eaverei u 
— Bram ven Eee ESeanden auf; deren Spitze (ie allein Ten 
Whlöern umayeben, fahen die Denperifiien wie Di Dt 


———— und ber Verachtung — — Bitte 
een bitte, weiche die Foetdauer bee Skieverel evfäätt. Diefe wir 
Wie Werbihtinng ber deinde grandere fie männlich bei allen Iichtsch 





ir Dim, SE FE 

eis; von dem farchtbaten Staavenkelege in Eichen 134 v —35* 

eudy His ——— ———— 

wbentigen auf Burbabes 2316 — — —— 
verweiſen von Reterarler (Gefch. der Sklaverek in Grirchenland⸗) / von Macch, 

VOiriche um Hurter (.ire die ton. Give‘), and tomd 

veri der Neyer bemiffe; anf Watfirien (; rar bel edsreist Wade”), 











Ctauihande, Sllavetrei 2. 
ver 





kg | ehe | 
amserif..Bistelatice. Dam wurde auch im beit. Amerika durch ein Gefetz (Aa⸗ 
seauelidntud siave-law) von 178% jede granfamee oder harte Beſtrafung ber Site» 
von; zu D. mit elſernen Haleriugen, der 
welcher ein Schwarzen, ec mochte ihen einem Deitten gehören, 

Suben Die Verſtuͤmiung eineh mit 


ſutzuumnt 
F 
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—2 
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1373 
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; “3 

Wege gu einem fittlich vechtlichen Zuſtanbr. 
aber die Abſchaffung des Negerhaudels oder der Giltkverei der GGwarzen un⸗ 
ter ben Cheiſten eine gaͤnzliche Umebitbenn Der Eolonialwkrthſchaft herbecftchren 
waußy fu: fiber. fie gusfe Sinberniffe: Ber Negerhandel wurde ſeit dem Aufange 
des 66. Vaheh. uerſt von den Pertugieien, ben van allen chrifttichen Eolenial: 
maͤchten td in die neueſte Beit getrichen. 1600 tumeben die exrflen EElaven von 





800 Sklavenhandel, Stiaverei 


flellte. Doch erklaͤrte fi Eiffaberh gegen ben Zwangẽehandel. Im Spanien warb 
der Negethandel zuerft 1617, nach Las Caſad's Vorſchlag, regelmaͤßig eingerichtet 
Kael V. ertheilte ſ. Guͤn fiihg Lebreſa a 
dab diefer an die Genuefer verkaufte. Die Genueſer erhielten bie in Skladerei ver⸗ 
— he den Poartugiefen, in beren Händen eigentlich ber Handel 
Bald war die Sklaverei vorzugsweiſe in ben PH eingefäiher, 
— 7 in den Bergwerkteolonien. Dadurch wurbe die Gkianerei der 
Reger (f.d.) zum Seaatsſoſtem, zum einzigen Erwerbywelge der Heinen aftika⸗ 
nifchen Despoten ımb zum Gegenſtande fortwährenber Kriege, ja ſolcher Geweclt⸗ 
thaͤtigkeiten, die alle Bande der Geſelligkeit auflöftens denn jeder maͤchtige Neger 
dachte nur darauf, für Rum und — recht viele feiner Bruͤder dem Narkte 
chriſtucher Europaͤer zuzufuͤhren. Als daher in Folge ber franz. Revolution der Men⸗ 
ſchenhandei ſich vermindert hatte, ſchickte der Knig von Dahome auf der Skiaven⸗ 
kaſte 1796 eine aus ſ. Bruder und f: Bohne beſtehend⸗ —* Eifeben, 
weiche die Herſtellung biefes Handels und die Errichtung eines Buͤnduiffes mie 
Portugal gegen die Abrigen europ. Eelonien zum Ztoeck hatte: Auch völffen wie aus 
bes amerik. Matroſen Hobert Abdam's Erzählung von Ambuktu, wo ex ſelbſt ges 
weſen, daß man daſelbſt gewoͤhnlich von 4 zu 4 Wochen einen Strrifg in bie 
ng ana wg um Menfchen zu fehlen, da Sklaven für fie die 
beſte Handelswaare find. Zwar behauptet man, daß ſouſt bie Kelegögefatgerien ge⸗ 
toͤdeet wurben, was, ſeit man ſie als Sklaven — aufgehört habe; «Ben 
Beine Schaͤndlichkeit rechtfertigt je ie andre, und ſchneller Tod it weniger genufine 
als langfames Verſchmachten. Die Reger ernten alfo und Europaͤer nur dazu 
kennen, um ſich in geiſtigen Getraͤnken zu berauſchen und aus wilder Habfucht ein⸗ 
ander unaufhoͤrlich zu en. Die vornehmiſten Märkte für europ. Sklaven⸗ 
ſchiffe waren (und find Leider noch) Bonny und Calabar an ber Küıfte von Guinea. 
Hier kaufte man für Branntwein, Spielmaaren, Elfen, Salz ıc., die auf großen 
Meſſen im Innern, 200 engl. Meilen von ber Seekuſte, eingehandelten Sklaven; 
und die Zahl Derer, die feit 300 Jahren ihrem Vaterlande unb der Freihelt ent⸗ 
eiffen wurden, überfleigt die Summe von 40 Mili. Auf der überfahrt nach Ame⸗ 
Be Fe re era 
feſſelt in dem Schiffsraum übereinander preßte. Denn ehr Schiff von 240 Ton⸗ 
nen, mit 44 Seeleuten beſetzt, wurde mit 520 Sklaven beladen; 2und 2ſchmie⸗ 
dete man fie zuſammen, und ber eg für Jeben war 5 Fuß in der Laͤnge und 
2 Fuß 2 Zoll in der Höhe. Schon: hier ergeiff fie die Werzweiflung. Oft mußten 
fie zum &ffen geprügelt werben; ja fie erfanden, nach Golbberry's und Winterbon 
tom’s Zeugniß, eine Art des Selbſtmords, gegen welche fi) Nichte rn eB: 
fie verſchluckten ihre Zunge. Auf ben amerik. Skiavenmaͤrkten — ehemals Bar 
babos, wo der hoͤchſte Preis eines Regers wiſchen "80 und 85 Pf. &t. (bie 600 
The.) war, und vor kurzem noch Havannab, und ir Brafitim Bahla — wirben 
fie an die Pflanzer verkauft, und in Weſtindien vorzüglich zu Bearbeitung‘ der 
Zucker⸗, Indigo⸗, Eaffte: and a. Pflanzungen gebracht, welchen Arbeiten, be⸗ 
ſonders bei dem mühfemern Buderbau, weber Weihe noch Mulatten in demſelben 
Grabe gewachſen fein follten. Bei der natürlichen Traͤgheit des Negers aber bei 
durfte es einer eifernen Ruthe, um ihn zur Arbeit anzutreiben. Um zu wiſſen, wei: 
chem Herrn fie gehörten, beannte man ihnen mit glähenden Elfen Meckyeichen in 
das Fleiſch. Die Erſten, welche ihren Sklaven die Freiheit gaben und an ber Ab⸗ 


ung 

Nordamerika, und zwar bie Stifter dieſer Sekte, Georg For, Wookkann, Wil 
Denn u. X., vorsägtic feit 1727. 1751 (haften ihn die Ziudfte unter fich ab. 
Hierauf ſprachen zuerſt im Parlamente Sidmouch, Wellestey u. A. fuͤr die Ab⸗ 
ſchaffang dieſes Handels. Granboie Sharp ubirte 3’Yahee lang dir engl. Oe⸗ 











 lavenhandel, Sklavere = 


fege einzig In bee Abſicht, um befko Exäfthger bie Bedhte bee Afieaner zu 
digen. Er bewirkte «8, hab 1772 auch Die mal. Geeichtthöfe den fer (am in 
Grunbfag anefannten: 


beſtehenden 

war jedoch Thomas Clarkſon. Er mar es faſt allein, due dei — — —— — 
uud Die — Pitt und Bor für dieſe Sache zu gewinnen mußte; cr zeiämmete 
dieſem frei gewählten Berufe vom frichen Juͤnglingkalter an ſein ganzes Leben und 
brachte ihm jeben Eebenbgenuß ſowie f. geringe® Vermögen zum Opfers er fette 
fi der Gefahr aus, von ben Intere ſſenten des Sklavenhandels ſowol in Liverpool 
als in Paris ermordet zu werden; —— 
Frankreich und beſtieg viele Hunderte von Schiffen, um fich —— 


. (Au 
dem ‚Gongreffe zu Yadhen bie Enge bed els außelnandergefegt.) 
Den fin Schrittthat Nordamerika. Hier verboten.bie O ndsbtichm 


und mittlarn Provingen bald nach Ereingung ihrer Freiheit bie Einfuhr von Megers: 
fBlanen; doch traten die [üblichen „Virginlen, Carolina und 
Georgien dieſem Beſchluſſe nicht bei,. weil ſie in ihren waͤrmern Landſtrichen 

um hielten. — Im britis 


ne daß die Briten jähel, in Afrika 30,000 erhaudelten, folglich 20,000 
Nationen verkaufen koͤnnten; baf fie Sei dieſem Handel über 800,000 Pfd. 
sietvengergarnnbengestlunde ee am Werth zu- 
trick; daß Rio bie Regierung durch en 6,000 Pfd. an 
Einkünften — welche den färkiten Negerhandel: 
trieben, widerſetten fich daher fo Eräftig, een Bor, Pitt, BU. Smith 
und ihre Freunde ae erlangten als eine Unterfuchung der Beſchaffenheit 
diefes Menſchenhandels und Verfügungen, nach — die Ladung —— 
eingerichtet werden ſollte. rer daß das Unterhaus mit 
ner Mehrzahl von 19 Stimmen bie Abſchaffung des Sklavenhandels für 17706 
beſchlaß; allein das Oberhaus nahm diefen Beſchluß fo wenig an als das von 
Wilherforce 1794 vorgefchlagene Verbot, am. fremde Nationen Sklaven zu ver⸗ 
Laufen. — Unterbefien hatte ber. franz. Nationalconwent am 4. Gebe. 1794 den 


force beachte Daher 17796 abermals eine BIN in das ‚ des Inhalts, daß 
bez Megerhandel auf ben 1: Ming 1797 für immer abgeſchafft fein, md Akte, die 
ihn nachher noch treiben würden, er on Verweifunng nach Botany » Bay 
veruztpeilt werben folten. Kor.umd Pitt ſtimmten für bie augenblickliche Ab⸗ 
fi gz boch Auperte Letzterer [. Seſorgniß in Anfehung der Folgen, welche dieſe 

= wol in dem Geiſte der Neger als für den Vortheil der Pflanzer nach⸗ 
fi . .Dunbas wiberfeßte ſich der BIN aus demfelben Grunde; ihre 
Annahme ward daher wehmele verſchoben. — Sept verdoppelten Wilberforce, 















eſ en VDerein (agl. Afrikauiſche Geſellfchaft) | 





213 


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an der Aue von 1 
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aͤhnlich der 


*) Im Iesfelben Kbfiht, um en Mıgegn im Anbau eb. Sabigo unb: 


—8* bie 


an bie Hand 


n unb biefe 


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Regierung 1818 .2 
t.: Marie 


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h und That 
benugen, 
ch Hat fit 


u 
Fu 


1821 auf ber 


fel St. 


errichten wellen. 


dem Senegal. 


- Dagascar eine Rieberlaffung vr Bildimg fteier Neger, 

























ERSENRERIGEHIEN FEHTTN 
IHN IR T 
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H Tr | 3; hi F hl 
HE IE il Hi; Hu rs 









Heimath entließ oder aufisbeite. Ans ihnen Litxer⸗ England Ti ann 


Her, das bereit aus 8 Linien und 4 leichten Regimentern Meger 
tentheils aus jenen afrikan. Koͤnigreichen, wo fonft. Portuget und Eipantenihee: 
Sklaven holten. Indeß ficht Wilberforce noch nicht am Ziele des Werkes wer 
ea das ſeit mehr als 30 Jahren die große Anfgabe ſeines Leheme kr. 
Die Aufhebung des Negerhaudels wurde zwar von Eugland, Curopu at Iren 
rika (wo auch die Republik am La Plata 1815 und Golonibia LBR2 IE Meyers 
handel abſchafften) gefeglich ausgefprochen; allein noch 4.823 dauerte dee Men⸗ 
— fort anf den Küflen von Angola, Kongo und Mozambique, vund es 
b Sklavenmaͤckte auf Guba und in Braſilien. Es 












venſchiffe von den weſtlichen Kuͤſten Afeikas an 108,000 Stiaven 

ben, wovon faſt bie Haͤlfte Framgoſen, bie übeigen meiſtens Portugleſen 

Die Behandlung der Rege auf diefen Marktſchiffen war empärenbur wi Ziseht: 

man, um bie Koften ber Geſahr zu decken und um bet Aufıneckfantleit.ber Acuzer 
zu entgehen, bie Neger. in verborgenen Räumen eng zufammenpteßie, obessauch- 

im Zonen pad, die nsan im Nochfale hbet Ber wart: ind #6 if eriefn ‚hafı 

481%: ein frag. Schiff, Be radeur, 39 erblindete Staven vͤber Borb geworfer⸗ 





Sflavenhandel, Shavrii 305 
zwar dieſes Handels; allein umter franz. 


De RNicheriaͤnder mehalten 
ee eingeführt werden. Strenger noch 
Griten haben die nordamerlk. Freiſtaaten ben Negerhandel verboten, in⸗ 
Amerikaner, der ihn treibt, ats Seeraͤuber mit dem Tode beſtrafen; 


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I England ſolle die Inſel Fernands befegen , sum die Baien Blaſtra umb 
Venin, wo die Frauzoſen 2 Deittel ihrer Skiaven kaufen, und bie Prinzeninfel, 
we Gomez den yartag. Sklavenhandel beſchuͤtzt, in nähere Aufficht zu nehmen. 
Ya Atgemeinen veiberfpricht ed jeder In Die Zukunft ſchauenden Politik, wenn 
Franbeeich, Spanien, Portugal unb bie Niederlande ihre Colonien mit Sklaven 
Ken; deu frliher ober fpäter zerrrißen die Schwarzen ihre Ketten und machen 
unter Biut und Truͤmmern mabhaͤngig, wie die Neger auf Et.» Domingo. 
75 Fr daher für Wilberforce and feine Freunde noch ein Zweites zu thun uͤbrig, 
bie a. eines Plans zur Emancipation ober Freiwerdung ber noch vor» 
GSkiaden mittafl ung ihres Zuſtandes in vefigiöfer, fittlicher 

und — — Hiuſicht. — dieſer Plan im ben Rechtöbefis des Eigen⸗ 
thums ein ;. aber «6 iſt beffer Rechten zu entfagen, als Alles der Befahr 
eite® Aufflandes —— wie er — Barbabos, Portorieo, Martinique und 
a. Inſein ftattgefunden hat. Wilberforce ſchlug beßhaib am 10. Juni 1816 im 
Unterhaufe vor, man ſolle bie Stlaven gleich britiſchen Unterthanen behandeln und 
ihte Kinder zu einem freien Bauernſtande auferziehen. Dies waren ſchon die An⸗ 
von Burke, Bor, Pitt, den Lords Lansbown, Howick u. A. Allein noch 
Windham u. A., die Neger fein ber Freiheit nicht fähig. Die 

der 


1 
I 


Hin: 


HRS 


Sklaven, weiche Wilberforce 1815 vorgefchlagen hatte, 


um den Kauf und bie Einfuhr neuer Sklaven, ſowie bie Knecheſchaft freier Leute 
den britiſchen Niederlaffungen zu verhindern, ging daher nicht durch. (S. das 
Colonlal jewrnal”, April isie) Man wandte ein, daß fchon bie vorhan⸗ 
denen Befege den Verkaͤufer und ben Käufer eines Sklaven beftrafen; daß die 
Bin die fircatifche Unterfuchumg des Eigenthums herbeiführe; baß fie den ganzem 
Haushalt ver Pflamer der Staatsaufficht unterwerfe, und alle, oft fo nöthige 
en ae daß, da nach der Bil jeder, von dem Eigentkämer 
in ver Aſte weggelaffene Sklave frei werben folle, bie Schwaͤchlichen, Kranken und 


ã 


= 
= 


Unstauchbaren, bie ihr Herr gefeglich verpflegen muͤſſe, abfichtlich verſchwiegen 


werben — ; daß die BIN der den Colonien kugelichertn Srmbverfaffung ent: 


JJamaica den ik Dee 18098 — die wichtigſte Beilage iſt, von der * 
fa⸗ daß ber Mectöyufkand ber farbigen Renfchan in ben britifchen Golonien ge⸗ 
fet. hie gie ©t.:2us 


das wirtfamfi: Miciel, ir Neger zu büben, hat man das Shriftenfhum erkannt; 
nn. —n.. —“ Predigern der Methobdiſten ſehr 
unzufrieden, und gibt allgemein ——— der Bruder e den Vor⸗ 


zug. Michte hielt vor Abſchaffung des Sklavenhandels bie et Meger' 


Com, — Siebente Aufl. Bd. X. 


308 Sklavenhandeh, Oblaneiei der Weißen 
mahrt zuchet, als die Cutuht none ons Afsite. Iſt dumöl die 
ganz weggefallen, fe binbert Nides, ben gerſtlaven nach und nach an bi 
lich I hänsiiche — zu gewoͤhnen. Php geſchieht beueits in dan neuen Fra⸗ 
ſtaaten von Suͤdemerika. Nach einem Gehtge der Republik Golumbia ſollen alle 
ſeit der Revolution geborene Sklavenkinber vom 18. Jahre am frai fein. Boliva⸗ 
bat ſeine fünuntlichen Sllaven, 7 — 800, für frei erklaͤrt. Auch bildet man von 
der Eigenthumsſteuer einen Fonds, um mach und mach. bie Sklaven Inösulaufen. 
Brofilien wird dies ebenfalls thun muͤſſen, ader es hat Alles von einem Negerauf⸗ 
ſtande zu befuͤrchten. Doch kann die Emancipation ber Sklaven nr nad) und nach 
erfolgen. Das Meiſte komme dabei auf bie, — und den guten Willen ber 
Mantagenbeßtzer ſelbſt am, welche ſich endlich aͤberzeugen werten, daß echt such 
Menfchlichkeit ihre ons — als dar Wucher mit dem Skla⸗ 
vencapital. — Wir — — noch bad Spſtem ber zn oben 
der Verdingung her Neger alt * 3 gereiſſe eis. GEs beſteht darin, daß 
der Neger füch verbindlich macht, für Koſt una Setung 124 J. lang bei einem und 
beusfelben Herrn zu dienen, oder 14 Lahrjahre — — waͤhrend weicher fein 
Meiſter Aber ihn als Lehrburſchen eben das Reche au suͤbt, weiches er uͤber feine 
andern Negerſtiaven ausüben kann. + Da nun ein Neger im 30. Sabre (nem 14. 
am ift ex Lehrburſche) fchom alt iſt, fo iſt er. froh, wenn ihn fein Lehrherr nach andre 
14 Jahre in Dienft nimmt. Die wit Sklaven zus Schiffe fremder Natie⸗ 
nen werden meggenommen, um bie britifchen Pflanzer u. d. N. von Lehrburſchen 
——— x Si I der Weißen, biefed Schandßecks 
.. rWe 
ber europäifchen Stantatunft Schweiße der Völker Flotten erbauete 
und Heere aufrichtete, —* — ft u duͤngen, waͤhrend fie Votk und 
Land gegen bie Raͤubereien ber Varbaresken haͤchflens durch (himpflichen Trihut 
zu ſchuͤtzen — max, wurde endlich anf dem Gomgreffe zu Wien und ſpaͤrerhin 
za Aachen in Erwaͤgung gezogen. Sie iſt eine Folge der Seeraͤuberei, welche fo 
alt wie bie Geſchichte, in den Buchten hes Mittelmeers ihren Sig hatte. Schon 
die Griechen und Roͤmer ziichtigten die Serräuber. Seit aber bie Religionaſchwaͤr⸗ 
merei den Islam vnd die — Zeit der Krattzuͤge gegeneinander bewalf: 
nete, gleicht der von Türken und Mauren an ben Chriflen verlidte — 
einer Hydra, deren Koͤpfe immer wieder waqſen, — man fie abhaut. Die 
handlung ber weißen Sklaum if völlig wiltärlich. Sie hängt von Umſtaͤnden * 
‚von ber Laums bes Heren ab. Einige 100 Gtodfchiige auf die Fußfahlen gehen 
zu: ihren gelindeſten Strafen, und täglich. iſt der Chriſtenſtlave den Mißhandlun⸗ 
gen bes manrifchen Nöbels ausgeſetzt. 18315 ſchaͤtzte man bie Zahl aller weißen 
Stlaven auf 49,000 , in der Staht Algier gegen 1000. 6 war natürlich, baf 
Europa biefen Hohn und Fredel nicht ertengen khunte. Chen 1270 fehloffen Gag: 
Iand und Frankreich eine „heilige Allianz” zur Zhchtigung ber Barbaretlen. Phi⸗ 
Hipp ber Kuͤtzne griff ihren damaligen Hauptſitz, Tunis, noch vor ber Ankunft der 
Engländer an, und zwang die Barbaren, alte chriſlliche Gefangene frei Du geben 
und eine. fiarte Geldbuße zu erlegen. 1389 unternahmen die Engländer, mit 
Franzofi rear und Venetianern vereinigt, unter dem Grofen v. Date 
(nachher König Heintich IV. von England) einen zweiten Zug nach Tumls mit dam⸗ 
felben Erfolg. Als aber ber geoße algierifche Staat, = dem Stutze der Ajuse« 
taviben, in mehre Thelle zesfallen war, erhoben fih ran, Algier, Tunis sub 
Tripolis zu Heinen Freiſtaaten, welche aus Rachſucht wegen Vertreibung der Mau⸗ 
ren und Juben aus Spanien, feit 1494 die — zu ihrem Kauptgeſchaͤft 
machten. Vergeblich waren gegen fie Ferdands, Karls V., Philipp V. und 
fpätere Unternehmungen. (8. Barbaresten) Nicht viel glüichicher waren bie 
Engländer. Cromweu's Admiral, Blake, zerſtoͤrte yon 1655 dm größten Theu 









Shovenhandei, Sklaverei ber — 87 


ber tunefſch⸗ algieriſchen Flotte and bufrelete vice Befıngene; Alten 1669 md 
en von England, ine Berrin mit den Mederlaͤndern, Algier ohne 
Erfolg befiheßen. Ebenſo vergebens bembardirten die Beonizofen Atzier 1682, 
1683 ib 1689. 1683 warf dar ans. Admiral Di Cluefne 1200 Bomben in 
die Stadt ai nn in Aſche; allein der Dey Mezzo Morto - 
franz. Conful Bacher in einen Woͤrfer laben nr Fiottr zufchteßen. 
Beſchraͤuttheit ber Mittel, Die man zur Wimbigkng ber Algierer anwandte, ge 
Eifer ſucht Yer eneopätfhen Staaten, ver Glaubenseifer der Mauren und Türken, 
und die Scheu, welche Ihre Barbarri einftoͤßte, ARE trug dazu bei, daß Algier 
nur augenbiliche Demäthigungen erfuht. Hier, forte in Timis und Telpous, 
fchalteten raubluſtige —— * ohmne Geſttz mb Orbaring. Alle chriſtlich⸗ 


Belt zit erkaicken. Bloß 
und Glan ſchloß feit 2062 mie Aigler, — Kripetis, md mit Marokko 
fett 1721 WBerteäge, nach weichen kein engl. Unterthan je zum Sklaven gemacht, - 
aber als ſolcher verkauft werden ſollte, auch wenn er als Meifender auf einem ſeind⸗ 
tichen Schiffe angetroffen würde; alte engt., mit Admiralitaͤtspaͤſſen verſchene 
Schiffe koumten undurchſucht bat Meer durchſegeln; bie Ladungen der geſcheiterten 
Schiffe durfken nicht eingezogen, thre Mannſchaft nicht zu Skiaven gemacht wer⸗ 
den, imd bie britiſchen Krlegsſchiffe komiten ſich in ben verſchiedenen barbariſchen 
valen mit — — ohne Abgaben zur bezahlen. Inbdeß beobachte 
ten die Barbaretken, NRarokko ausgenonmen, dieſe Vertraͤge nur fo lange fie Luft 
hatten. Vſtreich erhielt ſeit ketzem erſt in Konſtantinopel einen Schutzbrief von 
der ler ohne Zribut, mb vermittelte denſelben Schih für Tostana. Muß 
se und Preußen haben aͤhnliche Firmans gegen bie Batbaresken von ber Pforte 
elaitgt. Schweden und Daͤnemark haben ben Frieden erfatft. Portugat foberte 
Air ie 1706 von den Hanfeſtaͤdten einen Beitrag zu Bewahrung des Stranbes, um 
beten Schiffe an feinen Kuͤſten zu beſchuͤtzen. Luͤbeck und Wrenten fchloffen zufegt 
noch 1806 Verträge mie Marsekko; fe mußten aber endlich doch ihre Schifffahrt 
im Milttelmete groͤßtentheils aufgeben. Amerika ſchuͤtzte feine Nationalehre durch 
den tapfern Decatın, der 1815 Algier beſchoß, und Algier mußte im Frieben die 
ber Univn 68 unvertegtich anerkennen. Um diefelbe Zeit hatte Sir Siney 
bald nach dem parifer Fricden 1814 einen Verein zur 5 der wel 
ben Skiaverei und gegen bie Seeraͤuberel (Instisution anti-pirate) zu Paris ge⸗ 
fir Allein er loͤſte fi 1813 wieder auf; ebenſo ein aͤhnlicher in Hamburg. 
Am wirkſamſten handeite England für fich und feine Werbindete. Lord Ermiouch 
(edemants Sir Ebward Pellew) up nämlich den 17. April 1816 mit dem Dev 
von Tunis, Mahmub Paſcha, einen Vertrag, nach weichem biefer bie Gefange⸗ 
nen nicht als Sklaven zu behandeln und bei —— des Friebens ohne Loͤſegeld 
ſtei zu geben verſprach. —— harte zuglelch den Schut ſemer Berbuͤndeten, 
GSardinien und Renpel, geg Barbaresken mit uͤbernommen. Darum war 
Lordb Ermouth fhoh = 3. — mit einer Krlegsffotte vor le 
men, und hätte bitch Abſchluß des Friedens zwiſchen S 
uud Algler, ee zwiſchen ——— and Algier, Tunis und Tripolis * 
We dar König von Reapel mußte an Algier, Pix jeden Ihm geraubten chriſtlichen 
Unterthiun 1000 after, und jährlich, ohne be außerdem noch üblichen Gefchenke, 
26,000 Piauſter, d. 1. einen Tribut, Sarbimen aber für jeden Gefangenen 500 
Sie bezahlen! Hanover wurde vom Dey in den Frieden mit England einge: 
fasofien. Aunis gab die farbinifihen Gefangenen umfonft frei, die neapolktani: 
ſchen uber mn für 300 Plaſter ben Kopf. Auch Tripolis hatte fich wie Tunis er: 
Mint, die Ehrfſtenftlaverei ganz abzufchaffen imd die ats) Geſethze der 


m 


808 Sklavenhandel, Sklaverei der Weißen 


Kriegegefangenſchaſt einuſtihren. Lorb Ermouch * jett den 15. — — 
ein 2. Mal vor Algier, um den Dey zu noͤthigen, das europaͤiſche Bo 
Anfehung der Kriegtgefangenen ebenfalls anzuerkennen. Ente 
Divan widerſetzten ſich biefee Foderung, weil fie ihren Staatd: und Meligiong« 
geundfä glei zutwiberlief. Endlich —— ber Admiral dem Dey sine ER 
von 6 en zu Einholung der Wilensmelnumg bes Großſultans, ohne. welche 
die Regierung von Algier eine Verbindlichkeit biefer Art nicht eingehen wollte / und 
bie britifche Flotte fegelte den 20. Mai nach England zuruͤck; a. Dnidas aber 
beachte den algieriſchen Abgeordneten nach Konftantinopel. Doch eine Treuloſig⸗ 
keit ohne Gleichen veraͤnderte Alles. Der Dey hatte, — ber Untschanblums 
gen mit Lord Ermouch, von Wuth unb Haß gereist, Eilboten nad) Oxan und 
Bona an bie bortigen Befehispaber gefandt, mit dem Befehl, 3 ſie ſich der Per⸗ 
ſonen und des Eigenthums aller daſeibſt befindlichen Englaͤnder; bemaͤchtigen, vxnd 
ihre Schiffe in Beſchlag nehmen ſollten. Dies wurde aufs grauſamſte vollzogen 
Ym 23. Mai uͤberfielen algieriſch⸗tuͤrkiſche und mauriſche Soldeten, — xnen 
Signalſchuß, die — von 359 ital. Schiffen, die bie Erlaubniß, Karal⸗ 
len zu filhen, g elöft Hatten und unter engl. Flagge frieblic im Hofes zu Bose 
lagen. Der engl, Conſul warb gemißhandelt, umb ein großes Blutbad unter dem 
Ghriften, die fich vertheibigten, angerichtet. Erſt die Ankunft eines Boten aus 
Algier, den dee Dey ſogleich nach Abſchluß bes Vertrags mit Lord Ermouth ab⸗ 
geſandt hatte, machte der Barbarei ein Erbe. Als bie Nachricht davon nach Enge. 
Iond Fam, erhob fich der gerechte Zorn der Nation, und im Unserhaufe, wo Lord 
Caſtlereagh Bebenklichkeiten — ſprach auch nicht Ein. Mitglied in ſeinem 
inne, fondern Alle verlangten die Züchtigung der Barbaren. Schon beu 28. 
Juli tief Korb Exmouth mit 6 Linienfhiffen, 2 Fregatten, 2 Brigge und 4 Bom⸗ 
barbierfchiffen aus Plymouth aus, wozu noch einige Schiffe in Gira ſtießen. 
Hier vereinigte ſich mit ihm der niederl. Admiral van der Capellen mit 6 Fregatten. 
Wegen wibrigen Windes erſchien bie vereinigte, mit 6500 Seeleuten bergamnte 
und 702 Kanonen führende, 22 Kriegsſchiffe ſtarke Flotte erſt den 27. Aug. fruͤh 
vor ber Bai von Algier, wo der Dey unterdeſſen Alles * hartnaͤckigſten Verthai⸗ 
digung in Bereitſchaft geſetzt, und mehr als 50,000 Mauren und Araber vor 
Algier verſammelt hatte. Lord Ermouth erließ fofort an * bie fchriftliche Auf _ 
foberung: „Da er alle ren buch bie legten Bräuelthaten zu Bona ge 
brochen, fo verlange der Prinz Regent: 1) unmittelbaue Auslieferung aller 
fienfflaven ohne Löfegeld; 2) Zuruͤckgabe ber bereits für farbinifche und neapolita⸗ 
nifche Gefangene entrichteten Gelber, zufammen 382,500 Piaſter; 3) bie feier⸗ 
liche Verpflichtung, fowie Tunis und Telpolis die Rechte bee Menſchheit zu ehren, 
und von jegt an im Kriege alle Kriegögefangene nadı dem Gebrauche ber enropdi- 
fchen Völker zu behandeln; 4) Friede mit dem Könige en unter. den⸗ 
felben Bedingungen. Auf diefe Vorfchläge erwarte ber Lord bes. Dey's Ja ober 
Nein”. Da keine Antwort en fo fegelte bie Flotte in bie. Bai, und nach 2- 
Uhr Ing das Admiralſchiff einem Pifkolenfchuß vor den Batterien beim Cingange 
des Hafendammes vor Anker. Der Augriff mar ſchwierig. Algier, das-bamal6. 
20,000 H. unb gegen ums E. Kühle» iſt ——5 ſchroffen en 
fefligt. Mehre Reiten Batterien ſtehen unb vertheibigen bie Banks 
zunge und ben Solo, vor welchem bie — — vorbei mußten, um den 
innen Hafen zu beſchießen. Nahe vor dem Molo ſtellten ſich bie Linienſchiffe auf 
unter dem Kreuzfeuer von mehren 100 Kanonen, damit hinter ihnen die 
benſchiffe heranſegeln konnten. Durch dieſe kuͤhne nahm Lord Ermouth 
die feindlichen Batterien in die Flanke und vermied zum ihr Feuer. 
Sense dauerte von 2 — 9 Uhr Abends. Es an Prien r Angreifenden fo 
aut gerichtet, daß fie mit 702. Kan. einem Theil des feinblichen Geſchuͤres, das 








| Stollen _ 809 
aus 1000 Süd beſtand, unbrauchbar machten. Um 8 Uhr ivar faſt halb Algier 
* die algieriſche Seemacht 4 Feepatten, 5 Corvetten und 30 Kanonierſchalup⸗ 
ven); nebft einigen Worrathehäufern im intern Hafen und mehren Handelsſchif⸗ 
fen; guͤnzlich zerftärt. Den Tag daranf ſandte Lord Exrmouch, deffen Flotte eben⸗ 
fulte art gelitten hatte, eine neue Auffoberung an ben Den, unter benfelben Bes 
— Der Triebe kam ſogleich zu Stande. Eine hinzugefuͤgte Bedingung 
fchaffte alte Eonfulargeſchenke ab, mit Ausnahme ber perſoͤnlichen, die aber nie 
300. Pf. betragen duͤrfen, amd nöthigte den Dey, dam In Feſſeln gelegten 
Confut Genugthuung und 8000 Piaſter Schadenerfag zu geben. üÜber die Capes 
Ber warb nichts feſtgefetzt; auch Beine an geleiftet. Die Megierung von 
Mqier bet alſo zwar die Skluverei en für aufgehoben erklaͤrt, jedo —* 
:Reht, den verſchiedenen rent: weten den Krieg zu erklären, ſich vorbes 
Hölten. ¶ Diefer Beide ward von Onmar Pafcha, dem Dep, ben 28. Aug. 1816 
nie Englanb / und ben Niederlanden unterzeiihnet, am 6. d. Mon. Schawal im 
Ser Hegita 1234. Demſelben gemäß hat der Dey 382,500 Piafter, weiche er 
bereits von Neapel und Scedinien erhalte, zrhdigejahft‘, und 1211 Ehriſten⸗ 


Ver Wuth ‚mit welcher die Algterer sinter der Anfihrung des Deys fochten, ſebt 
biailg. Die Englaͤnder hatten 128 Tobte und 691 Verwundete, die NI Niederländer 
23 Kobte unb 52 Berwundeie. Bon Gäten ber Algierer biirben 5000 Yanitfcher 
ten un 6000 Mauren, ohne bie Weiber und Kinder; an Schiffen und Vortd- 
then aber war det Wertuft fo bebeutend, daß dem Dey nım eine Brigg, ein Scho⸗ 
ner und eine Halbgaleere nebfl einigen Feten Kriegsfahrzeugen übrig blichen. 
— des Augenzengen und‘ Dolmetſchers des Lords, Salame's Narrative of the 

&t. to Algiers in the year 1816, under the command of Adm. Lord 


— (Eond. 1819, m. K.). — Alk Niemand verbietet ben Barbaresken 


die Capereien gegen die von England ober - großherrtiche Flemans nicht bes 
ſchatzten Nationen: Spaniens Seemucht iſt in Verfall. Der Payft kann nichts 
than; doch hatte er arn Hintmelfahrtötage 1819 dem Stifter des Ordens ber h. 
ya Erlbſung ber Sklaven heilig gefprochen. Neapel richtete ein Band» 
here auf, flott Kriegoſchiffe zus bauen. Garbinten fühlt erſt, fett e8 Genua erhaften, 
bie Berpflichtung, den Handel feiner Boͤlker durch eine Flotte zur beihägen. Noch 
= die ea and gelechifchen Seeraͤuber zu zuͤchtigen übrig, was ben Weiten 
: 68 Schutzherven ded ioniſchen Freiſtaats obliegt. Frankreichs Erpedition gegen Als 
gler 1827 fg. hat, bei der ſtaͤrkern WBefeftigung diefes * nichts entſchieden. 
Die durchgreifend ſte Maßregel wuͤrde eine große Unternehmung zur Bande fein; denn 
ver Janitfcharenpoͤbel in Nordaſtika muß gebaͤndigt, und bie Nordkuͤſte durch ein ver⸗ 
Händiges Eolonfalſyſtem gerettet werben. Dann erſt iſt die Sklaverei der Weißen 
vertligt. Bis dahlu haben einzeine Mächte unter fich einen Schutzverein gegen bie 
Burbaredken geſchlofſen. So Spaumen und die Niederlande durch ben Vertrag zu 
Ouadaloxara von 8. Aug. 1816, nad) welchem beide Maͤchte eine beſtimmte Zahl 
Katysſchiffe, Fregatten und Ronsnierböte gegen bie Barbaresken ſtellen, gegen» 
feitig Ihren Schiffen die Häfen oͤffnen und mehre Maͤchte zum Beitritt einladen 
-wWöoßten. Auch beſchloſſen bie in Aachen 1818 vereinigten Souveraine, daß Eng» 
"Sand "and Frankreich im Ramen der verbänbeten Mächte bie Deys In ben Barba⸗ 
rrotenftaaten auffodern follten, ihr Baubfnftem aufzugeben, und die Grundfaͤhe 
Ds europaͤtſchen re zus Richtſchnur ihrer Berhättniffe zunehmen. Europa 
ſteht alfo gegen die afrikaniſchen Seeraͤuber noch aufdemfelben Punkte, auf dem 
“ o 120 Fi als Englaund und Frankreich die erfte heit. Atanz (f. oben) gegen 
die Barbaresken ſchloſſen! 
Skolien, dxoxco», nämlich meros, waren die Ziſch⸗ ober vielmehr Fink 


Ld 
—* 


2 


8108 Skopas Skrofeln | 
Ueber der Alten Gehrden. Auſe Kisder wurben hau bem Merte anodıns , welde® 


& ang 
den. Gin Jeder fang, wem ihn die Meiße traf, mit einem Myrten⸗ ober Lerber⸗ 
zweige In der Haud, welcher, nach dem Rauge, den man bei der Vafel eiunahttt, 
aus Hand in Hand immer zum naͤchſten Rachbar · aͤbergiug, — mithin RNundgeſautg. 
Als die Tonkuriſt zu en le — gebiohen zwar, und man fülh 
bei ben Gaſtmaͤhlern zur Wegleitung das Geſanget ber Zeitz bebiente, wunben jur 


Eintin zum Andem. Sie hatten maiſt nur eine Staophe, und Terpeuder and An⸗ 
tiſſa (650 v. Chr.) gilt fuͤr ihren Erſindet. Der Inhalt dieſer Aeher war ſehr wer: 
fchieden, oft ernſthaft und moraliſch, z. B. Auffoderung en öfter 


| GSimonides, 
Ariſtoteles. Arsch die Neuen nennen Keine Txinkieber Skolien. 
Skopas, f. Mildhauer der Briehen. = 
Skorpiou in der Aſtronomie), ſ. Ekliptik. 
Skorbut, ſJ. Scharbock. 


———— ——— en. Die cent 
Beige kg ee ggg Segen Ende des · O. Jahrh boſiegte ber Rd 


in — XX b.). Die Gchettiänbrr werden in Hochlaͤnder und 

MNicederlaͤnder getheilt; jene, wolche die Bebirge bewohnen Bergſchotten), uetmen 
fich ſelbſt die Aten Shot, men Fe rate tee De Eu er 

Sitten aus, als fie wegen ihrer Reblichkeit Leruhmt find Die Niederl nder find 

ein Gemiſch von verſchiedenen Nationen. 

Skrofeln (eber Skropheln), «ine aindatranthei, die unker, ven ‚mans 











Skrofeln si 


nigfeligften Aufälien auftritt. Man verſteht darunter chroniſche 

und Berhketuingen der Druͤſen, ſowol ber äuferlic,,, befonters am Halfe ſichtba⸗ 
un mb fühlbaren, — 
Dieſe Anſchwellungen ab das beſtaͤndigſte Zeichen; Lie eigentliche Krankheit aber 
befteht. in einer fehlerhaften Alweichung formel der Verrichtungen, als ber Flͤſſeg⸗ 
biten des gefanemten Syſtems ber einſaugenden Adern und Oroͤſen im Röuen. 





Buanthe 
tem, fewie bie Gacnervnug derſelben buech 
ven, bie das weprobuctivs Bufkem angaben, oben an ; packen fie ohne — 
ablich, anſteckend jeboch nie. Als Gel⸗genheiteniſachen erwaͤhnen wir vorzuͤglich der 
fehlechaften irsiehung, wo dad Kind nicht nit Muttermilch, fondern widiahe wit 
Gpeifen gendhrt — — 


fen verſtopfender 

MWittel gehört auch hie —— — eine ungeſunde, ga m 
Unreinlichkeit, fawir Arena ber Auterungen sub der Meweguag. De 
gebgte Theil dieſet — — dielmehe bie fopem. mmeahten, ai6 Kir —* 
Ekrofeln D’rtlich a —— met am Halſe, als 


neben begdmfähg 

—— — —— — fie 

LFiscilen und kommen woläber, ze: an a. — st: 
hs marc Zi fehähien und tem Warlpan gr bernezten. Ciefirh toenig geneigt 
won Fiterung, weenigfiend gehen ſie ſehr Laugſam in dieſe uͤber. Im Srühäinge iſt 
jebochibife Neigung etwas größer, ſowie bie Skrofeln uͤberhaupt in dieſer Jahros⸗ 
Bil ia rigen Dann metfleht wird — —— die in Verei⸗ 
RR : 


Aauchgeruch arıd bes Munde dicker, auf gettiebener Leib, ſchleimiger, milchweißer 
ia, iu dem Fidiktäne geringer Menge von — ——————— beftadet, Meigung zu 
MNMauſenbintan licht voruͤbergehendes NMichein 


Kctieuiberfben ; 
— ei Ghnigen Wetsprt der Zafbe, ‚bie dald eine begrente, Halle Rölbe 
der. Wangen armdhet, bald badch ik: arregelmaͤßige Berdauuug, der Appetit 
Bub pe khiech, bat widenäteitih ſtank, Feine rien von Böse. im 
‚Magen, Mei, Wikhungen , Mrigung zu Verſtopfangen, Möitrmer, aͤfterr un⸗ 


ste Skulptur ° * Slawen 


sogelmmdfige Fieberanfaͤle, eine Menge von Ausfchlaͤgen vom unbefiimmnter Forne 
‚die hartnackig find, unregelmaͤßige [päte Enewickelung ber Zähwe, die bald auffat- 
land weiß find, bald auch wieder ſchwarz werden; eine zu frühzeitige, Erauthafte 
‚Entwicklung des Befchlectötziehes, Sqhleimabgang mit.bem Use: Dies find 
die: Zufaoͤlle, bie unter abwechſelnden Gruppen baid mehr, hal 


gemsbab Leben in Gefahe; andre laffen tnunigfiund puren auf Die 
en ee wie bie ganze Kraukheit, unbrbefte ſchwe⸗ 
ver zu heben, je smruerfisgharer bie Quelle if. Hat jedoch die Krankheit in vor 


niger: gefährlich und leichter zu heilen, al& werin fie in ber entgegengefegten Urfadhe 
gegründet if. Bei der Eur iſt ‚die Beruͤckſichtigung der Diät vorzuͤglich wichtig; 
mug pefc Berbepumg fi) machen, wab —— 
muß e machen, und vo 

Überdies find eine große Menge von Mitteln anerapfohlen und als ſpeckfiſch geruͤhent 
worden, von denen aber freilich keins ſ. Zweck ganz erreicht, auch nicht in einem 
jeden Falle nuͤtzt. Vorzuglich verdient ber tägliche Gebrauch. der weren Baͤder 
Gmpfehlung. Die große Menge verſchiedenartiger Zufaͤlle macht jedoch eine sehr 
rige Auowahl unter ben Mitteln und Gurmeshoben näthig. Mie denn wber auch 


fehr lange bauen; GBebutb von Selten bes Arztes und des Krauken, Verſicht bes 
Erſten in der Anwendung ſtark wirkenber Mittel, [ind 2 unerlaßliche Bediagungen; 
auch mag Niemand glauben, die Tteofutiöfe Nranthoit fei beſeitigt, — 
zelner Zufall entfernt iſt BP? 
Sfulptur, f. Bildhanerkunfl. : 

Slawen (von Slavad. a Si 2 umge Beauty ma 
ihren Stannucharakter ſich erhalten hat. Gpites dis die Germanen wenderten bie 
Sarmaten (f b.) aus Akten nad) Europas: von ihnen ſtammen, nach Petele⸗ 
mäw; die Wenden ab, bie DE Jehrh. in dem großen Binnenlande ber Weich⸗ 
‚fetabeme ſich ch anbraiterenansb ——— Grengen kaͤmpften Zora 
des, ein Schriftſtellet d. 6. Jahech⸗, ſagt, daß dieſes Bolt ber Wenden fich in 
mehre AÄſte verzweigt habe, bern ailgemeinfte Bewenuungen:&lanini mb. Antes 


Der 
tienen eigen geblieben, bie nee | 
die Slawen wohnten une die übel — — ——— 


denn gothiſchen, und Attilas Tobımon dam humuſchen Jeche, 
ihurn aie Bewegung mit; weiche bie —— Er a 





Slawen 818 
iadem pghrich: fahl unennerbeochen ſevihi ober mongeliſch⸗ martfihe Herden. 
ſchwaͤrme, e—— 


fangen Meeres weg, theils noch W., theils nach RM. hinde augten. Alſo chd: 
ten. im. 6. Jaheb. —— ———— Siawen) im die von 


—— * . Oſtboͤhmen, Sehleſien und 


— aus; Äfie dieſes Stammes, bie Pommern uud Butiger, 
eichten in da wertäfttiche Demsfchland (Pommern, Mederlauſitz) vor. Als wen 
bifühe Beiköztmeige breitsten fich Mesillgen. nom ber Dder barcch bie Düack Sis.jmafeits 

der Ebe aus und bie Gorb en bauten feit 640 das ven ben verlaſſene 
Land an der Oberelbe(das heutige Meißen bis zur Saale) und das Havellund an; 
Imsheutigun Mechlaaburg schab ſich ſpaͤter die Macht ber O b o trit eu. Weiſtwaͤris 
Eimepfonn: bie: Wenbden mit Thaͤringern und Franken; Karl d. Br. ſuchte das 
Baoͤndniß der Einen umb —— die A. a en ee 
er⸗die fühl, fiawiſchen Linder, Kaͤrnthen, Steiermark und Kenia, In welchen «x 

—— Raifen Detstfche BRartgraffchaften grämbeten. (S. Öfireig,) Dar: 





| zuruͤckg⸗ 

— Unger) A. theils vertiigt, theils in ferne Bänder gebriingt. 
Der Raus Unten verſchwand. Wahrſcheinlich waren es antiſche Staͤmme, dis an 
m... an die Molchoto zogen; dort bauten fie Kiew, bier Nowgerod, bie 
beiden: awifchen Grundpfeller des cuſſ. Staats. (S. Rufland.) Die eigent⸗ 
lchen Slawen behaupteten fich an dem noͤrdi. Ufer ber Donau, fielen aber oft ver- 
wuͤſtend in die roͤmiſchen Provinzen ein, kämpften mit Bulgaren mb. Avaren nn 
Beib tͤndigkeit nahmen. Aırdgewarberte ans Broßferbien und Großkroatien 
auf und Kifieten: mit ihnen vereinigt die ſlawiſchen Miebertaffungen in Dalma⸗ 
dee (kaum Zliprien), Servien, Kroatben und Slawonien. Mac. dem 
Vmnergange bes ‚gaofen. wihlhefchen Weiche am Ende deB 9. Jahrh. erhob. fich das 
eg ag wert Mecrklenburg ıc.) unter König Gottſchalk (emmorbet 
KOCE) ud. König Heintich ſt. 1126), bis es im 12. Jahrh. theils won dem ſaͤchſ. 
Sepgms fe Heinridg der Lime), theils * den daͤniſchen Koͤnigen erebest 
wurde: Doͤhmen (ſ. v.) behiett ſrinen ſiawiſchen Fuͤrſtenftamm, der aber bie 
Hoheit der bentächen Kaiſet anerkannte bie —— Langfam entwidelten ſich Po⸗ 
len und Rufland (ſ. d.) zu felbflänbigen Staaten; dagegen waren bie an ber 

Donau wohnenden Slawonier, Bon. und Kroaten nie mächtig, und 
wehoschten: faſt hunser benachbarten Nationen: den Griechen, Ungarn, Venetia⸗ 
Rem und Büren. Unterbeffen: hatten Iſchrhunderte von Wanderungen ıb und Krie⸗ 
am wendiſchen (ſlawiſchen) Voͤlker von einer brmokratifchen Verfafſung zu einer 





\ 





ei bie — der m. in —— an "Oele Be der 
Bar ls, u 2. Abth.: Befch. der Wr ea 


senpneie, und Lchtooltfte —2 — ung dieſes in & * 
Bi ters im — Elb-, Oder- Koh —— —* 


en — blufigen Unterjochun 8: und — —— a — 
ber Loͤwe, mit ben Obotriten 
U (Kane. 1819). Bai. andy —5. * mein) ve 


* ae wit Srfolg dir Balanptu des 
fans b Kein Nation, sie ti leihen 5 — * * r. —E— nur 
ehr gefolgt iſt. 








Slawifche Sprachen 818 


Er Ixht die Rationalfittin und den Volteruhm, aber quch ben Kram; er-ift;fieh- 
Fig, kiug und auſtellig. In der Bildemg ift er, mit Auſnahme bes Boͤhmen ab 
NAaguſaners im Mittelalter, hinter den Deutſchen zuruͤckgebleben, helis wegen 
ſ. weit außgebehnten, vom Moͤtkerverkehr entfernt Kegenden Wohnſitze, um deren 
Geenjgen ·die einelnen ſtareifchen Voͤlker nnaufhoͤtlich kantzſen mußten, thrils we⸗ 
wen der irmetn Wesfaflung der Staaten. Ihre Regierung beſtand nämlich zu allen 
Betten wur aus einer oligarchiſchen eu une nun 
unter ken Anführen (Bupesıy Bag eure von efnunder unbhängig. 
In keinem inroifchen Lande gelte das nn 
u keinem keunte das Eigeluhmmörecht: den leibeigeren Bewohnern "bes Laute 

Zelt und Wohlſtand geben; im keinern wuchs ber Dritte Stand durch gefegmlißige 
Drbmng zur Freiheit empor; in feinem faßte das roͤmſche Recht tiefe Durzel, fo- 
wenig als bie Bildung des Aberdlandes; denn auf dieſer Seite war uͤberall der 
von. Gm ——»—»— ———— ——————————— —————— — 
hereſcher and oft fein Muterbeirder. Zwar gab es einige Staͤdte ſlawiſchen Ar⸗ 
King, bie durch Handel aufbikäeen, wie Rewgorod, Klew, Pteskow in NRußland 
(Danzig in Pomerellen doar daͤniſchen Weſprungs, und das Daſein ber prachtoellen 
Handelsſtadt der Wenden, Wineta, welche in Pommern am Divmomfirem bei 

Weliin ‚gelegen haben, von den Dönen 1043 zerſtoͤrt und dann in die See verfent- 
tern KR, muß nach Brbharbi’s Geſchichee der wen GStaaten⸗ 
ſehrᷣegweifelt werden); en re irre el Doch 
wer Jal in (daB hrutige Wohin) in 40., 11. und 12. Jahrh. dns volk⸗ ib 
—— Niederlage ⏑—⏑ —— — ————— Haubeis, bie es In dem legten Orit⸗ 
jap sr 0812. Jahrh. von das Dänen zeridet wurde. K. F. o..Mumohe hat in T. 

Sanmi far Kunſt und Hiſterte (1. Wo., Hamb. 1810) ae anf Julin id 
inet: bephalidhe Eitekten der Sleiftikrller gepeft, und glaubt, dag Julin, ven 

Hrlenttb iie Wenbenfiadt, Höimetn genannt, AS Hesithge LBollin-fet. Ach fiber bie 
ſtavifche Krenſt ſtellt er eine grünbliche Unzerfuchung an. Die einzige ſlaweniſche 
KAcepublik Naguſa, erhlelt ih icher 1100 Jahre, von 656 — 1800. Sie wär 
zuglaich Did erſte Pflegerin der ſlawiſchen Literatur. In Anıfehentg deu aͤltern Ge⸗ 
Jchichte den Slawen verweilen wit noch auf Sarowiecks gehaltvolle Schrift: 
Aben die Geſch. der flawiſchen Bätker" (in poin. Sprache, Watſchau 1824), wor⸗ 
in bes Sf. ans Prokop, Jorvandes mid Sbbonius darthut, daß die . nut 
ben’ Baneten ein und daffeibe Volk find. 

Slawiſche Sponchen. Bipendn, wehlpkin ihern Eier 
yenforhol. als in ihren Hirsgehllbeten Wörtern wiel Ahnlichkeit mit bee griech. , Ink. 
sub deutſchen Sprache yeimt (Sutrowiecki leitet fie aus der Quelle es Snusteit — 
wid wen incht als GO Miken, von den oͤſtlichen Ländern am abrintifehen Meei⸗ 
bies zu den Ufern des minblidgen Ciemeers, und von ber ſchwarzen Eiſter (auf dem 
reiten Eibafer) bis zu ben Infeln des rafſ. Needarchipels an ber Weſttküſte vom 
Amita geſorechen In allen ſlatoiſchen Dialekten findet man Spuren eiaer virl 

freilich me, —XRCE Cuitur dee Natlon in ihren alten Wohafigen. 

Die Simon erſcheinen als eee micht aur Acher⸗ rc Bergbau, ſeidern auh Schiff⸗ 
fahre treibende Mation; ſenach arte and) hre Sprache erde 
genbe ewtfpuerheit, am fo mehr, da darch den Verkehr ber Staͤdt⸗ — * 
gemein befbebert wurde. Ihre Abkunft kiante man in. Oſtindien ſuchen. 
re bes — — bat 60, dad altflawoniſche 46, dns — 

zem. Bögendienft der Slam ſtinmit mit jenem der Hindus 
übesein, ee ee naeh | 
techauſin verbrennen · laffen. Die Tlotokfche — ſelbſt Hat auch noch die mei⸗ 
ſien feinen Wer ν der-ieähfepen erhalten. S. die bähmifche gelehete Belt: 
ſchrift: „Krok“, Bd. en Prag 1824.) — Pole Daiewoti bat ehe: 


sis Slawiſche Sprachen | 
falis dieſe Ähnlichteit in ſ. Werke: „O Mowianach i Ichpebratyarnach" (Hlar- 
gan 1816), gut — was * Gr. J. Brezowoti aus Agram befkitigt; in- 


forook ie der großen Autbehmmg ihrer Wohnſitze, — much In Den vielen porktifiieh 
‚und veigtäfen Gthrmen liegt @0 Ef pn jagen cin Tibor, bie nat niit 
dieſer Bluͤthe — — we, ur bie Wuch aller heranfihrmenben Boͤcker 

zuerſt ansöhalten mußten cht nur der Deutfehen, ſondern auch der Mate: 
ren, Sum und Türken — lim Eu mußten fie tjberfüihen. "Ar 
nach langen Kämpfen erlagen einsm Drucke, wie jener eines Friedrich ae 
denburg war (der bie ftawiſche Sptache Sie aaa lehren verbot ud die 
deutſche mit Gewalt einfuͤhrte), un, —— 


BSach 
wit ihren Ina engen — — sehe een 
Sprache eine Tochter ber nicht zu uns gelangten [Iamon: Urſprache. Dieſes Weflawe- 
niſche artete in 2 Dauptmunbarten aus: die antifche und flawiſche. Jene war bir 
‚Sprache der Öftfichen Slawen, ber Unten; a Bu 


dem antiſchen Sprachſtamm gähle Dobrowsky 3 Afte: die ruffiſche (in wricher man 
Die groß · und bie kiriaruffifche unterfchjelen mmef),, die side ten 
; edenfo viel zu dem Spocchftamen: vie böhmifche, Wie ſerbtfche 


Eprache; flawifchen 
und die polniſche. Im Allgemeinen iR fie-tweniger ausgebildet al6 die'ber eürepkk: 
ſchen Eteraturdoͤlker; body waren bie Slarden unter allen europaͤiſchen Völkern bie 
eeſten, bei reichen bie ee iberfegt wurde. Die euſſi⸗ 
ſche und bie polniſche Sprache (ſ. d.) Haben eine nicht ambebeutende Sites 
ratur. De ſerbiſche (f. Le er er ſeit kurzem un mihr 
ausgebildet zu werben. Die ſlarviſche Mundart in Bosnien und in ber Bulgarei 
weidht von ber ferbifchen fehe wenig ab. Wen der Ersatifchen Sprache unterfiei: 
‚det fich die krainiſche oder windifche Mundatt, welche, ſonne bie ſlawakiſche in DRAG 
von; ber a ne nahe verwandt it. Das Wendifche in ber Lauſtt iſt 
eine aus dem Hohnifihen ab Bohmiſchen gualfchte Mundart; doch tweitht ve ig 
der Niederlauſit von jener ober ber forbiſchen Sprache fehr'ad. Einen Hohen Grad 
von Aubbitbeng mb —— VNhaiſche Sprache erlaugt 
ie fl der Mittelpunkt der Literatur. ©. Dobeowety Oeſch. 
der boͤhmiſchen Sprache und Literatur“ (Prag 1702, 2.%. 1818); iſt ca 
2. Rh: erſchleuen. (S. — rache nud Stteratur): 





flawiſch 
en 1820), unterſchridet deu Bf. A: ben ſ 
wen, und zwar: 1) die aftfinwonifdhe Kicdhenfpraches 2) die zurfefche 32 
Sprache der Slawoſerben vorm griech Biiins ; 


9) Serben ober Bender in ben Lanfigen, i : ı % 





Slawonien Smith (Adam) 317 


eat zn... . 2 . 
eidanus (Sehen), eigentlich Phllipſon, m Bike 

Grafſchaft Menderſcheid ‚unweit Koͤln, 1506, eine der geößten ſ. 

Zeltalters, ſtudirke zu Luͤttich, KQuin, Löwen, Paris und Orleans die Kata, 





Ausg. von Am Ende- (Gem, “1705. ** ai Elfen un ehr. 
Anmerh im Iekten Wire. befinden ſich Sleidanuss Lrben, ſ. Briefe ..T. m. ; 
— 5: 12 Gemrayer (Haag 1367, en Hux bie Altaften Ausg. 


« VUnparteilichkeit, 
Mannues. Das Buch ſelbſt machte ea fit sche Eindruck, warb in mehr 
— ——— m Ihelt. heftige Gegner. — 


| bis 1 gt wurde; Summa dertrinae 
Platonis reg ei de logibus (Steasburg 1548) ; „Opusenla‘', ed. Helias 

zus: (Haner. 1 auch bat man von * eine fſuez⸗nte It lat. Überf, 
(Per. 1545). 

Smalte, ſ. Shmalte . 

. Smaragd und Berpli REST ES RNU RER — 
Enryen anad glatten, theis langen lingögefireiften Priemen, bat mufcheligen Ä 
Bench, ik farblos, — meergruͤu, —— — In ein 
— N re Bf — — eg 

vo m ns Mm 
— Deincp ber ſmaragdgruͤnen iſt Chromoxpd. — Die ſmaragdgru⸗ 
ee nn maragb,: bie andern Beryli. Des 
„ esflere. findet fi In Peru, Sal, burg und AÄAgypten, ber letztere in Sibitien und 
Dee Smaragd hat weit hoͤhern Werth als der Beryll, das Karat vom 
erſtern koſtet 12 Xhle. und mehr, wenn er fehr ſchoͤn iſt, vom — 
Dee Smaragb der Alten ift theils unfer Edelſtein, theile cine grüme 


Jelsart, 
‚Smith Oibam); —— Bf br nt über bie Me 
‚ab Usfachen bes Mationnlseichtfungs" 


8 


sit 


J 


————— 
zeg er ‚um e un 
ſchoͤnen Wil Zeit machte er bie Bekanntſchaft 

‚die balb in überging. 1751 ward er Prof 
——n iu Badge, Rn rl ra 


818 Auiſh (Adam) 


f. Talente Im glängenbflen Lichte, - &eine Bartefunpaik $hlt ve fei meh et Are⸗ 
drucken, thin ſie ihm auf der Stelle beifielen Sein Änfaris, obgleich nicht ein⸗ 
zwungen. 


men, um Gm. zu hoͤren. Als Schriftſteller tt er zuerſt 1759 auf, mit f. 
„Ihbeery of moral sentiments‘ (‚„Opftem der Moraiphitofophte”), das — 
Ben und auch ind Deutſche von Kofegarten aberfeut morden iſt. Er 
macht barin bie Sympathie zur Grundlage der Moral. 176% und 1765 — 
tete ex den Herzog v. Being af inf Den Bunt nd Ste, wo 
ex, durch Hume's Empfehlungen umterflüst, bie Bekanmtſchaft der 
berichmteflen franz. Gelehrten, eines d Alembert, ivetius, Necker, Aurget 
u. A. machte. Nach f. Zuruͤckkunft in en bbeb ec 10 Schrein ſ. 
Vaterſtadt ohne Ami, bloß den Studien ſich witenenb. 1776 erſchien arblich 
die wuͤrdige Frucht dieſer langen ———— und des angefirengtefitu Fleißes 
u. d. T.: „Nature and causes of the wealth of nstions” , tin Wert, das ſ. 


- opa b 
Doͤrrien ind Dantfche überfegt worden if. Der Hauptzweck deſſelben — zu zei⸗ 
gen, wie die Natur durch die Grundanlagen bed menſchlichen Geiſtes, und darch 
die aͤußern Lagen, in reiche ſie die Menſchen verſtt, für die ſtufenweiſe Ver⸗ 
mehrung des Reichthums der Möller geforgt hat, ud zugleich sie beweifen, daß 
das wirkſamſte, ober vielnehr das einzige Mittel, ein Volk groß, bluͤhend und 
reich zu machen, darin beſtehe, daß man der Natus "in ihten Chreichtiäugen falgt, 
indem man einem jeben Wenſchen, fo lange ex bie ewigen Regeln der mawiridelba⸗ 
von Gerechtigkeit (nicht die willkuͤrlich gegebenen, oder vom Staate 
befolgt, — ſ. Vortheil auf jedem bellebigen Wege zu verfolgen, am = 
f. Fieiß als [. Vermoͤgen (Bapitat) mit dem Fleiße und dam Wermoͤgen finge Mit⸗ 
barger frei und ungehindert aubprtaufchen. . Jede Mesierumg , welche emweder 
durch außerordentliche Aufmunterungen auf einen beſeridern —* Vetrieb⸗ 
ſamkeit einen groͤßern Theil bes Capitals ber Geſellſchaft hinzieht, — 
weiſe ihm zufließen wuͤrde, ober durch außerordentliche Einſchraͤrkungen einer 
andern Art der Bettiebſamkeit ben Theil des Capitals entzieht , ber ſouſt in ihr am: 
gewandt worden wäre, zerflört ben großen Zweck, den fi mu beftbetn fi) von _ 
fegt. Nur durch eine gänzliche Befreiung von allın Gewaltthaͤtigkeiten und von 
jokte Art von Einfchränfungen und trans womit man ben Handel leiten 
will, De aber nur ihn laͤhmen und unterdeuͤcken, Saum das Vermögen bes Staats 
und folglich ſ. Kraft gehaben werden. Keine Ein» und Ausfuhruechete,; fie Ind- 
gem Namen. haben wie fie wollen, Beine — keine Praͤmien, m, fee Bag 
ſtigungen einzelner Fabriken, keine Zaren, keine Moncpollen, keine Eingriffe im 
die Rechte des Menſchen und: des Bürgers, predigt Sim. auf jedet Seite ſ. 
meifichen Werks. Bor alten Dingen empfiehlt er den Megierungen Gerechtigkeic, 
und wenn er bie wahren Urfachen aufzählt, welche bie Gluͤckſeligkeit und Yen 
Wohlſtand Großbritanniens gegruͤndet haben, fo ſetzt er gleich vorm an: „Jene 
— und wnpasteliiche Gerechtigkeitsvflege, welche den Allermaͤchchſten im 
Lande zwingt, daB Mecht das Allergeringſten heilig zu halten, weiche Jedem bie 
Fruͤchte f. Arbeit fichert, und dadurch ber maͤchtigſte Sporn fuͤr jebe Art vos Bes 
werbofleiß mirb”. Man ſieht, ‚daß die Ergebniſſe dleſes Syſtens, weiches Man 
ee zu nennen pflegt, in den Hauptſachen durchaus weis de⸗ 
nem des phyſiokratiſchen übmeintonumen, nur bee Weg, auf welchem Quecuah 
und Em. auf dieſes Ergebniß gekonnnen find, if durchaus Auer 
erlennt nur ben Grund und Boden als ee den reinen Scunt⸗ 
ertrag als Nationaleinkonimen, und will folglich nur dad letzte beſteert weiffen, 
da ihm alles Andre, was von Staatsbuͤrgeen hervorgebracht und erworben 








Suuth Abau) 818 
a 
om &. 3 Arten von Peohescenten Im Eeaate auminemt, naͤnckich 2) ſolche, weiche 
bie Gezeugniffe der Motuz ſelbſt abgewinnen, welchen Theil des. Binfonkmens er 
Banbumte went ; 2) die, welche von den Zinfen ihres Capitals leben, mb 3) die 
von den Lohne ihrer Arbeit Isben, welche fie Andern leiflen. Dieſe Isgte Elaffe 





denheit ſehe fehe had) fiber, und vom befien Eiypflene ex urtheilte, es komme, f. Maͤn⸗ 
gel umgenkhset, der Wahrheit — re würde er ſ. Werb zugeeig⸗ 


net ‚, wem Quesnay nicht geftosben wäre, Es iſt baber wicht uns 
das Sm. durch den Umgang mit ihnen auf ben Gedanken 
worden fei, fich Gegenſtaͤnden biefer Art vorzuͤglich zu wibmen. 
f. en zu Gkrögorm, ſowie im einem ſchriftlichen Aufſatze 


pr 
J 
— 
B 
* 
& 
* 
& 
E1 


haben“. Dex 
T. Sehens bancte Em ———— zu; benn 17778 erhielt er bie Stelte chuns Ling. 
Gontmiffeise für die Ze in Schottland ; eine Blätter und Wiß Longias, ea * 
find , folgtin ihn. E lebte jettt in iberſtuß, vund use ber Tod bieſer beiden 


0 Smith (Sir Sidney) 


gleich |. Seunbfüne und Audlaruͤche ſogar im beitifchen Parlamente oft angeführt. 
. werben, Er daß wen f. Vorſchlaͤge allgemein befolgt, und ber 
felbft die Vermehrung ihres Wohiftanbet — ungehindert überlaffen 


5 
* 
ẽ 
3 
X 


ordnungen felbft warm. Ich weine ——— nfchheit”, raft Fitan- 
——— Syſtem der Geſetzgebung “ aus, „wenn ich mitten unter fo vie⸗ 
lee Aufklaͤrung, mitten unter dem (Glanz der ſtets erleuchteten Wahtheit ewig deu 


triumphiren ſehe. Jedem fleißigen Buͤrger eine Geloſtrafe aufzulegen, 
den Kaufmann zur einer m zwingen, deren Betrag nach 
Verhaͤktniß der WMohlthat, die er dem Staat erweiſt, ſteigt; den Danbel feindlich 


Gepaͤc 
alle Häfen, ade Seenfer, alle in⸗ und — Dandelöwege mit : 
und Berräthern zu umgeben , jenen feilm und beſtochenen Geſchoͤpfen, bie vom 
Staste, den fie verrathen, vom Kaufmann, den fie plagen, vom vom Sätiehhknhr 
lex, den fie befchügen / beyablt werden; allen Vlackereien und Weträgerrien Bann 


bloße 

reeitet: iſt das bie Politik handelnder Nationen?" — Und ſpaͤterhin, wo er von ben: 
| getanen — gegen dieſe Übel ſpricht: Dießfe Schtifien hatten bloß bie. 
Wirkung, die Laſt des tibels, das und zu Boden druͤckt, noch fuͤhlbarer zu machen; 
me me Bi, ibm abpubeffen, und- die Saulheit Derer, die und be 
von befreien foliten,, zeigten. Es ſcheint, daß bie, fo an der Spitze ber Geſchaͤf⸗ 
te ſtehen, De cn u vn ie etc, wenn es fich ihnen in ber größten: 
Kiocheit zeigt. Cine Werbefferung, bei weicher Gerechtigbeit, Wohlfahrt de⸗ 
Volks und bes Fuͤrſten fo zufammentreffen , ift kaum nech verfucht, 
kaum in den Cabinetten der — gebranpt werben, in Denen man 
von nichts als vom a ee doch nie unterlaͤßt, ihn zu verfolgen‘ 
Nichtsdeſteweniger wirb die Nachwelt Smich’s Anbenten ehem , und in ihm 
— De, la eisen der größten praktiſchen Weltweifen, — 
thaͤter der Menſchheit bewundern. Gluͤcklich aber wird das Land fein, bat feine 
Grundfaͤtze praktiſch mmimmet, das zuerſt den leichten Gatz begreifen wird, daß ber 
Handel nme ein Tauſch ſei, bei dem beide Theile gewinnen, und das dem elenden 
verächtlichen Wahn entfagt; —— Rahhan Dat das Gebinde feine; 
‚zu wollen. Gine were Ausg. des Werks von Ab, Swich 

beforgte Mae Enlich, m. Aum., Abh. und e. Bisgr. Ned (Eoub. 1877). 
Smith (Sir Sibney), engl. Admiral, geb. 1764 zu u. ber. 
Sohn eines ©m., wibneete fid) der Marine, durchlief alle uniere- 
Gerade und wurde 1783 zweiter Fregatteneapitain. Se Bm pre Se 

(von 1783) blieb er in Unthaͤtigkeit bis 1788, wo er in fchwebifche Dieuſte trat 
im weichen er ſich bei der großen Seefchacht am 9. Juli 1790 moifdhen ben fähune» 
Difchen ab rufüifchen Gcherenflotten audjeichmete. —— Treiben von Waͤreß 





Smolensk ga 


AB: Aug. LIRY reite er nach Konflatienopel und nahm hier: Dimfte ie der ohes 
kiſchen Flotte. Allein nach dem Ausbruch bes Kriegs zwiſchen England ımb Frank⸗ 
reich verfteß er die tÄrkifchen Dienſte und eilte nach Toulon, das von Abmirai 
Hood beiagert wiirde: Bei der Wiebereinnahme Toulons durch die Republikaner 
(17IHerhiett Smith den Aufteng , defranz. Sqhiffe auf ber touloner Made zu 
verbeemen: Er voltzog denfelben mit Erfolg: üllein ſ. Verſuch, auch bie großen 
Mertnegebätibe dieſes Häfen zur zerſtoͤren, ſchlug fehl. Ines‘ Gelingen aber 
erregte ſchon ben lebhafteſten ‘gegen ihn Seitens ber franz. Regierung, die 
ihn als einen Mordbrenner be Sit ©. Hatte den uf ber egenheft 
erworben, und warb von jetzt art ſtets zu ben gefahrvollften Unternehmungen ge⸗ 
braucht. So warb er 1795 von der Flotte des Admirals Warren, bie vor Vreſt 
aufgeſtellt war, abgefchickt, an Nachricht Über die franz. Flotte, welche in Has 
fen vor Anker Ing, einz ‚mb hatte die Keckheit, mit franz. Klagge in ben 
Hafer ſelbſt einzufegein und bie genaueſte: Nachricht dutch eignen Augenſcheut ein⸗ 
‚ziehen. Obgleich entdeckt, gelang es ihm, wieder aus dem Hafen herauszu⸗ 
konnnen. "Weniger gluͤcklich war er 1796, mo er vor Havre m einem Gefecht 
zum Befangenen gemacht wurde. Das Directorium erklaͤrte ihn ale einen Rord⸗ 
beemmer außer bi Voͤtkerrecht, beiweigerte atſo ſ. Auswechſelung und ſperr⸗ 
te ihn in den Tempel ein. Sein wackern Freunden Tromelin, Philippeauxr und 
Eharles l Siſean geland es nach mehren a. verungkädkten Verſuchen, ihn dirrch ei 
nen nochgemachten Befehl des Pollzeiminiſters aus dem Gefaͤngniß zu befrelen und 
gluͤcklich nach England zu entfuͤhren, tho ex mit dem lebhafteſten Enchufladtmns 
aufgenommen wurde, mb vom Koͤnige ſohleich Befehl über den Tiger von 80 
Kanonen umd den Auftrag erhlelt, damit die Kuͤſte von ÄAgypten zu bewachen. 
Bon hier fegeite Sir S. nach Syrien, wo er Gelegenheit fand, bei der Belage⸗ 
rung von St⸗FJeai di Aere Buonaparte auf die entſcheidendſte Welſe entgegen zu 
tuten. Später fchloß er mit Kleber die Convention von El Arhfſch ab, bie aber von. 
Korb Keith niit anerkannt wurde. Jetzt kehrte Sie S. nach London zurkd, wo ee 
beifd nachher in das Unterhaus gemähltwurbe. Im dem neuen Kriege, welcher beim 
bes Friedens von Amlens folgte, ward S. aufs neue angeſtellt und zum 
Grabe etıe® eabmirals erhoben. Er zeichnete fid, allenthalben aus, und führte 
1807 den Prim: Megenten nach Portugal und Brafilien. Seit diefem Zeitpunkte 
iſt Sir S. nicht welter angeftellt geweſen und lebt beftändig auf dem feſten Babe. 
Ran ſchreibt bie Ungnabe, In welche er gefallen fein mochte, Verbindungen mit ber 
lehtverſt Koͤnigin zu. "1814 ward er von verfhiedenen philanthrophiſchen engl. Ge⸗ 
ſellfchaften nach Wien zum Congreß gefandt, um bort die Abſchaffang des Skladen⸗ 
handels md eine Art von Kreuzzug gegen bie Barabesken zu bewirken. Gele 
Sendung war erfolglos; doch gab er darum ſ. Liebiingeibee nicht auf, ſondern 
bildete zu Parts 1815 eine antipirntifcye Geſellſchaft, die fich aber 1819 aufge 
(öft hat. Er ſelbſt ſcheint ſich in Parts gänzlich niedergelaffen zu haben. 
Smolchstl&chlacht von). Smolensk, eine der alteſten Staͤdte des rufſ. 
NReſche ehenrals zu Polen gehörig, der Schluͤſſel vom Innern Kußlanbe a. das Thor 
der Sttaße nach Meskaun, Hest am linken Ufer bes Dnepr; und hat etwa 1500 
H. und 12,000 E. Unter den Mauern diefer Stadt hatten ſtch am 8. Hug. 1817 
vie beiden Hauptmaffen ber ruffifchen Streickraͤfte unter Barclay de Toy auf ber 
einen, und unter Bagration auf der andern Seite, nach befchwerlichen Maͤrſchen 
und nicht ohne bedeutenden Verkauft, vereinigt; und wollten die Franzoſen, benen 
fie vicher atısgewwichen waren, ſelbſt angreifen. Aber fchon am 16. erſchien Ras 
pokon vor Smolendk und befetzte die Höhen. Junot folite mit dem 5. Armeecorpo 
(don Weſtfalen) rechts marſchiren, um ben Ruſſen ben Weg nach Motten ab» 
zufämeiden. Den linken Fluͤgel defehligte Ney, dem rrchten Ponlatomslt, bie 
Mitte Davbouſt. Smolense war gleich im Anfange des Jahres nach Noͤguchken 
Sonv.ster. Siebente Aufl. Bd. X. 21 








este BneuReHL et Bender 


hergewicht von 5* * he gb, Yun in einer Haup 


Hi 


iv fern, weil ‚4 gr gelungen war, Ihm auf dem — de af En 
— — fonbern Swolentt auf, ar Wef 
be tadt, fie en ar ten (den upft anfehenb, der f. Müdyng bedian 
Ban, von ? — — 17. heſondert da ein⸗ 
Savalecie —— bewe und Faſenterie die am 
ept beſetzt — bis Mitternacht Born Mauern, 


ven 40008. — 13 8. did, 25 . body, mic X 


in Zmifchen: 
räumen, welche — trugen, Den A 5 Befagung . | 


ten den Angriff, da die Außenpaflen umd Vorſtaͤdie ıpi 555* 
mußten, heſonders für bie Polen und Wictwahengert oh 2— 
— und ale m. ya einem achtſtiadigen Fampfe hie Bu Ahr 


um Barclay s Bauptmafle zu falgen, Band (es mar M t) Die game 
—RX durch ihre Brandfogeln, thail⸗ Grana 5— in 
Slanymen , bie 36 Stunden fostwätheten,. Der Plan Napaleons, das vuſſiſch⸗ 


Heer in Smolensk gefangen [or Por: oder von dem Wirgt noch Mooktan aba 
— war De non dem Bean d grnlündesten 


en hatten 
Ne Granger: * pe 5 — tie Polen ähen IR, milaren, mb 
die Derwüſtung in ber aumnliegenb Sem bes Mangel in ber eroberten Gcabt 
war fo groß, doß der größte Theil der 
* Kranken, die bel der ſchrecklichen Hitze, der feuchten. 
ben, in ben Lazarethen ſtarben, und die furchtbarſte Epi 
Duffen felbft konnten e4 Bardap nicht yerzeihen, biefe heilige 
yannen, biefe — von Moſskaqu, fü — keine 
* haben arclay de Tolly legte Daher halb darauf, unter 
wandeſ. Era peitsuraftände, ben, —— 
Weeff in ͤbergebon ish dat ex ba& Heer gerattet, und 
ee n f. Marſch mehre Stuten lang 
max hatte bie Arrinzegagbe unter Korff bei Balantiaa ned [ehr —* 
fecht gegen Das Gorps von Mey und einen Theil des vor Davomjt au beflehen, de 
aber Junot, dar ſich bereits in ber linden Flanke und —— — 
Ruſſen befand, f. Theilnahme an dem Kamyfe auf ein unbedeutendes 
keigefecht yo. menige Kanonenſchuͤſſe beſchtaͤnkte, er. jmme * 
Verlaſt als ihre Gegner, — A. den Ten on 
hatten bie on Smolensk und die zuͤgeloſe Wildhelt 
— Gobaten dae ruſſiſche alt zur Rache und zum —— Wiherfante 
geifte 
Smoltet (Tobiach, ein humoriſtiſcher, auch — Equiteteller, 
geb. 1720 ni Dalghune in Schottland, hatte ſich ber unſt gereideet 
uab 4741 einem Zuge · gegen Carthagena als ae beigemohet, 
= In fm. Di Y ih Bud 5* Schri * —— — 
zu folgen r 
Außer f. berüpmmten Romanen: Roderick Random’ (1784), „Die Ahentener 
deb Peregrine Picte”', „Braf Fathom" und „Die Cchidfals des Sie Lamnsdat 
Gre⸗aves“, lieferte ex eine Geſchichte Englands von Julius Cäfar bis zum aechnet 
Frieden; eine Fortſetung ber Geſchichte Englands, von her Revolution an, Kai 
welcher Hume flieht, Überfegte ben Dan Quizote, und kaggan. 1756. bie Iye 
übte mb noch fortheſtehende „Critical zeview”. In feine Wodenbtatte: 
Te Brisen”, fa ex fuͤr bie Maßregeln de Minkkent —* und oerieth har 






ra 


Smyrna 393 

GStireltigleiten mit Wittes (f.d:). Maͤhrend er f. erſten Mo⸗ 

* ſetzte er noch ſ. mediciniſchen Studien fort, wurbe Doctor, ließ fich 

nieder; gab aber bald die Praris auf und Iebte num bIoß vom literariſchen 

Eine Reife, die ee 1763 — 65 durch Frankeeich und Italien machte, 

undicike. fhätere 1770, bat. ex in 2 vesfchledenen Werken erzählt, von denen dad 

'yociten.d. T.: „Beifen des Humphry Klinker“, ſich durch Humor, Satyre und 

fſchoͤne Schreibart empfiehlt. Auch fchrieb er einige Sprifche Gedichte, die ſich 

burch Bartheit und erhabenen Schwung ar Er ſtarb 1771 in der Nach⸗ 

bavfchaft von Lworno. S. HE unleugbur ein Schriftſteller von großen, mannig⸗ 

faitigen Talenten. Seine Romane werden —8 ihren echten Humor Jeden er⸗ 

goͤtzen, der nicht mit zu großem Zartgefuͤhl lieſt; ſhiſtoriſchen Werke befriedigen 
— — nicht, ſind aber von Seiten der Schreibart ebenfalls 


Smyrna«q (cuͤrkiſch Immir), ‚cine bebentenibe Stadt an der ng Na⸗ 
t0ßens, am einem gegen 10 beutfche Meilen in daS Land esse 
Bufen, der wegen f. vielen Sandbaͤnke nicht uͤberell mit großen Schiffen befahren 
werben kam, ſiegt In einer reizenden und an den ebelften zeichen Gegend. 
ahrfchelnlich war fie eine Pflanzſtadt der Epheſer, und iſt abwechſeind im Bei 
der Koller, Jonier, Lydier md Macedonier-gewefen. 400 Fahre nach ihrer der: 
(hörumg ward fie von Eyfimadyus, oder, nach Strabo, von Niesanber wieder aufge, 
baut. Faden die Städte Joniens fie in ihren Bund aufnahm, warb fie bafb ber 
Meieteipuntt des Beinaflatifchen Hambels. „Hier blühten hie Kuͤnſte; aus ihnen 
gingen prächtige Denkmaͤler ber Baukunſt hervor ; Frembe aller Nationen ſchwelg⸗ 
zen tt Genuſſe der Hedge diefer Stadt; a der weichere ioniſche Dialekt lockt⸗ 
mehr oit. Dach den Einſtuß unruhiger Seiten ward ſpaͤter aller Wohlſtenb vers 
nichtet und im Anfange des 13. Jahrh. waren nur noch Ruinen davon uͤbrig. 
Aus die Kürten vbllige Herren des Reicht geworben, bluͤhte Smpena von neuene 
auf umd ſtand bald wieder ba in neuen Häufern am Ufer des Meers. Die Stabt 


fteht; nicht weit davon liegt ein kleineres Schlob. Das von Europäern bewohnte 
Stadtviertel Heißt die Frankenſtraße, bat nur 1 Stockwetk hohe, — — 
MM der ſchoͤnſte Theil von Sinyrna und liegt ganz an ber See. 
wer u. nicht gewöhnlich; daher find die Strafen eng, er 
as: Eitiictumgen der Sonmenfirahlen bindend. Das Gewähl in biefem 
 Hanbelserte ber Levante iſt aufererbentlich. Die Einwohnergahl 
wat: om 120,000 ; hierunter find 65,000 Zärken, 23,000 Griechen, 
FOHO Aruienter uwd über 12,000 Juden; der Emeopder, Franken genaunt, iſt 
zür Veen Es if eine griech. Gemeinde hier, welcher ein Exzbitchef 
vorſteht, eine armeniſche, ebenfalls mit einem re eine katholiſche, mit eis 
nem * Vicar, einem Franciscaner⸗ und einem C und eine 
ch welche ihre Capellen bei Dan englifchen und beutfchen Eenfain ha⸗ 
en haben 3 Synagogen und die Griechen ein Colleglum zum Unter⸗ 
richt in der griech. Sprache und Mathematik. Hoſpitaͤler find für die morgenlaͤnd 
amd abendiänd. Chriſten angelegt. England, Schweben, Preußen, Venedig und 
—— — hier —— Die Stadt iſt nebſt ihrem Gebiet un 
jedeeneligen Mutter des Sultans; aber ein Kadi herefcht an ihrer Statt unb 
Damen des Sultans, und ein Muſſelim erhebt die Einkünfte. Def, — 
— — nichts Ungewoͤhnliches. Die Rhede iſt geraͤumig und bie 
Schiffe koͤnnen ganz per am Lande ficher liegen. Es find hier mehre Fabriken, 
dorzᷣglich ſind die vortrefflichen berühmten Teppichfabriken zu bemerken. Smyrna 
a welche auf die Ehre. Anfpruch machen, bem Homer daB 
Leben gogeben zu haben. An a a a m ws 


9 Enybers Socens 
in ſ. Nuit⸗er —— Quellen die Eiteße, wo er in dunkler Höhle ſ. wur 
ſterblichen Geſaͤnge gedichtet. Unter den Saͤulen ſeines Denkmals verfanmaelten 
ſich die Bürger; die Muͤnzen der Stabt trugen fein Biidniß. Eine kleine Stunde 
von hier, bei dem Dienenbade (mehren Quellen, die vereinigt einen re bilden), 
hat man UÜberreſte des alten Dianentempelö zu finden geglaubt. Statt des frühern 
„Spetaeteur oriental erſchien · in Eimyrmıa 1827 ber „Obpersateur impartigl”. 
: Gapders oder Sneyders, aud Snyers (Franz), einer der beruͤhm⸗ 
teſten Thiermaler, geb. zu Antwerpen 1579, geft. 1657. Zuerſt widmete ee ſich 
ber Fruchtmalerel und war ein Schuͤler Heincichs v. Wahlen: Er arbeitete viel 
in Verbindung mit Rubens, der fein Verdienſt zu fchägen wußte: Man bat viele 
Gamälde von ihm mit Figuren von Rubens, Fordaens, Hondhorſt, Nieulant, Dierer 
velt, und 06 iſt ſchwer, eine Verſchiedenheit des Pinfels wahrzunehmen. Phillpp Ill. 
von Spanien, der eine ns, won ihm geſehen, beftellte mehre Jagd⸗ * 
Sch lachtſtuͤcke bei im; S. arfier Maler dee Cezherzoge Albers, welcher 
—2 Shrek kn ut Dieühiece in f. großen umb veichen Wils 
deen In ihren Iebenbigften Eigenthuͤmlichkeit im Kampfe dar, und mußte die Zuſtaͤn⸗ 
bader thleriſchen Seele, als Muth und Frucht, den bis zur Muth gersisten Zorm 
Viſt uad Grauſamkein mit ber a und Hühner Kraft in einem 
glaͤn zenden Bilde zu vere Seine Baͤren⸗, Wolfs⸗ und Eberkaͤmpfe gierm 
die Galerien von Wien, und. Dreöbeer. Wed) finlte er nd bie Blene In 
ruhigen Zuſtaͤnden mit Leben und Wahrheit dar. 

Soane (John), einer ber erfien Architeßten in England, Prof. der Bau 
kunſt an ber k. Akad. in London, geb. zu Reading In Berkſhire 1756, echiekt bem 
erften Unterricht in ſ. Kunſt von dem geſchickten Beorge Dance und Audirte dann 
in dor koͤnigl. Akademie. Seine Bauriffe und Zeichnungen wurden bier durch bie 
filderne nd geidene Schaumänze belohnt, und 1777 Ueß ihn der Koͤnig nach Saw 
Im veifen, wo er ſ Beit mehre Jahre gut nugte und von den Akademien in Florenz 
uud Parma zum Mitgllebe aufgenommen wurde: Nach f. Ruͤckkehr brauchte man 
ihn. bei verſchiedenen Gelegenheiten. Die angliſche Bank anne ihn 1788 
zu ihrem Architekten. Die Erweiterung und Umsgeflaltung der Bauk, wie man fir 
jegt fieht, find ſein Cutwurf, und die Biligung vieler in⸗ und ausländifchen Ken 
ner hält ihn ſchadloe für ben Tadel einiger Mißguͤnſtigen. Daß er f. — 
lich ſtudirt hat, kamn man ſehen aus ber Beſchreibung dar von ihm errichteten Ge⸗ 
baͤude, weiche er 1789 in Fol. herausgab und dem Könige wihmete. Die Alademie 
erwählte — 1803 zu ihrem liebe, und 1809, als fein en 
feſſur der Baukunſt niederlegte, zus dieſem ehzenvollen Amte. Ein Ausſchuß bes 
Hauſes der Lorde tzug ihm 1794 auf, Zeichnungen zus Verbeſſerung bes Parla⸗ 

mentagebaͤude zu entwerfen, bie vom Könige gebilligt wurden. Er nn 
baras, ſchoͤn eingerichtetes Muſeum, wo Bauverſtaͤndige das re 
t finden, mas-für Uhre Kunſt intereſſant fein kann. 

Spbieski,f. Sopann Goblesti. - - 

Soctus, eine An niedrigen Schuhe bei den Griechen —— auch das 
deutſche Wert Socko), welche auch vom roͤmiſchen Frauenzimmern im ben letztern 
Beiten ſehr verzlert getragen wurden. Ihrer bedienten ſich die Schauſpieler in bee 
 Kombbie, um. dem hier dargeſtellten Verhaͤlczuſſen un ei in wirklicher Le⸗ 

beusgsöße, ja (wenn man auf ben ungeheuern Umfang der alten Theater Ruͤckſicht 
nicumt), in noch kleinerer Statur zu erfcheinen, fowie man fich dagegen im ber 
Tragoͤdie bes Kothurns bediente, um in heroiſcher, die gemeine Wirklichkelt über 
ragender Bröße aufzutseten. Daher kommt «6, daß man das Wort Soccus auch 
für die Komoͤdie ſelbſt braucht, und fernee darunter bie niebrigere Schreibart ver» 
flebt, weil ber Komoͤdie als Darſtellung eines das Beben von f. ſcherzhaften Seite 
ſchildetnden und bie Werhaͤltniſſe ber wirklichen Gegenwart berührenten Handlung 








Socialcontdaet VBocknianer 


25 
kelneswegs ber erhabene Styl bee Tragoͤdie, fonder one dem wirklichen ——— 
ton fie nähernde Schreibart angemmefien iſt. Auch bie ſeldenen Schuhe ber Praͤla⸗ 
ten heißen Soden (sandalia), ae 

Socialcontract, f. Rouſſe au (Iran Jacques). | 

Societätsinfeln, oder die gefelifihaftlichen Infeln, nennt man eine 
Inſelgruppe in Suͤdindien oder Auſtrallen, bie aus 11 Hauptinſeln beſteht. Ot a⸗ 
biti (f. d.), mit 16,000 (n. A. jetzt nur mit 7000) Meuſchen, iſt darunter bie 
größte. Sie haben einen ſehr milden, angenehmen Himmel, gute Wersäfferumg 
und Korallenklippen. Zuder- und Bambusrohr, Brotfruchtbaͤume, , 
Gocosnüffe, Platanen, Pifang, Vams⸗ und Arumewurzeln, Pataten ıc. find die 
Erxzeugniffe bes Pflanzenreichs. An Thleren gibt 8 Schweine, Hunde, Aue 
wilde Enten, Papageien, Ciövögel, Reber, Wallfiſche, Haififche, Krabben, Aus 
flern ıc.. Das Mineralreich liefert Thonerde, Baſalt, Schwefel, Lava ıc. 
Die Einw. find nicht ohne Bildung, gutm und saffuei. Sie lieben die Muſik 
und brauchen wegen der Fruchtbarkeit ihres Landes wenig zu arbeiten, da 3 Broi⸗ 
fruchtbaͤume hinteichen, einen Menſchen au ernähren. Die Engländer haben auf 
Diefen Inſeln durch Miſſionnaire die chriftliche Religion aubgebreitet, die Goͤzen⸗ 
altäre find verſchwunden, ebenſo bie ſchrecklichen Menſchenopfer und Kindermorde. 
In der Buchdruckerei, welche bie londner Miſſionsgeſellſchaft hierher geſchenkt has; 
wird jetzt ein Theil der Evangelien in der Landesſprache gedruckt. Die Reglerunge⸗ 
form iſt eine Art von Lehnefpflem. Unter dem Könige (Erihrahte, Groß⸗Erih) 
fiehen die Erihs, unter diefen die Mahuheunis oder kehnstraͤger. Enbli gibt es 
Xoutous, d.i. Gemeine, Bauern, oder eigentlich Sklaven. 

Socintaner, eine Religionsgefelfchaft, der 2 Staliener ihren Namen 
gaben. Lälius Socinus, aus dem vornehmen Befchlecht der Sozzini in 
Siena, 1525 geb., ging von der Rechtsgelehrſamkeit, in ber f. Vorfahren fich 
Ruhm erworben und ber er felbit f. Jugend gewibmet hatte, zu Forſchungen In der 
h. Schrift und der Gotteßgelahrtheit über, und verfiel bald in Zweifel an mehren 
Gägen der Kirchenlehre, Über bie er zu fruͤh ohne gruͤndliche und umfaflende Er: 
kenntniß derfelben aburtheilte. Don Wißbegier getrieben, begab er ſich auf Reiſen, 
befceundete fi In der Schweiz und in Deutfchlanb mit mehren der bermaligen Re⸗ 
formatoren und lebte auch faft 3 Iahre in Wittenberg, wo er beſonders morgen» 
laͤndiſche Sprachen erlernte und durch Talent und Fleiß fich ſelbſt Melanchthon's 
Beifalf erwarb, f. Meinungen aber noch zuruͤckhielt. Von bort begab er ſich nach 
Polen, wo er mit mehren Gteichgefinnten in Verbindung trat, body mur geheim f. 
Lehren vortrug. Darüber gerieth er m Verdacht und Unterſuchung, zumal er Eis 
nige, beſonders Verwandte und Freunde, von der Kirche abzog, und nur durch offen⸗ 
bare Verſtellung und Verheimlichung f. mahren —— entging er drohender 
Gefahr. Sein unruhiges Leben endete ſchon 1562 in Zürich; aber ſ. Meinungen 
erbten fort und wurben duch ſ. Neffen, den Erben f. Hanbfchriften, weiter verbrei⸗ 
tet. Diefer, Fauſtus Socinus, geb. 1539, war den Beifptel f. väterlichen 
Oheims gefolgt, hatte fruͤh durch Unterfuchungen über Glaubenswahrheiten ſich in 
endlofe Zweifel verſtrickt und den Verdacht ketzeriſcher Anfichten auffichgeladen. 
Schon als 2Ojähe. Juͤngling hatte er deßhalb f. Vaterſtadt Siena verlaffen muͤſſen 
und dann in Lyon fortgearbeitet. Durch den Tod f. Ohelms im ben Beſitz ber Hand: 
fchriften deſſelben gefegt, befchäftigte er ſich fo angelegentlich mit bem Studium der 
felben, daß die darin enthaltene Lehre, feinen vorgefaßten Meimingen entfprechend, 
fich bald f. ganzen Überzeugung bemächtigte. In Florenz, wo er mehre Jahre am 
Hofe bes Großherzogs lebte, begann er die Verbreitung feiner Lehren durch kleine 

eiften ohne ſ. Namen; in Bafe I, wo er Schug ſuchte vor den Gefahren der 
ital. Inquffition, befeſtigte er fich immer mehr in f. Ittthuͤmern. Diefe entwickelte 
er dann ungefcheneter in Slebenbuͤrgen, wo er viele Gehuͤlfen fand, und ging end» 


+ 


u‘ 7 &ochnianer 


Ich nach Polen, weil er dort auf noch zahlreichere Anhänger rechnen Tomte. Uber 
die fogen. unttarifchen Gemeinden, die in dieſem Lande fchon befanden, vund voll 
demſelben Irrwahn, der ihn befangen hielt, angefledt waren, "fanden bei ihm doch 
fo viele von dem ihrigen abweichende Lehrſaͤtze, daß fie ihn nicht eirmal in ihre Ge⸗ 
meinfchaft aufnahmen. Glelchwol gewann er viele Andre für ſ. Meinungen und 
verbamb biefe in mehre kleine Gemeinſchaften; wiele vom Abel, ſebbſt mehrr Geiſt⸗ 
liche, wurden durch f. Berebtſamkeit und ſ. feines, einſchmeichelndes Betragen ger 
wonnen und ſchloffen ſich jenen an. Indeß trafen ihn auch viele Verfolgungen in 
Polen; f. Guͤter in Italien waren eingezogen worden; ſchwere Krankheiten daͤhm⸗ 
tem ſ. Kraͤfte; 1004 ſtarb er it Polen. Sein Name, ſchnell durch ganz Curopa 
erſchollen, ward von Bielen, die zu Ähnlichen. Spitzfindigkeiten, Zweifeln und init 
glaͤnbigen Meinungen ſich hinneigten, mit Verehrung, von vielen frormen Ehriſten 
mit Unwillen, von @iferern intt Abſcheu genannt. Denn was Katholiken und Pr 
teftanten al® die Grundiage des Cheiftenthumns betruchten, den Widubzer-am bie 
Söttlichkeit der Perſon Jeſa Chriftt und an die damit zuſarumenhaͤngende Doris 
eintgfeitslehte, geiff Socinus mit den Waffen f. Verſtandes au. Oyne zu ahnen; 
daR dem Menfchenverflande der Maßſtab für das Unbegreifliche In der Metigton 
fehle, wollte er mit den Begriffen und ber Dialektik deſſelben über bie göttlichen 
Dinge aufs Reine kommen: ein Unternehmen, das ihn zum offennen Widerſpruch 
gegen bie Lehren det chriſtlichen Kirchen von jenen Gegenſtaͤnden des Glaubens und 
zu willkuͤrlichen Deutungen der biblifchen Ausfpräche Aber dieſelben verleitete. "Auf 
blefem Irrwege waren ihm ſchon ditere Antiteinitariee (f. d.und Sekten) 
vorangsgangen. Auch In der Epoche der Reformation regten ſich lebhufte Koͤpfe, 
denen es vorkam, als gingen die Reformatoren im Miederreifen bet alten Lehrge⸗ 
baͤudes nicht weit genug. Ludw. Heszer, Joh. Canpanus, Mich Servetus und: 
m. X. hatten den Soctnen ſchon den Weg geebner; In Itallen, der Schweiz/ Frank⸗ 
reich und ſelbſt in Deutſchland waren kuͤhne Neuerer aufgetreten, die gegen die Be⸗ 
kenntntſſe der roͤmiſchen wie dee enangel. Kirche gleich heftig aukaͤmpfton, und je 
deeifter und wlilkirlicher fie ihre Meinungen vortrugen, eine keichtglaͤrbige, die dar⸗ 
gebotene Wilke und Sabftmadjt begierig ergreifende, in dem taſchen Uniſturz 
alter beſtehenden Verhättntffe und dem Verwerfen alles Deſſen, was Ihnen zeither 
Ehrfurcht geboten, ſich gefallende Schar gewannen, und fo eine Menge kleiner 
Kegerhäufen bildeten, die in vielen Punkten von einander abweichend, doch Ih ge⸗ 
wiſſen Hauptlehren und befonders in dem Streben, Altes zu ertlären und das Un⸗ 
begreiflihe zu verwerfen, Äbereinftinnmten. Inſoweit dieſes Streben gegen die 
Lehre von der Gottheit Chriſti gerichtet war, warb es Soctinianismus ge⸗ 
nannt, und ba die Ihm ergebenen Sektirer ſich Häufig auf bie Socine beriefen ober 
doch Ihrer Lehren bevienten, erhielten fie den Natuen Soeinlaner. Faſt alleuthab⸗ 
ben, auch unter bet Proteftanten, gedruͤckt und heftig verfolgt, fanden fie nur ia 
Polen und Siebenbürgen, wo ſich ſolche Gemeinden bitbeten, Aufnuͤhme und St⸗ 
cherhelt. Sie ſelbſt wollten, weil fie die Einheit (Umitas) Gottes zu ihtem Haupt 
lehrſatze machten, Heber Unitarier oder chriſtliche Bruͤder heißen. So manmigs 
fache Glaubensbekenntniſſe fie befanntinachten, fo war doch keins geeignet, fie uns 
tereinander in Einverſtaͤndniß zu Bringen und eine gemeinſame Übtrzeugung zu bei 
witken. Sie blieben in viele kieinere und größere Haufen gefpalten, bie amdh durch 
Allerlei Parteinamen fi unterfhieden. Nicht nur wichen die polnifchen Unitariee 
von den fiebenbürgifchen In wefentlichen Punkten von einander ab, ſondern auch 
fene trennten fich wieder in Pinezowianer und Rakowet (Namen vor 2 poln. Seid» 
ten, ihren Hauptfigen), in Farnovianer und Bubmätiften (Namen vom 2 Partel⸗ 
daͤuptern), welche fidy Aber die Buläffigkeit dee Anbetung ChHrifi firitten.:- Shop 
bedlitimteflen Lehrer waren im 47. Iaheh.: Joh, Tre, Cheiftopg Dfterod, Jonat 
Eqhüchtng Vaſentin Schmalz Joh, Dt, Matt Munrus, Jor. dudwig Des 


r 











' BSoda GSsben 
ton v. Woltzogen, und beſonbert Andr. Witſbevaliud. — In ber diegel tdaren Med 
Slaubensbekenntniſſe nach der Außeen Foru bed apoſtoliſchen, Aber vom dieſein FR 
ihrem Inhalt durchaus abweichend, adgefaßt, Indem fle bie Fotm nur beibehtettän, 
im einen Schein von Kedytgläublgbite Ju gewinnen. Seiten haben ffe ganz —85*— 
und frei ihre wahre Werzeugung ausgeſprochen; immet ben rechtglaͤnbigen Aus⸗ 
dehdien und Formein, Deren fie ſich bebienten, einer andern verſteckten Sinn untet⸗ 
gelegt und dadurch ihte Wahrheitsilebe füht verdaͤchtig gemacht. Auch Einzelne 
trugen Bein Bedenken, ſelbſt in den öffentlichen Belenniniffen,, denen ſie das An⸗ 

fehen fombollſcher Bücher gegeben, ſich maimigfache Veraͤnderungen za erlauden. 
Ihre wichtigſten Schriften, die ihre Lehre eroͤrterten und vertheibigten, find Hör 
VRakow aubgegangen, two fie eine eigne Druderei und ein Seminarlum hatten. 
Man lernt ihren Lehrbegriff ziemlich genau, wiewol nicht vollſtaͤndig, aus dem 
rakower Katechismus Ferinen. — %,8 zu Anfang des 18. Jahrh. die gun 
echnianifche Gemeinde in Aitborf eutſtand ünd von ba aus ſich auf andre deutſche 
——⸗— werſitaͤten zu verbreiten begann, warb fie ſchnell unterdruͤckt. Auch in Polen 
duldeten die Grmeinden viele Derfolgungen, boch erhlelten fie fich; am bluͤhend⸗ 
fien und zahlreichen find ſie aoch jegt in Slebenbürgen, wo fie Duldung gebans 
nen u. d. N. der Unitarier (f.d.). 
Soda, f. Alain — ee 
Soden Ftiebtich Julius Heinrich, Graf v.), geb. als Frafdte zu Ansbach 
473%, gehbtt unter die geniaiſten und fruchtbarften Schriftſtellet des deutſcheu 
Abels und wurde tbegen perſoͤnlichet Wetbienfte 1790 in den —A— ſtand 
ethoben (Et zeichnete ſich durch f. publleiſtiſche uud —B fifbuin 
fräßzeitig fü ar baß de bald zuni fuͤrſtl. brandenb. Geh.: Repterinigscache u 
nachhet au ch.⸗Rathe etnannt wurde, In welcher Eigenſchaft et mehre Jahr⸗ 
als preuß Geſandier am ftaͤntiſchen Xreiſe zu. Minber lebte. Gein Geiſt bee 
Ctiminalgeſetze in 3 Bon., 1782 aͤngefangen, verbteltete im Verhaͤltniß 
zu dam balndtigen Standpunkte bet Ctim — Über elnen erſt in neueret 
Zeit —5— cuiilolrten Zweig der —32* ung — .% bletfeitige wiſſenſchaft⸗ 
tiche idnn hatte zwar große Dannigfäteigkelt — Producte F 
Folge, * ar in J. jüngerh Jahren wegen — tebeitdigen Phaittafte der Geſchma 
an dei fürötten Wiffenſchaften Gocherefcherid. Eine feiiter Lirblingsneigungen war 
bas Thratet de —— ſchrieb de mehte Bit, Scan: und Trauetfpule, er⸗ 
richtete auch felbit 1804 das erſté ſtehende Theater Id Wuͤtzbutg und unkerhielt 
ud ditigirie &8 mehre Jahte, fotvie Auch nachher das Theater in Wartberg auf 
Kethnitng. Er gält befohberd im Schau⸗- und Trauerſplel als ein gutet Theater⸗ 
ichttr, daher jegt noch, nach einet Reihe von mehr ats SO Jahren, einige feiner 

Stuͤcke, wie 5.8. „Iyrleg de Gaftıo“, Kleopatta“, „Arttia Boleyn', „Viegi⸗ 

ka”, ‚Barca Cäpelte", Die deutſche Bausimutter ', alif Reyrrtdires ber beut⸗ 

ſchen —— 3— — zu finden find, Auch uͤberſettte er zuerſt Cervantes's mora⸗ 
tifche Novellen (1779) ins Deutſche. Won 1796 an, wo er Bin in das Pitoats 
leben zarüdjög und auf f. Gute Safſenfahtt am Main im Bamdergiſchen den 

MWiffenfchaften und der Landwirithſchaft lebte, widmete er f. dir vorzüglich den 

ftantswiffenfhaftlicher Faͤchern. Seine Abhandlung „Über Ruͤtnbetgs Stnahzeh”; 

bereit Wiebetherſtellung unter die ſchwerſten jtaatewiethfchdftiidgen Aufgaben ges 
hörte, ſohle „Das agrarifche Geſetz“, mit dem er Staatsarkmälzurigen verhuͤten 
töollte, Hotzatid aber ſ. „Stizze der Staatshaushaltung“ Adtk einen zanz neueii 
uiid genläten Plane, waren gebbiſſetinaßen die Worläufte Anes Ber af en 

Merke, das Deitkichland im ftaatswiſſtuſchaſtuſchen Fache von ihm anfzüreifei 

und disc Meihes er in zewiſſet Hirificht die Bahn gebrochen fat. Wir mehren 

8.8 Nationaldlonamie”, ein Werk in 8 Bon. (Epz. u. Aarau 1809-20); deifet 

geifteeihe Auarbeſtung ihm dm Rang in Deutſchland ſichert i welchen Sialth in 


a Sofften — Sokrates 


(inglankı unb Say in FZraukreich behauptet. Auch auf bie Beiteeignäffe 
wandte Graf S. immer f. fcharfen Blick, und ertbeilte Rathſchlaͤge, bie hier und da 
geehrt, aber in manchem Finanziuinifterkum nach praktiſcher Handwerksmanier als 

e Traͤume uͤbergangen wurden. Wie ein echter deutſcher Mann beſchrieb er 

die von Napoleon mit aſiatiſcher Willkuͤr veruͤbte Mordthat an dem Buch: 
händler Palm, fowie das Eriegeri E Yale ber Franzoſen in Franken. . Die juͤng⸗ 
ſten Fruͤchte ber noch immer enkkraft des wuͤrdigen Greiſes find ber 
größten Epoche ber neuern —— — Vaterlandes, den landſtaͤndiſchen Ver⸗ 
haͤltniſſen, gewidmet. Ex beleuchtete die Verfaſſungsurkunde des Koͤnigreichs 
— und den bairiſchen Landtag von 1819 und 1821. Als Deputicter trat 

der Staͤndeverſammlung von 1824 in ber zweiten Kammer mit mchren 
eben und Berichten auf, die f. She nn beutkunden. Er gehörte, jeboch mit 
Vorſicht und Klugheit, den Minifteriellen an. 10 Jahre fräher würde er als 
Landſtand wahrfcheinlic eine bebeutendere Rolle gefpielt haben. . 

Soffiten (zofüto), auch unrichtig Suffiten, Überhaupt eine getäfelte 
Decke eines Zimmers; dann ber Theil der ——— — in Zimmern 
die — bei offenen Piägen den Himmel ıc. bildet. 

Sofiismuß, f. Sfufismus. 

Soho, f. Birmingham. 

Sokrates. An biefem großen und ehrwürbigen Panne = bie — 
auf eine glaͤrzende Weiſe bargethan, daß das wahre Verblenſt auf den gerechten 
Michterfpruch derfelben fich nicht vergebens berufe. Ihn, der dem Kainpfe mit fels 
ner Zeit unterliegen mußte, ehrt eine gerechtere Nachwelt als erhabenes Mufterbitd 
echter Humanität, eines vernünftigen Denk» und Handiungsweife, auf ihn führt 
fie Alles zurlick, was die vorzäglichften Geiſter Griechenlands in ber Weisheite- 
lehre Großes und Preiswürbiges geleiftet haben. Aber es ift auch unwiderſprechlich 
gewiß, daß S., man mag nun bie Kraft ſeines gebitbeten Geiſtes, die Reinheit 
f. edeln Gefinnung, ben Inhalt f. vortrefflichen Belehrungen, ben Umfang feines 
näglichen. Wirkens, ober das Ende feines göttlich geführten Lebens betrachten, der 
aufrichtigſten und hoͤchſten Bewunderung würbig erfcheint. ©, wurde 470 v. 
Chr. — Sein Vater, ein unberuͤhmter Bildhauer, hieß Sophroniskus, und f. 

Mutter, Phaͤnarete, war Hebamme. Da f. Ältern unbemittelt waren, fo iſt es nicht 
er „ daß f. Vater ihn den naͤchſten Weg zum Erwerb, führte und ihm 
bie Fertigkeiten, bie ex felbſt befaß, lehrte, wenn es auch nur ein Märchen fein x 
te, daß man nod bis auf die Zeiten des Pauſanias herab 3 Statuen ber Grapien 
als ſ. Werk am Eingange ber Akropolis vom Athen gezeigt habe. So un 
genb auch bie wenigen zerſtreuten Nachrichten über die Jugendbildung bed großen 
Mannes find, fo kann man body mit Gewißheit — daß er, ungeachtet der 
Duͤrftigkeit feines Waters, eine gute Erziehung Ins Geiſte ber Griechen und des da⸗ 
maligen Zeitalter erhalten habe, alfo in der Muſik und Spmnaftik, im inne der 
Bamaligen Beit unterrichtet worben fei, und daß ber göttliche Genlus des &. fruͤh 
die Schwingen gexegt und ihn ſelbſt angetrieben babe, die Schriften ber beruͤhmte⸗ 
— zu leſen und Alles aufzufafſen, was ſ. Zeit und fein Vaterland ihm an 
d Aufklärung über die wichtigften Gegenftände bes menſchlichen — 
barbot. Damals verwirtm die Sophiſten (ſ. d.) die Köpfe und Derzen ber 
griech. Jugend. S., ber von ber beftigften Begierde — die ——— 
der Welt zu erforfchen, verſaͤumte nicht, den Untersicht der b 
Irrlehrer zu benutzen; aber je mehr er darüber nachdachte, — ei * 
ihm die erhabenen Gegenſtaͤnde dieſer Forſchungen, und je mehre 
hoͤrte, deſto * ward er ſelbſt uͤber Das, was A — — * 

war. . Unwillig über dieſe Vereitelung feiner feurigſten W 55 

— ‘Hörfäte ber ſogen. Weiſen, und beſchloß, nım —— 


GSokrates — 

"Gem, was ihm Anbre nicht geben konnten, und vorzuͤgllch durch Nachdenken Aber 
fich ſelbſt zum Lichte der Erkenntniß hindurchzudringen. Denn vorzuͤglich macht⸗ 
die merkwaͤrbige Jnſchrift des delphiſchen Apolotempeld: Lerne dic) ſeibſt ken⸗ 
na!!! (yradı oenvror) einen wunderbaren Eindruck auf ihn. Mit einem freu⸗ 
bigen: „Ich hab’ es gefunden!“ begann er, biefer göttlichen Auffoberung gemäß, 
in ſich einzukehren, über fein Inneres und vorzüglich über bie Beſtimmung bes 
Menſchen nachzudenken, und faßte nun ben Entſchluß, fein ganzes Leben dem er: 
babenen Befchäfte zu widmen, ſ. Mitbürger uͤber ihr hoͤchſtes Gut aufzuklaͤren umb 
fie zu guten, frommen und rechtſchaffenen Menſchen zu bilden. Wie alle große 
Männer, glaubte er im freubigen Erſtaunen über jenen herrlichen und göttlichen 
Gedanken von der Gottheit felbft dazu berufen zu fein, und in fefter Überzeugung 
bing er noch in den legten Augenbliden feine® wohlthätigen Lebens an dem Gedau⸗ 
ten, daß er ein Gottgeſandter fei. Ungefähr im 30. J. feines Alter war es, ba ex 
den Eytſchluß faßte, fich ber wahrhaft menſchlichen und göttlichen Weisheit zu wib- 
men, die Berberber der Wiſſenſchaft und der Moral zu bekämpfen und ewige Keime 
für sine Saat auszuſtreuen, bie, wie er felbft kaum hoffen koumte, bie herrlichſten 
Früchte hervorgebracht hat. Um zuerft das Feld, weiches er zu bearbeiten gedachte, 
vor bem uͤppig wuchernden Unkraute zu fäubern, ſtellte ex ſich gegen bie Sophiften 
in ben entfchledenften Gegenfag. Während jene in ihrem Äußern alle Pracht und 
alten Reichthum prunken ließen, erſchien S. in einen geringen Mantel gehuͤllt, 
melchen er das ganze Jahr hindurch trug, und kleidete ſich nur an Feſten ober bei 
feierlihen Gaſtmahlen forgfältiger. Sogar Schuhe verfchmähte er. Allerdings 
fehlten ihm die Mittel, ſich die Bequemlichkeiten bes Lebens zu verfchaffen; aber 
mie leicht würbe es ihm geworben fein, fie durch f. Sreunde und Schüler zu erlan⸗ 
gem, wenn nicht die vollkommenſte Unabhängigkeit fein Streben geweſen wäre, 
und ed iſt hinlaͤnglich beftätigt, daß er alle Anerbietungen f. reichern Freunde aus⸗ 
geſchlagen hat, ſodaß ſelbſt ſ. boshaften Gegner nicht wagten, feine Uneigennuͤtzig⸗ 
keit nur von fern anzutaſten. In der entſchiedenſten Beſchraͤnkung irdiſcher Ges 
nuͤſſe lebte er nut ſ. hohen Berufe zum Lehrer der praktiſchen Weisheit. In ihr 
ſuchte und fand er fein hoͤchſtes Gluͤck; ihm wibmete er jeden Augenblick ſ. Lebens ; 
für ihn opferte er Alles auf, was gewöhnlich für wuͤnſchenswerth gehalten wirb. 
S. war aber zuerft Volkslehrer. Zür einen an das athenienfifche Volk von ber 
Gottheit Gefandten hielt fi) S., wie er dieſes in ber Apologie des Platon ſelbſt 
erklärt. Defwegen war er von frühen Morgen an gefchäftig, Menfchen aufgu- 
fischen, um fie über Alles zu belehren, was dem Menfchen überhaupt und Jedem 
nach f. eigenthümlichen Berhältniffen wichtig fein kann und fol. Er ging auf bie 
öffentlichen Brefammlungepläge, auf bie volkreichſten Straßen, ober auch in bie 
Wohnungen ber Kuͤnſtler und Handwerker und redete mit Ihnen über die Pflichten 
ber Religion, der gefelligen und finatsblirgerlichen Verhaͤltniſſe, über ale Gegen» 
fände der Moral, aber auch über Ökonomie, Kriegswiſſenſchaft, Kunſt und Ges 
werbe, fuchte die herrfchenden Vorurtheile und irrigen Begriffe zu widerlegen, rich» 
tige Grundſaͤtze an die Stelle derfelben zu fegen, durch einbringende Ermunterun⸗ 
gen ben beffern Genius in den Gemuͤthern ſ. Zuhörer zu erwecken, fie zu ermuthi- 
gen und zu tröften, gu erleuchten und zu beffern und bie Dienfchen innerlich gluͤck⸗ 
licher zu machen. Daß biefe Wirkſamkeit mit mannigfaltigen Schwierigkeiten ner» 
bunden geweſen fein müffe, leuchtet ein. War es nicht an und fuͤr ſich fchon ein 
muͤhevolles Geſchaͤft? Und mie viel Äußerungen bes Spottes, der Verölendung, 
- ber Bosheit, der Kühllofigkeit, des Neibes, der Undankbarkeit mußte er erfahren? 
Deſſenungeachtet thronte eine unumwoͤlkte Heiterkeit auf feiner Stirn; eine ſtets 
gleichbleibende Froͤhlichkeit und Munterkeit belebte ſ. Blicke und Worte; auf bem 
Markte sole zu Haufe, unter dem Volke wie in dem traulichen Kreiſe ber Edlern, 
bie Eiche zur Wahrheit und Tugend genauer mit ihm verband, war er ſtets Derſelbe. 


Da je Difäh ubefähteien Otihiiie Sind gie, gafihe ib 


Wrperliche Anlage beigetragen habe, iſt kaum zu bezweifeln Aber er 


eine Frucht der eignen, ſchweten, aber preiswuͤrdigen Selbſtbildung. Er use 
eite Arten von Bes 


f. Körper als Diener, haͤrtete Ihn durch Ertragung Allee 

ſchwerden fo ab, daß Ihın bie Tugend der Mäfigkeit leichter wurde und er bib in 
das Alter jugentliche Kraft des Geiſtes und Körpers behielt. Daher war er auch 
ein Hebevofler Batte und Vater, fo wenig f. Stau, XRantippe, feier twärbig wur. 
Er betrachtete fie mit einer ein bewunderndes Laͤcheln abnöthigenden Scherzhaftig⸗ 
Zeit, als ein vortreffliches Übungsmittel ſ. Selbſtbeherrſchung; und nur bedauern 
koͤnnen wie ed, daß wir von bee Art, wie er feine 3 Söhne erzag, nicht mache wiſſen 
als was Xenophon in ſ., Denkwuͤrdigkeiten“ von dem Sefpräche mit: feinem Ätteften 
Sohne Lamprokles aufbehäften hat. Er lehrte aber nicht bloß f. Mitbuͤrger, wat 
fie zu thun hätten, fondern er leuchtete Ihnen auch mit dem hertlichſten Beifpiele 
vor. Wenn wir ihn ats Menſchen im Verhaͤltniß zur Gottheit betrachtet, fo ers 
blicken wir ihn als eimen eiftigen Verehrer des hoͤchſten Weſens, ber ſich ſogar d&> 
tete, f. ſcwaͤchern Mitbruͤdern ein Ärgerniß zu geben, und daher alle religiäfe 
beduche, die Alterthum und Sitte gehelligt hatten, nıtt Sorgfalt beobächtete. Was 
er als Freund, oder im Verhaͤltniß zu feinen Stammgenoffen war, geht aus ſ. Leben 
ſelbſt hervor. Aber auch ats Staatsbuͤrger erfüllte er mit muſterhafter Treue alle 
ihm obllegende Pflichten. 3 Mal that er Kriegsdienſte, zum erſten Male in f. 
39, J. bei der Belagerung von Potidda. Hier übertraf er alle f. Mitfirefter dutch 
die Leichtigkeit, mit weicher er die Beſchwerden eines Winterfeldzugs ertrug, zeich⸗ 
nete ſich durch Tapferkeit aus, rettete ſ. Freunde Alcibiades das Reben unb überließ 
vieſem Juͤnglinge mit edler Uneigennügigkeit bie Ehrenpreife, bie feiner erkeit 
beſtimmt waren. 7 Sabre ſpaͤter führte er im Dienſte feines Vaterlandes aber⸗ 
mals die Waffen bei Delium und war auf ber Flucht ber Legte. 420 zog er mit 
Kleon gegen Ampbipofis. Go entzog ſich alfo ber erhabene Weiſe ſelbſt hen 
drigen Dienften bes Vaterlandes nicht, wenn es galt, feiner Bürgerpflicht t 
zu leiſten. Und wie muſterhaft war fein Benehmen, als er im 65. J. feines Alters 
sum Mitgliebe des Raths ber Fuͤnfhundert gemählt warb! Er erlatigte fogar Die 
- Würde eines Epiftaten, der an dem Tage, da er biefe Wuͤrde bekleidete (Epiſtut war 
man nur Einmal und an Einem Tage feines Lebens), die Vollsverfammillingen 
keitete und die Schiäffel ber Feftung und des Schages bewahrte. 10 Schiffe: 
befehishabet waren angellagt worden, weil fie, nach ber Schlacht bei den argilt= 
ſiſchen Infeln, die heilige Pflicht des Begrabens der Erſchlagenen wegen eines Un⸗ 
gewitterd nicht hatten erfuͤllen kͤnnen. Die Feinde der unſchuldigen Feldherren 
winbeten alle Kuͤnſte der Boshelt an, um das Volk zu einem Todesurtheil gegen 
bleſetben zu brwegen. Durch Raͤnke mußten fie mehre Verſammlungen aufzuheben, 
da fie ſahen, daß das Volk zur Losſprechung geneigt wat. Enblich ward eitie neue 
Verſammlung gehalten, und zwar gerade an dem Tage, da S. Epiſtat war. Sie 
verlangten nun fogar, gegen kin altes Geſetz, daß in diefet Verſammlung zitgleich 
über Alte das Todeburtheil ausgeſprochen werben follte. Durch gebungene Böfes 
wichter aufgeretzt, foberte wirklich da6 Bolk mit heftigem Ungeflina von den Vor: 
ſtehern (Protanen) und von ben S. diefe Verlekung des Staatögefeges. Aber 
Erhie wilde Drohung vermochte die ſtandhafte Gerechtigkeitsliebe bed Hohen Weiſen 
zu erſchuͤttetn, amd in feinen Hgnen Gerichte konnte er f. Feitiden ins Angeficht 
ſagen, wie allein dutch ihn jene LO unſchulbigen Minnie von dem nahe Werber: 
bem gluͤcklich gerettet worben feier. Doch nicht bloß Leheer und Veiſpiei des Wotks 
war ©. , er widmete fich inbhefoiibete auch dem Geſchaͤft, lernbeglerige Närigiinge 
Für das Reich der Wahtheit und def toiffenfchäftlichen Denkens zu bilden @t Hates 
baher beftäubig einen Kreis ebler Fhnglinge und Naͤnner um 


ſich, bie ihn 
—————— — bie f. Unterricht — Oier [int e&, weiße Da Abk 








Soktates ss 
dem: Geſſt unbefangener Ferſchung empfing, uihb fühe das Böchfte, fat Wahehen 
Neugion und Hier wahrhaft begeiſtert wneben. Daher find die folgenden phllo⸗ 
ſopͤhiſchen Schulen, der Griechen eigentlich auf ihn zurädzufähren, umd er iſt als 
Detimige anzufehen, welcher dem philofophiſchen Nachdenken unter den Oriechen 
bie Richtung auf ihr ſchoͤnſteo Ziel in Zu f. ausgezeichtiitfien Schaͤlern gehoͤren: 
———* Zenophen, Antiſthenes, Ariffinpos, Phaͤron, Afchines Grbes, 
Euklides und Platon. Ans den zerſtreuten Nachrichten des Kenophon und Platon 
—— hervor, daß er ihnen Staatsweisheit, Redekunſt, Logik, Mo⸗ 
ral; Arithmetik, Geomettie, wenn auch nicht in ſyſtematiſchem Zuſammenhange, 
vorbeug, wit ihnen bie vorzuͤglichſten Dichter las und fie auf de Schönheiten der⸗ 
ſelben aufmerkſam machte, außerbem ihre Begriffe uͤber alle Gegenſtaͤnde bes Le⸗ 
bens aufzuklaͤren und zu berichtigen, und fie zur gewiſſenhaften Erlernung alles 
Deſſen, was dent —2— wichtig iſt, zus eenmuntern ſuchte. Und gerabe, daß ©. 
keinen Schulzwang kannte, fondern einzig darauf ausging, das Selbſtdenken zu 
erwecken, mußte ungemein vortheilhaft fein. Pliaton und Ariſtoteles waren größere 

‚ aber dem S. gebuͤhrt der große Ruhm, ben Genius des Platon gr⸗ 
weckt und der Philoſophie die Richtung auf das Praktifche gegeben zu haben. Daher 
erbauute auch das Alterthum eine Soktatiſche Schule ati, und der Rame bes ©. galt 
bei den folgenden. Philofophen für Ane der ehrwuͤrdigſten Antoritäten. Seine Phi⸗ 
Iofophie war aber auch, ſowol in Ruͤckficht des Stoffes als ber Form, f. philoſo⸗ 
pdifchen Forſchungen eigenthuͤmlich. Um bei ber letztern anzufangen, fo beſtaud ſ. 
Udterricht nicht in langen, ausgearbeiteten ober aus dem Stegreif gehaltenen Vor⸗ 
traͤgen, fondemn in freien Mittheilungen, bie durch Frage und Antivort hoͤchſt an⸗ 
ziehend wurden. Er philofophirte nicht vor, fondern mit f. Schuͤlern, und wirkte 
daher mit unwiderſtehlicher Macht auf das Imerſte ihres Geiſtes; er zwang fie 
zum Selbſtdenken, und wer nur irgend Empfänglichkett hatte, mußte durch f; Um⸗ 
sang aufgeregt werben. Diefe Fragmethode (Sokratiſche ad f. d) 
warum fo zweckmaͤßiger, da S. junge Männer vor fidy hatte, In deren Geiſte ee 
ſchon eine verhaͤltnißmaͤßige Menge von Begriffen vorfand, die er 22% zu laͤutetn 
und zu otdnen ſich bemuͤhte. —*82* der Sokratiſchen Geſpraͤche, weiche Reno⸗ 
phon miitheilte, laſſen und allerdings oft ſehr unbefriedigt; aber den eigentlichen 
Geiſt bieſer Methode hat auch nur Platon erfaßt und dargeſtellt, ber deßhalb von 
bera ganzen Alterthume faſt für die einzige Duelle ber Sokratiſchen Vhllofophie m» 
gefe hen wurde: eine Bemerkung, welche die neuern Lobrebner ober Tabler des S. 
zu wenig beruͤckſichtigt haben. Der hohe, gewandte Geiſt des S. richtete ſich bei 
diefer Fragweiſe ſtets nach der eigenthuͤmlichen und beſondern Beſchaffenheit ſeiner 
Zuhoͤrer. Waren dieſe von Duͤnkel auf ihre vermeintliche Weisheit aufgeblaſen, fo 
— ee fich in feine Ironie. Die Sokratiſche Ironie beitand in nichts Anderm al6 

in der Runft, eingebildete Menfchen durch verfängliche Fragen von ihrer Umviſſen⸗ 
heit zu überführen und ihnen durch ihre widerſprechenden Antworten ſelbſt zu gei⸗ 
gen, daß fie der wahren Erkenntniß ermangelten und daher des Unterrichts ſehr be⸗ 
**— ſeien. Oft beabfichtigte S., wenn er ſich mit ſolchen thoͤrichten Weiſen in 
ein Gefpraͤch einließ, nichts weiter, au fie ihres blendenden Scheins zu entkleiden 
und in ihrer Nacktheit darzuſtellen; daher viele dieſer Geſpraͤche dem nach Gewiß⸗ 
heit füchenden Leſer weniger Befriedigung gewähren, vorzüglich da S. in denſel⸗ 
ben ſ. Gegper mit ihren eignen Waffen bekaͤmpfte und oft ſelbſt als Sophiſt er 
ſcheint. Ganz andere verfuhr S. mit Solchen, bie entweber im Denken ungelibt, 
odrr n ſchuͤchtern waren, um ſich auf ihre eignen Unterfuchtingen zu verfaffen. Mit 
der leben gwͤrdigſten Gutmaͤthigkeit trat er denfelben entgegen, fuchte fle durch 
herzliche Worte zu feſſeln, und ließ ſich ganz herab, um ihnen verſtauͤndlich zu werden 
und an ihre bereits erlangten Kenutnifſe ſ. Belehrungen anzuknuͤpfen. Dleſe theilte 
pp miht in hochtrabenden Anudrizcken, ſondern unter anfcheinenb rigen un 





888 Bolentes 
bedentenden Wilben und 


men mit, erlaͤuterte fie durch Beiſpiele und durch Mittel, bie fein uufaſſenbder Geiſt 


ihm. darbot, und je tiefer man in ben Geiſt und Siam ſ. Worte eindrang, deſto 
mehr fühlte fich jede unverborbene Seele angezogen und erwedt. Gleichſam eine 
geiftige Hebamme, wie er fich ſelbſt ſcherzend nannte, verfuhr er mit talentbollen 
Juͤnglingen, bern Kräfte er aufregen wollte, fobaß fie felbft die Wahrheit fihben 
mußten; unb obgleich er dies ſchon auf dem Wege ber Sragmethobe zus bewirken 
ſuchte, fo miſchte er doch auch längere Heben und Vorträge ein, in bie er dann den 
ganzen Zauber ſ. Beredtſamkeit zu legen mußte. Daher legt ſelbſt Alcibiades behm 
Platon im Gaftmahle, dieſer leichtfinnige, aber talentvolle Juͤngüng, folgendes 
Zeugnlß ab: „Wenm ich fonfl ben Perikles, ober einen anbern großen Redner hoͤr⸗ 
de, fo ward ich unterhalten und ergögt, und ich fühlte, daß er ſchoͤn geſprochen hatte. 
Aber bei keines Sterblichen Rede habe ich Das empfunden, was mich dieſer buch 
bloße Worte bezaubernde Satyr Hat empfinden laſſen. So oft id) ihn höre, bin ich 
wie bezaubert und angefeffelt. Mein Derz pocht mie, wie einem begeifterten Kory⸗ 
banten; meine ganze Seele wird von f. Worten wie von Schlangenbiffen verwuns 
bet, und IR voll Unwillens, daß ſie noch immer fo roh und fo TElavifch gefinnt tft. 
Ich weine oft Thraͤnen bes Unmuths und ſtelle mir vor, daß ein ſolches Leben, als 
ich führe, elend und unruͤhmlich ſei. Und ich bin nicht ber Einzige, der fo kiudiſch 
weint und fo an fich verzweifelt, ſondern viele Andre thun besgleihen”. Wie ges 
waltig in Worte war aljo der Weiſeſte aller Griechen! Niemand ſuche im Konos 
phon nach foldyen ergreifenben Vorträgen. Theils laͤßt ſich der muͤndliche Zauber, 
die hohr Begeifterung des Augenblicks nicht in bie ſtumme Schriftfprache faffen, 
theils ſcheint auch Kenophon gar nicht die Abficht gehabt zu haben, das wahrhaft 
Idealiſche des S. darzuftellen, wenn wir ihm auch das Vermoͤgen dazu nicht abs 
fprechen wollen. Im Platon allein tönen echt Sokratiſche Klänge. Diefe Kraft bes 
Vortrags num war es, bie alle feine Schüler mit unwiderſtehlicher Gewalt an Ihn 
feffelte, daß fie wie bezauberte Liebhaber an ihm hingen ımd von ihren Lippen das 
hohe Lob bes großen Mannes mächtig ertönte, ſodaß das ganze Alterthum und 


noch die Nachwelt davon wiederhalte. Vor folcher Wirkung auf bie Geifter vers 


ſchwindet ber Zabel ber mangelnden fuftematifchen Form. Um aber biefe Wirkſam⸗ 
Beit in ihrem ganzen Umfange zu erwägen, müffen mir noch von f. philofophifchen 
JZorſchungen insbefondere fprechen. (&. auch Schleiermacher: „Über den Werth 
des Sokrates als Philofoph”, in den „Abhandlungen der philoſoph. Claſſe ber Akad. 
db. Wiſſ.“, Bert. 1818, 4.) Auf die Unterfuchungen über die Entftehung des. Welt» 
alls und der Naturerſcheinungen verzichtete er, weil Ihm das Praktiſche und Reli⸗ 
giöfe näher lag. Die Aftronomie und Naturlehre verachtete er zwar keineswegs; 
allein bei dem damaligen Mangel an ſichern Kenntniffen in biefen Faͤchern be 
ſchraͤnkte ex das Gebiet berfelben vielleicht zu ſehr. Er wendete feine Forfchungen 
auf die vor ihm -vernachläffigte praktifche Seite der Philofophie, und ſtellte, wie 
Ariſtoteles berichtet, zuerſt allgemeine Beflimmungen über das Sittliche auf. Auch 
in dieſer Beziehung kann e6 heißen, er habe die Philofophie von dem Himmel (mit 
dem fie fich vorher befchäftigte) auf die Erde herabgeführt. Er ſprach, wie Zeno» 
phon fagt, immer von Dingen, welche bie Menichheit betrafen, und geigte den Uns 
terſchied groifchen Religion und Irreligion, erklärte, worin das Edle und Unedle, 
worin Recht und Unrecht, Vernunft und Thorheit, Tapferkeit und Feigheit beſtehe, 
lehete, was ein Staat und Staatskuͤnſtler ſei, ſprach von Beherrſchung der Men⸗ 
ſchen und. von ben dazu erfoderlichen Geſchicklichkeiten und von allen andern Begens 
Händen, deren Kenntniß nach ſ. Begriffen den wuͤrdigen und vollkommenen Mann 
ausmacht, und worin nur Menſchen von ſtlaviſchen Seelen unwiſſend bleiben. 
Beine Forſchungen hatten durchaus eime praktifche Richtung, umb das Theoretifche 
ſchaͤtte er nur um des praktiſchen Zweckes willen; denn er nahm an, das Ziel aller 








Sokrates 858 
Erleuniniß iſt Tugend. S. war ferner von dem Dafeln eines Art * 


ben, hoͤchſt maͤchtigen, weiſen, guͤtigen, allwiſſenden und unfictbaren Wefens auf 
das feſteſte überzeugt. Die ganze zweckmaͤßige Einrichtimg ber Natur und ind: 


Ameifel Aber den Schöpfer deffelben uͤbrig zus laſſen; und ſowie der Menfch, meinte 
——ã ben hab, fo me ifle nach wars Grabe dan es 
heber dee Vernunft zukemmen. Daß fie nicht meit Händen gegriffen und mit den 


= genug, f. geiflige Natur in ein helles Richt zus ſetzen. reg 
als Schöpfer der Welt und Richeer ber Menſchen werehete, iſt gewiß, ba 

Mal beim Kemophon ausbrhdiiich bloß ven Einem Gotte [pricht, obml ee in 

Stellen auch Goͤtter nennt, die er dem Hoͤchſten unter 


je: 


beöuchen feines Volkes nicht, opferte und betete an ben Altaͤren der * 
WBoteniandes zu Hauſe und ne und glaubte auch an bie Offenbarung des 


goͤttlichen Weſens durch allerlei Erſcheinungen der fmtichen Erſahrung. Ihen 
m. fie — tee. Übergeugung durch ein ihn ſtets begleitende Daͤmo⸗ 
(der ſogen. Genius des S.) kund, welches ihn warne, und von Dieſem oder 


hr ot Sihike ie durch Sitte und Atter geheltigten Religtons⸗ 
— ihn jedoch nicht, den Mißbrauch und bie Vorurthelle, die weit 

dem Opferdienſte verbunden waren, kraͤftig zu beſtreiten. Richt laufen, ſeudern 
verdienen man bie Guade Gottes, und dies kͤme man mar durch ein ums 
firäfliche® Leben, welches der eimig wahre und herrlichſte Eottesbienſt ſei. Daß 
mit dieſean tugendhaften Beben and Gebet verbunden fein möffe, das ſchaͤrfte der 
Weife ebenfalls als eine unerlaßliche Pflicht ein. Alſo Ichete er ſ. Sch 
lor baten: Water Jupiter, gib und alles Gute, watum wie dich bitten und nicht 
bitten „und wende alles Boͤſe, auch wenn wir dich darum nicht bitten, von und 
ab. Segne alle gute Handlungen und rec ‚fie mie Str ee 


Hi 





Wuͤrde des Seele; feruer aus bet Bo eng, def 
belebe, — 


der Netur bes goͤttlichen Weſens, von welchen Die Seele herſtamm. Erfah ter 








Bokratıs 
Muowen Thr-blelBnten wur ol eisen Hbsegang in ein Beffenet Bahn un unb 


daher mit zuͤhrender Gewißheit ud bewundemntwuͤrdiger Reinhoit von fa 
(ed na a —— ——a— seine Seele bei dem Bebanten 


den Zuſtand Der Deankheit verfegt, dureh Ummäßigkeit, Weichlichkeit ober andre 
Bergischen voll Narben und gleichfam weit Peſtbeulen bedeckt find, u... 
sid und Ungerschtigleiten aller Art fcheußfiche Spuren eingedruͤckt haben, - werdim 
ia Wohnungen ber Qual pinabgeftoßen, damit fie dort durch Strafen gebeffert unb 
gelautert, ober Andern sum warnenden Beiſpiel ge t werben. Deſe an 
Reflung von den Wirkungen der Laſterhaftigkeit auf die ſubſtanz (e& bedau 
keines Beweiſes, baß fie bloß funabolti ober bibiich zu nehmen find)" 

an abſchreckender Gigenthaͤrulichkeit Ales, wad je barlıber gefagt worden iſt. 
—— ——— f. Moral. Die Bostheis wolle, daß der Menſch 


Wär Zug 
heudſten Farben. Für ekası feligen Zuftand der Kreibeit year 
die finnlichen Triebe, we —— rar wahre Weisheit, und behaupten, daß 


kaſterhaftigkeit vom dem Zuſtende bes u durchaus nitcht verfchleden ſel. 
MWiewol se nun ſelbſt kein Syſten ber Moral aufſtellt, eng ng Ian 
— ea Er anuchmen: Mace, wat Die 
VDotcheit gebietet. Velches num ei — ee 
—— — meralfän Gefühl der, Da Abe 

gerechtigleit, Edles und Unedles, kur; 
Die Idee der morallſchen Sroipeit war ihm frernd. Statt defſen &, 


Selbſibeheneſchung 
Damm. ab dee woraliſchen Anlage und durch Erkenntuiß bed Garten won ſelbſt eut- 
widewushhten. —— dr mnhehätign Auf dieſer Zugend ib 


em entw 
abſchreckend darſtellte Lichenttohrbig mar das Mid, weiches er vom rin Ge⸗ 
sedhten auffteßte , ung einen Mann Dadıtz, weicher alle goetuch⸗ 
enger“ Treue erfhüit. Urecht thun hielt er fir ein großes 
Übel Dabei erlidete er, — — ——en bie Gorechagkent 
im erfüllen, mb in beinem Falle die Gefetze des des zu uͤbertreten, 
— — Im hoͤchſten Grabe 

von 


3} 











—— | - 
Day kam fein vortreffliches Beifpiel, me fo gr uͤber allen Zabel — 
wor, af ſein Freund und Squͤler Xenophon in [ „Denkwürdigkeiten‘ nicht mur ber 


ffe feines Werte folgendes Bild ieft. 
Zugendfreumbe, hie den Sokrates gefannt haben, finb wach jetzt mit fchugaege 
car Cehnfunht nach ihm erfüßt; RE eNen A 1Une ben um Kaleyın ie 


— Ich en erklaͤre, daß ich — er fo ſeomm wor, daß er 
Nichts ohne den Rath und bie B ber Götter at, fe guuedht, daß — 
Niemandes Gluͤck auf irgend eine Weiſe ſchmaͤlerte, und h Denen, bie fe 


nnd Umpanges genoffen, bie näglihfien Dienſte ermieß; fo mäßig, baf en nie das 
Angenehme dem Nuͤtlichen vorzag; von fo hellem Verſtaude, daß ex ſich nie im 
— sche oa ag 


mehmen; Def Vichiiger iR eb, De näpern Umflänte —5—— 


Belt, da Athen durch dem Ausgang bes pelenouneſiſches Krieges im 
Ahle unh Debposie gerieth. Immer pfiegen Moralisit und Qewchtighrit ss 
—— —— Diet war auch ber Fall in ae Die Here 
hes 30 Tyrannen mar zwar durch den Thraſybul geſtuͤrzt, aber immer noh 
Burtete una wogte Athen, mie das Meer nach einem ungehenern Sturma, 
allgemein verbraiteten nn Neid und Boshelt, Mit 
Spulraum genug, ihre verzichten Diane füben. ©. war bie Fort⸗ 
‚ was fhen Anaxagoras im Athen erf Air Melitet, 
tuagifiher Dichter wen kainem Werth, — ein Öffentlicher Redner, mb ” 
VMorber ah Staatemann zugleich, traten als gerichtliche Anklaͤger des 
unb Somaten una ſo eher durchdringen, da S. durch feine freien Auforwe: 
Die Unzwerfmäfigeit einey Ochlofratis daS Vol belribigt hatte. 
aß Gokeated were Bätter einführe, die alten des Vaterlaudes leugne, 
der Jugend ſei“, beachten fie nicht bei dem Aucapag, fondem 
der Delide, an. Die Grube, auf hie fie ihre Kuliage 
chee ala in varbrehten, einfeitig aufgefaßten unb aus dam 


23]! 


Hi 
Bar 


30 
pi 
Mi 







— 


Eher: 
il; 
H 


und des Staatofeind Alcibiabdes 
— Grund zur Anklag⸗ — —— 
IT eh, fich gegen 








386 GSokrates 


daB Tobdesuetheil ausgeſprochen habe. An ihm bewaͤhrte fich bie Kraft eines eff 
gioͤſen und moraliſchen Sinnes, ſowie die himmliſche Gewalt eines reinen Be⸗ 
wußtſeins. Da gerade an dem Tage, an welchem er in das Gefuͤngniß eingeſchloſ⸗ 
ſen wutde, das heilige Schiff von Athen zu dem deliſchen Feſte nach Delos abging, 
fo mußte, einem alten Geſetze gemäß, bie Vollziehung des Todesurtheils bis zur 
Ruͤckkehr defielden (30 Tage) ausgefetzt bleiben. ine koſtbare Friſt für den Wei⸗ 
fen ımb feine Schüler! Alle Morgen verfammelten fi feine Freunde bei ihm, 
und ee ımtertebete ſich mit ihnen, wie er vorher gepflegt hatte. Er ftärkte fie noch 
im Guten, belehtte fie über Die erhabenen Gegenftänbe feiner Forſchungen und be: 
wies ihnen durch fein Beiſpiel, daß die ſtrenge Befolgung f. Vorſchriften tnmerlich 
wahrhaft befelige. In ben Stunden der Einſamkeit dichtete er einen Hymmus auf 
Apoͤllon und brachte mehre Kabeln bes Äfop in Werfe. So getröftet S. ſelbſt war, 
fo troſtlos waren feine Freunde bei dem Gedanken an den nahen, unerſehllchen Vers 
Inft. Es war Ihnen baher wohl zu verzeihen, daß fie Auſtalten trafen, Ihren Leh⸗ 
rer aus dem Gefaͤngniſſe zu befreien. ‚Einer derfeiben, Simmlas von heben, 
tar bereit, fo viel Beld herzugeben, als erfoberlich war, ben Auffeher zu beftes 
dm. Allein ohne S.'s Einwilligung durften fie natürlich nichts unternehmen. 
Bei der ihnen bekannten Denkart beffelben war es aber unwahrſcheinlich, daß er 
ihren Bitten Gehör geben werde. Doch wollten fie wenigſtens ben Verſuch ma⸗ 
den. Der treue und alte Freund des S., Keiton, übernahm das Geſchaͤft, den 
©. zu dem von ihnen dringend gerwänfehten Entfchtuffe zu —— Er sing def» 
halb im aller Frühe des vorlesten Tages zu ihm. Noch ſchlummerte der Gute, 
Kriten ließ ſich leife an feinem Lager nieder und wartete, bis er erwachte. 2. ers 
auf trug er ihm mit rührender Imnigkeit bie Witte ſaͤmmtlicher Freunde vor, und 
fügte noch Alles Hinzu, was bie befondern Verhättniffe des &., namentlich die 
pflichtmäßige Sorge für feine Familie, Eindringendes Darboten, um ihn zu be⸗ 
wegen, auf die Erhaltung feines Lebens bedacht zu fein. ©. ließ feinen Irenab 
ausreden, dankte ihm für diefen Beweis feiner Freundſchaft, erklaͤrte aber, daß 
ee ben Borfhlag zur Flucht mit feinen Grundſaͤtzen nicht dereinigen koͤnne. Der 
mit dem Namen Kriton uͤberſchriebene Dialog ded. Platon firt dieſes Gefpraͤch 
dar und gehöet zu den angiehendften Gemaͤlden des trefflihen Platon. Es floͤßt 
die innigfte Bewunderung gegen S. ein, ber am Rande des Grabes mit unerfht- 
terlicher Feſtigkeit an feinen eblen Gexnbfägen hing, und ſelbſt durch die ſcheolendſte 
Ungerechtigkelt nicht bewogen werden konnte, bie Pflicht des Buͤrgergehorfams zu 
verletzen. So brach denn ber verhaͤngnißvolle Tag an, an welchem S. den Gift⸗ 
becher trinken ſollte. Seine Freunde und ſeine Familie verſammelten fi fruͤh, 
um noch die legten Stunden bei ihm zuzubringen. Da ſeine Gattin XRantippe zu 
heftig bewegt war, und durch lautes Gefchrei ihren Schmerz Aber bie en 
von ihrem Manne zu erkennen gab, fo gab ©. dem Kriton einen Wink, -fie wege . 
zuführen. Der erhabene Weiſe wollte bie lezten Augenblicke in feierlicher Ruhe 
zabringen. Als dies gefchehen mar, xebete er mit feinen Freunden zuerſt uͤber ſ. 
Gedichte, dann uͤber ben Selbſtmord und endlich über die Unſterblichkeit der 
Seele. Mit dieſen erhabenen Betrachtungen brachte er den größten Thell des Ta⸗ 
ge® zu. Er ſprach mit einer Begeifterung von ben Hoffnungen feines Glaubens, 
daß er feinen Freunden als ein verklaͤrter Geiſt erſchien. Endlich mahnte die nahe 
Daͤmmerung ben S., daß feine Stunde gekommen ſei. Er foberte ben Giftbe⸗ 
cher, und als er ihn it ber Hand bielt, bemächtigte fich feiner Freunde der ee. 
mit folcher Gewalt, daß fle in Thraͤnen und lautes Schluchzen ausbrachen. 
allein blieb ruhig und gefaßt. Darauf trank er langſam ben Giftbecher — 
Noch jetzt troͤſtete er feine Freunde, in dem Zimmer aufs und abwandeind. A106 
feine Süße ſchwer zu werben anfingen, legte er fich vos und m 
noch das Herz aufhörte zu ſchlagen, rief er: „Freunde, wir find dem Acklepios eis 





Soldaten, Gefhichte des Heerweſens 887 


nen. Hahn. (das Symbol de Lebens) ſchulbdig! Mach biefen Worten huͤllte er ſich 
in fein Gewand und verfchieb im 70.8. feines Altert. Dies gefchah 400 v. Chr. 
Bald nah feinem Tode erlannten die Athenienfer feine Unfhuld an und bes 
trachteten bie Unglüdsfälle des Staats als eine Strafe für die an ihn begangene 


Ungerechtigkeit. Sie wiberriefen den Spruch, ber ihn zum Tode verurtbeilt 


hatte, ‚ließen den Melitus binrichten, verbannten feine übrigen Anklaͤger, und ließen 
ihm Durch Lyſippus eine eherne Statue errichten. Sein Kuferes war von Natur 
nicht guͤnſtig, ja faft haͤßlich; Platon fehreibt ihm ben Kopf eines Silens zu; aber 
innere Anmuth verfchänte ihn und zog alle edlen Menſchen zu ihm hin. Zu feiner 
Charakteriftit dient Wegger's „Sokrates ale Menfh, Bürger und Philoſoph“ 
(Roſtock 1811, 2. Aufl.) und Deibräd’s „Sokrates (Köln 1816). Ki. . 
Sol, f. Helios und Golfeggiren. 


Soldaten find Krieger, welche einen beſtimmten Gold oder Gehalt em⸗ 


pfangen. Sreiwillige dienen dem Baterlande als Krieger ohne Sold. Jene bilden 
einen Stand; ihre Pflicht ifk ihre Beruf. Diefe wählen den Kriegsdienſt und un: 
terwerfen ſich feiner Ordnung unter gewiſſen Verhältniffen, um ihn bedingungs⸗ 
weife wieder zu verlaffen. Der Mehrftand Ift.fo alt als der Krieg; das heutige 
Soldatenwefen (die ftehenben Heere) aber ift aus den Söldnerfcharen bes Mittel: 


alters hervorgegangen. Als die Menfchen noch Beine Staatsgefelifchaften kannten, 


als noch jeder Hausvater bee Befeggeber und Fuͤrſt feiner Familie war, da nahm 
jedes waffenfähige Mitglieb Antheil an den Familienkriegen. So zog Abraham, 
das Haupt einer einzigen Familie, gegen feine Feinde zu Felde. Als aus mehren 
verwandten Stämmen, bie fi) einander anfchloffen, verſchiedene Voͤlkerſchaften 
entftanden waren, gab es weniger Famillen⸗, wol aber Voͤlkerkriege, an benen 
ebenfalls alle waffenfaͤhige Männer Theil nahmen. Solche Kriege führten bie al- 
ten Hebräer und ihre Nachbarn, die Kananiter, Araber, Ägypter, Affprer und 
Bahplonier, bie Völker Kieinafiens und Griechenlands, die feythifchen und kelti⸗ 
fchen Horden, und führen noch jest die afrikaniſchen Negervölßer und die Stämme 
der wilden Amerikaner. Gewöhnlich gefchahen diefe Kriegsunternehmungen aus 
eignem Entſchluß der Nationen ober auf das Machtwort ihrer Imingherren , ent: 
weber von allen Waffenfähigen, ober von einem Ausfchuffe derſelben. Oft auch 
verbanben fich einzelne Abenteurer freiwillig zu kriegeriſchen Zügen, ober wurben 
durch das Anfehen einzelner Häuptlinge dazu verniocht ; fie führten aber dann im: 
mer ihren eignen Krieg, und biefen ihren Krieg führten zuweilen auch die vorherr⸗ 
ſchenden Stämme in geößerm Meichen, welche etwa als Eroberer eingewandert wa⸗ 
ten, bie eingeborenen Horden umterjocht, und ſich vorzugsweiſe das Recht der 
Waffen vorbehalten hatten, welches zum Theil mit den aſſyriſchen Staͤmmen in 
Großaſſyrien und mit den Chaldaͤern im babyloniſchen Reiche der Fall war. Selbſt 
wo das Kaſtenſyſtem die Krieger von den uͤbrigen Staͤnden abſonderte, wie in 
Agypten, wo Krieger und Prieſter das Grundeigenthum ausſchließend beſaßen, 
und letztere aus den erſtern den Koͤnig waͤhlten, blieben die Kriege Nationalkriege; 
denn ein erblicher Soldatenſtand iſt noch kein ſtehendes Heer. Ein Ahnliches war 
bei den indiſchen Kſchettris und bet Kriegerfiämmen ber alten Perſer der Fall. 
Überall waren folche Krieger entweber bie Nation felbft, int Gegenfag bes Skla⸗ 
venhaufens, oder boch der herrſchende Theil derſelben. Sie find alfo wefentlid) 
von Miethtruppen umb flehenben Hessen verſchieden. Das erfte Beifpiel von 
Miethteuppen findet fih, mit Ausſchuß Eleiner Scharen von Trabanten ein- 
zelner Könige und Tyrannen, um d. 3.700 v. Chr. in Carthago. Diefer Staat, 
der bei einer mäßigen Bürgerzapl und der auf Gewerbfleiß und Handel faft aus: 
ſchließlich verwandten Thaͤtigkeit nach Eroberungen ſtrebte, errichtete zuerft ein ſte⸗ 
hendes Heer von Miethtruppen; doch blieb jeder Buͤrger verpflichtet, zur Zeit der 
Noth gleichfalls ine Feld zu ruͤcken. Aber jene Soͤldlinge verzehrten die beften 

Gonv.ster. Siebente Aufl. Bb. X. 23 


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388 Soldaten, Geſchichte des Heerweſens in Rom 


Kräfte des Staats, erf en ihn durch Enwoͤrung und Verrath, und zeigten 
fich bei den meiſten Wolbötriegen muthlos und ſchwach. Darum unterlag dad von 
zahlreichen Fiotten und Heeren gebedite Carthago den Angriffen eines damals nur 
mäßigen, aber mit oe Kraft ftreitenden Volle. Dem Beifpiel Carthagos folg⸗ 
tm Syrakus und a. Staaten Sieilind ımd Unterltaliens; aber durchaus mit glei⸗ 
hem Erfolge. Auch in Ägypten, unter Pſammittich und deffen Nachfolgern, gab 
es griech. Miethſstruppen (um 656 v. Chr., weßhalb bie alte Kriegerkafte nach 
Äthiopien zuriichwanderte); allein ſchon von Nebukadnezar's Eriegerifchen Horden 
erſchuͤttert, ſtuͤrzte nach einer einzigen Schlacht gegen Sambyfes ber Thron ber 
Pharaonen ein, und bewies die Unzuvertäffigkeit ber Miethötruppen. Dennoch 
breitete fich ihr Bebrauch immer weiten aus. Die Perfer beſchraͤnkten ben Kriege» 
bienft auf ihre edlen Stämme, und die größere Maffe der Nation verſank in lels 
dende Ruhe. Nur in befondern wichtigen Kriegen ——— Aufgebote an 
das ganze Volk, z. B. auf Xerxess Machtwort gegen die Griechen. Bel zuneh⸗ 
menber Weichtichleit der herefchenden perſiſchen Stämme aber wurden ihre — 
den Heere groͤßtentheils aus fremden, unter beit barbarifähen Horden und in Grie 
chenland geworbenen Miethlingen gebilbet, darum zerfiel das große perſtſche Reich 
bei dem entſchloſſenen Angriff des Macedoniers. Auch bie Kernmaſſe von Aleran⸗ 
ders Heer beftand aus flehenden Truppen; aflein es waren Eingeborene, bie durch 
das Genie ihrer Feldherren erhoben, für ihre Nationalehre fochten. Inden ſchoͤ⸗ 
nen Zeiten Griechenlands hatte man dort nur Nationaltriege gefehen. Der Sieg 
bei Marathon, der herrlichſte von allen, wurde von 10,000 athenienfifcen und 
platäenfifchen Buͤrgern unter ihren Gtabtobtigkeiten über unzaͤhlbate perſtſche 
Schlachthaufen erfochten. Als aber Athen und Sparta anfingen, um die Ober⸗ 
berefchaft zu ſtreiten; als bie innen Krlöge häufiger wurden, und Immer größeres 
Berberbniß einriß, da kamen auch hier bie Lohnſoldaten auf. Die Nationalttup⸗ 
pen hörten zwar nicht auf, fie wurden aber beſchraͤnkt; und Griechenland verlor 
durch bie ungluͤckliche Schlacht bei Chaͤronea ſeine Freiheit. Won dem Aufkommen 
der ftehenden Heere am beginnt eine traurige Epoche in der Geſchichte. Die Völker 
erſcheinen nicht mehr thätig, ſondern blos leidend. Dafür ficht man Truppen und 
Zruppenführer, die mit wilder Wuth die Länder durchſtuͤrmen. Jede gluͤckliche 
Kriegerſchar errichtet ein Reich; jeder Feldherr wird ein Fuͤrſt. So erhoben ſich 
bie biutigen Throne der neumacebonifchen, ber Seleucidifchen und Ptolemäifdyen 
Herrſchaft und Ähnliche. Seibſt in Griechenland fah man, Bis fpäterhin Im Kto⸗ 
lien und Achaja wieder Freiſtaaten aufbiähten, in jeder Stadt einen Tyrannen, 
d. h. das Haupt einer Kriegerfchar, welche die mehrlofen Bürger unterdruͤckte. 
Aber ſelbſt die macedonifchen Reiche wankten auf ihrer foldatifchen Grundfeſte. 
Sie fielen [nel nad) einander, als die Nationatheere der Römer gegen fie auftra⸗ 
tem. Dagegen war bie Heine Äeotifche und achaͤiſche Eidgenoffenfhaft ſchwerer zu 
befiegen als ber weitgebietende Antiochus, und ihre Nattonalftreiter wurden mehr 
durch Hinterlift und Verrath als durch Woffengewatt übertounden. 

In Rom war e8, bis zu ben Iehten Zeiten der Republik, der wehrhafte 
hell des Volks, der, nad) der Verfügung des Geſetzes, von den Magiſtraten 
aufgefodert, umter bie Fahnen trat. Der Dienſt war unentgeltlich, und als fpäter 
Dei Längern Kriegen ber Gold aufkam, diente man doch nicht um des Soldes wil⸗ 
len, fondern empfing Ihn bloß als eine Veihlilfe zum Dienft. Bis zu den Zeiten 
des Marius und Sulla gab es keine Miethstruppen in Rom, und In biefe Perlode 
fallen bie größten Triumphe ber Roͤmer: die gefahrvolle Eroberimg Italiens, ber 
Riefentampf mit Carthago und die Demüthigung der alerandrifhen Reiche. 
Als aber hierauf bie Luft nad) Beute und Eroberungen immer mehr zunahm; als 
Volk und Verfaſſung immer fehlechter wurben, traten almällg ſtehende Heere auf, 
und Soldaten, die, obgleich aus Buͤrgern geworben, doc) keine Buͤrger mehr was 


Soldaten, Geſchichte des Heerweſens in Rom 889 


ren. Narlus tief, ben often Geſetzen zuwiber, ben ıtebelsfken Poͤbel, der fricher 
ganz Eriegebtenftftei — war, vorzugswelſe in die Legionen und veraͤnderte da⸗ 
durch den Geiſt der toͤmtſchen Kriegsverfaſſung. Denn nun ward ber Kriegsdlenſt 
An Gewerbe, zu welchem ſich felle Menſchen ohne Bemeinfirin draͤngten, die nicht 
mehr Gtereltet ves Vaterlandes, fordern des Felbherrn waren. Obgleich Marius 
die Cinſbetn und Teutonen, und Stilla den Micheidates ſchtug, fo vertieth ſich 
dbanmoch ſchon die Erſchlaffung Ber edlern Streitkraft. Indeſſen blieben die Heer⸗ 
wenigſtens zum Theil noch Volkeheere, und die Feldherren, welche nach Herrſchaft 
ftkrebten, konnten, indem ſie fich der ſtehenden keglonen zu verfichern, and bie neuge⸗ 
wotbenen Truppen Bald moͤglichſt aus Buͤrgern zu Soldaten zu machen ſuchten, 
gegen bie Stimmung bes noch ſtreitbaren Volks nicht gleichguͤltig fein. Erſt der 
anzliche Gturz der Freiheit hatte die voͤllnge Abaͤnderung des Kriegsſyſtems zur 
olge. Schon fruͤher wurden —— der Grenzen und zur Beruhi⸗ 
gung det gedruͤckten Prodinzen ſtehende Deere gehalten; aber in Kom und Italien 
mußte das Deer bie Majeſtaͤt des Volks und das Anfehen der Magiſtrate ehren. 
Selbſt die oft blutigen Partelenkaͤmpfe auf und außer ben Comitien wurden noch 
melſt zroifchen Bürgern und Buͤtgern geführt. Die Soldaten des Sulla waren 
die erſten, welche ohne Scheu und unbeſtraft ihre Möcderhände gegen bie Buͤrger 
Moms erhoben. Bon da an mehrten fi) dieſe Frevel, und das Bolk ımterlag dem 
Ubermuthe der Feldherren, ber Regionen und mitunter des bewaffneten Poͤbelhau⸗ 
ens, bis endlich, nach langem Parteienkampf, der gluͤcklichſte und verſchmitzteſte 
nfuͤhrer die gefammte Kriegsmacht unter ſich vereinigte und, als alleiniger Im⸗ 
perator, ununnfchränkter Gebieter des Volks und des Heers ward. Von jetzt an 
gab es in Rom und ben Provinzen keine Nationalſtreiter mehr, bloß Soldaten des 
Fuͤrſten. Je nieht nun Im Innern die Despotie fich fläckte und vervonftändigte; 
je mehr die Barbarifchen Nationen das Meich von Außen bedraͤngten, deſto zahleei⸗ 
her und regelmäßiger gebildet vourben die flehenden Deere. Die alten Geſetze, 
welche alle Bürger zum Kriegsbienfte verpflichteten, kamen in Wergeffenheit, und 
die Soldaten fonberten fi von den Bürgern immer mehr ab. Man erfamıte, 
daß man, um Bas Volk in der Sklaverei zu erhalten, freiwillige Sklavenhuͤtter ge: 
brauche, und man lodte ſolche Freiwillige durch erhöhten Solb und mancherlei 
Gumftbezeigungen unter die Fahnen. Späterhin warb man Miethlinge unter ben 
Barbaren, deren Vortheil noch mehr von dem des Volks getrennt war. Nur in 
Naothfaͤllen nahm Man zu gezwungenen Werbungen im Innern feine Zuflucht. 
Dadurch war es möglich, die Despotie zu erhalten und zu verflärken. Die Int: 
peratören erthetiten daher ben Soldaten mit faft ausſchließender Vorliebe Befchente 
und Vorzlige, und fo fonderte ſich die Nation in 2 feindfefige, an Werhättniffen 
und Reiten einander ganz entgegengefegte Claſſen, wovon bie eine, durch Schwäche 
und Entartung unter bas Gefeh erniedrigt, Alles zu erdulden hatte, was über⸗ 
muth und Grauſamkeit Druͤckendes erfinmen Finnen; bie andre hingegen, über dem 
Det: duch Anmaßung und Gewalt ſcham⸗ und ſtraflos jeden Frevel übte, wel⸗ 
en Laune und Leidenſchaft eingaben. Dieſer Fluch, vom Thron ausgehend, 
wirkte auf ihn zuruͤck, und forie das Volk vor dem Imperator bebte, mußte die 
fer Hör feinen Prätoriänern zittern, und durch Sreigebigkeit und Schmeichelei ihre 
Gunſt erwerben, um kein Opfer Ihres Grimmes zu werden. Die gerechten, bürs 
erſteundlichen Kaiſer, ein Pertinax, Alex. Geverus, Balbinus, Probus, Gras 
u. f. w., wurden von den Soldaten getöbtet; dagegen Ungeheuer, wie Calt- 
gula und Commodus, Uber deren Tod das Volk fich freute, von den Soldaten bes 
trauert wurden. Endlich ward das Reich durch bie Parteiungen unter ben Solda⸗ 
ten und ihren Feldherren, die abwechfelnd den Purpur nahmen, auf das Außerfte 
erſchuͤttert. So warb ed den ſcythiſchen und germanifchen Volkaftämmen leicht, 
das weltbeherrſchende Rom, welches 100 Mationen unter fern SLR verei- 
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’ 


- 


340° . &oldaten, Heerweſen im Mittelalter 


nigte, welches bie Huͤlfequellen umb Streitkräfte der reichſten und beſtverwahrten 
Länder, alle Mittel ber erfahrenften Kriegskunſt und eine ſtehende Heeresmacht befaß, 
bie 3 Mal größer war als jene, womit Rom einftens bie Melt bezwungen, zu über: 
wältigen. Und doch waren jene Scythennur die Schlachthaufen armer, barbarifcher, 
aber mit ungeſchwaͤchter Naturkraft und in Nationalmaffen flreitender Stämme. 
Nach Roms Kalle breitete ſich der Eriegerifche Geift ber Germanen über 


das ganze weflliche Europa, bis nach Norbaftita hin, aus. Die Germanen 


(Wehrmaͤnner, Waffenmänner) waren ein Volk von Kriegen; und in der Regel 
war ber Krieg, dem Beſchluß und der Führung nach, Nationalfache,; nicht Sas 


che eines beſtimmten Standes; daher mußte jeder wehrhafte Mann mit in das 


Feld ziehen, wenn das Volk den Krieg befchloffen hatte. Als bie Deutſchen in 
ben eroberten römifchen Rändern fich feflgefest hatten, blieben die Grundfäge des 
Kriegs bie nämlichen. Etſt fpäterhin ward bie Heerpflicht aller Wehrhaften auf 
ein gewiſſes Beſitzthum beſchraͤnkt (mer nämlich 5 Maß befaß, mußte nach Karls 
d. Gr. Gapitular von 807 perſoͤnlich ins Feld rüden); geringern Befigern Ing 
ſolche Kriegspflicht nur gemeinfchaftlih, von Einem flelivertretend für Mehre 
zu leiften, ob. Auf biefe Weife bilbete der edlere und reichere Theil des Volks 
vorzugsweiſe das Kriegsheer. Inbeflen gogen die Veränderungen ber polit. Lage 
auch Veränderungen in dem Kriegsweſen nach fih. Die erobernde Nation, welche 
die befiegten Einwohner einer Provinz oft ganz, oder doch zum Theil von dem Ges 
nuffe der politifchen und bürgerlichen Nechte ausfchloß, behielt gewiffermaßen ein 
fortwährend feinbliches Verhaͤltniß gegen diefelben, und es mochte der eingewan⸗ 
berte herrſchende Stamm In folher Beziehung als ein eingelagerte® Kriegsheer 
betrachtet werden. Daher hatten ſolche Staaten das Schidfal der von Despoten 
beberrfchten und von ſtehenden Heeren beſchuͤtzten und unterdrüdtten Reiche. Einige 
unglüdlihe Schlachten Tonnten fie umſtuͤrzen, wie die Gefchichte der Wanbalen, 
der Oſtgothen ıc. zeigt... Nur wo Eroberer und Befiegte zu einem Gemeinweſen 
verſchmolzen, oder wo der erobernde Stamm noch der Anzahl nad) ber vorher: 
ſchende war, bildeten ſich Staaten von fefter Haltung, wie der fränfifche, indem 
die Beſiegten, in die Gemeinfchaft der bürgerlichen und politifchen Rechte aufges_ 
nommen, bie Maffe ber Nationalkraft verflärkten. Aber allmälig verbrängte in 
dem fränkifchen und andern Reichen das Syſtem bes Lehnsweſens die Allobialfreis 
heit. Dierzu gab die alte Gewohnheit der Germanen, nicht bloß: in, Nationalfries 
gen ober im Heerbann, fonbern auch im Geleite ober Gefolge unter freigewaͤhlten 
Anführern zu fechten, die Beranlaffung ; denn diejenigen Anführer, welche durch 
ein zahleeiche® Geleite (eine freiwillige, von ihnen angeführte Schar) fich befons 
ber verdient gemacht; die Edeln, welche im Heerbann burch Muth und Einficht 
oder durch bie Menge ihrer mitgebrachten Leute ſich ausgezeichnet hatten, und 
endlich vor Allen der König oder oberfle Heerführer erhielten bei der Theilung bes 
eroberten Landes große Steeden zum Eigenthum, welche fie den Leiten ihres 
Gefolges zur Nutznießung als Lehen uͤberließen, die dagegen fich ihnen zur fort⸗ 
währenden Treue und zum Striegedienfte verpflichteten. Die einreißende Geſetz⸗ 
loſigkeit jener Zeiten nöthigte bie kleinern Allodialbeſitzer (die gemeinen Freien und 
bie Heinen Edeln), ihre freien Güter mächtigen Herren als Lehen aufzutragen. 
(M. ſ.kehns weſen, auh Stamm: und Lehnsgüter) So verfhwand 
nach umd nach das freie Beſitzthum, und man ſah faſt nichts weiter als Lehen. 
Diefe Veränderung wirkte mächtig aufdas Kriegsweſen; aus ben Nationalkıiegen 
wurden jest Fuͤrſtenkriege für den ausfchließenden oder doch vorzuͤglichen Bortbeil 
des Hauptes, nicht mehr zum gemeinfamen Nutzen der Freien, Der Heerbann 
kam allmälig in Abnahme, ja faft in Wergeffenheit. Die Könige und Fuͤrſten 
boten lieber ihre Vaſallen zum Kriegsbienfle auf, da hierzu kein Befchluß der Na: 
tion nöthig war. Die Vafallen und Aftervafallen bildeten ein gleichfam flehenbes 


4 





Soldaten, Heerwefen im Mittelalter St 


Heer, welches auf jeden Wink dem Oberlehnsherrn zur Kolgeleiftung bereit fand, 
und fo wurden die Überreſte der Volksfreiheit vertilgt, der alte Adel, die Freiheit 
verdrängt, und ber Lehnsadel, d. h. ber Adel des Miiltair⸗ und bes Fuͤrſtenbien⸗ 

ſtes, ſchwang fi) empor. Wer nicht Vaſall der Krone oder eines mädhtigen Gros 

Ben war , verlor fich im Haufen bes zur Leibeigenſchaft herabgeſunkenen Bolks In 
der Folge’ änderte fich zwar der Geiſt des Lehnmefend und ber damit verbundenen 
Kriegsdienſte, aber die Unterbruͤckung des Wolke, d. h. der Maſſe ber Ration, 
Bauerte fort und warb noch flärfer. Die Bufallen wurden Immer mächtiger, bie 
Lehen wurden erblich und bie größeren Lehndleute von dem Lehnsherrn faſt unab⸗ 

haͤngig. Ste gehorchten ihn fortan nicht weiter, als ihr jebesmaliger Vortheil 
und ihre Laune es heiſchten, oder auch ſein perſoͤnliches Anſehen dazu noͤthigte. 
Indeß konnte man fle noch immer tie ein ſtehendes, aber zuchtioſes Heer betrach⸗ 
ten. Leicht wären jest die Staaten, deren Vertheidigung auf dem Dienfl der 
Lehnsmannſchaft beruhte, durch äußere Gewalt Über den Haufen geworfen wor⸗ 
ben, aber der gleiche Zuftand von Schwäche, worin fid Alle befanden, ficherte 
die Einzelnen. Deſto heftiger wütheten im Innern der Reiche die Verheerungen 
des Fauſtrechts, Geſetzloſigkeit und Tyrannei mehre Jahrhunderte fort, bis endlich 
die Könige und ber aus langem Todesſchlummer erwachende dritte Stand, durch 
ein zroffchen ihnen gefchloffenes Buͤndniß, mit vereinter Kraft den ariftofratifchen 
UÜbermuth der großen Vafallen brachen. Da bildeten fich in ben frei gewordenen 

Städten Bürgeemilizen, echte Nationalftreiter, d. b. folche, bie für fi) 
ſelbſt und für ihe Gemeinweſen (ihr näheres, und, nach den Zeitverhältniffen, oft 
ihr einziges Vaterland) ſtritten. Die Könige aber, Philipp Auguſt von Frank: 
‘reich umter ihnen der erſte (vom J. 1180 — 1223) , errichteten Goͤldnerheere, um 
ihre Throne gegemben Trotz der Vafallen zu ſchuͤtzen. Das Volk, feufzend unter 
Adels: und Prieſterdruck, betrachtete Das, was ber Thron an Feftigkeit ge- 
wann, als einen Vortheil, ohne den aus der Errichtung der neuem GSolbheere 
entfpringenden künftigen Schaden zuahnen. Obgleich ber Lehndienft noch forte , 
dauerte, breiteten ſich doch die getworbenen Zruppen immer mehr aus. Auch 
"Städte, Freiftaaten und Bundesfofteme (mie die Hanfa) unterhielten geworbene 

eere nach Mafigabe ihrer Verhaͤltniſſe. Bald fchien durch das Vorbringen der 
DOsmanen in Europa eine Vermehrung ber Kriegäheere nothivendig. Murad I. (von 

1360 — 89) ftiftete das fiehende Heer der FSanitfharen und gewann dadurch 
"ein drohendes Übergewicht über ale Nachbarſtaaten, die ihm weder ein gleich ſtarkes 
Heer noch eine wohlgeordnete Nationalvertheidigung entgegenfehen konnten. Allein 
der Einführung der ſtehenden Heere festen fich geoße Hinderniffe entgegen. Woll⸗ 

te man den Kriegsdienſt zu einem Gewerbe und einem bleibenden Stande machen, 
fo mußte das fichende Heer aus Freiwilligen gebilbet werben. Deßhalb war ein 
zum Kriegsdienſt einladender Sold nöthig. Die Deere ſchienen mehr im Dienſte 

"der Fuͤrſten als der Rationen zu ſtehen, und die Einkuͤnfte der erſtern erlaubten 
ihnen nicht, große Heere zu beſolden. Deßhalb hielt man in Friedenszeiten nur 
die noͤthige Anzahl zur Erhaltung der innern Ruhe, und nahm im Kriege ganze 

Scharen von Soͤldnern unter ihren eignen Anfuͤhrern (Condottieri in Italien) 
in Miethe. Nachher wurden fie abgedankt und trugen dann ihre Dienſte einem 
Anden an. Für diefe Miethlinge, weiche mit ihren Banden abwechfelnd hier 
umb dort dienten, war ber Krieg ein wahres Gewerbe, welches fie mit kaufmaͤnni⸗ 
ſcher Berechnung, ober nach den Grundfägen gemeiner Raͤuberpolitik betrieben, 
indem fie ſich merhfelfeitig — des gemeinfchaftlichen Vortheils wegen — ſchonten 

"und gegen bie Unterthanen der Kürften, gegen die Bürger, für die man dem Na⸗ 
"men nad focht, deſto ſchrecklicher verfuhren. Die Banden biefee Jedermann 
feilen Kriegsknechte waren Schulen ber gefühllofeften Barbarei. In derſelben 
Zeit fanden die Fuͤrſten ein verführerifches Mittel zur Erhöhung ber Abgaben. 





848 welbouen, Heerweſen ber neuen Zeit 


Man berief Ahgenrinete der —— ‚von denen 
man durch gute und boͤſe Mittel, egal rn Standeserhoͤhung u. f. w., 
bie Bewilligung höherer Steuern erlangte. — glaubten Die Voͤlker viel fü: * 
— gu haben, ba fie das wichtige Recht der Selbſtbeſtenarung ausuͤb 

Bern bewilligte man Abgaben zur Truppenvermehrumg, um De late 
Privilegien zu schalten, aber indem bie Völker e8 ſich gefallen tiefen, wehrlos 
zu fein und die Kriegsmacht von ben Finanzquellen ig gemacht ward, fielen 
ale Schranken hinweg, welche den Anmaßungen bee Fuͤrſten, ihrer Eroberungs⸗ 
ſucht und dem Volksdrucke entgegenſtanden. Der letztere mußte um fo heftiger 
werben, jemehr Gewalt bie Fuͤrſten durch die Wergrößerung ihser Finangen und 
ber von ihnen allein abhängigen Heere erlangten. Dadurch daß man ihnen zur 
Verſtaͤrkung der legten die Mittel in die Hand gab, erlangten fie zugleich bie 
Macht, die Auflagen nad, Willkuͤr zu fleigern. 

Der König von Frankreich, ber erfie, welcher ein ſtehendes Truppen⸗ 
corps errichtet hatte, ging auch in ber Vermehrung deſſelben and in ber Herabſe⸗ 
bung feiner großen Vaſallen, in der anfänglichen Befreiung und barauf wieder 
folgenden Unterdruͤckung der Gameinen, in Erhöhung der Abgaben, in allen Pla⸗ 
nen einheimifcher Despotie und ausmwärtiger Hereſchſucht Schritt vor Schritt vors 
an, Ungefähr 100 3. nach Philiyp Auguft, ber f. Thron Dusch bewaffnete eu 
inge qutftbefefigt Dat, sn (1285 — 4314) fein Rafaiger Dillipp IV 
ober der Schöne, fo glücklich und beharslich im feine Fupftapfez, baf ber frang. 
Thron unter allen andern mächtig hervorglaͤnzte. (Vgl. Deere, fichende.) End⸗ 
lid) vollendete Richelleu's gewiſſenloſe Staatskunſt das Syſtem der franzäfifchen 
auswärtigen Herrſchgier, und nichts hielt mehr bie furchtbar wachſende Größe des 
Heeres auf. Europa erfuhr es in jener Reihe von Kriegen, durch welche Lud⸗ 
wig XIV. baffelbe verheerte. Sowie Frankreich durch — ſeines Heeres 
ein drohendes Übergewicht errang, fo mußten auch bie übrigen Staaten verhaͤltniß⸗ 
mäßig demfelben nachſtreben. inigen gebot es wirkliche Moth, um ihre Selb: 
| en zu [hüten ; andre wurden — das Beiſpiel fortgeriſſen; noch andre 

benutzten den Vorwand der Gefahr, aus Abfichten, welche jenen Frankteichs aͤhn⸗ 

lid) waren. Endlich wurde, befonders in Deutichlaud feit Friedrichs IL. Zeit, 
Frankreich felbft der Rang abgelaufen, ba ein graßer Kriegäftant für das Weſentli⸗ 
fie, wonach die Fuͤrſten zu trachten hätten, gebalten-wurbe. Die geößern ſtreb⸗ 
ten. danach, als nad) einem Mittel zur Erweiterung ihrer Gewalt; bie Hein 
hielten es für bie ihrer Hoheit wuͤrdigſte und angenehusite Hofpracht. Allen duͤnkte 
es eine Bürgfhaft ihrer Unelngefchränktheit im Sunern, ihrer Unahhängigkeit 
von Außen, und ein Maßſtab ihrer Fuͤrſtmehre zu fein. Jetzt nahmen die Krie⸗ 
‚ge zu, ba die Werkzeuge zum Kriege allenthalben fo [ehr vermehrt waren. We⸗ 
der zu den Zeiten des Allodial⸗ noch zu benen bo Lehnſyſtems mar Europa von 
fo allgemeinen und anhaltenden Krirgen bebrängt worden. Die Auflagen unb 
alle Stantslaften fliegen zu einer ſchwindelnden Höhe. Die hoͤchſte Vervoll⸗ 
kommnung des Ackerbanes unb aller Gewerbe, bie Entſagung auf jeden Lebenb- 
genuß von Geiten ber Untarthanen waren Tayın ‚hinreichend, die Koderungen be 
Öffentlichen Schages zu befriedigen. Die Despatie ward inmer furchtbarer , im⸗ 
mer feſter. Alle verfaffungsmäfigen und gefeglichen Schranken durchbrach das 
Bajonnet. Ein wehrlofes Volk vermochte nichts gegen bie bewaffneten Diener 
der Wiltür. Die Erfindung des Schießpulvers im 14. Jahrh., welches 
eine gänzliche Veränderung im Keiegewefen hesbsiführte, hatte bie — 
diefer traurigen Vorhaͤltniſſe beſchleunigt. Dar eine Iange-Übung heiſchende Artli 
ee und die mit dem Gebrauche des Pulvars zuſammenhaͤngende —*— 

Taktik ſchienen ſtehende Heere gebieteriſch zu fobern. Die Anſchaffung des 

fchüges nebſt Zubehoͤr, die, Anlegung ber a unb ber ne 





Soldaten, Heetweſen der neuern Zeit 548 


für den Kriegsdienſt machten größere Abgaben — Dieſe haͤtten die Voͤl⸗ 

ker noch verſchmerzen mögen, aber bie mit dem Mark der Unterthanen bezahlte, 
von ben Fürften allein abhängige Militairmacht gab die Voͤlker vettungslos der 
Herrſcherwillkuͤr ber Phitippe und Ludwige, einem Michelien, Mazarin und Lous 
vois, ja felbft einer Pompadour, preis. Bon jegt an genoffen nur noch wenige 
Völker eines mäßigen Gluͤcks anders, als durch bie Gnade der Fürften, und 
konnten fich keines Beſitzthums, felbft Baum ihrer eignen Kinder erfreuen. Furcht⸗ 
bar drüdte die Laft der Deere auf Europa, als die franz. Mevolution begann. 
Wir wiffen, was die Nationalheere ber Franken gegen die ſtehenden, befolbeten 
Heere der Zürften ausführten, welch ein Übergewicht fie in bie Schale Frankreichs 
gegen das ganze Europa legten. Als aber in Frankreich auf den Trümmern einer 
geſetzloſen Freiheit ſich eine neus Despotie erhob, ba erfann Napoleon, ber, wie 
alle Tyrannen, die Nationalkraft fürdptete, bie fchredliche Confcription, wo⸗ 
durch dad nachwachſende Geſchlecht regelmäßig dem Kriege gewidmet, die Bluͤthe 
bes ganzen Volks zum Deere gemacht und diefe Geſammtmaſſe der Streitkräfte fo 
gebildet werden fallte, daß fie dem Geifte nach immer folbatifch, niemals natios 
nal wäre. Zwar hatte ſchon vor der Revolution in verfchiebenen Staaten eine 
Gonfcription beftanden; fie follte aber bloß ergänzen, was bie Werbung nicht auf: 
brächte , und Über die Wahl der Conſcribirten entſchied das Loos. Much blieh 
ganzen Gemeinden und Einzelnen vergöunt, Stellvertreter zu Faufen; nur bie 
hoͤhern Stände waren ganz frei! Das neue franz. Confcriptiondgefeg machte hin⸗ 
gegen alle Bürger zu geborenen Kriegsknechten. Sollte hie jaͤhrlich anwachſende 
Zugend nicht hinreichen, bie Lücken der Schlachtreihen zu füllen, fo blieb auch 
wer nach überftandenen Dienfljahren in ben Buͤrgerſtand zuruͤcktrat zum Kriegs⸗ 
dienft pflichtig, und die ganze Nation, foweit fie flreitbar war, Fonnte außges 
ſchickt werden in den Kampf für den Stolz und ben Eigenfinn bes Fuͤrſten. Doc 
dieſe unechörte Steigerung der Militairmacht fonnte Frankreichs Sturz nicht hin⸗ 
dern. Denn, mit Ausnahme des Landſturms ober bed Aufgebots in Maffe, war 
bie Bewaffnung in Frankreich nicht national, fonbern bloß folbatifch, das Heer 
ſtritt bloß fuͤr fremde Zwecke und befaß alfo nicht bie hohe Begeilterung und Kraft 
fülle eines für feine Sache Lämpfenden Voll. Dagegen erfüllte ein folcher 
Nationalgeift Spaniens, Auslands und Deutihlande Deere, ald fie, wenngleich 
groͤßtentheils aus Sölbneen beſtehend, die Ehre und bie Freihelt des Vatetlandes 
gegen Napoleons Deermaffen fiegreich vertheidigten. Aus allen angeführten That 
fachen folgt, daß der Soldat nur dann dem Mebrftande eines Volks und Landes 
angehört, wenn er, gleich bem freiwilligen Nationalkrieger, ‚nicht bloß den Krieg 
feineö Herrn, ſondern zugleich den ‚eignen, ben Krieg ſeines Vaterlandes führt. 
Der Soldat vom Handwerk begehrt nur Gold oder eigentlichen Gewinn; bem 
Buͤrgerſoldaten, dem Netionalteieger iſt der Krieg die Ausuͤbung eier allgemei⸗ 
nen und natürlichen Pflicht, eine aus dem Geſellſchaftobande fließenbe Verrich⸗ 
tung des Bürgers. Dieſer morafifche Unterſchied zeigt fih am wirkſamſten in 
ſolchen Kriegen, bie von der einen Macht nut als Soldaten⸗, von ber andern aber 
als Volkakriege geführt werben. Hat nämlich die Nation durch ihre Vertreter den 
Krieg beſchloſſen, wird er um ihres Vorthells ober auch um Beibenfchaften willen 
geführt, ſo iſt er ein Nationalkrieg; — hat ihn der Wille des Herrſchers geboten, 
fo ift er ein Herrſcherktieg. Gewoͤhnlich find bie letztern zugleich Soldatenkriege; 
nur wo der Despotismus bie hoͤchſte Vollendung erreicht hat, kann er garize Vol⸗ 
Ber wie Kriegaknechte hebamdeln.. Doch hört ber Begriff eines Wolks dann auf, 
weil eine Sklavenſchar kein Wolk iſt. Dagegen koͤnnen Kriege, welche nach ihrem 
BeſHluß vder Gegenſtande natignal find, ſowol durch Sötblinge, als durch Na⸗ 
ıtönalfeiter geführt werden. Earthage in alten, England und Holland in neuern 
Zeiten geben bievon Beifniske. Die moralifche Kraft eines Harnfs in einayı Volla⸗ 


S44 5° Solbaten, Heerpolitik 


kriege beruht aber faſt einzig auf den eingeborenen Keiegern. Den fremben Goͤlb⸗ 
ling koͤnnen, wenn ernicht Bürger des Staats ift, dem er bimt, nur Ehre, Ka⸗ 
ſtengeiſt, Gewinn oder Noth zur Tapferkeit antreiben.*) 

Die große Frage endlich, ob’ ein zahlreiches ſtrhendes Heer, oder ob eine 
wohlgeordnete Wehrfaͤhigkeit ded / Volks überhaupt. zum Schutze des Staats zweck⸗ 
dienlicher ſei, beantwortete ebenfalls bie Erfahrumg. Denn obgleich die ſtehenden 
Heere durch die beſtaͤndige kriegeriſche Übung, merkt fie erhalten werben, einen 


hoͤhern Grad von Gewandtheit erhalten, fo iſt doch unleugbar, daß das Soſtem 


* 





der Volksbewaffnung, es heiße Landwehr, Heerbann oder anders, in der 
Geſchichte faſt aller Voͤlker ſich als das dorzuͤglichere bewaͤhrt hat. Denn abgeſe⸗ 
hen davon, daß ein großes ſtehendes Heer jeden Staat im Frieden durch ſeine Ko⸗ 
ſten entkraͤftet, für ben Krieg alſo ſchwaͤcht, fo iſt der Mechanismus des Kriegs: 


dienſts und die Trennung des Soldaten vom Buͤrgerthume dem morallſchen Geiſte 


des ſtehenden Heeres auf bie Dauer allemal nachtheilig. Mancher Officier wuͤnſcht 
Krieg, um hoͤher zu ſteigen; ihn reizt der hoͤhere Sold; der Zweck des Kriegs 
gilt ihm gleichviel. Den gemeinen Soldaten reizt mehr die Hoffnung der Beute und 
des ungebundenen Lebens in Feindesland als die Begeiſterung fuͤr ſein Vaterland. 
Darum bat fo oft ber Geiſt, der den Volkskrieger beſtelte, über die Maſſen 
krieggeuͤbter Scharen den Sieg tavongetragen. Dies beweiſen die Schlachtfel: 
der von Marathon, Thermopylaͤ, Leuktra, bie Großthaten der Schweizer, Hol: 
länder, Norbamerikaner, Tiroler, Spanter und Suͤdamerikaner. Außerdem, 
daß ſtehende Heere bisweilen die Stäge bes Despotiemus und eine Laſt der Unter: 
thanen find, wird aber auch durch fie die Bevoͤlkerung vermindert, obgleich ein 
treffllcher Schriftſteller (Karl von Rotted, „Über ſtehende Hrere und Nationalmi⸗ 
liz“, Freiburg 1816), dem wir übrigens in vieler Ruͤckſicht gefolgt find, dies leug⸗ 
nen will. Eine Menge arbeitsfähiger Menfchen , bie Familien ernähren koͤnnten, 
werden am Heirathen verhindert, und ba, wie Rotteck ſelbſt fagt, „bie kraͤftigſte 
Mannſchaft angezogen und zum ehelofen Stande gezwungen wird, ſo muß dadurch 
im Ganzen bie Kraft und Größe des nachwachſenden Geſchlechts ſich mindern”. 
Die Sittenloſigkeit und die Ausſchwelfungen, weiche uͤberdieß durch das zum Theil 
ganz mäßige Leben ber Soldaten noch befördert werben, tragen zur Verſchlech⸗ 
terumg der Race und zur Aufloͤſung aller gefeligen Ordnung, beren Befd;figer der 
Soldat in Sriebenszeiten doch fein fol, bei. Endlich werben die Völker, welche 
ihre Vertheibigung einem beſondern Stande ausſchließlich uͤberlafſen haben, feig, 
und fobald das ftehende Heer gefchlagen iſt oder fie verläßt; find fie eine wehrloſe 
Beute des erſten beften Eroberers. Noch fhlimmerift e8 für jede bürgerliche Tugend, 
wem die Soldaten vorzugsweiſe vor den Buͤrgern beguͤnſtigt, und jenen naͤchſt den 


*) Aller Erfolg im Kriege hängt von phyſiſchen unb von moraliſchen Kräften ab; 
jene vermag das Kunfttalent eines Generalſtabs oder eines Louvois zu lenken; über 
diefe vermag er nichts. Darum fiegten bie Krieger ber franz. Revolution, ohne Zucht 
und Erfahrung, fehlecht bekleidet, bewaffnet und verpflegt, tiber die Elügften Berech⸗ 
nungen ber erften Kelbherren Europas, durch jenen Sturm der Begeifterung ‚‘ welcher 
alter Taktik fpottete. Sie fiegten troß jeber Wahrſcheinlichkeit des Gegentheils, troß 
aller Hinberniffe, über bie Zahl, felbft über die Nachtheile des Bodens. Go hoch 
ſteht der Muth über der Kunft! Leidenfchaftlicher Mille entfcheidet, Alles, ferbit im 
Kriege. Stellt ein Heer von Schiwärmern, Flug angeführt, ber beften Heermaſchine 
"von Soldatentruppen gegenüber, und ihr könnt, ohne Feldherr und Taktiker zu fein, 
vorausfagen, wer fiegen wird. Der Soldat bedarf alfo, um muthig zu fechten, mehr 
al® Kriegszucht. Ihn muß- eine Leidenfchaft treiben, und bat er fie nicht, fe muß 
man fie ihm-geben. Bei den fpätern Römern erfenten Luft nad) Beute und Beloh⸗ 
nung, Ruhm; und Selbſtſucht die Stelle ber Begeifterung, Dies war das im 
niß Alexanders ‚und aller Eroberer. Durch den Schimmer der Beute und des Ruhme 
"Beraufchte Napoleon feine Soldaten. Aber die hoͤchſte Beaciflerung und’ den unwider⸗ 
ſtehlichſten Muth floͤßt˖ die Ides ber Freiheit des Vaterlandes cin! 











Soldaten, Rechtsſtand derfelben 845. 


hoͤhern Eränden allrein Anfprliche auf Ehre zuerkannt werben. Mas aber bie Con: 
feription ober die gezwungene Dienftpflichtigteit der Waffenfähigen auf gewiffe 
Sabre betrifft, fo ift fie ebenfo nachtheilig Für den Staat als für die Sittlichkeit 
feiner Buͤrger. Der Juͤngling wird, ehe er bie Kemimiffe zur Erwerbung f. Unter: 
halte im bürgerlichen Leben erlangt hat, aus feiner Laufbahn geriffen, zum Kriege: 
dienſt gendthigt, wo re mit vielem Laſtern bekannt und durch den häufigen Muͤßig⸗ 
gang arbeits fcheu wird. Bei ſeiner Entlaſſung aus dem Kriegsdienſte wird es ihm 
ſchwer, das Verſaͤumte nachzuholen; den meiſten fehlt es an Luft dazu, und 
ihre Untugenden theilen ſie andern noch unverderbten jungen Leuten mit. Moͤch⸗ 
ten daher doch alle ſtehende Herre abgeſchafft ober auf die unentbehrlichſten Staͤm⸗ 
me nd Pflanzfchulen zuruͤckgefuͤhrt, und möchten die Heerpflichtigen nicht ganz 
dem Bürgerthum entzogen werben! Dann wäre ben Boͤlkern ein bluͤhender Wohl: 
ſtand, den Fuͤrſten die Liebe ihrer Unterthanen gefichert. Alle fogenannte Eabis 
netskriege der Politik, die Theilungs⸗, Erbfolge- und Eroberungskriege, an 
weichen Deutiche fo oft für fremde Fuͤrſten theitnehmen mußten, mwärben nicht _ 
mehr ſtattſinden; denn nur zur Vertheidigung des Staats waffen fich die Voͤl⸗ 
ker freiwillig. Die Cabinette brauchten fich dann nicht wegen bes Gleichgewichts 
zu aͤngſtigen, ſo wenig, wie die Unterthanen jedt ſich uͤber das Gleichgewicht ihrer 
Geldboͤrſen quaͤlen; denn keinem Volke wuͤrde es in unſern Zeiten einfallen, ein 
andres zu unterjochen, und führe ein ſolcher Gedanke einem Staatsoberhaupte 
oder ſeinen Miniſtern durch den Sinn, ſo wuͤrde man ihnen den Rath geben, ſich 
ein groͤßeres Land zu ſuchen, wenn ihnen das ihrige zu klein ſei. Gegen Angriff 
und fremde Gewalt aber tritt das Volt willig unter die Waffen. Für dieſen Fall 

Ichen ine Frieden eine Eanbiwehr*), und biefer Verpflichtung zum Kriegs⸗ 
dienſte darf ſich Keiner entziehen. Iſt der Aufruf des Heerbanns nicht nöthig, fo wird 
die Nation durch freiwillige Werbung für die Dauer des Kriegs eine Mauer aufſtellen. 
Denn nur zum voruͤbergehenden Kriegsdienſte, wenn die Noth oder der Nationalwille 
ihn heifcht, nicht aber zum bleibenden Kriegs ſtande iſt der Bürger, als ſolcher, verpflich⸗ 
tet, und mehr erfobert auch der Zweck des Staatsvereins nicht. Der Zwang zu einem 
Stande iſt Grauſamkeit, da er die groͤßten Opfer verlangt; um ſo weniger kann folg⸗ 
lich ein Staat dazu befugt fein, da es, er mag haben welche Verfaſſung er wolle, 
fein Zweck tft, die unveräußerlichen Rechte feiner Bürger zu befchügen. Val. die an: 
geführte geiftreiche Schrift von K. v. Rotteck. — Die innere Heervermwaltung, 
oder die Okonomie des Heerweſens lernt man am beften kennen aus Mibbentrop’6 
„Haus halt bei den europälfchen Kriegsheeren” und aus deſſen, Archiv für die Wer: 
waltung des Haushalte bei den europäifchen Rriegsheeren”. 

Nachdem wir⸗das Soldatenweſen hiſtoriſch und politiſch betrachtet haben, 
iſt uns noch uͤbrig, in ju riſti ſcher Beziehung bie rechtliche Verſchiedenheit bes 
Soldaten von andern Staatsbuͤrgern zu bezeichnen. Mad) dem gemeinen Rechte 
genießt ber Solbat mehre Vorzuͤge: 1) In Hinſicht feiner Teftamentserrichtungen. 
(&. Teftamente ımd Gobdicilie.) 2) Über das von ihm während bed Kriege: 
dienſtes erworbene Vermögen (peculium castrense) hat er, wenn er noch unter 
väterliher Gewalt ſteht, die Mechte eines Patris familias, d. h. er kann auf jeg⸗ 
fiche Weiſe nach Belieben darüber verfügen, und auch mit feinem Water, unter 
deffen Gewalt er ſteht, güftige Verträge darüber fließen. 3) Seine Rechts⸗ 
unwiffenheit kommt ihm zu flatten, ‚wenn von Vermeidung eines Schadens, 


*), „Bas: Eräftigfte Vertheihigungsmitkl freier Bänder”, fagte baher ber erfahrene 
Lafayette in ber Sisung ber Sammer von’ 1819,.,‚und bie Grurdbebingung der Wahr: 
heit, daß bie Mationen ftärfer find. als die „Heere, ift das Anftitut der National: 

arben (ſ. d.), ſobald es die Verfafiung von 1791 hat, — die 8 weſentlichen 
Bedingungen vereinigte: Bewaffnung der Nation, Unterwerfung ber bewaffneten Macht 
‚unter die bürgerliche, Ernennung der. Offieiere durch die Mitbürger”. 





346 u. takeiſcher Hinfich⸗ 


nicht aber, wenn won es Vontheils die Rede ii. 4) Hat ereien 
privilegirten Gerichtsſtand ie ec a) nicht Vormund „en werben. 
Doch leibet dies wol, nad) heutigem Medyte , au ben meiflen Orten eime Autnah⸗ 
me, beſonders wenn bloß von einer Curatel, eines Auffidyt über das Vermoͤgen, 
bie Rebe iſt. b) Was eigentliche Soldaten (bie fuͤr Gold dienen) erobern , iſt nicht 
ihr, fondern Staatseigenthum, wofern ihnen nicht won beweglichen Sachen etwas 
überlaffen wird. Öffentliche Caffen und Kriegsgeraͤthe, die fie erbeutet haben, muͤſ⸗ 
fen unter jeber Bedingung von ihnen abgeliefert werben. In Hinſicht auf dritte 
Perfonen iſt zu bemerken, daß Diejenigen, welche zur Anfchaffung einer Bu 
ruͤſtung etwas herleihen, im Concurſe ein qualificirtes Pfandrecht haben. 
bie nicht gemeinrechtlichen, durch bie beſondern Krieggattikel eines jeden * 
beſtimmten — hinicti ber militairiſchen Verbrechen und Strafen 
betrifft, muͤſſen wir um fo mehr übergehen, da dieſe Strafen, nah Maßgabe 
— groͤßern rg geringern Bildung ber Völker, Fehr verfchieden find. (Wal. 
tandredt 
Soldaten in taktifher Hinfiht. Das Heer iſt Maſchine, ed.bes 
ſtehe ans Soͤldlingen und Fremden, oder aus Nationalkriegern; es ſei begeiflert 
von dem Durſt nach Beute und Ruhm, ober von einer großen Idee. Darum iſt bie 
Bufammenfegung diefer furchtbaren Mafchine nicht gleichgültig. Ihre Form ift ein 
Ergebniß des Verſtandes, der die tobte Kraft der Materie belebt. Mit ber inten- 
fiven und ertenfiven Ausdehnung, diefer mathematifchen Herrſchaft des Varſtandes 
über die Koͤrperwelt erweitert und vervolllommnet fid, aud die Onganifation ‚ber 
Soldatenmaſchine und die Kunſt ihres Gebrauchs. Beide beſtimmen ſich gegen: 
feitig. In der Geſchichte derſelben kann man 5 Hauptpetioben nuuehpen 
tömifchen Legionen, die der germanifchen Feudalheere, die ber Erfindung 
Schießpulvers, die ber taktifchen Feldherrenſchule unter Ludwig XIV. unb die der 
ſtrategiſch⸗ taktiſchen Schule der franz. Revolution. J. Die Römer Sannten 
nur fehe unvollkommen den Stelungskrieg, der Monate lang vor ber Kchlacht 
um die Palme des Siege mit Dins und Herzuͤgen kämpft. Sie brauchten weder 
Magazine, noch Zeughäufer, nod) künftlich gadeckte Operationslinien. Cqͤſar machte 
in-Ballien Maͤtſche von 16 Stunden Weges in 24 Stunden. In den Schlachten 
entfchied die Richtung und die Kraft des Linienkampfs ben Sieg. Bis zu den Zei⸗ 
ten des Scipio Africanus, der zuerſt fremde Miethsotruppen als Hülfsreiterei (Mus 
midier, Spanier u. A.) brauchte, beftand das Heer aus roͤmiſchen Bürgem und 
Bunbeötruppen (Sociis). Auf dem Campus Martius wurden die Kegionen aus 
Verheiratheten und Unverheiratheten von 17 — 46 und 50 Jahren gebildet; Kei⸗ 
ner war befreit, außer wer 20 Zelbzüge gethan hatte. Vor jedem Kriege wurden 
die geworbenen Legionen (benn ſtehende gab es erſt unter Auguſtus) von den 
tribunen — ihrer phyfiſchen und meraliſchen Beſchaffenheit geordnet; bie j 
gern und aͤrmern nahm man zu den Velites, einer Art leichtes Truppen. (Die Bo⸗ 
genſchuͤtzen und Schleuberer waren Fremde.) Dann wählte man hie Hastati — 
welche den Compagnien im Centrum unſarer Linienzegimenter entſprechen; dann 
folgten bie Principes, dann Die Triarii, endlich vr Equites. Die Stärke und 
die Zuſammenſetzung der Truppengattung ber Le — onen (f. d.) waren verfehieden. 
Jede ftelite ein kleines Heer von 4 — 6000 M fie hatte vachältuiämäfig alle 
——— „Wetrkleute und ——— ig ſich; bie Reiterei war ‚nur 
der 20. Theil der Legion, etwa 2 — 300 Pferde; doch fochten bie Reiter auch zu 
Zus. Die Stärke des Heers beruhte auf dam Fußrolk. Ein Sonkılanberr zahlte 
nie mehr als 18,600 M., worunter 1800 M. Reiterei. Sm gefahruolter — 
einigte man mehre Heere; das roͤmiſche Heer bei Cannaͤ war 4 
zäßlte gegen 80, 000 M. Eine Gohotte war &—500 M. Schutz⸗ —5* 
waffen waren — nach der Terppengattung. Kin —3 oidat auf 





Wolbaten in saktiiher Hinſicht 547 


dem N — B. bagerpfahle) und Mundvorrath 
erh — 90 Pf., alſo das Doppelte von Dem, 
was ein —— jetzt trägt; — Wegetius ein mit 1000 Pallifaben ber 
*— Heer einer wandornden Des Soldaten Koͤrperkcaft ward unauf⸗ 
böslich gebt. . Im Lager arbeitete er am Straßen» und Bruͤdenbau, an Waſſer⸗ 
leitungenze. Er war der befle Wauarbeiter, den man kennt. Das Treffen fingen 
die Velitin an; hatten fie fich auf die Fluͤgel jeder Legion ober in-die Zwifchen: 
— en fo warfen bie Haftaten ihre Warfſpieße 12 — 15 Schritt 
i Zend, dann fehrzten fie fich wit dem Schwert auf Die feindlichen 
— rden fie geworfen, fo ruͤckten bie Prinoipes vor, und jene ordneten 
fich wieder im Hintertreffen. Wankten die Principes, fo 308 bie bichte Schar bee 
Triarier, bis dahin auf ein Knie st und mit ihren Schilden gebedt, herbei. 
Wich nun der Zeind, fo trieben ihn vollends bie Veliten und bie-Reiterei in bie 
Flucht. Diefe Zfache Linie der an sdmns und ber Ifache Kampf gaben ber 
roͤmiſchen Heerftellung ben Vorzug var ber abet Phalanr(f.d.). Übei- 
gend ſtand der xoͤmiſche Solbat Immer im Lager, felbft in Sriedenszeiten (castra 
‚stative); dabei war er ſtets beſchaͤftigt und firenger Mannszucht unterworfen. 
Dies enhielt ihn kraͤftig, und 08 gab auf Maͤrſchen weniger Ka als bei uns. In 
dan lepten Zeiten ber Republik wuchs bie Staͤrke ber ‚Deere anfehnlich Durch Fremde 
und Sklapen; aber bie inumene Kraft nahm ab. Auguſtus ſtand ald Imperator an 
ber Epige-von 49 Legionen und 19,000 Pferden; dazu kamen noch 10,000 Praͤ⸗ 
torianse zub bie Provinzlaltıuppen, Mit der Kriegszucht verfiel die Kriegékunſt. 
U. Unter Honorius und Valentinian Eonnten die Legionen nicht länger ber Wuth 
segellofer Angriffe ber Hunnen, Gothen, Vandalen, Burgunder und Franken wis 
besfichen, deren Kriegskunſt in ihrer Maſſe, Körperkraft und ftürmifchen Ent 
ſchloſſenheit beſtand. Eiſt Kau d. Gr. gab ſeinen Heeren eine der Tapferkeit des 
Feindes uͤberlegene Einrichtung; allein die Chroniken enthalten daruͤber nichts 
Naͤhares. Im 11. und 12. abch. beftanben bie Deere aus Lehns ſcharen, 
die jeder Vaſall auf 3 Monate oder 90 Tage zu dem Banner des Lehnsherrn 
führte. Auf fo lange nahm Jeder feine Beduͤrfniſſe mit fi; war die Zeit vorbei, 
fo ging man nad) Haufe, der Krieg mochte geendigt fein oder nicht. Die gepans 
zerte und mit Lanzen bewaffnete Reiterfchar (Gendarmes) waren der Kern bes 
franz. Heers; der übrige Haufe er aus fchlechtbewaffnetem und ungeuͤbtem 
—— meiſt Leibeignen. Als die Kuͤnſte in Italien wieder auflebten, ward auch 
das Kriegoweſen verbefſert; ber Krieg aber mit kaͤuflichen Banden, die von fogen. 
Condottieri geworben und befebligt waren, geführt. Die Schonung, mit ber biefe 
nur nad) Sold und Beute gierigen Scharen ſich gegenfeitig befämpften,: war Ur⸗ 
ſache, dag man anf Kriegsliſten und Elinftliche Bewegungen fann, dadurch aber die 
Elemente der Taktik aufs neue erfand. Stellungen und Maͤrſche, kuͤnſtlicher Ans 
griff feſter Dläge, Ub erfaͤl⸗ und Vermeidung — Gefechte bezeichnen die 
ſt des beraͤhmten du Guesclin unter Karl V., König von Frankreich 
(136480). Seins Kameradſchaften, 30,000 M., beftanden aus geordneten 
Haufen in großen Eompagnien, bie aber dem Lande nad) bem Kriege durch ihre 
Raubluſt ſehr zur Laſt fielen. Darauf Eimpften die Schweizer für ihre Sreiheit. 
Ihre Staͤtke waren ihr. Fußvolk und Ihre Gebirge. Um den gefchloffenen Gliedern 
wohlgepanzerter und bemaffaeter Ritter zu widerfiehen, gaben fie dem Fußvolke 
a. Bruſtharniſch, Hellebarde und Schwert. Die Siege diefer Pikenmaͤn⸗ 
nex ‚exsegten bie Aufmerkſamkeit aller Ertegerifchen Mationen. Ludwig XI. von 
Frankreich miethete.6000 derſelben, und in den ital. Kriegen Karls VILL war bas 
Schweizerfußrolk (20,000 DR.) ber. Schrecken bed Feindes; allein es tragte auch 
feinens Einigl. Soldheren mit Abfall und Übergang zu dem Feinde, wenn ber Gold 
wicht gleich gezahlt wurde. Bereits fruͤher hatte man ähnliche Scharen ſolcher Lane 


v 


848 Soldaten ‘in taktifcher Hinſicht 
zenmaͤnner (BanzenEnechte) in Deutſchland, Spanien und Frankteich errichtet; ins⸗ 


beſondere hatte Karl VIL. von Frankreich 15 Orbonnanzcompagnien (1444) — bas 


erſte ftehende Heer — und Freiſchuͤtzen (Frances archers, 1449) errichtet : 16,000 
M. zu Fuß und 9000 Reiter. Die Schlachtreihen wurden nach ben verſchiedenen 
Waffen geordnet. Ludwig XI. brachte das Heer auf 29,000 M. zu Fuß und 
19,000 M. Reiterei. Dieb machte in der Folge eine neue Einrichtung noͤthig. 


Franz 1. theilte die Infanterie in 7 Legionen, jede zu 0000 M., body bafd traten 


Regimenter von 2.— 3000 M. an Ihre Stelle; biefe theilte man fpäter, um bie 
ſchwere Maſſe leichter zn bewegen, in Bataillons von 6--700 M. Die Schügen 
waren leichte Truppen und fochten wie die Velites der Römer; Hinter ihnen zogen 
die gefchloffenen Glieder der Lanzen in die Schlacht. TIL Seit dem 16. Jahrh. 
machte ber Gebrauch des Schießgewehrs (Buͤchfen, Musketen und Kanonen) 
Epoche in der Umbitbung dee Schlahtorbnung. Der berihmte fpanifche Feldherr 
Pescara fiegte bei Pavia (1525) durch bie von Ihm klug angewandte Waffe des 
Fenerrohrs Liber die franz. Reiterei. Allein e8 dauerte noch lange, ehe man den Ge 
‘branch des ſchweren Geſchuͤtzes mit dem der Lanze ktinſtmaͤßig verbinden lernte. 
Dies vetſuchte zuerft Puryfegur Im Anfange der Regierung Ludwigs XIV. Jett 
war bie liberlegenheit der Artilferie über jede andre Waffe entfchieden; doch erhielt 
ſich der Gebrauch ber Lanzen noch bis zu Ende bes 17. Jahrh. Erſt um dieſe Zeit 
vertauſchte die leichte Gavalerie bie Kanze mit dem Earabiner; allein’ die Schug- 
waffen, Helm, Kuͤraß ıc. wurden zu fruͤh abgeſchafft. Seit man flatt der Lunten⸗ 
ſchloͤſſer Hahn und Feuerftein gebrauchte, ward much die Musketerie in die erſte 
Schlachtlinie geftelt und die 6 — 8 Mann tiefe Schlachtorbnung nach und mad) 
vermindert. IV. Dies geſchah vorzüglich feit der Einführung des ſchon um 1670 
in Bayonne erfundenen Bayonnets (f. d.). Übrigens hörte bei der nımmehe 
"gleichen Bewaffnung der Unterfchleb zwifchen Leichter und ſchwerer Infanterie ganz 
auf, woburd wichtige Vortheile beim Angriff entbehrt wurden. Die Deere bes 
laſteten fich mit. einem großen Geſchuͤtzpark und vielem Gepaͤck, was die Märfche 
fehr erſchwerte. Endlich konnte man ſich noch immer nicht von ben Nachtheilen der 
tiefen Schlachtordnung überzeugen. Übrigens ſtellte man ſchon jegt die Infanterie 
in die Mitte und die Cavalerie auf die Fluͤgel und in bie Reſerve. (Marſin und 
Tallard wurden beiHochſtaͤdt [f. d.] gefchlagen, weil fie die Reiterei in bie Mitte 
gefteßt hatten.) Das Wichtigfte, was die Periode ber Kriegskunſt unter Ludwig XIV. 


"auszeichnet, ift bie Verbefferung jeber Art von Feuergewehr, die Vervolkkommnung 


bee Toktik, und vorzuͤglich die Ausbildung der Befefligungs » und Belagerungs⸗ 
kunſt durch Banban. Aber in die ſchwerfaͤlligen Maſſen bes Fußdolks brachte zuerfl 
Friedrich II. durch Einfackheit, Ordnung und Leichtigkeit bes Manoeuvre mehr 
Beweglichkeit. Man feuerte fchneller, und auf dem Schlachtfelde erfolgte jede 
Entwidelung und Schwenkung der verſchiedenen Derrabtheilungen mit größerer 
Beflimmtheit. Zu den größten Generalen jener Zeit gehörte dee Marfhallvon 
Sachſen, der fhon damals mehr als A. die Kunft bes Kriegs nach dem Geiſte 
bes franz. Soldaten zu berechnen verftand. Seit dem fiebenjähr. Kriege galt das 
preuß. Heer für das Erſte in Europa. Militaits aus allen Landen eitten zu den 
Revuen nad) Potsdam, um in Friedrichs Schule zu ftudiren. Aber reich an Theo⸗ 
vie, arm an Erfahrung, bildeten fie ſich ein, daß der Nationaldyarakter des Soldaten 
und des Deerd nicht unter die Kategorie der militairifchen Berechnung gehöre. 
Vielmehr ward der Eoldat durchaus als Mafchine behandelt und der Dienfl mit 
‚Kleinigkeiten überhäuft. Der franz. Soldat, welcher weniger zur bloßen Maſchine 
taugt als irgend Einer, vernachläffigte aus Verdruß darüber weſentliche Theile des 
Kriegsdienſtes. Nur die franz. Artillerie behauptete Ihren alten Ruhm, weil fie, 
ſtatt nachzuahmen, ſelbſt Muſter war. Die Waffenberritung insbeſondere erreichte 
"tie hoͤchſte Voll kommenheit unter Ludwig XIV. Dagegen erlitt bie franz Krieges 








Soldaten in taktifcher Hinſicht 849- 


zucht, deren Grundlage Inge bie Ehre iſt, ben: empfindlich ſten Stoß durch ben Kriegk⸗ 
miniſter Graſen v. St.⸗Germain, als er den Stock und bie flache Klinge, nach deut⸗ 
ſcher Art, einführen wollte. Übrigens ward in der Taktik viel gefünftelt, immer ver 
ändert und mit Spflemen gefpielt; doch am meiften fchadete dem Geiſte des Sol« 
boten die Art der freiwilligen Werbung. Man ftelte Landſtreicher und Tauge⸗ 
nichtfe. unter Die Bahnen; oft trieben bie Wecher wahren Menfhenraub. Darum 
nahm bad Ausreißen überhand. V. Alles gewann eine andre Geſtalt durch und 
in der Revolution; zuerſt in Frankreich. Das Vaterland, die Freiheit, 
der Stolz, der neue Schimmer des Ruhms, endlich die Ausficht auf Reichthuͤmer, 
Alles erhob das Kraftgefuͤhl und den Nationalmuth der franzoͤſiſchen republikani⸗ 
ſchen Soldaten zur hoͤchſten Begeiſterung.“) Indeß war der Anfang des Kriegs 
Die abeligen Officiere waren zahlreich ausgewandert; andre, zum 
Theil unbekannte, traten an ihre Stelle; bie alten Linientruppen hatten bie Kriegs⸗ 
zucht verlernt; alle Bande der Suborbination Iöften ſich auf; Krankreich war ohne 
Vertheidiger. Da vernahm das Volk den Ruf des Alterthums, daß jeder Buͤrger 
ſelbſt das Vaterland fhügen.mäffe, und auf bie erſte Requiſition, die der Unperhei⸗ 
ratheten von 18 — 25 Fahren, trat 1 Million unter die Waffen. Ihre Schule war 
das Schlachtfeld; ihre Mannszucht die Begelfterung; ihre Kriegskunſt der Uns 
geſtuͤm des erſten Angriffe. Mit gefälltem Bayonnet, Siegeslieber fingend, er- 
ſtuͤrmten fie die feindlichen Batterien. Solcher Muth machte grobes Geſchuͤtzfeuer 
unnuͤtz. Als aber bie Begeifterumg allmaͤlig abnahm, ba trat das Schrecken und 
bie Guillotinea *" an ihre Stelle; da brauchten die franz. Feldherren wieder Ars 
tillerie, unb bald entfchieb den Sieg nur die größere Menge des Geſchuͤtzes. Wenn 
Ludwigs XIV. Heer auf 90,000 Mann nicht mehr ald 40 Kanonen hatte, und im 
fiebenjähr. Kriege ein ebenfo ſtarkes Herr 190 — 200 Kanonen, fo waren bei Au⸗ 
fterlig, Jena, Friedland, Wagram, Dresben, Leipzig wol an 1200 Kanonen im 
Feuer. Die Vermiſchung ber alten Linientruppen mit den Bürgerfoldaten machte 
die nennen Heerabtheilungen in Divifionen, Brigaden, halbe Brigaden (2400 M. 
oder 3 Bataillone) nöthig. Aber die neuen Verwaltungs» und Wirthſchaftsconſeils 
verurfachten zu viel Schreibereien und Zabellenwerl, Im Gefolge des Heers be⸗ 
fanben fich eine Menge Sommiffaire und Agenten, verberblicy dem Lande und oft 
dem Heere felbfl. Am wichtigften war das in Nordamerikas Freiheitäfriege ausge: 
bildete Zirailleurfpflem, das jest bei den Sranzofen in Anwendung kam; ba- 
ber wurden die leichten Truppen nicht nur vermehrt, fondern aud) neu organifict. 
Die Linimiafanterie lernte zugleidy den Dienft ber leichten, und bald. waren die 
franz. Scharffhügen ebenfo furchtbar als die Ziroler und Kroaten... Um ſchnell zur 
maarfchicen und jebe Bewegung leicht auszuführen, fchaffte man bie Padwagen bei 
den Bataillonen ab; fie erhielten Padpferde. Das leichtere Geſchuͤtz ward ba⸗ 
taillonsweiſe, 2 Vier⸗, hoͤchſtens Sechspfuͤnder, unter die Divifionen vertheilt. 


*) Während der Belagerung von Mahon wur ber Wein wohlfeil; die Soldaten 
es fir ige Dienſt Net, und bie ſtrengſten Strafen halfen nichts. lich 

ab ber Herzog v. ee den Befehl, daß, wer. fi betrinfe, nie bie Ehre haben 
folks, Sturm zu laufen. , Seitbem warb im Lager Fein Trunkener mehr ar _ 
Bei Marengo hatte ein Dragonerregiment ſehr gelitten, und Bonaparte ver ſprach 
den Tapfern bei der Muſterung nad) der Schlacht gute Standquartiere. Nein”, 
riefen die Soldaten, „morgen werbe uns die Ehre bes erſten Angtiffs!“ Mit folder 
Soldaten konnten geſchickte Felbherren Wunder thun. 

**) Als es nach dem Verluſte * weiſſenburger Linien (13. Ost. 1798) an Feld⸗ 
herren fehlte, foderten die Conventscommiſſaire St.:Iuft und Lebas jeden Soldaten, 
der ſich dazu fähig ER ‚euf, eo an bie Spise bes Heers zu ftellen, aber „bebrohten 
ihn mit dem ganzen Borne des Works, werm er ſich durch Eigenliebe iauſchte , und ein 
Opfer feiner Vermeſſenheit würde. Kur 11 Officiere boten fi dar, mit der Ver⸗ 
—— ſiegen oder zu N unter ihnen waren ——— Pihparn, U 


a $ 


860 Soleniten Solfeggiren 


Der ſchwere Artllleriepark blleb zuruͤck und unnöge® Gepäck haite man wcht. its 
furchtbarſten unter allen Waffen, wurde die ſchon von Friedrich FE. erfunbene 
leichte Artillerte bei den nenfranzöftfchen Herren ausgeblldet; fie mamoen» 
vrirte mit außerorbentlicher Leichtigkelt md Schnelle. In der Schlacht bei Dresten 
(26: und 27. Aug. 1813) brachten 60 Batterien reitender Artillerle von etwa 240 
Gtuͤck das feindliche Feuer in Zeit von I Stunden zum Schweigen. Ne beging 
man ben Fehler, diefe Xerrppen, welche bald in kleinern Abthellungen, balb in gtd- 
Fern Maſſen wirken follen, in Regimenter zu orbnen. Napoleon fuͤhrte baher zu⸗ 
letzt eine Regimentsartillerie bet jedem Corps Einkentruppen ein. Auffallenb iſt de, 
daß man nicht früher als ſeit 1793 auf den Gedanken kam, dem Heetfuhr⸗ 
weſen eine militairiſche Eintichtung zu geben. Diefe wichtige Verbefferung wurde 
bald allgemein nachgeahmt; am vollkommenften wol tm Rußland. Bei ber be⸗ 
traͤchtlichen Groͤße der Heete war der Gebrauch von Zelten imd Barracken nicht 
moͤglich; fo Fam das verderbliche Bivouaquiten auf: ein Gebrauch, der den Frau⸗ 
zoſen ein entſchiedenes Ubergewicht über den Feind gab, aber in kutzem das Heer 
durch Krankheiten ſchwaͤchte Die großencheils zwe Ernaͤßtgen Beraͤnberungen in ber 
Bekleidung, Bewaffaung und Verpflegung det Truppen übergehen wir; es iſt Be: 
kannt, welche Deere ſich durch Vermeidung alles Beim, was Bloßer Putz und koſt⸗ 
bare Spielerel, ober wol gar dee Geſundhelt nachtheillg ift, atcs zeichnen. Ebenfe 
wenig koͤnmen rote bier die Grimibfäge ber neuern Strategie betichren, die ebenfalls 
Einfluß auf die Anordnung ber Mäcfche, um ben Feind auf ſeiner Steritlime zu 
umgehen, oder feine Flügel zuruickzuwerfen, anf die Ausbildung des Generalſtabes 
und auf die Bildimg der Heerabthellungen gehabt haben. 

Soleniten, Scheiden, Scheidenmufdheln, et Eoüchylien⸗ 
efchlecht, von welchem 11 nicht immer fehe von einander abweichende Arten be⸗ 
annt find. Man findet fie in Ettropa und After. Die meiften Arten dirſes Thetes 

Einen gegeffen werben. Die Schafe beſteht aus 2 Klappen, If Längfich, an beiden 
eiten offen und hat Ähnlichkeit mit einer Rinne. Man findet biefe Muſcheln auch 
häufig verſteinert. 

Solfeggiren oder Solmifiren bedeutet urfpränglich In der Mafik, 
die Stimme nad) den Aretino'ſchen (von Guido von Arezzo zur Bezeichnung ber 
Tone erfundenen) Sylben ut, re,.mi, fa, sol, la (bie Golmiſatlon), wozu ſpaͤ⸗ 
terhin bie Franzoſen, ber Ausfuͤllung der Octave wegen, noch die Sylbe wi fetten, 
uͤben und mit biefen Sylben die damit bezeichneten Töne angeben; dann jebes 
Üben im Notenfingen und Notenleſen ohne Tert, wobei man nur die Töne nennt, 
tie 5. B. nach dem deutfchen Namen s,d,e, f, g, a, h, o (a-b-c-diren), über 
mit untergelegten Bocalen (vochlificen). Tertloſe UÜbungsftäce fixen Geſang, 
welche zu dieſem Vehufe verfertigt find, heißen Solfeg gi. Man trägt dies nich. 
zumwellen auf anbre Inſtrumente, z. B. auf das Cladler, Aber und verſteht bat 
unter Stuͤcke, welche bloß zu Übungen dar Notenleſen mb Siuterbaiientaneffen bes 
ſtimme find. Es find, runs den Gefang betrifft, zw Erlangung einer reiuen In⸗ 
tonation, Gewandthelt ber Stimme und Fertigkeit im N UÜbungen bie: 
fer Art ſehr nothwendig und vortheilhaft; fie machen das Erſte einer gruͤndlichen 
Schule aus, Denn indem bier weder bie Ausführung beflidemter Melodien Imed 
iſt, noch bas Ausſprechen des Tertes flattfindet, fo kann fich die Anfmerkfamkeit 
lediglich auf die Reinheit und Midhtigkelt der Werhäftife (Irtteronfie) Bef 
und die Stimme durch oͤftere Übung eine Fertigkeit in mannigfattigem Vortrage 
der Töne und Tonfiguren auf einfachem Wege gewinnen. Letzteres findet beſonders 
kei dem Singen mach bloßen Woonien flatt. Das Cingen mit Notenbenennungen 
¶ Sylben) be mehr das Notealeſen, weil ſich auf dieſt Weiſe nit dem Namen 
der Töne auch die Noten felbſt ennpraͤgen. Das Solfeggkein nach den obengenaun · 
ten Aretino’fchen Sylben (ober bie eigentliche Solmifation) aber bezog ſich alif das 





Solger Soliman I. 861 


von Guſho aufgeftellke Gyſtem von 22 biatonffipen Tönen (von g bis ©), welche 
er in 7 Hexachorde abtheilte. Sing der Geſang fiber den Umfang der Sexte hinaus; 
mußten die Sylben mutirt (verändert) werden, bamit das mi fa , welches den Über⸗ 
gang von der 3. bis zur £. Stuſe des Hexachords bezeichnet, wieber am feinen rich⸗ 
tigen Ort zis flehen kam, woflse es getöiffe Megelr gab. Mit der Erweiterung deö 
—— aber durch das enharmoniſche und chromatiſche Geſchlecht vermehrten 
ſich die Schwierigkeiten, nach dieſen Sylben zu fingen, weßhald man in Deutſch⸗ 
land und ‚Dolland davon abging. (S. Ut, Re, Mi.) Das Ausſprechen ber 
Worte und bes Textes einer Sprache zu den Tönen iſt eine fpätere Übung, welche 
mit Vortheil erſt dann vorgenommen wird, wenn man ber Töne ſelbſt mächtig iſt. 
Aus diefen Grunde moͤchten wie das Vocalifleen früherhin noch vorziehen, nur 
muß mar mit den Wocalen abwechſeln. Übrigens. haben die größten Meiſter des 
Sefanges Solfeggien gefchrieben. Man findet dergleichen von den beſten Sing⸗ 
ſchulen, 5.3. die Singuͤbungen bes pariſer Conſervatoriums; zu ben vorzuͤglich⸗ 
fin gehören auch Sreßcentin?s „Übungen für die Gingflimme ohne Worte” und 
Kistimis „Bolfeggien" (beide b. Wreitkopf u. Härtelin Leipzig). (S. Sing 


f&ulen.) Kt i 
Solg er (Kart Wilhelm Zerbinand), geb. d. 28. Nov. 1780 zu Schwedt 
in der Uckermark, wo fein Water Director der markgräfl. Kammer war, empfing 
erſte Bildung auf dee Gtabtſchule daſelbſt, fpäter auf dem Grauen Koſier in 
Ha und zeichnete ſich hier beſonders In den alten Syrachen aus. Auch fig er da⸗ 
mals fon am, ſich in poetifchen und peofaifchen Auffaͤtzen zu verfüchen. 1799 bes 
zog er die Univerfität Halle und ſtudirte Die Rechte, ohne jedoch f. Lieblingsſtudien 
aufzugeben, die in Wolf's geiſtvollen Vorträgen reiche Nahrung fanden. Daneben 
trieb er neuere Syrachen und manches Andre, was zis äffhetifchem und philoſophi⸗ 
ſchem Salbſtdenken aufregte. Aisch Heine Ferienreifen förberten dieſe freien Stu⸗ 
bien, und um einen Vorwand zu haben, der f. Aufenthalt in Berlin rechtfertigen 
Eönute, vahm et 1803 eine Anftellung bei der damaligen Kriegs: und Domalnen- 
kammet an, weiche ihm Muße gönnte, fich ſ. Studien eifeiger hinzugeben. Jedoch 
verließ er 1806 feine Stelle, entſchloſſen, auch ſ. äußere Laufbahn als Gelehrter zu 
machen, und Bielt ſich einige Zeit in Schwedt Auf, wo er f. vortreffliche liberfegung 
bes Sophokles vollendete, bie 1808 erfhien (n. Aufl. 18234). 1809 ging er 
als Dr. der Philoſophie nach Frankfurt a. d. D., wo er bald auferord. Prof. wurde 
und mit Beifall philof. Collegia las. Bei der Verlegung der doetigen Univerfität 
nad) Breslau wurde &. nach Berlin verſetzt, wo er f. Vorlefungen auich Über phis 
lologiſche, antiquarifche und Afthetifche Disciplinen ausdehnte. Nachdem er hier 
ſ. amtlichen Vechäthtffe zu £ Zufriedenheit geftältet hatte, und anfing, lange Ges 
ſammeltes und Vorbereiteteß aus dem Schage feines reichen Geiſtes auszuarbeiten, 
wovon vorzuͤglich f. „Erwih, vier Geſpraͤche Aber das Schöne” (1815) und die 
„Phildſophiſchen Sefpräche” (1817) zeugen, raffte ihn der Tod in der Bluͤthe feis 
nes thätigen Lebens hinweg am 20. Det. 1819. So mußdenn S., gleich vereh⸗ 
eungähärdig ald Menſch wie ald Gelehrter, mehr nach Dem gefchägt werden, was 
von ihm mit Sicherheit für Philoſophie, Literatur und Kunſt zu erwarten — 
wäre, als nach Dem, was ex ſchon geleiſtet, obgleich auch dieſes, beſonders in ber 
Üftpetit, ihn unter ſ. Zeitgenoffen ruͤhmlichſt auszeichnet. Sein von ſ. Freunden Tieck 
u. Fr. v. Raumer beſorgter —**— u. Briefwechſel (kpz. 1826, 2Bbe.) gibt von der 
Sa wohlgeordneten Kenntniffe und ber Tiefe und Klarheit ſeines vielumfaſſen⸗ 

den Geiſtes ein vollguͤltiges Zeugniß. 
otidarifch, in solidum, ſ. Alle für Einen. - 

Soliman il, von f. Unterthaner Kanımi ober F Geſetzgeber, von den 
Chriſten der achtvolie genannt, war der einzige Sohn Gelims I., dem er 1520 
in ber Re g foigte. 3 Tage vor dem Tode f. Vaterd wurde er zu gleicher Zeit 








358 ro „Qekfman II. ee ee 


- 
n 


als Karl V. zu Aachen als Kaifer gekrönt warb, zum Oultan dar Osmanen aus- 
gerufen. Ex war nicht nach der Meife der ottomaniſchen Fuͤrſten erzogen worden. 
Man hatte ihn in ale Geheimniffe der Staatsfunft eingeweiht. Seine Gere: . 
tigkeitsliebe zeigte ſich ſchon beim Anfange feiner Regierung ; er gab allen Denen 
ihe Vermögen zuruͤck, denen f. Vater es entriffen hatte; ‚er flellte da8 Anfehen ber 
Gerichtshoͤfe wieder her, welches beinah vernichtet war; und gab nur folchen Per: 
fonen Amter und Statthalterfhaften, welche Vermögen und Rechtlichkeit befaßen.. 
„Sch will”, fagte er, „daß fie den Fluͤſſen gleichen, weldye die Länder, buch 
welche fie fliegen, fruchtbar machen; aber nicht den Strömen, bie Alles, was 
ihnen begegnet, mit fich fortreißen”. Gazeli Beg, Statthalter von Syrien, 


. hatte ſich anfangs gegen Solintan erklärt, und sinen Theil AÄgyptens in f. Empoͤ⸗ 


zung verwidelt. Als ©. ihn durch f. Feldherren bezwungen hatte, vernichtete er, 
auch die Mameluden in Ägypten und fchlog einen In enſtillſtand mit Perfien, 
So van der Seite Syriens und Ägyptens beruhigt, befagerte und nahm er 1524 
Belgrad. 1522 faßte er ben Entfchluß, auch die Infel Rhodus, welche ſich feit 
212. Zahren in den Händen der Johanniterritter befand, anzugreifen. Er ſchrieb 
den Rittern einen ſtolzen Brief, worin er ſie auffoderte, ſich zu ergeben, wenn 
fie nicht alle über die Klinge ſpringen wollten. Die Belagerung von RFhodus fo: 
ftete ihm viel Menfchen ; aber endlich mußte bie Stadt, auf das Außerfle gebracht, 
fi) (26. Dec. 1522) ergeben. Der Sieger wandte hun T, Waffen gegen Ungarn, 
wo er 1526 die Schlacht bei Mohatz gewann. In der Folge nahm er (1529) 
Ofen ein, ging vor Wien, und machte in 20 Tagen 20 Stürme auf diefe Stadt, 
warb aber endlich genöthigt,, die Belagerung mit einem Verluſt von 80,000 M. 
aufzugeben. 1534 ging er nach dem Drient, nahm Taurien weg, verlor aber 
eine Schlacht gegen Schah⸗Tamasp, und 1565 hatte f. Kriegsheer vor der Inſel 
Malta daffelbe Schickſal wie vor Wien. 1566 nahm er die Inſel Chio ein, 
und endigte d. 30. Aug. d. J. f. Leben bei ber Belagerung von Sigeth in Ungarn, 
im 76.3. f. Alters, und & Tage vor der Einnahme jener Feſtung durch die Tuͤr⸗ 
ken. eine fiegreichen Waffen machten ihn in Europa und Aften gleich furchtbar. 
Sein, Reid) erſtreckte fi von Algier bis zum Euphrat, und vom Ende des ſchwar⸗ 
zen Meeres bis zum äußerften Ende von Griechenland und Epirus. Er hatte eben- 
fo große Sähigkeit zu den Friedens⸗ als zu den, Kriegögefchäften. Als Feldherr 
befaß er eine bewundernswürbige Thaͤtigkeit, hielt ftreng f. Wort, war Freund 
der Gerechtigkeit, amd nur bie Liebe zu ber Sultanin Roxolane und deren Überre⸗ 
dungskunft konnte ihn vermögen, ale Kinder, bie ihm eine andre Sultanin gebo⸗ 
ten hatte, umzubringen, um bem Selim, dem Sohne Roxolanens, bie Thron: 
folge zu verfchaffen. Überhaupt war er geaufam und befleckte dadurch ſ. Ruhm. 


Nach dem Siege bei Mohag wurden auf feinen Befehl 1500 der vornehmften Ge: 


fangenen in einen Kreis geflelt, und in Gegenwart des fiegreichen Heers enthaup: 
tet. ©. hielt nichts für unmöglich, wenn er es befahl. Als einer feiner Feldherren 
ihm fehrieb, daß der Befehl, über die Drau eine Bruͤcke zu fchlagen, mausfuaͤhr⸗ 
bar fei, ſandte er demfelben ein leinenes Band mit der Antwort zuruͤck: „Der Sul- 


‚tan, dein Herr, befiehlt dir, ohne Ruͤckſicht auf die Schwierigkeiten, welche du 


dabei findeſt, die Bruͤcke über bie Draw zu vollenden. Wo nicht, fo wird er dich 
bei f. Ankunft mit diefem Stüd Leinen, welches bie f. hoͤchſten Willen ankuͤndigt, 
erwuͤrgen laſſen“. ©. bediente ſich der unbefchränften. Gewalt, die er befaß, um 
Ordnung und Sicherheit in. f. Reiche herzuftelfen. Er theilte es in Bezirke, von 
denen jeber eine beflimmte Anzahl Soldaten ſtellen mußte. Der Ertrag eines ge⸗ 
wiffen Theils von Ländereien in jeder Provinz mar zum Unterhalte. der Truppen be: 
flimmt, und er forgte für Alles, was ſich auf die Kriegszucht, die Bewaffnung 
u.f. w. bezog, mit dem größten Eifer. Er führte ein Syſtem der Finanzverwal⸗ 
tung in f. Reiche ein, und bamit bie Auflagen nicht allzu druͤckend werden. möchten, 


- 














. 


Solingen Solly ſche Gemaͤldeſammlung 858 


war er ſehr genau und ſparſam in ſ. Ausgaben. &., der größte unter allen ottomani⸗ 
ſchen Kaiſern, behnte.f. Macht durch die Gewalt ber Waffen am weiteſten in Aſien u. 
in Europa aus. Unter ſ. Regierung erlangten die Tuͤrken den höchften Gipfel ih: 


res Ruhms; allein biefer verfchwand allmälig unter ſ. Nachfolgern, bie nur felten 


am der Spige ihres Heers erfchienen; und das beftändige Gluͤck, welches bis ba- 
bin die türkifchen Waffen begleitet hatte, endete mitibm. Ex war im hoͤchſten 
Grade herrſchſuͤchtig, ehrgeizig und thätig, und jedes Jahr f. Regierung war durch 
ein großes Unternehmen außgezeichnet. Gewiſſenhafter Beobachter f. Religion, 
war er weniger verberbt und weit unterrichteter als f. Vorgänger. Er liebte die 
Mathematik und befonbers das Studium ber Geſchichte. Es fehlten ihm wenig 
Eigenfchaften, um zu den großen Fuͤrſten, aber bie meiflen, um zu ben guten ges 
zechnet zu werden. Won Denen, welche bie tuͤrkiſchen Kaiſer exfl von ber Eroberung 
Konſtantinopels zu zählen anfangen, wird er Soliman I. genannt. N. P. 

. Solingen, eine durch ihre Gewerbſamkeit beruͤhmte Stadt in dem 
gierungsbezirke Düffeldorf der preuß. Prov. Fülich » Kleve- Berg, ift offen und 
liegt auf einer Anhöhe, an beren Fuße die Wipper fließt. Sie hat, ohne das dazu 
gehörige geoße Kicchfpiel, 3500 Einw., mit bemfelben aber über 9000, welche 
außer Seiden⸗, Band» und Siamoiſenfabriken, wichtige Stahl: und Eifenfa- 
beiten unterhalten. Alle Sorten von Klingen (jähel. 300,000), Griffen, Ba⸗ 
jonnetten, Ladeſtoͤcken, und eine Dienge a. Dinge zu Waffen: und Kriegsgeräth 
werben bier verfertigt, ferner Meffer, Gabeln (jähel. über 200,000 Dutzend), 

Rapiere, Korkzieher, Stiefelhaken, Feuerflähle rc. Dean verfleht ben 
Klingen eine folche Härte zu geben, daß fie, ohne eine Scharte zu bekommen, Eis 
fen durchhauen können, und liefert fie von 1 — 50 Carolin. Der Hanbel mit ben 
folinger Eiſen⸗ und Stahlwaaren ift durch ganz Europa außgebreitet und geht 


- and) ſtark nach Amerika. In dem benachbarten Wald iſt eine treffliche Gußſtahl⸗ 


% 


fabrik. Der folinger Kreis zählt auf 54 IM. 45,140 Einw. 
Splipfen,. der alegorifche Name der Sefuiten, weil fie nur an ſich ſelbſt 
zuerſt denken. Vgl. „La monarehie des solipses‘, von dem Sefuiten Jul. Clem. 
Scotti, u. b. angen. Namen bed Jeſuiten Inchofer, überf. a. d. Latein. von 
Reſtaut (Paris 1824, 3. Aufl). Das lat. Original war 1645 erfchienen. 
Solis (Antonio de), ein ausgezeichneter und umfaffender Kopf, Zeitgenoffe 
Calberon’s, Dichter und Hiſtoriker. Er war 1610 geb. ımd fl. 1686. - Seine 
Reigung zog ihn zur theatral, Dichtkunſt, fo am er auch mit Calberon in Verbin- 
dung und ſchrieb zu einigen Stüden beffelden Vorfpiele (Loas). Sein Name, 
den ex ſich als theatral. Dichter erworben, und f. Dielfeitigkeit erwarben Ihm eine 
Stelle in ber Staatskanzlei Philipps IV. und das Amt eines Hiftoriographen. 
Im männlichen Alter ſchrieb ex [. beredte „Befchichte der Eroberung von Meriko‘' 
(mehrmals gedruckt, befonders 1776 in 2 Bdon., 4.). Später trat er in den geiſt⸗ 
lichen Stand und befchloß f. Leben mit Andachtsuͤbungen. 
- Solly’fhe Gemäldefammlung, ſeit einigen Jahren im Befige bes 
Königs von Preußen, hat noch den Namen von ihrem Sammler, einem englis 
e, Herin Solly, der bei einem längern Aufenthalte in Italien, 
und wo fonft aus Kirchen und Klöftern Bilder losgeſchlagen wurden, dieſe zahl⸗ 
reiche Sammlung erwarb. Wie früher, fo lange fie Sollp gehörte, fo iſt biefe 
Sammlung auch jegt noch zu ben unbekannten Größen zu rechnen. Erſt wenn fie 
in dem neuen Mufeum in Berlin ihre Stelle gefunden haben wird, fol fie oͤffent⸗ 
lich werden. Die Zeit bie dahin benugen Hirt und Wangen, denen Wach, Rauch, 
Tieck und Schinkel von Seiten der Akademie zugetheilt find, um fie geſchich 
anzworbnen und aus ihrer Menge biejenigen auszuwaͤhlen, die bes Ehrenplage® 
Muſeum werth fcheinen. Allen Nachrichten über fie zufolge ift diefe Sammlung 
für die Geſchichte der Malerei von vorzuͤglichem Werthe, da Sony inf. Samm⸗ 
Conv.⸗Lex. Siebente Aufl. Bd. X. 23 





77 Solmifſiven Solms (Geſchlecht) 


lung ſich wur auf alte Bilder beſchraͤnkte und alle neuen ausfchiof. Eine Dinge 
von Malern, bie der Wieberhetſtelleeng der Kunſt vorausgingen, wird man durch 
diefe Galerie in beglaubigten Werken konnen lernen, an deren Echtheit darum nicht 
zu zweifeln iſt, weil Solly, aller ſogen. Herſtellung und allem Lackiren ber Bilber 
fein, fie in ihrem urſp —— — bewahrte. Jetzt iſt Hr. Schleſinges, 
ber ſich als vorſichtiger u. gewiſſenhafter Reſtaurator bei ber Vokſſeroe ſchen Seim⸗ 
Ing bewährt — unter Hirt's und Wach s Aufficht, mis ben wothmenbigen 
Ausbefferungen —— —— 
Kunſtgeſchichte, "auch für den Kunſtgenuß wird biefe Sammlung ein Auzie 
punkt fen; denn die Wilder, von Ghirlandajo, Luca Signorelli, Phillip. Lippi, 
renzo bi Credi, Andr. dei Sarto, Gefare dei Sarto, Andr. Salaino, Bramaute, 
Franc. Parmigianino, Phil. Mayola, Gquarcione, — da Gaflelfsance, 
Aleiſio Vivarini, Giov. Bellini, Thian, Nicc. Golfino, von Fraucia, Bagna⸗ 
cavallo, Doſſo Doſſi, —5 — Mantegna, Perugino, von —** und — 
Vater Gior. Sanyo, von Garofalo, Leon. da Wind, Bern. Luini, Perin dei 

Vaga, Buonamico, —— Joh. n. Et, meicet Boy mit 
> venb bed Gongreffes mu Yachen für 100,000 Feauten Eoufte, die Arbeiten von 
Hans Holbein, Demeliug, Mabuſe, Lucas Kranach, die aus ihr bi6 jetze we 
öffentlichen Kenntaiß gekommen find, (vergl. die Beilage zum „Et. Wochen⸗ 
Kate”, 6.Bb., Ne. 76, re er 

ei und Unterhaltung. 
Solmifiren, f. Golfeggiren. 

Solms, eine a. d. ſaliſchen Etamme König Konrabs entfproffene atgeäfl. 
und fürftt. Zamitie in der Wetterau, deren Stammhaus feit d. 14. Jahrh. Braun 
fels war. Der erfie gewiſſe Stammpater ik Marquard, Graf v. Some (1129 
—42). Des Grafen Heinrich V., genannt Weſterburg nach f. Gemahlin (PR. 
1312), — Em: Bernhard, iſt der Stammvater ber noch blühenden 
Unten. Seine En Bet grlubeten 1409 die Linien Solms: Braunfels und Golms⸗ 
a; jene ſtammt vow Beruharb bewm Juͤngern, biefe wow [. Bruber Johann ab. 
Solms: Braunfeld theilte ſich in 3 un von denen nur ber Zweig Breiffanfteln 
übrig iſt, der 1683 den Namen Braunfels annahm und 1742 in ben Reiche 
fürfteuflaund. erhoben wurde. Solms = Lich theilte fi in 2 Hauptzweige: 1) &ich 
md Hohenfohns, feit 1792 furſtlich, und 2) Laubach, bie graͤflich geblichen Il. 
an Häufer bekennen ſich zar reformirden Kirche. Die graͤft —* Solms⸗ 

ach, luther. Nellg., thellt fich in 2 Üfte: 1) Solme⸗Sonnew alde, welcher 
in — — (Großienpe, Herrſch. in Schleſten) und Sonnewalbe (Heerſch. im 
peenß. Herzogth. Sachſen, Mieberlaufig, 3010 Einw), zerfaͤllt; Ben: 
Baruth, der ſich in a) S.⸗Roͤdelh eim (befigt umser heſſtſcher O 
hoheit die Amtor Roͤbetherm und Affenheim, 241. mit 3,700 €. N 30.000 
Sthn. * Reſid. Roͤdelheim); eb b) ©; sWildenfels, wit den Äſten: 
Laubacı, ber unter bef — die Amter danbach ab Utphe 20)M. 
mnit 8, 200 Einw. umb Et. Wildeufels, ber bie Hereſch 
gi. N. im ſaͤchſ. ne mit 5,500 @. und unter hoffiſcher Oberhoheit 
das Dorf und Schloß Engelthal unb 30,000: Sion. Eink. beflgt, und Baruth 
(Stadt, Schi, Stanbeshereſch. im preuß Herzogth. Sachſen). Der 
von Solme⸗Beraunfels, Wilken, ©. preuß Bemeramaiıe (9%. 17759), be» 
fügt den wichtigften zuſaamenhaͤngenden Theil davon, 9,35 Die, 277743 E. in 
—— * 564 D. und 150,000 Gibn. Ein. x beflgt umter press. 
Pberhoh. di Aue Beaunfh und Grein, unter beffifcher Hoheit die Imt 
Dunn, oifersgeim unb Brhuhgen, une würtenibeng. Heheit e. heil 
von Ampurg. ee Fhrft von Solmse⸗Lich umb 


Er reſtbirt zu Braunfels 
— —* geb. 1805, hat 4 IM. mit. 12,000. Einw. mb 














Solms (Friede. Ludw. Chriftin) * Col 858 


40,000 Stön. Eink.; er vefibiet zu Eich, einer Meinen Stadt an der Wetter. — 
Die gräfl. Linie S.⸗Laubach beſaß auch jenſeits des R bie Herrſchaften Rohr⸗ 
bach, Scharfenſtein und Hirſchfeld, und erhielt 1802, zur Entſchaͤdigung für ih⸗ 
ren Verluſt, die im Solmſtſchen gelegenen Abteien Altenburg und Arnsberg mit 
50,000 Sion. Ein. Der Fuͤrſt von Braunfels erhielt zu gleicher Zeit eine Viril⸗ 
ſtimme auf dem Reichstage; 1806 aber verloren beide fuͤrſtl. Linien und Laubach 
ihre Reichſsunmittelbarkeit. 1804 Bam durch einen Familiewergleich Arensburg 


am den Fürften von Solms + Bramifels, Altenberg aber an die gräfl. Einte. Die 


Grafſchaft hat guten Getreibebau, vortreffliche Viehzucht und vorzüglich viel Ei⸗ 
fen. Auch wird Leinwand aus inlaͤndiſch gebautem Flachfe ausgeführt. Die Fuͤr⸗ 
ften und Grafen zu Golms gehörten fonft zum metterauifchen Grafencolleglum und 
hatten darin, wie auch auf dem obercheinifchen Kreistagen, 4 Stimmen. Das 
urſpruͤngliche Stammhaus Solms, eine alte verfallene Burg, Negt unweit Braun⸗ 
fels an dem Waffer Sotms. . 
Solms (Friedrich Ludwig Chriſtian), Graf zu Solms⸗Laubach, geb. am 
29. Aug. 1769 zu Laubach, ward ımter ber Leitung f. Mutter, einer geb. Prin- 
9 n von Ifenburg⸗Birſtein, Torafilig erzogen, fiubiete von 1786 — 89 zu 
eßen bie Rechtswiſſenſchaften und prakticirte hierauf 1789 bei dem Reichſskam⸗ 
sitergerichte zu Wetzlar. 1789 — 90 drachte er in Regensburg zu, umb lebte 
1790 in Wien. Auf dem in eben dieſes Jahr fallenden Wahltage zu Frankfurt 
beſorgte ex die Gefchäfte des proteftant. Reichsgrafenſtandes und wurde unter dem 
11. Aug. des folg. I. vom Kalſer Leopold II. zum kaiſerl. Reichshofrathe ernannt, 
in welcher Stelle ihn Kaiſer Franz IT. 1792 beftätigte. 1797 ging der Graf v. 
©. ats Bevollmaͤchtigter ber wetterauer und fräntifchsweftfätifchen pröteflant. Gra⸗ 
fen nach Raſtadt, wo er bis zu der 1799 erfolgten Auflöfung des Congreſſes blieb, 
nachdem er vorher f! Stelle als Reichsh niedergelegt hatte. Won diefem Zeit: 
En am lebte er auff. Beſitzungen in dev Wetterau, welche durch bie cheinifche 
deßacte mediatifirt und der Souverainetät des Großherzog® von Heſſen unter: 
worfen wurden. — Im Nov. 1813 begab ſich der Graf v. &. in das Hauptquar⸗ 
tler der verbuͤnbeten Maͤchte nach Frankfurt a. M., die f. großen Talente unb um⸗ 
faffenden Einfichten zur Befoͤrderung der gemeinfamen europäifchen Sache in An- 


nahmen. Das erfte Geſchaͤft, dem ex ſich für dieſen großen Zweck unter 


, war die ihm, Namens der verbünbeten Mächte, übertragene Negociation 
ben verſchledenen deutſchen Regierungen wegen Thellnahme an ben Kriegsko⸗ 
fien mit einem Jahresbetrag ihrer gefammten Revenuen. Auch wurde ihm bie 
Directlon des Lazarethweſens und die Sommiffion der Rheinſchifffahrtsverwaltun 
Übertragen. Im Aug. 1814 begab er fich pm europaͤlſchen Monarchencongr 
nach Wien, woſelbſt er bis zu Ende Aprils 1815 verweilte. In dieſe Epoche fü 
Exnennung zum €. preuß. Oberpräfibenten der Regierung der Provinz Kleve und 
erg. Er flarb zu Kö d. 24. Febr. 1822. Ihm folgte im Befige der Stanbes⸗ 
herrſchaft Sohn Graf Otto. | 
Solo heißt ein Tonſtuͤck, oder ein Sag beffelben, in weichem eine einzelne 
me’ ober ein Inſtrument ſich ganz allein (d. i. ohne alle Begleitung) ober vor 
den andern — hervortretend (ais en) hören läßt. So hat man 
Violinſoli, Gavietſoli zc., d. 1. Tonftäce für eine einzelne Violine, für das 
kapier; aber man nennt auch Vlolinſold einen Sag, in welchem die Biolinftinme 
e Hauptſtimme iſt und die herrſchende Melodie hat. Dann zeigt Solo auch fit 
ehrer.von mehren Inſtrumenten der Singſtimmen befegten Partie eine Stelle an, 
x nur von einem bdiefelbe Partie fpielenden Inſtrumente ausgeführt werden ſoll. 
agegen zeigt Tuttl (Alle) an, daß wieder alle Stimmen ober JIuſtrumente einer 
Hartie zufammenfpielen ober fingen folen. Soli in ber Mehrzahl zeigt an, daß 


2 ober mehre Inſtrumente ober hervortreten. (Vgl. gat) Der 
2 


* 


AM 


866 Soldeismus - Solon 


Vortrag bed Solod, beſonders im exften Sime, iſt freier und namentlich in Hin⸗ 
ficht des Taktes nie fo ſtreng als der Vortrag bes Ripieniſten; bed, muß der So⸗ 
lofänger oder » Spieler nicht den Takt willthrlich behandeln. Es bedarf aber auch, 
wo nicht die bloße Übung beabfichtigt wird, einer geößern Freiheit, Leichtigkeit 
Beflimmtheit und Herrſchaft über fein Spiel ober f. Sefang, um im Golo nicht 
bloß vegelsccht auszuführen, fondern das Begebene durch Gefühl und Empfindung 
zu befeelen. Diele Goncertfpieler haben ſich ihre Soloſtimmen felbft gefegt, und 
bie Begleitung von Andern dazu fchreiben laffen, wobei meiſtens die Compofition 
. verloren, der Spieler aber gewonnen hat. T. 
Soldcismus, Fehler gegen die Regeln einer Sprache im münblichen 
und fchriftlichen Ausdrucke, fo genannt von Soll, einer Stadt bes oͤſtlichen Cili⸗ 
cien® in Kleinafien, berem Einwohner durch ben fehlerhaften Gebrauch ber griech. 
Sprache jene Benennung veranlaften,, mit welcher bie Römer fpäterhin fogar das 
fehlerhafte Gebaͤrdenſpiel auf ber Bühne zu bezeichnen pflegten. Die Alten unter⸗ 
ſchieden Soldctsmen und Barbarismen, und verftanden unter ben legtern das Feh⸗ 
lerhafte im Gebrauche einzelner Wörter, unter den erſtern aber jeden Verſtoß gegen 
bie Syntax. (S. Quinctilian's „Anweifung zur Redekunſt“, Bd. 1, Cap. 5.) 
Neuere Sprachlehrer haben jene Kunſtausdruͤcke beibehalten, jedoch mit veraͤnderter 
Bedeutung, indem fie mit dem Namen Barbarismus bie Fehler gegen Sprach⸗ 
teinheit, mit dem des Soloͤcismus aber bie gegem Sprachrichtigkeit bezeichnen. 
Allein auch fo noch laufen die Grenzen beider oft in einander, und Manches Ifl 
Soloͤcismus und Barbarismus zugleich. Es bildet und entwidelt ſich nämlich jebe 
Sprache im Laufe ber Zeit bis zu einem gewiffen Grabe, mit langſamerm Fort⸗ 
ſchreiten, fo Lange fie nur noch im Munde des Volks lebt; rafchern Ganges, wenn 
fie Schriftſprache geworben, Die beffern Schriftfteller werden Muſter, und bie 
Sprachlehre, den Geift der Sprache und ben Gebrauch ihrer Claſſiker beachtend, 
führt das einzelne in dee Erfahrung Gegebene auf allgemeine Regeln zurüd und 
macht wieder gut, worin bei Entwidelung und Bilbung der Sprachformen im 
Verlaufe einer unmündigen Zeit geirrt wurde. Alles, was gegen jene Regeln in 
Form, Biegung und Verbindung ber Wörter verftößt, habe es nun feinen Grund 
in dem abfichtlichen Gebrauche veralteter Formen (Archaismen), frember, ſprach⸗ 
wibriger Wortverbindungen (Barbariömen im engern Sinne) oder in der gramma⸗ 
tifchen Unkunde bes Schreibenden und Sprechenben, heißt Soldciemus. Wahr 
ift e8 indeffen, daß In einer lebenden Sprache, bie, wie bie deutſche, durch Beine Aka⸗ 
bemie in ihren Bildungen gebunden iſt, fondern fich frei entfaltet nady dem Geſetz 
der Analogie, das Beiſpiel einiger Mufterfchriftfteer und der Sprakhgebrauch zur 
Beſtimmung Deffen, was auszufcheiden ift, nicht hinreicht, und daß Vieles, was 
früher von ſtrengern Sprachlehrern als Soloͤciemus verdammt wurde, von neuern, 
bie den freien geſchmeidigen Geiſt unſerer Sprache erkannten, mit Recht wieder aufs 
genommen worden. Nur darf dabei der. Grammatik, wie wol oft geſchieht, nicht 
abſichtlich Hohn gefprochen werden; es diene denn das Fehlerhafte ben Abfichten 
des Schreibenden, mie oft in dem niebrig-tomifchen Styl. &o heißt es von dem 
Nachtwaͤchter im wandsbecker Boten: „Und nım was daß fein Methodus: Er thaͤt 
das Hom aufs Maul und bluß, und dann pflegt’ er zu fagen: Das Blod hät 
40 geſchlagen“ ıc., welche Stelle nicht nur Beifpiele für den Soloͤcismus übers 
t, fondern auch in den veralteten, frembartigen Ausbräden, was fir war, 
luß thaͤt und Methodus, Beifpiele für ſolche Soldcismen enthält, melde zugleich 
als Barbarismen im Allgemeinen verwerflich find, und nur unter gewiffen Be 
dingungen entſchuldigt werben können. K.F. 
Solon, einer ber (fogen. fieben) griechifchen Weifen und ber berühmte 
(Befeggeber ber Athenienfer, lebte um 600 v. Ch. Er flammte von den alten Kd« 
nigen von Athen und von Kodrus ab, weil er aber dürftig mar, ſo widmete er ſich 


— Solon 357 


der Handlung, um ſich Vermögen zu erwerben. Ex beſaß dichteriſches Talent 
und hatte fich auf feinen Reifen große Kenntniffe erworben. Dabei war er von 
fanften, einnehmenden Sitten, ein Freund anfländiger Vergnügungen, nicht 
gleichgültig gegen ben Reichthum , aber ohne Habfucht. In Athen von Allen ges 
achtet, erhielt er wichtigen Einfluß auf die Staatdangelegenheiten. Er war vor: 
züglich Urfache, daß die Einw. von Cyrrha, wegen eines an dem Tempel zu Del: 
phi begangenen Frevels, geftraft, daß Diejenigen, welche die Anhänger des Cy⸗ 
lon (der ſich dee Oberherrſchaft über Athen hatte bemächtigen wollen) gegen ihr ges 
gebenes Wort an heiliger Stätte umgebracht hatten, vor Gericht gezogen und 
verurtheilt wurden, und daß man ben Epimenides aus Kreta holte, um die Stabt zu 
entfühnen und die verwilderten Gemüther ber Athener durch religiöfe Eindruͤcke 
fanfter zu machen. Plutarch fagt, daß S. ſich dieſes Mannes zur Verbreitung ſ. 
Gefetzgebung bedient habe. Einen Beweis f. Vaterlandsliche gab er, als er fogar 
mit Gefahr f. Lebens die Athenienfer zur Wiedereroberung von Salamie zu bereden 
wagte. Diefes war von den Megarenfern erobert worden, und alle Verſuche ber 
Athenienfer, es wieber einzunehmen, waren ungluͤcklich außgefällen. Deßhalb 
batten fie bei Todesſtrafe verboten, einen ſolchen Verſuch wieder in Vorfchlag zu 
bringen. S., deffen Vaterlandsfinn hierdurch gefränkt war, verfaßte eine Elegie, die 
in ben ſtaͤrkſten Auspräden den Athenienfern ihre Feigheit vorwarf, ſtellte ſich 
wahnfinnig, und las nım jenes Gedicht mit der größten Heftigkeit vor dem vers 
fammelten Volke ab. Der Einbrud, den e8 machte, ward durch Zureden bes Pi: 
fiſtratos, ber fich amter den Haufen mifchte, befördert, ein neuer Krieg warb be- 
fhloffen, ımb dem &. und Pififtratos die Leitung deffelben anvertraut. Durch 
beider Klugheit und Tapferkeit ward Salamis wieber erobert. Jetzt wäre es dem 
S. ein Leichtes gewefen , fich zum Oberheren von Athen zu machen; aber alle 
Auffoberungen bazu ſchlug er edelmüthig aus, feft überzeugt, daf die Begluͤckung 
f. Mitbürger und die Erſchaffung einer neuen heilfamen Regierungsform ihm dau⸗ 
erhaftern Ruhm bringen würde. Drakon’s firenge biutige Gefege-hatten dem ins 
nern unglüdlichen Zuftande des Staats nicht abheifen innen. Athen war in Par: 
teien getheilt. Das gemeine Volk war ben Reichen und Vornehmen faft ganz un⸗ 
tertban, und warb von benfelben aufs graufamfle gemißhandelt. Die Reihen 
zwangen bie Armen, Ihre Schuldner, entweder als Leibelgne ihre Selber zu bau: 
en, oberihre Kinder zu verkaufen, oder ſich ihnen felhft als Sklaven zu übergeben, 
weßhalb viele Bürger ihe Vaterland verliefen. Sie plünbderten fogar den oͤffent⸗ 
lichen Schatz und die Tempel. Alles wünfchte eine beffere Verfaffung , und felbft 
unter den Reichen fahen Mehre die Nothmendigkeit davon ein. Man übertrug def- 
halb dem S., welchen alle Parteien verehrten und liebten, im 3. Sahre der 46. 
Olymp. (594 v. Chr.) das Amt eines Archonten und bevofmächtigte ihn zum 
Geſetzgeber. S. hob nımmehr die meiflen der graufamen Geſetze des Drako auf, 
auf erhöhte den Nominalwerth bes Geldes, vernichtete entweder die Schulden 
ganz, ober verminderte fie fo, daß fie dem Schufdner nicht mehr befchwerlich 
fein konnten; amd obgleich anfangs Reiche und Arme hiermit unzufrieden was 
ven, die Letztern eine gleiche Austheilung ber Ländereien gewuͤnſcht hatten, 
fo fah man doch bald die Nothwendigkeit und Weisheit jener Maßregel 
ein. Zugleich verbot er auf ewige Zeiten, daß Jemand fich felbft ober feine 
Kinder Schulden halber als Sklave feinem Gläubiger uͤbergebe. Als Grund⸗ 
Inge der Staatsverfaſſung beſtimmte er, daß das gefammte Volk die hoͤch⸗ 
ſte Gewalt und allein die Macht haben folle, inf. Verſammlungen Krieg und 
Trieben zu befchließen, Bünbniffe zu machen und aufzuheben; Magiſtrats⸗ 
peefonen zu wählen und abzufegen, Geſetze abzufchaffen und einzuführen. Die 
Gerichts barkeit vertheilte er unter das Volk und bie ſchon beſtehenden Gerichtähöfe. 
Öffentliche Verbrechen gehörten vor den Areopag ımb bie übrigen Gerichte; Pri⸗ 


KL.’ Som F 


varſtreitigkelten uͤbergab er einigen neuen Gerichtshoͤfen, die aus dem — Volke 
buche Loos beſetzt wurden. Er theilte bie Bürger in 4 Claſſen ein. 3 davon wur⸗ 
ben nach ber Verſchiedenheit der Größe ihres Vermoͤgens beſtimmt; die 4. begriff 
Diejenigen, welche gar fein Vermoͤgen hatten, und dieſe waren von allen oͤffentli⸗ 
hen Anıtern ausgefchloffen, jeboch wurden fie zu ben allgemeinen Volksverſamm⸗ 
lungen zugelafim. Dadurch bewirkte er, daß bie Seringern immer in Thaͤtigkeit 
und Fleiß erhalten wurden, um ein Daß zu genießen, wovon fie jetzt ausges 
fhloffen waren. Überhaupt ging er bei ſ. Verfaffung immer von dem Grund⸗ 
ſatze aus, das Gewerbe und den Kunſtfleiß, in welchen die Stärke ber Athenienfer 
beſtand, zu erhöhen. Kerner bewirkte er durch jene Moßregel, daß die Staates 
ummer von gebilbeten,, einſichtsvollen und angefehenen Perfonen verwaltet 
wurden. Dadurch, daß die Magiftratsperfonen nicht durchs Loo®, ſondern 
duch die Stimmen gewählt wurden, firherte er gleichfalls bem vornehmen und 
gebilbeten Theil des Volks f. Einfluß auf die Wahlen. Mit den Ämtern verband 
er bloß Ehre, aber Leine Einkimfte, wodurch der Habſucht Schranken gefegt und 
Unwuͤrdige abgehalten wurden, nah Staatsämtern zu traten. Um die Ges 
ſchaͤftigkeit der Armen noch mehr anzufpormen, trug er dem Arespag auf, jeben 
Müfiggänger zu ſtrafen, und ſprach die Söhne von der Verpflichtung frei, ihre 
Altern zu ernähren, wenn biefe fie Fein nügliches Geſchaͤft hatten Lernen laſſen. 
Das größte Gegengersicht gegen bie Gewalt bes Volks legte ©. In die Hänbe des 
Areopags und des hohen Raths, den er zuerſt einfegte. Denn der Exftere richtete 
nicht nur über- Leben und Tod, fonbern führte auch bie ſtrengſte Aufficht über Sit⸗ 
tem und Lebensart aller Bürger, und über bie Beobachtung aller Gefege, und er» 
bielt manche Vorrechte bes Archonten. In ben Zeiten der Noth übten fie auch 
‚wahrfcheinlich die. ganze Gewalt aus, gleich den römifchen Dictgtoren. Noch 
mehr Macht bekam der neue Senat der Vierhundert (aus jeder Phyle), weicher 
— gerhäftsführende Ausſchuͤſſe (Prytanis) regiert wurde. Auf 
die Befeſtigung ber Staatsverfaſſung zweckte auch die Einrichtung S.'s ab, daß 
kein einem vorhandenen Geſetze zuwiderlaufender Beſchluß Guͤltigkeit haben, und 
daß, wer ein Geſetz abſcha ffte, auch an deſſen Stelle ein neues vorſchlagen ſollte; 
um zu verhindern, daß nicht ber arme und bürftige Pöhel fich zu fehr vermehre, 
erſchwerte ec den Fremden die Erwerbung bes athenienfifgen Bürgerrechte. Ver⸗ 
ſchwendern und ausfchweifenden ober fonft unfittlichen Bürgern unterfagte er, vor 
dem Bode Öffentlich zu reden, und ſchloß fie dadurch von allen Staatswuͤrden auß. 
Beſtechungen wurden fowol an ben Gebern als an den Nehmern mit dem Tode 
oder mit zehnfachem Erfag ober mit Ehrlofigkeit beſtraft. Ehebrecher, Verführer 
einer freien Perſon und Kuppler wurden gleichfalls am Leben geſtraft; eine 
ehebrecheriſche Frau mußte von ihrem Manne verftoßen werben und durfte bei 
keinem Öffentlichen Feſte erfcheinen. Die Stunden des öffentlichen Jugendunter⸗ 
richts wurden auf das genauefle beftimmt, und fremben Perfonen durchaus aller 
Zutritt zu dem Gymmaſtum verfagt. Die Bildung der Knaben, Juͤnglinge und 
Männer war durch eigne Gefege vorgefchrieben, und befondere Magiſtratsperſo⸗ 
nen mußten über ba8 Betragen ber Lehrer und Schüler wachen. Wer zu arm 
war, f. Kinder in ein Gymmaſium zu ſchicken, mußte fie ben Aderbau oder ein 
Handwerk lernen laſſen. &.8. Geſetzgebung erſtreckte ſich auch über Ackecbau 
Weinbau und Baumzucht. Die Religion Heß S. unverändert , außer bag er dem 
Areopag in diefer Hinficht die hoͤchſte richterlihe Gewalt übertsug, and m 
Tempel, 3. B. der Venus Pandemos (zu deren Prieſterinnen er Öffentliche ⸗ 
perſonen beſtellte) erbaute. Als ©. f. Geſetze gegeben hatte (ſ. „Sam. Petiti leges 
Atticae” , Paris 1635, Fol., und über die Geſetzgebung S.'s und Lykurg's in 
Schillers „Thalia“; 1790, 11. &t.), Heß er fie in hölzerne Cylinber graben 
und verpflichtete die Athenienfer durch einen Eid, in 10 Jahren nichts an f. Ber 








Solothura 88 


(im pda mit ſelbſi entfernte, — ee, 
atwal am Ihnen zu verändern. ——— Rinder, Kgypten, Kreta, Ey⸗ 
gem, Lpdim, ee leere und mehre Staͤbe⸗ 
des agentlichen Griechenlands. Damals gab er auch dem Kraͤſas (f. d.), Koͤ⸗ 
ige von Lydien, bie Wslchuung,, bie dieſem in der Folge das Leben vettete. Nach 
| 40 Jabsen Beiizte es nad) Athen much; allein der alte Poxteihaß hatte den Staat 
aqs neue zerslittet: doch warb pr mit hoher Achtung empfangen, und ale Dar 
legten ihm ihre Sache zur Entfeheidung wor. Unter ben Anfichrern zeichnete 
fich beſonders Piſiſtrates, der am der Spige der Dotköpartei Raub, aus. Er 
ward von S. gefchägt und geliebt, fand aber auch bald an ihm einen Gegner, als 
ex feine Abſicht, ſich ſich zum Oberhaupte des Staats zu madyen, merken lieh. ©. verieß 


wo er geſtorben, iſt zweifelhaft. Nach ber gewoͤhnlichen Meinung ſtarb er im 
80. J. —** im 2. J. d. 55. Olymp. Bon ſ. Gedichten und Abeigen Schuifr 
ten find ums nur Bruchſtaͤce ubeig geblieben, weiche fi in dem Werke von Glan: 
dorf und Fortlage: „Einomioorum poetarum opera” (Reipsig 1776, 2. — 

befinden. Die Briefe an den Plſiſtratos und einige ber 
Meilen find untergefchoben. 


Solothurn (feany. Soleure), ein Gantan in ber Schweiz, welcher 6. 
W. an Frankreich, g. N. an ben Kanton Baſel, g. O. an den Eanton Aargau, 
und g. ©. au den Canton Bern ſtoͤßt, web (mit Ausnahme einer Amtel) ganz da- 
theliſch iſt. Er iſt mit Freiburg 1481 zugleich in ben Bund getreten. Sein Flaͤ⸗ 
cheninhalt beträgt 13 De unb. die Volksenge 48,000 Geelen. Das Lamb 
wisb von einigen rauhen Ketten des Juragebirges, davon ber hoͤchſte Gipfel bie 
—— ——— — el abe, an den Ufern bex Aar, 
bat einen fruchtbaren, gut augebauten Boden. Anuch bie Berge werben theile 
zur Biehzucht, daie gm — — u Selathnm ifk der einige hei 
detiſche Kanton, Weider bei 1. großen Benöiterung nicht ui hinreishenbet Getreh 
de hat, ſondern nad) eine beträchtliche Menge tavon ausführen kann. Anfehn> 
Ich ſind auch der Obſt⸗ und Flachobau, — der Weinbau. Flachs 
38 


Derfoffung ——⏑—⏑⏑——— doch gewährt fie den Buͤrgern der 
anſehnliche Vortcheile, indem fie die Beſetzung von 2 Dritttheilen des großen, aus 
“0 — beſtehenden Bathes, ber bie geſebgebende Kraft hat, ihnen Aber: 
VBollziehung der Geſetze, die Verwaltung und die Einleitung bee Ge⸗ 
ee von 24, und bie legte Entſcheidung in Rechtsſtrei⸗ 
tigkeiten einem Appellationſgerichte von 13 Mitgl. annerteant ;. beide, ſowie das 
Cantenogericht (fr geringere Vergehen) werben aus dem Mittel bes großen Rathes 
befegt. Die Sta⸗tdeink betragen jährl. ungefähr 150,000 Franken. Zum Bun 
ee ee, amd der Geldbeitrag iſt auf 18,097 Fr. feſtge⸗ 
fegt. Die Haupiſt. Solsthaurn, legt in einer ber ſchoͤnſten Gegenden der 
. Schwe;, wo mehr Wirken ats Felder und mehr Hügel als Ebenen, viele 
Obſtbaͤume, große Waldungen und überall huͤbſche Landhaͤuſer fich befinden. Das 
. nahe Jarngebirge gibt ber Gegend im Allgemeinen deu Alpencharakter. Die Stabt 
en m fm ger Ba aka, weiche fie in 2 ungleiche, darch 2 
Yölgerue Bruͤcken wieder dorbandene Theile treunt. Man zaͤhlt 550 H. und 4000 


"year weder eben mach gerade, aber zieralich breit, reinlich und burch mehre anſehu⸗ 
We Gebdube un ui ——— Unter den Gebauden find zu 


860 Ssodlſtitjium Sommer 


bemerken: bie Stiftskirche bes h. Urſus mit einem 190 Fuß hohen Kfm, einer 
ſchoͤnen Vorderſeite und einem ſchoͤnen Choraltare; die Jeſuitenkirche; das * 
haus mit vielen Harniſchen und eroberten Fahnen; die ehemalige Refidenz 
franz. Geſandten (jet eine Caſerne) und das Theater. Man findet hier ein * 
um und Gymmaſium, eine Stadtbibliothek von 8000 Bon., ein Waiſenhaus, 
eine große Cattundruckerei, eine Cattun⸗, Leber, Taback⸗ und Hok fäuxefabrit, 
eine Buchhandlung, 2 Buchbrudkereien und verfchiebene geſchickte —— Die 
ſtarke Waarendurchfuhr zu Land und Waſſer macht die Stadt lebhaft. Zu der 
eine halbe Stunde entfernten Einſiedelei ber h. Verona führt ein anmmıthiger Weg 
an ber Seite eines Baches, zwifchen Selfen hindurch; auf der Anhöhe, weſtlich 
vom Eingange, bietet fich beim Denkmale des Schultheißen v. Wenge eine — 
ne Ausſicht dar; entfernter liegt gegen Morgen das Landhaus Waldeck mit ans 
— Anlagen. Beliebt find auch bie Spatziergaͤnge in die Baͤder Attishol; 
manlaf 

Solfitium, f. Sonnenwenben. 
| Soltau (Dietrich Wilhelm), Dr., Senator zu Lüneburg, ſtarb daſelbft 

d. 13. Febr. 1827 , im beinahe vollendeten 82. Lebensjahre; er iſt auch ruͤhmlich 
bekannt durch f. Überfegungen bes be Barros, des Cervantes, des Boccaz, des 
Thomfon u. a. literar. Arbeiten. 

Somerville (William), ein ausgezeichneter englifcher Dichter, geb. 
1692 zu Edfton in Warwickſhire. Er wurde auf ber Schule zu Windyefter erzo⸗ 
genumb flubirte zu Oxford, wo er ſich mit ber claffifchen Literatur befanntmadte 
und.f. dichterifches Talent ausbildete. Seine Ode an den Herzog v. Marlborough 
über beffen Entlaffung von f. Poften, welche &. ſchon zu dieſer Zeit bichtete, zeugt 
nicht bloß von großer Fertigkeit in der Verſification, ſondern auch von einem ge⸗ 
bildeten Geſchmack. Er war ein Anhänger der Whigpartei, welches er durch bie 
Lobesschebungen von Addiſon, Stanhope und Marlborough zeigt. S. hatte von f. 
Vater ein bebeutenbes Gut geerbt, wovon er lebte, und et ſich befonber® 
mit der. Jagd und den Wiffenfchaften. Er war pöflich , gaftfeei, ein Freund von 
Sefenfchaften und um bie Haushaltımg wenig befümmert. Dieſe Lebensart 
brachte ihn in Geldverlegenheiten, wobusch er in einen Zuftand gerieth, ber ſ. Les 
ben verkürzte. Er farb 1742.. Als Dichter iſt ©. vorzüglich durch f. Gedicht 
„Die Jagd”, in reimloſen Verfen, bekannt, welches unter den befchreibenben und 
didaktiſchen Gedichten einen hohen Rang behauptet. Der Verf. mar mit f. Ges 
genftande auf das genauefte bekannt und ein leidenfchaftlicher Liebhaber deſſelben; 
daher die Lebhaftigkeit, die Begeiſterung und die Richtigkeit ſ. Gemaͤlde, die man 
ſelten in Gedichten dieſer Art in ſo hohem Grade vereint findet. Seine Sprache 
iſt frei und kraͤftig und ſ. Versbau zeugt von einem ſehr geuͤbten und feinen Ge⸗ 
hoͤr. Ein andres Gedicht, mit jenem in Hinſicht des Gegenſtandes verwandt, 
u.d. T.: „Field sports” (‚‚Seldjagb‘‘), beſchreibt bloß die Falkenjagd. Sein Ge 
” dicht „Hobbinel, or rural games” ift von ber heroiſch⸗komiſchen Art, und das 
Burleeke iſt ziemlich glücklich darein verwebt. Seine übrigen komiſchen und ernſt⸗ 
haften Gedichte verdienen weniger, obgleich fie in die Sanmlung ber engl. Dich⸗ 
tee aufgenommen find, bemerkt zu werben. Auch hat man u. d. T.: 
by William Somerville‘ (London 1728, und dann 1772) eine gute Kusz. f. ges 
ſammelten dichterifchen Werte. 

Sommer, überhaupt bie milbere Jahreszeit, etwa vom April bis Det. 
Der aftronomifhhe Sommer hat aber f. beſtimmtern Grenzen. Ex nimmt f. Ans 
fang, wem die Sonne ihren hoͤchſten Stand gegen Norden erreicht, hat, alſo um 
d. 21. Juni, und endigt fich, wenn fie zum zweiten Dal im Jahre den Aquator 
beruͤhrt, um d. 23. Sept. Ungeachtet ber Veraͤnderungen in ben Zeichen ber 
Ckuptik, welche das, Vorruͤcken ber Nachtgleich en (f. d) hervorgebracht 











Sommer Sommerflecke s5t 
bet, find noch immer bie alten Sommerzeichen des Calenders geblieben; für bie 
noͤrdl. Halbkugel: Krebs, Löwe, Jungfrau; für die fübliche: Steinbod, Waſ⸗ 
fermann, Fiſche. Unſer Sommer faͤllt in die Sonnenferne (f. Sonnennähe ° 
und Ferne), d. b. in die Zeit, wo diefe® Geſtirn am mweiteften von uns ent⸗ 
fernt iſt, ımd. daher auch ſich am langſamſten bewegt. Dies ift die Urfache, warum 
der Sonnendurchmeſſer im Sommer merklich Eleiner erfcheint als im Winter, 
und warum bee Sommer der noͤrbl. Halokugel 934 Tag, alfo einige Tage länger 
dauert als der Winter, folglich auch als der Sommer ber ſuͤdlichen Halbkugel. 
Ungeachtet dee weitern Entfernmg der Sonne im Sommer , wirken ihre Strah⸗ 
len doch ungleich kräftiger als im Winter, weil fie in minder fchräger Richtung auf 
die nördliche Halbkugel fallen, und uns die Sonne im Sommer viel früher aufs 
und viel fpäter untergeht, alfo einen weit geößern Bogen am Himmel befchreibt 
als im Winter. In dem Augenblide bes Sonmer » Sonnenftinftandes, oder 
wenn die Sonne auf ihrer fcheinbaren Bahn den Wendepunkt des Krebſes berührt, 
alfo am höchften fleht und am Iängften über den Horizont bleibt, follte man eigent- 
Rich die graͤßte Hige vermuthen. Die Exfahrımg aber lehrt, daß dieſe gewöhnlich 
erft im Aug. flattfindet, und zwar auf der ganzen nördlichen Halbkugel bis mehre 
Grade über den Polarkreis hinaus. Der Grund hiervon liegt barin, daß bie Sonne 
jetzt ſchon länger gewirkt hat, und innerhalb des Polarkreiſes bis etwa 10 oder 12 
Grad vom Pole endlich das Eis gebrochen und die Witterung etwas milder gewor: 
den iſt; daher die Luft aus jenen noͤrdlichen und aus den Sftlichen Gegenden nicht 
mehr fo kalt zu uns kommt. Der Sommer ift uͤberall, wo Pflanzen gedeihen, 
die Jahreszeit der Entwickelung und Ausbildung derfelben und Ihrer Früchte. Geis 
ne woblthätige Wärme bringt in der ganzen organifchen Schöpfung Leben, Wonne 
und Wohlfein hervor. Vogl. Meyer's „Lehrb: d. phuf. Aſtron. Theorie ber Erde 
und Meteorologie‘ (Göttingen 1805). | 

Sommer (fliegender), Sommerfäben, Mariengarn, Alter Weiber om» 
mer , nenmt man bie feinen weißen Seidenfaͤden, bie in warmen, heiten Herbſt⸗ 
tagen die Wieſen, Triften, Selber und Pläge überziehen und vornehmlich auf ben 
Stoppelfeldern fichtbar find, auch häufig in langen, dicken, fabenähntichen Klum» 
pen fich in die Lurft erheben und an hervorragenden Gegenftänden anhängen. Diefe 
Fäden find das Geſpinnſt einer im Herbfte in unglaublicher Dienge zum Vorſchein 
fommenden Spinne, von ber Größe eines mittehmäßigen Stecknadelkopfes, mit 
laͤnglichem Kopf und eirundem Hinterleib. Sie nährt ſich unftreitig von ganz Mel: _ 
nen Inſekten. Den Winter über fcheint fe in Erſtarrung in der Erde zuzubrin⸗ 
. gen, denn man findet fie im Srühlinge auch, nur in ungleich geringerer Anzahl. 

Sommerflede (Sommerfpröffen, ephelis) find gelbliche und braͤunli⸗ 
che Flecken von der Größe eines Nadelkopfes bis zu ber einer Linfe, die auf der 
menſchlichen Haut vorzüglich an ſolchen Stellm erfcheinen, welche, von Kleidern 
nicht bedeckt, der unmittelbaren Einwirkung bee Sonnenftrahlen außgefest find. 
Darum glaubt man auch, daß bdiefe die genannten Flecke hervorbringen, und er: 
klaͤet fich Ihre Entſtehung folgendermaßen: im Fruͤhlinge iſt die Haut, theils ber 
waͤrmern Winterbekleidung, theils andrer Urfachen wegen, reisbarer; num erſchei⸗ 
nen bie Sonnenſtrahlen und es bilden ſich hier und da Schweißtroͤpfchen, bie nicht 
fo ſchnell, wie im Sommer, zufammenfliegen; durch diefe Tropfen aber werden 
die Strahlen, wie durch ein converes Glas, in einen Brennpunkt vereinigt; die⸗ 
fer teifft auf das rete Malpighii und verurfacht, daß hier ber Kohlenftoff halb ges 
fäuert wird; Halbgefäuerter Kohlenftoff aber hat uͤberall eine dunkle Farbe. Auf 
ähnliche Weiſe entfteht auch die allgemeine dunklere Färbung ber Haut im Som⸗ 
mer (ophelis umbross von Krank genannt) unb vom Feuer bei Solchen, die in ber 
Nähe deffelben arbeiten; bex letztere Fehler wirb von Frank oph. spuria genannt. 
Sqhabden für. vie Befunbheit Bringen diefe Fehler nicht, nur daß fich unfere Damen 








08 Sömwerring Somnambulißmus 


— if ihr Nachtheil und der Grund, image mar ſir duech 
Abhoitung ber Sommenfrchlen von dem ju nerhäcm (acht. Um fir ge 
entfernen, foll man bie Haut — durch old mit Molken, milder Seife, 
Rehm, zu erweichen ſuchen, und baum durch Einreiben non aromatiſchan Waſſer 
mit Efſig, oder Salmiak, Linimenten, Kamphereſſig, bie Hautgefaße rein, 
—* fie das Stockende aufſaugen. ©. Aroteſen, „Die Kunſt, das Lehm bes 
Lee Geſchlechts zu verlängen und feine Shybupeit zu erhalten“ 


| meeting GSamu⸗l Thomas v.), Dr., geb. zu Thorn, wo 2 — 
Aezt war, 1755, koͤnigl. —— were des koͤrigl. Hansverifchen 
Guelfenordens feit 25 Jahren Mitgl. der X Münden, einer der eriten 
Anatomen Deutſchlands, lebt feit a in Frankfurt a. M., wo er 
4828 f. Zubilaͤum feierte, an welchen Tage die Univerſ. Göttingen f. Doctorbis 
ernenerte. Pag Beschere lugen ge Mümezu S.“ u. 
tifteten einen Soͤnmerringspreis für eine wichtige Schrift in irgend einrm heile 
der Mebicin ober Naturwiſſenſch. Die von Ruͤppell in Afrika entbeckte Antilope 
wurde nad) ihm Sömmerringii gmannt. ©. ift beruͤhmt buch ſ. Schriften: „De 
basi. enerphali et priginibus nerverum, ereaio egredientium" ( 
41778 #4); „De eorporis humani fabriea" (Frankfurt a M.1794, 4 Bde); 
„Tabula soeleti feminini” nebſt Beſchreibung (Brkf. 1797 fg.) ; u f. „Ab 
Kildungen bes muenfchlichen Auges” (Frkf. 1801 fg.), u. a. m. — Grein Sohn 
Dr, Bilbelm S. if — Arzt. 
Sommerpunkt iſt derjenige Punkt in der Ekuptik, in welchem bie Gone 
ne behihrem ſcheinbaren Jahreenmlauf bie ‚größte Abweichung gegen Norden ers 
seicht bat. Dies iſt dee Anfang bes aflronomifchen Sommers bes noͤrdl. Halb⸗ 
Eugel. Sonſt fiel dieſer Punkt in das Sternbitd des Krebſes, daher ber noͤrdlich⸗ 
Woendeyunkt auch den Namen erhielt; jett iſt an bie Stelle das Zeichen der Zwil⸗ 
linge. (Bel. VBorräden der Nacht gleiche.) Darauf wird indeß im gewoͤhn⸗ 
lichen Ausbrucke keine Ruͤkſeht genommen. Durch den Sommerpundt geht ber 
Wendekreis des Krebſes. Bom ent if der Sommerpunkt ums 90 
Brad entfernt; daher auch ſ. gerade Auffieigung 90 Grad ober 3 Zeichen betzägt. 
Seine Abweichung —** und re Schiefe der Ekuptik gleich. 
Somnambulismus, en auch Traummanbeim, 
bezrichnet bie laͤngſt bekannten Erfchein bes Nachtwandelns ober her 
ſucht, wird aber auch für bie —— Zuflänbe bes Magnetismus (f.b.) 
gebraucht. Andre bedienen ſich zur Bezeichnung des in Mede ſtehenden Buftanbes 
ber Benennung: Schlafwachen ober Traummmachen, weil im Schlafe aber Traume 
ſelbſt eine Art von wachen Zuſtaude, ein ſcheinbares Bewußtfein entficht, weiches 
aber nicht ſowol Selbſtbewußtſein ‚al vielmehr Selbſtgefuͤhl iſt, weiche aber 
dach zuweilen bie zur einem To hohen Grabe ber Klarheit fleigt, daß man biefen Zu⸗ 
find auf ſolcher Höhe durch den Ausdruck Schlafdenken zu bezeichnen angefangen 
hat, wiewol bei dieſem Denken nicht bie felbfibewußte — ſondern die 
durch den hoͤhern Inſtinkt des Gefuͤhls geleiteten Verſtandes⸗ und Vernunfthkraͤfte 
thaͤtig ſind. Einen richtigen Begriff vom Sonmambuliemus kann man Ad) ohne 
einige nähere Kenntniß ber Natur des Schlafs und deſſen Unterſchied vom WMachen 
mm er: verfchaffen, da ber Schlaf allerbings das wahre Vorbild bes Somnam⸗ 
buliomus, und biefer in aller Hinſicht ein Schlafzuſſand, eigentlich nur ein — 
— geſteigerter ni ft. Man bat bisher den Sqhiaf als —— 


mithin men teuumiofen 
f, mem nm len it, 0 das wi tedten Bufkanb betuuchtet. 


—* 
ee An und die Fortſchritte Haften, wie bie 
nähen Kenntnis deb thierfhen Magustiänss her ee 


x 








e Somnambuliämns 868 
sung herbeigeführt. Der Schlaf iſt nicht Mangel bes Lebens, fonbern ein aubres 
Beben als das bekannte Im wachenden Zuſtande; nicht das ganze Lehen wird durch 
ben Schlaf umterbrochen, ſondern nur die Art des Lebens. Während im Schlafe⸗ 
bie hoͤhern Syſteme des organifchen Leibes ruhen, dauert das Leben dee niebern 
fort; ja die Verrichtungen biefer letztern, z. B. das Athmen, der Kreislauf bes 
Bluts, die Verdauung und Ernaͤhrung, dauern im Schlafe nicht nur fort, fondern 
fie find vielmehr gefleigert und geben lebhafter (auch ungebinderter) von 2 
Da nun das pfpchifche (geiflige) Leben vom phyfiſchen nicht getrennt ift (f. Geiſt), 
fo folgt daraus, daß auch bie Seele im Schlafe nicht untpätig iſt, und während in 
dieſem Zuftande die hoͤhern Seelenkräfte ruhen, werben bie niedern deſto lebendi⸗ 
ger fein müfien. Die hoͤhern Seelenkraͤfte (Vermögen der Seele) find Verſtand 
und Vernunft und beren Einheit, das Erkenntnißvermoͤgen, die niebern Seelen⸗ 
kraͤfte Gefühl, Phantafie und deren Einheit, daB Ahnungsvermoͤgen (Wermögen 
ber Gefuͤhlsanſchauung). Gin gleicher Gegenſatz offenbart fi, in Bezug auf den 

ktiſchen Menfhen, zwifchen bem freien, felbftbemußten Willen und bem ins 

ktartigen Begehrungsvermögen. Jener ift vocherefchend beim gebilbeten, wiſ⸗ 
fenfchaftlichen Menſchen, dieſes äußert ſich überwiegend bei Kindern; bei Künfts 
teen ohue wiffenfchaftliche Bildung, beim weiblichen Gefchlecht, überhaupt bei 
Menfhen, die mehr Gemüth, als Geiſt haben. Im pſychiſchen Schlaf: ober 
Nachtleben, d. b. im Traume, testen alfo bie niedern Seelenkraͤfte: Gefühl, Phan⸗ 
tafie, Ahnmungsvermoͤgen, vorwaltend auf, während bie Gefanmmtheit der 
d. h. die Intelligenz, ruht. Die Seele finkt alfo im Schlafe in einen niedern Zus 
ſtand zurüd, in ein Leben, das dem der früheften Jugend und fogar bem Thierle⸗ 
ben aͤhnlich iſt, fie wird in eine Melt der Phantafiebilder eingeführt, in welcher ber 
Inſtinkt, flott bes vernünftigen Willens handelt. Das Erwachen it Wechſel bes 
Lebens, ein Umtauſch des niedern gegen ein hoͤheres Leben, eine Ruͤkkehr aus dem 
beroußtlofen Traumleben ins ſelbſtbewußte Kagleben. Schlaf und Wachen find alſo 
die beiden Pole des Lebens, bie wechfelnd auftreten, bald mit dem Übergewicht des 
einen, bald des andern Pols uͤber den entgegengefegten; fie wechfeln ebenfo wie 
Tag und Nacht, welches die beiden Pole des Erbenlebens find, indem bei Tage der 
Sonnenpol vorwaltet, zur Machtzeit der Erdpol überwiegt ober vorherrſcht. Wie 
am Tage das Sonnenlicht alles Leben der Natur erregt, beherrſcht und ihm feinen 
Gharafter aufbrüdt, fo herrſcht in wachenden Leben des Menſchen das geiftige 
Licht (das Intelligente Denken) und beffen Sonne ober Centrum (das Selbſtbewußt⸗ 
fein) über alle feine Anfchauungen und Vorflelungen. Und wie in ber Macht das 
finftere Beben ber Erde regiert, fo im Schlaf ober Traumleben "des Menſchen das 
dunkle Befühl, welchem alle Geiſter bes Schlafs (die befondern, niedern Seelen» 
Eröfte) dienftbar find. — Da aber der Menſch nur ein Leben hat, da nur eine 
Seele den Leib regiert, fo koͤnnen Schlaf und Wachen nur verſchiedene Stufen bies 
ſes einen Lebens fein. Sie müffen baher Ähnlichkeit miteinander haben. Das 
Nachtleben (dee Schlaf) kann nur das niebere Gegenbilb des Wachens, und umge⸗ 
kehrt, das Wachen ober Tagleben nur das höhere Gegenbild des Schlafs fein. 
Diefe Ähnlichkeit muß alfo um fo deutlicher hervortreten, je höher der Schlaf ges 
fleigert wird und in diefer Steigerung fich offenbart. Eine ſolche Steigerung iſt 
gun der Sommambulismus in feinen höhern Graben; er iſt, wie von ihm ſchon 
angedeutet wurbe, ein zu einer ungewöhnfic; hohen Stufe ausgebitbeter und da⸗ 
her eigentlich krankhafter Schlaf oder Schlafjuftand, deſſen Ahnlichkeit mit dem 
Wachen um fo täufchender wird, je höher bie Intenfität (Staͤrke, Lebhaftigkeit) 
beffelben fleigt. Und weil in diefem Zuſtande die niebern Seelenkraͤfte in einer un⸗ 
gewoͤhnlich hohen Wirkfamkeit erfcheinen, fo Haben Viele dadurch fich täufchen laſ⸗ 
fen, und , vermöge biefer Täufchung , den Somnambulismus für einen viel hoͤhern 
Zuſtand erklärt, als das wachende, intelligente Leben. Dies ift im Ganzen ein 





864 Somnambulismus 
Jerthum, obgleich Im Einzelnen ber Somnambulismus ber höhern Grade, gegen 
die gemeinften Zuſtaͤnde des wachenden Lebens gehalten, unſtreitig größeres In⸗ 
tereſſe hat. N 

Mit diefen erften und nothwendigſten Grundlinien einer Theorie bed Som: 
nambulismus verbinden wir die von den Magnetiſeurs gegebenen Erklärungen einis 
ger noch ganz ımerwiefenen Erfcheinungen bes Sonmambullsmus, wobei wir ben 
Art. Magnetismus zu vergleichen und uns das hier Vorgetragene nicht als 
eigne berzeugung anzurechnen bitten. Es gehoͤrt hierher vorerft da6 Hellſehen, 
eine Art finnlicher Wahrnehmung, die fid von der gewöhnlichen im wachen Zus 
ſtande vorzüglich dadurch unterfcheibet, daß ber hellſehende Somnambul keinen 
befondern Sinn angeben kann, durch welchen er bie Gegenſtaͤnde wahrnimmt. Cr 
bedarf auch zum Sehen nicht des Auges, zum Hören nicht be8 Ohrs u. f.w. Denn 
dieſe Tagfinne ruhen beim Sonmambul und find fir die Außenwelt verfchloffen, 
die ihm jest auf andre Weiſe finnlich offenbar'wird. Wenn ber Somnambulismus 
ein Schlafzuftand umb daher ber (niedere) Gegenſatz des wachenden Lebens iſt, fo 
- wird fich dieſer Gegenfag auch in ber leiblichen Organifation für die Sinne, in 
einem andern und geringern Sinnapparat, ausdrüden. Fuͤr die Tagfiıme dient 
in organiſcher Hinftcht das Kopfnervenſyſtem, welches in allen Sinnorganen höhern 
Ranges thätig iſt, und das Him ift das Centralorgan für das Sinnenſyſtem. Für 
den Sonmambul iſt dieſes höhere Syſtem von Sinnen gelähmt und ihm flehen, 
während biefes Zuflandes, nur Nachtfinne zu Gebote, deren Organismus ein nies 
deres Nervenſyſtem, nämlid das Ganglienſyſtem (f. d.) ift, deſſen Cen⸗ 
tralorgan das Bauchgangliengeflechte (plexus solaris) in der Magengegend, gleich 
ſam ein Hirn von niederer Bedeutung, vorſtellt. Dieſes Gangliengeflecht oder die 
Magengegend iſt daher auch der Hauptſitz des Senſirens (Sinnſchauens) fir bie 
Sonmambulm, und fie koͤnnen zwar bie verſchiedenen Arten des Sinnſchauens, 
5.8. Sehen, Hören u. ſ. w., die ihr Dafeln ben Tagſinnen verdanken, unterſchei⸗ 
ben, aber fie haben dafuͤr eine befondere Sinnorgane ; fondern ein Sinn, den 
man Allfinn genannt hat, uͤbernimmt alle Arten von Sinnfunctionen und ſtellt 
in fi), ohne befondere Organe, das Nachtfinnenfpftem dar. Das Sinnſchauen 
. HE aber auf das erwähnte Nervengeflecht keineswegs befchränkt, fonbern es kann 
"vielmehr im Somnambutismus die Nervenkraft jedes Theils der Haut bie zur 
Sinnfunction gefteigert werben, fobaß die Somnambulen z. B. mit den Finger⸗ 
ſpitzen, mit der Haut der Augenlider, der Stirn, der Lippe, fehen, hören, ſchmecken 
u. ſ. w. können. Zum Sehen bedürfen die Somnambulen in ber Negel nicht bes 
gewöhnlichen (kosmiſchen) Lichts; fie fehen vielmehr durch ein andres Medium, 
durch eine von der Erbe, von irbifchen Körpern, von ihnen felbft ober ihrem Mag» 
netifeue ausſtroͤmende irdiſche (telluriſche) Kraft, für weiche ihr Nachtauge (der 
Anfinn) empfaͤnglich iſt. Diefe Kraft ift für alle Körper durchgaͤnglich (ae Körper 
durchdringend), und daher kommt es, daß bie Hellfehenden nicht nur alle innere 
Theile ihres eignen Leibes und andrer Perfonen, mit welchen fie in Verbindung 
(Rapport) ſtehen, fondern au), umd zwar ebenfo gut zue Nachtzeit als am Tage, 
in die Ferne fehen koͤnnen, ohne dag zwifchenliegende Gegenftände ihrer Sehkraft 
Hinderniſſe entgegenflelen dürften, ba für fie Alles ducchfichtig iſt. Eine andre 
merkwuͤrdige Exfcheinung des hoͤhern (pfochifchen) Somnambulismus iſt das Fern⸗ 
ſehen in der Zeit (Divination), welches durch ben innern Nachtſinn (Gefühl und 
Inſtinkt) vermittelt ift. Das Intelligente Sernfehen In bee Zeit gefchieht durch be⸗ 
sechnende Thätigkeit des Verſtandes und der Vernunft. So werben künftige Na⸗ 
turbegebenheiten, 3.%. Sonnen und Mondfinfterniffe, vorhergefehen, indem ben 
Afteonomen die Sefege (die Bewegung der Weltkörper), nach welchen fie erfolgen 
muͤſſen, befannt find. Andre Naturgefege, z. B. die, nach welchen die Wetters 
au Dreh erfolgen, find noch umbefannt, und daher iſt für diefe Beraͤnderun⸗ 








gen ober Erfcheimungen noch Eeine intelligente Berechnung, kein ficheres Voraus⸗ 

ſehen möglich. In ſolchen Fällen reicht mun das fonmambule Fernſehen in ber Zeit 
weiter und iſt biel ſicherer als das intelligente. Das Vorausſehen des Somnam⸗ 
buls iſt ein lebhaftes Vorahnen, ein Fernfuͤhlen in der Zeit; ihm werden die Ge⸗ 
ſetze, nach welchen künftige Ereigniſſe erfolgen muͤſſen, unmittelbar im Gefühl 
ober durch Inſtinkt offenbar. Das Vorherſehen fogenannt zufälliger, nämlich ges 
ſchichtlicher, Begebenheiten ift für die berechnende Intelligenz meift eine fchwierige, 
in der Regel unlösbare Aufgabe, weil dazu die Entwirrung eines verwickelten Zus 
- fammenhanges und die Enthüllung verborgener Triebfedern erfoberlich wäre. Da» 
gegen bedarf es für das Divinationsvermögen des heilfehenden Somnambuls oft 
nur einer ernſtlichen Richtung der Aufmerkſamkeit auf den Gegenflanb ber Aufgabe, 
um die fcheinbar zufälligften Erfcheinungen der Zukunft wahrzumehmen. Aber befs 
fenungeachtet iſt der Somnambullemus Bein höherer Zuftand als das für die Zus 
kunft verfchloffene intelligente Leben; bean auch Thiere blicken ober vielmehr fuͤh⸗ 
len, auf ähnliche Art wie der Somnambul, in bie Zukunft, indem fie durch bie 
Äußerungen ihres Vorgefuͤhls das künftige Wetter anzeigen. Das helle Fernfehen 
in der Zeit findet übrigens bei Somnambulen ebenfowol rüdwärts in bie Wer 
gangenheit als vorwärts in bie Zukunft flat. Die poetiſche Sprache, in welcher 
oft die hellfehenden Sommambulen reden, deutet ebenfalls, wenn man fie mit ber 
Sprache der Wiffenfchaft vergleicht, auf keinen hoͤhern Zuftand. Denn die Kunfl, 
mithin auch die Poeſie, ſteht nicht höher als die Miffenfchaft, fonbern, umge⸗ 
kehrt, dieſe höher als jede. In der Kunft find Gefühl und Phantafie, in der - 
Miffenfchaft die hoͤhern Kräfte ber. Vernunft und des Verflandes wirkfam, und 
Gefuͤhls⸗ und Pharitafieleben verhalten fich wieder, wie Traum und intelligentes 
Wachleben, mithin als die beiden Pole bes pſychiſchen Menſchenlebens. Auch ber 
“ prophetifche Traum redet oft die Sprache der Poefie und flelit feine Anfhauungen 
in der Zukunft fombolifch, in bedeutenden Bildern dar. Auch die Vifionen ber 
Sonmambulm verrathen bie innige Verwandtſchaft des Somnambulismus mit 
dem Traume. Sie fehen verflorbene Verwandte und Bekannte, und haben Er⸗ 
ſcheinungen von Engeln und Dämonen, bie fie für wirklich auftretende Perfonen 
haften. Auch der Träumenbe hält Alles, was ihm erfcheint, für Wirklichkeit; und 
gleichwol iſt es, in beiden Zufländen, im Sommambullsmus wie im Traume, 
bie Phantaſie, welche, plaſtiſch wirkend, die Geſtalten ſchafft, die innern An⸗ 
ſchauungen verkörpert und alſo gleichſam als bildende Kuͤnſtlerin auftritt. Id ie⸗ 
fomnambulismus wird ein fomnambuler Zuſtand genannt, wenn er, ohne 
von einem Magnetifeur durch abfichtliche Einwirkung kuͤnſtlich erzeugt zus fein, Im 
Verlauf einer Krankheit hervortritt. Sdiofonmambullsmus waͤre ſonach ein ſelbſt⸗ 
ſtaͤndiger, bloß durch die eigne organifche Kraft eines Menſchen erzeugter Som: 
nambulismus. In dieſem ſtrengen Sinne gibt e8 aber, höchft wahrſcheinlich, kei⸗ 
nen Idioſomnambulismus, und man darf nur einen ſolchen bacunter verflehen, ber 
nicht abfichtlich oder kuͤnſtlich, ſondern zufäig erzeugt ift. Denn bei reizbarem Zus 
flande, welcher in Nervenkrankheiten flattfinbet, ober In einer beſondern Empfaͤng⸗ 
lichkeit befleht, koͤnnen andre magnetifch wirkende Subflanzen, z. B. Metalle, 
Waſſermaſſen u. dgl. in ber Nähe des oder der Kranken die Stelle bed menfchlichen 
Magnetiſeurs vertreten wie es 3. B. inter Rhabdomantie (ſ. d.) ber Fall iſt. 
Daher müflen 5. B. das Nachtwandeln und die Monbfucht als Arten des Idio⸗ 
ſomnambulismus im legten Sinne betrachtet werben. 

Die voiffenfchaftliche Kenntniß des Somnambulismus gewährt auch einen 
aufhellenden Blick in das Dunkel der Vorzeit und zeigt uns einen mefentlichen Un⸗ 
terſchled zwifchen ber alten und neuen Zeit. Für die wiſſenſchaftliche Anficht, welche 
das Wefen des Somnambuliemus von feinen Formen, ma von denjenigen 
Formen zu unterfcheiben weiß, in welchen er in der neueflen. Zeit, als pſychiſche 


\ 


866 Sonmambulismus 
Kraukheit, als ungewoͤhnlich gefteigerter Schlaf und Traum aſcheint, tft naͤmlch 
der — — keine neue Entdeckung, fondern eine ſchon im grauen Alter 
thume In mancherlei Geſtalten vorkommende jedoch unerkannte Erſcheinung. Der 
Gang ber u, des OT efchlechts # Auffleigung von niebern zu höhern 
Bildungoſtuſen, ein allmaͤliges Loswinden von einem inſtinktartigen, unbewußten 
Gefuͤhlsleben, und Fortſchreiten zum Selbſtbewußtſein. In der alten Zeit gab es 
noch keine eigentfich wiftenfchaftliche oder intelligente Bltbung , und ſelbſt die Wiſ⸗ 
fenfchaften, two fle auftraten, erſcheinen mehr im Eharakter der Kunft und daher 
in poetiſcher Darſtellung. Die Bildung ber Alten war noch nicht Geiſteobildung 
im engen inne, fondern Gemuͤthsbildung, theils religtöfe, theils Kunſtbil⸗ 
dung, und Gefühl, Phantafte, Ahnungsovermoͤgen waren bie herrſchenden Poten⸗ 
zen (Kraͤfte) dieſer zu Wenn alfo fehon das wachende Leben der Menfchen 
In der alten Zeit dem Somnambullsmus verwandt, oder ſelbſt ein unvolllommmer 
Somnambulismus war, wieviel mehr muͤſſen bet ihnen im Gchlafe fonmambule 
Exfcheinungen hervorgetreten fein! Und davon gibt auch die Gefchichte hinlaͤngliche 
Zeugnifſe. Die Traummelffagungen 5. B., ber Tempelfchlaf der Alten, die Vor⸗ 
herſagungen der Inſpirirten (ale höhere fommambnte Erſcheinungen im wachen Zu⸗ 
. ande), die Sibyllen und Orakel der Alten, der warnende Dämon oder Schutzgeiſt 
u. ſ. w., find deutlich genug als tdiofonmanbule Erſcheinungen aus ber alten Zeit 
har Da nun das Handeln der Menfchen in fomnambulen Zuſtaͤnden 
einen andern Charakter haben muß als das Handeln im wachen Zuflande, ba es 
eigentlich ein Magnetifiren, ein magnetifches Einwirken von Dienfchen in magne⸗ 
tiſchem Iuftande auf andre Menfchen und Gegenſtaͤnde if, inſofern es aber nicht 
als ſolches begriffen, ſondern für uͤbernatuͤrliches Wirken gehalten wird, als magi⸗ 
fürs Handeln, als Wunderwirkung erſcheint, fo verbreitet die wiſſenſchaftũde 
Kenntuiß des Sonmambulismus und uͤberhaupt bes thieriſchen Magnetismus auch 
über dieſe Gattung von ee aus der alten und neuen Zeit ein neues Licht. 
Hier kommen vorzüglich die Wunberheitungen in Betraditung. Die magnetifche 
Wirkſamkeit bes bloßen feften und Eräftigen Willens eines Magnetiſeurs auf Franke 
und fonmambule Perfonen, welche Wirkſamkeit durch Glauben an ben Magne⸗ 
tiemud und Vertrauen auf den Magnetiſeur von Seiten ber Kranken allerdings un: 
terſtuͤtzt und befoͤrdert wird, iſt gegenwärtig durch unzaͤhlige Beiſpiele aus ber Ges 
ſchichte des thieriſchen Magnetismus beftätigt. Und wie koͤnnte die magnetiſche 
Mikſamkeit des Stauben®, zumal des religiöfen, als ber hoͤchſten Stufe diefer 
pfochifchen Kraft, noch zweifelhaft fen? Der Blaube ift der Begenfag bes Wiſ⸗ 
ſens. Diefes gehört der Intelligenz, der Glaube dagegen dem Gemuͤthe an; jenes 
iſt Attribut der Zagfeite, diefer der Nachtfeite der menſchlichen Pſyche; daher de® 
letztern magnetiſch Heilenbe Kraft. Aber ber religloͤſe Glaube, der religiös glaͤubige 
Witte heit ſchnell, und die magnetiſchen Euren unferer Zeit gehen langfam vonftat- 
ten, dies hat man zum Haupteinwurf gegen die Erklaͤrbarkeit der Wunderhel⸗ 
lungen ans der Theorie des thierifchen Magnetismus gemacht. Dabei hat man aber 
nicht bedacht, daß die langſamen magnetifchen Curen von wiſſenſchaftlichen Ärzten 
verrichtet werden, und daß das Intelligente ‚Leben die magnetifche Wirkſamkelt 
ſchwaͤcht, ba es, als Tags ober wachendes Leben, feiner Natur gemäß antimag⸗ 
netifch wirkt. Der Mangel atrenergifcher pſychiſch⸗ magnetifcher Kraft muß bir 
durch organifihe Einwirkung erſetzt werden, welche für fich allein nur langſamen 
Erfolg hat. Der intelligente, auf wiſſenſchaftliche Gruͤnde geftügte Glaube iſt das 
ber nn gegen bie Kraft des ummittelbaren, wiffenfhaftslofen rellgloͤſen Glau⸗ 
und Willens. Unb je größer die Energie einer magnetifchen Kraft iſt, deſto 
—* organiſche Veränderungen muß fle hervorbringen koͤmmen. Auch verrathen 
e Wunderheilungen ihre mag Natur zugleich dadurch, daß bei ihnen die 
Wirkfambeit der pſychiſchen Kräfte häufig durch organiſche Einwirkung, 3.8. Haͤn⸗ 











Sommus 067 
beauflegen, Anbiafen, unterſtuͤtzt wird. Übrigens iſt ber deutgidſe Stande nicht auf 
die alte Zeit beſchraͤnkt, und Daher iſt es in der Ordnung, wenn noch heittige® Ta⸗ 
ges, wie im jedes fruͤhern Zeitperiode, zunweilen ſtarkglaͤubige Menfchen ohne vobfe ' 
——— Bildung auftreten, welche bie Gabe beurkunden, ſchnelle magnetifche 

ober fogen. Wundercuren zu verrichten, deren Bringen ihmen Huf und ſtarken Zu⸗ 
lauf verſchafft. — Rit den hier nachgeſprochenen en der 
foll, wie fie verlangen, Wie Wiſſenfchaft zufrieden fein, und die Jacta ſelbſt, mei⸗ 
Pens Srächte liſtigen Truges und Trommer Beichtgtämbigkele, follen ebenfulls auf 
Treue und Glauben zugegeben werben. Die hier aufgeftellte Anſicht geiſtreich durch⸗ 
geführt, finder ſich in ©. D. Kiefer's Syftem bes Tellurismus oder thleriſchen 
— *2 2Bbe., Leipz. 1822, mit 2 Kupfertafeln). 

Somnus (mothei.), griech. Hypnos, ein Sohn bed Erebus und ber 
Nacht, oder allein ber Nacht, Zwillingöbruder des ruhegebenden — wicht bed 
fchnellereilenden ober furdhtbaren — Tedes (Thanatod), iſt ber Gott bes Schlafs 
ober Schiimmers. Er wohnt am ange sum Gebiete bes Hades am abenbs 
lichen Ende ber Welt mie dem Tode in Einem Patafle, wo er nit die Sonne er 
Wit. Nuhig uns fanft wait ee über Meer und Erde hin Bei Homer fucht ihn 
Juno in Leumos auf, als fie den Jupiter einſchlaͤfern will. Er lebte hier, weil er 
ie Iebeelzende Nyerwphe Paſithea liebte, bie * Aphrodite war, und well er Hier 
befonders verehrt wurde. * war dies nicht fein beftänbiger Wohnort. Irmo 
bat den mächtigen Dupmos, ben Beherrſcher der Menfchen und muficrblichen Got⸗ 
ter, die Augen bes Gemahls — ſobalb fie ihn liebend umarmt Haben 
wuͤede, und verſprach ihm dafuͤr einen ſchoͤnen, mit Gold belegten Schemel, von 
Hephaͤftes verfertigt. Hypnos weigert fib. Denn er hatte ſchon einmal den Ver⸗ 
ſuch gemacht, als Sumo den Hercules nach Kos verſchlug, da wollte Jupiter, da⸗ 
durch erbittert, ihn aus dem Olymp in das Meer ſchleudern. Kaum konnte er ſich 

zu ſeiner Mutter, der Nacht, ine und bloß aus Achtung gegen diefe ſchonte ihn 
Sepitet Endlich verſprach ihm Juno bie Paftthen zur Gemahlin. Diefer Lockung 
gab er nach. Er ſetzte fi auf eine Hohe Tanne, verbarg ſich unter die Zweige und 
ſchlaͤferte den Bott eier. Die Dichter gehen und manche liebliche Bilder des Npnos. 
Er breitet bie Fluͤgel der Beegeſſenheit Aber bie Irks und befprengt bie Augen mit 
dem Waffer aus Lore. Auch ne ee fi nn und umfthattet die 
Monſchen mit feinen Ftägen. Ovid laͤßt ihn bei den Scythen und Cimmeriern 
in einer Berghoͤhle wohnen, wo kein Sonn hl eindringt und Alles mit Nebel 
bebeckt iſt. Kein ames Thier, kein rauſchender Baum ſtoͤrte bier Die ewige 
Kur; u he ging unter dem Felſen hervor und wiegte, fanft mie 
meind, Alles in Schlaf. Am Eingange der Höhle wuchfen Mohn und andre nar⸗ 
** — — von Träumen umgaukelt, lag in der Höhle anf einem 
— Bette von Ebenholz. Nach Statius (‚he 
26 —XR 84 9 war ein in Athloplen fein Aufenchalt, vor weicher die 
——— und Traͤghee —* A und das Beräufch, daniit es die ewi⸗ 
ge Stile nicht fire, abhalten. Sorgenios liegt er Mer auf einſchlaͤſrenden Blumen 
— und Scharen demkler Träume umſchweben im. Noch Andre verfetzen 
ie — eine Traumiuſel, too ee König iſt und bie Bewohner ber herrtichen Statt, 

Hör verſchieden geflaleet, Traͤume find. Fledermaͤuſe beieden einen Wald von 

ragorabaͤemen, webcher die Stadt umfchtießt, = in derfeiben find 2 Tem» 
pel, einer ber Nacht, einer dent Hahne geweiht, Die Statthalter des S. bort 
find Taraxione, der Sohn des Matoͤogenes, und Plutoktes, des Phantaſion 
Sohn. Die Kinder bes Schlafs waren bie Traͤume, und die vornehmſten von ih⸗ 
nen Morpheris, Jealos und Phobetor. eine Geſchwiſter waren, außer bem Tode; 
die Hoffnungen Die Griechen errichteten ihm Beine Tempel, fonbern bloß Bub⸗ 
faͤulen Bam Miete ihn als einen — Knaben, Halb liegend, halb ſitzend/ 





868 Sonate 
mit Mohnkoͤpfen in der Hand, ımb zu feiner Sekte eine Eidechfe ober Erbratze, weil 
diefe Thiere viel ſchlafen. Auch ſtellt man ihn al8 einen Genius mit umgeſtuͤrzter 
Fackel dar und gibt ihm zumellen ein Hom, aus dem er bie Traͤume fehüttelt, oder 
das mit Mohn angefültifi. 2 | 

Sonate (sonata ober suonata ital., von sonare, klingen) :ift ein ein- 
faches Inſtrumentalſtuͤck, welches verfchietene Empfindungen in verfchiedenen 
Sägen, dem Charakter des fpielenden Inſtruments gemäß, ausbräden fol. Es 
ift, oder war wenigſtens urfpränglich ein einfaches Muſikſtuͤck, denn man pflegte 
das Inſtrument nicht mehrfach zu befegen; auch Eönnen bie mufitalifchen Gebans 
ten, welche dem Charakter eines fpielenden Inſtruments gemäß fein ſollen, kei⸗ 
nedwegs fo vielfach und verwicelt fein, wie in einem mehrflimmigen Inſtrumen⸗ 
talftüde. Urſpruͤnglich ſchrieb man Sonaten nur fir Ein Inſtrument, befonders 
für die Violine, fpäterhin und jest faſt außfchließend für das Clavier. Und fo war 
die Somate gleichfam der Momolog eines Inſtruments. (S. Solo.) Noch ſpaͤ⸗ 
ter kamen erft die Sonaten auf, in welchen das Clavier ober Sorteplano von ans 
been Inſtrumenten, 3. B. Violine oder Floͤte, Horn, Klarinette begleitet wicb; 
doch nannte man biefe auch wol Trios. Dem legtern flieht im Wege, baß der Ton 
bes Claviers zu ſchwach iſt und der des Kortepiano ſich mit a. Inſtrumenten kei⸗ 
neswegs wohl verträgt. Als Inſtrumentalſtuͤck will die Sonate Empfindungen 
ohne Worte ausbrüden, und da fie biefes bem Charakter eines ober weniger Inſtru⸗ 
mernte gemäß thut, fo erkidet fich wohl, warum die Sonate vorzuͤglich ein Spiel 
der Toͤne wird (Klangftüd), das weniger im Einzelnen als im Ganzen charakteri⸗ 
fifchen Ausdruck hat. Der Ausdruck der Sonate tft endlich durch den Charakter 
des Inſtruments beftimmt: eine Foderung, welche die neuern Sonatencomponi⸗ 
flen nicht immer vor Augen gehabt haben. Sie würbe ſich vom tals 
concert nur dadurch unterfcheiden, daß es hier mehr auf Leiflungen höherer Kunſt⸗ 
fertigkeit abgefehen iſt und das concertfpielende Inftruument nur mit biefen aus der 
Begleitung der übrigen Inftrumente hervorteitt, dagegen in der Sonate mit we 
niger Anftrengung unter geringerer Mitwirkung das fpielende Anftrument feinen 
Charakter entwideln fol. In Sonaten für mehre Inſtrumente wird entweder das 
Hauptinſtrument nur unterftügt und verflärkt, 3. B. bei vielen mit Violoncello be= 
gleiteten Glavierfonaten, ‚oder die Inſtrumente fuchen abwechſelnd fih in dem 
Ausdrucde einee Empfindung und Ausführung eines mufilalifhen Grundgedan⸗ 
kens zu vereinigen; fo erweitert ſich bie Sonate gleihfam zum Dialog der Inſtru⸗ 
mente, welcher, was das harmonifche Verhältniß der Stimme anlangt, in dem 
Quartett (f. d.) die Form des vollkommenen muſikaliſchen Geſpraͤchs enthäft, 
von welchem fich mithin die urſpruͤngliche einfache Sonate allerdings bedeutend un⸗ 
terfcheidet. Die Zahl und Anordnung der Saͤtze war fonft_einfürmig beſtimmt. 
Gewöhnlich begann die Sonate mit einem muntern Sage in mäßiger Bewegung, 
ein Andante oder Adagio folgte; hierauf Menuet mit Trio (flatt defien neuerlich 
das Scherzo), und endlich ein Rondo ober Prefto; flatt des zweiten, dritten ober 
legten Sages bedient man fich auch der Variationen. Überhaupt hat man gegen 
wärtig mit Recht den alten Schnitt der Sonaten verlaflen und fchreibt Sonaten 
von 2, 3 und 4 Sägen. Immer bleibt fie jedoch ein ausgefuͤhrtes 
in welchem die Säge durch einen gemeinfchaftlichen Charakter zuf 
und jede Empfindung fich gehörig entwickelt. Weniger ift die Sonate gegenwärtig 
nach der Phantafie hin begrenzt, zu welcher Alles hinfließt. Man unterfcheibet 
übrigens Sonaten zur Übung für den Anfänger; an fie kann man in Hinficht des 
Erfindung billigere Foderungen machen, deſto größere in Dinficht der Methode: 
und Sonaten für den fertigen Spieler. Eine leichtere, ſowie eine Eleinere, aus we⸗ 
niger ausgeführten Sägen beſtehende Sonate nennt man Sonatine. Die Com⸗ 
poniften, melde die meifterhafteften Sonaten für das Pianoforte geſchrieben has 














Sonde - - So 869 


ben, find — Sapdn, Mozart, Beethoven; ferner Clementl, Geamer; unter 
den Neuern Hummel, K. M. v. Weber, Mofcheles, Kalkbrenner, Field. T. 

Sonde heißt 1) in der Schiffskunſt das Genkblei (Bleiwurf, Bleiloth), 
oder das an einer Schnur befindliche Blei, um bamit die Tiefe des, Waſſers zu er» 
forfchen; 2) in der Chirurgie ein MWerkjeug, womit der Wundarzt die Wunde 
umterfucht. Daher heißt ſondiren: meffen, bie Tiefe ergruͤnden, und figuͤrlich: 
etwas außsforfchen. 

Sonett (ital, Sonetto, franz. Sonnet), eine meift auf 14 gleich lange 
Zellen befchräntte Vers⸗ und Reimform, die aͤlteſte der ital. Poeſie. rüber 
ſchon war fie.umter den Provmcalen einheimiſch, und bereits im 13. Jahrh. ges 
denkt ihrer ber Graf Thibaut von Champagne als einer allgemein üblichen und be- 
kannten Dichtart. Ein völlig geregeltes ae Gonett, in welchen Wil⸗ 
helm von Amalrichi dem Könige Robert von Neapel Gluͤck wünfcht, vom 3.1324, 
findet fich bei Noſtradamus, aus dem es Crescimbeni in f. „Storia della volgar 
poesia”, T. I, mitteilt. Auf ital. Boden warb das Sonett ungefähr um bie Mitte 
bdes 13. Jehrh. einheimiſch, als mit dem Geiſte provencalifchher Dichtkunſt auch 

die Formen derſelben in dem ſprachverwandten Nachbarlande einzogen. Fra Guit⸗ 
tone von Arezzo, der erſte namhafte ital. Dichter (ſt. A war auch der Erſte, 
‚ der dem Sonett, wenigftens in Italien, jene zegelmäßigere Geſtalt gab, die von 
Paetrarca (ft. 1374) zur Höchften Vollendung gebracht, ein ſtehendes Muſter für 
alle nachfolgende Zeit ward. In Frankreich warb nach dem Untergange ber pro⸗ 
vensalifchen Poefie das Sonett nicht — bearbeitet, bis es erſt im 16. Jahrh. 
dahin zuruͤckkehrte, aber als bout-rime zum leeren Witz⸗ und Reimſpiel herab⸗ 
ſank. In Deutſchland kam es zuerſt buch Weckherlin (fl. um 1650) und Opig 
(ft. 1639) zu Ehren. Der Name: Klanggedicht; mit dem fie das fremde Kunſt⸗ 
wort nur zu treu uͤberſetzten, Eonnte leicht die Meinung veranlafien, als ob ba# 
Weſen bes Sonetts lediglich im Klan * e liege und folglich bloß ein muſikaliſches ſei. 
Und wirklich erſchien nach jenen Vorgaͤngern, nur nicht in ihrem Geiſte, eine ſolche 
— ——— — daß ſchon Joh. Rift (geſt. 1667) m ernftlich gemeinte 
de Sonettenfchmiede” laut werben ließ. Die füblichen 
— a Pre eine Beitlang verfiummen, um in fpäterer Zeit defto ſchoͤner wieber 
erwedt zu werben. Nach mehren verunglädten Verſuchen Anbrer, 3.8. von 
Weftermann 1765, und im „Deutfchen Merkur” 1775, rief Bürger bie beinahe 
verſchollene Weife wieder ind Leben, m folgten A. m, Schlegel, Tied, No: 
valis, Sfidorus, Freimund Reimar ( rt) u. A. (S. Rakmann’s „Sonette 
der Dentſchen⸗ 3 Bde., 1817.) Unſere Zeit darf fi eh ruͤhmen, bie tiefere Bes 
Deutung dieſer ſchoͤnen Form begriffen iu haben. Was den dem Sonett eignen 
Mechanismus ber Form betrifft, fo befteht baffelbe in der Regel aus 14 elffulbigen 
Zeilen tambifchen Maßes (wir halten nämlich, gegen Buͤrger's Belfpiel, auch im 
Deutſchen bie weiblichen Reime — feltene Säle ausgenommen — für weſentlich) 
und enthält 2 Hauptabtheilungen von umgleicher Länge, von benen die erſtere in 
2 vierzeilige (Quabernarien, Quadrains) , die letztere aber in 2 dreizeilige Steophen 
) zerfaͤllt. Jede der beiden Hauptabtheilngen bat oY —— 
al fo nämlich, daß die beiden Quabernarien dur 2 & wiederkeh⸗ 
rende Reime ſich verſchlingen, —— 
oder je 3 und 3 Verſe zuſammenreimen. Die Stellung ber Reime kann nach dem 
Vorgange der ital. Meiſter, an die man fich bei einer von ihnen entiehnten Form 
doch wol zunaͤchſt zu halten hat, in dem beiden vierzeiligen Strophen eine dreifache 
fein: entweber fo, daß die1., 4., 5. und 8. und ebenfo bie dazwiſchen liegenden 
4 Zeilen eine Reimverfchlingung bilden (gefchloffener Reim, rima chiush), oder 
daß, was feltener ift, die Heime regelmäßig mit einander abwechſeln (Wechſelreim, 
Conv.⸗Lex. Siebente Aufl. Bo. X. 24 


2 


870 Sonne 
— ober daß, was noqch ſeltener vorkeunmt, Lelde Weliſen vechia 
ee ee Da we Ifben, daB Ftosfte .fher mit srfitcifenen 
Ryteken gebildet wird (gemtifchter Reim, Thea mista). In den beiden dreigeiligen 
Strophen Yerdfärt entweder der gebritte Reim erh ire 
— derſelben — ‚oder der — ſmna inontehase) wit 3 
einen , bie ebenfalls wieder auf a EI un m u 
verfchlungen werben koͤnnen. «e. ee, be.) — es nicht affalten 
daß ſich in einer Literatur, die al ee Darſtellun⸗ 
‚gen, außer der Canzone, faſi Be auf das Somett beſchraͤnkt, Abwti⸗ 
dungen von jener Normalform vorſinden. Denen AndErenstti- 
en Sonette, mit kuͤrzern, meiſt achtſylbigen Zellen; ferner Ute geſchwetſten, wit 
einem Anhange (ooda) von einer ober mehren dreizelügen Btrophen; endlich der 
Sonettenkranz, der aus einem durch gleiche Reime verſchlungenen Eyclus mehrer 
Sonette beſteht. Jene beiden obengenannten Dauptabthellingen m. = 
willkuͤrlich erſonnene, bebeutungdiofe Formen, ſordern hervorgegangen ans 7 
Weſen des Gedankens, der fich unwillkitelich in Sat und Gegenfatz Bi und 
genbild zerſpaltet. Es muß daher nothwendig nach den erſten 8 Zeilen ein NMithe⸗ 
punkt, ein Abfchnitt auch in dem Gedanken eintreten. Ja, wir been es zu be⸗ 
haupten, uud wuͤrden im Stande fein, es durch Beiſpiele aus der Sonetteuſamm⸗ 
Yung des Meiſters in dieſer Gattung, ige zu belegen, daß das Somttt eeft 
dann feine wahre Vollendung erreiche, wenn nicht Bloß zwifchen jenen Haupt 
übfämitten, ſondern auch noch außerbem zwiſchen dem einzelnen Quabernarien ınıb 
Zerzinen eine dynliche gegenfeltige, am — anttthetiſche Bezieheng, — 
Din Sonett Hegt meifkens ein einfacher, aber bedeutender Bebante Jura 
welcher mit einer größern Breite als im Spigratem ausgeſprochen erg 
Bauber des Meint umkleidet iſt. 
Sonne. Diefer prächtige Himmeiskoͤtper, von welchem enge, "line 
und Leben ausſtroͤmt, bietet uns den Anblick einer krelsrunden und | 
Schelbe dar, aus welcher Erſcheinung, mit Berädfiähtigung der an 
u deren die Sonnenfleden (ſ. d. Berantaffung gegeben "haben, ſolgt, daß 
ERS Geſtitn eine ber Kitgelgeſtalt ſehr unhetonmente Form habe, ws in 8 
ner Zeit, die man etwa auf 254 Dag feftfegen tum, —— —— 
nur Eine Rugel dem Auge unter allen Stellungrn auf die dorangegebene Ark er⸗ 
fiheinen Tann. Den wahren afteonomatfchen Berg — ‚nicht ar zu ws 
ſerer Erde, fondern überhaupt gu alten Haupt» und Nebenſlaneten mpeg So⸗ 
‚ 'demifoige fie in dem — Mehr wenig excenttiſcher Etipſen 
mie die erſtern, in Beg der Iegteen,, am bleſelbe beſchrelben, kernen 
tele fit es (1. d) Comm Ihre mittlere Eucſernung von der 
re, d as De den Afkconomen burch Beobachtemg Ihrer Darallare 
(. d. ind Sonnenparallare) endlich mit ziemticher Genauigkeit — 
beträgt in runden Zahlen zwiſchen —— — eogr. Mitten : bie tiſt 
— 400 Mal weiter its Dr nd vor user, und, "am Tab eine - 
aufihe Burftellumg von Liefer Entfernang zu mtiihen, eine 
600 Fuß in — — wuͤtde gegen 26 Jahre zubtiugen, che fe * 
Some weilte. Der fcheinbare Sonnendurchmeſſer kotumt dem bes Noudee 
urban ex beträgt etwas über 49, jedoch, nach Maßgabe "der verſchledo⸗ 
nen er Ba, on denen ao wi Dh an a ae 
en: eine udthwendige Folge der eben erwähnten alt diefer 
e: die Schtiffe, welche wir arts der verfchtedenen Größe — 
—— der Sorme von uns machen, treffen mit 
Sternen zuſammen, was wir mis andern Gruͤnden daruͤber — 














Commbhn ° Some ri 
g erhebt Die Angaben und Behauptungen ber heutigen Aſtro⸗ 


; aha ee: weiche Die aller 


übrigen Pla: 
zn sufommemgmonmen 800 Sal übertrifft, verhält ſich zur Maffe der Erbe, 


incdbeſondere nad) Piazzi, — 329,630: 1 en on an Ober⸗ 
. fie 12700. am ee aume 1,435,000 Sol größer; die Erde er⸗ 


fü, mie Bi af Bf Kenn etbrht, cin Ganar gg De 
— engen Punkt im umermeflichen Diemmelötaume iſt. Über 


Die phyfiſche Beſchaffeuheit des Sonnenkoͤrperd find die Aflromemen von jeher wor» 
M Witt wollen von allen den verſchiedenen Hypocheſen 

mr die aufiheen, weiche Herſchel amfgeflet hat. Mach feiner Meinung Ui tie 

Sonne ein mit. einer ungeheuern, ig von leuchtenden Wollen 

mofphöäre unigebener, für ſich aber ‚ auf deſſen Obeufläche fich, giekch- 

vote auf unferer Erbe, Berge ud Thaͤler befinden. . Jadem fich jene 

Wollen an einzelnen Gpelien fonsit ben 

theilweiſe entbtößen, entſtehen bie Gommen vor fer 


Entbedungm und Forſchungen hieckder 
—— im Sietrom’s „Populalser Aftzonentie‘ (Wien 1825, — m. K.); 
und noch anziehender vorgetragen in Schubert's, Verm. Schriften" (4 — 


— ſ. Ekliptik. 
Sonnenberg (Franz Anton Joſeph Ignaz Maria, Freiherr v.), dieſer 
hurch fein vich eriſhes Genie, noch mehr vieleicht derch fein traurigeß Ende in der 


we Seelenkraͤfte beh 

darch f. Er nicht aufgehoben wurde, ſo trat es, als er 
So in einer bedentungkvollen Zeit ohne beſtimmten fab, nur noch 
greller hervor und riß ihn endlich in den Untergang. Bereits In einem Alter von 
A 22 Jahren, wo er auf dem Pauliniſchen Gynmaſtum zu Mänfter Untereicht 
genoß, entwarf er nach Klopftockð Meffiade“, mit ber er zufaͤlig bekannt wurde, 


65 


rag Aue — „Das rg 1.%%.), das 
Fehler antiſchen Ummeiffes, einer meiſt ſchwuͤlſtigen, unna⸗ 
Distion mb einer wilden Phantafie vereinigt. Bielleicht mehr, um 


um frem⸗ 
deals eigene Winſche zer befriedigen, — machte in feinem 19. J. 


alas Reiſe durch Deutſchland, die Schweiz und Frankreich, Lam in f. ars zu 
th, entfeente fich aber zum zweiten Dale aus bemfelben und a. Gegen⸗ 
den Deutfchlande, Er lebte fodann zuruͤckgezogen in Drakendorf bei em und in 
Jena. arbeitete er an einem zweiten Epos: „Donaton’ (erfchienen nach f. 


"Kobde zu Halle 1806, 2 Bde.), * dergeſtalt ſ. ganze Geele erfuͤllte, daß er 


amb:Epelfe, Uingong und jede Lebendfrende dafür aufopferte. ¶ Ahenn feine 

Natur fich durch ihre eigne Kraft; er endigte freiwillig f. Le⸗ 

ie Rev. 1806, indem ex fich zu Jena aus dem Benfter ſtuͤrzte. . hatte 

Wie Didi ya [. pruthen Ephdee genäht unb würbe bat, 7 
feines Innern, gewiß etwas Bleibendes geteiftet haben. Die 


fen Susbilbung 
— — Bei allen Zehlern in Plan 
vub Ausführung 


findet man in einzelnen Stellen Tiefe umb Füle, Kraft und :Ho- 
Sole und eine tiefe Innigkeit des Gemuͤths. en, 
f. Tode auch feine Abrigen Gedichte, herausgeg. von Gruber, — 


81. Sonnenfels Sonnenfinſterniß 


—— Praͤſes der Akabemie ber vere⸗ 
nigten bildenden bed Danebrog⸗ und Ritter bes St. Ste 
phansordens, ein ne ir Eoilikie geb. zu Nikolsburg in Mähren 
1733, warb bei den Piarifien daſelbſt erzogen umd ea, obgleich ſ. Geiſt wenig 
gebildet war, für einen ihrer beſten Schüler. Aus Mangel am Ausſichten befſerer 
Art ward er in feinem 16. J. Soldat, beachte es in 5 Jahren bis zum Unterofficier 
und lernte von Überläufern aus Frankreich und uns franzoͤſiſch und — 
und nebenher auch böhmifch. - Einige alte deutſche und franz. Schriften ver 
J 1. Gefümad wahr a6 fie I Bien; indeffen Ins er doch, was — 

Nach Ablauf ſ. Dienfizeit ſtubirte er zu en Die Rechtswiſſenſchaft und 

— den Vorleſungen bei, welche ſ. Vater — ber juͤdiſcher Herkunft war — 
einigen Orbensgeiftlichen über bie hebr. Sprache hielt; ——— 

.  Muterricht in der rabbiniſchen Sprache, und da er uch hierin große Fortſchritte 
machte, warb er bemnfelben al6 Sinterpre Deb ‚Hebräifchen bei bes nieberöfk. Negie⸗ 
rung — rd arbeitete er, um fich praktiſche Rechtskenntniſſe zu vers 
—— Birken en und ſuchte befonders fid 


bliche Kenntniß ber beutihen Sprache zu verfchaffen. 

Te als —— uf, und der Beifall, womit fie ui: 
nommen wurden, beftärkte ihn in dem Vorſatze, fich gang Be en 

zu widmen. Nachdem er ſich vergebens um eine Profeſſur in Wien beworben 
batte, mußte er die Stelle eines Rechnungsführers bei der ehemaligen Arcierengarde 
annehmen. Dadurch ward er mit Peteach, dem erſten Lieutenant biefee Garde, bes 
kannt, der ihm 1763 zur Lehrftelle bee Staatswiſſenſchaften auf ber Univerfität zu 
Wien verhalf. - Durch f. Sreimüthigkeit zog er fich bald Feinde zu, ließ fich aber 
nicht in f. Eifer für die Beförderung der Zlffenfehaften, die en der var‘ 

(den Sprache und die Aufliärung feines Vaterlandes ftören. Er 

eine Schrift (moch fruͤher als Beccaria fein Werk „Über Verbrechen und u haar 
ſchrieb) die Abfchaffung ber Kolter in. den oͤſtr. Staaten. Trotz ber — 

ſ. Feinde, ihn als einen Religionsſpoͤtter und Majeſtaͤtsverbrecher zu ſtuͤrzen, warb 

ee von der Kaiſerin zum k. k. Rath, 1779 zum wirkl. Gofenth beider geb. boͤhmi⸗ 

ſchen und oͤſtr. Hofkanzlei und zum Beiſitzer der k. k. Stubienhofcemmiffion ex 
nannte umd 1797 in ben Beihöfreibermfland erhoben. Ex flach d..26. 6. And 1817. 
— S. Schriften find nicht Werke von großer Erfindungstraft, aber freimäthig 
umd reichhaltig an ebeln, menſchenfreundlichen Sefinnumgen. Er bat im peinlichen 


heifen, bie ihm zum unvergehlichen Ruhme gereichen. Auf der Buͤhne und in den 
Hörfälen feines Vaterlandes führte ex einen beſſern Sefdmad ein, und in f. Wer⸗ 
Ben findet man das Gebrumgene und Glänzende mit Cinfalt und Leichtigkeit, feinen 
Witz und Satyre mit rührenber oder ſtrafender Mordl vereinigt. — GSonnenfels’s 
geſammelte Schriften, 10 Bde., Wien 1783—87. 

Sonnenferne, — Sonnennähe. 

Sonnenfinfterniß. Eine Sonnenfinſterniß entficht, wenn ſich ber 
Mond zwiſchen einen irdiſchen Beobachter und die Sonne fo ſtellt, daß dadurch für 
dieſen Beobachter bie Sonne ganz ober zum Theil bedeckt, mithin ihm mb bay 
Rändern der Erde, wo er ſich befindet, das Sonnenlicht in dem naͤrnlichen Maße 
entzogen wird; nn a Dee ve ne bed Neumondes 
mögtih find. Nach der finnlichen Wahrnehmung zieht ſich dabei eine dunkele 
Scheibr von Abend gegen Morgen vor ber Sonnenſcheibe bin und fcheint fie zu 
Yerfinftern. Allein biefe -Berfinfterung der Sonne iſt nur —— da fie ein 
leuchtender Körper und keiner Werfinfterung unterworfen iſt. Die dunkle Scheibe 
iſt vielmehr ber Mond, deſſen bee Sonne abgelehrte mb. ber Erde zugewandte, 


N 





Sonnenflede 878. 


folglich dunkle Seite wie erblicken, während er mit feiner ber Sonne zugekehrten 
Seite die Strahlen berfelben auffängt. Berfinftert wird dabei alfo weder bie 
Sonne noch auch dee Mond, fondem die Erbe, welche bei ber Sonnenfinſterniß 
in demfelben Falle iſt, worin n Mond fich bei der Mondfinſterniß befindet, nur 

mit dem Unterfchlebe, baß die Verfinfterung auf dee Erbe felten recht —*** 
wird, da der Mond um fo viel kleiner iſt als die Erde; man nennt befidegen auch 
Das, was von der Erde aus geſehen eine [| if, eine Erdfinſter⸗ 
nis, Tobald man den Vorgang auf einen anbern Punkt des Weltraumes, z. B. 
auf den Mond, bezieht, wo in bee That nicht bie Sonne, ſondern bie wirklich im 
den Schatten des Letztern tretende Erde verfinftert gefehen wird. — Die Sonnen: 
finfteeniffe find entweber partielle, d. h. folche, wo die Sonnenſcheibe zum Theil 
verdeckt wird, ober totale, d. h. folche, wo der Mond die ganze Sonnenfcheibe 
bedeckt. Total und zugleich central kann eine Gonnenfinfterniß nur fein, wenn 
fich die Sonne gerade in der Sonnenferne, und ber Mond in der Erdnaͤhe befinden, 
denn in diefem Falle iſt der ſcheinbare Durchmeſſer bes Mondes 2 Min. und 7 Sec. 
größer al6 der dee Sonne. Die Dauer einer ſolchen Sonnenfinſterniß kann fich auf 
3 Min. 41 Sec. erſtrecken. Iſt der ſcheinbare Durchmeſſer des Mondes kleiner 
als der Sonnendurchmeſſer, fo erreicht bie Spige des Mondſchattenkegels die Erd⸗ 
fläche gar nicht, und im biefem Falle kann es ſich ereignen, daß die kleinere dunkle 
Mondſcheibe die ee ſo bedeckt, — von letzterer nur ein heller Ring zu 
ſehen iſt. Eine ſolche Sonnenfinſterniß wird eine ringfoͤrmige genannt. Man ſah 
dergleichen 1764 zu Gadir, Galats und Pelle in Lappland. Bei totalen Seunen⸗ 
ober, wie. man nad) der obigen Bemerkung alfo richtiger fagen ſoilte, Ecrfinfter> 
niſſen, teitt, fagt man, völlige Nacht ein, bie Sterne werden fichtbar, und die Boͤ⸗ 
gel, in Verwirrung sefest durch die — eintretende Nacht, flattern aͤngſtlich 
umher und fallen zur Erde. Auch die uͤbrigen Thiere zeigen Bangigkeit, als ob ir⸗ 
sm eine ‚ine außesebenttihe Werknberumg in der Natur — —— die to⸗ 


werfungsmechode lehrt 
der Mathem.“ (Ber. 17606 —- 72, 3 Bde.). — aller ſeit Anfaug der 
chriſti. Zeitrechnung vorgefallenen Finſternifſe gibt „L’art de verifier les dates” 
(Parks 1770, Fol), und ein von 1822-31 unfaffenbes u. findet fich 
an „Anlelt. zur Kenntniß bes geſtirnten Himmels’ ( ‚ Bel: 1823, 


mit 
onnenflecke. Dan erblickt auf bee Somnenſchelbe oftmals giecken 
von unordentlicher Geſtalt und in groͤßerer oder geringerer Amabl; fie. erſcheinen 


und verfehteinden zuweilen mitten auf ber Sonne fchnell und ohne alle 
Gorter@bare Veranlaſſung; häufiger aber fieht * fie ſchon gebildet ans oͤſtuchen 


a ale 
um m 3 
füeeben fa mögermd Ierr Eidxbastet von. nah S. — — 


TR Gorenje  Gonnenparallare 

Die Seum⸗ in den Monaten fangen fl Bahnen tehammex 
— nt fi —— Fahrt und brsen Gudffaung 1 
ſvaterhin erweitert ; ſod di 


ſelbſt 
| ee Waage, wide unter item Yolnke (von 824") geocmNe Gens hu GELHER 
geneigt iſt. Die wirkliche Dauer biefer Rotation findet man aus dee 
a | 


— — ——————— —— 2 Bde, m. K.) 
Sonnenjabr, f. Jahr. 

Sonnenmikroſkop iſt eine einer Zauberlaterie aͤhnliche 
Die ſtatt der Lampe drerch das Sonnenlicht erhellt wid. In einem v 





verfinfbuste 
von Innen aber eine Vergroͤßerungslinſe, hinter welcher eine Vorrichtung auge⸗ 
u daß man bie zu erleuchtenden Gegenſt ͤndo quer durchſtecen fan. Lber 


—— baß ee die Sonnenſtrahlen auffaͤngt umb felbige auf bie Ex 
larchtungsnſe parallel mit der Are wirft, woburch fie ben in Breunpankt 
— eingeſchobenen Gegenſtand · erleuchten. Dieſes Inſtrument wurde ame 
12740 vom dem berlner Arzte Beten gig att Sommemnnikce» 
Flop Hafig DaS £ieberbüßarfehe gennsmt wich Bel. Mikroſto p uud 
. „Essay on the mieroscope by Adams” (oe, 178 1787, 4.) und auszuͤglich base 
aus Gren’s Naturlehre (6. A., Halle 1820). 
ana a Binkenteras Die Erbe läuft, gleich den uͤbri⸗ 
gen Planeten und den Kometen, in einer Elipfe um die Sonne, in beven einem 


uhr 


m re: paßlich Sonnennaͤhe und Sonnenferne, aphellum 


—— Parallare und Horizentalparallare ſind bereit 
im Urt. Parallare erkluͤrt. Die Horizontalparallaxe ber Somie inkbeſcudere 














ot / 

| Gormmsund Ganzen a6 
babe und erſt bie 1761 und 1769 ftattgefundenen Durchauͤnge bar: Vennt duvch 
die Sonnenſcheibe mit größerer Genauigkeit kennen gelehrt. Ma bie Erdbahn 
‚ naeh bie Bahn der Venus einfchlieft, fo muß letzterex Plauet zuweilen ne | 
und und. ber Sonne vor biefer vorbeigehen, Die Zeitdauar eines Durch 
gamged für ben Mittelpunkt ber Erde laͤßt ſich berechnen; auf. ber 
beobachtet man fie. Den Unterfchied beiben Ergebniffe laͤßt auf die — 
parallare ber Sonne und fomit auf bie Entfernung beider Himeldkoͤrper von ein⸗ 
anhen Ichliehen. Auf biefe Weife ungefähr hat man die mittlexe hozigomtale Yarallaxe 
ber Sonne — 8°, 8 nad Dufejour und 8,7 nad) Bios gafunden, woraus bie 
mittlere Gudfemnung ber Gonne von ben Erde == 23439 Erdhalhmeſſer (au 8594 
mn: oder in uumber Zahl gagen = 30,500,000 folcher Meilen folgt. 
son jene Deeijontelparallore aus „> Gacuube Eleinez, (0 wich der Abfkanb 
—** — woraus ſich bie Verſchiedenheit der Entfer⸗ 
Kennt man übrigens biefe einige Fntferaung malt bereie 
dpender Genauigkeit, ſo beflgt man den Mapfkob für umfer ganyas Pianstenfpfien, 
indem fich nach dem ——— ſchen Gefetze (f. db.) hie Warfel der mitt⸗ 
lern ge —— ge wie bis nn 
(längft befaunten) Umlaufäzsiten. Darum iſt dieſe rn. on fü außeror⸗ 
deutlicher Wichtigkeit. über bie Beobachtungen bes Venusdurchganges von 1769 
ſ. Bode's „‚Stemube" (3. A., Berl 4808), Lalande's „Astwonamie” und 
Ende: „Die Ensferwung der Goune von der Erde aus den Wenusburchgange YoR 
1761. und „Dee Beuuöburchgang von 1769". (Mel. Durchgang.) 

Sonnenraud, 1. Höhenraud, 

Sonzenpein, Schloß auf einem ſuͤdoͤſtlich über bes Stadt Pima ſich 
erhehenden Helfen, dev Gitz einer Irrenanſtalt. Shen um die Mitte bes 13. 
Jahrh. ſtand hier eine Greuzvoſto der meißniſchen Markgrafen, bie im 16. Jahrh. 

zum Theil abgetragen und mau erbaut wurde. Press an Lader 
tiger als der benachbarte Koͤnigſtein und diente zum Etaatege 
a A. Datlul (f. (Eh) fh. Im ſiobenjaͤhrigen Kriege warh das Schloß — 
Peenßen erobort und geſchleift. Als Torgau zu einer Feſtung umgefchaffen wurde 
und den dort ſeit 1730 beſtandenen Straf⸗ uud Verſorgungsanſtalten anbee 

angewileſen werben mußtan, ward en 
— muyniam aber zugleich mehr als eb frlihen der Fall geweſ⸗ 

Die Heilung bes Seelenkrauken zum Hauptzwecke der erneuerten ee a, 
Die 1814 en der aͤrztlichen Bettina bed Dr. Pienis, der eine Zeitlang Pinel’s 
| In Doris geweſen war, eröffnet wurde. Die Kriegsunruhen 1813 
beachten bie umtes ber Ihätig forgenben Oberaufſicht ber koͤnigl. Behörde für bie 
Geraf⸗ und Verſorgungsanſtalten ſchnell aufgebluͤhete Anſtalt der Aufloͤſung nahe, 
da die Franzeſen das Schloß befeſtigten und bis in ben Nov. gegen bie Verbuͤndeten 
bepauptsten, Gleich nach ber Übergabe bar Beſte wurde bas Schloß mieber in Stanb 

geſetzt amd ſchon im Febe. 1814 Eomnten viele Kranke zurückkehren. Die Anſtalt iſt 
hauptſaͤchlich für heilbare Jeren und für Perſonen aus gebildeten Stünben be 
fiiumt, die fh ser Aufnahme im eine Berforgungsanflalt eignen; Diejenigen 
hingegen, bie unhaithar befunden werben, erhält das Jrrenhaus zu Kolditz, ebemals 
Maeldheim. Die Krauben werden in 3 Claſſen getheikt, und nach dieſer Abthellung 
füsd Die Moflen der Wexpflagung und Werforaumg in Tiſch und Sleibung (von 150 
Thlr. bis herab auf 40 jährlich) verfchieben. Arme Inlaͤnder werben unentgeltlich 
onfgmougman. Dem Kazte iſt es alaubt, Dileglinge in [. Wohnung aufzunehmen, 
un — und wohlhabenden Hülfäbebürftigen bie Bortheile ber Heil⸗ 
— F lafſen. Die Zahl ber Kranken in ber öffentlichen Anftalt bes 


















übe 320, Während eines Hiährigem Zeitraums wurde 4- ber 


876 Sonnenftich Sonnenfoiten 


Pfleglinge theils als voͤllig genefen entlaſſen, theils auf unbeflimmte Zeit beur⸗ 
laubt. Es iſt Grundſatz, die Geneſenen vor ihrer voͤlligen Entlaſſung in einem 
von den Gebäuden für Kranke getrennten Reconvalescentenhauſe zu beobachten. 
Andre werden bloß beurlaubt und erhalten mit dem Urlaubspaſſe eine mit mufter- 
hafter Umficht und Im Geiſte milder Dienfchlichkeit abgefaßte Anweiſung zur Be⸗ 
handlung des Geneſenen für die Ortsobrigkeiten und Verwandten. Die Einrih 
‚tung bes Hauſes und bie phufifche und pfochifche Behandlung der Kranken find 
‚ mufterhaft. Männliche und weibliche Kranken find vönig gefchieben, und für bie 
ketztern iſt ein von den übrigen Gebaͤuden abgefonbertes Haus beſtimmt. Gewoͤhn⸗ 
Hd wohnen 2—4 Kranke beifammen; felten wohnt Einer allein, Wuͤthende aus⸗ 
genommen. Die Wohnungen find heil und reinlich und werben jeben Abend von 
den Auffehern ımterfucht. Die Arbeiten und Beſchaͤftigungen ber Kranken wer 
den von. dem Arzt und dem Hausverwalter gemeinfhafttich, mit Rüdficht auf bie 
Kräfte und Anlage der Pfleglinge und auf Erweckung eines wohlthätigen Waͤtig⸗ 
Peitötriehes, angeorbnet. Die Pfleglinge der erſten Glaffe haben Zutritt in das 
Muſik⸗ und Lehrzimmer, mo eine vorſichtig gewaͤhlte ammlung und ms 
fitatifche Inſtrumente fich befinden. Billard, Kegelfpiel, Luſtwandeln in ben 
Gärten auf der Felfenfläche, die eine herrliche Ausficht haben, gewähren Unterhals 
tung und Zerfternung. Auch Übungen im Epereiten mit hölzernen Gewehren hat 
man heilfam gefunden. Wöchentlich einmal werben von mehren Pfleglingen Con⸗ 
certe aufgeführt. Schläge, Ketten, Zwangſtuhl find verbannt; das Zwanghemd 
wird nur bei Wüthenden gebraucht. Tollſtuben, nach Autenrieth’3 Angabe ein» 
gerichtet, dienen im Außerften Falle. Alte zur Heilung bienliche Mittel, 5.8. 
eine vorzügliche Badeanſtalt mit einem Tropf⸗ und Sturzbade, em gulvanifcher 
und — Apparat, Schwungbett, Drehſtuhl und Schwungrad zur unſchaͤd⸗ 
lichen Beruhigung Tobender und zur Erregung hartnaͤckig ſchweigſamer Kranken 
find vorhanden und werden fortdauernd vervollkommnet. (S. die Zeitfchrift für 
das Königreich Sachfen”, St. 1, Dresd. 1818.) 

Sonnenftich. Wenn die Sonnenfttablen in der heißen Jahreszeit eine 
Zeitlang auf einen unbedeckten Theil der Haut fallen, fo entfteht hier eine roſen⸗ 
artige Entzündung, auf deren Oberfläche hier und da Bläschen erfcheinen, und bie 
von flechenden Schmerzen begleitet iſt. Innerhalb einiger Tage verliert fich bie 
Entzündimg und did Oberhaut fchuppt fi ab. Wenn aber bie 
unmittelbar auf den Kopf treffen, fo greifen fie bisweilen das Gehirn ſelbſt auf 
ähntiche Weife an. Das Blut ſammelt ſich In demſelben in größerer Nenge, bie 
Gefäße firogen, das Geficht und die Augen werben roth, heftige Kopfſchmerzen 

‚ (in eimem Falle, ber mir vorkam, mit Lichtfchen und Tagblindheit verbunden) ent» 
flehen. Eine fieberhafte Hige verbreitet fidy über dem ganzen Körper, Schiaffucht 
ober Beängftigung, welche ben Schlaf hindert, Schlagfluß, mit und ohne Blut⸗ 
extravaſat, ober Himmtzändimgen entwickein ſich and werben oft in kurzer Beit 
toͤdtlich. Dieſe Zufätte belegt man vorzugeweiſe mit dem Namen des Somen⸗ 

ſticha, und werben ſeltener bei den Feldarbeitern, welche abgehaͤrtet find, als bei 
den zarten Staͤdtern beobachtet, welche allzu ſelten am bie freie Luft kommen. Die 
Zufaͤlle find heftiger, wenn die Sormenftrahlen auf einen Schlafenden treffen. 
Die niedern Grade verlieren fid) von ſelbſt wieber, die heftiger erfodern bie ſchnellſte 
Anwendung von Eräftigen Heilmitteln, unter denen Aberläffe und kalte Umfchläge, 
auf den Kopf gelegt, obenan flehen. 
Sonnenfyftlem. Dieneuere Afteonomie hat fich zu ber Vorſtellung ex 
hoben, ein jeber Firſtern ſei eine Sonne, ber fi, aus Gruͤnden dee Analogie, ein 
ſtem umlaufender Haupt: und Rebenplaneten beilegen laſſe. Im engen Sinne 
verficht man aber tr Eommnfıfim unfere Sonne mit ihren Planeten, Mon⸗ 








Sonnenfyßen | m’ 


— 


den und Kometen. Denmach gehören zum Sonnenfofteme, außer einer beſtimm⸗ 
ten Anzahl von — He Planeten: Merkur, Benus, Erde mit einem Monde, 
Mars, Veſta, Juno, Ceres, Dallas, Jupiter mit 4, Satuum mit 7, und Ietlich 
Uranus mit 6 (bis jegt entbedten, wahrfcheinlich aber mehren) Monden. Ale biefe 
Planeten, in Begleitung ihrer Monde, Iaufen ſowol als die Kometen in ellip⸗ 
tifchen Bahnen um die Sonne, in deren einem Brennpunkte biefe thront, und, 
durch die mächtige Kraft ihrer Anziehung, jene in ihren Bahnen erhält. Som 
tralk raͤfte.) Ebemmäßig befchreiben bie Monde oder Nebenplaneten, unbeſcha⸗ 
bet ihrer Bewegung mit den Hauptplaneten um die Some, gleichzeitig Pr 
um bie egtern; wie z. B. eine auf einem Brete laufende Kugel mit dieſem ummıhers 
getragen werden kann, ohne daß dadurch in der erfleen Bewegung etwas geändert 
Außerdem find bie Planeten einer Umbrehung um ihre eigne Are (Hotation) 
— elche, derbunden mit der Neigung der letztern gegen die Ebene der 
Bahn und dem nn in dieſer Lage (Parallellsmus), auf den erhebenden Ge 
danken der Bewohnung ihrer alter durch empfindende Wefen führt, zu deren Mugen 
jene beiben ee angeordnet zu fein ſcheinen. Alle Fortſchritte der Aſtro⸗ 
nomie, 3. B. bet kürzlich durch Laplace entdeckte Umſtand, daß die Jupitertmonde 
nie alle zugleich vorfinſtert umb ben Nächten bes Planeten ihre Erleuchtungen daher 
nie ganz entzogen werben koͤnnen, feinen biefe Vermuthung zu beflätigen. Es 
kann hier nicht dee Ort fein, im das Einzelne aller Exrfcheinungen — welche 
unſer Sonnenſyſtem darbietet. Uns muß es genuͤgen, nur u von dem Merk 
wuͤrdigſten anzuführen. Dahin gehört 5. B. die bewundernswuͤrdige Negelmäfig- 
Leit in ber Bertheilung der Planeten durch den Himmelsraum. Schon vor ber 
der 4 neuen Planeten: Ceres, Veſta, Juno und Pallas, — man, 
daß die Entfernung — en von der Sonne nach dem Geſetze der 
4; 41-3; 412. 3; 4-4. 3; 44-16. 3; 44-32. 3; 4-4 64. 3 
wachſen. In biefer Reihe fehlt, wie man fit, ; alt den dem Mars und dem 
Jupiter entfprechenden Gliebern 4-4. 3 und 416.3, das Zwiſchenglied 
4--8.3, worauf man bie Vermuthung gie, daß fich in diefer Entfernung 
ein noch unentbeckter Planet finden muͤſſe: eine Vermuthung, bie durch die Ent: 
deckung jener 4 neuen Planeten beftätigt worden iſt, — in der That jene ver⸗ 
haͤltnißmaͤßige Entf haben. Ein andrer merkwuͤrdi iger er Umſtand, welcher 
ebenfalls auf eine Hehnlichkeit zwiſchen unſerer Erde und ben aͤbrigen Planeten bins 
deutet, ift Die flarke —— d.) des Jupiters. Dieſelbe iſt von dem 
urfpränglidjmoeichen Zuſtande bes Erdkoͤrpers und dem Einfluffe der Arenbrehung 
darauf abhängig geweſen. Da nım Jupiter einer fehr ſchnellen Arendrehung unter⸗ 
worfen ii, fo mußte, unter Vorausſ eines urſpruͤnglich ebenfalls weichen 
Zuſtandes feiner Maſſe, feine Abplattung ſehr bedeutend ausfallen, und biefes 
bat ſich bei der nachherigen Beobachtung auch wirklich fo befunden. — Das Hiſto⸗ 
riſche dieſes Art. ſ. in den Art. Kopernicus und Kepler. 


.  Wabellarifche Überſicht unſers Sonnenſyſtems in dem ordeliäften Beziehungen. 


Durchmeſſer dee Erbe = 1719 geogr. M.; Oberfläche = 9,232,060 IM. ; 
Riumiicher Inhalt — 2,659,310,190 Kubikmeilen Ex 


\ 


3 
f 


Shall Mictlere Gut» | Kirperikhe 
— — feraumg vom ® 
| | dee Some. | (Wolumen). 


Sabre age | Sage Stund. Min. | Geage. Meilen | Gre-1 
Soum. . 353 14 — | 1,300,000 
Den .| -— 81 — ıl — 
Du. .| — 24 | — 23 22 | 15,000,000 : 
&& . .| ı —|ı - Zf2iooool 4 
Deu Mend — 274 | 7% — — [v..€.51,600 | Jo 
Mas. .| 1 322 | 1 38 | 32,000,000 
Des . 3 2% unbekannt | 50,000,000 | fehr Bein 
Suno a 4 131 ⸗ ⸗ SsG, OOO,Ooo U. als Ceres 
Sa . 4 2% ⸗ ⸗ 57,700,000 
allas 
Pallas 4 221 — ebenſo faſt ſo groß als 
I | der Erdmond 
A onden| 14 314 |— .9 56 108,000,000 | 1333 
Saturn mit * 
7 Monden 29 166 | — 10 16 | 199,000,000 928 
— 6 Monden! 34 9 I — 7 — '400,000,000 75 


Eaffffch iſt Laplace’6 „Exposition du systeme da monde” (4. %., Paris 
‚ bautfch buch Hauff (Frankfurt a. M. 1792); und alS Gommentor bay: Saffen» 
frag’ „Cours de > Dhysigue oeleste ou legons sur Fexpesit. du systöme de 
monde” (Paris 1803, m. Kpfen.). Dis volflänvigfte tabdelarifche überficht bes 
zen gewährt Littrow's, Populaire —— (Bien 2825, 2 Bde., 


.). 
Sonnentafeln. Obwol ſtch die Erde ınm bie Sonne beiwegt, pflegt man 
body bei ben Rechnungen, die fich auf den augenblichichen Plat der en: 
Bahn beziehen, gegentheils die fcheinbare Bewegung der Isptern annmehmen, 
nur biefe wirklich beobachtet wird, und baher, flatt des ——— ren 
den jebes Mal um 6 Zeichen davon verfchiebenen , anſcheinenden ber Sonne 


x 5 
= 


tafeln“ führen. Dergleihen Tafeln befigt man von de la Caille, von Meyer 
und befonders von Zach. Die neuen Sonnentafeln von Delambre enblich, fanımıt 
einer ausführlichen Anleitung zu beren Gonfteuction gibt f. „Astronomie” (Parie 
1814, 3 Be, gr. 4.). 
Sonnenuhr j Soanknubetenre (Bnontonie, vom Griech. 
yywuwv, ber Zeiger). Der tägliche Umlauf ber Sonne am — hat von jeher 
das einfachſte Mittel der Zeiteintheilung abgegeben, indem man bie veraͤnderliche 
Lage des Schattens bemerkt, den alle Körper der Sonne gegenüber werfen. Man 
denke ſich die Sonne den AÄquator mit gleichförmiger Geſchwindigkelt in 24 Stun⸗ 
den durchlaufend, und fege in ben Mittelpunkt der Ebene bed legtern perpendicular 
einen Stift, der alfo der Erdaxe parallel if, fo wirb der Schatten dieſes — 
dem Sonnenlaufe folgen, und auf gebachter Ebene die Stunden bezeichnen. 
nach biefer Idee eingerichtete, mit einem ſolchen Stifte (Weiſer, vum = 











stylus) und mit Gtundentheitung verſehene, ee ae 
geflclite Kreidſcheibe oder andre Flaͤche, deren MWittagapunkt dem Meridien des 

Drtes matfpricht, heißt eine —— weil die Sonne au den Äqui⸗ 
noctinltagen ben den-Uguator befcjreibt. Parallel mit dem AÄquator ſteht fie am jsbems - 
Drte, wenn fir mit dem Horizonte eines der Äquatorthoͤhe dieſes Ortes gleiches 
Winkel macht. Win man eine ſolche Kautmoctialuhr, welche den Grund aller Akzi- 
gen Sonnenuhren — hiernaͤchſt in eine horizontale, d.h. im eine ſolche 
wungeſtalten, deren Ebene ber Horizontalebene parallel liegt, ſo muß man den Wel⸗ 
fer auf der Ebene unter einem bee Polhoͤhe des betreffenden Ottes gleichen Winkel 
‚befefligen , Damit er wie dee der Exdare, in weichem bie Mittelpunkte aller Par 
talleireife liegen, parallel Beht, indem die Are den Horizont überall umter einem 
der Polhoͤh⸗ —** ſchneldet. Die Stundentheilung wird dann mit Be⸗ 


auch ber gewöhnlich fo genarmten } nn 
eier Kreiſe, wovon ber eine den Meridian, ber 
andre aber ben Aquator vorſtellt, mit d as Weiſer, die 


hat, 

ar Theorie der Äquinoctialuhren. Auch Emm man daraus Degen für Ver⸗ 

ticalſonnenuhren, bie auf dem Horizonte perpendicular ſtehen, für Mor» 

gen⸗, Abend⸗, u = — nach Maßgabe der 
tung ihrer Flaͤchen gegen bie 4 Hauptgegenden, und für Polaruhren, ber 

un En verlängert Da Ye — geht — deren — arms m — 


— bie Pole aber * 
werkung von Gonnenuhren auf ogene Flaͤchen aller Axt besieiten. Hierzu ers 
theilen ausführliche Anleitung für die praktifche Ausübung : Helfengrieber’s „Wolle 
ſtaͤnd. u. ausführl. Untersächt, um Somnenuhren nicht aur auf ebenen horizontalen 
und verticalen Flächen, ſondern auch auf Mauern und Fenſter zu machen‘ (Augsb. 
1790). Die Theorie dagegen In ihrem Hauptfaden entwickelt auf wenigen Seiten 
überaus lichtvoll Lorenz ih ſ. Grundriß ber mechan., optifchen ss. aſtron. Wiſſenſch.“ 
(2. Aufl., t — mie Kpfen.; ſeitdem mehrmals aufgelegt). Eine analy⸗ 
tiſche Darſtellung gibt Berröyst’& „Ginomonique, ou theorie des eadrans solai- 
res” (als Anhang zum 3. Mb. der Biot’fyen „Astronomie”),' 2. Aufl., Paris 
1811. Das — aber von den Sonnenuhren der Alten gibt Martin? 8 ar 
handlung von den Gonnenuhren ber Akten, durch Denkmale bes Alterth. erlaͤu⸗ 
tert!‘ (Reipzig 1778). — Unter einem Gnomon verſteht man eine Beranflaltung, 
wo ein Bild der Gone in einem dunkeln Raums aufgefangen, im Augenblide 
des wahren Mittags auf eine Mittagslinie faͤllt, und dadurch nicht nur ben Mittag, 
ſondern auch bie Diitsng&hähe ber Sonne angibt. So 09.4.8. Caſſini (Gio⸗ 
vanni Domenico) a. dem Boden in einer Kirche zu Bologna eine [ehr ge 


gexig 
end mehrer ſolcher Gnomons gibt Lalandes Asctronomie (2, — Pa⸗ 
Sonnenwenden. Wenn mar fich ben ſcheinbaren en) ve 
Gonme durch bie. Ekliptik , fo findet man, daß fich idee Abweich ung 
(2) abe und bis zu einer gewiffen Grenge zu, und darm 
abmehmeıh. Die beiden baben Safe br gi man, im melde Bd bi Bil | 
Bann wieder in eine Abnahme a verwandeln anfängt, 
Vendeßwegen —— ober auch GSonnenſtiltſtando⸗ (Golfitials) 





880. Sonnenzeit Sonntag 


Punkte, weil nämlich biefe Veraͤnderung in ben etſten Tagen kaum zu foren iſt, 
und die Sonne daher, rücfichtlich der Abweichung, ſtill zu ae Um den 
21. Sunt erreicht bie Sonne ben Punkt der größten ** (Sonnenwendekteis 
des Krebfed), um den 21. Dec. den Punkt der größten fübfihen Abweichung (Wen⸗ 
dekreis des Steinbocks), umd macht in Zolge davon, wie bekannt, ben Iängfien 
und hrzeften Tag. 
Sonnenzeit. Man vente fich die Erde in der atei@neitgm, —— 
Bewegung, um ihre Axe und in ihrer Bahn um die Sonne. 
tation wird etwa 1° in ber Bahn zuruͤckgeiegt, und nm ebenfo viei er 
die Erbe, nach Vollendung der erftern, noch um ihre Are — —— 
ebe der naͤmliche Meridian die Sonne wieder 
— wenn man bie kreidfoͤrmige — —— und; — 
ſelben, die Erdkugel an 2 entiprechenben Punkten verzeichnet. Die Beit, weiche auf 
diefe Weiſe, von * vbern Culmination der Sonne bis zur andern verſtreicht, heiße 
allgemein Sonnentag, oder in ihrer auf letztern bezogenen Einthellung, Sons 
nenzeit. Run find aber bie Raͤume, um welche bie Erde von Tag zu Tag in ihrer 
Bahn fortruͤckt, nicht gleich, wozu fich noch ein andrer von dee Neigumg ihrer Are 
gegen bie Ebene der Efliptit und deren umumterbeochenem Parallellom abhängiger 
Umſtand gefellt, und die wahren Sonnentage Binnen es daher auch nicht fein. Deß⸗ 
wegen unterſcheidet fich von diefer wahren Sonnenzeit bie mittlere, bei welcher letztern 
man fich anf eine mit gleichförmiger Sefehwindigkelt um die Sonne laufende Erb» 
kugel bezieht, deren Are zugleich auf der Ebene der Bahn ſenkrecht ſteht. Die 
Sonnenuhren zeigen die vorangegebene wahre, unfere Taſchen⸗ und andern Uhren 
dagegen, als mechaniſche Werkzeuge, nur ſolche mittlere Sonnenzeit; ber Unter 
ſchied zwifchen beiberlel Zeit heißt Zeitgleihung. Zum Nugen unferer Lefer geben 
wir bier eine Art von Tabelle derfelben, woraus fie erfehen können, wad ihre Ta⸗ 


ſchen⸗ und Pendeluhren an jebems erften ng zeigen ſollten, wann die Sons 
nenuhr 12 zeigt: 

den 4. San. — 12 U 3 48” 

s 1. Schr. — 12 » 13° 58” 

= 1. Min — 12 » 1% 46° 

s 1. April — 12 » 4 8” 

: 1.Mi — 11» 56 59% 

:s 1. Juni — 11 » 57’ 18” 

:s 1. Juli — 12 : 3 14 

s 1. Aug. — 12 » 5’ 58” 

;s 1. Sept. — 11 » 59’ 58* 

;s 1.896. — 11 » 49 49 

21. Rov. — 11 » 43 46” 

21. Dec. — 11 4% 9 . 


2 


PAPER iſt die Sommenzeit, wahre ſowol als mittlere, hinwiederum von 
Sternzeit (f.d.) verſchieden. ‚N, 

Sonnenzirkel, Sonnencyklus, f. Eytius. 

Sonntag, ber eeſte Tag in der Woche, fol feinen Namen von ben 
— haben, welche, als fie noch Heiden warrn, dieſen Tag — 
ten. Von den Ehriften wird er darum gefeiert, weil Sefas am dem erſten 
einer u auferflanden und auch an einem ſolchen Tage bie Audgiefung 
heil. Geiſtes erfolgt ift. Schon zu bee Apoftel Zeit — an dem Sonntage 
teligiöfe Zufammenkünfte, aber man feierte dieſen Tag nicht 


S 


- 


—11 


dt buch ——— — 
haltung von aller Arbeit; riesige weiche aus dem Ju⸗ 
denthume zu ben Chriften äbergetreten waren, baneben bie Gelee des Gonn⸗ 
abende, ale Sabbaths ber Juden, bei. In ber abenbländifchen Krche ward 


1 











Soma 881 


die Sounabendefeler baldd abgefchafft. Die äkefle Att der Conntagbfeier war fehe 
einfach. Das aus dem Alten, ſpaͤter aus dem Neuen Teft. vorgelefene Stuͤck ward 
mit einer Ermahnungsrede und einem Gebete befchlofien. Bald warb auch ber 
Geſang der Pfalmen, Hymmen und Oben gewöhnlih. (S. Kicchengefang.) 
Roach beenbigter Andacht ging man an feine Arheit. Aber Kaifer Konſtantin im 4, 
Jahrh. verordnete eine ficengere —— indem er befahl, daß alle gericht⸗ 
che Sachen, Ingleichen die Arbeiten der Städter, außer Werke der Roth umd Liebe, 
an biefem Tage unterbleiben follten; nur ben Landleuten geftattete er, — 
Witterung auch an dieſem Tage für ihre Feldarbeiten zu beungen. Im 8. Jahrh. 
— juͤdiſche Sabbathsogebot in feiner ee die hrifttichen Som» 
angewendet; auch neuere obrigkeitliche Pol en unterfagen nicht 
ohne mn ie Hunden Besnfbrem a en onntagen. — Die noch jegt ges 
wöhnlichen Namen der Sonntage find theils von ben Ihnen vorausgehenden Feſten, 
* von den Spruͤchen und Collecten, mit welchen in fruͤhern Zeiten die religioͤſe 
Verſammlung eroͤffnet ward, hergenommen. Sie folgen fo auf einander: 1) Ein 
Sonntagnach dem Neujahr, weicher jedoch nur in ben Jahren fattfinbeg, 
In welchen das Neujahrsfeſt auf einen bes 4 legten Wochentage fällt. un 
ſechs Sonntage 2. bem a Die größere 
oder kleinere Anzahl biefer Sonntage hängt von dem frühen ober fpäten Eintritt 
des Oſterfeſtes ab. un fogenannten Faſtenſonntagen fal⸗ 
lenden —— Serageſima, und der naͤchſte Vorfaſtenſonntag 
Eſtomihl. Der erſte Heißt darum fo, weil er der 70., ber zweite, weil er nach An⸗ 
nahme einer runden Zahl dee 60. Tag vor dem Ofterfefle iſt, und der dritte hat 
febaen Namen von den lat. Anfangsworten des Geſanges ober ber Vorleſung, 
womit bie latein. Kirche an biefem Tage ben Gottesdienſt begann: — (fe 
mie, — — Er heißt auch der Faſtnachtsſonntag, weil man in der aͤltern 
die Zeit vor einem Feiertage (den Vorabend) mit dem Worte Nacht 
bezeichnete, und überhaupt bie Alten ihre Tage von dem Abende zu rechnen anfin⸗ 
gen. 4) Die a ee beißen, weil feit dem 3. Jahrh. 
den Chriften der des Fleiſches, der Eier u. ſ. w. 40 Zage vor Öftern (body 
mit Ausnahme F— en) unterfagt warb, ald Nachahmung des AUtägigen 
—— (S. Faſtnacht.) Ihre Namen haben fie von ben Anfangsworten 
Bibelſpruchs, der an jedem dieſer Sonntage in ben religiöfen —— 
—* ober geſungen wird: Iwocavit (Ex rufet mich an ıc., Pf. 91, 15); Res 
miniscere (Gedenke ıc., Pf. 25, 6); Oculi (Meine Augen ıc., Pf. 25, 15); Lätare _ 
N rin: ꝛc., 3ef.66, 10); Audica (Richte:c., Pf.43, 1); Palmarınm — 
Valmen zweigen ‚mit weichen Jeſus Weg, nach Matıh. 21 beſtreut warb). 
d. N. war dieſer Sonntag ſchon um das J. 400.belannt. wen 
nah Oſtern, welche faſt Lauter zur Freude ermunternde Namen führen, weil 
man fich num zur Schadloshaltung für das voraußgegangene Faſten und Trauern 
ber zu koͤnnen glaubte: ——— — bie Reuge 
berenen nach 1. Pet 2.2). Er heißt auch der weiße Sonntag, weil in den älteften 
Zelten die am Ofterfeft getanften neuen Chriften ein weißes Kleid fragen mußten, 
‚welches fie erſt au biefem Sonntage in der Kirche ablegen burften. ee 
Domini (Die Barmherzigkeit des Herm ıc., Pf. 23, 6, oder Pf. 89,2); Jubilate 
Manchjetꝛc. Pſ. 66, 1) 3 Santate en 96,1); Rogate (Bitter ıc., Matth. 
7, 7)3 Eroudk (exhöre x, P.27,7): 6) Die Erinitatisfonntage h 
ben Namen von bem ihnen vorandgehenden Trinitatiöfefte, welches feit dem 1 
Jahrh. (1150) in der Abficht angeordnet ward, an welche ber Name erinnert. Ihr⸗ 
Kahl — es koͤnen hoͤchſtens 27 fein — hängt von dem frühen oder ſpaͤten Eintritt 
des Dftsefeften ab. nn deſto mehr gibt es Erſcheinungs⸗ und 
deſto weniger — Im entgegengeſetzten Falle verhält e⸗ ſich umge⸗ 


SE 2 . Sonntagsbuchftabe Sontag (Henriette) 

Behrt. 7) Die Adventſonntage. pP Abvent) 8) Ein Sonntag nach 
— ————— welcher nur dann fuͤlt, wenn das Weihnachtofeſt auf einen ber 
Wochenta ge vom Montag am gerechnet, ſut (gt. SeRe) 
Sonntagsbuuftabe Die Ehronstegen beyeichnen 7 erſten Tage 

vden 7 Bud ſtaben, 





55 (Henriette), bie liebene waͤrdig ⸗ und reichbegabte — | 
Euch, ns ft Schauſpieler, * 
die Buͤhne. Schon e fenstfurter Ehanter in 
„Des Donanweihthen‘‘, 


nnikan Beth ber Methihung Ihrer Ciba m 9.%. verlor fie ihen Mater, 

und bezog num mit ihrer Mutter, einer ſehr routinirten Schauſpielerin, mehre 

v —— ſie nach Dean; De ri 
cms für Mufil, Im 12 





ihr Gefange. Rod, Kuftöfung der Oper (15) 
I ti rn Ofen u; DD man me m 
Beifall aufgenommen. Das Directo nam bes 
a — 
an, und im Herbſte d. J. teat fie mit unerhörtem Erfolg — — 
the Naf alle Berehrer des Reizenden in ihre Naͤhe. Sie warb —— — 
laſſung eines Romans: „Henriette, die ſchoͤne 4, und erregte 
unter ben Fournaliſten, blieb aber ber Bizbling des Publieums; auch der 
ber reg Gunft und ernammte fie zur ‚ehniglichen Def md Kammer 
Den ihre beftimmten Urlaub AanGerimer nach 


benupte 
—— fe n6 Di Bra mad. Bon ba ging fie über Frautk⸗ 
fret und Weimar nad) Berlin guruͤck, wo die Nachricht, ———— 
Im Paris fe 2 Jahre engagiet ſei, große Kenupr ersegte. Che verlleß auch wickuch 








 Gootolter — 





eeichtigkelt, Nettigkeit und Eleganz; aber auch des Aucdrucke, der ſich für heoe 


Geimme eignet, IR fie fähig. Sie beten ie Dam der Dinge vu tee Bi 
Menpaffogen, Die fie größtetheits mit halber Grimme, — —* 





orf, zu Frankenhaufen. Vgl. Ich. WB. Tolberg 
Erfahenngen über ben Gebrauch ber Boch Soolbaͤder Magdeb. 1811); Deefeibe 
Des Soolbad zu Elmen“ —— 1822); Joh. Ele. Reit, „Über die Rutz⸗ 
varkeit nd Bebrarchtart ber ——— in Haie“ (dal 1809); Bed. Wurger, 
er (!eipz. 1918); G. M MHraukenhau⸗ 


Tab 
eepbiensizse Der Seund zu birfem großattigen Tewpel in Konflau⸗ 
ward Im 6. Jaheh. Re Inſanian 6 





Wade. Dar Ban dr pi ee ee wu 1 08 Panı. 
Yet. Im Centrum aber ethrbt ſich bie Auppel um 169” franz. von dem Boden bis 
ya Deatbatonb. ee a an und wem der Bau⸗ 
Tarifen‘ Di Oterreloger ocbe nachchmen wollte, fo iR Diülaneey — 
a ——— 








Sophismen Sophiflen 
Sumere bed Gewoͤlbes über ben — — iſt mie Nofuik hr Geftalt kiriner 


2 


Würfel von einer vergiaften Subſtanz, die Vitruv zmalıım nennt, amögelegt. 
Außer 4 koloffalen Figuren, welche Seraphim — — GSewoͤlbe gang 
vergoldet, aber durch die Zeit befchäbigt. — Die 





Anordnung der 

IR regellos; fie gehören keinen ©tple an, ober find obme Gebäkte Mit ber großen 
Kyppel find ee 
dervoll erhebende Art verbunden. Der geometriſche Plan ded Gebäudes iſt ein 
griechiſches Kreuz In ein Mereck gezeichnet; aber ber innere Raum von Abeud ._ 
— bildet eine Efiyfe. Die Maſſe des Gebaͤudes iſt von Ziegelſtelnen, aber 

—— ganz mit Marmor — — J— 
tern = nn w Kuppel tragen, 
ben aus Quadern, bie durch eiſeme Bande uerbunbden find. Die Galerie um- 
ber dat 56” franz. in Die Breie⸗ und wird 00067 Säulen yablidet, wovon 8 von 
Porphyr End (aus Aurellan'e ann. Red). 6 andre, von: Sat: 


4 


WM, aus dem Tempel bee Diine zu Epheſus genonmien. Die Vorhalle 


hat 9 beongene Thüzen, weiche mit Basreltefs gesient-find. Das Innere enthaͤlt 


W. Das Hafer der Sophimliohe Hat nihee Echöwes. 
m. a. 4 Minarets, foit der Rempel 1453 bie Duptinofihte der Bärken wurde, birs 

nichts ai eine vertwortene Miaffe. ben. Bel. Bitbow’s,,Hiss, of. the rom. » 
emp.”, VII u. XIE; Procop, „De audifie, Itintani 1. r,”; Gtélot, „Voy. 

de Cole.‘ (m. Saten). Eine aubıe größere Beichmang vol. m. in Knf. Bandıni’s 

„Imper. Orient” (Paris 1711, 2 Die. An); Dim a ARE IR BOTAEO 

- „Steria de?’ “2.8, 8.1). - 

* — ſ. d. folg. Kr. u Teugfhluf. 

Sophiſten. Dieſer Name einer durch Merkmale unters 
chiedenen Glaffe Lehrer der Beredtſamkelt, Staatokunſt und Philoſophie, welche 
=> Jahrh. v. Chr. in Griechenland lebten, begeichtiet eigentlich Weife und warb 
08 gelebrtem Gtol; von diefen Männern an angenommen. Da aber bie ſpaͤtern, 

dieſen Namen führten, die Bifenfcaft, weite fe uhetn, auf eine uner · 
hörte Weile miſbrauchten, duch Dünkel um b Anmafng. fid) Lädjeelich macht, 
und wegen ihesr fohdblichen und hädhfverberbihen Grumbfäte weiche fie wait der 
empoͤrendſten Frechheit und Schamlofigkeit —— fi den Haß und bie Ver⸗ 
achtung aller Vernuͤnftigen —— fo warb dieſer Name zum, Schimpfnamen, 
und bezeichnet Menſchen Die Dusch Schuafhläffe Dem Werfkanb verwiesen, umb 
durch nichtige Spitz findigkeiten und ſchlechte Grundſaͤtze bie ung von dan 
ee DW vs 
geiechiichen Wells nennt eine bedeutende Zahl von Maͤnnern, dio in bie Claffe ber 
in Sicillen, Drotagenub 
von 


Sophiſten gehten, fo uerfäpiaben fie auch) ſonſt Ducd) Beburtsost 
beräbunteften ‚Find find: Gorgias von Leoutium 

von Abbsen, Hiepiab von EIS, Prodiles von Koos, Taofimache6 Shaker 
In Asinafien. Alls dieſe Männer lobten in dem Zeitalter. bes Perikled mb Sokra⸗ 
tes, und kamen darin mit einander ͤberein, er Geo metrie 
and Arithmetik, Aſtronomie, Wuſik, Theologie, Moral, mb Derede· 
ſamkeit waren. Eqhen dieſe Manmgfattigteit vom — die fie smter 
einem Volke, welches in ber hoͤchſten Widthe (land, chim, kam zum Beweiſe 
dienen, baf fie ihren Geiſt in einem gewiften Grabe ansgeblidet Hatten, und in det 
That erwarben fie na... indem fie die erſten Beat⸗ 


13. 


gt 

















Be 086 


Baterlaud ans. E es gewiß Gorgias, Prodikos 
rg Unterhaublungen — ad aim Aber fo glänzenb 


gen Inhaber aller gött — lichen Weisheit autgaben, als 

* eingebildete Großſprecher kund. Zweitens mißbrauchten fie bie Bier, . 

um bie verächtlichfte aller Beglewen, Gewinnſucht, zus befriedigen. Deittens 
de fi ine ehe Dre Sagen, Ibm wii Dig Sn 
ioſitaͤt umb t waren, umb Alles Aber den Haufen warfen, was dem 
a Sie leugneten nämlich geradehin das Dafein der Goͤt⸗ 
ter, erklaͤrten Alles Tür Wirkungen bes blinden Ungefaͤhrs und leiteten alle reli⸗ 
dä: Begie on er rm ingpec gb ken Bam b, De, 
nachdens bie Dienfchet Ionge alt Mich ia ben Wäldern gelebt, und ſich mit Anit: 
teln und Eichelmaſt geſchlagen, biefen Barbaren durch die Erdichtung von ſtrafen⸗ 
ehe ee ft, und fie gu einer befiem Orduung dee Dinge gend» 


Hand * (ie fol Sch ft, daß Bein Blenfch von ges 


ſundem ‚Sic, dan entf 
fie denm jede Art won Betrug, von Diebſtahl, von Raub, von Gewaltthaͤtigkeit 
für erlaubt; behaupteten, daß —* — und Enthaltſamkeit nur Merkmale ſchwa⸗ 
cher Seelen ſeien; daß vielmehr bie wahre Gluͤckſeligkelt bes Menſchen in ber Be- 
friedigung aller Begierden beſtehe. Dies war die ſchaͤndliche Lehre der Sophiſten, 
die noch hafſenswerther erſcheinen, wenn man ſieht, daß fie dieſe Grundſaͤtze auch 
am beßwillen vortrugen, weil fie durch dieſelbe viele Zuhoͤrer, bie ihre Geldſucht 
befriedigten, anfichzugiehen hofften. Denn dieſelben Menſchen, weiche das Laſter 
fo ungefchent —— waren ebenſo beredte Lobredner ber wahren Sittlichkeit, 
‚ wenn fie fuͤrchten mußten, bier ober dort durch jene Grundfaͤtze anzuſtoßen und 
zeiche Schüler von fich zu entfernen. — alſo, durch wahre Sittenlehre Selb 
—2 


Bit, d. 1., Die Kunſt, Ass, | ‚ im vertheibigen, bie 
Wahrheiten ungewiß, und bie gr 

im menden. Dieſes bewirkten fie vorzüglich durch eine Menge von Trugſchluͤfſen 

und verfänglichen Fragen, durch weiche fie ihre Gegner fo zu verwirren tunfiten, 

daß biefe ihnen am Ende Alles zugaben, was fie behaupteten. Dieſe Kunſt war 

ein defto gefaͤhrlicheres Werkzeug in den Händen jene Wiſſeirſchafteverderber, weil 


Kazch Dsfalbe bei Der unrrfahtmen Spngenb fi ka Daß Kufoben vor Ale® unsfafs 


® 





588 . Sephiſten 


Bi, Go bewies z. B. Borglas ih einer Scheift von bee Natut ARE REDE 


wirklich ſei, 2) daB, wenn auch etwas wirklich wäre, dies doch gar nicht erkaumt 
werden könne, ımb 3) ba, wenn es auch erkennbar wäre, ed doch in Worten 
ſchlechterdings nicht mitgetheilt werben könnte. Prodikos aus Keos bewies in eier 
Bebe, die Äſchines amführt, daß das Leben fein wuͤnſchenswerthts Gut fei, und 
die Furcht vor dem Tode fischte er dadurch zu entfernen, baß ex den Tod fuͤr ein Un- 
ding erklärte, indem bderfelbe die Lebenden nicht teeffe, weil dieſe mit dem Tode 
nichts zu ſchaffen haben, und bie Verſtorbenen auch nichts angeht; weit dieſe gar 
nicht Ai find. Protagoras hob durch a. ſophiſtiſche Kuͤnſte allen Unter⸗ 
on zwiſchen Wahrheit und Falſchheit auf. Ex behauptete, der Menſch fei ber 
Maßſtab aller Dinge, und nur Das eriflice wirklich, mas umb wie sr es ſich vor⸗ 
ſtelle. Da nun aber jeber Behauptung eine andre entgegengefegt werben koͤnne, 
fo fei e8 Thorheit, ſich über eine Sache zu flreiten, und Wibsrlegung fei vollends 
— Alle diefe Gedanken haben doch eine Richtung auf große ab wichtige 
Gegenſtaͤnde; aber unter ber Schar von Schuͤlern, welche bie Sophiſten — 
gab es auch eine große Menge, bie fich durch bie laͤcherlichſten, gemeinſten und 
— Behauptungen in ein gewiſſes Anſehen zu ſetzen ſuchten. Nach * 
Natur gezeichnet find dergleichen elende Wichte vom Platon in dem 
in welchem Geſpraͤche ex, in den Perſonen bes Euthpdemos und Diompfoboras, —8 
ganze Gezuͤcht abſchildert und bee Verachtung preitgibt. Nur rin Beiſpiel finde 
Platz. Dionyſodorus ſpricht: Feg mit, Kteſippus, haſt Du ner gr 
Kt. „Ja, = zwar einen ſehr boͤſen“. D. „Hat er Junge?“ Mt. „Io, von 
ber Art". D. „IR nicht ein * dee Vater derfelben?" Ne. 3 habe ee 
ſehen, wie Ag fi begatteten’. D. „Iſt nicht ber Hund auch Dein?" ses 
dinge”. D. „Run fo ift er als Vater Dein! Alfo iſt Dein Water. ein Hund und 
die jungen Hunde find Deine Bruͤder!“ Durch folche elende Spitzfindigkeiten, bie 
auf Vermiſchung grammatiſcher und phyftfcher Verbindung berubten, — 
gelehrten Mopffechter als feine Denker und tiefe Forſcher zu erſcheinen. So gering 
aber auch der eigentliche — Werth aller dieſer Äußerungen ber Denk: 
Waft war, fo dienten fie doch dazu, den Geiſt in Thaͤtigkeit zu ſetzen, und wir 
muͤſſen den Verluſt ſaͤmmtlicher Schriften der Sophiften auch inſofern bebamerı, 
als wir, bei Diefem allgemeinen Untergange der ſchriftlichen Denkmale ven ihnen 
ſelbſt, nur aus den Nachrichten andree Schriftiteller über fie urtheilen Könnten. 
Diele find indeſſen fo — und fo gewichtvoll, daß wir wol nicht anders zur» 
würden, wenn wie auch mit eignen Augen fehen könnten. Die eigentliche 


Bluhe dee Sophie fi fin in die Periode von den perfifchen Kriegen 490 bis zum 


Tode des Sokrates, 400 3. v. Chr. Einen flüchtigen Blick verdient noch ber 
Umftand, woher ed kam, do unter ben Griechen ſolche Männer als bie Sophi⸗ 
ſten waren nicht bloß auftreten konnten, fondern auch eine gexcume Beit hindurch 
berefchten. Wir innen uns aber daruͤber ebenfo menig wundern, als wir es nicht 
befcembend finden, daß ein Sokrates in Griechenland reifte. Der umfaffende Geifl 
der Griechen hat ſich in allen denkbaren Kormen gezeigt; eine Bemerkung, big eines 
beſondern Unterfuchung wol werth wäre. Übrigens läßt fid auch aus day hanyali« 
gen Zuſtande der wiffenfchaftlichen und religiöfen Bildung ter den Griechen bie 
Erſcheinung der Sophiften hinreichend erklaͤren. Nur im Werden war dieſelbe; 
nur Anfänge ber Wiſſenſchaften waren vorhanden; Moral und Theologie waren. 
gar nicht zum Gegenſtande tiefer und gruͤndlicher Korfdiungen gemacht worden; 
Dieſes große je Berbienf erwarb fich erſt * bie Sokratiſche —— Kaun es dahe 
befremden, wenn habſuͤchtige und feichte Menſchen, die nichts $ wenige, ale gend: 
liche Forſcher waren, ſich an jenen erhabenen Gegenſtaͤnden des menſchlichen 
fen® fo ſchrecklich verfünbigten, vorzüglich da die eleatifche Schule bie Objectivi 
der Erfahrung eid Sinnenerkemuniß ungemis gemacht, und bie Logkt in sine Dies 











Sophokles 887 
leelt verwandeit hättet Endlich ziehe man noch bie bemsolvatlfhe Werfaffung ber 
griech. Staaten Die jedet Beifteöthätigteit — fein Spielraum Heß, in Erwa⸗ 
gung. So wenig daher auch unter dem hebr. Volke ober unter den Römern So⸗ 
phfften entſtehen kennten, fo begreiftich iſt bie Erfiheinung Bei den Griechen. KI. 

Sophokles. Diefer unfterblihe Dichter, der das griech. Drama auf 
ven hoͤchſten Gipfel erhob, mochte etwa 25 Jahr jünger als Aſchylus und etwa 
£5 aͤlter fein als Euripides, welchen er noch uͤberlebte. Belbe ſtarben in demſ. 
%., Oihmp. 93.3. Man gibt das 2. Jahr ver 71. Oymp. (495 v. Ehr.) als fein 
Geburtsſahr an. Aus einer angeſehenen und reichen Familie abſtammend, in 
dem berrfichen Athen (eigentlich fr dem zu Athen gehörigen Flecken Kolonos), das 
bald in dem Schmuck der perfifchen Beute aus ſ. Truͤmmern wieder emporſtleg, ein 
ſreier Vuͤrger geb., ſelbſt mit den trefflichſten koͤrperlichen Vorzuͤgen (bloß 
eine toͤnende Stimme ſoll ihm die Natur verſagt haben) neben den volkommenſten 

en Uiniagen geſchmückt, ſtand Ihm eine glaͤnzende Laufbahn offen. Hat 
auch die Dichterkrone des ©. f. Buͤrgerkrone weit berwogen, To führt ihn doch 
die athenifche Geſchichte als Archonten neben Perikles und Thucydides im Kriege 
gegen die Samier auf, und auch in der Rethe der Prieſter Achens glänzt ſ. Name. 
Die Natur [dien es, nach den Worten Schlegel's, faſt darauf angelegt zu haben, 
ihn unſterblich zu machen, fo lange ſchob fie f. Tod hinaus; und diefen, in f. 95. 

Biahre erfolgt, hat die Fabel fo ausgeſchmuckt daß auch Aber ihm ber fchöne 
Zauber der Wealitat ſchwebt. Bald fol er am Genuß einer Weinbeete erſtickt, 
bald von der rende Aber einen unverhofften Sieg eines ſ. Dramen in ben olymp. 
Sdpielen getödtet worben ſein, bald wieder Aber dem Vorlefen ber eben vollendeten 
„Untigente” 1. meiodiſches Beben ansgehaucht haben. Um das hertliche Dichterie⸗ 
ben vein und fleckenlos bis zum: betzten Kauche durch , mußte den Treffli⸗ 
hen Die Muſe bis ins hohe Alter in ihrer jugendlichen Lebendigkeit begleiten. Fol⸗ 
gender Zug biefbt immer bedeutend in feiner Geſchichte. In ſ. 80. Lebensjahre . 
verklagte iin ein undanfharer Sohn, als fei er vor Alter unvermögend, feinem 
Haus weſen vorzuſtehen; und S. beasichte nichts weiter, al6 f. foeben gebichteten 
„Ddipus auf Kolonos“ feinen Richtern vorzulefen, um von Ihnen freigefprochen, und 
fm Zriumyh nad) Haufe begleitet zu werden. Auf ſ. Grabhuͤgel ſtellte man bie 
Statur des Baechus in Marmor, die Teauermaste der Antigone in der Hand. 

Sophokles als Dich ter. Schollaften haben angemerkt, daß er als reiner 
Lyrlker begonnen habe, aber ſchon in ſ. 28. J. trat er als dramatiſcher Dichter nes 
ben Äſchyins auf, und wußte bald den Beifall dieſes auf ſich ſelbſt uͤberzulei⸗ 
ten. Glaͤnzend war ber erſte Sieg, den er feinem dramatiſchen Vorgänger gegen⸗ 
Über errang, und noch 19 Mal gewann er ben erſten, noch Öfter ben zweiten Preis, 
aber nme ward ihm nur ber britte zuerkannt. Sein Ruhm drang fehr bald zu den 
Ohren der Außiärder. Mehre Könige ſuchten ihn an ihren Hof zu ziehen, 
Aber ex blleb feinem Vaterlande treu und war Aberhaupt fo wenig von dem Weih⸗ 
ruuch des Beifalls betaͤubt, den er erhielt, daß er bei dem Tode des mit ihm wett⸗ 
eifer Euripides ſelbſt in Trauerkleldern erfchlen, und fogar f. Schaufpieler 
ohne Kränze auiftzeten ließ. Das Wefen des griech. Dramas In feiner ſchoͤnen Vollen⸗ 
bg am beſten an S. aufjeigen, und in diefem Sinne wollen wir 1% 
igmehämtidreeit unfers Dichters auffaffen. Von ſ. vielen Dramen, "bie von Ei⸗ 
nigen auf 130 berechnet worben, find nur 7 auf unfere Zeiten gekommen, aber 
viele firtd ſammtich vollendet und heestilh : 1) „Der shäthende War", 2) „Eiek: 
td, 3) „Antigone”, &) a Tyrannos, 5) „Oblpus auf Kolonos“, 6) 

Srachineriumen”, 7) Phiioktetes. Wir geben eine kurze Überficht ihres 

Its, demetken pwor Aber noch, baß mir bei S. keine Triloglen und Tetralo⸗ 

— cheiden Finnen, wie hei Aſchylus auch daß er, den Scholiaſten 
zufolge, bie aufbrachte, nur mit einem Stuͤcke im den Diele zu werben 
26 





588 Bepholied - | — 
wodurch die Abthellung des tragiſchen Stoffee nach Telloglen (In 3 Theile, ober 
abgeſonderte Stuͤcke), welchen zuweilen noch ein ſatyriſches Stuͤck beigefuͤgt zu 
werden pflegte (worauf denn das Ganze eine Tetralogie hieß), faſt außer Ge⸗ 
brauch kam. Auch führte er zuerſt dem dritten Schauſpieler ein, und beſchraͤnkte 
das lyriſche Element des Chors, das bei Äſchylus oft das vorherrſchende der Tra⸗ 
goͤdie iſt. Im, Ajar ſehen tote jenen unwerwundbaren Helden ber Griechen durch 
Odyſſeus beim Streit uͤber die Waffen des Achilles an ſeiner Ehre gekraͤnkt, in 
einem ſchrecklichen Wahnſinn befangen, endlich aus feiner duͤſtern Verwirrung 
wieder zum Lichte ckkehren, und num, wie von ber ſchauderhaften Ent⸗ 
deckung geblendet, mit maͤnnlicher Überlegung ſich ſelbſt ermorden, worauf ber 
durch eine ſo ernſte Buße entſuͤndigte Leichnam die heilige Weihe der Beſtattung 
echält. — Die Elektra gehört in den ſchauderhaften Cyklus ber tragiſchen 
Graͤuelthaten in dem Gefchlecht der Pelopiben, und enthaͤlt die Ermordung bee 
Sigtänmeflsa, bie mit dem Buhlen Ägiſthus ihren Gatten Agamemnon gewürgt 
hatte, durch die Hand bes Sohnes, Oreftes unter der Leitung ber Schweſter, Elektra, 
wobei ducch einen großen Aufwand von Kunft, die, welcher bie Natur bie b 
Nebenrolle angewieſen hatte, Elektra, zur Hauptperſon erhoben worden iſt. 
Neben ber hiſtoriſchen, ſiegesfrohen Elektra ſehen wir in der Antigone ben hoͤchſten 
Triumph echter zarter Weiblichkeit. — „Antigone“, bie ungluͤcküche des 
umglüdlichen Obipus, und durch Beine andre Schuld als die der Werkettung ihres 
Schickſals mit dem ihrer Erzeuger in das Verderben der Labdaciden mit hinabgezo⸗ 
gen, iſt das einzige menſchliche Wefen im unterbrüdten Theben, weldyes bem 
neuen Herrſcher, Kresn, ſich nicht unterwirft, und ihre Heldenthat ift bie hoͤch⸗ 
ſte, reinweiblichſte, ganz in ihrer unendlichen Lieblichkeit angedeutet in jener Ant⸗ 
wort, bie bie Helbdin dem Tyrannen auf die Rede: ihr geaͤchtetar Bruder, Polp⸗ 
neikes, ſei ein Feind bes Vaterlandes geweſen, ertheilt | 

„Richt mitzubaffen, mitzulieben bin ich da”. 
Ihren geächteten, vor Theben im ſchrecklichen, gegenfeitigen Brudermord er- 
würgten Bruder Polyneikes, deffen Begräbnig Kreon hart verpönt hatte, muß bie 
geliebte Schwefter im Tode fchmüden, auf ihn den bie Schuld zudeckenden Staub 
werfen, und — nachdem fie den fchönen Liebesdienft dem geliebten Todten erwies 
fen hat, gebt fie mit weiblicher Zartheit, aber unerfchroden, den traurigen, ein: 
famen Weg ins kalte, fleinerne Bett, das ihr bereitet ifl. Nach Solger bes 
ſteht nicht in ber einfeitigen Verherrlichung ber Heldin, fondern in dem Widerſtreit 
göttlicher und bürgerlicher Ordnung der Sinn der Tragoͤdie. — Im „ODdipus Ty⸗ 
rannos" und „Odipus auf Kolonod” hängt die Zabel zuſammen, und in ein er⸗ 
ſchuͤtterndes Doppelgemaͤlde if der tragifche Sinn ber Geſchichte des Öbipus nie⸗ 
dergelegt, die pi ehre, daß der Menfc feinem Schickſale nicht entflichen koͤn⸗ 
ne, und durch ſ. eigne Weisheit, auch da, wo fie bie hoͤchſte und umfaͤſſendſte iſt, 
doch den Knaͤuel der Geſchicke nur feſter zuſammenzleht, bis er das Allgewaltige 
durch freiwillige Selbſtbuͤßung und Verleugnung verſoͤhnt. Im erſtern entwickelt 
ſich grauenvoll ſchrecklich das Geheimniß, deſſen unwillkommenes Licht die Augen 
des ungluͤcklichen Schlachtopfers nicht Länger vertragen koͤnnen. Der unbewußte 
Vatermoͤrder und Gatte feiner Mutter und Bruder feiner Söhne und Töchter, 
Odiyus, flieht da, sine Hülle iſt nach der andern von Ihm gefallen, und er Tann 
nichts thun, als ſich ſelbſt wieber mit Gewalt die Finſterniß zuruͤckgeben, bie ihm 
entriffen worden mar. Er blenbet fich umb entflicht in Elend und Verbannung. 
Diefem ſchaudervollen Gemälde gegenüber erfcheint im zweiten Ödipus, ber von der 
Schuld niebergebrüdte, vom Silber des Alters, vieleichk eben um der Sthuld 
willen, zu früh umfloffene Ungluͤckliche. Alle harteh Farben der fhredlichen B 
gebenheit hat die Zeit gemildert. Liebliches Abendroch verbreitet einen fan 
Schimmer um den Ungtadlichen und feine Schulp; abgebuͤßt iſt ſie durch langes, 


% * 


Sopholles | 388 


beſchwerliches Irrſal. Im Hain ber Rachegbttinnen ſelbſt, von welchem die ganze 
Graͤuelkette ausgegangen war, endet fich auch wieder dir furchtbare Kreislauf und 
erreicht fo fein natuͤrlichſtes Ende. Obipus findet auf Kolonos, unter den Zin⸗ 
nen Athene, am dem unnahbaren Orte, wo bie Erinnyen wohnen, enblid Ruhe 
und ein Grab. Der Eindruck dieſes Dramas auf Athens Wärger mußte einzig 
fein. Dem eine ſchoͤnere Apotheofe Eonnte der Stadt dev Athener‘, nachdem fie 
{dom bie Furten des Oreſtes beim Äſchylus beruhigt hatte, nun nicht widerfah⸗ 
ten. — Die „Zeachinerinnen" find ein herrliches Bruchſtuͤck aus dem großen My⸗ 
thencyklus vom Herakles, fein legtes Leiden und Tob und Berklaͤrung. Dejanira 
wird, im Übermaß der Kiebe zum herrlichen Heben, ſelbſt feine Moͤrderin, und in fat 
nem gleichfam vom Schickſal felbft gefärbten Gewande wird ber Gewaltige gefangen, 
wie ein Agamemnon in einenrähntlihen mauswirrbaren Gewande; nur ba hier det 
Getoͤdtete ſchuldlofer ala Herakles, und dort bie Moͤrderin unſchuldiger ante KAykaͤm⸗ 
neſtra war. — „Philoktetes“, der tapfere Erbe der Waffen des Herakles, hat Jahre 
lang auf der wuͤſten Lemmos geſchmachtet, von den undankdaren Griechen und dem 
KRaͤnke erſtnmenden Obyſſeus zuruͤckgelafſen im Zuſtande eines magiſchen Scylum- 
mers, der Ihm jedes Mal nach einem wuͤthenden Anfall ſelner Schmerzen einen Tro⸗ 
pfen Linderung gab. Aber endlich erbarmt ſich das Schickſal fehter, noͤthigt ſ. Feinde 
ſelbſt, Ihn wieder aufzuſuchen, well es Verhaͤngniß iſt, daß ohne den Bogen des Hera⸗ 
kles Troja nicht gewonnen werden kann. Dies nun führt ihn einer neuen, noch 
recklichern Unbill entgegen. Neoptolem, bee treuherzige, nnuerdorbene Sohn des 
Achilles, muß ihm den Bogen rauben, um ſo den Huͤlſtoſen zwingen zu koͤnnen, mit 
gegen Troja zu gehen; aber das gerade, offene Gemuͤth bed Aeaciden kann dieſen Be⸗ 
trug nicht über fi getwinnen, wenigftens nicht bis zu Ende ſſpielen mb num erſcheint 
ber verffärte, durch Jerſal und Leiden vollendete Heralles, Berfühnung beingend, dem 
Kranken Benefung verheißend und fo ihn beſtimmend, den Undank der Griechen zu: 
vergeſſen und ihren Bitten zu folgen. — Das Weſen griech. Kunſt iſt ſchoͤne Ein- 
fachheit. Darum tritt in allen ihren Werken die Form fo beflimmt, ausgebildet, abges 
rundet und im fich felbft befchloffen hervor. Denn wo nur Weniges aufgefaßt wich, da 
Tann und muß dies Wenige auch bis in die feinften Abftufungen ausgebildet fein. _ 
Darum iſt der äußere Schmuck in den Werken überalt fo einfach; darum iſt nirgends 
fonft die Charakterzeichnung fo vollendet und ausgebildet, und eben darum iſt auch bei 
keinem Volke weiter diefe$ dung in Barden und Verhaͤltniſſen und beſonders im 
Bersbau ber Poefie anzutreffen. Alles dies mußte auch auf ben Charakter des griech. 
Trauerſpiels fehe bedeutend einwirken. Trauerſpiel, Spieldes Eruftes, ber bas Leben 
In den Raben einer höhern, idealiſchen Welt faßt, und ihm erſt dadurch Beftand und 
Sicherheit gibt, — und nun in dem ſchoͤnen Gewande des Edeln, ber hoͤchſten 
aſthetiſchen Einfaͤchheit, — da kann kaum etwas Andres entfliehen als das 
griech. Drama. . Sein Eigenthuͤmuches iſt Kürze, auf Einheit der Zeit und des 
DOrts gegründet, mie wenig Figuren, aber fie alle vollendet gezeichnet; ber Plan 
wenig verwickelt, aber groß angelegt, und bi8 an die geheimnißvolle Schwelle 
des Schickſals ftreifend, — die Sprache hoͤchſt würdig und rein, — ber Vers⸗ 
bau bis zu der aͤußerſten Felnheit und cvhuthmaifchen Vollkommenhelt durchgearbei⸗ 
tet. Das Ungeheure, daß Riefige If Ihm fremd und konnte hoͤchſtens nur im An⸗ 
fange feine Eniſtehens (im Äfchylus) Entſchuldigung finden. Denn das Schöne 
iM fein Charakter. Und — ebenſo wenig das Weiche, Weinerliche, wie es im Euri- 
pides, als ſchon die Brfithe der griech. Dramatik vorlber war, zum Vorſchein 
kam. Im allen diefen Soberumgen hat ©. den Preis davongetragen und iſt fo die 
Bläthe der griech Poeſie geworden. Die Plane ſ. Dramen find ohne kuͤnftlüche 
Verſchraͤnkung HEHf genau gegliedert, und die Beflimmtheit und ſcharfe Geſchle⸗ 
Venheit der Scenen tritt, wie mit plaftifcher Rundung, Überall hervor. Sein „ 
pus Tyrannod bleibt in diefer Hinſicht wol das größte Meifterflüd, | fowie f. 


wo Sophonube Sopran 


„Aeun, lebe und SEHON ——— 
ber ‚Daupsperfan mer bie kuͤnſtlichſte, aber doch —— Anlage ge 
haben [heint. Der tragiſche Inhalt felbft ift nicht felten faft fromm und voll fittlicher 
Ruͤhrung, immer aber das Leben in feiner hoͤchſten Bedeutung el 7 fein 
Exnft ift nicht des erfchütternde, vegende der Eumeniden des Aſchvius, 
ſondern eine heilige Altarflamme, die und erleuchtend in das Innerſte 
jeder reinen Seela d Die Charaktere des ©. ſind wol ohne Zweifel bie voll: 
endetſten, genau be ſten und individaellſten, bie. es nur geben kanm, dabei 
mit allem Zauber bes Sn qusgeftattet. eine Chorgefänge find zu aller Zeit 
en die fchönften Früchte der bramatifchstgeifchen Poefie geuktwat werben, web 
6, fo unentbehrlich ber Chor der griech. Tragoͤdie iſt, fo —— konnte 
Idee des griech. Dramas auch in dieſer Hinficht nicht vellkommener Genuͤge 
geleiftet werden, als «8 durch ©. geſchehen iſt. Auch dieſ⸗ erg = 
Ymfang und Inhalt ſo volflommun in den Plan des Ganzen eingefügt, 
Dan Berhäitniß zum Ganzen ſo genau abgemeſſen, daß neben ihnen bie "Atome 
Shorgefänge, in E ihrer unendlichen Länge, ala and dee noch ungeregelten, 
fließenden Kraft einer auaſchweifenden Jugend hervorgegangen, und die des Euripi⸗ 
bes, im ihrer loſen Verbindung mit bee Babel, abs die Inpten unſchmackhaften Fruͤch⸗ 
te der erſchoͤpften Kraft eg wellen Greiſes orfcheinen. War es anders zu erwar⸗ 
tem, als daß auch die Sprache des ©. in dieſer Harmonle bes Übungen nicht prrc⸗ 
blieb, ſondern, um ihm bie Krone aufzufenen.,. ſelbſt In ber —* Volleudung 
seihien? So edel und zein hat kein Tragiker ber alten und En Zeit gebichter, 
umb freilich. ift wol bie Syrache des ©: oben darum, weil fis fo ganz bie rechte 
Tochter be6 dem grinch. Motte eigmmthäinilchen Trausrfpieis war, für jebe anbee 
—— une . Der Ghavalier bee Schärfe zund Beilkiunmiheit tritt 
überall hervor an ihr, und doch iſt er wieder fo herrlich mit dem Gewande ber Gra⸗ 
zien uͤberkleidet — abermals das rechte Mittel zwiſchen Aſchylus s Schwulſt usb 
Euripidess Plattheit und fopbififher Spigfinbigkeit. Mit der Gprache verbin⸗ 
bet ſich bei unferm Dichter ein Versbau, ber nirgends fonft auf dieſer Hoͤhe der 
reinen aͤſthetiſchen Ausbildung ſteht, und es iſt in ber Kritik des S. ſchon laͤngſt 
‚anerkannt, daß ſeine Jamben die reinſten und geregeltſten ſind, bie gefunden ter 
den, ſowie feine lhriſchen Veromaße ſich durch Bebeutſamkeit und harmoniſche 
Rundung vor denen fein? Vorgaͤnger und Nachfolger auszeichnen. Unter den 
Ausg. ber ſaͤmmtl. Sophokl. Tragoͤdien find die von Brunk (Strasb. 1786, 2 Wie, 
4.,4Bbe.; Ebend. 1789, 3 Bde) und Erfurdt (Heine von Hermann fortgeſ. Ausg 
J —** 1809 — 25,7 Bhe. 3 die größere Chend. 1802 fg., 6 Bde.) ; vorzglich. Unter 
den deutfchen Ülberfegumgen gelten bie von Solger (n. A., Bert. 1824, 2 
und — De 4877) — die augen. Mer € über ©. ſ. 
acobs s ee den,Nachtraͤgen zu Gelger” Conz, über 
ſittlichen Werth der Sophokleiſchen Tragoͤdien in f. „Kleinen wrof. Schriften (4. 
Bb., 1824) und Golger’s „Nachlaf“. Meer. 
Sophonisbe, f. Maſtiniſſa. 
Sopran (ital. soprano), Oberſtimme, Disc (mark Km Lat.), franz 
le — bie hoͤchſte der 4 Singſtieen, welche nur Knaben, Ftauergimer 
und Caſtraten ſingen (daher man auch einen Caſtraten anſtaͤndiger ea Soprano 
ober einen Sopraniſten nennt). Indeſſen iſt der Diecant ber letztera meht en 
und weniger volle Bruftflimme, wie bei — Da Sopran bſt m. 
weibliche Stimme. Man unterfehsibet uber dem Umfang bee Töne much dns 
höher und tiefen Sopran; des Ausbeucks: zweiter Discant, bedient num ſich 
oft gleichbedeutend mit Tu, und mehr in Dinficht auf bie Gingpartie. Dede I 
der Discant von dem Alt nicht ſowol in Hhafieht ber Zöne als vieimehr diuch bie 
Art des Tons ſelbſt, weicher ſchaͤrfer, helles und feiner iſt als der des AUS, 


il 


A: 


87 











Sorau Sorben | wi 
kchieden Det Umfang eines geivdtzalichen Dioeants tb von & ws; unb I fhe 
eine Chorftinme verkommen zureichend. Ein hoher Dioeant, welcher zum Bra⸗ 
vourgeſang nothwendig iſt, Bann in der Hoͤhe F zeichen; der tiefere (dem man 


— Meszofopran nennt) reicht vom g ober abi8 gober a. Selten aber wird 


einen. polen Umfang von g bis « hei uhlfiger Gleichhait dee Toͤne finden. . 
wähnlicgeht bei gewaltiger Yuftzrugung aus Hervorbriagung ber haͤhern Töne die 
‚Anmuth ber Mitteltöne verlaren. Auch iR die Bildung ber Stimme 
von groͤßerm Werth als ein ungemähnliäher Umfang, und Beurtheiler verra⸗ 
then ihren Ungefehmack, wern fie der bloßen Hoͤhe Beifall Batfhm. Dem Go: 
pran bonunt an fich bie —* zu; „ach iſt ex der. mannigfaltigften Verzierungen 
und Läufe fähig, da von Natur bie Hähern Toͤne ſich zus dieſen mehr eignen, und 
wie alle hohe Tine, auf ſchnellern 

ſchneller 


Schwingungen beruhen, r auch 
vreden en us ef Grunde - 


EStimmen 

und in diefer Hinſicht iſt der Sopran bie Hauptyartie, — er Perg Ausbil; 
me a nn 
ven e muß daher auch, er feinen Geſang 

fuͤhrung velufcht ‚ bie-Weichaffenheit und Verhaͤliuiſſe ber Sopranftimme kennen 
lernen, damit er. dr was: it — und ohne unguͤnſtig⸗ Auffeengung 
ausfuͤhrbar ifk, auf bes Sopranſtimme man ch ſprechen ober 

mr votaliſiten Barın , weiches bie matlirlichen Abſchuitte bee Stimme finb ıc, Daf- 
fetbe muß bie Sängerin wiſſen. Übrigens fegt man bie ee jetzt ur 
wöhnlicher in den wegen Bezeichnung. der h Töne be — — 

als in dan ſonft gebrhahlicen Ditamfäräf (8. Schl Ir N T. 

Soran, Kusisfl. im preuf. Regierungs benirk Frank d. D., unweit 
des Boben, 20 Meilen von Berlin, hat übse 3900 at Tuchfabr. 
Sleigen Handel, ein Bucht: umb Srembaus , und ifi eine ber ättsfln Gtäbte 
in der Lauſit. Cie ward von dem Grafen Thaculf Sn dem Stifte Fulda ver 
macht. Stadt und Stanbeöhessfchaft gl. N. gehörten in der Foige bald den Her⸗ 
zogen zu Sachſen u. A., bald dem Kaifen, ber fie endlich an den Biſchof von 
Breslau, Balth. von Promis verkaufte. Diefes Haus befaß Soray und 
Triebel, bs ber Iegte Befiger, Ich. Erdmann III. Graf non Promnig, Sorau 
mit Zriehel 1765 — eine Leibrente —— abtrat. Beide trugen jaͤhr⸗ 
lich über &0,0P0 Durch ben wienar Frieden (18. Mai 1815) kamen 
fie. on Preußen. . ©.. Bates „Geſchichte der Herrſch. Sorau und Triebel 
(Sorau 1826, 4., m. Urk). 

Sarben was), gieich den uͤbeigen wenbifchen Bölken, ——— Ur⸗ 
ſyrunge — Jahch n. (hr. aus dem fühlichen Sarmatien bi in bie 
Witte des noͤrdichen Deutſchlands und ſetzten fich auf ber linken Seite der Ober⸗ 
elbe feſt, nachdem fie bie bisherigen Einw. theils vertrieben, theils erſchlagen hat⸗ 
tn. Das ganze Markgrafihum Meißen, nebſt dem Oſterlaude oder dem heuti⸗ 
ap Fuͤrftenihue Aucenbung, inge des einem ‚nicht wabedeutenden Strich des 
niebesfächfifchen Kreifec, — fie inne, und wußten dieſe ihre Eroberungen gegen 
ihre Nahbenn, bie Thüringen, welcha deutfchen Abkommens waren, und auf 
deu inken Seite ber Saule und Unſtrut lebhen, mehre Sahrhumbeste hindurch zu bes 

Kamen fie ja zuweilen gegen bie Sachſen, Thuͤringer ober Franken 


haipten 
ia⸗s: edtoaͤnge, fo hatten fie yon den Lutigenin ber Bausfig, von bem Lechen in Dar 


ken, ven den Czechen in Böhmer, warden Hevellern und Ukern in Brandenburg, 
ihren En lee Bonbtlenten, den thätigfien Beiſtand zu erwarten. Diefe 
Sorben (aber richtiger Gerda Weudan) Hatten gleich anfangs ihre Fuͤrſten, von 

| denn. fie in —8 — un in — gegen ihre Feinde geführt wurden. 


Mi 


898 Sorbet Soroe 


abar waren — site wc, aber — vie aldemino Sclaua⸗ 
dem wuͤrdigſten bee Saͤhne des Verſtorbenen dad. Lamb zu aͤbertragen. Seit 22 
warb baffelbe, unse den Kalfern (ahfifen Etanmst, sine deutſche Provinz und 
von Grafen, in ber Folge von Markgrafen, regiert „ dat Laud ſelbſt aber zur einem 
Markgrafthum (WReißen) erhoben. Übrigens IE — wernn man 
einen Theil der Einw. in den beiden Laufitzen Sorben nennt. Gs ‚find. Wenden, 
ober richtiger Intiper und milzienrr Wenden: Kltete Schriftſteller benterkten bie> 
fen Unterſchied fehr wohl, und nn ene 
ntizy, diejenigen, wohhe in den mneiinäfchen: Landen —— Sorbem, lite 
die Dalamietzier und Giutier mit 

Sorbet — ein bei den —— — gemdhniiches: Gerede 
an Fruͤchten und uud Ambra zubeivitkt. Der 
—— berief len Rund mut oem hauen, "Aber geflofene No⸗ 


finen gegoſſenen Waffer. 

—————— hieß vurfpruͤugli 3 an VDildangenſiae (Coiftgie) für huge 
Weltgeiſtliche auf ber Uninerfitäe zu yes ntich Nobert von Sorbon in Cham 
—— pariſer Theologen, ber — geh gar unt 4250 
ftiftete t 


Gorbonne genannt worden iſt. Ihre Gutachten und Viſchlfſe Hatte entfchei⸗ 
denden Einfluß auf den Geift und die nationale Geftaltung deo Katholiciduus in 
Frankreich; die Könige untemahmen nicht leicht einen, Rellgion und Kirche be⸗ 
treffenden Schritt, ohne bie Doctoren der Sorbonne um iht Urtheil befragt yar ha⸗ 
— und ſelbſt außer Frankreich galten ihre Ausſpruͤche oft mehr als bie Beim: 
andrer Akademien. Den Saiten nicht weniger feind — 
Birke bie dr Gorhem ſtreng auf bie Freiheiten bee galiicamifchen Kirche, widerfetzte 
fi der Bulle Unigenitus, und Rand im ben janfeniſtiſchen Streitigkeiten zwar 
nicht auf ber Sekte von Porteopat, doch der jefuitifchen Partei immer entgegen. an 
fpäteen Beiten hat fie fich mehr bie Wertheidigung der Rechte als bie Bernnifonnie» 
nung der wiſſenſchaftlichen und praktiſchen Behanblumg des alten Blauben® ange⸗ 
legen ſein lafſen. Ihr — — — — — * — ſelten da⸗ 
der Eifer fhr den Buchſtaben ber alten Kirchenlehre ſebte einen unguuſtigen 
— mitm gemanen Dlefpen, God un Beielen  10 Jahch. 
und ihre Verbammungsurtheite Aber bie Schriften des 


Detertius , Roufferu ud 
Marmontel zogen Ihe geoßen Spett zu. Sie hatte — Babe fd ng 
Inertebt, als In ber Revolution auch Ihe Rame erloſch. Mettwlrbig ur: ie Gr» 
duld und Dieputieprobe, welche die Candidaten der theologiſch⸗n Wrocteetudebe bei 
dee Sorbonne zu beſtrhen hatten. Ste emußten von Trhh B Uhr bit Abende O· Uhr 


e U VAREL Une El DA DE ame en — 


ung auf dem Katheder erl 
Serites, —— it eine verhängte Ckhlußeeite, — 
Jorm elnes einzigen Schluſſes hat: Wied geſchieht daderrch, daß nur bie Pedmeiffen 
Vorausſetzungen) ber einzelnen one angegeben werben, alle aber eitun ge⸗ 
meinſchaftlichen Schlußſatz (onciaio) haben. Jener Name, Gorited, ſtammt 
‚ber von der Auhaufung bee Schiäfle; Rettenfchuß aber peifie ir, wei biertiätheiie, 
welche die einzelnen Schluffe bikben, hier ſe in einen en — 
ſat bes einen auch wieber Unterſath be® andern IR. 

Sordine, f. Dämpfer. F Es $ 

Soroe, —— liegt a aa ra, 10 Dein 


von Kopenhagen. Im 12, Jahrh. war ©:ind der eich Rilfire Diinenkärhe, 











Sohmann Sonbife 898 
weiches Jriedeich U. 4586 in eine große Schule umwandelte, bie Chriſtian IV. 
Tee ern erhob." Sie ward von Holberg reich dotirt. 1813 brannte 

das Gchurigebäuibe niit:der reichen Bibliothek: ab. Der jetzige König fliftete fie 1822 
von neuem; Ims nam Gebäude für die Lehr > und Erziehungsanſtalt warb 1827 
eröffnet. Sie zopt gehen 70 Böglinge under einem Direttor, wit 7 kectoren, Abd⸗ 
juncten und a. Lehrern. 

Sotzmanu (Datiel Eric), atiegorath und Geograph der Mad: ‚der 
Wiffenſch. zu Berlin, geb. zu Spaudan 1754. Schon inf. Jugend entwickelte 
fich bei ihm ein dervorſtachendes Kalent:fhe Zeichenkunſt und Kalligraphie. Fried⸗ 
richs I. Prachtgebaͤude in Potsdam erweckten die Neigung zur Baukunſt in ihm 
rd waren die erſten Gegenſtuͤnde, worar er ſich ohne Anleitung in architektoni⸗ 

ſchen Niffen übte: Nach beeitbigtem Schulumterricht unter dem aͤltern Heindorf 
ee enfigenden Ingenieurhauptmann 
Materne, mit geringer Unterſtuͤtzung f. wenig bemittelten AÄltern und — 
. af deu Ertrag bes eignen Flaißes befchraͤnkt, |. Studien in der Mathematik, dem 

Seidimeflen, ber Ziniie und Ariegebaulunft und deren Zweigen, und bildete fich 
Hdernach in Berti prakciſch toller mb. - 1773 tent er als Condueteur zum koͤnigl. 
Immebiat· Bautomptoir im Potadam, 17779 wurde er bei der General⸗Tabacks⸗ 
abmisifirdtien in’ Berlin, 1787 aber bei dem Ingenieurdepart. des Oberkriegs⸗ 
cdllegii als geb. Secretair vnd Caltulator angeſtellt, welchen Stelle er bei dem jetzi⸗ 
gen Kiiegeminifietimmn noch verſteht. Schon in Potsdam hatte er ſich der Geo⸗ 
Saphir im Weg Des Selbfiſtudiums met Vorliebe zugewandt, und 1785 gewann 
er, nach dem Tode des damaligen Beographen der Akad. der Wiflenfch., Rhode, 
deſſen Stelle durch Vie 1788 geft. Darftelung der Länder am ſchwarzen Meet 
zwiſchen be 25 50° 2. und 42 — 49° Be welche die Akademie dem Bewer⸗ 
bern zur Aufgabe gemacht hatte. Seine Arbeiten im Fach der zeichnenden Geo⸗ 
beginnen aber ſchon 1788 matt einem Grundtiß der Stadt Danzig, und 


ſeicdem Hat er ſich durch treffliche Specialcharten von den maͤrk, magdeburg, 


weſtfaͤl. ımb poin. Provingen des preuß Staats, wobei ihm bie Abneigung des 
großen Friedrich, Specialtharten f. Bänder befanntgennacht zu ſehen, anfangs viele 
Pinberniffe in den Weg legte, durch die Atlaffe zu — & „Beographie'' und 


Ebeliug's Koetf., werumter der von Deutfchland in XVI Blatt, 1789, oben an . 


ſteht, darch f. Chasten über die feit 1803 eingetretenen politifähen Veraͤnderungen, 
3 Erdgloben, worunter einer von 14 parifer Fuß im Duck: 
Squlunterricht beſtimntte 


age. Buͤchemn umb on als praktifcher Geograph und Meiſter in 

vor Boppiunpäkumft hervotgethan. Inöbefondere hat er durch f. Zeichnungen, 
Yo den upferfiechen zum Vorbilde dienten, wit Hülfe tächtiger Kuͤuſtler in die: 
ſem Fach, namentlich Karl — eine wefentliche See der —— 
Darten in Hinſcht auf Deutlichkeit, Schoͤnheit und gefaͤlige Vertheilung ber 
Säift, ſowie auf Eleganz in der äußern Form —— und bewirkt, daß 
fie auch hierin nit denen Dee Franzoſen und Engländer wetteifern koͤnnen. Das 
Chartenſtechen erlerute er gleichfalld ohne Unterricht; er hat jedoch nur wenige ſei⸗ 
wer Acheiten ſelbſt geſtochen. Ein vollſt. Verz. aller ſ. Werke wird Hitzig s neueſtes 
ız@eichstes Berlie⸗ athalten. Es beſteht aus beinahe 150 Nummern und zeugt 
won dem eiſernen Fleiße, womit ex in dee Zeit, Die Ihm Dienſtgeſchaͤfte uͤbrig ließen, 
At ſ. Kieblingowiſſeraſchaft thaͤtig geweſen iſt. Seit 1789 hat er auch die Recen⸗ 
fionen von Landcharten fuͤr die „Algen. Lit⸗Zeit.“ beſorgt und ſeit 1798 für bie 
„‚Hügem. geogr. .' Beiträge und Recenſionen geliefert. 

'Soudife v. Rohan, Prinzv.), Marſchall von Frankreich, geb. 
1786, wur Dei; — des ſiebenjaͤhrigen Kriegs vielleicht der Reichſte des 








nerollieutenant war und focben [. Gtelle in Weflfolen amgetseten hatte, van 
Hauptheere, vereinigte ſich mit dem deutfchen Reichsheere und wolte um 
ganz von ben Preußen — a — vn Berlin 


lg mit 1500 M. vor ben Thesen. sefchien. Sf. m da On 
ihren Truppen aud ber Stadt, wo num Geil an der 
Tafel Plag nahm. Gchon biefer Vorfall ließ keine glänzenden Siege vom dem 


im Vertrauen 
al6 bo6 unter Friedrich Auführsmg ihm entgegenflehenbe, glaubte ex ſich des Sie 
geb gewiß und fücchtete nur, daß ber König, br bl em Das Naja [Sage 
außfgeſchlagen Hatte, ihm entfliehen moͤchte. Am 4. New: ſing er au, 


Lager einzuſchließen und ſuchte ihm am folg. Tage in den Rücken: zu konmuen. 

Alein plöglich, ehe er ſ. Heer noch in Schlochtortmung ſtellen Eoxuete, fiet ihm ber 

Gen. Seidlitz mit der preuß. Reiterei in die Flanken und — der Fran⸗ 

zoſen war allgemein. Ohne eigentlich geſchlagen — — fie gaͤnzlich zer⸗ 

—— ——— — ——— 
wie fuͤr überhaupt a 


ihm: guruͤcklehrten. Alles 
gr een der ihn mug biefer Schlacht 
traf, ee den Prinzen v. ©. nicht, im folg. Jahre von neuem ein Com⸗ 
mando zu übernehmen, wobei es jedoch den Derzog v. Weoglio zuun Belftandp er» 
hielt. Ungeachtet der Eiferſucht, die zwiſchen Weiden herrſchae, warde biefer Bed: 
sug (1758) doch mit Glaͤck gegen bie Heſſen geführt. Auch — — 
bei Lutternberg (10. Oct. 1708) den Marſchallsſtab, obgleich dieſes Treffen, weis 
ches für Frankreich ohnehin keinen großen Vortheil ſchaffte, eigentlich auf Broglies 
Rechnung kam, ober vielmehr durch die mit den Franzoſen vereinigten Sachſen go⸗ 
wonnen wurde. Man Ne endlich in Fraukreich nach und nach ſoweit, ne 
dem Prinyen unterzuorbnen und endlich gan; vom ‚Desse zu Dieſer Um⸗ 
ſtand zog — franz. Heere neue Unfälle zu, denen mu ber Frlebe (1763) ein Ende 
machte. ©., der f. Unfähigkeit zum Feldheren binlänglich bewieſen hatte, Behzte 
nun mit —— uͤberhaͤuft nach Frankreich , arbeltete laͤngere jgeit m 
Cabinet ud ſtarb 1787. Als Privatmann befaß er æ ſwibbæ⸗ 
einen wohlwollenden Charakter. 

Soult (Nicolas), — von un geb. 1769 gu Sa. Kan, 
warb im 16. J. gemeiner Solbat Ausbeuche des Arteis 1792 bei chem. 
a ed menschen ee Dies Bataillon bam zur Mo⸗ 
ſelarmee, und ©. fand Gelegenheit, ſich anszugeichnem, ſodaß er fchmeil bie reatern 
Grade durchlief, 1796 m ra unb 1798 zum 








ernaunt 
wurde. 1799 machte er gegen Suwaroff den Feldzug in Itallen und ward mit 


Maffena in Gema gefangen, in Folge der Schlacht von Marruge aber wiederfroi 
Ver jetzt an wurden ihm die wichtigſten Auftr Felsen mr —— 
Napoleon zur Wuͤrde eines Reichsmarſchalls. 1806 und 1806 — an:den 


Schlachten von Ulm, Auſterlitz, Jena, Eylau unb 


Antheil. De een Bade 
befeht, verfolgte Gen. Moore auf ſ. Ruͤckzuge und warıbte fich dann nach “Powugal, 


\ 








Souteoe ¶ Souihey 177 


amd welchan er: fidh halh mgik Nerhuft zuchetslehen manfte. Er blieb 646 1683 in 
Spanien und hatte an den wichtigſten Ereignifien (f. Spanien md Welling⸗ 
ton) Ancheil 1843 zun Epanien abgerufen, ur in dem Kriege gegen Ruß 
male und Prenferrgebummiht: gu werden, warb ernach der für bie franz. Weaffen fo 
nachtieitigen Schlocht vom. Biktoria von Dreäben aus wieder nach Bayonne ges 
aa den Oberbefeht uͤber bie Trümmer des aus ven 
Heert zu übernehmen. Wellington drängte ihn jeboch bis unter bie Mauern 
** wid fchlng ihn hier abermals (10. Apr. 1814, alfo Ti Tage 
— von Paris und der Reſtauration der Bourbond). ©. erkannte 
jegt bie Bourbons am und warde vom Könige zum Militairbefehlshaber in der Bre⸗ 
tagne emanst. Zu Ende 3814 warb er Kriegsminiſter, welchen Poften er biß zu 
Mapaisons Hlüdkunft im Maͤrz 1815 behielt, wo er benfelben wenige Tage vor 
Rapoltons Ankuuft in Paris an Clarke abgab. Während der 100 Tage wurde 
©. abe ea and Majorgeneral ernannt, wohnte den Schlachten . 
von Ligny und a nach der Gapitulation von Paris den Heften 
—— Dogs Der —— tr ward er Teer en Sul 
— ne en, hielt fi, mit Erlaubniß ber preuß. 


darf: * | 
ut erhiett iin Mai —XRX — zur Ruͤckkehr nad) Frankreich. Auch ward 
— Marfchallkwurde wieder eingefegt und 1825 von Karl X. wieder zum 
ernannt. 

zahl (Jehanne), me Schwaͤrmerin, die 1814 mehre Monate 
hindurch in Boubon vlej Auffehen erregte, und vom ber ed ungewiß iſt, ob fie mehr 
Betrttgerin oder Beer Sralie geweſen. Sie befuchte fleifig eine Capelle in St.» 
en wo fie Immer einen großen Haufen ums fich verfammelte. Obgtrich 
alt, behauytete ſich doch, fie fei mit dem wahren Meſſias ſchwanger: 
Wahn verbreitete ſich unter ihren Anhängern, bie ſich auf einige 
Zaufenpe vertuchstem. Yan machte der Schwaͤrmerin prächtiges Kinderzeuch und 
. Koſtbarkeiten zu iheer bevorſtehenden Niederkunft zum Geſchenk. Eine angeftelte 

Uncerſuchung ſchien dem Wahn noch mehr zu beſtaͤrken, und in einigen Zeitungen 
weisen VBeifplete von Frauen angeführt, die in gleichem ober noch hoͤherm Alter 
Mutter gewarden waren. Da aber ber erwartete Meffind ber S. nicht zur Wett . 
kam, ſuchte wan ein fremdes Rind unterzuſchieben, und 2 ihrer Anhänger wurden 
ertappt, als fie zu erke einer armen Frau eins ihrer Zwillingskinder abzuhan⸗ 
— fuchern won 00 nach London zu ſchicken. Die beiden Unterhaͤndier wurden nebſt 
* —— ee ————— — Aller Spotte des — 
En et. Am 8 d t Leichnam warb in Gegen⸗ 
wort von Gb Ärzten und Wundaͤrzten geöffnet, welche ſaͤmmtlich eine Erklaͤrung 
555 baß-fie nicht ſchmanger gewefen und daß ihr Tod eine Folge natitr⸗ 
—2 (Roberd, k. großbrit. Hofpoet, geb. zu Briſtol 1774, ſtudirte, 
— in der Weſtrainſterfchule, wo er am einem foͤrm tichen Auffand gegen 
an ‚den erflen Unterricht erhalten batte, 1702 zu Orford in 
der. NAch dem geiſtichen Btande zu wibmen; allein ſ. Anhaͤnglichkeit am bie 
beheen / ber leugner und f. sevohstionnaisen Geſimungen gingen zu 
biefex Weit fameit, ae fie — nicht allein von ſ. Beſtimmung ableiteten, ſondern ee 
mit ſi Freunden Bewer Eoleridge ſogar auf den tollen Einfall kam, an den 
‚Muse — — in Nordamerika eine Republik zu gründen, bee indeß, 
vobe: fick eruontten eß —— worauf Sir Kobert mit feinem Oheim, dem Ka⸗ 
arg and auf: längeve Beit nach Pertugal reiſte. Er trat zuerſt als Gchrifefieher 
ches · Sanmluig auf, die er gemeinfchaftitch mit Lowell her⸗ 
— Runf folgte 4. Schaufpiel: „Wat Npler”', worin er bie ‚Gnmöhlte 

















898 Sonverain 


ber Freiheit und N eifriger verfocht als irgend rin Schefftſteller fener Zeit 
179% erfhien f. epifche® Gebicht: „Senne d’Are’”, woburd ex in einem hohen 
Grade die Öffentliche Aufmerkſamkeit auffichzog. 1797 gab er eine engen 
f. Sedtchte und Briefe Aber f. ‚Reifen in Eiypanien und Portugal hetnus 
Werke wurden gierig gelefen. 1801 erhieft er eine angefehene Stelle At Irland 
rehrte jedoch bafd nad) England zur&®, wo er meifkin Mebteichtebte. WS zum 
wo er zum Hofdichter (Poet laureate) ernannt wurde, gab er eine betrachaich⸗ Zahl 
en und diftorifcher Werke heraus. Won jenen nemien wir nur, Thalaba“ 
Roderich“. Die meiften f. Adrigen dichteriſchen Werke (arb auf alte Mltter: 
nn gegründet, wie „Amabis von Balfien‘‘, Plmeeie von England” und 
rl“, Eine f. neueſten Dichtungen IR die 'heifenne „ Vision of juäigment” 
auf SIE. Tod, in Herametern, welche Lorbd Byron, den er darin als das 
Haft ber-fatanifchen Cchule dercchnet hatte, Anlag zu einern heftigen Augriffe 
gab: S. iſt Ainer ber chätigften Mitarbeiter des ‚Quarterly worht er 
f. ehemallgen Freunde oft mit großer Bitterkeit —— hat. Ah hab er Ge⸗ 
dichte des geiftreichen Chatterton heraus trefftiche Darin on as 
eg die er 1810 begann, vollendete er fpäter — bem 3 

e8 Werhiobiftenflifters, veben iſt gleihfüle: ein‘ — — — 

Fa f. eg ham des fp anifchm Kriegs von 1808 -— 14° fiat 722 der 1: @. 
© une man fagt, die vollſtaͤndigfte buochet panifcher ienb pertug Werd⸗ 
ganz Eutopa. 

Souvera in (als Eubſtantiv und Adjectiv) nernt man Bir einfache oder 
zuſammengeſetzte (moralifche) Perſon, welche die Obergewalt — 
ausuͤbt: der bürgerliche Oberherr, und was zu bieſer oberherrüchen Nacht 
Eigenfchaft gehört. Son verainetaͤt (franz. Wort, vt —— 
beöhoheit [f.d.] In getoiffen Sinne gielchbederttenk) begeichnet dahur Inf AR: 
gemeinen: 1) die Staatsgewalt (d. i. den Inbegriff’ alter Hoheite« Regie⸗ 
rungsrechte), inſofern fie insbeſondere als hoͤchſte und darum zuglebch einzige Ge⸗ 
walt im Staate betrachtet werben muß, Obergewalt; alle andre Macht im Seaute, 
weiche ſich fhädfich äußert, iſt ihr fotglich untergeorbnet ober ein Thell beefefben. 
2) Die Oberherrfchaft, d.t. die wirkliche Audthımg, ober den BVeſitz der Ober 
gewalt. Da num die Staatsgewalt fich wicht bloß nach Innen, 


ſondern auch nach 
Außen, d. h. in Beziehung auf andre Völker und Staaten wirkſam zeige, fo vebet 


man von Immerer und äußerer Souverainetät. Und wie die Innere darin 

daß Feine andre Snflanz im Gtnate ſich ber Innern übre Aspern Gobsböötrchte ms 
maßen und den Oberherrn zwingen darf ober Bann — mithin in der techtlichen ober 
factifchen Unabhaͤngigkeit der Perſonen, welche bie m handhaben, von fer 
der andern Macht im Staate, fo beſteht die aͤrßere Souverainett weile — 
die voͤtkerrechtliche nennen kann und welche aus der Natur Wet 

der Souverainetaͤt im allgemeinen inne fließt, darin, daß kein — 
ahtern in der Ausuͤdung feiner innern oder ‘Ahern Hohettsrechee recheilch ober 


faetiſch abhängig HE —, oder in dem Rebe, als he Staat zu beſtchen ud 


zu handein und in der mwirkfichen igtelt deffeiben Was dus Beehcterc 
und bie Form beider betrifft, ſo kann die äußere Souveraineraͤt keineewene Kart 
finden ohne die innere, weil jene auf biefe gegruͤndet ift, wol aber kLanm die Tiere 
Csouverainetät ftattfinden ohne bie äußere, ober doch bei Befchraͤnkeneg erfeiien 

und zwar a) (factifch) wo ein Staat den andern unterdruͤckt, ſekbſt wenn we täih ii 
Souverainetaͤt angeblich zugefteht (tie einſt Napoleon den Staaten DIE 
bundes), vder b) (jur.), fobaß ein Staat, als eil eints 

oder Mitglied eines Staatenbundes, In — einiger Hoheltstechte 

hoͤhere, mehren Staaten gemeinſchaftliche Regierung, ober den Zweck undvie dere 





tragemaͤßigen Bedingungen des Bundes (rechtlich) beſchraͤukt ift. Oi Beſhtaͤn⸗ | 


Souza #7. 


kung kaw⸗ —ED Hobeih, wie z. B. In einem 
—— in welchem man ſich gegenſeitigen Schutz verſpricht, das Recht, 
mit einer audern Macht Krieg zu führen, befchräntt wich, benn bei einer Beſchraͤn⸗ 
kung der innem ‚Hoheitörechte non Auen läßt fich eine hoͤchſte Staatsgewalt, und 
fi auch ein fe ſeibſtaͤndiger (ouverainer) Staat nicht denken, Hieraus ergibt fich, 
Souxerainetaͤt im engen, völferrechtlichen Sinne in der Unabhängigkeit, eines 
Sa von hem andern in Hinficht ber Ausübung feiner innern Hoheitsrechte 
ober darin beruhs, daß ein Staat vom andern Staaten in feinem Innern unuittel 
bar nicht befchränkt iſt. Die Fuͤrſten des ehemaligen beutfchen Reichs nannte man 
in re. Hinfiht halbfowoegein (etats mi-souverains); denn ihre Landeshoheit 
durch bie. Reichöhoheit auch Im Innern beſchraͤnkt. Dagegen ſchließt bes Be⸗ 
sei der Sorverainetät sine, verfaffungsmäßige Beſchraͤnkung der Knheitämechte 
nicht gus: wenigſtens verfichen ‚bie Srangofen unter er — | 
Souverain ben — eines Staats ſchlechthin, er mag durch E 
und — Verfaſſung beſchraͤnkt fein oder nicht. & wird der es ar 
Euglaub, ohaleich-er in ‚ber Kugübung ne ‚Hoheitßucchte buch hie verfaſſungs⸗ 
wöäßigen Formen dea Reich ſo heſchraͤnkt ift, daß man. bas Pariqment als Theil⸗ 
haher au der Staategewalt anfchen. — ‚ebenfomol als ein deopotiſcher Gewalt⸗ 
——— — nur non feinen eignen Launen abhängt, Souverain 
Hegt darin, daß bei einen, verfaffungemäßig beſchraͤnkten 
ng die ee unter mebte (phnffie oder moralifche) -Perfonen 
— getheilt iſt, von denen doch eine bie uͤberwlegende Gewalt, d. i. die voll: 
igen muß, welche das a Kennzeichen der Obergewalt ifl. 
erainetät Be aber I der Verbindung der aͤußern and innern. 
Ben wir nun bie Be Souverainetät ins völkerrechtlihen Sins 
. 0, ober bed u als fe 5* = andern unabhaͤngiger Staat zu baftehen, 
ober mit. a. Worten, die Sonuwerainetätsrechte, fo betreffen dieſe feine 
Sortbauer und Wuͤrde, die Unveriegbarkeit feiner Form (Werfoffung und: Verwal 
tung), feiner fubjectiven und objectiven Beſtandtheile (Unterthanen umb Gebiet) 
und aller feiner urfpränglichen und erworbenen Rechte, mithin auch feine.auf bisfen 
beruhenden Verbindungen, Verhältniffe und Handlungen in Krieg und Frieden. T. 
| Souza (Adele, Marquife v.), geb. Filfeul, Witwe des als Opfer der Re: 
»olution gefallenen Grafen v. Flabault, ift eine der geiftreichflen Frauen , bucch 
Dorzüge bed Geiſtes ebenfo achtungswerth ald durch ihren Charakter liebenöwürs 
big.., Eine Menge Romane und Erzählungen zeigen bie hohe Geifteebildung und 
ben fanften.trefflichen Sinn ber Vfin. ebenfo fehr, als fie ſich durch glüdliche Dar: 
ftellung, Charakterzeichnung und Gewandiheit bes Ausdrucks auszeichnen.  Bor- 
züglic, ‚gelungen ift bie geiftvolle und zarte Darftellung der Liebe in den Umgebun- 
gen ber höhern Stänbe. Unter ihren Schriften find bemerfendtwerth: 1) „Adele 
Ae Jenanges⸗ ‚Abe Meiſterwerk, 1794 erſ un und beinabe in alle lebenbe Spra⸗ 
eben (ind Dänifche von L. rufe) überfegt; 2) „Emilie et Alphonse”; 3) „Eu- 
- ‚gene de Rothelin” ;. 4) „Eugenie et Mathilde, ou M&moires de la fanilie du 
somte de Level“. — SKlopftod, beffen Freundſchaft und Achtung fich bie BF. 
bei ihrem Aufenthalt in Altona erwarb, pflegte zu fagen: bie „Adele“ fei ber einzige 
Roman, ben er mit eines fich immer gleichbleibenben Vergnügen bie zu Enbe ge- 
Lefem babe. Ein noch höheres Intereſſe gewinnt diefer Roman buch bie Veran- 
welche. ibm das Dafein gab. Bei ihrem Aufenthalt in England hatte bie 
Marguife —.bamals Gräfin v. Flahault — ihren einzigen Sohn (nachmals, Ad: 
Autant von. Napoleon) dort in Penfion gegeben. Die einft in Reichthum und Über- 
ya ae batte aber jetzt ald huͤlfloſe Emigrantin in ihrem gangen Vermoͤ⸗ 
gen nur 20 fen: bieſe wollte fie nicht angreifen, fonbern zue Erziehung ihres 
Sohneßs verwenden. ‚Um möglichft wenig zu ihrem Unterhalt zu brauchen, naͤhrte 


3 | Span Epagnoletto 

Oi vo — ——— —— von Ofen; 
Unter biefen Umſtaͤnden Coma ihr der Gebanke rl tech pm vollmben, den fie 

—— Beieestreßbe angefangen. So entſtand bie, Adele von Goͤnanges⸗ Wie 

verkaufte das Denuferipe für 2500 Dhie und wibnıte biefe Cntamte gans ber rs 


A neueltes : 

‚La comtesse de Fargy”', erſchien 1823 in & Wim. Are „Olswvrei com- 
en melıh (12 Ste. m 12. mb 6 Bde.) mit 8. her 

Ihe Gewahl, dee Commandeur von Sonja, ſtatb 1825 pr Paris, Er war 
—E portug. Gefandter In Berlin, und hatte 18347 bei Didoe in 
Pradjtansg. in Fol. von Camoens’® Luſade· mit dem Erben des — u 
FHbnn c nad) Zeichnungen von Gerard, vexanflafert. 

Span, Stade im vormal. Biochem Luͤttich, jet in der —— 
ber Misderlande gehörig en Prov. Luͤttich a a Is: 
mantifihen Tale, von walbigen un = * — — 


e ihren alt meiſt von den Fremden 
ſonders im Jull und. Aug. , aus den meiſten dm — 

undbrumwens dahin reiſen en er ſiegen in einiger 
Giuvenite und Zormelet. We find dench fürdrie Spehi eg 
verbunden und machen mit ben dazwiſchen fü uud dazn gehörige: Gehäuben 
Dielen oBchn wid verführt, BR ta die Mropratäuber u — 

er r die 
vonder Stadt in einer angenehmen Waldgegend. Dieſen Brunnen tank Pete 
d. Gr. 1747 ut dem beſten , und f. Arzt ein Beugnif aus, 
weiches in Spaa forgfättig aufbewahrt wird. Konnelet if £ 

4 e von Span . Hier ſind die kaiten hlder, weiche ann 

u. d. N. Mongedirs kennt, wo der Vadende ih Topfunter Hfi und auf 
ber andern Seite wieder herauskonnut. Von den en heißt eines Ta 
präirie de quatre heures, — — a 
einen um 4, den andern um 7 the zu Beftschen pflegt e füch 
Be u aan PA [I peae 8: — fiab 


3 Spieifäte in der Stade und 2 außerhaih berfeiben. — Sie 
bat Spaa noch einen nicht unbedeutenden Erwerboz weig 
gm — d. N. —— da Sys) ne nie, ſchoͤn 
Geraͤthſchaften von Holz, als: Toiletten, 
Dofen, Caffeebretern x., wovon ber Abſatz, kumei bie Gr ei — 
Unmittelbar uͤber Spaa, auf einer Bergſpitze, hat ein 
gelegt, aus welchem man auf ber einen Seite — — 
Geits aber eine veigende Aueficht in bie Unsgegemb-but. Der 
— &itrbe Aral, I dr (Ohm ——— Me 


‚Gpagnoletto, eigene SGiuſeppe — war (nach Bioriloy zu 
ZRativa unweit Vatencia1 588 geb. Er wurde in Rerapel gebtiber, aber 'f. 
Geburt und Abſtanmung begeichnete er wahrfchäiniiäh mit — Beinamen, 
er ſich gab. Er wurde erſt des Caravaggio Schüler, aber dann in om hab 
armi durch dns Studium ber Werke Rafaels und —5 auf etwas 
en. an Arge Cacuvaggle 

— verbeffern ſachte Er 

pe gg wurde von dem En en De 
und Auffeher aller Ä 

die Künfkter den en Hehamdeit mb —— * 


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* Spaolding (Seh Soachim — Georg Ludwig) 899 


ge s 2 Man erzählt, saß , 
das Werhättwiß, weirhen der Don Juan d Auſtria, Philippe EV. natuͤrlicher Sohn, 
wie f. eiserne — der dieſelbe verfährt und dann in ein Kiofter 
‚nach Palermo ir eine Geiſtesfchwermuth verfallen unb nachher 
verſchwunden fei. — aber fol er 1656 in Neapel in Wohlhaben⸗ 
‘ * geſtorben m . malte bloß St rs = behanbeite — 

d ſchauderhafte & tgenant· am a 3 en geſchundenen Barth 
mins). © hebte sine bäfken, greile Wahrheit, welche Entfehen erregt, führte 
jedoch Alles genau aus umb mußte bie a des munfchlichen Körpers, 
4. 8. Haut, Runzein, Haare, vortrefflich darzuſtellen. In RD TE 

Dresden befinden fich gute Werke von ihm. 

Spahis oder Sipahis, ein Theil der tärkifchen Gavalerie. Sie follen 
von Auwırath I, der auch bie Janitſcharen einführte, errichtet worden fein. Man 
gibt ihte Grärke auf 20,000 MR: an. — Spahis werben erg 
— der geringſte, viertehhaͤhrlich zur bezahlende Sold iſt — — 
u. Beguſtlgung verſch 
Bern der Großfultan in Perſon — ach, f *7 en 


) thgliep ; beſondere Merdienfte ober 
mern, 
—555 jader Janitſchar, zufolge einer alten Gewohnheit, ein 
. Die Spahie beftchen aus 2 Giaffen: Spahaoglari, we 
‚ bie dine gelbe Sahne rear Die 


zu ſein behaup⸗ 
ae 
eine Lanze und ein Wurf⸗ 
werfen 








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———— ————— Dieſed Corps iſt 
e — — ohne alle Zucht; ſie ſind weder in Re⸗ 
eilt, ſondern marſchiren truppweiſe. Ihr erſter 
ne " um Die feibiichen Meihen gu trenmen; aber 
nad nn Verſuche nicht — fo fliehen fie ger» 
ume — Außer ben oben erwähnten 2Claſſen gibt es noch eie 
unwer erſt beim Anfange bed Kriege, wenn die Umflände 
werben, und eine ang jeher Glfe al — 
fatacı genannt, die en fh 500 0% befteht, deren jeder 40 Alper 
m... 2 en s der letztern Elaffe iſt, den Groß⸗ 
und Helfen als zu 
® albing (Sohn See), ir ne ereigen un von 
zu Telebſers in Schmebifch- Pommern, wo fein Vater 
r und nachmals Prediger war, 1714, gef. 1804 als Obercenſiſtoriab⸗ 
"Propft —— Bafkor om der Micnlaibicche zu Berlin. — den Unlver⸗ 
zu Roſtock und Greifowald widmete er ſich ber Theo mit ganzen 
Efer, zugleich aber an auch in a. Wiſſenſchaften fo geändliche Kennt» 
* daß 5— — ſich chm er er — * * deut⸗ 
die Kichhengefchichte, Philoſophie und Moral (letztere 
32 hatte, ſtand er von 17458 als ers 
haft in Berlin ohne darum bie Theologle und 
vrrfieren. Vielmehr nahm er E79 eine Pad 
—— * ee a 
——— ex Volksſchriftſteller auf und 19 
mei bo afgemeinften Beifall gekrönt. '@sie zeichneten fich vomehm 
OR hen Aria fegeerh Beziehung auf Die Mori, mit welchen er ——— 


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400 |  .Spallanzani .. z en 
behandelte, und durch ſ. reinn gedlagenen Cpl. —A——— 
marius und Propft an der Nicolaikirch⸗ — wozu 

eine Stelle ins Oberconfiſtorium kam. Die mit Milde und Feinheit — 


Wuͤrde, womit er nicht nur ſ. Amter führte, ſondern auch ſ. ganze Handelsweiſe 
während feines langen Lebens — ihm die a 





Vorzuͤglich groß war ſ. W skreis als und die Keligion erhielt durch 
ietung Prebiger, 


ſ. Vortrag eine unwider ſtehlich eindeingende Gewait, ba er auf e eine 

werthe, ihm ganz eigenthümliche Art das Edle mit dem Genwinfaßtichen, bie Kerze 

lichkeit mit den richtigfien Werftandesbogriffens, das Anmuthige mit dem Erhabenen 
zus vereinigen wußte. Seine Stimme war nicht ſtark, aber biegſam, in hohem 

. Grade — —— und ihe wer fo viel Herzlichet beigemifcht, 
Pfr sung werben konnte. — Go wirkte se umermüdet 

—— un Eins, bis 1788 — Gin 
— — (da Am — er a 
tungen echenfa voran n es. 

tung, in welche len nur noch vermehrt. et 


nen Bewuftfein und —— ais er und „ enreichte or ein ſeltenes Aitee, 


Er hatte einen mwohlgebauten, dauerhaften Körper; fein fleckenloſer Wandel. 
auf die feſteſten Stuͤten begruͤndete Seelenruhe verbreiteten eine ſchoͤrre 
üben ein are Raben m lt I iu — —— 
bei wenig geſchwaͤchten Kräften des Leibes As vo — 
verſchied ex ohne eigentliche Krankheit ſauft — ohne er Game. 
Geiftesgaben, edle Anwendung berfelben, weit andgebreitete 
Denkungsart, reine Sittlichkeit, Eifer für bie — Soꝛgfalt se 
und die [hönfte übereinſtimmung zwifchen Kraft un gung 
geläutesten Geſchmack, ber ſich zu dee edeiften * — (re a7 
die hohen Vorzüge Sp.'s. Einfach war ſ. Religion. 
Thaͤtigkeit waren die Grundlagen feine® Glaubens an — und rg 
Unſterdlichkeit. In der Literatur » und Bildungsgefhichte des noͤrdl. Deutſchlauds 
wich ſ. Name ſtets mit Ehrfurcht auch dann noch genannt werben, wenn bie Er⸗ 
gebniffe f. Lehre durch Wort und Buchflaben in den Beſtrebungen und lÜberyur 
gungen eines cafch fortfchreitenden Zeitalter6 Baum mehr bemerkbar find. 
den find ſ. Verbisnfte um die praktifche Philoſophie und ums bie fruchtbare. Darı 
ſtellung der Religionslehre... Edler Eifer für die gute Sache, Deuilichkeit ber Ve⸗ 
ciffe, völlige Reinheit bes Ausdrucks, der nur felten a an 
rue bacan erinnert, daß Ep. eigentlich in in bem Zeitalter feinen Seyl bildete, we 
die deutſche Sprache ihre höhere Reife erſt zu erhalten —— und ſo viel Leben im 
der Darftellung als nöthig ift, ums dieſelbe dem Befühle näher zu re 
nen f. Schriften. = dieſen ſind die ei ſ. * ſ. Wert bie 
Beflimmung bes ', ferner „Gedan ber Gefühle is 
von Chen, ‚üb. die —— —— MRollgien, eine Km 
gelegenheit des chen”. — Der jüngere Spald in g (Geerg Ludw 
1762, geſt. 1811 zu Berlin ats * am grauen Kloſter und der 
der uote: war ein geifkteicher usb fpauffinniger Philolog, der ſich beſoni 
durch [. Ausgabe bed Quintilian (f. Quintil ian) verdient gemacht hat. 
len Eaʒaro), nn Naturfocſcher und Phoſiker, geb. zu 
Scandiano im Herzogthum Mobdena 1729, ſtubirte zu Bologna, lehrte nachher 
die Naturwiflenfchaften zu Reggio, Pavia und Mobena, und zog deuch f zen 
Entdeckungen eine Menge von Zuhoͤrern und Bewunderern an. 1779 durchreiſte 
ar einem hell bee Schweit, en machte Ems MED 09 Beinen, 


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Spangenberg -— - Spanien - 401 


inen Den Dertſchlands beſucht Hatte," begab er fich — Wim zu Joſeph IU. und 
von dort zuruck nach Pavia, wvwo er das Nuſeum mit mineraliſchen Seltenheiten 
Der Buleane bereicherte, zu welchem Zweck ee 1788 auch noch eine Reiſe nach bei⸗ 

Der Slaten aub- mehren Thellen der Apenninen unternahm. Er flarb 1799. 
Durch vie —— * dleſer Rehſen („Viaggi alle due Sieilie e in alcune parti 

ae Apennini"), die auch ine Deutfche (Lpz. 1795) überfegt iſt, hat er fich um 

bie Naturkunde Hödft' verdient gemacht Seine Entdeckungen, Verſuche und 
Sqeiften aͤder das Verbauungegefihäft, Über bie Fortpflanzumg ber Bedfche, über 
nerhierchen, uͤhrr ben Kreislauf des Bluts und feine Beobachtungen 


ichfa 
von der aröhten Bichtigkeit. Bon Charakter war Sp. Aberaus mäßig, wohlchaͤtig 
und theittehmmend, und ein ſehr geiffreicher angenehmer Gefeiffehnfter. 
Spangenberg ( * Gotiieb), Biſchofe der Bruͤdetgemeinde zu 
/grb. gu Klettenderg In ber Graſſchaft Hohenſtan 2708, ſtuditte zu Jena 
Whrologke, wurde 1792 Abjuntt der'theotog! Fachität zu Halle und Inſpector des 
Walſenhauſes, wandte fich zu der Herenkutern‘; möchte mehre Reiſen ih Curopa 
und Amerka, wurde 274 Bucht und nd: —*8R zu Berchoſdbborf. EDie Bruͤ⸗ 
detgennade verdankt der Thaͤtigkeit unb Einficht dieſes Nannes, dem ſeine Red⸗ 
lichkeit die allgemrinfte Achtung erwarb, hren Flor· "Er ſchrieb bas — Zins 
gender (Barby 1172,8 Khle‘) und de ‚IdenNidei fratram, ober ben Begriff 
Dee Gri Bere in den Wehbergeineinden”” (Marty 1783) n.a.m. > 
—Spanh eim [Eyecylit), Gelehrter und Staatsmann, geb. zu Genf 1629. 
Er folgte PORZT. Vater nad) Leyden, wo Salmafſius und Heinſtus ihm Wohl⸗ 
wohn und Freundſchaft erwirſen. Schon 1651 ernannte ihn f. Vaterſtadt zum 
Ber beraten Wiſſenſch und waͤhlte ihn 1662 im den großen Math. Sein —* 
bewoh den Kueflerſten von ber Pfalz ihn zus fich einzuladen und ihm bie Erziehung 
f. Sohnes anzuvertrauen. Ep. benuste zugleich biefe Lage, fich mit dem beut- 
Staatorechte gruͤndlich bekanntzumachen. Nachdem ve Stalten beſucht und 
vet f. Seudien des Alterthums, beſonders auch ber NRuͤnzkunde, mit Eifer fortge⸗ 
ſedt hatte, kam er 1665 nach Heidelberg zuruͤck und trat bald barauf mit Bewilli⸗ 
Yung — in die Dienſte des Kurfuͤrſten von Brandenburg, als deſſen 
außerorb. Gefandter er 9 Jahre zu Paris verweilte. Mach ſ. Ruͤckkehr ward er 
zum Staatemigiſter ernannt und wohnte den Friedensverhandlumgen zu Ryswick 
bei. Der neue Konig von Preußen erhob ihn in den Freiherrnſtand und ſchickte ihn 
eis außetord. Gefandten an die Königin Anna. Er flach in England 1710. — 
&. befaß unsfaffende und grüämbfiche Gelehrſamkeit und hat flch — = 
Arttkuae und’ Reitfler:berlihme gemacht. ein Hauptwerk ift „Deusu et 
a Mmliiketnum arkuorum" (Mom 1664, 4., beſte Ausg. Lonb. u 
2708, 2Bde, I.). Sein⸗ Anmerk. zum Kokkmaus, Julian u. a; Ss 
Peine fowir f Abhandl. Ab. antiquariſche Segenftänbe in Grtavius ⸗ Theſaurus, 
Beyeicherungen ber kritifchen Literatur. — Sein Bruder, ae es 
ri er 4032, hat ſich als gelehrter Theolsg beruͤhmt gemacht. Er 
finbitte ju Leyden, lehrte — und feit 1670 zu Leyden, und ſtarb 1701. 
‚unter ad n befandere Di anf bie Kirchengefchichte bezuͤglichen ges 
ſchaͤtzt werben, Find ie 3 Won., Fol., erfchienen. Aach der Water von Beiden, 
Friud rich —* grb. zu Aitrberg 1590 ,' Prof. der Theologie zu Genf, Hebel 
Bang nd Deyben, Marb 1649, tere ein gelehettt theoiog. Sähriftfieier, aber un- 
Burg genen Ariber@berttmnve: 
"&phnien. ' Die Mate des Bodens und die Lage der pyrenätfchen Halb⸗ 
BABY haben auf das Schickſal und den Charakter ber hidpaniſchen Voͤlker einen we⸗ 
—— Cfaß gehabt; daher gehe’ hier dad Naturbilb des Landes ſeiner Ge⸗ 
Gchter md der Darfieltumg feines gegenwärtigen Buftandre voraud, 
Sonv.⸗ex. Siebente Kufl. Wh. X. | 20 





Spanien 


Spanien dest, vom .. Enzopa durch ben Pyrenkemeah abgafenbert, 

durch 3 Meere Hingegen (daB wittellaͤndiſche, atlantifche und no. mit ben 
Hauptfiraßen des Sechandels verbunden, sub buch Gebisgk: uud Firkgeengen 
von Portugal getzennt, innerhalb bes 8. und des 21. Laͤngengrades, unter dem 
ſchoͤnen Himmel des 36.616 43. (47°) Breitengrades. Nach feinem Kiärhenneunte 
(8910 IM.) ift e8 des 6. unter den großen europaͤiſchen Laͤndern. Der Meerbu⸗ 
fen von Biscaya öffnet es dem norbifchen Handel; bie Meerbeiſen von Alicante ab 
RNoſas, nebſt den Balsarın, bieten den Kauffahrern aus Italien, ber Levante sub 
— —e— ber Meerbuſen non Gibraltar und bie beis- 
tehalb 


Maulthiere gamgbar. Der baqmensfle gebt von Viktoria aͤber Irum amd bie 
Bere nach St. Jean de Luz und Bayoune; ein ondrer san Panwelung nadı 
Ser⸗ Sean Pe de Pont; ein dritter von Gerona nach Perpignan. Von ben Py 
renden (ſ. d.), die Spaniens Greuzlaͤnder decken, ziehen ſich im M. die cantabri⸗ 
ſchen Gebirge durch Aßurien umd Galicien, wo fie mit dem Gap Finioterre in das 
atlantiſche Meer abfallen. Suͤdoͤſtlich ſtreicht die Sierra d'Occa, nom welcher 5 
Gebirgeaͤſte faſt gleichweit von D. mas laufen — —— 
(die Rordgrenge von Portugol), Duero, Tajo, Guadianag und Gurbelguinie abe 
grenzen; 2 davon aber ſuͤdweſtlich bie — Spite von Spamen, die — 
Darifa, bilden. In ſuͤdoͤſtlicher Richtung fallen die Stromchaͤler des XRucar umb 
Ebro ab. Jene Sierras, unter denen die Somo⸗Slerra, bie Maabarnama, bie 
S. Morena, die Alpurarıae, die ©. Nevada und die &. de Roubda bie bekarm⸗ 
teften find, umghrten die Ebenen von Caſtilien und la Mancha (bie hoͤchſten in 
Europa von ſolchem Umfange nach Dumboldt) mit ſtarken Bollesesken und teams 
nem ſelbſt die Bewohner der verfchiedenen Lanbtheile in fislicher Hinficht. Wo 
ſcheint dab Rand aus mehren großen verſchamzten Feldlagern zu befüchen, und ganz 
für den Bteliuumgs », vonsüglich aber fuͤr ben kleinen Krieg gefchaffen zu fein. J 
her aber auch ber Mangel an Bewaͤſſerung, ungeachtet ber 150 groͤßew F 
woron bie wenigſten ſchiffbar fird. Außer dem Albufsen in Walencia gibt keine 
bedentende Gen; Moräfte nur im Gebiete bes Guadiana. Die Morafinfein,ien 
Guadalquivir werben fett 1849 von einer dazu errichteten Befchfchaft aufgetueß- 
net, nit verſchie denen Baͤumen and feibfi wit Caffeeſtauden bepflangt. ‚Dietzadiene, 
reise Gebirgoluft macht die Bewehner ſtark von Braft and Mena; am hen Au⸗ 
ſten chut dies die See; ——— Afrika her nach Suͤdſpanien ber ige: 
täubende Solano. Schnee liegt auf den Gebirgen, ſelbſt vor dem Augen der 
Hauptſt. noch im Juli. Denn au die Lage von Madrid, obgleich utan isn 

einer Ebene, iſt dennoch 15 Mal höher (über her Meereeſi.) als Dosis. Aber mit 
Eenpiger Kraft * bei geringes Huͤlle, wo nur Waſſer nicht fehle, der Bohban ge⸗ 










Ausland, bei Alicante, Malaga, Key u, a. a. — für die Gaflitier aber ar 
reichen überſfluß ber der fer e Mancha, befonbers —— Der Ackerbau 
iſt, ungeachtet der vielen oͤbonomiſch⸗patriotiſchen Vereine, in Verfall, ſeit ber 
Vertrsibung der Mauren. Kaum 3 des tragbaven Bodens werden beugt. In 
Balentia bringt der Weizen M⸗ bis A0faͤltige Frucht. Der audaluſiſche Weizen 
iſt theuser auf dem ſpaniſchen Markte als der nordiſche, weil er baſſer if. Moch 
find chauptetzeugniſſe Oliven, Saſean, Anis, Kuͤmmel, Kork, Kaparto (Min 





gen 
‚auf 5 


— Ye STE mt Da Gh ne SET NT Prien Eee nn 
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Spanien in ber alten Bit | 408 


zu Batten ıc.), Bebau.a.m. In ben wärmern Begenben gebeiht das Zucker⸗ 
und der Bananabaum. Selbſt die Steppen ober Landas (Haiben) find mit 
elite Kräutern und Sträuchern bebedit. Dagegen find nicht binlänglich 
vorhanden: Hol; (ausgenommen in ben Kuͤſtenprovinzen), das 5. B. in Mabrib 
nach dem Gewichte“ gekauft wird, und Setreibe, mit Ausnahme ber Gerſte. Für 
die Mefta (Eigenthhmer der Hercdm) gesoinnreich,, aber dem Landbau nachtheilig, 
find die Merinos, jegt kaum noch 4 Mil. wanderpber Schafe. *) Valencia ge: 
winnt viel Seide; Anbalufien zieht vortzeffliche Pferde; doch find bie Stuterelen 
geſunken. Auch Maulthiere gibt es von vorzäglicher Güte. Die Gold: und Sil⸗ 
bermsinen werben feit Jahrh. ſchon nicht mehr benngt; doch baut man auf Eiſen, 
Kupfer, Zinn und Blei. Silbergruben werden zu Guadalcanal in der Sierra Mo⸗ 
zena benugt, und das Quedfilberbergmerk zu Almaden in La Mancha iſt reichhal⸗ 
tig, für den Bergbau in Amerika jedoch nicht hinreichend. Es fehlt nicht an Sees, 
Quell: und Gteinfal, und mineralifche Quellen findet man zu Salcedon ımb an 
mehren Orten. — Die biepanifche Nation iſt ein Volk, das aus celtifch iberi⸗ 
fchen Urfioffen entfproffen, theilweiſe mie puniſch⸗ carthagifchen, dann mit roͤmi⸗ 
ſchen Anfiedlern vermifcht,, hierauf von germaniſchem, befonber6 gothiſchem Blute 
durchdrungen, endlich mauriſche Beſtandtheile in ſich aufgenommen hat. Indem 
es aber die letztern groͤßtentheils wieder ausſtieß, ging es, nach vielfach . 
Kampfe der nordifhen und der füblichen Natur, durch den ritterlichen Geiſt bes 
Mittelalters und durch ben Gieg der roͤmiſchen Kirche Über das Judenthum ımb 
ben Islam, bei fortwährendem Ringen nad) einer auf ben Naturgrenzen bes Lan⸗ 
des ruhenden Seibſtaͤndigkeit, neugeflaltet, aus biutiger Trennung als ein Ganzes 
hervor, doch fo, daß e& noch jegt die Spuren einer 2000jährigen Zeit in fich be⸗ 
wahrt. Geltifcy>gothifcher Trotz und ſuͤdliche Glut, germanifcher Sreiheitäfhm 
und Mömerflols, in dem verfchiebenen Völkern der Halbinfel vielfach fchattirt, bes 
wegen noch immer ben Nationalgeift, umb treiben ihn an, alle Fremdartige von 


abzuhalten. Ä 

— Die alte Geſchichte Spaniens umfaßt die Zeiten vor der germaniſchen Voͤl⸗ 
Schon im 3. Jahrh. v. Chr. fammelten und übten Rom und Gars 
en o ihre —— in der fuͤr die —— Macht der er Nebenbuhler fo 
wohtigen Halbinfel. Sagunt kämpfte 219 v. Chr. gegen Hannibal, wie Zatioa 
IT, und Barcelona 1714 n. Chr. gegen Philipp V., und Saragoffa 1808 und 

1809 gegen Rapoleon. Mehr als ein roͤmiſches Herr fand hier den Untergang 
Der Lufitane Virlathus widerftand an der Spitze feiner Landsleute ber ehmifchen 
Kurgstunft, bis ge durch Meuchelmord fiel (130 v. Chr.). Megara an der Spige 





"Der Rultiberer teopte in Nırmantia 14 Jahre den römifhen Waffen, bis Cxipto 


b. 3. (133 v. Chr.) nur über die Afche der Stadt triumphirte, deren Einw. fich 
ſelbſt verbrannt hatten. Daun ward das in ſich feſt verwahrte Land der Zufluchts⸗ 
ort mehrer in Rom geſtuͤrzten Wollähdupter. So lebten ber Marianer Seetorius 

in Lufitanien 72 v. Chr. und bie Söhne bes Pompejus, in Hispania Baͤtica gegen 


Caͤſar kaͤmpfend, wo Cnejus fiel und Sextus Pompejus bem Sieger bei Dfumba 


entrann, unter ben Keltiberern. Erſt nach 200jährigem Kampfe, als Augufis 
Geben, Agtippa, die Cantabrer befiegte, 25 v. Ghr., unterlag ganz Spanien 
Macht Roms. Damals gründete Auguft ſelbſt bie Golonien Caesar Augusta 


— — Ausfuhr iſt jetzt verboten. Im Kriege vor 1814 waren bie fehönften Heer⸗ 

en. a — ber Grundeigenthuͤmer hatten die / Cortes die Schaf⸗ 

ei Fehr ef er erhielten bie Eönigl. Begünftigungen derſelben (eine Folge 
roßen —— itzungen) feit 1814, den Beifall der Grunbeigenthümer nicht, 
feit dem Kriege den Acker⸗ und Wieferibau der Schafzumt vorziehen. Im Gans 
ft —* Gewinn der Majorate auf ihre edlen Schafe von 10 — ? Realen für jedes 


20% 


404 Spanien im Mittelalter 
(Saragoffa) und Augusta Emerita (Meriva). Seine Ruͤcktunſt befang Horaz 
IN, 14. 400 3. hindurch wurzelte römifche Sitte und Sprache in ben hiopani⸗ 
ſchen Provinzen, welche ſchon zu Caͤſar's Zeit eine Bevölkerung von 40 Mill ges 
habt haben folen. Meriva z. 8. ſtellte eine Befagung von. 90,000 M.; Tarra⸗ 
gona hatte 24 Mill. Einw. In den Künften des Krieges und des Friedens wett⸗ 
eiferte die Halbinfel mit Rom: Pomponius Mela, Seneca, Lucan, Trajan ımb 
Theodos d. Br. waren geborene Spanier. Nur in Gantabrien erhielt fich bie ceiti» 
ſche Sprache, die noch jegt in Biscaya erfennbar iſt, was Wilh. v. Humbolbt's 
Spreachforfhungen bewieſen haben. (&. Deſſen „Prüfungen der Unterfuchung 
no —— Hispaniens, vermittelſt der vaskiſchen Sprache““, Ber: 
lin 1821.) 

B. Spaniens Mittelalter umfaßt die Jahrh. der Gothen und Araber, von 

ber germantfchen Völkerwanderung an bis zum Kalle Granadas, des legten mauri⸗ 

ſchen Reichs in Spanten, 1492. Mit dem Anfange des 5. Sahrb. breiteten fich 
Vandalen, Sueven und Alanen in bee Halbinfel aus. Um 419 gründete ber 
kuͤhne Wallia das Reich der Weftgothen in Spanien. Ex ſchlug die Vandalen (vom 
denen Anbalufien ben Namen bat), die hierauf 4283 nad) Afrika zogen. Won 467 — 
484 erweiterte ber große Eurich das weftgothifche Reich durch die Austreibung ber 
Römer und gab ihm die erften gefchriebenen Befege. Endlid, vernichtete Leowi⸗ 
gild 585 das Reich der Sueven m Galicien. Unter feinem Nachfolger Reccared I. 
erhob ſich durch die Einführung des Fatholifchen Glaubens 586 die verborbene toͤ⸗ 
mifche Landesfprache iiber das Gothiſche, und ſeitdem beruhte die Einheit der ah 
niſchen Völker auf ihrem Katholicismus und dem politifchen Einfluffe ihrer 
lichkeit. Aber nady 125 Fahren rief Alarichs bei der Koͤnigowahl uͤbergangene 
Familie die Araber aus Afrika herbei; König Roberich fiel in der fiebentägigen 
Schlacht gegen Tarif bei Keres be la Frontera. in Andaluſien 711 vom 19. Zu, 
einem Sonntag, an jeden Tag erneuert bis zum naͤchſten Sonntag; Darauf warb ber 
größte Theil von Spanien eine Provinz bes Khalifats zu Bagdad. Doch ſchon 
nach 40 Jahren (756) entriß Abborchaman I. , dee legte Ommajade, Spanien den 
Abaffiden, und fliftete ein eignes Khatifat zu Corbova, das aber fett 1038 zerfiel, 
indem einzelne Statthalter ſich unabhängig machten und Könige nammten. So 
regierten arabifche Fürften zu Saragoffa, Toledo, Valencia und Sevilla. Bier 
wurden faft allgemein mauriſche Sprache und Sitten herefchend ; jedoch behielten 
die Chriften vorzüglich umter den Morabethen freie Religtonsübung; auch Fießen 
bie Araber ihren neuen Unterthanen (Mozaraber, d. 1. unechte Araber genannt) ihre 
Sprache, Sefege und Obrigkeiten. Zu gleicher Zeit breiteten fi) die Inden ſehr 
in Spanien aus. Unterdefien behaupteten die Weftgothen, unter bem Des 
layo und unter deſſen Nachkommen zu Gijon, dann zu Optebo, endlich (996) zu 
Leon, — In den Gebirgen Afturiens und Galiciens ihre Freiheit. Denn Ardem ſich 
bie maurifhen Staaten durch Stammwechſel und innere Trennung ſchwaͤchten, 
gelang es den chriſtlichen Koͤnigen, ein Land nach dem andern den Arabern zu ent⸗ 
reißen, bis nach dem großen Siege, den bie vereinten chriſtlichen Fuͤrſten — 
in der Sierra Morena 1220 über die Almohaden erfochten, ben Arabern zulegt mur 
das Königreich Branada blieb, welches aber aud 1246 die caflillfche Lehnshoheit 
erkennen mußte, und enblich 1491 von Ferdinand und Ifabella erobert ward, ‘. In 
der arabifchen Periode blühten in Spanien Landbau, Handel, Künfte und Wiſſen⸗ 
fhaften; die Volkomenge war beträchtlih. In Tarragona lebten 80,000 Fa⸗ 
milien ober 350,000 Einw. Die reihe Stadt Branaba enthielt in 70,000 D. 
250,000 Bew. und ſtellte 50,000 Krieger. Die Ommajaden flanden mit ben 
Byzantinifchen Kalfern in Verbindung. Die hohen Schulen und die Bibtlocheken 
zu Cordova u. a. a. D. wurden von ben Chriften befucht, als ige der griechifch- 
arabifchen Literatur und der Artftotelifchen Philofophle. Das übrige Europa erhielt 


| 








Spanien im Rittelalter 4085 


von vum. bie mewen Zahlzeichen, Kenntniß des Schießpulvers, das Lumpen⸗ 
papier u. a 

Unter * gothiſchen Spaniern erhob ſich ber ritterliche Muth religioͤſer Bes 
geiſterung, welche zur Stiftung mehrer Ritterorden Veranlaſſung gab. Der große 
Cid (ſ. d.) oder Don Rodrigo Diaz de Vinar el Campeador, der Kampfheld ohne 
Gleichen, warb ſeit dem Ende des 11. Jahrh. der Held des Zeitalters wie der Rit⸗ 
terpoeſie. (&. Joh. v, Müllers Werke, VILL) Der romantiſche Aufſchwung eines 
Nationalgefuͤhls, das im Glauben und in der Kirche feine Stuͤtze fand, rettete die 
einzelnen chriftlich » gothiſchen Staaten, Navarra, Aragonien und Aſturien, aus 
vielen Innern und dufem Gefahren. Die Grafſchaft Caſtilien, anfangs Burgos 
genannt, wurde 1028 ein eigne® Königreich, und Ferdinand I. vereinigte mit dem⸗ 
‚felben Leon nebft Aſturien, durch Vermaͤhlung 1035. Für ihn eroberte der große 
Cid ein Stuͤck von Portzugal. Das Königreih Navarra befand ſchon feit dem 


9. Jahrh. Mit Ihm grenzte Karls d. Gr. fpanifhe Mark, oder da8 den Araben 


bis an den Ebro entsiffene Land, — von den Yyrenaͤen. Hier regierten in ber 
Grafſchaft Barcelona, ober bem jegigen Fürftenthum Gatalonien, angefehene Va⸗ 


faßen, biß einer derſelben, Raimund V., durch Vermaͤhlung König pon Aragonien - 


wurde (1135), deſſen Mannsflamm dafeibft 258 Jahre regierte. Damals er: 
oberte Alfons VI. (ft. 1409), König von Leon, Caſtilien und Galicien nebft Por: 
tugal bis an den Montego, das arabifche Reich Zoledo, oder Neucaſtilien; doc) 
überließ ee Portugal (f.b.) feinem Schwiegerfohne Heinrich von Burgumd. Noch 
mehr that Ferdinand AL, ber Heilige. Er eroberte Corbova, Murda, Jaen, 
Sevilla, Cadiz und machte fi Granada lehns⸗ und zinsbar. Insbeſondere ward 
ee 1252 der eigentliche Gruͤnder des caflilifchen Staats, duch das Gefeg der 
Untheilbarkeit und der Erfigeburt. Doc) blleh da8 Ganze ein unvollkommener Vers 
ein einzelner Länder, indem bie 22 Provinzen, welche das Koͤnigreich Caſtilien aus⸗ 
machten, nur nach und nad) an Leon und Burgos angereiht worden waren. Auch 
hatten die den Juden in Spanien im Mittelalter bewilligten Vorrechte einen nach⸗ 
theiligen Einfluß auf die Staatsverfaſſung und das Öffentliche Wohl. Man flellte 
. fie dafelbft nämlich faft den Edelleuten gleichs fie erhoben ſich nun zu Finanzmini⸗ 
ſtern, Seneralpächtern der Könige und zu Haushofmeiftern und Pächtern ber Gro⸗ 
ber, zogen dadurch alles baare Geld an ſich, und brachten es endlich durch einen 
grenzeniofen Wucher dahin, daß eine allgemeine Verfolgung gegen ſie ausbrach 
und fie 1492 auf ewig verwieſen, 800,000 an ber Zahl, Spanien verlaſſen muß⸗ 
ten. Die innere Ausbildung aber warb durch fehlerhafte Einrichtungen, befonders 
der Steuern, durch uͤ chtige Vaſallen, ſchlechte Koͤnige und Familienſtreitig⸗ 
keiten ſehr gehindert, ſodaß auch der dritte Stand in Caſtilien 200 Jahre fpäter 
(nicht vor 1325) und mit werigern Vorrechten aufkam als in Aragonien. Indeß 
ſchraͤnkten die Cortes, ober die Reichsſtaͤnde, welche aus der Geifllichkelt, dem 
heben Abel, den Ritterorbden und (18) großen Städten (Ciudades) beflanden, die 
Eoͤnigl. Beranit ein, ohne daß dadurch ein gefeumäßiger Zuſtand befefligt warb. 
Sa Aragonien hingegen (feit 1035 ein Königreich), das Alfons L, der Schlach⸗ 
tengewinner, mach, Seragoffad Erobeumg 1115, ganz befaß, hob fi, zuerft 
unter allen emwopäifchen Staaten, ber dritte Stand, ſchon vor der Mitte bes 12. 
Jahrh., und es *8 — ſich dafelbft eine feftere politifche Ordnung. Die Streitig⸗ 
keiten zwiſchen dem Könige und den Ständen, ober diefer unter einander entfchied 
din Oberrichter, Juſtitia genamt. (&. Mariana, „Teoria de las Cortes eto.”, 
Madr. 1812.) Daher und durch die Weisheit feiner Könige ward das Sand 
Blühend. ‚Aragonien begriff, außer dem ſchon 1135 damit verbundenen Catalo⸗ 
nien nebft Gerbagne, auch noch die Grafſchaft Rouffillon, — die Ba⸗ 
learen ober Majorta ſeit 1220 fg. (mo jedoch von 1276 — 1344 eine Seitenlinie 
regierte); ferner: BValencia ſeit 1238, Sicilien ſeit ber —** Vesper 


— 


406 Spanien von 1479 — 1700 


1282, und Sardinien feit 1326. Indeß bildeten, nach Jakobs H. des Gerechten 
Anorbnung von 1319, nur die Staaten Aragonien, Catalonien und Balenda, 
jedes mit feiner eignen Verfaffung, eine ewige Vereinigung. Nach manchem Res 
genten s und Laͤnderwechſel legte die Bermählung des Prinzen Ferdinand von Aras 
gonien (f. Ferdinand V., der Katholiſche) mit Sfabellen, her Erbin von Caſti⸗ 
lien, 1469 ben Grund zur Vereinigung der Krone von Gaftilim und Aragonien. 
Diefe erfolgte mit Ferdinands Thronbdefteigung 1479. (S. Murphy's Prachtwerk 
über die „Arabian antiquities of Spain”, London 1816, und die aus noch unbes 
nutzten Quellen von Shakſpeare und Horte dazu verfaßite „‚Introduet. to the hi- 
story of the Mohametan Empire in Spain”; vorzuͤglich Conde's „‚Hist. de la 
dominacion de los Arabes en Espana”, Madr. 1820 fg., 3 Thle., deutſch von 
Rutſchmann, 2Bbe., Karlsruhe 1824 fg.; ferner die Geſch. der Weſtgothen“ 
von Sof. Aſchbach, Frankf. a. M. 1827; und D.E. A. Schmidt, „Gef. Ara 
goniens im Mittelalter”, Leipz. 1828.) | 

C. Mit jener Vereinigung, mitt der voͤlllgen Bezwingung der Mauern und 
mit der Entdeckung Amerikas beginnt Spaniens neue Gefchichte. Hier tritt ans 
fangs die junge Monarchie fofort an die Spitze des europälfchen Staatenſyſtems; 
allein von politifhem und geiftigem Drucke außgeborrt, altett fie ſchnell, bi6 ber 
Stamm der ſpaniſchen Habsburge abftirbt (1700). Num erhebt ſich Spanien als 
Macht vom 2. Range unter ben Königen ans dem Haufe Bourbon, allein dieſe 
regieren ohne Cortes, ſchließen ſich an Frankreichs politifches Syſtem an, und vers 
ſinken mdlicd) in Napoleons Machtſtrom (1808), was zunaͤchſt ben Abfall des ſpa⸗ 
nüfchen Amerika zur Folge hatte. (S. Sadamerikan Mevolution.) Nur 
das fpanifche Volk errettet fi und die Dynaſtie von dem politifchen Untergange; 
zugleich gibt es fih, als Buͤrgſchaft eier beffern Zukunft, eine neue Stanteform 
(1812), die jedody feit 1814 der Willkuͤr und der Inquifitton weichen nıuf, bis fie 
1820 durch das Heer wiederhergeftellt wird, worauf Spanten an feiner policifchen 
Miedergeburt aufs neue arbeitet, in biefem Beginnen aber burch den Kampf mit 
den Parteien im Innern aufgehalten, und von dem Auslande in feinen vorigen 
en zurhdigeftoßen wird. Damit beginnt im April 1823 Spaniens neuefle 
Geſchichte. 

t 1. Bon 1479 — 1700. Spanien hatte, als Ferdinand und Iſabelle bie 
Monarchie gründeten, eine Bevölkerung von ungefähr 14 Mil., bie aber durch 
Bitten und Geſetze vielfach getrennt war. Es begann daher jest für ffe eine guͤnz⸗ 
Tiche Umbildung zur Nationaleinheit, welche 3 Menſchen von foldher Kraft und 
ſolchem Charakter, wie Sfabella, Ferdinand und der Cardinal Kimes 
nez (ſ. d.) waren, die 43 Fahre nach einem Plane arbeiteten, wol gelingen mußte. 
Zuerft ward durch) eine ſtrenge Mechtöpflege und durch bie Eintichtung der Her 
mandab (f. d.) der allgemeine Landfriede hergeſtellt. Insbeſondere gewann 
aber bie Läntgl. Macht an Kraft und Umfang durch die Einfuͤhtung des Inquifi⸗ 
tiondgerichts 1484 und durch die Verbindung der Großmeiſterthuͤmer ber 3 großen 
caftitifchen Nitterorden mit der Krone. Granada warb nach einen 10jaͤhri 
Kampfe erobert 1491; batb darauf nahm aber bie für Spanien fo verberbfiche, 
und im Verfahren ebenfo tngerechte als granfame Verfolgung der Juden und 
Mauren ihren Anfang. Sie ſollten ſich taufen laffen, oder Spanien räumen. 
Bis a in Spanien Dulbung geherefcht. . Fürften und Edle kaͤmpften 
einft fogar für die Albigenſer, und Aragoniens Könige trogten ſchon im 13. Jahrh. 
dem päpfti. Bannfluche. Durch jenes an aber wurden jegt Rute 
und Wohlſtand im Innern zerrüttet. Auch zog die 1492 von Tabelle durch Chris 
ftoph Colombo ausgeführte Entdeckung Amerikas bie Thaͤtigkeit der Nation vom 
Anbau des Mutterlandes immer mehr ab, und Habfucht mit Fanatiemus gepaart 
erfchuf in Weſtindien ein unvernünftiges Golonialfoftem. .. Überhaupt nahm 


U 





— 


Spanien von 1700-1008 40n 


re Polluil whtes Ferdinand d. Kath. bei der Erwerbung von Neapel, der Bir 

gas von Gamebeap umb ber Eroberung des bieffeitigen Mawetra, den Charakter der 
* und Laͤnderſucht an, fo een 
einen ber etfien Feltherrn feines 3 Zeitalters, Gonzalvo Fernande; ven Cordova, 
und durch bed großen Kimenez Feldzug in Nordafrika gegruͤndet ward. Als nun ber 
mit Phlipp won Burgımd vermaͤhlten Infantin Johanna Sohn, Karl J. (als 
Kaiſer in Zeuiſchlanb V. 5 d.), feinem Water in den Niederlanden, feinem maͤt⸗ 
terlichen Großvater 1516 in Spanien, und feinem väterlichen Großvater in den 


öftseich. Exbiamden 1519 gefolgt, als der Auffkanb des Wolke in Valencia nd 


Majoerta, beſenders in Caſtilien 1520, wo der britte Stand eine freisve Bars 
füffung foberte, mit Huͤlfe des Adels unterdruͤckt, und ber wichtigfte Theil ber bis⸗ 
Mationaizechte durch die Trennung ber fiändifähen Bersthungen vermichtet 
war: fo schob ſich Spanien in ben £ Kriegen, bie Karl mit Rönig Franz I. von 
Rankreich führte, und durch die er Mailand erwarb, zur erſten mititairifchen ch, 
in Europa. Der Sieg bei Pavia (24. Zebr. 1525), nach es 
dem Franz 1. Kaels Gefangener in Madrid bis zum Frieder von Madrid (14. Ian. 
v2) wat, und Raeie glenreicher Burg nach Nordefrila, 1525, verbreiteten ben 
Ruhm der fpanifchen Waffen in ganz Eurepa. Doch floffen die Reichthuͤmet 
des Yon Gorter feit 1518 eroberten Merico und des von Pizarro und Almagro 
feit 1528 eroberten Peru und Chile jetzt bei weiten gr nicht hinreichend be bie die 
dnigl. Schatzkammer, ſodaß die Kroneinkuͤnfte erfchöpft, bie Steuern erhoͤht 
und Schulden gemacht werden mußten. Dagegen befoͤrderte bie 3hjaͤhrige Ver⸗ 
biudung Deutſchlando mit Spanien den Voͤlkerverkehr beider Linder. Allein bie 


Kraft der gewaltigen Monarchie warb, ohne einen großen Plan, erſchoͤpft in 4Abdb⸗ 


ee gti ku von Philipp I. fr d.). Tytanniſcher Drud und Glau⸗ 
bentzwang, und Aufruhr riſſen die Niederlande los und entvoͤlkerten die 
vchrige Menacchie ‚ obme ee die Eroberung von Portugal, das mit Spanien von 
4581 — 1640 verbunden blieb, den Verfal des Keichs aufgehalten hätte. Eng⸗ 
ab ab Golkınd fiegten Aber Spaniens Eeemacht und ‚Handel, und Philipp 
fiaeb 1698 wie ein banthrlichlger Schulbner. Unter fen ſchwachen Nachfels 
gen, wen IL. — 1621), Philipp IV. (fi. 1665) md — U. (ſt. 1700), 
pr Mißbraͤuche in der Berwaltung immer tiefer ein. Eine unbellbare Wun⸗ 
be ſchlug dem Lande bie Berteeibung von 600,000 Moriscoes 1609. überhaupt 
beteng der Verluſt an Menſchen, ben Spanien durch bie Verfolgung der Araber 
eritt, gegen 2MA., und der durch die Wertreibung ber Juden gegen 800,000. 
Auch werben bie. Adkigen Küften durch die fortwährenden ge ber nord⸗ 
aftitaniſchen Serraͤuber eutvoͤlkert. Guͤnſtlinge, wie Lerma und der Graf Oliva⸗ 
ver, fpielten fbolz ober leichtfiuntig mie den Kräften des Reiches. Etrenge Mittel, 
se (f. d.) anwenden wollte, erresten Aufruhr, und Mazarin . 
—— — — Frieden 1659, die Überlegenheit Frankt 
ec verlor Hierauf im aachner Frieden 1668, im se 
1678, und — die —— Ludwigs XIV. mehre Plaͤtze in den Niederlanden 
und bie Franche Gomee Nach dem Tode Karls II. aber, 1700, fan bie Manar⸗ 


„de in dem ſpaniſchen Erbfolgekriege ganz von ihrer alten Höpe berab, und bie 


VBellsmenge, weiche 1688 in Spanien kaum noch 11 Mill. betrug, verminderte 
Ach in dem erften 14 Jahren des 18. Jahrh. bis auf 8 DRIN. 

H. Von 1700 — 4808. Sal IL, — ſpaniſche Habsburg, hatte 
in feinem pweiten Jeſtam⸗me einen Enkel feiner älteren Schwefter, der Gemahlin 
Zubwigs XIV., Philipp von Anjon, ben gweiten Sohn des Dauphin, zum alleini⸗ 
gen Erben aller feuer Beiche eingefeht , um die von England, Holland und Frank 
reich in dem fügen. . a en der —————— 
die zu derhindern. Lubinig XIV. erkannte feinen Enkel Philipp als König nach 





408. Spanien von 1700 — 1808 
dem Teſtamente an. Dagegen nahm eher mens Kalfer Lopolb L, aus 
ganze fpauifche Mongechie in Au⸗ 


rad un tm IH., — en d Erbſtatthalter von Hol⸗ 
e von un 
laud, aus Gruͤnden des eunopäifchen Geicıgetoicht® fu die Thellumg ber Monar⸗ 
chlo entfchleben blleb. Ludwigs XIV. Anmaßungen ziefen enbdlich Englaub zum 
Kampfe heraus. So entſtand der 12jaͤhrige ſpaniſche Exrbfolgekiieg (ſ. 57 
Mariborough, — Friede), in welchem der Vonrbon Philipp V 
nach manchem Wechſel des. Gluͤcks, Huch Berwicks und Vendome's Siege, 
gen Karl von ſtreich (nachtnats Kalſer Katl VI) auf denn: ſpuniſchen Throne fich 
behauptete. Allein im utrechter Frieden 17713 mußte er die ſpautſchen Nebenlaͤn⸗ 
der in Europa: Neapel, Sarbinien, Parma, Mailand and die. Niederlande au 
Vſtreich, und Gichtien an Savoden abtreten; auch behielten bie Eugtaͤnder Gibral ⸗ 
tar uud Minorca. Unter den Bourbons verlor bie Nation lhre legten Berfaffungs⸗ 
sechte; denn Aragenien, Catalonien und Walmcie werben von Phiüpp V. als 
eroberte Binder behandelt. Dr letzte Reichsſtag ward 1703 In Enfiilien gehalten, 
und in Sarageffa 1720. Nur Biscaya und Nadarra behielten einige Jerfänue 
Uche Sreieiten. In den ‚auswärtigen Angelegenheiten verwierte des Gardingls 
Alberoni (ſ. d) Ehrgeiz en Doch eriangte Spa⸗ 
nien 1735 wieder den Beflg von GSicilien für den Infanten Carlos, fowie 
41748 den von Parma für den ee Neapel und Sieilben wurben 
oinem nachgeborenen ſpaniſchen Bourbon abgetteten. ‚Unter Karte HE. rühmlicher 
Regierung (1759 — 88) verwidelte der bourbenfche Famklkarnenteng von 1761 
Spanlen zu ſeinem Nachtheil in den franzoͤſiſch⸗ engliſchen Aıteg. Auch mißlan⸗ 
gen bie Unternehmungen gegen Algier, umb im Kriege von 1779 — 83 die Be⸗ 
lagerung von Gibraltar. Doch flörte dies ben Bang ber wicht, 
an deren Verbefierung Männer wie Aranda, Campomanes, Dlavibes 
nd Klorida Blanca (f. d.) arbeiteten. Sie forgten vorzuͤglich/fuͤr die Be⸗ 
foͤrderung des Ackerbaues, des Kunſtfleißes und des Handels. nahen bie 
Bolksmenge wieder zu. Mach der Zählung von 1768 belief fie ſich auf 9,300,000 - 
amd 1798 auf 10,061,000 Menfchen.‘ Auch die Inquiſitien ward beſchraͤnkt 
* der geheime Wiberftand der Jeſuiten durch die pragmatifche Sanction vom 
2. April 1767, welche fie aus allem ſpaniſchen Ländern verwies und ihee Gier 
unzog, mit einem Schläge vernichtet. Dagegen beſchaͤftigte ſich bie Phantafle der 
Mation mit dem Geheinmiß ber unbefledtten Empfängniß und ber füsibenlofen Rein⸗ 
heit der Jungfrau Maria. Der Papft erklaͤrte nach Karte III. Wunſch, daß ſich bie 
gan e Monarchie ſammt ben Eolonien umter dem fi 
diefe® Wonders befände. Der König fliftete einige Orden mit dem Stmabilde der 
unbefledten Empfängnig — eine weiß und blaugelleibete Fran — und jeher Spa⸗ 
nier , ber einen Grad aufelner Univerfität erhalten, oder in Irgenb eine Corpora⸗ 
tion aufgenommen twerben wollte, ſelbſt Handwerker, die im eine Zunft sintonten, 
mußten zuvor ihven feſten Glauben an bie unbefledtte Empfaͤngniß eidlich echaͤrten. 
— übrigens war dee Fortſchritt zum Befſern auch unter Karls IV. Regierung 
{1788 — 1808) ſichtbar, und Florida Blauca befchwichtigee daburch den Wefqh 
des Volks nad, Wiederzuſammenberufung der alten Gortes Allein er ward 1792 
bdurch den Herzog von Alcudia (f. d.) verbringt, mit machen eine Gurſtlinge⸗ 
zegierung eintrat, die bei der Einwirkung ber franz. Revolation ebenfo planlod als 
nachtheifig für ben Staat, zur größten Erbitterung der Nation geführt wurde, fos 
daß 1808 der Sturz des gluͤcklichſten und flutseften Bänftiings ber neuern Beit 
den Fall des Bönigl. Haufe ſelbſt en san — Anfangs — 
Spanien mit hoher Begeiſterung und großer 
traͤge der Nation zu bei Ref Belltan Ib anf 73 DRIN — no 
Eriege gegen bie Republik Frankreich Mecheitz allsin der ehnflting, welcher aus 





Spüsien von 1808 23 400 


landz allein gur Ste geſchlagen, verlor Spanien durch den Frieden von Amiens 
TZrinidab 1802 sg rer ug feines Colonialverlehrs ver⸗ 
m... —— Sam ‚ während ber Staatsere dit inner tiefer 


og fl 
— allos (f.d.) ward, nad) des. talentvollen Uraujjo Berbannung, 
1800 erſter Minifier ; der Fuͤrſt behielt feinen Einfluß und flieg zu hoͤhern Wuͤr⸗ 
den empon. Ex ichute ſich jetzt an Napoleons Politik an, Ban we Ye 
tugal zu Felde, das is Kulsden zu Badajoz Olivenza an Spanien abtreten mußte, 
während Frankrejch Parma in Befitz nahen, deſſen Herzog zum König. von Etrurien 
echoben muche (1304), woſuͤr aber Spanien Louifiana an Napoleon abtrat, ber 
biefe wichtige Poseing 1803 an bie Verein. Ctaaten verkaufte. Us bitamf” 
Karl IV. im Artege Englauds nait Frankreich 1803 ſ. Neutralität durch monatli⸗ 
hen Teibut von & Mill. Piaſter an Napoleon erkaufte, griffen die Engländer 
ſpaniſchen Fregatten an, welche das Gold aus Amerika nach Gabir brachten 
(Det, 1804); ud das duch vielfache Noth, Theuerung und: bie Paſt des gelben 
Fiebers miedergedruͤckte Spanien mußte deßhalb ben Krieg an England erkläre. 
Die Niederlage bh Trafalgar am 21. Oct. 1805 (f. d.) zerſtoͤrte feine Sees 
machts ber tuͤhne Mivanda (f. d.) veiste im ſpaniſchen Amerika das Gefuͤhl 
nach Unabhimgigteit auf (feit 1806), und Napolson flürzte ben Thron ber Bour⸗ 
— Alles aber, was in ber innen Verwaltung Zweckmaͤßig⸗t, 
ſelbſt zur Beſchraͤnkung ber Macht ber Geiſtlichkeit gethan wurde, geſchah nicht 
ſelten willbuͤrlich ober gewaltſam, und bezog fich Doc) nur zuletzt auf die Auſtreng⸗ 
ung dee Otesitöenft des Bandes für Frankreich. Daber flieg der Unwille im, allen 
Stöuben übes den Stolz des Emporkoͤmmlinges immer höher, und [don 1806 
$ab der unbefangene Beohadpter in Spanien den Ausbruch des Haſſes und der Er⸗ 
VBolkes im allgemeinen Aufflande voraus. Zwar fuchten die unzu⸗ 
rund den Prinzen von Aſturien dem Könige über die Lage bed 
fm; allein hieraus entfland (1807) der Proceß vom Ess 
808 den: Aufruhr in Aranjuez und die gänzlihe Umwaͤlzung bes 
me ve De. He Werke von Deformenu: „Abregs ehronalog. 
X und von W. Core: „Memoirs of the Kings of Spain of 
se of Bonsbon“ (1700 — 1788) (2. Aufl, London 1815); amd. über 
Abſchuitt Samnieeeo’9 „Kst, rauonada de los prineipales suoeses de.la 
— Eapana” (4 Bhr,, Madrid 1814 fo.). 
: MLSpanienven 1808 — 23. Der Fürft de la Paz Hatte durch einem 
am 3. Det. 1806 an die Nation srlaffenen Aufruf zu einer allgemeinen — 
——* Vertranen auf bie Ergebenheit der ſpaniſchen Regierung unwi⸗e⸗ 
derbtinglich zerftoͤrt. ee verfegte ber franz. Kaiſer 
ein ſpauiſched Herr unter Romana nach Dänemark, und ein andres unter O' Farill 
sah Zekcane. Hierauf ſchloß er mit dem Fuͤrſten be la Paz, beffen Unterhaͤnd⸗ 
ler bes Stantärath Jzquierdo war, zu Sontainebleau (27. Det. 1807) einen gebeis 
men Theilmgöuertrag über Portugal, nach welchem die Königin von Etrurien, 
welche Toſcana im Dec. 1807 an Frankreich uͤberlaſſen mußte, bie Provinz zwi⸗ 
ſchen dem Minho und Duero als Eutſchaͤdigung, und ber Fuͤrſt de la Paz Alente⸗ 
jo und Algarbien als ein ſouveraines Fuͤrſtenthum erhalten, das übrige Portugal 
aber bis zum allgemeinen Frieden von Frankreich beſetzt bleiben unb nur gegen 


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MO Cpanien voh 1808-48 


Glbraltat und Trimdad dem Haufe Braganza wiedetgegaben weerden foße6., Mer 
‚ toolite Frankrech bie portug. Colonien mit Spanien cheiten, und ber König von 
Opantın den Titel eines Kalfers von Annerika annehmen. Dieſom Mettsage gie 
Fvige gingen 28,000 Franzoſen, die von Spanien verpflegt wurden, Über bie 
Pyrenaͤen, und ein fpantfches Heer von 11,000 M. ſtieß za ihnen. Bug folle 
ten 10,060 Spanier bie Provinz zwiſchen dem Minho und Duers, nebfl Diporto, 
uiid andre 6000 Alentejo und Atgarbien befegen. No zog Franktrich ein Heer 
von 20,000 M. zufammen , um noͤthigenfalls durch Spanien nach Portugal zur 
sehen. Indem Napoleon fon durch dieſen Vertrag Spanien in Feſſein — 
fah et feine Entwuͤrfe durch den Zwieſpalt in —— Familie beguͤnſtigt Der 
Drinzg von Aſturien hatte ſich geweigert, die Schwaͤgerin des Fuͤrſten de la Pas 
zur Gemahlin zu nehmen. Um fich gegen die Raͤnke bes — Ganſtungs 
ficher zu ſtellen, ſchrieb er auf ben Math ſ. ehemaligen Leh Scolguig, rg 
bechanten zu Toledo, aus dem Escorial (11. Oct. 1807) an ben Kaiſer Rapoleom, 
um ſ. Schtitz ımb bie Hand einer Nichte deffelben fich zu exbitten. Napoleen bes 
antwoͤrtete dieſen Brief erſt d. 16. April 1808, als ber 2* ſich auf dem ieh 
nach Bayonne befand. Zugleich hatte ber Pein; eine Boifteiung — 
die Fehler In ber Staatöverwaltung aufgeſetzt, und den Koͤnig darin ze 
ben Eingebungen feiner Vertrauten auf ber Hut zu fein, umd bern Prinyen einige 
Theilnahme an den Geſchaͤften zu erlauben. Die Königin gerteth bei biefee Ent: 
beckung außer ſich; ber — und hierauf auch ſ. Rathgeber, E6colgitis und bee 
Herzog von Infantado, ne Kart IV. aber ſchrieb auf des Fuͤrſten 
de fa Paz Rath (29. Oct.) an den Kaifer Napoleon, ſ. Sohn habe ihn entthronen 
wollen und feiner Mutter mach bem Leben getrachtet, er ſei daher mit tum Wertafle 
bee Thronfolge zu beſtrafen. Allein bie niedergefsgte Junta fprach ehıimktlig ben 
Meinen und bie uͤbrigen Verhafteten freis daher vesaniafte der Blnflling den 
Prinzen von Afturien, f. Water und f. Mutter um Bergebung zu bitten. Dies 
that er d. I. Nov. 1807, toorauf ber König diefe Briefe in die * von Ma⸗ 
drid einruͤcken Heß, und burq ein Decret erklaͤrte, daB er auf des Prinzen Rexe 
ble ſtrafbare Vetirrung vaͤterlich verziehen habe: bie uͤbrigen freigeſprochenen Ver⸗ 
hafteten wurden wilkuͤrlich vom Koͤnige verbannt. So enbigte ber Procch um Esee⸗ 
viel. Unterdeffen waren fchon am 23. Oct. bie frattz. Truppen umter Laborde in Spa⸗ 
niet nn. As Verbündeten öffnete ihnen Karl IV. die Thorevon Figweras, 
Barerlona, S.⸗ Sebaſtian und Pampelona. Da ſchienen ploͤtzclich dem Wr 
ſten be la Paz über Napoleons geheime Abfichten Die Augen aufzugehen. MWielteicht 
Hatte A Izqulerdo — Der ſpaniſche Hof traf nämlich Anſtalten, Aran⸗ 
jez zu verfaffen and nach Sevilla zu gehen. Es hieß, er el nn 
flähten. Daruͤber gerieth das Volk von Madtid in Es fihumee 
mad) Aranjmen Hier dachten die koͤnigl. Garden wie das Ihre Wuth 
brach daher am 18. März 1808 gegen den Gaͤnſtüng los. Er warb wir mit 
Mühe von dem Prinzen von Aftnrien gerettet, ber dem Wolke verſprach, ihn ver 
Gericht zu fiellm. Auch in Madrid und an a. Drten dußerte fich der oͤffeneliche 
Hasß gegen dem Friedensfuͤrſten. Alles mas ihm gehörte, ſelbſt nhgtiche — 
die er gemacht, wurden zerſtoͤrt, oder verbrannt, aber nichts warb geraubt 
demf. Tage metbete Karl IV. dem Katfer Napoteon, daß der FÜrfl — 
Entlaffung gegeben, und daß er, der König, nun felbſt ben Oberbefthl db Here 
und Flotte Abernehmen wolle. Der Aufruhr hatte aber biefen ſchwachen Monar⸗ 
chen fo in Angſt geſetzt, daß ex b. 19. zu GSunften ſeines Sohnes, des Prinzen 
von Aſturien, die Krone nieberlegte. Auch Dieſes meldete er den Kalfer in olneme 
Briefe vom 20. März. Unter allgemeinem Jubel ward Ferdinand VER. (f.b.) 
übers nee Aral Ex Hiekt hierauf den 2%. f. feterlichen Einzerg in Mabrib 
— welche Stadt bereits ben 23, Murat, Großherzog von Verg, Oberbaſrhloha⸗ 








Spanien von 1808 — 28 411 


‚ber bed franz. Heeres, auf bie erſte Nachricht vom ben Ereigniſſen in Aranjuez bes 
fest hatte, und fanbte 3 ſpaniſche Granden an ben Kaifer Napoleon, um feine - 
Thronbeſteigung zu melden. Allein Napoleon befchied fie nad) Bayonne, wo er 
feibft den 15. Apeil anfam. Karl IV. hatte jedoch, von f. Gemahlin, die für 
das Leben bed Guͤnſtlings zttterte, bewogen, f. Abdankung in einer geheimen Er⸗ 
derung vom 21. Maͤrz, die er dem Großherzog von Berg zuftellen ließ, wider⸗ 
rufen. Aber an bemf. Tage hatte andy die Königin an Murat gefchrieben, und 
ihn um Schutz, vorzäglic für den Briedensfürften, gebeten. „Ste wuͤnſche fich 
mit dem Könige und dem Fürften an einen Ort zu begeben, ber ihrer Geſundheit 
zuträglich fe”. Diefes Schreiben der Königin gebachte fo wenig als 2 andre, von 
ihe und ber Königin von Etrurien, vom 22. März, jenes Widerrufes ; fie baten 
bloß um einen anderen Wohnfis als Badajoz, wohin fih nach Ferbinands VII. 
Verlangen der alte Hof begeben ſollte. Der Widerruf mar alfo wahrſcheinlich mit 
dem Großherzog von Berg, ber den Baron Monthion am 23. Aranjuez geſandt 
hatte, verabredet, und bee Tag jener Urkunde auf den 21. zuruͤckgeſtellt worden. 


Karl IV. übergab dem Baron Monthion einen Brief an Napoleon vom 23., wor 


in er ihm f. Widerruf meldete. So warb ber franz. Katfer gleichſam aufgefobert, 
Richter in dieſem wichtigen Sawilienprocefie zu fein. Daher verſchob «6 Murat, 
Serdinand VII. ald König anzuerkennen; er gab bem alten Könige eine Leibwache 
von franz. Truppen, und erſuchte ben jungen König, ben Briedensfürften an Na⸗ 
poleon ans zuliefern, und biefem ſelbſt bis Burgos entgegenzugehen,, weil es allge . 
mein hieß, daß ber Kaifer ſelbſt nach Madrid kommen wolle. Das Volk jeboch 
widerſprach laut ber Abreiſe bes jungen Könige. Endlich am 8. April beflinnnte 
Serbinand VII. dazu Napoleons Abgefandter, bee General Savary, durch bie 
Verſicherung, daß er bei f. Ankunft in Bayonne fofort als König werde aner⸗ 
kannt werben. Savary kannte jedoch fo wenig als die Übrigen Napoleons gehei⸗ 
me Abfichten. Ferdinand ging mım dem Kaifer bis Wittorla entgegen, und als der- 
felbe nicht kam, von ba zu ihm nach Bayonne. gleich von mehren hellſehen⸗ 
den Männern gewarnt, folgte er hierin bem Rathe f. Vertrauten, Cevallos, Es⸗ 
coiquiz und Infantado; auch uͤberredete ihn Savary, der ihm ein Antwortfchreis 
ben von Napoleon auf ſ. Brief aus dem Escorial gebracht hatte. Das Volk aber, 
welches ſich dieſer Reife widerſezte, mußte von franz. Truppen auseinanderge⸗ 
trieben werden. Napoleon empfing den Prinzen bei ſ. Ankunft in Bayonne, den 
20. April, mit großen Freundſchaftsbezeigungen. Allein ſchon nach ben erſten 
Beſuchen kündigte ihm Savary Napoleons Verlangen an, er folle auf den Thron 
von Spanien Verzicht leiften. Der Kaiſer felbft hatte über biefen Gegenſtand ben- 
felben Tag Abends mit Escoiquiz jene berühmte Unterrebung, die fo viel Licht Aber 
die banonner Raͤnke verbreitet. S. de Pradt's „Memoires sur la revolut. d’Es- 
pagne” (Paris 1816). - Ohne alle Unftände bot Rapoleon ben Bourbons für 
die Abtırtung Spaniens Ekrurien und Städte von Portugalan. Lange konnten 
die ſpaniſchen Staatsmaͤnner ſ. Erklaͤrungen nicht für Ernſt halten, Er wolle, 
glaubten fie, damit nur die Abtretung einiger Provinzen oder Colonien er 
zwingen. Daher war jede Unterhanblung des Erzbifchofs de Prabt mit Es⸗ 
coiquij und auch die der franz. Miniſter mit Gevallos fruchtlos. Nun zog 
Mapoleon den alten König und den Friebensfärften in das Spiel. Die von 
Ferdinand VII in Madrid niedergefegte Regierungsjunta hatte nämlich den 
Sürften an Mirrat ausllefern müflen, worauf er ben 26. April in Bayon⸗ 


ne ankam. Ihm folgten d. 1. Mai ber König umd bie Königin, dann die ' 


übrigen Glieder der koͤnigl. Familie, mit Ausnahme des Cardinals von Bourbon 
"und deffen Schweſter, der Gemahlin bes Friedensfuͤrſten. Sept wurde ber gegen ſ. 
Sohn hoͤchſt aufgebrachte Karl IV. durch dem Sriedegsfürften und die Königin 
(weiche fogar von Napoleon verlangte, daß vr Ihren Sohn auf das Blutgeräfl 


— 





Me Spanien von 1808 — 28 


ſchicke) leicht dahin gebracht, |. Sohn und f. game Familie zugleich mit der Keeu⸗ 
von Gpawien gegen ein Jahrgeld ben Planen Rapoieont aufpsopfen. Der Prinz 
wiberfland lange; endlich erziwang man von ihm, als bie Nachricht von dem bluti⸗ 
gen Aufteitt in Madrid vom 2. Mai *) in Bayonne augekommen war, durch die 
Drohung, ihn als Majeſtaͤtsverbtecher, ber gegen das Leben ſ. Ältern ſich verſhwo⸗ 
sen, zu richten, daß er am 5. Mai anbedingt ſich bereit erklaͤrte, bie Krone an feinen. 
Vater zurächzmgeben. Darauf fol auch Napoleon won dem ſich firäubenden Prin- 
zem mit dem Drohworte: Prinz, Ste haben bie Wahl nur zwifchen Abtretung und 
Tod!’ am 10. Mat die Entfagung auf alle f. Rechte an Spanien erpreßt haben. 

Diefelbe Erklaͤrung ſtellten bie Infanten D. Carlos und D. Antonio aus; felbft 
der Cardinal von Bourbon erkannte in f. Schreiben (Toledo, den 22. Mai) biefe 
Abtretung an und hulbigte Napoleon ald Oberherrn von Spanien und Inbien. 

Die Königin von Eteurien wurde mit ihren Anfprüchen auf Entſchaͤdigung ganz 
uhr Stillſchweigen Übergangen. Frankreich bezahlte ber entthronten Samilie 
Jahrgelder. Kari IV., feine Gemahlin, der Friedensfuͤrſt und die Königin ven 
Etrurien begaben fich nach Compiegne und endlich nach Rom. Der Prinz von 
Aſturien und bie Infanten wurden in Valençay, einem Schloffebes Pringen Talley⸗ 
rand, bewacht. Nun berief Napoleon, als Koͤnig von Spanien, eine Junta von 
150 fpan. und amertt. Abgeordneten nach Bayonne. Darauf ernannte ex feinen 
Bruder Joſeph, bisherigen König von Neapel, zum König von Spanien und Ins 
bien, indem er die Unabhängigkeit ber fpan. Monarchie in ihren biäherigen Gren⸗ 
zen anerkannte. Den 15. Juni eröffnete die Junta, welche dem neuen Könige, ber 
ben 7. Juni in Bayonne angelommen war, fofort gehuldige hatte, ihre Sitzungen. 
Sie beftand nur aus 90 Mitgliedern. Den 7. Juli rear bie fpan. Verfaffung von 
150 Art. entworfen und befchtworen, worauf König Iofepb, von den Mitgliedern 
der Zunta und allen Miniſtern des vorigen Königs begleitet, den 9. Juli Bayonne 
verließ und den 20. In Madrid f. Einzug hielt. Napoleon zweifelte keineswegs an 
dem Gelingen f. Planet. „Glauben Sie mir, Kanonikus“, fagte er zu Escoiquiz, 
„Zänder, wo es viele Mönche gibt, find leicht zu unterjochen. Ich weiß dies aus 
Erfahrung. In jedem Kalle wird der Widerftand nicht groß fen”. Wie wenig 
kannte er das Land und die Nation! Und wie wenig den — Moͤnch, der zu 
allen Zeiten fanatiſch und ſtolz auf ſein Vaterland war! Die aufgeklaͤrtern Spanier 
wänfchten eine beſſere Staatseinrichtung. Es erwachte ſogar die alte Vorliebe fuͤr 
einen Habsburg, fuͤr den Erzherzog Karl. Aber Keiner mochte das Neue, auch das 
Beſſere nicht, von einem fremden Volke empfangen; am wenigſten von Franzoſen; 
am allerwenigſten von Napoleon. Er hatte Ferdinand VII. in das Garn gelockt, ex 
hatte das Vertrauen eines Theils der ſpan. Nation getaͤuſcht, und wollte jetzt das 
ſtolze Volk mit einem Heere von kaum 80.000 M., zum Theil neugeworbener 
Mannſchaft, in Unterwuͤrſigkeit erhalten! Da ſchlug die Stande, in der die Voͤl⸗ 
ker erwachten. Zuerſt [hen im Mai, als bie Macheicht von ber Verzichtleiſtung 
Karls IV. zu Gunſten Napoleons ankam, griff das Bolt von Aflurien gu ben 
Waffen; Rengonien, Sevilla und Badajoz folgten. Palafor brachte von Bayonme 
nad) Sarageffa den Befehl bes Prinzen von Aſturien, die Einwohner gu betvafinen, 


*) Das durch bie Entfernung Godoy's nach Bayonne. erbitterte und durch den 
anmaßenden Zon, welchen bie Franzoſen annahmen, im höchften Grab gereigte Bol 
| geif zu den Waffen, als am 2. Mai auch die Königin von Etrurien und bie Infan⸗ 

en Franz de Paula und Antonio.von Madrid abreiften. Rur mit Mühe warb end⸗ 
I ra he ‚buch bie Dazwifchentunft des Raths von Gaflitien, ber. Aufruhr 
Diviflondgeneral, über 86 Dfficiere und 1500 Soldaten waren von 
Ben en auf dem Plage geblieben ‚etwa 3 Mal fo viel verwundet und entwaff: 
net. Spanifcher Seits ward ber Verluſt auf 500 Mann geriet. a. terroriſtiſchen 
Maßregeln, welche bie Franzoſen trog der verheißenen Anmeftie in ben naͤchſten Tagen 
ergriffen, — noch die allgemeine Erbitterung. erzaͤhlt Camicero. 











Spanien von 1808 -- 88 418 


und bie oberfle Junta erhielt von ihm bie Erlaubniß, nach Befinden Die Cortes zu 
berufen. Nun brach bie Wuth des Volks furchtbar qus gegen bie Franzoſen und 
deren Anhänger. Mehre Spanier von hohem Range fielen als Opfer. Der Abel 
und alle Behoͤrden gehorchten endlich dem Ungeſtuͤm des Wollt. Ganz Spanien 
warb eine Vendae, ber Krieg ein allgemeiner Kreuzzug. Die franz. Heere waren zu 
ſchwach, nur die Hauptpunkte zu beſetzen; kaum Eonnten fie das offene Feld ber 
baupten. Moncey mußte fich nach Valencha zurückziehen. General Dupont und 
Wedel wurden in Anbalufien umzingelt und (19. und 20. Juli 1808) bei Baylen 
(f. d.) geſchlagen und gefangen. Auch fahen bie — fich oai die Bela⸗ 
gerung von Baragoffa (f. d.) aufzuheben. Dies Alles erhoͤhte die Kuͤhnheit 
bes Spaniers zum wildeſten Trotz. Vom 2. Mai bis zum 31. Juli 1808, wo Jo⸗ 
feph aus Radrid nach Vittoria entfloh, erhoben ſich 10 Millionen zu dem Kamıpfe 
für Unabhängigkeit. Der allgemeine Schlachtruf war: „Siegen oder Sterben fir 
das Vaterland und für Ferdinand VIE!" (Das Felbzeichen war ein- eoches Band 
mit der Inſchrift: „Venoer o morir por patria y por Fernando VII.) Sch 
am 6. Juni hatte die Iunta von Sevilla als oberfle — — ba 
ak! exlaflen; der Math von Gaſtilien befahl jegt bie Aushehumg: von 
300,000 M. An Einienteuppen zählte Spanten 85,000 M. , ohne bie 15,000 
unter Remanc. Sofort zwangen bie Spanier das franz. Gefdwaber in Gadiz zur 
üihergabe (14. Zumt). 6 Tage darauf brach der Aufftand auch in Portugal aus. 
Rım felgte am. 4. Juu bie Ertlaͤrung des beitifchen Bündniffes mit ber fpnnifahen 


Motion. Bu gleicher Zeit drang Gen. Cueſta aus Balicien mit 40,000 M. berver 


und griff den Marſchall Weffieres bei Medina dei Rio Secco am 14. Juli an. 
Nach hartem Kampfe erhielt der Feind den Sieg. Es fielm 27,000 M. auf bel⸗ 
ben Seiten. Allein der oben erwähnte Steg bei Baylen entfchieb den Abzug ber 
Sranzofen und Caſtannos ruͤckte am 23. Aug. in Mabrib ein. Da rief Napoleon 
f. alten Krieger von den Ufern bes Niemen herbei (15. Aug. bi6 20. Nov. 1808) ; 
aber Die Tapfern waren nicht zahlreich genug, um Aberall zu ſiegen. Jettt ruͤſtete 
fid, Oſtreich Darm verficherte ſich der franz. Kaiſer der Freundſchaft Rußlauds 
in ber Zuſammenkunft mit Alexander zu Erfurt d. 27. Sept. bis 14. Det. 1808. 
Ihr g an England war jedoch vergeblich, weil dieſes ohne . 
ordneten f. Bundesgenofien, ber fpanifchen Nation, im Namen Ferdinandé VII 
nicht unterhandeln mochte. Während * hatte ber Ben. Romana (11. Ang.) 
einen Theil f. Heeres aus Fuͤhnen auf engl. Schiffen an die Küflen von Spanien 
(bei St.s Ander d: 9. Det.) verfegt = —**— (21. Aug.) bei Vimelra die Fran⸗ 
zoſen unter Junot gefchlagen, worauf biefer d. 22. zu Cintra capitulirte, ben 30. 
EUfſabon und bald ganz Portugal räumte. Ein engl. Heer ſtand bee 
umb Jofeph wartete aͤugſtlich am Ebro auf Hälfe von |. Bruder. Doch die Sentral⸗ 
ytkta, welche fich zer Aranjuez d. 25. Sept. 1808 gebildet hatte, verlor kun rachten 
Augenblick; denn die Zwietracht unter den verfchisdenen Provinzialienten —— 
der Einheit mb der raſchen Ausfuͤhrung des allgemeinen 
anlaßten einige Maßregeln der oberſten Junta, z. B. die Entfernung — 
La Cueſta von Heerbefehl, großes Mißvergnuͤgen. Da ruͤckte ſchnell n 
mit einem friſchen Heere am 6. Nov. bis an den Ebro vor; ſchon den 10. ſchlug 
Soult den Mittelpunkt des großen fpan. Heeres unter dem unerfahrenen MRarquis 
de Belvedere bei Samonal, worauf er — den Fliehenden zugleich in Burgos ein⸗ 
drang. Dann öffnete am 11. Victors umb Lefebore’s Sieg bei Espinofa über den 
Unken Flügel den Weg nach Afturien und der Norbküfte; Lannes's Sieg bei Tu⸗ 
dela am 22.Nov. über ben rechten Flügel des großen fpan. Heeres warf bie Fliehen⸗ 
den nah Saragoffa (f.d. und Palafor). Nun drangen bie Franzoſen in 
die Mitte des Reichs vor. Unter Napoleons Augen ımb Beſſieres's Anführung 
erflürmten Polen und — den Gebirgspaß der Somo⸗Sierra am 30, Nov., 





414 Spanien von 1808 — 28 


und fen am 2. Dec. fand das franz. Heer vor Madrid. Binnen 36 Otunden 
war das verfchanzte Buen⸗Retiro in franz. Gewalt, worauf Mabrid vom Admiral 
Merla, der an der Spige der Vertheibigungsiumta ſtand, verrathen, am 4. fich dem 
Kaiſer unterwarf. Joſeph fand Alles in feinem Palafte wie er es verlafien. Die 
Hauptſtadt hulbigte ihm aufs neue. Aber ber Eleine Krieg wuͤthete fort — der 
ganzen Halbinſel. Die Centraljunta verlegte jetzt ihren eis nad) Badajoz, dann 
nad) Sevila. Das Heer, welches von Eſtremadura her zum Entfabe von Madrid 
herbeigeeilt war, Iöfte fich auf. Mur durch Werrath, glaubte der Spanier, könne 
her Fremde ſiegen; unb von ſolchem Argwohn ward mehr als Ein Heerführer er⸗ 
mordet. Es fielen bie Feſtungen Mofas (5. Dec. 1808) und nad) Gmonatlicher 
Vertheibigung Girona den 10. Dec. 1809. Gowion St.:Cyr ſchlug bie a 
von Baylen bei Wals, und ber engl. Feldherr Moore führte das britifche Heer, als 
Rapeleon d. 22. Dec. über die Suabarama gegangen, um ihn vom Meere abzu⸗ 
ſchneiden, den 24. von Saldagna bis Salicien zuruͤck, wo er, von Soult bei Co⸗ 
sun ben 16. Yan. 1809 vergebens angeguiffen, mit f. Webe ben Elrg un bie Ein. 
ſchiffung des Heeres am 17. errang. Baid darauf ſchienen Sebaſtiani's Sieg 
über Urbina bei Ciudad⸗Real den 27. März und Victor's Sieg über Cuefta bei 
Mebelin den 28. Maͤrz dem franz. Heere den Weg über die Sierra Morena nah 
GSevilla zu öffnen. Allein die Sieger in offener Schlacht blieben nur Meifter bei 
Orts, wo fie eben landen. Überall von Guerillas umringt, waren fie ſtets über» 
flägelt oder umgangen. Der Spanier führte den Krieg orientalifch, wie Parther 
und Araber. Erfloh vor dem Feinde, um ihn zu — Der durchſchnittene, 
— Boden gewährte große Vorttheile für den kleinen Krieg, an dem alle 
Staͤnde, ſelbſt Weiber und Kinder, Theil nahınen. *) Wald fehlte ben Franzoſen 
der Unterhalt. Keine Verbindungslinie mar feſt genug, ihre Stellung ober Beine: 
gung zu ſichern. Jede Zufuhr erfoberte ſtarke Bedeckung. Vergebene hatte Napo- 
leen the liberalen Ideen zu f. Beiſtande aufgerufen und en am &. Dec. 1808 
bie Feudalrechte abgefchafft und bie .. aufgehoben, deren Gefaͤngniſſe man 
leer und in deren Schage man nur 750,000 Sr. fand. Vergebens hatte er bie 
Haͤnpter der Inſurrection, den Herzog von Sufantabo u. A. m. , geaͤchtet; verges 
beud dem Marquis de St.Simon bad Leben gefchenkt; vergebens that auch Jo⸗ 
ſeph Alles, um die Liebe der Nation zu gewinnen, und fiellte deßhalb bie umter 
Kauis IV. Regierung abgeſchafften GStiergefechte wieder her: Nichts konnte ben 
gen Mönchen beherrſchten Volkswillen beugen, noch den beleibigten 
——— verſoͤhnen. Überdies ſtand das groͤßte Thor der Halbinſel, Liſſabon, 
den Englaͤndern offen. Moore's Feldzug hatte Napoleon verhindert, es ihnen zu 
weſqußen. Da griff Oſtteich zu den Waffen, um bie Schmach bes presburger 
Friedend zu vertiigen. In diefer Gefahr vertraute Napoleon Spanien feinen Mar⸗ 
fchaͤlen an und eilte am Ende des Jan. 1809 nach Paris, um fich auf ſtreich zu 
werfen. So warb Sevilla und gewiſſermaßen felbft Spanien ſchon damals gerettet. 
———— Sieg. Er habe, glaubten fie, das 
Land aufgegeben. Seitdem erſchoͤpften 5 Jahre hindairch Napo⸗ 
ee was Talente, Kriegskunſt und Tapferkeit vermochten, um 
bie Halbinſel zu unterwerfen. Ihnen fehlte ber Zauber von Napoleons Perfönlide 
' Reit unb gegen fie trat Wellington auf. (S. d. und bie Schrift: „Arthur, Herzog 
v. Wellington. Sein Leben als Feldherr und Staatomann Mac Elliot, Clarke 


%) Nach Sarnicero hatte vorzüglich la Romana Bar Syſtem ber Guerillas allge: 

mein organifizt. Der General Juan Martin mit dem Beinamen 

tete eine ſoiche Schar in der Nähe von Madrid. Unter den Übrigen Guellasführern 

Landen ſich Dina und Porlier aus. Diefes Syſtem unterhielt bie Energie und bas 
elbftvertrauen ber Nation fortdauernd ungefch und — Bei jedem Unfalle 

tröftete dev Spanier fich mit bern befannten: „Non importa 








- Spanien von 1808 — 88 418 
u. A. bie zum Sept. 1816". kpz. 1817.) Dass kam ber Zwieſpalt zwiſchen 
Napoleon und Joeſeyh. Tee ſah in dena Letztern kaum ſ. Lieutmmant. Er verzieh 
ihm nicht, daß er Madrid fo leicht verlaſſen, und ſetzte ihn — fo zuruͤck, daß er 
ſchon daburch den Spaniern verächtlich werden mußte. Aber auch ber Eigennug 
trennte beide Bruͤder. Napoleon hatte biöher den Krieg mit feanz. Gelbe zur 
Jetzt folite Joſeph die Koſten beftreiten und — alle Einkünfte ſtockten! Da wollte, 
feinem feistlichen Worte zu Bayonne entgegen, Napoleon Spanien theilen ober 
Provinzen abreifen. Nur Joſeph widerſprach ihm. Dies machte aber ſelbſt Jo⸗ 
ſephs Anhänger wankend und ber Nationalhaß kaͤmpfte um ſo verzweifelter für bie 
Erhaltung bed Ganzen. In 6 blutigen Feldzuͤgen, vom 2. Mai 1808 bis zur 
Schlacht non Zouloufe den 10. April 1814, ward ber große Kampf ausgekaͤmpft; 
ber erſte zwiſchen einer Mation und Napoleon. Überall, faft taͤglich, fo & Blut, von 
Cabiz bis Pampeluna und von Granaba bi Salamanca. Diefer Krieg kanute 
kein Erbarmen unb Seine Ruhe. Die Lofung war: Zerſtoͤrung und Tod! Die 
ſpan. Grauen — gefangene Franzoſen unter Martern. Man erſaͤufte 700 
zer Sefangene im Minho. In Oporto und Coimbra wurden die Kranken in 
den franz. Siechhaͤuſern umea Leben gebracht. Man tödtete felbft die Heerbeamten, 
die nicht fochten. Dieſer Wuth entſprach die leidenſchaftliche Thaͤtigkeit, mit ber bie 
oberſte Junta neue Heere an die Stelle ber geſchlagenen zuſammenbrachte. Nicht 
geringer waren Napoleons Anſtrengungen. Im ihrer größten Stärke betrug bie 
= Heeresmacht auf der Dalbinfel, ale Maſſena mit mehr als 80,000 M. 
ortugal 309, 200,000 M. Fußvolk und 30,000 M. Reiterei, und 1813, 
* adrid und Valladolid von ben Franzofen verlaſſen wurden, 130,000 M. zu 
Fuß und 20,000 Pferde. Außerdem flieg die Zahl der Keiegsbeamten, bie nicht 
in bes Linie fochten, und ber übrigen Angeſtellten auf 40,000 Köpfe. In biefen 
Reihen wätheten Schwert, Dolch, Seuche und Mangel. Denn als ber Guerilla» 
—— mehr ſich entwi elte, war bie Berpflegumg ebenſo mangelhaft als koſt⸗ 
De Pradt ſchaͤtzt den Verluſt, den eich am baarem Gelde, das in ben 
— Spanien floß, erlitt, nam Fr., ohne was ihm bucch dan 
unterhrochenen Handelsverkehr entzogen war | 
Zwei Gegenſtaͤnde befchäftigten 1800 und 1840 bie franz. ge in 
Spaten: die Wiedereroberung Portngals und das Vorbringen fiber 
Morcena gegen Cadiz. Seithdem die Briten Meifter von g — — 
and bie noͤrdliche Hüfte Spaniens, auch Ferrol und —2 ihren Landungen wie⸗ 
der geoͤffnet waren, gelang zuerſi den Franzoſen unter Mey und Kellermang bie 
Wiedereroberung Aſturiens vom 14. — 20. Mai 1809. Inbeſſen drang Sir 
Arthur Wellatien (nachmals Lord Wellington) von Liffabon her über Alcantara 
den Tojo hinauf ud Cueſta fließ mit ihm unweit Trarilio zuſamman, waͤhrond ber 
engl. General Wilſon über Placenzia und ber Spanise VPenegas von.ber Sierra 
Morena herab. Madribd vortuͤckten. Diefen kuͤhnen Angrifföplan vereitelte bie 
Eqhlacht bei Talavera (27. und 28. Juli). Zwar ſiegten bie Briten unter Helles 
ley Änbes die Grangofen unter Victor, Jourdan unb dem Könige Joſeph; alleie von 
den Eipaniem zu wenig unterſtuͤtzt und von hen anruͤchenden Soult und Ney in der 
Furle betgohs, mußten fie fich gegen Portugals Grenze zuruͤckziehen, er 
Bemegeas ben Ruͤckzug antrat, anf weichen or (14. Aug.) bei Almonacid vom Koͤ⸗ 
nige Joſenh ve. murde. Daſſelbe Schickſal hatte Wilſon gegen Ney in den 
von Baros. Madrid war gerettet, und der Sieg gab dem Könige den 
Buuh, dan 48. Aug. Die fran. Moͤnchsorben aufjuheben. Allein bies wor DI 
in die Flamme gegoffen. Zugleich machten pie Expöhung ber Steuern, bie Nichte 
bezahlung der minhrfien Gehalte und bie aligemeine Mahrungslofigkeit die Sofephi \ 
xiſche Regierung verhaßt. Dazu kamen noch Theuerung und Snsgeosnoth in 
Madrid. Die Centraljunta gu a entſchloß ſich jetzt, der allgemeinen Fode⸗ 


\ 





416 Spanien von 1808 — 28 


rung nachgeben, bie außerord. Cortes zu berufen und eine Regentſchaft gu er⸗ 
nennen. Ne Herte wurben ausgeruͤſtet. Arezaga rechte mit 55,000 BR. über 
Toledo bis Ocaña vor, wo er aber von Mortier den 18. Rov. gänztich gefchlagen 
wurde. Madrid war alfo ein zweites Mal gebedit; allein in Catalonien, Aragonien - 
und Biscaya warb ber blutigſte Krieg mit den einzelnen Infurgentenhaufen gefahr. 
Empecinado's Schar machte fich ſelbſt in der Nähe von Madrid furchtbar. In Alte 
caſtilien flreiften die Banden bes Barrioluchio, des Couvillas, Rodriguez und Ja⸗ 
cobe; in Navarra die Scharen bes kuͤhnen Dina. Der ſtaͤrkſte Haufe, 4500 M. 
unter dem gefhrchteten Marqueſito, ehemal. Obriften des Reg. Aragonien, beſchaͤf⸗ 
tigte mehre franz. Generale im offenen Selbe. Vergebens legten die Sranzofen auf 
ihren Heerlinien fefte Pläge an und ſuchten durch mobile Golonmen ben Rüden bes 
Heeres frei zu halten. Indeß gelang ihr Hauptplan gegen Andalufien. Bit 22,000 
MM. glaubte der ımbefonnene Arezaga bie 15 Stunden lange, perſchanzte und mis 
niete Linte auf der Sierra Morena, in deren Mitte ber feſte Pag von —— 
Tag, zu behaupten gegen 60,000 M. Kerntruppen unter ben erſten nr 
ropas. Dem Feinde gelang jede Bewegung. De ffoles und Gazan nahmen 
20. Jan. 1810 den Paß von Despenna-Peras; Sebaſtiani erfiärmte den Eng. 
paß von ©.» Eftevan und bemädhtigte fich ber Bruͤcken Aber ben Guadalquivir; 
ebenfo drangen bie Abrigen Heerfäulen vor und d. 21. San. zog Joſeph in Baylen 
ein. Jaen warb erobert, Eorbova unterwarf fi. Sebaſtiani befeste Granaba den 
29. Jan., Malaga d. 6. Febr., und Joſeph hielt d. 1. Febr. f. Einzug in Se 
villa, von wo die Junta d. 25. Ian. nach Cadiz entflohen war. Sofort (6. Febr.) 
warb dieſe allein noch freie, von 16,000 Spaniern unter Albuquerque und von 
4000 Engländern ımter Graham vertbeibigte, überdies durch eine britifchTpanifche 
Flotte geſchuͤtzte Stabt, von der Landſeite gänzlich eingefchloffen; alle Bemuͤhun⸗ 
gen, fie zu erobern, ſcheiterten aber an ihrer feften Lage, ſowie jedes guͤtliche UÜberre⸗ 
dungsmittel an dem feften Sinne der jest auf 160,000 angetwachfenen Volks⸗ 
menge. Unterbeffen dauerte ber Krieg in Gatalonien und Aragonien 
chen fort. Im Leon eroberten die Sranzofen Aftorga d. 22. April und richteten 
- jest — Angriff auf Portugal. Hier ſtand noͤrblich vom Tajo unter Wellington 
ein brit. Heer von 30,000 und unter Beresford ein portug. von M., 
a noch 52,800 Mitigen kamen. An Wellington’d rechten Fluͤgel bei bajoz 
— Ms ein am Heer von 20,000 M. unter Homana und ein Heerhaufe von 
Die Hauptmacht der Verbündeten fi auf 
* nn gemachten Anhohen von Liffabon. Wellington's Plan war daher 
Bertheidigung. Maffena, an ber Spitze bes großen franz. Heeres, begann f. Unter⸗ 
nehmung im Juni mit der Belagerung von Ckudab⸗Rodrigo. Nach einer ent 
ſchlofſenen Vertheibigung übergab der tapfere Herraſti die Feſtung den 10. Jull. 
un drang Ney (24. Juli) über ben Goafluß in Portugal ein, doch hielt A⸗ 
meida, das der Engländer Gore —— Maffona auf bis zum 27. Aug., wo 
«8 capitulisen mußte, Wellington ließ num alle Gegenden verheeren, durch welche 
Maflena ihm ins Inmere von Portugal folgen konnte. Dieſer mußte daher £ 
Wochen Ber für — ſeines Heeres Anſtalten treffen, ehe er weiter 
— Zugleich befi häftigte Welington die Frangofen bie vor Cadiz Durch 
ve Bewegungen, um Romanga's Heerſtellung zu ſichern. Endlich brang 
Bf den 18. Sept. Aber ben Mondeja gegen Sokmbra vor. Auf n 
Marſche ward er zwar den 27. bei Bufaco gefchlagen, erreichte aber dennoch die 
* von Sardico, weiche ihm bie Ebene vor Liſſabon oͤffneten Allein jetzt ruͤckte 
auch in die ſtarke Stellung von Torres⸗Vedras ein, welche aus 2 Li⸗ 
nien auf ben Höhen vor Liffabon beftand, die durch 170 vortheiipaft angelegte 
Mate a BAR ———— t wurden. Maſſoͤna fand fie unangreifs 
bar und zog fich nach mehren Kleinen Gefechten d. 14. Nov. nach Santarem surkdi. 














Spanien von 1808-8 . 417 


Hier Bond er bie zum Maͤrz 1811, wo ihn der Mangel an Lebenemitteln Portu⸗ 
gal ih. zu ‚verlaffen möthigte. Raum gelang es ihn, durch ben 2tägigen 
Kampf bei Suentes d’Onoro bie Befagung von Almeida, welche die Werke fprengte 
‚und unter Brenier ſich buschfchlug, anſichzuziehen. Dagegen fiegten die Frau⸗ 
zofen auf a. Punktem. Suchet eroberte b. 2. San, 1311 die wichtige Feſtung Tor- 
tofa in Catalonien; kl d. 28. Juni nach einem Staͤgigen mörberifchen Stur⸗ 
me die Feſtung Tarragona; Soult nahm bie Srensfefaumen gegen Portugal, 
Olivenza und Badajoz, d. 10. März, und Victor ſchlug den — ea: Graham, 
welcher der Cadü frei machen wollte, d. 3. März bei Chiclana. Im Herbſt unternahm 
der Marſchall Suchet den-Zug gegen Valencia. Nachdem er je — 
aragoniſche Heer nuter Blake geſchiagen hatte, ‚fiel Sagunt d. 26. Oct. und Va⸗ 
—— 9. Jan. 1812. Mun drang Wellington wiederum in 
ein. Er eroberte d. 19. San. Ciudad⸗Rodrigo, hierauf d. 7. April Badajoz 
¶ſ. d). Hätten im nur die in Gabi; verfammelten Cortes ımb die Regentſchaft, 
weldte aus dem Ben. Blake *) und den Seeofficieren Agar und Ciccar beſtand, 
durch Eintracht und Vertrauen beffer unterflügt! Jetzt fand Marmont an ber 
a. des Heeres von. Portugal. Aber der Verluſt der entſcheidenden Schlacht 
Salamanca d. 22. Juli 1812 nöthigte ihn, Madrid, von wo Joſeph entfloh, 
gi Beiten preiösugeben, wo. Wellington am 12. Aug. einzog. Nun hoben bie 
Franzoſen die Belagerung von Cadiz auf (d.25. Aug. 1812). Sie zogen ihre 
Macht aus Suͤdſpanien und draͤngten fie in die oͤſtlichen und noͤrdlichen Landſchaf⸗ 
ten zufommen. Nach der Befreiung Madrids verfolgte Wellington deu Feind 
bis Burgos; allein die Belagerung bes Be Burgos hielt ihn nach mehren 
abgefchlagenen Stuͤrmen vom 19. Sept. — 0. Des. auf, wo er,. da unterbefien 
das fram Heer anfehnliche Verftärkungen erhalten, bie Spanier aber ihn nicht ges 
börig unterſtuͤtzt hatten, die Belagerung aufhob und ſ. Heer nach dem Duero zu⸗ 
ruͤckzog. Nach mehren Gefechten verlegte er d. 24. Nov. fein Hauptquartier nach 
Freynada an her Grenze von Portugal, und die Franzoſen ruͤckten wieder in Ma⸗ 
drid ein. So endigte 8* J. 1812, in welchem bie 134 Mitglieder ber Cortes ein 
neues Verfaffungsgefeg für die Monarchie entworfen, und ben 18. Maͤrz in Gabi; 
hatten. Die Regentfchaft — daſſelbe d. 20. Maͤrz. Dieſe Con⸗ 
ſtitutio er von Spaniens Alltirten, Großbritannien, von Schweden, Dänes 
mark, Preußen u. X. m., auch von Rußland (in dem Bundesvertrage beffelben 
mit Spanien zu Welicki⸗Lucki vom 20. Juli 1812) anerkannt und in Mabr nah 
Wellingten’s Einzug beſchworen werben war, hatte viel Gutes, aber den Haupt⸗ 
fehler, daß fie die Cortes gleichfam zu Mitregenten erhob und dadurch bie Macht 
des monarchiſchen Regierung zu fehe befchränkte. (Vgl. „Die ſpan. Conſtit. d. Cor⸗ 
tes ımb die prov. Conſt. ber verein. Prov. von Suͤdamerika, m. hiſtor.⸗ſtatiſt. Einl 
293. 1820.) Endiich entſchied Napoleons Ungläd in Rußland mech das Chic 
je dee pyrendifchen Helbinfel. Soult wurde im Anfange 1813 mit 30,000 IR: . 
aus Spanien abgerufen.‘ Suchet räumte barauf Valencla im Jull; doch entfegte 
er Tarragona, das Bentink beiagerte, im Ang. und behauptete fich hierauf gegen 
Clinton am Lobregat. Aber fchan hatte Joſeph d. 27. Mai er Madrid vers 
laſſen mäflen und Wellington hatte Salamanca d. 26. Mai befest. Das from. 
Heer unter Joſeph und Jourdan zog fich gegen Wittoria zuruͤck. Hier eveilte 
Wellington den Feind und erkaͤmpfte am 21. Juni den —— Sieg bei Bits 
toria, nach welchem das in Umerbnung gerathene franz. Beer, von Graham und 


Ablabal bemsächtigte ſich des Vaffes Dancorho; Graham beingerte ©. „Sebafkian, 
*) An Bilakrs Stelle trat 1818 der Cardinal von Bourbon, Erzbiſchof von Zoledo. 
Gonv.ster. Siebente Aufl. Bd. X. 27 


4A1038 Cpasien von 1808—28 


und Wellington betrat (d. 9. Jull) Frankreichs Grenze. Unterdeſſen hatte Na⸗ 
poleon in DOresden ben Narſchall Soult db. 1. Juli zu ſ. Lieutenant und Oberfeld⸗ 
herrn bes franz. Heere in Spanien ernannt. Dieſer vereinigte bie geſchlagenen 
Heerhaufen und fiellte eine betraͤchtliche Macht dem andringenden Sieger entgegen. 
Den 24. Zuli begann ber Kampf in den Pyrenaͤen. Man flug fih auf allen 
Punkten bi6 zum 1. Aug. ; aber Wellington behauptete [. Stellung unb nahm b. 
31. Aug. S.⸗Sebaſtian mit Sturm, nachdem er ben Feind, ber zum Eutfag her⸗ 
anruͤckte, mehrmals zuruͤckgeworfen hatte. Doc) drang, ex erſt d. 7. Oct. aus den 
Pyrenaͤen vor und ging über die Bidaſſoa. Als nun Pampelona (31. Oct.) ge 

war, ſtand außer in Barcelona und einigen a. catalonifchen Plaͤtzen kein 


fallen war 
Feind mehr auf ſpaniſchem Boben.*) Wellington griff hierauf mit verſtaͤrkter 


Macht d. 10. Nop. die feindliche Heerlinie an den verfchanzten Ufern der Niville 
am unb Soult 509 ſich in das Lager von Bayonne zuruͤck Doch konnte ber britifche 
Seldhere exft, nachbem er d. 9. und 10. Dec. über bie Nive gegangen war und bis 
zum 13. mehre Angriffe bes Feindes zuruͤckgeſchlagen hatte, feſten Fuß in Frank⸗ 
veich faffen. Sein Hauptquartier war St.» Sean de Luz. Won hieraus warf er im 
Ian. 1814 Sucher’ 3 Angriffe an der Gave zuruͤck. Dann Dass er dem Ober 


felbheren Soult d. 26. Zebr. bei Orthieß eine Schlacht, in welcher er ihn aus feiner . 


feſten Stellung warf und bald in unorbentlicher Flucht gegen die obere Garonne 
zuruͤcktrieb. Wellington folgte nun bem feindlichen Heere, das fich unter Soult 
nach Toulouſe 309, auf dem Fuße. Hier machte ber blutige Sieg am 10. April umb 
bie Einnahme der Stadt Touloufe dem Kriege ein Ende. (S. bes Oberfien Caba⸗ 
nis „Historia de la guerra de Espaüa contra Nap. Bonaparte”, auf Ferdinands 
Befehl aus den Papieren des Kriegsarchivs zufammengetragen, Th. 1, Intzodu- 
: eion bi 1808, Madr. 1818, und franz. in Paris; und des bad. Haupt. Rigel, 
eines Augengeugen, Schrie: „Der 7jaͤhrige Kampf auf der pyren. Halbinfel 
von 1807 — 14", Darmflabt 41819 — 22, 3 Bbe.) 


Die ordentl. Corte⸗ hatten bereits am 15. Jan. 1814 ihre erſte Sitzung wies 


bee in ber Hauptſtadt gehalten. Sie befchloffen am 2. Gebr. in Gemäspeit des am 
1. Jan. 1841 erlaffenen Decrets, dee König Kerbinand VII. ſolle, ſobald er ben 
fpauifchen Boben betrete, auf die Verfaffung der ſpan. Monarchie ſchwoͤren, auch 
foße ihm nicht nr als Koͤnig gehorcht werben, als bis er in der Volksverſanmmlung 
den vorgefchriehemen Eid geleiftet habe. Der für England feindfelige Friedens⸗ und 
Bundesvertrag, ben Mapoleon und Jerdinand VIL zu Walengan, 11. Dec. 1813, 
mit einander abgefehloffen, ward von den Cortes verworfen, weil fie ſchon durch den 
om 1. Jan. 1811 erlafienen Beſchluß, Alles, was Ferdinand während ſ. Gefangen: 
ſchaft thun moͤchte, fuͤr nichtig erklaͤrt hatten. Der König Ferdinand, der am 13. März 
Valencay veslaffen, kam endlich den. 24. Mär; 1814 mit ſ. Bruder, dem Infanten 
D. Antonio, in Gerona an. Sein andree Bruder, D. Carlos, ward vom War; 
THal — erſt on eine fchriftliche Werficherung bes Könige, ben frangöfifchen 
Truppen Plägen freien Abzug zu gewähren, freigelaſſen. 
Bon Be * ſich der König nach Tortoſa; ſodann, ungeachtet dee dringen 
hen Eintabungen der Eortes, bald nad ber Hauptflabt zu kommen, nach Saragofla, 
und von da ben 16. April nach Valencia. Hier empfing er Abgeordnete ber Corte, 
Deren Wortführer, ber Here Bourbon, u. A. ihm fagte: „Das Vaterland fegt 
als welche durch die von den Stellvertretern 
angenonnnene Verfafſungsurkunde vorgezeichnet find. An dem Tage, an welches 
& dieſelben Äberfchreiten werben, wird der feierliche Vertrag, den daſſelbe heute 
2) Diefer Krieg war fo mörderifch, daß von 80,000 M. ital, Truppen nı 9000 
brten. Das Negiment Baden verlor in Schlachten , durch Meuchelmord umb 
N n ir 6 IneL Dorfellung Tlmenit. Wegrhenheiter u Sn —* —*X 
oje N a m en 14 r 
—88 Truppen in Spanten, 1808 bis Ende ** Freiburg.) 








Spanien von 1808 — 28 419 


mit Ihnen eingeht, gebrochen fein”. Der Redner ſchloß mit ben Worten: „Der 
Himmel fchäge und verlängere Ihre Lebenbtage, wenn fie der Nationalwohlfahrt 
gewidmet fein werben”. Auf feine Frage aber, wann der König auf bie Verfaffung 
ſchwoͤren wolle, antwortete Ferdinand kalt: „Daran habe Ich noch nicht gedacht“. 
Bald nachher erflärte er, überredet von der Anhänglichkeit ber Städte Eataloniens, 
Aragontens und Valencias, umgeben von Truppen, die ihm den Eid ber Treue 
geſchworen, und von einflußreichen Mathgebern, beſonders vom Herzog von In⸗ 
fantado bewogen und auf ben Math des Generals Elio, nachdem 69 Mitglieder 
Gorte® (die fogen. Perfas) Ihm eine von dem nachmaligen Marquis von Mata⸗ 
floeida, 12. April 1814, abgefaßte Verwahrung gegen bie Conftitution hatten 
überreichen laſſen, in einer zu Valencia am 4. Mai erlaffenen Kundmachung bie 
ihm von den Cortes zur unbedingten Annahme vorgelegte Conſtitution für nichtig, 
ließ ſodann durch den General Eguia, d. 10, in Madrid die Miniſter Alvarez Guer⸗ 
ra, Garcia XRereros und Odonojo, und bie vorzäglichften Mitglieder der Regent⸗ 
haft, Agar und Eiscar, ſowie der Eortes (D. Auguflin Argueles, genannt el 
Divin, und 63 andre), verbaften, und hielt den 14. Mai bafelbfl feinen Einzug. 
Das Bott, weldyes fiber die von ben Cortes nen eingeführte directe Steuer miß⸗ 
vergnägt war, empfing ihn mit Begeifterung. Ferdinand milderte die firengen 
Formen der koͤniglichen Würde, verfuhr aber defto Härter gegen die Anhänger der 
Cortes und Joſephs. Alle Dfficiere bis zum Capitain herab, welche Joſeph gebient 
hatten, wurben mit ihren Weibern und muͤndigen Kindern aus Spanien für Ihre 
Lebenszeit verbannt. Ein gleiches Schickſal traf die Civilbeamten vom Staatsrath 
bis zum Kriegscommiſſair; 1819 lebten über 6000 Spanier in Verbannung, und 
die Zahl aller Ihrer buͤrgerlichen Rechte für verluſtig erklärten, gefangenen ober vers 
triebenen Spanier belief fi auf 12,000. Den Officieren vom niedrigern Range 
warb 1819 zwar bie Ruͤckkehr erlaubt, jedoch mußten fie ihr Betragen vor Mill: 
tatereinigungecommifflonen zechtfertigen. Auch warb ber Freimaurerorden aufge 
hoben und die Inquifition wiederhergeſtellt; den Mönchen und Kloͤſtern wurden 
ihre Güter zurädtgegeben, und den Zefuiten durch das Decret vom 29. Dat 1815, 
welches fie tn alte fett 1767 ihnen entzogene echte und Güter wieder einfegte, die 
Ruͤckkehr in alle Städte der Monarchie erlaubt. Zwar hatte der König In jener 
‚Kundmachung vom 4. Mai 1814 verfprochen, eine auf liberalen Grundſaͤtzen be: 
ruhende Verfaffung einzuführen, und die Cortes zu berufen, ohne deren Zuſtim⸗ 
mung Beine Steuern eingeführt twerben ſollten; auch hatte er darin feinen Abſcheu 
vor jedem Despotismus erklaͤrt, und Sicherflellung der perfönlichen Freiheit und 
des Eigenthums, Trennung bed Staatsſchatzes von der Civilliſte, Preßfreiheit 
unter gefeglichen Befchränkungen und Berathung aller in Zukunft zu erlaſſenden 
Geſetze mit ben Cortes ber Nation zugefagt; allein nichts von Dem geſchah. Viel⸗ 
mehr begann ein pofitifcher Juſtizdespotismus, der auf verfchiebenen Punkten des 
Reichs unruhige Auftritte und Verſchwoͤrungen zur Bolge hatte. Ein Beiſpiel 
ftatt vieler: Der berühmte Vertheibiger von Saragofſa, Calvo de Rofas, wurde, 
weil er feeifinnig dachte und eine Verſchwoͤrung nicht bekennen Eonnte, 5 Stumden 
lang gefoltert. Er blieb flandhaft bis zue Ohnmacht. Won ben Männern, die 
für Ferdinands MWiedereinfegung unter ben Fahnen der Cortes gekaͤmpft hatten, 
wurden als Verſchwoͤrer, weil fie fich ber Herrſchaft der Mönche wiberfegen woll⸗ 
ten, Porlier, Lacy und Vidal, nebft einer großen Anzahl Dfficere, hingerichtet. 
Mina u. A. vetteten ſich durch Die Flucht. Wegen ber Verſchwoͤrung, bie ber Gen. 
Elio im Jan. 1819 in Valencia unterdruckte, wurden 13 Theilnehmer gehangen. 
Am unzufriedenſten war das Heer. Daher machten Guerillas oder Banden von 
Soldaten das Innere von Spanien fehe unſicher. Selbſt die für liberale Ideen 
unempfaͤngliche Mafle des Volks warb der Megierung abgeneigt, weil mit der haͤr⸗ 
teſten Willkuͤr Verwirrung und Elend immer mehr. zunahmen Sade hoͤhern 
| ; 27 





420 | Spanien von 1808—28 


Volksclaſſen aber trennten ſich um fo feindfeliger bie Parteien bee Servilen ımb 
' Liberalen. Die Grundſaͤtze ber Letztern hatte ſchon 1813 Don Matth. Vinueſa, 
Pfarrer von Tamajon in Flugſchriften heftig bekämpft. Jett war bie „Atalaya be 
la Mancha“, eine von dem Hieronymiten Auguftin be Caſtro hesausgegebene Zeit⸗ 
ſchrift, das wirkſamſte Organ ber Servilen. So erwachte ein Geiſt der Verfol⸗ 
gung und Unterdruͤckung, ber alle Leidenſchaften in Bwegung ſetzte. Vergebens 
warnten freimuͤthige Männer, wie Empecinado, Balleſteros u. A., den König. 
Sie wurden verbannt ober eingekerkert. Europa ſchwieg. 6 Jahre regierte Ferdi⸗ 
nand mit unbeſchraͤnkter Macht (1814 — 20). Der pariſer Friede von 1814 gab 
‚ ven an Frankreich abgetretenen Theil von St. Domingo an Spanien zurüd, und 
fpäter warb auch das Recht des ehemaligen Königs von Etrurien, Sohn einer ſpa⸗ 
nifchen Jafantin, auf Parma (f. d.) anerfannt. Seit 1815 ſchloß Ferdinand VII. 
neue Verträge, vorzüglich den Sklavenhandel (f.d.) betreffend, mit Groß⸗ 
britannien, dem er auch die Nichterneuerung des Familienpactes mit Frankreich 
verfprochen haben fol. übrigens fchien er mehr dem ruffifchen als dent englifchen 
Sefandten in Madrid fein Vertrauen zu ſchenken, obwol England, das 33 Mit. 
Pf. St. auf den Krieg in Spanien verwandt hatte, Ferdinands Vertrauen vorzugs⸗ 
weife verdiente, als es ihm rieth, die Conſtitution ber Cortes, mit dem Vorbehalte 
der nöthigen Abänderumgen, anzunehmen. Bei Napoleons Ruͤckkehr von Elba 
1815 Vieß Ferdinand ein Heer an die Grenze ruͤcken. Der Zwift mit dem Hofe von 
Braſillen aber, dee Monte Video am öftlichen Plataufer hatte befegen laffen, meil 
Spanien Dlivenza, wie die wiener Gongreßacte e8 beflimmte, an Portugal zuruͤck⸗ 
zugeben fic weigerte, warb durch die Doppelbeirath bed Königs und feines Bru⸗ 
ders mit 2 portugieftfchen Prinzeffiimen (1816) nicht beigelegt. Doch hielt Eng» 
lands Vermittelung den von Spanien 1819, trog feiner Schwäche gebrohten Ein: 
fall in Portugal zuruͤck. Nach langer Zögerung ward aud) ber von dem Minifter 
Caſa d Yrnjo und dem Geſandten Onis mit dem Eongrefle der Verein. Staaten von 
Nordamerika abgefchloflene Tractat vom 22. Febr. 1819, in welchem Spanien bie 
Floridas für 5 Mill. Dollars an die Verein. Staaten abtrat, genehmigt. 
dem warb 1816 mit dem Königreiche der Niederlande ein Schutz buͤndniß gegen die 
NRaubſtaaten zu &tande gebracht, umd zur Belebung des inlänbifchen 
das Verbot aller fremden Baummollenwaaren den 26. Oct. 1816, erlafien. Die 
meiſte Thätigkeit warb auf Ruͤſtungen gegen bie Unzufriebenen in Amerika gewandt, 
deren Beſchwerden und Bitten nicht angehört wurden. Der König erklärte fie für 
Rebellen und verlangte unbebingte Unterwerfung. Man kaufte deßhalb (zum Theil - 
untauglich befundene) Schiffe von Rußland u. a. Mächten. Bei der Zerruͤttung 
ber Geldkraͤfte bes Staats Eonnten aber diefe Ruͤſtungen nur langfam vonflattens 
gehen, ſodaß die Kaper ber Infurgenten im Angefichte ber fpanifchen Küfte Schiffe 
wegnahmen, während koͤnigl. Seeofficiere, da kein Gold ausgezahlt ward, im 
eigentlichen Sinne Hungers ftarben. Endlich erhielt die Stabt Cabiz bie Erlaub⸗ 
niß, auf eigne Koften Sregatten auszuruͤſten, um ihren Handel zu vertheibigen. 
Dabei fehlte ed nicht an druͤckenden außerorbentlidhen Steuern und Anleihen. Das 
Urtheil über die verhafteten Mitglieder der Cortes ward, nachdem bie dazu nieder⸗ 
gefegte Sommiffton ihrer mildern Anfichten wegen mehrmals aufgelöft worben 
, vom Könige ſelbſt ausgeſprochen. Sie wurden theils nach Feſtungen 
und in die afrikaniſchen Preſidios gebracht, theils in Kloͤſter verwieſen, theils 
unter das Militair geſteckt. Die Unſicherheit in den Negierumgegrunbfägen, 
ober ba8 geheime Raͤnkeſpiel, bewies ber häufige Miniſterwechſel. So entlieg 
ber König zum fechöten Male am 30. Oct. 1816 ben erften Staatsſecretair 
D. Pedro Cevallos, welcher vielen Antheil an der Verſolgung der Mitglieder 
der Cortes gehabt hatte. UÜberhaupt fanden feit 1814 — 19 25 Miniflerver 
änderungen flatt, meiſtens plöglich und mit Härte. Sie waren größtentheils 


\ 





ESGpanien von 1808 — 25 421 


“ eine Wirkung des Einſtuſſes der Camarilla, ober des zum perfönlichen Dienſte bes 
Könige beſtimmten Hofftaats. Seit dem Miniſterſturze im Juni 1819 war im 
Staatsrath das Anfehen des Juſtizminiſtexs Lozano de Torres überwiegend. Ex 
widerſetzte fich am entfchiebenftex ber fo oft erwarteten und von 2 Königiimen *) 
vergebens erfichten Anmeſtie und ähnlichen milden Maßregeln. Als aber auch er 
zuletzt dem Derzog von San⸗Fernando weichen mußte, ba biieb noch immer ber 
Einfluß der Camarilla vorherrfchend. ‚Außerdem befaßen das Vertrauen bes Rs 
nigs der Pater Cirilo und ber. Beichtvater Bencomo. Roc waren Hauptflügen 
der Partei der Wilke ber Procurator Ugarte und ber Pater Manrique. Solche 
Rathgeber vereitelten jeden Plan, ben Gtaat zu retten. Der einfihtövolle Finanz 
minlſter Garay konnte fein befferes Finanz» und Steuerſyſtem nicht durchſetzen. 
Er warb entlaffen. Endlich befchleunigte der Verluſt der amerikaniſchen Golonien 
den Umſturz ber alten, durch Mißbraͤuche aller Art in ihren Grundfeſten erfchütters 
ten Monarchie. **) j 
Dieſer Umfturz warb 1820 durch das Heer bewirkt. Schon früher hatten 

einzelne Officiere fich verſchworen, um bie Gonflitution der Corte wieberherzu ⸗· 
ſtellen. Porlier, Mina, Lacy, Bibal traten, Einer nach dem Andern, an die Spige 
der Anhänger des vernichteten Staatsgrundgeſetzes. Sie waren ungluͤcklich. Dina 
rettete fich durch die Flucht; die Andern wurden hingerichtet, und ihre Freunde auf 
die Folter und ins Gefängniß geworfen. In den Provinzen herrſchten Elio und 
Eguia durch das Schrecken; jener in Valencia, diefer in Granada. Unterbeffen 
befefligten die amerikanifchen Provinzen Buenos-Ayres, Chili, Venezuela (f. Co⸗ 
lombia) und Neugranada ihre Freiheit; es verunglüdten die Truppen, welche 
man bem bedrohten Lima zu Hülfe fandte, und: die große Ausruͤſtung in Cadiz ver⸗ 
ſchlang den Schag erzwungener Anleihen, ben Credit felbfl, ohne zu Stande zu 
kommen. Gleichwol beharrte ber König auf diefer Unternehmung. Es fhien, man 
wollte die Armee über das Weltmeer hin verbannen, weil man ihren Geiſt fuͤrch⸗ 
tete. Da ward in der Stille ein Entwurf zu einer Stantsveränderung gemacht, 
und ber Ausbruch eines allgemeinen Aufſtandes auf ben. 1. Mai 1820 beftimmt. 
Mit diefem Plane hing ein geheimer Bund umter ben Officieren zuſammen, beflen 
Abficht ebenfalls dahinging, die Werfaflung ber Cortes wieberherzuflellen. Man 
wollte bazu die Abneigung ber Truppen „ſich nach Amerika ſchicken zu laſſen, bes 
nugen. Schon hatten ganze Regimenter beſchloſſen, ſich ber Einſchiffung zu wi⸗ 

*) Der König hatte ſich, als feine 2. Gemahlin, die portug. Prinzeſſin, im Dec. 
a N geftorben war, im Oct. 1819 mit ber Prinzeffin Joſephe von Sach⸗ 

2 i 


bit. | 

++) Dies ift das Urtheil unbefangener Beobachter in Spanien felbft, die fchon 1806 . 
vorausfahen, bag Alles fo kommen müffe, wie e8 erfolgt iſt. Freih. von Hügel (in 
feiner Schrift: „Spanien und die Revolution”, Leipzig 1821) fieht den Grund bes 
‚Übels in den neuen politifchen antifocialen und antireligiöfen Lehren, welche auch in 
Spanien die Meinung des Volks irregeleitet haben follen. Anders urtheilen Kienee; 
„De V’Espagne, et des consequences de lintervention armee’ (2, Xufl., Paris), 
und Sullian: „Precis historique des principaux 6venemens qui ont amené la 
revolution d’Espagne‘’ (Paris 1821), Doch aud Hr. v. Hügel erkiärt ſich freimü- 
thig über die Mißbraͤuche in der Verwaltung und über bie Urfachen des öffentlichen 


Elends, welche auf das Schickſal der fpanifhen Monarchie eingewirkt haben. De Pratt 


in feiner Scheift: „Europa nad) dem Congreffe zu Aachen”, fagte ſchon 1819 über 
Spanien u. A.: „Wenn man für die Throne fürchtet, fo muß. man ben Blick nicht 
nach Frankreich, fondern nach‘ Spanien richten; fie werden nicht von der franz. De: 
mofratie bedroht, fondern von dem Skandal, bad Spanien im 19. Jahrh. der In⸗ 
quifition, den Mönchen und einem unfinnigen Despotismus überliefert. Die Herab: 
wuͤrdigung ift dem Throne gefährlicher als bie Demokratie. In dem Staate ber Gei⸗ 
ſter find alle Throne ſolidariſch; was ben einen befchimpft, trifft auch den andern, 
unb die Auftritte in Spanien -thun ihnen mehr Schaden als bie Verfammlungen (das 
Wahligefeg) in Frankreich. Dort in Spanien wäre Europas Vorſorge legitim; benn 
jenes Land bereitet unferm Welttheil große Übel”. 





2 Spanien von 1808 — 28 


berfegen, und ſelbſt ber Oberbefehlehaber O' Donnel, Graf bei Abisbal, befand 
ſich im Geheimmiſſe ie er aber feinen Ehrgelz, al8 Dictator das Cchidfal ber 
WMonarchie zu leiten, durch bie Civilgewale gehemmt fah, teat er auf bie Seite 
beb Rönisb nur, und leg dem 8. Falk 1819 die Abteilung der Truppen (7000 
Mau), welche fchon das. Zeichen zum Aufflanbe gegeben ne. entwaffnen; 123 
— wurden verhaftet, darunter 14 Stabsofficiere. Darauf unterbrach das 
— die Zuruͤſtangen. Endlich warb der Befehl zur theilweiſen Cinſchiffung 
— im Dec. 1819 gegeben, und * ſollte ſie im — 1820 vor ſich 
* —— briſtlieutenant D. Rafael Riego, den 
des Morgens um 8 Uhr, zu S.⸗Juan bie Berfaffung von 1812 procla⸗ 
= , hierauf Das Dauptauartier zu Artos umzingelten, ben (an Abisbal's Stelle. 
vom König ernannten) Oberbefehlshaber Callejo, Grafen von Galderon, feinen 
Seneralfinb und den Seeminiſter Clöneros in Verhaft nahmen, fich der Forts 
San⸗Fernando und S.⸗Pedro bemächtigten, die Stabt Isla be Leon meh ol 
beſetzten, und bie in Folge bes 8. Juli eingekerkerten Officiere befteiten. 
dieſen befand fich ber von ihnen im Voraus fchon zum oberften Anführer — 
uroberſt Antonio Quiroga. Allein der Angriff auf Cadiz mißlang. Hier 
leiſteten bie Seetruppen Widerſtaud, und jene waren nicht ſtark genug, bie Corta⸗ 
— welche die Landenge von Cadiz vertheidigt, zu nehmen; doch eroberten fie 
Caracca, two das Seearſenal, ein Linienſchiff, mehre Kanonierſchaluppen, viele 
Zeantport⸗ u. Lebensmittel in ihre. Haͤnde fielen, und wo fie mehre hundert Staats⸗ 
rs rear Bald wuchs bad Nationalheer — fo nannten fich die 
Aufruͤhrer — et — welche zu ihnen uͤbergingen, bis auf 
— — tet amen beffeiben,, daß es vom Könige bie 
Annahme ber Verfaffung verlange. — ward eine — — —— 
junta in Isla de Leon errichtet. Alle Verſuche uber, bie in Cabiz für 
das Unternehmen zu gewisinen, wurden durch den Einfluß bes bafeish allgemein 
verehrten Biſchofs Cienfueges unwirkſam gemacht. Unterdefien hatten bie Offi⸗ 
ciere ber koͤnigl. Truppen in Sevilla dem General D. Mandel Freyre den Oberbe⸗ 
fehl übertragen, und ber König hatte ihn beſtaͤtigt, weil ex die Liebe der Soldaten 
befaß. Vergebens fuchte Freyre bie Aufruͤhrer durch Amneflie und’ andre Verſpre⸗ 
— — Als ex endlich ein Heer von etwa 12,000 M. am Ende bes 
San. verfsumelt, und mit demſelben die Idla de. Leon bie Chiclana, Conil und 
nöxblich dee Bai von Tabix umıflelt hatte, fah ex, daß fein Heer ſelbſt wankte und 
gegen feine Mitbuͤrger nicht fechten wollte. Er fuchte daher nur — zu nie 
wo ein von dem Oberſten San⸗Jago geleiteter Aufſtand unter den Truppen um 
Einwohner am 24. Fan. kaum hatte unterbräckt werden Einnen. Die —— 
beſchraͤnkten ſich nun in ihrem Angriffe bloß auf die Cortadura. Um jedoch die 
Verbindung mit ber Bat von Gibraltar zu erhalten, ſandten fie unter dem kuͤhnen 
Mioge eine Schar 002500 M., die General Cruz mit einem koͤnigl. Truppen⸗ 
corps am 9. Febr. vergebens aufzuhalten fuchte, nach Algeziras, wo ihnen bad 
Volk fo wenig als ee rer Endlich zog Riego, ob» 
gleich von Joſeph O' Donnel verfolgt, nach den Gefechten am 17. und 18. Febr. 
ungehindert in —— (19. Gebr.) ein, und ſetzte nach einem Gefecht mit O' Don⸗ 
nel 6 Truppen feinen Zug über Echja und Cordova nach et — wo fich 
überall daB Voik theitö leibend verhielt, cheils für die Werfaffung erklärte. Das 
Nationalheer unter Quiroga aber wanbte fich in öffentlicher Rede an ve König 
(3. Jan.), an die Nation, an das koͤnigl. Heer, die Seetruppen und an die Stadt 
Gabtz: „Ste wollten nicht den Thron ſtuͤrzen, noch ben König verlaſſen, nur das 
Baterland von dem u A einen ee 
fe". Der Aufruf an das fpanifche Volk ſchilderte die Urfachen bes Verfalls des 
Staats und ber Nation; er zeigte bie Gefahren bes Throns und des Volks ohne 


> 














Spanien von 1806 — es 423 


Verfaffung und Freiheit. Jetzt erwachte in Spanien ſaſt allgemeit ber Entſchleck 
die Verfaſſung der Cortes wiedetherzuflellen; zuerſt in den Städten. In Coruña 
und Ferrol fehten Bol und Truppen bee 21. Febr. bie en in Reoft, und 
Don Pedro Agar, ein altes Mitglied der Regierung der Cortes, übernahm ben 
Vosfig in der Junta von Baticien. In Murela warb den 29. Febr. bie Verfafſung 
verkuͤndigt; das Volk zerſtoͤrte ben Palaſt ber Inquiſttion, und aus dem Kerker 
des heiligen Gerichts traten Alpuente und Torrijos an bie Spitze ber Verwaltung. 
Bald hatte ſich die ganze cantabrifche Hüfte, St⸗Ander (28. Febr.), Oviedd und 
Bilbao für die Verfaſſung von 1812 erklaͤrt; darauf hoben fich in Aragonien bie 
Behörden einmüthig mit bem Wolke und den Soldaten in Saragofia, 5. Maͤrz. 
Auch war der gefuͤrchtete Guerillaanfuͤhrer, Francisco Eopo; y Mina aus feiner 
Verbannung von Paris entkommen und hatte ben 25. Febr. in — die Fahne 
des Nationalheers im noͤrdlichen Spanien aufgepflanzt. Gleichzeitig nahm Pan 
pelona aus eignem Antriebe bie Berfaffung am, welche daſelbſt ber —— Es⸗ 
peleta in Kraft ſetzte. Madrid ſelbſt gerleth in Bewegung. Von bier war General 
Abisbal, ſtatt mach Catalonien fich zu begeben, nach Ocaña (LO Leguas don Ma⸗ 
drid) gegangen, wo zum Schutze des Königs ein Here zuſammengezogen werden 
ſollte. Er rief daſelbſt mit feinem Bruder, Carlos O'Donmel, ber dad Regiment 
Kaiſer Alexander befehligte, am 4. März bie Verfaſſung aus. Beide vereinigten 
fich Darauf mit dem Oberften Riego, und General Jeſeph D’Donnel, ber noch in 
der Verfolgung —— begriffen war, kehrte mit merigen Truppen zu dem Gb 
neral Freyre zuruͤck, ber mm felbft, nachdem mehre Batailloue fa. a. das Regls 
ment Soria aus Cadiz, ben 18. Febr.) zu den Aufruͤhrern Wbergegangen wäre, 
da fein Heer kaum nody 7000 M. zaͤhlte, bie Verfaſſung in Sevilla belamtb 
machte, worauf in ganz Andalufien Waffenruhe eintrat. Died Altes ſchreckte ben 
König in feinem Palaſte aus feiner Sicherheit auf. Schon am 29. Yabr. wat 
die Megierung von dem nahen Ausbruche eines allgemeinen Aufſtandoplans ums 
terrichtet. Ferdinand fegte daher eine Directorlaljunta nieder umter dem Ans 
fonten Den Carlos. Doch diefer widerrieth alles .. wauͤhrend der = 
fant Don Srandie:o für die Berufung ber Cortes ſtimmte. Run tief Ferdinand ben 
nach Balladelid verbannten General Balleſteros zuruͤck; allein biefex lehnte es ab, 
an Freyre's Stelle dem — zu uͤbernehmen. Auch er ſtimmte für die Be⸗ 
rufung bee Cortes. Die Huͤlfe des heiligen Bundes anzurufen, war zu ſpaͤt. 
Ein folcher Schritt a bed Koͤnigs Krone und Leben in Gefahr gebracht haben. 
Ebenſo wenig Beifall fand Etio’s Vorſchlag, daß der König fi von Madrid ents 
—— ſolle. Endlich trug Ferdinand am 3. März dem erſten Diiwifler, Herzog v. 
S.⸗Fernando auf, „weil ber Verfall des Staats feine Aufmerkſamkeit gefeffelt und 
feine Sorgfalt in Anſpruch genommen habe”, den alten Staatsrath herzufiel⸗ 
Im, welcher zweckmaͤßige Änderungen vorfchlagen, und dem alle andre — 
ten, die obern Tribunaͤle, ſelbſt die Univerfitaͤten, ſowie — 
und offen ihre Ideen darüber mittheilen ſollten. Allein zu ſpaͤt. Die — *5 
Rathgeber des Koͤnigs verſtummten, und die Gefahr — m.fo zu, ba Alles ſich 
bereinigte, um dem geaͤngſtigten Monarchen bie Berufung ber Gortes — 
Ferdinand befahl daher am 6. März ihre Zuſammenberufung nad) den, 
alten Gefegen ber Monarchie. Aber das Volk rief: „Nicht die alten verjährten 
Cortes wollen wie; wie wollen die Desfeffung und bie Cortes von 18121" — 
Selbſt die Garniſon, mit Einfchluß der Hausteuppen, an welche nu 
corps des Natiomalheers unter Miguel Lopez; Danes, und das Genlecords, mıter 
FJelipe Arco Aguerd, offene Erklaͤrungen am 4. Gebe. erlaſſen Hatten, zeigte ſich 
entfchloffen, wenn der König bie Verfaſſung nicht nie, ſich mit dem Natio⸗ 
nalheer zu vereinigen, doch ſollten 2 Bataillone zum des Könige zuruͤck⸗ 
bleiben. Da bemiligte enblih — den 7. Abenoͤs um 10 uhr —; anf, Burebm 





424 | j Spanien von 1808-28 


des Infanten D. Francisco, des Wifchofs von Madrid und des Gen, Balleſte⸗ 
208, Ferdinand VII, dem Drange gebieterifchee Umſtaͤnde, was er nur 
lange den Wünfchen der Nation verweigert hatte. Es erfchien am 8. März 

das Decret vom 7. , in welchem ſich der König bereit erklärte, die Sorte. von 1812 
zu berufen, und nach dem allgemeinen Willen des Volks bie Verfaſſung von 1812 
zu beſchwoͤren. Diefer Beſchluß beruhigte die Hauptſtadt. Am 8. flelite Gen. 
Balleſteros, nad) dem Wunſche bed Volks und auf Befehl des Königs, bie Stadt⸗ 
behoͤrde (ayuntamiento) von Madrid wieder her, wie fie 1814 unter ben Cortes 
. gevoefen war. Sie felbft ſchloß fofort diejenigen Mitglieder aus ihrer Mitte aus, 
welche damals der Aufhebung ber Verfaffung beigetreten waren. An bemf. Tage 
warb eine allgemeine Anmeſtie für die wegen politifcher Vergehungen Verhafteten 
und Verbannten befanntgemacht, worauf das Volk und Balleſteros bie Kerker der 
Inquiſition öffneten, aus denen ber verfchwundene Graf Montijo hervorkam. Am 
9. errichtete Ferdinand VII. eine proviſoriſche Junta von 11 Mitgliedern, die bis 
zu verfaffungsmäßigen Einfegung ber Corte alle Megierungsfachen mit leiten 
folte. An ihrer Spige ſtand der Carbinal von Bourbon, Erzbiſchof von Toledo b 
(bisher in Ungnade), ber an ben König in Walencia bie bekannte Anrebe gehatten  , 
hatte. Balleſteros war Vicepräfident. Unter ben Abrigen bemerkte man den Gra⸗ 
fen Taboada, den Biſchof von Valladolid de Mechoacan (ein aufgellärter Staats⸗ 
mann, vom König früher zum Minifter ernannt, bald aber fortgefchidt), Don 
Manuel Larbizabal und Valdemoros, ber fich einft als Präfeet von Balencia dem 
Mathe des Generals Elio, die Verfafſung zu verwerfen, wiberfegt hatte. Vor die: 
fer Junta und in Gegenwart einer Deputation bed Ayuntamiento von Mabeib be 
ſchwor der König an demſ. Tage die Werfaffung, und wiederholte darauf vom Bal⸗ 
con vor bem verfannmelten Volke feinen Eid. Dann leifteten D. Francisco Balle⸗ 
ſteros, den Ferdinand zum General ber Gentralarmee, bie in Caſtillen gebilbet- 
wurde, ernannt hatte (ein Mann, ber einft unter Wellington nicht bienen mochte), 
und ale Körperfchaften von Madrid denſelben Eid auf die Verfaffung ; auch die 
Garniſon und die Garden beſchworen bas Verfaffungsgefeg. *) Am 10. erließ der 
König ein Manifeft an die Nation: „Er babe 1814 geglaubt, die Berfaffung fei 
nicht ber Wille des Volks, barum habe er fie damals nicht angenommen”. Jetzt“, 
fuhr er fort, „habe ich biefe Berfaſſung, nach welcher ihr verlangtet, beſchworen, 
und ich werde ihre feftefte Stüge fein. Vereinigt mit een Repräfentanten, wollen 
wir aufrichtig wandeln auf der Bahn ber Verfaffung ; ich an eurer Spige!" An 
demſ. Tage verlangte der König von ber Junta Worfchläge , um die perfönliche Srei- 
heit und bie Ausübung ber Preßfreiheit zu fichern und zu ordnen. Zugleich erließ 
er mehre Decxete, „nach Anhörung ber proviſoriſchen Sunta und mit ihrer Zuſtim⸗ 
mung”, in welchen er befahl, uͤberall die verfaffungemäßigen Behörden mit erfah- 


*) Bollftändig aus dem Original überf.: „Die Conftitution ber Cortes und bie 
proviforifche Gonftitution der vereinigten Provinzen von Suͤdamerika; aus den Urs 
kunden überfegt, mit hiftorifch-ftatiftifchen Einleitungen” (Leipzig 1820). Sie ift 
der franzöfifchen von 1791 ſehr ähnlich und enthält 384 Artikel. Die Verſamm⸗ 
Yung ber Gortes, welche" nebft dem König bie höchfte Gewalt barftellen und fich in 
ein Oberhaus abfondern, beftand aus ungefähr 150 Mitgliedern; ber König, wel: 
cher die vollziehende Gewalt, in Anfehung der Befchlüffe der Cortes aber nur ein auf: 
ſchiebendes Veto (f. d.) hatte, war nicht verantwortlich; die Minifter waren ed. Er 
ernamnte einen Staatsrath von 40 Mitgliedern auf den Vorfchlag der Eortes. In 
biefem Staatsrathe Tonnten uber nur 4 Geiftliche und -4 Granden Sitz und Stimme 
haben. Die Cortes verfammelten fi, auch ohne vom König berufen zu fein. Si: 
herheit der Perfonen und Freiheit der Preffe waren anerkannt und durch organifche 
Geſetze ins Leben eingeführt. Übrigens litt biefe mit einzelnen, bie Verwaltung betreffenden 
Beftimmungen überladene Urkunde an bem Fehler, daß das bemokratifche Princip mit 
dem monardjifchen in ein bem letztern nachtheiliges Verhaͤltniß geftellt, und daB das 
ariftofratifche Princip zu wenig berüdfichtigt ift. j 











Spanien von 1808 — 28 ! 425 
venen Männern, welche bie Liche bes Volks beſaͤßen, und die öffentliche Meinung 
kennten, zu befegn. Darum mußten ber Miniſter Matafloriba, bee Graf Pu⸗ 
son de Roſtro, und ber Herzog d'Alagon, Befehlshaber der Garden, ein Freund 
Welllngton's, ihren Abſchied nehmen. Sie, fowie die Herren Ramirez, Monte⸗ 
negro, Chamorro (vom der Camarilla des Könige) und U. verließen fehleunig Ma⸗ 

drid. Auch hob Ferdinand fchon am 1O. das Inquiſttionstribunal in der ganzen 
Monarchie auf, als unverträgtich mit der Verfaflung, und gemäß dem Decrete 
der Cortes vom 22. Febr. 1813, das die Inquiſition abgefchafft hatte. Darauf 
ſtellte am 11. der zum Minifter der Gnade und dee Juſtiz ernannte D. Iofe Gar 
cha de la Torre (Mitglied ber Centraljunta von 1808) alle Verfügungen wieber 
ber, bie ſich auf bie Preßfreiheit und auf die perfönliche Freiheit bezogen. Zugleih 
empfahl die peoviforifche Junta dem Könige den Pater Marina, Kanonikus von 
San » Ifidoro,, einen aufgeklaͤrten Prälaten (ben Verf, der „Teoria de las Cor- 
tes‘) ale Beichtvater. — Unterbefien hatte man auch in Gatalonien bereits am 
10. die Verfaſſung von 1812 wieberhergeftelt, worauf das Volk in Barcelona 
an Caſtaños Stelle den Marquis D. Jofe de Eaftellar zum Statthalter emannte, 
und die Acten ber Inquiſition verbrannte. In Murcia und Alicante wurde bie 
Verfaſſung am 12. März beſchworen. &o warb in ganz Spanien binnen 6 Tagen 
das neue Syflem allgemein anerkannt. Nur in Cadiz, wo dies am 10. gefchehen 
ſollte, erfolgte eine blutige Gegenwirkung, indem bie koͤnigl. Truppen das verſam⸗ 
melte Volk uͤberfielen, wobei an 150 Bürger ihre Leben verloren, und noch mehre 
verwunbet wurden. Doch mißlang ber Plan, fich der Derfon des Quiroga zu bes 
mächtigen, fowie zu Sevilla der Anfchlag gegen Niego. In Cadiz konnte bie Ruhe 
nicht eher wiederhergeſtellt werden, als nach ber Veränderumg ber Garniſon, wor: 
auf man daſelbſt bie Berfaffang amı 20. und 24. März beſchwoͤren ließ. In Se 
villa war dies ſchon am 10. geſchehen. In Biscaya aber, wo anfangs die Stände 
ihre Vorrechte behaupten wollten, erfolgte bie feierliche Annahme erſt am 
29. z. — 
Der Koͤnig fuhr jetzt fort, mit Zuziehung der proviſoriſchen Junta, das ganze 
Verwaltungsſyſtem verfaſſungsmaͤßig umzubilden. An die Stelle bes Raths von 
Caftilien unb bes von Indien trat ein allgemeiner Obergerichtöhof, mit ben dazu 
gehörigen Untergerichten. Die Direction des Staatsſchuldenweſens wurde abge: 
ſondert von ber bes Schages. Mit dem neum Minifterium — in welches D. Jofe 
Canga Arguelled als Finanzminiſter, D. Perez be Caſtro ald Staatöferretair der 
auswaͤrt. Angelegenh. (an bes Herzogs von ©. : Fernando Stelle), der General: 
Kent. Giron de las Amarillas als Kriegsminiſter (an des Gen. Eguia 
Stelle), D. Alvarez Guerra als Minifter des Innen, D. Garcia de la Torte als 
Juſtizminiſter, D. Ant. Porcel als Miniſter für bie Colonien, D. Salazar (Verf. 
des beften Werks uͤber das fpanifche Seeweſen) als Marineminiſter, und D. Santa: 
Maria de Parga y Puzga als Staatsferretaie der Regierungsdepeſchen, eingetre- 
ten- waren *) — entfland zugleich ein neuer Staatsrath, unter dem Borfige des 
Generals D. Joachim Blake; D. Pebro Agar war ein Mitglied beffelben. In 
den Provinzen wurben Xefes politieos (Präfecte) an die Spitze der Civilverwal⸗ 
tung, ben bisherigen Generalcapitainen an bie Seite geſtellt, und ftatt dee Milizen 
Nationalgarden errichtet. Den Ktoftergeiftlichen geflattete man den Austritt aus 
den Kiöftern. Auch beſchloß man die Aufhebung ber Zünfte, bie Wollziehung ber 
Decrete der Corte von 1812, wegen Abfchaffung ber Patrimonlalgerichtöbarkeit, 
und eine neue Eintheilung des Reichs. Der König felbft nahm verfaffungsmäßig 
den Titel an: „D. Serdinand VII., von Gottes Gnaden und durch bie Gonflitution 
der fpanifchen Monarchie König von Spanien”. Endlich trat das Grundgefeg mit 
*) Salazar, la Zorre und Parga wurden bald nachher durch D. Juan Zabat, D 
Sarcia Herreros und D. Antonio Arguelles erfegt. | Ä 


⸗ 


426 Spanien von 1808 — 28: 


der Eröffnung bee erſten Verſammlung ber Cortes, am 9. Jull 1820 in volle 
Wirkſamkeit. Diefe Verfammiung beſtand aus 149 Abgeorbueten aus der Halb: 
infel, ohne die amerikanifchen, welche man vorläufig durch 30 Abgeotdnete aus 
ben eben in Spaten anweſenden Amerikanern erfegen wollte. Die Cortes fuchten 
in ben 4 Monaten ihrer Sigung (bit 9. Nov.) die Parteien ber Liberale, Afran⸗ 
cefado® und Serviles auszuſoͤhnen, die Heftigkeit ber erſtern, welche ſich beſonders 
zu Madrid im Clubb Lorenzini (ober in der Fontana d'oro) aͤußerte, zu zuͤgeln, bie 
zweiten in ihre Buͤrgerrechte wiedereinzuſetzen, und bie Gegentoirkung bee letztern, 
welche Verſchwoͤrungen und Aufruhr beguͤuſtigten, zu vernichten, zugleich aber 
auch bie Finanznoth und andre Gebrechen des Staats zu beiten. Allein bie deßhalb 
ergeiffenen Maßregeln, wie die Aufhebung eines großen Theils der und die 
ber Majorate, ſowie die gegen die fogen. Perſer ansgefprochene ung ihres 
Abfalls von ber Verfaſſung, und die Verbannung mehrer, deu Berfaffungseib 
weigernden Geifllichen erregten großes Mißvergnuͤgen. E6 bildete fi eine fogen. 
apoftolifche Fımta an Portugals Grenze, und in verfchiebenen Provinzen mehr als 
- eine Bande von Bauen, Minden und ehemaligen Guerilla⸗Goldaten (unter denen 
die des Priefters Merino bie furchtbarfte war), um bie Eönigl., durch die Werfaf- 
fimg von 1812, zu fehr beſchraͤnkte Gewalt in ben vollen Umfang ihrer alten echte, 
fowie die Ordensgeiſtlichen in ihre Güter wiebereinzufegen. — Auf ber andern 
Seite erhob fi im mehren Städten, befonders in Barcelona und Madrid, ber 
von demagogifchen Volksclubbs atıfgeregte Schwindelgeiſt des Poͤbels, welcher bie 
Freiheit bedroht glaubte, und die koͤnigl. Leibgarben als Zeinde der Verfaffung, 
3 Tage lang in ihren Gafernen belagerte. Nur die Garniſon von Madrid und bie 
Nationalgarde verhinderten das Biutvergießen. Dies Alles und ber zerrkttete Zus 
fland der ganzen Verwaltung laͤhmte noch mehr bie Kraft ber Reglerung. Als da⸗ 
ber der König in feiner Rede bei Eröffnung ber 2. Sigung ber ordentl. Cortes am 
1. März 1821, über die Beleidigungen feiner Würde und bie Schwäche mehrer 
Behörden fein Mißfallen ausgefpeochen, nahmen die Minifler, welche von biefem . 
Inhalte der Eönigl. Rede nichts gewußt, ihre Entlaffung , und Ferbinand wählte 
fi aus den ihm von dem Staatsrathe vorgefhlagenn Minen ein neues Minl⸗ 
fterium. Zwar gelang es bem beffern Theile der Bürger und der Truppen, nach⸗ 
dem die Sortes, 15. April 1821, ganz Spanien in Gefahr und Belagerungsſtand 
erklärt hatten, und ber berühmte, aus Caracas zuruͤckgekehrte, Feldherr Morillo 
in Mabrib an die Spige ber bewaffneten Macht geflellt werben war, ben Aetk⸗ 
ſchweifungen ber verfchiedenen Parteien an einzelnen Orten Einhalt zu thun, und 
die Provinzen zu beruhigen; allein die aufruͤhreriſchen Bewegungen des Poͤbels in 
Madrid, der durch das befannte Traga la perro ſich exhigte, hörten nicht auf, 
md am 4. Mai z0g ein wüthenber Haufe nach dem Gefaͤngniſſe, worin fidy ber 
Hofcapları des Könige, Mattias Winuefa, befand, der wegen einer Verſchwoͤrung 
gegen die Berfaffung zu 10jaͤhriger Galeerenſtrafe verurtheilt war. Die Hafenben 
uͤberwaͤltigten die Wache und zerfchmetterten dem Gefangenen mit einem Hammer 
den Kopf. Endlich flelite der Eräftige Morillo die Ruhe wieder ber, und that ben 
fernern Ausfchweifungen biefer Rotte, bie man bie des Hammers, del martille, 
nannte, Einhalt. Indeß reisten die Exeigniffe in Neapel und Piemont, 1821, auch 
nicht wenig die Uitraliberalen, welche man los exaltados nannte. Da nun zugleich 
die erneueten Berfuche einer im Reiche ſelbſt organificten und angeblich mit dem 
Auslande in Verbindung ſtehenden Gegenwirkung das Mißtrauen ber Volkspartei 
aufregte, und ſogar der Generalcapitain Morillo, als ein Feind der Volksſache, 
verdaͤchtig wurde, weil er an der Spitze der Truppen einen auftuͤhreriſchen Haufen 
auseinander getrieben hatte, fo ſah ſich der König genoͤthigt, die außerordentl Cor⸗ 
te8 (21. Sept. 1821) zu berufen. Um biefe Zeit veranlaftte Die Abfegung des Ge⸗ 
neralcapitaine von Aragonien, bes von ben Exaltados hochgefeierten D. Rafael 


1 
‚® 











-Opanien von 180828 . 497 


Riego, den man fälfchlich in Verdacht hatte, daß er ben Umſturz des Koͤnigthums 
beabfichtige, neue Unruhen; die Provinzen foderten laut bie Abſetzung des Mini⸗ 
ſteriums; in Saragoſſa, Bilbao und Sevilla fielen große Unorbnungen vor, und 
Gabiz trozte ber Regierung. Dazu kamen im Sommer die Verheerungen des gels 
bes Fiebers in Catalonien. Diefe Seuche, welche feit 1800, wo fie zuerſt in Ca⸗ 
dig ausgebrochen war, faft jährlich im fübl. Spanien ſich zeigte, wuͤthete jegt am 
furchtbarften in Barcellona. Die franz. Regierung zog daher an der Grenze einen 
Sanitaͤtscordon. Bei biefer troſtloſen Lage bes innern Spaniens hatten weber bie 
Anleihen, noch bie Einführung einer directen Steuer, noch der Verkauf der Natio- 
nalghter, noch bie Unterhandlungen mit ben amerikaniſchen Provinzen ben ers 
wuͤnſchten Fortgang. Vielmehr befefligte in Caracas Bolivar if. d.) die nene 
Republik; die Chilioten unter dem General San: Martin eroberten Lima (Juli 
1821), und Mexico erklärte feine Unabhängigkeit. : Noch ging in demſ. Jahre der 
fpanifche Antheil ber Infel Et.» Domingo verloren, beffen Bewohner ſich mit ber 
Republik Haiti vereinigten. R 
In ſolchem Irrfal von Verlegenheiten und Unfällen aller Art Eonnte bie Res 
gierung nirgends Rettung finden, als In ber Herflellung bes innen, und in der 
Behauptung bed aͤußern Friedens. Beide Zwecke fuchte fie durch Mäigung zu 
erreichen. Darum wurden bie Unterfuchumgen gegen Elio, gegen die Ucheber des 
Blutbades won Cadiz und gegen bie Empoͤrer in Sevilla, nicht mit Strenge ges 
führt, teil bedeutende Männer in biefelben hätten verwickelt werden müffen. 
Darum vermisb die Megierung jede Einmiſchung in die Angelegenheiten ber ital. 
Halbinfel, Aber ebendeßhalb Elagten die Comuneros ober die Partei ber ſtrengen 
Anhänger ber Verfaſſung, an deren Spitze in ben Corte D. Romero Alpuente 
und D. Diaz.d2 Morales ſtanden, bie Diinifter des Irrthums ımb ber Schwäche 
an; bie Cortes verlangten im Dec. 1821 von dem Könige die Ernennung 
= aͤftigern Miniſteriums. Endlich gab die Gefahr, daß die mit bem Syſtem 
der Regierung umzufriebenen Provinzen fi) von dem Mittelpuntte trennen und 
einen Foͤbderativſtaat an die Stelle der Monarchie fegen Eönnten, jener Partei 
1822 ein entſcheidendes Übergewicht. Nach mehren Änderungen warb ein 
nenes Miniflerium gebisbet, worauf fich die Provinzen unterwarfen. Um jeboch 
die inmere Ruhe noch mehr zu befefligen, faßten die Cortes Gefege ab zur Ein» 
ſchraͤnkung der Preßfreiheit, bes Petllionsrechts und ber Volksciubbs. Dadurch 
wurden die Plaue der republikaniſchen Fanatiker, der Descamiſados, welche die 
Monarchie aufloͤſen wollten, gaͤnzlich vereitelt. Nur mit den Glaubensſcharen 
dauerte ber Kanıpf in mehren Provinzen fort, wo die Truppen ber Regierung zwar 
uͤberall fiegten, die Bewegungen und die Umtriebe der Servilen (Absolutistas) 
aber nirgends unterdruͤcken Eonnten. Um biefelbe Zeit erElärten fich die Cortes 
(im Jan. 1822) geneigt, das fpanifche Amerika ald ein Nebenreich von Spanien 
anzuerlennen, wenn zwiſchen beiden Staaten, deren innere Regierung von einan⸗ 
der unabhängig ſein ſollte, eine Unten unter Ferdinand VII., als Schutzherrn des 
neuen Bundes, zu Stande kaͤme. Allein die deßhalb nach Amerika geſchickten Be⸗ 
vollmächtigten konnten auf biefe Bedingung Feine Ausföhnung bewirken. Der Koͤ⸗ 
nig ſchleß die Sitzung der außerordentl. Cortes am 14. Febr. 1822. 

. Sm der 3. Sitzung ber ordentl. Eortes vom 1. März bis zum 30. Jun. 1822, 
Dosen Präfident im erſten Monat der General Riego war, hatte anfangs die ge 
maͤßlgte Hberale Partei das libergemicht, und bas Minifterium, in welchem Mars 
tinez de la Rofa, ein Mann von ausgezeichneten Eigenfchaften, als Miniſter der 
auswärt. Angelegenb., das Syſtem ber Mäßigung behauptete, handelte mit ihr 
in volllommenem Einverftändirig, So ſchien die Ruhe im Innern nach und nad) 
mit ber Ordnung und dem Vertrauen zuruͤckzukehren, als ber Friede von Außen 

ber bedroht zu werben anfing. Die flarke, längs den Pyrenaͤen u. d. N. eines Ge: 





428 | Spanien von 1808— 25 
ſundheitscordons verfammelte Zahl franz. Truppen und die Eutwuͤrfe ber fpanifchen 


Verbannten, namentlich der Generale Queſada und Eguia, in Frankreich, erreg⸗ 


ten bei ber fpanifchen Regierung Beſorgnifſe und den Argmohn, daß bie in Catalo- 
nien und Navarra von Mönchen und Prieftern unter den Bauern angeflifteten Un⸗ 
ruhen von der franz. Regierung begünfligt würden. Da nun auch in andern Pro- 
vinzen Banden *) von fogen. Glaubensſoldaten umherftreiften, fo befchloffen die 
Corted, daß jeder aufruͤhreriſche Ort nach den Kriegsgeſetzen behambelt, und daß 
die freiwillige Nationalmiliz in dem ganzen Königreiche bewaffnet werben: follte. 
Die conftitutionnellgefinnten Truppen und Milizen fiegten jest auf allen Punkten ; 
allein das innere Getriebe der verſchiedenen Parteien flörte dennoch ben Gang ber 
- Verwaltung. Die meiften Gelbmittel fchienen ben Anhängern des monardpifchen 
und kirchlichen Abſolutismus zu Gebote zu ftehen; die aubgezeichnetflen Talente 
den Freimaurern; die Mehrzahl in den gebildeten Ständen aber gehörte zu ber Par⸗ 
tet det Comuneros. Vorzuͤglich bekaͤmpften fi, feit bem Anfange ber Revelution 
die beiden legten Geſellſchaften; jedoch fpaltete ſich jebe In verſchiedene engere Kreife. 
Unter den Freimaurern, bie meiftens im Befige aller Werwaltungsftellen waren, 
- hatten den größten politifchen Einfluß die Anilleros ober die Partei der Gemaͤßig⸗ 
‘ten, anberen Spige Arguelles, Morillo, der General San» Martin und Marti 
ne; de la Rofa flanben. Unter ben Commeros fuchten bie Eraltabo® unter den 
Geblldeten und die Descamifado® unter dem niebern Ständen, die reine Demokra⸗ 
tie herzuftellen und In den Clubbs eine Art von Aufficht über die Megierung zu füh- 
ren. An die beftigften unter den Eraltabos fchloffen ſich mehre Schreier, bie Zur⸗ 
tiagiften, oder die Anhänger der Zeitfcheift „Zureriago” (Peitſche), an, welche aber 
von verfappten Servilen in ber Abficht, die Conſtitution durch Übertreibung ders 
haft zu machen, gefchrieben worben fein fol. Sie wirkten vorzägtich auf ben gro⸗ 
fen Haufen durch ihre Reden in dem Lanbaburu » Clubb, worin fie bie Angeflellten 
überhaupt und die Gemäßigten ohne Unterſchied für unfähig erklärten, bie Freiheit 
ſicher zu fielen, und das Schreckensſyſtem empfahlen. Unter biefen Lanbaburiften 
machten fich die ehemaligen Cortezdeputirten Moreno Guerra und Romero Als 
puente durch ihre ftürmifche Berebtfamkeit bemerkbar; außerdem gab es aber auch 
unter ben Mitgliedern dieſes Vereins viele gemaͤßigte Comumeros, ober reine An 
hänger ber Conftitution und ber gefesmäßigen DOrbnung. Je mehr indeß ber Ein 
fluß der Comuneros ober der conflitutionnellen Volkspartei, welche Eräftige Maß⸗ 
regeln gegen bie Muheftörer empfahlen, durch die Volksgeſellſchaften über ganz 
Spanien ſich verbreitete, deſto höher flieg bie Ungufriedenheit mit dem Miniſte 
rium, das fi) an bie Freimaurer anfchloß, welche eine Verbeſſerung ber Verfaſ⸗ 
fung vorzubereiten bemüht waren. - 

Da wagte e8 im Juli 1822 die anticonflitutionnelle Partei ber alten Cama⸗ 
rilla und bee Abſolutiſtas, mit Hülfe der Barden durch einen entfcheidenden 
Schritt die Verfaffung umzuſtuͤrzen ımd die unumfchränkte Gewalt wieberhergus - 
ftelen. Hierzu gaben in Madrid die Händel der koͤnigl Garden mit den Mikigen 
die nächfte Veranlaffung. Allein der Plan fheiterte an bee Treue der Linientrup⸗ 
pen und an der feften, befonnenen Haltung ber Ayumtamiento und ber Behörden 
in Madrid. Denn als die Garden unter ben Vorwande, einer Entwaffnung fich 
zu entziehen, 4 Bataillone flark, ihre Quartiere eigenmächtig verlaffen und ſich 
in und bei dem Schloffe Pardo gelagert hatten, wagte ber König nicht, fich unter 
ihren Schug zu begeben, weil die in dem koͤnigl. Palafte zuruͤckgebliebenen 2 Bas 
tallone ber Garde von bee Nationalmiliz und a. Truppen beobachtet wurden. 


*) Solche Bänden gab es ſchon 1821 fg., 3. B. die des Mifas in Gatalonien, 
des Jaime in Murcia, des Pfarrers Merino und die des Zabala in Biscaya und Na: 
varra. Doch trieben einige darunter, wie Zaime, mehr das Gefchäft der Straßenraͤu⸗ 
ber (salteador), als daß fie politifche Zwecke verfolgt hätten. 








Spanien von 1808 — 25 439 
Der Oberſte der Garden, der Benerakapitain Morillo, begab fich hierauf ſelbſt nach 
dem Parbo, am bie Rebellen zu ihrer Pflicht zurückzuführen; allein er richtete 
‚nichts and. Dagegen rüdten biefe im Aufſtande begeiffenen Barden am 7. Juli 
in Madrid ein, um den König aus feinem Palafte mit Gewalt zu entführen ; doch 
ſchon bei der Puerta del Sol wurden fie von den Milizen umter Balleſteros angegrife 
fen und zerſtreut. Sie flüchteten zum Theil in ben Palaſt, worauf auch die Mili⸗ 
zen, unter Morillo, mit Artillerie gegen den Palaſt zogen. Der König, welcher 
anfangs die Plane der Garden zu billigen ſchien und bie Miniſter in feinem Palo 
fie, jeden in einem eignen Zimmer bewacht hielt, zeigte jest Schwäche und Uns 
entfchloffenheit. Darauf unterwarfen fich die Garden. Die zurüdgebliebenen 
beiden Bataillone erhielten die Erlaubniß, mit ihren Waffen, aber ohne Munis 
tion abzuziehen; die uͤbrigen ſollten ihre Waffen abliefeen, allein flatt deſſen feuer 
ten fie auf die Millzen, die nun über die Rebellen herfielen, fobaß wenige ent⸗ 
kamen. Ihre Anführer, Graf Muy und viele Officiere, wurden verhaftet. Von 
ben koͤnigl. Barden waren 371 DR. geblieben und 580 verwundet. Die conflitution- 
nellen Truppen hatten 58 Xobte und 130 Verwundete. Die Zahl ber gefanges 
nen Barden belief fih auf 1300. Wald nachher ergaben ſich bem General Espino⸗ 
fa auch die koͤnigl. Carabiniers, weiche ſich ebenfalls gegen die Verfaſſung empoͤrt 
batten. Am 8. war Alles ruhig, und Bein Ausbruch der Mache befledte den Sieg 
der Gonftitution. Durch biefen mißlungenen Gewaltfchritt bee Anhänger bes ab⸗ 


foluten Koͤnigthums fah auch die Partei der Bemäßigten (ber Anilleros), welche 


durch die Errichtung einer Pairskammer und durch die Erweiterung der koͤnigl. 
Vorrechte die Verfaſſung abzuaͤndern wuͤnſchte, ihre Abſicht vereitelt. Sie ſchloß 
ſich daher jetzt wieder an die Comuneros an. Hierauf wurden mehre angeſehene 
Perſonen, denen ber König fein Vertrauen geſchenkt hatte, u. A. ber Herzog von 
Infantado und der Marquis be las Amarillas, in bie Provinzen verwiefen. Die 
Minifter aber, welche fih vom Könige für beleidigt hielten, legten ſaͤmmtlich ihre 
Stellen nieder. Unter ihren Nachfolgern banbelten Evarifte San » Miguel, vor» 
maliger Chef des Generalftabes von Riego, Miniſter der auswaͤrt. Angeleg., 
und der Kriegeminifter Lopez Baños, fehr im Spftem ber Comuneros, und der 
König, deſſen Anfehen feit d. 7. Jull ganz geſunken war, genehmigte Alles, was 
fie baten. Ex entließ den Beneralcapitain Morillo und den Kefe politico von Mas 
deid, den General Sans Martin, fowie mehre hohe Beamte, die zu ben Anil⸗ 
leros gehörten. Auch wurden einige Biſchoͤfe verdammt. An dem General Elio 
ward das Todesurtheil vollzogen. Die Unterfuchung gegen bie Theilnehmer an 
dem Aufflanbe dee Barden aber befchränkte fich bloß auf die mit den Waffen in der 
Hand gefangen genommenen Dfficiere. Den übrigen Soldaten bewilligte man 
Ammeſtie, und bie von bem firengen Fiscal Paredes gegen einige bedeutende Per⸗ 
fonen erhobene Anklage einer Verſchwoͤrung gegen ben Staat ward aus Klugheit 
niebergefchlagen. Zugleich erklärte der König in einem Manifefte an die ſpani⸗ 
ſche Ration ſ. Zufriedenheit mit der Werfaffung. 

Aber um fo erbitterter kaͤnpften, obwol ohne Erfolg, die Glaubendſcharen 
in Biscaya, Navarra und Catalonien, wobei einzelne Bandenführer, wie Zabala, 
empösende Grauſamkeiten begingen. In Catalonien errichteten bie Anhänger bes 
abfoluten Syſtems, unter dem Worfige bes Marquis von Mataflorida, eine 
Regentſchaft, bie im Aug. 1822 zu Seo d'Urgel nahe an der franz. Grenze ihren 
ig wählte und im Namen bed „gefangenen” Königs Ferdinand VII. Alles in 
Spanien wiebecherzuftellen befahl, wie es vor d. 7. Mär; 1820 beftanden hatte. 
Der Bürgerkrieg entbrannte heftiger als je. Enblich gelang es dem Oberfeldheren 
Mina, einem alten und klugen Heerführer, und dem General Milans in Catalo⸗ 
nien die Truppen des Blaubenäheers unter dem Baron d' Eroles, Miſas, Ro⸗ 
manillo, Romaliofa u. U. zu ſchlagen; auch General Espinofa, General 


- 


480° Spamien von 1808 — es 

Torrijos und der Oberſte Jaureguy, genannt el Paſtor, zerſtreuten bie vom Gene⸗ 
tal Queſada, von einem Trappiſten und a. Guerillashaͤuptern in Navarra und 
Biscaya gefammelten Haufen. Endblich flüchtete ſich die in ſich ſelbſt uneinige Re⸗ 
gentſchaft und die Anfuͤhrer mit den Truͤmmern ihrer Scharen, im Nov. 1822 


nach Frankreich. Seo d'Urgel, Yrati und a. feſte Punkte, bie fie in Spanien 


inne gehabt, wurden mit Ausnahme von Mequinenza, im Febe. 1823 genem⸗ 
men. Daß aber ihre Sache nicht die der Nation war, fah man Baraıd, daß we⸗ 
ber die Städte noch angefehene Spanier von großen und reichen Familien auf bie 
Seite der Regentfchaft traten, baß Eeine Linientruppen und Beine Milizen zu ihnen 
fbergingen, fobaß Bloß Abenteurer und einige Ehrgeizige unter Ihren Fahnen foch⸗ 
ten, mehr aus Beuteluſt als aus politifcher Wegeifterung. Deſſenungeachtet 
machten ſich fortwährend einige Guerillas des Glaubens in Spanten furchtbar, 
—— die des Beſſieres, der im März 1823 bis in die Nähe von Madrid 
fleeifte, die des Ullmann, der fi) Murviedros (am 19. März 1823) bemächtigte, 
und bie wilden Scharen des Juanito und Labron, welche in Biscaya und Nas 
varra bald dem umerreichbaren Pfarrer Merino, bald dem kühnen Trappiſten 
die Hand boten, ohne ſich je zu einem feflen Punkt unter einander zu vers 
binden. 
In diefer Verwirrung berief Ferdinand bie außerord. Cortes, welche fi vom 
7. Octob. 1822 bis zum 19. Fehr. 1823 vorzüglich mit der Ausräftung von 
Streitkräften, die aber wegen Gelbmangel ſehr langſam vonftattenging, mit 
einem neuen Militaiecoder, mit der Einführung einer allgemeinen Confeription, 
welche mit der neuen Eintheilung des Reichs in 52 Provinzen und in 12 Minitair⸗ 
diviſtonen In Zuſammenhang gebracht wurde, und mit ben auswaͤrt. Angeleg. bes 
fhäftigten. Außer einem Zwiſte mit dem Papfte, der ben nach Rom beftimm:» 
ten fpanifchen Geſandten Villanueva anzunehmen fid) weigerte, weßhalb auch ber 
paͤpſtl. Nuntius in Madrid f. Paͤſſe am 22. Jam. 1823 erhielt, waren bie Ver⸗ 
handlungen mit Frankreich und England von ben wichtigften Kolgen. England 
verlangte Entfhäbigumg für die engl. Schiffen in den amerikaniſchen Bewäflern 
von fpanifchen Capern zugefügten Verluſte, und bie Gortes bewilligten endlich ber 
engl. Regierung als Schabloshaltumg die Summe von 20 DRIN. Franken. Frank⸗ 
reich drohte mit Krieg, welchen beſonders bie bafelbft einflußreiche fagen. theokra⸗ 
tifche Partei mit anfachen half. Die franz. Regierung hatte nämlich [yon längere 
Zeit den Aufenthalt fpanifcher Royaliften in Bayonne und a. Orenzorten, von wo 
aus fie die Flamme des Bürgerkriegs in Spanien unterhielten, geduldet; ba bies 
fer jegt wirtlicdy ausgebrochen war, verwandelte fie den Sanitaͤtscordon in ein 
Beobachtungsheer; dann nahm fie die fliehenden Traͤmmer bes Glaubensheers 
und bie Megentfchaft (in Perpignan und Toulouſe) aufs auch geflattete fie, daß 
die legtere eine Anleihe in Paris unterhandelte; endlich beföcherte fie die neue Aus⸗ 
ruͤſtung der Slaubmötruppen auf franz. Boden. Während dies geſchah, trat 
ankreich auf dem Congreffe zu Verona im Nov. 1822 bem von Rußland, 
frei und Preußen aufgeftellten,, von England aber in dieſem Falle nicht aner⸗ 


kannten, Gumbfage einer bewaffneten Dazwiſchenkunft in die ſpaniſchen Ange⸗ 


legenheiten bei. Als hierauf jene Mächte damit einverſtanden waren, daß Frank⸗ 
reich, welches f. eigne Sicherheit durch ben politifchen Zufland bes Nachbarlandes 
bebroht glaubte, Spanien, wenn biefes f. Verfaflung und den Gtundſatz ber 
Bolksfouverainetät nicht anfgäbe, feindlich uͤberziehen folle, um bie Conſtitution 
ber Cortes zu vernichten und bie Souverainetaͤt des Könige wieberherzuftelten, 
fo ließ Ludwig XVII. durch ſ. Geſandten in Madrid, ben Grafen La Barbe, eine 
Abänderung der Verfaflung, als Bedingung ber Fortdauer des Friedend dringend 
antathen. Vor allen Dingen ſollte Ferdinand VIE. , um dies mit voller Freiheit 
thun zu koͤnnen, den WBefig der Somverainetät wieder erhalten. Daffelbe for 











Spanien feit 1828 481 


besten zum Theil in noch ſtaͤrkern Ausdrüden bie Geſchaͤftotraͤger von Rußland, 
Hſtreich und Preußen, während England fich begnügte, ducch f. Gefandten ir 
William ACourt den Cortes zum Nachgeben zu rathen, ımb indem es f. Neu⸗ 
tealität denfelben zufagte, zugleich ſ. Vermittelung anzubieten. 
> Dies Alles reiste das Nationalgefühlder conflitutionnellen Partei heftig auf. 
„Richt Spanien’, bemerkten fpanifche Blätter, „Tel es, welches f. von 1808 — 
14 er ben Mächten damals beifältig aufgenommene Politik im Ins 
feit 1820 geändert habe; wol aber hätten bie Maͤchte, welche 
bie b * Allianz bilden, die Politik gaͤnzlich geaͤndert, welche ſie in der oben be⸗ 
zeichneten Periode geleitet babe”. über die Noten ber fremden Minifter erlärte 
fi) bie ſpaniſche Desierung in einem Circularſchreiben vom 9. Ian. 1823, an die 
fpanifpen Gefchäftsträger bei ben ‚Höfen von Wien, Berlin und Petersburg, 
worin fie die Mathfchläge der Cabinette mit Stolz zuruͤckwies und am Schluffe 
fagte: „Die fpanifche Mation werbe nie irgend einer Macht das Hecht, fich in ihre 
Angelegenheiten zu mifchen, zuerkennen, und bie Megierung werde ſich nie von 
ber Linie entfernen, welche ihre unwandelbare Anhänglichkeit an das 1812 bes 
ſchworene Brumbgefeg ihr vorzeichne". In den Cortes vereinigten fich jegt bie Par- 
tel ber Eraltabos, deren Wortführer Galiano war, und bie der Gemäßigten, an 
deren Spige ze... Arguelles Rand, zu ber ſtandhafteſten Behauptung ber Son: 
flitution. Diemerfwärbigen Sitzungen vom 9. und vom 11. San. zeigten , daß alle 
Abgeordnete, 145 an ber Zahl, hierüber einmüthig dachten. Indeß verfhloß 
die Antwort der fpanifchen Regierung auf die Note des franz. Geſandten nicht 
ganz den Ausweg zu friedlichen Verhandlungen, wies aber ebenfo beftimmst jede. 
unmittelbare Einmifchung in die Innern Angelegenheiten Spaniens unb in die Feſt⸗ 
ſtellung feiner Verfaffung zuruͤck. Hierauf erfolgte bie von ben Continentalmäch- 
ten des Congreſſes zu Verona angebrohte Abbrechung aller biplomatifchen Verbin⸗ 
bung mit Spanien. Des ruſſiſche, ber preuß. und oͤſtr. Geſchaͤftstraͤger verließen 
71 und der franz. Geſandte ward abberufen in Folge der kriegeriſchen Stel⸗ 
lung, weide Frankreich nach ber Rede, mit welcher der König die Sisung ber 
Kammern am 23. Jan. eröffnet hatte, gegen Spanien annahm. An demf. Tage 
hoben Die Cortes die Handelsverhaͤumiſſe mit Öftreich, Preußen und Rußland auf. 
Waͤhrend jest 100,000 franz. Krieger, mit ben Feotas (Glaubensſoldaten) 
verbunden, bei Perpignan und Bayonne ſich verfammelten, riefen bie Cortes bie 
active Piz zu den Waffen, um mit den Linientruppen Dienfte zu thun, und bie 
Sun? WS die wichtigfien Grenzplaͤte in Vertheibigungsftand fegen; bie Aus⸗ 
— aber kam nicht zu Stande, weil die Linientruppen und Mili⸗ 
Punkten von den Guerillas der Feotas, ober Faccioſos, beſon⸗ 
— »C Scharen fortdauernd beſchaͤftigt wurden. Der Miniſter des 
Gosco, erklaͤrte daher dem Könige Ferdinand am 17. Febr., daß er ihm 
—— Einfalls fremder Heere vorſchlagen muͤſſe, den Sitz ber Re⸗ 
g nach einem a. Punkte des Koͤnigreichs zu verlegen; allein der Koͤnig ver⸗ 
warf * Vorſchlag und entließ die Miniſter am 19. Darüber gerieth Madrid in 
Unruhe, und die heftige Partei vor, eine Negentfchaft zu errichten; worauf 
der König die Miniſter wieder beſtaͤtigte. Seitdem verhielt er ſich meiften® lei- 
dend; auch — er nicht die Sitzung der außerord. Cortes am 19. Febr., noch 
eröffnete er Sitzung der ord. Cortes am 1. März, in Perſon, fonbern 
Heß beide Feierlichkeiten durch den Miniſter vollziehen. An demſ. 1. März erhielten 
die bisherigen Miniſter ei ihr wieberholtes Anſuchen abermals ihre Entlaffung, da 
aber die ner ernannten Miniſter die Ernennung theils nicht annahmen, theild ihren 
Peften balb wieber aufgaben, fa traten die vorigen ihre Stellen aufs neue an, nach⸗ 
eng ihrem Wunfche zufolge, entichloffen hatte, f. Sig nach Se: 
zu verlegen. 


In 


J 


438 Spanien feit 1828 


Unterbefien hatte ber Krieg, nachdem Englands Wermittelung von Frauk⸗ 

reich abgelehnt, und beffen Math, bie Verfaffung abzuändern, von den fpanifchen 
Comuneros verworfen worden war, f. Anfang genommen. Der ‚Herzog von Ans 
gouleme erließ am 2. April zu Bayonne einen Aufeuf an die fpanifche Nation, in 
welcher er erklärte, daß die Franzoſen nur als Huͤlfstruppen kämen ; Alles werde 
für die Spanier und mit benfelben geſchehen; Frankreich wolle weder ben Spas 
niern Gefege vorfchreiben, noch ihr Land in Befig nehmen; es wolle Nichts als 
Spaniens Befreiung von dem Unglüd der Revolution; nach Exrrachung dieſes 
Zwecks werde das franz. Heer über die Pyrenaͤen zurückkehren. Hierauf ging das 
franz. Heer ohne Kriegserklärung, am 7. April über bie. Bibaffoa, um as ben 
Ebro vorzuräden; Marſchall Moncey aber drang in ber legten Woche des April 
in Catalonien ein. Mit ihm rückten asıch die neugeorbneten Scharen ber Feo⸗ 
ta8, oder, wie fie von ber fpanifchen Regierung genannt werden, bee Afranceſa⸗ 
dos unter Quefaba und Exroles, in Spanten ein, mo. ber vom Hexzog -v. Angon⸗ 

leme an bie Stelle der früheren Megentfchaft ernannte [panifche Rath oder eine Im 

ta, die aus dem General Eguia, Calberon und Erro beftanb, eine peonifarifche 
fpanifche Regierung bildete, die bis zur Befreiung des Königs in ThätigkeitHlei- 

ben ſollte. Diefe Regierungsijunts von Spanien und Indien erließ zu Bayonne 

am G. April eine Bekanntmachung an bie Spanier, daß alle Dinge proviſoriſch in 

den Iegitimen Stand, worin fie vor bem Attentat vom 7. März; 1820 waren, : ges 

fest werben folten. „Die peoviforifche Junta erkenne keinen. anbern Gig der ſou⸗ 
‚verainen Gewalt an, als im Könige, folglich auch Beine. Abaͤnderung in deſſen 

altem politifchen Syſtem, als bie von bem König in vollem Buftanbe ber. Freiheit 
und unter Beirath folcyer weiſer Mänuer , bie er zu befragen geruhen moͤchte, ge⸗ 

geben werben toirbe”. Zugleich erklärte fie alle Befchläffe ber Corte& und der com, 
flitutionnellen Regierung für nichtig. 

Die Cortes hatten keinen Bunbesgenoffen ; denn mit Portugal Eonnte |. Stel 
lung zu England wegen kein Schugbündniß abgefchloffen werden. Es kam da⸗ 
ber bloß am 8. März 1823 zu Mabrid ein Tractat wegen gegenfeitiger Auslie⸗ 
ferung ber Überläufer, Verbrecher und Rebellen zwifchen beiden Regierungen zu 
Stande, und ber 4. Art. dieſes Vertrags enthielt die merkwürdige Beſtimmung. 
daß es beiden Regierungen erlaubt fein ſollte, in Verfolgung der Rebellen bie Gren⸗ 
zen des andern Landes zu überfchreiten und abgefonbert obeu vereint mit ber Mill» 
tairmacht des benachbarten Landes bie Rebellen zu verfolgen. England aber, das 
fic bie Neutralität vorbehielt, jedoch den Angriff Frankreichs um t und unpo⸗ 
litiſch nannte, ſodaß felbit Canning im Parlamente den Grundſaͤtzen und, Koffer 
der Gortes den Sieg wuͤnſchte, erlaubte bloß (24. Gebr.) bie Ausfuhr.nen Waffen 


und Munition nach Spanien. Dafür wourden ihm die ‚Häfen der neuem Welt ge⸗ 


öffnet. Zugleich errichtete bie fpanifche Regierung aus den nach 


teten Franzoſen und Italienern eine Scembenlegion. Übrigens beharrten bie Cor-⸗ 


tes bei ihrem Vertheidigungsſyſtem, nach welchem fie ben Feind im Innern auf 


allen Seiten mit Guerillas angreifen, Hauptſchlachten vermeiden und bie feſten 


Punkte behaupten wollten. Der König erklaͤrte mit ihrer Zuſtimmung erſt am 23. 
April den Krieg förmlich an. Frankreich, und ernannte zu gleicher Seit D. Joſo 
Maria Calatrava zum Minifter des Innern, und an San Miguel’ 6. Stelle MD; 


Vadilo zum Miniſter ver ausm. Angel. ;- allein bie herrſchende Partei befaß mebez, 


Popularität noch Energie und Einficht genug, um bie Nation zu einem Kamapfe 
auf Tod umd Leben zu begeiſtern. AÄrguelled's Ve g, baß, fowie ein 
‚ fremder Soldat Spaniens Boden beträte, er keinen € r mehr in Auftuhr. 





ſondern Alle zur Vertheidigung ber Ehre des Vaterlandes vereinigt finden würde, 


ging nicht in Erfuͤllung; ebenfo fehr taͤuſchten ſich die Cortes, als fie glaubten, 


_ England werde für Spanien ſich erkiaͤren. Das durch ben Lord Fig: Roy Some - 


| 


Spanien feit 1828 488 


metſet nach Madrld —— Memorandum des Lord Wellington , welch 
dungend eine ne er Berfoffung anrieth, fand Teinen ale 25. 
.. britiſche Gabtaet beharrte bei ſ. Neutsalität. Die gefährliche 
Probe, ob die Gonftitution auf. dem Willen ber Nation beruhe, mußte gemacht 
werben. Es zeigte ſich zwar in den ige Ständen dafür viel Begeifterung, 
bten, unter ber Miliz und im Heere. Dies 


folgte, ohne daß in Nadeld, wie man in Frankreich erwartete, Unruhen entſtan⸗ 
den, am 20. März, und am 11. Apr. Inngte ber König mit f. Famille und den 
Deinen in Sevilla an. Dahin begaden ſich auch bie Geſandten von England, 
Rieberlauden, , ben Verein. Staaten, von Sachfen und 
von Portugal. Slerauf eröffneten bie ob, en, 22, Mir aufgehobene 
am 23. Aye. im Sevta, wo fie den Seſetzentwurſ wegen ber herrſchaft⸗ 

„ ber fon 1821 und 1822 vom den Corte genehmigt, aber nie vom 
Klınige fonctioniet wörden war, am 27. Apr. zum 3. Mate erörterten und in 
allen ſ. Punkten amchmen. Derfelbe erhielt nun, auch ohne koͤnigl. Sanction, 
sand Kraft. ner ſollten alle Eigenthumstitel , fowol von Perſonal⸗ 

als von Nealrechten einregiſtrirt werben; wo keine ſolchen Titel urkundlich nachge⸗ 


Abt wurden, verfallen fein. Dies machte bie großen Grundbefltzer ber Verfafſung 
abgeneigt, und vergebens ermahnte Ferbinand VII. bie ſpaniſche Nation durch das 
an! vom f. Hai 1823 zum Feſthalten an bie Conſtitution. 

Das feanz. Heer war 91,800 M. ſtark, mit Einſchluß der fpan. Diviffon, 
wehlhe Die Generale Copagna und Queſada zu Bayonne gefammelt hatten. Die⸗ 
ſes Noyaliſtenheer a ma ap auf Mike Da Dee Dita 
deso 1. franz. Gorpo unter dem Herzoge v. Meggio begleiten follte, zählte, wir 
dem Corps bes Generals Baron d’Exroies in Catalonien, hoͤchſtens nn 
Das 2. Corps unter dem Gen.» Linut. Brafen Molitor folite bie linke Blank, das 
3. unter dem ben.-Bieut. Fuͤrſten v. Hohenlohe folte bie echte Flanke decken, 
4. unter dom Marſchall Moncey, Herzog v. Comegliano, ſollte Catalonien erobern. 
Am 9. Ayell trat Die prodiforiſche ſpauiſche Megierungsiumta zu Oyarzun in Thaͤ⸗ 
er rg Grafen Eguia ans dem Baron Eroles, Cal⸗ 


Irc 














an. : 

In Catalonien nahm ber Feldzug am.43. April feinen Aufang: Moncey Ueß bie 
———— volcherheriolten:, um durch dieſen Hafenplatz fid die 
Ben nen und belagerte die Citabelle von Figusns, ** 
San⸗ sog ih Mina: aus T. 


————— 2 
ſich aber durch raſche Bewegungen jede eldenden Augriffe, ſchig Aies den 
eind, ermuͤbete — —⏑ — deß 
nirgends bedeutende Fortfchritie machen Lountbe. A Sumpf 
ten in Gatalonien die Conſtitutionnellen gegen die zuͤgelloſen Scharen har fpan. 
Noyaliſten. Der Schweizer⸗General reg 8 ließ 
daher mahre Moͤnche erſchießen, weiche Einnerfiänheiffe mait.den Mepalifien sunters 
hielten; den Bifchof von Vich erſchoß and Yenfelten Grunde tier ſpan. Peſtrapi⸗ 
san; ein kaͤhner · Noyaliſtenanfuͤhrer, Paul Miralles, ward Hei einem kihnfale ges 
fangen und wisbergehauen u: f.f: Im nördi. Gpanien eroberte die Disifien 
zur ohne großen Widerftanb zu finden, Afturtım, waͤhrend Merillo in; ekicin 
Millgen zuſannhenzog und eine Fremdenlegion bübete. : Der Oberbeſehlthaber, 
— dv. Angoulame, unter welchem der. Prinz v. Carignan sine Beigada Dres 
ganer anführte, zog uͤber Aranda und Buitrago, und - ‚Doms v. Segulo: über 
Burgos unb Valladolid, Weide ımaufgehatten gegen Madrid. In uitage am 
fehlen a 17. Mai ein Pariensentaie von Abtebal,' —— —— 
erbot, es jedech, um Be verhüten,: bis zum 
fine 





nardaͤchtig g bigung der. 
des Guadarama Beine Anſtalten getroffen hatie. Bu ſpaͤt ſachten a. 
—— —— Genf ai m . Mai au jan ſchaich, ie Ab⸗ 


ahndarung der nothwendig darzuflellen. 
Abiohal, hieß es, „fer der einzige Mann, der das Vatetland ans den Sefahrn 
des Bürgeririegä sh her Anarchie vetten Einnd”: Nan zeigte zwar Ben, Abia⸗ 
ba) in ſ. Antwort vom 16. Dat die Art, wie die Abaͤnderang auf eine felsblide 
Weile erfolgen Bane, und fanbte Abfchriften f. Briefe an die General Mine, 
Balleſteros und Morillo; allein die Officiere f. Geste tabelten dieſen Scheitt als 
pflichtwidrig. Darauf erkiaͤrte Abisbal am 17.baß er feiner Pflicht gemäß bie 
sen Wenn Kent ep Rahmen 668 fie in 








Rn Spanim ſeit 10E8 2 
ler duch ſo ſatbſt veſtinuten Ast abgeͤndert wärbe ; aber Bee 
fen wanbelnruͤchtgen 


Hatte, war dahin. Die. Roynliſten wollten cheufo hartnaͤcig das abſolute Rn 
um alö bie Gommuneros bis Gonflitution von 1812. Der allen Parteien ver 


zedhtfertigmn, ging aben mach -Sramkueich,, nachbem Ihn umteriuege franz. Truppen 
Imre mit Mühe ber Mesh ſ. royallſtiſchen Landelente entriſſen hatten. Bein Na _ 
folger Im Commmmbo, ber Marquis be Caſtel dos Mint, 308 aus Madrid mit 
OEM: er dire eier erg wg res 
I vung ber Bude guchid, Da wagte Beſſiores, ber wie: bie. übrigen ſpan. Anfuͤhrer 
: Dwbefchl verſahren wellte, Mabrld veutvagstwibeig gu 
1200-9. esfchien ev am 20. Mai nor dem Thore 
: „Es lebe ber abſolute Kanig! ed ſterbe bie Con⸗ 
warf.bie Meiter zuruͤck, und 



















— — 2Se————— Abiobai befehligten mb. Vin⸗ 
ehr * ſoute. * glcuch en Gefechten mit dem 





—— — hatten in Serila die Gorees veefucht, sten Gun 





485 | Spanien fett 18285 


Beleg zu entzänden, und bee. Miniſter San⸗Miguel im Namen bes Rinigs ein Dia» 
nifeſt zur Rechtfertigung Spantens —.. erlaſſen.) Wegen Belange 
boſchloſſen fie die Einziehung des Vermoͤgens aller Spanier non ber Gegenpartei 


mb ein gezwungenes Anlehen von 200 Mill. Realen, ſowie die Auspraͤgung des 


umoͤthigen Kirchenſilbers und a. Maßregeln, wodurch fie. aber den Vollohaß neck 
mehr gegen ſich auftegten. Deſſenungeachtet wagten es bie koͤnigl. Minifker 
nicht, die vom brit. Gefandten Sir W. ACourt angebotene Vermittelung ſeines 
Hofes den Eortes zur Genehmigung vorzutragen. Vielmehr —— 
ſammiung, ben König zur Abreiſe nach Cadiz zu bewegen. Auf die Weigerung 
deſſelben (amı 11. Juni) ſchlug bes Deputirte Gallano vor, eine proviforifdye Re⸗ 
gentſchaft fire bie Zeit ber Reife nadı Cadiz nit ber vollziehenden Gewalt zu beklei⸗ 
den; denn ber Fall eines moraliſchen Hinderniſſee, in weichem bie Conſtitutien 
dies zu thun geſtatte, ſei vorhanden. Argualles eh eng ber Gops 
tes genehmigten bau Vorſchlag, und men ernannte den Deputicten D. Gaetano 
Valdes und bie beiden Staatöräthe D. Gabe. de Ciscar und D. Gasp. de Vi⸗ 
gedet zu Mitgliedern der Regentſchaft. Die ber Conflisution. hartnaͤckig erge⸗ 
bene Millzen von Madrid, welche den Koͤnig nach Sevilla — hat, * 
beutertjeben BS en So ward ber ang). Oberſte D — 
den König aatfuͤhren wollte, verhaftet. Am 12. erfolgte die Abreiſe; die 
fermben Sefanbten aber, mit Ausnahme. bes fächfifchen, folgten dem König nicht, 
weil deſſen —— die m. fo lange die Meife dauerte, — 
war, Kaum hatten bie Truppen (etwa 6000 DM.) Sevilla verlaffen, fo entfland 
bier am 13. ein Auflauf; man pländerte die Magen und has Gepaͤcke ber abrei⸗ 
feaden Deputisten, Miniſter und Staatsraͤthe; man pluͤnderte und zerſtoͤrte den 
Saal des Cortes und a. Gebäude; ein Puivermagazin im Inquiſitionggebaͤude 
ſpraug In Die Luft und über 100 Menfchen kamen unter den Truͤmmern um Dr 
nenen Behoͤrden riefen bie franz. Generale herbei; aber unerwartet efdien wm un 
16. Juni eine von Bourmont verfolgte Divifion conflitutionneher 
Leptz Baños und brang mit Gewalt in bie Stadt. Cie flelite bie Ber 
nellen · Behoͤrden :woieber her, trieb eine ſtarke Geldſteuer ein und nahm das uͤbrige 
viren allein durch ben Gen. Bordeſoulle von bes Strafe nach Gar 
‚ warf fie fich am 18. —— nach Portugal und vereinigte 
fi wit den Meilen bed Gorp6 von Billa Campe. Die Nachhut warb jedoch amp 
19, von Bourment bei S.⸗Lucaral⸗Mayor eingeholt und, ſowie am 21. bei 
So JInan del Puerto, mo fich Lopez Baños nach Cabiz einfchiffte, gefchlogen, An 
demſ. Tage befsgts Bourmont Sevilla; ber König aber mar ſchon am 46. 
in Cadiz singstvoffen, wo bie Regentſchaft aufhoͤrte und ber Name dei . 
wieben unter ben Beſchluͤſſen ber Regierung. eufchien. ——— 
tree) fetten daſelbſt ihra Sigung am Is. Jumi fort, Dieſe, Varhailte meisten. bie 
Mulrh dee Volte die Negros, wie man die Eonftitutimmellen nannte, farcht ⸗ 
har. auf. Die koͤnigl. Regentſchaft, in Madrid extlärte am 13. oki 
Hinte,: hie-om bes igung. vom 14. Theil gemamman, 
Boanke fie nicht tham. Der Geldmongel was fo groß, u fie — ber frang. 
Kriegscafſe erhalten werben mußte; ein georduetes Heer aber 
Banden ber Feotas zu hilben, war fie nicht. im Stande. Sie abet DB 2 
antwaͤrtigen Mächten bie größten Beweiſe ber Achtung. Der — 0008 
Beamten Def I 50 50 Im legten Krioge eroberte **) Fahnen murhdigeben, und [dichte 
an dieſtlbe chen Botichafter, den Marquis be Talaru, wodurch bie Senkung bei 


By Dirfe Bein Miniſter un fi) im Juni nad) Gatafonten und biente als Chef bee 


In der Note ſtaͤnd: „‚enlords le Imureux die 
— —*2 ah Z par corage 











Spanien feit 1828 487 


Hisherigen Eivtlconmalffaiee, Hrn. von Martignac, aufhoͤrte. Auch det Kaiſer von 
Hftreich umd der König von Preußen ſchickten Gefanbte; die Bihdwimfche bes 
Kaiſers von NRußland ſWerbrachte ihr deffen Fluͤgelabjutant, der Oberfte v. Butur⸗ 
Hin, ber ind Hauptquartier bes Prinzen v. Angoulome geſchickt worden war. Um 
dieſelbe Zeit erklaͤrte ſich Morillo, Gruf v. Carthagena, zu Lugo am 26. Jun ge⸗ 
gen bie Cottes. Er hatte ſich denſelben bereits durch ſ. Unthaͤtigkeit verdaͤchtig ge⸗ 
macht, Indem er weder ben Grafen de Amarante, der in Portugal eine Gegenredo⸗ 
Intton begonnen: und auf das fpan. Gebiet ſich zurkeckgezogen, abgeſchnitten, nach 
bie unter Ihm flehenden Generale Quiroga, Palarea und Campillo ben heranzichen⸗ 
den franz. Truppen unter dem Ben. Bourck entgegengeftellt hatte. Einverſtanben 
mit mehren Offidieren und ben vornehmflen Einwohnern Galiciens unterhandelte 
er Aber einen Waffenſtillftand mit dein Gen. Bourck, mb errichtete eine befonbere 
Junta, weiche Galltien und Aſturien fo Iomge verwalten follte, bis der König und 
die Rotion eine Regierung errichtet bitten... Vergebens fammelte Quiroga it 
Coruña, wo fi auch Sir Robert Wilfon (f. d.) befand, eine Schar con« 
ſtitutionneller Truppen, mit denen er ben Kampf fortfehtes Mörike ſchloß den 
Waffenſtillſtand ab, mußte jeboch die Megentichaft in Mabdrid anerkennen, wogegen 
ihm umd ſ. Anhängern vollkommene Sicherheft dee Perſonen, Rechte und Guͤter, 
ohne Ruͤckficht auf ihte bisherigen politkfchen Meinungen und Handlungen, ver⸗ 
fpeochen wurde. Darauf zog Generallieut. v. Bourck am LO. Futi in Lugo em, 
während Gen. Huber den von ihm bei Navia (7. Yuli) gefehlagenen Gen. Palarea 
bis Fetrol verfolgte, das er am 15. nahm, an welchem Tage Bourck die Höhen vor 
Coruña nach einem bflünbigen blutigen Kampfe erflürmte. Quiroga (f-®.) 
verließ hierauf Eorufta, das Novella tapfer vertheibigte, und erſt am 13. Aug., Im 
Beitrauen auf bie durch bie Orbonnanz von Andujar (8. Aug.) verheißene Buͤrg⸗ 
ſchaft, übergab, worauf auch bie Truppen unter Palarea, Mofello und Mendez de 
Bigo am 27. Aug. ſich auf dieſelben Bebingungen unterwarfen. Dadurch war 
der Krieg in Gallcken geenbigt. Unterbefien führte Bina mit nicht mehr als 
6000 M. 23 Monate lang den kleinen Gebirgskrieg in Catalonien mit außer» 
ordentlicher Kuͤhnheit und Geſchicklichkeit, ſodaß er fih ben Owiſtonen Donnadien 
und Eroles ſtets entzog, und während jene glaubten, daß er nach Barcelona ſich 
werfen wolle, Vicq angriff, wo er den tapfern Zorraquia, Chef ſ. Generalftabes, 
verlor. Am 31. Mai erreichte er Seo d'Urgel. Bon bier warf er ſich unerwartet 
in bie franz Gerbagne, feßte Alles bis nach Perpignan hin in bie größte Unruhe, 
bezahlte den Franzoſen die verlangten Lebensmittel über ben Werth und zog fid) 
dann am 8. Fun über Campredon zurüd, Gen. Dumas hob jetzt die Blokade 
von Flgueras auf, um nebft Donnadien, Eroles und St.:Prieft den kuͤhnen Par: 
telgaͤnger einzufchliefen; allein Mina wandte ſich wieder nad) der Grenze und 
fiteg von dem Kamme ber Pyrenaͤen in bie Gerbagne herab; bier theilte er ſ. Hel⸗ 
denſchar; ber Oberſt Gurrea mit 900 M. ſtieß am 13. auf die Brigabe St.-Prieft 
und mußte ſich nach tapferm Widerftanbe, 650 M: ftard, ergeben; Mina felbft 
brang burdy ummegfame Gebirgspäffe über die beſchneieten Höhen bes Nuria am 
15. in dad Thal von Carol; endlich erreichte ihn Eroles bei Villeila, aber Mina 
ſchlug ſich durch und warf ſich nach Seo d'Urgel, von wo aus er m Ellmaͤrſchen 
nach Tarragona zog und krank und erſchoͤpft am 26. Juni fein Hauptquartier u 
Sand, + Stunde von Barcelona, nahm. Der gange Zug war in Hinſicht auf 
Dauer, Beſchwerde, Kunſt und Muth das kuͤhnſte und glänzendfte Abenteuer bes 
Geblrgekriegs, das die neuere Geſchichte kennt. So konnten Donnadieu und 
Curial erſt am 8. Juli gegen Barcelona vorruͤcken, indem Milans und Llobera 
tend vor ihnen zuruͤkwichen. Ben. Sarsfield verließ damals bie Sache ber 
nfiitutionuellen und bet f. Dienfle dem Marſchall Moncey an; die Beſatzung 
von Cardona pflanzte die Fahne Ferdinands auf und Barcelona wurde jur Ger 


488 | Spanien fell 1888 

geſperrt ‚Ace noch Eoftete es mehre blutige Gefechte; in Dean Nadliäind'bie 
Franzoſen fiegten, ehe Milan im oma ſich einfchioß. Ben. Seemabien 
verlleß bald —*2 Aug.) bie Armee. Au ſ. Stelle trat dee Bicomte St⸗Prieft 


= Unterbeffen hatte Molitor Lerida eingeſchloffen, dat bis zum ESchluſſe des Felb⸗ 
Bund fich hielt, und den Gen. Balleſteros gezwungen, 


o (dad alte Sagımt) aufzuheben und vhımıen, bat Dies 
each 13. Inni ohne Widerſtand befeste. —— — 
VDerluſt aus Alciea geworſen; er wich aacs einer andre zuruͤck; am 


thaten in diefem Kriege! Granada wurde verlafſen, Valleſteros bei Sampilio um 
28. von Molitor geſchlagen und aus f. vorcheilhaften Steltug auf ſtellen Ge⸗ 
birgshoͤhen geworfen. Dadurch laſte fich das Band der Orbnung dei den conſti⸗ 
tutionnellen durch Aureißen geſchwaͤchten Truppen vÖlßg auf. Runfihieg 
Balleſteros mit Molſtor, der hierzu vom Herzog von Angentäne Vollmacht er 
hlelt, am #. Aug. eine Gapitulation ab, weiche ihm und ſ. Sfficereen Grab, Sopp, 
Stellen und volltemmene Blurgfchaft in Amficht Ihres Fekhemm polktifäyen Geflte 
umgen mb Sandlımgen zufidjerte. So mbigte Dosttor den Friezug und wurde 
zum 13. Morfchall von Frandreich ernannt. 

Dagegen fing ber Rachekrieg rn an: Die Megentichaft eriiß 
am 23. Ju ein Decret, das alle Freiwillige und ale Diitgieber geheimer Beftib 
ſchaſten abſetzte ımb ihmen jede Auszeichnung mit Vorbehalt ber weiten Beitris 
fung nahm. Der Wunſch nach einer Conftitution galt für ein Mattonntoerbrächen. 
Der Poͤbel, von Mönchen ober Prieftern angefäßtt, "oerhaftere bie verhfien Wörner, 
denen er folche Gefinnungen zutraute, u. A. in Saragoffa vom 20. — DE: Yu 
über 1500 Perſonen; es fielen häufig Morde und Piümbermgen ver. EM 
Überfpamnten — genannt) erhielten faſt uͤberall die Oberhand. 
nn ber Senerafffimus, Herzog dv. Angouldme, genöthigt, machdem er mit den 

Gatderegimentern am 29. Juli von Madeld nach Cadtz aufgebrochen war, zu 
Andujar bie beruͤhmte, vom Gen. Suilleminot (ſ. d.) contrafignite Orbou⸗ 
— vom 8. Aug. zu erlaſſen, worin er, um bie duech ———— in 

ten conftitutionnellen zu beruhigen, 
— und den pe an. Behörden umterfagte, ohne —— des franz. Bezieke⸗ 
tonnmanbanten eine Verhaftung vorzunehmen; bie bereits wegen politiſcher Ur⸗ 
fachen willkuͤrlich Berhafteten ſollten freigelafſen und alle Journale unter die Auf: 
ficht der franz. Commandanten geſtellt werden. Die Regentfchaft droteſtirte gwar 
dagegen am 13., befahl jedoch am 14., ſolche Verhaftete bie mar 
ber Sonfikution angehangen hätten, in Freiheit zu ſetzen; allein manga» 

* ihr faſt nirgends; denn der Spanier hat bus Eigenrhännfidge, daß ar. ſp 

denſchaftlich er auch für die abſolute Gewalt eingenommen if, bermodh nah 
gei bee Obtigkeik umgern folgt. Daher dauerten in den Provinzen bie. willktür⸗ 
fichen Verhaftungen fort. Der Trappiſt verbot bie Drbonnem; 
und ſetzte bie Ortẽbehoͤrden ab, welche fie befolgen wollten. Die ſpan. Truppen 
Mm Navarra nannten In einer heftigen Adreſſe an die Regentſchaſt dieſe Drkonneng 
eine Ufurpation des Herzogs v. Angouleime, ein Attentat feemıber Diltitatendtantt! 
und proteſtitten gegen beren Bollziehung. Endlich ſandte bes Prim am 20. ung. 
aus f. Hauptquartier Puerto⸗Santa⸗Maria vor Sadiz eine Erklärung ein, daß Rh 
f. Ordonnanz nur auf bie in ben Militaircapitulationen begrifenen Eipimire. Ges 
zoͤge; aber auch auf Diefe Erlaͤnterung ward nicht geachtet. 

Unterbeffen hatte in Cabiz der Admiral ımb Deputitte Gaetiuco Belbes den 
Oberbefehl erhatten; auf ber Infel Leon und in Gabi; beſaunden nn 
GBalleſterot, Bayas, Empecinabo, Mina und einige hatten bamınbs 


ESpyanien feit 1888 Zr" 
noch an Oo Mo: M. unter den Waffen). Dagegen [perzten bie Ganerale Bocbe: 





zu körenehinen. um erfüllt, 
— v. —** am 16. Aug. vor Gubtz: (wo das Belngerungshees 
jest: 30/000 DM. ſtack war) aukam und dem König einen Beief Kberfäjtlte,, in 


Hierauf beg 

Hauptangeiff auf den Teodabero am 30. Das Geihägfener dauerte ben ganzen 
Tag, um die Beſatzung auf allen Punkten zu beunruhigen; als es endlich auf: 
YHörte, glaubeen bie Spanier einen Sieg erfochten zu haben und überliefien ni der 
Vreube. Dies erwarteten die Franzoſen und unternahmen am 31. um 2 Uhr 
des Morgens einen Sturm auf bie ſpan. Verſchanzungen, und um 9 Ude waren 
der Nrocadero, daB Fort Gan⸗Luis und der ganze Ithnus genommen; 150 Spa: 
nice tft, 200 vereumdrt, 1000 — die Franzoſen hatten gegen 140 Todte 
ui Berwundere. Rum erſchien am 4.Sept. im Lager ber Gen, Alava mit einem 
tiefe des Anige, her einem Waffenitfiand verlangte, welchen aber ber Drimz 
war daun bewilligen wellte, wenn ber Koͤnig in Freiheit gefegt waͤre. 

Waͤhrend dies gefihah, war Wieso (f.d.) am 17. Aug. ohne Gelb in Mia» 
laga angekonimen, um mit den Truppen bed Balleſteros, Zayas u. A. im Rüden 
bed feanz. Heeres die Aufhebung der Belagerung zu bewirken. Ex erhob in Mar 
a ſtarke Gchhfammen, nahm das Kirchenſtlber und zog am 3. Sept. mit 2500 
BR. ab, um die Stanbausetiere ber Truppen bes Balleſteros zu überfallen. Allein 
Molitor Re ae | ſchen am *.; Riego warf ſich, won Gen. Bonner 
wihies verfolge, im die Felfen ber Alpujarrat, und erreichte jene Standquartiere erſt 
am W. Sept. Schon hatte das Tirailleurgefecht mit Balleſteros s Truppen be⸗ 
gennen, als Riegos Soldaten mit dem Rufe: „Eintracht! Es lebe Riego! Es 
tebe Balleſterod! Es lebe die Eonftitutton von 18121” den Soldaten des Balle- 
ſteres in bie Arme fielen; beide Theile umarmten fich wie Brüder; allein Balle- 
fſteros ging auf iego’s Vorſchlag, fich mit ihm zu vereinigen, micht ein, und Riego 
ſrechte aun die Sierra Morena gu erreichen, um nach Batalonien zu entkommen. 
In Jaen warb ee am 412. noch mit Slodemgeläute empfangen; allein am 13. 
holte ihn Ben. Boumemains ein; nach mehren Gefechten loͤſte der verwundete Rie⸗ 
14. bei Jodar feine Schar auf, am 15. ward er gefangen. Jetzt leiſtete nur 
och Entälonin meit u. Berssloma, Figueras, Tarragona (von wo bet 
TOjägeise Den. Miland mehre — Ausfälle — — und — den 
emöfchioffenften Widerhand diefem Kampfe dee Verzweiflung wurde bee con⸗ 
Mantitmuie Bemel D. Geemandez. mitt ſ. Corps vom Generallient. Baron 


AH 


* 
B 








| : Gonitstion, fingen an mache 
geben; die Pinienteuppen waren umzufriebet; das Volt muuthlos. Da brachte 
Ben. Alcha Tolgemhe von Dan Benzealen GBuitennlncd zu Biorbrfendie Kim. Dier- 


448 Spanien feit 1888, 


ſtellte Antwort aus dem franz. Hauptquartier. *): daß ber König, um fol zu fer, 
ſich mit, feiner Familie nad) Puerto-Santa-Maria begeben koͤnne; ber 
‚wolle allen feinen Einfluß bei dem Könige anwenden, damit Se. Maj. eine ber 
Gluͤck feiner Völker angemeffene Verfoffung gebe und Vergeffenheit des Vergan⸗ 
genen erkläre. Alle, die Spanien verlaffen wollten, koͤnnten es thun; eine franz. 
Befapung in Cadiz werde jede Meaction verhindern, ꝛc. Hierauf berief bie ſpan. 
- Regierung am 6. Sept. die außerotd. Gortes, deren Sitzung ber Minifter eroͤff⸗ 
nete, Diefe Derfammlung übertrug der Bertheibigungsjumta eine. faſt unum⸗ 
ſchraͤnkte Gewalt und beſchloß ein gegwungenes Anlehen von 8 Mill. Realen, Der 
Kampf begann aufs neue, Am 20, Sept. ward das Fort Santi⸗Petri mit Capi⸗ 
tulation genommen. Am 23. Sept, warb Gabi; durch die Kanonierböte bombary 
birt und an mehren Orten angezuͤndet. Schon trafen die Belagerer Anflalten zu 
einem allgemeinen Sturme, und-bie fpan. Generale erklärten in ber Verſammlunge 
baf Wiberftand faſt nicht mehr möglich feis alſo faßten bie Cortes am 25. Sept. 
(60 Stimmen gegen 30) ben Beſchluß, dem Könige die abfolute Gewalt wieber au 
übergeben, und ihn zu bitten; ſich in das franz. Bayer zu begeben; tim bort bie guͤn⸗ 
ftigften Bedingungen für fein Volk zu erlangen. Der König ficherte der Deputa⸗ 
tion fuͤr alle Betheiligte Schutz gegen Rache umd Berfolgung zu, worauf ſich die 
Gorted noch an bemſ. Tage für aufgeloͤſt erklärten umb bee König dem Herzv. 
UIngoulöme ſ. Ankunft in Puerto-⸗Santa⸗ Maria anmelden ließ. Allein bie Millzen 
von Madrid verlangten fichere Buͤrgſchaft der Unnneftie, ehe ber König abreifen 
Eönnte.. Mit biefer Foderung warb Gen. Alava in bas franz. Lager geſchickt, bei 
aber ber Herzog nicht annahm, fondern der Befasung nur die Wahl zwiſchen 
Sturm und ambedingter Übergabe ließ. In Cabiz herrſchte jegt die größte Wen 
wirrung; ba warb, um bie erbitterten Gemüther zu beruhigen, im Namen bes 
Königs eine Proclamation erlaffen, worin ex bie vollſtaͤndigſte Vergeſſenheit alles 
BVorgefallenen, bie Anerkennung ber von ber gegenwärtigen Negierung gemachten 
Schulden mb die Beftätigung aller Grade, Würden und Ämter ber conſtitution⸗ 
nellen Regierung, ſowie eine auf bürgerliche Freiheit und Sicherheit bee Perſonen 
und bed Eigenthums gegründete Verfaffung zu geben verfprach. Mad) diefer Aunbe 
machung, deren Echtheit weber anerkannt noch, widecſprochen worden iſt, beruhig⸗ 
tem ſich bie Millzen. Am 1. Det. ward der König mit feiner Familie in Puertos 
Santa Maria vom Herzog v. Angouleme feierlich.empfangen, unter ben Geſchrei 
bes * „Viva elRey! Viva la religion! Muera la nacion! Mucran los 


ne 

Die, erfte Megierungshanblung des Königs war, alle Beſchluͤſſe ber comflitue 
dounelen Regierung feit dem 7, März; 1820 bis zum 1. Oct. 1820 fuͤr unguͤltig zu 
erklären, weil ber König während diefer Zeit nicht frei geweſen fe: Zuglelch beſtaͤ⸗ 
tigte er. alle Beſchluͤſſe der Regentfchaft von Madrid, bie er ſelbſt bie nöthigen Ber 
fehle extheilen werde. Die Regentfchaft hörte jegt auf; der König behielt einſtwel⸗ 
len die Miniſter. D. Victor Saez, Minifter der augwaͤrt, Angelegenh. und koͤnigl. 
Beichtvater, übte ben größten Einfluß aus. Altes kuͤndigte eine geoße 
Reaction an; General Ballefteros wollte dem ‚Rönig aufwarten, ber ibm aber den 
Rüden kehrte und ihn in feine Santonnements verweifen ließ. An biefrang. Une 
mee wurden Drbenszeichen vertheilt, und General Downie zum Generallieut. eb: 
nannt. Hierauf begab ſich der König unter franz. Bedeckung, indem Guerilla® 
umherſtreiften, nach Seile. Die frauz. Seuppen beſehten am 3. unb 4, Der. 
Cadiz und bie Anfel Leon, von wo fi ” ch faft alle Mitglieder ber Cortes und der Res 
gierung, Officiere, Frembe und andre Theilnehmer an ber Revolntion, 
gegen 600 Perſonen nach Gibraltar, Amerika und England begeben hatten. Graf 


9 Sie ſtand bloß in engl. Blättern, und ihre tft nicht wiberfprochen worben. 


HH 





Spanien feit 1888 441 


— ließ die Milizen entwaffnen, ſetzte neue Be⸗ 
harben ein, thatı ber Neaetlon Einhalt und ſtellte die geſetzliche Ordnung wieder 
In Eatalonlen dauerte der Kriog fort. Bei einem Ausfalle aus Barcelong, 
den der ee 0, Chef des Generalſtabs von Mina, am 
27. Sept. unternahm, wurde biefer tapfere-Dfficler ſchwer verwumdet, am 8. Dt, 
gefangen genommen; hierauf capitulicten Lerida und Seo d Urgel am 18. und 21. 
Einbab> Hobrigo, Wabaijo;, Alicante (am 12. Nov.) und Carthagena (am 
5. Rev.) <apitulirten nach fphiter,, nachdem man Sicherheit und Anmeſtie verfpro: 
hen hatte. Barcelena, Tarragona und Hoſtaltich, fchloffen auf diefelbe Grund⸗ 
lage an 4. Rov. eine ehrewwolle Gapitulation ab, nad) weldyer Einwohner und Ans 
geteilte vetenmmene Stcherheit habeiı, Soldaten und Milisen aber ihre Waffen, 
ihren Gold, Beab u. {.wo. behalten follten. Hier wie in den Übrigen Städten zo⸗ 

gem allgennin bie ſpaniſchen conjtitutionnellen Truppen bie Kriegsgefangenſchaft in 
5 der Heimkehr in ihre Provinzen vor. Mina fehiffte fich nach England 
ein, wesee 1825 far merkwürdige Lebensbeſchreibung herausgegeben hats ots 
ten ging in Vie che, ein großer Theil nach Amerika. Der Ders. v. Angonleme 
verlieh Madrid ame 4. Nov. und nahm am 22. Nov. zu Oyarzun burch einen Ta⸗ 
geöbefeht Abſchied von der Prendenarmee, die unter feinem Befehl fo brav ges 
fechten und eine fe. uuiftergafte Mamnäzucht und politiſche Mäßigung bemiefen 
Mit Grund fagte von ihr ber britifche Minifter Canning: „Mie hat ein 
fo wenig lisel verurfacht umd fo viel verhindert”, Diefer im feiner Art einzige 
enwarb dem Hauſe Bourbon das militairifche Vertrauen bes Heeres, hatte 
Gtaste 200 Mi; Fr. und 4000 Krieger gekoſtet. Die militairiſche 
des Herzogs v. Angouloͤme mar aloreeich vollzogen; bie politifche Sen» 
‚ bie Anerkennung eines Sullems ber Mäfigung zu bewirken, war feiner 
und guofimätbigen Staatskunſt nicht gelungen, *) Demm von jest an 
herufchte in Spanien, ganz im Widerſpruche mit dem Inhalte der abgefchloffenen 
Militaircapitulationen, ein Syſtem ber Strenge, das Rache und Verfolgung bes 
Es entſpann fi ein offener Kampf zwiſchen dem Volke und ben conjli» 
tittienneilen Truppen. Diefe vurden baber gänzlich aufgelöft, wodurch man bie 
Guerillas und Mänberbanden vermehrte. Balleſteros, ber feine mit Molitor ab- 
gefchlefftene Convention als ent[cheibend fuͤr bie Befreiung bes Könige und die Wie: 
derherſtellung des Throne anſah proteiliete Öffentlich in einem Schreiben vom 7. 
Det. (in engl. Wiktt. abgedeuckt) an ben Herz. v. Angouleme gegen bie Nichtvoll— 
ziehung jener Convention, gegen bad Decret vom 1. Det. und gegen bie Wiebers 
berfttung der uumfchoiskten Gewalt „in ben Händen eines Mönch” (D. DVict, 
Sarg). Der Herzog betsilligte ihm Schuß und Sicyerheit in Frankreich. Hier be 
fand ſich barcits der Graf VAblebal; Morillo, bieher Generalcapitain von Gali⸗ 
cien, fuchte ebeufots Hort einen Zufluchtsort. — Der König verbammte (durch bas 
Deasstianienes wen. Det.) alle Mitaliever und Beamte ber Corte und ber con» 
fliutinmellen ‚egiemumg, forie alle Dfficiere bes Heers und ber Nationalmilizen 
"is: der Haupiſtadt und den-Tünigl. Mefidbenzen in einen lUmkreife von 15 Meilen, 
Unter Says Worſtz elite eine Genfurcommiffion ſaͤmmtliche Lehrbuͤcher prüfen, 
und Der hohe KRlerus Wiſſionen veranftalten , um ketzeriſche Lehren aus zurotten und 
Geiſtliche, die einer gottloſen lon gedient hätten, in Kloͤſter von ber ſtrengſten 
Sbſewanz einzuſperren. Später wurden bie Univerfitäten von bem Biſchof von 
Gute, Melgar (hegt Biſchof von Zum) neu organifirt, und alle Behrkangeln , fowie 


MR. Del. „ra. — sur l’Espagne’”, von F. Gage (Yaris 1525) und „Hiat. de 

la camp. W’Espagne en 1823“, von Abel Hugo und Gourp6 Fils (Paris 1820) 
und des Grafen N Decchlo „Briefe über Spanien‘ und beffen „Journal der milit. und 
polit. Begebenheiten —— ig 30. Aug. 1822 bis zum 7. Zul. 1828, überf. 
von &b. ulöre (Kondon 1844 


J 


* 


IHRE 


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£ 


Spanien feit 1088 


ee ee ee ee exhirttibtefe Befall 
MWaft, nach dem Studienpiane des Pater Deaxiinez, mean 
.— Nachdem der König vom 5. bis 22. Dit. bi Geoifin vermeite bad, Hr 
—— —— am 13. Ro. unter beim Sreubengefdwet det 


Fir: 


* 

—— der fi noch — befand, de franz. — 2* 
di Borgo, welcher dem Könige bie Gia anſch⸗ dra Kaiſers von Rußlana Aber 

beachte, empfahlen betngend bie Bekanntmachung einer Ammeſtie; denn bie Ge⸗ 

ffe waren überfhlit, und aus allen Orten, wo das Volt und deſonders bie 

2. Beinen fi gewaltſamen Aush dungen bed po und teilt 

— Eonſtitutionnelle aͤberlleßen, teteri vierte bir 

fr Catatonien, nainentlich in Was 

wies, wo 1824 bee gemaͤßigt deneende More. be Enmpv — un dor 

VEeroles (d’Exoles Fach ben 22 Ang. 1825) Stolle Gmerulcapitake warbe, zb 

m Gabi; genoffen ss... einige Scherheit ——— 

Befchtöhaber. Das vorm Min ier Gar; nach bem Mathe bir apeftefffihen Yımta 


fo. 
alten mehre Chefs, wie Merino, Locho, Gapape, weigerten — = 
Prachen ihren Daß gegen bie foemben Eruppen laut aus — 
Dex., auf den Rath der auswärtigen Höfe, das —— *— = 
. Bit. Son; zum Biſchof von Tortoſa ernannt. Der Marq. von Cafes Irufo 
zelt das auswärt. Depart.; und als er am 16. Yan. 1824 ſtarb, trat an ſrine 
GStelle D. Marc. de Heredia Graf d' Ofalia, bisher Gnaden⸗ und nudnifter, 
denn hierauf Calomarde (einer bee entfchiedenften Anhänger ber cpoſtol. Santa) er⸗ 
ee en und D. Luis Lopez s Finatiz⸗ 
minfter. Luis Marla Salazar behielt allein fein bisher. Depitt., dae ber into 
nien und des — Die — — gemaͤßigt — die um VBerborge⸗ 
nen wirkende, in Frankreich und In Portugal vielfach verzweigte apoſtol 
— „De la oonoopeion“*) blieb fortwährend die muͤchtigſte Städte der ME 
folatiften, welche bie neuem Minifter als Freimaurer, ober al6 Afrancefades, oBdr 
als Comuneros verwarfen. Der Monarch widerſtand allen Wo , den 
D.Wict. Sony beizubehalten, und wies feibft das Gefuch naher Prätsten vn Wie 
derherſtellung der Inquifition zuruͤck. Als der Hetz. v. Infantado ben Worfig tm 
hohen Rathe von Taſtilien niederlegte, gab der Koͤnig dieſe Stelle dem D. Iymak 
Martinez de Billela, und errichtete einen Staatsrath von 10 Mitgl. =. 
eignen ober eines feiner Brüder, D. Earlos und D. Frauc. de Pauia Berfig: : Die 
Berlegenheit verurfachte fortwährend der Mangel am Creblt, Der derch SR 
l. Erklaͤrung der Unguͤltigkeit ber Cortesanleihrn gänzlich —7* we. Mk 
Baus in Lonben, Paris md Amſterdam wollte eine neue Anleihe fie Epanten 
erg Bei ber grenzenkoſen Partelenverrotcmung int Seen 


—XX 


und ſeibſt die Einkommenſteuer (fratos oivilen) wieber —55*— 
Die Jg. Eubfhe ber Beipfihket von 30 HIN Braten, toriche bie — 


*) Sie hat unter fich mehre Provincialiunten, genannt himmtifche Wohnungen 


Eranien ſeit 102B 


Mn PERLE; gan; verlangen. Um dem vellen Ausbeu 
VPartrienkanpfet in: Spanien — ſchloß die ſpaniſche Reglerm 
Framkreich edaen Bertung , nach: welchem 45,000 M. franz. Aruppen in € 
ee a aa GSie warden von 


reich zushilzugahlumbe auf 34 ‚Br. beſtimmt —— SGieranf abi 
Regierung (25. Dec). die verbimbeten Maͤchte cin, .. einen Congreß 
zun «uf die Üintereufuung ben: ſpanifch suhalten. 

Canning ertlaͤrte keftinunme (30. Jan 1824), daß * an dieſem Go 
sicht: Ahril mehmen wrrche: Er kam bahez öffnet 
nen 19; Sabr: Iq):alla Hlfen in feinen chen Colonien ben Un 
nen Der befreundeten /Moaͤchte wuhrend Englend cberrita Langſt mit ben infu 


Binden rn mbing, zu ſtrofbaren Ortwärfen. Sie ſprach 
Abdankung und non ber Erhebung des Infanten D. Carlos auf den Thron (bi 


— ——— 
he: ſich in en bucaos-hambres (bine Maͤnner) nanuten. Die @ 


fangener der Feanzoſen fei. *) 

errt welches — — daß dieſe faſt din Siegel, d 
u ctirten aber die Xumahene machten. Babel ging bie Kühnhelt ber frein 
WMoymliſten tn Mragenien foroekt, daß riner ihrer Anführer, Gapape, ehen 
Sqmied, jet General, warf Tehre Fahne ſetzte: „Nrieg den — —— 
behauptete, er habe AarlV. zum Ruiz ausrafen wollen. Eu warb von bei 
sofen gefchiagen unb: gefangen; · autrin bie geheime Partei wußte ihn zu fü 
umb: achritett ad ed ed erg nee a uni 


ale Dffinieit in undamfer Dienſt, von Gemtlisuterrumt bis zum Generaleo 
Geueral Graf Bourmont Oberbeſehls des . Deines 
1820 der Deneratikähment Winnie Digeon ad. — * 


444 Spanien ſeit 1828 
ſowie die Profeſſoren und Studenten ber Unioerfieiten in ihre geheime Unterfu⸗ 

chung. Sodann befahl ein koͤngl. Decret von 1. Aug. allen geweſenen Feeimcu⸗ 
en und Mitgliedern andrer geheimen Verbindungen, fich ſelbſt anzuzeigen, wibri⸗ 
genfalls fie ats Hochverraͤther an Bott und Menſchen beſtraſt werben würden. Des 
fewängendhtet wagte ein Haufe ne von Gibtaltat aus , in 
Aaluſien und Grauada einzufallen. Dre Derſte Bates an dee Spite 2 — 
300 M. nahm Tarifa am 3. Aug., und kuͤnbigte bie Befreiumg vom Joche ber 
Fremden an. Allein zu Lande und zur See von franz. und ſpan. Teuppen einge 
ſchloſſen, warb Zarifa befchoffen und am 19. niit Stwem genommen. Waldes 
entkam nad) Tanger.“) Die Gefangenen wurden ecſchoſſen. Ebenſo mißlang am 
14. der Überfall von Almeria. Dies gab in den Provinzen und in Mudrid der Par⸗ 
tet der Überfpanmten vöRig das Ubergewicht. Der Kriegominiſter D. Foſe be Erur 
mußte feinen Abſchied nehmen ımb wurde (am 5. Sept.) vechnftet. Sein eigent- 
liches Bergehen war, daß er der Zuchtlofigkeit der koͤnigl. Freiwilligen Bitte Scheau⸗ 
Dun ſeden wollen. Sein der herrſchenden Partei ganz eegebener Nachfolger D. J. 
Aymerich that Alles, um die Zahl der Freiwllligen anf Koſten der Stadtraͤche zu 
vermehren, doch mußte er 1825 fein Miniſterinn an den General Zanibrano abs 
treten, und wurde Generalcapftain zu Sadiz. Da der franz. Ditnifker auf Vrlach 
wefenb, Herr v. Bulgari, der ruſſiſche, nach Potersbrirg gegangen, und dee bei» 
tiſche, Sie W. —2* die Gefaubeſchaft ame Hofe zu LAſſadon erhalten Hatte; 
der König aber zu St.⸗Ildeſons ſich befand, fo: beſaßen die Herren Calomartde 
. Aymerich und Ugarte allein das Vertrauen bes Königs, bie endiich am 16. Gept. 

Dr. Zea von Eondon anlam. Diefer machte den Ausſchweifungen bes Pbbels ,:bee - 
in Eordova, Eumca und Salamanca bie Gefängniffe ſtuͤrmte und vie Berhafteten 
ermorbdete oder mißhandelte, Einhalt; bach mußten Taufende von Gonflitittiesmei- 
geſinuten Mabrib — waͤhrend der Trappiſt, der ——— Merino u. a. Par⸗ 
tethaͤupter daſelbſt erſ Hr. ee en verwiefen hatte 
wurde jest felbſt = — verbannt, Dagegen Hr. v. Ugarte (Zed's — 
als Gefandter nach Turin geſchickt, von wo er (nach eos Sturze) zwar abberuſen, 


aber balb aufs neue im Dec. 1825 dahin zuräddoerwiefen wırde. Neue Decvete 


fhärften He Piurificationsvorfcheiften, die Aufficht über bie u. 
Strenge der Militaircommeffion. Alle feit 1820 nal 
her und Schriften wurden gepruͤft. Go fchienen bie Anhänger der apoſtol — 
(Amarillos, Gelbe — Im Gegenſatze der Negros a. abermals obzufiegen. 
Eine kinigl: DOrbonnan; (Ende Det. 1824) ernannte die Ortsobrigkelten ira gan⸗ 
sin Rönigreiche, und hob dadurch das legte alte Recht ber Gemeinden ‘aufs, fich Mine 
Dorfteher felbft zu wählen. Dies geſchah, „damit vom fpam. Bode‘ 
auch nur der entfernteſte Gedanke verſchwaͤnde daran’, daB bie Gonüeenkunihe uns 
derewo als in der Perſon des Königs vorhanden ei, und Yarıt das Volk · wiſſe, 
baß S. M. inte in die geringſte Abaͤnberrg der Grundgeſede Bee Diintarde win⸗ 
nn werde. Der Parteigeift brachte endlich ſelbſt in Miniſteriu, am Pafe iurb 
der koͤnigi. Famlle Spaltimgen hervor, und bie Re u Aa Yon 
ie fanden Inımer tweniger Eingang. Dabel nuhm dle 
Haushalts zu. Der: Schleichhandel verminderte die @ihnahttie von — 525* 
colombiſche Corſaren verſchloſſen gewiffermaßen Die ſpan. Kuͤſten dem 
ter ſpan. Diefe Lage des Innern wiadhte den laͤngern Aufentha ——— 
Zruppen noͤthig, und ant 10. Dec. 1824 warb ein neuer Vertrag geſchloſſen 
ehe welchem 22,000 DR. Vranzoſen it Spanien (nie Beſatzungen in Endkz, 
areelotia, ©.» CHbaftian, Dompelona, u. aD) üben, un ABrdie mug 2 
* Regimenter und eine Batterie Artillerie, zutgleich mit ſpanlſchen eup⸗ 
*) Bekanntlich verweigerte der Kaiſer von Marocco die von age für [große 
Geldſummen verlangte Auslieferung dee conflitutionnellen Flüchtlinge und R 


Spanien ſeit 1888 466 


pen (ben memerganifisten Garban und Liniensegimmenteen, weiche bie Vaſfatzung vor 
Madrid bübeten), ben: Dienft bei Cr. Eatholiihen Mai. fortfegten. Seitdem 
erhielt die Innere Verwaltung mehr Feſtigkait. Die Localverſammlungen und 
Proſcriptionen hörten auf. Der Oberintenbaut, ber —— der furchtbare Ru⸗ 
fino Gomales, wurde nad Panmpelona verbaut. An ſ. Stelle trat ber gemd 
—— denkende Reeache. Auch die. Ankunft des Prinzen Maximillan von Sachſan, 
Des Schwiegeraten des Königs (mn 3. Dec. im Escerial), ſchien han Geift.der 
Mäfigung uud Milde zu beleben. Die geheime Nolizei hoͤrte auf. Viele War⸗ 


ſchuldiss loageſprochen, 
bes Minifterfums ernannt. Altein der Dan, dem Infanten Don Francisco be 
Paula die Krone von Merico zu geben, kam nicht zur Ausfühnmg. Die in die 
Sübfer geſchickten Kriegsſchiffe (1 Linienſchiff, 1 Fregatte und 1 Brigg) wurben 
durch Aufruhr der Mannfchaft den Inſurgenten überliefert, und erft im Sept, 
1825 gelang. es 3280 M. von Ferrol als Werftärfung nach Cuba zu ſchicken 
Spanien befaß am Ende 1825 von f. Eolonien nur nod) Cuba und Prrertorico, bas 
von Peru getrennte Gallao, und die Philippinen. (8. Sübamerita,) Die 
Emancipation ber von England, Morbamerika, ben Mieberlanden und Schweben 
bezeitd: anerkannten Golonien wurbe 1825 vom England (durch ben Gefanbten 
Lamb) und non Frankreich dringend verlangt; »felbft der Papft empfahl einen 
Entſchluß zu faſſen, weil er bie dortige Kirche nicht länger verwaiſt ſehen Eönne; 
— Im Innern wuchs die Roth. Die Auswanderung vieler Reichen entzog viele 
Geldmittels dazu Samen allgemeine Verarmung, Mißwachs und Theuerung 
Die Staatsſchuld (3000 Dill, Realen, über 400 Miu. Thlt.) blieb ungeachtet 
ber, Errichtung eines großen Schuldbuches und einer Tilgungscaſſe, eine nicht zu 
bebenbe Baft, und bad Deficit in ben Finanzen betrug am Ende 1824 an 690 
Mil: Realen. Die Umtriebe einer mächtigen Partei hinderten bie Ausführung 
bee vom Bea, in übereinſlimmung mit den fremben Cabinettern, namentlich nılt 
bem Grafen v. Villele und dem im Mov. 1825 in Mabrib angefomumenen franz. 
Borfchafter , Marquis bu Moufkier, und mit dem ruff. Gefandten Herm v. On⸗ 
bril ; eingeleiteten Entwürfe, Er hielt daher um ſ. Entlaffung an, bie aber ber 
König nicht annahm, weil er bie Carliſtas im Hintergrumbe fab. Denn ein ent⸗ 
ſchiedener Royallſt, General Beffieres , erhob gegen Ferdinands Minifterium bie 
Waffen; fein Aufruhr warb jebod) durch bie Entfchloffenheit bes Generals Gra⸗ 
fon d’Espafia,am 23. Aug. unterbrüdt. Zu berfelben ‚Zeit. brachen Verſchwoͤ— 
zungen aus zu Tortoſa und Valencia; Geiftliche, Domherrn, Royaliſtenanfuͤhrer, 
B General Locho, reijten bie Bauern auf zu dem Rufe: „Es lebe Karl V.!“ 
Guerillas bildeten ſich und loͤſten ſich endlich in Raͤuberbanden auf. Beffiered und 
einer Befährten wurden am 26. Aug. 1825 zu Moling d'Aragon hingerichtet, 
ohne das ‚Behelmmiß. ihrer Verſchwoͤrung zu entdecken, deren Faͤden bis im das 
Schloß von St; Ildefons führten, Man nannte Beffieres den „Märtyrer für 
Thron, und Altar‘. Eine Menge Berbaftungen erfolgten num in Mabrib und 
in ben Provinzen; und bie, Unterſuchung war im Dec. 1825 noch nicht geenbigt. 
Gleichzeitig warb quch, um bie vom der geheimen Partei verbreitete Beſchuldigung 
zu reiberiegen, daß die Regierung felbft aus Freimaurern oder Megeos beſtehe, ber 
berühmte Bertheidiger. bes ſpaniſchen Throns gegen Napoleon, General Empeci⸗ 
nabeo „ber für bie onftitution bie zuletzt gefochten hatte, ungeachtet ber gehofften 
Begnadigung beffelben ‚ zu Roa in Altcaflitien mit dem Strange hingerichtet; 
daſſelbe Schickſal hatten am 9. Sept. 1825 7 in Granada entbedite Freimaurer, 
Auch ward ber Carliſta, General Capape, im Sept. 1825 zum Tobe verurtheilt, 
und bee ehemalige Präfibent der Militaiecommiffion , der grattfame Chaperon, ein 
Werkzeug ber Apoftolifchen, aus Mabrid verwiefen. Allein die Einwirkung ber 





246 Eeyxanien ſeit 1008 

Gaſtucheeit, bie Vorſtellungen einiger Geber des Gamavitta uk dev konigt Ja⸗ 
mille, Im welcher bie portug. Infantirmen arn encſchloderſten Sie Partel der apvſte⸗ 
liſchen es Junta genommen haben, warb, beſonders feit Beſſtoeress Binrichtuung, 
fo groß; boß ber. Klug am. 24. Diet, 13885 dem Bilnifter Zea T. Eutlaſſang zu er⸗ 
theilen ſich veranlaßt ſah, — en antzog. ı Bam wenbe viel⸗ 


ehe zum Geſandten in 6 Preucernciiſter 
— — ehr Fugenbfrermnd des Königs, befolgen: nn 
ſtem der Mäfigung ;: auch bewies fich bed Einfiaß der fremben Diykeann: 

ber König, nad —_—_ in Jtbeſa⸗ unb engl 


un 
bas Decret vom 6. Oct. 1825 ernruert; eigener andren 
leitung zu einem Waffenſtillſtande und: zu dee uam Dngland und Ferakeckch des 
Handels une Feeiſtuaten fein. 


Gabis 
die Teennung am mei Cie Gabler Zube off u — 
a weiche vor 1823 —— war ie Rey, 1826bio auf 
1500 gefallen. Vergebens bat bie Stadt ben Koͤnig, ee 
erllaͤren. Dee im Nov: d. J erſchienene Mauihsasif: ercchtelt neur 
— — verſchiedene en auge 
mußten 3 aa z. B. 
Realen) an einige Kaufleute, te an — 
—— ——— Überhaupt: waren en a 
| ber Einnahme von 1818 (ohne die Gelonten), bis auf AOD BEE. Backen - 
— Bin. oder 100 Mil. Sr.) gefallen! Au Ciuheit in der Berwaltung war 
unter foldien Umſtaͤnden, zumal ba bie baskiſchen Provinzen thre alten Worrochte 
behaupteten, nicht zu denken. Well der hohe Rath von Gaftilen ben gemaͤßigten 
Maßregein fi vn wiberfegte, mub 3 Mal den von bear Muiſterium 











feinem Untergange entgegeneilt und bald arıd ber Beike ber Radltorzm eofibesiubust 
word. Aue Syfteme, bie man in Folge ber Unuudigengen fell 1808namgeıteise 
um verewigen 


8 them Abgrund zu 3 war ‚ tn wiebes gs 
Nun, mem ex je gefchloffen war, ala das , au wenn in 
fen Augenblicke BD ba Dan Du af a. url fo darben wir 











_ Spaniens gegemmmärtiger Bufland (1820) 447 


dies bloß ber Erſtarrung, worein Reiben ohne Zahl bad fpanifche Voll verfent 
haben’. Die neueſte Zeit bat dies betätigt. Der Minifterwechfel bauerte fort; 
nur ber Minifter der Juſtig und Gnadenſachen Calomarbe erhielt fich in bed Koͤ⸗ 
nig® Vertrauen. Dagegen wurde der thätige Polizeiminifter Necadyo durch ben 
Einfluß der apoftol. Junta geftürzt. Auch der Herz. v. Infantado nahm b. 18. 
Aug-1826 f.Entlaffung. Seithem leitet: ber Ritter Salmon die ausw. Angel, 
Zambrand das Kriegsw., und Balleſteros bie Finanzen. Der neue Staatsrath, 
unter dem Borſſtze des Königs berathſchlagt Über Berfaffung und Geſetzgebung. 
Er zerfaͤllt in 4 Sectionen. Eine Ummeftie warb nicht erlaſſen. Das Purificiren 
Halt. Die Enrliflab erhoben ſich au mehren Orten 
Die. Smrngefee 1827 an hie. fannifches Feſtungen bis auf Cadiz zu raͤumen; auch 
Neqſer: Pas ſoll von ihnen 1828 vorlaffen werden. Während diesn geſchah, brach in 
ann 4926. ein von: Prieſtern, Moͤnchen und Abentenrern ges 
leiteten Auffiab bes -fogen. Agtaviados aus, welche die Herſtellung bes Inquiſt⸗ 
dew u. ſo w. vedangden. —— i—e— fich 1827 nach Bareclona, wo 
£ Gegenwert gur Antixtehdlinag des Auffl ; 





5 ufupiste, folgte 
— Sb al Gabinets. Auch verglich es im $ 18 
„weiche Spanien an bie beit. Kaufleute zu bezah⸗ 
pm Die teung des Finanzweſens veraulaßte uͤbrigens mehre Einfcheins 


fremder h 
— ——— Inan be Mon bei Vera Gruy (d. 22. Nov. 1825) unb 
Gen .bei Ya d. 22. Yan. 1826 verloren. Zur Gefchichte Spaniens empfehlen 
wie:: „‚Bietus kistoriens aohre la rerelucion de Eepaüa‘', 1814 — 23, vos 
Anguſtin heatamondi (Charlestowu In Rorbamerita 1827); des Gem. Koy ‚‚klint. 
de’ In: guerre ds la :Peniasule”' (nach bes Verf. Bode, Paris 1827, 2 Xhle.; 
ef ee en erst ua 
Yeab. 202° des Gpaniers Sempoͤre „Considerations sur les eauses do la 
_ er de: in memarehle espagnole” (Paris 1826, 2 
Tube Deffeihen ‚efchlähte ber fpanifchen Cortes; und Dr. Andr. Muriel, 
‚Akne, sur Niiet. d’Esp. 3 forte bed Mitt. Luigi Boffi (Werf. ber Geſchichte 
un „Btorke della Spagne untica e moderne” (Mailand 1822, 6 
= Opauiun? segenwärtiger. Bubanı (1828). Die Monarchie zaͤhlt 
.41,441,000 Ginw. in 


wied. Land sub Weit bauen ſchon vor der Mevolutien vom 2020 in — 
ſtande politiſcher Schwäche, der um fo unheilbarer erfchlen, ba an deſſelben 
pie Jahrhemderten ebenſo tiefiin dem Volkocharakter eingewurzelt als in. bie Ver⸗ 

und kirchtichen Lebens verſtochten waren. An phpfifdyen umb 
"Golfen Rehftenfehltersnächt, wol aber an jener Frelheit des Höhen menfchlichen Das 





Spaniens gegemmwärtiger Iaſtand (1088) 

ſeins, durch weiche allein das gefefige Leben der Culenr encpfanglich wirb. Me 
Einem Wort: Berſtand und Vernunft, welche jene Kraͤfte verbinden, und in feet» 
er Thaͤtigkeit verebein ſollen, waren durch Geſetz, Denkart und Site in Spanien 
fo gebunben und gehemmt; daß wei einzeine Sunrtten im Leben des Boitß atıffpri> 
be, wie aber zu einem hellem Lichte ober zu einer wohlchaͤtigen Farmue fich ver⸗ 
einigen konnten. ee ee 
mmg. Ein ſtolzes, auf beuekten Vorftelungen ten 
of G Omen an eier One tern ationnigefühl'erfegte, vor 


& 





m als uͤberhaupt | Died 
zeigt Yiehmehr Lebendigkeit, feötiche Wersegung, BIS und ſergiefe Behagäd 
kelt. Der gemeine Spemier iſt zenagſem, und dabei — — 
Gäͤter, daß man Ihn für — then Wäfen auß dee Spule des Diegenieh 
beiten mäßte, wenn er weniger gutmüthig wäre. Doch leuchtet bei jeben 
Anlaſſe fein Stolz hervor auf Stamm, Geburt, Bang mb Slaube; dabei ift er 
nn und fehr enchgierig. Iener Sconn fyelbet’ aber ah 

Boͤtkerſchaften. Der nördliche Spanier, vor allen ber Biscayer ud 
.,n feben vornehm herab auf den ſuͤdlichen, ber beamer von Geſſichtsſacbe 
‚ die Spuren mauriſcher Abkunft nicht verleugnen kann. Vor⸗ 
—* ⏑ der in ben Pros 
en nicht gilt. - 
ne ee Mauren auf, Man unters 
feheibet bie titalados: Granden (Im 3. 1787, 129), die vor dem " ſich 
deckm duͤrfen; Marguis, „Grafen und Bleomted (hberhaupt im 3.1 638). 
und den niederen Adel: Cavalleros, Ritter, Escuderos und HRd 
Ebelente, deren man 404,131 im 9. 4797 zählte. ich era en 


* 








* 


——— V⏑ ——— J froh, doch —— der Fraugefe, 
ud weniger Kinuend, —* ober geſchwaͤtig af —— * 
litaner, Mufit, Geſang und Tanz ſind Nationalvergnuͤgungen. Jene 


für eirfuch oft eintoͤnig, aber voll tiefer Empfindung ee ri 
merifch. Auf dem I Der Beler bekeht; In Perlen un I ber Eamatte 
fester Fandango, ff. I a ben & Paare nach ber Either 
tanzen, und wo bee Spielende zur BRufit 5 Werfe fingt. rliche Spiele, vote 











Spaniens achonwantiger Zuſtand (1888) . 449 
durch ſchoͤnen Wuchs mb edle, folge ons. Ihre Ber 


ne zeichnen fich 
fichtafarb⸗ — noch zart, aber anfunk. ie 


ſich vortheilhaft 
u N nicht ohne Würde. Dabei find fie 
vo 


—n — Rsitsung ift 
en imme national; im häudl, Bickel.ber Vo 


— anse; m aumelooll. Geht her Er N huͤllt er ſich 
eisen laugen Mantel gewöhnlich vom brauuer, bei Raichern auch van 


vor gewichet⸗m Leber ober Tuch. Das fledt gewöhnlich unter einem Rebe, 
Redecilla, dns mit keusten Schleifen sr — rei rg ei 
ber niebern Stände iſt braun ober 


ſchwarz. In ben Städten heine die rear Schleier, Mans 

— um 0 Flag, und ohne ſchwatztaffeten Bacquina; 
bei Heben fie viel Kleinen Dach und Schmuee in Haaren, an Ohren, Armen, Sins 
und um den Hals, — Das erſte Element bes ſpaniſchen Volkslebens ift bie 
5* der Prieſterſtand iſt der erſte Stand, und jede Familie ſucht durch einen 
Oheim oder Bruder mit demſelben ſich zu verbinden. Die Religion beſteht daher 
—— im Kirchendienſt, im Ausuͤben guter Werke und in ber Achtung für Prie⸗ 
und Mönche, Als Schutzhelliger des zn wich ber Apoſtel Jakob 


vesehrt; alsin f. Anfehen if gefalen, nacvem Kari. mis den Reichöfiänben 


1760 die unbefledte Empfängniß ber Jungfrau Maria — und ſie zur Pa⸗ 
tronin ber ſpaniſchen Monarchie **— hat. Die Anbetung der heil. Jungfrau 
iſt u Dan, am biefen Punkt bewegt fid) bie ganze Gottesverehrung. 
Dies und eine große Zahl von ‚Heiligen für jedes Alter, jeden Stand, jedes Ge 
ſchaͤft u. f. w. ne. eine Kette von glänzenben Kirchenfefien, . welche bie 
unaufhoͤrlich gem ‚Dimmel zieht; daher bie Macht der Einbildungskraft über 
das Gemuͤth bes rs und f. praktiſche Gleichguͤltigkeit gegen bloße Verſtan⸗ 
ua De alee Seife, was nicht bie/Einbilbungsfraft durch die Sinne 
befonders bie Inquiſition, beherrſchte biähex die Volks⸗ 
‚zub hie ara ee hatte die ſpaniſch » kathol. Kirche den Vefig 
der — Gewalt im Staate erlangt, obgleich fie ben Schein dieſer Gewalt klug 
verhüte. : Das aufgeklaͤrteſte geiſtliche Collagium in Spanien war und iſt noch base 
Capitel S.⸗ Iſiboro. Allein ebendeßhalb wurde es des Janſenlomus beſchuldigt 
und verfelgt. Das — vom 2. Maͤrz 1819 theilte die verbotenen Bücher in 2 
Gaſſen: a) Bücher, die auch Denjenigen verboten ſind, benen das heil. 
um in Diefer. Hinfiht beſondere Licenzen zugeſtanden hat; bh). die in einem res 
volutionnairen geſchrieben, boleidigend gegen bie Inczuiſition, die — 


—— 
———— Manner Jächerlich machen Die 


Einfuhr von außerhalb der Orange gedruckten Buͤchern war bei 

verboten. In Cuba endlich wien noch 1815 6 

Kether verbrannt. Man zählte in Spanien vor dem Iegten Kriegen 256,000 

Geiſtliche, darmuter 8 Erzbiſchoͤfe (Primas ber zu Toledo), unter denen 48 Bis 
Eonv⸗Lex. Siebente Aufl. Bd. X. 29 


450. Spamiens gegeniwärtiger Zuſtand (1828) 


ſchafe ichen, 69,000 Moͤnche In 2122 uub über 35,000 Nonnen in 1130 S&- 
ſtorn, bie Ferdinand VII. 1814—20, wo ea nur miglich war, wieberherzuflellen 
fi) bemähte. Sept zählt man über 43,000 Weltgeiftliche in 18,874 Kicchfpies 
In, bann 1051 Moͤnchskloͤſter, 48 — 170 Coßegien unb. 1067 
— mit 47,515 Ordenegeiſtlichin und 24,000 Monnen. Um bie Fink. 
zu vermehren, befchenfte ex fie. mit Adelöpatenten und Titeldiplomen, 
ne fie — (Dagegen betzug 1799 die Zahl der Handwerker 270,908, 
der Bauern 907,000, ber Tageloͤhner 964,000, ber Bedienten 276,000, ber 
Sabeitonten 39,700, ber Laufleute 30,780 Nerfonen.) Mad ber ungefähren 
Ghdsung eines Mitgliebes der Cortes betrugen or 1808 bie ink. bes Klerus 
mb des Möfler in Spanien. von ihren liegenden Guͤtern jährlich 51 DRIN. 
— Und nach dem Auſchlage des Finanzminiſters Arguelles — der 
Cortes überfliegen bie Kirchenguͤter um I bie Staattguͤter. Die religiöfe Denk⸗ 
art bes Spaniers aͤußert ſich ae in Werken ber Barmharzigkeit. Nirgends 
wish wol der. Unglüdliche mit fa frammer Actung behandelt und untsrflügt als in 
Spanien. ber biefed — **2 ſinnliche Leben, deſſen Heimath bie vielen 
Dee. a SEN est ſchon au fich dats Molt vom Anbau be& irdiſchen 
Boadbens ab. Die Traͤgheit bes Spaniers iſt nicht ſtampfe Schwaͤche, ſondem 
Folge ſeiner — —** f. Freude — Kirchendienſte uch ſ. Gleichguͤltigkeit 
gegen alles bloß Nügliche, deſſen Zeduͤrfniß er. oft nicht einmal hat; dazu kommt 
bie Leichtigkeit, mit welcher wenig Arbeit ben Bedarf erzeugt, bie Frucht — 
Bobs, der Genuß das , welcher unter dem heiter, füblichen Himmel, bei 
der reinen, [on — * — nicht aufkommen laͤßt, und vor Allem bie 
Schwierigkeit bed freien Ermeh Das alte, nicht auf den Grundbeßtz baftete, 
fonbern die Production belaffenbe —ez und bie Vorrechte einzelner 
and une waren biöher bem Fleiße hinderlich. Doch hat bie Wetsichfannfeit feit 
TIL. Regierung zugenommen, wah aufgellärte Staatsmaͤnner haben mehre 
————— nach richtigen Grubſaͤtzen zu einem bedeutenden Grade von Vollkom⸗ 
menheit gebracht. Nur 2 Fehles hielten ben Fortſchritt auf: zuerſt Mangtl an 
Ginheit in den verſchiedenen Cilturentwuͤrfen, bie gewoͤhnlich nur einzelne Gegen⸗ 
ſtaͤnde betrafen, ohne daß hie — Im nothwendigen Diittel fie gehdrig unter- 


", ‚fhsten; bass bee Umſtand, bag bie meiſten Fabriken auf koͤnigl Mechnamg als 


Monopole veraltet, dadurch aber zu Epfibar Es, — von den Miß⸗ 
braͤnchen, welche ſich in ben Betrieb einſchlichen. Die größte Betriebſarkeit 
herrſcht in den Seeſtaͤdten, uͤberhaupt in den Provinzen am — wo der Fleiß 
feines Lohnes 55 iſt. — fin ſind bie Wollenfabriken; doch liefern fie mır 
den 20. Theil des nöthigen Tuches. Die beſten ſind zu Guabalaxara und Segovia. 
Engländer und Scanzofen kauſon die ſpan. Wolle um 20 Proc — gleichwol 
ſind ihre Tuͤcher ee. — find zu Talavera, — 
Zolebo, BValencia u. a. a. O., aber hei weitem ee — und 
16. Sahıb., ober wie hex Zuſtand des Gewerbe zur Zeit bs Roͤmer war. . Man 
Aenla nur an bin hiepaniſche Purpurfärberei und an ar celtibgrifchen Stahl. Moch 
höher ſtieg der Gewerbfieiß umter Ren Arabern, als das mauriſche — gem; 
mit f. Kanſtproducten verſorgte. Der Verfall des ſpan. erhfleifes 
war ame größten im 17. Jahrh. Er fing wieder an aufzublähen feit 1750. eye 
führt. man ad Biken € Eifen und Yang auf Valencha wollene Daden, 
— ſehr fei ftücher aus. Mas ſchwarze Gorbuanleber von 
ova iſt non —*— icher Guͤte. Die Hutfabriken zu Valentia, Segovia 
‚2.0.0. D. und bie Segeltuchfabriken ſind im Zunehmen. Die Glas⸗ und Spie⸗ 
gelfabriken zu St.» Iidefons liefern gute, aber theure Waaren. Die Parzellau⸗ 
—* in Madrid (la China) ſtand dem le — Erzeugniß an 
Ehe neck mat; fo auch bie Dautelifferweberei in Madrid. Die größte Tabackt⸗ 











Spaniens gegenwaͤrtiger Zufland (1888) 451 


fabrik hat San Ein eigenthätiäzes ſpan. Prodnet liefert Wie fehr nutliche 
Binfenart, Esparto, aus der man an 40 verfchiedehe Artikel webt und flieht. 
Es fehle Übechanpt an keinem Zweige des Kunſtfleißes ganz; aber die wenigſten 
reihen hin für den Bedarf. Beinmand muß aus Deutfihland und Frankreich, 
— aus Frankreich und Genua, Stahlwaaren, Tauwerk und fogen. kurze 
Waaren muͤſſen vom Auslande eingeführt werben. 1799 betrugen fuͤnmitlche 
Kunſterzeugniſſe Spanlens aus dem P — an Werth uͤber 824 Mill. 
Realen, die aus dem Thierreiche über 372 , bie aus dere Mineraltciche aͤber 
344 und die aus mehren vermiſcht fiber rer: Bil. Realenz ber ganze — 
Hrf ſich auf 1156 MIN. Realen oder 209 Mill. Franken. Die erſten Er 
bes Landbaues, der Viehzucht und des Bergbaues wutden auf 36515 Mill Rrelen 
(beinahe 879 MIN. Franken) gefchäst. Den Landbau befdebern Stonomifche Ge- 
ſellſchaften in Madrid, Valencia, Saragoffa u.a: a. D. Auch wurden 1815 in 
den Danptitäbten Ackerbauſchulen errichtet. Um Be Pferdezucht toleber zu heben, 
legte bie Regierung 1817 auf die zur Pracht gehaltenen Maulthiere eine flarke 
Abgabe. Den Ertrag in den verfchiebenen — enthält ein anf koͤnigl. 
Koften gedrucktes tabellarlſches Werk, das aber nicht in den Buchhandel gekom⸗ 
men iſt, aus welchem wir obige Angaben entiehut | Eu imb naͤmlich Aber 
ben Gewerbfleiß, ben Handel und die Bevoͤlkerung Spanirns 3 Cenſos wid den 
amtfichen Eingaben der Provtmiatsermaltitugen vom 3: #799 auf Befehl des Mi 
niſteriums fuͤr bie Behoͤrben 1303 gedruckt worden. Bon dem Ernſo ber Vevoͤl⸗ 
kerung ſollte eine 3. Ausg. 1808 erſcheinen, was aber des Kriegs wegen unter⸗ 
blieben iſt. Aus dem „Censo de ha riqueza territorlal y industrial de Eapatia 
en el aſio de 1799, ordenado sobre los dato dirigidos por los Intendentes, 
por el oficial D. Juan Polo y Catalina‘ (Madrid en la Imprenta Real, 1809; 
208 ©. Fol. ohne die Tabelle) moͤgen folg. Angaben hier woch angefähet wer⸗ 
den. Spanien hatte 1799 in feinen 31 Provinzen und den Inſein (Balearen und 
Ganarien) auf 15,356 IM. (20=— 1° oder 9083 geöge. LIE.) 10,504,985 €. 
in 2,100, 997 Yantlien zu 5 Perfonen, deren Gefammtvermoͤgen auf 6300 M. 
Mealen (beinahe 1600 Min, Fr.) gefthägt wurhe. Im‘. 1824 gab eine mabeiber 
Beitfcheift die Zahl der Einw. auf 16,372, 000 an. Der Brab der Bevdckeruug in 
Spanien if demnach um 3 geringer als in Deutſchland, Frankreich, a 
umnd Niederland. (kider bie Urfachen ber Entußlkerung f. „Rronos”, 1816.) Der 
Handel ficht einer gänzlichen Veraͤnderung entgegen, ba bie Solomen groͤktentheils 
für das Mutterland verloren find. Die Seeſtaͤdte Spaniens find wichtige Fucto⸗ 
reiplaͤtze fuͤt das Ausland; reich, aber dem innen — der Ration nicht foͤrber⸗ 
lich; nur für die Reglerung als Gelbquellen wichtig. Spanien war bidher Im 
europ. Handel ebenſo unthätig wie Portugal. ° Beſonders wurden Fabrikwauren, 
Getreide und gefalgene Fiſche in Menge eingeführt, die theils mıtt eignen rohen 
Landesproducten (worumter die Wollausfuhr heben 1 Din. Piaſter betrug), theils 
mit amerik. Erzeugniſſen, bers mit Gold und Silber, bezahtt wurden. Ads 
feinen amerlk. Colonlen zog Spanien jährlich für — — au Gold und 
ee und für 20 Did. an Eochenille, Cacao, Zucker, Taback, tohen 
en, Baum⸗ und Pigognewolle, Epknarine, ——— — 
arille ꝛc. Der I mit den Eolonien war allen amswärtig 
‚ aber in Spanien (vor ber Revolutlon, mit ——e— a ftei- 
gegebm. Jetzt bemächtigten fich Amerikaner, Englaͤnder und Hollaͤnder deſſelben. 
Erſt im Maͤrz 1823 —— bie Eortes allen befreundeten Staaten die ſpaniſchen 
Ab erſeriſchen er Der Enftuß fremder Kaufleute, — 
den imern Handel Spaniens if zwar ſehr beſchraͤnkt worben; allein adch inuur 
find bie —— zu Corufia, Cabiz mb Barcelona und die ©.» 
Carloe⸗Bank in Ma drid zum Theil von Frermnden abhängig. ale in 
2 





458 Spaniens gegenmärtiger Zuſtand (1888) 


Spanien fetbft Megt Hei der druͤckenden Zolleinrichtung und bei dern Mangel am 
Berbindungswegen darnieder. Doch treibt Madrid im -Wiittötpundte ber werr⸗ 
gen, aber vortrefflich angelegten Kunftſtraßen, einen ziemlich lebhaften Handel. 
Unter dert 5 unvollendeten Gandten iſt der Raifercanal (unter Karl V. angelegt) 
ober der Canal von Aragonien der bedeutendſte. tiber die einzeinen Art. der Eim- 
und Ausfuhr nach dert verfchiebenen WBölkden finder man die amtlichen Angaben ia 
der „Balanza del eumereio de —ã den las pötenslas ec al en el 
ae de 17927 (Madrid 1802, Bol). 

Die Regierüungsform if onargiſch Die König, welcher var Titel: 
Katholifche Majeftät, führt, regiert in Collien, Aragonien und auf den Inſeln 
unumſchraͤnkt; bod) haben die 3 noͤrdl. Provinzen Bischya, Guipuztot und Mava 
ihre Privilegien behauptet, und nur unter ber Bedingung der Weflätigung derſelben 
unb bes Abzuges ber borthin verlegten Truppen in die Bezahlung der außerord. 
Abgaben 1816 gewilligt. Mit der Rebolution von 1820 Hören diefe der Ver⸗ 
faffung widerſprechenden Vorrechte auf, gätig zu fein; allein die Junta der 
Afrancefabos von 1823 ftellte fie unter den Schutze dee Ares = wieder ber. 
Wichtig ift die Gefchichte der Eortes'td. ĩ. Hoͤfe, Stände). Der erfle Keim 
berfelben lag in dem Militaiefoften ber Boten. Er wurbe enewnlckelt durch den 

Beitritt ber Beiftlichkeit. Als aber Adel und Geiſtlichkeit das koͤnigl. Anſchen 
nieberbrückten, Tiefen bie Könige die Bewohner der Staͤdte durch Abgeordnete um 
ben Berathfchlagungen Aber die oͤffentilchen Angelegenheiten Theil nehmen. Das 
Grumdeigenthum war auch bei ben ſpan. Sortes bie Baſis der Nationalrepräfen- 
tation. So groß indeß zu Zeiten die Vorrechte dee Cortes gervefen find, "fo Hat es 
doch nie für Spanien vor ber legten — der Cortes in Gabi; eine Pe⸗ 
riode gegeben, wo die ganze Natlon wäre nach Gefetzen regiert worden, weiche we: 
ſentlich von ihr ſelbſt hergeruͤhrt hätten. Ans Ende des 17. Jahrh. befkanden die 
Eorted aus den Depittirten von 21 Gtäbten. Sie verfammelten ſich its ber Haupt⸗ 
ftadt. Diefe war anfangs Burgos, dann Toledo, feit dem 15. und 16. Jahrh. aber 
Madrid. Die Hauptungelegenheit der Eorted war immer elıte wußererd. Bewllli⸗ 
gungs doch war andy von Handlungen dee Gnade und Gerechtigkeit die Nede, fo 
‚oft bee König wohkte, daß daruͤber berathfchlagt wiirde. War das Koͤnigreich nicht 
Anden Tortes verfammelt, fo wurde es durch die Deputatlon soprhfentirt. Zum 
alnällgen Untergangs der Cortes Krug vorzüglich bie Entdeckung von Xrarelta bei, 
Wehe Spaniens König inmer unabhängiger von der Bewilligung der Nation 
machte. Nach der Verſezung bes Haufes Bourbon anf ben ſpan. Whron hörte 
alles politiſche Leben der Nation aufs und dies war feit ber: Ruͤckbehr Ferdi⸗ 
ande rn. wirderems ber Sal. — Die Thronfolge iſt auch in weilblicher Bine 
erblich.· Der Kronprinz heißt Prinz von Aſturien, die Abıkyar. Binigirkinbee Dm- 
fanten und; Jaftnrtinhen. - Dee König iſt Großmeiſter der Ritterocben: m 
goldenen eis, 2) 025.00n Bar Tage ,:B) des von Calatrava, 4): bes 
Wlcantard, W) des un Mantefa ; 6) bes’ Ordeus Anke BRL Ede 
Weber; yeftfert 1702 für 60 a vonr hohrn Adel, deffen Broßunifierin: bie 
Gemahlin des Stiftere, Kario IV. war und der· ¶ Os: atufgrhoben worden, iſt wie⸗ 
derhergeftellt. Das ſpan. Wappen zeichnet fich durch ein golbenes Kaſtell write 3 
harmun im rohen Felde aus, wegen Euftillen, Ein rother gekroͤntet DWoe im 
filbernen Felde bezeichnet Leon ein geoͤffneter Bramutapfel in ſubernen Seide Gea⸗ 
ade, und 4 roche Pfahls im goldenen Felde bezelchnen Aengonten.: 

"Die Staat war in *2 auf die Loralderwattung tr 81, ſebt: dem Darst 
om 27. Ian: 1622 aber in 52 Provinzen abgetheilt. Bor ber sen Verfaffung 
untorſchied man In Hinficht auf Provinzialrechte unb Auflagen die Previnen der 
caſtiliſchen und aragoniſchen Krone. Zu jenen gehoͤrten bie  Königreiche Kite mb 
Memenfiitien: ( mit den Provinzen Burgos, Goria, Segodia, Holle, Mabeld, To⸗ 





Spaniens gegenwaͤrtiger Zuſtand (1020) 458 


ledo, Guabalaxarq, Cuenga und La Mancha), Leon (mit ben Prov. Leon, Palen⸗ 
cia, Toxo, Zamora, Valladolid und Salamanca), Galicien, Granada, Andaluſien 
(mit den Prov, und Koͤnigr. Sevilla, Gorbova und Jaen, nebſt der freien Stabt 
Antequera), Murcia, das Fuͤrſtenthum Aſturien und bie Landfchaft Efttemabura; 
zus diefen: bie Könige, Aragonien, Valencia, Mallorca und das Fürftenth, Cata⸗ 
lonien. Dazu kamen das Könige. Mavarta, ober Obernavarra, im Gegenfage 
bes franz. Niebernavarca, und die Herrſchaft Biscapa (mit ben Prov. Guiposcon, 
Alava und Biscaya), deren Einw. die alte baskifche Sprache reben. Die Eolo- 
nialbefigungen betrugen 1808 überhaupt 310,798 ae LIM., mit 17,700,000 
Ein. „gegenwärtig.5137 IM. mit 3,900,000 €... In -Afien: bie Dhilip- 

pinen, Marianen, Enrolinen, Balbeinfeln unb a) Hier iſt bee wich⸗ 
tigfte Ort Manila auf ber Infel Lugon, von wo das Manitafchiff jährlich einmal 
nach Acapulco ſegelt. Dieſe Inſeln werden aber weber fo verwaltet, noch fo he— 
nuht, daß fir, wozu ihre Lage: fie, eignet, der Stapel für den inbifdy- chineſiſch⸗ 
ameritanifhen Handel fein koͤnnten. In Afrika befist Spanien bie Stäbte 
(Prefidios) Ceuta, Melilla, Pennon de Wales — lberrefte ber chemal. Eroberun⸗ 
gen in Norbafrika —, ferner. die 20 canariſchen Inſeln und, bie 3 Guineainfeln: 

Annabon, Primyeninfel und Fernando bei Po. In Norbamerika beſaß bie- 
her Spanien Hit» und Neumexico, Flotlda (das 1819 an die Verein. Staaten 
abgetreten wurde), Neunavarra und. Galifomien;. in Stubamerika:. Texra⸗ 
ferma, einen Theil von Öuiana, Peru, Chile, Paraguay mit Tucuman, Buenos- 
Ayres, Montes Video, Magellanland und bie Falklandsinſeln; in Weftin- 
bien: bie Infeln Guba, Portorico, einige Jungferninfeln, und nach dem parifer 
Frieden von 1814 wieder ben (1795 am Frankreich abgetretenen) Theil von St.» 
Domingo (jetzt ein Beſtandtheil der Republit Haiti). (Über die neuen Republl⸗ 
Zen im fpan. Amerika f. Südamerifa.) 

Die Stantöverwaltung ift theils 5 Staatsminiſtern oder Staatöfecres 
tairen, bie mit im Staatsrathe Sig und Stimme haben, anvertraut, theils hoben 
Ratheverfammlungen. Unter biefen war bie vornehmfte der Rath von Caſtillen, 
welchet fchom 1246 beftand. | Er war ſowol ein Regierungseollegium als ein hoͤch⸗ 
ſter Gerichtshof, der über gewilfe Sachen ausſchließlich erfannte und an ben von 
dem übrigen Gerichtshöfen im beftimmten Fällen appellirt werben konnte. Für 
das Finanywefen, Kriegsweſen ( Inauifitionsangelegenheiten), inbifche Sachen, 
- Bönigl, Ritterorben, Kreuzbulle, Handels⸗, Muͤnz⸗, Poft: und Bergiwefen, 

Zabadsmenopol 2. waren befonbere Juntas niedergeſetzt. Die Juſtiz wird in 
ben Staͤdten, Flecken und Dörfern von ben Altalden verwaltet, deren es biöher 
5 Glafjen gab. Die Alealdes mayores heißen auch Corregidores, Won ihnen 
oppellisteman an bie 12 Eönigl. Gerichtöhöfe oder Audiencias zu Valladolid, Gra- 
mabanc, Bei jeder befand fich ein Crirminalgerichtshof. Die Geſetze, die Gexichts- 
verfaſſung und bie Rechtspflege, auf worlche leßtere die Eseribanos ober Motarien 
einen oft machtheiligen Einfluß battem, :bebiteften einer ſtrengen Durchficht,.. Die 
Mechtopflege erhielt durch die Gonftitution von. 1812 eine neue Einrichtung; auch 
Lam 1824 ein neuer Griminalcoder zu Stande; allein 1823.ward bie Alles auf: 
gehoben, und noch fehlt es an einem allgemeinen bürgerlichen Geſetzbuche. Auch 
hatte Berbinand 1818 die Tortur wieder eingeführt, bei deren Anoenbung jedoch 
alle Mal ein Wundargt zugegen ſain ſollte Ey BER 

Die Etaatseinkünfte hetwiges ner 1808: ungeführ.6Q wei Koi, 
ne Colonien mit ungefähr. 38 Mill. en 
Aber: die Staats ſchulb — ſchon damals Abm 430 Mill. Ahlt. Nach 
raus 1817 Aberfliegen bie Ruͤckſtaͤrbe non Btkamb-4815 uec⸗ 
‚we von 36. Mill Plaſter; mb in ber Eirmahma non AH, hin Mill. Realen 
4155 Mill. Frankm) betrug, war ein Deficit von ARM Viofin nicht gu decken; 





44  Gpaniens gegenwaͤrtiger Iufland (1826) 


| er ſtockten alle Gofdzahtungen, und im Mai 1840 verloren — a. 
(Btaatẽpapiere), deren Summe fir auf 500 DE. Fr. belaufen fol, 84 88 
5* Seit 11 Jahten waren die Zinſen Gahel. 75 ig. Menien oder 187680000 
Fe.) dee Bales tralcs micht begabte morbeh. Eeſt 1810 fing man toliber an, 4 Por. 
zu eutrichten. Die Acties der Nutlonalbank von S.⸗Garies, deren Nominaiwverth 
2000 Beaten iſt amd wie fruͤher bis auf 30DO BR. geſtiegen waten, galten im Mai 
1819 nut 220 Realen; bie Beten der philippiniihen Terapagnie mut 280; Die 
Effeeten ber u.d.M. der Cineo gremios anyores befannten Handelsgefellſchaft 
verloten ſogar 98. PYrot. Denn alle dieſe Aufkalten haben: mg ne 
an die Regierung zu fobern, bie ihnen nicht einnial bie — bezehlt. 
Staateſchuld ward tue) Barap’6 (ſeitdem wieder bei Seite gelegten) — 
vom 30. Mat 1817 eonftituirt; nach den Unkerſuchungen der Coctes i. J. 1822 
beſtand die Sffentliche Schuid in 44,668,302, —X Mealen auswärtige umb 
1487, 187, 418 R. inlandifthe Schuld, guſanumen 15,825,690,163 R., ober 
:791,294,608 fpasi: after. Die Intereffen Bann betrugen 39,567,725 Pins 
er. — Des Drficit wurde milt jeberk —— und tete mit Piühe echiekten 


ftet, bir von einem juͤhrl Budget und von Sffentlicher Rechnungdablegung fprach. 
Sieichwol warben zu der Ausclfiäng der cadiger Erpebitien die 15 Mid. Fr. ge⸗ 
nomtmen, welche Fraukteich nach dem Stiche zur Berichtigung der Foderungen 
ſpan. Baͤrger gezahlt und die der Koͤnig als ein gegwungenes Anlehen fir ſich be- 
hatte. Die Zurkflungen en Inſurgenten erſchoͤpften bie letzte 
Kraft des Staes Die Gortes mußten alſd bie inmern Huͤffsquellen —— 
oͤffnen, welche in ber Einführung ne und its dent Verkäufe der 
beträchtlichen Nationalgüter beſtehen. Zugleich fachte man die Bertheltung 
des Gtandeigenthums zu befördern, wozu die Einziehung der Archenguͤtet mb bie 
——— ——— beitragen ſollten. Im J. 1828 ſollen die Aubgaben (ehne 
Die Zinfen dee Staatoſchulb) zu 450 Miu. eisen — worben fein, 
darunter für die Eivtiäfte 50,560,000, für das Kriegsminiſterium 253,000,080, 
für bie Sindnzin 79,410,637. Die Laudruacht beſtand 1814 auf 128 — 
et jedes zu 1000 M., aus 24 Regim. Reitetei und 30 Milizteg. 

3 Berieralcaplkaine, 120 Generofiut., 196 Manrchans De Eatnp uud 397 Erb 
gadlers. Aulrin bie wenigfien Meginenter waren voltyihlig ober gehoͤrig ausge⸗ 
vhffve: Im Deo; I817 wurde bei ber Meinen die Gonfcetption eingeführt: (Am 
Gener dee ſpan. Arte hatte Ferdinand VII. den h. Ignatias de Boyolk 
eenamtt;, forsie sind Grapkreiz des Ordens Karis U.) An Cchlufie drö Th: 127 

beftnnd dab Here ad I4,000 MIR. Aintenttersppri uaed Mitipen tin ars 350,000 
©. Ferhottligen. . Beten Beten jährt. 16. in. Thir von: Fer ChitniBeimunimmen: 
Die Soemacht ter von dem Kriege. ie 3: Dipazt. : von Endig, Fertol uub Emer 
thagena eingetheilt und beſtand au8.268 Rringäfchiffnt, dummer) EL von der ine 

und 30 Fregatlen. Gegenwaͤrtig ve pen Käfe und Handei nicht ein- 

——— Mr (ditm. Im 3.1828 ſhaͤhler fer 3 Bhrkeuefchtffe von 74 

Ranonen, 3 Fregatten von ee 38% 

wetten von 20-26 Ran;, 13 Welgps von 14-— 22 Kal; 3’ Borlttten vuk 

20 -— 16 Kam. und 4 andee Heine Fahrgeugt Son dieſen 34 negoſchiffen waten 
1838 15 in Cuba inter den Befehlen des Abeskralinberbe: 

In Auſehamg bee auswärtigen Vechättuifie iſt dns Werbättniß ber Mo⸗ 
oftotifthen das wichtigſte 


een ua Or 
Gefandter hat ein eignes Gericht zur Mndeib, weiches in seiftfichen — 





Spaniſche Reiter a; 456 


erkennt. Aein ſchon nach — — 
ont. Brllar sb Nieren, woſern fie nicht vorcher dem ine Bewilligung 
vorgelegt find. Auch hatte ſich der Morarch von dem Papfte das echt zugeſtehen 






laffen, alle großen Pfruͤnden bis auf den dritten Theil ihr 

UÜberdles miſte die Geiſtlichkeit von den Guüͤtuen, die fie ſeit 1737 erworber hatte, 
en an ae weltlichen te 
beiten ber Archrupfrunden hat der Päpft Seine Gerichtsbarkrit er⸗ 
em jest. zu alten geiſtlichen Selen, und sieht bie Cinkuͤnſte, fo lange Me erledigt 
find, jedoch une zu fronmmn Zoccken; auch gehoͤren ihn Die Annaten, die Haben 


De re al Dev Bayfk hatte bisher Sthß das Worescht, 62 bet 
beſten geiſtlichen Stellen unabhaͤngig vom ber Krone zu beſetzen; auch irbte er bit 
oberfie Geridhtäbatkrit aus in allen Gitteitfachen, bie vor einen geifkiichen Gerichts⸗ 
hof gehören. In den amerike⸗ ſpan. Republiken hat Be ——— 
—— en vo Ehen Ep zu w Us 


bie gegenwärtigen paris zu 
amtrika uud bin: morbifchen Muͤchten ber heiligen Alttang, f. Spanien von 
1868 — 28 — dm Nenicaiß Spaniens enpfehlin wir 


A ‚9 | 

—X ——————— v. J. 1006, Wit e. Charte vöh 
Antillen , hat Rehfues uͤberſ. (Weim. 1816). gg verbannten 
ee ee . Korea Eſtrada's Jonr⸗ 
nal: „Ei Espasol constitucional ete.“ tennen. Sehne Kkeffe, die baB öffent» 
Bene En Eee Nas Ey — 
nalen bie Selbſtvertheidigung ber fpan. Exminiſter D. Joſ. 
de Azanza und D. San Ofarril Tin Part) im „Seren. für Deutſchl⸗ 
und Nov. 1815. D. Schaft. Miñano's Beogr.⸗ſtatiſt. Wörterb. vad Ehanlen⸗ 
(dev 8. 5h., 1828, enth. S und I). Won des Grafen Aber. be LaberbeVoy. 
pitsoresq. EFol.) exfihien zu Paris 1000 die 30. Liefer, ; von defi: FO, 
raire deseript. de PRp.“ (Paris 1829) die 4. U. im BUhe,. mid Atlas (43: DirR 
kirchlichen Auſtand und den zetighhfe Charakter der Spanier (db. i. bie Macht, mit 
weicher die Forneen, Gebraͤuche, Dogmen und Strafen ber ſpan. Kirche ben inerl⸗ 
page srl Ässterngelie ereepeng herbrnheagt 
den kimren in den, Veieſen aus Gparien‘, von D ie Beifkficheny, a. 8, 
u ve vow Frau Deomeier, geb. du (Gant.100) Bis ſpau Natierv⸗ 
Utuͤt zeichnet ain Roman:. „Man Eitchai, ober ober Memviren ellres Gpättiers”‘, m. 6. 


7 


i? 


» 


Relterei gemacht hen. 

A. ober Gedigen 1B -- 13: laugen Matten‘, die vor dien Erbe zus aubeen sn 
in allen Richtungen tmit:fhachen, AR 28. Annie, hoͤlzernen Shigen oder Sta⸗ 
chein, auch. Febern gimanmt, verſehen ſind. Werden mehre ſpan Bisiter neben⸗ 
einandergeſtellt, a — fie fe mit rinander durch eifemme. Haken ober Attin 
derbunden werbden, bamit fir ber Fedad nice einzeln neähaben und fich Offuungen 
machen könne. 1 er nl se Ara 
—————— 


456. Spaniſcher Erbſolgekrieg Spaniſche Sprache ıc. 
Spya niſcher Exbfobgekrieg, fi Wiesner: Friede. 
— — —————— Rtitenremeiund: Kanſt. Wir 
ſtehen var einem ——— I Heblähhen · Uumen und ‚wahrer Hes⸗ 
pesibenäpfel:, inden wirhie Aelnuedien ber Fam. Matieca/ do alten Hespexien, 
weiche die iibseſchrift darfad Arunnermtt in Betundhtungigiehenunelien,: ud eiste 
derſelben zu burchwan⸗ 


geh varfuchen/· Wer dad Minzeite 
been, im bde en vertie⸗ 
für, die eblichen ichteiſchen Vocls in ihrer 


* ef ce * erfeestäthe Ê bekannimachte/ ——— 
lich jetzt von Gries, und neitenbinge more Malsbare· nicht unwrdig mb mit Eifer 
fortgeleitet ls, Gebogenheit gemag: geban, Feinen- — befriekigen. · Wis 
t von ſyaniſchem Charakber 
Die "Matın: hat dem Spauier — und gr — 
Ben — | — 
3; s 4 098 
Rs — gedeihnich der — Maedtellen. 
Beich. anı allem Gegen ber Rate, ben.ein fhbliches Lamb habmı mag, legt eh ab 
gefchloffen und getrennt von bem übrigen Europa wie ein eigner Walttheil ba, 
umgärtet von dem blauen Gaͤrtel Amphitritins und im Ruͤcken gefcrlgt von dem 
hehen Walle dee Pyrenden. So ag m rn me ch na 


fenerreichen Weine 
das Volt nice anders, — — ſeſten, echt nationalen und tief peetiſchen 
TEharakter haben. Kamen auch Ereniblinge hin, fie mußten: bald, mie bie Lotes 
phagen ber „Dbyffee’‘, der nouigen Heimath vergeffers unb bes fühßen Botos das messen 
Vacerlandes fo gewohnen, daß fie, nun neordiſchem Ernſte und beivet 
jener kann in dem eomantifchen Benkthe des 


nicht auffom 
| — ehr poetiſches, in des Sonne der idee gezeitigtes Leben fuͤhrten. 
— eine ernſte Muͤrde im Hoden und Then, aber von fübticher Glut durch⸗ 
fit, cuicht gezwornegen, bei dem Reichtheun des Bandes: mit niederdruͤckenden 
u. fi zu befaffew, und — fi igen 
Guͤter te Morſchheit =. amd KAunft, — — ———— 


manches an vvientaliſcheru Facbenfchauuck Lieb 
ed auch / durch feinen Widerſpruch bie erligtäfe Schwärktersiitun Benkthe bes Ehrb⸗ 
: in, ıumd legte fo ten: Grund du ber hohen, chriſtichen Begeiſterung/die deu 
Counter nedy bio diefe Stunde auogexichuer Hat: Man möchte: fogem)- ou: Habe 
vom: Römer — vom Araber die Glut, und: vomn Weſtgothen ben-Ernfl 
us die Tiefe zum Erbe enpfangen. Aus dieſen Umriſſen erklaͤren fich alle beſer⸗ 
dere —* dieſer Motion zur Genuͤge. Fern von ber Stücktigkrit und Ober 














Shaniſche Sprache, Poefie, Literatut und Run " 467 


flaͤchlichkeit ber Framoſen, und ebenfo entfernt von bee Kalfchheit bes Italieners, 
fisht der Spanter ba, der wahre Dichter unter den Nationen, mit ber Einfalt und 

dem eigenstichen., eruentzifchen. Stolze einer poetiſchen Natur, und wenn ber Deuts 
ſche und des Weite ber der Sache die Form gs. fee — ſo iſt es beim 
Spanier drmlichkeinelne 


Die der Erbittenung. 
ſchacberhaften Zuͤgen bewiefen. Rur ber Freue das Ritterthum, bie 
Cheyalerie fü eraſthaft zu nehnten und fo vollkommen aus zubilden, wie es bei Ihr 
geſchehen iſt, ſowie eB und nun vicht wundern darf, daß er, der Freie, vom Stoiz 
ete, 


ber Ehre vor allem ſeinen Nachen fo — und ftlaviſch unter den 
Fuß ber: Damen, ber Kirche und ſeines Koͤnigs beugte — daß eu felbqſt die 
derhafte Feſſel als muick mit Heiterkelt ertragen konnte: 
Er muß glichend in der Liebe, aber nr auflodernben und ' 
eberſo ſchneil wieber en men frin; bie aͤre 
und ſarchtcbar in der Rache gekrackter LAiobeotrrue. Die Leichtigkeit ber Lebenäges 
nüffe, bie heiße Sonne, und vielleicht maucher polttiſch druͤdende 


Einfinf ſtimmt 
jedoch den Spanier mehr als recht zur Vernachlaͤſſigung zeger Betriebſamkeit, 
fobaß in dem gefegneten Lande Tauſende in Dürftigleit ſchmachten, der Staat bei 
feinen mermaßlichen a en en 
bevoͤllert ift als ah. ſein falle. Es nimmt nie die Sitten fremder Voͤlker an, und 
wird nie — nad —. mit ihnen geisen. Wehe dan Fremben, der ihn 
unteriodhen Er Richt in Seine Berge und kaͤmpft von da, bis er feinen — 
ermuͤdet — und fe bezwingt. Das ik der Spanier vom Anfang geweſen, ein 
treues Kind ſeines Bodens und Landes. Die alten Celten Lämpften vor ber Roͤmer 
— mit Phoͤnizieen und Carthagern, bis fie dieſe ungebetenen Gaͤſte los wur⸗ 

in ſolchem ritterlichen Geiſte. Die roͤmiſchen Spanier nahmen bald dieſelbe 
an.: Wen dieſen ging der nämliche Beift auf die Weſtgothen uͤber, 
die. im 5. Jaheh. Spanien zen deren kurze frühere Geſchichte viel herr⸗ 


Araber im 8. Jahrh — fie, ſich in die Gebirge und ans Meer zuruͤckpuziehen; 
aber von da. aus ſtaͤrkten fie fich auch wieber, bis fie nach einer Pruͤfung von 7 
Jahrh. iht Vaterland wieder frei. ſahen. Mußte aber dies Alles nicht auf Die 

Matten einen ſehr bedentenden Einfluß aͤußern, und fie zu dem machen, 
was: ſte gemorkm iſt Die Sprache iſt der unmittelbarſte Abdruck ber Bolkseigen⸗ 
thuͤmuchtut, and mird darum auch am beſten da erkannt und brurtheilt werben 
unen, wo ein Volk ſeine Eigenthuͤmlichkett noch nicht verloren bat. — Die aͤl⸗ 
— —s vielleicht Die her alten Cantabrier, die noch in der ga 
Agmathiinslichen, Sarache ber Anwohner der Pyrenaͤen, bie vaskiſche ober b as ki⸗ 
—— sum Theil nn fen mag, Auf viefe, die vielleicht ſchon mie phoͤ⸗ 
niziſchen unb:easthagkiien Merten umb Formen bereichert worden war, folgte uns 


, einen Quintilian 
Unter den Weſtgothen aber entwickelte ſtch auch ka Eipanten ein Romano, ohne 
doch vor dem Einfall dar Mauren das Lateiniſche verdraͤngen, oder auch nur über 
haupt ſich ſonderlich nusbiden za koͤnnen. His die Araber Spanien groͤßtentheils 
bezwungen hatten, mb bie zurtetgebliebenen Einw. ſehr großmuͤthig behandelten, 
ſanb / die damals ſchon Fein Kan ER 3 Poefie böchft forgfältig ansgebitbete arabte 
ſche Speache fehe. bald. Eingang bei Volke, und in kurzer Zeit ſprach man 
uͤberall dad Atabiſch⸗ —— — Indeß in den allwaͤlig im Kampf 





468 Epanifie Sprach Poeſte, Literatur und Aufl, 


| wie ben oteen enfücherben, Meiteren Rönkgeeitpen nah ben Shkten und ben Be- 


pe der 
Gebirgokette in Rabarra und Aragenien; und wie die Kraft. feants 
Kersting enge em Tunzenfcheft, am feſten Schiude ded Araber Im 
Telinmeter gerfpfitterte, a len. — 

* aus ihnen einr Meuge kleiner Konigreiche und Fuͤrſtenchuͤmer, bie, alle eins 


nigend, machtig ſich erhob fo war hier Kragonien ber einen 
Miberfinndes gegen die * und 


errſchaft; 
deten ſich ald bie verbisrbenben Glleter bie Reiche: Alt⸗ und 
varra, Eutalonten, Balenıtta u. f. ve. aus. Series er 
Caflitien , ten — —— ſpuniſchen Aknber vereinigend, wnie⸗ 
ben dem ſelfindn gewordenen sum hoͤchſten Glpfel bee Deck empoc 
u en BP ——— El0 nun Diss, na ber Vertrelbung 
15. Jahrh., umter dem umldhtigen Getbimand, darch beffen Ver⸗ 
einge mit ai este Shrftin Iſabelle auf immcor unit ihm vereinigt wurde 
Diefe Theilung und Zerfplitterung Spaniens mußte auf bie Sprache nechwendig 
zurädwirken, und wir treffen in den Jahrh. des Kanmpfes weit ben Mauren eben⸗ 
fo viel Mundarten bes fpanifchen Romanjo am, als name fpantiche Reiche entfinmes 
den, die aber mit ber Vereinigung bar Prodingen auch nach und nach Insfnanıbek 
—* Den urſpruͤnglichen Gefetzen aller zen gemäß, hatte 


vindicirt wurde, bier der am, Uber ber eigentl Beunbtöu. war in 
beiden derſelbe, naͤmlich bie we Weichhelt und Zartheit, die der Charakter alter 
meeranwohnenden Die galic. ; und mitwickelte 


Aragon veebseitet hatte, fo lange, wid es überhaupt In Spanien provencal. Deufle 
gab. Sie wach jedoch ganz von ihrer Machbarin, ber cafil., eo 
gon enit bem Hereiichen Gaftiien ınster Einem @cpter Ad) veriintgte. In bem Sen 


huldigen mußten, eigentlich hervorgegangen, bildete ſich im Kampfe gegen die 
Manren ein herrliches —*8 ſchon feiner Lage nach zum Centrum aiıb Dow 
belebenden Nittelpunkte der ganzen ſchoͤnen Halbinſel beſtlnnt, — 
der beiden Caftilien, welchem Aragon und Portugal als die beiden tragenden umb 


⸗ 








Exvaniſche Sprache, Porfit, Piterasıte uud uf "469 
hebanben Hügel aczeſetzt ſcheinen mögen. Gnöferhier von ber Küfte, bie, wie auf 


Gharakter, ſo auch / auf pruche des Bolls Immer einen vorweichlicheuden, verfei⸗ 
——— 


nn bio Uengon en * war Gaftlim mit feinen Gebirgen ven 
Ä in welchem ſith der —— fübtich 

erhnbene Eharabeer des Spaniers am ungefbirteften entfalten konnte. Hier ent⸗ 
ſtand die caftil: Senke und Sprache. Dieſe verdtaͤngte bacd ihre Nachbarin; bie 
catalonfche Poefte and Sorciche; deren Lanbdſtrache zuletzt, ja auf inner, nit Ens 
fiir vereinigt taurden. Abet die portug. zu beſiegen, geluwg ihr mr bacune nacht; 
weit PYortugal ſchon Ts dem. 12. Ba: ein eigned Koͤnigreich bifdete, das mit Gas 
fiien ‚in flotemi Wert⸗eiſſev bliab. Ja, portug. Sprache und kiteratur hat wol ihre 
Blathe vornehuiih der an zu danken, Doch galt 
enftit. Sich wirt als fpanifche, ma fie wurde Hof⸗ und 8. 

— indeß alle vͤbeige mn bloßen Volkoſprachen herabfanten. 
So firben wir zuleht fh ſpau Nomanzo 3 Hauptunbarten, von welchen aber 

die deitte, die tataldniſche, nicht bis auf unſere Bett gedomert hat; und um fpam. 


1* der fi | 
ſowie auf'fpun. Wildatng Abechanpt, haben mußte. Sehen wir Das Fthchtige, Leichte, 
nach Hufe: hin Glaͤnzende, als das Eigenthuͤmliche des franz. Remanzo an, fe 
bleibt das Bärtliche, zwiſchen Junerm und AÄußerm Getbeitte für d des op 
gebe, —— und iautseiche —— mad ber Exnft, Die Tofe, das 


ee pri wie‘ Fra die bergbewohnenden Dorier unter ben Oxtechen 
biwitrteneääge biefen,, fowirb ſchon daraus ein Thell ded Breiten und Tieftönenden 
der ſpan. Sprache erklaͤrt, ee ei a ee Sprache zu 
vergleichenden pormng verniiſcht tft. Romantifchet Ernſt uud Tiefe 
iſt unbeſtreitbar Der: — — en Duke die Idealitaͤt, der Reich 
thum und dasn übefließende der Phantafie, Vorzuͤge, dis ber Suͤden Überall vor 
dem niit = ud arbeitevollen Torben, wo auch ber Ernſt viel dichter, koͤrniger, m. 
— J woraus dat — dieſe — hat die ſpan. — mehr, als 
irgend eine ber romaniſchen, da wol keine fo eigenthaͤmlleh ausgebildet worden Hi, 
tin ſoe. —2* — ———————— volltoͤnend ſten Wocale iſt faſt jede 
Arbe br. ie ol Aſſonanzen, und der Reim ihrer Poefie iſt der nathrlichfte md 
ber 


Das reichgeſchnchekte Rand, bie fippige Natur gibt ihr einen unendlichen Lufluß ber 
fürbenustchfien Piper. Die-fiete WBegiitung bee Guitarre hat ihre Werfe fo ge: 
ſuuidig umb fließend ser daß He in dem einfachen, aber Häufig wechfelnden 
Ba ber Mebandiken, wie fhlhpfrige Schmerlen, fanft dahingleiten. Aber wie 
EDEIch sehmtt füch nicht ef binfaıs fühkichen Grunde der ſchoͤne Ernſt und die 
Warne ver ſpan · Eprache aus! Eh — weichlichen, mit bebrutendem, 
Fe ee hinter weichem nicht viel iſt, hnftuͤrmenden Naſenluute ber 
Seanpoſen die he bei dam. Italicner Tonfter und ſellener geworden ſind. Unter 

ihoen Aifehlauten finben ſich die kraͤftigſten umd nachdrucksvollſten, weiche an bie alte 
en mit den Deutſchen ebenfo fehr erinnern, als an bie Ableitung 


460 Epaniſche Sprache, — * Überatit und Kun 
. Die deutſche Quelle 
gar viel waheſcheinlicher, weil fie —eâ— jühenigeprandh fgt der 


chen 
Path Warbevollen, im den erhubenen Ausdruche eine ſeltene, tief 
etgreiſende (aerficht ſich, fÄdtichey Seaͤrke hat. And) biefieinfte Peelede im Sp 
wifchen , ſelbſt in ber nat aus der Brmmmentil erlereiten, mangelhaften Ausſprache 
vorgelefen,, — dem Ohr — — beſonders wor Dim 
, ben Spanier ‚witbevo ten Brandeggarumd giängenden 


V 


als bet den uͤbrigen ſaͤdlichen es eti yon 
Beugrngeſolben anhaͤngen, ſo verſchmuͤhe ber 
ohne Bedeutung. es ſogar nicht ber gefunben, mit 


nicht die luftigen Gaukelſpiele der — erg ee 
deſto — und Ari wach und fact, ihrem Exufbe: angemieffen, weit dfütr zu 
auch im Worte Bedeutug und finneeiche 9, nit Vorbeigehung 





—— —— 
in lm. Me ie Beinamen, 
und Literatur bus ſpan, Wutks:geltun. Dieſe ſtehen durtiens 
— an einander, daß man jede derſelben aus als eine vuch ink beferdera 
Soite zugewendete Offenbarung chies-unb deſſeWbern Paitiysiauſchesa Fahre: kein 
ſind die Wöller; unter welchen ſich dieſs Midthen eines Sterrues in gleicher Wo 
kommonhelt emwickett haben; wenigſtens Hat alter eins ben: Bi Srhweſterna Die 
andre Überglänge und ſich zu brejenigen Hoͤhe chobu; auf Wolcher vie ͤbrigen ihe 
den Vorzug —— erde ner Armenien tonanadbmnh gi: fh wnh' Vie Ocrao⸗ 








Wunder aukunſt ihren g 
men und gleichfam der Gypsabzug von dem fchon entſeelten Leichnam. Aber Poe⸗ 





Epoche Sproch, Poefle, Literatur und Kunfl ASL 


Me, fe, 18 Gin ins Gefhen ee (hg amfteitt, Bit oft bie Abeigen Künfke 
als Ihre Dlenetinnen nud verſtattet ihnen nicht, ſich zu einem unab- 

— pm ah. MDie fpanifche Nation glauben mie unbebenklich eine 
seinpertifche nennen zubefen, Ihre uikigmı Bofehumann haben ol zeinhichte 
viſchen Eharakter, und bie Geſchichte ſagt es denn auch offenbar genug, indem fie 
—— are ——— te bai dem — een 

vochau —— ang gewunben hat. Ihre Lit⸗ratur 
com Tügiidgfken mit erwaͤhnt werben koͤnnen, wern wir ven Doofle 

et In der Aunft hingegen fehen wir faſt überall den Spanier nicht uͤber 

den erſten Anfang een es 
der Dichtkurft noͤchig was. : In Werben der Mersbtfamskeit,; ber geifilichen ſowol 
als der weitlichen, if keine Sprache fo arm alß diefe, wiewol fie nicht ohne ſchoͤne 
— in. ben bemsifkhwetufihaften eben des Edlen vom 


anber: Tamm. . So * gechifche Banskunft aus dem ganzen Geiſte ber 
zamena, chriftlichen Boilker ubachätıpt hervorgegangen aſt, usb Germanien weit mehr 
ngthiet nid: Gpanten, Fallen: und Englaud, fa iſt es doch ſehr wahrſcheialich, 
daß Died, was man meugothiſche Bauart neum, in ber Nachbar ſchaft — 


nfls ſcher 

aupt bleibt indeſſen das beruͤhmte —8 —VX 

east, Malerei und bie bildenden Kuͤnſte überhaupt: mpsten 
sinana fo-postifchen nn je BRuRt mußte Ihre — 


n 
Hr 
1: 
Fr 
Hi 
FR: 
421 


Hang zu baeben, Dee Tanz ut 
mcha Vetts gehdct wurbe ſalbſt national ansgehlibet, zu. auch ba, vacdenbi her 
arg beunleichten Araber manchen fa allegoriſchen Tanz. Dir Ma⸗ 
ipen ¶Senillo; Toledo) und. Palaͤſt⸗ ſchach 





Doh Spanien 
Böker, she Waugnkı 4, Fiorilld 8 Geſch. der zeichnenhen Kanſt⸗⸗ 
AN, Sin. 1806.) ‚Se: fah ſelbſt die Sechaufpiellunß meprals vin Mittel 
te) BAR DIE AROBON ber Thbn Mknfe in Main ihr ce. Demäte 
autſtellungi 1::Gins — Bin von Esparicio, die Sundung des 
Soͤnigt im: —— reg ‚hatte sine Gruppe in Mar: 


mor, ein-v ben — — aus der Bela⸗ 
gerung —— von dem fpan. 8 Een vertan ates In Ro 


462 Spanifce Sprach⸗, Poefie, Altneisr uhb Kun 


zur Berherrlichung Ihrer se Berndillemummng j 
ee Wir. gehar daher zur. Poefie des oa Über. In der 
allgemeinen Beſtimmung des Geiſtes fpanifcher Achtkunſt bemerken wir, daß der⸗ 
ſelbe Hauch ber Muſe, der den Caſtilier begeifterte, baw Grunde und Weſen 
nach auch im Portugal geathmet Habe. Beide find bie Repraͤſentanten eines ganz 


fi | 
> und zuletzt Taſſo —— Dichterweife —** und bafüx eine aus 
bus, die ſchoͤne Momanzenbilptemgsart, kuͤnſtlich in den Garten eines bunten, ro⸗ 

Epos zufanımuengepflangt, erreckt wurde; und ba bageyen der Eat 
lier die limofiniſche Poefie — fig einbArgerte, ſondern, noch ehe 
\ fie von ber cataloniſchen Kaſte herüber den Weg rei) Aragon zueuckgelegt Hatte, 
eime.cigne, nationale, romantiſche Poefie ihr entgegenzuſtellen wußte, Sie, im 
niens — geſtaltet, für daffelba eb Das war, ——ã ihr Be 

— sein entfalteter und uͤber die Kindheit hin aus eutiniildkteh, 
. Die Zeit des Aufblͤhens ſpanifcher Dichtlutft faͤut, wit dent’ 

der —— * ziſammentreffend, ee die Zeitz wo (ah in — 
Die provenealiſche Mitten +4 une 


un en > 
ggwoͤthigt, hier eine große Epoche, einen eigenillchen Mendepuntt ara 
deu neuern Paefie anzunehmen; und wenn die Poeſie der 5* 2 
ihrer Kindheit angehört, we das Spiel eben als Agentädher 
und Poeſie die wahre Lobendarbeit iſt, fo fäkt bie eunb — Ari 
(von Dante an nad 1350) in baB ernſtere Alter, wc Spiel unib AMbeit fich gefchte⸗ 
den haben und ber Ernfl bes Lebens zum ſchaͤnen Ciykele ber Pobfle ſich fluͤchtet, 


um ba fic) ben Schweiß von der Stirn gu trocknen. In Spanien hatte Hr Riuhh it 
periode ber Poeſie aus nationalen Gruͤnden nur barze Zeit (und biefe Baus beuerk⸗ 
bar) dauern koͤnnen. Im Kampf mit ben fremben berwindern, det die ginge Pe⸗ 
riode des Erwachens ſpan. Geiſtes ausfuͤllt, hatte bie ernſte Seite bed Lebens, bie 
Agbeit der Schlachten und bed Krieges, gleich aufang® ſich zu geltend gemacht; und 
ſpaͤterhin haste der edle Gaftitiee ſchon den Honig einer ge .. m 
—— he rim ame 
i von Aragon verſuchte, en 

ihr ſ. erkaͤmpfte Muſe hätte Becher fe Bloß — des Roͤnitzs von 
Aragen und ein einziges Mal an dem des vom Caſtillen, gab es ro 
wandernde Sänger, und bier war es, wo einfl-ein König, von ſ. muuntjigen Beo- 
few gendthigt, ben Thron auf eine Zeitlang mit einem dichteriſchen Miiferehudt ie 
einer herxlichen Waldgegend verfaufchte und unter ben Wettgefaͤngen der Wind 
und f. Dichter das Bittere f. Schickſals zu vergeffen wußte. Als Cuſtilicit 
ſchend vom Herzen Spaniens aus ſich verbreltete — mir eh 
heng sch rnar djan hineungheschenhean barmrang rm 
als es dieſe auch verlor, es 
wähnten Rinbheit blieb, gar Beine Poeſte mehe gehalt hat. Remunthſch ‚der 
vom Anfang und blieb die caſtiliſche Poeſie, aber, er gefagt, eigemthkmiidh raiainh- 
th. Sie ging vom Lyriſch⸗Epiſchen, armani nn 
Mitte und erreichte ihre hoͤchſte Höhe im Drama — ber ect n 

wickelungẽgang Meg Der — — — 


lbſtaͤndigkeit, Gediegenheit, eine Ruhe und Feſtig⸗ 
Weit, bie treu und uawandelbar an dem Ergriffenen fefkpäkt; body Die Gin ve 
wie Berinfäme dt Eben bare green, ab Di „ande 
Fende Manmigfaltigkeit des —— mit * ernſtern Ei geyeart 


| 


Spaniſche Byrne, Pocfie, Literatur und Sl 468 
beſticnt auch hie Eigenthämetichleit ber fpan. Peeſte, wodurch fie von ital. Runfl 

fih fo ſehr ımterfcheibet. Ziel bat auch der Orisnsalismns her Araber f. Einfluß 
gehabt, um dem Farbengrund ee * und glähember zu machen, ſowie ex zugleich 
das Zauberſpiel morgenlänbifcher Feorei, bie in ihrer munderbaren, kuͤhnen Reichtig- 
keit dach fo ernſthaft ſich aucnimmt, dazu gebracht hat. Einen gewiſſen vollen, 
ſchweren Gang hat bie ſpan. Poeſie uͤberallz aber ihr Weg geht auf kuͤhn gefpreng- 

tan Bruͤdden uͤber ſchroffe de, aber durch ſanfte, blamenreiche Auen, 

ober in liablich duftenden Orangeawoaͤtdern. Ca mußte dies Zuſammentreffen, nad) 
einer ſehr natürlichen —6 Entwickelung, ihr eine beſondere Anlage zu 
"jenen ſchroerfaͤlligen Schergen und Witzeltien geben, bie wie die Begeiſterung eines 
gisen, ſchmexen Weins. durqh ihre Dichterwerke ſich hindurchziehen, ſowie zubem 
rirgende fo weit getriehenen Hoeſchen Ba Aulegorien. Uber ac, der Zweig, ber 


ankt bi zweier. entgegengeſetzten f. 
die habe Ausbitbung — Irklune, bis alle. romantiſch dichtenden Nationen von 
dem Sparier geerbt, wenigſtenẽ hei ihm: in der ſchoͤnſten Mollendung gefumben has 
. km. Vexrſchlingung aus Verknuͤpfung bes Babel, bie gerade bie verwickeltſten Kno⸗ 


Ä fein 
zumal in den Meiſterwenken des Lope be Vega und bed Galberon betrachten, am 

fuͤglichſten in — Schlldeumg zuſammenfaſſen: Ex iſt bedeutend im Kleinen, 
kuͤnſtůch in dem Natuͤrlichon, trogiſch zugleich in dem hoͤchſt Komiſchen, und ſchwer 
und — da, wo er am leiſeſten auftritt; und ritterlicher und chriſtlicher 
— in keiner Poeſie ſo edel und ernſthaft als in dieſer. Dies Alles mußte 

auch eine eigenthuͤmliche Form derſelben bebingen, und wir fehen bier ebenfalls ben 
Spanier ſ. eignen Mag gehen. Ihre groͤßte — in dieſer Ruͤckſicht, 
die Robonbilien (redondilias)., bie, wie bei keiner Nation, bei ihr nicht nur das 
be Sylbenmaß für die Romanze, fonbem auch für das Drama wurden, mit 
ben nur bei ihr — — ausgebildeten Aſſonanzen, ſind ein eignes 
—* man © Redondilien, in Ihrer fpätern Ausbildung Azellige 
—— in geößtentheils 10 Afüfigen trochäifchen Benfen, eignen ſich bei der Feſtig⸗ 
‚Reit der Trochaͤen in ihrer. Kürze * ſteten Abwechſelung fo ganz für die fpanifche 
Poeſie, daß dig Verſo de arte mayor (daltyliſche Ayeilige Strophen in Gtanzen) 
nicht — ihnen aufkommen konnten. In ben Sonetten, bie auf ſpaniſchem 
Grumde erwachſen waren, che noch an Bebanntſchaft mit Italien zu denken war, 
wusben fie ans volfgemäßelten.ousgebilbet, ſowie bie kunſtreiche Verſchlingung bie- 
Mass wol deinem Wolke mehr zufagen mußte als bem fpanifchen. Und ber 
dm allein war, iyen nicht hinreichend, ſondern um Beziehungen in allen moͤg⸗ 
chen Raͤcfichten zu finden mb anzubringen, wurden Enbfpiben nicht nur, fon- 
dern oft ganz⸗ Brain cin Aſſonanzvechaͤltniß gebracht, das wie ein liebliches Echo 
durch ihre Gedichte wandelt und ihnen sine Güle und einen Tonreichthum gibt, 
welcher. bar mem Farbenglui an befte entfpricht. Spaniens Porfie ging 
in den Zeiten bes Mittelalters aus Romanzen und Volkslledern hesver, und bie 
nelitiſche Stelung des Landes in diefer Zeit hatte 6, wie selaat, verhindert, daß fir, 
ihre üchliche Kindheit in Ruhe werfpielend, fich fo ungeflött umd frei wie bie pro⸗ 
umgealiiche, voeldhag es aber eben darum, als einem in beſtaͤndigem Schutz emporgs- 
wachſenen Baume, an raft und Haltung fehlte, entwickeoln konnte. Des Spanier 
wuche fefihzeisig ia den Ereuſt des ebens bineingenifien ;. aber ba ſ. Volk eis port 


464 Cpanifche Sprache, Poefie, Literatur und Kunfl: 

ſches war, fo entwickelte fich auch an und mit dem Kaumfe feine ‚Dichtung eb fe 
ihr klang — — fein wisfliches Leben verfchoͤnert wisher, Dub Lieb war ber 
nothwendige Refler, in welchem fi jebe That bes sitzenlichen Helden abfplegakte. 
Kein Bolt hat einen folchen Reichthum an Romanzen ala dad aniſche, aber für 
find, zumal in ber frühen Zeit,. auch weiter Nichte als die.tueme, 

Erzähfung einer ritterlichen That. ——— 






nad) den Ritterromanen (befowterd aus ber fabelhaften ep Ge. 
in 5 B. Dow Gauſere, ben 
Mauren Calaynos, den Grafen Alarcos x. miſchte) nd im Hifkosifihe eincheilen; 
und dieſer letztern mußte «6, —— — ben, Maurenij eine uw 
enhliche Menge den emangen, die in bie erfien Beiten biefer Kämpfe 
fallen, in das 9 und 10 Jaheh., erhoben fi ghleyenb med fr die Dauer genigwet 
bie herrlichen Romanzen nem Gih (f. d.), dem tueffiichen Helden des evſten caftifl: 
ſchen Könige Ferdinand. Ihe Smhalt iſt uns In bene wahrſcheinlich Ataſien Abriyr 
geb Gebichte: „Ei penma de Cid!’ (ebgte im Gehuberts Ri 
hliotesa stuguen yproangal', Ah. 1, Kttmb. 1904) ansfhhe 

deſſen Berti Sole 


{ J 


I ee ran Uferumgebungen barflelit, der aber, 
(be einftrömt, fo auch daruͤber hinaus in ———————— Die iprade # 
offenbar fehr altcaflitifch, und die Verſe, pet 
ben, was fie bei ihrer großen Unbeſtimmtheit ganz und gar nicht ſain kͤnnen, zwar 
iombifch, aber höchfk wahefcheinfich BIoß back wicht Dlsbanbihen, wel je bed Gr 
dicht Feine Romanze, ſondern — etwas Anbres ſein ſollte, ſrellich nur nach 
der Kategorie der Quantität. gehört allem Wesınuchen. nach med) in kat 12. 
Jahth. und zeichnet fich — dem nicht viel weniger altem, Pamme de 
re ee gereimten Gebeten, Ordensregolu ng 
Benedi uchs Gonzalo Berceo aus, Die Romanen um von: Bih Keibfl 
kennen wir zum geoßen Theil näher durch die, wenngleich nicht treuen, 
thigen Überteagungen Berber o (ihrer mögen nach Aber LOD.nechanben fein), unb 
hund Er altfpan. Romanzen vom Gib und Kaifer Karls Palabian‘‘,. Ihesf. von 
- Un fie ſchloſſen ſich die aus ber Befchichte bez Mauumu, non, weiden 
— In ber „Historia de los Vandos de los Zegriey A wahlfellee 
Abruf in „Biblioteca espanola”, T. 1, Gotha 1806), Ihe feihft aim ro⸗ 
manjenartige Ghrenif der mausifgen Beiden iR, fiehen,. ehe Ag 
geſchichte. Wenig ven den Romanzen unterfchieben mau had. Lieb (qaueiom), 
und vielleicht beſchraͤnkt fich, — —— 14. Johh da 
ganze Unterſchied darauf, daß das Lieb in Coplas oder Beine 
theilt mar. Spaͤterhin wurde das Lieb mehr Iprifdy und hier eutſtauden die cigemt- 
Hl Canciones (in 12 Zeiten, dem Madrigal und dem Cplzrawm 
bar), bie nahe damit verwaudten Willanciees (Stanzen non 7 Ballen) and his pas 
* — .d. > (Variationen, Paraphraſen — 2 
‚gen, bei welchen man bie alten Lieber zeilanweiſe wit anueräuberten Morten in 
— Compoſition einflocht: eine dem Spanier eigenthuaͤmliche unb ee 
mit vielem Gluͤck in die deutſche Poefie eingeführte Dictuagbast)... Spanien Hat 
hier den ſchoͤnen Vorzug, ben — Mia Bam wi ih de 
Sammlungen niebergelegt und fo für bie weit aufbewahrt zu haben, bei wei- 
en nur die vrlpenngehs manneinhe Angabe bes Alters und — 









Eh 





Spanifche Sprache, Poeſie, Literatur und Runft 466 


Seat fE ene An dem im 10. Jaheh. tfinnbenen „Ro maneero general” (von 
Miguel de Madbdrigak 6@8-, und Pebro be Flores 1614), nachdem die Altern in 
dem — de romundes ete.” (Antwerpen 1565) ſchon aufbewahrt was 
un in dear „Unncienero general” von Fernando del Caſtillo im Anfange 
Yes 10. .‚ weh ein „‚Eancionero de poetas antiguoe unter Johanns II. 

* Hierher gehoͤrt auch Suva de romauees viejor, publi- 
osda ‚par- Jue: — 8 1818) vnd SGamml. der —— alten — 
Sister» Kom Anmerk 


Menche⸗ und mauriſcher Nomaitgen, geordnet mit 
bg Ahr 4817). — In 16. 00 17. Sahh 
Pie —— erwicht, und aid dee Enkel Ferbinands desd Katholiſchen, 









. 
J 
EU he 
1% 


Bert Opesstiäeifiufift darurch twärdiger und edler geworden. Überhaupt 
wor imd Miſſenfchaft in Spanien fo innig verbunden, daß ihre groͤßten Hel⸗ 
Ger im Rampfe auch bie wiſſenſchaſtlich en waren, und nicht ſelten als 
se Dieb von ben Alteflen Zeiten BIS im bie füngfien der 

— Ss im 18. Jahrh. am Hofe des eaftilifchen Johann H. des 


derichmten Goͤnners Ber Poefie, der Marquis be Bitlena, welcher die 
a me Du d. T.: „La gaya oiendia“ (‚Die re Kauft") bins 
derkaffen hat, und bırech felne natur wiffenfchaftlichen Kenntniffe faſt im Nafe eines 
Dauberers ſtand, dann feln noch beruͤhmterer Zögling Don Jñigo Bopes de Mendoza, 
Margit von Santillana, Berf. u. A. des „‚Doctrinal de privados‘ (,Lehre für 
Gpitontnidennee") ‚'tworin atıch der bingerichtere Ganftung Johanns IL, Don Kt . 
varo de Lung, ſeine Vergehungen erzäßtt, und den unruhigen ẽſtiuem mora⸗ 
Ale Wahrheiten an das Herz legt; Santillana's, Brief über die gg fpanifche 
Doch Nberſedt vor der Echubert ſchen —— iſt ſeht derihmt. Mehre An⸗ 
wre, 4.0. Juan de Mina der fpantfcde Eimius, ſturb 2456), 2 des al⸗ 
oriſ⸗ ſchen Gedichts L.cu Trecentas“ (, Die 300 Stangen‘); 
ber Pabton, Be ber Liebe fein galliſches Idiom ſchon 
Gegen —* bertanfchte, der Freunt bes vngikaichen Bence eined 
, tWaedeh von dem genannten König amtgezeidimet 6 gt. 
einen nun In allen Büchern der Kunſt Verſuche une DS We chon 
der Negierung Johanns U. und ſeiner Tochier, der beräfmtmn Nabel, 
ee Noch vor dem genialen Muftter Sum be 
la Enzina, der aus Schaͤſfrrgeſpraͤchen in Soplas gegen das nde bes 15. Jahth. 
wirkliche Schaufptete bildete, arılt) Verf. der, Wiberſilinigkeiten —— 
— — be Biliche — ve 
un 
—* ferdinlog: „Mingo Rebulge“, fiber den Diätechof & * Richt Bund folgte 
Sonv.Eer. Siebente Aufl. Bd. X. 





466 Bpaxuifche Sprache, Porfe, Piteratur und Kunfl 
der dramatiſche Roman von Calliſtus und ber Mebda, welchet eine tragi- 
comedia Kae wurde. Einige hiſtoriſche und —* — von Beben⸗ 
— su gleicher Zelt; die Chroniken des Dichtres Perez de Guzruan um 
roßfangler® von Gafftiien, Pedro Bayer de Adala, find noch In neuerer Beit 
der 


erſchienen; die Geſchichte des Grafen Pedro Nino de Buelna“, von Butlerie 
Diaz de Games; die „Seſchichte bes Aldaro de Lınıa’, vom einem ungenankten 
Freunde; und bie „Claros varones“, von Fernando de Pulgar, verdienen noch heute 
ihren Ruhm. Da trat denn die Periode ein, wo unter Ferdinand dem 
fi) die ganze Monarchie bleibend vereinigte, Spanien und Itallen durch die Era 
berung Neapels unter dem großen Felbherrn (el eapitan), Gouſaloo Fernan⸗ 
der de CTordoda, in Beruͤhrung kamen, bie Fnauffition, die, ben Glauben des — 
niers feſſelnd, ſeiner Phantaſie defto freiern Spleltccum ließ, eingeführt ud Ame⸗ 
rika entdeckt ward: Umſtaͤnbe, von — beſonders bie Berbindung mit Fallen 
entſcheidend wurde. — Boſcan (uns J. 1526), genaͤhrt nn ital. Seit, 
caftilifche Poefie zu dem nes eines fogenannten claffiſchen, indem er das Bee 
ber ital. Vorbilder zur Abglätumg der ſpanifchen Eigenthaͤenlichkelten an 
auf welchem Wege man bamm raſch fortwandelte; anfangs nicht ohne Wi 
der alten Romanzendichtung, die ſich auch nicht verbzängen ließ, zuiegt doch malt 
überwiegender Partei. Ex bůeb ludeß bei Sonetten und Bangomn ſtehen; aber fchott 
fein Feennd und Nachfolger, Barcilafo de ia Bega (I. b.), wurbe ber 66 
vhhmte Verf. gemein beliebtor Schaͤfergedichte, weiche ſpaͤterhin ber Portugieſe 
Saa de Miranda und Montemayor, iegterer in feinem Schaͤferroman: „Diana“, 
veredelte. Noch — vom Horaz und Ariſtoteles —n war ber berkäiuie 
Staatsmann Diego de Mendoza, Karls V. geficchteter Stellvertreter In 
zmaleich der Verfaſſer des in gem Spanien gefelerten komlſchen Romant: „Laue- 
rillo de Tormes”, und der dem Saumfi, auch Tacitus nachgeferuten, 
des Rebellimstriege in Granada”, in ſeinen vielfältigen Canzonen, 
Epifteln sub ſatyrlſchen Gedichten ; und in ber Obenbi In bah nenren Sy 
verſuchten fih Herrera und Luis de Leon mit genligendem e. Ein 
Feind Biefer claffiſch· italieniſhen Sauue war ber — —** Nm Wehe 
zwar das Beſtreben, das romantiſche Epos ber Italiener zu Kifpanificen, auf Pete 
Weite grfiugen, fo viel Mäpe man ſich gab. Ja * Kunft gelang fecbſt Mr 
ſpaͤtern Zeiten aicht, wenn man nicht etwa die, Araueana“ des Alonzo de Ercita 
y BZuñiga (nach 1556) awsninmst, welche die Beflegung eines tapfern 
ſchen Volkoſtamms erzähle. Aber bagegen war nun für eine Blume, die in deln 
Bluͤthenhain des ſpaniſchen Parnaffes die ſchoͤnſte geworben iſt, die Orumdı ve 
* Yufbiähens gekonnnen. Wir meinem bie dramaulſche Poefie. In ihr hat Bpunieh 
feinen höchften Telumph errungen, und bie Geſchichte biefer iſt fortan beinah alleck. 
bie Geſchichte ſpaniſchet Poeſie Spaniens Dyamatil wurbe, wie erinnert, zuerſt 
unabbängi ia er Zeit Johanns H., iſt aber uefpränglid aus ben geiflicdhen Spe⸗ 
safelftücden hervorgegangen , malt wolchen darum auch immer ein gtoßer Thell Ihese 
RAN eh dlieb. Sie, in daren Hinficht die alte — * Inen de 
ka. Vneva befondend merkwaͤrdig iſt, kennt nicht die griechtch bug ber 
Komödie und Tragoͤdte, aber dafuͤr hat fie die ihe —— 
eomedias divinas yhumanas. Fene wurden Re Lope de in Lebens geſ 
ber Heillgen (ridasde Sarıtos) und in autos saoramentales (Stuͤcke, bir am eo 
Lichnamsfeſte aufgeführt wurben, und die Verherrlichtmg der Sacramente yınk 
Zwecke Yatten) eingetheilt; und biefe bifbeten 3 Glaffen: 1) die heroiſchen (eig: 
licher: orifchen) ; ; 2) die Bastel: und Degenſtuͤcke (comedias de capa y enpada) 
tus der bes dornrhmen Abend, voll ber verrickeltſten Jutrigue; 3) die Sie 
gurtifiädle (comelias de figaren), wo windige Srädteitie oder Damm die 


3r8 


L 


Syeniſche Sprache, Poefl, eiteratur und Luft 407 
Gäuptedik ſplelen. Daneben gab es nım nod B AAN was), Zuifäheifpiete, 
weeift Tomtfc, (erieremesen) und gewöhnfich mit benteftet (sayrıe- 
tes). Schon dies deutet darauf hin, daß das fpamifche nalen ein eigenthuͤrnliches 
Vewaͤchs war, uhd wir koͤnnen es mit A. MW. S —— 
Worlefingen am fuͤglichſten das romantiſche Schaufplel nernen. Wie ſehen 
ea ein, warum tie den eigenthuͤmlichen Werth der dramatiſchen Kunſt 
hröfttichen Zeit herabfeben — um Wir das — Oramo ne — 
re Kant nach * wahren, u —* dafte, Tb ——— 
ehalte, eugen 
re Need —58 ——— 
andes gemaͤß, und zug en und no en Foderungen ⸗ 
Aber Entwickelung entſprechenb, erfiegt haben — auf der einen Seite bie engliſche 
in ihrem —*** und auf der andern die fpaniſche In Ihrem Lope de Bega und 
Ealberen. Iſt das Eigenthritmfidhe dei nenern Schaufptelß die Intrigue, biefer 
nataͤrliche ein des buntfchillernden romantifchen Farbenſpiels, To frhen tote 
fle de dem EngMhiber ſchoh mehr in dem großen, batrdh bie Renft des Ichans im— 
ponirenden Styl des Rordens auftreten, dagegen ber ve ſte mit der ganzen 
Würde, uber auch zugleich n - bımteften, ua Formenſplel des Suͤ⸗ 
Benb durchnfahren und fie einer Stufe der ne ee. auf 
welcher ihm Feine Nation ee wol aber oft genug von ihm borgen konnte. 
Babel war Ihm die geifltiche Komoͤdle eigenthuͤmlich, und die ensige „Andacht zum 
Kreuze" von Ealberon beweiſt, welche Herrlichkeit die Poeſte bes Ehriftenthums er⸗ 
‚langen kann — gewiß ein bei weiten noch nicht genug gewuͤrdigter Vorzug ber ſpa⸗ 
’uifchen. Won der andern Seite iſt es mierfwirdig, daß das ernffe, —2* 
Bolk die meiſten Originalluſtſpiele hat, und daß ſein Theater eine Fundgrube komi⸗ 
(der Intriguenſtoffe für Franzoſen and andre Völker geworben iſt. Auch die es 
dondilien gaben ihren Dramen einr — umb ſuͤbliche Farbe, d MNiemand weiter 


wgeilte, forte felbft die Abtheilung ihrer Städe in 3 Jornadas, Tagewerke oder 


Aete fie nicht ganz ohne Bedeutung auszeichnete. Dürfen wie und wundern, wenn 
Im Ernſt behaziptet werben will, ba wir die hoͤchſte eefigtöfe Zartheit und Herrliche 
keit deö neuen Drama gar noch nicht kannten, fo fange ums Schlegei nicht in Opa: 
niens Stnmerhaine eingeführt hatte? Nachdem In der erften Hälfte b. 16. Jahrh. 
on Partei, in dern unbeſtimmten Sehnen nach Deater, das griet ſche 
umd römiſche Drama dem Wolke ufſabringen ungluͤcklich verfucht Hatte, teit 
Torres Naharro auf und legte ben Grund zur echtfpantfchen Komoͤdie, welchen ber 
von Errvantes ber Große genannte Zope be Rueda, ſelbft Sehaufpieler, mir Stuͤcken 
In Profa folgte. Aber dab Theater der Spanier war damals noch feht arm, und 
d, nach Cerdantes, ans einigem Bretern ımb Baͤnken, und einer Barberobt, 
die fich nebſt ben Decorationen in ehren Sack paden ließen. Aus dieſen toben the . 
‚ unter weichen auch des Dominitamere Bermubez Geſchichte ber de 
in 2 Teauerfpielen nicht zu vergeſſen iſt, entroickelte fich das Drama bis auf 
Vervantes, den Nebenbuhler des Lope be Vega. Den erſten Ruhepumkt feiner 
Anobidrig fand es in dem zuletzt genannten, dem vor Calderon Allgemein Sefeler⸗ 
tem (geb. 1562), der in allen oben angeführten Gattungen hatt Komoͤdie * 
mit unbeſchraͤnktem Beifall verſuchte, und deſſen betuͤhmteſte Städe, mit A 
ſchluß der Autos uud Vor⸗ und —32 — allein 20 Bde. anfuͤllen. Ihn be⸗ 
zeichnet unerſchoͤpftiche Erfind abe, eine hoͤchſt verwickelte Intrigue; aber ihm 
ſehit die innere, feinere Glaͤttung und — tie konnte es auf dieſer Stufe und bei 
biefer Fruchtbatkeit anders fein ? Ihn umıgab ein Heer von Rachahmern worunter 
doch Einige, z. B. Mira de Mescua, Auszeichnung verdienen), — die Ko⸗ 
we bis zur zweiten und hoͤchſten Stufe begieitete, die durch ben lichen 
Dedro wo. de In Barca (geb. 1600) beſtimmt genug =... fi. Er, der 





168 Spamiſche Sprache, Poeſte, Literatur unb Aufl 


Freund und Dichter‘ des vierten Philipp, der mit der aröften Vorllebe für das 
Theater forgte und ſelbſt ſchrieb, war beftimmt, das ſpaniſche Theater zum hoͤchſten 
Gipfel zu echeben. (©. Calberon.) Auch feine Sonne lodte Nachahmer⸗ 
hervor, doch find Solis, der Luſtſpieldichter, Moreto, Molina, Ropas 
de Caſtro und Andre mit Achtung zu nennen; dann ſank mit ber Monacchie auch 
der portifche Gehalt. Mit dem franzoͤſiſchen Hertſcherhauſe kam bez franzöftfehe 
Geſchmack auch Über die ſpaniſche Bähne, und erſt in der zweiten Hälfte des 18. 
Jahrh. verfuchte Wincente Barcia de la Huerta das altfpanifehe Theater wieder zu 
erwecken. Er gab f. „Teatro espalol” (16 Be.) 1785 heraus, eine Samen 
lung bes beſten aͤltern Stüde der Spauier. ‚Hoffentlich wird das neueſte Schickſal 
Spaniens nicht ohne ſchoͤne dichterifche Nachbluͤthe auch für die Komoͤdie fein, At 
neuere tragifche Dichter nenne man de Moratin unb Quintanag, als Luſtſpieldichter 
Ramon de In Cerucheano und Commella. Für eine ber ſchoͤnſten Dichtungsartem, 
den Roman, hat Spanien viel geleiftet. Im Roman, ber früherhin als Mitten 
roman im „Amabis'‘ ( wahrſcheinlich von Vaſoo Lobeira im 14. Jahrh.) eine — 
thuͤmliche Ausbildung erhalten hatte, und lange bluͤhte und vielmBweige trieb 
man aus dem hochnothpeinlichen — m „Den Qurote am beſten — 
Iemt, hatts der ausgezeichnete de Menboza in: feinem ſchon angeführt 
'„Lasarillo de Tormes” den Tom zu ben nachmals fo vervielfaͤligren Schekmen⸗ 
zomanen (del gusto picanesen) angegeben, anter melden „Deu Buyman be Aller 
sache” von Mattheo Aleman (1599) Auszeichnung verdient Eine Flut von None 
im, bie von Timoneda und Pereg de Montalpan genannt werben 
mäflen, ergoß fich dameben. Aber hier trat ber unſterbliche Miguel de, Cervantes 
Saavedra AA — mit feinem „Don Quirote auf, umd überglängse alle feine 
Vorgänger und Nachfolger. Hier fand bie — Proſa ihre Volendung; aber 
ne En EI a ne leſem Werke eine neue Epoche, 
bie wahre Geburtsſtunde an: ein Umſtand, den man nicht uͤberſehen hätte, wenn 
man nicht fo lange gewohnt geweſen wäre, ben Edeln von Mancha nur als Schwanf 
und Poffe zur Unterhaltung zu betzachten und darüber gar nicht zu bemerken, daß 
‚er ein treues Bild des ganzem Dienfchenlebens ift. So. vollendete fih denn, bie 
andern vortrefflichen Dichtungen des Cervantes hinzugerechnet, ber Kreis ber Pocfie 
ſchoͤn in Spanien, und können wie fie auch nicht die reichfle nennen, 
ern wir auf die Zahl ihrer Werke fehen, fo muͤſſen wie fie doch zu den volifläm- 
digſten rechnen, bie der herrliche Menſchenhaum getragen hat. Ihr allmäliges 
Sinken mit dem Sinken bes Staats iſt ſchon beilaͤufig erwaͤhnt morben ; bie Br⸗ 
ber Argenſola, mit ben zweibeutigen Titel der ſpaniſchen Horaze belegt, viel mit⸗ 
teimaͤßige Epiker, Bukoliker und Lyriker, Eſpinel, Morales, die Figneroat, Sauſa, 
der Hauptmann Birues, Mentalvan, tauchten kaum mehr nber minder bedeutend 
aus der Immer höher ſtelgenden Suͤndftut empor. Die en 
gen einer ſinbenden Poefie und Literatur ließen fich.auch hier beobachten. 
geiſtvolle, aber wunderliche Lonis be Gongora de Argeie nach 1600) — 
bald Schwulft und Verſchrobenheit zu einem hehen Gipfel, und fd, Anhänger 
genug, bie Poefie und Profa verrentien. Auch Spamen hatte da, wie Stalien 
ſchon früher, feine Mariiſten ober Goncettiften, und neben dirfar noch eine. hefon- 
dere Claſſe, die Gultutiſten genannt, die ſichs angelegen ſein ließen, hinter Sm 
und Bombaſt, Gefchraubtbeit, und hochtoͤnenden Phrafen ihr⸗ —— 
verbergen. Sie blieben freilich nicht ohne Gegner, und der berichmte ſpan 
tytiket Franc. de Quevedo Villegas Anfange d. 17. Jahrh.), 5* der — 
ſche Anakreon, Eſtevan Manuel de Villegas, hielten, ber Erſiere, welcher die Ma⸗ 
riniſten mit bitterm Spotte geißelte, mehr als der Letztere die altfpanifche Einfachheit 
zum Shell noch aufrecht. Aber bie Zeit des Verweikens war, trotz XRauregri, Fuͤrſt 
Votja und Graf Rebolledo gefommm ; und daß auch die Einführung bes franj. 


Spauiſche Sprache, Porfie, Bevatur und Kunſt 469 


Etyle unter den Bonrbonen kein Heil bringen konnte, fondem —— 
mur noch leerer und hohler machen mußte, verſteht ſich won. ſelbſt. Noch be 
wir, daß, wenn auch in ben meiſten Wiſſenſchaften die ——— 
Spaniens vor der poetiſchen nicht aufkommen konnte, wie wir denn aus dem Ges 
Hate der Kritik (bir iſt Ignacio de Luzan durch fo „Boetiea”, 1737, Zol,, wol 
als der Stifter der franz. Schule, weicher Joſ. Velabquez folgte, anzufehen), ber 
Mäitefophie, der Theologie u. f. w. nichts von Wichtigkeit anzuführen haben, 
noch nicht nur der peofaifche Styl keineswegs vernachlaͤſſigt werben, wie wie ſchon 
beim „Den Quirote —— ſondern die Bun Kunft, beſonders in ber Ges 
ſwichte deu Motion, auf eime eigemthümliche und gluͤckllche Weiſe gebt warb. 
Der gelehrte Theolog Perez de Ollva (ſt. 153%) hatte bie didaktiſche Profa fahr aus⸗ 
gebitbet, und fein Schuͤler und Neffe, Ambroſio de Morales, der Hiſtoriograph 
Vhiuppo II. ging auf ſeinem Wege fort. So ſaud Diego de Mendoza eine gebildete 
Grace, um ſeine, Geſchichte des Kriegs in Granada“ mit der ihm eignen hiſto⸗ 
en Kunſt zu ſchreiben; und Geronymo Zurita — ſich als yeagmati- 
Geſchicheſchreiber ie ſ. Anales de In corena de: Antonio be So⸗ 
Vi6 ſchrieb im 177. Jahrh noch ein herrliches Werk aber bie — Das Eroberung 
Mericos; doch gebfhet vielleicht bes ulten OOhſahr. Jeſuiten Marlana (ft. 1623) 
das Lob des ſpaniſchen Gefchichtsſchreibers. Beſonders durch Lorenzo 
unb Balthafar Goatlan weicher lehtere durch fein „Arta. de ingonio · einen beden⸗ 
tenden Einfluß auf die ſpaulſche Literatur des 17. Jahrh. ausuͤbte, drang auch in 
die Proſa des verderbliche Bongorismus ein. — bie 1718 geſtiftete Real aea- 
er ——— ihr größtes Verdienſt ſich erworben durch bie Her⸗ 
autgabe des 6 Fekiobänbe flarken „Diecienario de la real academia”, wodurch 
zugleich bie ———— förmlich zur allgemeinen Sprache geſtempelt worden 
it. — haben fi als Dramatiker Candamo, Zamora, Caflizares, ale 
Lyriker die ſogenaunte zehnte Muſe (die mexicaniſche Nonne Inez dr .ı Gras) und 
einige Andre Durch dos 18. —* bin bemuͤht, den alten eingeborenen Geiſt wi⸗⸗ 
der zu erwecken; die 2 zogeltechten Tragdien des Montiand befiegten das vornehme 
Publicum, nur das Volk ließ fich ſeine alten Lieblinge nicht vauben. Joſ. Lopez 
verauſtaltete einen „Parnaso eapañol (1768), in welchem er das Andenken an bie 
alten Lyrlker auffriſcht. Bielleicht waͤre der Gallicismus durch Huerte gefallen, 
wenn er ſeine Pelemik mit mehr Poeſte und Geſchick durch —— NYriartes 
„Lkiterariſche Babeln” und fein „Lehrgedicht über bie Duft", Aeroyal's Öden, ımb 
ale erg head des Noroũa, Cadalſo, duͤrften fo. wenig als bie Akademien de bus- 
—— eb ern. Sevilla im Citanbe fein, bas alte Licht wieder anf- 
fhlauneln gu laſſen "Die fon efrani genug Dunifion genannt, an bee, eignen 
hangende Partei ſcheint ſich zwar zu verſtaͤrken, doch die. O 
Bart. fin; 5.55, IH adeid, noch nicht, und es muß dem Aufftrahien irgend eines 
wogenden Kaͤmpfers überlafien bleiben, ob das Beſſere Regen ober Falken foll. — 
dings I als — und politiſcher .. Llorente aufgetreten, ber. aber 
ae: feinem Vaterlande ſchreiben mußte.- Ebenfo Eſtrada. Za bemerken ift, daß 
des afte hiftoriſche Noman, welcher aenerdings aus der eben sis — ——— 
donmen, engtiſch geſchrloben iſt, naͤmlich Gomez Arias üben bie Mauten von 
Alxpujarrat vom —** de Trueba y Gofio,(3 Bde., Lendon 1828). Eine 
use —* 3* ſpan. eeieinr in ee s „Essay. an spanish Kteraturn” 


*) Kuh —— an —— ollſtaͤnd i & rarhlehre‘ 
Dunn | i unb = But, —— Eur 
e., — —— aller — Voͤrterb der 
es das eg u deutſch⸗ſpan. Woͤrterbuch von & 

00) Überhaupt Tann man Karls AL, Regierung: als — Des Morten 


470 | Syamnusg Syarbanten 

———— —— Darmfaiten, Metallbechae u. f. m. 
Gewichte Yänst, mad baburd) bie gegemfsisige Bage ihers Theile veränbeet, 
ohne fie gleichwol zu zerzeifen, rm er € 
von mehren Phyſttern Verſuche uͤber ben Orad ber angefleiit 
warden, welcher sea verſchiedene Körper Faber kann , bevor fie zerreißen 
— Im Sine der urueflen Önfieb» elsötrifchen Sheorie verfleh 
man wunter elekttiſcher Spannung den Grund Der rfehrimungen an bar 
5* Kette ( Galv anis mus), weiche ſtattſinden, fo lange fir g⸗⸗ 
dieſe Exfcheiuungen einen Gegenſatz mit denjenigen bilben, bie mach 
Syrien hour Metalldraht cxfolgen, und desen Grunb man gegen 
th⸗ils mit don NRamm hab. elektriſchen Stromes belegt. (S. „Darſtell. 
ba; namen: Untded. ie. ber Flettrtitaͤt und bes Magnetieun⸗, Leipz 1822, us. 
Al.) — In übestengener Vedeutung iſt Epamumg bie nugefltengte Michtung 

«ster Thaͤtickeit nach irgenb.einan Gegeuſtande aber Deuedke hin. 
So arb anken, Bparcaffen, finb Anftalten, errichtet zum Vortheil 
— Ben nen 


Mu 


des Wintion Baba Theile her Bürger ein ef} 
— ————— erweckt und lebendig erhalten wird, welcher bad wirkſaraſte Mike 
— Gewerbſleißes unb zugleich die kraͤftigte Schutzwehr gegen 
Veraemung Hi Sn Onolanı um Eon) ab ange fi ang eb 
Sa — Baragung dot Minifent © Uefe, uschahemngiruscihe An⸗ 


Kun der Die grofen Ereign — IV. unb 
— * — — die e Kalente noch tiefer aufgeregt, und ber fp 
en —— ‚neuen Nicht hum unb neue Originalitaͤt Baden AR berühmte 3 
vellanos Jane gi, ER und ag über Geſetzgebung und Se 
der Philologie zei — — An ber ovieictal 
— a —— 
deer & CR, Er r r 
evalier d'urq de chena, her Tanonicus E 
—* r Andujar (jl. 1 n w Schhriftfteller aus. Sit ber 
nennt iman den ſpan. Anakteon al u Orb (Prof. gi Salamancaß 
Gtazie mb. Reinheit deb: Styls eine lkchter — —— 
futgos; ne geogr guet — 
Reifenden im. Drink. bekannt. a. d 9 Ku ey — Bu hen ‚obigen Seifen. ea 
wir noch hinzu: „Coleccion de las mas celebres romances — 
historicos M caballerescos” ıc. heräusgeg. v. Depping (Leipzig u London, von € 
Spanitr, 1825, 2 Bde. ; bie leipziger rn un die ma 
in der londner fe en). Berner „Coleccion de las piezas dramaticas de los Nr 
toves : er allen: 6 See, ——— 1826". bien her 


alten . Dam * de VEalderv de Molina, 
ne —— 3 ——— — zaͤhlt Eee ohne — 
narien 15 Univerfätäten. In biefen —— im Ru 1826 9867 (basunter 1295 heo⸗ 
Iogen), tn den Seminqrien 8810. Di 








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418 . Sparta 
Yan, fi reihe Sauce von In einer — wurben deiriher &xs 
Aqeung 600 Kohle. Eipito aus elnet Exfpueting; welc die Cuiſaer EEE eher aubemne 





weidhe' fie läfteten ; — — 
nn Bee Deckung eines ven cooo 
— verbiudiich iuchtan De na in, die Gaſſe In jebem Mo⸗ 
meiit oniftiskhfeh/ {6-Aily Sebes-ökn, BB Sr pei chiberde golchen MBochwfl ix veec⸗ 
men eV este Deun wönw Be ONE 
denn fie die —— zul To breracchen Falten bommen laſſen⸗ ba 





—— anſeh * * — — 
ver 80 nlich orte aben. 
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WBorxligtith yat Amen fich wicht durch den Rez des Gewiuus zur Hamratiine 
großer Gaptıne befkteunmen ya laien / on — fobatb ſich — 








—— die kleinern beſtrhen. ——— 2.04 
—— — — a. d. Eigl. vom Kecufe Breel 1020). 
Sparta oder Lacedaͤmon, einer der mähtigften Staaten des Aten 
—* auch Lakonien genannt, oͤſtl von Meſſene(ſ. d.) tn Pelo⸗ 
post. Der Eumotas (jest Warffiit Potamo, der kgl. Fluß) fünt bier ft! nee 
Mexrrbufen, deffen weſtl. Erdzunge dad Gap Matapan (Denaros) endegt. Miet 
bet der Studt Tenatos, dem jebigen Dorfe Kalhwates, war J 
YHurimiben Eingang zur Wohnung bes Pinto nannte: (S. unse) Zu Km 


Wi nahe dei Sparta, Fand einer der beruͤhmteſten Teiupel des Apotlo, ba nd 


jert das Dorf Salavd Ehori liegt. An ber öftt. Kuſte, auf einer rien Inſei / 
sine: dal dem ehemaligen Epidauros Limera, liegt jetzt bie et Eat Raps li 
vImDrutunttea, deren Trauben den bekannten Deaivafiermein!igeben. Lece 
Misch, nach tinee Mythe ein Sohn Jupiters und dee Nymphe mn heiea⸗ 
thete bie Spatta, des Könige ber Leleger, Curotas, Tochter, warb Nächſolgee 
—— ꝛ——— —»— — —— —— der Regierung und gab dem — — 
mon, ſowlt ber von thin vrbauten Scadt ben Minen ſ. Gemahlin Sparen. Th 
bie hnung vascß aber —— —— * a 


von —— — in A Zäpgete ‚daB tr, wie alte Helienen ein Wolken 
Byg' Deusthlion’3:unbiuimd von den Däwptern der achdifchen Sotonie geiwefen fol, 
weiche Anhauberiumd Archttales "bie Eukel des Kathi‘, nach threr Vertrabeeg 
and Phehutie war Lakonien führten, woſelbſt Lacrbaͤmon bie: Omgehoramm Ser 
vedet habe, "die Volorne unter ſich aufzunehmen, urib ſich mit thr unter dem gemein 
—X der dacedemonier zu vereinigen "Uster den folgenben KWntzeir 
iñ Tynbaeus (Vndarens) merkwuͤrbig, in deſſen Ehnen, Kaftvr ‘tl b.) uw 
Pollur; das mannloche Gefchlecht Aueebiench® ausſtarb Belewa ff. d.), ihre 
Sqhweſter, machte durqh ihre Verhetrathung an den Menclaus (zwiſchen weichen 
mid —** — Könige Über Sparta ** hatten) dieſen sim — 
Latebaͤmen Menelaus hinterlleß mis D:unsheliihe Söhne, Mkeoſteratus uch 





f 


Sparta 48 
— Agameamons 
a — 8 | che, Derfet, 


Formbliegegi freuen ‚been vin⸗ — — 
ven antun baktıhe Grhefete in eiren 





und Daft Zootaahe team ſich auch auf · ihr⸗ sun din Die Biigertanen 
war, daß di⸗ —2*— geſchwuͤcht, die des Volks dagegen inuuer dl 

——— inee bufchuäukten Diener 

Hymne 





' Ehe) Untevjechung:biefes tapfern Bolbs ndig⸗ 
ten: Enduch erlangte Sparta umter ſ. Anige Leonidas (fi b.), darch beſſon 
Ramaf bei Sbnmtnpyid (480 ». Ehr.) gegen bie Merfer, dem Ruhm ſud 


MITTE zuzugeſtehen. In der. That ſtelten · auh Lie Sipastaer: in dem 
rerſtſchen · Arige ein⸗ anſehuliche Landmacht auf, — —— |) 
Athen und⸗ den vͤbrigen geiech. Buudeeg ercoſſen unter nie Dana 
a8 (fi di), eo furden jaugen Plifiurdy: (db Beauidas. Gahn): Die abnenormımb" 
ſaftuche —————— — 








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Bald aber ward darch bie Ciferſucht zunifchen Damp [ante 
unb dem Könige Panfanias cine Revelntion ketubckt; 
eiate. Hiexauf flashen Kie 

Dun, bei, Dem 


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egen fi aufgebracht 

we, und ſchloß (388 d. Er.) ben nach ihm ‚benannten Antalsikin 
für ſehr t wat, jedoh Spımta man f. 

lautern una ehrgeizigen Abſichten Spartat bei Ahichlisäuug 










ſo ſehr ge daß es von jegt an aufhoͤrre, rise bahariten⸗ 
in Griechenland zu fpielen. Endlich beſeß kein Eitaat in Cniecheuiguit 
Meat semay, um ſich an bie Spitze der uͤbrigen flellen zu koͤnnen; da salang ah 
beta macedoriſchen Koͤnige Veilyp, — — 

mochaa. Agis, Koͤnig von Sparte, einer ber au ⸗bdelſten 

a gwar für Ariecheniauds Unabhängigkeit zu kaͤmpfen, abes a merken ſ. Kubas ka: 
ber Echlacht bei Megalopolia gegen Antipoter. Der Koͤrig Arkltemmkil: 
won Demetriuo Poliorcetes detriegt, uud Sparta wur. mit DRübe: geyeitet. 
Gleich darauf. eatſtauden zeue uruhen. Klacnymus, ein Nefſe des Kacica 
‚ Koma , face verhechtiche Auſchuse gegen ſein Vatedad, vud zief den Dysahuik 
hub. Dee Auſchlag mißlang theils durch bie Baupfarulleit deſſelben, thals dauch 
de Tapfechut her Spartaner. Alttenverderbniß wur Larcus nahmen ſudech imuaee 























Buarts | ME 


Madcht der Ephoren zu vernichten. Kleemenes feste dieſen Plan bach ; aberm⸗⸗ 
der bie Punſtaͤnde, ee ne Eonnten Diele 


' ee menes mußte nach — — 
ſehr ungluͤcklichen Kri — su den Achhern mad mit — f, 
nn Agppean entflishen, wo er f. Tob fand. Nun blieb Eipass 
ta 3 Jahre lang ohne Oberhaupt ; hierauf wart sü nen hen Tyrannen Machaui⸗ 
hat und Nabis beherrſcht, vom benen Letzterer die abfſchenlichſten Graͤnel beging. 
Endlich pernichteten die Roͤmer und ber achälfche Bund die Macht des Ecacca 
weichen Nabis auf kurze Beit wieber gehoben hatte, gänzlich. Sparta mufte mus 
** Bunde üb — nach Beſieguns deſſellen (146 v. Chr.) 
RR N 


Sparta, obe Barehdmen, bie — — —— 
Giants, lag an Weflufer des Fluſſos Curotas. Mer Umfang heirug 48 Etabien 


ten Stadt Miſiſtra. Sparta war nidıt reg und gebaut, 
e aus 5 ezirken, bis nach in ber L2O, Olynwp. darch 
Moser eingeſchloſſen waren. Unten vie 
wonnt und Pauſanias folgende: Der M ers 


Etanbbildern erſer ans weißer ; 

ein Dxt auf dem Markte, bes mit ben Bildſaͤulen Apollo's, Dianens und Latonen 
weangte, auf tunkhem an ben Gunmopaͤdien bie Epheben ihre Tänze auffühutens 
hie Bawneta, — ber Koͤnige aus der Familie bed Gutyſthen⸗a, im der 
SEtraße Apheta (Aphetaio), weiches deßwegen ſo hieß, weil es das Moll von bay 
Witwe Polpbor’s Age eine Rindeshersbe eingahanbei Haste; bis — aber .öffene« 
— — in welchen ſich die Buͤrger über die Angelegenheit 


——— —— wab Jagh, und Ubeelisfen den Ackerbau deu 
ehe b);: Dem Lacehaͤmonlern ‚aber, obee ben Peckiken (d. h. den alten 
Mmeanchnern des Lendes 


—— ak base ie BR ua —— 
Deuben guuifienmaßen in sinam Hunde, mad machten pafamen einen Zwiſtaet 





476 Sparta 
an, der Hgne Natlonalverfammlungen hatte, welche die Seadte durch Abgeorb⸗ 
Magen Die Weitcäge gan Siege, foot: au RD ein an einem, 


bie feltme Stand 
viel zur Elm ihres Staated beitengm. Durch keln Ungkuͤck, durch eine 
Mederlaͤgen konnten fie muthlos zemacht werben; vielmehr gingen ſie auf das ein⸗ 
mas vorgefegte Bhel mit unbefiegbarer Feſtigkett lod, bis ſie daſſelbe erveicht hatten: 
Mt Vnwillen bamerbte man dagegen auch Ihre Teruloſigkelt und verraͤtheriſche Die 
terliſt ** fie in ——u— egen wo fe nicht allein dem 


Wenn eine Spartanerin ſchwanger war, fo mußten 
mer beſeiben Gemaͤlde von den ſchoͤnſten Juͤnglingen aufgehmmgeri werben, 
babuec ein glmftiger Eindrack auf die rn genadt werde. Wahrſchein⸗ 
ee ——— ife einer Hebamme, dagegen in When 
Gefchaͤfe der Gebertshuͤlfe len von den — nechhet von beſondetẽ 
‚Hebammen ausgeübt wurde. Sie gebaren uber, 








abhalten werden röge: Die Ammen wurden nachher als Kppite ber Fumitieranyes 
fehen unb nB ſolche geachtet. Die KAuder der Spartaner wurden zu len Härte 
und feeien Lebendart gewoͤhnt. Schnüerbtuͤſte, vow drnen man bei audern /geloch⸗ 
Biltern cine Spur findet, kannten Die Spartaner bitehah nicht. Doch tadet 
Ihrem HR ihnen eine Art des Wiegens, wriches vermöge rines Raͤtteiae mit inc 
ae — —— — —— 
| et Arichte und weiige Speiſe; hungerten fie zu befüßg, fo ducften fie 
re peife fehler, nur mußten fie-fich nicht dabel ertappen laſſen, fonft hund 
den för iher Unvörfichtigtelt empfindlich beſtraſt. Ate 20 Tage mut Tl 
Yon den Eßhoren beftchtigen laſſen; und wer alsdann: zu ſoct befunden wurde = 
nn. gen Wein mar uͤberhaupt in gan; 
Mädchen verſagt, ben Knaben hingegen ward es ſchon von hf Ra 
sr angegeben. In Spartu werden den Kraben Me Haare abgefchen, und 





Srorta 417 
erf mit dem Eintritt in daB männliche Alter durften fie dieſelben wachſen Inffem, 
Sie lieſen meiſtens nackt, und waren gewoͤhnlich ſchinutzig, = fie ſich nicht 


wuſchen und falbten, wie bie übrigen Griechen. Sie fegten Shre bauen, 
wenn ihre Körner mit blanen Flecken, nn Nu 
man trugen ſie ein Oberkleid. bei der ſtrrg 


e Gy 
Belt an bis ind 18. Jehr hießen fie aben Pretarech, vom da an bis ind 30 
Eghäbei (Juͤngliuge), wab vom 30.3. an traten fie in ben Stand der Maͤnn⸗e 
und genoffen bie vollen Rechte eines Bürgers. Wenn bis Kinder. in Sparta 
das 7. Jahr erreicht hatten, fo wurden fie der näterlichen Sorgfalt entzagen vud 
ber Öffentlichen audertraut. „Bier wurden fie ſaͤmmtlich nach einem gewiſſen Plane 
erzogen, und erhielten ohne Unterfchied des Giemabes und Wermägens biefelbe 
Erziehung. Wer f. Sohn der oͤffentüchen Erziehung nicht auvertrauen wollte, 
wurbde f. Buͤrgerrechts fuͤr verluflig eriäet. Der —2 Gegenſtand ber phof 
— — das Knaben» und Zienglingſalters war bie Ausbildung 
bes Koͤrperd ).. welche a, Springen, Jagen, Werfen dos 
Distua, Bingen, hen Baufump Bn6 Wonkratium (eine aus dem Ringen 
um Euußtenenfs ‚Yalammengefegte. bewirkt wurde. Dieſe Übungen ga 
ſchahen in beſondern Gebäuden, welche Gymmafien hießen, . und zwar — 
Außer der Gymnnſtik gehoͤrten nach zur phyſiſchen Bildung die de und Order 
Bit. Iane begriff des Unterricht in allem zum Kriege nöthigen Eöxperlichen Fertig⸗ 
kelten, leztere den Unterricht in der Tanzkunſt. Markwuͤrbig iſt bie jährliche Geiße⸗ 
‚ang der. Kinder am Feſte der Diana ia ( Diamaſtigoſis), welche darin beftanh, 
daß die Knaben nor dem Altare dieſer Goͤttin in Gegenwart einer großen Menge 
von Zuſchauern gegeißelt weuden. Die Abſicht dieſes Gebrauchs war umflzeitig, 
die Knaben dadurch ‚gegen koͤrperlichen Schmerz abzuhaͤrten. Die Geißelung war 
fo Aufl, daß manche dabei ihr Leben einbüßten. Die babeifichende Prieſterin 
Weit ein kleines, fahr leichtes, hölzerne Dianenbild in ben Händen. KWemestte 
fie nem, Daß dieſer oder jener Knabe gefchont wurde, fo rief fie, daß fie das Wild 
nor Schwere nicht mehr tragen Eönne, worauf alsdann fogleich bie Schläge ver⸗ 
doppelt wurden. Die item, weiche daneben fanden, riefen ihren Soͤhnen um 
Muth zu; ia, biefe ſtritten ſelbſt um ben Vorzug, wer bie Prüfung 
wait ber geößten Stanbhaftigkeit ertragen koͤnnte. Wer die geringfte Klage anf 
fish, werlor den Sieg und ward befchimpft; wer aber mait ruhiger Stirn dan Ass 
Im:tesgte, wurde gekroͤnt umd erhielt Die Lobpreifungen des ganzag Stabi. ‚Mer 
uraeg den an. fein. Leben aushauchte, erhielt zum. ewigen Andenlen det ag 
lendaen Bıchund ing Lytatzue. Mach Cinigen ſoll die ſer Gehrauch ſchon von Lehiug 
no A. aber erſt — der Zeit der Schlacht hei Piatäd herruͤhren Umwn guq̃— 
Die Bagemd.zur BiR,: Wech amkeit und Behendigkeit zu gewöhnen, geftattete.map 
ihe gewiſfterm aßen das Stehlen, d. h. man erlaubte, wie bereits exwaͤhnt, 
Wie,hungeig waren, Lebensmittel van geringen Werthe zu fiehlen, Liehen fie, 
habzi.estapnın,. fa wurben fir entwoder gegeißelt, ober man ließ fie hungern * 
mas beſtrofte fie auch dadufch, daß fie um. einen Altar herumtanzen and € 
Reder auf fich ſelbſt abfingen mußten. Die Furcht vor der — ‚bei — 
ſalchen ‚leichten, —— entdeckt zu werden, bewirkte of be sdentlichftag 
So egaͤhlt man von einem — doc einen. ya Fuchs a 
bien, zb biefen unten fein Unterfleib verborgen hatte, daß ihm non ve 
Dar Leib und bie Eingeweide — worben waͤren, ‚ohne daß ex burch den 
vu Chan fd Härte bewegen laſſen, den Fuchs hervorzuziehen und f. 
batanntzumachen. übeigens wurde das Schwimmen für unerlaͤßüch angeſehen; 





478 — 


al ſchommren 
—— bef den Spattanern. fie fich dee aͤußerſten Kuͤrre 
beflethzigen. Daher wurde die — —* evder et u.d.M. 
Lakbnismus, ſakonmſche Meder und Antworten berihmt. Die Spartaner 
waren unter allen Griechen Me einzigen, welche bie Wiffenfchaften gefliſſentlich vers 
achteten und aus ber Erziehung det Jugenb ausſchloſſen. Ihre ganze 
war, den Beſehlen Ihrer Vorgefetzten zu gehorchen ae moͤgliche Eeſchwerden mu 
ertragen nd Im Kairge zu ’flegen oder zu ſterben. Was die politi 
bel den Epartanern betraf, To fürchte man bie Jagend ſehr ſorgfaͤttig mit den 
Tegn ihres Vaterlando brkanntzennachen. Da nun keine gefähtiebenen Gelege 
vorhanden wuten, fo wurden fie der Jugend mimdiſch gelehrt. Auch ward bie 
ftaͤrkſtr Serpfinhtiujtit gegen Ehre und Schande in 3 Zoͤglinge zu wecken ges 
ſucht. Die Erziehung der 1. u don ber — gaͤnzlich ab, Statt, 
wie u Athen, zu Haufe zu bleiben ——— und fich desb Weins und zu 
Kutter — zu enthalten, te man bie Biden in Sparka tanzen, mit 
einander auf der vor Didtus werfen u. 1. w ne 
—— öffne umb Kalb nat. Die Spürtänerihnktt matfiteh 
gymnaſtifchen Ubtmngen fuſt ebenfo ‘große Wörkfärrkite ald die ker 
—X warum Ne das weibliche Geſchlecht An Wenfowie das mir 
lche zu erziehen befahl, war unftreitig bie, daß dad für chue kraftige Raq⸗ 
konmenſchaft deſto beffer geforgt wurde. Vgl. Mäatnotten. — 
Spartacus, vom Geburt ein Thragler, wurde ats Sklave nach Itallen 
33. und in vi⸗ betlihmte Fechterſchule zu Tapua geſteckt. Er war es, der 
in Verbindung mit 70 andern Ungluͤcksgenoſſen die Riegel ſeines Kerkers 
nuf den Veſuv ſich rettete, und von dort aus 73 v. The. die Romer bekrkegte. 
ſtotzen Erobreer mußten gegen eine Handvoll veraͤchtlicher Sklaven zu Felbe ziehen, 
er erfuhren die Demfitdigung, daß ber Gladiator ben roͤmiſchen Praͤtor Batiniud, 
— malt Einem Schlage zu vernichten gedachte, mit feiner Legion völlig 
vieb. Dieſer gluͤckliche Seceich verſchaffte dem ©. ein Heer von 10,000 M. 
| demſerben zog er ſich an die Alpen und et den Conſul Emntähse, ber ihm nach⸗ 
ruͤcker, mit ſolchem Städ, daß er auch dieſes Heer ſchlug. Schnell wanbte er —— 
— den zwetten Conſul Gellius, und zwang dieſen, hinter ben 
taͤdte Schutz zu ſuchen. Darauf ließ ©. (immetithe tömifdye ren 
ene, den Manen feines erfchlagenen Bundesgenoſſen Anirus zu Ehren, bei deffen 
m, Aer ſchlachten. Sein Heer wuchs num ſchnell auf 120,000 M. an. en 
diefen raͤchte er durch wilde Raͤuberzuͤge in Stalien die Same, töetche das 
ſe Were durch feine ſcheußlichen Fechterſchulen dem menſchlichen a * 
ge. In den Geblegen des untern Itallens nahm er eine ſeſte Stellung, unb 
fich zur Kortfegung bed Kriegs. In dieſer Gefahr, da Rom ver einer 
terte, ſtellte der Senat den bewährten Licinius Craffus, den 
em Triamvte am bie Spide bes Heers Mit 6 Leglonen glaubte Lu 
terhaufen ſiberwaͤltigen zu koͤmmen. Er ſchickte fetten Unterfelbherrn Mum⸗ 
* mit 2 derſelben voraus, um bie Bewegungen des Feindes zu beobachten. 
Aber dee Unbeſonnene ließ fi im ein Gefecht mit der liberzahl des Feindes ein, und 
ward geſchlagen. Nun ging le ſelbſt, — ee ein ſchreckliches Veifpiel der 
"Strenge an 500 Soldaten des egeben hatte, Indem er den LO. Man 
hinrichten tieß, gegen S., — * 10,000 Pfänderer, und ſchloß ben 
auptanführer bei Rhegium (Reggio) durch einen 6 Wellen langen Braben An. 
—*— ſchlug ſich ©. bei Nacht unter unglaublicher Anſtrengung durch das 
roͤmiſche Beet, doch Erafſus, toelcher dem Tollkuͤhnen wol das Wagſtuͤck zuteaute, 
auf Mom geradréwegs loezugehen, verfolgte ihn, und ſchlug einem betraͤchtüichen 






⸗ 





Spetier Speckbachet 


Teil feines Gens, der aus Umufrtebonheit m ei Imaging getoenut 
hatte. Nun zog ſich S ———— — (en ge Imıpltgeun 
genöthigt, fie gegen bie Römer zu führen, Mit eines Tapferkeit, die oei zu fiegem 
berdient hätte, Tochten die Soldaten des &., der Ihnen ſelbſt ein alditzmies Be 
ſpiel von Muth und Gefrhittüichkelt gab. Aber er vermochee nicht, ber Kulgödk; 
fahrung des Crafſus und ſeiner Leglonen zu widerſtchen. Nach dem er mais beifpiel- 
kofer Harmaͤcigkeit, feibft A den Knien, gefochten hatte, fiel et, yon um 

gen Wunden burcht Saufen Dim er feinem Borat 


hatte. Auftährer ſollin, nach dem 
* chlacht (71 v. Chr.) gefallen fen. 6000 wurden gefangen, mb auf ber 
en Strafe von Capna bie Mom in kurzen Entfernungen von.einsiber am 
gefchlagen. Zwar retteten fi Miele, und Ietfleten auch noch Milben 
ehe aber noch In dem. LE ENTE TREE N 


Eperies, Art, die Unterabthellung ber Gattung, wird bisfer, * * 
Beſondere bem Allgemeinen entgegengeſett, ſ. Claſſe. Das Spesificterug 
— das Fortgehen vom Allgemanen zu dem Ihm untergeordueten bab 

den dee Verf — bat, biefes Auabeuet cheiiß-Dan 
rg beqplihunet ex das efkatten ober Die Beultsberung ber Grin 
bei einem —— oder re Stoffe. 

Specialcharten, f. Landcharten. 

Speciffca nennt man dieenigen Aczneimittel, welche mit Sicherheit ein 
. Beroiffe Krankheit heben ſollen, ohne daß man bie Art ihrer Wirkung näher ange 

ben kann. 36 Bellpiele nennen wir die China gegen Wechfelfieber, das Queckſtk. 
ber in der euche, den Schwefel und Autimenium gegen cheonifche Hautxub⸗ 

Taiäge, die gegen bein Reopf. überdies find abet fehe haufig f. 9. Spe- 
zum * is Die Bi, 


bie Ehitepfie u. ſ. w., ausgeboten worden, Die geruͤhmte Sicherheit bes ſpecift⸗ 
ſchen Mittel wird oft durch die Erfahrung nicht Bl, am allerwenigſten Leiftun 
die Geheimmittel Das, wur fie verſprechen. hen m Sud ‚bei ber 2. 
Den Wirkung der Mittel ſtehen zu bleiben, en weitern 
Yen Kunſt und oft im hohen Grabe verderblich. Der gebildete — — 
Fe daher allerdings mit der ſogen. ſpreifiſchen Wirkung bekannt, ſucht d 
über Auf andre, wiſſenſchaftlich Kegrindete, von ber Erfahrung abfirabiete wib . 
* diefelbe beſtaͤtigte Curmethoden zuruͤckzuflihren. 
Erf ch. Man fett in der Phyſik dad Specifiſche, als einem Verhaͤti⸗ 
bfoluten, z. B. das ſpecifiſche Gewicht eines Körpers dem abſo⸗ 
en —J— deffelben enigegen. Rittelt man z. B. das Gewicht eines Cubil⸗ 
Zolls Queckſilber auf der Wagſchale aus, fo beſtimmt man ſein abſolutes Gewicht; 
man aber durch Verſuche, daß baffelbe 14 Mal ſchweret ſei, ald eine gleich 
en Maſſe reinen Waſſers, weichen letztern Koͤrper man bei biefen Vergleichen 
Einheit zum Grunde zu legen pflegt, fo heißt dies: das fpeciſiſche Gewicht des 
Quecſilbers. Die Lehrbuͤcher der Phyſik (namentl. Grens „Grunde. der Natue⸗ 
ehte, 8. A., Halle 18%0, m. K) enthalten Tabellen über bie fpedif. Gerotchte 
Bet Natarkörpe; ein eignes Werk dinliber hat man von Brifſen: „Pesanteuk 
ecifique des eorpa” (Paris 1787, 4.). — Zu den bekannteſten Anwenbun⸗ 
ey der Lehre vom fpecif. Gewichte gehört das beruͤhmte oe Prodlem 
(1. ern) defien Vitrub („De architeetura”, 8.9, ©. 3) ausfähe 
— ei Ebacher (Jofeph), geb. 1768 in dem tirofifchen Doͤrfchen Gier 
e T I ge 0 1] 
zwiſchen Innebruck und Hal, eins der vorzuͤglichſten Haͤtpter des tikoler Aufſtan⸗ 
des von 1809. Obſchon ſeine Ältern nicht unvermögend waren, brachte et dennoch 











z8 A 









| Opräfkin, Speenlatidn 
ao Senfgas⸗ m, — en Dt 
denn ſchon alb Knabe einen — ——— 






eifelte Degenwehr 

.,6. und 7. Aug., mb in der Schlacht 

bel Innebruck am 13., wrihe ben Herzog v. Danzig zwang, gaͤnzlich atıö Arol zu 
: ah der written g verbund S. —— tirdlifchen 

auch das —— — am 16. Sept. erfocht er bei Lofer nd Luften⸗ 

ſtein entſcheibende Vortheile, warb aber am 16. nenn, 

gefangen; ex felbft * nur mie haar Weit en Die Kundmachung des 


Irlebend in NArol ließ sr um Auch 
G. eh ſich taͤuſchen, und ge eg 


legen ing figkelt vom Alpe — * era Pia 
Beit ıuıter Schnee und Eis in einer unbekannten Höhte, 7 Wochen lang war er in 
feinem eigen Stalle verſcharrt, endlich im Mai 1810 Hachtete Aber Die Befisge 
nach Win. Gier erhielt er Oberflenpenfion, und foßte bie für die Tiroler im tes 
mes warer Banat neugefliftete Colonie einrichten. Beim Abtwıche des Kriegs 


it 


An 


Vage zu fein, am weichem die Iängfterfehnte Wieberkehr unter die alte, 
Gerrfchaft von Öftreich durch die dem Katfer Franz in Perfon geleiſtete Exbhutdls 

gunzg beftegelt woche. Er wurde zum Major ernannt, machte eine Beife ep 

Leubon, we man ben kuͤhnen Tiroler bewunderte; nach feiner Mädkehe farb 

1820. Seine Witwe erhielt (1. Nov. d. J.) vom Kaifer — ſtreich eince Ges 

hatt von 600 @fhn. und jebeß feiner Einber, ein Sohn 6. j. 20.3. nt 3 T. 66 
ihrer Berforgung,, 100 Son. Jährlich. 

Spedftein oder Steatit iſt ein Mineral, weit ober in Af⸗ 
terkryſtallen findet, fpfietrigen oder koͤrnigen, matten 9 ruch, welße, auch graue, 
grime, gelbe und roche, jeboch bleiche Farben bat, in dm Sin Bäche, 
ſehr fettig, mtb und weich ift, und 2. tpecifife® Gewicht Hat. eine 
Weftanbtheile find Aiefelerbe, Talkerde und Buffer. Er findet ſich za Ehrenfrie⸗ 
bdoeredoef in Sachſen, am Cap Lizard in Spanlen, zu Wunfiedel ind Go 
In Bairenth, in Piemont ec. Nan dreht allerlei Meine Bildwerke e, 

m. dgl. aus ihm, die meiſt nachher hart gebraͤnnt werben. 
braucht man ihn auch zum Fleckeausmachen. Putzen der Tr Im, Moliren u f. w. 

Specnlation, ( fpeculativ. In der P on Aus; 
Per nee ee —*3 — afte 
Bi Speeulation, fie a ere a Auf Sbeen 
gegrömbete, und diefe Ideen ſelbſt entwickelnde En Dies feist bie Anficht 











Speditions handel Speichel 481 
voraus, daß bie Grkemeti bed Wahren fehlächthin, sicht auf das fuhjsctine Be⸗ 


wußtſein, das Im Gegenfatze bes Innern zum Aitßern ftcht, nicht auf die Erfah⸗ 


m. beſchraͤnkt er Da latzteres die Kant’ ſche Schule — ſo verbindet ſie 
Specalerion, als ein die — — (Eanten- 
er re den Vorwurf der Amaßsaeg, Grähelei ober Schwaͤrmerei. Die 
neuere bestfche Philoſophie Dagegen, befonber® die von Schein sind „Degel, nennt 
a —— als eine un⸗ 
tergeorduete Anſicht, — oder Verſtandecphiloſedhie, und ie fos 
nach, bie Philofaphie als wiſſenſchaft fei bie Wiſſenſchaft ber Idee, und 
diefe feine bloß ſubjeetie Vorſtelung. Schelling aber ſetzt die Speculatien in eine 
J——— 
on, an 
dualiſtiſch feſthoͤut —————— tinander. Er ſetzt 
auf diefe Vei kber ons Sieh verſtaͤndige oder zaifonninende, rofleetlrende, das [par 
culatiae ober ober phllefophihe ückeumen, weicheß er and das Poftivornhnftige erst 
Oft wird aber auch das 


day. Theoretiſchen gleichbedeutend grnommen 
— entgegengefegt ; wie von Fries. - Andre verſtehtn anch unter 
eye Uuffadyung der Ider und Principien oder der Grundlagen der 


Spedition, beſteht in kaufmaͤnniſcher Be⸗ 
— fremder Waaren an den Ort ihrer 
wenn fie auf dem Weg⸗ durch ee —— 


Urſache Aufenthalt finden. ‚ weicher dieſe Beforgun 

Speditaur. Fan icentichen Sinne bes Worte iſt die Spedition fo wenig ale 

der Zranfito (f. d.) ein wirklicher Handel, letzerer wird aber immer bei erſterer 
eht. 


voraudgefi 
Spee (Friedeich), als geiſticher Dichter noch jet gefähägt, ſtammt aus 
und war geb. zu Ralferöwerth am Rhein 1591 ob, 1595, at 
in den Jefnitenorben 1610.00 1613, und lehrte eine Zeitlang die fogen. karl 


welchen sine tiefe, fromme Empfindung in deutſcher Sprache ſpricht, wie fie da⸗ 
mais In Deuiſchland nicht zu finden mas. Der entpegengefegte Geſchmack brachte 
©. en. Bergefienbeit, bes Scepridh Gehlagel und ffenbeng Haben 
anf ihn wieder aufmerffam gemacht. Minder bedeutend iſt fein — Aus 
gentbuch. nn (An 1666). Auch — Naturgemaͤlden, wie in ſeinen 
ſchen Darſtellungen herrſcht Waͤrme und Anſchaulichkeit. ae der 
„Trutzuachtigall 7 su Berlin 1817 veranſtaltet worden. S. ſteht einzig da im 
rigen erg ri ichtern feiner Zeit, ſelbſt Opitz und — | 
mahshaft großartiger Naturauſchauung, an.tiefer. lust, Inxigkek und Yier- 
dad, * Reinheit und — überlegen, wenn dieſe ihn — an vielſeiti —— | 
em rn | ander Rage reiner nn zn gele⸗ 
w Lieder —— enlieder 

ich el iſt die geruch⸗ — ein —— — und Ahe 
je in den fogem. Speicheidruͤſen Inne Siena Dante 
Ber Deenge dur bie Autfühsungagäuge — —— bei — 


tic), die Unterklefardruͤſe und — * die nn derſel⸗ 
verft tellen der Munbhoͤhle. Waͤhrend bes Bess; 

beim ® einer duftenden, ben Appetit erregenden Spelfe, bei manchen Ge⸗ 

muͤthsbewegungen und Öten Ben bes Do wie Finn gelben Dany bt 
Sonv.ster, Sichente Aufl. Bd.X, - 








462 Spencer Spener 


BSpeichtis abgefenbert. Iudeſſen gebt —— a ee 
hen vor fih. Im Marnde vermiſcht fich bevfelbe wit dau gfihsrn Bichielmne, der auf 
berrgangen innern Oberfläche det — — — wieb: Man iſt ‚getvohess, 
den Spoichel unwill kuͤrllch und ſelbiſt auch im Schlafe u verſchlucken, Wirft man 
—— ans, fo:teldet die Merkantıng. Die „Hauplbefiimmmmg 
des Speichels findet waͤhrend beat Ramada flatt, dann kueihbeingt er die Speifen, 
an nn Tenres 
fohigen Seflunbaheiie auf, bie ben Gefchmadtfnne uah bewitst Die en 


enge] 
une Georg She), Sub, Ritter ded Hofenbandeiben®, Bahelmer 


(skmer, wit shaer- Seriſchuie verbundenen Werforgungsanflait);, und · Ptaͤſthern Der 
Heyal- Instätution ‚.geb. 1758 , ift der Veſitzer ber. gebflen uub glänzenbften- Par 
vatbibliotheb, roeiche jezt im Gurpa zzu findet if. Den Grund zu derkelden legte 

en 17809 Inch. din Anlauf der Gammmahurg des Grafen v. Rewlozki, welchexn für 
ine aͤhrl. Menn vom 500 Pf. St. anfichkimchte, und vermehrie fie. in ver heige 
weit wahrhaft Aufwanbe, indem ev zu biefeng nn: 
—— ließ. Der gebe pe Vie Bibtiothet iſt zu Althoth in Siorsbauepseuihitt, 
den Gtommfige des Lordo ——** belaͤuft — — ‚cr: 

Seltenes aut Bafikarek fiber ; 


; BeRSH 
Hana, oxa Heheriptiva catalegme of thehookaprinted in siee 1 Sch entry: und 
ufımany. vekuabis first aditionn” (Bond; 1B44, 4 be) ihre Staͤrke an den Alte 
Ben Erzeugniffen ber Buchbruderlunft und ben eften Ausg, bar Claffiker bekanıtt 
geworden. Dieſer, mit der hoͤchſten Pracht gedruckte Ratalen enthat die bie a 
Mikentogingemame, und mit einer Menge ber ſauberſten Kupferſtiche, Holzſchaita 
unb Facſamiled erläuterte Befchreibunng von 1004 Indunabela, wertinterfii alu 
6 Adtsfehwittbeude, zime vollſtoͤndige Geige ber Werke, welcht bie acſten Berfiche der 
upferſtecherkenſt nshalten (Monte aaute:di Die van 1477, Prabemanns bon KAT, 
Danteon 1481, Berlinghieri gengrapbia tum 1480) and viele andet, bisher. made 
woͤllig unbekamte Drucke befinben. Auf den anderweitigen Gehalt der auch bay 
Außen Glanz en Bil ochek kan man aus den bekaitur: Anker 


Mach Wien Aurich sera Rech. ufeiune 
de ac ir che fan: te scher our kart nit un Dan Eäpige Rab 
KDegastldrä an Sehe 
sen HERE len Falch), In era ber alt ger 
‚Kirche An 47. FJaheh sine 1438 gr Blappnläweiter im Dhesekfef.prhi,s: mas. fuhR 
neun —— pr pr ga 
gun geiklichen Bsen — nei gat aurhaln ga 
Deifcoa a Geofeungen, weiche die gotteäfündhline: Biekfin, ſFeine Gau⸗rin, 
chei huucxmerh⸗ uud Durch da Beiſpãel ihrer Borbreeitung par) Tabe, deſtun Acuce 
Be em Du wer, befofigtn. Game: erfit: 













web A6hE —* I6 Fuͤhrer ber Brian Chriſtit ut: Ernfi oda Gens 











Spener | dE3 


then fp 
Web, 3.3: ‚TReutrum nelilitatiz ee (1L66R), „Aekementarius kir- 
atorieus fr domms Saxoniin{I66B), ,, 


Henn In — —— 
(1680), — theoria” (1690), durch welches noch jetzt — 
HBauvewerk ©. chland 


— dlaug 

——x —— — Bus Searabbarg fetzte er tiach feinen t hie akabemiſchen 
fort, warde 1668 Freiprediger und 2664 ar einein Tage Doctor der 
en Echen 666 Tbsenehnn er das wichtige Ant eines Benierb 
der Geiſtlichkeit gu. Grankfurt a; M. Zu gewiſſenhaft, ums füh mit dem großem 
Weiſall, ——— ber: bloherigen dogaaclſch⸗ polaniſchen Methodr ganz abe 
u weigenben: erbantiihen Srebigten fanden, u begniget, ‚Rlkte cu Hier feir A070 
——— Don dlefer Brit: —9— — —— 5* 
an ganz der 
merkwuͤedteen WVeraͤnderuug des 


bloſer un, deren Oiimbbe 

wegkraft d der Beift ſeiner theologifchen —— m (©. Birth 
fbem,) "Den befchribene Mami, ee en batte bei 
genen en nur Die ſittliche und religtoͤſe Berbeſſerung feis 
— — — 
Seiner Collegen und ber Obrigkeit gethan. Weil er aber in ſeinen fon Wuͤn⸗ 
ne Die zuerſt als Bortrde zu einer neuen Ausg, von Arnbis Pe⸗ 
lite sefcylennn, ian ben Abhandlungen vom geiſtlichen Peieſterthum und von ber 
allgerneinen Dottes gelahrtheit aller glaͤnbigen Ehriſten und rochtfchaffenen Medle⸗ 
* Die er zu nee Rechtfertigung — wegen jener Wanfche von Sekten 
der orthoderen Eiferer fhr den Buchſtaben der Goncordienformel 








484 Spenfer 


fiſtoriums nach Berlin, wo rn ine 
Hier hatte er an der Stiftumg dee Uintinerfiskt Halte großen Anthekl, und richte 
noch 1696 die Benugthumtg, daß dee dresdner Hof ihn in ſeine vorigen Inter 
sunüdbeief: ‚eine Ehre, die er jedoch ablehnte. Dem wie unverſtaͤndig ihm auch 
bie throisgifäje Facıdtdt zu Wittenberg: zu ihrer einen Schaude in einer fin 
— re hatte, feiner Fecncaigbee Einficht 

und Thaͤtigkeit fie das Gate eßrn alle Unbe fungene Gerechtigkeit ren, uð 
die Menge ſeiner Anhaͤnger ſtieg weit’ jedem: Fahre. dam wech feh fe 
Myyfe untre bieten Nauches Abertrieben u: verboeben ward, wirt in ſeiner Haud Se⸗ 
gem ſchaffte; werner fetdfl bie Swachheie hatte, dergledchru Menſchen blewellen 
ernſilicher in — als · die Kiugheit es geſtattete: ſo blieb doch dabei 
fein‘ — der Are. ihre Gebrechen gezeigt und: den Gelft wiihter Werbeffe: 
—— 5 —— * 








gu ‚Cambridge aufgenommen, erhielt er zwar bier’ den Geab eines Ba 
und Magiſters der Kuͤuſte, aber f. en erh Deſ atb gie 
er na Nordengland, wo er ſich bei ſ. Verwandeen aufhlelt. Hler verhobte ex fich; 
aber die kaͤndliche Schoͤne, welche der Gegenſtand f. en Bättiteie war ud du 
Fud.R. „Rofalinbe” verewigt hat; ward ihm, mn fie einen gewähnnktemn 
Doman mit Hm gefpieit hatte, ungetrem. Liebe vecanlußte enhrfihrtndich 
T. u 1. —— t”(„Shepherd’s oulendar), welche das Erſte war Au 
then 61579) erſchlen. Er eignete fie amter bein beunkehigen Namen: ‚ns 
merkte", dem beruͤhmten Phil. Sidney zu, mit: dem er auf ins ber Gage uch 
Foiberbüre Art befanme geworben war. Sp. ließ ans Ba SU Enerrene 
wein), meiden m Damit — 

' er 
thaten · Siduey ſo ſchr, daß er — befahl; bin Dich iveco Y. 
ee Kaum hatte er ned) eine Gtanze geleſen/ als a die Eiuname 

: len las noch eine Stanze und befatit rien, dad · Gaſcherch unf 
2008. le aber ſogleich ancatzahlen, weil er ſenft 5* 
iu Berſucheg Pine, fein ganzes Vormoͤngen Yimmugrbon. Sba⸗y un 
mL Dim, ven Bünftling Lelerſter, ein, ber ihn zu ſ. O⸗ waftefuhrer net 

kanbe ammahm. 1800 begleldeto er dan — der ·zut Seatthalta du Ye 

land ernaunt war, dorchin als Seeretade. Ss diefern Bethach entichänten @hr 
Datente fuͤr force Gefchaftsfahrung; die mitn geroohrelich ſfr vrder cinbar vait iin 
dichteriſchen Genlus haͤnt. 1680 Arhrtr er mit Locd / Grey zucick vud drerarfiq 
Ainige king bel Hofe ee oder Belohnung, tmoburd cri hR 
größe Kemmentß von dan Naͤnben usb Saͤrſchangen :verouch, dienan ben Hoͤfen · gõ⸗ 
beachlich MR, nnd vie er fo krafilg De f. Beblägte: „‚MötkerrHiubbandte smlett, 
geflhlivert. bat. dich: 1586 erhielt er ein micht unbehantenbee Lanbguemo ver 
Daudſqhaft Eckler: Seine Wohncug war dad Schloß Alicia: bei SD umiclüi 
nis. et Rn dem; Tour adlicher Oichtung aco einen Hietar befmg bet. Haschen 
welbet „md: bie rer ec ge d ber gruͤnen Exlın an Mullan Doſtade eſuch 
Set Xh m 1B8D nam dem prachtliebenben Sie Walter Naleigh eiucis Mefſch 

37 








-Speafr 485 


der, unter Lord Grey in Selanb befehligt und jest gleichfalls eine große Beſitzung 
von ber Krone gefihenkt erhalten hatte.- Sp. feierte ihn in einem Gedicht: „Der 
Schaͤfer des Oceans“, worin er ihn wegen ſ. glänzenden Talente und f, feinen 
Sitten fehr hoch erhebt. Als ex. im folg. J. mit Raleigh nach London ging, ıgab 
er mit einer Zueignumg am bie Königin Elifabeth bie 3. erften Bücher [. „Seen: 
kANnigin / herams. Eliſabeth belohnte ihn 1591 daflır durch einen Jahrgehalt von 
50 Bf. St. und ernannte ihn zu ihrem Hofposten. 1591 kehrte er nach Itland 
erh und verheirathete fich in feinem: 40.3: mit einem Landmaͤdchen, welches aber 
Reise genug befaßi, ihn zu einem ſchwaͤrmeriſchen und wirktich poetifchen Dodhreits: 
gedicht zu begeiſtern. Uusgebrochener Unruhen wegen ging er wirber nad) Eng: 
land, wo er einige Gedichte herausgab, auch einen Plan zur Unterwerfung Irlands 
entwarf, u d. I: „View of the atate of lreland“, welcher erſt 1633 im Druck 
erſchien, und ebenfo. fehr wegen darin entwickelter Keuntniß und Einſichten ge— 
ruͤhmt, als wegen bed Mangels an Maͤßigung im einigen Rathſchlaͤgen getadelt 
ward. 1596 gab Sp; f. Feenkoͤnigin“ ‚aufs neue, und zwar mit 3. Buͤchern ver⸗ 
mehrt, heraus, womit nach dem urſpruͤnglichen Entwurf erſt bie Hälfte des Ge- 
dichts vollendet war. Die 6üuͤbrigen Buͤcher ſollen von einem Bedienten, ber fie 
sh: England bringen follte, verloren worden fein. Nur 2 Geſaͤnge haben wir von 
dieſen 6 Büchern erhalten, die ſich u, d. T.n „Cantos of mutability", hei allen voll: 
A digen Ausg. des Gedichte. befinden. 1597 Eehete er nach Kilcolman zurlid ; ba 
aber die Empörung in Itland 1598 ausbrach, fo mußte er mit f. Gattin nach Eng: 
laud fliehen.: Sein Haus warb verbrannt und, ber Sage nach, auch eins finder, 
welches. nicht mit fortgebracht worden. war. Er felbft war dadurch. im große Armuth 
varſetzt unb erlag unter dieſen Leider wahrfcheintich 1596. Seinem Andenken wi- 
derfuhr indeſſen bie fchuldige Ehre: auf Koften bes Grafen v. Effer warb er in ber 
MWeftminfterabtei, wie er es gewünfcht, neben Chaucer begraben; mehre Dichter 
begleiteten f. Reiche dabin, und die Gräfin Anna v. Dorfet ließ ihm ein Denkmal 
ercichten. Einer f. Nachkommen warb unter Karl IL, in f, Güter in Selandb wieder 
eingefest. ‚Über bie Sitten und ben Privatcharakter unfers Dichters iſt Nichts be: 
dannt; aber nad) den achtungsmürbigen Freunden, welche er hatte, barf man an- 
acheen, daß auch fein gefelliges und bürgerliches Verhalten feines bichterifchen 
Muhmes nicht unwuͤrdig war. Seine Werke find von bem Geifte der Andacht und 
Siebe und vor einer. reinen, erhabenen Sittlichkeit befeelt; und obgleich er oft-ben 
Geoßen im f. Gedichten feine Achtung begeigte, fo machte er fich doch feiner niebri- 
gen ‚Schmeicheleien ſchuldig. Sp's dichterifcher Ruhm: wird jent bauptfächlich 
durch f. Feenkoͤnigin erhalten; denn ſ. allegorifchen, fprachreichen Dintengebichte 
würden: fchwerlich ‚einen gebildeten Geſchmack beftiedigen. Daffelbe gilt von f. 
Bonetten, Hymnen und a, vermifchten Stüden, mie fehr fie, auch durch manche 
GSehhnheiten der Sprache, ber Gedanken und Empfindungen und durch ihren har 
mernäfchen Bersbau vor a. gleichzeitigen und manden ſpaͤtern engl. Gedichten ſich 
aczeiqnen· — Man nennt die Spenferftanze (ob, en fie erfunden ober erſt 
wolfommen in Anwendung gebracht, iſt ungewiß) eine Steopbe von. 9 iambiſchen 
Bellen mit Zfachem (männlichen ober weiblichen) Reim z nämlich einen für. bie 
4. ud, einenfündiei2.; #, 5. und 7, und einen für die6, 8. und Y. Zeile, 
Die tetteBeile ift ein Alerandeiner. — Die, Feenkoͤnigin iſt bis jet nicht allein das 
größte Gedes der vollendeten 6 Bücher enthält 12 Befänge in ſolchen Stanz); 
fonbern auch ‚gewiß eins. der vortrefflichſten allegoriſchen Rittergebichte, eine Ans 
weekfgung zu allen richtetlichen Tugenden, welche in der Perfon des Könige Arthur 
Ba: Bild eines in allen 12 Ariſtoteliſchen Xugenden volllommenen Mannesaufs 
fbeiit ,ı daher auch in 12 Geſaͤnge getheilt und weniger wörtlich zuſammenhaͤngend. 
Die Feenkönigin, welche Arthur auffucht, ſoll im Allgemeinen der Ruhm fein 
insbefonbere aber die Königin Eliſabeth. Prinz Arthur. iſt bet Inbegriff ber 








Rr 


486 Speransky 


Tugend, ‚ber Hochſinm (magnifieenee), wie &p. ſelbſt erklärt, und bie 12 eins 
zelnen Tugenden haben ihre einzelnen Ritter zu Repraͤſentanten. Blichende mb 
lebhafte Ebubildungsktaft, Reichthum ber — Mamnigfaltigkelt an an⸗ 
nden Charakteren, ſchoͤnen Empfindungen und Darſtellungen geben ihm chıen 
hoben Werth. Doch vermindert die Allegorie, welche durchgehende daein herrfſcht, 
has Intereſſe hadeutend. Oft find auch diele allegoriſchen Darftellungen dunkel 
und fehlerhaft und bie Abenteuer zu übertrieben. Die beſte und bekaumteſte Ausg. 
von Sp.’6 Werken iſt von Hughes (London 1718, 6 Bde, und 21778, 8 Wiw., 
12). Yan vg h Warton’s „Observations on the Fairy ueen” (Eorıbon 
1782); Duff 6 „Critical observations” (Lond. 1770) und tie Schletw. Lite 
saturbriefe” (1. Sam). ee . wre 7 IRB. 
ment Wiadimir, bes Sohn eines Geiſtlichen, erhielt ben erſten Unterricht im einem 
Seminarium und vollendete f. Bildung in der geiſtlichen Akademe zu Peterkburg. 
Hier wibmete er fich mit fo glädlicherh Erfolge ben mathem. Wiffenfih:, daß er 
Schon im 21. J. bei berſelben Akademie ale Prof. der Mach. und Phyſtk angeſtent 
wurde. 1797 verlieh er bem Lehrſtuhl und warb nad) ſ. Ernemung zum Staates 
ſecretalr (1801). ala folher heim Reichsrathe angeſtellt. Die wtchtigften Staats⸗ 
ſchriften jener Epoche find größtentheild aus ſ. Feder gefloffen: Ein Yahe fpüter 
aed ihm unter Leitung bed Grafen Kotſchubey bie Organifatton des Dinyifberitns 
des Innern übertragen: eine Organifation, die nachhet ben a. ohne 
zum Borbilbe diente, 1808 warb ihm bie Geſetzcommiſſion ınttergeben, und ex haif 
ber ſchwankenden Einrichtung derfelben durch eine beſtimmte und dauernde Orga 
nifation ab. In demſ. J. erfolgte ſ. Etnennung zum Cofegen bes Juſtigminiſters; 
auch uͤbertrug man ihm bie Geſammtverwaltung von Fiunland und bie Ober⸗ 
direction der Maiverficht Abo. Endlich ſollte ee den Schulen des ruſſ. Kletus eine 
andre Einrichtung geben; in Folge ſ. Vorſchlaͤge ward bie Unterrichtsmethode vers 
beffert und der Schulſonds bedeutend vermehrt. Inzwiſchen verlangte man auch 
von Ihra Borſchlage zu einem neuen Finanzſyſtem, zu einer neuen Organifatien 
bes Relchsraths und zw einem allgemeinen Reglement für die Niniſterien. Nach 
vielfeitiger Erörterung genehmigte man Sp.’s Plan. Dieſe 1809 dörbereiteten 
Arbeiten erſchienen zu Anfange 1810. In Solge berfelben vereinigten fidy alle 
Zweige der höhern Adminiſtration im Reichsrathe, deſſen Hauptttiebfeder Sp. als 
Relchs ſeeretalt war. Hieraus iſt einigermaßen begreifllch, tute er fo Vieles hat zu 
‚Stande bringen koͤnnen. In weniger als 2 Jahren war das Steuerſyſtem geord⸗ 
get, bqs Bihget unterſucht, ein Tigungsfonds errichtet, ein Theil der Naſſe des 
Bapiergeldeü außer Guss geſetzt, ein neues Muͤnzſyſtem eingefüchet, ein ange- 
meſſener Tarif erlaffen und endlich ein Plan zur Reorgaulſatlon das: Senats vor⸗ 
„‚gelsgt und geprüft worden. Zugleich wurde Anſtalt getroffen, die Srofigefihgrßtung 
‚gi ,vesbeflemn, uind bie Redactlon des Handelt », ſowie die det Sttaſtober ſcheitt 
i Sıfolg vor Untezbeifen.mar Sp. sradı 2 Dienftfahren Ton Ctührdeitg, 
4809 Seh. Rath, 1812 Ritter des Alexander⸗Newsky· Ordens geworben Es gab 
‚ae einen Siaatsſetretair ia Rußland, der das Vettrauen bed Kaiſers in fo Hope 
Grade genol und ſo unbedingten Zutritt zu dem Monarchen Hatte 8 Sy. 1308 
— 12, Woͤhrend ahor f. Einfluß immer mehr ſtieg, zog ſich ein Ungewitter üben 
f. Haupte zuſammen. Man ſchrie uͤber Neuerungen, und beachtete doch weder Ire 
Beſchaffenheit, noch bie gebletende Nothwendigkeit, durch welche ſie herbetg 
‚wurden, Ohne Stuͤtze und Vermögen, mehr Sach⸗ als Menfchententitaiß' 
ſtzend, Hand Sp. allein auf dem Kampfplage — und mußte unterſiegen. D 
nahte fi; der Krieg Rußlands Grenzen, und die Nothwenbigkeit, die Öffintikhe 
Meinung zu feſſeln, das verlegte Interefſe zu beruhlgen, warb inımer drimgender 
- Auch bedurfte man Geld und verſchiedene Vorſchlaͤge zu deſſen Herbeſchaffrag 


⸗— 






' 


'Sperma ceti Spoſſart 487 


waren eingereicht; doch Alte fetten als eonditio sine qua non bie ſchleunige Ent⸗ 
fernung Sp.s voraus. Go wurde denn Sp. Im März 1812 gegen Mitternacht 
in eine Kibitke gepadt.und mit ber größten Schnelle nach Niſchnei⸗Rowgorod (240 
Meilen von Petersburg) geführt. Der Poͤbel fchrle Hochvertath! und der Bes 
ſchuldigte konnte und durfte ſich nicht vertheibigen. Unter dem Vorwande, daß 
die Naͤhe ber Franzoſen ſ. perſoͤnliche Sicherheit gefaͤhrden koͤnne, verbannte man 
Ep. 6 er nach Perm, 1410 Werſte von Moskau. Hier befand er ſich 
im ſehr bedeängter Lage; doch fo groß war bas Gewicht ſ. perfönfichen Anſehens, 
daß Ihm die Megierung auf bie erſte Nachricht davon eine betraͤchtliche Penflon an⸗ 
weifen ließ. 2 Yahre fpäter ward ihm erlaubt, ein kleines Landgut (180 Werſte 
von den Refidenz) zu beziehen. Hier theilte er f. Zeit zwiſchen dem Landbau, den 
Studien and bee Egiehung f. Tochter. Unerwartet in den Staatsdienſt zurkdte 
berufen, warb en zum Gouverneur der Prov. Penſa ernannt, and 1819 erfolgte f. 
Ernamung zum Senaralgonvernene von Sibirien. 2 Yohre brachte ee unttr 
unfäglihen Befchwerben auf Reviſiansreiſen iu ben ihm anvertrauten Provkızen 
za, worauf eu einen Admiuiſtratlonsplan entwarf, in welchem Fein Theil ber Be⸗ 
wölßerung jenes Lanbdſtriches vom wilden Jaͤger bis zum Milltonen brfigmben 
‚ Kaufmann unberädfichtigt geblieben if, Der Ruf f. neue Verdienſte ging ihm 
voraus, als en — 1821, mach einer Yjäprigen Abweſenheit, in Peteroburg 
mit ſ. neuen Organifstionsplane erſchien. Mit allen Beweiſen der Huld vom 
Monarchen empfangen, warb Ep. zum Mitgliede des Reichtraths ernannmt. Ge⸗ 
genwästig-fegt er in der 2. Section die 1810 von Ihm begonnenen Arbeiten für 
das bürgerliche Geſetzbuch fort, wovon 1827 der 1. Th. vollenbet wurbe. — Das 
Derfönliche Sp.'s iſt ſehr anziehend. Gene Phyſiognomie gehört zu denjenigen, 
bie man nie vergißt, wenn man fie auch nur einmal geſehen hat: man glaubt 
darin ſ. Schifale und ganze politifche Wirkſamkeit zu leſen. Wet feinem Anblick 
gefteht man fi: das muß ein edler umb hochbegabter Geifk fin! (Mat. „Beits 
‚genoffen”, Heft XVII, N. R. XIV.) | 
‚Sperma ceti, f. Wallrath. 

Speſſart, eines ber holzreichſten Waldgeblege Deutſchlands, deſſen 
woͤrdliche Grenze, von ber Einmuͤndung der Sinn in die Saal nah ai ihrem Ver⸗ 
einigungspunkte mit dem Main bei Gemünden, ein bis in bie Gegend von Hanau 
Hebender Hochruͤcken bildet. Es ift auf allen uͤbrigen Seiten von dem Dfaine ums 
ſchloſſen, welcher gegen IB. den Speffart von bem Odenwald feheibet, waͤhrend ben: 
lelben ber eben genannte Gebirgsruͤcken und bie Sinn vom Nhöngebirge trentien. 
Der Speſſqrt (49° 58’ N. Br. und 26° 43° b. E.) hat einen Flaͤchenraum von 
DR. und eine Bevoͤlkerung von 75,000 Serlen. Der aröfere Theil biefes 
Vebirges gehört zum Untermainkreife bed Königreichs Balern (ehemals ben Ery- 
Rift Mainz, dem Hochflifte Würzburg und einigen gräfl. Häufern und reicherie- 
‚alien Familien) ; ein Feiner, auf das Amt Bieber befchrinkter Difkriet ift und 
wat Inmuse Boſtandiheil ber Grafſchaft Hanau. Mac der Werfihiebenheit der 
. Bemalkung wird der Speffart In den. Hoch = und Vorſpeſſatt getheilt ; jemer befaßt 

die. tief im Gebirge egenden, von Wald umfchloffenen Orte, biefer das in Hoher 
Morpeit augebaute Flachland zwifchen dem Diane und dem Gebirge. Auffallend 
iſt ber Wechſel bes Klima Im Doch» und Vorfpeifarte, bort phyſtkaliſch und forft: 
maͤnniſch fo ſtreng, daß nur Sommerftuͤchte gedeihen, hier dagegen gelind genug, 
— ſt den Weinbau zu beguͤnſtigen, welcher mit Fleif und Erfolg im den Umge⸗ 
bungen von Aſchaffenburg, Hoͤtſtein, Halo, Kreutzwertheim ic, gepflegt wird 
—* a von varzuͤglicher Büte liefert. Der votwaltende Bodenbeſtandtheil in 
ſſart iſt Sand, der in den Waldungen eine Drobnitionsfähtufeit äußert, 

wenn der Obemoͤche hie Laubdecke nicht entjogen und dahutch bie Bilbung von 
Dammerbe nicht. befchräntt wurde. Im Brbirge feibft zeigen ſich Hauptfotma⸗ 


a8 J Speyer 


tionen des — aus Granit, Gneis, Glimmerſchiefex, Spenit, Urkac 
Quarʒ ꝛc d, des aͤltern Sand und ds bhimten Kalffleind: :: 
Schläge findon fi nur vereingels auf. einer day bedentendern Höhen bei Och und-bei 
Kleinofiheim unter Afchaffenbuerg im abenen Lande; Spuren siter: Sahformatien 
aber bei Orb, mp eine bedeutende Soline beſteht; banıe bei en 
burg, ber großen Annäherung an das Urgebirge wegen befortherd meufwärbig: Der 
hoͤchſte Berg. ift der Geyersberg im Revier Rohrbrun, 4000 Jar. F. Aber Dem 
mitelländ. Meere; auf. — ſteht ein Signalchurm zum Behufe des cigonemetri⸗ 
ſchen Laubdes vermeſſfung. Der Main gehört als Grenzſtrom dem Speffart an, 
der von keinem a. Fluſſe, dagegen non vielen. Vaͤchen durchſtrͤmt wird, von denen 
die bedentendern die Sinn, Lohr, Hafenlehe, Eifaya,ımb Kahl ad, welche zus 
Karzholzſloͤßung benutzt werben. Die. ausgedehnten und’ neichen Waldungen ſiad 
groͤßaentheils Cigenthum der Kroue Baiernz doch gehoͤren auch · ſchoͤne Forſte demn 
Kurfuͤrſten von Hefſen, den Fuͤrften von Voͤwenſtein⸗ Wertheim⸗ Noſenberg anb 
Freudenberg, den Grafen nen Erbach, Schoͤnbornumd Jergeliheinn, mehren abelle 
gen Fanuilen, Memeinden uub Georzwrationen. .. Das Mefemut: Waldanc Ex 
300,000: Mosgen, der M. zu 160. 16fußigen —XR angenommen werden Die 
herrfdenden Heirarten ſiube bie Wincereihe (quer a unb bie Nechbuche 
Aue NMabelholzheflände finden ſich in einigen Zuſmmenhang nur in dem vor⸗ 
ſpeſſarter Nebler Erlenbach, daun zerſtreut in a. Waldangen; junge Mabeihelge 
arten in veroͤdeten Diſtricten ber Maldungen, welche auf: biefe Art. wirken aufge⸗ 
forſtat wurden, verfuchsweis auf Heinen Flaͤchen bier und da Im peflarte, 
Der bri weitem geöfiere Theil des Brandholzes wich in geofen Quantitaͤten asıds 
geführt, um damit den Bebarf von Würzburg, Hanau, Frankfurt und Mainz ze 
befriedigen. Viel Holz wird im Speffart felbft durch die Fabrik⸗ uud Mann« 
facturanſtalten verbraucht, unter denen ſich die Glashuͤtten von Weibersfienmn, 
Enſiedelhof, Kahl und Emmerichöthal, die scher Galine, das Bergwerl zu Bie⸗ 
ber, dann die Eifenwerke von Laufach und Hoͤllhammer befondere Aufimerkfansteit 
verdienen. Sm Speffart wird Bergbas auf Kobalt, Kupfer und. Eifer getzieben. 
Die detraͤchtlichſte Hoizausfahr, welche der Staatscaſſe guefe Summen einbringt, 
baſteht in Eichſtaͤmmen, welche nach Holland gebracht werben. Aus keiner beit 
(diem Waldgegend wird fo viel und fo ſchoͤnes Hollaͤnderholz ausgeführt als am 
dem Speflort, beffen Eichen fich durch Länge, Gerabichäftigkeit und Staͤnbe aut: 
zeichnen. Die in den Waldungen zu Lang» und Stuͤckholz zugerichteten Eichen 
wesben zu Lohr, Hafeniche, Lengfurt und Afchaffenburg zu Floͤßen vereinigt und 
in den Rhein geſchwemmt. Eichſtaͤmme, welche fich nicht zu ‚Gollänberhulz — 
verarbeitet man um Bau⸗, Nutz⸗ und Waarholz, beſonders zu Faßdauben Che: 
oenfiänhe rines ———* Activhandels. Dusch ben Speffont kährt eine .Gurrr 
ſtraße won Frankfuet nach Wärzburg, und bie über Fulda nadı Sachſerr sichesibe 
beruͤhtt E.unorbmefltichfie Grenze. Der Hauptort: im Speſſart if — 
ergattern Grenze... Bemerkbar find die Staͤrtchen Lehr, Dieb 
und Alingenberg. Die im Speffart liepenbe, nun amfgeiäfte Abtei Neuſtant wat 
die aͤlteſte in Franken; weniger alt und berühmt. if die Auguftiner· Samanle Tie⸗ 
fenſtain und die Karthauſe Grinan. Eine BB onographie. bes’ Syeſſart hat Pref 
— Stachſtie det Speſſert Dr. Kouprecht (Aftofendng 1826) 
gege 
Speyer eder Speier (lat. Spirae): 1) Ein ehemaliges, — * 
biſchof ven Mainz ſtehendes Bisthum im. oberrhein. Kreiſe gwiſchen Karpfalg 
Badin, ben Elfaß und der Srafſchaft Leiningen; eins der aͤlteſtan in Deutfchland 
Des Ganze hatte auf: 23 IM. gegen 55,000 E., groͤßtentheils kath. Religion, 
weiche firh von Wein⸗, Getreide⸗, Obſtbau und von den Salzwerken zu Beuch⸗ 








a Speziale 7.489 
ful ahrten. BRammfncturen gab es nicht. Die jähel. Einnahme bes Fuͤrſtbiſchofe 
warb auf-IO0000. fen. geſchaͤzt. Durch den Revolutlonskrieg und ben Frie⸗ 
ben zur Luneville kam bie kleinere Hälfte des Landes auf dem linken Rheinufer 
(424 M.) an Frankreich. Die giößere ward 1802 an Baden gegeben und ger 
hirt nad jett, nik der ehrmaligen biſchoͤfi. Haupt⸗ und Refidenzſtadt Bruchſal, 
wo Pfinz⸗ ‚und‘ Enzkreiſe des Großhrrzogthums Baden. 2) Speyer, eine 
ehemalige Reicheſtadt im Umfange bes Bischums gl. N., am linken Rheinufer, 
wo ſich der kteine Fuuß Speyer ober Speyerbach hineinfidcgt; mit 800,9. und. 4000 
Eine. Der Rath und die meiſten Vuͤrger find lutheriſch. Speyer warbe 1689 
von den Franzofen, auf Beſchl des Miniſters Louvois, voͤllig zerſtoͤrt, aber ſeit 1697 
wleder aufgebaut. Im frang. Revolutionskriege 1709) Bit die Stadt ebenfalls 
ſehe wi: Div Domeleche(im · lambarbiſchen oder byzantiniſchen Style von Kaifer 
Nourad dem Salier 1030 gegründet, durch Heinrich EV, 1061 vollendet) wan Kbers 
ame reich, wab iſt durch bein bairifchen Hoflauintenbanten Klenze im dem alten 
Kuunſtſtyle mur dem Shore nach wiederheegeſtellt; aber: die vormaligen marmor⸗ 
un Graberͤier, die ſolbernen Saͤrge, die Statuen nd die Gebeine von 8 Kaiſern 
und 3 Aaiferinnen, bie bier begraben waren, wutden von ben Franzoſen 1689 zer⸗ 
ſtoͤrt geraubt und gerſtreut. Auch die Maufolecu Rudolfs von Habsburg, Adolfs 
von Raffın und Alberto E; find hergeſtelt. Dieſer Dom zeigt ben Übergang aus 
Der siafiichen: Style im Sen romantiſchen. Außerdem findet man 15 kath Kir⸗ 
hen und Riökler in Speyer, worunter das Collegium ber vormaligen Jeſuiten jogt 
zu viner Envalstiecaferne dient. Kerner 2 Iuth. Kirchen ımb das un gebärige 
Gymnaſium, ein Bürgerfpital und ein Walfenhaus. In dem alten Rathhauſe 
hat · jedt die Regierung Ihren Sig. Im dem Hofe fieht man roͤmiſche and einige 
deutsche Steindentmale von ſchoͤner Arbeit. In Altern Zeiten haben die Kaiſer viele 
Reichstage in Speyer gehalten, 5.8.1529; auch war hier 162 Jahre hindurch 
6i6:4688 das kalſerl. Te. Reidlummergrridht. Orgenmärtig ift Speyer die Hauytſt. 
beat beirifchen Rheinprovinz. 
— eziale (M), Mapels Jeffteys, Mitglied der 1799 zu Neapel ers 
an Regierungsjunta, war der Sohn eined Bauers zu WBorgetto, unwelt 
— Sein Vater beſtimmte ihn den Studien. Dusch kriechendes, ein 
ſchcichelades Weſen gelang es ihm, bei der Corte pretoriana e capitanale zu 
Palermo eine Stelle zu erhalten. Um diefe Zeit war ber Hof von ag ick * 
Eichtien gefiichtet, Sp. beſuchte fleißig bie Vorzimmer der Königin, kaͤnd 
ſich uͤberall als den Todfeind der Franzoſen und Ihrer Anhänger an, und — 
zugleich aufs heftigſte Diejenigen, welche der Regierung verdaͤchtig waren. Dieſes 
Benehmenerwarb ihm ben Beifall bes Ritters Acton, der ihn zum Richter uͤber 
die nhduger ber. Wenskätion beſtellte. Ehe noch die Franzofea Nenpel geraͤumt 
busten „; baghb:fich Sp. nach der Infel Procida, welche darch Nelſon's Flotte ge⸗ 
genffeindliche: Angriffe geſchuͤtzt mar. Hier ließ er ——— aufrichten, umgab ſich 
mit Henbern;mihrüeß Beinen Tag ohne blutige Opfer voruͤbergehen. Um zum 
Aode acruuthtilt zu werben; warres hinveichend, vor feinem Aichterſtichl zu evfchei⸗ 
nen, Mi Schueiber wurde gehängt, weile für Municipalbeamte Unlfotmen 
————— ein Notarine weil⸗ Sp. ihn nicht Seiden Lennte. Kaum war dan 
Card. uff im Befitze der Hauptſtadt, fo erhielt Sp. Befehl, bdafelbſt ſ. bhxliges 
VWichterameſortquſeen. Düne die bisher uͤbliche geſetzliche Form wurden zahllofe 
Todesurtheile — = nach 24 Stumben vollzogen; kein Geſchlecht und Beim 
Alten bileb: Schickſal ber Angeklagten war entſchieden, ehe fie 
— und — unſchuld Ueß man gar nuicht zu warf fie diel⸗ 
ind Gefaͤngniß. Sp.'6 alter Freund; Fiani, konmte des augeſchulbigten Ver⸗ 
ss überfühet. werben. Da laͤßt er ihn in ſ. Zimmer bringen, umarmt 
ihn und ſagt it Auge: „Amer Freund, in welchem — uf 





Ts -  &phäre Sphinx 
ich Dich wieberſehen l Made bi ich bes Henkersamtes mb il Dich zeiten, che 
— Richter, vor Deinem Freunde ſtehſt Du bier; doch Alles mußt De 


feiner Gollegen vq e6 

—— der Bern gu fagen, dof. Ihe Damm anfgchärs Habe zu Ichr, seaubte 
ve ſich zu Der Jammernden lachend mit bez Wetficierung: Du Tune va 
genng, um Biebhaber zu ſinden, die fid üben das kleine Mißgeſchick troͤſden wuͤrden 
Zu Velateo/ einem branın Dffickere,: ſagta er einmal: „Sch werde Dich auf/ das 
VBlutgeruͤſt ſchiclen „Du ſchickſt mich wicht, ich —— ben Tobi" Didi 
fen Worten eilte des Officer zum Benfies mad ſtuͤrzte ſich binama, — Sp. mar 
Vogenſtand des allgemeinen Abſcheus geworben; aber. ——— 
anf feinem Yeſten. 1806 folgte ex:dem Hofe nach Palma. darauf ver⸗ 
fiel me nee und ſtarb 1813 in völliger Raſerei, —** — Gh 


— —— (griech. Kugel). In bes Aſtronemie hehentot ‚es cheile da⸗ — 
(be, weiches und — ſcheint, web welches ſich uns als cine 
Kagel — in ee das Auge ſteht, deren unt⸗re Haͤlſte deuch 
den Hochzont, ader vielmehr durch die Exboberfläche verdeckt wird, — 
allen darin befindlichen Geſtirnen in 24 Stunden um eine ebene Aueh 
thells auch die Nachbildung dieſes Weltgebaͤubes im Kleinen. BPeſondera bebient 
man ſich des Worts Sphäre, wenn bie verſchiedenen Fe en 
und ihrer Kreiſe gegen verfchledene Orte ber Erde batrachtet werden; und man ms 
terſcheidet in dieſer Hinficht die gerade, parallele mb fhiefe Sphäre, 
von denen fich bie erſte auf die Stelung unter dem. AÄquator, hie. zweite auf. bie 
Pole, die dritte endlich auf ale ziwifchen beiden gelegene Punkte bezieht. — Auch 
braucht man den Ausbrud Sphäre, wenn von mutergeessaeten Syſtemen im 
WBerhältnäffe gar hoͤhern die Rede iſt. VBgl. u. A. Walch's Einleit. in d, mathem. 
Geogr. (3. ut, Göttingen 1807, mit. Kpfen.). ©o 5.3. gennt man auch 
die einzelnen Welten Sphären und vebet von einer Darimonie ober einem Abar⸗ 
einſtium enden —— derſelben. Flguͤrlich nennt man daun auch. Ep häre 
bie genfen abgeſchloſſenen Geblete des. im Kleinen be. —— 
mnaerhalb deſſen Eimer iſt oder bleiben —2* — 
Sphäveid. Wenn fich eine. halbe Ellipſe, obes 535* 
Ferm wenig. abweichende Curve um jihre Achſe decht, nun 
5 Rt —— — 
plattungſo Ze) 
ber Sphäecihen. Die Fermoͤhre zeigen RNwiter zb 


Garen ua) mai 1femelhen Qrinben find wi —— 
un 
Die ſich um ihre Achſe drehen, alas ſphaͤnoidiſche Gaſtalt einlegen. - - \r- 5 
| Sphinx. &s Di fe ſowol in der griechiſchen als ⸗yptiſchen 5* 
sine Sphinr, von denen aber die Wosflalungen und Erzaͤiungen der 
ſchieden waren. Wahrſchelalich fkamımt bis — —— 
Des griech. Sphiur — Grauſamkeit und raͤthſelhafte Heben. hei. - 

bie ————— 


geheuer abflanımen, nah Ih 
Koch, und —— —— 








or Spiel a 
inabefonbere dies: BARS Täler geht ge — 
Abend auf ↄ Fuſen —— ma und aufgefrefſen. 

Oft kam fie auch in die Birfantinkungen der Thebaner, gab auf ud ergriff 
——— tom fie erhaſchen komrte nn 
Ping —— Bm) ehe De ern — Dim, ber * 
zu geben. —— * es; ——— das Raͤttzſechafte das im 
Drient herrfchend war, ausgeſprochen und Ges es ohne — 
Es iſt der Meuſch der 08 Mind anf Ddabn und amd Fichen Seiocht, als Dias auf 
2 Bhfen einhergeht und im Alter noch den Scab zu Hälfentumm. Die Sphiur 
ſtuͤrgte ſich ————— vorn: Felſen herab, und Theben war beſerit. Palaͤphatut, 
in ſ. Wetke uͤber Ungtauttiäjkeiten, Hit die Sphlr für die erſte Bamahlin. —* 


Semahl — und vom 23 Beege aus den Thebanern vlel Sam 
sufägte ‚- bis fie eriiich vor Obipus getbbtet vaned; — Die Agpptifhe Sohinr un: 

terfcheiven fich I Bere Worflehung Badımdh, baß bie Graufamkeit vnd bie Rum, 
frih finbege Naͤchſel ne sicht za —— gehoͤrt zu haben 


ſMeinen. Dich 

wird verſchiedentuch dargeſtellt. —*8* gibt ihr den Leib einer Da ein 
Madchenhaupt, Menſthenſtiiume und Fluͤgel; A. fuͤgten noch einen 

fchwanz Hinz. Die aͤgypeiſchen hai und Binnen, 
fie find Immer wie vin Loͤwe gelagert, mit vorgeſtreckten Vorderfuͤßen, auf ber. Selm 
eine Pine Schlange, am Kinu biöweiten einen falchen Wat, auf dem Kopfe bdas 
in Falten gelegte Kopftuch. Haͤufig werden fie auch anbeos abgebilbet. In der 
MNahe der Pyramideugruppe von Sateo befiadet ſich eine (aus einem einzigen eis: 
ſtuͤck yehemene) Sphinr, 148 Futß lang und vorn 62 8. hoch; fie ragt jeht aber 
site 27 Fr. hoch aus dem Sande hervor. Betzoui hat den kolofſalen Sphim 
bei den Pyramide des Kephoenos nahe bei Theben 1817 entbockt. Dex Sphim 
von — ein rofenfarbener Sranitdlock von 22 F., befindet ſich jetzt — 

des 


ammlung bes Louvee. 
Sphragiſtik, ſ. — 

Spiegel nennt man jede glatte Flaͤche, inſofern Re Lichekeeheen zurue⸗ 
. Hier erklaͤren wir nur das optiſche Verhalten des Spiegele Treten wir 
vor einen lothrecht oder faſt bothrecht ern, Wandſpiegel, und nägern und ihae 
ober entſeenen und baden, fo bemerken wie, baß mit bem Bude erwas Äyuliches 
vorgeht, vab daſſekbe Imınmer ſowelt hinter. dern Splegel erſcheint, als ber Gegen⸗ 
‚fand vorwärts von nn entfernt iſt. Auf ie Erklaͤreng biefer Erfcheinung 
ſih — beſchraͤnlen, was wie hler aus der Theorbde der Planſpiegel 
Mir muſen behufs diefet 23535*5* katoptei⸗ 
, beingifeige oder auf dem GSpliegel fallende Lichtſtrahl ‚ter 
DMutel zartageworfen wird , und zugleich ia ber Zuruͤctſtrahlaugẽ⸗ 
——* Dieb guit viſo Bor an Eichefischten, bie ein Seuhtmber Pemksanf 
Dr Spftegelwaſr.Hiernach kauu inan mun den Spiegel in ber Zelcheruug derrch 
eine gerade Linte vdiſtillen ne ar 

ad genbuuieilei Dunkee gerade Linien. (Achtſtrahlen) unter werfchledemen IB 
Palin tät; und zugleich die zutuickgeworfeaen Stsahten, (mt cn mi 
ade Wußela, verzeichttet. ———— interwaͤrto zifacen 







⸗ 


4 


Ei open Dry fe: Bei gerlagent Nachdenlen findet nem, daß 





492 | Spiegelkreis Spiegelteleſkop 


bie dus geometriſchen Gruͤnden nicht anders fsin Bann. Was absr hier nem Einen 
Bunkts gejagt ift, leidet offenbar Anwendung auf alle Punkte eines — 
GSegenſtaudes, welcher alfo, ohne Veränderung feiner ſcheinbaren 
Größe, nothwendig fo weit hinter dem Spiegel zu fehen = muß, als er = 
waͤrts wirklich davon abſteht. Aus diefer laͤrt ſich aus namentlide, 
warum, ein Spiegel, in dem ſich eine Perſon ganz — will, nur baren halbe 
Bänge und Breite zu haben braucht, . voraudgeſetzt, daß er ihr parallel und ſo gex 
geni t, daß Die nbere Kante. des Glaſes etwa her ‚Häufte ber Stirne end 
ſpricht. agen der übrigen Säge aus ber Theoris ber Plauſplegel, now denen 
ſeitener bie Rede if, als non ben beiden voranſtehend beantwoxtaten Fragen, 
die. beſoudern — ber Katopttik eingeſehen werden, „unter denen wir. Kaͤſt⸗ 
nexsAnfangsgruͤnde ber Katoptrik“ (3: Aufl., Goͤttingen 1780) old. andgezeich: 
net empfehlen. — Nachdonkende Lefer. werben nun auch einſehen, warum sine zu 
Boden fallende Kugel in einem Spiegel, ber an. der Stubendedce befeſtigt iſt, zu 
fleigen ſcheint u. f. f. — Außer ben Planfpiegeln giebt «6 bekanntlich krumme Spies 
gel, nom benen ber gebraͤuchlichſte der ſphaͤriſche Hohlſpiegel iſt (derſelbe, deffen 
man ſich beim Raſiren zu bedienen pflegt), und deſſen hier noch mit einigen Wor⸗ 
ten gedacht werben muß. Die auffallende Erſcheinung —* ein. ſolcher Spiegel 
Darbietet, beſteht harin, daß, bei einer gewiſſen Entfernumg des Gegeuflandes, das 
Bild vacgroͤßert hinter dem Spiegel erfigeint, bei einer — Entfernung überhaupt 
aufhoͤrt, fichtbar zu ſein, und endlich bei einer noch groͤßern verkehrt vor Dermfelban 
tritt, und zum freiſchwebenden Luftbilde wird. Die Leſer koͤnnmn dies 
wenn ſie das Auge feſt auf einen Raſirſpiegel richten, und nun behutſam ruͤkwaͤrta 
treten; das Auge wird aus dem Spiegel zu kommen und endlich vor bensfelben frei 
in der Luft zu ſchweben ſcheinen. Der allgemeine Grund — Eeſcheinung iſt 
wieder das aben angegebene Geſetz für die Zuruͤckſtrahlung mit Beziehung auf bie 
Modification, die für den Ort des Bildes des leuchtenden Punkte aus der Kugel⸗ 
gefralc des Spiegels entfpeingt; ganz deutlich kann bie nur durch Beihmung ger 
mactmerden. (&. auch Brennfpiegel.) Die aͤlteſten Epiegel fcheinen metat⸗ 
lene gewefen zu fein. Indeß haben auch die Glasſplegel ſchon ein ſeht hobas Alter; 
und Piinius („Hist, nat.”, XXXVI, 26) foHen fie sus Gibori erfanhen werben 
fein.. — bediente man fi noch nicht der heutzutage üblichen Belegung, weiche 
Erfindung, Beckmann („Anteit. 5. Technologie““, 6. Aufl., Göttingen. 1809 
— erft im 14. Jahr, gemacht werben iſt. Ende d. 17. Jahrh. fand oin 
Franzoſe, Namens Thevart, die Kunſt, das Bias in Tafeln zu giefen, welche 
allmälig ſo vervollkommnet morben iſt, daß man jetzt gu Paris Spiegel, gieht ,..bie 
9 Fuß lang, 3 5. breit unb 4 Zoll dick find; ja Fieſewetter, in f. „Meifa nach Baer 
— 1816, 2Bde), redet von Spiegeln, die zu St. Gobin in der ahemaligrm 
Pisarbie gegoſſen und dann in Parts. mit Folie belegt und polirt wachen, amd die 
über — ee und gegen LHON Ihle. koſten. Bipirgel 
von roͤße werden auf ben Spiegelmanufacturen zu St. Helent n Fuge⸗ 
land, zu defonſo in Spanien und zu Petersburg verfertigt; auch Deutſch⸗ 
lanb — —— Berſin d an a. O. beient/ube Spiegel⸗ 
mqnufacturen. F waren die Gehe i 
in biefer. Dänfidyt.berhmet. Der Guß der, Spieg gefchwht,auf-fehr bieten; ‚Eupfer« 
nen Platten, die oft ein Bericht von mehr als 15,000 Pfe. haben; won bie 
Mafje-nütteift einer metallenen Wolze geehnet, mb wen uekese 


tichlt it. chliffen, polit — — ai ige regte] 
Spisgelfreis, f. Bertant. - nr arm, 
© egelmifroffop ſ. Mikroſtop. u An 
Spiegelteleftop, DReflechos Bausch ben. er 


for. 
fenne, in der Mitte bes 17. a Heise (vgl. Spiegel) haben die 


—————— 


Spiel 498 
Fahigkeit, die Lichtſtrahlen eines Gegenſtandes zu einem vor dem Spiegel ſchwe⸗ 
benden Luftbitde zu vereinigen. Iſt diefee Gegenftand fo entfernt, daß die von 
demſelben herkommenden Strahlen parallel auf den Spiegel fallen, welcher Fall 
fire die Hhmmelstörper eintritt, fo nimmt das Bild f. Pag im einer der Hälfte des 
Madiırs’ des Kugelſpiegels gleichen. Entfernimg vor bemfelben ein; welche die 
Bienkselte Heißt. (Dal. Brennſpfiegel.) Diefen Umfland hat man beiutst, 
wm die Hohlſplegel zur Beobachtung der Himmelskoͤrper anzuwenden; und bie 
basır ehrgerichteten Inſtrumente führen ben Namen der Spiegeiteleftope ober He: 
fettoren. Die einfachfte'dieöfallfige Vorrichtung wäre unſtreitig bie, wo man das 
im Brennraume des Spiegels entſtehende Luftbild unmittelbar, und nur behufs 
bee Vergtoͤßerung durch ein erhabenes Angenglas betrachtete; und wirklich iſt dies 
Die ber Eintichtung zum Grunde llegende Hauptidee. Da ſich aber bei dieſer prak⸗ 
tiſche Schwierigkeiten Finden, fo haben Newton, und nach ihm Eafſegeain mit 
Gregory, auch Hadley, Short md fpaͤterhin Herſchel, Veränderungen angebracht. 
Newton weiſt dem Euftöftbe, vermittelſt einer zweiten Reflexion durch einen geneig⸗ 
ten: Ylanfpfegel, einen ſolchen veraͤnderten Platz in der Röhre des Aleftops an, 
daß es mit mehr Bequemlichkeit von der Selte durch ein planconveres Atigenglas 
beteachtet werben kann, in deffen Brrmtpunke 46 gebracht worden iſt. Gregory durch⸗ 
bohet ben großen Splegel ſtellt demfelben einen zweiten, kleinern Hohlfpiegel gegen: 
Aber, vrib betrachtet das auf dieſe Weiſe, vernrittelft doppelter Reflexion‘ entſte⸗ 
hende Luſtbier durch ein oder mehre in der Richtung der g angebtachte Au: 
gengicher. Hetſchel gab dem Spiegel eine ſolche Stellung, daß ber Brennpunkr 
defſelben nach beim imtern Rande ber obern Öffnung fänt, damit der Beobachter, 
wenn er oben hineinffeht, fich die Bilder ber Gegenſtaͤnde nicht ſelbſt verbunkle. 
Man begreift, daß die Größe der Spiegel und ſomit ihre Brenmweite auf die. Größe 
des Bildes vdn Einfluß fd. Deßhalb haben die neuern Aſtronomen dergleichen 
Inſtrumente von ganz außerordentlicher Groͤße angewendet. Herſchels (f.b.) 
fogen: Mefenteleftoy hat 40 Fuß Länge und 4 F. 10 Zoll im Durchmeffer ; ber 
Opiegel wiegt fiber 20 Cine. Es iſt von Lucian Bonaparte gekauft morbem. 
Sechroͤter zu Lilienthal befigt ebenfalls ein folches, wenn auch nicht ganz fo großes 
Atfteument von befonderer Vortrefflichkeit; fo loͤſt e3 3. B. die ganze Milchſtraße 
In fanter unzähtbare Sternchen auf. Auch hat zu Ende des vor. Jahrh. Schrader 
zw Kiel ein Tolches Inſtrument zu Stande gebracht, und barüber („Wefthreib. b. 
Mechankem. eineb 26flkigen Xeleflops”, Hamb. 1794) ein Ichrreiches Werkchen 
arfchtieben. Werner iſt den Spiegelteleflopen,, bei welchen auf roftfreie Spiegel 
fo vi ankommt, ein andree Vortheil aus der Franz. Erfindung erwachſen, bie 
firengfiiffige, von jenem Fehler des Hoftens aber audı gang freie Diatina zu Epie- 
gets Sehandeln, und der pariſer Optikus Carrochet hat bavom bie giücktichſte 
Anwendung auf das Teleſtop gemacht: Indeß hat indrerſelts bie Erfindung ımb 
Vervollkommuntig der achromatiſchen (f. d) Fernroͤhre ben Gebrauch ber 
Shrgeteleſkope auch wieder vermindert, und bad optiſche Inſtitut zu Bene 
dreibeuern Lf.b:) verfieht DIE Sternocurten groenmärtig mit fo ausgejrichneten 
biöprefheh SInfktenkiehten , "BABMie die katoprrifch gern enttbehten. — Anaführ: 
Küchen verbreitet ſich über Spiegelteleſkope, und namentlich Uber das große Der: 
eo ‚Aftebw.. Jahrb.“ Far 1790. Die Theorie entwickeln alle Lehrb. 
d: Phhſit / int optiſchen Abſchnitte, namentlich -Gren’s Grundr db. Naturlähre” 
(6! Aufl., Halle 1820): (Vil. Refrnctok.) | 
S piel iſt bie freie und anſtrengungslofſe Beſchaͤftigung ded Geiſtes ober des 
Körpers ohne ernſten Ina; Serin waͤhrer Zweck it alſo Erhoͤluung, Freube und 
angenehme Unterhaltung. Körperliche Spiele befönber® in det Kindheit 
und Jugend, in ben gummaflifchen gen und bei der Jagd ſtatt.“ Sie tragen 
weſoatitch zu der Ausbicbung des Koͤrpers und zur Befeſtigung der Gefutröheie bei, 


ns 


494 Spielkarten Epieß 


und ringen mir durch 5 fülige Verletzeigen und durch Überterikinng nachtheicz 
BGpiele, bei denen vorgugtroeife der Geift in Anfpruch genommen wird; 
bilden — Be ef a chtungogabe —— 
die Aufmerkſcmkeit und Erfindengtgabe mehr un 
Kampf des Geiſtes nit dem Zufalle und belofeumrdr — 
U die Eigenllebe, . gchoren manche K 
quet, manche Wuͤvſelſpiele, z. B. Woccategli, v 
—& bateht —— dem Verluß⸗ ber Bei, die a a. an und 
—— e Gegenſtaͤcde verwendet werden koͤnnte ‚ber sin Bit für Körper ⸗ 
Se, Sei und Herz iſt das Spiel, ua re zum Bekbenfchaft rated. Am ande 
\ — ——— aa (f. on —————— 
Geiz und Berſchwendung, Reid, — ne intitle 
beingen zuletzt zur Reue Sorge und Wiegmeiflung. Da ſoiche Spice voruguiq 
des Nachts getrieben werben, fh er Mar n/a 28 Org dp 
biegen, DaB ⏑⏑ und Geiſt. ern 


der ne Bere, Do Bohr mis, ar Rhyerateang 
—— — — — ee 























hit, welt ben 





Stodo wer dm leid, 5 ar ng — 
er nik von allen uͤberigen Perſonen en N) 
ee IR. ee en wicht Gm 
ach anb mach bemerkte man bie Oberllaͤchich keit und poeciſch⸗ vnæas 
lUaffiger er ein Publicran zu behandeln anfing ann 





—— — — ge feines. — aka 
uf. —— ——— — * Be 





— 


— — 
vocht wohl verſtehen Eanın. — Mas dieſen Särteflsken heruntecbenchtr, 
Jens Sichrameo/tleſer⸗ heradaſſen zu 
un ef ie, ib rs Ya m a Michfeagernden wit 
watten zu laffen. Dadarih entſtand zuletzt eine — ——— mechaniſche Gestigkeit im 
Schtelben, der Tod jedes Tabents. Wie hat ſich aber das Pubſtcrau wntı doffen 











Spießglanz Spintt Eu | 


Beifal er ſo ſehr firebte/ vd a deßwiſlen er feine nicht geringen Aulagen 
10, gegemähn betengen a s hat die Nachricht von — mt ber —— 
Venucohe aufgenummen,, leichtſinnig meinend, die Stolle werbe gar halb wie⸗ 
Der duach einen nicht minder ‚geraden Öntefibetwachts befsgt werden. rat find 
Rowand faſd vergeſſn, frailich aber bier nah da um noch nichtigerm Crſatz. 
SESpießglang, Gpiepgias,. Antiman, Er ein Metall yon sim 
weißer Sosbt , ſtarkem , Torsigblästiigem aber flrahligem Beuche und 
vom 6. Machun fpee. Sem. [pr mia sera, ſehr muig * 
und garnicht geſcheidig, ſendem: ſproͤde. Gs ſcheilzt etwas ſchwerer alt 
und varflücheigt ſich im hohirer Zenveratur; hat X die — 
Butteikt:, ſo derbrent ed it bbiuticher Flannue und vielam Rauche. 
nungen dos Vatinans ie. Sauc; ſtoſſ Euer man bie jett 4, be sine ee — 
— —————— ſich wer ſchwer reduciren laſſen. Eine Sche . 
Jaeger Da es. Antimuns ifhnt:- — Spiehglanı, (antimonium 
arndum) „iſt lchtſuͤſger, aber Anmigee fihchtig als das Metall, nk 
ir Aa ae, wol⸗ abar darch Ciſen, — mehre a. 
Metalle Jeratbar⸗ Miewot mehre ancinonhaltige Minerallen in ber Natue vor ⸗ 
hardan ſurh, fi: deltd Auch suhr: dan Antimonglanzzu Gute gemacht: die ͤbrigen 
find Naß minecale giſche Setterh eiaan. Dar Amtimemgianz aber das Grau⸗ 
ielehoAnnganz ine Verbindang non Auctron sub Schwefel, hat eine biete 
gaau⸗ Farbentnh Bades Ach: ia ſpießigen Prierun und in firabligen, ſaſerigen 
wehrtarhen Magen merıfasgn: don Erda⸗birge, ie Ungarn, Fraukreich ꝛe. cn 
der Antingengiang.möcht hn:ft- derben Maſfen bricht, daß er durch bie Handſchei⸗ 
bung von Bang- und Gebirgbarten befreit werben kann, fo wird er bei großer 
durch Ausſeigeruug geſchieden. Dieſe Operation wird in2 

















uͤbereinander 
afens vorgenoamen. 





tar nizlicher 
— —— (von Sp, welches Spindel, bie Hauptbefhäftigung bes 
bedeutet) heißen im beutichen Reiche Dieimigen Geb 
Dun, iÄbrattche die Ghemeiben ganz allein mb ohne Vorwiſſen ihres Manns un 
wnfchnänße verfügen Diane... Die Raͤmer Tomaten biefe Art von Privetwenaa⸗ 
einher Fauen. nht; auch bei und werhen hie Gpiligeider nicht 
ſendau anuſſan behumgsa werden; auögmeramen bad Pathengeld der Irau 
eb fan Splſlgeld gevechnea wich. Spillwageun iſ. —— 
Ehmersmngen GSG. Agnaten.) 
— VXVV ——ã Ropfalen mn Im Abe⸗ 
wur, „pet: venfchligen Broch, rothe, violette, blaue, grime, geibe-mmb brau⸗ 
ante, edel, Mia, da nt wie Topas, von 3. 6bachen ſpecif. 








dernogen, amd unterſcheiden mad) den g 
— ——— ——— ———— — De. hochxothen ten! und den blau⸗ 
lichrechen Kılmandin, am melgen ber Rubin ſpinell den meiſten meh — 
— — . lied M, mit Dechthiten beie⸗·⸗ fa 
eu WR, 2), 
ſtenieftrawent, aim kirimen Bihgel’ von nidt vollen k Daran in Gen 





406 Spinnen (Inſekt) Spinnen 


lchen, am einem Ende ſchmal zugehenden Kuſtchent, in weichem bie Oalten ſchroaͤg 
von der rechten zur linken gezogen find, bie Saſtalur aber an der geraden Seite 
liegt. Man nennt auch wol den — — (f. b.) Spinett Heutzutage iſt das 
Spinett durch das Fortepiano verdraͤngt worden 

Spinnen find ein bekanntes Geſchiehe ungefluͤgelter Jaſekeen, welches 
uͤber 100, an Geſtalt und Sen et verſchiedene Sattungen begreift, indem es 
Spinnen von der Größe einer ausgebreiteten Dannshand gibt, und wieder anber, 
die fo Bein find, bag man fie nur mit einem Vergroͤßerungsglaſe entbedien kann. 
Ihren Namen führen die Spinnen von dem bewunbernswuͤrdigen, ihnen eignen 
Kunfſttriebe, feine Faͤden zu einem kuͤnſtuchen Netze zufanmmenzumeben. nter 
beiden Con man Spt 8 bie groͤßern Oattungen von dem mehr⸗ 

flen Menfchen, jedoch mit Unrecht, als giftig gefuͤrchtet; A er 
fogar für verlarote böfe Geiſter, und nod jest halten Einfältige das Erfcheinen ei: 
ner Spinne für üble Vorbedeutung. UÜbrigens ift es außer Zweifel, daß im waͤr⸗ 
. nern Ländern der Biß einer Spinne, 3. B. der Tatantel in Itallen, und uch 
mebe von der Orange = oder Eueaffaofoinste in Saͤbamerika, fohr gefährlich und 
ſelbſt tödekich werben Far. Ungeachtet ihrer ſcheuen, —— Natur, laſſen 
ee ne wonon man nuffllenbe Beifpiele bat. über die 
Gabe ber Sphmen, das Wetter vorerapfinden, f. .. 
| Spinnen heißt in ber eigentlichen Bebeutung, en, 
einem Faden zuſammendrehen; nur uneigenttidh wird es von a. Stoffen gefagt, 

die nicht flodig find, fich aber amd) ju einen Babes beahem laſen, wie einige Dies 
tale, Glas u.f.w. Das Spinnen gefchieht entweder mittelſt eined Bades ober einer 
re unmittelbar durch Menſchenhand oder mittelſt eigner Maſchinen. Das ge: 
woͤhnliche Spinmnrad zum Flachsſpumen fell won einem , Jürgens, zu 
Wolfenbüttel 1530 erfunden fein. Die Spindel, deren Erfindung fich ns 
hoͤchſte Alterthum verliert, teicd im Gamen dem Mabe vorgezogen, weit fir einen 
— geſchmeidigern und lockern Faden liefert, der ſich —* bleichen umb 

ürben laͤßt. Das Maſchinenweſen hat bei aller ſ. Wervolltommurumg-bie Feinheit 
= Gleichheit der Fäden nicht zu erreichen vermocht, weiche die Dindus für ihre, 
wahrſcheinlich ſchon feit mehren 1000 Jahren in ihrem jegigen großen Umfange 


beftehenden zahlteichen Baumwollenwebereien auf ber einfachen Spindel, dem =. 


zigen Spimmerkzeuge, welches fie je kannten, zu bereiten wiſſen. Das Deingenbe 
der Vervielfältigung bee Spinnerelen mit Huͤlfe des Maſchinenweſens (I. 
Maſchinen in Fabriken) ward um 1760 in Eugland, wo die ſchon ten Aufauge 
d. 17. Jahrh. ſtark betriebenen Baummwohenmeberein ans Mangel au 
anm erfoderlichen Geſpinnſte angel litten, fe enpfinbiiäh gefühlt, daB man meh ⸗ 
ve Verſuche machte, die Spinnmethode zuverbeffeen,. bis endlich 1767 James 
Dargreape eine noch ziemlich rohe Spinnmaſchine, ıntter ber Wenmnung Spinning 
jenny, erfand, die anfangs nur 8 Spindeln mitwift eines durch Reuſcheuhech 
— horizontalen Rades in Bewegnug ſehte, in der Folge aber bis uf 80 
erweitert ward. chen damals benchte dieſe Erfindung — Be 
Her ln die Mafdyine warb gewaltſun zeetrliunmert unb 
reade mußte nad, Nottingham flüchten , wo ev in großer Aemuth ſtarb 
Damals (aum ſchen R. — db.) auf f. ——— 
ber Ihn verewigt hat. Aus Furcht vor dem Sqhickfale Vorgaͤngers zog wach 
er fi) nach Nottingham zuruͤck, und vollendete bier f. — 
deng, durch eine mittelſt eines Muͤhlwerko oder vurch Daͤmpfe In Bewegung ges 
ſetzte Maſchine eine große Menge wollener lb barmmmwolssuer Fäden auf dummat 
——————— 
gen es und die A dad ganze 
Spinnvetfahren vollendete. Die einzige VBerbeſſerung ober Weninbueung , die 











me Spinnmaffinen 487. 
——— findet fich an der vor einigen 
Jain Gin erfundenen, unter der Benennumg: the thrastie (bie Bros 
el), bekannten Spinmmfchine, worin zwar Arkwright's Erfindung an und für 
fi) ganz unverändert beibehalten, die Vorrichtung, weiche ihn In Bewegung fegt, 
aber dergeſtalt nereinfacht iſt, daß die Schnelligkeit leichter geſteigert, und bie 
Stäste und Beſchaffenheit der Faͤden mit mindern Koſten veränbert werben kann. 
(Bel. JZenay-Mafhinen) 1775 vollendete Sammel Crompton aus Bolton 
die- Erfindung einen Maſchiue, ‚Die den Mine -meule jenny ethielt, und zwar bei 
weitem nicht gleichzeitig fo viel Gefpianft Iisfert ale Arkwright's Spiuwsahmen, 
aber Dagegen deu Vortheil hat, daß bie allerfeinſten Fauͤden, weiche den Ruck der 
Walzen des Spimrahmens, wenn er dad Garn auf die Spulen widelt, nicht 
aufhalten Sinnen, unverſchet bleiben. Daher geiamg es auch 1792 einem gewif⸗ 
fen Jenathan Pollard aus Mancheſter, auf ber mals jenny, aus Baumwolle 
aus dee Infel Tabago, einen Faden von 278 Gebinden aufs Pfund zu ſpinnen, 
wovon dad Pfund zu 20 Malnem an Die Muslinfabelſauten zu Glasgow vers 
en m a male jenuy.auar eie Buufunmienfrnttinm bon — Cola, 


fer Art , yelanımun.oee. 600. OD Epindein, in Bewegung fegen konnte. In 
der —* fand man, daß vor der Wellenbung bes Geſpinnſtes eine ger 
operation, nämlich.bie des Aubächuend aber Reckens (seretching) der Faͤden, die 
Arbeit fehr:.vernolifommme. Dieſes geſchieht auf einer beſonders dazu eingerichte⸗ 
ten mule janny bergeflalt, daß ber Faden mr wenig gedreht wirb, damit bie Aus. 
dehnung moͤglich bleibe mb das Abreißen verhindert werde. Außer diefen Haupt⸗ 
verbeſſerungen ber Spinnmafchinen. haben allmaͤtig fo große Wervollkommnungen 
ihrer. eingelnen Theile ſtattgefunden, daß das Erzeugniß derſelben derdoppelt, uud 
dagegen doe Preis des Garns in felgenden erfinummenwerthen Verhaͤltnifſen gefal⸗ 
len iſt. Es betrug nämlich der gewoͤhnliche Preis fire die im Handel mit Rr. 100 
bezeichnete Sorte: 1786 — 35 Schillinge, 1788 — 36 Schill, 1780 — 24 
Schill. 1790 — 30 Schill. 1791 — 29 Schill. 9 Pence, 1792 — 16 Schill. 
1 Pıne,1 799 — 0Schill. 11 Pence, 1801 — 8 Schill. 9 Pence, 1804 - 7 Schill. 
10 Pance ud 1807 — 6 Schill. 9 Pence. Seit diefer Bett iſt er fogar bis auf 4 
Schil. 5 Pence, mithin in 33 Jahren beinahe um „°, gefallen. Zugleich aber hat 
Die Gute des Garns fo fehr zugenommen ‚ daß die Weiber in ben naͤmlichen Ar⸗ 
beitäftunden beinah ebenfo viel verdienen Binnen ats vor 25 Jahren, obgleich 
ihr Lohn feit jener Zeit mm ein Viertheil gemindert iſt. In Frankreich ward die 
erſto Spinnmaſchine 1787 vom Hru. v. Salonme a und in den Fabriken 
zu Monm, Maris, Lie, St.⸗Quentin, Amiens, Lorwiers und Diontpeiier 
febs: ——* dem großten Natzen in Anvendung gebracht. Auch hier zeigte in 
Theil Aa gesitgeun: Molläciaffen anfangs feindſelige Geftimungen gegen biefe Ee⸗ 
findung kam aber ſehe bald zu beſſerer Überzeugung. Großer, duch Waffer 
oder Dampfen getriebener Spumnereien gibt es in Frankreich wenig; die meiſten 
werben busch Menſchenhaͤnde aber durch Pferde in Mewegung gefetzt. Dech finb 
18174 eye ‚ch Dampfmafdinen getriebene — daſevſt 
angelegt. Sen die erſte Spinumaſchine 1798 zu St.Gallen 
errichtet und darch eine äeficemnichleunreuf getsiehen ; bisbahin ward alles Geſpinnſt 
in dieſen Kande auf einfätlgem , gewöhnlichen Spinnraͤdern verfertigt ; was arch 
nech jetzt mit Ans des dertigen Wanrerzeugnifſes dev Fall iſt. Die feinſten Gattun⸗ 
gen uͤbes Ne; 8O werden zur Verarbeitung auf den ſchweigeriſchen Manufacturen 
aus England eiugefichet. Aufßer mehren, darch Waſſer getriebenen, graßen 
Spinnmaſchinen, vochuet man in der Schweiz ettwa 1200 kleinere von ber Gut⸗ 
Gonv.⸗Lex. Siebente Aufl. Rd. X, 32 





408 = Epinola 
" tung ber engliſchen — jennies, vertheilt in Winterthur und beffen — 
in der Stabt und dem re era in &t.» allen, Appenzell, Aargau, 
gau, Genf und St.-Blafius, unweit Baſel. Jede dieſer durch ne 
in Bewegung gefegten Mafchinen enthält im Durchſchnitt 216 Spindeln. In 
Deutfchland zeichnen fich ‚die oͤſtr. Staaten durch ansgebreitste Spinnereien aus. 
In den Umgebungen von Wien gibt a6 viele große, durch Wafler getriedene Spinn- 
mafchinen, bie dort gänzlich von den Webereien getrennt gehalten werden. Cine 
große Anzahl kleinerer Spinnmalcdinen unb eine noch bebeutenbere Volksmaſſe 
einzelner Handſpinner wird durch die großen Baumwollenmanufacturen in Prag, 
Kuttenberg, Lettowitz, Graͤtz, Kettenhof und Ebersſsdorf, welche zuſammenge⸗ 
nommen mit den Übrigen Fabriken dieſer Claſſe in den oͤſtr. Staaten 360,000 
Menſchen ee in Bewegung gefegt. In Sachſen warb nad) manchen 
bedentenben, ohne Exfolg gebliebenen Verſuchen bie erſte Spinnmaſchine von ben 
Gebräbern Bernard zu Chemmig mit Hilfe eines engliſchen Mechanikers angelegt. 
Ihnen folgten bald mehre; allein, das Sinken ber Preife, in Folge des vermehrten 
große lee hinderte ihren Erfolg, und es ſich bei den me en 
Vorraͤthe unverkäuflihen Garns, welches fie erſt mährend ber Blockade der Elbe 
1804 u. ber Beſetzung des Hanoͤreriſchen durch franz. Truppen abfegen konnten. Ras 
poleons Continentalſyſtem gab den deutſchen Spinnereien neues Xeben, bis die Sie⸗ 
ge der Verbündeten 1813 das Land. aufs neue ben Ausländem oͤffneten. Immit⸗ 
teifk warb in Deutſchland während biefer Neriode das Maſchinenweſen, nament⸗ 
lich die Spinnerei, ſehr verbefiert und vervielfältigt, und da in Sachſen ber Ar 
en durchgängig ſehr niedrig ift, fo behaupten bie bartigen Fabrikanten nicht 
e Grund, daß ihre Spinnereien es vollkommen mil ben nglifchen aufnehmen 
Hi nten, wenn biefe es ihnen nicht an.geößerm Capitalverlag und an Leichtigkeit 
der Anfchaffung des rohen Stoffes zuvorthäten. Die ſaͤchſiſchen Spinnereien ver⸗ 
arbeiten fmyrnaifche Baumwolle zu Garnforten von Nr. 16 bis AO ; mituns 
tee Baumwolle von Neuorl⸗ans und Pernambuc, gemifcht mit fmpensifsher doch 
in der Regel nicht feister als bis zu Nr. 56. Faſt alle feinem. Garnſorten wer 
ven aus England eingeführt. Im Preußifchen werben die Baumwollenſpinne⸗ 
reien von ber Megierung fehr beföcdert. Die ruffifche Regierung hat auf ihre Kor 
ſten eine große Spinumafchine in Peteräburg anlegen Laffen; ame — wird 
dort gleichfalls hin und wieder Baumwolle verfponnen. Doch) 
jährlich noch etwa 3 Mill. Pfund Baumwollengarn aus a = Die Spin⸗ 
nereien in ben nordamer. Freiſtaaten Rhode⸗Island, Maſſachuſets, Neujerſey mad 
Neuyork erfodern bis jetzt noch einen zu großen Aufwand an Handarbeit und 
um mit dem Auslande Preis halten zu koͤnnen. Die Maſchinenſpinnerei für den 
Flachs hat bis — noch nicht gelingen wollen, obgleich Napoleon einen Preis von 
einer Mill. Franken auf die Erfindung einer dazu geeigneten Maſchine ſetzte. 
Spinola (Ambroſius, Marquis v.), aus Genua, geb. 1569, gehoͤrt 
zu den groͤßten Feldherren, die unter —— I. und Philipps III. Kegiesung is 
dem Kriege wit ben mufgeflandenen Niederlanden und dann noch in den erſten 12 
Jahren des — Krieges ben Ruhm der ſpaniſchen Waffen aufrechthiel⸗ 
ten. Sein Bruder Friedrich mar auf der ſpaniſchen Flotte als Befehlshaber am 
der niederlaͤnd. Kuͤſte angeſtellt, und bewog ihn in ben letzten Jahren d. 16. Jahch. 
9000 M. alter ital, und ſpaniſcher Truppen nach ben Niederlandenzu führen. Nach 
Art der alten Condattieri, d. h. der Krieger Italiens, die für eigne Rechnung 
Sompagnien zufammenbrachten ind fie in Dienfle eines der kleinen bortigen Staa⸗ 
tem auftreten ließen, ‚mar ex unter ber Bebingung bereit dazu, baß er bie Befolbung 
feiner Schar zu beſorgen habe, und * de bie fpanifchen Gaffen anmweifen koͤnne. 
Diefer kleine —* ficherte ihm in einer Zeit, wo Kriegszucht immer zumaͤchſt 
durch richtige Bezahlung ber ee bedingt war, und bie aufs befle betechneten 





Spinola 490 


Unternehmungen feheiterten, wenn «6 an Gelb gebrach, ben Erfolg, der Ihn 
in Eurzer Zeit fo berähmt machte. Wenn im ganzen fpanifhen Deere Meu⸗ 
terei und Aufruhr wuͤthete, To waren feine 9000 Wallonen Mufter bes Gehor⸗ 
ſams und ber Ordnung. Auch teug die® vornehmlich dazu bei, daß der Erzherzog 
Albrecht von Öftreich , den Philipp II. zum Statthalter der mehr als halb verlores 
nen Niederlande ernannte, und ihm ben Beſitz derfelben mit f. Tochter Iſabelle 
zuficheste (1508 kurz vor f. Tode), die ſchon feit länger als Jahren belagerte Fe⸗ 
flumg Oftende ihm einzunehmen auftrug. So Ionge hatte Albrecht von ſtreich 
ſelbſt davor gelegen, daß er verzweifelte, feinen Zweck zu erreichen. Sp. war, 
obne Zweifel durch die Treue feiner Truppen unterftäigt, glädticher. Es fiel (160) 
in f. Hände. 3 Jahre? Monate war es im Stande getvefen, fich zu vertheidigen. 
As Sieinhaufen nahm ed Sp. ein, allein f. Ruhm ertönte durch ganz Europa, 
das auf diefe Belagerung unverwandten Blckes gefchaut hatte. 100,000 M. 
waren vor den Waͤllen dieſer Seeſtadt gefalten. Ep. eilte nah Madrid, bem 
ſchwachen Philipp IL. Bericht von dem Zuflande des Heeres abzuſtatten und brach: 
te volle Gewalt mit, den Unordnungen deſſelben zu fleuem. Er warb zum Ober: 
befehlöhaber aller fpanifchen und ital. Xeuppen ernannt, die in ben Niederlanden 
flanden. Auf der Müdkelfe nad) diefen hatte er in Paris eine Unterredung mit 
Heinrich IV., ber ihn über den Plan zum naͤchſten Feldzuge ausfragte. Sp. fagte 
ihm ohne Rückhalt Alles, was er nur zu wiffen wänfchen konnte, allein Heinrich 
glaubte es ſo wenig, daß er, gerabe das Gegentheil vermuthend,, biefes dem Prin⸗ 
zen Diorig von Dranien meldete. Bald ſah Heinrich und Moritz, tie fie ſich auf 
diefe Weiſe Beide getäufcht hatten. „Andre beträgen ihre Feinde”, rief Heinrich, 
Inden fie Lügen fagen! Sp. hintergeht fie durch Wahrheit!“ Als Morig f. Gegner 
durchſchaut hatte, hielt er ihn allerdings von fernern Kortfchritten ab, konnte aber 
auch krinen entſcheidenden Vortheil über ihn erlangen. Von beiden Feldherrn wurs 
den die vielen Feſtungen, das von Canaͤlen durchſchnittene Terrain meiſterhaft be⸗ 
mitzt, einander wechſelsweiſe in Schach zu halten. Beide lernten fich gegenſeitig 
ſchaͤzen. Endlich bewirkte eine entſcheidende Seeſchlacht hr Gibraltars Nähe, wo 
die ganze ſpaniſche Flotte durch, den hollaͤnd. Abmical Heemskerk zu Grunde ging 
(1607), daß der madrider Hof zu einem Waffenſtillſtande die Hand bot, den Sp. 
mit Moritz auf 12 Fahre im Haag abſchloß (1609). 1621 ging derſelbe zu Ende. 
Der Streit Aber die juͤlich⸗kleveſche Erbſchaft (f. Ligue) hatte die nabgelegenen 
Hollaͤnder Partei zu nehmen verleitet. Der Haß gegen Proteflantiemus, bie 
Verbindung mit dem öfte. Haufe, die Hoffnung, jegt bie Holländer unterdruͤcken 
zu Einen, beflimmten Spanien fogleich wieder den Krieg zu beginnen, und fo 
ſehen wie Sp. fi von 1621 an mit dem raͤnkevollen Morig von Dranien aufs 
neue meffen, nachdem er ſchon 1620 bei Mainz Aber ben Rhein gegangen und 
den ganzen Strich Landes nach Holland zu für das Kaiſerhaus wie im Fluge er 
obert Hatte. Das Gh war für diesmal Spanien holder. Kleve, die fo bedeu⸗ 
tende Seadt in dieſem Exbfolgeflveite, fielin Sp.’ Hände. Selbſt Breda warb 
von ihm eingefhtoffen und Moritz farb unter ben Anſtrengungen, ihn zur Aufhe⸗ 
bung bee Belagerting zu gwingen. Sp. war durch die ſumpfige Luft ebenfalls bes 
denklich krank geworden. Endlich fah er dem nahen Falle derFeſtung entgegen und 
nad) eine 1M0monatl. Belagerung oͤffneten fich (Mai 1626) die Thore. Seine Umge⸗ 
bungen hatten auf unbebingte Übergabe gebrungen. Sp. getwährte dee tapfetn 
Beſatzung bie vortheifhaftefte ; frei zog fie nach ber naͤchſten Feſtung ab, von feinem 
Heere begrüßt ; für Kranke und Verwundete trug er edelmuͤthig Sorge. Es war 
f. tegte große Waffenthat. Seine Geſundheit nörhigteihn, den Befehl niederzus 
legen. Zwar trat er noch ein Mal 1630 in Stalin auf, wo er bie Feſte Cafale 
erobern wollte. Die Hinderniffe indeilen, bie er von Mabrid aus erfahren mußte, 


erwedtten ihm fo viel Verdruß, daß er bei f. ohnedies zerruͤtteten Körper nach im 


‚52* 


800 | Spinaze \ 
naͤmlichen Jahre ſtarb. Zu früh für Spaniens Waffen, bie nach Sp.s Abgang 
mit jedem Tage unglüdlicher kaͤmpften, nicht zu fruͤh für [. Ruhm, der jegt auf 
der größten Höhe fland, und bei dem Auftreten Guftav Adoifs vieNeiht,..wig 
ber Tilly's zu Grunde gegangen wäre. Morig, ſ. Gegner, faft nom erſten Augen» 
bfide on, wo Feinde auftraten, gab ihm das Zeugniß, ex fei der zweite Heerfuͤh⸗ 
ver f. Zeit. Welchen Morig für den erſten hielt? Mahrfcheinlich ſich ſelbſt. — 
In Betreff ber puͤnktlichen Bezahlung der Krieger drückte ſich Sp. noch kurze Zeit 
vor ſ. Tode fehr Eräftig aus, Als er von Richelien über die Belagerung von Ro⸗ 
chelle befragt wurde, meinte er nämlich: „ Schließt den Hafen und — thut die Hand 
af”. So hatte er ja Oſtende erobet t I — 
Spinoza (GBaruch, oder wie er ſ. Vornamen uͤberſetzte, Wenebist), geb. 
1632 zu Amſterdam aus einer portug. Judenfamilie, zeigte ſchon früh einen zichtie 
gen Verftand und freien Geiſt, welchen ber mangelhafte Unterricht wur weckte. Er 
verſchloß ſich, da ihm f. Rabbinen nicht genuͤgten, ſchon fruͤh in fich ſelbſt, nur eig» 
ner Forſchung vertrauend. Seine natürliche Sutmüthigkeit Eonnte jedoch 2 Zu 
beingliche nicht zuruͤckweiſen, die, nachdem fie f. Denkart erfpäht, ihn verlaͤſterten 
und bei der Synagoge verklagten. Die Ruhe und Selaffenheit, womit ex, txog allen 
Androhungen einerfeits, und feigen Begütigungs und Bekehrumgguerfuchen ans 
drerſeits die Anklage zuruͤckwies, hatte endlich body Nichts zur Kolge, ala daß ber 
Bannfludy über Ihn geſprochen ward. Gleichmuͤthig nahm er ihn auf, bekannte 
fi) aber dennoch zu Feiner pofitiven Religion, fo viel er auch Ei: 
batte; mie man denn namentlid, einen Brief eines gewiſſen Alb, Bruͤgh in feiner 
Brieffammlung findet, der ihn zum Katholiken machen wollte, aber eine ſehr ent 
ſchiedene und gehaltene Beantwortung fand. Nach jenem Ereigniß lernte &p. bei 
einem hollaͤnd. Arzt, van ben Ende, Griech. und Lat., verliebte fich in deſſen Toch⸗ 
ter, blieb aber, Überboten von einem gewiſſen Kerkering, ledig. Die Subenusrfol 
gungen gegen Sp. bauerten fort und gingen bis zum verſuchten Meuchelmocb, dem 
er aber. gluͤcklich entging. Er forfchte indeß immer weiter, anfangs nach Descartes, 
role feine „Principien der Cartefifchen Philoſophie“ bezeugen (f. auch Siegwart: 
„Über ben Zuſammenhang des ae mit der Carteſiſchen Philoſophie“, 
Tuͤb. 1816, und Ritter: „Über den Einfluß der Philoſophie des Carteſius“, Pp;. 
4816), und lernte, um ſich Etwas zu verdienen, Glasſchleifen. Durch Bänke 
ber Juden ward er vom Magiftrat, damit doch Etwas gefchähe, auf rinige Mo⸗ 
nate aus Amſterdam verwieſen; er bezog ruhig das Landhaus eines Freundes. 
Dann ging er nach Myneburg bei Leyden und darauf nad) Verbucg hei Haag, ‚me 
3 — 4 Sabre der philof. Korfchung gewidmet lebte, bis er endlich auf Bitten 
mehrer Sreunbe fich im Haag niederließ. Hier gab ex ſ. beiden Hauptwerke heraus 
die weiter unten erwähnt werden. Selbſt nad) dem Zeugniß ſ. Feinde war ec hoͤchſt 
maͤßig, ordentlich und haushaͤlteriſch, ſodaß er zu fogen pflegte: er ſej wie hie 
Schlange, die, ben eignen Schwanz im Munde, einen Kreis bilbe; im 
fanft und rubig, ſtets gleichmüthig, zugänglich und gefprächig, duldſam 
Beißig mit Schreiben ober Verfertigung von Berngläfern befhäftige,.fobaf.er zu 
Monaten daheimblieh und hoͤchſtens bei einer Pfeife Taback gder einem Spinnem 
Eampfe, der ihn recht von Herzen — Erholung ſuchte. Seine! 
keit bewies die Ausſchlagung eines Geſchenks von 2000 Gldn. und eines bedeuten⸗ 
den Vermaͤchtniſſes feines Freundes van Vries, ben er aber an ſ. Bruder erinnette, 
worauf von Vries ihm einen Jahrgehalt von 500 Gldn. ausſetzte, dan wicberum 
Sp. auf 300 herabfegte. Ebenſo überließ er ſ. habfüchtigen Schweſtern hie ihm 
gerichtlich zugefprochene väterliche Erbſchaft bis auf ein Bette, nur daß ex ſ Recht 
behaupten wollte. Er hatte viele bedeutende Sreumde, mit denen ex im 
fand, Der Prinz Conde wollte ihn 1672 in Utrecht kennen Jeenen und ſendete 
ihm einen Paß. Sp. reifte ab, fand ihm aber nicht mehr, ‚weil ihn Geſchaͤft⸗ 


. 











Sina 501 
abgerufe hatten. Der Kurfärfl von ber Pfalz wollte ihn als Kehrer ber Philos 
ſophie mit voller kehrfreiheit in Heidelberg anftellen; aber Sp. ſchlug es aus. Über 
20 3. lang war ee ſchwirdſuͤchtig und auch darum hoͤchſt mäßig, aber vieleicht 
ebenfo durch die Macht f. klaren Gelftes ald durch die Wohlthätigkeit der Natur 
gegen biefe Art Kranken, ruhig umd getroſt. Er ſtarb 1677. Sein Leben ift von 
Mehren, befonders von Dies ( Deffau 1783) und Philipfon (Braunſchw. 1790) 
beſchrieben worden. Seine in lat. Sprache abgefaßten Schriften find: 1) die Prin⸗ 
cipe ber Gartefifchen Phitofophid, nebft Anhang metaphyſiſcher Gedanken (Amft. 
1063, 4.); 2) Theologiſch⸗politiſche Abhandlung, worin gezeigt wird, daß Denk⸗ 
freiheit micht nur ohne Nachtheil der Froͤmmigkeit und des Staatsfriedens gedul⸗ 
det, fondern nur mit Staatöfrieden und Frömmigkeit aufgehoben werden koͤnne 
(1670, 4); 3) Nachgelaffene Werke (Amſt. 1677, 4.), naͤmlich: a) die Ethik, 
geometrifch erwiefen; b) eine poltifche Abhandlung; e) ein unvollenbete® Werk 
über bie Berichtigung des Verſtandes; d) eine unvollendete hebr. Grammatik und 
e) Brief. H. E. ©. Paulus hat dieſe Werke des Sp. (Jena 1802 — 3) in 
2 Bdn. herausgegeben. — Der Name Spinoza war bis vor nicht gar langer Zeit 
fo’ über beruͤchtigt, daß Spinoziſt und Acheift für gleichbedeutend galten: man 
etinnere ſich der Racobiskeffing Mendelsfohn’fchen Eroͤrterungen. Überfhaut man 
indeß zuvoͤrderſt nur fein Leben, fo ift auffallend, und mit feinem Wiſſen wie aus ' 
Einem Guffe, des Mannes Heitere, einfache, folgebeftändige Geiſteskraft und Ge⸗ 
wait, die Andern das derllehene Kraftmaß gönnt und nur auf Gott hinweiſt. Nach 
Innen hat fein Geiſt eine umerbittfiche wiſſenſchaftliche Strenge, Beharrlichkeit 
und Sicherheit, einen unermuͤdlichen Drang hinweg über das Beſchraͤnkte und 
Endtiche nach dem Unendfichen,, fodaß man das Aligemeine der Vernunft Eräftig 
vorwalten fieht, das freie Verknuͤpfungs⸗ und Hervorbringungsvermögen aber 
zuruͤckftehen. Was feine Wiffenfhaft anlangt, fo halten wir uns, da fie befon- 
ders und am volsftänbigften in ſ. „Ethi®” niedergelegt iſt, einzig an biefe, ohne bie 
übrigen Erklärungsmittel, befonders die Briefe, zu vernachläffigen. Diefe Ethik 
beſteht aus 5 Theilen: 1) von Bott, 2) von der Natur und dem Urfprunge bes 
Geiſtes, 3) von Urſprung und Natur ber Affecten, 4) von der menfchlichen 
Knechtſchaft ober der Macht der Leidenſchaften, 5) von dee Macht des Verſtandes 
oder von bee menfchlichen Freiheit. Jenen alten Zwieſpalt und Widerfpruch uns 
ferer Natur im Sehnen, Wollen und Sollen, und wiederum Nichtwolen, welcher 
Anlaß und Aufgabe aller philof. Forſchungen ift, fühlte Sp. ganz klar und ebenfo 
klar die nothwendige Wefretuing von demfelben; und f. folgen, kraͤftigen Geifte 
fagte es zu, den Geift in, mit und bucch das Erkennen zum Verſoͤhner und Arzt 
ſeiner ſelbſt zu machen. Es drängte ihn, fich in eine Welt zu erheben, wo dieſer 
Zwieſpalt ausgeglichen und aufgehoben, welcher gleichfang diefer veranfchaulichte 
und verwirklichte Drang ſelbſt und zugleich umverrüdbare Grundlage alles Fort⸗ 
reitens im Denen war. Diefe Welt num war ihm die Urſubſtanz, als bie 
ett, in welcher alle Gegenſaͤtze des endlichen Bewußtſeins verſchwinden, und 
diefe namite ee Gott. Er verſtand unter dieſer Subſtanz, was in ſich iſt und durch 
ſich begriffen tdird, ober deſſen Begriff nicht den Begriff eines andern Dinges be: 
darf. Dieſe Subftanz har Atttibute (d. 1. was der Verſtand als Ihr Weſen Aus⸗ 
machendes gewahrt), und Modos oder Affectionen, d. i. was in einem Anbem iſt, 
wodurch es auch begriffen wird. Diefe Attribute find unendliches Denken und uns 
erdliche Ausdehrtung (Bott ift ein denkendes und ein außgebehntes Sein), welche 
alſo an fich die Eine, nur bald unter biefem, bald unter jenem Attribut begriffene 
DSubſtan; find. Die Subflanz aber iſt, laut ihres Begriffeß, Eime; zu ihrem 
Wrſen gehört das Dafein. Sie iſt ferner nothwendig unendlich, untheilbar, Eins 
und Alles, wiekt alfo nad, nothwendigen Befegen Ihrer Natur, Hat daher, weil fie 
mau durch ffch, aber duech Niche® außer ide beftinmbar und beftinmt if, feinen 





802 Spinoza 


Verſtand, noch Willen, noch Zweck, und iſt die imwohnende, bleibende Urſache aller 
Dinge. Die beſeudern Dinge ſind nur Affectienen oder Mob, .. 
Weſen auf gewifje und beflimmte Weiſe ausradn, — 


Auf viefen unerſchuͤtter un aufgetragen 
bie Lehre vom Geiſt. Leib iſt nur eine Weite, —— alt ausschehutes 
Sein zu betrachten — Es gibt aber 
in Gott einen Begriff ſeines Weſens und alles aus demſelben Fotgenben, ber na⸗ 
tuͤrllch Eimer iſt wie Er ſelbſt. Begriffeverkettung iſt die ſelbe wie Dingenesfestumng. 
Der Mexuſchengeiſt iſt ein Theil des unendlichen Verſtandes Gottes. Der Gegen⸗ 
ſßand feines Begriffes iſt Körper in obigem Sinnr. Koͤrper muterfcheiben ſich mur 
durch Bewegung und Ruhe, Geſchwindigkeit oder Laugſamkeit. Dee. Geiſt er⸗ 
kennt ben Körper were derrch die Affretionen des letztern. Aber die bloß auf den Geiſt 
bezogenen Begriffe ber Affsctionen bed Menſchenkoͤrpees ſind verworren mb uan- 


kommen. i 
dige Erkenntniß. Die falſche, ber Wahn, die Ehnbilbung, iſt die aus eingelnen bes 
ſtandloſen Dingen und Zeichen entſtandene; bie wahre 
erkenntniß betrachtet die Dinge als nothwendig und emig, führt alſo Die Erkenne⸗ 
niß bed unendlichen, ewigen Gottes mit ſich. ee ce 
neewegs frei und ſelbſtaͤndig, fonbern durch eine nothwendige Kette von Urfechen 
beſtimmt, und Wille und Verſtand finb mieberum Eins wie im ewigen Gotte. 
Wien nun ber Geiſt das Wahre begreift, handelt er, iſt er thaͤtig; wiefeen daS 
Unmwahre, iſt er unthaͤtig, leidend. Er firebt aber, ſich in feinem Geis fin Gott) zu 
halten, in ihm zu beharren. Auf ben Geift bezogen, ift dies Mille; auf Beil 
und Leib aber Trieb. Was ihn hebt, diefe Kraft echöht, freut ihn; mas ihn nie 
derbrüdkt, macht ihn traurig. Affect alfo ——— der Solb ſt⸗ 
arhaltung ober Lebenskraft. Diefe aber wird von dufern Dingen uͤberwaͤltigt, benn 
dee Menſch iſt ein Theil der Natur. Gut und Böfe find atfo bie ans Verglei⸗ 
dung der Dinge unter einander, als bee Lebenskraft förberlicher aber 
anftanbene Scheinbegtiffe. Die wahre Tugend aber und bie hoͤchſte, — 
beit des Handelns durch Einſicht, Vernunft, folglich übereinſtimmung mit 
nothwendigen, gefeglichen Natur, Allen zugänglich, aber ſchwer erreichbat go 
dem Streben fein Daſein zu erhalten — verurſacht Freude, das Gegen: 
cheu Deaurigkeit.Freube iſt deumadch — böfe, Dewueh uud deeue 
Beine Tugend, a en Die Macht Aber bie 
_— gerwinnt bee Geiſt durch klare und —— ober Beziehung ber 
bee Dinge, ber einzelnen — ‚auf Bott und feinen augen wechwenbigen 
Bar Diefe Erkenntniß iſt das haͤchſte Streben des Geiſtes und Kruell ber 
Selbſt unſern Körper begreifen wir nur als ewig, als in sind derch Bett 
Geguiffen. Ane diefee —— aitſpringt bie intelleciuelle · Liebe gie. Gott, bie 
were ein Theil der unendlichen, intellectuellen Liebe Gottes zu ſich ſelbſt und Se; 
ligkeit iſt. Seligkeit iſt darum nicht Tugendlohn, —— — hoͤch ſte 
Gut; und wir find nicht ſelig, weil wir die Begierden zaͤhmen, ſondern nn 
fle, weil weis Tell find. — Es ergibt fi aus biefer kurzen, tveuen Daxfkellung des 
Spinoziomus meist mit des Urhebers eignen Werten, baß Sp. von ber Seibfkraft, 
fi) in Gott zu erhalten, zu begreifen, zu fein umb zu — mithin vom. dem 
Velebe nach dem Unenblichen ausgeht und mit ihm endet. Sen Syftem iſt das 
entſchiedene, geſchloſſene eines chfligen, ſtolzen, ſtarren, ja zuverfichtlichen Helben, 
eine phyficirte (dann aber freilich unvollkommene) Ethik. Was aber a noch 
vom Standpunkte der philof, Ethik aus daran vermißt werden koͤnnte, z. B. bie 











Spieallinie 508 


jeder EthiE unerlafiliche Ruͤckſtcht auf das Indivihneile und den ihmenliter, bie 
sa bes Ideals vom allgemeinen Begriff ——— den er ſonſt 
verwarf, fo hat es doch eine wiſſenſchaftlche Meinheit, Strengo und Gedi⸗gen⸗ 
heit, ja in Der Methode eine fosseffehe, mm auch habe Ghedsängtheit, 
digkeit und Folgebeſtaͤndigkeit, ein bei een anf dia Grun 
| haltentdes Verbinden und 


— tonme "daß jebed Gyftem, — — ſei, wie das Spinoza'⸗ 
zu demſelbon Refultate fuͤhre. ECinmal aber jene fpeculstine Entſerluag oder 

en Gottes von Perfönlichkeit, wovon ar — zugegaben, fuͤhrt ex am 
ehernen Banden gu dem Hoͤchſten, was imrerhalb ber Specnlatien erreichbar iſt; 
ja, die Idee ‚ber intellectuellen Liebe zu Gott, worin er Alles, wenn auch weniger 
auflaͤſt mb ſchmelzt als erſtarren Ian if: wie. ber letzta Bebrusblig ‚eines Sterben: 
ben. Wie Sp. nach diefan kuͤhnen Soflem über Offenbarung und namentlich uͤber 
Chriſtenthum urtheilen mußte, laͤßt fig. .Inieht von einem aufmerkſamen keſer ep 
meſſen und iſt in f. theologiſch⸗philo ſophiſchen Trattat zu Ifen, deſſen Geiſt ſich 
aus folgendes Stelle ber Vorrede engibt: „Da ich alſo in meinem Bemüthe dies 
erwog, daß waͤmlich has Licht ber Natar ‚nicht nut vetachtet, ſondern von Dielen 
als Quell ber Gottheit verdammt, menſchliche Erdichtungen dagegen fuͤr gaͤttliche 
Urkunden gehalten wurhen, Leichtgläuhigteit für Glauben — ——— 
keiten der Philoſophie in Kirche umd Staat mit großer Heftigkeit gefiihrt werden, 
daraus aber Dex wilbeſte Haß um Zwieſpalt, der die — fo leicht zum Auf⸗ 
ruhr fuͤhrt, und vieles Andre, was hier herzuzaͤhlen zu lang waͤre 
fo befäboß ich ernftih, die Bcheift aufa meue niit ganges ferire Euele zu paifen 
und Nichte von ihr zu behaupten, Nichts als ihre Lehre gelten zu laſſen, was fie 
mie nicht klar lehrte”. Dahoer ift auch dies fein West, mehr als man viellsicht 
glaubt, der Coder ber. Aufklärer der letzten Hälfte des vor. Jahrh. uud Wiele find 
durch Das, was fie heimlich von Ra entlehnt, z. B. bie taſchenſpieleriſche, hiſto⸗ 
— Auslegung, beruͤhmt geworden, nachdem er von feiner Zeit verdarnmt — 

den. Jetzt, nachdem ber * Gef das Gebiet der Speculation faſt ang 
mieffen hat, nadhbeus daS Yletheil gefallen gu fein —— daß andy das geifreichfe 
Begrifffpiel noch kein Beben ift, federn ein ewiges Sein und Leben vnd Wehen 
in und aus Gott voraukẽſetzt, wohin der Menſch ans eigner, — Kraft nicht ge⸗ 
langen kann — ein bedeutender, wenn auch theuer erkauſtor Gewinn ber Specu⸗ 
latioũ! jetzt wird auch das Urtheil über Sp. unbefangener und gelaͤuterter; ex wird 
Arne ärgere man. wich inmmer mehr die Kuͤhnheit, 
Schaͤrfe und Ruͤſtigkeit des Geiſtes bewundern und anerkennen, daf bie Spineza⸗ 
— — Die — Goltes nicht erſchoͤpft und daß die freie Individualitaͤt in 
berſelben nicht auerkannt worden iſt. (©. über Sp.s Syſtem auch Jacobi, 
„über bie reg Briefen au Mendelsfohe” (Berl. —* 2. Aufl. 
1789) und Deſſen „Saͤmmm. Schriften” (4. Bd., 1. Abtb.); Moſes Mendols⸗ 
ſohn s „Morgenſtunden“ (Berl, 2, Aufl. 1786) ab „An die Freunde Leffing’s, 
ein Anhang zu Jaeobi's Briefwechfel‘ (Berl. 1786); ferner: „Natur und Gott 

nach Spinoza“, von G. E. Heydenreich Epj. 1789), nebſt deſſen — 
siones ia Mesis Mendelü fill refutationem ete.“ (Eb. 1786); fernerGott“. 
Einige Geſpraͤche von Herder Getha 1387). Enbdlich vgl. auch Frauke, „über 
Die neuern Schick ale bes Spinoziem und feinen Einfluß auf bie VNhileſophie uͤber⸗ 
‚Haupt‘ (Schledw. 1812). | 

Spirallinie. Die höhere Geometrie betrachtet gewoͤhnlich & 2 Linien 
biefer Act: diedegasithmifche.md die Spirallinie des Archimedes (f.d.); bier 
kann nur von ber. bekanntern letztern die Mebe fein. Sie entſteht, wenn ber Mittel: 
punkt eined Kreifes dergeſtalt gleichförmig auf dem indeß die Peripherie ebenfalls 





504 | Spiritualen Spittler 


glächtienig durhlaufenden Radius fortruͤckt, daß er wach Vollendung eines ſol⸗ 
then Untlanfe mit· dem entſprechenben · Um fangerenikte mtfonumenfälll: Ale dem 
verlaͤngerten Radiud · kann an fich Vieſe Bewegung fortgeſetzt denken, und dieſe 
Gpyirale geht: demnach —n besaus und- entfernt Tich von 
bemfelben in vnunterbrochenen Schrarcheugaͤngen. Die Spiralfeber einer Taſchetr⸗ 
a einen Bogriff davon: geßen. : Ihre Theorie finder mm in 4. be. von 
5 „ash. Woͤrterb⸗(Epz. 2029. S. auch dartiber ‚Dre Huris‘ upire- 
Kb‘, verfaßt von Hnuögeam! (dp. 6790 
nun beforibens Buffeher abe⸗ bie: geenmigkeit end 
bie Sitten ber Zigunge ie den Peicflerfemtnarinn ber Bath. Bifchöfe; velche Die 
Andachtbuͤbrengen im diofen Anſtalterr briten Arsch eine Partei unter den Gran- 
cbstamern (f.'d) aaunte fit Gpinialem: .. 

Spirttualtsmuas ui Die pfltefophifche-Öypotbrfe; daß t) Anıs Geiſt 
>) dab das Körperliche aus dem Geiſte hervorgehe und aus Ihm yır erklaͤren fei; 
8) daß die menſchlicht Seele mobeſeabere pfychelogiſther Spirituclicruis) a) der 
Materie intgegenfept, oder %) die Arpertichen Erfcheinmigen aus ber Seeie erklaͤr⸗ 
dar ſeien. Der Spiritraliamus if dene Materialiammud entgegengeſetzt und karm 
daher auch Immaterialismus genannt werden: (S. Materie) Ein ſpirituau⸗ 
ſtiſches Syſtern war das des Cartefius = 

Spittler (Ludwig Timotheus, Freiherr v.), ein berfihmter Geſchiche⸗ 
fürceiber, geb. zu Stuttgart 1762, (et 3886 8. wärtemd. Miniſter, Präftbent der 

Oberſtudiendirection, Curator der Univerſitaͤt/ Mäbingen und Großkreuz des Gi: 
vilverdienſtordens Er twiomete fich aufangs der Ihedlogie und ſtudiete auf dein 
m: Hier erwarb er ſich wine fo vertraute Bekumntſchaft mit 
den roͤmiſchen und griech. Elaffikern, daß man ihn ſchon damals unter f. Mitſcha⸗ 
lern ausgidmete. Der Hiſtoriker Volz, der Vorſteher des Gymnaſiams, em effri⸗ 
ger Sammler und kritiſcher Forſcher in der vaterlaͤndiſchen Geſchichte, war ſ. Vor⸗ 
bilb in dem hiſtoriſchen Studien. Schon im 16. J excerpirte Sp. Foliauten und 
bemuͤhte ſich um kritiſche Entdeckungen. Dabei richtete ſich ſ. Scharffim vorzuͤg⸗ 
lich auf das Politifche und Praktiſche. Auch wandte er viel Fleiß auf philoſophi⸗ 
ſche, beſonders logiſche Studien. Spaͤterhin aͤberwog ſ. Forſchungstrieb f. Sinbli⸗ 
dengekraft und f. Gefuͤhl; der unsuhige Trieb zum Prakttfchen geſtattete ihm: wicht 
die ruhige Anſchauung, um den hiſtoriſchen Stoff in f. eigenthuͤmlichen Form kuͤnft⸗ 
Iedfch darzuſtellen. Bon 1771 — 75 ftudirte er in Tuͤbingen, hörte in den folg. 
DE noch einige Collegia zu Göttingen und wurde 1777 Repetent im theslog 
Stift zu Tübingen. Nachdem er hier durdyf. „Krit. Unterſachung bes 80. lao⸗ 
— Kanone! (Brem. 1777), ſ. „Gefchichte des Keiches im Abnbmahle” 
amd -f. „Gefdy. -des Tanonifhm Rechts: bis auf die Fette‘ de6 feiſthen Akder'6“ 
(Sale 1778} ſeinen tief forſchenden and felbſtaͤndigen Seift bewährt hatte, ward ex 
4779 als vrbentl ri. Pen der Philoſophie in Goͤttingen angeſteke wo’ anth 708 
ven Charabter eins: €. großbrit. Hofraths erhlelt Obwol er artfungs mit weites 
lichen Hinderniſſen zu kaͤmpfen hatte, glaͤnzte er deroch bald als hiſtoriſcher Lehrer, 
beſonders in der po und neuen Veſchichte, du ihm Gedaͤchtutß, Urtheit und 
Einbilbiugskraft den Gegenſtand yariz zeigten, unb er damit feinen Anſtand und 
eine edle Perſoͤnlichkeit verband. Borzuͤglich befuchte man haͤufig f. Börtefungen 
Aber die Welthaͤndel der 3 leten Jahrh. Erdllch verleideten ihm gefehmmte 
mit Heyne und f. Trieb nach haͤherer Wirkſamkeit Im Ctanesdissribe 
das abademiſche Leben Er ging baber 1797 auf den Auf des Herzog — 
Fugen als wirt. Grh.⸗ Rath in ſ. Baterland sind. Seine Befoͤrderung 1806 
entfernte ihn jeroch von brm igentuchen Biete f. Wünfche, von ber Höhere pollti- 
ſchen Thaͤtigkeit. Denn Ep. zeigte in ſ. uͤbrigens feinen Benehmen du sid Berech⸗ 





Spitzbergen 505 


Man trete Rd. Sp. bachte ebel, gut und geoßs er liebte nicht. fich, fonbern f. Wa ' 
terlaud. Gram Aber bie .— ſ. Hoffaumgen untergeub f. Geſundheit und 
——— f. Aod 1810: Geine Hauptwerke find: „Grundriß dee Geſchichtr 
der chriſtl. Kirche ſ. Bei. Wurtembergẽ unter den Grafen und Herzogen 
(St. 1732), welcher die pragmatifchen Hauptpunkte in ein lichtvolles * 
georduet und freimüthig barfteiit; Die Geſch: Wuͤrtembergs (Mist. 4783); bie 
„Geſch. des Firfienth: Hauover“ (1786) und der „Entwuct bee Geſchichte bir 
europ. Staaten” (1793, 2. A., fortgef. von Sartorius 1807), bie faͤmmtlich den 
polttifchen Buck und —— Geiſt ihres Vfo beurkanden. Er hebt darin 
vorzugsweiſe aus, was die Entwickelung der Werfoffung umb den Geiſt ber Wer 
walumg bezeichnet. Doch uͤber ME publieiſtiſche Anſſcht voegißt er, den Ratienul⸗ 
zuſtand, das Volksleben in ſ. Wechſelwitkung mit dem Seaate daͤrzuſtellen. Dabei 
iſt ſ. ſcheiſtlicher Bortrag oft ner rhopfodiſch und andentend. Ihm mangelt bis⸗ 
weilen Klarheit, oͤfter Fuͤlle und Empfindung. Aber groß iſt ſ. kriciſche Vorſicht 
Gen „Entwurfder Geaſch. dee: europ. Seaaten“ iſt ein Meiſterwerk an über⸗ 
ſchauung amd Hervorhebung un. (8.-%:, ſortgeſ. von Sarteriud 
1823). Außerdem beſihen wie: won Them die Geſch. der daͤntſchen Revolution 
16604 (1796) und viele Abhandl. im Goͤtt hiſtoriſchen DRagazin”, das er meit 
Meiners herausgab. In allen f. Werken fieht man den Gelehrten, dan Bela 
Thril Wtienfihaft gan; fremd wur; and in Allem una der fachkundige Beurtheis 
ler die vetſtaͤndige Aubwahl des Stoffes und die fehle Enthaltfamkeit, womit er fh 
auf dieſen beſchraͤnkte, bevimdern. Gewandtheit, Schnelligkeit des UÜberbücks 
Wollſtaͤndigkeit mit Kürze und eine Flle von neuen Belehrungen zeichnen feine 
Schriften aus  Tiefgefchöpfte und ſinnvolle pragmatifche Bemerkungen werben 
wit der Erzaͤhlung yerflochten; oft liegt ſchon in Einem Worte ober Einer Wen⸗ 
dung eine tiefe Bedentung. Nie wich geſchildert; es find die Gegenflänbe feish, 
die den Lefer auſprechen. Ein gennkthlicher und Eräftiger Ton regt den 
lichen mächtig an, obwol die Sprache manchmal rauh und der Styl nicht ohne 
Nachlaͤffigkeiten ik. &p.’s ſchriſtſtelleriſche Thaͤtigkeit endigte mit f. — 
von Goͤttingen; it ſ. neuen Poſten als Curator der Univerſitaͤt Tübingen und 
Praͤſtdent der Oberſtudiendireetion that er zwar Manches für wahre erh 
und Berbreitung nuͤhlicher Kenntniffe; allein auch hier fühlte: er fich gelaͤhmt, zumb 
geſtand, fein beſtes Wetbienft beſtehe in Verhuͤtung des UÜbels. Man leſe fiber 
ihn Piank (vor —— 8 ‚‚Redyengefch.‘’, 1812), Heeren und Hugo (Berl. 28812) 
und v. Woltmaun in ben „Beitgenoffen“ (Me. VD. Seine ſaͤmmtuichen Ver⸗ 
te, herausg. von K. Michter, erſchienen 1827 fg. zu Stuttgart. 

Spitzbergen (Oftgroͤnland), das noͤrdlichſte Land der Erde, weiches 
man gewoͤhnlich zu Amerika rechnet, wurde 1563 von dem Briten Willoughby 
encdeckt (26 15. B: und 77. 82. RR. Br.). Es beſteht aus einer gro⸗ 

ee unzaͤtzcigen Beinen; f. Namen hat es von den fpigigen Bergen und 
Felfen, womit 8 bedeckt iſt. Im Winter iſt dieſe Gegend völkig unwirthlich, weil 
das ganzt mit / Giofeldern umgebene Lamb dem Auye nichts als Schner und Eis 
zeigt. Die Alte des Winters, ſowie die Hitze des Sommers, iſt gleich unen- 
— der laͤngſte Tag und die baͤngſte Nacht währen bier beinahe 5 Monate. 

Man findet bloß weiße Eisbären, Fuͤchſe, Rennthiere, Schnee» uind — 
Seolühe, Wonroffe Gerhunde, Woanfcfehe Narwalis, Hatfifde und aͤderhaapi 
einen 'geoßen diſchreichthum ¶ Niemand bewohnt diefe traurigen Gegenden, und 
nur eine Zeittang halten ſich Muffen, auch wol Menſchen von a. Nationen, des 
Zifchſangs wegen biee auf. - Der vornehmrfte Anterpiag iſt Gyerrenburg, faft 
unter dem 80.° d. Be. Ale Jahre kommt ein Schiff von Archangel, weiches eine 
Anzahl Ruffen hierher bringt, und Diejenigen, welche im vorhergehenden Jahre fich 
dahin begeben Hatten, zmrikführt. Gpigbergen beſchrieb zuerſt genauen ber Hol⸗ 


806 Spigen Spir 

läuber Barentz bee bafelbft 1596 uͤberwinterte. Die neueſten Nachrichten enthält 

des ſchottiſchen Wanfifchfängers und Naturforſcherd W. Gcoresby's er 
der Rorbyolarländer”. Die Pics Haben zum Theil eine Höhe von 4400 

meiften Pflanzen auf Spitzbergen wachſen, bluͤhen und beſamen fich — Per 
Wochen. Das größte Gewäche if nicht über 34 Bol hoc: Ehdlich. von Cipigs 
bergen liegt die e Hnond- Dopenlafel (70° 49° — 74" 87 We.) mit bern 6870 ungl. 
Fuß hohen Bärenberg und einem Vulkan. 

Spigen find zarte Gewebe vom berſchiedenem Stoff wach alletle Muſter 
und Breite. Sie werden entweder gekloͤppelt ober mit ber Nadel geferchgt; er⸗ 
ſtere neumen die Franzoſen demtelles , letztere — Jene werben beſonders in 
Frankreich fabricirt. Die beörffeler übertreffen alte andre Points au Seinheit, 
Güte, Schönheit und Dauerhaftigeit Ste behaupte diefen Huf [chem feit 
Jehrh. und ihre Verfertigung ſoll noch jegt 10,000 Menſchen beſchaͤftigen. 

Spitz en (elektriſche). Zugeſpitzte Enden nn unlſolirter Körper haben 
die merkwuͤrdige Eigenſchaft, daß fie bie Eisktricität äuferfi Leicht auf große Entfer⸗ 
nungen ımb ohne Funken annehmen und mittheilen. Die zugefpigten Auffanges 
flangen der Gewitterableiter 5. B. führen die Elebtricität der Wetterwolken oft, 
wenn auch bei weiten nicht immer, ohne Erplofien ab. Über die Urfache dieſer Er⸗ 
fheinung denken die Phyſiker verfchieben. Win man zu einem Vergieiche f. Bir 
flucht nehmen, fo fielle man fich, ohne jedoch die Analogie zuweit zu treiben, Die 


Gewitterwolke mit ihrem elsktrifchen Wirkungekreiſe etwa under dem Bilde eines . 


Luftballons vor, der mit feinem taffetenen Überzuge eine ſtumpfe Stange. gefahelo® 
fireifen, an einer Spige aber fid) rigen und feiner Fuͤllumg durch Die erhaltene ges 
ringe Öffnung allmälig entladen wärde. Auf biefe — wird auch das aumͤuge 
und ſomit ſtille überſtroͤmen des Gewitterſtoffs durch die fpitzen, vermitselft ihres 
Metallfortſatzes mit dem aufnehmenden und vertheilenden Erdkoͤrper m Verbin 
dung flehenden Ableiter begreiflich. S. unter A. Franklin'e, Briefe Uber bie 
Eisktricität" (Epz. 1758) und Cavallo's „Abhandi. der Lehre von ber Eiektzicität" - 
(a.d. Engl., 3.%., Lpz. 1785), auch Biot's, Lehrb. der Phyfik“. 

Spir. (Johann Baptift v.), Mitglied ber €. bair. Akad. ber Wiſſenfch. unb 
Naturforſcher, geb. 1781 zu Höchflabt an der Aiſch in Baiern und erzogen in dem 
Auffee [hen literarifchen Erziehungsinſtitute zu Bamberg, ftubirte auf dem Gym⸗ 
naſium und Lyceum daſelbſt, erhielt auf ber damakigen Univerfität zu Barnıbeng die 
philoſ. Würde und wurde hierauf in das geiftliche Seminarium zu Würzburg auf 

genommen, wo er 2 Jahre ber Theologie wibmete. Allein ber Wunſch, die Natur 
teiffenfehafttich kennen zu lernen, bewog ihn, Medicin zu ſtubiren, und bie Univer⸗ 
fitaͤt zu Würzburg ertheilte ihm 1806 bie medic. Doctorwoͤrde. Bon dem Gefuͤhl⸗ 
durchdrungen, daß der Menſch als das Oberhaupt und Meiſterwerk der Schoͤpfung 
mit den einzelnen Gliedern derſelben in der engſten Verbindung ſtehe, gewann er 
vor Allem die menſchliche und die vergleichende Anatomie lieh. Seinen Worſch, 
die Welt anf Reifen und vorerft die naturthiſtoriſchen Inſtitute In Paris kennen ge 
lernen, erfülite die baicifche Regierung. Nach uͤberſtandener Pruͤfung in ber vers 
gleihenden Anatomie zu München ließ ihn bie Regiesumg für biefes Fach 1808 
nach Paris reifen. Hier erfreute er ſich des lehrreichen Umgangs Guvier’s, bensugte 
die Anſtalten des Jardin des plantes, arbeitete in ber vergleichenden Anatomie 
unter Suvier’s Leitung, befuchte oft das reiche Muſeum ber Künfte, machte, um 
bie Seethiere Eennen zu leınen, einem Ausflug nad) Habre de Grace, pers hun bau 
das füdliche Frankreich, die fe ben Natur» und Kunſtfreund gleich iter 
Meeresküften und die Städte Italiens, beflieg deu Veſuv und kehrte nom Prapel 
‚Aber Rom, Florenz, Bologna, Pavia und Mailand durch die Schweig nad; Muͤn⸗ 
hen zuräd. Hier nahm ihn die Akad. ber Wiſſenſch. als Abjunct auf und ernannte 
ihn nach der Herausgabe ſ. „Geſch. und Beurtheilung aller Syſteme bes Zoologie, 





GSplanchnologie 407 
von Ariſtoteles WE auf gegeuwoͤrtige Zeit” (Ruͤrnb. 1811), zum Conſervator der 
zoologifch-zootomifchen Sanunlmgen. Als ordentl. und wirkt. Mitglied der Akab. 
(feit 1813) gab er „Cepkalegenesis s. eapitis onsei structure, formatie ot 
signifiestio per amnes arıimalium olasses, families,, ac actates digesta, at- 
que tabulis illustrate,, legesque simmt psychologiae, cranioscopise ae phy- 
siogmomiae inde derivatae‘‘, o. t. XVII (Münden 1815, Fol.) heraus, in wel⸗ 
chem ex ben Kopf des Menfchen in f. fortfchreitenden Entwickelung vom Infekt 
durch alle Thierclaſſen und Familien und gleichſam als Bluͤthe bes ganzen menſch⸗ 
lichen Koͤrpero betuachtet. — Als fid, der König von Baiern 1817 an den Plan 
Öftreichs, eine literariſche Erpebition zur Erforfchung Braſiliens, im Gefolge der 
kaiſ. oͤſtreich Prinzeſſin (verfl. Kaiſerin von Brafikten), dahin zu ſchicken, ange⸗ 
ſchloſſen und zur Befoͤrderung deſſelben Zwecks 2 Mitglieder ſ. Akademie beſtimmt 
hatte, fiel die Wahl auf den Dr. Spix und den Abjunct Dr. Martins. Beide tra⸗ 
ten ben 8. April 1817 ihre Reife über Wien nach Trieſt an und ſchifften ſich bier 
mit dem oͤſtreich. Geſandeſchaftsperſonale auf ber Fregatte Auſtria nach Wrafilien 
ein. Sie landeten in Pola, Malta, Gibraltar, Mabeira und am 14. Juli in Rio 
de Janeiro. Hier blieben fie 5 Monate und entwarfen den Plan, von ber füblichen 
gemäßigten Hemiſphaͤre aus durch das Jmnere bis an den Äquator vorzubringen. 
Sie gingen daher. von Rio zu Lande nach S.⸗Paul und Porto⸗Feliz, durchzogen 
dann die Capitania von Minas⸗Geraẽs, wo fie in Villa⸗Rica die Gold⸗, in Fejuco 
die Diamantengruben mb in Minas⸗Movas das Vorkommen der uͤbrigen Ebel; 
ſteine unterſuchten; hierauf drangen fie über den Mio &.s Francisco bis in das 
Thal des Rio Toramtin nos, und von ba zogen fie am Rio Formoſo und Carinhanha 
über Billa de Mio das Contas nad) der Haupt. Bahia. Hier trafen fie Anſtal⸗ 
ten zu. einer zweiten Eutdeckungsreiſe ins Innere, auf welcher fie im Kampfe mit 
dem größten Mangel an Waffen einen Block gebiegenen Meteoreifens auf dem 
Monte Santo auffuchten, bei Joqzeiro nochmals über den Rio S.⸗Francisco fegten 
und burch bie Capitania Piauhy auf bem Mio Stapicura in der Stadt Maranhas 
und von ba zu Meere in Sram: Para anlangten. Bon hier aus wurbe die legte, 
aber wichtigfte Erpebition ind Innere verfucht. Sie fchifften fi) im Juli 1819 
af dem großen Amazonmfluffe ein, befuchten Die Mimdung des Rio Tocantin, 
die Sefung Gurupa, bie Mündung des Mio Zingu, Tapajos und die Flußenge 
Paurit, den Ort Billa nuova ba Rainba, die Mündung des Rio⸗Madeira, des 
Rio Negro und den Det Ega. . Pier, wo der Amazonenſtrom den Namen Soli⸗ 
maend annlamst, trennten fich bie Meifenben zur beffern Erforſchung des Landes. 
Dr. v. Mortins befchiffte den Yapura bis zu der obern Katarakte von Araracoara 
an der Grenze des Gebiets von Popeyan; Dr. v. Spir aber ben Solimaëns, bie 
Mündung des Bio Varua, Jury, Ica javarry bis an den Drt Tabatinga, der 
Grenze von Braſilien und Para; vom da fuhr er feitwärts den Mio ca herab, 
befuchte den Rio Brance and den Ort Barcellohn, und beide Meifende hatten nach 
mehren Diomaten bie Freude, ſich in ber Villa des Rio Negro zu umarmen, von 
we fie, nach vielfeltigen Streifzaͤgen gegen Guayana hin, am Ende Juni in ber 
Stadt Para wieder eintzafen und bier ihre Abfahrt nach Europa bewerkſtelligten. 
Die Srüchte dieſer wiſſenſchaftlichen Reiſe find bis jegt in folg. Werken nieverges 
Legt: ‚Reife in Brafilien“ (1. Bo., 4., nebſt pittoreskem Atlas in Fol. und einer 
Eharte von Südamerika, 1 Bl. gr. Fol. und K.); Spir’s „Simiae Brasilienses“ 
(Zel.); „Serpentes Brasil.” (4.); „Testudines et ranae Brasil.” (#.); 
Aves Brasil.” (1. Thl., ); „Laeertae Brasil.” (4), Martins’ „Nova 

gm. plantar.”, fasa, 1,2,3 (4.); „Palmae”, faze. 1, 2, 3, 4 (ge. Fol.) — 

Sarnmtl Werke mit colorirtar Abbildungen, Spir flarb-d. 13. Mai 1826 und 
vermachte ber ©. bairiſchen Akad. ber Wiſſenſch. ein Capital von 45,000 Gldn. 

Splanchnologie (Eingeweidelehre) iſt ein Theil der Anatomie, der bie 


508 Spleen Spohn 
Eingewelde des thleriſchen und menſchlichen Koͤrpers betrachtet. Im engſten Sin⸗ 
ne verſteht man unter Eingewelde bie Organe des Unterleibes, im weitern alle 
Innere Werkzeuge (auch die des Kopfes und der Vruſt), die deßhalb auch In der 
- Splanchnolegie betrachtet werden. | NEE 
Spleen bebeutet im Engl. die Milz. Doch verficht man gewoͤhnlich 
unter dieſem Ausdrucke eine eigne Art der Hypochondtie, welche durch Lebensüber⸗ 
druß ausgezeichnet iſt und bei Vielen auch den Selbſtmord veranlaßt. Man findet 
dieſe Krankhelt vorzuͤglich oft bei Englaͤndern, welche dadurch beruͤchtigt find, dag 
fo Viele von ihnen bei aller Gtuͤcksflille und Wohlbefinden ihren Leben ein Ende 
machen, ohne daß fich ein moraliſcher Grund des Selbſtmotdes entdecken Tiefe. 
Das telibe, feuchte, nebelichte Klima Englands ſcheint vorzüglich auf die Erzeugung 
diefes Übels zu wirken, . welches jedoch auch von dm Übrigen Urſachen ber Hppo⸗ 
hondele degänftigt wird. Die Mittel zur Beſeitigung dieſer Krankheit müffen in 
einer angemeffenen pſychiſchen Diät geſucht werden | 
= lint, ber hellere und weichere Thell des Holzes zwiſchen der Rinde und 
dem i nd FR 
Spohn (zrliedrich Auguſt Wilhelm), geb. am 16. Mat 1792 zu Dort 
mund, verlor f. Vater, der kurz vorher als Prof. nach Wittenberg berufen worden 
war, anf. zweiten Seburtötage. Doc) erfegte Prof. Dresde zu Wittenberg, ber 
zweite Dann f. Mutter, den väterlichen Freund. Durch Häuslichen Unterricht 
‚vorbereitet, kam Sp. 1804 nach Schulpforta, wo er 5 Jahre fleißig ſtudirte. Won 
da ging er nach Wittenberg zuruͤck; wo Lobeck mit am entTchiebenften auf ihn eins 
wirkte. Ex widmete ſich bald der claſſiſchen Literatur und’hablfikicte ſich mit einer 
Differtation uͤber Homer's Geographie. Als Wittenberg belagert ward, ging er 
mit der Mehrzahl der Lehrer nach Schmiedeberg. Sein Haus in Wittenberg und 
eine eewählte Bibliothek gingen in Brand auf; Sp. fand während Diefer pruͤ⸗ 
fungsvollen Zeit nur Troft im Studium des Homer. Nah Lobecks Abgang nad) 
Königsberg, 1814, trat er mit ſ. Meinen Schtift: „De Trojano in carmin, 
Homericis descripto, eomm. geogr. eritiea”' (®pr. 1814) hervor, welche f. lite⸗ 
rariſchen Namen begründete. 1815 ging ee nach Leipzig und erwarb Fich durch ſ. 
„Comment. de extrema Odysseae parte‘ (1818 etweitert) das Recht der öffent: 
lichen Vorträge. Ein Ruf nad, Rinteln befchleimigte f. Anftillung als Prof. zu 
Leipzig 1817. Durch das ehrenvolifte Vertrauen war Sp. in den Beſit des 
Bredonw’fhen Nachlaſſes, ſoweit er die Ausg. der „Geographi minores“ anging, 
gefegt worden, und Sp. trat jetzt ſ. Profeſſur durch die Bekanntmachung zweier 
geograph. Arbeiten des Nicephorus Blemmidas an, die als Probe ber ganzen bes 
abfiptigten Aug. gelten follte: „Nieepk. Blemniidae Aus opudeula geogr“ 
Epz. 1818, 4). Aber es blieb leider’ bei dieſer Probe, ımb außer mehren Ab⸗ 
handlımgen Ih ber Erſch⸗Gruberſchen „Srieykiopädie hat die Welt von J der: 
artigen Unterfuhungen Nichts erfahren. Ein andrer Huf nach Kiel und bie dor 
zuͤgliche Gunſt der Obern wurdbe der Anlaß, Sp. 1819 die wirkliche Profefſut der 
* md lat. Sprache zu uͤbertragen, bie er durch Untreſuchungen Über Tibril 
(„De A. Tibulli vita earminibus divs.”) anträt.” Heſtodus (von dem 1819 eine 
kritiſch dearbeit⸗ te Ausg. durch) Ep. erſchien) und die Schriftſtellet des Auguſtei⸗ 
ſchen Zeitalters Hatten ihn damals beſchaͤftigt; oͤffentliche Vortraͤge führten ihn 
ſpaͤter dem Theokrit zu, von dem er in 3 Progranimen („Lectiones Theoeri- 
tene“, 1822 und 1823) handelte. Trotz f. Kraͤnklichkeit war er als kehter mus 
ftechaft ıhätig, und die Forſchungen, die ſ. Vorleſungen — führten ihn 
nunmehr dem aͤgyptiſchen Alterthum zu, In deſſen fchriftfichen eſten er chie 
reiche Quelle der Erkenntniß vorausſetzte. Der Reiz ber Neuheit lockte damals 
doppelt zu den taͤglich fich mehtenden Schaͤtzen aͤgyptiſcher Kunſt, und außerdem 
bie ihm eigenthuͤmliche Neigung, verwickelte Aufgaben zu ſoͤſen. 2 Abdrucke der 








| Spohr 500. 


Inſchrift von 4 wurden ihm naͤhere Anregung zum Gtubium ber 
Hieroglpphen. Ein Zufall führte ihn auf eine Deutung ber demotifchen (oder 
emoriſchen) Juſchrift, die quf eiamal Auffchluß gab, während er bisher, als er ſich 
mit der hieroglyphiſchen Seite abgab, nie über Wermuthungen hinausfam. Seit 
diefer gluͤcklichhen Wahmehmumng über bie Ast, wie bie bemotifche. Schrift zu lefen 
fei, ruͤhmte fih Sy., raſch mit der ganzen Juſchrift zu Stande gekommen zu fein, 
und fprach mit großer Zuperficht von ber Nichtigkeit feiner Entdedung (3. B. Im 
Auffage im 1. Bde. der „Amalthea”: „LÜber Hierogipphen, ihre Deutung und bie 
Sprache der alten Ägppter”). Die Mumientolien, die täglich mehr hefanntgemadht 
wurden, waren in hiexatiſcher Schrift abgefoßt, zu deren Lefung fein bisherige® 
Verfahren nicht aubreichte. Doch auch dazu glaubte Sp. nad) einigem — —— 
den Schluͤſſel gefunden zu hoben, und mit ziemlicher Leichtigkeit las er, ſeiner Ver⸗ 
ſicherung zufolge, ſowol demotiſche als hieratiſche Schrift. Alles dies betrieb ex 
mit ſtets wachſendem Eifer, aber leider ollzu geheimnißvoll. Denn für das Werk 
über bie Literatur ber Agppter, das ex von nun an beabfichtigte, ſammelte er 
zwar eifrig Stoff (vorzuglicy aus der reichen Diinutoli’fchen Sammlung, bie er, 
1822 in Berlin ſelbſt keynen lernte), aber ex ſchrieb fo wenig auf, daß fein Ap- 
parat leider nicht hinreichte, ſoweit mann jest darüber urtheilen kann, um Einſicht 
in f. ganzes Verfahren zu gewaͤhren. Wiederholte ſchwere Krankheiten hatten 
biefe Forſchungen unterbrochen, Reiſen ins Bab nur f. Herzm Staͤrkung gege⸗ 
ben, nicht f. Körper, Er ſiarb am 17. San. 1824. Bon f. ägpptifhen Studien 
fanden ſich meiſt bloß Uthographirte Blaͤtter und Werfuche einer Überfegung.vor, 
die f. Schüler und Freunde, dem Prof. Seyffarth, übergeben, u.d. %.; „Spohn 
de lingua et literis veterum Aegyptiorunı eto.” (%p5. 1825, 4.), bekanntge-⸗ 
worden find. Aber biefer 1. Th., der mit Ausnahme ber „Vita Spohnii‘' dem 
a ganz angehört, macht uns noch nicht Bar, nach welchen Grunbfägen 
p. bei dee Überfegung der Roſetteinſchrift verfahren iſt; im Gegentheil ſcheint 
das Dunkel noch dunkler geworden zu fein, da fie an vielen Stellen jegt gar kei⸗ 
nen Sinn, an vielen einen durchaus abweichenden von ber griech. JInſchrift gibt. 
Seyffarth (f. d.) hat feitdem gegen Champollion ben 3, die Behauptung ver 
theibigt, daß die hieroglyph. Schrift der Ägypter aus ber hieratifchen, dieſe aus der 
demotiſchen und die demotiſche aus der phöniziihen Buchſtabenſchrift hervorge⸗ 
gangen IN. — 
Spohr (Ludwig), berühmter Violinſpieler und ſehr eigenthuͤmlicher Com⸗ 
poniſt. Er iſt der Sohn eines Arztes, zus Seeſen im Braunſchweigiſchen um 1783 
geb. ;, fein Lehrer im Wiolinfpiel war der wadere Violiniſt Maucaurt. Balb ent 
widelten ſich ſ. arofen Talente in ber Tonkunſt. Ex trat als Kammermuſikus in 
die Dienſte bed Herzogs von Braunfchmeig, und begleitete dann f. zweiten Kehren, 
den berühmten Biolinfpieler Eck, mit heszogl. Unterftügung auf. beffen Reifen bie 
nad Rußland. 1804 machte er eine Kumftreife in Deutfchland und ward 1805 in 
Gotha herzögl. Soncertmeifter, Won dieſer Zeit an fchrieb ex. mehre muſikaliſche 
Werke, größtentheils Inſtrumentalſtuͤcke, nämlich Soncerte füsdie Violine und 
füc die Clarinette (letztere für f. Schüler and Freund Hermſtedt), Quartetten und 
Quinteiten, Duos für Violinen, Dariationen, Sonaten und Potpourris mit Bez 
gleltung der Harfe, und einige Duverturen; dann auch mehre Sammlungen aus> 
gezeichnet ſchoͤner Lieder mit Begleitung des Claviers; ein großes Oratorium: 
„Das jungfte Gericht“, und eine Dper: „Der Zweikampf bes Beliebten”. Sp. 
ſchrieb damals weniger gluͤcklich für den Gefang im Großen, welchem ex fo Mau⸗ 
ches zumuthet, was nur den Inſtrumenten eigen iſt und ‚gelingt. Noch mehr 
zeichnete er ſich als Violinſpieler aus, und gegenwärtig iſt ex wol ber gebiegenfie 
deutſche Künftler auf die ſem Inſtrumente. Die Reinheit, Zertigkeit, Beſtimmt⸗ 
heit und Sicherheit ſ. Spiels, die Keaft und Seele ſ. Bogens, fein mannigfaltiger 





610 Spondens Sponſalien 


Vortrag, bie Würbe, die Innigkeit und Aumuth, welche er ſ. Toͤnen einhaucht, 
ſ. Muſitkenntniß und f. Geſchmack, f. Bähigkeit, in * Geift der verſchledenſten 
Compofktionen einzugehen, endlich, daß er in f. Spiel wie in f. Eompoflitonen nie 
darauf auszugehen ſcheint, f. glänzenbe Fertigkeit zw zeigen, ſondern ſ. Concerte 
in beider Hinſicht freie lebendige Ergießungen einer gefuͤhlvolleun und — 
Stimmung find, — dies Alles erhebt'ign mu einem der erſten Kuͤuſtier. Als ſolchen 
bat fich Sp. auf ſ. Kunſtreiſen In were die er während f: Anſtellung in 
Gotha von Zeit zu Beit fontfegte, ſowle bei den Maſtkſeſten in Wiinkenhaufen ge» 
zeigt, und fol in Wien, wohin ee 1843 von Gotha ats Capellmeiſter un dem Whea- 
ter an ber Wien ging, zur Beit bes Congreffes (inter 1814) ſelbſt den beruͤhniten 
Mobe verdunkelt haben. Es twar ein großer Genuß, ihn nei f. Bitte, der Toch⸗ 
tee eines Kammermuſikus in Gotha, welche zugleich eine große Aknflierin auf’ der 
Pedalgarfe iſt, zuſammen zu irn. In Wen ſchtieb et auch ſ. genialen ,‚Bauft” 
——— f. erſte große Symphonie, und das Oratertum: „Das befreiete Deutſch⸗ 
Auf einer Reiſe nach Idallen (817), dis er mit f. Gattin unternahm, 
7 en bie allgemeinfte usb: ſeitrerſte Bewunderumng des Auskandes zu Theil 
geworden. Nach ſ. Duruͤckkunft nahm er die nn... bet bei 
Theater zu Frankfurt a. M. an. 1819 verließ er ging nach Bonbon. Hier 
ſchrieb er f. zweite große Dymphonie. Bro f. a * er ſich write Winter 
hindurch erde in Dresden auf. Hier empfing er ben Ruf als Capellmeiſter 
nach Kaffel, welches Amt er ſeitdem mit Huhn brklerdet. Den Sp. iſt auch einer 
ber. größten und forgfältigften Directoren. In f. legten Pertobe Re er nicht nur f 
ſchoͤnſten Inſtrumentalſtuͤcke, Goncerte, u. a. das in Korn einer Oeſangſcene, bes 
fonders Quartetten, das berühmte Rottumo, das Gonett, das De 
und ſ. Mufik gu „Macheth" geſchtieben, ſondern fich auch mit befonderer Liebe cuf 
bie dramatiſche Mufik gelegt und In der Geſangẽeonwoſition imleugbar gewonnen. 
Seine Oper „Zemire und Azor“ iſt voll bes tiefſten und ruͤhrendſten Ausdrucks 
darauf erſchien f. „Seffonda”, in welcher ſich ſ. edle Manier am gediegenſten aus⸗ 
gebildet zeigt. Minder anſprechend war der, Berggeiſt“; ſ. lezte Oper: MPeter 
von Apone“, iſt bisher nur in Kafſel gegeben worden. Sowie er fruͤhre ſchor 
eine ſehr ſchwer ausfuͤhrbare Vocalmeſſe geſchrieben, ſo hat ——— 
ſ. unvergleichliches Oratorium: „Die letzten Dinge’, deffen Zert Rochlitz aus bi⸗ 
bliſchen Stellen zuſammengeſtellt hat und welches an mehren Orten mit Bft 
gehört worben iſt, gezeigt, daß fich f. edle Weiſe auch für bie geiſtliche Muſik eigne. 


Dieſe Weiſe ſchließt fid, am naͤchſten an Mozart’ d Ernſt und Wäre an. "Surf: 


Tonſetzungen iſt eine zatte Sehnfucht, oder Das, was man grwähnlich das Etegir 
fhe nennt, vorherrſchend. Er iſt einer unferer groͤßten Harmoniker und zieht fivt® 
durch ſ. Modulation und fliegende Stimmfährumg an. Fruͤherhin eadelte man um 
ihm mit Grund das zu häufige und uimruchige Moduliten, welches vorzkglich Srfange: 
compofitionen unguͤnſtig ift. In fpdteen Werken iſt er auch — 
Gediegenheit gelangt. Daß er aber jene Stimmung zu ſehr auf fremdartige Bes 
genſtaͤnde überträgt ind darum zuweilen monoton wird, iſt auch m ſpaͤtern Wetken 
— vergummerfen. uf jeben Fall uber gehoc Ep. a den guöftan jett iccen 

den Tonkuͤnſtlern und Zonfegern, ber auch als Man von hoher Wilbung umb 
wörbigens Charakter auf einer hohen Stufe der Kanſt ſteht und zu ben 
Deutſchlands zu rechnen ifl. 

Spondeus, f. Rhythmus. il 

Sponfelien (Verloͤbniſſe) find Vertraͤge, wedurch di eanfage Bol 
ziehung einer Ehe se chen 2 befiimmten Perſonen feftgefeht wird. Werben Sb: 
mern mußten bie bniffe, wenn ein Klagerecht daraus entſtehen — muittelſt 
einer Stipulation, d. h. durch einen ſolchen Vertrag, wo Jemand durch elme ent⸗ 
ſprechende Antwort auf eine an Ihn gethane Frage fich verpflichtet, vollzogen wor⸗ 





Spontaneitaͤt | su 
den fein. Da Weslöhmiffe alfo Mexträge find, fo können fie nur von ſolchen Porſo⸗ 





nen, bie das Recht uud bie Fähigkeit haben , Verträge einzugehen, geſchloſſen wuer 
Betruntene , haben 


ben. Kinder, Wahn⸗ und Bloͤrſinnige, im hoͤchſten Grade 

weber die Fähigkeit noch die Befugniß dazu. Dingegen find die Berkööniffe mine 
derjaͤhriger Perfonen, auch ohne bed Vorrunds Willen, wenn fie bie Mannbar⸗ 
keit erreicht haben, und der unter vaͤterlicher Gewalt fehenben Söhne und Töchter, 
wenn der Water einwilligt, gültig. Betrug, Gewalt ımd Furcht machen jeben 
Vertrag, alfo auch jedes Verl nichtig. Auch der Irrthum kann, wenn er bie 
Perſon betrifft, die Sponfallen amghltig machen. Zur Verbisiblichleit ber je 
loͤbniſſe wird gegenfeitige Einwilligung , weiche fewol muͤndlich als ſchriftlich, ober 

auch durch Handlungen erklärt werben kann, erfobert. Indeſſen find durch manche 


Provinziaigefege — — die gu Guͤltigkeit der Sponſalien 


beobachtet werden muͤſſen. Bei uns in Deutſchland wird z. B. durchgehends bie 
Zuſtimmung der beiberſeitigen Ältern gu ben Verloͤbniſſen ſolcher Rinder erfobert, 

welche noch unter aͤlteriicher Gewalt ſtehen, mod) nicht sui juris find. Wenn die 
Altern ohne hinlängliche Urfache ihre Einwilligung vertweigsen,, fo hat bee Richter 
das Mecht, fie durch bie feinige zu erfegen. Sind Vater und Mutter in Hinficht 
der Einwilligung verfchiebenee — ſo geht der vaͤterliche Wille vor. Einige 
Provinzialgeſetze erfodern auch die Zuſtimmung der Bormünder und Verwandten, 
die Gegenwart zweier ober wehror Zeugen. Die nach den Vorſchriften ſolcher Ges 
ſetze vollzogenen Vorloͤbniſſe heißen oͤffentliche („ponsalia — ‚ bie ohne Beob⸗ 
achtung ber vorgeſchriebenen Feierlichkeiten geſchlofſenen aber heimliche, oder Win⸗ 
kelberloͤbniſſe (sponsalia elandestina), Die latztern find an einigen Orten durch⸗ 
aus ungültig; am andem bloß ſtrafbar. JIndeſſen beftehen fie * dem gemeinen 
Rechte auch im erſtern Falle, wenn Beiſchlaf oder prieſterliche Einſegnung hinzu⸗ 
gekommen iſt. Die Altern koͤnnen fobann nicht auf Nichtigkeits g Hagen, 
und dürfen ihre Zuſtimmung nur wegen hoͤchſt wichtiger Gruͤnde verweigern. Dach 
ordnen Provinzialgeſetze des Öffentlichen Beſten wegen in ben meiſten Staaten das 
Gegentheil. Aus dem oͤffentlichen Verloͤbnifſe —— die Verbindlichkeit zur 
Eingehung der Ehe. Der fich weigernde Theil kann dazu gerichtlich gegzwungen 
werden. Weil aber die Ehe eine Verbindung iſt, deren Gluͤck auf gegenſeitiger 
Liebe beruht, fo wendet man bloß leichtere Zmangsmittel, z. B. Geld⸗ oder Ges 
faͤngnißſtrafen vom einigen Wochen am, und wenn dieſe fruchtlos bleiben, fo weich 
der ſich weigernde Theil zur Gutfchdigung bes Klägers, zur Geldbuße und za den 
Koſten veruxtheilt. Kann ber Beklagte dem Eagenden Theile feine Genugthuung 
teiften, fo wird er wider [eigen Willen getraut. Indeſſen kann man von vollzoge⸗ 
nen Verlöhniffen zuruͤcktreten, wenn eine foldye Veränderung fich ereignet, wodurch 
man von Eingehung ber Sponfalien ſelbſt durchaus wuͤrde abgehalten fein, und 
auch hier geſtatten neuere Gefoge meiſtens überhaupt Leine gerichtliche Klage auf 
Vollziehung der Che, ſondern nur auf Eutſchaͤdigung. 

Spontaneität, Selbſtthaͤtigkeit, oder die Form der Tätigkeit, vermöge 
beren fig von Sinnen, d. 1. vom Geiſte aus, zu wirken anfängt. Sie iſt alfo entgegen» 
geſetzt bee Raceptivität (Empfänglichkeit, Erregbarkeit), welche darin — 
daß eine Thaͤtigkeit ſich von nn gig zu Außen anfängt. W 


ſawol von Spontaneität des Wahrnehmens als a sr FR 


ſtere beſteht darin, daß wir nicht durch eine Erſcheinung ſelbſt zum Waheneh⸗ 
men veranlaßt werden, ſondern unſere Wahrnehmung auf einen Gegenſtand richten. 
—— bes Denkens teitt ein, wo der Verſtand ſich ſelbſt in — 

est. Im Allgemeinen aber aenuen wir die Receptivitaͤt des Erkenntnißvermoͤgens 
ee regen Die Roeceptivitaͤt bes rimö⸗ 
gens iſt der Erich, die Spontaueitaͤt beffelben, oder das ſelbſtthaͤtige Streben 
nennen wir das Wollen. Gi⸗lcwol iſt daS Wogen oder bie Wilitue mad) widht das 





412 Spontini 
fiteiche Wollen und Be mit ihm vechunbene Blei. Denn nr bie Selbſtthoͤtig⸗ 
Leit des Beſtrebungsvermoͤgens, welche ber Vermmaft folgt, iſt fittlicher Wille, 
und bie moraliſche Freiheit ift das ——— ber Zuſtaud, ſich ſelbſt vom aͤußern 
Antrieb unabhaͤngig durch Vernunft zu:beftinymen, 
| Spontini (Gasparo), einer der. auögejeichwetfien jetzt. leb benden Theat⸗ 
componiſten, feit 1819 k. preuß. Capellmeiſter und Intendant ber Mufik in Ber⸗ 
lin. Durch 2 theatraliſche Compoſitienen: „Die Veflalin‘' und, Ferdinand Cor⸗ 
tez“, hat ex. vornehmlich die Aufmerkſamkeit ber muſikaliſchen Welt auffichgezo⸗ 
gen. Er ift zu Ceſi, einem Fleinen Städtchen im Kischenikaata, 1778 geb. Nach⸗ 
bem er bie erſten Anfangsgrümbe der theosstifchee Muſik unger bam berühmten Pax 
ter Martini zu Bologna, und unter Boroni zu Rom erlernt hatte, trat er in feis 
nem 13. Sabre in das Conservatorio della Pietä gu. Neapel, welches Gala unb 
Traetta dirigirten, und kann daher auch alq Zögling her uennnlitanifchen Muſik⸗ 
ſchule angefehen werben. Im 17. J. componirtz er bie Opara bufla: puutigi 
delle donne‘’, melde großen Beifall found. Im folg. 3. begab er ſich nach Mom, 
wo er die Dper: nGli amanti in aimente‘’ composirte, von da nach Venedig, wa 
er „I’amor seereto”' ſchrieb, kehtia aher nah Rom zuruck, und ſchrieb nach einem 
Texte des Metaſtaſio feine Opera seria: „L’isola dianbitan“, welche er nach 
Parma ſchickte, während er * einem Rufe des Theatere zu Neapel folgte. Hier 
ſchrieb sr feine Oper: „L’eroisme ridicolo” und exwaxh fick bie Achtung Cima⸗ 
roſa's, deſſen Schüler er warb, und mit dam sc 5 Jahre bis zu feiner Abteiſe nach 
Palermo lebte. Nachdem er bie letztere Oper componirt hatte, begab er ſich nach 
Florenz, wo ſeine Opera seria:. „Il Teseo riegmeseiute‘ alt Wirkung ‚gegeben 
murbe. Nach feiner Ruͤckkehr gab ex in Meapel die beiden Famifchen Dpesn: „La 
finta. filoanfa' und „La füge inmaschera‘, mit großem Weifal. Da fid) des 
Dof von Neapel feitbens zu Palermo befand, fo berief ihn ber Director des Sdnigl. 
Theaters bortbin,.umb trug ihm auf, 2. Eomifche und eine eruſte Oper zu ſchrei⸗ 
be. Die erſten waren: „IL finto pitzore‘ und ‚I quadri parlanti’', bie letztere: 
„Gi Elisi delusi”, zur Geburt des koͤnigl. Prinzen. Aber das ficilifche Klima 
mollte dem jungen Componiften nicht zuſagen; er Eehrte nach Nom zurkd, wo er 
die Open: „Il geloao e l’audace” fchrieb. Zu Venedig, wohin er darauf berufen 
wurde, ſchrieb er bie. beiden Opern: „Le metamorfosi di Pasguale‘' und „Chi 
piü guarda, meno vede”. Nachdem fü S. 14 Opern, unter welchen 11 komi⸗ 
(he amd nur 3 ernfte, auf ben vorzüglichften Theatern Italiens gegeben hatte, faßte 
es den Entſchluß, nach Paris zu gehen. Hier lernte man ihn zuerſt dauch (eins 
„Kinta iMogofa” Eennen, welche 1804 im Theater ber Opera .hufla gegeben suche, 
und an walcher man Geſang und Begleitung lobte. Dasauıf gab sr. auf dam Ihres 
ter. de.l-Opera aamiqua 1805.die Beine Operette: ‚La petite eisen‘, welche 
des Textes megen durchfiel; ferner bie klein⸗Oper: „Julie, pu.lanet du Aanr‘, 
und bie Oper: „Milten“, weidhe. zeit winkeın Beifo aufgnamgmen muzbe.., Melle 
dem wolte &. nur für bie Laifert, Akademie ber Muſik ſchreiben. In feines sur 
fen Oper: „Die Veſtalin“, bie außerhalb Italien feinen Ruf gruͤndeia, nahm. 
einen neuen Styl an... Er nahm ſich Gluck zum Vorbild in Hinficht auf Die. KK 
fedhheit des Befaugs / und fuchte bie deelamatariſche Chatalc iſtik beffeihen galt 
den Effecten einer reichen Inſteumentirung und pikauten Modulatiea us vereinigen, 
Er ib ber Kaiſerin Sofephine 1807. die Partitur ſeiner Oper, und fiegebielt 
dem 1Diäprigen Preis von 10,000 Livres, wiewol bie Bffenttäche, Oitiarue .hn,dene 
BGarden von Leſuenr zutheilte. Die Richter rühmsen das Feuer ah die Poatt bien. 
fer. glaͤnzenden Sompofition, und beivundesten vorzüglich „her StpLunt.ben-Schde- 
un Ausbruck von. 2 großen Arien, 2 Chöre von religioͤſem und einſchmeichaludem 
Charakter, und das Finale des 2. Actes“. Ein größerer Lohn mar ihm das Stau⸗ 
nen det miſitaliſchen Welt; denn dies iſt eigentlich bie Stimmung, weiche dieſe 














Sporaden Sporteln B18 


eu tAbenfchaftttche,, prächtige und Werhaupt großartige Muſik herborbringt. 
erfchlen auf dem kaiferl. Operntheater f. „Serbinand Gortez"; diefe Oper 


ſcheint den Ruhm der „Wefkatin”, an welche fe auch oft erinnert, nicht erhalten 


zu Baben. Auch hat fie ber Compomiſt ſelbſt (1824) Does in einer dritten Geſtalt 
anf die Bühne gebracht. Treffliches hat K. M. v. Weber ber diefe Oper ausge⸗ 
ſprochen. Deſſenungeachtet iſt fie ein Wert vol Feuer = Energte, und der Con» 
traft dee heidnifchen Mericaner und der chriſtlichen Spanier in derſelben vornehm⸗ 
fi) gelungen. Daß die Introbuction vermoͤge der urfpruͤnglichen Eintichtung ber 
Oper dem Eindruck der folgenden Stucke ſchwaͤchte, fol den Componiſten zur Um⸗ 
arbeitımg bewogen haben. Im Dec. 1819 kam In Paris feine Oper „ Olpmpia” 
auf bie Bühne. Man glaubt, daß bie laue Aufnahme derſelben in Paris, und 
der Umſtand, daß man dem Somponfften die gefttihte Direction ber großen Oper 
dafelbſt nicht Adergeben, Ihn Beftiimmt habe, die Anftellung als Generalcapellmei⸗ 
ſter in Berlin wertigflen® nicht abzulehnen. Er brachte bie letztere Oper (von Hofs 
mann überf.) 1821 mit grofem Aufwand auf die Bühne. Spaͤter hatte er zu ber 
Auffuͤhrung des fefltiihen Mattenguge, I welchem man mehre Seenen der belieb⸗ 
ten ga „Lalla Rookhe (bon EhemaeMoote) am berliner Sofe verfims 
e, verſchledene e defchrteben. Dieſe nd mit mehren andern in ſeine 
a ‚Rurmahet" (gegeb. 1872) aufgenommen worben. Man Hat beſon⸗ 
ders von Berlin aus frinen Testen Opern den Vorwurf gemacht, daß fie fich nur 
durch Aufbietung aller Pürfllerifchen und mechaniſchen Effecte auf ber Buͤhne gu 
erhatten Im Stande ſrien, und dieſer Tadel hat fich bei Gelegenheit ber Oper „Abs 
eibor" 11828) © höcen laffen. Als der Tonſetzer enbfich von „„Agıte® von 
nur eine Hälfte zur Wufführung brachte, warf man ihm Langſam⸗ 
kelt und Mühe des Produciene vor, ımb bemerkte, daß jebe feiner fpätern Opern 
eine Seafe tiefer ais die „Wefkatn”' ſtehe Auch Aber fen Verhalten als Direetor 
in Sinflcht der Berwaltung der muſikalifchen Angelegenheiten der koͤnigl. Oper in 
Berlin und namentlich in — auf die Aufſuͤhrung frember, z. B. Fr 
Opetn, find ihm Vorwuͤrfe gemacht werden. Es wird aber um fo nöthiger ſein, 
das Vrthell der Machweit darüber abzuwarten, da &.’8 glängende Stellung ale Ausb: 
Finber ihm natürlich viele Gegner verfchaffen muß. Als umfichtigen und feurtgen 
Director der Ruſfftk ſcheint man ihn jedoch einflimmig anzuerkennen. 
Sporaden. Die Infeln im grlech. Archipelagus wurden von den Alten 


in Sporades, d. i. zerſtreut legende Inſeln, und in Cyklades (f. d.), d. 4. 


Kreisinfein, weill fe gewiſſermaßen im Kreife um Delos herumliegen En 
Beide Benennungen find noch jetzt iiblich Die Sporaden, länge der Kuͤſte Klein⸗ 
afiend von Umyen« bi Knibos, gehoͤren zu Aften. Die merfinfiebipften find Chiv⸗ 
(&cio), Seele d.y5- die Heine Belfenhifei Pathmos (1800 E.), —— 
a ne im © lebte (unter einen Baume, deſſen Zweige jetzt eine 

Tafferhaufee und Baͤber bedecken, ſoll dieſer Biebiingöiänger Jeſu Die 

—*3 — aeftheteben: daben "daher Bas Mofler des Bei, © Ilhannes, — 
e genannt, auf dem Gipfel eines Berges, m. e. BAllothek); AO, jrtt 

id, Der alten Stabt Knſbos auf drr — gegeneͤver, bad Waters 





vr Seren dhat einen guten Hafen mit Beſadaug; die 


großen Mhodas und Lesbooif. d) u. a. Pa 
BSBport ekn, Gexichtogebichren, von dem Tat. aporteii, ein Peiner Korb, 
worin wan Bei den Romern zut Zele der Republie Demen, Die bei den offench⸗ 

chen Nahlizeiten nicht zugegen fein konnten, ihren Anthefl an Spelſen nach Haufe 
fchiekte; abe Babe —— unter ber namnuchen Benennung, in Gelb verwatt 
Det watde. Sporteltare, gefehliche ft, wieviel Denn ichter Fe 
jebe geckiyetiife Handreng odrr dem Aboocatn e fiber Acbeit und Bemaheng 


Eomr.Ler. Siebente Auf. S.X Ä 88 


GM Spott 


BBBOtt IR cin [ef are 
vater all alſo gamein bie Mißbilligug eine Gegen 





Mutkein- Epdgikt. te ap 
|. und en no —** 
Auch: De ie wolches im Wainen, © 
ige Zenhenj, kam ah Gusadın au srhalten,. aubsutk ——— 
beiden wiedar auf berfihiehene Weife biefen Buedl emaächs, Auf daßs Basti bericht 
ſich da Ion — von am Verſtande dag gen mied neun 
orgabegcht zen Nur wae durch dieſc Igor 


armen ei. re Gefuhl, das ſich Auch Wortt niß 
Ast, u) wem sein und [ehr — er — 46. die Spuachten 
Idae der Pernuggft muß, eha ſie ein Hort mis, die Regien 

durchachen und —5 — Dob⸗r auch wirft bie Spaces — 














Mben, mie der Organiämns aus 
Danflen Dragpiänıen bisfalben Organg immer minbe; zu erögnusnginb, | 
‚bes wir in den MWorten inner dieſelben — voiahge ,. dynen 
nach die Gipicauten (Dance) hakfüsen.. Cie werben sewähuiih in Haie, 
Genſonanten elagetheilt,. Iena find der — aachgebildot 
die Lippen auf aͤhnlſche Weila hervargebracht wie Küng der 
bie verſchiedene or ber Lippen erzengt fie und bie 





fls am ichlauten, bar kumer 
— wechen * Bei der Anaſprache der, 
ben endlich wird entwedet der Rüden ober bie Sie ber Zunge auf 





| 


Sprade | - Bi6 


Weilſe an den Gaumen gebracht, oder: fie wird ezogen und niebergedräckt, 
und ber Laut entſteht durch den Hauch ober die Sufammenzichung bes Gaumenſe⸗ 

BB. Wirb He Spitze der Zunge am Gaumen in einer zittrenden Bewegufrg ge⸗ 
—2 fo dildet ſtch bdas x. Bei unſerm g wird die zel der Zunge an den hin⸗ 
tern, bdeim ber Nuͤcken berſelben an den vordern Thell des Baumens gebtacht; 
badon unterſcheidet fich winfer ch dadurch daß dee Ruͤcken ber Zunge flacher an den 
Bauen gelegt, der Athem ſtaͤrker hetvdrgeſtoßen wird. Kaendlich iſt der reinſte 
Gaumenbuch ſtabe, der durch die Mandeln und das Gaumenſegel ohne Beihuͤlfe 
ber Zunge hervorgebracht wird. Modificirt wird bie Sprache a) durch die Stimme 
(f. d.) Im 3 b) dadurch, daß eine größere ober geringere Menge von Luft in 
ſchnellere ober langfamere Bewegung geſetzt wird; ber hoͤchſte Grab des erſſen iſt 
das Schreien, ber niedrigſte des andern das Fluͤſtern; c) bie Bauchredner fprechen 
anſtatt mit den Lippen und ber Zunge mit denr Gaumenſegel und ben Mandeln allein, 
und 


waͤhrenb des Einathmens; d) die krankhaften Abweichungen beſtehen in 


Sprachloſtgkeit (alaña), oder in unvollkommenet Ausſpracht (paralalia). Die &> 
ſtere haͤngt am haͤufigſten vom Taubheit ab; die daB Erlernen der Sprache verhin⸗ 
derte, oder von Seimmloſigkeit (ſ. Stimme), oder von Entzuͤndung, Geſchwulſt 
und ander Fehlern der Sprachorgane, die wir vorhin erwaͤhnten. Die letztere bes 
ſteht entweder im einer allgemeinen Schwierigkeit zu ſprechen, und wird dann zaa- 
glatte genannt, oder in einer partiellen, ſodaß bei gewiſſen Buchſtaben und Woͤr⸗ 
teen dleſe Schwierigkeit eintritt (balbaties , Stottern), ober fie gibt ſich auch durch 
unvollkemene Auoſprache eirizelner Buchſtaben kund, und wird dann paralalla 
Iabislin, nasalts (neritas),, linguatis, gutturalis, lambdaeismus, rotseismus, 
wigwartsmus genaunt. Blaesites heißt ber Fehler in der Ausſprache, wo bie ſogen. 
harten Buchſtaben mit den weichen, und umgekehrt verwechfelt werden; batra- 


Shelnlia endlich ber, wo von Zungengeſchwulſt (ranula) die Sprache fo verändert _ 


wird, dab der Menſch mehr frofihartig zu quaken als zu fprechen ſcheint. Aue⸗ 
Sprachfehler nur dadurch gehoben werden, baf man theils die Urſachen 
Derſelben entfernt, theils eine große Auſmerkſamkeit auf die Ausfprache verwendet. 
S. Ditviie, „Über die Urſtoffe der menfchlichen Sprache” (Wim1821). BP. 
Sprache, E fubjectiv gmeommen, bedeutet bie Faͤhigkeit eines We⸗ 
end, Anbern feine Vorſtelungen und Empfindungen auf eine firnsfiche, vernehm⸗ 


are Weiſe mitzutheilen. Diefe Faͤhigkeit, Empfindungen, ohne Begriffe, durch 


Toͤne zu erkennen zu geben, iſt bloß Stimme. Im objetiven Sinne verfieht man 
unter Sprache einen Inbegriff ober Syſtem von Bezeichnungsmitteln für Begeiffe, 
Borftellungen and Empfindungen, Rad) der Art diefer Begeihnungsmittel wird 
die Sprache wieber eingetheilt: =) in Wottſprache, ober Sprache im engern und 
Adentlicyen Cham, infofern man ſich articulirter Töne, der leichteſten und beſtimm⸗ 
een Bezeichmmngſmittel, zur Darſtellung der Begriffe und Vorſtellungen bes 
dime; eier Gefagmittel diefen Wortfprache iſt die Eicheiftfipenche,, mitteift weicher 
man jene Töne durch geſchriebene Zeichen andeutet; b) bie Sebaͤrden⸗ und Mie⸗ 
wenfpradye, wo durch koͤrperllche Bewegungen und Thaͤtigkeiten, ohne Toͤne Be⸗ 
griffe und Borfieiumgen zu eulenmen gegeben werden. (©. Gebaͤrde.) Ihr Eefſqh⸗ 
itel snsifchen Perfonten, bie vom einander entfernt find, iſt die Bilberfchriſe oder 
B ache. (S. Hie roglyphen.) Die Gebaͤrden⸗ ober Mienenſprache kann, 
jen man fich zu berfelben bloß einzelner Theile des Körpers bedient, wieder 


beſendere Benemungen haben, 3. B. Augenfprache, Fingerſprache 1c. Die Iehtire 


gebtarchen noch diele rohe Voͤlker, beſonders um ihre Begriffe von einer Menge 

bdder Zahl auszudruͤcken. Unſere Begrüßungen durch Verneigung des — x, 

an — 
der t At, Ober von 

wuͤrſigkeit und Herablafſung des Gruͤßenden ıc. autzudruͤcken er Du erſte 


\ 





516 Spyrache (Urſprung und Ausbildung) 


Syrache war, Infohem fie Vegriffe und Borflelungen zum Begenfianbe-hatte, 
bloße Gebaͤrdenſprache. Sowie das. Mind durch das —** der‘ Arme fein 
Berlangen, durch Schlagen, Gtammpfen und Abwenden bes, Hatpto feinen Un⸗ 
willen, durch Zeigen mit dem Singer den Gegenſtand feine Anfinerkſamkeit an⸗ 
deutet, fo bedienten auch die erflen Menſchen ſich er Gebaͤrden str Mistheilung. 
,‚ Die urfprängtiche Schriftfprache war daher midy Leine ſchriftliche Wortforache, d. h. 
eine ſolche, woduich artientirte Toͤne ansgedroͤckt wurden, fondern es war eine 
Buberſcheift, eins ſchriftliche Gebaͤrdenſprache/ melde dem Auge-bie Borſtclaa⸗ 
gen und Begriffe unmittelbar anſchaulich machte. Der Stimme bediente man fich 
bloß zum Auddrucke dee Empfindungen oder wie Derfichung: ea 
die mehr durch das Gehoͤr als duech die Augen bemerbe merbins, "and hieemit be⸗ 
girmnt die Sprache im engern Sinne; von deren Iffprung nım die Rede (din fell, 
Wenn wir dieſe eine dutch eigne Organe bewirkte Glirdetung der Boͤne nenmm, 
woberech Gedanken ; Beflchie und Empfindungen ntgecheilt werben; Arena 
wir dadurch eine cichtäge Erkidrimng gegeben gtı haben. Kein Ten wird zum Wert, 
bis eu deerch die Zunge, die Rippen, vie Ale und den Bauen die Veraͤnderung 
erkeldet, welche wir"Astichlatien ober Gurdereg neunen: Ma nun aber wancht 
Thiere biefe Fertigkeit; die Mine zu glledern, exlangen Rönmen, fo war der Kuſet 
nochwendig, daß durch dbeſe Verrichtung Gedanlen, Befühle and Empfindungen 

imitgetpeilt werden mſſen, wem Sprache entſtehen foR. Dadher weber ber Pape 
7 noch der Staar ſprechen, ſondern mer die Töne glledern lernen. Die Spracn 
ft ebenfo ſehr einer der größten Vorzuͤge der menſchlichen Natur, la fecint du 
wichtigſten Gefchtnke "der Gottheit iſt. Wie ſſie nicht ohne Verunnft eutſeht, alſo 
fe das vorraglichſte Mittel, die ale zu bilden, and: bie — 
zu erheben 

u. —— und Ausbildung ber —* > Bam wie die 

Sprache ein mendlich wichtiges Gefchenk des Schoͤpfers neuurn, fo fiidb wir doch 
weit entfernt, der Meinung Derer beizuereten, welche bie renſchliche Drache, iS 
rine Art der Offenbarimg, unmittelbar von Bott ausgehen laſſen. (Vaul. u. A⸗ 
Fichte, „Vin ber Sprachfähigket und dem Urfptunge dee Sprache, in ſeirem zunb 
Methhammers „Philoſophifchem Journal⸗, 1. Bd., 3.1.4.9) Es if, ud 
riae einſeitige Anſicht, die Sprache durchaus auf bie Nachbaidung von Naturtoͤnen 
zuruͤckfuͤhren zu wolle; von damen ſie nur zum Theil und nach ihn aͤußfeen Eee 
meinten ausgegangen. Es HE natuͤrlich, Daß der. Morſch das urban des Danmers 
wie das Saͤuſeln bir Euͤſtchen, das Brüßen der Kiimen nie das Rieſel eines Bach⸗ 
Weine duech · ſeiue Laute befchreibend nachahmen wirb. Wir Forum Dainese Epraqe, 
die wicht rrich an dieſen nachahmenden Woͤrtern waͤte, doch Aiakltaftuu hen heine 
ten Sprachtn And vielleicht darin am reichſten. Die x———— hen Ai 
tee überniien Amel erhaben iſt, nemrt dir Kate Wilele.,. di Km 
kadn, ten Winb-Waihn, das Brüflen dep Thlere · Rudlide, mmeihes em. dab 
"Bat. rudere-etiiiert.. Auch · das — beiten: hohes Alerrebanfo unheß tzer 
iſt, har Ae Menhe ſdicher die Mater nackabnember Mouse ; : aber: vicht leicht 
unschteirgenb eine dat werten Dprachen in de ſer Roͤcſicht weichen fein als die heut⸗ 
HR, von der ihre Toͤchter, die hotlaͤndiſche Tinglifche r daͤniſcha Und ſchwediſche, 
greßentheils dia urfprüntglichen Worte dieſen Art noch beibehalten haben. ber xc 
mie demerkt werden, daß Laute, und zwar auch gegliehente Karcte arſt durch ihor 
Bqlehuug auf eigenirine Vorſteuung, ſowie dur das Berkhlanißgu ambrum Bass 
“ten ‚:rotldyes ihnen tnıcch das Denken mind, zu Morten werden und inſolern hau 
Oprocpe guaehbin. Erfk durch das Denken ensftand bie Cipuncha eigensich, 1a 
duech die Erivriterung des Kreiſes der menſchlichen Wigriffe waxde die Sprache 
reicher, und gewann hawuptfaͤchlich in dem engern geſel Maftlich en veben an Mame 
—— Ausbildung; dem fuͤr jede une Erfindung für jede neugewean⸗ 











Sprache (Urſprung ımb Ausbiibuag) 617 


nee Becuewlich läitıdes Behand behrrfte bie. Sprache eines nauen Worto. Jabeſſen 

dann man ſich die Auobilhung der menschlichen Wortſprache mar immer als ſehe 
Langſam fortgehenb denen. Man hat nicht / fir alle Gegonſtaͤnde, die den Sinnen 
ſich barboten, nicht foͤr alle Dinge, welche das Neduͤrfniß heiſchte, wicht fir alle 
Hanblaugen, Vhaͤtigkeiten, Beorſtellungen end⸗edankerrinen⸗ beſtimten. Aus⸗ 
druck ——————— ſech zuv Abhetfung dieſed Mangeiü auch ſelbiſt damals 
u ſchon — un Dos durch ſichtbar⸗ 
Velchen anzugeben, ˖ was man Dec) Worte sicht bezeichnen: konnte Allenthalhen 
findet mm, daß A Bolt un ſo mache vie Gebaͤadenſpeache gebracht, je reher teß 
felbſt, mb je hemmt fen Wortſprache tft. Ja, man berarkt feibfi bei den gebilhetſtan 


und Moaſchen, daß ſie, wenn ſie ſich einer wicht 
Eamır bob, Tdmsihre Da zu allerhand / Geſticalationen und Gebaͤrden 
nchmen, vm ſich uch rdenfprache alfo ‚roar. die Baemiti⸗ 


ſerrud fie. arich sinne fen moͤgen, Eins und Daſſelbe bedernen. Obgleich die rs 
baedenſprache die allgemein. vorſtaͤre lichſte iſt, ſo wur fſie doch immer bie aͤrmſt⸗ 
ud fie konnte nicht ze Darſtetung einer zuſamenhaͤngenden Reihe von Worſtel⸗ 
umge, — einer verwickelten, durch Ben, und·Mittel 

bewitkteu Handlung dlenen. Daher ft auch nie bir Wertſprache die Spracht dm 
Dentens/ Rede. Das Wort iſt bar wothwendige Träger bed Gebankens. Befefkar 
die Menſchen in engen Kreiſen fich an tinander anfchloffen , deſto amehe Beſtinamt⸗ 
en ee Begriffe gerählsen Toͤne; denn erft aus. ben Toͤnen 
eſtanden Woͤeter als Sachen mb 


Beykknungsmittel des Borfielungen. Dax 
bie immer fleigende Penfchenmenge flieg auch ber Verkehr, und ed mar daher noth⸗ 
wendig, daß man fich Aber Medeutung ber Toͤne oder Wörter gegenſeitig verſtaͤndigte. 
Dies geſchah wol Haile mittelſt der Gebaͤrdenſprache, theils mittelſt berfanigen 
Wörter, aber deren Bedeutung man ſchon einverſtanden war. So nahm ein 
Deiteftamm ode ein Geſellſchaftekreis von Menſchen bie Wortſprache des anbens 
an; ſo orwolterte ſtch das Geblet der Wortſprachen immer mehr, und fo enblich 
kam es auch, daß man oft in einer /und derſelben Sprache mehre Woͤrter findet, die 
wur einen Bepeiffibepoihnen, denn jeber Votksſtamm behielt die. einmal. für eine 
Sache gewaͤhme Braennung, nahn aberoft, der alltgemoinen Verſtaͤndlichkeit wegen 
auch en mit auf. Ans dem Entwickelumgsgange det Menſchen 

— watum: die Wort⸗ anfangs mare ſinnliche Begriffe bezeichnen 
— Sperchei, die uns bekannt find, zeigen eine große Unbe holfenheitiin 
—** — und · die meiſten Ansbehce, feibſt neuerer 
Ins para r Devflandesbegriffe, haben doch a. Aufange eine 
reiafi wa Bedeutung * Wir brauchen nur ai bie Ableitungen · von ‚au 
For, ale, virus (Atian am GSanſbeit, ber Athem) gu eriimern, num died zu 
— ** — Freuer iſt 6: wahrfcheulich, daß die Sprachen im Aufange einfpibig 
geweſem ſelen) wie Edle Wierzecacce iac den Alteften Sprache ulle find... Diefe: Kür 
ſxuchkrit hat ſich in ders anal Mundawrren nes ſuͤbo ſtlichen nn deun 
mcht bioß der Ehineſe, ſondern auch dre Vuchteſo, der⸗Siameſe u. ſ. ve., tele 
Ba an Mundarten Man bet uud wol gefagt, daß die Sprachen 
—— je iter le find, Judeß wiberlegt ſach bins 
Ar Merglelcheug nn Syprache unit deon / alten 
fvliſchru und gerrnaniſchen / Mundarten, obglelch nicht zu deugnen If, daß das 
Mſe gothiſche vr. Jahrh, ja mach dab Abemanniſche im 11., viel reicher an Vo⸗ 
eben war is dad Jetzige Deucſche. Dasd Verhaͤltniß· ber. Eolbktonter zu bar Ai, 
laatvtuun Aner Sprache ſcheint und alei mhr msit: dem / Mima zb ber Lebeudart 
ber Voſter aiſannzuhangen. Die Bewohner männer. Gegenden obffnon alle 









AB: Sprachen: (Verſchiedenheit der) 
beint Sprechen beri Band weit mehr, als Miller, bie in kalten ober geblegigen 
Gegenden leben. Ban vergleiche die Sprache der Etkimos mit den Meuld arten 
auf den Sünferinfeln, das Polnifche mitt dern Sealtewifchen ; = beiiperlo, 
ſrlbſt das Sanſken reich an Mitlautern iſt, weil es fich auf ben Höhern 
bes mittlern Afiens biidets. Wix Benin zu — — 
Epracho bilder fi, nur in Geſeliſchaſt; der vereingelte Menfch verlewt fie föger, 
wem er ſich nicht mit fich ſeibſt ober mit Wefen uucerhaͤlt bie Iänerfeine- Eisibiitenteg 
—*— Iſt die Sprache Tochter des gefelligen Webhrfaiflee,,. fo- ſcheint bes Impe⸗ 
ratls allezeit ihr roheſter Anfang. Darum iſt er in si ä 
fertigen als jeber aubrer Nedecheil (I, Die, Face, Due: Geh, Ch, Sptich Ce 
kAnnte ſcheinen, ein Eintunzf gegen bisfe N fein ‚; daß Die (Afinefen; 
einen Jmperativ haben. - 





g 






tıbie Behauptungz zu rechtfer⸗ 
tigen, daß auch bie Auerufungen oder interjocttonen maͤchſt dem Amperativ - 
fprömgtiche Beftanbcheil⸗ ber. Sprache ſind. Denn fie. find oft DENE all Nocheh⸗ 
ung ber toͤnenden Natur. Dies bewelſen bie Interjectienen: ovai, van, rache; 
‚eheu, und das allgemeine ob und ach, und aote viek andee in der ganeinen Vells⸗ 
forache: platz, bautz, katſch, piff. Da bie Sptache nicht bloß das Hoͤcbate Sen 
zeichnet, —* auch Ans, was auf die uͤbrigen Sinne wirkt, ſo mitfichue: dieft 
lettern ge zunaͤchſt derch — mit dem Sindrutk auf Gh, 
md ter Big erſcheint hier oft wirſſam, som ekhurtyen 
En sole 33 ſei dee Wie, den man wol ſteht, aber nicht hört. Sein 
Rame indeß if offenbar von der Eichnefligkeit hergemommen, die bat ihen ſo ſichtbar 

wird, daß man das Bifihen zu hoͤren glaube. Wegen biefer Verglelchung bee Ciu⸗ 
brihete auf das Ohr mit denen auf bie Körigen Sinne muͤſſen ann 
en biefelben Raute jare Bezeichnung berfeibet Sache wiederdehren, und Im eimte 
und bderſelben Sprache haben alte ſolche Woͤrter gemeinſchaftliche Laute, bie in 
iegenb einem allgemeinen Begriff Kbereintommn. Wir wolle: nur als Veiſpiel 
‚das fi, als Wargellnut zur Bezelchnung des Foſten, Dichten, Kräftigen, ſewol ins " 
Griechiſchen und Eatelnifchen als Im Deutſchen anführen. Stehen, ivzyui,arun, 
Stand, oraduoc, Strin, ern, ſtandhaft, oreoscoc, Scadt, Guru, tere, 
alutere, atatura. Drrgleihen Verhaͤltaiſſe laffen fi — dA einigem Rad 
denken leicht finden. 
IH. Verſchiedenheit dee Sprachen. nt bie nefichmg ebier 
Sptache ans dir anbern und Ihre Buthdhringung auf eine gemeinfchafetiche Me 
fprache betrifft, fd maßen wie ums nicht am, bie Frage zu entſcheiden, ob alle Cum 

chen bes Erdbodens don einer und beefelben Mutter abflähnmen, ober ob Ws als 
Beer des Kmmas firrd. Doch find wir ſehr guweige: zu glauben und getraucn mes 
ſelbſt burch Gruͤnde wahrſchedalich zu meudyen, daß, wiewol niele 
lich oder muthtnaßlich von einer aͤlteen Srundſprache abſtammen, denmoch ſehe vitie 
einen voͤllig unabhaͤngigen Urſprumg haben. Wie der —— — Sicht 
mie Bent germaniſchen gemein hat, fo HE die Oprache der — wefend 
ſich virſchieden von der Sprache dee EEkumss, als beibe Abarten des menfchliche 
Geſchlechts umter Mh doͤllig verſchlebden find. Kann man aus der Geſchichte beit 
gufammenhang einzelner Boͤlkerſtaͤmme darthun, fo U der Übergang ber Sprachen 
wol zu erklaͤren, wenn auch die klimatiſche Verſchiedenhelt bedeutercde Abaͤrerecui 
gen rbringt. Wir wiſſen Alle, daß die jedigen Betten forbol von den Ange⸗ 
fochfen ald von den Nornmiannern, von ben alten Writemnien, wie een 
den Dänen — — es ie daran „ 5 eye 
Dunder ten in prache ettiarbue * 
Biegungen —* me and ital. Uusichdie —* 
















Sprachen (Werfchtedenhelt ber) MR 


tn mit dern Buͤrgertocht befädentehat; daß man nicht bloß Eienio, Portfolio, Per- 
teo, Hurricano ſagt, ſondern baß man auch vom dem echt engliſchen brag, prob 
Rn} — ver Prahlhane, bilder welches bie Staftener gar 


daB Pafftoun fühl In deu flandinduifäen Munbarterr ebenfo bildet the in beria 
und Griechtfhen, und warkin Buß —— privatioum fit deu @unfkeits 
— —— fo vorkommt win im Srhechiſchen · Wernn man an -· 


freue 
ſtand; Iobten nn — ——— Sowie ihre Menge immer 
wuche, traten die verſchiebmen Geſchlchter, durch Vercwaudiſchaft, Zuneigung 
oder Oedaͤrkniß daſe engriaben, in übgefortberte Haufen yufattuntett. Der gefeBige 
Verkehr one ehells wegen ber Oeringfügigkiit der damatigen Berktfeifle, ‚ helle 
_ der Lelchtigkelt/ womit man All dileſelben verſchaffen konnte, forgur su 
nicht, ferber jeber Stans ober De beſchraͤnkte fi; gröftentheils 
if Pic um Toben naͤchſten Umgebungen. Es eittfländen frühzeitige Kriege, wo⸗ 
durch der Verkehr imter ben Menſchen, und mit ihm ie Merbreitung einer ihnen 
allen verftänbltchen n Wortſprache gehindert wittde. Daß meehre gieich aber Ähnlich 
lautende Woͤrter in vielen Sprachen enen uud den hArmlchen Ser A iſt 
ee eu babe: Denn 
a a Beuminungen in mehren Sprachen für einen Ges 
genftonid Binnen entweder mufäliig-emflunden frin obrt es find auch Klangwoͤrter, 
d. h. ſeiche, wemit man Sachen durch Machabinteng der Art und Weiſe, role fis 
ins Gehör fallen, bezeichnet; ober es find Wörter, die etſt durch den ſpaͤtern Ver⸗ 
Sehe eine Augemeinheit erhieiten und ſich von Munde zu Munde 
fereflonten: Denn ecbenſo wenig, ald nah daraus, daß z. B. Kanone, Bajon⸗ 
net, Etrone, Guillotine ſaͤmmtlich und In allen Sprachen, wo man die Sach 
ſelbſt keunt, der niemichen Gegenfland anzeigen, nach Jahrtauſenden oder Jahr⸗ 
hraiderten auf die Abfkamtitiung aller menfchlichen Spyrachen von einer Mutter 
f geodhe weich (hießen Binnen: ebenfe wenig kann Dies deßhalb geſchehen, weil Die 
Moribertcreingen füz:@rbe, Di, Haben; Sein ıc. im vielem Sprachen gleich ober 
Doc; känlich kungen. - Miele: Woͤrter in ben verſchledenen Gprachen find fich dem 
Been nach aͤſßnlich oder gleich, inb Haben auch wirklich ——— 
ven einander abzuftantiiten. dee koͤrmte aͤhn 





588 SBpyrachenkunde (allgemeine) 


som die Bereichnung ſolcher Empfindungen nach jenem Ausrufe geformt. war. 
Abgaſehen nun: nen der Ü keit, bie in den Sprachen wegen: ber gemeinſamen 
Elemente.( Vocale uud Gonſenanten), fowie wegen ber, Krt. bee. Auabilbuug, in wei⸗ 
dar fi: olır Geſetz des Geiſtes vffercharen muß, web endlich sungen dar Bereicherung 
ber Epsuchm fiomfindet;. Bönmenimir body bahaupten, daß, weil der thaͤtige und in 
Kopsrdgan · ſich anch ildende / Geift · das Wort zu feinen dufierung ıbusud;t, bir Au⸗ 
heneg abar/ wie let. Äuherlithesfeibfi, ein Werfdhiebanss iſt und der Geiſt zuca ſi im 
Gtämnmen, barııı im. Subieibwei{ic, besmeribarnerfdrichem aukbildet,, eine Mesfcyies 
tunbeit ber. Sprachen nochwendig war, ſelbſt. wenn wir Amehmen, daß as ein Ur 
weit᷑ und ejne Veſprache gegeben haben folite: Die: Sprachen weraͤnderten ſich haͤu⸗ 
fis,je nachdem / dio Maͤter in naͤhern Verkehr Kamenz. andre Sitten, Matur⸗ unb 
Kuuſter eugniſffe, Begebenheiten sub Erfindungen gaben ſowol Veranlaſſumg zu 
nenen Märkten, als auch dapt daß man bie vorhaudenen: Benennungan voft auf 
aabte, von ben urſpruͤuglichen Begrlffen ganz derſchaedene Gegeuſtaͤnde auwcudte 
Hatte mer für gerſchledenartige Begriffe nur eine Benemumg, fo: [uchte mean den 
Unterfileb.hen durch 46 Mort bezeichneten Brgriffe.hurch die Betonung des legtern 
bemerklich zu machen, oder man euriath. auch ſchon aus herx Wort — be⸗ 
zeichnet werden ſollte. Etſt unier deu „Hand. ber Dichar exhlelt.Die. 
haͤhere Bedeutung, ein friſches jugendliches Leben; Aa aber bie. fruͤhern — 
biefor. Diehter vur von Munde zu Nunde fortgepflangt warden, aind folglich viele 
Ahdnderuuugen erlitten ,. fo kann man aunehmen, daß erſt darch hie. Schreibe lunſi 
(die eigentliche Buchſtabenſchrift) und. deren allgemeinere Berbreituung bie prachen 
Dower mad Feſtigkeit erlangten... Schriftſteller und. gefellige übereinkunft bitbeten 
dia Sprachen aus. ( Vgl. Derben'6 ‚Abhandlung über. ben Urſprung ber Eiprache”‘, 
web. Mombobbe’s Werk ‚Vom Urſprung und Fortgang bes Space, überfegt 
von Schmidt , Wiga 1784 — 85, 2 Be.) 
Moch theilt man bie Sprachen ein: 1) in ebenbe und tobte. Tobt heißt.sine 
Syrache, die durch den Abgang eines Volks, dem fie eigenthuͤmlich wer, anfge 
, Gpsache einer gemyen Nation sıs fein, ‚mens fie auch auch noch unter gewiſſea 
Giaffen —** verſchiedener Matienen im Gebrauch iſt, z. B. das Altgrit⸗ 
J—— Hebraͤiſche. Eine ſolche todte Sprache heißt eine gelehzte, wenn 
ſie ais Hälfentittel und Organ der gelehrten Welt bist, wis namentlich bie beiden 
chaffifchen Eprachen. Lebend iſt sine ſolche Sprache, bie von einem noch heſtehen⸗ 
den Wolke, beffen urſpruͤnguches Eigenthum fie war, gebraucht wird; 2)"Pempi« 
—— —— jene, die ihre rigne, dieſe, die ihre Entſtehung einer aber 
Sprache zu derdaurken haben, wienz. B. die italleniſche der lateiniſchen, die hollaͤn⸗ 
—E— — 
jaue Uen nand Mutterſprachen wennt. Berwandte Sprache nanut men Sch we ſaet⸗ 
ſochen.Als Hauptlprachen vᷣetrachtet man in Ouepa a) bie altgriechiſtha,h) bie 
lateiniſche, m) bie aitbentfche, di) die ſlawiſche Sprache. Jadeſſen verſteizt sun 
use: Mutterſcoache in Begiehung auf eimzelne Perſonen gewoͤhmlich bin Sprache 
wo ZLndes, woxin Jamand von einheimiſchen ÄAltem geboren iſt, als Megenſat 
tur fermaden Eprache (Vgl. — —— Sqh eift; 
mo ar 
Sprach nkunde lallgeniue). Spam bie Witied.12. Jahrh. de Broſ⸗ 
BA Monbobbs, Herder u: A. uͤber den Unſprung der Sipra cha (fd, b) sichtige Anfich⸗ 
tun varbeeitat haste, und ſo lange bie Grgählung vom vom Therwibau zu Babel wicht 


verfehtie Dichtung: wehmer und alle frͤhere Forſchengen zu. keinem baſriedigenden 
Gugehnißi fiehenn. Man ging. haufig von der Beramtfagung mub, daf alle Syrs⸗ 











Sprachenkunde (oflgemeine) si 


chen Taͤchter der hebraͤiſchen wären, verglich viele Woͤrter und leitete fin nach oft 
san zufälligen Lauthulichkeiten von einander ab. Nur wenige gelſtreiche Maͤnndt 
—— durch gefande Anfichten von der Fortbildung ber Sprache dahin gefuͤhrt, 
mehre Sprachen zu zeugliebem, wie Gaſaubonns, Scaliger, Salmaſtus hinſichtlich 
der gelechiſchen, Alb Schultens in Beziehung auf die morgenlaͤndi 
Wyiter gab-ksundum: Zeiten ben von. jenen. Forſchern aufgeſtellten Grungbfägen 
aim weitere Ausdehrung/ und wollte in allen Sprachen in ben Gonfonanten alten 
unb zwar in des einfachſten Geſtalt derſelben, ‚bie bedeutſamen Beſtandthee ber 
Woͤrter und in dieſen, allen Sprachen signen Wurzeln, bie menſchliche Urſprach⸗ 
finden, Ander ſuchten dagegen lieber.in den Vocalen, als Rachbiibungen der bin⸗ 
fachen Naturlaute, die erſten Beſtandtheile, welche mit Conſonanten verbunden 
einſylbige ‚gaben. und auf dieſem Wege kam man zu einſylbigen Urfpra⸗ 
chen. Diefe Auficht kann auch allein zu fruchtbaren Ergebniſſen fuͤhren wenn man 
dabei den richtigen Begriff: von Urſylben amd Urlirigen, wie man ben Auedruck dee 
Gemeinſamun in, han. Sprachen treffend genanut has, feſthaͤlt und mit Kanne bes 
achtet, baf bie Conſenanten mus. gleichſam wiebergefchlagene Hascche find. Auf dem 
Wege, beu-biefe — zeigen, zu ben. Uranfaͤngen ber Sprache zu gelangen, um 
alle Sprachen, mit Steffens (Caricatuton des Heiligſten“, Bd. 2) zu reden, in 
eine guoße Spsacherganifutien zu vereinigen, iſt eine ſchwierige, aber auch bie hoͤch⸗ 
fle-Aufgabe fündig Wiftenfihaft, Es fehlt dazu noch an vielen -Mosbereitungen, 
und felbfb um nur bie. bekannten Sprachen nach ihren Abſtammung uad Verwaudt⸗ 
ſchaft zuſammenzu⸗ordnen, müßten dieſe erſt bis auf ihre letzten Beftanbtheile zer⸗ 
girbert und chr Bau erforſcht worden fein. — Seit Pigafetta vor ber oo. bes 
16. Jahrh. das Beifpiel.gegeben hatte, fammelten mehre Reifende Woͤrter in frem⸗ 
den Laͤndern, aber meift nur, was der Zufall barbot. Wo man auch nicht ganz 
planlos beim Sammeln verfuhr, war doch ber Ertrag wenig zuverläffig, und der 
Umſtand, daß man bie Wörter mit ben binfichtlich dee Ausfprache ber Vocale und 
 Somfenanten ſo verſchiedenen europ. Alphabeten nach bem Gehoͤr aufſchrieb, machte 
die trens Auffaſſung noch [&hwieriger. Für die Beflimmung ber Berwanbtichaft 
der Sprachen brachten biefe Bemühungen wenig Gewinn. Bon den meiſten Spra⸗ 
den. der. Erde kennen wir bis jeßt Nichts als folche duͤrftige Bruchſtuͤcke. Das ie 
vielen Werben Zeuftteuste wurde jeboch gefammelt, wie von Megiſer inf. „The 
saurus.polyglostus" (1603) und in dem auf Befehl ber Kaiferin Katharina IE. 
vergkeichenden.  Sloffarium aller Sprachen”, bas zuecft 1787 80 
(2 Bde., 4.) mefchien and 1790 — OL (4 Bbe., 4.) in einer neuen, jedoch nühe 
aus gegebenen Aufl. umgearbeitet wurde, Späte kam man auf ben nt 
unse Uberſetzungen des Vater Unſer — als fichfauffinben Tiefen, da 
dieſe Sprachpeoben von Kennern, meiſt von Miſſionnarien herruͤhrend, eine sem 
lich qute. Wuͤrgſchaft ihrer Richtigkeit hatten. Die erſten Proben bidfer Ast gab 
Schildberger ſchon 1427 in armeniſcher und tatariſcher Spuache. Die erſte Samm⸗ 
kung: deranſtaltere Kenrad. Geßner (1555), dem der fleißig. ecnende When 
(4680). mb: Mikind (1715) folgten, Eine reichere Sammlung, bie ſchen 200 
Pater Unfer hatte, Nefexte ber beruͤhmte Diiffionnats Benjamin Schahes: alle dieſe 
Vorgänger aber uͤbertraf der .fpan. Jeſuit Lorenzo Hervas, der die 5 lehten Bde. 
f..Gncpliopätie: „Idea. dell’ univenso" (Gefena 1778-—87,.21 Bhe., 4), der 
Gpahenkunbe widmete... Er Heferte darin ein dergleichendes Wöctechud), worin 
63, meiſt bie erflen Bedärfaiffe' bezeichnerdez Wörter ial 164 Spoachen vergüchen 
werden., machte mit beinahe 65 noch nie erwaͤhnten amerikamiſchen Gpracen bes 
Zamat,: gab das Vat⸗r Unſer in 3074 verſchiedenen Sprachen web dabei trofftich⸗ 
Nechrichten ͤber die Geographie der Sprachen. über Alle aber) erhob ſich darch 
Amswahl. amd Vollſtaͤndigkeit Adelung in ſ. von Vater fortgeſ. „Mithri⸗ 
dates der bat Bater Unſer in beinahe 500. Sprachen und — mittheilt 


J 





u - Sprachenkande (allgetneine) 

(Brei. 2806-17, 4). Berner find find anzufſihren: Natet’6 „Wergieichungännfein 

der Grammatik europ. und aftat. Sprachen” (Halte 1822) und Eichhorn’s er 
der nennen Gpraheiitunde” (Ghtt. 1807). uUngeachtet ber bikefligen * 

bie man von den Sprache der Erde er wagte man fi füyen frhty om din fofies 





* einer —— — von einem Baus dller ———— utdhe 


Eonitte. Durch die tiefen Unterfachtngen' Amme's, Ochmar Srank'd, 
Bee. u. 3. hat fich In ame Beten De here u gie @tänntgt, ie 
dae uber Ihe und Gemeinfume in 


Biet im Auge hat, ‚daB Mefprüngliche und 
ein nened Weib gißffniet.. - 


Spragen 
Rah Vorbewitungon hat uam REED — 
Anrede Unorbmehg der Sprachen gebracht, die wit hier in einent lgrmiien 
Umeig nach Adriung's, Waters, Inmieſon's mb Townſendu : Unterfeichuuugen 
meitcheilen. Es ME dabrl nicht Weiche zu beſtiamen, was eine brſdadere Eipsadie 
ft, und die gegebene Erktcrung, vaß bieimigen Sprachen verſchleden ſeien, woren 
Weine von einem Wolle, das bie andte tedet, nicht verſtauben wecbe, vlelbt er 


ſrouritend. 
er diele aftartfche Sprachen, um fie audy nur nach jener iterſchel⸗ 
bin ze lan, weßhatb denn in allen Zuſtrermenftelltengen der Sprachen Blelck 

unflcher und hopotheiq Bleibt: Bei der Anorbecing, veubo en 
Pont es jedoch auf jene Unterfiheibung nicht gerade am, br Tel! Dielelte in Hier 

fer Zuſammenſtellung ihren Pia finden mäffen. Man karmn 

zu ‘einer Familie rechnen, die mehr Ähnlichkelden a8 — taben, 
und zu eher und derſelben Claffe biejeitigent,, die einige nicht zuflllige, aurd vbioſer 
Nachahmung des Natutlauts entflandene Äpntichkiiten jeigen ; um ober bie Binfien 
uicht za feht zu vervielflttgen, muß In einigen Faͤllen eine bioß geographiſche Unter- 
ſcheldung angenomien werben, worauf man ſich bei den werriger vbelaanten 
Sptach —— dead Us deſchraͤnkt. Die I. Elaſſe umfaßt be ern 
hm, bie fich der — = . naͤhern md jenfeits bet mongotiſchen Bes 
rs ee Menſchen gefprogen werben: "Ste har? Unteee 
abtheilmtgen: A. Sprachen an nen und’ bazu gehoͤren MN des 
Ehnefifche (f. b.) met feinen 4 Disketten: bar Ring vder Feu wen (ber diterir 
Bädsrfprache), dem Ouen⸗tſchang (ber neuem —— harte dent Keneichen 
(ver Umgangefprache der Vornehmen), und dem Ding »tach uber ber 

Sorache; 2) die Sprache in Tonkin, wo aber das tmehrfolbige Walt ie In Gſche 
u bie gottesbienftfiche Sprache if; 3 bie men Achuqun, 














= und Pegn, d) ie noch wenig Dekamstn Eipehchen —— 


ſotbige. 

Hrn, wozu folgende Fumillen gehoͤren: A. — (J. f. Indifar Sprea⸗ 
en), öffenbar bie Urfprache Inbiene weit vetbreitcoen 
Stanmes, aber ſchon in den ———— 





———— —⏑⏑⏑⏑ — — u 
kxaſtr von Hefte und Dinhagnöter durch den großen Sund der 


— — 





Sprachenkande (ailgeiheine) 05 
bis zur Ofterinſel dr den Sadſee. Der bekunsefle Dintäkt bar malaliſchen Sprach⸗ 
der von Malakka, der vor Hier auf die Ma 
Sprache Bat: amdy viel Arabiſch aufgenommen. B. Mediſche Spra⸗ 
Ken: Dahin gehoͤrenr 1) die Bendfpenche (£ Perſiſche Sprache und Bir 
a nach Jomes dem Sanfteit nahe verwandt, iſt heilige Sprache; 2) ba 
Pehlvoi, dad noch in einigen abgelegenen Gegenden un Schirwan nicht ganz amd« 
geferben 182 ben Dehtot — Hnich, 
weraus 4) das Neuperſiſche entſtand, das ſeit 1000 eine umägebiibete 
werd; —— —c mb 6) die Afgha⸗ 
prache, aus Perſiſch, Tatariſch und Sanflzit gemifcht: ©. Die ſe mittfch en 
yendhen; bie In 8 Haudptabthellon gen zerfatien: 1) Aramäifche fin Nechen), 
und zitar a) Dfinsammälfcye, mer gehören: :e. das Aſſoriſche, das bis auf einige 
Rinigtnenint ntrgtgmmgen iz 4. das Babyloniſche, wotaud nach bes Mäckehe 
der Juden aus der Verbannung verſchiedene Dialekte in Palaͤſina eutſtanden, al: 


Qi; | iſtſyrache 

Open, kosnote Bke’forifche Bibeluͤberſetzung dad aͤlte ſie Deutmät iſt, noch jetzt Kit⸗ 
— nn ligionoparteien/ aber al6 BGoes grar mr u einigeh 
Gegendan, am veinfben iu Mefdpotamien)s A. das nur im Inſchriften sehaltene 
a. Palmpra) nd7. an oter sabifche Mundaͤrt, ein ver⸗ 

er ſyriſcher Blüte, wotin die Seligionsfchriften der Joehammdjanger oder 
— ef.) gesehen Fi 2) Rumanitifche Sprachen (im Binmeniande), 
ober bie Gyrachen der Erwanberer hun Lanbe zwiſchen der arabiſchen Wafi⸗ 
vunke-beun:haitteläind, Werte, Dazu gihoͤren: a) die phoͤniziſche Sprache, woden 
es ur iderreſte auß Maͤnzen und in Strinſchriften gibt, nut ihrern Dialekte, dem 
Puniſchen; b) dad. Hebtraͤiſche ff. Heb raͤlfche Sprache und Literatur), 
mit dan davon abſtanmenden rnbbiniſchen Dialekte If: Rabbiniſche Speache 
nard Literatur), der ſich erſt mach dem Werfall der juͤdifchen Gelehrfamkeit ins 
Misteikttr water den en bildere, Die —— — 
‚ Yarufalıe waͤhrend die dentſchen und poin. ne meift Gabliher 

man, 8) Arabifge er... .a.), —— Kuhinpifihe — «habe: 
finitche iſ. Habeſch), wie das unmittelbar aus dem Neuarabiſchen entfprungene 
Malieſiſche ſich gebildet bat. D. Die griechifche Sprache (fe d.), wovoa 
vas Romqaiſche oder Neugriechtſche (ſ. d.) adflammt. E. Germaniſche 
Soprachn (vgl. Dexntſche Sprache) nach ihren Hauptyveigen: 1) Rotbis 
ſche Oprachen; wozn man rechnet: a) die ſtandinaviſche mit ihren Abtheiknenen, 
dem Eicuerböfchert, das im den dalekaruſchen und gothlaͤndifchen Dialekt zetfaͤut, 
bdem D unih den Dinkeften, ‚die in. Norwegen und auf einigen Orkney⸗ 
fe Reiche. Infein) geſprochen weiden; und b) bie iblaͤndiſche. 
>: Deutiihe. Dieſe zerfallon im a eat 
bißch⸗¶ Ai nanniſche) des Mittelalters, das Hochdeutfche utrik das ſogen. Ciubri⸗ 
ſche ſtaten) dos Eiähfäfche oder Safftſche wezu m. bie angelſaͤchſche mit 
iheer Busch: frembe Zufoͤtze zu einer Mengfprache getorbenen Tocheeck, bei engli⸗ 
ſchen Sprache (fı Englifche Kiteratur), und ben In Niederſchottiand harr⸗ 
ſchenben; der Grammmutter in manch er Spinficht- Ah Diniekt vgl. Schott⸗ 
Imib)y:B. bie niederſachſiſche Plattdeutſch), y. das Ftieslaͤndiſche und Hold 


bifche:gshehelte: :-3) Die Moſogechiſche, Denkucal der gernau⸗ 
— — ——— De —— ne 
erhalun hatı. Käfer theiten ber sermmtifähen Sprachſtamm In — 


deuiſcher Zweig: 9) Oberbeutfch; b) * 
ya ich —S— — und Hed· i⸗ 





524 Sprachenkunde (allgemeine) 


ober Pinttbeutich ; o) Mitseiheutf@® ; Hochdeutſch. 2) Ekanbinanifer Saeig:: 
a) Daͤniſch; b) Rorwegiſch; e) Islaͤndifch; d) Shwediſch. 37 Eugliſch: Dars 
unter das ÄAngelfaͤchſiſche und Schottiſche j F. Geitifhe Sprahon, nf 
eine weit verbreitete Abtheilung der indiſch⸗ eure paͤſchen Claffe Das Eerktifche 
war hm alten Galli di zum 6. ober 7. Fahrh hereſchend, wo es von der roͤmi⸗ 
ſchen Sprache verbrängt wurde, und kam von dort mit bein weobicnden Wolle had) 
Britannien, wo feine Abkoͤmmlinge nach fortieben: 1) die iriſche Gpraipe, de⸗ 
ven aͤiteſte Denkmale nicht über das 9. Jahrh. hinaufſteigen, nie den verrammbten 
Sprachen: u) ber gaelifchen (wocin noch der Name der Scammſprache Fertkebt) 
im fchottifiden Hochland (f.d.), die beide durch bie Normaͤnner viele 
viſche Wörten erhalten Haben, - und b) bee Sprache det inf Diem (Mansk), vi 
mis norwegtfchen, engliſchen mb welſchen Wörtern: gemiſcht 45:2) die’cinnbeis 
ſche oder celtorgermanifche Sprache, gleichfalls vaw rien Cie mm, beu Bel 
gen, nach Britannien gebencht, hat ſtch in ihren Töchtern!’ a) ber weſchen ¶ Weict) 
im Fuͤrſtenthum Wales, b) ber Sprache von Cornwall, 4): dem im /. Jahch 
drrch ausgewanderte Beiten nach Bretagne gebrachten Dlalekt Cid jetzt erhatten 
G. Die lateinifche ober eigentlich roͤmiſche Sp rache V.)y von det au⸗ 
lateiniſchen abſtammend, mit weicher die eiruskiſche, notstifune ud oollſche ne: 
wandt geweſen zu fein ſcheinen, gehört mehr ats Mutter: Stam⸗ 
mes, denn als urſpruͤugliche Sprache an die Spitze eimer Fanills, wozuigorechwet 
werden: 9) das It alieniſche (ſ. d.) mit vielen Dialekte, wobon Serrnowo in 
ſ. „Rem. Studien’ Nachricht gibt, und von welchem ˖beforders dertſteltiſche and 
ſardiniſche viele Beimiſchungen von fremben Anſiedlern erhalten Haben; bos 
Spaniſche (ſ. Spaniſche Sprache und Literatur) mit ſeinen 3Dilet. 
ten: dem caſtillſchen, dem cataloniſchen und galiciſchen; 3) das Portugleſeſche 
(f.Portugiefifhe Sprache und Literatur), den Spaniſchen, deſondere 
dem galiciſchen Dialekt verwandt, doch keineswegs bloß Mundart des Caſttliſchen 
ſondern unmittelbar vom Lateiniſchen entſproſſen; 4) das Romaniſche in Grau⸗ 
büänbten (f.d.), das gleichfalls im Mittelalter ans dem Lakeinſſchen und Deut 
[hen zuſammengeſchmolzen ift, wie Manta in f. „Geſch. der 
(Ehur 1776) gezeigt hat; 5) das Provencalifche, friiher zur Zeit ſcabe [| 
gegen den Anfang des 14. Jahrh. auch Limoſiniſch genannt und durch Dichter 
ausgebildet (f. Provengalen), jebt in Südfrankreich mehe mit dein Ftauzoͤſi⸗ 
fhen verſchmolzen; 6) das Franzoͤſiſche (f. Franzoͤſiſche Spraye) mic 4 
Hauptdialekten: Bearniſch, Auvergniſch, Flandrifch and Walleniſch; 73: Wine 
chiſch, gieichfalls ein Abkoͤmmling ber lat. Sprache, welche, dutch toͤmſche Gele: 
stien ‚nach: Daten (ſ. Walachel) verpflanzt, fich mit deutſchen, ſlaoniſchai 
und tuͤrkiſchen Wörtern vermiſchee und in diefer Blendlingefprucht mei sie-iuf. 
Ferm annahm. H. Eantabesfch: oder Backiſch,, teine aralke Spedape; -Ms 
mancher Hinſicht dem teltiſchen Sprachſtannn verwandt/, Voch wieder To nAfiter 
ben, daß eo als kleiner Überreft einer Faenſtie aufge fachrt werben muß Tatroeaea 
nörblidyen Ende dee Pyrenaͤen gefpröchen, und iſt Jo vrewickeit tie va 
Zatramendi ſeine 1729 zu Salamanca erfchleneur Sprachlehre defſeſben „El iu 
essible veneido“ (,Die Kbertunmbetie Mangtichkeit') nannitz COS BE: 
—* „Pruͤfang dee Unterſachung aibet Bie Vebew ahnen Spuniend, uni 
teift der bastiſchen Sprache“, Wert. 1822; 4.) I. Die Hatte: Opras 
chen (ſ. d.), die von den Slawoniern, Abkbmmlingen der Sarmäten, Mn: Mad 
nen haben, und durch die Eroberungen ber Slawen im un: 
Europa weit verbreitet wurden, ‚zerfallen in 2 Abthell. 44. Staweowtfarpbuiu 
gehören: a) bie ruffifche Kinchentfprache (Attſlawonifch); b) dab gemeint Rufſtſch, 
die jegige Schriftfpradhe; e) Maioruffiſch, em wenig mit Poluifch ir 
ber Ukraine und Kleinrußland uͤblich; d) Susbanſch, mit Oriechiſch und a; 















— ee a 


Syeoehenkunde (allgemeine) 685 
chen vermiſcht/ in Thrarien; o) Serbiſch mit der Mengſprache der Uskoben, eines 
Bulgasnftamme, und der raguſaniſchen Sprache als Dialekten; f) Glehmkür- 
giſch⸗Slawiſch mter einen kleinen Colonie; g) een h) Sprache der Suͤb⸗ 
werben, Mein Kraim Rönsthen und Unterſteiermark mit Deutſchen vermiſcht woh⸗ 
new; i) VUngariſch· Wendiſch vnter eier kleuren ſlawiſchen Golowie in Ungarn; 
k) Pelnifys Aaſſubiſch unter den Kaſſuben in Pommern, ein mit Deutfch vor⸗ 
miſchtes Patniſch⸗ )Boͤhmiſch oder Erechiſch, eine duech Literatur lange fen 
geblidete Spracha, deren tteſtes Denkmal vom 3.000 iſt; n) Oberleufisifg- 
Wendiſch oder Serbifih; 0) Niederlaufitziſch · Wendiſch, von jenem fehr abwei⸗ 
chend p) Pelabiſch/ Feten In Lunebareg, eine Mengſprache. U vitthauiſche 
Sprachen;, die ans 5 ſlewiſchen und uͤbrigens meiſt deutſchen Beſtandtheilen 
— dahin gehlam:: ) das Aftpreußiſche wor der Reformation in Sam⸗ 

Ina gefprochen ah deyn · Deutſchen aͤhn licher ale ander listhauifche Dialekte, aber 
jegt ansgeftonhen (ug, Veter: Die Speachen der altan Yreußen“, Brauuſchw. 
821); ice Prunfilc zwiſchen Inßer und Memelz 0) Poluiſch· Lie⸗ 
thaniſch in Sawogicien] 4) Ketuſch (ſ. Liefland) in Kurland, am reinſten 
ums Mitan und Riga, mit vigen finmifchen Beſtandthailen — Die —— | 
bibenr te. Ka ma Sie zarfallen in: A, Spoxradiſche, 
— —**2 dabin achoͤrenn 4) MB iſch — une Sn u. 

99 u , We 1a m 
in Fimichb, der Eſthen, Kiven aud Lappen begreifen: eines Voͤllberſtammes von 
us: der--aber mit Humen oder Mongolen in Verbindung ger 
nn Sean ſchaat, a jene Sprachen zu den gemifchteften gehören und fehr ver» 
in ibm Bau find, wie befonders bie finnifche, von welcher Strahlmann 
555 (Halle 1818) Ueferte. Das Lapplaͤndiſche iſt einigermaßen mit 
Slandinsviſchen verwandt, und hat fo viele Dialekte, daß faft jede Kirche eine 
* gettesdienſßliche Sorache hat; 2) die ungariſche ober magpariiche Sprache 
iſt / auf Ver ainen Deine weit dem Finniſchen, noch mehr aber mit dem Slawoniſchen 
verwandt, und. mit. vielen Woͤrtern and dem Deutſchen, Franz, Latein., Armen. 
und a. Sprache vermiſcht, wie denn die Magyaren ſelbſt ein tatariſches, mit a. 
Möläesfhäumen vermiſchtes Mor zu fein ſcheinen; g) die albauiſche Sprache, zum 
en nn aus Griechiſch, Late, Deutſch, Slawoniſch, theils aber eis 
genthuͤralich mb. wit keiner a. Sprache verwandt. B. Die kaukaſiſchen 
Sprachen, ſaͤnntlich in der —— des Kaukaſus einheimiſch, von dan uͤbrigen 
zw darſer Clafſe gehaͤrigen wenig verſchieden und im Allgemeinen ben. Sponchen 
Moerd gens hnlich, beſonders den famojediſchen Dialekten in den Ge man 
ſche Sibleien und ber Mongolei. Ca gehören dazu: 1)die arzaenifche 
Denen Hufish Denkmol sine Vibeluͤberſetzung aus dem Anfange bed 6. —— 6; 
fit BON.Ehen 16 dia altanmenifche Eichräftfprache ans dem Beben nn 
dauert nur alß —— in den — ia Sigen. beu geiſtüch 
mn die Umgangeiprache, Die mit ihren 4 —* 
re perfifchen und tärrktfchen Woͤrtes verdorbt 
RB} bin Sprache behaht gleichfalls aus einen Gelehrten» und Kirchen⸗ 
— rein man Bibeluͤberſetzungen und Kirchenbuͤcher hat, bie aber noch wicht 
in. Soprachlehran und Wörterbüchern beanbeitet wochen iſt, und aß der u3 4 
Ziinleken uefaltınken Volteſprache einer Abart der Kirch eufprache. Nur biefe bei» 
dem un des kaukoſiſchen Stanumes find zu Schriftſprachen erhoben worden 
un bedienen ſich des im 8. Jahrhe erfundenen, zum Theil vom der Zendſprache ante 
lehnten armeniſchen Alphabets, von deſſen 38-Buchftaben bie georgiſche Sprache 
obere FI has. Die Abriges bdankaſiſchen Sprachen, naͤmuch 3) die Sprache der 
bchaffen- oder Abafſen an ber Nordkuͤſte des ſchmarzen Maers, mit vielen tſcher⸗ 
Bofifihen Wirte, aus 2. Dialekten beftehend ; 4) hei hen Tſcherkaſſen, oͤſtlich von 





‚588 Sprachenkunde (allgemeine) 
jemm (we Bönfien und Abel inc eigne page, Gihewfiiie ginaimt, gebrauchen 
— da fie allein und nicht das leibeigne Votk bie Matten bilden); eig 
fpmaihe ber: rehen Oſſeton, oma linken Ufer des Tereck, anf dem Hochgeblege des 
noͤrbdüchrn —— 
Terrk; 7) ke pad der Sata im aus verſchiedenen Dialek⸗ 





ten boſteheud, Haben ſaͤmmtkich noch kein eignes Kiphabıt. C. Die tat ariſchen 
US gar Dehnung dis 


Grraden Im engem Sinne, vom taspifcher Meerr Bi zur 
Annn, in Laͤndeen, bie vor elten ſtets des Schanplat von Auswanderrugen und 
Bacbarel waren. Die Sprochen der Tatarenſt awme in iheem Mutterlande find 
wenig befünnt; wur 2 aus gewanderts Stämme, die ini — — 
Yung gelargten, bis Otmanen in der Tuͤckei und Me Manbſch uif. d.), odie 
Marcſchu in Ehina, erhoben ihre Sporache ac Scheiftſprache. Man kann dieſen 
Sprachſtanus in 3 Broeige theilen 1) Eintifestaaeifge Opraden: — 
a) die kacyiſchen — schien! u. die türkis Syrache außerhalb ber: großen 
Tatarel (fi Aurki —8 Literatue),' die beim weſilicheit Eis 
— feit der Niti⸗ des 16, Jaheh. bekaunt wurde; N. bie Latarifchen Dial⸗ekee in 
Der großen Neataret find geöpeenchete mod }o wenig bERIRRE DER Ina von beit mel 
ſennur einzelne Wörter und von einigen auch dieſe wicht hat:- — 





nen wir von. dan. Eprachen her Stammwerwandten der oomaniſchen Tarken in der 





ſauiſche. Kaſan, Aſtrachan — ie 
zeinfte und auch in Sprachlehren bearbeitet; naͤchſt Km Me Sprache —2 
Aren und der ihnen verwandten Volker im der orembrergiſchen und‘ permiſchen 
und der Kirgiſen. Die Sprachen drejengeu ſtbieſſchert ober tuta ⸗ 


eine der shemtich Ahnlich⸗ Solbenſchrift -ntmeher durch 

lanaaiſche Prieſter erhlelt, welche mittelſt 14 Conſonanten und 7 Beralen Vs * 
benzerchen bildet, verraͤth noch ſehr en a 
IR ——— gs grammatlaliſch bearb ⸗ 

he thelit ſich in ‚einige Dialckt⸗ ei ER Vale 





1 
H: 
In 
g: 
„38 
Bl 
tl 


China: in ver -oeiden Dtfte des 17: Iabıch eine bee len aber 
Foktechin erwelterte vub ete chrift, und eine bedeutenbe, 
en nm beishuuß 


VFauptſtamnus dee Mongolen, weit dielon tatariichen Wörtern ee Das | 


— — 











Sprochenkunde (allgemeine) > 
f —— ab > eu. — Die Warke 
geſch rieben, hie 


Ay year 

Pirelli ee eg an zen, dinafiids Geblets 
Fungaſem (ſ. dy, if — und wird nebſt (else Abarten 
auch wol bleß als Hialekt dumifchen Goroche aufgeführt, iſt aber fa me⸗ 
9: befaut, daß über dan Platz, Der ibm in bes 3 der 
achen vebuͤhrt, in :D. Die ſibiriſchen Sorachen, 
zwiſchen ber. geblaghgen Tatarch wurd bass ABitenerr enheimihh, fin — mur 
binftig bebannt. Man: weiß zwar, daß die Mangel bla in jene Gegenden ge> 
———— 3 wie viele eu den dort wohnenden Bildes» 
bug mongotiſchat Gta 





Tſcheramiſſen am linken. Ufer her: Folge. und bes Morduinen as der De sub 
Weige, — — daß man fis euch uns fin: 
ia vn mahnt Die Sonache der Samoieden df. d.) theiit 
Gh n piel⸗ ‚. Dienaber fo 1 wong nie Die näher ketannt 
find; fie. fcheinen 4heils den Bonbaftichen. Dialekten, cheils ben woguliſchen und 
— * Dermands zu fe ' Die Kamiſchabalen (f. — schen 
eine der mangoliſchen ſehn Diabtt⸗ 





aß | 
as be. oben. geuanaten malatifchen Sprochſtamum gerechnet, andre fin 
enaellichen h 
ſehr en aAngeachtet bie Holl 
—— ige ſcheint die Spaache auf den Liutſchninſeln verunmbs — 






3 6 Baar on vpermuthlich —— — bes Malaiiſchen, iſt dia Haugt⸗ 
Auf den pbilippisiſchen u Alle nd ein ranherer Dies 
latt haflellm iſt das Wifleifhe.. Mon beiden find durch die Spanier Sprachlehren 
an Mörtruhficher gellefene peerden. Die Bipnsche ber Sulnbinfeln Ifl. ion vet=. 
4) Die Gnade auf Eetches (f.d.) Heißt Bugie, iſt dem Binlalifchun 
Pr und bat eine. eigne Schrift; 5) bie Pre ber Büdfseainfein ſchei⸗ 
nen unaranhtet bee graſßen Umsfernung, wodurch biefe Eilande von ainouber — 
ſiad⸗ werg⸗r verſchichen zu fein als unter ben Bewohnern menschen Seiten ẽ 
Ygwbe, ꝓmd menden fich, wann man ſie genauer kennt, mahrſcheinlich vnter wenige 
dringen laſſen. Daß Malaüiſch⸗ iſt in viele derſelben aͤbergegangen — 
ie IV. Claſſe hegreift bie afrikaniſchen — Man glaubt, Im in Allein 
(Ede). aan LM Ripea herrichen, woven 
ein Sau. Mir nennen bis Hauptſprachen: m — 525 tiſche q —*55 
. Keptend), iſt ſeit beinahe 200 Johren erloſch kucch 
biſche mihrängs morben: fie hatte —— non walchen ber ur 
‚Merapbis harnldumbe. füx deu Attefte gehalfen wied, und bes thebaliche in. 
‚Aawnsen fich,hefombant in den Rıkfisen kungen schalten zu haben ſcheint. Dis 
— * ihrer Sprache unter ben Voͤlkern, een Birken fie aß he 
segeln 2) Die Sprechen ber — Nubieas (f.b) 
* 


Er 


ii 


ne Sarmifgung beB —— mit den Dialekten 
3) Die abpſſiniſche Sprache theilt ſich In nl Dialekte di⸗ 
tm: und Rischenfprache beißt Ghees, die Volksſprache Tigri und Amharifch , bie 


Br 





528 . 0 Sprachgewolbe 


ſch beibe aus dem Arabiſchen, aber eigenthuͤmſich geblſbet haben. 4) Die Brrbers 
fprache herrſcht in der Wüfte von Nordafrika, beſonderz auf den Oafen? (ſ. d.), 
wohin bie Berbern, wahrſcheinlich Abkoͤmmlinge der Mäuritaniet, Namildier und 
a. alten Bewohner der Küfte von Nordafrika durch bie Araber berbrängt wurden. 
Die Sprache auf den kanariſchen Inſeln ift ihr ſehr aͤhnlich 5) Die Mandingo⸗ 
fpeache hertſcht vom Senegal bis zum Niger. 6) Die eigentlichen Negerſprachen 
And ſehr verfchleben, und obgleich die Miffionnalre von manchen berfelben Pros 
ben gegeben haben, To ft ſich doch daraus Nichts über die Verwandtſchaft der⸗ 
felben ableiten, 7) die Kaffernfprache iſt ini. Suͤhen meit verbreitet und ſoll ſich 
bis Quiloa erficeden. 8) Die Hottentntten (T. b.) und ihre Nachbarn, bie 
Togen. Buſchmaͤnner (Bosjemans), fprechen verfchiedene Dialekte berfelben fon- 
derbaren Sprache, die fich durch 3 ſchnalzende Laute auszeichnet, welche man im 
Schreiben durch T, T und SE” ausdruͤckt, um vermuihlich den Grab bed Sihnal- 
send zu bezeichnen; f heißt — B. Himmel im Dialekt der Buſchmaͤnner Trgachuch, 
in einem andern Dialekt T Ri. — Die V. Stoffe umfaßt die amerikfanifchen 
Sprachen, die fo verfchieden fin als die zahlreichen Inbianerflämme, bie Ame⸗ 
rika (f.d.) bewohnen und bei. der mangelhaften Brkunntfchaft mit berfelben Tich 
gar nicht familienweiſe ordnen laſſen. ir 26. fie A, in fübamerifani: 
ſche, deren man 2— 300 zählt, nach folgenden Unterabtheilungen: a) auf ber 
Suͤdſpitze (Feuerlaͤnber und Patagonier); b) oͤſtlich vom Mataſtrom bie zum Mo: 
on (8 Indlanerſprachen); 0) öftlih von Paraguay (die brafilifhen Diss 
kte und 49 ganz unbekannte Sprachen); d) weſtlich von Paraguap (71 Spra- 
den); e) auf ber Kuͤſte von Peru (&) ; £) Sflich von Deru (12); g) Stich von 
Quito am Maranhon (5 befannte und 100 unbekannte); h) vom Mio Negro zirm 
Oronoko (4); i) um Gafanare (5); k) auf der nördlichen Küfte (3); D) in dem 
nordweſtlichen Gebirgen (4). B. Mittelamerika hat gegen 20 befondete 
Sprachen, und zwar a) auf ben Infeln (St.:Doimingo); b) von der Erben 
Panama bis Guatimala (3 Sprachen); c) Merico (8); A) von Kalifornien 
zum Rio del Torte (8). C. In Nordamerika zählt man gegen LOO Spra⸗ 
Km, naͤmlich: a) nordweftlich von Neumerico (2); b) um Kalifornien ‘(3); 
e) noͤrdlich von Kalifornien (5); d) um NotkaSund (8); e) weſtlich vom Miſ⸗ 
fiffippi (10 und einige Dialekte); f) vom Miſſiſippi zum Ohlo (14 mit den Spraͤ⸗ 
hen ber 6 Nationen und außerdem verfchiedene Dialekte); g) weftlih von der 
Hundſons⸗Bai (29 und einige Dialekte); h) auf der Morbküfle (6 — 7) [det 
nen bie Sprachen mit dem Tſchuktſchiſchen viel Ähnlichkeit zu haben. (S. Adricn 
Baibl’8 „Atlas öthnagraphique du globe, ou,classification des peuples anciens 
el modernes d’apres leurs langues avec environ 700 voeabulaircs des prin- 
eipaux idiomes‘‘, Paris 1826, 1 Bb., ol, 1 Bb., 8.5 deb engl. Dileittaliften 
Alex. Murray: „Zum eucop. Sprachenbau, ober Forſchungen uͤb die Bremandt: 
(00 —— ae, Kelten, Slawen und Inder; hat m. Wigier her 
‚arbeitet, Opa. 1825, 2 DB) 
S ur wölbe. Die Entpfe hat die mertmürbige Eigenfaft, Stäh: 
Jen, alfo auch Schallſtrahlen, die von einem Brennpunfte ausgehen, duch Zerhte⸗ 
werfung in dem Anbern zu vereinigen. Auf biefer Eigenſchaft beruht bie rich⸗ 
tung des Speachgemäfbe, welche demzufolge alſo nur vorausfehen, baf ſich ver 
Sprecher in dem einen, und der Hörer dagegen In dem andern Bernnpindte heß 
elllptiſch gefornaten Gebaͤudes befinde, Wer hätte nicht vom Ohr des Dicktofiut® 
von Syrakus gehört, einer nach diefen Geſetzen germöihten Kelfengtotte, in welcher 
fich der Erzaͤhlumg nach der Tyrann verſteckt aufhielt, um die Maiden feiner (Befi 
genen zu belaufchen? Eine Sammlung vieler Merfwürbigkeiten biefee Art finde 
her: „Phonurgia nova, de prodigionis sonorum — 


man 
ſterbam 1673, Fol.). 


 orationis) aus der Wirkſamkeit 


Sprahlehre. 59 


Spracklehre (allgemeine ober philofopbifche), die Darſtellung und Ent: 
wickelung ber allgemeinen Geſehe dar Menfhenfpradye überhaupt, die Kifenfehaft 
der mefentlichen Formen aller Sprachen. Sie hat ı# folglich, mr mie dem Allge⸗ 
meinen zu ihan, Hab berweift das Eigentbüimliche einzelner Sprachen’ als fremd⸗ 
artig umd impigehötig aus ihrem Kreife, Mäder tmterfcheiber fie fi von 
ber befondern Sprachlehre, ber fie die Aufführung und — 2er Imre 
‚bloh empirifchen Beftanbtheile überläßt.. _ Ebendehmegen Fan fle abet auch 'nicht 
auf dem blohen Etfahrungewege der Weräleihung zu Hrem Biete gelangen; ſie muß, 
will fie anders als fichere Grundlage jeder wsitern Sprac forſchung Ihrn Zweck er⸗ 
fan, ihre Begrundung tiefer fuchen, Und wo wolf? fle biefe ander#’findin alß 
ba, wo Das, mad aller Sprache zum Brumbe liegt, der Grdantr, feinen Urſprung 
Himme? wo andere, als in be Denkoremögen feltft? Sprache ift Darftetung 
des Gebachten burd) 46 Laute, Du Darkkelling Aber hängt von dem Darzu⸗ 
felienden ab, und die Befike, an melde der Gedanke gebunden If, müſſen au 

f tie die ſinnlich⸗ Gefcheiming beffelßen bindend Straft haben. Indem tie aͤllgeweine 
Sprachlehre lediglich bon diefem Innern und, nothmnbigen Sufammmhange zwi⸗ 
fehen'ben In ber Erfahrung grgebenen Epraen nur dir Erläuterung und Weträf- 
tigung iheer Grimbfäpe herbeiziehe, IE Ihe Standpunfe ein phiföfephifcher, von 
dem fie nicht Abgaben darf, ohne auf ihre nöifienfchafttiche Bedentung Und auf die 
allgemeine Gtuliigteit ihrer Befene Weriipe zu elften. "Ste IE darum auch vicht 
mit Unsecht Philöfophie der Sprache genannt worden. Es entflcht zumaͤchſt die 
Frage, welches das Nörhroendige fel, DaF, ungeachtet alter Tehkinharen Wiurter 
im Einzelne, jeber een Sprache gemein fein müffe, und fiegt am Lage, 
vãß BIER nicht Die durch Willkuͤr oder aufätleriftanden: Sufamhrenfligung einzelner 
Laute zu ganzen Woͤrtern fein kann. Hier iſt nirgends ein unmittelbarer Zuſam⸗ 
menhang zwiſchen dem Zeichen und dem Bezeichneten; ſelbſt die ſogen. Naturlaute 
machen keine Ausnahme, da fie als Nachahmungen wol in Ihrer Form, nicht abet 
in ihrem Vorhandenfein den Charakter der Nothwendigkeit anflchttagen. Ebenſo 
wenig koͤnnen bie mannigfaltigen Arten der Umbiegung und Umwandlung, wie fle 
im ben einzelnen Sprachen getroffen werden, hierher gehoͤren, da auch fie ſich völfig 
unabhängig von der urſpruͤngichen Form des Denkens — Es bleibt dem⸗ 
nach, außer ber Lehre uͤber die Grundbeſtandtheile aller Sprachen (Buchſtaben und 

Sylben — ſ. Schrift) und der allgemeinen Sprachbildimgsiehre (f. Sprache), 


fuͤr das Gebiet der allgemeinen Sprachlehre Nichts übrig, ale daB Geſchaͤft, daB 


Dofein der allgemeiren rg (dee NebetHette[f.d.], partes 
es Vorftellungsvermögens abjuleiten und zu 
erklaͤren, und die Verbindung berfelben zu Sägen und Sagreihen logiſch zu begrätt: 
den. Die allgemeine Sprachlehre hat bie hier genannten weſentlichen Formen der 
Rede nicht Bloß aufzuzaͤhlen; fie beflimmt auch das Weſen und bie Bedeutung der: 


! 


felben, d. h. fie entwickelt ihr Verhättniß zum logiſchen Sage nach alten denkdaren 


Beziehungen. Auf biefem Wege gelängt fle zugleich zus den vebſchlebenen Unterar- 
sem dieſer allgemeinen Formen (Numerus, Genus, Cafus, Tewmpus, Modus), deren 
genaue Beffimmung einen weiten Haupttheil ihrer Forſchungen ausmacht. (Wat. 
a Bei Gubdflantiv und die deſondern Art., welche von ku ormen der 

detbeile Handeln). —8* ſtellt fie die erſten Grundſaͤte der Wortfügung auf, 
befaßt ſich aber natuͤrlich auch hier nur mit dem Allgemeinſten, für alle Sprachen 
Guͤltigen, indem fie zuvoͤrderſt das nothwendige Verhaͤltnitß der Abhaͤngigkett ein 
—— von einander darthut, und dann bie Verbindung derſelben zu gan⸗ 
zen Saͤtzen und Satzreihen nach allen logiſch⸗ moͤglichen Bezlehungen durchgeht. 
(Bol. Syntar.) Dies möge hinreichen um daB Gebiet ber Allgemeinen Sprach⸗ 
lehre zu bezeichnen. Es erhellt aus dem Gefagten, bag unfere Wiffenfchaft Feines 
wegs ein Ergebniß ber vergleichenden Sprachlehre fein amt, ſondern vlelmeht dies 

Sonv.-der. Siebente Aufl. Bd.X. 84 Ze 


580 Sprachreinigung | | 


fer, weiche auf lediglich empiciichem Wege das Bemeinfame mehrer borhanbenen 
Sprachen auszumittelhn ſucht, als nathiwenbige, Grundlage vorausgehen muß. 
Während es nun bie allgemeine Sprachlehre mur. mit dem Nothwendigen, aller 
Sproche Gemelaſchaftlichen zu hun hat, deſchraͤnkt fich bie beſyndere auf die in ber 
Erfahrung gegebemen, ‚buch Bedhirfniki und Zufall erzeugten Sigenthuͤmulichtekteu 
legend einer einzelnen Sprache, indem fie and jener nur die leit⸗ aden und verbin 
denden Grumbfäge in ihren Kreis herüberzieht. So Hein nun auch nach dem hier 
gegebenen Umriſſe der re dieſer Wiffenfchaft zu fein ſcheint, fo wichtig und 
‚asmentbehrlich iſt fie doch als Grundlage jeder ernſtern Sprachforſhhᷣumg; namentſich 
Bann ihrer ‚die beſondere Sprachlehre, wenn fie nicht eine auf das bloße. Gerathe⸗ 
wohl augeſtellte Zuſammenordnung willkuͤrlicher Regeln ſein pill, ſchlechterdings 
nicht.antbehren,, Dies jſt jedoch nicht fo zu verſteben, als ob jede Fprachliche Cigen⸗ 
thünatichkeit in der allgemeinen Sprachlehre Ihre Begründung fände, was nur bonn 
der Fall fein könnte „wenn die Bilbung ber einzelnen Sprachen, frei von allen Eis: 
‚flüffen des Zufalls und, ber Willkür, das reine Erzeugniß eineß prufenden, forgfam 
Hbwsgenden Verſtandes waͤre. Auch hien iR ein Ideal norhmenbiger Form 
in der Erſchelnung Nichte en Unfere Wiſſenſchaft maßt fich 
‚nicht an, zu beſtimmen, wad allem Sprachen gemein fein müffe; fie toi, myr zeis 
gen, 198 allen, gempin fein ſollte, und Eipumert fich dei AuffteUnng ihrer Seien 
‚burghaus nicht —— Einzelnheiten des Worhandenen,.. Ihre Wich⸗ 
gtigkeit iſt erſt in neuern Zeiten recht anerkannt worden, und hat ihr vele Bearbei⸗ 
ser gewonnen. Dahin gehoͤren Jak Haxris (Hermes, ober philofophifge Unter: 
fucyungen uͤber die allgemeine Grammatik", aus bey Engl. uͤberſ. von Cwerbeck 
— 1788) und Monboddo; Söolveſtre de Sacy (Brundfäge der allgemeinen 
prachlehre”, a d, Franz. bearbeitet von Water, Halle 1808); J. Ge. Vater 
(,Berfucd) einer Allgemeinen Sprachlehre“, 1801; und Deffelben „Lehrhuch einer 
gemeinen Orammatil”, ebend. 1806); A. F. Bernbatdi („Allgemeine Spread: 
lebte”, Berlin 1800 — 3, unb deſſen „Anfaugsgrlünde ber Sprachwiſſenſchaft“, 
Berlin 1805); Reinbeck („Handbuch der Sprachwiſſenſchaft“, Duisburg 1813), 
Jacob („Grundig der allgemeinen Graͤmmatik zum Gebrau Schulen, und 
bie ausführliche Erläuterung des Brımdriffes”, Leipzig 1814); endiich Beth 
(„Brundeiß ber reinen, allgemeinen Sprachichre” (Frankfurt 1815). Die tieffle 
FSorſchungen aber über biefen Begenfland bietet Beder’s „Drganiemus.d. Erde, 
als Einleitung zur on Grammqtik“ (Frankfurt a. M. 1827), Zu der o 
genannten uergleichenden Sprachlehre ober Sptachkunde haben auch Ade (in 
feinem von Bater beeudigten „Mithridates”') und Kanzie (durch feine etymologiſchen 
Unterfuchungeh) viel beigetragen. 1 Kr 
‚ „ Bprabreinigung,. Ausſcheidung bes Fremdattigen aus der Sprach—; 
ein Gegenſtand, der in frühern Zeiten oft ſchon in Anregung gekommen, mehrnals 
in Vergeſſenheit gerathen, neuerdings aber mit verdoppelter Lebhaftigkeit aufs 
‚nme ergtiffen worden iſt. Als das Joch der fr Zwingherrſchaft von Deutſch⸗ 
land fiel, war es wol ein ſehr verzeihlicher Wunfch, auch die Fady von 17 
frrraben Einfläffen, befreit. gu fohen, bepei fe bI6 Bahia, ich fbfE und der. MBif 
ſeaſchaft zu unleugbarem Nachtheil, unterlegen hatte. Es frhlte.nidyt am ruͤſti⸗ 
an Maͤnnern, ‚hie mit Kraft bes Auslaͤnderei in Rede und Sthrift den Krieg au⸗ 
Rünbigten, freilich, auch nicht an ſolchen, bie ihe das Wort redetn, ober. fie 
migſtens unter gewiſſen Beſchraͤnkungen jn Schutz nahmen. ‚Sept, nachdem 
bie erſte leidenſchaftliche Hitze verraucht iſt, und die ruhlgere Stimme ber Überle: 
gung. wieder frei geworden, jetzt erſt moͤchte es an der Zeit fein, bie —* fs 
‚und wiher von neuem ber Prüfung zu unterwerfen. Hier kamn nur unfee Irak 
ſein, zuyoͤrderſt zu zeigen ,. was ber Sprachreiniger beobfichtige, dann einen Maß 
Rab zur Würdigung ſ. Beſtrebungen an bie Hand zu geben, und endlich auf Das 





z 5 * — —* — — rm — —— — — — — u 2 — ⸗ — 


Eprachreiulgung | 581 


aufmetkſum zu machen wae bio hierher fr die Sache — Die Sprachen 


entweber meforüungfiche ober abgeiritete. Jene, in ihrem Weſen durch ud 
eig ms —— bliden nn arte Nic fe heraus, fie dragen 


die Wori ſwer mo Bien ia Miih, und mäßten; Mähben’ffe ater dent En— 
finffe Fonkfantiee tod ıwefäftikter Pftehee, gieichen Schrutt Juen, mie der figen 


den Bliitdung wer Boͤcker, in deren Nunde fle leben, ©. h. due Geſantentheit ihrer 
VFormen muͤßte an Untfatig det jedesnialigen Anzahl — 
xeonnnen eneſprecher; dleſe dagrger, Chhene ſeſbſtaͤrdigesd Leben, ruchen mit ihten 
Wurzeln in nn Boden, aus dan ihr Dafghe hervorgegemhen. file 
chen kann von’ Sprachtriaigung Ih vouften Stue ves Wockonnicht die ale 
Unvermoͤgend, aid Agner Halle — zu erzengen, bleibrihnen Miehtb uͤbtig, As 

— wus ihrien die Mhe vetoekgertz und Tre Ennen Dies 

u ithnon ber Vorthell ſebenbig ·nſchanaicher 


senden 
*388 * Rita dergteiche tie he Die ch aiche DR franöſtec⸗ 


— ben greblidrten Shih Ara A dent 

de — de Niumen einer eſpruͤaglichen "uitd- Folglich auch Ale 
— — va ie n icht zu eugnin, 112.2) r Bet ſchon 
* — — are Borimiſchengen · erfahren Hat." &o Wen dies bor Eneſtehrmg 
entlichex Schuiſtfprachr gefchh⸗ — der chen Tas Bun torſentitcher 


—— eh: ui Naemeifdhengeh;, ba Yerth'dehn 


unbe ves Witte Hard‘ alten Zrichen — ‚md in Bau, 
Klang und Onbang ſtch den ſchoͤn vothandenen a all; gefftiktetih, 
ws wahre Berelcheruͤngen angefehen werden. Wer ——* wie Fenſter, 
forte‘, Melſter, Wen u. a. ihren aüſheimiſchen Utfptung an? Selt Fahehine 
vderten eingebüirgett, haben fie fich In allet Weiſe mit ben Urbildungen der Sprache 
vrrbridert, und Al lch Rechte miit diefen erworben. Als aber ſpaͤter eine deutſche 
Br — Se green ſich ie bilden anfing ‚ machten ich Speachunkunde 

Gewiſſen daraus, tin Ftembtoort nuch dem andern er 
ven ung ur A mm a zu Anfang d. 17. Jahrh. ein lebhafterer Ver⸗ 
kehr mit bem haflicheen, witzigern und feiner gebitbeten Nachbarvolke anhob/und 
die Vornehmen wie! in a. Stuͤcken To fm Ausländerei und Frennd fucht bie Meigımn- 
gru der mitten und nledern Stände beflimmten , da teaten jene unzähligen tod= 
ten, turjetefen‘; undeutſchen Wörter ehr, bie noch jetzt unſere reiche, fügſaime 


| = prache ifianen, und gegen weiche die Reinigungsverftiche fo manches wa⸗ 


dem —— — im fruͤherer umd letzter Zeit gerichtet waren. Yen yagım'fldı 
ent die heiriaſchen, regelrichtig gedildeten Ausdruͤcke vor den ee Sin, 
elange eines fremden Wortthums zuruͤck, das viel ya Katz ivar, um dat Zeichen 
der Beeiudt tzu entfagen. So erhietten wir Wortbildungen, die, wie Einwande⸗ 
wer weber frertd noch einhrimiſch fein wohten,' wie=' raulren; Fristr, 
— ne ‚Genihlität, . m. a. = * een 

e adje — rAnſenchtenb; e als tue) take 
Ani —** — Bedeitfamkeit und aumichkeit VBericht leiſten 
* A glelchfattk unlrugbar. Mic xlner durchgreifenden⸗Sprach⸗ 


ie Ruthfamkelt | 
cheung baun nun wol ein Unbefaugener in Zweifel gehen Es fragt fich weh, 


an: ————— 
men es d et en 
Bene bei Be —— an —** Hildfumen Wengen und an guten, 





wer Shifefprache noch imbenugten, mundartlichen Kormen , — bei ihter 


———— * 
t en, al 

7 Verbeutfhring, den der den m, * nitht ſhwet fuͤg gefoemte oder 

auf einſeltige Analogie ie bee Sprache — aufbringen. 


4 


Ar  Bprachreinigung 


In jeher Sprathe gibt es Benennungen, bie in ber eigenthämlichen Denkweiſe 
bed. Volks ihren Grund haben. Solche wortgetreu überfegen, hieße nichts Andres 
alg freiwillig auf Geibfländigkeit und Volksthuͤmlichkeit ber Mutterfprache Verzicht 
leiten, Es findet. ſich gereiß. bald ein andres, das unferer Art zu ſeben näher 
verwandt, ben barguflellenden Begriff faßlicher ausfpricht , faßlicher wenigſtens 
alß ber bebeutungslofe frembe Klang. Aber vielleicht wird, was an ſich wol 
möglich if, durch die Eigerubiimliczkeit Derer, fuͤr die es geſchleht, und buch 
deren Begünfliigung es allein gebeihen fan, wnausführbge. Hier bieten fid bie 
meiften Schreierigfeiten dat! , Jede nee Erſcheinung, fie ſej noch fo trefflig, fin. 
bet ihre Gegner; ber, alte. Rod! trägt ſich jmmer bequemer als ber neue. Dazu 
die oberflaͤchliche Aliwiſſerei unfere Zeit, der das naͤchſie geläufige Wort eben auch 
sis has beſte etſcheint, gelett auch, es ehe den inwohnenden Vegriff nur erra⸗ 
zhen. Darf man ſich mod wundern, wenn bie ernſtlichſt gemeinten Verſuche un: 
ſexer Sprachteiniger yon allen Seiten, yon, Gelehrten und Ungelehrten, mit Hohn 


unh Verfpottung. empfangen worden finb.? Doch was die Zeitgenoffen vertvarfen, 
esgreift. mit Liebe wialleicht bie. Zukunft; wag im Ganzen und auf ein Mal kei 
nen Cingang fand, erwixht fich vieleicht, iſt eß nur fonff gut, im Eiryelnen und 
alımdig «ine framdlihe Aufnahme. Darum, werde, jeber. geiftuolle Beitrag mit 
Liebe begrüßt, nicht verfchrien und verlacht, wie in ber legten Beit ſo oft. wol ges 
Hehen if. Hier nux noch eine fluͤchtige Überficht des. Wichtigften, was in ber 
Sache ber Sprachreinigung in früherer und ſpaͤterer ni gethan worden $ Schon 
Martin Opis ſpricht manch treffendes Straf» und Mahumort gegen Sprachver⸗ 
derder in feinem Buche „Bon ber deutfchen Poeterei“. Weiter ging Philipp van Ze⸗ 
fen ; ‚Reinigung und Kortbildung bee Sprache war, f. Hauptzweck, den er nicht 
ac in dahin einfchlagenden Schriften (vorzüglich in f. „Nofenmond”, Hamburg 
 41654),.fonbern, auch als Stifter eines bloß zu die ſem Ende errichteten Dereins 
mit. ſchwaͤrmeriſcher Liebe verfolgte. Der letziere beftand zu Hamburg u. b. ML, 
her Deutſchgeſinnten Genoffenfhaft von 1643 bis zum Anfange b. 18, Sabrh. 
AÄpnlicye, gleichzeitige Werbrüderungen zu gleichem Zrede waren: bie Ftuchtbrins 
‚gende. Geſellſchaft zu Weimar .feit 161.7, der Blumenorden am der Prguls zu 
— 33 feit 1644, der Schwanenorden an ber Elbe feit 1660, Erfolgreider 
aher.ols bie. Bemühungen dieſer Vereine war bie Wirkfamkeit einzelner tüchtiger, 
für die Sache begeifterter Männer. Leibnit ſchrieb zwar feldft wenig In beutfcher 
Sprache, wirkte aber thätig für ihre Geſchichte und Dervollformmnung... Ex eve 


En 
[" 


klaͤrte wiederholt , daß, unter allen lebenden, Sprachen Eeine für bie Darflelluns 


gen eines mahren Philoſophie geeigneter ſei als die deutſche. (5, u. a, „Leib- 
Bitji.dies..de.atilo philgso io’, und ſ. beutfchen Aufſat von ber Derbefferumg 
der deutſchen Sprache.). Die Richtigkeit |. Behauptung bewährte id) bald in bera 
zerhtöwillenfchaftlichen, und philofophifchen A arftellungen jiweler Minmer, Ch. 
Ahomafind’s und Sh. von Wolf's: Nappa.. ie ‚nicht bloß in, der Gefhichte, der 
graannten Bacher ,. onbeun auch in der Sprache immer einen ehremvollen Dia be- 
haupten, werben. Wie Klopftod, bes fühne, glüdliche Sprachhildner Über une 
fern, Gegenſtanddachte iſt befannt, ft er doch bie Sprache felbft ihren Derunftals 


n zut en; Fe pin "oma dsl Anee tin aben ee 5 2 

ur Weor wich verbnitcet ich ha’. ihn ! mich, Tr me 

iebe dann. felhft Snflinge, ht, wenn je mic) zur Quititi — 

Machen, und nihht wenn fie mich verdchden. Gin erhabenp Beifiel e 
Zu Bu SE TER ET TIER 


Ließ mir Hellänisz fle bildete durch ſich. 


Vaſe, des. unlibertefflichen überſetzerg vn ollfeitie Ehfah ers 
rung „tt kennt ie —— chip sie —A 7 pra 


x um kei 
ber Mundarten mit Umſicht henutzend, in ihnen eine neue, unver — 
dar Spraſbereicherzing eroͤffnete Ganz tigentlich aber als Sprachreinigee machen 


⸗ 


Sprahrohr " Sprengel 583 


auf den Dankbrr Zeitgenoffen Anfptüch: Campe („Über die Reinigung und Be: 
reicherung der Sprache, 3 Verſuche“, 1791 — 96, und: „Wörterbuch zur Et⸗ 
klaͤrung und Berbeutſchung der unferer Sprache aufgedrungenen fremden Aut: 
drüde”, Beaunfchw. 1801); Rinderling („Über die Reinigung der beutfchen Spra⸗ 
che ꝛc.“, Berl. 1795); Heinag (,‚Berfich eines deutfchen Antſbarbarus“, 2Thle, 
Berl. 1797); Wolke (in mehren Werken) ; Jaähn (‚Bereicherung des hochdeut⸗ 
(hen Sprahfhabes”, Leipz. 1806) ; 8. W. Kolbe (‚Über Gprahmngemt u. f. 
w., unb noch ein Wort über Sprahreinheit ıc.”, Wert. 1815); Schwarze (‚Ein 
deutſches Wort über die audtändbifhen termini techniel”‘ in Gchlegel’d „Den! 
(dem Muſeum“, Jahrg 2813, Februarheft); Radtof (‚Über die Trefflichkriten 
dee ſuͤbbeutſchen Mundarten”, 1811), und K. Ch. F. Kranfes Bemuͤhungen 
Auch Heinfius’d Sptach- umd Sittenanzeiger” verſpricht Gutes. Mehr als 
von den obengenannten Bereinen, laßt fich von ber juͤngſt zu Berfin gegruͤndeten 
Geſellſchaft für deutſche Sprache erwarten, ba fie nicht nue unter Ihren Vorſtehern 
und Pflegen Sprachforſcher, mie Beute, Jahn, Helifiae, ſondern auch umttt 
“ihren Übrigen Mitgliedern mehte um deutſches Volk⸗ und Wortthurm hochver 
diente Maͤnner zählt. Die verſtaͤndig geordnete Sammlung ihrer Gefetze fi 1917 
Im Druck erſchlenen, doch bis jetzt, fo viel wie wiſſen, Imre unter die Miegkleder 
der Geſellſchaft vertheilt worden. = SUR ER 'K.P: 
Svpyrachrohr. Man weiß‘, daß fich der Schall nach Art der Lichtſtrahlen 
ausbreitet und fortpflanit. Wenn man alfo, ſtatt in die freie Luft, in eine Rohre 
bineihfpricht, "fo muß der Schall verflärkt werben, well die feſten Sriteriivähbe 
der Röhre diejenigen Schallſtrahlen, bie fonft entweichen würden, zufäntinien. 
halten. Wide man hiernaͤchſt der Öffnung dieſer Möhre noch eine folche Gefkält, 
daß bie Schallftrahlen nach ben gleich den Lichtſtrahlen erlittenen wiebethoften 
Zuruͤckwerfungen parallel oder doch faſt parallel herauskommen, fo wird 'en’ fo 
vorgerichtete® SFnftrument , mittelſt deffen man fid nun auf große Entfernungen 
hörbar machen Kann, ein Sprachrohr genannt. Die Anmendimgen deffelben, 
namentlich bei dem Seedienfle, find bekannte. Weitere Belehrung darüber ‘er: 
(heilt eine werthvolle Schrift von Rambert: „Abhandlung Aber einige atıflifthe 
Inſtrumente; nebft Zufägen über das fogenannte Horn Altranders d. Gr‘; Kber 
Erfahrung mit reinem eipt. Sprachrehre und d. Anwendung der Sprache zum 
Telegraphen”” (Berl. 1796). — | ee a 
5 rachjäle, f. Sprachgewöldbe. — 
— precher, ſ.England taatsverfaſſung. ee 
Spree, die, ein Fluß, entfpringt in dem budiffinifchen Kreife fit dee Obbe⸗ 
Aaufe, unmwelt ber böhmifchn Bronze‘, nimmt mehre tleine Fluͤſſe auf; 
[chneidet in ber Nieberlauffg mit meht als 300 Armen ben Spteewald, wird 
‚Koffenblätt ſchiffbat, geht buch den Schwllochſee, bildek Bei Betlin eirie'IHfel, 
auf welcher ein Haupttheit diefie Möffvenz, Kö am ber Spret gebaut ift und 
Ki unterhalb Spandau in bie * — ciedrich Wirhetins⸗ 





anal mit der Oder verbunden. — "DH Spteewa r Miedetlaufig‘ "ddr 
‚von vielen Armen ber Spree durchftroͤrit word, iſt em'ß Mehlen lanhet und‘ 1 
Meit. breiter Bruch, der mit vielem Laubholze bedeckt ift, aber auch "OH Hit 
Miefen, Huturigen und’ der — Die greoßtenthefls wendiſchen Einw. 
unterhaiten, aujſer der betraͤchtlichen Vlehzucht und Fiſcherei, auch einen ſtarken 
Gemuͤſebau an Vollen, Meerrettig, Gurken ıc., bie nach Berlin und Dresden 


= 4 Ir v Muh. leſer berähilee Getehrte wurbe v3. Aug.1 di 
Bobs om’pei Amt afn.geb. .&. Water, Prediger dafelbſt, tat rin Mann von ailẽ⸗ 
——— Inſchaftlicher Bilbung der länge an der Realſchule a 
arbeitet, auf Beranlaffung des Directors derſelben fich iin Darze mineralogiſche 


⸗ 













584 Sprewgel 


mb: metallurgiſche, base bel Gledltſch botawiſche Beuntniffe: erworhen, vud won 
dieſen ſpoͤterhin ala Rector zu Anklam in mehren Programmen ein vähmliches Zeug⸗ 
niß abgelegt hatte. Unter f. Leitung machte ber Sohn in den alten und neuem. 
vi at ei pin Bike nd, dar me. Benin Wr Baia 
vo Jerute er r Zeit 
reichſten Fruͤchta abgeminnen > e Kunſt, dieer —e—— 
taͤt ausgebildet hat. Selbſt in * —* (den Sprachen hatt« ihn der Water 
ſoweit geſoͤrdert, daß ee jm Stande war, bie Perikopen aus dem Griech. ind Hebe 
zu.äberfogen, im Arc jedoch wurde ar f..cigner Lohrmeiſten. ‚Der — 
den dioſe Speache nicht vorſtand, beſaß in derſeiben ein kleined. Woͤrterbuch, 
Greammatit uk daa Evangelium Matthaͤi welches degtere deu. Sohn, oh = 
- weitere Hülfsmittel, ach — rare beBtommes zu . lelen amd gram⸗ 
matiſch zu erlaͤutern im Stande war So fuͤhrten ihn Mißbegierde und — 
bald über die Grenzen bes vaͤterlichen Unterricht hinaus, ber fünf. hoͤhem wtf 
ſchaftlichen Bebürfnifie: und f. zaftlofeh: Streben. ſchon ſeit er Lk. —— —— 
hend zu fein aufgehoͤrt hatie. Meben dieſen omſten Studien wurde ber Umgang 
mit der Natur wicht vernachlaͤſſigt, denn bie angefianemate : Kiche-gun Botanik trieb 
unfen.&p...oft ganze Tage / in Waͤldein mb Wieſen, wechelsiken cine jſmgert 
Schweſter Befelfchaft-Weiftete,:für welcho ex hereith im 14.Johre AmenAnleidng 
zue Botauit fur Frauenzinmer⸗ auögensbeitet hatte. . Inf LT Jahre Ahamapım. 
er eine Hauslehrerſtelle bei einer angefehemen Familie in der hr von Goeifswald 
— hier — — and — A *— Woaltbildung 
z t hatte, auch einer ihm drohenden gefahr xngaug⸗mwar, 
wurde daran gedacht, ihn feiner.Eimftigen Beſtimumung vaher zu bringen. (ix 
ſollte ee in Verbindung mie Medicin ſtudiren. . Noch che su ſich auf die 
Univefität begab, hatte er fi) von dem Conſiſtorium in Grgifümeld sraminizas 
laffen und won dieſem ein fo vortheilhaftes Zeugniß erhalten, daß ihm fogas si 
prebigen erlaubt worden war. 19 J.alt, bezog er 38 Univerficht Halle, gab aber balk 
das Scubium der Theologie auf, um in des Schule eines Goldhagen, Km» 
mes. au A. fich ganz der Medicin zu widmen. Schon 1787 Faprieb er ſ. Imaugus: 
raldiſſertation: „Rudimenta nosologiae dymamioge“, und.erlangte den Doctſu⸗ 
hut. Eine Zeitlang befchäftigte er fich hierauf in Halle als Famulus des durch 
feine Sayriften vortheithaft bekanuten Dr. Daniel mit der hrattiſchen Medicin; 
bald aber warde f. Regung zu gelehrter und ſchriftſtelleriſchen AUrbeites. 
in — genominen, und ſomit ſ. entſchieden. Der domalig⸗ 
Prof. Bertram, welcher bie „Neuen literariſchen men Arzte, Bund» 
aͤrzte und Natunforfeper” anounym mit Muͤller herausgab, batta ben’ jringem zeit, 
ben Hlippokrates vertrauten Arzt: aufgefordert, ihm eind Beurtheilung ber. chen er⸗ 
ſchlenenen Grim'ſchen Überfetzung bed Hippoktates!/ auszuarbeiten. Sp. konm 
te ſich vor Erſtaunen wicht faffen, als ihm nach einigen. Tagen Berttum ein Hone>. 
rar: ein haͤndigta mit der Erklaͤrung, daß ſ. Kritik abgedruckt werben.folle;:: Mbox 
nun an wurdo dr einen der thaͤtigſten Mitatbeiter an jener Zeitficheift, ja. von 4781 
—89, wo fie endety, der alleinige Herausgeber. Auf dieſe Weiſe wat nun auch 
für ſ. Unterhalt. einigermaßen geforgt, ba die-befchränfte Lage des Waters keine Ir 
ſchuͤſſe geſtattete. Zugleich trat Sp. beider Univerfität. als, Docent der gezickälir 
chen Medicin und Geſchichto der Mediein auf und. murbe 1739: außerordentl. Mo⸗ 
feffor. - Dit großen Beifalle Ind er Semidtik und Pathologie, lchtere RER 
bh6 wor wenigen Jahrin, feit weicher: Zeit dr überhaupt mehr befanifihe aid Iner 
Dicabiuhe- Wortobge Bil, 1795 wuuhe.er oyd. Prof. wit. SD Ahlen. — 
weicher jedoch 1797, als ex die Profeſſur ber Zotanft erhielt Tir. 
unb.fpäterhin, ald er 1003 einen Ruf nad Warburg on Baldhıger’8 Öteite; 
nech Dorpat, und 1812 nah Willdenom's Tode nach Berlin xextzalten haite, an⸗ 


Sprengen | 585 


—— een v wurde. Was ip. als Lehrer und Sariftſiher geleiſtet, wie 
Bald er eine Beat nicht nur f. Univ⸗ — des geſammten deutſchen Va⸗ 
tetlandes wurde, wie endlichf. le a Welttheite ſich verbreitete , iſt bes 
kannt. Das Dreseidmif f. Jahteeichen — findet man bei Meuſel. Sie 
si fich — — leiß, tiefe — ud geiſtreiche Zuſam⸗ 
ellungen ahologie ehre Sp rad üherf. beruͤhmte 
—— der Nun (3. Aufl., Halle 1821, A u.letzter Thl. 1828), f. 
: ‚Institutioneg mbdiene”, von "welchen: in Mailand ein eieganter Nachdruck er⸗ 
(aim, f. betaschfäien Ierke, unter welchen bie "Historie rel herbariae” , bie 
Überf. des Dheophraſt und bie —— von Kr — biliamı‘’ 
(16. Aufl.) vor allem genannt werd — ruͤchten 
— ſiterariſchen Thaͤtigheſt. Solchen er on die Ahertenmurig sicht feh⸗ 
en. 18908 ernannte ihn bie phitofephifche — zul Halle honorik causa zum 
Dr. der Philoſophie; gegen TO geiehrte Gefefifchaften ımb Akademien bes I 
und Luslanbes (die königi. franz. Akabene 1825) beeiferken ſich ben beruͤhmten 
Aterator zu ihreny Mitglirde zus ernennen; der jrgige Kͤnig von Schweden u. 
ihm den Nordſtornorden amd ſein Landesherr den tüthen Adlerorben '3. Giaife. 
Seine häuslichen Verhaͤtenifſe find die glͤcklchſten. Schdn 1791 knuͤpfte er das 
Band einit muflerhaften Che, aus welcher 3 waere Söhne ſder aͤlteſte Wihelm, 
auch. als Schriftellet rühmlichft bekannt , iſt Profeſſor ber Chirurgie in Greifs⸗ 
wald) ensfprofferr find. — In Öharakter und Perſoͤnlichkeit vereinigt Sp. eine 
— der liebendowiͤrdigſten Eigenſchaften. Dan kann von ihm mit Schiller ſa⸗ 
gen, daß er gu dem Sluͤckuchen gehört , die des Wiſſens Gut nicht mit dem Ders 
gen Jabkten: Dreotz feines: beiſpielloſen Fleißes iſt er auch nicht der Welt und ben 
gefelligen Freuden br6 Erbens entfrembet, fonbern er verfteht es, fie mit u. 
Weisheit zu gentefen!" Weine heitere Laune und ſ. herzlicher Ftohfinn Bitebe 
jede Sefrurheft und erfrifchen nicht felten dem Kreis f. Freimde und Schäfer, = 
chen er in f. erg Diet — virſanmeit· Einen befonbers 
wohlthaͤtigen Einfiuf venben aus, denen er af boten 
Spanfionen näher = = — den Zutritt in ſein Haus geflottet ‚'ımb fie danu 
auf das vaͤterlichſte mit Math und That ımterftügt. Verihrt son. Collegen, ges 
liebt von feinen Schlliern, erfreut ſich Sp. einer dauerhaften efundheit, die 
ihm der — erhalten wolle, daß er noch lange f. herrliche Thaͤtigkeit —* 
und dieſt derrinſt auf den Zliosforides mente, mit befferd Herausgabe ef. 
literariſche Laufbahn zu kroͤnen gedenkt. 
Sdyprengen if ein Ausdruck, mit weichem Steinhauer, Minirer und Ju⸗ 
genleure die ſchnelle Trennung bes Gefeins bezeichnen. Granit, Spenit, Grün 
ſteir, Porphpe und ſelbſt dei Floͤtzkale laſſen ſich nicht aiiders abſondetn oder zer» 
theitn , "die Gewalt bes Schießpulvers, weiches durch feine Entzündung 
piögfich eine Menge elaftifcher Fluͤſſigkeit erzeugt, die, burch bie Sie noch mehr 
verbfinnt t, jene wundervollin Wirkungen bervorbringt. Re einen zu foren» 
gen; muß man zuerft die Gebirgsart, fhr Ka Sa mb ihre verfihtebenen Lager 
ten. Man — alsdamnn ein Loch balbeh bis zu drittehalb Zeil im 
Durchmefjer , und von wenligen Zollen biß zu ehren Fußen in der Tiefe. Die 
en des Loches iſt nach dem Sereichen ber Gebt berfihieden. &ie fan 
untdt allen Wirnein ton der ſenkrechten bis zur Hörijohtaten Einie gehen. Ift dad 
Berk lich tief gemacht, fo Tabet man es mit Schießpulver, deſſen Dienge 
verfchieden tft , nachdem der Felſen mehr odet weniger Haͤrte hat. Dann fept men 
beit Bobeftodt auf, tdomit das Palvet zuſammengedruckt witd ; bringt nun gebraun⸗ 
ten Thon — Zichel varduf and = dies auf das Pulver, wäh 
renb der Babifkendt Sch ——— — Kenn mit film 
—— —æ fest, sieht 





556 Eprengeiert Spruͤchwoͤrter 


dann ben Ladeflod' heraus und füllt die Dffnung, die a — entweher mit 
Pulver oder mit Weizen⸗ ober Gerſtenſtroh, zwifchen welches man Puloer hinein⸗ 

chuͤttet. Iſt dies geſchehen, fo legt man eine Lunte unmittelbar auf das Pulver, 
welches zu oberſt auf dem Stroh liegt, md zuͤndet biefe an, worauf ſich Jeder 
entfetnt, weil nach dem erfich Aufbfigen ber Flamme in kurger Zeit die Spaltung 
des Felſen mit — Krachen erfolgt. Doc, geſchleht an mehren Orten das Ar 


zuͤnden des Pubberb unten In Loche anch duch eine Blake, ee 
befeftigt iſt. (Vgl. Mine) 
Sprengewerk, fe. Hängemerl 7: N 


Sprichwort, f. Spruͤchwoͤrter. 
Sprlugbrunnen. Was bei der einfachſten Am son ——— 
vorgeht, Abe ich cus dem bekannten hybroſtatiſchen an bog ——— 
2 mit einander in Verbindung — rn hoch ſteigt, boicht orll⸗ 
Denn ninimt man demgemaͤß z. B wgefürtıs Bechen auf 
— Höhe, md eine damit verbundene, tiefe cheats Roͤhre an, — —— das 
Moffee in letzteter vberifo hoch Heben wollen , und alſo, weun fie bye: 
genug if, mit Gewalt herausfpringen. Wenn bei S nahen —* 2 
* ganz die nÄmliche Hoͤhe erreicht, fo folgt dies ganz natuͤrlich bazmıs, baf er 
nicht mehr. durch die Feften Seitenwände ber Röhre zuſammienz wid. Mit 
diefer, aus bem bloßen Genie bes Waſſers entfprisgenden Wirkung sähe’ Fich 
nun noch bie Kraft eigner Druckwerke vereinigen, um auf diefe Weiſe den Waffer⸗ 
ſtrahl zu ganz erflaunlihen Höhen zu treiben, wie denn hiervon unfere gewoͤhnli⸗ 
den Feuerſpritzen, bie infofern hierher gu zählen find, einen deutllchern 
geben, ald eine Beſchreibung im Stande il. — In einem gewiffen Sinne geho⸗ 
ren auch dien. d. NeHeronsball (ſ. d.) und Hero nobrunnen Kefamtın 
uns hierher: S. Kaſtner's „Urfangsge. ber Hpbrodyaamif”. Ksee giers 
Anlegung von Springbrumnen zur Verſchoͤnerung ber Gärten, Öffentlicher 
ai. f. — to a.general aystem of. hydrostatike and hydraulika” 
d. 1 
Sprüäwärter find nicht Bloß als Wahrzeichen und Bluͤthen des Wolts- 
witzes zu betsachten, fonberm als bie Nefultate der Erfahrung und des Volkovrr⸗ 
flanbes. Zu ihrem Weſen gehört, daß fie im Munde des Volks find amd eines 
Kebifen Anſehens genießen; daß fie durch geiftreiche Kürze, Inhalt, durch alten 
imlihe Würde und eine kecke Beſtimmiheit vor andrer gemeiner Lehre uud Diebe 
* auszeichnen. — „Feſt wieg's, dam wag's!“ — Geſchichte: Sie ſtanumen 
melit aus der Jugendzelt ber Volker, zugleich mit ben Sagen, und find das Ver⸗ 
maͤchtniß der Vorzeit an bie Gegenwart. Ihre Urahnen find die Orakel cid bie 
— ber alteſten Weiſen und Dichter; fie find bie Imbiduflgen Ansfgeiche 
ahnung aus dem —— und häuslichen, fittfichen mb politiſchen Leben 
—ã— ites Stimme, Gottes Stimme.‘ Doc ſtehe anch aft 
—* dern Andern entgeg en Pa — — nıse eine comparatied ober bebiagt 
zu verfichmbde Regel aus. „4 gibt Beine Regel ohne Aussrahmel. Dft haͤnzt os 
e alter, Bolksſitte zuſannnen und läßt fi nım dadurch erklaͤren. — a 
Sie wifchen fü LER menſchliche Händel, bringen Alles zur Sprache, führen icheral 
nach dem Rechten und find ber Spiegel, alle ‚welticen Veſens Voridem Gpräd- 
port iſt, wie vor dem Gefes, Alles gleich; jeder Stand, jeder Glaube, Alughelt 
ad Einfalt, Atmuth und Reichthum, Alles wird von ihm gleich, Aug ind Salt, 
leich⸗ derb, netkiſch, fromm, ehrlich und rumbherausıcanfirt, vhne uſchon dor 
ade und der Perſon. Es ſagt muthwillig, wie — — wile es fee 
folle; :48. licht den. Mutterwig, wohnt:gern ——— nud · ſteht ber 
Könfalt:madter bei: Das Schöne mb — en gern mit naiveru Bitdenb 
Gleichniß, w während e6 dem er. umb der — n erdenklichen Schimpf 


j 





67 


E 7 @purzheim 587 


anhaͤngt. „Wag verſehrt, das lehrt!‘ — Mugen: Es lehrt Lebensphiloſo⸗ 
phie, mem nicht. zuſammenhaͤngend, doch allſeitig; wenn nicht gelehrt, doch buͤn⸗ 
dig, hell and. Bars Antunft gebend über Manches, worüber Gelahrtheit und 
Sofkeme ſchweigen. . Es uͤberredet anſpruchlos und hadert nie, aber ehe er ſichs 
verfleht, ſchlaͤgt as den Schulfuchs aufs Maul, Es naͤhrt den Witz, uͤht den Vers 
ſtand, feiſcht das G an: und erfreut ben Scharfſinn. Es iſt auf dem Wege 
durchẽ Leben ein Uuger, heiterer Geſell, der dich weber in Leid, nach Freud, we⸗ 
ber im Schimpf, noch Ernſt im Stiche laͤßt. „Sprüchwort, wahr Wort”. — 
Gebrauch: Es iſt nicht eben gar leicht, ſich der Spruͤchwoͤrter zierlich, recht und 
tuͤchtig, zu rechter Zeit und Statt zu hedienen; fie wollen überall nur ale Wuͤrze, 
nie als Nahrung geraicht fein... Sie wollen Schrift und Rede nur kraͤftigen und 
(chenden wie edies Gpfkein in edlem Matalle, wie Bold in Purpur erfreut. Im 
vertrauten Geſptaͤche jehoch und im. Brieffiple mag das Sprühmort gern dreiſt, 
frank und, frei fein, uesfhnähenb das Blast vor dem Runde. Heiter, geiftreich, 
ting unh witzig absı, mag «6.garn überall erfcheinen, Wenn hich nun die Spruͤch⸗ 
maͤeter anfechten zu raden, ſo wehre ihnen nicht, [ondean gebrquche ihrer wie gu: 
ter Wehe’ und Waffen. „Wer'ts Bann, dem komme’. — VWerwandte des 
Sopauͤchwartes find: dan Denkſpruch, Apolog, Einfall, die Sentenz, Fabel, Scherz⸗, 
Wit⸗ und, Schunpfrede und Überhaupt Ales, was bildlichen Ausdruck und gleich⸗ 
‚cine Verſoͤalichkek hot. — „Teaqu, ſchau wem!" Eine Literatur der Spruͤch⸗ 
tecfehlt uas noch. Sammlungen derſelben hahen den Deutſchen geliefert: der 
AFreidank“, Agricola, Eyring, Bebel, Gruter u. X. m. Die beſte neuere iſt 
Sailer, „Die Weisheit auf der Gaſſe, oder Sinn und Gebrauch deutſcher Spruͤch⸗ 
wäcter“ (Augeb. 1810). ine vollſtaͤndige, kritiſche Sammlung der deutſchen 
Spruͤchwoͤrter iſt noch zu erwarten. „Was lange währt, wird gut!" Eine 
we iſt Nepiefh’s „Literatur dee Spruͤchwoͤrter“ (Nuͤrnb. 1820). (By. 
aftslik).... es 
Spurgbeim (Kaspar), Dr., Mitarbeiter und Begleiter des Dr. Gall, 
auf beffen Reifen durch Europa, den 31. Dec. 1776 in Longvich, 2 Stunden 
non Treier, geb., ſtudirte Medicin zu Wien und machte mit feinem Lehrer Gall 
von Mien aus 1805. mehre Meifen durch Deutſchland. In Paris heförberten fie 
gemeinfhaftlich zum Druck zuerft ein Memoire und nachher den 1. Bd. und die 
erſte Kaͤlfte des 2Bdods. des großen Werkes: „Anatomie et plıysiologie du sys- 
ame mervaux ou general et du cerveau en partieulier‘‘, — Sp. trennte fid) 
vom Hall; 1813, reifte mach England, Irland und Schottland, hielt in ben gro: 
fen Staͤdten Morlefungen und fuchte feinen Anfichten Über bie Verrichtungen ber 
Behizntheile ,: welcha. von benen Gall's in mehren wefentlichen Punkten abweichen, 
Einganzssuwesicaffen, „Kr.fand eifrige Gegner, aber aud) warme Anhänger, In 
Ebinbung :bildete. Ach. (Bahr, 1820) ein Berein, (Phirennlogical society), jur Un: 
terfndguung der. Grhirnlehta, der Im April 1821 bei erſten Bericht feiner Verhaud— 
Jungen ıhuuden ‚Hei... Dr. Sp. ſelbſt gab heraus: „Tlie physioguomical syateın 
of Dr, Gull and Spuxehaim‘! (2. Uns, , Lond 1815); baffelbe Werk abgekürzt, 
odex „Ontlines ‚of, the pbysioguonmical system‘ (ebeutaf.); „Om insanity" 
tm. 1817) :..„Examinsgion of she objgetious etc. ( Edinb, 1817); und 
wA. view. af she e'empntazy prineiples of education‘ (Edinb. 1821). Bei fei- 
nem lachten Aufenthalte in London L817 Meß er fich als Licentlat bes £, Collegiume 
‚Are von Landon aufanehmen, giog aber im Juli deſſ. 5, nah Paris zurück. 
‚Dies hat.er ſeitben ein Werk; „Sur la folie”, ein andreß: „Sur la phrenolo- 
‚gel! , und inen, aani pbjlosophique aux In nature morale et intelleetuelle 
det komme‘. erfcheinen laſſen. Er hält daſelbſt jährlich 2 Lehrvorträge: ‚Sur 
l’auatamia, ‚ie. phyaiglogic ‚es la patholegie du cerveau, und wibmet ich zu: 
‚gleich der aubhbenden Heilkunde. In biefer Upficht hat er mit Bewilligung ber 


f 





m | Staal Sfufismus 


Veglerung im April LAQL vor dog mediciniſchen Facultaͤt eine Abhandi.: „Du eer- 
veau sous les rapports anatomiques”, vertheibigt und ſich als Hr. der Nebicin 
von bee pariſer Untverfität aufnehmen laſſen. Zu | ' 
St al en 1 — Mademoiſelle be Launai. Ihr —— ein ae 
ler zu Parka, sanfte Frankreich yerlaffen, und fie blieb in großer Daͤrftigkett york. 
Dur Zufall kam fie ir das Stift &t.» Lonis zu Roten, über der Tod der Prie⸗ 
‚ein verſetzte fie in ihrem erſten hätflofen Zuſtand. Sie tuat daher al Kanmerjung⸗ 
fer bei der Gemahlin des Herzogs du Maine, eines legitimirten natuͤrlichen Soh⸗ 
nes Lubwigs XIV. , in Dienſt. Ihre Aurzfichtigkeit und Unbeholfenheit mahten 
‚ fie.jedocd zu dieſer Stelle wenig gefchidt, und fie ſtand ſchon im Begriff, dieſelbe 
aufzugeben, als bie Herzogin ben Werth ihrer Kammerjungſer kenneu lernte. Ein 
junges, ſchoͤnes Mädchen zu Paris, Netard, fpielte auf Anftiften ihrer Mutter 
bie Rolle einer Beſeſſenen, und fegte Stadt und Hof in Bewegung. Dä aud) der 
Philoſoph Fontenelle bei der Veſeſſenen gewefen war‘, fchtieb ihm Mitte. be Launai 
einen uͤberaus wigigen Brief über Das vortheilhafte Zeugniß, welches er der K&tarb 
ertheilt hatte. Jene geiftreidye Kleinigkeit erregte Aufſehen, und’ bie Herzogin bat 
Maine zog don biefem Augenblick an bie de Launal zu allen Feſten, ters zu 
Sceaur gegeben wurden. Sie machte die Verſe zu einigen Stuͤcken, welche malt 
dort fplelte, umb entwarf zu andern bie Diane. Schneld ermach fie fich das Wer» 
trauen und bie Hochadhtung ber Prinzen, und bie verdienſtdollſten Verſonen, turtdje 
jenen Hof zierten, ein Fontenelle, Chaulleu u. A., bewarben ſich mit Eifee um 
die Gunſt bes witzigen Maͤdchens. Waͤhrend der Regentſchaft, nad) Ludwigs XIV. 
Tode, fiel die de Launai mit ber Herzogin bu Maine in Ungnade (1718), und war 
2 Jahre lang in der Baſtille eingefchloffen. Nach wiebererlangter Freſhelt lelſtete 
fie der Prinzeffin wichtige Dienſte, und dieſe verheirathete ſie, aus Eekennttichkeit 
dafür, an einen Heren v. Staal, Gapitain bei ber Schweizergarde und Marichel 
de Camp. In der Unterhaltung zeigte Frau v. Staat in Folge ihrer Schuͤchtern⸗ 
heit. und uͤbeln Gefunbheit weniger Beift und Lebhaftigkeit, als in ihren Schriften. 
Ihe Charakter war mehr gut alt [hlimm. Cie flarb 1750. Wlan haut nach 
ihrem Tode ihre „Memoires’' (3Bbe., 12.) herausgegeben und einen 4. Bb. hinzu⸗ 
gefügt, weicher 2 Luſtſp. enthält, denen «&, bei manchen Schoͤnheiten, doch an 
Einheit: dee Handlung und einer wohl verbundenen und wohl aufgelöften Intrigur 
fehlte. Ihr vorzuͤglichſtes Verdienſt ift der lebhafte und geiſtvolle Dialog. " Die 
Denkwuͤrdigkeiten enthalten freilich keine großen Ereigniffe, find aber ſehe anztehend. 
Auch die Briefe an den Marquis v. &ily und an d' Hericourt, welche erft 1806 
zu Parts (2 Bde., 12.) herausfamen, find mit Eleganz und in einem eben Styl 
— Sie ziehen durch die Darlegung eines tiefen, zarten und feinen Bes 
fühls an. ae a 
- Sfufiömns, ber pantheiftifhe Myſticlsmits des Orients, welcher burch 
Ascetik and Vernichtung aller finnlichen Triebe zur Erleuchtung bed Geiſtes, hoͤdcſte 
Seelenruhe und Bereinigung dee Seelen mit Bott durch bie Lehre der Cintwens 
dung (Xechib) bezweckt. Zu biefem In ein mpflifch religiöfes Gewand —— 
Pantheismus bekennt ſich felt dem 9. und 10. Jahrh eine Sekte, die gegemeliriig 
unter ben gebildeten Anhängern bes Islam, befonders In Perſten und von 
Tag zu Tag mehr Anhänger gewinnt, und vor 8 Jahren in Perflen 1 
zählte, bie dem Islam entfagt hatten. Bekamt iſt als einer der eifrigſten Bfuf 
bey Araber Azzeddin, geb. zu Ierufalem im 12. Jahth., deffen Wert: „Mir W⸗ 
gel und bie Blumen‘, eine mioralifche Allegorie, Garcia be Taffy (Paris 1828) - 
überfegt hat. Im Orient heißen Alle Religlofen, weiche Eiöfterlich zufaiıtmenfebrn 
und bem befhaulichen Leben widmen, Sfuft. Man hat dies daher Ile — 
In, weil fe ſich bloß in Wolle Heiden; allein F v. Hammer hat —58 uf 
fage Über den Urſprung jenes Namen in det „Wlener Zeitfär. Mir Kinſt, Dkr., 


. Sfuflgmus | | 499 


Thenter:t." (1820, Mr. 69) bias wiberlegt und behauptet, daß der Names Bafı eben⸗ 
ſowol mit dem griech. Sophos (der Weife) und Sophos (klar, wegen des Spiegels, 
den die Sofi als Sinnbild führten), als mit dem arabifchen Safi (dee Heine) vers 
want fei. Die Araber hatten von jeher Neigung zu einem in Ei5 — Einſam⸗ 





Echt genen und religioͤſen — gdemidmeten Leben. Daher bil⸗ 
deien ” fon umter den erſien Khalifen reli —— diea Ice 
Da nun bie 4 *) orthodoxen kt des Jolam mehre ohne 


[chen msfasien. 

einer ſcholaſtiſchen Philoſophie aufſtellten, und da eine Menge Mingsorden uns. 
ter ‚ben Mohammedanem im 2. Jahrh. ber Hebdſchra ſich bildeten, fo fanden hei 
diefem Gewirre fich durchkeeuzender theologifcher Meinungen religioͤſe Gemuͤther 
me noch in bee. frommen Moſtik Beruhigung. Dadurch eutflanden die Sſu 
und ihre Lehre von bes.mpflifchen Vereinigung des Menſchen mit Gott, bie jedoch 
nicht bs, Iam liegt, ſondern nach Langles, Reiske, Hammer und Malcolm. 
indiſchen Urſprungs iſt, beachte aͤhnliche Erfpeinungen von Schwärmerel hervor, 
wie.bie hriftliche Myſtik. So fagte 3. B. Dſchelaleddin in feiner Anrebe an Gott: 
„Weil 6 Dir gefiel mit Dir ſelbſt Schach zu fpielen, wurde biefeß Ich und Du 
ins Dafein gerufen”. . Die Sfufis tragen Ihre Lehren unter Bildern pon Liebe, 
Mein, Trunkenheit, Eeser u. ſ. w. ver, und es iſt keinem Zweifel unterworfen, 
daß auch die Lieden —8* Hafi, eines ber größten Sſufis, weit entfernt, Liebe und 
Wein Anakreontiſch zu.befiugen, vielmehr die Grheimfehre der Sfufis enthalten, 
Selbſt die Taͤnze der mohammedaniſchen Mönche haben eine myſtiſche Bedeutung. 
Unter dem Teufel aber verſtehen die Sſufis insgemein die ſinnlichen Beglerbden der 
Seele; fie erkannter uͤberhaupt keinen andern Zeufel an, als die Finſterniß der von 
dem Lichte der Wahrheit nicht erleuchteten Seele. Im 1. wo. ber Schriften ber 
geleheten Geſellſch zu Bombay (Lond. 1819) findet man eine wichtige Abhandl 
von Geaham über die mpflifche Lehre der Sfufid. Dann haben Silveſtre de Sacy 
im: „Bid; Nameh“, Erskine in mehren Abhandi. der „Iransaet. of Bombay”, 
Dassiner in feines „Befchichte der [hönen Redekuͤnſte Perfiene‘” (unter Dieyelnied. 
din, Rumt und Dſchami), und vorzüglid Tholuck in feinem: „Seufismus Per- 
sarum etc. (Berl. 1821, aus oriental. Handfchriften, vgl. „Hermes, XXL) 
über hie orimtal, Myſtik ein neues Licht verbreitet. Das Wichtigfte darüber ent⸗ 
hält ba6 'bei ben Perfern und Tuͤrken im hoͤchſten Anjehen flehende, 1820 (Hed⸗ 
ſchra 1236) zu Konſtantinopel erfhienene (zu Seutari gedruckte), ine Tuͤrkiſche 
uͤberſ. perſiſche Werk: „Die Tropfen des Lebenẽ quellez S. Hanmer's Anzeige 
in der „Leipg. Lit.»Belt." (1822 S 2054). Die Geſchichte der beruhmteſten Scheiche 
des Ordens der Dervifche (Nakſchbendi) perfaßte Huffein, berühmt u. d. N. Sfufi, 
im. ‚Khr. 1503 (Gedſchra 909). Die Moslemim ſchaͤtzen dieſes Werk ungefähr 
fo, wie in der katbol. Kirhengefhichte Bulteau’s „Geſchichte des Möndywefens”, 
und Martenes „Annalen d. Benebictiner‘' gefchägt werben. Jener Orden (Nakſch⸗ 
bendi) entſtand zwar erſt zur Zeit bed Sultan Osman 1319 (3. d. Hedſchea 709); 
allan er. war die Folge von geifligen Überlieferungen, vermöge melcher ale Orden 
des Jalam den Beift ihrer Lehre und bie Überlieferung! ber myſtiſchen Kraft (Dusch 
Die Mitthelung des. Hauchs und des Mantels) bis zu Abubekr und Alt, ben Schüs 
Ion bes Propheten, hinaufleiten. Der Prophet Mohammed hatte freluiſch geſagt: 
„Ss gt kein Maͤnchthum var JIelam“; allein der Geiſt des Moͤnchthums, das 
fanın Sig Anfprünglih in Indien und Hochaſſen hatte, drang bald auch In den 
Jatam ee, lb ber Header‘, mit indiſchen, griechifchen und perfifchen Werken bes 
Taint gewoahen, ſein wiſſenſchaftliches Streben begann und einem beſchaulichen 


ur 0 Die Piee Vierzahl der mohammedaniſchen Ordensgeſchichte hat ihren Grund 
in der Vlerzahl der erſten Juͤnger des Propheten: Abubekr, Omar, Osman und Ali, 
welchen nach die 4 Reichswuͤrden und⸗ ea bes Diwan in ber — GStaats⸗ 


verfaſſung nachgebildet ſind. | ER 





540 Staar (det graue) 

Beben ſich hingab. So entſtand bie Ascetik der Moslemim; jene fpätere Aukar⸗ 
tung berfelben aber, bie AN: Eins: Lehre der heutigen Sofis, ſtimmt mit der Lehre 
der inbifchen Vedants fo auffallend überein, daß ber indifche Urfprung des Sſufis⸗ 
mus nicht zu verkennen iſ. nn DO. 

 » Staar. Man verfteht darunter 2 Arten von Blindheit, von welchen die 
eine mit dem Namen des grauen, die andre mit dem des ſchwarzen Staars befegt 
wird. Der grame (auch weiße) Staar (entaracta) befteht in einer organifchen 
Krankheit der Kryſtallinſe und deren Kapfel, woburd die Durcchfichfigkeit vieſer 
Drgane verloren geht, und sine Verminderung ober Vernichtung des Geſichts er> 
zeugt wird. Denn die Lihtftrahlen koͤnnen unter diefen Umftänden micht zur Netz⸗ 
haut (Neroenhaut) des Auges gelangen, um bort bie Befichtsfenfation zu erregen. 
Die Katarakte oder die organifhe Krankheit der Fryſtallinſe rührt zwar oft, von 
Entzuͤndung biefe8 Organs her, jedoch fcheint diefe nicht jeberzeit vorherzugeben, 
fondern bißmeilen auch durch eine Art von Trennung ber Linſe ihre Ernährung ge 
ftört, zu werden; nicht weniger liegt eine andre Urfadıe in der Stimmung der Irri⸗ 
tabilität, wie fie A ba vorfinbet, wo die Iris heller, blau oder graublau gefärbt 
it, Auch von manchen allgemeinen Krankheiten, » B. Gicht, Rheunatismus, 
Skrofeln, leitet man dieſe Krankheit ab, fowie fie auch durch das höhere Alter be: 
günftigt werben fol. — beim Anfange der Krankheit entdeck man dicht bin: 
ter der Pupille cine grauliche, nebliche Truͤbung, und auch dabei wird das Geſicht 
oft nut periodifch geſchwaͤcht, die fogen. mouches volantes (Funken oder Sterne 
vor den Augen) find oft zugegen. Bei fortfchreitenben oder ausgebildeten Übel 
wird die Truͤbung bebeutender, und das Geſicht mehr (obwol oft nicht ganz) verhin⸗ 
dert. Merkwärdig iſt Hier der ſchwarze Ring, der bie Verdunkelung häufig um: 
gibt, Die Arten bed grauen Staars werden nad) dem Sige beffelben in Linſen⸗, 
Kapfel- und Kapfellinfenflaat unterfchieden. Bei dem Linfenflaar, dir am 
haͤufigſten vorfommt, iſt die Verdunkelung in der Mitte am bedeistendfien umb 
nimmt nach den Seiten hin ab, daher ſolche Kranke In ſchiefer Richtung, bei ſchwa⸗ 
chem Lichte und dadurch bewirkter Erweiterung der Pupille noch etoaß fehen koͤn⸗ 
nen. Die Farbe der Linfe iſt dann gewoͤhnlich graulichweiß, in einzelnen Faͤllen 
auch milchweiß, ober gelblihgrau, graubraun, ja fogar [hmwarzbraun, ſchwarz⸗ 
grau gefunden worben, "Übrigens iſt bie Linſe entweder zu hart, wie Stein, cber 
auch zu weich und aufgelöft. Bisweilen iſt nur das Innerſte der Linſe verdunkelt. 
Bei dem Kapſelſtaar bemerkt man, daß die Verdunkelung nicht immer Di der 
Mitte, ſondern auch an andern und oft an mehren Stehen zugleich enſſteht. Die 
Farbe ber Verdunkelung ift daher oft ungleich, Mais, an dem einen Punkte dich⸗ 
ter gls an andern. Nach der vollkommenen Ausbildung bes übels verbtatet fie 
ſich jedoch auch gleichmaͤßig. Die Kapel ſelbſt iſt biswellen Bloß verdunkelt, bisweſ⸗ 
jen aber, au) angeſchwollen und mit Auswuͤchſen bededt. Der Napfellinfen 
Iaar begreift bie Ratarakten In fich, wo die Kapfel und bie Linſe gleichzeitig vrrduns 
belt —* auch die, bei welchen bie Linſe mehr ober tbeiiiger aufge:öft, und die Mor⸗ 
gagniſche Feuchtigkeit getrübt und verdunkelt iſt. Die Heilung des grauen Staars 
kann nur dadurch zu Stande kommen, daß die Verdinkehing ber inſe gehoben, 
pber bie, Binfe felbft entfernt werde. "Die Mittel, welche an fü ben cıften. Zend 
anwandet, ‚bestehen ſich theils darauf, dag das — Vethunkelte wieder tefortirt 
roerde, theils darauf, daß ber. — ſelbſt „der bie Verdimfelung ber» 
beiführt, unterdrückt, oder wenigſtens aufgehalten: werde, In der er kerp icht 
iſt die Kunſt des Arztes —* und von ſeibſt entftehend beobacht⸗ ran bie Res 
forption. biswellen unter ansfprerhenden günftigen Bedingungen. Örfüche Ans 
wendung von reigenden Mitteln Bann leicht die Entzündung des Auges befördern. 
Um bie zweite Abſicht zu erreichen, iſt theils die gehoͤrige Berüdfichtigung ber Ur⸗ 
ſachen, z. B. die Entzuͤndung der Linſe ıc. anzurcthen, theils werben einige ſpeci⸗ 


MEERES KeRF 


“On U 'E 


EEE NO N V e— 


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Stgar (bee fhwarge)....: AM 


he Mittel, 5: B. Merenrialfopbe, Digitalis, Yulſatille, Bellabonna u. a ⸗ 
nn Inbeffen ift auch an Au re ziemlich unficher , und bie Shefation 
leibt ‚in, ben mehrſten Fäden dig Ipgte und ficherfte Zuflucht. Discch biefe nich die 
Einfe famımt Ihrer Kapfel entweder ganz au6 dem Auge entfernt, oder nitr au Ihrer 
Verbindung and an einen Ort gebracht, wo fie dern Sehen Fein Hinbern{f entges 
genfteßt, Apeils in einen, folyey Zuſtand verfeht, daß fie nad) längerer gber kuͤrze⸗ 
ter. Zeit aufgelöft und eingefogen wirb, Indem fie aus Ihren Gefäßverbindimgen ge: 
riſſen, oder [han im Auge zerſtuͤckt ward. Die Operatipn, durch welche bie Linfe 
ans dem Auge entfernt wird, heißt bie Ausziehumg (extraetio oataractae). Bei 
allen übrigen Staaroperationen wirb bie Linfe im Auge gelaffen; Bierber gehört 
bie Niederdruͤckung es graiten Staard (depressio cataractae), deren ſchon Eel⸗ 
ſus gebentt... Von dleſer Operation unterfcheibet ſich die von Willburg und Scarpa 
angegebene Umlegung bes geruen Staars (reelinatio eataractne) daburd), daß 
man durch) eine entfprechenbr Wendung ber Nabel die Linſe vielmehr umbreht als 
herabdruͤckt. Sie wird alsdann non bem herbordiingenden Glaskoͤrper fchnell be— 
deckt und, ſtelgt nſcht fo lelcht wicher in die Höhe, als dles bei der bloßen Mieber: 
druͤckung eichieht. ‚Sp den neueften Zeiten endlich iſt man auf die Idee gekommen, 
vermitt eineß Stiches dur bie Hornhaut ben Staat niederzubrüden, ober auch 
benfelben 0,3 berlegen und aus feinen Verbindungen zu bringen, daß er reforbirt 
werde, , Es WE biefe Idee vorzliglih von Buhhom und Langenbeck zuerft ausge 
führt, un ‚Die Operation, die den Mamen Keratonyxis, Hornhautflid, er- 
halfen hat, genau befchrieben worden. Es wird von den Augenärzten bald biefe, 
bald jene O cpationsweife beſonders beguͤnſtigt, aber ihre Anmwenbbarkeit hängt 
von ber Der chiedenheit des Staars felbft ab, und ein guter Augenarzt muß in 
allen ‚geübt feitt, Nach der Operation muß die Lage des Kranken befonbers beruͤck— 
tigt, und Altes abgewendet werben, was irgend die Entflehung ber Entzündung 
begüunfigen koͤnnte; un iſt ber Reiz bes Lichtes noch mehre Tage zw vers 
meihen., Treten Zufaͤlle ein, weiche bie Heilung ſtoͤren, fo müffen fie gehörig ber 
[eat enden ;, Indeffen ffnd fie beinahe jederzeit bedenklich, und zerflöcen hann oft 
bie Fähigkeit zum Sehen unmieberhringlich, — 
Hwarze Staar, Amauroſe (amaurosis, gutta serene) iſt die Bſinb⸗ 


Beil, Die vom Fehlern bes Sehnerven (nervus optieug), und feiner Ausbieitung 
fe 


(der Nerbenhaut, Nebhaut, retina) herrührt. De Fehler find biswellen orga⸗ 
niſche, wie z. B. Verknoͤcherungen der Netzhaut und Zerſtoͤrung des Nerven, mit 
Welchen natürlid) die Sehkraft beffelben verloren gehen muf. Auch der Drud def 
felben dutch Knochenauswuͤchſe ic. und Verletzungen ber Netzhaut (mie z. DB. duicch 
fhneibende Snfirumente) haben unausbleiblich biefelbe Folge. Zu grelles Licht, 
ober au flarke Anftrengung dee Augen bei ſchwachem Lichte, zu ſchneller Ubergang 
aus ber Finſterniß im heiles Licht, die Kloafluft, Opiate, hobes Alter, erzeugen 

agegen „eine dunamifche Verſtimmung biefed Merven, bie zu Blindheit führt. 

bendaffelbe gefhicht auch per eonsensum bei Vrrlegungen bes nerr, supraor- 
bitalis, bei Kopfoerlegungen, Hirmerfhütterungen, Scylägflüffen, bei unterbrüd» 
tem Schnupfen und häufiger Trunkenheit; beftiges Erbrechen, Miefen, Huften, 
Anbäufungen nad dem Kopfe von irgend. einer Urfache, zu ſtatke Ausferrumgen, 
Kranfheitänerfegungen, gallichte oder andre gaftrifche Unreinigkeiten wirken auf 
ähnfihe Weite. Nach Mafgabe diefer verſchledenen Urſachen entſteht bas Übel 
nlögtig oder nach und nach. Die Kranken koͤnnen bisweilen das Licht nicht vertra⸗ 
gen, und ſuchen darum bie Dunkelheit ; hler über ſehen fie oft Funken und Flam⸗ 
fhen por den Augen, 2 6, Gegenſtaͤnde erſcheinen oft anders gefaͤrbt, oder ſſe 
ſchwanken, ſchwimmen, verwirren ſich; bie Kranken ———— an zu ſchie⸗ 
len, haben einen druͤckenden Schmerz In der Tiefe der Augenhoͤhle und ein Span⸗ 
men über ben Augenbraunen; endlich fangen fie an, wie hurch einen Flor oder durch 





548 Staarbrille Saelengeſchihh⸗ | 


Rebel zu ſehen; nur dei hellem Rage können ewas deutlich unterſchelden; 
ſchwarg Ye Mm; Mtıdın, j dien = ben rd heeumzuffiegen; bie Größte 


oft in der Mirce; zuletzt gehen dann die Stoͤrungen im‘ voͤlige 
erweltert 


Verbunkelung iſt 

— *; BB wobei bie Pupille wre Beweglichkeit derliert, in Interior 

it: auf ini Auge erblickt man oft einen torlätichen Such, der ait Abea derge 
geht iſt· Nach den verfchſebenen Urfachen tft bus Udet Bart letcht ‚bad 

* nicht. ODieſe find vs’ mamrich die bei ber Ser zuerſt —* 

oder geheben werden mäffen. - Eind dieſe nicht bekannt, ober find Re eucternt, 


und das Über bieibt, ſo werden ſolche Mittel angewendet, dir auf bat ea 


ſtem aͤbrrh 

— —— — iſt efrie vburch groͤßerr Eonveritaͤr dar Ste: — 
Brine, und beftkwint, Denſenigen, welche bie Operuclon des gran Staarbd ihrt⸗ 
—**— bach, drn durrch diefelbe eilittenen Varuſt der Reypattinfe des Auges zu 


"Stanrfein, f Yalmın. na ae 
Stadt (rer publion, — uobeiotaa — bärgeiihe Gaſem chath 
Des Menſchen Beftimmemg ME, bie duech ſ. Natur — * allen Merfchen ge⸗ 
meſaſamen Zwrcke durch ſ. Villen zu realtſiren. Die &efahrung wort dee; daß 
der einzelne Menfch, wenn er getrennt und iſdliet irbt, dieſe Jevecke thetts gar nicht, 
thells ſrhr unvoltkommen erreichen Bann. Daher ſirht Jeber die Rothwendigkeit 
ein, ſich mit a. Menfchen sit Errelchung derſelben zu verbinden. Einen Brei; die 
gemeinſamen Zwecke ber Menſchhelt durch vrreinte Kräfte zu Befücherte, sb Hoffkte 
* einzelne Kraft nicht hinreichen, — nennt man einen Staat, ben —* Ouſtand 
ber Menſchen, worin fie als Menfchen allein beſtehen — 2— (&. Staats: 
zwecke.) Die Hauptfagen, welche den Staat betveffen, find: 1) Welches ft 
der Rechtogrund der Entftehunig des Staato? 2) Wie find die —— 
entſtunden ? 3) Welches iſt der beſte Staat, oder wie mug Hin Win 
In, wenn er den Beifall der Vernuͤnſtigen erhalten ſon? Mie * Frage 
wortet das Staatsrecht. Es zeigt, daß bie Pflicht geblete, — hr 
woßen, teil ex bie Bedingung iſt, von der bie Errelchung der 
ſchun abhängt. Was aber bie Pflicht gebteter, iſt immer Aecht (©: Saite 
Vertrag, Vereinihnngsvertrag, Unterwerfungsvertiäg, Wer 
faffungsvertrag.) — * age iſt ganz hiſtoriſch, wrrb die Geſchlchte 
Jeigt; daß die tolrktichen Staaten auf ur 2 Weiſe eutſtanden fiad Balb 
—— Einzelner ober Einiger, ohne allen Kanpf, bald Yan 
Ufttepetken, bald durch Vertt ace x. Endiidh, wh6 die britte Frage becchfft, Not 
Ge Antwort: im Aligemeinen : derfenige Staat {ft der beſte, der =. — * 
daß varin die ſtaͤckſte Urſache llegt, die Zwecke des Staats am ficherften zu befoͤr⸗ 
dern. Dieſe Organiſation kann unter verſchledrnen — mt wre Fi 
Yin Bott Heften, derſchirden fein. Fuͤr manches Bolt kann Ane'abfutine, Feet 
aktent eine eingefäptänttt Monarite die Brite form fein; fue dad eirte kann 
De ariſt ‚für dat andre die demokeatiſche Form beffer paſſen. Mferitbte 
Uße fich nicht anders urthellen, als wenn tan Die wirklichen Statiten, woeltber ge⸗ 
urchent werden ſoll, vor ns hat und ihre Wefkaridtheife Jergtieberrt und witer bin 
Bm Bam. allgemenen Grundſatze, welche das Staarorecht und die Potre ieheh 
r 
glatten: er A Hier — er BR 
taatemde te eſchicht e md e 
—— nn entre eig 
55 t fü erſcheint fie als Speciatgeſchichte, denn 
— g, die Entſtehung, —— die — * — ded f 
aats ſo darzuſtellen, daß derſelbe vrrmittelſt der Darſtellung aid ein orgerniſched 





Staatengeſchicht⸗ | ET 


eg lee Fee ein — — zes 7* 7— * bor da garen 
an 6 Geſchichtsforſchers und des cla g ts 
ſcheeibers der einzelhe Staat, wenn zuerſt bie Fenmlienſ Annie und Steritäieme 
genau avgegeben werben, aus derrn —— und Vetmiſchung (diewe⸗ 
Jen durch Bectrag, nicht felten durch Eroberung vnd Gewalt) er bei ſeinem Ent⸗ 
Gehen ind hei feiner Aniiſigen Wergeößenyirg ſich bildete; wenn baratıf die Ber⸗ 
faſſung des Staats in den Miistelpunft feier Begebenheiten und ———— 
wirb, weil nr daraus bie Bitdung ſeinet Eigenth it, daß 
ihm gehöreitden einzelnen Stände des buͤrgerlichen Sefsfchaft — ae 
Entwickelung der verſchiebenartigen Geflalturigen des Voſtéelebens, ſowla Aber 
haupt das Haze Immere polſtiſche Brbenurine® * fich erklaͤren laͤßt; und wenn 
endlich aus. dieſem innern politiſchen Leben das aͤußere politiſche Reben, ober die 
offentilche Ankuͤndigung des einzelaen Staates in den Außen Verhaltniffen zu ſej⸗ 
hen Nachbarſtaaten, Toroie feine ganze Stellung in dem Staatenfpfteme, zu — 
© u Theil ee abgeleitet, und aus ber Wechſelwirkung des ihkerh und des Aus 
Lebens auf einander, antrocder das Fortſchreiten und die Fortbil⸗ 


tofay re zugleich ber Untergang berfelben) aurs zurrichenden gefchichtlichen 
Gründen erklaͤrt wird." Wenn mm um and die Geſchichtſchreiber vkeler einzelnen 
Staaten dieſen Foderungen zum Theile zurädßbleiben (3. ©. zn und 
nn Abhondlungen ber deutſchen Geſchichte, Heintichv 
Dar deutſchen, fraz und engl. a 3 fo. haben fi) doch auch wieder 
Kane dor Läfung biefer Yulgabe ſebt genätert. Co in £., Id. Eng 
;.Ioß. v. Mälter in f. „Schweizergefchiäite”; Spittler in f, Gef. Mi 
* egs und Dandvers u. X) Allein außer .biefer Behandlung der Befchlähte 
Iner Staaten verſteht man bei den — gewoͤhnlich imter Staatenge⸗ 
ee “ akademiſchen Worteag und bie ſchriftſtelerifche Behandlun 7 fünmt- 
lichen, das gegenwaͤrtige europ. Staatenſyftem bildenden Staaten eiche ſelt 
Ihrer Cytſtehumng 618 auf anfere Zeit, ſobaß ihm biefe Stoatch x e zwar 


einzeiss (ud Ihre Sefthichte nicht ſynchroniſtiſch) behandelt, fie aber = bee Dar⸗ 


ftellüng auf efnamber folgen laͤft, um am Ende der Darſtellung das hr wen. 
em nach einzelnen Beftahbtheilen übeefhauen and poliiii wär 
digen zu Linien, Ju dieſem Sinne ſtellte bereits Sam. v. Pufendorf bie europ. 
Stgaten th f. „Einleit in die Hiſtorle der vornehmſten Reiche und Staaten 
> die Aufl. vom J. 1733 in 4 Thin. noch Inner verglichen — 
Breit und geiſflos iſt die zu Heilbronn fett 17600 in 24 

— Fer chte der bekannten Stauten, von Ihrem Urſprunge an bis anf — 
heuem ", Unvollkommene Grundtiſſe biefer Stautengeſchichte warer: 
Bes 1. Sehauer’s „Grmbeiß zu einer Amftändt. Siforie ber vormehneften 
europ. eund Stanten’’ (2p 1733, &) und . Paul Reinhatda —5 
zus den wolti. Geſchichten der vornehmſten Staaten“ (9, %., &: 1178, & 
baffern Beifte behaudetten bir Stantengefdjichte: Gottfr. Achenwal in f. „Gerd. 
der — vornehmſten euroy. Staaten im Grundiffe” (2 Tple., m. ir Sin 
1779, 3 Ehſiph. Kraufe in f, „Beundeiß ber Gefchichto ber —A 
Der erro wo. Staaten” (Habe 1788), 3. Georg Meuſel (dee neue Bearbelter 
Gebamnuer'ſchen Werkes) inf. „Anleitung zur Kenntniß ber europ. Staatenhiſt ee 
— akabemiſche Sompenbitim ward Hei manchen Mängeln doch wegen ber Kuͤr⸗ 
ze ſ. Daiſtellung, wegen der Reich haitigkrit der Literatur und wegen bier Vollſtaͤn⸗ 
—— ya gentalog. — der ia. Haͤufer Far 
18 Kon von der anna eu ⸗ 
—— t auf Sm, Spittier’s bis jest ee M wf 
der Geſchichte ber eucep. Staaten” (EThle., Bed. 1793 fg). Sp. brruͤckſich⸗ 


nu med Ruͤckwaͤrts ſchreiten, Sinken und Veralten (und bei dem bereits er⸗ 
on 


— 





Stoaatsbankrutt 


tigte nämlich zunächft das Entfichen und bie almäli en bildung ber Berfaffun 
der Staaten; er zeichnete die Geſchichte derfelben in Eüryen mriffen und in * 
edlen und nee Style; er beckte die Fehler und Gebrechen der einzelnen, Ver: 
fafjungen und Regierungen auf, unb entwidelte ben Einfluß derſelben auf bie po⸗ 
Itifche Geltung der Staaten in den einzelnen Zeiträumen ; er gab endlich bei jebern 
Gtaate eine ausgewaͤhlte Literatur der, dahin gehörenden Schriften gewoͤhnlich mit 
ec Angabe ihres Werth, Nach Sp.’s Tode ergänzte in der 2. Aufl. en 
1807 Sartorius dieſes Werk, dem es meiſtens gelang, die Kürze und Kra 
Spittlerſchen Styls zu treffen. Eine Lüdte In biefen Schriften aber bleibt e6, daj 
man die Geſchichte des Waterlanded davon ausſchloß, well nach akademlſcher Sitte 
über Deutſchland gewoͤhnlich beſondere Vorträge gehalten und gehört wurden, ou» ⸗ 
gleich nicht verkannt werben kann, daß das europ. Staatenſyſtem nie vollſtaͤndig 
zu uͤberſchauen iſt, wenn bei der Darſteilung deſſelben Deutſchland, fein polltiſcher 
Mittelpunkt, feit den 3 Tegten Jahrh. fehlt. Heeren's 9 bare „, lichte des 
europ. Staätenfofems ji ber Entbeckung beider Indien” gehört Im ſtrengen Sin⸗ 
ne nicht hierher, well In berfelben bie einzelnen © europ. taaten nit nad) ihres 
Specialgeſchichte, ſonbern bloß 1 ie Sera Innerhalb bes durap. Staaten⸗ 
foftem® und nad Ihren Verhätmmiffen zu demſelben dargeſtellt worden find. Fir 
bie en Alterthums hat Heeren's „Handbuch der Geſchichte ber Staaten 
des Alterthume entfhiedenen Werth. (Dar. Gefhichefäpreiber) 


544 Staatsaͤmter 


„Staatsmter, ſ. Staatsdienſt. 
Staatsanleihen, ſStaatäpapiere...... I 
| Seen jaumelt, f. Kronanwalt. N Bi 
Staatsarzneikunde umfaßt bie gerichtliche Mepicin (ſ. d), die 
mebicnifche Polizei (ſ. d.), die Lehre von dee Medicinalwerfaffung 
— Von — Volk⸗ — dieſer ng bei — — N ki 
g bearbeitet worden, als von ben Deutfchen. I, Abolf Denke’s „3 rift fü 
die Staatdarzneikunde“, Ext, felt 1821.) rs J (Hr | ® “ro N 
,  Staatsbant, Nationalbank, if eine ſolche Bankanſtalt, a 
von der Regierung gebildet iſt, unter der unmittelbaren, aleinigen Leitung b 
Staats fleht und von ihm verbuͤrgt wird. Dergleihen Anftalten Eönnen, men 
fie gut eingerichtet find und ehrlich verwaltet werden, hoͤchſt wohlthaͤtig auf bey 
Ralionalteichthum wirken, im Gegentheil aber drohen ‚fie demfelben auch große 
Gefahr; beſonders nachtheilig koͤnnen fie werben, wenn die Regierung fie, wie haͤu⸗ 
fig geſchehen, als eine Finanzquelle betrachtet und als Mittel benugt, den Sffent- 
fihen Schatz In Beiten ber Noth aus einer Geldverlegenheit zu retten. Da tum 
der Staat nicht durch äußere Gewalt geſetzlich angehalten werden kann, feine Ver⸗ 
bindlichkeiten 5* zu erfuͤllen, fo genießen In ber Regel bie Prüyatb — 
(f.d.) eines faͤrkern Öffentlichen Credits als die Staatsbanken. — Mattona ⸗ 
bank wird eine Staaisbank dann genannt, wenn ber Stqat durch Stände un 
.— orgauiſtet iſt, welche das ganze Volk wepräfenficen, und burch diefe 
ie Einrichtung — begruͤndet und garantirt de en folge nicht noth⸗ 
wendig, daß eine Staatsbank, welche durch einen abſoluten Souverain begruͤndet 
iſt, weniger ſolid und weniger ſicher fei als eine Nationalbank, weil Stände und 
. Eorposationen oft viel’ unvollkommnere Kenntniffe yon Bankeinrichtimg, auch off 
einen viel unmogaifchen Willen haben, umd daher die Geſetze des Credits ſchlech⸗ 
ter beobachten als abfolute Gouveraine, wie die neuere Geſchichte ber repolmtion 
nairen bemoßratifchen Regierung in Frankreich und die neueſte Geſchichte einige 
ner beweiſt, bie ſich nicht fheueten, ihren feierlich eingegangenea Zah⸗ 
Sverbinblichkeiten öffentlich untreu zu werben. KM. 
- Staatöbanfrutt, Nationalbankrutt, if ber Zuſtand, in wei⸗ 
_- era eine Nation ober ein Staat ihrer eingegangenen Verbindtichkeiten aus angeb⸗ 


Staatsbankrutt 348 


Uchem ober wirkllchem Unvermoͤgen zu erfüllen, ſich weigern ober nicht im Stande 
find. Ein Nationalbankrutt wuͤrde entſtehen, wenn bie ganze Nation ihre Zah⸗ 
Umgeverbindlicgkeitn nicht zu erfüllen vermöchte, wenn nicht bloß die Regierung, 
londern auch alle Privatſchuldner ſich von der Verbindlichkeit, zu bezahlen, befeis 
ten. Jedoch verfteht man unter Nation oft bloß die Regierung oder dad Volt, ſoſern 
es als ein Games, als Staat handelt etc, und dann iſt Natiemalbankcutt ſynonym. 
Dei Staats bankrutt iſt entweder total, wenn den Glaͤubigern des Staats gar Fein 
Erſatz für den Verluſt Ihrer Foderungen gegeben wird (dieſer Fall trat in Feank⸗ 
teich bei den Affignaten ein), ober partiell, wenn die Foderung nur zum Theil ver: 
foren geht. Es laſſen fich in dieſer Hinficht verfchiebene Methoden anwenden: ent⸗ 
meder man ſetzt die Staatsſchulbſcheine unter Ihren Nermmwerth oder unter.den 
Werth herab, welchen fie im Curſe haben, oder die Zinfen werben hexabgeſetzt, wie 
in Dfttel und Schtosben gefchah; oder man nimmt einen Theil der Schuld und . 
beſtimmt dafuͤt eine Anwendung, wobel man nicht ben Werth erhält, weicher auf : 
den Schuldſcheinen ausgebruͤckt ſt. So lieh bad Directorium in Frankreich 4 dee 
Staatöfculd in das fogm. große Buch eintragen (tiers eomselide), für die ans 
dern 3 (les deux tiers mobilises) wurden Bond ausgefertigt, welche bei dem Au: 
kauf von Nationalguͤtern nach dem jebesmallgen Curs in Zahlung genommen wer⸗ 
den ſollten; auch iſt es eine Art von theiliweilem Bankrutt, wenn die umlaufende 
Papiermänze von Staate heruntergefezt wird. Die engl. Negierung gab’durd‘ 
die Mefirictionsncte 1797 der Bank von England ein Privilegium, Bankrutt zu 
machen. Denn biefe hatte die Verbindlichkeit, alle Noten, die ihr praͤſentirt wur: 
deu, in bqarem Gelbe einzuldfen, Durch jene Acte wurde fie aber Davon dispen⸗ 
ffet, unb Halb konnte Niemand meht fuͤr ſeine Banknote den vollen Werth erhalten. 
Die Bank machte alſo dadurch weidlich Bankrutt, und diefer war vom Stante 
autoriſitt. Der Bankeutt, welchen eine Regierung macht, iſt entweder ein öffent: 
licher, oder ein heimlichen, verfteckter Bankrutt; öffentlich iſt derfeibe, wen man 
den Stagteglaͤubigern das Ganze, . oder einen Theil ihrer Foderungen geradezu 
ſtreicht; Heinalich oder verftedt, wenn bie Diet je verfchlechtert, d. b. umter 
dernfelben Namen ein geringerer Metallwerth ausgegeben wird, ober wenn eine 
neue Papiermimze in Umlauf gefegt wird, der man einen geswungenen, hoͤhern 
Turs gibt als ihr Marktpreis beträgt. Son einmal Bankrutt gemacht, werben, fo 
verdient ber öffentliche Immer den Vorzug vor dem heimlichen, denn bei jenem 
werden doch nur die Staatsglaͤubiger betrogen, bei diefem zugleich alle Privatglaͤu⸗ 
biger. &o ungerecht und nachtheilig auch ein Staatsbankrutt für bie Glaͤubiger 
ift, indem diefe offenbar dadurch um ihr Eigenthum, das fie bem Staate anvertraut 
haben, kommen, fo find doch folgende Punkte, wodurch ein fo größes Übel vers 
mindert wird, nicht aus ber Acht zu laſſen: 1). Geht dadurch kein reelles Capital 
verloren. Diefes iſt ſchon verzehrt, der Staat hat e& durch Krieg oder ſonſt vers 
nichtet; nur die Staatögläubiger werden barıma betrogen. Sollte es ihnen eritatz 
tet, werden, To konnte dieſes Immer nur dadurch gefchehen, daß es der Staat von 
neuein bem Wolke abnahm und es den Bläubigern zurädbezahlte. 2) Das Wort 
gewinnt Das, was +6 an jährlichen Renten für. die durch den Banktutt vernichte⸗ 
ten Capitale bezahlen mäßte, fowie die Gapitale ſelbſt, welche es Tonft Hätte pres 
duciren muͤſſen, um fie dereinſt den Gläubfgern bes Staats zu bezahlen. Es kann 
baßer die Arbeit, welche zur Bezahlung der Renten und Schuldcapitäle nöthig 
war, nur auf Hervotbringung folcher Producte menden, die es verkqufen oder vers 
zehren kann. 3) Die Rentenirer, Gläubiger, welche ſonſt vor ihren Reiten ober 
zurlickgezahlten Gapitälen im Mäßiggange lebten, werden nun gezwungen, zu bet 
arbeiten tffe zu treten und reelle Werthe hervorzubringen. 4) Die Bahl Der 
ver, welche Ihe Bed dem Staate zu leihen oder auf Renten zu geben Luft haben, 
wird abnehmen, und e8 werden die Eapitale mehr den probuctiven Gewerben zu⸗ 

Gonv.:ter. Giebente Aufl. Bd. X. 85 





648 Staatsberehtfamkeit 


Pleßen, ja, bie Gapitaliſten werben durch bie Unfichechelt ber Staatkpaplere bhewa- 
gen werden, licher ſelbſt Induſtrieunternehmungen vorzunehmen, und dadurch pro⸗ 
ductive Bürger werden. — Ein Staatsbankrutt wird alſo zwar allemal aine grofe 
Etrſchuͤtterung geben, indem er bie Vermoͤgens iffe gewaltſam 

sh eine ganz andre Vertheilung bes Brumägens der Indipibuen veranlaßt; wen 
er aber methodiſch einge leilet wird, fo mich er doch nicht auf das Ne fo 
nachtheilig einwirken ald man geröhnlich glaubt, ars ne nicht nur die 
Staatsglaͤubiger und Rentenirer, ſondern auch alle Diejenigen, die von ihnen 
bieher hauptfaͤchlich Ihr Einfommen gezogen haben, erſchrecklich leiden, da dieſe 
nicht ſogleich in Denen, welche bisher die Renten und Stastsſchulden von ihrem 
Einkommen bezahlten. und dieſes. Geld nun prefitiug, geue Kunhen zmad —* 
der Probuse finden würden, welche jme. conſumirten. Aber d 

was jene ſonſt empfangen, nicht verloren. Die Nation bat 6 wirklich eingenou⸗ 
gun, nur daß es in bes Händen ber Contribuenten bleibt und dieſe jetzt Das ver⸗ 
achern Lönnen, was ſonſt Die Mentenicen, nachbem fie eh. vom Gtaate empfingen, 
yerzehrten; bie Guͤter (das Gelb) find. alfo nur am andıe Derfonen gelomumeg. — 
2 Hanptübel aber, bie mit dem Staatsbankrutt verbunden find, laſſen ſich 
nie davon tremmen.. Das eine iſt die Vernichtung bed Stpntserekitfuftems: mit 
allen Wirkungen, welche busch bie auf bemfelben euhenben Sapitale hervorg⸗ 
bracht find. Dennod) lehrt bie —— w es viele Urſachen gibs, burh 
welche ſelbſt der Stoatscredit in kuͤrzerer Zeit, als man glauben follte, w 

gaſtellt werden kann, Aber das andre Übel kann age wieder gut gemocht torzdun, 
naͤmlich der Betrug, welcher dadurch an den Glaͤubigern begangen wird, Da aber 
die Ungerechtigkeit Das ift, was bes Staat vor Allem vermeiden uf, weil er bar - 
durch feinen eignen Zweck, nämlich Aufrechthaltung des — vernichtet, fa hleibt 

ber Staatsbankrutt immer eins ber allergroͤßten Übel, das, einen Staat treffen 


Staatsberedtſamkeit, Staatsredner der neueſten Zeit. 
Wenn Beredtſamkeit die Kunſt iſt, mit der Kraft des perſoͤnlichen Wortes die Ge 
muͤther ber Menſchen zu ergreifen, ihre Überzeugung felbſt wider ihrem Willen zur 
gewinnen, ihre Leidenfhaften aufjuzegen umd zu beruhigen, und Alss biefes in 
fortfließender, ununterbrochener Mede zu bewirken, fo ift die Eitagtäherebtfanslch 
bie — und groͤßte Aufgabe, die hoͤchſte Stufe il — Dean be 
ruhige Lehrvortrag, welcher ſich auf Eine Entwickelung, * Du ſielium⸗ 
wilfenfigaftier Säge — kann ſich nur felten zu dem betz erheben, 
auch die Herzen der Zuhoͤrer zu erwaͤrmen; die — — wird ir 
die Gemuͤther durch die Ermahnungen und Troͤſtungen der Religion und 
erſchuͤttern, aber doch bei weitem mehr befänftigen ais zum Handein 
anregen, inbem fie ben Menſchen hauptfächlich auf sr ch ſelb = ey Ir er 
zurbgffühst mad ihm Die Pflicht als ebuzigen Beruegs ent 
bie gerichtliche Beredtſamkeit fol nur auf den Berdan) ber ——— 25.08 = 
fernt ſich von ihrem Ziele, wenn fie bie Leidenſchaften des Hafies, 

Mitleidens zu erregen und das Urtheil durch das Gefühl zu an — 

gegen bie Staatsberedtſamkeit iſt ihrer Natur nach dazu — die — 

ten zu behesefchen, bald zum kraftvollen Handeln anzutcelben, 

zu verhindern. Sie hat es mit aͤußern Zwecken, * dem — da 

des Staats, mit dem Vortheil und Ruhm des Volkes zu — — 

rechtigkeit find, wenn jene wicht als Vorwand des Haffes und 

— wird, ſelten mehr als warnende Stimmen, welche nur 

& Maß und Schranke erinnern. Selten aber mich ber —— felun eignen 
erzeugungen rein und vollſtaͤndig ausſprechen Börsen; er wuß in die Aufichtem 


‚ bes Hoͤrer eingehen und fie ducch ihte Vorurtheile, buch ihre Zwecke, welche ihm 


Staatsberedtſamkeit MT 
fest vieliehlgt en chem, wad er ferbft oft nur 
fHines eignen en win. Aber auch ber redllche Staatemann wird — 
was er für das ei Se bes Staats Hält, Kar durch Beweggruͤmde unter: 
Klıgeı mehifen, weiche er in Geheim mißbiiitge. Die Stantsberebtfamteit fonın in 
Iheem vollen Uihfange nır ba entwickelt werben, mo eine Aönlidhe Behandlung ber 

eiten ſtattſiadet; bei’ben Dir Cabinette und Colle⸗ 


Staaroangeleg 
gien MR Hat die Gabe der Übereedung an Ihrem Pag. din Voltkoverſannnlun⸗ 


gen Grarchenlands Eitdete fi die Rede zu einer Kunſt im hoͤchſten Sinne des 
Worts ans; Sie Griechen wurden bie Lehrer der Rbrner und füchen noch fr unfer⸗ 
Briten alo unerrelchte Muſter du. Aber inſt welcher Anſtrengung bereitete 
auch z. B. Demoſthenet faft LO Jahre kung zu einem Wirkungẽkeriſe vor, we 
ebunfo reichlich mie Ehrr als mit —— Übırhäufen fotkte. — folgte 
natuͤrtiche Berebtfrarckeit, 


Sr 
un, Aerin feinem Betfpiele und firigente die 


in welcher 
fi Andre vudy dor ihr audgezelchnet hatten, durch kunſtinaͤßig⸗ Bıhandkang. 
In bee neuen Zeit ſud die Saͤle des engl Patlaments lange Zelt des here 
geweſen, auf welcher wahre BVerebtſamikeit fl entfalten Eommte. Wer eine ges 
naue Oeſchichte der engl. Parlamentsbetedtſanckeit entwetfen wollte, wäre in 
Danferd’6 ‚‚Pirrfiamentary history of England from the eariat perted'to thò 
yoar 1803” (35 Bbe.), und In den beiden Fortſ. dleſes Wetks „‚Parkfam 
debates 1808 20 (A Bde) und Neue Folge der „Parliumentary deBates 
won dee Magleteinn bes jegigen Rbırlgs an, die eidihattigften Mtteriaften * 
en. Ggsl. ——— — „Geſch. der engl. parlamentar. Verridtſamkelt⸗ 
na 
ie gi ijendſte Yeriode ber engl. Staateberedtſamkeit beganm mit dem bes 
hm Dr, erſtem Brafen von Ehatam (f.b.), geb. 1708, geſt 
1778. Seine maͤnuklche und feeimuͤchtge Sprache, verbunden mit dem Zuteanen 
anf eine umbefbedniihe Gebiichteit, verfchaffte ihm eine auferorbentliche Gewalt 
fowol im Partament ats im Volke. Eine ——— Reber war ſeine letzte, 
———— "Ach 1778 faſt ſterbend im‘ Obechauſe des Parlaments begann, 
zu ausfüßnenden Maßregeln gegen — zu rathen, und in welcher er ohn⸗ 
2 niederſaͤnk. Seine N Ab gedruckelin bett „ Ansedoten ofthe R. Hon. 
W. Pitt, Earl of Chatam, witiv kis'speeulies in Parliament from the year 
1730 t0 the year 1778'' Rond. 1792; Kr 4). Mit ihm eröffnete fi eine 
Birthe der ansgezeichnetſten Rednet. Ebniund Burke (f.d.), geb. in Itland 
2730, get. 1797. Er warb zureft durch eine philsſophifche Schrift Aber das 
—— und Echabene bekannt amd kam 1765 durch den Miniſter Rocktngham 
Ins Parlamrmt Seine erffe Rebe machte einen ſolchen Eindruck, daß ber edle Lord 
2 wit dern Auscufe aufſprang: „Großer Gott, was iſt dies für en 
Rente! Phne ſophiſche Tiefe und betzende Satyre vereinigen fich tm Charak⸗ 
— von denen ſehr viele einzetn gedruckt wurben; geſammrlt find fie: 
‚Sposcher of B. B(Lond. 1816). Die Anklagereden gegen Haftings wären 
der — ſ. Rednergaben, — aber doch die Freiſprechung nicht hindern. 
Sein Eatakter war rein, aber ſein politiſches Leben ſchwankend, da⸗ 
er in * iezten Bett auch als VRebner an Anfehen verlor. Seine Gedanken 
in dem engen Kreife einer Brecht vor der franz. Revoltttion befangen zu 
Fehr, In welcher ve auch ihee 5 imb beffeen Tendenzen gänzlih verkannte 
Ran — ge mar De locke weil, wenn er auftent, Sen 
werben anfing. '—- icharb Brhrbich Operiban ff. d.), auch ein Irlaͤnder, geb. 
zu Dubun 17751, bekamt durch witzige ele, trat 1780 ins Parlament, wo rt 
— unter ben erſten Nednern nahm. — 
Billtam Pitt q.vb.), der zweite Sohn des großen — geb. u geſt. 
1806. Mit 28 Jchten (1781) trat er ins Parlament und SR ward 


448 Styaatsberebtſaukeit 


er Miniſter, was er mit kurzen Unterbrechangen bes an ſeinen Seh Dich; Scharfe 
Logik, Sachkenntniß, die Gabe, bie Gruͤnde der Gegner genau: aufzufaſſen mb 
Schritt vor Schritt zu bekaͤmpfen, Leichtigkeit des Ansodencke, gute Wahl des Ge⸗ 
ſichtspunktes und feine Bemerkrengen zeiehmen ſeine RMeden auf. Aber ſſe ſind mache 
fuͤr den Verſtand als für das Gemuͤth bevechnet, und die politifchen Grundſaͤte, 
auf welchen das Raiſonnement ruht, koͤmen dem Borwerefe dur. Sinfetigkeitnicht 
entgehen. Feindſeligkat gegen Frankreich und Aufrechthaltung feld Aafehens 
als Miniſter iſt ſ. Geundanſicht, und mit riner ſolchen it Großartigkeit nen Politik 
und ſalbſtechte Bexed tſamkeit unverelnbar. Im dieſer OAnfſeht Rand ſein viehaͤhri⸗ 
ger Gegner, Kari Jakdb Kr (ſ. d.), gef. 4806 , wen, uͤber ihm, walchar auch als 
—* ihm durch Umfang des Talents/ Kraft des Antdrucka ennd dchumih ſeiner 
Potieht. woeit uͤberlegen war. An claſſeſchet Blloung / aaven ſich Velhe glaich, aber 
Fox wuͤrde unfchlhar · als Miniſter groͤßer goweſen fein uuh ſichnals Staataſoer caaic 
(was er 1782 wurde) behauptet haben, weim er regelmäßiger in-feinens Private 
leben geweſen und nicht bei Georg IR. in den Verdacht gelemmmen: wine, die Ve⸗ 
fogniſſe der Krone geringer zu achten als die Vortheile —EDID 
wurden nur zuweilen durch ben Ausbruck bed Rornes beicbt (feiae Gegner monaten 
ihn den zornigen Knaben), Ber wußte die tedelſten Gefühle den maſchlichen Her⸗ 
zens anzuregen. Den Wein lebten Beide gleich ſehr, und Sheythan noch mehr. 
Es mar daher oft ein ſouderbares Schauſpiel, den halbberaufchten Mile zudem, 
wie er mit Gewandchrit die Angriffe beantworftte, die fein bainahe-tramıfenes- ·Gog⸗ 
nee. gemacht hatte, und nach ihnen Sheridan, dee nie ind Parlament ging, obere 
einige Flaſchen geiftiger Getränke zuſichzunehmen. — Reben ihnen slöpgte SChemas 
(fpitee Bar) Erstine xf.d.), gef. 1823, vorzüglich —— 6, 
Berne Aooke's u. A. gegen die Anklage deß und zerkänmfes Der 
Prefifweiheit; nur warf man ihm vor daß er zuviel vum ſich felpfkfprecdhe, eind 
nannte ihn daher ben Doctor Ich. Dit Diefen Maͤnnern sub. imipemiher Fekunde 
ſchaint die Schule der eigentlichen Redner fuͤr einige Zeit ausgefkochen gie fein, um 
man hat mehr Werth auf ein⸗ kichra Auseiuond erſetzung der Ainkube.und Gegen⸗ 
gründe. als auf Beredtſamkeit im ſtruugenn Gira des Worts gelegt. Mob. ter 
want, Viec. Caſtlereagh, und nach den Tepe fMaterd Manquis Laub emderey 
(1. d,), fl. 4822, hat. ſ. Einfluß. unge duch: F m. bipfonsatifduen Souen 
und f. Eifer für. die Macht der Aumenieaund f. Mebnergaben- erlangt. und ber 
bauptet. „Ex fprach zwar mit Leichtigkeit‘, aber wit einer oft-gefchrambten. Zierlich⸗ 
beit; f. Reden ſind weder durch gründliche Sachkenntulß mach durch tiefe Gebame 
ken ausgezeichnet. Mur ſelten erhob reıfich über das Mittelundiign: Sein Made 
folger als Miniſter der auswaͤrt. Angeln: , George Banming. (auch Filaaber, 
9b. 177ο ſ d)ä fand · auch als Meder viel haͤber, wie er übesbmipt alt. Rinde 
fen dant aufgeßiänte Gaſinnung, durch Eifer — das wahm Beht-frine® Landet 
durch Stan fuͤn echte Freiheit imd Gerechtigkeit, durch Beftigkeit ohne Hoͤnte, alle 
VParteien ae ſich gewann und ber erſte wuͤrdige Nachfolger des. green Chatam ge⸗ 
worden iſt. An f. Reden hatte man ſonſt diel aus zuſehen; man fand darin eine 
geſuchte Gelehrſambeit, sinen- ſieifen, Witz und vorshalich eine-Beffigfeit, zueide 
ig aft zu Entfchultiguwigen noͤthigte. Aber fein: Betragen als; Miniſter deck 
dieſe Febler zu und hat fie zum Theil wachich -verwifct.- Die Oppofition 
jekt ir England nicht Gegenparteider Miniſter, ſondern fie if eben Grub⸗ 
fAgen mis ihnen Eins und eilt ihnen mehr versus als daß ſie ſich ihnen miberfegt. 
So iſt Eir Sammer Romilisik d.), ad 175%, in f. paclementariſchan Dic⸗ 
ſamleit, in welcher ex fich beſonders bie Verbefſerung der Crimmalgefee zu Biel 
genommen hatte, durch Sir Janes Mackintoſh (f.d.) erſeht worden, beffen 
Autraͤge in dem Parlament auf: Milderung der alten bluigen Scruf geſede uns 
Theil durchgegangen find, zum Theil aber im Obechauſe verworfen wurden. Jetzt 












Staats beredtſamkeit 549 


iſ Sir Robert Bırs (geb. 1780) mit einer viel umfaſſenden Arbeit, einem wah⸗ 
ren ee Gefehbuche uͤber das gerichtliche Verfahren in Straffachen (einer Sonfos 
lidation, %: % Zuſanmenſtellung ‚und -Umacheitung ber Geſetze uͤber bie Criminal⸗ 
gechätey befäyhftäit, tostche, wenn fie ihnn gelingt, von außerordentlicher Wichtigkeit 
fein muß. Sir Robest gehört zu dem beliobteſton Rednern des Paelaments. Unter 
den Anhuͤngern der Fo Schule muͤſſen noch die 2 reichfien Brauer Englands, 
der 1845 verſt. Mhötdread (ſ. d), einer der achtumgswertheften Männer md 
Im Parlament in freimuͤthiger, aber gemmägigter und über jeden Parteigeiſt erha⸗ 
— Redner, und Str Stande —— ſeit 1807 der beſtaͤndige Repraͤſen⸗ 

tant fuͤr Weſtwinſter, genannt werden. Goiſtreich, aber fruͤherhin oft ungemaͤßigt 

ter ſ. Moden, tt (Bi bb dem Motte Einer der beliebteſten. Beine exoentriſche Art 
fih außzubrhcien,; gab 1: Gegnorn oft Blaͤſßen, bie fe zu benutzen nicht 
Der befte Redner im Parlamente e Me zogernwaͤrtrtig wei Dany Brougbam ff. d.), 
weicher als Sachwaltee der Koͤnigin: ſetbſt bei f. Gegnern Achtung erzwang. Ki 
(nebſt ·Scarkett) oiner der erſten Advotaten Englanbs, aber auch reich ausgeſtattet 
welt: Bew miinnigfaltigſten Kenntriffen anbrer Art. Aber ats eigentlicher VBoiks⸗· 
vedrier euß hiet wor Wikia Gobbet Xf, d.) genannt werden, deſſen kraͤfciger, 
kecker Antara; ait einer geivandten und ſchatfen Dialektik, ihm In den Volbover⸗ 


ſteto elnen außerordentllchen Einfluß verſchafft haben. Keiner von ⸗ 


fammiumgen 
ſtaud ee wie er, bie Uberzeugung bes gemrinen Mannes zu Inden. und bie Einbils 


affeiben ſu erhiigen. Imbeffen mag er dorhyehngefuhen babe, bafbiefe 


bungalvaft:d 

Art auf das Volb zu wirken Bein gebeihliches Reſultat hesbeifkten koͤnne, und 

lebt de Landwirthſchaft. — Die franz. ohne 
ein neues großes Feld. Indeſſen fo reich auch bie eufin Ratio 


wit Talenten aller Art ausgefkattet war, gab eb Ind ine = 


ne 
Mitte nur einen einzigen wirkllchen Redner, Mirabeaus-(f.d.). In ihm, der 
in Einem Jahre mit For und Böthe geboren war, vereinigten fich ade Raturgaben, 
die den RNedneor machen: kuͤhne Icheweige Eiubildungskraft, großes Gebächtnif, 
Gabe der Auffaffung, richtiges und ſchnelles Urtheil, Geiſtesgegenwart, Kuͤhnheit, 
Gewalt über die Sprache und eine maͤchtig toͤnende Stimme. Selbſt kenntniß⸗ 
— wußte er ſich Aber alle ihm noch fo fremde Gegenſtaͤnde ſchaell Allee, was 
udre davon anzueignen. Er verſammelte Sachkundige um ſich und 
er bei ber'iZnfet das Gefpräch auf den in Dede fiehenden Begenftanb; 2 Ce 
etetaire zeichneten das Wichtigfte anf, und Mirabeau's anferorbentiidies Gedaͤcht⸗ 
niß faßto die Thatſachen, welche fein Geiſt dergeſtait zu einem Ganzen ordnete, 
daß dr arten Verſanmalung als ber Xinterrichtetfie auftreten konnte. Go beherrſchte 
er Die Geiſtee und die Oemuͤther mit beinahe unwiderſtehlicher Gewalt. Neben 
ihm kamen Manry, welcher wait: geringer — ziemlich breit 
and nit mehr derbem Ditz als Geiſt ich danı Strome der It antgegenfluehnte; 
Lallo/ Mounler, Mivarot, Barnave und: fo. viele‘ A. als Rebner kaum in Berg 
Yung, nur Enzales war Win vlelleicht in Anigen Eigenſchaftengleich, ohm 
gewaltig zer fein rote er. (Die beſte Ausg. f. Reden iſt: „Beuvres orätoleen ‘de 
Mirabeau', Paris, 2 le) Die folgendem Beiten wuren / dor echten Pepe 
keit niche sinftig. UÜberſpannung Inden und Schmetchelel ge 
Weit waren die Hebel des oͤffentlichen Wirkens amd gaben ſelbſt ben nen 
Dow talentwolften Maͤnnern eine: eimfehtine amd -Falfche Midztung. Die Tchönften 
Sobemmingensibefunbers der Glrondiflon, kLvemden fly nicht ntfiten. Die Bete det 
Scheeckentherrſchaft unterbehdkte fie vollends. Dee Cynlenie Marat's, die herz⸗ 
rofen/ und fleifen Phrenfen Robespterre’s und Ihrer Genoffen ſiad neäßtich und Anis 
haft. Nupolton verhinderte bie freie Diocuſſton faſt ganz, were: die zierlichen aus⸗ 
fled ieten Neden ſeiner Staateraͤthe und der Rapporteurs durften frei bie Saͤle bis 
geſegebrrden Corys wit‘ vangewelle erfuͤlen. Erſt ſeit der Diem die 





80 Gtoasödiene, Staaiabenmte 


Nede wieber in Ihe RNecht eingeſetzt, wen —— Decpetacuui er Achcheßt fie 
aulin oft (vgl Claturo) beſchraͤnkte und dat Ableſen vorher aufgrfehter Reden 
image re e waͤre. Mer uni nach dem O. Jahre au Deputietet 


ach folgern nee Maetig⸗ 
nac and. Hude de Mewuille; von bee Hmdem Mäsite eueral Sap- ne 
Benjarein Genfbeits verglich war eiliannei cf. b.). Die ueiften Ber 
tzäge and geifkzeiche,, zum glängend gefgrieheme Abhanbiunpen; aben Beine 


chrenol. unb hiſtor. Dnbnuung, Paris 1819-+22). DE ee; 
Staatadiener, Stautsbenmie, am. man Iuseigesstlichen Chiame: 
doch new Diejenigen. nem, welche Arirheeb sinens.bieitenben Binzdit bet Staatso 
mit einem Autheile an deu Staategewalt verſchen ſind, Teliterbinfes auch use Daziın 
Aubieiit keipelogt: Weskrn 


Venstanide 






beſtehen, daß ihren Anttqharchlungen Sffensiithe Glacrb⸗ 
iſt ——— 
tigten ergehenden 








e 
fobeen (aperae sexviles) 2) ſolche, bei —— ‚eine wiflenfchafttiche: enbes 
zeitung nochwendig iſt (operas liberalen). ..Bei. jenen (ft daher Minteticheituik 
Geheefame das Mingige, was fie zuteiflen gaben, und fie koͤnnen pur daem veraut⸗ 
wortlich ſein, wenn fie entweder den Gehor ſam nerwuigert ‚oberanburfükbitrait. 
bis ihrer: Vorgeſehten / be fogt Haben. euer folge Dilehsrithre Age 
Auctſinſtrucclen, 10, Kerbermeiſter, wunit fie Seinen hefanginsrmätee ıgerutffe 
lichſeit a Ye muchmen meidyeichnlärke 





Derfefl 
dienſtes —* Geundfermen der Werfoffung,, bie: 





GStaate diener, Staatöbtamte 881. 


Ne eb ga aber auf manmigfaltige Wafe darlicenbe ariſtekra· 
tiſche ſehr wefentliche Verfſchiedenheiten hervor, in der Monarchie geht bie ganze 
Diuge der Stunts von Fuͤrſten and; alle Staatsblener ſind feine Dieuet und 
anpfangen von ihen Ihre Gewalt, welche er nach Gutbefinden erweitert aber des 
nn In det Demokratie gebt diefe Gewalt von der Wolkögemeinbe aus, in 


en 
beſtelten Beamten darch Eouuniffionen) verfehen werben thnnen, Age 
erumal awgeflstite: —** tn ſeiner Amts fuͤhrung an Die Deſetze gebumben uud ge⸗ 
Bcneriaaßen eiabhaͤngig TR, inden er auch Befehle von —— — 
ſetzuaͤtßig find befolgen darf, Sp tft der Seand der affentilchen Deamten wirklüch 
in Enytmb, umb’diefe Seeltunng iſt ſowel —— 
duf gereiffe Zeit vbeſchrakten Auſtellung bed: Boamten vereinbar. Die Anftellung 
auf Lebeneteit, welche da den meiſten neuern Staaten herefühend gewecden iſt, hat 
ihren in ber Fortfiheeiteiben Thellung ber Arbeit unb Gewerbe, 
vermoͤge En BEE en —— 
Feachs von vem Ginzebaen verlaugt, und ihm babusch eine boſtimmtere, 
chere, aber auch einfrieigere Worbereitung nothwendig macht. —— toied ber 
—— [een 
verdaltet werben konnte, zum audſchlleßlichen Leberraberuf; lebene⸗ 
—— need be Mdüchereitung — und der Staatsdie⸗ 
ner, welcher Anmul ee ner 
— — wis ſeine Kenntnifſe und Tuͤchtigkeit es geſtatten. Ebenbarum 


— ; Anfellung unb —— egen tolltluͤrliche Entlaſſung beſon⸗ 
ders ben Veamten nochwendig, — 
Roglerung) und der indivbduellen Freiheit (weiche durch die allgemeinen Volkofrei⸗ 
beiten gefiret.tyerden ſoll) vermittelnd zwiſchen inne ſtehen, wis die Gerichesbe⸗ 
amten, —————— 
aımbe ⏑⏑ ——pp⏑O wie bi Beamten ber Kieche. Sie ſollen daher nun 
durch wegen 


Die Riten; Fe bien —— di- 
— 2) geifticge, wehtiche Brame 1 3) Mika, ieh ) In 


GR Staatsdienſtbarkeit Gmatöfirsnzwiffenfchaft , 


fs. Arminifieetien; 5). zen. un) — — 
Regberung, mit Cinſchluß bes VNolizi. —— 
mn IR in jeher Dir ehe vcf, ———— in: Dit au Die 
BR), ſowie in Hinſiche auf de Recke, — 


eigeuthümliche Richneeg dor Rüdung — 
Staatsdienſthaukeæit. Bann ein Stan ent KERN 

Gtaatsguhirte: amzukbeudet echt: gefhaptet:, ſich berbinbiide macht‘, irdend stanad 
zu leiden, adar zu umteelaffen, um dem berechtigten Stante, Arad gene 
—VC ———— 

gleichen Berechtigangen ſind von unendlcher Mannig ſelcigkeit. Es geibemuibaiter 
bie Etappenſtraßen, awelche fich Preußen mach ſeinen — — —2—22—2— 
vim⸗n von — deutſchen uaatot bebunpan- hat, Aii au⸗. tust Domes 
mernalfftraßen, der baruͤhmte Barrieren traekat (fi...) der zeit: Mieder⸗ 
— —*; ie, Haufe, aa uni en... zu snitefhale 
tan oben zu ſchleifen u. dgl. Das unterſcheidende visnfshaitrle 
ten if, daß diefe Vergänftigungen bedigtich den re Staats 

den oaͤltern deutfchen Nublieiſten 


den Territerien find dergl. Theilnugen ber Staatsgewalt aumsreinbar, — 
fie and) in der neueſten Zeit vertr aufzuheben bemüht it. Zumellem. 
von Solche Theilungen mit wahrer des ein⸗en Theils (Lehnbarkeit, im 
tsonhuung unter die Geſetzgebung und obern Berichte bes andern Tpeitö)-verinuipft. 
Ye Dienſtbarkeiten Finnen unter unabhängigen Staaten nur duech Men 
gegrimabet werden, am welchen bie Geſchichee fehr reich iſt. Da fie aber aller 
alt — — Verpflichtungen betrachtet werden uıhiffen, fo ſind fir alexbinge 
auch eirar rinfeitigen Aufkuͤndigung unterworfen. Dem keine Ratien kann ver⸗ 
bunden ſein, ſich zum Vortheil einen anders ſolchen Einfchränkeuugen ge unterwer⸗ 
fon, wobnech ihr bie eigne nationale Entwicktlung erſchwert, aber bie Gericheag 
dust algemaiuen Staate zweces vnoͤglich gemacht wird. Es gibt auch keinne Bar- 
hönde im Staats, pelche befugt waͤre, der Mation weſentliche Rochtazu vergeben, 
und ſelbſt den Monardh iſt doch bier nur Mepräfensant ſeines Volkes und Dercmalter 
Rewieren) frender Augelegenheiten, bann alſo weder fich ſeibſt noch feinen Mache 
folgern —* hikben , Dadjenige zu chun, was ihnen dad Wehl des ESta⸗es 
zur Pflicht macht; Daheolief fich gegen Joſephs M. einfeitige Auftubung bes Bars 
trauer. 1.782, und nad mehr gegen ſtinen Verſuch 17865 me... 
diſchen Ungertbamen Bofzeie: Sqifff ahrt. auf ihrem Lendesflaſſe, der Schelbe “/we⸗ 
ha Spanien Im Frichen su Munſter dom 30. San: 1648, Ast. Lmentfegt Hatte) 
wieder zu: verſchaffen —* Nichts einwenden. Als Franktebch einige Jahre 
nachher (1792) Die Feeiheit der Schelde proclamirte, muuften die Verein. Nitber⸗ 
lande ſich bieh gefallen laffen. Staats dienſiberkeiten uud vicht 
auf. aubse Heheliarechte ansgedehnt werben, als in dem Errichtungspertrage geik 
—— — 3.8. nicht mer Juriediction auf beefeibenst Büır - 
Staeisfinenzwiffenfhaft, Binanzwirthfhaft,; —— 
kunſt, Finanzkunde (vom dem altdeutſchen Worte: Fluu, weilches dm 


Engl. ———— —— bat zu feiner immer antb 


% 


Staatoftnanzwiſſenſchaft 888 


dußern Giilyerfieltung: einen Aufwand noͤchig / welchen zu befinolters , amd Dane ges 
————— 


femumlting:, Derwaitung tn Werwendung · dirfes Citnasänerandigend 
den Engenfland der Finanzwifſ⸗iſchaftlaus. — ————— 3 Fhelle wo · 
von ſich der eine. mit der Ausgabe, der andronuit der Gumchmu und der vritte malt 
Der Form beider, calſo der Art ber Expebung, Vertheitung mb der 


der Baͤrzer gedecht "werben muß, ie y SB: ee ——— «fo auch 
Die Girtiſte der NRegenter, bie Koften der anern Verwaltung; dev 
Dar audwaͤrtigen Vechaͤliiſſe und der offerclichen Echuib/weil dergl Anftalten 
zum Miflen jAnuntlicher· Staatobieger ongeosbnet find, und b) beſonderer ·Stauts⸗ 
ausgabe, weiche vorzinlich darch Beimkge: Derer beſtritten wich ‚die fich der befan« 
Dean Auflnkten detienn ‚did ıg: Mi die-Sofkan der Yafltz barrdy ben Ertrag der Cipüee 
Erin; re: Potigeb ducch · die Beitraͤge Derer, welche thesen Auftalten bedaefiit s der 
Seaat wirthſchaft durch vie Abgaben Derer, welche ſich des Hrerſtraßen/ Canae mb 
Ahalicher ſtaatawiithichaftlicher Anflobten bedienen. Die außerordentlich⸗ Staats⸗ 
ausgabe rechtfertgt ſich 1) wenn der Staatdzweck fie nothwendig fodert, wie z. B. 
Die. Koeflen eines nothwendigen Kriegs, die Unterflügimg der durch —R* — 
uung, Erbbeben und andre Naturereigniſſe verungikditen Einwohner:c.; 2) wen 
Beer Aufwand zum alugemeinen Augen dient; und Prwatkraͤfte denfelben wicht be⸗ 
wirken koͤnnen. Dergleichen Aufwand iſt nationaloͤkonomiſtiſch, m. 
gebrauchte Vapital anf anderw Wegen keinen groͤßern Nuten ſchaffen wurde 
gegen. dt jebe Staatsansgabe — und antinationaloͤkonomiſch, wern 7“ 
enttöorkes dem Staats; weck gera zuwiderlaͤuft, wie der Aufwand für Reiege, 
Die bloß aus Ehrgeiz, eg geführt werden; der dach eine andee Au⸗ 
wendung .ober eine Anwendung durch aubre Hände mehr eingebracht haben wuͤrde, 
wie 5 5: wem Ber Staat Capitale auf Gewerbe wendet, die in Privathaͤuben befe 
fer betrieben winnden. — Die Staatsemnahme iſt, wich 
peiter Xet, nämlich 1) orbuutliche, weiche zur Deckung nn Staats⸗ 
audgabe Afoberfih.ift, und, wie diefe beſtaͤndig wiedeckehrt, — erhoben 
wird; O) auſferordentliche, weiche nur in ungewoͤhnlichen Faͤllen ſtatihat und 
zus Dedieng: ber außerordentlichen Stantsausgabe — Die ordentliche 
— ⸗ ſchoͤpft ihren Bedatf 1) aus einemı venmietribaren Staatooernug⸗ 
gentfende Demfenigen, welcher von Ser Nation zur Beſteritung des Stautsduf⸗ 
wames· verbehalten vund vcberlaffen worden iſt; dieſes unneletsibare EOtae svremo⸗ 
gm it wirdern deppelter Ard; es befteht a) in einem, dem Staat⸗ 
Theile des vorhandenen Grrutd und Bodens; dies find die Damalurn(ſe d.)5 
BD) in einent dem Staate arsſchließtich Überhaffenen Theilo der Keraſt uber des Reches, 
gewiſſe Naturproducte ſich guzneignen voder gewifſt Gewerbe zu treiben, bdies ſind 
Die Regatien(ß d.; 2) aus nen midaren Seaatevervgena ſond⸗ welcher 
Lund) Beiteage⸗ der Staatobeger gebitdet wird; dieſe — beißen‘ 
Abgaben, Stenern oder Auflagen (f.d.). Unßecbauk ſchopfe die 
einnahme wedy auß — mn wies. B. dem Alte regen 
. Alien ſiecaliſchen Rechten, Geldſtrafen, Chargen, Diopenſatlons⸗, Goncefs 
fiond« und: — Dies Altes find jedoch ordentliche oder gewöhnt: 
liche Quellen des s Stmtseintenmnd; ee ind rer 


ie Otantfausgube, bep> 











geraätyuilich: 
yes Meirchtuhthe br geiden dem —— 0e 
— 10 on Yen Gingenaz u fc Br wen 
wo fie zu nehmen finden, umbehkmmert un bie wadktäutiigen Bobs, meikhe:.auß 
ihrem Mefergein für Nattoncinohlftend und Gitttichbeit herbetgehent".: Sie Sie 
— 
eine weit vollkennerr Geſtalt — als fie viter Fa’ 
ag rend erhalten hatte. Die Beweiſe davon enth 
des von dem Grafen Soden, Staatsrath v. Jakob, Behrn. U Wrerhard 
Gohen’6 „Compendium of finanse ete.” (dond. 1822, 2 Me) anchutt eine 
ſtatiſt »merkantit. Überficht des Finangweſens after europ. und auterit. Statten. 
ER Adern Die Art unb Wolfe, wie im Gtente Wir 
unb ausgeht wird, wich Staatsverfaſſuug im weiten Clans ‚bie Art 
ver Koifehung ber Dbeeg en Ban On laleen (mas a) Be 
naunt. 


und andre aͤltere Schriftſteller ch et 
fusıgen 4) in die demokratiſche (f. Demotratie), De N 
Rotvattr, O ligaech ie und Timokratie) uk 3) die menarchtiche ¶ Daten 
abi and Oſo pꝑo tie) ein. Die Demokrasie wirb O ch dru ti e ¶ Pobel⸗ 
heerſchaft), wenn durch Foige ſchlechter Gefetze oder grwaltfamee Erfchuͤtteruagen 
Die Gewalt vom Welke auf den Poͤbel (den anwiſſentſten und vehe ſten Aheil bed 
geneinen Boiteh kbrrgeit. Die Despo tie iſt kane beſondere Oitunöfirus;' fou⸗ 
dem zeigt nue bie Art und Weiſe ber —— — 
tzen vichtet 








‚en Burkantı dee Bepieriseg;län tustihern fün 
Dieb nach der Dee des allgemtinn Beſten handelt. Mowsrsnten tiiiierhie Negie⸗ 
rango ſremen in die republitaniſche, bie mdnarchiſche und die des petife ein, Müssen 
ber vepublikaniſchen verſteht er die ariſtokeatifchen und bderokratiſchrun ber Pläne; 
Nach ihm vnterſcheidet ſich bie monarchiſche Form von der ariſtebeatiſchen bloß da⸗ 
duech — — — — Inder Monarchie bei ne den Eln⸗ 
zelner bit hoͤchſte Gewalt In ber fewet, wie in vor Aeiſtokre 
tie, werden die — ihre eignen Gefetze beſchraͤukt, und darin veſtehe 
nach Them —————— Des potie ee Le en 
chen gereist haben, grundiee Der —öV— —— 











Geastögebiti BEE 


fi untenben otetkääigiten Bieftelten effenbert, Hans alle Goermen ammlalen sialr 
— —⏑ [ — 
eip — wein. . 





Uideumd rechtic⸗ 

fichan ſehe — Bao nee Sthell⸗ Erd⸗ iefen 
Wegichungen: wich ollerdiago ein jeder Stnat num darch en u es 
en — dußens Erſcheiaung feſt abgeſchlofſenes und begriu⸗ 


ſelbe hinaus md won Außen der in daſſelbe herein erſtreden. Der Begriff bes ge⸗ 
ſchleffenen Soaatogebiets 


—2RI Bet, told 

das bewifihe Nich mar, wo eine höhere Stantögewaltiie einzelnen Territorien mit 
manchuei Theemgen ımb Gremtionen eo... konnte. ¶ Bgl. zu 
Dienfbhartett.) Liber die Frage, inwiefern 
tigkeit: des Otaats find 


natſerlich 

nei den Gefetzen le beurtheilt, alſo MWergehungen, auch Die vun Kudläne 
bene begungeen, nach ben tulänbifchen Geſetzen werben, und wenn bee 
Etaat Aber gewiſſe ——— uͤber —— te eingenthuͤm⸗ 
liche Grand faͤte aufſtellt, ſo madfien dieſe auch ohne — ———— zus Ans 
wendung gebratcht werben. Go wicb das In England Kegemde Beunbeigeniium 
eihhi alübenn And ange Landrechts vererbt, — der Eigenthſamer in 
dumm anban MBtnate ·ſ. Mehnfte geremnen — und = — 
. Bönterostärgee iſt. In Fraukteich, wo tax 





intten ſ. sweite iſt dm 
Due ie ed — Ein von ran Year 


, 


u8  Ctnatögeeit - 
tethan auowucto begmagupee Wuchrechen taun (und neß) ins Rande: und mach befs 
ſen Defrhen beurthellt werten. Die Form der Haublaugen, ein Proccß, ine 
gerichtliche oder Notariatsderhaudiung, karm nat wei anders als mu den Ge⸗ 
———u— Dreh; wo fie vorgenommen iſt, betrachtet werden: ' Dies weiuant feibft 


iu äinjekien: much —* : Die Integrität tnb: Gtintb bo 
ſteht Inder ungefchindtestar Erhalaung deo GebietoGin Unterarm gegen 
Wir Üntegeitktift dafer.oisns ber. soichtigften: 


Staate derbrechen. BIN: 
Slanatsgewalt, bie rechtiche au init Macht wrbambene — bed 
GStaats Aller, was num Zwecke des Giants‘ nothwendig iſt zu beſtlumen und 
aus atfuihven. Slermuß idie hoͤchſte im Staate mithin — 


peizwtas) ai and als ſolche — — inuppellabel, unverantiuchlikih ‚ un 
deeletzlich aud unwiderſtehlich. Dieſe Obergeroult: kemmd im ter Dicktich deit mm 
———— derſelben auf eiar phyſtſche ber mackalifche Pers 


Übettzagung 
fon, wehheras Staattubechaupt, ober. auch Fünf) Oberhert / 
valner Rath u. f. tu. genmmnt wird (princeps, srumurem Imporume , nei): Ecr AR 
Beepekfentunt des Staats und ber Staatsgewalt. Darsmı geht uch! bie Wuͤrde 
des Staats auf ihn uͤber, und Diefe auf ihn übergehmibe Wuͤrde wine GRuisftdt yes 
nommt, Im Werhättig zu ihm ift jeder Einzelne im Stute Wuterthuns (ewbditus, 
subjeetwe) Das Recht des Regenten geht ſoweit ale der Stanttzwrd med die 
Bedingungen der Berfaffung; f. Gemalt iſt daher nicht, wie Hobbes voaaerte 
mbeſchraͤnkt; ebruſo werig iſt auch deu Megent, nach Miuffanie,. in 
In: vr6: Bette! Der Hegent kann die Regierung nicht wiltäufich vor 
äußern ‚ı und bie Negierung dauert ununterbrochen fort. Die Staatsgewult aber 
innfaßt mehte Nechte, bie man daher Gewalten über Hoheitärechte nennt... (8: 
Doyeis und Regierungsers ht.) Die Verfaffang des Staato beſtehe arber 
Wet, wie dieſe Gewant beſtellt und vertheikeift, fodaß das — für die Ofen 
Mianenicio i an tofftäeliches ansarten karm·, ſondern die Orgame der. dffewilis 
ar Gerdalt ſtete von einander beſchraͤnkt und mad) ber Idee der Gerochtigkoit ges 
keinttoecden: Eo gehoͤrt alfe dazn die Aufftellung verſchiedener Dtginte der Biss 
wa ober Autoritäten int Stante, die fogen. Sonderung der Stwaltenz woelhe 
von jches vie hoͤchſto probtiſche Aufgade ber Grnattaneisheit geweſen Ifl.: us Lennut 
— eine ſolche Gegentinanderſtellung dieſer OAOrgane zu finden, daß dadewh 
Tre und Handeln des Staats in Gefetz ns Hegel gehalten wirt‘, ohue he⸗ 
en declieren: Es iſt bei dirſer Sondetung det Gewalt 
wicht! min viner throretiſchen iucheitinag gethan weiche man nach beliebig ums 
—— — Eintheilungdogruͤnden bald ſo, balde ſo machen fann);- foadern 
die Cinchrilang muß auf die. Moͤguichkeit gegrinibet werben, für die ſich bieumib 
orgebenden de fchtebumen Funetionen der Staattgewalt auch verichiebäne —— 
rigas Die nmtenretche aufſtellen aut Bine, vhne daß fich die Daͤtigkeit derſetbon hiu⸗ 


zt. 
ten ſeinod: 4.06 mn durch Hiefolbe ein gegenfeitiges Ergaczen tb Befchraͤnken; roor⸗ 
binirtee Arctorltaͤten erreicht werden; es muß In der Taͤtteteit, welche: iAuer jeden 
Ser wird, eine ſolche reale Verſchiedenheit tiegen, daß eine jede auch beſor⸗ 
des Renıtiniffe und Übung vorawsfet, und alte nıüffen boch wieder 'in-einer ſol⸗ 














Stantbgewit .. 668 


Wechbaung. mit ein anber dehen, daß ir iheren aubeln — 
wg herrfcha, ader gerade durch bie Hemmmgen, welch⸗ ſo gegen 
HGenunagen nicht viae Sto⸗ 


einaudet aduibar, hernergebrache wied, inderie dieſe 

dung ſendern ein Regulcen euelean zuerlieige haben, MEiue feld. Einschaltung iſ nichv⸗ 

Bufällige chen Nörlichäges:, sfinsbaen fiarfanıı were and / ber Natur bei: menſc ich · . 

Geiſtes abgeicii werden, aud muß in benz Eeaate, als perſoͤnliche Minheit;: bo 
an chen re] 





infofene xrattiſh 
(abge ſehen danda, daß ſie keine Gewait iff uud wenn man wit haben Gabi on 






die Unteripomuen, Kuttmftunb Nachricht zu geben. 


ee Hofe Ginfammeln ber nt B. nt her Bette 
gruautfagtefhir bas Nicheramq; aufzuftellen, iſt doch Ceimim itantercingefallen, 
mh wäre uimne völlig Nugereinueß.: ‚ Dagegen iſt bie Abfenberung Deu abamautir 
— 1) 0 ee Behehlent, Begins: im Seaate 

(peteitan nostorin), von welcher jedes Handein des Staats angesegt nick ;ı 21 dos 
Auffuchene der allgenreinen ABefene' für dieſed Hardelar potoatas logielatenie) 3 
dee Urthetenb über das. Verbiiueif — Dean Be on uns 
gims,tinerlei.äft, der individuellen Freiheit zum Staate und der Leitung de Man⸗ 
sea Apnteeteh Sudieiarie),. fr Mio — ker Diegierung:,. Gefonpehanng 
ud das Hachefizecheers midht.allehtwolilernitsen ud glich ‚1. Fencbenis benminehleiuger 
nich tenruer etaate Sie | 











wegen deu werſchiedenen und Wickfaunfeit des Begiemmmpöhsfehls,: des 
Gebet und: Cin Gefes-mnp- allgemein vr ben Mechtso· 
(arsch IR inaswer zur fr das 


iſt der Rechtsbraft fähig, und m unbe, ah von vom Bun an bern 


veswechfelt, zurnmollzichen? 
ben Beweit gehaͤrt) von keinem Aweige der —— ⏑⏑ —⏑—⏑— ——— [’[ 


Di 


Bu | Hantögütervetalft Staats⸗ ober Adreßcalender 
defabt'eunben fein." Bahen-iekd be Gens vo Big 
——— 





Geofragebung wird natuͤrlicher, 

wir erſche iiren Fan. t®. ‚Sertäteinb 

Bervnse Bang.) Bu: dieſer Rechnung wiſchen and 
at isstimn m 





’ 


wor Geuche von une ges Oefiuffe dee Btegierimg, ver Bit 
nifierien (aber auch der (eit umb bee RBUERAHerfähfe) ah Kühn ut Bi 








p gebacht hat. — 
Braatsgäteruerkauf, h Binnen ee N 
Staauats⸗ ee Adreßcabender finb 'gebedie 
an die — mehre — — » 
aciſiſche Machtichter eis anchalten (ante: 7 
* 41785, woran Rrebe?6 „Genmeieg. Banbiiniy* —*** ni : ut Bon 
uud Bed Neiche⸗ und EHautshanbbad" ſeit LTEDY uch vB 
Mer ie: Hark „‚Wünenk. europ. Setracs⸗ rue 
.TA), oben die ih auf sine einzelnen Staat bifdtänten. Im ſetzterer 
gibt es noch befondere Adeeſealender, ober Berzebchariſſe von einge 
Eolleglen; Seinden, felbft 











Et 














StaatateuſtAtqaapapiate (ie Kilgrsiuen). HAB 


— Pre 

’ 1 * 

Iladia ‚aalandar’, ber „Mertunb,: Schwar. Staqtſealendor sa. m Aiak is Dub 
mit laren Irssigen Mid bye 


That Das, Pl Ins ieh fein follte ; sim 
—— perſeb⸗enet, ſpftamatiſch gaanbmates Rat uch 
—*5* — —— — J—— Ihmg-.fehe, ze 
* entlicher Auf dieſen —— —* 
uͤher die ——— e Einzichtugg, fowis: lbee die hiſtoxiſch⸗ſtataſtiſche 
en en tueitliche Achnft· 


K, 
5* ash ae — * ſ. Politid und Ginainiffen 
ln —2 — Zieeihepien nd Kötaatsfhuidfheim. d.h wu 


* Werhindiicdgkeit — die ld 











— anedrackn; parnehih aber, — die Scele bei a Ye 
dem bie. uerzinälihe —2 ei, Man 
amt fie auch öffentliche Effecten. Das eigentliche — amas.allıge 
dings auch zu den Staatsſchulden. Dam deu Staat hat 
deſſeſtehoaase aſn zu ſ. a, —— 


‚De: 48. verlan⸗ 
am. aber — er Khan ch — 
Mia Ei⸗auup 





| fie if, 
| 8 feier ndmi ber fan Morttnit Der Eiaoden, — 





gem unkelich vfuͤlen, unter welchen fie bie Schulden gemacht 
ham Okogtsghfigationen autgebrict find, weil dovon ihr Bünftigen Guehlt hhingh 
ab weil. ein, Saaat unter um fo vis! leichtern Badingungen nom bes 


gegangenen licht 

nn viele Weifpiele, daß Gtanten, melde ihre verfprgchenem Werhipblichkeiten hei 
ibeem Schuldmumelen nicht rfhlit haben, bald darauf — wieher Co⸗dit farben, 
wem fie ihn auch etwas theurer bezahlen mußten. . Die Capitaliſten Shin 
RNa ſo: oh Staat bedarf des Grebitd nothwandig, wand menngleic —— 

datrch ungeſch zunn oder durch den Drang ber Umftänbe eins in 
Be Area IN Ki Ei bindlichkeiten nicht zu eafüllen, ſo mird se Bade. . 
ash famz finden, in Aukunft deſto ſtrenger auf Erfüllung ſeiner Bebindahtaten 
m, „um ſich wieder den ihn unenthebslichen Credit au varſchaffen, Und um 
willen machen nach mancherlei Taͤuſchungen · doch Immer mine 

wershellhafte Beding rs. 


A 


ie 
F 
as 
2 
25 
>: 
3 
: 
a 
* 


der Werbinblichlaiten nicht ae erufllicher Vorſab iſi nn. 
Vermigen dan begsiuhet wish. 


u 

* in Dann. ei Fey — ae ge — 
—8— den verſchiadenen Werth, den 

deerpeil, di tt ſie zu kaufen und zu verkaufen, bie Binden derſelben zu 


4 


9— 





600 Staatspapiere (Annuitaͤten, Beibrenten, Tontinen) 
tamen fi kechent. Ftüher waren die Staatsedugactonen gerodtuktlh, wie Wie Yri⸗ 
chulbſcheine, auf befltuunte Termine auögefiellt, nad) deren Ablauf die erborg⸗ 
ten Sapitale vom Staate zurkdigesahlt werben feltten, Imd er] in Sans 
. nee, wen ber Oitant aufn mb eoit Mi lie berglelchen Wſcheine 
wurben ſedern die bedungenen Zinfen in befktumten vletkel⸗ halb⸗ ober ir 


| 





gen Terminen bezahlt, Hd Die Michsauhfung des Gapiknte erfofgte. Rod ger e⸗ 


— lee he er Krb affen ntögen. Pie 
nen nichttgern Are ei gem. 
groͤßern Seauten genden einher ‚von 
Umlauf ihrer Obligationen mögtichft zu erleldyteen. Sie blieben cheite waere 
- det, daß ſte bir Obligationen auf die Namen det Borger audſtellen, erteichterten 
aber boch deren Breäuferung; noch leichter swncde biefe, teen bie Obtightion Wiof 
auf Yan Inhaber geſtellt wurde, Weit ſodarm Jeder fehnt Au ſbroche bitiebig ver 
kaufen kann, ohne dem Staate baden Anzeige zu thun. War ber der Mare des 
Erebitors in ber Obllgation genannt, fo nmıfte beim BVetkau Wuntiireeitrung 
geſchehen. An der Zeit entwickelten ſech min verfchtebene Nethoben, we der 
Staat Capitalr anfichzog, welche kai era die Eaytiam⸗ 
fen ‚geneigt zu machen, ihre Gelber dem uvertrauen. Dee Hölz fie 
anzulocken befand thells darin, daß man nem ie usffcht eeöffıete; ein größe? 
ces Einkommen von Ihren Gapitalien zu ziehen, alb es auf Trgend einen audern 
Wege mögtich mar, thells darin, daß man bie Übertragung erteichterte" ut dad 
daraus fließende Eiakommen vom alten Auflagen defrekete. Das Exftere 
1) duech bie ſogen Annuitaͤten (f.d.), d. I. Wertsäge, wodurch det fit 
anheiſchig macht, dem Darielher fie fein Gapital fährfic; eine beſtirumte Bunte zu 
bezahlen, bie er auf anderm Wege nicht fo leicht und bequem erhalten kann. Der⸗ 
gleichen Renten find entweder Zeitrenten, d. h. auf eine gewiffe Zeit ou 
49 oder 99 Jahre lang, und mit dem Ablauf diefer Zeit Hört die Rentenzehli 
auf imb ber Datleiher erhält fein Capital nicht wieder zuruͤck, teilt ihne letzteres 
wach unb nn In der hoͤhern Rente bezahlt wird, weiche ihm das Gapltal ee ru 
laaif der Bes, durch weiche die Rente bauert, reichlich erſtuttet; oder bie Reuten 
dauern ſo lange fort, bis ber Staat das Capital ſelbſt zuruͤckzahlt — 
edoch hat er dazu Beine Verbindlichkeit, ſondern es haͤngt von feinem Belleben ab 
a er es thun will, ober nicht. Der Btäubiger hat Beinen 
als auf die ausgemachte Hente. 2) Ein andrea Mittel, Gelber an ſich wide, 
war die Ehnrichtiing der Eeibrenten (f.d.) und Tontinen. Erſtert ſichern be⸗ 
imunten Perſonen ein beſtimmtes Einkommen gegen ein bıfttuhktre Capitat Tür 
ter Lebentzelt. Diefes Einkommen Ift am fo — je Ater der Lelbrenture it; 
daher Veele ſich auf a Leidrenten einlaffen, wett fie wit einem Pieinen' Gi 
pitat fich fuͤr Ihre Bebenszeit ein größeres Einkommen derſchaffen koͤnnen, ald wenn 
fie daſſelbe ſonſt anlegen. Oft war es auch dabel verſtattet, die Leſbrente mr tet 
Beben Anıs Andern zu ſichern, von welchem man Änile tonmte, daR 06 — 
damen warte, und deſſen allgemeine Bekanntheit die Lebentbeſchelici 
So wurden in Frankreich viele Akbeenten auf des = 
andrer Geyer Leben genommen theils aus letzterm Grunde, thells weil man 
vorausfetzte daß auf deren Erhaltung die größte Sotgfalt uerwinber wre. Ver 
eine folche Leibeente beſaß, Tomate biefelbe am jeden Andern veraͤnßern ober auch 
vererben, es hing von dem Baben der Werfen ab, auf welche ſie Iamtete, wie Tage 
een Töntinensfind ſolche Berttaͤge, wet wow Eiünnt 
von Theitnehmern etwas ’höhere Binfen, ats ſouſt —* ficher be⸗ 
see werden, für das ganze Capital, bad bie Glirder der Befell⸗ 
fqaft in gleichen Theilen (Actien) zufanmmenfchießt, zu bezahlen verſpriche * 
fich die Lebenden in dieſe — theilen und bie Übeirberden Dub eheken, waß 
























BE ET 3 De a ae a RT, EEE a EEE en FR NE 


@töatäpäpiere (englifche) 661 


Berbenben.Blicber nicht mache bezogen wird, unb ber Letztlebende hie Zin⸗ 
fen u ganze Capital erhält, fo lange ex lebt. Die Mobificationen diefer Werträge 
koͤnnen jedoch ſahr verſchieden fein. 

Die größte Auedehnung haben indeß die. immerwaͤhrenden Renten. 
erhalten, die fowwol für ben Steat eis für das Publicum bie beliebteſten gaworhen 
find,.umd durch ihren Anwuchs und durch bie Methode ben Verkehr mit denſelben 
fo wohlfeil und fo leicht zu machen, als berfelbe bei keiner andern eintommenbtin- 
genden Rente ift, ein höchft bedeutender Goyenflaub. gewarden find; ber Werth 
aller dieſer Staatsfhulbenpapiere ober Sffentlichen Obligationen. beruht im Bruns 
de auf Nichts als 1) auf dem Umſtande, daß das Volk durch Abgaben, alljährlich. 
ein fo großes Öffentliches Einkommen zufammenbringt, daß die ſtipulirten Renten 
dauon pünktlich begahlt werben Binnen, und 2). ba die Regierung Gerechtigkeits⸗ 
liebe, —8*— und Verwalumgsgeſchicklichkeit genug beſitzt, um bie Bezablung der 
Menten pünktlich an den beſtimmten Terminen zu vollziehen. Es — alſo all⸗ 


dieſe Schulden auf ba Vermoͤgen und dem Cinkommen bed Volke, und Ind Nichts 


als unzgrößerte üche auf den Exwerb ober das Einkommen —* benen 
mar eine Aut van Subſtontialitaͤt zu geben gewußt. und fie dadurqh gleichſam in 
reelle Alter verwandelt hat, daß man Fe an ein Papier gebeftet, ober durch einem, 
Staatsact in ein großes Buch eingefchrieben bat. Wie groß die Gumme biefer 
Etaats ſchalbenpopiere allein in Europa fei, läßt ſich zwar ſchwerlich ganz genau 
beſtimmun, Inbaffen iſt hie Berechnung berfelben, weiche dr „Hermed'' gegeben ifk, 
mehefcheinlid; eher unter als Über der Wahrheit. Daſelbſt werden 760 Mil. 
Mark Banks, oder ungefähe 375 Mill. preuß. Ihe. jaͤhrl. Renten herauugerech⸗ 
net, bie. Europa alljährlich an f Gläubiger zu bezahlen bat, und mit denen täglich 
ein großer Verkehr auf den europ. Hauptmarktplägen getrieben wird. Nimmt may 
una an, daß im Durchſchnitt jede Jahresrente von 5 Thlr. 100 Thlr. werth if, 
fo Reden. über 7500 Mid. Thlr. Capital in dieſen Staatsrenten. Wollte man den 
Werth einer Rente von 3 Thlr. zu 100 Thlr. annehmen, mie in England das Ne⸗ 
meinalcapital ber Öffentlichen Schuld lautet, fo wuͤrde die Summe freilich nach viel 
größer werden. Da nun der Verkehr mit denfelben fo bebeusend iſt, und fie oft 
as ‚einer Hand in ‚bie, andre gehen, zu jeder umlaufenden Waare aber ein ihrem 
Werth proportionirliches Capital von allgemeinen Tauſchmitteln gehört, melden 
dem Verkehr mit berfelben hauptfächlidy gewidmet ift, fo nimmt man gewiß nicht 
zweiel an, wenn man behauptet, daß felbſt in gewöhnlichen Zeiten —28 
60 — 100 Mill. Khfe. baares Geld dazu gehöre, um dem jährl. Verkehr mit bier 
fen Staatspapieran u befizeiten. Gin fo großes und wahrſcheinlich noch größeres. 
Gapital iſt daher mit dem Handel biefer Stantöpapisre ſtets befchäftigt; es kauft 
und verkauft Die Probucte der Abgabe ber Unterthanen (die fie in Geſtalt der Pro⸗ 
— Fleißeß geben muͤſſen, um die Renten zu bezahlen), ohne dieſen ein 
nat dafuͤr zu geben. So viel könnte zur Production oder zum Genuß mehr 
vermanbt werden, wenn jene Staatspapiere gar nicht exiſtirten, und wann bie Uns 
terthanen Das, was fie bezahlen müflen, um die Renten zu bezahlen, zu ihrem eigs. 
wen Mugen vernenden könnten. *) 
T. Englifhe Staatspapiere. Unter allen Staaten — 
©Gchuidemmpfen, inhen ed, die Pfunde Sterling auf une En 
7) Kür Rudfien, Eaaks⸗ unb gg dat ber partſer· Awocat — 
eine brambane ee — ge Ay nie 
e oc baͤrſe GStaatspapieren⸗ 
iin 1824). open, m Dr. Guͤnther d. Alt, db: N, Philalethes ein „Gute 
Ber uͤter die # Gefeggebung ben &ieferungspanbe mit —— 
verbieten Tolle? % — —— Dem t vgl. man „Etwas zur Wertheie 
mg 4 Barbie‘ m Beziehung auf das Rönigreif 


— von Dr rd and er nn 1825), 
ı  Gond.-Leg. Gtebente Aufl. Bd. X. 





668 Staatspapiere (engliſche) 


jaͤhrlich 210 MN. Thle. Renten an ſ. Gläubiger zu bazahlen hat. Umlerbeffen 
ſind die Kraͤfte dieſes Staats ſo groß, —— womit er alle ſ. VRerbiabl⸗ 
keit feit allen Zeiten ununterbrochen erfüllt bat, fo gebirgen, dee 
in Lanbe fo viele, daſi defſen Renten auf dem Weltmarkt body immer die cheuerſten 

Unb wenn ber Preis berfelben ee he ee re 
gende Gredit bes Staats bie Urſache davon. Denn biefes if in dee Buiſt — 
Englaͤndees ſtets derſolbe, und ber Glaube daean biäher — — 
ſondern es find andre Urſachen Schuld daran, als: — —— 
frage ober ein erweitertes Angebot von baaremı Gelde herwvorbringen, erweiten⸗ 
Handels ſpoculationen, Ausfichten auf neue vortheilhafte Anleihen, dringenber 
run 

Die Hauptwaſſe der engl Staateſchulden beſteht in perpenurichen Nenien, 

amd dieſe —— auch bauptfächlich zu verfiahen, wenn non engl. Jonde, Gtodit, 
Effecten ıc. als Gegenſtaͤnden bes ——— iſt. —— — 
NRamen the von ben Hoͤhe des Ziusfußes, den bie Regierung bei Aufnahme ber 
Schulbden für jedes Hundert, das fie als Gapktal einſchrieb, beraifigt hat. Daher 
Se, ds, Aprocmtige Eitodis ıc. theti6 von gerwiffen finanziellen. Opssationem, bie 
wach ud nach mit ihnen vongenommen find. &o heißen reduciet⸗ Foechs (redused) 
Diefenigen, woelche aus folchen, — — amen Angebot ber Mid: 
zahlung des realen Nominalwerths in folche anche Kad, kit: wiedeigere Zinfen 
tragen, Be een Em 
Se mit dem Zinefuße des Zeit, wo die Reduction vorgenomman usbe, IB 
zu bringen, — confollbiste Annuitaͤten, wegen einer Opcration, bie 175% ie 
Anfang nahm, woburch nach einer Parlamentöncte die vorſchiebenen Auleiben, des 
ren Abbezahlung früher beſondere Fonds haste, vereinigt, und aße — 
ckung — ſowie zu ihrer allmaͤligen Ailgung in einen Fende verbunben 
wurden. Ale dieſe Namen machen für die Beſitzer und Kaͤufer der eugl. itadt 
Beinen weſentlichen Unterſchiebd. Selbſt der Unterſchied zwiſchen funduürten 
und unfundirten Schulden gruͤndet Beinen verſchiedenen Grad non 
beim Kauf oder Verkauf. — obgleich fundirte Schulden ſolche find, zu deren 
Nentenzahlig vndb Tilgung ein beſtimmtes Staatseinkommen augemiaſen if, 
en fo werden doch bie Renten der Legtnen 


eben gefallen laſſ 
dirten Schulden iſt ein -Zilgungsftamm —— Sond) achtet, bee buch 
Radkauf der Obligationen nach bean Gurſe derſelben die Schulden zu verwies 
beftimmt if: eine Debug, bie in allen ont eingerichteten Stande, Kia Giaerihen 
gemacht haben, nachgeahmt ift. (5. Kmortifizen.) - un p 
lange er xxiſtixt, dazu gedient, den Grebit dar Stocks zu erhalten, da en Aka frte 
—— ‚Sheueko 
wirkt, je fihrter.ce if, indem er danm leicht —— off Dr 
en kann, falls er zu ſehe ſinken ſollte. Auch vormehrt den Mk 
daß beiden Mietfamdeit sine großen Kilgungtflammes Jeden leicht Kaafer — 7 
——*&& finden; kann / die Liechaber derſelden außerachenttich. Denn 
a a EEE Bald een 
wicht, bloß fichere Ainſen tuagegı ſie auch — 


Veriuſt, — wel gar nik einigem Samen ie 
Die Geſchichte, wie alle die verſchiedenen engt. 


— — 
a rn ar ar 


Derloden getroffen, hat nur für A Intl ‚welche tiefen in das offgnmapisne 








\ 


* 


Staatopapiere (engliſch⸗) 568 
Binonziosfen einudringen fuchen oder fich mit dan Stockshandel abgehen. Da in⸗ 
— in England alle offentiſlche Angelegenbritert andy oͤffentlich verhandelt wer⸗ 
— fo ſindet man daruͤber in Grellier's „Geſchichte der Nationalſchuld (, Hi- 
of nutiohut-debt”), in Hamilton's bekanntem Werke uͤber denſelben & 
— vollſtaͤndige Nachrichten. Einen ausführlichen Auszug daraus hat Brr- 
nard Eohru In [echtem ſegen. ‚Compendiam of inatice (Eonb. 1822) geliefert. 
Dbpteik; wen eine große Sanmm der eugl. Stoce fies in Tem Dänden 
Weibt, nbom Conmunen, oͤffentliche Anſtalten und viele Prhsatperfonem fie als 
ein⸗ befiebes Quelle Ihrez unveraͤnderlichen Einnahme wicht verlukeen, fo werden 
> ehgtich eine große Wange verkauft und geauft, ſodaß das Geſchaͤft banılt ei 
nen ſehr bedeutenden Zweig des engl. Handels ausmacht. Da die Ipesemäigeh 
tus vie gewbhullchen —* mie — der Handel getriebe wird, fo bezieht 
fich der in den Öffenttichen Dlaͤttern bekannigemachte Preis, wehrt Sein — 
Aufat ſteht, auf Diele, Bine them vieytet sich dan ber Preis ber &} =, Ar, 
Oper. Otocke, woron natarſich jedes Huudere Sapital um fo ieh hoͤher — 
wid, als es Die davon Schnndentbe bölere Netce erfobert, und varit ber Wenänberung 
des Preifes der Zproc Soeocks Anbert ſich auch proporiionirlich Der Preis der übri« 


‚gen, deren Bediagung ind üUbrigen gieich I. Solche Staatevbligatlonen, ber 


ven Gapftal in beſtimmter Zeit zuchdibegahlt oder zum vollen Bekmf in Stear 
(ef Stammuſchulben) umgefdprieben Toreden; wie bie —— Mavy⸗ 
YHas,, ee ann = Der bfie Maß⸗ 
Hab für den Grub des Stedies ber Gtantspipiere Hi der Mdecth deu Menke, den das 
Srundeigenthum in einem ‚Bande gibt. Nim wied bie Grundrente in inglanb 
—— gewoͤhnlich mit ihrem 8biaͤhrigen und zu Kriegẽzeiten mit * 
Wiährigen Betrag bezahlt, d. h. man kann fein Enpital ine Fieber zu 24, im 
Pe hei auf Grundſtuͤck⸗ anlegen. Da nun ber Gars bee Zproe Stocks 
Ulm ber Ipten 30 Jahee zwifchen 58 und 82 für 200 his: und hergeſchwankt 
bat, [6 Jabem Me &tods feift auf imer größten Späte ih Mefer APeriobe darum ben 

Orundreite zur Kelegszeit erreicht, denn zu — an bar rasen ” 

fer zu 34. Otod m. — Wer in England Stockt kuuft, bekomumt daruͤber kein 
befonderes Docunment vom Staate, ſondern es wird der Name des Eiganchuͤmers 
wit allen ihm eigenthuͤmlichen Charakteren bloß in das große Nationaifuid buch 
eingetragen mb über das ihm zurgefchriebene Gapltal und bie darauf falleade Nertte 
Mechnung geführt. Veikauft er das Ganze ober einen Theil davon, fo wird es 
Iren abs und dem neuen Eigenthaͤmet zugeſchrieben. Zwar karm ſeder Eigen» 
thimer kin: Jeugniß Aber Was erhaikem, RR Km in ben Natimeifhehthehrrn 
gutummmes uber Ohefos Zeugntß bat auf ders Berkehr mie der Stocko keinen van: 
fern Einfluß, uad der Yababertunn 1. Fonde derkoufen turt abſchreiben I chur 
daß man dabei nach jenem Zeugniffe fragt. Jeder en 
f. Bonbs'feibft;; edee durch einen gahörig BevoAncchelaten eintuagen ober loſchen 
engl Me Zinſen etheben mc. Es wuͤrde mmbegreifiich fein, tele die Buchfhhäkt 
ſtch liberzrug ae MWhnten, dahß die unmdiiche Menge den vou ihnen erſcheinrnden 
Eigenthuͤmer bie wahren waͤren, wen man nicht wuͤßer, daß der allergroͤßte Theil 
ver inne, fewol der mn als ber ————— durch be⸗ 


Geſfchaͤfee, ded Werkehrs mit von Eds, der Bank von England uͤbertta⸗ 
gen. Die Vatcer, in weichen bie Bus» ud Abſcheribung geſchiehe, Ti alphabetiſch 
elmgeridhytetiued Ih biete Bimittee dertheilt, weiche nach den Buchſtaben uud Ans 
fangöfsiben, wovon die Bücher in ihnen geführt wen, DeupRae find, Lierducc 


564 Staatspapiere (Franzöfifche) 


kann jeber ben Ort leicht finden, wo er das Buch, welches ſ. Namen enthalt, an« 
treffen muß. Auf biefe Art wird das Geſchaͤft der Zinfenzahlung, welche halbjaͤhr⸗ 
lich zu einem beſtimmten Termin abgeführt werden, und welches in ber Auszahlung 
für * Termin über 100 Mill. preuß. Thlr. beträgt, In einer Friſt von 14 Tagen 
vollendet. 

U. Franzoͤſiſche Renten und oͤffentliche Schulbpapiere. 
Frankreichs oͤffentliche Schuld uͤbertraf in den aͤltern Zeiten die von England ſehr 
weit. Nach Ludwigs XIV. Tode betrug fie 3114 Mill. Livres, weiche ungefaͤhr 
900 Mill. preuß. Thle. ausmachen, wo England nur etwa 300 Sin. foldyer Thu. 
(45 Min. Pf. Steel.) Schuiden Hatte, beide nach ihrem Nominalcapktal gerechnet. 
Dieſes Verhaͤltniß iſt jegt fehr verändert, denn bie Nominalfumme des engl. Schuld 
beläuft ſich jegt (1823) auf 7000 Mill., die von Frankreich beträgt kaum 600 Mill. 
beide auf preuß. Thlr. rebucirt. Jedoch berechnet Frankreich feine Schuld gar nicht 
mehr nach Capitalwerth,, fondern nur nach dem jährlich zu zahlenden Renten, nad 
das iſt im Grunde auch die richtige Rechnungsart, ba beide Staaten ſich von ber 
Verbindlichkeit der Ruͤckzahlung der erhaltenen Capitale gänzlich freigeruacht Haben, 
und nur zur Rentenzahlung verpflichtet find; darnach gerechnet hat England jährt. 
etwa 210, Frankreich bagegen gegen 60 Mid. preuß. Thlr. Renten an feine Glaͤu⸗ 
biger zu bezahlen. F 

Ob dieſer Unterſchied die Lage Englanbs ſchwieriger mache, als die non Frank⸗ 
reich, iſt hier nicht der Ort zu unterſuchen. Nur ſo viel wollen wir bemerken, daß 
Englands Nationalreichthum in jener Zwiſchenzeit auch in unendlich groͤßerer Pro⸗ 
portion gewachſen iſt, als der Reichthum von Frankreich, und daß bie engl. Renten 
von jeher in beſſerm Credit geſtanden haben als die franzoͤſiſchen, und deßhalb auch 
noch jetzt viel hoͤher bezahlt werben. Denn während ich in Frankrebh mit einem 
Capital von 97 eine Rente von 5 kaufen kann, muß ich gewoͤhnlich in England für 
eine gleiche Rente 145 geben. Daß aber die franz. Renten noch einen, verhaͤltniß⸗ 
mäßig fo hohen Preis haben, barüber muß man fich wundern, wenn man die Ge 
ſchichte der franz. Staats ſchuld etwas durchgeht. Raum war Ludwig XIV. tobk, 
fo fegte der Prinz. Regent das Schuldcapital und bie Binfen ganz willkuͤrlich um) 
ohne bie Gläubiger zu fragen, um ein Deittel herunter, bezahlte aber auch dieſes 
und bie Zinfen bavon ebenfo unorbentlich als es vorher geſchehen war. Sin biefee 
Berlegenheit trat ein ſchottiſcher Projectmacher Law (f. b.) auf und verhieß, Die 
Staats ſchuld mit Papier zu tilgen. Die Ausführumg deſſelben brachte aber das 
Geld: und Schuldenweſen in noch größere Verwirrung, als «8 vorher geweſen war. 
Allerlei Operationen, wonon immer bie eine betrligerifcher war als die andre, zu 
den gemacht, um bie Finanzen zu verbeſſern und bie Öffentliche Schuld zu neupeie- 
bern. ‚Ale liefen darauf hinaus, bie Koderungen der Glaͤubiger willkoͤrlich und 
getwaltfam zu vermindern, ohne ihnen Etwas dafür zu geben ald den Troſt, daß 
fie doch nicht Alles verlieren Toten. — Die. Revolution machte eine Zeiffang allen 
Schuldfoderungen ein Ende und vernichtete ben Werth der Renten fall. adnairh, 
ſodaß man, als Bonaparte in Ägypten war, eine Rente von 5 Franken für 10, 5, 
ja für 3 Franken kaufen konnte. i ee ee 

Endlich wurde 1798 das Schuldenweſen baburch in eine neue Ordnung ge 
bracht, daß die alte noch anerkannte Schuld, nachdem alle Faderungen ber Eyal- 
granten gänzlich vernichtet waren, auf ein Drittel ihres Nominals. und Mestae: 
werths beruntergefegt, und dieſes Drittel in Öprocentige Annuitäten 
wurde, welche den Namen bes confolibirten Drittels (tiers eoneolidéa) · er | 
umd einen großen Theil der jegt verkäuflichen Staatsrenten a, | ge 
trugen 1798 46,302,000 Sr. jährlich. Seitdem find. durch bie nachfelgenhen An: 
leihen noch viele Renten hinzugekommen, ſodaß 1822 178,364,560 &r. perpetute: 
Uche und funditte Renten bezahlt werden mußten. Da aber auch nach mehr tn: 





Staatspapiere (franzöfifche) 565 


fuhbiste Renten ju besahlen find, und der Ugungsſtamm jährlich 40,000,600 Fr. 
erfodert, fo betrug 1822 die ganze Rentenlaſt jährlich 228,864,560 Fr. , worin 
die neucreitten 4* Mill. Renten fuͤr den [panifchen Krieg noch nicht begriffen find. 
Fuͤgt man biefe hinzu, fo kommt die obengenannte Summe von 60 Mill. preuß. 
Thit. jaͤhrlich — Waͤhrend bes letzten Kriegs waren die Renten ſchon wieder 
nicht regelmaͤßig bezahlt worden, und es fanden ſich mehre Ruͤckſtaͤnde. Dieſe und 
andre noch während des Kriegs aufgelaufene Schulden bezahlte man mit Obligas 
tionen, die 5 Proc. Zinſen tragen und, vom Ende 1821 an gerechnet, binnen 5 
Jahten jum vollen Nominalwerth bezahlt werben follen. Diefe Obligationen hei: 
en Reconnoiſſancen [Reconnaissances de liquidation) und find gleichfalls vers 
täuffiche Papiere. Es ſind davon ungefähr fuͤr den Nominalwerth von 300 MN. 
Fr. vorhanden, jedoch jege ſchon „5 davon eingelöft. Für jegt ſcheint gut für die 
Bezahlung ber Renten geforgt ju fein, und die franz. Staatspapiere haben ſich deß⸗ 
halb auch felt den legten Jahren, ſowie auch Thon unter Bonaparte's Zeiten, in 
guten Preifen erhalten. Die oͤkonomiſche Einrichtung der Liquidirung der An: 
fprüche an bie Denten, der Zinfenzahlung umb Übertragungen Ift ziemlich nad) ben 
Mufter von England gebildet, ſoweit fie die fundirten 8ptoc. Menten betreffen. 
Sie werden ſaͤmmtlich in das ſogenannte große Bud, (Grand livre des dettes 
— ——— ein Kran, welches nach dem Muſter der engliſchen Bankbücher ein- 
gerichtet if. Ser ntetieigner bat darin für jede einzelne Rente, die ex befigt, 
fein befonderes Folium, fobaß fo viele Redinungsblätter in den Büchern vorhanden 
find als einzelne Foderungen. Das große Buch iſt in 14 Serien getheilt, wovon 
die 8 erflen die Buchſtaben des Alphabets enthalten; die 9. iſt für die An: 
nuitaͤten det Conmmunen beflimmt; die 10. für fefte und unübertragbare Ans 
nuitaͤten, urtb endlich bie 11. fuͤr öffentliche Sorporationen, Stocksmaͤckler, Ban⸗ 
Ziers, große Capitaliſten u. f. w., welche regelmäßig laufende Rechnungen mit den 
Buchfuͤhrern Haben. Aus diefen Büchern ergab fich den 1. Sept. 1821, daß die 
Summe ber feften, nicht übertengbaren oder unbeweglichen Renten fidy über 68 
MU. Ge. belief, und daß nur etwa für 109 Mid. Fr., d. h. etwa Z der Renten 
beweglich waren, und alfo auf den Markt konımen konnten. — Jede Infeription 
enthält 1) den Tauf⸗ und Familiennamen des Eigenthuͤmers; 2) die ihm zukom⸗ 
mende Rente; 3) die Nummer dee Serie, zu welcher fie gehört; 4) die Zeit ber 
Bahlung des nächften Dividends; 5) die Nummer ber Einfchreibung und der Seite 
des Journals. Privatleute koͤnnen nicht unter 50 Fr. einfchreiben laffen. Dleſe 
NRegel gilt aber nicht für Semeinhelten. Um eine Inſcription zu verlaufen, muß 
ber Einner ober ber Spectalbevofimächtigte deffeiben eine Deeinration deßhalb bei 
der Schatzkanimer einreichen, deren Echtheit ein Stocksmaͤkler bezeugen muß, und 
dafuͤr 8 Jahr hindurch verantwortlich bletbt. Andre liberträge; bie nicht aus einen 
Verkaufe hetruͤhren, Binnen auf bloßes Vorzeigen eines Certificate bes Eigenthume 
davon geſchehen. Wenn fie Folge eines Teſtaments oder einer Schenkung find, fo 
werden fie auf Vorzeig bed Notarlatsacts vollzogen. Soll es zufolge eines Ge: 
—— geſchehen, ſo muß eine Gerichtsperſon das Inſtrument, welches die 

dazu ausfpricht, einreichen. — Die Dividenden ber Öprocentigen 
4 3 werben halbjaͤhriich den 22. Maͤrz und 22. Sept. an die Inhaber der 
Gettificate dee Inferiptionen im großen Buche bezahlt. Die gefchehene Zahlung 
wird af der Ruͤckſelte dieſes Documents durch einen Stempel angeberstet, umd der 
Empfänger biba noch Insbefondere eine Quittung darüber. Man kann dle Divis 
benden nicht Bloß in Paris, ſondern auch in den Probinzialftädten bei den General⸗ 
einnthmern in Empfang nehn:n, wenn man es den legtern zur rechten Zeit meldet, 
damit fie es dem Ditertor des großen Schuldbuchs anzeigen Einnen: Eigenthuͤmer 
von Yuferipfionen, weiche bie Dividenden perfönlich nicht erheben koͤnnen ober 
mögen, und doch nicht gern Ihre Gexlificate aus ben Hänten geben wollen, fielen 





506 Staats popiere (franzoͤſiſche) 
eine Speclalvolmacht zur ng der Renten aut, die von einem Nodarial venifi: 
ciet fein muß; dergleichen Vollmachten gelten allgemein für ale erworbenen uk 
noch zu erwerbenden Jaſcriptlonen. Der Netar nimmt non bey, Infeription, deren 
Dividend hoben werden foll, eine — dieſelbe praͤſentitt der Bevollmaͤchtigte 
nebſt feiner Volmacht den Directoe des großen Buchs. Diefen fertigt Hierauf 2 
Gopien des Originalcetifients an, heftet Die erſte am die Quitumg ber arfien Del» 
denbenzahlung und gibt die anbre dem Bevollmaͤchtigten, gegen deren Worgeigung 
er die halbjaͤhrlichen Dividenden habe, womit wie weit bar Orciginabocumente nes 
Tahten wird, fo lange die Aufhebung dev Wollmacht: nicht erfolgt. Die Melimadh: 
ten bleiben jedoch nur 10 Jahre in Kraft, oem fin mäßrenh biafen Zeit nicht wir 
derrufen werden. Bevollmaͤchtigte, welche bie Dividende fort erheben; Mensen fie 
wiffen, daß die Eigenthuͤmer ber — Fb mh — 
lig. Auch — men getzoffen, daß rie-Gnferiptiondeiguer Ih 
fie ducch den ebenfo . gast Ins —— Ma 
iaffen, ee | — 

for den conſolidirten Aprot. Inſcriptionen gibt es —— — ln 
Ir! taatöpaplere, mit welchen ein häufiger Handel geiichen seird, — andee 
Bedingungen ftatıfinben. Dahm gehoͤnen: Be 

1) Die ſchon oben angefuͤhrten Hesognitiensfcheine — k 
quidation). Es gibt deren zweierlei Arten: folge, die auf AßOD, 5O0U :unb 
10,000 Fr. lauten. Mit denſelben werben Zinseonpons ausgegeben, ib bie Obli⸗ 
gatlonen find, die ven LOOO Fr. auf gelbem, von 5000 auf.(bieuem:siub Dem 
10,000 Fr. auf rothem Papier. Die ander Art enthält. gebrohhene Scummen rc 
tee 1000 Franken, amb heißen gewoͤhnlich weiße Mecognitiensfegehw ,. weil: fie non 
weißem Papler ſind. Es find Leine Zinscoupons dabei, ſondern bie Binfen werden 
an bie Sahaber der Obligationen gegen Quittung bezahlt, und die Inhlung auf die 
uͤckfeite bemerkt. Man kann, wenn man es wuͤnſcht, bie weißen in gelbe: ver⸗ 
wandeln laſſen, wenn man mehre ber erſten zuſammen hat, teo Das her.Bie 
Summe, welche unter 1000 Fe. fällt, eine neue weiße Obligation augefleflt 
wird. Die weißen ſtehen gemöhnlicdh 4 Proc. unter den Übrigen. lm‘ ber audg- 
lichen Gefahr des Verlierens folcher Papiere vorzubeugen, iſt en Inhabern der 
Recognitionsſcheine geflattet, fie in die Schazkammer niederzulegen. Dieſe fiel 
ihnen daruͤber Empfangsfcheine mit Zacken (rocepiesös & talon) aus, weldhetushh 
Indoſſement übertragen werben Binnen. Es muß aber jedes Indoffemena durch 
einen officiellen Agenten verificirt werden. Diefe Empfangaſcheine find pieihfalis 
mit Coupons verfehen, und gelten im Verkehe wie-die Originalfcheinet Lönnen 
auch gegen Ingtexe,,- fobgld nur bie Indoſſements faͤmmtlich vasfdeifasiuipig: find, 
jebergeit auegewechſelt werden. Dergielchen. Ernpfannsfcheine gib⸗ — 
25,000, 58,000 Fre. Alle find auf: weißes Papier gedrucktcdoch; xrſtoro mit 
tother, die andern mit ſchwarzer, bie lagterummit blauer Buchfiabenfihuift. :,1ı ı7. 

2) Die Bamtastien. Die Xctien: find. bis :unf: 90,B0D jet at F0DA.Er. 

Ä vermehet, und: tragen jaͤhrtich jede 60 Ft. guwifie Divktarten; 112: Mittels en 
dem Gewinn, der jene Linſen uͤbertrifft, werber moch icobeſondere auter de Metien· 
nalro verdbeilt. ‚Men der Gewin zu Bezahlung ben hathſihrlichin firieten Biel: 
dende von 30 Zu. nicht zureicht, wird fie aus dem Reſervefqubs ergͤngt ;redlcher 
aus den Überfchäffigen Gewinnfin gefanımeeit wird. DicferAiktiiufiad. 
Papiere. Die Übertragung derfelben geſchleht auf ErHärumg der Breker ader ipete 
Bevollmaͤchtigten, bie in die Regiſter aufgenemmen und vom einen Makler bafhh- 
tigt werden müffen. Es koͤnnen aber bie Baunkactien auch. in ucbe Wegliches Aigen» 
thum verwandelt werden. Die Bankactien ſtanden 1822:25:%, Oben üben Derch 

3) Die Obligationen der Stadt Paris Um bie vielen Gonaneeiſcheen zer 
decken, wurde die parifer Municipalitaͤt 1816 autoriſirt 1,500,000 Iahrterntes 






\ 











Seaatspapiere (öftreichifche) 567. 


zu erelren und: fie zn Bezahlung iherr Schalden zu verkaufen; der Verkauf gelang 
indeſſen In jener Unglürhszeit nicht ſonderlich, und die. Stadt wurde deßhalb ermaͤch⸗ 
tigt, 33,000 Schudſcheine, jeden auf 1000 Fr. und an ben Inhaber zahlbat lau⸗ 
tend, aucuſtellen, die binnen 12 Jahren vom 1. Die al. Fur 
1829 zuruͤckbrzahlt werden follen. Dive Gtabtobligätionen tragen fährt. 6 Proc. 
Binfen, weiche in Werminen von 3 zu 3 Monat bezahlt werden. Einen Monat vor 
der Ahrfenzahtınıg wird die Zahl derer auf dem Raihhauſe durchs 2006 gezogen, 

welche abbezahlt werden. Die gezogenen Nammern erhuiten zugleich Praͤnien von 
— die gleichfalls das Loos beſtiirmut. Mit Hentſch, Blane 
u. Comp. haben die Zuhlung der gegogenen Gapitale und Pruͤmien verſichert, d. h. 
fie verpflichten ſich gegen eine geringe Praͤmie, die gezogenen Nummern gleich zu 
begahlin, ober flegegem noch ungezogene, nebft Außzahtiuing ber Differenz autzu⸗ 
tauchen. — Die obenerwähnten ceeirten Renten, bie nieht haben verkauft werben 
Hann, 1,288,000 Se: tn Summe, Liegen mit dem Titgungefininm im Depet, 
zur Dedtung der erwähnten Gtadtobligatienen ; 212,000 Fr. find davon im Um⸗ 
tmauf, Im Bali die ſorben nicht pimttlich bezahlt werden foliten, if Die Tlgmugscaffe 
berschtigt,, vder ben medergelegten Dienten fo wiel zu verkaufen, als zur Bewiekung 


: der Bezahlung ber jedesmal gezogenen Scheine nöthig iſt. Jene 212,000 Menten 


lauten ſaͤmmtlich auf bie Inhaber und fiat: in Coupons von 60 Fr. abgetheilt, 
shlbat den 1: Yan. und 1. Su in der Municipalcafſe. 

) Eine ander Art int Handel oft vorkommendes Papier befteht in den Wrü: 
denactien — des ponts). Sie find von einer Geſellſchaft, weiche bie 3 
DBruͤcken vͤber die Seine gebaut bat, ausgeſtellt; 3780 Seuck gu 1000 Be. jede, 
und lauten auf ten Inhuber Im Allgemeinen. Die Dwidende wird alljaͤhrlich durch 
eicie Berſammlang der Intereſſenten beflimt. Die richtet fich nach der Einnahme 
won ben Vruͤcken, wolche bis auf 5. vertheitt wird. Dteſes Dreißigftel aber wird 
wi 8 Iheile getheilt, wovon ein Drittel zur Unterhaltimg ber Bräden, bie andern 

zum Sapital gefammelt werden, wovon bie Actien den 30. Juni 1897 abge 
— werden — — gibt es noch eine Menge Actien von Aſſecuranz⸗ 
briastten wir 


5) Daß ed vucth eine Drpofitalsaffe in Paris gibt (Caisse des depdts et son- 
—— in weicher Gelder baar oder In Roten der Bank von Frankreich auge⸗ 
Aereeen und 5:3 Proe. verzinſt werden, fobatd fie länger als 30 Tage in ber Caſſe 
gelaſſen werben: Das eingelegte Get kann gegen Ruͤckgabe des Empfangſcheins 
Mt jeder Zcht hernuorczogen werden 
1 Öfireihifhe Sta atöpapiere. Öftveih Hatte von alten Zeiten 
her viele Schulbeis,; und die zum Ausobruche Ver franz. Mevolutien feine Verbind⸗ 
Uchdeit gegen bi Bidubiger phnltikch erflit: Im franz. Revolutlonekriege aber 
geriechen feine Finauzen in große Unorbnerng / und die Moth, noch mehr aber feine 
— — mehre Maßregrin zum Vorfchein, die ſich nut der Erhal⸗ 

des offentlichen Crebits aicht vertrugen. Dahin find zu rechten: 1) Dit un: 
* — —— Papietgelbes ſett 1797 ; demn bis dehin waren bie Wie⸗ 
die das gewoͤhnliche Tonsichmittel (dem lauge ‚bildeten, fo 
—2* — — erhillten wotbhen, auberm Öffentliche Caſſen an: 
gewieſen weden, Ailefelben Jedem, ber es verlange, fit vol gegen Silbergeld aus 
zuwechſein. Im dieſten Jahre ward aber die Baatzahlung beſchtaͤnkt, das folgende 
Fahr gaͤntiich feine; und DIE Zettel gegen alle richtige Theorie des Geldes fo ver⸗ 
wehrt, daſß Roche bald unser den Werth des Silbergelbes In ſtelgender Preportien 
fanten; Die Mistel, zu denen man feine Zuflucht nahm, tum fich aus den daraus 
hervergehenden Derlegenhelten zu heifen, waren unvirkfang. Mit einem der be⸗ 
Genlichfien wuthe 1798 ber Anfang geraacht. Es war eine Zwangsanleihe, durch 
— ————— zwaug, AO Proc. zu ihren Fode⸗ 





BE Gtantäpnpiere (freilich) 


nungen zuzuſchießen unter Audeshung bes. Verluſts ihrer Toderung. wogegen jebedh 
ihre Aptoc. Foderuugen in Sproe ſollten umgeſchrieben werdan. — Operetioneu 
nannte min das Arro ſement. Da die Anleihen ſaͤmmilich ia Conmentiansgelde 
gemacht waren; fo. verſtand fichs, daß anch die Zinſen darin bezahlt werden zuußten, 
Da dieſes aber em Staat⸗ wegen des imwmer tiefer fallenden Gerſes des Papiergel⸗ 
des zu ie enblid) gar namoͤglich zur werden ſchien, auch sim Ban 
1802, fid.ducc eine Botteriennleipe und andre. Finanzoperationen zu helfen, Seine 
ſonderliche Wirkung hervorbrachte, ‚fo exrlaubte man fi 184 K die Herabſehang Iuse 
Pinſen auf die Hälfte, und mm auch biefe Hälfte noch. tleiiz zu machen, fette 
man das wor handene Papiergeld in ſogerannte a. ungffcheims er 
man für 5. alte Papierguiden einen Einthfunpefcein, 
nend, daß nen! dadurch den Werth dieſes meuen —— ** gegen —** 
erhöhen: würde, und meinend, daß dieſe Eialoſungaſcheine nun ebenfo viel als das 
gute Metellgeid gelten warden. Daher denn auch bie: rebuciaun Zinſen in ſolchen 
neuen Papier und micht mehr in Dietalimünze, wie Böhen noch geſchehen mar, :bes 
zahlt werben folten. Aber die Einsbfungafcheine erreichten. ben:beabfüchtigtene 
in Seinen Epache, und da man hal gar zu einer Varmehrung. des Papiergeldes 
ſchritt, indem man.neben den Einidfungäfsheinen eine ziemlich. ebenfo geofe. Sum⸗ 
me, als man durch ‚bie Umwechfelung zerſtoͤrt hatte „ neues Papiergeld. u. b. IL 
Anticipationsſcheine in Umlanf.fegte, fo ſanken beide Papierarten gas bald 
zu beim Unwerthe der alten Bankozettel herab. Dadarch gingen dem. alten Staats⸗ 
glaͤubigern Capitale und Zinſen zum Theil verloren. Endlich at 1016 mit den 
beſſern politiſchen Verhaͤltniſfen auch eine beſſere Intelligen zu dem guten Wulen 
des direich. Finanzminiſteriums. 2 Gegenſtaͤude beſchaͤftigten hie nee Finauz⸗ 
adminiſtration. Erſtlich das Papiergeld, das verbeffert und wo ‚möglich ganz weg · 
geſchafft werben ſolite, und zweitens die neue Begruͤndung des —— * 
welche man dadurch zu bewirken ſuchte, daß man theils den alten Foderungen in 
gewiſſem Grade ihr Recht — ſchaffen ſuchte, theils neue Anleihen auf einen 
ſolldern und ſicherern Fuß megoci 

Man fing 1816 — JJ Dat ik ha Boah 
varſehen und berechtigt wurde, nee Banknoten, bie van ihr auf ber Stelle auf 
Jedermanns Verlangen in Silbergeld realiſirt werden follten,, auszmarben. Diel⸗ 
Bank, welcher dab ganze Gefchäft der Verhefferung des Geld» und Srebitwefens 
übertragene wurde, begann ihre Werk damit, daß nach einem Manife vom 1. Summit 
verordnet wurde, ba jeder beliebige Summen in altem Papiergelde einbringen, umb 
daflie 5 ia neuen Obligationen, bie 1 Procent in Comventionögeld tragen, und 3 
in. neuen Banknoten, die jeber bei der Bank in Conventiondgeld umfiten former, 
erhalten Ente, Wer daher 7000 Bilde. in Papiergetbe einſchoß, eubielt. Anfiie 
5000 Bitm. in Obligationen, die eine Rente von 50 Glbn. in Gonvmtiondg. tru⸗ 
gan und 2000 Sihn. in neuen Banknoten, die er auf ber Stelle in Somwentiontg. 
bei Der Bunk verwandeln konnte. Allein der Zubrang nach Verwechſelung ber nuf 

dioſe Meiſe erlangten Banknoten gegen baares Gelb ward fo groß, daß die Moss 

ne der: Bank- nicht wur gar hald erfchöpft worden wären, ſondern fie ſchwerbich 
fo diel nette Fonds, als begehrt wurden, wide haben auſchaffen können, wem bie 


- ganze Operation micht [ehr bald nach Ihrer Kundwerdung wieber aufgehoben morben 


waͤre. Indeſſen entflanden biesans die mehren Mill. einproc. Staatönapieze, die 
zum Theil noch jegt im Umlaufe ſind. Auch die Bankactien (zu 500 Bibn. Ceuo⸗ 
Manze) konnten durch Papiergeld erworben werben, wenn Jemand 2000 Gib. ie 
Papiergeld und 200 Sibn. in Sonv.» Bldn. gab. Das infammunde Papisrgeib 
war zur Wertilgung beſtimmt. Beide Maßregeln halfen jedoch ben beabſichtigten 
Zweck nur in geringem Grade erreichen und wurden bald wieder verlaffen. Dages - 
gen. sichten den 29. Det, daff. 3. eine — Einfichten gegraͤndete Maßtegel 








Staatapapiere (vaxichiſche) 560 


ne: ‚wehurda bie jet allgemein bebauutten Wietatiinund: geſchoffen 
wurden. Es wasd nämlich ein freiwilliges Anleihen eroͤffnet, zu wolchem bie Ein⸗ 
lagen mit einem Thelle in verzindlichen Seaatbpapieren und einem Theile in Pa» 
riergelde gamnacht wurderr. Kür bie Sintsiehung einer. alten aͤſtt. Staatoobligation 
von 400 Bibn. mb: eimem: Quiſchuſſe von: reſpeetius 80, 100, 110, 1230, 138 
Gldn. in —— ober Antisipatiowsfehelssen,, je nachden bie alte KWligatien 
6, 5,44, A, 34: ober Speosentig war, erhieft mon. 
—** auf. 100. Win. Gapital und 5 Piran..jährl, Zinſen, Beaides in Cocco⸗ Me⸗ 
— lautend· Da augleich für einen hinreichenden Fonds gefargt wunde, aus 
ara bis Binfen ne 
getiigeräerhen komme Ailgzungeſtamm · ichem 
Beftges ſoccher Dhfigetiongm bie Ibeczeugung· veufchaffte, daß er ſtoto aegenheit 
fasdenr wrrde fie nhne groſen dert, ſobald oↄc wollte, gsi 
ee, fo. schhelten diofſe Mirtaliaues bald Grebit , und halfen the Finazkraſt der Dies 
— ſo verflänten, daß Me ben Muth · faffen Sommte, den Gtasttambit auf eine 
noch allgemeinere SBufie zu gtuͤnden Durcqh ain Patent vom. 22. Jan. 1817 romrde 
der Tilgungsſtamm nach dem Muſter des agl. organlſirt, uud alle Fenda dazu in 
oimen allgemeinen flo: alte Stnatuſchulden vereinigt, und durch ein Manifeſt vom 
1. Maͤrz 4348 das ganze Schuldenwoſen in eine ſolche Ordnung gebracht, daß 
auch bie. Voſiber den altın Obligationen Haffaung erhielten, bespinft. wieder in ihre 
Rechte eingeſetza gu werden, uud dieſe Hoffnurcg gab auch jenen alten Obligationen 
wieder einigen beßimmten Curowerth. Es ward naͤmlich die alte Schund, weiche 
1044 auf bie Haͤlfte der Zinſen reducirt word, in Serien, jede von einer DRIN, 
Gibn. Kapital, gecheilt; 5 dieſer Berien ſollen — nach des Drehung hed Row 
ſes zum. Dellgenuß ihrer Zinſen zuruͤckkehren, and ‚bafür ebenfo viel andre durch 
dem. Tilgunpsfonbs zuruͤckgelauft und vernichtet wechen. Diefer Dias. iſt bie.jeht 
gluͤclich amsgeführt worden. Durch allmaͤlige Tilgung ter Gintäfungs-. und 
Aucicivationsſcheine hatte fich die Zahl derſelben (am 30. Juni 1825) .bi6 auf 
4149,320,813 Stdn. vermindert, und am 30. Juni 1828 waren in der öfle. Mo⸗ 
naschie nme noch. 784 Mill. Ginloͤſmgs⸗ und Anticinatiomsfcheine in Umlauf. 
Die Metallcuues find babusch auf allen eusop. Hauptmaͤrkten ein Hanbelägegens 
fand geworden. — Im 5. 1821 gab man den ganzen Belauf der ſeit 1815 con⸗ 
tuahisten. menen Schuld ober. bee Hproc. Metalliques, zu 207,960,290 Gun. 
am, md berechnete Die Peoportion des Zilgungäflanums zu „'r der Schalb, mele 
ches dieſelbe Propartion ift, welche ex in Englaud zur dortigen Staatsſchulb Hat. 
Deo Sredit;diefes Papiere hat fich im Laufe der Zeit ſehr gehoben, da fie von 48, 
wie ſie 4847. ſtanden, nach und nach bis anf 86 (iss Anfang 1823) und gegen⸗ 
waͤrtig, aungeachtet des raſſ.⸗ tuͤrkiſchen Krieges, bie auf 95 geſtiegen find. 

Außer diefen Metalliques machen noch die obgenannten Kobſciid ſchen Loofe 
einen bedeutenden Gegenſtand des Handels auf den Hauptboͤrſen des Papischans 
dels aus. Die oͤſte. Regierung negociiste nämlich 1820 durch sine Copugnie, ges 
biidet von. Hen. Pariſh und Rothſchilb sine Lotterie: An le ihe won 20,800,000 
ld, und bald darauf noch eine zweite von 37 Mill Side. in Conventiongelbe, 
wobei die Yaserı fienten bei der · erſten Anleihe, außer dem Capital ſtatt allen Auaſen 
— gewinnen koͤnnen, wenn fin bei Dee Verloſung der im: Verlauf. der nächflen 

Jabra. zaruck;uzahlenden Capitale das. Glaͤck rifft. Das Beringfle, was ein 
eh Sion. Einlage gewinnen kann, iſt 120 Bidn. dat He 120,000 
Gidn. Ama ſchlimmſten Falle muß man auf Gapital und Prämis.205$, werten 
Disıgiweite Knteibe wurde ben 28. Inli 1820 zu 4 Peyc. rröffnet, und bie 
NRauͤckzahlung mit Binfen und Praͤmien binnen 21 Jahren darch⸗ 14 Lottericziehun⸗ 
gen verſprochen. Die JIntereſſenten erhielten vom 15. Fan. 1821 batirte Schuld⸗ 
verfchreibungen zu 250 Glbn, in TEE jede, nebſt 20 Zinscoupons. 


sro | Eaatepapiere (preußiiche): 

Ob rin ſolches Bass mehr als find Proc. Zinſtu einbringen werbe, haͤngt von ber 
Zut, two e6 horauskommt und ben darauf fallenden Prämie ab, Es fehwaukt ber 
Preis deu Loofe dor erſten Antoitye muifchen 118 und 120, und vor den letztern zwi⸗ 

38 --- 10%. Mach einee Durchſchulttoberechuig bilden die ofen Prämien 
im: > Wir Sinfen unrb Prhbarten der yore Botereiemnıteite eine Beryiafung 
un 63 Dior. - 

Die Diefer wenn Dvamıme der Dinge trae gigleith die neu⸗ suid beffise Des 
ganiſation der Nationalbank 1817 erde ride Ihre Actien, die bei der er⸗ 
en Einltige daum 300 Bien. nach Gonv.⸗ Muͤnze gerechnet su Reden kamen, has 
ben jebt den Guts von nahe an LOOO Glbn. In diefem Geide erreicht, vanb Find ein 
dellebtes Paplier geworden, da fie berrits eine jährt. Rente von: 90 Bitee. Heben. 
Diefe Batik wird jcht von einem Ausfhuffe von Wetlomsniren nad, echten Grtrab⸗ 
fügen: verwallet und: beficht unabhängig von Irre Bingimumg, ge yaricen 
zog bloß u Aigner Einfücht der Dirrctoten gefoͤrdert werder. Die eglerumg 

dat zue Bofborderung dieſer Unabhängigkeit Ihee für fich behaiernen 50,000 Actlen 
der Bm! abgetoeten, vom welchen biefe noch nichts In Gleculatten seraeget, de 
ihre Fonde bi8 jegt volllonemen ausreichten. 

IV. Preußiſche Gtaatspapierr. Vreußen Hatte: 8461787 ger keine 
Staatsſchulden, fondern einen bedeutenden Schatz an baurem Gelbe; Diefer hauu 
felbſt une des Abnigs Frirdrich Wiiham IE Diemdarımg — 
sen, ſodch dis 1306 mur einige 30 DRIN. Thu Ehnlden verhanten waren, bie 
teeminwelfe abbezahlt werben ſollten, pre tale vogefamd> 
iger und bedeutender Handel getrieden wurde. Erſt der fo. 

18306 und der gluͤccklicherr von 1812 — 15 häufte die preuß Stantsfigenden ; und 

nachdem biefeiben in Ordnung gebracht waren, entſtanden verfhirdem Biuattpe: 
Pete, weiche auf dem Weltmarkto eine Handelswaate, tie bie eugl, frag, fe. 
ums andre öffent. Fonds bilden. — Aus dem Manifefle von 17. Sebr. 1830 ers 
gibt fich, daß das Capital der verzindlichen Staatsſchulden fich auf etwas are 
ats 180 DU. The. betäuft, umb die jaͤhtl. Binfen ober Renten 7,637,87% Ahle. 


in folgende preuß. Staatsp 
:$) Die eigentlich fogen taatsfhuidfdaine, weiche bie größte Burtmant 
der Sanmen beaseifen, und 1820 allein 4,780,000 Thle. Jähel. Homten gaben. 
na Binann i ie auf keinen Nam, un zen 
flrdt und: mit Binsconpons zu 4 Proc. von 5 zu 5 Jahren verfelem werden· Die 
Dez chlung dir Coupons gefchieht ben 1. Fan. und 1. Jull jedeb Jahres gegen Eis 
wichung derſelben wicht nur in Berlin, fonbern auch in alten Megiermgöhlupt: 
caffen. Fa es iſt die Einrichtung getsoffen, daß fie auch im Auslaude I 
ten Städten reallſirt werden koͤnnen. In den Obligationen iR befkfenmmt;, 
Bihkyahtung des Gapitals dutch jährt. Berlo ſung von air Mul. ie she 
fohte. &s ift Inbeffen durch eine ſpaͤtere Verbednang Diefes dahln möbifichee, Daß 
Me Weminberung biefos Papleve fü kange darch Miskkanf nach dem Voͤrſenpeeiſt 
ſchehen tale bis fie anf: Dani geſtlegen, und erſt alebaem bie Weriofang Ihren 
fang nehmen werde. Der Curs dieſer Papiere hat 1929 — 33 een 
5 gefihwantt und ſich Paͤterhin der Bühl YO (4828 fogas:93) genahett "Om un 
deſen Staatoſchuld ſeinen tmehre ausgefertigt worden maeem,. bie zur Dücfevor 
dlenten, um noch reſtirende Autſtaͤnde dawit zu beyaptım, nachdem fie gib ärhg Agals 
Ui worden wären, fo gründete man aus berfetben: bie Prämiunlärteuie, 
wor 30 SIR. —— — mit Praͤmlenſcheiaen vichiair fire 
lem Rominalwerth ta pruuß. Cour. verkauft wenden, und In LO halbithrach Fat 
genden Zehungen autgeſplelt wurden. Die Pofimung, eine große Vodwie gie yes 
Emma. hatte biefe Krs Battetiitof [0 Seiicbt nemacht, boß Fe Bit anf. £d0:=: 100 
/ 











Gtoatiyepine (ai) BT 


Thlr. umd Höhe. ſtiagen; ‚und da es für Mönchen nicht. thuelich war, ſich dieh 
Sunmie ya verſchaffen, fo: bilheten ſich, um auch den aͤrmern Claffen dns Spiel 
darin zus erlrichtern, Geſeltſchaften, welche an bie Sebhaber Preuwilen u 24 — 6 
Ehe, varkauften, und ſich dadeuch ambeifchig wachten / den Inhabern folder Puer 
meffen. Ben auf bie Ranımer dos in der bezeichneten Prlniunfcheins Orb 
ginalfchein mit dem mit ihm verbundenen Staats[hulbfchrin gegen 00 Ahr 
MRachfchuß aus zuliefern, bamit ex bagegerr bie Vramien — — 
Preweſſe mar jedoch mim ffir eine Zie hung gältig. . 

- 2), Die Olligationtn der re bes: £nieibe, — im Apui 1818 
mit Rothſchild in Lenden nagoclist raurde. io beträgt nominell 5 DIR. Pf. Ch 
zu.5.Prec.yunbı foß:insı Werlanfe.ber nächfien 28 Fahre in jühel, Rasen buch Raͤch 


5* anter · welchen diefe: —8* —RE wurde, fo —2* in 
den dauraligen ſchwierigen Comauncturen zu fuchen. Man erhielt naͤmlich gegen 
5°%/, Binfen nur 71 — und ſetzte fich bei den Zins» and — bem Zu⸗ 
faltg des Gurſes aus. Auds fliegen Die Papiere in Sonden ſelbſt, le inne 
gegeben wurben,. hen auf 80. 
Eine andre Finanzoxeration wurbe 1822 in England mit Moqſqhild — 
bie vortheiikefter zb ben echten Binamzprincipien gemaͤßer zus ſein ſcheint. Durch 
biefribe warde oigenclich keine neue Schuld contrahkt, ſondern es ſcheint dabei bloß 


dem Märkten be GontiaentS zu Bringen, um hier burdh ihte zu große Maffe nicht 
den Curs zu beider. Dieſes wurde dadurch bewukt, daß gegen Deponirung von 
2 Mu. Pf. St. an Staatoſchulbſcheinen eine gleiche Gumme in engl. Obligatie⸗ 
sen: das Pf. St. zu dem feflen Curs von 6} preuß. Thle. gerechnet, ausgefertigt 
und in Umlauf gefept wurden, toelche bie preuß. Regierung allmälig zuskckäuufen, 
un alt den. zuruͤkgekauften Papieren ihre deponisten Schulbfcheise einihfen will 
Muher dieſen Schuldobligationen gibt es noch karmaͤrkaiſche land ſcha ft⸗ 
lache Dbligationen aus frühen Zeitm, und Hypothekſcheine auf Dos 
malnen, weiche erſt nach 18306 entſtanden find. Beide Papiere tragen 4 Proc. 
und machen ein Gapital von nahe an 9 Mill. Thlr. aus, das wie die Zinſen nach 
Den in ihnen urſpruͤnglich enthaltenen Bekisenwngen bezahlt wird. Dieſe find 
Hramatlich. Etaatsobligatiosen, Noch gibt es aber in ben preuß Stanten für mehrere 
DU: Meowimziats und Gtabtebligationen, denen bie Commumen nach ber Analogie 
Dan Siaau ſchuidſcheine gleichfelis einen Umlauf verſchafft haben, und. die gleich 
bar Staata ſchulbſcheinen in Cura Lemmen, beſonders die Papiere großer Gräben, 
als. die Stehtobligattenen son Berlin, Königsberg, Danzig u. ſ. u. Auch bildia 
die fogew. ..n ein Gapitat von vielleicht 50 — 8O Milli, deſſen A 
theila .chenfowee die Etamtsfdnıtofikeine gekauft und verkauft werben. eb. flcher⸗ 
Venton tragen: ES haben naͤmllch unter Autoritaͤt der Regierung die Gutebeſizer 
Inıniehean / preuß. Provinzen Kereine geſtiftet, weiche unter gemeinſchaftlicher Buͤrg⸗ 
ſchaft mit ihren Guͤtarn Eapitalien aufnehnun, und fie den einzelnan Gutébe⸗ 
ſiernauf. ihre Guͤter vorſtrecken. Detgleichen landſchaftlͤche Erediefyſteme, mie 
mac diefe Wereine auch nennt (vgl. Ere dit ſy ſt ein des Adrls), find jetzt in den 
ꝓeeuß. Staaten · 5, woron das aͤlteſte das ſchleſiſche (1770), und das neueſte 
aD mfenfche 1824) if. Diefe Manbbriefe ‚wovon ber Heinfe auf 28, ber größte 
af LORD: Tpke: geftellt iſt, machen ee Papiere aus, wriche bie 
1308 indes Öffentl. Handel cieculirten, und worin Capitaliſten und Corporatieuen 
fee Gelder culegten. UBER REN bezahlt wurden und bie Capitale auf 


518 Staatepapiere (ruffifche) 


Belangen, nach batbiähtiger Kündigung, meiftens aber ſoglelch zuruͤckgezahtt tour; 
Ä a fo waren diefe Papiere allgemein beiiebt und wurden mit einem Aufgelde von 
41—8 Proc, verkauft, In der Ungluͤcksperiode von 1806 — 14 wurde diefe yromıpte 
—— zwat von einigen Vereinen unterbrochen, umb ver Staat beguͤnſtigte dieſe 
Unterbredrung durch ein Moratorium, wodurch der Grebit biefer Papiere herunter⸗ 
fänt, Die ponmnerſche Ritterſchaft war die einzige, welche von diefem Moratorio 
keinnen Gebrauch machte, fondern ihre In Ihren Statuten ſtipulirten Pflichten unbe⸗ 
dingt erfüllte. Daher denn and) ihre Pfandbriefe ſtets Ihe Part behaupteten. Auch 
ER maͤrkiſchen und ſchleſtſchen Vereine erholten ſich bald wieder und brachten Ihre 
fanbbriefe zum Pari. Dagegen blieb die vſt⸗ und weſtpreußlſche Ritterfchaft aus 
— guckt; fie errung nitcht nur die Fortdauer des Moratoriums in Anſehung 
der Sapitalsahfung ven der Regierumg, ſondern blieb tech mit ber Bezahlung der 
u. mehre Jahre im Mefte. Daher verloren ihre Pfanbbriefe 20 — 25 Proc, 
Enblich gehören noch bie Bankobligationen zu den Papieren in Preus 
fen, welche von Hand zu Dand gehen, obgleich ihr Umlauf ſchwieriger iſt, da fie 
rd auf’ ben Namen bes Beſitzers lauten und einer gerfäptfich befkätigten 
Seffion bebütfen, ıweith fie die Befiger wechſeln ſollen, welches torder bei den Pfund» 
briefen, noch Abrigen Staatsichuibfchelen nöthig ift, da diefe fuͤmmtllch aa por- 
teur geftellt find. Die koͤnigl. Bank nimmt Gelder zu 2 — 3 Proc. jährl. an, md 
atſtattet die eingelegten Capitale auf Berlangen bei einen Summen —* ‚be 
groͤßern gegen 14tägige oder Awschentliche Aufkuͤndigemg. Ihr floffen daher nicht 
nur Depofita, Cautions⸗ und Pupillengelder zu, fonbern es funben auch viele Ca⸗ 
pitauſten ihren Vortheit babe}, derſelben Ihre muͤßigen Gelber anztwertrauen, und 
die it, das Gelb jeden Augenblick aus der Bank zurkckzuethalten, mächte, 
duß die anfobligationen häufig als Zahlwittel Jleich dem baaren Brkbe aus einer 
Hand im bie andre gingen. Indeſſen gerieth bie Zahlang der Want durch die ges 
waltfanren Eingriffe der Napoleonſchen Herrſchaft in Stockung, indem bie Beraus 
Kung aller Mittel ihr dieſelbe unmöglid, machte. Obgteich die alte Otbunug und 
Puͤnkcuchkeit Hei derſelben in Anfehung aller fett 1808 eingebrachten Weider Iängft 
toleberhergefieit ift, fo muͤſſen es ihr dringende Umſtaͤnde doch biäher unmedgtich 
gemacht haben, ihre Verbindlichkeit in Anfehung ber aͤltern Gapitale zu erfüllen. 
Denn fir zahle alte Capitale nur bei Nothfaͤllen zuruͤck. Daher ſtehen dieſe alten 
Baunkobtigationen nur 82 — 84 Proc. Es hat aber die Regierung verſprochen, 
diefe ei Schuld zu tilgen. 

V. Ruſſiſche Staatspapiere. Bor 1810 hatte Rußland keine wei⸗ 
tern versindlichen Schulden, woruͤber Obtigationen in Umlauf waren, als 83 Mill. 
Sion. in Hoand, die, außer auf dem Markte zu Amſterdam ſonſt wenig im Pu⸗ 
blicum erſchienen. Es ſtanden ſolche viele Fahre lang — Indeſſen ward 1810 

te Anleihe von 20 MIR. zu 6 Proc. Affignaten eroͤffnet, wofuͤt die Reglerung 

O Mitt Silberrubel mit 6 Proc. verſchrieb, welche nach 5 Jahren Denen begabt 
— ſollten, welche nitht lieber perpetaitliche Reuten tn Aſſignaten ober Stiber⸗ 


rubel mochten. Die Ybfiht war, bie uͤbermaͤßig an ften A zu ver: 
eihrbeit. Das Project war, mehre Serien ſolcher en folgen ‚du 
badurch eingehenden Papierrubet zu vernichten, und ˖dadurch das Paz Run 


fg zum Bazl zu echeen, ober vieflihht +8 gan zuch aus der Eircnlarient —— 
fen pr bloßes Silbergeld an deſſen Stelle zu ſetzen. —— hun ie 
ihten Zweck nicht erreichte, und nach fatfchen Princhpien ai, 
ſo half fie doch ben — Eredit ber Reglerung fehr — 4 

gungen derſelben & erfliut wurden und ein ſeht regelmaͤſiget — 
ih . ber ee ſich dabei zu entwickeln anfing. Die 

erfien Anleipe in über wurden nicht aBein pünktlich bezahlt, Edge 
auch die a bes Capitals in ber flipulitten Art umter den [chieterigften 





Staͤass papiere (ruſſiſche) 678 


Umfſtaͤnden, in welche ber Krieg von 1342 das Reich gebracht hatte. Der Sradit, 


den die Regierung dadurch erhielt, war vielleicht des Opfers ehriger Mill. werth. 
Demn einen andern Nugen hatte ber Staat ſchwerlich von biefer Anleihe. Die In⸗ 
feriptionen derſelben waren mährend ihrer Sjährigen Dauer fehr geſucht, und ihr 
Preis ging ſehr bald Über ihr Pari in Aſſignaten hinaus, welches auch nicht zu ver» 
wundern war, ba ber Curs des Papierrubel noch nicht. 4 Silberrubel war, und 
in ber Anleihe ein halber Silberrubel für jeden eingeſchoſſenen Papierrubel beſchu 
ward. Von biefen Obligationen ſind indeſſen wenige noch im Publicum, ba fie 
1815 bis auf eine geringe Summe, bie auf perpetuirliche Rente lauten, getilgt 
find. Das Anleiheſyſtem wurde jeboch fortgefest, zwar mit beffern Bedingungen 
für bie Regieuumg,, aber auch in einem viel groͤßern Umfange. Die Verminderumg 
ber Affignaten gab zwar ben Vorwand au allen. Aber bie Deficitö in ber Einnahme 
und der Aufwand, ben ber Krieg von 1812 verurfacht hatte, waren wol bie Haupt⸗ 
motive der. folgenden Anleihen. Es find bavon feit 18416 3 ober 4 erfolgt» Die 
erſten 2 1817 im Peteräburg. zu. 70 Mil, Rubel in Affignaten , jedoch meiſtens 
anf Silbergeld nach einem beſtimmten Gurfe zebuciet; bie 3, und 4. in England, 
1820 zu 40 Mill. Silberrirbel, Sämmtlidye Inferiptionen. biefer. Art tragen 5 
Proc., und find nad) Art ber Schuldfcheine andrer Länder eingerichtet, worin ſich 
bie Regierung mur zur puͤnktlichen Bezahlung ber Renten verpflichtet, die Tilgung 
des Capitals aber durch den Eilgungsfonds mittelft Ruͤckkauf, ober wie es fonft bie 
Regierung für gut findet, ihrem Belieben überlaffen bieibt. Die Anordnung für 
die öffentl. Schuld ift nach ber Analogie ber engl. und franz. gebildet. Saͤmmtliche 
Schulden werben feit 1817 in ein großes Buch auf die Namen ber Erebitoren al- 
phabetifch eingetragen. Diefelben erhalten zugleich Obligationen ($nferiptionen), 
welche ben mit dem großen Buche coreefpondbirenden Inhalt, fomie die Bebinguns 
gen und Verpflichtungen der Regierung, ausbrüden, und zugleich fo eingerichtet 
find, daß fie im Auslande mit ber Berificirung eines ruſſiſchen Eonfuls in blaneo 
indoffirt, unb auf biefe Weife an Jeden obne Weitlöufigkeit übertragbar gemacht 
werden Binnen, wozu bie beftimmte Anweifung in ber In ſeription felbft enthalten ifl, 
est wird. mit folgenden ruffifhen Staatöpapieren auf allen europäifchen 
Popiermärkten ein bedeutender Handel getrieben: . 
4).Die 5proc Rentenverſicherungen aus 1810 und mehre andre Öpter. Dh 
gationen, melche die Staatsglaͤubiger an Zahlungsſtatt erhalten haben, und deren 
Urſprung aus den vorgelegten Rechnungen nicht ganz klar if. Es iſt dabei 
merkwuͤrdig, daß bie Obligationen, welche auf Affignationen lauten, faft ins 
mer höher im Gurfe ſtehen (100 — 102) als die auf Silber lauten (40 — YA), 
. a durch die Hoffnung auf ben firigenden. Curs des Papiergeldes ber 
wirkt, wir 
2) Die Sprocentigen durch die Anleihen in Rufland. entflandenen Suferäptige 
an, die größtentheil6 auf Silber Iauten., obgleich es frei ſtand, fie: auch auf 
—5 — oder Gelb ſtellen zu laſſen. Ihr Preis fing mis 72 au, unh iſt ſeit⸗ 


3). 5pror. Snferipsionen der engl. Anleihe von 40 Mil, Sitbereubeln, 
die jedoch nicht. vollgeworden zu. fein ſcheint. Die Renten find ſowol in London 
und Homburg, in engl. und hamburg. Gelbe (nadı einem firieten Curſe), als im 
Petersburg zahlbar. Die Obligationen biefer legten Anleihe finb mit sind» oder 
Rentencqupons verfehen,, bahingegen bie Renten ber übrigen. ummittelbar bei 
der Staatsſchuldencommiſſion schoben werben müffen. Jedoch iſt es nicht nds 
thig, das Schulddocument yarımeigen, ſondern nur bie Nummer bes Schuld: 
ſcheins und den Namen des Eigenthümere ‚anf eine legitime Weiſe anzugeben, 
und die Rente halbjährlich zu heben. 

H. Die —* ruſſiſchen Obligatlonen, deren Binfen: in .Delland ger 





514 Staatepopiere (bolläubtfche) 


heben weeben, —— des Gapttals.narh befeudern Cap 
ai NEE Vo Dre uchen verine: 
Kıym Cchulben Rußlande ben 1. Yan. 1822 in folgten Summen: 

ı 14) Helttaͤabiſche 48,600,000 Gulben; 2) imtändifde anf Guherrub 
— 63 MiE.; 3) dergl. auf Paplerrubel lautend/ 296 Mill. Dir ya 

beſtimmte Sonde iſt 2 Min: im Silber⸗ uns 5 MIR. te PMapler⸗ 

— ungefähe von: 150503 var Beyafung der Reuten find 
unbe an LO DEU. Cliberrubvi nochwendig 

VI. Fyo Händifche Gtaatspapirre. Dbglaq di⸗ Slaatoſchden In 
Oellanb [how von alten Zeiten her ſehr groß warrn, fo haum fi) bad: Me Btanit: 
ſchuldſcheine wegen puͤnktlicher Erfüllung der eingegangenen V a) 
wegen bed Monge der rachen Gapitiiiftnini Holland iu ſeht gutern Etebii cdhalten, 
us fie waren in den 32 Feledenojahren von 1788 — 80 ſo gefucht/ baf no 

tee wiebeigen Zinofaßee von 24 Pre, angenchtet, mit Bi 1O-Proc. bir 

Werhinatwereh Bezahie'wurben, Inbeſſen —— 


—— ————— — 
Die: Krlegr mit Eingiand und Franteelch inv geoße Anvcdunig, 
ſeelich china ein Bruch erfotgt wen ihn die Nepolatidir nicht neich beſchu 
Agt bitte: Wen: dus Defice in ber Einnahme zn con jt hruch i, 
und dir Schuldrucnaffe wurde mit jebent Jahre grüßen. - Ser: mifgebrängenms 
franz. Regierung wurben nern Bien unb das Defickt vergrö· 
ferte WG. Unter Ludwig Napoleons Reglerung tousden baher 18077: 1808, 
1809 Anleihen von o, 30, 20 Mit. Guiden zur Deckung dee Defelto gemacht 
Die.jevach ned) Immer mter teſdlichen Bebingungen zu Staube Eırmen ‚eben 
Each Pussnorie bin Erehlt de) Cases naher curehierhiat, ba EM af 
das alteebeftinnetefie und bei jeber Gelegenheit gegen jede Biebuckken der Giants 
fchulden erklaͤrte, die fen Bruder ihm ſtets anſann. Als endlich Rapoleon Del: 
Ian 1810 nılt Frankeeich vereinte, erfuhr man, daß fich die Staate ſchecb auf 
bie more Gumme-von 1200 SR, Gulden für dieſes Heime Koͤnigwich 








große Frankreichs als Nationalſchuld einge⸗ 
— — geben, Jedoch iſt Difes nie zum; zur Hund 
14 gefom men. — Uster bem jet regierenden König wurde ba6 Schabeawe⸗ 
fen in Teer ee und dabei wach dem Geſet vom 14. Diaigatt 
en 
4) die durch Womnparte berichteten 3 wurden "wicber anerkankt, PRO 
Bonaparte ſche Maßregel dadurch gewiffesmaßen fanctionirt, daß bie —** 
in vie wirkſche oder aetide, amd in eine ausgeſtelte oder todte einagetcheilt wurde 
wesen bie Zinfen: dev vefteen — — von Bonapante erhaltene Drittel) vum t. Jau 
1815. on bejahlt wwerden, die Bezahlung der Zinfen der letztern aber (der: von We 
naparte vernichteten 3) erfi-mit der Zeit eintreten ſollte, ſodaß mit on 
An. 5 DRM. von berſicben nad, ber Orbaung dee Beriufang an ber Bi Ä 





geſtellt waren/ verwandelt; jedoch fo, daß % von 
"IR 8 tobten, noch Weihe. Zinſen ee sein): 

ber oluyebonchteit: Seurane zu dor arnen von 1815 art Zins: —— 
rochnet wurde. Die —2 der Auswechſeleeng und Umſchreibung U In bu 
— aueſchhetich angegeben, und ed ſind dabeb für. frormme Gtif: 












— — — — 


Pr im 


Staatspapiere- (mapolitanifhe — fpanifhe) 616 


umgen, Leibrentenirer und einige andre Elaſſen muchr ober weniger. Beglerſgenn 
gen enthalten ; da hingegen die unter ber franz. Megierumg eo. mr 
ter weniger ginfligen Bebingungen zugelaffen warden. —— Dieſe Dbligitionen, 
Be In der Falge durch nme Anleihen vermehrt werben ſind, bilden: bie jahigen 
umfäuflichen Staatapapiere in Holland, Diejenigen ; welche im miekfichen Ge⸗ 

muffe ber Renten fiehen, haben an her Niörfe ben Preis von 46 — 475 die habs 
werden wie Loteerielsoſe betrachtet, und ſtehen 1, 4 Peae., unb jetzt 
felbit nech nichriger (6) im Preife, walches beutlich genug. audeuten, wie gering 
Er Defense 0 BER fer derſelben bald zur Neusenbezichung, gelaugen 
werden. 1819 hatte die Regierung 17 Will. Guiden jaͤhrl. Dantar für bie wirk 
liche. gube ahlen Der, Bilgungsfonde war dB21 jähet, ERROR 


Gulden Ä 
Außer fer biefen- Schulden, warin die von Daten mi Spin fat, ** 
hollaͤnd Megierung noch die Verbindlichkeit Abememmm, einen Theil ber we 
chehollaͤnd. Schuld (der 8A Mill. Gulben) zu bezahlen und — deren Reutenbe⸗ 
zahlung und allmaͤligen Jilgeng 124442 740 Talden oMiähriich beſtiat. Dieca 
Papler⸗ curfinen gleichſalla auf der amſterramen Bär Cie pedinın a Kr ume 


Dnkin. 
eben 6: DRIN. Bechen- un die Zurfen ber ‚ bie wie 
iedoch bien, uᷣhexgehen, da fie ſelten auf dem Welturarkte erſcheinen: und mehr im 
dem cireuliren, oder in feſten Haͤnden 


ruhen. 

. VIEL Rrapalitanifdge Staatspaptere. Obgleich im Dangen bie 
nenpalitaniſchen Fiuonzen in Dicht geringer Umorbnung fich Befanden, fa Hatte mas 
dech ſchan am Eude bar vorigen Megberung fire Mittel geforgt, bie ſtialirten Ada 
fen ud Staatsrenten puͤnktlich zu bezahlen, ſollten auch neue |... 
thig fen. Daran bat man es auch nicht fehlen laflen, und die Beſetzuug bes 
Landeß darch oͤſte Beuppen hat bie Schulden gleichfalls um macht ala 9 DRIN. Du⸗ 

cati (zu Able. 4 Br. Preuß. gerechnet) vermehrt. — Die Schuld iſt zienuich nach 
franz. Muſter eingerichtet, Inden die Antheile ber Gläubiger in ein großes 
Buch singeragen find, und Kauf und liberteagung auf ähntiche Art wie Im 
Franlreich geſchicht. Den 1. Sam. 1821 betrugen bie jährtich zu besahlenhen 


em Papiermörkten zu Curſen gefunden. . 

Vin. — *8 — Die G ·Michte des Altern Schub 
denweſens von Spanien iſt ein verwirrtes Chaos, und ed hat von jeher viel Ruͤck⸗ 
ſtaͤnde un unbezahlte Zinfen dar gegeben. Nach dem Manlfeſte vom 29. Nov. 
1820 beſteht die ſpaniſche Schuld aus ſolchen, bis Zinſen tragen, und aus ſalchen, 
die keine Zinſen tragen. Die letztern beſtehen aus chdifkänbigen Penfionen , Sem 
ten, alten Schuldverſchreibungen, und aus vielen andern Roͤcſtaͤnden und fduver 

En BEE na en Pe Eee ne 
Reale Min peraß. Abe. (ROO Roales 


oder Oblig atienen 
—— Rabennesfchlehene Proe. ¶ + 9 Pac); He ſollten * fürerutiich anf 
Dane gufirlt und darnach Beößepitaturrmehet eben varnulubert jede behbufl üddgufe 
_ war -—_— ann (de deßhalb auf ben neuen Schelueun braten 

wwubyablsmerten. Die liquiden Foderungen / fallten budch Jaterimoſch⸗ſue (Berti: 





SY8: SStaatspapiere (bänifche) 

ſitate) beſcheinigs umb theils darch die allmälig zu verkauſenben Staatsre ataten 
Eloftergůter, Vermoͤgen der Inquifition, Staatslandguͤter u. ſ. io.) realifirt, 
die Abrigen,, beſonders verzindtichen lden in das zu verfertigende große Na⸗ 
tlenalbuch eingetragen und Juſcripeionen der conſolidirten Schuld dafuͤr an bie 
Gläubiger ausgehändigt werden. Allein ſeit ber Derftallung des abſoluten Koͤnig⸗ 
chums 1823-flodt die tag eier Die von den Cortes gemachten Anleihen 
wurden für unglitig erfiärt. Dagegen zeigten ſich aBjährlic) große Deficits, weiche 
man biöher vergeblich durch neue Anleihen zu dedien gefucht at. Die’ Staats pa⸗ 
plere, weiche jetzt hauptſaͤchlich in den großen Handel kommen, find: 

1) Die hollaͤndiſch⸗ ſpaniſchen Papiere bei Hope und comp vor J 1807, 
wovon jede Obligation auf 1000 hollaͤnd. Gulden geſtelt und mit jährlichen Binde 
coupon® verfehen ift. Die Binfen diefer Anleihe von 30 Mi. Gulden find, wie 
Die dee koͤnigl. Wales und verfchiebener andrer Innerer Schulbpapiere, feitder franı. 
Invaſion von 1808 unbezablt geblieben. 

" 2) Die Scene aus der Lafitte ſchen Anleihe von 15 DER. Piaſter, weiche 
in Paris negoclirt wurde. Jeder Schein lautet auf 100 Piafter (1 Thle 1146: )» 
Mit jedem derſelben iſt ein Lotterieloes verknuͤpgft, wodurch bee Schein 
Meinere ober größere Prämie (von 18 — 20,000 Piafter) gewinnt, wem * die 
Biehg trifft. Die Scheine follen binnen 20 Jahren, von 1825 ab, nad der 
Orbaung der jährlichen Berlofung nebſt den fie treffenden Prämien, berabit 
werden. 

3) Die Geetificate der kuͤneftig vorzunehmenden Juſcription ind ges — Buch, 
über die Anleihe vom 1821 durch das Haus Ardouin, Hubbard und 
auf verſchiedene Summen in Piaſtern geſtellt und mit halb jaͤhrlichen —ãð 
in Paris und London zahlbar, verſehen find. 

4) Die Scheine von ber Nationalanleihe von 1821, bie ſich an bie letzte am 
ſchlleßt, oder vielmehr einen Theil von ihr auemacht. Jeder Schein derſelben 
lautet auf 150 Piafter flingenden Geldes, und es konnten babei eine gewiffe Sum⸗ 
me von Altern Anteihefcheinen, fowie Scheine ber Mr. 1 — 3 erwähnten Anleihen, 
die Praͤmienſcheine, auch bie ruͤckſtaͤndigen Zinfen zu beftimmten, — 
Preiſen eingeſchoſſen werben. Die Schuldſcheine wurden dabei groͤßtentheils gu 
dem Guss von 70, bie Praͤmienlooſe zu 15 Xhle. und die Zinſen al pari ange⸗ 
— Dieſe neuen Scheine ſollten 5 Proc. tragen, und dleſe jaͤhrlich in Ma» 

, Paris (fie den Piaſter 5 Franken 40 Centimen) oder London (fuͤr den Pia⸗ 
ſter ni Schilling 3 Pence) nach bem Belieben der Inhaber bezahlt werben. Auch 
konnten bie in Lendon oder Paris bomiciliteten Scheine gegen madrider vermech- 
felt werben, jedoch nicht umngekehrt. 

Da bie alten Obligationen aus ber Anleihe von 1807 größere Hoffaumg hatten, 
auch bei dem ſchlimmſten Ausgange bes Krieges für bie Conſtitutionnellen, eher be⸗ 
zahlt zu werden, als die unter letztern entſtandenen Anleihen, ſo ſtanden dieſe 

am hoͤchſten, und wurden mit 56 bezahlt. 

IX. Daͤwiſche us. Die Papiere der Innern Artaihen, 
wolche zur Zilgung und beſſern Anordnung bes Papiergeldes gemacht find, wer 
Dun faſt ns anf fremben — gefunden. Dagegen haben dir, wel⸗ 
che duech bie beiden Anleihen in Hamburg 1818 und 1819 entflanden find , für 
wie die aus der engl. Anleihe von 1821 einen weitem Markt, Die erſte is 
leihe vom 1813 Relite gegen 3000 Mark hamburger Banko, Schulbſhreine auf 
biefe Summe zu 5 Proc. aus, welche, weil eine Praͤmienbeziehung bavanf fetzte 
worin jeder Schuldſchein zum wenigſten 400 , und Im gtuclichften Falle ZOBUSO 
Marl Baube in Schuldſcheinen 6 Peer. Binfen tragend, gewann, zum Parl ge: 
kauft werben. Rach der Praͤmienziehung ſtanden diefe Sptoc. Papiere dieſer et 
78 — 83, We Gproe. zwiſchen 91 — 96. — Die Anleihen von 1818 und 











— — — nn — 


— — — — — — — 


Staatspapiere (norwegiſche — deutſche — amerikaniſche) 577 


1819 In Hamburg, fanden unter ziemlich gleichen Bedingungen ſtatt. Die engl. 
Anleihe 1821 beſſef fi auf 3 Mill. Pf. St., und iſt in Scheinen von 100 — 
1000 Pd. Sterl. ausgefertigt. Alte diefe Anleihen find mit Zinſscoupons auf 
fo viel Halbe Jahre verfehen, biß die Abbezahlung des Capitals, die alljaͤhrlich 
nad dee Drbnung einer Werlofung vonführt wird, geendet iſt. Nice leicht 
beruhen Anleihen auf einer folidern Baſis als bie dänffähen. "Nur In An: 
[dung der Praͤmlenſcheine iſt die Rüdzahlung des Sapitals bloß in das Welteben der 
egierung geſtellt. Alle uͤbrige werden nach und nach, ſowie das Loos Ihre Nummer 
trifft, fuͤr voll bezahlt, und die Bedingungen find dis jetzt puͤnktlich erfuͤllt worden. 
X. Norwegiſche Staatspapiere. Sie rühren aus der in Hamburg 


und Berlin dutch den König von Schweden und die norwegifchen Stände genehmig⸗ 


ten Anlelhe von 2,700,000 Mark 1818 — 19 her, umd beftehen aus Scheinen, 
die auf 3000 — I0O0 Mark Banko herablaufen und mit Zinkcoupons verbimden 
find. Die Art der Ruͤckzahlung iſt durch Ruͤckkauf beſtimmt, fo lange ihr Curs 
nicht al pari iſt. @ine andre norwegifche Anleihe iſt 1822 durch Hambro zu Ham⸗ 
burg zu 6 Proc. negoclirt. Ihr Belauf — 2,200,000 Mark hañib Banko 
Sie foll im Verlauͤfe von 29 Jahren in halbjaͤhrigen Terminen nach einem beſon⸗ 
ders darüber befanntgemachten Plan für vol zuruͤckbezahlt werben. Die Zahlun⸗ 
gen nach dieſem Pläne find bit jegt genau erfolgt. Und biefer Umſtand, verbunden 
wieder Garantie der Stände, ſcheinen dieſen Anleihen viel Grebit gegeben zu haben, 
obgleich die Barantie der Stände ihres Schwefterlandes Schweden den Obligationen 
ans ber Frege’fcyen Anleihe den Glaͤubigern Beine Sicherheit zuihrer feſt verſprochenen 
Bezahlung gewährt bat: Schwediſche Papiere erſcheinen deßhalb and, gar 
nicht mehr auf dem Markte. — —— 

| XI. Staatspapiere der Staaten bes deutfhen Bundes: 
Faſt jeder dieſer Staaten hat öffentliche Schulden, deren Papiere jedoch faft gar 
nicht auf den Papiermärkten tr London, Amfterdam, Paris, Frankfurt iind Wer 
Un erfcheinen, ſondern mehr im Lande, wo fie ntflanden find , bleiben und von 
dm Gapftaliften und Inftituten des Landes ſelbſt angezogen werden. Den größr 
ten Credit unter diefen Papieren genießen die des Koͤnigreichs Sachfen. Denn 
obgleich die Schulden diefes Heinen Staats ſich auf 164 Mill. Conventionsthte. de» 
kaufen, To haben bie Einw. doch ein fo großes Vertrauen zu der Gewiſſenhaftigkeit 
ihrer Regierung , baß fie die Ruͤckzahlung ihrer inhabenden zinstragenden Staats⸗ 
papiere eher fürchten, als ſich danach ſehnen. Auf diefe Weife waren die 8pro⸗ 
centigen auf 110 — 111, die Iprocentigen beinah auf 100 geftiegen. Dierburch 
iſt es dem Staate möglich geworden, die erſtern gegen Aptocentige außzumechfeln. 
Die neuen Aprocentigen ſtehen jest 104 — 105 und würden höher ſtehen, wenn 
man nicht einen geringen Theil halbjaͤhrlich verlofete; die Sprocentigen ſtehen 101, 
die Zprocmtigen 90. — Seinem Credit nähern ſich am meifien das Koͤnigreich Wuͤr⸗ 
temberg, das Königreich Hannover und die freien Städte Hamburg und Frankfurt, 
Deren Aprocent. Papiere ſich fämmtlich denn Pari nähern oder es gar Überfteigen. 
Pit weit von Ihnen entfernen fich die Paptere von Baiern, Baden, Medien 
darg und Heffen » Darmftadt 5; und im "Allgemeinen gilt die Hegel: daß, je Mets 
ner die beutfäjen Staaten find , deſto größer iſt der Grebit , befto höher flehen ihre 
Schuldpapiete. Jedoch eignen ſich dieſelben nicht zu einer Vergleichung mit den 
Vapieten der gioͤßern Staaten. In den kleinern Staaten find faſt alle Schulben 
auf Wieberbezahlung der Capitale in beſtimmter Friſt Aufgenommen, und Maß⸗ 


regeln fichtdar, jin welchen fich bie Wahrfcheinlichkeit erblicken laͤßt, daB das Ver⸗ 


fprechen werde gehalten werden. 

"x. Amerfkaniſche Gtaatspapiere. In dem vetſchiedenen ame 
reifen Staaten haben ſich auch ſchon viele Schuldſcheine gebildet, die wenige 
find auf der londner und amfterbamer Boͤrſe als Handelswaaren erſcheinen. Von 

Conv.Lex. Siebente Aufl. Bb. X. 37 


878 Staatöpapiere (amerikaniſche) 


den Schulbpapleren ber neuen fkbamerikan. Staaten, als Buende⸗Ayres, Ghile 
Colombia, iſt es noch gar nicht Zeit, hier zu reden, obgleich es vor einigen Jahren 
in London nicht an Wagehaͤlſen fehlte, bie darauf ſpeculirten: jege iſt ihr Curt, 
der nicht gezahlten Zinfen wegen, fehr gefiunten. Einen ſolldern Grund haben 
die Schutbobligationen der nordameritan. Vereinigten Staaten. Dieſel⸗ 
ben wurden glei anfangs durch ihren Inſurrectionskrieg in eine geoße Schuls 
denmaffe gefiürzt. Jedoch wurde ihr Creditweſen bald in eine gute Ordnung ges 
beacht. Viele ihree Schulden find überdies zu Errichtumg nuͤtzlicher öffentlicher An⸗ 
falten, die fie feibft versinfen, gegründet; auch hat den Verein. Staaten die Ic: 
quiſition von Louifiana ein großes Capital gekoſtet, ſodaß ihr Schulbenſtamm ge: 
gen 100 Min. The. beträgt. Es iſt indeſſen für Zinszahlumg und Tilgung des 
Capitals fo gut-geforgt, baß die nordamerik. Obligationen fowol im Lande felbft 
als in London und Amſterdam meiſt weit Über pari fliehen. Ale Anleihen dieſes 
Staats beruhen auf befondern Congrefacten, In welchen die aufzumchmende Sum: 
me, ber Binsfuß, der Termin der Ausloͤſung oder Ruͤckzahlung bes hen und 
jeder andre Umftand.gemau befchrieben ift. Die Renten werden vierteljährlich und 
pünktlich aus der Schaglammer oder von den Anleihebehörben ig verſchiedenen 
Provinzen bezahlt, und der Tilgungsſtamm iſt fo groß, daß ſich einer baldigen Ab⸗ 
zahlung entgegenfehen läßt, da diefer Staat am wenigften ber Gefahr von Kriegen 
ausgeſetzt iſt. Jeder Käufer amerikan. Stocks in England erhält ein Gertificat, 
wotin erflärt wird, daß die Verein. Staaten ihm, ober Dem, den er darauf anweiſt, 
- die und die beſtimmte Summe ſchuldig find, und zugleich wird darin Anmeifung 
gegeben, wie dieſe Fonds Übergetragen werden. Die Inhäber koͤnnen fie ſodaun 
auf ihren eignen Namen in Wafbington ober In einer a. Provinzialſtadt uͤbertra⸗ 
gen laffen, und erhalten ſodann ein neues Gertificat auf ihren eigen Namen. Die 
fes gefchieht durch einen bevommächtigten Notarius. Auf ähnliche Weiſe werden 
auch die amerikan. Bankactien, zu LOO Dollars jede, in England verkauft. Man 
rechnet den Dollar zu 4 Schilling 6 Pence in England. Die ſtarken Handels 
. Verbindungen der Norbamerikaner mit ben Engländern erleichtern ben Verkehr mit 
ameritan. Staatöpapieren fo fehr, daß deren Kauf und Verkauf, forie bie Renten» 
bezichung in London, ebenfo leicht bewirkt werden kann ald der Verkehr nait andern 
europ. Effecten. 
Ein vonftändiges Regifter aller Staatepapiere zu geben, iſt nicht wol moͤg⸗ 
lich; es fohte pie nur ein Begriff von den Schuldpapieren der prößern Staaten, 
und hauptfächlich derer gegeben werden, die jetzt ein ſo michtiger Gegenſtand auf 
dem Weltmarkte find. Die Staatskunſt hat fi) bemüht, «3 dahin zu Bringen, daß 
die Staatöpapiere in den allerentfernteften Ländern sbenfo gut und ebenfe leicht 
erworben and benugt werben koͤnnen als im Lande feibft, ſodaß ein Sapitätift in 
"Preußen fein Geld nicht bloß in allen Arten von deutſchen, ſondern auch In feangs- 
ſiſchen, engliſchen, daͤniſchen, fpanifchen, ja ſelbſt amerikaniſchen Foube aulegen vab 
Vie Zinſen davon mit eben der Leichtigkeit ziehen, fie mit eben ber Bequemlichkrit 
wieder verkaufen kam als bie oͤffentlicheri Papiere feines eignen Landet In Loeu⸗ 
don, Amſterdam, Patis, Frankfurt, Bin, Leipzig find die Papkese aller Axt zu 
haben, werben die Zinfen aller erhoben. : Hierdrrch iſt ein Handel mit benfeten 
möglich geworden, den man noch vor 50 Jahren nicht kaunte? ein Händel, der 
u. A. das zur Zolge hat, daß bie Etaatspapiere wie andre Waaren mit einander in 
Goncurrenz treten, daß bis gleich guten und gleich fichern: ziemlich gleichen: Poeis 
amehmen, und daß ehr creditvoller Staat zu jeber Zeit neue Schuld paplere · ſchaffen 
und ſie los werden kann, fobald er fie nur etwas wohlfeiler abluͤßt als diejenagen, 
welche nut dem ſeinlgen gleichen Eredit Haben. Und wenn daher die Neuate des tie 
nen GStaatt theurer iſt ais die andern, fo werden gemeiniglich folgende Ucſachen gar: 
veichen, duſes zu erklaͤren: 1) weil der eine Staat groͤßern Gretiit genießt als der 








Sſaatapapiergeld | 810 


. aubtes 2) weil bie Auleihe mit beffeen Bedingungen verbumden iſt ale bie andern, 


wie Hoffnung eines Gewinnftes, einer Prämie, Ruͤck,ahlung des Capitals In be: 
ſtimmter Friſt, größere Erleichterung in der Erhebung der Zinſen ze. ; 3) weil mit 
dem Ankauf und Verkauf, oder mit der Beziehung ber Zinfen einige Procente, 
Gommiffionsgebähren verbunden find, die man bei den einheimifchen erfpart. 
Unter geiviffen Umſtaͤnden kann man daher den Pieid der Renten als eine 
Scala des Credits der verfhiebenen Staaten anfeben. &o mußte man im Mai 
1823, un ſich eine Jahresrente von 8, in Renten von fonft einerlei Bedingungen 
zu kaufen, folgende Preiſe geben: 
4) in ſaͤchſiſchen Sonde . > > 2.2 2 00. 140 — 150 
2) in englifchen und hamburgiſch nn. 1235 130 
3) in handverifchen, wuͤrtembergiſchen und ufelen Papieren — 
andrer Heiner deutſchen Staaten . . . „ . . 98 — 10 
9) in preußiſchen. .90 
5) in franzoͤfiſchen88 


6) in norwegiſchenn. 88 
7) in daͤniſchen. 81 
8) in vuſſtſchen Er ee ° 
9) in fpanifchen . 37 u f.w. 


Da ber Preis derſelben nach verfchiedenen Umſtaͤnden bard fleigt, halb fät, 
wenngleich die Rente früher bezahlt wird Und unveraͤnderlich bleibt, fo werben 
Specnlanten durch dergl. Umftände beſtimmt, die Verfchtebenen Atten der Staats: 
papiere bald zu kauſen, bald zu verkaufen, je nachdem fie dabei zu gewinnen glau⸗ 
ben. Jedoch merden nicht alle Papiere, über welche ein Handel abgefchloffen wird, 
auch bezahlt. Oft werben Papiere verkauft, welche weder der Verkäufer befigt, 


noch dee Käufer verlangt. Es iſt dabei bloß um die Differenz der Preife derhal⸗ 


ben zu thun, welche binnen der Zeit, mo der Handel geſchloſſen iſt und wo er ers 
fat werden ſoll, entfieht. Sind die Preife, zu welchen Jemand Staatspapiere 
"verkauft Hat, höher geftiegen, fo muß der. Käufer dem Verkäufer diefe Differenz 


herauszahlen; find fie in biefer Zeit gefallen, fo muß der Verkäufer dem Kaͤufer 


‚die Differenz bezahlen. Ob en ſolches Handelsgeſchaͤft erlaubt oder durch Geſetze 
befchränkt werden folle, daruͤber iſt viel Hin und her geftritten worden. Daß es aber 
leicht entftehen koͤnne, Liegt in der Natur diefer Art von Papieren. (S. bes E. bairi⸗ 


ſchen Staatsraths v. Goͤnner Schrift: „Bon Staats ſchuld, beren itgungtanſtal⸗ 

ten und vom Handel mit Staatspapieren“, Abth. 1., Muͤnchen 1826.) | 
Staatspapiergeld, ſ. Papiergeld. Es iſt jedoch zu bemerken: 

daß bie Einfuͤhrung des Papiergeldes ſtatt des Medallgeldes einen bedeutenden 


Einfluß anf den Preis des Mienzmaterials, des Goldes und Silbers gehaht haben 


mus. Dinn ein fo großer Werth in Papier in Umlauf geſegt wurde, ein fo großer 
Werth m Gold und Silber wurde dadurch erfpart, wenn man ben dapon abzieht, 


"Det zur Auftechthaltung des Pari des Papiergeldes nöthig war. Es wurde alfa bie 
vetbaͤufliche Maſſe des Goldeß und Silbers durch Einführung bes Papiergeldes um 


ſo vlel vermehrt, als zur Maͤnze nicht mehr gebraucht warde. Dagegen muß auch 


dar Preis des Goldes und Silbers nach ber Proportion wieder ſteigen, In welcher 


* 


66 don Zeit zu Zeit wieder noͤthig wird, Gold» und Silbermuͤnzen anzuwenden, 


Am eutwweder biefelben ganz an die Stelle der Paplerınlinzen zu fegen, oder twenig« 


ſtend daſſelbe bei einem fixirten Werth zu erhalten. Diefer Einfluß auf das © 
‚gen des Goldes wid Silbers ward fehr ſichtbar, als ſtreich und befonders Eng⸗ 
iaud feine Verwechſelungen des Papiergelbed gegen Bold » und Silbermuͤnze wie, 


‚dee begann, ad ſchen früher, als Rußland eine Menge Silber ine Land zog, um 


einen THHI feiner papiernen Circulationsmittel daduech zu erſetzen. Wievitl aber 


din, dad Popitrgeld an Bold und Silber erfpart worden, r fi berechnen, 





N 


580 Staatsrecht 


wenn man welß, wieviel Metaligelb durch das Papiergeld in einem Lande erſeht 
wurde. Um iſes zu beſtimmen, darf nur der Werth der umlaufenden Summe 
des Papiergeldes in jedem Lande, in Metallgeld — verglichen werben. 
&o vertreten gegenwärtig in England etwa 18 Miu. Pf. St. in Banknoten dies 
felbe Summe in Sovereigns, und erfparen letztere dem Reiche, inwiefern man bas 
von diejenige Summe abrechnet, melde die Bank in Koffeen behalten muß, um bie 
angebotenm Noten mit Gold» ober Silbermünzen auf Verlangen der Inhaber 
aus zuwechſeln. In Rußland vertreten die 700 Mil. Papierrubel die Stelle vom 
etwa 200 Mit. Silberrubel, und ba in biefem Meiche die Bank kein haares Gelb 
für Papier zahlt, fo hat fie zu diefem Zwecke keinen Vorrath Metaligeld nöthig. 

In öſtreich erfparen 600 Mill. Papiergeld ungefähr 250 Mill. Gitbesguiben, 
= man bie Summe abrechnet, welche dazu gehoͤtt, um den Curs der wiener 
Währung bei 250 unverändert zu erhalten ꝛc. Es würden ſich auf biefe NBeife 
leicht mehre DRIN. köln. Mark edler Metalle zufammenrechnen laffen, weiche feit 
50 Zahren indem Muͤnzverbrauche durch das Papiergeld erfpart worden, und dies 
fer Umſtand kann nicht ohne Einfluß auf den Preis ber edeln Metalle geblie⸗ 


fein, Ä — 

Staat sſrecht iſt die Wiſſenſchaft von den rechtlichen Verhaͤltniſſen, weiche 
zwiſchen dem Staat und f. Gliedern flattfinden (jus publicum sensu strietiori), 
Sm weiten Sinne, wo es das Staatsprivatrecht oder allgemeine bürgerliche Rocht 
(jus privasum), db. h. die Wiffenfchaft von ben Rechten und une ber 
Einzelnen gegem einanber begreift, fofern fie aus dem Staate hervorgehen ober 
durch denfelben beſtimmt werben, kann man e8 nennen bie Wiſſenſchaft von den 
rechtlichen Verhältniffen, welche im Innern des Staats flattfinden (jus pakli- 
eum internum). Hierdurch iſt es noch von dem Voͤlkerrechte (f.d.) unter 
ſchieden, welches man im mweiteften Sinne fonft ebenfalls unter dem Staatorecht 
‚begriff; in dieſer Bedeutung iſt es die Wiffenfchaft aller rechtlichen Verhaͤltniſſe, 
welche von dem Staate abhängen. Wir bleiben hier bei ber zweiten Bedeutung 
fiehen, da das Völkerrecht groͤßtentheils beſonders abgehandelt zu werben pflegt. 
Das Staatsrecht iſt nun allgemeines (natürliches, philoſophiſches) oder poſitives 
Letzteres bat zur Quelle bie befondere Werfaffung und die Geſetze eines beflimmten 
Staats; das allgemeine Staatsrecht aber, von welchem hier gefprochen merben 
wird (jus eivitetis =, publicum universale), iſt ein Theil der philofophifchen 
Rechtslehre (ſ. Naturrecht) und gründet ſich auf die Ideen des Rechts und des 
Staats. In demſelben wird die Idee des Rechts angewendet auf den Staat, 
mithin beſtimmt, wie ſich das Recht in einer buͤrgerlichen Geſellſchaft äußert, d. h. 
wie ber Staat eingerichtet fein muß, wenn er den Foderungen des Nechts antfpxes 
hen foll, und wie das Recht im Staate ſelbſt verwirklicht und dadurch Has Weſen 
des Staats beſonders geflaltet erfcheint. Sonach iſt das allgemeine Stast® 
recht derjenige Theil der philoſophiſchen Rechtelehre, weicher von den Rechten 
und Verbindlichkeiten handelt, bie in dem Staate flattfinden und aus Dem, . 
deffelben hervorgehen. Run kann man abes den Staat betradsten: 1) 
ner rechtlichen Entſtehung; 2) nach feiner innen Einrichtung. Dieſe 
tung betrifft a) das Verhäftnig der Bürger unter einander im Staate (Staats⸗ 
privatrecht), oder b) der Buͤrger zum Staate (Staatsrecht im engſten Cinpe), und 
zwar a. überhaupt und A. nach ben befonbern möglichen. Staatöformen, — Die 
Behandlung des Staatsrechts erfodert eine große Unbefangenheit und Umingw 
nommembelt, um nicht das Empiriſche und Pofitive den philoſoph. Grundſaͤtzen 
unterzufchieben, und ‚große eu alt, um nicht bie letztern wit bee an den 
Politik zu vermifhen, welche bie Frage zu beanttworten hat, wie bie Bed dis 
Staats unter gegebenen Verhältniffen am leichteſten und fcherfien, gu erssichen 
find? Das —* iſt für jeden denkenden Bürger, insbefoudere aber für 





—— — — — — 


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Staatsrecht 461 


den Regenten und Staatsmann, ſowie für Den, welcher bie Theorie der einzelnen 
Wiſſenſchaften ausbildet, die mit dem Staatsrecht zuſammenhaͤngen oder alb 
Zweige deſſelben anzuſehen find (z. B. Eriminalrecht), von ber größten Wichtig⸗ 
keit; die man auch aus dem großen Einfluſſe erkennt, welchen die ſtaatsrechtlichen 
Eroͤrterungen in neuern Zeiten auf das Verhaͤltniß der Fuͤrſten und Unterthanen 
geaͤußert haben. — Schon bei den Griechen und Römern finden wir Betrachtun⸗ 
gen und Philofopheme über den Staat, in denen das Dioralifche, Rechtliche und 
Politiſche noch umgetrennt ift (fo 3. B. Platem’& idealiſche Darflelung vom 
Gtaate, Ariftoteles’s Politik und Cicero's Bücher tiber die Pflichten und die Ges 
feße) ; aber Leine abgefonderte, wiſſenſchaftliche Bearbeitung der u. d. N. des 
Staatsrechts oben genannten Gegenſtaͤnde. In der neuern Zeit wurden freiere 
Unterfuhungen Über das Mecht der Fürften und Voͤlker beſonders ſeit der Ent: 
dedung von Amerika und ber Reformation angeflellt. . Macchlavelli, der im feinem 
„Prineipe” ein erfahrungsmaͤßiges Bild politifcher Größe aufftelite, Bodin, der 
über den Staat ſchrieb, und unter den Engländern Th. Morus in f. „Utopia, 
Baco inf. „Nova Atlantis”, gingen hier voran. Aber Hobbes ſtellte in f. Buche: 
„Elements philosophica de cive’, die erſte ſyſtematiſch abgefonderte Behandlung 
des Staatorechts auf. Seine Anficht, welche visle Gegner fand, nähert fich der 
des Ariſtoteles u. Macchiavelli; fie iſt der Platonifchen (in der „„ Republik‘) gerade 
entgegengefeßt, und verhält fi zu biefer mie Empiriimus zum Idealismus. 
Formey fin f, „Histoire abregee de la philosophie”) fagt daher: Plato legte 
bei f. Staatsmaximen eine eingebilbete Harmonie (harmonie imaginaire), Hob⸗ 
bes dei den feinigem eine ideale Verwirrung (desordre ideal) zum Grunde. Hobbe® 
ſtellte nämlich ben Naturftand (f. d.) als einen Krieg Aller gegen Alle von Um 
dieſen Ertegerifchen und feindfeligen Zuftand aufzuheben, muͤſſe man in den Staat 
treten, det aber nur durch unbeſchraͤnkte monarchiſche Gewalt feft flehe, weil diefe 
allein den Angriff auf den friedlichen Staat am Eräftigften abzumehren im Stande 
ſei. Hodbes fand Hierin viele Nachfolger und Gegner. Die Unterfuchungen wur⸗ 
den fortgefeßt von Locke, Siöney u. A.; unter den Deutfchen von Ulr. Huber 
(„De jure eivisatis‘‘), J. H. Böhmer, der das Staatsrecht noch mehr von der 
Potitie abfonderte, und durch die ſyſtematiſchen Werte von Wolf („De imperio 
publico s. jure eivitätis”, Halle 1748), Sufli, Darjes, Nettelbladt, v. Mofer 
u. A. Unter dar Franzofen haben um ſtaatsrechtliche Unterſuchungen großes Ver: 
bienfl: Montesquieu („Esprit des lois‘‘), Voltaire, Burlamaqui, Mirabtau ıc. 
Aber vorzuͤgliche Epoche machte die Anficht Rouſſeau's, ber Hobdes entgegen, den 
Naturſtand als einen friedlichen Zuftand, zu welchem man zurlidehren müffe, 
ſchildert, und den Staat auf den Gefellfhaftsvertrag (contrat woeial) gründete, 
Buch welchen das Freie Volk, von dem die Obergewalt auögehe, dem Megenten bie 
Ausübung gewiffer Theile derſelben bedingungsreife übertragen babe, die Legterm 
Daher, wofern diefe Bedingungen nicht erfüllt würben, von Jenem auch wies 
ber genommen werben koͤnne. Diefe Grundfäge, welche auf die franz. Revolution 
einen geoßen Einfluß hatten, wurden in ben folgenden Bearbeitungen bes Staats: 
rechts bald aufgenommen, bald widerlegt oder berichtigt. Und hier rat der Punkt 
ein, wo das Staatsrecht ſich am weiteflen von ber Politik entfernte; dagegen baffels 
be unter der Gewaltherrſchaft Napoleons ſich demſelben mieber mehr näherte, 
Durch Ausbildung der —A bei den Deutſchen, vorzuͤglich durch Kant, Fichte, 
Schelning u. A., gewann dieſe Wiſſenſchaft an ſyſtematiſcher Begruͤndung und 
Anordnung. Die Verfaſſungsangelegenheiten, welche nad) der Befreiung Deukfch⸗ 
Kids von dee franz. Herifchaft das allgemeine Intereſſe beſchaͤftigen, haben eine 
gennaitere Präfstug dee Grundfaͤtze des Staatsrechts, und verſchiedene, oft ſeht von 
einander abweilhjende Anfichten, neuerdings veranlaft. — Das pofitive Staats 
recht iſt fo detſchieden wie die Sitten ber Völker, die Grundgeſetze und Berfaffun 


682 Ä Staatöfhaß 

gr der Staaten. Feder Staat hat fein elgnes. Im Deutfchland gibt es zunaͤchſt 
erritorialſtaatsrechte, d.1. bie ſtaaterechtlichen Beſtimmungen und Be» 
gäfe, bie in der Natur und Geſchlchte der einzelnen Provinzialſtaaten Deutfche 
ands gegruͤndet find. Sogibte en fäcıf. Staatsrecht (von Römer u; Weiße beatbeis 
tet; das ſaͤchſ. Kirchenrecht insbeſonbere von Meder kuͤrzlich bearbeltet), ein baiti⸗ 
ſches (von Kreittmayt bearbeitet), ein wuͤrtembergiſches (vom Breyer behandelt). 
Aber aus dem gemeinfchäftlihen Charakter der Deutfchen und der geſchichtlichen 
Entwidelimg Deutſchlands, befonber® aber durch die Verfaſſung ded Rekchs, hatte 
fh aud ein Allgemeines deutfches Staatsrecht entwickelt (welches 
feüher von Schmauß, Mascov, Mofer, Pütter, Haͤberlin, zulegt auch von v. kekſt, 
Eihrb. des deutſchen Staatsrechts“, 2. Aufl., Gott. 1806, und Gönner, „Bandb. 
bes deutfchen Staatsr.”, 1804, behandelt wurde). Diefes hat dber feine Brauche 
barkeit ziemlich verloren, ſeitdem die einzeinen deutſchen Staaten ſouverain wur 
den. An feine Stelle trat ein Recht bes deutfchen Bundes. (Bgl. Staatswifs 

ſenſchaften und Indbel. Nr.9) 
Staatsſchatz, Öffentlicher Schatz, Kammerſchat. Man verflcht dar» 
unter bald die Hauptcaffe des Staats, bald den In dieſer Haupkcaffe aufge'parten, 
zu Einftigen Zwecken beſtimmten Vorrath von Metallmuͤnze; in biefer legten Bes 
deutung werben jene Ausdruͤcke hier genommen. — In alten Erdthellen und fa 
in allen Jahrhunderten wurden Staatöfhäge gefammelt, ſowol von Beherrſchern 
efitteter als roher Völker; in Bern, Berlin und Konftantinopel, in China, im 
DReidhe des Großmogult, in den ehemaligen Koͤnigreichen Peru und Mexico, Totwie 
I den größern afrikaniſchen Staaten, errichtete man Schatzkammern und füllte fie. 
Es fammelten Schaͤtze vor Jahrtauſenden Iraeliten, Perfer und Roͤmer, im Dit 
telalter die Herefcher in Europa, wie in Afien und Amerika, und In ben neuern Zei⸗ 
ten Hanover, Heffen und Preußen; es fanımelten dergleichen ber König Davfb, 
Papſt Sirtus V. Georg II. al Kurfürft von Hanover, Napoleon und Feiedrich 
d. Sr. Schr verfchieben waren die Quellen, aus weldyen floß, was in den Schat⸗ 
kammern fidy, onhäufte. Raub und Beute von bezwungenen Feinden fieferte bein 
größten Theil In der altern Welt, Hülfsgelder wurden in ben neuern Zeiten von Elkis 
nen Staaten auf gleiche Art benutzt; aber die Börfen der Unterthanen waren «6, 
welche die Hauptquelle berfelben in ımfern Tagen und in ben gröfern Staaten aus⸗ 
mahten. Die Sammlung eines Staatsſchatzes auf dieſem letztern Wege iſt zwar 
und wieder ſelbſt von ſtaatswirthſchaftlichen Schriftſtellern vertheidigt worben, 
edoch mit Unrecht; es laͤßt ſich mit dieſen Vertheidigern wol keineswegs behaup⸗ 
fen, die in die Schatzkammer fließende Metallmuͤnze wuͤrde von ben Unterthanen 
verſchwendet worden fein, hätte fie ihnen ber Staat nicht abgenommen und durch 
die Niederlegung in dem Schatze zu erhalten geſucht. Nach dem nathtlichen Gange 
der Dinge muß die Sparſamkeit immer bie Oberhand behalten über die Verfdidert 
dung, und ‘die von der Natur In jedes Menfchen Bruſt gelegte Sehnſuche nad 
beffern Tagen wird das In ben Gewerben angelegte Capital immer fo viel wie möge 
lich zu vergrögern ficchen. Sammelt der Staat einen Schab, fo ſind 3 File 
denkbar: 1) der Fleiß und bie Sparſamkeit der Nation Binnen fo groß ſein, BAR fe 
mehr fchaffen und in Umlauf bringen, als der Staat durch fein Schahſammeln beik 
Umtaufe entzieht. Es können aber audy 2) jener Fleiß und jene Spatſamkeit mie 
hinrelchen, die Luͤcke auszufüllen, welche des Schabes roegen gemacht wurde; mb 
wieder 3) Bann bie Nation ſelbſt Beim beften Witten nicht im Stande fen, Dis 
erfegen, was von bem Ertrage ihrer Betriebfamkeit in bie Schagkärnmtre Meßl. 
Im erften Kalle wirb der Etaat einen Schatz bekommen und dad Ratteiialehnlurris 
men ſich dennoch vermehren; im zweiten wirb der Staat feine Schadkämmer ful⸗ 
ten, aber weder das in den Gewerben angelegte Gapital wird tdachſen, koch das 
Natlonaleinkommen und ber Wohlſtand des Volks; Im dritten eiblich lolrd zwar 





fen, ober zugleich zur allmäligen Abtragung bes 


Staatsſchuld 688 
bie Schatzkammer gefuͤllt werben, aber mit ihrer Anfuͤllung wird das Volk immer 
aͤrmer werben. Kurz, man betrachte das Schatzfammeln von welcher Seite man 
will, immer maß baffelde den Nationalwohtftand gefährden. Wird auch im erflen 
Falle die Nation, trog bes Schagfammuelss, wohlhabend , fo erhält fie dach immer 
nicht das Vermoͤgen, das fie erhalten haben mürts, hätte der Staat den Schat 
nicht gefammelt; im zweiten Falle bleibt der Wohtftand nur auf derfelben Stufe, 
wiewol fich die Wetriebfamkeit vermehren muß, um’ bie Abgabe für ben Schatz zu 
erſchwingen; im dritten Sale aber wird die Nation mit jebem Jahre unvermoͤgen⸗ 
der, die Bedärfniffe des Staats zu befriedigen, und fo führt benn das Schatzſam⸗ 
meln felbft den Staat in die Verlegenhelten, weichen er dadurch entgehen will. Kehrt 
die in die Schatzkammer gefloffene Metallmünze zur Zeit auferordentlicher Ausga⸗ 
ben wizder in den Umlauf zuruͤck, fo barf bann freilich die Boͤrſe der Unterthaneh 


weniger ſtark angegriffen werben; aber in dieſer Börfe findet fich num auch, weni» 


ger, als ſich ohne ben Schag darin gefunden haben würde. In einem Staate, befs 
fen Regierung mittelft Auflagen einen Schag gefammelt hat, befigt die Nation nur 
die Muͤnzmaſſe im Schage; aber ba, wo kein Schatz gefammelt wurde, hat fie 
nicht nur biefe Muͤnzmaſſe, ſondern außerdem noch Dasjenige, was durch jene 
nügliche Anwendung gewonnen worben. Was aber dis Hülfe betrifft, welche 
man für den Fall eines Kriegs. von einem gefammmelten Scope erwartet, fo iſt 
diefelbe immer, wie unter Preußens Belfpiel bewieſen, hoͤchſt ſchwach und unzu⸗ 
verläffig. Das Nationalcapital iſt nirgends beffer als In ben Händen ber Staats: 
bürger aufgehoben; find diefe zeich und wohlhabend, fo bedarf es Im Kal eines 
feindlichen Angriffs jenes Nothmittels nicht, um die Regierung in ben Stand zus 
fegen, ſich mit Nachdruck zu vertheidigen; gerabe der Wohlftand ihrer Untertha- 


nien iſt es, was dieſe an Vaterland und Regierung kettet und fie bereitwillig ar 


ber Erhaltung berfelben jebes von ihnen gefoderte Opfer zu bringen. K.M. 
Staatsfhuld, Nationalſchuld, oͤffentliche Schuld. Wie der einzelne 
Privatmann, fo kann auch die Staatsregierung In den Fall kommen, Schulden zu 
machen. Diefe Schulden haben ipren Grund entweber: 1) in noch nicht liqul⸗ 
disten Foderungen, welche Privatperfonen an die öffentlichen Calfen haben; der: 
— muͤſſen bei jeder Verwaltung ſtattfinden, weil es immer einer gewiſſen Zelt 
bedarf, ehe die Richtigkeit derſelben gepruͤft und anerkannt worden; ſie heißen 
DBuchſchulden, tragen keine Zinfen und werben der Regel nach durch bie laufende 
Staats einnahme gedeckt; ober 2) In Anleihen, welche von des Regierumg eröffnet 
worden ; bie hieraus entflandenen Verpflichtungen bilden die Staatoſchuld im engern 
Sinne, Diefe Anteihen finb entweber gezwungen ober freiwillig. Die gezwunge⸗ 
nen laſſen fick nur durch die Noch und nur dann rechtfertigen, wenn durch feekwils 
lige Anleihen weder im Inlande, noch im Auslande Rath geſchafft werben kann; 
denn bei der Vertheilung iſt eine große Ungleichheit burchaus nicht zu verweiden, 
und sin Fünfttices Steigen des Zinefußes im Rande iſt davon immer bie natürliche 
olge, Papiermüngen (ſ. d.), welchen bie Regi einen gezwungenen. 
28 verliehen, arten leicht im gezwungene Anleihen aus. Die mildeſte Art von 
gezwungenen Anleihen ober find die fogen. Gaution® » ober Buͤrgſchaftsgelber, 
weiche don gewiſſen Staatsbeamten als ein Pfand ihrer Treue, im Dienſte geleiſtet 
and vom Staate verzinſt werden. Vie freiwilligen Staatsanleihen find doppel⸗ 


A Art. J. Anticipationen; dieſe beſtehen darin, daß bie Regierung ein 


es Einkommen auf kurze Zeit verpfaͤndet und ſich den Betrag vorſchießen 

t, ſodaß dia Datleiher das Kapital nebſt Zinſen vetmoͤge der Ihnen angewieſenen 
halten; dergleichen find die Schatzkammerſcheine in vi 

2 Sundirte Schulden, feige, ur bung us ns 
Einkommen angersiefen wird, entweder bio eckung ber ⸗ 
— Sie find im Grunde 





664 | Staatsſchuld 


Nichts eeiter als Anticipenionn anf laͤngere Zeit, und gerfallen im: 1) ſoiche, weich⸗ 
‚ auf einem laͤngern Zeitraum Sauten und bei melden vermoͤge des augewieſenen 
gJonds in einer beſtimmten Zeit Capital und Zinſen abbezahlt ſein ſollen, ſodaß 
nach die ſer Zeit ber Glaͤubiger en mehr zu fodern hat; man nennt Diefelben 
auch Schulden & fonds p Annuitäten, auch wol Leib⸗ oder Beitrenten; 
2) foldde, bei denen dieß für die Bezahlung ber jähzlichen Binfen geforgt, bie Ahtre: 
gung bes, Capitals aber vorläufig. gang außer Acht gelaffen wird; dieſe eigen fun» 
Birte Schulden im.engern Sinne, auch perpetuicliche Menten, wis A B. in Eng 
land die Pergetuitien, $ ber engl. Staateſchuld. Die Aufnahme in dieſe Schuib 
geſchieht auf folgende Welse: Einzelne Sapitatbefiger ſchießen der Regierung ein⸗ 
jeine Summen: dor und empfangen dafür Gtaattichibicheine (Staatspapiere), 
* die Regierung trägt bie Schuld bloß in ein Öffenethdhes Staatsbuch ein und 
arklaͤrt die Bedingimgen in einem allgemeinen Manifefte, wie es in England und 


„bdaß der Stantägläubiger bief 
ber Staat Hingegen ba⸗ Recht habe, dieſelbe abzutragen, wenn er es für gut finde 
Die Regierung iſt baher nur zur Bezahlung ber verſprochenen jaͤhelichen Zinfen 
verbunden; bennoch wird zuweilen in der Schulbverdriefung bie almaͤlige Abtes⸗ 
gung des Capitals nad) Verkauf gewiffer Jahre verſprochen, ober auch ohne ein fob 
ed Verſprechen zur Aufcechthalfung bes öffentlichen Grebits ein beſonderer Sonde 
(Smortifationscafle, Sinking-fund) ausgemittelt, beſtimmt zur Ruͤckzahlung des 
Kapitals. über den Einfluß der Staatsſchulden auf den Nationalwohlſtand ind 
die Urtheile ber ſtaatswirthſchaftlichen Schriftfleller fehr verfchieden — 
die Einen haben fie in dieſer Hinſicht als heilſam und mohlthätig empfohlen, die 
Anbern als unpolitifch und nachtheilig verworfen. Die. Lobrebner ber Staate⸗ 
(dulden gehen von ber Idee aus, es würben dadurch neue Capitale hervorgebracht, 
bie vorher a vorhanten gewefen; wenn die Staatsbürger ber Regierung Sum: 
men vorſchoͤſſen, fo erhielten ſie auch die Zinfen davon, es bliebe alſo bie ganze durch 
die Staats ſchuld verurfachte Ausgabe beim Wolke, und es werbe die Nation ba 
durch nicht aͤrmer, weil ihre Capitale unb Einkünfte unverändert blieben. Mehre 
engl. Schrififteller, namentlich Hope, Champion und Lauberdale, haben ſelbſt bie 
beitifche Nationalſchuld für eine große Wohlchat gehalten. Hope („Letters on 
eredit”, G. 19) glaubt, diefe Nationalſchuld fei ebenfowol ein wirkliches But aid 
iegend ein aus Geld und Suͤber beftehenbes Eigenthbum; ber Werth bes Bolbes 
und Sulbers beruhe ja nur auf der Menſchen Meinung und auf ber Schwierigkeit, 
es zu erhalten. Champion („‚Reflectiors on the national debt‘') behauptet for 
gar, wenn die britiſche Nationalſchuld abgetingen worben, muͤſſe man rllen, neue 
Schulden zu machen, um den mit ber —— der Schulden geſunkenen Handel 
und Wohlſtand wieder enworzubringen. In demſelben Geiſte widerraͤth der ſcharf⸗ 
ſinnige Bauberbale usg into the nature amd origin of public wealth’‘) die 
Ertittung eines Schuldentilgungäfonbs, aus-WBeforguiß, es moͤchten dadurch fe 
viele Sapitale in Großbritannien angehäuft werden, daß eine geſchickte Anwendung 
—** der Nation unmöglich falle und daß alsbann die Capitalgewinuſte bis Ir 
einer fo unbebeutenden Kleinigkeit herabfinken würden, daß die engl. Capitale nach 
Ftankteich zur Untetftügung des Gewerbfleißes der Feinde übergehen würden. Dies 
fer Anficht liegen offenbar große Ierthümer zum Grunde. Wird nämlich das durch 
Die Staatsanleihe aufgebrachte Capital nicht auf eine für bie Ratte: Gavin 
bringende Weiſe angelegt, fenbern verzehrt, fo geht es verloren amd bie Natien 
muß noch obenbeein.die Binfen bezahlen, bls has Gapital zuruͤckerſtattet worden; 
dieſes Capital — ehe es in die Hände ber Regierung kam, großenthrils als Ger 
win bringendes Capital beugt, bie Staats ie bekommen zwar für ihre 
vorgeſchofſenen Capitale Zinfen, aber nit von dem Erzeugniß biefex Gapital 


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Staats⸗ und Regierungskunſt Staatsvertrag 686 
ſondern won dem der uͤhrtgen Sapitale dee Nation; die wie 


Berbrieſungen | 
felben erhalten, Binnen fie zwar verlaufen und ben Erloͤs wieder zu Ihrem Handel 
und Gewerb verwenden, aber bad auf ſolche Weiſe zurkdigekorumene Capital muß 
doch ſchon vorher im Beſitze der Nation geweſen fein; erſetzte daſfelbe gleich dem 
Staatsglaͤubigern, was fie der Regierung vorgeſchofſen hatten, fo etfegte es dad 
dem Lande nicht, wa® In bie Hände der Regierung gekommen war; hätte bir 
Staat nicht geborgt,, fo wuͤrde jetzt ftatt eines einfachen ein doppeltes Capital auf 
die Unterhaltung werthfchaffender Atbeit verwendet werden. Die Beantwortung 
ber Stage Über ben wohlthaͤtigen oder nachtheiligen Einfluß ber Staatsſchuld auf 
ben Nationalteichthurij hängt Lediglich von der Art und Welfe ihrer Verwendung 
ab. Werben die Summen, welche durch die Staatsanleihe aufgebracht worben, fo 
verwendet, daß dad Capital der Nation dadurch erhöht wird, fo wirkt bie Schuld 
beilfam, im entgegengefeuten Kall Hingegen nachtbeilig auf den Nationalwohlſtand. 
Eine ſolche Erhähumg des Nationalcapitals kann aus der Anwendung einer Staats⸗ 
anlähe bald zinmittelbar, bald mittelbar hervorgehen. Unmittelbar erfolgt dleſelbe 
3, B., wenn bie dargelichenen Summen verwandt werden zu Anlegung von Ca⸗ 
naͤlen, wodurch der Nationalverkehr neues Leben und gröfere Thaͤtigkeit gewinnt; 
mittelbar, wenn bie Koſten eined Krieges damit beflsitten werben, wodurch GSlicher⸗ 
— Freiheit und Unabhängigkeit der Nation erhalten, oder, wis es bei der briti⸗ 

Nationalſchuld fo häufig der Fall war, Inſeln Im Ocean erobert werben, 
welche dem aubwaͤrtigen Handel der Nation einen neuen und erweiterten Spiels 
raum eröffnen. Aber welcherlei Nachtheile auch aus Staatsanleihen hervorgehen 
mögen, deren Verwendung Beine Erhöhung bes Nationalcapitals zur Abflcht hat, 
fo bleiben fie doch oft ein unvermeidliches Übel, und unter alen Mitteln, fich fü der 
Noth zu helfen, find fie noch immer das befle; denn fie machen e8 möglich, bie 
Summe, welche bie Regierung mit einem Male und plöglid) braucht, fchnell zu er» 
beben und fie doch das Volk nur allmälig wieder bezahlen zu lafien; das Nationale 
capital ift dabei am wenigften gefährdet, indem bie einzelnen Bürger Zeit gewinnen, 
durch geringe Entbehrungen, d. h. Verminderung ihres Benuffes, ober durch ers 
höhten Fleiß die Beiträge zu erwerben, welche zur Berzinfung und allmaͤligen Räd- 
zahlung der Schuld erfobert werden, Soll hingegen der außerorbentliche Bedarf 
der a vermittelft einer Beftenerimg der Bürger gebedit wers 
den, fo kann der dazu erfoderlihe Sonde in den Händen der Staatspflichtigen nicht 
fogleiy vorhanden fein. Es bleibt baher alsdann ben Staatsbürger Bein andres 
Mittel übrig, ald entweder zu borgen, oder den zur Unterhaltung feines Gewerb⸗ 
fleißes beſtimmten Fonds anzugreifen, oder feinen Genuß bebeutend einzuſchraͤnken. 
Im erſten Fall iſt er bei der großen Menge von Borgenden ſtets in Gefahr, dem 
Macher in die Bände zu fallen, im zweiten wird feine werthfchäffende Thätigkeit 
vermindett, und durch eine bebentende Einfchräntung bes Genuſſes ber BL 
wird der innere Verkehr geſchwaͤcht. Alte biefe Nachtheile fallen weg, ſobald «ine 
Anleihe Die Stelle ber unmittelbaren Beſteuerung vertritt, vorausgefetzt, daß die⸗ 
felbe mit Weisheit geleitet und auf die Srandfäge der Ratlonaloͤkonomie gebaut 
werde. (Vgl. Stantspapiere.) . 0 0:0 TU KM. 
Staats⸗und Regierungstunft, f. Staatswiffenfhaften 
Staatsverfaffung, f. Eonftitution. - 
Staatsvertrag. Mo das rechtliche Fundament bed Staats zu ſuchen 
fei, ob in dem Willen der Bürger, ober in der bloßen Thatſache feines Eins ‚ob 
mon ihn alfa als ein Erzeugniß der Freiheit ober als Product bee Naturnothwendig⸗ 
keit zu bettachten ‚habe, iſt von ben äfteften Beiten an firetig getvefen und wird 
noch lange ein. Gegenſtand gelehrter Streitigkeiten bleiben. Die Frage iſt auf einem 
boppelten Wege. zu behandeln. Dee biftorifche führt zu einer Auffuchung der 
Thatſachen, weiche al6 Anfang der Etaatmbildung angefehen werden innen; 


7 





⸗ 


BB Staatsvertrag 


der philoſophiſch⸗ juribiſche erforfhtdk Bedingungen, ımtet welchen ein Staat vecht6s 
gültig entfliehen fol. Der hiſtoriſche Weg kann aber nur in wenig Fällen bis auf 
. ben wahren Urfprung ber Staaten verfolge werden, und verliert fich daher theils im 
Schein, theilß in pſychologiſchen amd hiſtoriſchen Hypotheſen, welche für die recht⸗ 


= Tiche Unterfuchung von fehr geringer Brauchbarkeit find. Am tiefften winde man 





von biefee Seite einbringen durch die Beobachtung des Ganges, welchen die Gas 
che noch jegt unter den rohen Voͤlkern nimmt, und hier findet man allenthalben 
ſtillſchweigende, aber meiftens ſogar ausdruͤckliche und foͤrmliche Verträge ; wie bean 
auch im den dltern Staaten fehr Vieles auf den vertragsmäßigen Urfprung bes 
Staats zurkdführt, 3. B. die Kroͤnungs⸗ und Huldigungsfeierlichkeiten faft 
aller Länder. Überdies kann Aber auch die Gefchichte nur Thatſachen, und da$ 
Herrchen gewiſſer Rechtsbegriffe auch als Thatſache nachweiſen, niemald aber Über 
die Richtigkeit deu Rechtsgrundſaͤtze ſelbſt itgend eine Belehrung oder Entſcheidung 
geben. Bei der rechtlichen Anfiht dee Sache, welche allein zum Ziele führt, 
muß man aber wieder wohl umterfcheiden : 1) Die rechtlicdye und moraliſche Noth⸗ 
wendigkeit des Gtants, d. 1. bie vollkommene rechtliche Schuldigkeit der Menſchen, 
mit ihren Nachbarn, in eine dußere rechtliche Ordnung, ein bürgerlidye Gemein 
wefen , einzufteten ; 2) bie zufätfige natuͤrliche Gruͤndung einer bloß factifchen 
Vereinigung Mehrer auf einem Raume, ımd die Anfänge einer allgemeinen Au⸗ 
torität, welche ſich auß dem Anfehen der Ältern, dee Kraftvollern und Deren, wel 
che ſich einer genauen Verbindung mit geheimer Mächten ruͤhmen, unter ihnen 
erhebt; 3) den wirktichen Übergang aus einem bloß factifchen Beiſammenſein und 
aus einem unverbindlichen Gehorſam in eine rechtliche Gemeinſchaft, mit Auerken⸗ 
nung eines Obern, welchem man zu gehorchen ſchuldig tft. Dieſes legte Mo⸗ 
ment kann jedoch nur in dem freien Willen Derer Tiegen , welche zuerſt zur buͤrger⸗ 
lichen Geſellſchaft zufammentreten, d. h. in einem Vertrage, weicher ſich aber durch 
eine unendliche Reihe ausdrüdlicher oder ſtillſchweigender Vertraͤge immer Höher und 
umfaffender ausbildet, erweitert und erneuert. Der Inhalt dieſes Vertrags iſt aber 
nur zum Theil von ber Willkuͤr abhängig ; ber größere Theil deffelben iſt durch die 
Idee des Staats, durch tie Vernunft, unabaͤnderlich beſtimmt, obtool gerade 
diefer Theil fl nach und nad in den Völkern zur Haren Einficht gebracht wird. 
Es liegt aber auch nicht in dem Begriffe des Vertrags, daß er durchaus von bes 
Willkuͤr der Vertragenden abhängig fei, daß er willkuͤrlich oder gar einfeitig verdn- 
dert und aufgehoben werden könne, und umgekehrt ; durch die Bemunft kann auch 
das in Raum und Zeit Zufäliige nicht beſtimmt werden. Dies Zufäßige bei dem 
Staate befteht aber: 1) Im der räumlichen Ausdehnung der Staats, ober bet 
Beſtimmung, wer bemfelben angehören ſolle; 2) in der Aufflelung der Herr⸗ 
ſchaft, e8 mag biefelbe in der ganzen Gemeinde oder in einem Theile berfeiben, 
oder in einem einzelnen Megenten anerfannt werden; 3) in ber Beflimmung (nicht 
fowol der echte ber Herrſcher an fich, denn diefe gehen von ſelbſt aus der Pflicht des 
Regierens hervor, fondern vielmehr) der Sormen und Organe ber öffentlichen Gewalt, 
wodurch biefelbe von der individuellen Willkuͤr möglichft freigemacht, zur Gefetherr⸗ 
ſchaft erhoben wird. Daher bekommt der Staatsvertrag bie 3 Richtungen oder 
helle: ber Bereinigung, Unterwerfung und Verfaffung, welche nicht als beſon⸗ 
dere Verträge gedacht, oder hifforifch nachgewieſen zu werden brauchen; aber ſich 
nicht bloß rechtlich, fontern oft auch hiſtoriſch von einander unterfcheiben laffen 
Ihre Unterfcheibumg iſt auch keine bloß theoretiſche Suhtilttät, ſondern fie beruht dar» 
auf, daß bie Exiſtenz dieſer 3 Theile des Staatsgrundvertrags wechſelſetig von 
einander volltommen unabhängig tft, ſodaß Zhatfachen, weiche hen einen ober den 
andern verändern, ober ganz aufheben (als Erweiterung ober Schmaͤlerung, ja 
haͤnzlicher Verluſt des Staatsgebiets, Erloͤſchen des zegierenben Stammes, 

gen eine neuen Dynaſtie, Veränderung oder Umflurg ber Berfaſſung u. f. w) af 








Staatöverwaltung Staatöwiffenfhaften 587 


das Beſtehen der inderm Thelle keinen andern Einfluß haben. (S. b. Art. Wer 
einigungſt⸗, Unterwerfungs- und Berfaffungsvertrag.) Eine 
Schwierigkeit bei der Schließung diefer Berträge liegt freilich allerdings darin, daß 
der eine Theil, das Volk, nicht im der Form , wie wir fie nach pofitiven Mechten 
von juriſtiſchen Perſonen zu erfodern gewohnt find, als handelnde Einheit auftre⸗ 
tem kann. Allein da dies nicht hindert, eine allgemeine Anerkennung des Vor⸗ 
handenſrins der Öffentlichen Gewalt ats Thatſache wahrzunehmen, gegen welche 
Thakſache der Widerſptuch Einzeiner, die ſich nicht felbft als Macht conſtituiren 
koͤnnen, nicht In Betracht kommt: To iſt auch jene Schwierigkeit mehr fheinbar, _ 
als wirklich. In diefee Thatſache ber Anerkennung, d. h. des Gehorchens von 
der einen Seite, ehne dag eine ats Öffentliche Macht organiſirte Begenpartei im 
Staate ſelbſt vorhanden ift, und des Audſprechens, Genehmigens, Befolgens 
gewiſſer Verfaffimgsnotmen von der andern Seite, liegt der Staatsvertrag ſelbſt, 
welcher daher nichts weniger als eine Fiction, viekmehr.ein volkommen ausgepraͤg⸗ 
tes hiſtorlſches Factum iſt. | 37. , 
Staatsverwaltung (administratio eivitatis) wird von ber Staats 
verfaffung unterſchleden, und iſt die wirkliche Ausübung der Staatsgewalt, ober 
Die Regierung, beſonders inſofern fie gewiſſen Amtern übertragen iſt; Hier unter⸗ 
ſcheidet man in neuerer Zeit bie collegialifche mb die bureaukratiſche Vers 
waltung (Bureauktatie). Letztere ift die Verwaltungsart, wo die Befchäfte der 
Gtuatsoerwaltimg ober eines Verwaltungszweiges einem einzigen Vorſitzenden 
Mraͤſtdent, Director) übertragen iſt, weichen andre Geſchaͤftskundige (Räthe) nur 
mit derathender Stimme zur Seite ſtehen, und bearbeiten, was ihnen jener aufs 
gibt. So herrſchte z. B. fonft in Frankreich das Anfehen der Präftdenten über das 
der bloß tonſultirten Mäthe. Gollegialiſch ik dagegen die Verwaltung, wo jene Ge 
ſchaͤfte gewiffen Collegien Äbertragen find, in denen die Stimmenmehrheit entfcheis 
det. Sie iſt votkothuͤmlicher ats die Bureauktatie, welche befonders ba flattfindet, 
wo Miniſterialgewalt herrſcht. Betrifft jedoch bie Verwaltung ſolche Gegenſtaͤnde, 
bei welchen es auf ſchnellen Entſchluß und puͤnktliche Vollziehung ankommt (z. B. 
Steuer⸗, Domainen⸗ und Staatscaſſerwerwaltung), ſo iſt bie bureauktatiſche Ver⸗ 
waltung ſehr nichlich und zweckmaͤßig, wenn nur die Directoren wirklich und forte 
dauernd veranttoortlich gemacht find. Hingegen muß bei allen Gegenſtaͤnden der 
Geſetzgebung, Regierung und Rechtspflege die collegialiſche Behandlung eintre⸗ 
ten, bei welcher die Beſchluͤſſe nach vorgaͤngiger gemeinſchaftlicher Berathung durch 
Stimmenmehrheit geblldet werden. Zu bemerken iſt jedoch noch, daß man unter 
Bureaukratie auch den ausgearteten Zuſtand der Staatsverwaltung verſteht, mo 
die oͤffentlichen Behoͤrden ſich der Reglerung bemaͤchtigt Haben, und fie nach Willkur 
ausüben, indem ber Regent ſelbſt nur rin Schattenbild iſt, und ſonſt kein Gegen⸗ 
gewicht In der Verfaſſung den Mißbrauch ihres Anfehens verhuͤtet. S. des Freih. 
v. Malchus , Politik der innern Staateverwaltung, od. Darſtellung des Organis⸗ 
mus der Behoͤrden für dieſelbe, 3. Thl. (Heidelberg 1823). Dieſes Werk enthaͤlt 
zugleich Formulare, und iſt ſowol eine hiſtoriſch⸗ſtatiſtiſche Darftellung der orga⸗ 
niſchen Eintichtung mehrer Staaten, als eine Prüfung der wichtigſten theoretiſchen 
Fragen über Begenftände derkamern Verwaltung. Nach Ihm iſt diejenige Verwal⸗ 
tung, in deren Grundſaͤtzen die meiſte Einfachheit, die größte Gonſequenz und eint 
nicht geahnete Lideralitaͤt herrſcht, die ruffifche. 
BStautbweisheit, ſ. Politik. | 
Sraatbwirthſchaft, Staatsdtonomie, f. Nationalökono⸗ 

miemd Staats wiſſenſchaften. 

Staatfswiſſenſchaften. Es gibt einen ſelbſtaͤndigen und durch den 
Dizeiff des Staats in ſich abgeſchloffenen Kreis ber Staatewiſſenſchaften, tote auf 
Ahnliche Weiſe die philoſophiſchen, geſchichtlichen, mathrmattfchen, theologiſchen, 


5 | - Staatswiſſenſchaften 


juriſtiſchen, mebicinifchen und andern Wiſſenſchaften das in ſich nothwendig zuſam⸗ 
menhängenbe und durch einen gemeinſamen Begriff gleichmäßig begründete Ganze 
einer foftematifchen Erkenntniß bilden. Das Gefamnitgebiet des Kreiſes der Staates 
wiſſenſchaften erhält daher fein eigenthuͤmliches Gepräge dadurch, daß in jeber dies 
fer Wiſſenſchaften dee Begriff des Staates ale Mittelpunkt derfelben erfcheint, und 
bie Werfchiebenhelt ber einzehten Staatswiſſenſchaften von einander auf ber Art und 
Meife beruht, wie in jeder derfelben der Begriff des Staates umter eine eigens 
thümlichen Geftaltung ſich ankuͤndigt und im ſyſtematiſchen Zuſammenhange durch⸗ 
gefuͤhrt wird. Bei dem hoͤhern und erweiterten Anbaue der Staatswiſſenſchaften 
in neuern Zeiten wurden dieſelben ſcharf von den, bereits fruͤher ſyſtematiſch durch⸗ 
gebildeten, Cameralwifſenſchaften unterſchieden, welche bie geordnete Darſtellung 
ber gefammmten Gebiete ber materiellen Thaͤtigkeit der einzelnen Staatsbuͤrger ums 
ſchließen, und In die Landwirthſchaftekunde (nach ihren 3 Daupttheilen: der Feld⸗ 
wirthſchaft, dee Forſtwiſſenſchaft, der Bergbaukunde), die Gewerbskunde (nach 
den beiden Abſchnitten des Manufaetur⸗ und des Fabrikweſent) und in bie Han 
delskunde zerfallen. Denn wenn Recht und Wohlfahrt die beiden hoͤchſten Bedin⸗ 
gungen alles Staatslebens find, doch fo, daf das Ideal der Herrſchaft des Rechts 
auf dem ganzen Evoboden ber hoͤchſte Maßſtab für ale geſellſchaftliche Werbinbung 
unter den Menfchen bleibt; fo müffen fi auch die Staatswifſenſchaften dadurch 
weſentlich von allen andern Wiffenfchaften unterſcheiden, daß in ihnen theils gezeigt 
wird, wie Recht und Wohlfahrt als die hoͤchſten Bedingungen alles Staatslebens 
verwirklicht werden follen und Binnen, theils wie fle in den vormals beflandenen 
oder nod) Beftehenden Staaten verwirklicht worden find und verwirklicht werden. 
Daraus ergibt ſich, daß, nach diefer allgemeinften Einteilung, die Staatswiſſen⸗ 
(haften in philoſophiſche und in geſchicht liche zerfallen, wovon bie erſten 
lehren, wie, nach den ewig gültigen Foderungen der Vernunft, Recht und Wohl 
fahrt vetwirklicht werden follen und koͤnnen, die zweiten aber bucch Thatſachen nad 
tweifen, 0b und wie Recht und Wohlfahrt in den vormals beitandenen und noch 
beftehenden Staaten verwirfliht wurden und gegenwärtig verwirklicht werben. 
Weil aber die beiden Begriffe bes Rechts und der Wohlfahrt die hoͤchſten find, bie 
in dem gefelfchaftlichen Leben verwirklicht werben follen, jo mäffen auch 2 Wiſ⸗ 
ſenſchaften in den Kreis ber Staatswiſſenſchaften gesogen werden, Im welchen ber 
Begtiff des Staates nicht angetroffen wird, bie aber die Grundlage ber übrigen 
Ötaatswiffenfchaften bilden: das Natur: und Völkerrecht, und die Wolks 
wirthſchaftstehre, welche theilß das Ideal des Mechts für den einzelnen Men⸗ 
ſchen und für die rechtlich verbundene Gemeinſchaft eine® Volkes, theild das Ideal 
der Wohlfahrt in dem geſammten Volksleben, nad) allen Quellen, Bedingungen 
und Wirkungen des Volksvermoͤgens, noch vor dem Eintiitte in den Staat, und 
alſo außerhalb der ſtaatsrechtlichen Verbindung und Berhätiuiffe, barftellen, weil 
die Grundfäre, bie fie enthalten, der legte und hoͤchſte Maßſtab für alle Lehren in 
den philoſophiſchen Staatöwiffenfchaften und für ale Thatſachen and Erfcheinm 
gen in den geſchichtlichen Staatswiſſenſchaften find. — Übrigens reiht: auch bie 
allgemeine Eincheiturig ber Staatswiſſenſchaften in philoſophlſche und gefchichtliche 
nech nicht aus, weil gewiſſe Staatswiffenfchaften nur bach die Berbin⸗ 
bung philofophifher Srundfäge und gefhihtiiher Thatſachen 
ihre foftematifche Geftaftung und Haltung gewinnen Können. muß alſo das 
Geſammigeblet der Staatswiſſenſchaften eintheilen: 1) ih reinphilofophiflge: Ra: 
tue s und Voͤlkerrecht; Staats⸗ und Staatenrecht; Volkswirthſchaftsleher; 2) m 
reingefchichtlichei Geſchichte des enropätfchen Staatenfosteind ; Staatenkunde (Sta⸗ 
tiſtik); pofitives Staates (oder Verfaffunge:) Recht; praktiſches Voͤlkerrecht; Dir 
plomatie; Staatspraxis; 3) in gemifchte: Staatskunſt (Politik); Staatswirth⸗ 
ſchaftslehre md dinanzwiſſenſchaft; Polizeiwiſſenſchaft. Fuͤr den öffentlichen Vor⸗ 





Staatswiffenfchaften 589 


teag, ſowie für das Selbſtſtudium, fcheinen aber bie Staatswiſſenſchaften in nach⸗ 
flehender Ordnung am beßen auf einander zu folgen: 1) das Natur = und Voͤlker⸗ 
recht; 2) das Staats» und Staatenrecht; 3) die Volkswirthſchaftslehre; 4) bie 
Staats wirthſchaftslehre mit der Finanzwiſſenſchaft; 5) Die Polizeiwiſſenſchaft; 
6) die Etastefunft; 7).die Sefchichte des europaͤiſchen und amerikanifchen Staa⸗ 
tenfoftems aus dem Stanbpunkte ber Politik; 8) die Staatenfunde; 9) das pofl- 
tive Staats» oder Verfaſſungsrecht; 10) das praktiſche (fogen. europuͤiſche) Voͤl⸗ 
kerrecht; 11) die Diplomatie; 12) die Staatspragis (Lehre von ben Stantsgefchäfs 
ten). — Epflematifch wurden die Staatswiffenfhaften behandelt; von Meat, 
„Die Staatskunſt“, a. b. Franz, von Schulin (6 Thle., Frankfurt und Leipzig 
1762 — 67); Chr. Dan, Voß, „Handbuch der allgem. Staatswiffenfhaft nach 
Schloͤzer's Grundrig” (4 Thle., Leipz. 1796 fg.); Karl Heine. Ludw. Poͤutz, 
„Die Staatswiſſenſchaften im Lichte unferer Zeit” (5 Thle., Leipz. 1823 fg.; n. J. 
1827 fg.).— Compendiariſch: von Karl Gottlob Roͤſſig, „Entwurf einer Encyklo⸗ 
pädie und Methodologie ber gefammten Staatswiffenfchaften und ihrer Huͤlfediſci⸗ 
plinen”’ (keips. 1797); Alz, Lips, „Die Stantswiffenfchaftstehre” (Erl. 1813); 
v. Jakob, „Einleit. in das Studjum der Staatswiſſenſchaften“ (Halle 1819); 
K. H. 2. Pig, „Grundriß für encyklopaͤdiſche Vorträge Über die. gefammten 
Staatswiflenfchaften” (Leipz. 1825). . ne 2a " 

. 1) Das Natur: und Völkerrecht. Wenige Wiſſenſchaften find, feit 
ihrer ſyſtematiſchen Seftaltumg , aus fo em verſchiedenen Standpunkten behandelt 
worden, als dieſe, zu welcher das beruͤhmte (mehr aber zum praktiſchen Voͤlker⸗ 
rechte gehoͤrende) Wert des Hugo Grotius („De jure belli et pacis”‘, Par. 1625, 
Bol) die naͤchſte Veranlaffung gab. Die erſte reinphiloſophiſche Durchbilbung die⸗ 
fer Wiffenfchaft geſchah von Sam. von Pufendorf (‚Elemepta jurisprüdentiae 
universalis”, 1660, in mehren Aufl. und Bearbeitungen). Bald aber behandelte 
diefe Wiſſenſchaft die Gundling'ſche Schule bloß als eine Philofophie des pofftiven 
und namentlich des roͤmiſchen Rechts, welchem Vorgange noch jest Hugo und 
einige feiner Schüler folgen. Chr. Wolf hingegen („Jus naturae, methodo gcien- 
tißea pertraetatum”, 8 Thle., Dale 1740 — 49, 4,) hielt den philoſophiſchen 
Mapftabfift, der auch, nad) der Anwendung des Syſtems der Eritifchen Phlloſo⸗ 
phie auf diefe Wiſſenſchaft, von Bottlieb Hufeland, Schmalz, Doffdauer, Hey⸗ 
denreich, Jakob, Fichte, Tieftrunk, Gros, Fries, Zacyarik, Maaß , Baum, 
Gottlob Ernſt Schulze, Krug, Bouterwek, Gerlach u. A. — allerdings aber mit 
vielen individnellen Schattirungen — beibehalten warb. Doch abgeſehen von bee 
ſogen. Auriflifchen Behandlung dieſer Wiſſenſchaft, theilen fich die philoſonhiſchen 
Bearhölter derſelben ſelbſt In 2 Claſſen, wovon bie eine die philaſophiſche Rechts⸗ 
lehre als weſentlich verſchieden von der Sittenlehre, die andre aber fie in der ges 
naneſten Verbindung mit des ſittlichen Geſetzgebung der Vernunft darſtellt. Zu den 
Letztern gehören beſonders: Jakob, Schulze, Bouterwek, Poͤltz u. A. Wenn 
bie after das Recht zunaͤchſt in das im aͤußern freien Wirkungefreife Erzwingbare 
ſehen, fo Belisn die Legtern Das Recht dar als Das, was nach fittlichen Zwecken 
möglich if, und behandeln Recht und Pflicht als die beiden glaichgeordneten Bes 
ſtandthelle des Ideals der Sittlichleit überhaupt. Nach biefer zweiten Anficht ent» 
hält ba Natur » und Voͤlkerrecht bie Wiſſenſchaft, weiche tehrt: wie Innerhalb des 
äußern freien MWirkungstreifes, In ber. Gemeinſchaft und Wechſelwirkung vernuͤnf⸗ 
tig» finnlicher Weſen, das Ideal der Herrſchaft des. Rechts auf dem gangen Erdbo⸗ 
ben verwirklicht werden kann und. foll, und zwar fo, daß in dem Naturrechte der 
einzelne Menſch nad) dem Umfange feiner gefammten Rechte und rechtlichen Ver⸗ 
haͤltniſſe geſchiidert wich, wie biefelben in feiner vernuͤnftig⸗ finmfichen Natur ber 
gründet find, und wie fie aus bem Ideale dee Herefchaft des Mechte mit Nothwen⸗ 
bigßeit hervotgehen; worauf im philofophifchen Voͤlkerrechte bie Bebingungen auf⸗ 





s00 Staatswiſſenſchaften 


geſtellt werben, unter welchen, theils in bee Mitte des einzelnen Bolkes, theils in 
-der Verbindung und Wechſelwirkung mehrer und aller nebeneinander beſtehenden 
Voͤlber die Herrſchaſt des Rechts auf bem ganzen Erbboben derwirkücht werden fol. 
Indem bei diefer Darftellung des Natur » und Voͤlkerrechts ans dem Standpunkte 
des füttlichen Ideals der Zwang, als frembartig fuͤr Bie Verwbrkilchung eines Ideals, 
von dem Naturrechte und dem Voͤlkerrechte ausgeſchloſſen und zunaͤchſt dem Staats⸗ 
rechte zugetheilt wird, wird nicht nur der reinphiloſophiſche und ſelbſtaͤndige Eha⸗ 
rakter des Natur⸗ und Voͤlkerrechts feſtgehalten, ſondern zugleich auch das Ver⸗ 
haͤltniß deſſelben zu dem Staatsrechte ausgeſprochen. Denn, im Gegenſatze der 
idealiſchen Rechtsgeſellſchaft des Naturrechts, nennen wie die in der Wirklichkrit 
beſtehende Geſellſchaft freier Weſen, In welcher der Zweck der Herrſchaft des Rechts 
unter die Bedingung des rechtlich geſtalteten Zwanges geſtellt wird, den Staat ober 
die bürgerliche Gefehfchaft, writ die Menſchen in der Wirklichkeit eine Miſchung 
fittlich⸗ muͤndiger imd fittli summünbiger Weſen bilden, fie welche betztere der 
rechtlich geſtaltete Zwang das einzige Mittel bleibt, die Herrſchaft des Rechts im 
Ganzjen aufrecht zu erhalten, und die bedrohte oder verlegte Herrſchaft deſſelbm 
rechtlich zu ahnden. 
MDas Staats und nd In dem taste, ober der blirger⸗ 
hen Geſellſchaft iſt bie Herrſchaft, des Reches Zweck des Ganzen; denn ber redit- 
lid, geſtaltete Zwang ſoll mur das Mittel fein zur Erhaltung und Wiederherſtellung 
ber Hertſchaft des Rechts. Daraus folgt, daß bee Zwang im Staate nicht feiner 
ſelbſt wegen, ſondern bloß wegen ber Herrſchaft DIE Rechts innerhalb des Staates 
befteht, michin nie die fittlich Muͤndigen, fondern bloß bie ſittlich Unmuͤndi⸗ 
gen treffen, und alfo nie bie buͤrgerliche Freiheit ſelbſt aufheben darf ; auch daß er 
nicht willkuͤrlich, oder wie eine blinde Naturkraft fi ankuͤndigen darf, fonbern 
rechtlich geftaltet, d. b. in jedem einzelnen Falle bloß auf. bie bebrohte ober verlegte 
Herrſchaft bes Rechts berechnet fein und ben ſittlich Unmuͤndigen nur nach dem 
Grade feiner Strafwuͤrdigkeit und Strafbarkeit treffen muß. Aus dieſem Geſichts⸗ 
punkt betrachtet, erſcheint der Staat als bet vertragẽmaͤßig und rechtlich begruͤndete 
Verein freier Weſen zur Aufrechthaltung der Hertſchaft des Rechts, mit freiwili⸗ 
get Unterwerfung unter den rechtlich geſtalteten Zwang im Kalle der angebrohten 
oder vollbrachten Rechtsverletzung. Entfpricht biefer Begriff des Staates der Wer: 
nunft, fo folgt: baß nur das Leben im Staate einen rechtlichen Zuſtand blidet, iind 
jeder Zuftand des Menfchen außerhalb des Staates (der fogen. Naturſtand) ein 
rechtloſer Zuftand iſt; bag der Staat als eine ewige Geſellſchaft gedacht werden 
muß, ohne daß er die Beftimmung haben Eiune, ſich ſelbſt entbehelich zu machen; 
daß fein Zweck weder bloß Äußere Sicherheit, noch Beförderung der allgemeinen 
Gluͤckſeligkeit fein koͤnne; ſowie der Staat die Verwirklichung des Endzweckes der 
Menfchheit nicht nur nicht hindern dürfe (weil ber Menſch früher iſt als ber Br» 
ger), ſondern daß er dieſe Verwirklichung am ficherften befoͤrdere, weil biefe Ber: 
wirklichung nur in einer folchen Verbindung niit. freien Weſen erreicht werben karmn, 
wo der Zweck der unbedingten Herifchaft bed Rechts gilt. Es enthält daher das 
philoſophiſche Staatsrecht (Jas publieum universale) die foftemafifche £ 
der Grundſaͤtze, nach welchen die unbedingte Herrſchoft des Rechts od das 
Gleichgewicht zwifchen der äußern Freiheit aller zur bürgerlichen Geſellſchaft werd 
nigten Wefen, unter ber Bedingung des rechtlich geftalteten Zwanges innerhalb 
des Staates begruͤndet, erhalten und geführt wird, ſobdaß zugleich, dauch die Ber⸗ 
wirklichung dieſes Zweckes des Staates, die Annäherung aller einzelnen Stautt⸗ 
Bürger an den Endzweck der Menſchheit ſelbſt vermittelt und befoͤrdert werden kam 
und ſoll. Daraus ergeben ſich von ſelbſt die belden Theile des Staateechter a) Dar⸗ 
ſtelung ber geſammten Bebingungen für die Verwirklichung ber Herrſchaft bes 
Rechts Innerhalb bes Staates (das reine Staaterecht); b) Darſtellung der Bedin⸗ 


/ 





Staats wiſſenſchaften 591 


ne geſtalteten Zwanges Im Staate (philo ſophiſches Seraft 
Staa — das ſich ebenſo auf das Völkerrecht, wie das Staa 

auf dab Naturrecht gründet, iſt ein auf das xechtliche Nebeneinanderbeſtehen = 
bier bes Exrbbohens erweitertes Staatsrecht, und enthält die ſyſtematiſche Date 
- fteßung her meinen Gumdſaͤtze des rechtlichen Nedeneinanberbeſtehens aller 
Stanten des Erdboden, umter der Bedingung des zwiſchen ihnen rechtlich geſtal⸗ 
teten Zwanges nach ui une angebrobten ober wirklich erfolgten .. 
verletzungen. Das reine Staatsrecht, das ben Staat roeher als eine bloße M 
f&ine, noch als einen bloßen Naturorganismus, weder als eine bloße Sicherheith: 
und Zwangsanſtalt, noch als eine bloße Verbindung zum Blädfeligkeitögenuffe, 
ſondern ale ein freies, lebenvolles, nad) feinem Weſen rechtlich (d. 1. vertrageraf- 
Big) begtndetes, in allen, feinen Theilen innigft zuſammenhaͤngendes, ſowie als 
ein zur hoͤhern Vollkanimenheit beſtimmtes und zu derſelben fortfchreitendes Gans 
zes darſtellt, entwickelt in ſeinem etſten Theile die Vertraͤg⸗ auf welchen ber Staat 
als Rechtsgeſellſchaft beruht, ſtellt ſodann bie Lehre von der hoͤchſten Gewalt (als 
gefehgebende und vellziehende) im Staate auf, und bezeichnet darauf bie, aus ben 
Urverträgen und der Theilung der hoͤchſten Gewalt — rechtliche Form 
der. Berfaffung und Regierung des Staates, Wenn die Vernunft den Staat, auf 
Vertrag ruhend, darſtellt, To beſcheidet fie ſich dabei, daß gefchichtlich nicht all⸗ 
Staaten auf dem Wege des Bertrags entflanden find; auch denkt fie unter dem 
Urvertrage des Staates Beine Übereinkunft in der Zeit abgefchloffen, ſondern das 
ewige aus der Vernunft it Rothwendigkeit hervorgehende Mechtägefet „dad jedem 
Vereins, mithin euch dem bürgerlichen, feine rechtliche Unterlage gibt, das bie ges 
ſammten Rechte und Pflichten Derer beffimmt, die innerhalb des Vereins leben, 
und das zugleich ben legten Stuͤtzpunkt aller innerhalb des Staates abgefchloffenen 
und geltenden Verträge enthält, deren Guͤltigkeit, ohne die Idee eined Staates 
grundvertrages, nur problematifch fein müßte. Mit Nothwendigkeit ergibt fich 
aus der Lehre von dem Urvertrage die Lehre von der Theilung (nicht Trennung) ber 
hoͤchſten Gewalt im Staate, nach welcher die gefeggebende Gewalt in einem Grund» 
geſetze (dev Verfaſſung) beflimmt, was als allgemeine Grundlage bet geſamm⸗ 
ten inneren Staatslebens und, geftügt auf diefelbe, en der organifchen Gefehgebtung, 
fowie tm Privatrechte des Staates, gelten, und wie der Zwang im Staate rechts 
lich geflaltet fein und vechtlich angewandt werden foll, worauf ber Umfang und 
Wirkungskreis der vollzieheuden Gewalt (dee Negierung) durchgeführt wich, 
theil& nad den Rechten und Pflichten des Regenten, theils nach den Rechten und 
Dichten der Unterthanen, theils nach dem rechtlichen Verhaͤltniſſe der 4 Haupt⸗ 
zweige dar Perwaltung (deu Gerechtigkeitepflege, der Finanz⸗, der Polizei⸗ und 
der Militairverwaltung). Der zwelte Theil des Staatsrechts muß zuerſt bie Lehre 
von der rechtlichen Oeſtaltung des Zwanges und ber Strafe im Staats, und ſo⸗ 
dann Ve Lehre von der rechtlichen Arwendung des Zwanges und der Strafe enthal⸗ 
ten, wit ſteter Beruͤckſichtigung ber 4 Hanptſpſteme bes Strafrechts: der Wieder⸗ 
vergeltumgäthenrie (Kant, Zachariaͤ u. A.); der Befferumgstheorie, der en 
ckungstheori⸗ Fene dach und der Praͤpentionstheorie (Brolman). Seit der M 
des 17. Jahrh. iſt das Staatsrecht ſehr oft in Verbindung mit dem Naturrxechte * 
handelt, oft aber auch mit den Politik vermiſcht worden, bis ſeit dem Anfange des 
18. Jahth. Staaterccht und Politik forgfältiger von einander geſchieden worden 
ſind. Zu dan wicktigfien Schriftſtellern des Staatsrechts gehören, außer den Wer⸗ 
ken des Plato, teles und Citero in ber Welt des hunis, Macchiavelli 
(„H prin⸗ipt, 1515, £ ; mit dem, Antimacchiavel“ von Friedrich IT, 1741, und 
non Jakob, 179433. Hubert Languet (u. d. angen. N.: Stephanus Juniu⸗ Bru⸗ 
tuß, „Viokieiee contro tyrennes”, Solothurn 1577); Mariana (De rege et 
regie institutiome”, 2. Xufl., 1606)5 Hobbes („De sire”, Par. 1642, und 


& 





502 | Staatswiffenfchaften 


„Leviathan, s, de materia, forma et potestate civitatia”, Lond. 1651); Lode 
(‚Two treatises of government”, Zond. 1690); Rouſſeau („Contrat social”); 
Juſt. Henning Böhmer („Introductio in jus publicum universale”, Halle 
1709); Che. v, Wolf („De jure eivitatis’, Halle 1748); Aug. Ludw. Schloͤzer 
(„Allgemeines Staatstecht und Staatsverfaſſungslehre“, Goͤtt. 1793); Karl 
Heinr. Heybenreich („Grundſaͤtze bes natürlichen Staaterechts”, 2 Xhte., Lelps, 
1795); Karl Ludw. v. Haller („Reſtauration bee Staatswiſſenſchaft““, 6 Thle., 
Winterth. 1816 [doch fehlt noch der 5.1); K. Sal. Zachariaͤ („Bierzig Bücher 
vom tagte, 3 Thle. Tuͤb. 1820 fg.); Friedr. Ancillon („Uber bie Staatswiſſen⸗ 
ſchaft““, Berl. 1820); Krug („Ditäopolitit”, Leipz. 1824). — Zum philofophb 
[hen Strafrechte gehören: Beccatia („Dei delisti e delle pene”, Neap. 1764; 
deutſch von Berge, Leipz. 1798); Feuerbach („Revifton der Brumdfäge und Grund⸗ 
begeiffe des pofitioen peinlichen Rechts“, 2 Thle., Erf. 1799; und fein „Lehrbuch 
des peinlihen Rechts⸗, 9. Aufl., Bießen 1826); Grolman „Grundſaͤtze der Eti⸗ 
minalwiffenfchaft”, 4. Aufl., Sießen 1825); Tittmann (‚‚Handbud) ber Straf 
zechtötwiffenfchaft", n. A. 3 Thle:, Halle 1823); Henke („Handbud) des Cui⸗ 
minalrechts und der Eriminalpolitik⸗, 2 Thle., Berl. 1823), 

3) Die Volkswirthſchaftelehre (Nationalökonomie) iſt, nach ihrer 
Trennung von dee Staatswirthſchaftelehre, eine neue, und bie Staatswirthſchafte⸗ 
lehre ebenfo begruͤndende Wiſſenſchaft, wie durch das Naturrecht dad Staatsrecht 
begtuͤndet wird. Denn ſowie das Naturrecht, noch außerhalb des Staatkichens, 
das Ideal der Hexrſchaft des Rechts auf dem ganzen Erbboden, für den duferm 
Wirkungskreis aller zur Geſellſchaft verbundenen Weſen aufſtellt, ebenſo fleBe 
auch die Volkswirthſchaftslehre den Menſchen, noch außerhalb bes Staatslebent, 
dar, nach dem in ſeiner Natur enthaltenen urſpruͤnglichen Streben nach Wohlfahrt 
und Gluͤckſeligkeit, und entwickelt im wiſſenſchaftllchen Zuſammenhange, wie, un 
ter der Vorausſetzung der unbedingten Herrſchaft des Rechts, im gegenſeitigen 
Verkehre der Individuen eines ganzen Volles, der Zweck ber individuellen und ber 
allgemeinen Wohlfahrt am ſicherſten verwirklicht und erhalten werben ſoll. Ste 
geht aus von der Eharakterifill der 3 Hauptſyſteme der Volks⸗ und Staatswirth⸗ 
ſchaftslehre: dent Mercantilſoſtem, dem phufickratifchen, und Adam Smeith's 
Snduftriefoftem , doch mit Müdficht auf die bedeutende Fortbildung ımd neue Bes 
ſtaltung des letztern von Franzoſen, befonders aber von Deutſchen. Nach ihrer 
witfenfchaftlichen Durchbildung in ber neueften Zeit fliehen an ihrer Spige die Ver⸗ 
wunftideen eines Volkes, ats einer durch freien Vertrag abgefchloffenen Hedytöge 
ſellſchaft, und der ungestiennlichen Verbindung bes Rechts und der Wohlfahrt in 
der Öffentlichen. Ankuͤndigung der Thaͤtigkeit eines Volkes, noch unabhängig von 
allen durch den Staat ntflanbenen bürgerlichen Berhältniffen und von allem Cin⸗ 
fluffe der Regierung Im Staate auf die Leitung bes Volfsvermögens und auf die 
Bildung bes Gtaatövermögens aus dem Volktvermoͤgen. Darauf hanbelt die 
Volkawirthſchaftolehre in 4 Abfchnitten: a) von den Quellen bes 
(die Note und der menſchliche Geiſt); b) von ben Bedingungen deſſelben (vom der 
Arbeit, und namentlich der Theilung berfelben, — und von dem gegenfeltigen Err⸗ 
bit und ber voͤlligſten Freiheit des Verkehrs); c) von der Wertheitung und Vermeh⸗ 
zung beffelben (Lehre vom unmittelbaren und mittelharen Werthe der Güter, vom 
Gebrauchſs⸗ und Tauſchwerthe, von Reichthum und Armuth, vom Kofler: und 
Tauſchpreiſe, von Wohlfeilheit und Theuerung, vom Brutto⸗ und reinen Ertrage, 
von Girculation und Capitalien, vom Arbeitolohne, Capitalgewimm und Grund⸗ 
rente); d) von ber Verwendung und dem Genuffe (Confunttion) des Volkävermbs 
gene (über dringende und nothwendige, und-über zufällige und ertänftdite Berlirfz 
niſſe des Lebens; über Sparſamkeit, Lupus und Verſchwendung; über das Vers 
haͤltniß dee Privatwirthſchaft zur Öffentlichen u. ſ. w.). — Wenngleich das fogen. 














"Er E.. - m DT nn en De SM Hm TEL UWE Mm Tem NM mb — — — —— — 


Seaatswiſſenſchaften 58 


Mercantlfgftem mche in der Peauis grüßt, als cheseeliſch bucchgeblibet.morbei iſt: 
fo gehören doch zu demſelben folgende Werke: Stersart, „Inquiry into the Bin 
eiples of poltical economy’ (3 Bde., Lond. 1767; deutſch Tub. 1769); Ge 

novefi, „Lezzioni di eommerelo ossia d’eeemomia eivile' (2 Thle, Baffano 
1769; deutfh von Wichmann, 2 Thle, Leipz. 1776); und Buͤſch, „Abhand⸗ 


- Jung von dem Geldumtauf (2 Thle., n. Y., Hamb. 1860). — Das phyſiokra⸗ 


tiſche Syſtem, deffen Begründer der Leibarzt Ludwigs XV. Quecnay mar, er⸗ 
bielt feine Ausbildung hauptſaͤchlich von Kolgenden: Quesnay (,„Tableau eeono- 
mique avee son explication” , Verſailles 1768); diefeß fen erſtes Werk warb 
mit mehren, Die ihm nun zuſammengedruckt in ber von Dupont be Nemours 
herausgeg. Sammlung: „La Phystoeratie” (6 Bbe., Boerbon 1768); Turgot 
{(„Recherches zur la nature et Porigine dos richenses nationales”, Dar. 1774); 
le Troſne („De lordre social”, Paris 1777); 3. A. Schlettwein („Die wich 
tigfte Angelegenheit für das ganze Publicum oder bie natuͤrliche Ordnung in der 
Politik⸗, 2 Thle.,en. A., Karttr. 1776; Germbfefle dee Staaten, oder die poll» 
tifche Ökonomie", Gießen 1770); Xheod. Ehusakg („‚Gtantsrstuchfchaftsiehre”, 
2 Ihle.; Berl. 1818). — — von Adam mit den —* 
deſſelben, in folgenden Schriften: Ad. Smith, „An inquiry into the nature and 
causes of the wealth of natiemp‘ (25%. ‚Zend. 1776; u. Aufl. 4 Bor., Edinb. 
1814; beutfch von Garve uud Doͤrrien, Beeslau 1810: franz. von Samnier, 
1802); Seotg Sartorins, „Won den Elementen bed Natienalreichthums und von 
ber Staatswirthſchaft“ (Bött. s00) Aug: Ferd. Lüder, „Über Natlonalindu⸗ 
ſtrie ımd Staatswirthſchaft, nach Ad. mich bearbeitet” (3 Thle. Berl. 1800); 
Chr. Fat. Kraue, „Staatswirchſchaft; nach des Verſs. Tode betatßgeg. von 
v. Auerewald (5 Thle. Koͤnigob. 1808); I. Bapt be Sap, „Traitö d’econo- 
mie ique” (6. Aufl, Brüffel 1827; deutſch von Jakob und Morſtadt); 
Ch. Ganilh, „Des systämen d’£cenomie —* (2Bde., Par. 1809; n.A., 
1022; deutſch, Berl. 1812); Storch, d’soonomie politique” (6 zit. 
Petersb. 1815; uͤberſ. im Auszuge von Rau, 3 Thle. Hamb. 1849): und 
Storch's, Betrachtungen über bie Ratur bes Natidnaleinkonmmens (Halle 1825); 
Gimonde de Sismondi, „Neuveaux-prineipes d’6comomie politique'' (2 Bbe, 
Dar. 1818); Dav. Ricardo, „On the prineiples of politieal economy and taxa- 
tion” (m. Aufl., Lond. 1819; dentſch von Schmidt, — — Malthus, 
„Prineiples of political eeenomy" ( (Lord. 1820 [gegen Ricarbo]); Lubw. Hein. 
v. Jakob,„Grundſaͤtze ber Nationalätonomie ober on aftslehre“ (Halle 
1805 , 3. Aufl., 1825); Jul. Graf v. Soden, ne male‘! (OThle 
Leipz., Arau u. Nümb. 1805 — 24); I. Fr. Euf. Lotz, „Reviſion der Grund⸗ 
beste der Rationahvicthfejnfteichre” (4’Ehle., Kob. 1811); Log, „Handbuch 
der Gtantäwirthfihaftsichre” (3 Thle., Erl. 1821); J. A. Dbemborfer, „Sys 
ſtem der Nationaloͤkonomie (Lande. 1822); v. Seutter, „Die Staatswirth⸗ 
Schafe (3 Thle. Um 1823); — d. polit. Ölenomie” {2 Thle., 1. Thi. 
Wetkanicthfehafteleher, 2. Rhl. Vottswirthfchaftepflege, Heidelb. 1826 m. 1828), 
4 Die Staatswirchfhaftsichre und Finanzwiſſenſchaft. 
Were. die Volkswirthſchaftolehre den eingelmen Menſchen und die ganze Mechtäge: 
ſellſchaft noch außerhalb der Verbindung im Staate denkt fo fegt bie Staatswirth⸗ 


ſchaftolehre das Dafein des Staates und dad Leben Im Staate vornus, und iſt die 


wiſſenſchaftliche Darſtellung der Grundfaͤtze des Rechts und ber Fiughei nach 

welchen theils ber Einfluß der ns im Stafte auf die Leitung bes Volkele⸗ 

bens und ber Volkothaͤtigkeit in Hinficht auf Produttien und Sonfunmtion beftimmt, 

theils das Staatsvermoͤgen, ober Das, was der Staat jährlich zur feinem Beſtehen 

und zu feiner Exhaltung bedarf, aus dem Volkovermoͤgen gebildet und verwendet 

wird. Der erfle Theil enthält die Scaatswirthſchaftslehre Im engen Sinne; der 
Conv.⸗Lex. Giebente Aufl. Bd. X. 38 


' 594 | Staatswiſſenſchaften 


zwbeluu die Fiarwiſſaſcaft. Im erfien Theile, De fie — 
gebeiffe ber So ———— — 06 Ans, ih dr —— kung af 


bie Vroductlon (auf Bevölkerung, perfänliche Freiheit und perſ ——— 

geiflige Bildung. und Bitten, auf den Landbau und auf daß Gewerbs — 

Zuͤnften und Imungen, vach Meneypolen, „V en, en, Prämien, 

nach feinen verſchiedenen Arten, und auf bad Geldweſen, ‚in feinem mannigfaltigen 
gen) ewieſen; und im zweiten (dee en 

ſenſchaft) bie Lehye von au ur ‚_fowie = 
= taates 


—— —— er Finanzrerwaltung gegen 


ange gelshet 

* im Staate darf daher, nach ben. Girund[ägen ber — — nom 
apktale, ſondern aut vom Einkommen, und zwar nicht vom xohen Einkommen 
(dom VDruttoertrage), nn Ge ae werben, weiches er 
‚906 VBubdget (für die nn — bie 

geſammten jaͤhrl. ——*; enthält ‚Das Bupget daher zuerſt bie 
ordentlichen und bleibenden Ausgaben bes Staates (die ns des — die 
Diaͤten für bie ‚ die Etats des einzelnen Miniſterien), ſowie bie 


tifationsfond6, Penfionen u. f. w.), amd. darauf die verfihiebenen Cinnahmen bed 

ates auf (Perſonal⸗ und Naturalleiſtungen, Domalnen, Regalien, directe und 
indirecte Steuern und Abgaben). ben wichtigſten Schriftn Aber bie Finonp 
wiſſenſchaft im Befondern gehören: Ludw. Heine. v⸗Jakob, „Die Staatsfinang 
wiſſenlchaft (2 Thle. — — ; Fre Sof. Behr, „Die Lehre von ber Wirth⸗ 
ſchaft bes —— 22); — „Handb. be Finanzwiſſenſchaft“ (üb. 
—— (ein neues De lchus iſt angekuͤndigth; v. ee 


zung ‚ Biden 
teuerwefen"” (2 This, Dildesh. 1817); v. Kremer, „Darfiee 
lung. bes Steuermeſens (2 Thle., Wim 1821); Heine. Eſchenmayer, „Anteit. 
zu einer — aeg an Staats rechnungs weſens (3: Thle., —** 
1807); Feb das Etgassurhuungse wand Gaffenwefen” (2.Ihle, 
Stuttg. ar); ; Kiefhle, „Grumdſaͤtze zur zwockmaͤßigen Einrichtung des Staatte 
cofjen = und Rechnungẽweſens und. feiner Controla (Berl, 1921). 

5) Die-Poligeiwiffenfhaft. Es gibt für bie Behandlung bee Por 
Hsskwiffenfhaft 2 weſentlich verfchiehene An Nach dee einen fol —— 
a Hthaltung ber Öffentlichen Sichesheit und Drbuung im Staate 
| aͤnken, nad) der andeen zugleich auch bie Cultur unb Wohlfahrt bee 

atöbürges berirkfichtigen.. Obgleich num beide Gpgenflände, ihrem Grunde 
Sau nach, torfentlich verfchieden v. nur von verfchlebensn Behärben zu verwirk⸗ 
lichen find: fo iſt doch bis jetzt für dem zweiten and noch in keiner aubern 
— bie Stelle ausgemittelt worben, wo er elt werden konnte. 
Deßhalb werden in dieſer Darſtellung beide verbunden. it Feſtha Djefeg 
Anficht ift bie ger bie ſyſtematiſche Darſtellung ber © e, nach 
weichen der Zweck des Staates, die Herrſchaft des Rechts u 
der indivlduellen und allgemeinen. Wohlfahrt ,- unmittelbar geſichert mb, erhalten, 
und beffen umunterbrochene Verwirklichung befoͤrdert und — werben ſoll. 





Gtaats wiſſenſchaften! 5” 
Daraus ergeden ſich bie beiden Theile ber Poltjelwiſſenſchaft a) Darſtellung der 
" Ormidfäge, nach welchen die Hereſchuft des Rechts im innern Skaalsleben tinmit- 
telbar durch gewiſſe Auſtalten md Eirrichtungen geftchert und erhalten werden 
fon: — die Sicherheits = und Drbnuinge oder die Zwangspolizei, d) Darflel- 
bmg der Grundfaͤte, nad) melden bie ndiofdirelle ımb altgeinetne Wohlfahrt im 
Innern Staatsleben unmitterbar durch gewifſe Anftalten und Ektttchtuingen befördert 
und etleichtert werden fol: — die Euãter⸗ und Wohlfahrtspoltzei (Bevotkerungẽ⸗ 
Landwirthſchafes⸗ Gewerbo⸗, Handels;, Aufkirteugo⸗, Sitten⸗, Behigion-, 
Kirchen⸗ Erglehungeporizet, und Pottzet fie die Veramkgungen,, Bequemlich⸗ 
keiten und den Genuß des Lebens). Darauf fülgt die wiſſenſchaſtuche Darftel⸗ 
lung der Polizeigeſetzgebung und Polizeiverwaltung. Mit Übergehemg ber Altern 
Schriften Aber dieſe Wiſſenſchaft fir die wichtigern neuern folgende v. &ormen: 
fels, „Seundfatze der Polizet“ (7. A. Vien 16804); It Bened. Weber, „Behr 
buch der poltiſchen Ökonomie (2. Their, Breſtlan 1813); I. Fr. Euf Don, 
„Uber ben Begriff der Polizei und den Umfang ber Poliseigemalt‘' (Bilbburah. 
1807); Seo. Demi, Geundfaͤtze zer einer Theotie ber Poliseimilfenfchaft” 
(Cüneb. 1808); Bud. Hein. Jakob, Grundfaͤte der Pollteigefesgebung und 
der Polizelanftalter· (2 Thle. Haie 1809); Kont Framz Rofhiet, „Uber den 
Begriff und die eigentliche Beſtiimmung der Staatepotisei‘‘ (Bamberg 1817); Fr. 
Wi). Emmermant, „Die Staatspollzei in Beziehung auf ben Iweck bes Stans 
tes und [. Behörden” (Wiiesbadm 1819). | 
6) Staatskunſt (Politik). Diefe ehemals mit dem Staatsrechte ger 
woͤhnlich vermiſchte Wiſſenſchaft enthält, in ihrer ſelbſtaͤndigen Beftait, die ſyſte⸗ 
matiſche Darſtellung bes Zuſanmenhanges zwiſchen dem innern und aͤußern Staats⸗ 
leden nach den Grumdſaͤren des Rechts und der Klugheit. Denn jeder Staat, 
als ein politifches Ganzes, kann und muß theils nach feinem innern, cheils nach 
feinem äußern Leben, thells nach der Wechſelwirkung beider auf einander betrach⸗ 
tet werden, die auf einem Zuſammenhange zwifchen beiden beruht, durch welchen 
die erkennbare Ankündigung fowol des innen als des aͤußern Lebens vermittelt 
wirbd. Es unterſcheidet fidy nämtich die Staatskunſt von dem Staatsrechte we⸗ 
ſentlich dadurch, daß fie, bei der Vorausſetzung bed im Staatsrechte aufgeſtellten 
Ideals der unbedingten Herrfchaft des Nechts, mit dieſem hoͤchſten Zwecke bed Rechts 
theils den Zweck der Wohlfahrt, ſowol der Individuen als ber ganzen Geſellſchaft ver⸗ 
bindet, theils für die Berwirklichung beider Zwecke die wirkſamſten Mittel aufſtellt, 
wodurch die Vorſchriften der Klugheit in die Mitte der Staatskunſt aufgenommen 
werden; Penn die Staatdkunſt befteht In der Kenntniß und Wahl der wirkfamften 
Mittel zur Erreichumg eines gerviffen Zweckes. Weil aber biefe Vorſchriften ber 
Klugheit nidyt aus der Vernunft, ſondern tuts der Erfahrung ſtammen, fo folgt, daß 
in der Staatskunſt uͤberall die treffendſten Belege aud der Geſchichte der Kergangenheit 
und Gegenwart mitgetheilt werden muͤſſen, um die Anwendung der wirkſamſten 
Mittel für die Erhaltung Bewahrung ımd Erhoͤhung des Zuſammenhanges zwiſchen 
dem innern u. äußern Staatsleben zu verfiimfidhen und zu beweiſen. Mach Ihren Theis 
len zerfaͤllt die Seaatskunſt a) indie Lehre von dem Innern, und b) von dem aͤußern 
Staatsleben. Bei der wiffenfchaftiichen Darftellumg der geſammten Bedingun: 
gen und Ankänbigungen des Innern Staatslebens wirb gehandelt: von der Cultur 
des Volkes, das in dem Staate zu einem felbftändigen bürgerlichen Ganzen ver: 
brenden iſt; von dem Organismus des Staates, nach Berfaffung (bald durch Re⸗ 
genten, bald’ durch Volksvertreter gegeben, balb auf dem Wege de Vertrags zwi⸗ 
ſchen Regenten und Ständen vermittelt), nad) Regierumg (monarchiſch, republi⸗ 
kamſch, foͤberaliſtiſch) und Verwaltung (Berechtigkeitspflege, Pollseir, Finanz⸗, 
und Militairverwaltung); und von den In der Cultur des Volkes und in dem Or⸗ 
gantennd bes Staates gemeinſchaftlich enthaltenen Bedingungen ber rechtlichen 
| 98 * 





596 Staatswiſſenſchaften 


Fottbildung (dev Reformen) des Inmern Staatslebens. Bei der Darſtellung ber 
Bedingungen des aͤußern Gtantslebens werden aufgeſtellt: die Grundſaͤtze für 
‚die Wechfelwi und Verbindung des einzelnen Staates mit allen übrigen neben 
ihm beflehenden Staaten „ ſowie die Grundlaͤtze für die Anwendung des Zwanges 
nach angebrohten obes erfolgten Rechtsverletzungen. — Da in frühen Zelten 
Staatsrecht und Politik gewoͤhnlich ungetrennt behandelt wurben, fo gehören für 
bie felbftänbige Behandlung der Staatskunſt bloß folgende Werke hierher: v. Bie⸗ 
lefeld, „Institutions politiques ” (3 Bde. Daag 1760 ; deutſch von Gottſched und 
Schwabe (3 Thle., Leipzig 1760; n. Aufl. 1777); Gottfried Achenwall,,Die 
Staats klugheit nach ihren erſten Grundſaͤtzen (4. Aufl, Goͤttingen 17779) ; Pfeif: 
fer, „Grundriß der wahren und falſchen Staatstunft” (2 Thle. Berlin 1778); 
„Dorlefungen über bie wichtigfien Gegenſtaͤnde der Moralpolitik“ (anonym und 
ohne Drudort, 1795); Wilh. Joſ. Behr, „Syſtem der angewandten allgenub 
nen Staatslehre ober der Staatskunſt, (3 Thle, Srankfurt a. M. 1810); Heim. 
Luden, „Handbuch der Staatsweisheit oder der Politil” (erſter Thl. Jena 1811); 
Fr. Köppen, „Politit nad) Platonifchen Grundſaͤtzen mit Anwendung auf unfere 
Zeit” (Leipzig 1818); v. Schmidts Phifelbel, „Die Politik nach den Grundſ. ber 
b. Allianz Kopenh. 1822); Weber, Grundf. der Politik’ (Tübing. 1827); An- 
cillon, „Zur Vermittelung ber Ertreme inden Meinungen” (1. Th, Berlin 1828). 
7Geſchichte des europaͤiſchen und ameritanifhen Staa: 
tenfyflems aus dem Standpunkte der Politik. Ein Staatenfuftem 
wird gedacht alß die bleibende Verbindung und Wechſelwirkung mehrer ſelbſtaͤndi⸗ 
ger, d. h. politifch gleicher und von einander imabhängiger Staaten und Reiche, 
"als — der gleichmäßigen religioͤſen und bürgerlichen Entwidelung, 
Bildung und Reife ber Völker, melde zu biefen Staaten und Reichen gehören. In 
Europa bildete ſich ein ſolches Staatenſyſtem erſt feit dem Ende bed 15. Jahrh. 
Seit ben legten 30 Jahren des 18. Jahrh., — befonder& aber feit der anerkannten 
Selbftändigkeit des nordamerikaniſchen Bundesſtaates, des Kaiſerthums Brafi: 
lien und der Republik Haiti, ſowie ber thatfachlich behaupteten Unabhängigkeit umd 
Selbftändigkeit der vormaligen fpanifchen Golonien: Merico, Guatemala, Co: 
„lombia, Peru, Chile, Bolivia, Buenos: Ayres und Paraguan — muͤſſen bie 
aus europäifchen Eolonien heruorgegangenen amerftanifchen Staaten al& ein glefch» 
berechtigtes amerikaniſches Staatenfuften behandelt werden. Aus dem Siand⸗ 
punkte der Politik wird die Geſchichte diefer Staatenſyſteme bargeftellt, fobalb in 
derfelben zunächft die Entwidelung und Fortbildung, oder das Sinken bed inmern 
und dußern Lebens der einzelnen Staaten und Reiche berüdtfichtigt und der Zuſam⸗ 
menbang biefe® Innern und dußern Lebens, bei der Gefammtankünbigung derſel⸗ 
ben in der Mitte des europäifchen und amerikaniſchen Stantenfoftems , vergegen: 
wärtigt wird. Denn. obgleich die Befchichte bed europaͤiſchen Staatenfuflems zu: 
nächft die Ankündigung des aͤußern politifchen Lebens aller in Verbindung und 
Wechſelwirkung ſtehenden Staaten und Reiche darftelt: fo kann doch, well das 
äußere politifche Leben der Völker und Staaten eine Folge Ihres inmern kebent if, 
die Rüdficht auf die Ankündigung des Innern Lebens (auf Cuftur, Berfaffeng, 
Regierung und Verwaltung) nit ganz übergangen werben. Die Geſchichte des euro 
pälfden und amerikaniſchen Staatenſyſtems aus dem Stanbpuhfte der Poli⸗ 
Ticit enthält daher die pragmatifche Darftellung des politifchen (innern umb Au: 
fern) Lebens ber Geſammtheit ber europaͤiſchen Staaten und Reiche, nit Ein: 
ſchluß der aus europäifchen Golonlen hervorgegangenen amerifanffchrr Stauten, 
nach ihrer gegenfeitigen voͤlkerrechtlichen Verbindung und Wechſelwirkung, feit dem 
Ende des 15. Jahrh. bis auf unfere Zeit. Die Eintheifung diefer chte des 
europaͤiſchen und amerikaniſchen Staatenfoflems hängt ab von dem Fhnteltte der 
teen der religiöfen amd klrchlichen, umd der bürgerlichen und politiſchen Freiheit 


— 





Staatöwiffenfchaften 897. 


ins Öffentliche Staats leben. Deßhalb reicht die erfle Deriobe von 1517 — 1783, 
mo im Frieden vom 3. Sept. die Unabhängigkeit und Selbftindigkeie des norbam 
rikaniſchen Bundesſtaates anerkannt ward, und bie amelte hebt mit dem ubre 
1783 an. — Für die wiffenfhaftliche Geſtaltun diefer Befdjichte gibt es fahr 
ſchaͤtzbare Urkundenſammlungen von du Dont, Rouffet, Wend, v. Hrrkberg, 
von Martens, Koh, Schoͤll, Iſambert, u. A. Der erfle Verſuch bes fofkemas 
tifhen Anbaues gefhah von I. Jak. Schmauß LEBE zu ber Staatswiſſen⸗ 
[haft und Erläuterung des von ihm herausgegeb. Corparis juris gentium acade- 
mici, 2 Thle., Leipzig 1741); Sottfe. Achenwall, Geſchichte der europälfchen 
Staatshaͤndel des vorigen undjegigen Sahrhunderts‘' (4. Aufl, Olttingen 1779); 
Koch, „Abrege de l’histoire des traites de paix etıtre les puiswancen del’Eu- 
rope depuis la paix de Westphalie'' (4 Bde., Baſel 1796; die neue Bearhel⸗ 
tung in 15 Th. von Fr. Schoͤll, Paris 1817); Fr. Anciüon, „Tablehu des’ re- 
volutions du systöme politique de PEurope, depuis 1a fin du quinziäne 
sidele’' (4 Bde. [bis zum J. 1713], Berlin 1803; deutſch von Mann, nur 
3 Thle.); Geo. Fr. v. Martens, „Grunbdriß einer diplomatiſchen Geſchlchte ber 
europaͤiſchen Staatshändel und Friedensſchluͤfſe ſeit dem’ Ende des 15. Jahrh. bis 
zum Frieden von Amiens“ (Berlin 1807); Am. Herm. Ludw. Heeren, „Hand⸗ 
basch der Gefchichte bes europäifchen Staatenfoftems" (4. Aufl., Göttingen 1822) ; 
Poͤlitz, „Staatswiffenfhaften” (3. Thl.). — 

8) Staatenkunde EStatiſtik). Wenn die Geſchichte des europäifchen 
Staatenſyſtems das politiſche Leben dieſer Staaten und Reiche im Kreiſe der Ver⸗ 
gangenheit vergegenwaͤrtigt, fo enthält bie Staatenkunde die wiſſenſchaftliche Dar⸗ 
ſtellung der politiſchen Geſtaltung der ſelbſtaͤndigen europaͤiſchen Staaten u. Reiche, 
mit Einſchluß der aus europaͤiſchen Colonien hervorgegangenen amerlkaniſchen 
Staaten, nach der Ankündigung ihres Inmern und aͤußern Lebens, und nach der 
Wechſelwirkung beider auf einander im Kreife der Gegenwart. Man muß’ bei dies 
fer Wiffenfchaft dreierlei unterfcheiben: a) die Theorie der Staatenkunde, ober 
die foftematifche Darftellung der Srunbbedingungen des Innern und äußern Lebens 
der Staaten und Reiche, fowie die Verbindung und Wechſelwirkung biefes innern 


und äußern Lebens auf einander, in Hinſicht auf bie Ankündigung der Staaten im 


Kreife der Gegenwart; b) bie allgemeine Staatenkunde, welche geftügt auf biefe 
Theorie, eine volftändige u. erſchoͤpfende Darftelung der Gefammtheit der europ. 
u. amerik. Staaten nadı allen Bedingungen ihres poßitifchen Lebens enthält; und e) 
die befondere Statiſtik jedes einzelnen felbfländigen Staates, durch deren forgfäl: 
tige Bearbeitung erſt eine beglaubigte und umſchließende allgemeine Staatenkunde 
moͤglich wird. Nach den In der Theorie der Staatenkunde ausgemittelten Grund» 
fägen muß die Darſtellung des Innern Staatenlebens die Grundmacht des Stans 





tes nach Land und Volk, bie Gultur ded Volkes (die phufifche, technifche, intel⸗ 


lectuelle, Afthetifche, ale bürgerliche Eultur), und den Organis⸗ 
mus bes Staates nad) Verfaffung , Wegierungsforn und nach den 4 Halıptiidel: 
gen ber Verwaltung umfchliefen; bie Darfielung des äußern Staatslebens din: 
gegen theils den Einfluß beflimmen, welchen das gefammte innere Leben eines 
Volkes auf deffen-dußere Ankündigung in der Mitte des Syſtems der gefitteten 
Staaten behauptet, theils das befondere Staatsintereſſe jedes einzelnen ſelbſtaͤn⸗ 


digen Staates, mit fleter Ruͤckficht auf f. politifche Würde (als Kalferthum, Rds - 


nigreiche) umd auf f, politifche® Gewicht (als Macht des 1.,2., 3. oder 4. politifchen 
Manges) würdigen, theils bei jedem einzelnen Staate die für ihn gültigen Ver⸗ 
troͤge in Beziehung auf f. Stellung zu dem Auslande angeben. — Die Theorie 
dee Statiſtik bearbeiteten: Joh. Chriftoph Gatterer („Ideal einer allgemeinen 
Weltſtatiſtik⸗ Göttingen 1773); Schloͤzer („Theotie der Statiflit”, erſtes 
Heft, Goͤttingen 1804); Ernſt Klotz („Theorie statistioos”, Theil 1, Leipz. 


— 


m —— 


— —— Au Ugemebne — a vd. fümmıtl. 

u r von 

— p. Reichen und ·Eanadern Eeipz. 1848); 3. Seo. Be ade, „Lehrbuch as 

Sad 4. u 1847); Ehr. Sottfe. Dan — „Handb. der 

und Statiſit(3 Thle. 5. Aufi. 1825); und 

vollſtaͤnd out, der neneſten Exbbefche.”, von Befpaii, —* Caunabich, 
Ukert (bis jet 23 Thle.); Br. Hafſel, „Lehrb. Bee GStatiſtik der 

europrifchen Staaten" (einer 1822); eiben „Statiſtiſcher Umriß ber 

fämmmtl. europ. und der vornahmfien außeraurop. —*28 Labellariſch in 33 


1626)3 — und tk lexikaliſcher —ã— — flotifäifänee 
Lriton Ik. A ind hin, nebft 2 Machtuhgen, Leipzig 18 
9 Yofitives Staot⸗⸗ oder ee Br Gs enthält die 
wiſſeuſchaftliche Darſtellung des Öffentichen Biechts ber feibfhäudigen nropäifchen 
und amerkkaniſchen Staaten und Dbeiche, inwiefern im biefem Öffetittichen Medpte bie 
gegentoärtig geltenden Gemmbbebingumgen des innern Staatsiebens diefer Reiche 
u. ne find. Aus diefem — folgt : daß jeder Stact in das 
Gebiet'diefer Wätenfchaft gehört, der ein pofitiuns Affentliche® Recht befigt daß bir- 
ſes Recht nicht bloß auf dem Herkommen bersbenbarf, ſondern Ingchriftlichen Grumd- 
un fein muß; daß daher brſondert die neuen, feit 40 Jahren ins öffent: 
liche Staatdleben eingetretenen Werfalfrwugen nach ihrem Inhalte in diefe Wiffen⸗ 
ſchaft gehbren; daß aber mux biejenigen Grundgeſetze aufgeflelit werden bänfen, weiche 
noch — gelten, und daß, bei iheer Darſtellung, —— Diejenigen 
— orbnet ffen , weiche 


che enthalten. Der Zweck diefer Biffesfheft iſt daher bie — foflematifdye und 
gleichmäßig durchgeführte Darſtellung des gegenwaͤrtig geltenden Öffentlichen Rechts 


ba 

———— derſucht worden: a) die dogmatiſche oder wer 
bi ‚ wo unter bie aufgeflsliten ſtaaterechtlichen Dauptbegriffe (Monarch, Staͤn⸗ 
de x.) die Beſtimmungen ber einzelnen Werfaflungen darkber gebracht werden (ſo v. 
Aretin, „Staatgrecht ber conſtitutionnellen Monarchie" (2. Zhi [der 2. in? 
Aöthell.] — beendigt von v. Motte, Aitenburg 1824 fg.); b) seen, 

wo die einzelnen Starten nach dem in hhret Mitte feit 30 — 40 J. eing 
Berfaffigen auf einander felgen, und der Gefammtirlfait jeder eimelnen Verfaſ⸗ 
fung ein in fich —— Bares bilder {fo Pölig im 4. Tple, feiner „Staats 
ſchaften). Wenn nod Kor 20 — 30 Jahren Das, was jetzt bie new 
enfchaft. bes — Seaatorechts bildet, in einens einzigen Abſchnitte der 
jebes einzelnen Staates behandelt ade konnte, fo muß gegenwärtig, 
wo gegm 100 MEN. Europäer und Über 30 Mill Amertlamer unter gefchriebenen 
Grundgeſetz en eben, das Öffentliche Seaaterecht als eine ſelbſtaͤndige Wiffenfch aft 
behandelt, und nur die allgemeinſte t der Verfaſſungen bei der Staaten⸗ 
Kunde der einzelnen Reiche und Stacten geführt werben. Noch iſt diefe Wiſ⸗ 
ſenſchaft niht durchgebildet. Materiallen zu derſelben ſind in folgenden Werken 
enthalten KEacroix, „Comstitutions des prineipaux $tats de PEurope ct des 
ötats unis de PAmerlque’' —F 8_&ufl, Dart 1802; deutfy m. d. “ 

ſten Aufl. in6 Thin., Leipjig 1792) ; Geo. $.v. Martens, 5 

wichtigften Hechögrundgefehe x."; 21. 1, enthaͤlt Dänemark, Schweden, 37 








Staotswifienfhaften AR 


brikannien (Göttingen 1794); Pällg , „Die set ber euzopälfdken 
©toaten, feit den Iepten’25 Jahren (A pls, Beippig 1817 — 25); Luden. 
Luͤders, „Diplom. Archiv für Eueopn” (3 Achte, ‚2eip ig 1819 — Pe — 
ves diplomatiques pour lhiatoireo du tomps et des Kraus! (6 
4821 — 25); umd deren Zortfesung :' „Neusfle Een = —— a 
Bde., Stuttg. 1825 fg.); Dufau, Dupergier und Guadet, „Collaetipn des 
eonstitutions,, ehartes et lola fondamentales des geuples de l’Europe et des 
deux Amöriques” (6 Bde., Paris 1821 — 23); Hof. Konflant. Biſinger, 
„Bergleihende Darftelung der Staasevesfaffung ber eutopaͤlſchen Monarchien 
und Nepubtilen” (iin 1848); An. Fritot, „Seienee du publieiste‘ (11 Bbe. 
Paris 1820 — 23), 
‚ 80) Prattifhes el Bölkerreät. Es enthält die 
“ wiffenfchaftliche Darfieftung ber von den cheiftlichen und gefitteten Voͤlkern und 
Staaten angenommenen Sumbfäge Rechts umd der Rlugheit für die Erhal⸗ 
tung und Behauptung der nike gina außern Verkehre beftehenden politis 
ſchen Formen. Diefes Völkerrecht heißt vithtiger das praktiſche als has poſitive, 
weil es Beinen Gober poſitiver Rechte und Gefege gibt, über deſſen Befolgung bie 
gefitteten Staaten fi vereinigt hätten, ſondern mir einen Inbegriff von Grund» 
fügen, welche feit den letzten 3. Jahrhamderten bie gefltteten Staaten in ihrem ges 
genfeitigen Verkehre praktiſch angewandt und geltend gemacht haben, und noch ans 
werden. ‚Seit der Ausbildung des amerikanifchen. Staatenfpftems kann 
dieſe Wiffenfchaft nicht mehr, wie fonft, das ‚‚enzopälfche” =. genannt 
werden. Bu dem Inhalte dieſer Staatswiſſenſchaft gehört: a) bie Darflelung 
des In der Gegenwart praktiſch beftehenden Syftems ber chriſtlichen und gefttteten 
Völker und Staaten, nad feiner Grundlage und nach feiner Ankündigung in ein⸗ 
zelnen polit. Sormen; b) bie Darſtellung ber in dem gegenfeltigen Verkehre biefer 
Boͤlker und Staaten praktiſch geltenden Geunbfäge des Rechte und ber Klugheit 
e) die Darſtellung der nach erfolgten Rechtsbebrohungen und — 
swifchen ihnen praktiſch geltenden Grumdſaͤtze für die Anwendung bes Zwang 
torfionen, Repreſſalien, Krieg) und fuͤr die Wiederherſtellung bee — Die 
Quellen dieſer Wiffenfhaft find : die zwifchen den gefitteten Voͤtkern und Staaten 
angeſchloſſenen und noch befiehenden und gültigen Verträge; die Wölkerfitte, nach 
Gewohnheit und Herkommen; bie Analogie ; und das philoſophiſche Voͤlkerrecht, 
als letzter Maßſtab für alte Zweifelhafte und Unbeſtimmite im praftif Vlfer: 
rechte. — Die aͤltern Bearbeitungen biefer — vermiſchten das phllofos 
phiſche und das prakliſche Voͤltkerrecht. Erſt feit Mofer wurde bie jegte Wiſſen⸗ 
Tafel bſtaͤndig durchgebildet amd von ber erſten getrennt. J. Jak. Mofer, 
Vearſuch des neueften europäifchen Voͤlkerechts im Ben und Krirgäjeiten‘ 
(10 Thle. in 12 Bon, Sranff. a. M. 1777); be Vattel, „Le drois des gens‘ 
(3 Bde., n. Aufl, Paris 1820; deutſch von Schuum, 3 Ahle., 1760); Karl 
Bottlob Blnther, Europaͤiſches Voͤlkerrecht in Sriebenägeiten” (2 Thle., Al: 
tenb. 1787); Seo. Fr. v. Martens, „Precis du droit des gems moderne del’Eu- 
rope” (3. Aufl., Goͤttingen 1821); Schmalz, „Das eusopäifche Voͤlkerrecht“ 
(Berlin 1817; Jul. Schmeling, „Spftematifcher Grundriß des praktif — 
aucopäifchen Voͤlkerrechts (3Ehle,, Rudolſtadt 1818); J. Lubw. Kluͤber, 
ropaͤiſches Völkerrecht” (2 Thle., Stuttgart 1821; vorher 1819 franz.); Hs. 
I, Presse — (9. ZHl). 
Ä 14) Diplomatie (nicht Diplomatit). Sie kann als Wiſſenſchaft und 
au Kunſt betrachtet werben. Als Wiſſenſchaft enthält fie bie ſyſtematiſche Dar⸗ 
ſtellung der Keuntniſſe, Rechte und Pflichten, ‚welche von den diplomatiſchen Per 
fonen zu ber politiſch⸗ diplomatifchen Unterhandlung mit auswärtigen Staaten ges 
fodert werden; und als Kunſt bezeichnet fie die auf die Grundlage jener wiſſen⸗ 


.. 908 Staatszweck 





Befcyichte” 1 

„Fraite de dreit politique.et de diplomatie” (2 XIhle., Parse 1228), Kariv 
Martene „Manuel diplomatique” (Leipzig — — Sr. v. Martent 
„Cours diplomatique (3 Bbr., Berlin 1601); Franz Xav v. Modham, Avro 

uſches Gefanbtfäpaftöredht” (Bandshut 1805). 
12) Staatöprasit. Wenn die Otantäpsaris an Pr in ber Fertigkeit 
De alle einzelne in der Wirklichkeit vorfommehben Gegenſtaͤnde des immer 
aͤußern Staatslebens mis Sicherheit, forte mit — dee Bölkerfitie 
= ber Formen bee Sonvenienz za behandeln, er bie Stoatäprarie, als Wiſ⸗ 
ſenſchaft, die zuſammenhaͤngende Worbereitung  umb ‚foftematifce Amveifung zur 
regelmäßigen Betreibung der Staatögefchäfte. Cie bilbet den Schlußſtein in ber 
, Reihe ber Gtaatswiſſenſchaften, weil fie bie gruͤndliche theoretiſche Kenntniß aller 
| — Staatswifſenſchaften vorausſetzt. Sie zerfaͤllt in bie beiden Haupttheile 

nn das innere und für das Äufene Staatsleben. — i 

nad, dem aufgeſtellten Begriffe noch keine wiſſenfchaftliche Durchbildung der 
Staattpraris — — fo koͤmen doch folgende Werke gebraucht werden Chr. 
“Ang. Edler von Bed, Verſuch einer Staatspeazis” (2. Aufl., Wim 1778); 
Chr. Dan. Voß, „Staategefhäftenichre”, der 4. Thl. f. „Handb. der Staat: 


lung ber Lehre. von den Stantögefchäften” (2 Thle., Erlangen nn 3. Bil. 
Bifchoff, Handb. der deutfchen Kanzleiprariß" (1. IhL umd 2. Iheiieh 1. Wu), 
He t 17%); H. Meifel, „Cours de style diplomatique” (2 Bde., Dree⸗ 
= ae v. Martens, „Causcs eölebres. du droit den gem.“ (2 Zhle, 
ipzig 1 

Stastö;wed. Was ber Zweck de6 Staets fei, iſt eine für das Wohl 

der Menfchheit wie für bie innere Bufriebenheit des — rmendlich wichtige 
Frage. Ein Regent, welcher ſich⸗hieruͤber taͤuſcht, welcher feinen erhabenen Be⸗ 
ruf verkennt, kann nur in Widerſpruch mit feinem Gewiſſen und mit dem Urtheil 
bder Beſten feiner Zeit, ber Vor⸗ und Nachwelt gerathen. Daher bat auch biefe 
Unterſuchung von jeher die größten Geiſter beſchaͤftigt. In ber diteflen Zeit m: 
faßte man Alles, was ben Menſchen heilſam und werth ſein konnte, In dem Zwecke 
des Staats. Als aber bie Idee einer allgemeinen Gemeinſchaft altes Gaten uch 
eines darauf gegruͤndeten Gemeinweſens In partiellet und Heurſchaft 
untergegangen war, ſuchte man einen Theil ber individuellen Freihert dadnech u 
retten, daß man von dem Staate Nichts weiter foderte und ihm richte weiter ein: 
räumte, als die Sorge für rechtliche Sicherheit. Died bat lange gedauert, und 
wictuch erft in umfern Tagen iſi man wieder dahin gelangt, in dem Staate eine 


ln. 





Stabat meter °  Stäbel so 


Bereinigung ber Mänfchen fie die Förderung alter Ihrer vernünftigen, "alter allge⸗ 
mein menſchlichen Zweckt zur erlernen. Der gefimde Verſtand hat dies ſchon laͤngſt 
eingefeben, indem ex Iumer vom ber Negierung Altes foberte, was ihm n irgend 
einer Beziehung‘ für das gemeinſchaftüchr Sehen im Staate nothwendig ſchien. 
Allein jener allgemelne Zweck sesfältt ae 3 beſondere Beſtimmungen: 1) Die mo⸗ 
raliſche Ausbildung, Erziehung des Menſchengeſchlechts zur amern Freiheit, zute 
Selbſtbeherrfchung, Herrſchaft der Bermunft, des reinen , die Pr 
Hchkeit.. Diefes iſt das Hochſte, was der Bienfch zwar nicht erreichen, aber bach 
orftreben kum; es iſt der Entſtehungogrund aller feinen Rechte. 2) Rechtliche 
Sicherheit von Außen, Unabhängigkeit des Einzelnen von frembder Beſtimmung 
ohne welche ſein Haundeln kein nerbienflliches fein Bann, aͤußere ober en = 
beit dutch Bericht und Staateſchutz; entikch 3) Beherrſchung des unfteien N 
Kenninif ihrer Kraͤfte und darauf gebaute Venutzung, Abwendung ber —** 
womit fie das Wirken der — bedtoht/ und wo die nicht moͤglich iſt, gemein⸗ 
ſchaftliches Tragen der Unfälle, um ſolche wenigſtens dem Einzelnen weniger fühl 
bar zu machen. Es iſt Nichts, was ſich wicht um dieſe 3 Awecke, welche alle in 
der Herrſchaft bed Geiſtigen über die Materie zuſammenkonmen, zutuͤckfuͤhren 
ließe. Aber auch Aa iſt es doch nur die aͤußere Ordnung, welche die Gewalt 
bes Staats herftellen kann. Alles Einbringen in das Innere dee Gemuͤther, alle 
Herrſchaft uͤber das Wiffen mb Glauben, ale Vreſuche, den Geiſt ber 
auf igend einer Stufe von weiterer Entwickelung, felbft vom Fun und — 
zuruͤckiuhalten, find vergeblich und umedt.. 

Stabat mater, ein beruͤhmter geiftticher Sefangtert in (at — 
welcher als foget. Sequenz in ber kath. Kirche, beſonders an den Feſten ber 7 
Schmerzen Maris, gefungen wurde. Einige nennen Päpfte (beſ. Papſt Je⸗ 
hann XXII., Andre einen der Gregore) als Verfaſſer; nach ber wahrſcheinlich⸗ 
ſten Meinung aber iſt der. Minorit Jatobus de Benedictis, gewöhnlich Jacoponus 
genannt, WVerfaffet,. weicher im 13. Jahrh. lebte, ein geleheter Juriſt wor, aber 
durch den Tod f. Gattin beinogen, 1268 in den Orden det Tertiarier trat, ſich den 
finſtern Bußuͤpungen bis zum Wahnſinn ergab und 1306 (uach Webding) * 
Der Tert hat viele Abänderungen. erfahren, iſt oft ind Deutſche uͤberfetzt worden 
(3.8. von Mohnike, früher von Fr. Thierſch). Die beften Kirchencomponiften baten 
es tompontet. Die herühmteften Tonfegungen find von Paleſtrina (Sfiimmiger Be 
fang), von Pergotefi (Zftinnmig mit Begleitung) und Afterga; fpäter von Sof: 
— et Orꝛcheſter) ,‚ von Winter, Neukomm, Stay (eine vortreffliche 

mpofit 

Staccato' wird in der Mufie duech kleine Punkte oder Striche. uͤber den 
Roten bezeichnet, und bemtet an, daß Die Toͤne (mehr oder weniger) abgeſtoßen wa 
ohne Bindung votgetragen werben follen. 

Staͤdel (Johann Friedrich), Banquler und Mitglied des. Wuͤrgercolle⸗ 

giums zu Frankfurt a. M., wo er am 2. Dec. 1816im 80. 3. ſeines Lebens ges 
fee tft, machte fich um f. Vaterſtadt insbefondere durch eine wahrhaft fürfihiehr 
Stiftung verdient,. bie u. d. R. des Staͤdel'ſchen Kunftinflituts beſtrht 
und eine Zierde jener kunſtreichen und kamſtliebenden Stabt it. Frankfurt beſaß 
ausgezeichmete Kuͤuſtler und viele Privateabinete, aber keine für Kunſtbildung und 
Unterricht beſtimmte oͤffentliche Sammlung claffifher Aunſtwerke. Diefem Man: 
gel wollte der edle St dadurch abhelfen, daß er In: feinem. eiste mit 
1,300;000 ibn. botirte Anſtalt fliftete, voorin Gemälde, Kupferſtiche und andre 
Aunfigegenflände Kuͤnſtlern und Kunſtfreunden an beſtimmten Tagen um Ge⸗ 
brauche, auch zum Sopiten, frei und amentgelttich offenſtehen. Dieſer er Anftat wid: 
raste er f. Haus und ſ ganzes Vermoͤgen, mit Ausnahme einiger Legate; auch ers 
nannte er 5 feiner Ai sur Beljiehung f. Willens und zu Vorſtehern der An 


N 





608 | Stadium Bat Ä 


flat. Diefe haben ein zwecmaͤßiges Local für biefelbe — die ganze Eis» 
richtung beforgt. — Deputation des Senats er Buͤrgerreytaͤſentation 
werben jaͤhrlich die — vorgelegt. Da bad Staͤdel ſche Inſtitut nicht 
allein die er nnd ELunſtkenntniß im Allgemeinen, ſondern auch bie Bil⸗ 
dung einheimiſcher Kuͤnftler im —— bezweckt, ſo ſollen Soͤhne — 
telter — Bürger, bie ſich den Kuͤnſten, namentlich dan Bauweſen, widrnen 
— in allen —— einſchlagenden Wiſſenſchaften und Kunſtaͤbungen unentgelt⸗ 
robten Faͤhigkeiten auch — unterſtuͤtzt wer» 
— ran ferfliche dee ſich darch und Auttauſch ſtets 
vermehrenden Ganımlın ——— ſind nach — und innerhalb derſelben in hiſtori⸗ 


Antiken, Bronzen, Schnitzwerke in — — — em h. — 
ſtian von Albt. Dürer, ſowie Gypsabguͤſſe beruͤhmter | nom Rom und Flo⸗ 
renz, desgl. von den alten Skulpturen bes Parthenon zu Athen und des Apolle⸗ 
tempels zu Phigalia. Eublich iſt mit dem Ganzen eine Bibliochek verbunden, bie 
aus vielen in das Kunſtfach einſchlagenden Werken beſteht. Mehre dieſer Lunſt⸗ 
werke — worunter die Cabinette von D. Grambo und de Neufville — find won 
den Vorſtehern der Anſtalt angeſchafft worben. at die Beſchreib. des Scder 
ſchen Kunſtinſtituts von GC. Fr. Star‘, Frankf. a. M. 1823.) Indeß warb his 
altung diefes Kunſimeſeume bald nach dem Tohe beB Eitifterß von ben aufs 
wästigen Inteftaterben deffelben in einen Proceß verwickelt, bes dem ven bisfem 
reichen Inſtitute für die Ausbilbung kuͤnſtleriſcher Talente zu erwartemben —— 
feindſelig In den Weg tritt. Die Inteſtaterben haben naͤmlich bad Teſt 
nichtig angegriffen, weil &t. fein Vermoͤgen dem von ihm erfi mach f. Tode zu 
gruͤndenden Inſtitute vermacht hatte, ber im Teſtamente eingefegte Erbe arithin 
bei Sertigung deſſelben noch nicht vorhanden war. Durch ein von dem Ober 
appellationdgerichte der 4 freien Staͤdte zu Luͤbeck 1822 erlaſſenes Erkenntuiß 
wurde jedoch das Städel’fche Inſtitut in den Nießbrauch ber Verlaſſenſchaft gefeht, 
ſodaß die Verwaltung, ungeachtet bie Hauptftage noch nicht entſchieden iſt, von ben 
Zinfen des Capitals eine nügliche Anwendung zur Foͤrderung der bildenden Künfte 
sachen kann. Im J. 1828 iſt der Proceß durch einen Vergleich, duch welchen die 
Staͤdel ſchen Erben 311,000 Gldn. erhielten, beendigt worden. Unter ben vielen 
darüber erfchienenen Schriften zeichnet fich aus: Wend’s „Beitrag zur rechtlichen 
Beustheilung des Staͤdel ſchen Berrbungsfalles” (Leipzig 1828). 

Stadium, beiden Alten ein — von 600 Fuß. bie Fue, 
ſo waren auch die Eiadien verſchieden. Die wichtigſten waren: Fig das Tieine 
ober das Stadium des Ariftoteles, 31 7745 2) das Stadium bes Kleomedes, zu 
55,65; 3) das ppthifche oder beiphifihe, 5 zu 51,18; 4) dos Stadium des Era⸗ 
eofhenes, ;u 46,57; 5) das Stabium bed „Derobot ober das nautiſche, auch per: 
ſiſche, zu a ‚46; 6) das griechiſch⸗olympiſche, zu 40,45 7) das Phileterifche, zu 
ungefähr 354; und 8) das große Stadium, auch das ägpptifche oder daß m 
deinifche genannt, zu 33,39 auf die geogr. Meile. Manche Gelehrte nehmen 
jedod) nur Ein Stablum an. Urſpruͤnglich hießen Stadien bie zum Wettlauf ein» 
gerichteten Rennbahnen, twelche gewöhnlich von der angegebenen Bänge waren. Die 
befanden fich bei den Bummaflen und beſtanden aus einem länglichen, ebenen Pilot, 
mit 2 gleichlaufenden Seiten, an dem einen Ende mitt einem Halbcirkel — 

‚am dem andern offen. An den 3 geſchloſſenen Seiten erhoben ſich Aufenweiſe über 
eimander Sitze für bie Zufchauer. 

Stadt iſt eine Gemeinheit, welche (vorzugsweiſe vor o Dorf» und ie 
denbemohnern) das Recht hat, jede bürgerliche Nahrung 6.5 ‚ Mans 
facturen, Sabriten und Handwerbe) zumftmäfig zu treiben, und d weiche unter der 


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Stadt 608 





Aufſicht eine oxdenstidhen Sommunekrig Ctebomagifiense) 
Unſprung ber Scaͤbt⸗ u in bie früpeften * ber Geſchichte. — ——— 


ſchen Schriften erbauete Nimrod 3 Städte, unter denen Babylon die vorzuͤglichſte 
war. Die Juben meinem, aber ohne Grund, daß Sem nach ber Suͤndflut die 
etſte Stadt erbaut habe. — Anfaͤnglich Kanten die Familien unter Anfuͤhrung 
aines gemeinſchaftlichen Famillen⸗ ober Stammoberhaupts. Merwanbtſchaft, 
Hang zur Geſelllgheit, und noch mehr bad Beduͤrfniß, fich gegen maͤchtigere Ge⸗ 
— ——— — die getrennten Familien, ſich wit einander 
und bie der Dorgenlandes lub fie ein, füch fefte Wohn⸗ 
— Rim ließ man ſich mit ben noch unſteten ober benachbarten 
in Tauſchhandel ein, ud ſo entſtand das Staͤdteleben. Umherziehende 
are beuntuhigten bie Bewohner ber für immer gewählten Wohnpläge; man 
umgab babe die leztoern mit Mauern und Befefligungen. Sowie bie Samiliens 
bäupter nach und nad) ausſtarben, — an, ohne Ruͤckſicht auf Geburt und 
Herkunft, bie — un der Gemeinheit zu Vorſtehern zu wählen, und 
fo entflauden aus ben. Städten Die erſten Staaten bed Alterihums, beren Urſprung 
geößtentheils vepubilfanifgh war. Unter ben mildern Himmelsſtrichen Aliens, Afri⸗ 
kaſs, Griechenlands und Italiens wurden bie we und meiften Staͤdte gebaut, 
Beſonders zeichneten fich die Hgypter und Phoͤn — durch Anlegung von Staͤdten 
aus, welche fie bald zu einem Hohen Grabe von fand und Reichthum erhoben. 
> Ägypter hielten ihre Stadt Diospolis — für Alter als alle griechifche, 
und nach Plinius war bie vom Gefeops (1582 v. Chr.) in Attika erbaute Stadt 
Cekropia, nachmals Athen, bie aͤlteſte Stabe Griechenlands. Heeren bemerkt, 
daß die Entſtehung bee Staͤdte bie wichtigſte Quelle ber langen Ders 
faffung bes Alterthums geweſen iſt. Dies gilt vorzäglid von Griechenland. 
Staͤdtebunde gab «8 mehre fchon in ber alten Zelt, 3. B. der phönisifche, welcher 
ans ben Städten Tyrus, Sidon n. a. beftanb, und der achaͤiſche, zu dem die wich⸗ 
tigſten Städte Griechenlands fich vereinigt hatten, um fich gegen bie übermacht der 
Macedonigr u. A. wechfelfeitig zu [chügen. Unter ber Regierung des Auguſtus und 
f. Rachfolger fingen die Römer an, Pflansftädte ia Deutfchland anzulegen, 4. 8. 
Auguſta Bindellcorum (jetzt Augsburg), zen (Memmingen) n. a. Auch 
im der jeigen Schweiz gründeten fie zuerſt (ungefähr 70 J. n. Chr.) Städte und 
Zudem, die aber durch bie —— groͤßtentheils aa und erſt nachmals un⸗ 
ter dee Herrſchaft der Kranken (496 J. m. Chr.) wiederhergeſtellt wurden. Die 


Deutfhen, an wilbes Umherziehen gewöhnt, zeigten anfänglich wenig Neigung 


zum Stabtleben, bis Karl d. Gr., eifrig um bie Entwilderung ber beutfchen Voͤl⸗ 
ter bemüht, anfing, mehre Städte zu erbauen. Beſonders gefchah bies aber von 
Heineich I. (919— 936). (S. Mittelalter.) Nordhauſen, eh 
Duderſtadt und Soeſt wurden in diefem Zeitraume erbaut und a. offene Ötter in 
Thüringen uud Sachſen erhielten Mauern, mm fie gegen ‚bie Überfälle der Angarnn 
ya fichern. Durch große Borrschte, welche Heinrich ben Stäbtebewohnern vers 
u bob ex die — der Deutſchen gegen das Leben in Staͤdten, und durch 

Anlegung neuer S ———— er den Wohlſtand, die innere Kraft und ben Ge⸗ 
werbieig feines Reiches. Im vielen derſelben befanden ſich kaiſerl. Burgen, bie 
Befehlshaber ihrer Beflgungen hleßen Burggzafen und die Einw. in ihren Rings 
mauern Bürger, welches nachmals bie allgemeine Benennung ber nicht abeligen, 
von fädtifchen Gewerben Iebenben Stabtbewohner wurde, obgleich «8 auch viele 
Städte gab, bie Erine Burgen hatten, umb wieder Burgen, bei denen fich keine 
Städte befanden, die häufigen Befehbungen, welche fi) der mächtige 
Abel gegen die minder tigen Lanbbersohner erlaubte, wurden diefe häufig ges 
nöchigt , fich in bie Städte zu begeben. Komuten fie dort nicht aufgenommen wer» 
den, fo legte man außer ven Ringmauem ober Pfählen Vorftäbte (Pfahlburgen) 








604 Stasi: Holſtein 


an, berem Bewohner bes ſtaͤdtiſchen Schutzes, aber nicht immer aller Rechto ber eis 
gentlichen Stadtbersohner genoffen. (5. Pfaehlbärger.) — der Re⸗ 
gierung Konrads ILL. (1138— 52) hatten bie lombardiſhen Städte, und beſonders 
Mailand, welches an ihrer Spitze Rand, einen hohen Brad von Reichthum und 
Macht erlangt und fich zu einem Staͤdtebund vrrsinigt. Pergebens gerſtoͤrte 
Friedrich I. das uͤbermuͤthige Malland. Es warb bald wirber aufgebaut, und bie 
lombardiſchen Städte zwangen in Verbinhung mit dem Papſte ben Kalfer zu Kon⸗ 
ſtanz, einen ſehr nachtheiligen Frieden er — zu. ſchließen. 2 chenfo maͤch⸗ 
tige Staͤdtebunde wie bee lombardiſche bi fi während des Interregnums6 
von 1256— 72 in ber Hanfa (f. d.), und — Walpobe aus Mainʒz 1255 
geflifteten Wunde der oberbeutfchen und eheinifchen Staͤdte vom Zuße der Alpen 
bis zum Ausfluffe des Maine, aus. Ein ähnlicher: Staͤdtebund, gleichfalls zum 
Schutz gegen das Fauſtrecht errichtet, man her ſchmaͤbiſche, ber 1488 zu Stande 
kam. Rach unb nach erlangten bie Staͤdte in allem gebiſdeten Staaten Europas 
das Recht der Reichs⸗ ober Landſtandſchaft und damit einen Aucheil an der Regie 
rumg, umb auf biefe Weiſe ging von ihnen nicht bloß Neichthum uud Wohlſtaud, 
fonbeen auch eine freiere Entwidelung, einunmufbpalthanes Fortſchreiten des — 
lichen Geiſtes über Europa aus. Die lombardiſchen Staͤrte waren inbeffen, ob: 

gleich noch immer wohlbabend und bluͤhend, doch waͤhrend des Mittelalters gröf 


Berfaffungen vertoren fich nach und. nach und.der einf fo midstige lombardifche 
Staͤdtebund hörte auf. Ein gleiches Schickſal hatten — — dieſer 
Urt, Durch den weſtfaͤliſchen Frieden ward den deutſchen Meichefirflen bie Landes 
hoheit zugefichert, und je höher ihr Anſehen und — Gewalt ſtieg, veſto tiefer fan 
ken die Städte, die faſt alle nach und mach in die Hände ber benachbarten Fuͤrſten 
kamen. Won den vielen ehemaligen deutſchen Meichaftähten haben nur Hamburg, 
Lübe, Bremm und Frankfurt ihre politiſche Selbſtaͤndigkeit wieber erlangt, und 
in Polenift ducch die Beſchluͤſſe des wiener Congreſſes Krakau als frrie Stadt um 
ter einer vepublifanifchen Megierungeverfaffung in Die Reihe feibflänbiger Staaten 
getreten. S Eihhom: „Ib. den Urfprung der ſtaͤdtiſchen Verfaſſung in Deutſch⸗ 
land“, inf. „Zeitſchrift f. geſchichtl. Rechtsw.“, 1.8d:, ©. 147 fg, uub Gmei⸗ 
ner: ‚Über ben Mrfprung der Stabt Megensburg und afer altın Sreifiäbte” (Re⸗ 
geneb. 1817); D. Fr. Kortim’s „Entfichungtgefih. der freiftädtifchen Bunde im 
Mittelälter und in der neueren Zeit” (Zuͤrich 1827). pe v. —— Huſchec, 
Schott find wichtig: Gaupp's Schrift „Liber deutfche Staͤdeegraͤndung, Stäbte 
verfaffung und Weichbilb im Mittelalter" (Jena 1825), und 5: D. Gümaan’s 
„Staͤdteweſen des Mittelalters" (2 Thle, Bonn 1827). Über die preuß. Städte: 
orduung (19. Nov. 1808) f. bie Ssriftn von di Raumer (Epz. 1828) md 
Stredfuß (Berl. 18238) . 
Stael:Holftein (Anne Bone Germamne v.), geb. Necker, eine hoch⸗ 
begabte Frau, die man die größte Schriftſtellerin aller Zeiten und Laͤnder genannt 
hat und ohne Übertzeibung wenigſtens hie geiſtreichſte Jrau vnfers Aeitabtent nen: 
nen kann. Seit Voltaire und Rouſſeau ſchrieb vicleicht Niemand. mit gleicher 
Kraft in der franz. Sprache. Cine ſeltene Beguͤnfligung äußerer Umſtaͤnde trug 
viel bei, die Geiſtesanlagen zu entwickeln and eigenthuͤmuch auszubilden, bie fie 
der Natur verbankte. Ihr Vater (f. Meder) wahnte feit 170.018 Mitglied 
eines großen Handelshauſes und fpäter als Refident der Mepublit Senf, feiner 
Heimath, in Paris, wo Frau v. &t. 1768 geb. wurde. 1777 warb ihr Water 
buch ſ. Erhebung zum Finanzminiſter ben glaͤnzenden Kreiſen der Hauptſtodt ech 
naͤher geruͤckt. Die Mutter, T. eines Geiſtllchen in der frang. Schweiz, freut 
finnig, ſtrengſittlich und verſtaͤndig, aber gu. metaphvſiſchen Guben geneigt und 
in Ihrem Benehmen gezwungen, übernahm die erfte Eegiehang ibere Tochter, mid 














fruͤh lernte dat lebhaſte Ray mit angeftrengtern Fleiße unb Hönte viele Unterredun 
gen an, bie. uͤber bie Faffungskraft feines Alters gingen. Das Necker'ſche Haus 
warb von dm arsgezelchnetſten Maͤnnern ber Bauptflabt befucht, und wie andre 
Grauen jetier Zett auf die aiteraniſche Bildung Anfpruch machten, ſammelte and) 
Frau Reder berühmte Getehrte um fich, u. A. Rahnal, Dasmontel, Thomas. Die 
Aufmunterung zum Dieb, die das junge Maͤdchen in dieſen Geſellſchaften erhielt, 


und die vielfachen Anregungen ihres Geiſtes hatten einen bedeutenden Einfluß auf 


die Richtung ihrer Innern Thaͤtigkeit; fie bildeten bie ſeltene Unterhaltungsgabe, 
wodurch Frau v. St. ſich auszeichnete, und weckten fruͤh ihre Neigung zu geiſtigen 
Kampfſpielen, aber da man in jenen Geſellſchaften mehr auf glänzende und ſpitz⸗ 


findige als geimdliche Erörterung der Begenflänbe ſich verſtehen mochte, auch wol 


den Harig zu auffalleaben Meinungen, der ſich beſonders in. ihren aͤltern Werken 
ſichtbar macht. Das muntere Maͤbchen ſchloß ſich jedoch ſeit fruͤher Jugend we⸗ 
niger an die ſtrengflanige Mutter, bei welcher fie einen peinlichen Zwang fühlte, als 
an ben Vater, defſenr Beiftesftiimmung der Ihrigen verwandter war und ber den 
Geiſt ſ. Tochter nach ihrer Eigenthluntichkeit zu erregen verſtand. So bilbete ſich 
die gegenſeitige Anhaͤnglichkeit, die von ſ. Seite als Inmige Zaͤrtlichkeit, mit welcher 
ein gerechter, vaͤterlich· Stolz ſich wereinte, von ihren Seite als ſchwaͤrmeriſche Lies 
be, als eine ſaſt an Anbetung grenzende Berehrung erſchien. Mit fo. lebhaften Ent⸗ 
züden aber Weder die Auszoichnung ſ. Tochter und ihre herelich erbluͤhenden Geis 
ſteskraͤfte bemerkte, fo. wenig ermunterte er fie zu ſchriftfielleriſchen Arbeiten. Er, 
von Natur den Gchriftfkellevinmen abhold, hatte ſelbſt ſ. Frau ſolche Befchäftiguns 
gen unterſagt, beſorgt, daß ber Gedanke, fie beim Eintritt in ihr Zimmer zu ſtoͤren, 
ihm das Befühl eines Läfligen Zwanges geben werbe. Um ſich niche einem ähnlichen 
Berbote auszuſetzen, hatte [. Tochter Sich feit ihrer zarteſten Jugend In ber Gewohn⸗ 
heit befeſtigt, Unterbrechungen ohne Unmuth zu ertragen umd gleichfam im Fluge 
zu ſchreiben, ſodaß es ihm, wenn er fie immer ſtehend oder auf die Ecke eines Ka⸗ 

mingefimfes geftuͤtzt fand, nicht einfallen konnte, fie in einer ernſthaften Beſchaͤfti⸗ 
gung zu führen. Gchon früh übte fe ſich In fehriftlichen Arbeiten. As 1781 ihaes 


Vaꝛets Bericht ber dm Staats haushalt („Comptereridu") erfihien, fehrich fie ohne 


Ihren Ramen einen Brief, welcher Necker's Aufmerkſamkeit aufſichzog, der ſo⸗ 
gleich ihre Darſtellungsweiſe darin erkannte. In ihrem 14: Sabre machte fie Aus⸗ 
süge aut Montıtauien’s Werke uͤber die Gefege, mit einigen Bemerkungen beglei⸗ 
tet, und: felbft Raynal wollte um biefe Zeit fie veranlafen, für ſ. Befchichte der 


en und des Dandels bet Eusopder in beiden Indien einen Aufſatz 


über den f des Edicts von Nantes zu fchzeiben. Ihre aͤlteſten Scheiften, 
bie ſie aber etſt 1795 herausgab, find 3 Erzählungen, worauf ein Luſtſpiel („So⸗ 
phie, 1786) und-2 Brauerfpiele („Johanna Grey”, 1790, und, Montmorench, 
1787) folgten. Das erfte Auffehen aber erregte die junge Schziftflelerin buch 
ihre Briefe über Rouſſeau's Schriften und Charaktır („Lettres sur les ouvrages 


et‘ le:carastöre de 3, J. Rousseau‘), bie. 1788 nur in wenigen Abbrüden bes 


karmtgemacht wınden, 1789 aber in einer verm. Aufl. erſchienen. Nicht lange 
Vorher hatte Fräuichr Necker das Band der Ehe, aber nicht aus freier Wahl, ges 


knuͤpft. Ihr Herz ſcheint einem ebein Manne, dem Vieomte Matthias de Mont 
moreney, gehort zu haben, mit weichem fir während ihres ganzen Lebens durch in⸗ 


verbunden war; aber der ſchwediſche Geſandte in Paris, der 


Freih. v. Stan Holſtein, ein Mann vom wackerer Geſimmmg und edelm Beneh⸗ 
"men, nur weit älter als fie, war deſto glͤckucher in ſeinen Bewerbungen, ba Frau 
NRNecker, ira eifrige Proteſtautin, atıf einem Bann ihres Glaubens beſtand, und 
J. Rinig, deſſen Licbinig er war, ihm auf mehre Jahre bie Geſandtenſtelle zuftcher⸗ 


te, um Foäulehn Meder gegen die Beforgniß zus ſichern, Frankteich veriafſen zu 
muflen. — Die Revolution, weiche ungefähe gleichzeitig: mit ihren Verheitathung 





606 Stasl⸗Holſteia 

ausbrach, hatte auf Ihre Geiſtesrichtung und ihr Schlckſal einen eutſchelbend mis 
tigen Einfluß. Theitnahme am — * mußte in rem Griſte früh mb 
— — Ihre — Anker Zelt — in 
fie anfangs nur auf einen fernen eſch zu e 
vorbereitete neue Geſtaltung Europat beſchleunigte; das vefte Mintfkerim ihreẽ 
Vaters (1777 —- 81) brachte den haͤuslichen Kreis, worin fie aaftbucht, der großen 
Welt und dem Staatsleben näher, und Verhanditragen fiber Staatsfachen waren 
ſchon zu jener Zeit, ſelbſt in den Geſellſchaftsſaͤten gebiibeter Hauptgegen⸗ 
ſtaͤnde ber Unterhaltung. Mit drn politiſchen Anſichten ihres Vaters vertraut und raẽt 
dern freiſumigen Gedanken genaͤhrt, wodurch mehre ausgezeichnete franz. Schrift 
ſteller ihren Zeitgenoſſen cine neue NAchtung gaben, mußte ſte von Freiheltoliebe 
entflammit werden, und ſchon in three Schrift über Roufſeaun ward bdieſe Gefſn⸗ 
nung kraͤftig ausgeſprochen. „Weder ihrer Gemuͤthsart“ ſagt Frau Necker de 
Sauſſure (eine nahe Verwandte und vertraute Freundin dee Stau v. St), „wech 


ihrem Schidfale konnte bie Allgemeine Bewegung gleichguͤltig ſein, da fie dem Dit 


telpunkte ihrer gewaltigen Wirkung nahe war, durch Ihren Bft ſich zu Allen auf: 
geftellten Grumdſaͤtzen erhob und durch ale Ergebniſſe In Ipem Befüpien berührt 
wurde. Wo alle Köpfe erhitzt waren Eonnte ihe Kopf nicht sieichgättig biekben. 
Sie bewunderte Englands Verfaffung ebenfo fehr ais fie Feankreich Tiebte; der 
Gedanke, die Franzoſen fo frei zu ſchen als die Engländer, fie auf glaicher Linie zu 
erblicken in Bejlehung auf Alles, was die Rechte dar Menſchhett fichert und bie 
Wuͤrde derfelben aufrichtet,, mußte ihre fecrrigſten Wuͤnſche befriedigen, ud wenn 
‚man erwägt, daß mit biefer Ausſicht ſich die Hoffmmg verband, ihr Water Werde zu 
einer folchen Wohlthat beitragen und Dank dafür ernten, fo wird man Über Ihre 
Begeiſterung nicht rftaunen”. Slie Hat in ihrem nachgelaffenen Werke 
lich erzählt, welchen Antheil fie an der betvegten Zeit genommen. Ihres Waters 
 Berbannung (1787) machte einen ebenfo erſchuͤtternden Eindrud auf fie als ſeine 
1788 erfolgte abermalige Berufung Ins Minifterium und die hohe Volksgunfl, 
die ihn umgab, das Herz der bewundernden Tochter erhoben. Als der Sturm der 
Revolution, der ihm bald zu mächtig ward, im Gent. 1790 ihn zwang, fit immer 
vom Schauplage des öffentlichen Lebens abzutreten und Zuflucht in f. Heimath pu 
‚ fuden, mußte f. Tochter mit den Ihrigen in Paris bleiben. &ie ſah bafb mit tie: 
fem Schmerze ihre Erwartungen betrogen. „Bei einem PRitgefühle, welches ſelbſt 
gegen gleichgültige Dienfchen fo lebhaft war, daß es eigner Schmerz wurde, bei eis 
nem Abfchen gegen Willkür, der alle Kräfte ihrer Seele erregte, ward fie von dem 
Anblicke der Schreckensherrſchaft mehr als irgend Jemand mit Entfegen erfüht. 
Mit der innigſten Theilnahme an fremdem Schmerz, mit bangen en 
für ihre Freunde, verband fich der Gedanke, daß der Name der Freihelt füt Immer 
geſchmaͤht und ihres Waters Name gleiches Schickſal erfahren werde. BE fir 
auf Exden vergätterte, die Freiheit und ihres Waters Ruhm ſchlen ein Streich nie: 
berzumerfen”. Während Robespierre ð Herrſchaft wirkte fie ebeintäthig, Telh 
eigne Gefahr nicht ſcheuend, dem Tode Opfer zu entreißen, ımb hatte den haben 
Muth, eine Eräftige und beredte Vertheibigung der gefangenen Königin, Die ihr do& 
immer abholb getvefen war, bekanntzumachen. Nach dem Aufflande vom 10. 
Aug. verfchob fie ihre Abreife von Tage zu Tage, da fie nicht allein ſich reften woll⸗ 
te, während fo viele Freunde in Gefahr ſchwebten. Am 2. Sept., als die Sturin⸗ 
glode zu Aufruhr und Mord rief, wollte fie Parts derlaſſen, aber vom Ampörten 
Poͤbel angehalten, emtging fie nur durch eine wunderbare Wersinigung cettenber 
Umftänbe feiner Wuth und kam gluͤcklich auf dem Landgute ihres Vaters im, dab 
nım bie fihere Zuflucht aller Ungluͤcklichen ward, welche der Tyrannei in Fratkkreich 
enteonnen waren. Als Schweden die franz. Republik anerkannt hatte, ihr 
Mann wieder als Geſandter nach Paris und auch fie kam 1795 dahin zuräd. Die 





„use: Re en — 


| 
‚ 
| 
) 


— —— 


Stiel: Höffteln 607 


| ul Berwaltumg, bie mit bir $ des Directoriums anhob, erlaubte ihr 


indungen anzuknuͤpfen — bie ckberufung mehrer Ausgewanderten zu 
— Barras warb ſchuͤter, als bie übrigen Directoren Verfolgungen 
fie verhaͤngen — und fle gewann fo viel Einfluß, daß Taleyeand, 
der ver 1796 aus f. Berbamnong in Amerika zu — auf ihre nachdruͤckliche Em⸗ 
p ln we Barras zum Miniſter der auswärt. Angeleg. befärbert wurde. 
biefee. ruhigen Zeit wandte fie fi — En fepeiftfteectfehen Arbeiten. 
ahin gehören auch 2 polittiche Schriften: Über ben Frieden mit dem Auslanbe, 
——— ben Innern Frieden, worin ſie ihre — über Frankteichs Lage 1795 
mittheitze und r — — — daß Frankreich nur durch 
— — ngen werde. 1796 erſchien 
— die kn 9 be Bebenfte anf das Gluͤck der Einzelnen 
und ber Bälle („De Pinflunnee des passions sur le bonheur des individus et 
_ — Lauſenve y, Darts 1796, 3. Aufl. 1797): ‚ein Werk, das bei eis 
— und — Gedanken doch keine voliftänbige Aus» 


ber im. ea the * Ar und in — auf Geiſtesbildung weit unter 
ihr ſiax war vom Anfang an ziemlich kalt geweſen, zumal ba fie bei aller ſchonen⸗ 
ben Achtung doch Ihre Eigenthuͤnicht it Ihm iu fharf entgegengeftelt haben mag. 
Erbk fie dag Verudgen ihrer Kinder gegen dert Einfluß feiner unbedachtſa⸗ 
men Freigebigtrit zu möffen gaubte, wie uns Frau Necker be Sauffate er» 
zähle, kam «6 zu ainer ung, die jedoch nicht fange dauerte; denn als ex, von 
Altersſchwaͤche und Kraͤnküchkeit gebeugt, Die Pflege der Seinigen brauchte, näherte 
Frau v. St, ihm wieder. umd reiſte 1798 mit ihm mach ber Schweiz; aber et 
noch, ehe fie das Landgut Ihres Waters erreichten. — Den Mann, ber atıf 
das Schickſal ihres fpäterm Leben einen fo feindfelig ſtoͤrenden Einfluß hatte, Bo⸗ 
— hatte ſie kurz vorher zum erſten Male geſehen, als er nach dem Frieden 
on Campo⸗Fermio (1297) nach Paris zuruͤckkehrte. Der Glanz bes —— 
ber ibn umgab, hatte die Einkildungskraft der Franzoſen lebhaft entzündet, umb 
auch Sau u, St. näherte nd ihm, wie fie und ſelbſt erzaͤhlt — sur 
la rovol. frang.”, 2 Bde. 1797), mit einer verwunbernden Beſtuͤrzung, wozu 
aber bald eine druͤckende Furcht fich gefellte. Se an fie ihn fah, deſto ſchuͤchterner 
warb fie, und fie fühlte dunkel, ve feine Regung bed Herzens auf Ihn wirken 
könne, Cie hielt es dennoch für möglich, ihn fuͤr bie Sache ber ſchweizeriſchen 
Unabhängigkeit zu gewinnen, als man, um Geld zus Unternehmung gegen 
Ügppten zu erhalten, einen Einfall in die Schweiz machen wollte, wozu bie Uns 
ruhen im Waadtlande den Vorwand lieben. Spaͤter fah fie felber, daß ihr Ver 
ſuch mißfingen — = Befabr, welche ber Schweiz drohte, trieh fie aus Pa⸗ 
eis; ſie eilte zu ihzem Vater. mach Coppet, wo bei dem Einfalle der Franzoſen eine‘ 
Schutzwache unter dem —* —— ankam; bald nachher aber, ais Genf 
mit Frankreich vereinigt murde, kehrte fie nach Paris zuruͤck, um bie Ausſtreichung 
ed Vaters von ber Liſte der Ausgewanderten zu bewirken. Eine ruhige 
alone er feines Lebens aufzugeben, und Frankreich die Schuld der 
——— abtragen — ollen. yon Bonaparte befuchte ihn, kurz vor fei- 
ber dan St —*8* im Mai 1800, und machte während der 
Jangen Unterredung einen * Eindruck auf ihn, da er mit Vertrauen von ſeinen 
kuͤnttigen Eutwuͤrfen fprach. Mader’s Wahtheitseifer aber verdarb Altes. In ſei⸗ 


— ner Schrift: Derniarea vuas de politique et des ſinanees“ (1802), nannte er 


zwar — den Ag Fir Trigger ben Br Ban bes = 
waltigen, aber eg beurtheilt n exfaffung, um 
berührte Bonaparte 8 Entwiuf, eine Monarchie in —* — eh und ſich 








t —— 


608 Stael Holſtein 


mit einem neuen Abel zu umgeben. Bonaparte, ber feine Entwürfe nicht zuvor 
verkündet wiſſen wollte, Heß Necker's Werk in ben Zeitfchriften angreifen; auf fein 
Scheiß ſchrieb der Conſul Lebrun einen herben Brief an Necker, worin er ihm rieth, 
fich nicht mehr mit Staatsangelegenheiten abzugeben. Zr. v. St. murbe von Pa⸗ 
ris verbannt, unter dem Vorgeben, baf fie ihrem Vater falfche Berichte über Frank: 
reich mitgetheilt habe. Während der Verbannung, die fie auf viele Jahre von 
ihrem geliebten Geburtsorte entfernte, lebte fie bei ihrem Water in Coppet, meifl 
aber auf Reifen, umd nur ein Dal war fie feltdem, 1806, auf einige Xage beim: 
lich in Paris. Ihr ſchriftſtelleriſcher Ruf war indeß um fo höher geftiegen, da fle 
duch 2 Schriften, die fie nach langem Schweigen herausgab, auch viele Gegner 
gereizt hatte. Ihr geiſtvolles Werk: „De la littörature considerte dans zes rap- 
ports avec les institutions sociales” (2 Bde., Paris 1300) fand viele Wider: 
facher, unter welche Fontanes der fharffinnigfte und würbigfte mar. Allerdings 
bat fie ben Einfluß der Literatur auf den Charakter und auf das Gluͤck der Menſch⸗ 
beit wol überfchägt, und über die vergangene und künftige Gefchichte berfelben zu 
zuverfichtliche Behauptungen autgefprochen, In einem meltern Kreife verbreitete 
ihren Ruf der Roman: „Delphine (3 Bde., 1802); ihr treues Abbild, wie fie 
in ihrer Zugend war, die Schilderung eines durch Geiſt und Empfindung dem ge: 
wöhnlihen Maße entweichenden Weſens, das mit ben beengenden Schranken der 
Sitte und des Geſchlechts In einen unglädtichen Kampf geräth; ein Werk, das 
von einigen Beurtheilern zu hoch erhoben, und von anbern zu tief herabgefegt 
wurde, daß Fr. v. St., die fonft nie zu ihen frühen Schriften zuruͤckkehrte, ſich 
gebrungen fühlte, in einem befondern Auffage ben fittlichen Zweck der „Deipbine” 


zu vertheidigen. 1803 machte fie ihre erfte Reife nach Deutfchland. Die Nach⸗ 


richt von ber Krankheit ihres Vaters trieb fie balb zur Ruͤckkehr, aber ehe fie bie 
. Schweiz erreichte, empfing fie (April 1804) die Tobesborfchaft. Ihr Herz blieb 
bis zu Ihrem legten Augenblicke mit bes Waters verehrtem Bilde beſchaͤftigt; fie 
hörte nicht auf, mit ihm zu leben und fühlte fich durch ihn beſchuͤtzt, getroͤſtet, 
durch feinen Beiftand aufgerichtet. „Alles, was mein Vater gefagt hat“, ſpricht 
fie (‚Considerations sur la revol. frang.“, I, 311) 12 Jahre nach feinem Tode, 
„ist felfenfeft in mir, Alles, was ich durch mich ſelber gewonnen, kann verſchwin⸗ 
den, der Beſtand meines Weſens aber ruht auf meiner Anhaͤnglichkeit an feinem 
Andenken; ich habe geliebt, was ich nicht mehr liebe, geachtet, was ich nicht mehre 
achte; der Strom bes Lebens hat Alles weggeriffen, nur nicht diefen großen Schat: 
ten dort auf dem Gipfel des Berges, ber mir das Fünftige Leben zeigt". Die Stim- 
mung, worein ihres Vaters Tod fie verfegte, entwickelte ihre Glaubensanfichten 
und machte die fronnnen Regungen ihres Gemuͤthes beftändiger und Iebhafter. Im 
biefer Stimmung fchrieb fie jenen trefflichen Auffag über Necker's haͤusliches Leben, 
den fie der Sammlung ſeines Nachlaffes (‚‚Manuscrits de M. Necker publies per 
sa fille”, 1805) vorfegte. In keinem ihrer Werke lernt man fo genau fie feiber 
kenmen. Um ihren Schmerz zu zerſtreuen, reiſte fie 1805 nad) Italien. Geit die: 
fer Zeit war 4. W. Schlegel, den fie in Berlin kennen gelernt hatte, Ihr beſtaͤndi⸗ 
ger Begleiter. Sein Umgang ift nicht ohne Einfluß auf ihre Gelftesrichtunng und 
ihre Anfichten, beſonders über Kunſt und deutſche Literatıte, geblieben. Die Frucht 
ihrer Reife nach Stalien war „Corinna” (Corinne, ou l’Italie”, 2 Bde., Part 
1807 ; 6. Aufl. 1817, 3 Bde., 12.); das vollendetſte, glaͤnzendſte ihrer Werke, 
befonders in Hinficht auf Darſtellung, ein Erzeugniß des Gmins, morin ein Bo: 
man und ein reizendes Gemälde von Stallen gluͤcklich verſchmolzen find. Durch 
Fr. Schlegel’8 gelungene Überfegung iſt es auch Cigenthum der deutſchen Literatur 
geworden. 1810 ging Fr. v. St. nach Wien, um neuen Stoff zu dem Werke gu 
fammeln, das fie ſchon auf ihrer erflen Reife durch Deutfchland entworfen hatte, 
einem Gemälde diefes Landes in Beziehung auf Sitten, Literatur und Philoſophie 











Stabl. Hofftein 809 

Die Eonfur hatte bie Handſchrift dieſes Werkes mit Ingfiiicher Sorgfalt durchge 
ſehen und viele ©tellen weggeftrichen , aber kaum war ber Druck vollendet, als die 
ganze Aufl. auf Befehl des damaligen Polizeiminifters Savary weggenommen umd 
fegteich vernichtet wurbe „Ihr feld ein Volt umd Ihe — weinet!”” hatte fie ja den 
— zugeruſen, und der Geiſt, welcher uͤberall in der Schrift wehte, war 
der Willkuͤrherrſchaft fo ſehr entgegen, daß die Unterdruͤckung bes Buches zwar ums 
gerocht, aber Nichts weniger als ungereimt war. — Erſt zu Ende 1813 erſchien 
das —. (3 Bde.) umverflämmelt zu London, darauf 18314 auch zu Paris und 


—** Einleitung von Willer, ſowie daburch auszeichnet, daß bie im Terte 
Sberfegten Stellen aus den deutfchen Dichtern und Profaiften im Original beige: 
fügt find. So reich dieſes Werk an feharffinnigen, geiftvollen Gedanken iſt, umb 
fo achtungswerth durch Die Waͤrme, womit es ———— deutſche Art und Kunſt 
—— fo hat man doch mit vollem Rochte viele ſchiefe Auſichten und * 
inungen geruͤgt, ER mehr als in ihren Werken, ein 
en an Übereinflinumung In den Grunbfägen gefinnben. — Fr. ig 
©t. warb nun härter verfolgt, und ihre Verweifung von Parts in eine Verban⸗ 
numg and Frankreich verwandelt. Den Aufenthalt auf dem väterlichen Landgute, 
den man ihr geftattete, verfchönerte eine neue no ‚die. fie ungefähr um 
diefe ine Umftäuben EnÄpfte, die begeichnend faͤr ihre Ei heit find. 
Ein junger Officer aus Suͤrfranteeich, de Rocca, kam, durch geſchwaͤcht, 
ans Spanien ferkeit gefo 


entflammten Der; und 

2 werde fie fo ſehr fieben, daß fie mich am Ende beirathen fol”, Tagte er u 

einem Freunde. Die Umfidade begänftigten feine Wönfche. Br. v ‚&t., duch 
Leiden gebengt, Sa 6 Hk einem 
‚geliebten Manne noch, einmal ihre Freiheit ee... in 
England eine ruhige Zuflucht zu erhalten, ‚nicht feltem auch ben Wurſch vereint, 
dort einen ebein Bann zu finden, den fie eines ſolchen Opfers wärbig achten Eönne. 
Die neue Verbindung machte fie otäcdfich, wiewol ihre Lage dadurch ſchwierig 
wurde, da fie die Bedingung feſtſetzte, ihre Ehe geheim zu halten. Frau Necker 
de Sauffure erzaͤhlt, ihre Freundin fei nur durch eine chen, wovon fie ſelbſt Ihe 
Muth nicht befreite, und durch die Anhänglichkeit an einen Ramen, den fie be 
ruͤhmt gemacht, verleitet worben, auf einer Bedingung zu beftehen, die fie in eine 
zweidentige Stellung bringen mußte. — wollte van fehen Preis ba8 Lamb verlafs 
fen, mo fe Aber in ie @GIERl pri face —— 
und Kundſchaftern umringt, ſah fie die Gefahren und Schwierigkeiten bei | 
Flucht. Sie kämpfte, Lange un(chläffig gegen den Gebanken, has Geab in ii 
tern und bie Schweiz, ao zu verlaffen und wie eine Verbreche⸗ 
rin über Land und Meer zu fliehen. Im Fruͤhlinge 1812, im legten Augenblicke, 
wo die Flucht noch möglich war, entſchloß fie fid) endlich zur Abreife, als man fie 
fogar mit Ging bedrohte, wenn fie ſich mur einen Tag vom ihrer Wohnung 
entfernen würde. Sie eilte, von den franz. Heeren verfolgt, er len 
Eau. Bei dem Vorraeen der Franzoſen ging fie nach Deterbbung, und bald bar 
auf, rn nad) Stodyolm. Hier erſchien ihre kurz vorher vollendete 
Schrift über den Gelbfimerh” („Reflexions sur le suieide”), worin fie die 
Hölfsmittel aufzeigt, die Religion und Moral dem barbieten, 
einer Widmung an den Rronpringen von Schweden, der fie for wohlweRend « 
genommen hatte. une Jahres ging fie nach England, wo 
großes machte. Sie war noch in London, ald bie Nachricht vom dem Eins 
zuge ber Verbuͤndeten in Paris ankam, —— — 

Conv.⸗Lex. Siebente Huf. Bd. X. 39 








ihre 
laſſen und erſt nach dem Abzuge ber Verbuͤndeten zuruͤckzukechren Bis. Ihe 
Löten Krankheit beſchaͤftigte fie ſich mit den Betrachtungen über bie wichtigen fir 







eigniſſe ben franz. Staats uwaͤlzung (‚‚Mömeires et ponnideratione mar 
sipaux ovönemens de la rövolution framgeise”, — al 3 Mbe.; 

1819, 3 Bder; a, d. Franz. mit Vorerinnerung von A DB. Eaieel, 3 

Habeib. 1818). „Es iſt die Frucht“, fagt fie davon ſeibſt, —*qR⁊⁊ 
enhei Zukunft beſchaͤftigun Geifie 







Wenn auch, nach ihter Darftehnug der oͤffentuchen Wiekſcnkeit ihaes Va mach 
nicht alle Zweifel: eine befriedigende Loͤſung gefunden haben, — 
gerechten Kündigung bes ebein, viel verkarmten Mannes zu 


SAHOLASEN. rare Beer —— 

sung hervor, die zus dem Bedeutendſten gehoͤrt, was 

— obgleich man zu viel behauptet hat, —— — 
weit Bomamen werde, nn ». ©t. ren Ihre yeliifihen 

füge ſtellen daB gefoglich, freie Staattleben ihrem 

pfeil Yof Granbeic —— ——— 


mon dleſer kraͤftig anregenden machen 
—, durch ben Tod erellt, dem gamyen 
Seunti geben Boruste, madht-gogen ander Gebruchen marhfi 
—— d. T. „Zehn Jahre meiner Berbamumg“, von 





\ — waren Ihre Gedanken auf bie a mit Ihrem Water gerich⸗ 


Suael⸗ Holfien | sn 

Anmer damit Baitteuro „Bxumen de Vouvr. posth. de Mde. a’ Bar. d. Bert: 

Meömvires er. sonzidörstions zur les prineipaux trönemens de la'nsrois- 

tion frangaise” 2 Bde., Paris und Leipzig 1819) verglichen werben. - Bit: 

‘ten in dem giäkklichen Berhöktniffe, deffen Be. v. Se. ſich erfreute, — ——— 

u. Seit: Mäfung 1817 Bänpfte fie nic ben fehmerzfichen Beben; mept 
Aumme während Ihrer Berbannung, ihe langer Winteraufenthalt im Nor⸗ 

= (122) and der Schmerz uͤber den Berluſt eines gellebten Sohnes, ber fie ein 

Sa (oder era den Wem gilgt arten. Die Rrauheit nahm gegen den Gomimier - 

chve bebenktiche Wendung. Schmerzuch vom —— 

Are Bhbin ‚wind furdheban ; mie fie über gr ihrem Arzte ſagte, der Gebanbe an bie 

Aufloͤſung, fo wenig —** moraliſch betrachtet, Schrecken fire fie 

"hatte. —— ———— befhet fi völlige Gemuͤthoruhe, mb hoff⸗ 





vet. „Ich glaube zu / woiſſen“, Tagte fie eines Sages, wie aus einem Traume erwa⸗ 
— was ber Übergang vom —— Tode iſt, und bin überzeugt, Gottes 


Oüte macht Ihn une beicht; unſere Gedanken verwirren fich mb der Schmerz iſt 
nicht fehr en ee euere 
war der ſchto Rumapf geenbet. In ben Morgenfiunben des 14 4817 
aus re ae af Oi, ch fe Ka, —* 
treuen ern: „Ochtoer und tief Es waren ihre legten Worte | 
regte allgemeine Kramer. Unter ber Aufficht des deutſchen Arztes der, — 
fie in Vereinigung mit dem alten Arzte Portal und dem erfahrenen ww - 





Uber dem wohl erhaltenen Gefichte angebracht, und ee ka edge sc 
gefuͤhrt, wo man ſie in der Famirngruft, Ihren Ältern gegemäber, beifegte. Eine 
geiſtvolle Salid⸗ung ber feitenen Brass gab uns Fran Nieder be Sauffee in Genf 
in ber „Notice sur le ewractöre et les 6erits deMad. deBtaäl”, welche dee pariſtr 
Sammlung ber Werke ber Frau v. St. vorgefegt und im 18. St. der „Zeitgenoffen” 
vollſt — —— Hier mögen wenige Büge des Wildes ſtehen, das 
De Berfafſerin mit ſrſter Hand, uud zwar mit Liebe, bach nicht mit blinber Bor⸗ 
lebe, gezeichnet hat. — ze unwiderſtehlich an, und hatte Tie anfangs tn Er⸗ 
Formen gefäht, fo wußte fie bald sis feffen. Die Art von Rıuft, — — 
————— kraͤftiger Gens 
pfindung und Biegfamkeit des Charakters. Es war fo viel Wahrheit, fo viel Liebe, 
—* 33 die göttliche Flamme war fo gluͤhend in ihrer Gurte, fo hell in 
ihrem GSeiſte, Haß man den ebelften Neigungen des Innern zu folgen glaubte, venn 
un, und man betendhtete fie als ein Seſen das einzig war durch 
einflößte, und durch bie hinreißende bramatifhe Me⸗ 
ua Sei und Ph waren ig m rt; won mat 
pe fein Übergerofcht herrſchte, ſo ſchien Diefe, bei ihrer regen Emmpfinbfarateit 
en Schmerz, >. zu unterwerfen, und zu ber lebhafteſten Bewunderung gegen ni 
gr sc zaͤrtliched Mitleid. Ihr Talent durchdrang fie ganz; es Ieuchtste 
in ihrem Auge, —— —— Außerungen feine Farbe, es gab Ihrer 
Suͤte, Arien NMitlelde eine de auch 


zum Handeinn, zuwellen auch faͤhiger zum Freudengenuffe, aber auch 
für &anen, und funchtbar mar — — ihres Schmerzes. Richt ihr 
Schutb am ihren Bel, umd aus ihren hoben Einfichten hot fie un 


In) 





MM -Stadls Holſtein 


es war Ihre maͤchtige, ihre verzehrende Einbildungskraft, jene Einbiihrugsßraft. bes 
* Herzens, der Hebel, womit fie bie Seelen beiegte, was ihre eigne Seele erſchuͤtterte 
zu einfdrmig in den Genuͤſſen, die es darbietet, unb jener ſchoͤne 

Unſterblichkeit der Seele, das Mißverhälnig zwifchen unſern Wünfchen und unferm 
Looſe, erhielt bei bem Blicke auf Scan v. &t. eine neue Kraft. Man glaubte einen 
hoͤhern Geiſt zu fehen, den ein neibifches Schickſal dem Elende und den Taͤuſchun⸗ 
gen bed Erdenlebens ausgefegt, und der bei feinen hohen Vorzuͤgen das Lrere und 


und ihre Ruhe zerfiörte. Das Leben, zu bitter für fie in feinen Schmerzen, war ihr 
Beweis für die 


das Ungtäd diefes Lebens nur befto tiefer fühlte”. — „Dan fieht bei ihr beſtimmt 


bervortzeten, was in den meiften Seelen nur unbeflimmt fich regt, weil fig nur durch 
den herrlichen Umfang ihrer Geiſtesgaben außerordentlich war. Alles war eigen 
thuͤmlich bei ihr, aber nichts Seltfames in ihrem Wefen. Keine frembartige Form 
war ihr eingedruͤckt worden, und ſelbſt bie Erziehung hatte feine tiefen Spuren bei 
ihe zuruͤckgelaſſen. Sowie auf ihre Urtheile, die fich in ihrer Aufrichtigkelt ungeſti 
äußerten , die Öffentliche Meinung nie Einfluß gewann, ebenfo wenig wirkten in 
rem Innern Eigenfiun und Saune darauf ein. Man wurde von ihr in eim dichtes 
riſches Gebiet eingeführt, in eine neue und doch der wirklichen ähnliche Welt, wo 
alle Gegenſtaͤnde, wenn auch größer und auffallender , wenn auch Iebhafter gefärbt, 
doch in ihren gewöhnlichen Formen und Verhaͤltniſſen erfhiemen. Keine in unſerer 
Natur gegtuͤndete Eigenfchaft und Stimmung warb bei ihr vermißt, und nur bad 
Erkuͤnſtelte und Kindiſche if ihr fremd geblieben. Fuͤr alle Bemüthöregumngen war 
fie empfaͤnglich, jedes begeifterte Gefuͤhl ward von ihr begriffen, jede Anficht von 
ihr aufgefaßt, und nichte Großes, nichts Bedeutendes hat ſich in verfchiedenen Erd⸗ 
gegenden und In verfchtebenen Zeitpunkten der Geſittung im menſchlichen Herzen 
entwickelt, das nicht in ihrem Innern einen Anklang gefunden hätte. In ber wid. 
tigften Beziehung endlich, in Hinficht auf bie Religion, kann das Beiſpiel ber Frau 
v. St. auch belehrend fein. Diefer felbfländige Geiſt, dieſer Verſtand, dem jedes 
Licht fo willkommen war, uͤberzeugte ſich von Tage zu Tage mehr von den hoͤhern 
Wahrheiten des Chriſtenthums“ . — „Werfen wir einen flüchtigen Buück auf die 
Erziehung , die fie dem Leben verdankte. Begabt mit der empfänglichflen Seele, in 
- einem Alter, wo bie ganze befeelte Schöpfung dem Rufe zur Erhöhung der Faͤhig⸗ 
keiten zu foigen fcheint, erweitert und übt fie unaufhoͤrlich ihren. Geifl. Freundſchaft 
und Kindesliebe haben bei ihr eine ſchwaͤrmeriſche Stimmung. Die erflen fromamen 
Regungen empfängt: fie auch als ein Gefühl und vielleicht als die Quelle ber erhoͤ⸗ 
benſten Empfindungen. Die Jugend kommt, das Alter, wo die Vernunft ſich in 
Zweifeln regt und zugleich die Begeiſterung ihre Flügel hebt, wo das Herz Alles, 
‚der Geiſt Nichts glaubt, wo die Unterſuchung aller Fragen zur Verwerfung aller 
Urtheile führt. Der Einfluß diefer Lebenszeit und eines mit ihr einflimmigen Zeit: 
tert mag bei Frau v. St. merklich fein; aber der Gedanke an die Gottheit If un: 
verändert in ihrem Herzen geblieben, und eine frühzeitige Beobachtungsgabe führt 
bald zu dem großen Ergebniffe, daß bie Leidenfchaften nicht gluͤcklich machen. Gie 
erklaͤrt alle irdiſchen Sefühle für gefährlich, und bei dem Schiffbruche ihrer Hoff: 
nungen ſieht fie kein fichere® Mettungsmittel, als Mildthätigkeit und Ergebung, 
2 ganz chriſtliche Tugenden, welchen fie huldigt. Gpäterhin richtet fie ihren for» 
ſchenden Blick auf die Geſchichte und die Werke bes menfchlichen Geiſtes; fie er: 
ſtaunt Üben ihre Entdeddungen, und das Chriftenthum erſcheint ihe in feiner wahren 
Geftalt. Der große Einfluß und noch mehr die Schönheit beffelben erwecken ihre 
Überrafgung. Sie fühlt, daß nur eine geheime Übereinflimmung mit dem Herxjei 
und mit Allem, was gut und groß in unferer Natur ift, jene Wirkungen erffärei 
kann, und allmaͤlig bereitet fie fich, eine der Menfchheit heilſame Lehre als ein gött- 
liches Geſetz . Über die ſchriftſtellerifche Eigenheit der Frau v. St. 
ſagt die Verfaſſerin: „Man könnte unter alien Schriftſtellern Rouſſeau am erſten 








Stoffe 618 


In Verglelchung mit ihr ſtellen, weil ſich bei ihm dieſelbe Vereinigung von Geiſtes⸗ 


kraͤften fand; aber er ımterfcheibet fich darin von ihr, daß er dieſe Kräfte nicht auf 
ein gemeinfchaftliches Ziel richtete. Ex war ein volllonımnerer Meiſter in feiner 
Kunft; feine Darflelungen find vollendeter, tiefer gedacht vielleicht, und doch fleht 
er durch mindere Aufrichtigkeit, durch mehr Rederei, mehr Sophismen, ale Denker 
unter ihr, während fein wilder Stolz, feine herbe, rauhe Sinnesart, feinen Ta: 
Inte eine finflere Glut geben, die gar nicht dem edeln Feuer gleicht, das Frau v. 
St. befeelt. Das Menfchengefchledht, das Rouffeau zu lieben glaubte, war nur ein 
ihm felber unbekanntes Ideal. Frau v. &t. liebt, was fie umgibt, und trägt auf, 
die Menfchheit ihre Zumeigumg gegen ihre Angehörigen über. Mas vielleicht ihrer 
Darſtellung an Vollendimg abgeht, wird mehr als erfegt durch ben Zauber der er⸗ 
ſten Aufwallung, durch die Friſche der Begeifterung, wenn man fo fagen darf. Es 
ift ein Bach, der lebendig aus ber Quelle fpringt und fimkelt in feinem Hinrieſeln. 
Talent ift aber auch noch auf andre Weiſe als durch jene Vereinigung verſchie⸗ 
dener Beiftesträfte ausgezeichnet. Jede hat eine auffallende Eigenthuͤmlichkeit, und 
doch haben alle das gleiche Bepräge, daS der Frau v. &t. eigen ift. Diefes Gepräge 
verdankt fie ihrem Charakter, fie verdankt es ber Kraft, ſowie ber Beweglichkeit ih⸗ 
ver Eindruͤcke, dem ploͤtzlichen Aufwallungen von Unwillen, Mitleid, Stolz, aber 
auch dem Umftande, daß fie nie die Weiblichkeit verleugnet. Vielleicht iſt dies das 
Geheimniß ihres Baubers. Sie ſpricht als Frau zu dem Lefer, fie fest ſich perſoͤnlich 
mit ihm in Beziehung, um ihm zu fagen, was in ihrer und feiner Seele vorgeht; 
aber fie weiß fehr wohl, daß man die Anfprüche ihres Geſchlechts fehr bald vergeffen 
wuͤrde, wenn fie aufhörte, ihm liebenswärbig und anziehend zu erfcheinen; mag fie 
daher ihn aufzuklaͤren oder zu biemden fuchen, fie laͤßt ihre Überlegenheit nie druͤcend 
fühlen und mag ſich nie einen Worzug anmaßen”. Die Freundin hat nur leife bie 
Mängel der Darftellumg berührt, welche fich beſonders in den Ältern Schriften ber 
Frau dv. &t. finden; aber e8 möchte fi wol im Allgemeinen behaupten laffen, day 
ber Geſchmack ber Bram v. St. nicht ganz rein, ihr Styl unregelmäßig und aus 
ſpruchsvoll iſt, und ihr Streben nad) Wirkung und die nothwendig daraus entfles 
hende Übertreibung zumellen der Richtigkeit ihres Urtheils nachteilig geweſen find, 
und ber Darftellung von Thatfachen eine verbächtige Farbe gegeben haben. In al» 
Ien ihren Werten aber, felbfb in denjenigen, die man mehr als eine Sammlung 
herrlicher Bruchfläde, denn als durch Einheit verfnüpfte Darſtellungen betrachten 
muß, findet man weit mehr eigenthuͤmliche, tiefe Beobachtung, größern Scharf: - 
finn bei tebhafter Einbilbungstraft, philoſophiſchere Blicke auf dad Denfchenher;, 
die Politik und Literatur, als bei ben meiften andern Scheiftfiellerinnen. Manche 
ihrer Meinungen , zumal über Lebensverhaͤltniſſe, mögen die Prüfung nicht aushal: 
ten ; weit untadeliger aber ift fie in der Politik, wo fie fich fletS als eine warme 
Schutzrednerin der Freiheit und freifinniger Grundfäge zeigte, und mehr beneibene- 
würdig als tadelnswerth erfchehnt jme empfaͤngliche Stimmung , bie nach Allem, 
was fie erfahren und gelitten, fie noch immer verleitet, das Verdienſt früherer Ver⸗ 
ſuche — Berbeſſerungen zu uͤberſchaͤtzen und bie Hoffnung auf deren kuͤnf⸗ 
tiges zu hoch zu ſpannen 
She Sohn, Baron Auguft de St., geb. 1789, ein edler Mann von ju 
genblich Eräftigem Geiſte, ftarb zu Coppet d. 17. Rov. 1827. Seine „Notice sur 
Mr. Necker’ (Paris 1820) und f. „Lettres sur l’Angleterre‘' (Paris 1826) 
fhildern genau bie Vorzlige Englands und beftreiten viele politifche Vorurtheile, die 
—— hertſchen. Seine Schweſter iſt die Herzogin von Broglio. Monnard 
ſchrieb über Ihn eine „Notice” (kauſauue 1827). 
. Staffa, Infel an Echo Weſtkuͤſte, ift berühmt wegen ber Fingals⸗ 
Höhle und des Miefendammes und Biefenweges. Die merkwürdigften Säulen find 


| auf der Suͤdweſtſeite derſelben; das ganze Ende der Inſel ruht auf Reihen von na⸗ 








r 


614 Scaffage Staͤgemann 


hen Ben, ⏑⏑⏑ — 
ee et · Laudſpiten richten. 
einem feſten Gruude von —— Safer —— Bi 


hier dab Audenken des Helben erhalten, cm Defien Dafein, wie an der Gichehebt des 
ganzen Gedichts man in England ſelbſt zweifeln wollte. (S. u rät 
Staffagenennt man In der Malerei einzeine Figuren oder ganze Gruppen 
von Meuſchen, Thieren, auch welche im —— —— 
Bee find; dies heißt fta ffiren und bie Maler wenden darauf Pe) 
ondern 


Gtaffelei peift bei den Malem ein Hölzermeb Geſtel, auf melde fie bie 
omögefpanmte Leinwand, ober bie Tafeln und überhaupt bie Materialien, worauf 
fie malen , foteie auch fertige Genaätbe feibfk fielen, Es beficht aus einem Nahm 
werk, das von einer Latte hinten geflügt wird, mb an beffen Seitenlatten ſich 
mehre gebohrte Löcher befinden. En I ee a 
tieferen Loͤcher wird das Gemälde nach Belieben höher oder niedriger gefiel. Daher 
haben alle Gemaͤlde neittiever Groͤße (welche auf Staffeleien geacbeitet werben) den 
en DALE IB WEILE AÄhnliche Geſtelle haben die Wildhaurs für iher 

Acheiten ım nenne ve Platten. 


gezogen und 1306 als Mitglied bes Genet 

miſſarius nach Berlin beiufen. 1807 werde St. vortzagndee Bath Def Dem nach 

maligen Staatskanzler von —— und mad) dem tiifiter Felebden Wiltglich 

ber zur Verwaltung des Landes niebergefegten Immediakcoruiſſton. Mäpcend 
fleriums | (6 zum 


Ing 

Staatsrath und feit dem Wiedereintritt des War. v. Hardenberg in das Mintſterlum 
(1819) fortwährend im Wirkungekreiſe defſelben befchaͤſtigt, ſodaß oe Shah in 
dem gangen Befreliungsbriege und ſpaͤterhin uch Wien zum Congeeß Degicktete. 
4819 wurde er an bie Spitz⸗ ber Ohrhaction der, Ötontsgeltung allt. erin Beo⸗ 


fſtinmcig, auf bie oͤffeauche Being Im Eimer ber 


‚je 
— As fehnen 
herrlichen, 9 und Eräftigen vaseriäubifiien Beſaͤngen, Als tie ver 
den Shhufln Bei 

ſtesflug athmet, ein Denkmal hingefteit, das In bee großſen Zeit der BAER 5 
maͤchtig gewirkt hat, wach ſelaa⸗ ——— —DXR — 












— — — — — — 


Stahl Stahl (Metal) 613 


gewaͤrbigt werben wird. €: fanımette fie 1828 unter dem Mit: db 
oriſche Erinnerungen in lyriſchen Gedichten” (Berlin). 

Stahl (Georg Ernſt), geb. zu a. 1660, geft. 1734 als Bnlgl, preuß. 
Leibarzt zu Berlin, war ein gluͤcklicher Arzt und tiefdenkender Naturforſcher. Zu 
feiner Zeit waren bie Erfahrungen in der Chemie durch van Helmont, Rey, Hom⸗ 
berg, Kunkel, Boyle, Hooke, Becher, bereits zu einem großen Umfange angewach⸗ 
fen, aber noch Niemand hatte verfucht, in dieſer Wiftenfchaft, gleich Nerpton in 
der Phyſtk, em a elle Ep zu geben. St. ımterzog fich der Arbeit, zu 
welcher bad Studium der Becher’ fen Schriften und feine eignen reichen &rfahrıms 
gen ihm ſehr huͤlfreich waren. Aus dieſen lernte er, daß aus ſchwefelſauren Salzen 
ind kohligen Stoffen im Feuer Schwefel, aus Netalloxyden (damals Metallerden) 
und Kohle fich reguliuiſche Metalle darftellen ließen. Er nahm das Ergebniß biefer 
Arbeiten für ein hervorgegangenes Product, beffen einer. Beftandtheil in dem dazı 
Verwandten Galyen oder ‚ ber andre In den kohligen Stoffen enthalten fei; 
Diefen Iegtern nannte ee PH Logiflon (f. 8.) ee) und nahm an, daß fein 


Beitritt zu dem durch Reduction erhaltenen Körper dieſem die Fähigkeit, wieder zu 
verbrennen, ertheile; daß während des Verbrennens jener fid) in Geſtalt des Feuers 


wieder aud den Körpern entferne und fie als Erde ober Saͤure zuruͤcklafſe. So we⸗ 
nig dieſe —— mit fruͤhern en von Key, Gardan, Boyle zuſam⸗ 

‚ bie ſaͤnnntlich eine Bewichtszumahme bes Verbrannten aus ber Luft 
beobachtet atten, fo warb fie doch uͤberall ald wahr angenommen, weil fie die erfle 


allgemeine Anficht des chemifchen Procefied lieferte, und fie bat als phlogiſtiſch⸗ | 


chemiſche Theorie gegolten, bis ihr Lavoifier (. d.) fein antiphlogiſtiſches Sy: 
ſtem entgegenſetzte. Den Widerfpruch der Gewichtszunahme, bie während ber 
Entfernung von &t.’s Phlogiſton vorfichging, beflegte fein Genie dadurch, daß 
er dem Phlogiſton die Soenfchaft beifegte, die mit ihm verbundenen Körper leichter, 
bie verlaffenen ſchwerer zu machen. Denn bie Flamme, als Repräfentant ded Philos 
giſtons, flieg aufwaͤrts, daher felbiges aller Schwere entgegengefebt fein mußte. 
Dogleich St. feine einfeitige Theorie dadurch noch einfeitiger machte, daß er ben. 
— Einfluß ber luftfoͤrmigen Stoffe vernachlaͤffigte, fo haben doch wenige 
Maͤnner fo viel als er zu ben Kortfchritten ber Chemiesbeigetragen. Er entdeckte 
viele Eigenfchaften ber Alkalien, Metallkalke ımd Saͤuren, er ertheilte ber Wiſſen⸗ 
fchaft eine axiomatiſche Form und verbannte alle räthfelhafte Befchreibumgen, welche 
ihr noch von ber Alchymie anhingen. Doc waren feine Verdienſte um die Theorie 
der Medicin und Ausuͤbung der Heilkunſt ohne Streit noch bedeutender. St. 
—22* N. der Lehre vom phufifchen Einfluſſe bekannt und trat dem gleich⸗ 
zeitigen Syſtem Fr. Hoffmann’s entgegen. Die wichtigſten Schriften dieſes ver⸗ 
dienſtdollen Mannes find feine „Theoria mediea — Galle 1737, 4.) die 
„Experimenta et observat. chemicae‘' (Berlin 17 
Stahl iſt ein veredeltes Eifen, und wird — durch das Ausſchmelzen 
einiger Eiſenerze, ober durch befondere Bearbeitung bed Roh⸗ und Schmiedeeiſens 
gewonnen, Diejenigen Eiſenerze, aus welchen man Stahl durchs Schmelzen er⸗ 
Yikt, find bie beſten ihrer Art und werben vorzugeweife Stahlſteine ober Stahlerze 
genamnt. en das ausgeſchmolzene Eifen durch wieberhoftes Schmelzen von 
alten Schlacken gereinigt worden, ſchmiedet und ſtreckt man es zu Stäben, welche 
den Peer — Der ge wird, um ihn ferner zu veredeln, zu mehren 
Malen en. und wieder zuſanmengeſchweißt, 
welche Arbeit man dos — nennt. Ein auf dieſe Art behandelter Stahl heißt 
Gerbſtahl oder Kernſtahl. Aus dem Schmieberifen gewinnt man ben Stahl ver 
mitteiſt ber Caͤmentirung, daher auch diefer Stahl cAmentirter heißt. Man nimmt 
dunne Stäbe von gutem reinem Eifen, ſchichtet fie in den fleinerwen Kaſten eine® 
dierzu eingerichteten Dfen®, ber Caͤmento fen heißt, mit Kohlenſtaub mb Holze 





v6 toi | 
aſche üben noch beffer mit gerfloßenem Slafe, und umtschält 5 — 6. Kage laug ein 
flackes Bewer, weiches das Schmiedeeiſen waͤhrend dieſer Zeit in Stahl verwandelt. 
Dieſer eu ohmentirte Srehl, der auch Breunſtahl beißt, wird. ſodann noch gehaͤmmert 
und geſtreckt. Aus ben Roheiſen endlich man den ſogenanuten kuͤnſtlchen 
Stahl dadurch, daß man es ſchwelzt, gluͤht, ſchmiedet und härtet, b.h. 
rothglaͤhend ſchaell in kaltem Waſſer abloͤſcht. Die Urſachen, weßwegen das Eiſen 
einer ſo großen Veraͤnderung ſoiner Geſchmeibigkeit, Haͤrte, Schmelzbarkeit und 
feines Glanzes faͤhig iſt, find noch nicht gehörig aufgefunden. Morkwaͤrdig iſt bie 
Entdeckung Guyton Morveau's, daß man mittelſt des Diamanten, der ein wun⸗ 
derbar verdichteter —E iſt, das Schmiedeeiſen in — Gußſtahl verwan⸗ 
dein koͤnne. Der Diamant liefert. alſo das naͤmliche Princip, wie die Kohle, weil 
Bes Product feiner Bereinigung mic dem Eifen biefsiben Eigenfchaften hat. Unter 
han in Europa gangbaren Ötahlartn-behauptet bee feine englifche dem erſten Rang. 
Er führt dad Zeichen B. Hythmant oder Martial. Er iſt gegoſſen, aber feine Be⸗ 
weitung wird geheimgehalten. Nach ihm folgt bie Sorte, welche in. Fraukreich ud 
der Schweiz Acier poule, aufgeſchwellter Stahl, genannt wird. Er iſt ein caͤmen⸗ 
tirter Stahl und wird zu Neweaſtle in England bereitet. Nach den engl. Stahb 
festen folgen bie deutſchen, beſonders aus Steiermark und Kaͤrnthen. Naͤchſtdem 
wird bes ſchwediſche und venetianiſche Stahl gefchägt. Außer unferm Erdtheile gibt 
ed in Akten einen Stahl, ber vom langen Zeiten se (ehr beruͤhmt iſt, den bameafcıı 
ner Stahl, aus bem bie koſtbaren Säbelklingen gearbeitet werben, wolche den hide 
ſten Grad der Härte mit einer unglaublichen Schmeibigkeit vechinden. Man ber 
zahle dergleichen Klingen auf dem Plage mit 700 — 8000 Thlin. Die-eigentliche 
Bereitung ſcheint noch nicht bekannt gu fein. (S. Damafciren.) Auch in DR 
indien hat man eine Sorte Stahl, dort Wug genannt, welche bie hoͤchſte Haͤrt⸗ 
und Seinheit verbindet, ſodaß daraus — Meſſer gewoͤhnlichen — und 
Glas angreifen, ohne ſelbſt zu leiten. Übrigens iſt «6 befannt, daß man ben Stahl 
wieder in Eifen verwandeln kann, wenn man ih wieberbolt erhigt und in ber Luft 
abkuͤhlen läßt. Über Stahl und fein Fabricat iſt das Hauptwerk: „Im aidsse- 
technie, ou l’art de traiter les minerais de fer pour en obtenir de In fonse, 
du fer ou de l’acier”', von Haffenfrag (4 Vbe., gr. 4, Paris 1812). Auch ſchrieb 
von Quant „Über Eifen: und Stahtmanipulation” (Nürnberg 179).  . 
Stahlmittel, Martialia, werben bie Heilmittel — in denen das 
Eiſen den beſonders wirkſamen Befkanbtheil ausmacht. Es ſcheinen aber hiefe 
Mittel befonders auf die Erhöhung der Reproduction in den irritabeln Organen 
und auf bie Erhöhung der Irritabilität in den veproductiven ee 
unter biefem Ausdruck fcheinen fich die verfchiedenen einzelnen. biefer 
Mittel zu vereinigen, die in Vermehrung bed Tonus ber Fiber, Beſchraͤnkumg Dee 
Abfonderungen, Vermehrung des Cruors in dem Blute, Bekräftigung bes ganzen 
Organismus beflehen. Hieraus geht hervor, in welchen Kr n daß 
Eifen anwendbar fd, in folchen nämlich, bie fich durch barnieberliegende Reproduc⸗ 
‚ tion und Irrkabiricht auszeichnen, und es zeigt die Erfahrung, daß das Ciſen bei 
chroniſcher Verdauensſchwaͤche, biafſem und ſchwammigem Habitus, bei =: 
beit der Muskein, bei longfamem und ſchwachem Pulſe, bei großer Menge w 
tiger Ztäffigkeiten, fie mögen audgefonbert werben oder ſich im Zellgewebe 
fen, befonder& näglich fei. Unter den einzelnen Krankheiten wird es — 
und mit dem größten Nutzen in ber Be und in no. Frauen, 
in dee Rhachitis, den Skrofeln, in der Autzehrung ber Kinder, in Waſſerſuchten, 
auomaler Gicht und Rheumatismus, in chroniſchen Hautostöfchlägen angewenbet. 
Dee geoße Mugen, den man von dem Eifen als Heilmittel erwartet, tk bie Meran 
laſſung geweſen, es Im verſchiedenen Formen anzuwenden, von bemen einige der 
gewoͤhnlichſten folgende find: 1) Das regulinifche Eiſen, fein geynlven (tisturn 











Stainer (Yalob -— Mascus) Hamm 947 


martis), 2) Der fogenaunte Ciſenmohr, eig 3) Die Beſia⸗ 
ſcheſſ ſche Nerventinctur, eine Aufiöfung von ſalzſaurem Gifen im Vitriolaͤther. 
4) Die Stahlkugeln, voriche zu Baͤdern gebraucht werben und Kern and 
weinſteinſaurem Gifen —* 5) Mehre Eiſentincturen, welche weinſtenſaures 
ober apfelſaures Eiſen enthalten. 6) Der Stahlwein, der einiges Ciſen in der 
Weinſaͤure aufgeloͤſt enthaͤlt u. a. m. Endlich befindet fich das Eiſen auch in ver⸗ 
ſchiedener Menge und mit andern Stoffen verbunden in. ſehr vielen mineraliſchen 
Bien, * B. im Egerwaſſer, im Sprudel zu Karlsbad, in ber Quelle zu Dri« 
id Asa eobaden, Ronneburg, Spaa, walbach, Pyrmont, Meinberg, 
am, Teplitz, Lauchſtaͤdt u. f. w 

Stainer ober Steiner Satst), ein geſchickter Salteninſtrumentenma⸗ 
cher zu Abfome, einem kleinen Dorfe bei Hall in Firol. (Ex lebte um die Mitee des 
17. Jahrh., und war ein Schüler dei. Inſtrumentenmachers Amati pa 
Cremona. * verfertigte vorzüglich, Violinen, die er, wie erzaͤhlt wird, zuerfi 
haufiren getragen und das Stuͤck für 6 Glon. verkauft haben fol. Im J. 1669 
warb er als Hofgeigenmacher des Erzherzogs Ferdinand Karl von Kaiſer Lespold I. 
beſtaͤtigt. Er bediente ſich des Haſelfichtenholzes, welches er ſich aus Gleirſch, ei⸗ 
ner Gogend hinter dem haller Salzberge ſelbſt holte. Seine Violinen zeichnen ſich 
durch eine.befonbere Bauart und durch einen ganz vorzuͤglichen Ton ans; fie ſtehen 
imn einem ſehr hoben Werthe (eine echte bezahlt der Kenner mit 300 Dukaten), und 
dies um fo mehr, da die echten nur felten find, indem St. nicht eben viel gefertigt 
haben fol, und manche Violine faͤlſchlich für fein Werk ausgegeben wird. Die 
legten Fahre feines Lebens verfiel er in Wahnfinn. Im J. 1684 lebte er nicht 
mehr. — u St., fein Bruber, war ebenfalls Inſtrumentenmacher zu 

Stalaktit iſt ein faſeriger Kalkſinter von weißer, gelber, rother, gruͤner 


und himmelblauer Farbe, der dem Durchfintern ſolcher Gewaͤſſer feine Entſtehung 


— die durch einen überfluß von Kohlenfaͤure die Kalkerde aufzuloͤſen im 
Stande find. Daher wird er vorzuͤglich in Höhlen und leeren Räumen der Kalkge⸗ 

birge gefunden, bie er übersicht, und wo er nun mancherlei Beftalten bildet. Wo 
ee von oben berabtsöpfelnb eine teopffleinartige Geſtalt annahm, warb ex ſchon von 
den Alten Stalaktit'genannt; was fi) aber davon unten auf bem Boden knollig 
und nierenfoͤrmig abfegte, nannte man Gtalagmit. Oft nehmen bie Anfäge fo von 
beiden Selten zu, daß ſie endlich ſich vereinigen und große Säulen darſtellen, 
weiche beim Anfchlagen einen bellm Klang geben. Der Stataktit findet fich 
vorzüglich: ſchoͤn in vielen Höhlen — Frankens, Schwedens, des 
Harzes und ber Inſel Kreta. Kuͤnſtler kennen ihn u. d. NR. Marmo alabastrino; 
fonf heißt er auch Tropfſtein. 

Stalifütterung, e Bindoiehjugt 

Stambul, Iſtambul, f. Konftantinopel 

Stamm. N) Sn natuxhiferifcher Ruͤckſicht berjenige Theil eines Ten 
ſes, welcher zunaͤchſt aus der Wurzel entſproſſen und von dem alle uͤbrigen Theile 
abhängig find. 2) In bildlicher Rüdficht wird das Wort Stamm (Stipes) fowol 
von Perfonen ald von Sachen gebraucht, und ba bedeutet a) Stamm eines Regi⸗ 
mente.2c. bieienigen Krieger, welche bei Ersichtung ober Erneuerung eines Megi- 
ment 2c. zuerſt aufgenommen wurden, ober überhaupt dem Dienſte nach die aͤlte⸗ 


ſten find. b) Stamm (Geburtsadel, Nobilitss gentilitie), ein ſolcher Adel, wel⸗ 


cher al auf Beburt oder Zeugung (d. b. auf Abflammung) gruͤndet. c) Stamm⸗ 

leites ( Danptleiter in der Muſik), die Tonleiter von C 3 C, nad) welcher alle übrige 
Tonleitern geblidet werben. d) Stamm, in genenlegifcher Ruͤckſicht, entweder 
dieienige Perſon, von welcher bie andre durch Zeugung abhängig ift, ober auch der 
Inbegriff derjenigen Perfonen, die durch Zeugung von einer. andern herkommen, 





618 Setanmmguͤter Stanmmmelodie 


ri B. Bolkoſtaun; boch wird hier mich cine gemeinſchafriche Atfiumemıng von 
einer phyſtſchen Perſon, fondern nur Abſtammung vom einer Voͤlkerſchaft erfodert, 
deren Einzelweſen ſich in eine moraliſche Perſon vereinigt hatten. ) Gemeuufchaft ⸗ 
licher Stanm Heißt eine phyſtſche oder moraliſche Perfon (Corporation) in Hinficht 
ui mehte, von Ri bach Beugemg Abhängig 8) . ober CupitalXBors) 
MAERcht auf Gelbſachen heißt Im Allgemeinen der Inbegriff verzehrbaree 
ee für deren Gobrauch Zinfen entrichtet werben; im engen Verſtande vers 
ficht man baranter ein Summe Oxib, deren —— „Selber gegen Zinſen⸗ 


lung fe. 
Stammgüter (Eibgiter, Geſchlechteguͤter, bena — avita) 
‚find folche,, welche nicht durch Mauf oder a. Erworbungsarten fonbern dur natire 
Ihe Exbgangoredt auf 


Deſetze g welichkeit, for 
daß fe entiweber gar nicht aus ber Bomilie (dee Rachkommenfchaft des erſten Erwer⸗ 
berd) koͤnmn und jede Beraugerung an Andre geugtih umgektig HM, 


FR in wenig Laͤudern noch vorhanden und lich nur noch im Lehnoverhaͤlt⸗ 
niffe aufrechterhalten. Selbſt das Naͤhe rrecht, wobei Familienglleder den frames 
dan Käufer durch Erlegung des Kaufgeldes abereiben koͤnnen (Erbloͤfungsrecht), vers 
ſchwindet Immer mehr aus ben neuern Gefetzgebungen. Das Stammgut kanm ſo⸗ 
wol Lehn (f.d.) als Exbe (lehnfrel, Anediem) fein, sand «6 wird tom ir biefer 
Hinfficht das Eigengut (db Erworbene, Errungenſchaft) entgegengefebt. Beſonderẽ 
in den Ghterverhättnifien der Ehegatten äußert bie Haider von der Exhaltımg der 
Ehtee bei der Familie häufig ihre Wirkung, welche ſich jedoch in den Bandes > und 
— auf ſehr verſchiedene Weife entfaltet hat. Das weibliche Geſchlocht IR 
den Stanmnguͤtern an und fuͤr ſich nicht ausgeſchloffen, wo nicht entweder Lrhu⸗ 
—2* oder befondere Famillenſtiftungen eine ſolche Ausfchlleßung herbeifuͤh⸗ 
ren. uch wo das Geſetz nicht die Guͤter im Allgemeinen bei der Familie zu erhal⸗ 
‘ tem ſucht, kann ihnen durch Teſtamente und ee eine aͤhnliche Unveräußerliche 
keit beigelegt werben, womit dann auch häufig befombere Exmccefflontorbntngen, 
Ausſchließung bes weiblichen Geſchlechts, Fr Seniorate u. dgl., verbinden 
find. Dergleichen Beſtimmungen zu treffen, kann ber Staat unterfagen, Inden 
die wichtigſten Grundverhaͤltniffe des Volkes dabei auf dem Spiele fliehen, und er 
kann ebendeßwegen auch die fchon vorhandenen Ehnrichtungen und Gefege abaͤn⸗ 
dern. In Frankreich iſt durch die bürgerliche Gefetzgebung ſeit der Revolution bee 
Begriff der Seammguͤter verſchwunden, und ein Verfuch, die 
Erſte in einem Theile bes Vermoͤgens herzuſtellen, iſt in der Palrokammer verwor⸗ 
fen worden. Dagegen iſt in Frankreich der allzu ſchnelle Übergang des Beſitzthume 
aus einer Familie in bie anbre dadurch etwas gehemmt, baf bei Erbfälten im der 
Srttesstiniie immer die eine Hälfte den Derwandten von väterlicher Seite, bie are 
benen von muͤtterlicher Seite zufaͤllt. In England iſt alles Grumbeigenigum Be: 
ben und wird ımgetheite dem aͤlteſten Sohne vererbt (Toͤchter theilen unter ein⸗ 
— keine Soͤhne da find), aber ben Begriff von Stammguͤtern mt - 
man wit. 

Stammmelobte namt man dicjenige Geſaugweiſe eines Kirchenlidet, 
weiche urſptuͤnglich auf einen Text oder auf ein Ktechenticb gemacht worben if. 
Gewoͤhnlich a biefe Stammmmelobien in Choral —————— 
Anfangsworten jenes aͤttern Urliebes angeführt. Oft aber *— — 
fangoworte eines — gedichteten — ebenfalls bekannten, in — 
rieichartigen Lieder amgefüßet, sole: Mir nach, ſpeiche — — — ——— 

















E Cmmmeisie 16 

Mache mit wre Gett ve., wie eigruulich bie Urmelodie angegeben werben ſallte. Des 
größere Theil der gangbaren Melodien unſerer Kirchenlleder — ſchreiben ſich 
aus dem 46. und 17. 17. Sahıh, be; — ber ſpaͤtern Zelt am. Die Ans 
dab ber mnche ober menhgen gemähnichen ach bekannten Melodlen ifi fer groß. 


fingen. B. 
die Aeder: Es iſt das Heil uns kommen her sc. ; Nun freut lieben Chriften 
g’mehn ıc.; Allein Gott in der Hoͤh ſei Ehr 1c.; Wenn mein dlein vorbanben 
iſt ꝛc.e; Ei Here, wie Du willſt, fo [hi’3 mit mie 2c. ; Aus tiefer Noch ſchrei 
ich zu Dir ıc., nach einen gleichen Werd» und Strophenart gebichtets aber jedes 
derſelben bat ſeine eigne, gar ſehr umterfchiebene Stammmelodie. Wenden we⸗ 
nigſten noch jetzt gewoͤhnlichen — find die — zu entdecken. 
Ben erinnern re tt. Zu manchem Rebe hat mean meh⸗ 
ve Melobien, wie m: gg v. 43 ———— 
Des ehnen malt hes.bes ander vermechfelt wolz Biete Melodien haben auch In nette 
ern Zelten wehr ober weniger bedentende Eur ee daſt beine ein⸗ 
zige Melodie wird jetzt mehr fo geſungen, wie die Gompofition berfelben in bes 
alteſten Choralbuche ber hıtberifchen Kirche ſteht, welches Luther, Seufl Wal⸗ 
ee u druckte. Keiner, ber nicht eine blinde Vor⸗ 
liebe für daß Kite bat, wird jedoch alle aͤltere Gompofitionen wieberhengefleht 

wänfchen, nicht zugleich ein Ruͤckſchritt in der Kunſt gethan werben fol. 
de ſelbſt componirte und vorbefferte viele ältere Melodien (die zum Theil and 

der griech. Kirche fchon zu Karl d. Br. Zeiten er gekonnnen waren), 
mit Zuziehung feiner ‚unufitalifchen Freunde, der —— apellmeeiſter, — 


Seufl oder Melodien , welche Luther entweder nen componirte, * 
an deren Verbefferungen ex Antheil hatte, follen folgende fein: Ein' ſeſte Burg 
iſt unſer Gott ic; Es woll' ms Bon gnaͤdig fen ıc.; Nun komm ber 


— Bon Hieumel hoch da komm’ ıc.; . 
frerst such lieben Ehriſten ıc.; Nun bitten wie den heil. Geiſt ic; Gelobet 

— Eheiſt rc; Gott, ben Vater, wohn’ uns bei ꝛc; Vater unfer im Him⸗ 
melreich 1c. 5 reger Chriſtus iſt erſtanden 1.5 — 
m... x. 5 Chriſtus lag in Todesbanden ıc.; Mitten wir im 

ben ſind x. Wohl dene, der in ber Gott'dfurcht ſteht ıc. — ee 
belich ıc., ſol Benno, Bifchef in Meißen (1107), die Melodie nach welcher 
Jeſu Eriß dich zu um wend sc. gefumgen wird, Ich. Huß — 
Heinr Iſaak, (gegen 1490), Capellmeiſter Martmilians L., componirte 
ee Inſprug A SE 


RigEi 


eamenonkst haben, Lazarus Sprengler, Rathsſchreiber in Nürnberg (fi. 1510), 
wird. als Vf. unb —— Durch Adams Fall iſt ganz verderbt, — 
Mich. Mar. zu Landekrona, gegen 1530, CGomponiſt von: Ehriſtus ber 

ns fellg macht ıc., und Chriſt, ber du bift das helle rc. Um diefelbe Zeit: Nicok, 
eg ee OL D. Seh. Polyander, 





i / n 

0 . BSGtemnnmelodie 
„plus, gegen 1 530, Superint. zu Riga, compon ı Herr ‚ ber ein’ge Sarrı. 
fohn. Andte ſchreiben dieſe TR. dem leipz. kin. Gupemt Inecere zu. Wolfg. 
— Org. im Dienſte des Erzbiſchofs Albert zur Hale, gegen 1530, compo⸗ 

Chriſt umfer zum Jordan Sam. Mic. Herrmann, 1530 Gantor zu 
—— in — 2 (1568) Bf. der Mel.: Aus meines Herzens Grunde ıc. ; 
Loht Bott ihr Chriſten allzugleich ;c.; Wenn mein Stuͤndlein ee iſt ec. 
und naͤch Einigen auch: Erſchienen iſt der herrliche Tag ꝛc., ober vielmehr: Etr⸗ 
ſtanden HE der heil'ge Chriſt ıc., welche herrliche Melod. nach Rambach ſchon im 14. 
Jahrh. bekannt war, wenn hier nicht eine Verwechſelung mit einem a. alten 
Geſange von gleichen Anfangsworten flattfindet. Herem. Fine, Mufiter in 
Wittenberg 1558: Mas mein Gott will, das gefcheh’ allzeit ıc. Joh. 
genberg, gegen 1545 Superint. ya Eisleben, foll die Met. :Aein Sottin der N 
ſei Ehr ıc. componiet — doch ſchreiben Anbere dieſe Melodie dem Nicol 
cus und noch Andre dem leipz. Sup Selneccer zu. Dem Glaub. Goudimel, —* 
pellm. zu Lyon, weicher 1572 bei der pariſer Bluthochzeit ums Leben kam, wird 
die Mel.: Here Gott dich Toben Alle wir ıc., zugeeignet. Urban Langhans, 1554 
Diet, zu Glaucha, comp. : Laßt uns alle frölich fein ıd. Dr. Joh. Chiomufuf, 
fonft Schanfing, Pred. zu Friemar bet Gotha 1530, wird von: mehren unb 

. Hummel, würtemb. Capelm. 1550, wirb von EScqhubart als Componiſt 
von: Alten zu die, Herr Jeſu Chriſt rc. genannt. Nach Einigen fol Letzteret 
auch die von Anden dem Gantor Herrmann zugefchriebene Melobie: Wenn mein 
Stuͤndlein vorhanden iſt, gefegt haben. Joh. Baptifta, Muſtkdir. in Wien, fol: 
Wann wir in hoͤchſten Nöthen ꝛc. componirt haben. Mich. Gaftwig, 1530 Dr 
.. gan. zu Amberg: Herzlich lieb hab’ ich dich ꝛc., Joach. von (a) Burd, ums J. 
1580 Rathsherr und Cantor zu Mühlhaufen: Herr, ich haber mißgehanbeltıc ; ; 
Du Friebensfürft, Herr Jeſu Chriſt ꝛc.; Aus den Tiefen rufe ich. ıc.; Rum laft 
uns Gott den Herrn ıc. Anbre [reiben die zulegt erwähnte Mel. dem leipz. Se: 
perint. Mic. Gelneccer (ft. 1592) zu; wie auch bie: Singen wir aus Herzens⸗ 
grund ıc. und: Ach bleib bei une Here Jeſu Chriftic. M. Gotth. Erythraͤus, er: 
ſter Cantor, dann Rector zu Altborf gegen 1608: Vor deinen Thron tret ich Kies 
mit ıc.; Joh. Steuerlein, Notar zu Meinumgen (fl. 1613): Herr Jeſu Chrifl, 
wahrer Menfch ꝛc.; Melk. Zeichner, 1613 Cantor zu Frauenſtadt in Schtefier: 
Valet willic, die geben ꝛc; Mich. Prätorius, Capelim. in Braunfhweig, Dres 
den und Magdeb (fl. 1621), Verf. und Componift von: Ic dank die fon 
durch deinen Sohn ıc. Philipp Ricolai, der ſchon unter den Biederverfaffern (Bes 
fangbücher) — iſt, hat vor oder 1599 die beiden prachtvollen Melod.: Wa⸗ 
het auf, ruft ms die Stimme ıc., und: Wie ſchoͤn leucht’t ber Morgenftern x. 
componiet. Sie eben ſich in ſ., in dem erwähnten Jahre erfchtenenen „Steudens. 
fpiegel”. Einige fchreiben bie Compof. der zweiten Mel. dem Hans Scheidemann 
(ft. als Drgan. in Hamburg 1625); noch Andre dem Heine. Scheldemann, dem 
Sohn des Genamnten zu; aber diefer ward erft 1600 geboren; bem itern Schei: 
demann kann Nicolai vielleicht ſ. Melodie zur Feilung und harmoniſchen B 
tung uͤbergeben haben. Die erſte der vorhin genannten Meiodien wird dem 
Praͤtorius (ebenfalls Organ. zu Hamburg) zugefchrieben, weil fie in feinen, 1608 
herausgekommenen „Melodissaeris” ſteht; er hat fie aber wahrſcheinlich ke redl⸗ 
diet. Joh. Herrmann, Pred. zu Köben in Schleſien, fl. 1647, iſt Sompnn. 


von: Herzliebfter Jeſu, was haft du ze. ; Zion Mage mit Angft und Simetzen 1:3 5: 
Wo fol ich fliehen hin ıc., und von der alten Melodie des Liedes‘: O Gott, se 


feommer Gott 2c.; bie neuere, jetzt gewoͤhnlicherr ſoll (nach Koch's „Chöralbuch”) 


von Sebaft. Bad fein. Chrift. Demantius, 1620 Cantor zu Freiberg, — 


Freu dich ſehr, o meine Seelenc ;' Bon Gott will ich nicht laffen x. 


art, compon. von: "Rum danket alle Gott ıc. (f. Geſangbuͤchech; Joſ. Echget, 


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" Btammmalobke a 


Mufikdie. in Berlin gegen 1630: Du, o ſchuoͤbes (ſchoͤnet) en 1; 


Sämüde dich, o lebe Seele xc.; Jeſu, meine Freude ıc.; Jeſus meine Zunge: 
ficht ı. Joh. Herm. Schein, Mufttvie. in Reipg. (fi. 1631, f. Schein), hi» 
tete und compon.: Mach's mit mie, Bott, nach beiner Guͤte ıc.; Ach, Herr, meich 
einer Suͤnde ıc., nach weicher Mel. auch Paul Berhard 1666 Befiehl dt beine 
Wege ıc. bichtete, welche jegt gewöhnlich als Stammmmelobie ‚angeführt, wird, Auch 
von der Melodie; Wer Gott vertraut zc.; und: Wenn meine Sünden mich kraͤn⸗ 
ten xc., fol Schein Compon. fein. , Es ift nun aus mit meinem Leben ıc. fol 
(nach Matthefon’s „Ehrenpforte”, ©, 170), der nachherige Rector zu Zſchopau, 


Chriſtian Liebe, ſchon als Schäier zu Freiberg componirt haben; und als Verf. 
der Melodie: Es iſt genug; So nimm Herr meinen Geiſt ıc. wird der Vf. diem 


ſes Biedes, Franz Joach. Burmeifter oder Buhrmeifter, welcher als Sanb. ber 
Rechte in Lüneburg (ohne Angabe. des Jahre) geflorben iſt, angegeben. . Job. 
Schop, Capellmeiſter in Hamburg 1648, comp.: Werde naunter, mein Gem 
the 2.5 Jeſu, der du meine Seele 2c.; Ermuntre dich, mein (dmwacher Geiſt xc.; 


D. Traurigkeit sc. Sof. Roſenmuͤller, Muſikdir. in Leipz (fl. 1650): Straf 


mich nicht in deinem Zorn etc. Einige fchreiben ihm auch die Melobie: Alle Den 
ſchen müffen flerben ıc. zu; in diefem Falle müßte es eine von der Cruͤger'ſchen: 
Du, o ſchoͤnes Weltgebäude, unterfchlebene fein. Thomas Selle, Kanon. und 

Mufikdir. in Hamburg gegen 1650: Nunm laßt uns den Leib begraben ; Dein, 
Capellmeiſter zu Arnſtadt, 1650: Geelenbräutigam ꝛc. Heinrich Alberti (Mat⸗ 
theſon in der „Ehrenpforte” nennt ihn Albert) fi. 1668 als Organ. — ver⸗ 
fertigte gegen 1640 Text und Mel. bes Liedes: Gott des der Er 
den ; componirte: Chrifte, du Lamm Gottes ıc.; Ich bin ja — deiner 
Macht etc. (body laſſen auch einige dieſelbe Melodie als Stammmelodie: O. Ewig⸗ 
keit, du Donnermort zc. angeführt, von Joſ. Schop componirt fein); O wie fe 
fig feld ihr doch ꝛc. Mich. Frank, Schullehrer zu Koburg, — Ach wie 
flädtig.c. Joach. Neander, Pred. zu Bremen, fl. 1680: Lobt den Deren, ben 
mächtigen König der Ehren ıc. Sev. Saftorius, Gantor zu Jena, gegen 1674, 
compeniste: Was Gott thut, das iſt wohlgethan (dev Vf. f. Gefangb.). Won 
Andre. Hammerſchmidt, einer der größten Contrapunktiſten (ft. 1675 ale Orga⸗ 
nift in Zittau) iſt die Mel: Freuet euch, ihr Chriften alle ıc.; Meinen Jeſum Inf 
ich nicht ıc. ; Ach, mas fo ich Sünder machen ıc., welche Ietere von Knecht dem 
1678 zu Strasburg verfiorbenen Joh. Flittner zugefchrleben wird. Neumark, 
Verf. und Compon. von: Wer nur den lieben Gott läßt walten. (S. Geſangbuͤ⸗ 
bes.) Chr. Flor, Organiſt zu Lüneburg 1692, componirte: Auf meinen lie 
ben Bott ıc. wenn dies eine a. Melodie ift als die dem Joh. Hermann zugeſchrie⸗ 
bene: Wo ſoll ic fliehen hin ıc. Sam. Veiel, fl. 1695 als Dr. med. zu Um,.27 
J alt, componirte: Nun ſich ber Tag geenbet hat ıc. Gottf. Hein. Stölgel, 1730 
Copellmeifter zu Gotha: Nun Bott Lob, es iſt vollbracht c. Nächft ben genann⸗ 
ten Gemponiften haben ſich noch um bie Melodien des Kicchengefangs verdient ges 


macht: Dans Leo v. Haßler, zu Nuͤrnberg gegen Ende d. 16. Jahrh.; Mel. 


Vulpius, fl. als Cantor zu Weimar, 1616; Simon Gref, fl. als Pfarrer zu 
Ehaudau 1659; 3.-€. Kuͤhnan, ft. 1806; als Cantor zu Berlin ( Verf. ber 
Mel.: Wie lieblich winkt fie. mie ıc.) ; Doles, ft. als Mufikdir. emerit. in Leipz. 1797, 
ber hie Gellert'ſchen? Lieder componitte; Hiller, fl. ald Mufikdir. emerit. in Leipg. - 
804, der mehre neue Rirchengefangmelobten, ala: Wie groß iſt bes Allmaͤchr⸗ 
gen Güter, componizte, auch verfchiedene Ältere verbefferte fein Nachfolger Schicht; 
Juſtin. Heine, Knecht, fl. 1817 als Muſikdir. in Biberach, und deſſen noch leben» 
der Bruder; Nüttinger, Organ. an ber Waiſenhauskirche zu Hiidburghaufen, 
ber 109 Melodien des nenen hildburghauſenſchen Geſangbuchs componist bat; 


Umbreit, in Sn Goͤtz, Stadler., Rint und faſt alle Herausgeber von - 





OB Standarte Staͤnde 
Sherstsänken, a se 





mehrer Voͤlker bat. Das 
Ben Inder Kindheit der Voͤlker mag bie erſte Wefache joker —— 
Erfindung einer Krnſt, — biieb, das Getſtehrn vi 














— — — - = 
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Pr 





Nach 
verfhmindet der Stand ber Unfeeien immer mehr, und alle Dienfchen wechen in 


ihr Recht wieder eingefegts der status libertatis ber Roͤmer wird zum allgemeinen 
war en ‚Aber umter den Freien ſelbſt ergeugen — ————— 


den Gemeinde 
vantern eingerq⸗urat wird. — — aha weh ih 


Sutoats amt⸗ 
das Befehlen amäfchließlich anmagen md bie Übrigen von dem Vortheilen des g⸗ 


meinen. Wieland, ja auch won den Mitteln, ſelbſt Bermoͤgen und Anſchen gu gewin⸗ 
| aͤngen. Verbienften ber 


wen, for fe verbr Von Vorfahren babeizu ſpre⸗ 
eu, iſt sefkänbaiß, toeldyeh die Wahrheit gegen ſih hat. Inden alten tane 
Italiens ift dieſer Stand ber Eupatriden, ber Patricier, in 


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ter don Familien ſelbſt ſtatifand. Die Sache bat ihre großen Duusßekheiten, zu | 
Aufhellung neuerlich Keiner fo viel getham bat, als Niebuhr ia ſ. —— 
ag rl Patrkiat.ging ter, Indem ed gezwungen wurde, feine Wenzfige aut 
ben Frelen 


zu theilen; aber anf. Stelle trat ein nicht cenſtituinter, 
aber factiſch deſto feſter voreinter Verein von Reichen und welcher um 
bie Herrſchaft uͤber dab willenloſe und leidende Bolk endlich fuͤhete 
In der hleraus endlich eniſtandenen Alleinherrſchaft warde ein neuer Unterſchied der 


sicht bald Alles von dee Larme des Deepoten a geworden wäre, bie auch 
Freigelaſſene zu ben hoͤchſten Ehren im. Staate befürkente. Auch in ben Provinzen 
gab es menche erbliche Vernaige, nicht von der 





















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Standesherren (beutfche) 685 


bes hohen Adelß, Aiterinägige Dienſtmannen zu haben, paßte nicht mehr, ba auch 
reglerende Fürften Lehen von ihres Gleichen und ferhft vom Unterthanen angenom⸗ 
nen hotten, amd ach Pitter’ in 2 Merken („Über den Unterſchied ber Stände", 
1795, umd „Über Mißheirathen beutfcher Kürften und Grafen”, 1796) aufgeflellte 
Anfiht, baß Antheil an der Reichsgeſetzgebung, oder &ig und Stimme auf dem 
Reichſtage, das entfcheibende Merkmal abgebe, war nicht durchgreifend, da alte 
Imbfäffige Kärftenhäufer vom hohen Adelſtande nicht ausgefchloffen und ben Reichs⸗ 
grafen nicht nachgeſetzt werben Tonnten. Die Rechte des niedern Abel6 waren nach 
den Retchörechten fo unbedeutend, daB man ihn kaum für einen eignen Stand hals 
tem konnte; die gelehrten Wuͤrden flehen nach ben Reichsgeſetzen uͤber ihm, und nur 
Me Verdraͤngung dee Gelehrten aus den Domſtiftern, welche noch int weſtſaͤllſchen 
Frieden fuͤr unrecht erklaͤrt wurde, ſowie die Losreißung eines Theiles von ber Lanz. 
bes herrlichkeit (In ber unmittelbaren Reichsritterſchaft), wodurch er, jedoch mit gras 


| ßen Beſchraͤnkungen, felbft Hoheitsrechte über feine Güter erlangt hatte, bahnte 


ihm den Weg zu der im 16., 17. und 18. Jahrh. vollendeten fchärfern Trermung 

von dem Bürgerflande, welcher nun auch aus den höhern Staatsaͤmtern sub in di» 
nigen Staaten non den Officiersſtellen verdrängt wurde. Die neuere Zeit ſchien die 
Sache wieder in den richtigen Weg zurädzuführen. Es iſt von Montesquieu an oft 
behauptet worden, daß die Monarchie und überhaupt der Staat ohne erbliche Stans 
beöunterfchtede nicht beſtehen koͤnne. Dies ift offenbar falſch, und die Geſchichte 
lehrt im Gegentheil, daß die monarchiſche Regierung durch bevorrechtete Gtäffen 
in jeder Binficht erſchwert und ihrer Kraft beraubt wird, ſowie auf der andern 
Seite auch dad Volk, dem man jene Standesvorrechte als Schutzwehren gegen 
ee gerühmt hat, fich eines Tolchen Vortheil niemals bavon zu ee ge 

t bat. 1 A 

Standesherren, deutfche, in Folge ber Mebiatifatton. Diefer Aus⸗ 
druck bezeichnet aßße feit 1806 im ehemaligen beutfchen Reiche aus der Reihe ſelb⸗ 
fländiger Reicheftände (ober aus der Reichsunmittelbarkeit) in das Landesuntertha⸗ 
nmverhättnig (Mittelbarkeit) getretene Fürften, Grafen ımb Herren. Schon vor 
1806 gab es in Oſtreich, in ber Laufig, in Sachfen ımb in Schlefien Standeshers 
ren, d. 1. Befiger von größern Herrſchaften, mit welchen geroiffe Regierungsrechte, 
adelige Vafallen, Jurisdiction In zweiter Inſtanz u. ſ. w. verknuͤpft waren; von die⸗ 


ſen iſt hier nicht die Rebe. — Die deutſche Bundesacte, Art. 6 und 14, beſtimmte 


das neue Rechtsverhaͤltniß der ehemals reichſsunmittelbaren, feit 1806 medialiſirten 
(f. Mediatiſirung) Haͤuſer etwas näher, allein faft in allen Bundesſtaaten, wo 
es Standesherren gibt, in Preußen, Baiern, Wuͤrtemberg, Hanover, Baben, 
Kurheffen, Heſſen, Naſſau, Olbenburg und Hohenzollern, iſt jenes Verhaͤltniß 
burch ebherrlichkeitsediete beſonders geordnet worden, ober es erwartet noch 
feine endliche Feſtſetzung. Nach Dem, was bisher die Bundesverſammmlung zur 
Aus g der Art. 6 und 14 der Bundesacte gethan hat, find die Standesher- 
ren 1) iwas Ihr perfönliche® Werhättniß betrifft, nicht als Unterlanbeöherren, fondern 
als Unterthanen und Staatsbürger derjenigen Staaten anzufehen, benen fie mit 
then Grundbeſtzungen umtergeorbnet find. kber die Ertheilung einigee Curiat⸗ 
ſtimmen (f. d.) in Pleno warb von der Bundesverfammiung nach Nichts aus⸗ 
druͤcklich beſchlofſen. Jedoch kann man nach ber wiener Schlußacte vom 15. Mai 
1820 bie lettere Frage als verneint anfehen. Das Recht der Ebenbuͤrtigkeit des ches 

deutſchen hohen Adels aber ift in ber Standesmaͤßigkeit der Ehen regieren⸗ 
der Sürften wit Wöchtern aus mebdintifirten Häufern noch vorhanden, und in ber 
sesteften Zeit iſt Ihe perfönliches Verhaͤltniß noch beſtimmter ausgezeichnet worden. 
So vereinigten fich, u Präftbialantrag vom 18. Aug. 1825 , die ſonvetainen 
Fuͤrſten und freien Städte Deutſchlands, daß ben mittelbar gemorbenen, vormaks 
reichoſtaͤndiſchen Famillen ein ihrer Ebenbuͤrtigkeit mit den. ſouverainen Haͤuſern 

Eonv.⸗Lex. Siebente Aufl. Mb. X. 40 











628 Standesherren (preußiiche) 


angemeſſener Rang und Titel gewaͤhrt und ben Furſten da0 Präbieat: Derechlaucht 
(Altesse) ertheilt werde. 2) In Beziehung auf ihre dinglichen Rechte find die Me⸗ 
diatiſirten als vollghltige Befiger und Eigenthämer derfelben zu betrachten, und 46 
find ihnen gewiffe Vorzüge durch die Bundesverfaſſung garantist worden. 
Preußens Standesherren bilden übrigens außnahmömeife auster den deut⸗ 
ſchen Stanbeshereen eine fo ausgezeichnete Claſſe, daß Ihe Verhaͤltuiß zus dieſem 
Staate uͤberall nicht zu verwechſeln ift mit dem, worin fich ihre Genoſſen zu andern 
Staaten befinden. In der preuß. Monarchie zählt man 17 neue Standesherrſchaf⸗ 
ten: I. folche,, die herzogl. Häufern gehören: 1) Aremberg, kath. (f. d.), wegen 
der Grafſchaft Redlinghaufen (12 TM., 39,600 Einw.). 2) Croy, kath., wegen 
der Herrſchaft Dülmen in Weitfalen (54 DIM, 9500 Einw. und etwa 50,000 
Stdn. Eink.). Außerdem befigt der Herzog Alfred von Eroys Dülmen noch mehr 
Herrſchaften In den Niederlanden, die gegen 150,000 GOldn. Einf. geben. Sein 
Oheim, Guſtav, Herzog dv. Croy, war Erzbifhof von Rouen und Großalmofenier 
des Könige von Frankteich. Die zweite Linie dieſes herzogl. Hauſes, Crop⸗Havre, 
‚ befigt da6 Herzogthum Havre u. a. Güter in den Niederlanden unb 
Der Herzog Joſeph reſidirt in Paris, Beibe Linien find Grandes von Spanien. 
3) Looz · Coswaren, kath., wegen des füdl. Antheils von dem Fürftenthum Rheina⸗ 
Wolbeck; wegen des noͤrdl. Theils ift er Standesherr im Koͤnigreich Hanover. Aus 
fer diefem Fuͤrſtenthum (15 IM., 21,000 Einw., 60,000 Gldn. Einf.) befigt 
ber Herzog Karl noch mehre Büter in den Niederlanden, mit mehr als 150,000 
Gldn. Ein. — IL. ſolche, die fürftl. Häufern gehören: 1) Bentheim⸗Rheda, ref., 
wegen ber Herrſchaft Rheda und Graffchaft Hohen⸗Limburg (beide 34 IIM., mit 
10,500 Einw.). Der Befiger, Graf Emil, ward 1817 in den preuß. Fuͤrſtenſtand 
erhoben. 2) Bentheim: Bentheim wegen Steinfurt; wegen der Grafſchaft Bent. 
beim (f. d.) iſt er ſeit 1822 auch handverifcher Standeshere. 3) Salm⸗Horſimar, 
luth., wegen ber Grafſchaft Horftimar. 4) Salm⸗Salm, kath., megen Ahaus und 
Bocholt und wegen der Herrſchaft Anholt. (S. Salm.) 5) Sayn⸗Wittgenſtein⸗ 
Berleburg, ref., wegen feines Antheils an der Grafſchaft Wittgenflein und wegen 
ber Grafſchaft Berleburg. 6) Sayn⸗Wittgenſtein⸗Wittgenſtein, ref., wegen der 
Hälfte der Grafſchaft Wittgenftein und wegen ber Herrſchaft Vallendar. (©. 
Sayn.) 7) Solms⸗Braunfels, ref., wegen der Ämter Braunfels und Grafen 
flein 8) Solms⸗Lich oder Hohenſolms, ref., wegen des Amtes Hobenfolms. (&. 
Solms.) 9) Wied, ref., wegen der Grafſchaft Wied (ſ. d. und Neuwied). 
Die Befigungen der am 28. Aprii 1824 ausgeftorbenen Linie Wied⸗Runkel find 
an bie jüngere Linie, an ben Fuͤrſten Auguft (vorher Wird Neuwied, nunmehr 
Wied) gefallen. Wied ift jept das größte ftandesherrl. Gebiet im Großhetzogthum 
Niebershein. 1825 wurbeh dem Kürftenthbume Wird diefeiben Rechte und 
eingeräumt, welche unter den Standesherefchaften ſchon früher die Braffchaft Stol⸗ 
berg: Wernigerode erhalten hat. Zu Neuwied ward daher eine eigne firfll Regie 
rung errichtet, welcher In Juſtiz⸗ und a. Sachen die Entfcheibung in 2. Snflamg 
zuſteht, und welche, unabhängig von der koͤnigl. Provinzialregierung , mittelbar 
dem Minifterium untergeordnet ift, zu welchem von der legten Snftanz beider Per⸗ 
fon bes Fuͤrſten Appellation gelangen barf. Außerdem ift 10) der Fuͤrſt v. Thurn 
und Taxis, wegen des 1819 errichteten Fuͤrſtenthunmis Krotos yn im Großherzeg⸗ 
thum Poſen, k. preuß. Standesherr. (S. Thurn und Taxis.) — IIL ſolche, 
die graͤfl. Geſchlechtern gehoͤren: Wallmoden⸗Gimborn, iuth., wegen ber Her 
ſchaft Gimborn und Neuſtabt im Regierungsbezirk Köln (23 DM., 13,700 
Einm.). — IV; ſolche, die freiherrl. Geſchlechtern gehören: 1) die dem Freiherrn 
v. Boͤmelberg, kath., gehörige Herrſchaft Gehmen (JIM., 2800 Einw.) im Re 
dierungsbezirk Muͤnſter. 2) Die dem freiherrl. v. Grote'ſchen Geſchlecht gehoͤrige 
Herrſchaft Schauen in der Prov. Sachſen (Dorf mit 524 Einw.). 3), Die Herr 















| 


Stanbesherren (oſtreichiſche, bairiſche) ee 


(haft Rappenberg und Scheba, dem Freiherrn v. Stein gehörig ſeit 1827. Diefe 
k. preuß. Standesherren (vor 1806 reichsummittelbare Fürften und Grafen) befigen 
zuſammen 1504 IM. ımb 330,000 Einw. Nach der E. preuß. Berorbnung vom 
30. Mat 1820 gehören fie zu dem Hohen Abel in Deutſchland und behalten das 
echt der’ Ebenburtigkeit, ſowie Ihre Domainen umd ihre Famillenvertraͤge. Sie 
haben einen peiotlegieten Gerichtöftand und find frei von der Milltairpfticht, forsie 
bon dee Perſonal⸗ und Grundſteuer. Sie haben niedere und obere Gerichts⸗ Orts⸗ 
Pollzels und Conſiſtorialrechte, jedoch unter Aufficht des Staats. (S. Stein's 
„Handbuch ber Geographie und Gtatiſtik, 5. Aufl., II, 239 fg.) — Bekanntlich 
gibt es in der preuß. Monarchie, namentlich) in Schlefien, Sachſen und der Laufig, 
noch 28 ältere bevorrechtete Standesherren, wie die Beſitzer der Fuͤrſtenthuͤmer, 
freien Standes: und Minderherrfchaften in Schlefien, bie ber alten Standesherr⸗ 
Tchaften in der Niederlaufig und in Sachſen. Unter diefen iſt beſonders das Haus 
Stolberg (f. d.) zu bemerken. = 

In der äftreichifchen Monarchie find viele ehemals reichtunmittelbare Ges 
ſchlechter begütert; allein dieſe Guͤter felbft waren nie ummittelbar geweſen. 
(Daſſelbe iſt der Yan im Königreihe Sach ſen mit ben Mecefherrfchaften des 
Haufes Schoͤnburg [f.b.] und der Grafen Solms [f.d.].) Der Kaiſer vom 
Deſtreich Hat jebod; den oben erwähnten, auf feinen Antrag in der Sigung des deut⸗ 
[hen Bundestages vom 18. Aug. 1825 einftimmig gefaßten Beſchluß, durch das 
Gabinetsfchreiben vom 9. Sept. 1825, audy in der oͤſtr Monatchie in Wirkſamkeit 
gefegt, und ein Verzeichniß derjenigen meblatifiten Zürftenfamitien (zuſammen 
47), deren jedesmaligem Chef in ben Auöfertigungen von Seiten der E. ©. Landes⸗ 
flellen der Titel Durchlaucht und Durchlauchtig Hochgeborener Fürft gegeben werben 
fol, bekanntgemacht. Davon find folgende 14: Auersberg, Coloredo⸗Mansfeld, 
Dietrichftein, Eſterhazy, KaunigsMietberg *), Khevenhüller, Loblowig, Met⸗ 
ternich, Roſenberg, Schwarzenberg, Schänburg, Starhemberg, Trautmanne 
dorf und Winbifchgräg, in der oͤſtreich Monarchie, 33 aber außerhalb derſelben 


In dem Koͤnigreiche Batern genießen bie Mitglieder ber vormaligen unmit: 
telbaren Reichsritterſchaft, nad der Verordnung vom 31. Dec. 1806, nur die all» 
gemeinen perfönlichen Rechte und Vorzuͤge des Adels in ber Monarchie überhaupt; 
die meblatifieten Fürften, Grafen und Herren aber haben in allen fie betreffenden - 
Meal= und Perſonalklagen ein privilegirtes Forum; in peinlichen Fällen genießen 
bie Häupter der mebiatifitten Häufer das Recht einer Auſtraͤgalinſtanz, nämlich 
durch Richter ihres Standes gerichtet zu werben. Sie befigen ferner bie niedere und 
mittlere Gerichtöbarkeit, nebft der untern Polizei; doch koͤnnen die Lönigl. Hofge⸗ 
richte Bifitation in den Mediat⸗Juſtizkanzleien vornehmen. Sie genießen die Zolls 
freiheit von allen zu ihrem Hausbedarf erfoberfichen Gonfumtibfiien u. ſ. w. Zur 
Entfchäbigung für die Grund⸗ und Domtnicalfteuer iſt ihnen ein Deitttheil der 
"Steuer ats beftänbige Rente zugefichert. Auch warb ihnen 1812 erlaubt, unter Rs 
nigl. Genehmigung neue Majorate zu errichten. Die befondern Vorzuͤge dieſer 
freien Stammgäüter find: erbliche Nationafrepräfentation in der erften Kammer, ber 
freiter Berichtsftand und eignes Herefchaftsgericht. Nach ber koͤnigl. Erklaͤrung vom 
Nov. 1817 iſt der Herzog von Leuchtenberg (f.d.), Fuͤrſt von Eichſtaͤdt 
(f.d.), das erſte unter den ehe. Haͤuſern Baierns. Die uͤbrigen mebiatifirten Hau. 
ſer oder Standesherren find: I. Fuͤrſtliche: 1) Eſterhazy von Galantha, kath, 


9) Die Standesherrſchaft Rietberg‘ (34 DM., 11,900 Einw.), is dem k. preuß. 
Regierungsbezirk Minden, iſt von u Arm von Kaunig» Rietberg 1828 an einen 


joatm erfau ben, D ben B 6 Rietber e das 
764 in den Reihen — * ec Bee Sig —E 


- auf ber weſtfaͤliſchen Grafenbank erlangt. 


40 * 


628 Standesherren (baftifche) 


ein altes magyariſches Gefchlecht, und zwar von der Linie Forchtenſtein, welcher bit 
große Herrſchaft Eifenftabt in Ungam gehört. Als Beſitzer ber kleinen Herrſchaft 
Edelſtetten (feit 1804) in Franken iſt Fuͤrſt Nikolaus (der Vater des oͤſtreich. Bots 
ſchafters In London) Standesherr des Aönigreiche Baiern. 2) Fugger⸗Babenhau⸗ 
fen oder die Jakob⸗Fugger ſche Linie. Der Fuͤrſt Anton, geb. 1803, kath., beſitzt 
das Fuͤrſtenthum Babenhaufen (7 IAM., 11,000 Einw.) und 9 Herrſchaften. 
(S. $ugger.) 3) Hohenlohe⸗Schillingsfüͤrſt; Fuͤrſt Karl, . €. oͤſtreich. General⸗ 
major, [mn 1776, bat feinen Bruder Stanz, geb. 1787, im J. 1807 mit der bat 
riſchen Herrſchaft Schillingsfärft paragirt. Der Fuͤrſt iſt zugteldh wegen ber Ämter 
Waldenburg, Kupferzef und Adolzfurth 2, würtemb. Standesherr. 4) Der Für 
von Leiningen (f. d.), Karl, geb. 180%, luth., wegen ber Amter Amorbaq 
d.) und Miltenberg; wegen ſ, übrigen Beſitzungen iſt er badiſcher Standesher 
) Loͤwenſtein⸗ Freudenberg, luth. Dieſed ſeit 1812 füͤrſtliche Haus theilt fich in? 
Aſte, Vollrath und Karl, die ihre Landesantheile (zuſammen 81 ‚ mit 21,700 
Einm., 170,000 Son, Eint.), Vie unter der Oberhoheit von Baietn, 
und Baben ſtehen, gemeinfcyaftlich verwalten laſſen. Die Reſidenzſtadt Wertheim 
liegt im badiſchen Main» und Tauberkreife. 6) Loͤwenſtein⸗Roſenberg, kath. , hät 
Mebiatgüter if Baiern, Baden, Heflen und emberg, angerderg große He 
ſchaften in Böhmen. 7) ÖttingensÖttingen, kath., befigt in Baiern das Mediat 
gericht Öttingen, nebft der Mefibengfladt Öttingen. 8) Öttingen» Wallerſteit, 
befigt das Kronoberfthofmeifteramt in Vaiern und das Mediatgerlcht Wallerſtein 
Die übrigen ſtandesherrlichen Beſitzungen der beiden Linien des fürfll. Haufes Bc 
tingen liegen unter würtemb. Hoheit. 9) Schwarzenberg. Dieſes fürftl. Hard, 
kath., befigt 2 Majorate. Das erfle begreift die Fränkifche und ſchwaͤbiſche Here 
ſchaft, theil& unter balrifcher (das Mediatgeriht Schwarzenberg), theils unter wär 
temb. Hoheit, gegen 7 IM., mit 12,000 Einw., das Herzogthum Krumau und 
mehre Herrſchaften in Böhmen ; das zweite Majorat befteht aus einigen Herrſchaf⸗ 
ten (Worlid u. ſ. w.) in Böhmen. (&. Schwarzenberg.) 10) Thurn und 
Zaris (f.b.), kath. ; der Fuͤrſt iſt als Kronoberfipaftmeifter mit dem bariſchen, 
würtemb., badifchen, kur⸗- und großherzog!. heffifchen, groß» und Berzogt. fächfe 
ſchen, hohen ollernſchen, waldeckſchen, lippefchen, naffauifchen, ſchwarzburgifchen 
und reußiſchen Poſten (als einem Thron⸗Erbmannélehen) bellehen. Gehte ih 
Schwaben 1785 erkauften Herrſchaften ſtehen theils unter Baternd, theils ıumter 
uͤrtembergs, theil& unter Hohenzollerns Hoheit — II. Graͤflich e Stanbes⸗ 
herren: 9 Caſtell, luth. Die Haͤupter ber. beiden Linien dieſes Hauſes regieren ges 
meinſchaftlich die Graffchaft Caſtell (54 LIM. ‚, 7080 Einw.). Erbach, luth. 
Dieſes in 3 Linien getheilte Haus beſitzt unter bairiſcher Hoheit das Mediatg 
Eſchau, unter geoßherzogl, heſſiſcher die Herrſchaft Etbach ꝛt. 3) 4) 5) 6) 
Grafen Fugger⸗Gloͤtt, F⸗Klrchheim, F.⸗Rordendorf und Ps Kirchberg. Die ketze 
Linie beſitzt auch Im Koͤnigreich Wuͤrteniberg eine Standesherrſchaft 7) ne 
luth, wegen der Herrſchaft Thurnau, Buchau, Wieſenfels ıc. (4 LIM., 12. 
Einw. und 80,000 Gibn. Eink). 8) Ortenburg, kath. Der jetzige 
Graf Karl, vertauſchte die Grafſchaft Ortenburg gegen die Grafſchaft Tambach 
Baiern (14 LJM., 23,000 Einw., 25,000 Sen. Eink.). Dat jetzige Mebi 
richt Zambadı ſteht unter baitiſcher Oherhoheit. Außerdem befigt er noch 
errſchaften In Bairın. 9) Dappenfeim, luth. Die ehemtaige Benffänfe®; 
ift jest ein Herrfchaftsgericht im baltifchen Rezatkieife (34 IM. , Enw· 
50,008 Glbn. Eint); außerdem beſitzt der, Standeshert noch 5 
im Preußifchen.ic. 10 rg, we, ,. erg (vi 


neräheim. #1) ea —— ——— — (f. %) bie 

. 107 © 41. Oi. 
Wiefentheld- ıc., das Amt Pommerbfelben und ——— Pin j 
Obethoheit, und bie Hertſchaft Heuſenſtamm unter großhetzogleh 





— 





— — 


abe. Hexgfafeen 


diß 


Standesherren (wuͤrtembergiſche) 629 


— 12) Stadien, phi ſche Linie, befigt in Balern die Gtandesherrfchaft 
aufen, auch einige Herrſchaften in Böhmen. | 

Die 33 Standesherren des Könige. Würtemberg, ehemalige unmittel⸗ 
bare Reichefürften, Grafen und Ritter, die zufammen 250,000 Unterthanen bes 
figen, haben nach der Beflimmung bes Königs Friedrich die Regalien und alle Ge⸗ 
richtebarkeit verloren, und mäffen fich In den Fönfgl. Staaten und 3 Monate im 
Fahre in Stuttgart aufhalten. Die figatBrechtlichen Verhaͤltniffe des fuͤrſtl Hau: 
ſes Thum und Zarie hat die koͤnigl. ——e* vom 8. Aug. 1819 feſtgeſetzt. 
Nach der Rangordnung vom 1. Aug. 1811 gehören zu der erften der 10 Claſſen 
die ehemaligen Reichsfuͤrſten, bie umter wuͤrtemberg. Hoheit ſtehen. Saͤmmtliche 
Vertreter der flandesherel. Gemeinfchaften, auf deren Beflgimgen vormals eine ' 
Reichs⸗ oder Kreistagsſtimme ruhte, haben Sit in ber erfien Kammer der Reichs⸗ 
fände. Durch die koͤnigl. Erklärung vom 8. Der. 1821 wurde der Rechtts; 

fand bes vormals reichsunmittelbaren Adels im Königreiche Wuͤrtemberg nae 
Maßgabe des Art. 14 der beutfchen Bundesacte feftgefteht, und diefe Erklaͤrung 
burch die Verordnung vom 24. Oct. 1825 auch auf den alt⸗landſaͤſſigen Adel des 
Koͤnigreichs, gegen Verzichtleiſtung auf die Patrimonialgerichtsbarkeſt, Ortspoli— 


zei amd Forſtgerichtsbarkeit ausgedehnt. — I. Zu den fuͤrſti. Standes herren ge— 


hoͤren: 1) Das Haus Dietrichſtein (ſ. d.), kath. wegen ber Herrſchaft Neu— 
ravensburg im Donaukreiſe. 2) Fuͤrſtenberg, kath. wegen des Amtes Hapingen; 


die übrigen Befitzungen ſtehen unter badifcher und hohenzoll. Hoheit; einige Hert— 


ſchaften dieſes fuͤrſtl. Hauſes liegen in Böhmen. 3) 4) 5) 6) 7) 8) Hohen— 
Lohe (f.d.). Das ehemal. Fuͤrſtenth. d. N. wurde 1806 theils unter wärtember: 
gifche, theils unter bairiſche Landeshohelt gezogen. Die Befigungen ber Hohens 
Ich Neuenfteinfchen Linie (Iuth.) in 3 Aſten: Langehburg, Dehringen und Kirch» 
berg, forie bie Befigungen der beiden Afte Bartenftein und Jartberg, von der 
2: (kath.) Linie Hohenlohe: Waldenburg, ftehen ſaͤmmtlich unter würtemb. 

oheit; der Senior der neuenfteinfhen Linie bekleidet das wuͤrtemb. Reichſsmar⸗ 
ſchallamt. Dee Kürft von Hohmlohes Langenburg und ber Fuͤrſt von H.» Obs 
ringen befigen noch gemeinfchaftlich die unter Gotha ſtehende Grafſchaft Gleichen. 
Der dritte Aſt des waldenburger Zweiges: H.⸗Schillingsfuͤrſt (f. oben Baiern), 
befigt unter wuͤrtemb. Hoheit die Ämter Waldenburg, Kupferzell und Adolzfurth. 
Die ſtaatsrechtlichen Verhaͤltniſſe der fürftt. Häufer H.⸗ Bartenſtein, Jaxtberg, 
"Öhringen, Kirchberg, Langenburg wurden durch bie koͤnigl wuͤrtemb. Declaration 
vom 20. Oct. 1825 näher beſtimmt, die Entfcheibung ber Trage aber: „ob der in 
dem koͤnigl. Edicte vom 18. Nov. 1817 une Brundfag ber gezwunge⸗ 
‚nen Abloͤebarkeit ber gutshertl. Rechte und Gefälle, gleichwie der Erb: und Falls 
lehen, unter Vorbehalt der Beflimmung ber Norm derfelben ein mit Zuſtim⸗ 
mung der Stände zu erlaffendes Geſetz, mit Art. 14 ber beutfihen Bunbesacte 
unvereinbar ſei?“ ber gutachtlichen Beurtheitung bes deutſchen Bundes Aberlaffen. 
9) ımb 10) Löwenftein » Freudenberg und Löwenftein- Roſenberg (ogl. Baiern). 
41) und 12) Öttingen » Öttingen und Ötttingen: Wallerftein (ögl. Balern). 13) 
Salm ⸗ Krautheim, kath., wegen bed Fürflenthums Krautheim (5. Th. auch unter 


7 


habiſcher Oberhoheit). 14) Schwarzenberg, wegen des erſten Majorats (vgl. 
m). 15) Solms-Bxraunfels, ref. wegen eines Theils von &impurg. 16) 
hurn und Taris, deſſen Befigungen im Wärtembergifchen,, nad) der koͤnigl. Vers 
ordnung. vom 26. Sept. 1823, die 5 Ämter Scheer, Buchau, Obermarchthal, 
Dbrrhulmentingen imd Meresheim bilden. In dem legten Oberamte fiegt der Mfl. 
e ‚ zeit dem ſchoͤnen Reſidenzſchloß Trugenhofen, das feit 1819 den Na⸗ 
un Schloß Taris hhri. 17) Waldbuirg⸗Wolfegg⸗ Waldſe⸗e —— 
Bestehen unter wärtenb. Oberhoheit, zufammen 6 LIM., 15,000 Einw., 
000 Sion. Eink. Der Standesherr, Fuͤrſt Joſeph iſt nie Senior bes Hau⸗ 








680 — Standesherren (hanoͤverſche, badifche) 


ſes, wuͤrtemb. Meichserbhofmeifter. 18) Waldburg⸗ Zeil⸗Trauchhurg und 19) 
Waldburg⸗ Zeil⸗Wurzach, wegen ber Grafſchaft Zeil und mehrer Herrſchaften uns 
ter wuͤrtemb. Oberhoheit. 20) Windiſchgraͤtz, und zwar die Ruprechtiſche Linit, 
kath., wegen ber unter wuͤrtemb. Hoheit gezogenen, ehemals unmittelbaren Herr 
haft Eglofs und Sieglos. Das Haus befigt außerdem beträchtliche Guͤter ia den 
ch. Erbſtaaten, mit 100,000 Gidn. Eint.*) — II. Graͤfliche Standes 
herren: 1) — ſeit 1817 erloſchen; durch Vermaͤhlung der Erb⸗ 
graͤfin Marie mit dem Grafen Erdody kam die würtemb. Standesherrſchaft (che 
malige Abtei) Baindt, nebft den Herrfchaften und Gütern in Ungarn, an das Haus 
Erdody. 2) Ifenburg : Meerholz, wegen eines Antheils an der Grafſch. Limpurg⸗ 
Gaildorf. 3) Koͤnigsegg⸗Aulendorf, kath., befist im würtemb. Donaukrelſe die 
— d. N. (4à IM., 4800 Einw.), außerdem noch Guͤter in Öftreich und 
ngarn. 4) Plettenberg, kath., wegen der Grafſch. Mietingen; außerdem beſitzt 
diefed Haus noch Herrſchaft a in Schlefien und in der preuß. Prov. Weſtſalen. 
5) Püdter » Limpurg, Iuth., wegen bes Antheil6 an der Grafſch. Limpurg, Gall 
dorf, Sontheim, in Würtemberg 34 IM., 5300 Einw. (Batern hat bie flan- 
deshersl. Rechte der in Baiern liegenden Reichsguͤter biefes Hauſes noch nicht ans 
erkannt.) 6) Quadt⸗Jony, kath., wegen der Grafſch. Isny. 7) Rechberg uud 
Mothentöwen, kath. Der Standesherr, Graf Aloys, ehemal. koͤnigl. bairiſcher 
Staatsminiſter, beſitzt im Könige. Wuͤrtemberg die Herrſchaften Hohenrechderz, 
Donzdorf, Weißenſtein und Ramsberg, zuſammen 25 IM, mit 8200 Einw. 
8) Roth⸗Wartenberg, wegen Roth. 9) Schaesberg, wegen ber Gtafſch. Cham: 
heim. 10) Stadions Warthaufen, kath. (oder die Friedericianiſche Linie), wegen 
der Standesherrſchaft Warthaufen. 11) Sternberg, Bath. , und zwar ber Ältere 
Aft der böhmifchen Linie, wegen ber Herrſchaft (ehemal. Abteien) Weißenar und 
Schuſſenried. 12) Toͤrring⸗ Gronsfeld, Lath., wegen der Grafſch. Guttenzell. 
13) Waldbott⸗Baſſenheim, kath., wegen der Grafſch. (chemal. Abtei) Heggbach. 
Der Standesherr beſitzt noch die Herrſchaft Reiffenberg und Kranzberg, unter nal: 
ſauiſcher Oberhoheit. 14) Waldeck⸗ Limpurg, wegen des Antheils an der Graf⸗ 
ſchaft Limpurg. 

Im Koͤnigreiche Hanover find folgende Standesherren: 1) Der Hetzog 
von Aremberg (vgl. oben Preußen und Aremberg) wegen Meppen (33 IM, 
mit 39,500 €.). 2) Der Herzog von Looz und Corbwaren (vgl. oben Preußen). 
3) Der Zürft von Bentheim Bentheim (vgl. oben Preußen und Bentheim). 
Diefe jüngere Linie des fürfli. Haufes Bentheim befigt bie feit 1753 verpfändet ge⸗ 
wefene, ehemals unmittelbare Grafſchaft Bentheim (19 LIM., 25,000 Eime.). 
Seit dem wiener Congreß fleht fie unter koͤnigl. hanoͤv. Hoheit; ber Zärft Alexins 
erhielt den Beſitz berfelben erft 1822 — , nachdem das Pfand abgetragen war. 
Die ſtandesherrl. Verhältniffe des Fuͤrſten find durch bie koͤnigl. Handy. Verord⸗ 
nung vom 18. April 1823 geordnet. Mit Einfchluß ber preuß: Standesherrfchaft 
Steinfurt und der übrigen Güter ſchaͤtzt man bie Einkünfte des Zürflen Ateries 
anf 160,000 Gldn. 

Im Großhersogthum Baden gibt es 8 Standesherren, bie 663 IR. 
Land und 184,905 Unterthanen befigen. Nach dem Edicte vom 16. April 1819 
behielten die Mediatifirten das Recht ber Ebenbürtigkeit, wie vor ber 
rung und unbefchränkte Freiheit, in jedem befreundeten Staate zu leben und Kriegs⸗ 
bienfle zu nehmen; in peinlichen Faͤllen erkennt über bie Häupter dieſer Geſchlech⸗ 


‘*) Der Fürft v. Metternich, ehemaliger Stanbesherr im Koͤnigr. Bürtemberg, we: 
gen des Fuͤrſtenthums Ochfenhaufen oder Winneburg, hat 1825 biefe Standesherrſchaft 
an bie Krone Würtemberg für 1,800,000 Guld. verkauft und ift daher in X | 
— — aus der Reihe der deutſchen mebiatifirten Standesherren heraus⸗ 
getreten. 











Standesherren (heſſiſche, naffauiſche) 631 


ter und deren Gattinnen eine Auſtraͤgalinſtanz. Sie haben das Recht ber Land⸗ 
ſtandsſchaft und gehoͤren zu dem Herrenſtande. Sie haben ferner in buͤrgerlichen 
und peinlichen Sachen bie erſte, und wenn ihr Gebiet 20,000 Seelen enthaͤlt, auch 
bie zweite Inſtanz; fie haben bie Ortspolizei, allein Feine Steuerprivilegien. Dieſe 
Standesherrn find: 1) Der Zürft von Sürftenberg (f.d.), der 12 Ämter 
(mit der Reſidenz Donefchingen) umter badifcher Hoheit befist. 2) Der Fürft zu 
Leiningen⸗ Hardenburg⸗Dachsburg, Iuth. (zu Amorbady: Miltenberg, f. oben 
Balern) ; er befigt überhaupt 25 IIM., mit 87,000 Einw. und 568,000 Sion. 
Eint. 3) und 4) Die Grafen zu Reiningen- Billigheim,, Eath., wegen Billigheim, 
und zu Leiningen: Neubenau, Eath., wegen Neudenau. 5) Der Fürft von ber 
Leven, kath., wegen der Grafſch. Hohengeroldseck (24 LIM., 5000 Einw., 
40,000 Sion. Ein). Der Kaifer von Öftreich hatte feine Souverainetätsrechte 
Aber diefe Sraffchaften 1819 an Baden abgetreten. Außerdem beſitzt der Fuͤrſt 
Herrſchaften im Naffauifchen und Güter auf dem linken Rheinufer; überhaupt hat 
er 100,000 Sion. Eint. 6) Die Fuͤrſten zu Loͤwenſtein⸗ Sreubenberg, Iuth., und 
7) der Fuͤrſt zu Loͤwenſtein⸗Roſenberg, kath., wegen Werthheim ꝛc. (vgl. oben 
Baiern und Würtemberg). 8) Der Zürft von Salm⸗Krautheim (vgl. oben Wr» 
temberg), wegen Krautheim, Gerlachſsheim (MWerthheim). Die ftanterechtlichen 
Verhaͤltniſſe des fürflt. Haufes Salm⸗Krautheim wurden burch die großherzogl. 
badifche Verordnung vom 2. Nov. 1825 feftgefest. 

Im Kurfuͤrſtenthum Heffen find & (medlatifirte) Stanbeshereen: 1) Der 
Hürft von Iſenburg⸗ Birſtein, wegen ber Amter Birftein und Langenfelbolb, 
2 DM., 8869 Einw. 2) Der Graf von Iſenburg⸗Waͤchtersbach, wegen Wäch: 
tersbach, 14 IIM., 5100 Einw. 3) Der Graf von Iſenburg⸗Meerholz, 1IM., 
4000 Einw., wegen Meerholz. Dieſe 3 Standesherrſchaften ſind 1817 durch 
eine kurfuͤrſtl. Beſtimmung ruͤckſichtlich der Verwaltung der Polizei, Finanz⸗ und 
Militairſachen in 4 Hoheitsaͤmter eingetheilt worden. 4) Der Graf von Solms 
Roͤdelheim, wegen Praunheim. | 
In dem Großherzogthum Heffen gehören die Häupter ber ſtandesherrl. Fa⸗ 
milien zu ber erflen Ständelammer. 1) Der Fürft von Sfenburg  Birfteln iſt 
Standesherr wegen Offenbach ıc., mit dem Refibenzfchloffe Birſtein und ber para= 
girten Linie Iſenburg⸗-Philippseich, zuſammen 4 IM., 17,200 Einw. 2) Der 
Kürft von Löwenfteins Nofenberg, wegen Dabizheim u. a. m. (f. oben Baiern). 
3) Der Zürft von Solms » Braunfels, wegen Hungen und Wölferheim, 4 IM. 
10,600 Einw. 4) Der Fuͤrſt von Solms = Hohenfolms, wegen Lich. 5) Der 
Graf von Solms: Rödelheim, wegen Rödelheim und Affenheim. 6) Der Graf 
von Solms: Laubach), wegen Laubach. 7) Der Graf von Solms: Wildenfels, 
wegen Engelthal. 8) 9) und 10) Die Grafen von Erbach⸗Erbach, Erbach⸗Schoͤn⸗ 
berg und Erbad) » Fürftenau, wegen ber Grafſch. Erbach (über 7 IIM., 32,000 
Einw.). 11) Der Graf von Iſenburg⸗ Büdingen (34 IM. , mit 11,000 Einm.). 

12) Der Graf von Ifenburg > Meerholz, wegen Marienborm. 13) Der Graf von 
Iſenburg⸗Waͤchtersbach, wegen eines Dorfes. 14) Der Graf von Leiningens 
Weſterburg, wegm Ilbenſtadt. 15) Der Graf von Schönborn, wegen Heufen: 
Hamm. 16) Der Graf von Stolberg » Wernigerode, wegen ber Grafſch. König- 
flein, mit Gedern. 17) Der Graf von Stolberg :Roßla, wegen Dtterberg und 
Minzenberg. 18) und 19) Kolgende Srundberrfchaften mit ſtandesherrl. Gerecht⸗ 
famen: die der Freih. von Riedeſel (75 IM., 19,500 Einw.), die des Grafen 
von Goͤrz (23 IM., 6900 Einw.), mit ber Nefidenzftadt Schlig. | 

Im Herzogthum Naffauı gehören bie Standesherren als erbliche Mitglie: 
ber zu der Herrenbank. 1) Der Erzherzog Stephan Franz Victor, geb. 1817, 
Sohn und Erbe der Prinzeffin von Anhalt» Bernburg: Schaumburg (Gemahlin 
des Erzherzogs Joſeph, Palatins von Ungarn), als Befiger der Grafſchaft Holz 


058 Stänbevsrfommlungen Standrecht 


eh meh der Herrſchaft Schaumburg (gegen 2 LIM., mit 3600 Einw. unb 

63,000 Glbn. Eink). 2) Der Färft von der Leyen (f. oben bei Baten), wegen 
der Herrſchaften Nievern und Ahrenfeld. 3) Der Kürft von Wieb, wegen Run- 
tet. (24 TIM., 6200 Einw.) und wegen Seltess (2 DM., 5600 Ein.) (vgl. 
sen Preußen). 4) Der Graf von Waldbott⸗ Baflenheim, reſidirt zu Keiffenberg 
¶. oben Wörtemberg). 5) Der Graf von Leiningen » Wefterburg (luth.), wegen 
har Herrſchaft Wefterbing = Schadeck (2 IM., 4300 Einw.). 

Im Fuͤrſtenthum Hohenzollern - „Gigmaringen gibt es 3 ſtandes⸗ 
here. Berirke mit 7 IM. und 13,400 Einw. 1) Die fürfil. Fuͤrſtenbergiſchen 
(f. oben Baden) Herrſchaften Trochtelfingen, Sungnau und Möstich (54 LIM., 
10,000 Einw.). 2) Die fürftt. hun + und Karisfchen Herrfchaften Oftzadp und 
Gtrafberg (14 EIM., 3680 Einw.). 3) Die wicheritterfhaftl. Herrſchaften Ga⸗ 
merfingen und Hettingen bed Freih. v. Späth. - 

Im Herzogthum Dlbenburg war Standesherr und iſt nunmehr wiebee 
Unterlandesherr, ber Graf von Bentink (ref.), wegen ber Herrfchaften Varel umb 
—— (zufammen gegen 4 LID., mit 8130 E. und 70,000 Glon. Eink. 

eide gehörten als ein burgundiſches Lehen ben Grafen von Bentint. Im Folge 
= tilſiter Friedens 1807 warb Aniphaufen von Holland zugleich mit Jever in 
Befis genommen, und ber regierende Graf W. ©. Fror. v. Bentink befand fi 
eine Zeitlang als Befangener in Paris. Mac Dibenburgs Wiederherſtellung 1813 
betrachtete der Herzog von Oldenburg bie Herrſchaft Kuiphaufen a als feinen Staa⸗ 
ten zugleich mit der von Rußland ihm übertrngenen Erbherrſchaft Jever einverletbt, 
weil der wiener Congreß ben Örafen v. Bentink weber ale Mitglicb des Vereins 
ber eweopäifchen Souveraine, noch des beutfchen Bundes zugelaffen habe. Erf 
1825 gelang e8 bem Grafen, durch die Wermittelung ber Höfe von Wim, Peters⸗ 
burg und Berlin, einen Vertrag (Berlin, 8. Juni 1825) mit dem Herzog von 
Dldenburg abzufchließen, wodurch ihm ein ganz eigenthuͤmliches Verhaͤltniß ber 
Landeshoheit über feine Befigungen und zum beutfchen Bunde zu Theil geworben 
if. Dee Graf ift Landesherr; Didenburg aber hat über Kniphaufen und Varel 
bie ehemalige Reichshoheit; das Oberappellationsgericht zu Oldenburg tritt am die 
Stelle der ehemaligen Reichögerichte. Die deutfche Bundesverſammlung hat biz 
| leiſtung diefed Vertrags übemommen. Die Herrſchaft Kniphauſen bat 
jetzt wieber ihre eigne Flagge. Der Graf von Bentint befigt noch Güter in ben 
Niederlanden, fobag er Im Ganzen über 150,000 Gldn. Einkünfte hat. Seine 
Reſidenz iſt Aniphaufen. — Über diefen Begenftand find außer Haffel’s und 
Stein's geographifchen und flatiftifchen Werken, bes Prof. Bollgeaff Werk: „Die 
beutfchen Senn, ein biftorifch » publiciſtiſcher Verfuch” (Gießen 1824, 
2 Thle.), zu vergleichen. 20. 

Ständeverfammlungen, f. Landflänbe. - 

Standhaftigkeit iſt diejenige Charaktereigenſchaft, vermöge — 

man ſich auch durch große Gefahren und Aufopferungen von feinen gefaßten Tat⸗ 
—*— nicht abbringen läßt. Ste charakteriſirt den Muth, und ihre Groͤße ish 
durch die Größe ber Gefahr und Aufopferung — welche die Ausfüchrung 
eines Entfchluffes fonft zu binden pflegen. Sie iſt nicht zu verwechſeln mit Bie⸗ 
: a — weiche in ber Dauer ber Thaͤtigkeit bei allen Dinbernif 

en zu ſetzen 

Standrecht. I. Das ordentliche Kriegsgericht in Ceiminalfälen, welches 
in Deutfchland aus 8 — 12 Beiflgern (nach Verfchiebenheit der Fälle und ber Lie 
dee) unter: einem Praͤſidenten, welcher gewoͤhnlich von dem naͤchſten hoͤhern Grabe 
als der Angeſchuldigte iſt, beſtellt wird. Die Beiſitzer werden aus ben verfchiebes 
nen Graben genommen, fobaß immer auch 2— 3 von dem Grade des Angeſchul⸗ 


bigton dabei find. Dean Een fen de BR NUR Sees PER 











Stanhope (Charles, Graf von) os 


verwieſen, in wichtigern befonber® vereibet zu werben. Es werben in Gegenwart 
bes Angeſchulbigten bie Acten verlefen, ex wird um feine Erinnerungen befragt, 
und dann auf ben Vortrag bes Auditeurs von ſaͤmmtlichen Claſſen, aber von jeber 
abgefondert, abgeftimmt und nach dee Mehrheit das Urtheil gefällt. H. Ein außer⸗ 
ordentliches Gericht, welches in Fällen offenbarer Empoͤrung angeordnet zu werben 
pflegt, und (nad) Verkuͤndigung bed Kriegsgeſetzes) dieim Aufruhr Verharrenden 
auf ber Stelle verurtheitt und feine Urtheile fogleich vollziehen laͤßt. S., Öſtreich 
Strafgeſetz“ (Abſchn. 1, C. 16). 37. 
Stanhope (Charles, Vicomte v. Mahon, Baron Eivafton, Grafv.), 
Pair von England, geb. im Aug. 1753 zu Genf, wo feine Ätern 10 Jahre fi 
aufhielten, forgfältig erzogen, erhielt, Kaum 18 J. alt, von der Akademie zu 
Stodholm den auf bie befte Abhandlung über die Pendelſchwingungen ausgeſetzten 
Preis. 4 Jahre fpäter gab er eine Abhandlung heraus Über die Mittel, wodurch 
Verfaͤlſchung der Gold⸗ und Silbermuͤnzen leicht entdeckt und verhindert werben 


kann. Auch ſchrieb ee mehre mathematifche Werke, etfand firmreiche Maſchinen, 


und nahm dabei an allen politifchen Verhandlungen bes Zeitraums von 1789 — 
1816 ben lebhafteflen Antheil. Als Mitglied des Haufes bee Gemeinen drang ex 
1780 auf eine Parlamentsreform und ımterftägte die Motionen Wi. Pier’s, der 
damals noch ber Oppofition angehörte. 1786, nach dem Tode feines Water, 
kam ©t. in das Oberhaus. Hier fand er in dem Minifter Pitt, beffen Schweſter 
eine Gemahlin war, einen Gegner zu befämpfen. Indeſſen trat St. auf bie 

8, als waͤhrend ber erſten Krankheit George LIE. die Stimmen über die Re 
gentſchaft fich theilten; alle feine Neben galten dem Sage: „Das Volk if der Traͤ⸗ 
ger aller gefeplihen Macht’. Ebenfo Eräftig ſprach er für unbeſchraͤnkte Religions: 
freiheit. Die franz. Revolution fand in St. einen eifrigen Anhänger. Als Präfis 
bent eines politifchen Clubbs in London beachte er der conflituirenden Verſamm⸗ 
hung Wünfche für die Freiheit und das Gluͤck Frankreichs dar. Im Oberhaufe 
poiderlegte er eine Schrift, die vom Erminifter Salonne gegen die neue Geſetzge⸗ 
bung Frankreichs gerichtet war. 1792 erfchienen feine erſten Briefe an Condorcet, 
„Über die Unmenſchlichkeit des Sklavenhandels”. In bemf. $. unterſtuͤtzte er bie. 
berühmte, von For vorgefchlagene Bill zur Erhaltung der Preßfreiheit, und gab 
eine „Vertheidigung ber Nechte der Jury“ heraus, bie feinen Talenten und feiner 
Vaterlandsliebe zu großer Ehre gereicht. — Seitdem hörte St. nicht auf, fich 
gegen den Krieg Englands mit Frankreich zu erklaͤren, und befchuldigte die Minis 
ſter, daß fie die franz. Revolution nur Als Vorwand gebrauchten, um England 
feiner Freiheit zu berauben. Ex flimmte fogar im Oberhaufe für eine. Adreffe an 
den König, um dieſen zur Anerkennung ber franz. Mepublil zu bewegen. In dem 
berühmten Proceſſe gegen Warren Haſtings war er anfänglich einer von den Rich: 
ten, nahm aber fpäter-an biefer Sache keinen Antheil, und verließ fogar die Par: 
lamentsfigungen, als die Habeas » Corpus » Acte fußpenbirt wurde. 1800 erſchien 
Gt. wieder im DOberhaufe, und fchilderte mit den Iebhafteften Karben bie Drang» 
fale, welche ber Krieg Über Großbritannien gebracht.hatte; aber feine Motion zu 
Sriedendunterhanblungen mit Frankreich ging ebenfo wenig durch, als die auf Abs 
fdaffung des Sklavenhandels. Im Aug. 1807 ſchilderte er die Sefahren, welche 
ber gegen bie Verein. Staaten von Nordamerika beabfichtigte Krieg dem Handel 
Englands bringen müffe. Dagegen erklärte er ſich am 2. Juli 1811 für eine BIN, 
welche die Miniſter in Betreff der Schagkammerfcheine vorfchlugen, ee bewies da» 
mit, daß feine Oppofition nur ſolchen Maßregeln gelte, von deren Nachtheil er 
überzeugt war. 1813 zog er bie Admiralität zur Verantwortung megen ihrer Maß⸗ 
regeln in dem Kriege gegen Nordamerika, befonbers wegen der Zerflörung von 


"Washington und andrer Piäge. 1814 ſprach er nochmals für die Emancipation 


ber ieländifchen Katheliten. . Der legte Schritt auf feiner politifchen daufbahn was 





084 Stanhope (Baby Eſther) Stanislaus I. (König v. Polen) 


der Antrag, die zahlloſen Geſetze Englands, wovon ein Theil laͤngſt außer Kraft 
iſt, auf einen Cober zuruͤckzufuͤhren, ber ihren Geiſt einfach, Mar und beſtimmt 
ausſpraͤche. Graf St. farb den 1. Dec. 1816. Er befaß viel praktiſche Bes 
bendrweißheit, umfaffende Gelehrſamkeit, Scharffinn und Erfindungstraft. Ihm 
verdankt man bie verbeflerte Druckerpreſſe, welche u. d. N. der Stanhope ſchen auch 
= dem Feſtlande in Anwendung gekommen iſt. Außerdem erfand ee 2 ſinnreiche 
chenmaſchinen, ein — Dach fuͤr Bauernhaͤuſer, eine neue Art des Kall⸗ 
— u. ſ. w. Sm ben „Phileaophieal transaotions” befinden fi) von 
ihm viele Auffäge, u. a. 2 Abhandi über die Elektricktaͤt und die Mufit. Seine 
Yarlamentöreden waren voll Geift und Originalität, und Haben zuweilen feine hef⸗ 
tigften Gegner entwaffnet. Mit den größen Eigenfchaften bes Staatsmannues ver 
band er die liebenswuͤrdigſten Tugenden des Privatlebens. Der Zwiſt mıit feinen 
Söhnen, die in das Intereffe der Miniſter gesogen wurden, verbitterte ihm die 
letzten Jahre feines Lebens. — Sein Erbe, ber en nn 
(Philipp Heintich), geb. 1781, ſchloß fi) ganz an feinen Oprim,, den 
Kitt, an. 1818 machte er fich durch eine heftige Rede im beitifchen Oberhaufe gegen 
Frankreich und das franz. Volk bekannt, worin er die Zerſtuͤckelung Frankreichs 
vorfihlug, um die Ruhe von Europa zu fichen. In bem Peoceffe der Königin 
Karoline ſtimmte er gegen die Bill of pains and penalties. Zu der Famille Stan⸗ 
hope gehören noch: 

Stanhope (Lady Eſther), eine originelle Engländerin, die felt mehren 
Jahren duch die Macht ihres Reichthums umd ihrer Reize, ſowle durch Die Liber 
legenheit ihres Verftandes, einen großen Einfluß auf bie Paſchas, die Hegiesumgen 
und bie arabifchen Stämme in ber ſyriſchen Wuͤſte erlangt hat. Die Türken chen 
fie wie eine Frau vom höchften Range. Gie vereinigt Großmuth mie Gaftlichkeit, 
Muth und Sefligkeit. Vergebens wird fie von ihrer reichen und mächtigen Familie 
nad) England zurüdigerufen. Ihre gemöhnliche Refldenz iſt ein altes verfallenes 
Kiofter, 14 Stunde von Salda, Mar Elias Alza genannt, we fie fich ein Haus 
(Marituis) gebaut hat. Sie hat «8 fich zum Grundſatz gemacht, nie einen Eng- 
länder bei fich zu ſehen; doc ninmmt fie Briefe und Bücher aus England an. Auch 
unterſtuͤtzt fie bedürftige Engländer freigebig. Diefe neue Alme iſt ſtets in tuͤrli⸗ 
ſcher Maͤnnertracht gekleidet und wird von dem Wolke vergoͤttert. Sie ſpricht atra⸗ 
biſch und lebt nach den Sitten des Orients, übrigens mäßig wie eine Pythagoraͤe⸗ 
sin. Fremde, die nicht Engländer find, finden bei ihr eine auserlefene Tafel mit 
europäifhen Weinen. Da fie abergläubig ift oder dieſe Delle fpielt, fo ſteht ein 
alter Aftolog bei ihr in Anſehen. 

Ein andres Glied diefer Kamille, der Oberfte Leic ee ©t., Bruder 'der 
Herzogin v. Esicefter und ehemaliger Adjutant des Marquis Hafings, Gouber⸗ 
neurs von Indien, begab ſich, als Agent des zu London beſtehenden Vereins fär 
Griechenland, im Herbſte 1823 nad) Morea, um für die Sache der Griechen zu 
fechten. Er war zu Miffolunghi mit Lord Byron in Verbindung, theilte aber nicht 
deffen Anſichten. Dit: der Bildung eines griech. Artilleriecorps befchäftigt, diente 
er ſowol im Civil⸗ als im Militairdepart. der griech. Regierung , kehrte aber ſchon 
im Sommer 1824 nach London zuruͤck, weil bie britifche Megierung ihm als britk: 
ſchem Officer nicht erlaubte, für die Iufurgenten zu fechten. Hierauf machte er 

feine Briefe bekannt, bie er zu Athen im März und April 1824 an Odyſſens und 
bie Ipſarioten gefchrieben hat. Dann gab er eine anziehende Schrift über ben Zu⸗ 
ſtand Griechenlands („Greece in the years 1823 and 1824", Kond. 1824) her 
ans, welche jedoch manche irrige Anfichten enthält, weil St. fich auf die Mitthei⸗ 
=. einiger ehrgeizigen Parteihäupter zu fehr verließ. 
Stanhope-Preffe, ſ. Schnellpreffe. 
Stanidlaus I. (Lesczineti) König von Polen und Großherzog von 








Stanislaus I. (Konig von Polen) 056 


Lithaum, nachher Herzog von Lothringen und Bar, einer ber weifeften und beften 
Fürften des 18. Jahrh., wurde zu Lemberg den 20, Dct. 1677 geboren. Sein 
Vater, ein ſowol durch Geburt als duch Muth und Standhaftigkeit ausgezeich⸗ 
neter Mann, war Krongroßſchatzmeiſter von Polen. „Ich will lieber eine gefahes 
volle Freiheit haben“, fügte er ein Mat, „als eine ruhige Knechtſchaft“. St. zeigte 
fruͤh diefelben Befinmungen und entwickelte Talente, welche zu den ſchoͤnſten Hoffe 
nungen berechtigten. Er war tapfer, mäßig, befcheiben, fparfanı, von feinen Va⸗ 
fallen angebetet, von feinen Sreunden geliebt. 1704, als Karl XIL den König 
Auguft von Polen, Kurfuͤrſten von Sadıfen, vertrieben umb Polen erobert hatte, 
wurde ber Thron dieſes Reichs von den Ständen für erledigt erklärt, und Stanis⸗ 
laus Lescztuſski, damals Wotwode von Pofen und General von Großpolen, erft 
27 Jahre alt, wurde von der Gonföderation zu Warfchau an Karl XII. gefandt. 
Schon 1699 war er auferordentl. Sefandter bei dem Sroßfultan geweſen. Seine 
giädliche Geſichtsbildung, vol Kuͤhnheit und Sanftmuth, ſein Biederſian und f. 
Freimuͤthigkeit gewannen ihm gleich bei der erſten Zuſammenkunft das Wohlwollen 
des Königs von Schweden fo ſehr, daß dieſer beſchloß, ihn auf den poln. Thron 
zu erheben. Er wurde den 12. Juli 1704 wirklid,, in Gegenwart eines ſchwed. 
Generals, auf dem Meichötage zum Könige gewählt, allein die unerwartete Ans 
kunft Augufts In Warfchau und die Entfernung Karls XII, mit feinem Heere nd» 
thigten Lesczinski, fich eiligft zuruͤckzuziehen. Aber 1705 im Det. wurde St. 
Lesczinski nebſt ſ. Bemahlin Katharina Opalinska wirklich in Warfchau gekrönt, 
und durch den Frieden von Altranſtaͤdt (ben 24. Sept. 1706) mußte Auguft feiers 
lich der Krone Polens zu Gunften feines Nebenbuhlers entfagen. St. blieb mit 
Karl KIL, dem er nach Sachfen hin gefolgt war, dort bis zum Sept. 1707, wo 
er mit dem König von Schweden nach Polen zurückkehrte, um die Ruffen aus die 
ſem Reiche zu vertreiben. Wirklich mußte der Zar 1708 Polen räumen; allein 
Karl XII. verlor den 27. Fun. 1709 die denkwuͤrdige Schlacht von Pultama, und 
St. war außer Stande, fi in Polen zu behaupten. Er ging mit den Schweden 
mad) Pommern, von dort nach Schweden felbfl, wo er einige Zeit zuruͤckgezogen 
lebte und ben Ausgang der angefnüpften Sriedensunterhandlungen abwartete. Da 
feine Thronentfagumg als nothmendige Präliminarbebingung gefodert wurde, ers 
Härte er fich gleich bereit dazu umd fchrieb an Karl XII. nach Bender, um auch 
deffen Zuflimmung zu erhalten. Well ex den Letztern aber zu Nichts bewegen 
konnte, fo befchloß er, von 2 Officieren begleitet, unter einem angenommmen Na» 
men ſelbſt zu ihm zu reifen und feine Hartnaͤckigkeit zu befiegen. Kaum war er 
jedoch in ber Moldau angefommen, ald er verhaftet und zus dem Hoſpodar gebracht 
wurde, ber ihn erkannte und ihn nach Bender fchidtte, wo er zwar als Gefangener, 
aber gut behandelt wurte. 1714 erhielt er bie Erlaubniß, abzuretfen. Er begab 
fich zunaͤchſt nad) dem Herzogthum Zweibrucken, wo er feine Familie fand. Hier 
wurde von einem ſaͤchſ. Officer ein Angriff auf fein Leben gemacht, der jedoch 
gthdlicherweife mißlang. : St. verzieh großmuͤthig den Verbrechern, und fie wurs 
den entlaſſen. Als er 1719 den Tod Karls XII. erfuhr, und alfo feine® Beſchuͤ⸗ 
tzers beraubt war, wandte er ſich an ben franz. Hof, der ihm Weißenburg im Elſaß 
zum Aufenthalt anwies. Hier lebte St. in der Verborgenheit, bis 1723 ſ. Toch⸗ 
ger, die Prinzeffin Maria, mit Ludwig XV. vermählt wırde. Nach dem Tode 
Augufts (1733) begab fich Lekczinski wieder nach Polen, mit ber Hoffnung, aufs 
neue dan Thron zu befteigen. Eine Partei, die von Frankreich Eräftig unterſtuͤtzt 
wurde, rief ihn auch als König aus, aber fein Mitbewerber, der Kurfürft Auguft 
von Sadıfen, Sohn des verft. Könige Auguſt, Hatte an dem Kaiſer Kari VI. und 
an ber Kaiferin von Rußland zu mächtige Fremde und behielt die Oberhand. Gt. 
begab fi nad) Danzig, allein die große Anzahl Derer, die Ihn gewählt hatten, 
wich bald der Ninderzahl, welche gegen ihn war. Es dauerte nicht lange, und die 





6 Stänißjons I. (König von Polen) 


Nuffen ſchloſſen Danzig von allen Seiten ein. Auf einen langen Widerſtand waz 
. waan bier nicht vorbereitet. ©. entfchloß fich, feinen Feinden durch bie Fiucht a 
entgehen, ba bie erſte Bedingung der Capitulstion, melde die Ruſſen eingehen 
wollten, Auslieferung des Königs war. Mit Hülfe bes franz. Geſandten entkam 
er, nebſt einem General, am 27. Juni als Bauer verkleidet und von 3 ebenſo yer⸗ 
bältten Wegwelſern begleitet. Er mußte eine vom Waſſer überfirömste Flaͤche auf 
einem Meinen Machen durchſchneiden. Sie brachten Ihn dann In eine elende Huͤtte, 
umb er war in taufend Angſten, befonders als fi ein ihm unbelannter Wierter 
dazu gefellte, daß fie ihn verrathen möchten. Selbſt die Geſellſchaft eines Bank 
ruttirers aus Danzig mußte er fich gefallen laffen. Als er in einer andern Hätte 
raſtete, ſetzte ihn die Neugier der Befigerin in die größte Verlegenheit. Enbdlich 
gewann er bie Ufer der Meichfel, wo ihn ein Bauer auf ben erften Blick erkannte. 
Zum Sluͤck war es ein zeblicher, geroandter Mann. Er brachte ihn über den Fluß, 
und nun mar bie größte Befahr voruͤber. St. wollte ihm fo viel Dukaten geben, 
als die Hand zu faffen vermochte, kaum Eonnte er dem Meblichen, der ſich gefräuft 
fühlte, 2 Städ als ein Andenken aufbringen. So kam er glüdlid nad Marie 
werder, und von da hatte e8 weiter Leine Schwierigkeiten. Durch bie Friedens⸗ 
peäliminarien von Wien (am 3. Oct. 1735) ward endlich zwifchen dem Kajfer und 
dem Könige vom Frankreich beflimmt: „Der König St. ſolle abdanken, aber dem 
Titel als König von Polen und Großherzog von Lithauen auf Lebenszeit behalten; 
ihm ſolle gleichfals auf Lebenszeit der friedliche Befig der Herzogth kothrin⸗ 
gen und Bar eingeräumt werben, unter der Bedingung, daß fie nad) feinem Tode 
mit vollee Souverainetaͤt an Frankreich fallen follten; auch ſollte ihm und feiner 
Gemahlin ihr in Polen eingezogene® Vermögen — bie [ämmtlichen Lebczsinafi’fchen 
und Opaliuskiſchen Guͤter — zurückgegeben werben”. Gt. ward In Lothringen 
der Nachfolger geiebter, ſehr verehrter Fuͤrſten, deren Verluſt von ihren Untertha> 
nen tief betrauert wurde. Dieſe Völker fanden in ihm ihren alten Herrn wieber. 
Ihm war jegt das Gluͤck geworben, welches ex fo lange fich gewuͤnſcht hatte, Men⸗ 
ſchen glücklich zu machen; und er hätte, gleich Titus, den für verloren gebals 
ten, der von ihm mit feiner Wohlthat bezeichnet worden wäre. Er uͤzte 
feine neuen Unterthanen, verſchoͤnerte Nancy und Luneville, traf viele nuͤtzliche Ein⸗ 
richtungen, ſteuerte arme Mädchen aus, ſtiftete Schulen und baute Kranken⸗ und 
Armenhäufer; Eurz, er zeigte ſich in Allem als den wärmften Freund der Menſch⸗ 
heit und Menfchlichkeit. Seine Tugenden erwarben ihm den Beinamen „bei 
Wohlthätigen”. Lothringen: genoß lange das Gluͤck, von ihm regiert zu werben, 
bis ein trauriger Vorfall das Leben biefes trefflihen Fuͤrſten endigte. ſaß am 
Kamin, das Heuer ergriff, von ihm nicht bemerkt, feine Kieider, und feine Bedien⸗ 
ten kamen zu ſpaͤt, um ihn retten zu önnen. Unter großen Schmerzen endete ar 
ven 23. Febr. 1766 im 89. Lebensjahre. Sein Tod warb allgemein betrauert. 
In feiner Sugend hatte ex fi an Mühfeligkeiten.gemöhnt und ſ. Geiſt geßaͤrkt, 
indem er feinen Körper abhärtete. Er fchlief immer auf einer Art von Strohlager 
und foberte felten für feine Perfon einen Dienft von f. Umgebungen. Er war fanft, 
freigebig, theilnehmend, gefprächig; er unterredete fich mit f. Unterthanen vote mit 
feines Gleichen, theitte ihre Bekuͤmmerniſſe und teöftete fie roie ihr Vater. Er glich 
vollkommen dem Bilde, welches er felbft von einem Philofophen in f. Schriften 
entworfen hat. „Der wahre, von Voruttheilen freie Philofoph'', fagt er, . 

den Werth der Wermunft erkennen, bie großen Verhältniffe des Lebens nicht 
ihren Werth, bie niedrigen nicht unter demſelben [hägen. Er muß bee-Verge 
gungen genießen, ohne ihr Skiave zu fein, der Reichthuͤmer, ohne fi baran zu 
feffein, dee Ehren ohne Hohmuth und Eitelkeit. Er muß die Unfälle ertzagen, 
ohne fie zu fürchten und ohne ihnen zu trogen; Alles, mas er nicht hat, alß uuäg 
betrachten; alt genügend Das, was er befigt. Strenge gegen ſich ſelbſt, muß ex 


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Stanislaus Ponlatoweft (Rönig v. Polen) Stanze 687 


duld ſam gegen Andre, und freimuͤthig und offenherag ohne Rohhelt, geſchlifſan 
ohne Jalſchheit, zworkommend ohne Niedrigkeit fein”. St. hatte viel Seil; er 
Hebte und ſchaͤtzte bie Wiſſenſchaften und Künfte. Wenn er Peivatmann geweſen 
wäre, ſo wuͤrde er durch fein Talent für die Mechanik ſich ausgezeichnet haben. 
Als Fuͤrſt erſcheint er und in 2 Geſtalten. Wuͤrdig war er, Regent eines friedlichen 
Landes zu ſein und Unterthanen zu begluͤcken, die durch keine Uneinigkeit gethrilt, 
Bloß zu ihrerh Gedeihen der väterfichen Sorgfalt ihres Leiters bebürfen. _ Dagegen 
war er wegen ber Schwaͤche feines Charakters unfähig, einen wankenden Thron 
zu befeftigen und unbeftändige, flets zur Empoͤrung gegen ihem Monatchen auf 
elegte Böker zu behetrſchen. Doch wenn er auch nicht alle Fähigkeiten eines gro» 
—* Monarchen beſaß, fo hatte er doch alle Eigenſchaften eines tugendhaften Fuͤr⸗ 
ſten. Sein Gemüth war vortrefflich, und das Ungluͤck hatte es vielleicht wech 
mehr veredelt. Er beſaß eine überzeugende, maͤnnliche und oſe Berebtſam⸗ 
kelt und einen thaͤtigen, durchdringenden Verſtand. Auch in feinem legten jam⸗ 
mervollen Zuftande verließ ihn fein Wig nicht. Mir haben u. d. Titel: „Oeuvres 
du philosophe bienifaisant‘ (Paris 1765, £ Bde.), eine Sammlung f. Schtif 
ten, die philofophifchen, moraliſchen und politifhen Inhalts find. Die Liebe 
Menſchhelt, das Verlangen, fie gluͤcklich zu fehen, bie Weisheit der Gramvſuͤtze, 
die herrlichen Lehren, welche den Fuͤrſten darin ertheilt werden, machen biefe Schrif⸗ 
ten überaus ſchaͤtzbar, wenngleich fie von vielen andern ähnlichen Iuhalts in man» 
here Hinficht übertroffen werden. Außer jener mit typographiſcher Eleganı ge 
deudten Ausgabe gibt e8 noch eine in 4 Bbn., 12., unb auch eine deutfche lberf. 

Stanislaus Poniatowski, Köntg von Polm, f. Pontatomshi 
(Stanislaus, Graf v.). 

Stanze (ttal.), urfprüngtich jede Strophenabtheilung eines kuͤtzern ober 
laͤngern Gedichts, oft auch ein ganzes lyriſches Gedicht von einer einzigen Strophe. 
So ſpeicht ſchon Dante in ſ. Werke „De vulgari eloquentia” (Buch 2, Cap. 3 fg.) 
von cantionibus (Sanzonen) und stantiis. &päter warb vorzugsweiſe bie ottava 
rima fo genannt, die von Siciiien aus, deffen Dichter fich ihrer im 13. Jahrh. 
ſchon bebdienten, nad) Italien überging und hier von Giov. Boccaccio in der Mitte 
des 14, Jahrh. jene regelmäßige Geſtaltung erhielt, bie feitdem flehende Form des 
epiſchen Gedicht der Italiener geblichen iſt. Boccaccio wendete fie zuerſt fu feis 
ner „Theſeide an. Poliziano bildete fie aus. Triſſtno, der es im 16. Jahrh. 
magte, ein erzaͤhlendes Gedicht in relmloſen Werfen zu ſchreiben, blieb ohne Nuch⸗ 
folger Die ottava rima oder Stanze des Boccaccio (fo mag fie zum Unterfhteb 
von ber ficififchen heißen, die einen fortlaufenden Reimwechſel ohne den’ Dop⸗ 
pelrelin ber beiben legten Zeiten bildet) beſteht aus 8 elfſylbigen iambiſchen Berſin 
mit weiblichen Reimen, von denen bie erften 6 mit 2 regelmäßig wechfelnden Nei⸗ 
wien einander folgen, bie 2 legten aber, mit einander reimend, dem Sunzen einen 
sefänigen Schluß geben, und die Stanje zu einer leicht fortſchreitenden, in ſich ab⸗ 

loſſenen Periode runden. Bojardo, noch mehr aber Artofto und Tafſo, Haben 
fie. meiftschaft angewendet, und auch bei uns iſt fie von Goͤthe, Brirs; Schlegel, 
Reck Apel, Fouqué, Schulze u, A. gluͤcklich, jedoch größtentheile mit der dem dent 
ſchen Gpyrachgenius angemeffenen Anderung nachgedildet worden, baf bier bei ben 
erſten 6 Zellen männliche und weibliche Reime mit einander wechfeln, und nur bie 
beiden litzten Verſe Immer weiblich gereimt find. Wieland hatte fi wol nur aus 
Bequemlichkeit eine elgne Starize gebildet, bie von ber ttalienifchen zwar dem acht⸗ 
Yiligen Bau bat, im Übrigen fih aber ganz feel im kuͤrzern und Länger Werfen 
bewegt, männliche Reime unker weibliche mifcht, in den erften 6 Zellen bald 2, bald 
ZReime wechfeln laͤßt, auch in ben beiden Schlußderſen ſich an ben weib 
nicht Bindet, iind flatt des Jambus ſelbſt den Dakthlus nicht verſchmaͤht, wer 
derſelbe ſich eben darbietet: eine Freiheit, die zwar nahe an Willkͤr und Geſetz⸗ 





688 Stonzen Stapfer 


bofigkeit ſtreift, aber unter der Behandlung ihres Erfinders ein fehe reicher Quell 
dichteriſcher Schönheiten geworden iſt. | ' = 
Stanzen, f. Rafael. | 
Stapel heißt der Drt an großen Fluͤſſen und in Seehaͤfen, wo neue St 
gebaut und alte ausgebeſſert und kalfatert werben. Wenn baher ein neure 
ober auch ausgebeſſertes Schiff von dieſer Wekſtaͤtte auf untergelegten Mole vbee 
Walzen in das Waſſer gelaffen wird, fo nennt man dad Ablaufen (f. d.) ode 
ein Schiff vom Stapel laufen Laffen. Bel nengebauten Schiffes geſchleht dies ges 
woͤhnlich mit großen Seftlichkeiten und Ceremonien. Au begeichnet man mit bem 
Worte nn odee Stapelſtadt einen Hafen oder eine Stadt, wo entwehre 
viele fremde Waaren vorhanden find, ober wo ſich eine Niederlage für die daſeldſt 
abzuladenden und weiter zu verführenden Waaren befindet. Daher konmt das 
Stapelrecht, bie Stapelgerechtigkeit ober Stapelfreipeit, welches das Medt 
einer Stadt oder eines Orts bebeutet, ba bie zu Schiffe oder zur Achſe dahin ges 
brachten Waaren nicht gerade durch⸗ ober vorbeigeführt werben bärfen, fſondern 
erſt daſelbſt abgelegt und eine kuͤrzere oder längere Zeit zum öffehtlichen Verkauf 
ansgeboten werben müffen, ehe man fie weiter bzingen darf. Das Seapeltecht 
kann 1) ein unumſchraͤnktes, wenn es ſich auf alle Waaren und Zelten, und 
nicht bloß auf die Abladung, fondern auch auf bie Feilbietung erfiredt; 2) ein 
befchränftes, wenn es nur zu gewiſſen Zeiten, in Hinſicht beſtimmter Waaren wmd 
Guͤter ausgeuͤbt werden darf, oder ſich vieleicht gar nur aufihre Abwägung, nicht 
auf ihre Mederlage und Zeilbietung bezieht. Die Stapelftade muß brigens für 
die zur Niederlage und Feilbietung ber Waaren nöthigen Gebäude forgen Dage⸗ 
gen dürfen Schiffer, Kaufs und Fuhrleute keineswegs den Umkreis einer Stapel⸗ 
ſtadt umfahren, fondern muͤſſen genau bie nad) berfelben führende Landſtraße hal⸗ 
ten, auch die Waaren innerhalb der Ringmauern abladen und binnen ber befliaum- 
ten Zeit feilbieten. Nach Ablauf der Zeit und nach Entrichtung eines gewiffen 
Zoll® dürfen fie wieber abfahren. _ — 
Stapfer (Philipp Albert), geb. zu Bern 1766, wurde, nachdem er in 
feiner Vaterſtadt und in Göttingen ſ. Studien vollendet hatte, In erſterer als Pevf. 
der Philologie und Philofophie angeſtellt, und erhielt zugleid, die algemcher Leis 
tung, de Öffentlichen Unterrichts. Nach der Wefisnahme der Schweiz durch die 
franz. Heere 1798 warb er mit Luthard und Jenner an dns franz. Directostunt 
gefandt, um bie Zuruͤcknahme ber gewaltthätigen Mafregeln zu bewirken, weiche 
damals über die Schweiz von der franz. Regierung ımb Ihren : unter 
welchen ber berüichtigte Rapinat fich beſonders durch Übermush und Frechheit aus⸗ 
zeichnete, verhängt wurden. Rapinat verfehlte auch nicht, St. als einem Feind 
der franz. Republik anzuklagen und auf deſſen Entfernung zu dringen. Die delbe⸗ 
tifche Regierung hielt aber feft, und St. blieb auf feinem Poſten als Miniſtet des 
Öffentlichen Unterrichts. Als folcher unterflügte er Peſtalozzi und verfchaffte dem⸗ 
felben die freie Benutzung des Schloffes Burgdorf. 1799 ward ex aufs neue bei 
dem franz. Directorium angeflagt, und dieſes decretirte, bag St. mit Uftärt, Eſcher, 
Meier, Koch und Kuhn vor eine Specialcommiſſion geftellt werben folite, alBekt 
nach Rewbell's Austritt aus dem Directorium kam dies Decret nicht zur Aucfuihe 
rung. Nach dem 18. Brumaire ward St. zum bevollmäctigten Miniſter Di 
Napoleon ernannt. Ex hatte als ſolcher nicht bloß bie gewoͤhnlichen bipfomtutifchen 
Geſchaͤfte wahrzunehmen, fondern auch über die künftige Reglerungsform zu vn 
terhandeln, welche bie Schweiz annehmen folte. Er wenbete zugleich In 
Zeitpunkte (1802) durch Kraft und Klugheit die ſchon damals beabfidjtigte Ver 
einigung von Wallis mit dem franz. Reiche ab, die aber 1810 dennoch ausgefuͤhtt 
wurde. Wir können den bürgerlichen Unruhen, dem Kampfe und Streite bre 
Parteien, fo fehr auch St. darcin verflochten war, hier nicht folgen, und beſchraͤn⸗ 








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Sa: | 639 


ken und anzufuͤhren, daß er bei ber nach Paris berufenen Conſulta (in welcher er 
zunaͤchſt Aargau und Thurgau vertrat), ber die fogenannte Mebiationsacte folgte, 
zu den Unitariern gehörte, und daß er es war, der die Denffchrift entwarf, welche 
vom dieſen ber Conſulta zus Feſtſtellung ber Einheit eingereicht wurbe. Indeſſen 
mau ©t. einer ber 10 Abgeordneten, bie als Ausſchuß bie Mebiationsarte mit den 
Sommifjerten ber franz. Regierung und mit Napoleon feibft unterhandelten unb 
He unterzeichneten. . Nach Eintichtumg ber neuen Regierung mußte St. das Fi⸗ 
nanzweſen ber Republil ordnen und warb vom Canton Aargau in ben großen Rath 
gewaͤhlt. Man hat mehre Schriften von ihm, u. a. die „Voyage pittoresque de 
}Oberland berneis”. Zu ber in Paris erfheinenden „Biographie universelle’ 
bat ax trefflicge Artikel uͤber deutſche Gelehrte geliefert (z. B. über Adelung, Buͤ⸗ 
ſching, Se u. ſ. w.), welche beweifen, daß er mit der deutſchen Kiteratur innig 
vertraut | i | 


Stapß (Sriebrich), geb. ben 14. Maͤrz 1792, der Sohn des Paftore an. 
der Ot mart kirche zu Naumburg in Thuͤringen, M. 3. G. Stapß, ber das Lehen 
dieſes Juͤnglings handſchriftlich aufgefegt hat (die Mutter, I. C., ift eine geb, 
Wisikcmus), wollte den Kaifer Napoleon ermorden, weil er in ihm die Urſache 
des Ungluͤcks von Deutfihland zu fehen glaubte. In biefer Abficht wanderte er 
nach Wien, blieb daſelbſt LO Tage und begab fich am 23. Dit. 1809 nach Schoͤn⸗ 
brasın, wo Napeleon eben Heerſchau hielt. Der Kaiſer ſtand zwifchen Berthier 
und Rapp, als der Juͤngling ſich hinanbrängte und den Kaifer zu fprechen vers 
langte. Rapp mies ihn zuruͤck mit dem Bedeuten, fein Geſuch nach der Muſte⸗ 
rung anzubringen. Da ihm aber Blick, Kon und Haltung bes jungen Menfchen 
auffieien, fo ließ er ihn verhaften und ins Schloß führen. Hier fanb man bei ihm 
ein großes Küchenmeffer, das Bild einer jungen Stau, ein Taſchenbuch und einen 
Beutel mit einigen Golbflüden. Rapp, der deutſch fprach, fragte ihn nach feinem 
Namen, und worum er das Meffer bei fich truͤge? — „Ich kann dies nur Napo⸗ 
leon felbft fagen.” — „Wollten Sie ihn damit ermorden 3” — „Ja, mein Herr”. 
— „Warum?“ — „Ich kann dies ihm allein nur fagen”. — Der Kaiſer ließ 
den Juͤngling vor ſich führen; Bernadotte, Berthier, Savary, Duroc und Rapp 
waren zugegen. Mit ruhiger Haltung, die Hände auf dem Rüden gebunden, trat 
der Juͤngling vor den Kalfer, ihn mit Ehrfurcht grüßend. Napoleon ſtellte an ihn 
darch Rapy folgende Fragen: „Woher find Sie?“ — „Aus Naumburg”. — 
„Mer ift Ihr Vater?" — „Ein proteftantifcher Beiftlicher”. — „Wie alt find 
Sie ?“ — „Achtzehn Jahr“. — „Was wollten Sie mit Ihrem Meffer?“ — 
„Sie töbten”, — „Sie find wahnfinnig, junger Menſch; Sie find ein Iluminat“. 
— „Ich bin nicht wahnfinnig; ich weiß nicht, was ein Iuuminat if”. — „So 
find Sie krank? — „Ich bin nicht krank Ich befinde mich wohl — „Warum 
wollten Sie mich toͤdten?“ — „Weil Sie mein Vaterland unglädtich machen”. 
— ‚habe ih Ihnen irgend einlibel zugefügt?" — „Mic, wie allen Deutfchen”. 
— „Mer hat Sie gefhidt; wer hat Sie zu biefem Verbrechen bewogen ?“ — 
„Niemand; bie innigſte überzeugung, daß ich meinem Vaterlande, daß ich Europa 
den größten Dienſt erweifen würde, wenn ich Sie töbtete, gab mir bie Waffen”. 
Mit desfelben Feftigkeit und Ruhe beantwortete der Süngling bie weitern Fragen 
des Kaiſert Napoleons Lelbarzt Corviſart mußte den Puls des jungen Menfchen 
unterſuchen — „Nicht wahr, mein Herr, ich bin nicht krank ? — „Der junge 
Menſch befindet fih wohl”, fagte Corvifart zum Kaifer. — „Ich hatte es wol ges 
fogt”’, verfegte der Juͤngling. — „Ihr Kopf iſt überfpannt”, fuhr der Kaiſer fort, 
„Sie machen Ihre Familie unglüctich ; ich ſhenke Ihnen das Leben, wenn Gie 
Ihr Verbrechen erkennen und um Verzeihung bitten”. — „Ich verlange keine‘ 


BVerzeihung; es ſchmerzt mich tief, daß mir bie That nicht gelungen iſt. — „Wen 


Pest das Posttait vor, das man bei Ihnen gefunden hat?” — „Eine junge Pers 





A 


640 Gtarhemberg (Geſchl.) Starhemberg (Ernſt Ruͤd. Gr. v.) 


fon, die ich lebe. — „Sie wird ſich über Ihe Wagſtuͤck ſehe betruaͤben“ — 
„ie wich fi) betrͤben, daß es nicht gaiungen iff; fie verabfeheut Sie ebenfo ſehr 
ih”. — „Wie nun, wenn ich Sie begnabige, werden Sie mir «8 danken?” 
— „Ich werde darum nicht minder Ste tödten”. — St. ward fortgeführt, Ge 
neral Lauer mußte ihn nochmals verhören, um zu entdecken, ob ex indungen 
abe ober das Werkzeug geheimer Feinde ſei. Der Süngling beharrte dabei, eb 
fein eigner, freier Entſchluß geweſen; Niemand habe darum gewußt. — Nas 
poleon fand es außerordentlich, daß ein Deutfcher,. ein Proteftant, ein wohlerzo⸗ 
gener Juͤngling von biefem Alter, ein folches Verbrechen habe begehen wollm. 
Er wollte wiſſen, wie er geſtorben fel. Gen. Kauer zeigte baräber Folgendes an: 
Stapß iſt am 27. Oct. früh um 7 Uhr erſchoſſen worden; er hat ſeit dem Don⸗ 
—* dem 24., nichts genoſſen; man bot ihm zu eſſen an, er hat Alles vers 
weigert; er fühle, fagte er, fich noch Eräftig genug, um zur Hinrichtung zu 
eben”. Als man ihm bie Nachricht gab, der Friede fei geſchloſſen, fuhr ex zus 
fe. Sein legter Ruf war: „ES lebe bie Freiheit! Es lebe Deutſchland! 
feinem Tyrannen!“ Napoleon gab bem Gen. Rapp das Morbmeſſer. So 


erzaͤhlt Rapp ben Worgang in f. „Memoires” (Paris 1823, &. 141 fg). In 


Naſſe's Zeitſchrift für pſychiſche Ärzte”, 4.H., &. 135 (Leipz. 1821), fihdet 
mon des Juͤnglings Brief au feine Altern, nebft Bemerk uͤber beffen Charakter, 
vom Prof. Brohmann. 20. 
Starhbemberg, ein alter, in ber Staats » und Kriegsgeſchichte dee oͤſtt. 
Monarchie berühmter Name. Das Geſchlecht ſtammt von den Ottokaren, ehe⸗ 
maligen Markgrafen in Steiermark, ab, und zwar von Gundacker, ber im 12. 
ahrh. das Schloß Starhemberg in Nieberöftreich baute, nach welchem ſich fein 
lteſter Sohn nannte, während die Nachkommen feines zweiten Sohnes, die 1602 
ausfkarben, fich nach einem andern Schloffe Herren, bann Grafen v. Loſenſtein 
nannten. Das Haus Starhemberg theilt fi) in 2 Linien, umb die ältere davon 
(die Rüdiger’fche) in mehre Zweige, von benen der aͤlteſte 1765 die fürfll. Wuͤrde 
jedoch mit Befchräntumg auf den jedesmaligen Befiger des groͤßern Starhemberg⸗ 
Majorats (dad aus ben Grafſch. Waͤrenberg, Wimsbach und Weidharting, 9 Herr⸗ 
ſchaften und dem Thale Wachau beſteht, mit mehr als 250,000 Gldn. Cink)), und 
auf den Nachfolger in bemfelben, nach dem Rechte ber Erſtgeburt, erhalten hat 
und in Oſtreich beträchtliche Lehnsherrfchaften befigt. Der jest regierende Hürfl, 
Ludwig v. St. (geb. 1762), Majoratsherr, war feit 1807 & €. wirt, Gehs 
‚, Kämmerer und Gefandter an mehren Höfen. 
Starhemberg (Ernft Rüdiger, Graf v.), geb. 1635, ſtarb 1701 als 
k. k. wirkl. geh. Staats > und Conferenzminifter, Hofkriegsraths⸗Praͤffdent, Ge 
neralfeldmarſchall und Commanbant von Wien. Diefer tapfere Krieger aus Mom 
tecucull's Schule hat fich durch bie Vertheibigung von Wien gegen bie Tuͤrken un 
ter dem Großvezier Kara Muſtapha, vom 9. Juli bis 12. Sept. 1683, berkfrut 
gemacht. Mit unglaublicher Thaͤtigkeit ſtellte er im Angefichte des Feindes den 
gänzlich vernachlaͤſſigten Wehrſtand der Stadt binnen 5 Tagen wieder her, bewaff⸗ 
nete bie Bürger und feuerte ben Much der Schwachen Beſatzung und aller Ein. 
durch ſein Beifpiel zum entfhloffenften Widerſtande an. Er ſchlug mehre Stuͤrne 
der Belagerer zuruͤck zerſtoͤrte ihre Werke durch häufige Ausfälle, ließ durch Gegen» 
minen bie des Feindes fprengen, und forgte ebenfo klug als Eräftig für bie Polizei 
in der geängfligten Stadt, als er muthig und mit perfänlicher Gefahr uͤberal dem 
Sende fi entgegenſtellte Erſt am 11. Sept. näherte ſich das chriflfiche Heer, 
das kaum 70,000 M. zählte, zum Entſatze. Johann Sobieski, König von Polen, 
geiff den 12. Sept. das türkifche Heer an,: weiches 170,000 M. ſtark war, die 
Schangen wurben genommen und gegen Abend das Lager erflürmt. Die Kürten 
flohen, Lager und Geſchuͤt, nebft unermeßlichen Vorraͤthen zinädiaffend.| Die Be 











- 


Starhemberg (Guido, Graf von) A 


lagerung ſelbſt hatte ihnen 48,000 M. gekoftet, darunter 3 Paſchen uud 16 ans. 
Der Belagerten Verluſt belief ſich bei den Rinientruppen auf 5000 Korte und 1000 
Verwundete; bei der Bürgerfchaft auf 200 Zobte und gran GOO Derwunbets, 
ohne die an der Seuche Verſtorbenen. Am 13. Sept. empfing der Aönla von 
Polen &t. in dem eroberten Lager, umarmte und begrünite Ihn al Helden und 
Bruder. Den 14. langte Kalfer Leopold an. St. erhielt von ihm einen koſtbaren 
Ring, 100,000 Thlr., den Feldmarſchallsſtab, die Wirrbe sines Staateminiftere 
und in fein Wappen den Stephansthurm, vom König von Spanien ben Orden 
des goldenen Vließes. Aus Dankbarkeit machte die geretteie Burgerſchaft das 
große Starhemberg'ſche Haus auf der Wieden von allen Abgaben frei. Später: 
bin befehligte St. in Ungarn das Zußvolk unter dem Könige von Polen; aber bei 
feiner Heftigkeit entzweite er fih mit bem Könige von Polen, fobah biefer ohne 
&t.’3 Beiftand das higige Treffen bei Barkan lieferte. Nachdem Et., vor Dfin 
verwundet, den Heerbefehl hatte aufgeben müflen, war er in Wien als Hofkriegs⸗ 
raths⸗Praͤſident mit der Organifation des kaiſerl. Heers befchäftigt. Verſtand und 
Kraft, unbiegſame Standhaftigkeit und foldatifche Strenge waren die Hauptzuͤge In 
St.'s Charakter, den man übrigens von Unverföhnlichkeit und Eigenliebe nicht 
ganz freifprechen kann. u Sr . 
Starbemberg (Guido, Graf v.), geb. 1657, geſt, 1737, £. 8. Selb» 
marſchall und Gouverneur von Slawonien (Sohn bes k. £. Oberſtfalkenmeiſters 
Bartholom. v. St.), war ber Vetter bed Vorigen und während ber Beingerung 


von Wien fein Generaladiutant. Durch f. Beifteögegenwart und Unerfchroden- 


heit that er dem Feuer Einhalt, das bei dem großen Brande am 15. Juli 1683 
(don eine Pulverkammer zu ergreifen drohte. Er focht bei mehren Ausfällen an 
der Spige der Truppen, vertrieb ben Feind von bem Burgravelin, und hinderte ihn 
durch Schanzen und Bollwerke in den Gaſſen weiter vorzubringen, als ex fi) am 
4. und 5. Sept. der Burg⸗ und Loibelbaflei bemächtigt hatte. In der Folge 
zeichnete ſich Graf Guido bei dem Sturme auf Ofen (1686) und Belgrad (1688), 
in dem Treffen von Mohacz, durch die Wertheibigung von Effed, in der Schlacht 
von Salanfemen und in der bei Zentha (1697) aus; hierauf in Italien, wo er 
1703 an Eugene Stelle den Oberbefehl führte, ben franz. Zeltheren Vendome 


‚von dem Eindringen in Tirol abhielt und die Vereinigung des oͤſtr. Heers mit dem 


des Herzogs von Savoyen bewirkte. In Spanien, wo er ohne Hülfsmittel und 
große Streitkräfte, auf bloße Vertheidigung befchränkt, einen uͤberaus lebhaften 
kleinen Krieg mit uͤberraſchenden Märfchen, ſchlauen Überfägen (z. B. der von Tor⸗ 
tofa 1. Dec. 1708) und Zerſtoͤrung der feindlichen Magasine führte, nannte man 
2 el gran Capitan. Rad) ben großen Siegen, bie er über Philipps von Anjou 

eer bei Almenara (27. Juli 1710) und bei Saragoffa (20. Aug.) erfochten hatte, 
eroberte ee Madrid und ließ dafelbit den Erzherzog Karl als König ausrufen. Allein 
Mangel und Verrath nöthigten ihn, ſich nach Barcelona, wo feine Magazine wa- 
sen, zuruͤckzuziehen. Vergebene fuchten ihn Wendöme und Phiiipp bei Villavicioſa 
und Saragoffa abzufchneiden. Als Karl nach feines Bruders Joſeph Tode in die 


deutfhen Erblande zuruͤckgekehrt war, blieb St. als Vicekönig in Barcelona; allein 


ohne Streitmittel und von den Verbündeten verlaffen, konnte er nichts Großes 
ausführen, und, mußte in Folge bes Neutralitätsverteags vom 14. Mai 1713 
Barcelona räumen und ſich mit f. wenigen Truppen auf engl. Schiffen nach Genua 
überfepen laffen. Seitdem lebte St. in Wien und vertrat in Eugene Abweſenheit 
deffen Stelle als Hofkriegsraths⸗Praͤſident. Ernſt und ſtreng, ſtets gleichmüthig 
umd ohne Srauenliche, leuchtete er feinem Heere, das er mit ſtrenger Kriegszucht 
lenkte, auch in der Maͤßigkeit, in ber Kunſt zu entfagen, als Beifpiel voran. Er 
war, nad) bes Frhrn. von Hormayı Ausdrud, das treue Bild eines beutfchen Deum 
a6 des Meiſters Hermann v. Salza fchöner Zeit. Arm im Geiſte der Ordens: 
Eonv.sBer. Giebente Aufl, Wb. X. 41 


Pe 





\ 


642 Stark 


regel, gab St. Alles was er hatte den Armen, hoffnungsvollen Rittern des Dr» 
dens und den Soldaten, die ihn ſchon um f. Sorgfalt in der Krankenpflege willen 
liebten. Seine Unerſchrockenheit war fo groß, daß man von ihm fagte: „Er mliche, 
wenn ber Dimmel einfiele, die Farbe nicht ändern‘. Einſt ließ Eugen bei einer 
Tafel im Lager hinter St.s Sig ihm unerwartet, als des Kaiſers Geſundheit 
ausgebracht wurde, einige Boͤller losbrennen, und in bemfelben Augenblide, als 
das Zelt ruͤckwaͤrts zuſammenſtuͤrzte, von allen Seiten bie Feldmuſik erfchallen; 
allein St. trank, ohne ſich nur umzuſehen, das Glas langſam aus und lächelte 
kaum. Obgleich er nicht Eugens perſoͤnlicher Freund wer, fo ſchaͤtzte er ihn ben» 
noch, und bie Feindſchaft 2 fo edler Männer erzeugte für ben Staat ben — 


ſten aa 

tark (Johann Auguft), Oberhofptebiger zu Darmſtadt, geb. d. 29. Oct. 
1741 zu Schwerin im Medienburgifchen, wo fein. Vater Prediger war, fiudirte zu 
Goͤttingen befonderd bie morgenländifchen Sprachen. Dafelbft ward er durch bie 
Bekanntſchaft mit einigen franz. Officieren Freimqurer, und zwar ein fo eifriger, 
daß er in Petersburg, wohin er als Lehrer unter Buͤſching's Leitung gekommen, 
hoͤchſt leidenfchaftlich den Werber des Ordens machte. Auf f. Reife nad) England 
und von ba nach Paris (1765) lernte er Schubart, den nachherigen Herrn v. Klee 
feld, Eennen, mit bem er aber in bee Folge zerfiel. In Paris warb f. Umgang ver 
daͤchtig, ſodaß ſich das Gerücht verbreitete: er fei Bathofifch geworben, welches das 
durch noch mehr beftärkt wurbe, baß er auf ber koͤnigl. Bibliothek die Stelle eines 
Interpreten der morgenländifchen Handfchriften mit 1000 Livres Gehalt bekomm: 
men hatte. Dielen Verdacht vermehrte er nach f. Ruͤckkehr, bie fein Water def 
halb befchleumigte, durch f. ganzes geheimnißvolles Betragen, fowie die dermuthete 
Verbindung mit ben Jeſuiten und bie gleichfaU8 vermuthete Penflon von der franz. 
Geiſtlchkeit. Noch in Paris empfing er unterm 28. Aug. 1766 von Göttingen 
das Diplom der Magifterwürte, und gleich nad) f. Rüdkehr ward er Conrectot zu 
Wismar. 1768 trieben ihn, wie man glaubte, abermals geheime Angelegenheiten 
nad) Petersburg; doch übernahm er im folg. 3. in Königsberg eine außererd. Pro: 
feſſur der morgenländ. Sprachen, ward 1770 zweiter Hofprediger, 1772 zugleich 
vierter ordentl. Prof. der Theologie, 1773 Dr. der Theologie und 1776 Oberhof: 
prebiger und dritter Prof. der Theologie. Schon 1775 hatte ex f. „Hephaͤſtion 
herausgegeben, um ſich, wie man behauptete, zu biefer ſchnellen Beförderung und 
den dabei beabfichtigten Religionsneuerungen den Weg zu bahnen; allein 2 Ges 
genfhriften vereitelten f. Bemühungen, und er legte aus Verbruß barlıber, oder, 
wie er felbft fagte, um ben beftänbigen Anfeindungen zu entgehen, ſ. anſehnlichen 
Stellen nieder (1777) und ging als Prof. bee Bhilofophie an ba® alab. pmmar 
fium nad) Mitau. Von da rief man ihn (1781) als Oberhofprediger und Conr 
ſiſtorialrath nach Darmfladt, mit der Anwartfchaft auf die erfie theslogilhe Pro: 
feffur in Gießen, auf welche er jedoch nad) Dr. Benner's Tode bei einer Gebaltt» 
zulage Verzicht leiftete. Deffenungeachtet dauerte der Merbacht von |. Maunern. 
umtrieben, von feinem Kryptokatholicismus ıc. fort, ja, bir Herausgeber der „Ber 
linee Monatsfchrift", Gedike und Biefter, befehuldiaten ihn deſſen öffentlid (1786), 
. und von allen Selten zur Mechtfertigung aufgefobert, gab erf. Schrift: „Uber 
Kryptokatholicismus, Profelptenmacherei, Jeſuitis nus, geheime Geſellſchaften umb 
beſonders die ihm ſelbſt gemachten Beſchuldigungen c., 2Thle. (Frantf. a. DM, 
1787, Nachtrag oder 3. Theil, Gießen 1788 heraus. Es erfchienen mum 
mehre Schriften für und wider ihn, nebft feinem Proceſſe mit Gebike und Dieiter. 
Nichtsdeftomeniger befchenkte ihn f. Hof 1807 mit bem Großkreuz des großherz. 
Ludmwigsorbene und erhob ihn 1811 fogar in ben Freiherrnſtand. Während, diefer 
Zeit ſchrieb er „Theodul's Gaſtmahl, oder über bie Vereinigung der verfchiebenen 
Hriftt. Religionsfocletäten”, welches zuerft Frankf. a. M. 1809, in der 5. Aufl. 








Starke Staͤrke 649 


1817 erſchien, worin aber der Katholiciſsmus nachbruͤcklich empfohlen wird. 
Er ſtarb den 3. März 1816 im 76. J. ſeines Alters, ohne fi von dem Ver: 
dachte des Kryptokatholicismus gereinigt zu haben. Außerdem hat er noch 
„Freimuͤthige Briefe Über das Chrifinthum” umb eine „Gefchichte des Aria 
msmus gefehrieden. DE. f. noch: Strieder's, Grundlage zu einer heſſ. Gelehr⸗ 
tens und Schriftſtellergeſhichte (15. Bd., S. 225); „Epiftel an den Ober: 
höfprediger Start über deſſen wichtiges Buch des Kryptokatholiclsmus 20.” 


Se Dr. Bahrbe's „Beleuchtung des Stark ſchen ———— | 
Starte (Gotthelf Wichelm Chriſtoph), herzogl. anhalt s bernburgifcher 


Oberhofprediger zu Ballenſtaͤdt, wutde in Bernburg am 9. Dec. 1762 geb. Seine 
Vorfahren von daͤterlicher und muͤtterlicher Seite waren weit zutuͤck meiftens Pres 
diger, und f. Water, deſſen einziger Sohn er war, flach als Confiſtorialrath und 
Superintendent zu Bernbuteg, noch eye jener fein 10. J. erreicht hatte." Nachdem 
St. eine Zeitlang die Schule f. Baterftabt befucht hatte, genoß er von 1776 — 80 
des Unterrichts von Stroth, Hergt, Meineke und Weftphal auf dem Gymnaſium 
zu Quedlinburg. Seine alademifchen Studien machte er in Halle und Eehrte 
1783 nad ſ. Vaterſtadt zur. Hier arbeitete er 2 Fahre lang als Collaborator 
an ber Stabtfchule und flieg an derfelden Anftalt bis 1798 zur Rectorſtelle hinauf. 
Hierauf machte die Kanzel ihre Anfprüche auf ihn geltend. Er wurbe zuerſt zum 
 —. an bee Stadtkirche von Bernburg, in bee Kolge zum Hofprediger 
nad 


mifte. Sein Herzog vertraute ihm den Unterricht feiner einzigen Prinzeffin an (der 
jegigen Prinzeffin Friedeich von Preußen), und auch an der Erziehung bes Erb» 
peinzen nahm er Theil. 1817 wurde er zum Dberhofprebiger ernannt, welche 
Stelle er noch In ungefhmwächter Xhätigkeit bekleidet. St., ausgezeichnet als 


% 


aflenfädt berufen. Hier wohnt er feit 1808 in gluͤcklichen amtlichen und 
haͤns lichen Verhättnffen, fett 1795 verheiratet und Vater einer zahleeichen Bas 


praktiſcher Xheolog ımb Kanzeltedner, verehrungswuͤrdig als Menfch, hat fich buch 


f. „Haͤuslichen Gemälde" eine bleibende Stelle in ber deutſchen Literatur gefichert. 
Sie erſchienen zuerſt zerftreut in Zeitfchriften, und bie allgemeine Teilnahme, wel⸗ 
che fie erregten, vermochte dem BT. , fie su ſammeln u. d. T.: „Gemälde aus dem 
haͤusl. Beben und Erzaͤhlungen (4 Sammi., Bert. 1793 — 98, 3. verm. Aufl. 
Sraunfchw. 1825, 6 Bde). Sie haben nicht allein in Deutfchland, fondern auch 
int Auslande (tin ba Sem. und Hollaͤnd. überfegt) einen wohlverdienten Beifall 
gefunden als Muſterſtuͤcke in einer eig chen Gattung ber proſaiſchen Idylle. 
Wahrheit und liebevolle Treue in der Auffaffung des häuslichen Lebens, reiner 
Stun und Marer Geiſt und die beſcheldene Schönheit ber teichten Form, find bie 
De ihres Charakters. Außerdem nennen wir von Sts Schriften: „Ges 
dichte” (Bernd. 1788, vergriffen), „Vermiſchte Schriften” [Gedichte, Heben, 


Überfegungen] (etfte Sammt. Berl. 1796), „Predigten” (Berl. 1797), „Kir 


chenliedet“ (Halle 1804), „kieder fir unfere Beit” (im Herbſt 1813, 1 Bogen), 
nebſt mehren einzelnen Predigten, Programmen, Erzählungen ıc. 29. 
Stärke ift ein ausgezeichneter Grad der Kraft. Einen ſtarken Körper nen: 
nen role nicht den, welcher mur einen großen Raum erfällt, ſondern vielmehr den» 
jenigen, welcher einen großen Raum mit vieler Maffe erfüttt. Ein ſtarkes Licht ent» 
ſteht durch Zuſammendraͤngung des Lichts in einem engern Raum. Stärke ber 
Gedanken veigt durdy Stärke des Ausdrucks, und Wirkſamkeit auf den Lefer 
ober Hörer. e beruht ebenfalls nicht in der Dienge ber Gedanken, Tondern in 
der Zuſammendraͤngung bes Gedankens in wenig Zeichen — alfe in Kürze, Ge⸗ 
drängtheit — durch Heraushebung Deflen, mas auf das Gefühl vornehmlich 
wirkt, durch eine kraftvolſe Verſimlichung des Gegenftandes, durch außerge⸗ 
wöhntiche Wendungen, welche den Gegenſtand von einem bedeutenden Geſichts⸗ 
j 41 * 





l 


844 Stärke (Kraftmehl) Starrſacht 


punkte erſcheinen lafſen. Wo aber Stärke des Ausdrucks nicht aus Keaſt det 
Gedankens, Überzeugung und wahrem Gefuͤhle hervorgeht, da iſt fie umecht end 
man nennt fie Schwulſt. of | 

Stärke, Kraftmehl, Amydum, Amylum, bezeichnet das reinfte Mehl der 
Getreidearten und andrer mehlartigen Pflanzen, wovon das gewöhnliche Mehl 
(f.d.) wohl umterfchieben werben muß, das aufer dem Kraftmehl noch Kleber, 
Zuder, Schleim und Huͤlſen enthält. Der gefchrotene Weizen wird gewaſchen 
Im Quellbottich eingeweicht und fo viel Waffer zugegoffen, da nach 24 Stuben 
bie Mafſe von einem herausgezogenen Rührfcheite gut abflieft. Man wartet bie 
faure Gaͤhrung ab, ſchuͤttet ben Brei in einen Tretfack, bindet ihn zu, legt Ihe in 


das Tretfaß und tritt mit den Süßen das milchichte, ſtaͤrkehaltige Wafler aus, das - 


man durch ein Haarfieb ſchuͤttet. Aus diefem milchichten Waffer fest füch bie 
Stärke ab, wird abgefüßt und getrocknet. Die übriggebliebenen Häfen dienen 
als Viehmaſt. Der Zuder, das Gummi und das Waffer gehen mit dem Kleber 
erſt eine Weingährung und nachmals eine Effiggährung ein und trennen füch vol 
fländig von dem Kraftmehle, welches bann leichter durch mechaniſches Auswaſchen 
abgefondert werden Bann. Beſſer fol die Stärkefabrication fo zu veranſtalten 
fein, daß der ungefchrotene Welzen nach dem Waſchen in Waſſer eingequeiit win 
bis fich die Körner zerdruͤcken laffen und Mitch geben. Der gequelite Weigen wirb 
hierauf, ohne zu — zwiſchen 2 hoͤlzerne Walzen geſchuͤttet und zerquetſcht, 
die zerquetſchten Koͤrner ausgedruͤckt, mit Waſſer angemengt, zum zweiten Male 
zerquetſcht, auch wol im Tretſacke getreten, und dann, role oben geſagt iſt, die Abs 
ſcheidung und das Trocknen voßendet. Aus a. Vegetabilien, reiche wenig oder gar 
Beinen Kieber enthalten, ſcheidet fich da® Kraftmehl leichter; man verkleinert fie, 
weicht fie in Waffer, knetet oder tritt fie in Leinmand aus und fanımelt bie Stärke 
durch Abfegen aus ber milchichten Fluͤſſigkeit. So bereiten die Amerikaner aus 
der fcharfen Mahniotwurzel die milde Caffava, fo gibt die Aaronwurzel, Zaunruͤbe, 
Kaftanien, der tuͤrkiſche Weizen mebicinifche oder Stonomifche Sagmehle. Glei⸗ 
chergeſtalt wird die Stärke aus den Kartoffeln gefchieden. Diefe werden zerrieben, 
ber Brei in einem Siebe außgewafchen, aus der mildichten Fluͤſſigkeit derdh Air 
fegen bie Stärke getrennt, abgefüßt und getrocknet. Weizen gibt 30 — 40 Proc. 
Stärke. Das bei dem ungeſchrotenen Weizen erhaltene erfte Abfuͤßwaſſer - gibt 
durch Gaͤhrung Effig. Sein geftoßene oder zermahlene Stärke gibt ben Hasepuber. 
Staroflen (Kapitanie) find in Polen Edellente, die zu den Landbewuͤrdeten 
‘ (Dignitaril terrarum) gerechnet werben ımd bie ber König mit einam Sahloſſe 
. ober Landgut belehnt hat. Es waren nämlich in frühern Zeiten den Koͤnigen von 
Holen zu ihrem Unterhalt geroiffe Güter (koͤnigl. Güter, menen regia) angewiefen. 
Diefe Güter wurden nach und nach durch Schenkungen, Verkauf und Werpfän- 
tung, zum Theil auch durch Verleihung auf Lebenszeit, fehr vermindert. Ze ben 
letztern gehören die Starofteien, die der König, wenn auch ihre zeitigen Inhaber ab- 
ſterben, nicht wieder anfichziehen kann, fondern fie einem Andern ertheilen muf. 
Einige diefer Staroften haben die Gerichtsbarkeit in einem gewiſſen Kreife (Gired) 
und koͤnnen über peinliche Sachen und perfönliche Klagen ber Edelleute entſcheiden 
(Starofteigerichte). Andre genießen bloß die Einkünfte ber Ihnen auf Lebendpit 
verliehenen Güter (Tentuari). j 
Starrfuht und Starrkrampf ift ein anhaltender Krampf, ber den 
ganzen Körper einnimmt, ſodaß biefer unbeweglich und fleif wie eine Leiche wird. 
Beide unterfcheiden fich jedoch wefentlidh von einander. Dre Starrktanpf, we- 
tanus, {ft befonders in heißen und feuchten Gegenden fehr häufig, wab entſteht 
dort oft nach leichten und unbedeutenden Verwundungen, fogar. von 
Wunben, wodurch Nervenfüben halb getrennt, gequetſcht, gefpanmt werden, ober 
auch Wunden flecjfiger Theile, find auch In unfern Gegenden oft Beranlaffung 











Staszie Statik 048 


Diefee Kraukheit; ferner begünftigt fie ımreine Spitalluft. Endlich Hat man auch 
dieſen, fowie jeden andern Krampf, von Unreinigkeiten ber erften Wege, Giften 
und Würmern entſtehen fehen, ſowie er auch dem Tode bisweilen vorhergeht. Nach 
dieſen verſchlebenen Urfachen ändert fi) auch das Anfehen der Krankheit. Ruͤhrt 
fie von einer Verwundung her, fo tritt bee Anfall gewöhnlich umter heftigen 
Schmerzen des verlegten Thells ein, bisweilen fchreit der Kranke heftig auf, ober 
es gehen auch Magendruͤcken, Ekel, Ziehen der Glieder und im Rüden, Nacken⸗ 
ſchmerz und a. Beſchwerden vorher, und der Anfall felbft tritt mit Steifigkeit des 
Nackens, Kraͤmpfen im Schlunde und Schauber ein. Da liegt denn der Körper 
-  mbeweglich und ſteif, gekraͤmmt oder gerabe da; die Wärme bleibt natürlich, der 
VPuls verändert ſich oft wenig, der Schlaf fehlt ganz, das Bewußtſein iſt meiften® 
unverletzt, aber der. Kopf betäubt, die natürlichen Ausleerungen find unterdrückt. 
Bald aber ſtellt fich Sieber ein, wenn es vorher zugegen war, und fchon nach wenig 
Zngen verläuft die Krankheit toͤdtuch und wird mit Mecht zu dem allergefährlichften 
gerechnet. Denn obwol bie Eräftigften Mittel, Opium, Moſchus, Kammfer, 
Bäder ıc. in ſehr großen Gaben verfucht worden find, fo hat die Krankheit dadurch 
doch wenig von ihrer Bösartigkeit verloren. Mehr nuͤtzt die Berüdfichtigung ber 
Uefachen, wo fie befannt und zugänglich find; und es wird u. A. in diefer Hinficht 
mit Recht die völlige Durchſchneideng des verlegten Nerven ıc. angerathen. — Die 
&Starrfuct (catalepsis) iſt eine langwierige fieberlofe Nervenkrankheit, welche 
In einzelnen Anfälten des Starrkrampfes befteht, bei denen plöglich die willfürliche 
ung, aber auch das Bersußtfein gehemmt ift, und der Körper in ber Lage 
und Steflung bleibt, welche er vor dem Anfalle hatte. Die Glieder behalten aber 
ihre Biegfamkeit und Laffen fich durch äußere Kraft in jebe beliebige Stellung brin⸗ 
gen. Puls und Athem gehen gemeiniglich ihren Gang fort, und nach einer Viertel = 
oder halben Stunde ift dee Anfall gewöhnlich vorüber. B.P. 

. Stadzic (Stanislaus, Abbe), E, poln. Staatsminiſter, Director ber Na- 
tionalinduſtrie, Präfes und zweiter Gruͤnder ber k. Geſellſch. der Freunde ber 
Wiſſenſch. zu Warſchau, wo er den 20. San. 1826 flarb. Er hatte f. ganzes 
Bermögen (an 800,000 poln. Gulden) den Inflituten zu Warſchau und zur Er 
eichtumg des Denkmals fir Kopernicus (von Thorwaldſen) vermacht. Seine Herr 
ſehaft Strubieſſow hat er ſ. Bauern geſchenkt, nachdem er ſchon früher alle Arbeits» 
leiſtungen in eine mäßige Selbabgabe verwandelt. 

- Statit iſt die Lehre vom Gleichgewicht der feften Körper; von dem Gleich⸗ 
gewicht des fühffigenstxopfbaren wird in ber Hydroſtatik (f. d.), und ber fläffis 
germelaflifhen in der ASFrometrie oder Aëroſtatik (f.d.) gehandelt. Sie 
gehört alfo, wie vorläufig fchon im Art. Mech anik bemerkt worden ift, zu ben 
mechaniſchen Wiſſenſchaften, amd zieht, nach allgemeiner Erklärung der Begriffe, 
wamentlich von Kraft und Laft, Gleichgewicht, abfohrten und. fpecififchem Ge⸗ 
wicht, beſonders noch die Theorie der Diafchinen, ſofern ſich die Kräfte an denſel⸗ 
ben ruhig das Gleichgewicht halten, in ihr Gebiet, wogegen die Betrachtung derſel⸗ 
ben, wenn wine Kraft die andre wirklich bewegt, alsbald zur Mechanik gehört. In 
biefom Bezug auf Mafchinen find Hebel, Wage, Rolle, Schraube und 
Die | vom Schwerpunkte und von der Zufammenfesgung ber 
Kräfte die Hauptgegenflände, mit welchen ſich die Statik befhäftigt. (S. d. bef. 
Art.) Unter den Griechen warb bie Statik der Mafchinen von Archimedes 
(f. &.) behandelt, bee ſich beſonders um bie Lehre vom Schwerpunkte und Hebel 
verbient machte; nach ihm führte Heron die Theorie aller Ruͤſtzeuge auf jene des 
Hebels zuruͤck. Die Neuern haben dieſen Zweig ber medhanifchen Wiſſenſchaf⸗ 
ten ſchon im 16. Jahrh. bearbeitet, der Italiener Ubaldi, Marcheſe bei Monte, 
bereits 1577 in f. „Mechanieorum libri VI und ber Niederländer Stevin 1596 
in ſ. „Beghinselen der wegkonst”, Descartes fd.) vnd Warignon : 








646: u Statiflit 


„Projet deume nouveile misenique" (Peaia 1607) Rewmton (f. b.) in den 
„Prineip. d. Aheorie des Hebels, weiche man als bie Grundlage ber Statik ber 
Maſchinen betrachten kaum Indeß iſt dieſelbe vollkommen ſcharf durch aͤſtner's 

„Vectis et oempesitionis virium theoria evidentins exposita” (Leipzig 
1753, &) und’ in f. „Bunde. d. Statik‘ (‚Anfangege. eher 
2This 2. Abth. 4. 0. Gilt. 1792) behanbelt, weiches Werk wir überhaupt 
ab eins deu boften Rehrblicher der Statik empfehlen. Ausführlicher iſt Lange: 
bar „Maſchinenlehre“ (Kitenb. 1797, 2 Bde., 4.), und unter den — 
franz.’ Lehrbuͤchern ſteht Framcomı’6 „Fraite de meoanique” — — VPa⸗ 
en feitbems wisberholmmti. aufgelegt), welches bie Statik mi 


N. 
Statiſtik (Stautentunde). Zwei große Kreife bilden den Umfang 
der gefchichtiichen Wiffenfehaften : ber Kreis ber Vergangenheit und ber Kreis 
der Gegenwart. Won jenen beiden Kreiſen der Zeit aber wird ber Kreis ber Ben 
gangenheit vusch bie Geſchichte, bar Kreis der Gegenwart durch bie Gtatiflit wnh 
Geographie (Staaten und Erdkunde) bargefieht. Daraus folgt theils bie we⸗ 
ſentliche Berſchedenhelt dee Befgichte (f. d.) und Statiſtik, fowie das Feh⸗ 
lerhafte ihrer Bemitfchung ; theils daß bie gewöhnliche Auficht irtig war, nach wel⸗ 
cher Statiſtik md Beogsaphie biof hiflorifche Härfewifienf@afeen fein ſellten. ie 

ideen rind gleich geerdneten wiffenfchaftlichen Kreis, ins 
dem Ihnen, und iheen Zweigen, bes Specialſtatiſtik und Specialgeographie ein 
zelner Erdtheile, einzelner Roiche, Bölfer, Provinzen m. ſ. w., bie gamge große 
Sphaͤre der Gegenwart angehört. Sowie aber jedes Melk, jeder Staat und je: 

des Reich, als ein politiſches Gauzes, nur nach der Ankuͤndigung eines bayp 
Lebens, des Innern und des äufeen, vnd nach der Werhfeltwirkungtuuifdgen veiden 
richtig aufgıfoßt und erfchöpfend dargeſtellt werben kann: fo beruht auch der Drum: 

charakter der Befch' 


2 
- 
85 
g 


im Kreiſe der Gegenwart zu verzeichnen. - Deßhalb ift bie Statiſtik die Wiſſen 
—— le ie pl Braun (dm Organiemus) der Reiche db Staatca 

ber Aukuͤndigung ihres innern und aͤußern Lehens fr Kreife 
= esse as eher barfleät; und Gchlögr’s finnaolle® Wert 
hat hohe Wahrheit: „Die Geſchichte iſt eine fortlaufende Statiſtik und bie Sta⸗ 


Gegenwart richtig aufgefaßt,, fo ergibt ſich doraus heile Das, mas inden Unfang 
der Don ‚Xheorie wer Statiflik gehoͤrt (naͤmlich eine philaf. berg Yet Cutwiche⸗ 
lung aller einzelnen Bedingungen des innern und aͤuſern politiſchen Lebers ber 
Stagaten und Relche, ſowie die Verſinnlichung des Zuſanmmenhanges und der 
Wechfelwirkung dieſer Bedingungen in der Öffentlichen an: biefor Gtsas 
tm und Reiche), theils bie wiſſenſchaftliche Behandlung ber Statiſtik dez einzelnen 
Staaten mb Reiche bes Erdbodens ſelbſt. Jede Specialſtatiſtik muß ndasich 
een nn 
—_———. — Zu der Darſtellung des innern Lebens im 
der Gegenwart gehören aber: 1) Die Grundmacht des Seaatte nach Raub avcd 
Bolt; a) Laͤnderbeſtand und phyſtſche Beſchaffenheit der einzelnen Theile; Lage, | 
, Dberfiöche und Beben, Gebirge, Waͤlber, Fluͤſſe Kima 

1. ; b) Wortnach — — Beroͤlberung; nach der Nationatersfehie> 
benbeit (ob Deutſche, Slawen, Finmen ıc.); nach ber buͤrgerlichen Verſchben⸗ 








Statifit car 


beit (Adel, freie Grundbeſitzer, Lelbeigne, Höflinge, Beamte, Gelehrte, Kauf 
leute, Handwerker, Krieger ıc.). und mach ber kirchlichen Verfchiedenheit. 2) Die 
Cultur des Volkes: a) die phyſiſche und technifche (Kelbbau, Gewerbfleiß, Hans 
del; b) bie Affhetifche (Künfte, Kumflanflalten, Kunſtſammlungen); e) die ins 


tellectuelle (Wifſenſchaften, Schuls und Bilbungsanflalten, häusliche Erziehung, 


Akademien, Buchhandel, Gelehrfamkelt überhaupt); d) die moraliſche (Sitten 
bes Volkes und feiner ehrzelnen Stände, Würdigung des Nationalcharakters in 
fittlicher, religioͤſer und politifcher Beziehung). 3) Die Verfaffung bed Staats 
(Charakter ber Regierungsform, ob monarchiſch oder republikaniſch, ob autokra⸗ 
tifch oder beſchraͤnkt, die letztere ob zepeäfentativ ober mit Ständen, namentlich 
mit beibehaltenen Feubalftänden, ob die Repräfentation in Einer Kammer ober 
in zweien, ob Antheil der Volksvertreter an ber Gefeggebung ober bloß an ber 
Befteuerimg, ob Verantwortlichkeit alter Staatsbeamten bei alleiniger Unverleh— 
lichkeit des Regenten); Verhaͤltniß ber Kirche zum Staate (ob hiergechſſches ober 
Territorialſyſtem, ob Concordate mit Rom ıc.). Beigefuͤgt wirb bie liberficht Über 
die Familie des Regenten, Über bie Hausgeſetze, über Hofſtaat, Liber die Mit: 
terorden u. ſ. w. 4) Die Verwaltung bes Staates (Überficht Über [änmtlich. 
weltliche amd geiftliche Behörden; im Einzelnen a) der Gerechtigleitöpflege, b) 
der Polizeiverwaltung, o) ber Staatswirthfchaft und Finanzverwaltung , d) bed 


Kriegsweſens). Im zweiten Theile wird bei der Darſtellung bes äußern politifchen 


Lebens entwidelt: 1) Die Stellung des Staates in ber Mitte des europ. Staa⸗ 
tenfoftems al8 Macht des erfien, zweiten, dritten ober vierten polit. Nanges, und 
befonders das Verhaͤltniß zu den unmittelbaren Nachbarſtaaten. 2) Bei den 
deutfchen Staaten das Verhältniß derfelben zu dee Geſammtheit des beutfchen 


Staatenbundes; ebenfo beiden helvetifchen Cantonen und den nordamerik. Freiſtaa⸗ 


> WR WE — — — — u — — — — — — — — — — — — — — — PB — — 


ten, das Verhaͤltniß der einzelnen Staaten zur politiſchen Geſammtheit u. ſ. w. 
3) Der Einfluß des innern politiſchen Lebens (nach der Cultur, Verfaſſung und 
Verwaltung) auf die mehr oder weniger kraftvolle Ankuͤndigung des aͤußern Le⸗ 
bens, und dere Ruͤckwirkung ber aͤußern Verhaͤliniſſe des Staates auf die innern. 
4) Die Geſammtheit der noch geltenden Vertraͤge des dargeſtellten Staates, in 
Beziehung auf alle Maͤchte und Staaten des Auslandes (Friedensſchluͤſſe, Buͤnd⸗ 
niſſe, Handelsvertraͤge, Conventionen ꝛc.), mit Angabe der Quellenſammlungen, 
mit Bezeichnung ihres Hauptinhalts, und mit Andeutung ihrer wohlthaͤtigen oder 
nachtheiligen Einwirkungen auf das innere unb dußere politifche Leben. Nach 
dem Vorgange einiger neuern Statiſtiker (3. B. Haffel’ in der Statiſtik von 
Öftreich und Rußland, Stein's in der von Preußen, Wichmann's in ber von 
Rußland, Poͤlitz's in der von Sachſen u. U.) kann in der Einleitung zur Special 
ſtatiſtik einzelner Staaten und Reiche eine Überficht über den almäligen Anwachs 
oder die Verminderung derfelben nad) Umfang und Bevoͤlkerungszahl gegeben 
werben, weil diefe gefchichtlichen Ergebniffe nicht immer Denen, melde Statiftit 
erlernen, oder flatiflifche Handbücher nachfchlagen, völlig gegemmärtig find. Don 
ber Geographie iſt die Statiſtik dadurch wefentlich und wiſſenſchaftlich unterſchie⸗ 
den, daB, wenngleich mehre einzelne Stöffe beiden gemeinfchaftlich angehören, 
doch, nach der Behandlung und Stellung diefer Stoffe im Gebiete der Willen» 
haft, die Geographie uͤberall dam Öetlichen, die Stauiſtik aber bei ihrer Zuſam⸗ 
menftellung einer leitenden Idee folgt. Die Geographie gibt das Befonbere und 
Verſchiedene im Staate, mo fie es antrifft; bie Statiſtik hingegen ſtellt e& unter 
dem Allgemeinen zuſammen und verbindet bad Gleichartige. (So nennt 5. B. bie 
Geographie die Berge, Fluͤſſe, Wälder in ben einzelnen Provinzen, wo fie fi 
befinden; bie Statiſtik aber gruppirt alle Berge, Fluͤſſe und Waͤlber zu eier 

und nad) einer Aufeinanderfolge ihrer politiſchen Wichtigkeit. So ge⸗ 


denkt die Beogeaphie der dabriken Manufacturen, deB Großhanbeiß, der Be: 


— 


= 


648 Staciftit 

hörben, ber Unlverſttaͤten, Lyeeen, Seminarien u. ſ. w. beiden. Ortern, in wel⸗ 
hen fie getroffen werden; bie Statiſtik hingegen ordnet fie unter wiſſenſchaft 
che Standpunkte u. ſ. w.). Fehlerhaft bleibt e& daher, daß mehre Ge 

ber neuern Zeit die Statiſtik geplündert haben, um fich zu bereichern (umgekehrt 
iſt es nicht geſchehen). Was die wifſenſchaftliche Bearbeitung” der Statiftik de 
trifft, fo entſtand fie auf deutſchem Boden, und Achenwall gab ihr 1749 ben 
Namen umb die erſte foftematifche Jorm. Seit feiner Zeit dat man biefe nee 
und feibfländige Wiſſenſchaft von Geſchichte und Etdkunde voͤllig getrennt und 
unabhaͤngig und ſelbſtaͤndig von beiden angebaut. Doch ſchon vor ihm hatten 
außer einigen Italienern (Sanſovino⸗-Botero) und Franzoſen (d'Avity), unter 
ben Deutſchen: Sonring (fi. 1681 zu Helmſtaͤdt), Oldenburger, Conring's Zoͤg⸗ 
ling (ft. 1678 ju Genf, Veif. des „Thesaurus rerum publicarun‘, 4 Thie, 
Senf 1675), I. Andr. Bofe (fl. 1674 zu Jena; Schubert gab defſen 
troductio in notifiam rerum publicarum orbis universi”, Jena 1676, 4., ber 
aus), Gaſtel in’f. Werke: „De statu publico Europae nevissimo‘ (Mär 
berg 1675, ol.) , und von Zech (unter den angenommmen Namen v. Franken⸗ 
berg) in f. „Europätfhen Herold” (n. Aufl., 3 Thle., Leipzig 1705, Fol), 
ſowle die Hollaͤnder: de Luca („Descriptio orbis eto.”, Leyden 1655) umb 
Everh. Otto (‚‚Primae linene notitiae Europae rerum publiearum‘‘, Utrecht 
1762) um die wiſſenſchaftliche Behandiung der zur Statiſtik gehörenden Stoffe, 
fich verdient gemacht. Nach Eonring’s Vorgange erneuette Achenwall den Won 
trag ber Statiſtik auf Univerſitaͤten Sein Compendium führte ſeit der 2 Aufl, 
ben Titel: „Staatsverfaſſung der europ. Reiche im Grundriſſe“, und erlebte 7 
Aufl. , von welchen nach Achenwall's Tode die 6. (1781 und 1785) Schläger md 
Sprengel beforgten, bie 7. Sprengel (1798) allein. Naͤchſt Achenwall gabın 
akademiſche Compendien diefer neuen Wiffenfchaft : Chftn. Wilh Franz Walch 
(Jena 1749), und oh. Paul Reinhard (Erlang. 1755). Zur Theorle mab 
Geſchichte der Statiſtik gehören Gatterer’8 „Fdeal einer allgemeinen Werft 
tie” (Sötting. 1773), Schlözer’s (treffliche; aber unvoliendete) „Theorie der 
Statiftik“ (Goͤtting. 1804), Niemann's „Abriß der Statiſtit“ (Altona 1807), 
Leop. Krug's „Ideen zu einer ſtaatswirthſchaftlichen Statiſtik“ (Bert. 1807, 2.). 
Minder wichtig find bie Schriften von Mader, Goeß, Schoͤpf, Butte, Zizins. 
Erſchuͤttern wohte die Statiftit ale MWiffenfchaft Luͤder, theils in f. „Kritik ber 
Statiſtik und Politik (Goͤtt 1812), theile im f. „Kritiſchen Geſchichte ber Sta: 
tiſtik“ (Goͤtt. 1817); er traf aber in feiner Leidenſchaftlichkeit nur einzelne Maͤn⸗ 
gel im Anbaue der Statiſtik, und nicht die Wiffenfchaft ſelbſt. In Hinficht ber 
foftematifchen und compendiarifäyen Behandlung erwarben fidy um bie Seatiſtik 
Verdienfte: Toze, Remer, Menſel (von f. „Lehrbuche der Statiſtik“ erfchlen 
1817 die 4. Aufl., die freilich Vieles zu wünfchen übrig laͤßt), Sprengel (unsol: 
endet), Milbiller, Mannert und in Verbindung mit ber Geographie, Haſſel (in 
feinem „Vollſt. Handbuch der neueften Erdbeſchreibumg und Statiflit“ , weih 
unvollenbet), und Stein (Handbuch der Geogrophie und Statiſtik, 4. Auf, 
1819). Über Chriftn. Aug. Fiſchet'sGrundriß einer neuen ſyſtematiſchen Das 
ftellung ber Statiſtik als Wiſſenſchaft“ f. die „Leipz. Kit⸗Zeit.“ (Sept. 1328, Nr. 
234 ıc.). Unter jegt lebenden ſtatiſtiſchen Schriftſtellern Italiens find Balbi, 
Quadri umb vorzüglich Melch Gioja zunennen. Über eingeine Faͤcher der Sta 
tiſtik, namentlich bie Statiſtik dee Strafgerechtigkeitspflege, weiche 
in England und Frankreich am forgfältigften bearbeitet worden iſt, f.m. Zaharii’s 
Abhandl. in den „Heidelb. Fahrb.” (Juni 1828). Die vergleichende Sta⸗ 
tiftte Haben feit Buͤſching u. U. , befonders Franzoſen (War. Dupin) und ber ta» 
liener Gioja (diefer zuerft vollſtaͤndig in f. ‚‚Filosofia della etatintica”, 2 Boe., €, 
Malt. 1826 fg.) bearbeitet, Die Literatur dee Statiſtik gab Meuſel (m. Aufl., 














Statiftit j 849 


2-.Xhle.), mit vielem Fleiße. Die tabellarifche Behandlung ber Statiftit, gegen 
weiche neuerlich viele Stimmen fich erklaͤrt haben, darf freilich nicht die ſyſtema⸗ 
tifche Behandiung der Wifienfchaft verdrängen und zur Oberflächlihkeit führen. 
Alcın fuͤr den erſten Anlauf , und eine deutliche Überficht über ale zum Staatsle⸗ 
ben gehörende amt dusch Zahlen ausdruͤckbare Begenflände zu gewinnen, find fta- 
tiftifche Tabellen brauchbar, fohald fie mur mit forgfältigen WFleifie und aus ben 
beften vorhandenen Quellen bearbeitet werben. Die beffern (zum Theil aber durch 
Die Zeitvechältuiffe veralteten) finb von Randel (1786 und 1792), Brum (1786), 
Ddhard (4 Hefte, 1604), Ehemann (1805), Höd (1805 und 1811) und Hal- 
fel. Von bes Legtern „Statifiifchem Umriſſe der faͤmmtl. europ ſchen Staaten’ er» 
fshienen 1805 2 Hefte ,. Fol., welche blaß Deutfchland darflellen. Spaͤter folg- 
ten (1809, Fol.) f. „Statiſtiſchen Überfichtstabellen ber fämmtl, europdifchen 
und einiger außereusnpäifchen Staaten”. Crome's hierher achörende Schriften 
find auch mie Tabellen ausgeflattet. Von den neuern Werken, melde bie Erb- 
und Staatenkunde lexikographiſch behandelt habın , gehören hiecher : die neue 
Aufl. (des ſogen. Huͤbner ſchen, von Hübner bloßımit einer Vorrede verfehenm) 
„Staat, Beitung® und Gunverfationsieritons” (Leipzig 1823 — 27); bie neue 
von Mamert beforgte Auflage von Yäger’s „Beitungsleriton” (3 Thle., Nuͤrnb. 
1805 — 11)3 die unvollendet gebliebenen. größern Werke (in 4.) von Win⸗ 
kopp (bis 4. This. 2. Abthi. Leipz. 1804 fg.) und Ehrmann (bie 4. This. 1. Abe 
thell, ſchlecht van Huſuadel angefangen , beffer von Schorch fortgefegt, Erfurt 
1804 fg.) ; umd, feit den neueften politifchen Veränderungen : Haffel’6- „Allgem. 
geographiſch⸗ ſtatiſtiſches Lexikon“ (2 Thle., Weimar 1817), ſowie Stein’s 
„Neues geographiſch⸗ſtatiſtiſches Zeitungs⸗, Poſt⸗ und Comptoirlexikon“ (4 Thle, 
ſeit 1818 fg.) Eine Sammlung der neuen Staatsverfaſſungen ſeit 1787 beſin⸗ 
bet ſich in dem Werke: „Die Conſtitutionen der europ. Staaten ſeit den legten 25 
Fahren" (4 Thle. Lpz. 1817 — 25). — In tabellarifcher Form find die Hauptgegen» 
fände. biefer neuen Verfafſungen dargeſtellt in Rubhart’s überſicht der vorzüglich 
ſten Beftimmungen perfchiedener Staatsverfaffungen über Bolksvertretung” (Muͤn⸗ 
chen 1818,. Fol.). Unter den ſpeciellen Werken über Statiſtik verbienen genannt 
su werden: udtin's „Kirchliche Geographie und Statifiil” (2 Thle., Tüb. 
1804), Rosmanı's Handbuch ber Länder», Völker» und Staatenkunde‘ 
(Bamb. 1786 fg. ; der 1. Thl. behandelt in 5 Bon. Deutfchland, der 2. in 4 
Bdn. bie Schweiz); Canzler, ‚Tableau de l’Eleetorat de Saxe“ ( Dresden 
1786, 4.); Rebfuet, „Spanien nach eigner Anficht ıc.” (4 Thle., Frankf 1813); 


Herbin und Peuchet, „Statistique de la France” (7 Thle., Paris 1803); Cols 


quboun, „A treatise on the wealsh, power and resources of the british Empire” 
(London 1844, 4. ;. deutſch von Fick, 2 Thle. Nürnb. 1815, 4.); dann über 
Rußland Wichmann und Haffel; über die Türkei von Hammer und Lindner ; über 
Hſtreich Biſinger, Haſſei, Demian, Andre; über Ungam Schwartner, über 
Preußen Mirabeau, Krug, Demian, Stein; über Dänemark Thaarup; über 
Sachſen Poͤlitz rc. Unter den Woͤrterbuͤchern in hiſtoriſch⸗ ſtatiſtiſcher Hinſicht 
über einzeine europaͤiſche Staaten zeichnen ſich aus die von Eruſius über Oſtreich, 
von Krug über Preußen, von Kolb ber Baden, von Schumann über Sachfen ı. 
Eine vergleichende Darſtellung der Umbildung Europens feit den legten 30 Jah⸗ 
ten enthält: „Europa, nad f. politifch » geographifchen Veraͤnderungen, feit dem 
Ausbruche der franz. Revolution bis zum Schluffe des miener Congreſſes“ (3 Lie: 
ferungen, Weimar 1807, 1811 und 1816, Fol.). Über den hohen Werth ber 
Statiſtik und ihren wichtigen Einfluß auf die innere Staatöverwaltung der Länder 
iſt nur Eine Stimme; denn gelehrte Srübelsien und. Syſteme tönnen ohne die 
Jackel der Erfahrung keine zuverläffige, brauchbare Ergebnifie liefern. Dean muß 
nochwendig ins Einzelne gehen und Thatfachen fanımeln, will man nicht auf Jer⸗ 





650 Etatins 

- wege gerathen, und nie wird man baktız gelangen kaͤnnen, für bie werfähiebenen 
Verwaltungszweige im Staate einem ſichern Führer zu haben, To lange es noch an 
echter Kenntni ber Befchaffenheit und bes Anbaues bes Bodens, bed Gewerbfleis 
hes der Einwohner und des Ganges Ihres_Handels fehle. - Allein in Anſehung ber 
Mittel, zu dieſer Kenntniß zu gelangen, haben bie Regierungen’ in ben meiſten 
älten Fehlgriffe gethan; indem fie e8 für hinreichend hielten, das Materielle, was 
ſich zählen und’ verzeichnen ließ, auszumitteln. Geſetzt indeſſen, dies Moteriele hätte 
fich noch genau ausmitteln laffen, was faſt Immer eine Unmöglichkeit tft, fo gibt 
es zugleich in ben Staaten und unter ben Völkern ein Gapital von geiftiger und 
moralifcher Kraft, das fich in der Wirklichkeit verfünbigt, ohne daß man es in Zah⸗ 
len auszudruͤcken und in Worten auszupraͤgen vermag. Es war daher ein Wahn 
m ziger Politiker, wem man fi ruͤhmte, ben Staat auf einem 

erfehen. Daß aber die materiellen Staatskraͤfte, ohre Beruͤckſichtigung des 
—* Lebens im Innern ber Voͤlker, nicht ausreichen, daß es vielmehr darau 
ankommt, wie fie genugt werben; daß bie wahren GStaatakraͤfte daher geiftig, 
nicht materiell ſeien; baß zwar biefen eine gewiffe materielle Maſſe zu Bebote fie 
hen mäffe; daß fich aber ſchlechterdings hier Fein Zahlenverhaͤltucß beftinnimess taffe; 
daß es alfo ein eitler Wahn fei, zu glauben, mit ben materiellen Kraͤften wachſe 
bie Kraft eine® Staates überhaupt in gleichem Verhaͤltniſſe. Dies wurbe wer 
geffen, freilich nicht fo vergeffen, daß nicht einzelne beffere Köpfe an 
und gefagt- haben ſollten, aber es wurde praßtifch vergefien; denn alles Streben 
und Trachten der Politik Sing nur dahin, die materiellen Kräfte zu vermehren, 
sicht, die freie geiflige Bildung zu befördern, wodurch allein jene lebendig werben. 
Die ganze neuexe Geſchichte liefert ben Beleg dazu. . Nicht zu leugnen aber WE es, 
daß es hier bie Statiſtiker waren, bie den Praktitern in die Hände arbeiteten, dit 
auf diefem Wege endlich dazu beigetragen haben , bie praktiſche Politik zus — 
ben. Indem fie den Cabinetten ben vermeinten Gewinn ober Verluſt an Que 
bratmeilen, an Menfchen und Vieh vorrechneten, gingen biefe Grundſaͤtze in bie 
praktiſche Staatskunſt über, und das ganze, unter bem Namen bed Acquifitione: 
and Arrondirungsfgftems berlchtigte Syſtem ber neuem Politik erhielt dadurch 
und Ausbildung. Wenn aber jeder Staat etwas Edleres als Maſchine if, 

wenn er eine moralifche Perfon bildet, die ihre Grundſaͤte, ihre Hanbeldweife, 
überhaupt Ihre eigne inbivibuelle Eriftenz bat, die bei jedem anbers iſt und fen auf, 
fo gebört zur Kunde eines Staates etwas mehr u. etwas Hoͤheres ale die gewoͤhnli⸗ 
hen Tabellenſtatiſtiker darunter zu bezeichnen pflegen, und befhalb haben wir bad 
Weſen der Statiſtik in die vollendete Auffaffung und Darflelung bes Innern umb 
aͤußern politifchen Lebens der Völker, Staaten und Reiche bes Exbhotens, Be allen 
welter oben aufgeftelten Bedingungen, gefegt. 

Statius (Publius Papinius), ein ausgezeichneter roͤmiſcher Diäem geb. 
zu Neapel um 61 n. Chr., kam früh nady Rom, und gewann dort in poetifchen 
Wettſtreiten 3 Mal den Preis. Der Kaifer Domitian — {hm eine golbene 
Krone zur Belohnung f. dichterifchen Talents, und war ihm überhaupt fehr — 
ſtig. Da er aber für ſ., Thebaide“ nicht den Preiserhllelt, begab er Fr ans Werteuf 
auf f. Landgut bei Neapel, wo er im 35. Jahre f. Alters ſtarb. Wir befigen 


von ihm noch: „Die Thebaide“, ein epiſches Gedicht in 12 Befäugen, vom Rio 


ge ber 7 Fuͤrſten gegen Theben, wobei er wahrfcheinlich ein verlorenes Gedicht bes 
Griechen Antimadyus vor Augen hatte. 2) „Die Achilleis“, von ben Bogeben⸗ 
heiten des Achilles vor dem trojaniſchen Kriege, 2 Befänge, unvollenber. — 
Gedichte verrathen eine große, aber nicht immer gut angebrachte 

gende Wortfülle , die manchmal in Gezwungenheit und Dunkelheit onsartet. * 
„Silvae in) , oe ‚ ober vermifchte Gedichte in 5 Büchern, thells Gelegenheitt: 
gedichte , theils mitunter gutgelungene Spiele der Phantafie und mancherlel Ein: 














.- 


I Ä 
| Statthalter 64 
faͤne. Aueg. von Kaſp. Barth (Iwichäan 1664), zuletzt vom Markland (auch 
Dresben 1827). Neuecſte Exitifche Ausg. vom Hand (Leipz. 1812, 2 Bde). 

Statif nennt man ein gewoͤhnlich dreibeiniges Geſtelle von Holz, das ans 
einander genommen mb fortgeflelt werben kann und zur Unterlage eines Meß⸗ 
tiſches, Scheibeninſtruments, Afteolabinumsımb jedes andern großen Meßiuſttu⸗ 
ments 9 Land» und Hinmmelöbeobachtungen bient. 

tatthalter if überhaupt Derienige,, welcher, ſtatt eines Höhen, einem 

Orte oder Lande vorfirht und die Gefchäfte beforgt. Insbeſondere abex wurde in 
der Republik der Vereinigten Nieberlande ber Oberbefehlehaber der Kriegsmacht 
Statthalter (holänd. Stadhouder) genannt. Diefe nach obiger Erklärung unpafs 
fende Benennumg kam von der burgundiſchen und fpanifchen Herrſchaft ber, unter 
weldyer die geſammten Niederlande von einem Oberſtatthalter, und die einzelnen 
Provinzen durch beſondere Statthalter regiert wurden. Die Republik der Verein, 
Mieberlanbe behielt Die Statthalterſchaft bei, theils aus Dankbarkeit gegen bas 
Haus Naffan-Dranien, theils und befonders auch um das Volk, das an eine ſtatt⸗ 
balterifche Regierung gewöhnt war, beffer im Gehorſam zu erhalten, welches bie 
Stände cher Staaten, da ihre Gewalt nod) neu und unbefefligt war, nicht konnten. 
König Philipp II. hatte, als er die Niederlande verließ, dem Prinzen Wilhelm I. 
von Dranien die Statthalterfchaft uber Holland, Seeland und Utrecht aufgetragen ; 


‚allein als der Herzog von Alba mit den fpan. Truppen 1567 nach ben Niederlanden 


kam, um bier bie kath. Religion durch Feuer und Schwert aus zubreiten, ging Wil⸗ 
beim nad) Deutfchland, um fidy der drohenden Gefahr zu entziehen... Da man ihn 
aber abweſend ‚gerichtlich verfolgte, ergriff er die Waffen und ſuchte die Niederlande 
von Alba's Tyrannei zu befreim. Der erfle Verſuch mißlang ; erſt nach Einnahme der 
der Stadt Briel (1572) durch die Waſſer⸗Geuſen (ſ. Geuſen) wandte fich das 
Gluͤck auf die Seite der Niederländer. Die meiften Städte Hollands und Seelaubs 
verbanden fich mit dem Prinzen gegen die Spanier, und er wurde num wieder als 


koͤnigl. Statthalter in Holland, Seeland und Utrecht erfannt. 2. Fahre nachher 


tungen ihm bie beiden erflem Provinzen, u.b. T. eines Hauptes und hoͤchſter Obrig⸗ 
Beit während des Krieges, bie Regierung auf. Diefe Regierung war aber [ehr ums 
gewiß, denn bie landesherrlichen Verordnungen wurden bald im Namen bes Könige 
von Spanien, bald im Namen der Ritterfhaft md der Städte, bald wieder des 
Prinzen von Oranien und der Ritterfchaft und Städte, bald wieder des Prinzen 
allein erlaffen. Diefe Unbeftändigkeit dauerte ſelbſt nach der utrechtfchen Vereini⸗ 
gung (1579) biß zur Abſetzung bes Königs von Spanien von feiner Herrſchaft über 
bie Rieberlande (1581) fort. Denn erft jetzt ward die dem Prinzen ſchon vermals 
aufgetragene Regierung (1582) ohne Einſchraͤnkung erneuert, und bie öffentlichen 
Befehle und Verordnungen ergingen allein in feinem Namen. Enblid) wollten ihm 
Helland und Seeland bie förmliche Oberherrſchaft übertragen, als er, wie man ihm 
eben bulbigen moRte, auf Anftiften der Spanter mieuchelmörberifch (1584) erſchoſ⸗ 
fon wurbe. Nach Wilhehns Tobe erklärten bie Generalſtaaten ben Grafen v. Lei 
after, welchen die Königin Eliſabeth von England ihnen mit einigen Truppen zur 
Hülfe gegen Spanien gefchickt hatte, zu ihrem Oberftatthalter. Die Staaten von 
Holland und d jedoch dem Prinzen Morig, zweiten Sohne des er⸗ 
merbeten Prinzen von Dranien, bie befonbere Statthalterfchaft über ihre Provin- 
neu gegeben, und diefer war ber erſte Statthalter, ben die Staaten ber befonbern 
Landſchaften beſtellt haben. Als Leicefter feine Statthalterfchaft niedergelegt hatte, 
hard Morig 1590 auch von Geldern, Utrecht und Oberyfſel zum Statthalter ge 
waͤhlt. Ihm folgte nadumals fein Bruder Friedrich He inrich und deffen Sohn Wil» 
helm IL. in der Statthaiterſchaft über bie gedachten 5 Provinzen. Der Graf Wil 
bein Ludwig von Naſſau, ein Sohn des Grafen von Naffaw Dillenburg, des juͤn⸗ 
gern Bruders von Wilhelm I., war Statthalter von Friebland und ward es [päter 





058 BSratthalter 


arnch von Groͤningen. Ihm folgte, nach ſ. Tobe, et Bu Em Go 
finte, Graf von Raffau: Dieg ; allein Sehntagen und die Landfchaft Drenthe mähl- 
ten den Prinzen Moritz, ſodaß nım die Statthalterfgaft Aber 6 Previngen In feinen 
Händen war. Nach [. Tode warb aber ber Graf Ernſt Eaſimir aud) von Babeingen 
und Deenthe gewählt. Ihm folgte als Statthalter in Friesland = Groͤniagen 
Sohn, Heinrich Caſimir, nach deffen Ableben der Prinz Friedrich Heinrich von Ora⸗ 
nien die Statthalterſchaft Über dieſe Provinzen mit ber über Holland, 
Utrecht, Oberyſſel und Geldern, welche er bereits befaß, zu vereinigen ſtrebee; «fickt 
ee erhielt nur die von Gräniıgen, worin Ihm auch fein Sohn Wilhekn IE. 
In Eriesland ward aber des Grafen Heinrich Eafimir Bruder, Withelm Friedrich, 
: Statthalter, und na bes Prinzen von Oranien, Wilhelms II., frhztitigenn Tode 
woͤhlten ihn auch die Staaten von Bröningen dazu. Die Statthalterfehoft abe 
diefe beiden Landſchaften blleb nachher Pen bei der maͤnnlichen Rachen» 
menfchaft Wilhelm Frledrichs. In ben 5 anbern Provinzen, Geldern, Holland, 
Sreland ; Utrecht und Oberpffel ward fie nach Wilhelms IE Tode nicht wieder be 
feet. & hatte ſich durch die Streitigkeiten mit den Staaten Hollands viele Feinbe 
gemacht, und durch die Kuͤnſte des damaligen hof. Mathepenfionnaire Johann be 
Witt ward fein Sohn Wilhelm III. erſt durch die 1664 von der Posting Holland 
an Dfiv. Grommell, Protector von England, ausgeftellte Ausfchliefuhgäuekunde 
‚amd hernach 1607 durdy das fog. ewige Ebict von bee Statthalterfchaft ganz aus⸗ 
gefchloffen. Als aber 1672 Ludwig XIV. die Verein. Staaten angriff, wurden bie 
Obrigkeiten in den holl. Städten durch die Empdrungen bed Volks gertuumngen, das 
eroige Edice aufzuheben und ten Prinzen Wilhelm III. von Dramen zum 
ter zu erklaͤren. In Seeland, Geldern, Utreiht und Oberufiel erfolgte batb —— 
und in dieſen 5 Provinzen wurde für Wilhelms IIL männliche Nackfemensen bie 
Statthalterſchaft erbtich gemacht. Er behielt fie auch, nachdem er 1688 König von 
England getoorden twar. Als Withelm II. 1702 kinderios flarb, biieb in dem 6 
Provinzen bie Statthalterfähaft viele Fahre lang unbeſetzt, bie 1722 Witheise Karl 
Heinrich Friſo (ein Sohn von Johann Wilhelm Frifo, Fuͤrſten von. Nafſau mb 
Oranien, und Statthalter von Friesland und Bröningen) von der Prev. Gelben 
zum Statthalter erwählt wurde. Die Prov. Holland, Seeland, Utrecht und Ober⸗ 
yſſel blleben in ihrer bi6herigen Verfaſſung, dis 1747 Frankreich bie. Benraliedts- 
fande angriff. Nun wurden durch einen allgemeinen Volksaufftaud, erſt in Bes 
land, daranf in Holland, die Staaten diefer Landſchaften gezwungen, den gebadhten 
Prinzen Wilhelm Karl Heinrich Frifo zum Statthalter zu ernennen, welches bafb 
nachher auch in Sriedland und Oberyffel geſchah. Wilhelm IV. waralfo der Erſte, 
der die Statthalterſchaft uͤber alle 7 Provinzen führte. Sie warb in. der männlichen 
und weiblichen Nachkommenſchaft fir erblich erklaͤrt; doch wurben Könige anti Aus 
füͤrften, forote alle ſich nicht zur reformirten Kirche Bokennende, fie mochten nedsın 
ttche ober meibliche Nachkoͤmmlinge fein, ausgefchloflen. Im Bot daß die Grat 
halteeſchaft einem Minderjaͤhrigen zufiele, ſollte deſſen Mutter, n. & I. Gehwer- 
nantin, fo lange fie Witwe wäre und fi in den Verein. Staaten aufhielte, ‚ie 
Statthalterſchaft führen und berechtigt fein, auf ben Fall eines Krieges da. Se⸗ 
ten einen Feldherrn vorzufchlagen. In Ermangelung der Mutter ſollten bie Gas 
ten das Recht haben, in Hinficht der Vormundſchaft zu Wellen IV. 
ſtarb, -und Ihm folgte fein Zjaͤhriger Sohn, Wuhelm V. , uster Bermunbfcheft f. 
Mutter, einer Tochter Georgs Il. d. England, die noch amı Kobektage Iyerh Bemsahlt 
di> Stefle einer Gouvernantin übernahm. Sie ſtarb 1759, und der Pain, Ludwig 
von Braunfchweig ‚ feit 1750 Generalfelbmarſchall in holl Dienſten, warb getı 
Bonmmnde des jungen Prinzen beſtellt, der 1766 in f. 18. Jahre bie 
feiner Ämter ſelbſt übernahm. Die Gewalt des Statchalters war nicht in allen Pro⸗ 
dinzen gleich, well er von jeder ei Würden befonders , umd damit mehre ober weni⸗ 


IHR: 





— — — — — — a — — — — — — — — — — — — — 


u —— Er a En ET — — — — — — — — — — — — — 


Seatthalter 088 


gere Rechte echket. Mit ber allgemeinen ober Generalſtatthalterſchaft war hie 
Würde eines Generaltapitains und Admirals des vereinigten Staats verbunden, 
und ſ. — befland in Ausaͤbung gewiſſer hoher Rechte: 1) in Staats⸗ und Re⸗ 
gierungsſachen, und 2) über die Band» und Seemacht. Im Hinficht ber erſtern 
konnte ex auß einer von den Staaten einer Landſchaft vorgeſchlagenen Anzahl von 
Derfonen bie Vorſitzer ber Gerichtohoͤfe und andrer Collegien, und bie Obrigkeiten 
in vielen Stäbten ernennen, nach Umſtaͤnden ab⸗ und andre wieber einſetzen. Dies 
Necht übte er vorzuͤglich in ee Utrecht, Geldern und Oberpffel, weil fie 
1672 wegen des geringen Widerflandes gegem bie Franzoſen aus der Union geftos 
fen, ımb 1674 mur unter der Bebingung wieder aufgenommen waren, daß bie 
Stadtmagiſtrate von den Statthalter beftellt werden follten. In Holland hatte - 
er das Recht, darch Empfehlungen auf die Beſetzung ber Magiſtratsſtellen zu wir ⸗ 
ten. Als Statthalter hatte er in den Benerals und Provimsialfinaten ben Vorſitz, 
und durch f. berathende Stimme großen Einfluß auf die Geſetzgebung. Von ber 
vollziehenden Gewalt übte ex bie meiften das Algemeine betreffenben Zweige aut. 
Er hatte dad Begnadignagerecht, wenn die Miffethäter eine Mordehaten ober a. 
große Verbrechen begangen hatten. Vermoͤge der utrechtſchen Bereinigung. war er 
sch Schiederichter der Streitigkeiten ber Provingen unter einander. Seine Ohlie 
genheiten bagegen waren, bie Rechte und Freiheiten der Landſchaften und Städte 
gu Bing die Gefetze amd. Berorbnungen ber Staaten zur Vollſtreckung zu 

und Ordnung und Ruhe in den Provinzen zu erhalten. Die Kriegsmacht 


‚fand auter feinen Befehlen; denn ald Beneralcapitain war er oberfter Feldherr ber 


Truppen, bie ihm ebenfowol als den allgemeinen und befondern Gtaaten Treue 
fhwören mußten. Er ernannte die Officiere bis zum Oberſten und aus einem Vor⸗ 
ſchlage auch die Befehlthaber In ben Feſtungen. An der Spige bes Heeres konnte 
er oft allein bie Bemerale ernennen. Aber er duefte keinen Keldzug, noch andre 
Kriegthandlungen ohne Genehmigung der Seneralflaaten unternehmen, und biefe 
ſchickten zuwellen Abgeordnete oder Kelbbeputirte zu dem Kriegsheere, ohne beren 
Buftimmung Nichts gefchehen durfte. Doch konnte er bie Werlegung ber Truppen 
in den Provinzen und Feflungen überall nach eignem Belieben verfügen. Als Ge⸗ 

neral⸗ Adeniral gebot er über bie Seemacht bes Staats und hatte den Vorſitz in ben 
Abdmiralitaͤte collegien, wo er f. Stellvertreter ernannte und viele zum Seedienſte 
gehörige Bedirrrungen vergab. Ihm gehörte ber 10. Theil der zur See gemachten 
Beute, welches in vorigen Zeiten ein Großes betrug. Diefe wichtigen, in mancher 
Hinfkt sen landesherrlichen Befugniffen gleichkommenden Rechte wurden 1747 


bei Einführung der Generaterhflatthaiterfchaft noch vermehrt. Wilhelms IV. wurde 


von den allgemeinen Staaten 1748 auch zum Generalcapitain umd Admiral über 
die Benerafisätälamde ernannt. Die oſtindiſche Geſellſchaft erwählte ihn zu ihrem 
Obervorfteher, welches nie ein Statthalter vor ihm geweſen war, und bie meftinbi- 
ſche Hat bald ein Gleiches. Dies gab ihm in beiden ein großes Anſehen, und bier: 
durch flieg bie flatthatterifche Gewalt weit höher als jemals. Seine Einkünfte floſ⸗ 
ſen aus vielen Quellen, waren aͤußerſt beträchtlich, und fein Hofſtaat hatte — 

Sm; In dem Keisge , den Frankreich von 4778 an wider England führte, und 

in weldgen die Republik ber Verein. Niederlande mit verwickelt wurde, entflanb gro⸗ 
ßes Mißvergnügen gegen Wihelm V., den Viele befchulbigten, daß er bie holl. Ser 
handlung wider die Gewolttpätigkeiten der Engländer nicht ernftlich ſchuͤten wolle, 
und daß er ſelbſt während des Kriegs die Seemacht ber Republik nicht wirkſam ger 
braucht, und die Unthaͤtigkeit derſelben zum Theil bewirkt und befördert babe.“ Die 
Partei, welche ihm entgegen war, und theils aus Kaufleuten, theils aus Magi⸗ 
ſteateperſonen beſtand, hatte es auf Einſchraͤnkung ber ftatthalterifchen Gewalt an- 
gelegt. Da Wilhelm V. eine Nichte Friedrichs des Großen zur Gemahlin hatte, fo 
nehm fich ber berliner Hof bes Mechte des Seatthalters mit groͤßtem Eifer an, und 





054 ‚ Statue 


der preuß. Geſanbte im Hang mußte nachdruͤckuch⸗ —— gegen bie Schu⸗ 
lerung jener Rechte chim. Deſſenungeachtet nahmen die Stände dem Statthalter 
ben Oberbefehl im Haag umd fuspendirten ihn in der Eigenſchaft ais Seneraitapi⸗ 
tain. Endlich ward durch das Einruͤcken preuß. Truppen der Steeit zum Vorthell 
des Statthalters entſchieden. Er bekam alle Rechte und Vorzüge wieder, bie man 
ihm genonmmen hatte, und bie Mache, in den Regierungen ber Hol. Städte ſolche 
Aenderungen zu machen, die ihm bie Stimmenmehrheit ſcherten. Auch wurde 
1788 die Statthalterſchaft im welteſten Umfange Ihrer Vorrechke für einen wefent 
lichen Theil von der Staats ung jeder einzelnen Provinz und des en 
Staats der Verein. Niederlande erfiätt. Der thai und’. Sermahlit denut⸗ 

ten die auf ſolche Weiſe erhaltene Überlegenheit in vollem Maße und erflärten die 
angefehenften Männer ber — weiche fich Patrioten nannten, aller Staats⸗ 
aͤmter fuͤr —— Dorliber entſtanden Auswanderungen und Nißvergnuͤgen bei 
den Zuruͤckbleibenden. Frankreich bemctzte dieſe Umſtaͤnde zur Zeit ſeiner Revolu⸗ 
tion. Es erklaͤrte ben Krieg nicht gegen bie Republik, ſondern gegen den Statthal⸗ 
ter; und 1794 wurde Holland, nach geringem Wibderſtande, von den Sranzofen 
unter Pichegru eingenommen und bie Wuͤrde des Generalerbſtatthalters auf immer 
aufgehoben. Der Erbflatthalter erhielt durch den Meichebeputationsfchiuß von 
1803 ia Deutſchland Eniſchaͤdigungen, verlor aber auch dieſe durch ben Krieg von 
1806 und 1807, und lebte Im Privatflande, bis er 1813 zuruͤckzerufen ward, wer: 
. auf er nach den Beſchluͤfſen des wiener Congreſſes ben Königeritel annahm. (Rt. 
Naffau md Niederlande) 

Statue (von bem fat. atatua, wörtlich Standbild), Bildſaͤule, iſt bie durch 
Kunft in irgend einer Maffe außgebifbete volle Geſtalt, vornehmlich wemn fie lehart 
dargeſtellt wird, weil dies bie freiefte Anficht der Geftalt gibt. Die Statue iſt der 
Mittelpunkt der Bildnerei oder Plaſtik; denn bie Geſtalt lebendiger Weſen iſt der 
hoͤchſte, geiſtigſte und ausdrucksvollſte Gegenſtand der fichtbaren Dinge, welche ohn⸗ 
Farbe darſtellbar find. Vorzuͤglich aber iſt es die Menſchengeſtalt, die Bluͤthe der 
Schöpfung, das Bild der Freiheit, deren Umriſſe der Bilder In den Mmannigfallig 

Charakteren im ganzen Körper darſtellt, und bie Statue iſt als Werk der ſcho⸗ 
nen Kunft das einfachfte und erhabenfte Kunſtwerk zugleich. Sie wirkt durch die 
reine Form, und die Farbe iſt ihr außerwefentlich. ber Reinheit ber bidenden 
Kunft liegt auch die Darftellung des Nackten, welches bei ſchon verdechter Suter 
den Eunftreichen Gewaͤndern weicht. Doch hängt auch hier viel von natloualer 
Sitte ab. (&. Plaftifch.) Im dieſe Form legt die Plaſtik den geifligen Aus⸗ 
druck der Idee, umd gibt fo der Maffe den Schein des höhe —8 Was die 
Erfindung dieſer Idee anlangt, fo unterſcheidet man die Idealſtatue und bie Por⸗ 
traitſtatue (starna ieonica, ikoniſche Statue bei den Griechen und Roͤmern, welches 
zugleich eine Statue im natuͤrlicher Größe bedentet). Die erſtere ſteht in der Erfin⸗ 
dung höher und am hoͤchſten, wenn fie, wie in dem griech. Alterthunme, höhere gott 
* tiche Wefen verfinnbilbet, die in heiterer göttticher Bırhe den finnlichen Begerden 
Schweigen gebieten. Legtere hat die Eigenfihaften fedes Portraits (ſ. d.), inſofern 
es nicht auf Farbendarſtellung beſchraͤnkt iſt. In Griechenlaud erhlelten derglelchen 
die dreimaligen Sieger tn den olhmpiſchen Spielen; bie nn a re = Ä 
ſcheinen zu Athen dem Harmodius und Ariſtogiton 
Mördern der Pififtrativen, gefegt worden zu feln. See der erſten ſchelut 6 pen 
Griechen es mır Goͤtterſtatuen gegeben zu haben, —— in der — 
und noch mehr zur Zeit des Verfalls der Aaſchen Republik, ats Schmeichelei umb 
Sklaverei eindrangen, eine unendliche Menge Porteaktflateen 5 man xinntere ſich 
des Demetrius Phalerens. Die Götter und Fuͤrſten wurden früher, ber Per, 
weiche fie barftellten, gemäß, in einer die natücliche Reberögröße wett A 
Größe (Eotoffat) gebildet, ſowie uͤberhaupt im Alterthum bie verfihtebene * 








—8 


Statut tan 668 


Statuen ſymboliſche Bedeutuug hatte. Auch fächte man fruͤherhin bie Bildſaͤulen 
allgemeiner: In Hinficht der Bekleidung naunten die Roͤmer die in den griech. Ges 
waͤndern statuas palliatas, in den römifchen togatas u. ſ. w. In Hinficht ihrer 
aͤußern Stellung unterſchied man pedestres (ſtehende), sedentes (figenbe), eque- 
stres (Meiterftatuen) und fahrende (eurules, und zwar bigatae, quadrigatae), wie 
viele Gottheiten und triumphirende Feldherren vorgefteßt wurden. So ging quch die 
bildende Kunſt von Inen Gtatuen zu ganzen Gruppen fort, bie jeboch in dem 
Weſen ber Dorftellung Nichts verändern, umd, bie in einander verſchlungenen Fi⸗ 
guren außgenommen (symplegmaste genannt, wie bei Vorſtellung von Ringern), 
meiſtentheils auch ſelbſtaͤndig eine vollkommene Anſchauung gewaͤhren. Die Alten 
beſaßen auch eine große Geſchicklichkeit darin, ihre Statuen mit Wirkung aufzuſtel⸗ 
len, und verzierten oft die Giebel der Tempel mit Statuen und Statnengruppen. 
Über die Maſſen, aus welchen Statuen ausgearbeitet werben, und die Arbeit ſelbſt 
ſ. Plaſtik md Bildhauerei. Jetzt neunt man gewöhnlich nur eine in har⸗ 
ten Maſſen gegoſſene ober gehaume Figur Statue. Die beruͤhmteſten Sta⸗ 
tuen find unter Bildnerei, Bildhauer der Griechen, Roͤmer und 
ber u Plaſtik in gefhichtlicher Folge aufgeführt. Über Bei⸗ 
werke f. d. Axt, 

: Statut, in beſonderer techniſcher Bedeutung, ein Geſellſchaftsbeſchluß, ber 
ſonders bie, Stiftungs⸗ und Grundgeſetze einer Geſellſchaft. Man verlangt nach” 
roͤmiſchem te zur Guͤltigkeit eines Statuts, daß alle Mitglieder zur Abſtin⸗ 
mung berufen, 2 Dritttheile wirklich erſchienen find, und von dieſen bei Beſchluß 

durch Mehrheit der Stimmen gefaßt worden ift. Ob Statuten ber Iandesherrlichen 

Beftätigung bebürfen, hängt davon ab, inwiefern die Geſellſchaft bloß Über eigne, 
privatrechtliche Zwecke etwas befchließt, oder in die Öffentlichen Angelegenheiten eins 
greift. Sollen die Statuten auch für Andre, welche nicht zur Geſellſchaft gehören, 
verbindlich fein, fo iſt die Betätigung bed Staats immer nothwendig. So haben 
alfo öffentliche Anftalten, 3. B. Domcapitel, Univerfitäten, Gemeinden, nicht das 

Recht, fich ſelbſt Statuten zu geben. Allein in der frühern Zeit nahm man dies we⸗ 

niger genau, und man geflattete oft eine Het von Autonomie, welche aber heutzu⸗ 

tage nicht mehr anerfannt wird. Die Städte burften beinahe von ihrer Entſtehung 
an mandherlei Beflimmmungen , über ihr Verhaͤltniß zu den landesherrlichen (Baiferl., 
herzogl., hiſchoͤfl.) Beamten, zu ber Dienfimannfchaft des Biſchofs oder weltlichen 

Grund: ober Schugheren, Aber die Einrichtung der Stabtobrigkeit, die echte ber 

Bürger und der Zänfte, über die Benugung bes Kämmereis und Buͤrgerguts, über 

manche polizeiliche Gegenſtaͤnde u. ſ. w. treffen, und an Alles dieſes Enüpften fich 

meift beſondere Verordnungen über Echrecht, Eigenthum, Verpfändumgen u. dgl. 

Bei Errichtung einer Stadt nahm man oft das Statut einer bekannten (nicht immer 

benachbarten) Stadt zum Muſter (bewidmete bie neue Stabt mie ſoeſtiſchem, luͤbi⸗ 

ſchem Rechte), und baburch find ältere Stadtrechte (Koͤln, Freiburg, Soeſt, Luͤbeck, 

Magbeburg u, f, w.) weit verbreitet worden. Diefe Stadtrechte werden vom 11. 

Jahrh. an bemerkbar, und im Laufe der Zeiten immer zahlreicher und vollſtaͤndiger, 

bis man enblich einficht, bag die Eigenthuͤrnlichkeiten derſelben nicht auf wefentliche 

Verſchiedenheiten bes Charakters und a. Umftände gegründet find und in einer alls 

gemeinern Befengebung mit Recht untergehen. Die Verſchiedenheit der Stadt 

rechte bringt eine Menge von Gollifienen hervor, welche das bürgerliche Verkehr 
hemmen md die Einzelnen oft ohne Ihre Schuld in großen Schaden bringen... Die 

Statuten verbinden nur bie Geſellſchaftsglieder; ſtaͤdtiſche Statuten find daher auch 

nuur für Diejenigen verbindlich, welche ber ftäbtifchen Gerichtsbarkeit unterwor⸗ 


fen find. . 37. 
| Stau, f, Ebbe und Flut. Wenn das Meer Hierbei nun feinen hoͤchſten 


| ‚oder niedrigſten Stand erreicht hat, fo verharrt es eine kurze Zeit darin, ehe eb wies 

















GM Staubgefaͤle ..  Gtäublin 
Fe gr —— — 
ee 





m Sommfaub, der zur Befichtane (. b.) — 
Staͤudlin (Sal Friebrich), D. — un Zeig Bienen 
geh ben 25. Ang. A761 gu Otutigart, we ſein Water Regierungäzath w 
fuchte non 1.769: das Symnaftum feiner Vaterſtadt, bis ex 1779 — 
ſche Seminar — — ward. Hier ſchloß er Ferund ſchaft mi 
— — Nachdem er bie orſton Jahre der Studiums ber Philete 
„hie und Philologie gewibmet hatte, promovirte ex 1731 in ber phltofophifiken Se 
cultaͤt Duck) bie Westheibigung einer Differtation: „De originibus philesaghie 
esaleninstisae”. Darauf hörte ee 3 er theologifche Vorleſungen, masaetüd 
Erxregeſe und Moral bei Sterr. Mac, dem 1784 mit Machen beſtandenen Gaubibe: 
tenenamen werlehte er noch ein Jahr zu Stuttgart. wo er ſich besuch Studiren Anand 
Umgang mit. ausgereichneten Geleheten, buch — Predigen und Untereichen 
weiter ausbildete. Auch fang er ſchon damals an, ein Werk zu bearbeiten, Dad 50 
Jahre ſpaͤter erſchien: „Geſchichte und Geiſt des Skepticiemus vegägiich ie Ri: 
fit auf Moral und Religion’ (2 Bde., Leipz. 1794). Um feine Reigumg zum 
MReiſen zu befriedigen, wibmete ex ſich 1786 der Erziehung iumger Beute. peiis 
als SBegisiter derfeiben, theils allein: durchteiſte er von 17786 — 90 
SUN Be EB 2 le nl en DOEH. Vomame. busch die Gaff fra 
Uchkoit feiner Beſitzerin, in ber Nähe von Genf aufbielt, Frankreich, wo.bir Die 
a — — England, — welchem er ein zelue · Molle ( Do⸗ 
vonſhire, Greenwich⸗Hoepital, ae ) in der „Berliner Mionassfini®” 
fhilderte. Im Begriff, von London nad der Schweiz zuskdiuichren, unbe 
1790 zum osbentl. Prof. auf der Univerfität Göttingen ernannt, wo er 1792 B. 
bee Theologie und 1803 auch Confiflorialrath wurde. Gt. wach nicht nase The die 
linge ein trefflicher Fuͤhrer, fonbern hägte auch durch ˖ ga hüccich⸗ 
Werke. Wenn er bier das ganze Gebiet der gelebeten Theskogie Thesiosis umfaßer, fo id 
nete er fich doch vorzüglich im Sache der Kirchengeſchichte und der Befchichte da 
theologiſchen Wiſſenſchaften aus, die er meit kritiſchem Scharffinn, mit eimkui 
gender Gruͤnblichkeit und dem anhaltendſten Fleiße anbante. Außer feinem „Beh 
buche der Encyklopaͤdie, Methodologie und Geſchichte der cheolegiſchen 
ſchaften“ (Hanov. 1821) und f. Kirchlichen Geographie und Scectiſur (2 
=. 1804) fceib.cr Im ade der Önsgee: „Beiträge zur — — 
Propheten und zur Geſchichte ihrer Ausieguing‘‘ (Stuttz + De 
Beiträge dazu“ (Goͤtt. 1791); und: „Über Urſprung, Inhaitumd ——— 
re fer Fire Ä — 1791); —— 
zur bes. ber L 30 
demiſchen Vorleſungen über die Moral und Dogmatik fire zukiucſtige heiſtt Si 
giondlehres” (2 Iple., 1798 — 1800); „Sehebuch der Degenatit mul: Dagia 
— (3. Ausg., 1809); —— —— und bihüfe Merai im 
fe, ein ataemifches Behebuch‘" ( 805); — — 
logen, nebſt Anleitungen zur ee und der 
1819)3 „Lehrbuch der prakt. Einlelt in die Buͤcher der heil. Schrift" 
Endlich Gefdipienter 












' 




























der Lehre vom Gıthiuhauke, 
. vom Gewiffen, vom Eide 1824), von (1820); eine „Seh 
des Rationallemus (1826); eine „Befdyichte —* Jeſu (S Bde 














Staufen Staunton (Sir George Thomas) 067 


1799 — 1823); „Geſchichte der philoſophiſchen, hebraͤiſchen und chriſtlichen Mo: 
ral im Grundriſſe“ (Hanov. 1806); „Univerfalgefchicdhte der chriſtlichen Kirche” 
(8. Aufl., 1828); Geſchichte ber chriſtl. Moral feit dom Wirderaufleben ber 
Wiffenfchaften‘ (1808); „Allgemeine Kirchengeſchichte von Brofibritannten" (Bött. 
1819) 5 „Befchlchte der Moralphlloſophie“ (Hanov. 1822); „Geſchichte ber theo⸗ 
logifchen Wiffenfyaften’ (2 hie. , 1811); „Geſchichte und Literatur ber Kirchen⸗ 
gefchichte” , herausgeg. v. Demfen (1827), Dazu kommen noch eine große Anzahl 
von akademiſchen Gelegenheitsfcheiften uͤber die Intereffanteften theologiſchen Ma- 
terien,, unb viele Abhandlungen in Zeitfchriften. Mehre Fritifche Journale gab St. 
ſelbſt —** wie die „Goͤttingiſche Bibllothek ber neueſten theolog. Literatur" 
(6 Bbe, , 1794 — 1800) ; „Beitraͤge zur Philoſophle und Geſchlchte der Religlon 
und Sittenlehre überhaupt und ber verſchledenen Glaubensarten und Kirchen ind: 
beſondere“ (5 Bbe., Luͤbeck 1797 — 99); „MRagazin für reg Moral: und 

"(2Bhe., Hanee. 1801 -— 6)5 „Archio fie alte und neue Kies 
Hengefhichte” — Die . Beipy. se re — wit 
Tzſchitner unb Water (A. Od., Halle 1823). Es iſt vin Beweis ſeines obein Ehe 

Gelehrte ohne 


un 1 ade Pr: 
taunten ge Leonard), aronet von Irland, 9 Galway in 
Ieland, vom nicht eben vormoͤgenden Ältern, kam fruͤh nach Bontpellier, wo ex 
Bibichn findirte un ben -Doctorgrab annahm, Er ging ſodann nad) Bonbon, und 
übernahm mehre ſchriftſtelleriſche Arbeiten, 1. a eine Überfegungeiniger Oiifun 
ded berichten wiener Argtes Stoͤrk eine Wergleichung bes engl. und franz. Litera⸗ 
tur für das „Jonrnal ötranger” u. ſ. w. Um 1761 erhielt er eine Einladung nach 
MWeſtindien, Lord Macart⸗ 
ney, Gouverneur der Juſel Granada, ber ihn kennen lernte, machte ihn zu ſeinem 
Gerretaie. In deſem Doften lernte St. die Berichtöverfaflung genau kennen mb 
eier Us Macartney die Statthakterfchaft von Madras uͤbernahm 


folgte er ihm als Setretair auch borthie. ee (er 
‚ befonbers bei den Sriebentunters 


_ Wlten als einem ſehr geſchickten Gefdhäftimann 
handtengen mie Zippo Baib. Ebenfo zeigte er eine feltene Unsrfhreddenheit bei 
der Befimgennchmmung Stuart, die er ohne Blutverg aus 


Be SEEN U En von dem Ko⸗ 
wige mit dem Titel eines Baronets von Irland und von ber Univerſitaͤt Orford mit 
der ohrde eines Doctors ber Nechte belohnt. Von neuem warb er Macartucys 


| aͤchtigten Miniſters. feiner 

— — {f. d.), ſeinen eignen Bemerkungen und ben 
unb Beobachtungen des Cciffäsefehipabers, Sir €. — aine Ber 
ſqeeibung diſer Naife die mie vielen treffiichen Chorten uud Ryfın. 
: „An authentie 
aotount of an embassy from the king af Oreat - Britain te the Emperor of 
Chine‘‘ (2 MBbe., Lend. 1797, 4.; mb 1. Bo. Fol. Charter und Kpfr.; deutſch 
von Shtaur, Zarich 17908, 2 Bde.). Großen Autpeit am Diefem Werke Hatte der 
Grührte Bars. St. ſlarb zu Bonbon :1801. 

Staunton (Er George Theme), Bern unt Damme, 

Conv.cdeg. Siebente Aufl. Bdo.X. 





Staunton ESir George Themas) 
_ , inDunben, geh. dan 36. Rei 1VS1, ‚Men 
Kiakren blieb er feinen alter uͤbrig, umb-ushlelt eine Fargfülchen bin 


5 
1 






} 
i 


inter der beſtaͤndigen Aufficht ſeinet verd 








vor. A.)/ dem Cheen eine Blume Stanntouia Kante, 

ihm Alles, wad in | 
| —— Sein Water nahm iha wit nach Ehlan; ud bes Sohn legte dort 
nige Cutopaer er ſpricht 

nach ber Ruͤchbehr von dort bezog er als Fellew sommener da& Trinit 

fa Gambridge, aber 














7 





700, wub me | 

lich 1817 Gina auf immer verlieh. Waͤhr er 

ie und dann Präffunee 

ſe⸗defchaft aus 

derſelben und mar 

gen erhielt er Anlaß, ut dee chinefi ng. 

wichtige aͤnde zu unterhandeln. Der britiſche Handeltverkehr 

Reiche wurde 1807 auf einmal gehemmt, weil man den 

ofen einem britiſchen Matroſen zur Laſt legte. 

tocc verwicrice Ihn in eine ſhwierige Lage, weil es ihm oblag, Diefn Wuzfaf 
der chineſiſchen Reglerung in das gehärige Licht. zn jap, , ZB 
auch eit, Muth und Beharriickeit' rettete ex dem 

Bateofen das Leben, weiches die beielbigten Geſetze des qineſiſchen Meicht | 
Dart hattın. Durch einer Sache, aeßerſt une 
geuehme Folgen | | 

einen ſo wichtigen Di 

acher 





bee Bol 
war damals ſoweit gebiehen, 
.Alble britiſche Unterthauen 


4 


* 
"Li 
g 





















teraturzeitung von einem berühmten Dyiantallfim dafs) und franz. Blaͤttern 
mit VBeifall angezeigt warden if. Man hab von ihm: ‚Miscellaneous netices 
relaling to China and the. britieh outimereial interesurse with'that country, 
insladiäg a few teanslations fra the ohinsae kanguage” (kond. 1822), morin 
wichtige Nachrichten über den Handel und bie Sicten der Chineſen vorkom⸗ 

mein (U. A. auch eine Tabelle von dem Zuſtande der katchol. Miſſion in Ehlaa 
und den umllegenden Laͤndern 1840, worum erhellt, daß man hamals Kt jenen 
Gegenden 808,000 kathol. Ehriſten zählte.) Wan Lord Amherſt's vorgedachter de: 
heundefchaft hat er fein Tagebuch nu ale Mumſcriyt fir Freunde duucken laſſen, 
vlele in feiner Beſchrei⸗ 


ar 





aiu⸗ 
Bas 

Steatit, f. Spedftein. 
Stechheber, cin giäfernes Gefäß, dad einen blenfoͤrmigen BVauch 
oben: in eine kuͤrzere, unten 


' 





60 Stedinger Steele 

— Stedinger, oder Stettlaͤnder, hieß eine ans Friedlanb ſtarmueido SSH 
kerſchaft im heutigen Oldenburg und Delmenhorſt —. Drud ie 
weitlichen Herren, welche auf hoen Kirchfahrten ihre Weiber vurb oͤchtet racbeen 
als auch Aber die Hab ſucht dee en, tar 12. mb:13: Jahch. in auf 
whhrerifche Unternehmungen ausbrach. Da bie Eitsdiagen als Seslento Hittfig um 
die Kuſten von Holland und. Fraukreich karnen, mochten. fie wol auch freiers We⸗ 
griffe von den Verderbniffen des Pcheſterchumo md Botteöbieuftrd wit aach ‚Dasfe 
bringen, bahee fie mit den Albigenſern verglichen und vermnechſelt, ja ſelbſt Alb 
genfer genannt wurden. (&. Sekten.) Ben den Erzbiſchofen ven Bremen wurden 

fie feit dem Ende bes 12. Johrh ai harmmaͤcige Koars verfolgt, erh 










bei Kaufonben getötet, N 

fie mittelft durch frochterer Deiche kberfchtuemmt oder durch Winank sand Binub-nen 
wieſtet wurden. Die Dee diefes feeifinmigen, foft gr rn 
ven fich 2285 unter ihre erg 


Steele (Sir Richard), ein autgezeichneter yollsifeper ud — 
Cartfefklir, geb. zu Dublin 1674, befachte die Schule zu Chärterhansfe'iuab tent 
‚1691 in dad Morten Goltestum zu Orfosd. Waͤhrend fünes Betsat 


ſhrieb er dort eine Kombis, die er aber auf den Math eines feiner 

Machher verließ er die Untuerfitde und trat/· als Fee⸗ 
witiger unter die Loibzarde zu Pferde. —— 
—— 









feiner Kameraben ans, ba ſeine Sitten wol dem Iuhalte führer 
ſprachen · Ex hielt es daher, u lei Ben nn ——— 


‚or grief.& Ja mode"), mndste einiges Bthd mb wicd uch: 
den engl Baͤhnen gegeben. Abblſen“s Empfehlmmgen ee 
Gunberfand verfchafften — — bes Kt igin Anna einen 
Poſtin alo Beitungef da uſtſpiel: „Dee übhemnaum‘! , smtarte 
70 mit BelfolE gegeben. ‚1709 begana er n.d. %.: Der Piauberes (Jatler) 
von Sir Schw. Bickerſtaff, Esauiee! (f. 10, nn miche nd) 
mehe ale ſeine frichern Mirke ihm eine Ste ben vorphelipfien- Schuift> 
ſtelleen der engt / LAratur umfihaffte. - uses, darch Bisfa 
Blart die Sicten mb Bubehuuche der Nation zu verbeſſern, bie Moder her haen uub 
Later jeher Art laͤcherlich and venkchtlich zu sachen, ‚md ber öffentliche Bugi> 
ſtaͤnde richtige und geoßherzige Beftanumgen zu verbeeiten. Dieſes Zeitblatt zuuuh 
allgeein betannt, und du ne De ben Machatkabern hielt, 
nenn Anfieitung beim Staupelamt, melde zu. 
. Ontlaffung der Minifter, die ſie ertheiit hatten, behielt. 1761 ’folgte dung „Flame 
derer der.netiysheiifinter geworbene : „Bunfehaer” (Bpaotatter) ‚bee: ein zukfbstt 
Dion zum Orunde ing, wonach ale yollsifeht Tagesercigniſſe dataus verbaun aer 














und eine lic Ei 
jetzt zu ernfitich mit der ——— —— — 
vu zaͤhmen; TEUER TOURER ri Sr eu 














— —⸗ — — —— WE 3 TE To —- 


WE "WEL. " "eh "TE 0 WED TED 7 —— —— — Tee er — EEE — — 





chaͤſſtgen Auftrags mit 
fürleb er „Die jo rs Lebenden‘, — ——— Vargroͤ⸗ 
herung ſeines Nuhmnis und eineh GihEtE beiteng. mit außeror⸗ 
ee ame u we an Dt iger vd 
as Engländer. Der König ſchenkte ihm für bie Zielgnung 500 
9% ©. wii fine Bfläign Belvveriegenheiten nöthigten ihn, — 


ſten — —— Beiſpiel —— untadelig. 

Stee⸗ vens GSeotze), einer der berühmteſten Erklaͤrer des Shakſpeare, 
— Ar Stepney bei vonden 1736. Sein Water, weicher: viele Jahee lang Gapb⸗ 
tülnidine® Öfiählenfahrere wre nachher einer von den Dieectoren der aſtind. Come: 
dagnme gotoeſen ewar, hinterließ ihm ein anfchrläckes Werunigen. Er genoß Schul · 
tentewicht in Cion, ſtudlete in Cambridge eend erwarb ſfich bedentende Auuntuiffe: 
nn. mehr als Altes m. Dieſer war bad Feld, welches er ans 
— glauben Wirte, ee rrenn fig mit 
Bl Veran Unfänglich (1768): gebiet 20 Shabfpeare ſche Schaufpiele 
he deitifch ar Ancuerk Heratıt, ¶ Bad wwchher machte er belanut, daß er an einert 
Coiflen dets Dichters arbelte, und erbat ſich Beiträge: Er wurde mit Dr. 
m bekkamıts Deide orbeitsten genkeinfcpoftiich, und 1773 erſchien bie Ausg. 
u Shatfpeaee ia 10 Von., welche nach ihnen Beiden benannt zu werben 
Ylsst: Die ecke zun zweiten Male 1778, aber obgleich beide Ramen anf 
— Te beste —— beſorgt und verbefſert. Als 1785 


aes hg vabe. Er leru⸗ Malone Tonnen, der in ſ. Stubien denſebben Weg 
tedaugen "War. ': Ste Freundſchaft dauerte fo fange, ais Malome es fich gefallen 













Hl 





‘ | . 4 | 
- i fen 

untiugenubriete Nolle zer ſpielen. Da & din 1780 2 Eye: 
SEHE: — —— 


Die (man In be Briten Ku ds Ghotfyence ih 
Eh, weidhe ©. 1798 * —* 













gedtuckt — 
er nicht nur dort alle bei der Haud, bie er Denen, 
bei Herb Naths erholen, der in ber alten engl. Atrratur faſt 
bewandert wor. fine betzten Lebendjahre brachte er weiſteus ha T 
ampftead zu; Rleemand kam zu Ihm ud er ging zu Nlemand 
ige Laune aller Freunde beraubt, ſtarb er um 22. Jar. 1000. 
a — 


5 
5 


eher 
en ſetzte d, was me 
— — — — ragen eier 


Ei 
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An 
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Karte IL, welche ex dem Korb vermachte. Der Ertratz ſeiner 1908 der 
ſtrigerten Bibliothek belief‘ Tich uf 2200 Pf. St. Tolder Ip Tumu ana auf 
fehen: „Memoirs, ansedötes ete. by Miss Hawkina’‘, um Sim Art: ‚Os 


Pack, the eommentator” (wie Gifford den St. — in: „A model’ serhs 
of euriosities of literature by D’lsraeli” (II, ana 
„Cencert-reom and orchestra ancedotes” (2%. 1, ©. 138). — 
werben diefe Verleumdungen oder Übertreibungen wäh —RR& 
ſ. „Memeirs of the life of John Kemble”. 
Steffens —— ruaͤhmlich bekanat als Path ** 
1773 zu Stadanger in Rorwegen, wo ſich fer Water 











nach Kopenhagen verfegt. —— Br: Bir we 





— eignen Studium. Buffon * ee —— 

Studium. "ron er die Uniderſttaͤt ran, m * —— * L. 

Werbinbung, die — Lage angenehm machten. 

—— qhaſt für Naturforſchet Hatte prüfen laſſen, * 
Stipendum von Vhirn. eine Reife 

















| Seeganographie = Stegmann 088 
tentelich wexichte er ben Wiater von 179% — OB in KHanbueg, Echete daun sunch 
Bopmbagen sus und begab fich 1796 mach Kiel, Bier aͤnderte fid feine Rage. 
Gender aud Sabricus nahmen fih ſ. auf das liebenallſte au. Auf ihren Rath 
helt er Dorleſungen über Die Naturgeſchichte; zugleich gab ex Privatunterricht. 
‚ua Speenlatien nahm Indef zu; ber Kwieſpalt, In deu ihn Spinoza 
unit (id febfi geſett, vard endlich in Jena, een von dem 








2 er 
Pacrioten in Heffen 


drucken laſſen, nad 
kuine hoͤchſt kühne Schrift 
audb. der Oryktogno | 


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ihm enfhienen: „Die gegenw Beit, und 

stumm des Oeiligfien” (2 Thle. &py. 1819— 21). Die in welche 
ibm ſ. Anſichten vom Turnweſen verwickelt haben, wir, ehenſo ſ. Strei⸗ 
tigleite mit han Theologen, wovon bie Schrift: „Wan dex falfchen Theologie und 
dem wahren Biauban” (Brei. 1828) Kunde gibt. Fuͤr bie Wiſſenſchaft iſt in⸗ 


or 


scæeſſanter f, „Unthropolegie” (Wrest. 1822). In einem neuen Gebiete zeigte ſich 


(ein eminetes Sehriftſtellertalent durch ben Nevellentyklus: „Walſeth und Leich”, 
¶ Vretl. 1027, 3Mbe), u. „Die 4 Norweger” ( Brebl. 1828). iſt er orb. Prof. 
Ar Phyfikn. der phlloſ. Naturlehre m Breslau und als beredter Lehrer [ehr bellebt. 
Steganographie, ſ. Geheimſchrift. | 
Stegmann (Karl Joſeph), ber verdienftvolle Redacteur ber „Allgem. 
w um 1770. Schleften , ift zu Breslau und Berlin auf Schulen 


arrerten aud bat zn Halle ſiudirt. Sein Water verlor In bem großen Depper'fchen 





Mankrutt zu Warſchau fein ganzes Vermögen, ber Sohn mufite alfo durch eipme 





Mraft fein Schickſal gründen. Ex arbeitete in Berlin eine Zeitlang bei einer Öffent- 
Achen Bermaltungöftelie. Damm machte ex eine Melfe nach italien. Diex lebte er 
2 Sahee, daun bielt «x ſich 6 J. in dar Schweiz auf, wo er nadı 1798 in Zürich 
ein: Germptaiugefpäft. verſah. Damals erfchienen von ihm obne f, Mamen und 
ohne Demtkort Wie noch jetzt ſehr amgiebenben und Ichrreichen Fragmente über „Ita: 
Bien, au is eines jungen Deutichen‘ (2 Bbchn., 1798). Auch fchrieb 
ar Mesufene fürs bie „ Algen. Literat urzeit zu Jena und für bieam Halle, und 
Abarſetzte ein Gartanbuch aus dem Engl. Hierauf eine Zeitlang Gehhlfe, uͤbernahm 
aaæaelich 2804 an:ded derſt. Laudesdicectlondraths v. Huber Stelle bie Mebaction 
der, Ag. Zeit“, zuerſt in Mine, uud ſelt 1010 in Augäburg, Sin biefem, große 
Ausficht, ſichen Takt und uidehe Kenntniſſe erfodernden Wikungskrelſe hat er 
ent unter den ſchwierigſten Vechaituiffen und troh mancher Anfechtung, den Eha⸗ 


















⸗ 


Dr Mu —— 


rn  Gtehenbes GSapital Steibelt 
mabter decher Unpartiitigäeit end befennener Maſigueng behaupees Auie Bash 


ia wopa beflgs ein Diatt/ das fo smsfaftenb md zunisih fo gehaltven (he die 
Zeitgeſchichte iſt als die — ih Aber Anzig iſt auch ber’ Diamanı, der 
us" der Muſſe von dor verſchiedenartigſten MWerichtesfiatter unb 


ee ee 
' ; e 

zn ors evropaſchen und aufereueopäfchen Seaatenie bens ut Volkerverbeheo bes 
geichnen und Drfiuien kann. Man barf wei behaupen:; daß cgtich am 





au 70000 
— mit meh ee ne Da nn re 
fie Binnen, a une eeeen — 
ESendkorn zu Saudtemn 





——2 hat Orden abgelehnt, und iſt arm, ſobald er f. LEER ORHNER. 
Do Nadjwekt wich If und ſein Werdienft ganz wuͤrdigen. 
Stehendes Capital (Mationaiätmemie) " berjenige Bitschonteih, 
wre, wenn er zur Hervorbringung neuer Guͤter verwandt wich, wcch Iibsu-bie 
Deworbringung bes Guts fortdauert und im Beſfitz Deffen bleibe, 
Behufe verwandte. (Bgl. Gapital.) Das ſtehende Capitakiäaun fuel 
als finnlich ſein. Bu dem a N zu dee bI.fen 
—— ber ſich in den Menſchen durch Ausb — 
keiten, Towie durch Erlernung von Känften an 
ve Zu dem finmlichen Guͤtervorrath biefer Art gehören bie —— 
ſchinen jeber Gattung, vom Spaten und Pfluge an bis zu dem zufummengefeßte: 
ſten Kunſtwerke; «6 gehören dazu Die Gebaͤube, ſowol diejentgen, weiche feibft ge⸗ 
als auch folche —— — hei bee ba Bässe bien nis 
we der eo r 
BBaarenlager, Magazine ıc., wie nicht weniger bie eigentlichen Wohngebaͤnde der 
Atkerbauer, — Kaufleute und fonfligm Arbeiter. Auch find dahin gu 
rechnen alle lzur Fortſchaffung der Guͤter, ſowol infefem fie ber Einzelus be 
9 wie Wagen, Pferde, Schiffe xc., als auch tnfoferie fie dem Staat gehoͤrren, wie 
B. Kunſtſtraßen, 
des Grundes und Bodens durch Beſſerung uwb ——— — 
Steibelt Danieh, zuletze Bakfexl. Capellmeiſter in Peterobeeeg, insbes 
VBietues auf dem ehe mb Elaoiereomuponifl, geh, zn Basti 1786, 
wo ſein Vater Clavierinſtrumenteumacher war. Frliedrich U. Hörde won ſo Aclccen 
zur Due und Meß ihn durch den beruͤhmten Kimmberger untertichzen. Gain Ga⸗ 
zeig argaılar er ſehr . Selm 








re 
= Petertburg und Paris. 1799 machte vr ie ſ. Fo, diem Englääherin ehe 
Kemftceife, und rent in Hamburg, Dresden, Prag und Weriininit uegene Beifall 
nn nicht feinem undeutſchen Betragen galt. Auch ſchlen es hnr nbcht 

in ſ. Vaterlande zu gefallen, und er ging daher ſchon tm folz. J- nach Varkit geschah, 
wo er ein Ballet: „Le r)6tour du nn und eine Opec, Julletds ee Ms- 
mes"! mit Beifall gesehen hat. Sein Melſterwerk if „Condeillaut. Moch Yegte 
ee: „La Prinoesse de Babylone”. Auch in Lenden Ueß er 2 Beiisd Gin 
fehoͤne Rilchmuͤdhen⸗ und Das Urtheit des Paris) aufftichren: Er Lam bs 


Steiermaðẽk a0 
Ach nach Peteraburg, wurde kalſerl Sapellmeiſter nud flarb Im SubiL5RF-ie 
‚Die größte Zahl feiner — eng 

Gonaten, Beriationm und Potpourris für das Pienoferte. 
:  Cibebermart (Herpegiptm), eine Provinz bes äffe. Kaifertheand,. betf. 
NMamen von der Markgraffchaft Steier Im Laube ob der Es. In den alteßen Ka⸗ 
tun gehoͤrte der oͤſtliche Theil des Landes zn Pannonien, ber weſtilche zum Mori 


Avaren Oberſtelermark, und die Bineten underſteiermart woher das letiere ·ſpaͤer 
‚bie windiſche Mark genannt wurde. Karl d. Gr. ſetzte Markgrafen hiecher. Da 
nun unter dä deB Landes auch die Grafen won Steier waren, mit Aepem 
Guͤtern die Markgraffchaft Steler veseinigt ward, fo hieß das Land ſeit dieſer Het 
— Ottokar VI. erhielt 1180 die herzogl. Wuͤrde, und eruaunte, bare 
Ime maunlich⸗ Exben verſtarb, Herzog Leopold von Dftreich zu {. — der 
118 Steiermark mit Öfseich seveinigte. Des Fiächeninhalt. Exteiemantkt betndgt 
00 EM., mit mehr als 800,000 E. Es wied in Ober» und Unterfiiermark, 
jenes wirder in bie Kreife Judenburg und Bruck, biefes in den geäger., marburger 
und gillire Kreis getheilt. Oberſteiermark enthält viel hohe Berge und bat ein 
wvanhes Alma; Unterſteiermark IfE ebener und ſchr fruchtbar. Diehebentsnhfien 
m. die Muhr, die Drau und bie Gau. Es gibt Seen genug ud 
48 Gefunbbemnen. Die Gebirgsart iſt der Floͤtkalt ber großen — m 
welcher die ſteieriſchen Gebirge gehören. Mehre Bebirgäfpigen mit ewigen 
schnee bedeckt und enthalten ſelbſt einige Gletſcher, beſonders an ber Arie 
grenze des Landes. An DRineralien bat Steiermark einen Reichthum, wie ihm wer 
nige Länder haben. Es gehoͤren dahin: Waſſerblei, Porzellanerde, Walkerde, 
Bel, Zul, Marmor, Bergkryſtall, Jaspis, Chalcedon, Quarz, Glimmer, Granat, 
Schwefelkies, Gyps, Torf, Steinkohlen Sr ihr in vorzuͤglicher Guͤte und 
Menge, Kobalt, Nickel, Arſenik, Wismuth, Zink, Galmei, viel Kupfer, Blei, etwas 
Gold, Silber, Vitriol, Alaun, Salpeter, Kochſalz in Menge. In Unterſteiermark 
aſt diel Laubholz, in Oberſteiermark viel Nadelholz, woraus man Harz und Jer⸗ 
penthin sieht. Gute Weine zieht man an der ungariſchen Grenze, am — 
ſten iſt ber leutenheirger; auch Flachs, beſonders in 
‚Hopfen. Man hat allerhand ſchmackhafte Fiſche, viele ginn Fe — 
ſen und weiße Haſen. Die ſteierifchen Kapaunen find ein befammter Leckerbiſſen. 
Die Einwe unterſcheiden ſich ihrer Ahflammung nach, in Deutſche und Slawen 


‚ oder Wenden, welche letztere den ſuͤdlichen Theil bes Landes faſt ganz einnehmen. 


Hauptnahrrgogweige find : — Bergbun, — unb Fracht⸗ 
Auhtweſen. Im Allgemeinen wird bie Landwirthſchaft in Oberſteiermark beſſer 
Vvetrieben als Im Unterſteiermnark. Weizen und Korn Ze ms — 
S5 6fach, Gerſte 0 — 10fach und tuͤrkiſcher Weisen 30 — 50fach in 

'memn.: Die WMieſen werben 3 — 4 Mal gemaͤht. ee 
‚KArrife am Härten, und man führt hier bisweilen 15 — 18 Star. Damen ab. 


«Hanf und Mohn find ebenfalls nicht unerheblicht Gegenſtaͤnde des hiefigan Gel» 


Srubuad anf den Mlpergeweibet; mon — 
lpeng ; man gegen mu, a 
Schwunge iſt das Elſenberg⸗ und Huͤttenweſen, und bas Werk —— weis 
— ———— liefert jährlich aͤher 300,000 Etur. Die ſaͤmmt⸗ 
Uchen Ampfergruben bes Bandes gaben 1789 gegen 6489 Etnr., bie Bleigruhen 
‚uf 4308 tue, 75 Pf. Bieigkätte. Ds Saljbergork au Sonbiing gibt jäpelich 
MMo Gtur. Die Steinkohlen benugt Finden ungen = Yon Torf aber . 
wendet man beim Sakfieben und bon Eiſenhaͤmmern an. Meracheitet werden bie 








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608 z Exein (Karl, Frelherr v.) 


des 
—— Ruf ar Ihe 
Ba ge erg trecke won 130 





hattung, Wisbenperfioiung | 

4808 in Becuin sit der franz. Regerımg waren erfolgloo. Er kehrte wady- 

berg zuräd und begarmn Insgehelm für Die Befreiung Deutfchlanbs Worbereitiungen 
zu treffen. Sein Dundfchreiben an die oberſten Behoͤrden des preuf. 

* datirt Koͤnigeberg den 24. Rov. 1806, iſt im Sophronizen⸗⸗, & 
©. 84, abgebaut. Cin aufgefangener Brief verrieth ben Plan, und 


| — eellhrta den patsietifen Dann von Wayonne aus in die Acht. St. oa Wh 


preuf, Seaatin, u ging Jan. 1809 nach dem Hftreichiſchen, we er Dis 1812 
ee Ares Raßlaud Wpie 


fen 

Gentralverwaltung.) Er wirkte zwar auf mannigfaltige Weiſe zu *8* 
dictelumg det Stweirkraͤſte Deucſchiande und was damit in Verbindung fd, wall 
aber durch auſend — ſich begegnender und durchkreuzender Jutereffenin Den 
gesden er Eentralverwaltung geftärt, befonder& als In bensYrlisen 
zu Ried (mis Balorn) — — und bald auch in den ſpuͤtern Bertul⸗ 
gen mit den andern beutfchen Dfheinbumdfäcften Regel wurden, bie der Sasteatetd 
waltung nur eine geringfügige Wirkſamkeit übrig ließen. Die Geumdfaͤtze welche 
im erſten pariſer Feleden befolgt wurden, waren mit Se.’6 Anfichten a 
und es biieb dem Eräftigen deutſchen Manne, deſſen Charakter riwit- Mtndk, ns 

au Aabequemuugen — unvertraͤglich iſt, — übrig; — den Sram 
——— dieſer Zeit Er w ur wenige 
wiener Cengteß anweſend, =. Ishte feitdem größtentheitä Im 






— an Füßen, ift Exımeı ınd glich. Einige trauen ihm An taten 
und seite fir diefiben, Audte haften ihn mehr für einen Bio eifiigen uni 
kenntnißreichen Befchäftemann. Uns ſcheint, daß feine PA gelfiige An 
lage unverdennbur auf Ideen gerichtet war , doch nur auf die-ummmitsäther in 


ie nn und ſchroffer. In dieſer a 
konmen Ade abewein. Selne Rechtſchaffenheit bezwelfeln ſelbſt —— 
eur — Handtungen anſehen. 
Vrxecht g — — — — — a 
Aufopferung ortheils trat er patcack; febacð WE 
Kin ch eg Mn Bar nun urrchgeen nad) feiner — 





| 
| 
! 


Steinbart Steindruck 660 
deln deuute und. alle Macht, bie ihm auf die Dauer in Mißlend nicht ne 
Beben konnte, war er unbekuͤmmert, ſobalb sr einmal dem Stumm heu Nuſſen eine 
Richtung für Die deutſche Freiheit gegeben hatte. Nicht unter audern Matiowen 


mollte er herrſchen, ſondern im Ge nenn 
"Die Natipmalfzeiheit 


wirken, und wol mochte er fich dabei in dem Gedanken wefallem, 

daß einer von den alten unmittelbaren Reichsfreiherren ‚00 Stein mieten für Kiel 
und Bolk ber deutſchen Gauen ruͤſtig fl. @elne * un bau Befchäften 
[in für das Vaterland anzuſehen — befchäftigte- Ihe 
bee feiner würbige Plan, eine kritiſche Sammlung ber Quellen bau: deutſchen 


Geſchichte zu voranſtalten. (S. Deutfhe Geſchichtskunde) Den. IR 
April bes 


1827 ernannte ihn der König zum Mitglied 


Au wor 
er re erſten weftfälifchen Laudtages 4827 und. gab: 1828. cn 
i aus 


ber Verhandlungen deffeiben”' zu her 
Steinbart (Gotthelf Samuel), Dr. ber Theologie, Enigl. zreuß Confi⸗ 


Huf, 1793) ward von den Zeitgenoſſen mit Beifall aufgenominen. Non feiner 
ee Eu ee Non Ser (2. Aufl., 1784). — 
‚ben vorhin erwaͤhnte Gelehete, welcher ſelbſt auch eine nicht ‚zu veundıtande Aulbi⸗ 
tomg zu geiſtlichen Beredtſamfeit ſchrieb, die St.ſche fei Mies befte,, bie in biefom 
— damals vorhanden wäre. Unbefangene Lehrer ber Homiletik haben fie auch 
jetzt nad) nicht ganz uengefien. Von St. haben wir auch mehre he ah 
‚Gpiften und verfchlebene Predigten. Se Hub m 6. 180, 
Stein ber Weifen, f. Alymia. 
Steindruck ober Lithographie, ie von Alere Gen efolber-(f. &) 
erchundene Kunſt, Umriſſe u. ſ. w. auf Stein zu zeichnen ober au ſchreiben ach dauu 
dur den Abdruck mittalſt einer Yrafſe zu vervielfaͤtigen. Man bedient ſich zweier 
Perg men zum Zeichnen auf Stein: des hewiſchen Zuſche ——— 


laffe mes trockenen Alan. Die 

Gieife: wich, nachdom fie fein gefchabt worden, in-einemm-sifermem ober irdenen (ge 
hen Bauen gefeet, um zadphune —— 
Be fen cn fehr Hohen Bande de ver Dips grtammen ——— er 
Geſchaͤſte mit. einem brennenden Spane augezuͤndet *5 Augen Zeit mich di⸗ 








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Gteingat, t. Lipfertuuf. un - a — 
Steinhuser Meer ik —— kan. sale 
ber Genftpaft: theils 







the uchbegwinbtich gehalten warhe. 

* Dre fie 176165 mit ———⏑——— 
ein Schloß wit verſchledenen Kchuzinmer und Saͤlen, in denuis-fich eisen 

ther au iinige weiffenichafttide Sammlungen befinben ; im Eienteriain Anl eas 

Keoſemetten nm... u. a ee IneDgung due —— 


ut. um Vorraͤche 
" — Anbuus Ashifef, — —— een 
ublge Beimengungen vernareinigte Minerallen 

ide Engl —— und Gemengtheiio guo 
—— Seeinkoblan. Der Mineralog unterfdpeibes fragnu⸗ 
: 3) De Pech bet ans Eh 
qhzwarzes Pulver im Striche — neh 

—— iſt geaulich ſchwarz, fehr Nhwach Aut 
























auchen. 
rabeſetrder⸗ — warum werden, un: 
richtig aber Abſchwefelung genaunt, geſchieht ya im fsaben-obes-hebauiäres 
— ſeltener in beſondern ee bei re —— 
Die Geniinenung von Nebeuproducten des beabſichtigt wird. 
find vorzüglich —— Steinkohlenoͤt, 
ſanres Steinkohlenwaſſer und ag erg Basarten, 





tragen Indgef, das umverfennbare ihrer vegetabiliſchen 

Ablenft uud gehen einerſeits in Steinkohle, anbrerfeite in Torf über. ‚Man un⸗ 

terſcheldet bei der Braunkohle, befonbers nach ben Gohäreng» und Terturverhaͤit⸗ 

nien, folgende Yeten: 1) Dee Bagat oder bie Bose iſt braͤnulich⸗ 
‚ Karten Fettglam und iR pouituefaͤhig 





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| teinkopf 
1826 im MM. — war — 
ef Fe ve fon Pinfel weg. e 
Dee, Geftnben ih auf den koniglichen ER, 
Inng von Verben Verka Me Bl Ritus 
Gäfee: ver Bunbitefiticin ©. ©t, Is Geıtigert unh der Yon 
Sonv.⸗ex. Siebente Aufl. Bo. X. 


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674 Steinkrankheit 

don. Dieſer bat fich ganz dem engl. Bibelvereine gewidmet, verfieht aber noch fein 

Amt an ber deustfch-lutherifchen Savoy Gemeinde zu London, die 1824 ihr 130jäh- 
riges Stiftungsfeft feierte. Jener erhielt 1824 vom Könige von Württemberg ein 

Jahrgeld und warb 1825 wirkliches Mitglied der Akademie der Kimfte zu Berlin. 
Er ift Landſchaftemaler im großen Style und ſtellt vorzuͤglich römifche Umgebungen 

gluͤcklich dar. Sein neueſtes Landfchaftsgemätde ift bie Gapslfe auf dem Rothen⸗ 
berge (welche die trdifchen Reſte der Königin Katharine von Würtemberg verwahrt), 
das der Künftier 1825 in Aufteag des Könige von W. ausgeführt hat. 
Steinkrankheit beſteht in den Beſchwerden, bie von Steinen, weiche ih 

im Körper erzeugen, abhängen. Die-Entflehung der Steine ober fleinartigen Con: 
cremente iſt etwad Krankhaftes, das zunaͤchſt von Fehlern ber Abfonderungsfläk 

figkeit, in welcher fie fich befinden, und ber Abſonderung felbft herruͤhrt; aber die 

Störung ber Abſonderung mag wol in ben melſten Faͤllen von allgemeinen Fehler⸗ 

in ber Miſchung der Säfte, befonders des Blutes, und von Fehlern ber Afftmiis 

tion hervorgebracht werden. Dies ift zu vermuthen, weil bei Gries = und Side 
beſchwerden, die nicht felten mit einander abwechfeln, faſt immer Die Berdaum 

Veidet, Säure in den erften Wegen ift, und weil das Rindvieh im Fruͤhjahre ge 

> % woͤhnlich Gallenſteine bat, die fich beim Benuffe des grünen Futters wieder verfie 
rem. Die Steine bilben fich in ſolchen abgefonberten Fluͤſſigkeiten, die viele Beſtand⸗ 
theile enthalten, welche Neigung haben, eine fefte Geftalt anzunehmen, vorzügid 
in folchen, bie fich in eignen Behältern (dee Gallen⸗ und Urinblafe) fanımeln; je: | 
boch auch in den Speichelgängen find fie gefunden worden. Sie beftehen aus einm 
Kern’, um den ſich mehre Schichten, welche entweder gleich oder verfchieben erfahrt 
nen, anfegen. Ihre Beftandtheile finb nad) der Fluͤſſigkeit, im welcher fie entkin- 
den, verfchieden. Sie verftopfen bie Candle und verhindern dadurch bie Außlerrung 
der abgefonderten Fluͤſſigkeit, fie reizen theils die Wände ber Theile, inbnmpe 
fich befinden, und beingen dadurch Krämpfe, Schmerzen, Entzuͤndungen und Be: 
eiterungen hervor, theils wirken fie auch mittelbar auf andre Organe ein, 3. B. auf 
den Magen, wodurch Übelkeit, Erbrechen erfolgt; die Blaſenſteine erregen auf biefe 
Weife Jucken in der Eichel, Schmerzen im Schenkel, den Hoden u. ſ. w. Am öf: 
terften kommen vor: a) Die Gallenſteine, welche ſich oft in großer Zahl in ber Bat: 
lenblaſe, bisweilen auch in der Leber, von der Größe einer Erbſe bis zu der einer Ho⸗ 
ſelnuß, , vorfinden. Sie find dunkel, braun, ſchwarz, an mehren Stellen ber Dber: 

. fläche gewöhnlich abgeglättet, beftehen aus verdickter Galle und wallrathähntichem 
Bett, und erregen gewoͤhnlich nur dann Erankhafte Zufälle, wenn fie fich bewegen 
ober ſehr zadig find. Alsdann aber treten heftige Schmerzen ein, bie fich aus der 
rechten Seite nach der Mitte des Körpers hin erſtrecken; ferner verurſachen fie oͤftert 
periobifche und hartnädige Gelbfuchten. Der Zuftand der Krämpfe und Schmerzen 
macht oft, neben ben eigentlichen Heilmitteln, bie Anwendung ſchmerz⸗ und Pramapf: 
ſtillender Mittel nothwendig; aldbann gehen fie oft durch Erbrechen ober Stuhlgang 
ab. b) Die Urinfteine beftehen aus Bilafenfteinfäure, blafenfteinfaurem Irıme- 
nium, Eleefaurer Kalkerde, phosphorfaurem Kalk, Kalkerde und Ammonium. Sit 
find bald ein grobkoͤrniger Sand (Gries), der fi auf ben Boden des Befäßes, in 
welches ber Urin gelaffen wird, unmittelbar nachdem dies geſchehen, ſenkt, bald 
wirkliche Steine von der Größe einer Erbſe, Hafelnuß, bis zus der einer Fauſt. Ske 
finden ſich entweder um bie Nieren herum, und erregen bann Schmerzen, Entzim- 
dung, Vereiterung, ober in dem Becken ber Nieren; dann gehen von Zeit zu Zeit 
umter heftigen Schmerzen, bie fidh von ber Nierengegend nach ımten ober hinten 
herabziehen, einzelne Steine in bie Blaſe Aber und werben mit dem Urin außgeleert; 
oder endlich in der Blaſe felbft, mo fie vorzüglich oft eine beträchtliche Bröße errei: 
den. Sie verurſachen Schmerzen in ber Blaſengegend und in dem Witteffleifche, 
und große Beſchwerden beim Abgange des Urins ; diefer geht oft mur in gewiffen 


Steinmaffe Steinen . 073 


Stellungen tropfentveife und unter großen Schmerzen ab, iſt ſchleimig, riecht haͤßlich 
und iſt mit Blut und Sand untermiſcht. Die Anterſuchung mit dem Katheter gibt 
endlich uͤber das Daſein des Steins die gewiſſeſte Auskunft, wenn er nicht etwa in 
einem Theile ber Blaſe eingeſackt oder mit Schleim überzogen iſt. Um die Urinſteine 
aufzulöfen, find wol auch innere Drittel empfohlen worden; Inbeffen find fie ziem⸗ 
lich unſicher. Waͤchſt ber Blaſenſtein fo fehr an, daß er den Urinabgang ganz ver: 
hindert, fo iſt es Zeit, ihn durch eine freilich ſchmerzhafte hirurgifche Operatlon zu 
entfernen, bie der Steinfchnitt beißt. Er kann auf eine — Art gemacht wer⸗ 
den, und zwar, wie man ſich ausdruͤckt, a) mit der kleinen % Saft ; eine Ope⸗ 
tation , bie ſchon Celſus befchteibt, und die fehr einfady iſt, tdenig Inftrumente erfo⸗ 
dert, und daher den obigen Namen erhalten hat. Der Operateur dtuͤckt den ten 
durch gewiffe Handgriffe nach dem Mittelfleifche herunter, wo von Außen ein Ein: 
ſchnitt gemacht wird. b) Vermittelſt der hohen Geraͤthſchaft wird bie Blaſe an der 
entgegengefegten Stelle über ben Schambeinen geöffnet. o) Die große Geraͤthſchaft 
erweitert die Harnroͤhre fo ſehr, daß man eine Zange hineindringen und den Stein 
hervorziehen kann. Bei Männern öffnet man in dieſer Abſicht die —— etwas 
hoch oben, und bringt in dieſe Offnung Dinge, wodurch man fie dergeſtalt auszu⸗ 
dehnen fucht, daß man die Zange einbringen und fo ben Stein entfernen kann; fie 
heißt die große Geraͤthſchaft, weil fie mehre Inſtrumente erfodert als bie kleine. 
q) Die Seitengeraͤthſchaft, auch der Lateralfchnitt genannt, wird jetzt für bie ficherfke 
und befte Steinoperätion gehalten und am häufigften verrichtet; Ihr Zweck iſt, den 
Theil der Harmoͤhre, ber durch bie große Geräthfchaft fo fehr gebrücht und nachthei⸗ 
n ansgebehnt wird, zu fpalten, und da dies nach unten nicht ohne Verletzung des 
aſtdarms gefchehen kann, fo muß man den Schnitt auf der Seite der Harn: 
röhre machen. Dies ift der Grund des Namens. Reberdings iſt hierzu noch ber 
Blaſenſchnitt durch den Maſtdarm und Civiale's Methode (f. Lithotritie) ges 
fommen. P.B. 
Steinmaffe, künftlihe, eine Erfindung bed Laurenz Rohlik in Wien, 


welche dem florentinifchen Alabaſter, den carrarifchen Marmor, den Chrpfopras, La: 


pis Lazull, Malachit u. a. Steinarten hoͤchſt täufchend in Härte und Farbe nach⸗ 
ahmt, und woraus ber Erfinder die verfchlebenflen Kimflerzeugniffe bildet: Cruci⸗ 
fire, DMabonnenbitber, Lampen, Platten, Säulen u. ſ. w. Sie leiben nicht durch 
Verwitterung und find aͤußerſt wohlfeil. 

‚Steinregen. Diefe in früherer Zeit hehauptete, aber von ben Naturfor⸗ 
ſchern bezweifelte Naturerfcheinung hat durch neuere Unterſuchungen und folgende 
Thatſachen Beftätigung erhalten. Am 16. Juni 1794 erſchien Abends gegen 7 
Uhr in der Gegend von Siena eine laͤnglich⸗ runde, ganz iſolirte finftere Wolke von 
Höchft ungewöhnlichen Anfehen, und plögfich fiel unter ſchrecklichem Donner und 
Blitz, wobei zugleich Rauch und Nebel aus der Wolke hervorbrachen, eine Menge 
gtühenber , ſchlackenartiger Steine herab. Manche waren einige Pfund ſchwer und 
ſchlugen ellentief in bie Erde. Einer traf die Hutkrempe eines Knaben und verfengte 
den Filz; andre, die auf Bäume fielen, ließen baran Spuren der Glut zuruͤck; ein 
großer fiel in einen Teich und erhigte an ber Stelle das Waffer bis zum Sieden. 
Tags vorher war ein Ausbruch bes Veſuvs erfolgt; man vermuthete, daß ber Stein 
regen damit in Verbindung flehe, fand aber bei der Vergleichung, daß zwiſchen den 
gefallenen und ausgeworfenen 
Steine war inwendig aſchgrau, von erdigem Bruche, matt und mit metalliſch⸗glaͤn⸗ 
zenden Theilchen vermengt; Außerlich fah er auf der runziigen Oberfläche graulich⸗ 
ſchwarz aus ımd verrieh Spuren von Schmelzung. In engl. Journalen findet fich 
eine andre Nachricht von einem 56 Pfund ſchweren Steine, welcher d. 13. Dec, 
41795 in Woldnewton In Morkfhire mit heftigem Getöfe fiel und 18—20 Zol tief 
In die Erde drang. Er war noch warm, ald man ihn fand, aͤußerſt ſchwarz / Inwen⸗ 

| 45 * 


* 
⸗⸗ 


— 


teinen ein großer Unterſchied ſei. Einer dieſer 


4 





670 Seteinſchneidekunft 
dig mit glmenden Dheilchen verſehen und roch ſchwekells. Der berihunte Js ferh 
Banks beſaß Steine, welche in ber Nähe von Benares aus ber Luft fielen, während 
fich bei heiterm Hinmel, unter donneraͤhnlichem Getöfe, eine Leuchtkugel zeigte. 
Die Steine waren ungefähre 6 Zoll tief in die Erde gefchlagen, von einem aſch⸗ 
grauen, puzzolanartigen Gemenge, mit bünnem, ſchwarzem, uneben gekoͤrntem 
per ge , und meiftens einige Pfund ſchwer. Eine noch neuere Radyricht iſt vom 
peil 1803 aus dem Drnedepartement in Frankteich. Blot, der bie Sache 
* Auftrag bee Regierung unterfuchte, berichtet, daß ſich Spuren von der Wirkung 
bes Meteord in einer Flaͤche von 15 franz. Meilen im Durchmeſſer gezeigt hätten. 
Die Ausdehnung des Platzes, wohin bie meiften Steine gefallen waren, betrug 24 
franz. Meilen im ber Länge und 1 Meile in der Breite. Bon den gefallenen Steinen 
fand man 2000; der geringfle wog 2 Quentchen, der größte 171 Pfund. Die Be 
ſtandcheile waren, wie bei den Übrigen Meteorftiinen, Kleſelerde, Talkerde, Elfen, 
dnickeimetau und Schwefel — Mir haben bereits In ben Artikeln Chlabmi mb 
Meteorfteine mehre Hypothefen Me Erklärung dieſer Erſcheinungen angefüßet. 
ig newefte iſt von Nürnberger (f. den „Wegweiſer zur Abendzeitung”, 1826, 
Me. 77), — den telluriſchen Urſprung ber Meteormaſſen annimmt, indem e 
bie irdiſche Aimoſphaͤre als ein geoße® Refewoir betenchtet, In dem mit Dütfe Ihe 
mächtigen Agenten, Waͤrme, Eiche, Magnetitmus und Elektricitaͤt, nicht mare die 
waͤfferigen, fondeen auch jene ſoliden Niederſchlaͤge präparirt werden, , zu denen dad 
Emporfleigen von Staubmaflen, von metalliſchen Molecules u. ſ. w. allmaͤlig bie 
bildenden Elemente zufammiengehäuft hat. 
Steinfhneidetunit, Lithoglyptik (gravure en pierres fines, in- 
tura in pietre dure), begreift ſowol bie Kunſt, Gegenflände auf eblecn 
Steinen erhaben (teliefartig) barzuftellen, als auch die anbre, vertieft dieſelben in 
die Steine eingugraben. Die erftere Art der Glyptik mag febr fruͤh geübt werden 
fein und ihren Urſprung bei jenen geflienanbetenden Babyloniern genommen bo 
ben, bie Talismane mit Zeichen, welche an die Macht der Geſtirne erinnern fol 
ten, anfichzuteagen gewohnt waren. Ron ihnen kam ber Eebraudh, gefchnitume 
Steine zu teagen, zu den Hebraͤern (Eichhorn, „De gemmis scalptis Hebraee- 
rum” in den „Comment. Soe. Gott. reo.”, Bd.IN. Nach Einigen Fam dick 
Kunft aus Indien (Kunſtblatt“, 1822, Nr. 102). Die Ägypter ſchnitten in die 
haͤrteſten Steine vertiefte Arbeit ein. Dech auch beiden Griechen finden ſich ſchen 
zur Zeit bes Solon Spuren von der allgemeiner verbreiteten Bitte, geſchnitten 
Steine als Siegelringe zu brauchen. Als einer ber fruͤhſten Künftter dieſes Fache 
deren im Augemeinen, wie allen Kuͤnſtlern im Kleinen, ſehr felten Erwaͤhneng 
geſchieht, wird Mneſarchus, der Vater des weiſen Pythagoras, eg fotsfic 
ein Beltgenoffe jenes Theodorus, eines Samierd, der den Ring des Polyfrates 
ſchnitt, von weichem die alte Welt fich fo wunderbare Märchen erzählte. Wahr⸗ 
ſcheinlich waten biefe Altern Arbeiten —— Tiefſchnitte (Intaglios), zu derm 
Bearbeitung man ſich außer des Rades auch bed Naxium, des Oſtracite, der Die 
mantfpige und be® Diamantftaubes bediente. ber bie Steine, bie bei dem Alten 
vorzugsweife bearbeitet wurden, nicht ohne Beruͤckſichtigung ber magiſchen Kräfte, 
welche man den einzelnen Steinarten zuteaute, fehe man Bellermann's, Utim und 
Thummin, bie diteften Gemmen” (Berlin 1824), und über die Art, wie mau 
fie bearbeitete, Me Iehrreichen Bemerkungen Hirt's im 2. Bde. ber „, 
S. 15. — Ob nım in den Skarabaͤen echt aͤgyptiſchen Urſprungs und in dan 
ihnen nachgebitbeten griechifch » etrusklſchen mit Darftelungen im alten Stel Ye 
älteflen Proben dieſer Kunſt erhalten find (wie in den 5 gegen heben audgezugemen 
‚ im Rybeus, im Peleus der Stoſch ſchen Sammiung), möchte tagen ber 
der Steine (als Käfer gefehnitten) vlelleicht Bedenken erregen. Dach find bie 
Proben aus ber Zeit des gewaltigen Stui6 ſo felten, Daß man ben genannten Steinen 











Steinſchneidekunſt 677 


einen Vorrang des Alters zugeftehen mag. Mit dem Zeitalter Alepanbere d, Gr, 
fcheint die Bluͤthe ber Glyptik zufammenzufallen, bod) Fönnen wir vom bem Mer: 
dienſte des Pyrgoteles, bes Apollonides und Cronius nur nach fchriftlichen Zeugniffen 
urtheilen, da echte Arbeiten dieſer Kuͤnſtler nicht bekannt find. Porgoteled zeichnete 
fi) ſchon in erhaben gefchnittenen Werken aus (Kamen; ob ber Name orientalſch 
ober eine Verderbung bes Mittelalters Tel, hat Fiorillo beſprochen, Kleine Auf⸗ 
füge art. Inhalts”, 2. Th., S. 351), und feitbens mau jene Kunſt ſich entwickelt 
haben, von der fo vortreffliche überreſte durch die Gunſt des Schidfals auf ung 
gefommen find. Die Kuͤnſtler biefes Fachs, deren Namen wir zum Theil aus 
ihren Werken kamen (ein Verzeichniß dieſer Namen hat Gr. Clarac f. „Desor. 
. des antiques du Musee Royal [de France] ”, Paris 1820, beigegeben), nahmen 
die Meiſterwerke der Skulptur zum Gegenſtand und zu Vorbildern, und befonbers 
unter den Kaiſern war zu Rom biefe Kunff zu einer Verbreitung gebiehen, bie fie 
ſeitdem nicht wieder erreid;t hat. Die Namen Dioskoribes, Apollonides, Aulos, 


Hollos, Cnejus, Solon bezeichnen und bie Werke ber hoͤchſten Vollendung in ‚bie 


fer Kunſt. Aber gerade die bedeutendften Arbeiten, die auf und gekommen find, 


: der Onyr der heil. Capelle zu Paris, die Apotheofe Auguſts zu Wien, ber Onyr 


zu Haag, die Apotheofe des Kaiſers Claudius barftellend, und ber den Patroklos 
beflagende Achilles, der Kopf bed Julius Caͤſar (Agincourt’S „Seulpt.”, pl. 48): 
alfe dieſe Arbeiten find, wie. das braunſchweiger Gefäß, die Trivulciſche Taffe und 
die Tafſe zu Neapel, ohne Namen, in Ruͤckſicht des Kunſtwertchs von größerer ober 


minderer Bedeutenheit. Eine Menge Namen griechifcher Zufammenfegung, aber 


nicht immer fehr gluͤcklich erfunden, wurden im 15. Jahrh. auf gefchnittene Steine 
geſetzt, als durch die Mediceer biefelbe Liebe fuͤr gefchnittene Steine und Daktylio⸗ 


theken erwachte, die unter ben fpätern Römern biefen Runftzweig fo ſehr befoͤrdert | 


hatte. So meihte Pompejus fchon bie Daktyliothek des. Mithribates auf dem 
Capitol, Julius Cäfar 6 Tafeln mit 6 Gemmen in dem Tempel ber Venus. Bes 
ruͤhmt waren fpäter die Sammlungen bes Herodes Atticus, bed. Veſpafian u. f. w. 
Doc, hielt dieſe weitverbreitete Liebe die Kunſt nicht aufrecht. Die Proben des 
Verfalls diefer Kunft aus ben Zeiten der fpätern Imperatoren finden wie in ber 
zeichen Glafle ber Abraras und Abraraiden (ſ. d.) und in einigen feltenen 
Arbeiten aus der Zeit ber Byzamtiner (bei Dufreöne, im „Leo Diaconus”, ed. 
Hafe, Paris 1819, Fol., und im Taffiefchen von Raspe beforgten Kataloge), 
ſowie in mehren Blaspaften der erſten Jahrhunderten. Chr. Seit Gallienus find 
bie Zeichen dieſes Verfalls auffallend merklich. - Da aus dem Stoffe biefer Kunfl- 
werke kein Augen zu ziehen war, fo erhielten fich felbft in den Zeiten der größten 
Michtachtung der Kunſt Bemmen in hohem Werthe und fanden an Heiligenfchrei» 
nen, an Monſtranzen, in Reichsinfignien und an Prachtgewaͤndern eine ausgezeich⸗ 
mete Stelle, die fie für Seiten bewahrte, wo ihr Kunſtwerth unabhängig vom 
Stoffe anerkannt ward. ‚Darf man nach den bis jet bekannt gewordenen Über 
reſten ſchlleßen, fo wurden in Byzanz und Konſtantinopel mehr Arheiten diefer Ast 
„verfertigt als im Abenblande. Der Stein mit dem Kopfe ber Richilde, der Ges 
mahlin Karls bes Kahlen (Montfauc., „Monum. de la mon. franq.“, Bb.I, Taf. 
XXVIM gebört- zu den fo feltenen Überreflen aus dieſer Periode, daß ex nebſt 
sinigen chrifktichen Darſtellungen, bie man dieſer Zeit vielleicht zuſchreiben koͤnnte, 


* für beinahe einzig gelten muß. Der ältefte Steinſchneider der neuern Zeit, welcher 


um 1406 in Fiorenz lebte, war Vittore Pifanells. Unter den beutfchen iſt Dantel 
Engelhard zu Ruͤrnberg (farb 1512) der aͤlteſte. — Die Auffindung einiger aus⸗ 
gegeichmeten Scha⸗ in Italien, befomber® in Florem, und bes Prunk, ben-ber by: 
zantinifche Kaiſer Johann Palaͤologus beim Conchlium zu Floren; 1438 mit ſchoͤ⸗⸗ 
nen Strinen trieb, den einzigen zuſammengerafften Überreſten eines laͤngſt ver 
ſedten oder verkauften Blanzes, mögen die Lirbe für ſolche Kunſtwerke bei den Mes 





m Seinfhnölbelunf 


diefes Kunſtzweiges auftreten. Einen Namen erlangte in jener Pe⸗ 
viobe ber wiedererwachenden Lithoglyptik ein Florentiner Johannes, der mungen ſei⸗ 
nee Geſchicklichkeit gewoͤhnlich Giovanni dalle Carniole genammt Es find 


wird. 
nur wenige Arbeiten übrig, die ihm mit — zugeſchrieben werden koenen, 


anußer jenem bekannten Carniol im florentiner Muſeum mit dem Budeiß des Gas 


vonarola, an welchem ber Kuͤnſtler, tie die Umſchrift beiweit:: „Hieronymus Fer- 
rariensis ordinis prasdieatorum, prophete, vir et mattyr', mit eben ber Erge⸗ 
benheit gehangen hatte wie Fra Bartolomeo. (Disfer Stein, der ſpuͤter als 1498 
gearbeitet . muß, findet fich abgebildet bei Aghiteurt, „Soulpsure”, Taf. 48, 


Di Profpero halle Carnlole, den Francesco Galviati in f. Arbeiten Jeitete, und us 
"Berhalb Florenz vorzüglich Domenico Compagnie (dei Camei), ein Mallaͤnder, von 
welchen das Bild des Lubwig Sforza, genannt re hellen in einen Rubin geſchnitten 
fich im floxentiner Muſeum erhalten bat. Nah Bernardi („Belle — 
machte ſich Balerio Wicentino (unter Leo X.) als Steinfchneiber berühmt. Bä 
allen Großen Italiens fand diefe Aupft Beförderung, und von Jahrzehend zu 
Jahrzehend flieg daher die Anzahl der Rünfkter und ber Umfang —— 
De Nomen ber Einzelnen find uns aber darum weniger bekannt, weit ihre Arche 
ten felten nit Namen bezelchnet find, febr viele auch noch In den 

reiche Magnaten und in fürfii. Schatzkanmern verborgen liegen, wo es wur ein 
zelnen Beguͤnſtigten gelingt, fie genauer zu fehen. Che biefe fo — 


Vo 

man antike Gegenſtaͤnde, bie man häufig mit ſolcher Meiſterſchaft nachahente, daß 
die hoͤchſte Kennerſchaft dazu gehoͤrt, vollendete Arbeiten dieſer Periode vom et 
antiken zu unterſcheiden. Bekannt iſt der Zwieſpalt ber Belangen, der in biefes 

über einen beruͤhemten Stein, den fogen. Siegeleing des Michel Angels, 
beſteht. Nicht unwahrſcheinlich iſt ee, daß biefer Carniol eine Arbeit des Pietze 
Maria dba Peſcia ſei, wie ber im Abſchnitt angebrachte Fiſcher andeuten koͤunte 
ber gleichgeitig mit Michelino das Zeitalter Leos X. verherrüchte (Biertiio, „RM. 
Auff.“, 2. Th. S. 188). Um bie Arbeiten fir voͤllig antike gelten zu laffen, je 
gen manche Kinftter vor, griech. Namen darauf zu fegen, aber zum Theil mit fo 
weniger Kenutniß der Sprache, daß fie baburch ſich eher ——— als verbargen 
ee neh an Namen Pyrgoteles zuzefchrei⸗ 
ben, bie Fiorillo als Arbeiten eines in Italien geborenen Griechen Ladkaris barzo⸗ 
thun ſuchte (im gulegt angef. Aufſate). Die Fertigkeit, in bie Steine zu: ſchai⸗ 

ben, trug man auch anf Glas und Gold über, und namentliche Auczeichnauig ver 

dient in diefer Hinficht das Keyſtaukaͤſtchen des Valecio Melt, des geſchickteſten 


— 


ſatewechſel jet zu Florenz. (Die Zeichnungen daven findet man bei A giegust, 
Fate Taf. NEE, und bei Gicognara, Il, Taf. ee —— 
Inhaupteten die Mailänder, da der der. Meorneimen die 
age Kunſt begänfligte. Dort machte Jacopo da! bie erſten Ber 
ſuche, "in Diamanım zu ſchneiden, derfelbe Künfler, der um 156% das. beruͤhmte 
Zabernakel des Seotials für Philipp IE von Spanier ansführte.. Die größte 
Hs jegt bebannte Arheit, bie ein nenerer Koͤnſtler gegeben hat, iſt bee 7. Ball graße 


Kamee, auf dem Groſherzog Eoſimo von Tescana mit Eloonore, fohwe 


und 1.7 Rindern bang iR, — Ku er ik te Wat 
ee I ENEEN r gleichgeitig mit ber Tanke Saracahi 











Stellionae GStempelpapier - 678 


etwa um 1570, jene Kınafk dort übte. Von der letzorn (5 Bruͤbern) Befpiekiiche 
Beit zemgte der Expfinliene Helm bes Herzogs Albert von Baiern, über den man Ci 
cognara’8 „St. delle geult.‘' (edim. di Prato, V, S. 446) vergleichen mag. Die 
erften Spuren: beutfcher Steinſchneidekunſt finden ſich im 14. und 15. ——* 
Numberg und Strasburg. Natter, ſelbſt einer der aukgezeichnetſten Kuͤnſtier bier 
je Faches, bat in ſ. „Traite de I methode antique de graver en pierre fine, 
eomparee ares la methode moderne‘ (Landen 1755) Nachrichten von feinen 
nähern Vorgängern gegeben. Er feibfl, ann (f.d.) und Marchant gelten 
als die Herſteller dieſer Kuıft; auch Facius und Hecker werben Jetzt 
wird hi noch von mehren Kuͤnſtlern, aber auch mit vorzuͤglichem Gluͤck Ich meiſt 
nur in Wappen, von polniſchen Juden geuͤbt. Den ausgezeichnetſten Namen 
möchte jetzt Berini, ein geborener Roͤmer, zu Mailand haben, ber nebſt Cervara 
und Giromelli in Rom und Putinati in Hailand die namhafteſten Werte biefer 
Art neuerdings ausgeführt hat. (Wo. „Rumftbl.”, — 17.) ber das jetzt 
gebraͤuchliche Verfahren belehrt P. Partfch’& Verzeichniß eines Sammlung vom 
Demanten und ber zur Bearbeitung derſ. nothwend. X; pparate (Wien 1822, Pig 
womit man v. Kees's „Dfreich. Gewerhfleig" (3. Th., S. 922 fg.) zuſammen⸗ 
halten mag. Als Schiedsrichter, wenn bie Frage entfleht, ob ein Stein alt oder 
ne fei, gilt Staatsrath v. Köhler in Petersburg durch einſti e A 
©. Jar. Friſchholz's, Lehrb. der Steinſchneidekunſt x.” (Dründen 1820) 
Stellionat (stellionatus) wirb im roͤmiſchen Rechte ber en 


nannt, welcher durch Erweckung unrichtiger Vorſtellungen bei Andern zum weck 
einer Vermoͤgensbeſchaͤdigung ausgeuͤbt wird. Wei ben Roͤmern waren heſonders 


die Erbſchleicherei und die Betruͤgereien durch Teſtamente herrſchend, und es wurde, 
um fie dort zu hindern, ein eignes Geſetz (die lex Comelia de falaia) gegeben. So 
wie man num biefe letztern Arten bed Betrugs falsa nannte, fo hiaßm die vielen 
hierher nicht gehörigen Betruͤgereien stellionatus. Bei und wird zwiſchen falsum 
und stellionatus kein Unterſchied gemacht, und bie Beſchaffenheit bes Betrugs und 
die Groͤße des angerichteten Schadens dienen hauptſaͤchlich zum Maßſtabe der Strafe. 
Stellung, ſchtaͤge, ſ. Schlacht und Angriff. 
Stellung, f. Attitude, Tableaux vivants und Gebaͤrde. 

tempel= ober Stämpelpapier ift ein nach landesobrigkeitlicher 
Verordnung mit einem Siegel oder Stempel bezeichnetes Schreibpapier, welches 
für die ſchriftliche Ausfertigung umd Verhandlung rechtlicher Geſchaͤfte beftimmt 
ift, und wofür eine gereiffe Summe bezahlt werden muß. Man hat das Alter des 
Stempelpapierd aus dem 2. Gap. ber 44. Novelle beweiſen wollen, worin Kaifer 
Juſtinian befahl, daß die Gerichtsſchreiber die Urkunden nur auf ſolches Papier 
ſchreiben foüten, wo am Protokoll, d. 3. zu Unfange, der Name des Intesbanten 
ber Finanzen, bie Zeit, wann das Papier varfertigt worden, ber Name Deflen, ber 
as gemacht habe, und ber Titel, ber die Beſchaffenheit mb ben Inhalt ber Acte an⸗ 
zeigte, angegeben ſei. Ferner verbot Juſtinian, biefe Zeichen und Titel abzu⸗ 
fihneiben ober zu Ändern, damit bie Verwechſelung ober 0 der Aeten 
verhittet werde. Dies war alfo vermmthlich der einzige Zweck jenes Stempelpa⸗ 
pierq. Unſer u. — iſt das Erhebungẽemittel un Euer die 
zur Bermeheuug ber Einkünfte bed Staatboberhaupts oder bed Eitantäfchates bes 
ſtiannt tft: -Unermeißlich iſt es, = nn 1555 Stempelpapier der Isgtern Art 
in-ipeufen eingeführt geweſen, abes mit mehr Wahrfcheinlichteit wish vormuthet, 
daß man zuerſt in Holland das Papier zu obigem Zweck gefismpelthabt, weil Die 
Stempelſteuer dort ſchun 1624 eingeführt war. 1688 war bieß gleichfalls in 
Spanien, sub beſonderso in den ſpaniſchen Niederlanden bee Fall. kLudwig XIV. 
verordnete en Muͤrz 1655, daß ein gewiſſes Zeichen auf das Papier und Petga⸗ 
el — wovon die Gültigkeit aller im Bi nbgferiigten 








Stempelſchneidekunſt 
—* - BWG @bict taz — 28 





dirjenigen Staacobuͤr ergriffen 
Birgit ſcheiftlich abzumachen haben, fel dies num gerichtlid, ober geche⸗ 
gerichtlich — ums ober gar: zur Rechtfertiguug des Btenupetfiugius 
ar man zwar am,  baf daburch —— — 
——— ee ber Bürger die ——— 
—— m leiken, und bie Erlaugung des Rechts auf cher 
als aſchwert werden. Durch Erhoͤhmig der Gerichtskoſten ———— 
papiers: wich oo oft dem minder wohlhabenden Stastöblrger unnibglich re 
foise ircht gegen ben Beichern zu: verfolgen ober ſich ee 
jenen wish alſo der Zweck bed Staats: Sicherſtellung der Rechte bes Einzeiin, 
duvch den Staat ſelbſt vereitelt Aus difem Geflchtspunkte betrachtet, Cam Dad 
Stempelpapier für gerichtliche Berhandlungen als eine hoͤchſt vnbillige Auflage ar 
ſcheinen· Mas flex außergerichtliche, aber rechtliche Folgen habende Geſchuͤſte de: 
Binumte Sterapeipapier iſt für bie Bürger jedes Staats ebenfo mötchättuigmdägig 
behchenb. Wo dad Stempelpapier eingeführt If, hängt bie Guͤltigkeit eineß ande: 
— ſchriftlich eingegangenen Geſchaͤfts entweder durchaus von ben Bebsank 
bes dafuͤr beſſtimmten Stempelpapiers ab, ober — — 
doch eine Strafe nach fich. So verſchieden nun die Stempelordnungen umıtee 
find, en auf Verlegung Ir Sermpileeren — 
Strafen. ‚ Die Verfaͤlſchung ber Stempelbogen ımd das Nakhmachef derſelben 
— — * wie — andre era zu- — und au beftcafm, 
——— AR die Kunft, — ——— 
Figuren, Buchflaben ıc. in Stempel ober derbe Stuͤcke weichen Stahls gar fihmei- 
ben: Nachden died geſchehen, wird ber — erſt gehaͤrtet. Die Segtuftande, 
weiche in den Stemnwel gearbeltet erben fellen, werden entweder erhaben batgt: 
ſtelle, oder vertieft, je — Beach ſſaben 
erg urtteeift gemähniicher; get gehaͤrteter Gongen eben Rükanek, 
auch Punzgen. Die - ls Barfe Het der Erupes für Bühnen Wirh aigemahh 


borgen. Die Selm 

Mänzertoicherzufinben , Deren —— 

goſſenen Metalſtuͤcks —— ** fied, während 

Im Angmbidie ber Prägung ——————— Dad Mich nochwen⸗ 











— — — — ——— — — — — — 


— — — — — — —— ————— — — ee 


Stempelſchneidelunſt © 
big dadurch tief eingedruͤckt hat. (Numi ineusi im Allgemeinen, genauer N. qua · 
dratorum inousorum, Med. aux quarres ineus,) Mämzen diefer Urt gibt es 
von ben Alteflen Orten Griechenlands und ben Ländern griech, Sitte, namentlich, 
auch don ÄAgina, wohin die Angabe ber Zeichen die Anfänge der griech. Muͤnzkunſt 
verlegte (abgebildet bei Mionnet, „‚„Deser, des med, antiques", pl. XXXVH, A, 
und vorzüglich Supplem., 2. IH, pL. XVII, 5). Eine andre: Art von einge 
beiten Stempeln findet man in Kroton, Pofldonta x, wo dile eirte Sekte einen 
erhabenen Typus, bie andre einen ſeht aͤhnlichen eſen zeigt. Doch ſchon in die⸗ 
fen roheſten Anfängen zeigt fich eine gluͤckliche Erfindung und Auffaſſung, denen 


ſehr bald die vollendetſte Darſtellung bie vollendetſten Formen gibt. Alle dieſe 


Muͤnzen find geprägt, nicht gegoffen: und wer die Schwierlgkeiten ſich überlegt, 
wird mol auch nicht baran glauben Binnen, daß die Stempel erft aufgegoffen, darm 
durch ein Preßwerk nachgeholfen worden wären, Aus ber Zeit bes gewaltigen - 
Styls find menigere Proben auf uns gefommen als aus der Zelt bes hohen und 
edeln, der Irt biefen kleinen Kunſtwerken meift um die Zeit Alexanders d. Br. bei 


den: Städten Großgrlechenlands und Sicilien ‘aber etwas früher einteitt, "Mille 
Sammlungen antiler Mimzen bieten für bie Gefdridlichkeit ber Stimpelfchneiber 


diefer Periode die mannigfaltigften und beiehrendften Belege; und doch find uns 


‚weber durch bie Glaffifer, noch durch Ihre Kunſtwerke felbft die Mamen biefer Künft: 


ee serhälten worben.: Nur auf den Mimjen von Kydonia auf Kreta Hat man den 
Namen des Kuͤnſtlers Reiantos entdeckt, auf andern Münzen glaubt man ihn an 
verſteckten Stellen ober hinter Monogrammen verborgen zu: bemerken (wiener 
zJahrb., 1818, 2. Bd., ©: 124), doch bleibt dies Immer unficher.: Wahrſchein⸗ 
lich waren bie Gemmenfchneider, der Verfahren fo verwandt iſt, die Weefertiger 
dieſer Stempel, und fie verfihmähten ihre Namen auf Arbeiten anmebeitigen, bie, 
vie wis glauben duͤrfen, allgemein gefannten bebeutenben Kunſtwerken nachgebil⸗ 

det waren. Altes laͤßt und glauben, baf bie Stempel aus Stahl waren, ober aus 
gehaͤrteter Bronze, bie man dekanntlich wie Stahl zu gluͤhen verſtand. Griechen⸗ 
Aand war auch In dieſer Kunſtfertigkeit, wie in fo vielen andern, Roms kehrerin. 
Die aͤlteſten ober⸗ und mittrlitalieniſchen Münzen waren gegoſſen (aus Bronze 
und von großem Volumen). Aber im ber letzten Zeit ber roͤmiſchen Republik und 
‚unter ben Kaiſern preaͤgte man, wie Die Muͤnzen der Familie Carifia beweiſen und 
die bei Berumont an ber Dife gefundenen Inſtrumente. (Millin's „Mag. 
enoyel.",:1814, Bb. 3, S. 901.) Des Gießen ber Schrötlinge (dem man 
ſchlug bie Pietten nicht aus der Silberplatte aus) gehörte mit zu den eigenthän- 


lichen Geſchaͤften bee roͤm. Muͤnzmeiſter (daher bie Bezeichnung Triumviri auro 


argento aeri flande feriundo MEI a.a.a.F.F.]).: Fruh nahm aber im 
rien. Reiche die Falſchmimzerri uͤberhand und zwang wahrſcheinlich zu den kuͤnft⸗ 
lichen Formen, die man füt die Muͤnzen beliebte (eingefaͤgte Dänzen,; wani sor- 


dsl, mel. serie). Auch bie Muͤngſormen and Thon, bie man aufgefnirben hat 


(amd dir Itit deu Severe), mögen Falfchmuͤnzern uber den: Verfertigern von Reffes 


-  wargebient haben. Im Eniferl: Rom wurde am ieifien Sorgfalt · auf bie Greß⸗ 
bronzen verwandt, in deren Typen und beruͤhmte alte Kunſtwerke erhalten find: 


ai ige es die griech. Suäbte , denen das Muͤnzrecht geblieben war‘, bie 


auf diefe Weiſo fich aus zichurten. 6 dad Detail immer ſchlachter ward, verfiel 


oh das Gepraͤge/ und mem Theil mag ber Umſtand mix mit eingewirke Haben, 
daß ee d. Gr. die Stempel immer roher wurben / weil chriſtüichs Aufl 
lor den · heibmſchen Aberglauben durch Darſtellung der veltus ducalew und aeter- 
sales. nicht Vorſchub thun wollten. ( Baroniud/ ‚Ann. 'ad ann, Chr. 303 et 
316%, Bd.2, &:501.)  Die.vereinigten Autäffe, ———— 
beebeifleheten wirkten auch auf. die Stempelgtypeit ein. Der Übergang von ben 
letzten roͤmiſchen uhb hppamtinifiien Diegen zi-ben Earolingifchen Deraren amd 





d 


x 





bie vom u Cicognara angeführte Medaille eines venetianiſchen 
Marcus Seſto, von 1363 fein („Storia della senit.”, ncue Autg. 1828,55. 5, 
©. 401), erregte nicht die arabifche Ziffer gegem fie Vebenden — denn arabiſche 
Ziffern, bie Beinen Anlaß zum Zweifel gaͤben, — man auf ben bicher hefatintge 
werbenen Muͤnen erſt feit mn le de 15 ———— enthalt — und daun 
der Umſtand, daß fie gegoſſen ik. Im Allgemeinen wurben die autifen Bildung, 
beſonders die roͤmiſchen Großbronzen, Muſter für die eigentlichen Probefkisce dee 
nenern Stempelglyptik, für die Schaumünzen, und — waden es —— 
ſche Kuͤnſtler, bie feit dem Aufange be 15. Jahch, wo die 
werben, bedeutende Berühmtheit dadurch erlangten. Die Plaſtit Haste Bamelt 


das Übergewicht über die Malerei. Die meiften Maler waren 


sugleich plaſtiſc⸗ 
Kuͤnſtler, und eine Menge der ausgezeichnetſten Arbeiten in Erz entſtanden bu 


bdieſe Vorgunſt für gegoffene ——— Victor Piſano oder Pifauello (Pisunus 


piotor), — Arbeiten 1437 — 48 fallen, Matth. Paſti (1446), Paunt de 
Raguſis, Weiden gleichzeitig, Jul. della Torre, Joh. Maria Pomedeſo, areic, 
Joh. Boldu (1457), Petrecini (1460), Andr. ven Cremona —— 

von Padua „Chriſtoph Hieremia, Conſtantius, Geatile Beoi, 
Beth, Ant, Pallajuolo Fb buch ihre ups —— 


IV, einen 

gung Eunflgelernte Golbfchnsiebedie Hände beten. Einige vortreffl. Arbeiten dieſer 
Periode konnten nur, wie man einficht, durch bie Bereinigung der Geibfihunite 
und Münzmeifter entfiehen, deren Zünfte ſich Seren 1447 geſetzich tum 
tem. In Leipzig blieben fie Länger vereinigt, wie die Arbeiten vom Meiſter TA 
aus Kurfürft Moritzens von Sachſen Zeit == Die ſteigende Eiche zur alyım 
Münzen voraulaßte bie Stempelſchneider, aufan EN ‚fodten; 
sam — Typen acacuac 






bie Belege. 
sofen, bie aber allzu bald (em daal) in eine 
verfielen, welche fich trotz der Acad, des inser. , bie 








dellinug mob Ausführung ben bi Anſpruͤchen nicht. Jn franz. 
Schule gehildet, erlangte — * . bes vor. Jahrh. einen 
bebeutendan Namen; doch erkennt ia f. vielen Arbeiten die Mängel ſ. Zeit. 


Die von ihm auſgegangenen —— Medailleurs Wahl ꝛtc. verdienen in Ar Ge⸗ 
ſchichte der neuecen Stempelglypalt ruͤhmliche Erwähnung. Weſentliches Verdieuſt 
erwarb ——— VBivant Denon (f.d,) N daß er y dee Conſularregierung 
Beuaparte's bie Loitumg ber zu Paris übernahm und wichtige 
en durch — im Sinne ber ah —— erfundene Schau⸗ 
Vexrzuͤglich daran hatte ed gefehlt. Indem er ihr Aufgaben 
— bie — ihrer Mittel lagen, ſicherte er ihr glänzende Erfolge. Bisher 
hatte man nur gu. oft Vergebliches erſtrebt, und fo ward manches beffere Talent 
vergeudet. iberraſchend ſchnell schob ſich durch ihn dieſe Kunſt und fand Liebe. 
Die Mäuse ber Franzofen, un die in Stalien geprägten, wurden uͤberall 
als Muſter anwelannt und.benugt. Die Deutfchen, bie Engländer, die Ruſſen, bie 
Jaaliener, unter dieſen Frauc. Putinati in Mailand (von den Römern felbft fann 
man das nicht behaupten), wetteiferten mit ihnen in Medaillen, die im Bebürfnig 


und im gleichen Streben nach Vortrefflichk⸗eit ausgeführt waren. 19. 
. Stenbod (Magnus), einer ber beruͤhmteſten Feldherrn Karls XII., der 
ehn von Guſtav Dtte St., einem General unter Karl X. und. XL, wurde 
1664 zu Gtodholm geb. Nachdem er zu Upfala ſtudirt hatte, begab er fid) 1683 
auf Reiſen, trat in hollaͤnd. Dienfbe und ſocht umter ben Prinzen von Baden und ' 
von Walde in den Niederlanden unb am Rhein. Durch Tapferkeit und gute 
— er ſich ſo ſehr aus, daß er 1697 zum Oberflen eines beuts 
fchen Regiments in Miemar ernannt wurde, wo ex ein Werk über die Kriegskunſt 
zu Schreiben begann, woeldges abe unvollendet blieb. Er begleitete Karl XII. auf 
ſemeiſten Fold zuͤgen und trug viel zu dem Siege von Narwa bei. - Auch im poln. 


und zur 
teeibung von Braudſchatzungen gebraucht werben ſollte. 1706 begleitete er, ben 
Koͤnig nach en — wurde zum Statthalter von Gachfey ernannt. Dieſe 
Prorinz war durch den 
ordnung gerathen. Ehe —— Drbmuung ber, beftrofte ſtreng die Ungerechtig⸗ 
Schten und Bedruͤkungen bee Baansten, und zeigte fich überall gleich wachſam. 


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8. 
Hirt 


riebeich der © 
Ä Benacheiigt, hie ich u. cnam Binfaß in Gchenen Einem fo mächtigen — 


be Widerſtend zus leiſten, war in Schwedens damaliger Lage ſehr ſchwierig. 
nalen inbeſſen fchneil f. — Auf Befehl ber Regentſchaft ſtellt⸗ ihm 
bis Spitze von-BO00 M. alter aud 12,000 M. neu ausgehobmes Truppen, um 
dem Feinde, der das ganze Banbanıı Holſingborg her varwuͤſtete und betraͤchtliche 
Vraudſchatzungan aucgeſchricben hatte, Einhalt sm thun. Dies gelang ihm von⸗ 
tkonmen, tung des ſchlecheen geiſtandes feier Soldaten. 1742 kam ex mit einem 
neuen fcheoeh. Hecce mach Pommern, griff am 2O. Der. bei Gadebuſch im Med: 
ner Bis: Manen ‚am, — fie, ruͤckte hierauf in Helſtein ein und vers 
rannte ne Urſache das wehrloſe Altona (9..Ian. 1713): eine 
Genntung Di hun ——— Da ar fich zu tief in Hol⸗ 








684 Stenographie 


Rein wagt, warb er ‚von ben Ihm nachfolgenden binifchen, rufſ. und fähf. Trup 
pen bei Toͤnningen fo —— daß em mit f. Heere (6. Rai 4748) 
Kriegogeftengenen ergeben mußte. 
Ein Berſuch zur. 27 engere Einfihliefung tar einen 
Kearer, Dan Abe en a Tan ee en Rad 
mehren WBelgerungen erlaubte man ihm geiſtlichen Bufpruch, allein —— 
wurde beim Sprechen von ihm abgeſondert. Seine Nahrung war eg 
machte mehre Borftellungen gegen biefe Behandlung, jeboch vergebens. "Enbfih 
durch Elend, Kummer und 45 — 1746 dm Wed vn 


8 








geſchrieben. großern 
Karl XII. Tele hoch geachtet, wie die Briefe defes Bärkken an ih bewmeifen: 
f.- —** Befinnungen finmmte er den Grundſaͤten ſ. Schwiegervaters, bei 
veruͤhmten Orenſtierna, bei. Er war feeimächie in —— ſ. Anſichten 
und ein eifriger Freund ſeines Baterlandes. Selbſt von den Feinden 
von König Auguſt von Polen zum Veiſpiel, ward er hoch geachtet. (S. „Ikmei- 
res concernant Mr. le comte de Stenbock , savoir les: eampegnen 1712 «t 
ar de oe — aveo ER justifieation et queiques ebservatione, per 
Mr. N.“, Frankf. a. M. 17485, ud übee bie @imdfanug er Stäbe" Ze 
4713 die Schrift von Jacobſen, Altona 11813.) 
Stenographie (Engfchreibekunft, Ensfdneibere) Wie Bun, ber, 
Abkuͤrzungen und allerlei willkuͤrliche Beichen ganze Worte und Bixbehönrten 
zeichnen, auf einen Beinen Raum mehr und ſchneller, ais auf as Tu elk 
th iſt, zu ſchreiben. Sie iſt zugleich rend (Aahygraphie bir 
—— u. Die Veraͤnderung ber Jeichen die Schnelligkeit ei Gchab⸗ 
Sie ift befonders anwendbar, a autom , ben well» 
— ag eines Andern fdmnell und voifkänbig narhinfcheeiben. - Schon vi 
Griechen und RMoͤmer kannten fie, ee 
ſchrelben bei mündlichen Verhandlungen von Öffentlichen Augelegenheiten bedn 
ten; aber wahrſcheinlich war biefe Eilſchrift noch Fehr undollkommen unb beſtand 
nur aus einer Summe willkuͤrlich gewählter, nicht nach ſeſten Regeln mıforumen- 
geſetztet Wo und Abkuͤrzungen nenn 
hm mußte. Anwendbarer mar die im 18. Jahrh fr Euglaud 
Taylor, Prof. zu Orford, auf werner A —— 2 * 
reich durch Bertin noch mehr vereinfachte Stenographie Mine dentſche Sume 
graphle wurde zuerſt mitgetheilt von Feied. Moſengell Eiſenach 1706), worauf 
eine erleichterte Stenographie von Hoeſtig (Epz. 1797) — rd hat Erſtern 
ein neu bearbeitetes Lehebuch dee deutſchen Steuographie mit 8 ftenographiſche⸗ 
Lehrtafein (Jena, 4) herausgegeben, und in Mencchen iſt vine Uthographifche See⸗ 
nographie angektendigt worden. In Nuris erſchlen LADE die S. A. von Sonm de 
Perpoͤans „Stönographie“, und die 2. A. von Gtoffelines Voeabulaite ztene- 
graphique”, m. e. Thebrie. WIN, — „Univesssl stenegraphy“, ach 








Taplor’s Principien (Band. 1925), I Hi Werk über diefen Gegen 
Bet, db wen m Engl ae fie 200 — Bus citlt virt dab 
Band’ der Öffentlichen Verhandlungen und ber ferimr Vreffe bie Steuographie — 


88 Werke erfchlenen find, 











— — — — Ei — — — — — — — — — — 


— — TE - — — — GE ED — 


Stentor Stephan Bathori 688 


Stentor, ein Krieger bei dem griechifchen Heere vor Troja, von 1 welchem 
Homer verfichert, daß ex fo ſtark habe fchreien Lönnen, wie 50 andre Männer zur 
gleich. Juno nahm feine Geftalt an und enmahnte die Griechen zum tapfeın Kam 
pfe gegen: bie Trojer Won ihm rührt der Ausdeud: Stentorftiimme, ben, 
wenn man. eine ungewöhnlich ftarfe Stimme bezeichnen will. 

Stephan Bathori, einen ber beruͤhmteſten Könige von Polen, geb. in 
Giehenbärgen 1632, fammte von einer gräfl. Familie biefed Landes ab und er- 
warb fich durch Tapferkeit unb Klugheit fo großes Anfehen, baf er nach dem Zobe 
des Fuͤrſten Johann Sigmund von f, Bandäleuten (1571) zum Fürften erwaͤhlt 
wurde. Als Heinrich von Valois (nachmal. König Heinrich HL. von Frankreich) 
des poln. Thrones für verluftig war erklärt worden, fchritten bie Reichsſtaͤnde zu 
einer neuen Wahl, und ber Kaiſer Marimilian LE und Stephan Bathori traten als 
Kronbewerber auf. Letzterer warb vom einer mächtigen Partei, unter ber Leitung 
bes Strafen Zamtopefi, eined ebanſo großen Staatsmannes und Feldherrn als Ger 
lehrten, unterflägt. Indefſen eurde Maximillan wirklich zum König gewähls und 
von. dens Primas bed Reichs ausgerufen. Allein Zamoyski rief ben Fuͤrſten Ste⸗ 
phan SB. unter ber Bedingung, daß ex bie nachgelafiene Tochter bes poln. . 
Siegnmnd L heirathen foRte, gleichfalls aus, und der. vornehmere Abel, ſowie die 
hohe Geiſtlichkeit, ſtimmten für B.6 Wahl. Auf. diefe Weiſe bekamen bie Polen 

auf einmal 2. Könige, welche Beide bie ihnen vorgelegten Pasta soprenta ( Dahl⸗ 
— een Auch die P in Anna, welche jedoch weit 
älter war als St. ward mit dieſem zugleich alg Koͤnigin ausgerufen. (Ein furcht⸗ 
barer, innerer Krieg waͤre bie Folge dieſer doppelten Koͤnigswahl geweſen, wenn 
Maximiliau ernſthafte Maßregein angewandt hätte, um ſich ben Beſitz des Theens 
zu verſchaffen. Gr ließ es jedoch bei leeren Drohungen bewenden, ohne ein Kriegs⸗ 
heer in Polen einruͤcken zu laſſen. St. B. dagegen ſammelte ſogleich nach ſeiner 
Wahl ein Krlegäheer, und erſetzte durch Entſchloſſenheit und Muth, was ihm an 
Mannſchaft abging. Wald trat ber: ganze Adel zu ihm über und auch ber Übrige 
Theil der Nation erklärte ſich für ihn. Danzig allein hing an. dem Kalfer.. Nach 
einer muthigen Gegenwehr mußte es fidh aber ergeben, und als Marimilian end⸗ 
lid ein Kriegsheer in Polen einruͤcken laſſen wollte, ſtarb ex, noch ehe dies gefchab. 
Damit war Alles aus dem Wege geräumt, was ben König St. in den Beſitz ſei⸗ 
ner Krone hätte ſtoͤren koͤnnen. Mit Kraft behauptete er fein Eönigliches Anſehen, 
und’ vertheibigte meuthueh und tapfer das Meich auch gegen auswärtige Feinde. 
Gleich nach f. Ihrenbefleigung kündigte er ben Ruſſen, die mehre Jahre hindurch 
feit Signund IL Auguſt, Eeſſland unaufhoͤrlich beunruhigt hatten, den Krieg am, 
und fuͤhrte ſelbſt mit vielem Gluͤck den Oberbefehl. In Jauf einander folgenden 
—— ſchlug er ſ. Feinde wiederholt, und noͤthigte 1582 den Zar Iwan II. zu 
zapoliſchen 10jährigen Waffenſtillſtande und zur Abtzetung aller in Liefland 
heile Die — welche er ſ. Reiche unerwarf, zwang er, 
polniſche Geſetze anzunehmen, und ſtiftete für Polen 3 haͤchſte Reichegerichte: 
eins u Wilna für Litthauen, das zweite zu Petrikau fuͤr Großpolen unb-bas dritte 
zu Lublin für Kleinpolen. Cr ſelbſt war, wenn ex von f. Hitze ſich nicht uͤbereilen 


a nee ee | Volke ungemebi geliebt sub verehrt. Gegen 


proteſt. — bewies er —— und pflogte, wem man ihm zur 

ex Ketzer tieih, gu antworten: 3 Dinge kaͤmen Gott allein zu: 

1) ans rang Etwas zu a 2) kuͤnftige Dinge ie iu wiſſen; 3) über 

die Grroiffen zu herrſchen. Er ſiarb den 12. Dec. 1586 in feinem 54. Lehens⸗ 

jahre, nach einer 10jährigen- rahnwollen Regierung, vermuthlich au, Bift. Er 

hinterließ keine Kinder, und nach ihm beſtieg ber — — won Schwe⸗ 

den, von St.s nachgelaſſener Gemahlin Anna empfohlen umb non Bomepsti 
—* unterſtuͤtzt, den polniſchen Thron. 


686 Stepyhani 


Stephani —— geb. zu Dick dan Fehlt en t terearton 
Bamed) um 17765, war anfangs Hofeiſtor zwelet! Srafſen 0. EHRELRE, Dein 
179% Genfiftorisieath daſelbſt. 1808 ging er als 8: baielfiher Aurta sc; Sieden: 
ET 

6 verſetzt, aber zum Decan und 

NRejatkrelſe erwaͤhlt ward. ——— —— —⏑⏑ —⏑—⏑⏑—— rom, 
der mit regem Eifer für Weotksauftiärung ler 
Darfleitung und unermäbtiche Zhaͤcgeeit verbindet; und Dad wit” Air 
taͤrter Theolog md —— — Dipageg ; ſondern⸗auch — 25 
Schriftſteller die Aufmerkſantkeit feiner Zeltgenoſſen verdunt. Su den Scpeifin 
des legten Faches gehoͤren insbeſondere f. „Anmertuirgen zu — — 
fiſchen Anfangegrlinden der Rechtslehre“ (Erlangen 1797) ſo Betmdunitikir Wie 
Rechtbwiſſenſchaft· (2 Thle. 1797) und ſ. Beimeweenng dir enger „Re 
* Stiftungen beftenert werden 21! (2. Aufl., Auge: 1810). — Ja u. 

Theologen, welche durch bichtvolle Kiacheit dem Diyfticiions keaftig 
ken, ſtellen Ihn folgende wiffenſchaftfiche ——— 
die Entftehung und Auoblldung von einen 
abfolute Einheit dee Kirche und des Staates 
nmhl" (Landsh. 1811); „Die im Begriff ſichende 
Kirche im Koͤnigreiche Baiern“ (Etl. 1818); „tiber —— 
der proteſt. Krche für Lehre, Eultus und Kicchenreginbent, nach den 
gen ber ſymbeuſchen Bäder” (1822). Gieich delle Beunbfäge Dt 
homitetifchen Borttaͤgen ans, von welchen er eine „Böbe, von der G 
keit dee proteft. Kieche (Nümb. 1819), ud 2 Puebisten: Sas · it 
Weiſe von den Wundern zu halt?“ (1822) und „Ba Haben wie boss Ur EB 
derherſtellung der Presbuterien zu hoffen oder ne fürchten 2" LER, Mm * 
geben hat. Auf das Geſammtgebiet ber Paͤdagogik bestehen ſich fi‘, 
Staatserziehungowiſſenſchaft· ge 27 und ſ. „Syſtem Ber 
Erziehung” (2. Aufl., Wert. 1813). As Hichenuttel beim 
Unterricht fhrieb er.ein „Rehehud Dr Gen für De Sagen Dre n 
(4. Aufl. Nürnberg 1819), und gab in Vereinigung nie meh Gefftucheh TE 
„Leitfaden zum Religionduntertichte ber —— re.“ fl. , E DR 
heraus. Auch f. „Winke zur Vervollkommnung Sonfitttrabeiuutce in 
ein Commentar zum deffen Leitfaben zum Peer Aheüdhee era u 
4. Aufl. 1819. Vorzuͤglich machte. St: durch f. range 
eichtB im Lefen, Gchreiben und Mednmn Epoche. . chen feet Pälte 
unzulaͤnglichkeit der bißherigen Leſelehratt dargethan, As Se. fuſt gi Se 
mit Ollvier die nach Ihm benannte Tautiemerhobe bekanntinachie, nad 
Ton, Name und Beichen zu umterfcheiden ift. (S.®efemethode) So mir 
gemäß auch diefe Methode HE, fo wurde fie boch von Grafer ut. 2. 5* 
et fond fie durch die Empfehlung eines Niemeyer, Matorp, Gutsmuthte 
Dinter, Denzel, Schlez, Zerrenner u. U. Eingang in vielen Schulen B 
Bol. Stephani’s „Unterricht in ber aründlichften und leichteſten Methode, * 
das Leſen zur lehren“ (3. A., 1808); den Nachtrag dazu in Gu 
Jahrg. 130%, * ; und bie „Ausfuͤhrl. Beſchreibung einer einfachen Befrinätbe: 
be’, 1814. Als erſtes Haͤlfemittel beim Unterricht im Leſen dient SET TEE 
hende Wandfibel, nebſt einer Anmeilung zum zweckmaͤßlgen Gehtrauh 
(8. A- 1819, mit 11 Zab.). Von der Wandfibel (reitet der Leſeſchuͤler zu — 
Fibei ober dem „Elementarbuche um Lefenlernen” (22. W., 1823), ober gu Bit 
. ben „Zibel für Kinder vom edlet Erziehung , nebſt einer znauen u 
ner Methode für Muͤtter, weich⸗ J die Freude verſchaffen tollen, ee Kinder 
felbft im Burger Zeit leſen zu lehren (m. 3 #., 3.9. 1920), — RS 

























Stephanie (Chriſtian Gottlob — Bott) 697 


wethode beuuht daramf, ,Naß mon Mi Benhfieben 1 der Debmung, wie fie aueh 
ander — werden, bem Schreibſchuͤler vorzeichne (©. Deffeir „Beſchrelb. der 


genetiſchen Schreibmethode für 
Das Mefen der Stephani'ſchen Hethenmethode beſteht darin, daß er ben mechani⸗ 
ſchen Rechnenfeind, die u als Mittel zur Schaͤrfung der Denkkraft beugt, ba» 
ber ec ben Kisinern bloß das Denkrechnen geftattet.. Nur eufl wenn der Vegriff ber 
Zahl lebendig in der Seele vorhanden tft, wied im finfenweifen Sortfchritt, den 
St. zn genau vorfchreibt, zu den * Recnungsarten fortgefehritten. Als Vorbe⸗ 
dazu ſchickt er das Numeriren (Zahlenordnen) und das Ponderiken (Zah⸗ 
— Zerlegen) voraus. (S. St.s,Anwelſung zum Rechnenunterricht in 
Volksſchulen nach ber bilbenden Methobe“, 3. Curfus, 1815—20.) Auch ale 
Herausgeber paͤdagogiſcher Journale hat dieſer thaͤtige Mann den Schulen genuͤtzt 
— f. „Archiv der Erziehungekunde fir Deutſchland“ (4 Bde. Lpı. 1701 - 94) 
d darch den mit Joh. Gottfr. Sauer heraudgeg. „Bateifchen Schulfermb’ 


| (16. Shan, 1811-23), von denen die legten 6 auch u. d. T.! „Schulfreund 


fixe die deutfchen Bundesftaaten bekannt furd. Weil ſich buch Sts Bemühun⸗ 
eg die bairiſchen Volkeſchulen heben, fo kann man ihn mit Meche als 
Meformator des baicifchen Volksſchulweſend anfehen. Seine neueſte Schrift iſt: 


* read die Duelle, diefe Schande unfers — anf unſern Untverfitäten fo leicht 





jeder abpefchafft werben Könnten‘ (Bpz. 1828 

Stephanie (Chriſtian Gottlob), ein — Schauſpleler, geb. 1733 
zu Bredlau, entfagte aus Neigung. für die ſchoͤnen Künfte bem ande, 
für den fein Water ihn beſtimmt hatte, — fich bei der Schuch ſchen —** 
ſchaft und trat ter dem veränderten Namen Stephanie, da es urſpruͤnglich Ste⸗ 
phan hieß, zuerſt 1756 su Breslau ne. er Er befuchte mit derſelben 
Gefellſchaft deburg, Potsdam, Berlin, Stettin, Frankfurt a. b. O. und 
Kuͤſtrin, und fand bald m Eckhof und Kirchhof gieichgeftumt⸗ Freunde, mit denen 
ex ſich zur Veredlung der Bühne verband. Da indeß Schuch dieſem Streben em⸗ 
gegen war, unb bie ertemporiete Komöbie fanımt ihrem Harlekin in Schutz * 
verließen jene die Gefellſchaft und gingen nach Altona. St. ſpielte Liebhaber⸗ und 
Charakterrollen mit ungetheiltem Beifall; dennoch fehlte der Buͤhne die gehörige 
Unterflügung. Er begab fich daher nach Mietau, und folgte von dort 1760 einem 
Rufe. als Hoffhaufpleler nad) Wien. Hier mußte er fich zwar — * Ge⸗ 
ſchmack des Publieums bequemen und an der belebten extenworirten Komödie Theil 
nehmen; nach und ‚nach aber wußte er den regelmäßigen Stüden — zu ver⸗ 
ſchaffen, und ſchon 1762 wurde beſtimmt, daß woͤchentlich wenigſtens ein regel⸗ 
mößiges Stud gegeben werden ſollte. Zugleich fuchte St. durch eine Monate 
ſchrift, die er 1766 m. d. T.: „Geſammelte Schriften zum Bergnägen und Uns 
tesricht" heraudgab, in gleichen Sinne auf ber Geſchmack des Publicums zu wir: 
ten. chen 17768: wurden wöchentlich nur noch 2 Poffen gegeben, und ala Affli⸗ 
gio um biefe Zeit daB beuitfche Theater wieder übernahm, war ber Geſchmack der 
Zuſchauer ſchon fo verändert, — dieſer ſich umſonſt bemuͤhte, fie zur ertemperir: 
ten Komoͤdie zuruͤckufuͤhren. Dadurch entſtand die hoͤchſte Erbitterung zwiſchen 


md Stephanie, welcher Letztere den Kabalen ſeines Gegners wuͤrde haben | 


unterliegen müffen, wenn — Maria Thereſia ſelbſt feine gerechte Sache in Schug 
genommen hätte. Auch als dramatiſcher Sehriftſteller hat ſich St. durch die neueſte 
„Frauenſchule“, „Die Liebe in Gorficn”, und den, Neuen Weiberfeind” vortheil⸗ 
haft befanntgemacht. ( Luſtſp. Wien 1761, 5Bbe.) In ſpaͤtern Jahren 
fpielte er mit eben fo großem Beifall edle, gärtliche Bäter, Börmänder u. bgl., wie 

Liebhaber und Helden. Diderot’s Hausdater war fein Triumph. Ohne 
Kaiſer Joſephs Anerbieten, ihn mit feinem ganzen Gehalt in Ruheſtand zu ver: 
ſetzen, u blieb er bis an feinen Tod thaͤtig. Er ftarb 1798, allgemein 


\ 





688 Stephams (.,Beil.) - Sier harae Mober u. Henricus) 


als ein talentwoller Auuſtler und zedafheffene Mas , + Yale Winaber 
Gottlisb nee p- 

Stephanus. Aufer —— —— chriſtlichen 
kannten Moaͤrthrer (Apoſtelgeſch. VI, 9 -153; 53 — 60) gibt eh ba he 
th, Kirpe mod 2 Heilige Diefeb Namens: Gtephanus I, Wepfl.suub Midetye 

dem 3. Jahrh. sub Stephanus I, Käuig in Ungarn, ber.gegen das (inte 
w 0. — die duiſi ion in Un — uud nach ſei⸗ 
nem Tobe kanoniſirt wurde. Nachfolger im Reiche haben auch ans biefem 
Grunde den Zt. Anofolifche —2 von dem Paopſte erhalten. Dex Si⸗ 
Stephansorden ig Toscana iſt dem erſten, ab ber ungarifce St. Sophamer 
den dem zweiten zu Ehren geſtiftet worden. 

Stephanus (Robertus und. Henricus), eigentlich Robert. und Henri 
Eftienne, die beiden als Geiehete und Wuchdeuchee berühmteflen inter Banpiiie 
Robertus, geb. 1503 zur Paris, wibmeto ſich ben gelehrten Grubfen. Ex befof 
die gruͤndlichſte Kenntniß des Lat., Griech. und Hebraͤlſchen, wie bie von ihm ber 
ſorgten Ausg. in dieſen Sprachen beraeifen. Naqh ſeine Vaters nn 
einige Jahre geweinſchaftiich mit Simon be eig: und. beſoegte eine Husg 
bes Neuen Teſtaments, welche correcter und won bequemem Borat iſt au 
bie fruͤher exſchienenen. Der ſchnelle Abfas biefer Ausg. beruruhigte bje Doctoren 
ber Sorbonne, bie gern einen Vorwand gefunden hätten, um die Ausbreitung eine⸗ 
Buchs, woraus die Anhaͤnger der neuen — — St, 

— Bewels gruͤnde ſchoͤpften, zu verbieten. Rob. heirathete Kalb 
des Buchdruckers, Jodocus Badius Ascenſius, — weiche fo gut Isteb 
nifch verſtand, daß fie ihre Kinder und Dienfiboten darin unterzichtete,, ſodaß feine 


Ei 


it 


Perſon im.ganzen Haufe war, die nicht geläufig lateiniſch ſprach G 1536 
errichtete St. eine Druckerei unter feinem Mamen, aus weicher eine Reihe der far 
barften Werke hervorging. Seine Ausg. griech. und. römifcher Claſſiker beusicherte 


ar ee mn = — Vorreden. er er —— 
glichſte Correctheit und heftete zu dem die a 
er für entdeckte Fehler Beluhnumgen verſprach. Anfangs druckte er mit den Shell 
ten feines Waters und Simon de Collines, aber gegen 1532 Heß: ex eine sjsufucheee 
Schrift verfertigen, mit welcher ex bie ſchoͤne lat. Wihel vom 
Sie zog ihm aber neue Verfolgungen zur, vor denen er ſich nur Iran gps — 
Schutz des Königs Kranz I. und durch das Verſprechen ſichern Ries 
ohne Zuflimmung der Sorbomme zu drucken, darauf gab- FT 
feine® trefflichen „Thesaurus linguae lasinae” heraus, den ex in isber folgenden 
. mehr vervolllommmete und ben fpäter Geßner bei dem feinige zum Seuube ingfe. 
4539 warb er zum koͤnigl. Buchdrucker für das Lnteinifhe und Gebrälfche senapmt. 
Auf fein Anfuchen lieg Franz J. die ſchoͤnen Scelften gießen, weiche are 
Druderei in Paris noch jetzt befigt. Neue Anfechtungen, bie er wegen nn Din 
von 1545 hatte, wurden zwar abermals ven dem Könige abgewehrt, de Fe aber 
nach bem Tode beffelben nur heftiger begannen, fah er fich end gendchigt, Frenl· 
reich zu verlaffen. . Er ging 1552 nach Genf, wo er mit feimmm Cxchmager dei 
Neue Teſtament frangöfifch deudte, dann eine eigne Druckerei sigrichtste, aß De 
noch mehre gute Werke bervorgingen, und 1559 —— Sehr geſchaͤht finb m. 
feine hebẽ. Bibein (4 Bbe. 4. und 8 Er 16): Die lat. % 
bad Neue Teſtament (Fol. 1550),- das man fonfl als das ſhoͤnſt⸗, in griec 
Sprache gedruckte Buch anſah; feine „kisteriae.ooolesiastiene seriptanes” ; 
Eusebii praeparatio et demonstratie '; fein Dioppfind von -Hall- 
karnaß; Div Gaffius (ſaͤmmtlich un erſten von ihm herauögegeb.) ; — 
fein Cicero, Terenz, Plautus u. f. w Nicht minber berübugt ais Dar | 
iſt fein Sohn, Henricus, geb. Du vari⸗ 1528... Er war mit. sihdlüchen Aur- 


ui 


1 














- ne ———— ——— — — — —— — — ——— — —— — — — — — — — —— — — — — — — — — — — —— — — 
- 
” 


GSlephanus (Kobertus und Henrieus) 689 
lagen Außgeräfitet ‚ 'mib tufhnwete fich nie Voruebe dem Erhechtſchen. Orr bertchmit⸗ 
Peter Danesd war ſein Lehrer. Auch genoß er den Vnterricht eines Zuſanus Tur⸗ 
nebus und wurde ſo in Kurzem einer ber geſchickteſten Helleniſten. Wie ſchnell er 
ader auch in der Tat. Sprache fortfchritt, berweifen ſeine Anmerk zum Horaz, bie 
er als Maͤhriger Juͤngilerg herausgab. Außerdem hatte er die mathematiſchen 
Wiſſenfchaften nflt ſtudirt 1547 begab er ſich nach Stalin, um Die Schäße 
der Bibllotheken von Rorenz, Rom, Reapel und Wenebig zu bemutzen. Er brachte 
von dort mehre koſtbare Abſchriften von Claſſikern mit. Auch England und die 
Niederlande beſuchte er und kehtte 1552 nach Paris zuruͤck, als eben ſein Water 
ſtch zur Abreiſe nach Senf anſchickte. Dieſem folgte er vielleicht dorthin, aber 
1664 war er wieder in Paris, wo er mit Beglehung auf das feinem von 
Stanz I. gegebene Priytlegfum um Erlaubmß zur Anlegung einer Druckerei anhielt. 
In demſ. I. beſuchte er nochmals Stalin, um Handſchriften des Xenophon und 
Diogenes Laẽrtius zu vergleichen, und mit Anfang 1557 begann er, zu Paris in 
eitier eignen Druckerei einige der fo muͤhfam und forgfäftig herbeigeſchafften Werke 
herautzugeben. Er wuͤrde die dazu erfoderlichen Koſten nicht haben beſtreiten koͤn⸗ 
nen, wenn Weich Fugger ihn unterſtuͤt Hätte. Aus Dankbarkeit nannte ſich 
Henricus St. Bis zum Tode feines Beſchuͤtzers einen Buchdrucker Fugger's. Der 
Tod feines Vaters 1559 verſetzte ihn in einen anhaltenden Kummer. Durch eine 
Berheirathung genas er zu neuer Thaͤtigkeit. Da er aber ber neuen Lehre öffentlich 

Hing, ſah er site zu ofe feine Ruhe geftört und ſich In feinen Arbeiten unterbro⸗ 

[ 666 gab er die lat. Uberſ. des Herodot von Valla aufs neue heraus, und 
vertbeidigte in einer Vorrede diefen Vater der Gefchichte gegen ben Vorwurf ber 
gkeit. Nobertus St. hatte fire ein griech. Wörterbuch zu ſam⸗ 

mein angefangen; Henricus fegte dieſe große Arbeit fort und gab jenen noch jetzt 
Lheſaurus der griech. Sprache heraus (zuerft 1572), der in der 

a von Velehrſamkeit und Kritik iſt und allein hinreichen würde, fet- 
mim Wert. einen dauernden Ruf su ſichern. Neuerlich Hat man in London diefen 


3 
28° 







% 


: 


 Wpefeneas, auf unformtiche Weife mit den Gollectaneen mehrer berühmter, jetzt le⸗ 





Binder Philologen vermehrt, anfß neue herausgegeben. Aber ber nochwendig hohe 
Werts jemrb Werkd und der 
beforgte, betoirkten, daß der Abſatz nur langſam erfolgte, und fo gerieth bee tteff⸗ 
Kühe Werl. in die aͤußerſte Werlegenheit. Er machte eine Reife nach Deutſchland, 
gu zerſtreuen, oder um fich Hätfönnellen zu eröffnen. Heinrich III. 
beuitigte Arts zwar für fein Werk: „De 1a precellence du langage frangois”, 
NE Belohnung von 3000 Livres, außerdem noch, um ihn zur Aufſuchung von 
Haud ſchefften an; ‚ ein Jahrgeld von 300 Livres, und zeichnete Ihn auf 
daB ehecavonte and; abte tonhefheinitch wurden jene Gelber gar nicht bezahlt. 
Henelcus Sr. Veb wenigſtens im zerrätteten Gluͤckkkumſtaͤnden, zog fich endlich 
vom Höfe pur, um fich nügticher zu beſchaͤftigen, und lebte zu Orleans, Darie 
Gemtfart, Genf, Lyon. Auf einer Melfe nad) Tegterm Orte warb er krank amd 





gegen Uuberöbenkende. tmter feinen zahlreichen Aukg geich? 
met fi) vornefmiih unb: „Poetae graeci , principes heroiei carminis“ (4660/ 
Eomo.ter. Siebente Aufl. Br. X. 44 


Auszug, den Scapula gleich nach feiner Erſcheinung 


J 





080 Surphens (Alexander) Stepye 


Fel.); „Pinderi st aastererum este Iyricerum sanmina‘ (1.660, KOB6, L5R6, 
24); fee Yen Marimus Tyrius, Diedor, Renophon, Thuchddes 
un, Aſchylus, Diogenes Laöstius, Plutarch, Apollonius Kaol⸗ 
Mato, Herodian und A „den Hera, Bi Plixins jun. Geb 
* Morrobiut, die Cayamlınng ber Hiſtoriker n.f.m. Diele griech Seife 
ſteller bat ex ins Lat. überfegt, — andrer ſchaͤtbaner Werke nicht zu geben. 
Stepbens (Aleranbes), ein ausgezeichneter Literator und 
vorzüglich im Fache der — geb. zu Clgin in Schottlan 1787, 





Hi 






zu Aerdaen, dann die Rechte im Middle Jemple, nahm Mutair dienſie 
die ex ſpaͤter verließ, ee zu ve 
Gefeßigkeit lebte. & ſtarb den 24. Maͤr; 1324, Außer andere Schriften hat er 


9 Bde. ber „Publio characters”, den „Annual neerolegy” (1709) unb hab 
„Aomual obitpary"' bi6 mit 1820 gefäriehen. (x wollte nie Semambem bucd 
feine Geber wehe ihun — Schwachh titen ans Licht Zehen, 

Stepbens (Mig), eine ber auögezeichnetften Sängminuan der ang. Chan 
bühee, geb. in Londen ben 18. Sept. 1794. Wei fie früh viel Meinung zur Wie 
ſik zeigte, wurde fie von ihren Altern zum Theater beſtinunt, befauders da Be mi 
etlichen geachteten Schauſpielern des Drurplauetheaters verwandt i.. Bauza ws 
5 Ichee lang ihr Lehrer. Macher unterrichtete fie Walsh, — ol Be 
ſillehrear ihre Geſchicklichkeit nicht wenig beigetsagen hat. Decilamasion jerzsie 
von Wright. Gie fpielt daher ebenſo gut als fie fingt. Sie toat zuer — 
— Tunbridge und andern Badeplaͤtzen als Miß Yeung anf, weil fe ihm 

Namen nicht eher auf das Spiel ſetzen wollte, als bis ſie es unit Zuwerſicht 
konnte. Mitunter fang fie auch in ber Hauptſtadt in Privategucerieg, und 
Pantheon Opern gegeben wurden, fang fie mit Signora Bertinotti ia bee 
zeit des Kigaro” ein Duett mit raufchenbem Beifall. Des Gomponif 
dem es nicht gelumgen war, die Gatalani als erfte Donna für bat Opernhaus 
gewinnen, wolte num Miß St. auflellen, aber biefe lehnte aß ab, weil. fie 
lieniſchen nicht mächtig genug war. ihre exfte Role auf ber loudner 
ſchaubuͤhne war Mandane in Arne's Oper „„Artarerged” (184.3), a alche Se 
ber fo bewunderten und erſt kurz nocher abgetretenen Willingten kaine Säugssinge 
wagt hatte. Sie ift fuͤr Stimmen von ee Leine Brut TR — 
Ieifiete mehr als man erwartete, und begründete wit ehaezı Role Ihrem Biuhm. 

Der Beifall des Publicums beachte jadoch eine g Tepe Soll. —** Ast 
langte ber amüberlegte Schn Bull im Parterre —55 
—— ſodaß die arme St. nach der drittan Uieleshelung 

baum im Stande war, — Rolle zu beendigen. Um na enge ibme Beat 

die gewöhnliche Fuͤlle der Jugend, aber von Stund an wurde fe durch bie anbal 
tonden Ermuͤdungen ihres Bexufs zuſehends mager. Deſſenmgtachtt If: fis 
ihrem Außern eine box Insereffanteflen Mtzicem be6 engl. Theatess, Sihze Miele 
iß ſanft * melodiſch, kann aben beine große Anſtrengung artzagen. 

Charakter, in walcchem fie fehr gefiel, mar Nolln in der, = 
@. Dibbin’s beliebte Oper, „The fexmer’s wife”, anf bie B zusıche, 
machte fi viel Sihe mic Mes. Coenflowes Eine ibrer hellen Reken, if Luth Be⸗ 

tom in Tenp k „Guy — * wo fie Wiktalm’e berrliche eledia A’ 
shee Babe”, ——— voxrfsägt. 


: Ein. 
Stenpe, ee tep, eine HRäfle, na Ni 
an ae tms ne 
in Frunfrich Haides im noͤrblicht Deutſchlana wicht, go 





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Er 
ini 


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* 












‚mad 

bieihey —— 
feihft iſt aucht ganz unfcucheben, mad 
Da nomediſchen —— re 






Cupyn Vs se 








Sterbe- uber Leichencaſſen ‚Stereometiie BL 
hatterſchaft Aſtrachan, zwiſchen det Wolga ınıb dem ut, Achen aliciden tnlb 
nogaiſche Tatarn im Gorimer mit ihren Heerden von einem Patz zum anden; 
es wachfen in demfelben viele Arten Viumen, Reuter uud Bemüfe wilb, auch 
healten id Hafen, wilde Biegen und mehre Arten Bögıt dern auf, und Hier-unb da 
ander man Salzſeen. ZU ver Spnttönlane fee a 
fm Pferte, Eſel und Mautthiere. - 

Sterbes oder Reihendaffen fmb 8 Geſetiſchaften, deren 
Mitglieder entweber zu verſchiedenen Zeiten, g. B.woͤchentlich, monatlich ic, eb» 
a8 an Geld aeg moon bei nn Ableben ihre Erben einen bee 
ſtimmtken Beltrag zu en erhalten‘; oder wo euft bei deni erfelg⸗ 
ten Abſtetben eines — der beſtimmte Beitrag zu den Begeätulptoßen zu 
farmmengefchoffen wird 

Sterbelehn.. Bei manchen Säterverhättniffen, beſonders bei Lehen 
(eigenttichen und wmeigentlichen),, aber auch bei bloßen Erbzins⸗ und Zinsguͤtern, IR 
für die Faͤlle, da ein neuer Beſitzer in daB But font, eine Abgabe (laudemium, 
Handlohn, Lehnwaare, Weinkauf, Ehrſchatz, Auffahrt, Gerwinngeld u. f. w.) 
— * welche zum Theil der Ähnlichen Abgabe nachgebllbet iſt, die von rml⸗ 
fchen Ecbzinsguͤtern (omphyteusis) von dem neuem Erbzinemann gegeben werben 
müßte und dee Regel nach in 2 von 100 (quinqguagesima) vom Werth befand. 
Diefer urfprätiglihen Beſchaffenheit nach find Exben, welche vom erſten Erwerber 
abſtammen, bee Hegel nach von diefer Abgabe frei, alltin fie ift nicht nur nach umb 
nach auch bei andern Arten von Guͤtern eingeführt, bis zu 5, LO, 0 Proc. er 
Baht, | ‚ fordern auch mitunter fetbft den Kindern bes vorigen Binemannes — 

Im letzten Falle heißt fie Sterbelehen. 

— eliften. Tabellen der Geborenen, Geſtorbenen und — 
Einem Weriek, einem Kiechſpiel, einer Stadt oder einem Lande ſinden wir erft folt 
dem 16 hi en ——— denn fie llefern dem Seatl⸗ 
filter w Staatsmanne und Regierungsbeamten beglaubigte Thatſachen, 
— auf die VBevoͤlkerung, dann aber auch auf die Urſachen det zu⸗ 
ober — Sterblichkeit und ſelbſt auf den Wohlſtand ber Bewohner ſchlie⸗ 
Sen kamı. Den erſten Verſuch einer ſtatiſtiſchen und politiſchen Unterſuchung die⸗ 
ee Eiſten machte 3. Graunt zu London 1662 in fee „Natural and’politdeal 

Ubservations on the bis of mortaliey”‘. Gin bis jegt noch nicht Abwetreffenes 


Wett Viefee Art tiefere 3. P. Saßmiich u d. T.: „Die göttliche Orbuung in den 


en des a Geſchlechts“ (4. Aufl., 17760 76, 3 WBbe.). 
Bas die Einrichtung der Sterbelſten betrifft, ID Een ne — 


’ große die 
Den, zur Angabe der Urfache des Todes aber aͤrztliche Kenntuniſſe gehören, bie 


angetroffen werden. "Daher toerden denn Dee 
Seerbeliſten noͤch lange ein Gegenſtand feemmer Wanſche bleiben 
Sterblichkeit, ſ. Lebensverficherung. 
Stereometrie, woͤrttich Koͤrpergehaltemeſſfimig. Die Elementargedmie⸗ 
trie a dem Begriffe eine weitere und engere Bedeutung, indem fie hier ein⸗ 


mal auch andre Eigenfchaften bes Körper betrachtet, andterſeits aber nur die von 


nur Splinder, Argel und Kugel abhandelt, bie andern aber der hoͤdern Geomereie 
Aberkaͤßt — — was Länge , Breite und Tiefe hat. IM 
en (f. d.), fo fine 


gleiche Schichten — aegt 
fen; ober infe eb Me @eimmetshe — ⏑ — fo iſt ſein Inhalt dem Probacte aus dd 
4 





003 Stereotypie Sterling 


Soͤhe in bie Grundllaͤche aleich Eomife vechait «6 ſich, ehe 
Drachdenken geroohr wirh, mit dem Gplinder (f.b.). Ein dreiſeitiges 
fi, wie man am leichteflen durch ee in 3 
Dyramiben (f. d) von-berfeiben Höhe und als das Prisma; 
miehrfeitiges Prisma und eine wehrſeitige Pyramide aber In ſo viel besifeitige zerie⸗ 
gen, als bie Grundflaͤche Selten bat; — — 
deitten Theile bes Products aus der Höhe in bie Grundflaͤcho gleich 
gilt vom Segel (f. d.), der zur Grundflaͤche einen Kreis, d. h. En e 
endlich vielen Seiten bat, und alfo als Pyramide —— werden kanm. Eine 
Kugek(f.d.) aber erlchoint als eine Bufammenfekumg von einer umendlichen Menge 
von Pyramiben, die am Spigen im Mitteipunkteh haben, und if —* 
Inhalte Drittel des Produets aus Ihr ver welche die 
—— ber allge aller biefer Prismen ausmacht, in ihren Rabiu6 gleich. 
Diss find ee ber Koͤrpergehaltsmeſkunſt; bie Steveometrie Ichet aber, 
win ſchon a iſt, fie auch noch mit einander vergleichen, und ben inhalt 
ihrer Ober kennen. Mayer's „Praktiſche Geometrie” enthält in ihrem 5. 
— (2, Aufl., Goͤtt. 1820) einen vortreffüchen Behchegeiff der Yen Sterns 
> ©. auch Lehmus, „Aufgaben aus der Körperiehre" (Halle 1811); mb 
*5. — rakt. Stereometrie (1812, &). Reich an neue 
Sorfdungm iſt der Art ek im 4. Bbe. v. ee ur 
tacb.“ darch Molweide (Leipj. 1823). 
le ſ. —— 
Sterkel (Johann Franz Xaver), ein bellebter deutſcher Tonſetzer, * 
Märpurg 1750, bildete ſich als Organiſt und Ciavierſpie ler, widneete fich base 
dem geiſtlichen Stande, und nahm die Deganiſtenſtelle an m ehemaligen Stift 


IH 


ii 


Dem‘ 
fer ernannte, ud 1779 eine Kuuſtreiſe nad) Italien — wo vr gabe 
Beifall — viele hoͤchſt angenehme — hervorbrachte und auch eine 

Oper: Faraaee, für bad koͤnigl. Theater in Noapel ſchrieb. 1781 rief iha 
ſein Kurfuͤrſt —* und übertrug ihm ein Kanoniket, neben deſſen Verwaltung 
en ‚ Inbem er mehre hoͤchſt wohlgefaͤllige und ausdrudi⸗ 


componiste, und ſich fo um — Lich großes Ver⸗ 
deuſt erwarb, ferner mehre leichte Somaten, Symp m 
und mehre gute Gtaviesfpieler und Sänger bildete os ableiten die durch 


nis Abgang erledigte Gapellmeifterftelle zu Mainz und sah in dieſer Zeit Dkchses 
für die Kirche. Als fein Fuͤrſt und Goͤnner Mainz verlaffen mußte, — 
nach ſeiner Vaterſtadt, und ſchrieb daſelbſt mehre Die *8 
eine Menge ſehr beliebt gewordener und verbreiteter Cla je: 
Noten nahm er nicht an. Nachher ward er von bem —* rg Ham, 
1807 ‚als, Capellmeiſter nad) burg berufen. Er errichtete Dies sine gute 
— und ſchrieb, wahrfcheinlich zum Wehufe derfeiben, mchre Basis 

von Ganzonetten, Arten und Liedern, welche ſehr bekaumt geworden ſind. Die 
—**— Umwaͤlzungen der neueſten Zeit führten ihn wieder im feine Paterfiat 
a Tina, ine Died Fngite Bine 
r erling, e nungsart ober 
Mame fo von dem eng). Worte essterling , d. i. Einer, — 55 * 
land wohnt, herkommen. So wurden bie hanfeatiſchen Kaufleute 
F— — 5 — Von dieſen ſollen unter der 

ng des rh. te in — bei — 
ben fen Daher gab man den neun Muͤnzen, an tan 
besten, den naͤmlichen Beinamen, der in der Felge u * Stetlina aut e⸗ 





| 


— — nn. ER. —— — — — “ru m (| — — — — — * — — — — — 


EEE = En Mi. I MER — — — 


Sternberg (Geſchlecht) 0 


ſprochen wurde. Andre leiten, vlelleicht mit mehsem Grunde, dieſen Namen von 


dem angelfaͤchſtfchen Worte ateoro, das Mogel ober Geſetz bedeutete, her; es 
wuͤrde alſo dadurch eine, nach dem — *9 — Muͤmzfuße in Kom und Sehrot tichkige 
Münze angezeigt werben. Pfund Sterling heißt es, weil in Altern’ Zeiten nach dem 
Sewichte, das wirkliche Pfund Silber zu 12 Unzen, gezahlt wurde. En Pi ’@e: 
haͤtt 20 Gchill. ———————⏑ —⏑— 
su 6 Zhle: Eomventionsgelb und barhber gerechnet. Die Guineen, welche zu 


unter Karl Hi. ausgemuͤnzt wurden, foRten eigentlich ein Pf. St. gelten, pe = 


tiber um einen Sciliing Kan 
Zeenbers: ein fett. 10. Jahrh. in der Geſchichte bekanntes | 
— — Beetigiom, das in Vſtreich, Böhmen 


Güter deſigt. Das Stammfchiof br et in — 
Haistfn Untermalnkreife, und gehört jegt ber Familie Guttenberg. 

bohmiſchen Großen engen die Sternberge, von Iaroslam Am, —— or 
der De Mongolen 1241 in Maͤhren von Deutſchlands Grenze zuruͤckſchlug, urcb 

don’ dem Stifter des Kreuzorbens vom rothen Sterne bis auf Me neueflen: Jo 

udim, Franz unb Rafpar, fo hervor, baß eine Geſchichte Diefer Famil⸗ von 
großem I fein müßte, wor fchon ber verbienftvolke Andre in f. „Heöprei@® 

hat. — Die böhmifche Linie des Haufes Sternberg theilt fich in 

2 e, wovon ber ältere bie unmittelbaren Graffchaften Blankenheim, Gerol- 

d und Keyl mit Sitz und Stimme im wetterauifchen Grafen⸗ 

coflegiam durch Heizath 1762 warb. Diefe gingen mit dem linken Rheinufer 

verloren; der Rerichsdeputationsreceß von 1803 entfchädigte das Haus dafuͤr durch 


die Abteien Weißenan und Schuſſenried (zuſam. 23 LI: , mit 3500 Einw. und 


78,900 Glon. erg ). Diefe bilden gegenwärtig eine Standeshertfchaft untere wuͤr⸗ 
tembergiſcher Oberhoheit. (S. StandeshPrren.) Diefer ältere Aſt der boͤhm. 
Linie befigt noch bie boͤhm. Herrſchaften Czaſtalowitz und Zasmuk: überhaupt ges 
gen 150,000 GEldn. Eink. Der Standeshere Graf Franz reſidirt in Prag und 
zu Welßenau, im wuͤrteib Donaukreiſe. — Der jüngere Aſt der boͤhm. Linie, 
welcher der tuahefcheintiche Erbe dab aͤltern iſt, befigt bie boͤhm. Hertſchaften Se 
rowitz und Nywernowis und eitien Theil der Dietrichſtein⸗Weichſelburgſchen Al⸗ 
lodialguͤter. Zu biefem Ale gehört der in deeneneften Culturgeſchichte Boͤhmens 
und in ber Literatur der Naturwifienfchaft auch von Auslande mit hoher Achtung 
genanute Straf Kafp ar Maria v. St., geb. d.6. Sam. 1761, feit 1825 E. €. 
‚ Früher Domherr zu Paffau, Freiſing und Regmbburg, Pels 
font des Baterkämbifchen Muſeums zu Prag (des Majoratsherrn, Brafen Leopold, 
en Er war Präfident des Lanbeöbirectorhums und mehrer Iites 
rar. Auſtalten in Regensburg, von wo ihn der Krieg 1809 nach Böhmen zuruck⸗ 
brängte. Er vereinigte daſelbſt bie von ihm babingeflüchteten Bücher n. a. Samm⸗ 
kungen mit denen feines verſtorb. Bruders, des Grafen Johann, und erfaufte 
dazu bie des Bergmeifieeh Lindacer Sein Landfitz Brzezina wurde vom Natur⸗ 
forfihern bes In» und Auslandes oͤfter beſucht. Als ber Obriſtburggraf Graf 
Kotowrath-Liebfteinsty die Stiftung bes boͤhmiſchen Nationalmuſeums zu Prag 
bewlikt Hatte, und bie @efetfchaft des Weusfeums mic E.8. Genehmigung am 23, 
Der. 1822 eröffnet worden war, übergab ber gewählte Dee Graf Kusyar 
&., „Det bon 4000 Bhe. naturhiftorifcher Werke , 500 Wohenikca und 
alle feine (dbarımter 30 u Mineralien und 9000 Pflanzen im 
in das em hatte abführen laffen, die foͤrmliche Schenkungsurkunde 
— dis 50,000 Glbn. — a rl Wi set (Bgl. bie 
„Hesperus“, ‚, Re fo er vom ee 

St Ar Ha enden Sammiungen, bie bad Nufeum befigt, HE bie 
Beitpesioben geordnete Petrefactenſammlung vielleicht einzig ee 





694 Sternberg (Stadt) . Sternbilder 


Des Grafen ar Me, in der erſlen allgem. 0. gelguitere BRehe zeichnet 
ſich durch ben geiftvollen überblick aͤber den Staub ber Maturieiffenfchaften und bie 
beſondere Befugniß Boͤhmens in literar. u. a. Ruͤckſicht aus. Das Vaterl. Muſen 


iſt gegenwärtig in dem dazu erkauften ehemals gräfl, Leopold⸗ 


Sternbergſchen 

Saufe auf dem Hradſchin wuͤrdig eingerichtet. (Daſelbſt beſindet ſich auch die ven 
ber Privatgaſellſchaft patriot. Kunſtftreunde, unter dem — Srafen Fea; 
v. Sternberg· derſcheid aufgeſtellte Gawaͤldefſammlung. Dieſer beftgt Teihft 
eine ausgezeichnete Sammtung von Gemälden, en, Aupferſtichen und 
—— ) Daß ſeit kurzem vollendete Hauptwerk des Grafen Kalpar Gt, „Ber 
fach einer geogneftifch > botaniſchen Barftellmeg ber Flora dee Mostuelt‘ (A Hfte, 
Nrag 1825), Hat ne be Bray, balriſcher Befandter am €. oͤſtreich Hafe, u 
Doris ins Pepe Kberfegt. Dem Vf. reg 
Sternbergia genannt worden. An die Verdienſte bes Urgha Jaroeolaw 
Diriert das neue boͤhmiſche Trauerſpiel: „Jatoslaw Sternberg, im — mi 
den Tataren (bei Olmuͤtzz“, von I. Linda, fowie'das Bruchſtuͤck eines 
ſchen Gedichts auf diefen Heiden, in ber von Hanka aufgefundemen 
Handſchrift aus dem 13. Jahrh. (Prag 1819). (S.Stamtfde Sprane und 
- Btteratur) — Noch bemerken wir, daß zu biefer Familie auch bie proteſtanü⸗ 
(hen, in Schleflen und Dänemark bluͤhenden Grafen von Sternberg und — 
Siernberg gehoͤren. 
Sternberg, eine Stadt im olmuͤter Kreiſe bet een 
bat über 8000 Einw., deren Linnen⸗ und Baumtoollenfabeieate weit verſendet 
werden. Hier uͤberfiel Farosla v. Sternberg am 14. Iuni 1244 das — 
wis heranſtuͤrmende Mengolenheer im Lager, toͤdtete ben Anführs Pete, uk 
richtete eine folche Niederlage an, baß bie Überreſte nach Ungarn:zu Vatu's Lee 
flohen. —— Wenzel J. v. Böhmen ſchenkte im N. von Otmuͤtz dan Helben Fe 
roslaw v. Steenb., den er zum Landeshauptmann von Mähren ernannte, sine tz 
de Lanbes, wo diefer die Feſte Sternberg errichtete, und zu der Gere db. SR. den 
Grund legte. Bis 1409 blieb Sternberg bei der Familie bes Erbauers. Soit d. Enke 
d. 17. Jahrh. befigt die fürftl. Samilie v. Liechtenſtein die Denfepaft Seemmberg. 

Sternbilder find diejenigen Geuppen, in weiche bie Aſtroromen bie Sig 
ſterne zur — überſicht und Bezeichnung mit Beilegung beflinimsre NRamea 
abgetheilt h Ihre Kenntniß macht den Gegenſtand der Aſtrognoſie 
aus. at im Alterthume machte man ben Anfang mit jener Einthellung: Die 
Biber, unter weichen man fich gewiſſe beiſammenſtehende Sterne vorftells, nahmn 
mon von Gegenfländen der Erde, 3. B. von Thieren, ber, und — 
nach dieſen. Daß hierbei die Willkuͤr ziemlich freies Spiel hatte, ſieht Tuben 
bee z. DB. nur das bekannteſte Sternbild, ben großen Vaͤr ober Himmelenage 
betrachtet. Die 7 dazu gehörigen großen Sterne koͤnnten ebenſowol wit hanbert 
andern Dingen verglichen und nach ihnen benannt werden. Dus iſt jrdoch glei 
guͤltig, und es iſt genug, daß jegt alle Aſtronomen in diefer Gugichnung üben 
einkommen und wiffen, weldye Sterne gemeint find, wenn in fühchfeiichen abet 
- mündlichen Vertraͤgen von dieſem Gternbitbe die Rede iſt. (Bgl. Lite, — 
„Unterſuchung über ben Urſprung und die Bedeutung dee Steirmamen“, Bella 

1809.) Dieſe Art, die Sterne zu bezeichnen und von nn 
iſt einfach und natuͤrlich; man hat fie baber aus dem rüber Alterthame beile⸗ 
halten und nur für die noch unbezeichneten Sterngruppen ähnliche neue gewaͤnn. 
Wann und wo bie erſten Sternbilder eingeführt wurben, iſt nicht bekannt, gewiß 
aber it, ba 5 Ye Gdlechen Ihre Sternbitber tommigfken pen Wheil’nan ben Kappe 
tern — bei — ſich ihr Gebrauch ne eu 
Altertheus verliert. Won ben Griechen ging ber Gebrauch ber Sterubilder zu 

Böen über, ab ai) wir bene ud forknMgeand ber bi ben ga Tee 











en re — — Een EZ 


Sterncharten "Sterne : 698 
men uͤblich Bann Krane. Vtolemaͤus führt in ſ. Almageſt 48. Sterns 
bitder auf, welche noch jest die Ptolemaͤiſchen heißen. Sie haben folgende Namen: 
4) Die 12 Gternbilber deB Thierkteifes. (S. A 2) 21 Btembildes in 
weenbrhtihen Halbkugel: große Wär, Weine Bir, Drake, Cepheus, Kaſſiopeja, 
Andromebda, Perſens, Pegaſus, Kleine Pferd, nördlicher Triangel, Fuhrmann 
Bootio mibũc Krone, Ophiuchus, Schlange, ed, Ablee, Pfeil, Leis 
a, Schwan, Dephin. 3) 15 Oternbtibee in ber an Hotbkugel : Dvion, 
Want, Eridamus, Hofe, kleine Hund, große Hund, Hydra, Becher, Rabe, 
Genau, Wolf, Altar, fübticher Fiſch, Schiff Aego, füdlihe Krone. Die 
Dichter de6 Atterthums verfnkpften ſehr finnzeich bie e Senbtiker mit dem unter 
Ihnen beliebten Mythen und Sagem. Inbeß ſind mit dieſen Sternblldorn man⸗ 
qhertei Veraͤndetungen vorgegangen, auch Samen ſchon bei den Alten noch mehre 
benz, z. B. das Haupthaar der Brrenice, ber Antinous. Aber immer blieb ben 
neuern Aſtronemen noch eine reichliche Nachleſe. Hevel hat folgende 42 neue 
Germbilber eingeführt: der Sobiedki ſche Schild, Eichhorn, Kamer aſtto⸗ 
nomiſche Sextant, Jagdhunde, kleine Loͤwe, Luchs, Fuchs mit der —* 
fe, kieine Triangel, Cerberus, Berg Maͤnalus. His die Europder nfneen die 


.  füntihe Halbkugel bee Erde zu beſchiffen, mußten ihnen matärlich eine Menge 


erſcheinen, welche fie vorher noch mie gefehen hatten, weil fit in Eurepa 
——— find, Aufdiefe Weiſe kamen im 16. Jahrh. 12 neue Stembilder hin⸗ 
Kari, Phoͤnix, Fege, fuͤdlicher Triangel, Paradiekvogel, 
* ——c ——— Waſſerſchlange, Schwertfiſch, fliegender Fiſch, 
Ghamdteon. Hiermu fügte noch Halley 1675 bei f. Aufenthalt auf &t.» Helma, 
die Karlsriche, und Lacaille 1750 bei f. Aufenthalte am Worgebirge ber guten 
4 ſolgende 14: Bildhauerwerkſtadt, chemiſcher Ofen, ag nach — 
igee Mes, © el, Staffelei, Sercampaß, Seeockant, 

Eisket, Linieal und elmaß, Teleſkop, le Tafefberg. de br * 

genamten fiad nach und nach hinzugekommen: das lapplaͤndiſche Rennthier, der 
Vinſiebtee, Meſſier oder drr Eintchuͤter, der Poniatowékliſche Schild, Friedriche⸗ 
eher, ur beanbenbtirgifche Scepter, der Georgs: Dfalter, Herſchel's Teleſkop 
und a., die ſich wicht fuͤglich ale anführen lafſen, da fie nicht allgemeine Guͤltig⸗ 
keit monge haben. So fand das von der leipziger Univerfität aus einem Theil 
d8 Orion gefchaffene ———— keinen Beifall und iſt, wie jener Eroberer, 
im fein Nichts zuruͤckgekehrt. Die einzelnen Sterne eines Sternbildes bezeichnet 
man mis griech. Buchſtaben; mehre haben au Ihre eignen Namen. Auch unter: 
— ſie nach Maßgabe ihrer verſchiedenen ſcheinbaren Größe und ſpricht 
in dieſer Beziehung von Sternen 1.2.3. Groͤße u. ſ. w. Das beſte Werk über 
Die Aſtrognofie auf ihrem heutigen Standpunkte, iſt Bode's „Anleit. zus Kennt 
niß des geſtirnten Hinmels (9. Aufl.,Betl. 1823, m. K. und Charten). Über 
en — des Sternenhammels bei dm Alten verbreitet fich berfelbe Verf. in f. 
, Beobachtung und Beſchreibung der Geſtirne (m. Erlaͤu⸗ 
teraingessund Wergleihungen von Bode, Berl. 1795) ; ferner hat Derfelke eine, für 
den gernähntidgen Gebrauch ſehr entpfehlerismerthe „„Reprösentation des astrda 
sur 36 ! (Bert. 1782, Querfol) gegeben. Die neueſten Forſchungen 
und Enidedungen am Sternenhimmel findet man In: „Über den Dau bes Him⸗ 


mels von Herſchel (Dtesd. 1826, m. Kpfin.). Bogen ter Hlmmelsgloben. vgl. 


Blobus, | 
Sterncarten. — Himm⸗lo gewoͤlbes ink feinen Stetn⸗ 


bildern {f. d.) auf ebenen Flächen heißen Sterncharten. (kber Die verſchtedenen 
AUrten biefer 


ſ. Pedjecttonen.) 
Sterndeuterei, ſ. Aſtrologie. 


Sterne, L Freſteene, Dann, Komet. mb Boiefppem. 








OR tee (Lorenʒ 

Ster ma (Lorenz) ‚einer. ben berhtuntehen ——————— 
‚Briten, wurbe 1713 u Glonmellin Itland geh. Nachdem or zu Dalifar einigen 
‚Schulmterricht- empfangen , dinch melden f. Talmterwenig estswicleli wen⸗ 
bin, ging er 1732. nad) Gambribgr „. um: Theologie zu — Hies zchnete 
eb fi 6 mehr durch ſ Frhlichtet als durch f. Fleiß, wahr durch den eigenthlmeli> 
en Bang feiner Ideen, als durch feine Keunmiſſe aus, — Alabemie er⸗ 
theilte ibm beßhalb das Zeugniß, daß es zwar ein harmlaſes, aber haͤchſt fekfe- 
mes Subject fei. Inbeſſen erhielt er dach durch ‚bie —— Oheims die 
Pfarte u Sutton, und fpäterbin.ngd die Pfarre zu Stillington uud due Yfruͤnde 
on ber Dauptlicche zu Vork 174 nerhaizathere. er ſich, unk ſtand ſ. beiben Pia 
ren. 20 Fahre hindurch vor Sutten war ſ. Wohnort, und ea, beiufligte ich, wie 
ex. ſagt, hier die Zelt über mit Seien, Zeichnen, Malen und Schießen. ‚1789 
erfchienen bie. beiben erſten be. von |. „Leben. und Metmungen ber Krifluam 
Shanby”' („Ihe life and opinions, of Trissrem Shandy'),. ein Raman ven 
hoͤchſt eigent huͤmlichem Charakter, der mit aufenozbentlichene Beifall auſgenerraa 
wurbe 1761 66 folgten nad) 7 andre Thle. Ein bejahrter nn 
ber. ſich elmbilbete, ein Dbilofoph. un (ein, und feine ſeltſamen, mumberlichen .Grumub 
füge durch bie Eraiehung eines: einigen Sohnes, welche ex beusitk nor beffem. Be 
buet beginnt, offenbart; fpielt in biefoms Wache dis Hauptrolle. Das Laͤcherliche 
ber Schulphiloſophie und Gelehrſamkeit, die Menge komiſcher, mit sösremben 
Dügen untermilchter Schülberungen non Auftritten und Charakteren au dem hoͤnt 
lichen Reben „bie feinen Bemerkungen über das menfchliche Ders, und die heue 
effifchen Anfihten und Meinungen , welche hier ausgeſprochen find, bilden ein 
fo. buntes Ganges, wie vielleicht Feine Sprache ein ähnliche® anfeupeifeuhat. Zıb 
ſtram Shanby'd Zeben und Meinungen find faft in alle gebildete. Sprache übesı 
fest, und wir. erhielten eine fehr gute Verdeutſchung von FI... Bode (2. jur 
Hamburg 1776, 9 heilen). 1767 gab St. f. „Empfinbfame 
Frankrelch und Flauen⸗ („Sentimental journey treu eh Frans nd ll 
DBbe.) heraus. Sie ift bas —— einer Reiſe, die St. 1761, barch f. Ge 
ſundheitrumſtaͤnde und ſ. Neigung zum Umgange mit Nenſchen veranlaft, zu 
jenen Ländern unternahm. (Ex gab dieſe Reiſeſchilderung, wie feine Predigten 
u. d. N.,Porik“ heraus. un ſelbſt u. d. N..Yorika (fo beißt en 
ſpeare's „Hamlet“ ber Narr des Königs von Dänemark) gefchiibert haben. Yes 
riks Reifen find ein Werd voll ber feinſten Kenntniß der menſchlichen Hetzens, ber 
lieblichſten, ſchalkhafteſten Laune und der zarteften iinpfindungen. Sie ſcud gieich⸗ 
falls von J. I, C. Bode uͤberſetzt (2 Thle., 3. ee Hambiug 177 Lımb 1.778, 
der 3. und 4. Theil find sicht von St. gefejeichen Sehne abenerwähnten Prodig⸗ 
ten exfchienen fhon 1760 („Sermons by. Mr, rk London, 2 28* md 
1766 lien er ihnen noch 2 Bde. folgen, denen er aber feinen Ratten varfegte: ‚€ 
find Ichrreiche moralifche Aufſaͤtze, die durch hie unnaetbabiiche,, aber’ 5* 
launige Schreibart ap die übrigen Merle ihres Verf. erinnarn. St be 
nicht bloß durch [. wigigen Einfäßle, fendern auch durch ſ. auffallabe Fa 
und hurch ſ. nod) ſonderbarere Arc ſich zu kleiden. Miele, Männer von (Beil, 
fowol in England als in Frankreich, ſchaͤnten sub Uehtem ibn. Ungeachtat Der gie. 
fen Einkünfte, von .feisen. Pfruͤnden sub Han dem Ertrage ſ. Gchriften (bie Dee 
Ausg, allein beachte ihm 24,000 DR St. cm), fanden doch ſ. Bassinsuh Acch⸗ 
ter, als er im Maͤtz 1768 ſtarb, in ſ. Rachlaſſe mm Schulten; doch neuste ſie 
durch bie Geſchenke, welche ſie von Sts Freznden erhielten, wor Duͤrftigkeit ger 
ſichert. Seine Tochter, die an einen franzoͤſiſchen Edelmann verhelrachet war, 
aab 1775 eine Sammlung von Ihres Vaters Brufen in J Bim. 12. heraus — 
nen Denkwuͤrdigkeiten über ſ. Leben nn Dieſe Bricn 
ſind in dem vertraulichen und eigenthuͤmlichen Styl des Zerf. geſchtieben. 1778 




























Sternkunde Sternſchnuppen 657 


erſchienm auch bie „Lettres from Yorik and Elisa”, welche für einen Brief⸗ 
hen St. und Miſtreß Dtaper, einer wehtinbifhen Dame, gehalten 

Sie find In dem SEone ber olfiyenbften Sermblchaft gefchrieben. Trau⸗ 
sig IE es, bemerken zu mäflen, dab &t’s haͤnellcher und Privatcharalter auf 
Beine Weiſo den en ber Zaͤrtlichkeit, Gutwmuͤthigkelt ind Großmuth ent⸗ 

ſprach, welche fo haͤufig in ſ. Werken ſich finden. Bon. er find einzeln 
und geſammelt verſchiedene Ausg. erfhienen. . 

Sternkunde, f. Aſtronomie. 

— ———— Sternfhäffe Jeder rin Diefe Biere 
‚, die man an. heiten Abenden ehe, und bie einem Zortichiehen ber Sterne 
Scäunmen derſelben fo aͤhnlich fueht. Man hat über fie verfchlebene 
Meinungen gehabt; die bes Wolke war, daß die Sterne fid, wirklich fhmeunten, 
wie vie Kerze; dahereder Name. Die Gelehrten glaubten, fie feien, forofe bie 
ganz nahe bei der Erbe, und ber gallertartige Schleim, ben man im Herb⸗ 
Re auf den Wiefen findet, und den fie tremella meteorisa nannten, ſel herunter» 
gefallene Sternſchnuppenmaterie. Dies ik wicht der Fall. Dieſer Schleim find halb⸗ 
verdatite Froͤſche, welche bie Wafſervoͤgel im — ausfpeten, wenn fie zuviel 
hab, und wenn fie zu ſchwer find. an findet, wenn man fon uns 
a: Froſchzehen, Froſcheier, kleine re — und dergl. in ihm. 
Wern die Waſſervoͤgel ihn bes Rachts bei ihren ausfpeien, ſo —5 — 
redcirt er im Herunterfallen, und indem man ee und lenchtende Maffe 
Ei Be fo.hat man geglaubt, daß biefes eine heruntergefallene Sternfihnuppe 
das bloß⸗ Anfehen der Sternſchnuppen konnte man Leine nähere 
en Lufterſcheinung erhalten. Man mußte fie beobach⸗ 
ten, wegen — was einer Meffung und einer Berechnung unterworfen war, 


J 


i Groͤße, ihre Entfernung, ihre Geſchwindigkeit und ihre Bahnen. Um biefe 





em zu machen, mußten von zivelen ober mehren Beobachtern gleldyzefs 
tige Beobachtungen angeſtellt werden, wobei fie wenigſtens eine Standlinie von 
3 un chen ſich hatten, damit auf diefe Beobachtungen nachher bie Rech⸗ 
mungen der fp Trigonometrie koͤnnen angewendet werben. Diefe Beobach⸗ 
sungen wurden zuerſt 1708 bei Goͤttingen von Brandes und Benzenberg angeſtellt, 
wobri der eine zu Clauoberg, und ber andre zu Dransfeld die ganze Nacht hindurch 
bis In ben Nov. im freien Beide die Sternſchmppen beobachtete. un 
direnden Beobachtungen war folgendes das Ergebniß: Die ren. = 
in alben Entfernungen von ber Erde von 3, 6, 10, 15, 20 — 30 Me 
wurde ſogar eine beobachtet, die 34 Meilen von der @rbe war umd zu ei in 
Usgarı ins Benich ftand. Khre Geſchwindigkeit ift fo groß wie bie ber Etde auf 
ihrer Bahn, naͤmlich 4 — 5 Meilen in 1 Secunde. Die Richtung ihrer Wahn 
it verſchichen. Einige gehen horizontal, andre geben auf bie Erde zur, noch an⸗ 
dee ſteigen in bie Höhe, wie eine Rakete. Die größten fcheinen einen Durchmeſ⸗ 
ſer von 300 — zu haben. Einige von Ihnen ſcheinen kleine Feuetkugeln zu ſein 
( geichſam Beine Planeten ober kometenartige Hebel, die im Weltraume herum⸗ 
ziehen, auf — Ber unſern Luftkreis durchſchneiden, und fich dann entzänden 
als Steintegen mederfallen); andre ſcheinen bloße elektriſche 
Feuken — weiche zwlſchen unſichtbaren ˖ elektrifchen Wolken in dem hoͤhern 
Gegenden: unfer in hin⸗ und Herfchiagen: eine Art Wetterleuchten in 
fonen. S.,Verſuche, bie —— die —— und die 
Bahnen ber Stsenfhnuppet zu beſtimmen, von Brandes und Benzenberg. 
(Hamb.) bh: „Über die Befttmmuig der geogeepbffihen eine durch Stern⸗ 
(demumpew’’, von — Bekanntlich hat man mehre BRethoden, bie geogr. 
Länge —— * Eine HE duech Raketen , deren Platzen 2 entfernte Beobach⸗ 
tee. an ihren Uhr beobachten, wo bann Die Beit den Unterfähleb ber Bänge angibt. 














Gumfimuppen find hierzu geeigneter, ba fü viel haͤhee and glaͤnzacber 
eine Nakete ee obachtet werben er 
Sternwarte ode DObfervatorium ik eng 


athtungen oingerichtetes 

Seine Erſchiaterung ober aachtheitig chen Irak. 

Gs Ind maͤnlich große aſtrenomiſche Ferneoͤhre ſtets in gielcher Michtlärg nach dem 
Meridiau des Ortes aufgeftellt; und aͤberhaupt ii die innere Tinrichtung fo ge 

troffen, wie es bie Zweckmaͤßigkeit der Go erheifche; wohin dan antch-gehöet, 

daß zur freien ring ei en einen platt iſt. — — 


fistet man Quabranten, tanten, Paffageh :, 

unllatiffche sd Gierniae» Fuftrumente; acheomiatifche —* — — 
Dacht⸗ und Tagfornroͤhre, Cyrvnometer, Inclinations riatioe· oci ſ⸗ 
u. ſ. w. —— befaß Allen — — 
(Ub. Ii, osp. 9) vom einem in beme Umfange des Belusteupeld zur VBabylen tinpe 
ſeaoffenen Tharme, auf deffen Spitze bie chaldaͤiſchen Aftronomen ihrs Wreibischtun 
gen anſtellten. Kopernicus war ber Erſte, welcher 1540 ein Juſtriicuik in dem 
Meridian befeſtigte; alte bie etſte orbentliche Sternwarte wurde 1551 zur Noffel 
erbaut. Meter den newern gg Sternwarten find dir zu Paris(arcichtet m 
oe Ludwig XIV. von 1004 — 72), zu Greenwich (unter Kari H.1E72) and u 









afteomesulichen Berb. 
——— uncſchen Dann und 


Palermo {von Pingi 1789) ne Außerdem hat die Eitrusomte auf 


richmtheit 
—— ſeit 1814 erſcheinenden, Besobachtungen auf bet €. pr. Unheikt- Sum; 
warte zu Königsberg" — Fol.). Außerdem gibt es Sternwntin gu N 
ſterdam, Batavla, Berlin, in, Bologna, Breslau, Gambridge, Cap⸗Town, Dub, 
Edinbueg, Florenz, Genua, Göttingen, Hamburg, Kopenhagen, —* 
Lillenthal (bei Bremen), Siffabon, — Manheim, Varſeille Meskac 
=; Neapel, Rikotajeff, Orford, P 








Paramatta pflegen 
mit vieler und koſtbaren Juſtrumenten verſehen zu fein; indeß —— ber Dam 
ſache ein Dierisionkreiß von 2, hoͤchſtens 3 Fuß Durdumffer, ein parudckiſ 
aufgeſteütes Fernrohr von 4 — 5 Fuß und eine gute Ahr Hinveichend. Det. Ein 
vow’s „‚Aftrononee” (Wien 1825, 2Bbe., m. K.). 

Sternzeit, ober bie Beit der erfien Bewegung , Mt die geit, binnen weichn 
(ich ſcheinbar das ganze Himmelsgewoͤlbe um bie Erde waͤlzt, alſo ber tägliche Im 
Lauf bes geſammten Firſternheeres. Ban findet fie, indem man 2 unnitteiben nf 
einander folgende Durchgänge eines und beffeiben: Firſterns bdurch den Büittagt- 








keris beobachtet. Die Zeit von einem Durchgange bis zum andern heißt An Gtaw 
tag, umb biefer wird in 28 Stunden, die Stunde in 60 Minuten, die Biimuteh 
60 


u. f. w. eingetheitt. hr das buͤrgerliche Beben iſt die Steruzsie nick 
geeignet (f. st tert wol aber bei aſtrvnomiſchen Beobachtungen, baiie 





— — iu Zu diefem Zweckt Haben Din fire» 


men eigne Gternuchem, twelche fich aber in Ihren Angaben von denjenigen uuprir 
— — die auf mittlere Goimenzelt eingerichtet ſich uunteufipeihun. 


— — ii 


Der Sterntag nämlich, und foiguch auch jebe felmer etrecchric gen Mrklger 


— — well bie Erbe um bie Gone laͤuft, und ſich alſo, Depnäh 
ihr derſelbe Fixſtern ſchon weicber im Merldian erfcheint, noch fo vieb une Mee Achſ⸗ 
een n auch die Scice weicher 

den naͤmllchen Nrridin konnnt. Der mittlere Werth dieſes tügichen Sontcikkuut 





—— — — — 


Stefichorus Stettin 
der Bahn, in —— —— faſt 3664 Vagen zuroͤdgelegt werden, 
ſindet Fr u a nach dem Angefüheten,, bie 
Erde, zur Beltenbung bed Sonnentages, noch umdrehen, und braucht dazu über 
ang 46. Bin B0 Eee Skepsis; um an ungekehrin Werfpegie 
mutag rtes 
Dagegen dig Bröfe des Seerutages = 33. Si. 56 Min. 4 Ger. mittlerer Gonn⸗a —— 
yo. — Sehr gut und gewmeinfaßlich iſt dieſer Gegenſtand ausgeführt in Bodes 
MErbaͤuterung ber Sterukunde (Berlin 1808, 3. A., 2 Bbe.,m. K.) end in va⸗ 
landes „Abrege d’astronomie‘' (Baus 1795), - - 

Stefichorus, sin Ipeifchee Dieter aus Jpinsern in Sicillen, ber Exfinter 
ber Epeben, iebte ie 6. Jaheh. v. Chr. (Diymp. 33, 4. geb.)s er ſtarb zu Satan 
85 J. alt. Sein Bene bezeichmete die Sage, daß eine Nachtigal oder Levche fh 
anf des Kindes Mund geſetzt und vortrefflich geſumgen habe. Seine Waterfbabt ew 
richtete äypen eine Bidfänle. ©. „Stexichori Himseremsis fragmeonta‘, gefanımelt, 











Zen üben das Leben und bie Dichtkunſt bes Werf., von Dihen. Eur. * 


Keine (Darin 1828). 
:Stetbofloy. (von orndos, Bruſt, Oberleib), ein —— RR 
bein framp u. 0. Aue ei engen Jahren angefangen han innere Zuf aͤnde bes 


menſchlichen Koͤrpers zu erforſchen, z. B. bie Krankheiten der Bra id m Stbr 
ungen .— innen Organiemus, auch Brüche, den Zuftand ber Schwangesfchaft 
u. f. w«, inbam fie es dem Kranken auf den Leib fegen uud das Ohr darun halter. 
S. en „Ausoultation mediete” (Paris 1810, 2 Bde, — „Die mit⸗ 
ce Aufenitationn, f. 1.”, Weimar 1822), und Hofader, „Über bas @tether 
er (Rs. 1826). 
Stetigteit Die Geometrie verficht umter fletigen Groͤßen ſolche, deren 

Ahzerle wummterbreden an einander liegen; alle Ausbehnumgen, bie fie betrachtet, 
find ſtetige — wie Raum und Zeit ſelbſt ſtetig find. Die Natur kennt in die⸗ 
{sm ie Stetigkeit; wie dicht uns ein Körper vorkommen möge, fo find mir 
doch genöthigt, Zwiſchenraͤume in demfelben anzunehmen: er bleibt wenigſtens dem . 
Maeneſtoff durchdringlich u. f. w. In einem andern Sinne beziehen wir bie Ste⸗ 
tinkeit auf die einander folgenden Zuſtaͤnde, denen ein Körper in einer beſtimmten 
Sihrkfichs unterworfen ift, indem wir fragen, ob biefe Veränberumgen fprungmeife ' 
ober almälig gefchehen. Ein fallender Körper z. B. erlangt eine Is größere Ber 
—— Wird ihm dieſelbe durch die auf ihn wirkende Schwerktaft ruckweife 
ober ohne Unterbrechung (mit Stetigkeit) beigebracht? In einem ähnlichen Sinne 

kommt bie Se öfter in der Phyfik vor, und findet fich Ir diefer Bebeutung mit 
befonderer Gruͤndlichkeit weiter erörtert in einer eignen Differtation von Kaͤſtner: 
„De lege oontinui in natura” (Reipz. 1756, 4.). Ale Bewegung iſt ſtetig, weil 
Maum und Beit find, weiche fie vornusfeht. Man hat überhaupt das Geſetz: 
Aue Veränderung in der Natur gefchieht flrtig, das Geſetz ber! Stetigkeit (lex 
een gemannt, unter welchem bie mechanifche und bie d — Bewo 


Kchen. | 
#7 @eettin, Dr Bopfaht un Pommern, an Dr De, Im Antike 
— —— gut befeſtigt, und hat 5 lutheriſche Kies 
dm: 3700 H. und ohne Militair 21,700 Einw. — ——— 
Feßedrich dem Geoßen errichtete ia carariſchem Marmor. Stettin hat Ma⸗ 
naufßatcuren und Fabriken, — von Fenerennern und Schlaͤuchen, er Les 
Dee, Taback, Tuch, Rafch, Zeuchen, Hüten, Strümpfe, 
Bund, Segeltuch, amd eine Ankerfcheniede. worin —— fra Bdiffewe 
deenß. Staaten vesfertigt werben. Auch werden viele Geefäjiffe und a. hr ige 
schaut: Der-Danval, vorzüglich der Speditienthandel der Stadt iſt anfahnkich, uub 
der Sochandel erſtreckt fid, bis nach Holland, England, Fraukrebch, Spaulen, Por 





T08 Steuermannstunft Steuern 


kagel und Itallen, wuͤrde aber noch betraͤcheücher ſein / vorgfigihi mft den Note 


und Manufactturerzeugnifſen Schlefiens wenn nicht der Swineſtrom, das Fahr⸗ 
a der Stadt, Für große Schiffe zu ſeicht wäre, der Sundzoll den Wranspert 
| nik derchenere/ amd wem bie Schiffe immer Rackladung Hätten. Diefe Wade 
cheil⸗ fallen bet Hamburg weg; daher werden viete Wauren dahin gefſchickt, Vie ſouſt 
ren natuͤrlichen Abzug von Stettin aus haben toierden. Der N De einer 
der wichtigſten Ermerbimeige. Roch befinbee ſich hier be’ Grupticiagagiır ber 
ſutz handlerngs conwagnie, — Be preußtfähe a ee om 
aid zurtt eignen Handel Aber 160 Schiffe. Die Ober theut ſich hier in & Arm 
(Der; Damit, ge. und ki. or Aber welche Hölgerne Beritöen hreu. Une 
Hinten seite’ der Ober ldegt bie eigentliche mb am mielſten befeſti — an bee 
eechten die Vorſtadt Laſtadie, weiche durch die Parnitz, durch ud einig 
Suͤmpfe eingeſchlofſen wird. Außerhulb der Befefligungen Hegen Die Work 
Sber· und Unterwieck md ber Tornei Die Laftadie HE Derch eirte Inge Wrledhe wit 
—— verbunden. Unter den öffentlichen Gebaͤuben zeichnen ſ 
and: dus große Schloß, das Gotcvernementehatts, dad Lanbſchafehaus seit chem 
bebentenden Bibliochek, daB alte —— die große Kaferne, — ———— 
Seglerhaus nie bee Borfe und einem Sahauſpiehaufe Die Deutſcheeformiren 
die Jahirelche frang reformirte Cofonte und bie Kathofiten Haben Ahre Mrtigienb 
Abting auf dem Schloffe. Die Stiftungen fin Huͤlfsbeduͤrftige fitid ſehr erebiih. 
ee der Stiftskirche zu St.» Maria, a 1789 durch den Bittz zerſtoͤrt wrrbe, M 
1. aadensifihes Gynmaſimn, mit —— in welch 
ice (haft, Medlein, die hebr., griech., Tat., und Frani. 
Mathematik, Philoſophie, Sefcichte und — gelehrt werben —* 
gerdem iſt hier noch eine Rathsſchule mit 11 Lehrern. Beide Anſtalten wurde 
"4805 u. d. R. eines koigl. und Gtadtgymnaftımae mit einander vereinigt. 3806 


— eine Geſellſchaſt fuͤr pommerſche Gefcichte und Atterthurnoknde geſch 
eine Sanımlung von Alterthuͤmern hat. Huch befige Stetein ine Pikvab 
Taubſtumme. Seit dem Zrieden gehoete Sbettker mit 


—*— für wertfäftfehen 

f. Zubehoͤrungen der Krone Schweden. 1713 wurde die Seade vor de Wr 
"Brebändeten eingenommen und 1720 an ben König von Preußen; Friebrich 
beim E., abgetreten. Am 29. Oct. 1806 ergab fidy une 


Deefkand den Franzoſen und blieb, gleich andern 


deftungen auch aach dem 
titſiter Frleden ee F A Kris) 


Dir an der Swine, einem der AA affs — 9 
Stettin heißt Swinemuͤnde, wohln ein geht. ar Bm 
ein jest verfallenes Fort, die Swine⸗ oder ſwinemuͤnder Schane. 
Steuermannskunſt, ſ. Shffffahrlestunde, m. — 


Etenern nennt man diejenigen Abgaben, die — ———— 
ber Geſehſchaſt zut Erhaltung des Ganzen an das & 






kommend. So ſagt —*8*— Du en —* — 

Brote, den Karl d. Gr. einfühete, —— Sr pni criſtuces merc 
mb zu gruͤnden. Dieſe hohe Ab as —— 

Lande die er war zur der Kirchen, der Gyr ne dee Ae⸗ 

men beſtinnt, und hierdurch 3 Gtaatt abgabe, da den diefe Aeffdrcua 














= — Sn er Maar —S u a ee — ee Mn ea, 2 # 


Stenern 9% 


daR Ehrlſtenthums nach der karolingiſchen Einrichtung eigentliche Stantdanftalten 
waren, ſowie jest bie Univerfitäten, Dem das Chriſtenthum mar dag Band, das 
alle germanifche Wölker umſchlang, und das Sarl benußte, um ein deutſches Meich 
zu fliften und ein deutſches Kalſerthum zu grmden. ı Wären die Zehnten immerals - 
eine Staatsabgabe behandelt worben, hätte man fie nie verfebt, verkauft, verſchenkt, 
und fireng darauf gehalten, daß ber Zehnte ebenfo wenig als die Grundſteuer einer 
Geweinde je Privateigenthum hätte werden koͤnnen, fo wuͤrde biefe Abgabe hinge⸗ 
reicht. haben, alle Staatsbeduͤrfniſſe zu beſtreiten. Denn bei ber großen Ausdeh⸗ 
nung, die ſpaͤter der Ackerbau erhielt, waren bie Zehnten von ungeheuerm Ertrage, 
und da fie in Frucht waren, ſo ſanken ſie nie, wie die a. Steuern, welche in. Gelb 
entrichtet werben, und eben wegen des Sinkens des Silhers, wenn ſie auf denſelben 
Saͤtzen ſtehen bleiben, zuletzt faſt völlig verſchwinden. Allein unter Karls ſchwachen 
Machfolgein gingen f. großen Cintichtungen faſt ganz zu Grunde, und Jeder bes 
maͤchtigie ſich des allgemeinen Neichögutes, fo viel er konnte und mochte. Die Reichs⸗ 
hebientenftellen wurden erblich.. Aus ihnen entwickelte fich die Banbeshoheit. Der , 
Heerbann wurde vergeſſen, und bie ganye Kriegseinrichtung berubte auf bem Lehn⸗ 

wefen. Der Behnte, biefe geoße Neichöfteuer , war in ben Händen bex: Klöfter, „ber 

Doweapitel, der Bürflen, der Edelleute und vieler Perfonen bürgerlichen Standes, 

und.hatte fo.aufgehört, eine allgemeise Meichöflewer zu fein. Die einzige Geldab⸗ 

gabe, bie vor dem 16. Jahth. in Deutſchland bekannt war, ae ber gemeine Pfen⸗ 
ig, rigentlicheine Blehſteuer. Aber mit d. I. 1655 änderte fi Alles, da in dies 


fem zurch dem Reichsabſchled allgemeine Reichs⸗ und Kreisftenern eingeführt wur⸗ 


den... Der Grund bazu war fchon früher durch die fogen. Römermonate (ſ— 
Deutſches Reich) gelegt worden. Als man fpÄter unter Kaifer Slgigmund ans 
fing , beſoldete Dienſtleute zu halten, konnte ein Vaſall ſ. Verpflichtung , mit dem 
Kokfer zu ziehen , gegen ein Beflimmtes ablaufen, Er gab 12 Gldn. für einen Reiz 
ter sb 4 Blbn. ehr einen Mann zu Fuß. Hiernach wurde nun eine Reichsmatrikel 
Bexschnet, in der feſtgeſetzt war, mie viel jeber Reichsſtand für einen Roͤmerzug zu 


* habe, Das ganze Reich bezahlte ben Kaifer zu einem Roͤmermonat 20,000 


au Fuß und 4000 Reiter, alfo für beide 128,000 Gin, Diefe Summe wurbe 
nachher bei andern Gelegenheiten ben Reichboberhaupte bewilligt; fo entſtanden 
Dass allgemeine Reichöflenern u. d. N Roͤmermonate. Die Reichsſtaͤnde bezahlten 
fie zum Thell felbit,, ‚am Theil legten fie fie auf ihre Hinterfaffen,, bie ehemaligen. 
Reichs buͤrger (Edelleute und freie Bauern) , um und ſandten bie Gelber in eine ber 
A-Segofiädte (Frankfurt, Leipzig, Niümberg, Augsburg), Die Einnehmer biefee 


| m hi nnigmeiſter. In bem großen Staate bed Reicht war eine Men⸗ 
| eh enilanden, welche ihre Bebärfniffe auf ähnliche Weiſe aufs 


Zehpuınikte an wurden fie 


brachten, und die Meichäfterrenn,und bie Landesſteuern wurden zu gleicher Reit erho⸗ 
Ben. Bür-bie Meichafteueen fand von Seiten der Landſchaft Beine weitere Bewilli- 
gg Thatt wenn bieft einmal non Seiten ber Reichsſtaͤnde waren bewilligt worden, 
Websiohnleidy fehher die Neihäftände ſolche aus hren Rammengätem und Reichs 
Keks lehrt beffcitten? ſo war doch feit dem Meichötage von 1543 ihnen gefkattet, 
ipalinterttinmen aud) Dieferhalb anzufprechen, weil ſie nicht mehr im Stande war 
wann hbre Abgaben an Mömermenaten und Rammerzielen (für bas Reichefammer» 
greldhe) asien Deirteim zu bezahlen. Allein andere verhielt «6 fich in Dinfiht ber 
Kerpiiiicung- für die Bandröflenern, welche der Fürfk für bie ——— la 

| em 







bayfea · iefe| ben Banbfaffen. ab, bie ſolche bewili a ie 

Be hufıbrn ——— umb bier vom ber 3 it um bie —— 

TE 
—— uerſt eine feſt alt arhalten. Denn eiſt von dieſem 
— JENTF gehalten, weil has Gelbhebtirfniß die * 















+08 Steuern 
VBaſterer mu erbitten, woher dann Vie Da Damme Re echo abe 
bleſen rg Bandtagen MNeben nun bie gemeinen Landſaffen/ di —“ 
cbenſo gut b wie bie audern zur Der Dienfimannfhaft g 
- füffen, nach nach weg, bis dann enblich die adeligen ober Fitterbtukigeit Binkb- 
faffen, die ohnehin zuleßt ganz allein waren, dem luß Fakten, ** 
nur ihres Glebchen auf ben Landtagen zulaffen, und bei diefen dieſelbe A 
einflihren wollten, die bet Turniere und Stiftern ſchon ſeit Ko0 — — 
brauch war. Die Periode iefer Einflihrimg ber Ahnruproͤbe bei den ERaicc ſa ſan 
fügt aͤberal um 1600. Hlerdurch kam es benn, daß mer ein Vieiner Tipell DR ⸗· 
faffen die Landtage befuchte, und an dee Staurbenifiiguig ER WER 
adeligen Randfaffen allein waren, ſuchten fie ffeh auch ſteureftei dar mi da WR 
nem unzecht ſchlen, daß fie, als dee geborene Krlegsſtand der Natlon, —— 
Landesdertheldigung bezahlten, weil fie den Betcrag an der Lan 
natura ſteliten. Die Steuerfreiheit (ſ. d.) des Adels If Aberall xoch ſihr Talıg, 
und man kann 1660 für das Normaljahr annehmen, obgleich fie in dem —c 
etwas fruͤher, Ir dem andern etwas fpaͤter zu Stande gekommen. 
war auf Deutfäpen Randtagen die ſondeebate Gewohnhele eıttflambere, Duff 2 
gen, weiche die Steuern bezahtten, fie nicht bewilligten, und Diefenigem, Die Mi 
willigten ; feine —5 Diejenigen Steuern, welche anf den 
wurden, waren groͤßtentheils Srumbfleuern (alſo directe); doch wardrer orig il 
308, Xcaiſe Lieent und aͤhniche Steuern bewillegt, welche zu den Inbtehikengejägt 
wurden. Die Eniſtehung biefer indirecten Steuern muß mac RES 
verfolgen, um fo auf dieſe Weife eine Hate Anficht von ihrem Innern Meſca gie 
‚halten. Sie find um fo wichtiger, da fie fpäter auf Die Form des Staats: ei 
nn Einfluß geiibt Haben. Diefe Steuern find zuerſt in Staͤdten 

die Buͤrger in ihnen ein leichtes Mittel fanden, um die Abgaben, ade ir | 
gemeinen Bedürfniffe des kleinen Staates der Stadt mußten beigebtädhe there, 
auf eine völlig gleichfärmige Weiſe und ohne alle Läflige Aufficht zu erhebes rn 
die Städte hatten imfichtbare Reichthuͤmer unter den Menſchen eingeführt, ii 
wefentitch von bem KReichthume des Smbeigenthums ee der on 
manns Augen offen lag. Diefe Unfichtbarkeit der ſtaͤdtiſch 
zum Geheimniſſe bes Reichthumes geführt, und Keiner * a an⸗ 
er eigentlich ſei, indem naͤmlich ber Eine wegen feiner 
reicher zu ſcheinen als er war, und ber Andre wieber aͤrmler Elke 
Einkommenſteuer war daher von der flaͤrtiſchen —*5 gar Sohn | 
Weife zu erheben, als biefes beim Landreichthumme, mitt: Hülfe bei Tpänniitt 
möglich war. Da die Städte fehr bevoͤlkert und ſehr enge gebaut waren‘, FU TER 
jeder Bürger nicht alle® Das in feinem Haufe haben ober thin wa I 322.5 
dürfniffen des Lebens gehörte, und für Vieles wurben gemeinfhaftlidhe zu 
‚getroffen. Man baute, fintt ber Hanbmühlen, gemeinfchaftliche Baffer + in 
ARindmählen; ; ferner gemeinſchaftliche Bad», Brau:, Schlachtbäufer, wem 
ſchaſtliche Wagen — und das gefaimmte Gapktal ber Bebenäbebürfniffe mußte jhe 
AUich durch diefe emseinfehaftiichen Anfkekten mehrmals hindurch, und indenn ie 
bei dieſem Durchgange eine kleine Abgabe erhob, war man ſichet daß biefe ums in 
des Jahres eine bedeutende Summe eintrage, und daß dieſe ſich auc 
foͤrmig auf alle Buͤrger vertbeile. Dan kann wicht leugnen daß deſe 
fehr zweckmaͤßig war, und ſelbſt Die, welche am ſtaͤrkſten gen ndiree 

d, werden eingefiehen, daß die Städte the Steuerſyſtem auf eine c 
geordnet hatten. Soatechin machte man zuerſt in Feankreidh e 
tote man von Seiten bes Staats die indirecten Steuern beruhen könne, uunib ii“ 
Minifter hierdurch unabhängig von den Ständen merbe. Won Frankie 
pflangte ſich diefe Entdeckung nach Deutſchland fort  nnb hikt-Fonb aan Ahmet | 












































Steuern (Gefchlhte) 708 | 


base groſon Varthell, ber in den habisesten Abgaben llegt, ba fie einzoin und gleidhe 
ſam tropfemmeife.uub unmerkbar eingehen, und daher Beinen Widerſtand firben, wie 
bie. tundſteuer, bei ber man gleich Berka eng gg Daeirerd) uechinden 
joungmn ne von Pfermigen aber won Groſchen die Mebe ift. So hat ſich, befonber® 

Proeußen suster Friehrich d. Gr., dab Zoll⸗, Acriſe⸗ und —5*— auf Dee 
glaͤnzende Ba mteifeit vie In Bronfenich, Auch wurden bie Preußen chenfo au 


H | Stenerſyſtem aufkommen 

Zu einım ſolchen gehoͤrt aber zuerſt umb vor allen Dingen, ** 
beiten der Geſelſchaft von den Abgeasdueten bee Gefeliſchaft berachen werden 
Dan, baß dieſe bie Summe heſtinnnen, die aufgebracht, und bie Ast, veie fie a 
gebracht werden fol. Wenn dieſes ift, fo kommt man bai den Inbinecten Gtenern 
imumpay: auf den alten. Grundſatz der &täbte: Bad DE NE Dar Een RER Ua bat 
es eins Toheit iſt, wenn man bie Dälfte une regen 
als Steuer fuͤr den Staat nehmen will, wie z Be beim Sal 

bey. Tahack a. ſ. w. (S. Vereinigte Gefälle) Im gene 
Shan fo niedrig geſtellt, daß Bein Umtenfchleif neögkich und Beine Aufächt nethwen« 
dig iſt. Do, was dieſe Steuern dann eintragen, wird dankbar genemmen, aber 
— — Summe feftgefteht, die ſi⸗ —— Dos Übrige wied 


f 
wobei die eine Gemeinde 40 Procent, bie andre 10 ober 12 bezahlt. Endlich: Nie 
h find; die Leute mit den Stauern zufrieden, fie mögen niedrig eber hoch ſein. 
iſter muß er diefe Klagen bloß aufmerkſam machen laſ⸗ 
— aber nicht befiimmen. im alguo Kanutuiß des Steuerweſens, eigne Unterfu⸗ 
chungen und eigne Anſicht mäffen Ihe befinmen. Er muß gesccht gegen Alle fein, 
und ſchon blaß aus Deitil, meuner ſeuft Beine Brände dazn in feinem Gewiſſen 
finht, Dean ungleich vertheilte Steuern koͤnnen nie hoch fein und nie große Sum⸗ 
men tragen. Val. Ka taſter, Brunpfieuer, Vereinigte rn .f.w.) 
= Geschichte des —— in Deutſchland laͤßt fich in-& Perjoden 
L Freiwillige Beitraͤge 


Amas Prinatlorn, einem Be near) wre Dieſes waren Nie en 
Pag ſtaherden Steuern für die Kriegkeinrichtung De Iufitution der Kirch⸗ 
auf die, Karl das Reich —* war ber Zehnte beſtinamt. Bu dieſen Steuern 

Geesbamnbrüde oder Straßgelder Derer, Die —— 
—— — Denen, ſo Ai als en 
bie Sendgelder fü safen unb * 


—— 5 die freiwilliger 

Vaben und Hiufsgelden wi Rinig; endlich —— Due Ense: 
den Adel wia big-Aeifilichleit; und biefe blich nun inſofern verſchent da⸗ 

Duiz,haß iedor Kirche ein ſteuarfreiar Hof zugeſtanden war. Außerdem hatte ber 





Bett, auf 2 Delut di 
zu logen und es alt 


Seeuerfreiheit 


daes rieges noch Ye 


























— 


9. Ho gun 12. Sahıt. IH. 














FEINSTEN AN 

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— 


Siunfht 06 


heb, ſo lauge Alle au: bem- gemeinſchaftlichen Etameen bezahlten; auch von weiter 


keinem erheblichen Nachtheile war. Als num vom ben gemeinen Landſaſſen mır fche 
felten weiche erfhimen, und Re ſchon ang e nicht mehr die Mehrheit befafen, faß⸗ 
ten bie Adeligen den Beſchluß Zukunft bloß ſolche Laudſaſſen zulaffen 
wollten, bie zur adeligen m —— end die foiche mit· Wappen nach: 
weiſen koͤnnten. Auf dieſe Weiſe wurde auf.den — bie Ahnenprobe ebenſo 
eimgefühst, wie bei Turnieren und Domfliftenn. Die gemeinen Sanbfaflen waren 
nun geſetzlich von bey, Landtagen ausgeſchlo ſſen. —* um 1600 (In Kleve 
und Marl 1599, in Weſtfalen 1604 u. fm.) Ambeß bezahlte ber Ant nach wie 
vor Steuern, und erſt nach einen halban Jahrh. erden — daß er ſich 
ſtenerfrei machte (m Weſtfalen 1654, in Berg: mb Juͤlich 1066). In einigen 
Ländern brachte ex feine Steuerfreihrit dadurch zu Staude, daß den 
ebenfallg einen Theil ihrer Steuern erließ, umd ſie fe für feine indie gerranmn. Syn 
Weſtfalen enließ er 1664 ben Städten ein Drittel van den bisherigen Gtewem. In 
andeen Rindern trat er in Kampf mit ben Staͤdten, z. B. in Berg und Jüuch ‚auch 
biefe proceffizten mit ihm vor ben Reichsgerichten .Indeß die Staͤdte waren damals 
ſchwach, fie hatten wenig Muth, waren ſchiecht vertreten und zu vinem Vergle 
geneigt. Dieſer wurde in Berg und Juͤlich dahin getroffen, daß nur bie agentlhe 
Ritteefige (das Caſtellum, Dasjenige, was zwiſchen Graben, Ederen und Zaͤu⸗ 
men liegt) — fein ſollten. So mar es 5. ©. im Heezogthum Gelderp, we 
bioß dieſes ſteuerftei war, das nur hoͤchſtens 3 ober 4 Morgen betrug, nid aber 
Die andern Bänder, fo außerhalb Lagen und zum Gute. gehdeten. Hein als der Adel 
einmal AA einen Theil febier — die Steuerfreiheit —— ſo erwarb er ſie 
auch für die uͤbrigen, und 1750 war, laut eines Berichte des Marquis D. Sitten 
an den Kurfuͤrſten Karl Theodor, bereitß die Hälfte alles Bodens in den Herzog⸗ 
thuͤmern Juͤlich und Berg ſteuerfrei, nämlich Alles, was dem Abdel und der Geiſt⸗ 
lichkeit — Denn, ſowie der Adel behauptete, daß ex als ber geborene Krie⸗ 
gerftamb für bie Nation fechte, fo behauptete die Geiſtlichkeit, fie für bie Nas 
tion bete, und ihren Theil an ber Randesvertheibigung ebenfalls In Matura abtrage, 
woher — denn unmoͤglich noch außerdem zu ben Steuern beitragen koͤnne Auf 
fe hat ſich im 17. Jahrh. uͤberall in Deutſchland die Steuerfreiheit gebil⸗ 
= und biefe war eine der Haupturſachen, daß ber Abel fo verhaßt war, und ſo 
voͤllig Bein and, ohne alle Theilnahme der Nation. Als die Stürme ber Revo⸗ 
Iırtion Tamen, die eben durch bie Steuerfreiheit des Adels in Frankreich veranlaßt 
worden, verſchwand dieſe uͤberall, und Nichts freute dab Volk fo fehe, als die Bes 
vechtigkolt Der Dinge, die mm gelibt wurde. . Der Adel mußte num von feinen Guͤ⸗ 
tem ebeufals bezahlen, nachdem er ungefähr durch einem Leitraum von 150 Jah⸗ 
von frei gewefen. re ee das Bauemguu 
ungemein erleichtert, da das, was fenft Bee RL —— 
von der gamm Fläche getragen tourbe. Überdies wurden bie Steuern bei weitem 
möcht in dem Grade erhöht, in welchem feit 1789 das Sinen gegen Feucht gahalı 
won, und beide Umſtaͤnde machten, baf ber Bauer jetzt wiel weniger bezahlt als 
In den Sergogsbäumern Yalich bezahlt er, gg * 
gabe sin Drittel von Dem, was'er 1750 unter Raul Tieobor beyalte ne ae 
moch auf dem linken Rheinufer die Aufhebung der Behntam (f. —* 
Bang der Steverfreiheit iſt aber auch noch von einen andern Geite wichtig, Se 
hebt den Unterſchied zwiſchen Den gemeinen Lanbfaffen ımb ben abeligen Landſaſſen 
weiche die Nachkimmmtlinge ber Dienfinnmafihaft-find; fie macht, 
Th die Nation wieder ein Ganzes wird, indem oe Daffbe Insrerfie nahen, ua on 
ek Mens widztig wie die Aufhebung der Aeciſe, wodurch der 
veiſchen Stadt und. Laub gefallen, un ale Anfvinbungen, —** 
Eeex. Siebente Aufl. 6. X. 456 








— 





106 Stewart (Charles) Stewart (Charles BIN.) 


Scheidung hervor Durch bie ber Gtzuerſroihet (hie in Pen 

- fen zuerft durch vi 5 nigl. Sabinetöorbre vom 27. Dt. 1810 in. Ihren garzen 
gemeinheit außgefprochen wurde) iſt ein großer Säit vu einem sei 
lichen Zuſtande, J—— 
ber große Lanbfafle ben kleinen vertritt, und der — A 

Stewart (Charles), ein gelehrter Drientaliff, früher 
Dieufe ber oflindifhen Compagnie zu Bengalen, fpäter Drof. der arab. , must. 
bindoflanifchen Literatur in dem College zu Hertford, bat fich 1809. durch fake 
„Deseriptive satalogue of the oriental library of the late Tippen Sultay’” (4) 
- befanntgemacht: ein Werk, das nicht hloß bie feitenen Bücher uud Hanbfceifte 
befchreibt und Nuszlge nebft Überfegungen Ba ſondern auch gute. 
ſchreibungen von Hyder Ali und Jippoo Saib enthält. 1810 uͤberſatzte 
dem Perfifchen bie anziebenden „Travels of Mirza Abu Taleb Khan, in — 
Africa and Europa” (2 Bbe.). Dieſer Mirza Abu erregte nos etwa 25 Jahren in 
England viel Aufmerkſamkeit, wo man ihn ben perſiſchen Prinzen naumte, ob 
gleich er ein geborener Dinboflaner war. Sts Hauptwerk iſt ſein⸗ — Be- 
gal’, von dem erſten Einfalle des Mohammedaner bis zu der Groberung hiefe 
Landes durch die Briten (1813, 4.). 

Stewart (Dgalı), Prof. der —— geb. 1753 zu Qu 
burg, wo fen Vater, Dr. Matihew Stewart, Prof. der Mathematik De 


- Seine erſte Richtung auf die yſ. Studien verbankte er der Feeuubſchaft ib 
berühmte Meid. Schon im 18.3. fein Alters word es zum Stallvertretc; ſch 
nes Vaters in dem Lehramt⸗ — ernannt, und als Kergufen 2784 
feine Stelle niederlegte, ward ex deſſen Nachfolger in der Profeſſur der SP 

loſophie. Als Behrer und als Schriftſteller fand St. nn grohen Beifall, Die 

demien von Petertburg und Philadelphia ernannten ihn zu ihrem Mitgliche, Nr 
ter feinen Schülern neunt man ben Marquis v. Landadewn. Gt. wich ak bei 

Haupt ber ſchottiſchen philoſophiſchen Schule betrachtet; indeß iſt bie Cüchreihunt is 

feinen vielverbreiteten Schriften “ dunkel, ſchwerfaͤllig umb | 

„Elements of the philosephy of the human mind‘ (2 DBoe,, 4 3 een 

1792 mehrmals aufgelegt. Dann folgten feine „Qutlioes of meral 

Auch gab er „Memeirs” von Ab. Smith, Robertfon und Them, u; 

werk. und dem Beben biefer Gelehrten heraus Noch bat er, Philsopkigel 

(Edinb. 1816 — 26) und Abhandi. Über die Geſchichte der Philolophje 

Supplemente ber „E:neyelopaedia Britanpiea" geſchrieben, welche vera 31 

Buchon (ein Zuhoͤrer bes Prof. Vict. Couſin) u. d. T.: „Histoire ahnagee des 

aeientes metaphysiques , mexalas et politiguen , dennis In ronaisganae des Ipt- 

trog“ (Paris 1822 — BY‘ überf. und mit Beiträgen begleitet hat. 

iſt Jedem, ber fih mit bes Geſchichte her neuen franz. , ber engl und Dee Qot⸗ 

fm Diilefophie belanmsmachen wid, ummtbahrlic, - Bar mit der 2388 

beutfchen Philoſophie war St. nicht bekaunt, und ſorach ‚ex, Menade 





8 





* 





ir 






















Leiſtungen berfelben ab! Er ſtarb den 14. Auni 1828 zu wg ser | 


aigemeinen Adıtung torgen ſeines fittlichreinen Lebenn. 

Stewart (Charles William, Lard), feit — ara vong ande 
derry, Halbbruder des Minifters d, N. (f. d,), beit. Generalintunus „ud 
ſich bekannt als Lord Charles Stewart in. der Geſchichte des beit. Dei 
brie. Diplomatie. Er mar Befandter in Berlin, ſchlas die Carwentien 
_ ab, folgte dann old Militaircomamiffaix ber hrit. Magierung 

me miskumbeten Monarchen in bein Fepuge van 1814, it Dan 
Erhebung Parik 1814, wor dann eines wen. ken keit. 
Gensteffe zu Wim, ging hierauf als außerordenst. Foſanpter nach Nerike, 2892 













— — — — 


— 





— On — — — — — Oo wm WE — WE — 


— ⸗ — — — — — — — — — — 


Stewart (Sir Bilim) Sticen 707 


aber ald Votſchafter nach Wien, wo 1823 Ste Henry Wehlesley an ſeine Stelle 
trat. Ein entfernter Verwandter von ihm ift: ! 

Stewart (Sie William), beit. Generallleut. ſeit 1813, Ritter des Bath, 
des Thurm⸗ und Schwertordens u. ſ. w. Er iſt der 4. Sohn des verſt. Earl von 
Galloway, und dient in der beit. Armee ſeit 1786. Er focht uͤberhaupt in 17 Felb⸗ 
— mie Auszeichnung und warb mehrmals verwundet; auch bezeugte ihm das 

lament oͤfters den Dank ber Nation. Nachdem ee ſeit 1793 in Weſtindien als 
Stabsofficier gebient hatte, begab er fi 1799 auf das fefte Raub und diente in 
Schwaben, in der Schweiz und In Italien unter dem Erzherzog Rarl, dem Feld⸗ 
marſchall Suwaroff u. dem General Korfaloff. Dann führte er bei mehren lmter- 
nehmungen der Briten zur See die Landungsſtrupyen bei Kerrol 1800, in Sicilien, 
in gppten uud 1809 auf der Infel Walcheren an. Hierauf befchligte er Heerabthel⸗ 
kungen in Portugal und Spanien von 1810 — 14, ;. B bei ben Schlachten von 
Bufaco, Albuera, Vittorla, in ben Pyrenaͤen, bei Orthes und bei Zouloufe. 20, 

Steyermark, f. Steiermark. - 

Sthenie (auch Hyperſthenie, von Urzeo, über, und o9eyoc, Kraft, ſtam⸗ 
mend) iſt im Brown'ſchen Syſtem und ber Darauf gebauten Erregungstheorie 
(f.d.) diejenige Form der Krankheit, welche in vermehrter Erregung beſteht, die 
Fi während ber Anlage durch vermehrte Werrichtungen des Körpers und Geiſtes, 
in ber Krankheit felbſt aber durch Vermehrung einiger, und daher ruͤhrende Stoͤ⸗ 
ung andrer Wertichtumgen Bund gibt. Urſache ber Sthenie iſt beſonders bie ſtheni⸗ 
fe Anlage und ale Äußere Reize, wenn fie fchnell und Eräftig wirken. Die Syn⸗ 
ptome bei entfichenber Krankheit follen folgenbe fein: ſtarker Froſt, Mattigkeit und 
Muͤbigkeit, wie nach ſtarker Arbeit, der Puls ſchnell, ſtark und hart, die Hitze 
heftig, der Durſt geoß, bie Abfonderungen unterdrädt, der Stuhlgang verstopft, 
die Haut trocken, der Mein roth, Entzimbungen und Hautausſchlaͤge. Bei ber 
Heilung findet die einzige Anzeige flatt, bie Erregung fo zu vermindern, daß ber 
Mittelgrad derfelben, von dem bie Geſundheit abhängt, wiederhergeſtellt wird; 
und es gefchleht dies befonders durch das Entziehen gewohnter Reize, ber Säfte. 
Us wirkfamftes Mittel wird Daher Blutlafſen und ferner aud) das Purgiren und. 
Vomiren empfohlen. Eine kuͤhie Temperatur, Enthaltung von Speiſen, waͤfſe⸗ 
rige Getraͤnke, Enthaltung von Anſtrengungen des Geiſtes wirken ähnlich und 
unterſtuͤtzen obige Mittel, die nad) dem Grade der Sthenie in verſchiedener Staͤrke 
angewendet werben ſollen. Wird die Sthenie nicht gehoben, fo geht fie in indirecte 
Aſthenie uber (ſ. d.). 

Stheno, eine der Gorgonen (ſ. d.). ee | 
Stihomantie (griech.) heißt eine Wahrfagung buchd Loos, deren 
man fich ſchon bei den Roͤmern auf folgende Weiſe bediente. Maͤn fchrieb Verſe 
aus dem fibylliniſchen Büchern auf Heine Zettel, mengte biefe in einem Gefäße uns 
tee einander und zog dann eins heraus, um dadurch fein künftiges Schickſal zu er⸗ 
fehren. KAhnliches Spiel wird unter den Chriften mit der Wibel getrieben. Man 
ſteckt eine Nadel aufs Ungefähe zwiſchen die Blätter der zugefchlagenen Bibel, öffnet 
fie, wo die Nabel haftet, und der Vers, ben dieſe eben getvoffen hat, muß als 
Drakelſpruch, nach wahrſcheinlicher Auslegung, über ſchwaͤnkende Entfchiäffe und 
huftige Schickſale entfcheiden. Unter ben Herrnhutern umb Methodiſten iſt biefe 
Urt von Schemauntie ſehr gewoͤhnlichh 

Stäoͤcken if die Kunſt, mir Jaͤden auf allerhand Zeuchen mittelſt der Na⸗ 
del Zeichnungen, Schriften und Verzierungen aller Art anpubeingen. Gie iſt ver⸗ 
ſchieden nach den Sioffen, In weiche, nad) der Beſchaffenhekt und Farbe der Foͤ⸗ 
den, wit welchen, und nach der Axt, In weicher geſtickt wird Diele Kanſt wurde 
Im Morgentande erfunden, wahrſcheinüch von den Phryglern. Zu Moſes s Zeiten 
war Ahailab, aus dem Scamme Dan, ae guter Eier kam, GERA FREE 
4 





708 Stickſtoff GStieglitz 
von Sidon galten ſchon vor dem trojaniſchen Kriege für beruͤhmte Scckerlumen. 
Obſchon die Griechen die Erfindung der der Minerva beilegten, ſo iſt 
e6 doch gewiß, daß fie durch bie Perſer nach Griechenland gekommen. Der König 
von Pergamus, Attalus (fl. 621 nach Erbauung Roms), erfand bie Kunſt, mit 
Goldfaͤden zus ſticken. In neuern Zeiten iſt dieſe Kunſt noch mehr erweitert warden. 
1782 erfanden 3 Fraͤulein v. Wyllich im Handverifchen die Kunſt, mit Menſchen⸗ 
haaren zu ſticken. Nachher hat man mit Glasperlen, Chenille u. dal., flache und 
erhabene Arbeit geliefert. | 

Stilftoff, Azote, d. 1. lebenvernichtend, iſt ein allgemein verbreiteter 
Stoff, ber als Beſtandtheil namentlich dem Thierreiche angehört. Er entwickelt 
fich aus den faulenden Organismen, ſowie während ihres Berbrennens mit Ihrem 
Waſſerſtoff verbunden, als fluͤchtiges Laugenſalz. Luftfoͤrmig, als Stickluft oder 
mephitiſche Luft, iſt er ein beſtaͤndiger Beſtandtheil der atmoſphaͤriſchen Luft zur 
ſchraͤnkt bie heftige Wirkung bes Sauerſtoffes auf die Verbrennungsproceſſe unb 
das Athmen ber Thiere etwas ein, weil ex ſelbſt allein weber dad Verbrenuen.nod 
das Athmen unterhalten kann. (Vgl Gas und Atmoſphaͤre und John’ „Dan 
woͤrterb. ber Chemie”, 4. Thl.) ! S RR: 

Stieglik (Ehriſtian Lubioig), Dr., Dompropft des Collegialſtifts zu Mur 
zen und Proconful zu Leipzig, wo er am 12. Dec 1756 geboren ward. Ex flamumzt 
aus einer um Leipzig fehe verdienten Familie. Sein Ururgroßvater kam bei ben 
im 17. Jahrh. Aber die Proteflanten in Böhmen ergangenen Berfolgungen ned 
Leipzig. Sein Vater und Großvater, welche beibe biefelben Taufnamen (Ehrif. 
Ludw.) führten, waren verdiente Mitglieder bes leipziger MagifirntscoWegiume. 
Die Vortrefflichkeie ihres Charakters pflanzte fi auch auf Sohn und Enkel fert. 
Der Lettere erhielt in feiner Vaterſtadt feine erfle wiſſenſchaftliche Bildung, weiche 
auch daburch gewann, daß er Mitglied eines Vereins wurde, in welchem fich 
damals lebende junge Gelehrte mit Vorleſen und Beurtheilen der von den FRAU 
gliebern verfestigten Bebichte und andern Ausarbeitungen beſchaͤftigten. 3* 
Folge trat er ſelbſt als Dichter auf in ſeinemTaſchenbuch für 1802, „Ba 
burg, ein Gedicht in 8 Gefängen‘‘ (1801). 1784 warb er Dr. der Rechte, kam 
1792 in das Magiſtratscollegium, In welchem er 1823 zum Proconſulate hinauf 
ruͤckte. Als Mitglied des Magiſtrats machte ex fich u. a. auch durch bie neue Be⸗ 
beitung ber muſterhaften leipziger Feuerordnung von 1810 verdient. — ESt & 
nicht nur einer unferer gruͤndlichſten und geſchmackbollſten Kenner ber bürgerlichen 
und Afthetifchen, der Altern und neuen Baukunſt welcher zu manchem, arditekten. 
Kunftgebilden Idee und Plan gab, fonbem auch vorzüglich ein Idharffinniger For 
ſcher der Sefchichte dieſer Kunſt. Außer mehren, bem Gebiete ber (hömen Bin 
fchaften und Künfte überhaupt angehoͤrigen Schriften machte er ſich A 
befannt durch mehre in die Archäologie einfchlagende Werke, als: „„Werfurt eine 
Einrichtung antiker Muͤnzſammlungen zur Erläuterung ber Geſchlchte ber Humf 
des Alterthuume” (1809) ; „Ackäologifche Unterhaltungen‘ (über bie Malerfuten 
ber Griechen, 1817 , über Vitruv, alte Münykunde, 1820). Ein babe Sm 
bienft erwarb er ſich aber auch insbeſondere durch feine Schriften über bie Baukun 
und durch bie zahlreichen Abhandlungen über biefen Grgenftanb in ber „Neuen BD) 


bliothek der ſchoͤnen Wiffenfchaften (3.8. über ben Gebrauch ber Broreslemunı 


Arabesken, auch befonders abgebrudt 1790, über ben Gelchmad. in ber Bas: 
kunft), in Blotz's „Gartenkunſt“, in Weißes „Mufeum für bie ächfifce Er 
hichte”, in Grohmann's „Woͤrterbuch“, und in mehren Zeitifcheiften, Tonele in 

ch und Gruber's „Encyklopaͤdie“. Im feiner „Encnklopäbie ber birgedlichen 
Baukunſt“ (5 Bde., mit 118 Kupfert., 1792 — 08) finbet mam. alle Köcher bir 
fer Kunft fo melflechaft behandelt, daß biefe® Werk als ein unentbebrlichee Dank 
buch für Baumeifter, Staat» und Landwirthe anziehen ift/_ Sein uBelb um. 








— — — 


To — — — nn — — 


iz z—— — — — — 


| Stiergefechte 708 


gen aus der ſchoͤnen Baukunſt (mit 115 Kupfert. 2. Aufl., Leipz. 1805), geben 
andy ein ruͤhmliches Zeugniß von der Geſchicklichkeit des Herausgebers in ber 44 


nenkunſt. Fuͤr ſeine genaue Bekanntſchaft mit der Geſchichte ber Baukunſt findet 


man ſchon Belege in feiner „Geſchichte der Baukunſt der Alten“ (1792); in feiner 
„Archäologie der Baukunſt ber Griechen und Römer” (2 Tpte., 1801), und m 
feiner „Baubunft der Alten, nebſt einem architektonifchen Woͤrterbuche in mehren 
Sprachen” (mit Kyfen. 17%). U. A. verdankt Ihm die Geſchichte ber Bau⸗ 
kunſt auch die genaue Unterſcheidung des fo oft verwwechfelten neugriechiſchen und 
atabiſchen Geſchmacks von der rein gothiſchen Bauart, deren tiefes Studium jegt 

u den 'Seblingöriffenfchaften des ımernrübeten St. gehört. Eine Ftucht diefer 
—* erfreut fich die Kunſtwelt ſchon in der Schrift: „Non altbeutſcher Bau⸗ 
kunſt“ (Leipz. 1820, 4., mit 34 Foliokupfert); und ſeine, Geſchichte der Baus 
kunſt vom fruͤheſten Alterthume bis in die neueſten Zeiten” (Näenb. 1827). Hier 
mit verbinden ſich feine genauen Forſchungen in der Geſchichte der Freimaurerel. 
Möge biefer ats Mitglied des Magiſtrats und ats Schriftſteller fo verdienſtvslle 
Mann, welcher and Senior der fchon Aber ein Jahrh. beſtehenden beutfchen Ge⸗ 
fenfhaft und Progranımatift des (im Aug. 1824 gegründeten) fächfifchen Wexein® 
für Erforſchung und Bewahrung vaterländifcher Alterthuͤmer in Leipzig iſt, fün die 
— mit fo unermuͤdetem Fleiße und tiefer Einficht gepflegte Kunſt —— 

en! 41. 

Slkierge fechte gehören zu den Lieblingsvergnuͤgungen ber Gpanier, bie, 
wie die meiſten Länder bes Suͤdens, öffentliche Kampf > und Schaufpiele, bei denen 
es auf koͤrperliche Stärke und Gewandtheit ankommt, Teiderfchaftiich lieben. Da⸗ 
ber haben atıch bie fchärffken Verbote der Päpfte bie &panier nicht dahin bringen 
Finnen, biefer Luſtbarkeit zu entfagen. Karl IV. bob fie auf. Joſeph ſtellte fie wies 
ber her. Die Säle, daß Menſchen bei dieſen Kampffpielen getöbtet werden, find 
fehr felten. Die glänzenden Stiergefechte, welche der König ehemals bei feierlichen 
Gelegenheiten gab, verurſachten geoßen Aufwand. In der Hauptſtadt und in allen 
groͤßern Städten des Reichs werben dieſe Stiergefechte (die Spanier unterfcheiden 
den Toreo, worin ber Stier getöbtet wird, und ben Corrida de novillos, wo 
ber Stier, der auf den Spitzen der Hoͤrner leberne Kugeln hat (novillo embolado), 
bloß geneckt und wild gemacht wird, entweder von Privatunternehmern ober für 
Blechmung einer Öffentlichen Gaffe veranflaltet. Zu Madrid werden den Som⸗ 
mer hindurch regelmaͤßlg 2 Mal in jeder Woche für Rechnung des allgemeinen 
Hoſpitals Stiergefechte gegeben. Die gemölnliche Einnahme bei einem ſolchen 
Schauſpiele wird auf 2000, und die Ausgabe (mozu befonbers die Besahlung ber 
Fechter gehört, deren jeder feinen beſtimmten Bohn erhält) auf LOOO Piafter ange 
geben. Dieſe Spiele werden zu Madrid in bem Coliseo de los Toros gehalten, 


"einem Circus, mit ſtufenweiſen Sigen umgeben, über welchen fich eine Reihe Logen 


erhebt. Alles erfcheint dabei in Pug. Die Fechter, welche biefes Geſchaͤft als ihr 
eigentliche® Gewerbe treiben, kommen In einem bunten, feierlichen Zuge, von einer 
Mogiftxatöperfom geführt, zu dem Kampfplatze; fie find von verfchiebener Art: 
Dicadores (Piqueurs), Fechter zu Pferde, in alter (panifcher Mittertracht; Ban⸗ 
derilleros, Gechter rad in kurzen bunten Waͤmschen mit Fahnen, und enblich 
ber Matabor (der Würger: deſſen Rame auch In unfern Kartenfpielen fein Uns 
fehen behauptet), ober der eigentliche Hauptfechhter. Sobald ber Corregldot bas 
Zeichen gibt, wirb der Stier aus dem Stalle aelaffen. Die Wicabures, die fi in 
bee Nähe aufgeſtellt haben, nehmen ben erften Angriff an. Wisweilen iwirb ein 

d verwundet, dann muß der Keiter fich durch fchnelle Flucht wetten. ine bes 
fondere Art Fußkaͤmpfer, Chulus, unterſtuͤgen bie Reiter, imbem fie ben Stier mit 
ihren Fahnen beſchaͤftigen und im Nothfall fich durch einen Sprung über bie bre> 
terne Wand, welche den Circus einfchließt, werten Binnen. Die Bahberilieroknma- 





740 Stift 

chen dann Ihre Kinfte: fie fuchen dem Stier Ihre Banbecktlas — astueipälkte, 

J — 
kleine Wiberhaken angebracht find zuhaͤngen; gelngt es ihnen, 

I ET Stler Um wichenb:tm 

Eirms umher Nun tatt der Matabor weht 


21 


einer dee Selere zus teraͤg, fo werben Hunde auf chenes If «e re 
gthen biämellen viete Pferde verloren. eng 
die Stlere. Es gibt auch burlooke Auftritte babel; man hat abgerichtete Affen, bie 
auf dere Nacken des tiert ſpringen, ohne vom ihm erreiche zu werden; zusam dun 
N end Ber, am benen er feine Wuth anetäßts auch Dexkiuiken 





find die Klöfter (ſſ.. d.), nach beten Motgange fie ba0 
ben der Geiſtlichen an Kathedral⸗ und nn bidete, weiche jet, we 
die ihnen aͤhnlichen 





in der karolingiſchen Monarchie geſetzlich und bald bei alas Domkisdhem ber 
nifchen Chriſtenheit nachgeahmt wurde. Seitdem machten bie Geiſttichen > 
an EN. und Collegiatkicchen mit ihren Biſchoͤſen ober Dem, 
wie bie Conventualen in ben Kloͤſtern mit ihren Äbten, ein engoerbeucdencs Men 
zes aus. Ste wohnten in Einem Gebäude (Muͤnſter), ſchliefen In ine: Gach 
ſpeiſten an Einer Tafel zuſammen und wurden von dem Ertrage eines Adlich vu 
Otifesgäter und Zehnten, den bee Biſchof aber Darum zu Ihrem: Nusuchute ib 
ſAmmte, mit jedem Lebensbebärfnifle verſorgt. Wegen Ih "us helfen, wi 
Briäbde ber Keuſchheit, Armuth und des Gehorfangs Gramm Ha been (1: Babel | 
gebundenen Lebms erhielten fie ben Nanıen Kanenith, rambia ala Gais 
m die Rechte eines geiftichen Senats (Capitel), des fein Biſchef WER 
Deean berathend zur Seite fleht, wie das Collegium der Cmwbinäls. benz Pape 
So bildeten fich bie Domcapitel, beren Glieder, bie Aenoniken; u Gap tel 
— - en nannten, 2*2* 
den Beſfttz eines mten Antheils dee zu ihnen Bleche 9 
Prataten immens meht beſchraͤnken, je 


nrißte mehr 

Söhne aus abeligen Familien in ihre Mittr daten, und von theen 
wie von den Fatſten unterflügt, —— — 
VWilxkaͤr unabhängig me machen wußten.: Schou im 14: Jahch⸗ 
der Verpflichtung deB Zuſammenwohnens (Slauſur) uud bau Butkbie 
meh, genofſen die ihmen angewieſenen Tafelzehnten ober. Präberiuit: update 
befonden Antiswohnungen, und vernadiäffigen Immer arhr —— 


























ef _ 1 


fortfuhren. Sie erdarben bie Befugniß, über bie Aufnahme neuer Sapitularen 
zu entfcheiben, bei Vacanzen (Sedisvatanzen) durch Ihre ‚älteften lieder das 
biſchoͤft. Amt zu verwalten und die Regierung ber Stiftslande zu führen, den 
netten Biſchof aus ihrer Mitte zu wählen und ihn durch förmliche Conſtitutionen 
ze Beſtaͤtigung Hrer Rechte zu noͤthigen. Im 14. Jahrh. fingen bir Capitel 
on, ſich auf eine beſtinmnte Anzahl von Capitularen zu beſchraͤnken, um ben zu⸗ 
beingtichen Empfehlungen der Päpfle und Fuͤrſten und dem willküͤrlichen Ber 
leihungen und Theilungen ber Präbenden, die ſich bie Biſchoͤfe zu Gunſten ihret - 
Schäslinge erlaubten, Einhalt zu thun. So entflanden Capitula elausa, ge⸗ 
ſchloſſene Capitel, von feflgefegter, wenn ſchon nach Verhaͤltniß des Herkommens 
und der Stiftögäter nit bei allen Stiftern gleiche Anzahl, bie bei den reiche: 
unmittelbarer beutfihen Hochſtiftern und Erzſtiftern (in ben Gapitehs ber Vigthü⸗ 
mer und Erzbiothuͤmer) von altem Abel fein und ihre Stiftsfähigkeit buch 16 Ah⸗ 
nen beweiſen mußten. Während nun diefe adellgen Gapitulaten fidy ben Genuß 
aller Rechte ihrer Kanonikate vorbehielten, wurden ihre Pflichten dem regulirten 
Thorhetren, beren moͤnchſartige Vereinigungen ſchon feit dem 12. Jahrh. blähten, 
aufgelegt. Daher fchreibt fich der Unterſchied der weRtichen Chorherten (Canoniei 
seoulares), welche die eigentlichen Capitularen find, von den regußirten Chor 
herren (Canoniei ragulares), welche die Moͤnchsgeluͤbde ablegen und theile foͤrm⸗ 
ich in Kloͤſtern zuſammenleben und nach Art ber geiftiichen Orden mehre Songre⸗ 
zationen (f. Orden, geifliche) bilden, theilß zu Verrichtung des Kirchendienſtes 
vet den Kathedralen gebraucht werden, aber auch dann weder an ben Präbenden, 
roch an dem Stimmrecht ber Capitel Uncheil haben. In Stiftern, welche dergl. 
Regular⸗Kanoniker nicht aufnehmen mochten, find bürgerliche Kleriker als Doms» 
yicare angeſtellt, um für eine geringe Beſoldung die Bicchlichen Geſchaͤfte der Ser 
nlar⸗Domherren zu verfehen. Zu den Capiteln gehösen biefe Bicare ebenfo we⸗ 
tig als die tegulisten Ghorherren. Bis auf unfere Zeiten haben bie weltitihen 
Dombhetten, bie ihren geiftlichen Stand mr noch durch die Beobachtung der Ehe: 
ofigkeit und des Behorfams gegen ihre Prälaten beurkunden, die Freiheit behaup⸗ 
et, ihre Einkünfte zu verzehren wo fie wollen, wenn fie nur eine gewiſſe Zeit des 
Rieheniahrs Mefibenz halten und fich zu den Sitzungen des Capitels einfinden. 
Erfpertanten ihrer Pfruͤnden und Titel find bie Domicellaren oder Canoniei mi- 
sores, welche zur Anmartfchaft auf die Rechte und Einkünfte der Sapitularen, - 
vie im Vergleich mit ihnen Canoniel majoren heißen, vermoͤge einer meift von Fa⸗ 
nilienverbindungen und Einlaufsgeldern abhängigen Wahl der Gapitel gelangen. 
Bie müffen wenigſtens 14 3. alt fein, und bei dem Scrutinium ihre Gafchicküch⸗ 
eit im Lateinleſen und Singen, ſowle das fliftöfühige Alter ihres Adels beweifen. 
Bei eintretender Vacanz eine Domherrnſtelle rückt ber Älteſte unter ihnen in das 
Sapitel ein, muß aber vorher ein Probejahr hindurch bei ber Kathedrale ohne Eins 
Unfte Reffdenz halten und in Perſon ben Gottesdienſt abwarten, bie Horas fin> 
on und a. Kirchendienſte verrichten, wobei ex für jedes Verſehen um Gald geffcaft 
oird. DaB wefentlihe Hecht des Kanomilats, Sis und Stimme im Chor und 
Sapite$, haben alte Gapitularen mit eimanber gemein, boch findet nach Berhältnifi 
er Dauer ihrer Thellnahme am Capitel eine Nangorbuumg und Stufenfolge ber 
Einkäufe unser ihnen flatt, und die Älteſten führen bie Amiestitel: Propft, 
Dechant, Genior, Sqholaſticus, Eantor und Cuſtes. Die beiben Erften find, 
sie der im Range dem Biſchef am naͤchſten ſtehende Coadjutor (ermählter Nach— 
oiger des Biihofs), Praͤlaten des Kitche. Der Domptopſt hat ben Vorſitz im 
zapitel und haͤlt als Vertreter deſſelben bei dem Biſchofe beſtaͤndig Reſibenz; der 
domdechaut führt Die Aufficht Aber die Domlcellaten; ber Domſcholaſtieus und 
Yommwantor haben ihre Titel von ben -fonft mit ihren Kanonikaten verbunbenen 
ehrerſtellen am der Stifteſchule. Die Prieſterweihe erhalten nur ſolche Sechiat⸗ 





| 7 Stift 


Doraherren, die zugleich wirküch ein geiſtliches Amt bekleiden. Vor ber durch 
ben Reichsdeputatonſhauptſchluß vom 25. Febr. 1803 verfügten ——— 
Hatten die deutſchen Erz⸗ und Hochſtifter Mainz, Trier, Köln, Salzburg, Bam 
berg, Molirzbung, Worms, Eichſtadt, Speier, Konftan, Augsburg. ‚Dilbeiheim, 
Paderborn, Burlfingen, Regensburg, Miſſau, Krient, Beizen, Bafel,. Muͤnſter, 
Dönabuhe, Luͤttich, Thbeck und Chur, fowis bie Propſteien Eiuangen, un. 
gaben x., bie gefürfteten Abtelen Fulda, Korvey, Kempten. x. 
Stimmrecht auf dem Roeichsſtage, daher. fie unmittelbare Stifter hießen u * 
Fuͤrſtenthuͤmern gleich geachtet wurden. Anderwaͤrts hatte es auch wor biefer 
Secularifation Beine unmittelbare, mit politifchen Siouverainetättreckten begabt: 
Stifter gegeben; doch war bie Werfaffung der Domcapitel auch. bei denienige 
beutfchen Erz» und Hochſtiftern beibehalten worbem,: welche zur Beit ber Refoume- 
tion zum Peoteflantismus Abergetzeten waren. Die Verwendang bed Papflıs 
mb Fuͤrſten, welche biefe abgefallmen Stifter immer noch wieder in den 
Schoß der Kiche zuruͤckzubringen hofften, ficherte Ihnen auch. ine tweſtfaͤtiſchen 
Friedin ben Genuß ihrer Güter und Rechte, ausgenommen bie mit ee 
Gonfeſſton unvertraͤgliche biſchoͤft. Würde und bie Landeshoheit, welche — 
Surfen: zufiel. Nut das ganz proteſt. Bisthum Luͤbeck und daß genuſchte, aus 
kath. rd proteſt. Capitularen zuſammengeſetzte Domcapitel zu Onabruͤck, deſſo 
Biſchof abwechſelnd ein Katholik und ein evangel. Prinz aus dem Haufe Hanora 
fein follte, behaupteten die Reichtunmittelbatkeit und die Bifhofswahl.. Tapt fie 
alle Stlfter mittelbar, d. h. in buͤrgerlichen und Stift6angelegenheiten ber Bauden⸗ 


hoheit berimigen Fuͤrſten untergeben, in beren Gebiet ihre Güter liegen. Diebe 








pitlasen ber feculaifieten Stifter wurden in Folge jenes Neihöreputatienäheuge 


ſchluſſes, wie ihre auf das geiftliche Amt eingeſchraͤnkten Biſchoͤfe, auf Penis 
gefegt und Aber bie fernere Fortdauer ihrer Domicapitel fo wenig beruhigt, daß ⸗ 
nur uf das Ermeffen ber Fuͤrſten und bie un bed Papſtes aulomem, 
wie lange es noch weltliche Domherren geben ſoll. Die überrheinifchen Domcapi 
tel — unter franz. Hoheit völlig aufgehoben worben und koͤnnen auch moch ber 
Ruͤckkehr ihrer ehemaligen Lande unter den Scepter deutfcher Fuürſten von dem 
deutfchen Bundestage nicht mehr, als die Sicherftellung dee Unterhaltung ihen 
noch uͤbeigen Perfonald auf Lebenszeit, aber keineswegs eine Wiederherflelen; 
ihrer ehemaligen Bluͤthe erwarten. Das Domcapitel zu Muͤnſter hat feims. Pe 
vateschte zwar auch unter Napoleon zu behaupten gewußt, iſt — vom fein! 





jegiyer Landeöheren, dem Könige von Preußen, nur einſtweilen in feiner biäherign 


Form amerlannt worden, um unter paͤpſtlicher Mitwirkung fe umgebilbet zu we: 
den, daß die Ausfchließung ber NRichtabeligen, bie Zulaſſung von Minderjahrige⸗ 
¶ Domicellaren) und Nichtgelehrten, und überhaupt von Perfonen, bie Dem Dil 

der Kirche nicht ihr ganzes: Reben widmen, völlig aufhören und sine deu kirchüichen 
Zweck und den Foderungen des Ze angemeſſenere Verfaſſung am bie Eitele 
ber biſsherigen trete. Aus dieſem B läßt fich erkennen, welches Schickfal di 
Anſpruͤche des alten Adels auf den ausſchlleßlichen Genuß ber Pfruͤnben vom as 
dern dentſchen Stiftern haben werden, wenn auch biefe Stifter ſelbſt ne vernder⸗ 
ter Sorm fortbeſtehen ſollten. Die meiſte Hoffnung auf eine 


ungeflöute Fortdat 
koͤnnen ſich gewiß Diejenigen machen, welche entweder ſchon bisher abadezciſche 


Lehren, doren Beſoldung daderch erhoͤht wurde, aufnchmen mußten, wie in ben 
evangel. Hochſtiftern Meißen und Merſeburg je 2 Domherreuftellen den heiten 
alteſten Doctoren und Poeſeſſoren der Theologie und Jurlaprudenz in Bilpgig ge 
hoͤren, oder ganz in den Händen von Gelehrten und wirklich beamteten Neiſtlichen 
find. In diefem legten Sohle befinden ſich bie meiſten Cellegiatſifter weiche auch 
Neben « und Unterſtifter heißen, weil fie, wenn ber Papft —— nicht eximirt md 
feinem Stuhle unmittelbar untergeben bat, zu dem Sprengel eines Hochſtifts ge 


Stift J 716 


hoͤren. Auch. bie Eollegiatſtifter bilden Capidel unter dem Vorfitze eines Prapſtis 
ober Dechanten, ber ein Praͤlat ber Kirche und ber eigentliche Herr und Verwoalter 
ber Stiftögiter if. Unter ihm flehen dev Senior, Scholaſticus und Cantor; bie 
übrigen Gapitularen heißen nicht Domherren, fonbern Kanonici, amd ihre Kirche 
nicht Kathedrale, fordern Collegiatkirche. Übrigene haben die Gapitel ber Colles 
giatflifter in Anfehung des Wahlrechtes ihrer Glieder und ber Berathung mit ih⸗ 
rem Dechanten ober Propſte eine den Domcapiteln ähnliche Verfaſſung, nur find 
Die Kanonici bei den kath. Stiftern dieſer Art in ber Megel birgerlicher Herkunft 
und ſtets wirklich ordiniete Beiftliche,, die entweder befländig Nefiben; halten ober 
Pfartaͤmter bekieiden, die Vicarien aber, die ben Dienft bei der Stiftekirche ver: 
richten, die Srfpectanten ihrer Pfrünben, wie bie Domicellaren bei ben Hochfliftern. 
Die Kanonikate und Präbenden der enangel. Collegiatflifter, 3. DB. in Zeil, wel⸗ 
ches zu Raumburg, in Wurzen, welches zu Meißen gehört, erhalten bürgerliche 
Gelehrte entweder als akademiſche Lehrer, oder zu Folge einer durd) Kamilienvar: 
bindungen und Einkaufögelder motivirien Wahl, oder kraft einer landesherrlichen 
Berleihung, wie im Preußiſchen, wo ber König als oberſter Bifchof ber prutefi. 
Kirche gewiſſe Kanonikate zu vergeben hat. Ein ſolcher Kanonikus war Gleim zu 
Halberſtadt. Evangelifhe Domherren und Kanonic find an kein Geluͤbde gebun- 
ben. Duck) bie mis mehren beutfchen Ländern gefchloffenen Concordate mit bem 
roͤmiſchen Hofe find auch, In Preußen und Baiern z. B., fo viel neue Stifter 
entſtanden, als Biſchoͤfe und Erzbiſchoͤfe angefteltt wurben, und wenn fie noch nicht 
alle srganifirt find, fo ſtoͤßt es fi) nur an die noch obwaltenden Differenzen mit der 
roͤmiſchen Curie über die Wahlfaͤhigkeit der Capitularen. Außer diefen Erz⸗, 
Hochs und Unterfliftern gibt es noch weibliche Stifter, welche, wie bie männli 
chen, von zweifacher Gattung, entmeber geiftliche, ober freie meltliche find. Die 
geifllichen weiblichen Stifter. entflanden bucch die Vereinigung regulirter Chor: 
frauen (f. Orden, geiftliche), und gleihen ganz den Kiöftern, die freien welt: 

lichen weichen in ihrer Berfaffung nur dadurch von der Möflerlichen ab, daß bie 
Kanoniffinnen bloß das Gelübde der Keuſchheit und des Gehorſams gegen ihre 
Obern ablegen, doch ſich zur Armuth und Clauſur nicht verpflichten, und die Frei⸗ 
beit haben, bie ihnen vom Stift zufließenden Einkünfte zu verzehren wo fie wollen. 
Nur die Pröpftin, welchen Zitel die Vorſteherin führt, pflegt fich nebft einigen Kar 
noniſſinnen, die die Eldfterlihe Einfamkeit lieben ober fonft Eeinen Zufluchtsort 
soiffen, im Stiftögebäude aufzuhalten. Die priefterliche Localaufficht verfieht 


‚bei ſolchen Stiftern ein Propft und f. Sapläne verwalten den Kirchendienſt. Da 


ber ſtiftsfaͤhige Adel f. Toͤchtern das ausſchließliche Recht auf die Pfruͤnden biefer 


‚Stifter zu verfchaffen gewußt hat, werben fie insgemein freie weltadelige Damen⸗ 


Hifter, und ihre Kanoniſſinnen Stiftsbamen genannt. Außer der Beobachtung der 
Ehelofigkeit haben fie Erine Pflichten-zu erfüllen, und ihre Stellen find lediglich als 
anftändige Verforgungsmittel für unvermögenbe Fraͤulein zu beirachten. Doch 
machen: fi) einige Stifter dadurch gemeinnuͤtig, daß die Stiftsdamen jüngere 
Froaͤulein im Stiftsgebäube aufnehmen und erziehen. Diefer vernünftige Zweck 
iſt in dem evangel. Magbalenenflifte zu Altenburg verfaffungsmäfig, welches da⸗ 
her unter die vorzuͤglichſten Bildungsanſtalten für die weibliche Jugend des ſtifts⸗ 
faͤhigen Adels gehört. Das freie weltadelige Fraͤuleinfiift Joachimſtein in ber 
Oberlaufitz, welches feine Begründung ber Familie v. Ziegler und Klipphaufen 
verdankt, hat dagegen nur die. Beſtimmung, unvermoͤgenden, ledigen Fraͤulein 
aus dieſer und den ihr verwandten Famillen einen anſtaͤndigen Unterhalt zu gewaͤh⸗ 
ron: Die Voꝛſteherin deſſelben führt den Namen Stiftshofmeiſterin, und der bie 
Geſchaͤfte eines weltlichen Propſtes beforgenbe Aufſeher heißt Stiftsverweſer. Die 
Stiftedamen umb Fräulein ber proteſt. Stifter verlieren im Fall ihrer Verheira⸗ 
thung bie genoſſenen Präbenden. E. 


ru Sctuftshuͤtte Stiftung 
Stiftshätte, Bundeshätte (nadyter beraiteten 


Beratung ii 
Worten Stift, Bund, Verbindemg) heißt in Euther's Bibeluͤberſetzung das Melfes 
Bottesdienfte der 


> daß Mofed auf dem Berge aus Agypten nach Canaan zum 


Jeeaeliten verfertigen lieh. Wie * Belt, mar andy Diefeß- Reifegelt {o eingerid« 
Gthden beftinan: 


tet, daß es audeinandergenommen und im einzelnen von den dagt 
ten Geſchlechtern der Leviten getragen werben Eonnte. Wo die Israellten auf je 
nein Zuge vafleten, warde bie — —— und nahme einen Roum 
von I0 Eh in der Länge und 10 Ellen in der Breite ein. Ihre 
Seiten beſtanden aus 48 Abergoideten Breiten von Ataenhoiß, welch⸗ — 
goldene Ringe zufammengehalten und mit Pfaͤhlen in bie Erde 
den. Über dieſen Wänden hingen hier Decken von Leinwand, Kametot Sf 
und Bellen, — nagleich daB Dach bildeten. Die vordere, zum WUingang be 
filmmte Seite war mit einem an 5 ers Sefefligten Vorhange bebedit.. Das 
Innere theilte ein Zwiſchenvorhang. ber das Alterdeiigfi, dir hintere Abehelan 
don bem — der vordern ——æ— ſonderte. Im Heiligen ſtund Due U 
mit bu mgefäwerten Schanbroten, ber goldene Leuchter und ber Ruchtraus 
— —— weil hier bie Prieſter ihte Gebete und die rbtatiga 
Opfer Allerheiligſten wurde bi? Bundeslade vorwahrt, welt⸗ 
das moſaiſche Seins ober Tempelarchiv (anfangs nur die — Bee 
6. Der Dede dieſer Bade war an ber & Ecken mit bes allege 





tafein) inſichſchlo 
riſchen Figuren der Cherubim gefdumlckt und hieß des Gnadenſtuhl auf bei che 


theome, Rur der Hohepriefter ging einmal im Sabre am großen 
ir das Allerheiligſie, um für dab Bolk zu beten. Das Volk durfte nur den muiE weich 
umhangenen Säulen eingefriedigten Vorhof bre Seiſtshuͤtte betreten, in meiden 
= ihrem Eingange bie Aitäre und Seräthfchaften zu ben ——— Bauten. 
Die Zubereitung, und bie an Gold, Silber, Stickereien und Malereien fehr reiche 
Ausſchmuͤckung aller Beflandtheile biefer Wohnung Jehovas gibt einen Heben 
Begeiff von den Kunſtfertigkeiten, welche bie Ssraeliten ſich in Ägypten erwerben 
hatten. Die zum Theil Boftbaren und feltenen Stoffe konnte der a Schon ber 
Vebte Handel Arabiens ud Ägyptens ihnen zugeführt haben. @le-braditee Ne 
Stiftohuͤtte mit aach Canaan, wo fie während dee Kriege unter ben Richtern zuil 
dem Perſonal der dazu gehörigen Priefterfchaft abwechſelnd an verfihhebernm Die 
ten aufgeſtellt, doch ſtets der Verſammlungspunkt bee 12 Stämme war. Wellen: 
lich erfepte Salomon biefe® tragbare Gebaͤude, welches der Würde einer beſtͤau 
gen koͤnigl. Reſidenz wicht mehr entſprach, durch den von ihm erbauten yehdhtigen 
. S. Wpifton’6 „Befdrreib. der Stiftshuͤtte und bes Tempel) :B.: 
Stiftölicdhe, Doms, Hedflifts> ober bifhöfl. Kirche, ſ. Katpı: 
drale und Gollegiatiiftskiche. J 
Stiftung oder milde Stiftung (pie causa), eine Aufkalt; wichhe 
einen milbthäfigen ober frommen Endzweck hat, 3. B. Armen 
ee x. Eine milde Stiftung iſt nur dann eine moralifche Piprfom seh 
dat nut dann die Rechte derſelben, wenn fie vom Landetheern geſtiftet oder befkhe 
—— Solche milde Stiftungen genießen nad) dem gemeinen Recht much die Ber 
der Minderjaͤhrigen, nur muͤſſen fie wegen — Verletzuugen kinek 
halb — dm en an, wo fie Kunde von dem etlliterren Schaden 
erhielten, uns Wiedereinſetzung in ben vorigen Stanb (rortitutie in Inchegrraii en 
eapite minsrennitetie) nachfuchen. In marchen Ländern gehören die meiden 
Stiftungen auch zu den privilegirten — — 
a. Laͤndern find Veraͤußerungen unter Lebenden von Grunbſtuͤcken an une 
Eiche fo — — binfichtlich —* ——— Dokkkterkenent, 
RUE. 
d. h. Geluͤbde, bie auch ohne Annahme für den Gelobendin veibinbanb Find, "ges 





















= 


Etigma Stile 718 
drehen, uur muß das Geluͤbde ee gerechte Beraulaſſung — causam 
‚aber. Wer z. B. einer milden Stiftung wegen Befreiung aus einer Ge⸗ 
ahr ein Sdämt gelobt hat, kann vechtlich gezwungen werben, +8 zu 
Ba. aber keine — Veraulaaffung da, fe kann die Erfuͤlung d — 
eG wur 0. werden, wenn ber Gelobende ſchon mit ber Leiſtung an⸗ 


y.. ar ein emgebruchrte® Mai zum Raungeichen eines bega⸗ 
yenen Verbrech Bei den Römern wurden bes Sklaven, die geſtohlen hatten 
er. entlaufen kenven, getoiffe Buchſtaben zum Zeigen ihres Wergehens einge 
— ‚noch heutpitage es in einigen Laͤndern bei den zur Galeere Verurtheil⸗ 


uqo ober Stiliseo, ber beruͤhmte Müiifter des abenblaͤnd. Kaifers 
Honorius. Er war von Geburt ein Vandale, ſ. Vater ein Felbherr unter bem 
alfer Balınd , und er fh ſtieg durch ſ. Talente bis zum Magister weriusque 
xerchuis, dah bio zum Anführer ber Reiterei und ber Fußvoͤlker, und war bei 
Weis Kriegen des Theddoſtus gegenwaͤrtig. Diefer hatte ſ. Nichte Green mit ihm 
cmaͤhtt, welche ihm ben Eucherius und 2 Töchter, Marta und 
suchherige Gemahlimen bes Kaiſers Honorlus, gebar. Als Theodoſius das ni. 
ie Rei (395 n. Ehr.) unter f. Heiden Söhne theilte, uͤbergab er dem Ste. die 
Oberwommmbfchaft Aber den Honorius and. damit die ganze Regierung des a eci⸗ 
dentalifiben Kaiferchums (f.d.). Da Theodoſius ein eifriger Cheiſt war, 
[0 M e&wahrfcheintich, daß auch St. fich zum Cheiſtenthum bekannte. Bon man⸗ 
chen Sufchichtichreibern jener Zeit wird er ſehr geruͤhmt, von anberm getabeit. MU 
Bufinus, dem Vormunde bes Kaiſers Arcadins, gerieth ex in buftige 
ten, bie, — Beider Herrſchſucht entflammt, hoͤchſt verberbliche en 
hatten. Um ſich des Thrones zu bemächtigen, hatte Rufias bie Gothen — 
Alaritchi in das roͤmiſche Reich gerufen, — mit — Wuth Alles ver⸗ 
wuͤſtoten. St, ſchloß daher ein Buͤndniß mit den Franken und eilte mit einem 
Hoeren den Morzenlaͤndern zu Hälfe; durch die Raͤnke bes Rufinus aber werben 
bie Wötßer des Arcadius von ihm getrennt, fobaß er, ohne etwas unternehmen zu 
koͤnnen, zutlickkehten mußte. Indeſſen gelang es ihm doch, den allgemein gehaßten 
NRufinw- erworben zu laſſen und mit einem neuen Heere gegen die Gothen aufzu⸗ 
btechen. Er erfocht in Griechenland einige Vortheile uͤber ſie, mußte ſich aber auf 
VBefehl des Arcadius zuricckziehen, weil deſſen Staatsminiſter Eutropins ihn zu eis 
wen Irkeden mit dem Alarich beredet hatte, und St. wurde nun ſogar für einen 
Feind erklärt. Ex, ber gern auch die Verwaltung ber morgenlaͤndiſchen Provimgen 
gchabt haͤtte, ruͤſtete ſich nun zu emem Zuge nach Griechenland, wurde aber durch 
Empoͤrungen, welche Eutropins In Afrika anſtiftete, darau verhindert; nachdem 
dieſe geſtillt women, kam eine Unsföhnmg zwiſchen dem beiden Kalſern zu Stande. 
Balb — datte Itallen heftige Anfaͤle don den Gothen unter Alarich auszu⸗ 
Reben: St., durch innere Uneinigkeiten bei ben Barbaren unterſtuͤtzt, befiente fie 
nal. ABB Or), Sam fen, Di 
sur, wur dv nene von gen; gen 8 
Gatien gzoſtenthello derch bie Einbruͤche ber Alanen, Vandalen und Sueven ver» 


el Fa ea a len Emalisran Ma un ge⸗ 
finderchutte, Heß beufelben, feine großen Verdienſte nicht achtend, vollen 
ii (408) hinrichten, wennte fich von ber Sheemantia,, die 





. 116 J Stillleben Stimme 


1 na Dem Abe De Daria gran hatte, und zog St.s Timm 
er ein 

Stillleben nennt mau in der Malerei bie maleriſche Schilderung leb⸗ 
al Gegenſtaͤnde. Solche find todte Thiere (Milbpret, Geflügel, Fiſche), Sefchter 

auch wol Fruͤchte und Blumen dabei. Das Jutereffe an biefen Ges 
kann nur in dee Form, Anorbrrung und Beleuchtung beruhen; daher ge⸗ 
hören dieſe Stillleben zus den unterften Gattungen der Malerei. Unterifuat ſelbſt 
aber gibt 68° niedere oder höhere ————— Die niebern Darſtellurigen haben 
bloß den Zroeck, das Bogebene zu eopiren, durch treue Nachahmung ae si wie 
man ſagt, zu taͤuſchen, worunter man gewoͤhnlich auch nur die genaue —E 
der genannten Gegenſtaͤnde nach Form und Farbe verſteht. Das hoͤchſte abec 
was fich in dieſer Form hervorbringen laͤßt, iſt dennoch mır Kunſtſtuͤck ober Wert 
des Fleißes, wiche Kunſtwerk. Eine höhere Gattung des Stiltlebend if Wie, 
welche Hefe Begenftände durch Beleuchtung und Anordnung zu einens intereſſan⸗ 
ten Ganzen verbindet; bie hoͤchſte bie, welche diefem Ganzen durch eine eigen 
thuͤrnliche, doch nicht gefuchte Zuſammenſtellung zugleich eine geiſtvolle Beben 
tung; und damit bem an fih Todten ein poetifche® Reben gibt, wobet jener KU 
das Untergeordnete iſt. Unter jenen Darflellungen flieht man 3. B. eine wohlauf 
geputzte Küche, ein einladendes Fruͤhſtuͤck, eine von der Jagd miitgebrachte Meute, 
ehte — eine Maler⸗ oder uͤberhaupt Kuͤnſtlerſrube, welche den 
Ber charakteriſirt, welcher hier thätig if. Darin, daß dieſe Werke auf den feb: 
den Menſchen hinweiſen, Hegt meift das Elegiſche, was fie in ihrer Wirkun 
rn Ale große Maler in diefer Battung gelten die Niederländer van Are, Jeh 
But, Franz Sneyders, Dav. Koning, Joh. Werninx, Melch Hondekoeter, WW. 
Kalf und dan Streed. 

Stilles Meer, ein Name der Südfee (fd). 

* Stimme ifl ber Inbegriff der Töne, welche durch das Achmen der Yıkr 
hervorgebracht und namentlich in dem Kehllopfe erzeugt werben. Sie kann ke 
her aud) nur in den Thieren fich entwickeln, in denen das Reſpirationsſyſtern aut: 
gebildet und die Lunge und ber Kehlkopf toieklich vorhanden find. Biele Iyſekten 
bringen freilich mit Willkuͤr ein Geraͤuſch mit den Stügeln hervor, welches Yei 1% 
nen die Stelle der Stimme vertritt, aber nicht wirklich Stimme ift; tie Fiſche, 
obwol groß, aber nur durch Riemen athmend, find ſtumm; erſt in den Zub 
bien, bei denen 68 zue Bildung ber Lunge ımb des Larynx kommt, iſt fie vorban- 
den, aber noch beſchraͤnkt; denn ber Larynx iſt Hier noch wen ausgebildet, het 
keine Epiglottis, Ventrikeln und Wocalfaiten. In den Wögein dagegen, "In denm 

die Lunge und die Luft fo fehr vorherrſchen, in benen der Rarpnnr nicht aur — 
men ausgebildet iſt, ſondern bie auch da, wo die Luftroͤhrenaͤſte ſich helfen, cu 
zweite Stinimeige und uͤberdies noch zum Theil (bie Singvoͤgel naͤmlich) it den 
Bronchien mehre, der Vibration 2 Lamellen beſitzen, iſt fie reich art beit ver 
ſchiedenattigſten Toͤnen. Die Saͤugthlere befigen nur einen Kehlkopf, tind hir 
bildet fich der Ton durch ſtaͤrketes Ausathmen der Luft, indem die Binder dei 
Larynr entweder (nach Ferrein's Dem! gleich Gatten ik —— verſeg 
werben, bie nach bet verſchiedenen Anſpannung verſchiedene Toͤne gerofihren ff 


ſen, oder nad} Bedarf e — Dihen, In welchet der Ton auf de 


liche Weife, wie in den Blaöhrfivumenten, erzeugt wird, bie Hypothefe 

und Cuvier's, ober vielleicht auf beide Weile zugleich. Aber auch bie ber 

Luftroͤhre, Die vermehrt ober vermindert werben Bann, die Größe ber m. 

Verhaͤltniß zur Welte der Stimmeige, trägt wenigſtens sur Werft 

rige bei. Mehr aber wird fie modificirt durch bie m. durch die nn 

‚ geringere Laͤnge des Canals, der von der Stinmmige bis zur fö 
bifdet, und durch alle N Wilken Beriuberungen, bie bier noch der Ton ers 








Stimme x 917 


fahran kann. Huch ber Einfluß der Stimmmerven iſt bemetkenewerth; wierd ber 
Nerv auf der einen Seite durchſchnitten, ſo wird die Stimme ſchwaͤcher, wird et 
8 auf beiden Seiten, fo verſtummt fie natuͤrlich ganz und gar. Der poſitive Gal⸗ 
vanifche Polerzeugt hohe, der negative tiefe, dummpfe und heiſere Wæae, wenn fie 
auf den Stimmmerven wirken. Über die Erzeugung der Stimme vgl: Liscoviuss 
„Theocie ber Stimme” (2pg.-1814), welcher behauptet, fie entfiche durch das 
Hervorbringen des Athmens durch bie enge Öffnung ber Lufteähre:auf aͤhnliche 
Meife, wie die Töne bei dem Pfeifen mit dem Munde emifichen. Nach Gottſfr. 
Weber („Eicilia”, Bd. 1, &. 92) wirkt das Scimmorgan als toͤnenbdes Mem⸗ 
ran ober Lamelle auf ähnliche Weife, wie die Zungenmerke ber Drgel. — Wie bee 
ʒeutend und eigenthuͤmlich bie Geſchlechtsfunctionen auf die Stimme wirben, iſt 
yefannt, aber das Warum auch hier nicht erklaͤrt. Es geigt ſich aber biefer Ein 
fluß fehon in den Vögeln, bie zur Begattungszeit mit ihren Melodien ergoͤtzen; im 
Meibe, das nad der Mannbarkeit erſt Metall und ſichere Voͤlle der Stimme be⸗ 
ommt; in dem Manne am auffallendſten, der nach der Mannbarkeit und durch 
jiefsibe den ihm eigenthuͤmlichen Ton, Baß oder Tenor, erhält: Veraͤnderungen, 
Ye durch frühere. Entmannung verhindert werben. Aber auch viele andre Affectio⸗ 
nen des Organtemus, beſonders des Nervenſyſtems, erzeugen bedeutende Veraͤn⸗ 
erungen ber Stimme, bie dieſelbe in Krankheiten zu einem wichtigen Zeichen ma⸗ 
ben. Sie kann im krankhaften Zuftande entweder ganz fehlen (aphonie), ober 
krankhaft verändert fein (paraphonia, cacophonia). In bem Isgtren Kalle IM fie 
ntweder zu ſtark ober zu ſchwach, zu-tief (vox olangoas, wenn ſie zugleich zu 
tark, und raucitas graris, wenn fie zugleich zu ſchwach iſt), ober zu hoch (omy- 
honda ,.die wieder im die vox eucuriena s. rudens, die zugleich zu Hark, mb 
raueitas acuta,, die zugleich zu ſchwach iſt, zerfällt). Die mehrſten diefer Affectio⸗ 
nen kommen fpmptomatifch vor, nur felten wird die eine oder die andre als pris 
malge Krankheit beobachtet. Aus ihnen aber iſt ber Arzt gar oft im Stande, 
Schläffe auf das Weſen und die Gefahr der Krankheit zu machen, die Den feiten 
'clıgen werden, ber bie echte Beobachtumgsgabe befigt. Freilich laͤßt fich hier gar 
nicht Alles mis Worten roiedergeben ; was man beobachten kann; demn bie feinen 
Abſtufungen, die zahlloſen Unterſchiede Laffen fd; gar nicht gut beſchreiben und am 
venigften das Talent geben, die nachgeahmte Modulation von der natlislichen zu 
anterſcheiden. . Sin fehr ſchummes Zeichen ift aber befonders die Gtimmlofigkeit 
Aphonie), indem fie von Krampf, Schwäche und Lähmung erzeugt wird. Ruͤhrt 
ie von Krämpfen her, fo ift fie noch am wenigſten bedenklich; bie Schwäche aber, 
ie Stimmlofigkeit ergeugen Bann, iſt immer fehr guoß; von Lähmung heihrenb, 
ſt fie beinahe durchaus toͤdtlich. Iſt fie mit reizbarer Gomflitution verbunden, fo 
yentet fie anf ſtarke Congeflionen und nahen Schlagfluß, nadı ber Geburt auf Ger 
fahr und Zuckangen, in der Braͤune auf Erſtickung and Brand, in higigen Kranke 
heiten auf ſehr bedeutende Affectlon ber Senfihilieät bin. Die zu ſtarke Stimme 
ſt ein fehr gewöhnlicher Zufall in der Raſerei, die zu ſchwache gibt in Ipren Gra⸗ 
yen Kunde von ben uerfchlebenen Graden deu Schwaͤche. Die vox elangosa, bie 
ſo küngt, als ob Jemand in einm hohlen Topf foräche, gewaͤhrt in ben ſchwerern 
Krankheiten ein fehr boͤſes Beichem, wie z. B. in ee nach dam Kopfe, bei 
zallichtem Erbrechen, im Sonnenſtich, bei deu brandigm Bräune. Die Heiſerkeit, 
wobei die Stimme zu tief iſt, deutet Im Gallenfieber, im Scharlach, in ber fum 
zenſucht, Vruſtwaſſerſucht in ber Waſſerſchen sc. große Gefahr ans unbebenklich 
ft fie, wenn fie von dem Eintritt der Maunbarkeit, von Katarrh, eingeathmetem 
Staub veranlaßt wurbe. Die vox cnpuriens,s. rudens. », pipiens (welche klingt 
16 ob ein Hahn kraͤhete ober Eſel wichente) iſt pathognamifch in der haͤutigen 
Braͤume und im Keuchhuften, wird bisweilen auch in der Kopfwaſſerſucht und In 
‚ösartigen Blattern beobachtet, und iſt dann ein boͤſes Zeichen. Die rausitas 


wo Stimme (in der Ruf) 


euta rührt tells von denfelben Urſachen fer als bie raueitas gravis, anb Verl 
ext dann wenig im Urtheite; bei Hyſteriſchen zeigt fie — — 
n. Beine Menſchen verwandelt ſich bie Stimme in Sprache und Gefang, Yanıı 

e wird Empfindung und Vorſtellung kund gegeben. 

In der Mu fit wird mit dem Worte Stimme zunaͤchft bezeichnet Die auf den 
hyſiſchen Organen (des Halſes und der Kehle, in Werbung mit deni Ohre) bem- 
— Faͤhilgkeit, muſikaliſche Toͤne hervorzubringen und gu verbinden , Tomte auch 

je genthuͤmliche Beſchaffenheit der Toͤne ſelbſt. —* pre Siam⸗ beruht 
re auf der — — Kraft dr rn und Stinmnorgekee, unb du 
rt füch durch Deutlichkeit in der Angabe des mufleiiidhen Tons (Internatien, 
—28* Leichtigkeit, Stärke, Dauer, Gleichheie, Wohlklang und Fuͤlle der Kine: 
agegen natürliche Fehler oder Krankheit jener Organe (3.8. Engbruͤſtigkeit, ſchwe 
ye Runge) eine fehlerhafte und ſchlechte Stimme, ober Heiferkeit und aribre Din 
ei derſelben bewirken. = e Fehler — * 


umer mehr Umfang and Kraft Die meh und — 
). ober 10. Jahre beginnen; nie ihr 5* fd die —88 — Bu welche⸗ 
zeiten bie Singuͤbungen angeſtellt werden, wie Lange fie jedes Mal dauern, ſnuct, 
a welcher Haltung der ganze r, und insbeſondere bie —— Ai dc 
efinden follen, endlich —* dieſe Übungen ſelbſt ſtufenweiſe und zufauendiugenb 
ortfchrriten muͤſſen, um bie Stimme ganz zu beherrſchen, le 
der minder Allgemeinheit. Die Berfhleponheit der Summen if fo groß, als di⸗ 

er Individuen. —— —— 
erbundenen Staͤrke, Weichheit, Fülle und Klarheit, alien 4 
om dee Stimme, die man auch die 4 Stimmen nennt, am, Goyran 
ober Discant), Alt, Tenor ab Bas (ſ. d.). Die erfle hemmt man die Oben 
timme, auch Hauptſtimme, weil fie in bee Regel die Melodie hat, die Tegtere iſt fe 
igentliche Seundftimme, auf deren Tönen vie Meforde ruhen ‚die zwei micclen 
eißen Mittel . Auch gibt e8 Übergänge; fo unterſcheidet man z. B. den ie 
en Gopran von dem niebern oder halben Sopran (merso soprane), deu sehn 
Discant, welcher jedoch oft mit dem Alt zufammenfält, den hoben — von den 
Barytenor, und zwiſchen Tenor und Baß ben eigentlichen Barytono. Die Am 
Sompomiften gaben den Stimmen keinen fo pr — — (6. 
nun Jahrg 1820, & 20, — in der Stine 
mterſcheidet man wieder Stimmarten oder Stinmmegifter. S naͤmllch Dec⸗ 
kirume und Kopfſtinuue. Die Toͤne ber erſtern, glaubt man, ——* 
näßige Verengerung, die der letztern durch theilweiſe Verſchlleßung ber Bitimmmaeige 
ervorgebracht. Dann bat man das Verhaͤltniß der *4 Singſtimmen auch — die 
Inſtrumemtalmuſik uͤbergetragen, und radet = ba von 4 Stimmen wub 
— Satze, ſowie von 

mb Grundſtinnnen 














Discantſtimmen oder ——— et 
Bu dem erſtern gehoͤren die erſte Violine, die Fire, Guben 


‚ Pofaume, wie auch bas erſte Horn; zu den 


a Trompete | 

ie zweite Wholine, bie Viola, das zweite Born, bie zwelte Elarinette, zweite Due 
te. Die weiblichen Stimmen find von Natur Discantfiimmem ober Kicfiuumen; 
ie Knabenſtimmen, dem Zone nach, gewoͤhnlich Altſtimen, — auqc den 


Amfang des hohen Distants haben. Wei dem Ubertriti des Knaben in das Jing 
ingsalter veraͤndert fich die Stinme (f. Mutiren) und geht aus Diccaut über We 
n den Tenor oder Bas ober eine ber genanuten Zwiſchergattungen äber. Beuer 
vennt man auch, ohne Ruüͤckſicht auf dieſe Verhaͤttniſſe, jeden eine Giugfliumme 
wer einem Inſtrument⸗ —— Antheil an einem Tonſtuͤck St imame or 








— — — 








Stimmgabel Stipendien 719 

Pastie, mag nun derſelbe eutweder begleiten, aber Damptfiimme, ober Beibes ab⸗ 
wechſelnd fein ; dann, auf abgeleitete Weiſe, quch bie beſondere Abſchrift (Icheiftliche 
Verzeichnung) einer folchen Dastie, in welchem Sinne man bie ge ai tim 
men ber Partitur entgegenftelt. Die Belegung ber Partien durch — 
mente und Singſtimmen derſelben Art bewirkt den Unterſchied von offinmen 
und Ripienſtimmen. In den Sole = ober Principalftimmen befinden ſich diejenigen 
Stellen, welche ur einmal befegt vorgetragen werben follen. ine Ripienſtimme 
"Ausfüuftinem) enthält aber bloß die von mehren aber. allen Infiuuumenten vorpitzar 
zenden Stelen (tutti). Endlich wird auch Stimme din in ben Geigenin 
ufgerichtetes Stäbchen gmaasmt, eigentlich dar Stimmftod. (8. Violin en 

Stimmgabel,f. Stimmung 

Stimmilod, f. Stimme. | 

Stimmang, die mufitalifche, beſteht in dem Berhäiiffe, weiche 
ie Toͤne ber muſikaliſchen Inſtrumente ober Stimmen regelmäßig nach einem ges 
viffen dabei zum Grunde gelegten Tone erhalten. Diefe Beſtimmung nad) einem 
eſten Noxmalton (Stimmton genannt) if nothwendig, da ber Charakter ber ein⸗ 
zeinen Tonarten bayon ohhängt , welcher durch Erhöhung oder Erniedrigung veraͤn⸗ 
ver wird, ferner weil alle Inſtrumente und Stimmen in Höhe und Tiefe Ihre bes 
limmten Grenen haben, und namentlich dem Saͤnger wegen gewiſſer Abſchnitte 
ad Verhaͤliniſſe in feiner Stimme eine fefle Stimmung ſehr wuͤnſchenswerth iſt, 
um biefelbe mit Sicherheit bemmegen au koͤnnen. Um einen ſolchen Normalton zu bar 
eu , hedarf man eines toͤnenden Koͤrpers, beffen Ten fich fo wenig als möglich vers 
indart, Hierzu bediente man fich fonft der Stimmpfeife, einer hoͤlzernen Drefe, 
rch weldhe man einen Kon, obre auch (durch abgemeflened Herausziehen ber in 
ꝛinander gelchobenen Städe) die Töne einer ganzen Octave, wie fie auf bem her⸗ 
intuugsehenden Stuͤcke ſchriftlich verzeichnet End, angeben kann. Doch —— — Ton 
3er Stimmpfeife von dem ſtaͤrkern oher —— — Einblaſen abhängig, und 
qwankend und veraͤnderlich. Die Orgelſtimmer bebienen ſich zur "nes des 
»ffenen Pfeifenwerks des fogen. Scimmhorns, eines trichterfoͤrmigen Inſtru⸗ 
wonts, welches in bie Pfeife geſtecht wird. Gewoͤhnlicher und zweckmaͤßiger old bie 
Stimmwleife if die Stimmgabel, ein gabelfoͤrmiges ſtaͤhlernes Inſtrument, 
us Degen einer Spitze man an einen feſten Körper ſchlaͤgt, indem man ſchnell die 
Babel umdreht und ben Griff oder Stiel auf bie augsfchlagene Stelle fest, damit 
vurch Erzitterung bee Gabel der Kon anflingt, welchen man ale Maßſtab beim 
Stimmen anwendet. Lesteres iſt bei einigen Gabeln bes Ton C, bei andern A (da= 
x C- und A- Baheln). Die Verfchiebenheit ber Stimmung beruht zum heil 
iarvach auf dar Verſchiedenheit der Gabeln, theils auf Herkommen und Willkuͤr, 
ab fo gibt es Leinen feſten Mormalton. Serner kommt es num auch baranf an, weis 
hes Verhoͤltniß man dan Toͤnen einander durch Fortfchreiten vom Normal⸗ 
one gibt. (&. Temperatur.) Über Stimmung ber Claviere f. Aſioli, „Bud 
'tamperamento proprio degli utzomanti stebili” (Beipz. bei Hofmeiſter), und 
A.E. Müller’ — Sianierföue” in dem Eapitel von ber Temperatur und Gtims 
mung. Die verſchiedene Stimmung. bes Orcheſter betrifft gemöhnlich einen gerin⸗ 
van Beabumterfcieh der Hoͤhe uch Tiefe; hoͤchſtens mag fie jedoch das Integnall eis 
eh und. tinat halben Tons batragen. In der legten Zeit iſt bie Orcheſterſtimmung 
her aanad, weil man die Saiteninſtrumente gegen die Maſſe ber a. 
wenteserührten mußte. Es waͤre daher noͤthig, bei Aufführung älterer Gomp 
ianen anf bie tiefe Quimwung zuruͤckzugehen. In ber Regel lieben. jegt bie Per 
re niedrige Gtimmiumg. Gonfl gab eb auch ben Unterſchied bet Kammer» und 
Ahortene. ¶ S. Kemmermufif.) 

Stipendien nennt man Meisnigen Belber, welche zur Unterſtuͤzung Stu 
irender auf eine faflgefehte Zeit. aus ralldın Stiftungen, Gtaate mb ee 


\ 





720 Stoa 


ober anhers Privatfende aubge chet werben. Der Betrag derfechan 
lheng, die Bedingung, eg und bie Zeit, winn fie ertheite werden 
die Bet der Auszahlung und deren Wiederholung beruht auf — — 
getzoffenen Verfuͤgungen, denengufolge manche Tea Be af Ge 
— andre ET auf Hochſchulen Stublrende übwharıye, —— 





beftianat find auch junge 
. fogem. vollendet haben „zum Behafe einge moiffanfchoftiidken 
Reife , aber einer abademiſchen Promotion, ober als angehen 





ven zur Unterſtuͤtzung erhetten. Je nachdem Gift 
perſonen ihte Stifter waren, werben biefe tiftüngen * fürftfiche ober Bkare 





pient wird alsdann unter Denen, welche a ri eh elbendend ee 
befistbeh des pruͤfenden Gelleglum ober bescch das Bons beftiumt. Scochfem hat fh 
befonbers vieler folcher milben Stiftungen zu erfreuen, wie fi) aus J. Dam. dad 
zes „Stipendienieriton von und für Deutfchland, oder Verſ. e. vomfänd. Da. 
und Beſchreib. der im deutfchen Meiche für Studirende m. f. w. —— 
tungen‘ (Eeipz. 1805, 1. Thl.) ergibt. 

Stoa, eine öffenttiche Saͤulenhalle ober Galerle im alten — ue 
gen hhrer Ansihmüdng mit Gemälden noıxlır , bie bunte, hieß, wurde von vn 
Piloſophen Zeno (f.d.) bei f. Lehrvorträgen ımb Unterredungen as Srfeaite 
nutzt, daher die von ihm um SOO v. Chr. geftift. phitofophifche Schule den Fans 
bee ſtoiſchen ober die Stoa erhielt. Zeno, rin Zeitgenoſſe Epikur's, ganährt Yard 
den Unterricht bee Soktatiker, Eyniker und Akaderker, ſtelte bem 
eine Anficht entgegen, welche auf ſtrengen fittlichen Brumbfägen berichte. Ypliefe 
phie war ihm der Weg zur Weisheit, die Bietsheit ſelbſt bie iffente werden 
und menfchlicher Dr und — Anwendung im Leben Tugend. Die 
f. Syſtems, Logik, Phyſik und Ethik, ordnete er zu einem feft verbundenen Gum 

gen. In der Logik, welche nach feiner Idee die Tiffenfeaft vor ben —— 
—— 2 Falſchen war, machte er bie Erfahrung zur 
lage aller Erkenntniß; Vorſtellungen, deren Merkmale ut offen 
Rerkmalen u... wirklichen Gegenftände 











— — — 






Sata oder die 
Das Weltganze iR, nach Iene’d Meinung, von dur gättihhen ne 
Seele, durchdeungen, darum auch lebendig und 
Verbrennung beſtimmt 


Beinen wo —— 


Dan derſprechen. Die Tugend die 

vom Lohn und Strafe ganz unabhängige Harmonie bes Menſchen mit ſich ſelbſt, 

die durch richtiges, moraliſches Urtheil und Herrſchaft Aber a en 

(haften erlangt werbes diefe Tugend ſetze die hoͤchſte innere Ruhe unb 
‚ Über die Affeetienen finnticher Luſt und Unluſt (Apathie) voraus, fie mache ben Wei 
ſen nicht gefuüͤhllos, aber unverwundbar, und gebe ihm eine Herrſchaft uͤber f. Rs 

per, die auch ben Sefbftmord erlaube. Ihnen erſchien alſo bie Tugend — 
unter dem Charakter der Entbehrung und g. Beno und ſ. 

Schauͤler und —— Kleanth von Affos , nahmen ſich beide im heben ler 
- (Begterse durch Hunger) ſelbſt das Leben. ir vorher ein Fauffkaͤmpfer, gab 
ber ſtotfchen Phitofophie die Eintheilung in Dialektik, Rhetorik, Ethik, Politik, 

NPhyſik und Theologie. Die Theologie erweiterte er durch Beweiſe für dab Daſein 


in einem a a. („Cleanthis hymmus in Jo- 
‚ vom”, ed: Scurs, 1785, überfegt von Cludius, Sehide, Com; und Mohnile). 
— Bahfoige, Chepfyp vom Ca (geb. 280, fl. 208 oder 212 #. Ghr.), 
tete bie Logik md D inet unfAßece und ertih In bes hpfi, Da dr 
— nothwendigen urfaͤchlichen Verhaͤltniſſes der Dinge 
weder die Dirkſankeit der gůttlichen Vorfehumg, ehren 
‚ nad vontänfcigen Gruͤnben zu handeln, aufhebe. In ber Moral unterfchieh ur mit 
ſ. Borgangern ein natrliches Recht dom bene pofitiven, hg ordern 
‚ genfeitige Verhaͤleniß ber Döenfchen abs gieichnrtiner Weſen Beine Madifelger 





Miſorhie (Ep. 
ne einer Stadt in Muscbenien, —* 
Cond.bex. Eiebente Aufl. 8. X, 46 





1 Sitegchiometrie Stodboͤrſe 


im 5. Jaheh. m. Chr. Wen f. Lebendumfſtaͤnden iſt bekannt. Man hat 
ihm nach ee, eine Auseeahl merkwuͤrdiger Sitten» umb Denk: 
freche, theils nn ba, theils in Werfen, welche darum wichtig iſt, weil fie eine 
ee ER On duftiden verloren gegangener Gcheiften enthält. Sie beſteht uud 
4 Bödern, von welchen das 3. und 4. ein beſonderes Werkchen ansmachen, unh 
befert und im vielen karzen Auszügen alter Schriftſteller — Seine ya 
een hlloſophie. Die beſte Aus. —— (Gängen 1702 
—— Maßlnſt chemiſcher Elemente. In bene Art. Ber 
wandtfchaft (chemiſche) find bie allgemeinſten Grundzuͤge einer Theorie ber de 
wiſchen Nerbindumgen und X Auftöfinegen gegeben. Wan heißt nun isäbefemben 
Neutralität denjenigen Zuſtand ber. Auflöfung zweier Stoffe, ba jeder beufeihm 
fein eig Kennzeichen verloren ya haben ſcheint; wie etwa baB Suͤchenlch 
ein Beiſpiel abgibt, dad aus einer Verbindung von Satzſaͤure und Miserniallei 
beſteht, in welcher bee eigenthuͤmliche Charalter jedes biefer beiden Elemente sıie 
fdjen zu {ein (djeint Dabei kommen, wie un Allgemeinen von felbft erhellt, im m 
gefücheten Art. aber mit noch Mehrem erörtert iſt, auch bie quantitative Mechlis 
niffe jener Stoffe in Betracht, und die Wiſſenſchaft von den quantitativen Verhan 
niſſen, unter welche die chemifchen Stoffe (Elemente) mit einander fichem, um 
fie in Aufiöfung und. Neutralität treten, wid von ber neuern Chemeig ne 
mit dern Namen der Stoͤchiometrie belsst. S. Meinecke s „Chemsifcee. A 
tunf'' ( Halle 1815, mit den 1817 erfhjlenenen „Erkäuterungen’‘ dagar), umb Gb 
ber’s — der pharmaceutifchen Chemie und Stöcdlometrie”. (2. Auf, 


ch 
Stockboͤrſe iſt eigentlich der Ort in London, two der, mit engäfde 
Fonds ( Stockso genannt) und a. Staatspapieren ober Inferigtionen betzieben wir. 
Hernach hat fi) an diefen Ausbdruck ein weiterer Besuif gefndgft, und besstat deu 
Ort in jedem großen Handelsplatze an, wo dergleichen Geſchaͤfte im Großen brizis 
ben werben, und wo Kaufleute und Maͤkler zum Verkehr mit öffentlichen Effrriee 
yefammmzutonmen pflegen. Die Hauptbörfen, wo dieſes gefchieht, uud 
welche biefer — in Por übrigen Handelsſtaͤbten von Europa geleitet und auge 
nun oͤrſen von London, Amfterbam, Paris unh Frankfiwt a M. 
fte dieſer Art, welche in Peteroburg, Berlin und Wien gaſchloſſen wer 
den, find nur gering, wenn man fie mit denen in gebachten Gtähten —— 
bie Curſe der Papiere werden faſt allein von jenen Haup beftimgnt, De 
Stockboͤrſe erhält dadurch bie — des Inbegriffs Derer, weiche fich in den 
gebachten Städten an dem Boͤrſenorte verſammeln ab daſelbſt mit ügren 
Ken ben Handel mit Staatspapieren betreiben. Viele Millienen halten dieſe Wie 
ſenmaͤnner fletö voreäthig, ums abzuwarten und damit beider Hand zus fein, wenn 
Papime sum Verkauf angeboten werben, mobei fich etwas gerwimmen Ike, unb uk 
Milllenen in Papier ſuchen Käufer, um Ihren Befigem Gelb aber ihmen yerthal 
hafter ſcheinende Papiere zu verſchaffen. Hl ein. Staat Belb sogen. feine DIE 
gatienen ſich verfchaffen, A find —— bet Pine; wo er allein dat ger 
kann, wenn er große Summen er —— Papiere fo einrichten, ba 
füe —— ben Boͤtfen Erchit finden Birfaunänmern Dortheile 
Ein Hauptpunkt dabel iſt Are er bie —* welche auf dieſe Weiſe 
ſucht, das Zuttauen ein und einer | | 











4 








Stocboͤrfe 2238 


om. Da burch dergleichen en Papiere gtößtentheite war jähelidhe Denten geſichert wev⸗ 
den, das Gapital aber immer durch Feilbleten auf ber Boͤrſe wieder eingezogen wer⸗ 
den kann, fo if jebe Rente nur fo viet werth, als daflͤr auf der Wörte zu schalten iſt. 
Da das Stanmcapital, zu welchem die Megierungen urſpruͤnglich zu verlaufen 
pflegen, 400 iſt, fo deutet das Capital, zu welchem bie verſchiedenen Stuatöventen 
auf der Boͤeſe verkaͤuflich find, den Grad des Eredits an, welchen ein Staot auf 


dieſem Platze genießt. Denn dieſor Stocks handel iſt nach un nad). zu einem ſolchen 


IT — — — — — — — — — — — — 


— TE — — — 


— — — — — — u — BE 


——— — 


Grade der Voͤllkommenheit gediehen, daß auf den Hauptboͤrſen, insbefondere in 
London und Amſterdam, Schulppapiere von alien Staaten, nicht bloß von europaͤi⸗ 
ſchen, ſondern auch von amerikaniſchen, afiatiſchen und (eis afrtlanifchen , zuſam⸗ 
menkommen, ſodaß man z. B. eine jaͤhrliche Mehte von 5 zu 2 (Peyais) bis zu 150 
(engüfhe) kaufen und verkaufen kann. Da der Preis diefer Merten nach dan ver⸗ 
AUmſtaͤnden und Greiguiffen ir Einem fort hin und her ſchwankt, fo find 
die auf der Stockboͤrſe ſich verfnumeliden Gapitafiften ſtets befchäftigt, von bie 
ſchwankenden Peeifen Gewinn zu ziehen, Sie kaufen und verfaufen in Einem fort 
bie Bbenten, weiche fie beſitzen, je nachdem es ihnen wahrſcheinlich iſt, daß Ihr Preis " 
bald fteigen ober fallen werbe, und fo find in biefem Handel fletö viele Mill. baares 
Geld oder Gelbpapsere im Umlaufe. Durch dieſe Boͤrſen wird es möglich, bag ein 
Staat in werig Tagen viele Mill. baares Gelb erhalten kann. Denn'er darf mem 
Meniten auf derfelben amebieten,, die etwas mehr Vortheil verſprechen als bie uͤbri⸗ 
gen vorhandenen Renten, die mit ben feinige gleichen Eredit haben, unb augen» 
blicktich ſtroͤmt ihm bafär das baare Geld directe und indirecte zu. Selbſt Papiere 
von geringem und dem geringſten Credit finden daſelbſt Abnehmer, indem einige 
reiche Leute doch einige Hoffnung darauf ſetzen, daß dergleichen mit geringem Eredit 
rn Staaten ihren Credit durch Erfüllung —. zu heben ſu⸗ 
chen miffen, weit fie ſonſt im der Moth nirgends Geld finden und dann bald ganz zu 
Grunde gehen wuͤrden. Daburch wird ein ſtetes Treiben, Speculiren und Umſetzen 
auf den Stockboͤrſen unterhalten. Selbſt die Fonds, die am —** ſtehen, fin⸗ 
den einige Abnehmer, aber ihr Debit iſt ſelten von großem Umfange. Der größte 
Haufe von Käufern wendet fein Geld auf diejenigen Papiere, weiche in ſteigendem 
Gredit find. Da fich ftetö Kiebhaber zu folchen Fonds finden, welche einen zwar ho⸗ 
— aber ziemlich firen Preis haben, fo finden Speculanten für dieſe leicht Käufer 
und gewinnen dadurch Mittel, ihrr dadurch eingehende Baarſchaft auf folche “= 
piere anzulegen, von welchen bie Umſtaͤnde eine Steigerumg ihres Preifes hoffen laſ⸗ 
fen. Diefes ſtete Hin» und Herkaufen und Verkaufen hat benn auch Beh 
gegeben, einen Handel, ber eigentlich kein wahrer Handel, ſondern ein bloßes Spiel 
ober eine Wette iſt, und den man deßhalb Winbhanbel, in England Stodsjobbery 
nennt, In Gang zu behigen. Ex beſteht darin, daß Einer dem Anden Fonds, 
Vie er garnicht hat, auch nie erhalten wird, verkauft, und ber Käufer dieſes auch 
ft wohl weiß umd die Ablleferung nie verlangt. Die ſtille Übereinkunft der Be 
Verkäufer eh dat fie fich einander die Differenz des Preifes der 
— und verlauften Stocks, weiche am Tage ber verabrebeten Ablleferung auf 
der Eursliſte gegen den Preis bes Rufe und Verkaufs fatsfinbet, bezahlen wollen. 


ehe wird, wird es vor Greich nicht 
mnach Handbelsgeſetzen anerkannt, ſendern el ee 
ö \ 46 * 


134 Stockholm 

weiche bei Verbindlichkelten über Spiel und Wetten flattfinden. In vielen dr 
dern findet gar keine Klage über dergleichen Geſchaͤfte ſtatt, In andern find fie ga 
als eine Art von Betrug ober Hazarbfpiel verboten und umterliegen einer Stzaft. 
Ob num dergleichen Spiel zu unterdruͤcken, folglich aller Handel mit Gtantöyepie 
von auf Lieferung zu-verbleten fei, Ht im den neuern Zeiten oͤfters zur Unterfadumg 
gekommen. Dieienige Partei fcheint hieruͤber am richtigſten zu urtheilen, melde 
Die Freiheit, auf Bieferung zu verkaufen, zwar beſtehen laͤßt, aber ſobalb ermide 
wird, daß die zu Hiefernden —— in der Wirkuchkeit nicht im Safe de 
Lieferanten ai — auch nicht nachgewleſen werben kann, daß fie zur Zeit de 
Ablieſerung in feine Haͤnde kommen mußten, bie Klage auf eine Verletzung rind 

ern abweift und fie für eine Klage auf eine gebrochene m 
nee erklärt. - 

Stockholm, wer allen’ norbifchen Städten bie ſchoͤnfte; in Siege 
Lage iſt vieleicht Konflaneinopel bie einzige Stadt, bie ihr den Vorzug ſtreitig m 
hen kann. Aus mehren Inſeln beſtehend, bietet es bie ſchoͤnſten Anfichten zu Baziı 
umb zu Waſſer dar, und wer bie Stadt von der Felfenhöhe, die Meſesbacke genacn 
bie einem ſchoͤnen Barten zur Hauptzierbe dient, betrachtet, ſieht das — 
orama in weitem Citkel ausgebreitet. Nicht als ob bie Mefibenz ber norbikde 
Franzoſen, wie man die gebitbeten, gefaͤlligen Echtweben oft genannt Bat, iniiem 
Umfange, ve gegen 5 ftarke Stunden beträgt, nicht manche an fich kLeumm, a 
anfehnlidhe Straßen Hätte, bie man beſonders in ber eigentlichen Stadt in ha 
Punkte trifft, welcher zuerſt, zu Ende des 12. Jahth., ſtatt des alten, don Se 
säubern zerftörten Sigtuna erbaut wurde; aber man vergißt fie Kber der Sau 
des Ganzen und der vielem einzelnen, jenen alten Anbau umgrenzenden Theüe. Di 
GStadt beſteht aus mehren Inſeln, die durch die Buchten bes großen Mälarferd ui 
des Meers ſelbſt gebildet werben, und die durch zum Theil praͤchtige Bruͤcken — db, 
welche nach dem Norrmalm führt, hat gegen 1000 Fuß — mit einander verdat, 
ein Abbild des waſſerreichen Venedigs, aber mit ben Unterſchied gewaͤhren, bi 
fich hier Alles vorfindet,, was die Natur dieſem an Schönheit verfagt hat, bt 
Canaͤle von Meeresarmen gebilbet werben, die bort die Kanſt gezogen hat. Hita 
in der Stabt Iaufen die reichbelabenen Sdiff⸗ ans und ein. Auf Booten deb 
Eauipagen kann man feine Freunde befuschen. — Als 3 Hauptthekle ber eigentäde 
Stadt koͤnnen wir ben alten erften Anbau und bie 2 Verſtaͤdte, ben Ehdermeis 
und den Norrmalm, annehmen, 2 mit ihm verbundene Inſein, von denen Diem 
ihm nördlich ; die andre ſuͤblich liegt, umd an welche fich dann in verſchiedener Bit 
tung mehre Pleine Inſeln anfchließen, bie für ebemfo viele. Morfläbte gelten Elm. 
Die Infel Kungsholm, Kyrkhoim, Kaftelholm, Riddarhel find datuntet Ir 
bedeutenbiten. Beweiſe bes Wohlſtandes und der Pracht find * Toy . 
ner Öffentlichen Gebäude. Mit dem Reſibdenzſchloſſe, deſſen Bau, nachdem I 
atte 1697 abgebrannt war, 1751. vollendet wurbe, laffen ſich wenig Gehiuhet 
Europa vergleichen; in ber eigentlichen Stabt ift es nebſt ber. uralten Haupt, 
Die eine der fehönften Orgeln und mehre ausgezeichnete. Gemaͤtde von fdhmehifä 
Kräften Hat, die —5 — Zierde, obſchon bie deutſche Kirche, die franifhe, # 
von der Sprache genannt, in welcher hier gepeebigt wird, bie Gebäude der Reic⸗ 
bank, die koͤnigl. Miänze, das Ritterhaus mit ben Mappen vor 
fepledjtern mie Abmtichen in andern Staͤdten mehr ober weniger wetteifern. iuf 
dom Noremalm, bem fchönften Theile der Stadt, fallen ins Auge der Palaſt, mi 
chen einft ber tapfere Torftenfohn bewohnte , und den die Peinzeffin Albertive ac⸗ 
groͤßern ließ, das glaͤnzende, von Guſtav III. erbaute Opernhaus, die Ste⸗Cla 
Jakobs⸗ und Friedrichskirche, und das auf. einem Feiſen gelegene Obfervucci 
der Akademie der Wiſſenſchaften, ſowie die vielen Palais der hier wohnenden Ge 
fandten. Die Mitterinfel (Riddarholm) enthält in einer Kirche Aber ben Grafmb 











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Stockholm 726 
lern ſchwediſcher Helden an SOOO Fahnen und Standarten mb Flaggen, und das 
Freimaurerhaus dafelbſt iſt das praͤchtigſte ir Curopa. Die Ringen (Kungss 
hokm) wird befonders duch ihre große Stuͤckgießerei bedeutend. rin vieleicht 
Stockholm andern Städten gleichen Ranges nachſteht, find — Plaͤtze und 

Zwar gibt es deren gegen 20, aber die meiſten find klein und wenig an⸗ 
fehntich, was aus der Lage dar Stadt, und wie fie fich bildete, natuͤrlich hervor⸗ 
gegangen MR. Die ſchoͤnſten darunter möchten der Ritterhausmarkt fein, den 


dalenenkirche auf dem Sädermalm, und der neue Parabeplag im Normalen, 
wo Karls XII. zu fertigenbes Stanbbild eine. neun Zierde deſſelben zu werben vor⸗ 
fpeicht. Die Einwohnerzahl war im 3. 1798 bis auf 80,000 geftiegen; * 
hat ſie ſich nicht ſehr gemehrt, da Stockholms Lage und Klima, wenigſtens in eini⸗ 
gen Holms ober Inſeln, eine bemerkbare Mortalitaͤt begruͤndet, ſodaß bie Zahl 
bee Geborenen ber ber Todten bedeutend nachſteht; 1818 betrug die der erſtern 
2244, , die der letztern aber 2820. Ob wol ——— die hier noch alle 
is der Stadt ums die Kirchen liegen, einen Einfluß haben ſolten? Jubden findet 
man nur 160; ebenſo gibt es wenig en. Griechen; .. ... 
Beligionepfllichten in einigen Saͤlen üben, Eine franzoͤſ.⸗ veformirte Gemeinde het 
ihre eigne Kirche, und 200 Herenhuter, in einer Societaͤt vereinigt, dürfen fich 
ebenfalls bed Abends in einem ihnen gehörigen Saale verſammeln. Das freie 
Meer, die Feuchtbarkeit der —— Gegend macht den Unterhalt in dieſer 
Stadt verhaͤltnißmaͤßig wenig koſtſplelig und beguͤnſtigt zugleich einen lebhaften 
Handel. Der paſſive begieht beſonders auf Korn, Salz, Sucht Baumwolle, 
Meis, Colonial⸗, Manufactur⸗ und Bpuöwanten, während ber Actlvhandel bie 
Producte bes fchwebifchen Berg» und Huͤttenbaues verfchleißt, —— iin 
few beftehen. Ein großes Eiſencomptolr, von den Bergwerksbeſitzern gebilbet, ſorgt 
diefen Handelszweig durch Verkauf, Anteiben und Vorſchuͤſſe. Freilich . | 
Schweden zu ſehr an die feinern Bebärfniffe gewoͤhnt, bie fein Klima verfagt, als 
daß bie Einfuhr nicht ben Curs — ſollte, obſchon dem Lurus theils durch 
bedeutende Zölle, — durch inlaͤndiſche Fabriken, deren Stockholm in Seide, 
Zucker, Juch, Rauch⸗ und Schnupftaback gar bedeutende, meift von Mafchinen 
getriebene aufweifen kann, Eräftig entgegengencbeitet worben iſt. Der Beinams, 
Franzofen des Nordens, den man dem Schweben gegeben hat, findet am meiſten 
in ber Dauptflabt feine Rechtfertigung, infofern von Sitten, Bildung und Ver⸗ 
guuͤgungen bie Rebe iſt, und in ber Zar fee — Beta kei⸗ 


| ner europäifihen Dauptflabt nach, Auf der einen Sekte find bie Hülfsmittel, bie 


Bildung er Volksclaſſen / unmittelb era in Menge da. 


haͤhern und niebien Ranges fngen fh dan Untesitber Sugeab babe Gefüted 


ter, und für die Kinder unbemitte gibt‘ed Armen⸗ und Gountagk- 
ſchulen, von denen 3 much der Bell⸗Lancaſter ſchen Methode eingerichtet find. 


Eolbß art einer vielbenutzten guumaflifchen Anflait, wobei auf Fechten und Schwim⸗ 


wen Mädhficht genonemen boird, fehlt es Hier nicht, wie in faſt allen andern Staͤb⸗ 
ven, She Laud⸗ und Seecadetten iſt bie große Kriegsakabemie ſeit 1702 beikinum, 
und das aͤrztliche Perſonal für Hoer und Flotte finbet in dem mebicheifch s chirurgi⸗ 

Intitut hoͤhere Bilbunge⸗ 


ſchen Unterricht. Auf bes andern Geite gibt es aber auch 
mittel. Die Bibliethek Im Schloſſe des Abnige euthaͤlt gegen 40,000 Boe. ab 
außerdem chriſten, von denen bie en 

Drud gefoͤrdert werben. Die gräfl.. Engeſtroͤm vche Bibliethek zählt gegen 
1600 Wbe. Sind in andern großen et; 
mamn bebenken, daß es in Schweben vielfach ſchwerer iſt, eine gute Sammlung der⸗ 


ſelben zn begründen. Fiu ſchoͤne Wiſſenſchaſten, Geſchichte, Atterthuemwer iſt fit 





R6 Stockholm 
1753 eine Akademie geftiftet, und ſeit 1786 finden wie eine ſolche Akabemie aut 
für bie ſchwediſch⸗ Sprache, geſtiſtet von Guſtad MN. der ainen der erſten won ibe 
Mbsgeſetzten Preiſe empfing, ats er, ohne daß es Jemand ahuete, Trine Abhandl 
über Zorſtenſohn eingefandt hatte. Linnée gukmbere 1730 rine Akadennie der DSH: 
ſenſchaften, eines der wichtigſten Inftitute der Het in ganz Europa. (S. Akade 
mien.): DAS koͤnigl. Muſeum, ober bie Gemldeſammlung, MI Schloſſe auf: 
geſtellt, and enthält eine Sammlung von 3000 Driginalzeichnungen der erfücn ital 
Meifter. Münzen und Alterthümer fürben fh tm einer Kunſtbibllothek bei de 
Akademie der ſchoͤnen Wifienfchaften, und zwar find vom erſtetn gegen 20,000 
vorhanden. Fest find fle, nebſt einer Autikenſammlung, ats ein Theil des iz: 
Fame aufgeſtelle Rt der Engeſteorn ſchen Bibliothet ift eine anfehnläche Games: 
iung von Kupferſtichen aller Reiſter, von irdenen Bafen, von Manzen, Lant- 
arten 1. f. f. verbunden. Von einem Privaimann, dem Grafen v. Suchtela 
iſt die größte Bibliochek, 40,000 Bde. ſtark und die bien geheim eacchalten 
für ven allgemeinen Gebrauch geſtattet. Dafſelbe gilt von der-binsit verbunbme 
KEunſt⸗ und Gemaͤlbeſammlung. Gelehrte, Dichter und Kuͤnſtler erhalten Schen 
dens geiſtigen Ruhm, befonders in Stockholm, und Liebe zur Kunſt tb Wiſſen 
ſchafẽ war in dieſer Start ſtets zu Haufe. Wenig Stuͤdte zähten To viel gefekiz 
Vereine, in welchen man mir zuſammenkommt, den Geiſt, ſtatt darch Karcher, 
durch Gemälde und Kupferflihe und Erzeugniſſe der Literatur gu unterhalten 
Mehre Künfttee Stockholms gehören zu den größten jegt lebenden. Wit nenne: 
nur ben Bildhauer Byſtroͤm, den Landſchaftomaler Fahlerantz, die Geſchicht 
maler Sandberg und Weſtin, den Kupferſtecher Forſell. Der heitere 
von Stockholms Bewohnern macht die Vergnuͤgungen zahlreich. Die —* 
Küche iſt vorzuͤglich. ine fröhliche Mahlzeit macht die Vorbereitung zur ben be 
tiebten Bäuen. Sie mechfeln häufig mit Eoncertn. Im Winter wird auf 286 
‚nen gefpielt; der prachtliebende Guſtav HEIL, hat das Opernhaus gebaut. Im Gem: 
mer ift nur eine wandernde Geſellſchaft vorharden. Dilettanten bilden ebenfal: 
einige theatralifche Cirkel. Die ſchoͤnen Umgebumgen dicht vor ber Stadt, die man: 
nisfaltigen Genüffe, welche bie Natur in der ſchoͤnen Umgegend darbietet, werben sen 
den Einw. dankbar benupt, und der große Koͤnigsgarten, der Thiergarten mit fe: | 
nen Dambirfchen, die Parks in Johansdal, die Geſundbrunnen, welche ie ber 
Nähe entfpringen, das Schleß und der Park von Reu > Haga ziehen bet ſchoͤnen 
Metter Taufende hin. Das nahe Dhottninghoim, ein Schtoß, bas viele Gew: 
merwohnungen ſtaͤdtiſch umgeben, tft durch beine im chineſiſchen —2 gel: 
deten Gartenanlagen und Gebäude beſonders beliebt. Aber auch der Wohithaͤtie 
Beitöfinn der Bewohner Stodholms hat eine Menge von Armenhaͤuſern, Weiter 
haͤuſern, Anſtalten fie Kranke, Ungtüctiche aller Urt, theils auf Sffenektche Re: 
ften, theils durch Privatvereine gegruͤndet. Ein Arbeitshaus für Seetwilige ve: 
ſorgt jaͤhrlich 8 — 900 derſelben mit Matseitten. _ Eine Zwangksäuſtart ber Xi: 
befchäftigt Vagabunden und Verurtheilto. Das Stabtaifentras nigetet Wo ar: 
verlaffenen Kinder vorm erſten Augenblicke des Lebens bis sum 14. Jahre an, ed 
die Zahl der darin, In der Stadt und auf dem Lande ernauͤhrten Kinder dectug we: 
3 Jahren weit Aber 2000. Fuͤr 100 andre forgt ein Haus ber Fretmaurer, dit 
Schwebden feit Jahren Nie mit bern verbächtigeit Auge angefeher wurden, dab fi: 
‘jest in andern Ländern auf allen Schritten verfolgt; umd ſo iſt 26 gekonacen, ba: 
Stockholm 32 Privatanftalten für Arme und Kranke enthält, Wie —— von 
meht als 1,200,000 hie. befisen. Eine der Anftattrı 
der Art iſt das Taubſtummen⸗ und Blindeninſtitut, dad —* in einen 
nuͤtzlichen Handwerke bezwedt. Das klrchliche Beben, behaiptet dr Netſender, fol 
fi) in Stockholm ebenfalls ſehr vortheilbafe vor dem In andern Staͤbten merdeeid: 
nen. Wenn indeffen Ehelofigkeit und das Werhätniß ber chekichen Kinder zu den 


. &tods- Stoff 170 


umebelicen, welche letztere Au oft weder Water noch Matter kamen lernen, weil 
nach Piefen — ein Geſetz feit Guſtav III. verbietet, Für die Gittlichkeit ein 
genaueres Barometer if als ber Kirchenbeſuch, fo Elnsen sole jener Behosiphung 
nicht beikimmen. — Stodhulm it jedes 3. — 4. Kind unchelich, und ber Kb 
rafft bie Hälfte derſelben im erſten Jahre hinweg. Eine Bibalgeſollſchaft ift feit 
1815 ſehr thaͤtig geweſen; im a a a üref, 
DaB karm ber 80. Menſch eine 

Stods, f. Fonds und Staatspapiere. 

— GStodsiobbery, eine Kst von gefrtioibrigem Gcheishanbel mit Ctorks, 

ober öffentlichen Effecten übsehanpt, af. der lonterer Boͤtſe, ber ſich jedoch auch 


eingeſ 
mesben. Gie-beficha darin, daß Gtaaköpapiere gehauft smb varbauft werben, ohne 
da ber em beſitzt; ober der Käfer dergleichen verlangt, und es 
iſt dabei bloß — * ——— daß ſich ber Käufer. ober Verkaͤufer einander bie 


abgafchloſſen, und dem Tage, wo er erfuͤllt werden fol, ergibt, ſodaß, wenn der 
mes fobann geſtiegen iſt, Dar Rönfer die Differenz · vom Verkäufer, und wenn ert 
gefallen if, dieſelbe der Verkaͤufer vom Kaͤufer echält. Dergleichen Handel wird, 
da er ein bloßes Spiel iſt, vor dem Gericht in England nicht anerkannt, und as ſin⸗ 
det daher keine Klage wegen Verletzung dabei ſtatt. Dazu Vetreibung von der⸗ 
gleichen Handel kein fo großes Capital gehört, als die Sunmen lauten, auf weiche 
er abgeſtchloſſen iſt, ſondern nur die Curtdifferenz vorraͤthig gehalten werben mauß, 
fo kann Jemand mit einem geringen Sapital dergleichen Danbel über mehre Hun⸗ 
beuttnufenbe eingehen. Man nennt bie Perſonen, welche dieſes Gefchäft zu ihrem 
Sewerbt machen, in England Stodsjobber. Dergleichen Lesıte genießen natuͤrli⸗ 
cheetosife im Handel Beine große Achaig, fonbern werden als Dazarfpielaz. be⸗ 
trachtet, mit welchen fi eim folider Mann nicht gem einlaͤßt. Indeſſen herrſcht 
doch auter ihnen bie Convention, baf fie einander ehrlich die Differenzen — 
wollen, wenngleich fie bie Foderngen an fie nicht gerichtlich 
Wer aber nicht bezahlt, es fei, daß er es aus Bosheit nicht that, er 
auf ein fe großes Spiel damit eingelaffen hat, daß fein Vermögen zur Bezahlung 
feiner Wette nicht zumsicht,, der wird in Ihrer Geſellſchaft nicht Länger geduldet und 
mit ze und Spyott fo lange verhoͤhnt, bis ex ausſcheidet. Man nennt ber 
glehchen Banlkernitirer, Lahme Enten”. Niemand fchließt mit ihnen ferner Ge⸗ 
ſchaͤfte, umb fie — 2 nicht mehr unter ihren Genoſſen ſehen laſſen. (©. 
Stockbaͤrſe nd Schwindeleien.) 
— (in beu Ratlonaloͤkenomie), heißt Die gange Maſſe von Dingen, wer- 
aus Sister befiahen ober eugeugt wochen koͤnnan. Man unterſcheidet 3 Hauptgat⸗ 


rohen Kaſtande ſich kefinden, in weichem figvermitteiſt bes Arbeit bes — 


vs Stoiker Stolberg (das Haus) 


‚ Stoiker, ſ. Stoa. 
Stola, ein Kleid, welches in ſputert Betten bi shake Beranagae 
trugen, ba fe anfangs ebenfowol als bie Männer ſich mit ber Toga heflchhetn 
.. *& lange Tumica mit RXrmeln, bie bib:auf bie Fuͤße reiche⸗ Sie mare 
nicht nur von Bortehntern, ſondern auch von Beringemn getragen, nut wit dem 
Unterfchiehe, ee er letztern einen einzigen goldenen Streif, die der m 
ſtern aber Streifen von Gold ee ende 
breite Borde oder Franze (instita) angenäht war. Öffentliche Mbcdyen und 
ber, weiche wegen Ehebruchs veruscheilt waren, durften gehen 
daher fie togasne (bie mit ber Zaga Belleibeten) "hießen. Durch Stola berib 


*— gefuͤttert, welche Die Diatonen uͤber bie Finke — — 
tar Düfte zu in Form eines Ordenebandes, bie Prieſtet aber über beibe Gchum 
sub bie Bruſt kreuzweis berabhängend tragen. Sie til mit 3 Krentzen bien, 
an den Enden oft mit Glaͤckchen verfehen,, bei Peͤlaten mit Stickerrt und Perla 
gefchmuͤckt unb zur Versichtung ber Meſſe unumgänglich nothwendig. Zafe je 
stolse. (S. Stolgebähren.) : 

Stolberg, ein gewerbfleißiger Sieden im preuß. Großherʒogthun Ko 
derthein, Regierungsbezirk Aachen, berühmt durch ſeine Mefſingfabrilen. Du 
Soden liegt in emem Thal, umgeben von hehen Bergen, unter 23° 52° 40”5 
2. von Ferro und 50° 46’ 30” N. Br., ift im Ganzen wohl gebaut, hat 30 
9. mit 2700 E., barumter 700 Proteftanten, Anger Meffing » wur Wurdhfäbiie 
find Die Biashätten bemerkenswerth. Die hiefigen Meffingfabriten, melde ht 
Jahchunberten ben Ruf ber bedeutendſten In ECuropa hatten und auch wol jagt ned 
den erfien Rang behaupten, ſtammen urfprünglich aus Aachen bee. Franz Ku 
wanberer aus Amiens gründeten bafelbft die etfte Anlage in den Jahren 1460 = 
1465. Bei Gelegenheit der Religionsunruhen, im Anfange bed-17. = 
mußten die Proteſtanten, wozu auch die Meffingfabricanten gehörten , biefe Gicht 
verlaffen. Unter dem Schutze der Herzöge von Juͤlch Tießen fie. fück in dem.ım 
Waldgebirge umgebenen floiberger Thale nieder. Beguͤnſtigt theits durch hei 
Welten des Thales befindlichen ergiebigen Galmeigruben —— cheite dur de 
überfläffige Waſſer der Inde und des Vichtbaches, und emblich durch Die ot 
ganz nah gelegenen efchweiler Kohlgruben, blüchten ſeitdem biefe Weffingfeheils 
ungehindert auf bis zur Zeit ber franz. Mevolutiom und bee. darauf erfolgten Dra 


kriogerifche Unftände die Beifchaffung des cohar Aupfers ———— D0E Ink 
fuhr der Fabricate erſchwert wurde. Machtheiliger wirkten in berinenefbar Zdii 
ſchweren — die Feankeelch, mm ſeinen mlaͤndiſchen Moſſtugfabeiten af 
‚ beifen, auf bie Einfuhe auslaͤndiſchen Meſſings * Dadurch Ba füch die che 
jaͤhel. Fabrication von 2,500,000 3 DAN. bis auf 1 BAIL — 1,250,000% 
— und von 196 erffingsfes war im J. 1816 kaum ber 9. Theil nr 
opt befttbet ſich bei Stolberg eine nach dem Mufſter der lutlicher dep 
aa Zinkfabrik. WBgl. die „Denkwuͤrdigkeiten des Fleckens Gtolderg m 
be benachbarten Gegend, in uorgägliches: Hinficht auf. feine: Meſßſiagſaecler 
(Aachen 1816). 

Stolberg da⸗ graͤfliche Haud) iſt eins dee Alteſten deutſchen Gefährt, 
deſſen Herkunft noch nicht ganz ausgemittelt iſt. Nach Urkumben bes Niticlallen 
führte es ehemals den Namen Stalderg. Gonft blähte es in 2 Dünger: Ir 
Harz⸗ und ber — Die letztere erloſch, vnd ihre — — ulm an ti 
aiſtere. Dec Stammwater der fänmitlichen noch bihhenden Birken war helfen 











u (un vu. — — — ⸗ u — wm. - — — — — — — 


— — — — — — — — Te — | a it en — ———— ——— ME 


Gtolberg (dad Haus) u. 


(ab. 1567, gi. 1638). Can * Sohn, — ‚1598, gef. 


16/72), ſiftete die ältere Hauptlinie, in 2 Üften, nämlich 1) zu kung (sing 
4710 an) und?) zu Bedenn. Diefer letiere Zweig der aͤltern Hauptlinie heilte 
ſich in 3 Üfte: ) Stolberg ⸗ Wernigerode, — b) Stelberg⸗ Bey 
dern. Diefer erhielt 1742 die. veichefiikflt,. Muͤrde, erloſch aber 1804 in männl. 
Erben. Von ben Vaterbruͤdertoͤchtem des Ieten — ee J 
Losıife, Graͤfin von Albany {fi d), die Gemahlin des 17 Pein⸗ 
zen Karl Stuart. 6) Der 3. Aſt der aͤltern — — Stolberg⸗ 
Schwarza, erloſch 1708 mit feinen Stifter Heiurich Auguſt, worauf bre Flecken 
Sqqchwarza (tm koͤnigl ſaͤchſ. Antheil vom Hennebergiſchen) an Stolbeeg⸗ Wernige⸗ 
rode fiel. Johann Martin/ der jungere Sohn des obengebachten Chriſtoph, wurbe 
Stifter der juͤngern flokbergifehen Hauptlinie, von welcher ſeit 1706 bis beiben 
Aſte Stolberg⸗ Stolberg und Stetbrrg⸗Noßla bluͤhen. Die ältere Hauptlinie, aber 
die graͤfl Linie zu Stolberg⸗ Wernigerode, beſttzt: a) die Graffchaft Weri⸗ 
gerade, im ehemal,. nn auf dem Harze. Sie gramıt- an Halbe 
ſtadt, und Hancor, bat auf 5 IM. 14,000 Eino. 
die, forwis.der. Graf, geöfterztßeil6 iutherifch find. Arfee. Getreide, Bnche ‚und 
Hogvieh ſind die Ferfinusungen und der Bergbau auf Eifen wichtig. Das Land 
iſt ſehr gebirgig, und dee Brocken ober Blocksberg (f. Harz) iſt der Mittelpenckt 
des Hochgebirges. Brüher ſtand bie Grafſchaft unter preuß. Landeshbheit, jedoch 
fo, daß der Graf ſeine eigne Regierung hatte, die Civil⸗ und Eriminalgerichts bar⸗ 
keit, das Bergwerksregal, Munzrecht ꝛtc. beſaß. 1807 kam aber bad Wernigero⸗ 
diſche zum Königreich Weſtfalen, bis nach Aufſoͤſnmg dieſes Koͤnigreichs bie work. 
gen Vrehaͤltnufſe wiederhergeſtellt wurden. Einen kleinen Antheit am der Graf⸗ 
ſchaft Wernigerode befigt Preußen unmittelbar. Die jaͤhrl. Einkünfte des Grafen 
ans dieſer Sraffchaft ſchaͤzt man auf 20,000 br Die Hauptſt. Wernigevebe 
bat ein SGymnaſtum, 855 gut gebaute H. und 5000 E. Gleich neben der Stadt, 
auf einem hoben Berge, liegt das Reſidenzſchloß, mit mehren Jagd» und Luſtge⸗ 
baͤuden, einem fchönen Garten und Thierpark. In ber auserlefenen und koſtba⸗ 
vn Bibliothek.von mehr als 40,000 Bon. befindet fich eine zahlreiche Bibelſann⸗ 
wng. Die Beauntwweinbrennereim und das Muͤhlenweſen, befonders die Olmuͤh⸗ 
den der Stadt, ſowie die Eiſenwerke in der Nähe, find betraͤchtlich. b) Gehört dem 
Grafen von Stolberg: Wernigerode (feit 1804) die Geaffchaft Geubern (4000 E., 
Hanmptort Gestern, ein Flecken) in bee Wetterau, unter großherzogl. heſſiſcher Son: 
verainetaͤt. &) Die 3 Herrfhaften Peterswalbau, Kreppelholz und Janswitz in 
Gäkfin, ein großer — In ber Graffchaft Hohenftein, der Flecken Schwerza 
im Heumebergiſchen ec. Erſchaͤbigung für die Graffchaft Rochefort in dem 
Sfie, Niederlanden and Na Anſpcuͤche auf die Grafſchaft Koͤnigſtein ethielit bie 
geaͤft. — Famille 1805: eins ewlge Masse von 30,000 Guld. auf bie 
i augewieſen· lberhawpt befitzt fie aber 6IM., 16,750 Einw. 


und Aber 380,000 Guld. Eink: — Der juͤngern Linie, und zwar den beiden Öffken 


Stolberg »Sitslberg und en gehört Ola Grafſchaft Stolberg 
id Wyringen, unter k. preuß (ehemals 2. fächt.) Landeshoheit, zwiſchen den Graf⸗ 
ſchaften Dianöfeld, Schwarzburg, Hohenſtein umb bews Inhuttifchen. Diefe Graf: 
Shofe, von magefaht 7 TIWR., nit 19,000 Einm., hat.auf ber Norbiwefifeite, am 
Abhauge des Harzes, rauhe Berge mit wirt Walbungen, Silber⸗ und a. Berg» 
werden, auf ber Suͤdoſtſeite aber, in der fogen. goldenen Aue, uͤberaud fruchtbare 
Dein geößern Theil dee Grafſchaft befist Stolberg⸗Stolberg (über 
4 77M.,.5300 Eiew., 50/000 Gute. Ent). Die Hauptſtabt der ganzen Graf 
fehaft und bie Btefkdeng Diefee Linke iſt Stolberg am Harze (392 H. und 3000 €.). 
* iſt — Konziet, ei Mntesconfifloriem und ein Lyeeum. In ber Naͤh⸗ 
find Kapfer⸗ und Eiſenbergerrbe. Roßla, ein Flecken mit 1200 Einw,, ifl 





10 Stolberg apit,e &x, je) —— ( Friedr. Leop., Gr. 
pin, ! — fd {ehe 


gamy unter €. preuß. Land 
An ter Groffehaft Bohenftste 
Roßla ———— 
und dee Stadt Ortenberg am der Nibder, unter großſherzogl. heſ. Hohett: zum: 
men &ber 5 IM., wit 11,000 €. und 75200 Bun. iut. Hier Hi ati 
deugſchloß der SGrafen von ©t:Blofie. Weide Beide Einen bekemun rear 
wangelifch s luther. Rellgion, jedoch mit Autfchiuß. ber Gackifie He LANE 
Grafen Friedrich Leopold zu Stolberg- Stollarg, der AB800 gun aömnifchnästie 
icche uͤbertrat (f. unten). — — 
Grafen von Stolberg g zum VExrafencolleglum 

Stolberg (Eheiftan, Graf u), ber aͤlter⸗ Ark Ar Pitpabr 
‚beekhrat und einflufreich gewordenen Brhberpaame, ven der Sinie Stolb lie) 
berg, geb. zu Hamburg den 45. Oct. 1748. Schr Water, Cheifkiue hatte, 

©. daͤniſcher Kammerherr, Aoͤrugia & 








mit ihnen Boje, Buͤrger, Miller, Bob, Ho 
ſchoͤne Literatur fo viel verdankt. 1777 ward 





fi in Kammerherr geweſen war. Er vermaͤhlt 
— hochgefeierten Louiſe, Graͤfin v. Meventian, verwitw. Mai 


freiwilig 

—* auf ſ. Gute Windebye bei Eckernfoͤrde im Gchledwigfchen. 
18. Jan. 1821. Richt immer erreicht dieſer Dichter — 2 
lebhaften, blichenden Phantaſte, dee Hoheit und der Wider, fan 
jüngern Bruder; aber doch herrfeht auch in feinen Gedichten eine eble Binahr 
zung, eine tiefe Kunigkeit des Gefühle, ein flarker, kraftvoller Ansdruck, Nadei 
der Gedanken, Zartheit und Lieblichkeit, und eine mrift glucklche Leichte Werke 
— Wir verdanken ihm nicht bloß als Dichter, ſeudern auch ats liberfete mi 

GSriechiſchen Manches. Seine Gedichte find, mt 
— zuerſt erſchienen Leipz. 1779; ebendaſ. „Schauſpiele mit Choͤren vanıe 
Bräbern 6. und 5.2. Brafen zu Stolberg” (1787). — — 

















maßen It f. 
iin 1818, 12), — ebdetſten 
borgelegt. Seine faͤmmtl. poetifchen Arbeiten —— — 





Bon. zu Hamburg erſchienenen Werken der Mruͤder Stolberg”. 
Stolberg (Kriebrich Leopetb, Grafen), Boaber des m, 
ruͤhmter als Dichter und Schriftfteller, geb. den 7. Rev: 1750 in Kr — 
Bramfledt (f. den ven. Art.), war amfange, €. ak. 


fen Flecken Kauuurrjunt 
und feit 1777 — luͤbeckiſcher berollmuͤchtigter Miniſter in Aupeuhrg. 








— — —— Dieſer Ubertritt erregte um fo groͤßeres Auffehen 

Das proteſtanteſchen Deutſchland, een Ach in f. Send⸗ 

fchreiben un winen hzolſtatrafchan Micckfpietungt in Schweben‘ uf dab Sf er vw 

Einfuͤhenug beraten fihleswigebelfteinifchen, vom Generalſuperintendenten bier 

verfoßten Richenagents welberfesst Inh ſich, was er fruͤherhin wicht war, abs chran 
vrthodoren Lutheraner gezeigt 


ae Sun | Aa 7 int ee et tl u 


Hi! 


' Aha Grtfihkuffe beingen mußte, unter denen Dir Werluft vieler Ampeen, fuͤr feine 
Faullie ſehr wichtigen Vortheile noch das geringfle war, bie Gefahr, 
ur ven der vorlauten Menge, {onbern felbſt von ehrerwerthen Menſchen, ja 
von gellebten und hochgeachteten Freunden verkannt, genißbeutet mb getabelt zu 
wirben, Taten Ihe nicht davon abhalten. Zu Letztern gehörte J. H. N (vgl. 
d.), der erſt wech in den legten Jahren ben ſchaͤrfſten sind bitterſten Tadel über ihn 
autgeſprochen S.Beß und Stolberg, oder der Kampf des Jeitalters ꝛe.“, won 
Ir. Schott, Stuckg. LEW.) Er gab nach ſ. Übertritte heraus: AIwe Sqhriften 
des h. Auguſtinus von der wahren Religion und von ben Sitten der katholiſchen 
Rede (Münnfter u. Rıipı. 1803). Seit 1807 erſchien von Ihm f. ;,Befchichte 
der Pilksion Sf Seit" (15 Bbe.), ein tn vieler Hinſicht ſehr ſchwaches Werk, 
welches alien von· dem Papfte fo wohl aufgenommen worben ift, daß derſelbe davon 
eine.ktut, berſchzung hat veranſtalten lafſen. Auch iſt eine hollaͤnd Überfeginrg er⸗ 
(htm. WB Dichter ik Friedr. Leop. durch Oden und Lieder, Elegien, Roman: 
zer, Sutyron, poetiſche Gemaͤlde und Dramen, al® Proſaiſt bucch feinen Roman: 
‚Die Juſel“, und durch 1. „Reiſe durch Deutſchland, die Schweiz, Italien und 
&heliien”', als Tüberfeger durch die „Stiade”‘, Platon's auserlefene Geſpraͤche, di» 
wige —* des Aeſchylos und Offian's Gedichte ruͤhmlichſt bekannt. Seine 
unterfiheiben fich won denen feines Bruders durch größere — 
der Sedauken und Mütter und feurigen Schwung. In allen waltet das waͤrmſte 
Gaſchi fe Natın, Freunubſchaft und Freiheit, und für. Altes, was je dem edlern 
Morſchen Keb:und therier geweſen iſt. Ihr Ton iſt ſehr verfchleben, von bem ein- 
uge. 


Tintettenbe 
Ur grinhtiche, feine und yerunıcbte Behandlung bes chen Gegenſtandes ſich an 
die beſten vaterlaͤadiſchen Werbe der Art — Er ſtarb auf dem Gute 
EAbaderaichſea bei Osnabruͤck den 5. Dec. 1819, nachdem ce kurz zuvor „Ein 
— Bon drr Bilde” geſchrieben hatte, in ns letzten Tagen traurig ers 
| We —* — Seine 


Sammlung. ja 
are Schweiz in 
rn „Geeigebähten- (para. atolas) nemmt man bie Gebühren, welche für 
Kanten, ianugen/ Begelteifle; —æe Bat: and Maske prieſter⸗ 


hatte. Die nicht geringen Opfer, bie er | 


e Stoll (Morimilien — eudnih 


liche Handlungen von Denen, weiche fir heriamgen, cu ie: Beifätichen ya cutchie 
find, weil bie Stola (f.d.) ber amtliche Schmuck bee zu ſelchen Haublumgen io 
ec Unter ben Proteftanten wird bie Seoln gwar min neh vn 
ben Geiſtlichen ber ee neh 


ab vote fie ihre beſondere Erkenn fuͤr die 
handlungen begeigen wollten. Was bei folchen Geiege in dis Dpkelik 
nn. floß noch im 6. Jahrh. der Kircheneaſſe das Biſchefs ya, Ie 


ven Autheil gab. Seitdem erhielt 
7 dergleichen Heeidenyin in feiner Pfarte allein und fuͤe ſich ſelbſt eng 
wehmen, daher fie nun Parochlalrechte, durch das Herkemumn gleichfam geſche⸗ 
umb nach und nach auf gewiſſe Taxen gebracht warden. Sebodh: miedecheitn 
Airchewerſammlungen bie in das 10. Jahrh —— daß bie Piem 
ſie nicht ſobem, fondern nur, wenn fie feeitwilig — dem, amhmen bei 
tem. Erſt im 16. Jahrh. wurde aus dieſer Erlaubniß oem darch die geiſti. Arte 
den befiätigte® Mecht (Ina), daher dieſe Gebühren mm. ei Keim. Di 
Taxen derſelhen ſind verfchieben, wie bie — und Namen, 'wusten melden I 
entrichtet. werden; unter ben Protefimten in Deutſchland bat. iminahe jedt Pac: 
darin ihre eigne Einrichtung, fodaß die wenig beſtimmten, allgemeinen Kühe 
geſetze bieuizber ſich nach der Gewohnheit jedes Orts mehlfickeen. E. 
Stoll (Maximilian), ordentl. öffentl. — — 
zu Wien, geb. 1742 in dem fuͤrſtl ſchwatzenbergiſchen Flocken Ergingen in. 
gau (Schwaben), wo f. Vater Wundarzt war, erbieit den an 
einem verwandten Prieſter und follte unter Anleitung: feines Waters. die Ahar 
arzneikunſt erlernen. Als er aber, nach ———— Lehrzelt einſt feinem Bi: 
in der Behandlung eines Landmanns, der fich beine Baumfaͤllen die linke Ho⸗ 
abgehauen hatte, Hülfe leiften folte, ward er von dem Anblick ver Weuntefer 
fehüttert, daß bee Water davon abſtand. Der junge St. erlernte nun in ſoh⸗ 
math Latein und begab ſich daun nad) Rothweil ind ESolleglum ieh x 
ihn zuerſt ber berkihimte und orthobore Merz tn ben altem Sprachen ınntarrihht 
Der Vater hoffte immer noch, fein Sohn werbe ein zur Ghlesrgie gerubdicen 
allein dieſer entſchloß fi, ben geifllihen Stand zu — ud Keb. fi 13815 
ben Jeſuitenorden aufnehmen. Mac Ziährigem Noriziate ging er —— 
alten Sprachen nach Hall In Zirol, konnte fVortrag ber wäht'genug nahr⸗ 
Regeln des Ordens modeln, ward deßhalb nach Ingolſtade und Halle barufael 
Eichfläbt verſetzt, und als er Arad gan mit ſ. Bergefegiete erufgraeite, tat? 
41.767 aus dem Orden. In Strasburg fing er an Arzaritumude gu ſtubieen; med 


——⏑ DD———— 
er bald abs Kreiäphuficus in Ungarn, wo er ſ. —— üben ind mel 
Fieber“ niederfchrieb. -Sein geufee Eifer, bie Resıre teras ge ferrikäne: sonbdle de 
gewißheit aus den Ergebniffen feiner * —— rg 


lang blieb et in Ungatn; viele Arbeit und: 
ſundheit geſchwuͤcht, — som fie tuisderherguftehle, nd WMen 
fand er |. Lehrer Haen krank, unb nahm nach deffen ee 
Händen bie Öffenttiche Profeffur dex praktiſchen Argneikwabt- auı: Er glänzt he 
alß einer bee erfion Behren Deuusfchlands bucdh Taient: uord Erfähetng;: We Shen 
Kauınig, Rn die Feldmarſchaͤll⸗ Per und daudon waren ſeine Frewd⸗ 


















Stollen...  @tolz (Johann Yale) 288 


unbe ihr Amat. een Zät für das Einimpfen ber Blattern, 
wozu ee jeben Seumer Anen eignen Garten miethete. St. war auch ein Kemer 
und Freund der griech Gprache. 1787 herefchte in Mien ein — 
rheumatiſchee Fleber, das die Gage zu etner anſteckenden Krankheit uaſchuf, und 
wodon St. ſelbſt befallen wurde. Seine Geneſung war von kurzer Dauer; ein⸗ 
gg icht verurfachte ihm ein heftiges Fieber, woran er am 23. Dat b. 3. 
Er hat mediciniſche Schriften von großem Werth hinterlaffen. — Sein 
—* gt war ber ſpaͤter als Dichter (beſonders durch feine kleinen —— 
— u. . w.) ruͤhmlich bekannt gewordene — 2: i 
1816 Pr e Bol ſtarb 


Stolz. 6 I matdrli, ——— zu empfinden‘ und zu 
ſchaͤgen. Auf biefem Gerbfigefäht und dieſer Schaͤtzung ſeiner Vorzuͤge —* 
der Stolz, als das Beſttreben, feine perfüntichen Vorzuͤge zu behaupten, rom or 
edel · und gerecht if. Aber ber falſche Stolz aͤbertreibt entweder dieſe Selbſtſchaͤ⸗ 
gung oder — fie gegen Andre auf eine u... Meife geltend, und verfäßt 

Ein Tolcher uͤbertreibender Stolz. ift die Hoffart, welche 
den En bt und Berwanberung verſchmaͤht, aber ze vorausſetzt, baf man auf 
Unweſentliches einen großen Werth lege; ſie wird lächerlich als Aufgeblafens 
heit, abet ſelbſt in Außern Geberden bie Übertreibung fich ausdruͤckt. Beleidi⸗ 
gend if der Hoch muth, der mit Berhisfchägung Anbrer verbunden iſt, und 
wenn ee wur ongebitdeten Votzuͤgen gilt, mehr ber Eitelkeit angehört. 

Stolz (chem Jakob), geb. den 31. Dec. 1753 zu Zürich, wurde 1781 
Pfarrer der reſformieten Gemeinde zu Offenbach am Main, 1784 Prediger an ber 
Martinsthde zu Bremen, 1802 aud Prof. am Gynmaſium daſelbſt und 1810 
Paſtor pricnarius am ber mwähnten Kirche, nachbem er 1798 bie theol. Doctor 
wöyße erlangt hatte. 1814 legte er f. Ämter nieder und ging in f. Vaterſtadt zu» 
rüd, wo er am 12. Mer 1821 flach. Er war ein aufgeklärter und kenntnißrei⸗ 
ar Theolog, weicher fich beſonders durch f. Überf. des N. T. als einem folchen bes 

chien zuerſt 1781. u. d. T.: „Sämmtliche Schriften bes 
M. Teſt.“ Aufl., 1803). Auf dieſe Überſ. beziehen ſich auch: „Erlaͤuterun⸗ 
gen zum N. T. een Leſer“ (7 Hefte, 1810— 12). Bon einem 
großen der Zettgenoffen ward biefe Überf., die auch van Eß benutzte, beifaͤl⸗ 
iig aufgenommen, weil fe ſich dem damaligen Genius und ben jetzt üblichen For⸗ 
men der derctſchen Sprache mehr anſchloß als bie Luther'ſche. Andre aber fanden 
fie: gegem dieſe niche mur: zu mobern ſondern auch oft mehr umſchreibend und aus⸗ 
legend als ven Worcfinn wiebergobend. Dieſe t ſchien auch St. in ſpaͤtern 
Jahren zw theilen. Ge veranſtaltete daher 1820 eine ganz neue — ga 
ſaͤmmtlichen Ocelftn OR. T. nach Griesbach's Audgabe uͤberſetzt; eine 
sense Atbeit, nicht euerung — ach — Se m | 
und gen vermieden, jebem Sqriftſteller des N. T. iſt 
ein. Kuach über diefe Abe blieb das 
ne Geben. Fuͤr eine gebildete Dame Äberfogte und erläuterte Et. „Die 










Pſfatmen (1018). Jerner machte er durch dem Druck bekannt: „Prebigten über 
ie de6 48, Jahrhenberca⸗ (2. Aufl, 1808). Nice von ihm 
edaueh; fich auf die Sitreniehre des Gprifienchums und 


he Kirchengeſ Andte ſ. Sehriften find philoſfoph. und thes⸗ 
ogffchhen Ra⸗ auch eferte ex verſchiedene lUberſ. aud Altern und neuern Spra⸗ 
hen, Hutten gegen Deſiderius Erasmus, und Eraẽemus gegen 
Ba en End 
sauer Mitherauogeber. Mei ben „Bedichtigten und moͤglichſt vervollſtaͤndigten 











8 


784 Stonehenge Storr 


Worgeichuiffe der Liederverfaffer des Roemeuſchen Geſauabeche u. f. ww.” (LBEE 

309 ex den suiermählichen Forſcher im Sache der Hymmelogie, den am —— 

1816 verſtorb. Paſtor zur Trebra im Schwarzburgiſchen, Chriſtian Bottlieb Zen 

tin Rube, zu Rathe. Sein Wild ſteht nicht nur vor dem 1. Bde. ſ. Menen ur 

miſchten Schriften”, ſondern auch ver dem 2. Bde. von —— Muagazi⸗ 

1904), an welchem er, fotele an andern theologhſchen umb krit Zritfäheiften, ai 
Antheil nahm. At 





Mitarbeiter 
Stonehenge, f. Selisbury. | et 
Storar, das Harz des Storarbaums, welcher in den waͤrraern Bänden 
von Europa, vornehmlich aber in Aftesn umb Afeike tohchfl. Ks: aiiit aus be: 
Binde nach künfitichen Einfchnitten und wirb in der Nebitin zum Wendungen Bes 
— zu Pflaſtern und Salben gebraucht. Man underſheldet Z⸗e⸗ 


ten Storax, von denen bie eine in Koͤrnern, bie andre in Stuͤcken, bie dricto (Bei 


— Storar) in großen, hellbrarmen, torfuͤhnlchen Klumpen beſteht. Bir 
beiden erſten Sorten ee wohiriechend und thener; ob bie beitte Aecharht vom 
echten Storarbaume, und nicht vielmehr vom Ambetbaum hoeruhrt, en. 
haft. un 1oB Deloiae mat Care efamsetun BRTBR igteit buichbeungen, weile 
ſich zwiſchen 2 heißen Platten ausbreſſen laͤßt. 
Storchfchnabel (pantographum), ein Inſtrument zum —— —— 
regen Das Banye beſteht aus0 Sinealen, were 
4 mit Wicheln sm daher beweglich in Dich 


quabratifcher Form verbunden Finb. 
Lineale haben in gleichen Entfernungen Löcher, ſodaß ein —— Aneal gun 


einer parallelen Seite zur andern gelegt und befeſtigt werben : Ju da 68 
der 4 verbundenen Lineale befindet fich ſtatt bee Michels = 
A und in ber gegmüberftehenben Ecke iſt an gleicher Eitellz ein Stift befeſig 
Die Schraube wird in einen Ziſch ober in ein Bret befeſtigt, und im ent. der & 
her des — fünften Lineals, genau in ber Diagonals zuſche 
Schraube und Stift, ein Bleiſtift befeſtigt. Faͤhrt mar mn mit bem sim 
Stifte laͤngs des Umriſſes einer Zeichnung bin, ſo wird, weil daderrch bie Pinsck 
fi) alle bewegen, und daher das Viereck balb zu einem Quabeate, bed zu can 
Raute wird, die in dem Mittelinenle dngefente — * 
ebenen Fläche nachbilben. Se näher das Mittellineal nach bee Schraube zu Key, 
alfo je entfernter vom Zeichenflifte,, — — 
Man wendet dieſes Inſtrument beſonders bei Verjuͤngung von Schattenriſſen a 
Der Erfinder deſſelben iſt ber bekannte Jeſuit Scheiner, der es Dantageapi 






nigfache Veraͤnderungen und en echalten, dle man 
findet in d. 11. Bde. von Buſch's * der Erfindungen” (u 
ae Theorie gibt Kluͤgel im 3. Ste b. „Mathem. Woͤ — | 
antograp 
Storr (Gottlob Chriſtian), Dr., — ri 
Stuttgart. Diefer Inder Gefhte — 
eis ne Wann sn 
md glädlihen Wermögensunftänden lebte. Fruͤh entwichelte ſuch His jet 
Geile fenıme Bebentanfiht er u none 








fong feiner akademiſchen Stubien das Gynmaſium f. en 
Hänslicyr — Vatero, theils audrer 
Mangel erſetzen. ——— — — — ⏑ anf ihn hatte ———— 2— wur 








- Stortbing 785 


Bochen Lang Ihm jebe Vefihlftiguung unmöglich machts, auf |. Denfidfe babuudh, 
aß es a m». im füch Teibft einzükehren und in ber Stille bes Gelbfiden- 


— ruͤndlichkeit zu entivickeln, bie mitunter faſt peinſich, immer aber ein 


ehr wichtiger Borzug — genhsten Acheiten iR 16. 3. alt, bezog ex die Untverfi; 
aͤt Tuͤblagen und trat fofort in das theotegifche Seminar , eine in jeder Hin 
icht meuflerhafte Anftalt. 3 Jahr⸗ Sefchäftigten ihn hier vorbereitenb Phitologke, 
Befihichte; Dhilofophie und beſonders Mathematit. Sein philoſophiſches Stu⸗ 
ium mit einer Diffestation: „De phyrica admajorem simplicitatem reducen- 
la’, en. ging er zum Biährigen Eurſus ber Theologie Äber, wo 
Sata, Gartoriuß, Clate ‚ Rei f. vornehmſten Lehrer waren, deren legter nach⸗ 
* f. Ghpsisgeronten tourte. Auch bief Periode feiner Biitung befehlof et mit 
Abhanblung: „Quainsigue de Christo oraeulum Esaf. 
2, 43 — 62, 12. iHustratur" (1768). Im naͤchſten Fahre durchreiſte ex mit 
— ben Arzt, die Wiebartande, England, Frankreich und Deutſchland. 
Der gelehrte Valkenaer und J. J. Schultens, deren Schüler er in Leyden warb, 
beten ihn In bie Tieſen bes claſſiſchen Alterthums ein und gaben ſeiner Theologie 
de ꝓhiloſophiſche Richtung, eg Vorzug gereicht. Im Paris traf 
e mie Schnurrer und Griesbach zufammen, bie gleiche Studien zu ben * 
er doetigen Bibliothek Rene — und ſchloß mit ihnen eine dauernde 
chaft. 1772 kehrte St. in ſ. Vaterland zuruͤck, und bald machten f. — 
um fiber Die ſyriſchen Überſetzungen bes N. T.“ (1772), und „aber die arabiſchen 
Evangelien” (4775), f. Namen im In⸗ und Auslande berühmt. 1772 warb er 
Kepetent im theologiſchen Seminartum zu Tübingen; 1775 kam er als Vicarius 
ee Lehrte aber noch im nämchen Fahre als auferorbenti. Prof. der 
— Tabingen zuruͤck 1777 trat er ein außerordentl. theologiſches 
ehramt an und erhielt die theologiſche Doctorwuͤrde. 1780 ward er vierter Prof. 
ee Theologie, Superintendent, Stabtpfarcer und vierter Fruͤhprediger; 1786 
ritter ordentl. Prof. ber Theologie, Superintendent bes theologifchen Seminars 
mb dritter Grähprediger, und 1797 rief ihn f. Fuͤrſt als Oberhofprebiger und 
lonfiſtorialrath nach Stuttgart, welche Stelle er bis zu ſ. Tode bekleidete. Wuͤr⸗ 
embergs Theologen haben fich ſtets durch Gruͤndlichkeit und durch kraͤftiges Feſt⸗ 
alten an evangel. Rechtglaͤubigkeit ausſgezeichnet, und auch in dieſen Eigenſchaf⸗ 
en ſtand St. als der Tonangebende au ber Spitze. Die größten Verdienſte hat 
re um Exegefe, Dogmatik und hebr. Sprachkenntniß. Seine „Observat. ad ana- 
ogiam et ayntexin kthraicam pertinentes‘’ (1779) haben ihm unter ben orien⸗ 
aliſchen Sprachforſchern einem bieibenden Ruhm erworben. Sein Commentar 
iber ben Sörief an bie Hebraͤer mit der ungemein gelehrten Abhandlung über ben 
gentlichen Zweck bed Todes Jeſu (2. Aufl, Tuͤbing. 1809) zeigte ihn in feiner 
Bröße ais Ereget. Als folchen und als Keititer hat er fich nicht weniger in feiner 
„Abb. ben Zwech der evangel. Gefchichte und ber Briefe Johannis“ (1786), 
nf: „Raum Apologie der Offenbarung Johannis” (1783) und den dazu gehörigen 
‚Dinsertat. in. Apoealyps. quaedam loea“ beurkundet. Einen eigenthämlichen 
= ging ex in ber Dogmatik, wo f. Verdienſte vieNeicht noch nicht genug aner- 
Sein „Dostrinae christianae pars theoret. e saer. 
ee he deutet fen auf dem Tieel den Geiſt der Behandlung an. 
Es ſtarb 4806. Mach f. Kobe gaben f. Freunde Süuskind ımd Statt 2 Bbe: f. 
Predigten heaus, dentn eine fanfte, wohlthuende Wärme — fehlt, wiewol 
Be aſwrdinge zu didaktiſch mad zus ſehr entbloͤßt von allem Schriud. find. 
Btortbing (bad), die Reichtverfammlung, durch welche Norwegens 
— Anthell am ber Geſetzgebung ausübt; von ae) dv. i. Voflöverfammlung, 
und Seor, groß, erhaben. : Die fiimmberechtigten Buͤrger wählen in ben Wahl⸗ 
md Eiſteietao ſannuliagen die Wahlmaͤnner; dieſe ernennen aus jhrer Mitte 


766. Stoſch (Sammel Joh. Graft) * Wblpp, Baron v) 


——— Dam Zahl ni ante 75 un ni —— 
zum Storthing, 5— 

1804 waren 77 Mitglieder des Storthing; 27 
50 aus den Landdiſtricten. — m 00! deu 10 10 Da 













9 / 
und andre dt Laſten aufzulegen; — iu 
Beinwefen bes Reid; zu führen; bie.zu —— ie: 
Da a Eee 
das orwegen 
* ſowie Bünbniffe — Tractaten mit fremden Maͤchten ſich mitehelen 
‚ mit Ausnahme ber geheimen Artiel, bie jeboch ben äffentfichen 
berfireiten dürfen; eben aufzufodern, vor bem Storthing zu erſcheinen, mit 
Ausnahme bes Königs ımb bes Vicekoͤnigs; Reviſoren zu enamen,. welche jipel, 
bie Staatsrechnungen durchſehen, und Fremde zu naturaliſiren. Die me ao 
ben zuerft auf dem Obelsthing von deſſen Mitgliedern oder einen Staagtuuh 
ber Regierung vorgefchlagen; iſt ber Vorſchlag daſelbſt angenommen, fa.miche 
am das Lagthing geſandt. Durch die Bewilligung (Unterſchrift) des 
der vom Storthing angenommene Vorſchlag Geſetzeskraft. Wird ein wem 
2 Mal verworfener Vorſchlag von dem britten ordentlichen Storthing wieber auf 
beiden Thingen unverändert angenommen, fo wird er Geſetz, wenn ge tie 
nigl. Sanction nicht erfolgt. ber bie merkwürdigen Wechantiungens be 
things vom 3. 1824 f. Schweden und Norwegen; „Allg, Beait.”, 183% 
‚,Beilage 159, und „Lit. Conv.⸗Bl.“, 1825, Ne. 146. — 
Stof (Gamuel Johann Eemfl), — —— 
Spraczforfher, geb. 1714 zu Liebenberg bei Zehdenick, ſtudirte gu 
d. O., ward ſchon 1735 auf dem —— — Lino —— — 
Prediger angeſtellt und 1769 nach dem nicht weit daven gelegenen S 
ftendoife Rüdersdorf gleichfalls als Prediger berufen. 1782 ward ex 8. 
an ber — zu Kuͤſtrin, — ath und Infpector einiger 
Gemeinden in der Neumark. Seine letzten 



















ve verlebte er, von 
ee er 1796. Um die 
nenymitk hat er fich durch lehrreiche und g Unterſuchungen 


macht, beſonders durch feinen „Verſuch einer richtigen Beſſin 
gleichbedeutenden Wörter der deutſchen on 6 Ahlle., 2. 
a.6.8.1777); Æritiſche Anmerk. über bie gleichbedeutenden Töuten,bag- 
ſchen Sprache' (ebend. 1775); „Kleine — naͤhern bes hau. 
ae? Se ** 
und mit en von ur 
ee Fache ein er iter an der 


Stofch (Philipp, Baron v.), einer ber beguͤnſtigtſten Sumfifemmhe 
vorig. Jahrh., war 1691 zu Kuͤſtrin geb. —— — 





— 





— (Php, Baron von) 787. 


dee Gteinfchrielber. Wo er —— nicht eroeen Bra, nie nie 
Aberude za verſchaffen und ein eignes Wetk: „Gemmae antiqtrae velatae, scalp- 
teram neminibus insignitae, delin. et aeri inc. — Picard, sel. et 
nn, Stoſch (Amfterbam 1724 — Den Rufe 
freluich den — htm nicht wehr gertägen, macht⸗ mode Int und f. Beflveben 
er — Spliehin lebte Se ——— Agent in 
Komm mb fett 7734 in Florenz, wo er jener Neigung zum Sammeln, wozu der 
Det mb fo berkihmte Werbiber einznladen ſcheinen, von einem bedeutenden Wer: 
wögen ınterfühgt, ſich mit Leldenſchaft hingab. So Bikbete fich ein Mufenum, 
00 Kunſtgegenſtaͤnde aller Art unfaßte; aber erft nach dem Tobe des großen Ver⸗ 
inigers erhlelt ed, namentlich durch Winckeimann eine Beruͤhmcheit, die St. 
Anm Ehrenplat Im Fahchunderte Wurckeimanms erwarben. Landchatten Rus 
Deichrungen (zuſammen 324 Fokllanten, die fich jetzt In der E. €. Bißfios 
— Bromgen;, neue mb alte Weängen,; Aues fand backe fehne 
elle. St.ro Urtheli über den Kamſtwerth und die Bedeutendheit En De 
hüsser war in den frühen Jahren weder ſicher noch hinlaͤnglich gelaͤutert. 
Kunſturbe war fo uaman daß er Belehrung wänfchte und annahm. — 
—R22 Sqhrift Über die Nachahmung ber alten Kamſtwerke hatte einen Brief⸗ 
zechſel veranlaßt, berg ee Achtung und innige Zumeigungermedkte. Win⸗ 
eamım Berkhtigte ers urtheil und Defee esfeffte dafdie feinem Freimde Zu⸗ 
Card. Albani: ein Umſtand, der fuͤr Windelmann’s ganzes Leben fo fol 
wurde: Ohne fich je gefehen zu haben, waren fle herzliche Freunde. 
er Dauptehrll bes Muſeums waren gefchnittene Steine, in deren Beurtheilumng 
St. die meiſten Kenntniſſe hatte. Die Belehrungen, die Winckelmann von bort 
re erhzelt, gab er ſicher vielfältig zuruͤck; und ihm verdankt biefe Daktyllothek ihre 
nerkennumg. Pe Plan naͤmlich des Barons, alle ſ. gefehnittenen Steine durch 


iefig, aufeben Selbſt der Kätalog kam bei ſ. Leben nicht zu Erf 
sch dem Tode bed Barons, ber 1757 zu Florenz erfolgte, übernahm Mindek' . 
—— vom Erben des Sammlers, H. PH. Mugell » Stoſch, 
ee ee Bft. dazu aufgefobert. (‚‚Descor. des pierres gravees du B. de 
, Florenz 1760, 4.) Die Bebentendheit bes Schatzes wuchs durch die⸗ 
Friedrich IL, wurde er von dem Erben fire 12,000 The. md ' 
ve Täpel. Perfim nach Berlin angefanft. Binzeine alteteurifche Steine waren 
mat® Then an den Herzog Caraffa Noya nach Neapel uͤberlafſen, —— 
Greville nach London gebracht, ſindet man biefe jetzt in Wirkt. Mufernn. Eine 
von 


HER 


73 


23 


Ime Hauptſ | 
2444 Intagnos, alten Steinen und Paften, alle Gegen 
alten Gippeit umfafiend , namentiid) auch durch aͤgyp⸗ 
che Arbeiten ausgezeichnet. Die Ge BO ae 
ech. Werke der Biyptik, den Stein mit ben 5 Helden vor Theben und deu 
deus, beide mit beigefchriehenen Namen. Nur 5 Stücke fehlen jest von Bent, 
s MWirckel anns Katalog As Bat pr daß 
rfaifhrengen, felbſt abfichtliche, barumer vorkommen. Ein b lichen reg 
Sonv.Bez. Giehente Aufl. Bd. X. 47 





788 Staoß ber a 


1 be Bauplan he 
ee regt Joh. Ad. Schw br n a 
re 
erg N met; 
tabgfiffe wernach dev — Sukhlhir auenhelz. 









&h 
wahl. vorzeglicher Gemmen 10. Mäenb. 1797, Fol. und 4.), dad ak af 
eo nach dem 4. Bde. abbrach. Brite war bee Zert zu breit vnh Die Kuyfe 
hatten sicht Styl genug. Ehe gluͤcktiche X — ——— 
Jow in f. SÄuf: De Naub den Paßabinms”. Der — 
Werten verkauft Die ganze Stoſch che Daktyllothek in Gypsabdruͤcen 
(in Bias und Email) nebf dem voßfänbigen Verzeichniß der Mer 
In dei. €. Wiufenm in Berlin, 

»Stoß der Koͤrper, der. Es HE micht leicht, die verroickelten Geſchu 
Großes anfrufaffen. te muͤſſen uns zuerſt eriunem ; daß es in jebem‘ 
einen et in welchem man ſich f. ganze Maſſe vereint 
kann. Mit Bezlehung darauf 


heißt — ober excentriſh/ Wal 
die dhtung, kn welcher fi) der ⏑——— Senden Korpers beuegt md 
bach) des geſtoßenen nen 0 vder niche; gerade fie, mem 
june Michteneg auf ber in ber fich 5 ds Bier br, Io 


font fihief. Ferner macht es; a ——— 
Unterſchied, ob biefich ftoßenben Rörpe (im Cine 
voRfommeme harte Koͤrpe 







| en, vollkommenen Stiuſtandes beiber eintreten — 
— —— rei er BE 
elaſt iſch wären. an a ek nicht ftatt, ECT j 
nach dem Stoße in der Dichtung: Dekjenigen fort, für ben Eh 





eime kleine, langfam rollende Kugel gerade gegen e 
* fo prallt die Neinere in der Richtung ber len 2353 
elden fortfegt, zurüd. Hatten beibe einerlei Richtung, ſtatt » G 
a se ee winbigkeie —* * 
amp, bie Summe geſetzt werden. *) Det um en ig aaa 
" *) Die Theorie nimmt nämlich in beide uf 
‚im Au a nal einer een Bin —S 
dieſet vereinigten Maſſe. hi bas 


[4 


Stottern Stourdza 3 


Verth der reſultlrenden Geſchwindigkelten In beiden Fällen, ſtatt wie bier geſche⸗ 
ven iſi, durch Morte in algebralſchen Zeichen aus, fo find auch bie Veränderungen, 
velche in den urſprunglichen Gefchmwinbigfeiten jebes ber beiben Körper vorgehen, 
ech ein wenig Rechnung leicht arfunben, (Dal. Percuffionsmafhine) 
Knsfährlicher handelt bie Gefege des Stoßed ab Bren in f. „Srunbeifi der Natur: 
ehre (6. Aufl. buch Kaftner, Halle 1820), und in noch größerer mathemat. Ausbeh⸗ 
ung Käfiner in f. „Höhern Mathematik” (2, Aufl., Götting. 1793). 

Stottern, bad, aus einer organifchen Urfache, wie fehlerhafter Bau ber 
Zunge, Lähmung biefes ober jened Zungennerven, iſt nicht hellhar; mol aber, wenn 
8 bloß ein Nervenleiden, ein Krampf Ifi., Langſames amd ſtarkes Ausſprechen je— 
es einzelnen Tones, mit Aufmerkſamkeit auf die Bewegung der Stimmorgane, 
ann nach einiger Ubung bas Ubel heben. 

Stourdza (Aleranber v.), kaiſ. ruff. Stantsrath (Verf. des bekannten 
‚Mömeoire sur l’tat actuel de l’Allemagne‘'), ift der Sohn eines angefehenen 
noldauiſchen Bojaren, der aus Griechenland abftammen foll; ſ. Mister ift eine 
Fürfili Moruſi. Die Anhänglichkeit, welche ber Bojar St, den Ruſſen im Kriege 
[788 fg. mit der Pforte bewieſen hatte, nöthigte ihn, nach beim Frieben von 1792 
mözumanbern, Er wurde ruſſ. Staatsräth. In f. Tugend hatte ve fid) mehre 
Fahre in Venedig, Frieft und Wien aufgehalten, aud) einige Beit in Leipzig ſtudirt 
md fich vorzüglich mit ber claffifchen Literatur befchäftigt, Auf ähnliche Weife 
orgte er für die Erziehung feined Sohnes Aleranber, der ebenfalls eine Zeitlang 
. Studien megen in Deutfchland gelebt hat, wo f. Schwefter, cehedem Hofdame 
er Kaiſerin von Rußland, eine geiffreiche Frau, mit ben nachmaligen (jet abge: 
jangenen) Staatäminifter bes Großherz. von Sahfen: Weimar, Grafen v; Ebling, 
yermählt iſt. Eine anbre Schweſter befigt ebenfalls claſſiſche Bildung und hat 
Bruchfiüde aus ber „Urania u. a, Werken in das Griech. Überfest. Here v. St, 
jefist Geift und mancherlei Kenntniffe, aber noch mehr jene Unmaßung eines ums 
ubigen Ehrtriebes, welcher gern fich vorbrängt, Darum ſchrleb er über Gegen: 
tände, melde f. jugendlicher, nur theilweis entwidelter Verfland zu Überfehen und 
u beurtheilen noch nicht fähig war. Die Sefuiten hatten in Rußland Zweifel über 
Ne Reinheit ber Lehre ber orientalifhen Kirche zu verbreiten gefucht; bie® veran⸗ 
aßte zuerft den Hrn. v. St. als Schriftſteller ſich zu verfuchen, und Betrachtungen 
Iber bie Lehre und den Geiſt der orthodoxen Kirche zu fchreiben, welche Kotzebue 
ms dem Franz. (Epz 1817) zu Äberfegen für gerathen hielt. Dee Vf. hat fich bes 
nuͤht, in biefer Heinen Schrift bie Vorzuͤge ber griech. Kirche vor Ber abendlaͤndi⸗ 
hen zu entwickeln; er hat aber viele f. Behauptungen auf myſtiſche, neuplatoni⸗ 
he Anfichten und gefuchte Gleichniſſe gebaut. übrigens ficht er nad) bem Inhalte 
verfelben noch ganz auf dem Standpunkte, auf welchen unfere Theologen im 17. 
Jahrh. geftanden haben, und daraus erklären ſich auch bed Den. v. St. Urtheile 
ıber die deutfchen Untoerfitäten und Theologen. Als in Aachen ben Congrefgefanbs 
on 1818, ober auch wol nur der ruff. Gefandtfchaftstanziei, handbfchriftliche Bes 
nerfungen über beutfche Volksangelegenheiten zugeſchickt worben waren, erhielt er 
vom ruſſ. Miniſterium ben Auftrag, daraus eine Denkfchrift abzufalfen. So ent⸗ 
tand f. „Memoire sur Petat actuel de Allemagne". Kotzehue erklärte nach⸗ 
nale inf. „WBochenblatte”, daß diefe Denkſchrift einen amtlichen Urfprung habe, - 
nd Hr. v. St. ſtellte felbft, als 2 Studenten in Jena wegen ber darin gegen bie 
yeutfchen Univerfitäten ohne Beweis gewagten Befchuldigungen auf eine ſtuͤrmiſche. 
— unter den hoͤhern Ständen jedoch nicht ungewöhnliche — Art von ihm Genug⸗ 
thınmg foberten, bie etwas fonderbar abgefaßte Werficherimg aus: Qu’il avoit 
zulaͤſſig, aber es gewährt wenigftens, rüdfichtlich ber Richtung nach bem Sufanumenn . 


treffen, vollkommene Beftätigung ber Sheorie; und barauf Fam es befonderd an, da 
ie Geſchwindigten eine —* Speculation bleibt. 47% 
7 





⸗ 


740 Stoͤver 


penaô, serit et rödige ee memoire sur l’ordre de —. Er fand balb darauf fr 
gut, Deutfchland, nachdem er fich mit der T. des Staatsraths Hufeland verbeb 
rathet hatte, zu verlaſſen, und lebte den Studien in Rußland auf [. Gütern in der 
Ukraine. 1820 wurde er zum wirklichen Staatsrath ernannt. Von f. Schriftchen, 
welches bie Polit Annalen 1819 in deutſcher Überfegung aufgenommen haben 
wurden anfangs In Aachen nur 50 Ereniplare gedruckt und an bie verſchiedenen 
Geſandtſchaften verteilt, Doc) bald waren von demſelben fo viele Eremsplare im 
Umlauf, daß es ein Gegenfland der Neugierde und Specuiation wurde. Zuerf 
ward es durch das engl. Blatt: „The Times’, verbreitet, deffen Inhaber es durs 
T, Corsefpondenten in Aachen erhalten hatte. Dann erfhien bavon ein (mie ma 
fagte, durch Hrn. Schoͤll beforgter) Nachdruck in Paris. Die gänzfiche Unkenntuf 
bes Gegenſtandes, ben es barftellen wollte, die Feindſeligkeit der darin enthläm 
Anfiht und Abficht, ſowie bie Härte der darin aus einzelnen Vorfällen abgelrit: 
ten allgemeinen Beſchuldigungen gegen bie deutfchen Hochſchulen und dem dent: 
De Volksgeiſt überhaupt, die nur durch die Keckheit der Vorſchlaͤge, wie alls 
Geruͤgte ander& einzurichten fei, übertroffen wurden, erregte allgemein Umsde 
Man fah bei dieſem Anlaß, daß es in Deutſchland noch ein Natlonalgefuͤhl sit. 
daß mit edler Entrüftung bie Schmach empfand, fi) von einem am Geiſte fett 
noch unmuͤndigen Moldauer über ſ. wichtigfien Zwecke ımb ebeiften Nations 
einrichtungen vor ganz Europa in eine Art von Anklagezuſtand verfegt, md wie & 
nen verwilberten und unfolgfamen Knaben auf bie möndifä-fholaftifchen Soma 
einer Zwangheilsordnung zuruͤckgewieſen zu fehen. Die deutfchen Regierungen br 
achteten dieſe Worfchrift des jungen Auslaͤnders, wie fie ihre Völker zu erzichen hir 
ten, mit ſtillſchweigender — Mißbilligung. Wenigſtens nahm Preußens Monxt 
barauf Feine Rüdfiht, als er in Aachen die Stiftungsurkunde der Univerfiit 
Bonn ansftellte. Bald erfchienen heftige Gegenſchriften. Die befte Antwortme 
bes verflorh., von dem gebildeten Europa In folhen Sachen als ſtimmfaͤhig cas: 
kannten Villers vor mehren Jahren gefchriebenes „Coup d’oeil sur les wirer- 
sites de l’Allemagne'. Als die grünblichfte Präfun then Denkſchee 
nennen wir Krug's, auch franz. erfehienene „Auch eine Dentfärift c.“ (Epʒ 11T. 
Jetzt iſt St.s Schrift ſelbſt in Deutſchland faſt vergeſſen; aber irtigen Anfıd- 
ten haben nach dem bekannten: semper aliquid haeret, eine Partei gefunder, de 
darnach gern handeln möchte. Indeß fand ev Meinung von Deutſchland fe: 
in Rußland nicht allgemeinen Beifall, und das in Peteröburg von der Megirrms 
unterfiüste Journal: „Der ruſſiſche Inyalide“, theilte die ſehr ſpoͤttiſchen Be 
lag: der fpeierfchen Zeitung über biefes Machwerk ohne Ruͤckbalt mit. 
| toͤver (Dietrich Hermann), Dr. der Phitofophle,”geb. zu Verben in 
Hanoͤverſchen, ſtudirte zu Helmſtaͤdt, war feit 1793 Heraußgeber dea „Ham 
unpart. Cortefponbenten” und farb zu Hamburg 1822. — Wenn anders bie Pe 
oͤmie: der Geſchichtſchreiber müffe weder Meliion haben noch Baterland, 1m 
ein politifcher Zeitungsfchreiber dazu geboren fein, sutrifft, fo war St. Yirm 
ein zebenber Bewels, Mit einem raftlofen Kifer in ſ. mühevollen ımb anftrnge 
"ben Geſchaͤft verband er eine umfaffende Kenninif der dazu erfoberlichen Bi 
fhaften und Sprachen, sihtigen Fakt und Klarheit in Abfaſſung der A I 
Babe lebendiger Darftllung, Scharfblick im Auffaſſen ber allgemein ntenffe 
Ka Momente ber Zeitgeſchichte und ber Ereigniffe des Tages, tuhlſg 
und treffende Anficht und eine kaltblütige Beurtheilung der unter fich Ferbil and 
mal [ehr — Nachrichten in der oft Fehr hmwierigen ımk Bist 
Auffelung heB. richtigen Geſichtspunkts derſelben ine urofe Germanen 
— erſchlagenheit moͤchten wir ed nennen — eigle ſich in der Art ber Anesı 
nud ſelbſt in der Stellung der wihtigftn Materion und politifchen Mrrillt 37 
tung, beſonbers ih den Sahren, wo in Drutich land beretferhe 








Strabo . Strafe 741 


auch die öffentlichen Blaͤtter beherrſchte und fie dictiete. In diefer unſeligen 
eriode Hamburgs wußte bee — wie Damoekles — von bem Aber feinem Haupte 
——— Schwerte ſtets bedrohte St. dem aufmerkſamen Leſer ſ. Zeitung oft, 
chon durch bie Art, wie er die Ihm abgezwungenen Dictaturartifel aneinander 
reihete und fie aufeinander folgen Meß, bedeutende Winke zu geben, um das 
Wahre der dargeſtellten Ereigniſſe von dem untergeſchobenen Falſchen zu unters 
fheiden, und ihn fo doch einigermasen felbft einen Schluß auf den efgentlichen 
Stand der Sachen ziehen zu laffen. Die genannten Eigenſchaften diefes ebein und 
eltenen Mannes und Tagesgefchichtfchreibers wurden in ben Zeiten feiner vollen 
eiſteskraft allgemein anerkannt, und erwarben ihm Titel und Orden ber Broßen, 
ohne daß fich der befcheidbene Mann ſolcher Chrenbezeigungen uͤberhob. — Bor der 
übernommenen Redaction des, Hamb. Sorrefpondenten”, die denn faft alle f. Zeſt 
in Anfpruch nahm, zeichnete ſich St. In der gelehrtem Welt aus ale Mitarbeiter 
des v. Schirach ſchen, Pollt. Journals", ſowie als Verf. und als Überſetzer meh: 
rer geſchichtlichen, ſtatiſtiſchen und literariſchen Werke. F 

Strabo. Diefer berühmte griech. Geograph warb zu Amafia In Kappa⸗ 
bocien um das 3. 19 n. Chr. geb., ſtudirte Rhetorlk und Artftotelifche Philoſophie 
und machte ſich fpäter auch mit den Grundfägen ber ftoifchen Schule bekannt, 
denen er dann folgte. Er durchreiſte Briechenland, Itallen, Ägypten und Aflen, 
ſuchte ade diefe Gegenden und Länder genau zu erforfchen und möglichft genaue 
Nachrichten über Politik und Statiſtik einzuziehen. Die Zeit f. Todes iſt unbe: 
kannt. Wir haben von ihm noch ein großes geographifches Werk in 17 Bächern., 
Daffelbe enthält nicht bloß magere Namensverzeichniffe der Länder und Orter, ſon⸗ 
bern auch ausführliche Berichte über Sitten und Regierungsverfaſſung. Es iſt 
daher ein hiſtoriſch⸗ſtatiſtiſches Werk, Ex ſchoͤpfte ſ. Nachrichten theils aus eignen 
Beobachtungen, theils aus den bamals vorhandenen geograph. Werken eines He: 
kataͤss, Artemidoros, Eudoxios und Eratofihened; auch benutzte er Geſchicht⸗ 
ſchreiber und Dichter, und brachte ſo ein Werk zu Stande, das an Reichhaltigkeit 
und Gruͤndlichkeit alle frühere übertraf und für uns von ber größten Wichtigkeit 
iſt. Caſaubonus fänt von demfelben das Urtheil, daB kaum ein oder 2 Werke bes 
Alterthums bie Vergleihung mit bemfelben aushielten. Die befte Ausg. iſt von 
Siebenkees — und Tzſchucke fortgeſetzt, jedoch nicht vollendet (Epz. 1796 
— 1811, 7 Bbe). Außerdem werben die Ausg. von Caſaubon (Paris 1620, 
Fol.) und von Almeloveen (Amft. 1707, 2 Bde., Fol.) fehr geſchaͤzt. Abr. Jak. 
Denzet hat den Strabo überf. (Lemgo 1775—77, 4 Bde., mit Landcharten und 
Kiffen). Heeren hat kuͤrzlich über die Quellen des Strabo gefchrieben. 

Strafe Der Begriff der Strafe fest voraus ben bes Ubels. Jede Strafe 
wird als Übel angefehen, und bezieht ſich auf vorhergegangene Handlungen als Fol: 
ge derſelben. Nun aber gibt es Übel, welche nach Maturgefegen auf gewilfe Hand» 
lungen folgen (Naturäbel) und welche nur uneigentlich Strafe genannt werben, 
infofern wir einen moraliſchen Befeßgeber und Richter annehmen, ber diefer Vers 
knuͤpfung Urſache iſt. Im eigentlichen Sinne wird Strafe genannt ein Übel, das 
auf Zwang beruht. Zwang aber iſt bie Kraftäußerumg freier Welen, gegen ben 
Mitten Andrer gerichtet; und biefer Zwang wird von bem Menfchen flr ein lber 
gehalten, weil ex feiner Natur nach einen Trieb nach Unabhängigkeit und Genuf 
bat. Strafe ift alfo ein Zwang, der als Folge mit der Übertretung eines Geſetzes 
verknuͤpft iſt. Der Vater ſtraft z. B. fein Kind, wenn es feinem Willen, ber ihm 
als Geſetz gelten ſollte, zuwidergehandelt hat. Aber die Strafe in biefer Beziehung 
iſt Züchtigumg ; fie bezieht ſich auf den Zweck ber Exrsiehumg und fol bahin wirken, 
dem Handeln bes Kindes eine beffere Richtung zn geben. Sie wirb nach ber be» 
ſendern Einſicht der Altern beſtimmt. Fragen wir dagegen, im welchet Beziehung 
ber Zwang zu dem echte überhaupt ſteht, fo konmen mir auf den Begtiff der 





748 8 Strafe 
Strafe im jurhſtiſchen Sinne. Der Zwang, dee Nichts ale pda ron 
dem Radtkgeig 


- dem Rechte. Die Foderung der Vernunft nämlich, welche fl 
| — geht auf ein Rechtsverhaͤlfniß unter Menfchen ſchlechthin, b.h. ca 


| gen in bem Unrecht, das f. Urfpeung In dem finmlichen Triebe des Mienfen ka 


wirkliche ee (medhanifchen a re oder nur dureh And 


haͤltniß, in welchem bie freie Zweckthaͤtigkeit dee Perſonen, we 
bung ber nothwendigen Zwecke und Bebürfniffe der vernln — *8 
und mithin zum Behuf eines naturgemaͤßen Lebens Aller gafodert wird, vollin 
men anerkannt und geſichert werben fol. Durch den bloßen Willen eines &i 
nen kommt ein ſolches Verhättniß nicht zu Stande; es muß alfa zur 
deſſelben äußerlich ge yanıı werden, und bie Vernunft würde. fi — 
, wenn fie das Verhaͤltniß ſelbſt einestheils geboͤte und bie Wirkſamket a 
dibium deſſelben anderntheils verboͤte. Nun wird aber das Wirken zu dies 
* auf einer gemeinſchaftlichen Verbindung beruhen und tſaͤchuch zez⸗ 
demſelben entgegenſtehenden Hinderniſſe gerichtet fein. Dieſe Inden 6 


der dem vernänffigen Wollen widerſtreitet; und ba bie Sinmiichkeit nicht cup 
hoben werden kann, indem das Recht ſelbſt auf der vernünftig-finnlichen Raw 
bed Dieufchen beruht und durch Handeln in ber Sinnenmgelt fich Aufert, fa Hk 

10 ..n Sicherung eines Rechtsverhaͤltniſſes nichts Anders übrig, alt ie 
hot (eb, I welcher fich bie Sinnlichkeit widerrechtlich aͤußert, nn 

b durch ſolches Entgegenwirken die Wilkire in ihre Sphäre zu 

> ben Berlegenden zur Anerkennung berfelben zu nöthigen. Ein * 
ken — die rechtsverletzende Willkuͤr iſt juridifcher Zwang, mag er ſich rn 


fern (ben fogen. pfochifchen Zwang) äußern. Wenn aber ber Bwang her 
Bi widerfprehen, ſondern das Mittel zur Bewirkung des vom ihr * 
tsverhaͤltniſſes ſein, wenn er das Recht nicht aufheben, ſonderm ſichem fd 
ſo muß er mit dem Rechte feibft fo eng verbunden fein, baf er als Folge ie 
Mechtöverlesung und Ihr ganz entfprechenb erfcheint, mithin bie Rechttvedeieg 
aufhebt, ober bie durch fie entflandene Ungleichheit wieder ausgleicht. Ver 
Zwang iſt ein einfeitiger, d. t. von ber Willkür eines Einzelnen — 
eben durch dieſen das Recht verlegt wird; auch ein bloß d zu 
folcher, den 2 Parteien ſich zufügen, weil ein folcher daß ‘7, 
umtes ihnen aufheben wuͤrde, fo lange es keinen Dritten gibt, ber als Richn br 
fugniß und Auftrag hat, Ihre — zu beurtheilen und a 1 
hern es iſt vielmehr ein allſeitiger, d. h. ein ſolcher, ber durch Gi Du cas 
Mechtögefellfchaft entfteht, dam fich ein Jeder durch feinen Eintritt untermkfie 
x e fe tus ———— Geſetz aus geſprochen und eh 
m Geſetz ichterſpru andhabt 
— —— en. * — Gefenfhafe land 5 bat, daB Rettt r 
finmten Verfaſſung darzuſtellen, fo muß ihr auch das. Mittel zuſche 
hiefen Zwed per Fan gegen gan jedes einzelne Mitglied, welches —— 





wiberhanbelt, und dieſes Mittel muß mit der Rechtsverletzung in 

wie Wirkung zur Urſache fchen, mithin ber Be und Hanblung dad 
treters entgegengefegt fein. Ein folder Zwang aber iſt — Die rechtuche On 
alfa nein. bee Betägafeiihaft möglich, und daher nur ame 


| — — ne ‚echt, — nm 6 Ham 


Amang.,: welcher: als Folge mit del 
a ge Be Ufpaft verknuͤpft — — be. —* 
Ana, I —* — 5* 


auf unerlaubte Dani 
zwar auch eine fogen. — ——— Ar 


er 
| —5 — zweier ei vn mehrer Parteien auf bie Übertretung bi 


gefchloffenen Vertzags gefegte Strafe, allein biefe exhäls ihre —*2 


Strafe 143 
sch, daß In einer Dlechtügefeiifchaft ober im Staate bie Parteien ſich an ben Bid» 
er voenden und von ihm Die Beurchellung ihrer Rechtsanſpruͤche und bie Geltend⸗ 
nachting ihter echte fodern Ahnen ; feine Partei ift anı ſich Richter Über bie andre. 
kbenſo haben auch einzelne Geſellſchaften das Mecht, zu ſtrafen, unter Voraus⸗ 
etzung von Belegen, nur inſefern fie dem Staate ober ber Rechtsgeſellſchaft Aber 
yaupt untergeordnet find. Das Recht zu ſtrafen, ober das Strafreäit, beruht auf 
‚ee Nothwendigkeit eines gefetzlichen wanges als Mittel zur Realiſirung einer 
Rechtsgefellſchaft vun Übertreter bes Geſehes; und inſofern biefes Mittel Folge 
nd Äußerung des Geſellſchaftowillens ift, iſt das Strafrecht auch Bein beſonders 
‚zrodrbenes Recht des Stauts (wie Diejenigen gemeint haben, bie ed aus einem bes 
ondern Abbuͤßungovertrage, paotum expiatorium , haben herleiten wollm), ſon⸗ 
ern urſprunglich in dem Begriffe ber Rechtsgeſellſchaft gelegen. Auch erglbt ſich 
araus, daß eigentlich und am fich bie Strafe kelnen beſondern Zwed hat, ſondern 
nit dem Weſen der Rechtsgefellſchaft fo genau zuſammenhaͤngt, daß fie wie bie 
Rüdketefung fm gefunden Organismus auf die durch ein einzelnes Otgan beivirkte 
tebenößärtung folgt. Inſofern man ber die Strafe theils in Hinficht ihrer Zufuͤ⸗ 
mng (Strafanwendung), theils nach ihrer geſehlichen Beſtimmumg oder Feſt⸗ 
kung betrachten kann, fo unterſcheidet man auch von jenem Rechtsgrund ber Zu: 
Ggung, ber eben in der Nothwendigkeit ber Rechtsgeſellſchaft felbit liegt, zu wels 
her fe das Mittel iſt, und vom ber Liefache ber Zuflgutig, melde in unerlaubten 
Handlungen beſteht, auf weiche fie als entgegengeſetztes Über folgt, den Rechts⸗ 
rund ber Befihummung ober der Strafandrohung, welcher in ber Nothwendigkeit 
ver Geſetze Äberhanpt negt, and Die Urſache der Strafgeſetze, bie in bet Moͤglichkeit, 
Befete zus verketen, liegt. Weil nun bie Strafe im letzterer Hinſicht, oder inſofern 
ie durch das Geſetz ale nothwendige Folge umerlaubter Handlungen beſtimmt 
vird, auch als zukünftig und mach ihrer wahrfcheinlichen Wirkung auf die Bürger 
yetrachtet wird, fo laͤße fich wit der Strafe ber Zweck ber Abſchreckung wol vers 
inden. Die Strafe iſt former, nadı Verfchiebenheit ber gefegwibrigen Danblungen, 
nithin much Berſchiedenhrit der Geſeze und Mechte, meldye übertreten und verlegt 
verden, fehr verſchieden, Es gibt baber eine Eivilſtrafe, bie ſich auf Verletzung pri 
yatrechtlicher Verhäktniffe (eefegliche Rechte ber Privaten) bezieht, welche durch 
ein beſonderes Strafgeſetz verboten ſind und von dem Eivilgericht beurtheilt wer⸗ 
ver. Werner eine Poizeiſirafe, weiche ſich anf Polizeivergehen begieht, d. 1. Hanb⸗ 
umge, woebrerch gewiſſe, don ber Obrigkeit zur Sicherheit ober zur Befſbrderung 
s getftigen und phyfiſchen Wohl ſeins der Buͤrger gettoffene Maßregeln und Ver⸗ 
aſſtaltimgen verletzt werben. Solche Verletzungen werben nach ber Groͤße der 
BSehaͤdlichkeit und des Migehorfams beſtraft. Im eigentlichen und vorzugsweiſen 
Surne wird jeboch unter die Criminalſtrafe verſtanden, welche gegen Ver⸗ 
rechen Its engern Sinne (erimina, Etiminalberbrechen), b. 1. Vetletzung folder 

iR, in denen bie Mechtsgefellfchaft ſelbſt mittelbar oder unmittelbar 

Rd ein auäbrkckfiches pofitioed Geſetz (Griminalgefog) übertreten wird. 

Die iſt alfo eine Strafe, die auf gewiſſe, aus Willkuͤr ber Bürger hervorgehenbe 
mb dreerch Bas Eriminalgeſetz beitinmmte Berletzungen bet utſpruͤnglichen Mechte 
er Baeger und der Geſellſchaft erfolgt. Inſofern num bie Strafe geſetzlich be⸗ 
ienie werben I; fo fragt fih zuerſt mac welchet Meget foll es gefhehen? 
Diefe- Hegel wich man dad Princip des Straftechts meinen Einen. Die Frage 
neh Bene Ctenfichhtäprindp in dieſem Sinne serfpaltet ſich abet Im 3 Fragen: 
1) Wie uf eine Strafe beſchaffen fein, wenn fie rechtlich, db. 1. bein Rocdytögefege 
gerkäpß fein MIT" 2) Inſalern Strafen im Befeg’vorand beflinnmt werben, tie 
erben Verbrechen durch Die Eitrafe am ſicherſten verhindert? Dieſes wäre das 
porifche Vrinch der Stra und 3) enbtich: Wie muß, wenn ehr Werbrechen 
begingene HE, die Strafe beſchaffen fein, um zugleich auf ben Willen ded Menfchen 








gs Strafe 
einuwicken? Morall ir Da Was — m 
— doſelba: einztg die Angersefanfeit he 


—* —— —— Gage: Mie Vak 
im — GStrafe; ———— daß der Dabei n 
sek 
deelchea ee —— Binplikiehe 
zoder bad politiſche —. — — — 
α ketniptet.: Den Etant, bevamahır alt bieße Maduöhefäitekk 
[CH dia kette Aufüchsen.nes der Strafe, . bie, einela beruͤttſichaigt mu maundacd 
Beunituägend — — — * 
—AXSOCCC » Serefien dam 




















durch eine andlung nik vu 
weiche — * 


Be Gier mist —— 
‚imgsherie). ein. Sie kaun hier nur Hattfinden, wenn bie chat, —— 
male dab Varbrechens hat, die Wirkung einer freiem (b arena een 

—— er ya che eg 









Mangei Beſtimmumg. Iſt min in letzterer Hinsicht bad ee 

‚ame bie. Anwendbarkeit der Strafe —** (Strafbark eit) — 

fnagt ſich, in weichem Grade und Maße jenes dem Urheber zugnrechn unbhk 
beſtimmte Strafe auf ihn Kein Died neant mania beh 





auth im. befiimmten Sail, and je grager di⸗ —— —* 
Mill⸗Vogqat — — bie Strafbarkoit. alerib 


BDemwha 
die Hundiung vicht gar: begehenn Ib 
größer und rafbarse fi Fi — 
Derbrechens wochanden — * iſt dio Rumeneng.» Alhe ci Mi 
2 mach bor Mae ——* der Handlung ibedi 
Quautia bes axhuedien):. : 














Strafen — u ’\' 


un — — — 
ra (Themas Wentworth, ven), 5** 
gi. geh. 4593, ein herunter Miniſter, und einer 


Anlage chlechten 
— un Bunte L., und widerſetzte fich eifrig den Anmaßungen ber Krone, 
Aobe jeas der fic und dem Könige fo großen Haß 2*3 Yun, 
—* Wentworth zu feinem Miniſter, — um daburch das 








Pastei verlaſſen hatte, u 
Augen Verwaltung machten zwar, daß feine Gegner Inge ſchwiegen, aber 
loß derch treuge Maßregein erhielt er die — in ben ſchwachen Haͤndenthes 
toͤnige. Ats die Gemeinen ſich ſtark —* fühlten, um ihn anzugreifen, benchen 
ie alle jene Umſtaͤnde gegen ihn. St. ber das Ungewitter kommen ſah, wollte ich 
a Sicherheit vbegeben, aber Karl dru ihn zuruͤck mit der Verſicherung, daß er ihn 
naͤftig gegen bad Parlawent ſchichen würde, Das Haus ber Gemeinen fagte iudeſ⸗ 
ew gegen Gt. im einer geheimen Sitzung die Anklageacte auf, mad fanbte biefibe an 
as Dbschane, mo der — verhaftet wurde. Um bie Anklage zu verfolgen, er⸗ 
rannte das Untechaus eine ommiſſion, welche fi unausgeſett 4 Monate Yang 
wit dem Proceß befchäftigte, der Öffentlich vor dem Parlamente gefuͤhrt wurde 
Bt. dertheidigte ſich gegen die wiber ihn angebrachten wielen Beſchuldigungen malt 
Wuͤrde und —— und ſo — daß die Gemeinen ihn auf geſchlichem 
— veruriheilen konnten. Es wurde num eine fogenannte Überfühzumgehi 
ihn eingebracht, und diefe von ben Däuptern ber Volkapartei mit Gewalt, 
us Haͤlfe eines — bewaffneten Poͤbelhaufens, der die Säle des Parlaments 
ungab, durchgeſetzt. St. wurde verurtheilt, ben Kopf zu verlieren. Dazu bebusfte 
mas jedoch der Auftimmung des Könige. Man führe bie nach Blut fchreienden 
Bolkahaufen gegen das koͤnigl. Schloß, und bie Königin berebete den ſchwachen 
darl, der fich aufangs weigerte, in St.s Hinrichtung zu willigen, endlich nachzuge⸗ 
vom. St. ſtarb unter dem Beile des Henkers am 12. Mai 1641 mit großem Mu⸗ 
he, 49 J. alt, Ehe r fein Haupt auf den Block legte, ſagte es: „Ich ade meinen 
Rupf ebenfo gern bin,.wie ich ihn jemals zum Schlafe gelegt habe. Nur flurchte 
dy'‘, ſetzte er Ber „fei e fuͤr u. Stontsreform ein uͤbles Vorzeichen 
‚ag man für. meit.unfchulbigem Blutvergießen beginme”.. Die Geſchichte fans, baß 
Rar 1: ſich auf ie, — den Tod des — St. —— 
Da Andenken Sto wurde von Wuheim IL. rehabluitirt 
Strafrecht. Im —— die Befugniß, Andern won geftge 
‚bee vertragsibibuiger Handlungen ein libel zuzufuͤgen; im objertiven Siumemennt 
nam auch die Miſſenſchaft von den Strafen und Verbrechen, ober bie Strafrechts⸗ 
Iheorie Scrafrecht. (©. Eriminalrecht ) Das ſogenannte Strafrecht ber Äl- 
kun, Diesperzen, Lehrer m. f. w. darf mie bie Brengen ber Büchtigung uͤherſchrei⸗ 
en, md infofssn:cha wirklich koͤrperliches bel verhängt wird, nur mit ber größten 
Maͤßigung, nicht zum Schaden für bie Geſundheit gebraucht werben. Ein Straf: 
echt der Ehennignen: gibt. es nicht, da die Che in weltlicher Hinficht beiden Theilen 
eltenkäige Bechte saxb: ur Infofere dem Ehemann ein Vorrecht ertheilt; als in 
yermeinkhafstichen Angelegenheiten, wo beide Theile verſchiedener Meinung fiad, 
Ne. Stinime bes Mannes entfeheibet: ‚Alle uͤbrige Begriffe einer bes 
Ehemanns über bie Frau ſtammen aus dem toben Bektalter ber Bachanel her, wo 






VB Strafrechtsprinchh Atrahlenbrechung 


De che fi ni dm und bus Gasputi 
wummafte. Ge it auch das Bnf- abet ter Dintäheun 





(Geutschlueuhen beduiguu 

Genventionatbrafe f b.). Es taun ſein ¶) —— 
(leta poenitentialle), d. q. eine ſolche, durch Deren Leifdung Der Weide 
VDerhicdlichkeit obliegt, ſich von der Erfkiiung der legten befrriee bdann. His he 

es die Web. Der 06 iſt 2) wine Gonveniidnalftvafe auf Ya Ud errectega 










Strafrechts princip, Strafrechtstheorke / #: Ken 
„Gtrabtendregung, f. Brechung dor Lippen 


——— (aſtron.), —— Zar ar ac Atem 
= hy ren An ——— — —— 






ee ein — 








unveränderten, 
Hella Gurvo font, und des Geſtirn erfcheint bad iin 

Penbt in de 
2 des nf ne A— en 








Strablntegl — «ur 


nit daclaſſa br -Die allguneine bu — 
En Die ver Geſtirne, ohne bes Vornkals vergräßset, 
aber, was Daſſelbe ſagt, ihren ſtand vermindert. reisen fee bet 


Zenith; wo er ==O wich, abairamt: ſo rauf auch ebenmäfig die ——— 

sont wo fe cım gelften if, gegen dad Zenich him bis auf O abnchmen. Die Enb⸗ 
fernung der Dünmelstärper komt babe nicht in Betracht; der Lichtſtrahl leidet of 

feabar darum nicht mehr aber meriger Brechung, weil cu wor bes Gistriäte einem 

groͤßern ader geungern Wog durch den Hienensläcmmm zuvrchaulegen Haste. 

— ———— 





ae 
etwa von der naͤmlichen Bröße if. Die Aftrenomir iches. eine 
eng Dedten, um de Gib frac Dun Wreerung ya pe Im 
—— IE efiheih, daß dieſelbe für bie Fixſterne dem Unterſchiede zwlſchan 
der berachneten und der beobachteten gleich ſei; fir Some, Moud und Pla⸗ 
sa bie Parallare (f.d.) in Betracht, weiche deu Abſtaud 








wahren Orts, vom Betrage ber Mefsaction 


dieſer — vom Zenith gegentheile wieder vermehrt, und alfe, behuſe 
der Deitimmmung des abgewogen werden 


Tafeln finden ſich dieſe Berichtigungen Im voraus berechnet. Dan beſenders wohl⸗ 
thaͤtigen Folgen iſt die Refraction für die Bewohner der Polargegenden, denen fie 
die Sonne noch über dem Horizonte erſcheinen laͤßt, wenn längft 


wenn fie gleichwol ſchon 
unter benfelben hinabgefunten iſt Be oben); und ba bie Dicde deu Luft in dieſen Läe 


darn die Beechung außerordentlich verauehrt, fo wird — ein⸗ en nr 
en der ſonſt halkidhnigen Polarnacht verurſacht. Auch auf bie ſcheinbaraa Höhen 
irdifcher Gegmfbinde,s. W. von ——— 
ſieht einen Einfluß; ſemie fie gleichfalls bes einer Menge vom kLufterſcheiuugen, 
vor ben wis num der ſogenanutan Gate Morganalt, b.) cxwuͤhnen, micuwio⸗ 
Ben fi Die Lehre von der Refraction —— 
intzen Aſtaonomie in 1228, 2 Bir.) wiſſenſchoftlich ſtrengoer Bohncuberger in 
fe Aſ iαν5α (Qubingen 1811) vangetsagen. Aue empfehlen. win Bio’ 
„Krmita d’astronamie physique” (2, Haufl,, Nast 2314, 3 Mhe.) meh bie „Ae- 
neben vr ai es nad Fenhänn ea ai ern 
uizenampigues‘‘, non Pina (Tutin 1823, 4.). 
Strablankegel. per, von eigmem eher. feuhem Schte arbeite to 
fasoıt nad allen Richtevgra aus. Denkt 





748 Stralen Stralſund 


+, ‚®tralen enrit von), Mitglied ber erſten Kammer ber eneraffiuste, 
geb. im Det, 1751 ju Ho ae | ein durch Talent. und Thalkraft au 
gaeicmneter Daun. Iw 22 Mitglied des a zu Enkhuiſen rem, 
trat ex bald darauf in den — 5 — Bier Stadt. Alb ee 1781 bie GStelle ein 
PMarimefiscals und Admiralitätsconmiffaire von Nordholland erhielt, leiſtete n 
Auch. feine in UÜbereinſtimmung mit den Abmiralen Reynſt, Zoutman und um 
unternommenen Arbeiten dem Vaterlande bie wichtigſten Dieafe. 
hl warb er von der Provinz Norbholland zum Secretair bes Math ber Abgsar: 
(gesommitserde raden) berufen; gleichzeitig erhielt er verſchledene Aufträz, 
die re eilung, bie oſtind Compagnie, den Deichbam, bie Finanzmu |. 
batreffend. Die Revolution von 1795 entfernte ihn von den Geſchaͤften. As 17% 
bie —— Armee in Holland landete, befand ſich St. im Helder, nl 
that bet Ada — Schritte, die das Mißfallen der Regierung erregtn m) 
ihm eina Umterlichung zuzogen; allein er warb yon aller Schuld frei gefpuehen 
Mech. dem Frieden von Amiens wurde St. durch ein eigenhaͤndiges Schreiben We 
Erbſtatthalters Milhelm V., eingeladen, ſich dem Staatsdienſte nicht Länge m 
antziehen. Er nahm jept die Wahl zum Mitgliebe der Scanten vom Nordhelx) 
an, and befchäftigte fich hauptfächlich mit ber Adminiſtration ber Bruͤcken u Chuf 
feen (Waterstaas) und den Finanzen. 1805 vom Mathöpmfionnaie Schinueehe 
ninck zum Miniſter des Innern, des Waterſtaats und des Cultus ernannt, zeihur 
fid) Gt. durch feine muthige Oppofition In ber Berfanunlung ans , melde Edi 
welpennind berufen hatte, um Napoleons Vorſchlag: „bie —— — 
dern, und feinen Bruder Ludwig zum Könige von olland zu wählen", in Der⸗ 


thung zw sieben. Nichtsdeſtowenlger warb Gt. bald darauf von bem neu Alk 


zum Ditgliebe des gefeggebenden Körpers ernannt und erhielt bes Umiendae 
Nach der Bereinigung Hollands mit Frankreich gab St. feine Stelle auf, obgled 
ex ia das franz. Corps legislatif hätte eintveten koͤnnen. 1813 wurde ct don de 

peoviſoriſchen Regierung zum Generalcommiſſair des Innern ernannt, ib urn 
Sete dieſes Amt mit thätigem Eifer bis 1814, wo feine. Sefundgeitsumitäuk ie 
die Leitung biefed Depart. nicht länger geflatteten. Der König Wilhelm ertheit 
ihm dad Commanbeurkueg des. belgiſchen Löwenordens und berief ihn In di oh 
Kammer der Generalſtoaten. Hier zeigt ſich St. a8 ein Gegner des urn 


GSyſtems des indirecten Auflagen, und empfiehlt beharrlich eine Ki 


die georbmeter und weniger Eoftfpielig iſt. 

Stralfund, die Hauptfladt vom ehemaligen ſchw eb. "Pommern, —92 
den Frieden zu Kiel (1814) an Dänemark, und von biefem durch den Derieag von 
4. Jul. 1845. an Preußen abgetreten wurde, jetzt ber Hauptort ſines Megleuumge 
bezirks ber preuß. Prov. Pommern, liegt am ber Oſtſee, durch bie Mierrenge Brln 
von der Inſel Rügen getrennt. Sie ift von Natur durch bie umliegenden 
Leiche und Sem Are bis eigentlichen Feſtungswerke aber firb zum —4— 
nicht mache vorhanden. Won hier ‚gebt ein Dampfpoſtſchiff nach Mabt in Shan 

bar. Sie mishält Fra 1500 5. wit 15,300 &., hat einen ſichern Dafen und tu" 


—— Hanke Zur Zeit des hanfeat. Bundes, beffen Mitglied Stel’ 


war, befanden fich hier viele Tuch⸗ Imb a. Wollmanufactesen; allein yeht, ba I 
groͤßtentheils verfchwunden find, befchäftigen fich die Einw. haupt ſaͤchlich mit Du; 
wmachen, einem Artikel, wovon jährlich 6 — 7000 Laſten ausgeführt merdm ‚dr 
Wels, Garſte, Moggen, Erbſen, pommerifcher Wolle wirb ebenfalls viel nadıd" 
land/ Frankreich, Gugland, Spanien und ber Levante verfchifft. Mier biefige, mi 
te Kirchen haben ſehr hohe und anſehnllche Thaͤrme Gehrke 


Kapfer gede 
—— Hauptkirche St⸗Nicolai mit ihrem ſchoͤnen Kaufftein und Alter, Ihm 


wah Alterthämern, ſowie bie Marienkirche wegen ihrer Bauatt, ihert 
guten Bemälbe unb trefflichen Orgel, In neuerer Zeit ift auch eine Mluche für Av 





Straudrecht Strasburg (Stadt) 943 


choneen erbaut worden. Unter ben Öffentlichen Gebaͤuben ſind bdas Goumernementss 
haus, bas Rathhaus mit 2 fehr großen Saͤlen und einer ausgezelchneten Biblior 
et, dad Gymnaſſum, ebenfalls mit einer Bibliothek und einen teofflichen Miünge 
cabinet, das Maifenbaut, die Minze, das Sommanbdanten > und Zeughant, bie Mas 
azine, das Aucht: und Frrenbaus, und bie vor bem Müterthor angelegte MWaffers 
nft vorıialldı merkwürdig. Rüıtmtiihe Erwähnung verbient bie 1000 vomb 
bief. Magifteat angelegte Arbeitsfchtile. Die Stadt wurde 1628 vom Wallenſtein 
vergeblich belagert; 1678 von bem Kurfuͤrſten Belebrih Wilhelm von Deandens 
“burg, nach einen heftigen Bombarbement, und 1748 von ben nocbifchen Alliierten 
erobert. 1809 fand Schilt (f.b.) birr fenen Tod. Die hiefigen Nathöglieder ger 
teßen ber Vorrechte bes Adele. S, D. €. H. Zober“s A ch. die Brlagerumg 
—* — durch Wallenſtein im J. 1628” ( aff. 1828 
Strandrecht (Grundruherecht, x litoris) 4) ‚Die Ge. 
rlchtsbarkeit Über Aueh, was ſich am Strande (d. h. an der Flaͤche des and Mit 
ſtoßenden, und von der Flut uͤberſchwemmten, feſten Landes) und auf dem Ufer 
ymd Geſtabe befindet. 2) Das Hecht des Landesherrn, fich alles Das — 
was an ben Ufern anwaͤchſt oder gefunden wird, z. B. in Perſten die Perlen, um 
den afrikanifchen Küften daB Gold, im baltifchen Meere der Achat und der Bern ⸗ 
flen, am Mittelmeere die Korallen u. f. w. 3) Bedeutet Stranbtecht die ver⸗ 
abſcheuungswerthe Vefugniß, fih ber ſaͤmmtlichen Güter und Sachen, welcht 
fih auf einen geſtrandeten Schiffe befinden, ohne Ruͤckficht, ob der wahre Eigen⸗ 
thünter ſich meldet oder zugegen iſt, ober nur nach einer beſtimmten Friſt innerhalb 
welcher fi) der Eigenthämer nicht gemeldet hat, zu bemaͤchtigen. Diefes Recht 
iſt fehe alt und mar ehedbem In Deutſchland und in a. Ländern faſt allgemetn ig 
ja man flehte fogar In den Kirchengebeten zu Bott, daß er den Strand fegnen, d. 
h. vecht viele Menſchen Schiffbruch möge leiden Iaffen. Indeſſen wurde diefes 
Denkmal der Barbarei — ſtiuſchweigend aufgehoben, und in Deutſch⸗ 
land ſogar durch ausdruͤckliche Reichsgeſetze abgeſchafft. Doch warb ben nr 
herren und ihren Unterthanen ein fogen. Barg⸗ oder Bergrecht zugeflanben, wo⸗ 
nach ein Theil der geretteten Guͤter Denen, die fie retteten (ben Bergern), ein 
Theil dem Iandeöherrlichen Fiecus, und endlich erſt ber dritte Theil (11) denr Ci⸗ 
genthimter wleder zufägt. Im Preußifchen und Mecklenburgifchen machte war 
ſchon fit langen Zeiten von dem Bergerecht Beinen Gebrauch mehr, in Dänemark 
(insıeis es noch vor wenigen Jahren ausgeübt. ©. Jacobſond — 
na 
| Ar burg (das alte, von den Airmannen zus Anfange d. 5. Jahrh. yom 
fiörte — — eine große und wohlbefeſtigte Stadt im m ” 
Hm e Hauptft. der ganzen Provinz, jetzt die Hauptſt. im feanı. Drpart. des 
A rrheins jenſeits, wo die Siäffe FU amd Breuſche zuſammenfleßen.Bis 
681 ge ort⸗ fie, als freie Reichsſtadt, zu Deutſchland; bamals mußte > 3) 
Aber der 9 Hoheit ln — fie =. EA Frieden 
‚put Immer Gberlaffen wurbe. Die Strafen der St nd umregelm * 
8* uſer (4200) im Ganzen altmobiſch, und beſonders ber ſchͤnen Gebaude wenige. 
eträchtlich find die Feftungswerke bis zu bir faſt an den Bühnen reichenden Ohr 
‚tabelle‘, — ein regelmaͤßſges Fuͤnfeck ausmacht, und von Bauban 1684 unge 
egt Winde. Der Wal hat db (höne — barttirter atrieneikt Due 
ku.” Für bie Sarhtfott, in Ftiedent geiten wenigſtens 6600 I: , find: Gas 
Jeenen vorhanden. Die Zahl der Einw — — 50,000, Eucheranet mb Ra 
‚thoftten. Die letztern haben hier felt 1801 wieder einen Biſchof / zu beffen Eigeen- 
gel’die Depark. vom Ober» und Niederrhein gehoͤren, und der miter dem Erzb 
ſchof non Befancon steht. Die biſchofl. ——— Mun ſt er) mi * 
ben Thurm Ift bewundernswlrdig Unter ben proteſtant. Mtechen iſi bin Themi 


158 Strasburg (Bisthum) Gteoßenbau 


tieche mit dein ſehendwerthen Grabmal des Marſchalls von Sachſen ſehenswöeth 
— un der ehemalige ——— Palaſt (jetzt das Gemeinhaus), 
* — mie ſ. Bibliothek, verſchiedene Kloͤſter, 
a daB‘ a bie wichtige Kanonengleßerel, dat Sı9- 
— das twohleingerichtete Bſtrgerarmenhaus ımd a. — 
tee bei Pliutzen diefer Stadt zeichnet fich der große Paradeplatz aus gr Sr ge 
ſtaud. rg war ſeit 1621 eine befonders für unge Ärzte 
irefftich eingerichtete Untverfität. Jur Zeit ber Revolution ging fle zu Grunde, nd 
Mm — krat eine Centralſchule. 1808 wurde bie Akademie der Proteſtan⸗ 
tem mit einer juriſttſchen und einer phlloſophiſchen Faeultaͤt und 10 Profefforen wie 
en. Den Katholiken bient das neutrrichtete Zyceum, welches jest and 
Atabenmie heißt, zur Biſvung, ud Tür die Ärzte iſt eine bee 5 großen Argneifhe 
ken (soöle de mödoeine) Frankreichs Hier imgelegt. Die Bibliothek, weiche an Bl 
hen a 15. Jahrh. reich iſt, li Sartın und das anatomifhe 
| find ſthr beirierßenärerth,. £77L verft. berühmte Geſchich — 
Gasen hat ſ. koſtbare Ablothek, ER feinem feht zeichen Antiken⸗ mt 
Munzcabinet, der Stadt zum Sffentlichen Gebrauche geſchenkt. Hlerzu kan 
Sibermann ſche Sammlung von Schriften, die ſich auf bie Alterthb⸗ 
de Geſchichte der Stadt und bed Lanbrs bellehm Die Handlung Mi 
Man verführt Safflor, Arte, rheiniſchen Branmtwein, Wet 
fm, MPottaſche, ger, Krapp ımd viele hiefige Babricate, Galanteriewaaren 
dene Decken, Barchent, ſchoͤne Stickereien, Spike, Tuͤcher u. f.f. Du 
— ‚ welches in bee Stadt verarbeitet wirb, IE der Tabac. 
Bor ber Revolution zählte man uͤber 100 Fabriken, vorzuͤgſich von Schmupf-, 
aber auch Rauchtaback, welche 80,000 Etne. Blätter verbrauchten ımb 10 000 
—2* — 1811 warm noch 45 Fabriken uͤbrig. Auch die fire 
burger Wagenfabriken zeichnen fich durch Büte und Schönheit ihrer Kutſchen aut. 
Die Zahl der Kathollken, welche 1687 kaum 2 Famillen en verhidt 
RA zu den Proteflanten, wie 22 zu 19. Doc It —— 
mehr iſt, um die Haͤlfte meht ‚ befommen —— 
Katholiken haben, mit Einſchluß des Muͤnſters oder der Domtirch⸗ 6 Dfaukk: 
"den, die kutheraner 7. Die Gegend um Strasburg ME fenchtbar und mi 
tig augebaut, mit ſchoͤnen Gärten, Lanbhänfern ımd Dörfern angefuͤlt umte 
denen ſich Sqhincdein, Bifchhein x. a. auszeichnen. Strasburg wur 1815 rin 
der vrſten Städte, die fich wieder fuͤr Napoleon erklärten. Joh Gutten berg 
(f.2.) [ch 1436 ft Stranburg bie Buchdenderkun If b) eefimden haben. 
Gtradburg, ein ehemaliges vömtfch »Fathol. a tm Elſaß, @ 
* Seiten des Nheind, gehörte zwar, ſeitdem bie Reicheſtadt ——*8 
der Elſaß am Frankreich gekommen waren, mit feinem lenſeits bes SCheins befint: 
* Gebiete unter — Landeshoheit; wegen * dietfeltigen beiden Adter 
Oberkirch und Ettenheim aber war es ein beutfches Meicheländ. Die gangen Be 
figumgen hatten 30,000 Menfchen auf 23 TIM., — rag sam rad 
Oxon. ein. Der eifaffifche Theil iſt gut bevblkert und feuch 
haatten Ik gleich zu Anfange der Revolution eingezogen sign Yu 
den von —** (101). Der ſchwaͤbiſche hell, von 3 
und 35,000 &ibn. Eink — meiſt aus rauhen Bet imb — = | 
twinbe 1802, als ham ge dem en von Baden mit Eis 
und @elminre im Beichefärftenenth Seit 1806 iſt dies Fuͤrſtenthum 
— bem — Kinzigtreife —— Dee Viſchof fand unter dem Er 
e von Main 
Straßtnben,f Ehauffeen. adj verweilen wir auf folg. Scrif: 
ten: Bemerkungen tiber daS gegenwärtige Syſtem bed Chauffeebates‘, nel 


all 





Vir toegie Sterling nr 
Burfälägen 1“, von 3. Sooben Macabam (aus b, Engl. bes 7. Aufl. von 
Febr. Vogel, Darmflabt 1825)5- „Essai sur la construesion des remtas vt Äns 
voitures”, 0. d. Engl. von iR. 2. Ebgeworth, wit Zuſ. (Paris 1827)5 .nDee 


Straßen und Wegebau, in ſtaatemirthſchaftuicher umb ——— 


— — — — — — — — — — — — — — — — — — — — —, —— — — — — — ee ar te — — — — — 


taaetuat, 1807 
beider Stiftsreglerung zu Zeig much, re murde ex als — Gecret iu 


von Karl Arnd, kurhefſ. Otraßenbaumeißer (Darmft 

Strategie, Selbhermakunfl, TEN zn ai 
wahrhafte weber zu lehren, noch aus Buͤchern zus lernen. In neuern Zeiten hat 
man eine Wiſſenſchaft daraus gemacht, —— Baſis Operatientikeien, Mitein 
Maͤrſchen zc. handelt und bie Faldherren daruüͤber helehren folk, wie fie den Keieg us 
führen Haben, Es liegt aber zu Tage, daß dies nur höchft unvelllonmen gahche⸗ 
hen kann. Werben nun folche Regeln noch, wie es von low geſchrhen, kuady 
die Berechnung nach Winkeln ıc. vollig wrrggk le und durch Ted, meiß gang 


geusublofe Behauptungen ungmießbar gemacht: fe Zaun «6 micht fehlen, daß fon 
gar der Name, der Äbrigend ——— erhalten werben sung, von» 
daͤchtig wird. Jomial hat zwar jenen Fetler verzichen — — 
dem ‚‚Traite des grandos eperatiens militaires”) mehr auf das Praktiſche, num 
mentlich auf die Feldzuͤge Friedrich und Wenaporte’s g tft aber babıl in 
eine große Winfeltigkeit verfallen, indem ex ewig auf den susüdhterumt, ſeine 

am ten und auf dan moͤglichſt Wege an den Feind gu 


—— an rare wie fie. Seine Theerie ber men 
Dprrotiondtinien,, in einzelmen auänehmend richtig, Bann ehenbeßhalb win 
“ih als allgemeln guͤltig betrachtet werben. Auch das Werk des Erzherzogs Kazir 
‚Über bie Grundfäge her Strategie‘, verdient mit beſonderer Kutgeiihuuung a“ 
nannt au werben. (Mol Militairwiſſenſchaft.) 
Stredfuß (Adolf Fricdrich Karh, 956. in Gera d. 20, &ept 1779, we 


fein Water Buchhalter in der Albrecht'ſchon Fabrik war, welcher er wenige Jahes 


ſpaͤter wach Zeig folgte. «Hier erhielt St ® e Bilbennp auf Deu 
Lyceum. 1797 bazag ex d Leipzig, wo er bis 1800 bie Rechte ſtu⸗ 
bite; dann begann er ſ. ahn, wurde jedech 
1801 vom ihr anf einige Zeit entfernt, indem er dem Rufe eines Oheinet nach 
Trieſt folgte und 2 Fahre lang in deſſen Hauſe — lebte. Hier lernte 
De I ee ne Bor bee La On b darch täglichen Bes 





brauch im Umgange kennen kam er als Hofmeifter nach Wim. 
Se nee re die ihm die Freundſchaft uuchaer bex 

gegeichnetfien bo — samt mad Dei» —— ae 
Raraline. Pichler, erwarkan. Er gab f. Verhältuiß als men bald auf, 
lehte Bort einige Fahne in freier literariſcher Ihätigkelt. 1 min 
fen zuruͤc, wo er anfangs Abuecat, baum 





si 


He 





mac, Deröben verfegt unb bort 1813 zum. Geh. Mefscambar bef 
Zeit nachher berhef i das nach Dreäben verfepta zuffifche Gouvernement ehne 
Zuthun zur Hülfsteiftung in die Finamgabtheitung. Die Beförderung um Geh. 
Tinanzrathe die iham bad ——— — — 
wolfte, — en ah und blieb. ia ſ. vonigen. Stellung bei 
ent. Rah bes Zoe Gadfes 1818 fake cu hear 


Hi 











— en VHFaterlond betrachten wußte — beiten 
— — — erſter Math bei ku dartigen Pine. 
erg wo er gagenmäntig ala Geh: 

—— er Erg — ender Math bei dem 16 Junemn 
avh / fteůt if, — ee bat ſich als Dichter und noch mache alß Uderſeter hei Atioſt 








3 Streckwerke Strelitaia Regina 


T 

¶ Aaſaader Nolaud⸗, 5 Dhe., Halte 1818 dei BVefcelut %; 
mufalenn’‘, 2 SORE., Beipe, 1822), umd bei De ir Nee daR Sgekun 
zu dos Paradied”, überfegt und erläutert, Halle 1824 — 26, 3 Khke) im 
Eheenpat in ınnferer Biteraturr erteorben. eine Pleinern Bebichte erfcsimen ien 
un — einer vermehrten Aug. zu Leipzig. — vn den len um 
1.77 uud Zamira“ in 6 GBefängen (Beipz. 1306 AI We 
ee ae BE N a un Kanızıe 
wenigfiens einen guten Vorgänger gehabt. ſ. —5* des —*8* 
Boten" eine Meike mehr ober minder gelungener Berſuche und Studien 
ſcheint er uns in f. Taſſo mit ſeltenen Ausnahmen als ein kunftfertiger Mh, 
den fein tiefes und feines Gefadi für das Uxbilb Begeiftert tmıb Lens midt ale 
die Ktaſt unfere Sprache zu Gebote firht, ſondern auch ihr WVohnaut nn 
er fepieft Mich f. —* be wie es is — Daun on. 


er tredwerke, f. Walzwerk. 
Gtreitart Bet 


treitbammer, Sittetten, —— 
im Vein⸗iatter, —— Pubvers Waſſen = 
machte. eitart A a über eine Oi 
ab ober Stiel, meldyer oben auf ber einen Seite mit ram 
fmetbenben, wie m Art geformten Werkzeuge, auf der andern aber with 
nen Hannuer verfchen war. Der eiferne Stab war fig mie Abd 





| berdraht Der Streirhunmn 
war hampträchtich dadurch unterfchieben, daß er — ie! dem Hamm fr 


einen Gelte, eine etwas gekraͤmmte Eifenſpitze — — 
andern Seite hatte. Der Streitkolben hatte een Eheyern Ota 
ben vorhergehenden , und oben einen ſtarken eifernen Ruopf, ber we 
alt ciues Sternes ausgefämitten, ober — eiſernen Spitzen ober Stachen * 
verſehen war. Dieſe letztere Art führte ben Namen Morgenſtern 
wurden vorzuͤglich gebraucht, um in der Naͤhe auf den —— By 
Gegners betäubende Sireiche zu führen, ober den Heim zu zerfchmettem. 
SH Se er eu 
relitzen (euffifh ober i, db. gen), waren 
Ya Wafitier — Dein deinem Däe "6 Jahrh. —* 
IM Peters d. Gr. Regierung bie Leibwache der ruſſtſchen Baren, machten 


J 








R neh vernichtet. 
Strelitzia Regina, auch — 
uud fihhufen Bierben unfrer Gioshänfer nee echiekt pe 
gu Ehren der Gemahlin George IH. , — ven Ae 
Inu Orte, Es gibt mehre Serelltzien ——— 
Een, — end bie er Helieonia alba mut; 
* ie Bat babe Pf ee * 
AL ige Hr Btäthenfcheibe —* 











Stretto Stroganoff Familie) 768 


bie.6: Ball hoq au⸗t Feht uxd aus ber ich. cine Bikte um bie anbrerentinidilt, . 
des Sereliteia augusta an Geſtalt unb Farbe gleich, aber viel größer. 
Stretto bezeichnet in der Mufk die Beſchleumgung bes Tewpoq. Di, 
* Auchbxuck die. Stretta bezeichnet man aber neuerdings vorzugsweiſe das leichte⸗ 
chnellere Tempo, mit welchem Geſangeſtuͤcke in ber Opem ſchließen. 
ride iſt ſchon eins alte Erfindung, aber das Stricken mit Nadeln. 
m STE Km ie d. 16. Jahrh. Nach der Behamptung her, Eng-⸗ 
ändern fol das Sericen in Sipanienerfunden, ſodann nach Stalien und nach 1560 
auch nach Euglaud gebracht worden ſein. Aber bie Franzoſen, weiche ſchen vor: 
pen Kridten, — daß Bil: Kunſt ben Schottlaͤndern zu han, 
ken haͤtten. Ein Schweizer, Dubois, if der Erfinder einer Verbeſſerung beim 


Stricken, wodurch bie Arbeit ſehr riaert und beſchleunigt wird, Dia erſten 


— ———— ſeidenen Struͤnpfe wurden von Heinrich II. in Frankreich — — 
in England von ber Koͤnigin Eliſabeth 1561 ‚getragen. Man naniıte:in 
land bie erſten Strumpfſtricker Hoſenſtricker, da nach alter Sitte ee hen 
' pfe ein Ganzes machten. In Berlin gab es ſchen 1590 Hofenfirider, .. > .. 1 
Gtrirner (Repommt) , ein außgezsichuster Suͤnſtler, durch den Die Bis 
| — weſentlich auug ebildet worden, geb. 1782 zu Altoͤttingen, hatte die An⸗ 
| fangögrünbe ber Kunfl zu Wofferburg bei einem Bildhauer, Namens. Cichhoen, 
erlernt. 1.797 ginger nach München, wo ex anfangs Nittererse Untersicht im Beide 
Ä nen, dam feit 1799 Dorner's u. endlich v. Manniich's Unterricht im Kupferſt⸗chan 
Ä genoß. Beine erften Arbeiten im Stich waren 18 Blätter Stublen nach Rafael in 
| Umziffen, benen fpäter 2 ausgeführte Köpfe nach Rafael folgten. Als her Faeih. 


wähle 
te, übernahm St. die Ausführung, bie zur Bewunberung wohl gelang. Nigtminden . 
zeichnet iſt fein Antheil an dem u. b. X. „Les eeuvres lishographiques'' bes 
Ä | Basımian Werke in 72 eften. Die Zufchmanier erhielt durch ihn ihre Volkonnnen⸗ 
beit; auch bie Lichtplatte verdankt ihm wefentliche Verbeſſerungen. Äußerſt glücklich 
| iſt ex in ber Behandlunj bes Steinſtichs; die Beberzeichnungsmanier bat er mit ber 
‚ Sseibemanier in Berbinbung gebracht. Die glängendften Öxfolge bavon [chen wir 
in den von ihm nach Gemaͤlben ber muͤnchner und ſchleisheimer Balerie gelieferten 
| Blättern, wovon 100 Lieferungen im J. 1824 erfchlenen waren. Sein von dem 
feisenften Kalent unterflägter, zaftlofer Eifer verſpricht der Lithographie immer groͤ⸗ 
| er Dervoktommmung. Die Akademie der hilbenden Fünfte in Wien ernannte ihn 

—— Wal. Boiſſerée) | 

trogamoff, eine. angelehene zufl. Familie, bie ihren alten hiſto chen 

Neanun auch is bes nenern Zeit ruͤhmlich behauptet hat. Ce theilt ſich in 2 Afte: 
Die Geafen uud bie Barone v. Stroganoff. Beide ſtammen von dem beruͤhmten 
und Butöbefiger Anika Stroganoff ab, der von feinem Wohnorte Sol⸗ 
wytſchegodzka ans im 16. Jahrh. bie Entdeckung und Eroberung Sibiriens bes 
Zwiſchen der Tama und Dwina hatten ſich ſchon im 15. Jahrh. mehre 
en. um Pelswerke einzutanfchen; zu ihnen gehörten die Kaufleute 
Stroganoff, Jakoff und Grigorij Foannikijeff oder Anikin, deren Vater durch An⸗ 

von Oalsfisbereien an der Wuitfchegda fich bereichert 


IE 


el ehren zug Prien angens augen Murla der goldenen Herde, 
Mamens Spiridon, abflamımten, ber bie Her mie ben Rechnentafeln bekannt⸗ 
machte. Die von ham beleibigten Tataren nahmen ihn in einem Gefechte gefan- 
gen und follen ihn zus Tode gehobelt haben, weßhalb fein Sohn —— genannt 
warb. Der Bar Foan ertheilte hen beiben Brüdern Jakoff und Grigorij — 
ganoff, welche kluge Leute waren, Schenkungebriefe über bie a 
Gonv,ster. Siebente Aufl. 8b. X, 





754 | Stroganoff (Gregor v.) 


Kama hinunter vom permſchen Lande bis zum Sfuͤlwaſluffe, und ar ben Ufem dr 
Tſchuſſowa bis zu bern Quelle. Er erlaubte Ihnen, zur Sicherheit gegen die fiki: 
riſchen und nogaiſchen Raͤuber Feſtungen zu erbauen, Kanoniete umd Rdeger uf 
eigne Koſten zu unterhalten und alle Arten freier Leute beifich aufzuuchmen, fie 
unabhängig von den permſchen Statthaltern zu richten, Coldnien, Sabfirtnia 
u. f. w. anzulegen.‘ Die ehätigen und reichen Stroganoff's gründeten 1558 nahe 
bei der Mündung der Tſchuſſowa das Stäptchen Kankor, 1564 bie Frſteng Ar 
gedan und mehre Oſtrogs an den genannten Ktüffen. Sie hatten ihr elgnes Hen 
ihre eigne Gerichtäbarkeit; fie bämpften 1572 die Empörung ber Tfehesamiffe, 
Sftjaken und Baſcheiren; fie befthligten ben Nordoſten Nußlande. Nadıbem ii 
Anbauer der tſchufſſowskiſchen Einoͤden, diefe regierenden Kaufleute , bie Geme 
des bewohnten moßkowifchen Staats bis zur Felfenkette bes Aral ausgebehm ber 
ten, und ber mongolifche Eroberer Sibiriens Kutſchjum die Anlagen der Se 
noffs an der Rama zerflören wollte, fo baten fie um einen Ukas, im fihleiftn 
Rande Feſtungen erbauen zu bärfen. Sie erhielten den 30. Dat 15774 von Jra 
den Schenkungsbrief auf das feindliche Land. In diefem Briefe heißt es: „di 
Jakoff und Grigortj Steoganoff fich an den Ufeen bes Tobol feflfegen, mit Aufl: 
jum Keieg führen, ind Bergwerke auf Eifen, Kupfer, Ziun, Blei, Shmdlı 
f. w. anlagen dürfen”. Diefen Eroberungskrieg führte aber erſt nach ihrem Te, 
6 Jahre fpäter, ihr jängfter Bruder Sſemen, nebſt feinen Neffen Marim Sale: 
leff und Nikita Grigorieff. Die Flügen Stroganoffs boten 5 Bühnen Bichen, 
den empörten Hetmanns ber domifchen Rofaden, ehrliche Dienfke an, fe amt 
nend, ihr, chriſtlichen Helden ſo unwuͤrdige, Handwerk nieberzulegen, nit weh 
Raͤuber zu Ten, ſondern Krieger bes weißen Bars, um Großperrn und bie Hikke 
Grenze der Ehriſtenheit zu vertheibigen. Da erhoken der Koſackonfuͤhrer Jemmel 
und 1. Gefährten ihre Fahnen an bee Wolga und kamen zu den Strogemefi; WR 
ruͤſteten das Heer aus, welches aus Tataren, Litthauern und Deutſchen (Aria 
gefangenen, welche die Stroganoff ven ben Nogaiern losgekauft hatten) befasb, 
840 Mann. Es wuchs bald zu einigen Tauſenden au. : Stroganoff gab km 
Deerführer genaue Kunde von Sibirien, Wegweifer und Schiffe. Jermat bez 
in Sibirien ein. Nach 3 Befechten entfchieb der Stumm auf das Hordenegt 
 Rutfehiums am Irtiſch die Eroberung der Hauptftabt Sſibir (26: Dt. 1881) 
(&. Sibirien.) Vgl. die Stroganofffche Chronik, Muller's „Sibirifche © 
chichte / und Karamfin’6 „Ruffifche Gefchichte”, 9. 8b. . 
Ein Nachkomme des Anika Mi: Steoganoff, Baron Berger v. a 
‚41826 Stafv.), kaiſerl. ruſſ. Seheimerrath, feit 1827" Mitglieb bes Reichtech 
Befiker jener wichtigen, von f. Urahn angelegten Galsfiebereien und Eifomert 
im Bonvernement Perm. Cr war von 1805 — 8 Gefandter zu Madrid dem 
zu Stockholm und in dem merkwuͤrdigen Zeitpunkte von 1821 Befandter zu Sur 
flantinopel, wo er ſich durch ſ. unerſchrockene fefle Haltung gegen den Divan za 
Schutze dee Griechen und der griech. Kirche die Achtung & wie die der 
ganz Europa erwarb. Den damals zwiſchen ihm und den Reis⸗ Effendi gehe 
ten Notenwechfel (ſ. Griechenaufſtand) hat Kaffenel richtig mitgetheilt; a 
lein es iſt falſch, da der ruſſtſche Miniſter ber Pforte gedroht hade. Der Dam 
v. St. hat Nichts gethan, als Borſteljungen, dringende, wieberhofte Norris 
gen verfucht, um die Pforte abzuhalten, den Fanatismus bes Volke gegen de 
‚ gegen 8 DE. Chriften, aufzuregen; er hat in den Grundſaͤten der 
Allianz gehandelt, welche alle Chriften alß ihre Bruͤder unfieht; er bat dahe 
Pforte zu: uͤberzeugen geſucht, daß fie nicht Im blinden Haffe den Hufchubiem 
dem Schuldigen morde. Wenn man ben Patriarchen und 11 Biſchoͤfe W 
Beinen Antheil an dem Aufſtande hatten, ohne Unterfuchung hinrichten und de 
Religion ſelbſt beſchimpfen ſah, fo war wol ber Geſandte einer Macht, die zu der 





Pau 





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Stroganoff (Gregor v.) 7155 


Stiftern bes beit. Bundes gehört, befugt, ſolchen Graͤueln durch Vorſtellungen rin 
Ziel zu fegen. Alles aber, ivas von folhen vermittelnben Schritten, bie jedoch 
mit Kraft, Emft und Wärme gefchehen muften, wenn fie Einbeud machen foll- 
ten, gefchehen iſt, war weit ontfernt, Drohungen Ähnlich, za ſehen, Übrigens if 
es auffallend, daß die Pforte in Er Antworten auf bie euffilche Note bemerkt, 
daß nur der ruſſiſche Sefandte ihr Verfahren gegen bie Griechen grauſam genannt 
habe. Man hat den Baron v. Gtr., in Dinfiht ber von ihm befolgten Form, ar 
tadelt. Allerdings folgte er in Angelegenheiten, mo ba® Leben non Tauſenden täg: 
ih in Gefahr war, nicht aͤngſtilch ben langfamen, auf gewöhnliche Verhaͤltniſſe 
berechneten, biplomatifchen Formen; bo hat ex fi nie im Weſentlichen bavon 
entfernt. Dies beweift f. Fräftige Verwendung für ben Griechen Daneſi. Dieſer 
ruſſiſche Geſandtſchaftsbankler ward ald verbächtig verhaftet. „Er war unſchuldig; 
dennoch wuͤrde er ohne Proceß gemorbet und fein Wermögen eingezogen. worben 
fein \ hätte nicht Here v. Ste. fih fo nahbrüdlid) für ihn berwandt, bafı en auf 
freien Fuß gefegt wurde. Allein 4* Tage nachher, al eben Dane ſi bei dem ruſſi⸗ 
ſchen Minifler war, warb deſſen Haus von Janitſcharen umingelt und beſeht; 
Danefi ſollte von neuem verhaftet werden. Man meldet bdies im Hauſe bed Ge— 
fandten, deſſen Schutz Danefi anfleht. Der Geſandte beſchwert fich darauf über 
da8 gewaltſame Verfahren, allein bie Dforte befteht auf ber Auslieferung, Nach 
langer Verhandlung bringt cd emblich ber Gefandte bei dem Neid + Effenbi dahin, 


| daß dieſer verfpricht, wenn ſich Danefi zum Werhör ſtelle, folle ex jedes Mal wieber 
inf. Aſyl, bei dem ruffifhen Drogman, zurüdgefhidt werden, bis ber Richter 
ihn entweder ſchuldlos ober ſchulbig finde, dann aber müffe ex f. Schickſal erwar- 


ten, Hierauf geht Danefl, von bem ruffifchen Gefandtfchaftäfecretaiz begleitet, 
ind Verhoͤr, wird aber fogleich mit Ketten belaftet und eingelerkert. Der Baron 
v, Gtr. beſchwert ſich durch ben Befandtfchaftsfecretaie beim Reis» Effendi, baf 
man ihm nicht Wort gehalten, und verlangt bie Zuruͤckſendung bes Danefi. AL 
lein der Reis: Effendi ſchlaͤgt Alles ab; darauf geht ber Befanbte felbft zu dieſem 
tuͤrkiſchen Miniſter, erhätt aber biefr!be abfhlägliche Antwort, Nun begibt er 
fich zum Großweſſir, was allerdings ungeroöhnlich war, Allein auch biefer fchlägt 
das Verlangen 96; auf biefen Fall ſchon vorbereitet, verlangt Baron v. Str, ba 


der Großweſſir dem Großherrn eine ſchriftliche Vorſtellung des Geſandten übergebe, 
worauf ber Weſſit antwortet: „Der Großherr nimmt keinen Vrlef von ruſſiſchen 


Miniſter an”. Indeß läßt er ſich das Schreiben vom Drogman überfegen, wei⸗ 
gert ſich aber nochmals, daſſelbe anzunehmen. Der Gefanbte verlaͤßt ihn num, 


nachdem er dem Weſſir geſagt, daß er dem Grofiheren nicht bieme, wie ex ihm zu 





dienen ſchuldig ſei. Kein Augenblick war zu verlieren. Daneſi's Hinrichtung 


konnte jeden Augenblick vollzogen werben. Alſo entſchloß ſich ber able und fühne 


Stroganoff, dem Großherrn bas Schreiben auf beffen Wege von ber Moſtee burd) 
den —* 
hielt, daß ber Großhert es ſehen mußte. Der Grofherenahm das Schreiben am, 


tichaftefeczetair übergeben zu laffen, inbem biefer baffelbe fo in die Höhe 


und die Kolge war, daß man ben num unfchulbig befunbenen Danefi losließ, abex 


nad Magneſia verbannte und zu Boll in feften Gewahrfam nahm, von wo er erſt 
nach der Ankunft bes ruffifchen Staatsraths (nadımaligen Gefhäftsträgers), Hera 
v. Minclaky, zu Konſtantinopel (22, San, 1824) die Erlaubnif zur Ruͤckkehr er⸗ 
bielt. Baron v. Str. war in jener ſtuͤrmiſchen Zeit mehrmals ben Angriffen bes 
trunkenen aſiatiſchen Solbatenpöbels blofigeftelt, Als er nun auf f. Note vom 
12. Mai 1821, worin er gegen das tractatenmwibrige Berfahren ber sünkifchen Re⸗ 
gierung proteflirte, Beine Genugthuung erbielt, und biefe Erklärung mehrmals er: 
folglos wiederholt hatte, fo erflärte er zulegt, daß, wenn Ihm ber Ras- Effenbi bie 
zum 26. Jull Beine genligende Antwort ertheile, ex das Reich verlaffen werbe. Da 
keine Antwort erfolgte, das Embargo auf die ruffifchen Schiffe. am 8: Am jwar 
A 48 * 








700 Grob - Strombeck (griedt. Karl v.) 


aufgehoben, aber wegen Herſtellung der chriſtl. Kirchen Nichts entſchieben mund, 
fo ſegelte ©tr. mit dem "dem Gefanbtfäjaftäperfonale am 9. Aug. 1821 von Konami 
nopel ab und kam am 13. zu Obefla an, wo er mit hoher Achtung empfangen 
wurde. Der Kaiſer ſelbſt bezeugte ihm ſ. Wohlgefallen beim Bufasımenseefen a 
Witepék; noch glängender war der Empfang zu — bei den Ralkılaaa 
und beim hoben wie beim niedern Publicum. Da jedoch Baron v. Etr. inte 
Geiſte des ſeitdem gegen bie Grlechen befoigten Gyftems (f. Ru land) uhn 
dein, ſich nicht bie Fähigkeit zutraute, fo erhielt ex die gewuͤnſchte Entiafiung va 
f. Poſten. Nach langer Unterhandlung mit der Pforte ward erſt ame 27. Aug 182 
ber Marquis v. Ribeaupierre zu ſ. Nachfolger ernannt. Baren v. Str bet, m 
f. dussch die e Rage in Konftantinopel angegeiffene Befunbheit wiehehene 
ei bie b milden Heilquellen befucht,, eine Reife durch Holland gemohe mr 
ſich eine. Zeitlang im Paris aufgehalten, vom wo ihn des Tod ſ. Gemahlin, dar 
geb. Süafkin Teubetzkoi, 1825 veranlaßte, nach Petersburg zuruͤckzukehren, wer 


den Kaiſer zur Kroͤnung mad) Moskau begleitete und in den Grafenſiaud etheie 


wurde. Hierauf lebte er eine Zeitlang in Dresden, wo ar ſich mit der Briat 
vermaͤhlte. Im Herbſt 1827 trat er in ben activen Staatsdienſt zuruͤck. Das Be 
dieſes berühmten Dipiomaten befindet — — einem gell 
ten Portraltmaler and Eſthland, 1822 zu Petersburg u. — Los eeataup 
raina“ berambgegeb. Suite de portraits lithographics — Berlihmster Rufe de 
0 Des Herrn v. Str. Sohn, Sergei iſt mit ber Gräfe lt 

bin des fruͤher verſt. veichen Grafen Str. vermaͤhlt. Ein zweiten Sohn Alezu⸗ 
ber, kaiſerl. Fluͤgeladjutant, iſt Präfibent ber mineralogiſchen em Gehüfäehhk | 
tasburg, bie am 8. März 1825 das Stiftungefeſt ihres Biäprigen Beliuhi ki 
erte. Ein dritter Sohn, Aleris, iſt bei der ruſſ. Gefandtfchaft in Wim 
Felt. — Wir gedenken noch einer edlen Frau dieſes Namens, der Gräfin — 
©t., geb, Fuͤrſtin Bolägin, die Mitglied der ruſſ. oͤlonomiſchen —— 
und 1824 zu Petersburg eine Schule errichtet hat, Im des ihr gehoͤrende ksihipe 
zu Minenaufſehern gebildet werben, um Eünftig auf ihren — Ian Bones 
ment Perm u. a. Provinzen gelegenen Bergwerken augeflellt zu werben. Euht 
ſeitdem ben Unterrichtöplan fo ausgedehnt, daß außer Bergwerkskunde nd ib 
wisthichaft, Gewerbe unb Handwerke — dieſer Schule find, au 
cher 300 Böglinge in 3 verſchiedenen Sectionen gu kuͤnftigen — 
waltern, Handwerkern und Intendanten gebilbet werben ſellen. 

Stroh unterſcheidet man nach den verſchiedenen Betreſdearten rn 
ner Beſchaffenheit in langes ober Schuͤtten⸗ und krummes ober Wirrſtreh. Du 
beſte Stroh — von Roggen, gebraucht der Landmann zu Strobdoaͤchern, Et: 
ſeilen und Häderling, das Weizenſtroh zum Futter fuͤr bie Kühe amd gan le 
freuen; das — bloß zum Einſtrenen zur des Dümgeel; Int 
wird das Stroh zu allerlei Geflechten verarbeitet, unter denen han erſten Die be 
udn (f. Du) eimohmen. Das Stroh, welches dape gebrande mi 
m. unbirtigen Art von Weisen, den man in unfencheharem. Diebe # 

tip zu daͤnnen magern Pflanzen zieht und vor ber voͤlligen Meife obfimnt 
—— * Behauptung find Steoh ſeile treffliche Blit mb Dagelahlir 
Mit einem Aufwande von. 3 Franken fol fic ein Strich nom 60: Merum tr 
degen beibe Übel fichern Infien. Aber ber Vorſchlag ſcheint nicht anwendbar ulm 

Strom beck riedeich Karl ven), fürftt. Lippifcher  Guhrimermuih @' 

Dberappellotionärath bei dem gemeinfehaftlichen Oberappellationsgerichta u" 
fenbüttel, Stenerrach und Mitglieb bes engern Ausſchuſſes ber Bandihait 
Herzogthums Braunſchweig, und Mitglieb mehrer gelehrtem Grfeiifhaftn, Wi 
Sraunſchweig am 16. Sept. 17771 aus einem der aͤlleſten Pirtriciengefchladhung 
Auf verſchiedenen Bildungsanſtalten ſeiner Waterftabt tischeia aanhedektet und 





Strombeck ( Friedr. Karl v. — Friedr. Gent. v.) 7987 


ſonders durch Oaͤrtner und Sſchenburg für das Studium ber claſſuſchen kiteratur 
älterer und neuerer Zeit geweckt, bezog er 1789 bie Univerfitaͤt Helmſtaͤdt und 
1791 Göttingen, wo er ſich mit gleichem Eifer dem Studium ber Rechte widmete. 
Mad) Vollendung des alademiſchen Curſus trieb ihn eine unbezwingliche Sehnſucht 


nach dem claffüfchen ital. Boden, welchen er jedoch bloß auf der Schwelle ag 


dasfte. Bon Vieenza und Padua rief ihn der Wanſch eine® geliebten Waters. 


 &ben befchäftigten dort dem genialen Juͤngling Überfogungen von Ovid's, Mittein 


— — — — u — — 


gling 

und Gegenmitteln der Liebe‘ (Göttingen 1795), als bie Ernennung zum 

des Hofgerichts in Woifenbattel ihn in eine gan fonmbartige Gphäre —** 

ten unter den Geſchaͤften dieſes Beruſs fand er jedoch Muße zur Beendigung ſeiner 
Überfegungen des Tibull mb Properz. 1799 warb er zum Hof⸗ und Abtelrath 
bee Xbtiffin von Ganderkheim, der Schweſter ſeines Herzog, berufen, und bes 
währte in biefen neuen, feinen bisherigen Beſtrebuugen gan; fremben — 
Dastienige Talent, welches in ſchon violfach betretenen Bahnen immer Gleiſe 
feines Wirkens findet. Mit diefer Fuͤrſtin flächtete er nach der ** bei Jena 


: wach der Infel Alfen, und unterhandelte von bert aus fär deren Jutereſſe bei bee 


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— — — — —— — — ——— er En Ser En SEE SE — 


weisen Regierung mit fo gewandter Treue, daß er fuͤr fie bie Ruͤckkehr & ihrem 
Sufesfige und ben vollen Genuß ihrer Eineiinfte zug eſtanben erhiett. Ex ſelbft, 
dutch die neue Beflaltung des Landes feines bißberigen Berufskreiſes entbunden 
und durch feine Kenntniß bee franzoͤſiſchen Rechtsverwaltung, welche durch eine 
fruͤhere Reiſe nach Paris an Ausbehnung gewonnen hatte, ber Regierung ennpfoh⸗ 
fen, wurde zum Peöfidenten des neuerrichteten Diſtrictsclviltribimals zu Cibeck 
und bald darauf sum Praͤſidenten bes Appellationshofes zu Celle ernanut und- mıit 
dem Drben der weRfätifchen Krone beehrt. In diefen Verhaͤlmiſſen bat er mit 
einer wahrhaft vaterlaͤndiſchen Treue, die doch die in ber Gegenwart Uegenden 
Nothwendigkeiten nicht aus dem Auge verlor, unuͤberſehliches Gute gefliftet; darch 
unermuͤdliche amtliche Wirkfamkeit wie durch ſchriftſtelleriſche Belehrung („Bors 
menlace und Anmerk zu bee weſtfaͤl. Proceßorbnung”, 1810; „Über die Organiſa⸗ 
don der franz. öffentlichen Serichtöfigungen”, 1809; „Handbuch des weftfäl. Ci⸗ 
vliprsceffes‘‘, 1810; „Rechtswiſſenſchaft der Geſetzgebung Napoltons, 1841), 
und ſo durfte er es wagen, auf dem Reichstage zu Kaſſel als Mitglied ber verſam⸗ 
melten Staͤnde mit einem Freimuthe zu ſprechen, den die Anmuth unb Eleganz ber 
Rede weder verminderte noch milderte. Eben zum Staatsrathe nach der Haupt⸗ 
ftabt berufen und ſich auſchickend, in die neue Bahn einzutreten, beach ber Koloß 
der Napoleonſchen Dynaſtle zuſammen. Durch feine A einer gluͤck⸗ 
lichen —*—* gewiß, kehrte St. feften Muthes nach Wolfenbaͤttel, von 
wo aus feine Laufbahn begonnen hatte, zuruͤck. St. ſprach mitten im —R 
— ‚zum Theil unedler Stimmen öffentlich feine Meinung uͤber 
dad Voruͤbergegangene mie der Fefligken des redlichen Mannes aus, namenilich In 
————— —— 
1816). Mochte man es dem tieferblickenden emd Aber den naͤchſten Jubel der Ge⸗ 
gentwart hinaus ſchanenden Geſchaͤfts⸗ und Staatemann verhenken, mm er chen 
jege ſich demſelben Tacitüs zuwenbete, ber Andern in der burz vorhergegangenen 
Dei jan ng hatte dienen mailen ? Dieſem Stubkamm verdankt unſers Literatur 
—— Nufıs Shalifekee (Brauafdnoeig 1816, 3:38«.), die ihe zu 
er Beteichxtung gereicht. Dem Tacltus folgte 1817 ber verbentfchte Salluſt. 
Dugloich veſchaftigte ihn das Studium der Naturwiſſenſchaften, vom welchem er 
fehis Seſchichte eines allein durch bie Matur hervorgebrachten amimantifchen 
—— ſchon ſraͤher gruͤndliches und ee. Beugmiß. gegeben: * 
und weiches ſich beſondoers durch wiedorholte Er den vdenachbarten 
auf Otogunofie und Mineralogie gerlcht⸗t hatte. —— atſtand bie: mit 22 
Aion und aͤberrafchenden neuen Anfſchten augeſtattete drutſche Bearbeitung der 





738883 Stromfreiheit 


Geologie von Brelälat, bie ihn mit dem ital. Naturforſcher in ein ſehr angenehmes 
näheres Derhältnif brachte. Der hierdurch geweckte Plan einer dem Morbpol ja, 
sunächft nad) Felanb gerichteten Reiſe wurbe durch die ihm von der hochgeprieſenen 
Fürftin Pauline von Lippe zugehenbe Ernennung zum Rathe bei bem von Wehter 
beutfchen Bürfienthümern zu Wolfenbüttel errichteten Dberappellationägericht, 
beffen Verfaffung er entwarf, vereitelt. Von neuem in das Geſchaͤfteleben bin: 
. ngesogen, bewährte er Biere Tätigkeit nicht nur in fo vorzuͤglichet Weilt, 
daß er ald Zeichen ber vollen Anerkennung von bem fürftlichelippifchen Haufe zur 
Grheimenrathe ernannt wurbe, fondern er zeigte ſich auch zugleich In ber von ge 
dantenrathemben Ehroniften durch gehäffige Schliderung entflelten erfolgreichen 
Ständeverfommlung des Herzogthums Braunſchweig als einen fo u 
partellfhen, aber auch Erwartungen und Erfolge fo erfahren abwaͤgenden wahız 
Patrioten, daß er für den engern Ausfchuß der Stände sum Steuerrathz ber Bi 
terſchaft erwaͤhlt wurde. In dieſen Verhältniffen lebt der nur Wenigen, aber dien 
auch AN ganz und offen mittheilende Mann ein raſtlos thägiges, in be verſchiede 
fien Richtungen ſich bewegendes und noch immer den Wiſſenſchaften nicht entfrez- 
detes Leben. Der neueſten Zeit gehören feine Umarbeitungen ber m Ükı. 
fegungen des Propen (1822) und Tibull (Göttingen 1825), fein „Sürftenfpisgt 
Graunſchweig 1824) und feine Überfegung des jus. Eine ausgewählte ut 
zahlreiche Bibliothel, erlefene Schäye der bildenden Kunſt und eine ber ausgegeit: 
netſten geologifchen und mineralogifchen Sammlungen, welche fich in Deyetichian 
finden, [hmüden feine freundliche Wohnung, deren geiftreicher, wohlmollense, 
vielerfahrener und vielgeprufter Inhaber Jeden anzieht, den nicht bloß todte Schulz 
und ſtumme Lehrer nach dem flilen Wolfenbüttel loden. Mehr über fein Lehr 
enthält ba8 19. Heft der „Zeitgenoffen”, S. 141 — 170. — Sein Brake, 
Friedrich Heintih v. St., geb. den 2. Det. 1773, Geh. Juſtira 
zu Halberſtadt, ift durch feine „Ergänzungen des allgemeinen preuß. Landrecht 
(3. Aufl., %p5. 1823), feine „Ergaͤnzungen zur allgem. preuß. Gerichtsorbnung” 
(3. Aufl, Lpz. 1828) und a. juriſtiſche Werke ruͤhmlich bekannt. ur 
Stromfreiheit. Die Ströme find von ber Natur beſtimmt, bie Ville 
zu ihrem gemeinfchaftlichen Intereffe in der. Mittheilung ihrer Beduͤrfniſſe zu ver: 
binden. Kein Staat hat daher ein ausfchliefendes Tigenthumsrecht im engem 
Sinne über die durch fein Gebiet laufenden Ströme; denn er kaun fie ſelbſt Auch 
die größten Daͤmme weder aufhalten, noch fi) allein in ben Beſitz derfelhen fen 
Es hat auch Bein Staat vor andern ein außfchliefendes Recht zum Gebrauch da 
Ströme, welche durch mehre Territorien fließen ; denn fie find beſtimmt, daß für der 
eine wie der andere zum Transport feiner Waaren und Menſchen gebraucke. Hur 
aus folgt von ſelbſt, daß ale Staaten auf den durch ihr Gehiet laufenden Strömen 
Schifffahrt treiben können, ohne daß nach den von ber Natur vorgezeichneten del 
Eerrechtlichen Srundfägen einer den andern an der Benutzung diefer Werbinbumgt: 
ſtraßen hindern darf, obwol übrigens jebem unabhängigen Staate bie Beftinm- 
gen Über bie Art der Benugung ber Ströme zuftchen, Was die Matze als allge: 
mein rechtlich und gültig vorzelchnete, das hat Dagegen oft ber Eigennug einzebe 
Staaten aus falſcher Politik verkannt; denn falfch iſt eine ſolche Staatspeliti 
welche dahin abzweckt, alle Vortheile allein ziehen zu wollen. de auch wirlid 
ein Staat durd) Werbotdgefege, Zwang unb Monopolien ale Gelb anfichzichen 
koͤnnen, fo tolicde er doch damit ſ Wohlitand nicht befördern, weil f. Radbuamauier 
Stand kämen, ihm f. Arbeiten und Güter abzunehmen, folglich ſ nuͤtzliche Ipätigkrit 
nad) und nach gänzlich aufhören müßte. Ex ſelbſt würbe zulegt Mangel leiden und bad 
durch Monopolien erpreßte Geld ihm entriffen werben, was f. Bewohner in Nett 
verfegen müßte. Die Erfahrung hat die Wahrheit diefer Säge beflätigt; denm man 
benfe nur an bie Ältere Geſchichte von Spanien und f. ameritanifchen Reichthuͤmetn 








— — — — — — — — — — —— 


Stromfreiheit | E77 


Ber haben Jahrhunderte lang Xhatfachen die Nothwendigkeit dev Erhaltung 
ber * ber Ströme als rin natuͤrliches Beduͤrfniß der Voͤlker gezeigt. Der 
Egolsmus gewann meiſtens das Übergewicht und hatte nicht ſelten zur Folge, daß 
entweder Nationen gegen einander in eine feindſelige Stellung traten, oder daß ſie 
Dritten die Vortheile durch ihre wechſelſeltige Spannung erleichterten, welche ihnen 
gemeinſchaftlich geblieben wären, wenn auf jeder Seite gleiche b Rruͤckſicht 
ſtattgehabt haͤtte. Man erinnere ſich an die Streitigkeiten uͤber die Sperrung der 
Scheide (f. d.) zwiſchen ſtreich mb Holland 1784 —85, ſowie die neueſten 
Verhandlungen zwiſchen ber echtdeutſchen und der hollaͤndiſch⸗ badiſchen Partef 
über bie Verweigerung der Schifffahrtefreiheit fuͤr die Bewohner ber Rheinuferſtaa⸗ 
ten in das Meer von den ei tigen, die wiener Schifffahrtsacte mißdeutenden 
Nieberlaͤndern (S. Rheinſchifffahrt.) — Die Stromfrelheit kann beſchraͤnkt 
ober ganz entzogen werden durch natürliche oder erkuͤnſtelte Hinderniſſe der Schiffe 


' fahrt, durch gemaltfanyes Werbot des Gebrauchs des freien Stromes, forte durch 


' Abgaben oder a. die freie Benutzung deſſelben aufhaltende ober beſchraͤnkende Er⸗ 


ſchwerungen. Hinbemiffe, welche die Natur dev Schifffahrt entgegengefegt hat ınıh 
die befeitige werden koͤnnen, fi ein einzelner Staat, befonder& wenn ber Fluß fein 
Gebiet allein drechſtroͤmt, zu entfernen nicht verpflichtet, wol aber, wenn zwifchen 


ihm und a. Staaten eine vertragsmaͤßige gemeinfchaftliche Benupung beffelben 


Ba — — — | 


flattbat. So find z. B. auf dem Gongreffe zu Wien von den Bevollmächtigten ber 
alũtrten Mächte, mit Ausnahme Rußlands, Artikel als Grundlage künftig abzus 
ſchließender Verträge über die Schifffahrtöfreiheit auf folchen Strömen feſtgeſetzt 
worben, weiche in ihrem ſchiffbaren Laufe verfchlebene Staaten trennen ober durch⸗ 
ſtroͤmen.) — Erkünitelte Hinderniſſe, um einen Stapel ober geswungenes Um⸗ 


ſchlagsrecht zu bilden, waren In Deutfchland ſchon nad) ben aͤlteſten Reichsgrund⸗ 
geſetzen jedem einzelnen beutfchen Staate verboten. Allein obwol in dem weſtfaͤll⸗ 
ſchen, dem rydwiker und dem badifchen Frieden, fomie in den Ealfert. Wahlcapitula⸗ 
tionen, dieſes Verbot beftätige und jeder Abertretende Reichsſtand mit Strafe bes 


droht wurbe, fo fehlte e& doch nicht an Beifpielen erfünftelter Stapel, um fich die 
Bortheile eines Stromes zum Nachtheile ber deutſchen Nachbarn ganz allein zuzu⸗ 
eignen. Selbſt die ehemafige freie Reichsſtadt Heilbronn bauete, aller kaiſerl. Mans 
date imgeachtet,, den Neckar mit Muͤhlwerken und andern Anlagen fo zu, daß bis 
1821, wo der Wilhelmscanal eröffnet wurde, alle Schiffer dort außlaben und bie 
Güter entweber bem ftädeifchen Lagerhaufe oder Heilbronner Spediteurs übergeben 
mußten. Jetzt haben biefe ehemaligen Reichsgeſetze auf die Souveraine de deut⸗ 
fchen Bundea Leine Anwendung mehr, fie find aber durch die wiener Acte in dieſer 
Hinſicht erfegt worden. — Weit zahlreicher waren umd find moch bie alle Strom: 
freiheit entziehenden, zum heil auf gewaltſamen Verboten, zum Theil auch auf 
veralteten kaiſerl. Privilegien oder auf den aus übermacht entflandenen Verträgen 
berubenben Stapel, unter weichen die beiden auf dem Rheinſtrome beftehenden bie 
vorzüglichften find. Gegen die Niederlande wird deren Erhaltung fo lange nothr 
wenbdig, als diefe bie freie Stromſchifffahrt in die See ſperren. (S. Rheinſchiffe 
fahrt.) Sowol auf der Elbe als der Weſer iſt burch einzelne Verträge, den Vor⸗ 
fchriften der wiener Acte gemäß, die Steomfreiheit bereits hergeſtellt worben. Auf 
bem Neckar erhält fich Baden durch Verbote, dem wiener Eractate zuroider, im Be⸗ 
fi eines Scapels zu Manheim, infofern nämlich denjenigen kleinen Schiffen, wel⸗ 
che geeignet find, den Rhein ımb Nedar zugleich zu befahren, Beine Freie Worbeis 
fahrt geflattet wird. (S. Neckarſchifffahert.) Auf der Donau beflehen auch in 
Hinſicht der Schlfffahrt Stapelmonopole. (S. Donauſchifffahrt.) Die mei⸗ 
ſten Ströme Deutſchlands find alfo mehr ober minder frei, je nachdem fie unter bie 
*) unter den größern beutfchen Strömen ift bie, Ober berienige, welcher nur einen 
einzigen Herrn hat. 








200 | Strommeffer Stromprofil 
hederrienben oder ·vnbebentenden Handelsw aſſerſteſkn gehoͤren 


— —————— 
gaben ifb aber- Beine eingige, auf welcher die Schiüfffahrt von einigene etang iR. 
Wexrden biefi eBönffergötte, Aeneon teure 


Dean, den Fiecus eines Staate zu bereichern, oder werben finance. vsufihlchunm 
Namen, wie von den Rirdeclaͤndern auf dem Rherin, 42 ther S5ftach geſebeet, f 
gibt dies zu gerechten Beſchwerden oder ———— 
(©. Rheinſchifffahrt.) Deuctſchlanb Hat feit Tchehuutierten auf ma 
feiner beſuchten Waſſerſtraßen ber vollem — Im auügebrtertefben Bien 
ze —— gehabt. Einzig auf dem raſtadter Frie dendcongrefſe aerbeitete ua franz 
beefeiben auf dem Nherinflrome in einer Kursbeferung ‚: wie fe 
— auf —— — dem 3 Jahth. nicht michr rrhflinte, aatch vucht- ſchar 
Uch je misber eintreten wird. Es follte nämlich nicht wur gůͤnzliche Buiäfreikuit fen 
bern auch uͤberal hoͤchſtinoͤglichſte Schifffahrtofreihrit finsthaben. Dieſe große er 
wirde wirklich eealifirt worden fein, waͤren nicht balb bamasıf die raftabcer Frictan 
wuterhandlungem ·ganz abgebrochen worden. Napolton folgte: bat Aſtiffung te 
VVMMheinotttoiconvention von 1800 nicht den libernlen — ber’ Frank — 
Date alirten Maͤchten blieb daher nach feinem Sturze die Sherftelkuen Des 
freigeit uf Deutfchlands gemeinfchaftiichen Fluͤſſen — In d. 5. na 
parifer Frichendfchlufiee ward woͤrclich ausgefprochen: 
unter ſich zu erleichtern, und ſich unter einander ——— Beer rd 
men, ſollen die wegen ber Schifffahrt bes Rheis genommenen Mesfkaumgem sek 
auf die hbeigen Ftlffe, welche verfchtedene Staaten durchſtroͤmen, austgebeiut mn 
ben”. Zur Ausführung dieſes Artikelt wurden wirklich auf dem tuiener-Gemguek 
3 Berteäge abgeſchloſſen, deren Grundlage die Seromfrelheit iſt — einer Aber de 
Rhein, der zweite über ben Neckar, Main, die Moſel, Maas mb cyan Sb 
der britte im Allgemeinen uͤber alle Flüffe, bie in ihrem een 
Bene Staaten trennen ober durchſtroͤmen. Bie 1828 aber iſt die 
zig nur im Hinficht der Erbe umd Weſer aufgeführt worden. (6 Elb e un * 
ſerſchiffabtt) 

Strommeffer iſt ein Werkzeug, um Die Gefihrohuöigfeie der Ef 
ges im Strome zu meffen. Man bedient fich dazu beſonders des Infireumentd ein 
dee Roͤhre des Pitot, die nach unten zuͤ gekruͤmmt iſt, und die man It ie 
flöfit , wo dann der wagerechte Theil der Vorrichtung fich fuͤllt mb in dem ſeakech 
ten Ach das Waſſer mit einer ſolchen Geſchrindigkett erhebt, die dem 
Waſſerzuge gleich iſt. Ein andres Werkzeug — een 
ben worden, und beſteht aus einem Bleche von 1 Kluatzätiuefe 
einem hinten in ſ. Dritte befefligten Gtiele. Es —— — 
man es gerade entgegenhält, in einem Futterale gegen eine darin eg 
feder getrieben mueb durch eine befombere Borricheung bar feftguhalteu, Ten) v 
nicht wieber zuruͤckkann Wenn wman durch Verſuche ausmitielt mieuiehium Gi: 
reicht btaucht, um das Biech ebenſo tief ins Futteral ya treiben; ais dicſes der Gh 
des Waſſers bewirkte, fo iſt dieſes Gewicht der Kraft jenes Stoßes tie. hc 
Kaͤſtners „Unfangeer. der Hudrobpnammt (2. Aufb;).- 

Stiemprofil. Denk man fh einen Fuß, Eanal ober Eieeoen te 
Bahn — und ſenkrecht durchſchuitten, fo gibe time Zeichnung Häienentei 
tes ft vom Eriegel bis mem Wette an allen Pruten ik 
horijoettale — ſowie Tiefe abzunehmen und ber geometriſche Inhalt des Durch⸗ 
{chnittöfläche zu berechnen. Naͤchſt der Zeichnung des Laufs und der Arrömittelung 
des Gefaͤlles fließender Gewaͤſſer durch das Nivellement finb Btesumproftie beim 
Waſſerbau ein unumgänglich noͤthiges Erfoderniß zur Kenmtniß der Veſcheffeuhelt 



















Stroͤnung Strophe aa 


nes · Itſed He dienmn mälgfibem zu b⸗eſtienmen/ —— — 
—A sorüberflieht.. Der Entwurf eines Seromprofils iſt nicht ohne 
VWaſſerſylegele von ei 


— —— — ae danach und bie 
Ziefe Des Meeifimmi. derch hefenbenb gugexichtete Stangen, won ben 

Deilfpangen-senammt, ober kai mohr ARD Fuß das Genfbtei; auder 
u engere ergeben fi) ymanee 


fehrmeigbar; mit SMoffer.befeuctet, eehlät fie fid> um perfäl u einen weißen Dale 


ver „ welches, wenn ed ſogleich mit ber gahäzigen Wenge en 
zu einer ee gar Die Etvontianerde ift leichter alt 


Strophe, nad der Wortbebeutung Drehung oder Wendung. Warum 
Desjenige, wovon. d. N. die Rebe ift, fo benannt werden, wird fi) unten vom 

ſelbſt beflimmmen. «Hier zuvoͤrderſt denke man ſich unter Strophe nus eine verbundene 
Anzahl von Berfen, oder, um bad geſetzlich gegliederte Gefüge zu einem Bauen 
nicht zu überfehen , eine Reihe von Verfen. . Um dies zu erklären, müffde wie auf 
Rhythmus Nagehen Rhythmus iſt Zeitfigur, oder finnlich engefdjaute Evo» 
lution von Momenten bes Schals, welcher Element oder Moment bes Rhyth⸗ 
muß (ſ. d.) iſt. Eine rhothmiſche Evolution iſt ein Ganzes, mithin Einheit in ber 
Mosmigfaltigkeit. Ein Schall gibt noch keine auffaßbare rhythmiſche Evolution; 
es lie mehret, ſowie erſt In der Einie ber Punkt ſich ausbehnt ober —— 
und Linie nn KRhythmus alfo. ee 


Kabttheit, , 
in weichen ber -Accant als Princiy fogietch hervortritt, und zwar als innere Span⸗ 
nung, oder wie man dies auch ——— als Intenfives. Intenſives aber 
fodert, wenn eine Groͤße ) erſcheinen ſoll, Ext⸗enfives. Jene uranfaͤng⸗ 
üchen Momente, die als folche Hark and fchwach waren, werben hlermit lang und 
kurz und mit — 0, _] J, aber | D begelihmet. Laug gegen Kurz aber geigt ſchon. 
Ungleiäheit, Doppelheit der u wie 2 u 1. Zerlegt fih alfo die Länge in 


2 Diomente, fo wicb aus jener Figur (— N eu un, Segen 
Frß/ don man Tebrachye nemit (f. BHHtH maw6), michi an dem yefgeihitten 





108 | | Strophe 
. im beoitpeitiges, alſo ungleihes Verhaͤltniß. Mirb bie Arſa gefchärft, u 
Sumantanf febert,o sefubt U AR), . i da flächeige Dadeplus. Din 


noch bloß durch Accent verſchieden; aber in Bezug auf bad Surzptuschu je 
jedes natuͤrlich nur bie Hälfte des Zeitgehalts ven jenem, und bier — 


ae: &o ergibt fi rg 


mmgen, als Quantitätsprindy Ki) Das gabe Mer He 


gefeglich In der Eutwickelung ber Zwei fort, gleichdiel, ob ſich beide ober nur En 
Doment loͤſen. Es heißt won ſeiner Grnabfore ) auch Bat ſpoerteiſche une I 
ee, nach — —— Viervierteltakt. Zerlegen fich man feine Dust 

ente extenfiv, oder in 3 Untermomente, — entſicht Ana ünn, wo & dastie: 
gericht ber Ari M, das Untermoment aber quamtitztio daB Drittel des Het 
moments hat, wie diefe Figuren zeigen: 


2) a oder de | i 

ErERS Nee ANS 
alfo Sechsachteltakt; wobei nur zu bemerken, daß bie zweite Figur nah waler 
heutigen halbirenden, mithin wo eine Note 3 Zeiten gelten ſoll, ſich mit dam 
Punkte helfenden Notirung bezeichnet iſt. Dies iſt nım das — Metcn 
beſſen Charakter alſo ungleiche Zerlegung ber urſpruͤnglich gleichen ge 
ift, und deſſen mannigfaltige Formen, entfiehend aus der Unauf, 
Loͤſung beider, oder daß eine von beiden Hauptmomenten, dem Verſuch det M 
begierigen uͤberlaſſen werden mäffen; wo fich dann neben ber zweizeitigen Büngt Id 
geraden Takts auch die dem gemifchten Metrum eigenbehörige Länge T j)w 
finden wird, indem nämlich N N darch die iawohnende Kraft ber Arie # 
DR Sr ifo zum flüchtigen ober dreizeitigen Daktytas wird, der fich vom [pr 
ten oder viergeitigen N weſentlich unterſcheidet; fobaß alfo bie Bezeicwug 
ber Länge mit ) , J, N is d als repraͤſentirende (f. SyIbe), und und ber Kira 


mit I, N natielich genauer "fein müflen als die metrifchen: — mid u. — 
Zerlegt ſich enblich ein® der Hauptmomente in 2, das andre in 3 Untermemmk, 
alfo AA in ün han oder umgefehrt in üaa än, fo bezeichnet fich dies meufllaifb: 


| J=l2 1, se III 8 
wo dann 2 Achtel fo viel gelten als 3 ( A=In ) immer ober 
bleiben. Dies heißt gemengtes, oder auch hemickfche® Betr. Das wipnit 


Merum | N - kann feine Kefie (With) wieder jerigen in h N Amvor 








ober ana. Hier koͤnnen fich nun entwoder bie Hauptmemente gegen bie Unterme« 
mente als Längen chorakterifizen a ' 


Ä (AAAM it i E 

ober hie gwaigtitige Arſie laͤſt ſach auf; das u mid u 0 u. Im jenem 
Zalis etliche Dad ſchwere ungerade, auch meoloffiich genannte Met, gleich 
dem Derivierteltat, in.ibiefens das leichte ungerabe, ober trochaͤiſche, gleich Drei⸗ 
acht⸗Italt. Dabet iſt nech gu medien, daß im ſchweren, ungeraben Meterun 
AAA zu.) & J fi nach dem ungeraden Make zerlegen in üua dan han 


[7] 7 ' ; 

= —— So tficht das tripodiſche Metrum, gleich unſerm 

Neunachteltake, woͤhln derm bie ſogenannten dochmiſchen Verſe gehören. Dies 

tripodtfche Metrum bleibe, ſollten ſich auch 2 Momente in 3, und 1 in 2 zerlegen 
(2 See). — In dieſem Verfolg ber Bewegungen des Rhythmus zeigt 
ſich als weſentlich: 1) ber Unterſchied zwifchen accentuirenden und quautitirenden 
RMhythmen, jener als urſpruͤnglicher und in Momenten derſelben Ordnung, dieſer 
als ꝓbgeleitet und in Momenten verſchiedener Ordeungen; jener ale näher Deu Mu⸗ 
‚ fit ſich anſchließender, dem Uralterthum fo wenig fremder, daß ſie vielleicht gas Urs 
erſcheinung fein moͤchten; dieſer als dem Alterthum eigenbehoͤriger, ſich mehr in 
ungeradem Takte bewegender, obwol fie in Arfis und Theſis noch ben Accent kund⸗ 
| geben ind nur im Haupt» und Untermomentenwechſel durch das Zuf 

zweier Äſte ihn ſtoͤren, beider aber als gleich weſentlich begruͤndet. 2) Des 

mus fängt an in Arſi. Disfe Arfis aber ann im Ideellen liegen und alfe nicht zur 

Erſcheinung kommen; dann fängt ex in Thefi an, ober im Auftakt. Er ſchließt 

auf einem ber Diomente, alfo arfifch, thetiſch, oder ſchwebend, wobei der quan⸗ 

titirenbe bie Haupt: und Untermomente umterfcheidet. 3) Man hat wohl zu unters 
ſcheiden mettiſche und rhythmiſche Formen oder Reihen. Meteifche Form oder 
; Reihe ift die metrifche Periode, ober ber Takt, ale Monopodie, Dipodie oder Tri⸗ 
ı poble. Rhythmiſche Form iſt dagegen jede rhythmiſche Reihe, gleichviel, ob fie 
als retriſche Form fich in ihrer Stelle finde, oder In mehr als eine Periode fich aus⸗ 
dehne, , oder die metriſche Periode nicht ausfuͤlle. Fuͤllt fie eine metrifche Periode 
zugleich, dann iſt fie zugleich metrifche Form, fängt in Arfi an und endigt in Theft, 
wenn auch durch Punkt ober Paufe. Eine rhythmiſche Form alfo kann auch nur eine 

Stelle, ein Moment, einen Theil des Taktes füllen, ober fie kanm aus einem in 
daen andetn übergeeifen. Die beſtimmte Schlußſylbe einer rhythmiſchen Reihe dul⸗ 

det ſtatt der Laͤnge eine Kürze, wenn fie auf die Vergarſis faͤlt, und umgekehrt, 
' eine Länge ſtatt der Kürze, wenn fie zugleich Schlußſolbe einer metriſchen Bleibe If. 
' Ein Metrum kann mehre rhythmiſche Formen haben (z. B. DR Dim INN 
beibe 3)3 aber metriſch verſchiedene Bewegung gruͤndet ſich auf verſchiedene rhyth⸗ 
miſche Bewegung (z. B. IP 3, aber B8). Es koͤnnen alſo Reihen rhyth⸗ 
miſch verſchieden und metriſch gleich fein, inwiefern fie bie metriſchen Momente 
begrenzen (f. Caͤſur), und umgekehrt Bann fich die mietrifche Bewegung bei. befte: 
hendem Rhythmus ändern, wie in der Muſik bee Takt varlirt. Kurz, Metrum 
und Rhythmus fpielen in einander und durchdringen fih. 4) Sind bie rhythmi⸗ 
[hen Reihen aus berfelden, zumal zweigefheilten, Einheit entwickelt, und flehen 
einander im Vers (einem —— — Ganzen) als große (nicht uran⸗ 
fängliche, ſondern eben organiſirte) Arſis und Theſis entgegen, fo iſt hiermit lyriſche 
Verbindung, ober auch, weil die verbundenen Glieder füge find, Iprifche 
Untithefe vorhanden , wo alfo die Glieder fich als Arfis und Theſis verhalten, ſodaß 
alle Formen deſſelben Metrums in lyriſche Verbindung tveten und ſich decken. Caͤ⸗ 


/ 





161 | Strophe 
Pe nm En Di Gem be Aral Eine: anf ber muetzhfähen Belke, u 
Iyeif , mo fie auf das (ube einer mueteifchen Beipe bergeflait Fhllt, af ltr 





dieſetbe 
BGyftee over Otrophen, bei uns in einem eingeſchtaͤnktern argeen Sleme, Dad 
Aue man. vom Bors eines Liedes ſpricht). 
une Metrran, vereint in ben Morienten there Erfcheinung, von Perieten pri» 

m; een urn, in jebemn dieſer Egeupih 
acher ein ſtrenges Gofetz und eine genaue Verwandtſchaft ſei. Haben wir numnahe 
oben bereito aus dee Natur und dem Geſetz des Rhothmus das — | 

arantuicende Yrincip, gleichſam als nun. Warzel, hervorgehra fehm, I 
werden wir auch bie aecentuitenden zw weis 


faltigem Wechſel der — wie denn ber. fogenammite 
(-v-vo] - dan 427 8) ti Atelier De dr 


(-vu-ru NR N Ä s be Enppsihe: ber Skpkamifiheinfeinenamncumighöhe 

an kn andre & beſchlleßt. Aaßer Den fogaikuin 

Strophen gibt es noch eine Aschifche, Asklepiabifige und: — —— 

Ahlen nichts Andres fein warbe, ais die 

felbſt auf zaͤhlen. Am weiteſten ausgeblidet uud Ser 

——— e we! 

theils mehre Verſe umter einander geglisbert werdere/ theits deu Steeßdꝛ 

— Antobe) 1) eutgehenfsht, die ihr am Zahl en 

beailbe aber auch durch ein 8 Motment, welches Epoder heißt ud r 

Sgliußeeim der oe in der Ohiufpeeitte ba6 

wurzelt; doch ſeinen eignen Gang hat, wehunben werben. — 
und Die Ohorgefänge in dan Dramen gehöven hierher beſtehen uber — 

= dosigliedrigen Einheiten, fonder auch aus 4 und 5, wie deun Wei 
winberluhten. Me aber in birfen geöfeen Givophan- 2* mar 

Dunkelheit obwaltet, fo wuͤrden fich bei yenauenee Yukfına 

‚und Dreigliedrigkeit als die Seiten einzigen, gleichfan in der Metaibagukäiiti 

u. Strophe mus a... a 

kommen: urwollkomene Wiedercholungen twaͤren. 

Abſingen dee Strophen mit einer Bewegun erg von ee 

zuben an den Seiten des Drcheftetb (Chortanz. ober Prumtfantis) aufgeteum&N 

























Strophe 65 
aber ber Antiſteephe mit einer antgegengefehten Wendung 
van Links nach rechto verbunden: woher deun eben bie Beuennungen Stsapbe 
und Antifttäphe gekommen, bie mithin dem mimiſch⸗dramatiſchen Chor eigen ge 
weſen gu fein ſcheinen, ſowie bie Namen Ode und Antode bloß dem Gebicht go⸗ 


waren 

diger war, mit Floͤten begleitet, weiche (da bie. alte. Seufte ihrer Natur mach dab 

u. Element verwalten ließ), bie Bewegungen des Werfes mie dar Kane 
zenden aufamımen und im Takte hielt. ' Dies ergibt fich auch. daraus, daß der Am 

fühner :be® Chord mit eifenbefihlagenn Eichupen ben Takt angab, ewa wie in 


wie ihren wech⸗ 

— Feeme nur fo, daß ein Sag und — un und Antifisophe), 
abi mh Gliederbewegung ber Verſe gleich waren, wie in ber Epebs, wenn fie 
ee ep Da anfeze Cpenche, geh gehörig gewürdigt, bie Mitte - 
zwiſchen quantitirenden und accentuirenden bält, fo iſt es Voß, Solger, Apeln. X. 
gelungen, jeme Verdarten nachzubilden, wo ſich denn Jeder über das hier Geſagte 
unterrichten Bann. Indem wie nım zu ber modernen Poeſie übergehen, ſehen 


de eben 
P Das Rpeifche phueinbilben, wie denn überhaupt bie naͤhene Ver⸗ 
wanbefchaft des ee mit dem Lyriſchen fich ſchon oben ergab, und ber 
Metm das Bersende, wie die entgegengefehte Zufammenftellung, bezeichnet. Die 
moberne Poefle indivibualificte alfo ben Schal gewiffermaßen zum Tone und ſtellte 
km Reime, oder dem gleichfoͤrmigen Zuſammenklang ber Wörter, das urſpruͤng⸗ 
ige Familienverhaͤlcaiß: in der. Aſſonanz, ober bem Gleichlaut ber Vocale, den 
Ton dar, woraus das Städ ging. In reizenden Verfchlingungen und 
dem zarten Tanz ber Laute erreicht die moderne Blicherung mehrer Verſe zur Stra⸗ 
phe den Ausdruck des urſpruͤngüchen Gegenſates, in deſſen beiuegtem Raben. hie 
Gliehergleichfang zu einer toͤnenden Geſtalt werben. Die.peovengalen, italientſcher, 
ſpaniſchen Straphen, wie Terzett und Terzinen (Serventeſi), Madrigale, Balls 


‚Detgpe rime oder Stanzen (auch der einhaͤllige Epobengefang hieß 


Da 

atasimon obder bar feßftebende, und der Ausbruck: Stanze, mag wol. urſpruͤnglich 

——0 Bagenfäge, auch hier zu einem Ganzen verbunden, in einem: 
3* mn En De 


einzeln gebenbelt werben. Nur iſt durchgehends auffallend, daß Die 
a nes ber a —.. ro Fromme 








766 Strube Stcruenſee und Brandt 

teiebene, dem Weſen foermdartige Kümfleleien etſcheinen. Um Bird ſich deut: 
za machen, nehme man nur ben Bau des Soneits vor fi. Es befkeht befum 
uch aus 2 Quaternarien oder Bierheiten und 2 Die Hua 
bie von einigen Kunſtrichtern auch piedi (Füße) oder base (prima und zecondı 
genannt werben, ordnen ihre Meime abba, abba, oder abab, abab; bie Xerpiiz, 
auch volte genannt, entweder abc, abe, obrr abe, bae, oder aba, hab. Wa fi 
hier nicht ſogleich in ber Eintgegenfleßung umd wie. im Tanze fich derllecenden we 
soieberfindenden Betoegung ber Reime und Symmetrie ber Säge ben’i 
thetifchen oder ſtrophiſchen Charakter, der fich in der antiken Strophe mug in 
Seen, gefonberten, einander gegenſcberſtehenden Waffen, bie, wie dad eläzin €: 
Rem mit einem Berfe, fo mit einer Epode fehliefen? So alfo potayzit fü 
Untiten, tote im Modernen, Ber Rhythmus durch Reihe und Verb zur Ctr: 
indem er den In ſeiner Weeinheit gebundenen und in Relhe mb Vere ealihtn 
Gegenſatz der gleichen und an Elemente, ber tyriſchen und de nilße 
Antithefe, in Syſtem und Strophe, ber Form und dem Inhalte nadı, ide 
umd ſich ſelbſt wiederholt. } EM 

Etrubde (David Georg), einer der beruͤhmteſten deutſchen Mehtöxtke 
ten, geb. 1698 zu Zelle. Ex ſtudirte zu Halle und Leydben, beeeifle Hell 
Frankreich und England, ward 1720 Landſyndikus zu Hildesheim an ine 
her bei dem dortigen Confiſtorium md Hofgericht-angefleitt, ging 1780 0.84 
Juſtizrath und Conſulent der Landesregierumg nach Hanover und wirde 17% 
Kanzleidivector daſelbſt, In weicher Stelle ex ımter dem ſpaͤter erhaltenen Bir 
Vieekanzler 1775 ſtarb. Im alten f. Amtsverhaͤltniſſen warb et ho 
und genoß dabei eines außgebreiteten ſchriftſtelleriſchen Ruhms. Gein 
verdienſt beruhte auf einer überaus gründlichen Kenntniß der Rechte D u 
uͤberhaupt und einzelner deutſchen Prodinzen In&befondere, vorzüglich in bat 
fern Zeiten. Ohne weder ein foftematifches, noch compendiariſches Werk 
‚ben zu haben, hat doch faft Bein Schriftſteller größere Verbienfte um bit 
wiffenfchaft als St. Altes, was er fchrieb, beſonders aber ſ., 
den” md „Mechtliche Bedenken”, zeichnet fich durch Fuͤlle hiſtoriſcher von in 
ſcher — , praktiſche Erfahrung, geſunde Beurtheilung und 

ache aus J 


Strudel, Waſſerwirbel, gewiſſe, der Schifffahrt mehr oder weaher 
faͤhrliche, ſpiralfoͤmige Drehungen des Waſſers, haͤufiger auf dem Meeri 
auch in Fluͤſſen. Die Urſachen derſelben find verſchieden: zuweilen gibt der Sb 
menfloß entgegengefegter Stroͤmungen, zuweilen das Anprellen ber Wei 
verſteckte Klippen ıc. bie Veranlaſſung zu Entftehung ber Wirbel; en 
binden fidh biefe Umſtaͤnde, um fie aͤußerſt heftig zu machen. Der heahitm 
unter den bekannten Strudeln ift ber Mal⸗ ober —*— RT 













undefchreibtich heftig ſei, daß ſich bie Schiffer auf der einen Geite in chat PRIe 
nung von faſt 6 Meilen halten müffen. Die Urſache dieſes Strubeis iſt lie 
in einem Zufammenftoßen von Strömungen zu ſuchen, welche hier aut Um 
fel der Ebbe und Flut entfpringen. Bei den Alten war bie Scylla und Er 
in der Meerenge von Sicilien ald Strudel beſondets gefürchtet. (S. BIWF 
leitung zur Kenntniß der ErbEugel”, 2.4) | — x 
Struenfee und Brandt find durch ihr Gtäd, noch nicht über ba 
ihren gemelnfchaftlichen Untergang bekannt geworben. — Struenfee WM | 
* Graf v.) wurde 1737 zu Halle im Saalkreiſe geb. San Aal 
bort Prediger, zulegt Generalſuperintendent in den Herzogthlimern —5 — 
Holftein, und Rutter bie einzige Tochter des E. Bänifihen Lelbarztes X 








Geruenſee und Brandt 767 


Schon hir entwickelten fidh bei dem jungen St. große Talente. Nachdem er in 
Halle ſ. erſte Schulbildung erhalten Hatte, Rudirte er dort mehre Fahre die Arznei⸗ 
kunde und erbielt 1757 die Doctorwuͤrde. Hierauf ging er nach Altona mit feinem... 
Water, des dort eine Anftellung als Prebiger erhalten hatte. Er erlangte hier bald 
eine große mediciniſche Praxis, uͤberließ fich den Vergnuͤgungen und machte Be: 
kanntſchaft mit dem Grafen v. Rantzau⸗Aſchberg und dem nachherigen Grafen 
Brandt, die Weide auf edene Weiſe in ſ. nachheriges Schickſal verßochten 
wurden, inbens et das eng ſ. Sturzes, Letzterer ber Zeilnehmer ſeines 
Ungluͤcko warb. Arzt erlangte er auch die —*z ber verwitweten Geh.⸗ 
Köchin Perkenthin, Oberhofmeiſterin des Kronprinzen, durch deren Empfehlung 
und Einfluß er 1768 zum Leibarzte des Koͤnigs ernannt wurde, den er als ſolchen 
auf allem ſ. Reifen durch Deutſchland, England und Frankreich begleitete. Nach 
der Verheirathung Ehriſtians VII. mit der Prinzeffin Karoline Mathilde von Eng: 
land entfland eine Kälte zwiſchen dem koͤnigl Paare, die bald in einen offenbaren 
Unfeleben ausbrach, Dieſen Umftand fuchte bie verwitwete Königin, Jullana Ma: 
tin, geb. Prinzeſſta von Braunſchweig / zum Beſten ihres Sohnes, des Erbprinzen 
Frlebrich (ex lach 1805), eines Halbbruders des Könige, zu benuten, und mußte 
für fich und ihre Siedle die Stimmung der Ration, befonder® des Abels, zu ges 
rinnen. Die Beburt des Kronprinzen (jegigen Könige von 

die Mißhelligkelten zwifchen ber regierenden und verwitweten Königin. Auch Chrir 
ftlan VIL war niet dazu geeignet, die Gleichguͤltigkeit gegen ſ. Gemahlin zu ver⸗ 
tilgen, fo fehr Die Letztere ein befferes Schickſal verdient hätte. Bei ber Zurkickkunft 
des — zeigte ſich das Öffentliche Mißvergnuͤgen noch deutlicher. Die Nation 
ward in 2 Hauptpartsim getheilt. der Spige der zahlreichſten, welche durch 
bie Miniſter und vornehmften Staatöbeamten unterflägt wurde, flanb der junge 
Graf Holk, der an: des Königs. Die verwitwete Königin hatte ihre Partei zu 
Friedensburg. Die Königin Karoline Mathilde hoffte durch bie Entfernung des 
Grafen Holt fi) die Gunſt des Könige und die ihren Verhaͤltniffen gebuͤhrende 
Achtung wieder zu verfchaffen. Holk dagegen that f. Moͤglichſtes, bie Zwiſtigkei⸗ 
tin zwifchen dem König und ber Königin zu vergrößern; und ba er glaubte, daß 
St. die Königin ebenſo fehr wie ex ſelbſt Hate, fo beredete er Chriſtian VII. immer 
ftatt feiner (Bots) den Leibarzt St. zur Koͤnigin zu ſchicken. Allein dies gerade 
war Holk's Ungluͤck. Der König ward St. immer, gewogener, und bie Königin, 
melde biefen Wechſel bemerkte und das flolge Betragen des vorigen Guͤnſtüngs 
mit dem ebrfurdhtövollen Benehmen des neuen verglich, glaubte, daß St. es be: 
bauerte, ihr durch f. Gegenwart oft wehe thun zu müffen. Sie warb überdies nach 
und nad) an f. Geſellſchaft gewöhnt, und ihrer Abneigung gegen ihn folgte bald bie 
Bewunderung feiner Talente und Kenntniffe. Um biefe Zeit wurden dem Kron⸗ 
prinzen bie Blattern eingeimpft, und Karoline Mathilde verhieß &t. zum Lohn für 
f. Bemühung die Stelle eines Hofmeiſters bei dem Prinzen, Die Impfung ging 
gluͤcklich genug, und St. ward jebt geadelt und zum Gonferenzrath und Worlefer 
bes Könige und ber Königin mit einem Gehalte von 1500 Thlr. ernannt. Im 
dieſem Amte erwarb er fich das Vertrauen beider Monarchen fo fehe, daß ihm eine 
Ausföhnung zwiſchen ihnen gelang. Jetzt verfolgte Et. die Plane ſ. Ehrgeizes mit 
doppelten Eifer. Um Bernfiorf immer mehr zu entfernen und zu verdrängen, em» 
pfahl ex ben Grafen v. Rantzau⸗Aſchberg. An bie Stelle Holk's trat Enewold 
v. Brandt (f. unten) als Director dee Schauſpiele ımb Maitre des plaisirs und 
ward in ben Grafenftand erhoben. Endlich wagte man, dem Grafen Bernſtorff 
— daß ſ. Dienſte fernerhin nicht noͤthig ſeien. Nach dem Sturze dieſes 
würdigen Staateminiſters wurden auch bie aͤbrigen verhaßten Beamten entlaffen 
und ihre Stellen von St. und den Freunden der Koͤnigin beſezt. Graf Schim⸗ 
melmann allein, der, ſchlau genug, ſich für Beine Partei erklaͤri und währendiber 


168 | Strumfee und Brandt 
geführlichften Kriſe fi nach Hamburg begeben —— — nn 
feiner Gollegen. Die verwitwete Königin Juliana Marin Sieb wähtend biefer 
eigniffe ruhige Zuſchauerin zur Friedensburg ind bezeigte Allen, die u us 
niſterialveraͤnderung gelitten hatten, ihr Beileid. Endlich war der Zchunph ie 
Königin Karoline Mathilde vollendet. : Dee König begegnete ihe wieder malt ie 
the [chuldigen Liebe und Achtung und St. beſaß Ihe Wettenuen, webches er, wtf 
feinem Einfluß, auf ale Weiſe ſich zu erhalten fuchte.. Weihaib berchhe⸗ a 
ben König von alten Geſellſchaften zu: entfernen, und Wendt war benuiflengt, ik 
beftändig durch Rufibarkeiten zu beſchaͤftigen. Diefe Lebeudwiie war dem Ach 
ebenſo angenehm als fie St. s Entwuͤrfe begünfligte. Beſonders firchte bor Leteen 
jede perfönliche Verhandlung Chriſtians VE. mit ſ. Niniſteen per werbäten. 17% 
trat ein Ereigniß ein, wodurch die Geſtaltk ber daͤniſchen Verfaſfſterrg truschau ge 
| * und bie ganze Gewalt in bie Haͤnde der jungen Koͤnigier trerb Aires Bet: 
Kings kam. Der König hob nämlich auf Auch &r es ben ty auf um 
errichtete. an defien Stelle eine Conferenzcommiſfion/ die aus ben I 
verfchiedenen Staatsverwaltungszweige beſtand. Die Miegueber dDlefer Con 
ſion hatten nur ſehr beſchraͤnkte Befugniſſe: fir konmten bloß zur gewiffen Jet 
verfammelt und nach Belieben entlaſſen werben; fie hatten weber Raug mb Di: 
tel, noch Einfluß. Der bänifche Adel, welcher Gig und Stimme im bern Ehacit 
rath gehabt hatte, hielt die Aufhebung deſſelben für einen Eingriff in f. Hedn, 
und-befchloß von dieſem Augenblicke an den Sturz des Gänfiling®, Der dem Koͤnc 
jene Maßregel angerathen hatte. Unter biefer Partei befand fich auch Ber 
RangausAfchberg , welcher mit dem Mertufte feiner Stelle ats 
f. Einfiuffeö und Anſehens beraubt war. St. ſeinerſeits vernachlaͤffigt⸗ um 
tel, feine Macht zu befeftigen, und um fie deſto beffer behaupten zu Eörmen, bes; 
er die Königin, ihm bie Führung aller Cabinetsgeſchaͤfte zu verſchaffen Dar ! 
binetöfecretate Panning, welcher durch ruff. Einfluß feine Stelle erhalten hatt, 
wurde entlaſſen, die altın Minifter wurden nach und nach‘ entfernt, bie game 
Verfuffung neu gefaltet und alle Gefchäfte Im Namen des Könige von deſſen im 
gebungen betrieben. Doch St. befaß weder Klugheit, noch Heſtigkelt gem, frier 
Macht zu behaupten. Die Kuͤhnheit, die er anfangs bis zum — 
wandelte ſich in Bangigkeit, ſobald einer ſ. Maßregeln widerſprochen werde 
ner Entwürfe waren viel und mancherlei, und obgleich ee bie anbrärtigen Angel 
genheiten nach einer gefunden Politik leitete, fo entfprachen doch ſ. zen! 
fichtlich der innen Verwaltung keineswegs den beabfichtigten Zoecken 
den Finanzzuſtand verbeffern, welcher unter ber Leitung Einer Perfon 
überfehen werden; auch wollte er die Taxen vermindern, und ſolchen 
bie bem Boden und Klima Daͤnemarks nicht angemeffen find, Greugen fogen, we 
* Jahrgehalte follten eingezogen, der Ackerbau aufgemuntert, und alt Dig 
in ein ſolches Verhaͤltniß gebracht werden, daß die Abgaben künftig baar behu 
werden Eönnten. So wollte er auch eine Reform der Rechtöpflege einfügen, den 
Proceßgang ablürzen und Heer umd Seemacht ohne größere Koſten ** 
Sein Liebimgeplan war indeffen, ben Adel gu demicthigen, ihn vonr Hofe 
fernen und ihm feine enblichen Vorzüge und Stellen zu entziehen. Pi 
rung der Finanzen führte er in alen Berwaltungszweigen ein need Staatteeich 
ſchaftsſyſtem ein. Mehre Hofämter wurden aufgehoben, Jahegehalte eingezogen, 
“bie Zahl der Fönigl. Bedienten verringert und mehre der vormehmflen, — 
viele der niedrigen Beamten ihrer Stellen entlaſſen. Die Eollegiert der 
Htät, dee Accife und des Handels wurden aufgehoben und ſtatt ihrer — 
ernannt. Durch einen Cabinetsbefehl wurde 177% der Magtfient von Kopenhagen 
aufgeiöft und an deffen Stelle wurden 2 Bärgermeifter eingefetzt. Die Binzeit 
der fremden Minifter warden geſchmaͤlert; di Leibgarbe'zu Pferde ward meclaflen 











Gtzumice und Brandt  ’" 


unb tem :39Q Dragener erſezt. Drach alle biefe Anoxbunumgen, warben wiels 
brotlas und das — bes Volke flieg. Sen nachmals In 
ausgefuͤhrter Entwurf, die Hofdienfte ber Bauern aufzuheben und 

ſtatt —— — rinafthren and von Selten bes Abeld einen ſo kraͤf⸗ 
tigen Widerſyruch, daß we. mußte, obgleich ex erſt bloß zur Probe auf 
—— Krane verſucht werben ſollte. Indeſſen mar St, üben 
— aus aufmerkſam ſowol in dar —— ſeiner Heer A — ** auf 
Erziehung des anige). Der König warb, von Tage au 
—— ö —— gleichguitiger, feine Zeit verging unten einem 
von Berguägungma, umb jeine Geiſteskrafte wurden —8 

ſchwaͤcher. Fr Se 1771 werde die Köyigin von einer Pringeffin ensbumnben, und 
fie wußte, x Dermustpanagen man bei diefer Gelegenheit von Briebensburg 
gegen fie 2 hatte, fo fürchtate fie, daß man biefe Berichte zum Anz 
nehmen wuͤrbe, iht die errumgene Gewalt zu entreißen.. Wenn die Lage der 
Förfiin, welche zu di⸗ſer Beit ganz von St, abbing, „das Mlitieiben 

inet Jeden baẽ Betragen dee 


erregte, ſo verdiente agen fest, dar goxade 
Is F Blade auf Di — * gerechten Abſchan. Be⸗ 
—58* großer 9 und geblenbet durch ſ. war ax mu beloegt, 
ſ. Nomen in —— des bänifchen Adels zu ſeben, deßhalb ließ or fi 
zum Grafen emennen ; und ba dies ſ. Wuͤnſchen noch nicht — fo wurde für 
m Se Mürhe eines Cabinetsminiſters gefchaffen, mit welcher ein Aufehen wen 
bısmben mat, tale e8- wor ibm noch fein bänifchyer Dinifter gehabt haste, *** 
dahurch bafugt, ſolche Befehle zu ſchreiben, wie ex En mänblich vom Röulg epfan⸗ 
gen hatte, und fie ohne koͤnigl Unterſchrift an alle Departementer zu fenben, nur 
fie da © daB —— beigedruckt fein und ein Auszug davon jeden Sonntag 
Könige vorgelegt — Hierin erblicten f. Feinde bie Abficht, da6 

koͤnigl. 5— zu vernichten. Sie benutzten die Preßfreiheit, welche ex, um ſich in 
der Volksgunſt zu befeſtigen, eingeführt hatte, feine En öffentlich und In dem 
ungünftigften Lichte berzuflellen und ſelbſt die boabafteftn ðv eſchuldigungen gegen 
bie Königin zu verbreiten. Daßhalb wurde die an. beſchraͤnkt. Aber bad 
— deſſen Gemuͤther entflammt waren, wurde immer unruhlger. St. s Freunde 
an, gegen ihn kalt und gleichgültig zu werben. In biefen drohenden und kri⸗ 
— Verhaͤltniſſen verließ ihn ſ. Feſtigkeit, und ſ. Unruhe flieg aufs Hoͤchſte, als 

unter 300 Matroſen, die aus Norwegen nach Kopenhagen gebracht wurden, um 

auf einem Zuge — Algier zu dienen, — Aufruhr ausbrach. Die Urſache ihres 
Mi terhaltener Sold. est — St. neue Veränderungen 
mit der —— Rapenhogen vor, — ex nach ber pariſer modeln wollte; da⸗ 
durch zog er ſich noch mache Feinde zu, ber Haß des Volks in ber Hauptfabt flieg 
gegen ——— beach ſelbſt Öffentlich aus. Go wurde bie Lage des 
Minifers mit jedem Tage gefährlicher. Der britifche Geſandte, welcher voraus⸗ 
lab, welche — der Fall Bu Sünftiings haben —— Art aus BRückficht 
Yagen die j — —— zu beſchlevngen; allein bie — 








+43 


14 
Kir: 
= 


1 





e 


Eond.ıfer, Siebent⸗ Aufi. Mb. X. 49 












170 Struenſee und Brandt 


hagen® am 17. Ian. 1772, daß, in der abgewichenen Nacht die Königin Karel 
Mathilde, der Graf Steuenfee, fen Bruder, der Graf Brandt und ale ihre denn 
de und Anhänger verhaftet fein, Am Abend vorher var bei Hofe ein Ball g 
ben und das Regiment bes Oberſten Aöfler, eines alten Feindes von St, 
die Mache vor dem Schloffe. Die junge Königin, wenig ahnend, mat 
wuͤrde, tanzte viel und fchloß um 1 Uhr mit bem Prinzen Friedrich (dem Gotaik 
rer Seinbin, der verwittoeten Königin) den Ball. Um 3 Uhr Morgens fef Kin 
insgeheim feine Offickere in ben Palaſt, ſaͤgte ihnen, ber Koͤnig habe ihm befehn 
bie Königin zu verhaften. Ste gehorchten, und der Obrift Eichſtaͤdt umzngte 
mit f. Dragonern den Palaſt. Jetzt ging Rantzau⸗Aſchberg in des Königs Sy 
zimmer, ſetzte die Hoflente in Verwirrung, weckte ben König und fagte ihm, che 
ihm Zeit zum Nachdenkeri zu laſſen, fein Leben fei in Gefahr. „Was fol 
thim?“ Tief Chriſtian vol Angft. „Son ih fliehen? Stehen Sie mi Hi. 
Geben Sie mir Ihren Rath!“ — „Unterzeichnen Ste dies!" erroiderte Route; 
„ich wit meinen Monarchen und feine ganze Eönigiche Samitle retten!” Ede | 
hielt bee König die Feder in ber Hand, ader er Heß fle fallen, als ex den Rıza 
feiner Semahtin erblickte. Endlich ließ er ſich bereben, und Rangaıt, von Eidfät 
and einigen andern Officieren gefolgt, führte den traurigen Befehl aus. Dem 
gräcliche Mathilde wurde nad; Keonenburg geführt. Nah St.’ Bahaftz 
ward eine außerordentliche Commiſſion aus Mitgliedern, die zum Theil fein pr 
ſoͤnlichen Feinde waren, niedergefest, um ihn zu richten. — Sulianerts Abſicht me 
nicht dem Erbprinzen Friedrich die Krone zu verfchaffen, ſondern fie wollte auf N 
Regierung Einfluß haben, die antinatidnale Regierungsart umformten, Ihren 94 
gegen’ einen Machthaber, der fo wentg Klugheit, Maͤßlgung und Schonung ger 
die Erſten des Landes beobachtete, befriedigen und der Rachfſucht fuͤr erfittene Ki 
tungen ein Opfer Bringen, zugleich auch einer jungen Königin, durch deren de 
gend, Schönheit, Einfluß xc. fie fich zuruͤckgeſeht fühlte, dad Wbicbervergeitng 
recht fpielen. — Man verfuhr mit der Auferften Strenge gegen Et, Del: 
Mage des Generalfiscals, welche in den ungemaͤßigtſten Ausdruͤcken abgefaft m, 
und am 22. April 1772 dem Hof übergeben wurde, enthielt I Anklagepult 
In der erſten Woche f. Verhaftung fuchte ſich St. bei f. Grundſaͤtzen zu beruheen 
auch hoffte er, daß durch ein Zufammentreffen von umvorhergefehenen Unfin 
f. Schickſal eine andre Wendung erhalten koͤnne. Doch bald gerieth er in m 
Zuſtand von Angft und Unruhe, und da ward e8 dem D, Muͤnter und einem * 
bern Geiſtlichen, welche am 1. März 1772 ihn befuchten, Leicht, den Zröfluge 
der Religion Eingang bei Ihm zu verfchaffen, und biefe halfen ihm f. Leiden m 
Stärke und Verzichtieiſtung ertragen. Als er verhört wurbe, bemühte fein Am! 
ſich in einer kurz geföhriebenen Vertheidigung die Anklagepunkte, mit Ausftkl 
eines einzigen, der ein ungebührliches Verhalten gegen ben König betraf, zu mir 
legen. Dies Lestere erkannte St. ſelbſt als gegründet an und uͤherließ fd kt 
Gnade ſeines Monarchen. St. war finnlich; er Tiebte über Alles das Leben, m) 
er bekannte ein Verbrechen, das er nicht begangen hatte und das ihm auch nit" 
wieſen werben konnte. Der Hof hätte Indeffen befchloffen, daß St. eined [hmad' 
vollen Todee ſterben follte; alle Gegenvorſtellungen wurden verworfen, md a 
25. April wurde das Urtheit gefaͤllt: daß er zu efgner wohlgerbienter Strafe m) 
andern Gleichgefinnter zum Beiſpiel und Abſcheti, Teiner gräfl. und andern DR: 
den entfegt, ihm feine rechte Hand und fein Kopf abgehauen, fein Körper gro: 
theilt und aufs Rab gelegt, der Kopf mit der Hand aber auf einen Pfahl gef 
werden follten. Als D. Münter ihn Tage barauf benachrichtigte, daß.der Kin 
die 8 Urtheil in allen Punkten genehmigt habe und bag der 28. April zu 
tung beftimmt fei, hörte der Ungluͤckliche die Nachricht mit der größten Bemith: 
ruhe an, bloß bie befhimpfeuten Umſtaͤnde kraͤnkten ihn; doch bewies er ſich ruht 





Struenfee (Karl Auguſt v.) 771 


Er verwanbte bie kurze Zeit, welche ihm noch uͤbrig blieb, auf eine feinen Verhalt⸗ 
niffen gemaͤße Weiſe. Als er das Blutgeruͤſt beſtieg, ſagte ex zu dem D. Muünter 
„sch will glauben, daß Diejenigen, welche mein Unglüd beförberten, es aus Liebe 
zum Guten thaten”. Er hatte ben Schmerz, es noch anfeben zu mälfen, daß 
fein Freund Brandt vor ihm Ningerichtet wurde. Gewiß wäre St. unter andern 
Verhaͤltniſſen einer der größfen Minifter gewefen. Seine Entwürfe waren oft 
vortrefflich, nur paßten fie nicht für fein Zeitalter, nicht für bie Natſon, umter 
weicher er Tebte, und ihre Ausführung wurde oft von zu wenig Nlugheit geleitet, 
Bei allem perfönlichen Ehrgeiz bezweckte er ſtets das Beſte des Volks unb des KR: 
nigs, der zu ſchwach war, um feinen Miniſter zu begreifen, zu unterjlügen und zu 
leiten. — Enewold v. Brandt, ber Abkoͤmmling einer angefebenen abeligen 
Famille in Daͤnemark, früher koͤnigl. Kammerjunfer, batte in einem Briefe an 
den König (1. Mai 1768) mehre der erſten Umgebungen bed Könige veraͤchtlich 
und verdaͤchtig zu machen gefucht, 3. B. den Grafen Holt u. U. 5. wurde ber . 
halb des Landes verwieſen. &t., ber. ihn wegen f, liebenswärbigen Charafters 
(hägte, rief ihn 1770 zuruͤck; aber B. blieb leichtſinnig und bem Vergnügen 
außerft ergeben. In einem Wortwechſel mit dem Könige hatte er ſich einſt nicht 
nur unziemlicher Ausdruͤcke erfrecht, fondern, ſelbſt frevelhafterweiſe an die Ders. 
fon feines Monarchen Hand gelegt. So groß auch biefed Verbrechen war, fo 
konnte doc) eigentlich von einer Beſtrafung deffelben nicht mehr bie Rede fein, da 
ber König ihm verziehen hatte. Sein Todesurthell mar im der Hauptſache dem 
Struenfee'fhen gleih. Die Königin warb auf Reclamation des engl. Hofes freis 
gelaffen, mußte aber das Land räumen und ward nach Gele gebracht, (S, Aa: 
eoline Mathilde.) Noch Hegen die Verhörprotokolle dieſes Proceſſes ver- 
fiegelt und verfchloffen, und auch Höft hat fie nicht einfehen Können. Dir genaueſte 
Darſtellung der Sefcichte diefer, Periode hat D. Send Kragh Höft (f.d.) 1824 
(3 Thle., Kopenh.) dänifch herausgegeben u. d. &.: „Der Beh. Gabinetäminifter 
Graf Struenfee und deffen Minifterium” ı.. — noch reichhaltiger im der beuffchen 
Bearbeitung (Kopenh. 1 26). — Die „Authent. Auflärungen über bie Befdh, 
dee Grafen Struenſee und Brandt” (Germanten 1738) find weder vollftändig 
noch authentiſch, und enthalten viele uͤbertriebene und aus ber Luft gegriffene Be— 
hauptungen. eues und Wichtiges enthalten auch die Meémolres de Falken- 
alciold“ (Paris 1826). F. (geb. 1738, geſt. zu Lauſanne 1820) war zu ©t.’s 
Zeiten General in daͤniſchen Oienſten; ex wurde zu lebenslaͤnglicher Gefangenſchaft 
in Munkholm verurtheilt, erhielt aber nach 5 Jahren feine eit. Bes 

Struenfee, (Karl Augufl v.), & preuß. Staats⸗ und dirigirender Minis 
fer beim Generaloberfinanz⸗, Kriegs und Domainendirectorium zu Berlin, Rit⸗ 
tee des rothen Adlerordens u. f. w., ein Bruder bed Vorbergehenden, war 1735 
zu Halle geb., befuchte die Schule des Waiſenhauſes und nachher die Univerfität. 
Er mar ben theologifhen Studien beftimmt, aber Mathematik und Philofophie 
zogen ihn weit mehr an. Nachdem er 1756 Magifter geworden, fing er an, Über 
Mathematik und hebr. Grammatik Vorlefungen zur halten, und erwarb. fich vielen 
Beifall; aber ſchon 1757 bekam er eine Drofeffur ber Philofopbie und Mathema: 
tie an der Rittetalabemie zu Klegnig. Hier fanb er jeboch, megen des ausgebro— 
henen Kriegs, nur wenig Jöglinge und bemußte feine Muße, bie Anwenbung ber 
Mathematik auf die Kriegskunſt mit folchem Eifer zu flubleen, daß er 1760 feine 
„Anfangsgrumde der Artillerie” (3, Aufl., 1788) herausgeben konnte, Dahburch 
gewann er Friedrichs IT. Beifall, der ihm mehre junge Officiere zufanbte, um fie 
für den Dienft zu bilden, und feinen Gehalt vermehrte, St. verfolgte mit Eifer 
feine Studien, von denen eine neue Krucht feine „Anfangsarlnde der Kriegsbau— 
tumfl" (3 Bbe. 1771 — 1778; 2. Aufl., 1786) waren: bas orfle-gufe, jebt 
freifich durch viele beffere erfegte Merk, weſches IM diefom Fche in Dentfehland 

. 49 * 








172 Etrumpficken Struve (Bamilie von) 


erihien. 1769 ging ee, auf Veranlafſung feines Bruders, nach Kopenhagn 
wo er eine Anftellung als daͤniſcher Juſtizrath und Finanzintenbant erhielt Mi 
imgemeiner Anftrengung lebte er ganz dem ihm angewieſenen Geſchaͤft, und wußt: 
fid) von jedem Vorwurfe fo rein zu bemahren, daß er nah bes Bturge feines Bu 
ders frei'in fein Vaterland entlaffen wurde. Friedrich II. nahm St. wohlween 
auf und bot ihm die noch offene Stelle bei der Ritteratademie in Liegnitz am, hie die 
fet aber ausſchlug, um in wiſſenſchaftlicher Muße auf ſeinem Gute Algeman ir 
Haynau in &chteften zu leben. Hier gab er nicht nur eine überſ. von Pinte's Ir 
fägen, die größtentheild wichtige Pımkte der Staatswirthſchaft a (4773. 
fondern auch als 2. Thl. eigne Abhandlungen (1777) heraus, 
‚ 1800 in 3 Thlen. erſchienen; ferner sine kurzgefaßte Beſchreibung ber ee 
der vornehmften europ. Staaten (vollendet von Sinapius), die beſonders wer: 
der Nachrichten von dem Handel der preuß. und pomiſchen Stuaten wichtig ax 
Durch feine einſichts volle Thaͤtigkeit —— der Handel bald zu einer anfehulse 
Höhe, und dlefem gthdtichen Streben hatte ex es waheſcheinlich zur basılen, har 
1752 als Oberfinnmgrath In das dritte Depart. des Geuetaldirectoriums wabei 
Director der Sechandtung nach Berlin berufen wurde. Auch hier zeichwete.er fi 
burch Aefe Einſichten und ungemeinen Dienſteifer aus, bob bie gefunkene Ex 
handlung bald empor, wurde 1789 geabelt, mit bem Tamen v. Carlebach, m 
gelangte 1798, aufdem Wege des Berbienftes, zur Stelle eines Stanteniiniie 
mb Chefs des Aecife : und Zolfbepart. , dem er bis an feinen Tod, 27. Dat 18. 
mit großen Vertrauen feiner Monarchen und allgemeiner Achtung vorſtaud & 
war ein Mann von hellem, vietumfafimden Blicke, von befonberer Geifleigun 
wart, feften Grundſaͤtzen und firenger Ortmnngsliebe, daher in Geſchaͤſten fer: 
beffimmt, ſchnell und fiher. Das Talent wußte er zit erkennen sınd ihrn jeher 
Wirkungstreis anzuweiſen, wiewol er nicht frei vom Nepecismus mar. 
men ſchente er, felbft wo feine Einſicht fie ihm als nöthig ober nuͤtzlich zeigen mufe, 
was ihm allerbing® zum Tadel gereicht. Indeſſen erleichterte er moͤglichſt öffent: 
liche Laſten und war im Innern von ben ebelften Befühten belebt, — ven * 
nutz, wie von aller Verſtellung und Niedrigkeit. Sein jängerer Bruber 
1777) Bankdirettor in Efbing. 

Strumpfwirkerei fol von einem Franzofen erfunden worden fin, de 
als er in Frankreich nicht die gewuͤnſchte Belohnung fand, nach England sing. & 
andrer Franzoſe, Sean Hindret, fol hierauf, jedoch viel fpäter, mad, Cage 
gegangen fein, dert die Einrichtung des Strumpfwltkerſtuhls kennen gelzemm 
einen Ähnlichen in Paris aufgeftelle Haben, worauf ihm 1656 das. 
zur Strumpfwirkerei in Beide ercheilt worben fein fol. Nach Loibnit fein 
——— von einem Schottlaͤnder worden fein. Dicke fe 
ehrft Ten Maͤbchen Struͤmpfe ſtricken und fpottete tatliders worauf has Didkm 
Teens erwiberte, daß er doch mic aller Weis heit nie Scripfe zu make 
Yemen werde ¶ Wahrſcheinuch hat dieſe Rumft aber Miltinm Bee, ci Segife m 
Gambrlöge, 18589 erfinden , denn fein Bruder arbeitete lange unter bier rbe , um 
fi, den Verfolgungen deßhalb zu entziehen, und lange Zeit war fie im india 
an einheimiſch. 1614 Meß ber venetianiſche Geſandee heimlich den erſten Sal, 

nebſt Strumpfwirkern, nach Venebig ſchaffen, — * die Deutfchen ink 
a! * bekannt wurben. Durch Moiſſen, einen franz. Geiſttlĩchen, wan der 

tuhl fo verbeſſert, daß er 600 Thelle weniger hat, und sicht mache ats BO. Dee 
wiegt. Et iſt cin Meifterſtuͤck der Erfindeengeakvaft, hat zuche ais 2500: Their, 
und mar doch ſchon bei feiner ‚Erfindung in ſolcher — baß a ſel r⸗ 
200 Jahren nur ſehr — Beraͤnderung erhlelt. 1812 erhielt er in Patis eire 
neue Berbefſerung, daß 2 Gtruͤmpfte zugleich geaxheitet werben unten.  :' 

Strude (die Famitie y), dee Rußland aud Deutſchlaihd naehre aulgpiih 








Struve (Familie von) 778 


nete Staatemänner und thätige Kürberer ber Kunſt, Miffenfehaft und wahren Bei- 
ſtescultur verdankt, ſtammt von Kiel, wo Anton Bebaftian St. 1729 geb, 
wrrde, nad) vollendeten Studien und mehren Meifen feine erſte Anſtellung ale Pri⸗ 
vatſecretuir des Miniſters Grafen v. Schönberg zu Dresden erhielt, dann 1755 
in bie Dienſte des Herzogs von Holftein » Bottorp, nachherigen Kalſers von Ruf- 
land Peter IlE., als Herzog. Kenntiondiveretaie Beim Meichstage zu Megensburg, 
trat, amd fpäter in kaiferl ruſſiſthe Geſandtſchaftsdienſte, zuletzt als wirklicher Ge— 
ſchaͤftstraͤger fortwaͤhrend zu Regensburg ſtand, bis der Reichsverband aufgeloͤſt, 
St. aber, ımter vielen Zeugniſſen der Anerkennung feiner Verdlenſte, wotunter 
auch die Abdeldverleihung war, penfionirt wide. Er ſtarb 1802 zu Schoͤnfelb bei 
Graͤtz. Seine Biographie finder man in Schlichtegrolls „Nekrolog ber Deutſchen 
für das 19. Jahrh.“ (2. Thl.). we: Mn — 
Diefes würdigen Mannes alteſter Sohn, Johann Guſt av v. &t:, kai⸗ 
ſerl. ruſſ. Staatsrath, Ritter bes St.⸗Annen⸗ und Wladimirordens, war ruſſ. 
Geſchaͤftstraͤger am badiſchen Hofe, geb. 1763 zu Regenbburg, erhielt feine Ju⸗ 
gendblildung auf der Milntairakademie zu Stuttgart und auf der Hochfchule zu Er⸗ 
langen; baum war eu bei der uff. Gefandtfchaft zu Warſchau, unter dem Groß⸗ 


botfihafter Grafen v. Stadelberg angeftellt und ward nach einander zu verfchiehe- 


nen diplomatiſchen Sendungen gebraucht. Überall bewährte er Geſchaͤftsgewandt⸗ 

heie, Einſicht und Biederkeit, fo auch als erſter Geſandtſchaftsſecretair zu Muͤn⸗ 
hen, Regensburg, Amſterdam u. ſ. w. Er iſt Verf. mehrer gehaltreicher politi⸗ 
ſcher Scheiften, u. a. des „Coup d’oeil sur P’etat politique de l’Europe au com- 
mencement’de Vannée 1806". Ex ſtarb zu Karlöruhe 1828. 


Ein zweiter Sohn, Johann Georg v. &t., geb. zu Regensburg 1766, 


befuchte mit dem Ältern Bruder gleiche Schulen. Von Erlangen ging er nach Goͤt⸗ 
tingen, dann zu fernem Vater, unter beffen Anleitung er die biplomatifche Lauf: 
bahn betzat. Mit bem xuff. Geſandten Grafen v. Mocenigo machte er große 
Reifen über Wien und Konftantinopel nach Palermo umd Meapel. Gpäter warb 
er zu verfchiebenen diplomatiſchen Gefchäften in Deutfchland gebraucht und fteht 
— Staats: und Legationsrath bei ber kaiſerl. ruſſiſchen Geſandtſchaft 
zu Weimar. 

Der dritte und juͤngſte bee Gebruͤber, Hein rich Chriſtian Gottfried, 
geb. 1772 zu Regensburg, erhielt den Schulunterricht zu Holzminden Im Braun⸗ 
ſchweigiſchen und beſuchte die Univerfitäten Erlangen und Bonn. Schon als 
Kind war er, nach feined Waters Wunſche, im Laiferl. ruff. Collegium ber aus⸗ 


todet. Angelegenh. eingeſchrieben und fo ihm feine künftige Laufbahn vorgezeichnet, _ 


welche ihn indeß nicht verhinderte, feinen Lieblingsbeſchaͤftigungen, dem Studium 
der Botanik anb der Mineralogie, mit mwiffenfchaftlichem Ernſte fich zu wibmen. 
1799 vternahm er ide Meile ber Wien, Kiew ımb Moskau nach Petersburg, 
won wo er zur Eikferl. ruſſ. Geſandtſchaft am nieberfächf. Kreife zu Damburg ge: 
chickt wurde. Hier blind er bis zum Abgange bes Minifters Baron v. Grimm, 
der ihn befonders liebgewunn und mit ſich nach Braunſchweig nahm, wo er den 
diplomatiſch⸗ literariſchen Veteran, nach bem Befehle des Laiferl. Hofes, bei ber 
offickellen Correſpondenz ansterftünte. Dien nerbeirathete fih St. mit ber Gräfin 


Eulſabeth Derle v. Friedenberg verweilte einige Zeit zu Gotha, unb ward dann . 


1801 als erſter Legationdfecnetuic zut Gefanbtfchaft in Stuttgart verfeßt, wo er 
Gelegenheit ſand, in Muße ſtunden und auf Meifen in ben benachbarten Schwary: 
wald und in die Alpen feiner enthuſiaſtiſchen Liebe zu ben Naturwiſſenſchaften zu 


genügem und ben Grund gu feinem Eofibaren; jektin Damburg aufgeftellten Na: 


turallecabinette zu legen. 1805 vertrieben ibn die-Kriegäbegebenbeiten; er fluͤch⸗ 
tete nad) Wreitz, ying bald darauf mach Prag und Wien, bi ar mit Ernennung 
des Fierſten Repnin zus Geſandten am königl. meftfätifchen Hofe 1809 beffen er» 


774 Struve (Friedrich Adolf Auguſt) 


ſter Geſandtſchafisſecretair wurde. Hier bewieß er ſich de 
Kıifis, die Napoleons Feldzug gegen Rußland —* 0 ie aueh 
1812 in Geſchaͤftsverhaͤltniſſen nach Petersburg gehen müßte, ex. ben St.» Im 
orben 2. Slaffe und einen vertrauensuollen Aufttag für das nönbliche Deutfäln), 
der ihn 1813 zu der Befreiung Hamburgs Eräftig mitwiifen ließ, erhielt. Dam 
warb er veranlaßt, nach bem zuffifchen Hauptquastiere in Polen Au SL, 
ben St. : Wiadimirorben erhielt. Indeß ward Hamburg wiaber raſſi her 
Truppen verlaſſen; St. brachte ben Sommer im Medisuburgifhen, den Binz 
1813 — 14 in Berlin zu, und begleitete dann ben Fuͤrſten Repnin zur Überche 
bed bostigen Generalgouvernements nach Dresden, wo ſich ihm niele Gelegene 
darbot, feine Thaͤtigkeit, Einſicht und Menſchenfreundlichkeit zu bewähren, dae 
des Fuͤrſten Vertrauen in hohem Grade genoß. Als Kaiſer Alexander 1814 uf 
Leipzig ging, helchenkte ex Herrn v. St. mit ben diamantenen Inſignien des 6t: | 
ordens; 1815 ernannte er ihn zum Geſchaͤftstraͤger zu Hamburg, mitm 
her Stelle im folg. J. die eines Generalconfuld verbunden wurde. Balb nıdir 
ward von St. zum Miniſterreſidenten bei den Hanſeſtaͤdten und 1821 zum ku. 
rufſ. Staatsrath erhoben. Wie im biplonmtifchen Leben, fo ins literariihen wen 
He. 9. St. mit großer Auszeichnung. Die Akademien ber Wiffenfchaften zı Gi 
tingen und Petersburg, die jenaer Geſellſchaft ber Mineralogie und andre geld 
Derbindungen haben ihn zu ihrem Mitgliede erwählt. Mehre Feiner winner 
ſchen Auffäpe ſtehen in n. Leonhard's „Zafrhenbuche” und in anbern Zeitfgeiin 
und literariſchen Blättern, Er iſt Verf. der 1807 zu Gotha erſchienenen Ra 
ralogiſchen Beiträge", Herausgeber der „Beifew eines jungen Rufſen von FBien iin 
Jaſſo in bie Krim” und Überfeger ber ſchaäbaren Krepgang’icpen „Letirw ıu 
le Cauoase ot la Georgie (Hamb. 1816). Seine „Beiträge zur Mi 
und Geologie des nöcblichen Amerika‘ find nach amerikaniſchen Zeitfchriften ka: 
beiset (Hamb. 1822). — Dit vegem Eifer für das Studium der Mineralege m 
Geologie benust Hr. v. St. fortwährend jede Gelegenheit, ſelbſt in den ratfeme 
ſten Erdtheilen gemachte Beobachtungen zu ſammeln, fie zu pruͤfen und befewb 
zumachen, wovon bad letztgenannte Werk, weiches aus feiner gemaue Verbin 
mit geößtentheils nordamerikaniſchen Gelehrten hervorgegangen iſt, einen ſhate 
von Beweis liefert. 3 
Struve (Zeisbri Adolf Auguft), geb. am 9. Mai 1781 in Reufıth 
Stolpen in Sachſen, wo fein Vater (Exnft Friedrich) praßtifchee Arzt war, Im 
1794 die Fuͤrſtenſchule zu Meißen, 1799 bie Univerfität Leipzig und nach ae 
halb Jahren die Univerfität Habe für das Stubium ber Mebicin. In Hacke 
langte ee am 27. Sept. 1802 die miedicinifche Docterwuͤrde, ab ſchrieb dap: 
„Dissertationis inayguralis de quibusdam thenrige respiratignig eapitüs 
prodromus sistens dooimasiam pulmonum Plouquetianam‘, Won Reil bie 
fligt und mit Ausſicht auf die Unterlehrerſtelle bei ber Klinik, ſuchte er ſich ſit i 
künftige akademiſche Laufbahn ein Fahr lang In Wien voszubereiten; ludeß me 
jener Plan wieder aufgegeben, und er ließ ſich 1803 in feinem Geburtäonse als pub 
tiſcher Arzt nieder. Da feine ſchwaͤchliche Geſundheit ben Muͤhfeligkeiten eu en 
gehrsiteten Prariß in chez gebirgigen Gegend nicht gemachfen zu fein ſchien [°P 
warb es, einen ruhigen Wirkungekreis fuchend, am Cude 1805 durch Surf! 
SGalomonisapotheke zu Drasben, bie er noch hefist. 1808 hefchäftigte iha de 
Unterſuchung ber bamals wenig bekannten Blauſaͤure, und bei Auffangun In 
Dämpfe derfelben in Äther führte eine Beriegung be& Apparate ihs beinahe pu2 
plöglichen Tode; et entglag demſelben nach einer neunmonatlichen Krenkheit, be 
ſich darch betzhcptliche Anſchwellung bes Milz, entzundllche Zuftänbe bes Luk 
ſyſtes der unten Ertremitaͤten, Rraftlofigkeit pad Abmatzerung autpiuet 
Durch die Huͤlfe, welche ihm Karlsbad und Marienbad gegen mehejaͤhrig wide 








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Stuart (dad Haus) 776 


kehrende Leiden ſchaffte, entſtand in ihm ber Gedanke, diefe wichtigen Heilquellen 
allgemeiner zugänglich zu machen, umb es kam fo duch forgfältige Analyfe der 
lquellen, durch Auffindung neuer Apparäte (wozu der Infpector Blochmann zu 
esden weſentliche Huͤlfe leiſtete) und neuer Zuſammenſetzungsmethoden die An⸗ 
ſtalt für kuͤnſtliche Mineralwaſſer in Dresden zu Stande, welcher bald mehre an 
a. D. folgten. Es beſtehen deren jetzt zu Leipzig, Berlin, Brighton unter feiner 
unmittelbaren Mitwirkung; die zu Warſchau iſt nur von Ihm eingerichtet worden. 
Auch Für Die zu Moskau hat er ſeinen Apparat gefhidt. (Dot. Mineralwaffer, 
kaͤnſtliche) Mit feinen Bemühungen hebt unbezweifelt eine neue wichtige Periode 
für die Kenntniß und Nachbildung der Heilguellm an. Er ſchrieb in Bezug auf 
feine Anftatt: „Liber die Nachbildung ber natlirlichen Heilquellen” (1. H., mit einer 
Vorrebe von Fr. Lubio. Kreyſig, Dresb. 18245 2..9., Dresb. 1826). - 16. 
Stuart (das Haus), eine ber aͤlteſten Familien Schottlands, welche bies 

fern Reiche und England eine lange Reihe von Beherrſchern gegeben hat, von denen 
die meiften jedoch fi) mehr durch Mangel wirklicher Megententugenden — daher 
ihre ungluͤcklichen Schifale! — als durch eine für ihre Voͤlker wohlthätige Regie⸗ 
tung audgezeichttet haben. Aus der Tehrreichen, bie Kürften vielfach warnenden 


und die praktiſche Widerlegung des Princips ber Legitimität enthaltenden Ge⸗ 


ſchichte diefes Hanfes heben wir nur die wichtlgften Punkte aus. (Vgl. Jakob L., 
IL und II, Maria Stuart, Karl J., D., Eduard (Karl) und Wil- 
heim Hl.) Walter &t., einer der außgezeichnetften und vornehmſten Schottlaͤn⸗ 
der, war mit Majoria, der T. Moberts 1. Bruce, Königs von Schottland, ver- 
maͤhlt; daher beftieg Walters Sohn, Robert St., nad) bem Tode feines Mut⸗ 
terbrubers, des Könige David IL’, mit welchem der koͤnigl. Mannsflanım bes 
Haufes Bruce erloſch (1370), den ſchottiſchen Thron u. d. N Robert II., und 


ward fo der Stifter des koͤnigl. Geſchlechts Stuart. Die Regierungen ſeines Greß⸗ 


vaters Robett J. und ſeines Oheims David II. waren durch England ſehr beun⸗ 
ruhigt worden; Robert II. hingegen hatte das Gluͤck, in Frieden zu regieren. Allein 
Tein Sohn und Nachfolger Robert III. ftarb 1406 vor Kummer, feinen Sohn in ber 
Sefangenſchaft der Engländer zu fehen. Diefer Sohn, Jakob I., wurde erft 18 
Jahre nachher frei, als er, gegen feinen Willen, eine Englaͤnderin heirathete, deren 
Mitgabe feine Ranzion bezahlen mußte. 1837 wurde er in feinem Bette ermor⸗ 


det. Jakob IE. wurde im Kriege mit England 1460 von einer Kanonenkugel ges 


tödtet. Jakob III. bſieb 1488 in einer von ihm verlorenen Schlacht gegen feine 
rebruiſchen Unterthanen. Jakob IV. biieb in einer Schlacht gegen die Engländer 
1513." Jakob V. Farb vor Gram über die Rebellion feiner Unterthanen. Die ein⸗ 
zige Tochter dieſes Monarchen, Maria &t. (geb. 1542) flarb 1587 auf dem 

chaͤfot. Unter ihrer Regierung wurde Schottland durch innere und dußere Un⸗ 
ruhen erſchuͤttret, woran der Leichtſinn und manche Sehltritte biefer ungluͤcklichen 
Flurftr nicht wenig Schuld waren. Hiermit begann ein merkwuͤrdiger, aber auch 
unglicklicher Abſchnitt in der Geſchichte des Hauſes Stuatt. Marias Sohn, Ja⸗ 
fo VI., König von Schottland, erhielt 1603, nach dem Tode ber Königin Eliſa⸗ 
beth, ald Jakob 1. den engl. Thron. Seine Schwachheiten und Fehler legten ben 
Grundzu ſeines Sohnis, Karls I., Ungluͤck, der 1649 Leben und Thron ver⸗ 
tot 1f..). 1660 kam zwar fein Sohn, Karl II., nachdem er = in der Vers 
bannung umbergeirtt war, wieder auf ben väterlichen Thron; das Unglück 
hatte weder ihm, noch feinen Gruber und Nachfolger, Jakob II., belehrt. Biel- 
mehr Imachten fich Belde bei bem Volke fo veraͤchttich, daß dieſes endlich des legten 
Schwiegerſehn/ den Prinzen Wilhelm von Orimien, Gtatthalter ber Vereinigten 
Riederlande, zu Hülfe rief. Dieſee landete mit einer niederländ. Fotte (1688) bei 
Torday. Abel, Bürger und Soldaten, ja ganze Abtheilungen des engl. Heers tra: 
ten zu ihm Über. Jakob dankte ſeine noch übrigen Teuppen ab, und biefe ſchlofſen 


MT Stebentennefen 


ſich ſogleich dem nlöberländ. Heere an. Enbdlich fluͤchtete der König fe (Dar 
1688) nad) Frankreich, und Wilheim nahm die ihm und ſeiner Gemahln darge 
botene Krone unter der Bedingung an, daß er allein regieren und Maria neh ie 
nem Tode Ihm folgen ſollte Seite Gemahlin Maria ſtarb früher, ds er; bee 
folgte ihm 1702 Jakobs IL. jüngere, an den Prinzen Georg von Danrmeckre 
mäßlte %., Anna /die Ihre bis 1714 dauernde Megierung im biiteefle Mike 
ſpruche mit Ihrem eignen Herzen führte. Mach Ihrem Ableben beſtieg dor Ruf 
Georg von Hanover, deſſen Mutter, Sophie, eine T. Friedrichs V. vom ber Pal 
und feiner Gemahlin Etifabeth, der einzigen Tochter Jakobs L, wär, den Inidfde 
Thron. So hörte dad Haus Stuart mit der Königin Anna auf, zu vegioren, nok 
bem es von 1370 — 1603 (233 Yahre) den ſchottifchen Thron allein, ud wm 
1603-1714 (111 Jahre) den feyottifchen und engl. Thron zugleich Defeffen fat. 
Unter diefen Fürften zeichneten fich die wenigen guten mehr durch haͤrcoliche au und 
Regenttentugenben aus, und man erflaunt, wie ganze Nafionen fich Jahth. gm 
einem kleinherzigen, ſchwachſinnigen Geflecht als Mittel ber eigermeiigften her: 
luſt konnten betrachten laſſen; man erſtaunt, wie nach Gromwel's iin 
den Briten einfallen konnte, ben uͤppig⸗leich en Karl H. zuruͤckzurfru. % 
kob IN., der ungluͤckuch auf feinem Zuge in Irland gewoſen war; leß ſich meh 
nige Jahre vor feinem Tode in den Jefuiterorden aufnehmen, zb bebauertt nes 
ger den Verluſt von 3 Koͤnigekronen, als das Fehlſchlagen feines Ente, 2 
Großbritannien die kathol. Religion wieder zur herrſchenden zu machen. Beft 
1701 zu St.⸗Germain in Frankreich. Jakobs IL Sohn, Jakob IH, du 
valier de St.⸗George genannt, Brachte fein Leben im Ertl zu. Gen Ciba: 
Eduard, der Prätendent, war ungluͤcküch in Schottland. Cr, der Inge Shi 
fe8 Hauſes, nannte fih Karl IEL, und flarb kinderlos am 31. Im. 178x 
Rom. Seine Witwe, die Gräfin Luiſe v. Albany (f. d.) ſtarb zu Hirte 
29. Ian. 1874. Mit ihe erlofch der Name Stuart, den fie Aein noch file. 
Des Prätmdenten Karls III. einziger Bruder, ber Cardinal Vork ſtarb IE, 
(8. Eduard, Enkel Jakobs II.) Der König Georg IV. bat ben legten Etust 
in ber Peterskirche zu Rom durch Canova ein Denkmal errichten Laffen. (Hirlir 
der Cardinal, Jakobs II. Aſche in Paris, im irlaͤndiſchen Collegio; Karl ie 
iſt zu Frascati beerdigt.) Der Cardinal York hatte als ber legte Stuart fehurfihe 
dem von Frankreich 1798 zur Entſagung auf Piemont genöthigten Koͤnig Eu 
nuel IV. von Sardinien (ft. 1819) vermacht. Die Papiere des Gtuartfhen de 
ſes hat die engt. Regierung in Rom in Beſchlag nehmen laffen. Sie ſelen fine 
Geſchichte wichtig fein. &. „L’esprit des Whige , ou oauses de I’anpulisn b 
Stuarts du tröne d’Angleterre” (Paris 1819). Selbſt die Werthelige ie 
Stuarts, wie Clarke in feiner „Vie de Jacques II, traduite par Cohen" (4 Dt, 
Paris 1318), muͤſſen die Unfaͤhigkeiten und die Fehler diefer Berften durch die wm 
ihmen ‚angeführten Thatfachen und Aktenſtuͤcke bezeugen. ©. Bonlay de in Bis: 
the, „Tableau politique des rögnes de Charles H et de Jaques Il, dere 
reis de la maison de Stuart” (Part 1822). —— 
Studentenweſen, das dentſche. Der Geiſt, ber Ton, bie gig 
Verhaͤltnifſe der Studirenden haben fi, nach den Einfluͤſſen des jedesmaligen It 
geiftes und der veränderten Einrichtung ber Univerfitäteh zmgernein. verfiit 
ausgebildet. Weider Stiftung der erſten deutſchen Hochſchulen wurden all Et 
dirende, nad) dem Worbiide der Univerfitaͤt Parts, tn Buefen abgerhellt. Dei 
waren abgefonderte Geſellſchaften, deren jeder ein Meifter der ‚freien Käufe a 
Aufſeher ind Hofmeifter vorftand, meiher ven Studienpian eines Jeden eiaferd 
ten, und überhaupt auf Fleiß, Betragen und Sitte dex ihm Umtergebenen za MN 
hatte. (Eine folche Einrichtung findet nod auf den engl. Univerfitäten flatt.) 
geachtet diefer firengen, foſt ſchatermaͤßigin Befdhränkung der Studinnden (Be 





Studentenwefen 7 
farien, Burſchen) wurde doch ber Iweck der Ordnung, Ruhe und Geſetzlichkeit, 
Der ihr zum Gtunde lag, nicht erreicht; denn manche dieſer Magiftri führten eine 
ſehr laͤffige Aufficht und Ließen ihren Stubenten allen ferien Willen, um xecht viele 
in ihre Burſen zu bekommen, ba biefe, wenn es nicht etwa gefliftete Freiburfen, 
waren, fie für ihr Rectorat bezahlen mußten; manche unterwieſen ſelbſt ihre Lehr- 
linge in allen ma möglichen Schledhtigkeiten , und durch das enge Zuſammemeben 
Bieler wurden abs nefrllige Laſter zu einem fehr hoben Grabe ausgebildet, Daher 
kam es denn, daß die Burfen, anſtatt Schulen bes Fleißes und ber Tugend zu fein, 
Frelſtaͤtten des Miciinganges und aller Rohheiten wwben,  Saufereinm wechſelten 
mit Ausſchweifungen in der Liebe, Zinkere en, Schlaͤgerelen und Smrikämpfen ab; 
aller heffeve Geiſt in Eben und Wilfenfchaft ging verloren, unb machte geift =.umd 
nutzloſen Foͤrmlichkeiten Dias. Da Fam denn die Zeit der dunkeln Männer (ob- 
seurorum virerwu), welche nad) Weäften ſtritt mit bem aufgebenden Kichte und 
dem beſſern Geile, den Hutten, Neuchlin, Eraamus und ihre Schuͤler durch bie 
Verbreitung ber. griechifchen und.römifchen Literatur in Deutſchland weckten; Lu⸗ 
ther’6 Kraft und Begeiſterumg, die mie ein Blitzſtrahl bie Völker erleuchtete, xegte 
diefen Greiſt durch das ewige Wort Gottes an. Da fahen bie Stubenten, welche 
während ber Zeit bed Kampfes fich in 2 Parteien gefehieden hatten, vollkommen 
ein, daß es auch unter ihnen nicht fo bleiben könne, verkteßen ihre verbechten gab 
verberbenden Meiſter und wählten ſich Vorſteher aus ihrer Mitte. Landsleute hiel- 
ten zur Landsleuten, und fo entflanben geſchloſſene Werbindungen ar. d. N. Kands⸗ 
mannſchaften oder Nationen, deren jebe ihre eignen Statuten, Amter und Cafſin 
hatte. Aber aigh diefe Werhättniffe erzeugten viel Schlechtes und Unmürbiges, Es 
dauerte naͤmllch nicht lange, fo wollten bie Vorſteher und Altern bie Herren fpieten 
und fingen an, bie Juͤngern und Neuangelommenen unwärdig zu behandeln. Nach 
der Merfiedenhett des Burſchenalters entftanden 2 Elaffen unter ben Stubiren- 
den, Schoriſten (Auffeher, Präceptoren) und Pennale (Untergebene, Lehrlinge). 
Letztere wurden von jenen ganz wie Schuljungen behandelt und mußten alle kleine 
ud miedere Arbeiten fuͤr fie beforgen. Dies Unmwefen, das man Pennalismus oder 
Nationalismus nannte, und das Schöttgen in f. „Sefchichte des Pemmalismus 
(1747) mit Treue geſchildert hat, bot faſt 100 Jahre lang allen Gefegen der Ne: 
gierimgen Trotz, bis es endlich zu Anfange d. 18. Jahrh. mit Auflöfung der Na⸗ 

tionen in Diefer Form aufhörte. Aber man riß ein, ohne etwas Neues aufzubauen ; 
man verbot ſchlechthin alle Berbindbungen, ohne, zu bedenken, daß es immer noch 
vielen Juͤnglingen Beduͤrfniß blieb, ſich feſter an einander anzufchließen. Daher 
entſtanden bald geheime Verbindungen #.5.N. „Drben”. In ihnen erhielt ſich 
noch Manches von dem alten Pennalismus, aber in gefälligerer Sorm und andrer 
Art und Ordnung. Die Schoriſten wurden zu Senioren, bie Pennaͤle zu Fuͤch⸗ 
fen, die: unbeſtimuten Statuten zu einer Conſtitution unb-bie eigenmaͤchtigen Ve⸗ 
ſtimmungen bes Schoriſten zu einem ſtahenden Geſebe (Gemment), welches leblere 
ſich allein Über bie Ehre, deren Verlegung, Verluſt und Wiedererlangung verbrei⸗ 
tete. Da aber die Orden, welche jedes Mal mr wenige Mitglieder zählten , ſich 
zu Richtern der ganzen Hochſchule aufwerfen woliten, ud uͤberhaupt ihre Schat- 
tenfeite, . Skandalſucht, Manommifterel, Rohheit, Stolz und Anmaßung bemerk⸗ 
barer wurde, machten ſich zn Ende d. vor. und zu Anfange®. jetzigen Jahrh. mehre 
Landsleute unter einander verbindlich, nicht umter ſie zu txeten. Aus dieſen nega⸗ 
tiven Verbindungen wurden allmaͤllg poſitive, welche den Ordensverbindungen ge⸗ 
radezu die Spitze beten und ſie bald unterdruͤckten. Dieſe Land«mannſchafter, Die 
ebenſo geheim, aber nicht Verbindungen fuͤr die ganze Lebenszeit waten, wie jene, 
und ſie hinſichtlich der Zahl ihrer Mitglieder wenlg übesteafen, nahmen, ba fie auch 
zum Theil von Ordensmitgledern gebildet waren, faſt Alles mit hinuͤber, was jene 
aut zeichnete. Das peungliſtiſche Ariſtokratenweſen, das Commentweſen, die lei⸗ 


178 Stdentenweſen 


e Scheinehre, die Herrſchaft des Schlaͤgers, bie Anmaßung und ber hethlab 
hen gegen Nichtverblindete, hatten auch In dieſen Geſellſchaften Ihren Vehr 
platz aufgefchlagen, und die Partelfucht war, vergrößest und mehr ausgebildet, ia 
eine andre feftere und beftimamtere Form gegoffen worden. Wie es naͤmlich damık 
in dem zerſtuͤckelten, zerdiffenen unb vor Parteien gettennteh deutſchen Vaterlare 
ausfah, fo ahmte es der Stubent auch auf der Hochſchule nach, indem auch den 
bie Landsmannſchaften der einzelnen Stämme Partei gegen einander nahmen un 
ſich gegenfeitig wacker hefehbeten. Die Grundgeſetze dieſer Wereiiiigenigen fin = 

aefäbr biefe: 4) Alle Studenten, welche Antheil und € bei dein Sffeitiice 

achen ber Hochſchule Haben wollen, thäten ſich nach Volksſtaͤmmen In gefakt 
fene Verbindungen (Landsmannſchaften, Corps, Kraͤnzchen), deten jebe ein ke 
fondere a bi haben kann. Kein andrer „honoriger” Student Brun Aata 
und Stimme bei allgemeinen Burſchenangelegenhelten haben. 2) Ale Sum: 
ten haben nach der Zeit ihres Aufenthalts auf Untverfitäten‘ verfchtebene Rede. 
3) Jede Verbindung, fie x fo zahleeich. als fie wolle, hat nur eine Stimm in 
Mepräfentanten = oder Seniorenconvent. 4) Der Senlorencondent gibt alleia fa 
ale Studenten Befege. Er hat Feſte anzuordnen und Verrufe Achts⸗ ober Ch 
108: Erflägungen) aus zuſprechen. 5) Ob ber Bruch des Chrenworts, das dem 
Senate und bei der Immatriculation gegeben wich, infamirend Tei, bleut da 
Ehrgefuͤhl eines Jeden überlaffen. (!) 6) Dummaer, dumnier Junge, amd da 
gleichen ehrenrührige Worte ziehen abfolute Foderung nach fih. Wer es umerlli 
kommt in Beruf. Verruf iſt die „abfolute akademiſche Infamie““. Diefe Ba 
bindungen, beren Srundfeften auf dem Schen. und Schimmer einer eimgebiitrta 
Ehre erbaut waren, deren Srundfäge und Handlungswelſe den beſtehenden S 
fetten fo fehr als ber Idee eines rechten Burſchenlebens zuwderliefen, umb gegen 





welche ſich eine übereinkunft der gefammten Reicheftände zu Regensburgumfl 


Zuni 1793 erklaͤrte, die in ber Korm eines Reichögutachtens abgefaßt ward (. H 
berlin's „Handb. des d. Staatörechts‘‘, Th. 1.), konnten ben auß den Befeeitu 
£riegen in den Schoß ber Wiffenfchaften zuruͤckkehtenden Vaterlands vercheidigen 
unmöglich gefallen. Sie hatten erkennen gelernt, daß das Heil dr Deutſchen m 
in Einheit und in Einigkeit beftehe, daß Geſetzlichkeit und Drbnung die. ea 
Grundſaͤtze eines wadern Bürgers feien, und daß alles ſelbſtſuͤchtige Parteineſu 
untergehen müffe in der Idee eines gemeinfamen, in gefegliher Freiheit neu erlth 
henden Vaterlandes; fie hatten den Schein von ber Wahrhelt, die äußere Eher m 
dee innern, die Form vom Geiſte unterfcheiden gelernt, und konnten bies Las 
mannfchaftsivefen unmöglich ruhig mit anfehen. Da gab es natuͤrtich Kauapf, ai 
um mit vereinten Kräften gegen bie Parteifüchtier anſtreben —— fo gaben 
ſich Die, welche Einigkeit wollten, eine Form, frei und. öffentlich. So entflanb ik 
Burſchenſchaft, alfo genannt, weil fie bie Gefammppelt aller Studenten, mit de 
herkoͤmmlichem Worte Burfche, unter Einem Geſetze vereinigen wollte. Jena war 
e8, wo zuerſt alle Parteien zur Einheit verſchmolzen. Auf ben meiſten andern Def 
ſchulen blieb fie noch im Kampfe mit den Landsmannſchaften. Die Burfchenidak 
iſt auf mehren Hochſchulen ſogleich ben Unlverſitaͤtsbehoͤrden offen entgeger 
men, um die Beſtaͤtigung ihrer Vereinigung von ben Reglerungen zu 

Diefe aber haben Bedenken getragen, barauf einzugehen, nach der Auſicht: da 
jede Verbindung der Hochſchuͤler, die ſich nicht bloß auf und Wi 
bezieht, als ein Staat im Staate nicht gebulbet werben duͤrfe. Ob bie Se 

dieſes Grundſatzes für das deutſche Studentenweſen vörtheilhaft und-zordmäs 
ſei, kann hier nicht unterficcht werben ; nur das iſt zufagen, daß bie Öffentrich ver 
gegebenen Zwecke der beutfchen Burſchenſchaft find: mit der Vortilgung des Laube 
mannſchaftsgeiſtes und feiner Formen, des Commentivelend, und aller Temäben 
Srundfäge in Ehrenſachen, den Geift ber Vaterlandéliebe, Einigkeit, Ordnung 


Stadium Strttaturarbeiter 1 


Öffentlichkeit und gefehmäßigen Freſhelt zu wecken und durch eine dieſem gemäß 
gebildete Form feitzubalten. So hat ſich bis jetzt das Studentenweſen auf den 
deutſchen Hochſchulen aus dem jedesmaligen Geiſte der Zeit geflaltet. 
Stublum, Stubien, dieſer Ausdruck, welcher im Allgemeinen jebe 
ernſte Bemühung in Kunſt und Wſenſchaft bezeichnet, welche auf Nachdenken 
und Untereicht berubt, wird doc) gams befonbers von einer kuͤnſtleriſchen Arbeit ge⸗ 
braucht, melde bie Bildung bed. Kunſtlers zum Zwecke hat. Das Stubium ober hie 
Übung bed Künftiess gefchieht hier entweder nach ber Natur, ober auch nach frem⸗ 
den Nufemn, d. i. nad. vorhandenen Runfkmerken; in beiden Faͤllen werben die 


. Arbeiten, welche daraus hervorgehen, Stubien genannt; vorzüglic aber Zeich⸗ 
nungen unb Modelle, welche bie Übung in einzelnen Gegenftänden, Figuren ober 


heilen derfelbeu enthalten. . | | 
Stufeniabre heißen Diejenigen Sabre, welche non ben Alten unb auch 


wanchen Neuem für gefaͤhrlich gehalten werden, weil mit ihnen ſich eine völlige 





' Veränderung in ber koͤrperlichen Befchaffenheit bes Menſchen zutragen fol.. Ge⸗ 


wöhnlich nimmt man jedes. fiehente Jahr des menſchlichen Lebens als ein Stufen: 


jahr an, obgleich Einige bas neunte Jahr dafuͤr halten. Wahrſcheinlich hat bie er» 


ſtere Berechnungsart des .Behenten , als de Stufenjahrs, in bem mit jener Zahl 
verbundenen Aberglaubsn. ihrem Grund. Weil nun in dem 49. Jahre 7 Mal 7, 
in dem 63. aher 7 Mal 9 zuſammenkommen, fo werben fie für die großen Stufen 
jahre gehaken. — u | 
Stuhlweißenburg (lat. Alba regie, ungariſch Szckes - fejervar, 
flawen. Bieligrad), eine koͤnigl. Freiſtadt in der Gefpannfchaft gt. N. in Ungarn 
jenfeits des Donau und in ſuͤdweſtlicher Richtung von Ofen nach dem Plattenfee, 
am Sarvitz gelegen und von Moräften umgeben. Der Ort, einer ber älteflen und 
mertwürbigfien im Laube, hat gegenwärtig 1300 9. und gegen. 12,250 Einw., 
die ſich meiftentheild von Tuch» und Flanellweberei ober vom Weinbau nähren. 
Ein Biſchof mit feinem Domcapitel, die Gerichtötafel des Comitats, mehre Ca⸗ 
meralauͤmter, mie auch das Salze und Poftamt haben hier ihren Sig; das Bathol. 
Gymnaſinum und das Seminarium find nicht unwichtig. Die Stadt hat mit vielen 
Koften ben ſuͤdlich gelegenen, der Gefundheit aͤußerſt nachtheiligen Sumpf, wenig: 


ſtens in der Nähe, auszutrocknen verfucht. Seit Stephan b. Heil. war Stuhl 
weißenburg der Kroͤnungs⸗ und Begräbnigort der ungarifhen Könige und bie 1702 


Feſtung. Als unter Kaifer Friedrich UL. der Kampf des Haufes Öftreich um ben 
Befig von Ungarn begann, eroberte ber roͤmiſche König Marimilian I. 1490 ben 
Ort, konnte ihn aber nicht gegen Bathori behaupten. de fiel Stuhlweißenburg 
ducch Gapitulation —— tet Soliman in die Hände. Diefe wurden zivar 
von Kaifer Rudolfs Feldherren Palfy, Nadaſti und Zrini 1593 in der Nähe von 
Stuhlweißenburg geſchlagen, blieben aber dennoch im Befig. 1801 nahmen ber 
Herzog v. Mercoeur und ber General Rußworm die Feſtung mit Sturm; Haſſan 
Paſcha, bex fie wieder zur erobern verſuchte, wurde in einer Hauptfchlacht befiegt ; 
allein durch die Meuterei dar Befaguug gerieth Stuhlweißenburg ſchon 1602 wieder 
in die Gewalt ber Tuͤrken. Stuhlweißenburg buͤßte nach und nad) f. alten Flor 
ein. Preßhurg murde un Rrönunge> und Hauptſtadt. Als endlich bie Tuͤrken 
durch die dere er aus Ungarn vertrieben wurden, eroberte ber. 
Kurfürft von Baiern 1688 Stuhlweißenburg. In den Unruhen, welche Ra 
kocay (f.b.) und die — Maleantenten erxegten, belagerte es Karoly, wurde 
aber in — Gefecht durch dan General Heiſter beſiegt (1704). Nach voͤl⸗ 
liger Vertreibung ber Rebellen wermittelte Joh. v. Valfy die friedliche Unterwer⸗ 
fung. ber aufgeregten Nation. Be 

Stubfaturarbeiter nenneman ſolche Derfonen, welche aus einer Maſſe 
von Gyps und Kalk, tem ſie noch weich iſt, an Decken, Wänden und Gefimfen 


# 


180 Ohmm Sture 


ber Immer und Häufer Verzierungen aller Art anbringen. Der ame ka 
ans dem Ital., wo ſowol die Maſſe als die Arbeit Stutco genannt wich. Di 
Römer kannten nicht nur dieſe Arbeit, fondern waren auch fee geſchickt barin 3; 
truv nennt fie coronarium opas. Diefe Kunft ging hierauf verloren; un Be: 
garitone , "bee um 1300 tebte, ſoll ſie wieder aufgefunden haben. Zu ihee Bel 
konmenheit gebieh fie aber burch den Dialer Nanni von Udine, zur Zeit Rafalt 
wovon noch die fogen. Logen Rafael's im Vatican zeugen. In Deutſchlam med 
fie gegen das Ende d. 17. Jahrh. befannt. Zu ber ſelbſt muß der feinſte ai 
weißeſte Gyps und Kalk genommen und etwas Sand hinzugefetzt werden, fe 
fie dem Mauermoͤrtel gleich wirb. Anfänglich iſt fie ganz weich zund wird in bi 
Geſtalt auf die Stelle, wo man Zierrathen anbringen will, aufgetragen. Ih 
bald wird fie bichter und zaͤher, ſodaß ſie fich mittelſt der Finger in bellebige Zr 
bilden laͤßt. Zuletzt kann man fie ſogar mit einem Pouffiereiſen befepmeiben zn 
ſchaben, damit der Umriß fcharf oder rumb werbe. Biswellen bildet man anf di 
Vetzietungen in einzelnen Blumen, Blättern, Arabedken u. [. w., und kiebt fies 
dann an den Det, wohin fie kommen ſollen. Doc muß vorher iimmer bie Un: 
fläche mit fehr wrichem Stud! beftzichen, oder auſgehackt, ober mit bervorragenin 
Naͤgeln und Holzfpänen verfehen werden, damit die Verzierungen nicht abfıla 
Wenn die Stukkaturarbeit mit gehöriger Vorficht unternommen wird und hialde 
lich austrochten kann, fo iſt fie ungemein dauerhaft und tragt jeber Wittern«, 
Es gehört hierher auch der fogen. Gypsmarmor, mit welchem der Staffatum 
re Altaͤre u. ſ. w. fo täufchend bekleidet, daß man fie fir wahren Be 
mor Halt. u; 2: 
Stumm, Stummbeit, f. Taubftumme — 
Stunde nenne man den 24. Theil eines Tages, und faͤngt die fe Om 
de des Tages ins bürgerlichen Leben nach dem Eintritt ber Mitternacht ai p 
” ten, ſodaß der Tag in 2 Mal 12 Stunden zerfäe. Jebe Stunde wird witmmt 
60’ gleiche Theile (Minuten) getheitt, worauf Unterabthellungen von 00 m 
Theilen in Secunden, Tertien u. f. w. folgen. Vlele Völker kennen die Cat 
lung des Tages in 24 gleiche Theile gar nicht, bei andern werben die Stamkit 
eigentlichen oder nathrlichen Tages bald größer, bald kteiner als bie Same 
Nacht. (Vgl. wegen der vrefchtebenen Dauer ber Stumbe, nachdem RW 
Sonnen » oder Sternzeit bezogen wird, Sternzeit.) Est im Ad. Sim 
zeit geſagt worden, daß die Firſterne ihren fcheinbaren Umlauf um tie ® 
in 24 Stunden Steengeit vollenden, waͤhrend biefer Zeit ale 360“ der Dihaik 
£ugel, oder in 1 Stunde 15° zuruͤcklegen. Denkt man ih nun zuriim ſ 
Grabe geogr. Länge von einander entfernte Beobachter, fofolge, daß bean 
ihnen ben nämlichen Sirftern um 1 Stunde Sternzeit, oder, worin voun bat Com 
die Rede ift, legtere um 1 Stunde Sonnenzelt ſputre Im —RX Gab ie 
andre. In ſolcher Beziehung: auf einander heigen die Merldiane [ehe wei 
Stimbenteeife, welchen Ram ihnen die Gnome beiligt: — "Get: 
denminkel heißt derjenige Winter, welchen fogend din Wiruihdentroii iiitäde 
Meridian des Beobachters einſchließt. Iſt es 5. B. mach eindt Sanuenhe SORK 
"Morgens, und alfo bie Sonne noch um 2 Stuben voin Die 
J ihr Stundenkreis mit demſelben In dieſem Autendiſke Are Bu 
e : — ee — ni: — 


n. 
Sture (Sten), Reihsftatthalter von Schweden, gms hr? a rt 
nehmen ſchwediſchen Familie. Vater hieß Guſtas GE. und. Deütter mt 
eine Schweſter König Karls VIII. Knutſon. ach’ "LET 
Reichsſtatthalter, und unter f. Werwaltung gewann ' a ſehe, de X 
durch feltene Geiſtesgtoͤſe außzeichnete.. Wenn andy der Knig, den de u 
gewaͤhit Hatten, Kiswellen zugielch als Koͤnig von Schweden anerkanite niit: 








Sturlafon . Sturm (Chriſtoph Ehriftian) | 781 


roar bies doch gewoͤhnlich nur eine voruͤbergehende Erfcheinung, die ebenfo fehnel] 
verſchwand als fie entflanden war, und troß der Sactionen bes Adels, bie oft lie- 
ber einen fremden König als einen aus ihrer Mitte an ber Spige des Reichs fa= 
ben, trotz einiger Revolutionen, wodurch häufig die Gewalt des Reichsverweſers 

völig vernichtet zu werden ſchien, erhielt ſich doch Sten St. mit einem mehr als 
Eöniglichen Anſehen. Ex führte die Buchdruckerei in Schweben ein, fliftete die 
Univesfitäe zu Upſala und zog zum Beften des Landes gelehrte Männer nad) Schwe: 
den. Die Unabhängigkeit des Landes behauptete er fo fchlau gegen Dänemark, daß 
er das calmarifche Band, ohne es ganz zu loͤſen, doch voͤllig unſchaͤdlich machte. 
Auch Die beiden nachfolgenden Reichsvorſteher, Suante Nielsfon Sture (1504 — 
12) und deffen Sohn, Sten Std. 3. (1512 — 20), verdienen Betvunderung 
und den Dank ber Nachwelt. 16 Jahre lang [hüsten fie ihr Vaterland gegen alle 
Unternehmungm Dänemarks und dad Volk gegen den Druck der Geiftlichkeit und 
den oft noch härtern Drud der Großen. Der Kampf aber, den Sten St. d. J. ge: 
gen den Erzbiſchof Guſtav Trolle beftchen mußte, war ein Kampf gegen.die vereis 
nigte Macdht der ſchwediſchen Geiftlichkeit und ber mächtigften ariftokratifchen Par: 
sei, amd diefe beiden hatten dem Scheine nach diesmal Ein Intereffe mit Däne: 
wart. Sm einer Schlacht gegen bie Dänen wurbe Sten St. töbtlich verwundet 
und farb 1520. 

. Sturlafon. (Snore), ein Islaͤnder aus einem alten abeligen Geſchlechte, 
geb. 1279. Er lebte lange an den Höfen von Schweden und Norwegen, war zu: 
legt islaͤndiſcher Lagmann und wurde 1241 auf ſ. Schloſſe ermordet. Als ein 

- Mann von großen Talenten machte ex fich berühmt als Dichter, Gefeggeber, eiftiget 

Repustifanre und Gefchichtfchreiber. Aus den alten Skaldenliedern und andern hi- 
ſtoriſchen Denkmaͤlern, bie er auf weiten Reiſen gefammelt hatte, ftellte er eine allge: 
meine Gefchichte des Nordens mit Geſchmack und hiſtoriſcher Treue (foweit dies 
bei feinen Quellen möglich war) zuſammen; fie ift veicdh für Schweden und Seland, 
etwas aͤemer fuͤr Norwegen und nicht ohne Ausbente für Rußland. Ihr Titel 
if: „Heims Kringla (b. i. Orbis terrarum) edr Noregs Konunga Soegor 5. 
Historise regum septentrionalium a Snorrone Sturlonide eonscriptae", 
berautgeg. v. Joh. Peringskioͤld (Stodh. 1697). Eine neuere verm. und verb. 
Ausg. von G. Schoͤning und &. Th. Thorlacius erfchien in 3 Bon., Fol., zu Ko: 
penh. von 177782. Die Zortf. von Sturla Thoraldfoh (aus Noriwegen) und 
einem Ungen f. in Chriſt. Jakobi's „Norvegia monarchica et christiana”' (Glüd: 
finde 1712, 2.). (Bol. Skandinaviſche Literatur.) 

: , Sturm. 4%) Inder Kriegswiſſenſchaft der Angriff auf Truppen ober Ver; 
fdenpmngen mit gefaͤlltem Bajonnet, Eindringen in ihre Colonnen und Reihen, 
und Erſteigung ihrer Werke. 2) In der Phyſit sine fehr heftige Bewegung ber 
zuft. (Do. Winbe) Stürme können an 80 und 100 Fuß in einer Secunde zu- 

en. — Sturmbalken find an bie äußern Abbachungen ber Bruſtweh— 
vn oder an die Boͤſchungen ber Berge befefligte Baumflämme, bie man in dem 
Augenblicke, wo ber Feind felbige erfteigt, berabrollen laͤſt — Sturmpfähle 
nennt man in ber Befeftigungskunft liegende Pallifaden, ober zugeſpitzte Pfähle 
von 4 Ehen Länge und 8— 12 Zoll Stärke. Man legt fie gemeiniglich zwifchen 

Grahben und Bruſtwehr auf die Berme einer Schanze in die Erbe, und verbindet - 
fie zumellen mit angenagelten Ratten umter einander. Sie hindern bei einer Ver— 
ſchanzung das Erſteigen ber Bruſtwehr. 
Sturm (Ehriſtoph Chriſtian), geb. 1740 zu Augsburg, ſludirte zu Jena 
und Halle, warb Prediger zu Magbeburg und 1778 Paſtor an ber Petrikirche und 
Scholarch zu Hamburg, mo er, ala Menfc und ale Religionglehrer gleid) hochgrad)- 
tet, am 26. Aug. 1786 ſtarb. St. bewährte ben Grundſatz, bafi man jede Er- 
kenntniß der Wahrheit erſt bei ſich ferbfl zur Gottfeligakeit fruchtbar werben laffen 





782 Stuͤrmer (Ignaz, Behr.) | 


möffe, che man biefe durch — jener bei Andern bewiiken wolle. Ser 
grardiic⸗ Gelehrſamkeit, gelaͤ — fir, | 
gaben, raſtloſe Thätigkeit, umermtiche Amtstreue ımd fein w 
Sinn und Wandel erwarben ihm bie umgetheifte Ach und Liebe = 
den. Er ſchrieb eine gtoße Anzaht Andachtsbuͤcher, std: „Mer Fer 
ſamkeit (Halle 1763); „Der Ehriſt am Sonntage" (1764 —* 
tungen mit Gott in ben Morgenſtunden auf jeden Tag des Jahres [2 ie 
die viele Aufl. erlebten, ıt. n. a., toelche fich vurch bie barin ausgeſproche 
gung ind alfo durch Herztichteit enpfehlen, Su T. „Wetetthrenh 
Gottes im Reiche ber Natur und der Vo hung auf affe Tage er San 18, 
in welchen an wichtige Natutgegenftaͤnde ih mem * 
heiten zur Belebung frommer Geftinungen angeke 
„Anbachten über die Wetke der Natur nd ee te Mr 
geläuterter und — Geiſt weht auch in ee 
„Predigten für Kinder von reiferem Alter (2 5 
neuere Geſangbuͤcher mithalten Lieber aus ne — m I 
(1776); Geſangbuch fe das reifete Altre" — bat dr 
(1787) und, Geſangbuch für Gartenfeeunde‘ 4 
Stärmer (Sons, Frelh. v.), font aus —— 
milie Neuſtaͤbter, genannt Stürmer. Der Sage nach erhlelt ein Ri * 
Beinamen unter Zui⸗drich Varbaroffa bei Erſtiͤrmung einer Stabt 
beſaß bedeutende Güter, kam aber durch Religionskriege und 
heled dej fle ſeldſt die Spur ihrer Adeunft verlor, Ye erſt ET 
ber aufgefunden wurde. Geb. zu Wien am 21. Aug. 1752, trat * 
Jeſuitenorden. Nach deſſen en, widmete ee fi) den fu 
auf der Untverfität zu Wien, bis er 1776, veranlaßt durch den —— 
Freih. v. Binder, als Zoͤgling in die orientafffche Akademie eintrat 
fchritte in den morgenlaͤndiſchen Sprachen waren fo raſch, daß er — 
Jahre Mitarbeiter an ber neuen Ausg. des großen Mentuserfahen Lerlkort mih 
und den vorzuͤglichſten Antheil an der perfiichen Anthologie hatte, welche «tin ft | 
men der kaiſeri. Eönigt. Akademie deren Stifterin, ber Katfecki Mazia Tert: 
uͤberreichte. 1779 begleitete er ald Sprachknabe ven Juterunclits 
here nach Konftantinopel; 1781 mande er Gefandtfchaftdoinssefäher; 17T WE 
tete ex den Baron Herbert nach Cherfon zue Zuſanimenkunft Fofephe I. mit $ 
charina I. Beim Ausbruch der $ feigketten ward er in bad Kater Fk 
Hauptquartier berufen, um als Hoffecretale beim Kaiſer — ie 
So diente er in 3 Feldzuͤgen, theils unter dem Monarchen, thells unter Bin! 
Laudon's, Haddik's und Colloredo's er a Auszeichnung. 1789 hy 
Dolmetfcher ernannt, ſchloß er in Laudon s Namen die beigrader 
1790 war er mit geheimen Aufträgen, 6 Monate lang, in bein Lager we 
veziers zu Schum'a. Nach ZU fhtuf dee reichenbacher Condention wurde iR 
mals dahin gefchidt, um mit dem preuß. Seite dazu == 6 
einen MWaffenftifftend zwiſchen ber — — and turkiſchen Armee hf 
fen. 1791 empfing er als Hoſcommiſſair ei —2 
maniſchen Pforte, Eſſeid Ebubekr Railb Effendi, an ber Grenze und begiitik ie 
ſelben nach Wien, Beim Eintritt des Freih v. Thugut in da⸗ Va 
wurde er zum activen Dienfle in ber Staatskanziel derw Im folge 3.) 
gleitete ex den Freih. v. Thugut nad) dent —— 1800 —— * — 
ländifchen —* erhoben, 1801 zum wirki. Hoftath, und 1802 par 
— und — — — —— Diet — **— —* 
on, den er unter vielen ren erung 17 Jadte 
Ex erhielt dem Freiherruſtand, das Commandeurkreug des Siephantorent 





— 


Stürmer (Bartholomäus, Irhr. v.) 183 


rathewlirde. Mac f, Mädkeht nach Wim 1819 wurde er wirklicher 
taats⸗ und Gonferangrath und Vorſteher der 2. Abth. ber geb. Hof» und Staqtt⸗ 
kanzlei; auch führte ex. mehremale in Abweſenheit des Kürften v. Metternidy die 
Oberleitung des Depart, der austwärt. Angeleg. . 1820 wählte ihn die Akademie 
| der bildenden Künfte zu ihrem Mitgliede, und in demſ. 3. wurde er zum Indigenat 
und Magnaten des Koͤnigreichs Ungarn emannt. 1825 bekam er dad Großkreuz 
| des Clvilverdienſtordens ber balriſchen Krone. 
BStuͤrm er (Bartholomaͤus, Freih. v.), Sohn bes Vorigen, geb. zu Kom 
ſtantin 787, erzogen zu Wien in der Akademle der morgenlaͤndiſchen Spra⸗ 
chen. Als 1808 die franz Heere fich Wien naͤherten, trat ex in das Jaͤgercorpx 
der Bürgermilig. Seiner Sprachkenntaiß wegen nahm ihn der Hofconmiſſait 
Graf p. Wrbna in fein Bureau und übertrug ihen einen Theil dee franz. Corre· 
ı fponbenz, -, 1806 wurde er als Sprachknabe bei der Internunclatur zu Konflantl- 
nopel angeſtellt, wo er fiber 4 Jahre unter der Leitung f. Waters zubrachte. Auf 
der Bee dahin ſprach ex den berühmten Großvezier Muſtapha Bairaktar mitten 
in & Ruͤſtungen wider die Ruſſen und feinen bald zerteuͤmmerten Planen für bie 
‚ gänzliche Umbilbung des oemaniſchen Heeres. Um feinem Vater einen Beweit 
‚ von Achtung zugeben, Tief der Großherr durch ein eigenhaͤndiges Schreiben dem 
| a. eine mit Brillanten befegte Doſe in feinem Namen Überreihen. Auch 
vwurdhe ihen bei einer Courierrelſe nach Wien geftattet, was bis dahin nor. Peinem 
ı Andern erlaube worden war, durch das tlirkifche Lager zu reifen, wo ihn der Groß⸗ 
vezier auf = Art auszeichnete, wie ſonſt nur Gefandte empfangen zu werben 
‚ pflegen. rz darauf zu Petersburg angeſtellt, erhielt er nach Jahresfriſt bie 
‚ Beltimmung, den 3. Fuͤrſten v. Schwarzenberg, der das Frankreich zugefagte 
‚ Pülfscorp& befehligte, nach Galizien zu begleiten und bei demſelben ſowol bie Cor: 
teſpondenz mit ben franz. Armeebehoͤrden zu führen als überhaupt ale diplomatis 
The Geſchaͤfte zu beforgen. Nach der Räumung von Moskau ward er in Bas 
‚fan. ——— geſchickt, wolches er zu Wilna traf. Ein Zeuge jenes Ruͤck⸗ 
zugs, Aberbrachte er davon bie erſte Kunde in das oͤſtreich. Hauptquartier, welches 
et nur auf Umwegen und unter vielen Gefahren erreichte. Als Fuͤrſt Schwarzen⸗ 
berg das Huͤlfscorpe verließ, erhielt auch St. ben Befehl, nach Wien zuruͤckzukeh⸗ 
‚ten, 1813 wurde er abermals dem Oberbefehlshaber F.⸗M. Fuͤrſten v. Schwar⸗ 
| senberg zur Leitung ber Hiplomatifchen Gefchäfte mit bem Titel eines wirkt. Lega⸗ 
tiongſecretairs zugetheilt. Sein Wirkungskreis in den beiden Feldzügen von 1812 
— 13 war durch das ihm von dem Fuͤrſten gefchenkte Vertrauen ebenfo einflußreich 
als thätig, „Er ward mit geheimen Aufträgen nad) Chatillon während des dort 
verſammelten Gongreffes, und 2 Dal nach der Schweiz geſchickt. Als bei dem 
Sortgange des Kriegb has Hauptquartier der Allirten bereits nach Chevilly 
verfegt worben war, wurde er vom Fuͤrſten v. Schwarzenberg bei ber proviſoriſchen 
— an deren Spltze Talleyrand ſtand, als Gefchäftöträger accreditirt, bis 
zu 
Mo 


— 


etternichs Ankunft: Zur Belohnung f. Verdienſte erhielt er von den 
narchen ben ruſſ. Et.» Annenorben 2. Claffe in Beilanten, den preuß. rothen 
Adlerosden und den Civilverhienſtotden ber bairiſchen Krone, bald darauf auch das 
öffzejch. ſilberne Ciollehrenkreuz. In ber Folge wurde er zum Legationdferretair 
in Sloceng emannts ol aber auf bie Nachr icht von der Entweichung Bonaparte's 
aus Elba Fuͤrſt Schwarzenberg wieder an bie Cpige der Armee trat, bewirkte der⸗ 
felbe, bag Hr. v. St. Ihn zum dritten Dale ins Feld begleitete... Bei f. Ankunft 
mit dem Fuͤrſten zu Paris vermaͤhlte er ſich mit der T. des Frhrn. v. Boutet, Rit⸗ 
ters der Ehrenlegion und Gentilhomme ordinaire de la chambre du Roi, und 
begab ſich im, April 1816 mit ihr guf bie Inſel Gt⸗Helena, wo er als fie. Com⸗ 
miffele 2 Jahre verlebte. 1818 wurde er zum Bmerokonful in den Vereinigten 
Staaten mit dem Auftrag ernannt, die Werhäitniffe zwiſchen Oſtreich ‚und Nord» 











4 
Fluten zugeſchtieben werben zu muͤſſen. Denn überhaupt tebten. 
ben von Indien bis Syrien; auf den ioniſchen Inſein, in der Sch 
Deutſchland fühlte man Erdſtoͤße; mehre Brumnen, ſowol an .ben: 
witten in Oſftfriesland, verloren ... ihr Waſſer und warden 
wieder mit Quellwaſſer angefuͤllt; das Seewaſſer war an dem. Anuca 
ſalzig als ſonſt; Seelenten, welche ſich waͤhrend ber S 
ſee befanden, kam das Seewoffer ungewoͤhnlich truͤbe vor ;. Meinten 
and 4. Febr. 1825 auf einmal Uber 4 Zug, und das Waſſer ieh inf. 
5 Stunden flehen, was fonft, auch bei ben ſtaͤrkſieen Auten, mie der 
Shen am 15. Nov. 1824 flürgten alle Gewaͤfſer in Rorddentſ 
Alfeın ; die Elbe und Weſer verheerten die = weit 
mehre Deiche (Daͤmme); die ganze Voigt⸗ won Moo 
Eibe, warh zu einem See und ließ ben — 
fchow 14 Fuß aͤberſchwemmiten und au mehren 

bie Gebirgsewaſſer, dom. — unge (oralen, Thu: 
uf Ye Höhe von: 1796 ober 20 Fuß brathten, teich ber Saum Ale 
Mens anal. Den 18, Rov. urebeitt ——— ⸗ 
—** und meſtüchen Kuͤſften Schwedens, und tranzige 
thachurg, Uddewalle, Weſteraͤs und Upſala ein. —— Inte 
"son, die Wege und bie und ueggeifien 























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—— Fur. | 
große Gefahr, wo durch einen Deichbruch 27 Menfhen srtranken. Dex ganı 
Schaden ward auf 2,396,354 Dark angeſchlagen, jedoch buch die große Mild 
thaͤtigkeit des — und bie ebelmuͤthige Freigebigkeit der Mitbürger geößtentHeils 
verguͤtet. Dee König machte im Juni von Luiſenſund aus eine Reiſe durch all: 
Gegenden, welche die Überfhwenmungen verwuͤſtet hatten, Togar nach den kleinen 
Ellanden der ſchleswigſchen Küfte, um mit eigrien Augen den Schaden zu fehm 
und ſelbſt die wießfangfter Hütfömittel anzuordnen. — Cine gleiche väterliche Für: 
forge betoies Bei diefem Ungluͤck im Koͤnigreich Hanover der Herzog v. Cambridge, 
owol durch ſein Beiſpiel der Mildehätigkeit als durch bie thätige Anorbuumg zur 
herſtellung der gerftörten Deiche: Dieſer Fuͤrſt machte gleichfalls eine Rt 
Burch das handverfche Gebiet, um die Deichbrüche und das Hinglüd der Siuwohnn 
ſelbſt in Augenſchein zu nehmen. In feinem Gefolge befand fi der Ingeniew 
user W. Müher, der Verf. des Intereffattten Werks: pn dei Stumm: 
fluten an den Ufern det Norbfee und ber ſich darin ergießenden Ströme und Flſſe 


am 3. und *. Febr. 1825, nebſt der Angabe der dadurch verurſachten Deichbeſch⸗ | 


digungen u. f. w.“ (init Charten unb Plänen ; auf Koſten des Verf, zum Wem 


der Überfhtwenumten, Danover 1825). Es enthält eine ausführliche Crzählun 
der Ungluͤcksfaͤlle m dem Bandverfchen Gebiet, im Großherzogthum Oldenburg, 5 


Mfiiestand, in ber Herzogthuͤm Holſtein und Schleswig und In ber Hainkaitge 
Gegend, nebft den Unterſtuͤtzungs⸗ und Wieberherſtellungswitteln. 1825 mer 


. Vin 1,218,777 Kyle: zur MWiederherſtellung der Deiche und aus tem Deihgäfe: 
fonds 573,399 Thlr. an Vor⸗ und Zuſchuͤſſen ausgegeben, - Außerdem gab der 
König auf verſchiebene Weiſe 187,325 Thlr. zum Beſten ber Ungluͤcktichen Zu 


voͤlligen Wiederherſtellung der Deichbrüche werben in ben naͤchſten 2 — 3 Jahren 


etwa noch 800,000 Khir., und wenn man davon bie Summe von ungefähr 500,000 
Zhtm. abjieht, welche die Einw. duech eigne Anſtrengung übernehmen Fönun, ned 


‚000 Thir. erfoberlich fein. — Der regierende Großherzog und ber Erbpruy 
von Dfbenburg legten gleichfalls in dieſer großen Noth ihren Unterchanen die [pres 
chendſten Berdeiſe von Menſchenfreundlichkeit an ben Tag, imd die bemittelten 
Buͤrger fotzten mit edlem Wetteifer ihrem erachten Beiſpiele. Der &rbpeing bes 


teiſte diejenigen Gegenden, welche am meiſten gelitten hatten, und zeigte dumm 


tädfichen - Marſchbewohmern ebenſo herzliche Theilnahme als hohe Einficht bei ber 


inberumg ihre® Yingtürte. Mähmenätwerth zeigte fi auch bei dieſer Mohr 


Allgemeine Wohlthaͤtigkeit umferer Zeitgenoffen. Aus der Nähe und Ferne Tiefer 
teichliche Beiträge ein, befonders aus Aachen, Anhalt, 8 j a 
Srewen, Frankfurt a. M., Gotha, Halle, Hamburg, el, Lelpsig, * 
Weimar, Wien, ſelbſt aus Petersburg, auk Dänemark, den Niederlanden, Frank 
reich, Italien u. ſ. v. OR 
kurz (Helfeich Peter), ein berühmter deutſcher sanfte, geb. 1737 
- ja Darmfladt, ſtudirte von 1754 —57 zu Göttingen die Rechtswiffenſchaften 
und befääfige fi zuglelch mit dem Studſum der Aſthetik und der fchönen Reber 
Fünfte. 1759 ward er zu Mimchen Secretair bei dem Baron v. Widrhame, bo: 
mallgem kalſetl Seſandten an berſchledenen deutſchen Höfen. Da er abır a 
Proteſt aut keine Aus ſichten eines beffern Gluͤce hatte, verließ er Münden unb 
rdurde 1760 Privatiscretaie des Kanzlers v. Eyben in Gluͤckſtadt. Erben, ber 
f. Werth als Gefoktamans erkannt⸗e, ſanbte ihn mit den beſten Mmpfehlungen 
nad) Kopenhagin, tob er fr ) 
bemädjtigte'und don dem Staatömirifter, Graͤfen von Bernſtorff (dem Altem 
Prtlvatſecretait· angenommen würde, duch 1763 eine Stelle Im Depart. der aut: 
Wäre. Angelegend. erhielt. "Fa Bernſtocff's Haufe lebte St. iheraus glüdtic, 
beſonders in dem Umgange mit Klopſteck. Unter beit — großen Staatt⸗ 
manne und Menſchenfreundes, bekannt mit Hof und Miele’ mit den Bir 











mie, 16 Ä ehlungen 
einem halben Jahre der daniſchen Sprache ſich vi 
er, Ältere), ct, 


Stuttgart 787 
ten vertraut und im ſteten Umgange mit den trefflichſten Maͤnnem, Bilbete ex ſſch 
ſchneil zum Staats⸗ und Weltmanne, zum Dichter und Schriftfteller, . Die „Er 
innerungen aus u Leben!” welche er 1777 fchrieb, find cin Denkmal 
der Dankbarkeit, welche gegen Wohlthaͤter hegte, und welche ex bei jeber, 

legenheit laut verkuͤndigte. 1768 warb er enrah mb beglei⸗ 
tete Chriftian VIL auf ſ. Reife nach England umb Frankteiih, Diefe Reife eriwei» 
terte — Kenntniffe und verfchaffte ihm ehrenvolle Berbinbungen mit ben gr öhten - 
Bellen beit er Ränder. Auch verdanken ioir biefen Meilen bie chönen „Briefe 
eines —28 bie zuerſt im „Deutfchen Muſeum“ non 1777 und nachher. in 
der eritin Sammlung £ Schriften erſch enen. Noch vor Bernflorffis Abgange 
vom Miniflecium ward SE. 1770 bei dem Benerafpofkdirectorium angeftellt und 
hatte noch; gluͤcklichere Ausfichten, aleln Steueufer's Kal (17. San. 1772) 309 
auch den feinigen nach ſich. Faſt an dem nämlichen Kagr, an bem er fid) verhei- 
rathen wollte, warb er verhaftet, eefl nach 4 Monaten freigegeben und erhielt eine 
Penſion, wovon er eine Zeit in Gluͤckſtat und Altona lebte, Er warb er 


vom bän, ih als Megierungsrath zu Dlbenburg angeftellt. ‚ber Vertau⸗ 
(hung von Oldenburg und Delmenhorſt gegen das großfäfl. er — warh 
ee 1776 herzogl. oldenburg. Etatsrath und hatte ein eintraͤgliches Amt. Allein 


— diet noch eine liebenswuͤrdige Gattin, noch ber Beifall den er als ag 
Fi noch die aufeichtige Hochfchägung feiner Freunde konnten ihn j 
Esepoche vergefien machen. Die Erinnerung ſ. vorigen Leiden lag zu tü 

in f. ei und fg druͤckten ihn, obgleich unter wechfelnden hellen Stunden, ein 


in ben Geſchaͤften ſ. Fuͤrſten, ſtarb ex 1779 zu Bremen Gt. gehört zu 


| fr Körper, Unmuth und Verdruf. Mach mehren Reifen, theils in f. eigen, 


rad — chſten > geſchmackvollſten Proſaikern. Mit ber feinften —* 
alles Schoͤnen und Guten, mit einem durch richtige Beurtheilung geleiteten Ber 
ſchmack und mit.einer fehr veredelten Empfindung verband er echten und Aberauß 
anziehenden Wis. Sebod) herrſcht inf. Schreibart zuweilen ein Beſtreben nach 
zu Zeissheis, und Mundung, worüber oft Reictigei und Einfachheit verloren 
83 — u, rer er er fih — rter. ne gr teifft — letztere 
rwu nur ſ. Briefe le e autgear⸗ 
beitetern rider Theile ſ. Schriften. 2 De nt berfelben iR; 
„Schriften von Helfrich Peter nt (1. md 2. Sammiung, Leinz. 1786). 
Stuttgart, am Neſenbach, in ber Tiefe eines Tpals, eine & 
— und 3 Meilen — Tübingen, zwiſchen veigenden Weinbergen 
legen, iſt ſeit 1320 die Mefidenz des damals den, j ni. Sue 
rg amd feit 1482 die erfle Hauptſtadt mtlicher 
Gie 2 wohlgebaute Vorſtaͤdte deren Straßen ſich in rechten — — 
ſchneiden, ‚mb welche ben ſchoͤnſten Thell der Stadt ausmachen; ein neues Vier⸗ 
tel bildet die Gegend um das neue Schloß; im J. 1827 2000 Däuf. und 22,000 
w., mit dem Militair und ben Freinden 31,330.€, Gtuttgart iſt ber Sit 


der (Amt. Landescoll⸗glen, mit Ausnahme des Oberappellationdgerichts, welches 


a1 Tübingen, und des erfien Senats deö Oberjuftizcolealumg, weicher zu Eflingen 
ae IR. Schendwerth find bier: bas alte und neue Schloß, bie Kamlel, 
das Gynmafign Uuſtre mit feiner Sternwarte, die 3 enangel, Daupskichen, bie 
katdol. and luth. Hauptcapellen, bie luthfranz. Kirche, bie Caſernen⸗ und Wai⸗ 


In auskirche und bie reformirte Kirche im alten Kandhauſe, bie herrlichen ffent⸗ 


vn m der Thiergarten, und das Luſthaus bei bem alten Schloffe mit ſel⸗ 

nen! sum pernhauſe eingerichteten Saale von kuͤnſtlichet Bauart, der Prinzenz 

und die Kunſt⸗ und Naturalienkammer, bad Münzcabinet, bas neue Land⸗ 

— 5 das —2 und Rathhaus, bie Caſernen und ber Graben, bie ſchoͤnſte 

Stenfe der Stadt. Es gibt hier Selden⸗, Strumpf- unb — auch 
30 * 


SHandel pub Wanbau; aber Ihre Hauptnahrung haben bie 


Verlangen 
witweten Kalferin yon Rußland, einer geb. Deinjefin vor von — var 


—8 


4886 Styl 


7 


28 Buͤrger vom 
1776 ward zu GStuttgart eine Meſſe angelegt. Wichtig mar ehemals 
"Schule, die aus dem Inſtitut auf der Solitude entftanb. Dickes warb 1 
ren — en ſchule gemacht und hatte 1772 an Einhe 
Ausiän el linge. 1778 — demi 
wegen bo eingeführten mil m Ordnung und ward Stutt⸗ 
- in ein prachtvelles Gebäude Auf —— (ven 


dieſe Militairakademſe durch ein kalſerl. Diplom vom 25. Dec. eine hobe — 
Die fen koͤnigl. Bibliothek iſt eine der anſehnlichſten in Deutfchlanb, ba ſe 
durch bie — des naͤmlichen Herzogs Karl mit den wichtigſten —** 
hiſtoriſchen Werken verſehen worden If, und an dem von ihm — Lordi fen 
and Panzer’ (chen Bibelfammlungen einen Zuwachs bekommen bat, ber ihr Indie 
—* Kache vor ve andern Bibliotheken den Vorzug verſchafft. Diefe 
——— &t 200,000 Bde., worunter 12,000 Biheln. Reg 
ſtakab⸗mie und Runflfchule, «. —8 «. botan. Barten, e. Gef 
theater, e. topogsapb.sflatiftifche Anftakt, Mereine, fr Boterlanb&fmbe unh Ar 
—— u. a. m. Das — iſt von der 1819 verſt. 


E 


F 


gefliftete Toͤchterſchule. Auch die koͤnigl. Pripatbibliothek A. wegen ihrer fit 
barn alten Werke ımb Hanbfchriften und wegen ber großen nener Praht 
werkt hoͤchſt merkwuͤrbig Seit der neuen Organlſation, wonach das —* 


In 4 Kreife eingetheilt worden iſt, gehört Stuttgart zu keinem et ondern ficht, 
wie audy Kanfiadt, unter einer befontern Direction. Die Sot PA nicht mei 
don Stuttgart, im Oberamte Leonberg, iſt ein vortreffliche® koͤnigl — 
einem Berge. Sehenswuͤrdig find hier: der Speiſeſaal, 1, ber pelchlige Locher: a 

Concertſaal, der nee Marſtall, das anfehnliche — der von bie derlegten 
Militairakabemie, das Opernhaus der bas chineſihe 


Luſtgarten, die 
Gebaͤude, der Drangerlegarten mb die Plantagen, bie —*— auf dem be⸗ 


— Baͤrenſee, die der verſt. Königin gewidmete 
Canſtein in der Nähe u. f. w. — 
von ee ae a 1815), und bon —E P 
gart und —— 817). 
Styl (orviog), — der Griffel, role welchen bie Alten = 
Gehaende 1a Epmad ne Bil (ah Berl % be Walrd, Bine ad 
eo er Sty aler 
— — Styl; mblich bie zwe gſe e Art hes Gedantenan 
drucks überhaupt, objectiver Styl. Alled Geifiige —* ms ine — 
der Gedanke ſehnt fich nach feinem Bilde. Gr findet es in der Sprache, am mit 
er en in ber eigentlichen Wilder > und in der Gebaͤrbenſprache, unusittelbaner ba 
ortſprache. re haben es bier lediglich mit ber legten ui tbun. Vom Etgl 
in der Kunff_f. den fee Art. Mahrheit iſt das Grimbgefeg aller Sprache; I 
ergehen had ee irre Eigenthuͤmlichkeit — Aber 
ei fremde geiftige um 
uruͤckſtrahle, mit a. — es Ka te Hl Aber ng haben, ven er 
a an — Vigo een en Geben, 
Form zur M innen zum vollen, LcnNgen Dofein ger 
kommen if, we er ee Außen, fortherm * 
Yen ihm der Wortreichthum einer — Sprache zu Gebote fteht 
e mb Beiſpiel, von ſelbſt die — Be Kuͤnſtlichkeit kann nie 
er erfegen, und eine nicht aus bem mit dem 
ken ſelbſt gegebene, ſondern bloß 7 — ober en u! 
—ã iſt nur ein nachgeaͤfftes Sein, ohne wahrts, eigen 


‚KR 


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— — a En Ey — u A u 1 ee et er a Seen — F ee 


7108 


Leben, o — wo Charakter iſt, iſt Styl. 8 
——— Bei 3* ganz , wenn er die Regel keft, Aber er geht 
weit, wenn er fie für völlig nn ja für verderbilch erlärt und den fuhr 


ectiven Styl in * — fi denkt, wo J feine Subjectivitaͤt verlaſſend. 
als Krnftwerk ſich bar Waten 


I dem Molke ſprachen, dann wurden auch wir mit Doris jede Regellehro 


des Sy für fi g erklaͤren; aber neben den wirklichen Gelehrten und Dich⸗ 


en hat fic) ein Stand der Gebildeten erhoben, dem es, 1608 wenigſtens fuͤr einrn 
nfong höherer Wildung gelten kann, um münbiiche und fchrifkliche — 
ebenfo zu thun iſt wie jenen. al nun konmt die Lehre zu Hülfe, tabem fie 
ſhnen nicht nur bie allgemeinen Grundfaͤtze für jede mimndliche oder fehrifttiche Dar⸗ 
* an die Hand gibt, ſondern auch durch Aufſtellung Befonberer Regeln fie 
vor F des Ausbeute im Einzelnen ſichert. Der Inbegriff dieſer Grundkaͤg⸗ 
und Regein iſt «6, was wir unt. d. Namen einer Theorie des Styls verſt — Sie 
geht von dern Grundſatze dee Wahrheit aus, d. h. fie fodert als erfte Bebingung 
altes ſtyllſtiſchen Ausbrucko bie moͤgůchſt voliſtaͤnd ige Ubereinſtinummg ber RKeb⸗ 
mit dern Gebanken. Jedes in ſich vollendete ſtyliſtiſche Erzeugniß namlich foll, 
wie es aus dem Geſammileben eines reichen Gemuͤths hervorgegangen iſt, ebenfo 
auch un anf das ganze Gemuͤch des Hoͤrers ober Leſers hinäbermirden. te 
dad Denk: und Empfindimgsvernnögen bei feiner Hervorbringung thätig waren, 
folfen durch baffelbe befde Bermögen auch in Andern in Thaͤtigkeit gefegt werben. 
as Denkvermoͤgen fobert Eorreetheit, das Empfindungövermoͤgen Schönheit. 
Die Eorrertheit, oder die vollkommene Kngemefenbi zu ben en ber äußern 
N Er En Deutlichkeit und gedrungene Kürze. (Das 
Beſetz der Vollendung des Gedantens an fid) — Igife Gorrectheit — follte, ım- 
ſers⸗ en nicht in die Grenzen der Theorie des Styls heruͤbergezogen wer 
den.) Die Schönhelt, ober bie Verſinnlichung des Sounds br einer idealiſchen 
orm, erhebt die fipfiflifche Darſtellung aus dem Gebiete bloß mechantfcher Zus 
a ren umd äußert ſich theils für den — 
tm als Wohlktang in dem harmoniſchen Verſchmelzen des Einzelnen zu einem 
dem Ohre seien Ganzen, theils für den Innern — 1) als = 24 
der Beobachtung des fitttich Ochönen buch e8 Deffen, 
die gerefchenen En e von Anſtand und Schicklichkeit 353 2) * Bar 
tigkeit in der Exhebung bes Unfinnlichen zur finnlichen Anfchanung — 
bungekraft, vermitteiſt bee Symbolit ber —— namentlich duch Tropen und 
ehetortfche Figuren. Die feyliflifche Darſtellung zerſpaltet fi im 2 Hauptaͤſte: 
Drofa mid Poefte (5. über deren Eigenthuͤmüchkeit dieſe Art.) Eimer jeben 
berſelben iſt eine dreifache Sphäre gegeben, Die man, nach dem Vorgange ber alten 
Bfhrtoren, welche von einem genus dieendi tenue, medium ımd sublime schen, 
mit dem Namen ber niebern, mittlern und hoͤhern Schreibart bezeichnet, 
— zu wollm, daß ein Werk bes Styls ſich nothwendig vom — 
bis zirm einer und en Sphäre Halter muͤffe. Der Ausdruck iſt das 
Erzeugniß X sun. — und fenkt fich mit ihm. De im Begriffe ſcheidet 
fidh in der Wlrküchkeit ineinanberlaufen, und der Beur⸗ 
thellung bleibt ee erwuͤnſcht, me bee woran fie ſich Halten könne, 
a. der ar une a ſchaffende Sehe bas Geſetz gibt Die Man⸗ 
gfalelgkeit dee *— in die das en fl& verzweigt, und bie daraus herz 
oa V — des Zweck⸗ — aan dat ſcheint die — — 
he een — re f —* I fon ei mn end To, 
eſe e 
aut butch Vorſchrife eriren Bılfaımmenfin gehlbet 


- 10 . &tyl der zu. 


and nach Vndung Reese Menſchen g oe bob Kehänfii bee 

mb — den —— a8 — * ſͤrgers pm 

ger, geg gegenſeitige Huͤlfreichung g Sa Ki 

buͤrfniß der en en entfernte Perſonen den — * 

ſHGe des Menſchen zu — ————— 

— wi chte — —2 Sipl BA » 54 

on fing man an, Die e vom 

den Briechen, die fich jedoch in ihren — 

des Ausdruckt beſchi verdienen Artftotelee, Demetrius VYhalerens Dim; 

fire von Hallkarnaß, gg und Longin genannt zu werben; unter kai: 

mern VCicero und Quinetilian. Aber unſern Zeiten erft war ber Verſuch Geh 

jan die NE des Styls a ur en | er wir .. 

unüßeefehbate Men ge von praktiſe nwellungen und 

ken, von denen jeboch nur bie — mit einem — — gutge 

— bieſen Zweig des Unterrichts weiter zu Bringen im Stande ſein mohn 
STH Haben unter und auf dinen oder den andern dieſer Zivede hingeasbrke: 

oh (‚Hide den deutſchen eat, 17 er 2 — Moꝛrit (‚Bor — 


en Die —— db —8 ae —* au or 
NVie e der 0 a 
(1820, u. in. a. Werk), Behnfins (‚Kent ——— 


Eprafuntetrichte", 1807—19, 5 Thle., u. m. a. at nen —* 

regeln des deutſchen Styls, ober der Periodenbau ber een In 

Bürger’@ [des Diät) „eheb. des beutfchen Sthis (Werl. 
Styl der Kunſt. Wenn wir im Allgemeinen te ii De | 

Iimgöteife verſtehen M vor. Art.), und bie Darfkelungeweife in der Kur is 

den Kunſtſtyl einerſeits durch die Darſtellenden, andrerſeits durch die dareguflsßeaben 

bebingt finden, fo unterfcheiben wie J. In jener Hinficht 1) bee Bir! 

der Zeiten, fomit im Ganzen dem vorgriechifchen ober altorientaliſches Shi 

welcher auch der ſymboliſche genannt werden kann, und fi durch ein Strechen id 

— mit dem —5 — ee des Innen oc ja 

des und Koloffalen zeigt, ferner 

Stiyl der ömer (T. antif} ım d endlich bein Styl ber eu 

Kunſt, — ch * remant. Styl und Siyl ber modernen ober neuen Zeit Ina 

gern Sinne zeigt, Ferner 2) den Styl der Nationen ober den National In 

8.7. die durch ben Charakter ber Nation beſtimmte Darſte Erg — 

ſo gibt eB einen deritſchen / italienüſchen, franzoͤſtſchen, — 

oft auch der Ausdruck Squule gebraucht Ei — — gr — 

heſondern Kuͤnſten, z. B. der Malerei, Mu ational * 

— in — — bi — der Nation Kan —* —J — 


ei, Zierlichen yinb 
in "ber er ‚Same —*— en bemerkte. ae — 3) be cr n 
biofbiums, on wir aber — ber vorheirſchend bar 
atur der darz ache b at wird, aus ber Sache ſelbſt herveigüc⸗ 
ſcheint und dies Bau jr Styl im — von — aan? 
in welcher die Gubjecttoität Aber jene vorherrſcht. Letzteres goi m 
ie iſt nach Wefe aſe Eder Subjectiuftät eine EL Hr aan, 






— aber iſt fie g und — gewiſſen ha a wa — 
gentlichen tyl gro 
Schulen und rt: mei zur Dianier, ar Hinſicht des Au se Diebe 


unterſcheiden töfe 1) den Styl ber Kuͤnſte, z. B. = —— 
—— einen malerifchen Styl; Pie durch bie Natur einer beſondern Kanſt Dr 
ſimmte Darftolungsiweife, 2) Eityider Sunfgattungen nad Artım) j 2. in de 





BStyliten Suada 791 
Poeſiſe dem epiſchen, Iprifchen, dramatiſchen; in ber Muſik: den Kirchenſtol, ben 
Opernſtyl, den Concertſtyl, ferner ben Geſangſtyl und Inſtrumentalſtyl, ins Ein 
einen ben Quartett⸗ und Symphonieſtyl, den Sonatenſtyl etc.; in ber Malerei: 
Bifteri 1, landſchaftlichen Ste. ae 
_, Stytiten, Saͤulendellig⸗, unſtreitig bie wunderlichſten upter-dem Heilis 
gen der Chriſtenheit, wurden ſolche chriftfiche Einfledler genannt, die eins befondere 
Bppäbung darln fuchten, daß fie den größten Thell ihres Lebens auf ben Sp 
hoher Saͤulen zubrachten. Simeon, ein ſyriſcher Mönch, bee in ber erften ‚Dälfte 
de& 9. Jahrh. lebte, erfand diefe ganz neue Art von Maͤrtyrerthum. Er brachth, un⸗ 
weit ‚Antiochien, unter freiem Himmel, auf einer Säule, deren Spitze kaum 2 
Ellen Umfang hatte, 9 Fahre zur, und beflieg endlich eine Säule von LO Ellen Höhe, 
auf der er 30 Jahre lebte. Daß er doch bistwellen herabgeftiegen fein muß, laͤßt ich 
daraus ſchließen, daß er nicht nur durch Händeauflegen Kraitke geheilt und viele Wirm⸗ 
ber verrichtet, ſondern andy Briefe geſchrieben und fich in politiſche Haͤndel gemiſcht 
haben fol. Das Belfpiet dieſes nach (einem Tode kenoniſieten Schwäcmers fand 
in Syrien iumd Palaͤſtina Häufige Nachahmung, ımb bis in das 12. Jahrh. hat es 
dort dergleichen Styliten gegeben, TR 
AStymp yet iden, Inder Mythologie, geriffe Raubvoͤgel, welche von der 
Grabe oder dem Ste Stymphalus in Arkadien,.bei dem fie fich aufhlelten, oder von 
einem alten Heros Stymphalus für deſſen. Toͤchter fie ten wurden, ben Nas 
men hatten: Es waren -große Raubvoͤgel mit eifernen Flügeln, Schnäbeln, unb 
Klauen, von der Groͤße der Kraniche, und an Geſtalt dem Ibis gleich, aber nicht mit 
gekruͤmmtem, fonbern geradem Schnabel. Ihre Federn Lonnten fie wie Pfeile fort: 
chleßen, und damit Thlere und Menſchen toͤdten. (S. Argonauten.). ‚Eu 
kyſtheus ertheilte dem Hercules ben Auftrag, fie aus ihren Wohnſitze zu verjagen, 
was bleſem auch. gelang. Gene Me BE 7 ar. z — 
Styx, eine Nymphe, nad Heflodus die X. bes Okeanoß und der Thetie, 
nach Andern des Erebus und der Nacht. Vom Pallas, dem Sohne des Krius, ges 
bar fie den Zelos und Kratos, die Nike und Bia (Eifer, Kraft, Sieg und Stärke); 
na pe anias, von einem gewiffen Piras die Hydra; noch Apollodor, pam Ju⸗ 
iter die Perfephone u. — iv. Ihre (nach Heſiodus) mit dem Pallas ezeuglen Kin⸗ 
er genoffen die Ehre, bei Jupiter zu wohnen und unzertrennlich mit ihm verbunden 
zu fein, weil fle, mit Ihrer Mutter in bem Kriege mit den Titanen bem Jupiter zu⸗ 
erſt Ohr gekommen taten. Die Styr feldft wurde mit der Ehre belohnt, daß 
ie $ ttee Bei ihr ſchwoͤten follten. Nach einer andern Stelle des Hefiodus mahnte 
bie Styr init Ihren Binden in der Gegend bes Tartarus In einem von den Übrige 
daſelbft wohnenden Wortheiten abgefonderten Felſenpalaſte, oder In einer auf eh 
ie ruhenden Selfengrotte. Aus biefem Felſen fprubelte ein kaltes Waſſer hervor, 
dar weit — der Erde ungeſehen hinfloß. Dieſer Duell war der 10. Arm des 
ceans. 9 nämtich. umfloſſen die Erde und das Meet, und ergoſſen ſich dann in die⸗ 
8 ; der zehnte aber (Styr) ſenkte ſich In die Unterwelt hingð, und bildete Ey bie 
berühmte ſtygiſche Flut. (S Unterwelt.) Bei diefer num fchmoren bie Götter, 
und der meineihige Gott ward aus bem Olymp verbannt, lag, ohme Beben, ſtumm 
auf einem Lager amb warb von Schimmel überzogen. Dirfer Zuftand bauert ein 
Jahr; darauf mußte er noch I Fahre hindurch andre Plagen erdulden, blieb big zum 
Abllquf diefer Zelt von. ber Geſellſchaft ber Götter aus geſchloſſen, und nahm weder 
an Ihren Mahlieiten noch an ihren Verfanmlungen Antheil. — Stor mar uts 
bringt ein Bach in Arabien, her üuß einem hohen Felfen bei d . Stadt Nona⸗ 
rie entfprang. „Sein Waſſer wurde für giftig gehalten, und man erzaͤhlte, baß es 
Bar ei Thieren, wenn fie «6 genöfjen, ſchaͤdlich fri, Metalle zerfreffe und Ges 
ape zerfprenge. . | — ER 
Guaba oder Suͤ abela, beiten Griechen Peitho, die Göttin ber liberre⸗ 


- 


eoe Gmb 





bung; beten Weſen⸗ in Athen, zum Andenken bee Bereiniging ber um: 

—— —— — —* —* ee se 

von Poariteled gefertigt and in Athen in l, 

5* — ——* auch der Wenus zur Begliitiing gegeben 
ol Audern e eine Grazer. 

N. Brunch (Dean Meaytiſte Acctoine), Biitgläeb: ber franz Aönbenite, geb: 1330 

ro Beſawzon, erhielt af’ Bee höttigm Detterit Te uf Bibemg: ‚AB er bei 


coat Dueſ Ser unsichere cn Kriegt winiſters 4’ Argen 
Bim Hüfte — als — madtm — 















anckeulc 
und —— fein Haus eines der — der ſchoͤnen Geiſter Im Ban 
wit: Arumib Yatte er fricher bie neit-geoßene Betfall aufgenonnunenz Zeitfeheift „Va- 
ridsde Hibkreirne!‘ Betonßgegeben; Je jegt ſchickte ihm Robertſon das Mitufctipt?. 
WGefchichte Moels V.”, umb er berfehte e8, begleitet vom einer Einleit., 


der Aufnahme wird für ein Meiſterſtuͤck gehalten. Bei dieſer Gelögenfeic Fahaib 
ihm Boltaire einen fehe wisigen Brief, — Gemeinſchaftüch mit er 


©. baB:,‚Jeurmal'etranger” und bie „Gazette litteraire det-Eurepe“,. wobderch 


rer in Sachen des Gefchmacks eine Art von Dictatur behauptete. Die Briefe, wit: 
che er u. d. N. des L’anonyme de Vaugirard herausgab, finb bie tritereffanteften 
aller Schriften, welche ber Streit ber Glucktſten und Picchniften hervorrief; uud in 
welchen er fic, mit Arnaud ſinnreich für Gluck erklaͤrte. Die Bekanntſchaft mit dem 
ſchwed. Geſandten Baron Ereutz veranlaßte ihıt, feine Abhandlung „Sat Piss- 
nonzie politique de la Sudde“ mt ſchreiben. In Berbindung mit NRaynal ud Dem 
Seeminiſter entwarf er den Plan zu einer neuen allgemeinen ———— 


Kenntniß ſſung, Literat | 
befuchte England 3 Mat, und fein ag Umgang in Paris waren bien 
Beis zu Zeit dort fh — altenden Engländer, z. B. Wilket, Gattick Serrne, Gib⸗ 
bon md Hume. In f. ;‚Expese ee in ce entre Haile ut Rou- 
— De Darin zu entſchuldigen und zu vertheidigen. Niot 
ben Sagtaibern zogen bie" Ieatiener mb’ iur Literatur Ses Aufmertitatukeit auf 
Er war oft mit Gallani und Werraria in Gefellſchaſt, und alk ifieri na Pa⸗ 
rbb kam, am die franz Gelchrten zur Ausfeillung ſeiner Dannferipfe — 

wendete er ſich inäbsfonbere an &., der ſich lange Zelt mit der Krittk derſelben be⸗ 
— indeß — die verfchiebenen Anfichken mauchen ſehr lebhaften 
Stwit zwoſchen Alfier und fein felbſtgewaͤhlten Kritiker. VBelde Zeleſchriſten, 
—— — ⏑⏑ —— Grin er mußte den Gerofauef mit der 

—— maf un ihm ter: | 





— — 





25. Ses 
Genstänglichen Nente 


Senpäfaten .. 208 


—— das In biefein Zeitcerwve r⸗ 
ſich Wir iha zu vertoenden,, und fo erhlett er * 
— weiche Medder Ihm — noch —— 
Fon von 2300 Fr: Als der Minſter den Eigenthuͤmern und 





— de Paris ihr Recht auf Bife Beieheift nahen, unb 


Derfelkug nut inte jaͤhrl. von 20,000 $r. — ———— —* 
ee 
an r, 
Mitarbeiter vnd Theilnehmer ax dem Gewinnſte war ae ei 
and Zült die Genſut ber Theater, und touch in Eitreitigkätin mit Braumisrchals Sir» 
widelt: er tabeitt naͤmlich das Unmoraliſche in „Bigäro's Hochzeit. Das lange Leben 
S.'s fing mit der Revolutivn bee Idern an und endigte niit der der Begebenheiten. 
Er hat dein el von großer Bedeutung hinterlafſen, und nie einen oͤffentl. Poſten 
bekleidet; aber durch ſeine Zeitſchriften, * mehr noch durch ſeine Verhäteniffe mit 
Gele heten und Nebolutionsmaanetn, hat ex ſowol auf bie zelchrte als pelitkfär Dies 
velufion einen großen —— In dem Ausbtuche der Revolutien kLrblickte 
wer die Di theeines ſchoͤnen Tages, kam abir von biefear Irtchum⸗ fehl’ bald 


zurlieck. Er gab in dieſer Epoche 2 Zettfcheiften heraus: „Lo ee unh Iſin- 


dę pendapx. Am 10. Aug. befand fi S. unter dem der Nationalgarben, 
der die Rechte des Königs vertheidigen wollte. Er floh mit ſeiner Familie ach Fon⸗ 


gtendyh⸗quf Roſes, war aber hier neuen Verfolgungen ausgeſetzt, wel min thn als 


Lafayette’t Anhänget kannte. Nach feinen Grundſaͤtzen kounte er der Gonfientign 


— JR nicht —— Er vereinigte ſich mit Barbo⸗ Matboeit, Camille Jourdan 


und ward mit dieſen ein Opfer des 18. Fructidor. Durch fchleumige 
sin er ſich nach, Goppet zu feinem Freunde Necker, und ats ee ſich in ber 
Schweiz wicht mehr ficher hielt, nach Anſpach, mo er bei dem Markgrafen günflige 
Aufnahme fand. Unter Bonaparte’s Eonfularregierung erhielt ©. die Stelle eines 
‚Steretäire perpötuel ber 2. Glaffe der Akademie. Hoͤchſt ehrenvoll iſt Die Welge⸗ 


ung S.'s, der Foderung Bonaparte’6 Bufolge inf. — die ee | 


des Mordes des Herzogs von Enghien zu übernehmen. Bald 


Mitgtled ber Jury emantıt, die über den Werth der vorzüglichften literar. on 


urtheilen follte. 1814 hatte Talleyrand die Abfiht, in der Form eher Zelt: 
fihrift, Geundſaͤte des öffentl. — in Gemäßheit ber num er Ya: 


Ku,» Umlauf zu bringen, und beauftragte S. mit ber Mebaction diefeh Werks 


WE Veraͤnderungen, welche S. in der Einrichtung der Clafſen des Fapituts 
— hatte , zogen ihm nach ber zweiten Wiederherſtellung der Boutbone viele 
Verdriegichteiten zu. ©. ſtarb 1817 ; fen Verluſt ward — * 


dauert. "- 

Sutbafletion if bie Verfleigerung ober ber "Öffentliche Verkauf un 
wegliher Güter an bie Meifibietenden, ſowie Auction hingegen ber öffentl. — 
von beweglichen (z. B. Mobitien), ober fich ſeibſt bewegenden (Moventien, B. 
Thieren) iſt. ffenttiche Verſteigerung kann unter bar Autoricaͤt ber Obrigkikt oder 

auch privatim, fie kann Ben feettwilfig ober nothwenbig, d. b. anf Verfügung der 
Obrigkeit geſchehen. Notorifch ahlungsunfähige Perfonen Binnen vom Bieten aus: 
geſchioſſen werben. Dem Zuſchlage muß eine Auffoberung zum berbot vocherge⸗ 
‚ben, ſonſt Tome Atem gegen den Zufchlag peoteflisen. Immer hat ber 
Meiſtbietende ben Vorzug, außer wenn basech Landesgeſetze das jas prissi licitk ober 
bus Raht ara eingefhhrt iſt, wonach Derjenige, der zuerſt auf eige Sa⸗ 


dge geboten dat, verlangen Bann, daß ihm bie Sache fuͤr eben den Preis, der zulegt 


unoch vor bern Zuſchlag⸗ 
ehe ebet wid pe breiten, fonen Def u ei, daß er Dub Orhosene au 


193 Subject ' Subordination 
arben wolle. In Hinficht eines in ffentt. Verſteigteung erBünbenen Gegenftantet 
finbet fo wenig von Seiten des Verkaͤufers, wie des Kaͤufers, ein KRechtemittel we⸗ 
gen aitßerorbentlicher Verletzung (Remedium ex L. 2. C. de reseindenda emtionp 
venditieng) ſtatt. Die Benennung Subhaſtation Kr ee Urprimg von dem 
edmifchen Gebrauch, bei Öffentl. Werfleigerungen (Towol Verkaͤufen als Berpade 
tungen) an dem Orte, too dies gefchehen ſollte, einen Spieß (hasta) aufuſteckeri. 
Subject, Subjectiv, Subjectivitdät. — Subject mirk is 
Logifcher oder formaler Hinficht ber Srunbbegriff eine® Urtheils db. i. diejenige 
ſtellung genannt, welcher eine andre (Prädicat) als Merkmal beigelegt wird; eder, 
weil doch in jeder Vorfiellung etwas vorgeſtellt wird, der Gegenftand, über weihen 
wan urtheilt (f. Wecheit); in grammatikal. Hinſicht, das Wort, welches da 
Hauptbegriff eines Satzes bezeichnet. In philoſoph Bedeutung wird bas. Subject 
dem Object entgegengeſetzt, und bezeichnet dann das — und, erkermend⸗ 
Weſen In dieſer feiner Thaͤtigkeit, wiewol das erkennende Weſen ſich guch zugicd 
zum Gegenſtande der Erkenntniß macht, und inſofern Subjeck⸗Obſject genannt 
worden it. In der Ethjk insbeſondere wird das freie Weſen, entgegengefetzt ber 
Sache ober ber unlebendigen Subſtanz, Subject genannt. In ber Mufik Heißt dat 
Subject der Hauptfag ober das Thema einer Zuge. Subjeckin heißt num, was ſich 
auf ein vorſtellendes und fuͤhlendes Subject bezieht, und mas dem Suljen ange 
hört, d. 6. was tn der Natur (namentlich in der Erkenntniß⸗ und Gefruchlswelſe) a⸗ 
nes einzeinen Subjects, ober in der Natur des menſchlichen Erkenntuiffvermdgen 
überhaupt feinen Grund hat. (S. Object.) Letzteres iſt in gewiffer Hinficyt zugleich 
objectio, und man redet baher von einge ſubjectiven und objectiven Wermrfi, 
oder. von der perfönlichen und der menfhliden Vernunft, welche lmtre 
durch erftere erfcheint. In weiterer Bebrutung wird das ubjective is Dis, 
was in des Thaͤtigkeit des Worftelenden liegt, dem’ Objectiven, als Dem, mot ia 
dem Borgefiellten gegründet ift, entgegengefegt, und e& iſt diefe® einer der Hauptges 
genfäge, um deren Löfung bie philofophifchen Spfteme ſich brehen, welcher aber mit 
dem Gegenſatze des Idealen und Realen nicht ſchlechthin zuſammenfaͤllt. Leicht sn 
hellt nun, daß Subjectivitaͤt das Daſein in unferm, Vorſtellen ober die Eigenſchaft 
der Vorſtellungen, vermöge deren fie durch das Vorſtellungsvermoͤgen bedingt find, 
ferner die Befchaffenheit und Eigenthuͤmlichkeit eines Subjects, und im Gebiete tur 
Aſthetik eine Beziehung der Kunſtwerke auf das ſchaffende Subject, vorzüglich abe 
die tadelhafte Beſchaffenheit eines Kunſtwerkes bezeichne, vermöge beten es, flat 
feinen Begenftand felbftänbig und rein, im Geiſte der Kunſt, vor die allgemein Aw 
ſchauung zu bringen, denfelben durch eine einfeitige und — Anſchauung is 
Subjects getruͤbt, und von derſelben abhängig darſtellet, was in ber Beanier zum 
Vorſchein kommt. Andeis iſt es bei dem Humor, In welchem ber Künfkter zwar fein 
ſubjectives Thum darſtellt, aber daffelbe als bie Thaͤtigkelt eines reichen Betr 
zeigt, und mit det Sronie über ſich ſelbſt, die den Humor matt ſich Bringt. T 
Sublimat. Der Chemiker belegt mit dieſem Namen bad Erzeugung fir 
Verflüchtigung (Sublimation), welches in ftarrer Form, feſt oder pufnerfa, wid 
Wird Schwefel in einem verſchloſſenen Gefaͤß erhiut, fo erhebt er ſich ale Duft, mr 
her ſich am kuͤhlſten Theile des Gefaͤßes wieder als gelber Schwefel anfrgt. Sei 
beſondere begreiftman unter ägendbem Sublimat biejen. Quedfilberbereitung, tor! 
mit Hülfe der Salzſaͤure zu Stande gebracht wirb, aus dem Grundfloffe Berfelbm 
Quedfilbermetalt befteht, und ſehr ägend u. giftig iſt (S.Quedfilber mittel 
ubordination, Unterordnung; in ber Fogik ift bie Suborbinatie 
der Begriffe dasjenige Verhaͤltniß derſelben, vermöge beffen einer zur Ephän : 
andern (ber ihm uͤbergeordnet IR) gehört, z. B der Begriff der Errafe if dım Un 
geiffe Übel unfergeordnetz; — daher ich auch im Urihrile Tage; bie Etrafe ill r 
Übel (d. 8. gehört umter bie Üben). Der Begriff Ubel if übergenrtritt dem Wear 





— — a — F * 


— — — — — — — — — — 


Subſcription Subſtan 198 

ber Strafe ‚ well er mehr umfaft, ala Strafe. Sie verhalten fich, daher beide wie 
zund. Sattung, Was In Hinficht bee Benriffe Subord nation genannt hd, 
pen ia ber Urtheile Subalternation, di. bas Verhaͤltniß bes allgem, 
Mrtheils zu ben ihm untergeorbmetem befonbern, 3. B., alle Körper ſind ſchwer; sindge 
Körper find fhmer. — Im gersöhnlichen Beben bezieht fich ber Augbend Suborhie 
nationauf Brehäitniffe bes Standes u. Ranges. Man verſteht dann unter Sub» 
aba gewohnlich bie unbebingte Wolftredtung, ber Befehle ber Obern, wenn fie 
au ber Anficht Desjenigen; ber fie auszuführen hat, entgegen wären. Sie hat nors 
zuͤglich Anwendung beim Solbatenftand, mo von ber (chmellen und pünftlichen Aus 
uhrssg_ eines Befehls oft Ales abhängt, und mo eg nothwendig iſt, eine große 
e verfhiebenastiger Ind loſduen umter drohenden Gefahren zufammenzupakten. 


Sie wird baher zur erjien md umerlaffichen Pflicht bed Krlegers, und Suborbing 


verbrechen oder Auflehnungen gegen bie Befehle der Obern werden, ben Um⸗ 
fländen nad), ſelbſt mit dem Tode beftzaft. Die Frage, ob bas Heer im politifchen 
Bweifelfällen einen Willen habe? bat feit Schills Feldzug, durch bie Capitulation 
deß Generale Dorf, Acc den Übergang bee Sacıfen bei Beippig, sub Die fpanifche, 
neapolitaniſche und portugiefifche Revolution praktiſche Wichtigkeit erlangt. 

.  Subfeription, ſ. Pränumeration. ee 
Sub ſid jen. Subfidia hieß bei dan Roͤmern das britte Treffen (Reſerda⸗ 
treffen) bee Schlachtordnung, welches dem beiben vordern Treffen im Fall ber Morh 
zu Hülfe kam, daher subsidium, figürlich, Unterflägung, ein Hülfsmitttel in 
der. Noth. Wir verſtehen gewöhnlich unter Subfibien ‚. bie vermöge ger 
fehtoffener Bündniffe oder Verträge ein Staat dem andern zahlt, um von ihm bei 
&inem,, mit einem britten Staate entflehenden Kriege entweder nicht beunruhlgt, 
ober, welcher letztere Fall der gewöhnliche iſt, mit einer In den Verträgen feſt⸗ 


- gefesten Anzahl Truppen ımterflügt zu werben. In frühen Zeiten gerechte «6 


einem. Regenten nicht zum Ruhme, wenn er von einem andern Subſidiengelder 
empfing, ober, wie man ſich damals anabricte, in fremden Solde and. (Bol. 
Allianz), In England heißen diejenigen aus ben öffentlichen Einkuͤnften her» 
gührenden. Gelder, bie vorzüglich für bie Land» und Seemacht von dem Parlas 
ments jährtic) bewilligt werden, . Subſidiengelber (grants, Bewilligungen). Sub- 
sidia charitativa waren bei der ehemaligen Verfaſſung Deutſchlands diejenigen 
Belber, welche die unmittelbare Reichsritterſchaft dem Kaiſer gegen einen Revers 
bewilligte, von ihren Unterthanen erhob und dann der freien Verfügung des Kai⸗ 
ſers überließ: Diefe Beifteuer kam unter Karl V. 1546 auf. 
ne i ubſtantiv, ſ. Nomen. J 3 * 24*. 
Subſtanz (substantia) wird im philoſophiſchen Sing ber Accibenz ent⸗ 
egengefegt, und bezeichnet das für, fich Beſtehende, d. i. das Selbſtaͤndige und 
nmonbelbgre in ben Erſcheinungen, was alfo nicht an einem Anbern iſt, noch 
ſelbſt verändert wird ; ba hingegen die Accidenz bas am biefem Selbſtaͤndigen und 
—— wechſelnd Erſcheinende iſt, fei dies nun nothwendig oder zufaͤllig (dann 
Acqͤden; Im engern Sinne). Das Verhaͤltniß der Accidenz zur Subſtanz wird 
dab Verhaͤltniß der Inhärenz (bed Beſtehens in einem Anden) genannt und 
eutſpricht dem logiſchen Wechältniffe vom Subject und Prädicat ; denn bie Sub⸗ 
Manz iſt das Guhject, welchem man bie Eigenfchaften, Zuftände und Verhaͤltniſſe, 
s Praͤdicate, beilegt, fie ſelbſt iſt das Weſen, weiches dieſer Veränderungen fähig 
‚ und trotz dieſer Veraͤnderungen daſſelbe bleibt. Einige Scholaſtiker nannten 
bſtanz Datienige, woran bie in unſerer Idee gedachte Vollkemmenheit beſteht; 
nbre ehr durch ſich und für ſich beſtehendes Ding, Leibuitz nennt bie Subſtanz 
Dasienige, twas den Grund feiner Veraͤnderungen inſichtraͤgt. Hiernach iſt Su b⸗ 
Eonciatlsht Seibſtaͤndigkeit, Weſentlichkeit; fubftantielL, weſentlich, ſelb⸗ 


„3a ben Naturwiſſenſchaften und im gemeinen Leben bedient man fich 


198 Subflitntion Suchet 


des Ausdrucks Subſtanz von einein materiellen Weſen, namenllich von ⁊ 
ünorganifchen Körpeen, und den Grundbeſtandthellen der organifchen , }. 
flüffige Subftang. Eine jede Subſtanz aber, wenn darunter da N Babe 
Eriheimmigen verfländen wird, iſt eine relative, er 1. ne Ar Die 16 nur ie 
Hinfiäht eines Arber ift, und die wicht ſchlechehin felbftändig, ſondern von em 
Urgeiimde der Dinge abhängig gedacht werden N Man hat daher Im Oeym, 
fä$ bet refättion Grundweſen, von einer abſoluten Subſtanz als dem 

weſen aller Dinge, 9 und das Verhaͤltniß dieſer su jenen ku den yhlhfe: 
phiſchen Spflemen ver den entwickelt. Go hat dorzůglich Spinoza Ye Far 
der abfölnten Subftäng ausgehlibet und Ihe das unendllche Denken und die warb 
liche Ausdehnung ald unzertrennliche Attribute beigelegt. 

Subftitwtion, 1) He Belſetzung eines Ammtsgehktfen mit obn in 
Zuficherung ber Nachfolge. 2) In Erbfepaftöfäkten bie —— eines nafhfelier 
ben Erben, wenn der erſte nicht Erbe wird. Sie kann geſchehen, indem der & 
offer, aitf den Tedes⸗ oder nice Antretungsfall des erfien Erben, ben purile 
anmittelbar ernennt, — dann iſt es eine directe Subſtitution; ober fe gefhießt 
daß dem reſtern Erben aufgetragen wird, bie — —— a (ee 
folgender Erben) zu Aberliefern, — dann iſt eine fibel ariſche Sub 

vorhaben. Die etſtere Art begreift nach roͤmiſchem Rechte bie Wulgarf | 
und bie Pupifarfirbflisutien. Die Bulgarfusflitution‘ wurde fo gemindt, p 
der Teſtamentserrichter einen Erben, und im Kalle er nicht Erbe wuͤrde "an feine 
Stelle einen Anden einfege. Die Pupillarfubſtitution Dingegen Mike 
fetzung, welche der Water oder Großvater, im Namen und re unishrh: 
gen, in felner vaͤterlichen Gewalt fiehenben Kindes vornimmt, "auf ben Fal, to} 
bieſes in der Unmuͤndigkeit verfterben ſollte. Die Mutter kanm pupillachthh nlät 
ſubſtituiren, wol aber ber Großvater feinen in feiner vaͤterlichen Gewctt ſih ie 
findenden Enkeln, wenn fie nach feinem Tode nicht in die Gewalt bes Word kw 
men. Die Pupitieefubficution hört anf: 1) durch den vor dem Abieben del Leſe 
tors erfölgten Tod des Unmuͤndigen; 2) durch Erreichung der re Abe 
durch, daß die väterliche Erbeinfeßung wegfaͤllt; &) ei enas 
digen auf ber väterlichen Gewalt. Die Quafipupilasfubftitiscien been 
emplaris) iſt die Erbeinſehung, welche die Aitern ſtatt eines Bi gen Wiibel 
auf ben Jall vornehmen, wenn es in ber Bloͤdſinnigkeit erben ſollte. ee 
Kind Iueida intervalla (foldhe Zeiten, wo es des Gebraucht feiner Betnunſt * 
big iſth, fo duͤrfen bie Aitern nicht quaftpupillarlſch ſubſtituiren Sat Kan 
über auch bie Mutter chun 

Succumbenzgeld er heißen dlejent —— welche 4 ie pa 
bie gegen bas Urchell bes Richters sweiler 
Inſtanz geht, Auf ben Fall, daß fie von — — — — 
wird und unterſiegt (in easum succumbentike), den Richtern jroritre eier Juſtn rat 
richten muß. Miefe Gelder wurden vielleicht zur ——— der Procchſahe 
Fe aa hast aber biefe durch klare mad dentliche Geſete unb nidt durh 

—— des Rechtsganges einſchraͤnken ſollte, To Ri *8 Succmkri 
gehe ia geſttteren Staaten ahaeldyafft zu werben. 

BGu che i Euls Gabriel), Herz. v. Albufera, franz. Marihälgeb.d. za 
LTTOIn Ryon, wibmmete fich fikch dem Kriegsdienſte durchſlef ſchnel die —5 
und zeichnete fl fi ziert bei der Belagerung von Toulon aus) too bus 
welches G. vefeh te, den General Ohara zum Sefangenen machte. 
zut ftal/Ofxetree di et, farb de Belegenheit, ſich in dem erfhin — 
ee buy Muth, Kahnheft und Umſicht bemerkbar zu machen. Geltt 
derung zů Höhen 58 blieb nicht aus, und er wurde bald ie einke der rd 

vonften Öffickere dro Gerieratfkähre betrachtet, tele ex bein if Mappen mi hl 





Sädamerifa (natärliche Beſchaffenheit) 2197 
Jounbert auch als Dinifiondgenerat dem wichtigen Poſten eines Chef de l’stat ma; 
— In den 5 en von 1806 und 1806 war ex einer ber thaͤtigſtan 
und glüdtichften Feldherrn Napoleons. In bem letztern hatte er das erſte Zuſam⸗ 
mentreffen mit ben Preußen bei Saalfeib zus beſtehen. Gein Corpe heganın nicht 
minder den erſten Angriff bei Jena. Bei dem Ausbruche des Kriegs in Spanieg 
mark er borthingefchicht um a daſelbſt, faft immer fiegreich, bis nach bey 
Ehlacht vom Visteria. Don f, Waffenthaten in Spanien führen mis nur an, daß 
er: zur Einnahme von Carageffa beiteng, Tortoſa, Tarragona und Balenca bes 
g und hie fpamifchen Heere Überall, wo er mit ihnen zuſammentraf, aus dem 
Site (be ſching Erſt nach der Schlacht von Vittoria zog sr ſich nach den Pyrenaen 
zuruͤck. x erhielt den ehrenvolien Auftrag, dem heimkehrenden Ferdinand VER, 
zu emipfangen um Green fpanifchen Deere zu begleiten. Nach der erffen Reſtauta⸗ 
tip ward er von XVIU. zung Pair von Zrankreich und zum Militairgou 
verneyur von Eifaß ernannt, Während der 100 Tage befchligte er in Lpom bie 
Armes des Suͤdent. Da er unter Napoleon bie Pairbwuͤrd⸗ angenommen hatte, 
ard ar bei ber zweiten Reſtauration ans ber Kammer ber Pairs entfernt, aber, 
18 849 wieder in biefelbe aufgenommen. Er ſtarb d. 3. Fan. 1826 zu Marfeilte, . 
Suͤdamerika. Raluͤruche Beſchaffenheit. Die fühliche Hälfte ber neuen 
Woeig oder das nach feinem Entdecker (l Amerigo Wesnurch) besange eigene 
fiche Amerika bildet ein nach Süden zugefpistes Dreied, vom 12° N. Br 
52° 30° ©. Br, (die Inſeln Staatenland und Feuerland an ber Guͤd * * 
Cay Horn migenchun, bie 55°) und von 18° — 68ꝰ B. 2. 
bush hie, wo fir am ſchmalſten it, 1? Meilen breite Erdenge von en 
che aus einer dichten, biß 612 hohen Felſenmaſſe befteht, wodurch — 
bruch des allantiſchen Oceamt in die 20 Fuf tiefer legende Suͤdſee bis jetzt aufge“ 
halten wurbe, mit Nordamerika zufammen und enthält ungefähr 350,000 IM, 
Dis erhebt ſich alimaͤlig von der Küfte des atlantifchen Mieere® an, vorzäge 
lich in der niedern Beıppe (108 Lianos) an bem Ufer bes Oronoko, bis es zu her ho⸗ 
ben Bergkstte bie an der Weſtkuͤſte, nirgends über 18 Meilen vom flils 
len Diese entfernt, * herabſtuͤrzt. Dieſe Kette, bie Anden (von dem yeruanis 
fen Worte Antje, Kupfer) oder Cordilleras (f. b.), von dem fpanifchen Wor⸗ 
%. * Seil, d. i Kettengebirge genannt, ſtreicht faſt in Polrichtung durch 
ganz Südamerika hin, vom Vorgebirge Froward und Pilares an der Magellan⸗ 
ſtraße bis zur Lanbengo von. Panama, wo es ſich etwas verſlacht. Das 7256 
Quito wird oft durch Erdbeben erfhlittert. Daß fchred: 


Ä Eu — bat von 
ehe war 1797. fdem Pichincha, neben Quito, 14,862 Fuß hoch, zählte Hum⸗ 


‚in nicht vollen 30 Minuten 18 Erbfoͤße Sn bu ungeheuern Ziefe feines kreis⸗ 
—5 — ——— unterfheibet man.mebre Berge, bie neben einander ſtehen. 
aſt das gange Andenland iſt von imerm Feuer durchwuͤhlt; rauchende Schwefel- 
— efelberge ‚zeigen ben weit ‚verbreiteten brennharen Stoff die— 
en ftanz ava und Bimsſtein, mie es bei den Feuerbergen Süd- 

— gi all iſt weich hier waſſerſtoffhaltjger Schwefel ober Eohlenftoffhalti- 
ger. kohm, oft mit einer ungeheuum Menge von Fiſchen ausgewworfem. üblich, 
nah dem er it auch große Ebenen mit Salz⸗ unb Salpeter- 
Erin, we bat — rn em Reg m gamı weiß vom Önipeter anſchießt, 
ınb. — — die Quellen und Fluͤffe ſ — * Dieſes Alles, nebſt dem dieſem 
u 688 jetzt wenigſtens, allein eigenthünatichen Eı; Platina (f..d),. das 

in indem rein Berö in ben Ebenen nöchlich vom Öleicher gefunden wird, 
u = Miſchun geunterſchied der unbelebten Erdoberflaͤche ber alten und neuen 
Aue, ——ã viegeiche die Verſchiedenheit der belebten Schöpfung in bet: 

— — oͤhe uͤber dem Pole und dem Meere erklaͤrt. Auch gedelhen In 
— bie meiſten, aus Europa dahin verſehten Pflanzen und Andere in 





TE Chbameritn (aathellche Beicafinhei) 


geöfierer Kraft. IMe. Aus ber Segend ber weſtl. Einbiegungbis Meserbufns vn 
Arica zieht fich nach ber Sfttichen Ausbiegung beim Worgabirge ©» Mogue man! 
facy geiwunden, durch Braftlien hin das Gebirge Chilkitod (Micikitet), bat bi 
voßen Stromgebiete bed Piata und des Maranhon (obrt Amajonenfltönieb) dard 
————— die oͤſtuch übliche und die nörbliche, Tcheibet. 2 unge 
heuere Ebenen breiten ſich am Fuße ber Chititos aid: bie Piataebene, ober die 


Pampas, un die Ebene des Amajonenlänbes; jene grasreich, dieſe mit Bd 


bebdeckt. Noͤrduch davon erhebt fich, mie ein — Eiand, der Sebi 
Pod von Guyana ober weſtlich daB Gebiege Dei, wo bekannte 
bee Oronokv entſpringt, welcher mit dem Naranhon durch den Caſſtqulare und dem 
Rio Negto zufammenhängt, und oͤſtſlich das Gebirge — Roc ul: 
licher, an der Hüfte des caralbiſchen Meetes, erheben fich die Gebitg 
Wirgeede umfchließt ein 50,000 geoge. IM. großes Binnen» ober Infeiak, 
bie geaßreihe Sabanmah, ober Dronokorbene, bie oͤſtlich vom More, 
dom Maranhon, weſtlich vom BRlo Negro, und nördlich vom Oronoko mit 
whirdigen Wafſferfaͤlen (Raudalen) umgeben if. Nan erhält nur dann ein bw; 
Uches Wild von ber Naturabtheilung des Banzen, men man die Geblete Wi 
Droneko, Maranhon und Plata unterſcheibet; 3 Flußſyſtewe, melde in Sie 
ficht der Geſtaltung dieſes Weltthells bie Beobachtung des Geologen vordait 
yerdienen. Der Oronoko (f. d.) bildet bei ſ. Mfachen Ruͤndung eine Pay 
während der Regenzeit wol 8 — 12 Buß tief unter Wäffer fichenber, unib befienmw 
geachtet von einem ganzen Indianerſtamme bewohnter Iufelt. Der Maranpon 
entſteht aus dern Bufartimienfluffe des Ucayle u. Tunguragua, hat ſ. Quellen am 
des Chimboraſſo u. nimmt über 60 Stroͤme auf, u. a. den Madera u. den mädtigen 
durch viele Waſſerfaͤlle zur Schifffahrt wenig geeigneten Tokantin. Ex IAt mir 
em Laufe von beinahe 600 geogr. M. durch die 15 geogr. DE. breite Diänbrung il 
Peer, wo er noch viele DR.tweitf. füßes Waffer behält. Auf ſ. noͤrdlichen Uferfläd w 
ebt fich efne Exrbfleppe von 14,000 geogr. LIT. kaum 200 Fuß aber das Rex il 


wo aus unbefanntn Aula 


e von ln 
caB mit der 3420 Buß Höhen Silla, Ifklich von der Landenge Panama. DIR 


8 Uferiand iſt die e Begend ber neuen Welt. In Brafihen und 
Heath 8 Diapeänlam her Paruaa 


an und der Uraguay, vereinigt ben la Plata oder 
fe dem noͤrdlichſten und weſtlichſten, dem Paragttap , verefnigt füch ber ie Cry 
abe. - Der-Paragızay ergießt fich in den Parana. ſtlich füllen in dem Paragug 
dee Rejuy, mit dem ſich der Aguarey, ein Fluß der Seine gleich, von den Anm 
her, vereinigt, der ſich unter 23° 28° durch einen ſenkrechten Waſſerfall von 3 
Fuß auzeichnet. Die weſtlichen Stroͤme, ber Pilcomayo und ber Vermejo, far 
men an Größe dem Paraguay ſelbſt beinahe glei. 30 Meilen vor bem Autfiuik 
bilder bee Pilcomayo eine große Infel gl. N. Da, wo ſich ber ſuͤblichſte Arm bei 
Pilcomayo- In: ben Paraguay ergießt, Uegt Afuncdon, "bie ehemalige Haupif. vo 
Paraguay. Der Hauptſtrom, Parana, fließt in der Mitte ber 3 Arme dei la Pi 
ta, Unter f. Waſſerfaͤllen iſt dee Salto grande bei der jegt zerſtoͤrten S | 
merkwuͤrdig. Hier wird der 12000 Buß breite Strom plögfich in ein 
von wenigen als 600 Fuß eingegmängt. Dex große, am ſ. Ufern Befintlice Gu⸗ 
fee Ybera gibt 4 Iluͤffen ben Urfprung, wovon 2 fidy in den Parana, bie abet 
beiden aber in den Uraguay ergießen. Der Zufammenhung biefer beider Eteoat, 
des Parana und Uraguay, die ihres Gleichen in Eiropa kaum Haben; "ih, 
dem Geologen ſehr meckwuͤrdige Erſcheinung. Det Uraguay, der fÜBIRFE be 
3 Ströme, iſt kieinet als bie beiden andern Arme bed Pinta, imb « I, 
den Gebiegen-vom VBraſillen. Diefe Ströme uͤberſchwemtaen aͤhrlich 









und betvirken badıridy elite große Feuschtbärkeit. ' Der Dinca ferbit fliese Ttdh. 


fit 20 geogr. Meilen breit mo Meer. Außerdem fallen oͤſilich der Gar-dr or 


en, ey a EZ m Te hir ee ee — — — — — — — — — — — — — — — 


Gühamerita. (natkrlühe Befhaffenheit) 7 


ceſco, In Vatagonien, ber Collorado, und noͤrdlich, in Bravada der 
—A— als große Kuͤſtenſtroͤme, in das Welcher ddr 
ebenen In Suͤdamerich haben nicht ben Umfang der nordamerikaniſchen ‚fonderm 
——— 40 Stunden im Umkreiſe, find‘ aber hoͤher, von 8400 — 9000 Fuß, 
nd durch ungemein tiefe Thaͤler von einander getiennt. Dagegen erftreckt ſich bie 
niebrigfte Ebene, die ber Llanos, In einem Raume von 12,000 geogr. IM. von . 
ber Küftenfette von Garaccas bis zu, ben Wäldern von Guyana, und bie ee 
Delta der Mündung bes Oronoko. De iſt die Ebene ein unuͤberſehbater f 
unter Waffer ſtehender Wald. Hier ift fie im Ganzen baum s und quelienieer, 
Doc) ſteht Hin und wieder bie Faͤcherpalme zerſtreut * ber trockenen Jahrebzeit 
zerfaͤllt bie verkohlte Grasdecke in Staub, der Boden zerſpaltet fi, und Michele 
wide heben Staubwolten empor, die den Wafferhofen des Weltmeers gleichen. 
Selöft dag Krokodill und die Boafchlange erſtarren und Hegen unbeweglich Im trocke⸗ 
nen Letten, bils fie durch bie erſten Megen wieder erweckt werben. Dann aber 
verwandelt ſich die Steppe in kurzer Zeit in eine üppige Grasflur. Insbefondere 
zeigt ft in Guyang am beuttichften, daß Amerika ein Land zu fein ſcheint, das 
erſt ſpaͤt und lange nach der Epoche, ba die alte Welt gebildet wurde, aus dem 
Meere gekommen ft. i AU 
— Bu Klima ft in Südamerika durchaus Fühler als ia a. Erbtheilen um⸗ 
ter J Über Breite. Selbſt unter nd im Saden ber Linle iſt bie Hitze ertiaͤghch. 
weil das Land hier ſchmal und hoch iſt. Die melſten Rieſenberge tn ber. heißen 
Zone gb mit — Schnee bedeckt. Humboldt beſtimmt bie Schneellnie untse 
dem Aquator auf 14,772 Zuß. Auf den Corbilleras in Granada und Peru xeg⸗ 
net es faſt das ganze Jahr. Auf der Küfle regnet und donnert es niemals. In 
a. Gigenden wird die Wärme durch die großen ſumpfigen Niederungen gemildert, 
odet — Regen. So liegen um ben Maranhon Laͤnder, die nur 2 trock⸗ 
ne und 10 Regenmonate zählen. Guyana iſt datum ein aͤußerſt ungeſundes un! 
lebenverkuͤrzendes Land. In der 22,350 IM. großen Halbinfel Patagonien odet 
Magelhaensland ift y Luft Auferft tauh, der Himmei felten heiter, die Käfken 
find Faft immer mit Nebel bedeckt und Sturmwinde toben oft fürchterlich. Auf. 
ben 1520 LI. großen Feuerlandsinfeln find die Thaͤler auf der Nordſeite in dee 
ide hoher, kahlet Gebirge mitten im Sommer mit Schnee bedeckt.‘ Die Eigen 
chuͤmlichkeit bed Bodens und bes Klimas ſtellt fich nothwendig auch in den Natur⸗ 
erzeugniffen dar. Vorzuͤglich iſt dietropiſche Pfanzenwelt miertwärdig. 
e bas Bonpland⸗ Humbolbt ſche Prachtwerk? „Nova genera et species plantas 
rum, quss in peregrinatione ad p aequinoctialem orbis novi oollege- 
runs”! (Paris 1816, Fol.). In dem Anbenlande find einheimiſch u. m. a. dif 
Kartoffel, sölarlum tuheronum, weiche nach des Spaniers Yofe Pavon's „Flork 
Perurjana”, um Lima, an der Küfle und in Chile wild waͤchſt, auch findet ſie 
flch in ben Wäldern bel Bantas Ze de Bogota. Die Eingedorenen bauen fie untl 
rinnen fie Papas. Bon ben Epinas oder Quinquinabaum kennt man 14 Arten, 
und Yamımelt jährlich 12 — 14,000 Ge. Rinde zwifden dem 2. und 6.° &! Br, 
: Europa ein; "ferner find elnheimifch: Catao, Vanille und Mais; auch iſt ber 
Boben weich an Hellb und Faͤrbepflanzen und an Harzarten. Beſonders merkwuͤr⸗ 
dig find die Argkatſcha, aus deren Wurzel man ein mehliges und wohlſchmecken⸗ 
des Nöpeingemiitel erhält, und bie Wachspalme, ettvad noͤrblich vom Gleicher, 
die nur In einem Bezirke von 9 — 12 Meilen im Umkreiſe zu ber erſtaunlichen 
Häpe von IHD— 180 Zug waͤchſt. Überhaupt find aus Amerika allein 87 Palmen⸗ 
arten betanhk, beren Famille fich ebenſo durch ihren Nupen (fie Hefern Wein, * 
Kir Mal, Bude und Salz) ais durch Schönheit der FJormen und Größe 
des Wuchſes vor allen a. Pflanzenfamilien auszeichnet, Won ben Orchiden. bee; 
Saupszierbz ber tropifchen Pflanenwelt, hat mon in Amsrika bereits 248 tn 








808 @hdamerita vor der Revolukibn 
große, ſlauke Manſchenazt. Die in ben Ifllichen Thetten dir Aden woheade 
Patogonier find Nomaden. Unter ihnen find die Araucatn num Pueltta gefühl 
Nachbarn der . In Paraguay und Tueunman hatten Die Ichriten une 
ben Wilden, dit in ten dichten, und zin Regenzeit faſt gang unter Waſſer gefetinn 
Wuldern — vorzůg & ımtee den Guran Colenlen angelegt, und die Be 
kehrten, deren an 200; gezählt wurden, an den Felahau gewöhett. Unia is 
nen find die berittenm Seblanrr, die Abipones, Mocobis, Tobas u. A. die al 
tertſten Feinde ber Spanier. Yon Magellanlande oder gig unteridei 
dem bie Spanier bie Ureinwohner in Pumpas, Feldbe wohner, mb bie Genua, 
Sebirgbewohner. Sie ſelbſt nermen ſich Puelches M ‚ Ziudigebn (|, 
find beritten, fehe krlegeriſch, grauſam im Kriege, ſehr ins Stehꝛſchleehen 
umb geöftentheils Weenfchen von aufehnlicyer Lfnnge, aber Eeine Mieftn. Die Am 
bes Feuerlandes, die Pefcherähs, ein munteres Boͤlkchen von um 
LO M., fieben, flumpffinnig und gedankenlos, auf der niedeigften Gifte 
Entroicehung. In — gehören zw den Ureinwohnern die 
vwoͤrdlich am Tekantin, ferner die wilden Ouetakapen, de ne 3. Ds 
Portugiefe braucht die Eingebornen zum Budern; gu 
a. fie nicht gewoͤhnen koͤnnen. Voll —— — 


rita — — eine große lieh meißßene Negerſtlaven. 3 
u. em ar an große Mechte und Wefitiusgenn; in Kor Eak 

en⸗ ak 40 Meilen oberhalb Paramaribo, wohnen lauter yaray. Io 
den. Sie ſollen durch die Miſhandiungen — mit Anlaß gegeben dm, 
daß viele Sklaven in unzugaͤngliche ——- Waldimgen eutfichen fd, m 
wo fie dem Pflanzungen großen Schaden zufügen. Wen Hidfen 





— ar frien Sieger an des Planung Du 


und am Saram — Send ee oa 
Sotlon anrfunst werben und Befrnächätermen, Dagtgrn aber vpflduc 


apitain von KBemmnie 
ernennen zu laffen — rechne run gan che 
Min. geſchaͤtzt. no Indianer giebt — eine DEM, Sie bewehen 
eigne £ ecken in Guyana, 4. Bde twa 5000 ; Pie Dtm 
—— — Ani — — mir 

6; ferner sup, „Srafmen, tun Magelarvland 

verſchiedene — — unter bene die — faſt an 
Ihre Dbechäupser mit beſchraͤnkter Gewait helfen Fauen, bei den Araucamm, 1 
Sich fett Roiuchus, d. 1. ‚Stiegen, a, beiten fie Toqui. Die mie 
ee Biber; oder ben com ben-om Kriege. nn ge 
beit überlaffen fie — — 





as Befäiäte un pelitif chee Bnfkant- ehe | 


Mevolutton. „Mad der politifihen-imheklung wntenfheibet ana 1) W 
Kaiſerreich Braſilien; — — das framoſ wiebertänb. u biwwillfüe: 
3) Die Emtualısp. Eotonabfa, zu-melder hie Galpages» Snfainadiduni h 

den Freiſtaat Peru; 5% Seafihat-Chitez 6) hie Rep dee Arauendi Ale 
VDreift aat Betlvie; Bj den Staat Naraguad; 9) die Berein Gran Wi 


— — — = — 


— m SE TE U — — — - WE WE Vi U — UT —— —— — TE BEE dA —— — — 


' allgemein ge[chägt. Uerer einigen 60 Plantagen Ifi Gabri 
tn-Berväkzme 


Aabaverta vor der Renelatiän wur" r7 


Rio beta Dat aifRepablica Arkeatian); 10) die. Banda:oriental (Ciapbar 
tina); 11) ie wähle Südfpige, ſadi von 41-8. B. unit den Dafeln a ur 
Mogehansfrafen. im Ehbunsre. — Lift orif ch untiefcheibet man: A. DAB por 
sugieh Sübamerita.(®. Braftiien.y B. das frangöſ Wh amerika 
begreift einen Theil ven Geryana zwiſchen den Fluͤſſen Maut uud Oyapock. 
Geenzen in Oflen und: Suͤden werben nach dem mit Portugal zu Paris ben 28. 
Kup. 1817 gefchiöffenen Vertrage durch Gemmiffarien beftimmt. Es liegt noͤrd⸗ 
lich vom portupiehfdien Guyana, grengt im WB. un Surinam und im N. an ben 
aulantiſch n Dteom.: Auf —— van 1320 IM. zählt es 35,000 Bew), . 
ohne bie wilden Inbiauer. Dieſes ſeuchtbare, fehr heiße, Feuchte und ungefunbe 
Land iſt weich an den koͤſtũchſten Nasureigenguiffen. Der Caffge von Gapennie wird 
x bierber verpflang» 
Iken wegen bemerkenswerth. Auch gebeihen ber Zimumet:, ber Sagos, 
ber Drotfruchtbaum v.a.m. Bupina macht mit ber Inſel Sanenne ein frangöf, 
Gouvernement aus. Der Hauptort ift:Sayenne mit 1200 Einw. GC. Bon 
dem vormals hostiäwbifchen Guyana gehoͤren feit 1814 bie Nieberlaffungen zu 
Eſſequebo, mie 16,887 Sklaven, und einem jaͤhrl. Ertrage von 18 Min. Pfv. 
Zuder, 865,000 Sollens Rum, 900,000 Pf. Gaffee und 500,000 Pfb. 
Baumwolle, Demerary mit47032: Skaben, und einemjährlichen Ertrage von 
13 RW. Pd. Zucker, 7 Mill Pf. Caffee, 750,000 Oallons Rum nd 6 Mic 
Hd. Baumwolle, und Merbice mit 22,233 Sklaven und einem ˖ jaͤhrl. Ertenge 
von RM. SO Zucker, 609,000 Galıns Rum, 84 Mill. Pfd. Eiffee und 
1,200,000'Pfo: Baumwolle, eh Engländern. Sieſhaben zuſammen 168,000 
Einw., batımıter 45,000 Viele, 19,200 Sorte md 64,000 Blinden auf HLALIM. 
Hauptftabt iſt Fort Raffen am Berbice; ferner Stabrod (Sitz des Bouverne⸗ 
mente) und Neu⸗Mid delburg. D. Die Nie der laͤnde r beſitzen alſo nur noch 
Surinam, bie wichtigfſte. Sie iſt 401M. groß, grertzt im R. an den Oeean, 
In O. und-®. un Frachoͤflſch⸗ and in W. an Beitiſch⸗Guhana. Das Ganze iſt ehr 
Denkmal des hollaͤndiſchen Fleißes. Ein unermeßlich großer Sumpf, mit Wur⸗ 
zelbhuren bewachſeri, if, nachbem das Holz abgeſchlagen worden, durch Candle 
mb Gruͤben augetrocknet, mit Dämmen umgeben and in Gärten umgefchaffen, 
welthe mit ſchoͤnen Dibiuben geziert find. Man zaͤhlt In Surinam über 4000 





Pflanzungen/ die von 7000 Eurepaͤern und 50,000 Negerſtlaven, obne die Beſa⸗ 


gung, bewohnt / worden. Aus dem Hafen Yaramaride, einer Stadt, wo bir 
Seatthalter wohnt, werben jährlid; Gbee 24. Mill. Pd. Zucker ausgeführt. Die 

Weipergemeitide unterhält hier eine Miſſſon unter den Negern und Indianern.. 
SSurinam) E. Dasfpanifhe Shbamerita. Des Bufammendan- 
988 wegen, in welchem bas fpanifche Norbamerika mit einens Theile des ſpaniſchen 


GSaudametika geſtanden hat, und in Hinficht der neueften politiſchen Beränberumgen 


we flieht, muͤſſen wir bier das geſammte fpanifche Amerika vor der Revolutlon, 
Br bi zum J 1810, betrachten; uͤbtigens verweifen wie, was bie nördlichen 
Probingen beteiffe, auf bie U. Morbamerita, Weſtindien und Merico, 
Das ſpaniſche Amerika, welches Karl V. 1519 der Krone Gaflitien einnerleibte, 
caihaͤtt nach. Motſe („American Geögraphy’') auf 235; 672 pe8gr. [IM gegen 
LFBRN. Ein. Davon find 2 Spanier und Ereolen; von vermiſchter Abkumft 
Meſtizen, Mulatten u. f. w.; „ir Ureinwohner ober Indlaner (Fideles , die fid, 
den Spanien unterworfen haben; bie übrigen heißen Indios bravos oder Barba- 
v0); Hr Neger, bie jeboch mehr wie Bedienten als mie Stlaven gehalten wer⸗ 


De le diefe Elaſſen unterſchleden ſich vor ber Revolution durch verſchiedene 


Decht Herren waren überall die Spanler und Creolen; doch hatte der Cape⸗ 
Fe ib. I. rin im Spanien geborenen Weißer, faſt allein Zugang zu den widhtigern 
Am meiſten ade waren die Indianer, vor glich in Prru durch bie 

51* 











804 Südamerika vor. der. Revolution 


Mita oder ben Zmangbienft zum Bergbau. Liber 
Voͤlkern übte bis 1810 der fpantfche König durch ben 
Mabrid. bie geſetzgebende Gewalt aus, bie —— 
Amerita (4 icefönigen und 5 Generalcapitainen) anvertraut 






























Thaler; das Meifte gab ber Bergbaw, beffen jaͤhrl — | 
Di, Thle. flieg. Spanien felbft gewann vorzüglich —— 
gefangen an [pan. Amerika ; denn «6 inne ap eich an Bi 
über 77 Mil. The, ein, da hingegen die Ausfuhr.aus dem,C ne " 
— gniſſen etwas über 50 Mill Thle.. betrug. * | 
Statthalterfcha nter A Seren 
xifa vor der Revolution getheilt war, gehören 2, um 
(große, von ben Cordilleren durchſchnittene Dochebenen) — J 
merken. über fie im Einzelnen Folgendes. 1) Neu (ranien, * 
Theile von Altmexico, ganz Meumerico und den beiden Ga 
iſt nach Humboldt 42,652 IM. groß, mit 7,660 000 
ber Krone ſchaͤtzte man auf 40 Min. Gidn. wovon 11 aus dem 
36 Bergbesirken betrug die jährliche Ausdeiste aus 500 DM IM 
an Gold und Silber; die Ausfuhr überhaupt äber56 MIN. - y Das ( 
capitanıt Guatemala, ein zum Theil ungefundes Tropenland ee 
großem Nicaraguafee, grenzt durch die Erdenge von Panama am bad [pa 
amerika. Auf 15,498 [IM. wohnen etwa —— 
bie Perlenfiſcherei am Iſthmus von Panama, ber * 
digo⸗, Zucker und Bergbau u. f.f. 9) Das Genera 
aus ber Antilleninſel Cuba und den beiden (1820 an bie De 
getretenen) Floribas, einer Halbinfel in Norbamerifa; 622,000 En | 
DIM. 4) Das Generalcapitanat Puerto Ric befteht aus be —* in 
M,, aus den 2 fpanifchen Sungferninfeln und bem —— Pe 
Domingo; zufammen 1010 [7IM., mit 439,000 Einw, In 
5 Gouvernements: 5) bas Königreich Neugranada, ein & ne, dab 
ſchuͤtterungen und Orkanen unterworfen ift , von 4 LE M., er} er 
Menſchen. Es grenzt im D. an Caracas und portug Garne a 
file Meer, im S. an den Maranhon unb Der, in 
und an Guatemala. Bei einem Überfluffe an ben iſchen xy 
heil von vorzüglicher Büte, und an europäifchen. —*5 ige 
Ben Reichthum an Pferben und Maulthieren. ‚Außer, Gab. 
man faft alle [hägbare Mineralien, auch — * und Qued 
Golonien hat es bie reichfien Golbminen, mit — 
Mark; an Werth 5,250,000 Glbn. 
Nähe der Infel Zrinibad und der una dry zu 
bo auf feiner 4. Reife im Aug. 1498; bann —*— 





ut ö | 


al 3 
—F 
—8 
—— 





Land. Die erſten Nieberlaſſungen in — 9 
bie Spanier Obeja und Nicueſſa. Das Laub — gi A 
bert; die Regierung deſſelhen wurde 1547 einem Genere | * * > 171 * 
Vicekoͤnig übergeben. Die beiden oberſten Berichtät Er 





F —* 
fanden ſich in Santa» Fe und in Quito; bie übrigen Mg 3 | 
erzbifchöfliche Sig, ſowie der ded ‚in ber — u 9 
gota, die Duefada im J. 1538 aufeiner 8694 au den An — 
N. Br. angelegt. Sie zählt 30,000 Einw., —* el sine | 
1610), uber Nähe ift ber berühmte mi Tequenbe * 

gota oder Funja ſich 600 Fuß tief in einen Ken Ri ae en T. | 


— — — — — — — — — — —— u ————— — 
- 
r 








otbebenenon Quito amı Birke br Wuffant ni Pihian berfäccie zwi Brit 
a "Sie if Häufigen Erhflöfen enfgrfegt. Am 4. Behr. 1797 gereß eine fach 


— erung den ganzen Landſtrich von ZOBRHE. Länge umd 2O-MREH!, Vxeite, 
— un (a Branden 


a sen. ber-vedtb von Feng. und 
96 XV . Grad des Meridi⸗ 


De run. unter dudwi ein 
en. 5 — Städte S. igun de Pbona nit soo, 
Otabaio rkt 25,000, Latacunga mit 12,600,; Ricbamba ſam 4. — 


von einem — den ttet, danm an einem meinder gefhelichen Orte — 


Guayaqult nrie einem wichtigen Hafen an ſtillen 
——— Euem⸗ wie —— Ei u are > Won den Abel 
— — grenzt Juen de Wrichmeees.api Det; Mayhnas, ker 
dieler Ditfflonen, an Per und an den arauhon mit Brafike; rind guenzt 
Keane I Bas pottugleſ. Guayana; Popayan, daB ba8 Häufig rtbehen autı 
"Üf, mie der Hauptſtadt Popayan (25,000 int.) ud Tacames; mit der Hinpt⸗ 





7 








808 htawerfla vor der Revelution 


ſtade gleich. Name. Arte Fickiäterten Imnengt geben; DO Meilen HAIE) ofen an dei 
Mitte Wehtmete. 6) Das Bemeraicanitonat Earacas (vgl. d. Art. Gotembia; Co 
racuas und Benepunta) wie don Preovinen: Neuandaluflenvder Seine, Ban 
cAlona, Vene uela ober bas eigentliche Caracat nebſt Gero, Varia 
— 55 — — ——— 
zogenes, it ven and, mit ewig mile 
Srühfingenuift md feei don gifeigen Inſekter enthait 23 283 chure-Buupamn 12,50 
EIM. mit 1 DM. Einwohner, dartinter 350,000 Spanterund Grete, H6pt 
farbige, ' 250,000 Neger und etwa 50,000 blos ſidelas. Wie Marhaent fake 
man Auf 128,000 M.Es find naͤnmich die Ottomacken / u deren Nicheangerii 
aurh che’ fette Thonerbe ndt Gehört, bie Karlben ind Aromaben macchlen 
AR’ Befik des Imerhi Bandes geblieben. > Obeſet Eotonkriflänt dar kein Gen 
Order‘, vaflr' dee te ebeflen Stapelwanren Weſtindlens, werpägtid wich Ir 
beſte Taback auf ber Erbe (mehr ats eine DRIR. Sehrner),:Gacoe 14 20;000 Era‘ 
Eoffer; Baumwolle Und Judigo von vorküigtiher Wär erzeugt. "Wie Wirabik 
dr bedeutend, ver Betgbau gering’; der Handel kebhaft, borzlegllch dee Stk: 
Binder mit det briſchen Inſei Trinidad: Dieſteile Küſte diefes Landes, das we 
ui Nelugtandva,ſichk an Peru umb hollaͤnd Gayana, biſtitch au Und auuu 
amd noͤrditch a das katibiſche Merr grenzt, bat Colonchs 109% emsbelt; a 
Band ſetbſt wurde von Spaniern erobert um eoloniſttt, dann von einen deutſte 
Handelsgeſellſchaft/ der Famille Wilfer in Augoburg, die es 68 von Km!. 
far eine Schind als ein caſtitiſches Ehen erhlelt, ſeht willkuͤrtich verwaltet De 
König don’ Spanien eutzog daher 1050 ven Werfen Vie gertßbtauchte ſocetu 
Gewalt, umd ſtrerte Men Kronbeamtin_ ats Generalcapitain an. Die Hantl. 
Sütacas nad) “eiriem Stamme der Urbeidohner fo genannt), unbe 136 
von Diego de Lofadch (unter d. 10° 30715” N. B.) erbaut. Vorue 
Beben 08, März 1812), durch welchis 12,000 Menſchen Ihr Loben verieeeHi: 
fk 50,000 Einto. 2 Stunden dabon lirgt der befefttgte Hafen En Crıngen, ve 
Stadt mit 8000 Ems. Außer mehren Kuͤſteuſtroͤmen dind anbern Gräfe, % 
hier in dert Oronbed fallen, wie ber Aputa und Caſſinqulart, iſt unweit det Cat 
Valencla, in einer gefinden, ftuchtbaren und reizenden Gegend, ber Gesch: 
lenela zu bemetken, in welchen fich 20 Flceſſe ergleßen, ohne daß et em ſhtten 
Abfluß zeigt; tind gleichwol nimmt ſeine Waſfermaſſe nhwiktig Ab." Nuch Cetens 
Mb die bedeuttndften Staͤdte: Eumand, mit einem befeftigren Hafen und 10 
Einto.; Barcelona miion, mit 24 000 Einw.am Vederi, ane: ur wen 
Meere, der Sig des Schleichhandels mit Keinſdad; Cors mir 20,000 Ein. ei 
Winter Landzunge, welche den Golf von Matactybo und die katibiſchr Ser ſa 
Puerto Tabello rate” dire Hafen und 8000 Bimw.s. Maracaybo malt '200 
Einid. die im.” Int Innern des Bass liegen Toripe ml 
10,000 Einter ' Shräutfnteto nt 11,300, ’Baria® Triit EGOON, 78, » Brraiae 
| de Apure, kam" Apuer nme 6000 Einw u. dl. DAB große Steppenlans ven. 
Guyatta," mit noth umvrforſchten Sebirgefktedken,: teitb durch den Sareni mDkk: 
und Unterguhana gethritt. Jencs llege weſtl deſes öflitch an jerem Slate 
Ind uͤbernus tbtit/ abet don kriegtriſchen winden kin bewohnt, wit 
eichen die Kcalben die graufannſten Fri? - Det Seichthum Deo vandes DAWER 
Vlehheaden; dvodh dfbt es auch einige Daback· Barimwolle⸗ enb Fuligepkange 
gem Hier llegtin ben Wiidniſſen der unbeſtegten freien Guienetis bir Diet 
rima, das vermeintliche EtdvradoDie Hauptſt ded ſpan Brise, ’@. «übe 
oder Andoſturg llegt' un einer Stromenge des Dtonde90 ſpan. Mt. vemne 
lantiſchen Meere; und gegrnuͤber auf dem Hinten Afer dad Wort Rafael Be 
gen Staͤdte dieſes wften Landes glelchen bloßrir Doͤcfern; One ſdnche Great 
gen das portiegiefffche Guyana iſt· durch tiber Forte gest. > Die durch Ihre Pe 


N 








Reltamarita opt. der Wannkaiten BAR - 
lenfiſcher⸗ei au der Zeit, als Colomho fie entdedte, berihmate Inſel Margarita 


iſt ihren Rage megeikoichtig:, Ein, 8 fpan, Meilen breiter Samal burch ben alle 


en ee ———— — — — — — — 
. 
·— — — — — — — — 


Schiffe vach Sumana, Barcelona unb La ah ſegeln, trenne-fie fejten 
Bane.. Sie hat A Hfen. Die Dauptftabt-Nfuncion, In der Mitte der Sal „at 
unbebmutend,. Diefe nfel, bessnaröhte Länge 50, und, bie größte Breite 20 Mei- 
ion beträgt, ‚war der Unfangspunft ber fühamerikan.. Revolution, amd hieß baber 
eine Beitiang Meufparta. Sie zäblte BE 810 über, 16,000. Einm., Weiße, 
Schwarze und Griyiichte:. 7) Das Dicek nur. Perm-(Ind.)...8) Das General⸗ 
capitayat Chile (I. d)u. Diefes Schöne, Änker= und, Küllenlänb marb ſchon vor 
Babinie,. van dem Spanien Mlmaaco im 3.1535 ntbedt,. feit,1557 von dem 
Spantene.; erobert „; und. bis auf das Sand den Unaucanen 6f..d.) umteriocht. 
Auch iu dem Sande ber Cunches nelang es ben Spaniern fait LGAL, 3 Forts anzu: 
legen; das wichtigſte Hort Maulin, ber Chacobal von Ehlloe-gegenüber, mar ibte 
fuͤdlichſte Befisung in ganz Chile. ;; Das Land wird oft.don Exbbeben eufchlittert, 
gewoͤhnlich 3. his 4 Mal des Jahre dad) haben feit 1520 nur 6 große Erbftöße 
ſtattgefunden. Die 120 Slüfle, ‚welche, von den Anden herab Fam 300 engl. 
Meilen bis ing Mecr ftrömen,.beförbern fehr bie Fruchtbarkeit, ben innern Wer- 
kehr, und den Weithandel.. - Unter ben Seen, ift ber Villarica am Fuße bes großen 
Vulcans 4. N. der größte: ‚Salz, Minexalz und heiße Quellen find in Menge 
saehansen.. Man findet alle Dalbmetalle, Blei, Elfen, Zinn, viel Kupfer (in 
mehr al& 1000 Gruben), zum Theil gebiegen, Golb (über 12,000 Mark jäbtl.) 
amd Silber (mehr-gis 30,000 Mark ij bil), Die ‚zablseichfte Claſſe der Einwoh⸗ 
aeg beficht aus Creqlen, bie wohlgeblibst, ‚brav, talentvoll uud gewerbfleifig find. 
Üserbaupt hält man bie.Chiliotem für-das freifinnigite,böflidhite, galtfteifte und 
groſenuͤthigſte Wok im fpaniichen Amerika. Ein Drittel de8 gefammten Grünb- 
einkosninens.hefigt.bie Geiftlichleit, ‚beuen jährlihe Einnahme auf LO Mit. Diafter 
geſchaͤtzt wied. Die,berricende Sprache Il ‚bie Ipaniihe; nur, in ben Ufern bes 
Axrauto iſt das.ihilj · Dugus,. bie alte Kanbesfprache, Im Gebrauch geblieben. Un: 
kr dam 36 einheimifchen Shiexarten bewohnt dad Dicuma.bie Anbenhöhen; bas 
araucanifche Schaf wird alt, Kaflihier gebraucht; bad Buanuco iſt das amerikäni- 
bye Kametl; die Muda, einadlst. wilder Biege, wird gezaͤhmt; das Guemul, eine 
Ar Dfarh mad Eſel bewohng bir unzugänglichen Bebirge; has Vizcachg, ähnlich 
dem Zuichfe und dem Kaninchen, hat ein feines Fell, bag man zu Hüten nimmt; 
der Pag if}. bem Löwen, ber Culpen dem Wolfe ähnlich, und fo gibt es mehre 
andere —. die in einigen Stuͤcken denen der alten Welt gleichen, were 
ner find, Die Eyzopder haben Pferde, Eſel, Maulthisre, Rindvieh, Schweine, 
diesen, Hunbe, Schafe „. Raten singeführt, bie ſaͤmmtlich größer und ſtaͤrker ge: 
amorben fd als bie Stammac. An Bügeln ift Chile ebenfo reich alß Merico; 
‚am Ges + und Flugfiſchen iſt übertzuß. Lalernentraͤget, Leuchtwuͤrmer u. In⸗ 
ſatten srheben hei Mack; pie Waͤlder und amp Tage ſchiwmern bie Felder und Gar⸗ 
som von. den ſchoͤnſten Schmetterlingen. Die wilden Bienen erzeugen Mache im 
Menge. Mugkitos, Müden und giftige Inſekten dennt man in Chile nicht; doch 


gibt. es unſchaͤdliche Spinnen -umd Skorpionen, ſowie eine Art Schlangen. Der 


ndefmis Europa und mit Peru. hat in der neuern Beit ſich vermindert; ber.mit 
B ⸗Adres hat zugeng umen, Bisher ſchaͤtzte an die geſammte Einfuhr von 
Deu und Ehile auf 444 Mill. 9 er jaͤhrl.; die Ausfuhr von Erzeugniſſen der 
Landwirthſchaft anf A, on Gold and Silber an 8 Milt. Piafter, Die reichften 
God⸗ upb Kupferminen find ig der Proyxinz Coplapp, wie bie Haupt. gl. N. am 
Kopiape , deſſen Mündung einen guten Hafen bildet. In ber Provinz Coquimbo 
giht es ꝓbenfalls wichtigen Bergbau; Den Dlipen u. a. europäifche Fruͤchte wer: 
den in M exzengt. Die Hauptſtadt and des Hafen beißen ebenſo. Der letzte 
bagt an der Bai yon Goquimbo, weſche ‚geräumig And ſicherx It. In ber Drovinz 


u 


Bo Bm or der Nevolution 
Deltlora ME ber wiege Hafen Balparatfe [33° S. B.), vor bene Edbeben 
1837 mit 12,000 Ein. ,; ber Mittelpunte' der. Schifffahrt und des Ha 
ini Peru. rn der Probirig Merkpilta iſt Be Ebene am ſofluß ummweit-der 
Dimpefkadı Milipita oder ©: Yofef de Logrotie , durch den Sieg des 
San » Dinerhr über de Spahier metktolitblg geworden. In der Prowinz Mack, 
it dor Haupift.Zälca wohne der Ertsgerifdye Stayam-der Pronsnicianer, ale 
Provinz Purchatah iff die Dal von Falcaguaıı ea ficherer Anderplatz für die Od 
ft, Die atıb Europa und Buenos⸗ Apres fomımen, Die ſuͤdlichſte Vrwwing Hei 
lee IE durch den Wiobiofinf, an welchem laͤngo der Bienge mehre ſtacke Feru 
angelegt find, von dem Lande ber Ataucamen arfchteben ; doch befügen bie Chliem 
—5* Stadt Baldivia am Fluß gi. M. unter 40° 54 S. Br. mit elnem gein 
Bafen. Dangse ber Kuͤſte von Gifte llegen eine Menge zum Theil umberehte 
Juſein/ welche —— von England anb Norbamercka zum Laudue 
Ylage dienen. "Der Eylloegechtpet iſt won treffüchen Matrofen bewchn 
Bauptort —— &.8;). Im dein Inbianifchen Theile ober in Arasıh 
tten (dom Bivbla I640 &; WB.) ſind bie Acamcanen durch pheftfche und ge 
flige Bithdung der wirkgezsichtterfte Seaumn; doch leben fie ſtarke Batninte u 
find. Polpgamen. Das Vicekdnigreich Rio da la Plata oder Buen⸗ei⸗ 
Ayres begriff ehemals die ——— Paraguadu. Plat⸗ 
kf d.y ud wor das groͤßte, forote eine ber reichſten Laͤnder in ber neuen Me. & 
grenzte möcht, m bie Amazonenwilduiß, fttich an Braſilien und an baden 
fe Meer, ſiblich an Patdgonien und an dus fübetlantifche Meer; weſtüch td 
noch jeht duich dile Anden vom Peru und Chile geſchieden. Diefes ganze Linboe 
55,000 thit 1,500;000 Gteolen, Gpamern, und Iadlon fideles (par de 
. Bravos oͤder — iſt eine ungeherre Niederung, die einzelne Hhgcheihen 
son etma 600’ Zap 9 he burchſchneiben fübtich am techten Plataufer breitem 
bie Pampas, iind am liuken die holzleete Weſdeflur ber Banba oriental aut; ukb 
rr und weſtlich erheben fich amphitheatraliſch die großem Waldgebirge eines Aral 
det Cordilleren, "weicher ſich zwiſchen 15 "und 20° ©. Wr. durch die Pi 
Ehtquitos bis zu den Gebirgen von Paraguay und Braflien hinzieht. Denkt 
Entdecker diefe Landes war Juan Diaz de St 1513. Hierauf fegeite 19% 
Sebaſt. Cabot, in fpanifchen Dienften, den Platafiuß hinauß und en 








guan. Er nannte den Hauptſtrom, weil Ihm die Inbianer, 
ranis, viel Bilder, das fie aus dem Öfttichen Pern erhalten hatten, bitschten, sd 
er hier veidje Gifberabern verrmachete, Rio de ia Plata, d.t. Gtlbefid. Dub 
ſandte Spanten erſt 1553 den Don Pebro de Mendoza dahin ob, vm eine Colmi 
zu Jtünden. Dieſer baute Buenos⸗Ayres. ‚Hier hatte ein Generaicapitein janm 
SH; dir Verwaltung aber war von Peru abhängig. Bet dem Monopolſyſemn ii 
Murtterlandes, das jaͤhrlich Mare eine Flotte In den Piata' fanden; wur Bueno dy 
6 von Turopa rote abaefchnitten. Wutd wußer aber der Schleichhandel dieſe wi 
‚Bitten »:und Ackerbaucolonle zu benugens daher Tührte Sparten ſeit 1748: 8° 
giſterſchiffe ein, weiche zu jeder Zeit im Jahre, niit einem Freiſchein ded Ratht vn 
Indien verſehen, nach dem Plata ſegein durften! Nun wurde Buenos⸗ Kos rit 
wichtlger Haudeleplat. Endulch erkiarte die Regierung 1778 7, and m 3.170 
5 andre: ſpaniſche Häfen zu Frehaͤfen ſodaß dor Handel mut Bands Ayerha 
wach deri Häfen der fillien Merck nicht mehr amf Eadig behchraͤnkt biirb. Inden 
ſoben Jahre wurde dns ganze Plataland zu Hasena Vi eroben, Sm 
Reg die Zahl dev -Meztfkschbiffe, deren bisher etwa 15 In 2 dm 3 Jahn 
nach Ghbamerika — bie auf 270, mb wucht iumerfort, dis ia 3,1797 
ber Krieg zwiſchen England und Spanien audbruch weicher den Hedel den dr 
08: Kyres plöglich zu verulchten · drohte Satiem Hatte er führerschein; 
doch iſt ex durch die neueſten Voefaͤlle ganz geftäit worben. Durch vie Beige 





weite von der: Neosluilen 949 

ber, sraldı und füblich'von den Anden gelegenen,  perwanifchen Landſtricht (Potoft, 
«, Poreo, Deuro, Ehuenito, La Paz und Carangas) mit dem Vicekoͤnig⸗ 

— be la Data war Buenos⸗Ayres, das anfangs eine bloße Ackerbaucolonle 
war, in den Befik von reichen an ruben gekommen. Man fchägte die jährliche 
Aus beute für bie Krone auf 2200 Mark Bord und 414,000 Mark Silber, ohne 


wads durch den Schleichhandel nach Peru und Europa ausgefuͤhrt wurde. In dem 


SGouverirement Buenos: Ayres liegt die Hauptſt. gi. Mider nunmehrigen Republik 
der Pratarlinion (f.b). Die Stadt hätte vor ber Revolution 60,000 gebil⸗ 
dete und v ohlhabende Einwohner, welche felbft in ihren potitifchen Stürmen Ebar 


rakter ib Geift betwiefen haben, : Die Provinz al. NR. zählt auf 5650 DM, 


177,000 Eine: Die Stadt Monte Bibes, am oͤſtlichen as mit dem be⸗ 
ien Seafen an dieß ‚sÄbhlte gegen 20,000 Eume:;. fie.warb im J. 616 
von bew Portugiefen beftgt:' Santas €, am &infleffe dee Clalabo, —— 
he der Stapelort des Handels nad) Peru mic Pataguahthee. Malbenabo ‚une 
linben Piataufer, hat einem guten Hafen bei dei Einfapee in den Strom. ge 
nöxblichfle Handriäpunkt am Plata if Las Corrieutes am rigen 
Parana und Paraguay. -Die gefchichtiich mirefwfrbige, zuerſt von den Portugis 
fen 1678 angtiegte, and von den ©panieen 1777: großentheiis erſtoͤrte Eplanie 
bel: Sacrtamento iſt jegt nur noch wegen ihres Hafens ans öfllinhen Pinteufeg 
zei’ bemerken. Unter den Mifſtonslaͤnbern iſt Gnarania am fuͤdlichen Ufer des 
Parama bekannt· (&. Parag uay.) In Neorden bei wohnen 
die triegeriſchen und groͤßtentheils⸗ nun Abiponet (fb.), an ber fbr 
tichen Bronze bie Patägonier::2) Im Gorwernement Las Ehurcas.chıe Dotafi, 
das zuerft Viſarto 1533 colonifiste, fegt die Hauptſtadt Ehırauifata,. ober Ba Ma⸗ 
10; mit Einw., und das beruͤhmte, im J. en sell 
Did iſt de Bene diefee Stadt von 160,000 Einw., die ſie im 3.1611 
halte, in neuerer Zeit bis auf 30,000 gefallen. Rod, efern die 300: Gruben des 
AH: Fuß hohen, kegelfoͤrmigen Berges Hatım Potoeſi, der 3 Mellen im Um⸗ 
fange hat, jäbekich zwiſchen 5 and 600,000 Mark Sliber. In der Mähe gibt es 
.- beſuchte warme Heilquellen. Auf dem Gebirge nach Peru hin Liegt Pareo 
mũt 22,000: Einw.; der Mio Brande bewäflert die fruchtbare und gut augebauste 
Provinz Coch abam b a (Perus Kornkammer) mit der Hauptſt. Oropefa; :am 


DSarapeti *8 die ſchoͤn gebaut⸗ Seabt La Pay mit 20,000 Ginw., wriche now 


zeglich mit Paraguaythee handeln. Mahe am Fittentafee bei Ziafemumco (47° 
4776. Br hen noch mehte Pyramiden und in Stein gehauene Foleffale Figur 


.. von, Weiche älter (din ſollen als Dis Perlede bir Jnkas. Hier an jenem Eye, fast 
| — fe Danko Kapak eeſt den V erſchienen; — — 


Ve Hrieſter ein, und — die Ehite beffetben in den See. Hied ſteht auch ned 
bis vom fuͤnften Inka eibante' Binfenbrucke aber: den: 80 -— 100. Eiien breiter 
Docin: Sie wird von ſtarken Binfentasten getragen, ‚weiche quer über ben-teißen 
den Stibm gelegt find: - Des Inka Mahete feine Rencze uͤber die Bruͤcke und befahl 
DR ſtete Unterhaltung derſelben cin Saſetz, dis auch die Spauier wollziehen legen 


| ———— Buenos· Ayres gehoͤrte much, bis zurt Nevahıtiou- ber groͤſ⸗ 


tentheilß wie Leendſtcͤch "Era am a, her adeſtlich von den Auden, füblid won 

deu perunuifcien Proviaz Aciea, id noͤcdlich ven der chlüſchen Vroving Eopiavo 
Di an das Mile Merr TRh erſteeckt, and wegen feine Fiſcheteien wichtig i. BE 
gedoet⸗ —— su dem Gouvernentent Las Chareas; unter den 


het Brandibcariem angel ombrolaries: Gannta » Ertuj de In Gieren zu 
Ehiquites —— Ben var en. —— — 





810 Bhawerika.. vor ber Bienabriben 


Pie eterichteta WER wo: — 3 dp in ber Denis Mojas (Vorc 
kiewdskiich ven jenen, oͤſtlih am Braſilien unk-meikiich ay. Peru grengt, ſind mehr 
Diiffienso: ua Benificeme augalegt worden, Alleinbak.tamig bekamu, geh 


sigte ähalosiand: am Pilkomano verſuchten bie Jaſuiten vergeblich zu — | 


Chakos und Moros find vor wilden N hewohnt, bis 

Yingigleit behaupten. 3) Das-Bounemument Parasıaz (f- — 
Uch an ben Sea Rarayes, nordweſtlich au Ghalas.mah Ghikitos, weſtuch as Zur 
man, un miricher Prorinz es der Pamguenfiufiszenut, ——— u 
| FÜRS wirh 18 Buch) ben Diem Busnebs Ay y 


ſchieden. Dir Hanptflaht Afuncson (24° 47’, 8.) —— | 
unterworfen... Die Grobe 


linatıy doch wurde ba& Land erſt yon Iraia voͤlig un 
handelten· die Cingebotenen als Skigven, bis Die Jeſuiton ſeit 1656 bie Leitung is 
fetben uͤbrnahmen. 4) Das Gouvernement — liegt am Rio Grandt 
oder Benmsjo, am a Dulte und E grenzt nordoͤſtlich an Ch 
Bad, weſtuich an Atacama und ſaͤdlich —* ſadoͤſuc am bie Pampasıaı a 
die ngmadifchen, freien Grengnösker.vem Chile. Durch Juguman geht bis Stra 
non Buenos⸗ Ayres nad) Poteft:umd Iima. Eeanszbevon. Diego de Mopas 1513 
encdeckt und von Juan Nlumer de Prodo 1549 erohest. : Das Zah gleicht Par 
guay; es iſt weich an Korn und Frͤchten. — d Bier: uch Bao 
Holz und Wich. Auch lieſern die großan Wälder Honig unh Wachs. Die Sduis 
amstishieiten hier ebenfalls Miffienen,. und hatten aus ben bekehrten Sadisun 
eine Mitiz von 23,000 Mann gebifiet, ura Die Einfälle brr.roifben. Shekojobian 
auchciutreiben.- Nach der Entfernung dar Jeſuiten ſtanden 40 Miſſionen um 








der Leitung ber Franciscaner Tueuwan zaͤhlt, mit Finſeuß ber Fu 


Dianer, bee 400,000 Bewohner. Die Hauptſtadt Gan; Maguelde 

(26° 49° S. B.) und die Städte Cocrbora und Salta handeln — 
ablegen nach Petu. 5) Das Gouvernement 6G u j am Mendoza, grenn 

an Bucuman, oͤſtlich an die Pampas, ſuͤdlich an — sh — 


Anden von Chu⸗ Es wurde 1060) non Mehen Ceoſtlils erobert... Das Lonb, bach | 


weiches die Straße von Buenos » Apres nach Chile goht, erzeugt trefflichen Tick: 
die europaͤiſchen Früchte und Getredearten reifen hier weit fricher als in — 
Thierreich gleicht dem von Paraguah, Tucunan un GBunea⸗ Ayres. Die Geb: 
und Silbecerze werben aus Mangei an Bemnhusıs wenig aufgelucht I a 
findet man uralte Denkmale aus der Zeit vor ber „Herafchaft der Jukos m.c. warm 
Dielisk von 150 Fuß Höhe wit einer Art Hiexoglophen. In der Naͤhe her Gaupthet 
Mendega (33°25 ©. B.) mit (6000 Ein, wirb jegt Bergbau auf Suben g 
Basis: Anuther dieſen 5 Coloniaiſtauten deB fpandfähen Gübanyrita gehoͤcten der Ir 
ar Spanien noch wiehre Inſain an Der Kuͤſte. Die wichtigſten daruntu find: 2 
die 3J. Juan Fernandeg (43°-40' ©. 8 110, Reifen weſtlih sun Oil; 
fie ſtad felficht und fruchtbar; fie murden von dem — *— 
encheckt, und ſeit 2750 von ber Regierung im Befitz genowrnen und befeſtigt. DIR 
lebte ber, von feinem Schiffe daſelbſt zuruͤckgelaffen⸗ Seopetiänber Ye. Sıitid, 
deffen Abenteuer den Stoff zum Brobinfon Erufge ‚gegeben haben. 2) Du J ð⸗ 
Lorenzo; Callao gegenüber, von gene Lima augegufſen rarcben Ban. : 3).D% 
Lobos de Mar und andre Gelfemeilanbe an der Kaſte aan Pern tazen anf Im 
Schlupfwinkel der u. d. M. Bnenniers efiwcttten Geekshen. . 4) Od. 
Puna im Golf von Guayaquil, zu Meugranada gehörig, — in ber Geſchihr 
der Eroberung von Peru. 5) Gorgona am derſelben Käfte, und weſtlich daven 
die unbewohnten Ballapagod« oder Schildkroͤtenellande. 6) "An der Rockti 
unweit Cartagena llegt die 16 Meilen lange und 3 Melſen breite, ſruchlbate 1b 


bewohnte Inſel Barn. 7) Zu Caracas gehören mehr als AD Jnſela md mie 


Selfengruppm an der Kuͤſte, unter denen Torcuga, Selada und Margarita Hi 


% 





Gbenmeritanifehe: Renakuikus LIE 
die wihtiäften ad: SD Itıtke Bitte bus IT Jehech. woar bier an der ſogenannien 
Pertenktifte vie Periemfifägereh hehe bebeutend: 8) In ber Maͤndang bed. Bicamoce 
liegen chee Zeſein, toelche⸗ von den kebegarifchen Guaroumhern bewohnt worden. 
9) Inmder Wändung bei Plaae wich die J. Loboa der Seewelfejagd unb audree 
eg ‚befitcht.- 10· Yaıfiben-FalHambsinfein ober Maleuinen, 
Ifktich: von det Mingeliunficähe, hatten war Turmes bie Sparten ein Yortıccab 

ahrzige Gütern, Namens: Golebed, angelegt, wohin king männliche Berbuckhen au 
— and: Buenos⸗ Ayrea auf Behemägeit geſchicht wvarden. Die beſte Charts vom 
— — ‚der von Gaben, in 4 Bl., Sondon 1807. Die wichtige Reife⸗ 
beſchrcibeug: Azara o „ Voyages dans PAmörigao möridienzis‘ ( 
#58 Ve., ut eimm Atlas) 5 auch die neuoſte: Camille de Roquefeuilia, Voy. aukmur 
du. mrasie .pend: ia nandue’ — (Paris 1823, 2 Be) ** 
Ohpamerikt que Mücheichtrn, -: Ab geographiſch⸗ hiſtorifches Handbuth iſt Bam 
Am⸗luet / mit —* und einer ne 
1848, 28be.) bemechber, sforyie der „‚Hlisterkeni, shremalegieal amd geogra- 
phieal Amserienn Atlas WPpiihdelphke 1822, Got). Das Neueſte enthält: Henb’s 
— (182% fg.) seross the: Pamyas and among the Anden‘ (Landen 
Head folts Die Mehwerke in don Plataſtaaten und in Chllenmterfadgen 
Se erben ae Auch vgl. man NRivinus s Atlantis ↄ Ne. 
Spy: 1826); fetwer Jo: Diens!s „Travalı in Chile and la Plata” Mondem1äR6, 
Der ———— wir J. Ch. F. mu „Erdbeſcheelb. heB 
beitifech" nicberiänd. umb. fran;.. Guyana nnd des Kaiſerth. Brafitien, . mit. eine 
Ginieitumg zu Südameria! (ber 10. Bd. von dem welntarifchen. VSeunim. 
—— Erdbeſchreib.“, Weimar 1827). 
———————————— weit Einfchluß der vom Merico. 
Best Sr Dorainge ging der ſpaniſche Despotiämus arte, um Weſtindien, Merico 
un: Pemzu aumötleen. Dirt bat auch zuerſt die Fahne der Unabhaͤngigkeit go⸗ 


Merken: in dm ephemenet- uch Hieaf in eine Mepublit umgervombeits 
At Hat Peru von Spanien sub :Buafitten von Poetugal abgerifien. Bolgenbes 
Das fpanifde Colonial⸗ 


cht dieſer weithiftonifdn Begebenheit 
ſoſtem ((.d. vor: A.) wand ver jeher, feiner brädenden Ungevech wegen, 
werabfchent. *) Der Handel von einer Provinz in die ander und mit 
— — war ** ober auf wenig Gegenſtaͤnde und Schiffe ber 


sont ſachten ue ſchnell veich a ach tpeannifieten bad Veit 24 
willkuͤich, ‚nett bie haͤhere Beiflichleit behaup⸗e 
tete noch eine waren aber bie Weltgeiſtlichen her 


a dos babe. Mie nin ſchou laͤugſt die Hoffuung ber 
een Ameriön id) ldteten, [a maren 


ae en tiping-eeareing,de Americal‘, sn. 
ar een Sorge Juan. unb Antonig de Ulloa, welche 

uguer und Shin. nach Peru begleiteten, an ben dama⸗ 

üble‘ a — Barry, hat dieſen Bin: aus den Ar: 


won 1826, 4.5 deutſch u. d. I. 
—— — 2. x. Kübingen-1 827). u 





F sis —— deerolaioũ 


fentige Ereble bie Schmach ſelnet Ya 
= — ———— 


erſchw oͤrung, welche aber entdekkt warb: kb. mit ah gen 
a Darauf beach In Peru 1780 ein’ Aufſtand aus, bet 33 
Kırpor Amaru trat als Inka von Peru an die Spige des 
* und nebſt feinen Anhaͤngern hingerichtet.“ Auch der von einigen Creeia 
und Spanien in Caracas 1797 gemachte — wird entdeckt. A 
Urheber Gual und Españia entflohen. Ledterer ward in der Foige zu La San 
en⸗ "Nun. erfieß dee Gouderneur don Tundad, im Ranzen des Yritifän 
ı6 Dundas, einen Auftuf den 26. Sumi 1797, ka’ welchen er das ans 
ſche Volk des feſten Bandes, Trinidad gegenüber, zum ferien Handel und 
derſtande gegen ben Druck ber fpan. Regierunig fhrmficd, — es 
des —— Sr. großbrit. Maj * es — ‚ar 


F Rruppen, Indem „Ge. großbeit. 
—— ſeiner ——S— Auch vüftete 
rend feines Kriegs mit Spanien, bie &rpedition — st ms ie 
nach Venezuela aus und Tandte Woltelocke 1807 nach Buenos Apres; Weite ir 
doch — lg. Indeſſen wurden bie Bewohner der ſpan. Colonien mit is 
————— le Ihrer elgnen SE 
Immer vertrauter. Den erſten Beweis von ihrem Erwachen zur Selbftaͤndigku 
gaben bie Voͤlker bes ſpan. — als die koͤnigl. ſpaniſche —* I Bawan 
anf die Krone von Spanien und Indlen Verzicht geleiftet hatte. Denn id, 


HR 
hel 
r 
t 


Ira 


mit Aubnahme des einzigen Vicekoͤnigt von Merico, alle Wicekinige ink Gamıl 


capitaine den Beſchluͤfſen Napoleons unterwarfen, fo widerfegte fidy das Bl) 
verbrannte die franz. Proclamationen. Auch In ber Folge ſcheiterken alle Brink 
Napoleons und Joſephe, ud bie Mörike ihrer geheimen Unterhändter, wie Dede 
lard u. A., be ee De a ee ungeachtet fie — 
Rechte zuſicherten. In Caracas erklaͤrten ſich die Einwohner Jull 1808) 
JFerbinand VII. Daffelbe that D. Rav. Elle, Gouverneur von Bien ch 
Liniers, Statthalter von Buenos ⸗Ayrek den König Joſeph anerkennen och. 
&lio extichtete eine — was die hohe Junta von ai hie . Dowuf 
ſtanden aͤhnliche Junten für Ferdinand VII. in Mexrlco, —— "un Im anden 
Hauptfläbten, welche fich ebeufaßs am die Hauptiumta von Sevilla ainfälfe 
Allein bie meiſten Statthalter wiberfegten ſich biefer erften Äußerung von pofitifäk 
Volkskraft. Der Wicekönig von ©. fe de Bogota jagte 1809 mit Gewalt b 
Junta von Quito auseinander, und ungeachtet ber verſprochenen Arnmeftie much 
den die Patrioten in Quito verhaftet und 300 bavon ben 2, Aug. 1810 Mh 
Fängniffe ermordet. Dies entſchied dem Abfall der Golonien. Dazu Bam, ba 
in Amesita, als bie Franzoſen Senitta erobert hatten, bie Unterwerfung Da 
inſel unter Mapoleons Gewalt für gewiß hielt; alfo befchloß zuerft Garacak, un 
icht das Schickſal Spaniens zu theilen, fid) felbftänbig zu regieren. Die Te. 
würden als —*8— abgeſehtt, und die Junia von Garacad Tale N 
den 10. April 1810 die Bewalt und den Namen einer Junta suprema bei, IM 
jedoch hie Regiemingegeroalt nur im Namen Ferdinands VIL ons. Bloß Sign 
Gore und Maracapbo erkannten die Megentihaft in Cabij an. Was Gar 
gethan, das erklärte auch die von Buenos: Apres ben 25. Mat 1810 m 
die von. 6 de Bogota ben 29. Jull, fowie die vom Chile ben 18, Sept. CUM 
Fi PMeprico, wo der neue Vice King Venrgas an der Spite der europäifch-fpautfäen 
bes Gehorſam gegen die Reglerung ber Cortes in Gabiz aufrecht bögent 
wollte, —2 im Sept. 1810 zu Dolores dei Guangrugto bie Imfankertion an 





— — — — — ——— - = — 
— — — - UM TUE: — ——— —— ——— ————— TEE Bee EEE, "TEE Bon GE, ur Tem Tr ⏑ — — — Un mu — ge — — — — — — — —— 


—XR — Dr 


Regen¶cheſt in Gabi; bie Khfte, von Beuepeela eine 

P —— Kay TZritppen nach Caracas * Monte Bideo rc. um 
Die Provingen mit Gewalt zu unterwerfen. . den Sklaven bie Derfar“ 
fagte man in Cab, * Spanien.) % ana ſelbſt Amerika 
zum Kampfe heraus, Die Gorteß Sußerten den heftigſten Haß gegen bie Ame⸗ 
Sifaner, und bie fpam. Gestführer das erſte Beiſpiel, daß fie «br 
chen und bie Bye ee Endlich bewogen .bie een mb bie 
Freuloſigkeiten des in Mexico, des er Monteverde (nach 
bes Generalcapitain von Bevennela) In Earacas, des Generals Goyeneche in Peru 
u, U... ‚deren abſcheuliches Verfahren von Seiten der Megentichaft und der 
Cortes gebilligt wurde ——— Ameritaner, ———— 
A311 fto unabhängig von her Regierung der Gortes. zu ertläcen, Die Cortet 

zwar im Det. 1810 se bürgerliche Gleichheit aller Amerikaner. umb 

£, .ebenfo wie die Bewohner der Halbinfel buch ehren Abgedtdneten 
80,000 &eeles vertreten zu werden, feierlich beſchloffen; als man aber biefen 
Srundſatz audfuͤhren molte, fahen bie Cortes en, daß die Rept = 


die in Spanien; daher festen fie in Ihrer Conflitntion feſt, daß —— 

entferntu —XX— aus amerklanifchern Blute Buͤtger fein, noch — 

werden, noch ſelbſt —** werden ſollte; dadurch erhlelten 

Spanier in ben Cotten die Mehrzahl. Indeß wuͤnſchte jetzt Er die enpiifäe 
jlerung bei ie engen Werbinbung mit ben Cortes, daß die Colonlen bem 

utterlande ech ken wien Korb Averpool aͤußerte daher ſchon d — — 

1810, wie —— e8 gern ſaͤhe, wenn fich die amerikaniſchen 

fiat onfehlöffen, . Die Cortes nahmen im Sant 1811 die von den —*— 

angebote 


amserilanifäpen Wölker auch diefe Stagten feinem Scepter wieder 

bem. Allein bald — Verfahren gegen die Cortes und gegen bie Lberales 
allgemein in Amerika Furcht und Argwohn. Das zu einem polltiſchen Erben erx⸗ 
ei Amerika verwarf biefen König. Dan Rate att die Beſchwerden der fpantfchen 


zulegen, Ko ME den General Moriig — einen 
Pain. b at ber granfamser ais Alba —— er und re 
nach, Vene zuela — ve fl en gen gänfligen ug 
10 mie, m di ve Debug a bi Zwar — 
ia Südamerika von beiden Theilen asın mit abmechfelabem —— 
‚die a BT reinen hg mehr. Zu ſpaͤt erklar 
ind im 3.1817 In Car eine Aumefir; ebenfo 
8* ——— — —— — und; mit Chli⸗ 1820; 
iward Morlũe d Felbherrnkumſt von 9 Zhatkraft beflegt, tmb 
Der * dem yon beiden Feldherten am 26, Nov. 1820 gefchloſſenen 
Dina — Meine bie Gordrerbin (Benegurin und Nrugun 
* Mexleo herheſtegt und Ban» 
ERIC Peru tt — (ee bie Gerted 5822, DIE Unnbhdugig> 
Fat der Prockgen auf eiben ſpauiſchen Amerias va wo fie 






fraskfche eine gufegiich grordaete vepublitariſ 
die Höhere Politik feines MBelttheils nodp nicht reif ſei. m... 
Prrälgreiy=seebrssel hung Ob er zu dem Helle ded G 
ober Wadhlugton fein wird, muß die nahe Aukuaft utfiheitun. Deſſrcp 
achtet ift bereits. bie Gtantameeit in.cnen fafk weutfäpiehum: Orpr 








als Fri 
— a rt ala 
noch vorhandenen europ däfihen Ssloxim, * 

— 


das fraz· Oulaua, ih) 3 
Iiccht, wide von act aut Meine Banking 
ev: Yastnkclige Milderſtand 


und in Dancrati. Umter alien ide die 
cibien on Zum een sirdbe; ahen 















ttenheldaniige Strbohciin: (Gelenke) u 








ablen teefpeach, hat die Mat de fr Eipergen In abe Brhte 
el toaedihe Dear en —— — — 





Glngen fich anf Heere, felten über einige 1000 Mann 
mie Zend peter für oder gegen bie Gueigeit einee Weir 


23 Dir Kampf, ab weihem De Diepabiik & olom bia heroniging (og. im 
or. Wet. Ile Provntzen Benezuela, Caracas ımd Neugranada mit 
Auito) ‚feinen Unfıneg in der damallgen Hauptftadt Caracas und auf der 
Yafel Dot — an a ee Rue den Briten: auf 


krinibad, dit ben Niederlaͤndern auf Curafſas und Nordamerikanemn unter 
ve. abhaͤngigkeitkideen In Umtauf gebracht 
— —— — ⏑ 


eit Amerikas/ für Wafhington ud Beanltie.. Daduech politifch 7* en 
Benezuela ER rer Gearacas 'nierft dem fpanifchen Aanerifn das große Bei⸗ 
„welches 38 Jahre früher Boſton wem Critiſchen Nordamerika gegeben hatte. 
DRivanäı-pflartzte Hier (Ende. J. 1880)’ VieFahne der Greiheit auf, und der Con⸗ 
teß von Mieze erkiätte dartufiden 5. Inu 1811 feine Unabhaͤngigkeit ins Na⸗ 
Dar R vereinigtin S Vatinas 











Bhpzhenp Balacia word erthelier beit 26. ——e—S— Demo ie 


816 Südameritanifche Revolution *2 
unbeſchtaintt / Directoriolgewalt. Allein bie * 










































ge an —— ar u ben | 
—— viele — Bor, ‚m I —* —R 
J J — 
das Schloß Puerto⸗Cabeũo. Dirt ba, mic Zu nung | 
Raihs von ela, eine Gapitulatiom rt 181 7, h 

cher ex Guayra, Caracas, — a en. N "Sine 
übergab, ber dagegen cine Dölige Ammneflie gu em aufjumandern wo 
ftattete und diefelbe Verfaſſung, melde bie vi Rt Fr u 
Gaccatsnufihen vera. AHA Def ee a 
‚nicht gehalten und Miranda 1) singen Ei 
Kasnlafigbeit antpkmbete bin Pobigestei auf Il, ar amBaE na ven 
kühner, junger Mann, D.R. Marino, bie U —* =, 


tuein in Befi und flug bie Angeiffe der Spanier jurh Air 
Monteverde im April 1813, Darauf befreite D. Sim 
zuela und Caracas, Ex bielt in fe Epani 70,000 Bi j 

mußte aber im Juli 1814, als bie Spanie TURN * aven Fr " 
bie — gegeben hatten, Caracas m €: fd ae F 
gena ein. Zwar fammelten bie Generale Mr | 


nette bie Patrioten und ſchlugen 

Boves zuruͤck; doch am 5. Der, Fer pr de * 
Rlvas * in ihre Haͤnde und warb erſchoſſen. Bei 
nad) ber Inſel Margarita ein. Dier hatten die € 
Küftenwachen Schiffe bewaffnet, bie un 
führten und fi ber Inſel felbit be 

bed Aprild 1815 der (pam. General D. Sale Moriite 
10,000 M. bei Santa: Marta an ber Küfte von 
var, zu welchem noch Marino und ber Gchotte | 
aufs neue bie Truͤmmer des legten Infurgentenheers far 
dennoch die Uneinigkeit zwiſchen Bolivar und Gaftiflo, ei 
Inſurgenten, Morillo’8 Kortfchritte, Er befeste bi nfe 
gerte Gartagena. Nachdem hier mehr ald 3000 14 
waren, raͤumte der Gouverneur mit den Truppen —* 4 
Hlerauf zog Morillo in das Innere von Neugranada. 
hatte unterdeſſen mit 3000 M. Caracas erobert, von wo nt 
neral Calzada in Pamplona und Tunja und ein Anden — 
vordrang, welche Provinzen ſich, nebft Socorto umb Car 
einigten Staaten von Neugranaba 1811 für m 
Fbderativſtaat gebildet hatten. An ber Spike * 
Nurino. Nach ber Einnahme von Quito, 100 
Vertheidiger biefer Stadt hatten erſchleßen cf. 4 
Krieg mit blutiger Wildheit geführt. Nurind < 
erfochten, im Juni 1814 in [pan. — — zu 
übernahm im Dec. Bolivar ben Oberbefehl, antern J a 
bem Congreß, welcher jest bafelbft feinen ei nabım,... fehlte ; | 
innerm Zwiſt, was Morillo’& Unterneh men erleichtert, Diefer 


















Magdalenenfluß hinauf gegen Fr und ah | —* Dre 
ten bei Cachlri das Heer ded Congreffeß von 9 1a I. 
Löfte fi) auf und feine Generale Gerviez und Micante- 
ruͤch, wo ber Guerillaktieg den Spaniern vi * 2* 
Morillo nach einer hartnaͤcklgen Berthei J B 


* 


wo er mehr als 600 Perſonen erhaͤngen ober — le —J nie) 
_ 5 u 


a 


BGildametlk. Revohutten, Cdldnibia) Br 


efänben fich bie u Caldas und Lozano, der — Ebal Ind 
in * FE ansgesäklinetee Perfohen, Deren gruen fi mmnllch vetbannt 
Cumanga ließ Moritto ein Madchen au einer der genchtetften Fa⸗ 
— Pr; Rp — ber pattlotiſchen Partel geſprochen, auf einem Eſel 
gebunden tr Di Stade Tliheen und Ihr dom einem Meder an jeher Strafendde 
und vor den ihter Berwanbten auf dem blefen 200 Pritfhenhiebe 
geben. Aus Sqmierz Abtr An RES brand Fe fi die edle Jungfran zu 
de. Unterdeffen tooren Bolidar mb Mar ifdyen Truppen in Ve⸗ 
mezuela aufgetreten; enter hafehte ben 13. —* rn twährent Wrion mit 
ber Blotige bee Snfaegenten Wie Küften Behertfähte. Al nun and Der (par. General 
Morates von dem Infurgntngenteral Pine den 20, &rpr. bei Suncal md yon Mac 
Gregor d. 3 Det: Inder Eben von Barceleng auf das Haupt gefählagen worden tar, 
erhob fich die Republit Wene a aufh nen, Den Muth der nfiregenten belebt da⸗ 
= ſehr merömärb ann, D. Sof. Sorten be Madariaga. Als ein th itiärs 
der Gortes ini du hatte ihn König Ferdinand VII, in Bas ——6 
mi * Ceuta bringen Id Hier ward er durch Britifche Fürfprache btett, 
onberb Auf errentung das Borbe Ganufocb ‚beim Don Sofenh auf belfen Hfe 
durch die Güdfee mit Wancnuber imefrmtliche Dienfte geleiſtet 7 tte. Mac feiner 
Befrelung *— er ih nach Sudamerſta unb organifiede bie Reglerung ber Infel 
Margarita, die wegen ihrer Yane am Fahrwaſſer der Rüfte * WE „und non wo 
18 die Kaptreien der Anfiregenten umternommten wurden {rratıf erließ er im 
Namen ber Regierung von Margarltn zu air ange new n ii. 817 einen 
mel an die Einwohner zu Venezuela, worin er Ih acht mb Ausbauer 
mpfagt Die eg Boflvar u. A. sh — daſelbſt ſeit beim 
jedr 1847 über bie koͤnlgl. Truppen mehrere Vortheile gewonnen. Dadurch — 
en bie öfttichen Provinzen Guayanı und Cumana, mit Ausnahme der 
taͤdee, befreit; auch bie Provinzen Varinas, Merida und Truxillo fchloffen 
n die wieder — NRepudlik Venepiela an. Morlllo's Unternehmung Ai 
egen die argarkta im Jull 1817 — voͤllig. Selbſt die Frauen 
iffeten ihm Wiberſtand; fo ward ein fpanifches Piquet von 60 Dann in ber 
dacht von einem Haufen ik aufgehoben und im Triumph nach der Fr ges 
racht. Die Inſulaner verwarfen hlerauf bie ihnen angebotene Amneftie und führs 
m ben kleinen Krieg mit ſolchem Erfolg, daß Morillo nach großem Wertufte die 
infel ſchon im Sept, 1847 wieder verla — — am — ward feine 
Nacht von Bolivar, Plar, Marino eben. Doch 
ewann ek Zeit, da De — den ** —— lem nicht einig 
a — mit welchen er von * oſo gegen Bolivar 
te. Man fat mit —— Gluͤcke, bit Bolivar von dem Congreß 
— *2 jum Dberbeſehlehaber amd erſten Beamten der vollziehmben Gewalt 
annt wurde. "Die Spanier komten ſich jetzt nur noch In den feften Paͤtzen bes 
m... Da etfieh endlich Rotlllo aus Caracas den 77. Bept. 1817 eine allge⸗ 
‚eine 2% Bene eertlaͤrung, welche jedoch Beinen Eindruck machte, da bie SEreulofigs 
it ob die amfeit dieſes Curopaͤerd ben Errolen und J welche jet 
Vene üela de —* haben, kein Vertrauen ee ee Inſur⸗ 
ntengenetal, Plar, eit Pulatte uud Suraffad, ließ ſich 19 me Dem nn ben» 
n, tward'aber deßhatd den 16. Det. zu Angoſtura be verurth 
einen Riley det Brerilla6 gegen die Spanler fegten die — *28 — * 
— = arraza fort und bie Infarr — drangen vnach dem Slege, den der 
due Do dee koͤnigl. Fruppen bei Ba m Hanke erfochten hatte, am 
— 817 wieberum gegen Varinas und bis Santa Fe vor, * nah⸗ 
en fie bie —* — be Aputes, welche einen Theil der Sqhifffahrt 
F Vemi ODronoco beheerfcht. Sie unterhietten bie Verbindung mit Meugranada, 
Sonv.⸗Ler. Siebente Aufl. . X. be 


BB Ghbameril, Revolution (Colembia) 


wo 5 Previnzen far Aufftanbe begriffen waren und bie Republikaner, außer einige 
Kleinen ofen, auch ben Golf von Paria behaupteten. Ihre Macht beflanb a 
10,000 M. ragelmaͤßiger Truppen, man SE Mn Da KEINE Be 1) 
Kanonierböte, jedes. mit einem Adytgehmpflnber. Der fpanifce General Zivil: 
hielt damals bie Stäbte Caracas, Valencia, Cumana unb Barcelona befegt. I 
Neugranada behauptete er bis wichtigen Punkte Cartogena, Ganta : Se m 
Santa» Marta. Während er ac de Ynbınft einiger Berflehungen aut Guray 
fich zu a. ruͤſtete, ereichtete bie ransien) Den 10, Dev. 1A 





ihr Agent, D. Lopez — ſchr thätig war, — von Froiwilln⸗ 
bildet, die im Dec. 181 ie — aber als fie nach mehren Unfiles 
Beneruela aulangten, fid in ihren Erwartungen gänzlich getänsfcht. fahen. Mik 
erfolg hatten fpätere ——— die ben Inſurgenten bedeutende Verſtacka 
nenn Maffen im 3. 1818 zufuͤhrten. Ehe aber biefe ankamen, zus ie 
Krieg von den Moyaliften mit Erfolg erneuert worden. In ber karzen Zeit, zen 
Dec. 1817 bis Ende Mai 1818, lieferten fich die Iufurgenten (unter Velen, 
Paez, Zaraza u. %.) und bie Spanier (unter Morillo, Morales, I 
geordnete Treffen, in weichen beibe She wol an 10,000 DR. verlosen. Beine 
muußte fein Syſtem der vereinzelten Angriffe, welchem bie Spanier ibze gefamumm 
—2 egten, aufgeben. Darauf übernahm Paez ben Sberhbeſch 
‚unter ihm flanden Marino und Arlmendi, Letzterer auf der Inſel Manau 


Caracas. Sept ſtießen nach und nach bie in England geſammelten zum 
ſammen 5000 Golbaten und 3000 Matrofen) zu ben Infurgenten. _ 
viele davon durch Mangel und Krankheit umkamen, fo doch bie 2 
weiche General d’Evereur aus Irland nach Venezuela führte, ber Macht ne 
— aufs neue das UÜbergewicht. Morillo behauptete ſich nur mit Din 
den Kuͤſtenyrovinzen, und ber Vicekoͤnig Samano in Neugranada war zu ſchueh 
um dem am Ende des 9. 1818 unter Santanber’s Iuführung aufs neun 
greifenden Aufflande Einhalt thun zu koͤnnen. Der kuͤhne Mac essen | 
gleicher Zeit eine Landung in Panama unternommen und ben 10. Apr. 1810 fe 
tobello uͤberrumpelt; allein er unterließ bie noͤthige een 
ben Spanien überfallen und konnte fich allein kaum mit bez Flucht votten. 
gen ward ber Feldzug in Venezuels von Bollvar mit — — —* 
beſtand im Anfange bes J. 1819 aus 5000 M. Fußvoik und 2500 M. Kite 
an regelmaͤßigen und kriegẽ a ya obne die berittens Landwehe amd Im 
Blanod und 4000 M. Nach moehren, zum Thal fahr blutigen. Aufn 
gelang es ibm, über bie ee Ye su dringen und fich zuuit Neue 
furgenen dieſas Landes, welche unter Santander bie Trunpen des al 
a geſchla — „ut Ge Pace (ang engl. | 
1519 bie —* une ber Barcelona, und Gen, Uchanete 


bie — 
"Di ie mia — Bolivars (m3 == —— dan 13,00 


Fuß en 

bie — von ze re en ge ax ‚bie 

amerika . ee bei Boyaca —— 1819) aber —— 

lingen des colombiſchen Revolutionskamp — von. Gi 

Neugranada. Bolivar hielt am 10.-Aug. feinen Einzug ia GA 

be Bogsta. Dagegen mißlang ber gleichzeitige Angriff. non ber Sorfokte.uster Dein 
am 5. Aug. auf Cumana. Serie eh.) leben er NE bie Staͤdee Canal, 








Suͤdamerik. Revolution (Colombia) 810 


Gattagena, Santa⸗ Marta, Wie de la Hacha und wenig andre Kaͤſtenplaͤte bes . 
ſchraͤnkt. Die innere Ausbitbung ber Republlk Venezuela erhielt jegt einen fehlen 


und geordneten Bang. Schon am 20. Nov. 1818 erließ Bolivar in ihrem Namen 
zu Angoſtura ein Mantfeft, in welchem Venezuela feine Unabhängigkeit vom Spas 
nien und feine politifche Selbſtaͤndigkeit, für die ed feit dem 10. Apr. 1810 ges 
kaͤmpft habe, feierlich kundmachte und zugleich erklaͤrte, daß die Hepubtik nie wies 
der unter Spaniens Joch ſich beugen, noch mit biefee Macht je anders als nad) 


ben Grinibfäten ber völterrechtlichen @ieklbeit umtrehambeht molle. Gleranf + 


ward ben 15. Febr. 1819 der Congreß von Venezuela , In welchem bereit 5 Abge⸗ 
ordnete aus Meugranada ſaßen, in Angoftura foͤrmlich eroͤffnet. Bolivar, der 
bisherige obexfte Director, wurde zum Präfidenten, und Bea (f. d.) zum Biceptaͤ⸗ 
fidenten errwählt. Der Buͤrger Roscio wurde Präftdent der Repraͤſentantenkam⸗ 
mer; ber verdienfivolle Mandel Palacio, Minifter der aubwaͤrt. Angelegenh., ſtarb 
aber ſchon am Ende des 3. 1819. Bolivar hat hierauf dem Eongrefle einen nach 
dem Muſter der beitifchen Conſtitution entiworfenen Berfaffungeplan vorgelegt. 
Diefe Verfaſſung, weiche Religion» und Preßfreiheit und das PYalladium ber 
öffentlichen Rechte, Geſchwornengerichte, umfaßt, ward von dem Congreſſe im 
Sommer 1819 vollendet und durch die ganze Republik gefegfich kundgemacht. Ins 
Dee. Lehrte Bolivar von Neugranada nach Angoftura zuruͤck, wo hierauf die Bers 
einigung von Venezuela und Neugranada in Einen Staat u.d.N.: Republik 
von Eolombia, den 17. Dec. 1819 befchtoffen, und den 25. Dec. verfünbigt 
wurde. Dieſe Republik wurde zuerfl von den Werein. Staiten anerfannt. Neu⸗ 
geanada heiße feitbem Eundinamarca, und bie Hauptflabt S., 56 de Bogota bloß 
Bogota. Der Gmeraicongreß der Rep. Colombia verfammelte fich den 1. Ian. 
1821, und entwarf eine Conſtitution. (Wgl. Colombia.) Morillo hatte ſich un⸗ 
terbeffen zu einem neuen Angriff geräftet, ward aber nach einigen Verluſten von 


Bolivar genöthigt, zu Truxillo einen Waffenſtillſtand auf 6 Donate am 26.Nov. - . 


1820 zu fchließen, in weichem Morillo die Rep. Colombia vorläufig anerkannte 


nd dann nach Spanien zuruͤckreiſte, worauf der fpan. Ben. La Torre den Krieg 


ortſetzte, bis Bolivar's Sieg bei Calabozo (24. Juni 1821) denfelben embigte. 
Zwar behauptete fich noch ber fpan. Ben. Morales zu Maracaybo und Porto Ca⸗ 
yelio; allein much diefe Pläge wurden im Mai 1823 von dem colomb. Admiral 
nittelſt einer Kriegstif genommen. 8 . 

Die junge Republik verbot ſchon im J. 1821 die Einfuhr der Sklaven, und 
ePiäete jeden Sklaven, der ber Republik nuͤtzliche Dienfle geleiſtet hat, für feei. 
Aberhaupt genießen alle, mach der erfien Unabhängigkeitseriärung geborene Skla⸗ 
yenkinder bie Rechte Freier Menſchen, ihre Herren muͤſſen bis zum 18. Jahre für 


ie forgen und ihnen dann bie Freiheit ſchenken. Ausländer werden feit dem Febr. 


1821 nicht mehr in die Milltairdlenſte der Republik aufgenommen. (Bol. Eben.) 
Dee Präfttent Bolivar(ſ. d.) und Oberbefehlähaber der Armee und Flotte bes 
leidete dirfe Stelle bi8 1826, warb aber wieder gewählt. General Franc. be 
Paula Santander war bis 1828 Wicepeäfident ber Mepublil. Den vom Congreß 
sefttfteten Libertabor» Orden tragen die DOfficiere und Gemenen der erften colomb. 
Legion, oder bie Heben von Calabozo. Die Schulden ber Länder Venezuela und 
Sunbinämatea wurden ben 18. Jul. 1821 von bem Congreffe als Nationalfhulb 


ichergeſtelt, dagegen bie von beim gewefenen Wicepräfibenten Bea, ber 1823 au- 


Bath ſtarb, in England gemachten Anleihen im J 1823 für ungültig erfläct. 

Darauf ſchloß ber Eongreß ben 2. Det. 1824 mit ben Verein. Staaten von Norb⸗ 

mertka einen auf gegenfeitige Gleichheit gegründeten freundſchaftlichen Schiff: 

ahrts⸗ ımb Hanudelsvertrag, bee zugleich bie Hreibeit ber Flagge feltfegte. Auf 

inen Hirtenbrlef des Papſtes aber, welcher bie Eicchlichen Angelegenheiten in Co: 

omdia leiten wollte, ohne ben Gefandeen ber Depublit in Rom ampmerkenten / er⸗ 
Fa %* 


92° 


— 


% 





MO Sdtbamerik. evolution (Galembie) 


He bie Neglerung am 28. Jull 1825 ein Umlauffchreiben am dit Inteabesin 
worin fie erflärte, daß bie Bitglieber der Geiſtlichkeit Colombiad, melde birler 
Dietenbriefe gemäß handeln würden, vor Gericht geſtellt umd nach dem Lex def, 
tronato — tet werden ſollten. Darauf erlaubte ber heil. Water Im Fehr. iR% 
dem colomb. Agenten Herrn Tecada, ſeine Muterhand in Rom wien 
zuknuͤpfen. Bu London war bereits im J. 1825 ein colamb. Gefandter #5 
— in bie Reihe des diplomatiſchen Corps eingetreten; uud S. Aur did 
neh als beit. Geſandter in Bogota. Dat jenen warb (18. Ayelı 18%) 
hrte⸗ unb — zwiſchen Colombia und Großbritantiau 

A rauf der colomb. Congreß ben — bei Todesſttaft w 
bot. Um biefe Zeit (2. Febr. 4825) hatte ber Praͤſident Bolivar non Wege 
an ale Staaten Amerikas, auch am Brafillen, bie Einladung erkaffen, am ku 


auf ben Iſthmus ven Panama einen allgemeinen Gange u jn 


dieſes Jahres 
auf welchem Da Oral ES Knie Republilen sin 





bee 
Schutzbüͤndniß gegen Spanien, und ein gemshifchaftliches See». und Hud 


— gegruͤnbet auf einen allgemeinen Schifffahrts⸗ und Handeldvertuat, mi 

gen des Voͤlkerrechts, feſtſazen und dieſes den See» und Celonee 
Area owie der en ber Mächte des europaͤlſchen Contia 
wollen. Alten dieſe Verſammlung ging, ohne wichtige Beſgu⸗ 


seiaft — aus einander, indem Innere Kriege und Parteikaͤmpf⸗ ab | 
Ayres und Brafillen befcjäftigten. Boltvar zog nach Peru (f.b); wir 
—*. empoͤrte fi) ber Gen. Pasz gegen bie von Santander gelsitete J— 


ogota. Der or kehrte unterwarf fich ihm; aka 


am 6. Sehr. — N — auf die Praͤ ; bifenat 
jedoch nicht un ging er ſelbſt nad) Bogota und befchwerleie 
ſtehende Verfaffung. en. Dit ars er “ Provinz Bu et vu be 
horſam; a gelten. Deiw 


3 So 
zu, daß endlich ein Nationalconvent, der uͤber die neue Form ber Republt 
selben — Im April 1828 zu Ocalia, unter dem Ptaͤſidanten Cafita dis 
ZFreunde Bolivar's, zuſammenträt. dennoch die Majoritaͤt für bie Be⸗ 
—X —*— eur Ps 1828 Wi — Tee ie * 
e indem er e ihm von ſeiner 
Dictatur —— wurde feiner Steße als Viceptoͤſtdent enijegie 
ar Werantiwortung gezogen. Seltbem haben fie alle Städte — 
der im Aug. 1828 Peru ben Krieg ankuͤndigte Be Terlaens mar — 
Ene Bolt bei Ailem gleiigättig; und man etinaetete, ob Malinar ber Bcfshlt 
keit der Beamten, ber Ungeſchicklichkeit und Verwirrung in ey 
eng ar Inga —— Er erhöhte ſeitbem die Sue, 
g das — en aufgegebene Monopol bes 8 * 
Bang Re Fee in na a auf XE0O 9 
1828 zu London 834 Proc a —— — fi 18 auf AR 
gaben anf 31, und bie Gulden Sn. An * 





EN 


® 


 Iomibia ein Auıhe von 6,750,000 ne — mi 106,08 


Rıfenke Keygen cap fehhe 32, 22500, %ı Fine 60,000 rt 
Bey, uud 60 Senoneaboet Eh i — —* 


Suͤdamerik. Revolution (Republif am Plata) 821 


ſpaniſchen Küften furchtbar. Landſtraßen werben angelegt, um ben Adler» und 
Minenbau zu befördern. Min engliſch⸗ colombifcher Verein fr Ackerbau und arts 
dee genseinnfgige Unternehmungen, unter dem Vorſtande bes Geſandten in Bons 
don, Manuel Sofe Hurtado und des Parlamentsgliedes Str James Mackintoſh, 
zieht Anfiedler in das fruchtbare Band. Seit 1825 find unter allen Fremden die 
am meiſten begümfligt. Sie haben Verſuche gemacht, ben ſogen. Golb⸗ 

fee Guatavita, 4 Meilen woͤrdl. von Bogota, in welchen bie Indianer bei dem‘ 
Einfalle des Spauier eine ungeheuere Menge Gold unb Edelſteine geworfen haben 
foßen, audzupumpen; dies iſt ihnen aber noch nicht gefumgen. bie „Histo- 
ria de la revolocion de la regublica de Colombia ete.”, von of. Manoel Re⸗ 
ſtrepo, Miniſter des Innern (Paris 1827, 10 Bde. in 12., m. e. Atlas; ins 
Stanz. überf., 1828). er Sr 
U. Die Plata Union ober die Republiea argentina, ehemals Bueno s⸗ 
Apres oder bas Vicekoͤnigreich Mio de la Plata (f.d.), hat 1819 Ihre Ver⸗ 
faſſung geſetzlich begruͤndet In keiner andern fpan. Colonie gab es fo viele Weiße 
md weniger Farbige; keine wurde fo ſehr von dem Mutterlande vernachlaͤſſigt, da⸗ 
her bie Entſchloſſenheit, mit welcher ſich die große Mehrzahl ber Bewohner fuͤr die 
Sache ber Freiheit erklaͤrte; daher die Beharrlichkeit und bie Kraft in der Voll⸗ 
ziehung. Das Volk am Plata ragt an Bildung und Charakter Äber die meiften . 


 Eolonialvötter von Suͤdamerika hervor. Der Auffland begann am 25. Mai 1810 


— — — — —— — — — 


er Mn Be ne a ee 


in ber Hauptftabt Buenos⸗Ayres. Hier hatte das Volk feine Stärke bereits 1806 
und 1807 kennen lernen, als es die Angriffe der Engländer zuruͤckſchlug. Daburch 
gelangte ber tapfere Linlers zur Würde eines Vicekoͤnige. Als er aber dem König 
Joſeph von Spanien fich ergeben zeigte, warb er abgefegt, und bie Junta von Bue⸗ 
08: Apres trat an feine Stelle, unter bes neuen Vicekoͤnigs Elio Vorſitz. Diefer 
bing jebod dem altſpaniſchen Soſtem an und leitete geheime Umtriebe gegen bie 
Balksfiche. Darum ſchickte man ihn nach Monte Video, und die Junta regierte 
allein im Namen Ferdinands VIL Chile folgte dieſem Beifpiele und fanbte Trup⸗ 
pen zur Ungerftügung nach Buenos » Ayıed. Zugleich bemächtigten fich bie Auf⸗ 
ruͤhrer des fübl. Peru, wo fchon den 16. Aug. 1809 in La Paz ein Aufftand aus⸗ 
gebrochen war. Bergeblich ſammelte Linierß, ber in den Provinzen einen Anhang 
gefunden hatte, Truppen, um Buenos⸗Ayres zu unterwerfen. Sie gaben feine 
Sache auf. Er floh ins Innere, warb aber eingeholt und, nebſt feinen vornehm⸗ 
fien Anhängern, erſchoſſen. Nun ſchloſſen fich ſaͤmmtliche Provinzen an bie Sache 
von Buence-Ahres an. überall wurden bie Altfpanier ven dem Creolen befiegt. 
Doc entflanben auch unter diefen Parteien. Eudlich verſammelte ſich in Buenos⸗ 
Apres ein Congreß, welcher 3 Beamten die vollziehende Gewalt uͤbertrug; allein 
die Sortfchritte der fpan. Waffen in Peru bewogen den Congreß im 3. 181%, den 
D. ©. Pozadas zum oberſten Director ber Republik zu ernennen, dem ein Ra 
von 7 Mitgtiebern an bie Seite gefegt tourde. Die ganze Verwaltung erhielt das 
durch mehr Einheit und Kraft. Noch widerſtand ber wichtige Punkt Monte Wi» 
deo, wo Elio Berftärkungen aus Europa anfichgesogen hatte. Etſt 1814 nahm 
ber —— Alvear dieſe Stadt mit Capitulation, mach welcher ſich bie 
ſpan. Beſatzung nach Spanien einſchiffen durfte; ba jedoch bie ſpan, Gencrale in 
Pers Ihre neuen Vortheile nur Berletzung ber gefchloffenen Verträge ex= 
langt. hasten, fo warb auch jene Capitulation von dem Gongreſſe nicht beobachtet. 
Allein neue Feinde erhoben fih im Iunern. Der Oberbefehlehaber ber Banba 
oxiegtat, ader ber oͤſtl. Plataprovinz, Ben. Axtlgas (f. b,), machte ſich unab: 
gig, beſetzte Dante Video und [ding das Heer von Buenos» Apres. Nun— 
mehr beſchloß das Eabinet von Mio Janeiro, dem Kortfchritte bes Aufſtandes Ein- 
halt zu hun. In biefer Abficht lanbete ein portugiefiiches Hear inter Lecor ben 23, 
Dit. 1816 Im Plata bei Maldonada und beſetzte Monte Video ohne Blderſtand 





zee Büdamerll, Revolution (Republik am Plata) 


tm Jan. 1817. Zu gleicher Zeit machte fich Paraguay unter dem Wirecter Dr. 
Francia von Buenos = Ayres unabhängig , Tobaß don 14 Provinzen am Plate um 
6 wit Buenos⸗Ayres vereinigt blieben. Uber auch Im — — 
und es koſtete Blut, che ber Foͤberalxenmus nachgab. Endlich wählte das Bet 
einen neuen Gongreß, der ſich ben 25. Maͤrz 1816 — — 
den D. Martin Pueyrredon zum Director ber Republlk aruamıte , welcher, ie 
Verbindung mıit dem Gen. San: Martin, die Ordumg wisberherfteilte. 
erklaͤrte der allgemeine Congreß ber Verein. Provinzen am Plata ben 19. Juli 18% 
ſaͤmmtliche Laͤnder dieſes Stroms für unabhängig von Spanien. Ba barauf w 
te er feinen Sitz wirder nach Buenos⸗Ayres, wo er den 25. Det. 2816ce 
| estacion historiea y poHtica de ia Revolution de ia America” ci 
ide 28 Beichtverden der Sofomien gegen Spanien enthielt. Jetzt nahm bie Sr 
publik den folgen Namen ber Berein. Provinzen von Suͤdamerika am mb meht 
den 3. Dec. 1817 em ee rovisorie”', als vorläufige Werfaffung, be 
kannt. Der nady diefer Form gewählte fonperaine Gongteß eröffnete feine Otee 
gen ben 25. Febr. 1819, wo ber Director D. Martin Purprrebon bes 
tem empfahl, bie Verfaffumg bald zu vollenden. Dem „bie Loge bes jungen Ir 
ſtaats erheifcht'‘, fagte Pueyrredon, „daß meine Nachfolger neuer militaicht⸗ 
Kenntniſſe haben als ich. Ich werde dann von meinem ſchwierigen rare 
und ber Matiom zeigen, daß es leichter IfE zu gehorchen ats zu befehlem“. Re 
wurde den 25. Hat 1819 die neue Berfaffung, ganz der nerbameetkaniſchen de 
lich, publicirt; fie beruht auf perſoͤnlicher — und Gleichheit, auf dem Bat 
rechte, dee Gewiſſens⸗ und der Preßfreiheit. An Pueyrreden's Stelle, ber akht 
‘wieder zum Oberdirector ernannt fein wollte, trat Ben. Rondean; allein ſeitden 
haben innere Spaltungen, die Anhänger von Carrera, Albear u. A., ben um: 
Frieden oft fehr blutig geſtoͤrt. Um gegen die große Armada, weiche in Cru: 
gerüftet wurcbe, BVertheibigungsanftalten zu treffen, wurben nicht wur Watt: 
fland und Verträge mit Paraguay umb mit bem Heerführer der Bauda seid, 
Artigas, gefchloffen, fonbern auch Gen. San» Martin von feinens 22 
Peru abberufen. Allein kaum war die Gefahr von Spanien her 
Gen. S.⸗Martin wieder nach Chile gegangen, 9 erhob fi die Foͤderatpartei cc 
neue. Das Heer ber Republik unter Belgrano loͤſte fih auf, und Miu 
weigerte fi, nach Buenos: Apres zur Wiederherſtellung bee Debug | 
kehten, weil er einen Zug gegen Peru unternehmen wollte. Es gelamıy 
Partei im Sept. 1820, den Oberſten Rodriguez an bie Spitze Wer — 
ſtellen, welcher ſich nach mehren Wechſelfaͤllen behauptete; body trug amd made 
zur Befeſtigung ber imern Ordnung bei der am Ende d. I. 2621 zum alla 
Staatöfecretaie ernannte Bernarbino Rib a davia (fehher- Bevoiituägtige u 
London und Paris). Buenos⸗Ayres * feine bisher beiituptete Dbsiberfcheftäk: 
die andern Previtiien am Plata auf; ale vereinigten ſich aum zulkn Chdunge Ir 
Unabhängigteit; jebe Provinz gab ſich ihre eigne Regierung mb ſandte Mögei 
nete zu einem älgemtinen Congreß, ‚bee am 1. Mai 1822 u Bus Ad 
Gegenwart der Geſandten von Nordamerika, Chile, Peru, Colanibia und Pr 
tugal eröffnet ward. Die mit Ganta⸗Feᷣ, Entze Rio und Corrientes abgefünefe 
nen Friedens » mid. Breundiaftsbhmbniffe fleitten bie Außer: NRuhe wirder Ir. 
Endlich fuchte die Regierung durch ein Anmeftiegifeg die Parteien — 
verſoͤhnen. Die Republik beſtand tem aus NProdinzen: Bucnet 
Ayres, Tueuman, Cerdova, Salta, Cujo, Potoſi, Cochalamba, — 
Die Verwalkung des Traftvollen umb toachfamen Silbabutke, ber un die vc 
wärtigen Angelegenheiten Leltete, gab dem Babe eine hnss Beitalt. — 
des J 1823 Aberſtiegen coelt bie — 
die PR vermehrt. Der von —— — — 














Suͤdamerik. Revolution (Republit am Plata) 628 


ve am 3. Maͤrz d. J. unterzeichnet. Am 4. Jull ſchloß Ribadavia mit den ſpan. 
Sormmeiffarien , bie nach Buenos » Apres gekommen waren, einen Waffenſtillſtand 
uf 18. Monate ab, während deſſen Dauer Buenos⸗Ayres auch die Audſoͤhnung 
Shile6, Perus und ber übrigen Colonien mit Spanien auf die Brugblage des Ges 
e4e8 vom 19. Juni, weiches bie Unabhängigkeit der amerikan. Staaten anerkannte,“ 
mb auf bie Bewilligung einer Summe von 20 MIN. Dollars (100 Mi. Fr., fo 
el hatten die franz. Kammern für ben Krieg gegen bie Cortes bewilligt) zur Un⸗ 
erſtuͤtzung bes repraͤſentativen Syſtems in Spanten bewirken follte; allein mit ben 
paniſchen Cortee ſelbſt wurden alle diefe Werträge vernichtet. Dagegen kamen bie 
Zuͤndniſſe mit ben Provinzen Santa⸗Fe, D’Entre Rios und Corrientes zu Stande. 
Ein Geſandter der Vereinigten Staaten und ein britiſcher Generalconſul wurden 
ei der Republik im J. 1824 angeſtellt. Buenos⸗Ayres, deſſen Handel ſich ſeit 
824 nach allen Weltthekten erſtreckt, auch nach Deutſchland und nach China (nur 
daragnay bat jede Verbindung aufgehoben), wurde nun die allgemeine Nieberlage 
ke alle Märkte Suͤdamerikas, und noch befist der engliſche Handel daſelbſt für 
schre Millienen Pf. Et. Waaren. Es warb daher ſchon am 19. Febr. 1825 ein 
freundſchafte⸗· Handels⸗ vnd Schifffahrtstractat zwiſchen Großbritanien und den 
Zereinigten Provinzen bes La Plata (Provincias unidas del Rio de la Plata, fo 
annte fich bie Republik feit 1825) zu Buenos⸗Ayres abgeſchloſſen, den be Ins He⸗ 
8, Generalcapitain ab Gouverneur ber Provinz von Buenoss Apres, im Namen 
er Republik zatificiete. Der verdienſtvolle Ribabavia hatte naͤmuch nach der Eroͤff⸗ 
ung der vierten Gengeefverfammiung im Mai 182% feine Directorſtelle nieberges 
at, ungeachtet feine abermalige Ernennung fait allgemein beingend gewuͤnſcht 
nerbe. (Er war im J. 1825 Gefchäftsführer der Republik in London, kehrte aber 
m Enbe bes Jahres nach Buenos: Apres zurädl.) Darauf war vom Congreffe ber 
Beneral Don Juan Gregorio las Heras proviſoriſch zum Director gewählt worden. 
Reſer ernannte den H. Garcia zum Miniſter der auswaͤrt. Angelegenheiten. Gars 
a erhielt bayıı noch die Verwaltung bes Kriegsweſens und vollzog eine Sendung 
ach London. Die geſetzgebende Verſammlung von Buenos⸗Ayres erklärte in 
emſelben Fahre den Sklavenhandel für Seeraub; folglich wird berfelbe mit dem 
iobe beitraft. In demſelben Sabre hatte der am 12. Dec. 1824 eröffnete Natios 
alcongref zu Buenos: Apres das Verfafſungsgeſetz vom 23. Jan. 1825 entworfen 
nd» bekanntgemacht, welches den Bundesſtaat am La Plataſtrome neu 
at. Die katholiſche Kirche iſt Staatsreligion; bach werben andre Religionen ges 
ulbet, und am 25, Sept. 1825 ward die ben proteftant. Engländern in Buenos» 
yres bewilligte Kirche (ein ehemal. Sefuitergebäube) eingeweiht. Die auswärtigen 
lugelegenheiten betrafen vorzuͤgüch Sponien, wefihalb bie Republlk ben vom Bolis 
ax entworfenen Plans eines großen Bundescongteſſes ber fich zu Panama am En: 
e des J. 1825 verfammmelte, beitnt, Der Zwiſt mit Brafilien wegen ber Banba 
riental und Monte Video aber führte einen Bruch herbei, indem ber Raifer am 10. 
Je. 1825 den Krieg au bie Republik erkluͤrte und Buenos: Apres blodiren ließ: 
in Krieg, ber das großbritauntſche Jatereſſe fo ſtark berührte, daß bie enalifche Re: 
ieeumg bon Frieden zu vermitteln ſuchte. Allein erſt nach manchem Wechſel bes 
Vaffengluͤks kam den .27. Aug. 1828 ein norläufiger Friebe zu Stande, nad) 
elchem bie Banda oriental und Monte Videe 5 Sabre lang weder Brafilien noch 
er Plata⸗Republik angehören follm. - | 

‚Zu bem Staatenbunbe am Plata, bei welchem 1826 Lord Ponſonhey als bris 
ſcher Geſandter bevollmoͤchtigt wurde, gehören. gegenwärtig 13 Staaten: 1) Bue⸗ 
06 > Ayers, 4500 IM., mit 420,000 Einw., mit ber Hauptſtadt gi. N., mo 
ch dan &ig der geſetzgehenden und vollgiehenben Gewalt und bes Gongrefjed befin⸗ 
et. Die Einkünfte diefes Stacues ber Union beliefen ſich auf 5,1:77,584, bie Aus 
aben auf 5,297,690 Gulden. An England ſchuldet Buenos⸗Ayres eine Mill. 





824 Sudamerik. Revolution (Republik bes Feldherem Artigas) 


Pf. St. Im 3.1825 übernahm eine Geſellſchaft Engländer die Betreibung td 
Bergbaus in der Provinz; Buenos» Apres, und vahm bazı an SO Berglente and | 
dem Königweiche Gachſen in Dienfie. 2) m. 3) Eric Bis mn GSorriemtes, ua 
fruchtbares Gavannenland zwiſchen den Fluͤſſea Uragnay und Parana, jenes füh 
lich, dieſes noͤrdlich gelegen, beide weit — Die ſich 1824 uses — 
getrennt und ſelbſt regiert — Semta: — die Hauptſtadt ver Entre Mick, au 
— — Parana anı oͤſti. Ufer des Paraı, bie Dur: 
flabt von Corrientes, 4 500 Einm- Belde Prouinzm hießen eherrats Goblaraı 
de Corrientes, in beffen nörblichem Schelle bie umge den Jefniten fo bewikum, 
- jest verheerten Miſſionen Candelaria, Loreto unb Santos Apoſtolos Regen Lin 
dova, oder dad öfil. Chile, 18,000 M., mit 315,000 &. obwe bie Indinin 
von, mit der Hauptflabt Corbova (9000 Eimm.). 6) In ber Proaiuz Dizisa 
(103,000 €.) lebt der berühmte S.⸗Martin als Privatmann 6) Galta mh. 
Tacuman, 8200 LIM., 80,000 €., ohne bie Indiog begros. 8) Eon: an 
(103,000 €.). 9) GSan⸗Luis (103,000 €.). 10) Rioja (37,500 €.). 11) 6 
waren (105,000 E.). 12) Eftero (210,000 €.). 13) Santa-Ke (52,606 €.) - 
Die Banda oriental mit Monte Bideo iſt von Weafitien, u. d. M. Previneis & 
Missiones unb Provincia oisplatina , in Anſpruch genommen worben, am 25. 
Da. 1825 wurde fie vom Congreſſe für einen Beſtandtheil ber vn Uniea 
klaͤrt. Seht dem 24. Jul. 1827 iſt D. Vincente Lopez Präftdent. Die Stanin 
kuͤnfte der gefammten Union beliefen ſich 1826 auf 12,934,000 Gib. (baue 
ein Antehn von 7,665,000 Gltn.); bie Stagtsausg. auf 5,730,000 Gne, mi 
die Staatsfhuld auf 68,000,000 Gibn. Die Landinadit: 29,757 MR. , bie Fin, 
meiſtens Gorfaren, zählt 20 Segel, welche ben fpanifdgen Handel auf allen Bram 
von Lima bis Cadiz beunruhigen. Unter allen Städten hat Buenos» Apres hir gröj⸗ 
ten Anſtrengungen gemacht, um Truppen unb Geld herbeizuſchaffen. Sie übte de 
bee in den Regierungsangelegenheiten einen überwiegenden Einfluß aus. Deiwa 
die Urfache, daß endlich ber Föderalismus in der Verfaffung obfiegte. Ubrigent gi 
es in der Republik keinen Adel und Leine mächtige Geiftlichkeit. Die Pfarrer mir 
fen bie patriotifchen Schriften, welche Ihnen bie Regierung puſchickt, vom ben Ka 
zein ablefen. Auch läßt die Regierung bie pollt. Schriften ber Norbamerikaner iin 
' fegen, um den Geift ber Mitbürger Franklin's in das emepfänglicdye Berziırh ww 
Voͤlker am Plata zu verpflanzen. Fuͤr die öffentl. Erziehung find gerte Anflalten mit 
tet, und es gibt in der Hauptfladt wenig Knaben, bie nicht lefen und fchreiben tom 
ten. Auch haben fich Elirzlich in Buenos: Ayres mehre Vereine fr wiffenfchafride 
Zwecke gebilbet. Die Regirrung felbft befördert den Hafenbau, die Anlegung rar 
Landſtraße am Plata und die Gruͤndung vom 4 neuen Städten. Liber bie Gefdide 
und ben ftatiftifchen Zuftand diefer Rep. vgl. „Reports on the present ztate of the 
United Provinces of South America, drawn ug by Mas. Rodaey and Grshun 
(norbamer. Commiffare in Buenos⸗Ayres), with dopuments and notes‘‘ (Lan. 
1819), und „Die fpanifde Conflitution dee Corted, und bie proviferifche Gca 
flitwtion der vereinigten Provinzen von Suͤdamerika“, mit hiftor. Ginkgitunge 
(Eeipz. 1820). 

MI. Die militairiſche Republik bes Feldherrn Artigas (f. d.) begriff bu 
zum J. 1820 die Provinzen Banda oriental und Entre Rios, eins mit Weiber; 
gen bebeckte Fläche, welche fich oͤſtlich vom Plata, 600 Meilen von M. nach S. wi 
500 Meilen von W. nah O. bis Brafilien ausbreitet. Artigas, den die Unpifrie 
benen zu ihren General und Protector erwaͤhlt hatten, kuͤndigte den Portugiefte. 
welche die Hauptſtadt diefes Banbftrihs, Monte Video, befegt hielten, be Krirg an, 
weil fie in das Land ber Drientalen eingedrungen waren ub Erpreſſungen fid er⸗ 
laubt hatten; allein er warb von ihnen 1819 in mehreren Treffen beſiegt Damals 
hatte er feinen Sig oder vielmehr fein Hauptquartier zu Puriſicacion, im Mittel 








Gaͤbawerk. Benalatinn (Membit Varagu) SEE 
untse bet. Bnubet. Auch unit SBmameir Apres, das Ihe als einen Rebaſten aribihtet 
Je Weis Genen Boa Fe ee ee u EEE U Fa 

Directoer "Zuamıcia in einem Rlafker aelngen 





iel Vireyasio de las Provinelas del Rio de ia Plate”, 7500 LIR., 20.4uf tr 
ze Grab) große Ebene, bieder Parana mt dem Bezagusan bucdfizdint. Die ndeb> 
iche Hälfte jenſelts bes Mio Ipanıs und ber ehe er en 


ch Bisher em dat er Bb Doz nd hen bo Dana, eng u 
Yebaıy:: Diefe durch Artigat verrruͤſtete Gogend, "Unter : aber Baffopareguay ges 
vamııt, giebt: fich.bj6 — ———— ‚An dem 
Ka an ragen a ann Senn un 3000 ihrem Mitbirger, den 

o Ftaneia, reg page bie — Gewalt, der noch 
ee oo 42 Dieprifertnuten 
ur Seite Miet Sieht Bene —— 
fee Fateit ans. de behaupt⸗ oins abgeſchichene Unabhaͤngigkeit 
allen Nachberſiaaten Yarben soflen B Ineen (einteriBerwaltung merke ainhe 
—— Sörief bat Rand, ehne vocher ven ihm -gelsfett woeden u fein. Gehrke 








ss” Suͤdamerik. Revolution (Republik Chile) 
8000 ſrwiligen, auf euzopälfihe Art 





anberwmörtß auzupflamgen , fluay 
verboten iſt) heißt Arvore de Mate ober. da —_—. if, — 
©t.-Pilatse, IlexMate, von Conaine P Mentiuik | 


2* wird, um das Palber von ber JF — ———— 
Roͤhren, die in eine Kugel mit visien Eiekaen —— singefchliuft. De 
fer Ion iſt ein Lususbebiciniß für ganz Saͤdarerika. Paraguay — 





ae 
nehmen, hat Dr. Feneia in einem Iräftigen Antw ortfehrsiben. nom 23. Aug. 188 
auf dad beſtinuuteſte abgelehnt. 
V. Die Republik Chile bat fi, machten bab Bel fie dam 20. Em 
418140 für feine Beihet geblmpfe atte, den 1. Ian. 1818 fix smabingig erfilt 
Anfangs ſtand ein Congreß an der Spige ber Megierung. 


Dee —— tämpften um ben Einf. Als jene, obwol dig 
Republikaner, die oberſte Gewalt anſichriſſen, entflamben Unerdnungen, weßheb 
das von dem Vicekoͤnige von Lima 1813 nadı Chile geſandte Heer einige Verch 
erhielt. Die Carrera verloren die Schlacht von Baucagun ben 2. Det. 2614 eb 


befehl überteugen. Dieſer ſchloß mit dem fpan. General einen Nergleich, mad mel 
chem Chile die Regierung ber Corte in Spanien anerkannte, und eine gewiſſe Zahl 
Abgeorbnete zu denfelben ſchicken follte. Allen ber Wicekderig verwarf biefen Be 
gleich. O' Higgins wurde gefchlagen ; die Spanier eroberten bie widhtigfien Etikk 
und verbannten die Häupter ber Aufrührer auf bie Juſel Inau Darf 
ſammelte General S.: Martin von Buenos Apres die Aufruͤhrer zu Meudega ia 
der Provinz Cujo, und nachdem er von Buenos» Apres eine Verſtaͤrkuug son 2090 
Mann anfichgezogen hatte, unternahm er ben berühmten Marfh üben die aim, 
und lieferte den Spanien das Treffen bei Ehacaberco (12. Febr. 1817), wech 
aufs Haupt flug und ihren General Marco gefangen a Diefes Til 
Bann als die Wiedergeburt von Chile angefehen werben. Die Tarrera verleren un 
alles Anfehen. Auch S.⸗Martin erlärte fid) — ber Larrain, me⸗ 
bei dieſer am meiſten Talente, Kraft und Einheit bemerkte. Er utiierflligte die De 
nung feines Freundes O Higgins, daß in den Zeiten ber Gefahr bie Blogierumg. af: 
Einheit und Stärke ausgeruͤſtet fein mäffe, um das Vaterlaub vu reiten; Yamıd 









. Zeuppen mb eine Geanndt von 30 Siegöfchifie Di 
bes jungen Feeiftante en im$.1818 af 2,477, 967 DE. 
Aber. die Macht des Directors meißfiel. 2 SBrhder Carrera, bie eine Begamıe 
lution im demokrat. Sinne re wurden versuztheilt u entflehen 
Ein dritter Carrera flüchtete fich nach Buenod⸗Ayres und ſpaͤter nach Rocbanırıila. 








loſreißen und fich ber ſelbſt 3 allein ber Gorwerncur nen 
Cujo, Lizuraga, ließ fie verhaften und nach einem öffentl. Proceſſe und ge 
fprochenem Ustheile hinzichten. Unterbeffen behaupteten fidh in Chile bie 





Sadamerlk. Revolution (Hepublit Chi) -BR7 


1818:inmn neuen Angriff auf Chile. In dieſer Gefahr brachten die Bucher der 
Haupeſtadt 


San⸗Jago dem Gtaate ihr ganzes Siberzeng dar, und erklaͤrten (den 8. 
Marz 1848), daß fie nicht eher ſilbernes Beräch ſich wieder anſchaffen wollten, als 
BIS das Vaterland gerettet fel. Das Andenken an dieſe patrioliſche That mwebe 
durch eine Yafchrife an den Gärten beim Eingange im bie Stadt verewigt, wo es 
butßt: „‚Srrsiber, der du dieſes Land betzittit, Nationen des Exhkreifes, enticheiber, 
ob ſolch ein Volk untarjocht werben — — Oſorio ward von S.⸗Martin in 
eine Ebene gelockt. Hier gelang os dem fpaniſchen Feldherrn zwar, das Heer von 
CEhlle, bei dem ſich S. Martin — des Nachts zu überfallen, es gaͤnzuch 
zu⸗ zoeſtrereen und das Befchäg zur erobern; allein G.⸗Martin zog ſchnell alle Reſer⸗ 
ver zuſammen and erfocht in der Ebene von Maipo, ben 5. — 1818, einen art 


gaͤrrztich geräumt ruͤ⸗ 
ar GShise zu einem Angriffe auf Peru. Bwar ſchickte Spanien riwa 1OOM. 
aus Cadiz nach Lima ; allen die Mannfchaft der Maria Iſabella empoͤrte fich, führte 


das nach Balparıfo uud trat zus ben Auftähreen über. Die Dfficiere wur: 


dem von ber Republik nach Ama geſchickt. Um biefelbe Beit fegelte Lord Eochenme 
wit ohren LUnienſchiffe von England nad) Suͤdamerika, und trat ale Admiral in 
die Dienſte deu Republik Chile, weiche ihm — 1819 — von I Kriegs⸗ 
fchiffen: ven 60 bis 16 Romanen übergab. Ex ging barauf mit 4 Flegatten von 
Berpacaifo unter Segel, fegte- die —R von Peru in Blockadezuſtand und 
fperite Callao, den Hafen von Lima. Zugleich zog S.⸗Martin zu Bande nach Peru. 
Allein er werde mit einem Theil⸗ des Heerö abgerufen zur Bertheibigung von Bue⸗ 
u ee gegen die große Armada, die aus Gabi; im Sept. 1819 auslaufen ſollte 
buch den Aufflaub ber Truppen und dann durch das gelbe Sieber 

—— wurde). Lord Cochrane's Angriff auf Callao mißlang; dagegen erbeu- 
tete er eine reiche ſpaniſche Handelsflotte in einem andern Hafen von Peru. Im 
folgenden Jahre kam ©. » Martin aus Buenos⸗Ayres zuruͤck, und der Zug gegen 


Mern ward im Det. d. J. nochmals unternommen. Lord Cochrane's Flotte von 8 


Kriogsfehiffen mit 236 Kanonen fehte ben General S.⸗Martin mit 4800 M. und 
30 Kanonen zu Pisco, ungefähr 40 Meilen von Lima, ans Land, und Perus Bes 
woher unferflästen das chileotiſche Heer To thätig, daß Lima, Caua⸗ und die mei⸗ 
ſten Provimen bee fpomifchen Herrſchaft entriffen wurden. Indeſſen arbeitete in 
Ghile ene Partei, welche die Unzufriebenheit des Volks mit dem druͤckenden Zoll⸗ 
lea binnigte, an dem Sturze bes Directors O'Higgins und feiner Fteunde, bes 
erals San⸗ Martin und des Lords Gochrane. Lestrer verließ daher auf unbe⸗ 





Blammts Anl don Diem den Dieb Ahle umd.begab ſich im J. 1823 nad) Bra⸗ 


fi: Goes Marlin aber zog fich in den Privatſtand zurüd. Darauf gelang es je- 
Su veraͤn⸗ 


Averſammlungen im 
Dieſer entwarf eine freiere Verfafſung und 
beſchraͤnkte bie vollzichende Gewalt. Freyre ſandte jegt eine Abtheilung Ehileoten 
ben Dorzenerti zu ätfe und fapiaf mit der Republik Golombia, am 21. Det. 1823 
*) Yon d i den den 8. Febr. 1819 General 
Dat ——— 
Aufſtand unternommen — um ſich des Platzes zu bemaͤchtigen. 


628 Bühameril. evolution ( Republit Pern) 


MMntlenaldengreß zuſ , übte 
— und Unruhen, die er mrbemnalt, sutett im Lt, 1820 em‘ 
guckuch diampfen, — —2 


— 


| fire un and Sam Jago, die Hauptflaht, — 


u 










Art Jap. —8R | 


VI. ——————— —— — 






as Erdbeben vom „a. —19. ER De Hatte X 














ademetii. evolution ( depubiit Pers) 828 





850 GStuͤdamerik. Revolution (Republit Vera) 
und Olaneta. Das Sehickſal Pers 


— Spaniens jenſeits bes Meeres gu : eine 
——— Republiten Den größtem Bortcub gab. Bam Eifema ze 

———— genoͤthigt, floh er nach Oberpern, organiſtete dort neue Bauden wi 

fuͤhrte damit gegen die ſpan. Generale einen ſehr Sueriatag wi 







een toͤdtete Ihn * Kugel er 
dv unter ben 
0 fe Inte Kampf um Perad ya. Di 


ie Jafurgenten, ' 
Arica, am 19. und am 21. Ian. 1823 5* goſchtagran 
Nachricht von biefer biefer Niederlage bemaͤchtigte füch in Es be pn TEE 
— en en nern che je 
ſah ſich bald genöthigt, die Republik Colombia um Voiſtand gs erfückhen: 
fe Gm mit 3000 DR. , 46 bereits das Oinigk: Gure, "TEOOM, 
zog. Men Agımeo lieh daher den General Guntasien} und 
ſich —* — uns in Btütten be6 Eöniot, fpautfchun Heeres 





Suere (RER 
— weigerte ſich, MEN a ex o v⸗ 








Säbamert, Revolution (Republik Pern) 851 


23. Jun vom Congreß abgefegt und verbannt. Der calamnb. General lahnte jene 
Vollmacht ab und verfuchte die Eintracht unter ben Parteien wiederherzuſtellen; ja 
r drohte, Vern zu verlaſſen, wenn ein Buͤegerkrieg ausbraͤche; deun ein Theil der 

Truppen war auf dev Selte des Praͤſidenten, welcher dem Abſetungs⸗ 
yecaete mit mu Feine Sole Ieifiste, ſondern ſegar ben Congreß auflöfte, und aus 


er Mineritaͤt deſſelben einen Senat von 12, Mitgliedern ernannte, an deſſen Spitze 
N or Zugleich ließ er die Miniſter verhaften und einige 
een. kehrten Callao zuruͤck, wo fie ſich als ſouverainen Co 


nit 3000 DR. feifchee flieg. Uma empfing: ihnwie einen 
Souverain. —— 
—— vu nen merkwuͤrbdige Schreiben an den 


—n 

zeachtot Haken fie ihrem Seurze nicht entgehen koͤnnen, eine Folge Ihrer meineibigen 
Staatikunſt ———— 
ver Geſellſchaft entmeiht haben. Sie, mein Herr, haben zu dem Allen nach das em⸗ 
hoͤrendſto Unrecht gegen die Perſon ber Minifter Hinzugefügt. Unmöglich koͤnnen 
Sie länger gleich bleiben bei dem allgemeinen Unwillen, ben Ihre Gewaltthat 
N allen Glan ber achtligen Dövam ameat fat, B —— 
n en der ger erregt bat”. Zug t er ihm fe er⸗ 
——— an, nur koͤnne er nicht wieder in die alte 
uͤrde eintreten. De Riva⸗Aguero eine ausweichende Antwort gab, fo legte ber 
Im Detbr. 1823 In Bouvar's Hand bie hoͤchſte Militairgewalt mit mum⸗ 
, für die Beduͤrfniſſe des Heeres und bes Staates zu forgen; 

r eenannte ihn zum Generakapitae Beſchuͤtzer der Republik und oberften Direc⸗ 
or des Kriegs, mit dem Titel Libertador. Diefe große Auszeichnumg reiste bie Eis 
erſucht einiger — Officiere und Aguero gewann mehr Anhaͤnger; auch 
ud derſelbe den Geuetral San⸗Maruin in Mendoza ein, mit ihm ben Oberbefehl zu 
heilen; allein dieſer verwarf zleich Bolivar fein ganzes Betragen. Bald darauf 
litt Santa» Cruz, ber im Rucken von Laſerna zu weit vorgedrungen war und fein 
Dest zu [ehr vertheilt hatte, mehre Niederlagen von Valbez unb Olaneta am Des 
dero, vorzüglich am 13. unb 15. Gept.; — von einigen ſei⸗ 
—— Eossen mit einsam Theile fi feiner Neiterei. Nun 
og Bolivar bie Truppen, wezu 1800 M. Chileoten im October gefloßen waren, 
heils bei Arica, theils wiſchen Pisco eb Lima enger zufammen; darauf mar 
chirte ex mit dem colemabilchen Heere nach Truxillo, wo ſich Riva» Aguero, von 
Botwar gefchlagen und von feinen Anhängens verlaffen, Ar; Novbr. 1823 auf 
Bnade und Ungnade ergab. — nn Guayaquil in Verwahrung brin- 
zen. Während Dies gefehah, manchte der peruaniſche Congreß am 20. Nov. in Lima 
ine ber nerbanmertlamifchen smb der colombifchen nachgeblidete Werfaffung bes 
annt, - bie jebach, inſoweit Bolivar's Dictatur fortbauerte, noch nicht in Gültigkeit 
reten ſollte. Uebrigens wurde Monate lang nichts Entfcheibenbes vorgemememen, 
veil der Libertador mit aicht mache als 10 12, 000 M. eine Strecke von 4600 
Stemben in einem Lande behaupten mußte, deſſen Bewohner großen Schell den 
Bolembirrn abgeneigt waren. Rafema hatte dagegen In Obernern ain Says fon 


58 











I 





Cübamerit. Bevelution -(Mepattäßdern) PYY 


mesitgueille eben Upneche gureck De ee ER U VAR 
er hg rer * —— 

fhed das Schichfal Saͤdamciidas Die Gehmmbise, von Eutre; Dan ern 
| sehkyet, aiiaupfüind on a ib. 








yon Ayacucho — XRXX 
toga — eine Zeinucphfoͤale mit tan Finnen Be Ense, ‚She Gier grſochten / und tft 
desm-Wrufibiite des Saneralo Antenio Sucre, xrrichtet. Olanecta foren Yhe 
Zehen des knigl. Heereo, sw TODE M., nd behaupiete ſich nch me Zeln 
Log in Oberpern zu Veto unb Drews, ward uber ie I 1625: von Sue 

Ä Bohn u Km beteas alt Für Mouchsturtuniä ine 
Ä ern am 10. Febe. 18255 WBoliver — 2 
Dietatur nicber erde ee der Songreß ihn autrug grof 
Wig ab. Al auf bie Vorſteluung des Congroffes daß die Werfuffung noch we 
fefügefest fei, übemapın er bie Dietatur am 12. Febr 1896 noch auf ein Jahr, 





, Hunger ben 22. Ian. vr gezwungen ımb Die Megisung von Pern, 
| darch ben auı 10. Febr. 1820 verfammmelten Congreß geoebnet war, kehrte Bolt 
, nad) Golenibie Dee ließ damals auf den Libertader eine Denk⸗ 
‚ melge [plagen umb- feine Mid ſduls zu Pferde ſollte in der Hauptſtadt aufg 
| werden/ Allein bie Trerutg ( Obrrpern) von Yern und ber colombifäke 
Ä Einfiuf erregte So entſtand die Mevolutkon om 26 
Jan 4827. (Mer) InI3.1028 ariff Yeru bie Reperbie Wolivia an, 11. ce 
Iteası erklaͤue an den Krieg. Die iſt gegenwaͤrtig Alles proviforiſch. Ec 
ſchein aber⸗ ie. .—_- ‚me 56 i Yu nginh 
von 1;,846,000 Pf. gernacht. Wenn man 
weiß, erg ameriban Stanten —*2 





— — une ne re fentt vun den ante 


Snnele — felt 1085 Belisia (. d), ein nach Olancta ð 
Bollvar colomd Genial Once —— 






MNVraͤſfident ber iepii Oemsol 
Sonv.seeg. Siebente Aufl. Bb. X. 





0% Gihraneril. Revolution ( Mexico) | 
ſchiug fie, wurhe aber amı 16. April 1828 verwundet mb gab baramıf am 18. Int 
fine Entiaffung, indem er den General Sofa Maria Perez be Urbimenge, ben bike 

fer, an die Spitze des Staaterathes und des Miniferiums fee. De 
fer ſich hienauf, un deu Einfall ber Pernaner (4000 DR. unter Gemem 
wurhduntreiben. Die Bortbauer biefee Republik haͤngt von dem Auügange da fin 
ges zwifchen Deru such Colombia ab. 

VU. In Mexico oder Neuſpanien, ber wichtigſten alles ſpan Celmin 
hatte ber Aufruhr anfangs Hof bie inarım weſtlichen Provinzen, beſenden ke 
Königreich Leon, ergriffen. Dans Wolf mar, wie v. Humboldt es fehlibent, ici 
rerweichllcht, bigott und von Prieflern abhängig. Prieſter Haben daher bie Mn 
‚ ten von Merico begonnen und geleitet. Schon 1809 bildete ſich im Rune 
dinands VII, eins Megierung, die ber Junta von Seyilla den Gehorſam uni 
gerte. Der damalige Vicekoͤnig, Iofe Iturnigaray, neigse fich auf bir Exie ie 
Independenten, berief eine Junta und wollte feine Würde nieberiegen, um de M 








sion zu bienen, Allein er warb vom ben Altſpanlern überfallen und ald Barife 
: behandelt. Die Verfolgungen ber Sreifinnigen brachte endlich die Rectie 
voͤllig zum Ausbruch. Ein Pfarrer in der Stadt Dolores, Don Miguel Hitalgı 
4 Caſtillo, ein Mann von großen Talenten und fehr belicht bei den Sabiamen, us 
deren Unterricht er ſich verdient gensacht hatte, entwarf bass Plau zw aim du 
flande, der in ſaͤmmtlichen Provinzen von Neuſpanien deu 1. Tao. 1810 air 
chen folte, Da fein Plan entdeckt wurde, fo griff er ſchon den 14. Sept jahr 
Waffen. Schnell verbreitete ſich die Empoͤrung von dem Sieden Guss 
nach allan Seiten und bald fianden 100,000 M. unter ben Waffen. Ci fr 





ten unter dem Banner der alten Kaiſer von Merico und trugen vor fihled 


Bild der Jungfrau von Guadeloupe. An ihrer Spitze näherte ſich Hafer 
Haupiſtadt Neufpaniens, Mexico, und Alles fchien ihm bie Eroberung dirk 
‚tigen Platzes zu verfprechen, ald er fc; unerwartet zuruͤckzog, weil es ihm en Dal 
und Kriegäbedarf fehlte. Venegas verwarf die von Ihm gemachten Vergeihen 
ſchlaͤge, ſowie die Vorfchläge der Junta vom Sultepec. Darauf bemupte Cala 
der fpan. Heerführer, Hidalgo's Unentſchloſſenheit und wöshigte die Maier 
der Bruͤcke von Calderon zu einer Schlacht in einer Stellung, wo fie ven ie 
Menge keinen Vortheil ziehen konnten. Sie murben völlig geſchlagen, unt.bak 
der durch die Werrätherei eines Infurgentengenerals, Elifenbo, mehft 1500 Dis 
ven den 21. Maͤrz 1811 in Gefangenſchaft gerathen war, ſtarb ben 27. Fuli 18 
zu Chiguaga auf dem Blutgeruͤſte. Die Wevolutien ſchien beendigt; ala v 
graufame Ubermuth der Sieger kannte keins Grenzen. Sie eaten bie Rahi:# 
Kriegs und die Geſetze der Menfchheit mit Küßen, versuifletem bie Gelber, # 
brannten die Dörfer und morbeten viele Tauſende als des Aufruhre ſchu 
Kiochen wurden entweiht, der Priefter Blut vergoffen und Feauen ber Bude 
fpan. Eolbaten preisgegeben. Da entzuͤndete fich von neuem how Aufcuſe I 
Rechtögelehrte Rayon und 4 Priefter, Licenga, Matameres, Iorwi, Air = 
Morelos, fammelten neue Scharen, mit welchen fie den kleinen Krieg ohm Bas": 
gewehr führten. Endlich beivaffnete ber talentvolle Morges SONO N." 
Slinten, die man in mehr als 20 Treffen auf dem Wahlplatze geſamwel 1% 
bemächtigte fidh der Stadt Acapulco und ſchnitt die Verbindyng xpriſchen 
Cruz und Merico ab. Doch auch ex fiel 1815 in die Höhe ber Spena mt 
wurde zu Merico erfchoffen. Daffelbe Schickſal hatte Matamores. Hiexan niP 
Calleja die Stadt Zitiquaro ein, wo eine Junta im Namen Ferbineubt VH ⸗ 
gierte. Er ließ die Stadt vom Grund aus zerfiären. Aber bie Merk 
den Muth nicht. Cie nahmen eine Steig nach Dee 'anbem weg, bib fe 
Ud in dem Meerbufen von Merico weit ben Verein, Staaten 
in Verbindung fehten, wohin fie dan Beusenl Toleho abſchickten. Ver biersel 


* 


ii 


— 


Eüdamerit. Revolution (Bis) asas 


helten fie Waffen und une Officiere; e Beute aut Neu⸗ 
york, ——— und En Die Dienfte bei ihnen. Die —e— der — 
Mexrico leitete jetzt der hohe Congreß zu Purnaran, 40 Meilen von Merico. 
hieraus erließ er ben 28. Juni 1815, im 6. Jahre der .. * 
keit, eine Unabhaͤngigkeitserklaͤrung am alle Nationen und 
för Verfaſſung. Im N. machte der era General Peire —— 
im ©, unternahm der General Bittoria bie Belagerung vom Cordova und 
— Dabdurch warb die Verbindung zwiſchen Mexico und Vera Gruz aufs 
neue unterbrochen, und bie Aufruͤhrer waren im Sept. 1816 Meiſter ber Provin⸗ 
zen Buabalarara, Texat, Matagorda, Puebla u.a. m., ſodaß die koͤnigl. Tpamifche 
Regierung faſt nur auf die Bezirke vom Merico und Wera Gens eingefchräntt war 
Allein der neue Vicekoͤnig D. Juan Apodaca traf fo zweckmaͤßige Anſtalten, daß 
nicht nur bie Hauptpunkte behauptet, ſondern auch bie Aufruͤhrer mehrmals ger - 
ſchlagen wurben. — gewann er durch ein mildet, ausſoͤhnendes Syftem 
das Vertrauen des Volks wieder. Daher gelang es dem General Ferau 1816, 
den Congreß auseinanberzufprengen, wozu bie Uneinigkeiten unter den — 
kanern ſelbſt das Meiſte beitrugen. Endlich erſchien des kͤhne Mina d. J., 
ehemaliger Buerilannführer aus Spanten. In feinem Vaterlande geächtet, F 
er, vor mehren fremden Officieren begleitet, nebſt Kriegebedarf und einer Drucker⸗ 
preffe aus Nordamerika in Mexico an, wo er den 24. April 1817 bei Soto la 
Marina an die Spitze ber Aufrührer trat. Er ſammelte fogleich ein Heer und 
ſchlug die Spanier ben 15. Juni bei Peotilloe, hierauf bei San⸗Felipe, und erließ 
ans 3O. Juni ehren Aufruf an das Volk aus feinem Hauptquartiere von Los Re 
medios, „dem Felde der Ehre von Mexico“. Aber in der Folge wurbe er vom 
Benmal Pascal de Linan hart bebrängt EEE ae 
Conanja werfen. 300 ber Seinigen, baruntee 72 auswärtige Offici⸗ 
Mina gefolgt waren, wurden von den Spanien abgefchnitten > vekboffen. 
Ende Augufis ward Dina ſelbſt aus den feſten Plägen Conanja und San » Gre⸗ 
zorio vertrieben; boch war er noch 600 M. ſtark und wußte durch kaͤhne und 
chnelle Maͤrſche bie ihn von allen Seiten umeingmben fpan. Truppen zu täufchen. 
Enblich ward er den 27. Oct. im Paß von Venadita durch all von dem fpam. 
Dberflen Orrantia mit 25 der Seinigen, worunter bie beiben Herrera, — 
nach Mexrico gebracht und daſelbſt am 13. Nov. 1817 erſchoſſen. Zu feinem 
zluͤcke trug vorzüglich die vom Vicekoͤnig Apobaca erklaͤrte allgemeine Ammeſtie po 
* von den meiſten Haͤuptern ber einzelnen Provinzen angenommen wurde. 
Dex einzige Pater Torres fegte ben Kampf fort und erhielt einige Vortheile 1. 3. 
1818. Mehre Provingen erzichteten hierauf unabhängige Regierungen unter den 
Anführer von Guerillas, welche dieſes große Land durchſtreiften, wo bie Hinder⸗ 
riffe der Verbindung, der Mangel an Heerſtraßen, bie Natur des Bodens und bie 
en den Untechalt bes Truppen un die Unterwerfung ber Einmwoß- 
Einzelne Corps, bie ber Vicekoͤnig dahin entfandte, um u. 


roͤßern Staͤdte behaupten; Dagegen herrſchte im Innern des Landes, in ben Pro⸗ 

inzen Wallabolid, alarara, Guanaxuato, und Cohahuela hie 

Inarchie des Aufruhrs Bandenfuͤhrer warden von ber niedern Gei 

velche aus renen beſtand, thaͤtig z es fehlte ihnen bloß 

Waffen und an einem Oberhaupte, bas ben 

eitete. Erſt im Anfange bes J. 1821 verſuchte es ein mericanjſcher Officier, Don 

doſo e , ber bie ber Banden des Ben. Long in der Pro⸗ 
ben Titel eines Generallieutenants des Heers von 

Mexico angenommen hatte, eine oberſte Junta in Teras gu — allein er 








886 Suͤdamerik. Revolution (Mexico) 
fand In biefer Erbe, 300 fpan. Meilen von der Hauptſtadt entfernt, Eine Hl 
quellen. Da flelite ſich unerwartet, faft vor den Thoren von Mexico, im Fk. 
1821 em O bes koͤnigl. Heeres, D. Auguflin a (. d), aß 
Spitze des A des. Dieſer Officher, der vergebens von dem Wicekänig ein 
Berbeflerinig des politifchen Zuſtandes für Neufpanien verlangt Hatte, führe ka 
Resiment nach Iguala zu den Banden des Guerreiro und Guad alupe⸗LVit⸗ 
toria, wo ſich ein anbrer ſpan Wefchlähaber, Savaleri, mit ihm veriake 
Er ward zum Oberbefehlshaber der Mericaner ernannt und "machte am 24. Ik. 
bekaunt, daß Meufpanien, unabhängig von dem Mutterlande, nad einer vene 
Cortes bes Landes zu entwerfenden, befchräntt monarchiſchen Verfaffung, vet 
einen Kaifer von Mexico regiert ſein, und Serbinand VIL, ober flatt befimcan 
Infanten, der in Merico refibite, als Kaifer anerfennen wolle. Dir Viccic 
— Graf von Venadito, und alle Behoͤrden der Hauptflabt verwarfen {u 
bibe’s Vorſchlaͤge; allein die Truppen, welche gegen bie Aufruͤhrer ind Feld zuge, 
konnten Nichts ausrichten, weil das Volk in den Provinzen ſich für die Sage ie 
Unabhängigkeit bewaffnete, Iturbide aber ein entſcheidendes Treffen zu derucan 
waßte. Die Spanier mußten ſich in die feften Piäge einfchleßen, und Ftuhir 
war ſchon im Mai Meifter ber Provinzen Guanaxuato, Puebla, Aatcaa m 
Medyoacan, defim Hauptflabt, Valladolid, ihm feine Thore öffnete." Am 
auch die Provinz Vera Eruz im Juni befreit, und Merico dadurch ven ben Std 
ten, bie fpan. Beſatzung hatten, abgefchwitten worben war, fo fegten bie Opa 
bes ſpau. Heeres den Vicekoͤnig Apobaca ale untauglich ab und ernannten an ea 
Seelle den General Don Franc. Novelle. Dieſer konnte aber ebenſo wenig je 
Aufftand unterräden; die Verwirrung warb vielmehr noch größer, alt da um 
König Ferdinand VIE. zum Generalcapitain von Reufpanien ernannte Benliet 
D’Donsiu aus Spanien in Wera Erz, das eben von ben Inſurgenten u 
fin war, ankam. D’Denoju fah, daß die Sache ber 


fiegte und daß bie koͤnigl. Macht ſich kaum noch in den Städten Meyico, * 


CEruz, Acapulco und Pirotes behaupten konnte. Er — ——— 
Vergleiche, den er am 24. Aug. 1821 zu Cordo va mit Iturbide ya 


brachte, in weichen er des mericanifchen Kelbheren Erklaͤrung hr | 


nahm umb bie Unabhängigkeit des Kaiſerthums Merico unter Fordinend VE de 


einem Infanten des Eönigl. Hauſes vorläufig —5 —— fi 


Junta, zu been Mitglied O’Donoju ernannt wurde, den Staat vegieran. Al 
Movella — fich, Merico zu raͤumen, noch weniger legte er ex feine Eike 
Generalcapitain mieber; O' Donoju, antwortete er, habe fich durch feine Brin 
gung mit den Mebellen feiner Vollmacht unwauͤrbdig gemacht. Jndeß — = 
ein, baß alle Widerſtand vergeblich, wars denn der kiuge Iturblde vermied 
Entfcjeitumg bed Kampfes durch Waffen, während er ſeinen Anh ang — 
vergeoͤßerte und feihft die Einwohner der Haupiſtabt für ſich gerwwann. Reel 


mußte daher am 27. Sept. einen Waffenſtiuſtand eingehen, Birch weinen, # 
gm freien Abzug der Befagung, die nach Spanien ee en | 


ergab, wo Iturbide, an der Spitzze ber Baiferl. Armee, welche ch auch 
ger bee 3 Grundlagen (Trigerantiayber neuen Berfaſſung nasnte, von den Je 


der Einwohner begreift, triumphirend Hierauf fogte er die oberſte Fau 






ein, weiche den Bertrag von Gorbuss beſchwor mb ſofort eine Regareſchaft raum 
Se en aa un a are mr 
— an Aa — — 8. Der, ν 
unta ganz na em en. es Unzufriebenhet, 
———— Als man nun erfuhr, daß bie Genies in Madrid am lem 
dem Vertrag vom Corbova verworfen hätten, fo verlangu ein Veu der Jedi 





. Gübomeri. Revolution (Merle) BST 


— annehmen; dagegen erklaͤrte ſich die Provinz Gua⸗ 
emala fuͤr die Errichtung einer Republik; eine dritte Partei endlich, die aus den 
Inzufriebenen beſtand, wollte fich von dem Mutterlande nicht trennen. 

Unterbeffen hatte ſich auch Vera Eruz (26. Oct. 1821) ergeben, bie Bes 
agung aber mit Ihrem Befehlshaber Davila in bie uneinnehmbare Citabelle Sans 
Juan d’Udon zuruͤckgezogen, welche ben Hafen und die Stadt beherrſcht, daher 
ie Einwohner monatlich zu Ihrem Unterhalte 16,000 Dollars beizutragen ſich 





mußten. Bis auf biefes Schloß, das erſt durch Hunger be 


verbindlich machen 

wungen den 22. Nov. 1825 fid) ergab, war ganz Mexico unabhängig; allein ber 
Bürgerkrieg hatte das Land veroͤbet und den Bergbau amterbrochen, fobaß bie Eins 
Unfte des Staats, die ehemals über 20 Mit. Piafter jährlich beteugen, auf die 
hälfte gefallen waren, und die Münze, welche fonft 28 Mill. jährlich ausprägte, 
m J. 1820 mr 8 Mil. und 1821 kaum 4 MIN. in Umlauf fegen Eonnte. Das 
Metaligeld verſchwand immer mehr, und es fehlte zulegt an den Mitteln, um das . 
aiſerl. —— befolden. In dieſer Verlegenheit oͤffnete der Praͤſident Iturbide 
m As 182 alle Häfen des Reiche, das durch Acapulco mit ber Weſt⸗ und 
‚uch Wera Ernz mit der Oſtwelt in Verbindung fleht, dem fremden Handel gegen 
25 Proc. Abgaben. Seitdem trat auch bie — — Handelsgeſell⸗ 
chaft zu Elberfeld mit Mexico in unmittelbaren Berkehr. *) 

Am 28. Febr. 1822 warb ber von Iturbide berufene mericanifche Congreß, 
we aus 191 von 242 Departements gewählten Abgeordneten beſtand, in ber 
Hauptſtadt eröffnet. Er beſchloß, wenn Bein Prinz aus dem koͤnigl. ſpauiſchen 
Par die mericanifche Kaiſerkrone annähme, fie einem Eingeborenen zu geben. 

Rur Guatemala, wo fich ein befonberer Congreß ben 1. März verfanmelte, und 
ie Halbinfel Yucatan mit Campeſche, bern Regierung in der Stadt Merida ih⸗ 
en Bis hat, wollten ſich an das Kaiſerthum Merico nicht anfchließen. Dagegen _ 
ward in dem ‚Deere von Mexico bie Partei Sturbide’6 immer mächtiger; die Garbe 
def ihn am 17. Maĩ zum Kaiſer aus; aller Widerſpruch einzelner Mitglieder bes 
Longreſſes gegen feine Erhebung verſtummte vor dem Befchrei bes Pöhels, und 
en 20. Mai 1822 ward Iturbide von 67 Mitgliedern des Congreſſes, der nur 
och 82 Abgeordnete zählte, unter dem Namen Don Auguflin I. zum erblichen 
Kaiſer von Mexico erwählt, worauf er den 21. Mai den Eib auf das vom Com 
iveffe gu — Verfaſſungsgeſetz ablegte, bis dahin aber bie ſpan. Conſti⸗ 
ution ber Cortes zu befolgen verſprach. Doch bald erhob ſich eine ſtarke Gegen⸗ 
partei. Mehre Mitglieder, bie mit rn Kalſerwahl unzufrieden waren, hatten ſchon 
vorher ben Congreß verlaſſen, bie Mitglieber der Regentſchaft aber, Fagoaga, 
Orbegaſo und Odoardo die Flucht ergriffen. Jetzt zogen fich auch viele alte Of - 
üciere in die Provinzen zuruͤck, wo General Bittoria gegen das Kaiferthum aufs 
eſtanden war. Iturbide fuchte fich durch Strenge zu und Löfte den 
Songeeß auf, veiste aber dadurch nur zu wieberholten Verſchwoͤrungen; als num 

fein Zug zur Unterwerfung ber Republik Guatemala gänzlich mißgiäckte und 

ver größte Theil des zur Belagerung bes .. Junan be Ulloa beſtimmten 
—* in bie Hände des republikaniſchen Generals Guabalupe⸗Vittoria ges 
fallen war, fo griff der Aufſtand immer weiter um fich. D. Zain 6 
hald von allen Huͤlfsquellen entblößt; gezwungene Anleihen vermehrten nur 
ffentlichen Umwillen, und bie Truppen verließen bie kaiſerl. Fahne, als 8 * 

mehr beſoldet werben konnten. Don allen Seiten bedraͤugt, legte endlich D 
* nachden die Häupter des republikaniſchen —— ihm Sir 
heit zugeſagt hatten, ben 19. Dil 182 1823 feine Würde nieber und zog fich ins Pri⸗ 


‚men. „1819 fig die gefanmte Ginfihe an Koerg auf mehe die 82 Mil und 
eno 104 ° 
je geſamnite ——2 beinahe 44 Fr Ylafer, ua: E 





838 Skdamerit. Revolution (Suatemala) 


vekleden zuruͤck. Nun warb eine republikantſche Regierung elugeſetzt And ber us: 
geloͤſte Congreß wieder zuſammenberufen; dem geweſenen Katfer aber beteiligen 
die Cortes am 9. April auf Lebenszeit ein Jahegeld von 25,000 Plaſtem unb fe 
ner Witwe 8000 P., umter ber Bedingung, bafl ee ſich niit ſ Zirmrklie much I 
Ken begäbe. Am 11. Mai 1823 ſchiffte ſich Iturbide mit den Seirigen a N 
tigua bei Vera Ernz nad Livorno ein. Mexieco marb nun von elirer Megentfärh 
regiert, welche aus dem Marſchall Bravo, dem General Negretto (beide Gerein 
umd aus dem Generai Bittoela, einem Xitfpanler, befand. ie forte Ge 
greß entwarf hierauf dad Verfaſſungsgeſez vom 16. Dec. 1823, wär m 
allen Provinzlaltegierungen angenommen wurde. Auch wälrte und verdeke 
von General Guadalupe⸗Bittoria, eins bee erſten Häupter des Ar ‚d 
der Mepublit. Yturbide's piögfiches Auftreten 1824 edit ak 
deffen Hinrichtung ben 19. Juli 1824. Am 5. Oct. erlleß ber Voice 
einen Bericht an das Bott über f. bisherige Verwaltung, und am 29. Dec. 182 
erklärte der Congreß feine Sitzung für gefchloffen. Im Iutt 1825 ſchloß fd ad 
die Provinz Chiapa an die Union von Berico an. (Bgl. Merico.) Wk Ma 
ans neuen Nachrichten hinzu, daß biefer Bundesſtaat aus 29 Provinzen, 36 
bieten (Obercafifornis, Untercalifornia und die Indtanerlänber) deflcht. Des 
kuͤnfte beliefen fich 1827 nur auf 774. MIR. Bibn. , Die Ausgaben naf26,7360% 
mb die Schuld auf 133,708,000 Gidn. Innere Unruhen 1827 fire 
fpanffche Intereſſe durch einen Mönch erregt, hatten die Hinrichtung bes Auf 
ters und bie Vertreibung Tämmtlicher geborenen Spanier, welche jedech ifr Be 
mögen mitnahmen, zur Folge. Im Aug. 1828 wurden bie Generele Drew 
Barragan, nebft etwa 50 Ihrer Mitverſchworenen, nad) Lima geſchafft, u nf 
Inſel Chiloe beportiet zu werden. Diefe Unruhen und die Störung des hut 
hatten m. A. auch die Unterbrechung der Zinszahlungen an England weni 
Indeß kam 1828 der Abſchluß eines Handels vertrags mit Frantrei ui 
Line genane ſtatiſtiſche Beſchreibung enthaͤlt des brit. Ge wen 
(von 1825—27), 9.9. Ward, „Mexico in 1827" (Lkondon 1828, 2! 
VI. Guatemala (f. Mittelamerika) Der am 5. Mai 
eröffnete Congreß der Union (ein Senat von 12 ımb eine Bepeifärtantalimen 
von 42 Mitgliedern) beftgt die gefeggehende Macht; ein Prüfen (DA 
Sofe de Arca), auf 3 Jahre ernannt, ſteht am dee Spitze der vollgehenden 6 
wait. Er ernennt 3 Miniſter und hat einen vom Bolke ernamıten Wirwalnt 
rath zur Seite. Die kath. Religion IR Stantsreigien. Dem m 
alten Einfluß genommen. Auch hier hat dee Staat ſchon an 
(1,828, 971. Pf. &t.) gemacht. Nach dem Budget betrugen bie Ausgaben 6 
das 3. 1825 879,568 Piafler. Die fiehenden Treppen find mit ber Dura 
milk nicht über 15,000 DR. ſtatk. Nach dem Colonifationdgeſet vom Tan. 18H 
bekommen Frembe auf Anfırhen das voWe Birgerrecht. Jeder Mufiibin chi 
4000 LIR. Land und iſt 20 Jahre abgabenfrei Skladen toreden durch da kr 
teitt auf das Gebiet der Republik fer. Nach den neueſten Nachrichten vect 
ſich der Anbau ber Cochenllieſtauden (ſonſt nur in der merlean. Provich Dem 
vorhanden) außerordeutlich Ans dem Erirage ber Goldnitmen wurden über 100 
Mark Goides ausgentängt. Die Regierung unterhandett gegeutsaͤctig mt Dit 
und mit Rorbameritanern über den Aetienplan eines Canalbaurd/ € 
ben atlantiſchen umd-den ſtillen, durch den Rkcaraguaſer verbiaten fot.*) CH 
1827 wird Miefe Nepublte durch innere Paurttiung gerefittet, wich 2828 Ina = 
blutiger Bürgerkrieg zwiſchen den Prouhemn Guatemala und S⸗Galoabet wei 


*) Auch die mexicaniſche Regierung befchäftigt fich mit De a | 
EN dur) den Iſthmus ei ers i —* die colomin e inch u 


mus von Darien. 








GSaͤbamerlk. Revolution 8% | 


So hat Spanien ſeine amerikaniſchen Colonben bis.auf Euba, Portorice und‘ 
einige kleine Inſeln, wo bie Menge reicher Capitallſten und Sklavenbeſttzer, die 
Mehrzahl jedem Aufſtande abgeneigt macht, gänzlich verloren; das ſpan. Domin⸗ 
go Hat der Praͤffdent Boyer mit ber Republik ve (ſ. d.) vereinigt; bie beiden 
Florldas aber find von Berbinand VII. durch den zu Wafhington am 22. Gebr. 
1819 abgefchloffenen Wertrag an die Werein. Staaten abgetreten worden. Aber 

felbſt Havanna und Portorico find durch kuͤhne Verſuche, bie Fahne der Unabhäns 


| ——— — mehrmals in Gefahr gekommen. Was jedoch dem 
Handel am meiften 


amd im Golf von Mexico veribt wird. Die Verein. Staaten fahen fi daher 
genoͤthigt, (dom im Dec. 1817 die von den merican. Aufruͤhrern unter, bee Com⸗ 


modore Aury befegte floridifche Inſel Amelia, wo bie Seeraͤuber fichere 


— — | — — 


— — — — — — — — — —— —— — —— — — — 


Buchten 
fanden, in Beſitz zunehmen, und die brit. Megierumg ſandte 1822, nachbem ihr 
von ben Cortes eine Summe von 80 Mill. Realen als Entfchädigung für ben Vers 
laſt, den die Seeräuber unter ſpan. — ung aa gi 
bewilligt worden war, Kriegeſchiffe narh bee Havanna, um bie Seeraͤuber in ben 
dortigen Gewaͤſſeen gu vertligen. — rei —* 
dis ſpantſch⸗ amerttauiſchen Republiben anerkannt, Portugal ausgenommen, wel⸗ 
ches von Rio⸗Janeiro aus mit Buenos⸗Ayres und Chile Verbindungen anknuͤpfu 
Die Versin. Staaten aber haben ſeit 1822 von ben neuen Republiken 
—— und dahin abgeſchickt. F hatte England ſchen in New. 1817 


1825 an —— Ba Felge und in demfelben Faber einen 
und mit 


rkannt Monopol⸗ 
—— und bis bee ———————⏑—— 


Was die Goſchichte ber Revoluckon in Beafillen aulaugt, fo unfair 
anf re — beaſiliſchen Portugiefen haben nämlich die monar ⸗ 


| geregt 
De — Bang og abgenoͤchigt. Daburch IAt hr neues Kaiſerreich 
von dem wpublitantficten ſpan. Aucika —— — 
den Baudel mit aigen der neuen Freifiaeten in einige — ‚Berfer 
tote jet onen: Befanmmuebiict auf biefe menen-Eitanten, fo-finb bie muften barwater 
— etwa die Plata⸗Union und Merico ausgenommen — in ihrem Imern noch 
weit von dem Ziele politifch bürgerlicher Ausbildung entfernt. Die jungen Re⸗ 
gierungen find zu wenig befeſtigt In austodrtige ‚Hnbot pa fehe veeiidelt mb mie 


we Becbamertk. Revolution 

um ſrtih⸗ bela ſlet (do 7 zemen Staaten haben in: England zukmmn 
—— Pf. St. geliehen, die fie jaͤhrlich mit 1,231,614 Pf. St. wine 
Soden), ala daß ſie ſobald Die Hinderniſſe Aberwinden koͤnnten, welche ed sıfhure, 
on bie Stelle der verderblichen Herrſchaft, bie man zerſtoͤrt hat, etwes bauch 
Sutes aufzubauen. An vielen Otten uͤberttifft das Neue nicht nur micht hab An 
fanbern ſeht ihm ſogar oft nach. Wenn man die Nachrichten glarcbwurdiger He 
ſenden vargleicht, fo iſt das Gruuduͤbel jemer Linder: Mangel an. Beudileung is 


gafirent, un Die Idee das Wahren lebt in mıehr als einem beifen Kopfunbiank 
au diner aninmlichen Bruſt. Möge baber ber regere, mit Großbritaumien u im 
Verein. Citantan bereits eingeleitete Valkerverkehr auf die innere Anshiltung ie 
aungen ametikaniſchen Staaten wehlthätig zuruͤkwirken! 

‚Über die Geſchichte der ſaͤdamerik. Mevointim vgl. mon das „Expes u 
the Prinoe Regent of England by Mr. W. Walten‘' (Lond. 1816); bie Aral 
‚ von Blanco White im Journal „El Espaüol‘; bie „Historia de la revaluk 

de Mexico, por el Dr. D. Jose Guerra" ; die „Histerioal sketeh ef ter 
volatien ef the United Previnces of South-America, written by Ds. 6r- 
grrie Funes, and appended to his History rg Paragey ui 
Tarmman; ferner des Repraͤſentanten Slay treffliche Rede im Congufen > 
ſhington 1818 (f. b. Som. „Amerila”, Det. 1818, Nr. 5 fg.); bie „One 
af kbe revolution in Spanish America, by a South-Ameriean”, ber biskla 
—— war (Lond. 1817); den —— gefäjäpftn Bei: 
‚„‚Memoirs ofthe mexican revolution, inelading a narrative of theumt 
tion of General Xav. Mina’ (Philad. 1820, von Robinſon); bie — 
‚Billaud Varennes, eerits au Port-au-Prince, en 1818, avec un pw k 
Jinsurrectien americaine par M. (2 Thle., Paris 1821); des Genetau Raa 

„Memoiren über den Freiheitskrieg in Buenos· Ayres, Chile und Peru“ nt 
Revekstionen von Suͤdamerika und Morlco ſeit ben Entdeckungen ber Epasier Hi 
auf bir neueſte Zeit‘, von Dufey (a. d. Franz., mit Zuſ. umb Foriſ. von Pike 
Jimenau 1827). Außerdem enthalten gute Beltröge Gefidcleugh’s „Trerdai 
Senuth-Ameriea etc.’ (Bond. 1825, über. in Weimar); W. ——** 
tretais des Lords Cochrane, Vie redmiral von Chile) „An hĩietorieal and ducx 
maxtative ‘of 20 years residence in South-Amerioa“ (Bond. 1826, 3 Bi 
enthäit eine Geſchichte · der Revolution und Beifen durch Chile, Pern, Arm m 
Colombia (beutfcy Meimar); „Voy. au Chile, au Peruu et au Mexique pol 
Ies sonden 1820, 1824 et 1822”; par le oagit. B. Hall, efle, delanu® 
„Toys enirepkispar ordre du goavernem. angl (2VBde, we. Chart.). Died. Ka 
DeB engl. Originals exfchien zur London 1826. Ferner: Maria Brchum’s „Aue 
Inka nesidense in Chile, during the yoar 1822", md „A vey. :fren Ude 
Brazil in 1823" (£onb. 1824, &., ein geiffreiches Sittengembihe sokt ayijahe 
Wacheidzten über bie Zasaktie Camera und bie Bevsintion); Hachifont ah 
veße-Befejveib. deu von ihm in d. 3. 182% fg. nach Brafilien, Ehiie, Yard 
‚don Sandieiepiufein umtrnenimenen Reifen (Zend. 1825); Granbſuee Meet 
008 Paraguar‘', mit C Einkit. von Aler. v. Humboldt, vom d. J. 333 
Cap. .&. S. Cochraue's „Travels in Colombia in eg 
Pradt's „Vraiaystöme de l’Europe velativement & PAmcrinus or dia Erbe‘ 
(Wars 1826); ferne die oben bei Golembin angeführten. Gchrifinr. — Dr 
arit vrebinde man bie, neue, nach den voſten Hätfänmittein (VBraſitien un achbe 
Hichen Decumenten) beüebeitete Charte von Ghbameerlän, welche bie beiben ebd 
fen Üeerben in Dxafiben, Dr u. Opie und Dr. v. Binctiut, no Mi 





üben Säbpolarländer m 


hen 1826, geſt. von Beig) heranusgeg. haben: ————— 
ee Art, welche im Deufetn erh erſchienen find. Eine anziehende — 
kun. bes fi 

Spanien findet mean im „Quarteriy review”, Nr. XXXIV, ©. 37 
8 Pradt in ſeiner Schrift: „L’Europe — le eongrès d’Aix-la-Cha- 
pelle”’, heilt die Meinung auf, Amerika ſei für Spanien verloren, Frankreich 
helfe baher feine Colonien daſelbſt aufgeben und bie Sache ber Independenten 
unterſtuͤten, m, mit ihnen verbunden, bie britiſche Seemacht zu fihrzen, — 
Amerikas Handel anfichziehe; allein dieſer Gedanke iſt nicht ausführbar, wen 
Nordamerika und England, nebſt Braſilien, ſchon factiſch den — des ſpaniſch⸗ 
merikaniſchen Handels unter ſich getheilt haben; Frankreichs Colonien aber, nach 
inem liberalen Syftem regiert, die Cultur —— —⏑ —— 
uiſſen ficherer bei ſich aufnehmen und weiter verbreiten koͤnnen, als wenn Eine 
n ben Zuſtand ber Gefeglofigkeit unter wilden Negern geriethen. Es wäre 
Ingtüd für Curopa, wenn diefes alle Colonien verloͤre; allein es wird fie * 
en, wenn es an Spaniens Beiſpiel lernt, wie es a regieren fol. 

Süden, f. Mittagspunft. _ 

Südermannland, f. Schweden. 

Sudeten, ein — der, wie aus dem Ptolemaͤus erhellt, ſchon 
von Akten bekannt war; in ber Nähe deffeiben unb cn ber Obereibs wohnten bie 
DHermunburen. Dan: Degreift unter den Sudeten das fer >, Rieſen⸗, Blazer 
mb das maͤhriſche Gebirge, wodurch es mit ben oberungarifchen Karpathen in Ver⸗ 
a ( a Der höchfte Gipfel deſſelben, die Schnees 
oppe, ift 4949 parifer Fuß Über der Meeresflaͤche erhaben. Die Kiefer kommt 
zier fort bis in einee Höhe von 3700 Fuß; Hafer und Roggen werden bis zu 3250 


gebaut. 

"Sübindien, f. Aufiralien. 

Südländer, im weitern Verſtande, alle Länder und Inſeln ber Suͤdfee 
ſ. Auſtralien); im engen Sinne bie Länber von Südeuropa. 

Süpdlicht oder Auftralfchein, eine dem Nordlicht (f. d.) ähnliche 
Sefeheinung in den Südlänbern. Die Seefahrer unter Cook beobachteten baffelbe 
uerft 1773 zwiſchen dem 58. und 60.° ©. B. mehre Tage hinter einander. (Vgl. 
her Reinh. Gorfter, „Bemerkungen auf meiner Reife um bie Welt”, Berl. 1783.) 

line (‚„‚Saggio sopra la histor. nat. del Chili‘, 1782) nahm fie wahr auf ben 
— von Chile. Kaſtner (vgl. die 6. Aufl. von Gren's „Naturlehre“, Halle 
1820) ſtellt Suͤb⸗ und Nordſchein als die ben magnetlſchen Exrbpolun periobifch ent⸗ 
trahlende Erdelektricitaͤt dar. Dem ruff. Eapit. Bellinghaufen, der 1820 bis 
394 °&. B. vordrang, zeigte es ſich plögtich am füblichen Himmel unter der Ges 
talt einer weißen beisglichen ober fliegenden Säule; in feinem ſchnellen Gchuffen 
nefaltet es die ſchoͤnſten Karben des Regenbogens, es erleuchtet ben Horizont und 
erſchwindet ſchnell, um unter taufenb andern Geflaiten, welche dieſes Farbenſpiel 
ostfegen, wieder zu erfcheinen. 

Sidpolarländer, Bruchſtuͤcke eines in ber Urzeit untergegangenen, 
‚ber die Erſtlinge einer aus ber juͤngſten Periode ber Bildung unfers Exrbballs her⸗ 
vorgegangen Ländermafle. Das Sübpolarmeer hab unterſucht 1)-Eoof, 
er ſich dem Suͤdpole bis zum 60° näherte. (&. Sandwichlanb.) 3) Der 
uſſ. Capit. Bellinghauſen, der im J. 1819 an einer Stelle bis zum 70° vordrang. 
3) Der beit. Capitain Sam. Weddel bis zum 74°15°. 4) Gap. Freycinet(f.d.). 
)) Im 3. 1828 fegelte Capit. Foſter aus England mit dem Gchiffe Chautieleer 
‚ach dem Suͤdpol, um bafelbft die Pendelunterſuchungen zur Feſtſtellung ber Ges 
kalt deu Exde fortzufegen. Außerdem haben im 19. Jahrh. vorzüglich norbamerik. 
daſchelottfaͤnger und Robbenſchlaͤger von ber —SE die dann nach China 


Me Suͤdſee -Süfee (ſtilles Meer) 


auch nach ben Saudwichinſeln Hanbel treiben, dat a N 

demfelben liegen: 1) Ren» ober Südgeorgien (f. d.), emtbedt von Leite 

1675. 2) Sandwichland (f.d.), entdeckt von Cook 1775, vor kurjen ei 
genau unterflscht von dem ruſſiſchen Capitain Bellinghartfen, bee auf feiner Eu: 

—— 1819 fand, daß Sandwichland aus Heinen gerfchnittenen Iaklıhe 

ſteht. An den Kuͤſten gibt es Wallfiſche, Penguine u. a. Seevögel. Belinge 

lagern ar vulfantfhe Infel, die er — de — 

) nannte. Schneenebel und ſchwimmende Cökiefe 


Ehren bes ef Seewiniſters 
bis 300 Fuß ber die Oberfläche des Meeres erhoben tımd Gtkieme malhen dä 
gefͤhrlich Das Saͤdlicht (f.b.) allein blickt freundlich anf biefed Grab derkin 
bigen Natur. Neuſuͤbſhetlaund (f. b.), entdeckt 1819. 4) Alerentıl 
and Peter J., die beiden füblichflen Linder, die man bicher entdeckt dat Guy 
Bellinghmufen, der weiter ald frühere Seefahrer gegen ben Suͤbpol vorgebrm 
iſt, entbeckte diefe von Eismaſſen umlagerten Linder am 11. Fan. 1624, me 
94 Br. Sie beitehen aus einer Inſel, die er Peter L, und aus cine Küh, 
die er Alexandet I. naunte. 5) Die Auſtralorkaden. Dieſe Inſein gehen 
zu den neueſten Entdeckungen am Sübpole, welche der beit. Capitain Jon ei 
dei von 1822— 24, mit der Brigg Janud ımb dem Kutter Beaufoh gemade he 
Er fah zuerſt am 27. Dec. 1822, und unterfudgte jene vor tem fo benanta * 
feniorfadın (60° 45° ©. 9. und 332° 29° WE. 2.), bas inefrrschtberke mb 4 
ſchreckendſte Land, das man — denken kann. Einzelne Berggipfel — vielniht 
Dies eines verſunkenen Landes — erheben ſich bis in die Wolken; es ſind Unphiz 
mit Spuren einer vulkauiſchen Zerflörung. Cap. Weddel ſegelte hietauf ur ii 
Gap ber Infel Sandwichland, ließ unter 68° eine Eismaſſe von tue 
im Umfange hinter ſich und erreichte am 20. Febr. 1823 unter WE’ 
Länge die hohe Breite von 74° 15” (alfo weiter als Bellinghauſen). — 
4 in einem offenen Meere, das er, Meer Georgs IV." nannte, | 
inſeln. Die Magnetnadel wich unter dieſer Breite beträchtlich ab. Am 7 
ging er auf Suͤdgeorgien vor Anker, wo er das Phaͤromen einer mınfhude 
wegimg an einen Berge beobachtete ; im Spaͤtjahre befuchte er den Andipie 
Saͤdſhetland, hierauf die Infeln des Feuerlandes, teaf am 7. Jet tun 
land ein und machte feine merkwuͤrdige Reife bekannt. „Voy. towardstkeid 
Pole ete." (mit Charten, Zonben 1825; beutfe Weimar 8627.) MM 

Südfee, f. Zuyderſee. 

Suͤbſee, ſtilles Meer, ober der große Ocean, iſt der feit 1764 me 
Briten planmäßig unterfuchte Ocean, der ſich 2800 Seemelten weit | 
bis Mantia) zwifchen ben Oſtkuͤſten von Aften und den Weſtkaͤſten von Fa 
ansbreitet. Gegen Norden verengert fi das ſtille Meer allmaͤlig bis ze Gib 
Anlian (CTooks⸗ oder Beringsſtraße), durch weiche es mit dem noͤrdl. Eiramp 
ſammenhaͤngt. Gegen S. ſtoͤßt es feiner ganzen Länge nach an das ſuͤdl me 








Außer einigen. aftatifchen und amerikaniſchen — | 
lien. Man theilt es in 1) die Nordſee, bis zum e des Krebfet, its 
aͤnderli doch vorherrſchendem Weſt: Theile deffelben find ber mit 


(de Arkhipelagus, dab ochozMifche ober tungufifche rer, dab japantice Am m 
der Meerbuſen von Kerea; 2) —— ober das rigenttlich füitle Men, mi 


bocko biß sum füdl. Eiömeere, hat wieder veränberkiihe Winde, unter malen Di 
Weſtwinde vorherrſchen, und enthält nur wenige Inſeln GooPE Begitie, Is 
*) Beide Schiffe waren von britifchen Kaufleuten uch. worden, um «il 
ben Robbenfjlag auszuziehen. Den Kutter befehligte . Brisbane: Ä 





Saͤdſeelaader · Sueur (Euflahel) - 848 


Seecapitain Burney, bat eine Geſchichte ber dteiſen In das file Reer Die 1704 
eben (5 The., Lond. 1817). (Bol. Srnfenkern) 

Sndfeeländer, f. Auftralten. 

Suetonius (Cajus Tranquillus), aus einer romiſchen — 
entſproſſen, lebte um 70 — 121 n. Chr. und wibmete ſich der Rhetorik and 
Srammatik. Als Rhetor führte er auch gerichtliche Proceffe umd geichnete fich aus 
Dusch die Vermittehmg feines Beſchuͤtzers Punius erhielt S. das Tribrmat und 
zas Necht ber 3 Kinder (Jas trium liberorum), ungeachtet er in einer Einbertofen 
khe lebte. Diele Briefe d. j. Plinius enthatten außerdem noch manche 
en ber herzlichſten Freuudfchaft, weiche auf den moralifchen Werth dei G. das 
rünftigfte Licht werfen. Mad) dem Tode ſeines Freundes und Goͤnners wach er bei 
em Kaifer Hadrian Beheimfchreiber (magister epistolarum). Doch verkor er 
eſe Seelle, da er, nach dem Ausdruck des Spartianus im, Leben bed Hadrian“, 
er Kaiſerin Sabina, gegen Habrlan’s Witten, zu vlel Vertraulichkeit beroiefen 
yatte. Er zog ſich nun indie Einſamkeit nrkieb und wendete wahrfcheintich dieſe 
Muße zur Ausarbeitung f. hiftorifchen Werke an, zu welchen er als Seerekair des 
Ratfer® bie beften Materialien zu ſammein Gelegenheit gehabt hatte. Wir beſitzen 
roch von ihm die Lebenkbeſchreibung der 12 erften Imperatoren von Julins Edfar 
m bis auf Domittanus. Sie enthalten eine große Menge der anziehendſten und 
ehrrrich ſten Nachrichten aus ber Geſchichte dieſer Kaiſer und geben fehr oft, wem 
Me andre Schriftſteller uns verlaffen, die wichtigſten Auffchläffe. Zugleich tragen 
Aeſe Erkältungen größtentheils das deutliche Gepräge der Wahrheit; auch ſtim⸗ 
an fie mit den beiährtefien Hiftoritern der damaligen Zeit, die wir befigen, über 
in. Dusch kein andres Werk des Alterthums werben wie fo genau mit jenen merk⸗ 
viredigen Perfonen belannt,\ als durch diefe Biographien. Alles, was ihr Geſchlecht, 
hre Älter, Ihre Geburt und Ingendbildung, ihr oͤffentliches und härsliches Leben, 
hren Charakter, ihre Sitten und Gewohnheiten, ja felbft ihr Äußeres beteifft, iſi 
nit befriedigender Ausführlichkeit in einfach klarer und ungelünftelter Schreibart 
argeftee. ©. ſteht zwifchen der oft ermuͤdenden Weitſchweifigkeit und phlloſophi⸗ 
chen Eoere des Plutarch und ber trockenen Kürze des Aurelius Wictor in bee Mitte, 
ut iſt für ims ein goldener Schriftſteller. Er ſtellt ums einzelne Züge ans dem 
Beben ber Katfer, ihr Benehmen und Handeln In jedem einzelnen Falle bar, ohne 
ic) fiteng an bie Zeitorbnung zu binden. Plutarch führt uns durch das ganze Les 
ven feiner Helden. Die beiden andern Werke, welche ſ. Namen tragen, nämlich das 
Buch von berühmten Rednern und bie Auszüge aus der Schrift von ben Dichten, 
ind heiße nicht vonftändtg, cheils ımbedeutend. Die beſten Ausg. des S.find bie 
on Pitifens (eur. 1714, 2 Thle., 4.), von Burmann (Amft. 1736, 2 Thle., 
k.), bon Ondendorp (Lepden 1751, 2 Thle.), von Wolf (2pz. 1802, 4 Thle., 
nit Safaubonus’s Anm.) ımd von Baumgarten: Cruflus Epz. 1815 fg., 3 an . 
Sehe brauchbar iſt auch die Bearbeitung für Schulen von Bremi (Zürich 1806 
velche viete facherflärende Bemerkungen enthält. In das Deutfche find Me 1 
debensbeſchreibungen von Oſtertag überfegt worden (Frkf. a. M. 1788 — Be 
2 Fat} Doch verdiente der wadere ©. wol eine — und ausgearbei⸗ 

afebung. D. Soͤltl aus Mänchen hat über die Quellen der Biogra⸗ 
* ©.% einen keitiſchen Verfuch 1825 in Goͤttingen gefchuieben. Kl. 
Sneur Ar le), ein on franz. Halter, geb. 1617 mu —* 
Be daſ. 1658, ſtubirte unter Simon Vouet, den er bald durch bie 

tet führer Talmte übertraf. Diefer gelehrte Kuͤnſtler verlleß ſein Vaterland ar, 
und bach gegen feine Werke in Hirfteht auf Zeichnung von einem feinen, nach den 
größten ital. Meiſtern und ber Antike gebildeten. Dur) Muͤhe und 
Nachbenten gelangte ex, von ſeinem vorzüglichen Genie unterflügt, zu einer hohen 
Stufe als Kimſtler, und er würde in dieſer Hinficht vollkommen geworben fein, 








844 Sum (ii) Sunueven 


weym ex den Pinfel ber venetianiſchen Schule, und wenn feine Sarbengebungmg 
Kraft und Wahrheit gehabt Hätte. Im feinen Darflelungen berefcht eine ehe Ei 
fachheit und jenes Prachtvone, welches Rafael⸗ Gemälde fofe ſeht auszeichnet, Orn 
Ideen ; feln Auodruck beivunberhökohrbig umb — 


tm 
contraſtitt. x malte mit ungermeiner Beichtigkeit, und man bemerkt in feinen 
felſtrichen eine eigenthuͤmliche Freiheit und Friſche. Seine Gewaͤnder befondas 
nit großer Kanſt gezeichnet. Dabei beſaß ©. jene — — 
Charakters und *5* re — den men nn 
en Werch ge Seine vorzüglichften Arbeiten finb zu Paris 
—— j mit herrlichen Gemälden er welche aber man 
diſchen Menſ⸗ —— GSie ſtellen in 22 Schilberumgen, be 
ai rer eg das Leben des heil. Bruno vor, und ber Klnflia ha 
3 Jahre lang baran gearbeitet. Dan bewundert darin befonbers ben Cchkumen 
des Heiligen ; feine Weigerung , die Biſchofswuͤrde anzumehmen, die Perdigbe 
- Anuonitns Kaymımd md den Tod bed Bruno in bern Einöben Galaseient Du 
Beten des heil. Brumo iſt von Chauvan in Kupfer ae een 
graphlirt (Par. 1822 — 23): Auch wird ein anders Bemälbe von ©. fehe grfälk 
welches eben jenen er... darſtellt, wie er fuͤr ſich und —— Gefährten eh 
5 bei Grenoble, und bie Zellen, wort fie der Welt gänzlüchneg‘ 
fen fol, baum laͤßt. Die Anordnung iſt edel und einfach, bie Creme 





heit. Paulus, wie er zu Ephefuß predigt; es un. Rufen mp 
auch die Meſſe bes heil. Martinu.a. Die Gemätbe, —— 
el Lambert a find durch die Erfindung und die Feinheit ber Yeah 
merkwürdig. Die ſchoͤne aus 19 Stüden befichende Reihe von Gemituitie 
kannt u. d. N. des Cabinets zus Saton’s der Liebe. Es warheit 
tes Wert. Er flarb 38 J. alt 
Sueur (Year Francois le), ein berühmter franz. Componiſt. E wer 
1763 zu Paris geb., früh in der Tonkunſt u. a. Wiffenfchaften unterdidet u 
erhielt, obgleich er nicht — war, ken Jade jung die Gapelimetfiniiien 
mehren Kirchen in Dijon, Paris und en Metropolltankliche deſci 
Hier machte er ſich bald durch mehre Delle und om bekaunt; dan sche 
Ruhm erwarben — aber feine theatraliſch⸗ muſikaliſchen Arbeiten, wozu in le 
Freund Sachint die erſte Anleitung gab. Seine Opern: „Paul et Virgu⸗ 
„Telemaque”, „La caverne‘ u. a. wurden mit dem größten Weifaß aufgene 
men; wegen ber zweiten warb ex öffentlich In einer Sihung des Lycenns (17% 
bervergerufen, ımb ihm der Kranz der Erkenntlichkeit dargereicht. Naqher mei 
er zu einem ber 5 Adminiſtratoren des Gonfervatorlums erıtammt, durch Kobalt 
1803 von feiner Stelle entfernt; Napoleon licß jedoch feine Enge unstenfungen sa 
machte ihn an Paeflello's Stelle zum Gapellmeifte. Rachher wurde et Dies 
tendant der Muſit des Königs. Unter feinen neueſten Opem zeichnen 8 „er 
Barden" vorzüglich aus, in weichen bie Harfenchöre eine — 
machen. Ele trugen In der Meinung des Publikums ben ir en 
„Veſbalin“ davon. Auch bat er am und Orateorien co 
Eueven nannte man vor der & ——— ae 
be verbunbener Volkerſchaften, Die * —— The a 
die Hermunduren, Semmonen, Longebarden, Angeln, Vandalen, B 
Bingier und Heruler waren bie bedeutendſten derſelben, oder boch die, 
am meiſten dekannt getworben find. Sie wohnten aufangs 
a a Near men un MEER TFT 


entf Lauhe brindhee, 


Medar und Open. Ihren Namen follen fie, wie Tactınd.fagt, von dem hl 


Sur; Suffragium 844 


Haare, welches fie, als Nationalkennzeichen, in einen Zopf ober Schweif gebun⸗ 
den trugen, erhalten haben. Sie ſcheinen einige beſondere Religiondeeremoni 
zehabt zu haben; uͤbrigens waren ihre Sitten und Verfaſſung denen ber andern 
yeutfchen Voͤlker ähnlich, Bei der großem Völkerwanderung alngen Summen, mit 
Alanen und Vandalen vereint, nach Ballien, brangen im J. 209 Über bie Pyre⸗ 
den in Spanien ein, und theilten mit ben Dandalen die Provinzen Galichen unb 
Altcaſtillen. Nachdem bie Vandalen nach Afrika übergegangen waren , bereiteten 
ich die Sueven weiter aus, felbft bie in da® heutige Portugal. Ihre Eroberung: 
ut verwidelte fie in Kriege mit den Roͤmern und Weſtgothen; fie wurden von 
yen letztern im J. 586 völlig uͤberwunden, und von ber Zeit an ver ‚she 
Reich und feibft ihr Name aus der fpanifchen Geſchichte. Die in Deutſchland zus 
ͤckgebliebenen Sueven erfchienen im 5. Jahrh. u. d. N. Schwaben, mit den Kies 
nannen verbunden, zwiſchen dem Oberrhein und dem Main, um den Nedar, bie 
Donay und den Lech. Ste find die Stanmvaͤter ber heutigen Schwaben. Vom 
3. Jahrh. am flanden fie unter der Oberherrſchaft ber fraͤnkiſchen Könige, amd wur⸗ 
ven durch Derzoge zegiert. Ihr Land war in verfchiebene Gaue (pagi) eingetheilt, 
yeren Benermungen zum Theil noch jetzt übrig find, erſtreckte fich aber weiter, als 
‚er ehemalige ſchwaͤbiſche Kreis. | ES 

Suez, eine Heine, ſchlechtgebaute, aber beruͤhmte Stadt in Ägypten, auf 
ver gleichnamigen Landenge, welche, zwiſchen bem mittellänbifchen und rothen 
Meere, Afien und Afrika verbindet und an einem Meerbuſen, welches der noͤrd⸗ 
ichfte des eothen Meers ifl, war vormals eine reiche Hanbelsfladt und die Nieder⸗ 
age inbifcher und eliropaͤlſcher Waaren. Sept hat ſie nur noch 580 Einw. und 
ft in Gefahr, ganz zu veröden. Won bier auß treiben bie Türken einigen Handel 
ach Mekka und nach dem füdlichern Mocha, um Gaffee zu holen. Die Spitze bed 
Meerbuſens, am welchem fie liegt, ift aber fo feicht, daB man bei niedrigem Stande 
ed Waſſers ohne Gefahr burchwaten kann. ihre Lage in einer bürren, unfrucht⸗ 
yaren, wafferleeren Fläche, aus Kalkfels, mit Sand, Kies, Korallenbruchſtuͤcken 
mb Muſchelwerk uͤberſchuͤttet, iſt hoͤchſt umguͤnſtig. Es gibt hier Nichts als wenig. 
enießbare Fiſche. Seit 1538 wurden in Suez bie meiften Schiffe zur Fahrt auf 
vera arabiſchen Meerbuſen gezimmert, obgleich alles Holz und Eifen auf Kamee⸗ 
en hierher geführt werben mußte. Jetzt hat auch dies aufgehört. 1798 drang Bo⸗ 
raparte aus Agppten über die Landenge von Suez nach Syrien vor; auch lan⸗ 
yete bier 1799 der beit. Gen. Baird von Indien her mit 10,000 Seapops, um 
ie Landung der Engländer in Ägypten gegen bie Franzoſen zu unterflügen. 

Suffeten, f. Carthago. 

Suffragan heißt jedes zu Sitz und Stimme (suffragium) berechtigte Mit» 
ieh eines Collegiums von Geiftlichen, fei es eine Synode von Biſchoͤfen water 
mem Erzbiſchof, ober von Pfarren unter einem Biſchof, ober ein Orbenacopitel 
mter einem Provincial, ober ein Gonvent unter einem Abt; vorzugkweiſe jeboch wird 
ver einem Erzbiſchofe amtengeorbmete Biſchof deſſen Suffragan genannt. 

Suffragium, die Stimme, welche Jemand bei Isgend einer vorzumeh⸗ 
neuden Abfiimmung zu geben das Mecht hat, ‚hieß befonber® zu Rom ein Vor⸗ 
echt, das jebem roͤmiſchen Bürger in ben Comitien bei Einfuͤhrung ober Abſchaf⸗ 
ung eines Geſetzes, bei Beſetzung eines Amtes, oder fonft in ähnlichen Angelsgen- 
yeiten,:zufland. Die Bluger yerfammelten fi, bei einem folchen Falle auf dem 
Mardfelde, und jeder ging zu feiner Genturie, welche num nach der Reihe ſich in 
ver dazu beftimmten Ping, Ovile genannt, verfügte. Gleich bei bem Eingange 
yazıı befamben fich Kleine Brücken, auf welchem gewiſſe Leute (diribitores) ihnen 
Taͤfelchen zum Stimmen austheilten, und zwar, wen ein Geſetz eingefährt wer⸗ 
ven follte, 2 Taͤfelchen, eins mit dem Buchſtaben U. R. (Uti rogas, dem Antrage 
zemaͤß), hab andre mit dem Nuchſtaben A. (Antiquo, id) laſſe es beim Alten); oder, 





BR Cuggefiufingm > Cuhm(üiihieihr.n) | 


wenn ed ein zur befopenbes Amt betzaf, fo viel Taͤfelchen, als Wahlcandidalen ka 
vorhanden waren, um ben Namen besienigen, ben man dazu haben weilte, te: 
auf zu ſchreiben. &o wurden nun bie Stimmen gefansmelt, und nach ber Di 
— SIEH, der dann volle Kraft und Wirkung hatte. 
ug ——— heißen in der Rechtsſprache ſolche Fragen det 8 
—— welche die Thatſachen, welche der Beſcagte angehen ki 
—— m fe Mob — daß fie zunnelten die Benni 


kraſt bed fies 

Suhl, eine ber anfehnlichften @itäöte der gefürfteten Geafſchaft Hemde; 
in Franken gehört jett zu bean erfurter Resierumpäbesict bee preuf, Yin 
fen. Sie liegt an dee Suͤdweſtfeite des Thuͤringerwaldes, in einem vematige 
Thale, am Fluͤßchen Lauter, iſt offen und zum Theil am flellen Abhaͤngen ade 


Jahch. entdeckt werben. Graf Wilhelm VII. von Henneberg en 
einige ſtaͤdtiſche Vorrechte, und 1527 völlige Ötadtgerechtfame. Die Seht 
00% H. und 5300 €. Gie hat die Nechte einee Bergſtade, und ol8 fedra 
* — Außerdan ite 
ein t, eine Superintenbentur, — — 
— *—2— Hauptnahrungs;zweige der Einw. find die Eiſen⸗ und Car 
fabrication und Barchentmanufactur. Die Gewehrfabrik erhielt [chen 16m 
Srafen Ernſt Georg von Henneberg die erſte Imung. Es ar | 
hammer, 6 Rohrſchmieden und 22 Bohr» und Schleifmählen. Die Votxde 
hiefigen Getrochne find befannt. Jedes Gewehr geht bis zur Vollendung Ru 
burch bie Hände, und wird vor dem Verkauf von einer Deputation geprüft. Ihe 
bem fertigt man noch eine Menge Eifenwanren, bie zum hell als [Amar 
Waare wg — z. B. Pulverproben, Lademaße, 12 
fen und Marderfallen, Zuckerſchneiber, —* 
Ka —— , Gaffee- und Gewürzmühlen Feuerzeuge von verfühhet 
(öffer, Leuchter, Schnallen, en, Degen: mbH 
— arte Petfchafte, chirurgiſche Inſtrumente u. ſ. * Das Eiſen uud 
| re Blauöfen rn und im —— — Don dem vr 
my sun lich über 7000 Etur. verarbeitet. Die Barchentwehrine 
im 17. Jahrh. biecher gebracht. 1806 zählte man 380 ein und 300% 
fellen, welche mit dem hierher arbeitenden Dorfmeiſtern 64,000 Stud Barchen 
ferten. Mehre Kaufleute treiben bamit anfehnlichen Handel. om ber min 





Domberge hat man eine ſchoͤne Ausſicht. 
Subm (Uleidh Friebeich v.), Euefächf. — geb. ben 20. Kir 
Dresden 1691, befannt als Staatemann um vertrauten Freund Feisbuict 


Sein Vater war Burghard v. S. ſaͤchſ. — und Gefanbdter ia eb 
reich. Der Sohn ſtudirte in Genf, warb nachher von feinem Water in Peck⸗ 
Stantögefchäften gebildet unb kam 1720 als kurſaͤchſ. Geſandter an den bel 
Hof, wo er mit vielem Beifall bis 1730 blieb , ſich die Freundſchaft dd Su 
Da a nee Be eines hohen Bande erwarb und mit der 
—* dee Entfernung einen philoſophiſchen Belefwechſel unterhiet, bar mul 
— T.: „Corres denoe famıiljöre et amfoale de Fridich D 
aveo U. F. de ebenb.. 20) 6 





Buhm (eier Ariebr. v.) Sulloten Pa 


Suhm (Peter Friedrich v.), daͤniſcher KAmmerherr unb Hiftoriograph zu 
Ropenbagen, geb. 1728, Philoſoph, Dichter und Gefcyichtfchreiber, erhielt von 
einem Water, dem bänifchen Admiral Ulr. Siebe. ©,, eine gute Erziehung, bes 
chäftigte ſich vornehmlich mit roͤm. und griech. Philologie und bildete ſſch befonbers 
uf der Uniperſſtaͤt zu Kopenhagen aus. Da ex aber an gerichtlichen Befchäftiguns 
jen Beinen Gefallen fand, fo folgte er feiner Nelgung zu ben Wiffenfchaften, ging 
1751 nach Noexwegen und wohnte bis 1765 in Drontheim. Darauf Fehrte er nad) 
Ropenhagen zuräd und Iebte hier unter den nüglichften literarifchen Befchäftiguns 
ven, im Genuß des außgebreitetfien Ruhms, bis an feinen Tod 1798. ©. war 
n mandyes Dinficht die Zierbe feines Zeitalters und feines Waterlaubes, Sowol 
uͤr das leſende als has gelehrte Publicum lieferte er [hägbare Werke. Er befaf 
in geofied Bermögen, welches er auf die meigennügigfte Weife zur Unterflügung 
jelebrter Perfonen und Anflalten verwendete, vnd verband hiermit bie liebenömür- 
igſten menſchlichen Tugenden. Als Kritiker und Dhilofopb burdh feine morali⸗ 
chen und gemeinnuͤtzigen Abhandlungen, als Dichter durch feine norbiſchen Idyl⸗ 
en und Erzaͤhlungen, als claffifcher Gefchichtfchreiber feines Baterlandes hat en ſich 
inen unvergaͤnglichen Ruhm erworben. Auf feine Bibliothek, welche mehr als 
100,000 Be. betrug, vertoenbete ex jährlich 5000 Thle.; bie Wengrößeeung ber - 
Bibliochefjimmmer allein koſtete ihm 20,000 Thle. Er hielt Bibliothekare, öffnete 
aͤglich Die Gibliothek für Jedermann und gab große Summen für Gopiiten und 
Handſchriften und zur Unterſtuͤzung armer Studenten aus. Durch bie große Zeus 
rsbrunſt in Kopenhagen von 17795 verlor er 2 Werke, die er auf feine Koflen hatte 
rucken laffen, ben 8. Thl. feiner „Seripterum rerum Daniae medii aevi” und 
en 7, Bd. feiner daͤniſchen Hiſtorie. Seine Bibliothek überlieh er 1796 für eine 
deibreute von 3000 Thin. der koͤnigl. Bibliothek. Mehre feiner Werke find ins 
Deutfche überfegt. Zu ven wichtigfien berfelben, und fire nordiſche Geſchichte Über: 
yaupk, gehören bie „Keitifche Gefchichte von Dänemark zu ben Zeiten ber Hei⸗ 
en’, bie „Wefchichte ber norbifchen Voͤlkerwanderung“ bad Werk uͤber ben 
nulpeung * Voͤlker im Allgemeinen, und uͤber den Urſprung der nordiſchen 

er u. ſ. w. 

Suidas, sin griech. Grammatiker, der nach Einigen im 14. Jahrh., nach 
Undsen, noch im LO. Jahrh. blühte. Er fchrieb ein Realwoͤrterbuch, vorziglich 
zeogr. und hiſtor. Inhalts, das, wiewol nicht burchaus genau, boch von Wichtig⸗ 
teit iſt, da es Vieies enthält, was man anderwärts vergebens fuchen würbe. Die 
fie Ausg. iſt von Küfter (Cambridge 1705, 3 Bde., $ol.). 

Sulioten, ein gemifchter, amasutifch = bellenifcher Volksſtanum. Sie re⸗ 
ve theils die aenautifche, theils die romaniſche Sprache, und follen im 17. Jahrh. 
entſtanden fein, als arnautifche und helleniſche Hirten fich im kaſſiopeiſchen Gebirge 
anfiebeften und bie Eleine Feſte Suli, in deren Nähe der Acheron fich in einen 
Abgrund herabflüngt, zu ihrem Vereinigungsſchutzorte wählten. In bes wilden, 
durch Berge non ber übrigen Exbe gefchiedenen, Thale bes Acheron bauten fie & 
Dörfer. In der neuen Zeit bevoͤlkerten fie über 70 Dörfer. Sie bekennen ſich 
sur griech. Kirche. Sulis Werfaffung war republikaniſch. Alte Gebräuche waren 
ihre Geſctze. Nach Voutier find die Sulioten von mittler Größe, mager, aber nes 
vig. Sie find außerordentliche Fußgänger. Unter allen Eigenfchaften des Kriegers 
ſchaͤtzen fie am hoͤchſten Ausdauer und Lift, Tapferkeit aber nur als etwas Gewoͤhn⸗ 
liches. Frauen, bie Muth bewiefen haben, genießen Auszeichnungen. In Lies 
berm ward. bie ſchoͤne Chaĩdo gefeiert. Das tapfere Berguolk ver Sulloten iſt ſtand⸗ 
baft md treu. Die Geſchichte bes L2jährigen Kampfes dieſer Steinen Republik 
mit dem mächtigen Ali Paſcha von Janina hat ben Meiz eines Romans. Als ber 
Tyorann von Eypirus fie endlich 1803 mehr zur Verzweiflung gebracht als befiegt 
hatte, verließen fie ihe Vaterland und bienten unter ben Truppen ber verſchiedenen 





346 Sulkowoki (Sefchlecht) E Sulkowski (Anton, Fuͤrſt v.) 
Kühe die ioniſchen Inſeln befaßen. IS —— 







fen. Dem Hunger preis — uͤbergaben fie bi auf den 
—————— Peg; umge fe Gert. 1822 ben Tarken, Gen 
Prionet, und I000 Sulioten wurben auf gt. Schiffen nerch 
Die Übrigen zerſtreuten fich im Gebirge. Ber jängere · Narkes ‚CR 
des genannten, kaͤmpfte feitbem mit ſeinen tapfer ertoffen iur den Edimuite 
Hellenen, ve e Mifietungbi, und ſtarb am 20. Aug. 18328 bil Saul 
f. Griehenanf anh) ben Rob bes Helden im Angeſichte 
Som argeneme 











wurde von dem Briten Bentham an Kinbeoftaet 
Noto Botſarks leitete 1825 bie Bertcheldigung 
ebenſo tapfer als giͤcktich — Mg. be Derchites (Fiilttaiehefs 

geſchrieb. „Geſchichte von Suli ımb Parga⸗ (Dened. 4815: 

2 Bbe.; von Gherarbint ins Kal. überf. zu Malland, und engt., Bender iii: 
ferner reden „Chants populaires de la Gr&oe moderne” (Paris 18: 
W. v. Luͤdemann, „Der Sullotenkrieg, uebſt den darauf begäg!. Welkägefiger 
(Beipg. 1825); auch Etow’s „‚Bernätde bes osbmaniſchen Reichs“, — 
„Hist, de la régénorat. de ia Ordce‘' (4& Bbe.). 

Sulkowski. Diefes poluiſche Geſchlecht theilte ſich in 2 Linker * 
aitere führte den gräfl. Titel und iſt erloſchen. Die jimgere weuube in der hae 
ee... Alerauder Joſeph 1754 in den deutfchen Meichöfheftenfiuni wide, 

a een —— ern 338* 
er hatten nur achkommen, | 
beſtht — dr 



















onaparte gab einem Fort von Kaieo ben 
Sullowsti (Anton, “re —— Gensnaiiinuts uf Dir 
Ren geb. im Eiffein er Dec. 1785, cuhteit ſ. wilienfehufeidie be 
in Warſchau, B und Goͤttingen — — 
ereichtete, een Obriſten deo 1. Infanteeisenghunnd 
ches ber Fuͤrſt ſelbſt organifirte. De 28. Febr: 1007 nahen Bde Brei do 












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et hatte, nicht nach Frankreich zu gehen, um hierin dem 

en Wunſche zu genägen, legte fogleich [rin Commando 
weiches Napoleon daun bem General v. gab. ©. kehrto mit 
Eelaubaiß Napoloons auf f. Gaͤter und daun mach Warſchau zuruͤck. Gpäter, 
bei dem Wiedaraufleben der poin. Armee im neuen Koͤnigreiche Polen, war Firrſt 
v. ©. Ditgled des Kriegscomitoe und endlich erfler Generaladjutant ber poin. 
Armee bein Kaifer Alexauder. Zu Anfang 1818 erhielt er auf wiederholtes An⸗ 
fischen: f. Entlaffung aus dem Kriegedienſte und lebt feit diefer Zeit auf f. Beſitun⸗ 


gen ia Voſen. 

Bulle (Buchs Goeneliud), oter Sylla, roͤmiſcher Dictator, aus bem al⸗ 
tem edela, aber geſunkenen Geſchlechte ber Cornelier, geb. zu Rom nach Erbanuumng 
der Be. 607. Er hatte eine gute Erziehung gehabt, war aber hoͤchſt ausfchiweis 

Wein Weiber. Dich feine, 


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gewaͤhlten Koͤnig Ariebar⸗ 





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bem wo er ſowol als Maris eingeine Hoei Ichhüge, 
gelang es ihm, den enge ee engeren 
Zapferkeit faſt gänzlich zu überfibgetn. Namentlich erftürmte ex bas fefle Layc he 
Samnit⸗er, eroberte Ihre Feſtung Borianum, wo fich ihte Ratianav⸗ 
befand, und beenbigte ben Krieg glädlih. Dies war fein nehmen 
body gend = fh, daß bas Stick mehr Antheil an f. Sagen gehabt gehaht habs 
f. Klugheit und f. 9. Er mechts fich deßhalb auch gern ben gihdädest, 
(Sulla Fels) nam hören. * 580. Che, warb ihm pm Beiohuung Dad Snkee 
und bei Verlooſung bee Probingen, Ken, — — 
—— ber einen großen Theil Gebechenlands ‚unter [eine Brust 

bracht hatte, zu Theil. Eee 

“ nachdem Buͤtgerblut gefloffen war und ©. an ber Spite des ibm * 


F 


MNom eingenommen und einen Preis auf den Kopf des gefluͤchteten 


hatte, konnte er nach Griechenland uͤbergehen. Daß Gluͤck blieb Lean 
getoogen: ex vertrieb feinen Bogner aus Eurepe, folgte ihm in dos Hun ſu⸗ 
Staaten nach Aften, war uͤberall ſiegreich, und bewilligte ihm endlich, ach 
gender, unguͤnſtiger Nachrichten aus. Itallen. an Sa ln 


hatte die Nachricht von f. nahen den iger ab won 5* 
biſſen gefolterten Marius aufs Krankenlager geworfen und. ſchon in 
Tagen feines 7. Conſulats ben erſchoͤpften Greis getöbtet; abex bie Hocria lic 
Partei, Cinna und Carbo, — ſich fortwaͤhrend als Bebinter dab Cun 
©. übergab jegt den Obsrehefehl in Afien ben Parena umb eilte mit ANMR 
nach Italien. Er landete zu Buunbefkum (jetzt Beinbiff) ‚med In (Gunıpanin ke 
den ſich mehre feiner gleichfalls aus Mom verbaungen Freumde bei ihm ca Je 
deſſen waren ſ. Gegner ihm an Zahl weit uͤberlegen; aber S. nm ie 
— nicht bloß zu den Waffen, feine Zuflucht. In wie Be SO | 
ihm befchligte; wie bald zu dem, anfang fafl allein ſtehenden, ©. 

— (namentlich der — ** ſo — gewordene Eneint —* 
Mannfchaft und zu ihm uͤbergingen; wie er jetzt im offemen Selhe be 
Muth, ——— m en obpuflegen * 


+ 


2 ; der - 
Sein erſtes Pro war, daß er 6 — 7000 Rriegbgefangene in dem Eis? 
Rom umbringen ließ, obgleich er ihnen bad Beben verfprocen hatte. Der Omi 
war in bem au ben ben Eircuo befindlichen Tempel ber Bellong porfammmeit, ud 
die Senatoren über das Jauergeſchrei deu Gitexhenben evſchrabn, az &.5P 
Blütig: „‚Achtet * darauf, verfammmelte Suter! Ge Pin * 
bellen, bie auf meinen Befehl beſtraft werben. Rom mb Ä 
lien6 touzben mit hen en gräftihften Mordſcenen erfüle, wobei ſich Don Sa | 








Calls ss 
durch Graufamkeit auigeldmete. Nachbecia nun ©. feine RNachgler inhb Wräufdm- 
keit durch die Ermerdimg ober Proferiplfon *) von vielen Taufruden befriedigt 
hatte; nachdem et namentlich te Sanmium alfe Städte bis: auf 3 hatte nieder⸗ 
rrißen und die ganze Bevblfetung von Are bem letzten Zafluchtsort des jim⸗ 
gern Marius, an einen Ort zuſammentreiben und nledermetzeln laſſen, hielt er zu 
Rom einen fo glaͤrzenden Treuwph, wie noch Peiner finttghfunden hatte, 
nahm den Beinamen Felix (drr Gluͤckcichey an md ließ fich auf undeffimmte Zeit 
zum Dietator ernennen (81 v. Ehr.), Rum hereſchs⸗ 5 raͤnkt, widerrief 
alle Geſttze und gab nette, traf andre Erwrichtun ner 
ſhaffee das Tabumat ab, frkte IOO Attter um nen Sktaven der 
Gräcktiten zum Wolle, gab ihnen das Bäsgertscht im namntr fie nach ſich Corno⸗ 
lier. Nach einigen Jahren erneuerte et den Keleben mit dem Mihridates, den fein 
— geſtoͤrt hatte, und legte zum Erſtaunen Aller (79) feine Dictatur 

der, wobel er ſich fo gleichmuͤthig, ats ud ſ. Hereſchaft eine Kettenreihe von Ger 
hier und Gnade geweſen wäre, erbot, von allen· ſ. Handlimgen Rechenſchaft 
abzulegen, ebgiekh er über 100,000 Menſchen, unter denen 90° un, 2 
Bonfulnsen und 3600 Bitter waren, hatte hiarlichten laffen. Darauf bega 
fich wach Prteofi auf fein Landgut, wo er füch den ſchaͤndlichſten Ausſchwei = 
ergab unb 70 v. Chr. an einer ſchrecklichen Krankheit flach. **) — Bon Natur ein 
fchmeicheinb und uͤberredend, ſuchte ©. in feiner Jugend allen Menſchen zu gefallen. 
Er war beſchelden, wenn er von Mich ſelbſt ſprach, und verſchwenderiſch Lobes⸗ 
erhebungen, ſelbſt mit dem Gelbe, gegen Anbre. Mit dem gemeinen Soldaten war 
re vertraullch, nahm ihre Sitten an, trank mit ihnen, machte ſich uͤber Ik e luſtig und 
dukdete das Gleiche von ihnen. Außer der Tiſchzeit war ee ernſt, thaͤtig, wachſam 
and konnte ſelbſt gegen bie Teilnehmer ſeiner —— fih auf bie uner⸗ 
orſchlichſte Weife verſtellen. Wahefagem, Stern⸗ und Traumdeutern ſchenkte er 
zroßen Glauben. Nach Cicero war er vollendeter Reiſter in ber Wolluſt, ber Hab⸗ 
ucht md Grauſfankeit. Doch Herr über ſich ſelbſt, wußte ex ſich den Wolluͤſten zu 
— wenn es ſ. Nuhm galt. Als Krieger wurde ee von Keinem uͤbertroffen, 
u zugleich war er ehr großer Staatemann; fürchterlich in ſ. Drohungen, aber 
reu inf. Verheifungen ; ebenfo unesbittlich als ohne Zorn und Mitleid. Ex opferte 
Iies, ſelbſt f. Freunde, dem Auſchen ber Geſetze auf, bie er gab und nicht befolgte, 
md er zwang ſ. Mitbuͤrger, beffer zu fein ale er ſelbſt. Sterbend befahl er, auf 
ei GSrabmal zu Treiben: daß niemals Jemand ihm in dein Guten, maß er fels 
tere Beetmben, und Im bern Beſen, was er feinen Feinden ertoiefen, geglichen habe. 
Snilly Maximillan v. Bethume, Baron v. Roeny, Herzog v.), Bl 
on —** und erſter Minifter Heinrichs IV., einer der vortrefflichſten Maͤn⸗ 
er, die jemals das Ruder eines Staats fürn. Er wurde 1559 zu Rosny aus 
iner ſehr alten und dornehmen Familie geb. und in der reformirten Religion erzo⸗ 
en. Als er 113. alt war, ſtallte ſ. Vater ihn der Königin von Navarra und beren 
Bob, bem Kronprinyen Heinrich vor, mit dem er gleichen Unterricht gefloß. Um 
Seudien fortzufetzen, folgte er 1572 dem Peingen nad) Paris, wo ihn während 
er graͤßlichen Biuchochzeit der Vorſteher ded Golleglums von Bourgogne 3 Tage 
2 verborgen hielt und fo vom Mode rettete. Im Dienſte des jungen Königs von 
davarra zeichnete er ſich bei mehren Geſechten durch eine an Verwegenheit gren- 
*) Sula hat bie — — der Erfinder dieſer Art Strafrache zu fein, 
'e nur allzu häufige Nachahmung gefunden hat. Sr haben in unferer Sprache kein 
Zort, um Bee a. beftimmt Sy ee fagt nicht ganz n. Name 
5, crintionen war duvrchaus willkaͤrlich; in 
—Eã immer noch etwas Geſetliches anzeigt, 
*+) Durch ein inneres Geſchwuͤr (eine Folge feiner Ausfchweifungen) gin g fein Fleiſch 
—* über. Ungeziefer, in Übermaß erzeugt, daß die kraͤftigſten kt fie nicht 
rtifgen konnten, wuchſen aus feinem Körper hervor und verzehrten —8 
54 


; / 
852 | Sully 


zuuhe Tapferleit aus. In ber Folge leiſtete ex bei verſchledenen Belogerungen Id: 
nem Könige wichtige Dienſte und hatte Antheil an deſſen Siege bei Jory (1590, 
wo er verwundet murde. Go tapfer er im Felde wor, ebenſo gefchoͤckt war es au 
Unterhaͤndler, und ward deßhalb 1583 nach Parts geſchickt, zum die Abſcchien de 
De moin 1586 ſchloß ex für Heinrich ein einen Vertrag msit den Eder 
zern über ein Huͤlftheer von 20,008 M., und 1890 unterhanbelte a a Gm; 
wegen bes Vermaͤhlung feine® Herrn malt Rearia o, Mebic. Us die Kinn 
ſabeth von England 1603 geflerben war, ging Roony —— 
und gewann den König Jakob I fike Heinrichs Anfihten. So arefe Werk 
blieben nicht unbelohnt: Roeny wurhe 1594 Stastöfecretair, 16596 Digi ui 
Finanzconſeils, 1597 und 16598 Obesauffeher der Finanzen, 16014 Grofwch« 
bex Artillerie und 1602 Bomeesmeur bee Baflie; zugleich echielt er Die. sta 


en. Er ſuchee don Raͤnberbanden, w — | 


gerlichen Kriege ſich uͤber Fraukreich verbreitet hatten, auf das kraͤftigſte zu um, 
und brachte als Finanzwiniſter eine ſe — daß a 
bi 35 MU. geeigneten eine Staatsoſchuld von 200 Mill. tilgu u 


legte. Uneumäber arbeitſam, genoß er erſt Abenda, wenn am 


kn reden — in einem kleinen Cirkel bad Bergnuͤgen der Befeüfet 
And Rat ar (ea Die Hoflsitte toarem wenig mit Ihre gfeheden, Fr 
906 „Megatio'' (bie Berneinung), mb verfüdnrten, dei 
det Won ger nie Aber feine Lippen komme. Heinrich ee 
mehr. Eiftig widerſetzte fich Rosny altem Bebriidlungen, weiche bie Brepen ſich ge 
gen das Volk zu Schulden kommen ließen. Selbſt die Geliebte Helarice IV, 
Fraͤulein v. Entragues, nachherige Marquiſe v. Wernenil, erhielt von ihm anf ann 
Antrag dieſer Art, ben fie machte, eine abſchlaͤgige Antwort. „Die Urſache bei 
Verfalls der Monarchien“, ſagt S. in ſ. Meémaires“, ‚Anh bie Abeibenm 
Steuern, vorzuͤglich der Alleinhandel mit dem Getreide, bie Vernachlaͤffigon we 
Handlung, der Gewerbe, des Banhbaues, bes Khnfle uud ‚Danbinerke, m 
Bahl von Beamten und hie Koſten bisfer Ämter, die außerordemaliche Gewalr De 
ver, welche ſie bekleiden, die Koften,, bie Langſamkeit und Unbilligkeit der Buck 
pflege, der Müßiggang und die Verſchwendung und was dahin gehoͤrt, die Ach 
ſchweifungen und das Sittenverderbniß, Die Werwirxungen in ben Verhataiſe 
Veränderungen in den Münzen, bie unklugen und ungsschhten Kriege, bie De 
potie ber Regenten, ihre blinbe — an ame an gewifle Perſenen, ie Wer 
theile su Gunſten gewiſſar Stände und Gewerbe, die Habfucht dee Miriſter ut 
Ginftiinge, bie Verachtung und. Qucuͤckſetzung der —— die Dudemg leb⸗ 
ter Gewohnheiten und die übertretung garten Gefetze, Sting bir 
keit an gleichgüktige aber fchädliche Gebraͤuche, die Dep terwirtneher SBerceb 
nungen und umnäges ——— Des Ackerbau, been eifrig befchägte, ſchia 
ihm diefe Aufmunterung mehr als bie Künfie bet Lupus zu serdirhen.. Die — 
ſollten nach ſ. Anſicht nur bie geringere Anzahl des Welke — XCV 
tete, daß der Reiz bes. mit dieſen Gewerben verbundenen Gewinnß bie — 
ſehr auf Koſten det Laudes bevoͤlklern und allmaͤtig die Nation entrrerven machte 
„Dieſe figende Lehendart“, ſagte er von den Zeuchmenufeactuven, „kann Leine gut 
Soldaten machen. Frankreich iſt nicht zu ſolchen Taͤndeleen gerigmet‘. Deikail 
wollte er auch durchaus alle Luruswaaren mit Auflagen belegen. Dos Kaͤnig us 
nicht immer mit ihm gleicher Meinung, erkannte ahre bad) |. Verdienſte voͤllig an. 
Als Rosny von ſ. Geſandtſchaft in England zuruͤkkam ernamte ihn Heinrich IV. 
zum Gouverneur von Poiton und zum Oberaufſeher (Grandmaitre) alle Die 
und Landungeplaͤtze von Frankreich, und erhob 16008 das But Sully an ber Baia 
für ihn zum Herzogthume und zur Pairie. Dieſe Sunſtbezeigungen alaufle bes 
Minifter aber nicht durch — Hebwich hatte die Schwaͤche gehalt, 





| 


Sultan 858 
ber Marqzuiſe v. REN a © dem der Alnig bie Fet⸗ 
zeigtewar fo droiſt, fie zu gerrsifen. Obgkelch Heinnich V., un ſich wit ſeinen kath 
Uaterthanen audzuglelchen und deren Liebe zur geroianen,, zu ihrer Siehe uͤbertrat, 
— ——— ©. ben Re —— — fo Sieb ek für feine | 
Dorfen dach en Rad, Heinehty6 IV -Xode wurde ©., zum 
—— era — — ‚ etttaffen (4611). Ex unaßte ft) mit einem Bu 
fihertivon 200,000 Thken. von Dafe nitferen. Zwar berief einige Jahre nachher 
eubwig Xul. ihn wieder zu ſich, um ihn unr Rath zu fragen; auch empfing er 
163€ den Marſchalteſtab von Brankeeiih, wogegen er f. —— Sroßnme iſter 
der Arciiterie niederlegte; doch: twoat er nicht tobeder in eigentliche Dieuſtthaͤtigkelt 
und ſturb ben 21. Dec. 1641 auf ſ. Oude Villeben. &.6 ‚Memoiren dewnages 
et royales &conuinies d’atat, demestigues , pelftiques et militairos de Henri 
eo Grand", 1096 gu eig werben Kae oe rege ne gen 
D —— bie vollflaͤnbigſte, abee bie gefuchteſte; well fie nicht, wir Wie 
ne 4.5. die von Amfterbamı 1723 in 12 Bon. unb von 1746 in 3 Quart⸗ 
und 38 Duodezbaͤnden, Beraͤnberungen von fremden Haͤnben eriitten hat. Jene 
Deiginatmemeirin von ©. enthalten eine Menge von Thatfachen und — 
Anekdoten, bie mania. Werken derſelben Zeit vergebens ſuchen wuͤrde. Sie 
ten ein Gemaͤlde der Regierungen Kris IX., Heinticht III. und BEER. 
dar, welches von een geiſtvollen Manne zum Unterrichte von Staatsleuten ımb 
Seitgern- entworfen If. S. erfcheint darin beſtaͤndig an Heinrichs Seite Die 
kiebrshuabel ei Fürften, bie Eiferſucht feinee Gemahlin, feine häusfichen 
Werhältiiffe, bie Öffentlichen Angelegenheiten, Alles iſt darin aufs bebenbigfte 

Sulten, ein weabtfches Wert, ſo viel als ein Maͤchtiger. Im elgentiis 
Han Berſtande wird der luͤrkiſche Kalſer Sultan (auch —— genannt, obs 
—— ——— Auch die Fuͤrſten von der Fa⸗ 
nttia dos Beinnifäyen Tatarkhans hießen Sultane. Der Paſcha von Ägypten wird 
gleichfannd won den —.. diefe® Landes, nicht aber am Hofe zu Konftantinos 
u mit der Benennung Sultan beobst. Im gemeinen Beben kann Died Wort 
einem Furworte einer jeben Perfon aus —* beigelegt werden, = 
a mein HerrlSowie bie tirkiſchen Sultane auch Großfultane heißen, 
fo werben Ihre Gemahlimen von ben Eusopdem gleichfalls Sultaninnen ges 
nannte: Die Türken nennen fie aber nur: die eeſte, die zweite oder dritte Frau ıc. 
Die vifie iſt diejenige, weiche dem Kalfer den erſten Pringen geboren bat. Die 
erſte Zeamzoind auch von den Europaͤern Euitiniun Javoride genannt. Sie bes 
haͤlt vor den uͤbtlgen Damen bed Seralls den etſten Rang, wofern wicht ihr Sohn 
or dem eeglerenden Sultan verſtirbt, umb bieften- von einer audern Frau früher 
us von ihr sin Sohn wieder geboren wirb. Der Titel Sultanin konmt rigent⸗ 
idy us einer wirklichen, dafuͤr erklaͤrten Gemahlin obee Kalſerin zu; allein ſolche 
zibe es nicht mehr, indem zur Erfparınıg einer eignen Hofhalteug, welche Rine wiek⸗ 
lchs Sultar in haben muͤßte, die Vermäßkung ınsterbieibt. Zu Kouſtauntinopel hel⸗ 
zo me die Wächter der Kalſer Sultäninnen, und behalten dieſen Namen auch, 
vrun Re an -Dfficirre und Weblente des Kaiſers verheirathet werden. Die Toͤchter 
us einer ſolchen Ehe Seifen: Rande Guttarrbinen, b ir Gramm vom-Bebiht. Iſt 
He Mutter des Kalfers bei ee fo un 
Ballen Sultan oder Gultauin Walde. Sie genießt eines vorzuͤglichen An⸗ 
ehens. Ihr —— darf ode ——— keine nue Gemahlin oder Bei⸗ 
chläferin waͤhlen, und auch auf die Staatsregitrung hat ſio einen wichtigen Ein⸗ 
us. — Suttane oder Bırltana beißt eine Art kuͤrbiſcher Kriegoſchiffe von 
ıngefäht 66 Kanonen, 800 Gerfolbaten und 50 griech. Matwefen. Sulta⸗ 
in, eine Balknkape, die zur Eko geprägt: wird und ungefähr 2 hir.) ober 


' 856 Satzer 


a Eorventionagulben werch iſt Die zu Sauia gepehgien Gultähinnen u fine 
sex, von felneen Gais vnd me ein Written 


nachhet Gehltfe des Werbigend zu Moſchwanben 
Mate bageifiert, 1741 feine ee 


Seeunbichaft 

warb er 1747 Ab Dusf. der Matheniatik bei dem jendkah 
halſchen Oyennafimm in Verlia angeftelit. 1750 gab er mit Hauke ‚Bin Reh 

— dem Bleiche ber Gelehrſamleit ———— ferner reiſte er nach det Gen 
und verheitathete ſich Wei feiner RNacech nach Berun, pam Birgit | 
ſophifchen Ctafle der €. er ber Wifſenfchaften ‚farbe iñ 
dieſer Eigenſchaft mehre philofoph. Abhandlungen in — Spradr, bie au 
Deutfche überfege find. 1700 verkor er Tem Gattin, ein Biißgefdfet, tieikede 
zu einer zweiten Metfe nach frimenı Vaterlande beftimemıte: Bei ſ. Rucktch.e 
legte er ſeine Proſeſſur ae joachiinethatſchen Bun neigen oh ih 
er esnerbendrhaer eg —— Britz ion ober — 

ber arnerrichteten Oitteratabemie an und ſcheukte ihm ein Stͤck Rankie 

Ui Open, nn re Dass — Ä 
1765 web S. zum Mitguede der Gemmiffior: erwammt, weiche ben Zufah ie 
Abademie umterfuchen und eine beffese Ordnuug — feilse. — 
Seſchaͤft ward ihm hinſichtlich dos oachtrochatſchen Gpmnuikrmd Äbetun 
a Se m watt in Bribintung weit Speibing unb Ela, die Ein 
zu Kiofixebergen und bie Schulen mr Gynmaften zu Stettin urid Ctanpab ur 
bisen. 17741 mb der Herzog von Kurtand ihn mach Miirtancheruum vin Bemulen 
dafeliſt ehmuricheen, Krörkildpäckt Aether murhte S. die Reife abichnen; toh a 
warf ex den Plam dazu mb erupfaht gefchickte Drofeffouns: Sin DeräftekT be 
—— fo zu, daß er Tünem Lehramee am der Nictrvabademis nicht nehn w 
ſtehen bonmne; body Vich we Sterachieh charig. Auf Haller s Nath vtauea 
1776 chaf Bbeife band melde mehr 
anziehenbe Befthrilbekig heractegad. WMatheerid biefer. Mei wend er zon. —— 
archen zum Winter bee phlloſorh. Elafſe der Mabriuft eine: Itallent milk 
Himmel ſchien vorchelltzaft aref Folne ebant old im perl 
vermehrte ich ehr itet, Er ſtarbi 1779. Sri aͤ Macterbu, rer 
veranlaßt durch 1a ienbe’ 6, Dictlerzsahreiäue Lenux ürts” berfühte,m. u. 8: 0b 


94), iſt eine Derwonghatkciien Werke in 

füge vom Blankeubneg (3 he. Silo. 700 — Bi 

tion —— — Be 
es, Pr. 

Bde). De nn a ET) 




















fotekbichtar ,: der ſich 





nifchs SGumach wird grun 
Gifthaum genamm),. der In Iupan uud: Nordancerika 


Bumscoloff —E Peteewieſch), cin aufgepeitäeneter wıff. Venen 
gebiidet hat, gab. A7IB, Ali 


a 


nach fang, Muſſen 
ktau 1777. Seine Seagäbien ſind in Hinficht der Hacmonit, bes 


S— a a N a N en — — — ET ED TE oT — — — — — — — — 


ſcanacks und der Meicheit ded Styld, obwol nicht in «Pinficht ber Begeiſterang, 
mit Naeines Dichtuugen zu vengieidyen; man ſchaͤtzt vorziglch, Eines umd Teu⸗ 
wo’! (esfählen 2756),, Semire, „Jaxopollurd Deiniſe , „Kowm und Ariſtene, 
msleh⸗ 4 1804 ins Frauſſ. aͤberſeht warten ſind. Asſordem ſaxieb er 
noch Vie Tuaerſpiale: Hamlet, „Ritſchelad mb „Der falfche Quitri· Dub - 
legte giit fire ſein boſtes Merk (ind Frauz. 1800, fpäter auch Ind Engl. überfegt). 

©. bat auth Ruftipiete, Fabein und Epigeammme geflirtäben. . : 
Sum atan, eine der Sundainfeln in Oftiadien, liegt unter dem 

eſtwaͤrts Jawa die Meereng 


Aquator, und mird nocbw von burch e Sunda ges 
trennt, Ihre. Ahege wird auf 1850, ihre im Durchſchaitt auf 165 engl. 
Miilen mb ih geegr. Bellen geiejägt, Die Indier und 


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ſehr zeich an · Manbelbnncn; fie ſaaben ihre Zwoeige in gebagenor Michtetug In 
Maſſet herab, und Aechern u. a; —— — fich in Menge daren. 
Uufber Meſtkuͤſto won Sumatra, ſuͤdmaͤras auauer/ beginnt bie trecl eue Jah⸗ 
veegeit water Donfoon, Nvonfrin⸗ Iinffateoieh, wohet An ni mb 


täpt im Sept, 








— 


— and a. —— und Frchte. Belntracbeneſia sen ie 


856 2 ‚Sumatra: 


Betel und Bambus geben ben Erw. RT EEE 
Sorge und Urbeit erfodeen. Burcdher wird richt ſtark gebaut. Maie Zicke, Iapıx, 
Korlander, Klemme werben in den Gaͤrten gezogen. Ye bene chauft bank ie 
Ehrw. ein beraufchendes Probuet, das mit dem Taback zugleich gerauht uid De 
Ricinus, oder Wunderbaum (eine Arzuripflanzed, wächtt fun küberfiniie wi, ae 
ders an ber Geekäfte, en 

wii betraͤchtliche Haudelszweige ab. "Wow ibaden Yahditnt veriitwiste Man, 





hergebracht, aber von den Eingeberenen nicht: ſortge Mant, Acun 
Nordweſtſeite ves Aquators waͤchſt der Rantphabaeins:: der Bifskamn: fee 
Mpas) tft. glelchfalls auf Sumatra vorhanarn; voch iſt cu wiche:fe-gefühäih di 
mon ihn gefchildert hat. Man kann fi ohne Nachtheil In feinen Schuttenften, 
umb Vögel niften auf Iym.: Die geößte bet: bis jegt bekommen hm, ‚Ballaı 
Titan, (auf den untern Staͤngeln ber Ciseus erregen 
ein Gewicht von 12-15 Pf. und iſt von dunkler, fchnmapigrather Farbe. da 
faßigen Thleren gibt «8: zahme Wäffel, das einzige Hauethter ee 
gebraucht wird und die Ein. mit Pitch, Wartter und Fletſch vecſoczt; du da 
wilder Kühe; kleine, wohlgebaute, aber vorwilderte Pferde , Be da der Sanbfäci 
Batta, forote auf Celebes, gegeffen werben; zahme und wilde Schweineunb 
Elefanten, einfach und doppelt gehörte Rhinozeroffe, Tiger, Migeringe, Ei 
leone, ben Alligator (eine Art von Krokodill), viele Arten von Cchtungaiz. Odib 
töten. Die Sem und Ftäffe, ſowie das Meer, find mit Bifchen unb 
angefißt; aud an zahmem und wildem Beflägel maucherlei Gattung 
Nachdem die Engländer 1796 die moluckiſchen Inſein eingenonmmen hatt, su 
ben 1808 von Rorburgh um das Fort Marlborough herum der Bintlauui m 
Gewuͤrznelkenbaum auch nad, Sumatra verpflanze, und —_ 
feit der Beit ſich außerordentlich vermehrt, ſobdaß 1820 Abe BODEOO. mie 
Muskaten und 30,000 Gewuͤrznelkenbaͤume waren, die an bib d hi 
Mudkatennuͤfſe, 15,000 Pf. — — und — DE. Reiten teen 
Außer den Naturerjeugniffen machen Benzoe, Elfenbein, Wachs, inbienitärfe 
geinefter, Ebenholz, Ablerholz u. f. w. bebestende Fre 55* 
Handel aus. Die Infel wird in 17 Reiche abgethrilt, vom denen dieven Aa 
cabo, Achern und Indrapura die betraͤchtlichſten find. Das euflere iſt ven Dieizs 
sefliftet und das mädptigfte. Die Begierumgsverfaffung in den Wefitamgen teile 
laien iſt eine Mifchung von Lehnswefen sb patıtnuhal. Herrſchaft. Ya bed 









flengegenben haben fi mit den neopälfehen Verfaſſungen auch ourey. —— 


ter den Eingeborenen verbreitet. Bet den Letztern ſind alle 

für die Schulden des Einzelnen verantwortlich; Ai: Sie: eh he 
Ins Mord und Todſchlag werden nit Oelbſtrafen -gebäßt: koͤrperiche Cm 

find felten. Die Eide werden bei den Begwäbniiphägen der Wosditeen unit 
Feierlichkeiten abgelegt. Die Eingebormarn finb:ınittire Seatur ab griftniel 
wohlgebaut. Die Weiber drucken den neugeborenen Kindern bie Maefnrpiat; 
—— zuſammen und genten Ihwenn bie Ohren laug aus, wolches man fehl 
heit haͤlt. So reißen fich auch. bie Maͤnmer den Bunt aus, und beibe 
entſtellen durch Abfrilen und auf. ander Weife ihre Zahne ¶ Durch ſpaniſche nähe 
laͤnd Miſſtonarien find biele Eingeboeme ao 





ben eine beſondere Eheſececht var ben Buahın dien ihrer Vorfaheiuund Decau⸗ 
1666 fingen bie Holländer an, (kh an bew Klum von: Bsmuaten Tefkzuftten; 
1685: ſtebelten ſich auch bie Emgläuber zu Wesscanlen' am. - 76 umeche dohäen 
arlborough von Imen erbaut, 1700100mben zwar Bir anpt: Wicheriaffunget =! 





ESummariſcher Seoceß 8 


— — Meia bal hergeſtelt und ihnen ¶763 X 
ben partie Feledei gefichert: Bie 1825 beſah bie englifch⸗ oſtindiſche Gompaginie 
ee ge von 350 LM. ‚bie Praͤſidentſchaft. Bencoolen (Ben 
calen) auter 44°. & Dr. mn. b. Hauptſt al, N., wo bie Briten eine fehr wohl 
Ugricnitmegefäliichaft errichtet hatten. Dar Sitz bed Gouverneurs und ber 
eng Facteveicbeftuad ich zu Hort Mariborough. Als aber die Nieberlänber 1825 
Malacca:au die deisifeche Diegierumg abtenten, erhlelten fie dagegen Benculen, Schon 
fricher efegenfiehteieitung Padang auf bee Weſtkuͤſte die Handelsloge zu Palam⸗ 
bang auf ber@ffähßie, welcheumter dem Gouverneur v. Batavia ſtehen. Die Nieder- 
laͤnder fuͤhren vorhier aus Pfeffer, Kanpher, Bold, Wachs, Eifenbein, Wogelnefter, 
Beteh Saffte Kerpenähin, Bummi, Ebenholz Benjoe u,3inn, Der erſte Europder, 
Innere pan Sumatea erforfchte, war ber Brite Sir Thomas Stam⸗ 
ob Raffles, Gorwerneur des beit. Forts Marlborough. Er drang [üblich ‚much 
vum Sant Psnnch; zu dem wichtigen von ben Paſſumahs bewohnten Provinzen; 
ann ubedlich von Menangcabo, der berühmten Hauptftabt bes malaifchen Neiches, 
ab vndblich von Bentulen quer uͤher die Inſel mach Palambang vor, wobet er 6000 
Buß hohe, walbeeichs Ehabicge erileigen mufte. Ex fanb ein hoͤchſt angebautes Land, 
ich um. Eofibaren Metallen. Die Paſſumahs find ein ſchöner Menſchenſchlag, bem 
Ni ſerchewehnern in feber Hinſicht überlegen, aderbauend und ſehr zabireich. Zu 
Venangcabe ward de durch eine Bevölkerung mb einen Boben uͤherraſcht, bie mit 
ſedem Theile: mars Java ben Vergleich aushalten koͤnnen. Auf einem. Raume yon 
BO Mollen konnte die Bolkomenge wenig unter 1 MEIN. fein. Raffles glaubte, mit 
veniger Aufmunteruug Bine bie beit. Regierung größere Hülfsmittel in Sumatta 
ſinden als in Java. An der weil. Kuͤſte von Sumatra liegt bie ſtark bevoͤlkerte 
and gut angebaute Infel Pualo⸗Mias G. Anderſon's „Mission in she eaat- 
——— Edinb. 1826, 2 Thle). 

Su mman riſcher Proceß:. Als ſich das gerichtliche Verfahren aus 
————— —— Formloſigbeit, in welchen es in ben. erſten Jahr⸗ 
nderten des neuern Europa gerathen war, wieder zu einiger Regelmaͤßigkeit er⸗ 
ben hatte, und man wieder ſtatt durch Kampf⸗ und Gotteaurtheile bie Wahrheit 
wr ericht durch ordentliche Beweiamittel zu erforſchen ſuchte, waren die geiſtl. 
Aerichts das Vorbiid, wolches man auch in ben weltlichen befolgte. Es trat aber, 
vie gewoͤherlich ein entgegengeſetzees Extrem ein: waren bie gorichtl. Streitigkeiten 
vrher · zur kurz und unfſelich geweſen, fo wurden fie nunmehr zu: —* 
demlich wid. — Indem man Schritt vor Schritt ging, und jeden Prälis 


ninarpunkt zur rechtekraͤfugen Eneſcheidung beachte (z. B. die Competen, ber Cie 
ichte, —— die· Schictfigkeit der Klage), fo wurde es leicht, bie eins 
Jahrzehecho⸗ Monmufte, wenn nicht aller buͤrgerl. 


achſten Bachen hdin ahabien. 

Berbet uer tiefer Verzoͤgeruug, wolche dar Rechtlo ſigkeit gleich kam, zu Grunde 
‚ohen foltte, fuͤr die geringfigigern, klaren amd keinen Aufſchub leidenden Sachen 
nr cin einfacheres amd: Nergeres Verfahren exſinden, und daraus entſtand der ſum⸗ 
nariſche Procek, welcher: cuch bei weitern Ausbildung ber Praceßgeſetzgebung 
ich gfbrmig mit dieſer fortgebildet hat. Die uande dieſes ſummariſchan Ver⸗ 
ahrend Tab, wie ſich ans dem⸗Mſoagten nom ſelbſi ergibt, fehr:nenfchleten, und ge⸗ 
ses dahes dem Proceß ſalbſt auch ‚een verſchladenen Charakterid. Geringfuͤgige 
Boechen,/ gweifihen:den geringern Sean n übye 
————⏑ nicht eitlincs bedandeit warden, weil hie 








Bells gegen Seoͤrungen 
Legte, verbinden mitden Verorbimangek —— Biochte sagen 
fegungen (spellum), hat das eigenthärklile possesscilum wumamzarimm | 
' — — es nur auf bie Thatſache bed Beſches mb der einfeitigen Lidintg e 
Um fich bee Perſonen ober Sachen ——— und zu werhhtn, te 

— mans Wesfhaffung ber Gkhrbiger das © bject feinter Cefeisiens 
verliere, ober doch genoͤthigt werde — in en 
- folgen, iſt der Arreſt proceß eingeführt. sine Soberung beſcheng 
wenisfien® In dringenden Faͤllen genau an unb Beikbe Tadıgasida 
find, woraus Die Gefahr bes — — erhellt, fo wieb die Perſon ober diebe 
chen des Glaͤubigers in gerichtl Werwahrung gebracht. Dee Arreſ occh 
ein Ende, wurd die Danptfache gehört am bet: ocdentuchen Bichtee. „8. 

zanpilält, ein eignes Gas {f.d.), gan che 


thiesifchen und mithin vornehmlich | 
unh von dm Wofferhufges ——— 
größer ober geringern Aufat von Kohlenſtoff usefehieiiie Mi. Die neu Eine 
BESBL NIE BIENBIILIE —— 











anerkannt worben. Im Mab, wurde zwar ben ſchwobiſchen 
die — umb in den beiben Weiten ben, aber im 
Frieden zu Friedenobarg, 1720 — — die Zoßfreibete wieber aufgeben; 
As Maͤnemark 4784 bes Sensnffneten Mentr alitit beigetreten war, Heß ed, in Bolgt 
einee den Maͤchten mitgetheltten g, keine Kriegoſchiffe ober Kapır 
krbegfaͤhrenden Machte durch dan Sund. Es iſt durch Wertraͤge feſtgeſet woe⸗ 
ben; wirviel bie zu entrichten haben; Franzeſen, 


| begangen id, 

vom Daſein und der Heiligkeit bes Geſetzes befist, *5 befigen kann, ſondern 
auch den vaͤlllgen und ungehennuten Gebrauch feiner Freiheit im Handeln hatte. 
Dies finbut velllouuiume wo. (Zurechmung) flatt, d. i. das Urtheil, daß 
eine Perfen, die das goͤttliche Befeg auf irgend eine Weiſe uͤbertrat, mit vollem 
Mecht für den Uchebet diefer übertretung und fr ſtrafwuͤrdig erlärt werben duͤrfe. 
Man pflegt daher bei wirken weiche mit Recht ats Suͤnden betrachtet werben, 
von dem Dinterisien sud Foemellen ber Sharde zu fprechen. Das Materielle bes 
flieht indem Dofsin end. Gefehes, welches beobachtet werben fol, und einer Dante 
Img, bie 68 verletzt; bad. Formelle in ber Kenmtniß des Geſetzes und In ber unge- 
beraten: Seribeit des Willens. Die phllofophifcye und theolog. Moral unterfcheis 
det auchre Gattangen ober Arten der Suͤnde, Indem man babei theilß auf den Ju⸗ 
halt des Geſetzes, welches von dem Suͤnder Abertreten wird; theild auf den Gegen⸗ 
ſtand; gepem welchan gefiinbigt wird, theils auf den Überteeter, theilo auf bie Natur- 

und Beſchaffenheit ber -Handiung fetbft Mäckficht nimmt. Man uncerſcheidet ie 
Hinſicht des echten Punktes Umterlaffumgs: uud Begehungsfünben; aber in dem 
melſten Zällen, worder Menſch fünbigt, wird etwas Verbotenes gethan, indem er 


Soͤnde kann Unterlaſſiagẽe und Bchehumgöfinde fein, je nachdem man bie Regel, 
— der Menſch derch feinen Fehleritt verfiäßt, entweber negativ, oder po⸗ 

—— wi Werbot bes: Pflichtwidrigen, ober ale Gebot des Pflicht⸗ 
ken her unterfäheibet ferner, in Aufehung bed Begenfinnbes, Ghnben, weis 
de ar Denfde gen Baik, gegen feine Mitbeicder und gegen ſich Yerbi begeht. 
Nechifertigen Ihft-füi) Diefe Eihtheitung Gegenſtande bee 


Dam bi man antar piniene Buflinitiänhang einer Suͤnde nt den Wechäitufie 
fen Veh Meafchen ir Wentcheis und zu feinen Nitbruͤdern uͤberhaupt denkt, fo iſt 
jede Vcade brafnbd! win Dergehen gegen Bett und umfere Mitbruͤber, ats gegen 











— et hm ergehen orden iſt —— — 
AST 
Ghuhe geunaui —— dur bus Bwachheit, tun Fie- 
ve Arena Ban ae Del VER TE NE 

Tanpıizumutöfinbeni, Os du 














&, aus weichen die Handlungen herv wumblicdh 5 
— — —— — 
wird ber Aubdruck: Suͤnde nicht felten auch zur Bezeicamug Des-Sufuiety> 
benucht, dm man richtiger Sandhaftigkeit f 












welcher ftattfindet, Indem ber Menſch das — n möge ie‘ 
che feiner vernünftigen Ratur. (&. Erb ſuͤnde) 
Shndflutm wird die große mac, we, a 





Angeben der Moſaiſchen Urkunde, als goͤttliches —— wine 
Beenfcyengefchlechts ger Wertilgung befiatden erfolgte. Se unerwe 

ae Regen und Austreten bee Berwäffer verurſacht, betuties-bie | 
über die hoͤchſten Werge und täbtete alles Lebendige, atögmnkmmen Stoub; dert 
mit den Seinigen und einem Paar von jrder Bxtünıg 
in einem auf göttlichen Befehl gebauten Schiffe vettete. Machben die Fu 600 
Rage geſtanden, in gleicher Frift allmuͤllg wirder abgenpunue uud A e 
— — a Diuk — na hate ee | 

oah, du e erkchr ber zweiten, von | 
Hiblatte vom Hervortteten des trockenen Bobent Äberkeitit, ** | 
—— mit ſeiner Arche lauben Ir Bein 222— 
sewöhntiäun Beſtiimmung der bebrätfehen Clieonsiögie ‚a5 Jaht dur EICH 
ı yanı br Aiythe agehlnabe Bei vefepen De Ongeb bank 

e, ganz e ang 

ähnliche Überfchwwenmmungen und ne WIEN EnS 
Vnſtaͤnden mit dee Siblifchen Er 
= bat —— —— 


emeinfchaftlichen Ueſprung der fie beercffenden wc lMERE 
Doch Im Beh der Ainfiben he, Man En — 



















u 











Sundifche Infeln Sunniten 804 
————— ‚ Ion Ogyget und Deukalien bee griechtſchen 
die alten Sagen ber Amerikaner, — grae 
sont, reden von einer ſolchen Fiut, deren geretteter Held, wis Noah, zweiter 
aan Manſchengeſchlechta wurdo. Nicht wenigen als dieſe Übereinffins 
alter Mythn Einen auch bis Verſteinerungen uud GBerippe vom Seethie⸗ 
—— 

Ba, sn DB un in Da A Han BD Opern 
Rrefdtignng der Moſalſchen dienen. Bey die Aemwinheit —* 





SH wirkti ‚haben, ba 

ia Entterlangen ‚ber Nesssrforfcher, ink m Glide O0 die Bike 
duns r Maratkuͤſten u. ſ. a a Revolusienen unfere® Dia 
ee ©, Battenm, „Über den ——* der Shndfint‘ (2. Auf, 
an „Buecher Iafeln- haben ihren Namen von ber Base in 
— ‚greifen dan ten Joſeln Sumatra und Java (f.b.). Sie werden in 
— en a rn neh und bilden einen Archipelagus, dex von beiden 


kon gehoren Sumatra, Zava, Borneo und Eelebes — — 29,000 DIR). 
Sie haben die herruichſten — mit weichen die Europaͤer, beſonders 
dia Het der, viche hier anfehnliche Befſitzengen haben, beträchtlichen Handel 
— — — — 


ng We ch, en 

—* — —— Bau ober Klein⸗Java, Lomb 
u... * bei ben alten herdifchen Mölkenn bie Getun bee Sem; 
ihr Heuden hieß Mont, des Gott bes Mondes. Jene wurde von.ben Göttern, bis 
na ind — ha ihr Vater ihr einen fo flogen Namen gegeben hatte, 
art Das hiess! verfaukı: - pr: au Ebern wurde das ganze Sabre hindurch ein Char 
grmäflen,. und bei.dumm Bintsitte des neuen Jahres, zu Anfonge Febr., gefchlach⸗ 
Ich sun genpfett. Ringe vor dem Jan, murde her Eher zu dam Sinfien.bes Lan 
daß achracht »:aufi Seinen Rüden mußten. bie Großen wit gefalteten Händen be 


Saalenfuß ſtahendes Fruenzimmer, wit 
— — —* de Duft bie fie mit ameoehreiteten Ann cin 


Baasitır, Weienigen Mahampmedaner , weiche din Suma, d. i. eine 
—— — welhe.bem Zetamı hetseffen, als. gleiahgeitnah 
aumehueng: :ia gibt mehre Abweichungen in ben. Abſchriften bye 

Emma, - - Die. ber Derfes, der Wenden , dee Afrikan⸗er ſind einander gany entgegen⸗ 
geſett; daher ie ecſcleduvn Gallen; Die Anhaͤnger des Ati, weiße tie Come 


888 Sowvetaurllia Supernauculianus 
wicht amehmen, und AU fs Moharemeb’6 Nachfolget in der Heheprieſtervnae 


halten (mie bie Perſer), worden vonder Sunniten (die veaiiſchen Eieta Sir 
ten, d. i. Iwoldubige, genanmt. 
Susvetaurilia, ein bei ——— 1. 


wötniiches ‚Chhriepfer, welches aus einen Gchineite (aus) ; oisnitıe Wtpafe {ev 
umd einens Blinde (twerus) beſtand, daher der Dante, "a Sf Mor ha 


Geſchlochts. 
—A—— ac, ne ——— 
MWagren hat und ben. Eigenthuͤmern chaft davon allen 
Supernaturaliömns. Un von dieſem viel 
einen Blaran Begriff ztı geben, iſt es nothwendig, unfere Wetzschtäkeg Her den Fi 
- man amzulnkpfen; doch genligt es nicht, bei der Etymologie Ben Eur 
bleiben, fendern «8 wied noͤthig ſein anzugeben, — —— 
namentlich in dar gegennuͤrtigen Brit und lan Sttelte alt den ihen 
den fogen. Natlo nalis mus langt bat. Zurtſt bemnerker nile deher, —8 
Bert Supernaturalismus eine Anficht Aber bie Relkglon bezrichnet 
zum biefes Wort in feinen allgemeinfien Imfange, fo ihärbi dB ir 
Anficht, daß zur Retgion und Gotteserbenutiß — 
ſei, eine Auficht, die zugloich die vernuͤnftige ober philöfophifdheifts beine 
ein Gott wahrhaft gedacht wird, fo kann er nur als ein fich ffenbarent 
werden; demn ohne Offenbarung waͤre er umvolllomnten, folglich nike: 
nennen. ‚Srrthänsiich wuͤrde aber dieſe Mieficht fein, wenn eitre Toldhe Eiiiciaiaf 
ale bloß von Auß en und von Gott gewirkt gedacht mürbe, denn daburch wiebrib 
Offenbarung Gottes im freien Weſen und die Freiheit im Glauben u Ciſca 
ſelbſt, damit abes —— ale Puhfımg und Unterſcheidintg ber’ tunen Hiller 
von Aberglauben und Schwaͤrmerei, aufgehoben twerten. Einen ſolchen iin 
Supernaturalismus, weicher die Melipion als ein Überwatdrii ges Indasm 
Die freie Thaͤtigkeit der vernünftigen Menſchennatur zen 
würde bie sinfeitige und eben Darum ebenſalls irrige Auficht gegenäberfieien: Ac 
gion fei nur auf menfchliche Vernunft geguhnbet sub bebiätfe der 
rung nicht; das biefe Anficht macht Bott eigentlich zu einem Todten ober 
ten. und fegt die Gottheit unter das Goͤttliche, bie Werumft;, obrr um In 
Aber vorzugsmelfe wird vom Supernatuvalisomus unb Ratiorvaflänse® i 
auf die ch riſt lich e Religion geſprochen, und hier fällen ſich vdornehrulich der ca⸗ 
ſchließende Nationaliemus, ben wir ben Pſeuboracionalionrus nerenen bikcfe, md 
der Supernaturalismus ffreitend entgegen. Jener behauptet un, Die eilt. Be 
ligion fei wie jedes menfchliche Werk und nur als ſolches zu beurthellen ST 
ein erhabener Menfc und Lehrer gemefen, der die eatſtellee Religion gereinigt, 
nere Unfichten von Gott und ber Beſtinmung ber Menſchen, als bie vorbei um 
ben. Heiden und Juden herrſchenden, vorgetragen, und eine sehrere Morak zeiifn 
umd geübt habe; welche dann durch Gottes Fluigung ſich welter vtebteitet ha. 
Was nicht damit fi vereinigen laſſe, das ſei ale Einfleidung, Dufat vor Eu | 
ſtellung anzufehen en .eernman Ianer | 
ralismus betrachtet die chriſtl. Religion Dagegen als eine auferoxbentiidze , and bus 
Kueife der Rate und Beenfehengefchlchte heraustretende Erfdkimmng, weite furl 
unbegreifliche Wahrheiten uud Erelguiffe- eine von aller Dienfi er 
dene Wahrheit mittheile: Jeſus u. diejenige Petfon ber Gotcheit, 
übernatistliche Wahrheit au die Menſchen gebracht, bie verborbend und — 
Fall gefunkene Menſchheit durch fein Biut erlͤſt habe, RU Wicher aufecſu 
mit Gott die Welt vegiere. Dieſer unbegreiflichen Wahrheid, wie ſie fe bemalt 
lichen Worte der beit. — — werde, nehffe Die: — v u 
bedingten Glauben hingeben In der Wirklichkeit 













































Supremat :.: Buptemateib 58 


ten migber manulgfaltig vaıb riſcheinen mache aber minder comfegtents aber nur in 
ihrar gegerfeitigen Ausſchtießuug beſteht ber wahre Sereit. Allein bie Wahrheit 
liegt nicht im Gegenſatze, wem fie ſich auch durch ben Gegenfatz enewickelt. Hier 
aber.if eigentlich der Anſpruch hes Baftendes an Die — —— 
und ber Anſpruch a — goberden Gefuͤhls, weiche ti6 
au Anmoſßung 


einander ſtreiten, aber ebenſorrol mit ſich ſelbſt 





in 
Chriſtuo, alo dem Xepraͤſentanten ber Menſchheit geſchichelich darſtellt, u der Cheift 
erkennt ſo in Cheiſtus den als Geift geoffenbarten Bott, weicher zugleich Die abſo⸗ 
lute Wernunft ige oonerete , während hie theologiſche Wifſenſchaft diefe groffen⸗ 
karte Waheheit im Gebiete bes. ferien Denkens zu entwideln bat. So erkennt fie 
ein Höheres über dem Verflande bes an an, welches. in der Entwideling ir 
Menfchengufchlechts. durch Ehriſtus und feine göstiiche Anflalt zu feiner Offenba⸗ 
zung gelammm; — ba gegen as dee Geiſt, die abſolute Wahrheit iſt, 
weiche fi fp as Einheit des Bitstihen und Drenfchlichen offenbast, fo kann fie 
auch in ihr, ale dem Begenfbants bed: cheiftiichen Gieubens, das Wefentliche der 
Maenſchheit, d. i. das Wernünftige nach allen Richtungen nachrosifen. Go erhebt 
fie fich uͤber die Einfeitigkeit: jan flueitenden Anfichten zum wahren Bationo- 


T. 

Supremat, Disjenige, upn den Proteffanten durchaus verworfene Ober: 
herrſchaft und —2* Gpwalt, woiche fich der Vapſt über bie kathoi Biſchoͤfe 
und Die ganze Kirche zuſchreibt, deren Grenzen jedoch nun Laͤndern 
nicht eisnheilig beftissnnt.finsb , — * sennige beein In einem Laude 
mehr in dem andern aber weniger Rechte autuͤb 

Supremateid, einar von den Eiden, — d. — bi 1778 ‚af 
Erfodern von Jedem, der ſich in England auſhielt geleifiet werben mußten, unb 
bayıs bieamm ſollten, ale heimliche Ratholilen , alle Anhänger de Dosfes tust, 
aben auch manche andre Geßtiver zu erkennen und za beſtrafen. Daher werben fie 


umfaffende Beſtimnumg 

o. ZUM. d. MM der Teſtactæ (ſ. &) bedannt. Diefe Eide find: 1) Der gewoͤhn⸗ 
liche Unterthanen⸗ und Hucdegungheid (Oath of allegianee): Ich verſproche aufs 
richtig und fchwoͤre, daß ich geiren mb gewärtig fein will (dear trus allegiance) 








38 Helnsteh VLK fich von ber geifitkien Gierihtähuuteit be Aingfiä 
In ift Viefer GI Dun ein Gefeg wen I. LESE. — 
werm, € | | Lehre, der Dapfi Yue Birken 








Surinam (Suriname), 4 - 60 N. B., eine wichtige 
lonie (491 LIM., 67,100 E., darunter nur 7000 freie Leute, 400,800 
angebautes Land) in dem fübamerikanifchen Laube Guyana, greugt g. R = 

















Planzum 

Ger, über 6 MM. Pf. Saffee, über 106,000 Pf. Gacan 

nen um. Bes, Hanf, — * 
Branntwein, nuͤrnberger — 
del. Die Waͤlder liefern koſtbare Holzarten, z. B. 
rocher Flaͤche ſchwarze, wie Buchſtaben geſtaltet⸗ 
rinden, Copal⸗ u. u. Baͤume. Die Pflanzungen 
den weit ins Land, werben aber oft durch entlaufene Neger 
ger nennt, beunruhigt, weiche aus ben Innern Gebirgen 


7 
I) 





y 
ueber 








Surrey Surrogat 


baden ah durch vun — 
— ———— —— Miechre gegen fie 


} 
178 





h 
; 
® 
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ſteigend bis 10,000 Gldn. bezahlt, wo die Steuer 16 Proc. ausmacht, und dann 
bis 50,000 Gin. jährl. Einnahme nicht erhoͤht wird. Bol. Bar. v. Sad, „Be 
ſchreib. einer Reiſe nad, Surinam‘ (Berl. 1821), und Ed. Beyer'sBeitraͤge zur 
Kenntniß bes gegenwärt. Zuſtandes der Golonte Surinam‘ (Nuͤrnb. 1823). 
Surrey (Hmmm Howard, Graf v.), auch der engl. Petrarch genannt, 
wahrſcheinlich 1516 zu Kenninghall geb. und wurde an bem ‚Hofe Heinrichs VIEL. 
erzogen, mit beffen natuͤrlichem Sohne, den Grafen von Richmond, er umging mb 
1530 nad) Orford ging. Hier findirten Beiden dem Collegium bes Earbinal Wol⸗ 


=E> 


Laby Geraldine, die er — ſcheint ein Ge⸗ 

diide feiner Phantaſie geweſen zu fein. Man erzaͤhlt, und — 
ſterung in Florenz ein Turnier veranſtaltet und Jedermann in einem oͤffentlichen 
Schreiben aufgefodert habe, mit ihm eine Range zu brechen, — daß 
Geraldine die ſchoͤnſte der Sterblichen ſei. Doch heirathete er nach —— 
nach England die Tochter des Grafen v. ee aa a Ferner 
——— 1542 führte ex eine Armee gegen Schottland, uud 1544 
ging er als Feldmarſchall an der Epige der engl. Armee mach Frankreich. Die 
a RI De ns ae Branson ke car Birne braden 
ut 


den MWerbacht bes Hochverracths. Er wurde verurthellt und enthauptet 1547. 
Seine meifien Gedichte find Sonette (weiche Form er indie engl. Sprache ohne 
Zwang, jebdoch vvollkommen überteng) und Lieder. 4717 erfäyienen feine 1567 
sum erflen Dal gebrudten Werke wieber. Neuerich-hat fie Dr. Nott in Berbin⸗ 
Bag iD Guben bb Mean past Den An I 2 ER, 4, mit erlau⸗ 
ternde Commentar und biogeaphifchen Nachrichten we heraukgegeben. 
Surrogat, von bem lat surregere, etwas an: bie Stelle einer andern 
Sache ſetzen, einem an bie Stelle eines Berſtorbenen wählen: alſo etwas, dad die 
Gonv.⸗Lex. Siebente Aufl. Bd. X. 55 


* 


268 Sufler 


find Surrogate des Caffees; Zuder aus Weintrauhen, 
A. ſJ. w. Surmogete des indiſchen Zuckers; — —* 
barbar und Chinarinde, bat man gefunden. Das d,k 
Natur der Sache nach von geringerer Bäte als das Produet, dab eh wine hl 
Suffer Auguft Beiebric, Herzog v.) , ber 6. Sohn bed Kite) ven der 
jen Georg III., geb. den 27. San. 1773. Er ſtudinte mis ſeinen Aha 
Cumberland und Cambribge in Göttingen und reiſte dann nach Stalin. Se 
wo er fi 4 Jahre aufhielt, heirathete ee an b 
. Kranung ——m In ber Ionbner Et. » @eor genkirche abermals vollzogen. 2 
waren bie Frucht dieſer Ehe, aber fein Vater, der Zonig, na here 
weil Be dem Staatägefsge (12. Georg ILL, a. 14) zuwider war, inbım han 
brit, Reiche befinbliher Nachkomme Georg ü. ſich in eine Cheverbindung u 
darf, wenn er nicht des Könige Erlaubniß dazu hat. — Des Heczeg bfaduı 
ital, und deutſchen Höfe, und — sans, af, MORE 
‚Satziguen des franz. Generale Lannes hintertrieb. Damals, 3801, mukı 
zum Pair des beit. Meiche ent und ehe den ie neh 9 A 


won Bande genisht, hat ex keine Einkäufe. Da er num bie Eculben farb 

mahlin bezahlen, und biefelbe nebft den Kindern erhalten nu (meidub nn 

miſche —— gi fich An — —— en 
N e be Aug po 

ni ielen Belegenheiten bie Pubs: 














Concilien. Der Herzog v. Suſſer befigt noͤmlich keine gemeinen Same ı 
hat eine anſehnliche anbelefene — und benutzt fie, beſanden da io 
fisfeit, woran er oft heftig leidet, ihn noͤthigt, viele Beit auf feinem Inner 
gubringen. Er iſt ein fertiger, ee mer Redner, deſwagu a — 





dazu beitragenden 
sehtfamßeit allezeit und thut große Wirkung. Wenn bie Die berähmte nieht 
Aufmupterung ber Künfe und Mannfacturen ihren Tahresuereia hi, I wi 
ber ‚Herzog, als Proͤſtdent derſelben, bie Prämien, mad hält eine gun! 
höxte Anrebe an eine ber arhtungemerchefken Derfanzmelangen ba bi 
= * da groͤßtentheils Männer und Frauen, Finglinge oc Iugfeum ei 
ebildeten Mittelftänden und den kunſtreichen Wolßäcieffen angmmelrig, 
— 


und * 

ſchreiben, womit dieſer Prinz bie fo mahtpabenbe uıb einflußreiche Bei 
leiten weiß. Man beflsebt fich daher angelsgegtlich bei *2 
Vorfallen ben Dessen v. S. zum Wortfünrer zu schalten. (Er ii uch Arie" 

engl. Freimaneerjogen, Da dee Hof (mit he et gefpaumt I Un 
weiter als eine Meihe von Zimmemnn im Keniingtonpalafte ‚gibt, fo mad) I 
Herzogt große Ehre, daß er mit den 13,000 Df. (nach Abſug ber ge 
fiir feine Zamitie) fo aut gereiusbfchaftet hat. m nämlich feine Schulen ahnt 
len, welche ſich ua —— Zahn auf 100 000 Pf. St. betinfen, c⸗ 
din, und wendete bie zur Bir: iedigung feiner Gläubiger an Dr. 
808 0. ©. bat nie bei dem Parlamente ang ebalten, ihn aus ſeinen 
ſenzu helfen, auch hat ex nie mit ſelnen Eu ditoren accorditt, fonbeumnee 
den mindeſten Abzug. Dam kommt sod), daß er bebemtende Sumum anrla 
















Eh 887 


Anftolten gibt und nicht wenig auf feine Eöfttiche Bibliothek verwendet. Sein⸗e 
Sammlung von Bibeln iſt berühmt. Er lieſt bie Heil. Schrift in bem Urſprachen. 
Eine fo zahlreiche und gute Sammlung von Wörterbüchern, als er befist, findet 
man in England fonft nirgends. An feiner Tafel ficht man täglich unterrichtete 
Männer ans allen Ständen, beſonders eigentliche Gelehrte. 1825 proteflirte 
bee Herzog im Oberhaufe gegen bie Verwerfung der Emancipatlonsbill ber Katho⸗ 
liten. Bon feiner an Bibelausg. und Handſchriften zeichen Bibliothek gab Th. 
Joſ. Pettigrew einen beſchreib. Katalog: „Bibliotheca Suaaecriana“ (Lond. * 
eraus. 

Suͤß (Oppenheimer), ein Joraelit, Banquier und Beh. Finanzrath des Her⸗ 
1098 Karl Alexander v. Wuͤrtemberg, wurde ſ. Bedruͤckungen wegen allgemein ges 
haßt, daher nach dem Tode des Herzogs (14. Mai 1737) verhaftet u. unter der Ab» 
niniſtration des Herzogs Karl Rubolf am 4. Febr. 1738 in ſ. gallonirten Staatskleibe 
jehamgen. Wilh. Hauff hat S.'s Geſchichte zu einer anziehenden Novelle benutzt. 

Suͤßkind (Friedrich Gotilleb v.), Dr. der Theologie, k. wuͤrtemb. Praͤ⸗ 

at, Director des k. Studienraths, Conmandeur des k. Civilverbienſtordens und 
Ritter des Ordens der wuͤrtemb. Krone, geb. zu Neuſtadt a. d. Linde den 17. Febr. 
1767, vormals Prof. der Theol. zu Tübingen, dann k. Oberhofprediger, Mitglied 
ver ©. Oberftubiendirection und Feldpropſt zu Stuttgart. Die Gefchichte f. Bil 
)ung findet man in Gradmann's Gelehrtes Schwaben” (1820). Schon in Tuͤ⸗ 
hingen erwarb er ſich buch, ſ. „Befchichte des Opferfefles vom Abenbmahl, vom 
1. — 6. Jahrhundert”, ſowie duch f. Fortſetzung des I. F Flatt'ſchen „Magazin 
fuͤr Heil. Dogmatik und Moral”, einen literarifhen Namen. Gchelling’s Iden⸗ 
Hehtsfyfbem griff er fchon in jenem Magazin (Tuͤb. 1804 — 5), fpäterhin in f. 
Schrift an: „Prüfung der Schelling’fchen Lehre von Bott, Weltfihöpfung, Brei: 
yeit, moralifchen Buten und Boͤſen“ (Tuͤb. 1812). — Groß find insbeſondere 
5.’6 Verdienfie um die Organifation der theol. Seminarien des Landes. Würs 
emberg war von jeher eine Schule der echten proteft. Theologie und erzog bie 
jeimblihften Bottegelehrten. Es verdankte dies hauptfächlich feinen theol. Sem⸗ 
zarien eder den fogen. Kloſterſchulen, ſowie der muflerhaften Einrichtung feiner lat. 
Schulen und ihrer Öffentlichen Controle durch das jährliche Landeramen. In dem 
rſten Jahrzehend diefe® Jahrh. wurde die Oberaufficht über das Unterrichtsweſen 
von dem Oberconfiſtorium theilweife getrennt, und für bie hoͤhern Lehranftalten und 
te Umiverfität eine eigne Stubiendirection unter dem Vorſitze des verft. Miniſters, 
Freih. v. Gpittier, errichtet, bie lat. Schulen bagegen biieben im Ganzen unter ber 
Rberaufficht des Oberconſiſtoriums, und bie 4 niedern Geminarien wurben auf 2 
urkdigeführt. Schon damals erwarb ſich Praͤlat v. S. ats Meferent und Wifltator 
ee Gymnafien und Seminarien durch f. firengen Gerechtigkeitäftun und durch bie 
räftige Unterflägung der Borflände das Vertrauen aller Unterbehörben, wodurch 
e viel Gutes fliftete. Noch bedeutender wurde ſ. Wirkſamkeit insbeſondere für bie 
heol. Erziehung, als der jetzige König die Oberfiubiendirection in einem koͤnigl. 
Zeudienrath abänderte, ber nicht mehr bloß die hoͤhern, fondern auch bie niebern ges 
beten Worbereitungsanflaiten und befonder& bie theologlſchen unter ſ. unmitkel⸗ 
aren Aufſicht hat. Praͤlat v. S. wurde zum Director beffelben ernanıt. Dan 
'eite die Zahl der ehemaligen niedern theol. Seminarien wieber ber, deren jedes f. 
eftimmmten Ajährigen Curſus hält, und fegte feſt, daB der Reihe nach Im erſten 
Sabre in das Seminar zu Blaubenern, im andern zu Urach, im dritten zu Schoͤn⸗ 
hal, im vierten gu Maulbronn, 30-40 Zoͤglinge aufgmemmen, und ſobald jes 
er Gurſus vollendet iſt, ie dieſer Reihe wieder entlaflen und nach uͤberſtaudener 
mäfsng in das höhere Seminar ober in das theol. Stift zu Tuͤbingen befäcbert 
erden follen. Huch in den Innern Einrichtungen dieſer Bildungsanſtalten er⸗ 
lickt man ©.’6 smedmäßige und folgetechte Sorgfalt. Die — werben 


868 Saßmeyer . Suwaroff⸗ Rimnitkoi 


zu gruͤndlichen Exegeten vorbereitet, am einen geordneten Fleiß und an eine zurick 
gezogene Lebensart gewöhnt. Um den hebr., griech. und lat. Sprachunterricht in 
den niedern Schulen zu befoͤrdern, iſt die Zahl der Viſitatoren ober as 
verboppelt und denfelben die ftrengfte Aufficht bei den Prüfungen zur Pflcht 9 
macht worden. Das jährliche Landeramen zu Stuttgart, bei welchem alle der Ten 
logie ſich widmende Fünglinge vom 12. — 14. Jahre 3 J. nach einander a Pr- 
tentes, Exspeetantes prima vice unb als Exspestantes seounda viae erfpine 
müſſen, hat ebenfalls eine verbefferte Einrichtung erhalten, wodurch die Sabeuy 
bis auf den beflimmteften Brad geſteigert und bie möglichfle Unparteilichkck ie 
Eraminatoren und Genforen gefichert worden iſt. &o hat die Leztumg bes gef 
ten Unterrichtsweſens an Einheit, feflem Zufammenhange und ficherns 
wefentlich gewonnen. Moͤge der wuͤrdige Prälat noch viele Fahre ber edeln Fralt 
feines geiſtvollen Wirkens fi erfreuen! | Me 
Suͤßmeyer (Branz Kader), ein zu f. Zelt beliebter Componffl in Min 
Schüler Salieri's, ſeit 1795 beim €. €. Operntheater in Wien als Componiſt ı= 
geftellt. Unter. Opern haben den meiften Beifall gehabt, DMofes”, , Der Spiegeln. 
Arkadien (1794), „Soliman IE, oder die beiden Sultaninnen” (1800) nk „E 
Turco in Napoli". Am berühmteften tft er getworben durch die Ausführung de 
jmigen Theile des Mozart'ſchen Requiems, welche der große Meiſter unvolienie 
hinterließ. Hierauf bezieht fich der von Gfr. Weber erregte Streit cher die E46 
heit diefed Werks. ©. farb als Hoftheater-Sapelmeifter 1803 ſchon im 37.3 
Er hatte ein fehr gefällige® Talent, was ihm auch Mozart's Sreundfchaft nerfäef 
te; aber er wendete es felten zu ernſtem Zwecke an. a 
Stämilc (Johann Peter), ein verdienten Gelehrter und Schrifiiicie a 
Berlin, geb. bafelbft 1707, ſtudirte zu Halle und Jena anfangs die Reqhet ach 
dem Willen feine® Waters, dann die Medicin aus Neigung, endlich ii 
war einige Zeit Feld», darauf Landprediger und ſeit 1742 Propft und Dia 
ſtſtorlalrath in Berlin, wo er 1767 farb. Er beſaß eine ſcharfe WBeurchilungk 
fraft, ward Mitglied der Akademie, und fliftete fich in der gelehrten Welt en ir 
bendes Andenken durch das mit philoſ. Scharffinne gefchriedeme Werk: „Due 
Tiche Ordnung in der Veränderung des menſchi. Geſchlechts, aus ber Geburt, des 
Tode und der Fortpflanzung erwieſen“ (Bert. 1740; 4. Ausg, von C J.Be 
mann, 3 Thle. 1775). Auch hat fi ©. als Schriftfteller um bie Befädte 
und Vergleichung der Sprachen fehr verdient gemacht. BEN 
Suwaroff:Rimnitfol (Peter Aterei Waſiliowitſch, 5*— 









Italinski, Feldmarſchall und Generallſſimus der ruſſ. Heere, einer ber 
ſten Feldherten des 18. Jahrh., war 1730 zu Suskoi, einem Dorfe in bez. 
ne, geb. Sein Vater war Officier und brachte Ihn auf die ſchu⸗ in 
tersburg. Von ſeinem 17. J. an diente S. als gemeiner G und betach⸗ 
dem Kriege mit Schweden in Fimnland vielen perſoͤnlichen Muth. Im 
Lieutenant, zeichnete er ſich noch meht aus in der Schlacht von 30 MR 
teog f. Wunden auf dem Schlachtfelde blieb und f. fehr gel 
Mannfchaft ans dem Treffen führte. Ebenſo muthvollen Antheil nahm es N 
Schlacht von Kunersdorf und an dem Sturme von Schweibnig, Nach der Er 
nahme von Kolberg ward er zum Plagmajor von Königsberg mit bem * 
Obriſtlieutenants ernannt, und 1763 ſandte ihn der caf Donka mit A 
pfehlungeſchreiben an die Kaiſerin Katharina II., welche ihm ein von ihr eigen 
händig gefchriebenes Oberſtenpatent ſchenkte 1768 befehligte S. in dem zwifhn 
Rußland und der barer Conföberation in Polen wegen der Diffidenten auigeler 
chenen Kriege einen Theil der ruſſ. Teuppen, zerſtreute bie Deere der beiden Pa 
lawski, nahm Krakau mit Sturm ein und erfocht noch mehre ‚wien 
von dre Kaiſerin zum Generalmajoe ernannt, mit dem „rip ar Bari den br 


- 








Suwaroff⸗ Ricanitzkoi 869 


lohnt und zu Petersburg mit großer Auszeichnung empfangen wurbe. 1773 diente 
er gegen die Türken ımter bes Marſchall Romanzoff, wo er in 3 verfchiebenen 
Teeffen die ihm gegenüberflehenden Türken fchlug und, nachdem er fid) mit bem 
General Kamenskoi vereinigt hatte, einen vierten entſcheidenden Sieg über ben 
Mei: Effendi bei Kasladgi erfocht. Nach dem Frieden mit der Pforte flillte er im 
Innern Rußlands die Unruhen, welche Pugaticheffs Empoͤrung veranlaßt hatte, 
unterwarf 1783 die Kataren von Kubap und Budziac der ruſſ. Krone, und noͤthig⸗ 
te fie, der Kaiferin zu huldigen, weiche ihm baflıc ben Wladimirorden ſchenkte und 
ihn zum General en Chef ernannte, Im Treffen bei Kinbum 1787 ließ er als 
Oberbefehlshaber bie Infanterie ihre Patrontaſchen ablegen und mit gefälltem Bas 
jonnet auf bie verſchanzten Feinde loſsgehen; bie Angriffe wurden zuruͤckgeſchlagen, 
©. ſelbſt warb in den Leib gefchoffen, amd dermoch fegte er ſich za Pferde, ſprengte 
feinem fliehenden Koſacken nach, ſtuͤczte fich mitten unter fie vom Pferde herab und 
tief: „Lauft nur, lauft, und gebt euern General ben Türken preis!“ Bei ber 
Belagerung von Oczakow, zu welcher ihn der Fuͤrſt Potemkin commandirte, ließ er 
ſich ſeinen euch zu weit verleiten, ımb wircbe mit 600 Mann, bie ihm folgten, 
verloren gegangen fein, hätte nicht ber Fuͤrſt Mepnin ihn gezettet. Nachher erfocht 
er in Verbindung mit dem Prinzen von Sachſen⸗Koburg bei Fokzami (1. Aug. 
1789) einen Sieg über den Seraskier Mehmed Paſcha. Noc höher flieg fein 
Ruhm, als er auf die Nachricht, daß ber Prinz von Koburg von ben Türken ums 
ringt fei, ihm zu Dülfe eilte und mit ihm zugleich im Sept. 1789 an dem Fluſſe 
Rimnik das große türkifche Heer aufs Haupt ſchlug. Kaifer Joſeph erhob ihn ba: 
für in den deutſchen Reiche = und die Kaiferin Katharina in ben zuff. Grafenſtand. 
Beide Monarchen machten ihm große Geſchenke und Katharina ertheilte ihm dem 
Namen: Rimnigkoi. Die flarke Feſtung Ismail hatte lange den ruſſ. Waffen 
wiberflanden, und bes Oberfelbherr, Fuͤrſt Potemkin, befahl dem Grafen S., fie 
fofort zu nehmen. Da der Sommandant von einer Sapitulation hören wollte, fo 
lieg S. flürmen, verſprach den Siegern die Plünderung ber Stabt und extheilte 
zugleich den Befehl, keinen Pardon zu geben. Die Ruffen wurden 2 Mal mit gro» 
ßem Verluſte — doch endlich erſtiegen fie bie Waͤlle und brachen in 
bie Feſtung ein. 33,000 Härten wurden getöbtet oder ſchwer verwundet und 
10,000 nach bem Gemetzel zu Befangenen gemacht. 8 Tage Zeit waren nöthig, 
um bie Gefallenen zu begraben. Won ber ganzen Beute nahm S. nichts als ein 
einziges Pferd für fich.*) Mach dem Frieden von 1794 ernannte Katharina ben 
General ©. zum Chef des Gouvernements von Katharinoslaw, der Krim unb 
ber seoberten Provinzen am Ausfluffe bes Dnieſter. S. wählte Eherfon zu feis 
nem Wohnfige, wo er 2 Fahre lang blieb. Als 1794 die Polen zu den Waffen 
griffen, erhielt ex Befehl, dem Aufflande Einhalt zu thun. Er gewann mehre Sie⸗ 
je Über die Patrioten und nahm das befefligte Praga (f. d.) nad) einem Aſtuͤndi⸗ 
zen Kampfe mit Stumm. Hierauf zog er am 9. Nov, in Warfchau ein; feine 
Kalferin ernannte ihn zum alfeldmarſchall und ſchenkte ihm einen goldenen 
Bomtmanboflad, nebſt einem Eichenkranze, woran bloß bie Diamanten auf 60,000 
Rubel geſchaͤzt wurden. 1799 übertrug ihm der Kaiſer Paul ben Oberbefehl über 
ie Truppen, welche mit ben ſtreichern vereint In Stalien gegen: bie Franzoſen 
'ochten. Auch von bem beutfchen Kaiſer wasb ex zum Generalfeldmarſchall und 
jur Oberbefehlshaber. ber oͤſtr. Truppen ernannt Er gewann mehre glänzende 


*) Den Abend vor dem Sturme von Jsmail fagte ©. — Soldaten: „Mor⸗ 
jen fruͤh, eine Stunde vor Tage, werde ich aufſtehen, werde beten, mich wafchen, 
nich ‚ werbe bann kraͤhen wie ein Hahn, und man fhürmt mach meiner Diss 
vofitign!‘, Gr that dies wirklich, kroaͤhte wie ein Hahn und tan flürmte. Gein Rap⸗ 
Fa — wars „Shre Gott und Ehre Such; bie Befkıng if genommen unb 

n / 


70 Suwaroff⸗ Rinmigtet 
Sege "bei Plarenza, bei Novlrne., ee pa ee 
gen Diertahene und In Selge de 
——— Operatlonoplanes zog er über bie Alpen und ber Et. + Gotcharsäher; 

mach der Schwetz; en weh bie Maier: 
niche zut rechten Zeit ſickten 


Pe genötigt. Diefer Unffall und das 
romteten Hülfe nöchigten ©. , fich unter beftänbigen Geferhten 
- jitoe und Gudin bis an den Konſt 







ſollte einen — — in Petersburg hatten unb v 
bean dm ta ec ige bie für ihn ehtgerfchtet wurden, bewohnen 
fowee hm in al errichtet werden. ‚Kauns war aber &. b 
Rußland — als — Krankheit ihn wörhigte, auf f. Satern in Bkcchemn 
zu verweilen. Der Kaifer ſandte eiligſt ſ. Leibarzt ab und —— BE m 
zuwenden, um ein ſo Toflbares Leben zu erhalten. Jedoch nritter ıriseee vum u: 
reltungen zu &.’% Teiumphzuge fand man Getgenteit, ihm die Guabe des Ralf 
zu entziehen. Paul hatte nämlich dor laͤngeret Beit rn; ee Beier 
ſolle der Reihe nach einen ber Generäle der Armee zum Gemerai du Jour erusmee, 
der von dent Generaliſſimus die Befehle empfinge und BE return Tee 
Allein ©. achtete nicht darauf, und Fuͤrſt zn. einzige Benerat, ae 
f. Vertrauens würdig erachtete, war beftändig General du Jorr Warliter 
jege die mit S. unzufriedenen Generale, ber ——* babe: Tune die Ss 
genheit benommen, fich anszugeichnen. Als Pawt fich von nn 
fchwerde überzeugt hatte, er zornig, daß die ſeiaes 
Füge Strafe fodere, und Heß vor der Fronte aller 

hen, daß der Generaliſſimus, Fuͤrſt Suwaroff, wegen Hintanfegung eines tie 
Milftaiegefehes Tadel verdient habe. Nm wurden alle Vorbereitungen zu ben 
Triumphzuge eingeſtellt und die für ©. im hate ch ehtgerihitäten Zuuucre Das 
Hrinzen von Mecklenburg gegeben. ©. erfrihr in Biga ſ. Lagnade, Wie Kan ſch 
beugte. Da Ühm nicht verboten mar, in Pekersburg zu erſcheinen, fo fegk e 
"A. Rekfe dodin fort and begab fich ohne Auffe hen zur fire Nichte, Die hr eich sm 
dem Patafle entfernten Stadtdiertel wohnte. Niemand wagte eb, hen Wem 
sa beweiſen. Der Kunimer verſchliaumerte f. Krankhelt sid er’ Heß ficdh von Schy 
Hchen zum Tode vorbereiten. Jetzt ließ ſich der Kaiſer durch einen Kammechern 
nad) ſ. Befinden erfımdigen ; ————— erhielten Erlanbin Hn zu binden. 
Er ſelbſt ließ weder Kl en noch Rurren Hören Mit Rute verbanbete Der TON 
tige Held den Tod, weicher 16 Rage nach f. Aneame in Pererrocurg den 26. Du 
1800 erfolgte. Atsder Kaffee ihn erfuhr, fagte er: „Der Helb har den fiker 
ber Natur zn fehr Ungehorfan: hat mid gefchmetzt, weit ex Terre Lochern 5 
fleckte. &.’6 Begraͤbniß wurde fehr feierlich, umter Begleitung von 15,000 8. 
Truppen, begangen, und Kaifer Alexander Heß 1801 in dem Lalferl. Garten u Po 
ter&burg eine Eoloffale Statue von S. aufſtellen. S. war em 
Menſch. Schmaͤchtig umd mager vor Geftalt, von Jugenb auf Eränkiih, Kat 

er deumoch durch Abhaͤrtung, — burch kaltes Baden, eine ——— 
abhalten. Ex ſchlief auf einem Stroh⸗ ober —7 einer lelchten Dee 
und begnuͤgte ſich mit gemeiner Soldatenkoſt. Dieſe Lebensweiſe behielt er au 




















Suyo (Familie) an 


zei, aAs er den hoͤchſten Gipfel Feines GRds erreicht hatte. Beine aan Garderob⸗ 
ʒeſtand aus Der Regimentsunifornr und einem Schafpelz. Durch Maͤßigkent md 
Thaͤtigkeit er ſelbſt im Alter fein Jugendfeuer. Strenge befolgte ex die aͤu⸗ 
jeen Mor feiner Religien, und hielt darauf, daß dies ebenfo ne 
. Untengebenen , denen er ab Bam» und Feſttagen Weorlefungen aus Er 
dprifteir hiett, gefeh. Riegab tr das Beithen md Schlacht, ohne «in 
nachen ui bad Wii des 5. Mcolaus zu Büffen. In ſ. Entfeiläffen ——— 
— war er tue f. Verſprechungen und durchaus unbeſtechlich. Im Reden und 
reiben erfünftelte er einen lakoniſchen Styl imd faßte haͤufig ſ. Befehle und 
— in Kuittelverſen ab: Wohl: bekanat mit mehren neuen Sprachen, ließ er 
ich doch nie auf einem politiſchen ober diplomatiſchen Briefroechſel ein, und pflegte 
u ſagen: daB die Feder nicht ber Hand eines Soldaten anſtaͤnbig fe. Durch fein 
emeines ne cohes Wetragen, bauch ſ. Berachtung alles Aufwandes und ſ. Furcht⸗ 
oſigkeit ward er der Bicbiing feiner Soldaten. Die vornehmern Officierr waren 
— f. heinnichen Feinde wegen der ſtrengen Zucht, auf bie er hielt. Sem 
Deundſatz war, daß der General an der Spitze und nicht an ber Ferſe feines Heers 
ein möffe. Nach ſ. ÄAußerung beſtand feine ganze Taktik in den Worten: Wer 
haͤrts sum na (Stupai i be!) Deffemungeachtet hatte er taktifche Kennts 
üffe, me das Metaliche und Pebantifche konnte er nicht Leiden. A Paul feine, 
kruppen umfſorinte und ihnen Zoͤpfe und Locken gab, fagte S.: „Böpfe find keine 
bilen und Bode keine Kanenen!“ Seine Adjutanten mußten ihm, wenn er 
I biotweilen vergaß, tm Namen des Feldmarfchalls S. Exkmerungen machen. 
Inmwat poügette ex einen Soldaten wegen eines Dienſtfehlers, und ein Adjutant 
ief ihm zu: Der Feldnearſchall Suwaroff hat befohten, daß man fich nicht von 
einem Zoen behereſchen laſſen fo!" „ern er das befohlen hat, fo muß man 
ehorchenerwiderte S. und He ſogleich ab. An Muth, Unternehmungsgeift, 
Schuelligkeit des Entſchluſſes und der Ausfuͤ hatte S. wenige ſeines Glei⸗ 
hen. Buche Krlegekuſtier ſprachen ihm gehörige berlegung feiner Entwuͤrfe und 
Zeſchickchkeit in ſ. Wendungen ab, und viele beſchuldigen ihn der Grauſamkeit. 
Begen bisfen legtern Vorwurf bat ihn Seume, der aber wol als vormaliger rufſ. 
Dffieiee ud ne Anhänger feines Feldherrn partelifch war, zu — J 


— 

Suzzo, eine von ben Fauarlotenfamilien ober von ben EN 
jamilien is Konſtantinopel, welche nebſt den Familien Kallimachi und Moruft *) 
in groſherrlicher — vom 3.1819 allein für fähig erklärte, bie Wuͤrde 
er Hoßpedami in den beiden Kürfkenthämen Molbau und Walachei zu bekleiden 
ne bas Amt von Dolmetfchen beim Divan ımb im Arſenale zu verfehen: ein 
Berrocht, welches im Folge ber griech: Inſurrection und nad) ber Achtung und 
toͤßtenthelis erfolgten Vertilgung ber genannten Familien, ben Griechen 1823 
utzogen worben il. — Aleranber ©,, aus Konftantinopel, Hospobar ber 
Walachel, hat fich durch f. Eifer fire bie Befoͤrderung des Unterrichts ausgezeichnet. 
Ds geoße Collegium zu Bukareſcht verdankie ihm f. neue Einrichtung und bie bas 
nis derbundene Schule des mechfelfeitigen Unterrichts. Auch hatte er bie Abſicht, 
en Walechen ein Geſetzbuch zu geben. In ber Ausfuͤhrung ſ. Plane ftand ihm 
Erwin Balctas (aus einer amgefehenen Kamilie auf ber Infel Jos, einer ber 

*) Die Belider Konſtantin und Nikolaus Moruſt, beibe Dragomans, mwurben im 
and Mat 1921 zu Konſtantinopel hingerichtet. Ihr Water, Demetrius Moruff, 
ospodar ber Moldau, wurbe 1812 enthaupter, weil er ben Frieben zu Bukareſcht 
5 en bey. Norte und Rufland unterzeichnet hatte, Die jüngften Söhne dieſes Für: 
ben jeht in Paris. Die Brüber Kallimachi vourbem 1821 mit ihrer gangen Ka: 

ne nad Alien in Gefangenschaft geſchickt und bort 1622 ehthauptet; '% Bermögen 
— 15 IR. IRB. Piäfler — Ward eingezogen. Die EHER . 1824 e Srtnudmiß 
ur Rickkehr. 





©. Nachſolger befkimmt,, als ber Aufſtand dei Theed. 
es Sriehenauffiand.) Dadurch ward bie Walachei der — 

Innern Kriegs und tuͤrkiſcher Pluͤnderung. — In der Moldau regierte damal 
Midkası S., Bchwiegerfohn des nach Piſa geflüchtet Fuͤrſten Karadjs. Dr 





fer ‚Doßpobae nahm an dem gu gleicher Weit inter Moldau darch Aler. Dein 


uud beffen en erregten Uufftand in Jaſſy thätige Aucheilz alın 
rg 6 Niederlage —— een 











Smwantewit Swedenborg | my) 


ge — —— feine noch Absigen Paplere. Jene 
Bchelften kamen ein halbes aan. ber fie 
# beiländ. und Iateler. Sprache u. d. X.: „Biblia naturas, sive historia inssete- 
ram iz sortas elassos redusta, nes non exomplis et anatemica variorum ani- 
malsulonum emamine illustrata, insertis numerosis rarioribus naturas obser- 
rastonihus“ (1737, 2 Bbe., ———— herausgab. Dieſes Werk iſt ins 
Deutſche, Engl. und Franz. uͤberſetzt und — ——— 
mgeſtrengteſten und genaueſten Beobachtung, in welcher Eigenfchaft Sw. vielleicht 
sie von einem audern Naturforſcher wird übertroffen werben. Es iſt in 4 Theile 
aach Maßgabe der 4 Arten von Veraͤnderungen getheilt, welche der Verf. bei den 


ft, von Boerhaave beſchrieben, dem Werke vorgedruckt. Auferbem bat 
— sem Pre. med. —— — @. Auf, er 


— ober Swantewiz, eine ber. vorgünlichften ann Set 
heiten der ſlawiſchen Voͤlker. —— fo viel als heiliges Licht bedeuten; 
ı wurde uͤberall in Deutfchland, me Slawen wohnten, verehrt. Ram opferte 
ihm einen Heuigkuchen, ber fo groß war, daß man bas Wild bes Gottes davor 
kaum ſehen konnte. Bu Arkona, auf der Halbinſel Witto — war ein 
bertihmter Tenwel des Swantewit, wo ein ihm geweihtes, weißes Pferd unterhal⸗ 
ten wurde, beffen mean ſich bei wichtigen Unternehmumgen als eines Orakels bes 
diente. —— das heilige Pferd ein beſtimmtes Ziel mit dem rechten Fuße zuerſt 
erreichte, ſo war es ein gutes Zeichen, ſchritt es aber mit dem linken zuerſt vorbei 
fo bedeutete es Unglaͤck. Der Koͤnig von Daͤnemark, Waldemar J., ber Ruͤgen 
eroberte, ließ auch 1468 den Temwpel zu Arkona zerſtoͤren. 

Sweaborg, das noͤrdliche Gibraltar, Feſtung, Dauptwaff — Sta⸗ 
tion der Scheerenflotte des ruſſiſchen Finnlands, mit 2 vortrefflichen im 
Gouwvernement Finnland, Kreiſe Helfingkors, legt in der Nähe von — 
und deckt den: Hafen dieſer Hauptſtadt Finunlands. — Als nach dem Frieden gu 
Abo 1743, durch den Verluſt dee ſchwediſch⸗ finnlaͤndiſchen Feſtungen die Grenze 
—* zu offen und umvertheidigt war, trug ber is — 1749 
dem Feldrarſchall Grafen Ehrenſwaͤrd auf, dieſen durch die Natur unuͤberwind⸗ 
lich fich darſtellenden Punkt zur Vertheidigung einzurichten. — — 
7 Ellanden, den uylaͤndiſchen Skaͤren, eine vortreffliche Feſtung, deren Keen auf 
Wargoͤe, ——,————,,———————⏑ fleinernes Denk: | 
mal ſich befindat. Auf den übrigen Eilanden, bie zu dem Befeſtigengsſyſtem ges 
hoͤren und zum Theil durch Brkdden wit Wargde. in Berbinbung ſtehen, find die 
Magazine Werfte, Docken und alle sum Seeweſen gehörige Einrichtungen , eine 
Kirche und Garniſonſchule. Bon den 3400 Einwohnsen find bie men Haud⸗ 
werder und Kaufleute, welche ſich zu ben Gilben halten. 

Swebenborg (Emanuel v.), der merkwuͤrdigſte unter den Theofophen 
des 18. Jahrh. war 1789 zu Stodholm geb. Bon feinem Water, dem Bifchef 
von WBeftgothland, Jaeper Swedberg, in der ben Schweden eignen firenglutheris 


wiffenfthaftichen Beifen 
Helland, Frankreich und — pub beſuchte bie Univerfitaͤton dieſer Laͤn⸗ 
der. Dam ließ er ſich zu Upfala nieder, und zeigte buch feinen „Daodalus hyper- 


7% Smebenborg 


borneus’' (6 Hafte mathematiſcher und yhrſtkauſcher Serfuche amd 

in welchen Wiſſenſchaften er ſich auszeichnen werde. Er hatte mehrre Uhtternidune 

gen niit Shrt XII, det ihn 1716 zum Affeffor beim BergtveröctBegiume ermanmetz, 

un ſchioß fich dem fchwediſchen Archimebes Ehriſtoph 
er gckuich gu beten wußte. Die 









vermittelſt w 

1718 zum Transport des Belagerungsgrfckäges nach Frie deichs hall Brauchte zn 
Stroͤn ſtadt bis Idefjal, 5 Stunden writ —— vor 
Abhandiungen über Algebta, Werth des Geldes, Planetenlauf, Ebbe En 
erwarben ihm ben Dank ber Miglermg, welchen die Königin Ulrkke 


Reicheftandfchaft g Sn Angeiegesheiten feet Kante Dusche er 4700 Ye ine 
bifchen and 1721 ve ſach ſifchen Bergwerke, übre bie ex iehrreiche Ablhendige 
ſchrieb; qhullche Reifen unternahm er in die oͤſtreich mb ungarifcher Bergwene 
. Eine Sanmilung ſeiner philofophiſchen und minetaliſchen Werke („Opere phie 
sophiea et mineralogiea”) kam 1734 in 3 Bon., Fol, and Licht, nad nit Senn 
derung erkannte daB gelehrte Europa darin die Frucht feines Fletßes zäh Feier fie 
fen Forſchungen. Die Akademlen zu — und en 
plome; die zu Stockholm hatte ihn ſchon 172 nun ne 
Metfen nach Frankreich und Italien zwiſchen - 138 40 bereichertere fühne Sem 

niffe. Die „Ökonomie bed Thierreichs“ („Oeoomemia regni animalis’‘), UM ‚der 
feiner Ruͤckkehr 1740 und 1741 herausgab, enthielt nur die Kitipentuiig dei 
feinen philofoph. Werken aufgeſtellten Manırfüflem® auf bie beißte Sehen 
Die Idee eines nothwendigen mechanifchen und organlſchen —————— 
Dinge iſt die Grundlage dieſes mit eigenthuͤmlichem uud große te 
fenheit durchgefuͤhrten Syſtems, welches er vornehimtich In dem „Pitweigifis rerum 
neturalium” aufſtellte. Ein im Unendlichen gegebener Pintt, Me Ceutrackeeſt du 

Ktofstibme dk 














Bocfäumgtechb auf dem Wege der Analogie ımb — 2*— tie —S— 
Den Weruf zum Verkehr mit dem Reiche ber Geiſter erhielt er nach "feuer An 
gabe durch eime Erſcheinung 1743 — London. Darch fie waren, wie er Jel 
te, auf einmal bie Augen feines imern Menſchen geoͤffnet werden, mr Die 
mel, Hölle und Geiſterwelt zu fehen, aus ber ihm nach und nach nicht ut 
verſtorbene Bekannte, fondern auch bie geößten Männer ber Vorwelt erſcham 
und füch mit ihm ımterrebeten. Um biefem überiedifchen Umgange winb fein 
Berufe zum Mittleramt zwiſchen ber ſichtbaren ae zer 
leben, legte er fein biäher pünktlich verwaltetes Amt beine WesgteerüäccHsge 
1747 nieber umb ſchlug andy eine höhere, im angẽetragene Staatöbebiewung uf. 
30a Seide —— Perfion. Ohne andre u 
Geiſter ſehen und ſprechen oder ——— hoͤhere Dffeke 
zung eingegeben fein foßite, hielt er ſich min abwechfelnd in Schercven sähhr Gap 
land auf. Die theologiſchen Bücher, nn a men 
alt Gecretaic bed Herrn, geſchrieben, Tief er auf eigen Koſten beiälfen. Sie fakkım 
Bene ag ar ion dan Ar 
Verehrung wurbe, erregten nen Behauptungen unter dene 
fongessen sem fo geäßere® Wefeemben, je twetiger nem Ihre &neebiichäskt ober Ben 

























| Swedenborg 875 


— — u ion me ni m eat Beite 
ſcharffſtmiigen dhaften Menſchen ehren; ſ. Beſcheidenheit 
BA wie fein —— Forte den Verdacht ehrgeiziger ober 2. 
vhhiger Mbfichten, und ſ. ungeheuchelte Froͤmmigkeit gab ihm das Auſehen eines 
* der wirklich mehr in Geſellſchaft ber Engel als unter ben Menſchen lebte. 
Ari wo ex ſich mit sn unterredete, Offenbarungen empfing 
—— der unfichtbaren Welt hatte, ſchien er ein Truͤender zu fein, 
n deffen ſich Schmerz ober Eutzuͤcken ankuͤndigte, je nachdem ihn 
dben Hoͤne oder Himmel befchäftigte. Im gewoͤhnlichen Leben zeigte ex die Fein⸗ 
yeit voruehmer Weitlente, fein Arber war behtreich, wohlthuend und angenehm, 
perföntiche Darſtellung würdig und edel. Verheirathet hatte er ſich mie, doch 
qꝛi⸗ er die Geſpraͤche — Sunsı und vermied auch den Schein eines 
ertinge. Erkhe angeblichen —— er anfangs freinmehig, doch 
‚hie Prahlerei hervortrat, in fpätern Jahren aber zunkdkhattenber wırzde, ſowie bie 
eltſamen Lehren, weiche [. Schriften enthielten, zogen ihm eine Anklage von Seh 
en der Gelſtlichkeit zu, welche ihm jedoch nicht ſchadete, da die vornehmſten F 
— Sqheiften binigten and der König Adolf Friebrich ihn fügte. Im ung 
botten Genuffe einer dauerhaften Geſundhelt erreichte er das 84. Fahre ımb 8 
us beit Folgen eines Schlagfluffes zu London den 29. Maͤrz 1772. — Bis an ſ. Tob 
hat er ſelbſt an die Wirklichkeit ſ. Viſionen ımd goͤttlichen Eingebungen feft ges 
ztaubt: Dieſer Glaube war ſ. immer mehr von der Welt abgewendeten und mos 
raliſch ſollirter Gemuͤthe zur firen Idee geworben. Einmal beſangen in dieſem 
Wahne und im Verkehr mit den Bildern uͤberfintilicher Gegenſtaͤnde, die fein Ichen» 
iger Geift ſich ſchef und feine ſtarke Phantafle ausmalte, geuͤbt, konnte er wol das 
u kommen was in ihm Erf 


ft 
Wett sur halten. Micht nur fein eignes reiches Gemuͤth, ſondern auch die Werke 
Meoſophen und Myſtiker, die er fleißig gelefen hatte (befonders Jak. 
Boͤhme 6), gaben ihm Stoff genug, ſich ein Beifterreich zu bilden, wie ex es wollte. 
Beine Grhitderungen davon tragen bis in die kleinſten Züge das Gepräge ber Sit⸗ 
ten und Berhättniiffe f. Zeit und der ihm als — gelaͤufigen Anſicht der 
Sumrmveit, f. Geiſter führen die Sprache der Individualitaͤt, und bie Famillen⸗ 
—* ber h. Schrift mit den Deutungen und Allegorten fruͤ⸗ 
ee hen ke Meere hervor. Irrte er aber auch in dem Mitteln, ehrwuͤrdig 
—* tanmer fein Zweck, durch die Verbreitung f. an religioͤſem, erbaulichem Ge⸗ 
hate inrgemein reichen Schriften eine Gemeinde ber Heiligen zu ſammeln und F 

getofen Schulweidhett ſ. Zeit entgegenzuwirken. In ben: moraliſchen Thelle 
fee Schriften findet man bie reinſte Eittentehre und wahrhaft erhebende, Fr 
Stellen, und obgleich ee nur in ſchlichter Profa und ziemlich nachläffigem Latein 
geſchrieben hat, gehört er doch noch mit groͤßerm Rechte unter bie zeitgiöfen Dichten 
al umter die TZheologen. Was vor ſ. Prophezeihungen und Entdeckungen verbor⸗ 
gener Dinge in der wirkſichen Welt erzähle wird, 3. B. die Anzeige, bie er in Go⸗ 
thenburg von dent Brande zu Stodhok in berfelden Stunde, als dieſer entſtand, 
eng. hat keinen hiſtoriſchen 


gen tat‘ Problem ſ. originellen Inbivibuniität, Aber bie Herder in f. „Adraflea” 
unter d. Art: ts det teeffenbfbe Urtheil gefäßt bat. (&. über ihn 
auch Ennemntofer's,, Befp.d. Magnetiomus“, wo er von einer audern Seite betrach⸗ 
tet wird.) — Eine Stelle in ber Kirchengeſch. fiäpert ihm Dienodybeflehende Gefteder 
Swedenborgianer, die ihn als ihren Gtifter verehrt. Sie entitand aus den 
defern ſ. theotog. Schriſten, toeldhe ſ. Behnuptumg, baß durch bie ihm mitgetheile 
ten himmiſchen Offenbarungen bie zweite Ankunſt Ehriſti auf Exden, das jängfte 


n 





durch eigne Thaͤtigkeit, mögliche moraufche Belehrung, bie fle na 


876 Swedenborgianer 

Gericht über die alte Kirche (bie gegenwärtig herrſchenden chriftlichen Rellzien 
parteien), und bie Stiftung ber Kirche des neuen Jeruſalems, wovon hie Apt; 
Ippfe und der Apoftel Petrus bei ber Verheifung eines neuen Himmels umb der 
neuen Exbe redet, wirklich erfolgt fei, gläubig annahmen. Diefe bildeten in kan: 
und Stockholm nach [. Tode eregetifchsphilanthropifche Geſellſchaften, aut welde 
bie u. d. N. ber Kirche des neuen Jeruſalems bekannte Sekte der Swedenber 
gianer hervorgegangen iſt. 

Die Lehre diefer Sekte geimbet ſich auf bie Bibel und folgende von Enre 
borg feit 4747 — 71 in lat. Sprache gefchriebene Bücher: „Arcana eoeleslık 
coelo et inferno”; „De Telluribus‘ ; „De ultimo judicio‘ ; „De equo ar: 
„De nova Hierosolyma et ejus doetrina eoelesti”; „De Domino“; „De say 
tura sacra'; „Devita”; ;„Defide”; „De divino amore et divine provide 


tia“; „De amore conjugali”; „De commereio animae et eorporis”; „Su 


maris expositio sensus prophetici”; „Apoecalypsis explicata”; „Apoealyi 
revelata”; „De vera theologia christiana”. Diefe werben von ben Care 
borgianern als heilige Bücher geachtet und .die Lehre aus dem Worte ein k 
geiftihhe Mutter genannt. Das Wort felbft ober den geiftlichen Vater uenne 
‚Die Bibel, von ber fie nur den Pentateuch, das Buch Joſua, bas Buch der Ri 
ter, die Bücher Samuelis und der Könige, die Pfalmen, bie Prophet, & 
Emangelien und die Apokalypfe für kanoniſch halten. Sie unterſchelden ra 
dreifachen Stun bes Wortes: die buchfläblihen, wie ihn der gemeine 

verftand faßt, den Innern geiſtigen, der in jenem verborgen, und erſt burd Ex. 
erthüllt worden iſt, und ben himmliſchen, ber wieberum im biefem litgt, m 
ben Engeln verflanden wird und ben Hexen allein angeht. Sie leugnen be ii 
lichen Lehrfäge von der Dreieinigkeit, von der Genugthuung Busch ben Ze Jr 
und beffen ſtellvertretendem Verbienfle, von der Gnadenwahl und von der Yafıc 
ſtehung ber Leiber. Gott ift ihnen allein Chriſtus, der Herr, der In feinn de 
fon den Schöpfer, Erloͤſer und Troͤſter vereinigt, und nach feiner erſten Hal: 
werbung, von ber bie Evangelien erzählen, sum zweiten Male 17 Wa | 
um f. Diener Sw. den innern Sinn der h. Schrift aufzuſchlißen. Diefer 64% 
fel be6 Worts iſt ihnen die von Sw. wieder entdeckte Wiffenfchaft ber Corufe 
denzen d. h. ber gegenfeitigen vollkommenen Durchdringung ber fidhtbaren md s 
ſichtbaren Welt, nach der alle Phyſiſche geiflige Bedeutung bat, und wirem | 
alles Geiſtige durch das Phyfifche angedeutet wird. Der Glaube andiefe en 


‚ fpondenz machte ihnen den Glauben an Sw.'s Exfcheinungen, die von ihm in de 


maͤßheit feines vorher aufgeſtellten Naturſyſtems durchgeführten Allegorien wi | 
lich, und ganz folgerecht zogen fie auch bie neuern Erfcheinungen des thindfie 
Magnetismus in diefes Gebiet. Das jüngfte Gericht verſtehen fle nur geifliem 
bem 1756 erfolgten moralifchen Untergange der alten Kirche. Nach dem Zt 
glauben fie unmittelbar in verklaͤrte Leiber, die nad) der Berrfchenden Lich (RS 
gung) jedes Individunmis gebildet werden, und in den Himmel ober in die Pi 
zu kommen; Engel und Teufel halten fie für abgefchiebene Menſchenſeelen; 8 
Seligkeit willen fie Beinen andern Weg, als die unter — Pen | 
R 


Beflerung, Reformation und Wiedergeburt eintheilen. Die Taufe bad ſe 
an Kindern und Erwachſenen als Aufnahmegebraudh, das h. Abendmahl al | 
der geiftigen Vereinigung mit Chrifto. Ihre ſtrenge Moral bedingt die Aufn 
neuer Mitglieber durch die Vorausſetzung, bag fie an den Herrn allein. | 
das Boͤſe meiden, und dies aus eigner Bewegung thun.. Wer diefe Bedinguza 
erfuͤllt, kann 7 Jahre hindurch an bem den mändigen Mitgliedern jede? | 
gemeinfanen Stimmrecht und dem p. Abenbmahle theilnehmen, ehe efihlud 
die Taufe förmlich aufnehmen läßt. Die ſtimmfaͤhlgen Miitgfieben find in El 














' r 
Swieten (Gerard v. — Gottfried, Freiherr v.) 877 


fen abgetheilt,, bie Labendigen haben !, die Ehepanre, welche noch nicht 3 Kinder 
zeugten, 4, und bie mit 3 ober mehr Kinder gefegneten Ehepaare, 4 der Stim- 
men. Die Regierung der Kicche des neum Jeruſalems beſteht aus 3 Mächten: 
1) der abfoluten, weldye burch das in 3 Kormaten auf dem Im Berfannmiungsfaale 
ſtehenden, niemals befegten, Präfidentenfluhle liegende göttliche Wort vertreten wird ; 
2) der reactiven, welche auch bie ordnende ober erfiäsende heißt und in ben Bes 
rathungen aller flimmfähigen Glieder jeder Gemeinde gehbt wird, unb 3) ber 
activen ober entfcheibenben, welche aus 4 Worftehern oder Kirchenraͤthen befteht, 
von benen einer über die Lehre von Chriſto, einer Über bie Wiſſenſchaft ber Cor⸗ 
reſpondenzen, einer Über die Beſſerung des Wandels und einer. über bie heiligen 
Gebraͤuche zu wahren bat. Letterer iſt Biſchof der Gemeinde, verwaltet mit 
den von ihm geweiheten Prieftern den Gottesdienſt und übe unter Beratung mit 
ber Gemeinde die Kirchenzucht aus. In jedem Verfammlungshaufe find 2 Säte, 
einer zu Berathungen und zur Taufe, der anbre zum Gottesdlenſte, wozu bie 
Helllgung der Ehen, das h. Abendmahl, das Fußwaſchen, und eine aus Gebet, 
Sefang, Vorleſung der biblifchen und Sw.'ſchen Bücher und Predigt zufammen- 
gefegte Liturgie für die ber Feier dee Sonn: u. Feſttage gehört. In beiden Saͤtzen 
befinden ſich durchaus nur Zifche, Stühle, Bänke, und im legtern ein Chor für 
die Mufil. Von den Beräthfchaften und dem Schmuck rifklicher Kicchen ift in 
ihnen Nichts zu fehen, auch werden fie an Wochentagen zu bürgerlichen und welt- 
lichen VBerrichtungen der Gemeinde gebraucht. Die Glieder derfelben unterfcheiben 
ſich weber durch Mleidung, noch durch andre äußere Zeichen von andern Weltleuten. 
In Schweden, wo bie Zahl aller Smebenbergianer fi auf 2000 beläuft, ges 
nießen fie nur ſtillſchweigende, in England, wo fie feit 1783 zu Lonbon und in 
mehren Hauptftäbten Capellen mit ber (auf die angeblich ſchon erfolgte Vollendung 
des jüngften Gericht zur begiehenden) Portalfchrift: „Nune permissum est”, has 
ben, gleich andern Diffenters, Hffentliche Duldung, welche viel zur Vermehrung 
ihre Mitglieder beigetragen bat. Diefe beftchen meiſt aus Weltleuten von ben 
mittlern und höhern Ständen. Auch der König Karl XIII. von Schweben ges 
hörte ihnen als Herzog von Suͤdermannland eine Zeitlang an, mie benn manche 
Neugierige noch jegt zu⸗ und abtreten, ohne ſich förmlich aufnehmen zu laffen, 
Seiftliche und Schuflehrer der herrfchenden Kirchen hielten fich ſtets fern davon. 
In Frankreich, Deutfchland und Polen gibt e6 nur wenige vereinzelte Anhänger, 
in Oftindien, Nordamerika und Shdafrika ganze Gemeinden diefer Sekte. Ohne 
irgend eine allgemeine Regierung anzuerkennen, betrachten bie Gemeinden, deren 
jede ſich ſelbſt regiert, doch bie ereartifch » philanthropffche Gefellfchaft zu Stockholm 
318 den Mittelpunkt ihrer Kirche, mit bem fie flets correfponbiren. Die unter ib» 
nen berefchende Meinung, bie Kirche bes neuen Jeruſalems befinde ſich ſchon voll: 
Fommen ausgebildet Im Innern Afrikas, hat fie zur Beförderung von Miffions: 
unb Entdeckungsreiſen in diefem Welttheil gemeigt gemacht. Die berühmten Mel: 
renden Sparrmann und Morbenfkiold gehörten ihnen an, und Kebterer hat mit 
dem Schweden Afzellus die Gemeinde auf Sierra:Brone in Afrika gegründet, Für 
dieſe und andre afrikanifche Kolonien, wie für bie Abſchaffung des Megerhandels, 
haben die Swedenborgianer viel gethan; im ber Afrikanifchen Geſellſchaft zu 
kondon ift ihr Einfluß entfcheibend,, auch ſuchen fie ihren Unternehmungen burd) 
zftere Aufl. der obengenannten Schriften Sw.’3 und durch Heraudgabe eines „‚Meus 
eruſalemiſchen Sournal®”, welches zu London erfcheint, immer mehr Außbreis 
ung zu verfchaffen. | | . 
Swieten (Gerard van), kalſerl Kath und erſter Lelbarzt in Wien, wurde 
u enden 1700 geb., ſtudirte zu Löwen, nachmals in f. Waterflabt umter Boer⸗ 
aave (beffen vorzüglichfter Schüler er war), neben der Medicin vorzuͤglich Chemie 
md Pharmacte und uͤbte nachher dort die. Arznelkunſt aus, worin er [ehr gluͤcklich 


87 Swift 
war mb als Prof. augeſtellt wurde. — vlelleicht und kei 
manche Härte und Unbeugſamkeit ſ. Gewrliths erbittert, brachten meh ki 
MWiperfacher es dahin, daß ex ſ. Lehramt nieberlegen mußte, weil er der kach % 
pn zugethan war. Sw. erhielt hierauf (1746) einen Ruf als erfier keikr 
| iſerin Marla Thereſia nach Wien. Ex erlangte bie Gunft feiner Shin 

* ohem Grade, ward in der Folge von ihr zum Vorſteher der kaiſerl B. 
thek, zum beftändigen Präfibenten der medieiniſchen Sacultät ia Wien, mt 

rector des Buͤchetcenſer 


gelehrite Or 
ſchaften in Europa, die ſ. Werbienfte ren ger Das sk 
ſehen, worin er der Kalfeein Königin ſtand, benutzte er auf eine — 
Art zum Beten ber Gelehrſamkeit und ber Aufllärumg, obgleich auch ſ. Grm 
fäge und fein Temperament ihn verleiteten, als als Bünhercenfor faſt «ie Bat 
from. rare — nd dafar oft bnch entahrenbe Cichuähaugen * 
in ben oͤſtr. Staaten zu verb — Gen wenn wir nicht irten (ber ie 
al⸗ * der kaiſerl. —— nachfolgende Gottfried Freiherr m 
‚ ber als genauer Freund Haydn's und Mojart'e beruͤhrtt I und jar 
feiner Schöpfung" einen engl. Text umarbeitete, ſowie den Tert zu —— 
zeitem’' verfaßte. Er hat aber auch große Verdienſte um bie Duft in Bin, 
dem er bie Werke Haͤndel's und Bach's zur Aufführung brachte mad eine wall 
ſche Geſellſchaft von Mitgliedern des erſten Adels zu dieſem Behuſe fiftere. det 
iſt es bekannt, daß Mozart, von ihm angeregt, 4 —* Dratorien fake le 
fen den „Deeffias”) — dem — f. Zeit — Infrmeaiin 
en hat. Diefer Maͤcen ber Tonkunſt flach in —* 70. Sahne 1881 


nike (Fonathan), ein nicht nur als Schriſtſteller ſondern auch wen: 
— hoͤchſt merkwuͤrdiger Mann. Er wurd⸗ rer 16T 
lin geb. eine bürftige Nutter fandte den Zjaͤhrigen Maben nad Biken 
wo er bis zu f. 6. Jahre blieb, und fohann nach Keikenny in Icland uf. 
ta, Der I gab Sf 45. Jahre wan a 
Dreieinigkeitscollegium zu Dublin der Auffiche eines gewiſſen St. Ale um 
traut, ber fich durch f. an und — Kenntniffe andgeiden 
Für dieſe Wiffenſchaften deſſen Hang ——— 
kunſt neigte, keinen Sum. Erſi nah meßren Jahren erhieit er den Geh ie 
Baccalaurens mit dem Bufage: „speeiali grasia”, d. i. muß mb Ge 
wegen Verdient. Diefe Kraͤnkung iſt wahrſcheinlich Schuld, Kehyer | 
Schriften die Mathematiker fo vechößttend behandelte, fe war aber aih x 
ein Beweggrund zu groͤßerm Fleiße in a. Wiſſenſchaſten, ſodaß er ven mn 
lich 8 Gtumden zu ſ Otudien verwandte. — —— 
en Der Tod 5. Oheims beraubte ha 
Jahre feiner Hanptfläge: er begab ſich daher u Sir SEM. Temple, * 
——— Därk in Gurrey wohnte, und init ihmn vertwanbt mar. Tan 
‚nahm in sätig auf, un ve Dieb ba Pausgemufe 2 2 Jahre ing. Dit 
lernte er auch ben König Wilhelm In Eemnen, des ihn eine Danptnuinihe 
der Okeitecei anbot; allein Erw. Te eb, en re 
Stame fühlte, indem er höhere eringen hoff 5 
um Dei Buhl ⏑⏑ ⏑ ⏑ ⏑ In Bngefrihe gen, promevine 














Suift 8319 

ie Drforb ats Magifter ber Kuͤnſte. Er verſuchte fich ſchon jetzt als Dichter 
—* Vindarſchen Manier, — a und einige f. — auf⸗ 
— hatten. Die Offenheit, welcher Dresden, ber mit ihm verwandt 
war, ihre fagte: „Wetter Swift, & werden nie ein Dichter werben”, war ber 
Grund, weßhalb Sw. jenen berühmten Mann fpäterhin fo bitter angriff, ohne 


ijhm jedoch ſ. Ruhm entreißen zu innen. Auch mit Will. Zemipie ward ex höchft 


amsafrieben, weil dieſer fein Verſprechen, ihm zu einer Pfruͤnde behuͤlflich zu fein, 
nicht erfüllte. Voll Unwillens verlieh er 1694 Tewple's gaſtfreies Hans und 


! en fieß ſich weihen, und erhielt durch ben Oberflatthalter eine Pfruͤnde. 


darauf aber befam er von Temple sine Einladung an Ruͤckkehr nach Eng- 


| — er wieberholte Zuſicherung zu einer Verſorgung. Er verzichtete deßhalb 


auf feine jrlaͤndiſche Pfruͤnde, und kehrte wieder nach Moor Park zuruͤck, lebte 


von nun an mit Temple bis zu deſſen Tode einig, auch hinterließ ihm der alte 


— — — — — — — en. (ur ur. , ren — — ar: : 


>... ey At er ee 


Staatsmann, als ex ſtarb, ein Geldvermaͤchtniß und ſ. Danbfchriften. Von ben 
letztern gab Sw. 2 Bde. heraus und erinnerte den König an ein dem Verſtorbe⸗ 
nen ertheiltes Verſprechen, ibm (Sw.) bie erſte erledigte Pfruͤnde in Canterbury 
oder — zugeben. Aber Wilhelm ZU. nahm keine Ruͤckſicht darauf und 
Cm. begleitete jetzt den Grafen v. Berkeley, der als Obexxichter nach Irland ging, 
‚ala deſſen Caplan und Prinatfecretaie. Der Graf nahm indeſſen in Dublin einen 
Sacretair an, und Sw. mußte flatt ber Dechanel zu — wozu ihm Hoffnung 
gemacht worden war, 2 weniger eintraͤgliche Pfruͤnden arnehmen. Durch fo man⸗ 
che fahlgefshlagene Hoffnung warb fein Herz, welches keiner ſanften Gefuͤhle fähig 
was, immar mehr erbittert. Cr fing num an, fatgrifche und burleske Werfe zu 
ſchraiben, wodurch er fich. ebenfo viele Feinde als Bewunderer erwarb; denn (ei 
Wis war felten ohne Stachel, und perfönlidhe Satyre war bie Waffe, welcher 
ex, ſowol um zu beleidigen, als um ſich zu [hügen, gebrauchte. Als [| nach 
England zuxuͤckkehrte, ging Sw. auf ſ. Pfarre zu Caracor, und lud hierher 
bie berühmte Stella ein, deren Familienname Johnſon, und deren Vater Haushof⸗ 
meiſter bei Temple geweſen war. ie wohnte in ſeiner Nachbarſchaft, wenn er 
im Pfarchaufe, und in demfelden, wenn er abmefend war. Nie follen fie zuſam⸗ 
mepgpionhnt, oder ſich — Bengen geſehen haben. Dieſe Verbindung dauerte 
bis zu Stella's Tode. Stolz und Ehrgeiz war Sw.'s Hauptleidenſchaft, und er 
gab ſeit 1701 mehre — Schriften heraus, worin er eifrig die Sache der 
Wbigpartei, zu ber er gehaͤrte, verfoht. 1704 erſchien, ohne ſ. Namen, fein 
hen von ber Tonne” („Tale of a tub”): ein durch die eigenthuͤmlichſte Art 
des, Wites mb der Basuze ausgezeichnetes Werk, weiches ſ. Ruhm in diefer Hin 
firpt außerordentlich vermehrte, aber ihm, wol mit Unrecht, ben Zabel zuzog, 
daß die ‚ehriftliche .. barip verfpottet werde, was auch feine weitere Befoͤr⸗ 
derung hinherte, iv Erzaͤhlung ſchildert er die chriftichen Religionkparteien 
von en Standpuulte engl. Epifkopalliche. „Die Bücerfchlaht” („The 
.. of the books") h sine burleske Vergleichung alter und neuer Schriftſteller 
u Nachtheile ber letztern, worin Dryden ber Hauptgegenſtand des Spottes if. 
char andern Schrift: „Meiffagungen von Iſaak Birkerfloff, Efquire” machte 
ex mit giger zeichen Aber von Witz bie Aſtrologie lächerlich, und fie warb fo befiebt, 
‚daß Giterle ben Namen Bickerſtaff“ als Hexaueg. des „Schw "' („The t3t- 
m) miichnte. 4710, als die ans Ruder kamen, ward Em. von den ir 
hen Praͤlaten beauftungt, bei der 3 (Anna) bie Erlaſſung ber Erſt⸗ 
linge ( Innaten) = des Zwoqmigſten auszuwirken. Dadurch ward er mit Har⸗ 
—— nafen v. Oxford, und mit St.⸗ John, nachher Lord Boling⸗ 
fo ſehr, daß er zu heen geheimflen Be⸗ 
zatbfhlagugngen nb Bufamsmenkünften gelafien wurbe. Seht war ex ganz in f. 
u den Poli, brfonbers Dartelpohti, war das Fach, worin, eu. ſich au 


8808 Swift 
ſtaͤceſten glaubte, und ee ſchrieb für ein periodiſches Blatt (‚The emamniner”) 
eine Menge von Auffägen, — er die — ————— (en 
tadelte, und bie ber nachherigen befte eifriger erhob. Ihm, ale berkhuutem poi 
tiſchen Fiugfchriftſteller, Ka, IR ah die Verungiimpfung Max Ib ereugl'! 
Ale eg feinen „‚Memeirs ote.' geseist hat. Ein Biäckum a 
Englaub war Strebens, und wirklich ward er von ſeinen 
Freunden bei hide der Königin empfohlen. Allein diefe Hogse Meubadı 
gegen ſ. Rechtglaͤubigkeit, und — flug — 1713 erhielt er intel 
die Dedyanei von Bit.» Patric bri Dublin, turbe aber sicht meter beflchet 
— — —** Die er nachher herumdgah, 

und ſelbſt Gefahren zu. 
ae en a a Te a d Hehe behanbit. 
Rad) und nach gewann er jehach wieder Ihe Vertrauen, da er z fein Dans wächst 
ch 2 Del. der guten Befelifchaft öffnete. 1746 ließ er ſich mei f. Stella, Yeah 


















t. f 
haben. pero ed en achen Wahrhaftigkeit, 
herrſcht eine fo umſtaͤndliche Genauigkeit dee Erfindung darin, daß art Auhäde 
Lefer auf eine wundervolle Weife — — waͤhrend die 
Satyre, wovon es uͤberſtroͤmt, auch dem bitterſtem Menſchenhaffer wohlthun uf. 
Sw.'s ehrgeizige Entwürfe — bald nachher durch Stella's Tod — 
* dleſer Zeit er noch mehre ſ. beſten Gedichte, 

















Schickſal. 

altmälige Abnahme f. Verftanbes sing in völligen Wahnfina 
mer zorniger und böfer, ſowie ſ. Beiftesträfte fich verloren, 

Beftisen Eihmserzen einer — ee 

es aubgureißen. Gin gänzliches , Monate langes — — 

voraus, der am 10. Det. 1745 in f. 78. —n 

—— 

tige und Wlöbfinnige beſtiumt, um“ a ⸗ 

barzuthun, daß kein Band beffen fo -tebe bebärfe”. Sein 

war rauh und unbengfams, und der hoͤchſte Brad bes 






im underungewuͤrdig. Doch ſtehen Sece feiner 
nach. Seine Scheiften Hat Hawkesworth (Lond. 1755, oe 4, 
Bde., 8.), Yan mit feiner Biogrophie Thomas Sheridan (1784, 17 Dr) 





Swinden Swinderen ‚m 
Dercaccge gben: Byte IE mache Laberbare ds Bieguph Deusiih fieb fohee 
Böden ——— 1706 in 8 Bon.) eſchienen 





Swinden (Ian Heudrik derch uunfaffenbe Kenut⸗ 
niſſe sur Hofın αÊ. Ins Haag den B. Ian 1786. Ju file: 
er Zuges | mus Seubienn ber Diatheruutil ud 


(pm ehren key erpehdned 
Summer 





8 
I 
H 


0 Wiftens 
ſtarb So am 9. Min; 1823. — Gr war ein ſehr seicher Geiſt und vortsefflicher 
Menſch. Unter den vielen Schuͤlern, ‚bie er gebildet, befand fich auch der berühmte 
Perer Nieuwland. en N et haften bat Sw. zahlreiche 
Worke in yondab. , franz. und Latein. Sprache binterlaffen ; die intereffanten Deut» 
— e find unzählig. Wir 
. zehdieen unter ſeinen Werken noch aus: „Tamsamen theorias mutandas phacne- 
menis mügueticl'; „Mocueil de diffsrens mömoires sur V’eloetrinite et le ma- 

; „Cogisstiones de Re 


d ¶ Theobor van), der und der Naturgeſch. 
—* —— ren Wonach ee ae Dt 1806 
erwarb ihm fein⸗ much ind Deutſche Aberfegte: „Dissertatio ehimieo-phynioa de 


— Mhpunkunn, Buß cs unfafude Aenetfe um in ber alten Bissat Befaß 
Erilem Iatı er vie Gradi unsranlteter Berfaumem In ybhekhen Eihöfcenie 
Gono.ster. Siebente Aufl. Bd. X. 56° 





IT Se Sorecham 
der. 1808 unttenahm Ehre, In Goſetgſchaft meheer Geichrten eine AMce 1a 


Deutfeland, vom weichen ce bei ber Mikikiohs eine ſcht Intsrefante Wefchreiien 
geb (2. Aufl, 1810). 1800 ernannte ip König Bardwwig zum Juſpecne der Pr: 


ent. Naturallendabinets verbunden werde. Ba f. Schalem she 
nrich Kuhl von Hanau, ber im Aufträge ber Hegierung ohne aaturtnifienideh 
Meiſe nach den hollaͤnd. Golowien imternonmmem hat. Wen f. Schriften inbpe 
‚werden: „Über bie Gtenfgefege in ben Niedorlauden“, umb „Über: die Betinh. 
welche bie Fuͤrſten aus dem Haufe Maffau fü um Hotland erwarben“ And gi 
er ſeit 1812 Jahrbücher ber Univerfität Groͤningen heraus. Sw. iſt Weltzie u 
zer gelehrten Gefellſchaften in Holland und Dentfchland. 
Sybaris, eine in der alten Geſchichte berichmte Stabt, Ing In Knteritiie 
in Lucanien om tarentimiſchen Neerbuſen. Si⸗ ſou im4. I. ber 25. Olgay. 7% 
v. Chr.) von den Achaͤern und Troͤzenlern (griech. Voͤlkerſchaſten) were 
fein u. in der 60, Olynp am melflen gebläht Haben. Die Sybariten wma 
doch in einen Krieg mit den Krotoniaten verwickelt, worin bie 300,000, % 
letztetn 100,000 . Ins Feld flellten. Die Einw. von Sybartis neuen aber md 
‚ kippigfelt und Wohlleben, welche bei ihnen durch Die außerordencl Fruchtbaclat 
Milde ihres Bodens und Himmelſtrichs mb derch ihre sunglaubticken Schaube 
günftigt wurden, aufs Außerfle verweidglicht und entnerot ; fie verloren daher (Sl 
v. Chr.) die Schlacht, weiche am Fiuffe Teais (jetzt Triumti) vorfiek Die Srsient 
ten machten von ihren Siege einen grauſamen Gebrauch. Nicht einmal die Ge 
genen witeden verfchont, die Stadt Sybaris wurde dem Boten giodich gemecht Di 
entflohenen Sybariten bauten ſich 158 3. ſpaͤter) zwar an dem Fluſſe Dank wie 
an, und das neue Sybaris ſchien fehr blähend zu werden, allein bie eifwfhdign 
Krotoniaten vertrieben nach 6 Jahren bie Cinw wieder, welche jetzt eine Gnktı 
d. N. Thurli anlegten. Allein in einem Innern Aufruhr kamen die After Orbahe 
faſt ſaͤmmtlich um. Die wenigen, welche enckamen, bauten ſich am Fiuß Dei u 
wurden aber bafd nachher von ben Brukliern gaͤnzüuch verckigt. — Rec iii 
zeichnet man mit der Benennung Sybarit einen Weichling und Schweigu 
Sydenham (Xhomas), einer der berkhmeieften AÄezte Ensiaubt, pi 
1624 zu Vindford⸗Eagle in Dorfetfhire, mar der Gohn eines Eickuums Kr 
Bandfchaft. 1642 befuchte ex die Univerfität Orforbs allein ber buͤrgerkche Kit 
zwiſchen Karl I. und dem Parlamente brach noch in eben diefern Jahee amt, 
- &,, welcher der republitan. Partei ergeben war, wollte nicht, ſowie feine Fi 
ſtudenten, für Karl I. fechten; deshalb verlleß er Orford, wo der Kich ie 
Beſatzung hatte, und ging nach Lonbon. “Hier machte er bie MWelammtideft W 
Dottord Th. Gore, eines berühmten Arztes, nach deffen Raid und Belt ni 
bir At zneiwiſſenfchaft wibrmete. Als die Gurniſon gu Orford ſich dem Packnst 
ergeben hatte, kehrte S. dahin zuruck, wurde 2648 Bactalantend uub ud F 
Cambridge Doctor. Er übte feine Kunſt zu London mit dem glaͤngrudſten Crer 
von 1651 bis zu f. Tode, den 29. Der. 1689) aus. Er war derti 
egfältigfte Beobachter der Natur; er brymünte fich, fie 
Sach ſyſtemat. Megeln erforfchen zu wollen, und wenn bie Kraukheit 
Huͤlfe heifchte, fo wartete ex damit. Schnell gelangte er Dark 
dem Ruf des erfahrenſten und geſchickreſten der bie 
Meher Schriften von ihm find noch jetzt ſeht geſchaͤtzt, vorzuͤgſich ſ 
Über das Podagra, und Niemand hatte hieht Beruf, Ader diefe Krankheit zu 
Den, al& ex, ba fie bie Pein feines Alters tut. Er harte aͤlrigens ft bie 
bichaifäht Schriften f. Beit fo wenig Teytah, bap, rd TOR ranndt 


u 


247 F 
un 


—X 








Streit Syibe. 888 
Bar, Wın'cin Werk zu empfehlen, wodurch ex ſich Ideen 
Muſt Hilden — G. Fear antwobtete: „keſen Sie ben Don Quirote; eb 


ein fehr gute Buch, 10 Wfees elah 
Syenit oder Sienit as und Hornblende beſtehende 
—— ——— weiche in Sachſen, 
Ungarn, an der Vergſtraße, in Schottland etc. Aus demfelben ſind viele 
u: „nf Dir Agppre Seen as @efn 


Sytophant wanede bei ben Whenientern Derjenige gennäint; we iher einen 


su 
gewiffen Menſchen her, weiche denſenigen aufpaften ımıb fie anklagten, 


Rilinen von 
bie, "gegen die athenienf. Gefege, Feigen Soka) as ber &tabt führten. In ber 


Folge belegte man jeden falfchen Ankläger, —— ober andern nichtewuͤrdigen 
Mernſchen, der in gerichtlichen vnd außergerichtl. Gefchkften Andre zu hintergehen 
an ihnen zu ſchaden ſuchte, mit dieſem Namen. 

Sylbe, Syibenmaß. Die Sylbe maß einmal ihrem pe ofodi 
ſchen, dann nad Ihrem meetsifchen Gehalt betrachtet werben; eine Unterfchei bung 
die die auf Apel's wiſſenſchaftl. Meerik mer zu ſehr vernachläffige —— and die 


Mekcrik zu recht widerſinniger Syibenfbedherei md ‚den Berd zu einem Ag» 
von machte. Der profodiſche Gehalt n — — Anke bie Bänge 
und Kurze der Sylbe im Algemeinen, außer Ihrem zum Rhythmus und 
Metrum, worin fie ſich vorfinden, und dies kann man das allgemeine ober proſaiſche 

ylbbenmaß nennen lang ober kurz eine Sylbe fei, erſt das Metrum, 


ober ber akt, umb fo matfirht Das eythimifche ————— 


Grannnatiker 
hertten ein ſehr geuͤbtes feines Ohr, pearl haͤren alb 
di Praris der Theorie vor⸗ 


manche neuere, geprieſene Metriker. Wie jedoch Kberali 
re ihnen, daß fie dem Verſtande Aber ihr Hoͤren und Ge⸗ 
hoͤrtes ala GE AR —— 
essen wo dan time mechaniſche, vnd zwar als ſol⸗ 
nn —— ee ee 
ee Mevfe gewannen, wie dies her Bruchhcutalektiker and ve 
es Treo hstze mAh Raten Bet Karina rn lern 
reie wahrhaft votffuhfchäftt, Meteit uncreſchride, iſt In michren Artfkrin hoffentlich 
tar geworben: Hinſichtiſch des Sylbenmejrs hat fie atıfrr der gen Pänge, 
welche bieher ala Herakles ſaͤule galt, en 6 Rythmus 
und BRrtrum, ja aus unverkennbaren Andrutemgen aller nach 3 Laͤr⸗ 


aller Grammatfker 
tzgenarten und zuteil Kuͤren n en (®. eu) Ye hiervon nur 


in Momrent hero en, ſo bfidet bie Schiußfylbe eg rg 
Rypehmusmb 0P60), wenn fe surf die Beste Fe, bie Ränge 

der huge, u Yon fi en fa Ina Eat cn metrifchen Rethe iſt, die Lürike 
ſtatt der Acze. Verbindet — ne aan nahe: mitelnander, ober 


erzeugt ſich eins zwehte ehurthurtiche Reihe aas einer etſten, woburch glekähfam daB 
von Werks zu Theſts unter hnen eintritt, * —— 


heten die Tre m Ba en Dus geſchteht in der Nuſtt durch din 


| Eee hie Taktehetl, obet auch durch Diſſonanz, — — 


umd als ſoicht zenau mn San Kane pwiſobiſche then bloß 
in Jamben 


reptaſeaczerade vdauge. Dies iſt der Fall 


——. 


Kr beiste — Traͤ⸗ ge flieht Etuͤck⸗ſe⸗lig⸗ keit, 


wo biete v beyeläiieten Noten eben De rpm Bike Sie Du 





884 Sylla Syllogismus 
Sylbe alſo IR an dieſer Stelle ganz Bee Ei Be ee a 
lich und unbeftimmt. Hier iſt es nun ſpaßhaft anzuıfchen, woie Mecmferten u. Ruh 
ker in fo ganz klarem Falle mit der unverzeihlichfien Unkunde ſelbſt der Anfangegeiuke 
d. Metrik Häufig dergleichen ganz richtige, und ba dies überhaupt ber Schoͤnheit bei 
Verſes angehört, —* gemeffene Verſe tadeln, ja wol gar verſchlimmbefſern, um 
mit Lichtenberg zu veben. Diefe repräfnttizenbe finbet feilich ae Da iu. an 
dedamator —— libergreifen einer Reihe in die ander, — 
der metriſchen und — Reihe, obwaltet. Denn in ber Ipeifipen Arcich 
ruht und hallt fie gleichſam aus ee 
bie man wohl von ben metriſch ch deſti enten, bie Worth 
unterſcheiden bat. Daß übrigens die Proſodie bie Sylben entweder 
—— und wie fie biefelben beſtimme, iſt * nicht zu = 
Weitere f. unter Profobie und Vers, 
Spila, f. Gulla. - 
Syllogismud heißt in der Logik jedes mittelbare 2 vonnie 

ſchickten Sägen gegründete Schluß (ſ. d.) Dife beiten Die Pla 
ſen (pracmisane propenitionen) ober bie Materie des Schlufless das mut Ken 

beugelsitete Urtheil wird in Begehung auf fie die Concluſion ( | 
Die Axt und Weiſe, oder bie Regel, wie durch eine richtige Conſecuteng Rie 
fien ans den Praͤmiſſen gefoigert wird, heißt die Form des Schlufſes. In dem 
kategoriſchen Vernumftfchiuffe wird bie Wahrheit des Schiuffaget amd rise kaifle 
Bogciffe eingefehen. Dieſer dritte Begriff . ein Merkmal deß Subises iin 
das von dem in dem Schiuffage angegebenen Präbicate det Crehiuzts aoch uedihit 
ben ift, und wird dee Mitteibegriff (terminus medius) genatnt, chen well hie 






















bat richtige Verhaͤltuiß der beiden andern erkannt werben ſoll, und suell er ideen 
beiden verwandter IE als fie fich ſelbſt. Daher gehören zur Moͤglbeckeit en 
goriſchen Bermunftfchlufies 3 Douptbegriffe (termini): N) Om Suhlset, a ı u 
rinem Präbicate zu Bee fa u an) werben foll, oder ber tabu 





weil ex im Verhaͤltniß zu rn a mes hat (memeinug ankam); 


2) das Präbicat, deffen Begriff ber Überbegeiff (terminua major) genaunt vid 





und a a DB — —————— 
dine) iſt. Der Gag, in welchem bet Oberbegriff vorkrmm ee el 
bie Hegel (propositio major); ber Eins, in weichen weihem der Unteröngeiff Herten 

Unterſatz (propositio miner), und der deitte, fa smeichene har Umperbagutff zul dm 
Oberbegriff verbunden wird, die Concluſton echellt — 
chen Echkeffe nicht mehr al⸗ —— ——— 

jeder aber 2 Mal in demſelben vorkommt. die Wahrheit ler * 
Schluͤſſe beurtheilen gu hat man — — 
gemeine Schlußregel bg, —— wefentlich alſo Inmtet: Binei-Negeiffe (mr 
minus minor und major), bie Yin: mit einem drittea (Gevmımı me 



















dias) al⸗ een Emm und — —— 
verbunden 


fe 
(energie), d. i. Die Bei verſch 
lichen Arten des kategoriſchen Schtuſſes 








Spivefier IL. 888 


L I. 11. IV. 
p—M Mu „—M M— 
Bm—u m—pn u — m vum j 
Dieſe 4 Shimaen yat um Die & fpBontlifchen Figuren genannt. Und die befoms 
dorn Negein beufatben lleßen fich zwar ſchon buch — m. aller 
orten Säfte, oben fir befonbeeb anöpubrh dem, erkennen; allein man that 
un bewerten. 


. Bier iſt ebenfo wenig wie in der 3. Figur von Arten und Gattumgen 
ie Rede. Die 2. Figur leugnet die Subjecte von einander, weil ſie in ben Eigen» 
fipafeen verfchiuten find, uud jeher Unterſchied der eng | 





. Die —— und disjunctiven, fowie bie — — 
Eyliogiamen bebürfen kein 00 Mittelbegriffs. Wei ihnen ift die Hegel der Folgeruug 
derrch bie Natur eines hypothetiſchen ober bisjumctiven Satzes felbft beſtimmt. Hier⸗ 
zus muß noch bemerkt werben, daß, weit die Schlauͤſſe nicht ap nothwenbig in 


worden uhflen, um verſtanden zu werben, der Syllogismus im engern Sinne, ben 
in feines Iußeen Form (in den 3 Hauptfägen) ſtreug und vollſtaͤndig ausgedruͤckten 
Schluß bezeichnet. Da die Logik eben den Schluß mach feiner Immer und äußern 





fie Denkproduct 
tte6 hat: die erfke Kheorie ber Schläffe aufgeftelit, an welche fid) bie Ehelsfikrr 
Yieltuen. In der neuern Beit haben Lambert, Plouquet, Krug, Fries, fi ums biefe 
Lehre Verdienfte werben. 
Sylveſter U., ein wegen ſetner Gelehrſamkeit berähınter Papfl Geh 
Name war Besbert. Wen geringen Alten in Auvergne geb., wib⸗ 
mete ex fich dem geifli. Gtanbe und trat in das Kloſter zu Auriciae. Er befuhr 
ſtudirte zu Barcelona und felbſt unter ben Atabern in Sevilla und Cor 
——æ— Mall, Denaſqland und Frankreich, lehete in Rheiens Ma⸗ 
thewatit Phile ſoyhie und claſſ. Literatur, ———— eh nachdem er — — — 
gi Bebbio geworden war, daun bie erzbifi | 
Bleibst hatte , 900 auf ben en Suhl, — Kon * mit dem Ruchese 
eiars der Qeleheceſten ſ. Beit. Phlofophie und Mathematik waren f. Lieblingewiß⸗ 
| er 





686 Spivius | Spmbol 
Saſer Den EL, dar ihn zum Papfi erheb, fuͤr ben Flor der Wälfferriaften in ty 
e Belt. . Gedruckt find von ihm eine Goometrie, Velefe u. ſ. 
Syloius (Anm), ſ. Picco lomini 


Symbol wird inggemein als gleichbedentcud mit Siunbilb gebruucht; bed 
iſt der Begriff nicht: bloß auf das Bild, als Geflalt, zu beſchraͤnken, ſondem ie 
alt ſich ine Allgemeinan auf jebe bilbliche Daufichkumng oimen Bon, ſia weide had 

Worte, ober auf eine andre ſinuliche Wolfe zur Anſchanung gebundit. Ute Sue 
und Mitthelung ber fruͤhern Manſchheit war ſymboliſch, warb hund Bi 





& 
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337 

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Symbol a8 


sung ablassen. ah das Mb nahe aber weniger dem Cihönheiikfien gewöge. So 
fd Be ae fe, vum Bil pi mücen Grkltngn I hm ihm un 
andern orientalüchen Mothologien nicht meinder echte Symbske als bie — 





bag griech. 
sie amd Ku fomahelifd genanus und dem Alageeifchen suigenengelstt Dia 
vogförht man unten dem Symbelifchen vielmehr die ollige und der Shoe vohfomm 
men apgemeffene Merkdrperung —— 5 in der Geſtalt, wodurch beikek voll⸗ 
— * Wird aber z. B. ſywboliſche und bildliche Lehrweiſa, etwa 


Figuren und Zahlen, bie nicht, mie 
ſondern nur 





auch ſymboliſch gleichhedennend gebrauchen. 
Ebunfe e nen in der. Rebe Symbol. uuh Bereit 4). ſyaboliſche mb 
metapbherifce Mede glebchbedautend. Dem bie Bergeifiiguug det Ginulichen uud 
vie Sierbdepteimng bed Geiſtigen, bie in ber Metapher finttfindet,. wich no 
wen daurch eine: Bufammenfleilung des Ühnlichen oder a beralalt, 
—- ms das Syubel, in Einem enthalten. Das Somhbol hogieht ich 
aber beſfanders auf die hoͤchſten, fegen. veligidfen Ideen, weiche zugleich hie tiefliem 
fiben Anfhanungen enthalten Binnen. Dis Idea an ſich iſt dann immer 
ein Geheimniß, das mehr oher minder tief, klar und vollſtaͤndig aufgefaßt werden 
Sams, che daß bad Eumbol an fich eine Varaͤnderung leidet, weßhalb dieſelben 
Eymtbole, dia in ber alten haibniichen Volbereligion sefcheinen, vom Volle feibft 
ale visälehdpt wur ımnollenumen verſtanben wurden, in ben erhabruſten Philaſophe⸗ 
une, An ihrem hefkinumten Ausbrucke miekengsfinnben werden. Es if ein Ausdruck 
des Qoatiihen, Dir akss von ben Erleuchteten, in ſeiner Unmittelbarkeit amd voll⸗ 
ſtaͤrdigſten Tieſe aufgefaßt, dem Malle, das vielleicht ſelbſt bie urſpruͤugliche Wer 
Deusung verleren hat, erſt werden mag. Je mehr aber sine Re⸗ 
— nah in ben Schranben ber erfcheimenben Welt er iſt, je mehr ihre Leh⸗ 
van Lehran ben Netur ſind, deſio zeichen an Symbolen, befto inmholifcher wirb fie 
fatbft fein, wihrend: em — daran Lehren unmittelbarer zu in= 
ſhlachthin geiſtiger Auſchauung gebracht werben und ſelbſt Abeen enthalten, 
bie über: den Seid ber Naturanſchauung hinausliegen, nötbwenbig an Symbolen 
aͤrmer, OR. , weicher. ſein muß: Ihre Symbole gehen auc) alle meht aus 
eisran bewasiten Bilde derſelden hervor, auf aus der ine aus außen Anſchau⸗ 
ung, Olijectinirung, tiber, und finh, inwiefern hier bie deine Idee fruͤher fein 
meer Bi; und binfes erft durch Enthlalkmg jener fein Berſtaͤnduß gewinnt, 
—— Damit fie jedoch nicht hloe Altegorien felen, muſſen 
fie ſelbſt cin eigentlicher und gleich farn un ittelharer, olıme kümfiliche Deutung bie 
Ides Telhfk objectivirender Auodxuct der Idee fein. Daer iſt bad Deibenthum um 
VEymbaolen fa viel zeichen, ala Juderthum und Chriflenuihumm, im benen nicht duech 
Aulere ; ſandern darch inne, durch bie Dffenbasmg felbit bemirkue, lechthin 
giftige Anſchauung has Binben bar Shnerusrmeitielt if. Da aber bas Gbörtliche an 
ſich, ſeinem Wiſen nad) ; in feines ganzen. Biefe unb Alarheit ſich nicht in. Ein 
Giybelnpiiknkie Sefakfen läßt, fo ſind alle Symabole mu befonbere Auadrlide 
kefenhanız Sihene ch EHfenbaruugtinaifen bes Goͤttlichen ſeldſt, und je mehr baf- 
felbe aux inbendliefoubenhchten der Nauur anfgefaßt and bie erfcheimenbe Welt ſelbſt 
wesgättent setzt, deſto weicher umb maneigfaltiger wir auch von biefer Brite bie 
Gunielfuungfsin. So ſind nam alle die — Goͤttecbildgn, im melden 
des · Heidenthuma die beſendern, in hen Natur offenharten Theme tes Goͤttuchen 
benfialite aud auſchaute / Spbole eben dieſen Irene und, in bike Hinſicht ciohr⸗ 








































nagsdolle 
wem, prephetiſche Worte —— 
* Aida ve EEE — er 





ter eines Heeres fich unter einander erdennen , fenberm auch an das arikuetn, um 
ern ‚ ven verbundenen Kupfeuteb 
werben j 


— Ghrikiie Symbole. Diele een: als: us Eine Day 
fich emtfaltenbers Bedeutungen des Wortes Symbolon waren ſchon 

then Beit vorhanden, und fanden Dane auch In bee eifichenn Kirche Shen Zinn 
bus. Es war ein na Dem wit dem Worte ſchen verbunden ;- *— 
die erſten Chriſten dem — — und 26 verfgendtmm, «ud 
and berafäben im die Kibche aufzumehmer (meßhalb fie auch bucipamt ich Bär 
in Wern Verfonuniemgehäufeen — ſo eng summolfieietin 
ganz neue Sprache ſchaffon möchten, als Wort nicht gmwiber fein, dad fbn dam 
Bil Demi. Oli —— noch ehr 
warb. Auch war In der Zeit, tun das Wort Symbol antsu den —— eier 
ner in Brauch kam, a a De ee Be 





hätten 
tn Zeichen und: Werte niedergelegten Dche imlehren füch 
————— — —— — 








— — mn TE — 





m m U ums WEM TE, ZT ME GES GEM — — — — — — — 
- 





ae | 
Eiturgle grlinben die Eitchliche Ay obiectiviren ſollen chaent⸗ 

— — — Keen ar Senn 
— ggg Die, welche daran Theil 








Beben ſach gruͤnben, dieſe aber Denen, die damit vertraut find, — Ko 
ſchaumg bringen. So —Ẽ — — als Geſtalt und Handlung; ſo, in 
ben; ſpaͤern Zeit, Maria mit dem unterſcheiden ſich aber auch hier 
She eigentl. Symbole ven den fpmbolifden Attributen, buch weiche bie 
— —— Heilige in ihren Darſtellungen unterſchieden, im» 
Yen fir 4 B. dem ben Menſchen, bem Marcus den Löwen, dem Lucas 


den Dchfen, dem Sohannes den Adler beigeben, als bie 4 Geſchoͤpfe in des Eye 
ek Geficht. Aber 46 leuchtet ein, daß nach een Lehre, 
weidee dem Geiſte Das, was fricher Raͤthſel und Symbol war, enthüft, bie 
Dan Eymbole bu Ehriſtenrchum geringer fein autß. Wie aber das Girifligaufgefaßte, 
die uetren Idee ſelbſt, die aus Iimerer Anfchauung gewonnen wird, wie ber Glaube, 
der zur Mrkemmnif werben will, ſich in Worte gu Bleiben bemüht iſi mb in Wer 
«en: Den tehenbigfiee Ausbrucd findet, fo iſt num bie Mittheilung und Dacikellung 
der Rahıs Dunde eigenti. Lehrfoeweln der cheiſtl Kirche vot zuͤglich eigen. Gpembele 
Aabee Sormen ausgedruͤckten Lehren, die, 


Er 
Mi 


Be acee = I 
Bub e jeue Welenntuniſſe ouTe onen), weide Banptinhegeiff 

il. Rear, als bie red ein er Blisber der kitchl Baucu⸗ 
ſchaft, in wenigen, ei aber beſturunten Werten auöfpruchen. ſal⸗ 
jen Aauch fie fein, Beiden be inmern Glaubens, ber bie e Gheifen geiftig verbiabet, 
—— Baub Klee die ſich darauf verpflichten; ein untexfcheibenbes Merk⸗ 
mal, dab allekn biefen Werbunbenen eigen if; ne Buabrosıl, bie, ‚dem entfpres 
yenkflen uud; eigencuichſten Ausdrack bes Hauptwahrheiten des Chriftenehumms ale 





kenntniſſe entgegen, weiche feihfl i gr 
— — die Richtſchnur für alle Bibelselikungfe 
ze Vergeftalt, Daß legztere nie als Interne) tree | 






gamgen anslannten Buuubmchripiten Gberuhefinume 
Eo cremes⸗ aber nicht fehlen, daß oben | 
2 m. Erweiterungen der arſten Oymbelt. ui 





von Kezeu wah ir Bewahrung sb weiten reſtſtelkeng das Adhe vu 








— — — am 2 — = == — — 


— — — — — -— — — — — — 





Eynlouſche he oo 
ber auch von Einzelnen, Die entiosben ohne Serlehes ablefeıem, oben füch (ai | 
nigte; © von 





Kirche angerommen und ihre fombeilfchen Büchern he find: 
1) Das fogen. a das zwar wicht von den Apoſteln ſelbſt 
niedergechrieben aber ſchon in ber apoflotifchen Kirche zunaͤchſt als Taufbekenue⸗ 
u ———— in Eusapa, Arten umb Mekka, 


va 
nehmen lange A ſtraͤubee, bie evangeliſche aber wirkllch angenommen bat. 2) Des 
N, auf dee oͤkumeniſchen Synode zu Micha 3. J. 
325 von den verfammelten Vätern zur Ablehnung bee ariawifchen Keterei abgefaßt 
————— vom J. 381 mit einigen Fr⸗ 
weiternagen felerlichſt beftätigt und bekanntgemacht. Dies iſt fchow viel meifän- 
figer und mit mehren neuen Sreliisiepe gern verſehen als das apoſtoliſche, eben weil 
jewe Synoden bie Kirchenlehre sogen bie ſchon weit verbreiteten 
und vertheidigen wollten. 3) Das Athanaſiſche Symbolum, 
(nach dem Anfangswort) genannt. Es trägt ben des Kirchewater⸗ 
nofiend (im *. Jahrh.); bach ——— ob derſelbe es wirklich verfaßt 
habe. Es mar anfänglich nur in lat. Sprache vorhanden, richtet ſich beſonders 
gegen ben Arianlemus und hieß ſchon im 5. Jehrh. rang Umgenchtst 
der Merſ. nicht nadhgetoisfen werden Tan, if es doch um feine Jubalua twillen 
von Dex Guifliichen Bicche angenommen, wiederholt beftätigt und zu einen Sym⸗ 
bolun ber Kicche erhoben werben. Außer biefen aͤlteſten und algemeinen Sym⸗ 
bolen haben die roͤmiſche ind griech. Kieche noch eine Menge anbeer angenemmen, _ 
die ab weniger eigentliche Symbole find, ala nur ſorabeliſches Auſehen erhaiten 
haben. So die Schlaͤſſ⸗ — zumal oͤlumeniſchen Syneden, bie 
Schhuften ber aͤlteſten kath. Kirchenlehrer, der ſogen. Kinchenwäten, bie Decrete unh 
Decvretalen ber roͤmiſchen Biſchoͤfe (fofern fie ſich a bie Lehre beziehen). 
griech. Kirche etlennt biefe. leuten natuͤrlich nicht au und umterfcheibet füch von bes 
rmiſchen auch dadurch, daß fie die Schlaͤſſe einiger Concilien amsiımnet, bie jene 
verwieft. Die Schläffe des Condkuums zu Tribene (f. u 
der kach. Kirche alt unveränbertich feſt, wurden aber. nie von allem Bach. Laͤndern 
Ceneil. T ne" bs ieh Gym —— 
ex. ri 4 ober als das 
— aus ſaͤmmtl. Schliſſen, forma professiomis fidei onthellene — 
Unortaung Pins IV. 156% -— und nachher Öfter& gebrucdde worden. Days 
Be, Trid, ad Paxsehon" — auf Befeht 
at. 


he 


12 


Piud V. 1587 gedruckt und als allgemeine Unten den 
Bekautuiſſen, welche bie griech. Kirche alo Fonnbatifche Buͤcher 
it ihr deſenders dat 


eigenthuͤmch, Damwelitnon 
Kran, yeericht für Die vufifchegriechifäge Kische Kicche entwatf, unb welches 1643 auf 


—X —— Bücher 







kenntniß, welches in und Tat. 
wangel. Flrſten, Theologen ._—._ a... 
tage zu Attgeburg Übergeben, daher die senituaifphe 
118 da ers fumboffche Much Der euerigel Kirche augenomiten warb. Guide 
von — verfaßte, dem Ratfer ebenfalls Abengebene Widerlegegac 
bieſer Confeſflon vertheibigte fie Betastchthon in ber bertcheneen, Kpolege Wea 
fallo den fümbolifchen Büchern einverieißt, boch num als eine nbtpige Crliken 
ſcheiſt der Eonfefion (eis, mit Diefer als Eins, nicht als che beſenderes Behr 
zähle worben tft. Gleich nach dem Reichſtage, noch 1530, erſchien die Onkel 
gebruckt; in fpätern Drucken von 1531 40 bat Maauchthen Manch pe 
det, und befonberd in ber Ausg, von 1540 Im Arciöel von Abendascht, wm den 
den Beformteten mögtich gu machen, eine Bebeutende, won ber igl 
Gemeinde re sehigene? gemacht, er eg 
neänderten und smgeänderten augsburger Conſeſſſon gründet, nn. 
bie echte und von Allen gebilligte, —— —* Anfehen It ber Ride ie 
Luther verfaßte in deutſcher Sprache bie fogen. ſchauaikaldner Artikel (1: GH 
Baldifher Bund), in benen er zugleich f. eigne, legte, 2 
bensteſtament (denn er fuͤhlte fich dena Tode nahe) amzuefehenbe eb ber g 
evangel. Gemeinfihaft Übergemgung,, dinficheich aller ettigen md der ch⸗ 
tenen Lehren entwickelte — Nucdem ee fie im p — pD———————————— — 
er fie ben ſuchſ. dathen und Myeologen pie Prüfung; und tar Wahr: 15T | 
fie auf dem Convent der evangel. Fuͤrſten und ‘Theologen zu Schaultutden Anıb 
chig angenonmen und unterzeichnet. WIE Bucher bie ing wegen fie 
Krantgeit ſchon verlaffen hatte, warb von Divlandhehen, auf Aenh oh De 
* fs Om, —— —— —** "hate Mas 
ap e 2 Säffler | 
gemacht, d ie zumÄchft nur Luhrbächer ber Ötefigton; —— | 
aa fen ſollten, F — —— 
Kicche gerechnet ourden, In deren Reihe fie, — 
eitinehnm. Es iſt ver große ind der kictne Katechlsnß 
erſchienen, tn deutſcher Sprache, und ein wahres Melterweck nie Ye 
Die letzten Hauptftuͤcke, von der Beichte und dem Art — 





























Evmdoliſche Bade 208 


beigafligt worden (dem urfpruͤnglich beſtand Lrther'6 Katechimuß nun aus 5: 
von den WGeboten, Glauben, Gebet, Taufe, Abendmahl), und es iſt wahrſcheinlich 
nn Sage zu Stralſund) Verf. deo. Hauptſtuͤee nun Han 


befſern Religion» 
wercroricht der Jugend geforgt, und ber große ſetzte and. bie einfaͤltigern Vfarcherven 


und Schallchrer in den Staud, jenen meedimdäg zu erkiutern Die 

und creichhaltigen Erklaͤrungen, ange Et (Rdn mi 
hat, mb. bie Abſchnitte über Taufe mb Abenbruab! entholten zugleich das Eigen⸗ 
tbiensliche der: — Kirchenlehre. Aber Sl if nahen Be aa 
nicht nechüten, daß die evangel Theologen fich in euhlefe Streitigkeiten verwickel⸗ 


- sen, Be den Frieden ber Gemeinde voͤllig zu weruichten ud bie varderblichſten Spal⸗ 


—— — — —e — — cn wo Mi ME m ED ED TE Tr — — — — 


tagen herbeizufuͤhren drehten. Darum dachten wehlgefiuste Tuͤr ſten und Ahoolo⸗ 
gen lange darauf, ben Zwieſpalt de Meinungen: aufzuheben und clan rechte Ein⸗ 
mebehigkeit wiederherzuſtellen. Dasu ſchien ein neuen —— Bud nice 
die aͤltern beſtaͤtigend, nur uͤber die neuen Streitpunkte ſich arBläun 


Beckennmißſchriften zu auf | 

ſicht zunehmen. Jak. —* Prof. und Kampler der Umiuarfität zu Tuͤbingen ein 
gebebater, und eifriger, babe aber friedliebender ‚ fühlte 
ſich worgüglid; berufen, ben Frieden in der evangel. Gemeinde herpuftelten, und : 

ſchaut⸗ ſeit 156N weder Mühe noch Aufwand , weder die Beſchwerden vieler Mei 
fen moch den heftigen Widerſtand, ben er an mehren Orten fand, an ſeinem Pian, 
eine vollſtaͤndige Eintracht (Concordie) zu bewirken, mit allem Ernſt zu arbeiten. 
1574 warb auf einen Landtaga zu Torgaun ein neues Belsuntuiß, die ſogen tor⸗ 
gaue⸗ess Artikel, unterzeichnet. In bemf. 3. verfaßte Jak. u, im Aloſter 
Maulbronn in Schwaben ein ähnliches, und — es ben niederſaͤchſ. Theologen, 
beſonbars Mart. Chemnitins in Braimſchweig, mit, ber aber Mehres daran aͤn⸗ 
derte, worauf es von hen ſchwaͤbiſchen und niederſaͤchſ. Theologen angenommen und 
die ſchabiſch⸗ ſaͤchſiſche Goncorbie genannt ward. Da aber beibe neue Bekenntniſſe 
den æAoch nicht bewirkten, kamen 12 angefshene Theologen 1576 auf bem 
Schloß Lichtanburg bei Wittenberg sufamımen, um mach ber Abficht bes Furfürſten 
Auguft. von Sachſen eine neue Kormel zu entwerfen, Andrei, Chemmitius, Chu: 
traͤus, Andre, Mudkulus und Ghriftopb Körner erhielten ben Auftrag, baffelbe 
fdevalich abzufaffen Gie leaten bie torgauet Artikel und bie ſchwaͤhiſch⸗ ſaͤchſiſche 
Konchordie zum Grunde und vollendeten in Torgau bad fonen, torgauer Buch, bad, 
waeid eb ſich ſtreng an die ültaın evangel, Bekenntniſſe hielt, bie Eintracht herzu⸗ 
fHallen-wgi faͤhig fehlen, und in biefer Abficht den Theologen anbrer cwangel. Bänder 
zur Pruͤfung · mitggsheilt ward... Aber bie zableeichen Butachten, melde nun ein: 
gingen, „enthielten mancherlei AUmöftellungen, Um ‚biefe. zu. beridfichtigen und 
e dat zu vollenden, kamen Andrei, Chemnltius und Selnecker 1577 noch 
im Kloſter Bergen bei Magbeburg zuſammen; ‚Chpträus, Muskulus amd 
see fpäter ſich ihnen au, und im Mat 1577 war das beraifche Bud 
dein Gpncardienformeliust d.) geenbigt, 1580 Ueß der Kurfücft Auguſt 
nen Sachſen baffelbe durch ben Druck befannimachen und ala fombolifche® Bud) 
dex ſachfiſh * unterze ichnen. Doc. fand eg noch viel Widerſpruch. 
len « wie in ben. kurfuͤrſtl ſaͤchſiſchen Laͤndern, in Wuͤrtemberg, 
5* ur, Mecklinburg und einigen einen deutſchen Staaten, for 
ei Staͤbten, erbielt und behielt e8.(pmbolifches Anfeben, Bran- 
bumburg nahm es erſt an, gab ed aber wieber quf, ald ber Kurfuürſt rue anformirten 





Gombolfhe Bäche 
um. *7 
Auch im pe ger 








der edangel. Gemeinde in Drutliplan Ian 
— * beſonders unter Ulrich Zwinglis end eirtger ann 
erleuchteten und — — Dieſe aber geriet I 
— el neen irre ende —— — mi 


and ſonderde ſich embiich durch beſondere Bekenntnifſ 
lehden auoſprachen, von jenen ab. — Be at 
=. BVorhesbeflimukung (Pe 


Hs weil: Zwingli zw kurze Beit Iebte, um einen fo En v 
Runder, Mm gewinnen, Ge wem Anfang Fehr —— 
Veg der Kirchenverbefferung 





zu Zarich audgegebenes 

deutend ab. Auch das * fen 1551 verfaßte ud mm u. d. ns 
sensüs Tigurinus”, 1554 beftättgte, befonders bie 

— umb zu ſymboliſchem se 

den nicht versnlttetn Bunien waren vergangen, viele neine Sechigeean 

vntſtanden, als 2 — ——— — eh, Heinr Hederr 


ESomboliſche Becher | 898 
Sig dr arm Turrebin in Genf, eruſtlich darauf dachten, wenigſtend Ite mch⸗ 
ſten Zwiftighein, welche Amyraulb, de in Place und Ludw. Cawpel veraulaßt 
hatten, pe beiten sb bc) in mens (pnbeifhes Bu, fire das — 
DOBbgkrit zu zewinnen wußten, den Frieden ber 
ſer Abſieht erſchien 1675 die beruͤhente schnee coaschzus — — 
tideln, welche zwar, — von den meiſten Schweizerthrelogen 
angenommen und unterzrichnet ward, beſto ſtaͤrkern Wiberſpruch unter den 


ſehri eſpalt 

ſtens inige Eintracht und one feſte behrvorſchrift zu gewirmen. AS ber Kurfeſt 
von bar Pfalz, Friebrich UI., von dem Lutheriſchen zum Schweißerbekerutniß 
ass ui euere ku en Lande herrſchend zu machen Kemäht war, 


ſeinee aufgedrungen ward. 
Urfinus und Gaſp. Olerauus vorſaßte pfaͤlzer ober heidelberger Katedpiäuind, der 
— — 1563 oͤffenttich bekanmtgemacht ward. Er gewamm, in: bie meb⸗ 
ften eurdpaͤifchen .. uͤberſetzt, den Beifall und die Biigung bes arößeen 
Theils ber reformirten Gemeinden, und iſt eine der ing heine 
Bücher. Außerdem hat bei den deutſchen Refermirten Ind Glaubenebekenntulß 
Joh. Sigiemumde von Brandenburg, bad zuesfi 1613 und 1614 und danıı öfter, 
aber toft immer unveraͤndert erſchien, großes Anfehen erlangt. Die pfaͤlzer reformktie 
Gemeinde hat jedoch fogar da6 „Corpus dostrinae Melanchthenis” (obet Phitip- 
pieum) als ihe ſymboliſches Buch anerkannt, Im ben NRieberlanden hatte man 
anfaͤnglich Aal Lehre eifrig angenommen, nachmals aber der reformirten ſich 
nn, und biefe-In dem Iffentlichen Bekenntniſſe von 1564 ſtierlich auge 
ſprochen. Darauf gertrethen die ſtreng Galvinifchgefinnten mit den Freberdenken 
den, befonders den Arminianern, nachher Remonſtranten genannt, in Gteeit, 
und da die erſtern won dem Statthalter Moritz von Oranien, meiſt aus politifchen 
ben, Degfinfilgt wurden, veranſtaltete dieſer 1618 bie dortrechter Synode, 
auf der die Arminlaner mit uͤberwiegender Mehrheit verbannt wurden, und ein 
neue Befamtmiß abgefaßt ward, weiches bie fireltigen 5 Hauptpunkte im Geiſte 
dor Galviniſchen Lehre ſtreng — und dieſe zur heerſchenden machte. Doch er⸗ 
* fich gegen die Schuͤfſe der bortrechter Synode, bie ein ungeftümer Eiſerer, 
Calviniſt Begermann, Iektete, lebhafter Wiberfpuuch ber auswärtigen Reſor⸗ 
— und +6 orte beihalb and) bie nense dortrechter Bekenniniß nicht zu all⸗ 
gemeinem Aufehen in ber reformirten Gemeiude gelangen. Die franz. Reſormir⸗ 
ten Haben feit der erſten Zeit, da fiein Gemeinden gufonmmentraten, und unfet - 
den manniofachen ſchweren Verfolgungen, mit denen fie kaͤnpfen mußten, mehre 
beſonder⸗ nsbekennmifſe aufgeſtelt, deren * keins ein entſcheldendes 
ſymboliſches Anſehen — Vielmehr hielten fie ſich zu den Senfene, mit denen 
fie in enger nut ben, und nahmen basım auch die fomborlfahen Bocher 
derſelben ech Eigenehtimiicher geſtaltete fich das reformirte Bekenmtaiß 
in Quglaud ken 1551 erſchlenen die 42 Art. der engl. Kirche, wurden 1962 
auf 89 Akt. zuruͤckgebracht ımd, etwas verändert, als das Bymboham bei engl. 
n che feieelidh aufgeſtellt. ——— Luther ſcher und Bralagı 
im den Unterſcheihungeprarkten mehr bee tefoenirten Kivche, Dach 
den Eatoiniemus huldigend. Die ſchottlaͤndiſche Gonfeifton von 1560 hat 
etwas sche von — — se, doch keineswegt —— — 
ommeen: in dee ſchotuſchen Reforwirten 
dee: Prebbyterlame . Dieſt, bir befondert In hheen Acnamgen vom 
— nn von den Epiſtkopalen mmterfiheiben, halten ſtreng Fragen Die 


8d6 Brhymboliſche Theologie 
dee dortrechter Synode, haben aber 1686 auch eAn eignes Sulc⸗ 


Sapäffe 
entworfen, welched das Gepräge jenes Streits, aus dem es hervorgegangen, m 
ga offenbas anfichträgt.. So hat bie reformiete Gemeinde faſt in chen Kia 





eoamgel, » Iuther. Kirche, deutſch m. hiſtoriſchen Einleltungen, Anmehagm 
Eriäunter. für Wolksfäjulichrer 2c.", herausgeg. von 3. 28. Cchöpfl, Beiiait 
pred. in Dresd. (Beips. 1827,2 Thle.); und „Corpus librorum symbeiem 
eto.“, mit e. bifkor.sliterar. Abhandl. und e. Megifter, von Dr. I. Ehr. If 
Elberfeld 1827). 
SymboliſcheTheologie ober theotosifhe&nmbolitzuniee 

ſchied vonbermythologifchen od. allgemeinen Symbolik, oberfch nie 

mbolen ber alten Völker, wie fie unter Andern Ereu zer bearbeitet hat, ie 
jenige theologiſche Wiſſenſchaft, welche die Geſchichte und den Jethalt ber fnhclilen 
Bücher, bie Kirchenlehre, als ſolche, ſei es, um dieſelbe zu beweifen ober ga befinde. 
immer aber um irgend ein kirchliches Lehrgebaͤnde als ein tmohtbegrimbetes Gyt 
darzuſtellen, gründlich erörtert. Es iſt eine hiſtoriſche Wiſſenſchaft, die aber Ant pi 

op e und ein Beweisfäh | 


loſophiſch e ſtrenge rung veramdfet. © 
hend verfahren, bie ſymboliſchen Lehren einer Eirchiichen Genie 
(haft wit denen und mit den in den einzelnen Gyubre 


in dem Glauben und bee Lehre begruͤndeten Eigenthuͤmalichkeiten der kirchliche⸗ 
richtimgen. Symbolik aber, ale Kunſt gedacht, waͤre bie Kunft, zeigte Ten 














Fr en, u m 


Symbol ST. 


a surfpeechenben Symbole, es mögen dieſelben num Zeichen aber Worte fer, 
barzuftellen, die Kunſt zu fombolifiren. Sie iſt als un fowol Sache bes Leh⸗ 
verB und Priefters als des eigentlichen Kuͤnſtlers, und laͤßt ſich ebenſowol als 
jede andre Kunſt auf feſtbeſtinuute Geſetze und Regeln gründen, bie nicht Es 
lin — — auch philoſophiſch abgeleitet und conſtruirt werden 
nes un 

.  &ymbol, Symbolit.*) ee bes Wortes iſt ihrer Be⸗ 
deutung nad) nicht viel leichter zu beſtimmen al riff ſelbſt, der durch daſ⸗ 
ſelbe ausgeſprochen wird. Denn fie iſt ja am En: ſelbſt fymbolifch und in jenem 
heiten Reiche der Dinge einheinsifch,, in welchem vornehmlich auch die Phantafle 
ihr vielgeftaltiges, friſchbewegtes Spiel ausübt. Das auußurlsır der Griechen, 


a der Römer nur in 2 der Abſtammung nad) verwandten Worten, oonjieore 
vers 


vermuthen), und eonferre (vergleichen), vollſtaͤndig aus udruͤcken 
— —— zwiſchen den beiden Gebieten der Ebiffenfehaft und ber Kunſt, des 
bes und der Phantafie, bedeutungsvoll hin und her, ein Zufammenftellen, 
bald um eine Erkenntniß zu bilden, bald nur um eine heitere Offenbarung 
der Alle verknuͤpfenden und einenden Kunſt zu fein, bezeichnend. Und fo ift auch 
das eoncrete Symbol beiden Sphären angehörig und, zwifchen Wiffenfchaft, Kunſt 
und Leben getheilt, bildet e6 eine geheimnißvolle Leiter, . — bie hinunliſchen 
Geiſter herab⸗ und hinaufſteigen, und von welcher es ebenſo zweifelhaft iſt, ob 
fie ein bloßes Traumgeficht ſei, oder auf dem feſten Boden der Wirklichkeit ges 
vwurzelt habe. Wir koͤnnen von hier aus leicht die Erklärung geben, warum bie® 
Wort in-fo verſchiedenen Ruͤckſichten, in wiſſenſchaftlicher, aͤſthetiſcher und derje⸗ 
igen Ruͤckſicht, in weicher es dem Leben am ſchoͤnſten und finnreichſten ſich ange⸗ 
— hat, in kirchlicher, betrachtet werden muͤſſe. Waͤre es uns vergoͤnnt, 
mit den geiftreichen etymologifchen Scherzen eines Platon In f. Spmpofion frei und 
genialiſch umzuſpringen, ſo wuͤrden wir auch ſelbſt jene alte Verwechſelung des 
ovußoAor (Symbol) mit auu Bor (Schmaus, wozu Alle beitragend ſich gegen⸗ 
‚ feitig beiirtben) **) nicht verfchmähen, und Symbol als bie myſtiſche Tafel betrach⸗ 
‚tem, welche Himmel und Erde und bie beiden Welten des Geiftigen und bes Sim- 
Uchen gemeinfchaftlich geſchmuͤkt haben, um ſich gegenfeitig daran zu erfriſchen 
und zu erquicken; «6 wuͤrde uns nicht ſchwer fallen, die etymologiſche Indentität 
unſers Sinmbildes mit dem griech. u auf eine leichte, gefaͤllige Weiſe dar⸗ 
zuthun. Uber, bies verfuche, wem bie Himmlifchen bie Babe bes ſinnreichen 
' Humors umfaffenber verliehen haben. Symbol iſt Bild, und zwar Ginnbilb, 
gleichfam das Zauberwort oder ber Abrarasflein, woran bie Erſcheinung des her⸗ 
auf zu befchrodrenden Geiſtes gebunden, wodurch fie bebingt iſt. Wo ein kräftiger 
Zauberer dies Wort in feiner rechten Kraft ausfpricht, da muß der Geiſt erſchei⸗ 
nen, und ber Zufchauer fieht dann oft mit geheimem GBraufen bie wunderbare Er⸗ 
fheinung, oder fie reißt ihn wol gar mit furchtbarer Geiſtesgewalt in Kampf und 
Rod. Es tft ein wunderbares Band, das bie Beifterwelt mit dem fehlen Boden 
der Sinnenwelt verfuüpft, und nahe bringt fie an bie Oberfläche heran; aber 
wer bie duͤnne Dede bricht, fo iſt es doch allemal ein gewaltiger Blitz, ber bien» 
dend in die Augen dringt, und doch nur aus Übermaß bes Lichts blenden Bann. 


Wir muͤſſen ung deutlicher erklaͤren. Gibt «8 wirkiich eine Welt der Ideen, bie’ 


*) Ausnahmeweife liefern wir über es Gegenſtand noch einen, nweiten en 
da derfelbe von einem ganz verfchledenen Geſichtspunkte ausgeht. Die Red 

**) Bekanntlich geſchah — Verwechſelung auf eine ſehr handfeſte und ungebilbete 
Welſe in der älteren kirchlichen Lehre von * Symbolen, wo man eine Zeitlang in 
vollem Ernſte das apoſtoliſche Symbolum als eine geiſtige Collation der Apoſtel, wozu 
jeder ee Apoſtel feinen Antheil gegeben habe, anfah, und barans bie Wahl * Worte 


Sonv.cker. Siebente Aufl. B6.X. | 67 


598  &ymbol 


ein freies, herrliches und ſeliges Leben führen, fo können wir und bed he de 
nicht anders denken, als auf einer feſten Grundlage beruhend, umd bie fa 
denn doch wol nichts Andres fein, als ber Wiederſchein bes himmüſchen Eike 
‘ in einem finnlichen Gegenflande, wodurch ja auch das Sonnenlicht afl um de 
fein gebracht wird. Die Welt einer böbern, geiftigen Wahrheit, Im dern Bei 
Bas menfchliche Gemuͤth feiner erft auf die zechte Weife bewußt wird, fiehtmih 
&ußern, ſinnlichen Wahrheit, nach einer wunderbar vorh Harman, 
in einer fo engm Verbindung, daß die Sinnenwelt mit allen ihren zahlloſen & 
ftalten und Formen, wo fie in ihrer Höchflen Höhe genommen wird, die wahumi 
vollguͤltige Chiffre, die bedeutungsvolle Hieroglyphe iſt, in welcher ber tiefe Ca 
des Hoͤhern eingeſchloſſen ruht, dieſes aber nur erſt In der Verbindung mit der iu 
lichen Grundlage auf die rechte, lebendige u ergreifende Weiſe fich offenbaren km. 
Derjenige iſt darum ber rechte Herr ber Geifter, der die Natur als eine große, fine 
Buchflabenfchrift des Ewigen zu Iefen, und hinwiederum feine himmliſchen Gefe 
in dem hellen, magifhen Spiegel der Natur aufzuzeigen verfleht. Dieb gehein 
wunbesbare, nurmit den gewandten Händen ber Phantafie zu faſſende Band zuifde 
Himmelu. Erde, zwifchen Geiſt und Körper, it das Sinnbild oder das Gimbihäd; 
u. wenn alles zeitliche Leben wur durch f. Antheil an dem Sinnbildlichen Werth uud: 
ren Inhalt empfängt, wie denn in dieſem Sinne ber einzelne Theil deſſelben Hier 
phe des Ewigen fein muß, ſo koͤnnen Wiſſenſchaft und Kunſt auch ur ducch biki 
Sinnbildliche ihr ſchoͤnes Leben und ihre Höchfte Klarheit und Bedeutſamkeit ni 
ten. Es haben jedoch zu aller Zeitnur wenige, aber große Beifter bie Luk ⸗ 
flanden, das Wort im Fleiſche zu offenbaren, und das Licht, bas fie angadahe 
batten, wurbe gar bald, wenn fie es nicht mehr pflegen konnten, wieder wie 
Belt ober zu —8 Zauberei gemißbraucht. Die Rede bekommt erſt dadurch, 
Friſche und Lebendigkeit, und am Ende iſt bie ganze Sprache in allen ihen e 
len finnbildlicher Natur, bie, je reiner und offenbarer fie, wie in Tropen Br 
taphern, hervortritt, deflo mehr Regfamkeit und Sinnigkeit ihr mitikeiit F 
des Wort iſt das Symbol des dadurch bezeichneten Gegenſtandes, aber dieſa be 
genftand kann felbft wieder Symbol eines transfcendentalen, geiftigen ſein md 
die Sprache in einem zweifachen Sinne finnbildlich werben. Dies der Semi az 
bildlichen Rebe der ganzen poetifchen Sprache. Se höher und reinmenfhädeh 
Begenftand iſt, den bie Sprache umfaßt, deſto ausgebildeter und freier mug de 
Sinnbildliche hervortreten, indeß in den niedern Begionen des Miffens biof md 
da und dort ein bildlicher Ausdruck übrigbleibt, der ja nicht einmal in ber Kuk 
ſprache ber Handwerker ganz verwifcht iſt. Die Kunſt In ihrer eigentlichen de 
ſtimmung genommen, ift durchaus finnblidlic und das Zufammenteeffen W 
Goͤttlichen und Natürlichen in einem wunderbaren Breunpunkte ihre Kb 
fie Weihe und Verklaͤtung. SInı Leben iſt es die verkörperte Ider, bie Des 
fiste Individualitaͤt, die die hoͤchſten Preife erlämpft, die Dem, me 
greift, göttliche Kraft und Kampfesfreubigkeit einhaucht, und je wenige M 
Menſch vom Strahie diefee Sonne beſchienen ift, deſto verkrüppels md 
gememer , deſto Lälter und unlebendiger erfcheint er. Wie num abe De 
der Oberfläche die Tiefe und über biefer jene verloren geht, und uͤberal ia ala l⸗ 
bensäußerungen jener Segenfag fich offenbart, in welchem das eine Glied ale 
Dasienige hat, mas dem andern mangelt: fo fehen wir auch bas 
eine zwiefache Art fich offenbaren, und feine beiden find: ie 
Sombol. Wo durch den Zauber des Ginnbilbe sine ganze Schar Beife Mat‘ 
befchworen werben fol, deren Geſtalten bann freilich nicht fo gefchieben und In Kt 
Benchtenben. Herrlichkeit erfiheinen koͤnnen, da iſt Alegerio Sido aber Palcd 1 
dem Hauptt des Jupiter In vollendeter, 3* 
ein Biltz ans ber duͤſtern Wolke hervorgezaubert wird, ohne In bie Baeritz eieei db | 





Eymbol 0 899 


teifchen Nordſcheins verzogen zu ſein, da IE. Symbol, an Innigkeit und Gtaͤrke ger 
winnend, was ed an Umfang und heiteree Oberfläche verloren hat, Wo das Sub⸗ 
jective umd Ideale vorberrfcht, dad Ewige, Beiftige und Inwendige ale das herr⸗ 
ſchende Element vortritt, und alfo das Objective und Reale, die finnliche und koͤrper⸗ 
fihe Grundlage überglänzt wird — Allegorie. Wo das Reale ald Grundton und 
Grmdfarbe erſcheint, und das Seiflige, fich ihm unterwerfend, nur als die darin 
brennende, heiligende u. reinigende Flamme burchichimmert — Symbol. Wo dad 
Ganze durchbrechen, der Olymp mit allen Göttern und Goͤttinnen zur Erbe herab: 
ſteigen win — freilich ohne es dahin bringen zu innen — Allegorie. Wo bie In» 
bividualität hervorragt, und Form und Geftalt ſich eben als folche geltend machen, 
indem fie das Himmliſche in fi aufgenommen haben — Symbol. Das bunte 
Wetterleuchten, das dem Exfcheinen der Gottheit lieblich ſchimmernd vorfpielt — 
Allegorie. Wo der Geift in beſtimmter finnlicher Form und Eigenthuͤmlichkeit wirk⸗ 
lich erfcheint — Symbol. Genug der Paraborien, bie jedoch nicht umſonſt daſtehen, 
wenn fie vielleicht im Stande find, einen tiefen Blick in das biöher immer.nod) ganz 
verfannte Mefen des Allegoriſchen und Spmbolifchen thum zu laſſen. — Sym⸗ 
bol in wiffenfhaftliher Hinſicht. Alle Erkenntniß Gottes und ber Aber 
ſinnlichen Welt wird feit Kant ſymboliſch genamt. Das Verhaͤltniß der hrifklichen 
Gotteslehre und der griechtfchen ift in diefer Hinficht das umgekehrte von dem ſonſt 
gewöhnlichen zwiſchen Hellenismus und Chriftiantemus. Hier ift die neue Zeit ſym⸗ 
boliſch, die griechiſche allegoriſch. Da, wo der geheimnißvolle Schleier faͤllt, ber den 
Emigen verbedit, und Gott felbft auf Erben kommt, um Menſchen menſchlich zu er 
fheinen, da wird alles Symbol, individuell, perſoͤnlich, und der Gottmenſch If in 
Ewigkeit keine Allegorie, fondern das geheimnißvolle Wort im Fleiſche, bie Exrfül 
lung Deffen, was die Allegorie nur vorahnend angedeutet hatte, das Subjective ind 
Objective übergegangen, die eroige Wahrheit in einer beflimmten, feſten, unwanbel« 
baren Form. Alle Eigenfchaften Gottes in ber chriſtl. Theologie find ſymboliſch, 
in einem finnlich beflimmten Ausdrucke das Unfaßliche und Unenbliche fefthaltend, 
3. B. ewig, allmächtig. In der griech, Mythologie find fie allegoriſch, und die Cwig⸗ 
keit des Zeus doch nur ein weit hinausgeruͤcktes Lebensziel a parte ante und a parte 
post. — Symbol in aͤſthetiſcher Hinficht. Die griech. Kunſt iſt ſymboliſch 
ihrem Hauptcharakter nach, bie chriſtliche allegoriſch. Was dem Griechen im Ge: 
Biete des Wiffens verfügt twar, wurde ihm In der Kunft gewährt. Individnalitaͤt, 
hohe Ausbildung und Gelbſtaͤndigkeit der Form In der griech. Kunſt macht alle ihre 
Kunftwerke gu fombollfchen; dagegen bie heiftliche Kunſt uͤber der erweiterten Bes 
deutfamkeit die Form vergeifligte, und barum mehr allegoriſirte. Dort iſt Symbol 
der vorherrfchende Charakter, hier das Allegorifäje, und vor biefem kann jenes nat 
noch ale Verzierung, als Emblem, welches denn auch gar oft gleichbebeutend ge⸗ 
braucht wird, enporfommen. Unfer untverfale® Kunſtzeitalter hat bei feiner Graͤko⸗ 
manie, bie bach den romantifhen Ring nicht bredyen konnte, in welchen einmal bie 
neue Zeit gefaßt ift, eine wımderbare Ann g des Symbolifchen und Allegori⸗ 
ſchen in der Kunſt bewirkt, und wir fehen die hohe Idealitaͤt der Form und des Cha⸗ 
rakters mit einer die Form beinahe überrältigenden Bedeutſamkeit in manchem 
neuern Kunſtwerke vereinigt. (Man vgl. hier als Beifpiel die Geftalt, welche bie 
Iphigenie in Tauris in der Goͤthe ſchen Bearbeitung erhalten hat, mit ber Geſtalt, 
welche fie in dem 1 Mythenkreiſe hat, befonders bie Amphibolie des Worte: 
Schwefter, bei Goͤthe.) Es wäre dies wol die hoͤchſte Höhe, die bie Kunſt erfliegen 
möchte, wenn ed nur möglich wäre, fie auf dem eigenthuͤmlichen Kunſtweg, d. h. 
nicht bloß durch das Medium der Meflerion zu erzwingen, wenn nicht a 
Weiſe dabei die widerſtrebende Natur beider Elemente bem werde einen Theil 
feiner Friſche, Wärme umd Lebendigkeit entzöge. Im Leben iſt das Symbol non 
großer Bedeutung und Wirkſamkeit von jeher geweſen, und a fich der Uns 


90 . Symbol | 

‚teefchieb bes Symboliſchen und Allegoriſchen beſonders auffallend. Dies Bam, 
das Allegorifche, daB im Gebiete der Miffenfchaft und Kunſt zu einem felbfkänhe 
Daſein kommen Eonnte, vermochte fafl gar nicht, bis zum Leben feine Wirkfanstrt 
auszudehnen, und nur in gewiffen Myflificationen in dem Religionscultutß menge 
Voͤlker alter und neuer Zeit kommen Anklaͤnge bed Strebens vor, für Idee un Br 
geiff die Form zu erſchaffen (zu allegorificen). Allein Symbol ift bier ber darchge⸗ 
fende, Alles bewegende Hebel geworden. Es ift merkwürdig, wie tief das Synie 

liſche in alle Verhaͤltniſſe dee Geſellſchaft eingegriffen hat, und wie, zumal in 
zer, befferer Beit, über manches fromme Gemuͤth ein Sinn» und Denkfprud (be 
bolum), ben es fich zum Leitftern des Lebens, als den hoͤchſten, y 
fundenen Ausdruck feiner wahren Individualitaͤt erwaͤhlt hatte, noch viel grijem 
Gewalt ausübte, als ſelbſt Geluͤbde und Eidſchwur; fo ift alle Bedeutung da Sp 
pen, Devifen, Unterfcheidungsgeichen u. ſ. w., die ber Hofhaltung des Königs te 
fo unentbehrlich find als den Zuͤnften und Innungen ber arbeitenden Glafk, fi 
aus der ſymbol. Natur derſelben zu erfiären. Ihre Gewalt muß ſehr grof im 
Sie find recht eigentlich der Brennpunkt, in welchem die einzelnen Strahlen aufn 
mengeben — ber indeß nicht ſelbſt brennt, fondern dies den Strahlen Äberläk, & 
er zufammenbindet. Denn wie wiffen es, daß nicht nur ber Golbat fein kim a 
die Sahne, fein rechtes Symbol, gebimben hat, ſondern auch ber Bitter mehr ae 
Mal der magifchen Kraft feiner Devife durch Wort und That Zeugniß gab, fort 
der Zumftgenoffe ebenfowol für feine Abzeichen und Lofinig bie blutigſten La 
über ſich ergeben lieg. Selbſt im juriflifchen Gebiete fehlt das Spmbolife kt; 
da gibt es z. B. eine ſymbol. Übergabe, 3.8. die Einraͤumung bes Beſitzes eines Hace 
durch Übergabe des Schlüffels ıc. | a | 
Am wichtigften bleibt jedoch, von biefer Seite betrachtet, Symbotinfirdie 
her Hinſicht, und wir ſcheuen uns nicht, zu befennen, Daß wir allet Arikd 
Leben da einer völligen Aufloͤſung nahe glauben, wo das Symboliſche für de 8% 
- der Kraft und Bedeutung verloren bat, und daß eben darum jeder Birchlide Dark 
fein Symbol haben müffe, das als die nothwendige Grundlage der Erfchrinum m 
Offenbarung des Blaubens ihn erſt möglich madıt. Der Herr der Kirche hat kki 
jene beiden Hauptſymbole — bie latein. Kirche nannte das Sacramente, wei ir 
griech. Symbole —, die Kaufe und das Abendmahl, als die wahren und ven!“ 
zeichen, und als bie unmittelbarften Offenbarungen des chriſtl Lebens rinik 
‚und fie find, wie nach Außen, gegen bie andern Religionen, bie unterſcheibende gut 
des Chriften, fo nach Innen für den CHriften ſelbſt die Unterpfänber, durch meidr* 
eft feined großen, himmliſchen Beſitzthums im eigentlichften Sinne gewiß ms 
Ja, der alte Streit über bie chriſtl Symbole, ob fie bloß signifieative oder anf © 
hibitive wirken, ob fie bloß andeuten ober wirkllch mittheilen, Läßt fich von hie sr 


aufs natuͤrlichſte entfcheiden, und wenn in gewiſſem Sinne beide Theile Recht u 


ben, fo haben fie ebenfo gewiß auch beide Unrecht, ſobald fie vergeffen, da wahr 
Kraft dee Symbole doch nur ſymboliſch geſprochen werben könne. Wie ungent 
zum Ziele treffend ift hier nicht ber Luther'ſche Ausdruck in der Lehre vom hab 
mahle: faccamentirliche Vereinigung, da ſacramentirlich ſelbſt nach dem kichüda 
Sprachgebrauche völlig gleichbedeutend malt ſymboliſch iſt. Ehe wir jedoch mer 
gehen, ſtehe hier die Bemerkung, baf ber ſehr wichtige Unterfchied zwiſchen Lahr 
und Leben, ber die beiden fo. reich außgeflasteten Elafſen ber Lehrſpmbole und M 
Sacramente im engern Sinne begründet hat, nicht überfehen werben buͤcht, pr 
wenn die Bibel in dieſer Hinficht das vechte Palladium und Symbol der Grſfe 
heit gegen die Heidenwelt von Seiten ber Lehre iſt: ſo liegt wol gerade in De 
Punkte der Schlüffel, um jenen Streit über Theopneuſtie und göttlichen Ups 
— vollſtaͤndig zu beurtheilen, der aus dem —* bes Symbeifte 


up,Bufriebenheit beider Theile entſchieden werben Bann. Als in ber Kolge ber de 





! 
8 


Symbol 901 


die Gewalt des Böfen in die Kirche felbft eindrang, und das Unfraut ber Kegeref 
wuchernd emporfchoß, ba bedurfte es neuer Symbole, welche die Kirche nun ind 
Gegenſatze gegen ihre abtrünnigen und mwiberfpenfligen Kinder aufzuftellen hatte, 
unb da e6 bier mehr die Lehre als das Leben galt, fo mußten bie Symbole auch 
vornehmlich als Lehrvorſchriften erfcheinen, wiewol auch jene andre Art Symbolt 
nie ganz fehlte. So iſt das Anfehen ber Kirche, der Synoden ıc. nur fombolifch zu 
begreifen, und fo wurde fpäterhin ber Kelch eine fehr finnreiche Devife ber proteftant. 
Kirche. So lange bie Kirche ihre äußere Einheit’zu erhalten wußte, waren biefe 
Eehrvorſchriften in jenen Symbolen bee herrlichen Kirchenverſammlungen ber erſten 
Jahrhunderte enthalten. Der fabelhafte Urſprung bes apoſtol. Symbols, nad) wel⸗ 
chem jeder Apoftel ein Gericht auf die reichgeſchmuͤckte Blaubenstafel auftrug, iſt 
nicht weniger finnreich, als der vermuthlich wahre, nach welcheni es nur eine allmaͤ⸗ 
lige Erweiterung der Taufformel ift, den Werth und bie temporaire Nothwendigkeit 
deffelben fehr fchön begreiflich macht. Sehr wichtig bleibt für bie ganze Kirche bad 
nicaͤiſche Symbol, ſowie die Kirchenverſammlung, welcher e8 ſeinen Urſprung 
verdankt, ein merkwuͤrbdiger Wendepunkt in der Kirchengeſchichte iſt. Endlich wat 
Die Zeit gekommen, wo die Kirche einer großen Wiedergeburt, um durch Verwand⸗ 
lung einer hoͤhern Entwickelungsſtufe ſich zu verſichern, beduͤrftig, vornehmlich in 
3 Hauptparteien zerfiel, bie, mol ſich gegenſeitig ergänzend, in ihrer Geſchieden⸗ 

heit aber, fuͤr eine Zeitlang wenigſtens, den Cyklus des kirchlichen Lebens beſtimmen 
ſollten; und wo waͤren nur Symbole, und zwar Lehrſymbole nothwendiger geweſen 
als gerade hier — Lehrſymbole, für welche ihre Vertheidiger gern in den Tod zu ges 
hen bereit waren! Died war bie eigentliche Zeit ber ſymbol. Bücher, und die wirk 
lich magiſche Kraft derfeiben hat ſich nirgend fihtbarer erwieſen, als in dem Kampfa 
der Proteflanten gegen bie Katholiten und in den Streitigkeiten ber Proteflanten 
unter fich ſelbſt. Hier war man, ob man es auch nicht ausfprach, von der Kraft des 
Spmbolifchen lebhaft ergriffen, und die Steenge, mit welcher man an dem Worte 


: amd dem Buchflaben feflhielt, und bie un® in unferer weiten Entfernung von jener 


| 
| 





lebendigen, feuerreichen Zeit als Intoleranz erfcheint, war bie natürlichfte Folge bes 
neuerwachten, jugendlichen Lebens und der gegenwärtigen Offenbarung bes Alles 
ſchaͤrfer als ein Schwert ſchneidenden Geiſtes. Das augsburgifche Bekenntniß, 
das die Proteftanten auf dem Reichsſtage zu Augsburg (1530) Karl V. überreichten, 
ſteht als ein hoͤchſt merkwuͤrdiges Zeichen des Widerſpruchs, und ein Kal und Aufs 
erſtehen Vieler im chriſtlichen Iſrael da, und mit ihm als Fahne und Feldgeſchrei 
ſtritt der Lutheraner boy am Ende ſiegreich 30 lange, ſchreckensvolle Jahre. Wir 
begreifen hier leicht, wie ſpaͤterhin In den meiſten proteſtant. Laͤndern auch ber Melis 
gionseid, Eid auf die ſymboliſchen Bücher, von ben Lehrern ber Kirche gefobert wer⸗ 


den Eonnte, mas übrigens da erſt nöthig fein mochte, als bie Flamme des kirchlichen 


Lebens fchon zur groͤßern Ruhe gekommen war. In Sachſen wurde er erſt 1612 


geſetzlich geboten, nachdem vorher von ben Iutherifchen Theologen nur bie Unters 


chrift ber augsburgiſchen Eonfeffton verlangt worben war. In Zeiten, wo das rechte 


imnnere Leben ber Kirche ſchon faſt ganz ausgeloͤſcht war, hat man uͤber bie verbin- 


bende Kraft der ſymbol. Bücher geftritten. So, als der berühmte Ant. Friebe. Bü- 
(hing ihre Gültigkeit antaflete, und fpäter (1788), als bad preuß. Meligionsebict 
aus tobter Afche einen Funken anzublafen vergeblich fich bemühte. Unſere Unficht 
vom Symboliſchen bürfte für diefen Streit wenigſtens bie Acten zum Spruche bin: 
laͤnglich inſtruiren. Daß bie Vertreter der Kicche das Mecht haben, von Jedem, ber 
ihrer Kirche angehört, zu verlangen, daß er ihre Symbole mit allen Kräften umfaſſe, 
und mit der heiligften Überzeugung daran feſthalte, bie auch ben Tod nicht weigert, 
geht aus ber Natur des Symbolifchen unmwiderfprechlich hervor. Erſt in und durch 
das Symbol iſt die Kicche entflanden, und das Symbol ift wirklich vox Dei, goͤtt⸗ 
liche Offenbarung für das Individuum, bem es angehört. In biefer Beziehung iſt 


\ 


cos Symmetrie | 


#8 für untruͤglich zu halten, und bie Rirchenverfammlung ober Mepräfentatien, I 
«6 aufgeſtellt Hat, kann mit Hecht fprechen: es hat dem heit. Geiſte und und ga 
len u. ſ. w. So ſtehen auch wirklich die augsburgifche Confeſſion und bie Auperik 
Bibeluͤberſetzung als Erſcheinungen da, bie aus ber Individualitaͤt der Werfehr 
‚nicht allein zu erklären find. Aber was fie, von gleichem Geiſt ergriffen, au ie 
- Symbolen geändert, da® muß ebenfo auch von ben Gliedern der Kinche ungen 
men werben, nur baß in ber That alle Mal etwas fehr Schwierige, vwießeidt zn 
Unmöglicyes ift, daß ber Gelft, ber wie die Flamme des Blitzes das Gäu 
nun Glaubens enthuͤllt hat, in einer befiehenden Synode langſam und finfeme: 
beffernd ; das anfängliche Gebäude umfchaffe und mit dem Fort gange der Zutie 
bide. Die Zeit kennt ſchwerlich eine andre Art bes Weiterbildens ihres (dm 
gebiibeten Inhalte als die des almäligen Veraltens; und dies ſcheint ber fulh 
‚auch daB unvermeidliche Schickſal aller auf biefe Weife entſtandenen Ermben 
fein, baß fie nach und nad) mit ber Kirche veralten. &o fehen wir fm ber Diet je 
ijene 3 Kirchen, bie anfangs einander fo fharf und drohend gegentiberflanden, d: 
maͤlig im Gange der Zeit an ben ſchaͤrfſten Eden gleichfam mit milderndem Bar 
und Stechtengewächfen überzogen, bie die Feuerkraft ber Symbole gar fehe gef@wik: 
. und gemildert haben. Iſt an Vereinigung, woruͤber — wer hätte e6 glauben ſela 
— in unſern Tagen viel, aber mit wenig Ernſt gefprochen worben if, ganz md ya 
nicht zu denken: fo wird. bagegen Bein zeblicher Chriſt in die ſen Erfcheinunge ie 
Symptome einer allmäligen Auflöfung des gegenwärtigen Kirchenthums verimen. 
und find da wol Lehrer, bie die ſymbol. Bücher beſchwoͤren, zum nur meit ber Oak 
ımb ihren Rechten bekleidet zu werden; Laien, die Bibel und K weißen 
und beſſer machen wollen; Gelehrte, bie fich für Lutheraner ausgeben, und Deka 
der ſymbol. Bücher In ihren Dogmatiken ber biblifchen entgegenfegen sh in dar 
dritten Abtheilung noch daB echte umd gerechte rationaliſtiſche Syſtem makcein; 
find fie wol ſonderlich erquidiiche Erſcheinungen? Kür den wol, der anf air 
Kätte und ben Krämpfen des Todes die Anzeichen ber nahen Wiedergebutt dei 
neuern und beffern Lebens zu erblicken gewohnt iſt; aber bie Todten ſollen baut 
und beklagt werben! Zu einer Vergleihung ber kirchlichen Symbole alla 84 
gionsparteien hat Marheinecke in f. Werke: „Chriſtliche Sumbolil" (Haba 
1810), eine Höchft bantensiwerthe Vorarbeit geliefert und Diefer Miffenfaft ins 
groͤßern Umfang gegeben. H+r. 
Symmetrie, Ebenmaf, ift die Zuſammenſtimmung ber — 
haͤltnifſe eines Ganzen In Hinſicht auf Maß und Zahl, oder bie aͤußer⸗ | 
mung , die fich in dem abgemeffenen Verhättniffe ber einzelnen Theile eines Be 
flandes zueinander und zur dem Ganzen ſichtbar zeigt. Sie iſt in der Schönheit ir 
nach mehr das Quantitative, was aber von dem Ausdruck der Idee, als dem ue 
litativen unzertrennlich iſt. Sie kommt in räumlicher Hinficht beſonders an fülde 
Gegenſtaͤnden vor, weicheman in 2 Hälften theilen kann, und zeigt ſich In ber Ruta 
vorzäglich am thierifchen und menfchlichen Körper, bei weichem, im 
Zuftande, Die gleichen oder ähnlichen Theile an jeder Hälfte die gleiche Stele cr 
nehmen. Die Kunft muß diefe Symmetrie im engern Sinne, d. 1. bie bumiis 
“ Anorbuung gleichartiger Theile, in denjenigen Werken nachahmen, bei meda 
glleiche und ähnliche Theile nothwendig erfodert werden, und unterfihgt bie Wale 
nehmung biefer e durch. Hervorhebung eines Mittel: oder Augenpalit 
von welchem aus fich das Gamze überfehen läßt. Allein diefe Notkwrnbigfek # 
wicht aͤberall vorhanden, und man würde bie freie Kunſt in willkuͤrtiche Kezen ee 
zwaͤngen, werm man feftfegen wollte, die Kunſt müffe uͤberall, zum biefe Orame 
trie hervorzubeingen, auf Ebenmäßigkeit ber Theile ausgehen, ſtatt bie | 
in den Fällen, wo ebenmäßige Theile gefobert werben, um dieſer ſelbſt vin 
wenden. Im Begentheile gibt es viele Begenftände, deren furie Sqhlahet ce 








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Sympathetiſche Curen | Sympathie os 


ſolches Ebenmaß verbietet, und dern Darftelung durch Anwendung deſſelben ſteif, 
angſtlich und gezwungen erfcheine, wie z. B. bie —— organifcher Em leben⸗ 
diger Körper; baher fie in ber Landſchaftmalerel, in der Gartenkunſt, in ben 
Bruppirungen und Stellungen ber Figuren auf Gemälden, wo fie nicht charakteri⸗ 
ſtiſche Darſtellung alterthuͤmlicher Einfalt ober aus diefer unmittelbar berüorgegans 
gen, ferner in theatralifchen Scenen oft ſehr mißfaͤllig iſt. Am meiften ift ie 
Symmetrie einheimifch und wird gleichſam fichtbar conſtruirt in der. Baukunſt, de 
ren Weſen ſelbſt durch geiſtreiche und geſchmackvolle Anwendung der raͤumlichen 
Dimenfionen und geomettiſchen Verhaͤltniſſe in todten und feſten Maſſen bedingt 
iſt, ſodaß der Mangel und die Störung des ebenmaͤßigen Verhaͤltniſſes ſeiner Thei⸗ 
le, als der erſte und größte Fehler eines architektoniſchen Werks, auch dem Laien 
in der Baukunſt auffallen muß, und der Ausdruck Symmetrie oder Ebenmaß ſelbſt 
erſt aus dem Gebiete der meßbaren Architektur auf andre Gegenſtaͤnde, z. B. auf 
Rhythmus (mo es jedoch zweckmaͤßiger iſt, Eurythmie zu ſagen) uͤbergetragen wor⸗ 
den iſt. Allein auch hier iſt Das, was bloß ſymmetriſch (ebenmaͤßig gebildet, in 
gleichmäßigen Verhaͤltniſſen ftehend) iſt, noch nicht ſchoͤn an fi, fondern das ſinn⸗ 
liche Ebenmaß muß ſich mit dem geiftig Zweckmaͤßigen und Bedeutſamen uns 
am ben Eindruck des Schönen hervorzubringen. 

Sympathetiſche Euren, Hellumgen durch Sympathie, — man 
diejenigen verſuchten ober wirklich ausgeführten Vertrelbungen von Krankheiten, 
welche nicht durch die Heilwirfung von Arzneimitteln, ſondern durch eine geheim⸗ 
nißvolle Kraft foldyer Körper ausgeführt werben, die mit dem Kranken nicht noth- 
wendig in eine unmittelbare Berührung kommen oder in einem unbekannten Cau⸗ 
ſalverhaͤltniſſe fliehen. Als die hierbei wirffame Kraft nahm man eine Mitlelven: 
heit (Sympathie, vonov», mit, und nasew, leiden) bes Dienfchenkörpers mit Gei⸗ 
flern, Sternen, andern Menfdyen ‚ Thieren, Pflanzen, Steinen u. f. w., oder 
eine — — — zwiſchen dem Menſchen und gewiſſen aͤußern Gegen: 
fländen an, welche aber nicht ſtreng erwiefen werben kann. Die Art der Ausfüh: 
rung (ompathetifcher Euren iſt daher eine ſehr verſchiedene und geſchieht theils durch 
Umbängen von Amuleten und Talismanen, theils durch Beachtung ber Eonſtella⸗ 
tionen, theils dirk) Handlungen, die man me gewiffen Gegenſtaͤnden vornimmt, 
um auf den entfernten Kranken dadurch zu wirken, theils durch Beſprechungen und 
Gebete. Daß eine See dieſer Art häufig auf Täufchung beruhen 
mÄffe, leuchtet ein; ebenfo, daß fie bei Abergläubigen, Charakterlofen,, durch koͤr⸗ 
perliche ober geiftige Beiden Geſchwaͤchten leichter Eingang finden werde als bei 
Unterrichteten, hellem Köpfen und unverdorbenen Naturen. Es kommt Alles dar⸗ 
auf an, In bem Kranken den feften Glauben zu erwecken, daß das Mittel helfen 
werbe, und es wird, umter ſonſt gänftigen Bedingungen, auch gewiß helfen. Es 
facht ein fo fefter Slaube bie Hoffnung zur erfehnten Benefung und mit ihr bie fo 
mächtige Naturheilkraft an, durch welche dann oft gluͤcklich bie Krankheit uͤberwun⸗ 
den wird, wenn dies nur Überhaupt möglich if. Es wird dies aber bei folchen 
Krankheiten am letchteften möglich fein, welche in ber Pſyche ſelbſt, oder im Ner⸗ 
venſyſtem wurzeln (z. B. Geiſteskrankheiten, Epilepfien, Krampfkrankheiten), ober 
— = pſychiſcher Seite leicht erregbar find, wie Kofe, Mechfelfieber, Leber: 

tnu.a. 

Sympathie (comsensus, Mitteidenheit) iſt die Eigenſchaft des Orga⸗ 
niemus, vermoͤge welcher durch die vermehrte oder verminderte Thaͤtigkeit eines 
Organs auch die eines andern vermehrt oder vermindert wird. Da der Begriff des 
Organismus es mitſichbringt, daß aus der Vielheit eine Einheit, aus dem Ver⸗ 
ſchiedenen ein Ganzes dargeſtellt werben fol, fo muͤſſen auch nothwendig alle Theile 
beffelben mit einander correfponbiren, und es geht aus bem Begriffe des Organi⸗ 
ſchen fihon die Wechſelwirkung als nothwendig hervor, von der die Sympathie 


* 


804 > Symphonie 


einen Theil ausmacht, Man hat als Verbindungs⸗ und Mittelglieber zulfde 
dem Organe, von dem bie Thaͤtigkeit ausgeht, und a auf welches ſe 
ich verbreitet, bald das Nervenſyſtem und die — einzelnen NRervc 
— bald das Zellgewebe, halb bie Säfte angeſehen; unb cal 
nicht zu leugnen, daß biefe, befonbers bad Nerven» und Gefaͤßſpſtem, in maundın 
—**— efcpeinungen als bie Verbindeungeglieber erſcheinen; wenn fie ar 
alt bie Urſache der Sympathie überhaupt angefehen werden follen, ſo he 
bie Die Erfahrung dagegen Manches einzumenben, die ba lehrt, daß else Gprapae 
auch zwifchen ſolchen Organen ſtatthabe, bei benen man weber eine: Mervens, zul 
Gefaͤßverbindung nachweiſen kann, und wenn man biefen Grund besmed ba 
finden will, daß das Nerven und Gefaͤßſyſtem ein Ganzes bilden, eo. 
man zuviel; denn es wird dann kein Grund beigebracht, warum gesabe in 
und nicht irgend einem andern Organe bie —* Wirkung ſich Auer. De 
Eeſcheinumgen der Sympathie zeigen fich ſchon im geſunden Zuſtande nicht fein, 
ein Organ bildet fich 3. B. zu gleicher Zeit mit dem andern ası®, bie Stimme we 
aͤndert fich mit eintretender Mannbarkeit, die Leber, bie Speicheibrüfen, das Pas 
kreas, die Häute des Magens fonbern zur Zeit ber Verdauung eine größene Bar 
Flhffigkeit ad; ber Reiz des Lichtes auf das Auge erregt Niefen, das Kipeln Lad 
u. a. m. Noch häufiger aber werben fie in Krankheiten beobachtet, und ba ifi kaum 
eine einzige namhaft zu machen, in ber nicht Manches aus Spmpatbie zu erfiien 
wäre. Ferner wurde Der Begriff der Sympathie auch of bad Berhältuif zwiſcha 
mehren Individuen übertragen, und er zeigt ſich im Pſychiſchen gar beflinuet in de 
Keaft, mit der uns der Anblict mancher Denfchen feflelt, in ber Macht bei Bit 
leids und in ber unwillkuͤrlichen Nachahmung. Daß fie auch im Phyſifchen et: 
babe, und bie Einwirkung bes einen Judividuums auf das andre, tote fie beim die 
tifchen Magnetismus flattfindet, hierher zu — aus der — — 
klaͤren ſei, iſt von Hufeland u. A. als entſchieden Sonſt vera 
man unter Sympathie noch allgemeine vorzüglich — * —— * 
Dinge in der Natur, welche man bei ben fogen. ſympathetiſchen Euren vermb 
ſetzte. ©. den vor. Art. 
Symphonie (griech. unge, tal, sinfonin, möstüch Bufanumnenfing 
- Harmonie) ift in unferer heutigen Muſik ein ausgeführtes 
für das Zuſammenwirken bes ganzen Orcheſters berechnet und aus mehren Guy 
fügen beftehend. Gonft vertrat ihre Stelle die Owerture. 
eine Ouverture gut vorzutragen“, _ es in Sulzer’ — — 
ſchoͤnen Kuͤnſte „und bie noch größere Schwierigkeit, eine gute Ouverture pa 
machen, hat zu der leichtern Form ber Symphonie, bie anfangs aus eis aber em: 
gen fugirten Stuͤcken, bie mit Tanzſtuͤcken von verfchiebener Art abwedgfelten, be 
fand und insgemein Partie genannt wurde, Anlaß gegebm. Die 
hielt fich zwar noch vor großen Kichmflüden unb Opern, und man bebiente ah 
— bloß in der Kammermufil; allein man wurde der Tanzſtuͤcke, bie che 
waren, auch bald müde, unb lieh es enblich bei 2 fugirten ober unfugietm 
ner bie mit einem langfamern Gage abmechfelten, bewenden. Dieſe Ga 
tung wurde Symphonie genannt, und ſowol in der — als vr Dpm | 
und Kischenmuftlen eingeführt. Die Inflxumente, bie zur Speuphomie 
Ed Bioline, Bratfäe und Bafinfirumente; jede Sämmme wirb ſtack befehl 
können noch Hoͤrner, Hoboen his ten dazukemmen⸗ 
Seele iſt zugleich für die Gefchichte bes Symphonie mestinärbig; dabei bemuerlm . 
wie noch, daß die Franzoſen — er Ouverture häufig verwechfeht. 
zutage würbe es im Gegentheil lauten: bie Symphonie ——— 
ſtrumentalſtuͤck, welches von bee — verbringt wird, De 
Schwierigkeit, eine Symphonie, das Hoͤchſte — gu ſicſen 


len 





— — — ——— — — — — — — er — 


Symphonie 908 


Hat zu der leichtern Form der weniger ausgeführten Ouverture, die nur eine® Sa⸗ 
tzes bedarf, Gelegenheit gegeben, einer Einleitungemufit, die irs ben meiſten Faͤl⸗ 
= keine ift, naͤmlich daun, wenn Nichts eingeleitet wird, ober die Ouverture ich 
auf das Folgende gar nicht bezieht. Sie kommt jetzt nur nach int Concert und im 
der Dper vor, und «8 iſt ein Wunder, wenn ber Tonfeger irgend ein im Orcheſter 
fpielbarss Juſtrument hat fehlen laffen; zuweilen wird das muſikaliſche Gehoͤr fo 
angegriffen, daß man für fein Gehör überhaupt zu fürchten hat. Wir nennen nun 
die Symphonie zum Unterfchieb vom ber Duverture ein ausgeführte Inſtrumen⸗ 
talftüd. Dem bie Bi Disebiee fol, ihrem Wefen nach, abhängig fei von dem ein» 
— Ganzen, ſie ſoll die Aufmerkſamkeit nicht von demſelben ableiten, ſon⸗ 
been für baffelbe flimmen, und muß daher bie Hauptgedanken beffelben gleichfam 
feigsiet — oder wenigſtens die Grundſtimmung des Ganzen angeben, weß⸗ 
halb fie von den meiſten Operncomponiſten mit Recht nach Verfertigamg der ganzen, 
Opernmuſik geſchrieben wird. Die Symphonie aber iſt ein ſelbſtaͤndiges Orche⸗ 
ſterſtuͤck, welches daher einer weitern Ausfuͤhrung muſikaliſcher Ideen ra iſt. 
Inbem wir daſſelbe aber Orcheſterſtuͤck nennen, ober ein Stuͤck, welches für das 
Zuſammenwirken des ganzen Orcheſters berechnet iſt, unterſcheiden roir bie Syn 
phonie von dem Concert, zu welchem allerdings die (mit Recht ſeltenerre) Synpho« 
nie mit einem ober einigen obligaten Inſtrumenten (concertirende Symphonie) den 
Übergang bilden mag. Das Concert ift beflimmt, ben Charakter und das Vermoͤ⸗ 
gen eines Inſtruments, gehoben und begleitet von dem übrigen Orcheſter (doch bes 
darf ed nicht nothwendig aller Occhefterinfirumente zur Mitwirkung), auszuſpre⸗ 
hen; biefed Inſtrument tritt alfo inımer, ſei es durch ausbrudkdvolie w Mobteag 
ober durch Kunſtfertigkeit, hervor, und bie Emmpfindimgen und Gedankun, welche 
das Concert enthält, ſollten durch den Grundcharakter jenes Inſtruments beſtimmt 
fein. Die Owerture, welche nach unſern heutigen Begriffen bie Inſtrumentalein⸗ 
leitung eines Theaterſtuͤcks iſt, kann als ſolche ebenfalls in einigen Faͤller concerti⸗ 
send fein, und von dem Charakter eines Inſtruments beherrſcht werben. In ber 
Symphonie aber ſoll das ganze Orcheſter, ober doch deſſen Hauptinſtrumente ein 
muſikaliſches Ganzes bilden, fie fol beige, was bie Inftrumentalmufit feihfländig 
und zugleidy in ihrer ganzen Gülle, d. 1. in ber Werfchmelzung aller Harıptinftru- 
mente, zu leiflen vermag, wodurch = — abwechſelnd hervortretende So⸗ 
lopartien nicht ausgeſchloſſen ſind. Die letztere und hoͤchſte Aufgabe der Inſten⸗ 
mentalmuſik konnte erſt dann geloͤſt werben, als die Inſtrumentalmuſik ſelbſt auf 
ihren gegenwaͤrtigen Gipfel gebracht worden war; daher aber auch die eek 
Ausartung in ber ſtarken Inſtrumentation, aber leiber nicht bloß in der Symphos - 
nie, ſondern faſt in jedem Orcheſterſtuͤcke zu erklaͤren iſt, weil man fich einmal am 
die höchfien Hetze, und an das Zufammengefegtefte gewöhnt bat. Der Sympho⸗ 
nie iſt mit den meiften übrigen, für das Orchefter gefchriebenen Stuͤcken Das ges 
mein, baß bie Grunbflimmen, melde bie ee hr führen, mehrfach 
befegt werben, daher auch ber Vortrag biefer Stimmen keine willkuͤrlichen nn 
rungen verträgt, fonbern Alles, wie vorgefchrieben, amögefähet werben muß; 
auch, die etwanigen Goli ausgenommen, Alles beſtimmt vorgefchrisben, und bie 
Partie feibft in ihren Figuren, fowie in ihrer ganzen Einrichtung, von bem Come 
poniften auf mehrfache Befegung und beren Wirkung berechnet. fein fol. Die 
Grundſtimmen dürfen hiernach zwar bie Schwierigkeiten einer Concertſtimme⸗ un 
haben, aber Jeder, der die größten Symphonien unſerer neuen Meifter kennt, na⸗ 
mentlich Beethoven's, ber das Orcheſter wie rin einziges Inſtrument behasıbeit, 
wird eiufehen , dag die Vorfchrift jenes Woͤrterbuchs in ihrer Ausdehnung re 
gilt: „Es dürfen auch, weil die Symphonie nicht, wie bie “er 


mehr gilt 
—— iſt, ſondern gleich vom Blatt getroffen werden muß, keine Schwierig⸗ 


arin vorkommen, die a von Vielen gleich nn und deutlich vorge» 


08  GSymplegaden Symptome 


tragen werben föhmen”. Die Symphonie befteht aus mehren Hauptfägen u m 
terfcheibet fidy arsch dadurch von bee Ouverture, aa eoayens 
bat. Die Zahl der Saͤtze in der Symphonie aber ift nicht zu beſtimmen. Am 
Altgemeinen kann man annehmen, daß biefelbe nicht unter 2 fein, — * 
über 4K oder 5 hinausgehen duͤrfe, weil ein volles Suftrummtalfilidk, welches fl: 
bie Höchften Effecte der Muſik beſtimmt If, durch eine zu lange Dauer eenılte 
muß. Ihre —* ſcheint die —— in dieſer Hinſicht von der ihre In der Zus 
bildung vorangehenden Sonate empfangen zu haben. Nach ber jegigen Cini 
tung befteht die Symphonie gewoͤhnlich aus einem Allegro, einem Andante de 
Adagio, wor auf oft, nach altem Herkommen, eine (für den Tanz nicht beftinme) 
Menuet (f..d.) ober flatt deffen ein Gcherjo folgt, und einem Finale, Alegu 
Beethoven uni) andre Neuere haben fich nicht immer an diefe Zahl gebunben. Be 
einem sr Hnfange und bei den großen Zonmitteln, welche ein ganzes Ordu: 
darbietet, iſt bie Symphonie das größte felbftändige Tongemäfbe und daher zu 
Ausdeude des Großen, Erhabenen und Feierlichen vorzüglich geeignet, mehhek 
leichtere, — Säge und tanzmaͤßige Partien, aus welchen ſonſt bie Em 
phonien beſt anden, wenn fle nicht in Eräftige und erhabene Partien verflochtn fa, 
oder in Kurfimäßigem Gegenſatze zwiſchen biefen flehen, die Sprmaphonie Feist 
machen und zum Zwerg erniedrigen; denn nach den vorhandenen Mitteln [hä 
man auch auf den größern ober geringern Zweck. Doch kann dies bie Gramm ie 
Epmphore mu km Allgemeinen beflimmen. Ein glänzenber, fessriger ımd vele 
Styl, große breite Themen, Eräftige Melodien und Se. energifche Mech: 
tion, bie kichnſte Verſchlingung und Nachahmung dee Melodien und Rt, 
bee größte Wechfel und das mannigfaltigfte Zuſammenwirken ber Juftamaun 
welche beild abwechſelnd, bald zuſammentoͤnend, bald herrſchend, bad ausfiänd 
und begleitend die Melodie bilden, find der Symphonie (befonbers in dem erfiez ab 
legten She) vorzugsweiſe eigen; doch darf auch der langſamete und fanfte Min 
ſatz, um zu dem Ganzen zu paffen, nicht unkraͤftig fein. Symphonilen fremder 
bie größte Meifterfchaft in der Harmonie, Kenntniß der Inſtrumente u. f. m. — 
ans, Unter den aͤltern Symphoniencomponiſten warrn Benda, Bocherini, De 
tersdorf, Hoſmeiſter, Pleyl ſehr beliebt, deren Werke jegt zen Theil vergcſa 
find; die größten neuern Meiſter find: Haydn, Mozart, Beechoven u 
Spmphonien haben einen idvlliſchen, fröhlichen, oft humoriſtiſchen Charafın 
Mozart iſt mehr ſchwungvoll, lyriſch. Bei ee dem muftbafifchen Rn 
teitt der Inftrumentendor in ein dramatiſches Verhaͤltniß, um die Matur mi 
menfchliche Buflänbe in den mannigfaltigften Welfen und en zu fdhifben. 
An Haybn und Mozart ſchließen fid) an bie Romberg „Spohr, Ebert, Mes, Re 
tomm, Feska u. ſ. w 7. 

Symplegad en, furchtbare, die Ausfahrt verengende Felſen im ihres 
fchen Bosporus, welche zuſammenzuſtoßen beohen, umb durch welche Juno die Zr 
gonauten (f.d.) gluͤcklich hindurchfuͤhrte. Orpheus machte fie durch fein © 
tenfpiel unbeweglich. 

Symptome werden In der Mebicin die Erfiheinungen ber Sranfheitn g: 
nannt ; fie find Das, was von den Arankheiten In die Schme fälle, und woraus af 
das Daſein und bie Art ber Krankheit Beth fen werden kann. Werben diejenige 
Symptome, bie in irgend einer Krankheit mit einander vorkommen, Tänımıtäd p 
ſanmengefaßt, fo erhält man die äußere Seite oder das Bild der Krankheit, w 
als ein treuer Abdruck des Innern ober des Weſens derſelben angefehen werden 
muß, Sie haben ihren Grund und Ihren Sitz in den Functlonen, als melde band 
die Krankheit verändert werben, und daher bald zu un bald zu —— ir 
auch in ber Art verändert vonfiattmgehen. Baburd) werben oft andy bie Orgem 
ſelbſt in ihrem Anfehen, ihrer Textur, Structur, Größe u. J. w. De 





Synagoge cz 207 


Sywmptome können entweber non bem Kranken allein bemerkt werben, wie z. B. 
der Schmerz und alle, die im einer veränderten Empfinbung beruhen, ober zugleich 
auch vom Arzte, wie z. B. alle bie in einer krankhaften Bewegung beſtehen; bie 
erſtern werden gewöhnlich ſubjective, bie legtern objective genannt. Je weiter eine 
Zunction ober ein organiſches Syſtem durch den Orgamemus verbreitet iſt, deſto 
‚häufiger wird es als ber Sitz und Grund krankhafter Erſcheinungen auftreten, deſto 
mehre Krankheiten werden daſſelbe natuͤrlich veraͤndern muͤſſen; daher geſchieht es, 


daß das Nerven⸗ und Gefaͤßſyſtem, ſowie das der Haͤute, allerdings in ben mehrſten 


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Krankheiten angegriffen werden und als Traͤger der Symptome erſcheinen; daher 
geſchieht es ferner, daß die Erregbarkeit, das Gemeingefuͤhl, die Ernaͤhrung, die 
ſich durch den ganzen Organismus verbreiten, auch ſo haͤufig und leicht durch 
Krankheiten veraͤndert werden, und in bieſen Veraͤnderungen Symptome darlegen. 
Binden fie fi in dem urſpruͤnglich angegriffenen Organe, fo beißen fie idiopathi⸗ 
ſche; werben fie dagegen durch Die Sympathie der Theile in andern und entfernten 

Drganen erregt, fo werben fie confenfuelle, fompathifche genannt; endlich hat auch 
bie Krankheitsform, ſowie alle die individuellen Eigenfchaften und Lagen bee Kraus 
Ten, bie die Form der Krankheit verändern (Temperament, Alter, Geſchlecht, en 
bensart, Gewohnheit u. f. w.), auf eine Veränderung ber Symptome in einer und 
derfelben Krankheit einen [ehe namhaften Einfluß. Sie werden ferner nach einer 


andern Eintheilung unterfchieden in Symptome ber Krankheit, Symptome der Ur⸗ 


fadye und Symptome bes Symptome. Erſtere find folche, bie von ber Krankheit 
ſelbſt herruͤhren; fie koͤnnen mefentliche, idiopathiſche oder auch confenfuelle fein. 
Die Symptome ber Urfache dagegen find die, welche von der Urfache der Krankheit 
zufäligerweife auch mit hervorgebracht werden; wenn von einer Erkältung z. B. 
eine Bruſtentzuͤndung herruͤhrt, fo kann eben diefe Urfache wol auch zu gleicher Zeit 
Schnupfen, Huften, rheumatiſche Schmerzen hervorbringen; als die Hauptkrank⸗ 
heit wird ihrer Wichtigkeit wegen die Bruſtentzuͤndung angeſehen, der Schnupfen, 
Huften u. ſ. w. find Symptome der Urfache. Sie biiden natürlich, wenn fie wich⸗ 
tiger werden, Sompficationen. Die Symptome des Symptoms endlich rühren von 
irgend einem einzelnen Symptome her; Erbrechen 3. B., weldes ein Symptom 
gaftrifcher Fieber it, kann Schmerzen, Blutſpucken u. ſ. w. hervorbringen. Dass 
jenige Symptom, welches zur Erkenntniß irgend einer Krankheit vorzuͤglich viel 
beitraͤgt, wird pathognomonifc genannt. Scheint endlich ein Symptom zur Ent⸗ 
fheibung ber Krankheit etwas beizutragen, fo heißt es activ; paffto hingegen finb 
alle die andern, bie diefe Eigenfchaft niht Haben. . 

Synagoge (griech. Verſammlung), auch Judenſchule, wird ber Ort ges 
nannt, wo bie Juden fi) am Sabbath und den Feſten verfammeln, um ihre Ge⸗ 
bete zu verrichten, das Alte Teſtament zu fen und freie Vorträge über Ihre Reli⸗ 
gion zu hören, wie auch biefe Verſammlung ſelbſt. Entſtanden find bie, urſpruͤng⸗ 
lich nur zum Unterricht, feit der Zerfiörumg des Tempels durch die Römer aber auch 
zum Gottesdienſte beflimmten Synagogen erſt nach ber Ruͤckkehr aus ber babylo⸗ 
nifchen Gefangenſchaft. Sie find jegt bie einzigen Eirchlichen Anflalten ber Juden 
und die in jeber Judengemeinde dabei angeftelten Beamten: ein Vorſteher ober. 
Mabbiner, mehre Älteſte, und als Diener: der Vorbeter ber Uuftwärter und bie 
Almofenfanmier. Die Liturgie des. Gottesdienſtes weicht wenig vom der cheiftll- 
chen ab, ba diefe den jüdifchen Synagogen nachgebildet wurbe. Zu ben Zeiten Jeſu 
hatte Jeder das Recht, darin Religionsvortraͤge zu halten, jest thun es gemöhnlic) 
nur die Rabbiner. Das Beten gefchieht laut, und wenn ber Vorbeter angefangen 
bat, von Allen zugleich; daher das disharmoniſche Murmeln, bad ben Ausbrud 
Judenſchule ſpruͤchwoͤrtlich gemacht bat. Seit 1810 haben gebilbete Idraeliten, 
n. A. Jacobsſohn, Dav. Friedlaͤnder, der Gottesverehrung in ihren Tempeln eine 
zweckmaͤßige Form zu geben verfucht und fi) dabei ber Landesſprache bebient. 


— 


908 Synchronismus Synkretismus 


Synchronis mus (aus dem Griech.) heißt die Zuſammmenſtelleng ber Pa: 
ſonen, welche zu gleicher Zeit lebten, und ber Begebenheiten, bie zu gleicher Ze: 
fi) ereigneten. Daher ſynchroniſtiſche Methode: die Methode, das Bleiczeitig 
gewiſſer Zeitabſchnitte zuſammenzuſtellen; ſynchroniſtiſche Tabellen. (©. Ge 

chte.) | 


faichte. | 
Syndicus heißt derjenige Bevollmaͤchtigte, welchen eine ganze Grmeinke 
(Univerfitad) zur Beforgung ihrer Angelegenheiten beſtellt Hat. Zur gültigen Bei 
eines Syndicus iſt nöthig, 1) daß bie ganze Gemeinheit mit Einſchluß der Titen, 
Pupillen und Minderjährigen, und beren Vormuͤndern, zur Beſtellung bes Em 
cus zufammenberufen werde; 2) daß 2 Dritttheile der Gemeinde erfcheinen, mh 
) daß von diefen 2 Dritttheilen die größere Menge einwilligt.. Niemand, ber m 
Führung eines öffentlichen Amis, infonderheit eines Sachwalters (Procursterhi 
unfähig, kann Syndicus werden. Der Syndicus kann bloß für gewiffe 531% 
ſtellt werden, dann heißt er Syndicus particularis, oder er wirb für alle Foͤlt be 
ſtellt, dann iſt er Synd. universalis; ifl feine Vollmacht auf keine gewiſſe Zeit be 
ſchraͤnkt, fo heißt er Synd. perpetuus. Die Vollmacht, welche ihm erfheilt wit, 
wird Spubicat (Instrumentum syndicatus) genannt. 
Spnbesmologie, f. Bänder (anatomifche). 
Synedrium, f. Sanhebrin. $ 
Synkopirte Noten, f. Rüdungen (chythmiſche). 
Synkratie bedeutet diejenige Art der Staatsverfaſſung, wo das Bel 
durch felbfterwählte Mittelsperfonen an ber Ausübung ber hoͤchſten Gewalt, Kim 
der, besjenigen Zweiges derſelben, weicher die Befeggebung und Befleuerun fe 
teifft,, einen gewiſſen Antheil nimmt, alfo infofern ſich felbft ober den Staat ni 
regiert. Da jene Mittelöperfonen die Stelle des Volks vertreten ober es vor ta 
Regenten vepräfentixen, fo heißt eine ſynkratiſche Stantsverfaffung auch eine rk 
vertzetende ober repraͤſentative. (S. Volksvertreter.) Der Synkrati ſuh 
entgegen bie Autokratie (f.d.), wo bie Perſon, welche bie hoͤchſte Gewalt = 
Staate darſtellt, fie aud ganz allein, ohne irgend einen Theilnehmer bed Dot 
ausübt. Denn die von bem Autofraten aus den Welke gewählten Beamten we 
treten nicht bie Stelle des Volks, fondern find bloß Organe der hoͤchſten Genet 
ſelbſt ober Stellvertreter bed Megenten, weil biefer nicht uͤberal ſelbſt gegenwoͤch, 
ſein und unmittelbar wirken kann. Daher find auch in einer ſynkratiſchen Br 
faffung die öffentlichen Beamten, welche die Stelle bed Regenten in der Ausktes; 
der hoͤchſten Gewalt vertreten, nicht geeignet, zugleich die Stelle des Volks za ver: 
treten. Der Regent wuͤrde dadurch einen folchen Einfluß in der Werfammalung ie 
Volksvertreter auf die von ihr zu faffenben Befchlüffe gewinnen, daß die angebidk 
Synkratie nur eine verſteckte Autokratie wäre. Die Synkratie verträgt fid ah 
wol mit ber Monarchie (wie in England und Srankreich), aber nicht mit der Ante 
kratie (wie in Rußland und Dänemark). Doch fegt das Dafein einer ſynkratiſcha 
Verfafſung ſchon ein gebildeted Volk voraus. Ein foldhes Volk aber ſtrebt and 


nothwendig nach einer ſolchen Verfaffung, als ber ihm allein en 


Spyntretismus, Vermiſchung verfhiebenartiger und undertt 
Anfichten. Insbeſondere wurbe fonft die Meligionsmengerel fo genannt. Man 
nannte nämlich fo daB Werfahren Derjenigein, welche, um den Sieben unter da 
kirchlichen Parteien herzuftellen, die Unterſcheidungslehren derfelben bergeftaft er 
Elärten, daß jebe Partei ihre eignen Meinungen und Lehren in ben RB 
finden glauben konnte, und es hat das Wort in ber Theologie zugleich bie Neben 

» bedeutung ber Gleichguͤltigkeit, befonders in Hinficht der Unterſcheidungslehrt ze 
genommen. Man bat verfchledene Ableitungen des Worts. Man erzählt von ben 
Kretenſern (Ein. der Infel Kreta, Kandia), daß bie Stämme derſelben ſich durd 
Berträge gegen Innere Zwiſtigkeiten und Angriffe von Außen zu fichern gefudt. 








Synkretismus 909 


So erzaͤhlt Plutarch (‚De fraterno amore”, vgl. Neumann: „Rerum Creticarum 
specimen‘). Daher wurben bie kirchlichen Parteien, befonders bie Evangelifchen, auf» 
gefodert, allen Zwieſpalt zu vergeffen und, wie die Kretenfer,, vereint gegen ben ger 
meinfamen Seind, ben römifchen Stuhl, zu kaͤmpfen. So ermahnte ber bekannte 


Dav. Pareub, reformirter Prof. der Theologie zu Heidelberg, zu Ende des 16. und 


Anfange bes 17. Ss in einem frommen Synkretismus ber Lutherifhen und 
Reformirten, ſich dem roͤmiſchen Antichrift zu widerfegen. Nachmals aber hat das 
Wort eine andre Bedeutung gewonnen und iſt wol richtiger aus dem Griech. (von 


. OVV-xEgVVUQuL, 2000 , Welches vermifchen bedeutet) abgeleitet worden. Als 
. im 16. Jahrh. in Italien die alte Literatur wieder auflebte und die griech. Claſſiker 
‚ mit neuer Liebe gelefen wurben, beſonders auch Platon’s Philofophie eine Vorliebe 
fand, melde dem herrfchenden Ariſtotelismus Präftig entgegentrat, waren einige 


Gelehrte, wie Joh. Franz Picus, Beſſarion u. A. geneigt, obwol fie Platon vor: 


 zuglich ehrten, doch den Ariſtoteles nicht ganz ſinken zu laffen, und wurden dann, 


weit fie zwifchen Platonikern und Ariflotelitern vermitteln wollten, auch wol Syn⸗ 


kretiſten genannt. Ebenfo ſprach man von einem Synkretism beiden Akademikern 


zu ee u an, 


und Peripatetilern, beſonders aber von dem Synkretismus der alerandrinifchen 
Philoſophen. Doch Ift das Wort erſt in der evangel. Kirche mehr in Gebrauch 
gekommen, und Synkretiſt ein Schmaͤhwort geworden, das man auf die feindfeligs 
fie und gehäffigfie Weife anwendete. Denn Synkretiſten, d. I. Vermiſcher 
und Derfälfcher, nannte man feit dem Anfange bes 17. Jahrh. beſonders die 


“ Schüler und Anhänger des Georg Calirtus (f.d.), Prof. der Theologie zu 


Helmſtaͤdt, und die heimftädter Theologen überhaupt. Calixtus naͤmlich kam in 
f. Forſchungen auf freiere Meinungen, als man damals ertragen mochte; manche 
Unterſcheidungslehren, welche bis dahin Zwietracht unter den Kirchenparteien er» 
regt hatten, hielt er für minder wichtig, eine friedliche Vereinigung der Parteien 
darum für möglich, ohne eine unbedingte Unterwerfung ber evangelifchen unter bie 
roͤmiſche Kirche zu beabfichtigen. Diefer näherte er fich zwar In der überzeugung, 
daß neben der heil. Schrift, und feibft zum richtigen Verſtaͤndniß derfeiben, die 
mündliche Überlieferung (Tradition) aus ben erften chriſtl. Jahrhunderten als ein 
(doch nur untergeorbneter) Erkenntnifgeund ber Lehre Jeſu dienen koͤnne, hielt aber 


im Übrigen ſtreng auf evangelifche Glaubensfreiheit. Das fogen. apoflolifche Sym⸗ 


bolum, welches allen chriſtl. Hauptparteien gemeinfam iſt, dachte er als zureichend 
zue Beſtimmung ber Grundlehren ber chriftl. Kirche und befihalb auch zur Her: 
ſtellung bes Friedens unter allen Parteien, Solche Meinımgen reisten in einer 
ohnehin flreitlufligen Zeit einen großen Theil ber lutheriſchen Theologen zu heftigen 
Eifer gegen ihn auf, und ba ſ. Schüler zum Theil ſ. Anſichten noch weiter trieben, 
einige von ihnen auch wirklich zur römifchen Kirche übertcaten, warb er bald bes 
Kryptopapismus, bald bed Sienptocaloiniemti, immer aber bes Synkretismus, ber 
Religionsmengerei, befchulbigt ; beſonders feit dem Religlonsgeſpraͤch zu Thorn im 

.1645, wo Galirt zugegen, warb der Name Sonkretift allgemeiner gebraucht. 

ach ſ. Tode festen f. Schüler und f. Sohn, Friebe. Ulr, Calixtus, den Streit fort. 


Range Zeit erfchlitterte berfelbe die evangel, Kirche und nie Bam eine wahre Ausſoͤh⸗ 


nung der Streitenden zu Stande. Groͤßere Freiheit in theologifchen Forſchungen 
warb durch diefen Streit allerdings befördert; aber zugleich erhob fich größere Milt- 
Für der Meinungen und Geringachtung ber eigentlichen Klrchenlehten bel Wielen. 
In neuern Zeiten hat man auch bie fogen, feiern Theologen, welche Fühn ober keck 
Über die Kirchenlehre ſich erhoben und ihrer eignen Wiſſenſchaft ein höheres An- 
fehen beifegten, Synkretiſten genannt. Beſſer daf ein fo gehäffiges Wort, mwel- 
ches an viele Höcyft unwindbige Erfcheinungen in ber Kirche erinnert, gänzlich ver: 
ſchwinde! (Val. Walch's „Einlelt. in die Meliglonäfteeitige, In ber evangel.-Tuther. 
Kirche”, Th. 1, 4,5.) K]a. 


810 Synodalweſen 


— Ggl. Synoden) iſt die Neglerungsfoen ber eſa 
mirten Kirche, da wo fie nach Calvin's Presbyterialverfaffung beſtcht ar be 

ſchottiſchen und hollaͤndifchen fleht der Prediger mit weltlichen AÄlteſten (fihett. Le 
Br hollaͤnd. Kirchenzrath) der Gemeinde, dem Bezirk die Werfamudum 
aller Prediger und der oberflen Älteſten aus den Gemeinden beffelben (qee 
Presbyterlum, hollaͤnd. Clafſe) vor. Dieſe hat alle den tutheriſchen Conſterie 
zukonnnende Gewalt und in Holland jetzt noch kleinere Bezirkscollegien (Kay) 
unter ſich. Die aus Deputirten aller Presbyterien ober Gtaffen zueformmengeite 
| er — find den Oberconfiſtorien aͤhnlich; im Holland ſicht K 
über ihnen als hoͤchſte Kirchenbehoͤrde bie jährliche Synode der Prorinu 
— im Haag; in Schottland ſeit 2 Jahrhunderten als Oberapprüctist 
und geſetzgebende Behoͤrde der Kirche bie jährliche Generalverſammlung der De: 
tieten aller Presbpterien bes Reichs zu Edinburg. Diefer, ſowie ber hollaͤnd. de 
neralfgmode, wohnt ein Königl. Commiffarius bei. Die Presbpteriane achn 
Schottland, die verfchtebenen peoteft. Diſſenters in Großbritannien und Irland u 
die proteſt. Sekten in Nordamerika regieren ſich ebenfalls durch Presbyterien ud 
Synoden, welche, wie bie feltenen Synoden der Brübergemseinde, geſehgebenn 
"Seroalt Haben. Bel den Reformirten in Grankerich Bilden bie Vrebiger ınd Dr 
fim von je 0 Seelen ein Conſiſtorlum, 5 Conſiſtorialbezitke den — Ads 


Synode, welcher ein Prediger und ein Älteſter aus jeder Gemeinde beiwohnt. Dr 
Synoden Finnen fi nur mit Erlaubniß der Regierung und — 
feeten verſammeln und Nichte ohne deren Genehmigung 


befchtießen. Ebenfe hebe 
die augsburgifchen Gonfeffionsverwanbten in Frankreich ihre Sonfiftorien, fat ie 
gr Inſpectionen und als Oberbehörbe das Beneralconfiftorium in Ekes 
burg. In der veformirten Schweiz ben bie Regierungen durch gemifchte idee 
raͤthe biſchoͤfl. Rechte aus. Die Geiſtlichkeit theilt ſich in Capitel (Zürich, Ben, 
Glarus, Bafel, St.Gallen, Thurgau, Aargau), Collegien (Graubändten), Cie 
quien (Neuenburg und Genf, la venerable oompagnie) und Glaffen (Bodt 
Kane) ein, bie fich jährlich Inehre Mate verſammeln und ben Krels ſynoden gleiche; 
neben wiffenfchaftlidhen und Paſtoralverhandlungen auch über Kir 


chenangeez 
heiten berathſchlagen, aber nur Anträge machen bürfen und keine kirchüchen Beh 


den find. Ähntiche Befugniffe Haben die jährlichen Synoden ber ganzem Santınk 


geiftlichkeit in Zürich, Glarus, Schaffhaufen, Appenzel außer Rhoden, St.Betn 


Graubuͤndten und Aargau. Sitten⸗ und Schulaufficht, Armenweſen und Sirder 

ut verwaltet an jedem Orte ein Vorftand, der aus dem Prediger und Altefien te 
* und der Regierung verantwortlich iſt. In Deutſchland beſteht die Preößye 
tialverfaffung nur bei einzelnen franz. Coloniſtengemeinden und in ber Graffheh 
Mark, deren Geiſtlichkeit fich auf ihren Synoden ſelbſt beauffichtigt und ihre Bar 


fände waͤhlt, fonft durchgängig bei ben ———— beider Confeſſionen bee 


fiftorlal: und Ephoratverfaffung,, melde keinen Act ber Kirchengewalt den Emm 


ben der Prediger überläßt. Eine berathende Stimme bei ber kirchlichen Geſeißß 
bung ward den aus Geiſtlichen und weltlichen Abgeordneten —— | 


Generalſynoden in Raffau, Baden, Baiern und Würtemberg 

nafjauifche beſchloß 1817, bie babifche 1821 die Vereinigung ber ns 
beider Gonfeffionen zu Einer Kirche. Die bei Iandeöherrlicher gar 
Befchläffe verfprochene Wiederholling folcher Generalſynoden nad 

Zeiträumen iſt biß jegt unterblieben. Nur Vaiern hat in feinen Rheinkeiiſe md 
ber Generalſynode, weiche 1818 bie Union ausfprach, 1821 eine zweite zu Kalt 
lauten, von dee Kirchenagende, Geſangbuch und Katechismus für den gun 
Kreis ausging, und 1823 für die Confifloriatbepieke Andbad) umd Baierush sell 
zeitig vom 21. Sept. bis 6. Oct. 2 Generalſynoden veranftaltet, auf denen die va 
ihren Ständen freigemahiten geiſnichen u und weltlichen Deputirten (4 inf 6 Of 








Eynodalweſen — 
Uche) unter Leitung von Mitgliedern bes Oberconfiſtoriums bie Abfaffung einer 
Agende, Kirchenordumg und eines Landeskatechisnms vorbereitet, bie Redactoren 
derſelben ernannt, die Pfarrwitwencaſſe geordnet, bie Einführung der Kirchenvor⸗ 
ftände (Presbyterien) gebilligt und vertagt und mehre Anträge am die Regierung 
befchloffen wurden, von denen bie auf Unabhängigkeit bes Oberconflflorkums von 
den Miniſterien, auf Erweiterung bee Befugniffe ber Conſiſtorien und minder harte 
Befteuerung der Geiſtlichen unerlebigt blieben. Ein Schulmeiſterſeminarium 


wurde darauf zu Altborferrichtet. Dergleichen Generalſynoden waren auch für 1826 - 


verheißen. Die Geiftlichkeit jedes Decanats hält (auch im Rheinkreiſe) fett Längerer 
Zeit jährliche Synoden über Pafloralangelegenheiten,. außer denen feit ben legten 
Fahren in einigen Gapiteln auch literarifche beſtehen. Seit ber Unlon hat Baben 
jährliche Speclalſpnoden der Geiſtlichen und weltlicher Abgeordneten (1 auf 2 
Geiſtliche) jede Decanats, welche Befrfligung der neuen Kirchenverfaſſung bes 
zwecken, und Pfarrſynoden der Decanate in 3 Jahren einmal. Im Wuͤrtembergi⸗ 
fen, wo es auch nicht an Paſtoralconventen fehlt, wurbe 1823 im Jan. die ter 
formitte, Im Det. die evangel.<Tutherifche Beifttichkeit auf Synoden zu Stuttgart 
vereinigt, deren Erfolg die Seftattung von Localunionen und’ bie Einrichtung ber 
Kirchenconvente (Presbyterien ohne Strafgewalt) für alle Kicchfpiele bes Reicht 
war. Die Synode der Geiftlichkeit bes koburgiſchen Fuͤrſtenthums Lichtenberg 
befchloß vom 21. — 26. Febr. 1825 zu Baumbolder die Union und die Einfuͤh⸗ 
rung ber Presbyterialverfaſſung mit jährlichen Synoben. Im Preuß. hatten bie 
Kreis ſynoden (Verſammlungen der Prediger einer Didcefe mit ihrem Superinten⸗ 
denten) nicht in allen Provinzen gleichen Fortgang; einige ſchleſiſche und weſtfaͤli⸗ 
ſche thaten ſich neuerdings hervor, dagegen in der Provinz Sachſen und ben oͤſtli⸗ 
hen Provinzen faft Nichts davon verlautet. Ununterbrochen wirkſam blieben bie 
Synoden der evangel. Geiſtlichen In Juͤlich, Berg, Kleve und Dark, deren Pros 
vinzialſynode zu Hanım 182% die Annahme der Hoflicchenagende vertagte. Sie 
war bie legte Provinzialſynode (Werfammling der Ephorem) in Preußen. Eine 
ſchon 1817 und abermals 1827 verheifene Generalſynode iſt nicht gehalten wor⸗ 
den, und Über deren Zufammenfegimg und. Befugniffe Im Synodalverfaſſungs⸗ 
entwurf noch fo wenig beflimmt, daß bie davon gehegten Erwartungen fehr ver 
f‘hieden fein mußten. Inden diefer Entwurf die Synoben äberhaupt zu Berath⸗ 
ſchlagungen und Anträgen in Kicchenangelegenheiten bevechtigte und ihnen faft das 
Anfehen conftitulrender Behörden gab, brachte er den geifllichen Stand auf die 
Meinung, durch feine Synoden auf die kirchliche Beſetzgedung ebenfo einwirken zur 
koͤnnen, wie die Landſtaͤnde in conflitutionnellen Staaten auf bie bürgerliche. Die 
dadurch veranlafte Unerſchrockenheit und Mannigfaltigkeit der Petitionen mehrer 
Kreis und Provinzialfpnoben, ber Widerfland einiger gegen bie beabfichtigte Union 
und die Reibungen ber verfchiedenen auf das Kirchen⸗ und Schulweſen einwirken: 
den Behörden änderten nach obenzu die Anfichten von der Nugbarkeit des Synodal⸗ 
weſens, und auch den Eifer ber Geiftlichen dafür kuͤhlte die zu wenige ch⸗ 
tigung ihrer Antraͤge und manche mißliche Maßnehmung um ſo mehr ab, da die 
Localpresbyterien, durch welche Synodalbeſchluͤſſe in den Gemeinden wirkſam wer⸗ 
den ſollten, noch nicht gehoͤrig conſtituirt ſind. Dennoch blieb den Kreisſynoden in 
den Berathungen über bie Wuͤrde bes Cultus und Verbeſſerung bes Volksſchul⸗ 
weſens, in der Sittenaufſicht uͤber Geiſtliche, Candidaten und Schulmeiſter und in 
ihren wiſſenſchaftlichen Verhandlungen ein Wirkungskreis, der der waͤrmſten Theil⸗ 
nahme werth iſt, und die Beſorgniß, daß aus dem Inſtanzenzuge der allerdings bloß 
aus Geiſtlichen beſtehenden Kreis⸗ und Provinzialſynoden eine hieratchiſche Macht 
emporſteigen und die Alleinherrſchaft der weltlichen Beamten beeintraͤchtigen koͤnne, 
hat ſich leer erwieſen. Die Dioͤceſanſynoden im Braunfchweigifchen und Mecklen⸗ 
burgifchen bezwecken, wie bie freiwilligen Predigervereine im Weimariſchen, Hild⸗ 


912 Synode Shynonymen 
burghauftfchen, Hanoͤveriſchen, Holfleinifchen, Sch 


haumburgifihen, Ciiefikhen, & 
Bafel, im füdlichen Frankreich und in Schweden bloß wiſſenſchaftliche und prait 


ſche Fortbildung der Prebiger. Denfelben Zweck haben die jährlichen Syaoden ie 
bänifchen Bifchöfe und die — Praͤſtmoͤten ber ſchwediſchen Biſchoͤfe mit ihr. 
Stiftsgeiſtlichkeit; dieſe verbinden damit Berathungen uͤber das 
ene Erläuterungen koͤnigl. Befehle in Kirchenſachen, beide Disciplin fiber dr 
Geiſtlichen. Die anglicaniſche Kirche hat nur noch den leeren —— 
ſonſt ſehr wirkſamen Synodalweſens in der einmaligen Sitzung der 
ihrer Biſchoͤfe vor Anfang der Parlamentsverſammlungen; für fortbildende Ga 
oben thut fie gar nichts. Im Königreich Sachfen werben gar Feine Spenge 
halten. In ber kath. Kirche halten nur bie Capitel einiger ſchweizeriſchen Cantn 
Poftoralconferenzen, bie alten Didcefan» und Provinzialfpnoben find gan; ol 
kommen. Nationalfpnoben hat 1811 der franzöfifche, 1822 ber umgariſche br 
Klerus, jener ohne Erfolg, diefer befonders zu Sunften der Wiederaufnahme de 
ulten, boch offenkundig nur zum Vollzug der disciplinariſchen Kirchengeſehe 5 
halten, wobei auch eine neue Ausg. ber Caldini ſchen Überfeguung ber Wulgate ii 
Ungarifche befchloffen ward. Die griech. Kirche hält keine Spnoben maehr. 31 
Synode wird eine Verſammlung in Ticchlichen Angelegenheiten gnunz, 
die entweder ein Biſchof mit ſ. Pfarrern (synodus dioeeesalis), ober ein Ei 
ſchof mit ſ. Biſchoͤfen (synod. provineialis), oder die geſammte Geiſtlichkeit ru 
Reichs unter Vorfitz eines päpfti. Kegaten (synod. universalis seu national) w 
anftaltet, um über Streitpunkte in der Kirchenlehre und Liturgie Werhandiunge s 
pflegen und Belchlüffe zu faffen. Dieb. Synode zu Peteröburg iſt der obrefe K 
chenrath ber griech. Kicche im ruff. Reiche, den Peter I. als eine ſtehende geifid 
Behörde an die Stelle des Patriarchats fette und durch welche der vuff. Raife fer 
Kicche regiert. Auch unter den Proteflanten werben von den Guperintendeit 
und Sinfpectoren mit ihren Pfarrern Synoden gehalten, weldhe jedoch meht im 
Zweck gelehrter Übungen und gegenfeltiger Erweckungen zu ziv 


. führumg, als irgend eine conftitutive Bebeutung haben. Eine ſolche Bedrutay m 


hielten bis jetzt nur bie Synoden ber evangel. Geiftlichkeit in ber preuß. Monarik 
durch die 1816 vom jegigen König eingeführte Synodalverfafſung, zufolge ne 
cher die Pfarrer umter ihren Guperintendenten und diefe unter ihren Generaſche 
intendenten ober Pröpften zu beflimmten Zeiten Berfammtungen halten, um fd 
über das Beſte der Kirche zu berathen und ihre Befchlüffe als gutachtliche Br 
ſchlaͤge zu gelegentlicher Benugung an den König zu bringen. Die bortsehter So 
ode, welche 16418 und 1619 bie Remonftranten aus ber veformirten Kirche [had 
war ein Nationalconcilium, zu feſterer Beflimmung fireltiger Glaubenslchta 
Das Recht, ſolche Synoden zu veranftalten, gehört In ben proteſt. Ländern pa de 
Vorbehalten, bie ben Fuͤrſten als Inhabern ber Bifhöfl. Gewalt umd ihren Cie 


den zulommen, wirb aber fehr felten in Anwendung gebracht. 


Synonymen find Wörter von ehedem völfig gleicher Bebeutung; ft 
genommen, gibt es deren in keiner Sprache. Wol innen in —— 


arten für einen und denſelben Begriff verſchiedene voͤllig gleichbedeutende 


erfunden werden; aber ſowie fie aus der Mundart im die Sefarmmtfprace (St 


ſprache) übergehen, verdrängen fle entweder jebes andre Bleichbebeutende, air 


werden mit veränderter Bedeutung dieſem beigefellt. Synonymen heifen dehe 
finnverwandte Wörter. Oft ift die Ähnlichkeit fo groß, daß nur der frinfe Shat 
finn bie unterfheidenben Merkmale entdecken kann. Dies erzeugte bad | 
einer auf logiſchen Grundſaͤtzen beruhenden Megellehre fir die Unterfcheitung im 
verwandter Wörter, der Synonymik. Wie die Sprache überhaupt der fie 
Maßſtab der’geiftigen Anlagen eines Volks HE, fo ift die Synonymik ber On 
meffer feine Scharffinns. Die metapherreichen morgenlaͤndiſchen Sprachen fr 








Synonymen J 918 


gen von ber lebendigen Einblldungskraft und. dem kuͤhnen Witz der Morgenlaͤnber, 
die meiſtten Sprachen des Abendlandes bei Ihrem Reichthum an finnverwandten 
Ausdruͤcken von dem Scharffinn der Völker, weiche fie ſprechen. Die arabiſche 
Sprache, ebenfo — durch ihren Reichthum an rmeigentlichen, bildlichen 
Formen, als durch eine Alles uͤbertreffende Fuͤlle finnverwandter Woͤrter, mußte 
fAr fich allein ſchon von dem Witz, der Einbildungskraft und bern Scharffinn Des 
rer Überzeugen, die einft in ihr ſprachen und fangen. Voͤlker, in denen die finn⸗ 
liche Anlage noch vorherrſcht, unfähig, die feinen Unterfchiebe ber Gegenſtaͤnde zu 
erkennen, foflen alles ähnliche Beſondere unter allgemeinen Bezeichnungen zuſam⸗ 
men. Thut ſich ihnen fpäterhin bie Welt des Geiſtigen auf, fo tragen fie in biefe 
die vorhandenen Namen finnlicher Diver, nach dunkel gefühlten Ähnlichkeitsbezie⸗ 
hungen, nit veränderter Bedeutung hinüber. In allen Sprachen haben ſich Spu⸗ 
ren biefer Alteflen Bilberſprache eg an denke mır an br Be 
ſelbſt, — Name in den meiſten Sprachen dem von Hauch, Athem ꝛc gleich iſt. 
die Denkkraft zu voller freier Thaͤtigkeit gelangt iſt, faßt fie in dem All⸗ 
gemeinen inen 008 8 onbere nad) allen f. erkennbaren Abſtufungen auf. Se mehr ein 
Volk an geiftiger Bildung zunimmt, um fo Leichter wird es ihm, die feinern Unter 
ſchiede ber Begriffe zu entbedien; aus einem allgemeinen Begriffe entwickeln fih . 
ganze Heihen defonderer; das Beduͤrfniß der Bezeichnung bringt neue Wörter her⸗ 
vor , ober veranlaft bie ———— ſchon vorhandener in veraͤnderter Bedeutung. 
So entſtehen Woͤrterfamillen, deren lieber nicht durch bie finnlich erkermbare Vers 
wandtſchaft der Bedeutung unter einander verbunden ſind. Dieſe Verbindung 
— aber nur da ſtattfinden, wo mehre Woͤrter, als Zeichen beſonderer Begriffe, in ei⸗ 
nem allgemeinen Begriffe zuſammentreffen. Sinnverwandte Wörter, Synonymen, 
Bor daher, genauer beflimmt, ſolche Wörter, welche ſich zwar durch gewiſſe weſent⸗ 
Uche Merkmale von einander unterſcheiden, aber einen hoͤhern Begriff gemein ha⸗ 
| ben, z. B. Argwohn und Verdacht. Beide bezeichnen ein auf unzureichenden 
' Gründen beruhendes, nachtheiliges Urtheil. Dies der allgemeine, beiben gemein» 
| fehaftliche Begriff. Weide unterfcheiden fich aber dadurch von einander, daß der 
| Werdacht auf objectiven Gruͤnden, b. h. auf folchen, die in dem Gegenflande lie⸗ 
| gen, beruht; der Argwohn hingegen einen fubjectiven, d. h. in der Gemuͤthsart 
| mb Stimmung des Urtheilenden felbſt liegenden Send bat. Alle finnverwanbte 
| Begriffe find einander entweder beigeorbnet (coorbinirt), d. h. ſtehen als Arten uns 
| ter einem unmittelbaren höherer Begriffe, wie in dem angegebenen Beifpiele, ober 
fie find einander untergeorbnet (fuborbinirt), wie Abenteer und Wegebenheit, 
Kleidung und — J——— Leid und Schmerz, u. a. Da der gemeine —— 


nur mit Muͤhe die feinem Unterſcheldungemerkmale ähnlicher ge 
\ amd daher oft wol — durch fehlerhaften Sprachgebrauch verleitet, das * 
für voͤllig gleich nimmt, beſtimmte Bezeichnung der Begriffe aber eins der weſent⸗ 


lchſten Erfoderniffe uömdlicher ſowol als ſchriftlicher Darſtellung iſt, fo ifl bie 
Kenntniß der Regeln für die genaue und richtige Unterſcheidung finnverwandter 
Woͤrter, deren Ganzes man u. d. N Synonymit begreift, jedem Gebilbeten un⸗ 

erlaßlich. Sie iſt dieſem ebenſo wichtig fuͤr den muͤndlichen und ſcheiftlichen Aus⸗ 
druck, als fie dem Sprachforſcher unentbehrlich iſt, um uͤber ben materialen Gehalt 
und Reichthum einer Sprache ein genuͤgendes Urtheil zu fällen. Doch kann es ihm 
nur an ber Hand ber Logik, Etymologie mb Sprachgeſchichte —. in nn 
doppelten Binficht vollkommen zu befriedigen. Nur dadurch, daß fie Über 

logiſchen Grundſaͤtzen verfährt, — ri wiffenfchaftlichen ns nur wer 
fie zu einem kräftigen Befoͤrderung der wiffenfhaftlichen Bildung Kberhaupt, 
Indem fie bie Begriffe auf —— A bis in ihre verſteckteſten 
— umb eben dadurch nicht nur den Umfang des Wiſſens 
erweitert, fonbern auch bie Beſtimmtheit und Genauigkeit — wor⸗ 
GConv.ex. 








er 95 durch f. „ —e— — 
a —* oͤrterbuch“ für ums Das wurde, was Vangeiu 
und Roubaub ben Kramzofen, Blair, Dau Booth und Ci 


Dale das —— J.: „Verſuch einer allgem. Ben 
(Halle 1826) mem hesausgeg.; die neueße Aufl. det „„Banbhuchs” (Gb. 1827 
von Maaß. Die Dümelnils Ernefiifche lat. Synonymik gibt Dr. Ramika 
In Altenburg Epʒ. 1828) nen heraus 
Syntax, die Lehre von der Wortfügugg, oder derienige Theil der Eptao 
Lehre (f. ? ), weicher bie einjeinen Wörter u ganzen Sägen unb wechiabes 
lehrt. ie das Wort dem einzohun Begriffe enter er —— 


—e Bar a —— — — 
Suerhältniß ein genuͤgenbes 
er un baben, und fo — *8 ara einzelner Woͤrter zu Ark 
en 


, 0u8 benen fich bie Nothwendigkeit eines befanden 


Verſch 
&yntar für isde In der Erfahrung gegebme Sprache ergibt, find jedoch mitm 


ber Art, dag Fe die Aufſtellung — allgemeiner Grundſaͤtze, die mm = 
wohl unter dem Namen einer allgemeinen Syntar begreifen kann, 
möglich machen follten, sub — *X ls Sprachlehre wird nad) * * 
wickelung der — nothwendigen Webetheile, für bie m. herſeka 
ꝛu Sägen und Perioden gewiſfe allgemein gültige Brundfäge auf 

he elnen Gprachen, wuͤrde abe 
als oberftes Gefes für alte Wortfügung auffislen: Orbne bie Worte natusgendh 
d. 5. fo, wie es das innere (Iogifche) Verhaͤltniß ber in die Nebe aufgenommen 
— — Alle Rede beabfichtigt die finnlich vernehmdare Be 
mung einer ober mehrer ‚Hauptoskelungen nach ihren Eigenſchaft n und Dahl 
nuiſſen. Alles, außer der ‚is um ihretwillan 

Nur dann, wenn hie Dede dies Beehäitniß der Kopdngigfnit — mibcid. 





| 


Di 


Synthefis 2 
hen bie Beer Be if an un an 
eeibeten, In die Geele des 
Ucher Mittheilung vollkommen erzeliht. Ye m 
Uchen Arten einfucher und zuſammengeſetzter Gdge mb bie Regeltt keumen zur 

eichtu dieſelben zu Verloden verbunben werhen. Dies bee 





kindiſchen Wei 
— Armzahl von Verhaͤltniſſen bucd) Umenbumg und Kumoanblung Hhitr 


oͤrter zu begelchnen, um fo brauchbaren iſt fie für bie Diebe. En Bott, welchet 
* Urſache der Verinderungen, die ein anders erleidet, gedacht wind, Mes hes 
tegierenbe; badjenige aber, welches x Bezeichnung 
andern veräubert wird, daß regierte. ———— 
tar auch ben Ramen ber Rectionsicher. Ein zweiter Hauptthell berfetben befkieume 
we In Bern, de der Sprachgebrauch 
hieruͤber vorſchteibt wi ginn. wars rk ee 
mn BE gültigen allgemeinen Bien Vie Bildung einzelner 
Saͤtze dienen diefem Tpelle ei hun arena ine sg infofern fie biefe® 


keiſten, in einer beſondern — — Es einer 
oberflächlichen Bekilung, m su erkennen, daß — Fee 


a Be u Van la Eee 
verfdjleben geftalte. Wie ganz anders erſcheint die Wortſtellung da dem alttoͤrub⸗ 
ſchen, wie anders in einem ——— Dort bis zum Scheine nun 


i 


" Syntpefis oder Syntenfe, —— Zufanamenhang, Beebtadun 
ein Ausdrack, der beſonders in dem Gebiett dev Philefophte auf mamnigfaltige 
— — . — — 
———— entgegengeſet wird Renten frb die Harptope⸗ 
unfere Erömmerifehätigtsit; rear nr dem wie flub un 
Fe Buena Ba Kar darum redet man ah) Yon viner minittel⸗ 
baren oder urfpeiiigtichen Synchefis Lehztere tritt ſchor en bei der ſtuntichen An⸗ 
ſchauung, Dig m ur Dita nimm Opera inet 
8 


L 


986 Shyniheſis 
Gegenſtandes ) unser der einst Banyen ci auffaßt; ara uam and ð 
e VBorſtollung — 


igkeit aber 

des Gegebenen (Analyſe) an, "und infofern iſt jeder Begriff eine analptifde Einhei 
benn ee verhindert das Unterſchiedene, und verknüpft, was au mehren Dias 

eg ift (ba6 Gemeinſame), nach vorhergegangener Abfonberung befche 
von dem Gegebenen; und infoferm if die Sputhefis eine maittelbare, ein Zum 
menfafſen bes durch Abftcaction Gewonnenen. Da aber auch aus Begriffen ki 
durch Zuſammenſetzung Begriffe gebiibet werben, fa nenmem Einige auch bie Ti: 
dung eines Begriffs ee — 
Sie iſt eine W bes vordem Getrenuten, unb wird ſchicküch Due 
mination genannt, weil durch ——e— gegebener Begriffe Die ajlgemeine Des 
Stellung befchräntt ober — — der auf dieſe art 
wird, heißt auch min gemachter; bie Erklärung eines ſolchen aber wizb, badı 
Begriff erſt mit ihr felbf durch Verbindung wefentlicher Meckumate ensfcht, ix 
ſonthetiſche Erk laͤrung genannt. Solcher ſynthetiſchen Defimitionen beiie: 
fi) vorzuͤglich die Mathematik. ft aber der Begriff ein gegebener, %. 5 if m 
m. eine Sinwliche oder Vernunftanſchauung erworben worden, fo fasın 
befinict werben, welches geſchieht, wenn man das Gegeben: su 
ae ben Begriff in feine aufloͤſt. Solche analutifhe Erkline 
gen gibt vorzüglich die Philofophie, deren Begriffe auch ſchon in ber Eprehe ke 
zeichnet ſind, und wo es alfo der Nachweiſung bedarf‘, welchen Begriff mn m 
einem gegebenen Worte beim richtigen Denken verbinden fol. Man web auf 
von analptifcher und fonthetifcher Deutlichkeit. Erſtere iſt die, welche buch de 
glisherung eineß gegebenen —— legtere er welche durch Hinyafium 
Immer neuer Merkmale, oder Verbindung ber Beflandtheile eines Besrift ik 
entficht. Ein Urtheil nennt man Syntheſe, wenn es entgegengefeste Behauim 
gen (Bas — Theſe und Gegenfag — Antithefe) verbindet. Daveon ifl verfäicde 


die Bebeutung des Ausbeuds ſynthetiſches Urtheil, welcher ſich alte ' 


Entflehungsart des Urtheils bezieht. Ein ſynthetiſches Urtheil iſt ferner ein ſelhel 
deſſen Praͤdicat nicht ſchon Im Subject liegt, ſondern erſt wit dem —— 
bunden wird, z. B. dieſes iſt Schnee. Hier wird alſo ein Gegenfland alant 
unter einen Begriff geſtellt, dagegen ein Urtheil analytiſch (serglieberad) iſt, mn 
fein Praͤdicat fchom in dem Sudjecte enthalten it, und alfa das Urtheil buch & 
twidefung ober Berglieberung des Subject entſteht; 3.8. das Thier if ringe 
niſches Geſchoͤpf. Hier wird ein Begriff einem Begriffe suntergeorbnet, da a) 
Merkmal in ihm enthalten iſt. Man fagt daher ſynthetiſche Urtheile erweiten di 
Erkenntniß, analytiſche verdeutlichen oder erläutern ſie nur, und alle aualpliide 
Ustheile fegen fonthetifche vorans. Weßhalb, wenn von bem Urfpeüngigen w 
ferer Erkenntniß die Mebe ift, die von Kant in feiner „Keitit der reisen Bersuaf" 
aufgeworfene Frage: Wie find fouthetifche Uxtheile a prieri — * wichig 
iſt. Ebenſo redet man von ſynthetiſchen ober analytiſchen Schluͤffen mb 

fen. Ein ſynthetiſcher ober progreffiver Beweis iſt ein ſolcher, ben de 
ben zu den Folgen, ober von dem Aligemeinen zum Beſondern (duch Drtzuim 
tion) fortgeht, ein analptifcher ober regreſſiber, der von ben Folgen zu den Gri⸗ 
den hinauffteigt oder zuruͤckgeht. Hieraus ergibt ſich auch dee Sinn — 
ſynthetiſche und analytiſche Methode (vgl. d. und Vortrag); jene if heim 
Verfahren in der Wiffenfchaft, das won ben Principien ober Brumb[ägm fit 
und aus ihnen das Befondere ableitet, wie dies ſtreng in der Mathenentit gefhit 
Doc) pflegen bie Mathematiker feibft Sontheſs bemjenigen Theil ber Mathenai 
zu nennen, welcher bie Beweiſe der ſchon gegebenen Saͤtze enthält, Zul]! 
(. d.) aber diejenige Lehre, welche bie Saͤte aufſucht. Rad. biefem Alm ved 





— — — 


Spphar Syrakus 917 
auch bie Erkenniniß eine ſynthetiſche — welche nicht aus bloßem Nachden⸗ 


Tche Synthefe (synthesis a priori). Dieſe aber kann entweder als ſpeculativ ge» 
faßt werden, wie in dem abſoluten Identitaͤtoſyſtem; ober nur als vorausgeſetzte 
iſche Zhatſache, wie in dem aus ber keitiſchen a ——— 


ycholog 
| er. etismus Krugo. 


Syphar, König von Maſaͤſhlien in Afrika. Im zwerten 


punfcen ige 
verband er fi) mit den Asmern, ward aber von Waftniffa (f.d.) mehrmals 


ago un et kan uf, gu pa In Epanen ya af. Bald jedoch 
fich die Lage ber Maftniffe wurbe von einem Uſurpator des 
Thrones beraubt, und &. ea dieſer Umſtaͤnde nicht nur in 
ſ. Staaten zuruͤck, fondern es gelang Ihm ſogar, indem er Roms Buͤnbniß ver 
en ze on. das Meich des Maftniffe zu erobem. Um⸗ 
te fi) Scipio, dad Buͤndniß zwiſchen &. und Rom twieberherzuflelien. 

@., dem ⏑ mit Beni ehe od Sophonisbe 


(T. d.), zur Gemahlin gegeben hatte, erirte ſich, ais Geipio und Mafiniffa 


wit A ee in Afrika erſchien, oͤffentlich fuͤr Carthagos Bunbesgenoffen ımb 
ſkellte furchtbare Heere auf, wurde aber geſchlagen und ſelbſt gefangen genommen. 


Der ob rettete ihn, wie Livius erzähle, von’ der Schmach, von Scipio Im 
Driumph aufgeführt zu werben; dagegen fagt Polybius, deffen Angabe allerdings 
Gericht Hat,’ denn er mar vertrauter Freund bed Seplo, ee fei mit in dem Feier⸗ 
zuge bed Triumphators gewefen. 

Syrakus (Syraousae), bie ehemalige Hauptft. Sicfiens, an ber oͤſtu 
chen Seite deſſelben am Deere, mit einem größeren (Außen) und einem, kleinem 
(Innern) Hafen am ber Gtelle des jetzigen Siragoſa, gehörte zu ben größten unb 
prachtvollſten Städten der alten Belt, indem ihr Umfang gegen 180 Gtabien 
oder gegen 6 beirtfche Meilen betrug. Sie beftand eigentlich aus 4 täten, des . 


ren jede mit enter befondern Dauer umgeben war. Die Außerfle derfeiben hieß 
Akradina umb erſtreckte fich am weiteften gegen Dlorgen. Ihre Mauer war außer: 


ordentlich ſtark, der Marktplatz fehr groß und auf allen 4 Seiten mit Säulen 
utegeben. Mitten auf dem Marktplatze fand das Prytaneum ober Rathhaus, 
und ber praͤchtige Tempel des Jupiter Olympius. Auch befand ſich hier ein großer 
Palaſt, worin ver hoͤchſte Gerichtshof has, Sig hatte. Berner die Stadt Tyche 
ober Shche init dem Gnmnafkınm umb dem Tempel bed Gluicks, wovon na 
Namen hatte; die neue Stadt, oder Neapolis mit einem Amphitheater, dem 


ſcheͤnen Tempel dee Ceres und Proferping, und bem feften Schloffe Olympium, 
das nach einem prachtvollen Tempel ded Jupiter Olympins benannt war. Die 


Infel Oetygia entäfeit einen koͤnigl. Palaft, ber fpäterhin dee Sig ber roͤmiſchen 
Statthalter war, und die herrlichen Tempel der — — der Stadt, der 
Minerva und Diana. Syrakus, um 735 v. Chr. von deiz Rorintäern umter dem 
Herakliden Archias gegruͤndet, bifdete einen eignen, und zwar den mächtigften 
Staat auf Sicilien, deſſen Geſchichte fich bie Geſchichte der — Inſel anſchließt. 
Ms das Volk den Adel (die Geomoren oder Gamoren) vertrieben hatte, bemaͤch⸗ 
tigte iS elon (f.d.), Tyrann von Gela, der Stadt, und Heußlferte und vers 
größerte fie, indem er die Einw. des serfkörten Kamarina hierher verpflanzte. 
Durch Ihn gelangte die Stade zu Macht und Glanz. Ihm ng fein Bruder 
tero I. (fi'd.), zwar nicht fo gut wie Gelon, aber doch ein Wefchüger der 
ſchaften. Er eroberte Naxos und Katama und flarb 467 v. Chr, Gein 
Bender, Thrafpbulas, ward nach LO Monaten wegen feiner Grauſamkeit vertrie⸗ 
ben, Die Demokratie a) Chr.) eingefüihet, und zum Anderen ber erlangten . 


! 





——— —— Zur Zeit Ihrer Blathe war Cyeahi 
—— daß Dionys £0,000 DM. Reiter, 100,000 M. Faſwolk a Mi 


iin. — Das jegige Siragoſa, ber Sit eines — — | 
Het 42615. und 23,800 (vor 2000 Jahren I00,000) E. Die LKathedreit bs 
ehemals ein Tempel der Minerva. Du: 2:6 Dieays if eine Die 
Ban a Op mit einem ſtarken Echo. In der Naͤhe ber ek 
wähf die Papprutfiaube (Pareeca), aus ber man Papiee 
deckte man bei Syrakus iim Yan. 1827 rine alte, durch Baukunft mb Fidel 


Babdeſtube. 

Syrien, en u eiticen Bleche gehhiged Sa, an ber Weſtſeite Apıni 
am waittelänblfhen Meere, in ber b. Echrift Xramı, vom ben Arabren Arlden 
oder Barrel Cham, von den Kürten uud Perfee Sur unb Gurkfkam gemanst. & | 
grenzt gegen N. an Kieinafien, gegen D. an — Be En M 
gegen ©. an das peteäffche Arabien und gegen IB. am das neitteiklasbiige Sie 
Der Libanon (f. Sr um u ek — erſtreckt ſah zent. 
nad ©; HB Suez und in Arabien 6 If ein Aultfleingebitge, 2 
gleichlanfınden Ketten, Denn demihten Dosen — unb dem 
gegen O. beſteht. Der Berg Karmel gehört zu ben ta 


‚ie 
u: 


EN 








— — — — — — —— —— ——— —— — — — — — — — — — — 







Syrinx 


ma Grbirgejuges wird von ber vorigen begab 


den Jordan 
—————— 
winben, Laͤngenchaern und Querſchiuchten. Alle Oſtabfaͤlle eſes Gebirgsaiges 
find nackt und Bisten bioß teausige Beegeineden bar, Inbef 


gegen bie Wäfteufete 
net, waſſerreichſten Gegenden bilden, ben milbeſten, 
fruchtbacſten Boden und febs ver Aſten⸗ 


Das Bank hat alle Betreibenrten, Maib, Weis, Seſam, Durra (eine Art —2 


Dom, Dattein, Graugtaͤpfel Pemeranzen, Feigen, Pfuſichen, Apri⸗ 

koſen, Äpfel, Pflaumen „Viſtazien, Wein, Tahack ⸗ 

efſen, Cedern — wie oft nennt bie Schrift nicht die Cedern des Libanon! — 

„Maſtir, e, Baͤffel, Schafe mit Fettſchwaͤnzen, Zie⸗ 

gen, Gazellan, Kameele, ‚© ' N den unb an 
den K die Purpurſchnecke, Eiſen, Marmor und Kalk. Die Einw 

(2,400,000) finb Griechen, Asaber, ‚ Iuben, Feanten, Armenier, Kurle- 


13: 
H: 
g 
si: 
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ge Hier if | en er 





920 Eyriſche ober caldaͤiſche Chifen Syſtem 


ment bee griech. umd lat. Hirten. Die erhöhte Kınefk versuefete bie Zahl der Pie 
fen, machte en) en 0 ER Mer 
tinge in Italien (aͤhnlich den Papagenopfeifen) bier 

Syriſche oder Haldäifche —QRR nennen u. Refioriemm, 
ee en ule® 
auch das N. Te. befigen. Diefe chriſtliche Rellgiens partei bildete ſich ien 6. Tabak. 
durch die kirchliche Vereinigung der Anhänger des Neftorius (T. Setten), m 
431 —“ zu Epheſus wegen ſ. Weigerung, BRarien 

Glauben an 2 Naturen in Ehrliſto auf 


SBekenntniß | 
(. Monophyſiten) für ketzeriſch ecklaͤrt wurde, blleben die Meftoriamer, Ye 
nun einmal Marien nur Chriftußgebärerin' nennen woßten, doch in ber —— 
mmg, und oedneten gegen das Endk des 5. Jahrh. ihre 
dem Schutze des Koͤnigs von Perflen, es Re che an Die ie 
ee num und mit gidlichem Er 
folge breiteten fie ihr Glaubensbekenntniß im oͤſtlichen Aſten weiter aus, we be 
fogen. Thomaschriſten (f. d.) fi — — Sm 11. Jaheh 
bekehrten fie die tatarifche Voͤllerſchaft, deren chriſtücher Regent u. d. N. rich 
Johannes aus der Geſchichte bekannt iſt; —X blieb auch, nachdem es 1202 
von Dſchingis⸗Khan unterjocht worden war, unter mongollſcher Hoheit bei dam Re 
ſtorianiſchen Glauben, und bi6 in das 14. Jahrh. gab es auch Iım muhttiern uab 


| ‚ been erſt wäh 
rend bee Kriege des Eroberers Tine verlor. Selbſt bis nad Ghima follen die Sie 
- florlaner das Chriſtenthum gebracht haben, wie man aus chem: in China vous 
fundenen chriftlihen Denkmal vom J. 781 ſchließt, uub die Bersanbtfeft ii 
Lamaismus mit dem Chriſtenthume wird ebenfalls von dem Eiwflufie 
ſcher Miffionen abgeleitet. Die Oberhaͤupter der fyriſchen 
Patriarchen. Der vornehmſte dieſer Patriarchen vefibiete im 6. 
Babylon, jetzt hält er ſich zu Etkeich bei Moſal in BRefopetamsien 
den Titel Katholikos; unter ihm ſtehen 5-Wisthämer. 
Neſtorianiſcher Patriarch zu Diarbekir in Syrien erkennen 
Papſtes an und find mit ihren Gemeinden unirte Neſtoriauer, 
bie unirten Griechen, ihre alten Gebräuche beibehalten haben. 
haben fie entfagen und den Glauben an 7 Gacramente 
gens ſtimmen Lehre und Bottesdienft ber Neſteriauer ganz 
doxen griech. Kirche überein, und nur ber Dulbung von Bilder in ihren 
wo man allein das Kreuz fieht, haben fie fich ſtets entgegengefegt. 
Dagegen ber ſyriſche Patriarch zu Giulamork im hoben Gebirge von Akaria, 
den unter ihm firhmden Bifchäfen ınıd Grmeinhen. — Dieſy riſche Te 
iſt eine femitifche und für daB Studium des Hebraiſchen wichtig. Die 
felben wurbe zuerft von Michaelis dem Water, dann von dem Sohne 1748, = 
auf von dem Schweden Agreli wiſſenſchaftlich, ſeitdem aber vorpiatich bar) Dr. 
Ande. Theoph. Hoffmann in Jena (‚„‚Grammatica Syriaoa”, Halle 1827, ‚N 
tiefer begründet und ausgebildet. 

Syflem, Zuſammenſtellung, — 

begriffemaͤßige Anordnung verſchiedener Gegenſtaͤnde ger 
den Ganzen, was man richtiger a —— — b) die logiſche 
Entwidelung eines Mannigfaltigen ber Erkenutuiß warn 
einem in ſich gefchloffenen Banzen; 2) in- —— — 
ſelbſt, die Mehrheit gleichartiger Dinge, welche im ehe} 
Genau (er mir Ka fe, 4 — 


Rad: : 
& Ei 
Arch: 


Bi 
Ar 
BE, 


3} 
5 





——_ m u m 


— — — — —— ——— — — ET Er ET GE Me — — 


Spftem | ‚981 


Tegtetır Glnms vebet mann chem daktfpfisen, Pienetnfoflem, von einem Ner⸗ 
venſpftem ꝛc. Das Syſtem nach b) iſt die weiffenfcpaftliche Fomn a 
ber Körper dev Wiffenfchaft, denn die Wiflenfchaft in ihrer volkommenen Geſtal⸗ 
tung wird Syſtem. Dieſas fleht dem fragmentariſchen Wiflen und ber ungere 
gelten Anhäufung von Kerutaiſſen entgegen, inſofern das wahre Syſtem als ein 
oeganiſches Ganzes zu u. il, deſſen Theile ich Immexlich gegenfeitig bebie- 
gen, fowie fie durch Die Idee des Ganzen beflimmt werden. Das Streben nach 
Soſtem iſt aber gegrimgbet auf das allgemeine Beduͤrfniß der Einheit, welches im 
Erkemnnen um fo Deingenber wird, ‚je mehr ſich die Maſſe unſerer Erkenntniſſe haͤuft 
und je mehr man die Einficht gewinnt, daß mit der geſetzmaͤßigen Beziehuug unſerer 
Erkenntniſſe auf Brundfäge weſer⸗ en ſelbſt an Klarheit und Gruͤndlich⸗ 

keit zunehmen. Diejenigen verleugnen daher die Wiſſenſchaft oder verſtehen ſich 
ſelbſt a weiche im Gebiete der Wiſſenſchaft das Syſtem tadeln, ba doch I 
feine eigenthämtiche Foem bat, mithin auch bie Wiffenfchaft, deren Or» 

— —— die Begriffe, durch welche ſich die Erkenntniß entwidelt und 
—2* ſich auf gefeumäßige, d. i. logiſche Weife individualiſirt durch ihren be> 
fondern Inhalt organifizen ſoll, wodurch das Syſtem, als das hoͤchſte Erzeugniß 
des Verſtandes, entſteht. Freilich iſt die Form an ſich todt, und eine noch ſo geſetz⸗ 


"mäßige und klare Begriffsentwidelung ohne Geiſt und Sachkenntniß iſt noch keine 


Wiſſenſchaft, ſowie der logiſch⸗richtige Schluß noch kein wahres iſt. Freilich ſtellt 
ſich das Syſtem in ber Wirklichkeit als Verſuch individueller Denker dar, und man 
eilt oft ſehr, um eine uwollſtaͤndige und oberflaͤchliche Kenntniß in jene Form zu 
bringen und durch die zwingende Kraft des folgerichtigen Syſtems Andersbentende 
zu gewinnen ober feinen Gcharffinn geltenbzumsachen. Freilich ift die Syſtem⸗ 
ſucht, weiche Etwas nur dann al6 wahr anerkennt, wenn es in das Syſtem paßt, 
alles wicht Syſtematiſche aber an ſich verwirft und verachtet, ber Wahrheitsliebe 
und Freiheit des menfchlichen Geiſtes zuwider. Allein dieſer Mißbrauch der wiſſen⸗ 
ſchaftlichen Form kann das Bebuͤrfniß und den Werth derſelben keineswegs aufs 
heben. Wie aber in der Wiſſenſchaft Form und Materie verſchmolzen ſind, zeigt 
ſich ſelbſt dadurch, daß wir, wenn von GSyſtemen einer Wiſſenſchaft die Rebe iſt, 
barunter nicht allein die logiſche Anordnung eines gegebenen Inhaits, ſondern zu» 
gleich die damit verbundene eigenthuͤmliche Anſicht über die Gegenſtaͤnde derſelben 
verfichen (Syſtem in materieller Bedeutung ober Lehrgebaͤude); — nur daß bei 
Wiſſenſchaften, deren Inhalt poſitiv und empiriſch iſt, die Form mehr durch den ge⸗ 


gebenen Inhalt beſtimmt wird, dagegen die philoſophiſche Wiſſenſchaft, als durch 


geiſtige Selbſtthaͤtigkeit erzeugt, Inhalt und Form freier ausbildet, woher ſich auch 
die großen Verſchiedenheiten der philoſ. Syſteme, ſowie der Haß Einiger gegen 
Letztere erklaͤren läßt. Übrigens erhellt zugleich aus dem Geſagten, daß es in allen _ 
Biffenfchaften Syſteme geben Eönne und werde; nur daß fie, nach Beſchaffenheit 

des Inhalte, mehr ober weniger fireng ausgebildet find. &o redet man z. B. von 
mythologiſchen Spflemen, von Syſtemen in ben Naturwiſſenſchaften, wie von 
dem Linnoͤ ſchen botanifchen Syſtem (Gtaffification), von ben aftronomifchen Ey: 
ſtemen des Kopernicus, Tycho de Brahe und Ptolemaͤus (f. Aftronomie), 
welche nichts Andres find als verſchiedene Anordnungen dee Himmelskoͤrper und 
Beſtimmung ihrer Bahnen; von Syſtemen der Chemie und Mineralogie, ebenſo 
wie von militairiſchen Syſtemen ıc., und verſteht dann unter Syſtemen nicht bloß die 
duch) eigenthämliche Grumdſaͤtze beflinsmten und geleiteten Anfichten eines Einzel⸗ 
nen, fondern auch mehrer gleichdenkender oder in ben Hauptfachen übereinflims 
menber Maͤnner, tie wenn man 3. B. von einem alten bogmatifchen Syſtem in 
bee. Theologie redet. Wird num ein Syſtem auch förmlich dargeſtellt, fo find bie 
Hauptbeſtandtheile beffelben: 1) eine Brunbibee, welche das Princip aller unter 
geordneten Crkenntniſſe iſt; 2) eine Mannigfaltigkeit von Erkenntniſſen, welche 


922 — SGSzazigeth 


wrrden, vnd een ka ie " 


durch Saͤte autzefprochen 
ſchaften in Erklaͤrumgen (Declaratienen und Eincheiiungen (Bis 
a) een Ma Drbaenn) ER von lan hı 
erſtern den Inhalt eines Gebankens beflimmm, die zweiten den Umfung kat 
— — entwickeln, die letztern bie Saͤtze des Suftemes auf den Gru 


zutuͤckfuͤhren. — iſt eine ſy ſtematiſqie 
vollſtaͤndige Erfeuuuell ii - 


— * durch —*2* begruͤndete Mare und 
Gegeaſtaudes, und ein —— Brweis oin auf Grmebfäge mhk 
gehender Beweis. — In dee Diufik npbrfondere deißt Ey kam bie guy Ri 








Ancehuung ud Zurkdiführm —— mathernatifchen 
auch die Bezeichmamng diefer Anorbnung durch Die Oinlen — —— 
tenfyflem. (S. Noten.) 

Syzyg en nennt man bie Stellungen zweler Planeten in * 
menkunft oder im Gegenſchein (ſ. a, — ſich folglich mit der la 
faſt in geraber Linie befinden. Dies tft bei der Sonne mh dem Mende zu ia 
des Neu: und Bolmondes der Fall. Die — des erften md letten Dice 

dagegen Quadraturen. (S. auch Dipodie.) 


beißen | 
Szigeth, var, eigentüich R ſaigeth, — 
zig ⸗ agy —— — 


von 2 audern Orten gl. N. in Ungarn, iſt h 

nn, weiche den Brafen Bringi (f. d.) nllen dm 
Winckelried ſtellt. Szigeth if ein Narktflecken auf durne: 

fligen —— welche Die Almas bildet, und gehört zur ſchaͤmegher Geipuniäei 

Es iſt befeflige; das ſtarke Schloß liegt jenfelts — Sa ten Oct e 


1 griech und 2 Lach. Kirchen, wovon bie eine zu einer Moſchee wi 


ein Sranciscanerkiofter und das Caſtel der Grafen v. Feſtetics JO Ein, 
thells Magyaren, theils Deutſche und Naizen, treiben Handel. — Gdmit 
wurde Szigeth 2 Mal vergeblich — ben Türken belagert. 1506 fu beue 
erwaͤhnte Vertheidigung Beinyi’6: ein Beiſpiel treuer ‚ Wü 
durch alle Zeiten leuchten wird, fo lange dem Renſchen Wiännertugenb er 
bleibt. Als Zunyi zulegt ben Heldentod einer ſchmachvollen Befengenfhuft mp 
waren ihm von 600 Vertheibigern nur noch 217 uͤbeig. Die Kürten gefrin W 
einen Bertuft von 7000 Janitſcharen und 28,000 M. bei ber Belag m 
©zigeth zu. 1689 nahın eb ber Markgraf von Baben wieber. 


— — 





Be — chniß 


der in biefam. Bande enthaltenen Artikel. 


| Seit⸗ 
| Sans (oh Sr 


| (q flav) 
Scwabacher Artitel 2 
er et 
A Schriften um 
| — —— 


Chwabenplg. . 3 
— Dichter, 4 


[. Minnefänge . 
| — 
ſ. Landfri 


Schw 
Säwägefhaft - 


Be 


chwalbach 
————— 


Saͤbaeſchaft 
— 


8 
— .9 


Schw * 
Schwarz — 10 
Schwarzburg 
Schwarze Kuufl, ſ 
Magie (natuͤrllche) — 
Schwarze Kunſt 
Schwarzenberg (die 
en 12 


SE 
; v 
— 


S. 


Seite 
EN ſ. Na⸗ 


blumen . 
Shwefelölumen, i [. 

Schiefel . : 
Schwefelleber, — 

felmilch 


9 Schwur, Eid 


Seite 


| Schwertmage, Schwert: 


‚415 magen, f, Ygnate 61 
Schwarzwald —. Ehwimmn. ». » — 
— und Nor⸗ Schwimmſchule62 

. 16 Schwinbel — 
nein. Ene Schwindeleien, Shwinb: 

- benborg . » » 33 Ir, Schwindelhandel 63 
Shmrtilce Spraq⸗ Schmwinbfucht — 
und Literatur. — Schwingung. 66 
Schwefel, Schwefel Schmulft . — 


Scioß . 


— 2 


40 Scipio Africanus L. 


(Publius Bornelius) 66 
Scipio Africanus LI. 


; Schwefelregen — (Ob aka) 70 
Schweighaͤuſer (Joh. Sciton 72 
— Sean Geoffrey) — Sclavonien . - 
Schweinichen (Hans Seontriren, Scontro 73 
um) -» » + 2. Scoresby (M 
Schweiß, Schwitzen, Scott (Walter) . . 74 
f. Ausdänftung 42 Scotus, Scotiften, ſ 
Schweizer (Anton) — Fiese 
Schmeizerifche Eid ſtiker .. 75 
genoffenfhaft-. — Seeutinium . ..— 
Schweizer Reifen 51 Geuberi (Georg bon 
Schmenkfeldiane . 67 — Mabelöne von) 76 
Schwere — Seulptur, ſ.Bilbhauer⸗ 
Schwere (allgemeine), imft . - » - 727 
f. Oravitatin. . 58 Sala . » . .— 
Schwerin (Kurt Chrb Scythen, Scythien — 
nn Sa... — 
werin ( Fuͤrſten⸗ Sebaſtian (Gans) . 78 
thum) . .. Sebaſtian (Don) . 79 
Schwerin (Statt) - — Sumte . . . . 80 
Schwerpunkt . 61 SEeceders — 


924 


Berzeichniß der in dieſem Bande enthaltenen Artikel. 
Seite Seite Erie 
Seckendorf (Veit End» Seewaſſer . 118 le 
wigvon). . . 81 Seewifienfepaften . niſches Reich, Ri 
Seckendorf (Friedrich Gegment, ſ. Abſchnitt — m er 1) 
Heine, Reichsgraf Seguidila . . — Mahmubd IL . 138 
v. — Emft Ludw. S ex (Pierre — —— _ 
Freiherr v. — Ch. one Lois — 
Adolf, Freiherr v. Ant. Sean Matth.) — — 
— Ant. Guſtav v.) 82 (Ammant) . 119 ee 
Seckendorf (Leo Hein⸗ Segur — a we 
dihvon). - . 87 rich, Marquis be — en 
n — Sof A e de Iehrerfeminacum : 
St... .. 88 Sium...- 
Section. — ee Gemictit . . . - 
Secunde, Secunden- — Graf de) — Semipelagianer,. 
accod. » » 2. — GSehen,f. Auge. -. 120 Pelagianimus 
Secundus Johannes.ſ. Geheare. - -» . — Gemiramis. . . 
Johannes Secundus — Geheninfel. . — Semitiſche Sprachen 
Sedaine (Michel Sehne (anat.) - — 
Jean).... — Sehne (mathem.) . — Semler (Iohaun Ss 
un — Sehungsbogen. 121 Tom). . . . - 
Graf v. — Anton, Ehe . » ..— Semlin . . Li 
Graf v.). . 89 Site . . . 122 Semperfrei, ſ. Sed 
See — Seidelmann (Takob Emt . ...- 
Ober - . . — — Send, Sendgeriqht & 
Seife - » » 92 mia). . 0. — Cena (Mamusls 
Seegras, f. Natrum Seidenraupe 123 na). . .:- 
und an . . 93 ee Friede. Gemegal. -» . WM 
Seehandel — Aunguſt)... 124 Senegarabien W 
Serhandelövereine . — Seife, —D 125 Gemefhal . - - 18 
Serhanblangefoce Gegen, f. Silber. — Genf, Saft - - 
tät .. . 103 Seiks — Senkenberg 
Seekrankheit . 104 Seiler (Georg & Karl, Freiherr v.) 149 
Seekriege —2— 127 Senkrecht — 
Seeland (holland.) 105 Cine . . 128 Senkwage, f. Arde- 
Geeland (din. — Sejanus.. — mie. ...7- 
— Stift) . — Gen . . 129 Senn, Sem, Same 
Sal⸗ ee . 106 Gelam, ſ. Blumen rei, 
Sulenheilkund⸗ — ſprache. 1 Senne, 
Seelenlehre, r a Gelbfimtzändtungen — fit, Some. 0 
Helge . .. . 110 an! — Sennaar— 
Seelenorgan — Sennefelder (Al) — 
Seeienvertäufer = ei —ã Senſai.46 
Seelenwanderung. 111 ——e———— Sensbbuig (Erf IH 
Sermannsfhaft . 112 Selbitmord ; pp, Besen we) = 
©rerräuberdi. . - 113 Seir ſchutten .. 137 Genfibitität 
— ſvLetti 414 —— — ae re —* 155 
eetaktie, elenographie — 9 — 
Seevoͤlkerrecht, ſ. Voͤl⸗ GSeleucia. — Gemtimmtaltit - — 
kerrecht, praktiſches — Selenkus Alan. — Separatitmed . - — 
Seetzen (WlcichIaepar) — Seligſprechung, f. Sepatatiſtn 
—— ..4118 * eatification . Du Sepia 00 0 er. 


Derzeichatß der in biefem Bande enthactenen Artikel, O25 


Solmedwung br — ET a 
| : 4 N 
‚Geptmnalität . . 157 Geverianer, Severb f. Eile . . 220 
Geptitt. - . » 168 ten, ſ. Gnofis Ro⸗ Sieard (Bloch Am 
— nieophyſiten u. Sek⸗ broiſe Lucuerem, 
ee 1 ———— el 
ae | 7 | ee 
34 . ) eo. 63 — 0 GSicheres Gelelt, ſ. 
Seraph, Soraphim — Rabutin, Marquiſe Sieillaniſche Besper — 
Genie - - -164 vom) - . - . 187 Sicllien (Infel) . 224 





Jean WBaptifte Wilhelm von) : 194 GStberographie.. 237 
Lois Georges) . 171 Seyffarth (Guſtav) — Gibney (Algernon) — 
Gepmt . . . 4172 Sfona (Haut). . 192 ..239 
Sexpemian— Ghafteburp (Anton Gibom, [ Phänigken — 
Serra de Eſtrela. — Aſhley Gooper, er gen . — 


(Dumm) — 
Servet (Michael) . 173 Shaſtesbury (Anton Siebengebirgze — 
Seroien, [. Gerdim 175 Afptep Cooper, Sibenjähriger Krieg — 


Servilie dritter Graf von) 194 net, 
Sewiten.— Shah⸗Allum . . 195 
Cor .» - - — Shakers, ſ. Schuͤtt⸗· — — 
Gervnes Tuſſius . 477 rer 4 . 196 — 
Seſoſtriß.— Shakſpeare (Willem) — Sieben Welke, f. Gries 
Set (Mariae — Ghakſpeare⸗Galerie, chiſche Literatur 248 
Imperatrice Ans ſ. Sopbel . . 212 Sieben Wunder, f. 
ne Maria — Bits Sharp —  Wanderde et — 
toria — Carelina re — 
— Mara The⸗ Shefflelb — Siegel, Ckegeibewaher — 
>. — Gheiden (I clerde 249 
Seſſien, Geffiondtag 170 Bimeley) 213 
ee Ser. Siegenbeeck ( Mat 
Geftetto, ſ. Sertet — Shetland, I... — 
Seſtine (Domenico) 1800 ſhetland - 215 Siena 1 
Geykunfl, ſ. Zonſed⸗ Shire — Gilera, — 
und Compo⸗ Shukowßkij Slerra Leone — 
181 Andrejewitſch), Chr - Sierra Morena. 252 
Seuchen — ) . — Ginstorpff( Kaspar 
— Sliam 216 Heimrch, 
Seufjer (Mäng) . Sibirien 2147 von) — 
Geume (Joh. Bott ——— Sibyllini⸗ 
— Bücher, Si⸗ & ( 
—— . 183 a 0.248 > Jofeph, Graf) — 


926 Murpeiheii det in dicheri Bonde entpoktenen Teil 
5 Site 


— ie 1 
Siloe, ſ. Kornkeller — 
Silomi - - 
Silveſtre de Say, f. 

Er onen) 


Otmultamum . - & 
Siam . . 263 
ker f. Enz 


eins insb, 
— — 
| 

atabemien, Sias 
vereine . 264 

Singfpiel, f. Hpr 
ne 268 

> : 

—— A 
tifation u. Sonde 269 
Sinkwerk, ſ. Berch⸗ — 

— 

MM... — Seeree, f. Biahavee dum, fe fir 
Einn, Simlichkeit — deerichn. . 30 Elan. . . — 
Siunbild 2 Gorpion, Eekieie — Colin. ee. 





— — — | — 


—— — — — — — ih TOT Gi Ti OD 3 — — — — 


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wu En EEE We ED ——— TEE dummen — — — — 
® 


Birzeichuiß der in dieſem Bande enfattehen Kap. 927 


Seite 


Solis (Antonio de). 
GSolly ſche Gemälde 
ammlun 


Gonnefsde . .. 373 
Gonmneunjahe, f. Jahe 374 
Gonnnmitefip - — 


fm...» 
Sonnenyarallaxe 


[2 





a Seite 
ESotmencauch, f. Hör Zoachan — 
henrauch ...375 Ludwig) — 399 
Sonnenſtein — Opuallanzani Eayso0o 
Sonnenſtich .878 Spangenberg us· 
eier -bottieb) . „401 
S ———— 
— — en, 
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Spaniſche Reiter . "455 
Spaniſcher —— 
krieg, ſ. — 
klus — Friede. . 56 
sun —  Gpantfche Eyeanbe, 
fhabe Br Literatus 
len: . — unmd Aaunſt 
Sontag (Hentiette) — Es - i „70 
—— 2.2.9385 — — 
ophlentteche — Scaffen = 
Sophismen, ſ. Sophi⸗ GSparta (Giant — 
fien u. 388 a . 47% 
Sophiſten, Sophiſtit — Sparta . . . 478 
Sophos - . . 38% Spreiu6 Spedficisen 479 | 
Sophouiobe, ſ Specialcharten, ſ. Land⸗ 
nf - - - -»890 qarten 
Sopran > . — Gpicifica. — 
Sorau .391 Spaclifiſch 
Sorben - . —  GSpedbadyer (Joſeph) — 
Sorbet 392 Speckſtein 
Sorbonne — Speculation, Specu⸗ 
Soriteßs.— ee 
Sordine, f. Dämpfer — Speditionthandel, 
Bo . : -. « — Spebition, Spe⸗ 
Sotzmann (Damiel it. . 
Friedrich. 393 Gpee (Friedrich) — 
— Epmar(Brorg on 
vu) — re ( SGeoeg ⸗ 
—— 294. Eon Din I 
zogv. er Ph 
— Southeote(Johanne) 395 ob) .. . — 
Southey (Robert) . — Spanſer (Edmund), 
ain⸗ Souve⸗ Spenferflange . 484 
rainetaͤt Souveraine⸗ Spyeransky (Michael) 486 
taͤtsrechte.306 Sperma .ceti, f. 
Couza (Adele, Mar⸗ Wallrath. . 487 
quife v. — Joſeph flat. -. ». — 
Marie, Marquis v.)397 Speyer (Bisthum — 
Sa .. . Std) . . 488 
Spaguoletto Spelliale ( N) . . 489 
Spahis : Sphäre . . 490 
Sphaͤroid = 


92° Bi in an 
| * | Seit 
| en Erde, Epuim 515 a . «688 


49 Gpradgmwölbe. 3 ſ. Domaisn . 558 
SGSypeachlehre. . 59 

Cprohrenigug . ‚030 calnder » x . — 

Spreachtrohr. . 633 Gtantitunft, Standes 
er 


ii 










We, En — — — — — 
x 





aneipei dar bifan Banbe enipektenmn — ne 


(Ihe — 
Mami). . - 617 


0 — 





90 EN In dieſem Bande eufhaltenen Artikdl: 


2,2 
8181 


It 


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Seo eoh. Jake) — 
Stonehenge, [. Salis⸗ 


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Srorthing - , 795 

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Fuͤrſt von).. 


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rich, Graf von), Suboerdination, Sc . Sulla(iuiut Eorne⸗ 
Beandt ( Cuewold . ..794. Uns) . 849 

4 766 Gubfeription, ſ. Praͤ⸗ Sully ———— 
GStruenſee (Kart Au⸗ nummention - . von Bethune, Ba⸗ 
ven) . 774 Subßdien — ron von ne 
Struve (Anton Ge⸗ GSubſtanz, Subſtan- Guten, ee, 
baſtian — Jo tialitaͤt Subſtantiell —Sultane Sultanin 853 
Guſtav v. — Joh. Subſtitution 796 Sutzer (Joh. Georg) 854 
Georg v. — Succumbenzgelder. — Sumach 855 
Chriftiom Gottfried __Cudet(Bouis Gabriel, Sopmerckoff (Aleran⸗ 
om) . . Herzog v. Albufera) — - der Petrowitſch) — 
Struve (Frieder. Adolf ea - . 797 Sumatra . — 
uguſt) . 774 GSuͤdamerikaniſche Re⸗ Sammariſcher Dre 
Stwart (dad Haus) 775 volution. - 811 ceß . 857 
Otubentnweilm -. 776 — Mittoge Sumpfluft . "358 
Studium, Studien — unkt .841 Sn . . — 
| Ebenen, She . - - .859 
Stuhlweißenburg. — Scherben — Gindflut . . . 860 
Stuklaturarbeiter . - — Subdetn — Sun sn 861 
Stumm, Stummpelt, Eidinbien/f Auf | 
f. Vaubfiumme . 780 — Pe ; , — 
Stunde, Stumden⸗ lin — Guovetanilie . . 862 
winkel — Gi . —  Gupercargo . — 
Sture (Sten) ——;*2 v —2 Supernaturalis us — 
Gturlaſon —* 781 Dunn Supremat 8 
Sturm, — ed Zupderfer 842 Sumematid . — 
— an, — ne Sutinam . » 
Sturm (Chriſtoph Sinne Aus Surrey (Henry Pr 
iltlan) . . — allen 3 — saf ven) 865 
Stürme (Ignaz, Suetonius ( Gaius — 
v) . . 782 Tranquillus) — Suſſer ku. Feietr. 7 
Stuͤrmer (Bartholo⸗ Sueur (Euſtache l) — Herzog v.) 
maͤus Freih. v.) 783 Sueur (Jean Frans (Oppmmbeimer) 867 
Stumfinten 784 colßle) -» . . 844 Chfkind (Zriedrie 
Sturz (Heifeic, Pe⸗ Sum. . -» : —  Gettibv). . — 
m) . ...7186 Su . .. | ( Bean 
Stuttgart 787 Suffeten, ſ. Carthago — Kae) . . .8 
Sl. . . .. Suffeogem -. . . — Idh.Peter) — 
Stvyl der Kunft 790 Suffragium . — GuwaroffRimnigkoi 
Uten. 791 Suggeſtivfragen . 846 (Peter Alerei Was 
mp — J. fitiowitfey, Graf v.) — 
Styr (Nemphe — Subhm (Ulrich Fried⸗ Suzzo (Familie — Mer: 
Beh) . . — rich von). -» ...—  ander— Michael) 871 
— — Suhm (Peter Fried» Swanmerdam (Io 
GSuard (Iran Bap⸗ * von). - Fe ham) . . 87% 
tifte Antoine) . 792 — Swantewit . 873 
oftafln . . 793 — Suui . — Gmweaborg . — 
Subject, Subjectiv, Sulkowski (Geſchl.) 848 Swebenborg (Ema- 
ectivitaͤt Sulkoweki (Anton mmel von — Swe⸗ 


u 


denborgianee) 





en Freih. 677 & 
Swiſt (Jonathan). 878 
Swinden (Ian Hend⸗ 


va — 
Sybaris, Spbariten, 
Srbärlt . 682 
Combam . . . — 
Son - . » . 883 


Sykephant — 8 


Sylbe, Sylbenmaß. — 

Spa, f. Sula. . 884 

Spllogiemus, * 
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Symbelon, 
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