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Full text of "Allgemeine deutsche biographie ... Auf veranlassung .."

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Slügemeine 

mttx  ©ttnD. 


5(Ugemctnc 


Pmtfc^c  ^iograpBic. 


AUF  VERANLASSUNG 

UND  MIT 

UNTERSTÜTZUNG 

SEINER  MAJESTAET 

DES  KÖNIGS  VON  BAYERN 

MAXIMILIAN  IL 


HERAUSGEGEBEN 

DURCH  DIE 

HISTORISCHE  COMMISSION 

BEI  DER 

KÖNIGE.  AKADEMIE  DER 

WISSENSCHAFTEN. 


Sßertag  öon  S)undex-  &  §umbtot. 

1878. 

62339 


9lUc  5Rccf)lc,  für  bai  föanje  toie  für  bie  Sheile,  borbeljalteii. 

Sie  3SerIa!^6^Ja^b^ung. 


Reference 


V,  V 

?5ncön(Ö  I.,  -pevjog  üon  Sac^ien  =  3llten6urg,  ge6.  am  29.  Slpril 
1763  3U  öUbburg^aüfen,  t  am  29.  (Sept.  1834  ju  .pumine(5f)am,  tuar  ber  einzige 
Bof)n  ÖerjogS  ern[t  griebricf)  Äar(  öon  Sarf)fen=ötlbl6m-g^aufen ,  au§  befien 
britter  g^e  mit  ber  ^^t^nnjeffin  etneftine  '^lugufte  Sophie  öon  Sac^fen=2Betmav. 
(Sr  roui-be  anfangt  öon  bem  Stabtgetftüc£)en  ju  ^itböurg^aufen  Ei'äogen,  Eam 
aber  bann  in  ba§  öau»  be§  6e^eimerat^§  0.  Öic^tenftein  (f  1790),  too  ber 
@e^eimerat^  öon  ber  93ecfc  fein  ii^e^rer  rourbe.  5lm  meiften  toirfte  aber  am 
feine  grjie^ung  ein  ber  faifcrtic^e  @eneratfe(bmarfcE)att  unb  ßeneratielbjengmeifter 
'^^Jrinj  3oiep^  (^iiebti^.  2urc^  bie  ':prac^tae6e  unb  aüju  gro^e  greigebigfeit 
feines  3}ater§  mar  ba3  Sanb  bermo^en  in  o(i)ulben  gerat^en ,  ba|  eine  faifert. 
^ebitcommiffion  abgeorbnet  mürbe,  um  ben  Türft[icf)en  ^au§^a(t  mieber  in  Ctb^ 
nung  ju  bringen.  S)ie  Giöittifte  für  ben  .öerjog  mürbe  bi§  auf  12000  ©utben 
^erabgefetit.  3tl§  fein  SJater  im  ^erbfte  1780  ]u  ©eibingftabt  geftorbeg  mar, 
trat  g.  bie  ^Regierung  unter  S5ormunbf^aft  be§  ^ßrinjen  Sofep^  an.  ^lad)  bem 
Sobe  be§  letiteren  (4.  ^an.  1787)  trat  er  bie  Selbftregierung  an.  S)ie  fatferl. 
Sebitcommiffion,  bei  metc^er  ficf)  öiefe  ^J^ißbräuc^e  eingefcf)(ic^en  Ratten,  mürbe 
1806  aufgehoben,  unb  ber  ^er^og  gelangte  baburc^  3um  unbefcfiränften  @ebtau(^e 
ber  gintünfte  fcine§  Sanbei.  S)urc^  bie  ^^er^äüniffe  genött)igt,  trat  er  (am 
13.  See.  1806)  bem  rf)einif(^en  ^^unbe  bei,  ber  ficf)  naä)  ber  5öötferf^(a(f)t  bei 
Öeipiig  mieber  anftöfte.  S)a5  !^anb  errreute  fic^  mäfirenb  feiner  Ütegicrung  öicfer 
Söo^tt^aten.  1795  (egtc  er  ein  Si^utte^rerfeminar  jur  Silbung  tüchtiger  Sc^ut= 
(e^rer  an,  bie  Stuten  auf  bem  i?anbe  mürben  öerbeffert  unb  neue  gegrünbet. 
2;a§  im  ^.  1796  eingegangene  Gymnasium  illustre  mürbe  1812  mieber  ^er= 
geftellt,  ber  ju  geringe  Se^att  ber  5ßfarrer  mürbe  erf)ö^t,  ein  neuc§  öefang= 
buc^  (1807)  eingeführt,  \)a^  9(rmenroefen  öerbeffert,  eine  ^nbuftrief^ule  mr  arme 
Äinber  gebilbet,  ber  [anbftdnbif(f)cn  35erfaffung  eine  öcränberte  ©eftalt  gegeben 
(1818).  Sie  ginan^en  befferten  fi(^  fo,  baB  ba§  9tittergut  eislaufen  angefauft 
merben  fonnte.  3laä)  bem  xobe  be§  ^erjogS  griebricf)  IV.  öon  ©ac^fen-@otf)a 
unb  3iaenburg  (1825,  ,  ging  fein  Sänb  auf  bie  ^erjogtic^  fäi^fifc^en  i3äu[er 
^DTleiningen  unb  6oburg=SaaIfelb  über  unb  .perjog  \y.  —  öon  nun  an  ber  ßrfte 
genannt  —  erlieft  baiür  ta^  öerjogt^um  9Ütenburg  mit  5luSna^me  öon  Ham- 
burg. Sie  Trennung  öon  feinem  iStammtanbe,  über  mel^eS  er  40  ^a^re  gc= 
^crrf^t  t)atte,  mürbe  i^m  ftfimer;  boc^  muBte  er  fic^  in  bie  SSer^ättniffe  fügen. 
^n  ^;>ütenburg  mai^te  er  bie  jmecfmäBigften  ßinri^tungen,  lie^  ©trafen  bauen, 
befreite  bie  Untert^anen  öon  ben  ^agbfrof)nen,  orbnete  bur^  ein  Srunbgefe^ 
(23.  5tprit  1831)  bie  :}tec^te  unb  ':pfü^ten  ber  Öanbftänbc ,  unb  machte  35er= 
bcfferungen  in  allen  3ttJeigen  ber  5}ermattun^.  —  ®r  mar  öermäf)tt  mit  ber 
^^rin^effin  (J^artotte  öeorgine  Suife  grieberife ,  2orf)ter  be§  öroBberjogS  Äarl 
C'ubroig  griebrid^  öon  5}lecf(enburg=Streti^  (am  3.  Sept.  1785).  Sie  mar  bie 
S($mefter  ber  Königin  Suife  öon  $reuBen,  unb  gebar  i^rem  ©ema^t  12  Äinber. 

eiligem,  beutfd^e  aStogra^jl^te.    VIII.  1 


2  grtebric^  L,  |).  ü.  <Baä)\en--&oiija  u.  ^lltenburg. 

Sie  äÜefte  %od)kx  ßl^artottc  bermät)Ue  ficfi  mit  htm  ^linaen  5pau(  üoii 
SCßürtemöerg  (am  28.  <Bept  1805).  (Jine  onbeve  2:o(f)ter,  ^'^ei-efe,  f)eiratf)ete 
(1810)  ben  ^ron^iinjen  Subtuig  üon  33aiem  uub  tüurbe  bie  '^lutiex  be§  fönigl- 
^aufeä  öou  33aitm  uub  i?'önig  Ctto'S  öon  ©riec^enlanb.  (i^i-(ottc  ©eorgine 
ßuife  grieberife  ftar'6  noc^  einer  33iaf)ngeit  glücf(icf)en  @^e  (am  14.  9}^ai  1818). 
bleuer  ^Jtefvotog  ber  S)eut|d)en,  1834,  X^ni  2,  795  u.  «ßoigt'S  ®eut|(^ei- 
9tegfnten=?nmanac^,  ^al^rg.  2^©.  411.  ^ecf. 

^riebrid)  I.,  ^perjog  öon  tbaii)fen=®ot:^a  unb  5(ttent)ui-g,  geb.  am 
15.  i^uli  1646  auf  bem  i?aiij§auje  ju  @ot^a,  f  am  2.  ^,!tug.  1691  ^u  5nebnc£)§= 
tüertlj,  tüar  bei-  ätteftc  <5o£)n  ^erjog  6rnft§  be§  gvommen  unb  ber  ^rinjefitn 
glifabef^  (Sophia,  ber  einzigen  2:ocf)ter  be§  ^erjogä  ^ot)ann  5^^ilipp  üon  @ad)|en= 
SlttenBurg.  (5d)on  in  feinem  öierten  ^at)re  n}urbe  if)m  5lBraf)am  ©iepac^  al§ 
2e|rer  gegeben  uub  a(§  biefer  ipojbiaconug  tourbe,  auc^  nocf)  ber  |)Diinipector 
^o^ann  ^}Jh)liu§  ^ugefeüt  (1650).  Jpiob  53uboti  würbe  (1654)  fein  ipüfmeifter. 
1664  ftubiite  er  auf  ber  Uniüerfität  ]u  ©trapurg,  1666  auf  ber  ju  ^cm.  Qx 
machte  mehrere  Üteifen,  auf  bereu  einer  nad)  fjranfreid)  im  ^.  1667  er  in  gro^e 
2e6en§gefaf)r  fam  (f.  3lug.  33erf,  .i^erjog  ©ruft  ber  fromme,  33b.  IL  767).  ^m 
^.  1669  üermät^Ite  er  firf)  mit  ber  ^^Ji^ini^ffin  ^;)]kgbatena  ©ibl^lte,  ber  üttefien 
Zodtjkx  be§  AöerjogS  3lugu[t  üon  (Sact)feu=ipaEe.  ^m  ^.  1672  übertrug  if)m 
fein  93ater  bie  ÜtegieruugSgefdiäfte  in  bem  angefallenen  ^lltcuburg,  unb  Dom 
18.  Cct.  1674  an  bie  Otegierung  beS  gan.jen  got^aifd^eu  Saube§.  5U§  aber  ber 
33ater  ftarb  (am  26.  ^Bärj  1675),  regierte  er  für  fid)  unb  im  ^^tamen  feiner 
je(i)§  33rüber,  ?(lbrc(i)t,  a3ernf)atb,  .'peinric^,  6f)ri[tian,  ©ruft  unb  ^otjann  6rnft. 
S)ie  aufduglidie  gemeinfdi)aftli(i)e  ipoff)altung  auf  bem  ^^-riebenfteine  prte  fd^on 
im  ^.  1676  auf,  uub  bur(f)  hm  fpötercu  Jpauptrece^  öom  24.  i^tbx.  1680 
tourbe  bQ§  gott)aifd)e  Saub  in  7  ipcr^ogtt)ümer  gcttjeilt.  2((brecf)t  erijiett  Äo= 
bürg,  33ern()arb  ^JJleiniugen,  .speinrid)  9töm|i(b,  ß^riftian  ©ifenberg,  ©ruft  ^ilb= 
burg^aufen  uub  3of)ann  6rn[t  ©aalfelb  unb  5-  I-  ©ottja  unb  Sittenburg.  Um 
Weitere  3:|eilungen  beä  Saubcä  ju  üertjüten,  füfjrte  Aperjog  {}•  I-  i^i  feinem 
Saube  bie  ^Primogenitur  ein  (1685) ,  toetctie  buii^  !aiferlict)e  33eftätigung  (am 
6.  gebr.  1688)  gefic£)ert  tuurbe.  S)ie  bon  feinem  ä)ater  gemachten  Slnorbnungen 
uub  erlaffenen  ©efe^e  t)iett  er  unberrüctt  feft,  unb  fügte  it)neu  uod)  aubere  tt)oI)t= 
tt)ätige  @inrid)tungen  fiinju.  So  ^atte  er  fd)ou  im  ^.  1676  eine  @e§eimratl)§= 
orbnung  ertaffen,  1690  ein  53lanbat  Wegen  Jpeitigung  be§  ©abbat^§.  Sie 
Stuguftinertivc^e  würbe  wegen  ifjrer  ^aufdüigfeit  niebergeriffen  unb  auf  iToften 
be§  ^er^ogS  1676—80  neu  oufgcbaut;  aud)  ben  öfttid)eu  @ct)(o^t^urm  —  bom 
^erjoge  ßrnft  bem  t^^-ommen  „bie  (Sitelfeit"  genannt  —  (ie^  er,  a(§  berfelbe 
burd)  bie  Unborfi^tigfeit  eine§  S)ieuer§  (am  7.  gebr.  1678)  abbrannte,  neu  auf= 
führen,  ©ein  prac^tboltfter  33au  war  ba§  l^uftfc^Io^  äu  ßrffa  (feit  1680),  nad^ 
it)m  griebrid)§Wert^  genannt,  eingeweiht  am  14.  ^uti  1689.  5Iuf  feine  3tu= 
orbnung  würbe  bie  fogen.  „erneftinifd)e  33ibel"  neu  aufgelegt  (1684)  unb  ein 
nod^  ie^t  gefd)ä^te§  erbaulid)e§  ©ebetbud)  unter  bem  Sitel:  „^]leu  aufgeriditeter 
gotljaifd)er  33ettcmpel"  gebrudt  unb  in  500  gjemplaren  an  Stinte  im  Sanbe  un= 
entgeltlii^  berf^eilt  (1685).  ©ein  Sßa'^lfprud)  War:  Pietate,  prudentia,  justitia. 
©ein  freunbfd;aftli(^e§  33er{)ältni^  jum  i?aifer  berfc^afftc  il)m  bo§  (S'^renpräbicat 
„S)ur(^laui^tigft"  (1691).  3}om  Könige  ei)riftiüu  V.  bon  Säuemarf  erhielt  er 
(1678)  ben  ßleij^ntenorben;  er  felbft  [tiftete  im  S-  1689  ben  Drben  ber 
beutfd^en  Üteblic^feit  mit  beut  5:)totto:  Fideliter  et  constanter.  Serfelbe  ging 
aber  nad)  feinem  3:obe  wicber  ein.  33ei  ber  Belagerung  3Öien§  burc^  bie  dürfen, 
eilte  er  perfönlid)  ^um  gntfa^e  ber  J?aifeiftabt  :^erb£i,  unb  im  9tcic^§!riege  gegen 
granfreic^  (1688)  opferte  er  für  bie  Söo^lfa^rt  be§  beutfc^en  9teic^e§  feine 
greunbfdiaft  mit  Öubwig  XIY.  unb  f)alf  ba§  bon  ben  graujofen  befehle  5}taiu3 


gxiebttd^  IL,  ^.  ö.  (iad)ieu=®ott)o  u.  ^itltenburg.  3 

toieber  erobern  (am  19.  3(ug.  1689).  g.  liebte  ben  äuBem  ^^runf,  namentücf) 
tranjöiifc^e  ^JJtoben,  trug  eine  2(Honge^3erücfe  unb  üerfc^lüenbete  öietes  ßetb  jii 
a((i)emiftifcf)en  S5eriud)en,  öon  benen  er  gro^e  :}ieid)tf)ümcr  erhoffte.  £ie  öoii 
feinem  Söater  1641  eingei;id)tete  Sanbeäbefenfion  ober  SanbegmiUj  behielt  er  ni(f)t 
nur  bei,  fonbern  üerme|rte  biefelben  fo ,  ba^  fie  bem  :^anbe  eine  fc^roerc  !^a[t 
lüurben.  3(n  bie  ipottänber  l^atte  er  im  ^.  1678  eine  Kompagnie  unb  1689 
ein  9ieiterregiment  öerfauft.  3n  bemfetben  i^a'^re  übertie|  er  bem  Äurfürften 
öon  ©aiiiien  ein  9teiter=  unb  jtoei  gu^regimenter.  5tac^  feinem  Sobe  tüaren 
fec^§  9teiterregimenter  unb  tiier  9tegimenter  ^u  5u|,  me^r  al§  10000  g}]ann 
Gruppen  t)or()anben.  9la^  bem  2:obe  feiner  erften  ©ema^ün,  5}lagba(ena  Si= 
bt)t[e  (am  7.  ^an.  1681)  —  er  nennt  fie  auf  ber  (Sterbemebaiüe  ,.incomparal)ilis 
conjux"  —  bermä^Ue  er  fic^  jum  jtüeiten  ^IDlak  mit  ber  5Jtar!gräfin  ß^riftine 
üon  5Baben=S)urla^,  SÖitttoc  be§  5Jlartgrafen  5ll6red^t  3u  a3ranbenBurg=2In5ba(^ 
(1681).  S)on  feiner  erften  @ema§lin  f)intertie^  er  öier  %'oii)ttx  unb  jtuei  ^^^rinjen, 
griebrii^,  ber  if)m  in  ber  9legierung  folgte,  unb  ^o^ann  2öil§elm,  ber 
al§  !aiferli(^er  ©enerattieutenant  öor  3:outon  (11.  3lug.  1707;  ftarb. 

9Iug.  «ed,  @ef(^ic§te  be§  got^aifc^en  Sanbe§,  S3b.  I.  342.  Sed. 

gricbrif^  IL,  -^erjog  öon  ©ac^fen'®ot:^a  unb  2l(ten6urg,  geboren 
am  28.  ^uü  1676  auf  bem  griebenfteine  ^u  ©of^a ,  geftorBen  bafelbft  am  23. 
^ära  1732,  war  ber  Sofm  be§  Jperjog§  §riebvi(^  I.  unb  ber  ^prinjeffiu  ^}tag= 
batena  (Sibt)IIe,  2;od)tcr  be§  2lbminiftrator§  Aper^og  5(uguft  5U  (5aä)fen  =  6aae. 
S)a  g-.  II.  bei  bem  2obe  feine§  3}ater§  (1691)  noc^  unmünbig  toar,  fo  über- 
natimen  bie  ipecjöge  ^ßern'^arb  üon  (5ac^fen=^leiningen  unb  |)einri(^  üon  ©ad^fen- 
9tömt)ilb  bie  "Dbert)ormunbfcf)aft  unb  biefe  ernannten  ben  @e|eimrat^  unb  .$?ana(er 
i^o^aun  S-riebri^  a3ad)off  ö.  (S^t,  ben  ßonfiftorialpräfibenten  53lagnu§  Saut 
unb  ben  ©e^eimrat^  unb  Äammerbirector  ^ofiann  Sobft  ^artmann  gifi^er  ju 
Unteroormünbern.  ^3Jlit  feinem  23ruber  ^otjann  2BiU}etm  erhielt  er  eine  gute 
6r,5ie:^ung,  bie  burd)  eine  Steife  nac^  ."poUanb  unb  ©ngtanb  (September  1692 
bi§  5(uguft  1693)  if)re  33oaenbung  erhielt.  51ad)  feiner  9lüdfe^r  erttärte  i^n 
ber  Äaifer  für  münbig  unb  regifcrung§fät)ig  unb  im  '^.  1697  tourben  alle  9la(^= 
!ommen  feine§  (Sefd^led)t§  mit  bem  öottenbeten  ad^t^efinten  ^alire  Tür  münbig 
crflärt.  (Sr  toar  gleid)  feinem  Später  ein  ^n^änger  franaöfifd^er  ©itten  unb  5}loben 
unb  liebte  ©lanj  unb  ^^rad)t,  burd^  toelc^e  er  fein  fürftlic^e§  ^tnfe^en  au  cr= 
:^ö^en  fuc^te.  S>ie  großen  2;ruppenmaffen ,  bie  fein  fSakx  t)interlie^  unb  bie 
ba§  Sanb  fo  arg  bebrüdten,  füllten  i^m  au  einer  Cueüe  be§  9teic^t^um§  bienen. 
ßr  öermiet^ete  biefelben  an  anbere  (Staaten,  ©i^on  bamal§  erfc^ien  biefeg  S3er= 
fahren  bebenflid)  unb  felbft  ber  ilanaler  ö.  S3ad)off  fc^rieb  beaeidinenb  (28.  Octbr. 
1692),  „e§  fönne  fd)impfli(^  erf (feinen,  Wenn  e§  l)ei^c,  bie  Seute  feien  öerfauft, 
man  foHe  lieber  fagen,  bie  Seute  feien  ein  ober  awci  ^a^re  in  frembe  2)icnfte 
überlaffen  ioorben".  S)ie  ßrl)altung  ber  Wiii^  foftete  bem  Sanbe  enorme 
©ummen,  bie  2anb=  unb  ®eputation§tage  baten  öergeblic^  um  gntlaffung  ber= 
felben,  befonber§  al§  im  ^.  1698  eine  ©ctreibetl^euerung  eintrat;  aber  Wa§  f)alf 
c§,  fie  mußten,  obfd)on  mit  äöibexftreben,  immer  öon  neuem  3}ertDilIigungen  für 
baö  2)lilitär  mad)en.  m§  ber  §eraog  im  ^.  1701  mit  Äönig  Subwig  XIY. 
einen  SJertrag  Wegen  Ueberlaffung  öon  Jiruppcn  abgefc^loffen  f)atte,  geriet^  er 
in  bie  größten  Unannel^mlii^feiten,  Weil  ber  ^aifer  ben  Ärieg  an  i5franfreic^  er= 
flärt  t)atte,  unb  nur  mit  großer  5Jlü§e  tonnte  er  ber  geWaltfamen  2öegna^me 
feiner  Sanbe  entge'^en,  inbem  er  mit  bem  .Könige  öon  ^4^reu^en,  bem  23erbün= 
beten  be§  Äaiferä,  einen  Sractat  Wegen  Ueberlaffung  öon  Gruppen  abfd)lofe 
(23.  mai  1702).  311§  im  ^.  1703  bie  Dtegierung  o^ne  5}orwiffen  ber  ßanb= 
ftänbe  eine  allgemeine  ^opffteuer  au§gefd)rieben  '^atte,  befd)Werten  fid)  bie  ßanb= 


4  g^riebtid^  IL,  |>.  ü.  ©ad)fen=®otf)a  u.  3lltenburg. 

ftönbc  üöer  joldfien  @eiüaltftrei(^  „raegen  be§  baöei  16eforg(t(f)en  ^eittic^en  unb 
ettigen  f^Iud^S" ;  bafür  ehielten  fie  aber  einen  ftarfen  5öern)ei§.  ^eber  neue 
ßanbtag  brachte  immer  toieber  neue  klagen  unb  neue  gforberungen  jur  Unter= 
fialtung  be§  9!Jlititär§.  @ine  SSefjerung  in  biefer  SSeaieljung  trat  erft  im  ^. 
1719  ein.  %n]  biefem  Sanbtage  tourben  jum  erften  5}tale  feine  neuen  Opjer 
öertangt.  35on  biefer  3eit  an  tourbe  Aper^og  fj.  IL  ein  2ßot)lt:§äter  feinet 
2anbc§  unb  33ol!e§.  i^e^t  Ujurben  bie  jc^on  im  ^.  1709  Beantragten  5ßer= 
befferungen  im  Äir($en=  unb  ©d^utoejen ,  in  Sufti3=  unb  5[^oti3eifad)en  unb  an= 
bereu  2anbe§angelegen^eiten  jur  2lu§fü^rung  gefirad^t.  ©ebrecjen  unb  ^Jiängel, 
tDo  fie  ftd^  fanben,  tourben  obgefteUt,  eine  3lböocatenorbnung  enttoorfen  (1724), 
ein  3u(^t=  unb  2ßaifen^au§,  ein  2ßaifen^au§  in  9l(tenl6urg  (1715—17),  ein 
3u(^t=  unb  ;Srren^au§  in  ^af)ia  (1726),  ein  abli($e§  ^räuleinftift  —  na($  ber 
^er^ogin  ÜJIagbalenenftift  genannt  —  gegrünbet  (1705).  Sen  ©rafen  öon  9leufe 
I)atte  er  belogen,  gegen  3fi^tung  einer  ©umme  bon  16000  @ulben  bem  Söieber= 
eintöfunggred^tc  auf  bie  .!perrfd^aft  Cbet!ranirf)fe(b  au  ©unften  be§  gott)aif(^en 
ipaufe§  3U  entfagen  (15.  5Jtai  1695).  6ine  bebeutenbere  2}ergrö^erung  be§ 
Sanbeg  fanb  ftatt,  aU  mit  ^er^og  3llbred^t  bie  Sinie  (Sad^fen=i?oburg  (1699), 
mit  ^erjog  ß^riftian  bie  ju  ©ifenberg  (1707)  unb  mit  ^"per^og  .Ipeinrid)  bie  ju 
9(iöm|ilb  (1710)  auSftarben.  S)aB  über  bie  SJerf^eitung  biefer  Sänber  ätoifd^en 
ben  drneftinern  biete  unb  lange  ©treitigteitcn  entftanbcn,  ift  natürlicE).  S)er 
Äaifer  mu|te  ben  ©treit  entfd^eiben  (25.  3(prit  1714).  ^ÜJ^einingen  tooHte  fidf) 
nic^t  fügen,  aber  ber  Äaifer  beftätigte  bie  6ntf(i)eibung  aufg  neue  (1725).  @ott)a 
befam  baburc^  ba§  ganje  ^yürftentl^um  ©ifenberg  unb  biejenigen  Vis  öom  9lmte 
%1)tmax,  bie  e§  no^  ni(i)t  befa§.  2In  ber  tut^erifd^en  2et)re  lt)ing  ber  ^erjog 
mit  großer  Sirene,  er  gab  feinen  Unterttianen  burc^  fleißigen  SSefudt)  be§  @otte§= 
bienfteS  ein  guteg  Seifpiet,  nal^m  fidf)  mit  @ifcr  ber  3}erfolgten  an  (©atjburger), 
üe^  ein  bermel^rteg  unb  t)erbefferte§  ®efangbud£)  einfü'^ren  (1725,  1729,  1731), 
er:^ob  bie  g-ilialfird^en  ©tu^^u§  (1717),  ©eorgent^al  (1720)  unb  gti3bid£)en 
(1721)  ju  5pfarrfird)en ,  erl^ob  bie  <5(i)to^firdt)e  auf  bem  ^riebenfteine  jur 
^:parodf)ialfird^e  (1712),  baute  bie  Söaifcn^auSfirc^e  (1710—12),  bie  ©iec^t)of§= 
fird^e  (1715),  ba§  ^ofpital  Waxiä  9JkgbaIenä  (1716)  ferner  ba§  griebri(i)§t:§al 
nebft  ©arten  unb  ©rotte  (1712),  baute  bie  65otte§adferfirtf)e  um  (1712)  unb 
beftimmte  fie  jur  (Sarnifonfir(^e,  audf)  bie  ©djto^fird^e  (1697)  unb  bie  5Jlarga= 
rettienürdie  (1727),  funbirte  bie  eüangctifd^=Iutt)erifd)e  ßirc^e  ju  (Senf  mit  4000 
©utben  (1720),  erI)ob  bie  ©dfiule  ju  5lltenburg  ju  einer  ©ele^rtenfi^ulc  (Gymna- 
sium Fridericianum  1713),  grünbete  für  ba§  @t)mnafium  3U  ©of^a  ben  foge= 
nannten  Fiscus  aclcUtionis  (1713  —  20),  au§  meldf)em  bie  Se'§rerget)atte  bermcfrt 
mürben.  Um  bie  ßunftfammtungen  be§  griebenfteinS  unb  um  bie  93ibIiot:^ff 
I)at  er  fid^  gan^  befonber§  berbient  gemad)t.  dr  taufte  bie  berül^mte  numi§= 
matifd^e  (Sammlung  be§  dürften  5(nton  ®ünt:§cr  bon  @d^mar3burg=9lrnftabt  für 
100000  X^aUx,  bie  er  au§  feinem  ^ribatbermijgen  bectte  (1712),  unb  bomit 
fie  für  atte  3eiten  bem  (5d)toffe  ^friebenftein  berbleibe,  machte  er  (16.  Oct.  1712) 
eine  „fibeicommiffarifd^e  S)i§pofition".  gür  bie  Sibliottie?  taufte  er  mel^rere  Sü^er= 
fammlungen  an,  3.  S.  bon  gfcrgen  (1709),  g-euftfing  (1713),  2§um§t)irn  (1719). 
6ine  bebeutenbe  ^ineralienfammtung  erfaufte  er  bon  ^errn  b.  ©df)önberg  für 
15000  Zf)aUx,  eine  ©ammlung  bon  „^retiofitäten,  guriofitäten  unb  Otaritäten" 
für  6000  Xf)üUx  bon  bem  genannten  dürften  au§  Slrnftabt.  3Il§  ein  S9emei§, 
mie  angefe]^en  <g)er3og  fj.  II.  bei  auSmörligen  O^ürften  toar,  fann  bie  befonbere 
@f)re  bienen,  toel^e  ^urfürft  g-riebrid^  3luguft  bon  (5ad)fen  if)m  ertoieg,  inbem 
er  i^  bei  feinem  Uebertritte  3ur  fat^olifc^en  ßird^e  (1697)  „au§  freunbbetter= 
lidfiem  35ertrauen"  ha^  Sirectorium  in  ©adt)en  ber  ebongelifd^en  ßird£)e  in  ben 
furfürftlid^en  Sanben  übertrug.     .f)er3og   Jy-  n.  ^atte   fid^   (31.  Cctober   1695) 


griebtid^  III.,  |).  D.  Bad)']en-&oti)a  u.  Stltenburg.  5 

mit  ber  ^rin^elftn  ^Jiagbalena  5Iugu|"ta  (geb.  1679),  Sod^tev  bei  dürften  ^axi 
SSil^elm  öon  9tn'f)aU=3eT:bft,  öermä^Ü.  ^(ditje^n  Äinber  entfprangen  biefer  61^e, 
öon  benen  fieben  (5öf)ne  unb  3tDei  2:öd)ter  if)n  überlebten.  2ie  fieben  (5öt)ne 
toaren  ^i^iebiicf)  (IIL),  2Sitf)eIm,  3iof)ann  3(uguft,  6^ti[tian  ^iiijdm,  Subtoig 
©ritft,  l^ton^  unb  Sio'^ann  Slbotr  (fie^e  biefelben.  3}on  ben  beiben  2öcf)tern 
öermäf)tte  ficf)  ^''-'iebenfe  (geb.  17.  ^uü  1715j  mit  öerjog  Sodann  Slboli  öon 
©ad^fen^Söeilemels  am  27.  9toöember  1734;  fie  ftavb  am  12.  ^^Jtoi  1775  ju 
ßangenfalja.  S)ie  jüngere  Softer  Siugufta  (geb.  30.  Dloöember  1719)  ocr= 
mahlte  fid)  mit  bem  ^^Jrin^en  (yriebrid)  li'ubttiig  oon  2BaIe§  (8.  DJtai  1736)  unb 
tourbe  bie  5]^utter  be§  nacf)maligen  ^önigi  ©eorg  III.  öon  Gngtanb;  fie  [tarb 
am  8.  gebruar  1772  ju  Bonbon. 

2Iug.  25e(f,  ©efc^ic^te  be§  gotf)aifc^en  C-anbes,  58b.  I.  357,  unb  bic  bort 
angegebene  öitteratur.  33ecf. 

griebrid)  IIL,  .^erjog  öon  ©acfif en=@ot§a  unb  Slltenburg,  geboren 
am  14.  2lprit  1699,  geftorben  am  10.  ^ärj  1772,  mar  ber  ©ofin  Jpcr^og 
gi-iebrt(f)§  II.  unb  ber  '$>rinäeiiin  531agbalena  3(ugufta,  2oc^ter  bei  durften  Äarl 
Sßil^elm  öon  9tnf)a(t=3evbft.  6r  folgte  feinem  3}ater  im  ^.  1732  in  ber  9te= 
gierung  unb  f)atte  eine  öortreffIid)e  Sr^ie^ung  genoffen,  gi-'eili«^)  t^^a^'  ^^  ^^'^^ 
fo  begabt,  toie  fein  3}ater,  aber  bafür  mar  er  ein  anwerft  too'^lmollenber,  gut= 
müt^iger  unb  fittenreiner  lyüx^t ,  ber  buri^  mef)riäl^i-ige  Steifen  eine  reine  33il= 
bung  unb  2Belt=  unb  5)^enf(i)enfenntniffe  fic^  ermorben  l^atte.  1718  —  20  t)atte 
er  Italien  unb  ^^ranfreic^,  1722—24  fyranfreicf),  Gnglanb  unb  .^oHanb  bur(^= 
reift,  ^n  feiner  ©emal^lin  Souife  S)orotl§ea,  mit  tcel^er  er  am  13.  September 
1729  ft($  öermä^^tte  (t  biefe)  unb  beren  öertrauten  gi-'^unbin,  ber  Dber'fiohneifterin 
:3utianc  granjiifa  ö.  Sud^toalb  (f.  III.  494),  l^atte  er^mei  :§ocf)begabte,  geiftreic^e 
f^rauen  um  firf),  bie  burdE)  i:§re  Genialität,  lebenifrol^en  5}lut!§  unb  fittlic^c  ^Reinl^eit 
ben  beften  @influ^  aueübten.  %U  im  ^.  1734  franjöfifc^e  ipcereimafien  in  bie 
fäc^fif(f)en  Canbe  einrürften,  richtete  er  fi^neE  eine  ^anbesöertfieibigung  ein,  unb 
überlief  bem  .^aifer  gegen  eine  ßnfd)äbigung  öon  120000  ©ulben  1000  5Jiann 
Gaöatterie  unb  4000  5)tann  Infanterie,  bie  fein  93ruber,  5ßrinj  SBit^etm,  in 
bai  gelb  füf)itc.  Sem  gürften  öon  2öalbecf  überlief  er  (1734)  gegen  eine  ßnt= 
f(i)äbigung  öon  64000  @ulben  jäl^rlic^  800  9}^ann,  unb  aud)  bem  Könige 
fyriebr-id)  II.  öon  5|]reu^en  überlie|  er  im  3.  l"-i-i  eine  Slnjal^t  ütefruten.  Sie 
Siebe  ]u  feinen  Untertl^anen  betf)ätigte  er  im  S-  1"37  baburd),  ba^  er  il^nen 
eine  i^m  im  S.  1732  öon  ben  £'anbftänben  bemiüigte  Steuer  erlief,  ©eine 
^Regierung  tourbe  übrigens  burd)  manche  toibertoartigen  Grcigniffe  getrübt.  Sie 
näc^fte-  3}eranlaffung  baju  gab  ber  ^erjog  3Inton  lUric^  öon  (2acf)fen=5lleiningen, 
ber  bie  2o(i)ter  einei  Äaffel'fdien  Hauptmanns,  däfarea  (5($urmann,  ^ur  @e= 
mo^lin  genommen  unb  bie  Äinber  au§  biefer  6^e  in  ben  9iei(^§Türftenftanb 
öom  Äoifer  I)atte  ergeben  loffen.  ^erjog  5-  M-  \^W  ^^  burd),  ba^  fie  für 
nidit  fucceffionsml^ig  erflärt  tourben  (1744).  Ueber  ben  fogenannten  „Söafunger 
Ärieg",  in  toelc^en  ber  <&erjog  g.  III.  mit  öerroidelt  tourbe,  toirb  an  einer  an= 
bern  Stelle  gerebet  toerben.  Serfetbe  tourbe  burc^  ben  Zoh  bei  Jper^ogi  ßrnft 
Stuguft  öon  SBeimar  (29.  i^anuar  1748)  in  ben  öintergrunb  gebrängt.  @i 
entftanb  über  bie  35ormunbf($aTt  bei  jungen  ^erjogi  6rnft  Stuguft  Äcnftantin 
öon  Sacf)fen=aSeimar  Streit  mit  5}^einingen.  Surc^  einen  Sergleic^  (17.  Sep= 
tember  1749)  tourbe  ber  Streit  baf)in  öermittelt,  ba^  -iperjog  g.  III.  bie  S}or- 
munbfcfjaft  über  äöeimar  unb  ben  ©rbprinjen,  ^erjog  Jyxani  ^ofiai  aber  bic 
über  (Sifenacf)  unb  bie  nad)ge(affene  ^rin^effin  führen  fottte.  @ro§e  ^lotf)  unb 
Sfammer  entftanb  in  ben  Sanben  bei  öerjogi  burd)  ben  fiebenj ädrigen  Ärieg; 
ganj  befonberi  titt  barunter  bai  SHtenburger  Öanb.  Ser  ^^h'ina  öon  Soubife 
fam  fetbft  nad)  6otf)a,  nad^  ber  Sd)Iad)t  bei  Ülopa^  aber  (5.  ^^toöember  1757) 


5  O^riebrid)  IV.,  ^.  b.  Baäj\m"&oti)a  u.  ^Küenburg. 

eilte  baä  gejc^Iagcne  itanjöfifcEie  s^n  in  öölligev  fytudfit  burc^  (Bol^a,  unb  e§  tuirb 
crjätilt,  bafe  ein  ^reu^ifc^er  S)efex-teut  o'i^nt  &em'i)x  in  ©olbbad^  U  ^einbe  gelangen 
mf)m  unb  enttoaffnete,  bann  aber  in  @ott)a  (im  ©aft^oje  jum  ©d)ü^en) 
40  gfranjofen  mit  ^ülte  eine§  2fuben  au§|)lünberte ,  bei  metd^er  ©etegen'^eit  er 
aber  ergriffen  unb  mit  bem  3ud§t^ufe  beftraft  mürbe.  —  C^erjog  fy.  III.  mar 
and)  ein  frommer  prft,  ftetS  auf  bie  ßr!§altung  ber  reinen  tuf^erifc^en  ße^tjre 
bebac^t.  @r  fü'Cirte  bie  firc£)lic^e  Konfirmation  im  Sanbe  ein  (1752),  erliefe 
^lanbate  gegen  bie  @ntf)eiligung  be§  (5ab6att)§  (1733),  ftellte  aber  bie  brüten 
f^eiertage  ah  unb  bertegte  bie  3l))ofteItagc  auf  bie  ©onntage  (1770).  S)tc  ®rün= 
bung  ber  C">en-enl^uter=(.^olonie  ju  ^'leubietenborf  Ijinberte  er  nidit,  obfcl)on  ba§ 
barüber  berlangte  @utad)ten  be§  £)berconfiftorium§  fic^  entfc^iebcn  bagcgen  au§= 
gefproc^en  :§atte.  S)urc^  perfönlid)e  i^efud)e  in  ^Jteubietenborf  ^atte  er  fid^  öon 
ben  ämerfmäfeige  ©inricC)tungen  be§  £)rt§  unb  bem  guten  (Seifte  ber  Semofiner 
felbft  überjeugt.  —  @r  "dinterliefe  amei  ©ö'^ne,  grnft  iQubmig  (geb.  30.  ^^anuar 
1745),  feinen  ^tactifotger ,  unb  9luguft  (geb.  1747,  geft.  1806),  fotoie  eine 
Zoä)Ux  ^rieberife  ßouife  (geb.  1752,  geft.  1776). 

2lug.  33ecf,  @efc£)ic^te  be§  got^aifd^en  2anbe§,  Öot^a  1868,  93b.  I.  381. 

aSecE. 
^ricbrirö  IV. ,  ^erjog  bon  @acf)fen=@otl^a  unb  9lltenburg,  geb. 
28.  3toö.  1774,  t  11.  fyebr.  1825,  mar  ber  «ruber  C^erjog  9luguft§  unb  ber 
©o^n  ^erjog  @rnft§  II.  unb  ber  ^prinjeffin  (St)arlotte  2lmalie,  ber  älteften 
Xoditer  be§  ^erjogS  ^tnton  lUvid^  bon  ©a(^fen  =  5:)hiningen  (f  25.  5lpril  1827 
ju  ©enua).  @r  mürbe  bon  feinem  Später,  gleid)  mie  fein  «ruber  3tuguft,  trefflid) 
erlogen,  ©ein  6f)arafter  aber  mar  bon  bem  feine§  «rubere  fe^r  bcrfd)ieben. 
er  mar  befd)eiben,  ^öflic^ ,  Icutfelig  unb  milb.  ^n  ben  Sfa'^ren  1788— 17Ö0 
lebte  er  mit  feinem  «ruber  5luguft  in  @enf  ju  feiner  meiteren  9lu§bilbung,  unb 
naä)  ber^ürffefir  in  fein  «aterlanb  (1791  unb  1792)  mürbe  er  im  ©taat§re(i)t, 
in  ber  5pf)ilofo).il)ie  unb  ß5efcE)ic^te  unterri(i)tet.  ©ein  «ater  tjatit  \t)n  für  ben 
Ärieg§bienft  beftimmt  unb  i'^n  fd)on  im  ^.  1785  pm  Dberften  be§  in  l)onän= 
bifd)en  2)ienften  ftel)enben  9tegiment§  ernannt.  Um  fid^  ba^u  |)rattif(^  auSju^ 
bilben  mar  er  im  ^.  1792  at§  »Hauptmann  bei  bem  in  ^Jtagbeburg  ftelienben 
^Infanterieregimente  be§  trafen  bon  Äalfftein  eingetreten,  ging  aber  1798  nad) 
ben  'Dtieberlanben,  um  fein  fftegiment  3U  übernel)men.  5lber  er  mar  nit^t  glüdf= 
lief),  obfc£)on  er  großen  ^Huf^  unb  Sapferfeit  bemiel;  bie  l)oIIänbifct)en  Struppen 
mürben  bon  ben  fraujbfifdien  überaE  3urüc£gebrängt ;  baju  fam,  bafe  er  am 
13.  ©eptember  1793  bon  einem  umftürjenben  $ulbermagen  bermunbet  unb  mit 
feinem  ^ferbe  ju  «oben  gemorfen  mürbe.  6r  fämpfte  jmar  fd)on  am  15.  unb 
16.  Cctober  mieber  bei  ^attignl).  ^n  go^Qc  fcine§  Unfalls  jog  er  fic^  ma^r= 
fd^einlid)  ba§  Seiben  ju,  meld^e§  fpäter  feinen  3:ob  "herbeiführte.  S^^  «efeftigung 
feiner  ®efunbl)eit  ging  er  1795  nad)  ÄarlSbab ;  1797  begleitete  er  feinen  «ruber 
2tuguft  nad)  ßubmigSluft,  al§  biefer  fid)  mit  ber  ^rinjeffin  Souifc  (?^rlotte 
bermäl^lte.  ^m  ^.  1803  begann  fein  ^terbenübel ,  meld}e§  i^n  im  ^.  1804 
nötl^igtc  bie  «aber  bon  ©paa  ju  befud^en.  :3m  3luguft  unb  ©eptember  1804 
bermeilte  er  in  ^ari§,  ging  bann  nad^  Montpellier,  Marfeiüe  unb  ^lijaa,  ©enua, 
3:urin  unb  ®ai§  im  Santon  5lppenjelt,  mo  er,  aber  o^ne  Srfolg,  bie  Molfenfur 
gebraud)te,  unb  mo  er,  mie  er  felbft  fagte,  bie  traurigfte  3eit  feine§  Sebenö  äu= 
brad^te.  S)en  äöinter  1805  brad£)te  er  in  ^torenj,  9{om  unb  ^leapel  3U.  ^n 
5Rom  blieb  er  3mei  ^al^re  lang.  5iad^  bem  2;obe  feineg  D:§eim§  luguft  (1806) 
felirte  er  nad^  @otl)a  aurüd  unb  übernol)m  beffen  reid)e  ßrbfd^aft.  2)a  feine 
©efunb^eit  in  9{om  fid)  gebeffert  l^atte,  ging  er  1807  jum  jmeiten  ^Jtale  nad^ 
9tom  unb  faufte  fid§  in  ber  Wat)t  bon  9tom  an,  um  3lu§grabungen  unter  feiner 
Leitung  machen  ju  taffen.     1810  fe^rte  er  faft  gan^  mieber^ergefteEt  nad)  @otl)a 


^tiebrid^  Sofia?/  ^-P^.  t).  SQjä)fen=6oburg=Safllfetb.  7 

3urü(f.  9(6ei-  e§  bauertc  ni($t  lange,  jo  ftcHte  ber  Starrframpi,  fein  Jpauptübet, 
\\ä)  »ieber  ein,  unb  1814  ging  er  ^um  britten  ÜJIale  nacf)  9tom.  ^ier  trat  er, 
burd)  bie  gürftin  öon  S)ietri(i)ftein  unb  Gräfin  Sd^utttaloff  Belpogen,  jur  fatf)o= 
lifc^en  ^ixä)t  über.  Surcf)  bie  fatfd)e  Sefianblung  ber  itatienifc^en  5lerjte  t)er= 
f(j)limmerte  fic^  fein  UeBel  nnb  aVi  er  1820  nacf)  @ot{)a  jurürfte^rte,  öermodite 
er  nur  fd^tt^er  5U  fpred^en  unb  fonnte  jute^t  nur  burci)  äußere  ©eiärben  feinen 
SBillen  3u  öerftef)en  geben.  9(m  17.  ^Ulai  1822  l^atte  er  nad)  bem  2obe  feinet 
Sruberö  bie  Ütegierung  übernommen,  lieber  bie  reügiöfen  5(nge(fgent)eiten  tjatte, 
ba  er  fatl^olifd^  toar,  fein  5Jlinifterium  ju  entfcf)eibcn.  S)ie  4">oif)altung ,  ba§ 
^tJageninftitut  unb  bie  Seibgarbe  n^urben  aufgetöft.  ^n  feinem  Jeftamente 
(13.  S)ecember  1824)  f)atte  er  bie  fibeicommiffaiifc^e  Stiftung  ber  tt)iffenf(^aft= 
liefen  unb  iiPunftfanunlungen  auf  bem  fyriebenftcin  au§gefpro(^en.  5lm  11.  ^ebr. 
182.5  erlag  ber  unglücfüc£)e  ^yürft  feinen  Seiben.  —  «^erjog  g.  liebte  alle  fc^öuen 
j?ünfte  unb  übte  befonber§  bie  2;on!unft;  er  fang  bor^ügtidd  fc^ön  unb  fammelte 
in  Italien  biete  Sllterf^ümer  unb  .^unftroerfe,  meld)e  je^t  ben  friebenfteinifcf)en 
©ammtungen  einberteibt  finb.  @r  toar  nie  öer'^eirat^et,  toeil  man  i^m  bie 
ftanbe§mäfigc  %panaa,t  öerfagt  l^atte.  Tlit  if)m  ftarb  ba§  .^au§  ©aci)fen=®otl§a 
aul,  toel($e§  nun  an  ßobuvg  fiel. 

3lug.  28ecE,  @ef(^id§te  be§  got^aifc^en  ÖanbeS,  1868,  Sb.  I,  451,  too  auc^ 
bie  toeitere  Sitteratur  ju  finben  ift.  33  e  rf. 

g-ricbrid)  Sofiö^,  '^i-"in3  bon  ©ad) fen=6oburg  =  ©aalfctb,  geb. 
26.  S)ec.  1737  auf  ber  @l)renburg  äu  Soburg,  f  28.  gebr.  1815  bafelbft,  toar 
ber  ©ol)n  be§  iperjogS  granj  3^ofia§  bon  Coburg-- ©aalfelb  unb  ber  ^srinjeffin 
9Inna  <Bop^xa,  2od)ter  be»  fyürften  Subtoig  gnebrid)  üon  ©ditoar^burg'Dtubolftabt. 
Seine  ßr^ieliung  tourbe  üon  bem  3tegierung§ratl)  ^o"^ann  5luguft  öon  Si^önfetb, 
fpätcr  öon  6a§par  öon  33erbi§borff  öortrefflid)  geleitet,  kleben  ben  nötf)igen 
©prallen  unb  SBiffenfdjaften  tourbe  in  i1)m  ein  tiefer  religiöfer  ©inn  gctoedt. 
Ser  ^Jkrlgraf  .<?arl  3llej.anber  bon  i8ranbenburg  =  5lnfba(^,  ein  Sln'^änger  be§ 
.paufeg  Defterreid),  gab  bem  jungen  5)3i-in3en  im  ^.  1755  eine  9littmeifterftellc 
im  .ßüraffierregimente  5lnfba(^,  unb  nac^bem  er  eine  ?Rei]e  nad^  2)bdlenburg, 
9toftod  unb  Apamburg  unternommen  ^atte  ging  er  ju  5lnfang  bf§^.  1756  na^ 
SGßien,  too  er  öon  ber  .ßaifetin  93laria  2l)ercfia  aufierorbentlic^  tool)(tooHenb 
empfangen  unb  toon  i^r  „aug  bcfonberer  ®nabe"  mit  einer  6ompagnie  öon  3lnfpa(^= 
Mraffieren  beliel^en  tourbe,  mit  beren  SBefi^e  getoiffe  Sinnalimen  öerbunben  toaren. 
©eine  Ginnal^men  beliefen  fid)  bamal§  auf  ettoa  6000  ©ulben  jä'^rlid).  ©d)on 
am  23.  53^ai  1756,  al§  ba§  Regiment  auf  bem  5)tarf(^c  na($  Gollin  toar,  tourbe 
bem  i^rinjen  ba§  toirflid)e  ßommanbo  einer  Gompagnie  übertragen.  Sn  ber 
©(^lad)t  bei  Sotoofife  (1.  Cctober)  jeii^nete  er  fic^  befonbers  au§,  ol)ne  jebod) 
ben  unglüdlid)en  3lu§gang  ber  ©t^la^t  für  bie  £)efterrcid)er  abtoenben  ju  fönnen. 
^m  ^.  1757  er'^ielt  er  ein  felbftänbigeS  (Eommanbo.  ^laä)  ber  ©d)la(^t  üon 
$rag  (6.  5}lai  1757)  toar  er  in  biefer  ©tabt  eingefc^loffcn,  bil  er  burd)  bie  für 
bie  preu^ifd)en  SBaffen  unglüdlic^e  ©($lad)t  bei  GoÜin  (18.  ^uni)  toieber  frei 
tourbe.  ,g)ierauf  too'^nte  er  bem  ^ombarbement  öon  3ittau,  ber  ©rftürmung  öon 
©d^toeibni^  unb  ber  fiegreid)en  ©c^lad^t  bei  33re§lau  bei.  ^m  ^^elbäuge  1758 
gehörte  ba§  Ütegiment  2lnfpac^ ,  toeld)e§  borl^er  jur  Slrmee  ^abif'S  gehört  l^atte, 
3U  ber  Don  ®aun.  33ei  einer  3lttac|ue  auf  preu^ifdie  Infanterie  traf  if)n  eine 
^ugel  in  bie  reifte  ^^anb,  ber  Segen  fenfte  fid),  aber  ber  ^rinj  ad)tete  bie  Söunbe 
nid)t,  fonbern  tämpfte  mutl)ig  toeiter,  brai^te  aber  bann  längere  :^d\  bi§  3U 
feiner  ©enefung  ju-  Sie  .ßaiferin  ernannte  i^n  (16.  ^an.  1759)  „toegen  feinet 
tapferen  93erl^alten§  unb  au§  befonberer  @nabc"  jum  Dberften  be§  2Infpa(^er 
ÄüraffierregimentS.  ^ntgelbäuge  1759  too'^nte  er  größeren  .^ricgsereigniffen  nid)t 
bei,   aber  in  bem  gelbjuge  1760  unb  1761  finben  toir  itjn   an  ber  ©pi^e  be& 


8  g^riebtid^  3ofia§,  ^x.  b.  ©ad)fen=6oburg=©aaIfelb. 

Saubon'fdjen  daraBintevcor^S.  (5r  !äm:pite  qI§  ]o\ä)ex  in  bem  ©efedfite  Bei  Sanb§= 
]§ut  (23.Sum),  in  hex  <Bä)laä)i  Beißiegni^  (lö.Stug.)  unb  n)ot)nte  bem  ©türme 
bon  ©d^ttjetbni^  Bei.  9Im  31.  2)eceml6ei-  1761  njurbe  5.  ;3.  tt)ir!ti(^er  Dber[t 
unb  Sommanbant  be§  9legiment§  5ln|pa($.  S^^^^^  "o'fim  ev  nocfi  an  ber  ©c^lac^t 
Bei  9teic^enl6a(^  tf)ätigen  %nt1)dl  (16.  9lug.)-  ^tod^  ber  Seenbigung  be§  jiebcn= 
jäl^rigen  ^riege§  iü^rte  ^rinj  x^.  3.  fein  9tegiment  nat^  Ungarn,  bcfud)te  bann 
feine  ©d^tnefter  in  ßubn^igSluft ,  brachte  1765  unb  1766  bie  ßarneöalseit  in 
3öien  au  unb  too'^nte  überall  frotien  greubenfeften  bei.  ^xn  3f-  1766  luurbe  er 
©eneratmajor  unb  23rigabecommanbant.  1771  feiner  (Stellung  in  Ungarn  ent= 
]§oben  erlfiielt  er  eine  SSrigabe  im  norbujefttic^en  S3öi^men.  1773  marb  er  ^um 
^elbmarfdt)aE=2ieutenant  beförbert,  toar  bonn  1778 — 1788  ©cneralcommanbant 
äu  ^prepurg  unb  tourbe  am  22.  3luguft  1785  bon  ^aifer  ^o]epf)  II.  jum 
(Seneral  ber  Gabaterie  unb  jum  Gommanbanten  bou  ©alijien  unb  ber  Sufomina 
ernannt.  21I§  foI($er  ermarb  er  fitf)  burd^  fein  !Iuge§  33enel^men,  feine  2eutfelig= 
leit  unb  fein  menfc£)enfreunblidE)e§  SBol^Ittoüen  bie  allgemeine  ßiebe  unb  ^^nieigung 
be§  9JliIitär§  unb  ber  Bürger.  3ll§  im  ^.  1788  bie  ^ricg§cr!Iärung  gegen  bie 
jtürfen  erfolgt  mar,  I)atte  ^^rinj  ßoburg  baS  galijifd^e  3Irmeecorp§  ju  befeiiligcn. 
9!Jtit  feinen  Struppen  fd£)tug  er  eine  ^orbe  bon  17000  SLartaren  au§  bem  gelbe, 
eroberte  bie  geftung  6![)otin  (3tuguft  1788)  unb  gemann  in  S}erbinbung  mit  bem 
ruffifc^en  ©enerale  ©utüorom  am  30.  ^uli  1789  bie  (5cf)tadE)t  bei  ^yocffan  über 
bie  Surfen.  5]3rin3  3^.  ^.  ert)ielt  bon  bem  Äaifer  ^o]tpt)  II.  ha^  ©ro^freuj  beö 
mititärifd)en  5)kria=2^^erefia=Crben6  al§  5(nbfn!cn  für  bcn  errungenen  gtaujenben 
©ieg,  mcldjem  balb  nod^  ein  smeiter,  ber  bei  5Kartincftic  (22.  ©ept.)  folgte, 
burd)  meldten  bie  berbünbeten  ruffifd£)en  unb  öfterreid^ifd^en  .g)cere  eine  uncrme^= 
lid)e  93cute  mad^ten.  S)er  ^Prinj  f^.  3.  erhielt  in  fyotge  babon  ba§  ^Patent 
al§  fVelbmarfdfiali.  S)ie  ©djlod^t  mar  um  fo  rut)mmürbigcr ,  al§  man  einem 
bierfad^  überlegenen  O^einbe  gegenüber  ftanb.  3)urd)  ben  legieren  ©ieg  tiatte  fid^ 
ber  5prin3  hen  2Beg  jur  ©inna'^me  ber  @tabt  5ßu!arcft  geba^int,  in  toeldier  er 
am  8.  ^tobember  feinen  feierlid^en  ©injug  t)iett  unb  bie  |)ulbigung  für  feinen 
ßaifer  in  (Sm|3fang  na'^m.  S)aburd^  mar  bie  5ßefi^nat)me  ber  SBaüadiei  boHenbet. 
3)ie  näd)[tc  Söaffentljat  be§  ^Jrinsen  mar  bie  ©innal^me  ber  i^eftung  Crfoma; 
meniger  gtüdftidE)  mar  er  mit  ber  ©tabt  ßJiurgemo,  meld£)e  er  amar  am  2.  S^uni 
einnalCim,  aber  nad)  einem  fiegreid)en  3lu§faIIe  ber  Stürfen  au§  ber  Sfftung  mieber 
aufgeben  mu^te.  ßnbtid^  fam  am  23.  September  1790  ein  äÖaffenftiEftanb  au 
©taube,  meld)em  am  21.  5luguft  1791  ber  fyriebe  bon  ©iftoma  folgte,  ^'rina 
ßoburg  mürbe  l)ierauf  (23.  ©ept.)  aum  commanbirenben  ©enerat  bon  Ungarn 
ernannt.  2lm  15.  Cctober  berlie^  er  23ufarcft  unb  begab  fid^  nad^  ^e\t  unb 
Ofen.  S)a§  @oubernement  bon  Ungarn  bel^ielt  er  bi§  aum  ^.  1793,  mo  er 
aum  britten  ^ale  auf  bem  .^riegafd^auplo^e  ei-fd^ien  unb  neue  Lorbeeren  auf  ber 
militärifd)en  ßaufbal^n  erntete.  S)ie  franaöfifd^e  Ütebotution  gab  baau  bie  S)er= 
antaffung,  in  f^olge  berfelben  berbanb  fid^  ^^reu^en  mit  Cefterreid^,  unb  bie 
franaöfifd)e  ^lationalberfammlung  erflärte  am  20.  Sl^sril  1792  benÄrteg  an  ben 
Äaifer  grana  bon  OefterreidE).  S)ie  f^franaofen  fielen  fofort  in  SBelgien  unb,  o'^ne 
bor^erige  ^ineggerllärung ,  in  ba§  beutfd^e  Üleid^  ein  unb  maren  atter  Orten 
glücflid^.  SDer  gelbmarfd^aH  g.  ^.  mürbe  nun  al§  @eneraliffimu§  an  bie  ©pi^e 
ber  9lrmce  geftettt  unter  bem  2itel  eiue§  9ieid§§=®eneral=5elbmarf(^all§.  9tad^= 
bem  man  in  gran!furt  am  ^Jtain  fidf)  über  ben  getbaugSplan  geeinigt  f)atte, 
reifte  5}}rina  Soburg  (14.  ^febr.  1793)  nat^  goblena  ah.  2lm  l.^Jlära  eröffnete 
er  ben  g^elbaug  bomit,  ba^  er  bie  fyranaofen  hei  S)üren  unb  5llben^oben  fd)lug, 
5Iad^en  eroberte  unb  bie  geinbe  au§  ber  geftung  «Utaeftrid£)t  trieb,  ^e^t  über= 
fd^ritt  ba§  foiferlid^e  |)eer  bie  Waa^  (4.  unb  5.  5JMra),  unb  in  ber  ©d£)lad^t 
bet  9Zeerminben  (18.  9)tära  1793)   unb   bann  bei  Sömen  fiegte  ber  ^ßrina  über 


griebti(|  Sofia»,  ^x.  t).  £ad^fen=6ot)urg=©aalfelb.  9 

S)umouriej  unb  öewirfte  baburd)  bie  Üläumung  SSelgien^  bon  ben  granjofen. 
(Sin  toeiterer  (Sieg  hei  gamarä  (24.  ^lai),  Bei  toelc^em  auc^  ber  ^yelbjeugmeifter 
@raj  öon  ßlerjait  ]xd)  rü'^mli(f)ft  außjeid^nete,  öffnete  bem  ^rinjen  GoBuvg  ba§ 
tran^öfijcEie  Sanb.  (jr  ging  junädift  an  bie  Belagerung  öon  5}alcncienne§, 
roel(i)e§  am  28,  3futi  1793  capitulirte ,  bann  (11.  ©ept.)  ftrecfte  bie  Sefa^ung 
Don  le  Cue§not)  bie  Söaffen.  5Den  9}eifuc^  3um  ßntfaie  biefer  le^teren  fyeftung 
üereitelte  er  burc^  ein  auSgejeid^neteS  ^teitergefed^t  Bei  3lDe§ne5=Ie=fec.  Sie  ftra= 
tcgifd^  toiiijtige  i^eftung  9Jtaubeuge  fonnte  er  nic^t  ncl^men ,  toeil  er  öon  ben 
l^oüänbifdien  9}ev6ünbeten  of)ne  Unterftü^ung  getaffen  tourbe,  unb  er  tüar  ge= 
ätoungen  firf)  auf  ha^  redete  ©ambre^Ufer  3urü(!3U5ie^en.  !^3rin3  Coburg  bradite 
mit  feinen  2;ru^ben  ben  3Binter  auf  fran^öfifc^em  Soben  ju;  ba§  Hauptquartier 
nal^m  er  in  5Jlon§,  fpäter  am  20.  f^eBruar  in  3)atencienne§.  S)er  ^elbjug  be§ 
;3at)re§  1794  Begann  tüieber  gtüdlic^  für^ßrinä  GoBurg,  S)urcf)  bie  (Bä^iadjt  Bei 
Sanbrecies  (17.  Slpril)  fiel  biefc  ^eftung  (30.  %pxxV)  in  öfterreid)if(^e  ^änbe. 
iöalb  barauf  (22.  ^ai  1794)  erfod)t  er  in  ©egenwart  be§  ßaifer§  gi^anj  einen 
glänjenben  ©ieg  über  bie  g^ranjofen  Bei  Xournai) ,  unb  am  16.  3uni  einen 
5h)eiten  an  ber  ©ambre.  S)emungea(^tet  BlieBen  bie  ©iege  be§  ^rinjen  erfolglos, 
tueil  i^m  bie  not^tocnbige  Unterftü^ung  öerfagt  tüurbe  unb  mel^rfadie  ÄaBalen 
unb  ^ntriguen  bie  Gint)eit  in  ber  ^Irmee  ftörten.  Saju  fam  nocf)  bie  mangel= 
l^afte  SJerpflegung  ber  Slrmee,  meiere  bie  ^RannS^u^t  loderte.  Um  bem  Ie^t= 
genannten  UeBel  aB3u'f)elfeu,  toanbte  fic^  ber  ^4>i'in5  f(i)riftti(i)  an  bie  dürften  unb 
33etDo'^ner  bc§  9tt)ein§  unb  ber  "OJlofel  unb  Bat  um  Unterftü^ung.  3tBer  umfonft. 
S)er  ^rin3  mu^te  ftd)  l^inter  bie  5[Raa§  mit  feinem  ^eere  surücfjie^en  unb  fomit 
ganj  23elgien  räumen;  er  mar  ju  f(^ma(f)  gegen  bie  UeBerma(i)t  ber  fran5öfifd)en 
©treitfräfte.  Sief  gefränft  burc^  allerlei  5Jtad)inationen,  öoll  Äummer  über  ben 
troftlofen  3uftanb  ber  'JIrmee,  ber  er  ungead)tet  feiner  Bemü'fiungen  nid)t  l^elfen 
fonnte  unb  gebeugt  öon  för^jerlic^en  ©c^merjen  —  modjenlang  litt  er  am  5totl§= 
laufe  be§  redeten  i5fU§e§,  mag  i^n  f)inberte,  ein  ^Isferb  ju  Befteigen  —  entfd)loB 
er  fic^  am  9.  5tuguft  1794  fein  2lBfc^iebsgefud§  Beim  ^aifer  cinjureid^en.  5)ht 
tief  Bemegtem  ^erjen  fd^ieb  ber  ^rinj  am  31.  3Iuguft  öon  ben  ©eneraten  unb 
©taB§officicren  ber  Slrmee.  S)er  ^^rinj  f)atte  in  13  gelbjügen  16  ©d£)Iac^ten 
Beigetoo'^nt,  in  10  an  ber  ©pi^c  ber  §eere  geftanben,  7  toarcn  fiegrei(^,  2  un= 
entfd^ieben  unb  nur  1  ^Bei  Jurcoing)  ungtüdlid^  getoefen.  5lm  11.  ©eptemBer 
1794  fe^rte  er  in  feine  3}aterftabt  (EoBurg  jurücE  unb  öerteBte  feine  nod)  üBrige 
SeBen§3eit  in  ftxEer  ^urüdgejogentieit.  (5r  faufte  fid^  auf  bem  fogenannten  33ürg= 
la^  mel^rere  ©runbftücte  unb  erbaute  ftd^  bort  einen  ^^^ataft,  bem  er  bie  ^nfi^rift 
gab:  -„Peractis  laboribus".  (Sr  öertrieB  feine  3fit  i^i^t  ber  2tBfaffung  feiner 
SeBen§gefd§idf)te,  bie  er  1799  Beenbetc,  unb  mit  SSrieffdfjreiBen  an  feine  3a^treid£)en 
fyreunbe.  ^m  i^reife  feiner  ^iniitie  fül^Ite  er  fid£)  glüdfUd^  unb  nur  einmal  marb 
bie  ßinigfeit  geftört  burd^  ben  5)^inifter  öon  ^retfdlimann ,  beffen  be»potifdE)cr 
SBiHfür  ber  ^rin3  mit  gan3er  Gntfd^ieben^eit  entgegentrat.  3il§  9Ieltefter  im 
6rneftinifdl)cn  .^aufe  erhielt  er  im  ^.  1801  nac^  bem  5lBIeBcn  be»  ^rin3en 
2lbolpl^  öon  ©a(^fen=@ot^a  ba§  ©enioratSamt  OlbiSteBen,  ober  öielme^r  bie  @in= 
fünfte  biefe§  5lmte§  im  Betrage  öon  2000  2;i^atern  jä'^rlidfi.  Äur3  öor  feinem 
£obe  erlebte  er  no(^  bie  greube,  ^^ranfreid^  Beftegt  3U  fe!§en,  toornac^  er  20  ^al^re 
öorl^er  öergeBeng  getrad^tet  ]^atte.  ©eine  ^auö^ätterin  2§erefe  ©troffedin  töar 
i'^m  an  bie  linfe  ^anb  angetraut  unb  ber  öfterreid^ifd)e  Lieutenant  öon  9iol)mann 
mar  fein  ©o'^n.  ©eine  entfeelte  ^ülle  mürbe  in  ber  ©tabtfird^e  3u  GoBurg 
Beigefe^t. 

51.  b.  aBt|leBen,  5prin3  griebridf)  :3ofia§  öon  ßoburg  =  ©aalfelb.     Berlin 
1859.     3  Bbe.~  Bed. 


IQ  O^tiebttd)  II.,  G.  a?.  t).  galabitrg. 

g-ricbrid)  II.,  ßvjbifdpi  öon  ©aljburg  (f  7.  ?Ipn(  1284),  aug  bem 
ebeln  ©ejc£)Ied)te  bct  3Bald)en  aui  bem  „SBali^ent^urm"  im  ^injgau,  bic  öieUeicC)t, 
wie  bcr  5tame  bejagt,  romani|rf)en  UrjpvungeS  ttjaven.  Unter  feinem  SJorganger 
SBtabiSlQtü,  bem  fdilefifc^en  ^Maftcnfürften  unb  S5ettev  Äönig  £)tto!ai-§  II.  bon 
SSö^men,  ©ompro^ft,  gelctjrt  unb  gcf^äit§gemanbt,  übernahm  x^.  naä)  befjen 
2:obe  grü{)|Qt)r  1270)  nl§  ei-tt?Q{)ttfi-  9)letvo)3olit  bie  ^^ü'^rung  be§  4-)od)[tifte§  in 
|d)limmfter  3eit.  ©in  gettjattigcr  33ranb,  bev  ©atäbuvg  gvo|ent:^eil§  einäfc^erte, 
unb  gjiiBtt»Qd)§  mit  »ielem  ßlenb  im  ©ejolgc  crfdimevtcn  nid)t  tt)enig  bie  elften 
©djvitte  be§  neuen  6t3bifd)ofe§.  5(ber  and)  feine  ©tcllung  ju  bem  mäd^tigften 
91a(^bar,  bem  genannten  5pi-emt)fliben  Oltofav  IL,  tvax  ungemein  toiberfpvud)§= 
öoü.  £)enn  biefer  ipevrfdjer ,  in  beffen  ßanben  Defterrcid),  ©teicrmarf  unb 
.Kärnten  bie  auSmärtigen  ^Befi^ungen  be^  <^-)od)ftiitc§  lagen,  mar  ein  burdf)  frühere 
©elegentjeiten  öertnöl^nter  (5d)ul?t)err  ©atjburgS.  ^^^ei  ßr^bifdiöfen ,  ben  beiben 
S3orgängcrn  5riebiid)§,  5pt)ilipp,  bem  fpon'^eimifdjen  C^ei-'äogSfol^nc ,  unb  jenem 
äöIobiMam,  l^atte  ber  böf)mifd)e  ^o]  burd)  feinen  großen  (Sinflu^  bei  ber  6urie 
3U  if)rer  äöürbe  t)erl)otfen.  Dttofar  betrad)teie  fid)  gemifferma^en  al§  ©ormunb  ber 
fal^burgifdien  5Retropotc ,  mäl^renb  ber  neue  Äirdienfürft ,  ein  ^ann  bon  fräf= 
tigem  (Jigenmiüen  unb  nid)t  o|ne  ß^rgeij  in  politifi^en  S)ingen,  bic  öoHe  ©elb= 
ftänbigfeit  geminnen  unb  bftjauptctt  mottte.  3unäd)ft  benat)m  fid^  ©r^bifdiof  5. 
bem  mäd)tigen  ^crrft^er  gegenüber  mit  ftuger  33ered)nung,  gef(^meibiger  5£ftig= 
feit;  benn  nod)  I)atte  er  ba§  ^^pallium  in  9tom  nid^t  ermirlt,  unb  bic  befonberS 
an  .Kärnten  I)a|tenbcn  9tecf)t§ftreitigfeiten  jmifc^en  bem  (SrjbiStl^um,  at§  Sn'Eiaber 
großer  ßiegenfc^aiten  unb  'DJu^ung§red)te,  unb  ber  fierjoglidjcn  ©emalt  mact)ten 
rofd)e  unb  m5glid)[t  gebeit)Iid)e  5Iu§einanberfe^ungen  notljtrenbig.  S)er  9}ertrog, 
ben  Äönig  Dttolar  II.  mit  gr^bifd^of  g.  ben  12.  2)ecember  1270  ju  ^uben-- 
burg  im  ©teierlanbe  abfd)(o^ ,  bemeift  am  beften ,  toie  ber  33ö^men!önig  bem 
neuen  ^Jtetropotitan  entgegenfam,  um  fid)  feiner  (Geneigtheit  3u  berfic^ern,  unb 
aud)  im  ^.  1271,  mo  mir  ben  ©al^burger  in  Söien  unb  bann  (:3uti)  in  ^^U-ag 
bei  Ottofar  II.  boxfinben,  fd^ien  nidE)t§  auf  bie  f)arten  Mmpfe  fc£)iic§en  ju  laffen, 
bie  alSbalb  3mifd)cn  beiben  au§bradt)en;  benn  f^-.  bett;ätigt  fidf)  3.  5ß,  al§  einer 
ber  9}ermittler  be§  tt)id)tigen  ^^riebenS  ^mifcEjen  bem  53ö^men=  unb  Ungarnfönige. 
^m  ©pätjaljr  1272  begab  fid^  bcr  ßr^bifd^of  nadf)  9tom  jum  5pap[t  Tregor  X., 
um  fid)  ba§  Pallium  5U  '^olen.  (Jr  gelangte  ba^u  1273,  mu^te  jcbod)  fd^lieBHd) 
noc^  bie  großen  ©(^ulbcn  3a{)ten,  meld)e  fein  SÖorgängcr  lUridE),  öormalS  35.  b. 
©edau  unb  5lebenbut)ler  ^4^t)i(ibb§,  buri^  feine  bernnglüdten  23eftrebnngen  am 
1.  ©ebtember  1265  jur  Slbbanfung  gcitoungen,  in  feiner  ©elbnott)  fid)  auf  ben 
^aU  getaben  l^atte  mib  auf  bereu  Segleid^ung  bie  ßurie  mit  Sä^'S'ffit  beftanb. 
S)ie  2Bat)l  tiJnig  9tubolf§  öon  |)ab§burg  (6ept.  1273)  ift  ber  entfd)eibenbe  ?aigen= 
blid  im_  bolitifd)en  Seben  be§  erjbifd)of§  ^.  geft  entfd)toffen ,  burd)  ^artei= 
na'^me  für  ba§  neue  9teidf)§oberl)aubt  feine  eigene  ©tcHung  £)tto!ar  gegenüber 
ab^ugrensen,  mirb  ber  5Jletrobolit  öon  bem  ^ogenauer  .^^oftage  (^ebruar  1274) 
an,  ber  if)m  eine  iSd)u^ur!unbe  be§  beutfd)en  Königs  berfd)afft,  beffen  jätiefter 
9In:§änger  in  ©übbeutfd)lanb.  5Jlit  biefer  ©efinnung  '^atte  er  fic^  3ur  2X)omx 
Äird)enüerfammlung  begeben,  bie  feit  ^Jtai  1274  unter  bem  SJorfi^e  be§  ^apfte§ 
tagte.  Sm  luguft  übertrug  i^m,  unter  Sei^ülfe  beö  ^^affauer  unb  9iegen§= 
bürget  Sifd)ofe§,  Äaifcr  Üiubolf  bie  Süfirung  ber  9ieid£)§gefd)ätte,  ben  17.  ©ep= 
tember  fd)rieb  ^^bft  ©rcgor  X.  au§  ßt)on  an  i:§n  in  ^Bejug  be§  üom  römifd^en 
©tut)Ie  ge|)Ianten  Äreu33uge§,  unb  öcm  29.— 31.  Dctobcr  bcfdjäftigte  fidt)  bie 
'^roöinjialftjnobe  ju  ©al^burg  mit  bicfem  ^Nrojectc  unb  einer  9iei:^e  mid)tiger 
geiftlid^er  gjta^regeln,  meldtie  inSbefonbcre  gegen  mcltüd^e  ilkrgemattigung  be§ 
6Ieru§  unb  feiner  9ted^te  fid)  fet)rten.  e§  mar  bie§  um  fo  aeitgcmä^er,  a(§  fidf) 
balb  ber  SSru^  be§  (JrjbifdiofeS  mit  Äönig  Dttofar  boüjog,   &.  33annfrud§  unb 


Qxxtbxxä)  IL.  e.  33.  ti.  Satabutg.  11 

^jnterbict  wibev  beu  3?öl!)menföm9  unb  beffcn  i^aube  bereit  l^ielt,  überbie§  aUeä 
auTbot,  um  feine  Suffragane  öon  bem  ^vcmljjüben  abpjictien  unb  iüi*  bie  ©ac^e 
9luboti§  3u  gewinnen.  5Die  5(ufgabe  wax  um  |o  f(f)ttjienger,  a[§  fid^  bev  58ö^men= 
fönig  nod^  im  isolIBefi^e  feiner  93kcf)t  befanb ,  an  einen  offenen  5IbfaII  ber 
9tlpen(anbe  bon  i{)m  noc^  nid)t  ju  benfen  war  unb  —  abgefe^en  öon  ber  9türn= 
berger  ';}tei($§'£)offa^ung  be§  ^]loöember§  1274  —  noc^  feine  birecte  ^a|rege( 
be§  neuen  i?ömg§  5)eutf(^(anb§  gegen  Ottofar  ficC)  öolljog;  ber  4^ab§burgc¥,  noc^ 
meit  entfernt  bon  ber  ^teciitung  unb  SBefriegung  be§  gewaltigen  @egner§,  auc^ 
feine  5[)k(i)tmittet  befa^,  feine  Sln^nger  im  öftticfien  5IIbenIanbe  ju  fc^ü^en. 
2)ie  Ö'orrefponbeuä  bc§  eräbif(i)of§  bom  (5|)ätjat)re  1274  bi§  3um  Wdx^  1275 
übcrftrömt  üon  Ätagcn  über  £)ttofar§  ©ewaltt^tcn  gegen  bie  SBefi^ungen  unb 
Ütec^te  ©aljburgg  unb  5ßitten  um  .g^ülfe.  £enn  im  äßinter  1274—75  lie^  ber 
58öf)mcnfönig  bie  Sefi^ungen  ©atjburgS,  namentlich  in  .Kärnten,  furd)tbar  |eim= 
judien.  Ueberbieg  ftanb  bamal§  ber  ©ecfauer  S3ifct)of  3Sern|§arb  auf  Cttofar§ 
©eite  unb  ber  g-reifingcr  ^onrab  fpielte  eine  fe^r  ^weibeutige  9toEe.  ^a  ber 
(Secfauer  ent3og  bem  ©räbifdjofe  ben  ganzen  Soben  feiner  SBirtfamfeit  in  ber 
©teiermarf  unb  lie^  es  fogar  an  einer  ©d)mä^fc^rift  Wiber  Äönig  iRubolf  nirf)t 
feilten.  Slnbererfeits  toünf3)te  jeboc^  Ottofar  mit  bem  ©at^burger  5]letropoIiten 
fid)  ju  öergleic^en,  um,  angefi(f)t§  ber  Unbermeibtid^feit  be§  ßonfücteg  mit  9tu= 
bolf,  ben  wichtigen  Äirc£)enfürften  gu  entwaffnen,  ©o  fam  e§  ju  ben  5)kiber= 
^nbtungcn  be§  ^.  1275  jwifd^en  Seiben.  ^.  tjatk  jebod^  p  entfcf)ieben  9tu= 
bolf§  ©ad)e  3U  ber  feinigen  gemad)t,  a(§  ba^  ein  5Iu§glci(i)  ^Wifc^en  i^m  unb 
bem  SSö^menföuige  möglich  war.  Um  fo  fcf)Werer  laftetc  nun  beffen  ^einbe§= 
^anb  auf  bem  (Srjftiftc,  unb  ba§  ^Jknbat  9iuboIf§  bom  24.  9iobember  1275, 
man  möge  ber  ©al^burger  Äir(i)e  unb  beren  ©uffraganen  SSeiftanb  wiber  alle 
9flei(f)§ieinbe  leiften,  fonnte  Wenig  ^Ib'^ülfe  gewätiren.  ©o  erneuern  ftdE)  benn 
bie  .Etagen  unb  .gjüfferufe  be§  ^Jletropoliten ,  beffen  ©uffragan,  ber  ©ecEauer, 
enblic^  bod)  bon  Dttofar  abfiel.  Slle  nun  bie  Sntf(i)eibung ,  ber  9tei(f)efrieg 
wiber  ben  ^öö^menfönig  in  6ang  fam,  war  einer  ber  t^ätigften  babei  ber  ©atj^ 
burger,  bon  wetd)em  fogar  ber  urfprünglidie  f^elbjugsplan  be§  ^.  1276  mit 
entworfen  würbe.  Sei  bem  3Ibf(i)luffe  be§  wichtigen  Dtobemberfrieben§  awifc^en 
Ütubolf  unb  Ottofar  im  ßager  ju  Söien  War  aurf)  %.  tf)ätfg.  ©eine  entfc^iebene 
5parteina'f)me  rühmten  aud)  bie  Snabcnurfunben  9tuboIf§,  um  fo  me^r,  a(§  e§ 
il^m  um  bie  Erwerbung  ber  ©aljburger  Selben  für  fein  ipaue  ju  tf)un  War. 
^n  ber  gjkrc^felber  3Iuguftf^Iacf)t  bom  3.  1278  fehlten  bie  Ärieger  be§  Qxy- 
bif(^ofe§  nic^t.  6r  felbft  erfd)ien  bann  im  2ager  bor  ^olin  unb  ©eblec,  um 
ben  ^rieben  jwifdien  S3ö'f)men  unb  ,^önig  ütubolf  oermitteln  5U  l^elfen.  2öieber= 
^olt  gewat)ren  wir  ben  ßräbifd^of  in  ben  S.  1279—81  am  fönigtici)en  ^ortager, 
an  Wicf)tigen  5lbmarf)ungen  bet^eiligt.  f5ür  ben  Sanbfrieben  im  eigenen  ©ebiete 
gab  e§  mand)e§  ju  tt)un.  ©o  ftörtc  benfelben  ber  fa(jburg{fcf)e  Sogt  im  Sun= 
gaue,  Otto  b.  ©aurau  (1281),  unb  um  biefelbe  3"t  beunru'tiigte  ber  einfüge 
3lnf)änger  DttofarS ,  2öien§  geWefener  Sürgermeifter ,  ^J^attram,  ber  fi($  ben 
[yotgen  ber  9l($t  burif)  bie  (5r(u(^t  ju  §einri(^  bon  Saiern  entzogen,  bon  Äarl= 
ftein  bei  3tei(i)en|alX  au§,  im  ßinberftänbniffe  mit  bem  2ßittel§bad)er,  ba§  6o(i)= 
ftiftlanb.  6»  fam  nun  ju  einem  neuen  Sergleidie  mit  Saiern,  ben  jebodf)  ber 
auöbrecfienbe  ©treit  .jwifi^en  Äönig  9llbrec^t  I.  unb  .^ersog  ^peinric^  wicber  um= 
fto^en  fottte,  ba  ber  Habsburger  ben  Seiftanb  unb  bie  ^riegsptfc  be§  ©al3= 
bürgert  in  älnfpiud)  na|m.  '^oä)  würbe  bie  ©adje  noc^  bor  bem  blutigen  2tu§= 
trage  fricblic^  beigelegt.  S)er  le^te  potitifdie  5lct  be§  (Jrjbifc^of«  war  bie  Se= 
let)nung  ^erjog  3Ubrccf)t§  I.  mit  ben  falaburgifc^en  ^e^en  (9.  gebrar  1284). 
Salb  barauf  fd)ieb  griebricf)  b.  aSald^en  (7.  Slprit)  au  ^riefad^  au§  bem  Seben, 


12  g^tiebric^  III.  —  griebtid)  IV.,  6.  SB.  b.  Satsburg. 

einer    ber   ^oUtifd)    rül^rigfien   531etro|)oaten  unb   Söieberl^erfteEei;  be§  ?Infc'f)en§ 
ber  ©atälBurger  Äiic^e. 

3)te  äöerfe   ü6er  ®efd^.   be§   ^^ocEiftiiteg  SaljBurg  t)on  <g)unbt,    5}le^ger, 

^anfiä,   Meinmet^er,   3Quner,   ^iä)Ux.     ^urj,  @efd).  Deften.  u.  Dttofar  u. 

3lI16rect)t  I.     ^opp.  @e|(^.  b.  eibgen.  23ünbe,  I.  II.     O.  Sorenj,  S).  @ef($.  i. 

13.    u.    14.    SQl)ri). ,     1.    2.      ^anbö.    b.    @ef(^.   ^övntcn§,    IV.   1.   9t6tf). 

t).  jtangl,  Sie  6orr.  ßräb.  5-riebxirf)§  mit  Stubolj  I.  in  Sobmann'S  Cod.  epist. 

r.  Rudolpbi.     ©toBBe,  Summa  curiae  regiae  i,  14.  23be.  b.  5tr(f).  ].  Ä.  ö.  ®. 

III.,  unb  d^mcFä    3Iulf.    im   108.   ^.   ber   2Biener   Sat)i-B.    f.    Sitt.    u.    Ä. 

(1845).    Urtunbl.  gjlaterial  3.  ©aljb.  ^ird^enftreite   al§  ©rgänaung    3U   Sirf)= 

nolü§fi'§  ©efc^.  be§  .^.  ^aBgburg.    Sb.  I.  Ärone§. 

^^-ricbrid)  m.,  erabifcEjoi  üon  ©aljBurg  (t  30.  mäx^  1338),  au§  bem 
fteiermürfifdfien  5Jlini[terialcngefd)Icd)te  bc§  ©aljBurger  §od)[tifte§,  bog  fid) 
ö.  Seibni^  jd)rieb,  julc^t  2)ompvot)ft  ju  ©al^Burg,  hjurbe  am  24.  CctoBcr  1315 
äum  9tQd)folger  be§  furälebigen  ^Jletro^olitcn  SBic^arb,  au§  bem  ^auje  ber  ^oU 
Reimer,  ertoä^lt,  unb  erlangte  su  3lt)ignon  nic^t  ot)ne  nam'^aften  ©elbauimanb 
ba§  ^^allium.  £>ie  ^Injänge  feine§  er^bifdiöflidien  3Baltcn§  fielen  in  bie  bemegte 
3eit  be§  Z^xontümp]e^  äroijd^en  griebrid)  bem  ©(^önen  öon  .^abSburg  unb 
Submig  bem  23aier.  ©ctreu  ben  politischen  ©runbfä^en  feiner  beiben  95orgänger 
l^ielt  e§  ber  neue  5)htropotit  mit  bem  .Spaufe  Defterreic^ ,  Ittie  e§  bie  58unbes= 
urfunbe  t)om  5.  S)ec.  1318  barttjut.  Um  jo  mel^r  faf)  fid)  (Salzburg  ben  S'^inb^ 
felig!eiten  ber  16airifd)en  2BitteI§bad)cr  auSgefe^t.  (Srabifdiof  g.  III.  maditc 
1322  bie  üert)ängni|öoIIe  ©eptemberfd)Iad)t  bei  53tüt)tbori  unb  SImpfing  mit; 
entging  tüol  felbft  ber  ©efangenidiait,  öerlor  aber  3al)Ireic^e  S)icnftmanncn,  tueldie 
er  au§  i>einbe§I)anb  mit  fdiloerem  ©elbe  löfen  mu^te.  S>od)  beugten  if)n  meber 
bie  ©d)reden  be§  langen  2;t)ronfrieg§,  noc^  bie  finanzielle  6rfd)öpiung  unb  cben= 
fomenig  bie  9teid)§ad)t  Submige;  er  blieb  feiner  ^^arteiftellung  getreu,  um  fo 
mel)r,  ba  ^apft  ^oljann  XXII.  ben  .^ampf  gegen  Submig  ben  SBaicr  aufna'fim, 
S)er  ©aljburger  ejcommunicirte  nun  ben  2BitteI§bad)er.  2Bir  finben  aud^  fy. 
3ur  3fit-  ö^§  3mifd)en  ßönig  Submig  unb  ben  ^abeburgern  fvricben  mar,  i>a= 
gegen  biefe  megen  ber  Kärntner  6rbfd)aft  gegen  Suj-emburg  ruften  mußten,  jum 
Söaffenbunbe  mit  ben  .^er^ogen  Sltbrec^t  II.  unb  Otto  öon  Ocfterreid)  bereit. 
S)od)  !am  c§  nid)t  jum  Kriege.  5Iu§  ^^rriebrid^S  geiftlid)er  SSermaÜung  feien 
bie  ^cfd)lüffe  ber  g-riefad)er  ^^-^roöinjiatftinobe  öom  ^.  1337  t)ert)orgel^oben, 
toorin  intereffante  6a^ungen  über  bie  33erpflid)tungen  unb  ben  SebenSmanbet 
ber  ßlerifer  ent^atten  finb.  (5§  finbet  fid^  beifpiel§meife  barunter  eine  5öeftim= 
mung:  Äein  ßlerücr  bürfe  einen  ©o'^n  bei  fic^  ober  feinem  23icare  im  S)ienfte 
lialten.  5lud)  tuirb  ber  überflüffige  58efud)  ber  2Öirt{)§t)äufer  feiten§  ber  (Seift= 
lid^en  öerpönt.  —  S)a§  SanbfriebenSgefe^  bom  ^.  1328  ift  eine  Erneuerung 
älterer  ©a^ungen  biefer  3Irt.  5Iud)  ba§  33ürgerfpital  ju  Salzburg  erinnert  an 
ben  ßird)enfürften,  ber  am  30.  ^J^ärj  1338  ftarb. 

Sie  gleite   Sitt.    toie    bei    ßrsb.    fyriebrid^    II.     UeberbieS:    g.    Äurj, 

Cefterr.  u.  Ä.  ^riebrid)  b.  ©c^.  unb  Deftcrr.  u.  ^.  ^Ubrec^t  II.  (1818.  19). 

ßi(^nom§!i,    @efd§.    be§  ^.  ^abSburg,  4.     Söeed^ ,   Ä.  Subtoig   b.  23.  u.  Ä. 

Sofiann  b.   93öl)men  (1860).     ^^fannenfd^mib ,   Sie   @d)Iad)t  bei   «JM^orf, 

Srorfd^.  3.  beutfd).  @efd).,  III.  IV.     Söced)  über  ben  gleidien  ©egenftanb  ebb. 

IV.     Sie  6onci(befd)lüffc  in  ber  Sammlung  öon  Salf)am,  Conc.  Salisb. 

Ärone§. 

gricbrit^  IV.,  grjbifdiof  bon  ©aljburg  (t  3.  Slpril  1452),  ftammte  au§ 

bem  .^aufe  ber  fteiermärfifd)=öfterreid)if(|en  ^Jlinifterialen  Sruc^fe^  öon  @mmer= 

berg.     3ll§  Sombed)ant  fal)   er  nad)   bem  2:obe  be§  ßrjbifdiofS  ^o'£)ann  II.  in 

bem  Söal)lt)anbel  ben  Sompropft  ©igmunb  öon  SöolferSborf  öon  einer  ftarfen  5)3artei 


fjriebticf)  IL,  .^.  ü.  Sicgni^.  13 

begünftigt,  berftanb  eSjeboc^  burd^  ein  gefcfitrf te§  ©trategem  biefem  üliöaten  ob juiiegen. 
^m  ©pätja^re  1441  6r§16ifd§of  getüovben,  beianb  ficf)  S-  IV.,  toic  fo  mantfier 
2lmt§genoffe ,  in  nic£)t  geringev  Slerlegen^eit ,  ttiel(f)e  ©teüung  er  ai§  65üeb  bcr 
^iemrrfiie  unb  be§  beutft^en  9lei(f)e§  3lDtf(i)en  bem  33a§teL-  ßoncile  unb  bent 
5papfte  @ugen  IV.  einnehmen  fotte.  Sebenjaüä  jaulte  er  nicf)t  ju  ben  ©rf)(cpp= 
trägem  ber  ßuric  ober  ben  eigentli(^en  ^apaüften,  umfotoemger,  at§  ba§ 
2tji|atfenl6urg=2öiener  Soncorbat  (1448)  atotfc^en  bem  5pap[t  unb  ^önig  2fticb= 
rid^  IV.  (III.)  bie  5[)letropotiten=  unb  le^cnSmä^igen  9ted)te  ©aljburg^  ju 
©unften  ber  öfterreid^ifc^en  ßanbe§^o!§eit  fd)äbigen  ju  tooüen  fct)ien.  2l(§  iebo(f)  3ßapft 
5Zicolau§  V.  ben  SräBifc^of  über  bteje  OtücEwirfungen  be§  genannten  6oncorbate§ 
beruhigte,  bequemte  fic^  (e^terer  ju  beffen  Slnerfennung ,  toelc^e  er  früher  ber= 
toeigert  ^atte.  5(n  i^rrungen  mit  33aiern,  ©rneuerungen  alter  ©treitigfeiten  mit 
bem  ©tijte  35erd)te§gaben  über  ^o'§eit§=  unb  9}ogtcigemaIt,  beSgteii^en  über  ba§ 
leibige  ©al^monopol  fehlte  e§  ni^t.  (5r5bif(^o|  5-  gehörte  nic^t  ^u  ben  fjfveunben 
rigoriftifd^er  Oieformen  in  ürd^lid^en  S)ingen.  3)ie§  jeigte  ftdE)  am  beften,  al§  er  laut 
päpftlii^er  3lufforberung  mit  bem  Segaten  9litta§  S'^reffj  tion  Äue§  (Cusanus), 
einem  ber  iBaSler  Otetractanten  unb  neuerung§ju(i)tigen  Eiferer,  eine  ^proöin^iatfQnobe 
3U  ©aljburg  ab'^ielt,  unb  ebenfo  bei  ber  burdC)  ben  genannten  Sarbinal  ^Jtoüember 
1451  in  ©aljburg  anberaumten  ßlofterbifitation.  ly.  tootlte  3.  33.  ben  5Zonnen 
manifie  liarmloje  ßicenjen  gctoii^ren,  brang  aber  nic^t  burc^.  @r  fcfiieb  ben  3. 
Qtpril  1452  nacf)  ber  .^eimfe^r  bon  bem  öanb§l)uter  S3ermäl)tung§tefte  ^erjog 
ßubtoigä  be§  Dl.  au§  bem  2tbm. 

2)ie   allgemeine   Sitt.    über  ©aljburg   f.    bei   (^riebric^  II. ,   fobann   bie 

Berte   jur   ©efd^.    i?.   5riebrici)§    III.   u.   f.   Seit.     ^.  Äur^,    ^-riebrid^   IV. 

(1812).    Si(^noio§li,   (Befd^i^te  be§  ^auje§  öab§burg,   7.  33b. 

J^  r  0  n  e  §. 
g-vicbritfl  11.,  .^eraog  bon  Siegni^  (nad^mal§  auc^  bon  33rieg  unb 
3ßol)lau),  geb.  am  12.  ^ebr.  1480,  geft.  am  17.  ©ept.  1547,  einer  ber  he= 
beutenberen  beutfi^en  (dürften  be§  9ieformation§,5eitalter§,ber33egrünber  berfpäterfo 
folgenreidt)  geworbenen  33erbinbung  be§  piaftifd^en  mit  bem  ^o^en^oüerjcEien  .^oufc. 
33et  bem  2obe  feine§  33ater§  (Q^riebrii^  I.)  1488  nodf)  unmünbig,  trat  er  erft 
1499  bie  Ütegierung  in  Siegni^  an,  5Srieg  feinem  jüngeren  SSruber  @eorg  übcr= 
lajfenb,  nac^bem  er  bie  testen  2  i^alire  am  ^ofe  feine§  Dberle^enel)errn,  be§  l?önig§ 
bon  Ungarn  unb  S5ö^men  3Blabt)|lato  bermeilt  l)atte,  beffen  (Sunft  er  in  fo  l^o^em 
(Brabe  ^u  erwerben  mu^te,  ba^  berfelbe  i^m  1511  baS  wichtige  Utä)t  ber  freien 
35erfügung  über  bie  if)m  untertoorfenen  SanbeSgebiete  entgegen  ben  alten  Sel^n§= 
bcrträgen  unb  1515  fogar  bie  .^anb  feiner  ©dfimeftcr ,  ber  polnifd^en  ^önig§= 
tod^ter  (älifabef^  getoä^rte,  nad^  bereu  frühem  2:obe  1517  er  bann  1519  bie 
^o^en^oÖernfd^e  ^^rin^effin  ©op^ie  "^eimfü^rte ,  bie  ©dtjtoefter  jenes  ^Jlarfgrafcn 
®eorg,  ber  bie  ^errfd^aft  feine§  ,g)aufe§  in  ©(Rieften  begrünbete,  unb  3llbred£)t§,  be§ 
erften  ^^erjogS  bon  ^reu^en.  S)affelbe  bem  jungen  ijerjog  i^.  eigene  tiefere 
religiöfe  @efü^l,  toeld^e§  i^n  nod§  1507  eine  Söattfai^rt  naä)  bem  "^eiligen  ßanbe 
antreten  lie§,  betoog  il§n  aud^  3U  ern[tli(^er  SSefd^äftigung  mit  ben  .^becn  ber 
5ieformation ,  benen  er,  toenn  er  gleicf)  im  Slnfang  fte  al§  rebolutionär  fi^cute, 
balb  nä^er  getreten,  feit  1523  in  feinen  ßanben  befonnen  unb  otjne  (5Je= 
mattfamfeit  Eingang  berf (Raffte ,  buri^  Slnftetlung  reformatorifcf)  geftnnter 
5ßrebiger.  @r  mar  e§  aud^,  ber,  al§  Äönig  g^erbinanb  1527  gjlanbate  gegen 
bie  Steuerungen  erlief,  in  einer  mit  9tect)t  berül)mt  gemorbenen  9ie(^tfertigung§= 
fd^rift,  ber  fogenanten  „®runb=Urfad)"  äugleic^  mit  5Jlä^igung  unb  ^Jeftigfeit 
feine  reformatorifdt)en  ©d£)ritte  bert^eibigte.  S)iefe  ©d^rift  unb  namentlid^  feine 
gteidt)faE§  im  ^.  1527  beröffentlic^te  „Slpotogie"  jeigen  ben  öerjog  bamat§  ben 
ße^ren  be§  fdf)lefifd§en  9leformator§  ßafpar  b.  ©rf)menffelb  jugemenbet,  bon  bem 


l_^  gtiebricf)  IL,  .&.  l).  Siegni^. 

man  ja  üovne^mUcf)  anä)  fageu  barj,  bafe  er  im  ^mtk  be§  2l6cnbmaf)I§  ben  tejov^ 
matoxij^en  ©ebanfen  in  lüüibigerer  geiftigerer  äöeife  aujju|afjen  tDu^te  at§  ba§  ftarre 
ßut§ertf)um.  ©ein  entf^iebeneS  ^feft^alten  an  ber  neuen  Se^re  lioaxh  um  jo  n»id)tigci-, 
al§  feit  1527  bie  Dbevtcf)n§'§of)cit  über  <Sd()tefien  mit  ber  BD'^mijd)en  Äönigsfrone 
an  ba§  ipau§  <s^a6s6urg,  unb  jtüar  an  gerbinanb  I.,  einen  ©egner  0er  ^tejormation 
fam;  g-.,  feit  bem  2obe  feinc§  finberlofen  33ruber§  ©eorgä  I.  (1521)  jugleid) 
^er^og  tion  33rieg,  burc^  ^auj  in  ben  Se[i^  auc^  be§  ^erjogtl^umS  äBo'^tau  ge= 
langt,  ^janböcfi^er  bon  ©logau,  loar  ber  mäc^tigfte  fyürft  ©ii)tefien§,  beffen  Dber^ 
fiau^tmannfd^ajt  er  auc^  längere  3eit  bertoaltete,  unb  nod)  größer  njarb  fein 
(^inM  baburd^  ,  ba§  fein  ©cfiroager,  5)larfgrai  ©eorg  bon  ^oljtn^oUnn,  ber 
feit  1523  im  Söefi^  bon  ^agcrnborj  balb  bie  .lperr|ct)aiten  öon  ^Beuf^en  unb 
Oberberg  baju  erwarb  unb  aud)  bie  großen  .s^er^ogt^ümer  Dppctn=9tatibor  lDenig= 
ften§  ^ianbtneife  in  feine  ipanb  brad)te,  unb  fo  in  Gberfc^Iefien  ebenfo  einflu|= 
xeiä}  ioar  mt  i^.  in  ^hcberfc^lefien,  fid)  if)m  auf§  engfte  anfd)IoB.  Sn  ber  3:^at 
erfd^eint  g.  an  ben  ^)lngelegenf)eiten  be§  fjo^enjoüerfdien  @cfd)ted)te§  auf  bo» 
leb'^aftefte  bettjeiUgt.  Ör  ift  e§  gettiefen,  ber  bie  erbrec^te  ber  jüngeren  Sinie 
3U  ©rünberg  unb  ^^ptaffenberg  bermittelt,  er  im  93erein  mit  @eorg  öon  Sägern= 
borf  ^at  1525  ben  wichtigen  Vertrag  bon  iTrafau  ju  ©taube  gebrad)t,  ber  feinem 
(Sd^toager  9Ubred)t  ben  Sßcfili  bon  ^h-eu^en  al§  eine§  mettlid)en  .sperjogttiumS 
auf  ber  ©runblage  ber  Reformation  fid)erte.  ^e  met)r  Tjier  im  Dften  bie  beiben 
@ro|mäd)te,  ba§  ^absburgif^e  ipau§  unb  ba§  ber  ^agcEonen  in  5^o(en  fid)  fcinb= 
feiig  ber  neuen  Set)re  geigten ,  befto  not^Wenbiger  erfd)icn  ben  33cfennern 
berfflben  ein  engeres  ^ufammenfd)Ue^en,  unb  ntd)t§  fonnte  für  biefen  Sn^ed  er= 
tt)ünf(^ter  fd)eincn  at§  in  Jenen  33unb  ber  fd)(efifc^en  ^4>iaften  unb  ber  jüngeren 
^o'^en,ioHernfd)en  Sinie  aud^  bie  ältere,  ba§  Äurt)au§  'tiineinjujie^en,  lüOju  1535 
nad)  bem  2:obe  3oad)im§  1. ,  eineg  entfd^iebenen  @egner§  ber  ^Keformation  fid^ 
©etegen^eit  bot.  Sie  5(ntnü^iung  gefd^al)  auf  einem  großen  f^amiüentage  ber 
ipo'^eniollern  ju  gvantfurt  a.  Q.  im  Cctober  1536,  ben  aud)  g.  befud)te;  balb 
folgte  ein  Sefud^  Äurfürft  ^oac^imS  II.  in  Sicgni^,  unb  im  Cctober  1537 
toarb  ju  Siegni^  jene  benfioürbige  S^o^jpel'^eiratf)  berbunben  mit  einer  6rbber= 
brüberung  3lüifd)en  t)em  5?url)aufe  S3ranbenburg  unb  ben  Siegnit3=33rieger  ^4-^iaften 
gef(^Ioffen,  bereu  eigentlid)e  23ebeutung  fotgenbe  trar:  ^urfürft  Soad)im  empfängt 
glei(ifam  jum  2ot)ne  bafür,  ba^  er  feinen  Äurprinjeu  unb  feine  2:od)ter  (5opf)ie 
mit  ^inbern  iyriebrid)§  IL  bermä'^tt,  alfo  bie  S^funft  feine§  A>ufe§  an  bie  be§ 
prDteftantifcf)en  f^lcfif^en  gürftenljauffg  fnüpft,  bie  ^Inmartfc^aft  auf  ben  Einfall 
aller  Sanbe  biefe§  ®ef(^ted)te§  bei  einem  '^(bgange  be§  5Jlann§ftamme§.  «So  tü'nh 
man  fagcn  tonnen,  benn  ber  (Sinfa^  ber  Sranbenburger  bei  ber  ©rbberbrüberung 
toar  nalje^u  illuforifd) ,  e§  foHten  'bei  einem  5tu§fterben  ber  branbenburger  Äur= 
tinie  bie  läufiger  SSefi^ungen  berfelben  an  bie  f(^tefifdt)en  ^iaften  fallen,  aber  nur 
fan§  (infofern  biife  2anbe§tl)ei(e  Sel)en  ber  i?rone  33i3l)men  maren)  ber  6onfen§ 
be§  Dber(el)n§l)errn  ju  erlangen  fein  tt)ürbe.  Unabljängig  bon  ber  Erlangung  jene§ 
6onfenfe§  fottte  bie  (ärbeinigung  in  Äraft  treten,  fo  ba^  ba§  ©an^e  in  ber  2"^at 
feitenS  ^yriebridig  mie  ein  ebentuelleS  33ermäct)tni|  feiner  Sanbe  an  ein  Jpau§  er= 
fd)ien  ,  beffen  ©etoinnung  für  bie  neue  Seigre  er  bamal§  bereite  al§  gefid)ert  an= 
gefe'^en  l)aben  mu^.  S)a^  mit  bem  S3ertrage  ha^  ©taatsintereffe  ber  i^absburger 
a(§  £)bertel)n§l)errn  gefü'^rbet  tüurbe,  ift  x\iä)t  ju  leugnen,  unb  ^onig  ^^Jerbinanb 
ü)ar  fi(^erlic^  gleidt)  bon  born  Ijerein  entfd)loffen  bei  ber  erften  fidf)  bietenben 
©elegenljcit  gegen  benfelben  aufzutreten.  6r  ^atte  feit  feinem  9tegierung§antritt 
(5d£)ritt  bor  ©d^ritt  bie  5}lad)t  jener  beiben  proteftantifd£)eu  gürftenliäufer  ber 
ßiegni^er  '^iaften  unb  ber  Sägernborfer  ^ol)en3ottern  p  befd)ränfen  gefuclit,  'i)attt 
x^.  II.  Me§,  toaS  nid^t  aU  ererbter  ^efi^  nai^jutoeifen,  fonbern  nur  $fanb= 
fd)aft  tüar,  burd^  @inlöfung  entzogen  unb  ebenfo,  al§  1543  (Seorg  bon  Sägern= 


gricbric^  III.,  Ap.  ü.  £cf)IeilDig=^o(ftein=®ottotp.  15 

borf  mit  ^intci-(afiung  eine»  unmünbigen  (2o^neg  [taib ,  biefem  bie  Jüvften^ 
tpmer  Ct)peht=0tati6or  ju  enhüinben  geteuft.  3^  ^^^^  .spouptfc^lage  gegen  bie 
(Sröoerfetüberung  6ot  bie  noc^  quI  bcn  Aöujfiten^eiten  [tammenbe  eifevfücfitige 
2reinbf(f)Qft  ^raifdicn  Summen  unb  (c(f)(eiien,  an  n3e(cf)er  bie  in  6ciben  Conben 
t)eiöorgetvetene  Steigung  ju  bev  neuen  2ef)ve  ni(^t§  geänbert  ^atte,  eine  eiraünjc^te 
@e(fgen^eit.  £ie  Q3ö^nieu  näm(i(^  To(f)ten  jenes  ^^Niüoiteg  ^önig  SBUbiKaros 
öon  1511,  all]  toe(c§e§  ftd)  -iöev^og  5-  ^ei"^  3(bjcf)Iuffe  bct  GTbtjevbrüberung  ge= 
[tü^t  I)atte,  an;  injoiern  bafielbe  einem  anbern  1510  if)nen  bcn  bemjelben  Äönigc 
t)erUef)enen  ^^litiilege ,  n}e(rf)e§  jebe  ©ntTtembung  eine§  jur  bö^mifc^en  Ärone  ge= 
l^örigen  ^^anbeet^eiteä  ausfdilieBen  jollte,  toibevfpräcEie ,  unb  auf  ©runb  bicjer 
^(age  caifirte  .$lönig  üe^"^i"fli^^  Q^  lö.  ^Jtoi  1546  in  ^eierüc^em  6eti(f)t5tage 
auf  bei-  '^reelauer  33urg  jene  GvBüevbiüberung.  Qx  tt)at  bie»  im  SSegviffe  an  bei- 
seite feineä  Srubets,  be§  Äaifer  .^artg  V.  gegen  bie  proteftantiidien  dürften  be» 
fc^matfatbener  Sunbe§  in§  "Qeih  ju  jie^en ,  unb  ei-  burjte  es  fetbft  in  fotc^em 
''Dloment  toagen,  ba  er  üon  i?urfüi-ft  ^oac^imö  9Irt  einen  energifi^en  Söiberftanb 
nid^t  äu  fürditen  braurfite  unb  ein  foIcf)ei-  ebenfotoenig  öon  ben  ect)(ffievn,  tt)o  bcr 
aui§  neue  entflammte  ©egenjal  gegen  bie  ^vätenfionen  bei-  Sö^men  alle»  anbie 
in  ben  ipintergvunb  brängte ,  3u  erwarten  mar.  g-  H-  ^^^^  i*^^  ^s^-T^örung  beö 
äöerfes ,  ba§  il)m  me^r  alö  31tlei  am  ^perjen  gelegen ,  nic^t  lange  überlebt ,  er 
[tarb  am  17.  (2et)tbr.  1547  unb  bereits  3fitSf"DJfen  ^aben  bezeugt,  baß  ber 
©ram  über  jenen  Urt^eillfpruc^  feinen  %oh  bifcf)leunigt  l^abe.  äöaS  nun  biefe 
(5ntfd)eibung  gerbinanb»  anbetrifft,  fo  jeigt  eine  unbefangene  '4>^üfung  beutlic^, 
ba|  biefelbe  ttiol  unter  bem  ©efictiteljunfte  ber  StaatSraifon  nicf)t  aber  unter  beni 
be»  9tf(^tc§  für  begrünbet  gelten  fann.  2:I;atfäc^li(i)  ift  bie  f^roge  über  hit  ®ültig= 
feit  ber  ^ol^en^ollernfi^en  5lnfprüc^e  auf  (Sd)lefien  1546  ebenfogut  rtiie  1741  alö 
5}lad§tfrage  entfc^ieben  morben. 

33iograp^ien  griebiii^S  II.    enthalten  iSc^ontoälber'ä  ^piaften  gum  Kriege 

S3b.  IL  unb  Samter'S  (E^ronif  Pon  Siegni^  ^b.  II,  mo  benn  aiiä)  bae  in  ben 

©tabtarc^itieu  ber  beiben   5"ürftent^ume!^auptftäbte   öor^anbene  53taterial  üer= 

arbeitet   erfcf)cint ;    nur  ba^    in  beiben  Söeifen    bie    Sd^ilbcrung    ber   9tefor= 

mations^cit  entftcHt  ift   burc^   jene   angeblich  bon  bem  (£tabtfcl)reiber  231afiue 

©ebel    Ijerrü'^renben    broflif(i)en   Sdiilberungen,    toelt^e    (Siünljagen   al§    eine 

gälf(f)ung   bc5   19.   Sa^i'^unbertS   ncdigetoicfen   ^at  (3eitfci)r.  f.  \iijUl  @ej($. 

IX.  346  ff.),  unb    bann  2ud)^,  fc^lefif(J)c  gürftenbilber,   $ogen  19  a  unb  b, 

too    and)   bie  am  Siegni^er  Srfilofie  befinblid£)en  glei($5eitigen  5Jlebaillonbilber 

gvirbrid)»   unb   feiner   @emal)lin   Sophie  miebergegeben   finb.     Sine  33egiün= 

bung  be§  oben  gegebenen  Urt^eil§  über  bie  Gaffation  ber  SrbDerbrüberung  bei 

6rün!^agen,   Sie   ßrbPerbvüberung   ämifdien   ipol^enjollern  unb  '^^iaften  1537. 

3eitf4r.  für  preu^.  @efcl)icl)te,  ^a^rg.  1868.  ©rün^agen. 

g-riebrid)   III.,   -Öerjog  Pon   (2df)lesmig  =  .ÖDlftein  =  G)ottorp,    iiltefter 

<Sof)n    be»    öer^cgg    Sol)aTin   5Ibolf    unb    ber    3tugufta,    einer   2ocf|ter  Könige 

priebricf)  II.  üon  S^änemarf,   (Snfel  .öerjog  51bolf§,  be§  ©tijterS  ber  Sottorper 

ßinie,  Pom  A^aufe  Dlbenburg,  mürbe  geboren  am  22.  5i)ecbr.  1597  ju  ©ottorp, 

t  am  10.  3Iuguft  1659  ju  lönning.     (irjogen  Pon  SfO^ann  Rinder  unter  bem 

ßinftu^  be§  töofprebigerS  ]M.  SsQcob  i^abriciuä  ging  er  im  ^o^ve  1615  ^ufammen 

mit   feinem    trüber   ^Ibolf    auf  Üieifen   unb    befm^te    bie    angcfel^enften  Stäbte 

S;eutfd)lanb§ ,  Strapurg,  ^^pariä  unb  granfreic^.     ^m  23cgriff  feine  Steife  naäj 

Italien  ausjube^nen  erreii^te  i^  ber  Äammerjunfer  Jürgen  Pon  ber  2Sifc^  mit 

ber  9hc^ri(^t,  ba^  ber  Sßater,   öer^og  ^olann  51botf,  am  31.  illär^  1616  ju 

ßottorp   öerfd^ieben  fei.     Sa  feierte  g.  in   bie  ipeimat^  jurüdE,   um  auf  6runb 

ber  burd^  bie  2el)n«f)erren  beftätigten  teftamentarif(^en  Si»pofition  feine§  9}ater3 

Pon  1608,  pjeld^e  im  (Bottorper  öaufe  bie  ^4>rimogenitur  eingefüfirt  unb  Sanbes= 


IQ  f^riebiic^  III.,  Jg>.  0.  ed^Iegtt)ig<iDlftcin=@ottotp. 

tfieitungcn  unterfagt  1)atk,  at§  (&x^txm  ^'^^  ütegievung  anjutvetcn.  35om 
bönifcften  Könige  tourbe  er  auä)  olCine  2ßettcve§  mit  @c^te§tt}ig  bete:^nt  iinb 
empfing  bie  2:^eilna^me  an  bei;  beit  bänifcJien  Königen  unb  ben  (Sottorper  .1pev= 
äogen  gemeinfrf)aitlic£)en  ülegierung  üBex  ^Prälaten,  9tittev|d)QTt  unb  ©tobte  (5(^le§= 
tDig  =  ^olftein§.  dagegen  tourbe  er  bon  ben  ©tänben,  toelc^e  an  ifirem  alten 
aBat)trec£)t  feft^tten  toottten,  erft  nac^  längerem  Sträuben  auf  einem  Sanbtage 
ju  ©^leäwig  in  feiner  ßigenfc^aft  alg  ber  ättefte  ©o'^n  be§  öerftorbenen  ^er^ogg 
äum  regierenben  2anbe§fürften  unb  ^enm  erfannt  unb  angenommen,  unb  empfing, 
nad)bem  bie  ^J^^riöitcgien  in  üMi(i)er  Seife  beftätigt  maren,  am  20.  2)ecbr.  1616 
bie  ^ulbigung.  S)amit  gemann  bie  Erbfolge  nad^  bem  9tcd)t  ber  ßrftgeburt 
bauernbe  Geltung  für  ba§  ©ottorper  §au§,  mä^renb  ba§  SBa'^lrec^t  ber  ©tänbe 
erlof^.  Sn  ®änemar!  unb  ^Jiormegen  unb  im  föniglic^en  3(ntf)eil  öon  ©d)(e§= 
toig  =  ^olftein  regierte  feit  1596  .^önig  g^tiftian  IV.,  ein  gürft  Pott  i?raft  unb 
S^atenburft.  2U§  ^erjog  ^f-  bie  9tegierung  antrat,  "tiatte  ber  -^önig  bereite 
feinen  gtu~^m  begrünbet  burc^  ben  Ealmarifi^en  ^rieg  gegen  ©d^tüeben,  metc^er 
mit  bem  für  S)änemar!  günftigen  O^ricben  öon  Änäröb  enbete.  5tud)  ^anfifd)en 
3lnfprüc^en  toax  ber  ^önig  mit  Srfotg  entgegengetreten.  'S)am'ben  jeic^nete  er 
fid§  au§  burrf)  feine  Sorge  für  bie  ^open^agener  Uniöerfität  unb  für  gelefirte 
@(|ulen;  bie  3tfabemie  3U  ©oroe  tourbe  Pon  i^m  gegrünbet.  3lu(i)  bie  tt)irt'^= 
f(^aftlic£)en  ^ntereffcn  feinet  8anbe§  ju  förbern  mar  er  beftrebt.  Siiefem  3tt>etfe 
biente  bie  SJerbcfferung  be§  ^oftmefeni  unb  bie  Stiftung  einer  i§tänbif(i)en  unb 
einer  oftinbifi^en  <panbe[§compagnie.  ^^laä)  tierfd^iebenen  9lii$tungen  t)in  mid^tigc 
©efe^c  mürben  öon  tf)m  erlaffen.  .^open'^agen  fc^müdEte  er  burct)  ^Bauten,  ^n 
Sc^Ic§mig  =  ^o[ftein  t)aben  feine  Einlagen  neben  ber  9tü(ifi(^t  auf  f^örberung  be§ 
3}erfe^r§  unb  be§  5(nbaue§,  wie  bie  Sinbeid^ung  ber  2Bi(bniffe,  jugletdf)  Se^ie^ung 
auf  bie  S^crf^eibigung  be§  Öanbeä.  Krempe  würbe  befeftigt  unb  bie  ^eftungcn 
@(üctftabt  unb  Cif)riftian§prie§,  ba§  fpätere  (5-rtebric6§ort  am  5tu§gange  be§  .Vieler 
■«pafenS  Würben  neu  angelegt.  Seine  treff(i(f)e  gtotte  unb  fein  ^peer  fid£)erten 
bem  Könige  <5§riftian  eine  bebeutenbe  Stellung  audl)  über  bie  ©renjen  feiner 
gleiche  :^inau§.  5Jlit  biefem  (dürften  t^eilte  .öer^og  ^f.  bie  -iperrfd^aft  über 
Sd£)le§Wig  unb  |)olftein.  2)iefe  ^erjogtpmer  unb  ba§  .^önigreid^  2)äncmar£ 
waren  feit  ber  Union  öon  1533  bei  feinblic^em  ^-Jlngriff  ju  gegenf eiliger  ;^ülf§= 
leiftung  perpflici)tet ,  eine  93eibinbung,  bie  wä^renb  be§  brei^igfä^rigen  .^riegeä 
wieber'^olt  erneuert  unb  öerftärft  wur^e,  wel(^e  aber  nicE)t  Per^inbertc,  ba^  bie 
beiben  ?anbe§l)erren  gerabc  in  ^otge  ber  2Becf)felfällc  be§  großen  .f?riege§  fid^ 
fremb  ober  feinbfeüg  gegenüberftanben.  Tiaä)  ber  Sdl)lac^t  am  weisen  SSerge 
fanben  fidt)  im^.  1621  dürften  be§  nieberfäd^fifrfien  .<?reife§,  aud^  ber  gefd^lagene 
SSölimenfönig  f^-riebridC)  Pon  ber  ^^falj,  ©efanbte  tionSnglanb,  Sd)Weben,  S3ran= 
benburg  unb  .spollanb  ju  Segeberg  mit  J?önig  G^riftian  unb  i^erjog  f5f-  jufammen, 
um  über  bie  ebangelifdf)en  S^tereffen  unb  eine  S)efenfion  be§  nieberfäd)fifdf)en 
Greifes  p  berat^en.  @teid)Wol  '^iett  fi(^  Äönig  S^riftian  wäl)renb  ber  erften 
^^a'^re  be§  J?riege§  ^urüdl  unb  War  nid^t  ju  beWegen,  bem  trafen  5Jlan§felb 
unb  Sl)riftian  Pon  Sraunfd^Weig  §ütfe  ju  bringen.  ?lber  al§  bie  (Sefa"^r  Wuc£)§ 
für  bie  nieberfäd)fifdl)en  dürften,  fnüpften  biefe  öon  bleuem  mit  bem  Könige  an. 
Sm  ^Jlärj  1625  fam  ein  Zfjdl  berfclben  mit  il)m  in  Sauenburg  aufammen; 
au(^  -^erjog  ^^r-  ^ai-'  zugegen,  ^an  fa^te  ^ier  binbenbe  35ef(i)lüffe ,  al§  bereu 
9{efultat  äunä^ft  bie  balb  barauf  folgenbe  SCßa'^l  be§  Äönig§  jum  ÄreiSoberften 
be§  nieberfäd£)fifd^en  £reife§  fidl)  ergab,  Wel(f)e  eine  actiPe  Xfieilna'^me  S)änemarf§ 
am  Kriege  in  StuSfit^t  ftettte.  Siefe  erfolgte  nun  aud^  balb.  9ll§  eine  ^5frudl)t 
berfelben  glaubte  ber  Äönig  wol  Erwerbungen  in  ^lorbbeutfdt)lanb,  befonberä  ber 
ftottlidjen  .'pod^ftifte  Sübect,  Sremen  unb  S5erben  erwarten  3u  bürfen.  SSeüor 
er  ben  Äampf  begann,  fud^te  ß^riftian  SSerbinbungen  mit  öollanb  unb  ®ngtanb 


^tiebric^  III.,  §.  i).  3c^teStüi9=-^olftein=@ottotp.  17 

unb  mit  ^et^Ien  ®al6oi-  anjufnüpfen,  mu^te  aber  jc^üeBüt^  boc^,  aÜein  auf  ftrf) 
felbft  unb  bie  mebciiäc^fijc£)en  pvften  angetoiejen,  bem  .C^eere  bev  ßiga  entgegen^ 
treten.  3lm  25.  5loöeml6er  1626  »urbe  er  öon  Sillt)  Bei  Cutter  am  SBarenberge 
aui'§  .^anpt  gefdjlagen.  ©c^ttjad)  öeriotgt  fammelte  fi^  ber  9teft  feine§  .«peereä 
an  ber"  unteren  &U  unb  fu(f)te  bie  bortigen  ^:päffe  ju  fialten.  3IBer  balb  war 
%\Ui)  im  Sefi^  ber  Söeftfeetüfte ,  wd'^renb  3Baüenftein  bie  beutfc^e  OftfeeEüfte 
Be^errf(i)te.  Diarf)  einanber  fielen  bie  feften  5]3Iäfec  in  öolftein,  ^unneBerg,  S3rei= 
teuBurg,  S^e^oe,  ':)lenb§Burg ,  .öafelborT,  Krempe,  ^ur  ©tüdftabt  tydt  \\(i). 
Söö^renb  bie  bänifc^en  ^nfeln  feiner  ©eja^r  au§gefe^t  toaren,  laftcte  bie  Söudit 
be§  Krieges  auf  atteu  Steilen  be§  (Sottorper  Sanbei.  .iper.iog  ^.  Bemuf)te  fic^ 
be§:§alB,  ben  ^rieben  ju  öert)anbeln,  correjponbirte  mit  SiEt)  unb  Söaüenftein. 
S)er  le^tere  erf^ien  perfönli^  auf  ©ottorp  Beim  .!per3oge,  ber  fic^  Bequemte, 
bem  SauenBurger  Sunbe  ju  entfagen,  auc^  ben  ^aiferlid)en  feine  g-eftungen  ein= 
präumen.  2)ie  gotge  toaren  f^einbfetigfeiten  be§  i?önig§  gegen  ben  öerjog, 
umfome^r  ba  beffen  £)f)eim  So'^ann  ^riebric^,  @r3Bifd)of  öon  SSremen  unb  SüBedE, 
fid)  cBenfaEg  mit  ZxUt)  in  ginöerne'^men  fe^te,  möfirenb  be§  $eräog§  SSruber, 
2(bolf,  fogar  im  !aiferlic^en  .g)eerc  Sienfte  genommen  '^atte.  3ur  (See  unb  in 
feinem  Äönigreid)  Behauptete  ficf)  Äönig  6f)riftian.  3u  @ute  fam  i^m  baBei 
be§  Äaiferg  (Streit  mit  [yronfreic^  tregcn  be§  ^er3ogtt)um§  ^antua  unb  bie  bem 
Äaifer  feinbtii^e  Gattung  (5c£)tDeben§.  ©uftaö  3lbolf  toar  ^err  ber  unteren 
äöeid^fel,  unb  ein  33ünbniB  Stoift^en  i^m  unb  61^ri[tian  mar  3um  2IBfcf)IuB 
fertig.  S)em  juPor  ju  fommen,  Boten  bie  Äaiferlid^en  bem  Könige  günftige 
fyriebenSBebingungen.  Slnfang  1629  mürben  3U  SüBerf  bie  g}er:^anblungen  er- 
öffnet, bie  3u  einem  für  S^riftian  günftigen  9tefu(tat  führten,  er  öerfpra^,  fic^ 
ber  ©ai^en  be§  römifi^en  9iei^e§,  fomeit  fie  i!)m  ni^t  aU  einem  ^er3og  öon 
^olftein  geBü^rten,  3u  enthalten,  namenttid^  auc^  bie  (Jraftifte  fi^  nidjt  ferner 
an3uma|en.  Sagegen  mürben  i^m  atte  feine  Sänber  reftituirt.  5luc^  ber  <§er3og 
Pon  ©ottorp  erhielt  alle  feine  Sefi^ungen  3urücE.  5ln  bem  ^ampf  auf  beutfd)em 
Sobcn,  ber  in  ber  g?olge  unter  ^leilna'^me  Pon  ©uftaP  5lboIf  unb  granfreid) 
feine  ^ödifte  Sebeutung  erlangte,  nahmen  bie  ^er3ogt^ümer  Sc^lestoig  unb 
.g)olftein  3unä(^ft  feinen  meiteren  3tnt^eit.  'Rm  ein3etne  ^itgtieber  ber  9titter= 
fd^aft  unb  ber  fürftlid^en  ^äufer  fod^ten  in  bemfelBcn.  ^per3og  griebrid)» 
«ruber,  5lbolf,  ftarB  am  19.  (SepteniBer  1631  an  ben  Bei  Sreitenfclb  erlialtenen 
Söunben.  .König  S:§riftian§  jüngerer  @ol)n,  lllrid^,  ber  im  fäd)fif(^en  Jpeere 
Mente,  fiel  1633  in  (Sc^tefien.  5Jtit  bem  .Kurfürften  Pon  Sac^fen  fam  fomol 
ber  t§er3og  toie  ber  .König  in  nähere  5ße3iel§ung,  inbem  |)er3og  fy.  1630  beg 
Äurfürften  2od)ter,  ^arie  glifaBet^,  :§eirat§ete,  mit  beren  ©d^mefter  5J^agbalena 
©iBpIla  fpäter  fic^  ß:§riftian§  gleichnamiger  ©ol)n  Permä:^lte.  _3lBer  au^  biefe 
neue  ^amilienPerBinbung  Permod)te  nic^t  bie  einmal  gefäte  g^ietradit  steiferen 
bem  .König  unb  bem  |)er3og  3U  Befeitigen.  3toif($en  be§  le^teren  C^eim ,  bem 
ersBifd^of  Sodann  griebrid^,  ber  fid^  auf  bie  fd)mebifd)e  (Seite  f(^tug,  unb  bem 
Äönigc  fam  e§  fogar  3U  ernften  gonflicten.  3lm  3.  (SeptemBer  1634  ftarB 
Sodann  ^riebrid^.  2ll§  33if(^of  öon  SüBed  folgte  auf  il)n  be§  .gjerjogä  ^friebric^ 
vorüber  ^o'^ann.  —  S)a  ber  .Krieg  ben  öcr3ogtl)ümern  längere  ^eit  fern  BlieB, 
erholten  fi^  biefelBen  einigermaßen  mieber.  2lBer  fernere  Saften  ermuc^fen  i^nen 
bo^  burd)  bie  5tot^menbigfeit,  gerüftet  3u  BleiBen.  SBieberljolte  2}er:^anblungen 
ber  i^ürften  unter  einanber  unb  mit  ben  ©täuben  auf  ben  liäufig  Berufenen 
Sanbtagen  Be3ie^en  fid)  auf  biefen  ^^unft.  3lm  15.  ^:)ioöemBer  16-10  ftarB  ©raf 
Dtto  VIII.  Pon  ©d^aumBurg,  ber  le^te  Pon  bem  3meige  be§  alten  ©c^aumBurger 
@efd)ted)te§ ,  toeld§em  einft  nad)  .persog  3lbotfg  2obe  bie  iperrfd)aft  ^inncBerg 
jugefatten  toar.     2luf  biefe  mad^te  je^t  ber  .König,  melier  fofort  Don  (Slüdftabt 


18  griebric^  III.,  §.  b.  ©(i)(e§tuig=.g)olftetn»®ortorp. 

au§  ba§  pinneBerg'fd^e  ®el6iet  befe^en  üeB,  3tnfpru(^ ,  unb  mit  i^m  jugleid^ 
^erjog  gf.  S)a  bie  3lnfprü(^e  ber  Dlbenburger  l^öc^ft  atoeiiel^aft  luarcn,  öer- 
fieberten  fie  \\ä)  ber  ^crrfd^aft  anä)  burd§  einen  SSergleid)  mit  ber  g}lutter  be§ 
öerftorBenen  ©rafen  unb  tl)eilten  \iä)  bog  Qan'ö  in  ber  SBeije,  ba^  ber  Äönig 
bie  ^auptmaffe,  bie  f|jäter  fogenannte  ^errfc^aTt  ^:)}inne6erg ,  erl^ielt,  ber  Jperjog 
bagegen  neben  einer  (Selbfumme  nur  ha^  9tmt  Sarmftebt,  toelc^eS  er  inbefjen 
mit  bc§  ^ijnig§  unb  ber  ©onberburger  iJürften  ©inmilligung  an  ben  ^öniglid^en 
©tatf^alter  ßl^riftian  9tantjau  öerfaufte.  2)er  i^aifer  beftätigte  bie§  unb  er'^ob 
ben  ß^riftian  9tan^au  ^um  beutfct)en  9tei(i)§graten  unb  ba§  9lmt  35armftebt  ju 
einer  unmittelbar  fieigel^örigen  Ö)ratfd)aft  be§  9ieic^e§  (1650).  S)urc^  bie  6r= 
toerbung  bon  ^inneberg  unb  3lUona  toar  ber  ^önig  ein  jef)r  unbequemer  9la(f)bar 
^ür  -Hamburg  geiüorben,  mit  bem  fc^on  frü'^er  faft  ununterbrochen  ©treitigfeiten 
beftünben  l^atten.  ij)amburg  reijtc  ben  .ffijnig  burd)  fein  Streben  nad)  öoHer 
gieid^gunmittetbarfeit  bei  ^Beseitigung  aüer  9tecf)te  ber  lt)olfteinifd)en  ^^-ürften  an 
bie  ©tabt,  aud)  hnxä)  bo§  öon  itjm  bet)auptete  ©Ibpriüitegium  unb  burd^  ^ein 
SJerl^alten  in  ber  3eit  be§  legten  ^riegc§,  mäl^renb  ber  ^önig  loieber  befonberS 
burd)  bie  Einlage  öon  ©lüdftabt  unb  burd^  ben  bajetbft  er'^obenen  3oK  bie  .g)am= 
burger  fd)äbigte.  SBiebert)oIt  mar  e§  ^u  offenen  ^^einbfeligteiten  gefommen. 
2)iefe  gti'iftigfcitßti  tuurben  nod)  gefä'^rlid)er ,  ba  je^t  ber  Äönig  in  3Utona  un= 
mittelbar  bor  ben  2;l;oren  -Hamburgs  feften  t^u^  gefaxt  ^atte.  ^m  ^.  1643 
crfc^ienen  bänifd)e  to(|iffe  auf  ber  @(be  unb  breiten  allen  ^lanbel  mit  ber  ©tabt 
ju  öer'^inbcrn.  -ipamburg  mu^tc  fic^  fügen.  ;Sn3tDifd§cn  'Ratten  bie  iTämpfe  in 
2)eutfd)Ianb  unter  23etlE)eiIigung  ber  ©c^meben  unb  ber  ^yran^ofen  fortgcbauert. 
S)iefelben  folltcn  jel^t  aud)  ben  ©Ib^crjogttjümern  mieber  gefä^rlid^  merbcn.  2)er 
©ieg  be§  fd)mebifd)en  (}elbmarf(^atti  S^orftenfon  bei  ßeipjig  am  23.  Dct.  1642 
über  ßrjtier^og  Scopolb  unb  ^iccotomini,  unb  barauf  fein  Einfall  in  ^IRäf)ren 
brad)te  bie  faiferli(^e  ^Jladjt  in  gro^e  @efal§r,  toenn  e§  nid^t  gelang  gegen 
©d)meben  felbft  eine  Dffenfibe  ju  beranlaffen.  9Jlan  manbtc  fic^  öon  faiferlid^er 
©eite  an  S)änemarf.  Wü  großen  3ufid)erungen,  bie  ba§  23i§tt)um  SSremen,  bie 
©tbfcfte  S^ömi^  unb  einige  medtenburgifd)e  ?lemter  betrafen ,  lie^  fid)  ^önig 
6t)riftian  gcminnen.  5Die  SDänen  brachten  fdömebifd^e  ©d^iffe  im  ©unbe  auf. 
S)ie§  ätuang  Joijtcnfon  fid)  nact)  -^olftein  3U  toenben.  Sin  ^toeiteS  fd)mebifct)e§ 
^eer  fiel  in  ©d^onen  ein.  S)ie  ^^totte  foKte  bie  beiben  .^eere  nadt)  ben  bänifd)en 
Snfeln  l)inüberfüt)ren.  ßl)rift{an,  obgteidt)  ein  ®rei§,  unermüblid) ,  trat  ben 
geinben  balb  3U  Öanbe,  balb  mit  feiner  glotte  entgegen.  2lm  1.  Suli  1644 
{am  e§  3U  ber  rul^möoHen  ©eefc^lad^t  auf  ber  Äolberger  .^eibe  bei  ge'^marn, 
in  ber  .^önig  (S^riftian  ba§  Gommanbo  nid)t  abgab,  obgteid^  er  mieber^olt  ber= 
ttjunbet  mürbe,  ja  fogor  fein  redt)te§  9(uge  öertor.  ©päter  erlangte  bie  fdjmebifd^c 
f^lotte,  öereint  mit  einer  ^^"totte  ber  Jpoltänber,  meldte  bie  .g)öl)e  be§  ©unbjoHg 
3U  f^einben  ber  Dänen  gemad^t  l^atte,  35ortt)eile  in  ber  9läl)e  öon  Saalonb.  S)a 
ber  ^aijer  bie  ©d^lueben  nid)t  burfte  neue  ßrfolge  geminnen  laffen,  erl)ielt  @aEa§ 
ben  Söefe'^l,  in  ben  9iorben  nad),^urücEen ,  um  inbeffen  balb ,  öon  bem  fiogreidtjen 
Storftenfon  umgangen,  jum  flud)ta^nlid)en  gtücfjug  fidt)  ge^mungen  ju  fel)eu, 
mä^renb  ©darneben  unter  i^elmolb  Sörangel  bi§  nad£)  i^ütlanb  1^'inein  ftreiften. 
Sn3mif(^en  arbeitete  fran^öfifd^e  unb  '^ottänbifd)e  5öermittelung  an  ber,g)erfteHung 
be§  ^rieben§.  g^riftian,  ol)ne  Unterftü^ung  öon'au§märt§,  aud)  öon  iper^og  g-. 
öerlaffen,  3ule|t  fogar  öon  ^oHanb  bebro^^t,  ]ai)  \\d)  3um  9iad^geben  genöt^igt. 
Sm  ^iluguft  1645  mürbe  ber  f^riebe  3u  3Srömfebroe  gefi^loffen.  gjle^rere  ffan= 
binaöifd)e  ^Proöinaen  fielen  an  ©d)meben,  bem  augleid^  3ottfrei{)eit  im  ©unb  unb 
im  S3elt  beroittigt  mürbe,  .»peraog  i^.  muvbe  au§brüdti(^  in  ben  ^rieben  mit 
oufgenommen.  g§  marb  feftgefe^t ,  ^a^  ij^m  alle  feine  ßanbe  unb  9lcd)te  öon 
beiben  Jl^eilen  reftituirt  njüvben.     S)ie  f5feinbfd)aft  sioifd^en  bem^önig  unb  bem 


Ofricbrirf)  III.,  fg.  ö.  <Bd)le?,toxq^^oiikin--&ottoxp.  19 

,g)er3og  tüar  burcE)  bicfen  i?rieg  nuv  üerme^^tt  irorben,  ba  ber  (entere,  in  äi)nüä)n 
Sage  wie  1627,  mit  ben  Sc^ioeben  ein  33erftänbniB  ^u  fucfirn  firf)  genötfjigt  ge= 
je^en  ^atte  unb  jeljt  gerabe  burd^  ben  grieben  im  ©cgcnjatj  gegen  2;änemavf 
eine  engere  33ei-Binbung  mit  Si^mcbcn  janb.  Sei  ben  meftptläliic^en  5i-"if^cns= 
öer^anbtungen  mar  ber  GinfluB  ber  beiben  Ütegenten  'ect)(e5roig  =  Jpolfteins  ni(i)t 
tion  Scbeutung.  'äuä)  mürben  burd^  ben  gnei'en  jetbft  bie  i'anbe  nörbücE)  ber 
©IBe  rocnig  bcrüf^rt.  £ie  geplante  Säcutarifotion  be§  Sübecfer  Stiite»  bemühte 
fid)  öer^og  5-  abjnmenben,  moiür  ba§  SübecEer  Äapitel  fic^  öerpflicf)tete ,  jed^e 
^itgüeber  be§  Öottorper  ^auie§  nod^  einanber  auf  ben  Bijc^öilid^en  Stu^l  ju 
erfjeBen.  2)ie  im  meftpt,ätifci)en  5^-ieben  hen  Territorien  gemäf)rtc  ©ouüeränität 
biente  baju,  bie  iürftlicf)e  5Jlac^t  ietbftdnbiger  unb  bebeutenber  :§erüortreten  ju 
tajicn.  £en  2l6ic^tuB  be§  grieben^  erlebte  Äönig  6t)i-iftian  übrigen^  nic^t  me^r. 
dr  ftarb  am  28.  ge^i-'uar  1648.  Seine  gtänjenten  ßigenfctiaiten  ^ben  if)m 
einen  großen  'Flamen  öeri(^afft,  jeine  raftloj'e  xfjätigfeit  unb  «Sorge  iür  bie  53la(i)t 
unb  Stütze  feiner  iöcrrii^aTten ,  ftrenge  @erec£)tigfeit,  ein  eifrig  rcügiöfer  Sinn, 
Siebe  ju  ben  aBiffenfd^aiten  unb  fünften.  S)aneben  liebte  er  aber  ftarfe  ©enüjle, 
mar  bem  Irunf  unb  ben  SÖeibern  übermäßig  ergeben.  Seine  2t)ätig!eit  fam 
au(^  ben  öerjogt^ümexn  aniängHci)  in  me^r  ate  einer  Se^ie^ung  ju  @ute.  3lbcr 
er  füllte  fic^  gauj  a(§  Säue  unb  lie^  ben  bänifciien  Stanbpunft,  je  länger  er 
£)err|(^te,  befto  entjcfiiebener  auc^  in  ben  ipeijogt^ümern  t)eröortreten.  —  ^ijm 
folgte  in  ber  Oiegierung  über  2;änemarf,  ^^ormegen  unb  ben  fönigtict)en  SIntfieit 
üon  Sc:^te3roig=Jöotftein  fein  Sot)n,  Äönig  gtiebriii)  III.,  ben  bebeutenbe  Oiegenten= 
eigenfd)aften  ausjeicEineten.  Serfetbe  beftimmte  buri^  ein  ßrbftatut  üom  24.  ^uti 
1650,  ba^  aud)  im  föniglii^en  3tnt^eil  üon  S(i)Ie5tDig  =  öo([tein  ftet§  allein  ber 
erftgeborene  männtid)e  ßeibeste^nserbe  in  ber  Otegierung  nac£)fotgen  foEe.  "Sin 
ber  bänifc^en  ^4-^oIiti!  ließ  er  nic£)t  fogteid^  unbebingt  bie  ßerjogtpmer  2f)t\i 
nei^men-  2tuc^  fam  e§  junädjft  ni^t  ju  [yeinbfetigfeiten  ^mifdien  it)m  unb  6er= 
30g  i^.  Siefer  l^atte  3u(e^t  öerfu(f)t ,  fic^  an  ben  Äaifer  anjute^nen ,  erlangte 
aber  üon  bemfetben  nict)te  al§  äußere  ©nabenbejeugungen,  bie  3tnerEennung  feines 
Titels  auc^  atä  6rbe  üon  Dlormegen  unb  ba§  ^räbifat  £ur(^taucf)tig.  @r  fuc^te 
bes^tb  anbere  Stufen  unb  fanb  biefelben  an  Sdimeben,  mofür  befonberS  fein 
öertrautefter  Ütat^geber  ^o^ann  3lbolf  .^iehnann  mirftc.  f^'^ft  Würbe  bie  9}er= 
binbung  mit  Scf)roeben,  als  beffen  Äönig,  ^axi  X.  ©uftaü,  fid^  1654:  mit  be§ 
^erjog§  2oct)ter,  Sleonore,  Dermät)(te,  metdie  enge  S^erbinbung  inbeffen  neue 
Sorge  bringen  foüte.  S)ie  (Srfofgc,  meiere  Äart  X.  ©uftad  im  Kriege  gegen 
Äönig  Sodann  II.  Gafimir  öon  ^^>oten  errang,  reiften  bie  (Jiferfuc^t  Sänemarfs, 
metc^e^  jugteid)  ben  Slugenbtid,  ba  Sdimeben  mit  ^ßolen  engagirt  toar,  für  ge= 
eignet  ^iett,  ha^  im  ^yrieben  Pon  Srömfebroe  Sßerlorene  mieber  3U  geminnen, 
unb  ben  Ärieg  gegen  Sc^meben  befd^bß.  -Öerjog  g.  märe  am  liebften  neutrat 
geblieben;  bie  Sänen  aber,  met(^e  i^m  megen  feiner  Sejie^ungen  ju  Si^meben 
nictit  trauten,  ließen  biee  nid^t  3U  unb  begannen  bie  geiribfeligf eiten ,  inbem  fie 
bie  ©ottorper  Sdtianjen  bei  Stape(f)olm  befehlen.  5(uf  bie  erfte  Otac^rid)t 
^ierüon  eitte  Äart  X.  ©uftaP  au§  ^^^olen  burc^  ':t?ommern  unb  ^ll^edlenburg  :^erbei. 
Salb  roaren  .!polftein  unb  Sc^leSroig ,  fetbft  ^ribericia ,  in  feinen  öänben.  S^«r 
ungetoö^nlic^  falte  3Binter  geftattete  i^m,  üon  bort  au§  über  bal  @i§  tiad)  ben 
bänifc^en  ^nfetn  Porjubringen.  Einfang  1658  mar  er  auf  Scelanb  unb  jroang 
Sänemarf  jum  yi-'i^^^t^ .  tüetdier  am  26.  Februar  ju  Ütocifilbe  abgefd)loffen 
tourbe.  5)em  .!peräog  g--  obgleid)  er  am  Kriege  felbft  feinen  Slntl^eit  genommen, 
brachte  biefer  tvnebe  ©roßes.  S)ie  bisherige  Xfel)n§gemalt  S^änemarfs  über 
Sd)lesmig  unb  ^e^marn  tourbe  aufgef)oben.  ferner  marb  bie  i)älfte  Don  ben 
@ütern  be§  Sc^lcötoiger  Somfapitelö  nebft  bem  ganjen  5lmt  St^toabftebt  bem 
<g)er5og  jugefproc^en,  auc^  bie  Slm^ebung  ber  bem  ^önig  unb  bem  öerjog  gemein= 


20  gviebrid)  III.,  ^.  ti.  (Sd)Ie§h)i9=§oIftetn=®ottorp. 

fc£)aftlt(^  äuftel§enben  ^iegterung  ü6ev  ^Prälaten,  9litterfc^aft  unb  ©täbte  in  2tu§= 
ftdit  genommen,  ©omit  er'^ielt  ber  ^ei-jog  für  jcinc  jd)le§tt)igj(^en  Sänber  bie 
üöüige  ganj  unbefd^ränftc  ©ouöeränität.  S^iefe  ertotge  tourben  afier  ttJteber  in 
gfrage  geftelit,  al§  Äönig  Äart  X.  ©uftaö  ben  blieben  öalb,  nac^bem  er  ge= 
fditojfen,  brad^  unb  ben  Ärieg  öon  5fteuem  begann,  ^erjog  g.  bet^eiligte  fic^ 
auä)  je^t  lüieber  nid§t  eigentlich  am  Kriege ,  aber  e§  voax  boc^  beaeirfincnb  ,  bafe 
jein  ©ot)n  6f)riftiai^  3llbrec^t  fid)  im  |d)njebifc§en  Sager  befanb.  5Dänemarf, 
befonber§  Äopen:^agen,  leiftete  bie§ma(  l)elbenmüt^igen  Söiberftanb  unb  ttjurbe 
unterftü^t  jur  ©ee  üon  ^ottanb  unb  ju  Sanbe  öon  93ranbenburgern  unter 
gü'^rung  it)rc§  großen  J?uriürften,  ^aifertidien  unb  ^olen.  S)ur(^  biefe  jremben 
2;rut)pen  Iiatten  bie  gottorp'fc^en  Sanbe  fi^toer  au  leiben.  Sie  i^m  tion  ben 
23unbe§genofjen  jugeftanbene  91eutralität  fieberte  ben  igex^o^  nicf)t  bor  ben  5einb= 
jeügfeiten  bänijc^cr  Zxnppm.  inmitten  be§  Äriegc§  ftarb  ^erjog  5.  ju  Xönning, 
tt)o:^in  er  fid)  jurücfgejogen  ^tte.  S)ie  ju  9loe§!ilbe  erlangten  5>ort]§eite  blieben 
feinem  ©o'^ne  6f)riftian  Sltbred^t,  al§  narf)  bem  Xobe  be§  fc^toebifrf)en  ÄönigS 
Äari  X.  ©uftab  am  5.  Sunt  1660  ju  Äo^}en'§agen  ein  neuer  fyriebe  gefd^Ioffen 
würbe,  ba  ^ranfreiif) ,  (Sngtanb  unb  .^oltanb  bei  ben  g^riebenSbert^anblungen 
bafür  eintraten.  2;ief  unb  bauernb  t)at  ^er^og  ^.  eingegriffen  in  ba§  (Sef(|icE 
feineg  Sanbe§  burrf)  bie  öoHftänbige  S)urd^fü^rung  ber  ^Primogenitur  in  feinem 
Jpaufe  unb  inbem  er,  gezwungen  burc^  ben  toä'^renb  feiner  9iegierung  juerft  be= 
beutenber  l^eröortretenbcn  S^^ft  ^^^  Sänemart,  für  bie  ^^olitif  feine§  <g)aufe§ 
eine  auätoärtige  ©tü^e  fuc^te.  Olocf)  in  feinem  Jeftamente  tt)ie§  er  auf  bie  Ärone 
©liltoeben  f)in,  n)el(|e  fein  fürftlid)e§  ^au§  in  ber  'Otot^  nie  merbc  o'^ne  ^ülfe 
unb  33eiftanb  laffen.  .»pcrjog  g.  mar  ein  feiner  .^exx,  fanft  unb  mo'^lttiätig, 
babei  öon  ungeWö'^nlic^er  Sßilbung.  @r  la^  ba§  alte  leftament  in  ber  Urfprad)e 
unb  mar  ein  befonberer  greunb  öon  mat^ematifi^en  ©tubien.  SBeit  berüt)mt 
würben  Wäl^renb  feiner  Ütegierung  bie  ^Jlerfwürbigfeiten  ber  ®ottor|)er  Äunft= 
fammer,  unb  bie  ©ottorper  Sibliot^ef,  an  ber  namt)afte  ©eletirte,  Wie  .^einrid) 
Sinbenbrurf)  unbOteariu§,  Wirften,  gelangte  ju  wir!ücf)er  33ebeutung.  ^n  biefcr 
3eit  erf(i)ienen  aucC)  befonber§  für  bie  Sanbe§gefci)i(i)te  wi(i)tige  5lrbeiten,  Wie  bie 
bur^  be§  3^ot)ann  9Jleier  au§  Jpufum  Wertt)öotte  Äarten  auä)  je^t  no(i)  bebeut= 
fame  Ü'^roni!  6a§par  S)an(iwertt)§.  —  S^ie  ©dileSwiger  S)omfc^ute  würbe  öer= 
beffert,  ba§  @t)mnafium  ju  SSorbeS'fioIm  l^ergeftettt.  %nä)  bie  ©rünbung  einer 
Uniöerfität  in  feinem  Sanbe  plante  ^er^og  fy.  unb  fein  ^an^Ier  ,^ietmann,  aber 
bie  friegerifc^en  ßreigniffe  tiefen  an  bie  9tu§fü^rung  biefeS  ^Iane§  nic^t  benfen.  — 
3u  ben  confeffioneÜen  S^agen  na^m  -^erjog  5-  Qteit^  nad^  feinem  9{egierung§= 
antritt  ©teltung,  inbem  er  ben  ftreng  tut^erif.(^en  Apofprebiger  ^^abriciuS,  Welcher 
1610  bem  reformirten  5]3aul  gäfar  au§  ßaffel  ^atte  weidien  muffen,  nad)  ©ottorp 
aurütfberief.  3lber  aufgeWad)fen  unter  bem  6inftu^  ber  ftreitenben  ^Parteien 
war  er  öon  einer  für  feine  3eit  feltenen  ^Mfeigung  in  ber  35curt|cilung  fird)= 
Iic£)er  ^^ragen.  33ereitwittig  nal^m  er  bie  flüd)tigen  nieberlänbifd)en  ^Äemon= 
ftronten  Id  fid)  auf  unb  gewährte  itjuen  üoKe  «y^-'^itieit  ber  gieligion.  i5rür  fie 
befonber§  Würbe  an  einem  äWedmä^ig  "^ergeriditeten  $Ia^e  f5ri-"^ebrid)ftabt  ge= 
grünbet  unb  mit  Wid)tigen  ©tatuten  begabt.  S)iefe  ©tabt  foüte  ein  ©tapelpta^ 
für  ben  Söeften  Werben.  S)ortt)in  ben  .Raubet  mit  bem  Orient,  namentlich  ben 
perfifc^en  ©eiben'^anbet ,  über  Ülu^tanb  unb  bie  Oftfee  ju  leiten,  geballte  ber 
iperjog,  al§  er  in  ben  iSa'^ten  öon  163-3  bi§  1638  einen  Hamburger  Kaufmann, 
Siüggcmann ,  in  äaj^lreic^er  Segleitung  nac^  Stu^tanb  unb  ^erfien  fanbte.  eine 
©enbung,  bie  atterbings  nid)t  ben  geWünfd)ten  ©rfolg  ^^atte.  i^ntereffant  ift  ber 
öon  OleariuS  herausgegebene  9{eifeberi(^t.  —  Um  ben  ^anbel  feine§  ßanbeg  ju 
fieben  fa^te  ber  ^erjog  auc^  ben  ©ebanfen,  bie  Oftfee  mit  ber  SBcftfee  burd) 
einen  (Sanat  ju  öerbinben,  ol)ne  inbeffen  biefen  ©ebanfen  weiter  ju  öerfotgen.  — 


griebrtd)  IV.,  .&.  ö.  Sc^ie5n3ig=|)olftein=@ottOTp.  21 

6in  fcf)tDeve§  Unglüd  betraf  ju  ^eriog  5nebrtci)§  3citen  ©c£)(e5iüi9»6o(i"tein,  als 
im  Cctober  163-i  eine  gciuaüige  Sturmflutl)  bie  -JiDi-bfeefüften  öerroüftete  unb 
ungef)eiu-e  S>er(ufte  an  ^Jtenfc^enteben,  an  .!pa6  unb  ®ut  bva(f)te.  Sie  jnK^tbare 
rci^e  äöeftfüfte  unterlag  |aft  ööHiger  ä^erttJÜftung.  ©in  großer  2^eit  ber  früheren 
SBeöötferung  mu^te  arm  unb  ^üIt1o§  in  bie  grembe  wanbern,  toäl^renb  be§ 
S:eicf)baue§  tunbige  unb  mit  ben  nöf^igen  Mitteln  öerfe^ene  neue  Goloniften  au§ 
ben  ^ieberlanben  an  it)rc  ©teile  traten  unb  menigften§  jum  Z^eil  bae  l'anb 
bem  ^]3teere  toicber  abgeroannen.  5Dauernbe  ©puren  feiner  3Birffamfeit  f}interUe| 
.l^erjog  5.  and)  in  feiner  Ütefibenjftabt  ©c^teSroig.  Sliefelbe  n)urbe  um  einen 
neuen  <Stabttt)eil  ertt)eitert,  welcher  if)m  ^u  6^ren  ben  Flamen  5i-'iebrici)öberg 
er'^ielt.  @d)to^  ©ottorp  raurbe  mit  großen  ©arten  im  ©efc^macf  ber  ^eit  um= 
geben.  S)er  Sei^nam  ^^erjog  griebricf)?  ift  beigefe^t  im  Som  ju  (5rf)teeroig, 
in  ber  ©rabfapeüe  nörbüi^  üom  großen  6^or.  ^n  Raupten  bes  fteinernen 
6arge§  ftef)t  an  ber  SBaub  bie  noc£)  fet)r  luo^t  erhaltene,  öon  D(eariu§  öerfa^te 
@rabfcf)rift. 

2Bai^ ,  ©d)Ic§tt).  =  §oIft.  ©cfc^ii^te ,  IL  —  Sadmann ,  Einleitung  jur 
©d)Ie§to.=|)oIft.  @ef(i)i($te.  9ieue  ©d)te5lt).=.§ol[t.=2auenB.  ^rotiin3iaI=S3eric^tc, 
Mrgong  1833,  ©.  208  f.  ^ille. 

S'ncbri^  IV.,  -^erjog  3U  (&c£)Ie§tt)ig  =  |)oIftein  =  @ottorp,  war  ber 
ältere  ©o^n  (E^viftian  3llbred§t§,  geboren  im  ^.  1670.  6r  folgte  feinem  33ater 
in  ber  Slegierung  1694,  öermätilte  fi(^  oier  ^aijxt  fpäter,  1698,  mit  ber 
©(i)tt)efter  bc§  fct)toebif(i)en  Äönig§  ^art  XII.,  öebmig  ©opt)ie.  S;a§  fi^on  tra= 
bitioneße  5Bünbni^  ättiifi^en  6ottorp  unb  ©c^toeben  ert)ielt  baburc^  einen  no(^ 
engeren  perfönlid)fn  (S^arafter,  be§  jungen  .^er^ogg  ^^oütif  ricf)tete  fid)  offenfit» 
öon  Einfang  an  gegen  S)änemarf.  S)ie  legten  ^a'^re  G^riftian  3ttbre(i)t§  (ügt. 
23b.  IV  ©.  188  ff.)  maren  im  SBefentüc^en  frieblidie  geUjefen,  bo(^  i)atte  ber 
3tItonaer  Söergleid)  öon  1689  me^r  einen  9luffd)ub  ale  eine  ©ntfdieibung  ber 
ftreitigen  fy^'^Ö^^^  gebrad)t.  Tiaä)  feinem  Jobe  fpi^ten  fid)  bie  ©egenfä^c  fid)t= 
iid)  3U.  .^erjog  fy.  bel^auptete,  im  SSefi^  ber  öoHen  ©ouOeränetät  ju  fein,  er 
nal^m  für  fi(^  ba§  9ted)t ,  Gruppen  ju  galten ,  g^f^ungen  ^u  bauen ,  ^ünbniffe 
äu  fd^Iie^en  in  SInfprud).  6r  gab  bem  tf)atfäd)Ii(^  Sluebrud  baburd),  baß  er  in 
©tapel^olm  unb  an  ber  ©orge  ©dianjen  aufn)erfen  lie^  ,  Gruppen  hineinlegte 
unb  fd)tt}ebif(^e  S3ölfer  ins  !C'anb  30g.  ®a§  bel^auptete  9ted)t  raaib  auc^  jefet 
toieber  üon  S)ünemar!  beftritten,  .^önig  d^riftian  V.  beanfprud)te  bie  Cber(ebni= 
^o'^eit  für  fid),  öerlangte  6infid)t  in  Gl^riftian  ^^Ibred)t§  2;eftament,  3tufflärung 
über  feine  5tnorbnung  ber  ©ucceffion,  (Jrneuetung  ber  Union,  gemeinfame  <!put= 
bigung  ber  fd)lc5tt)ig  =  !§o(fteinifd)en  ©tänbe,  Entfernung  ber  fremb(änbifd)en 
Sruppen.  S)em  gegenüber  beftanb  ber  Jper^og  auf  ber  Erfüllung  be§  nac^  feiner 
^^nfid)t  bi§!)er  nic^t  öoltjogenen  Slttonaer  9teceffe§,  ber  it)m  9Ib^ülfe  ber  @ot= 
torp'fd)en  Sraöamina  jufagte,  red)nete  ba'^in  bie  fd)on  im  23ertrag  üon  9ioe§= 
fitbe  erhobene,  1658  unb  1667  erneuerte  5'ovberung,  bie  fogenannte  Eommuuion, 
b.  f).  bie  ©emeinfamfeit  ber  ^^rülaten  unb  ber  9titterfd)aft,  bie  Einheit  in  3ufti3= 
unb  Euttu§fad)en  auf5uf)eben,  üerlangte  öie  SInerfennung  feiner  üotten  ©ou= 
öeränetät.  E§  muffe  eine  üoÜftänbige  2^eilung  ber  Sanbe  gefd)e!§en,  fo  ba^  im 
eigenen  2anbe§t^eil  ber  eine  g-ürft  au5fd)Iie§Iid)  ^err  fei.  Sie  Eommunion 
allein  fei  bie  Quelle  alter  ©treitigfeiten,  fie  erftrede  fid)  eigentlid)  nur  über  )\>xä= 
laten  unb  Otitterfd^aft ,  bafire  nur  auf  Erbtierträgen  unb  fei  nic^t  aui  alle  ^^it 
unb  Etuigfeit  abgefdjloffen ,  bat)er  ieben  Slugenblid  bie  3tufl^ebung  bcrei^tigt. 
®änif(^erfeit§  tt^arb  biefe  5Befd)rän!ung  ber  Eommunion  beftritten,  eingettienbct, 
ein  9Iu§taufc^  merbe  nof^roenbig  eine  Trennung  ber  .gjerjogtpmer  jur  5'otge 
f)aben,   ba§   merbe  feinem  Steile  genef)m  fein,     ^yatte   bem  ."Könige  ^olftein  ju. 


22  ^riebtid)  IV.,  §.  ü.  Sd)Ic5ti3is=§D(ftein=©ottorp. 

fo   feMe  i^m  bie    notl^itüenbige  SanböerWnbung   äWijd^en   bem  ^erjogtl^ume  unb 
bem  Äönigteic^ ,   ermatte  bev  ^leräog  ©c^Ieaiüig,  jo  öei-lierc  er  md  mit  ber  Um= 
öeriität,  trete  au§  bem  35er6anb  be§  römifd^en  9tcid)e§  unb  feilte  feinen  g'tiaratter 
aU  rcg'ierenber  9iei(^§iürft  ein.   —   Ueber   aüe   biefc  fünfte  würben  namentlich 
im  ©ommer  1696   au  ^inneberg   S5er:^anblungen    gepflogen;    man    einigte    fic^ 
f(i)IieBlic^   formeü  über  Stufred^ter'tiaÜung   ber  (iommunion   o^ne   ^racjubij   ber 
frü'^eren  3lBmad)ungen  3U  ^o^jcn'^agen  unb   (Slücfftabt,  aber   feiner  ber  beiben 
X1)exU  ttjar  bon  bem  Söertrage  befriebigt.  —  ©cfion  einmal  im  ^.  1695  "fiatten 
bänif(ie  XruplJen  bie  i)er3ogtitf)en  ©ctiaujen  jerftört.     2)er  ^ler^og  erneuerte  unb 
öerftärfte  fie  im  fotgenben  ^üi)xe.   fcE)IoB  ein  »ünbniB  mit  ^annoöer,   30g  ^mei 
feiner   in   ben  ^liebeiianben  ftel^enben  gtegimentcr   an   bie  ßtbe.     1697    mürben 
bie  ©dCiauäen  bon  ben  2)änen  njieberum  erobert  ,unb  gcfci)(eift.    ©eine  SBetüerbung 
um  bie  fc^toebifd^e  ^rin^effin  führte  in  bemfolben  3fat)re  .^erjog  g.  an  ben  §of 
äu  ©toct^olm.     ©ein  lang  fortgefe^ter  intimer  pcrföntic^er  Sßerfe:^r  mit  ^arl  XII., 
i^re  3;ottl)eiten  unb  Sjceffe,   2Bagniffe  unb  2Ibenteuer  finb   befannt  unter  bem 
Flamen   ber  „@ottor)3er  9tafereien".     S)er  franjöfifc^e  ©efanbte  b'^bouj  ^at  fie 
braftifrf)  genug  gefd^itbert.     ©§  berbreitete  fic^  in  ©i^toeben  ba§  ©erüi^t,  ^erjog 
^.    öerleite    ben  .$?i3nig    mit  2lbfi($t   ju   ben   ftnnlofeften  3Bag^alfig!eitcn ,    um, 
tnenn   biefer   in   einer  berfelben  ba§  Seben  berliere,    fetbft  bie  fd)ttiebifcf)e  Äronc 
3U  geroinnen.     9)lan  roünfd)te  aügemein  feine  5lbreife.     b'Sloauj  fd)reibt:   toute 
l'esperance,   qu'on  a,   est   que   quand   le  Duc  d'Holstein  sera  parti  et  que  le 
roi  se  trouvera  seul,  11  quittera  toutes  ces  manieres  et  s'appliquera  aux  affaires, 
comme   11   faisait   auparavant.     21I§  |)er3og  ^•.  im  ©ommer  1698   nac^   feiner 
Sßermätilung   in  bie  ^erjoglfiümer  jurücEfetirte ,    er'^iclt   er  ben  Oberbefet)!   über 
fömmtücfie  f(ä)roebif(f)e  Srup^jen  in  2)eutfct)tanb,   unb   30g   nun  Ülcgimenter  bon 
äöiSmar   nad^  .^-)ufum.     3)ie   gcf(i)teiften   ©(iianjen   tüurben  neu    errid^tet.     2)cr 
3:i§rontoedC)fel  in  2)änemarf  1699   fütirte  ben  5lu§brud£)   ber  geinbfeligfeiten  l)eT= 
bei.     ^m   ^ärj   1700    befe^ten   bie   S)änen   9lorbbit§marfdE)en ,    ßiberftebt  unb 
©df)lc§roig ,   erftürmten  bie  ^ufumer  ©d^anaen  unb  belagerten   3;5nning.     5lber 
^arl§  XII.  Sanbung  auf  ©eetanb   ^toang  bie  2)änen  jum  {^i-'ieben  bon  2;raöen= 
bal)I  am  17.  9luguft  1700.     3luf    bie  ße^nS'^o^eit  be§  Äönig§  tüarb   bänif(i)cr= 
feit§  tierjidjtet,  ber  2lUonaer  9lcce^  bon  neuem  anerJannt,  bie  öoüe  ©ouberänetät 
gegenfeitig    garantirt,   bie   beiben   Kontingente    in    ben  Aperjogtliiimern    auf    bie 
gleidC)e  3at)l   feftgefe^t.     2)er  ^erjog   ert)ieU   260000   sftr.    (Sntfc^äbigung.   — 
^er^og  i^.  liielt  audt)  nad)  bem  ^rieben  bon  2;rat)enbal)l  feine  enge  SBerbinbung 
mit  ©dt)roeben   oufred)t,   er  fdE)to§   mit  ^rantreid^    einen   ©ubfibienöertrag   unb 
folgte  feinem  Sd)roager  in§  ^^elb   nact)  ^olen.   —   Um  bie  ^Jlittel  jur  Ärieg§= 
rüftung  fdfinett  unb  reid)lid^  ju  bef{^affen,  t)erbacf)tete  er  bie  gefammten  Slemter 
unb  fianbfd^aften,  2}orroerfe  unb  Domänen  in  ©d)le§toig=.^olftein  mit  ber  ganjen 
3lbminiftration  öon  ^fuftij  unb  ^olijei   an   einen  öberfttieutenant  b.  Sergl^olä. 
®iefcr  liatte  bem  .Sperjog   gro^e  baare  33orfd)üffe    öerfprod^en,    bagegen   bie  33e= 
fe^ung  alter  Remter  im  Ü3anbe  er'^alten,   er  beabftd)tigte,    neue  ©tobte   mit  ge= 
raben,  breiten  ©trafen  ju  bauen,  ©intoanberer  au§  g-ranfreic^  unb  .^ottanb  inä 
Sanb  3U  äief)en,    eine  SBaffcröerbinbung  jtüifdien  @iber,    3;reene  unb  ©d)lei  l^er= 
aufteilen,  bie  ©dtiafjuc^t  3u  t)eben,  ©eibe=  unb  Söottmanufacturen  ein3uridf)ten  k., 
alle§  in  altem  ettoa  nad|  bem  alten  ^lane  ^^erjog  ^Jriebrid)  III. ,   ba§  ßanb  tu 
ungeahnten  ^^lor   3U    bringen    unb    baraug    felbft   ungemeffene   gtcidif^ümer  3U 
3ie5en.     S)a§  ^:proiect  !am  nid^t  3ur  3lu§fü^rung,  t)a  g.  IV.  am  19.  ^uli  1702 
in  ber  ©d^lad^t   bon  ßliffoto    fiel.     (5r    ^interliel    au§    feiner  g^e  mit  ^ebtoig 
©opl)ie  einen  sroeijöl^rigen  ©o^n  ßarl  ^riebrid). 

5Bgl.  ^:]:>robin3ialberid^te  1833,   4.,  ©.  509  ff.     ^.  fjfald,   ©ammlungen 
3ur  näheren  ^unbe   be§  35aterlanbe§,  I.  ©.  241  ff.,   321  ff.     S)ie  S)epef(|cn 


^xiibxxä)  Maxi.  —  5^iebric^  2Bil{)e(m,  .f).  ü.  Sc^(cltoig=§olftetn=!Sonbctburg:SBecf.  23 

be§  ©rajen  b'Stöaur   in   Handlingar    rörande  .Skantlinavieus  Historia   14.  d., 
Stodjolm  1860,  ©.  80  ff.  5^.  |)a§fe. 

gricbritö  Äarl,  ^Öerjog  öon  |)o(ftein  =  (Sonbei-6ur9  =  ^(ön,  toaxb  ge= 
Boren  nad)  bem  Jobe  ]eine§  3?atprö  Ö^riftian  .ßart  am  4.  Otuguft  1706,  ftarS 
o^ne  männücfte  5ta(^fommenf(^aft  3U  ^intevtaffen  am  18.  Cctobev  1761.  5Rit 
\i)m  et(oicf)  ber  ^4>tönei;  3^"^9  ^^^  ^o(ftein  =  Sonberbuiger  öaufc§.  S;a  feine 
3)tutter,  ein  geborenes  ^räulein  ö.  31ic§e(berg,  nidjt  fürfttic^en  3?(utee  roar,  marb 
feine  (Jbenbürtigfeit  beftritten,  er  anfang»  nur  5-  ^-  o.  .ßar(ftein  genannt. 
Slllerbingg  ^ütte  ber  Später  im  9icce^  öon  1702  gegen  3}er5ic^t  auf  bie  3(rröe= 
fdien  @üter  nur  für  ben  jyaü,  ba^  fein  älterer  trüber  ^oac^im  giiebrid)  unBe= 
erbt  fterbe ,  eine  9lnerfennung  ber  gbenbürtigfcit  feiner  ?ia(^fommenfcf)ait  unb 
bie  ebentueüe  9Zad)fo(ge  jugefic^ert  erhalten  fönnen.  2^ie  ^'i-'^ge  tnarb  praftifc^, 
als  in  ber  5tt)at  am  25.  Januar  1722  .^erjog  ^oacfjim  5"i^iebri(f)  o§ne  drben 
öerfii)ieb.  Sluf  bie  ^^(öner  Sanbe  macf)te  je|t  ber  öerjog  Don  Dtet^wifc^  2ln= 
fprüd^e.  S;ocf)  erreidjte  ^y.  ^.  1722  öom  bänifi^en  ^önig  ^yriebrid)  IT.  feine 
9inerfennung  al§  ^^rinj  öon  §otftein=!SonbeTburg  unb  nac^  bem  2obe  be§  §er= 
jogg  öon  9tet^rcifci)  1729  ben  $efi^  ber  ^(ön'fcf)en  Staube.  6r  überüeB  bogegen 
ber  bänifi^en  Ärone  bie  5Zorburg'"fcf)en  ©üter.  S)er  Sfnt^eü  be§  ^er^ogä  um= 
ToBte  bie  Otemter  ^tön ,  2(ren§böf ,  9iet§toif(^ ,  gieinfelb ,  Jraöenba^t  unb  eine 
9tei^e  ablic^er  ©üter.  ^m  ^.  1731  erfolgte  auc^  burrf)  Spru(^  be§  faiferU(f)en 
9lei(i§f)ofratf)5  in  SSien  bie  gntfc^eibung ,  baB  S^riflian  ^arl§  @f)e  fürftlicf) 
unb  ftanbesgemä^  gcmefen  unb  fein  Sol^n  Türftli(f)en  5Zamcn6,  SSIutes  unb  Staubet 
fei.  S.  ^.  mar  öermä:§(t  mit  ß^riftiane  9ümgarbi§  ö.  Dteöentloto.  6iu  So^ 
ftarb  jung,  bei  feinem  2obe  f)inter(ie^  er  nur  brei  Xöc^ter.  2a§  f^ürftent^um 
*45(ön  fiel  ber  ^rone  an^eim. 

33gl.  Slrd^iö  für  Staat§=  unb  Äirc^engefdiicfite  ber  Aperjogt^ümer  (£c^tei= 
n)ig-.polftein=Süuenburg ,  35b.  II.  @.  433  ff.  g.  ö.  ^rog^,  Seiträge  jur  äU 
teren  Ö5ef(f)i(^te  be§  öaufe»  ."po(ftein=!5onberburg.  ^n  Setreff  ber  einjetnen 
S)aten  finb  jeboc^   nocf)   manche   Unfi(^er^eiten  auf^uflären. 

^-  -'pagfe. 
Ilfricbricö  Sil^clm,  ^^erjog  öon  @c§teiraig  =  .öo tftein  =  ©onberburg  = 
Sei,  geboren  1687,  geftorben  1749  in  Königsberg  i,  ^.,  toax  ber  @o^n  be§ 
.iperjogg  giiebricf)  Öubmig  unb  ber  ^^ouife  ßfiartotte,  Sod^ter  beö  öer3og§ 
öon  3tuguftenburg.  5.  2B.  ftubirte  in  .paüe,  trat  1704  a(§  Cbrifttieütenant 
in  bie  preuBifd^e  2trmee,  marb  1713  Dbrift ,  .jeicfinete  ftc^  171-5  bei  ber  S?e= 
lagerung  öon  (Stratfunb  au§  unb  erfjielt  1721  feine§  Saters  9tegiment,  g(ei(^= 
zeitig  .marb  er  jum  Generalmajor  ernannt.  Später  ttjarb  er  GJouüerneur  öon 
©panbau  unb  ©eneraüieutenant  (1747).  3}or  ber  <S(f)(a(^t  bei  ^olroi^  (1741) 
I^atte  er  ben  ^tuftrag  erhalten,  bem  Könige  irifc^e  Gruppen  au§  ber  5Jlarf  juju^ 
füliren;  er  ftanb  roäf)renb  ber  ©cf)tacf)t  mit  etroa  7  Bataillonen  unb  7  (l»ca= 
bron§  bei  Strefjlen,  wagte  aber,  ba  er  feinen  beftimmten  Scfe^l  erhalten,  nid^t 
nad^  bem  (Sefed^tsfelbe  ju  lüdin  unb  fpäter  in  bie  Verfolgung  einjugreifen. 
5iad§bem  er  fein  6orp§  mit  bem  be§  Königg  öereinigt,  öerlie^  er,  in  [yotge 
eine§  @efprä(^e§  mit  bemfelben,  bie  Strmee  unb  ging  nadf)  ©panbau.  x^xieh^ 
ri(^  II.  fagt  in  ber  ..Histoire  de  mon  temps"  barüber:  „Le  Duc  de  Holstein 
avait  eu  occasion  de  frapper  uu  grand  coup ;  mais  pour  lui  les  occasions 
etaient  perdues.  N'ajant  point  re^u  d'ordre  du  roi,  11  avait  marche,  sans 
savoir  trop  pourquoi,  d'Ottmachau  ä  Strehlen;  11  s'j^  trouva  precisement  le 
jour  de  la  bataille  et  entendit  le  feu  des  deux  armees.  Le  11  toutes  les 
troupes  des  Autrichiens  passerent  en  deroute  ä  un  mille  de  son  poste;  11  en 
auralt  pu  detruire  les  restes ;  mals  faute  de  savoir  prendre  une  resolutlon, 
11    lalssa   le   champ   llbre   a  Mr.  de  Xeuperg,   qul   rassembla  ses   fuyards  de 


24  f5':«^i;i'^  6I)rifltan,  §.  ö.  Sä)le§tDig=§olt"tein. 

l'autre  cotö  de  la  ville  de  Neisse,  et  le  duc  de  Holstein  joigifit  tranquillement 
l'armee  du  roi  aupres  d'Ohlau."  S)oc§  ^t  it)m  bcr  ßönig  jeine  ©unft  nid)t 
bauernb  entaogen;  nod)  1741  toutbe  er  jum  ©enerdielbmaiid^aÜ  ernannt,  ©r 
30g  na(^  j^önigeberg ,  tourbe  ätoei  3(0^«  öor  jeinem  ilobe  ©ouberneur  öon 
Berlin,  aber  Ärau!t)eit  öerl^inberte  il)n  feinen  ^often  anjutreten,  unb  er  felbft 
fd^eint  bie  UeBerfiebetung  nac£)  Berlin  öcrjögert  ju  ^aben.  5£)er  i^m  fe{)r  gnä= 
bige  ^önig  griebrid)  äöil^elm  I.  l^atte  i^m  1717  ba§  ^olaiä  5riebrid)§f)0T  ge= 
jd)en!t,  beleiinte  i'^u  1725  mit  bem  (Sute  ^Jtiefenberg ,  ba§  ber  ^ersog  tüieber 
öer!aujte  unb  bajür  bie  gonbel^nen'fc^en  Öüter  ericart.  1727  würben  ber 
grifbri(^§'^ojer  58c[i^ung  abüd^e  giec£)te  Beigelegt,  ^n  bem  föniglicEien  Ütefcript 
tjdU  e§:  „SSie  mir  benn  nii^t  nur  in  Consideration  ber  bcfonbcren  3ui^eiöung, 
aud^  bev  treuen  unb  tapferen  ^'iegSbienfte ,  bie  Un§  unb  Unferem  j?öniglic^en 
^aufe  @m.  SieBben  unb  Sero  a}orfat)rm  in  alle  Sßege  crmiefen,  Serofellbcn  in 
allen  Billigen  5(nfud^ungen  ju  miHfal^ren  frcunböetterlic^  entfd^Ioffen."  1732 
mar  ^erjog  x^.  2B.  burc^  einen  SJergleid^  mit  bem  ©o^e  feincg  ätteftcn  33ru= 
ber§,  ber  finberIo§  mar,  in  ben  Sefi^  ber  ^errfd^aft  ^ed  gelangt,  bie  er  naä) 
einigen  ^al^ren  üerfaufte.  .g)er5og  ^f-  333.  mar  in  erfter  (St)e  mit  einer  öermitt= 
meten  ö^ürftin  gjartoriSfa,  geborenen  ©leonora  ö.  2o|,  bermä^tt  gelüefen.  Sic 
mar  bie  2:od^ter  be§  äßoimoben  unb  |3oInifd)en  (BroBfd)a|meifter§  2JÖIabi§taue 
ü.  2o^.  Tiüdi  beren  Sobe  öermäf)lte  er  fid)  1721  mit  llrfula  3tnna  ©räfin 
S)o'f)na=©c^loBitten.  SDie  erfte  6§e  mar  finbertoS  geblieBen,  au§  ber  jmeiten 
ftammte  eine  SocEiter  <Bop'f)ii  ßt^arlotte  (geb.  1722,  t  1763),  in  erfter  Qi)t  mit 
(Sraf  SUejanber  ßmit  2)o'f)na=Sd^Io!6itten  öermä'^lt,  nad^  beffen  Sobe  in  ämeitcr 
6:§e  mit  5Prin3  ©eorg  Submig  ton  A^olftein  =  ©ottorp  (f  1763),  bem  Stamm» 
öater  ber  ©rofe'^ev^oge  öon  Dlbenburg.  S)er  einzige  <5o^n  grtcbrid)  SBtl^elm, 
geb.  1724,  trat  in  bie  preuj^ifc^e  Slxmee,  unb  fiel  —  unbermä^lt  geblieben  — 
als  ßommanbeur  eine§  9tegiment§  1757  in  ber  (5dölad)t  bei  5|3rag.  5ll§  ber 
alte  ©eneralfelbmarfc^att  am  22.  5toüember  1749  in  Königsberg  geftorben  mar, 
unb  i^riebric^  ber  ®ro^e  bie  5lad)rid)t  erhalten,  fdirieb  er  feiner  6d)meftcr,  ber 
5!)larfgräfin  öon  S3aireutl§:  „Je  ne  puis  Vous  mander  d'ici  que  la  mort  du  bon 
vieux  duc.  II  ötait  sur  son  depart  de  Königsberg  pour  Berlin  lorsque  le  soir 
ä  table  11  lui  prit  un  vomissement  de  sang,  qui  l'emporta  eu  moins  de  trois 
minutes.  II  est  gönöralement  regrette,  il  n'a  jamais  fait  de  mal  qu'ä  lui  meme, 
la  galanterie  ne  l'a  quittö  qu'a  son  dernier  soupir." 

b.  931  e  e  r  l)  e  i  m  b. 
gricbrit^  G^liviftion ,  C'^eväog  öon  ©c^le§mig  =  .^olftein  au§  ber  fonber- 
burg  =  auguftenburgifd)en  Sinie,  geboren  am  28.  September  1765  ju  3tuguften= 
bürg,  t  ebenbafelbft  am  14.  ^uni  1814.  @r  mar  ein  Sol)n  be§  älteren  ^er= 
3og§  ^5^-iebrid)  ß^riftian  unb  ber  ^^erjogin  ©^arlotte  ^^Imalie  äöill)elmine ,  einer 
2^od)ter  be§  ^erjogS  griebric^  Karl,  mit  metd)em  1761  bie  plönifd)e  Sinie  be§ 
fd^le§mig=^olfteinifd)en  i5rürftenl)aufe§  er(ofd).  Slu^cr  einer  älteren  ©dimefter, 
ber  ^Prin^effin  Suifc,  Ijatte  g-.  61).  ^mei  jüngere  Srüber,  bie  ^prinjen  6mil  unb 
ßl^riftian  Sluguft,  öon  benen  ber  le^tere  1810  als  Kronprinz  öon  Sc^meben 
ftarb.  Sc^on  in  feinem  fünften  SebenSja'^re,  im  Dctober  1770,  öeilor  f5'-  ^^• 
feine  SJtutter.  2)ie  (ärjie^^ung  ber  '^prin^en  marb  bem  ^ofprebiger  Reffen  anöer= 
traut,  einem  auSgejeidineten  ^Jlanne  öon  umfaffenber  Silbung  unb  öon  milbem 
l)umanem  (S^^arafter,  ber  e§  öerftanb ,  ben  Sinn  feiner  3ögltnge  fd^on  frü^  für 
alles  @ro^e  unb  Sd^öne  ju  ermärmen  unb  fie  für  ibeale  QkU  ju  begeiftern. 
x^.  61).  'ijai  biefem  öeljrer  feiner  Äinbl)eit  ftetS  eine  anl)änglid£)e  Siebe  bemal)rt. 
x^üx  beftimmte  Unterrid)tSgegenftänbe  trat  bemfelben  fpäter  ber  SegationSraf^ 
Sd^iffmann  als  ber  eigentlidje  miffenfd)aftlid^e  Sel)rer  jur  Seite.  So  öerlebte 
ber  ^rinj  feine  Äinbljeit  in  länblid£)er  Stille  auf  ben  58efi^ungen  feineS  SJaterS 


griebri^  dfiriftion,  ©.  ü.  2d)le5totg=^oIftein.  25 

auf  ?nfen  unb  im  Sunbetritt,  in  ber  ibijlliid^  anmut^igen  Umgebung  öon 
3Iugu[tenburg  unb  ©vaDcnftein.  (5rf)on  1778  matb  bie  fünftige  3}ermd^Iuug 
bee  bamal«  erft  13jäf)ngen  ßrbprinjen  5-  6^-  "lit  '^^'^  ^^mx\]i]i\n  Suife  Siugufte, 
ber  einzigen  2:ocf)ter  bce  Äönigl  6!^ri[tian  VII.  bon  S^änenmrf,  bie  banmle  erft 
7  ^Qt)re  att  niar,  üerabrebet.  6§  unterliegt  feinem  ^tueiTel,  ba^  Staatsmänner, 
roic  Slnbteaö  '4>etru5  ^ernftorff  unb  ber  ältere  S^immetmann,  toelcfie  biefe  S}cr= 
mä^tung  öorjugöttjeije  beiörberten,  fc^on  bamal§  bie  möglid^en  (Jöcntualitäten 
ber  Grbjolge  im  3tuge  f)atten.  Ser  ^DtannSftvimm  be§  ÄönigS  gnebrtcf)  III.  6c= 
ftanb  bamal§  nur  aus  brei  5Jlitgtiebern ,  nämü(^  bem  gei[te§jd^U)acf)en  Äönig 
ßl^riftan  YIL,  ber  öon  feiner  6ema!^tin  gcf(i)ieben  tear,  bcm  Äronprinjen  5rieb= 
rid),  einem  ^e'^njäfirigen  jd^roädilic^en  J?inbe,  unb  bem  Stiefbruber  bes  Äönigg, 
bem  geiftig  unb  förperüt^  menig  entroicfetten  örbprin^en  ^yriebriif) ,  beffen  Q^t 
naä)  öierjäl^viger  2;auer  noci)  unbeerbt  mar.  2tlio  lag  bie  9]lögU(^feit  fi^on 
banmlö  na^e,  baB  bie  ältere  fönigüdie  Sinie  im  -l^lannöftamm  auefterbe.  23eit= 
fi(i)tige  (5taat§männer  fuditen  ben  Sermicfetungen ,  bie  bann  eintreten  fönnten, 
baburc^  öorpbeugen ,  baB  He  bie  (Srbtod)ter  S;änemarf5 ,  bie  ihin^efiin  Suije 
2lugufte,  mit  bem  ätteften  9Ignaten  be§  jc:^Ie5tt)ig=^o([teiniic^en  gürften^aufes  öer= 
lobten.  SnbeB  toie  fe{)r  auc^  bieje  3}erabrebung  für  bas  fünrtige  ^eben  hc§i 
Grbpriujen  bon  Stuguftenburg  entjc^eibenb  föar,  äu^erlic^  föarb  baburc^  in  feinen 
SJerf)äItniffen  3unä(^ft  feine  SJeiänberung  ]^erborgebrad)t.  9}ielme^r  blieb  g.  dt), 
tvaijxenh  ber  näd^ften  ^ai)xe  noci)  in  bem  einfallen  ^'^n^iüenfreiß  ju  51uguften= 
bürg.  8(i)on  feine  natürliche  Einlage  mar  aut"  miffenfc^aftlidfie  Olusbilbung  ge= 
rid)tet.  58ei  feinem  ftiengen  ^^'lidjtgeiü^l  muBte  bie  ii)m  je^t  eri3ffnete  Slusfic^t 
il)n  nur  umfomel)r  anfpornen,  ficf)  mit  öerboppeltem  ßifer  auf  feinen  fünftigen 
2?eruf  tJorjubereiten.  So  erftrecfte  ftd^  ber  ßreiS  feiner  Stubien  fi^on  .^iemlid^ 
»eit  über  ben  getoij'^nlii^en  Umfang  ber  @t)mnafialbilbung  !^inau»,  al§  er  im 
fyrü^jal)r  1783  .^ugteic^  mit  feinen  beiben  jüngeren  33rübern  unb  begleitet  üon 
<Scf)iffmann  bie  Uniöerfität  i3eip3ig  be^og.  öier  füllte  g.  61^.  fic^  befonber§ 
hmd)  pl^ilofop^if(^e  Stubien  angezogen ,  ben  gröBten  6influ§  auf  feine  geiftige 
(Jntwicfelung  gewann  ber  ^^^rofeffor  6rnft  ^^^latner,  melc^er,  unter  bem  no(^  fort= 
bauernben  6influB  ber  2eibm^if(^  =  3ÖoJfif(i)en  5]L^^ilofop^ie  ftel^enb,  jugleic^  bie 
pl^ilofopl§ifii)en  Schriften  ber  ßngtänber  unb  ber  ^-ranjofen  auf  fid)  einmirfen 
liefe,  unb  ber  buri^  blüljenbe  unb  gefällige  SarfteÜung  bem  populären  QüdtU 
ciemus,  toeld)em  er  f)ulbigte,  jaljlreic^e  91n^änger  gemann.  -I^latner  mufete  feine 
©c^üter  burd)  einen  geiftreidjen  unb  anregenben  5)ortrag  ju  feffeln;  fein  SinfluB 
auf  5-  G^-  ^ai-'  fo  ßi'oB  ^^"^  nac^fialtig,  bafe  es  biefem  tro^  eraft^aHer  3In= 
ftrengungen  fpäter  fd^tter  toarb,  ben  burd)  Äant  bezeichneten  großen  ^oi-'tfi^ntten 
ju  folgen.  6rft  in  fpäteren  Sat)i-'en,  al»  er  mit  9tein^olb  befannt  mürbe,  ge= 
lang  e§  biefem ,  il^m  bas  9]erftänbniB  für  bie  neue  Seigre  ju  eröffnen.  91uBer 
ber  ^f)ilofopl)ie  mürben  in  )Ceip5ig  aud)  Staatemiffenfc^aften,  Suiieprubenj,  6e= 
fd^ic^te,  ^^i)fif  unb  anbere  SBiffeufdiaften  getrieben,  '^'erfönlic^  fd)eint  y.  Q^., 
Qufeer  mit  *^^latner,  nur  mit  SiBeifee,  bem  befannten  ßinberfreunb,  in  naivere  33e= 
äie^ung  getreten  ju  fein.  Sein  fd)on  frü^  gemedtce  ^^ntereffe  für  i^äbagogif  mag 
tool  biefe  9Innäl)erung  öeranlaBt  fiaben.  —  2}on  Seipjig  au«  mürben  auc^  2?e= 
fud§e  am  2; reebener,  unb  fpäter  am  iöertincr  ^ote  gemacht,  mo  man  ben 
fünftigen  Sc^miegerfo^n  be§  ^önig§  öon  £äneinarf  mit  Sluezeid^nung  empfing. 
^m  ipcrbft  1784  feierte  {y.  Gl),  nad)  9Iuguftenburg  jurüd,  mo  er  ben  SBinter 
benu^te,  um  bie  in  Seipjig  begonnenen  Stubien  fortäufe^cn  unb  fid^  auf  ben 
(Eintritt  in  bai  Äopenl^agener  Seben  Dor^ubereiten.  ^m  5lki  1785  reifte  er  nad^ 
Äopen^agen  ab,  junäc^ft  um  bie  xi)m  beftimmte  93raut,  bie  felber  tjon  biefer  91b= 
mad^ung  nod)  nid)t§  mufete,  fennen  ju  lernen.  9Iber  md)t  einer  biptomatifc^en 
Gombinntion,   fonbern  ber   freien  ^Zeigung   ber  ^Ifnnjeffin  münfd£)te  5-  6^.  il^re 


26  g:rtebi:id)  6t)tii'ttan,  /q.  ü.  ©d^le§toig=^ol[tetn. 

|)anb  3U  öerbonfen.  ^n  ^änemarf  regierte  bamal§  ftatt  be§  geiftegfranfen 
^öni9§  ber  fieBae^njäl^rige  ^ronprinj  ^ricbrtd).  S)er  leitenbe  ©taatSmann  a&er 
tDor  (Sraf  5lnbreQ§  ^etru§  a3ern[torff,  ber  ha^  bollfte  Sßertrauen  be§  .^ronprinaen 
genoB  unb  auj  ber  .g)ö^e  fetneS  einfluffeS  [tanb.  3Im  ipofe  tuarb  g.  6t).  mit 
allen  SluSaei^nungen  eine§  föniglic^en  ^riiiaen  aufgenommen  unb  t)atte  im 
tägli^en  S3erfet)r  bie  befte  Gelegenheit,  mit  ber  ^rinjeffin  ßuije  3lugufte  unb 
mit  bem  Äronprinjen,  feinem  fünftigen  ©c^toager,  bifannt  ju  toerben.  S)er 
f(i)Dnen  tebeneluftigen  ^rin^effin ,  bie  an  bem  ©lanj  be§  .§)ofe§  ©efaEen  fanb, 
mod^te  ber  ftille  getef)rte  ^.  6f).,  toetrf)er  in  i^r  ben  ©inn  für  2öiffenf(i)aftcn 
5U  mcden  fui^te,  anfangs  Wol  metir  al§  5}lentor  erfdieinen.  5(16er  feiner  über= 
legenen  SSitbung  gelang  e§,  i^re  ^ieigung  äu  geminnen.  :Snt  Dctober  gab  fie 
U)xt  einmiÜigung  unb  am  27.  9Jlai  1786  fanb  bie  3}ermat)(ung  in  ^opm^ao^m 
ftatt.  Unmittelbar  naä)  feiner  S5ermä]^lung  trarb  3^.  (£1).  in  bem  jugenblic^en 
Filter  öon  21  ^a^ren  ^um  65ef)eimen  ©taatSminifter  ernannt  unb  erhielt  ©i^ 
unb  ©timme  im  ©taat§ratl^,  in  meldiem  bie  micf)tigften  5lngetegen'§eiten  ber 
^Dnard)ie  beratt)en  unb  enbgültig  entfdl)ieben  mürben.  5Jlit  feiner  ©cmal^tin 
mo^nte  er  in  bem  großen  6t)ri[tian§burger  ©(i)lo^,  in  toetd)em  bie  fämmtli(i)en 
5)titglicber  ber  fönigli(f)en  g-amilie  eine  gemeinfame  ^of^altung  fül)rten.  ^m 
^.  1788  marb  x^.  (i^.  jum  ^atron  ber  UniOerfität  Äo^ent)agen  ernannt-  3lber 
fein  regfamer,  öon  ber  ebelften  ^^^l^itant^ropie  erfüllter  Seift  münf(i)te  @e= 
tegent)eit  3u  ^aben  ju  einer  mef)r  unmittelbaren  2f)cilnal^me  an  bem  S)etai( 
ber  3^egierung§gcfc^äfte,  unb  ba  feine  Steigungen  it)n  üorpgSmeife  auf  ba§ 
toiffenf(J)aftli(i)e  (Sjebiet  ijinjogen,  fo  er'^iclt  er  1790  ben  2}orfi^  in  einer  6om= 
miffion,  weli^e  beauftragt  tourbe ,  einen  ^4>lan  pr  9leform  ber  Uniberfität  unb 
be§  gelel)rten  ©d)ulmefen§  in  S)änemarf  ju  entmerfen.  2>urc^  biefe  Slufgabe 
fam  i^.  6^.  mit  ben  berü'^mteftcn  bänifcl)en  Gelehrten  in  93erüf)rung,  mit  5Jlön= 
nern  toie  ©ut)m ,  33aben ,  ^IRolbent)amer ,  ^ornemann  unb  Stnberen.  (Sr  gefiel 
fidl)  in  biefem  Greife  unb  bilbete  getoifferma^en  einen  5Jlittetpunft  be§  miffen= 
fc^aftliclien  ßeben§  in  ©änemarf.  6r  begnügte  fid^  nic^t  bamit,  bie  Sirbeiten 
ber  Sommiffion  ju  leiten,  fonbern  er  arbeitete  fetbft  mit  glei^  unb  6infict)t  an 
ber  3lufgabe,  bie  ber  ßommiffion  geftellt  tcar.  ©eine  ©ebanfen  über  bie  9te= 
form  bc§  p'^eren  ©d)ulmefen§  fteüte  er  in  einem  5iuffa^  jufammen,  ber  in  ber 
bänifd)en  ^IRinertoa  öon  1795  üeröffentlic£)t  ift.  5turf)  eine  Ütebe,  bie  er  in  ber 
Vlniüerfität  bei  ©elegcn'^eit  einer  afabcmif(i)en  5prei§t)ert§eitung  ^ielt,  ift  im 
S)ruc£e  erfcl)icnen.  Stadibem  ber  Üteformptan  probetoeife  bei  ber  Äopenl^agener 
.^at^ebralfd)ute  eingefül)rt  mar,  loo^nte  g.  (i1).  ptoeilen  perfönlid^  ben  2ef)x= 
ftunben  bei,  um  ben  ©rfolg  ber  neuen  9Jtetll)obe  ju  prüfen,  ^ur^  er  mar  mit 
öottem  (ärnfte  bei  ber  ©adie.  —  3nbe^  feine  amtlidl)e  ©teHung  t)atte  bod^  cttoaä 
©(i)iefe§.  S)a§  gefammte  Unterrictitsmefen  ftanb  unter  ber  Äanjlei.  Söä^renb 
er  nun  al§  ©taat§miniftcr  über  ber  Äanjlei  ftanb ,  mar  er  in  atten  ?lngelegcn-- 
l^eiten  be§  Unterricl)t§  gemiffermaBen  ber  X^'an^lei  untergeorbnet.  S)ie  natürUdie 
^otge  mar,  ba^  au§  biefem  fc£)iefen  3}er^ättni^  l)äufig  nnangenet)me  Sfteibungen 
entfte'^en  mußten,  jumal  toenn  ben  bureaufratifd)en  J?öbfen  bie  öon  ^.  &j. 
öertretenen  ^been  attju  bemofrattfi^  erf(^ienen.  @r  l^atte  beä^alb  ben  Sßunfd^, 
ba§  Unteiricf)t§mefen  gan^  öon  ber  Äan^lei  abäutrennen  unb  ju  einem  felbftön= 
bigen  9teffort  3U  geftalten,  ober  bie  ßommiffton  ju  einem  öon  ber  ßanjtei  un= 
abt)ängigen  9flcgierung§be)3artement  ju  ermeitern.  9lber  e§  toät^rte  lange,  etie  er 
biefc§  3^^^  erreicf)te.  ©o  lange  (Sraf  ^oltfe  ^^räfibent  ber  Äan^lei  mar,  mürben 
fc^ie^litf)  bie  ©(^mierigfeiten  immer  mieber  au§geglid)en.  3lber  im  ^.  1804 
trat  Äaa§  an  bie  ©pi^e  ber  Äanjtei,  ein  menig  gebilbeter  ©ef (f)äf tSmann ,  mit 
bem  5-  ^^-  f^(^  i^icl)t  öertragen  fonnte.  Unter  biefen  Umftänben  fe^te  er  eS 
huxiS),  ba|  unterm   19.  ^uli   1805   ein  felbftänbigeg  9{egierung§cottegium  für 


Stiebrid)  6i)tiftian,  ^.  ö.  Sc^(cih3ig-..f)o(ftetn.  27 

boS  '^öl^cre  Unten-i(i)t§tt)efen  emgeri(f;tet  tüuvbe.  £en  Söorfi^  barin  erf)ielt 
5.  (5;^.;  bie  übrigen  ^itglieber  toaven  ^oHing,  ^o(benf)atüev  unb  (ängelftott, 
Don  benen  namentli(^  5Jiolbent)Qtuer  üon  je^er  ber  treuefte  Mitarbeiter  be§  ,!per= 
3og§  auf  bem  (Sebiete  be§  ©(^ultnefenS  getoefen  toar.  35on  ba  an  toax  fjf-  ^^^ 
in  gett^iffem  (Sinne  Unterric^t§minifter  jür  Sänemart.  —  5lnd)  mit  mand)en 
beutf(i)en  (Sele!t)rten  ftanb  er  in  mef)r  ober  minber  (ebl^aTtem  58erfe'^r.  9Jlit 
^et)ne  in  (Söttingen  correfponbirte  er  über  feine  päbagogifdien  ^Mäne  unb  'bt= 
müt)te  fic^  fe'fir,  i^n  nacf)  .^open^agen  p  jiefjen.  S)en  5ß^iIofopf)en  9f{einr)otb 
befühlte  er  im  ©ommer  1791  in  ^ena  unb  e§  entftanb  ju  it)m  ein  jef)r  innige§ 
unb  anmut!)ige§  SSer'^ättni^ ,  toetc^eS  aud^  bo'^in  iüt)rte,  ba^  S^ieintiolb  1794 
na(i)  ^icl  berufen  tüurbe.  ^ein^olb  felbft  l^at  in  feinen  S5riefen  an  33aggefen 
mit  tebenbigen  3ügen  gefdjilbert,  mit  tDeld)er  t^^rei'^eit  unb  Ungeämungentieit  ber 
^ürft  unb  ber  @elef)rte  miteinanber  öerfel^rten.  Unter  feinen  dottegen  im 
©taatgminifterium  mar  ber  ginanjminifter ,  ber  jüngere  ©raf  ©ruft  (S(^immel= 
mann,  berjenigc,  mit  metd^em  g^.  6!§.  am  meiften  ft)mpat:^ifirte.  5fti(f)t  nur  bie 
übereinftimmenbe  politifcfie  5Inf(^auung  berbanb  bie  beiben  5Jtänner,  fonbern 
aucf)  bie  gleid)e  33egeifterung  für  ^unft,  2Biffenfc£)aft  unb  i?itteratur.  3^  ^^^ 
oft  unb  gern  gefe!)enen  Säften  in  biefem  Greife  ge{)örte  aucf)  ber  bänifcfie 
®icf)ter  SBaggefen,  meldfier  bem  ^prin^en  fy.  Q-f).  e§  ju  berbanfen  ^atte,  ba^  if)m 
bie  erften  Schritte  ouf  feiner  litterarifcf)en  Saufba^n  toefentlicf)  er(ei(f)tert  tourben. 
S;er  talentöotte  unb  ent^ufiaftifct)e,  aber  no($  ganj  unbefannte  junge  Mann  30g 
bie  3(ufmerffam!eit  be§  ^rinjen  auf  ficf).  tiefer  fu($te  i'^n  auf  jebe  Söeifc  ju 
förbern,  gemätirte  i^m  auif)  mieber^ott  bie  Mittel,  um  größere  Steifen  nament= 
lief)  nacf)  ®eutfcf)(anb ,  ^-ranfreicf)  unb  ber  ©d^mei^  ju  unterne"t)men.  5luf  einer 
biefer  9leifen  mürbe  SSaggefen  im  ©ommer  1790  in  ^ena  mit  ©(^iller  be= 
fannt.  @r  fanb  unferen  großen  beutfd^en  Siebter  förper(ict)  leibenb  unb  in  be= 
brängtcn  öfonomif(f)en  9}er^öttniffen.  9lad^  S)äncmarf  ^urücfgef e'^rt ,  prebigte 
Saggefen  überaß  mit  Segeifterung  ben  Suttu§  (5cE)itter'§.  5tud^  ^5-  ß^-  unb 
©c^immelmann  lernten  ben  beutfdien  ®id§ter  lieben  unb  beret)ren.  @in  58emei§ 
ber  bamal§  in  biefen  Greifen  l^errf(^enben  ©timmung  ift  ba§  oft  befc^rie= 
benc  fdimärmerift^e  Sobtenfeft,  metdE)e§  im  ^uni  1791  auf  bie  fatfcf)e  ^t^acEiric^t 
üom  2obe  (5(i)iIIer'§  5U  .^ettebe!  öon  ©(^immelmann  unb  Saggefen  öeranftaltet 
tourbe.  ']iun  toar  ©dritter  allerbingg  nict)t  geftorben,  aber  er  mar  fditocr  franf, 
erfc^öpft ,  öon  ©orgen  gequält.  ®r  beburfte  ber  9lu^e ,  bie  er  fidf)  bo(f)  hjegen 
feiner  pecuniären  Sage  ni(i)t  gönnen  burfte.  6§  fd^ien,  bafe  5Don  6arlo§  fein 
te|te§  bramatifd£)e§  ^er!  bleiben  foEe.  ©eine  Söieber'^erfteüung  mürbe  nur  er= 
märtet,  menn  er  eine  3eit  lang  in  forgenfreierer  ßage  fic^  aEer  eigentlichen  2lr= 
beit  entl)alten  fonnte.  ©0  melbete  Ütein^olb  au§  ^ena.  9ll§  5.  6^.  biefe 
9ioc^rid£)t  erhielt,  fa^te  er  fogleid)  ben  ©ebanfen,  menigften§  für  einige  3^it 
©cf)itter  gegen  materielle  SSebrängni^  fixier  ju  ftellen.  S)urd)  SSaggefen  mu^te 
er  auä)  ©d)immelmann  für  feinen  ?ßlon  ju  geminnen.  ©0  entftanb  jener  öon 
bem  ©rbprin^en  berfa^te,  bon  il^m  unb  ©d^immelmann  gemeinfd)aftlid^  unter= 
3eid£)nete,  bon  ^od^finnig!eit  unb  3fli-*tgeiül)t  erfüHte  S3rief  bom  27.  ^lobember 
1791,  in  meld^em  fie  bem  franfen  S)idE)ter  bortäufig  auf  brei  ^a'^re  ein  jä|r= 
ti(^e5  (Sefc^en!  bon  1000  Üttl)lr.  (3600  Mar!  je^ige  gteid^ämünje)  anboten. 
2)a§  ©cl)reiben  mar  mit  fo  feinem  2;act  abgefaßt,  ba§  ©c£)iller  ba§  3lnerbieten 
annel^men  fonnte.  5Die  ^enfion,  urfprünglid^  für  brei  S^a^re  in  9lu§fid^t  ge= 
ftellt,  ift  in  äBirfli(J!eit  für  fünf  ^a^xt  entrichtet.  —  Mar  Müller  unb  Mid^elfen 
^aben  ba§  Serbienft,  neuerbing§  biefe  gan^e  9lngelegenl^eit  in  '^etlereg  Sic^t  ge= 
ftettt  unb  bie  Driginalbriefe,  fo  meit  fie  nod^  ^aben  aufgefunbcn  merben  lönncn, 
beröffentlid^t  ju  l^aben.  3n  ©df)iller'§  8eben§(auf  be^eic^net  biefer  33organg  in 
ber  i^at  einen  bebeutenben  Söenbepunft.     35on   ba   an  beginnt  feine  ©enefung, 


28  CJriebvtd)  6f)x-ifttan,  ^.  ö.  <Bä)U%tDi^'!Qol^kin. 

fein  toiebei-Ief)renber  SeöenSmut^,  bie  neue  gntfaÜung  jeinei;  f(^ö|3fenf(^en  ^rajt. 
S)em  ^rinjen  ^•.  Q-i).  betuiel  er  feine  Sanfbavfeit  äunäd)[t  babur^,  ha^  er  an 
it)n  bie  SSriete  über  bie  äft'^etif(^e  ©rjie'^ung  be§  ^enfcf)en  xid^tete,  beren  ur= 
jprünglic^e  fifaffung  lüir  er[t  je^t  burc^  5Jtid)elfen  !ennen  gelernt  i)abm.  ©c^iEer 
f^rieb  biefelben  1793,  bie  erften  noc^  in  3fenci,  bie  ^le^rjof)!  aber  im  Söintcr 
1793  in  ?ubn)ig§burg ,  too'^in  er  ju  feiner  ®rl)olung  gereift  toax.  ^n  Äopen= 
l^agen  tt)urben  biefelben  mit  ent^ufia§mu§  aufgenommen,  g.  6^.  fd)reibt 
im  S)ecembcr  1793:  „©eine  Briefe  reifen  in  bem  ganjen  Greife  meiner  einlän= 
bifc^en  f^-reunbc  l^erum;  3ltte§  öerf(i)tingt  fie."  S)ie  Originole  biefer  SBriefe  aber 
finb  bei  bem  großen  Sranbe  untergegangen,  melc^er  am  26.  ^^cbruar  179-1  ba§ 
6^riftian§burger  (5d)IoB  nnb  in  biefem  aud)  bie  Söo^nung  be§  ^riujen  g-.  Gf). 
äerftörte.  ße^terer  münfc^te  natürlid^  bie  23rieie  mieber  ju  befi^en  unb  toanbte 
fid)  be§^alb  an  <Bä)i\itx,  meli^er  au(f)  anfangt  fid)  bereit  erflärte,  eine  ^Ibfc^rift 
3U  beforgen.  2iber  bei  einer  erneuten  3(ieöifion  ber  33rieie  genügten  il)m  biefelben 
ni(^t  me^r,  unb  e§  entftonb  nun  eine  öollftiinbigc  Umarbeitung  unb  ft)ftematifd)e 
drmeiterung.  ©iefe  neue  Otebaction  ber  äft|etifd^en  Srieje  erfd)ien  juerft  1795 
in  ben  „.Sporen"  unb  ift  in  bie  @efammtau§goben  ber  SBerte  übergegangen.  Sie 
urf^rünglidien  33riefe  fd)ienen  ööEig  öerloren  ju  fein,  bi§  neuerbing§  menigftenä 
bie  5Jie|r3al)l  bcrfclben  in  jtoei  gleic^Iautenben  5lbfd)riften ,  bie  maljrfdjeinlii^ 
öor  bem  J^openl)agener  6d)lD|branb  gemad)t  finb,  aufgcfunben  mürbe.  6ine 
a}ergtcid)ung  ber  beiben  9iebactionen  ift  gan^  intereffant.  S)ie  fpätere  ift  bog= 
matifc^er,  miffenfd^aftli^er ,  bie  früt)ere  bagegen  fiifd)er,  lebenbiger.  S)er  ßm= 
:bfänger  ber  Briefe,  g.  6t).  fetbft,  fd)eint  an  ber  frütjeren  gaffung  größere  greube 
empfunben  ju  Ijaben,  unb  man  merft  e§  it)m  beutlid)  an,  ba^  er  einigermaßen 
enttäufd)t  mar,  al§  er  bie  neue  9iebaction  cr'^ielt.  S)er  ermät)nte  große  (5d)loß= 
branb  t)aik  für  ^S'-  6^-  ^^^  ^ie  meitere  ^^olge,  baß  er  nun  mit  feiner  (55e= 
mal)(in  fid)  einen  eigenen  |)au§ftanb  grünben  mußte.  33i§  bat)in  Ijotten  alle 
^Jlitglieber  ber  föniglic^en  gamilie  in  bem  6^riftian§burger  ©(^loß  eine  gemein= 
fame  aBirti^fc^aft  gefütjrt.  ^e^i  mußte  eine  anbere  Einrichtung  getroffen  merben. 
3unäc^ft  fanb  f5f.  61).  im  ^alai§  be§  (Srafen  ©(^immelmanu  ein  Unterfommen. 
2)ann.,aber  !aufte  er  fic^  ein  eigenes  ^alai§,  ba§  er  balb  bejog,  unb  fo  erlangte 
er  erft  nad)  adjtjäljriger  ß'^e  bag  ©lud  eincS  eigenen  ^au§ftanbe§.  —  ^n  bem= 
felbcn  Sal)re  erfolgte  ber  3:ob  feine§  S5ater§,  bc§  alten  .^erjogg  griebric^  6l)ri= 
ftian,  meld)er  nac^  längerer  ^ränfad)feit  am  14.  ^loüember  1794  auf  2luguften= 
bürg  ftarb.  S)cr  jüngere  ^5-  6^-  folgte  nun  feinem  Später  al§  -^er^og;  er  mar 
je^t  ber  6^ef  feinet  ApaufeS  unb  übernahm  bie  SSermaltung  ber  au§gebe]§nten 
Sefi^ungen  auf  3ltfen  unb  im  ©unbemitt.  S)ie  ä}ert)ältniffe  brad)tcn  e§  mit 
fid),  baß  er  öon  ie|t  an  regelmäßig  einen  2::§eil  be§  ^at)xt^  auf  3luguftenburg 
zubringen  mußte,  ^n  fbäteren  ^a^ren,  al§  bie  früher  fo  guten  ^öejieljungen 
äu  feinem  ©d)mager,  bem  Kronprinzen,  fpäteren  König  griebrid)  VI.,  fid^  mef)r 
unb  met)r  trübten ,  mürbe  ber  ilobenl)agener  2lufentl)att  immer  für^cr.  ©nblic^ 
öerlegte  ber  ^erjog  ben  äöo'^nfi^  feiner  gamilie  ganj  nad^  feinen  fd)le§mig'fd)en 
5Befi|ungen  unb  ging  nur  felber  öon  3eit  5U  3eit  3^^'  6r(ebigung  feiner  amt= 
lid)en  ®ef(^äfte  nad)  Ko:penl)agen.  S)ie  2;rübung  ber  SSe^iel^ungen  jum  Kron= 
prinjen  entftanb  unb  mu(^§  allmä^lid).  Söitt  man  einen  beftimmten  2Benbe= 
punft  annel)men ,  fo  barf  man  t)ietteid)t  ben  Sob  be§  trafen  9lnbrea§  betrug 
SBernftorff  im  ^.  1797  al§  foldjen  be3eid)nen.  Siefer  große  ©taatgmann,  an 
bem  ber  Kronl)rin3  mit  öottem  3}ertrauen  '^ing ,  ]§atte  bie  allgemeinen  S3er^ält= 
niffe  ber  ^onarc^ie  mit  unbebingtem  Uebergemid)t  geleitet.  (Sr  ^atte  aud)  alle 
nationalbänifd)en  Uebergriffe  in  bie  beutfd)en  33eftanbtl§eile  ber  ^onard^ie 
prüdjubrängen  gemußt,  ^laä)  feinem  Slobe  mad)te  e§  fid)  mel^r  unb  meljr  be= 
merlbar,  baß  ber  Kronprinj  bei  bem  reblid)ften  2Sillen  bocl)  ein  befi^ränlter  ^op] 


gtiebtid^  6t)rifttQn,  ■^.  ö.  Sd^leötoig^öolftein.  29 

üon  iiu^erft  mangelhafter  Silbung  toax.  ülamentüci)  famen  je^t  bie  einfeitig 
bänifc^en  Senbenjen  ]u  immer  ftctgenber  ©ettung,  raä^renb  5-  6^-  ot§  fc^te§iüig= 
l^olfteinijc^er  .^erjog  ]id)  bic  93e\tretung  ber  beutjc^en  ^nterejfen  jur  5(ufgabe 
mad)te.  3lm  entjc^icbenfteu  trat  biejer  Söiberfprucf)  ju  Sage,  al§  im  ^.  1806 
nact)  ber  ^tuttöjimg  bc§  beutfc^en  5Reid)e§  bie  ^rage  entftanb,  in  met(^e§  25er= 
l^ältniß  nun  ba§  bisher  jum  beutfd}en  9tei(f)e  ge'f)örtge  §erjogtt)um  -Spolftein  treten 
fülle.  S)ie  natürliche  3(nttt)ort  mar,  ba^  nun  öotftein  ein  jetb[tänbige§  mit  bem 
ßönigreid^  S^änemar!  bur^  ^erfonalunion  üerbunbeneS  .öer^ogf^um  tourbe,  mic 
(Sc^tcSmig  bie§  bereits  mar.  2lttein  in  ber  Umgebung  be§  Äronprinjen,  ber  ba= 
maB  fic^  in  ßiel  auffielt,  entftanb  bie  ^ieigung  im  Grüben  ju  fifcf)en.  S;a 
^olftein  feinen  ^tn^alt  mel^r  am  9teid)  ^atte  unb  ba  ber  bermeintüd^e  53ortf)eit 
Siänemarfä  bie  ^ncorporation  ^olftein§  ju  erforbcrn  fc^ien ,  fo  beicf){o§  man 
^olftein  in  S)änemarf  ju  incorporiren.  6nbe  Stuguft  erlief  ber  Äronprinj  nad) 
^openl^agen  ben  Sluitrag,  ba§  ßrforberlii^e  ju  öerantaffen,  bamit  ipolftein  al§ 
ein  „unjertrennlii^e»"  ^ertinenj  ober  at§  ein  „integrirenber  %f)di  für  immer" 
mit  bem  Äönigreirf)  S)änemarf  oerbunben  merbe.  3lm  3.  September  marb  biefe 
Slngelegen^eit  im  ©taatgrat^  öer^anbelt,  beffen  erfte§  5)litglieb  ber  ^'perjog  Jy.  dt}. 
ttiar.  2)erfe(be  na^m  jogteid)  has,  Söort,  um  fein  33otum  abzugeben,  toe(dje§  er 
3ugleid§  fd)rijtlid)  überreichte,  ßr  erflärte  fii^  aui  @rünben  beä  9ied)t§ ,  ber 
^oliti!  unb  ber  5}torat  gegen  bie  beabfid)tigte  ^ncorporation;  er  öertangtc,  ha^ 
bie  3ted)te  unb  ^^riodegien  be§  i3anbe§,  fomie  bie  9led)te  ber  Stgnaten  auired^t= 
er'^alten  unb  getoa'^rt  merben.  ^]tad)bem  er  fein  3}otum  abgegeben  '^atte,  berüefe 
ber  -öerjog  bie  Si^ung.  Sie  S^olge  feine»  2Biberfpruc^§  mar,  ba|  in  bem  ^Patent 
üom  9.  ©ept.  1806  ;^otftein  aU  ein  „ööEig  ungetrennter  S'^eil"  mit  ber  übrigen 
5)!]^onarc^ie  bereinigt  mürbe.  5ln  bie  ©teile  bc§  bejeii^nenben  „unjertrennlid)" 
mar  ba§  l^ier  gang  finntofe  Sßort  „ungetrennt"  getreten,  i^lan  mor  über  bic 
beabfid)tigte  ^ncorporation  geftolpert.  Sla^  ber  Öerjog  bie§  üeranta^t  f)atte, 
!^at  ^riebrid)  VI.  i'^m  nie  üergeben;  öon  ba  an  ift  er  öon  @roII  unb  ^Jh^trauen 
gegen  i^n  erfüllt  geblieben.  S^m  boÜftänbigen  23ruc^  äroifd)en  ben  beiben 
©d)mägern  fam  e§  1810  bei  (Selegen'^eit  ber  2f)ronio(germat)t  in  ©d^roebeu. 
§ier  ^atte  in  f^olge  ber  Steöotution,  burc^  meiere  Äönig  ©uftaö  lY.  Slbolf  ge= 
ftürjt  mürbe,  im  ^.  1809  ber  bereits  bejal^rte  unb  finberbfe  ^erjog  öon 
©übermannlanb  al§  Äarl  XIII.  ben  %t)-con  beftiegen.  Um  bie  S^roniolge  fidler 
ju  ftellen,  mu^te  fogteid)  auä)  ein  Dlad^iolger  bcftimmt  merben,  unb  bie  Söal^l 
be§  fc^toebifd£)en  9teid)§tag§  mar  auf  ben  jüngften  Sruber  beS  JperjogS,  ben 
^Prinjen  ß^riftian  Stuguft  gejallen,  ber  bi§  bat)in  ©tatt^atter  öon  ^lormegen  ge= 
mefen  mar  unb  nun  unter  bem  Flamen  .^arl  3Iuguft  ^ronpriuj  öon  @d)meben 
mürbe.  6r  geroann  fid)  rafd^  bie  Siebe  ber  (Sd)meben,  aber  er  ftarb  eine§  plö^= 
liefen  2obe§  am  28.  5Rai  1810.  9lod)  am  ^Rorgen  feine§  SobeStagcS  l^atte 
er  bea  -iperaog  5-  ^^-  Qfie^en-  ^er,  um  ben  geliebten  93ruber  ,=;u  begrüben,  auf 
einige  Jage  nad^  ©(^meben  ^inübergefommen  mar.  Söenige  ©tunben,  mac^bem 
fie  fid§  in  .^elfingborg  getrennt  !)atten,  ftarb  ber  ^ronprinj  ptö^tid),  mä'firenb  er 
auf  ber  Guibinger  Jpeibe  ein  ^^ufarenregiment  infpicirte;  . —  ob  natürlid£)en  JobeS 
ober  in  i^olge  einer  S)ergiftung,  mirb  mol  nie  aufgeflärt  merben.  2)ie  Sage 
©d^mebenS  mad)te  bie  fofortige  9Zeumaf)t  eine§  2;^ronfotger§  nof^menbig,  unb  e§ 
mar  natüiiid^,  ba§  bie  Surfe  iiä)  3unäd)ft  auj  ben  SSruber  be»  öerftorbenen  all= 
gemein  öere^rten  Äronprinjen  richteten-  .^arl  XIII.  fclbft  münfct)te  bie  Söa^l 
auf  ben  <!per5og  ju  lenfen  unb  lub  biefen  fd^on  am  2.  ^uni  nad^  ©torf^olm 
ein,  angeblich,  um  bie  Rapiere  be§  öerftorbenen  S3ruber§  in  dmpfang  ju  nef)men. 
S)er  <!per5og  lel^nte  biefe  6in(abung  ab.  3(u§er  bem  ^önig  mar  au(^  eine  einfluB= 
reiche  Partei,  an  bereu  ©pi^e  ber  ®raf  ©eorg  9Ibterfparre  ftanb,  iür  bie  Söa^t 
be§  öerjogS  t^ätig.     ©i^on   am  10.  3uU   trug  Äart  XIII.   in  formeller  2Beifc 


30  g^riebric^  Sf)nfttan,  ^.  ü.  ©cf)Ic§rt3ig='^oIftetn. 

bem  ^erjog,  ber  \xä)  bamalg  ju  SluguftenBurg  aujfitcU,  bie  S'fii-onfolgc  an;  er 
fc^vielb  if)m,  ba^  er  16efc£)tof|en  t)aBe,  feine  3öal)l  bem  gtei(i)§tag,  ber  jnm  23. 
S^uli  na^  Derebro  einBernfen  toax,  oor^ufcEilagen,  ba§  ber  j?ai|er  ^Jia|)oleon  bie§ 
geBiEigt  f)abe  unb  bo^  man  be§f)Qlb  bte  (Sinmitti^ung  bf§  .!per3og§  l^ierju  münf(i)e. 
Unatoeifeltiaft  toar  bie  Söat)l,  toenn  ber  ^erjog  einwilligte,  üollfommen  gefidjert. 
S)iefer  aber  erinnerte  fict) ,  ba^  fein  ©(|n)ager  griebrirf)  VI.  f(i)on  im  öorigen 
^ai)Xt  nad^  ber  fd£)n3ebif(i)en  ^rone  geftrebt  "^atte.  ^n  feiner  23efd)ränftf)eit  ^ielt 
ber  ^önig  bon  Sänemar!  e§  für  möglid),  ba^  bie  3Bat)t  beS  fc^ttjebifc^en  9tei(i)§= 
tag§  anf  ifjn  gelenft  ttjerbe,  auc^  wenn  er  in  2)änemar!  an  ber  abfotuten  ®e= 
Walt  be§  ^önigögefe^eS  feftl^ielt.  3)er  |)er3og  Wufete  wol,  ba|  biefc§  eine  ^ttu= 
fion  fei.  ©eine  Ueberjeugung ,  au§  ber  er  fein  ^el^l  ma(f)te,  ging  ba^in,  ba^ 
bie  ^erfteEung  ber  ftanbinaöif(i)cn  Union  bem  fc£)webifc^en  U)olte  nur  bann  an= 
nel)mbar  erfd)einen  werbe,  wenn  aEe  brei  9teid§e,  ©ii)Weben,  9torWcgen,  S!äne= 
marf,  eine  gemeinf(^aftlid)e  freie  6'onftitution  unb  Erbfolge  ert)alten;  bieg  er= 
forberc  eine  ^ö(i)ft  f(i)Wierige  5ßorbereitung  unb  au§fü^rbar  fei  bie  ©ac^e  erft 
bann,  Wenn  Ütu^lanb  genött)igt  fei,  barein  äu  WiEigen.  ^Eein  obgletd^  ber 
.g)er3og  fid)  f)ierüber  nidit  täuf(^te,  fo  woEte  er  hoä)  bem  Äönig  bon  S)äncmarf, 
faE§  biefer  eine  5{u§fi(i)t  ju  l^aben  glaubte,  nid)t  im  äöege  [tel)en.  33ebor  er 
auf  "ba^  fdiwebifd^e  3lnerbieten  antwortete,  fd^rieb  er  an  ^yriebrid)  VI.  unb  er= 
flärte  fic^  bereit,  bie  fd)Wcbifd)e  i^ronc  ab^nUt)mn,  faE§  bieg  ben  3I5ünfd)en  be§ 
Äönig§  entfpre(^e,  ober  faE§  ber  ^önig  glaube,  ba^  baburc^  eine  23ereinigung 
ber  brei  9ieid)e  teiditer  t)ei&eigefüt)rt  Werben  fönne.  2t(§  biefcS  Stnerbieten  fieben 
SLage  lang  ol^ne  5lntwort  blieb,  entwarf  ber  l^er^og  eine  3lntwort  an  ^arl  XIIL, 
bie  eine  bebingte  9lnnal)me  enthielt.  3ll§  biefe§  ©d^reiben  jur  Slbfenbung  fertig 
War,  traf  enblic^  bie  3lntwort  i5'i-'iebrid§§  VI.  ein,  worin  biefer  niitt^eilte,  ba| 
er  felber  fid)  um  bie  fd)Webifd)e  i?rone  beworben  l^abe,  ol)ne  jeboc^  üom  iper^og 
auSbrüdlic^  bie  3lblel)nung  ju  öerlangen.  3lber  biefer  war  je^t  über  fein  9}er: 
lialten  nid)t  3Weifclt)aft.  ßr  fd)rieb  fofort  am  23.  3u(i  an  Äarl  XIII.,  bafe  er 
mit  9tüd)id)t  auf  bie  3::^ronbeWerbung  f^riebrid)§  VI.  bie  angebotene  Ärone  ablcl)ne. 
@r  latte  alfo  mit  ber  größten  ^oi)alität  unb  9iüdfid)t  gegen  griebric^  VI.  get)anbelt. 
S)ennod)  blieb  biefer  öon  ÜJli^trauen  gegen  feinen  ©c^wager  erfüEt,  jumat  ba  im 
pteid)§tag  ju  Derebro  bie  ßanbibatur  5-riebrid)§  VI.  wenig  3tnflang  fanb,  wä^renb  nod) 
immer  baöon  bie  Üiebe  war,  man  fönne  tro^  ber  3tblel)nung  ben  iperjog  wäl)len. 
5ll§  einjiger  ernftljafter  ©egencanbibat  trat  ber  fran^öfifc^e  ^Barfd^aE  Sernabotte 
me^r  in  ben  äJorbergrunb.  Slber  griebrid)  VI.  lie^  fid)  nur  öon  feinem  be= 
fd)ränften  S^a'iß  gegen  ben  ^er^og  leiten.  S)ur(^  feine  5lgenten  lie^  er  il)n  in 
©d)Weben  berleumben  unb  al§  „Snbimagiftcr"  berfpotten.  3ll§  aud)  bie§  nid)t 
äu  ©unften  S)änemarf§  wirfen  WoEte,  ging  gricbrid)  VI.  fo  Weit,  ben  i^^er^og 
auf  Hilfen  jum  befangenen  3u  madjcn.  Unter  bem  33orWanbe,  ba^  eine  Partei 
in  ©d)Weben  befdjloffen  f^ahe,  ben  ^erjog  nac^  ©d)Weben  wegäufü^ren,  unb  ba^ 
er  feinen  ©c^wager  Ijiergegen  fp^ü^en  muffe,  fd^idte  ber  Jlönig  eine  JRuberfiottiEe 
nac^  2llfen  unb  lie^  bie  ^nfel  förmlich  blofircn.  S)ie  UeberWad)ung  be§  i^erjogS 
übertrug  er  feinem  Dberabjutanten  Sü^en.  —  gwebrid)  VI.  erreid)te  feinen  S^^<^^ 
infofern,  al§  er  bie  SBat)!  be§  iperjogS  berl)inberte;  aber  baburd)  ^atte  er  bie 
2Qöaf)l  a3ernabotte'§  bewirft,  ber  iljm  öier  ^a'^re  fpäter  9lorWegen  abnaljm.  S)er 
^er^og  War  über  bie  unwürbige  ^el^anblung,  bie  if)m  wiberfa^ren  War,  tief  cm= 
pört.  @r  berlangte  im  .<perbft  1810  feine  gntlaffung  au§  aEen  feinen  Slemtern. 
g:-riebric^  VI.  fonnte  e§  nic^t  über  fid)  gewinnen,  aud)  nur  bie§  9lbfc^ieb§gefud) 
o^ne  !leinlid)e  gl^icanen  ju  genel^migen.  —  S)ie  legten  ^a^re  feine§  ßebenS  ber= 
brad)te  ber  ^er^og  in  ftiEer  3urüdgejogen:^eit  auf  ^iluguftenburg,  ^auptfäd^üd) 
mit  ber  ©r^ie^ng  feiner  ^inber  befc^äftigt.  @r  ^intertie|  eine  2:od)ter,  bie 
nai^:§erige  @em.al§lin  be?  ^önigg  g^riftian  VIII.  bon  Sänemarf,  unb  jwei  ©ö'^ne, 
ben   fpätei-en   ^erjog   gl)ri[tian   3luguft    unb    ben  ^prinjen  ^riebrid)  C^^rinj  öon 


g-ticbtid^  I.,  .^.  ü.  Sc^tDoben.  31 

51oer).  —  S)ie  931u^c  biefev  lefeten  Sa^re  öertoenbete  ber  ^erjog  auc^  noc^  auj 
bie  3lbTaiiung  einer  £enfirf|riTt  über  bie  erbTotgeirage,  in  weiset  er  ba§  agna= 
tifc^e  ßrbved^t  jeine§  ^anUi  auf  ©c^lceroig  =  öotftein  batlegte  unb  baran  öer- 
jd^iebene  potitiid^e  2?etrac^tungen  fnüpfte.  (är  fanbte  biejes  ^33temoirc  an  einige 
angefct)ene  ^Jlänner  in  Äopen^agen,  beren  5Infid)ten  er  ju  erfahren  wünjc^te, 
namentlid)  an  ben  53^inifter  lliöfting,  ierner  an  ^Jtaüing,  g3tolbenf)aroer  unb 
engelftoit.  S^ie  jum  x^eit  öeröffentüditen  3tntrDorten  teerten  fein  günftigeS 
2i<i)t  am  bie  politild)e  ßinfidfit  biefer  9Jlänner.  —  Dfiac^  längerer  Äräntad)feit 
ftarb  ber  öerjog  batb  baram  am  14.  Suni  1814.  ^n  feinem  Seftamente  legte 
er  ei  feinen  Söhnen  ans  .t>^xy.  „bie  :Äec^te  unb  3tnfprüd)e,  toeld^e  ii)xt  %binnit 
it)nen  gebe,  mit  männli^er  ^eftigfeit,  aber  of)ne  9}erletjung  ber  @erecf)tigfeit, 
ber  Glire  unb  5|}f(ic^t  ^u  be^upten." 

S:roi)fen  unb  Samtoer,  ^;»ictcnmäBige  ®efd^id)te  ber  bänifc^en  ^otiti!  feit 
bcm  ;3a^re  1806,  Hamburg  1850.  —  SBegener,  Seiträge  jur  @efc^ic^te 
S)änemarf§  im  19.  Sa'^v^unbert,  ßopeni^agen  1851.  -  ^^blerfparre,  Hand- 
lingar  rörande  Sveriges  historia,  (5to(if)otm  1830.  —  5Jlar  'MvLÜtx,  ©^ittcr'g 
SBi-iefroedifel  mit  bem  ^erjog  5.  6f).  öon  6(i)le5tt3ig=^olftein,  «erlin  18J5. 
—  Si-iefe  öon  Sd)iüer  an  ^erjog  g.  di). ,  herausgegeben  oon  'DJhc^elfen, 
Ißerlin  1876.  Soren^en. 

^ricbrit^  I.  (oon  öc'^enftaufen) ,  ^erjog  öon  (5(i)raaben,  t  1105,  ber 
erfte  33egrünber  bee  ©(anjeS  bee  t)o^enftaufif^en  ^aufe§  ober  toie  bie  urjprüng^ 
lirf)e  ^Benennung  lautet:  ber  Staufer.  Qx  xoax  ber  ©o'^n  griebrid)ö  öon  ^Büren 
(b.  i.  Söäf^enbeuren ,  '^eutjutage  äöäf^erfc^löBdien  äroifcfien  bem  ^o^enftaufen 
unb  Sori^,  no(^  je^t  burc^  uralte  ^Jlauern  merfroürbig)  unb  ber  im  (ilfaB  teid) 
begüterten  ^ilbegarb  t)on  nid^t  nä^er  befannter  öerfunft.  Ser  fpätere  ^^er^og, 
toel^er  in  ber  golge  na^e  feiner  Stammburg  bie  nunmet)r  Tür  ba§  Sefc^lec^t 
namengebenbe  23urg  Staufen  baute,  erfi^eint,  juerft  no^  in  ber  eigenfi^ayt  eine§ 
©rafen,  al§  ein  treuer  Slnpnger  .^önig  öeinrid)§  IV.  in  feinen  kämpfen  mit 
feinen  @egen!önigen ,  iperj?^  ütubolf  üon  ©c^raaben  unb  bann  @r.  ^ermann 
öon  ©atm.  Äönig  .g)cinrici)  übergab  il)m  an  Cftern  1079  ju  Üiegensburg  ein 
Jpeer  jur  Sefämpfung  feiner  @egner  in  Sd^teaben,  tnofelbft  fofort  namentlich  in 
ber  ©egenb  dou  Ulm  unb  Slugeburg  ber  Äampi  tobte,  belef)nte  il)n  jugleic^  mit 
biefem  jur  Seit  ber  ^o^enftaufen  auc^  ben  Ölfa^  umfaffenben  iperjogt^ume  unb 
öerlobte  il)n  mit  feiner  einjigen  nod)  im  itinbeialter  ftel)enben  2oc£)ter  Slgnes, 
iDogegen  Äönig  ÜtubolfÄ  3Inl)ang  alsbalb  beffen  ©o:^n,  ben  jungen  «ertl)olb  öon 
9t^einfelben  3um  öerjog  erfjob  unb  9iubolr  felbft  bem  jungen  ißertl)olb  IL  üon 
3ä^ringen  feine  S'oditer  3lgne§  jur  ©ema^lin  gab.  5:)^e:^rere  ^at)xt  lang  f)atte 
5.,  tt)eld)er  bem  Äönige  öeinrid^  aud^  au  ber  für  Äönig  Üiubolf  öer^äugnil^ 
öoEen  ed)lad§t  an  ber  glfter  öom  15.  Oct.  1080  «Dtannfcfiait  3Uöeiü£)rt,  einen 
fc^tteren  ©tanb  in  bem  3toifd)en  ben  (Segnern  getf)eilten  unb  i)axt  mitgenommenen 
©d^toaben  gegen  bie  öereinte  päpftlic^e,  toelfifdie  unb  jä^ringifd^e  ^^^artei:  ben 
11.  3Ipril  1081  erlitt  er  mit  bem  baierifc^en  ©raren  iluno  öon  i'oPurg,  ber 
tobt  auf  bcm  Sd)Iad)tfelbe  blieb,  bur^  ben  ©egenfönig  ^ermann  unb  öerjog 
2BeIf  bei  Jpöd)ftäbt  eine  poüftänbige  ^llieberlage,  im  ülnmng  be§  ^.  1084  öerlor 
er  hnxä)  S5errat^  ^lugsburg  an  iperäog  23elf,  im  S-  1Ö86  mu^te  er  nad^Jünf= 
roöd)entlidl)er  SJert^eibigung  SBürjburg  räumen,  inbcm  am  11.  9luguft  beö  Sa'^rä 
ber  3U  feinem  ßrfa^  Tjerangejogene  Äaifer  öon  ben  genannten  ©egnern  ätoei 
3Jleilen  norbmärtS  öon  ber  ©tabt  befiegt  toorben  »ar,  unb  all  im  ;;5-  1090  ber 
junge  9tl)einielber  ftarb,  würbe  öon  beffen  ^:partei  im  3-  1092  ber  genannte  Sö-^' 
ringer  Sertl)olb  IT.  jum  ©egenlKVJog  erhoben.  Slllein  nac^bem  namentlid^  bie 
2Bel?cn  fid)  mit  bem  ßaifer  ausgefö^t  Ratten,  gab  33ertl)olb  im Jj.  1098  feine 
?lnfptüd)e  an  ba§  ^erjogt'^um  auf,  wogegen  er  ben  f)er3ogtid^en  2itet  beibef)ielt. 


32  [ytiebtid)  IL,  ^.  b.  Sc^roaben. 

ben  er  bann  au(^  auf  feine  9k(^!ommen  öerevbte,  unb  bie  (Stabt  3üri(^  lool 
mit  näc£)fter  UmgeBung  a(§  unmittelbate§ ,  öom  f)o:^enftaufifd)en  .^er^ogttiume 
una!6'f)ängige§  9lei^§te^en  gugeftanben  befom.  So  gelangte  0^.  enblict)  nad)  Taft 
20iä:^i-igen  J?ämpfen  in  ben  nil^igcn  Seft^  feineg  freilief)  ettual  öerringerten 
f(^trä6if(^en  .Iperjogt^um^.  5ta($bem  er  no(|  bei  ber  (Smpöiung  ,^önig  <^ein= 
ri(i)§  V.  gegen  feinen  greifen  3}ater  im  S-  1105  aU  ©efanbter  be§  [enteren  mit 
einbringti(i)en  ©rma'^mingen,  allein  o^ne  @rfotg,  auf  ten  @oI)n  ju  Wirten  gefud^t 
^tte,  ftarb  er  trätirenb  bc§  j?ampfe§  in  genanntem  ^a^re  unb  :^intertie^  ben 
Üuijxn  eine§  burd^  3}or3Üge  jcgti(^er  5lrt  anSge^eic^neten  dürften.  SegraBen 
tDurbe  er  in  bem  öon  i^m  gegrünbeten  Ätofter  2oxd),  au^er  mel(f)em  er  in  3}er^ 
binbung  mit  feiner  93tutter  unb  feinen  ©efd^n^iftern  bie  ©t.  ^^-ibiöfirt^e  in  ©(i)tett= 
ftabt  erbaut  unb  ju  einem  .^tofter  erweitert,  fomie  mit  bem  trafen  ^^eter  öon 
Sü^etburg  bie  ^Benebictinerabtei  @t.  2öatburgi§  im  6Ifa^  geftiftet  l^atte.  dlaä) 
feinem  Sobe  bermä^lte  fid^  feine  Söittme,  meiere  erft  im  ^.  1143  ftarb,  ,jum 
ätoetten  5Jiate  im  ^.  1106  mit  ßiut^otb  III.  bem  g^i'onxmen,  5Jlarfgrafen  öon 
Defterreicf). 

Sögt.  6^r.  ^riebr.  ö.  Stalin,  2öirtembergif($e  ©ef^ii^te,    SSb.    I.  u.  IL 
mi^.  ö.  (Siefebrec^t,   @efdf)i(i)te  ber  beutfc^en  i^aifer^eit,  S3b.  III. 

^.  ©täUn. 
{^ricbritl)  II.  (bon  .(po^enftaufen),  ber  ©inäugige,  ^^er^og  bonSc^maben, 
geboren  1090,  t  1147,  ©ol^n  be§  borgenannten  <§er,^og  |^riebric^§  I.  unb  ber 
3:od)ter  ^aifer  .^einridE)§  lY.,  2Igne§.  gr  folgte  bem  5Bater  im  ^.  1105  in  ber 
fd^tüäbifc^en  A^erjoggmürbe ,  h)ä^renb  ber  jüngere  33ruber  ^onrab  fpäterl)in 
toenigftenS  al§  grbferr  in  fränfifd^en  ©ütern,  9totenburg  a.  b.  itauber,  3Bei^en= 
bürg  im  ^Jlorbgau  3C.  unb  aU  ®raf  beg  i?od)ergaue§  crf(f)eint,  gteidfifaüS  ben 
-^ei-'^oSStitel  ]ui)xt  unb  jeitmeife  ba§  ganje  oftfränfifdf^e  iperjogtl^um  unter  feiner 
©emalt  l^atte.  Sie  beiben  33rüber  fd^einen  toär^rcnb  be§  Kampfes  jtoifcticn  ^aifer 
^einridf)  IV.,  i^rcm  (Sro^tiater,  unb  feinem  So'^n,  .ßönig  |)einricf)  V.,  i^rem  Dfieim, 
ft(^  atSbalb  an  ben  le^teren  angefdf)toffen  ju  ^ben,  unb  bilbeten  bjätjrenb  ber 
Sebrängni^,  melctie  in  ber  S^olge  bnxä)  fein  3ertt)ürfni^  mit  ber  ^ird^e  audf)  über 
biefen  .^^errf(^er  t)ereinbra(^,  feine  unerfd^üttertid£)e,  allen  öocfungen  miberftel^enbe 
^auptftü^e.  g.  begleitete  itin  aud^  im  ^.  1110  auf  feinem  SH^  ^^'^  Italien 
unb  befdimor  ben  9.  gfebr.  1111  p  Sutvi  mit  bem  Könige  beffon  33ertrag  mit 
bem  ^apft,  in  gotge  beffen  er  auf  turje  3eit  bem  le^teren  at§  (Seifei  gefteEt  tourbe. 
Sm  ^.  1116  njütirenb  be§  5lufent^alt§  öeinrid^S  in  Italien  aum  Dteid^Sberroefer 
ernannt ,  trat  er  al§  fotd^cr  bei  ben  in  S)eutfd^lanb  nunmet^r  auSbred^enben 
argen  SBirren,  ben  9i^ein  bon  33afel  ab  entlang  jielienb,  fraftig,  ttpenn  audf)  nicf)t 
immer  mit  ©lüdf,  auf  unb  fid^erte  auf  feinem  3uge  baä  Sanb  möglid^ft  burd§ 
^Bürgen,  fo  ba|  man  fprid^tüörtlid^  3U  fogen  pflegte,  er  tjabe  an  feine§  O^ioffeS 
Schweif  immer  eine  Surg,  muBte  e§  ]id)  aber  aud^  gefallen  laffen,  ba^  er  al§ 
©enoffe  ^aifer  ^peinrid^S  burc^  ben  ßarbinalbifd^of  ^uno  bon  5|)aläftrina  in  ben 
Sann  gett)an  mürbe.  Unter  ben  toelttid^en  dürften,  toeld^e  ba§  berül)mte 
Söormfer  goncorbat  bom  S-  1122  gteid^fam  at§  3eugen  unterfrfirieben,  erfdlieint 
auc^  f^.,  menn  er  glei(^  bei  bem,  biefem  5}ertrage  borauSge^enben  ajöür^burger 
Sifrf)of§ftreit  unb  im  ^.  1124  bei  ber  Söormfer  ^-e^be  ni(^t  auf  be§  Äaiferg 
Seite  ftanb.  ^aä)  bem  Xobe  be§  legieren,  toelc^er  fterbenb  i'^m  at§  feinem 
erben  feine  ©üter  übergab  unb  bie  ^aifetin  empfat)!,  aber  au^  auf  biefen  feinen 
näc^ften  SSerWanbten  al§  feinen  9lad§foIgcr  unsmeifel^aft  '^inftiieg,  glaubte  ber, 
augteid)  burd)  tyamilienberbinbung  mäd^tige  unb  mit  feinem  ©influf  ba§  gauje 
obere  Seutfd^tanb  be'^errfdienbe  öer^og  alle  Stnfprüd^e  auf  bie  51ad)folge  ju 
^aben,  allein  bie  Seforgni^  ber  dürften  bor  ber  groficn  ^Kad^t  ber  ^o^enftaufen, 
ba§  SBiberftreben  gegen   bie  bereits  angebahnte  ©rbmonard^ie ,   bie  (Sintoirfung 


tJtiebricf)  II.,  .^.  ö.  Sc^luoben.  33 

be§  päpftlic^en  !2egaten;  bie  Stfineigung  gegen  einen  Jßeiroanbten  bc§  falif(i)eu 
^aufe§  unb  inSBefonbere  biejenige  be§  ^Jtain^er  @v3Bifd)otg  Slbalbcrt,  toel(f)er 
einft  bon  3^.  betriegt  n)orben  toax,  \c^t  aber  bie  2jßa^(  leitete,  roanbten  ben 
30.  2Iuguft  1125  3u  ^Jlainj  bie  j^rone  bem  onyangä  iid)  fttäubenben  ^eiv^cgc 
Sotl^ar  bon  ©ac^fcn  ju.  3ubem  tarn  no(^ ,  ba^  ^.  bie  liftige  lyroge  bee  ge= 
nannten  @r5&i|(i)oi§ ,  ob  er  fid)  bem  ®en3äl)tten  otjne  2Bibctrebe  untertterten 
tooHe,  nic^t  wie  bie  2Inberen,  bie  g(eid)faE§  in  Söurj  famen,  Beja{)tc,  jonbern 
erflärte,  er  fönne  nid)t§  ol^ne  ben  9tat{)  feiner  5}|annen  tl^un,  unb  mi^mut:§ig 
bie  SBaf)tftatt  üertie^,  burct)  biefeS  3Iuftreten  aber  ben  übelften  ©inbrucf  auf  bie 
i^ürftcn  machte.  @r  untertt^arf  ficf)  jtoar  bem  neugen^ä^lten  J?önige,  allein  afe 
biefer  man(i)e§  @ut  al§  9teid)§eigentl^um  für  ben  2f)ron  anfpracf) ,  n)0§  r^.  ats 
6rbe  be§  auSgeftorbenen  föniglid)en  öaufeS  einjujielEjen  begann,  fam  es  äu  ^tx^ 
tüürfniffen  unb  melirjäfjrigen  J?äm|)fen.  3tuf  bem  ^^ürftentag  3u  Strapurg  um 
3Beif}na(^ten  be§  ^at)re§  lie^  Sot^ar  i'^n  be§  §od)t)errat^§  für  fdiulbig  erftären, 
berl^ängte  am  Slnfang  be§  folgcnben  ^al^re§  auf  bem  9teid)§tag  ju  6o§Iar 
bie  9tei(f)§ad)t  über  it)n  unb  begann  nad^  ^ftngften  mit  bem  Kriege,  in 
tt)etii)em  er  üBrigen§  3unä(^ft  nur  toenig  ßrfolg  ^atte.  S)a§  !)ot)enftauftfd)e 
SBrüberpaar  Iie§  e§  an  Tluii)  unb  I^atfraft  nic^t  festen  unb  mar  anfangs  aud) 
bom  @tüd  begünfiigt;  ja  .^onrab  ttiurbe,  na^bem  fein  Sruber  fetbft  bie  SÖal^L 
auf  i^n  gelenft,  am  18,  3^ecbr.  1127  bon  i^ren  2tnl)ängern  in  5Rain3  jum 
Äönige  gewählt,  jog  nac^  Italien  (1128—32),  er!§ielt  bort  bie  (ombarbifd^e 
,König§frone ,  !am  aber  fditie^id)  aEba  um  alle»  9lnfe^en.  5lu(^  in  Seutfd)-- 
lanb  erhielt  SotI)ar  im  SSertau?  einiger  ^a^re  ba§  Uebergemic^t.  3toar  mi^ang 
bem  -^erjog  <!^einric^  bon  ^Baiern  bie  frebet:^afte  Ciematlt^at,  mit  roelc^er  er  in 
ber  i^aftenäcit  be§  ^.  1129  feinen  ©djtoager  g.  im  Ätofter  3^ief alten  überfiel, 
fo  ba^  ber  (entere  fid^  nur  mit  ^ülfe  ber  ^^Jlönd)e  bor  bem  mit  ^^-euer  unb 
Sc^toert  Ijüufenben  Jpeinrid)  bur(^  bie  fytuc^t  in  ben  feften  2t)urm  bes  ^tünfter§ 
retten  tonnte,  allein  @pet)er,  ber  .^aupt^att  ber  ,!pof)enftaufen  in  9t!)einf raufen, 
mu^te  naä)  jmeimaliger  Belagerung  um§  D^eujal^r  1130  bem  Könige  bie  S^^ore 
öffnen,  mobei  ^yriebridiä  @ema'f)(in ,  tDeId)e  in  ber  Stabt  meitenb ,  |elbcnmüt^ig 
ben  ^lut^  ber  iBürger  angefeuert  unb  alle  Entbehrungen  mit  il^mn  erbulbet 
l^atte,  in  be§  ^önig§  ^änbe  fiel,  attein  :§oc^gec!^rt  unb  reid)tid)  befd)enft  mit 
i^rem  ©efotge  bon  i^m  enttaffen  tourbe ,  unb  im  October  bee  ^di)xe^  folgte 
•)?ürnberg,  ber  ftaufifd^e  ^auptort  in  Dftfranfen,  biefem  SSeifpiel.  ^m  ^Jlär^ 
1131  tourben  ^onrab  unb  alle  SXn'^önger  ber  ©taufen  burd^  ^afft  i^nnocenj  II. 
bei  feiner  3ufammen!unft  mit  .$?önig  Sot^ar  feierlid)  in  ben  23anu  getf)an,  unb 
im  .^rrbft  113-4  fiel  bie  Ie|te  ftaufifd)e  .sj)auptroe^r  Ulm,  bie  ^er^og  Apeinri^ 
erobert,  geptünbert  unb  aufgebrannt,  morauf  ber  ^aifer  greulich  bert)cerenb  über 
<5d)roaben  bcrjog  unb  e§  boIIenbS  gan^  untermarf.  ©o  mar  bie  !)of)enftaufifd)c 
53lacf)t  gebrochen,  x^.  erfd^ien ,  aU  ber  ^aifer  mit  feiner  @ema!^(in  Otidiinja, 
feiner  9}ertt)anbten,  in  ben  legten  2agen  bes  £ctober§  ^u  j^ulba  meilte,  barfuß 
bor  ber  Äaiferin,  bat  fie  um  Ser^ei^ung  unb  errei^te  baburc^  eine  borlüufige 
Söfung  bom  33ann.  2luf  bem  glän^enben  3ieid)§tag  3u  ^Bamberg  !niete  er  am 
17.  Wäx^  1135  bor  bem  ^aifer  offenttid)  nieber  unb  bat  bemüt^ig  um  25er-- 
^ei^ung ,  meiere  i'^m  aud)  ^u  2;^eit  mürbe.  @r  behielt  fein  iper^ogtl^um,  feine 
@üter  unb  2et)en,  au($  fogar  bie  falif(^e  @rbfdf)aft ,  fo  toeit  fie  nid^t  ftreitig  ge= 
toefen  ober  bereits  über  biefetbe  anberraeitig  berfügt  morben  mar.  Um  5Jtid}aeli§ 
be§  SaT)re§  fd)toB  fidf)  Ijicran  bie  Slusfötmung  SJottjarS  mit  ilonrab.  5tlö  ber 
Äaifer  auf  ber  Üiüdfe^r  bon  feiner  jmeiten  9tomfa'^rt  im  Secember  1137  bcr= 
fd)ieb ,  tüurbe  aud£)  unter  5Jtitmirfung  fyriebrid)§  Äonrab  jum  Könige  getoä{)It 
unb  fanb   in  ben  numnel^r  mit  ben  äöelfen   auSbiecEienben  i^ämpfen  eine  treue 

atttaem.  beutfcöe  aSiograpIjie.  vni.  3 


34  g^tiebnc^  IV.,  ^.  ü.  <Bä)\oahm. 

©tü^e  an  biefem  ftet§  mit  it)m  einträchtig  leBenben  Sßruber.  Sei  ber  ftefannten, 
ü&i-igen§  ni(i)t  fieser  öerBürgten  ®ef(^i(l)te  öon  ben  2öein§16evger  S^rauen  foH  ber 
le^tere  ©infprad^e  gef^an  ^al6en,  toogegen  .^onrab  ben  grauen  bie  3lettung  il^rer 
«Dlänner  mit  bem  SSemerlen  ertauBt  l^aBe:  ein  ^önigStoort  bürfe  nid^t  öerbret)t 
toerben.  5!Jlit  tiefem  ©dimers  etfüEt,  ba^  ber  ^önig  feinem  ©ot)n  erfter  @:^e 
griebricE),  tceldfiem  er  im  3lngefi(i)t  feine§  na'Eien  (5nbe§  bereite  bie  SßertoaÜung 
feines  ßanbe§  übertragen  unb  ben  ©($u|  feiner  ^meiten  ©ema'tiUn  unb  il^rer 
^inber  anöertraut  f)atte,  bie  ©rlauBui^  3ur  .^reuäfatirt  gegeben,  ftarb  3=.  ben 
6.  9lpril  1147.  SBcerbigt  tourbe  er  unfern  be§  öon  ifm  gcgrünbeten  £)rt§ 
.^agenau  in  ber  ^enebictineraBtei  ©t.  2SaIpurgi§,  öon  metc^er  fein  35ater  gjlit= 
ftifter,  er  felBft  Sogt  geluefen  mar  unb  in  bereu  ^laf)^  er  ba§  6tftercienfer= 
gionnenüofter  ^önig§Bruc£,  foUjie  im  35erein  mit  bem  (Srafen  gteginalb  bon  Sü^el= 
bürg  ba§  6i[tercienfer=5Jlann§!Iofter  Nienburg  bei  §ageuau  in§  S)afein  gerufen 
I)atte.  i^riegerifdie  £apf erfeit,  ®efc^äft§!lug|eit ,  Seutfelig!eit  unb  2r^eigebig!eit 
finb  bie  6igenfct)aften,  bie  it)m  uai^gcrü'fimt  merben.  35ermät)lt  mar  er  in  erfter 
@f)e  mit  Subiff),  Zoäjtn  .^erjog  .^einrid)§  be§  ©cfjttjarjen  bon  Saiern,  in  gmeiter 
mit  2lgne§,  Stod^ter  @raf  fVnebriä)§  bon  ©aarbrücEen. 

S3gr.  6^r.  ^-x.  b.  ©tälin,  2Birtembergifd)e  ©efd^ic^te,  SSb.  IL  —  mi% 
b.  (Siefebre(i)t,  @efc[)ic^te  ber  beutfc^en  ^aiferjeit,  33b.  III  u.  IV. 

5p.  ©tälin. 
g-ricbrid)  IV.  (öon  ^o^enftaufen) ,  ^erjog  öon  Sifitoabcn,  geboren  um§ 
S.  1144,  t  1167,  ©o'fin  Äönig  J?onrab§  III.  unb  ber  ©ertrub  bon  ©ui:,^bad§. 
S)a  er  bei  feine§  S5ater§  Slobe  im  S.  1152  at§  beffen  einziger  no(f)  lebenber 
@|3roffe  !aum  ac£)t  Sa^re  jäfitte,  mürbe  bon  ^onrab  felbft  beffen  5teffe,  ber  feit= 
l^erige  ^erjog  bon  ©c^bjaben,  f^i-'iei'i-'ii^  Hl--  3um  ^Jtad)foIger  im  9ieic£)e  empfohlen, 
toel(|er  benn  anäj,  al§  ^aifer  griebric^  I.  feinem  S5etter  al§balb  fein  ^er3og= 
ftium  übergab ,  toät)renb  beffen  ^Jlinberjä'^rigfeit  für  i'^n  bie  SSertoaltung  führte, 
ja  fogar  im  S-  1160,  bamalg  nocf)  fö|nelo§,  il^n  ju  feinem  näc^ften  ^Jla(|f olger 
beftimmte,  mä'^renb  ,§einri(^  ber  ßöioe  in  ^meiter  3teit)e  folgen  fottte.  ^er^og 
g.  ^atte  aber  auct)  bon  feinem  S3ater  einen  anfef)nti(i)en  SSefilj  geerbt,  namentlich 
Stotenburg  a.  b.  Zauber,  SBeinfberg,  SBeiffenburg  im  9lorbgau  unb  ba§  @ebiet 
um  biefe  g-eften;  nad)  erfterer  ©tabt,  tool  feinem  .g)aubt=  ober  SieblingSgut, 
toirb  er  bon  ben  (Sefd)id)täfd)reibern  feiner  3ett  getoöl)nli(^  ■^evjog  bon  9toten= 
bürg  genannt,  ^n  äöür^burg  @nbe  ©eptemberS  1157  auf  einem  glänjenb  ge= 
feierten  Üteid)§-  unb  ^^ürftentage  mit  bem  Üiitterfc^mert  umgürtet,  folgte  er  im 
%  1158  bem  i^aifer  über  bie  Stlpcn  3u  feinem  jtoeiten  italienifd^en  .^eereSjuge 
(1158 — 62)  unb  mirb  trotj  feiner  ^ugenb  bei  ben  micl)tig[ten  .kämpfen,  meldte 
in  Italien  ftatt  l^atten,  unter  ben  Slnfü'^rern  ertt^ä^nt,  namentlid^  bei  ber  S3e= 
lagerung  unb  Eroberung  bon  6rema  (1159—60)  unb  bei  ber  6innal)me  öon 
^Ulailanb  (1162).  ^m  S-  1164  bet^eiligte  er  fid§  an  ben  gelben  be§  ^fal^-- 
grafen  iJonrab  unb  ßanbgrafen  Subtoig  öon  2;'^üringen  mit  bem  ermäl)lten  6r5= 
bifd)of  bon  ^ötn,  Ütainalb  b.  S)affel,  unb  im  genannten  unb  ben  folgenben 
iSaliren  an  benjenigen  be§  ^falggrafen  ^ugo  bon  Slübingen  mit  ben  ^er^ogen 
3Belf  VI.  unb  VII.  S5ei  bem  bierten,  im  ^.  1166  unternommenen  guge  be§ 
^aifer§,  toelc^er  l)aubtfäc^lic^  9tom  galt,  erbrach  bie  3lbt^eilung,  meldte  g. 
führte,  bei  ber  @r[türmung  ber  ©tabt  bie  ^eter§fird§e  unb  pftan^te  ba§  ©iege§= 
aeictien  auf  ben  3lltar.  3lEein  al§  eine  beftartige  ©eud^e  jum  gtüd^ug  ätoang, 
mürbe  mit  über  2000  klittern  ber  etma  23iä:^rige  iperjog  ben  19.  Slug.  1167 
in  ßtrurien  ein  Dbfer  berfelben,  überall  tief  betrauert,  ba  ©d^ön^eit,  3ln= 
mut^,  35erftanb,  go^ut^  unb  ^raft  ben  blonbgelodtcn  Jüngling  gum  (Segenftanb 
allgemeiner  SSetounberung  gemai^t  :§otten.  —  ^^lid^t  lange  bor  feinem  Sobe  ber= 
mahlte  er  fic^  mit  (Sertrub,  Sod^ter  ^einrid^§  be§  Sötoen  unb  6lementia§  bon 


fjtiebric^  V.,  ^.  b.  Sd^toaben.  35 

3ä^nngcn,  öon  toelcfiev  er  jebod^  feine  Äinber  f)iuterüe|,  tDemg[ten§  leine,  bie 
ein  ^anneSaÜer  eneic^ten.  ©ein  ganjeg  S5ermögen  fiet  ba§er  an  feinen  SSetter, 
Äaifer  griebrid)  I.;  er  felbft  l^atte  fi(f)  burti)  (Stiftung  be^  ^onnenftofter§ 
©d)eiter§^eim  ein  5Serbienft  um  bie  ^irc£)e  ertoorben. 

S5gl.  6^r.  gr.  b.  ©tälin,  äBirtembergijc^e  ©ef^ic^te,  SBb.  II.  —  §. 
«Pru|,  ^aifer  g^riebrid^  I.,  23b.  I.  u.  II.  ^.  ©tälin. 

gricbrid)  V.  (bon  ^ol^enftaufcn) ,  ger^og  öon  ©^toaBen,  geb.  im  ^. 
1168  ober  69,  f  1191,  ^toeiter  ©o^n  Äaifer  ^^riebri(^§  I.  unb  ber  23eatrir  öon 
Surgunb.  2)a§  burc^  ben  Stob  |eine§  33etter§,  ^erjog  ^riebrid)§  IT.,  im  ^. 
1167  erlebigte  .^erjogt^um  ©cEitDaBen  übergab  .^aifer  i^^riebriii)  biefem  ©o^ne 
nod^  in  bejfen  irüt)e[tem  ÄinbeSalter,  inbem  berjelbe  bereits  im  ^.  1170  at§ 
„dux  Suevorum"  erfd^eint;  boc^  traf  ber  .ir^aifer  toot  öorerft  noc§  jelbft  alle  be= 
beutenberen  3}eriügungen.  Um  5|3ftngften  1184:  fanb  5U  5)lain3  unter  ^(b^altung 
eine§  9tei(i)§ie[te§  Don  nie  gefel^ener  ^^Jvad^t  bie  ©d)tt)ertteite  gricbricE)^,  toie  feinet 
älteren  35ruber§  ßönig  §einri(f)§  ftatt,  unb  je^t  etft  mag  bie  eigentliche  lieber» 
na'^me  be§  ^erjogt^umS  burd^  elfteren  erfolgt  fein,  iüie  er  benn  auä)  mit  htn 
3U  ertoartenben  Erbgütern  2Beli§  Tl.  unb  ben  Sefi^ungen  be§  Örafen  9tuboIf 
öon  ^Pfuttenborj  auSgeftattet  UJurbe  unb  in  ben  näd^ften  ^a^ten  öfters  in  f(^mä= 
bifdfien  5lngetegen^eiten  l^anbetnb  auftritt.  2tt§  ber  greife  Äaifer  na(^  ber  6in= 
na^me  3?erufalem§  burd^  ©atabin  ben  27.  Wäx^  1188  ju  ^[Raina  feierlich  baS 
^eu3  naf)m,  fotgte  i'^m  unter  ber  großen  ©c^aar  ber  2^ei(net)mer  an  bem  im 
folgenben  ^a^re  aufgeführten  guge  auif)  .^erjog  fy.  6r  führte  öon  Dliffa  an 
bie  erfte  ber  öier  5tbt|eitungen  beö  ^reuä^eereS  unb  bemieS  fi(|  bei  ben  berf(^ie= 
benften  ©elegenl^eiten,  fo  namentlich  bei  ber  Srftürmung  öon  ^conium,  at§ 
unermübtid^  t^ätiger,  mutl^iger,  aber  aud§  für  ba§  äöo^l  bes  -öeereg  beforgter 
Krieger.  Dlacfibem  fein  S5ater  am  10.  ^uni  1190  in  ben  Söellen  be§  ©alep^ 
feinen  %oh  gefunben,  lüurbe  f^.  3um  ^ü^rer  be§  <^eere§  gewählt  unb  i^m  ge= 
^ulbigt,  attein  f(f)töere  Äranf Reiten  rafften  eine  5)lenge  Äreu^fal^rer  ]^in,  öiele 
fe'^rten  in  i^re  .^eimatf)  ^nxüä  unb  jerftreuten  fic^.  W.xt  einem  tteinen  Oteftc 
ber  ^annfdfiaft  —  bie  Slngaben  ber  OueEen  fc£)manfen  ätoifd^en  1000  unb 
15000  9)lann  —  gelangte  x^.  im  2lnfang  Dctober  öor  Slccon  unb  öerbanb  fidl) 
oEba  mit  ben  S^riften,  toe((^e  biefe  gefte  belagerten.  §icr  erlag  ber  loegen 
feiner  S^apferfeit ,  feine§  frommen  @ifer§  unb  feiner  3Bo!§ltl^ätigfeit  allgemein 
beliebte  ^erjog  am  20.  ^an.  1191  ber  öer'^eerenben  ©eudl)e  unb  tturbe  auf  bem 
Äirdfi'^of  be§  beutfdlien  ©pitalS  im  Sager  bor  ber  ©tabt  beerbigt,  fein  2eict}en= 
begängniB  aber  buri^  glänjenbe  ^eleudjtung  be§  SagerS  geel)rt.  9tl§  ©rünber 
be§  beutfd^en  CrbenS  fann  g-  n^c^t  betrachtet  beerben,  mie  bie§  nid^t  fetten  ge= 
fd^e'^en,  er  ^at  bietmelir  nur  ba§  ©pital,  au§  toeld^em  berfelbe  erroaclfen  ift,  be= 
günftigt  unb  unterftü^t,  inbem  er  bie  lübedifi^en  unb  bremififien  Äreujfal^rer, 
toelt^e  bor  3lccon  in  einem  großen  3elt  au§  ©egeltüt^ern  ein  <Bpital  erricf)tet 
l^atten,  beranla^te,  biefe§  3ett  mit  aller  2lu§|tattung  an  feinen  Gaplan  .^^onrab 
unb  feinen  Kämmerer  Surf^arb  5U  übergeben,  unb  fic^  an  feinen  23ruber  mit 
ber  SSitte  toanbte,  bom  ^apfte  eine  beftätigenbe  unb  f(^ü^enbe  23ulle  für  biefeS 
iSnftitut  3u  ertoirfen.  —  (är  toar  jmei  2Jlal  berlobt,  ba§  erfte  9)lal  mit  einer 
Sod^iter  ^önig  2öalbemar§  bon  S)änemarf,  eine  SSerbinbung,  meldte  an  bem 
feinbfeligen  23enel)men  i^re§  SruberS ,  Äönig  Änub§  TL ,  fd^eiterte ,  ba§  ätoeite 
2Ral  mit  einer  2;o(^ter  be§  .^önigS  SSela  III.  bon  Ungarn. 

95gl.  u.  a.  &)x.  ^x.  ö.  ©tälin,  SBirtembergifdlie  (Sefd^id^te,  23b.  IL  — 
©.  C.  Otiejler,  S)er  ^reuj^ug  Äaifer  5riebri(|§  I. ,  in  i5fOrfdl)ungen  3ur 
SDeutfd^en  ©efc^i^te,  23b.  X.  ©.  1  ff.  —  ^.  ^ru^,  ^aifer  griebrid^  I.,  23b.  III. 

$.  ©tälin. 
3* 


36  ^rtebttd)  mnt1)n,  3^.  3.  ©(^h)ot3bui;g»9iubolftabt. 

gricbrii^  ($jiintl)cr,  Prft  ju  ©c^tt)ar3l6urg=9tubolftabt,  geboren  ben 
6.  «Jioö.  1793,  t  ben  28.  ^uni  1867,  mar  60  3^a^re  gfürft  unb  regierte,  na^= 
bem  er  bie  erfkn  fiefien  ^ol^re  unter  ber  £)bert)orraunbf($ajt  feiner  5)tuttcr  ge= 
ftanben  l§atte,  5o  ^a'^re  felbftftänbig.  (5r  toar  ber  erfte  ©ol^n  be§  dürften  2ub= 
toig  g:-riebri(^  II.  (f  am  28.  ^tprit  1807)  unb  ber  g-ürftin  Carotine  ßonife, 
einer  ^prinjeffin  öon  ^effen^ipomburg  (f  am  20.  ^uni  1854).  (Seine  erfte  gr= 
äiel^ung  erl^ielt  er  unter  ben  Singen  feiner  fürftlid)en  Altern.  S)a  ber  treffliifie, 
attgemein  beliebte  unb  funftfinnige  ^ürft  Önbrtjig  f^rtebrid)  IL  fc^on  1807  ftarb, 
übte  bie  eble,  für  alle§  (Sct)öne  unb  .spol)e  begeifterte,  foföie  if)r  engere§  unb 
tt)eitere§  S5aterlanb  über  aÜe§  liebenbe  fürftlid)e  äöitttoe  tt)äl)renb  ber  Oberüor» 
munbfctiaft  tool  ben  meiften  (SinfluJ3  auf  be§  jungen  dürften  toeitere  ßnttüiiilung, 
toie  auf  fein  gerabe§,  gefunbc§  Urtlieil  au§  (bgt.  ilaroline  Souife,  ^^ürftin  öon 
©(^tDar3burg=9'iubolftabtA  9^ur  furje  3eit  [tubirte  ber  gürft  in  @enf,  benn  in 
jenen  für  S)eutf(i)lanb  traurigen  ^a^ren  ^ielt  e§  bie  g-ürftin  für  beffer,  iljn  bei 
fid)  äu  behalten  unb  mit  ben  9tegierung§angetegen^eiten  befannt  ju  mad^en, 
toeld^e  bie  i^ürftin=^}Jtuttcr  ber  fremben  5Jla^t,  mie  ber  baburd§  im  eigenen  Saube 
l^eröorgerufenen  93ebrängni^  gegenüber  mit  toal^r^aft  männlic£)em  5!Jtutl)e  unb 
großer  Dpferfreubigfeit  ju  leiten  mu^te.  ^m  Dctober  be§  ^.  1813,  balb  nad^ 
ber  ©ctilad^t  bei  £ei|)5ig,  trat  ber  ^üift  unter  ber  f|)ecietten  ^^ü'^rung  feineg 
01£ieim§,  be§  ^^'f^iiniarfdiattlieutenantä  ^^rinj  'i^^itip^J  öon  ^effen--,g)omburg ,  in 
bie  5trmee  ein  unb  ftanb  im  Januar  be§  folgenben  ^al)reö  ^ei  ber  gegen  2luge= 
xeau  aufgeftellten  ©übarmee,  befel)ligt  bon  einem  ätuciten  Cl)eim,  bem  banmligen 
@rb)3rinäen  ^^riebricl)  ju  ."peffen  =  Apomburg ,  faifeviid)  öfterreid)if(i)en  (Seneral  ber 
ßabaHerie.  ^lit  biefem  5lrmeecor:p§  überf(^ritt  ber  i5fürft  ben  Sf^ein,  fämpfte 
mit  bei  ©t.  ©eorge  unb  ßimoneft , .  30g  in  2t)on  ein  unb  na^m  Sl^eit  an  bem 
@efe(^te  bei  9floman§  in  ber  IDau^jliine.  ^U  naä)  bem  ßinmarfd^e  ber  3Ser= 
bünbeten  in  5Pari§  hu  ©übarmee  nad^  St)on  jurücEgegangen  mar,  begleitete  er 
feine  beiben  C'ljeime  auf  fur^e  o^^t  ^^^  ^^'iari§,  trat  bann  mit  bem  3lrmeecor^3§ 
ben  9tücEmarfc§  nad)  S)cutfc^lanb  an  unb  fet)rte  nad)  9tubolftabt  jurücE.  ^ux 
übergab  i^m  feine  3!Jlutter  am  6.  ^Jlcöember  1814  bie  9tegievung  ,  mc(ct)e  er 
bon  ba  ab  53  ^ol^re  bi§  ju  feinem  Üobe  fül)rte.  9Iur  eine  tur^e  Unterbred)ung 
ift  3u  beachten  au§  bem  ^.  1815,  in  meldt)em  er  unter  feinem  Oljeim  5p|tlipp 
öon  ipeffen=^omburg  tuieberum  nodC)  ^^-ranfreid^  marfd£)irte,  atte  ©efa^ren  ber 
@efed)te  t^eilenb,  tuelcfie  ba§  5lrmeecor|)§  beg  Kronprinzen  öon  3Bürtemberg  öom 
9tl)ein  au§  ^u  befte'^en  l)atte.  —  1815  trat  unter  beö  g^ürften  3flegierung 
©d)mar3bnrg=9tubolftabt  bem  in§  Seben  gerufenen  beutfdjen  23unbe  bei,  in  melc^em 
ba§  ^5rürftent^um  al§  felbftänbigcr  ©taat  öertreten  mürbe.  <Bä)on  1816  gab 
ber  i^ürft  bem  Saube  eine  felbftänbige  5Berfaffnng,  meldje  aber  erft  1821  inS 
2^^^  trat.  @in  (^mifc£)en  ber  Unter'^crrfd)aft  bei  ßanbe§  unb  bem  i?urfürften= 
tl^um,  fpäteren  Königreid^  ©ad^fen  beftel)enbe§  gemiffeg  ßel)en§öerl)ättniB  mürbe 
nad^  erfolgter  5lbtretung  be§  betreffenben  fäc^fifd§en  Sanbc§ont^eil§  an  ^^reu^en 
burd§  ben  ©taatgöertrag  öom  16.  ^uni  1816,  in  meld^em  ber  gürft  feinen  2ln= 
f|)rü(^en  auf  bie  Stemter  ^leringen  unb  ,^elbra  entfagte,  bef eitigt.  ßbenfo  mürben 
burd^  SSerträge  mU  ©a;^fcn=@otl}a  unb  @ad^fen='']Jteiningen  1823  unb  1827, 
burdf)  5Ibtretungcn  unb  ^iluStaufdiungen  bie  gegenfcitigen  SSejie^ungen  ber  be= 
treffenben  Staaten  geregelt,  mie  ä^nlii^eä  fd^on  frül)cr  mit  ©ad^fen=2Beimar  ge= 
fd^el)en  mar.  1822  erfolgte  ber  ^Beitritt  (mit  ber  Unter^errfd^aft)  jum  preu|i= 
fd^en  3oEöerein,  1828  ^um  mittelbeutfc^en  ^anbel§öerein ,  1834  jum  neuen 
großen  beutfd^en  3ottöerein,  mie  föäter  ju  ben  unter  hen  beutfd^cn  Staaten  ah= 
gefdiloffenen  5Jlün3conöentionen.  S)a§  S-  1848  fü'^rte  aud§  l)ier  me^rfad)c,  nid)t 
unmefentlidie  Umgeftaltungen  ber  S3erfaffung§öerl}ältniffe  :§erbei,  meli^e  burc^  ba§ 
^runbgefe^  öom  21.  mai   1854   neu  georbnet  mürben.     5lud^  ber  Organi§mu§ 


iJttebtid^,  ©rf.  ö.  Stabe.  37 

ber  (Staat§16et)örben  erlitt  me^rlad^e  SSeränberungen.  1866  trat  ber  {yürft  am 
3lBenbe  feine§  Sel6en§  bem  norbbeutfc^cn  33unbe  bei.  —  S)ie  9fle(^t§^flege  unb 
bie  (Sevid)te  toarett  ftet§  Öegenftanb  ber  unauSgefe^ten  j^ürforge  be§  ^yürften, 
tnie  feine  gefeljgcBerifdie  S^dtigfeit  fid)  über  alle  ©ebiete  be§  [taattid^en  2el6en§ 
je  nad)  58ebürinif]eti  ber  3eit  unb  be§  'üanbe§  inSbefonbere  erftretfte.  ©orge  für 
f^örberung  be§  reügiöfen  Seben§  überhaupt,  für  •Oebung  be§  ©cf)u[=  unb  Unter= 
ncf)t§li)t'fen§  (örtueiterung  be§  @l;mnafium§  unb  ©rünbung  einer  ^Jtcalfct)ule) 
16etf)ätigte  er  feine  ganje  Ütegierung^jeit  fjinburd).  S)a  c§  nic^t  jtüecfbienlid^  fein 
Würbe,  an  biefem  Drte  bie  ©egnungeu  fetner  Siegierung,  in  toelc^er  i^m  bie  um 
(5d)li)ar3burg=9tubolftabt  '^ödift  berbienftöoßen  ^JJMnner  al§  oberfte  9tegierung§= 
Beamte  ^ur  ©eite  ftanben,  einzeln  auT,]U]ä^[en,  fei  nur  conftatirt,  ba^  be§  ö'üfften 
ßiebe  ju  feinem  Canbe ,  ein  6rbe  feiner  3li)nen ,  fein  @ered)tig!eitlgeiü^t ,  mie 
feine  Humanität ,  feine  ©erab'^eit ,  33ieberfeit ,  fein  f(^tid)te§ ,  eintad)c§  SBefen, 
burc^  roetc^eä  er  ben  .^0(^gefteEten,  tüie  ben  5tiebrigftcn  im  Sanbe  befannt  mar 
unb  meld)e§  ^eben  bertrauenäOoH  fid)  if)m  na^en  (ie^,  baju  53  ^af)re  felbft= 
ftänbigcr  9iegierung  i^n  jum  33ater  be§  gefegneten,  fc^önen  Sanbe§  erf)oben.  — 
3Ba§  fein  g'^iriitienleben  in§befonbere  anlangt,  ^at  er  neben  ber  i^reube  au(^ 
be§  ßeibeä  in  reid)Iic^em  5}la^e  erfatiren  unb  mit  ber  i^m  eigenen  ©tarfe  mürbtg 
ertragen.  6r  mar  brei  5Jtal  bcrmd^It.  ©eine  erfte  6jemaf)lin  toar  bie  ^^rin= 
jeffin  3lmaüe  3Iugufte  bon  3(nf)aU=2)effau  (bermä^It  1816),  bon  toelc^er  i^m 
brei  ^riuäen  geboren  mürben,  me(d)e  i'^m  aber  alle  brei  (bie  beiben  füngeren 
früi)äeitig,  ber  ©rbprinj  im  25.  Seben§ia^re  fte"^enb)  burd)  ben  Sob  entriffen 
mürben.  2lud)  bie  ^^ürftin  [tarb  1854.  3um  smeiten  '^lak  üermäf)(te  er  fi(^ 
1855  mit  ber  (Sräfin  ^etene  bon  9tatna,  2od)ter  be»  ^^rinjen  Seorg  Sern^arb 
öon  2ln^aIt^S)effau ,  burc^  3lboption  bom  ^^rinjen  SBil^elm  SBolbemar  ju  5ln= 
I)aU  5u  einer  ^rinjeffin  bon  ^In'^alt  er:^oben.  ©ie  ftarb  bereite  1860.  3uni 
britten  "^aU  üermä^lte  er  fic^  in  morganatifd)er  @]^e  mit  ^arie  ^elene  2t)bia 
Sfnna  ©d)ul^e  au§  Königsberg,  metd)e  3ubor  bon  xi)m  ^u  einer  33aroneffe  unb  an 
feinem  50jä|rigen  9tegierung§jubitäum  ju  einer  Gräfin  bon  33rodenburg  er'^oben 
Würben  war.  —  ^tjm  folgte  nac§  feinem  Sobe  1867  in  ber  9legierung  fein 
SSruber  Gilbert  (geb.  1798)  unb  nac^  beffen  fur^er  ^Regierung  (er  ftarb  fi^on 
1869)  ber  je^t  (feit  1869)  regierenbe  f^ürft  (Scorg  Gilbert  (geb.  1838). 

S3gl.  u.  a.  3}oigt'§  beutfi^er  9tegentenalmanad),  Ilmenau  1829;  ^^ürftl. 
©d)Waräb.=9iubolft.  ■g)au§falenber  ouf  ba§  ©djaltjalir  1864 ,  fowte  bie  öcr= 
fc^iebenen  ^alirgänge   beg  officietten  fürftl.  ©d)waräb.=9lubolft.  SBoc^enblatte?. 

31  n  e  m  ü  1 1  e  r. 
5*ncbrtc(),  (Bxa]  bon  ©tabe,  aber  nid)t  au§  bem  alten  ©rafenliaufe,  f  am 
18.  Slb^'il  1135,  war  na(^  altem  Üted^t  fein  S^reier,  fein  SSruber  Ulric^  wirb 
fogar  einmal  mancipium  genannt,  um  fo  wunberbarer  ift  bie  erlangte  ©tettung. 
S)ie  9iofenfelber  3lnnaten,  Sllbert  b.  ©tabe, , ber  fäi^fifd^e  3lnnalift,  wenige  Ur= 
funben  er^ä'^len  bon  ifjm,  ba§  Chronicon  Rosenveldense  gibt  feinen  3;obe§tag. 
(Sine  eble  angetfäcf)fifd)e  f5'i-"fiu  mit  brei  2:öd)tern,  bie  nad)  ber  ©dilac^t  bei  ipa= 
fting§  1066  bielleid)t  nad)  S)änemar!  ftof)en,  berfielen,  fdjiffbiüc^ig  an  ber  ilüfte 
ber  @raffd)aft,  nai^  bem  ©tranbredit  bem  (Srafen  bon  ©tabe  al§  6igentl)um. 
Ubo  IL,  ber  ^weite  ftabifc^e  5Jlarfgraf  ber  ^J^orbmarf  (1057—82),  übergab  bie 
biet  S^rauen  bem  .g)offtaate  feiner  ß)emal)lin  Dbone  ö.  aSerle  (t  1110)  unb  ber= 
l^eiraf^ete  fie  nad)^er  mit  ^imfterialen ,  fobafe  bon  swei  ber  ©c^weftem  bie  b. 
^liberftorb,  b.  Sinbena,  b.  ^obpenburftolbe,  gjtule,  ö.  @Im,  b.  Setiern,  b.  6melen= 
t^orbe  unb  b.  ipored)tt)orbe  (.«patborf)  flammten.  S)ie  britte  fc^eint  fc^on  ^Wei 
©öl)ne  t>on  einem  angelfäd)fifd)en  ßblen,  g-riebric^  unb  Ulrid)  mitgebracht  ju^aben; 
ob  biefer  @ble  ober  ein  jweiter  ftabifdier  @emal)l  9teinl)olb  l)ieB,  unb  wo  i^re 
Södjter  Dbilia,  Slebtiffin  ju  i^eglingen,  unb  Ütofele,  ©tammmutter  ber  b.  SBal= 


S2339 


38  g^riebriä)  VII.,  (Stf.  b.  SoggenBurg. 

be§tl§oi-^e,  geöoxen  finb,  fte'^t  nii^t  feft-  @te  lel6te  noti)  mä)  1116.  S)ie  ©ö'^ne 
Iltelten  fic^  al§  i5freie ,  touiben  reicf) ,  fie  Rotten  brei  bänifdie  5Bif(f)öfc  auf  einet 
«pUgerreife  erf(i)lagen  unb  bevauBt  "^aben,  am  .g)ofe  ^einric^g  IV.  ju  öoSlar 
fu(^te  Ubo  II.  (tool  gjtarfgraf  ßuber  Ubo  IL,  t  1106)  ben  Ulrid)  (tDa'^rfc^einlii^ 
t  1112)  butd)  eine  Dt)i-feige  al§  ßtgentl^um  jurücEäuforbevn ,  toa§  3um  Äampf 
in  bei-  ^ii't^e  jütirte.  g-.  aber  war  fc^on  öoi;  1082  S3ogt  ber  Bremer  Äitc^c 
unb  "^ei^t  fd^on  1091  ©raf,  1095  er'£)ielt  er  öon  ßuber  Ubo  bie  SSertDaltung 
ber  ©raHc^ajt  ©tabe,   bertoattete  fie  gut,   unterftü^te  feinen  .^enn,  ben  WaxU 


unb  erlangte  gegen  40  W.  ®olbe§  tiom  .ßaifer  .speinrid^  V.  bie  grlaubni^,  feinen 
freien  ©tanb  burd)  3eugen  ju  ertoeifen,  wä^renb  ber  5[)lar!graf  Oiubotf,  ^ein= 
ric^§  II.  35ormunb,  ben  ßr^bifcjiof  g^riebric^  (1104—23)  antrieb,  jenen  al§ 
@igentt)um  ber  Äiri^e  3U  redamiren,  toa§  er  f^at,  jumal  ®raf  ^f.  Äirdiengut 
3urüil{)iett.  3luf  bem  öom  Äaifer  1111  jur  9lu§fü]^rung  be§  ^RagbeBurger 
@pru(^e§  angefe^ten  Jiagc  3U  9laboIt)e§t^OTpe  (gia^mftorf)  bemächtigte  fid)  aber 
gjiarfgtaf  gtubolf  be§  ©rafen  unb  '^ielt  i'^n  in  ©al^toebet  gefangen  Bi§  1112. 
9la(^  9lec^tnng  ßot:^ar§  unb  9tubolf§  unb  S3erIei'C)ung  ber  Dtorbmar!,  allerbingS 
nur  auf  furje  3cit,  an  §el|)erid)  öon  ^^-^lötifau  fuc^ten  jene  fceiben  ^rieben,  x^. 
tourbe  al§  @raf  öon  ©tabe  anerfannt,  „ein5Jiann,  ftro^enb  öon  Oteid)tt)um,  ^er= 
öorragenb  buri^  ©diarffinn  unb  2BiUen§fraft" ;  er  n)irb  1115  bann  ben  Äaifer 
gegen  bie  8ad)fenfürften  unterftü^t  '^aben.  ©päter  öerfud)ten  JRubolf  unb  ber 
feit  1114  münbige  ^arfgraf  ^einrid)  II.  i'f)n  öon  ber  6lbe  au§  in  feiner  23urg 
©tabe  äu  überrumpeln,  bod^  er  entfam.  S)a  er  öor'^er  fidf)  mit  bem  |)er3og 
Sottiar,  ber  für  bie  fünftige  .^ronbeiuerbung  ben  ftarfen  f^reinb  im  9lüden  lieber 
in  einen  ^^rcunb  öermanbelte ,  \\d)  geeinigt  t)atte,  fo  bedte  biefer  it)n  mit  ber 
boHen  t)er3ogtid)en  ^lad^t  1122—23  unb  erbaute  baju  bie  33urg  S3örbe 
(33remert)örbe).  ©o  behauptete  i^.  bie  ©raffi^aft  bi§  ju  feinem  ^obe,  er  ftarb 
om  13.  Slpril  1135  unb  fd)eint  in  §arfefelb  im  Älofter  neben  ben  alten  ©rafen 
begraben-  6000  S!R.  ©ilber  l)atte  er  bem  .^lofter  gegeben,  ob  gefd)en!t  ober  be= 
ponirt,  ftel)t  ba'^in;  Äönig  ßott)ar  nat)m  fie  1136  für  fid)  öom  5lUar  ber  i?ird)c. 
SSieHeidit  ^atte  ^^.  i'^m  1122  fein  (Jrbe  berfproc^en,  mo3u  benn  mol  bie  ©taber 
3lEobien  ber  alten  ©rafen,  bie  er  meggenommen,  aud^  getjörten.  S)er  leiste  be§ 
alten  ^aufe§,  ber  ©rjbifdliof  .»partmig  I.  öon  §amburg=93remen,  fd)lo^  nod^  al§ 
©omprobft  einen  SSeitrag  mit  bem  @r,^bifcl)Df  öon  ^Jlagbcburg  3ur  ä^ert'^eibigung 
ober  äßiebererttterbung  ber  Sefi^ungen  g^riebridE)§ ,  auf  mel^e  nadi'^er  §einrid^ 
ber  Söme  al§  ßot^ar§  6rbe  aud)  Slnfprüdie  er'^ob.  ©o  ftctjt  g-  "^öctift  eigen= 
artig  unb  bebeutung§öott  ba.  Ob  er  bermäljlt  getoefen,  miffen  mir  nid)t ,  et 
ftarb  unbeerbt,  im  @rafen=!Jlefrolog  be§  ^arfefelber  Chronicon  fommt  aber  ein 
am  20.  ©eptember  öerftorbener  @raf  ^einridE) ,  bid^t  :^inter  g.  bor,  e§  tonnte 
ein  öor  i'^m  l)ingcfd£)iebener  ©ol^n  fein. 

Sgl.  ^affe,  S)a§  beutfd)e  siteid)  unter  ßof^ar  b.  ©ad£)fen;  Sappenberg  im 

^omburger   Urtunbenbud)    (audl)   ©tenjel   u.   ö.    ©iefebrec^t  III.   2).     2Bai^, 

S).  S>.=(55.  VII.  9.  ,  Traufe. 

gricbrid)  VII.,  (Sraf  öon  Soggenburg,  t  am  30.  ^Ipril  1436.  —  S)a§ 

@efc^led£)t  ber  f^reien  öon  Sloggenburg  im  oberen  5El)urtl)al  in  ber  ©d^meij  tritt 

urtunblid^   juerft  um  1044   auf.     3Iu§  ©igen,  au§  ße'^en  be§  9ieid§e§  unb  geift= 

lidtier  ©tifte,    öoräüglid^   ber  3lbtei  ©t.  ©allen,  bitbete  e§  fid^  bi§  gu  (Snbe  be§ 

12,  Scil)r^unbert§  ein  ©ebiet,  ba§  öom  ©taramfi^e  ber  Q^reien,  ber  alten  2;oggen= 
bürg  (in  ber  l^eutigen  Pfarre  .^irctiberg),  ben  ''Jlamen  erhielt  unb  feit  SSeginn  be§ 

13.  Sa'^r'^unbert^ ,    too    bie    freien    gräflid)en   Sitel   anna'^men,   bi§  1798  bie 


i^xiibxiä)  Vn.,  ®rf.  ö.  2:oggenburg.  39 

©raifc^ait  2oggenf)utg  tye^.  Um  1130  l^otten  bie  ^^reien  bie  ©rünbung  ber 
SSenebictineraBtei  gif^^ingen  in  ber  ^Jtä^e  i^vet  (Stammburg  Incfentlic^  fiegünftigt; 
&xai  Sief^elm  IIL  (j  1207)  unb  befien  Sot)n  Siet^etm  IV.*- (t  naä)  1229) 
ftittetcn  bie  Sol^aiiniter=Crben§§duler  SuBifon  im  3üri(^gau  unb  Zo'bel  im 
2;:^urgau.  S^er  ßnfel,  Siet^elm  V.  (f  nadf)  1236),  ift  a(§  ^lörber  feine§ 
5Bruber§  fyriebricf)  I.  (f  1226)  Befannt;  üon  xi)m  ftammten  bie  fpäteren  ©tieber 
be§  @eidy(ed)te§.  ©ein  Snfel,  Shxüjt  II.  (f  1265  66),  erfcf)eint  alg  ^J^hnnefänger 
in  bei-  fogen.  5]^aneil"i|d)en  öanbfcfinit.  (Sraj  griebni^  IV.  fam  1315  im  Speere 
^er^og  £'eopoIbS  öon  Ceftcrreid)  fiei  Vorgarten  um,  nad)  ücrgeblic^cm  S}erfu(^e, 
feinen  Dladjbarn  öon  <5c§tol)3  griebe  6eim  .iper^oge  au^suiDitfen.  3]on  feinen 
(Söfinen  ftarb  Siet^elm  YIII.  1237  im  treffen  bei  @vinau  am  oberen  3üric^fee, 
ats  2lniü{)rer  ber  3üi;<^ei-"  gegen  ben  ©rafen  ^ol^ann  üon -§ab5burg=9tapper§U)iI; 
toä^renb  griebric^  V.  burc^  3}ermä^Iung  mit  einer  "Loditer  be§  legten  mcid)tigcn 
freien  öon  2}a^  im  curifi^en  Ütütien  ben  (Smnb  3u  aIImäf)Ud)  auSgebel^ntem 
Sefi^e  beö  ^^aufes  in  ben  bortigen  6egenben  legte.  ;}(nbere  2oggenburger 
mod)ten  fid)  in  geijtüc^en  äÖürben  befannt.  5Der  gefc^i(f)t(id)  bcfanntefte  aller 
©rafen  öon  2oggenburg  i[t  0^.  VII.,  ber  mäd)tigfte  unb  jugleid)  ber  le^te  be§ 
alten  8tamme§,  beffen  6nbe  für  bie  iditoeiserifi^e  Gibgenojicnfc^aft  3um  Äeim 
eine§  langen,  fie  auT§  tiejfte  erjc^ütternben  inneren  ßriege§  unb  äugleic^  neuen 
Äampie§  mit  Oefterreid)  rourbe,  be§  fogen.  aÜen  3ünd)friege§  (1436 — 50). 
©raf  g^.  VII.,  ber  einzige  So^^n  Siet^elmS  IX.  (f  1385)  unb  ©ntel  griebrid)§  Y., 
tourbe  um  1370  auf  bem  (5d)Ioffe  ©olaöerä  bei  @rüf(^  im  5|>rüttigau  geboren, 
ging  1394  mit  bem  einjigen  noc^  lebenbcn  6tamme§genoffen,  feinem  öäterlid)en 
Dl)eim  6raf  Sonat  (f  1400) ,  eine  2:£)eilung  über  ha^  groBöäterlidie  Grbe  ein, 
geriet^  aber  nac^  beffen  S^obe  mit  Sonata  ßibam  unb  6rben,  Sraf  2Bill^etm 
öon  5)^ontfort=S3regen3  unb  beffen  @emal)Iin,  in  fye^^be,  morauf  im  S.  1402  erft 
eine  öoHftänbige  unb  bleibenbe  2Iu5fd)eibung  be§  25efi^e§  jtoifc^en  i!)nen  erfolgte. 
9)Ut  SSurgen  im  S^urgau,  mit  ber  S}ogtei  öon  ^ifdiingen,  mit  ber  öon  Cefter= 
reid)  an  bie  ©rafen  öon  3:oggenburg  öerpiänbeten  ©raffdjaft  Äiburg  würben 
S)onat§  ßrben  abgefunben.  2{Ile§  Ucbrige:  Sie  (Sraffdiaft  2oggenburg,  bie 
.g)errf(f)aTten  ©reifenfee  bei  3ünd),  lljnai^  unb  obere  5J^ar^  jtoifdien  bem  2BaIen= 
unb  bem  3'ii"^'^fee/  i'ie  fogen.  3e§i^  @erid)te  in  ^ünben,  blieben  bem  ©rafen  ^y. 
2)tit  großem  ©efc^ide  tou^te  i^.  nun,  toa§renb  aüe  noc^  übrigen  bt)naftifd§en 
©eroalten  in  feiner  Umgebung  fanfen,  fid§  in  btefem  35efi^e  nic^t  nur  ju  er!§alten, 
fonbern  benfelben  nod^  ju  mehren.  3to^f'^en  ber  eroberungebegierigen  6ib= 
genoffenf(^aft,  ben  fed  aufftrebenben  ^Ippenjellern,  ber  ja^en  5)la^t  Ceftcrreic^S, 
in  ben  öerttidelten  35er'^aÜniffen  ber  §ei-rfdiaften  unb  (Semeinben  im  rätifc^en 
(Bebirgslanbe ,  'behauptete  er  fid)  mit  öoEem  ßrfolge  unb  fanb  fogar  bei  feinen 
Dla(^barn  auc^  ©id^erung  gegen  etmaige  Unbotmä^igfeit  feiner  öon  i^m  ftreng 
gehaltenen  Untert^anen.  Slnfänglii^  öerbanb  er  \\äj  enge  mit  3üi'i<^  ^urd) 
S5urgred)tc  mit  ber  (Stabt  (1400  —  5),  burd)  Slerpfänbung  ber  6errf(^aft  @reifen= 
fee  (1402),  bie  i:^r  nad)  18  ^a'^ren  untoieberlöelic^  blieb,  bur(^  ä^erfpred^ung 
eines  5ßortauförec^t§  Betreffenb  Vi^naä)  für  S^xiä)  ober  bie  gibgenoffen  (1402). 
3ll§  ber  2lppen3eller!rieg  begann  unb  .öerjog  griebri^  öon  Cefterreic^  nad)  feiner 
5heberlage  am  StoB  (1405)  ben  ©rafen  {y.  ju  feinem  Hauptmann  in  feinen 
Sanben  ob  bem  SSobenfee  ernannte,  tonnte  y^.  ben  ^erjog  3u  bewegen,  i^m  bie 
^errfi^aft  (Bafter  unb  bie  (Sraffd)aft  ©argon§,  be§  ^erjogS  i^fänber  öom  9ieid§e 
unb  öom  (trafen  öon  2Berbenberg=iSargan§,  pfanbmeife  ju  überlaffen,  unb  fd)lo^ 
bann  mit  ben  Slppenjeltern,  in  beren  großen  „53unb  ob  bem  ©ee"  auc§  bie  ^eute 
biefer  unb  feiner  eigenen  ^errfc^aften  eintraten,  S5erträge  {Tlai  1406,  Secember 
1407) ,  bie  i^m  ^-rieben  öon  il^rer  ©cite  öcrfd)afften  unb  bie  3Sunbe§eibe  feiner 
Untert:§anen  für  i^n  unfd^öblic^   mad)ten.     S^xid)   unb   bie   ßibgenoffen   waren 


40  g^rtebrtd)  VII.,  ®rf.  b.  2:oggenburg. 

t|m  ^exM  Be^ülftid^.  5lud)  auf  bte  öften-ei(i)if(i)en  i^exrfc^aften  9l^eined  unb 
fjelbfircf)  txtoaxb  x^.  5Pfanbanf^rü(i)e  unb  fud^te  biefe,  geftü^t  auf  ein  SBünbni^ 
mit  "Den  ^ppt^^tUnn  3ux  tüit!ti(i|en  Geltung  ju  Bringen  (^ai  1410);  allein 
ol^ne  Erfolg,  ba  ber  «^erjog  fid§  bamal§  gerabc  toieber  be§  9tt)eintf)al§  Bemäiii^ 
tigte.  9tbei-  im  33efitje  bon  ©argan§  unb  (Softer  bteibenb,  betitelt  er  nun  toenig= 
ften§  ein  ©ebiet,  ba§  jufammenl^ängenb  öon  ®abo§  l^erunter  big  an  ben  3üric^= 
fee  unb  bi'e  mittlere  Z^ux  reichte.  5II§  ber  Eintritt  SliJpen^ellg  in  bie  6ib= 
genoffenfdiaft  (1411)  unb  ber  5lbf(i)Iu^  bc§  SOfä^rigen  0^rieben§  ^föifc^en  Deftreid) 
unb  ber  6ibgenoffenfcf)aft  (1412)  ben  ©influ^  ber  (enteren  big  an  ben  SSobenfec 
unb  ben  9i'^ein  befeftigte,  benjenigen  Oefterreidjg  bieffeitg  biefer  ©renjen  bleiben^ 
ber  befciiränfte,  trat  ®raf  ^.  bem  .^aufe  Deftreict)  ferner.  33ei  ber  3Ied)tung  .^er^og 
i5riebric£)§  burd)  ^önig  ©igmunb  (1415  unb  16)  folgte  er,  toie  bie  ©ibgenoffen, 
ni($t  ungern  beg  Äönigg  9iufe  ^um  9tei(f)gtricge  tDxhtx  ben  ^erjog,  eroberte  mit 
^ülfe  3ürtd§g  ^elbfird)  unb  ertoarb  öom  ^önig  biefe  §errf(^aft  at§  9teii^g|)fanb, 
bie  er  auä)  naä)  beg  ^er^ogg  Slugföl^nung  mit  ©igmunb  be'^iett.  1424  erfaufte 
^.  öon  benebeln  öon  ^ungingen  unb  33obman  bie  .»perrfcfiaft  öf'^eined  mit  2ltt= 
ftätten  unb  bem  Stl^einf^al ,  feit  1415  9{eid)gpfanb  ber  ©bleu,  ©o  Wax  nun 
aud^  unterhalb  ^aienfelb  unb  ©argang  bag  Sffl^eint^al  ju  beiben  ©eiten  ht^ 
f^^tuffeg  3U  i^riebric^g  ©ebiete  gefd^tagen.  ^fieue  3)erträge  mit  3ürid^  (1416),  bie 
big  auf  fünf  ^di)xe  naä)  bec^  (Srafen  Sobc  auc^  für  feine  (ärben  gelten  fottten, 
SBerträge  mit  Sd^mj^  (1417)  unb  (Slarug  (1419)  fixierten  g.  fortbauernbeg 
guteg  @int)erne"^men  mit  biefen  Orten,  unb  alg  1426  bie  2lp|}cn3elter  Unru'^en 
aufg  neue  augbrac^en  unb  i^n,  ringgum  5^a(i)bar  ber  Slp^en^ettcr  unb  if)ren 
Uebergriffen  auggefep,  3um  Kriege  wiber  fie  nöt^igten,  t)crfdC)afften  ^üxiä)  unb 
(5dt)tot)3  burd§  it)re  <g)altung  unb  i'^ren  ©influ^  bem  (trafen  S^rieben  (1429). 
Se^tereg  £anb  '^atte  er  burd)  ben  2lbfdt)tu^  einer  gteid^  engen  9}erbinbung  tt)ie 
mit  3ürid^,  ©inräumung  eineg  9}orfaufgred§teg  auf  feine  93urg  @rinau  am  obern 
@nbe  beg  3ürid)feeg  unb  burd§  bag  SSerfpred^en  gewonnen  (1428),  ba^  bie  an= 
fto^enbe,  i^m  anget)örige  Sanbfc^aft  ber  oberen  5Rard^  nad^  feinem  2;obe  an 
(5ci)tt)t)3  fallen  fotte.  ©ein  rätifc^eg  öeBict  fidberte  ein  um  biefelbe  3eit  9^= 
fd£)Ioffeneg  SBünbni^  mit  ben  @emeinben  beg  @otteg!§augbunbeg  (1429).  g^rieb= 
rid^g  Se^ieljungen  ju  ben  5lad^barn  toaren  für  biefe,  mie  für  feine  .^errfdiaften 
um  fo  toid^tiger,  alg  bie  @:§e  beg  ©rafen  mit  ®tifabet^  ö.  ^Jtetf^  finbertog 
blieb,  unb  ätnci  ©öfjne  feiner  einzigen  ©dfimefter,  @ema!§lin  beg  @rafen  S3ern= 
^orb  bon  Sttiierftetn,  frü'^e  [tarben ,  fein  33efi^  ba'^er  einft  unter  feine  ©emal^lin 
unb  3al)lreid^e  entferntere  3}evtt)anbte,  bie  S)efcenbenten  ber  (Sefd^toifter  feiner 
''ölutter,  ^af^artna  bon  2Berbenberg=§eiligenberg ,  fid^  tlieiten  mufete.  ^XJle'^r 
unb  me'^r  begann  aud£)  um  ben  @rafen  ein  SBerben  in  SSetreff  ber  Eünftigen 
35er'§ättniffe  feiner  ßanbe,  mobei  bie  grben,  bor^uggtoeife  aber  S^xiä)  unter 
5öürgermeifter  giubolf  ©tüfei  (1430—43)  unb  ©d^mtjj  unter  ßanbammann  ^tel 
Ülebing  bem  älteren  (1427  —  47)  eifrig  fiel)  bet^eiligten.  33eiben  eibgenöffifd£)en 
Orten  gaben  i^re  mit  bem  ©rafen  beftel^enben,  fünf  ^al^xt  über  fein  2zhtn  l)in= 
aug  gültig  bleibenben  55erträge  3lugfidl)t  auf  t)olitifd^  mirfitige  25erbinbungen  mit 
gfriebrid^g  fünftigen  ©rben  unb  bereu  Untertl)anen ;  25erbinbungen,  bie  p  ein= 
fluB  unb  5^atf)t,  möglid^erteeife  ^u  eigentlid^en  ©ebietgertoerbungen  fü'^ren 
tonnten;  bem  Sanbe  ©^m^a  l^atte  ja  ^.  bereitg  bie  Tlaxdj  jugefid^ert.  3ürid^ 
berf^affte  fidt)  bagegen  bom  ^önig  ©igmunb  93etoilligung,  bie  Sanbfd^aft  ©after, 
n)el(^e  Oefterreid^  bon  'iüiiä)t,  g.  bagegen  bon  Oefterreid^  ju  5pfanb  befa^,  an 
fid^  3U  löfen  unb  l^offte  bon  bem  trafen,  toenn  nidl)t  bie  ßöfung  felbft,  fo  bod^ 
9lnerfennung  feineg  gtedl)teg  auf  ben  pfall  feiueg  2obeg,  o'^ne  9{ü(ifid^t  auf 
Oefterreii^,  ^u  erhalten.  S3erbinbung  mit  ben  fünftigen  Ferren  unb  ben  £euten 
ber  ©raffdjaft  Soggenburg   unb  ber  .^errfd^aft  Uäuadl)  nahmen  beibe  Orte  todU 


fjriebrtc^  VII.,  ®tf.  b.  2oggenbutg.  41 

eifernb  in  SluSftc^t.  ^tber  auci)  (Bxa]  griebtt^S  Unterf^anen  ja^en  mit  ertoar= 
tungen  ber  berfcEiiebenften  9lrt  bem  3e^tt)unfte  entgegen,  bev  i{)nen  fräfiere  ipewn 
tt)icber=  ober  neue  ipervn  geben  ttjüi-be  unb  trajen  ?lnftalt,  jic^  burc^  2}crbinbung 
unter  einanber  gegen  UeBerbrang  berfetben  ju  fdiü^en.  ^n  biefer  Sage  benaf)m 
fid)  5.  mit  ber  ndmtii^en  Ätugfeit,  bie  er  ftet§  bemä^rt  {)Qtte.  ißorfict)tig  t)ei= 
mieb  er  |o  lange  a[§  möglirf),  [ict)  bur(f)  Beftimmte  grttärungen  ju  Binben,  bie 
jum  SSrucfie  mit  bem  einen  ober  anberen  93et^ciligten  Ijätten  iüf)ren  fönnen. 
Unterftü^t  burd^  ©rf)n)t)j  unb  burc§  Sern,  in  beffen  iBurgred^t  einige  feiner  erB= 
6ere(i)tigten  Sßermanbten  ftanben ,  midE)  er  bem  ungebutbigen  drängen  ^ürid)^ 
um  Seseicfinung  eine§  (JrBen  unb  33efii)roörung  feinet  33urgrec^te§  mit  ber  Stabt 
burc^  biejen  unb  bie  Untert^anen  aus  (1432,  5lug.,  5ftoüBr.}.  ^^^  er  enblid) 
hbä)  einer  Sluiforbei-ung  baju  nachgeben  unb  Bei  Äönig  ©igmunb  bie  ertouBnil 
e{n:^olen  mu^te,  einen  GrBen  feiner  -öerrfc£)aften  3U  be^eic^ncn  (1433),  erfldrte 
er  amar  Qüxiä}  gegenüber  jeine  @ema|tin  ^um  SrBen,  öerctaufuürte  aBer  biefe 
(Srflärung  mannigfach  unb  Bef)ielt  ft($  auäj  SlBdnberung  feineg  ßntfc^Iuffes  öor, 
fo  ba^  bem  a^erlangen  ber  Stabt  bamit  nur  3U"i  ©ciieine  entf|)ro(i)en  toar 
(1435).  Stnuertic^  aber  manbte  fid^  g.,  berieft  burd)  i^r  ©rängen,  ftd§  me:^r 
öon  i'^r  ab,  @c^mt)3  immer  enger  ju,  Bezeichnete  biefem  gegenüber  ben  g-rei^^enn 
ö.  Sranbi§  al§  fünftigen  @rben  üon  SoggenBurg  unb  üon  Ujnad^  unb  gab  bem 
Sanbe  bie  ^ufic^erung,  ba^  bie  Untert:^anen  biefer  ^errfdiaften  gleict)  naä)  2lb= 
lauf  be§  äürd^erifd^en  S3urgred)t§  ein  etoige§  ßanbrec^t  mit  (5(^rol)5  fd)mören 
joEen  (1435.  1436).  Ungead)tet  bie  ÜJräfin  bei  biefem  3(cte  anmefenb  mar, 
Hieb  berfelBe  3üri(^  unBefannt.  ©0  l^ielt  g.  bie  fi(^  um  i^n  Bemü^enben  ^ar= 
teien  :^in,  bie  ©eftattung  ber  2)inge  ber  ^ufunft  üBerlaffenb ,  Bi§  ^u  feinem  am 
30.  3l|3ril  1436  auf  ber  ©cf)attenBurg  Bei  f^elbfird)  erfolgten  ^infi^iebe.  9lun 
fi^erten  \\ä)  feine  rätif^en  llntert^anen  burc^  ben  3lbf(^tuB  i^reg  „3e§ngeri^ten= 
Bunbe§"  (8.  ^uni  1436),  ber  fidE)  BteiBenb  Behauptete;  in  SoggenBurg  unb  U3= 
nad^,  in  @after  unb  ©argang  traten  bie  <3anb(i.nite  jufammen  unb  Beftellten 
SSertreter  it)rer  i^ntereffen;  ©d^mi)]  Befe^te  bie  obere  'Maxd)  unb  lie§"  fie  fi(^_ 
l^utbigen.  Sagegen  tonnten  fic^  meber  bie  SBittme  unb  bie  S^ertoanbten  (Sraf 
^riebrid^§,  nod)  3ürid^  unb  ©dtiro^^  unter  einanber  öerftänbigen,  unb  inbem  nun 
le^tere  i^re  5lnfprüd^e  burd^  Parteinahme  unb  SSerbinbungen  mit  ben  einen  ober 
anberen  ßrBBered^tigten  unb  mit  Cefterrei($  p  förbern  fud^tcn,  entftanben  S5er= 
toidlungen,  au§  toet(^en  fd^Iie^Iid)  jener  erbitterte  Ärieg  3ürid£)§  gegen  bie  (Sib= 
genoffen  ermutig  (1437 — 50).  S)er  Slnbtid  feiner  öerfeerenben  2Birfungen,  bie 
®efa:§r  gängtidEien  3erfaII§,  toeld^em  bie  ßibgenoffenfi^aft  nur  mit  Dtot^  entging, 
erzeugte  .fpäter  bie  in  fd^mei^erifd^en  g^ronifen  auggefprod^ene  5Reinung,  @raf 
iyriebri(^§  eigentlic^fte  9lbfid^t  fei  e§  gemefen,  biefe  ^riegsflamme  ]\i  entjünben 
unb  bie  3ei-1törung  ber  i^m  OerliaBten  (Sibgenoffenfdbaft  tjerbeijufü'^ren.  (5i  ift 
bie§  eine  3^ermutt)ung,  bie  i()n  nid)t  nur  ofine  oEen  9tac^mei§  tieffter  35eTn3erfü(^= 
!eit  Befd)ulbigt,  fonbern  bie  au(^  an  fid)  f)5d)ft  unma^rfd)einli($  genannt  merben 
mu^.  £enn  abgefet)en  baüon,  ba^  g.  ben  ®ang  ber  ®inge  nad)  feinem  iobe 
unmöglid)  mit  ©emil'^eit  öorausfe'^en  tonnte,  erftärt  fid^  fein  ganjeg  fSni)aiten 
fel^r  natüiiidt)  au§  ben  öerroidelten  redt)tlid^en  unb  poUtifd)en  35erfättniffen  t)er= 
fd^iebenfter  3lrt,  in  benen  feine  einzelnen  Sanbe  ftanben,  aug  ben  ©c^mierigfeiten, 
mit  tt»etct)en  bie§  unb  bie  gegenfeitige  ßiferfud)t  bon  ^üxiiii  unb  ©d^lotiä/  toic 
bie  gro^e  3a^t  feiner  Seitenöermanbten,  jeben  Beftimmten  ©(^ritt  feineiieitS  um» 
gaBen  unb  au§  ber  ©d^eu  be§  ftaatSftugen  unb  Bejal^rten  ^}Jlanne§,  eine  ©tellung 
unb  ^Utad)t,  mctc£)e  bie  f5^rud)t  öietjä'^riger  5Inftrengungen  mar,  im  %ikx  nod| 
burdt)  eingreifenbe  5ntfdE)lüffe  ju  erfd^üttern.  Heber  bie  fc^üeBtidie  23eri:§ei[ung 
feine§  Sefi|e§  5tDifd£)en  ben  (Srben  f.  bie  unten  angeführten  Duetten,  inSBefonberc 
Sutialt. 


42  gftiebttc^  I.  —  ^xkhxid]  b.  3nn<I/  SB.  b.  lltred)t. 

S)ie  yd^toeiäei-ifc^en  ßl^ronifen  be§  15.  u.  16.  i^a'^r'^unbertS.  Uxlunben. — 
^.  21.  spupifofex,  ©ejd^iÄte  be§  2^ui-gaue§,  I.  33b.,  SSifc^oiäett  1828.  - 
äöegeUn,  @efc£)ic^te  b.  ßanbfi^ait  Soggenfeurg,  2  23be.,  ©t.  ©aßen  1830—31. 
—  S.  S.  getttoegex,  @efc^ic§te  be§  a^3pen5ellif^en  S3olfe§,  23b.  I.  unb  Uxl. 
33b.  I,  Exogen  1830—31.  —  Sln^eigex  füx  jd^tDCtj.  (Sefc^.  unb  5lltextt)um§f. 
Sa^xg.  1855—68,  ^üxic^.  —  S.  ©.  SSögetin,  S)a§  Moftex  giütt,  in  ^itt^. 
bex  antiqu.  ©efeHf^aft  in  ^üxidC),  33b.  XIV,  1862.  —  SBoIfg.  b.  Sfuüatt, 
goxjcf)ungen  übex  bie  geubal^eit  im  cuxifd^en  9tätien,   2.  §eft,  3üxi(^  1871. 

g-ricbrii^  I.,  33ifcf)oi  bon  Utxec£)t,  al§  ©pxoffe  eine§  angef ebenen,  biel= 
leidet  füxftlirfien  fxiefiftlen  ©ef(^tedC)te§ ,  im  legten  SSiextel  be§  8.  Sat)x^unbext§ 
im  S)oxfe  ©ejbiexum  untoeit  ^xanefex  geBoxen,  ©eine  fxomme  5}tuttex  öcxtxaute 
\t)n  bex  Befonbexen  ©oxge  be§  ^ijc£)of§  Slixixieb;  naä)  33oIIenbung  feinex  tt)iffen= 
f(^a|ttid)en  ßx^ietiung  an  bex  ©d^ule  ju  Utxed)t  exl^ielt  ex  bie  ^pxieftexnjeifie. 
©c^on  bamal§  tcegen  feinex  ^''-'ömmigfeit,  (Sanftmut^  unb  ©ele'^rfamfeit  gexüt)mt, 
toaxb  ex  Bon  bex  lltxed)tex  ®ei[tlic§feit  Bei  Ütixjxieb'g  Sob  c.  826  ju  befjen  9ta(^= 
folgex  ex|ef)en  unb  üom  ^atfex  ju  5!Jlain3  (obex  5^t)mtoegen)  mit  Üting  unb  <Biab 
Belel^nt.  ^aijex  Submig  anempia|l  itjm  baBei  Befonbex§  bie  9Iu§xottung  jo  mancfiex 
(Spuxen  be§  .g)eibentl)um§  untex  ben  ^nfelBemotinexn  3öald)exn§,  tooBei  e§  \xä) 
jumal  um  bie  6f)en  öexBotenex  ©xabe  I)anbelte.  i^n  bex  Xtiat  gelang  e§  feinem 
fanftmüt^igen  S3oxge^en,  eine  Slenbexung  in  biefex  .g)infic^t  ju  cxxeic^en.  (Bxö^exe 
©c£)tt)iexig!eit  bexuxfad^te  itjm  bie  Sage  bex  i?ixd)e  ^yxicglanbg,  BefonbexS  in  bex 
@egenb  ©taöoxn§.  S)oxt  mact)ten  fid)  bamalg  ^etexoboj;ien  gettenb,  toelc^e  fid^ 
bem  alten  ©aBelliani§mu§  unb  3lxiani§mu§  nä^exten.  S)ie  5Exinität§let)xe,  loie 
fie  öon  ben  angelfä(i)fifd)en  ^iffionöpxebigexn  gelel)xt  moxben  toax,  fd)ien  bem 
nü(i)texnen  3[Renfc£)enöexftanbe  bex  gxiefen ,  loie  el^emalS  ben  ©ot^en  unb  Sux= 
gunbexn,  nic^t  fapax.  ©ie  ibentificixten  bal)ex  tt)eilä  ben  33atex  unb  ©o^n, 
toeldtjen  fie  aU  ben  fi(i)tBax  exfc^ienenen  3Satex  Betxa(i)teten,  t^eil§  läugneten  fie 
bie  ©migleit  6l)xifti  unb  Betxa(i)teten  iljn  al§  ein  ®ef(i)öpf  be§  33atex§  unb  biefem 
untexnpoxfen.  2lnfang§  Bemül)te  fid)  ^.  umfonft,  biefe  ^xi^^^^i^ei^  5^1  Be!ämt)fen; 
bo(^  gelang  e§  it)m  aKmä^tid)  mit  §ülfe  be§  Utxed)tex  6anoni£ex§  CbulfuS. 
UeBex^au|)t  max  biefex  DbulfuS,  Bon  33ixfd)ot  in  SBxaBant  geBüxtig,  bem  f5f.  bex 
txeuefte  unb  fxommfte  5JlitaxBeitex  untex  ben  äal)lxeid)en  ©eiftlic^en  feinex  Um= 
geBung.  —  S)a^  e§  bem  33ifd§ofe  aud)  an  littexaxifd)ex  Silbung  nid)t  fel)lte, 
3eigt  feine  ixeunbfd)aftlid)e  SSejie^ung  ^u  9ll)aBanu§  5Ölauxu§,  toeldiex  ii)m  feine 
©xlläxung  be§  3Sud)e§  3ofua  mibmete  unb  eine  ©tegie  an  it)n  xid)tete.  ^n  ben 
Äämpfen  Äaifex  Subtoig§  mit  feinen  ©öt)nen  ftanb  f^-.  auf  ©eite  bex  le^texen. 
SSietleidit  Bxingt  man  t)iexmit  nid§t  ol)ne  ®xunb  feinen  gemaltfamen  2ob  in  35ex= 
Binbung:  al§  ex  838,  nad)  foeBen  boüenbetex  531effe  in  bex  ©.  ©alt)atox§!ix(^e 
p  Utxedjt  exmoxbet  toaxb ,  toax  e§  ttienigften§  feinen  3eitgenoffen  nid)t  3meifel= 
l^aft,  ha^  bie§  2SexBxec^en  mit  SBiffen  bex  j^aifexin  ^ubitl)  gefd)e^en  fei.  @§ 
toixb  ex^äl^lt,  bex  SSifc^of  ffobt  Beim  .$?aifex  auf  Söfung  feinex  @^e  mit  bex^ubit^ 
gebxungen  unb  fid)  babuxd)  ben  S'^'^n  bex  ^aifexin  pge^ogen.  ^n  ben  Acta 
Bolland.  unb  Bei  ©uxtu§  finbet  fi(^  feine  au§fül)xlid)e  33iogxap^ie. 

3}gl.   fexnex  ^oll,   Kerkgesch.    van   Nederl.   I.    bl.    258  v.v.,  374  v., 
504  V.  öan  ©lee. 

grtcbrid)  Bon  3ih-id,  33if(^of  üon  Utxedjt  (1307—22).  Um  ben  3ln= 
fang  be§  14.  ^a^xl)unbext§  Beginnt  füx  ba§  SSigf^um  Bon  Utxed)t  eine  3eit 
fül)lBaxex  2lB^ängig!eit  tion  ben  mäd^tigen  ©xafen  Oon  i^ttanb.  S)ie  33ifd[)öfe 
öexbantten  faft  ot)ne  3lu§nal^me  in  biefex  ^^exiobe  il)xe  2Bat)l  bem  ©influffe  biefex 
toeltlit^en  ^exxen  unb  BlieBen  untex  i'^xex  25Dxmunbfd)aft.  S)ie  bamal§  ju 
3lBignon  xefibixenbcn  5pä|)fte   |»flegten   ben  ©xfoxenen  bie  Bifd^öflid^e  3öei:§e  nux 


grtebric^  ö.  23(antenl)eim,  3?.  t).  Utrecht.  43 

gegen  jcfir  ^o^e  (Selbfumtnen  ju  ei-t^eifen.  Sfnjotge  biefer  Umftänbe  fef)en  tüti: 
auf  bem  SBifc5oT§[tut){e  eine  9tei{)e  üon  OJlännem,  beren  2l6f)ängigfeit  unb  un= 
fräftigei-  (i^axattex  ber  Äiri^e  tnenig  8egen  hxadjtt.  S3ieUeic£)t  ba§  tranrigfte 
23üb  bicfer  5lrt  Bilbet  g.  ö.  3.,  ^:propft  öon  ©.  ^:^>eter  ju  Uttedfit  unb  feit  (Buibo 
bon  ^töesnes'  lob,  1307,  23ifc^of  öon  Utrecht.  S^on  2Bi(^e(m  III.  öon  §ol= 
lonb  aut  ben  ®tuf)l  öon  Utredit  geBratfit,  mu^te  er  fein  ganje»  53ermögen  iür 
bie  ©rlangung  bev  päpftlic^en  Seftätigung  opfern,  daneben  ittjitt  es  i^m  an 
jeber  (Sigenfc^aft ,  um  wenigften§  bie  Siebe  feiner  Untert^anen  ju  ertoerBen. 
©eine  gei[ttid)e  ^uriöbiction  roarb  mef)r  unb  mef)r  bom  @rafen  6ef(i)rän!t.  2(u(i) 
feine  ©eifttidjen ,  raeldjen  er  cBen  um  feiner  2I6f)ängigfeit  rtiiHen  öer^afet  n^ar, 
tonnten  il)m  unter  bcn  3ttiiftisfeiten,  tocld^e  toegcn  ber  fircftUdien  ©üter  ober  ber 
^uriibiction  jtoifc^en  bem  33if(^Df  unb  ben  fünf  GoEegialfird^en  ju  Utrecfjt  unb 
i^ren  Secancn  unb  (iopitetn  oBtoalteten,  mancf)e  Gonceffionen  abzubringen.  Ser 
S)Dmpropft  5toi-"i^  öon  ^utp^aa»  trat  bem  fcfitüac^en  5>''-"ötiiten ,  tüefd^cr 
fein  Siet^um  nur  burd)  '^ollänbifcfie  .!pülfe  ^u  behaupten  öermoc^te,  offen  ent- 
gegen. Unter  feinen  firctilid^en  Slnorbnungen  tierbienen  nur  bie  ^eftimmungen 
ber  bon  i^m  1318  berufenen  @t)nobe  3U  Utrecht,  ba§  Seben  ber  2JtöncE)e  unb 
bie  S3erBä(tniffe  ber  toeltlicEien  unb  geiftti(f)en  Cbrigfeiten  betreffenb ,  SSe= 
acfitung.  6r  ftarb  am  20.  ^uU  1322,  öon  feinen  Untert^anen  tttenig  bebauert. 
SSgl.    2(renb,  Alg.    Gesch.  des  Yaderl.  II:  II  bl.  61  v.v..  moU,  Kerk- 

gescli.    vau    iS'ederl.    II,    Iste    st.    bl.    131,    271    unb   'oan   ber   31a,  Biogr. 

Woordenb.  bau  ©tee. 

^•ricbritf)  H.  bon  Slanfen^eim,  Sifc^of  bon  Strasburg  (a.  1375 
bi§  1393),  bon  Utrecht  (1393— U2.3);  ^lac^fotger  Sampred)t§  bon  Suren 
(1371 — 75),  ber  als  33ifd§of  bon  ©tra^urg  nad)  33amberg  abging.  —  ^•.  b. 
^.  flammte  au§  einem  alten  S)pna[tengef^(e($t  in  ber  gifel;  bae  gteidjuamige 
5amiticnfd)Io§  toar  bei  Äerpen  gelegen.  S)ie  erften  Üiitter  biefe§  ^amen§ 
fommen  im  Slnfange  be»  12.  ^al^rl^unbertS  bor;  mit  (Ser^arb  YII.  tüurben  fie 
in  ben  ©ra'enftanb  er'^oben;  be§  lederen  SBruber  mar  ^■.  II.,  5Bifd)of  bon  @tra^= 
bürg  unb  bon  1393  ah,  burc^  5tu5tauf(^  mit  SBit^etm  b.  S^ieft,  3?ifc^of  bon  Utred)t. 
%a^  SiSf^um  (Strasburg,  ba§  er,  faum  20iä§rig,  !raft  einer  päpfttidien  Sutle  bom 
September  1373  betrat,  befanb  fid^  befonber§  feit  1369  in  einem  trofttofen  3u= 
ftanb.  Unter  ;3ot)ann  bon  Signt),  S3ifd)of  bon  1369—71,  entbrannte  ber  «Streit 
ätoifd)en  ben  Söürbenträgern  be§  5]Mnfterftift§,  i^o^Qt^n  b.  £d)fenftein  unb  öer= 
mann  b.  Äi}burg;  im  Dctober  1375  fampirte  (Snguerranb  be  Gouct)  mit  feinen 
engelldnbifc^en  33anben  unter  Stra^urgS  illauern.  (5§  ^errfd)te  überl^aupt 
toä^renb  bem  leisten  2]iertet  be»  14.  ^af)r^unbert§  im  Slfa^  tüie  in  ganj  £eutfc^= 
lanb  ein  anard)ifd)e§  treiben;  bie  Stäbte  fud)ten  fid)  felbft,  burc^  ^ünbniffe, 
moran  Strapurg  2t)eil  nal^m  (1381.  1385),  Dled^t  3U  fd^affen;  allein  bie  S5er= 
roüftung  bon  200  Dörfern  unb  3}eröbung  ber  Saubflra^en  be^eidtnete  bal  erfte 
Secennium  bon  be§  S(anfcn^eimer§  5}eilr)aUung.  2Im  rechten  iR^einufer  bagegen 
l)atte  ber  33if(^of  x^.  für  ba»  Si§t^um  midjtige  (Sige ntf)um§red)te ,  per  fas  et 
nefas,  erlDorben;  §.  33.  ^a§la^  im  Äinjigt^ate,  ein  Sefi^tl)um  be§  ju  Sempad^ 
gefallenen  ^errn  b.  (yürftenberg=öerbo(§t)eim ,  früher  ben  .pod^berg  gehörig,  bie 
Sitberminen  bon  (Sengenbai^  u.  f.  f.  ^lidtitsbeftomeniger  mar  ber  5^>rälat 
immer  in  (Selbnöf^en;  Ijatte  im  ^.  1384  ba§  5]^unbat  9^uffa(^  mit  anberen 
bifdC)öiüdf)en  cf)errfd)aften  bem  ^unfer  35obo  bon  Stra^urg  berpfänbet;  fdiulbete 
nodt)  anberen  33ürgern  unb  mürbe  ettoa  um  1391—92  in  einen  un'^eitbDllen 
ßrieg  gegen  bie  Stabt  bermidelt.  6§  l^atte  nämlidf)  ber  berüdjtigte  9taubritter 
Sraun  bon  9tappoItftein  a.  1383  ba«  Bürgerrecht  bon  Stropurg  ertborben, 
auf  Burg  ^o^^Oiappottftein  einen  ^ugenbfeinb  ,  ben  ©nglönber  ;;o^n  ,söarle§= 
ton   eingeferEert   unb  fec£)§  ^a^re  lang,    aud)  nai^  Se^al^lung   eine§  2öfegelbe§, 


44  g^tiebrid)  b.  Slonfcntjetm,  §8.  ü.  Utrcdjt. 

unb  ^ntcvüentioit  be§  ^aifer§  äöenjet,  be§  j?önig§  giic^atb  II.  Don  ©ngtanb, 
be§  5ßnp[te§,  nid^t  loSgegeben;  ba§  S3ertQ:^ren  fam  out  ©ti-apurg§  üiecfinung,  ba§  in 
bie  9ieii§ac[)t  üevfiel.  darauf,  nur  feinen  a)ort:§eit  berücEfid)tigenb ,  l)Qtte  ber 
■^interliftige .  SSvaun  ben  (gefangenen  loSgelaffen,  \iä)  m  ^^^  i^nnhm  hex  öe= 
fümmerten  ©tabt  getoenbet  unb  ben  Sifd^of  p  gleis^em  SSeriat)i-cn  beftimmt. 
(Sine  3eit  lang  rüftete  biefer  inSge^^eim,  gab  ben  erjd^i'odfcnen  bürgern  au§-- 
weid)enbe  Slnttoort,  tüarf  enblic^  bie  5Jta§fe  ab,  unb  ben  Unge'^orlam  (5trapuxg§ 
gegen  ben  ^aifer  öorfi^ü^enb,  3ogen  feine  Slrup^jen  mit  ben  öcrbünbeten  9teid)§= 
fafnen,  unter  S-ü()vung  be§  faiferlic^en  Sanbbogt§  Sov^injol)  bon  ©roinar 
gegen  bie  „n)o'^tgerüftete"  9teici)§ftabt.  S)ei-  'DJtarfgraf  bon  SSaben,  bet  (Smf 
öon  Söürtembctg,  ber  |)eit  bon  Sic£)tenberg ,  ndi)t  unb  fevneve  2)t)naften  be§ 
eit)etnt^ate§  reiften  \iä} ,  bnrci)  übermäßige  Sßerfprec^ungen  be§  58if($oi§  be= 
mögen,  unter  ben  Sanbbogt.  ^n  meitem  Umfveife,  nörblid)  unb  füblic^  bon 
(Strasburg,  mürben  bie  ^orffc^aften  befe^t,  geptünbert  ober  öerbrannt;  größere 
unb  fteinere  @($armü|e(  unb  2lu§fätte,  ^ämbje  um  bie  ©traßburger  9tt)einbrü(ie 
be^eiciinen  bie  (Spifoben  be§  langmierigen  5?riege§,  mä'^renb  bem  ©trapurg  fic^ 
:^eIbent)Qit  bcmäljrte.  3u  ®fd)QU  mürben  ^u  feinem  9tefuttat  füfirenbe  Unter= 
:^anblungen  gepflogen.  —  Soräimot)  forberte  100000  ©ulben  (Sntfd)äbigung  für 
ÄriegSfoften.  gjlit  i^m  fanb  man  fic^  priüatim  für  32000  (Sulben  ab;  er  aog 
fort  mit  feiner  Kriegsbeute  narf)  35öf)men  (139C).  —  ©einen  gegen  bie  S5er= 
bünbeten  eingegangenen  SSerpfIid)tungen  tonnte  ber  33if(f)of  ni(^t  nac^fommen. 
S)er93oben  fd)roantte  unter  feinen  güßen,  nacf)bem  bie  ©tabt  \iä)  mit  bem  Kaifer 
öerföfint.  6r  untertjanbelte  in§ge:^eim,  boc^  mit  päpftlid)er  Sefugniß,  um  eine 
^^ermutation  mit  äßil^elm  b.  2)ieft,  33ifd)of  ^u  Utre(f)t,  unb  fegette,  bei  nä(f)t= 
lid^er  SBeite  (30.  ^uli  1393)  r^einabmärtS  gen  5tt)mmcgen  in  feine  neue  S)iöcefe, 
2)ie  Urtt)eite  ber  frü'^eren  unb  fpäteren  6f)roniften  unb  .s^iftorifer  über  biefen 
^^^rätaten  finb  in  ^o^em  (Brabe  abroeic£)enb.  llebereinftimmung  :^errf(f)t  nur  über 
feine  Kenntniffe  in  canonifd)em  ^ted^te  unb  feine  Seutfeligteit.  ^m  Äi-iege  gegen 
©traßburg  mar  er,  f(^eint  e§,  fd)Ie(^t  berattjen  bon  feiner  näheren  Umgebung, 
9tuboIpt)  üon  ^o^enftein  unb  '^ubotpt)  bon  5Xnblau.  ©eine  .t?Iagen  gegen  ©traß= 
bürg  be(5ogcn  fi^  auf  ba§  91fi)trerf)t  im  ^Jtünftcr,  auf  '>)Mn3=  unb  3otttüefen, 
auf  bie  ^eöor.jugung  ber  ^fa't)t!f)ürger  ber  Stabt.  —  ?lt§  SBifc^of  ^u  Utrecht 
entfagte  er  aud)  ber  ©raffc^aft  bon  33tan!en^eim  ju  ©unften  einer  5^i(^te,  (Slifa= 
bet^  Don  Soer.  S)er  (i^tonift  ^erjog  fabelt  öon  einer  gef)eimen  2lnmefen()eit  be§ 
58ifc^of§  ju  Strasburg  im  ^.  1440,  moburd)  fein  !L'eben  in§  ^öc^fte  ©reifenalter 
l^inübergejogen  mürbe,  äöimp'^eüng  tabett  be§  25tanfen!^eimer§  .^abfud)t;  ber 
franäöfif^e  ©d)riftfteHer  ^ere  öaguitte  bagegen  ergebt  fid)  in  einer  5ßanegt)rif 
unb  mirft  bem  permutirenben  93ifd)of  bIo§  feinen  5Bunb  mit  in=  unb  au§länbifd)en 
S)t)noften  öor. 

^erjog,  (Sbelfaffifd)e   e^roni!  (©trapurg  1592),  ©.   100   ff.     Saguitte, 

Histoire  de  la  province  d'Alsace,    ©.  113  ff.     Sfelin ,  .^iftorifdjeS  unb  geo= 

grapf)ifc^e§   äBörterbud)   II.   ©.    912.     ©trobet,  SSaterlänbif^e  (Sef^id)te  be§ 

gifaffeg  IL  ©.  445  u.  ff.,  III.  ©.  2  u.  ff.)     Knef^fe,  ®eutf(^e§  5IbeI§Iej;ifon. 

ß.   ©päd),    Histoire  de  la  basse  Alsace,   ©.   113  ff.     S)erfelbe,   Biographies 

alsaciemies.     Oeuvres  choisies.  Tom.  II.  p.  31   u.  ff.  8.  ©päd). 

©eine  Siegierung  in  Utrecht  leitete  5.  mit    bem  ^ampf    gegen    bie  .g)crren 

üon    ßoeooxben   ein,   meld)e   bie  bem  ©tift  gc't)örige  ßanbfd)aft  S)rent^e  gänälid§ 

unter  it)re  Sotmäßigfeit  gebrad)t  'Ratten.   1397  untermarfen  fie  fi(^  il^m.    ©d)merer 

fiel  if)m  bie  Unteriod)ung  ber  gleichfalls  bem  '3tamen  nad)  ii)m  gehörigen  ©tabt 

©röningen,   momit   er   erft    1419   jum  ^uIq  gelangte.      2)em  fogen    3lrl)elfd)en 

Krieg,  5mifd)en  bem  ^er^og  äBit^elm  üon  SBaiern  unb  .f)otlanb  unb  bem  ftoljen 

|)aupte  ber   (SabettiauS,   beffen  Sefi^ungen   tt)eilroeifc  im  ©tifte  lagen  unb  ba§ 


gftiebttd}  ö.  ^aben,  2?.  0.  Utted^t.  —  griebtic^  I.,  Jp.  U.  2Büttemberg.  45 

öiele  S^erbinbungen  bofelbft  '^atte,  fonnte  er  nic^t  fvenib  bleiben,  ebenioirenig 
tt)ie  bem  nac^  Söilfietmö  lob  neu  entbrannten  Äiieg  ber  Jpöcfi  unb  Gabclliaul, 
ttield^er  3uer[t  in  feinem  !L'anbc  um  "Jjüefi'tein  gemf)rt  roarb.  2o(^  fo  lange  er 
lebte,  bi§  1423,  evf)ielt  er  fein  (Stift  in  leiblichem  ^uftii"^-  roä^renb  nac^fier  ber 
^parteifampT  bafelbft  in  23erbinbung  mit  bem  t)0ÜQnbiic^en  Ärieg  um  bie  Soppet= 
roa^t  be§  Sroeben  Oon  dulemberg  unb  9?ubo(p^  öon  2iep^o[t  befto  f)eftiger  ent= 
brannte.  5.  mar  ein  t^ätiger  yürft,  beffen  ßigenfc^arten  all  Krieger  unb 
(Staatsmann  feinem  ^^anbe  bi»  auf  feine  testen  ^ai)xt  oielfac^  5U  gute  famen. 

'^.  2.  ^3Jlüt(er. 
^ricbrid)  oon  iBaben  mar  ber  tefete  33ifc^oT  Oon  Utrecht  (1496—1516), 
melc^er  bem  '»Dtittelalter  angehörte;  fein  ^tad^rolger  '^>^itipp  oon  33urgunb  war 
frf)on  ein  llknn  ber  neueren  3eit.  ^ad^  bem  3^obe  2aOib§  Oon  ^urgunb,  1496, 
ttiä^tte  ba§  Gapitet  einftimmig  i^n,  einen  Sofjn  bes  2Rarfgrafen  ,^arl  Oon 
SSaben,  ber  bamal§  S)om^err  ju  Utred^t  unb  Sc^a^meifter  bcg  Äötnifc^en  6a= 
tf|ebraI=SoIIegium§  mar.  9}on  Äönig  Maximilian  unb  beffen  Sof)ne  iB^ilipp,  benen 
er  na^e  üermanbt  mar,  wie  auc^  oon  -Öer^og  J^art  Oon  ©eibern  roarb  er  marm 
empTof)(en,  unb  ats  er  am  17.  September  1496  feinen  feierlichen  @in3ug  in 
Utrecht  ^iel't,  ^offte  man  in  feiner  f)ot)en  6eburt  unb  3>ermanbtfc^aft,  wie  in 
feinen  eigenen  löblichen  Gigenfc^aften  für  bie  Äircfie  Oon  Utrecht  has  Unterpfanb 
ber  i'^r  nötf)igen  Otu§e  unb  l^ö^erer  SBIüt^e  ju  befi^en.  i'eiber  mar  bie§  eine 
2:äuf(i)ung.  Sogleich  in  ben  Strom  ber  '4-^oUtiE  !^ineingeriffen,  mar  feine  ganje 
'){egierung  oietme^r  eine  3^^*  unaui^örüc^er  Kriege ,  mit  htn  öerrn  0.  3iUf(^, 
bem  .sperjoge  oon  O'IfOe  unb  Äart  oon  ©eibern,  eine  ^^eriobe  finanzieller  5iot^ 
unb  außerorbentüc^er  Steuern,  i^tarfgraf  ly.  tarn  ba^er  batb  um  bie  5iebe 
foroot  feiner  Unteit^anen,  mie  ber  ©eiftüc^en  unb  ßtöfter,  toetc^e  er  im  23ibei  = 
fprui^  mit  i^ren  -^^rioiIegien  ju  befd^o^en  trad^tete.  2}on  -ntarimitian  jmar  in 
feinen  Äriegen  ftetg  unterftü^t,  l^atte  er  boc^  ba§  ©lücf  nur  fetten  mit  fic^.  S^q= 
neben  befümmerte  er  ftd^  menig  um  fird)[i(f)e  ^ntereffen  unb  je  gtcic^güttiger 
i^m  bie  Seelforge  toar,  befto  me^r  liebte  er  ben  fürfttid)en  5)offtaat.  Sie  fort-- 
bauernben  Sc^mierigfeiten,  meiere  er  ^u  befämpien  ^atte,  mad^ten  i^m  bei  feiner 
im  G'anjen  ber  9^uf)e  geneigten  5>erfönüc^feit  feine  Stellung  jutoiber.  6r  fuc^te 
ba!^er  in  f)eim(idE)en  Unter^anbrungen  mit  bem  Äönig  Oon  5i-"Qnfreic^  burc^  biefen 
ha^  33i§t^um  5)le^  ju  erlangen.  j?aifer  Marimitian  unb  fein  Snfet  .ßart  muBten 
ben  *^*lan  jebccf)  ]u  oereitetn  unb  bemogen  it)n,  auf  feinen  Sifc^ofsfi^  ju  oer= 
jid^ten,  toorauf  er  im  fotgenben  ^a^re,  1-517,  ju  \?ier  in  Trabant,  roo^^in  er 
ft(^  jurücfgejogen  §atte,  ftarb. 

-33g[.  2Irenb,  Alg.  Gesch.  d.  Taderl..  IL,  3.  st.  bl.  312-331.  —  MoE, 
Kerkgesch.  v.  Xederl.,  II..  1.  st.  bl.  231.  —  93an  ber  91a,  Biogr.  Woordenb. 

Dan  S 1  e  c. 
^riebrtd)  I.,  perzog  Oon  23ürtemberg,  geboren  nm  19.  31ugufl  1557 
3U  ^crbuig  im  Glfa^,  geftorben  am  29.  Januar  1608  ju  Stuttgart,  Sobn 
be§  ©rafen  ©eorg  oon  2Sürtemberg=3)lömpelgarb -(geft.  17.  ^uli  1558,  jüngeren 
9?rubet§  be§  ßerjogs  lUrirf)  Oon  äSürtemberg)  unb  ber  Barbara,  Joc^ter  bc§ 
^.'anbgrafen  *;]5^ilipp  Oon  öeffen.  93ou  ^erjog  ßl^riftop^  oon  SBürtemberg,  feinem 
35ormunb,  t^^eilmeife  an  beffen  ,!pof  crjogen,  ergriff  ^.  im  3uni  1581  fetbftänbig 
bie  Üiegierung  ber  oon  biefem  -iperjog  feinem  9>ater  unb  beffen  ßrben  ^u  eigener 
9tegierung  unb  al§  erblidiee  (Sigent^um  überlaffenen  ©raffdf)üft  Mompelgarb 
mit  zugehörigen  burgunbifcfien  unb  elfäffifc^en  öerrfd^aftcn.  2urd^  Ginmifc^ung 
in  bie  fran3öfifd^en  91ngelegenl)eiten  30g  er  ficf)  ben  ,^a%  ber  ©uifen  3U,  toelc^e 
am  (Jnbe  be§  3.  1587  unb  Qlnfang  be?  ^.  158S  einen  ßinfaü  in  2)lönipelgarb 
unternal)men  unb  ha^  Sanb  burc^  il)r  ^rieglOolf  batbarifc^  permüften  ließen, 
geriet^  auc^  fc^on  je^t ,   3um  x^eil  burc^   miBglücEte  Speculationen   auf  2:efi^= 


46  g^riebrtd)  I.,  ^.  ü.  Söürtemberg. 

evtDci-B,  3um  %^exi  bui^  jeine  SSauluft  in  ©d^ulben.  3lt§  fein  35etter,  bcr  gut= 
muffige,  al6ei-  cnergielofe  i^erjog  ßubtoig  öon  äBüftemBerg,  ben  8.  2Iuguft  1593 
\iaxb,  folgte  er  al§  ber  einzige  männlicfie  ^pxo^  be§  toürtemBergifdien  ©tammeS 
in  ber  Otegierung  be§  ;g)er3ogtf)um§  nad)  unb  würbe  ber  35cgrünber  ber  mDm)3el= 
garber  Sinie.  2ll§Batb  jcigte  er,  ba^  er  bie  Otegicrung  in  anberem  ©inne  ju 
leiten  entfd^loffen  fei,  al§  fein  Vorgänger,  inbem  er  bie  unter  le^terem  aur  .g)err= 
fc£)aft  gefonimene  Oligarchie  au§  it)ren  ©i^en  entfernte  unb  fic^  anbere  ^J^länner 
5u  feinen  Olatl^geBern  unb  SSeamten  in  ben  t)ü(^[ten  ©teilen  toä'^lte,  fo  öor  allem 
ben  .^anäter  ßnjlin,  frü'öeren  ^rofeffor  ber  ülec^te  in  ,g)eibel!6erg  unb  Tübingen, 
einen  gefct)meibigen  unb  fingen,  aber  in  ber  SBaljl  feiner  9)littel  burct)au§ 
nicf)t  öerlegenen  5Jlann,  öoü  6:^rfu(i)t  unb  ©elbgcij.  ^m  3}erlaufe  feiner 
öier^e'^njä^rigen  9tegierung  .  ftre'öte  er  öor  attcm  nad)  SJergrö^erung  feiner 
,^errfd)ergetüalt  unb  feine§  ®eBiete§.  ^n  biefer  9iid)tung  gelang  e§  i'^m  nament= 
lidö  hnxä}  ben  fogen.  ^rager  S5ertrag  bom  24.  i^anuar  1599  ben  .^aifer  9flu= 
bolf  IL  burd)  eine  5ll>ftnbnng§fumme  öon  400000  fl.  ju  Bewegen,  ba^  er  für 
fid)  unb  ba§  ganje  .g)au§  Oefterreid)  atter  au§  |)erjog  Ulrid)§  g^it  ftammenber 
3lftcrle^en§!^errfd)aH  üBer  SßürtemBerg  entfagte,  bicfe§  fomit  Wieber  al§  red)te§ 
fürftlid)e§  3fteid)§le^en  aner!annte,  wogegen  er  \xä)  allerbing§  bie  2lnwartfd)aft 
unb  ^fiadifolge  in  SBürtemberg,  Wenn  ber  5)lann§ftamm  bc§  ^erjogS  erlöfdje, 
t)orBel§ielt.  3n  bem  genannten  ©treben  Bet^etligte  \xä)  3^.  fobann  au(^  leb^ft 
an  ben  3]erl)anblungen  üBer  bie  jwifdjen  J?atl)oli!en  unb  ßöangelifc^en  ftreitige 
©traPurger  $Bifd)of§wa'^l ,  ba  fid)  i'^m  2lu§fid)t  Bot,  für  feinen  äWeiten  ©ol^n 
SubWig  Sri-'iebrid),  Weld)er  unter  bie  ebangclifi^en  ßanonifer  aufgenommen  worben 
War,  ba§  33i§t'^um  öon  ©eiten  be§  5Jlarfgrafen  lion  SranbenBurg  aBgetreten  5U 
erlangen;  bod)  erfüllte  fic^  biefe  Hoffnung  nid^t  unb  er  fd)lug  fd)tie^lic^  nur 
gegen  35er5id)t  auf  feine  5lnfprüd)e  t)orüBergel)enb  al§  5pfanb  für  feine  Unfoften 
ba§  2lmt  DBerüvd)  l§erau§.  (SBenfo  erl)ielt  er  im  ^.  1605  üBrigen§  nur  auf 
einige  ^al)re  für  eine  würtemBergifdje  ©d)ulbforberung  an  i^ranfreid)  ba§  .'per3og= 
tl^um  2llen(,'on  in  ber  ^Jtormanbie  öerpfänbet.  25on  größerem  unb  BleiBenbem 
2Bertl)e  für  äßürtemBerg  War  e§  bagegen,  ba§  er  in  ben  S-  1595  unb  1603 
burd)  ^auf ,  aud)  2lBtretung  einiger  entlegener  £)rtfd)aftcn  bie  ©tabt  33efig"^eim 
neBft  einigen  ^Dörfern,  fowic  bie  3lemter  5lltenftcig  unb  SieBenaett  öon  SSaben 
erwarB.  3lu  ben  freiüd)  mit  Wenig  @efd)id  unb  wenig  ßrfolg  unternommenen 
35eftreBungen  ber  ))roteftantifd)en  ^^ürften  feiner  3cit,  Weld)e  im  |)inBlid  auf 
bie,  i!^rem  S3e!enntni^  öon  ©eiten  be§  wieber  erftartenben  Äatl^olici§mu§  bro'^en* 
ben  @efa"^ren  fid^  enger  ^u  öerBinben  fud)ten ,  na^m  aud)  g. ,  für  feine  5perfon 
o^ne  3^pifcl  fvei  öon  confeffioneller  33efangenl)eit ,  2;^eil,  oBgteii^  er  aui^  Bei 
fol(^er  S^ätigfeit  in  ber  Flegel  anberweitige  S3ortl)eile  für  fid^  ju  erreichen  Be= 
ftreBt  War.  ©o  namentlid)  huxä)  S3er^nblungen  mit  bem  i^urfürften  f^-riebrid)  V. 
öon  ber  ^falj  —  glcidjjeitig  mit  ben  SSerat'^ungen  üBer  bie  ©traPurger  3ln= 
gelegen'^eit  —  in  ben  ^.  1593—96,  in§Befonbcre  auf  ber  .^eilBfonner  2:ag= 
fo^ung  öom  Wäx^  1594;  3Serl)onblungen,  öon  benen  er  jebod)  unBefriebigt  üBer 
feine  geringen  ©rfolge  in  Jener  <Bad)e:  unb  Wegen  fonftiger  na(^Barlic^er  ©treitig= 
leiten  fic^  wieber  entfernte.  SSieberl^olt  lie^  er  fobann  namentlich  im  5Jlärä 
1601  3U  |)eibelBerg  mit  ben  2lBgeorbneten  be§  ^urfürften  g-riebrici  üBer  ein 
öon  if)m  felBft  öorgefd)lagene§  ©c^upünbuife  einge'^enbe  35er^nblungen  |)flegen, 
bo(^  Würben  biefelBen  Wieber  auSgefe^t,  ba  i^m  bie  öon  ber  ^urpfalj  geWünfd)te 
S3er)3flie§tung,  bie  calöinifdie  2el)re  unter  jeber  Sebingung  3U  öertljeibigen,  mit 
9lücEfi(^t  auf  bie  ©timmung  feineg  ftiengluf^erifc^en  Sanbe§  Bebenflid)  erfc^ien. 
Snjwifdjen  trat  er  aud^  mit  einigen  i5:-ürften  ber  ftrenglut'^erifdl)en  9lid£)tung,  bem 
$eräog  ^:^ilip^.öon  ^fala=^euBurg  unb  bem  ^Jtarfgrafen  ©eorg  f^riebrid)  öon 
Sabeu'^o^Berg  in  SSe^iel^ung  unb   öerBanb   \iä)  mit  il)nen  im  5)lai  1605  ju 


^ricbrtc^  I.,  ^.  b.  SOürtemberg.'  47 

©tuttgatt  burd^  ein  53eiipre(^eu    an  @ibc»ftatt.     St^on  jutjor  ^attc  er   toteber 
mit   5?ux-piat3  bie  alten   5}erl^anblungen   erneuert  unb   !am   im  3lpril  1607   ju 
^eibelBerg  über  eine  UnionSacte   mit   berfelben   üBerein.     G^e  e§  i^m  jeboc^  ge= 
lang,    feine   beiberjeitigen  äJerbünbeten   sufammen   ju   Bringen,   ftarB  er.  —  %. 
^atte  f§  üBiigen§  berftanben,  im  2lu§(anbe  fic^  2lnfe|en  gu  öerfd)affen  unb  tourbe 
nic£)t  leiten  al§  ^^ermittler  in  ©treitigfeiten  angejogen,   ]o  3.  33.  öon  bem  Äur= 
iürften  öon  SSranbenBurg  in  feinem  Streite   mit  bem  Könige   öon  ^olen   üBcr 
ba§  Jperjogt^um  5preu^en.  —  ^m  Innern  feine§  Sanbcl   mirftc   ber  ^erjog  in 
mand^er  «öinfiifit  mo'^ltptig   burc^  ginfü^rung  ftrengercr  Crbnung  in  ber  S5er= 
toaltung ,   toag    freilid^   ba§   jyortBefte^en  manchen  5Jtipraud)§   nic^t   ausfc^to^, 
burd)  Seförberung  öon  öanbel  unb  (SeroerBe  (3.  ^.  ßrBauung  ber  ©tabt  5reuben= 
ftabt  3ur  ipebung  be§  Sergbaues),  burcf)  Segünftigung  ber  Äunft  unb  SSiffenfc^aft 
(aSaumeifter  .^einrid)  Sd^icfarb),  namentlich  freilief)  aud^  ber  2ll(^t)mie,  tooBei  er 
öon  feinen  ©olbmadiern  öfters  getoaltig  Betrogen  tourbe.     5lttein,  a(§  ni(i)t  öon 
^erjog  Utrid)  aBftammenb,  fa^  er  fic^  burcf)  hk  öon  bemfelben  unb  feinen  5tacf)= 
folgern   aBgefcf)loffenen  a}erträge  :§inficf)tli(^   ber  33erfaffung  be§  2anbe§  nic^t  ge= 
Bunben    unb    sögerte    einige'  ^al)re    mit  SSeftätigung    ber   Sanbesfreil^eiten^^    @r 
füllte  fic^    Bei  allen  feinen  Unterne'^mungen   burcf)   bie  Stäube  Beengt,    fie  er= 
fc^toerten  if)m  jebe  @elbl£)ilfe  unb  fträuBten  fic^  ^^artnäcfig  gegen  bie  UeBerna^mc 
feiner,  freiliti)  Beträcf)tli(i)en  ©c^ulben,  üBer'^aupt  jebe  frembe  SJerl)anblung,  ttiaren 
ftetg  mit  il^ren  Sef(^toerben  jur  ^anb,  unb  fo  mar  e§  fein  ^auptBeftreBen,  biefclBen 
aufäU^eBen  ober  menigftenS  eine  SlBänberung   biefe§  S^ftitutS  3U  Betoirfcn.     i^m 
i^anuar  1607  forberte  er  öon  ben  ©tänben  eine  Erläuterung,  b.  f).  3lBänberung 
be§   öon  ^per^og  Ulricf)    aBgefi^loffenen  fogen.  XüBinger  SSertragg  öom    8.  ^uli 
1514,  ber  al§  ba§  Ijöc^fte  ^leinob  gefc§ä|ten  ©runblage  ber  altti3ÜrtemBergif(^en 
SSerfaffung,  öorne:^mlid^  :^inficf)tti(i)  ber  fogen.  .g)aut)tfriege,  ftie^  aber  auf  ftarfen 
aSiberftanb,  ba  bie  ©täube  ben  SJertrag  auc^  nid^t  in  einem  fünfte  faHen  laffen 
toottten.     S>er  ^erjog,  toetdjer  in  ben  g(ei(f)3eitig  öorgetragenen  ÖanbeSBefc^tDcrben 
eine  SSerle^ung  be§  i§m  fdfjutbigen  9tefpecte§  fal^,   lüfte  ben  Sanbtag  am,   fe|te 
ben   ftänbifc^en  2lu§f(^uB  mit   einem  fcijarfen  Sßertoeife,    be§gleidf)en  ben  2anb= 
fcf)ait§confulenten  aB,    lie^    ba§    gel^eime  ©eroölBe  im  Sanbl^aug   erBredjen  unb 
fc^icfte   Dor  ber  9^euma^l  3}ertraute  3ur  SearBeitung   ber  ©täbte  unb  3lemter, 
toie  er  anbererfeit§  folc^e  ©täube  ni(^t  Berief,    öon    benen    er  Söiberfpruc^   Be= 
fürd^tete.     S)ie§   frut^tete:   9Jlit   großer  9Jlajorität   tourbe   bem   Aper3og   ben  17. 
Tläx^   1607    eine   gieitje    öon  5lBänberungen    be§  SJertrag§   Betoilligt,    Itiornadf) 
namentlich  bie  2anbfcf)aft  Bei  fol(f)en  Kriegen,   too  fie  naä}  ber  95erfaffung  §ilfe 
au  leiften  :^atte,   anftatt  ber  bisherigen  SeiBbienfte    ^1^  ber  Äriegefoften  3U  er^ 
ftatten  ^aBen  foÜte,  biefelBe  l)inficf)tli(^  ber  9}eräu^crung  öon  Sanbe§tl)eilen  unb 
!§infi(i)tti(^  ber  llcBernal)me  öon  ©c§ulben  größere  @eneigt:^eit  öerfprarf),  bie  (5rB= 
l^ulbigung  öor  ber  2}erfaffung§öerficf)erung  geleiftet  toerben  follte  ic.    ^a,  bem  ^n]oa, 
tourbe  noc^  bie  UeBerna^me  öon  1,100,000  fl.  ©(^ulben  Beloittigt,  toofür  ber3lu§= 
f(^u^  mit  einiger  Slenberung  toieber  l)ergefteEt  mürbe.    StUein  Balb  barauf  ftarB  ^y. 
am  ©d)lagflu^;   fein  ©oljn  unb  Dta(^iolger  ^oljann  ^^riebrii^  [teilte  fogleiii)  bie 
alte  3)erfaffung  im  (Sausen   mieber  l)er,   unb  @n3lin  tourbe  l^ingeric^tet.  —  3^-, 
in  beffen  d^arafter,  tool  im  3ufanimen'^ang  mit  feinem  ©tammlanb,  eine  35er= 
toanbtf(^aft  mit  fran3öfif(^em  SBefen  ni(f)t  3U  öertennen  fein  bürfte,  mar  ein  Be= 
gaBter ,    energifd^er ,    lü'^i-iger  unb   l^oi^ftreBenber  §errfci)er ,    freilid^    auc^   fe^r 
egoiftifc^,    eigenfinnig,    launif(^,    ^i^ig  unb  leine§toeg§  3Uöerläffig.     %\iä)  toirlte 
toeniger  3um  SBofjl  be§  Sanbc§  feine  ^rai^tüebe  unb  bie  baran  fid^  anf(i)lic^cnbe 
Sßerf(^toenbung ,   fotoie  feine  ©itelfeit;   nai^   langen  Semü'^ungen  burd^  me:§rere 
®efanbtfcf)aften    gelang    e§   if)m,    ben   engfifdfjen  ipofeuBanborben ,    toeld^en  il)m 
fdf)on   bie   Königin   ßlifaBet^    öerfprod^en,    öom    ^önig    SacoB  I.    3U   er'^aften. 


48  iJriebttd^,  §.  t).  2Bürtcmt)erg=5fieuenftabt. 

35exmäf|lt  toax  er  in  einer,   auiolge   feine§  leic^tiertigen  ßel6en§   nidjt  glüdCUdien 
ef)e  mit  ©ibiÜa,  %oä)kx  be§  i^ürften  ^oac^im  6rn[t  bon  9tn^alt. 

3}öt.  6^.  Srr.  ©ottler,  ®efcf)i(^te  be§  iperjogtl^umg  SBürtemBerg  unter 
ber  «Regierung  ber  -^erjogen,  2f).  5  ©.  153  ff.  —  J?art  ^Pfaff,  ©cfc^ic^te 
be§  gfür|tent)aufe§  unb  Sanbei  äöirtemberg,  %i).  3  Mi^.  1  8.  191  ff.  — 
gjtori^  9iitter,  (Sefcf)ic^te  ber  beutfd^en  Union,  S3b.  1.  2,  1867—73. 

5p.  ©tälin. 
S*ncbrid),  -Öci-'äos  öon  3Sürtem6erg  =  0teuenftabt,  geBoren  am  19. 
©ecember  1615,  gcftorben  am  24.  Wäx^  1682,  toar  ber  britte  ©o'^n  be§  ,g)er= 
3og§  So'^a^^J^  S^riebric^  toon  3Bürtemberg,  ber  öon  1608  —  28  regiert  l)at.  ©r 
em|)fing  eine  forgfättige  ©r^iel^ung  unb  tourbe  im  ^.  1630  mit  feinen  SSrübern 
(äber^rb  unb  Ulrid)  ju  toeiterer  3tu§BiIbung  auf  9ieifen  gefd^idft.  3ll§  bie 
^Prinjen  nac^  ßt)on  tarnen,  {)errfc§te  t)ier  gerabe  eine  peftartige  @|jibemie,  bon 
tneldier  i'^r  .^^ofmeifter  9tafpin  fofort  ergriffen  tourbe.  ßbcrl^arb  unb  lUrid^ 
flofien  eitenb§  nac^  (Senf,  Inä^renb  5.  Bei  bem  ßrfranften  Bis  ju  beffen  Xoh 
öertoeilte,  bafür  aBer  eine  3^^*^  ^^M  «i^  berfclBen  Äranf^eit  fc^toer  ju  leiben 
t)atte.  3^act)  feiner  (Benefung  ging  aud^  er  nadf  @enf  unb  BlieB  bort  brei 
äJierteljal^re,  mit  „ftanbe§gemä^en  ßjercitien"  Befd^äftigt.  SSon  1631 — 34  BlieB 
er  in  SBürttmBerg,  trat  jebo(^  nod)  im  ^yrütitirg  be»  te^tgenannten  ^al^re§ 
eine  längere  9teife  burd)  x^-xantxexä^.  ^talun  unb  Snglanb  an,  Bi§  i^m  enbtid^ 
gemelbet  n)urbe,  ba^  in  S'otge  ber  (5d)Iad|t  Bei  ^Zörblingen  fein  SSruber  6Ber= 
fjaxh  III.  au§  3i)ürtemBerg  gefIot)en  unb  ba§  gauje  ^er^ogtf^um  Bon  ben  £rup:|)en 
^aifer  ^^ei^binanbS  II.  Befe^t  unb  entfeijüc^  ber^eert  toorben  toar.  Stuf  biefc 
2rauer!unbe  t)in  Befd)to§  er,  ben  i'^m  bermanbten  bänifdien  ^of  aufjufud)en,  too 
et  aud)  bon  i^önig  6l)rifttan  IV.  fe'^r  gütig  aufgenommen,  eine  3^^^  lang 
unterhalten  unb  fd)lie^lid)  mit  @mpfel)lung§fd)reiBcn  on  i?aifcr  i^-erbinanb  ber= 
feilen  tturbe.  1637  reifte  er  nad)  2Jßien  unb  fud)te  bort  bie  OiücfgaBe  Söürtem^ 
Bergg  an  feinen  SSruber  ©Bev'^arb  ju  crtoirfen.  S)cr  Äaifer  lel^nte  biefe  Su= 
mutl^ung  aB ,  Bot  bafür  aBer  bem  ^ßrin^en  felBer  ba§  gan,^e  ^erjogtlium  an, 
tüenn  er  feinerfeit§  jum  fatt)oIifd)en  ÖtauBen  üBertreten  moUe.  5-  tüiberftonb 
biefer  S5erlodung  in  mürbiger  Spaltung  unb  erreid)te  nun  menigftenS ,  ba^  il^m 
bie  6in!ünfte  einiger  n)ürtemBergifd)er  Slemter  ju  feinem  llntfrl;alte  angettjiefen 
tourben.  ^flad^bem  er  barauf  in  ba§  .^er^ogtl^um  ^urüdgefel^rt  mar,  erl)ielt  er 
jebod)  nid)t§  bon  bem  33erfproc^enen ,  unb  al§>  fein  33ruber  1638  enblic^  toieber 
pr  9tegierung  gelangte,  bo§  auSgefogene  Sanb  aBer  bie  fürftlid^e  S^amilie  !aum 
3U  ernähren  bermod^te,  berlie^  er  aBermal§  bie  ^eimatl^,  um  nunmei^r  Bei  ben 
geinben  be§  .«paufeS  Defterreid)  in  ifriegSbienft  3U  treten,  ^u^ädift  l^at  er  fic^ 
ba  bem  ^ex^o%  a3ernl)arb  bon  (Sad)fen=3Beimar  angefd^loffen.  5iad)  beffen  %oi 
l^at  er,  toie  bie  gan^e  toeimarifc^e  2lrmee,  fraujöfifc^en  ©olb  genommen  unb 
bon  1646—48  bem  Sanbgrafen  3öti:^elm  VI.  bon  Reffen  =  Gaffel  al§  (Seneral= 
major  gebient.  3m  i?riege  toar  er  in  feinem  rechten  Clement,  ha  er  Umfielt 
unb  3lu§baner  mit  ftiirmifc^er  Sapferteit  berBanb.  ©d)on  ^erjog  33ern:^arb 
Seic^nete  ii)n  au§  unb  bie  ^^^'^näofen  üBergaBen  il^m  3tbei  Ütegimenter,  mit  bereu 
einem  er.  in  bem  treffen  auf  ber  i?empener  §aibe  am  17.  Januar  1642  brei 
giegimenter  be§  faiferlic^en  ®eneral§  SamBot)  jerfprengte.  Bei  1000  ©efangene 
mad)te  unb  biete  ^a^nen  erBeutete.  ©eine  Bebeutenbfte  Söaffentl^at  aBer  glüdte 
il)m  am  14.  Suni  1648  Bei  6)rebenBrcid^,  mo  er  ben  ©ieg,  ben  berfelBe  ©eneral 
SamBo^  üBer  bie  :^effif(^cn  Gruppen  f^on  Beina'^e  boltftänbig  errungen  l)atte, 
burc^  feften  SBiberftanb  unb  !ü:^nen  Eingriff  in  eine  ^Jiieberlage  berlel^rte.  — 
Utaä)  3lBfd)luB  be§  meftfätifd^en  S-riebcn§  fel)rte  er  nac^  SBürtemBerg  jurüd  unb 
einigte  fid)  mit  feinem  33ruber,  ^erjog  ßBer^rb  III.,  im  ^.  1649  ba|in,  ba^ 
er   als  ©runblage  für  ein   ftanbeSgemä^eS  SeBen  bie  toürtemBergifd^en  Slemter 


griebtic^  ^luguft,  fQ.  ö.  2ßüttembera=9icuenftabt.  49 

3fl?uen[tabt  unb  ^örfmü^I  ncbft  einem  2§eil  öon  SBein^betg  ermatten  foHe. 
^ier  i)at  er  bann  al§  ein  gerectjter,  gütiger  unb  jparfamcr  <^evr  geiraltet,  |o 
ha%  er  ba§  2öo^I  feiner  Untcrtl^anen  mannic£)ia(f)  jürberte  unb  einen  2f)eit  feiner 
föinfünfte,  fobalb  nur  biefclben  in  ber  nädiftfolgcnben  griebengjeit  rei(f)lic^er  äu 
fliegen  anfingen,  ju  cbtercn  i3uru§au§ga6en  übrig  bel^iett.  @r  f)at  in  feiner  3le= 
ftbeuä  3u  ^Jieuenftabt  attmä^üi^  eine  33ib(iot^ef  öon  met)r  al§  20000  ^flummern 
gefammelt,  baju  ein  53tünjcabinet  öon  einigen  1000  Stüden  unb  eine  toert^öoÜe 
giüft=  unb  ^unftfammer.  S)er  Äönig  öon  S)änemarf  e^rte  i^  noifi  im  ^.  1666 
buTcf)  (ärt^eitung  be§  (SIet)'^antenorbfn§  unb  für  ben  Ärieg  be§  beutf(^en  gieid)e§ 
gegen  ßubwig  XIY.  lüurbe  er  1674  jum  ©eneralTetbäeugmeifter  unb  @eneral  ber 
Infanterie  ernannt,  of)ne  febod^  in  biefer  Stellung  noä)  toirfüd^  am  Äam|)fe 
5t|eU  äu  nel^men.  —  ^m  ^.  1653  l§atte  fic^  5-  niit  i?tara  2tugufta,  ber 
Slod^ter  be§  ^er^ogS  Sluguft  öon  Sraunfd^toeig ,  öermä'^tt.  5Jlit  berfelBen  er= 
jeugte  er  3lDöIf  Äinber,  öon  benen  aber  nur  biei  Söf)ne  —  (Jinebrid)  Sluguft,  x^n^ 
btnanb  SBil^elm  unb  ßart  9tubolf  —  ben  S5ater  überlebten.  5-  Bemül)te  fic^ 
mit  großer  (Sorgfalt  um  bie  6r3iel)ung  biefer  ^rin^en;  öor  allem  aber  öererbte 
er  il)nen  feinen  regen  Seift  unb  feine  militärifdie  Sefä^igung,  fo  baB  fi(i)  bie= 
felben,  unb  befonberg  bie  beiben  jüngeren,  in  ben  Kriegen  ber  nädiftfotgenben 
;Sal)r3el)ente  gegen  dürfen  unb  granaofen  öietfac^  au§5U3ei(^nen  unb  enblic^ 
i^ol^en  gelb^errnru'^m  ju  emingen  öermo(f)ten.  -Haä)  längerein  Äränfetn  ftarb 
g.  am  24.  ^Jtdrj  1682.  ©eine  Seiche  tourbe  in  ber  ©tabtfir^e  ^u  5teuenftabt 
beigefe^t. 

6l)riftli(i)e  5?lag=  unb  Xroftprebigt  auf  ©etjog  iyriebri($§  Sob ,  gebrudEt 
3U  ^tugsburg  1683.  Sattler,  öef^.  be§  |)er3ogtl)um§  Söürtemberg,  XI. 
S.  2  ff.     ^Pfaff,  Söürt.  ^elbenbut^,  S.  18  ff.  ^ugler. 

(>-riebrtd)  ?(uguft,  ältefter  Solin  be§  ^erjogg  fyriebricE)  öon  2I)ürtemberg  = 
g^euenftabt,  tourbe  geboren  am  12.  Wäx^  1654  unb  ftarb  am  6.  Sluguft  1716. 
S)anl  ber  forgfältigen  a3emü^ung  feineS  25ater§  empfing  er  eine  tü(f)ttge  n)iffen= 
f(^aftlicE)e  unb  ritterliche  gr^ie'^ung  unb  tourbe  ju  f(f)lie|licf)er  33ollenbung  ber= 
felben  mit  feinem  Sruber  ^crbinanb  aSiltjelm  1672  auf  Üteifen  gefi^icft.  3u= 
nä(^ft  gingen  bie  beiben  ^prin^en  nai^  (Senf,  um  bort  bei  bem  angefe^enen  ^^ubli= 
ciften  ^^ilipp  2lnbrea§  Clbcnburger  einige  3}ortefungen  ju  :^ören.  S^arnad) 
moHten  fte  burd^  Sübfranfreicf)  nod)  $ari§  reifen,  mußten  aber,  nac^bem  fie 
biefe  2lbfic^t  erft  3U  fleinem  3:^eile  ausgeführt  f)atten,  megen  bc§  injmifc^en 
au§gebrod^enen  beutf(^  =  fran3öfifd)en  Krieges  nac^  äöürttemberg  jurücff eieren. 
5Rict)t  lange  barauf  trat  Jy.  21.  al§  fßittmeifter  in  ein  braunfd)tt)eig=lüneburgif(|e5 
gtegiment  ein,  um  am  Kampfe  gegen  £'ubtoig  XIY.  3:l]fil  ju  nel^men;  unb  er 
:^atte  au(^  fogleid)  ©elegenlieit  in  bem  treffen  bei  gnfiel^eim  (4.  Öctober  1674) 
btefelbe  2:apferfeit  3u  betoeifen,  burd^  bie  in  früt)eren  ^ai)xm  fein  SSatcr  firf) 
auSgejeidinet  :^atte  unb  bie  fpäterl)in  feinen  Srübern  gerbinanb  2Bill)elm  unb 
ßarl  9tubolf  ju  l)o:^en  (5l)ren  öer^elfen  follte.  2lm  11.  3luguft  1675  foct)t  er 
in  ber  S(i)lad)t  bei  3:rier  fo  au§bauernb  im  bicf)teften  ^ampfgetümmel,  ba^  i^m 
brei  ^^ferbe  unter  bem  Seibe  erfc^offen  mürben.  3(u(^  im  treffen  bei  Saar= 
brürfen  unb  bei  ber  Belagerung  öon  Stabe  im  Sommer  1676  t^at  er  fic^ 
rüfimüc^  öor.  ^oä)  toar  e§  i^m  nic^t  befd)ieben,  bie  fricgerifct)en  Lorbeeren, 
toelc£)e  bie  (sfamilie  ber  ^erjoge  öon  äBürtemberg=Tteuenftabt  im  fieb3e:§nten 
Sa:^r^unbert  fammelte ,  nocl)  meiterju  öermeliren.  S)er  23ater  toollte  i^n,  ben 
älteften  So^n  unb  präfumtiöen  ^Jta(^folger  in  ber  Regierung  ber  3lpanage= 
territorien  ber  ^yamilie  nic^t  länger  ben  ©efa^ren  be§  ^ampreS  ausgefegt  fel)en 
unb  rief  i^n  fc^on  öor  bem  2lbfc^luB  be§  9timmeger  (y rieben»  öoni  Speere  ab. 
^n  bie   .^eimat^   3urüc!gefel)rt   Ijat   fid^  g.  21.    am   9.  fyebruar  1679   mit   ber 

?lEgein.  beutfc^e  Stogrartte.    YIII.  4 


50  g^riebtic^  ßati,  §•  ö-  SKürtemberfl^äßinnent^L 

etnjigen  %oä)tn  bc§  legten  ©rafen  Don  @ber[tetn,  3lI6erüne  ©o)3t)te  (Sff^er,  „bei* 
te^tbtü^enbeit  @Bev[tein'j(f)en  3iofc",  bermä'^Ü,  toetd^e  it)m  ba§  ©täbtc^en  ®o(f)§f)eim 
unb  einige  ©üter  an  ber  (Stenge  Don  ßot^ringen  3uBrad)te.  ^n  glücEüd^er 
ftefienunbbvei^igiä'^rigei'  6^e  t)at  f^.  21.  bierje^n  ^tnber  etacugt,  bon  benen  i^n 
jebocf)  nur  btet  2:öd)tei:  überlebten,  i^m  5Dlär^  1682  bcrtor  ^.  21.  feinen  25ater 
^erjog  3^riebri(f).  ©citbem  berwaltete  er  bie  ererbten  unb  cr^eiraf^eten  ©ebiete 
bon  ^Jfeuenftabt  unb  @oc^§"^cim,  auc^  f)ierin  ben  ©puren  be§  5öater§  folgenb, 
mit  2:§alfraft  unb  mit  ®üte.  ®te  Reiben,  tt)elct)c  SubtüigS  XIV.  g}lorbbrenner= 
fcfiaaren  me'^rfad)  über  feine  Untertf)anen  bra(i)ten ,  fuc^te  er  burd^  pcrfönli(i)e§ 
ginf(i)reiten  bei  ben  feinblitiien  gelbl^erren  ju  mitbern;  unb  uadibem  bie  3^ran= 
aofen  im  2tuguft  1689  ö)oc£)§f)eim  bi§  auf  ein  cinjigeg  ^au§  eingeäfd^ert  'Eiatten, 
:^at  er  mit  beträd§tlic£)en  Opfern  öafür  geforgt,  ba^  ba§  6täbt(i)en  f(i)öner  al§ 
äubor  tüiebcv  au§  ber  2(f(f)e  erftanb.  S)ie  gete'^rten  ßieb'^abereien  feine§  35ater§, 
bie  fic^  in  ©ammeln  bon  Südjern,  5!Jlünjen  unb  ^unftgegenftänben  funbgegeben 
■Ratten,  pflegte  er  ebenfatt§  unb  berme'^rte  namentlid)  ba§  ererbte  ^ünjcabinet. 
S)iefe§  unb  bie  ^unftfammer  be§  SBaterS  gingen  im  S-  1728  in  ben  33eft|  be§ 
^er^^ogS  ©ber^arb  £ublt)ig  bon  2Bürtemberg  über,  fy.  21.  tnar  ein  licbeboller 
@atte  unb  S3ater,  in  ftetem  "^er^ticCiem  ffierfe'^r  mit  feinen  ru'^mgefröuten  i8rü= 
bern,  teutfctig  gegen  feben  Untergebenen  unb  boH  ec£)ter  grömmigfeit.  @§  folgte 
i'^m  tiefe  t^rauer  in§  ®rab,  oI§  er  am  6.  2luguft  1716  bon  einem  Öiu'Eiranfalt 
im  63.  ^a'^re  fcine§  ßebenS  baf)ingerafft  tourbe. 

3)gl.  bie  Öeid)cnprebigten ,    bie  jum  2lnbenfen  an  g.  21.  unb  feine  1728 

gcftorbene  ©attin  ju  Stuttgart  172S  gebrucft  tüorben  ftnb,  unb  ^faff,  2öür= 

tembergifc£)e§  .»pelbenbuct),  @.  24  ff.  ^ugler. 

(^ticbrid)  ^orl,  -^er^og  bon  2öürtemberg  =  3öinnentl^al,  geboren  am 

12.  ©eptember  1652,  geftorben  am  20.  ©ecember  1698,  ttiar  ber  fiebentc  ©ot)n 

beS  |)erjDg§  ®bert)arb  III.  bon  Söürtemberg.     @r   empfing   eine   forgfältige  @r= 

.^ie'^ung,   juerft  am  .§ofe  feinc§  2}Qter§,   bann  in  bem  bei  ber  3;übinger  Uniber= 

fität  jur  2lu§bitbung  junger  ^riujen  unb  @bettcute  gegrünbeten  2llumnat,   bem 

fogenannten  coUegium  illustre,  fc^lie^lid^  burd)  toiebert)olte  ^Reifen,  bie  it)n  tüä'^= 

renb   ber  ^.  1669—74  nac^  ber  ©(i)mcij,   nad)  ^ranfreid),    .^ottanb,    ßngtanb, 

S)änemar!,   ©d)tt)ebcn,   ^]torbbcutfd)(anb  unb  S^talien   fü^vten.     @r  bertueitte  in 

biefen  ödubern   t^eil§   an  ben  .^■»öfen  ber  f^'ürften,   jum  großen  %^tii  aber  auc^ 

auf  ben  Uniberfitäten   berfelben.     Äurje  ^nt  nai^   feiner  ytüdfel^r  in   bie  §ei= 

matt)    ftarb    fein  33atcr   unb    l§intcrlie§  i'^m   at§  2Ipanage  unter   auberem   baS 

©d)lo^  3Binnent^at,  ttjoburd)  er  ber  ©tifter  ber  mit  feinem  ©o'^n  ^art  2llejanber 

fpäter"^in  ju  Regierung  gefommenen  Sinie  2öürtemberg=2öinnentt)al  getüorben  ift. 

3n3b3ifd)en  mar  ber   erfte  fd)lt)ere  j?rieg   jmifdjen  bem  beutfc^en  9teid)  unb  2ub= 

tt)ig  XIV.   au§gebrod)cn.     ^■.   ^.   na^m   an  bemfelben  2;f)eil   unb  jeic^nete   \iä) 

hnxä)   2t)atenluft   unb    Sapferfeit    au§.     ^kd)bem    aber    fein   SSruber,    ber    re= 

gierenbe  ^erjog  2BiI[)elm  !i5ubtoig,    am  23.  ^uni  1677,    erft  brei^ig  ^al^rc  olt, 

plö^lid^  geftorben  voax,  eilte  er  nad)  3Bürtemberg  jurüd,  um  bie  25ormunbfd)aft 

für  feinen  faum  brei  3]ierteliat)re  alten  'Oleffen  Sber'^arb  ßubtoig  ju  überne'^men. 

.^iermit  trat  f^f-  •^-  feboc^  an  bie  Söfung  einer  $3eben§aufgabe   l)eran,   bie   ii)m 

bom  2lnfang  bi§  jum  (änbe  faft  auSfd^liefelii^  9bt^  unb  Kummer  bringen  foEte. 

S)pnn   für'§  erfte  mar  er  pr  bormunbf(^aftlid§en  Otegierung   nid)t  eigentlii^   be= 

red)tigt,  toeil  i'^m  jur  S5olt|ät)rigfeit  nod)  einige  äöoc^en  fe'^lten,   unb  er  mu^te 

be§l)alb  im  ©trcit  mit  feinem  D^eim,  -gjergog  S^riebric^  bon  2öürtemberg=9huen= 

ftabt,  bie  @ntfd)eibung  be§  ^aifer§  Seopolb  anrufen,  bie  aber  fc5^lie^li(^  günftig 

für  i^n  ausfiel,     ©obann  !am  er  burd^   ben  fortbauernben   beutfd)  =  franjöfifdien 

Ärieg  balb  in  bittere  35ebrängni§ ,    toeil   ba§  i^m  anbertraute  unb  fd)on  längft 

arg  mitgenommene  ßanb  bie  ^eer'^aufen,    bie  ^a^x  für  ^at)x  in  bemfelben  ber= 


fjricbtic^  i?arl,  .^.  b.  SDßürtembetg=2ßimient'^aI.  51 

toeitten  unb  aum  X'ijtxi  arge  (Setüalttfiättgfeiten  beruhten,   faum  me'^r  ju  unter= 
t)alkn  öermod^te.     5toc^  fdilimmer  würbe   feine  ßage,   al§  ßubloig  XIV.,   fui'äe 
3eit  nod)  2lb|c£)lu^   be§   ^limtueger  ^^riebenS ,   bie  9teunion§fammern   einnditete 
unb  burd^  biejelben  auc^  bie  ün!§rt)eini|(^en  SSefi^ungen  Stßürtembergä  bebvo^te. 
5.  J^.  fam  ha  ju  ber  fdimexjtic^en,   aber  richtigen  (5r!enntni^,  ba^  ba§  beutle 
9teic^  nic£)t  im  (Stanbe  jei,   bie  Ufurpationen  ßubtoigS  XIV.  mit  bem  ©(i)n)erte 
in  bcc  ,!panb  jurücfjuttjeifen  unb  ju  gleic^^er  geit  bie  Stürfen,   bie  fo    eben  aum 
ü6ermä(^tig[ten  Eingriff  rüfteten,  öon  ben  ©renken  fern^utiatten.     @r  tt)ün|(^te 
bal^er  auä) ,    ba^   man   ben  i^i^anjofen   güttici)e  Slnerbietungen  mac£)e   unb   mit 
i^en  äu  einer  3}ergleid)ung  ju  fommen  juc^e,   bamit  fic^  ßubttig  XIV.  ttienig= 
|ten§  Weiterer  „^nnoöationen  auf  bem  ©oben  be§  üieic^eä",  al§  bi§t)er  gejt^e^en, 
enthalte.     3lnbrerfeit§  aber  erfüttte   er  feine  rei(^§patrioti|(^e  5pfli(i)t  in  rühriger 
äöeife,   inbem  er  ipütjätrup^jen  5um  J^ampfe   gegen  bie  Surfen  abfi^idte.     S)ie= 
felben  jinb  nod)  reditaeitig   eingetroffen,   um   am  (Sntfa^  üon  ^kn  \xä)  ju  be= 
t^eiligen,    unb   l^aben   auc^   bei  ber  SSefreiung  Ungarn^  im  Sauf  ber  näi^ften 
^a^re  toacfer  mitget)olfen.     Unb    al§  niifit  lange  barauf  ber  ^rieg  gegen  Sub= 
toig  XIV.  abermals  auSbrad^,  ba  l)at  g.  Ä.  mit  bieler  äöud^t  in  benfelben  ein- 
jugreifen  öerfuc^t.     @r  ift  i)erfönlid)   nad)   bem  ,g)aag   gegangen,    um   in  ba§ 
gro^e,   gegen  ßubmig  XIV.  gebilbete  ^ünbni^  aufgenommen  gu  »erben,  unb  er 
l^at  äöilrtemberg  we^rtiafter  ju  machen  gefuc£)t,   al§  bie§  feit  langen  Reiten  ber 
^att   genjefen   war.    Sie  2;rubl3en   be§  2anbe§  beftanben  bamafö   nämlic§   ou§ 
!leinen  ©paaren  öon  33eruf§folbaten,    bie  jebegmal  im  ^dä  ber  ^loii}  angctoor= 
ben  würben,   unb   au§  ber   militärifc^  Wenig  brauchbaren  ßanbmili^,  ber  foge= 
nannten  ßanbe§au§Wa^l.     S)ie  le^tere  fuct)te  g.  Ä.  in  eine  „regulirte  Sanbmilia 
ober  SanbeSbefenfion"  umäufc^affen ,   inbem   er  eine  SluS'^ebung  bon  etwa  6000 
SanbeSünbern  öeranftaltete,  au§  benfelben  einige  9teiter=  unb  ^nfanterieregimenter 
bilbete  unb  fte  angeworbenen  Officieren  unterfteEte.     33atb  barnac^  fjat  er  nocl) 
einmal  6000  5^ann  ausgehoben  unb  fii^  me'^r  unb  me'^r  beftrebt,   ein  EleineS 
ftel)enbe§  §eer  in  äBürtemberg  ju  begrünben.     S)er  Erfolg  biefer  wohlgemeinten 
SSeftrebungen  ift  ober  ein  fe^r  unglü(flid)er  gewefen.     Denn  al§  nun  xy.  Ä.  im 
S.  1692  mit  feinen  nocl)  refruten^aften  2;rup^en  nac^  bem  9t_^ein  abrüdte,   er= 
fannte  er  balb,   ba^  er  bie  granjofen  mit  benfelben  nic^t   befte'^en   fönne.     @r 
l)offte  noc^  auf  eine  „reputirlic^e  3ftetraite",   Würbe   aber  bei  Deti§l)eim  am  17. 
September  in  ein  unglü(!licl)e§  @efec^t  öerwicfelt  unb  f(^lie^lic^  felber  gefangen. 
33on  bem  Drte  be§  2;reffen§  würbe  er  über  ©trapurg  nad)  5pari§  gefüf)rt,   am 
franäöfifd^en  ^ofe  jebod)  mit  ritterlict)er  greunblidifeit  bel)anbelt  unb  fd^on  2ln= 
fang  1693   Wieberum  nact)   S)eutfcf)lanb    entlaffen.     2lber   bie  furje  3eit  feiner 
©cfangenfcliaft  genügte,  um  ber  politifc^en  gtoHe,   bie   er  bi§l)er  gefpielt  liatte, 
ein  @nbe   3U   macl)en.     @r    ^atte    bie    Würtembergifd^en  Sanbftänbe   burdf)   feine 
friegerifd^en   äftüftungen   ^eftig    gegen   fidt)   aufgebrad^t,   ba  biefelben   aHerbingS 
gegen  ben  SSortlaut  ber  altl)ergebra(^ten  ßanbeSöerfaffung  berftie^en.     SJergebenS 
|atte  ^.  ^.   auf   bie   5^ot^  ber  3eit   berWiefen;   bie  ©täube   Waren   bei  i^rem 
äBiberftanbe  geblieben  unb  l)atten  fdlilie^idl)  fogar  eine  3ln!lage  gegen  ben  .^erjog 
bei  Äaifer  ßeopolb   eingebrad)t.     S)a3u    fam,    ha^   f^.  ^.    aud^   für   fidl)  felber 
ftarle  ^Änfprüd^e  erl^oben  unb  mel)rfad)  erflärt  liatte,  er  Woüe,  um  fein  „Öovtün" 
äu  modl)en,    bie  S]ormunbfdt)aft   nieberlegen   unb    in   faiferlid^e   S)ienfte   treten. 
S)ic   ©täube   l^atten   i'^n  nur  butd^  3uftdl)ei*ung   eineS   ®efd)enfe§   bon   50000 
©ulben  babon  abbringen  fönnen.    ^n  ^^-olge  bon  allebem  iDenbeten  fic^  bie  ge= 
l^eimen  9tät:^e  unb   Sanbftänbe  bon  äßürtemberg,  fogleidl)   nadf)bem   g-  -$?•   9«= 
fangen  Worben  War,  an  ^aifer  Seopolb  unb  baten  i^n  um  9luft)ebung  ber  55or= 
munbfc^aft   unb  S}ottiäl)rigfeit§erflärung  be§  iperjogS   ßberl^arb    Subwig.     S)er 

4* 


52  gricbrtc^  ßubtoig,  ^.  b.  aBürtemI)etg=aeßinnentf)at. 

Äaijer  gaB  bie  getDÜnf(i)te  ©rfläiung  om  20.  Januar  1693.  2iBenige  3BD(^en 
barauf  tei)xk  ^.  ^.  au§  granlreid^  äurücf  unb  bcfi^tüerte  \iä)  in  Stuttgart  unb 
in  2öien  bitter  barüber,  ba^  man  i:^n  ber  Otegierung  gerabe  ju  einer  ^eit  ent= 
fe^t  t)abe,  mo  er  jür  bie  SBol^lfatirt  unb  giettung  be§  ßanbe§  £eib  unb  ßeben, 
^ab'  unb  ®ut  einfette,  ßeotiolb  unb  6beri)arb  Subtoig  be|d)toid^tigten  jebod^ 
oHmäl^Iid^  jeinen  UnttiHen  burct)  ef)rener!lärungen  unb  S)antc§tt)orte ,  unb  ber 
le^tere  öergrö^erte  überbieS  nod^  bie  bi§tjerige  3l|)anage  be§  ^eräog§.  2BäI)renb 
ber  öormunM(i)a|tlict)en  9tegierung  t)atte  fid)  g.  i?.  aber  ni^t  blo§  um  !riege= 
ri|cf)e  3lnge(egent)eiten  befümmert.  2lud)  bie  j?ünfte  be§  ^^riebcnS  fanbcn  an 
i^m  einen  merfttjätigen  SBejc^ütier.  ßr  berfef)rte  gern  mit  @elet)rten,  Norberte 
bereu  SSeftrebungen  unb  ba§  bauernbfte  S)cnfmal  jeiner  SanbeSöerluattung  ift 
ba§  Stuttgarter  ©t^mnafinm,  toetc^eä  er  im  S.  1685  begrünbet  :^at.  ^m  ^. 
1694  ernannte  if)n  ber  ^aifer  jum  ©eneralfetbmarfdiatt.  5U§  jolct)er  mad)te  er 
noc^  bie  ^-elbaüge  bon  1694  unb  1695  mit,  erfranfte  aber  mä^renb  be§  jmeiten 
gelb^ugS  unb  ftarb,  ba  bie  ^ran!§eit  tro^  Dieter  angemanbten  Heilmittel  immer 
mieberfet)rte ,  am  20.  Secember  1698,  erft  46  ^^a^re  alt.  ^.  ^.  mar  ein 
fcl)öner,  ritterlicher  5Jtann,  bon  cinne:§menbem,  Icutfeligem  äöefen  unb  leb:^aftem 
©eift.  ©eine  2apierfeit  öeranla|te  ben  5Jtar!grafen  Sublüig  3ßilf)elm  bon 
Saben  einmal  3U  bem  5lu§rut,  toenn  feine  ^Irmee  au§  lauter  griebrid)  l?arln 
beftünbe ,  fo  getraute  er  [id^ ,  ben  ^önig  bon  x5'i-"ai^^'>-'ei<^  nid)t  blo§  über  ben 
yti)tm,  jonbern  au§  gauj  granfrei^  ju  berjagen.  ©eine  militäri|d^=^olitifd)en 
aSemü'^ungen  tauben  au^erl)alb  jcineg  .\pcimatl)§tanbe§  jo  bieten  23ei|aE,  ba^ 
g.  25.  (Snglanb  im  ^.  1691  bie  fd)roäbifd)en  ^reigftänbe  crmol)nte,  235ürtemberg 
al§  3}ormauer  De[terreid)§  fräitig  3U  unterftütjen.  ©ein  2Bat)lfprud)  mar:  dura 
placent  fortibus,  unb  auf  mel)reren  50tünäen,  bie  er  prägen  lie^,  finbet  fid§ 
^erfuleS,  bie  ^tibra  erlegenb,  abgebilbet.  ©eine  i^cid)cnrebner  liaben  iljn  be§= 
l)atb  auc^  ben  mürtembergifdien  ^erfuleS  ober,  mit  9tüdfi(^t  auf  bie  ©rünbung 
be§  ©tuttgarter  (SVjumafiumg,  A^erfulcg  5Jlufagete§  genannt.  '^.  ß.  gel)ört  nad^ 
ottebem  immerl)in  ju  ber  ©ruppe  ^elben'^after  5!Jlänner,  meiere  ba§  ipau§  ber 
Herzoge  bon  äöürtemberg  in  ber  ^meiten  ^älfte  be§  fiebjelinten  3a^rl)unbert§ 
in  großer  3^^''^  l)erborgebrac^t  l)at,  unb  er  !^at  überbie§  feinen  friegerifdjen 
©inn  bier  tüchtigen  ©ötjnen  bererbt.  2}er^eirat:^et  l)at  er  fid)  im  ^.  1682  mit 
©leonorc  Juliane,  5Rarfgräfin  bon  33ranbenburg=3ln§bad),  unb  mit  biefer  fieben 
.^inber  erzeugt,  bon  benen  bier  ©ö'^ne  unb  eine  2;od)ter  ben  9}ater  überlebten. 
S)ie  ©ö'^ne  ^arl  2llei-anbcr  (ber  '>Jtad)folger  @berl)arb  2ubmig§  in  ber  gtegie= 
rung  äöürtemberg§) ,  .g)einri(^  ^^riebrid) ,  ^JJlajimilian  (Smanuel  unb  ^^-ricbric^ 
Submig  "^abcn  in  bem  fpanifc^en  ©rbfolgefrieg ,  bem  norbifd)en  ^rieg  unb  ben 
2;ür!enfriegen  be§  3eitalter§  an  ber  ©eite  5Jlarlborougl)'§,  be§  5prin3en  (JugeniuS 
unb  ^arl§  XII.  gefoc^tcn  unb  fid§  fämmtlid),  jum  S^eil  fogar  in  ungemö^n= 
lid)em  ®rabe  auSgejeidinet. 

S5gl.  bie  jum  Slnbenlen  an  ^.  Ä. ,  ©tuttgart  1699 ,  beröffeutlic^ten 
ßeic^enprebigten,  ©attter,  (Sefd)id)te  be§  .^erjogtliumg  äöürtemberg  unter  ber 
gtegierung  ber  ^er^oge,  ^b.  XL,  imb  $faff,  2ßürtembergifd)e§  ^elbenbud^. 

I?ugler. 
g-rtcbrid)  J^ubiüig,  ber  fünfte  ©o^n  be§  ^erjogS  griebrid^  ^arl  bon 
SBürtemberg  =  2Sinnentl)al ,  am  5.  ^lobember  1690  geboren,  fam  1703  nad) 
S)re§ben  an  ben  fäd)fifd)en  .^of,  um  feine  ©tubien  3U  bollenben.  !ölit  18  Sa'^ren 
trat  er  al§  ^reitoilliger  in  |otlönbifd)e  S)ienftc  unb  biente  in  ben  5tieberlanben 
mit  feinem  älteren  SSruber  .g)einri($  ^riebrid^  U^  3um  6nbe  be§  Ärieg§.  3lüä) 
Qcfd^loffenem  i^i-'if^e^  Wi:)xk  griebri(^  ßubmig  nad^  S)re§ben  jurüd  unb  nal)m 
in  ben  folgenben  Sfa^^-'^n  cim  Ärieg  gegen  bie  ©dimeben  in  ^ommern  jl'^eil. 
S5om  ^urfürften  bon  ©oc£)fen  tourbe  er  1726  jum  ©eneral  ber  9teitcrei  ernannt. 


fJtiebricE)  @ugen,  §.  ö.  äBüttembetg.  53 

Salb  baraui  aBei-  trat  er  aU  ®eneralfe[bmarjc£)aUieutenant  in  faiferlt(^e  S)ien[te 
unb  er^iett  1732  bie  2Iufga6e,  bie  ^nfet  ßorfica,  tretrfic  fic^  gegen  @enua'§ 
£6er{)errf(i)aTt  auigele^t  l)atte,  lieber  ju  unterroerien.  §Bei  ber  glücfticfien 
9Iu§jü!^rung  biefe§  3(uTtrag§  jeigte  fic^  ber  ^öer^og  ebenfo  f(ug  al§  tapfer. 
1734  commanbirte  er  gegen  bie  gf^-anjofen  in  D6erita(ien ,  njo  er  in  ber  b(u= 
tigcn  (5c^[acf)t  bei  65uaftaIIa  am  19.  September  1734  feinen  2ob  fanb. 

Stifter. 
^rtcbrtcl)  (Pligcil,  -^er^og  bon  3Bürtemberg,  geboren  ju  Stuttgart  ben 
21.  :Sanuar  1732,  geftorben  p  ^o^en^eim  ben  23.  S)ecember  1797.  5tt§ 
bierter  (üon  ben  ätter  geworbenen  Äinbern  britter)  ©ofjn  be§  bor  feinem  ffte= 
gierung§antiitt  im  ö[terrei(^if(^en  ^riegsbienft  jur  fatf)otifd)en  Gomeffion  über= 
getretenen  |)er3og§  Äaii  3[feranbcr  öon  33ürtemberg  geft.  1737)  unb  ber  Warne 
3Iugufte,  ^rin^effin  öon  x^urn  unb  xaris ,  rourbe  er  nad)  bem  frühen  Jobe 
feine§  S5ater§  mit  feinen  beiben  älteren  33rübern  ^arl  @ugen  unb  Subtuig  ßugen 
im  ^.  1741  3ur  2{u5bi(bung  an  ben  §of  i5riebri(f)§  beö  ©rofeen  nad^  Sertin 
gef(i)idEt  unb  bort  mofjtmollenb  aufgenommen,  bi§  im  ^.  1744  ber  ättefte  ber 
23rüber  bie  9tegierung  antrat,  toae  auä)  bie  3urü(iberufung  ber  jüngeren  3ur 
i^otge  ^atte.  3uerft  für  ben  gciftüc^en  Stanb  beftimmt  fam  er  batb  in  ben 
Scfi^  einiger  danonicate  (Sat3burg,  Gonftanj)  unb  erhielt  bom  Äönig  ^riebric^ 
bie  GoabiutorSfteüe  bei  bem  Apocfiftift  ^Breslau  angeboten,  jog  aber  ben  5)lititär= 
bienft  ber  geiftlic^en  Saufba'^n  üor  unb  rourbe  im  ^.  1749  öon  genanntem 
Könige  jum  Cberften  ber  9leiterei  unb  6^ef  eine§  2)ragonera-egimentö  ernannt. 
3lucf)  Dermä^Ite  er  fid^  am  29.  Dtoöember  1753,  toie  fein  öüefter  23ruber,  mit 
einer  5^ict)te  be§  ^öntg§,  nämlii^  mit  (y^'iei^ei-'ife  ®orot^ee  Sophie,  xo(f)ter  be§ 
5[)^arfgrafen  ^yriebric^  SSil^elm  ]n  Sranbenburg^Sc^toebt  unb  ber  ©op^ie  £o= 
rotljee  2)^arie,  ber  öierten  ©(^toefter  (5^riebri(i)§.  ^m  6§ebertrag  tourbe  auf  ber 
legieren  )^ati)  feftgefe^t,  ba^  bie  Olacfjfommenfc^aft  au§  biefer  6t)e  im  eöange= 
lifdien  ©tauben,  ber  Öanbe§confeffion ,  erlogen  werben  foUe,  toorüber  erfreut  bie 
©täube  bem  ^rinjen  unb  feinen  männü(i)en  Srben  neben  ber  fonftigen  3tpanage 
eine  befonbere  jä^rlic^e  Unterftü^ungSfumme  öon  25000  ft.  anmiefen.  ^m  ^. 
1756  reifte  ber  ^rinj ,  um  ben  S5elagerung§!rieg  fennen  3u  lernen,  na($  ber 
S^nfel  Winorca,  too  fein  ©ruber  Subtoig  ßugen  a(§  fran^öfifd^er  ©eneral  ber 
Setagerung  bes  gort§  ©t.  ^^ilipp  beimo^nte,  l^atte  aber  alSbalb  @eIegenlC)eit, 
im  preu^ifct)en  2;ienfte  teä^renb  bes  no(^  im  gleict)en  .3af)re  au§gebroc^enen 
fiebenfä^rigen  ^riege§  in  einer  9iei^e  öon  ©c^Iad^ten  fid^  Lorbeeren  3u  erroerben. 
^Jia^bem  er  fi(^  in  ©a(^fen  erprobt,  tourbe  er  ben  17.  October  biefe§  Saf)re§ 
3um  ©eneralmajor  ernannt,  ^m  folgenben  ^a'^re  ^eid^nete  er  fid^  befonber§  in 
bem  ®efedC)t  bei  Üteid^enberg  nad^  be§  ßönig§  eigenem  3eugni|  burdE)  feine 
tounberbotle  Japferfeit  au§  unb  toar  in  ber  ©c^tad^t  bei  ^^rag  na^e  baran  bon 
geinben  umringt  fein  ,2eben  ju  öerüeren ,  al§  ein  S)ragoner  feine§  9tegiment§ 
bem  i'^n  bebrängenben  9teiter  öon  f)inten  ben  ßopf  fpaltete.  Unmittelbar  öor 
ber  ©c^tat^t  öon  !^eut£)en  tourbe  er,  25  ^a^re  alt,  jum  ©eneraltieutenant  ber 
Üieiterei  ernannt  unb  er'^iett  in  ber  ^'otQ^jeit  toieber'^olt  ein  eigenes  6orp§  über= 
geben,  ^n  ber  für  ^rcu^en  ungtücEtid^en  ©d^tad^t  bei  ßunersborf  befam  er 
einen  ©treiffd^u^  in  ben  ülücEen  unb  at§  nod^  fdt)toerere  3}crtounbung  einen 
©d£)u§  in  ben  unteren  2^eil  be§  rechten  f5ruBe§;  3ur  (Sr"^oIung  bei  feinen  3)er= 
toanbten  in  ©cf)toebt  toeitenb  tourbe  er  burt^  ein  ruffif(^e§  ©treifcorp§  aufgehoben 
unb  fonnte  feine  g^reilaffung  nur  burd^  einen  9leöer§  erfaufen ,  ba^  er  fi(^,  fo= 
balb  feine  ©efunb'^eit  e§  geftatte,  jur  ^rieg§gefangenf(^aft  ftelte,  allein  biefer 
9teber§  fiel  fammt  Scmienigen,  ber  i^n  an  ben  ruffifd^en  commanbirenben 
(Seneral  übergeben  foGte,  in  bie  ^änbe  eine§  nac^gefanbtcn  preu^ifd)en  ßorpS. 
©0  fonnte  er  im  ^.  1760  toieber  am  Kriege  t'^eilne:^men.     @§  toar  i'^m  ätoar 


54  gtiebtid^  (Sugcn,  §.  b.  Söüttemberg. 

mit  feinen  ]ä)tDaä)en  Gräften  nid^t  tnöglidf),  bie  ^auptftabt  Setitn,  bie  er  hnxäj 
bte  größten  ßilmärjc^e  !urä  auöor  bor  bem  rufftfc^en  ©eneral  Sottlcben  gerettet 
^atte,  gegen  nad^gerücEtc  ftär!ere  ruffifc^e  unb  öfterreic£)if(^e  Speere  ju  Italien, 
aüeitx  fpäter  öottfüt)rte  er  mit  (BtücE  ben  Sluftrag,  ba§  6or:p§,  n)elc£)e§  fein 
SBruber,  ber  regierenbe  |)er3og,  gegen  ben  ^önig  in§  ^^eih  fü^^rte,  au§  ber  ®e= 
genb  3tt3if(i)en  ber  @lbe  unb  ©aale  ju  tiertreiben  unb  er  ettuarb  fic^  toefentlid^e 
SSerbienftc  in  bem  S^reffen  bei  Morgan,  in  Welchem  er  bie  9teiterei  auf  bem 
rechten  glüget  beje'^ligte  unb  einen  ©ä6elt)ieb  über  ben  Äopf  er'^ielt.  darauf 
!^atte  er  bie  Tlaxt  SSranbenburg  unb  5preu^ifc^  =  ^ommern  öon  Stuffen  unb 
©ctitoeben  ju  reinigen  unb  ben  hinter  über  ben  preu^ifdien  Sorben  in  biefen 
©egenben  bi§  nact)  3!Jte(itenburg  ju  commanbiren,  milberte,  fohjcit  möglid^,  bie 
i'^m  aufgetragenen  faxten  Kontributionen  unb  anbere  .$?rieg§autlagen  in  ^e(iten= 
bürg  unb  jeigte  huxä)  einen  ©c^uprief ,  ben  er  ber  Uniberfität  23üpto  beiiiel§, 
feine  Sichtung  üor  ber  äöiffenfc^aft.  ^m  S.  1761  er^^ielt  er  toieber  mit  einem 
befonberen  6orp§  bie  3]ertt)eibigung  ^ommern§,  inSbefonbere  be§  befcftigten  ^a= 
fen§  ßolberg,  jur  3lufgabe.  S)a  fein  anfänglidier  ^tan,  noc^  et)t  bie  großen 
ruffifd)en  25erftär!ungen  anrüsten,  burd)  einen  entfc^toffenen  Singriff  bie  feinb= 
li(^e  Operation  ju  lä'^men,  bie  füniglirf)e  Billigung  ni(^t  fanb,  mu^te  ex  in 
einem  bor  bem  ^afen  lünftlitf)  berfdianjten  Sager  ben  Singriff  be§  ^^einbeg  er= 
warten  unb  trotte  23  3öod)en  lang  tapfer  unb  be'^arrlii^  ben  mit  ber  3eit  ^^^ 
mti)X  aU  boppelt  überlegenen  Otuffen  unb  aÜem  Ungemai^  ber  Sia'^reSseit,  aÜein 
al§  Mangel  unter  feinen  Gruppen  au§bra(^,  —  in  biefer  ^infic£)t  l)ätte  er  be= 
bad^tfamcre  35orau§fi($t  üben  foüen,  —  blieb  ilim  ni(^t§  übrig,  al§  mit  feinem 
ftarf  gefc^moljenen  ßorp§  ba§  ßager  ju  berlaffen,  lt)a§  er  bei  ^Jtacl)t  fo  gefdiidt 
au§fü|rte,  ba^  er  nic£)t  einen  ^ann  berlor,  tüä'^renb  ßolberg  felbft  fid^  einige 
3eit^na(^ljer  ergeben  mu^te.  S)er  ^rin^  übernal)m  toicber  ta^  ßommanbo  be§ 
:preu^ifd)en  ßorbon§  in  ?ßommern  unb  ^ecftenburg,  fc^foB  ben  10.  Slpnl  1762 
einen  äöaffenftittftanb  mit  ben  ©d^n^eben,  n^eld^em  ber  ^^-rieben  ^toifdien  5ßreu^en 
unb  ©djtoeben  auf  bem  ^-u^e  folgte,  unb  betlieiligte  fi(^  f(^lie^li(^  noct)  in 
©d)lefien  an  ber  93elagerung  öon  ©c^toeibnit;,  bei  toeld^er  @elegenl)eit  er  nament= 
lief)  ba§  Slreffen  bei  Sfteidienbad)  buri^  einen  Dteiterangriff  ^um  preu§ifcf)en  33or= 
tl)eite  entfi^ieb.  9ta(^bem  er  noc^  einige  f^i-'iebenäja'^rc  in  Sreptow  gebleut,  t)er= 
tie^  er  im  S-  1769  bie  preu|if(^en  ^rieg§bienfte  unb  na'^m  für  bie  S^xi  öon 
mel)r  al§  20  i^aliren  feinen  getoöljnlic^en  Slufent^alt  in  5Jlömpelgavb,  in  beffen 
giä^e  er  3U  @tupe§  einen  ©ommerpalaft  baute,  ^ier  füf)rte  er  in  glüc£lid)ev 
5Jlu^e  ein  fe^r  gepriefeneS  f^öniilienteben.  2)ur(^  einen  befonberen  S5ergleicf)  er= 
I>ielt  er  ben  10.  ^ütär^  1786  öon  feinem  33ruber  bie  Stegierung  über  5Jlömpel= 
garb  unb  bie  bamit  berbunbenen  burgunbifd)en  unb  elfäffifd^en  ^errfc^aften  mit 
botter  ©ettialt  als  ©tattf)alter  übertragen.  Slttein  bie  Unrul)en  in  ^rantreid^ 
nöt^igten  i'^n  im  S-  1791,  fein  gan^  bon  bem  franjöfifdien  3ieid)e  umfd)loffeneg 
ßänbd)en  ju  berlaffen,  unb  nadC)bem  er  über  ein  ^a^r  lang  einen  medjfelnben 
Slufent^alt  gefül)rt,  räumte  i^m  i^önig  g^riebridf)  3ßil^etm  II.  bon  5prcu|en  ba§ 
bon  bem  au§geftorbenen  ^artgrafen  bon  33ranbenburg=Saireut§  ben)ol)ntc  9f{e= 
fiben5fdf)lo^  biefer  ©tabt  3um  SSol^nfi^  ein  unb  ernannte  il)n  pm  Ö)eneral= 
gouberneur  bon  SlnSbad)  unb  58aireutl).  '^aä)  bem  rafd^  aufeinanber  folgenben 
Slobe  feiner  ölteren  SSrüber  .^arl  ßugcn  (geft.  am  24.  October  1793)  unb 
Subtoig  6ugen  (geft.  am  20.  yjlax  1795)  tourbc  er  regierenber  ^er^og  unb 
na'^m  fofort  feinen  Söolinfi^  in  ©tuttgart.  ^urj  bor  Slntritt  ber  9iegierung 
toar  er  bom  ^önig  bon  ipreu^en  an  ber  ©eite  bc§  .g)er3og§  ^^^erbinanb  bon 
S3raunfd^toeig=3Bolfcnbüttel  unb  ^DlöKenborf'S  ^unt  preu^ifd^en  (Seneralfelbmar= 
fd^all  ernannt  toorben  unb  erl)ielt  nunmehr  bicfelbe  SBürbe  beim  fd^toöbifd^en 
^rei§.    ©eine  ^Regierung  bauerte  übrigen§  nur  etwa  2V2  Sa'^re  unb  ba§  £anb 


3friebrtdE)  öugen,  ig.  ü.  SBürtemberg.  55 

litt  tDäl^renb  beifelbeu  )ii)x  huxä)  ben  ^^ranjofenfrieg.  Ser  -I^ev^og  ^tte  nad) 
einigem  (5rf)tr)anfen  fid)  iür  Defteneic^  erftärt,  allein  bie  ^vanjDJen  erftüvmten 
im  ;3u"i  l'^ÖG  unter  6eneval  ^oteau  ben  ÄnicbiS,  bui-cf),jogen  im  3uti  plün= 
bernb  baS  !CQnb  unb  rürften  felbft  in  Stuttgart  ein,  toä^renb  bie  Cefterreidicr 
ficf)  nacf)  bem  treffen  öon  6an[tatt  oftwärtS  jogen.  So  war  ber  öer^og  ge= 
nötljigt,  Tür  fid)  allein  ben  17.  ^uli  ju  SSaben  mit  2Jtoreau  einen  SBanen[tiIl= 
ftanb  abjujdjiic^en,  melc^em  am  7.  '^luguft  bieie§  ^a^ree  ju  %^axi^  ber  nament= 
lief)  bei  Cefterrcic^  ireitic^  fcl)roeren  '^Infto^  erregenbe  5i-'i'^^fi^äa6jc{)luB  Tolgte. 
Steffen  .g)auptbebingungen  marcn :  üollfommene  ^Dleutralität  felbfi  roenn  äÖürtem= 
berg  alö  ^itglieb  beg  beutj(^en  9teicf)5  ^ur  Jöitjeleiftung  aufgeforbert  raurbc, 
;:Berbannung  ber  iran^öfiidien  'Jluggemanberten  aus  bem  Sanbe,  gegenfeitige  51uT= 
l)ebung  aller  jeinblii^en  5)]a^rcgctn  unb  jreier  S^urc^jug  für  jT-'un^i-eidlS  .öcere; 
3uglei^  jottte  ^^ömpelgarb  abgetreten,  SOßürtemberg  aber  bafür  burd)  mehrere 
geiftlid^e  ©ebiete  in  S^maben  entfd)äbigt  »erben ,  wogegen  e§  iid)  aud)  öer= 
pflid)tete,  jur  ööHigen  Slbtretung  bes  linfen  9il)einuTer5  unb  31uTl^ebung  be§ 
ü3cl)eneDerbanbe§  ton  Italien  mit  bem  3iei^e  ernftlid)  mit^utoirfen ;  enblic^ 
war  eine  Äriegsfteuer  oon  8  5RiIlionen  granfen  ju  be^a^len  unb  foHten  noc^ 
aniei)nlid)e  Ttaturallieferungen  erlegt  werben.  Qtaax  ermöglid)ten  bie  Grjolge 
be§  @räf)er5og§  Äaii  bem  ,lperjoge,  welcher,  wie  öiele  gamilien  be§  iJanbee  ge= 
fIof)en  war,  balb  bie  9vüdEVf)r,  aöein  aud)  bie  öfterreid)ii(i)cn  Einquartierungen 
unb  i^orberungen  brürften  fd)Wer  auf  bae  Sanb ,  fo  ba§  ber  2d)aben  in  ben 
5Wei  3a^i-*eu  (1796  unb  1797,  auf  18  DDUüionen  ©ulben  bered)net  wivb.  Um 
über  bie  ©edung  beffelben  ju  öerl)anbeln  würbe,  jum  erftcn  -B^al  feit  27  ^a^ren, 
ein  Sanbtag  gel)altcn,  aber  ber  .!per3og  wiberfe^te  fi^,  wie  fpäter  feine  "Dtad)= 
folger,  ber  5Jtitleibenfd)aft  feines  ßamniergut§,  unb  bie  Öanbftänbe  gingen  öon 
ber  Sefpred)ung  ber  ^rieg§foften  ju  23efd)Werben  wegen  mancher  Mipräud)e 
über.  6e  fam  ju  lebl)aften  Erörterungen  unb  ber  2lbfc^lu^  be§  :^anbtag§  öer= 
zögerte  fic^ ,  fo  ba^  ber  -öer3og  noc^  wä^renb  ber  S}er^anbtungen  am  5d)lag= 
fluffe  ftarb.  Qx  Ijintertieß,  abgefe^en  üon  feinen  !riegerifd)en  'siorbeeren,  ben 
Ülu^m  eineg  geiftig  begabten  unb  in  ben  Staatsangelegenheiten  t^ätigen,  gütigen 
unb  menfi^enfreunblic^en,  gerechten  unb  unparteiifd)en  dürften.  2urd)  feine 
Sefcenbenj  würbe  bie  Erhaltung  bes  9iegcntenl)aufc5  gefid)ert;  öon  feinen  äWölf 
Äinbern,  ad)t  Söl)nen  unb  tier  3:öd)tei-n,  ftarb  nur  eines  in  jungen  ^al)ren. 
Sie  Söl)ne  traten  fämmtlid)  in  üerfc^iebene  frembe  Äriegsbienfte ,  ber  Erbprinz 
fvrricbrid)  in  preu^ifd)e,  fpäter  ruffifc^e,  SubWig,  Gugen  unb  öeinrid)  in  preu= 
^if(^e,  23il^etm  in  bänifc^e,  g^^'^^inanb  in  öfterrcic^if d)e ,  211eranber  juerft  in 
neapolitanifdie,  bann  aud)  öfterreic^ifc^e,  Äart  in  ruffif(^e,  unb  befamen  meiftens 
6elegeiil)eit ,  in  benfclben  fic^  au§3U5eid)nen.  S^on  feinen  25c^tern  würbe  bie 
ättefte,  Sopl)ie  Slorot^ee  3(ugufte,  nac^  bem  9lat|e  .^önig  ^riebric^s  II.  öon 
ber  Äaiferin  Äatljarina  Don  O^uBlanb  im  ^.  1776  al§  ^Jlaria  Oreo^oi-'orcna  mit 
i^rem  einzigen  Sol^n  unb  Tiai^folger  :paut  Dermd^lt  unb  bie  2}erlobung  burd) 
ben  ^önig  in  SBerlin  mit  glän3enben  i^-^]ttn  gefeiert;  bie  britte,  @lifabet§,  würbe 
Dom  Äaifer  ^ofep!^  II.  frü^jeitig  für  feinen  So^n  unb  ^Jlüd)folger  fiaifer 
granj  II.  jur  (Sattin  au§erfef)en,  fünfjel)njal)rig  na^  3Bien  gebrad)t  unb  im 
^.  1788  mit  grauä  öermä^lt. 

S5gl.  (Sd^ott)  S^ren=2;en!mal  be§  .  .  .  .  i^errn  griebrid)  @ugen§,  regie= 
renben  .^er^ogs  Don  3Birtemberg  unb  Xtd  ....  bei  ber  xrauerfeier  ben  11. 
unb  14.  (yebruar  1798,  Stuttgart  o.  %  —  Äarl  ^:;>faff,  ©tfc^idjte  be§ 
5ürftenl)aufe§  unb  Sanbeg  2Birtemberg ,  Stuttg.  1839,  Zf).  3  2Ibtt).  2, 
@.  520—536.  —  Ueber  bie  S3etl}eiligung  bei  ■gier^ogs  am  fiebenjä^rigen 
^ege  Dgl.  SIrnolb  Sd)äfer,  ©efc^it^te  be§  fiebenj.  Kriege»,  23b.  1,  2.  3lbt^. 
1  u.  2,  Berlin  1867/74.  Äarl  ^Jtarfc^aü  D.  Sulidi,  5Der  fiebenj.  ßrieg  in 
Sommern,  Berlin  1867.  ^.Stalin. 


56  g^riebtid^  Söif^elm  .^ai:!,  Jl.  b.  SDürtemberg. 

^ricbrij^  SBtll^elni  Äarl,  ^erjog,  bann  ^utfüxft,  äule|t  Äönig  bon 
SBüxtemberg,  geb.  ^u  Sxe^totü  in  ^interpommern  ben  6.  §lot)br.  1754, 
t  3u  (Stuttgart  ben  30,  Dctbr.  1816,  <Bo^n  be§  öorgenannten  ^etjog»  ^^-riebrici) 
(Sugen.  ®emä|  bem  ß^eüertrage  feiner  ßltern  föurbe  er  toie  feine  @efd)lt)i[ter 
in  ber  ebangelifd^en  ßonfeffion  a(§  ber  SanbeSreligion  erlogen  unb  öon  1769 
an  einige  3eit  namentlich  in  Vaufanne  gebilbet.  S)em  S5organge  feinc§  9}ater§ 
folgenb,  trat  er  im  ^.  1771  in  ben  ^reu^ifd^en  5RiIitärbien[t  unb  tourbe  öon 
griebri(i)  bem  ^ro^en  alSBalb  aU  Oberft  angefteüt,  ^um  (if)ti  be§  in  Silben  in 
©d^Iefien  garnifonirenben  S)ragonerregimcnt§  ernannt,  ftieg  auc^  toä^renb  be§ 
baierif(^en  @rBfotge!riege§  be§  3f-  1778,  in  toeld^em  er  me!)rere  SBorpoften  com= 
manbirte,  jum  (Generalmajor  em^or.  ^latfibem  er  im  3.  1782  ben  (Sro^fürften 
5Paul  unb  beffen  @attin ,  feine  ©ditüefter ,  auf  einer  italienifc^en  Steife  begleitet 
!^atte,  folgte  er  i^nen  naä)  Stu^anb,  tDurbe  l)ier  burd)  bie  i?oiferin  ßatt)arina 
bie  @ro^e  al§  ©enerallieutenant  unb  @ouöerneur  öon  ruffifd)  ^Vinnlanb  angefteHt 
unb  berföaltete  mäl^renb  be§  türfifc^en  .^riegeä  neben  einem  ßommanbo  über  eine 
SSeoBad^tungSarmee  bie  ©tattl^alterfd^aft  in  ßl^erfon.  ^m  3f-  1787  öerlie^  er 
auä)  ben  ruffifd^en  S)ienft  unb  toolinte  junäd^ft  im  Sanbl)au§  5Jlonrepo§  unmeit 
Saufanne  unb  in  3Sobenl)eim  bei^ain^,  tie^  fid^  aber  im  S-  1790  in  Subh)ig§= 
bürg  nieber;  im  ^.  1792  überbraci)te  er  bem  leisten  bcutfd£)en  .^aifer  au§  bem 
;§ab§burgifdt)en  ^aufe,  ^^^ranj,  ha^  S)iplom  feiner  3Bal)l  bon  ^^'^-'^n'^iittt  nad^ 
©eligenftabt.  ^lad^bem  fein  Später  im  ^.  1795  pm  Stt)ron  gelangt  mar, 
mu^te  er  bei  ber  Dccupation  be§  Sanbeg  burdf)  bie  ^^ranjofen  im  ^.  1796  nad§ 
2ln§badE)  unb  öon  ba  uad£)  2öten  flüd£)ten ,  folgte  aber  nac^  beffen  2;obe  am 
23.  S)ec.  1797  il)m  in  ber  Regierung.  — 2öa§bie  äußere  ®efd[)idC)te  biefer  feiner 
3ftegierung  betrifft,  fo  betl^eiligte  fitf)  g.  al§batb  im  S.  1799,  ba  bie  öftfrreicl)i= 
fdt)en  ©rfolge  günftigc  9lu§fidE)ten  gemäl)rten,  am  Kriege  gegen  bie  fran^^öfifd^e 
9iepubli!  unb  ma(^te  l^ierfür  größere  5lnftrengungen ,  al§  i'^m  bie  blo^e  ^4>flidE)t 
be§  9teic£)§fürften  auflegte.  S)arauf  rücEtcn  bie  f^^ran^ofen  unter  9let)  Bi§  in  bie 
©egenb  öon  Subtoig§Burg ,  tourben  aber  in  ben  j^reffen  hd  ^Bietig'^eim  unb 
S3önnigl§eim  l^aut)tftidE)tict)  burd^  bie  töürtemBergifc^en  2;rup:pen  jum  SlüdEjugc 
genötl)igt.  ^IHein  im  folgcnben  ^a^n  brang  ^oreau  mieber  öor,  bie  ^^eftung 
^o'^entmiel  ging  burd)  bie  Unfä^igfeit  if)re§  Scfel^l§!^aBer§  berloren,  ba§  Sanb 
mürbe  öon  ben  granjofen  üBerfdt)tr)emmt  unb  mit  einer  Sßranbfd^a^ung  öon 
6  5Jtiltionen  f^-ran!en  Belegt,  tüoran  fid)  fpäter  nod^  eine  5}lonat§fteuer  für  ben 
ganzen  fdf)mäbifd§en  i?rci§  anfdl)lo^.  ^y.  bcrmeigerte  lange  jebe  23etl)eiligung  an 
ber  3i^^ung  jener  mit  Tlüije  um  V2  ^iüion  berminberten  ©umme,  flol)  im 
Sfuli  mit  altem  in  ben  öffentlidEien  Soffen,  aud)  in  ber  Sanbfdf)aft§faffe ,  t)or= 
räf^igcm  Selbe  nad^  Erlangen  unb  öon  ba  nad^  2Bien  unb  feierte  erft  nad^  bem 
SlBfd^lu^  be§  SüneüiHer  f^-riebenS  bom  9.  f^ebr.  1801,  toeld£)er  ba§  gan^e  lin!c 
9tl)einufer  an  gi'anfreidE)  überlief,  im  ^ai  b.  ^.  in  fein  Sanb  ^urücf.  S)en  bon 
fran^öfifdfier  Seite  gel)egten  ^^^lan,  ba§  ^er^ogtljum  a'ufäulöfen  unb  ^mifdien 
33aiern  unb  SBaben  3U  tt)eilen,  gelang  e§  il)m  nadt)  ftanb^after  2öeigcrung,  frei= 
wittig  aud^  nur  ein  S)orf  feine§  ^er3ogt'^um§  abzutreten,  burc^  ben  ^arifer 
55ertrag  bom  20.  9Jtai  1802  gu  befeitigen,  melc^em  gemä^  Söürtemberg  nid^t 
nur  in  feinem  ganzen  SSeftanbe  er'^alten  mürbe,  fonbern  bie  fran^öfifdEie  SiepuBli! 
bem  ^erjog  il)re  guten  S)ienfte  bcrfprad^,  um  i^m  für  bie  überr^einifd^en  S3e= 
ft^ungen,  meld)e  Bereit§  ben  7.  ?luguft  1796  an  f^ranfreid^  abgetreten  toorben 
waren,  entf|)rec£)enbe  2;erritorialentfct)äbigung  5U  berfd^affen.  ^uxä)  ben  9leidf)§= 
be)3utation§'^aut)tfd)lu^  bom  25.  ^^ebr.  1803  murbc  er  benn  aud)  mirflic^  mit 
geiftlid£)en  Sefi^ungen,  Wie  ©ttWangen,  g^^eiatten,  ©omBurg  k.  unb  neun  9letd£)§= 
[tobten.  Wie  3^eutlingen,  ©-^lingen,  'Jtottweil,  ^att,  ©münb,  ^eilBronn  in  einer 
ben  S5erluft  weit  üBerWiegenben  unb   treffUdf)  arronbirten  Söeife   entfd^äbigt  unb 


g?nebtid)  2ßil!)elm  Siaxl,  Sl.  ü.  SBürtetnbcrg.  57 

erl^iett  augletd)  bie  -^utiriüi-be ,  tvdäje  im  i?uiiüvften6nei  bom  24.  ^ug.  b.  ^. 
no($  BejonberS  anetfannt  lüurbe  unb  tticld)c  if)m  awd)  Gelegenheit  gab,  bie  nttc 
Söürbe  jcine§  ^aujee  geltenb  ^u  mad^en  unb  ben  3;itel  be§  9teid)§evipanncr§  an= 
5unef)men.  Gv  üercinigte  bie  neuen  ©vmerbungen  ju  einem  bejonberen,  Don  bcm 
alten  ^ev3ogtt)um  unb  feiner  33crTafiung  üötlig  getrennten  ©taat  mit  befonberer 
9legierung  ju  Cvüiuangen  unter  bem  9?amen  'Jicuwürtemberg.  9ܧ  im  ^.  1805 
bet  ßrieg  jmifcfien  Defterreid^  unb  fyranfrcid^  mieber  au^hxaä) ,  juckte  ber  ^ut= 
fürft  aniangg  raenigfteng  neutrat  ju  bleiben,  allein  'i)Upoleon  erf(i)ien  am  2.  Cct. 

1805  unermortct  ju  SubtDigeburg,  erflärtc  i^m  in  einer  öierftünbigen  Gonferens 
bei  Oerjcf)toffencn  3:pren,  ba^  bie§  unmöglich  fei,  brot)tc  mit  einer  neuen  93ranb= 
fc^a^ung  öon  8  5)liIIionen  ^yranfen  unb  unerf(f)tt)ingtid)en  Lieferungen,  marf)te 
bagegen  für  ben  ^-all  be§  ^Beitritts  '^luefic^t  auf  eine  3}ergröBerung  be§  2anbe§ 
unb  eine  .ffönig§frone  unb  fo  ftettte  i^m  5.  im  Subtüiggburger  ^Itlianjöertrag 
öom  5.  Oct.  b.  ^.  8—10000  ^JJIann  ^ur  i^erfügung.  S)ie  Grfotge  5lapo(eon§ 
füt)rten  jum  ^re^burger  ^^rieben  5ranfrei(fi§  mit  Oefterreid)  bom  26.  £ecbr.  b. 
^.,  meld)er  im  3tnf(^(u^  an  bie  Seftimmungen  be§  35rünner  ©eparatöertrageS 
gmifd^en  g-ranfreid)  unb  2Sürtemberg  öom  12.  %tzhx.  bie  2(nerfennung  ber  öoUen 
©ouöerdnität  unb  ber  ÄönigSroürbe  3Bürtemberg§ ,  fowie  ben  3}er,^id)t  auf  alte 
3lnroartf(^aft§=  unb  £'et)en§red)te  öon  ©eiten  Oefterreid^S  enthielt  unb  bem  neuen 
Könige  unter  anberem.  namentlidE)  bie  obere  unb  niebere  ®raffd)aft  .öo^euberg, 
bie  Sanböogtei  3IItborf  unb  fünf  S)onauftäbte    eintrug,    töoraui  g.  ben  1.  San. 

1806  bie  i?önigemürbe  feierlicf)  annahm.  (2d)on  am  19.  £ecbr.  f)atte  ülapoleon 
burd)  ben  fogen.  ©dEiönbronner  2ageöbeTel§I,  mie  bie  Otegenten  öon  SBaiern  unb 
33aben,  fo  and)  yr.  ermäd)tigt,  bie  in  unb  an  2ltt=  unb  ^JteulDÜrtemberg  gelegenen 
SSefifeungen  ber  9teic^§ritterf(^aft ,  be§  beutjd)en  unb  be§  So^anniter=Drben§  in 
S5e[i|  3U  nel^men.  Sem  öon  5lapoleon  in  ber  9tt)einbunb§acte  öom  12.  ;3uli 
1806  unter  feinem  ^^srotectorate  begrünbeten  9t|einbunbe,  wetdier  am  6.  3tug. 
b.  S.  bie  Stuflöfung  be§  9ieid)e§  3ur'  golge  :^otte,  trat  ber  Äönig  mit  15  an= 
beren  beutfd)en  dürften,  al§  ber  bebeutenbfte  ^errfd)er  nac^  SSaiein,  bei,  erhielt 
baburc§ ,  fotoie  burd)  bie ,  an  bie  9ftf)einbunb§acte  fic£)  anfd)lie§enben  befonberen 
(5taat§öerträge  mit  ^aiern  unb  Saben,  namenttid)  bie  iperrfc^aft  SSiefenfteig, 
bie  9Ibtei  2SibIingen,  bie  gteid)eftabt  25iberad) ,  bie  ©ouöeränität  über  eine  be= 
träd)tlid)e  ^Inja'^t  biä'^er  reic^§unmittelbarer  dürften  unb  (trafen,  fo  bie  '^o^en= 
Io:§ifd)en  ^-ürftentpmer  (pm  größten  %^ni) ,  bie  33efi^ungen  ber  fyürften  unb 
Grafen  öon  3:ru(^fe^=2öalbburg ,  öon  Xfiurn  unb  Sarig  (^um  Z^zxi),  bie  nod) 
nid^t  mürtembergifd^en  Steile  ber  (Sraffd^aft  Simburg,  ba§  bem  ^:|}rinaen  öon 
Oranien  3ugctl§eilt  getoefene  9ieid)§ftift  2Beingarten,  eine  Diei^e  feit^er  baierifc^er 
ober  bab'ifd^er,  im  Umfang  be§  neuen  Äönigreid^§  gelegener  ^Rittergüter  ic.  S)a= 
für  mu^te  er  fidl)  aber  naä)  ben  Seftimmungen  bieje§  25unbe§,  öermöge  beren 
jeber  Ärieg  auf  bem  feften  Sanbe,  ben  einer  ber  contra^irenben  Steile  ju  führen 
l^aben  tonnte,  für  alle  anberen  unmittelbar  3ur  gcmeinfamen  ©ad)e  werben  foUte, 
fogleid^  an  bem  Ärieg  gegen  ^reu^en  mit  feinem  Kontingent  öon  12000  ^3Unn 
bet^eiligen.  Sm  S.  1807  öermäl)lte  Ü^apoleon  feinen  SSruber  :3er6me,  Äonig 
öon  SBeftfalen,  mit  griebri^ä  Sod^ter,  ^at^arina,  unb  ber  Äönig  too^nte  im 
October  1808  ber  feierlid^en  3nfammenfunft  ber  ^aifer  öon  (yranfreii^  unb 
9lu^lanb  5u  Srfurt  an ,  bei  me(df)er  e§  i^m  gelang ,  bie  angefonnene  3lbfenbung 
einer  i^eere§abtl)eilung  nadf)  (Spanien  abäutoenben.  SBalb  na^  Scginn  be§  ^rieg§ 
mit  Oefterrei(^  öom  ^.  1809,  an  n^el^em  er  Icbliaften  S^eit  na^m,  erhielt  ^. 
buri^  ein  beeret  ^Jtapoleon§  öom  24.  Ipril  1809,  meld^e§  ben  S)eutfd^orben  in 
ben  gt'^einbunbSftaaten  aufl)Db,  ^ergent:^eim  mit  ben  gted^ten,  Domänen  unb  ein= 
fünften  be§  .<pod)mei[tert^um§  unb  unterbrücfte  im  ©ommer  be§  ^a^xt^  einen 
aEba  au§gebrod£)enen  5lufftanb  mit  großer  ©trenge,  betl^eiligte  fid^  aud§  alSbalb 


58  g^rtebrtd^  2BtI'^eInt  jfarl,  ß.  b.  aSürtetnlierg. 

bamuf  in  ^^perfon  an  bem  ^am^fe  gegen  bie  S3orai-l6erger,  toeldie  in  35erl6inbung 
mit  ben  gegen  bie  23aiern  unb  ^^ranjofen  aufftänbifc^en  Tirolern  [ic^  ev'fioBen 
unb  in  ha^  olberft^toäBifd^e  2Bürtem6erg  einfielen.  Sex  2Bienei;  triebe  öom 
14.  Öctbr.  b.  ;3.  unb  —  nadibem  g.  im  StoöemBer  b.  ^.  ju  5pan§,  tt3ol)in  ex 
bon  ^flo^oleon  mit  anbexcn  i^ürften  entBoten  tüax,  aÜe  5pläne,  i^  mit  ^annoöex 
obex  5|>oxtugal  füx  ba§  aBjutxetenbe  äöüxtemfierg  ju  entfifiäbigen,  ftanb"^aft  ab= 
gele'f)nt  f)atte  —  bex  Sextxag  p  gompiegne  öom  24.  2l|)xil  1810,  fotoie  bex 
©taatäöextrag  mit  SSaiexn  öom  18.  5Jlai  1810  öracEite  bem  .Könige  luiebex  einen 
anje:§nlid)en  3mi)arf)§ :  bie  öftexxet($ifcf)e  5lnexfennung  bex  tüüttembergifc^cn  93eft^= 
nat)me  öom  Deutfc^meifteitl^um ,  bie  ©tabt  Ulm,  10  baiexif^e  Sanbgexid^te  im 
©üben,  Often  unb  ^Jtoxboften  jeine§  16i§^exigen  23efi|e§,  %1)e'\.U  öon  einigen  an= 
bexen  jold;ex  iße^ixle  unb  bie  ^o^cit  ilbex  einige  füxftlid)e ,  gxäflic^e  unb  xittex= 
f(i)aHüd}e,  öon  ben  neuen  ©xenjen  umjc^loffene  33efi^ungen.  3m  3^.  1812 
mu^te  ex,  hjie  bie  übxigen  SSexiünbcten  gxanf xei(i)§ ,  an  bem  xuffif(f)cn  Äxiege 
2:^cil  ne'£)men,  au§  ß)eld)em  in  golge  be§  berüchtigten  Stüd^ugeS  öon  feinem, 
ülbex  15000  ^ann  betxagenben  Kontingent  faum  nod^  einige  ^unbext  ^üxüä= 
tei)xUn.  3tu($  im  fotgenben  ^a1)xz  l^ielt  ex  junöc^ft  nocf)  fc[t  an  bem  fxan3i3fi= 
jc^en  SSunbe  unb  in  ßeipjig  fämpften  feine  Sxup^en  nod)  auf  9ta^oteon§  6eite, 
ja  ex  beftxafte  bie  SBxigabe  be§  ®xafen  5toxmann  auf§  empfinblid)fte,  toeil  bie= 
felfie  in  bicfex  ©d)Iact)t  ju  ben  33exbünbeten  üBexgegangen  toax.  Stttein  bux(^ 
ben  35extxag  ju  f^ulbo  öom  2.  SloöBx.  1813  txat  ex  felbft  auf  bie  ©eite  bex 
le^tcxen  unb  ex'£)ielt  bie  ©axantie  feinex  fämmtlic^en  ©taaten,  fon)ie  bie  exneuexte 
5Inexfennung  feinex  Uuab'^ängigfeit.  (Jin  §eex  öon  12000  Söüxtembexgexn  ftie^ 
5u  bex  gxo^en  Slxmee  bex  33eibünbeten,  bilbete  mit  öftexxeid;)ifi^en  Slxu^^en  ba§ 
öiexte  5lxmeecoxp§  untex  bem  Sommanbo  be§  Äxon^jxin^en  Söiil)elm  unb  fämpftc 
an  me^xexen  Oxten  mit  9lu^m  unb  ßxfolg  6i§  ^um  ßin^ug  bex  S3exBünbeten  in 
5paxi§  (30.  gjläxä  1814)  unb  9lapoIeon§  ^xonentfogung.  2ll§  bie  ^Mh^x  be§ 
le|texen  öon  6tba  im  ^iJläxj  1815  bie  SSexbünbeten  toiebex  ju  ben  Sßaffen  xief, 
rouxbe  au§  20000  aBüxtembexgexn,  18000  Deftexxeic^exn  unb  8500  ^effen=S)axm= 
ftäbtexn  ba§  bxitte  9lxmeccoxp§  abexmal^  untex  2lnfüt)xung  be§  ^xoniprinjen  öon 
SBüxtemBexg  gebilbet,  tt^elc^eS  bie  f^xan^ofen  am  28.  ^uui  b.  S-  Bei  ©txaPuxg 
juxüiiroaxf.  9ln  ben  jux  3^^^  bex  legten  SSegeBen'^eiten  Bexeitä  eingeleiteten  S}ex= 
^anblungen  be§  SBienex  dongxeffeS  feit  ^exBft  1814,  bex  bie  neue  ©eftaltung 
6uxo:pa'§  unb  befonbex§  S)eutfd)lanb'§  Beftimmen  foEte,  nal)m  bex  ,^önig  3eit= 
toeife  ^cxfönlid)  S^eil  unb  toax  einex  bex  fünf  beutfc£)en  Jpauptmädite,  toeld)e  bie 
©infü'^xung  bex  neuen  Oxbnung  bex  S)inge  in  S)eutfd)lanb  Bexat^cn  foHten. 
5lEein  bie  l^iex  gefaxten  33efc^Iüffe  entf;Dxad)en  feinen  2lnfid)ten  nic^t,  mebex  bie 
©inxic^tung  eine§  beutfd)en  S5unbe§,  toeit  ex  nof^toenbig  Sefi^xänfungen  Bei 
beffen  einzelnen  ©liebexn  öexuxfad^en  mu^te ,  nod)  bie  dinfü^xung  ftänbif(^ex 
SSexfaffungen,  unb  fo  U1)xk  ex  p  (Snbe  b.  ^.  1814  miebex  in  fein  ßanb  juxüä 
unb  trat  exft  am  1.  ©et)t.  1815  bex  beutfi^en  Sunbesacte  öom  8.  ^uni  1815 
unb  am  15.  <Bept  1816  bex  fogen.  lieiligen  ^lEianj  Bei.  ^m  ^.  1813  exlaufte 
1^.  noc^  öon  .g)ol)en3onern  bie  fleine  Apexxfdiaft  .g)ixfd)latt  unb  erl)oB  fomit  im 
Söexlauf  tüenigex  Sa|xc  feinen  ©taat  öon  650000  6intool§nexn  auf  1400000 
unb  öon  153  auf  354  G^JJl.  S)a§  öon  SllttoüxtemBexg  3lBgetretene  toax  nid§t 
fe^x  Bebeutenben  Umfang§.  2Baö  bie  innexe  SSerttjaltung  feine§  ßanbe§  Be= 
trifft,  fo  '^atte  ^5-  h^oax  fogleic^  bie  üBlic^e  a}exfaffung§öexfid§exung  auögefteEt, 
attein  Balb  Bxat^ten  il^n  feine  militäxifi^en  )Bebüxfniffe,  loeld^e  Bei  bem  ßanbtag 
unb  ben  9lu§fd)üffen  feine  Slnexfennung  fanben,  in  öoEen  ©txeit  mit  bex  ßanbe§= 
öextxetung.  (Segenfeitige  Auflage  Beim  üteic§§l)ofxatl^,  fd)arfe§  @infd)xeiten  f?frieb= 
xi(^§  gegen  bie  toibexfpenftigen  ©täube,  biplomatifdie  Slgitation  bex  ©tanbc  gegen 
ben  .^exjog  (mit  ben  9Jlitteln  ber  geheimen  Sxud^e)  jc,  Bejetd^nen  biefe  unex« 
quidlid)e   ß^jifobe   bex  inneren  @efd)id)te  be§  Sanbe§,  in  toelc^ex  ätoax  au(^  bie 


fjticbric^  aBil^efm  Raxl,  Si.  ö.  aDßüttemberg.  59 

©tönbe  e§  an  bem  entf^jrec^enben  S^ene'^men  gegenüBev  bem  ütegenten  \ei}Un 
liefen,  ber  -^erjog  ahn,  gereift  unb  burc^  ©egner  bcrfelben  bottt)ärt§  getrieben, 
mit  ©eroottmaBvegetn ,  mit  einjeitigcn  3?efef)(en  o^ne  Sücffic^tnafime  auj  bie 
(gtänbe,  mit  Stmtlentfe^ungen ,  9)ei-f)aitungen  ^eröorragenbcr  SPett^tibiger  ber 
ftänbiirf)en  ?Recf)te,  \x<i)  über  bie  i^n  ^emmenben  (5(i)ranfen  ber  3}erfaijung  ^in= 
toegfe^te.  60  fann  ni(^t  geleugnet  merbfn,  baB  bie  a(te  33erfaffung  be§  lS}anbc§, 
aufgebaut  auf  ber  ßrunbtogc  ber  (Forporationen  unb  mit  bem  mäi^tigen  engeren 
9lu6i(f)u§,  rt)el(f)er  fici)  ju  einer  9Irt  öon  Ü^ebenregierung  geftattet  l^atte,  im  S5er= 
lauf  ber  3^^^  i^  fin^  S^tüiffe  Stagnation  eingetreten  mar  unb  ba^  bie  lieber^ 
ganggjeit,  in  roefc^er  5.  regierte,  bei  ben  öon  allen  ©eiten  brof)enben  (Stürmen 
eine  fräftige  unb  ein'^eitücfie,  entfc^Ioffene  ^yü^rung  h(S>  Staates  jorberte,  mie  fie 
unter  ber  alten  SSetfafjung  ficf)  nid)t  bcrtoii'£ti(f)en  fonnte,  allein  gemattfam  unb 
unrechtmäßig  wax  bie  3}erni(^tung  biefer  Serfaffung ,  n^ie  fie  ^.  ju  (5nbe  be§ 
^.  1805  Dorna'^m.  ^nbem  er  bie  Souöeränität ,  meiere  i^m  bur(^  bie  jc^on 
genannten  9}erträge  tom  5.  Cct.  unb  12.  S^ec.  1805  jugejprorfien  morbcn,  aU 
unbef(f)ränfte  ^errfc^aft  au($  f)injiif)tlicf)  feiner  inneren  9tegieruug  auffaßte,  eignete 
er  iiä)  ben  30.  2ecBr.  1805  bie  ftänbifi^en  gaffen  unb  ba§  5Ir(i)it)  ber  ©tänbe 
getoaltfam  ju  unb  n)ic§  ben  31.  5^ecbr.  1805  bie  3(emter  jur  unbebingten  Unter= 
orbnung  unter  bie  Crgane  ber  ^Regierung  unb  jur  ^(btie^erung  ber  Steuern  an 
biefelbe  an.  Sarauf  erfolgte  unter  ber  2}ereinigung  öon  5Itt=  unb  ÜZeumürtem^ 
berg  p  Sinem  einf)eitlic^  unb  mogticfift  g(eict)artig  regierten  Üteic^e,  toel(^e§  eine 
gteid)mäBigere ,  übrigen»  öfter»  mecf)fe(nbe  ßint^eitung  ex^xdt,  feit  beginn  be§ 
^.  1806  bur(f)  eine  überaus  rege,  jum  2f}eü  n-eilic|  fii^  überftür^enbe  gefefe= 
geberif(^e  2^ätigfeit  bie  5Reugefta(tung  ber  StaatSöertoaltung,  mie  fii^  biefelbe 
in  ben  allgemeinen  Umriffen  no(^  6i§  ^eutc  erlialten  ^at.  @§  finb  3.  33.  ju  er= 
toä^nen:  bie  vJluf^ebung  be§  (geheimen  9tat^§CDtlegium§  unb  bie  6rrtcf)tung  eineg 
StaateminifteriuraS  mit  fe(^§  (furje  ^^it  fieben)  Departement»,  fomie  eine»  au§ 
ben  ''l^liniftern  unb  jugejogenen  ^^erfonen  befte^enben  Staatsrat^»,  bie  ßinfü'Eirung 
mei]t  buveaufratifcf)er  ftatt  ber  jeit^erigen  collegialen  5?ertt)altung,  bie  S^ereinigung 
be»  geift(i(f)en  (Sut§  mit  bem  Staatsüermögen,  eine  3lnorbnung,  mit  toeld^er 
übrigeng  bie  gufit^erung  jur  Uebernaf)me  aller  feit^er  am  biefem  @ute  "^aftenben 
3}erbinbli(i)feiten  für  firc^licfje,  $3e^r=,  Scl)ul=  ober  anbere  gemeinnüfeige  3lrmen= 
SInftalten  tjer&unben  mar,  bie  Einräumung  gleicher  9te(i)te  an  bie  brei  cfiriftlic^en 
ßonfeffionen  hnxä)  ba»  'Jieligionöebict  öom  15.  Cct.  1806,  bie  (Srünbung  einer 
fatf)Dlif(^=t^eologif(f)en  ^afultät  ju  Sllmangen  unb  3}er^anbtungen  mit  bem 
päpftlic£)en  Stuf)le  3ur  9^egulirung  be§  fat^olif(^en  ßiri^enmefeni  im  5anbe, 
toeiter^in  bie  (junäc^ft  freiließ  t)orübergel)enbe)  ^Befi^na^me  ber  t^cft,  meiere 
frül)er  Sac^e  be§  Üteic^e»  gemefen,  al§  lanbee^en-lit^en  91e($t»,  Dieueinricl)tung 
be§  -DJUlitärmefens  unter  ßinfü^rung  ber  (?onfcription ,  manrf)e  SSeränberungen 
im  Sc^ulmefen,  in  meli^er  öinfitiit  in»6ffonbere  bie  Unioerfität  il)re  @cri($t§bar= 
feit  unb  Selbftänbigfeit  öerlor,  bagegen  manche  iserbefferungen  unb  Srmeiterungen 
it)xn  ilnftalten  erhielt.  —  Sllebalb  nad)  feiner  9?ü(ife'^r  öon  2öien  befi^loB  {}., 
no(^  el)e  bie  2Biener  Qjer'^anblungen  if)ren  Qlbfi^luB  fanben,  in  ber  5lbfic^t,  öon 
au§märt§  etma  fommenben  meiterge^enben  3umut^ungen  juöorjutommcn,  al§  ber 
erfte  unter  ben  beutfrfien  dürften  bem  ^anbe  eine  beinahe  burc^au§  auf  neue 
(Srunblagen  aufgebaute  3)erfaffung  ju  geben,  fixierte  f(f)on  am  11.  ^an.  1815 
bie  (vinfü^rung  einer  fotc^en  ^u  unb  legte  fie  am  15.  Wäx^  b.  ^.  ber  '^terju 
einberufenen  ftänbifc^en  S3erfammlung  öor.  ^llHein  biefelbe  mürbe  beina'^e  ein= 
ftimmig  öermorfen  unb  bie  2Bieber^erftellung  ber  altmürtembergifc^en  SJerfaffung 
Verlangt;  aucf)  begannen  nunmehr  langmierige  3}er^anblungen,  mät)renb  melc£)er 
ber  ßönig  ftarb.  g.,  in  mani^er  öinfii^t  bem  erften  mürtembergifd^en  iper^oge 
biefeS  '^lamm^  gleii^artig,  mar  ein  SiRann   bon   bebeutenben  @ei]tesgaben ,    au§= 


QQ  i^xkhxiä),  33.  ö.  SlöüräButg. 

geBi-etteten  ,$?enntntffen ,  16ejouber§  in  ben  matt)ematifd^en  Sötffenjc^af ten ,  bon 
gro^ei-  äöillen§=  unb  2'^at!vaft,  tüefd^e  i"^!!  aurf)  in  ben  fditüievigftcn  3}ert)iiUniffen 
an  bem  grfh-ebten  feft^atten  lie^  unb  ^umat  ']üx  jene  ftürmifii)en  Reiten  al§ 
befonber§  wei-tljüoll  eifc^einen  mu^te.  ©einem  gebop^elten  ^Qu^jtftreben ,  fiif) 
mit  ben  Bebeutenberen  g^ürften  6ui*opa'§  burd)  9tang  unb  3Bürbe,  buvd)  ^JJtad^t 
unb  ^^vacfit  melii-  unb  me^v  in  eine  £inie  ju  ftetlen,  unb  im  Innern  feine§ 
©taate§  frei  unb  ungehemmt  ju  regieren,  gab  er  fic^  mit  9tü#(f)t§to[igfeit  t)in. 
2ßa§  fein  erftgenannteS  ©treben  Betrifft,  mit  melc^em  er  bietfactie  ©rfolge  erjielt 
:^at,  fo  toirb  it)m  freiließ  namentlich  fein  enger  9lnfd)Iu§  an  f^ranfreid^  unb  feine 
ftarfe  SBet^eitigung  am  Df^einbunbe  jum  SSormutf  gemad)t,  attein  m^nn  man  bic 
bamatige  3eittage  unb  bie  getüöljnlid^e  Sluffaffung  öon  beutf(^em  ^^Patriotismus 
p  g-riebrid)§  3eit  in  23etra^t  ^ie^t,  fo  ift  bie  ^^-rage  gerechtfertigt,  an  meldte 
!räftige  beutfdie  ^ac^t  l^ättc  er  fic^  mit  einer  g-ranfreicf)  feinbtii^en  9tid)tung 
unter  ?lu§fid)t  auf  einigen  ßrfolg  Bis  jum  ^.  1813  anfd)Ue^en  !önnen  unb 
troS  f)ätte  c§  feinem  Sanbe  ober  S)eutfd)(anb  genüljt,  ttienn  er  in  D)3pofition 
gegen  ^ranfrcid)  feine  öfterS  geplante  9}erbrängung  bon  SöürtemBerg  ober  eine 
2;t)ei[ung  beffelBen  unter  Benac^Barte  ©taaten  I}crBeigefüf)rt  '^ättel  ?lud)  maS 
bie  ^Regierung  feineS  ßanbeS  felBft  Betrifft,  fo  ttjirb  ^ugegeBeu  Werben  muffen, 
ba^  bie  Bon  ^.  ergriffenen  ^Jta^regeln  jum  2;t)cit  menigftenS,  mie  3.  33.  bie 
Slnf^eBung  beS  ^-eubaliSmuS,  bie  33ereinfa(^ung  beS  ©taatSfjauS'^altS,  ben  neuen 
^been  entfBrad^en  unb  noi^  tjeutjutage  als  mefentlidie  6rrungenfd)aften  aner!annt 
tüerben ,  jebocf)  fcIBft  in  fold^en  t^iilten  Inar  bie  2lrt  feineS  tf)eilweife  aud^  burd) 
öu^ere  boütifdje  9lüdfid)ten  Beftimmten  33orge()enS  aufS  tieffte  öertetienb,  mef)r 
als  eS  nbf^ig  tüar  unb  alS  eS  t'^eilttjeife  menigftenS  in  anberen  Staaten  gefd^a"^. 
S)er  BiSt)er  reid)Sfreie  3lbel  mürbe  in  auSgefud^t  ftrenger  Söeife  Be^nbett;  bie 
Beamten  maren  Bei  !ümmerüd)en  Sefolbungen  unb  großer  ®cfc£)äftSüBerBürbung 
fortbaucrnben  ß)efal)ren  unb  S3efd)merben  auSgefe^t,  meit  baS  geringfte  SSerfe'^en 
fdtimere  ©trafen  nadt)  fidf)  jic'^en  fonnte.  S)aS  3]olf  felBft,  me(dt)eS  attgemein 
entmaffnet  tüurbe,  brüdten  luftige  ^otijeiöorfdjriften  ber  bcrfdt)iebenften  5lrt,  ein 
auSgebel^nteS  ©pionirft)ftem ,  fd^mere  SlBgaBen  unb  bie  miHfürUd^e  unb  ungtei(^= 
mäßige  ^anbl^aBung  ber  ßonfcription,  ber  UeBermufE)  ber  f5nigli($en  ©ünftlinge, 
i^riebrid^S  ^rad)ttieBe  unb  55erfd^menbung ,  bie  nieberen  (Etaffen  beffelBen  aBcv 
namentlidE)  feine  ^lOgblieBe,  bie  Duelle  jaljüofer  S^ro'^nen  unb  fonftiger  S3e= 
fdtjtoerbcn.  ©elBft  feine  guten  Sigenfi^aften  berfel)lten  oft  i^re  Söirfung,  toie 
benn  feine  (5Jered)tigfeitSlieBe  nid£)t  feiten  in  all^u  gro^e  ©trenge  ausartete.  ^. 
bermä^lte  fid£)  in  erfter  Qtjt  ben  15.  £)ct.  1780  mit  9lugufte  iJaroline  Bon 
Sraunfc^tDeig=2öol_fenBüttel  (f  ben  27.  ©eBt.  1788),  auS  metd^er  ^mei  ©ö'^ne, 
barunter  fein  ^3tadt)f olger,  ^öuig  3Bi^elm,  unb  eine  Soc^ter,  bie  oBcn  genannte 
Äatl)arina,  '^erBorgingen;  in  ätoeiter,  finbertofer  @l)e,  ben  18. 'üTlai  1797  mit 
5lugufte  gjlat^ilbc  üon  ©ropritannien  unb  Urlaub  (f  ben  6.  Oct.  1828). 

33gt.   (5Jtattl)ifon)    ßeBenSaBri^    beS    {)öc^ftfcligen    i?5nigS    griebrid^    Bon 

SöürttemBerg.     gur  Srauerfeier  ben  13. 5Dec.  1816.    ©tuttg.  0.  S-  —  i5rieb= 

ridf)  IL,  .fJönig  bon  äBürtemBerg,  in:  3eitgenoffen,  S3iograbl)ien  unb  6^ra!te= 

riftifen,  Sb.  II.  5lBtl).   3,   ßeip^ig  unb  mtenBurg   1818.  —  Äarl  ^$faff,  @e= 

fd)id^te  beS   gürftent)aufeS  unb   ßanbeS  SöirtemBerg,   ©tuttg.   1839,    Z^l  3, 

5lBt^.    2.    ©.    536—72.  —   3)aS    ^önigreid^  2öürttemBerg ,    ©tuttg.    1863, 

©.  74  ff.,  85  ff.  —  2.  ^äuffer,  ©eutfi^e  (Sefd^ii^te.  ^.  ©tälin. 

gricbrirf)   bon  SöirSBerg,  prftBif^of  bon  SBüräBurg  (1558-1573). 

^m    ^.    1506    geBoren,    einem   oBerfränüfd^en ,  im  ©eBiete  Bon  ©ulmBadt)  an= 

gefeffenen   @efdE)lecf)te  entftammenb ,   mürbe   er  im  ^.    1533  in  baS  aBürjBurger 

S)omcabitel    aufgenommen,    im    S.    1544    jum   S)ombecan  unb    am   27.  Slpril 

1558,  nai^  ber  ©rmorbung  beS  ^ürftBifd^ofS  SJleld^ior  b.  3oBel  3U  beffen  ^lad^= 


griebric^,  33.  ö.  Söüriburg.  61 

jotger  ertoä'^tt.  ©eine  Gr^^efiung  fiel  bemnad^  in  fine  in  jeber  SBe^iefiung  ^bä)it 
!vitif(i)e  3cit-  "^^^  ^5od)fti't  aBürjburg  im  bejonbcren  f)atte  burd)  bie  öovau§= 
gegangenen,  fic^  an  ben  5Jlarfgvaien  2((6rec^t  5ücibiabeö  unb  SBil^elm  öon  ©rum= 
had)  anfnüptenben  ^Berroicfelungen  eine  tief  gel^enbe  (Siic^ütternng  erfaßten.  S)er 
8taat5f)aue^a[t  be§  ^o(f)[tiit§  tüax  grünbüd)  jerrüttet,  bie  (gc^ulbenlaft  un= 
gemö^ntic^  1)odi)  geftiegen.  S;ev  neue  i^-üiftbijc^oT  roax  allerbings  eine  enevgifd^e 
5iatur,  bie  jugteid)  jür  rauf),  unbeugsam,  ja  leibenfc^aftüd)  galt,  ^ebod)  jur  pein= 
liefen  Ucberrafd)ung  be§  S^omcapitelS  niadite  er  feine  Ü.iliene,  ber  ^oc^gewadn'enen 
Unorbnung  im  (5taat§^u§f)att  (Jin'^alt  ju  t^un  unb  felbft  mit  bcm  guten  33ei= 
fpiete  ber  Sparfamfeit  üoranäuge^cn.  ©o  fa^  fic^  ba§  Somcapitet  gen5t()igt, 
bie  ©ac^e  in  bie  ."panb  ju  nefimen  unb ,  tt)ie  es  ha^  öermöge  feiner  t)erTaiiung§= 
mäBigen  Stellung  t^un  fonnte,  ben  toiberftrebenben  gürftbifc^oi  ju  ben  not^= 
toenbtgen  Steiormen  ]u  nöt^igen.  äöirftid)  fam  im  ^.  1560  ein  3}ertvag  mit 
g.  3u  Staube,  ber  bie  öanbegregierung  unb  bie  lyinansöerraattung  bc5  öodjftifts 
einer  öom  Gapitel  Porgefi^lagenen  Oicuorbnung  untermarj.  Sem  ^üvftbiic^oT 
aber  fiel  bie  i{)m  fo  auterlegte  25eid)ränfung  ju  jd^raer;  er  öerftanb  e»,  fie 
nac^  einigen  Sa'firen  ab5uid)üttetn  unb  bie  früt)ere  Unorbnung  teerte  jurürf. 
i^ebod)  fteüte  eg  fid)  balb  ^eraus ,  ba^  bei  einem  joId)en  irrationellen  ^uftanbe 
ba§  öffentlidie  2Bejen  ^u  (Brunbe  ge^en  muffe;  ba§  S)omcapitet  ift  fd)on  im 
^.  1564  jum  anberen  ^Hate  bajmifi^en  getreten  unb  l^at  ^y.  3U  einem  neuen 
Sßertrage  unb  einer  neuen  S^anbeeorbnung  bemogen,  bie  feine  Unfä^igfeit,  fic^ 
ein3ufd)ränfcn,  aufg  neue  in  ^effctn  legte.  3Iber  biefe  9lnorbnung  erlitt  baffelbe 
(5d}idfal  mie  ber  erfte  3}ergleid);  mieber  nad)  ein  paar  ^al^ren  gelang  ee  bem 
fic^  fträubcnben  ^^ürftbifc^of ,  biefelbe  ju  ^aüe  ju  bringen.  £ie  i^olgen  biefeg 
feines  33iberftanbes  mieber^^olten  fid)  jebod)  ebenfaES;  bie  faum  beigelegte  S^x^ 
rüttung  ermad)t(  Pon  neuem,  ^eboc^  angcfi(^t§  ber  unerträglid)en  9}ern)irrung 
er^ob  fic^  bae  Somcapitel  ^um  britten  'DJlale  unb  e§  fam  im  ^.  1568  ein 
britter  S}ertrag  mit  fy.  ju  ©taube,  ber  i^m  no(^  engere  (Sd)ranfen  äog  unb  i^n 
förmlid)  unter  bie  S}ormunbfd)aft  bc5  Gapitels  fteEte.  S)iefe  Crbnung  l^at  fi(^ 
bann  menigfteng  rormell  bi§  ju  O^riebric^S  Sobe  bef)auptct,  obtool  fie  S)anf  feiner 
Ungefügigfeit  ni(^t  bie  beabfid)tigten  unb  münfc^ensmertl^en  mo^lt^ätigen  2öir= 
fungen  äußerte.  Grft  fein  51ad}folger,  (yürftbifd)of  Julius,  fjat  au«  eigener 
^nitiatiPc  in  biefen  ^yragen  ben  rid)tigen  3Seg  eingefd)lagen  unb  ber  troftlofen 
3errüttung  ein  ^ift  gefegt.  SBäl^renb  ^5'-  at^  i3anbe§fürft  eine  fo  menig  erfprie^= 
lidjc  öflttung  befolgte  unb  bie  unöermeibli(^en  ^Reformen  jum  offenbaren  5ta(|= 
tl^eiie  be§  Sanbe§  nac^  Jiröften  erfc^merte,  gemäl)rt  feine  J^ätigfeit  at§  ,$?ird)en= 
fürft  ein-  tJoHftänbig  anbere§  3Silb.  5luf  biefem  ©ebiete  tritt  er  mit  unbebingter 
©elbftänbigfeit  auf  unb  Id^t  er  e§  an  burc^ greif enb er  Energie  nic^t  fehlen.  (5r 
ift  einer  jener  beutfd)en  33if(^öTe,  bie  Pom  ©eifte  ber  beginnenben  6egenrefor= 
mation  erfüllt  finb  unb  fid)  gan3  in  ben  S^ienft  ber  ixd)  jur  Slction  unb  jum 
Eingriff  aufraffenbcn -^irc^e  ftellen.  £>aB  eine  Steife  nad)  9tom,  bie  er  als  5^om= 
becan  bortl)in  unternommen,  auf  biefe  feine  Stimmung  ma^gebenben  ßinflu^ 
gel^abt,  fann  al§  ma'^rfc^einlid^  t»er3eic§net  tuerben;  in  ^i-'^iburg  i.  Sr.  wcnigfteng, 
tüo  er  feine  Stubien  gemad)t,  l^at  er  fc^merlid^  berartige  ginbrüde  empfangen, 
©emi^  ift,  ba^  er  in  ber  angebeuteten  9ti(^tung  bem  £omcapitel  Porauegeeilt 
ift,  unb  ba^  biefe§  in  ber  erften  3cit  not^  feiner  ßr^ebung  fid^  PerantaBt  gefel)en 
l)at,  i^n  öor  unöorfid)tigen  unb  Unbulbfamfeit  Perrat^enben  5leuBerungen  gegen 
bie  proteftantifd)en  Stänbe  ju  marnen ;  unb  2^atfad)e  ift,  ha%  er  bem  Eintritte 
feines  5lmte§  rafd)  eine  9tei'^e  öon  9JtaBregeln  folgen  ließ,  bie  ben  S^ved  f)atten, 
bem  fiegroid)  aud)  in  ha^  .Oodjftift  unb  ben  Sprengel  Pon  23ürjburg  eingebrungenen 
^toteftantiemu«  ben  Soben  ftrcitig  ju  mad^en  unb  bie  in§  SBeidjen  gefommenc 
ftrengere  tird)lid)e  ©efinnung  ttiieber  jum  Stellen  3u  bringen,     ^n  biefem  Sinne 


52  -         gtiebtid),  58.  b.  SBütäburg. 

ie)at  er  [id)   gteid^   aniangS   mit    einev  !i-äitigen,  burcf)  ben  Sirud  öerbielfättigten 
2lnft)va(i)e  an  ben  6levu§  «nb  ba§  SJott  jeinei-  S)iöcefe  geloenbet.     UeberaE  brang 
er  barauf,    ba^  bie  !tr(i)ücE)en  SSorfd^riftcn  unb  Dibmmgen  in  correfter  3Beije 
beobad)tet  tüürben.     2öa§    man  öon  (Seiten   feiner  SlmtSöorgänger  feit  längerer 
3eit  nid}t   metir  getoot)nt  getoejen  ioar ,  er  unterjog  ficf)  ben  priefterlid)en  5un!= 
tionen  ber  ^^srebigt  unb  ber  ©penbung  bc§  3lbenbma^Ie§  öjter§  in  eigener  ^$erfon. 
S)aB  alleg  barauf  anfomme,  ba§  £)eranmad)fenbe  ©efd^led^t  in  ben  ftrengen  firc^= 
Ud)en  ©runbfä^en  ju  er^ie'^en,   föar  i^m   öon  Einfang  an  ftar.     S3i§{)er  toar  bie 
^ugenb  feine§   ©prengel§   nad)   au§n)ärtigen   ©(^ulen   gegangen   unb   t)atte  öon 
bort  bie  ^Jleigung  für  bie  neue  2ef)re  mit  3urüdgebrad)t ;  biefem  3uftanbe  fottte 
nun   ein  ^iel  gefegt  toerben.     ©o  fa^tc  x^.   ben  ^lan,  in  äöurjburg  felbft  eine 
9Inftalt  3U  grünben,  in  ber  bie  ®efat)r  ber  ^egünftigung  ber  üertja^ten  ^ieuerung 
grunbfä^lid)    unb   öon  öornl^erein  auegefi^toffen  Bliebe.     @§  ftel)t  mit  ©ic^er'^eit 
3U   öermut^cn,    ba^  x^.   ju  biefem  ^^»ed  am  liebften  gleid)  eine  Uniöerfität  ge= 
grünbet  l)ätte;  biefen  ©ebanfen  mu^te  er  aber  unterbrüden,    ineil  bie  finanjiette 
ßage    be§    i^oc^ftiftS   —   an    ber    er    übrigen§   nid)t   ol)ne   ©d)ulb  mar  —  ein 
fol^e§  Unternet)men  einfad)  nid)t  ertaubte,     ©o  cntfd^lo^  er  fid),  mit  ber  @rün= 
bung  einer  befd)eibeneren  Stnftalt,  einer  „^articularfd)ule",  immerhin  eine§  ®t)ni= 
nafium§  im  l)5§eren  ©tile  fid)  ju  begnügen  unb  aber  —  baffclbe  ben  Sfefuiten  ju 
übergeben;  benn  fie  l)ielt  er  für  am   geeignetften   ober  für  aEein   geeignet,   bas 
äBerf  ber  ;3^igenbbilbung  in  red)ter  unb  juöerläffiger  äöeife  ju  leiten.    5lber  aud) 
auf  biefen  legieren  äöunfi^  mu^te  er  öorläufig  öer^ic^ten;  tl)eit§  meil  ber  junge 
Orben  gur  3eit  nid)t  bie  auereic^enben  Gräfte  befa|,  tt)eit§  meil  ba§  3)omcapitet 
fid)  ber  23erufung  „biefer  l)od)trabeuben  unb  ftoljen  Seute"  offen  hjiberfe^te.    <Bo 
mu^te  5.  pfrieben  fein,   bafi  baö   (Sapitel   menigftenä   3u  ber  @rrid)tung  einer 
„neuen  ©d)ule"  ot)ne  ^efuiteu  feine  3u[ti'nmung   gab.     Unöertoeilt  ift  er  bann 
äur  9tugfü^rung  gefd)ritten;  ba§  entöölferte  Gtariffinenflofter,  am  füblid)en  @nbe 
ber   ©tabt   gelegen,   mürbe  jum  ©ilje  ber  Slnftalt  öerloenbet  unb  ^Jtänner,  toie 
^afpar   ©tüblin  unb    ilonrab   Sinner  au§   ^^rreiburg,   fpäter  ber  ^rofeffor  ber 
2:i)eotogie  im  ^prebigcrtlofter  ju  O'öln,  3te§ciu§,  berufen,    ^m  5lpril  1561  rourbc  ba§ 
„^äbagogium"  feierlid^  eröffnet  unb  ©tänbe  unb  Sßol!  aufgeforbert,  baffelbe  mit 
i^ren  Äinbern  ju  befd)iden.    ©leidimol  erfreute  fid)  bicfe  ©d)öpfung  —  „CoUegiura 
Fridericianum"  —  teincS  SSeftanbe»  unb  gerietl)  im  35erlaufe  öon  ettöa  5  Sal)ren 
in  SSerfatt.     S)ie  entfd)eibenben  ©rünbe  biefe§   raf(^cn  S5erfalle§  finb  nid^t  über= 
liefert  unb  laffen   fid^   faum   öermutf)cn.     Sie  regen   „3eitläufte"   »erben  tool 
ba§   irrige    baju    beigetragen    l)aben.     S)a§   ^od)ftift   unb  bie  ©tobt  SBür^burg 
'^aben    befannttid)    gerabe    in    biefer    3^^*    (1563)  in  ^o^S^  ^^^  Örumbai^'fc^en 
^nöafion  einen  neuen  em|3finblid)en  ©to^   erlitten.     ^•. ,    burd)   biefc   ©rfa'^rung 
nid)t  entmutl)igt ,    griff  aber  mit  öerboppelter  Energie  auf  feinen  urfprüngtid^en 
©ebanten,   ben  ^efuiten  feine  (Sd)ule  an^uöertrauen,   jurüd  unb  trat,  ol)ne  mie 
e§    fd)eint    bie    3u[tii^^i^^ung    be§    S)omcapitel§    einge'^olt  3U   l^aben,    ju  biefem 
^tütät  mit  5Papft  ^iu§  IV.  in  llnterl)anblung.     @§  Rubelte  fid^  babei  befonber§ 
aud)  um    bie   päpftlidC)e   Genehmigung    ber    beantragten  ßinöerleibung  be§  geb. 
illofter§  öon  ©t.  9lgne§  unb  feiner  ©infünfte  in  ben  Drben  ber  ^efuiten,  um  fo 
ba§  ju  grünbenbe   Kollegium  3U   botiren.     ^^eter  (^anifiu§,  beffen  23e!anntfd^aft 
^.  fdion  früher  in  ?lug§burg  gemadC)t  ^atte,  fpielte  bei  biefen  S}erl)anblungen  bie 
9toEe    be§   päpftlidjen   3toifd)enl)änbler§.     2lber    erft    im   S.    1567    l)aben  biefe 
^Präliminarien  ju  einem  enbgültigen  @rgebni|  gefüt)rt  unb  am  27.  £)ct.  :§ielten 
bie  baju  au§erfel§enen  Später  jur  l)o'^en  Jßefriebigung  ^^riebrid^g  il)ren  ©in^ug  in 
hü^  ^lofter  öon  ©t.  5tgne§,  bal  it)nen  fammt  atten  Ütenten  in  öollcr  9tect)t§form 
übertragen    tourbe.     Sie   ©i^ule   felbft,    bie   ganj   in  il^re  ^änbe  gelegt  würbe, 
nal)m  im   5toöem6er  gebadeten  ^a^xe^   ii)xm   Slnfang.     Der  gürftbifd^of  l)atte 


iJtiebrid),  S.  D.  SDBürjburg.  63 

jugteid^  feine  5lutorität  aufgeBotcn ,  ber  fo  regenerivten  3tn[talt  (5(i)üIeT  Be= 
mittciter  unb  imbemitteücr  Altern  juäum^rcn.  Sias  ßonötct,  ba§  er  mit  i^r 
berbanb,  ift  ber  2Injang  bei  fpäteren  Seminarii  clericorum  gcraorben,  So  tuar 
in  ber  ^Ric^tung  ber  OoIIftänbigen  Ütcl^abilitirung  be§  üorübetgc'^enb  unterlegenen 
^at^oliciimu§  l^ier  ein  ma^gebenber  Sd^ritt  gcfc^e^en,  unb  ber  Crben  mar  im  .öo(i)= 
ftift  eingeführt,  beffen  ©ifer  bann  l)ier  tt)ie  überall  bic  betannten  jn)eif(f)net= 
bigen  äöirfungen  jur  S^olgc  gef)abt  fiat.  ^m  3iifanimen^nge  mit  biefer  (Brün= 
bung  5riebri(|§  ftelf)t  bie  9}erfünbigung  be].  Surd^fü^rung  ber  S5ef(^(üffe  be§ 
6oncil§  bon  Orient,  wofür  ba§  geeignete  SBcrfjeug  nun  gefunben  toar.  ^n  biefen 
Singen,  ^umat  ber  l^o^cn  Scf)ule,  mu§  g-  bemnai^,  im  (Begenfalje  5U  feiner  tocttticfien 
ülegierung,  a(§  ber  mirflirfie  3}orIäufer  feine§  91ac£)fo[ger§  betrarf)tet  toerben.  — 
3Inlangenb  bie  rei(^§fürftüc§e  (Stellung  (5^"iei>nii)»  311  ben  allgemeinen  poütif(^en 
fragen  feiner  g^it,  fei  bemerft,  ba|  fie  überall  ba»  @e|)räge  Oon  fatt)oIifc^=confer= 
öatiöer  2enben3  an  fid)  trägt.  3ustei(^  toar  fie  ftets  üon  ben  ^ntereffen  be§ 
^oc^ftiftei  geleitet.  Sie  5(ufre(^tl§altung  be§  ^anbfriebens  fte'^t  habci  in  erftcr 
Sinie.  S5ereit§  ^yiiebricfjS  3}orgänger,  ^elc^ior  ö.  3obet,  toar  in  ben  fogen. 
ßanböbcrger  93unb  eingetreten  unb  g.  fe^te  nacf^  feiner  ßr'^ebung,  in  biefem 
galle  im  Sinöerne^men  mit  bem  S^omcapitel,  biefe§  S5erf)ättni|  fort.  Sen  '^ier= 
bei  teitenben  @efid^t§puntt  bitbete  bie  OtücEfic^tnal^me  auf  bie  nocf)  immer  un= 
gelöfte  ©rumbac^'fd^e  ^rage,  bie  ba§  ^oc^ftift  nad)  toie  bor  in  Stt'^cm  '^iett. 
S)ie  in  9lebe  ftet)enbe  3}ermittelung  reitet  befanntlid^  tief  in  bie  3eit  5Jte((i)ior§ 
b.  gobel  jurücE,  beffen  gewattfamer  2ob  mit  it)r  in  caufalem  3ufanimen= 
l^ange  ftet)t.  ©rumbacE)  toar  für  bie  argen  3(f)äbigungen,  toomit  ber  ^Jlarfgraf 
5llbre(f)t  2tücibiabe§  feiner  ^^it  ba§  ^oc^ftift  t)eimgefu(|t  tjatk,  mit  beranttoort= 
lief)  gemad^t  toorben  unb  bie  noc^  fortbauernbe  Sperrung  feiner  Sefi^ungcn  toar 
eine  fyolge  babon  geroefen.  g.  ^atte  fogar  bei  feiner  äöaf)l  auf  35eranlaffung 
be§  S)omcapitel§  S^erpfli(^tungen  eingeben  muffen ,  bie  it)m  für  ben  gall  eine§ 
9}erfö^nung§berfuc^e§  mit  örumbadf)  bie  öänbe  banben.  'ilaii)  Sage  ber  Slcten 
fte^t  e§  fo,  ba§  bae  Somcapitel  einer  gütlif^en  33eilegung  be§  berl)ängni^boIlen 
3toifte§  unbeugfameren  2Biberftanb  entgegengefe^t  l^at  al§  ber  gürftbifc^o?.  S§ 
fei  ba^er  genug,  baran  ju  erinnern,  ba^  im  ^.  1563  ber  befannte  UeberfaU 
■JBürjburgg  burc^  6rumbac£)  unb  feine  ^elfersl^elfer  gefi^a'^ ,  auf  toelt^e  bann 
bie  2ld)t§erflärung  burcf)  ben  ^aifer  3uerft  über  il)n ,  toeiterl)in  aud^  über  feinen 
SBefd^ü^er,  ben  ^erjog  ^ofiann  gi-'i^bridfi  ben  Mittleren  bon  Sad^fen  erfolgt  ift. 
2ln  ber  ßrecution  ber  9ld£)t,  bej.  ber  Belagerung  unb  Sinna^me  oon  @otl)a  l)at 
ba§  Kontingent  be§  friinfifcfien  Greife»  mit  2^eil  genommen,  unb  aud^  toeiter^in 
ftnb  bie  -bet^eiligten  toür^burgifdfien  ^ntereffen  nadj  Gräften,  unb  aud)  je^t  nid^t 
o%e  eine  getoiffe  Seibenfd)aftli(f)feit  toa|rgenommen  toorben.  5lber,  toie  bemerlt, 
e§  ift  in  biefem  JyaUt  bie  ^nitiatibe  be§  5)omcapitel§,  bie  in  erfter  5inie  l^anbelt, 
unb  toäre  e§  baf)er  and)  au§  biefem  ©runbe  nic^t  angezeigt,  an  biefem  $la^e  bie 
in  9tebe  fte'^enben  35orgänge  nä^er  ju  berfolgen.  — 

S-  6ropp ,  Collectio  Scriptorum  et  Rerum  Wirceburgensium  novissim. 
I.  @.  383  ff.  —  Uffermann,  Episcopatus  Wirceburg.,  ©.  143—145.  —  31. 
S.  Stumpf,  S)iplomatifd^e  35eiträge  3ur  @efd£)id^te  be§  SanbSberger  SSunbeS, 
SBamberg  unb  SSürjburg  1804.  —  Serfelbe,  Staat5=  unb  öoff)au§f)altung  ju 
Söürjburg  unter  ber  Ütegierung  be§  5ürftbifrf)of§  S^i-iebrid)  au§  bem  Sefd^led^tc 
Söirsberg  im  3.  ^eftc  feiner  Senftoürbigfeitcn  ber  beutfcf)en,  befonberä  frän= 
üfcfien  @efd^idl)te,  äöüraburg  1804.  —  Dr.  &.  S-  Heller,  Sie  (Srünbung  be§ 
(St)mnafium§  ]u  SBürjburg  burdf)  ben  i5ürftbifdl)of  griebrid^  bon  Söiräberg, 
SBürjburg  1850.  —  3^.  Crttoff,  @efd^i(^te  ber  @rumbad£)'fd^en  -Ipänbel, 
4  S5be.,  ^ena  1868.  —  9lrd£)ib  be§  l^iftorifd^en  35erein§  für  Unterfranlen  unb 
3lfdl)affenburg,  Bb.  VI,  XIII,  XYIII.  —  bieten  be§  unterfränfifc^en  ^^robinaial^ 
ard^ib§  3U  äöürjburg.  2Scgete. 


64  griebric^. 

S-ricbric^:  9lnbrea§  ^f.,  23Ubl§auer ,  geBoren  ben  17.  i^anuar  1798  ju 
9tappolt§ii)eiIei-  im  OBexelfa^ ,  ©o^n  einc§  cin:^eimif(^en  ^otjbilbnei-ä ;  Begibt 
ftdE)  im  S.  1815  nad)  2Bien,  too  er  fic^  unter  ber  Seitung  be§  33ilb^auer§ 
f^ifc^er  äu  einem  angeborenen  SBerufe  öorbereitet.  5lac^  neunmonattid^em  3luient= 
i)alt  5ie^t  er  nac^  ®re§ben  in  bie  20ßer![tatt  ^^ettrid)'§,  ^ört  33ötti(^er'§  3}or= 
lefungen  über  5lntifcn.  —  3m  S-  1819  Rebelt  er  nac^  Berlin,  erloirbt  ©(^q= 
boto'S  (Sunft  unb  liefert  bie  i^igur  einer  auf  bem  ©onnentüagen  ein'Eier  3iel)enben 
S5ictoria.  ^n  ^ari§  fe^t  er  feine  9lu§bilbung  unter  S3o[io  fort,  ^m  5.  1824 
betritt  er  ben  claffifd^en  SSoben  9tom§,  öerfertigt  unter  2:^ormdlbfen'§  Seitung 
ba§  35ilb  ber  5t^m^:^e  5Ufa,  ireld^eS  er  ber  ©tabt  ©trapurg  üereljrte.  —  ^iev 
fdilägt  er  öon  1826  feinen  bleibenben  3Bot)nfi^  auf.  1827  fertigt  er  ein  co= 
Ioffale§  ^orträtbilb  öon  S^urenne,  beftimmt  aU  ^Dlebaillon  einen  £)beli§!en  im 
babifd^en  S)orf  ©a§badt)  äu  gieren.  Um  biefelbe  3eit  arbeitet  er  an  einem  9Jte= 
baiKon  in  ©anbftein,  ßrtoin  unb  feine  jtDei  .ffinber  —  ben  ©o'^n  unb  bie 
tegenben'^afte  ©abine  —  borfteEenb.  ©in  -^au^^ttoert  griebric^'g  ift  mol  ba§ 
fd)öne  ©tanbbilb  be§  ©trapurger  33if(^of§  2öerin§ar,  be§  |)auptgrünber§  be§ 
romanifc^en  'OJtünfterS;  e§  ift  im  S)ome,  ber  aftronomifc£)en  lU)i  gegenüber,  auf= 
geftettt.  —  x^üx  (Sebtoeiler  bearbeitete  er  eine  mater  dolorosa,  für  Sfl^e^'t^  bie 
coioffate  S'iöut  be§  ©tabttoa^^enS,  eine§  @in^orn§.  —  2luf  1837  lä^t  fid^  ba§ 
3!JlebaiIIon  be§  ein^eimifc^en  5Dict)ter§,  @f)renfrieb  ©töber'S,  jurüctfül^ren ;  e§  jiei't 
ben  ^irct)'^of  ©t.  ©aßen.  S)em  babifdC)en  i^tedEen  ©teinbad^  bere^rte  er  ba§ 
©tanbbilb  6rlt)in§  (ßrmin  b.  ©teinbad^),  unb  er'^ielt  bagegen  ba§  6^renburgcr= 
redt)t,  einen  golbenen  ^ocat  unb  bom  (Sro^'fierjog  bon  33aben  ben  Drben  be§ 
3ät)ringcr  ^ölüen.  (äiner  tjingeft^iebenen  ©attin  unb  einer  5tod)ter  mibmete  er 
ein  ©rabbenfmal  auf  bem  ©t.  Helenen  =  iyriebf)of.  S)ic  ©etoanbung  biefer  6r= 
innerungSbilbniffe  ift  gefd)ic£t  bef)anbelt.  9lndt)  für  mel^rere  ^ribatperfonen, 
u.  a.  für  ben  franjöfifdjen  93taler  (Suerin  berfertigte  er  ©rabmonumente.  — 
^m  ^.  1850  befd^enfte  er  ben  @otte§acEer  33 ab en=S3 ab en§  mit  einer  ft)mbolifd^en 
^^igur,  bie  wir  aber  burd£)au§  nid^t  al§  gelungen  bejeidfinen,  obgleii^  fie  ii)m 
^ocal  unb  6^renbürgerred)t  eintrug.  S)ie  ^irc|e  bon  ^Bretten  befi^t  einen  bon 
^.  gemeifelten  5Jlelanc£)tl)on ,  Offenburg  bie  ©tatue  be§  englif(^eu  3lbmiral§ 
S)rafe,  Sichern  bie  bon  einem  @eniu§  befranste  33üfte  be§  ©ro^er^ogS  Seopolb, 
atappoltStüeiler,  5-riebrid)§  @eburt§ftabt ,  eine  atlegortfd()e  S)arftellung  ber  l^err= 
lid^en  Öocatität,  ^olmar  ba§  ^fcffelbenfmal ,  eine  ber  beften  Seiftungen  be§ 
^ünftlerä,  nur  ift  bemfetbcn  leiber  nid)t  bie  gcbü^renbe  ©teKe  im  ©tabtparE 
angemiefen;  e§  ftel)t  l^inter  bem  ftäbtifdfjen  ^[Rufeum.  S)a§  S)enfmal  für  ©tabt= 
meifter  ^afob  ©türm  tourbe  ben  17.  3funi  1870  im  ^ofe  be§  proteftantifd£)en 
@t)mnafium§  ju  ©tra^urg  eingemeil^t,  aber  einige  ^Jtonate  nac^  ber  Belagerung 
burd£)  eine  eingeriffene  ^Jlauer  jerfi^mettert.  2Bir  mu^en  mel^rere  3lrbeiten  be§ 
frudt)tbareu  ÄünftlerS  unermät)nt  taffen ,  bürfen  audt)  nid£)t  berfd^tueigen ,  ba^ 
mehreren  berfelben  bie  9tul)e  unb  ba§  ©bcnma^  eine§  naä)  clafftfd)en  ^]Jluftern 
(Sebilbeten  abgel)en.  S)ie  (S^rengaben  unb  S)iptome,  bie  i|m  in  feiner  langen 
ßaufba{)n  ^u  Xl)eil  mürben,  legte  er  bor  einigen  ^al^ren  in  bie  .^änbe  be§ 
Uniberfität§oberbibliot^e!ar§  SSaracf  nieber.  —  SBon  Sllter  unb  anberen  .^eim= 
fud^ungen  tiefgebeugt,  berftarb  er  ben  9.  ^Rär^  1877. 

S)er  elfä§ifd)e  a^ilb^auer  3lnbrea§  griebrid^,   eine   (paueg^rifirenbe)  bio= 

grapl)if(^e  ©fijäe   bon   (Suftab  9Ml)t,   ©trapurg  1876   in   12.   —   Journal 

d'Alsace  n.  61,  1877.  ß.  ©pad^. 

g-ricbrid):    6a§|)ar    S)abtb    gf. ,    geboren    am   5.   ©eptember   1774   ju 

©reifämalb ,   geftorbcn,    at§  ^Profeffor  an  ber  j^unftafabemie  ^u  £)re§ben,  am  7. 

SJlai  1840,   3eidf)nete  \\ä)   in   ber  ßanbfii)aft§malerei  burct)  eine  eigentt)ümli(^c, 

^oetifd§  gefärbte  gii(^tung  au§,   toeldfie  biefer  am  ©d§lu^  be§  18.  ;3al)rl)unbert§ 


5nebri{^.  65 

meift  geiftlog  unb  öebutenartig  betrietenen  ^unft  neue  ^Balfinen  eröffnete.  S)ic 
Slniage  jeincS  ©emüt^eg,  feine  fünftlerifc^e  unb  ütterariic^e  93i(bun9,  fotüte  bte 
fBaiji  feiner  (Stoffe,  weld^e  er  malerifd)  ausführte,  n)urbe  burrf)  feine  ^eimat^ 
lic^e  Umgebung  beftimmt.  3lBftammenb  nämüc^  aus  einer  alten,  bon  (Si^Iefien 
toegen  i'^reS  eöangeüfc^en  Sefenntniffeg  nac^  (Sreifgroalb  üBerfiebetten  Familie, 
welche  l^ier  im  Setrieb  i{)re§  ©etoerbeg  i^iex'^  unb  einfacE)e  ©itte,  2Bof)lbabenf)eit 
unb  felbftänbigen  (Sinn  bauernb  tjereinigte,  ging  er  cbenfo  in  feinem  fünft(eri= 
fd)en  ßeben  einen  einfa(i)en  unb  eigenartigen  2Beg.  .^aum  lä^t  fi($  aurf)  ber 
SIrt  h(^  Unterri(^te§ ,  toelcfien  er  bei  bem  ©reifSwalber  Unit)erfität§3eict)enlef)rer 
Dr.  3ot)ann  ©ottfrieb  Cuiftorp  (f.  b.)  er"f)ielt,  ein  toefentlicfier  ßinflu^  auf  feine 
fc^öpferifdie  2f)ätig!eit  jufc^reiben,  öietmef)r  fc^einen  biefe  a!abemifc£)en  2ei)rjaf)re, 
in  tDeI(f)cn  üorjugSmeife  ar(i)ite!tonif(f)e  unb  |3(aftif(^e  3ei(^nungen  geübt  unb 
alte  ©emälbe  co|)irt  würben,  nur  bie  SBirfung  gehabt  p  ^abm,  ba^  er  einer= 
feit§  in  ber  S^otge  tedjnifcf)  bie  3£icE)nung  über  ba§  ßotorit  ftettte,  anbererfeits 
in  ber  6omt)ofition,  neben  ber  burc^  Guiftorp'g  äußere  ßebeneftellung  bebingten 
e!teftif(i)en  .ßunftt^tigfeit,  eine  öormiegenb  fetbftänbige  9ttcf)tung  anna'tim.  ®a= 
gegen  mar  bie  Ianbf(|afttid§e  Umgebung  ber  3}aterftabt,  ber  SlnblicE  be§  batti= 
f(i)en  5]ieere§ ,  fomie  bie  in  ©emeinfc^aft  mit  feinem  ^el^rer  Cuiftor:p ,  einem 
Sugenbfreunbe  be§  S)ic^ter§  ^ofegarten,  unternommenen  SBanberungen  bur(i)  bie 
^nfet  Otügen  unb  an  ben  5]3eeneufern  bon  entfdf)eibenber  33ebeutung  für  feine 
!ünftterifc£)e  SntmicfCung.  9Iu§  biefen  2Inf(i)auungen  ift  eine  Ütetl^e  bon  meifter= 
l^aften  (Sepiaäei(^nungen  ber  rügifd)en  ßreibeborgebirge  unb  anberer  Äüften= 
gegenben  tierborgegangen ,  unter  benen  namentlict)  ju  ermäl^nen  finb  (im  S3eft^ 
be§  6e^.  ^uftijrat^  Cuiftorp  in  @reif§toalb ,  eine»  Dleffen  be§  3ei^enle^rer§) : 
„Slrcona,  mit  fturmbemegter  (See",  „Slrcono,  mit  rul^iger  ©ee  bei  (Sonnenunter= 
gang",  „2lrcona  bei  9Jtonbfd§ein",  „Stubbenfammer",  „J^üfte  bon  5]lön(f)gut", 
„9tuine  bon  ßtbena  in  bo|)pelter  i8eteu(i)tung  be§  5Jlonbe5  unb  eine§  öoljfto^^ 
feucr§".  2Iu(f)  feine  fünftlerifi^e  225eiterbitbung  in  ^open^agen,  fotoie  feine 
Steifen  in  ben  bö£)mifc^en  unb  fc§(eftf(f)en  ©ebirgen  förberten  i^n  in  ber  poeti= 
fd^en  2(uffaffung  ber  norbiftfien  ßanbfd)aft,  mät)renb  feine  Stubien  in  SireSben, 
obgleirf)  baffelbe  in  ber  ^yotge  fein  beftänbiger  äßotjufi^  würbe,  mot  o^ne  l§erbor= 
ragenben  (Sinfluß  geblieben  finb.  ^it  ber  bleibenben  SBirfung,  metd^e  ber  Srnft 
ber  baltif(f)en  9]leere§ufer,  ha^  fältere  Älima,  fomie  ber  entfptei^enbe  6f)arafter 
ber  33emof)ner  auf  feine  ^ugenb  ausübte,  bereinigte  fic^  jeboii)  fpäter  eine  anbere 
®eifte§ri(i)tung ,  meiere  bamal§  gan^  S)eutfci)Ianb  unb  bie  'Dta(f)barlänber  ju  be= 
l^errfdicn  anfing.  S)ie  romantifcEje  Sd^ule,  au§  meli^er  fo  biete  3)ic^ter  f)erbor= 
gingen,  gewann  nämlic^  in  i^.  unb  feinem  2anb§manne  Ctto  Üiunge  au§  2öoI= 
gaft  (geb.  1776, 1 1810,  f.  u.)  au(i)  stoei  namhafte  2}ertreter  für  bie  bilbenbe  ßunft. 
äßäf)renb  9tunge  i^ire  ^ide  auf  berf(i)iebenen  Salinen  berfolgte,  befc^ränfte  fic^ 
^y.,  fei  e§  burd)  natürliche  Slntage  unb  eine  trübe  :3ugenberfat)rung,  fei  e§  burd§ 
bie  Segeifterung  für  Cffian  unb  bcrmanbte  Sd^riftfteüer ,  fei  e§  burc^  einfame§ 
Seben  unb  einfache  3}ermögen§berl^ättniffe  bebingt,  auf  ba§  ©ebiet  ber  !^anb= 
fc^aft,  in  roelcf)cr  er  bie  eigene  (Stimmung  in  fo  eigentt)ümü(i)  tiefen  unb  er= 
greifenben  Sßitbern  mieberjufpiegeln  mufete ,  ba^  jeber ,  ber  feine  ©d^öpfungen 
betrachtet,  bon  einem  g(ei(f)artigen  ®efüt)te  erfaßt  Werben  mu^.  ^n  ä'^n(i(i)er 
Söeife,  wie  Wir  bie§  an  ben  ^Dhifterwerfen  3^ui§baer§  bewunbern,  tritt  auct)  bei 
ber  ^ei)Xiat)i  bon  griebricfi'g  I^anbfc^aften,  wetd^e  einfame  (Gegenben  ber  (Jbcne 
unb  be§  g)leerc§,  ober  be§  @ebirge§  unb  3öalbe§,  batb  in  5Jionbfd^einbeIeudf)tung 
ober  in  trübem  XageSücfite,  balb  im  Sd)nee  be§  äöinterä  ober  ^Jlorgennebet  beS 
^erbfteg  barftellen,  in  ber  ütegel  eine  ernfte  ütefignation  ober  fanfte  SBe^mut!^ 
^erbor,  eine  Stimmung  unb  5tuffaffung,  mit  weIdE)er  fein  perfönlid^eg  ßeben  — 

Mgem.  beutfttie  Siograpl)ie.    VIII.  5 


66  S-Ticbrict). 

tote  e§  un§  in  J^ügelgenS  Suö^'^^f^^nn'^^'iinS'-'"  8ff<i)itt)ei:t  ift  —  in  feiner  3urürf= 
ge^ogentjeü,  in  feiner  einfamen,  fc^nmrflofen  2Berfftatt,  in  feinem  ernften  f$toeig= 
famen  SBefen,  ba§  nur  bem  bertrauten  ^^reunbe  ober  ber  "^armtofen  ^inberfeelc 
fid)  erfcE)lie^t,  im  öoEften  ßinüange  ftc'^t.  2ll§  befonberS  l)erüorragenb  unb 
eigent|ümli(^  finb  unter  feinen  3öcr!en,  au^er  ben  ftjon  genannten  ©e|)ia3eid)= 
nungen,  üielen  in  ©ammlungen  ^erftreuten  3Iquareßen,  einigen  Dtabirungen  unb 
@emälben  im  SSefil^  ber  ^yamilie  in  ©reifStoalb,  ju  nennen:  „S)rei  ©it^bäume 
neben  einem  fd)ncebebc(iten  ^ünengraBe"  (früfier  im  SSefi^  be§  ^profeffor  ©d)il= 
bener  in  ®rci|§tt)alb) ,  „^iefernbaum  im  ©d^nce"  (öon  ^ügelgen  erttä'^nt), 
„f5felfen  mit  einem  .^reu^  im  5)lorgennel6er' ,  „S)er  ^Jlönd)  am  9Jleerc§[tranbe", 
„ßapeEe  im  Sßinter",  „S)ie  3lBtei  im  ©idjennjalbe  in  9l6enbbeleu(^tung"  (in 
5ßerlin),  „©cf)iff  3mifc£)en  @i§fd)oIIen",  „®er  ^Jtorgen"  in  S)re§ben);  eine  9teif)e 
anberer  2SJer!e  ift  in  ^:i5art5et)'§  S)eutfct)em  SSilberfaal  I.  @.  759  9lr.  1—24, 
II.  ©.  847  ^r.  1—6  angeführt.  —  9lt§  in  fpäteren  8e6en§ia'§ren  feine  i?räfte 
unter  bem  ©influffe  be§  3nter§  abnal^men  unb  ba§  fc^on  fi-'ü^er  meniger  ge= 
pflegte  ßolorit  immer  grauer  unb  neBclf)after  mürbe,  trat  ber  3eit9ef'^ttTad, 
tt)elä)er  fid)  öon  ber  Otonmntif  aBmenbete  unb  fid^  für  Btenbenbe  färben  16e= 
geifterte ,  mit  t^i^'iß^^'i'^'^  9tid)tung  in  Söiberfprud),  unb  ben  frü'^er  gefpenbeten 
üBerfd)mängti(^en  SoBfprüdjen  folgte  unüerbicnter,  "^erBer  2^abel.  2)ie  Äriti!  '^at 
fid)  jebod)  ju  erinnern,  ba^  3-  riic£)t  flt§  ßolorift  ju  Beuitt)eilen  ift.  2Ba§  er 
al§  ßanbfd)ait§3cid)ner ,  namentlid)  in  feinen  rügif(^en  ©e^jiaBilbern  fd)uf,  f)at 
in  6onH)ofition  unb  3Iu§fü^rung  einen  BleiBenben  Söertt) ,  umfome'^r ,  aU  e§ 
einer  üBerwiegcnb  realiftifd)en  9tid)tung  ber  ©egcntüart  ah  tool^lf^ätigeg  (Segen= 
gemid)t  ju  bienen  üermag.  ©ein  in  ®re§ben  leBenber  ©o^n  Slbolp^  3^.  l^at 
fid) ,  gleid)  feinem  3Sater ,  ber  2anbfd)aft  unb  baneBen  ber  3;t)ierftaffage  geh}tb= 
met ;  aud)  'fein  @n!el  |)aralb  g.  Befui^t  bie  ^alerafabemie  in  S)re§ben. 

©d)ilbener,  ^ilfabemifd^e  ^eitfc^rift,  II.  1,  1826,  ©.  67;  II.  2,  1828, 
©.  40  —  44.  .^ügelgen,  ^ugenberinnerungcn  eine§  alten  ^JJlanne§,  4.  9IufI., 
1871,  ©.  113  ff.,  136  ff.,  247.  Angler,  M.  ©c^riften,  III.  293.  ^artt)eti, 
®eutf(^er  23itberfaat.  Sa^reSBerid^t  ber  @ef.  f.  5]3omm.  @efd^. ,  XXXIV.  ©. 
49.  Salt.  ©tub.  XXII.  2.  Porträt  6.  S).  gfriebrid^§,  gemalt  Bon  SSd^r, 
Utl§.  öon  31.  i^riebrid^.  S)ie  Äünftlerlejüa  entt)atten  mcift  unrichtige  5lngaBen; 
namentlid^  Berid)ten  fie  (in  i^olge  einer  SBerlrei^fetung  öon  5trcona  auf 
*  Sftügen  mit  Slncona  in  i^taüen)  irrtpmlid^,  ba|  er  in  i^talien  auSgeBitbet  fei. 

f^tltWlä):  Xl^eobor  .^einrid)  g. ,  fatiinfd^er  ©df)rif tftelter ,  tourbe  am 
30.  ÖctoBer  1776  5u  ^önigSBerg  in  ber  ^leumar!  geBorcn,  ö30  fein  SSater 
3lpot^e!er  mar.  5tad)bem  er  alle  klaffen  ber  ©tabtfd^ule  bafelBft  Befud^t  '^atte, 
foEte  er  bie  3Beint)anblung  feit  1791  erlernen,  allein  er  entfagte  biefer  33e= 
fd£)äftigung  Bereits  nact)  einem  tjalben  :2^at)rc,  Befud^te  ba§  (Sljmnafium  ju  ©tettin 
unb  fpäter  ju  33erlin,  ftubirte  bann  bie  9tedE)te  ju  f^-ran!furt  an  ber  Ober  unb 
3U  §aEe,  Inurbe  ju  ^lod  in  ^euoftpreu^en  SftegierungSaffeffor,  l^ielt  fid^  "hierauf 
unter  frembem  Flamen  einige  g^it  al§  ^ater  in  S)re§ben  auf,  ging,  nadjbem 
er  öor'^er  nad)  ^lod  jurüdgelel^rt  mar,  im  ^.  1806  nadt)  Berlin,  unb  ^toar 
at§  9lat^,  fpäter  aU  DBertanbe§gerid^t§rat^  nad^  ©tettin,  trat  1813  in  ha^ 
Sü^oto'fd^e  g^reicorpS  al§  ^äger  ein  unb  priöatifirte  jute^t  in  Berlin,  äBien 
unb  |)amBurg,  mo  er  fid)  am  12.  S)ecemBer  1819,  toa|rfd)einli(^  in  einem  %n= 
faE  öon  ©d^toermuf^ ,  in  bie  (SlBe  ftür^te.  ©eine  fatirifd^en  ©d^riften  tourben 
il^rer  3eit  ötel  gelefen.  6r  fct)rieB  unter  anberem:  „2)eutfd)tanb  unb  i^reif)eit", 
ein  ®ebid£)t,  1803.  „©att)rifd)er  {yelb^ug,  in  einer  9iei'f)e  öon  3}ortefungen,  ge= 
l)atten  3u  Berlin  im  äBinter  1813—1814.  ^leBft  einer  3ueignung§fd^rift  an 
ben  (ginfiebler  ju  @lBa",  1814;  2.  5lufl.  1815;  3.  mfi.  1816.     „3toeiter  unb 


gtiebrtrfifen.  67 

britter  gfelbjug",  1815  u.  1816;  2.  3lufl.  1817.  Mmamä}  luftiger  gd§tDän!e 
für  bie  SBül^ne",  1816;  2.  Slufl.  1817.  „grää^Iungen  unb  mai)\dim  au§  bem 
9leic§e  be§  SßunbexÖaren  unb  Sd^auerüd^en",  1819.  „(Saibeüen  für  jatt)ri[c^c 
9läjd)er",  1818.  ©ebid^te  in  ber  B^itung  für  bie  elegante  Söett  unb  in  ®. 
So^'§  Criginalien  ic. 

3}gl.  33rümmer,  S)eutfd§e§  Sic^terlejifon,  I.  @.  215.  ©c^roeber,  Sejilon 
^amBurgiftfier  ©d)riftfteEer,  II.  ©.  393-395.  5Jleufe(,  @etef)ite§  %tui]ä)- 
tanb.  Äeld)ner. 

?5ricbricÖfcn :  ^ßeter  g.  toarb  geBoren  am  22.  Slprit  1790  p  ©atrup  in 
Stngeln.  S)en  erften  gele'^rten  Untemc£)t  empfing  er  bon  berfd)iebenen  Benad)= 
Balten  ©eiftlic^en,  Befu(i)te  atgbann  bon  1806—9  bie  gelehrte  ©c^ute  ju  ^ltn^= 
Burg  unb  Be^og  Oftern  1809  bie  Uniüerfität  ßiel,  too  er  altteftamentlid^e  3}or= 
lejungen  Bei  ipen§Ier  l^orte,  aBer  fid^  aud^  fonft  öielfeitig  auSBilbete.  Cftern 
1810  ging  er  naif)  ©öttingen,  too  er  Bi§  Oftern  1812  BlieB.  ipier  tüaren  in 
ber  Sl^eologie  @icf)^orn,  ^lanif  b.  ^.,  ©raeffe,  2ott  unb  ©taeublin  feine  ße^^rcr, 
bod^  l^örte  er  aud)  ^et)ne ,  Soutertoef ,  beeren  u.  51.  9tadf)bem  er  nod^  eine 
3eit  lang  ^riöatftubien  gemacf)t  l^atte  unb  .l^auSle'^rer  getoefen  ttar,  toarb  er 
1817  al§  bierter  Se^rer  ber  gete'^rten  <5d§ute  ju  .g)ufum  angeftettt,  bereu  Sfiector 
er  1821  rtiurbe.  (2}g(.  bie  ©elBftBiograp'^ie  ^yi^iebrid^fen'S  im  <!pufumer  ©d^ul= 
Programm  bon  1826,  in  ber  man  nodC)  mani^erlet  ßtnaeln^eiten  pnbet.)  —  ©eit 
bem  29.  9lpril  1838  mar  er  ^aftor  ju  ^ebenftebt  Bei  9tenb§Burg  in  ^olftein. 
2ßäf)renb  ber  Sr^eBung  gegen  S)änemarf  mar  er  1848  unb  1849  ^Jlitglieb  ber 
fdt)te§mig  =  I)oIfteinifd)en  Sanbegberfammtung  (f.  SlIBerti,  Serif on  fdf)le§tt)ig='£)oIft. 
©d£)riftfteEer  s.  v.  5-)-  ®^^t  ^^^^  20.  ^unt  1865  emeritirt  ftarB  er  im  2ln= 
fang  be§  ^.  1873  ju  ^ol)entoeftftebt  in  ^olftcin.  'Q.  berbanlt  feinen  ^la^  in 
biefen  23Iättern  borjugSmeife  feinem  fleißigen  SSud)e:  „J?ritifd^e  UeBerftd^t  ber 
merftoürbigften  9lnfid^ten  bom  S5ud£)e  Sona§  neBft  einem  neuen  5}erfu(|e  üBer 
baffelBe",  Slttona  1817,  2.  umgearBeitete  unb  berme!§rte  Stuflage  2eip3ig  1841. 
Sn  ber  1.  Sluflage  ift  ber  S5erfu($  gemadt)t,  ba§  gefdt)id§tlidt)  Z^at]ää)iiä}^,  bie 
ml^t^ifd^en  5lu§fdt)mü(iungen  unb  bie  3ut^aten  be§  3}erfaffer§  be§  S3ud^e§  ^ona 
bon  einanber  ju  fd^eibcn.  ^ft^beffett  fd^on  bamat§  toie§  eine  Ofecenftou  in  ben 
(Söttingcr  gel.  3ln3eigen,  1817,  ißb.  2,  ©.  1199  f.,  barauf  I)in,  wie  e§  faum 
mögli(i)  fei,  mit  einiger  @i(f)erl§eit  berartige  ©(Reibungen  boräune^men  unb  na= 
mentlicl  ben  gefif)id)tüc^en  .^ern  mit  annä'^ernber  ^-Beftimmt^eit  an^ugeBen. 
f5^.  felBft  gaB  e§  au(i|  in  ber  2.  5luftagc  auf  üBer  ba§  ,g)iftorifdt)e  ettoaS  ju  Be= 
ftimmen,(©.  284  f.),  fud^te  inbeffen  aBermalS  eine  Trennung  ber  BIo§  fagen= 
l^aften  ^eftanbf^eile  bon  ben  freien  ßrfinbungen  be§  9}erfaffer§  burc^jufü^ren 
(©.  285  ff.,  288  ff.),  bon  ber  man  fid^  aBer  ni(^t  red^t  Befriebigt  fü'^ten  toirb. 
9tDd^  meniger  bürfte  bie  5lngaBe  be§  ^e^rätoedS  anfpred£)en,  toonad^  ber  SSerfaffer 
be§  SSuci)§  in  bem  ^onaS  '^aBe  bem  jübifc^en  9}oI!  ein  aBfdt)rerfenbe§  Seifpiet 
feines  particutariftifi^en  ^oä^muii)^  auffteüen  moEen  (©.  278  ff.),  im  @egen= 
fa^e  3u  toeld^em  ba§  loBen§merti)e  3}ert)alten  ^toeier  l^eibnifc^er  Sßarteien  (bc§ 
©c^iff§boIfe§  unb  ber  5linebiten)  borgefüfjrt  toerbe.  —  Slllein  ber  Söertl^  be§ 
borüegenben  ^udt)e§  ift  l)ierbon  nit^t  aBl)ängtg.  @r  Berul^t  in  ber  großen  S}oH= 
ftänbigfeit  unb  ©enauigfeit,  mit  ber  bie  gan^e  BiS'^erige  @efdt)id^tc  ber  2lu§tegung 
be§  Sona§  burd^genommen  ift.  '^aä)  bier  @eftd^t§pun!ten  toerben  bie  2lnfid§ten 
fämmtlid^er  5lu§Ieger  ruBricirt  unb  in  i'^ren  ©rünben  für  unb  toiber  auf  ba§ 
©orgfättigfte  burdfigegangen.  @r  tl^eitt  bie  2lu§teger  1)  in  fotd^e,  bie  haSi  S3ud^ 
für  rein  l^iftorifc^,  2)  in  fold^e,  bie  e§  für  eine  S)idt)tung,  3)  in  fold^e,  bie  e§ 
für  einen  ^t)tf)u§  unb  4)  in  foIdt)e,  bie  e§  für  eine  mtit^ifd^  au§gefd^müd£tc  @e« 
\ä)id)k  mit   biba!tif($em  3toec£e  :^alten.    —    (Srünblic^e  @£curfe  üBer  bie  516= 


gg  gnebii(^ltl)al  —  g^xiebctüe. 

faffung§3eit  be§  ^onabnä)^,  ubex  bie  mutl)ma^lid)e  6ntftcl)unö  bex  trabitionell 
falfdien  2Inga6e  ber  3Inftd)t  <g)ermann§  b.  b.  <Oa^'bt,  üBer  ba§  S5ert)ältmB  ber 
©age  bon  ber  33ciid)lingung  be§  ^etculeg  bui-(J  ein  ©eeungetieuer  jur  !6il6Ufd)en 
©tääl^tung  öon  ^ona  ftnb  bem  SBuctie  Beigegeben,  ba§  bem  ©jegeten  ben  ge= 
fammten  ©toff  in  einer  SBeife  :präparirt,  toie  man  e§  tool  bei  aEen  bil6(ifd)en 
SBüc^ern  toünji^en  mbd^te.  —  ^u^erbem  »erfaßte  g.  nodfi  eine  ^Xn^a^l  ©d)ul= 
Programme,  weldEie  bie  @e|(^id)te  ber  gele!)rten  ©d§ule  3u  |)ufum  betreffen, 
1822.  1823.  1824.  1825.  1826.  1831.  1832.  1834,  anbere  be^iel^en  fi(^  auf 
5p!)itologifd)e§  1827  (über  oratio  obliqua  im  Sateinifii)cn) ,  1830  (variae  lectt. 
in  Juveualis  satiras),  1835  (cap.  II.  libri  Cicer.  de  senectute),  1837  (©jegefe 
bon  Hör.  sat.  I.  4,  10—12.  25).  —  ^e'^rfai^e  ©d)riften  l^at  er  au§  bem 
S)änifd)en  überfe^t:  „5peterfen'§  allgemeine  Einleitung  in  bo§  ©tubium  ber 
5lr(^äologie",  1820.  ,g)enrid|fcn ,  „lieber  bie  ncugried)ifd)e  ober  fogen.  9{eud§= 
linift^e  2Iu§fpra(^e  be§  ©riec^ifd^en",  1834  (ügl.  ®ött.  gel.  ^Inj.,  1842,  33b.  3 
©.  2009  ff.).  .g)enrid)fen,  „lieber  bie  fogen.  :f olitifd)en  3}erfe  bei  ben  ©riechen", 
1839.  —  gerner  erfd)ien  öon  i^m  ein  „Söortregifter  ju  bem  fteinen  bänifd)en 
2efebu(^e  öon  Sobiefen",  1818,  unb  t)erfd)iebene  Sluffä^e  in  ben  neuen  fd)le§= 
loig='^olfteinifd)en  ^ßroöinaialberii^ten,  in  gald'§  ?lrd)iö,  in  ©eebobe'§  ,^ritifd)er 
S3ibtiotl|e!  unb  beffen  neuem  5lrd)it),  —  ©ein  „^ebräifd§e§  gtementarbuc^"  erfd^ien 
1871  in  2.  3luftage;  bie  1.  9tuflage  mar  im  £>rud  fe'^r  incorrect  gemefen,  luaS 
i'^m  felbft  nid)t  entgangen  toar,  obmol  boreilige  9lecenfenten  unb  anbere  bon 
il)nen  i^rregeleitete  e§  uid)t  gemertt  l)atten.  6.  ©iegfrieb. 

^•rtcbrid)^tl)Ol :  (Smanuel  9titter  b.  3^.,  9irifenber  unb -Jlaturforfd^er,  geb. 
ben  12.  Januar  1809  ju  S5rünn,  f  ben  3.  gjiärj  1842  3U  äßien.  ©r  tourbe 
in  ber  tl)erefianifc^en  ^Kittera!abemie  2[Bien§  erlogen,  trat  in  i3fterrei($if(^en 
©taatSbienft,  berlie|  benfelben  aber  balb  um  toiffenf(^aftlid§e  Steifen  5U  mad)en. 
S)ie  erfte  berfelben  mürbe  in  ben  3^.  1834 — 36  nai^  ®ried)enlanb  unb  ber  euro= 
:päif(^en  2ür!ei  unternommen.  1837  trat  x^.  eine  gro^e  9ieife  nad)  6entral= 
amerüa  an ,  bcfud)te  bie  3lntiUen ,  9ticaragua,  (^oftarica,  (Guatemala  unb  be= 
fonber§  3)u!atan,  tüetd)e§  er  feiner  ganzen  S3reite  naä)  burd)fe|te.  Seiber  er= 
fd)öbften  bie  unbermeibUd)en  5lnftrengungen ,  fotoie  ba§  ungünftige  Älima  bie 
Gräfte  0^riebrid)§tl)ar§ ,  fo  ba^  er  1841  nad^  Europa  äurüdfe^^ren  mu^te  unb 
balb  barauf  ftarb.  g-.  machte  auf  feinen  Üleifen  eifrig  toiffenfd§afttid)e  53eobad^= 
tungen,  fammclte  ^3iaturalien  unb  brad)te  namentli(|  au§  ßentralamerüa  ein 
gro^eg  burd)  9ieid)l)altig!eit  unb  ©c^önl^eit  ber  Exemplare  auSgegeidineteS  i^^^'^^i-* 
mit,  meld)e§  bem  f.  f.  botanifdien  ^ofcabinete  SBien§  einberletbt  tourbe.  Ueber 
feine  örientreife  berid)tete  ^.  felbft  in  folgenben  atoei  SGÖcrfen:  „Steife  in  bie 
füblidjen  2;l)eite  bon  @ried)enlanb"  (1838)  unb  „©erbien§  ^leujeit  in  gef(^id)t= 
tiefer,  politifdier,  topograpl)ifd)er,  ftatiftifc^er  unb .  natur'^iftorift^er  |)infid)t" 
(1840).  3ln  ber  S5eröffentli(^ung  ber  fel)r  merf^boHen  Ütefultate  feiner  i^ox= 
fcf)ungen  in  ßentralamerüa  l)inberte  i^n  leiber  fein  frü'^er  2;ob. 

Steuer  5fte!rolog  b.  3).,  20.  ^al^rg.  (1842),  2.  S^eil,  ©.  988.  —  S.  21. 
gfrau!t,  ©onntaggblätter  1842,  @.  280.  —  Sßuräbad),  SSiograpl^.  £ej:if. 

9t  e  i  (^  a  r  b  t. 
gricbcritc  S)orotl)ea  Söi^elmine,  geboren  am  12.  Wäx^  1781  in 
ßarl§ru'§e,  toar  bie  bierte  Sloc^ter  be§  Erbprinzen  i?arl  ßubtoig  bon  Saben  bon 
ber  ^Prinjefftn  Slmalie  g^rieberüe  bon  |)cffen  =  S)armftabt.  ©ie  mürbe  trefftid^ 
erlogen,  ertoarb  fid)  gro|[e  nfufifalifd)e  f^e'i-'tig^eit ,  ^o^e  grömmig!cit  unb  S)e= 
mutl)  jeidineten  fic  au§,  toäl)renb  il)re  feltene  ©(^ön^eit  SBetounberung  erregte, 
gtac^bem  fte  1792—93  in  Petersburg  getoeilt,  berlobte  fie  fid^  in  Erfurt  1797 
mit  ©uftab  IV.  Slbolp'^,  Könige  bon  ©darneben,  unb  tourbe  am  31.  Dctober 
1797  in  ©tod^olm  bermä^lt.     ^n  unenblid^er  ßiebe  l^ing  fte  an  bem  bei  aller 


g:riebettfe.  69 

2Bunbei-lic^!eit  ritterlichen  unb  gütigen  &emdi)U,  bem  fie  au^er  brei  2ö(^tern 
jtoei  ©ö'^ne  |d)enfte;  mit  i{)m  16efuct)te  fie  180-4  bie  .öeimat^.  ^n  fyotge  be§ 
^riege§  mit  ütu^Ianb  Ixaä)  bie  Empörung  in  ©tocE^otm  au§,  am  13.  ^Jlärj 
1800  tourbe  ber  Äönig  gefangen  genommen  unb  %.  ftrenge  auf  (Sc^Io|  ^aga 
betoad^t ,  jumal  fie  gerne  tmä)  pt5^tid)e§  (5rfd)einen  in  ©tod^otm  eine  ßontre= 
reöotution  Bemirft  f)ätte.  ©nblic^  in  @rip§^o(m  mit  bem  entthronten  (Sema'^te 
bereinigt,  6.  ;3uni  16i§  ®ecember  1809,  öerlie^  fie  mit  i^m  ©cf)roeben,  too  öiclc 
i:^rSoo§  Betreinten,  unb  traf  am  1.  gebruar  1810  in  25ru(i)fa[  bei  if)rer  ^Dtutter 
ein.  5]tit  bem  .Könige  lebte  fie  nun  ^ier  unb  an  anberen  Orten  S)eutf(i)(anb§, 
bann  aber  ent^treite  er  fi(^  mit  ber  enge(g(eid)en  i^xan  unb  OerUe^  fie  in  3l(ten= 
Burg  1810  für  immer.  5tm  17.  Februar  1812  mürben  bie  @atten  gerichtlich  gc= 
fc^ieben.  ^n  fe'^r  Befc^eibeuen  5}er^ättniffen  leBte  bie  Sulberin  mit  ber  großen 
©eete  aBmedifetnb  in  Sru(i)fat  unb  Uo^xhaii)  Bei  ber  53lutter  unb  in  ßarleru^e; 
ouc^  ging  fie  oft  nac^  3Baben=tBaben.  i^'^ren  Äinbenx  toar  fie  ein  3SorBi(b  aller 
Xugenben.  ^^xtx  leibenben  ©efunb^eit  megen  reifte  {5-/  ^ie  fc^on  frü't)er,  aud^ 
1826,  nad)  bem  ©üben,  ftarB  aber,  e^e  fie  'Jtij^a  erreichte,  auf  bem  Sanb^aufe 
BiÜamont  Bei  Saufanne,  am  25.  @et)tBr.  1826  an  ber  S5ruftmafferfucf)t.  ©ie 
rul)t  in  ^sforj'^eim  feit  bem  11.  OctoBer  1826. 

Königin  f^^rieberüe  öon  ©c^toeben,  f^ranffurt  a.  5Jt.  1856.  ^^leuer  91e= 
frolog  ber  Seutf^en,  1826,  Ilmenau  1828.  ®.  m.  5Xrnbt,  ©c^mebif^e  ®e= 
f^idlten  unter  ©uftab  III.,  öorjügli^  aber  unter  ©uftaö  lY.  3lbotf,  Seipjig 
1839.  ^teinfd^mibt. 

g-ricbcrÜC:  (5op:§ia  ^riberica  ^il^tlmim,  ^prinjeffin  Bon  ^reu^en, 
geboren  in  Berlin  am  3.  ^uli  1709,  j  al§  ^IRarfgräftn  Bon  Sat)reut^  am  14. 
CctoBer  1758.  S;ie  ©(^roff^eit,  mit  ber  i:^r  25ater,  Äönig  Orriebrid^  23il£)e[m  I., 
bte  ottböterifc^e  ©itte  unb  2eBen§meife  an  feinem  §ofe  unb  in  feiner  ^yamilie 
aufrecfit  au  erl^atten  fudite,  ertoecfte  in  ber  lebhaften  unb  geiftöoUen  ^rin^effin, 
foBalb  fie  unter  SSegünftigung  ber  ^}Jtutter  mit  ben  neuen  SSitbungSetementen 
t^rer  3eit  Befannt  geioorben  mar,  einen  :§erBen  2öiberfBrud)§geift  unb  eine  jebem 
3toange  tropietenbe  5leigung  für  jene  ©temente ,  in§Befonbere  für  franjöfift^c 
©Brache,  Sitteratur  unb  Senfmeife,  Steigungen,  me(d)e  junäd^ft  ätoifi^en  i^r  unb 
i^rem  brei  ^a'^re  jüngeren  Sruber,  bem  J?ronBrin5en,  ber  fie  in  gteic£)em  ^a^e 
t'^eilte,  bie  engfte  unb  järtlic^fte  ^reunbfd^aft  begrünbeten,  anberfeit§  aber  au^ 
bie  Cuelle  anbauernber  35erftimmungen  unb  Sermürfniffe  inner:t)a(B  ber  fönig= 
Iid£)en  gamiüe  mürben  unb  in  beiben  ßeft^miftern  früfie  ben  SÖunfdf)  naä) 
©elBftönbigfeit  unb  Entfernung  au§  bem  3]ater§aufe  '^eröorrieien.  6ern  f)örte 
bie  ^Prinjeffin  ba^er  auf  bo§  §ofge!tätfc^  unb  glaubte  baffelBe,  toenn  e§  it)r 
mit  ober  ol^ne  Srunb  nad^  einanber  ^arlXIL,  Submig  XV.,  Sluguft  IL,  fpäter 
einen  öerjog  Don  (5a(^fen  =  aBei^enfeI§  unb  einen  ^arfgrafen  öon  ©d^mebt  at§ 
i:^re  S3emerBer  Bejei^nete.  ^e  f^merä^after  bie  Säuf^ungen  maren,  um  fo 
Ieibenfc^aftli(^er  fnüpften  fid^  i^x^  Hoffnungen  an  einen  öon  i^rer  SJlutter  unb 
bereu  föniglidier  ©d^mägerin  in  gngtanb  biete  Sa'^re  BetrieBenen  $Ian,  ber  i^r 
burd)  i^re  2Jermät)Iung  mit  bem  ^rinjen  bon  3Bate§  ^riebridE) ,  bem  ©ol^nc 
be§  Äönig§  ®eorg  II.,  bereinft  ben  engtifd^en  Königsthron  in  3(u§fid)t 
ftellte.  ©eit  1727  trat  fie  ber  grfüttung  nd^er,  inbem  nid)t  nur  ber  ^4}rina, 
fonbern  aud^  König  (Seorg  II.  unb  feine  ^inifter  if)re  3uftimmung  offen  3U 
er!ennen  gaben.  Stud^  ber  König  bon  ^reu^en,  ber  tro^  allem,  tt)a§  borge= 
fatten  mar,  feine  2:od^ter  liebte,  I)atte  e§  gerne  gefeiten,  menn  i'^r  ba§  „magne- 
fique'-  Sanb  3U  Sfieil  mürbe,  er  backte  fid)  fd^on  au§,  toic  er  fie  treubig  üBer= 
rafd^en  unb  im  Seifein  be§  englifc^en  ©efanbten  um  if)re  eintoilligung  erfuc^en 
tooße;  er  fe|te  i^r  ebenfobiet,'al§  feine  @emat)tin  bon  (Sngtanb  erhalten  "tiatte, 
40000  Xfiater  al§  ^eiratl)§gut   au§.     3lBer    er  t)ielt   e§   nid)t  für   jmecfmä^ig, 


70  g^nebetife. 

ba|  bie  gteidiaeitig  geloünfdite  SSer'^eivat'^ung  felneg  Äron^Ji-injen  mit  einer  eng= 
lifd^en  ^ritiäeffin  ji^on  je^t  unb  augleid^  mit  ber  anbern  boEäogen  toilrbe ;  nod^ 
toeniger  geftatteten  e§  feine  gegen  Defterveic^  eingegangenen  3}erlbinbUd)feiten 
mit  biefer  i)eii-atlf)  politijd^e  ^ßer^flic^tungen  gegen  ©ngtanb  au]  \iä)  ju  ne'^men ; 
unb  bieje  35eben!ti(^!eiten  mürben  genä'f)rt  unb  gefüllt  burd)  ben  ©enerat 
ö.  ©rumblom,  melc^er,  im  ©olbe  £)efterrei(i)§  fte'^enb,  hnxä)  feine  guträgereien 
il^n  mit  Slrgmo'^n  gegen  @nglanb§  2ll6fi(i)ten  erfüEte.  ^nbem  nun  anbererfeitS 
bie  englifd^en  5Jlinifter  i'^re  )3olitifcf)en  O^orberungen  in  ben  SSorbergrunb  ftellten, 
feine  (Sema!)Un  unb  bie  beibcn  ^inber,  inbem  fie  o'^ne  33erftänbni|  für  jene  35e= 
beuten,  feine  3ögerung  nur  feinem  @igenfinn  unb  feiner  tt)rannif(^en  Saune  äu= 
fcfirieBen  unb  be§!^atb  bie  2lBfid)ten  ber  ßnglänber  burd^  il^re  gegen  ben  Äönig 
gefponnenen  9tän!e  untcrftü^ten  unb  fcf)tie^lic£)  ber  i^ronprinj  burcE)  bie  5Iud)t 
in§  2lu§tanb  fclbftänbig  in  biefe  SSert)äItniffe  eingreifen  mottte,  fo  mürbe  ber 
^önig  mit  foldier  Erbitterung  erfüttt,  ba^  er  nidt)t  nur  jebe  S5erbinbung  mit 
©nglanb  abbrad),  fonbern  aucf)  beiben  .^inbern  fein  anbereg  SJlittel  it)n  3U  t)er= 
föt)nen  offen  fteEte,  al§  fidf)  unbebingt  feinem  SBiüen  ju  untermerfen.  Tlit  ber 
<5ntfd)eibung ,  meldte  ber  atte  g-ürft  im  ^.  1731  traf,  gingen  nirfit  nur  bie 
äußeren  Söege  be§  ®ef(^mifter|)aarc§,  fonbern  auct)  il^re  33eftrebungen  toeit  au§= 
einanber,  ^ä{)renb  ber  ^ronprinj,  burt^  feine  SBeruf§tt)ätig!eit  in  ben  Srnft 
be§  ßeben§  eingefül^rt,  über  bie  S5erirrungen  feiner  i^ugenb,  fomie  über  ba§ 
Söefen  unb  bie  2lbfic£)ten  feine§  33ater§  5U  richtiger  Gc£)ä^ung  gelangte  unb  fi(^ 
fortan  ber  tio'^en  Stufgabe  mibmete,  bie  ©(^bpfungen  beffetben  mit  bem  Seifte 
ber  neuen  ^eitbitbung  ju  burd)bringen ,  fcijte  bie  @c£)meftev,  in  tleinlic^en  S5er= 
t)ältniffen  unb  ^uhn  fid)  bemegenb,  ba§  gciftreit^e,  aber  leiditfertige  'Bpid  it)rer 
früt)eren  ^a1)xt  fort  unb  tröftete  fid)  über  i"^re  geringfügigen  Erfolge,  inbem  fie 
mit  friöoler  unb  bo§t)after  iJeber  il^ren  .g)ot)n  unb  Slcrger  über  biejenigen  au§= 
fd)üttete ,  raeld)e  il^re  fdjöpferifc^e  2ßt)antafie  itjr  al§  Urheber  jener  9}ti|crjolgc 
t)orf|)iegette.  i^m  Stuni  1731  erflärt  ber  ,$?önig  feiner  Joditer,  bo^  er  it)r  ben 
@rb|)rin3cn  fjriebrid)  bon  SBaireutt)  jum  (Sema|l  beftimmt  '^abe.  tiefer,  ber 
@ol)n  be§  regierenbcn  5)tarlgrafen  (Seorg  Söittjelm,  stuei  ^ai)xc  jünger  al§  fie, 
mar  bamat§  tür^lid^  (18.  ^JDtai)  öon  einer  Steife  buri^  Dberitalien  unb  5ran!= 
xeid) ,  mit  toetc^er  er  feine  aä)t  ©tubienjat)re  in  (Senf  abfc^lie^en  foHte,  nad^ 
Saireutt)  jurüdEgetel^rt  unb  öermä'^Ite  fic^  mit  ber  ^Prinjeffin  am  20.  "iRobembcr 
in  33erün.  S)er  gutmütt)ige,  aber  ni(^t  befonberS  begabte  ^^rinj,  ber  öon  feinen 
Steifen  bor  allem  Vorliebe  für  ba§  franjöfifc^e  2;t)eater,  ^parforcejagben  unb 
"^ö^ere  9Jeitfunft  mitgebrodit  ^atte,  bezeigte  jmar  feiner  i^n  bebeutenb  über= 
xagenben  ©ema^Iin,  bie  it)n  1732  mit  einer  2;oc£)ter  befc^enfte,  Siebe  unb  9ld)= 
tung;  ba  aber  fein  alter  35ater  mit  ben  ©intünften  feine§  ßanbe§  fbarfam 
umge'^en  mu^te,  fo  reidjte  bie  Slpanage,  bie  er  bem  jungen  5paare  gob,  jur  Se'= 
friebigung  feiner  @enüffe  nid)t  au§;  Äönig  ^riebricf)  2Bii:§etm  I.  mu^te  bcS'tialb 
öfter§  angefprod)en  merben;  ber  gab  bem  ©d^miegerfofin  anä)  ein  9tegiment  in 
^Jafetoalt,  fdienfte  ein  anbereS  5Jtal  30000  2:^ater,  bejatjlte  auc^  mol  aumeilen 
beiber  ©(^ulben.  S)iefem  gebrüdten  ^uftanbe  madit  ber  Stob  be§  alten  Waxi= 
grafen  am  17.  Wai  1735  ein  Enbe.  ©ofort  beginnt  ein  anbere§  Seben;  33ai= 
reut^  foE  ein  fteine§  S5erfaittc§  barfteHen;  50000  ©ulben  mevben  aEjö^rlid^ 
äur  S5erfd)önerung  ber  l)errfd§aftlid§en  ^Bauten  au§gefe^t ;  ber  befd)eibene  ©ommerft^ 
ber  beiben  legten  5Jtarfgrafen,  bie  Eremitage,  mirb  mit  funftboEen  Einlagen  au§= 
geftattet.  £ro^  be§  <^ungerja^re§  merben  1740  Earnebal§tuftbar!eiten  nad^' 
fremblänbifd)em  ^ufdinitt  hti  .^ofe  eingefü'^rt  unb  feitbem  jebeg  ^a'^r  erneuert; 
franjöfifd^e  ©d^aufpieler  merben  l)erbeigerufen ,  au  bereu  3luffül§rungen  bie  Ein= 
tool^ner  ber  Stefibenä,  bamit  fie  für  fold)e  ©enüffe  33erftänbni^  gemännen,  unent= 
Seltlid^en   3utritt   erhalten.     1742   toirb   eine   3l!abemie    ber   SBiffenfc^aften   in 


iJrteberife.  71 

IBaireut^  eingerichtet,  im  jolgenben  ^at)\t  ober  fctjon  in  f^orm  einer  Uniöerj'ität 
nad)  (ärlangen  üBergefifbelt ,  beren  6inweif)ung  bann  mit  ©(f)augeprängen ,  ber 
^^rägung  einer  Senfmünje  unb  S;i§putationen  bcrl^errüc^t  toirb,  ju  icelc^en  tefe= 
teren  bie  ^Jtarfgräfin  bie  J'^efen  [teilt.  17-i-t  mirb  ber  5öau  eines  neuen  Dpern= 
!^aufe§  begonnen  unb  al§  e§  naä)  bvei  S^a^ren  beeubigt  ift,  1748  ein  (£omöbien= 
t^eater  tjinjugefügt,  um  bei  ber  unter  (Entfaltung  auBerorbentüc^en  ©tan^jes  am 
26.  September  gefeierten  S3ermäE)tung  i^rer  2o^ter  mit  bem  ^erjoge  Äarl  ©ugen 
bon  2Bürtembcrg  benu^  ^u  toerben.  S)ie  Sai)i  ber  .^ammer^erren  mirb  1752 
bl§  auf  27  öermel^rt.  Qxoax  öernid)tete  1753  ein  33ranb  ha^  ©(i)to§  unb  ha^ 
Cpern^aue,  man  berechnete  ben  Schaben  auf  eine  Million  Spater;  fofort  lüirb 
ber  23au  beiber  ßJebäube  toieber  legonnen,  bie  i^efttii^feiten  be§  .öofeg,  roetd)c  ficf)  eine 
3eit  lang  auf  5}^ufit  unb  Soflb  befc^ränfen,  menben  fic^  1754  f(i)on  mieber  ber 
Oper  ju,  namentlich  ber  9lupl)rung  ber  Dper  .öuomo,  meli^er  bie  ^arfgrdfin 
6  Strien  eigener  (Fompofition  '^inäufügt.  S3i§  ber  ©(^loßbou  üottcubet  ift,  tritt 
in  bemfelben  ^a'^ie  ba§  marfgräfli(i)e  ^aar  mit  einem  ©efotge  bon  50  $erfonen 
eine  Üteife  naä)  {yronfreic^  unb  Italien  an,  öon  ber  c§  im  Februar  1755 
prüdfetirt.  ®ic  (yrcuben  be§  ^ofe§  ber^errlid^en  bon  3^'^  3"  o^it  bie  33efucf)e 
tonangebenber  (Seifter,  S5oItaire'§ ,  2tIgarotti'§,  .^umeilen,  menn  auc^  nur  auf 
furje  3eü  bie  be§  föniglict)en  SSruber§.  tiefem  S3i(be  beö  ©lan^e^  fet)Ite  iebocf) 
eine  fe^r  ftfittiaräe  <S(f)attenfeite  nic^t.  S)ie  ©teuerfraft  be§  Sanbc§  reichte  für 
foI(^e  3tu§gaben  nid§t  au§;  man  ^ie^t  reidtie  ^uben  in§  Sanb,  toeldtie  ©etb  bor= 
ftreden  tonnen;  ber  aufgeflärte  ,g)of  nimmt  ju  3ttd)t)miften  unb  Schatzgräbern 
feine  3uflm$t.  2l(§  1751  fit^  ba§  @erüd)t  berbreitet,  mit  bem  Sobe  be§  3^ürften= 
paare§  mürben  alle  i'^re  Sd^utbberfdireibungen  ungiltig  tnerben,  moEte  niemanb 
bem  Jpofe  2eben§mittet  liefern;  bie  i^eamtfu  Ratten  bamal§  in  14  Cuartaten  feine 
SSefolbung  erl^atten.  9luc^  im  ^Familienleben  famen  ernfte  Störungen  bor. 
6ine  ^ofbame,  meldie  bie  5[Rarfgräfin  au§  SSerlin  mitgebradtit  ^at,  mci^  aU= 
mä'^lid)  i^r  ba§  ^erj  il)re§  (Sema!^l§  abmenbig  ju  machen;  alle  SBelt  fpricl)t 
babon,  bie  f^ürftin  allein  merft  nid^tö ;  auc^  al§  il§r  enblict)  bie  Singen  aufgeben, 
tüä'^lt  fie  bie  berfel^rteften  5Jtittel,  um  ba§  2lergerni^  5u  befeitigen,  bi§  nac^= 
bem  fie  fici)  mel)rere  ^a!^re  bon  ber  Hnberfd^ämten  ^at  tt)tannifiren  laffen, 
fc^lie^lic^  ber  !öniglid)e  Sruber  <§ülfe  fc^affen  muB-  Selbft  beffen  Ungnabe 
l)at  fi(^  bie  ^yürftin  mel^rere  ^a^re  juge^ogen ,  inbem  fie  o§ne  jebe  'Dtötl)igung 
tt)ä"^renb  be§  ^toeiten  fc^lefifc^en  -^riegeg  ber  ^aiferin  531aiia  Jlierefia  in  auf= 
fälliger  2öeife  i§re  ^ulbigungen  barbringt.  2lu(^  nacl)bem  ber  ^önig  1746 
il)r  in  gro§mütf)iger  2Beife  beräiel^en  l)at ,  toerben  il)r  burc^  ba§  Sciiidfal  il)rer 
einzigen  2oci)ter,  toelc^e,  feit  1748  an  ben  ^er^og  ^arl  ßugen  bon  äßürtem= 
berg  bermäl)lt,  bon  bem  ro'^en  ©ema^l  aber  auf§  empörenbfte  be'^anbelt,  jur 
5Jlutter  i^re  3iifl^uc£)t  nehmen  mu^te,  fdimerälic^e  3eiten  bereitet,  inmitten 
fold)en  glänjenben  (älenb§  unb  toäl^renb  fie  nac^  i!^rer  Slu^fö^nung  mit  ^önig 
i^riebric^  II.  53riefe  toec^felte,  bie  i^m  in  bem  ^a^e  al§  ber  9lu§brucf  3ärtlicE)= 
fter  i^reunbfc^aft  erfc^ienen ,  ba§  er  i^r  mit  bem  bollften  9]ertrauen  lohnte ,  in 
i'^ren  legten  ^a'^ren  fi(^  i^rer  alQ  f^riebenSbermittlerin  bebiente  unb  bon  i§rem 
2:obe,  ber  am  Sage  feiner  'JKeberlage  bei  §0(f)tircl)  (14.  October  1758)  ein= 
trat,  tiefer  al§  bon  biefem  Unfälle  niebergebeugt  tourbe,  ^at  bie  9}^arfgräfin  an 
S)en!toürbigfeiten  i|re§  ;ieben§  gefc^rieben,  toel(f)e  ju  berfiiiiebcnen  3eiten  i^re§ 
Seben§  jmifc^en  1748—58  gearbeitet  ober  überarbeitet  un§  je^t  in  ad^t  auf= 
gefunbenen  9lbf(i)riften  borliegen.  2Bäl)renb  fie  fämmtlidl)  bie  ©efc^ic^te  il^reS 
ßeben§  nic^t  über  ba§  ^a^x  1742  :§inau§füt)ren  (nur  einer  liegt  eine  33efd§rei= 
bung  i'^rer  italienifc^en  Dteife  bei)  unb  in  il)ren  Slbtoeid^ungen  bon  ben  mannicf)= 
faltigen  Stimmungen ,  bon  benen  bie  93erfafferin  beeinflußt  tourbe ,  3eugniß 
geben,   ftimmen  fie  alle  barin  überein,  baß  in  i'^nen  iln'e  (Sltern  unb  it)r  fönig= 


72  i?i;Ǥ- 

Itd^er  SBtuber  in  ben  ^d^toätaeftcn  g^arl6en  aBgefc^ttbert  unb  i'^nen  SDinge  na($= 
gefagt  toerben,  tceld^e  felfift,  tüenn  fie  tca'^v  toären,  öon  einev  e^x-fcaren  ^oc^ter 
unb  ©c§tt)efter  mit  ©tiÜfcfitDetgen  üftergangen  ober  mit  (Schonung  betianbelt 
toorben  tüären,  je^t  ahn  um  |o  ft^tüerer  gegen  fie  in§  (Setoidfit  fallen,  ba  i^ve 
^ifanten  ©r^ätilungen,  too  eine  S5ergtei(^ung  berfelfien  mit  auf^entifc^en  51ac^= 
Ti(f)ten,  namentlid^  mit  ben  5Jiittt)eitungen  it)rer  eigenen  SStiefe  mögli^  ift,  fi^ 
grö^tent^eite  aU  offenbare  Unwal^rl^eiten  ober  6o§t|aite  Ueberti-eiBungen  bar= 
ftellen. 

ö.  9tan!e,  3Ber!e,  24.  IL  -  S)rot)fen,  ^reuBifc^e  ^olitü,  IV.  4.  - 
f5.  ;g)einn|  im  3lrc^ib  für  @e|(^ic£)te  be§  Ober=^ainfreife§,  B.  2.  —  (SJ.  §otn, 
SSottaire  u.  bie  ^ai-fgr.  ü.  Saireutl^.  2'^.   ^  i  x  f  c^. 

gricö:  drnft  3?.,  ßanbfc^aftSmaler,  geB.  3u|)eibel'6eTg  am  22.  äuni  1801, 
t  in6atl§ru^e  am  ll.Dct.  1833.  S)ieiei;  berü^mtefte  ^teBenBu^ler  9tottmann'§, 
mit  bem  er  fid)  längere  3^^*^  gemeinfc£)attlic^  erft  Bei  beffen  Sßater,  bann  bem 
©nglänber  2Batti§  für  alle  !^nt  beftimmenb  bilbete,  ift  unftreitig  cine§  ber  glän= 
aenbften  Slalente  in  ber  fübbeutfd^en  ßanbf(f|afterf(i)ule  ju  Einfang  be§  ^ai)x= 
]§unbert§.  i^nbe^  tt)eilt  er  nur  fur^e  3eit  bie  ^iftorifd^  ftilöoEe  9ti(i)tung  feine§ 
©tubiengenoffen ,  menn  aud^  burd§au§  feine  Neigung  gur  SSebute,  jur  !ünftterifd§ 
buriiigebilbeten  SBicbergabe  beftimmter  ßofalitäten,  toobei  er  fic^  aber  balb  toeit 
realiftifc^  genauer  an  bie  Statur  anfc^Iie^t,  al§  ber  tj'^antafiebolle  SHottmann.  — 
Slu^er  bem  Unterrid)t  be§  2öaIIi§  geno^  er  bann  noc^  ben  be§  6art§ru't)er  2t)ier= 
maler§  j?un^  unb  3lrd)ite!ten  5JioUcr  in  Sarmftabt,  bei  bem  er  fid)  jene§  feine 
SSerftänbniB  ber  3Ir(i)iteftui"formen  aneignet,  ba§  feine  fpäteren  36^(^ttungen  fo 
betounberungSmürbig  ma(^t.  @r  beroie§  e§  al§balb  in  einer  üteil^e  öon  rabirten 
unb  litl)ogra|3'^irten  Slnfic^ten,  bie  er  öon  ^eibelberg,  ber  9l'§ein=  unb  5Jlain= 
gegenb,  ber  ©c^meij  ic.  in  5Mnd)en  }3ublicirte,  mo  er  fic^  1821  l^inmanbte,  bie 
5lfabemie  befuc£)te  unb  fidf)  balb  Ütuf  ermarb.  ^m  ^.  1823  ging  er  bann  nai^ 
i^talien ,  blieb  bier  ^at)u  meift  in  9lom  unb  5^eapel ,  eine  unerme§tid)e  ^üile 
öon  mit  betounberungStoürbiger  '^räcifion  unb  ©efc^macf  gegeidineten  ©tubien  al§ 
f^ruc^t  boöontragenb ,  bie  in  i^rer  faft  pl^otograp'^ifdicn  (Senauigleit  in  2Bieber= 
gäbe  ber  Statur  ben  merfmürbigften  ©egenfa^  jur  einfaclien  unb  großen  5luffaffung 
3fiottmann'§  bilben,  bem  fie  bod)  in  Stilgefühl  unb  ©d^ön'^eitSfinn  fo  unläugbar 
öerttianbt  finb.  —  Stod)  mel)r  tritt  biefe  35erttJanbtfd)aft  in  ben  ja'^treid^en 
SSilbern  au§  biefer  Qni  ^eröor,  bie  tro^  aller  ^räcifion  be§  5£)etait§  boc^  feine 
großartige  gefd^madöoße  9lrt  geigen,  dlux  befd)äftigt  er  fid)  toeit  mel)r  mit  ber 
öon  ütottmann  öernad)läffigten  33aumnatur.  —  ©ein  Kolorit  jeigt  bagegen  bei 
aller  auffattenber  Setailtoal^r^eit  boc^  bie  öor^ettanartige  (Blatte  unb  bie 
©c^roere  ber  garbe  ber  bcutfd)en  5)talerei  jener  3e^t-  —  S)Q  ^^  genau  ba§  gab, 
tDa§  bie  23efud)er  Stalien§  tüiinfditen,  gefd^madöoÜe  S3ebuten,  fo  fanb  er  un= 
gemö^nlid)cn  Seifatt  unb  ertoarb  fdineU  grofjen  9tuf.  ßeiber  finb  beß'^alb  feine 
Silber  auc^  in  alle  Söelt  ^erftreut,  nur  bie  neue  ^inalof^e!  unb  bie  SajiS'fdie 
(Salerie  in  SlegenSburg  äeigen  nod)  bereu.  3u  ben  beften  gel)örte  ba§  ^au§  be§ 
Saffo  in  ©orrent.  ^od)  angefe'^en  feierte  er  1827  nad)  ^ündjen  prüd  mit 
feiner  unüberfel^baren  9lu§beute  öon  ©tubien,  bie  er,  über'^äuft  mit  Sluftvägen, 
außerorbentlid)  |)robu!tiö,  h3ie  er  e§  toar,  ju  einer  langen  9{eil)e  öon  Silbern 
öerarbeitete.  9lid)t§beftotDeniger  benu^te  er  fie  fd^on  nad)  ein  |3aar  ^a'^ren  nid^t 
mel)r,  fonbern  toarf  fic^  nun  auf  bie  ganj  realiftifc^e  SarfteÜung  ber  itjn  um= 
gebenben  9iatur,  bei  bereu  Söiebergabe  er  bie  größte  Unmittelbarfeit  unb  @enauig= 
feit,  aber  freilid)  aucl)  burditoeg  ben  malerifc^en  33lid  be§  5)teifter§  für  ba§ 
©c^öne  3eigt.  —  ©o  com|)leter  9tealift  gen)orben ,  ift  er  bie§  aud^  in  ber  jebe§ 
^ellbunfel,  ja  bie  eigentlid)e  ©timmung  au§fd)ließenben  nüd)ternen  33eftimmtl)eit. 
5Jlüncl)en  mit  ßarlgru'^e   1831    öertaufc^enb ,    too  er  l^auptfäc^lid^  Sebuten  öon 


5tte§.  73 

,g)etbelBerg  mit  ungtouHtcfier  ©(fineüigfeit  matte,  tüorb  er  naä)  jttjei  Sa'^ten 
öom  (S(^aiiad)fieBer  bejallen  unb  fc£)nitt  fiif)  in  ber  9lafetei  be§  f^ieberS  eine 
^ulSaber  burd).  ^ed^t. 

g-ricö:  S^an^  i^.,  geb.  an  greiburg  in  ber  ©c^toeij  in  ber  ^toeiten  .g)älftc 
be§  15.  3a^4unbci-t§,  übte  bajelbft  unb  fpäter  ju  Sern  bie  Malerei,  ©eine 
{ir(i)ti(^en  33ilber,  beren  \iä)  noc^  einige  in  feiner  35aterftabt,  anbere  in  ber  Satter 
Äunftfammtung  unb  in  ber  5Rori^ca^eI(e  ju  51ürnberg  (^ier  unter  unricf)tiger 
^Benennung)  befinben ,  jeigen  eine  gro^e  SJertoanbtfd^aft  mit  ber  3Xug§burger 
©(i)u(e,  namentlii^  mit  ^.  ."potbein  bem  Steueren.  @§  i[t  bal^er  tt)af)rfc£)einlic^, 
ba^  er  in  9tug§burg  einen  2f)eil  feiner  5lu§bilbung  er'^ielt.  SSebor  er  fid)  in 
^yreiburg  nieberUe^,  begegnen  mir  feiner  ©pur  in  SSafel,  roo  er  1488  bie  ;^)Unit 
annaf)m,  unb  in  ßotmar,  mo  er  öon  bem  6a|)itel  be§  ©t.  5[)lartin§ftiit§  mit 
ber  5{u§fül^rung  einc§  SUtarbilbeS  betraut  tüurbe.  —  1501  er'^ieÜ  er  bie  S5e= 
ftattung  al§  makx  be§  9tat^§  feiner  35aterftQbt,  too  er  bi§  1516  ober  1517 
blieb ,  tnorauf  er  fid^  in  SSern  nieberlie^.  S)ai  genaue  5Datum  feine§  Siobeg  ift 
eben  fo  unbefannt  al§  baSjenige  feiner  ©eburt.  — 

3at)n'§  Sa^rbüd^er  für  ^unfttoiffenfc^aft,  II.  ^  i  §. 

?5rtCg:  Sa! ob  ^-riebric^  ^.,  geb.  gu  »arbl^  am  23.  2lug.  1773,  t  3U 
^ena  am  10.  5lug.  1843.  2}on  3^rie§'  35oriat)ren  mirb  juerft  ber  faiferlid^e 
Dberft  ©iegeSmunb  ©ber^arb  bon  fyrie§  genannt,  toelc^er  in  ber  ^itte  be§ 
"17.  Saf)r^unbert§  ßommanbant  bon  <Oöd)ft  mar.  2)effen  ©o^n  .^einrid)  ©iege§= 
munb  fiel  1683  bei  Dfen.  ©eine  Söittmc  bertor  ben  größten  2;|eil  i^res  35er= 
mijgens,  unb  ^ierburd)  fa^  i'^r  ©o^n  Äonrab  fii^  beranta^t,  auf  ben  2lbel  ber= 
jic^tenb,  ba§  65efd£)äft  eineg  St|)ot^eter§  ju  erlernen,  meld)e§  er  fpäter  in  ^Jlömpel= 
garb  felbftänbig  aueübte.  S)er  jüngfte  feiner  ©öt)ne,  ^eter  Äonrab ,  toarb  ber 
Später  bon  ^.  5-  i^-  ^eter  i?onrab  f^-. ,  meld^er  3;t)eologie  ftubirt  '^atte, 
trat  1757  p  ber  53rübergenteinbe  über.  6r  l^eirat^ete  1763  ß^riftiane  ©optjie 
^äfc^fe,  bie  %oä)kx  eine§  ber  erften  5lu§manberer  au§  5Jlä'^ren,  toeldie  fic^  unter 
be§  @rafen  ^ii^ä^^borf  ©d)u^  begeben  I^atten.  5ta(^  me'^rjäfirigen  ^iffion§reifen 
ert)ielt  3ßeter  ^onrab  f^-  1773  al§  SSeamter  ber  Srübergemeinbe  feinen  feften 
SBo'^nfi^  in  58arbt)  a.  b.  ßtbe.  S)a  bie  ^ntereffen  ber  ©emeinbe  i^m  jeboc^ 
öfter  größere  9ieifen  auferlegten,  fo  übergab  er  feine  beiben  ©ö'^ne,  beren  ältefter 
3fa!ob  griebrid)  tt)ar,  fi^on  1778  ber  ^errn'^utifdien  @r3ie'^ung§anftalt  ju  ^tieSfi). 
.^ier  ^atte  5-  ^^  5)en  erften  i^al^ren  biet  traurige,  einfame  ©tunben  ju  berteben. 
S)em  bon  ^i^atur  jarten  unb  ju  ^rönflic^feit  geneigten  .Knaben  warb  t)ier  nid|t 
bie  nött)ige  Pflege  unb  rid)tige  örjtlic^e  SSe^anblung  ^u  2;f)eit,  unter  Ipeld^er  fein 
Körper  fic^  t)ätte  gefunb  enttoidetn  fönnen.  Oft  blieb  er  äöot^en  taug  attein 
auf  bem  ^ranfenjimmer  eingefc^loffen  ot)ne  33u(^ ,  o'^ne  ©pietjeug,  nur  auf  fidt) 
fetbft  angemiefen.  ®iefe  häufige,  fd^mer^tidift  empfunbene  ©infamfeit  gemann 
jebod)  infofern  33ebeutung  für  bie  ©nttoidelung  feine§  @eifte§,  at§  g-  i^  %  fi<^ 
p  einer  SSefd^äftigung  mit  feinem  Sennern  getoö'^nte,  toetd^er  ®emöf)nung 
er  fpäter  toot)t  jum  J^eit  bie  i^m  eigene  gro^e  ®emanbtt)eit  in  ber  ©etbft= 
beoba(^tung  berbantte.  3)er  gut  geleitete  llnterridt)t  tieß  'i^xit%'  reid)e  intellectueße 
Einlagen  ^u  fd)net(er  unb  !räftiger  Entfaltung  fommen ,  fo  ba^  f^.  bon  ben 
Oberen  ber  (Semeinbe  ^um  ©tubium  ber  Jlieologie  beftimmt  tourbe.  3}or  3lHem 
feffelten  il)n  bie  mati^ematifd)en  ©tubien ,  benen  er  pribatim  mit  fold^em  ^ytci^e 
oblag,  ba^  er  bei  feinem  1792  erfolgten  Eintritte  in  ba§  tl)eologif(^e  ©eminar 
bon  ben  matl)ematif{^en  33orträgen  biSpenfirt  toarb,  „treil  für  il}n  barin  nid£)tB 
me"^r  ju  lernen  fei",  ^liitofop'^ifd^e  f^ragen,  meldte  5.  fd)on  tt)äf)renb  ber  testen 
3fal)re  auf  bem  ^äbagogium  bielfad)  befc^öftigt  l)atten,  traten  auf  bem  ©eminar, 
toelc^em  er  bon  1792  bi§  1795  ange'^örte,  balb  in  ben  33orbergrunb  feinet  3^n= 
tereffe§.  S)iefe  ^a'^re  mürben  für  f^rieS' Entmidelung  bie  entft^eibenbften;  mäl)renb 
berfelben  gemann  ber  früt)3eitig  bon  aEem  SlutoritätSgtauben  freie,  oUcin  au  ba§ 


74  S«e§. 

f^orum  jeiner  @tnf{(i)t  unb  |eine§  @etDiffen§  getoiejene  ©clbftbenfer  bie  feften 
(55runbanfict)ten,  beren  toeiterer  5lu§BiIbung  unb  ©nttoicEelung  fein  fernereä  £e6en 
getDibmet  toar.  ©o  toenig  ©influ^  bie  {)äufigen,  nur  ju  gefd^äft§mä^igen  2ln= 
bad^tgüBungen  ber  ©emeinbe  unb  ber  barin  l)eiTfd)enbe  ^jietiftifi^c  ®eift  auf  5. 
in  ber  .$?inbi)eit  getoonnen  l^atten,  fo  toenig  öermoc^te  bie  il^m  fpäter  angebotene 
^3o[itibe  9tetigion§le'£)re  fein  inteltectueÜeS  SSebürfni^  p  Befriebigen.  3)on  ber 
$f)iIofo|)'£)ie  erl^offte  er  bie  Seanttoortung  ber  fragen,  toeli^e  bie  S^eotogie  i'^m 
unbeanttoortet  gelafjen  ^atte.  2)urci)  ®arüe'§  anregenben  Unterricht  lernte  g. 
perft  Äant'§  Seigre  tennen;  batb  ftubirte  er  eifrigft  j?ant'§  SBerfe:  „nic^t  um 
jeine  2lnf{d)ten  aufjulaffen,  fonbern  um  micf)  bon  if)m  leiten  ju  taffen  in  ber 
(5nttoi(ielung  meiner  eigenen  @infi(i)t  in  bie  p'^ilofopfiifc^e  2öat)r^eit".  ©d^on 
l^ier  befc^äftigte  i^.  bie  früi^  gefunbene  2e6en§aufgabe,  toel(f)e  barin  Beftanb,  ben 
^ant'ji^en  ^ritüen  eine  allgemeine  p|t)(i)oIogif(^e  ©runblage  ju  geben,  burd) 
toelc^e  bie  großen  bon  ^ant  gemachten  föntbetfungen  fid)er  geftellt  toürben;  fd^on 
l)ier  auc^  bitbete  fic^  bie  i^m  eigene  Sßeltanfidit  in  i^ren  (Srunbpgen  au§.  'k)it 
Dp^ofition,  in  toeld^er  [it^  f^.  gegen  bie  ^'errn^utifc^e  5Dogmati!  befanb,  t)atte 
it)m  bie  t)i[torif(^e  ©runblage  feine§  religiöfen  @Iauben§  geraubt,  nic^t  biejen 
jelbft.  2ln  ber  religiösen  2öa^rl)eit  l)atte  er  nie  ge^toeifelt,  unb, bie  ©rfalirung 
be§  ßebeng  in  ber  Srübergemeinbe  l^atte  il)n  bie  Sebeutung  be§  religiöfen  ßebenS 
tennen  gelel)rt.  S)ie  t)ier  t^ätige,  felbftlofe  Siebe,  bie  §ier,  aud)  bon  ber  ^ugenb 
im  engen  5reunbe§treife  geübte  ^^ingabe  an  bie  ^bee  ^tten  in  ^.  ein  reid)e§ 
(5)emüt^§leben  getoerft,  in  toelc^em  fic^  ba§  religiöfe  ©mpfinben  mit  ber  2luffaffung 
be§  <5(i)5nen  in  5latur  unb  ^unft  öerbanb;  fo  enttoicfelte  fid)  il)m  jene  3ißelt= 
anfid)t,  toetc^e  er  fpäter  bie  rcligiö§=äftf)etifd)e  nannte.  2;ro|  feine§  inneren  2lb= 
falls  öon  ber  (Semeinbe  tooEte  biefe  ben  um  feineg  reidien  ®ei[te§  unb  feine§ 
reinen  ^^erjeng  toiEen  öon  eilten  geliebten  i^.  äu^erlidt)  unter  ben  f^rigen  be= 
galten,  tool)l  in  ber  .^offnung,  ba^  er  bereinft  audC)  innerlich  ju  i^x  jurüdleliren 
toerbe.  <5o  toarb  i'^m  im  .^erbft  1795  eine  Sel)rcr[teEe  in  t^-ulned  in  5lorb= 
englanb  angeboten.  ^.  fd)tug  inbe§  bicfelbe  au§  unb  befdjlo^,  in  ßeipjig  ^ura 
äu  ftubiren.  S)ie  S}or[te^er  ber  ©emeinbe  entließen  il)n  mit  bem  2lu§brud  ber 
größten  Hoffnungen  für  feine  3ulunft  unb  mit  bem  2Bunfc^e,  ba^  er  nad)  boll= 
enbetem  ©tubium  jurüdfe^ren  unb  eine  3lnftettung  in  ber  ©emeinbe  annel^men 
toerbe.  2Benn  fict)  aud)  biefer  SBunfc^  nic^t  erfüüte,  fo  blieb  g.  bod)  ftet§  in 
freunblid)er  SSe^ie^ung  ^u  ber  @emeinbe  unb  in  enger  ^^i-'eunbfd^aft  bieten  il)rer 
^niitglieber  berbunben,  unter  benen  er  fpöter  eifrige  Sln'^änger  feiner  2el)te  fanb-  — 
S)ie  juriftifc^en  ©tubien  lie^  g-  ft^on  im  jtoeiten  ©emefter  fallen  unb  toanbte 
fict)  ber  5pi)ilofopl)ie  au§fd)lie|lidC)  ju.  6r  begann  in  Seip^ig  eigene  Unterfuc^ungen 
nieberjufdjreiben ,  toelc£)e  tl)eil§  bie  @tl)if,  namentlich  aber  bie  S^eorie  be§  a3e= 
tou^tfein§,  ben  .^auptgegenftanb  feiner  Seftrebungen ,  betrafen.  Sinige  ber  l)ier 
enttooxfenen  pft)c|ologifd)en  ^Ibl^anblungen  erfc^ienen  1798  in  @.  ©(^mib'§  pft}(|o= 
logifd^em  ^Jtagajin.  S)aä  an  ^ei-'fti-'euungen  reii^e  ©tubentenlcben,  in  totiä^e^  ^. 
bon  9lie§!^er  ^^reunben  gejogen  tourbe,  ftörte  il)n  inbe^  3U  biet  in  feinen  ernften 
2lrbeiten;  be^^alb  fiebelte  er  im  |)erbft  1796  nad^  3tena  über,  toeld)e§  bamalg 
auf  bem  ©ipfel  feineg  9tul^me§  ftanb.  i?einem  ber  au§geäei(^neten  3)tänner, 
toel(^e  bort  lebten  unb  lehrten,  !am  g.  perfönlidt)  näl)er;  aber  er  traf  einen 
lleinen,  geiftig  lebl)aft  angeregten  ftubcntifdf)en  ^rei§,  in  toeld)em  er  gern  berlel^rte. 
@r  l)örte  i^id^te,  beffen  giuf  §■  befonber§  nad^  3^ena  gebogen  l)atte;  gugleic^  aber 
fd)rieb  er  polemif(^e  Sßemerfungen  gegen  il)n  nieber,  toelc^e  fpäter  ben  größten 
2:t)eil  ber  1803  erfc^ienenen  ©treitfc^rift :  „3lein]§olb,  gierte  unb  ©d^etting"  au§= 
mad)ten.  S)a  bie  befd^eibenen  5Jiittel,  toeld)e  i'^m  bon  feiner  ?Olutter  ^ur  3}er= 
fügung  geftettt  toaren ,  ju  @nbe  gingen,  fuc^te  5.  ein  Unterfommen,  toeld§e§  i^m 
neben  beftimmter   Slrbeit    hoä)   einige   grei:^eit    jur  gortfe^ung    feiner  ©tubien 


tJtte§.  75 

getüälrte.  @in  foI(^e§  faub  ev  im  ipaufe  be§  ^au^3tmann  ©utor  in  3oftngen 
in  bei-  Bäjtoü^;  i^.  öertoeilte  bayetbft  a(§  ^au§(e^rer  üon  1797  6i§  jum 
f^rü^ia^r  1800.  ^n  feinen  ^u^eftunben  war  ^.  unaBläjfig  mit  ber  Sluigabe 
16efc£)äitigt,  „für  toe(d)e",  wie  er  an  ß^riftlieB  Üteic^el,  ben  frü^eften  unb  b(ei= 
Benbften  ^^reunb  feine§  8e'6en§  fc^tieB ,  „id)  eigcntticf)  geboren  unb  in  bie  SBelt 
gefommen  ju  fein  ft^eine".  ^y.  mar  in  3ofingen  in  miffenfc^aftticfier  .öinfi(f)t  in 
eine  2Büfte  berf(i)(agen ,  in  roetc^er  er  ungeftört  feiner  nur  burd)  innere  ©ell6ft= 
Beo6ac£)tung  ju  löfenben  ?(uTgaBe  teBen  fonnte.  ^m  Söefentüdfien  mit  biefer 
Jpauptanftrengung  feine§  ®eifte§  für  pft)(ä)ifc^e  Stnf^ropologie  fertig,  teerte  9^.  im 
grü^ja^r  1800  nat^  2)eutf(i)(anb  unb  im  <g)erl6ft  beffclben  ^a'^reS  nacf)  ^ena  ^urücE, 
um  fi(^  3U  '^abiütiren.  ©eine  ©cE)ü(f)tern^eit  ^iett  ^•.  Oon  jenem  Greife  in  mannig= 
fac£)er  33e3ie^ung  Bebeutenber  ^erfönliii)!eiten  fern,  meiere  ^ier  no(^  immer  um  @oett)e 
gruppirt  maren;  ja  au^  ben  ii)m  gciftig  öermanbteren^rofefforen  !am  er  nur  tangfam 
nä'^er.  ^m  ^-ebruar  1801  erfolgte  5rie§' Promotion  unb  Balb  barauf  bie  .^abi= 
litation;  im  Sommer  begann  5.  ju  lefen.  @§  mar  fein  glü(f(i(f)er  ©d)ritt,  ba^ 
g.  gerabe  ^ena  jum  beginn  feiner  a!abemiftf)en  Jptigfeit  getoö^tt  f)atte.  ©eit 
1798  mar  ©c^eüing  f)ier  angeftellt  unb  fiatte  bie^ugenb  fo  fe{)r  für  feine  5latur= 
pfjitofop^ie  begeiftert,  ba^  e§  für  g.  anwerft  fc^mierig  mar,  neben  fenem  für  feine 
öon  allen  ©pielen  ber  5iJ"^antafie  freie,  aber  um  fo  ftrenger  miffenf(^aftü(i)e 
^^t)ilofo|)'f)ie  Se^ör  3U  finben,  jumal  fie  o^ne  aüe  r'^etorifc^e  2)ecoration  öor= 
getragen  tourbe.  2)o(^  ebenfo  fe'^r  mie  bie  ißerroirrung ,  metd^e  burct)  5i<$tef 
©(^elling  unb  ©(i)Iegel  in  p^ilofop'^ifdien  Singen  angcri(i)tet  mar,  gibt  fy.  gegen 
9iei(^el  feine  eigene  3}erlegenf)eit  unb  ^tengfttic^feit  im  3}ortrag ,  ben  er  nidtit 
immer  ber  fyaffungSfraft  feiner  3u^örer  an^upafftu  öcrmöge,  at§  @runb  für 
mangelnben  ßrfolg  an.  ©lüdüdier  gelang  i^m  feine  üterarif(f)e  2^tigfeit.  Sie 
©treitfd)rift :  „3tein'§olb,  f^idjte  unb  ©(iielling"  mürbe  fe"^r  Beifällig  aufgenommen 
unb  marf)te  J^xxt^'  Flamen  in  toeiteren  Greifen  Befannt,  ©eine  ^^olemif  gegen 
jene  ^p'^itofo^j^en  gipfelte  in  ber  (yorberung ,  Bei  bem  öon  ßant  eingefi^lagenen 
regreffiöen  S}evfal^ren  ju  Beharren;  nur  auf  biefem  2Sege  laffe  \xä)  ^^ptjitofop'^ie 
al§  fefte  2Biffenf(f)aft  au§BiIben,  mä^renb  atleS  unter  3]erna(i)Iäffigung  ber  fritifc^en 
^Dlef^obe  geübte  progreffiöe  (?onftruircn  unb  Sogmatifiren  mo!§l  ju  einem  ©piet 
mit  2jßorten,  aber  ni(i)t  jur  Srlenntni^  ber  SBa^r^eit  füt^re.  Singer  biefer  ©c^rift 
öollenbete  g.  in  ben  i^a^ren  1801  —  1803  noc^  fein  „©pftem  ber  '^!^itofopt)ie", 
gteii^fam  ha^  Programm,  meld)e§  er  fpäter  ausführte,  unb  feine  „p^itofopl^ifi^e 
gieci)t§te§re".  ^m  grütija^r  1803  na!)m  ^y.  ba§  f(f)on  öfter  au§gefc£)tagene  2ln= 
erbieten  be§  i'^ni  Befreunbeten  51.  ö.  Apei^ni^  an,  i^n  auf  einer  längeren  9teife 
burd)  öefterreid) ,  bie  ©djtoeij ,  9iorbitalien  unb  5i-"Q^^i-"eic^  3^  Begleiten,  ^m 
5tuguft  1804  fe^rte  er  naä)  ^ena  jurüd,  unb  e§  glüdte  i^m  je^t  Beffer.  S)ie 
SSü^er  maren  gebrudt  unb  mürben  getauft;  ©c^eÜing  mar  nac^  äöür^Burg 
gegangen;  ueBen  j^.  lehrten  3lft,  Jpeget  unb  Äraufe.  ö'-  Ia§  -oö^f  unb  Weta= 
pf)t)fi!  mit  SäeifaE  unb  gab  Balb  in  einem  fteineren  2Berfe:  „Söiffen,  ©tauBe  unb 
Sl^nbung"  eine  ejoterifc^c  gufammenftellung  ber  Dtefultate  feiner  $^iIofop!^ie. 
1805  marb  5-  äugleid)  m.it  ßeget  au^erorbentüc^er  "^.^rofeffor ,  unb  e§  eröffneten 
]iä)  2[u§fiC§ten  auf  Berufung.  $au(u§  mar  Bemü'^t,  i^.  naä)  SBürjBurg  ^u 
äie§en,  mo,  mie  er  fd)reiBt,  ©d)eHing'§  ^^i(ofopt)ie  ben  fc^Iimmftcn  (Jinflu^ 
namentüd)  auf  bie  ^31ebiciner  übe.  S)oc^  e^e  biefe  ©ac^e  3ur  @ntf($eibung  fam, 
er"^ielt  5-  eine  Berufung  aU  orbentlidier  ^vofeffor  ber  ^:^itofop^ie  nad)  ^cibel= 
Berg,  meld)er  er  Cftern  1805  folgte.  @If  ^ai)X^  öertebte  er  an  ben  Ufern  be§ 
•iJledar.  ^n  bie  erfte  3eit  feine§  bortigen  ^lufenf^atteg  fällt  feine  SJer^eiraf^ung 
mit  Caroline  (Srbmann,  ber  Xod)ter  be§  9ientamtmann  ßrbmann  in  SlEftebt, 
mit  meld^er  i^m  eine  überaus  gtüdtic^e,  bod)  faum  l-Ajä^i-igc  @^e  Befd^ieben 
mar.     0^.   Begann  in   ^eibelBerg   mit  p^iIofopf)if($en   unb  mat^cmatifd)en  5}or= 


76  ifi:ie§- 

Icfungen;  1812  toarb  i^m  au(i)  noci)  bie  5|5toieffur  für  5]5'^t)j'if  üBertrogen.  @o 
großen  ©rfolg  er  mit  jeineit  2}orträgen  üBer  tl)eoreti[d)e  ^P'fil^ft!,  Slftronomie  unb 
fpäter  Bei  bem  Umfrf)tt)ung  ber  ^.iotitifci)en  SJei'^ättniffe  in  ©eutfc^lanb  mit  ben 
S^orlefungen  über  t)'£)itofopt)if(f)e  ©taat§=  unb  9tei^t§le^re  t)atte,  buri^  bie  eigent= 
li(fl  |3!^iIofo)5'^ifc£)e  Se^rtl^ätigfeit  janb  er  auäj  !§ier  nur  eine  Befdiränfte  Se= 
friebigung;  benn  e8  gelang  i^m  nic^t  gegenüber  ber  burc^  ältere  ßottegen  üer= 
tretenen  ©djelling  =  ©cl)legerf(^eu  ^'^ilofo^j'^ie  für  bie  fritifc^e  $'^ilofo|)|ie  eine 
aEgemeine  2:l^eilna'^me  au  ertoeclen.  Unter  ben  jüngeren  SoHegen  fanb  g. 
mandien  greunb  unb  treuen  5lnl)änger.  2lm  öertrauteften  toarb  il)m  be  SBette 
Befreunbet,  trcldier  1807  nnt^  ^eibelBevg  Berufen  toar.  SBie  fe"§r  be  Söette  f^^ricS' 
geiftig  fd)öne  unb  ftttlicf)  reine  5]3erfönUd)feit  lieBte,  tüie  ^^od)  er  in  jenem  ben 
5Jleifter  öere'^rte,  ber  ilim  bie  ficiiere  ^'§itofopt)ifi^e  S3afi§  für  feine  ®lauBen§=  unb 
©ittentel)re  gegeBen  l)atte,  jeigt  ber  5tac^ruf,  tüeld)en  be  Söette  bem  öerfdfiiebenen 
f^reunbe  wibmete  (aBgebrucit  in  ber  öon  <^enfe  "^erauSgegeBenen  SSiograp'^ie  bon 
g.).  2Bäl)renb  feine§  ßeBen§  in  ^eibelBerg  entfaltete  f5r.  eine  fel^r  ergieBige 
literarifd^c  2;t)ätig!eit,  burc^  tüelcl)e  er  in  immer  meiteren  J^reifen  Befannt  mürbe 
unb  bie  it)n  mit  ben  nam^afteften  ®elel)rten  ®eutfc^lanb§  in  3}erBinbung  Brachte. 
S3on  ben  ^^itofop'^en  trat  i:^m  Befonber§  f^r.  ^.  Sa!oBi  nä"^er;  berfelBe  furf)te 
i5f.  in  ipeibet&erg  auf  unb  BlieB  fortan  mit  i'^m  in  fe^r  freunblid^er  SSejie'^ung; 
aud^  gtein'^olb  in  ^iel  trat  öott  lautefter  3lner!cnnung  feiner  ©(^riften  mit  ^5- 
in  Brieflichen  S5er!el^r.  —  ^m  ^.  1807  erfcf)ien  ^^xie^'  „^cue  ober  antl)ro|)o= 
logifi^e  Äriti!  ber  Vernunft"  r2.  2lufl.  1828),  „bereu  (SeBurtSftunbe",  fdireiBt  ^. 
an9iei(^el,  „in 'Jiie§!t)  gefd)tagen^at".  ^n  biefemSBerle  legte  ^5.  bie  .g)auptarBeit 
feinc§  ßeBen§  nieber,  ben  boEftänbigen  anf^ropologifi^en-^lacEitoeiS  ber  in  ber 
menf(f)ti(f)en  35ernunft  liegenben  ^"^ilofopliifcfien  Söa'^r'^eiten ,  in  beffen  23efi^  er 
burd)  ^a'^re  lang  fortgefetjte  innere  <5elB[tBeoBac£)tung  gefommen  tnar.  S)iefem 
Söerfe  maren  borangegangen  eine  neue  6treitf(^rift :  „g^idite'S  unb  ©d)etting^§ 
neuefte  Se^ren  bon  @ott  unb  ber  Söelt"  unb  ein  9luffa^  über  „5[tomiftif  unb 
S)t)nami!"  in  5DauB'§  unb  ßreujer'S  ©tubien.  1811  crfd)ien  ba§  „@t)[tem  ber 
Sogif"  (2.  2lufl.  1819,  3.  2lufl.  1837),  ein  tüegen  feiner  Mar'^eit  unb  ©c£)ärfe 
aEgemein  gcfc^ä^teS  ßel)rBu($,  unb  in  bemfelben  ^al^re  in  2)auB'§  unb  ßreuäer'S 
©tubien  jtDei  größere  5luffä^e  unter  bem  iitel:  „2;rabition,  5Dlt)ftici§mu§  unb 
gefunbe  ßogü",  morin  g.  feine  neue  5lnfid^t  bon  ber  (Seft^ii^te  ber  ^liilofop'^ie 
al§  ber  ßnttnidelung  be§  33eti)uBtfein§  um  bie  in  jeber  menfcl)li(i)en  S5ernuuft 
auf  bie  eine  unb  gleiche  SBeife  liegenbe  ^j'^itofol^liifd^e  äöa'^r^eit  au§f^rac^.  ^n 
ber  1812  l)erau§gegeBenen  !leinen  ©djrift:  „35on  beutfi^er  ^§ilofo)3l)ie,  Slrt  unb 
.^unft.  ©in  S5otum  für  gr.  S^.  ^atoU  gegen  ©i^eEing"  ift  ba§  fo  bielfad)  mi^= 
beutete  SJer'^ältni^  bon  %.  3u  i^afoBi  flar  bargelegt.  f5f.  l)at,  bon  .^ant  au§= 
gel^enb,  fein  ^l)ilofopl)em  ganj  felBftänbig  entmidelt,  o'^ne  bon  ^a!oBi  ettnaS 
auf3unel)men.  Söenn  53eibe'  gegen  ^ant  geltenb  machen ,  ba^  ber  Scmei§  nid^t 
ba§  le^te  33egrünbung§mittel  ber  Urtl^eile  fei,  fonbern  ba|  e§  ein  unmittelbar 
©etoiffeS  in  ber  3}ernunft  geBen  muffe,  fo  ift  5.  bod^  ganj  felBftänbig  t)ierauf 
gefülirt  unb  bie  „unmittelbare  (ärlenntni^"  tjat  bei  i'^m  eine  ganj  anbere  ©tettung 
al§  ba§  unmittelbar  ©etniffe  bei  3^a!obi.  3n  ben  legten  iSa'^ren  be§  |)eibelberger 
Slufenf^alteS  evl)ielt  grie§'  S'^ätigleit  no(^  eine  anbere  giidf)tung,  toeld^c  für  fein 
Seben  berl)ängni|boE  tourbe.  ©%on  im  Jünglingsalter  l^atte  er,  angeregt  burdli 
bie  erfd^ütternben  ßreigniffe  am  ©dljluffe  be§  18.  3^a"§r^unbert§,  ben  öffentlichen 
2lngelegenl§eiten  ben  35lid  pgemanbt  unb  er  toar  i'^rer  ßntmidelung  mit  fteigenber 
©pannung  gefolgt.  ®ie  D^lieberlage  be§  S5aterlanbe§  l^atte  il^n  mit  Jammer 
erfüEt.  1811  führte  er  in  einem  :p:§ilofo|)'§ifd^en  gtomane  „JuliuS  unb  @bagora§", 
toeld^er  1814  erfd^ien,  feine  :politif(^en  unb  fittlid§cn  Jbeale  für  eine  gefunbe 
©eftaltung  be§   33öl!erleben§   au§.     3ll§   1813  bie   (ärlöfung  brad^te,    ba    trat 


gne§.  77 

^.  mit  fräftigem  2Bovt  in  ^tebe  unb  ©c^vift  iür  SBieberBeleBung  ä(f)t  beutfc^er 
©itte,  93ermd)tun9  aHe§  <5(i)eintr)e|en§  unb  Dieugeftaltung  beg  öffentli^en  Sebens 
unter  aEeinigev  ^eiTJcf)aTt  ber  äöaMjcit  unb  bcr  ©etedjtigfeit  ein.  ©eine  toeit 
ö erbreiteten  f^Iugjcfiritten  erlcarben  i'f)m  bie  3lnerfennung  unb  ben  ermunternben 
3uruT  ber  93eften;  feine  Sßorte  iejjeüen  bie  afabemifc^e  3iugenb  an  it)n.  — 
3Jlan(i)ertei  toibrige  9}ert)ältni|fe  "fiatten  5-  ^ei^  2tuientt)alt  in  ^eibetberg  öerleibet. 
3lu§fid^ten  auf  ^Berufung  nad^  5)lün(^en  unb  Seipjig  f)atten  fic^  tüieber  jerfcfilagen. 
"^lüd)  t5-id)te'§  Sobe  eröffnete  fid^  neue  5lu§ftd)t  in  ©erün;  g-  Kxir  bort  neben 
^egel ,  jener  für  practifdie ,  biefer  für  fpecutatiöe  ^^f)itofopt)ie  primo  loco  t)or= 
gefrf)tagen.  6t)e  jebod)  eine  ©ntfc^eibung  getroffen  tourbe,  lie§  üarl  Sluguft  x^. 
nac^  ^cna  berufen  „in  ber  |)offnung,  ba^_  5-  bafclBft  bie  *]]:^iIofopt)ie  neu  be= 
grünben  werbe".  tJ-  folgte  gern  bem  9tufe  be§  güi-l^en,  ber  juerft  Oon  otten 
feinem  Sanbe  bie  berl^ei^ene  SJerfaffung  gegeben  l^atte.  <Bo  lieb  it)m  aud)  bie 
SSefc^äftigung  mit  ber  ^Jlat^ematif  unb  ben  lHaturtt)iffenf(f)aften  mar,  fo  freute  er 
fid§  bod),  je^t  ber  |)t)iIofDp^if(i)en  Se^rt^ätigfeit  gan^  toiebergegeben  ju  fein.  üJlit 
ben  beften  .'poffnungen  fiebelte  f^.  im  iperbft  1816  nac^  ^ena  über,  mo  er  auf 
ba§  greunbli(f)fte  aufgenommen  marb.  SDie  afabemifd)e  ^ugcnb  f)ing  balb  mit 
begeifterter  Siebe  an  f5r- »  angejogen  burc^  feine  pf)i(ofot){)if(i)en  SJortefungen  unb 
faft  mel^r  no(^  burcf)  feine  lebenbige  patriotifiiie  (Befinnung.  „S)eutf(^lanbg  ,3üng= 
iingen"  toar  bie  foeben  erf(^ienene  ©dirift  „3}om  beutfc^en  23unb  unb  beutfc^er 
©taatSöerfaffung"  gemibmet,  in  meld)er  ^y. ,  auf  bem  33oben  '^iftorifc^er  2Bir!= 
Xid)feit  fte^enb,  feine  ©ebanfen  für  bie  ^eugeftaltung  beutfdien  SebenS  entmicfelte. 
S)ie  ^enenfer  i^ugenb  mar  bereit,  bie  auf  bie  ebetften  3iete  gerichtete  ^e(e"^rung 
äu  ^ören.  5ßatriotifd)e  33egeifterung  unb  eine  bamit  öerbunbene  tief  get)enbe 
fitttic^e  Erregung  ffatkn  in  ^ena  jur  ©rünbung  ber  bcutf(f)en  23urf(^enf(^aft 
gefüt)rt.  ^it  großem  S5ertrauen  unb  fd)önen  Hoffnungen  btidEte  O'-  auf  ben  in 
ber  Stubentenf^aft  lebenbig  geworbenen  ®eift.  ^n  Berlin  unb  SBien  febod^ 
fa^  man  batb  bie  öon  ^ena  |er  auf  anbere  beutfc£)e  Uniöerfitäten  \\ä)  öerbrei= 
tenben  ^Beftrcbungen  al§  "tjöc^ft  ftaat§gefäf)rlic£)  an.  S)a§  Söartburgsfeft  gab  ben 
erften  9(nlaB,  gegen  biefelben  einjufc£)reiten.  fy.  mar  nebft  <Sd)mei^er,  tiefer  unb 
Cfen  ber  (Sinlabung  bcr  SSurfd)en  nad)  ber  Söartburg  gefolgt  unb  tjatte  bort 
einige  äBorte  ju  it)nen  gefproc^en.  ^n  ö'otge  baöon  warb  (iart  2(uguft  burc^ 
ben  ^yürften  ^arbenberg  unb  ben  (Brafen  S^'^'^  öeranta^t,  eine  Unterfu(^ung 
gegen  ^.  anfteßen  3U  laffen.  S)a§  Safli"  1818  berüef  jebod)  noc^  ruf)ig.  ^n 
bemfelben  erfd)ien  §riel'  (Jt:§i!:  „^ä)  reid)e  6uc^  ba§  SSefte,  ma§  ic^  weife,  ba§ 
SSefte,  tüa^  iä)  f)abe",  fo  fd)rieb  er  in  bem  3}orwort  „an  bie  beutfd)en  Jünglinge, 
3unäd§ft  bie  greunbe  Don  ber  SBartburg".  gart  Sluguft  liefe  g.  „öiel  ^^reunblic^eg" 
über  biefcg  äöer!  fagen  unb  feine  S^reunbe  riefen  i^m  ju ,  bafe  er  f)iermit  alle 
l^ämifdjen  Slnflagen  ticrftummen  mad)cn  würbe.  Snbefe  feine  üon  i^m  nid)t 
gerabe  glimpfüc^  be^nbeüen  2Jßiberfad)er  gaben  fid^  ni(^t  bie  5}lü^e,  au§  feinen 
SÖerten  unb  feinem  Seben  ben  (Beift  genauer  fennen  ^u  lernen ,  in  Weldfiem  er 
auf  bie  ^ugenb  einwirfte.  —  S)er  33eginn  be§3a'£)re§  1819  brachte  ben  bitterften 
©(^mer3  in  fyries'  Öeben;  am  22.  Januar  b.  ^.  öerlor  er  feine  über  3lIIc§ 
geliebte  (Caroline.  Sie  l)interliefe  i^m  biei  Sö^ne  unb  jwei  Stöc^ter,  für  beren 
^4?flege  nun  ^yrie§'  berwittwete  (5d)Wefter  forgte,  welche  fur^  öor^er  ju  il^m  gejogen 
War  unb  aui^  bei  i'^m  blieb,  al§  er  fpäter  beren  gveunbin  Eleonore  i3eporin  au§ 
^errn'^ut  al§  jWeite  öattin  in  ba§  öau§  fü'^rte.  S)ai  ^a'^r  1819  braute  g.  noc^ 
anbereS  fd)Were§  Seib.  S;ie  politifcl)en  '!)3k(^tf)aber  ®eutfd)lanb§  blidten  mit  grofeem 
5}lifetrauen  auf  ba§  burf(^enf(^aTtlid)e  treiben ,  bem  man  eine  übertriebene  Se= 
beutung  beilegte.  £ie  fyolge  war,  bafe  ber  in  ber  5Burfd)enfdt)aft  l)errf^enbe,  urfprüng= 
li(^  gute  ©eift  immer  me^r  ausartete,  fo  bafe  biejenigen,  welche  anfangi  mit  froren 
Hoffnungen  auf  benfelben  geblidt  l^attcn ,   balb   nid^t   mel^r  im  Staube   Waren, 


78  5i:ic§- 

i'fin  bei  jetnen  reinen  3ieten  3U  ev'^alten.  (i§  bilbeten  fic^  öe^eime  SöevBinbungen, 
lDet(i)e  Beftimmte  poUtifrf)e  Stoeiie  öerfolgten ;  im  mäx^  1819  warb  Äo^cBue 
t)on  ©anb  ermorbet.  S)ie|e  öerwerjtic^e  ^anblung  einc§  unglücEticEicn  gfanatiter§ 
brad^te  jene  bcmagogijdien  Unterfu^unsen  in  ©ang,  in  toeld^e  au(^  5.  balb  öer= 
tüidett  werben  fottte.  ^m  ben  Safd^en  gefangener  ©tubenten  '^atte  man  einen 
Srief  gejnnben,  in  meld)em  g.  einen  i^m  beireunbeten  ©tubenten  öor  b er  St) eil- 
no^me  an  ge'^eimen  SSerbinbungen  Warnte.  S)cr  auf  BoS'^afte  äöeije  entftellte 
SSrief  Warb  ber  ^ainaer  llnterfucf)ung§ -- ßommiffion  Vorgelegt  unb  ouf  ®runb 
bejjelben  ^xk^'  Ifife^ung  unb  Entfernung  bon  3ena  geforbevt.  gart  3luguft 
mu^te  ben  5Jläc&tigeren  nacfigeben;  e§  gef^a^  in  fc^onenbfter  äßeife.  S)er  eble 
gürft  Ite^  ^.  unter  SSetafjung  feine§  ®ei)alte§  ba§  ©ctilD^c^en  Sieffurt^  bei 
2Beimar  3um  2Bo!)nfi^  anbieten,  g.  30g  e§  jcboc^  öor,  ber  ginlabung  eines 
jüngeren  gireunbeö  nad^  ©atpngen  ju  folgen,  mo  er  bie  erften  Monate  feiner 
«Berbannung  öerlebte.  äöä^rcnb  ber  folgenben  öier  Sa'^re,  in  Welchen  er  öfter 
3U  feinen  hieben  in  Sena  3urüc£!et)ren  burfte,  bie  übrige  3eit  auf  Oieifen  öer= 
lebenb,  blieb  g-.  unau§gefe|t  mit  ber  Weiteren3)ar[tellung  feiner  Sel)re  befc^äftigt. 
3lu^er  einigen  fteineren  ©Triften  erfc^iencn  in  biefcr  S^it  brci  größere  SBerfe: 
„S)ie  pft)(^oIogifd)e  9tntl)ropotogie",  „%k  matliematifc^e  9latur^l)ilofob^ie"  unb 
ba§  „<Bt)\tem  ber  ^}Jtetapl)l)fi!".  —  S)ie  3öeimarifc£)e  giegierung  re^abilitirte  ^. 
1824,  inbem  fie  il)m  bie  erlcbigte  ^rofeffur  für  ^Jlatt)emati!  unb  5p!§l)fi!  übertrug. 
5Xuf  bringenbe  Sitten  einiger  ©tubenten  erl)ictt  er  balb  barauf  and)  bie  @rlaub= 
niB,  in  feinem  3immer  öor  einer  befdjräntten  3a^l  bon  3ul)örern  t)l)ilofopP($e 
S5orträge  ju  ^Iten;  erft  1838,  al§  bie  Sef^merben  be§  5llter§  fic^  il)m  fi^on 
reit  fül)lbar  gemad^t  'Ratten,  Warb  il)m  bie  toKe  öel)rfretl)eit  jurüiigegeben. 
S)ie  Wiebergcwonnene  Selirf^ätigteit,  in  Wetcfier  er  wä'^renb  ber  legten  19  ^ai)xt 
feine§  2eben§  fegcn§rei(f|  wirfte,  erfreute  i^n  wo'^l;  bod^  f(i)mer3lidf|  War  e§  i^m, 
burd£)  bie  feiner  3;]^ätigfeit  auferlegten  ©(i)ran!en  öer'^inbert  3u  fein,  in  ent= 
fd£)eibenber  Söeife  feine  ße^re  ^ur  3Iner!ennung  ju  bringen.  @§  galt  il)m  nidt3t, 
eine  Partei  ober  eine  neue  :|jl)ilof opt)if d}e  ©(ä)ule  ju  grünben ;  atlciu  int  ^ntereffe 
ber  2öal)r:§eit,  beren  Sienfte  er  fic^  bon  ^ugenb  auf  ii^  ununterbrod£)cuer,  ernfter 
(Sei[te§arbett  gewibmet  l)atte,  wünfd)te  er  ber  fritifd)en  5P'^i(ofo)3l)ie  unb  babur(^ 
jener  üaren  S3er[tänbtgung  unb  jener  feft  in  fic^  abgefd^loffenen  2öeltanfid)t, 
Weld£)e  er  fid)  felbft  erworben  l^atte,  jum  ©iege  5U  ber'^elfen.  ©eine  ©tetlung 
auf  ber  Uniberfität  War  auSge^ei^net  burd)  eine  aEgemeiue  ßiebe  unb  3}cre'^rung, 
weld)e  ©tubirenbe  unb  ßoüegen  i'^m  entgegenbract)ten.  Stiele  ber  Se|teren  waren 
il§m  eng  befreunbet;  einen  i^^einb  l^atte  er  nid£)t,  benn  Me ,  bie  i^n  lannten, 
auc^  foldje,  Weldt)e  in  wiffenfd^aftlid^er  SBejieljung  iljm  fern  ftanben.  Würbigten 
unb  bere'^rten  in  g.  eine  ^erfönlid^feit,  beren  ganjeS  ßeben  unter  ber  alleinigen 
^errfc^aft  ber  reinften  fittlid^en  ^beale  geftaltet  War.  @ern  folgte  bie  afabemifd)e 
Sugenb  bem  oft  aud)  ernft  ermat)nenben  äßorte  be§  geliebten  ßel}rer§.  S)er  Um= 
gang  mit  ber  S^ugenb  war  i'^m  a3ebürfni|;  fo  War  benn  beftänbig  ein  Ärei§ 
befonber§  ftrebfamer  Jünglinge  um  t'^n  gefd)loffen ,  bie  im  S}erle:^re  mit  bem 
53^ei[ter  bie  reine  Seigre  ber  2Bei§l)eit  ju  erfaffen  ftrebten.  x^.  lebte  unter  i^nen 
Wie  ein  ed)ter  Söeifer  be§  ?lltert^um§;  unermüblid^  fudt)te  er  mit  il)nen  bie 
2Bal)rl^eit  ju  erforfd£)en,  jeben  Einwurf  ^rüfenb;  nict)t  ^^ilofop'^ie  woKte  er  leieren, 
fonbern  ridEitig  ju  ^liilofop'^iren.  S)iefelbe  9tul)e  unb  @rünblidt)!eit,  mit  Weld^er 
f5.  fold^e  :|3!^ilofopl)ifd^en  (Erörterungen  3U  fül)ren  wu^te,  ol)ne  jemals  ein  leiben= 
fc^aftlid)e§  (Segeneinanberfteüen  unbewiefener  Sel)auptungen  jujulaffen,  d^arafte= 
rifirt  aud£)  feine  befonberS  gegen  bie  ^bentität§pl§ilofobl)ie  gerichtete  5|5olemif. 
3Bar  fie  aud)  oft  mit  bitterer  Ironie  gewürzt ,  fo  blieb  [ie  bodf)  rein  fad^lid^ ; 
bom  eigenen  ©tanbpunit  bornel)m  über  ©egner  abjufpred^en ,  War  ^y-  böllig 
fremb;   ftetS   ging   er  grünblidf)   auf  bie  fremben  Slnfid^ten  ein  unb   bedte  bie 


gfrtei.  79 

Unjulängtic^fett  xi)xn  ©runbtogen  unb  t^re  inneren  2ötber|<5rüd)e  Quj ,  eine  9(rt 
^Polemif,  meiere  feinet  i^el^re  nie  ju  2f)eil  tourbe.  —  9lucf)  in  biefent  legten  216= 
fdinitte  feine§  2e6en§  6üe6  5.  litterarifd^  fet)r  tfiätig.  ^nx  bie  p'^t)fifaüfd)en 
3}oTlefungen  gab  er  1826  baS  öon  Stutoritäten  je^r  ancrfannte  „Sel^tbui^  ber 
6rperimentalp^t)fir'  ]^erau§.  Singer  einer  großen  iKnjal^l  fteinerer  (2(^tiiten 
iiftiU  p'^t)\xtaiii<i)m  ober  matl^ematifcEien,  t^cil§  p!§ilofop'^ifcf)en  3nf)alt§  erfc^ienen 
bann  nod)  1832  „Sie  9teIigion§p^iIoiopf)ie  unb  pt)i(olop{)ii(^e  ^left'^etif"  unb 
1837  „:2ie  ©efc£)i(^te  ber  ^^iIofopf)ie",  mit  tDe(cf)en  Söerfen  g.  ber  langen 
9lei!§e  feiner  größeren  p'^i(ofDp!^i;d)en  3h-6eiten  ben  2lbfc^tu§  gab.  3tu§  feinem 
litterarijc^en  ^3ta(^la^  marb  öon  %pdi  fpäter  not^  „S)ie  ^otitif  ober  p^i[ojo= 
plf)if(i)e  ©taatälel^re"  !^erau§gegeBen.  —  'Jtac^bem  ^.  1842  auc^  feine  jtoeite 
©attin  öertoren  l^atte,  erlitt  er  felbft  am  5ieuja!^r§tage  1843  einen  (S(f)laganfaII, 
öon  toelc^em  er  fici)  niciit  roieber  ganj  ert)oIte;  am  10,  3Iug.  b.  ^.  enbete  ein 
neuer  ©(^laganfaE  fein  SeBen,  —  @§  tt)ar  g.  bie  ^^reube  !6ef(^ieben  getocfen, 
eine  größere  Slnja'^t  treuer  3Inl^änger  burc^  Söort  unb  ©c^rift  in  feinem  (ginne 
toirten  ju  feigen.  Slu^er  Se  Söette  finb  bie  fiefannteften  unter  i^nen:  Galfer 
in  Sonn ,  §.  ©t^mib  in  ipeibelBerg ,  fyranfe  in  Üloftocf ,  5Riröt  unb  3lpett  in 
Seno,  ferner  ^.  @.  ©d^utje,  ber  Sotanifer  ^.  ^.  St^teiben,  beffen  ©ruber  §. 
©ciileibcn  unb  (Srapengic^er  in  -Hamburg.  Unerfc^ütterlicf)  feft  blieb  il^nen  allen 
bie  Ueberjeugung ,  ba^  e§  allein  auf  bem  öon  5-  öetfolgten  SBege  gelingen 
!önne,  bie  ^t)i(ofop^ie  öon  einem  .ffampTpta^  ber  53teinungen  in  fefte  2Siffenf(i)aft 
äu  öerioanbetn,  unb  ba^  feiner  3Irt  ju  p^itofop!§iren  fc^lie^üc^  ber  (Sieg  jufaEen 
muffe;  treu  betna'firten  fie  bie  (Erinnerung  an  ben  geliebten  ^eifter,  bem  fie  in 
SBejug  auf  SSei^ljeit  unb  Ütein^eit  unb  Sauterfeit  be§  6f)aratter§  feinen  anberen 
SJlenfi^en  5ur  ©eite  ju  fteEcn  Uju^ten!  2}on  foIc£)er  6efinnung  erfüEt,  erric^= 
teten  ^^lic^'  'DtadEifommcn  unb  g^reunbe  auf  bem  f^fürftengraben  p  i^ena  feine 
eiserne  Goloffalbüfte ,  öjelc^e  am  23.  3Iuguft  1873  feierlich  ent^^üHt  warb.  — 
9Iü§gef)enb  öon  ^ant'§  ©runbforberung ,  ba§  fpeculatiöe  Unterne'^men  auiju= 
fe^en ,  bi§  eine  grünbli(f)e  Unterfuc^ung  barget^on  ^abe,  mel(i)e§  3]ermögen  jur 
p;§itofopf)if($en  Sßa'^rl^eit  bie  menfd)tic^e  3}ernunft  überhaupt  befi^e,  fa"^  ^y-  feine 
9lufgabe  barin,  bie  Äantif(i)e  ^itif  b.  3}.  ju  einer  auf  innere  Grfa'^rung  ge= 
grünbeten  Sl^eorie  ber  SSernunft  fort^ubitben  unb  fo  bie  angebal^nte  fubjectiöc 
Söenbung  ber  (©pecutation  ,^u  bollenben.  Snbem  3^.  in  einer  meifterfiaft  ge= 
übten  inneren  «Selbftbeobac^tung ,  toelcfie  ftet§  ben  in  5)latf)ematif  unb  eracten 
Dlaturwiffenfcfiaitcn  gef(^ulten  gotfd^er  erfennen  Id^t,  fi(^  ju  einer  Xl^eorie  be§ 
inneren  i3eben§  er^ob,  gab  er  ben  i?antifc^en  llnterfud)ungen  bie  i^ncn  fe^^Ienbe 
Gin^eit  unb  "^ob  bie  in  i'^nen  ftel^en  gebliebenen  53Mngel,  in  öjetcfien  bie  ©efa'^r 
eines  9lüäfaE§  au§  bem  ^^riticismuS  in  ben  SogmatiSmug  lag.  2tm  ö:)ic^tigften 
für  ^rie§'  (Speculation  finb  bie  öon  il)m  gegebenen  Stufflörungen  über  ba§  3}er= 
mögen  ber  (Selbfterfenntni^ ,  in  melden  er  jeigte ,  toie  fid^  biefc§  öom  inneren 
(Sinn  bi§  jur  öoüftänbigen  Sflefterion  fortbilbet.  S)ie  menf(i)tic^e  3}ernunft  ift 
eine  receptiöe  (Spontaneität,  toetdier  bie  brei  qualitatiö  öerfd^iebenen,  unb  bei= 
^atb  nid)t  mel)r  auf  einanber  ^urüdfülirbaren  21§ätigfeiten  be§  Srfennen§,  öül^= 
len§  unb  SöolIenS  gel^ören.  ^nx  2leu^erung  i^rer  S^ätigfeit  bebarf  fie  ber  3In= 
regung;  bie  fremb'^er  angeregte  Sleu^erung  ber  (Selbfttl^ätigfeit  im  ßrfennen  ift 
bie  finntic£)e  6rfenntni^.  S;iefe  gibt  alten  (Se^alt  in  bie  @rfenntni§ ,  toel(^er 
burd)  bie  reine  Spontaneität  ber  SJernunft  jur  Ginl^eit  ber  @rfenntni§  öerbunben 
mirb.  S)ie  urfprünglii^e  reine  Selbftt^ätigfeit  im  ßrfennen  ift  alfo  eine  ft)n= 
tl)etifd§c,  bur(^  toel(|e  gin^eit  unb  aUt  SBerbinbung  unb  traft  il^rcr  23e!^arrlid^= 
feit  jebc  notl)tDenbige  58eftimmung  an  bie  menfcfilit^e  6rfenntni|  fommt.  S)er 
unmittelbaren  ßrfenntni^  ftel)t  nun  bie  SclbfterfenntniB  ober  ba§  Setou^tfein 
um  unfere  (Srfenntni^  jur  Seite,  meld)em  ba§  reine  Selbftberou^tfein  ju  ©runbe 


80  fji;ie§. 

liegt.  3öie  ba§  SSermögen  her  ©vfenntni^  üBet^aupt,  fo  ftei)t  aud§  bie  (5ell6ft= 
erfenntni^  unter  einem  (Sefe^  ber  |innli(i)en  Slnregung.  S)er  innere  ©inn  aber 
nimmt  nur  bie  in  jebem  Slugenblicf  lefil^afteften  inneren  2:l)ätig!eiten  toa^r,  o^ue 
ben  ^ufammenl^ang  unb  ba§  <3an^t  unferer  inneren  2et)en§t!^ötig!eit  un§  3um 
SSetDu^tfein  ju  bringen,  lieber  ba§  finnlid)  gegebene  33ett)u^t|ein  erl^ebt  un§  bie 
9tefIej;ion,  bie  j£{)atig!eit  be§  SJerftanbe^ ,  inbem  fie  üermittelft  i^rer  attgemeinen 
35orftettungen  in  einem  SSetou^tfein  über'^au|3t  fic^  auc^  jener  inneren  S}or= 
gonge  bemächtigt,  tt)elc£)e  öom  inneren  (Sinn  nid^t  toatirgenommen  toerben. 
^.  toeift  alfo  ben  35er[tanb  aU  ba§  l§ö:§ere  SBermögen  be§  SSemu^tfeinS  auf. 
S)ur(^  if)n  erft  toerben  toir  un§  ber  allgemeinen  unb  not^lüenbigen  SSeftimmungen 
betou|t,  in  toelc^eu  bie  reine  ©elbftt^ätigfeit  ber  er!ennenben  Slernunft  ba§  in 
il^r  liegenbe  ©eje^  ber  Söat)rl^eit  ber  ganzen  6r!enntni^  ju  @runbe  legt.  S)er 
SSerftanb  bringt  aljo  !eine  neue  @r!enntni^  l^erüor,  fonbern  er  "^eEt  nur  biejenige 
ouf,  toeldie  bunfel  in  un§  liegt,  ipiermit  erf)ielt  g.  nun  aurfi'eine  ganj  anbere 
5ln[ic§t  über  bie  Segrünbung  ber  @r!enntni^.  @r  geigte,  ba^  bie  @r!enntni^, 
b.  i).  ba§  S3orfteIien  oom  Sajein  ber  @egen[tänbe  ober  üom  Sefte^en  ber  @e|e^e, 
unter  toelc^en  ba§  S)afein  ber  ©egenftänbe  fielet,  ein  factum  au§  innerer  (5r= 
fal§rung  ift.  Söoljl  lä|t  [id)  erüören,  toic  au§  ber  unmittelbaren  @r!enntni^  [td) 
bie  übrigen  jum  (Srfennen  gel^örenben  X^ätigfeiten  enttoideln:  ba§  6ntfte!^en  ber 
Silber  ber  6inbilbung§!raft  unb  ber  allgemeinen  23orfteEungen,  ba§  untDiE!ür= 
lic^e  <Bpid  ber  5lffociation  unb  bie  toiEtürtid)  gef)anbi;)abte  9teflejion;  tüie  aber 
in  ber  unmittelbaren  ©rfenntni^  jur  S5orfteEung  ba§  Dbject  l^in^ulommc,  bar= 
über  lä|t  fid)  gar  nid)t§  ßr!lärenbc§  fagen.  S)ie  unmittelbare  grfenntni^  befi^t 
objectiöe  (Bültigleit  frajt  be§  ©etb[tbertrauen§  ber  menfc^lic^en  äJernunft  ju 
il^rer  eigenen  2öal)r:^aftig!eit.  ©ie  ift  bem  ;Si'i-'t^ume  nic^t  au§gefe|t;  nur  ber 
bie  buntein  S^erl)ältnif|e  ber  unmittelbaren  (Srfcnntni^  auf^eEenbe  äJerftanb  ift 
be§  ;Si:rt:§um§  fä^ig;  fein  Urtlieil  ift  toa'^r,  fofern  e§  mit  ber  unmittelbaren  @r= 
lenntni^  übereinftimmt.  S)ie  ber  unmittelbaren  @r!enntni^  gel^örenben  Spornten 
ber  ©inl^eit  unb  ber  S}erbinbung,  in  meld)e  bie  mcnfd^lid)e  S^ernunft  ben  mannig= 
fad^en  ©emt  ber  ©rtenntni^  fa^t,  biefe  f)öd)ften  5]3rinci^ien  unfere§  6rlcnnen§ 
finb  alfo  eine§  33etoeife§  i'^rer  objectiben  ©ültiglcit  toeber  fällig  nod)  bebürjtig. 
6ine  SSegrünbung  ober  9ied)t|ertigung  berfelben  ift  uur  baburd^  möglid),  ba^ 
man  au§  einer  Sl'^eorie  ber  Sßernunft  ableitet,  toelc^e  urfprüngli(^e  (Sr!enntni| 
toir  notl)tocnbig  l^abcn  unb  toa§  für  ©runbfä^e  barau§  nott)toenbig  in  unferer 
SSernunft  entf|)ringen  muffen.  S)iefe  gjed^tfertigung,  für  toeld)e  f^.  ben  5tamen 
S)ebuction  beibel^ielt,  l^at  er  für  aUe  formen  ber  ©inl^eit  in  unferer  erfenntni^ 
geliefert,  ^n  jener  S)ebuction  nun  toirb  gezeigt,  ha^  ber  SSernunft  bie  mat^e= 
matifc^e  Slnfd^auung ,  Kategorie  unb  tranScenbentale  ^bee  mit  gleicher  51ot]§= 
toenbigleit  gel)ören.  ^n  ben  fd^ematifirten  Kategorien  ober  '^öi^ften  9taturgcfe|en 
unb  in  ben  tranScenbentalen  ^been  befi^t  bie  menfdCjlid^e  SJernunft  jtoei  gleid^ 
notl)toenbige  ^Principien  für  bie  Sluffaffung  ber  SBelt.  Sene  finb  bie  ^Principien 
unferer  toiffenfd^aftlid^en  (ärfenntnil,  bie  alfo  auf  unantaftbar  getoiffer  3Safi§ 
ru^t.  Sube^  burc^  ben  matl)emati|df)en  (Schematismus  il^rer  5principien  ift  il^r 
ber  e^aratter  ber  UnöoEeubbarteit  unauSlöfd^li^  aufgeprägt.  S)er  in  ber  S)e= 
buction  al§  ha§>  ^öd)fte  objectiöe  ^^rincip  ber  S^ernunft  aufgetoiefene  @runbfa^ 
ber  35oIlenbung  aber  forbert  für  ba§  äöefen  ber  S)inge  35ollenbung  unb  be§l§alb 
für  unfere  3luffaffung  beffelben  Tiegation  ber  unferem  Söiffen  an'^aftenben 
(&dC)ran!en;  l)ier  ift  ber  Urf|)rung  ber  oberften  ober  ibealen  f^-ormen  ber  (5t)nt^efi§, 
ber  tranScenbentalen  ^h^m,  auf  benen  bie  Ueber^eugung  unfcrcS  (S5lauben§  ru^t. 
Siefer  metap:^^fifc6e  ober  religiöfe  (Staube  ift  jeboi^  tool  äu  unterfd^eiben  öon 
bem  logifd^en  Glauben ;  toä^renb  biefer  eine  unfid)ere,  ift  jener  gerabe  bie  feftefte 
Ueberaeugung,  toeld^e  ber  9!Jlenfd^  befi^t.     3luf  bem  ©ebiete  ber  toiffenf(^aftlidt)en 


Srie§.  81 

SrfenntniB  finb  bie  trnn§cenbentalen  Sbeen  bon  ^tedfit^in  gar  feiner  3lnti)en= 
bung;  benn  ber  5^atur  it}rer  ^ßrincipien  gemä^  fü^rt  un§  jene  ftet§  in  Otei^en 
mit  unenbli($em  9tegrcffu§,  nie  aber  jur  Totalität  ber  S3ebingungen,  jum  2(6= 
jotuten  felbft.  i^.  'otxiüüx']  alfo  au(^  ben  regulatibcn  ©ebraud),  nieteten  Äant  ben 
S^been  be§  2IBfoluten  auf  bem  Gebiete  ber  tüiffenjc^aftlic^en  ©rfenntni^  3ueifannt 
^atte.  S)er  6)egenfa^  jtüifdien  ber  auf  ben  fi^ematifirtcn  Kategorien  bcruf)enben 
natürlic£)en  Slnfic^t  unb  ber  auf  ben  ^hetn  be§  Slbfotuten  berut)enben  ibealen 
2lnfi(i)t  ber  3)inge  finbet  feine  ööfung  in  ber  ße^re  be§  tran§cenbentalen  Sbeali§= 
mu§,  tuelc^c  behauptet,  ha%  wir  mit  bem  Söiffcn  nur  bie  6rfcf)einung  ber  Singe 
5u  faffen  öermögen ,  ttjä^renb  Wir  un§  im  ©tauben  ju  bem  Wal^ren  SBefen  ber 
Singe  er'^eben.  Siefe  wichtige  Se'^re  bon  ber  llnertennbarfeit  ber  Singe  an 
\xä),  )x)tlä)t  3^.  fefter  al§  Äant,  ni(f)t  auf  bie  fubjectibe  S3efd§affen§eit  ber  matf)e= 
matifct)en  2lnf(^auung,  fonbern  aÜein  auf  bie  objectiöe  SSefc^affenfc^aft  unferer 
h)iffenf(^aftlii^en  ©rfenntni^  grünbete,  gab  i^m  bie  9Jtittel,  ju  einer  flaren  35er= 
ftönbigung  über  ben  ©treit  ber  öerfc^iebenen  Söeltanfic^ten  ^u  füt)ren;  fie  Warb 
i!§nt  auc^  ber  ©tü^punft  für  bie  i^m  ganj  eigentt)ümli(f)e  2öeltanfcE)auung,  toetd^e 
er  bie  religiö§=äft|etif(^e  nannte.  Ser  tran^cenbentale  ^beali§mu§  orbnet  ben 
©tauben  bem  SBiffen  über:  in  biefem  faffen  Wir  nur  bie  ßrfc^einung  ber  äöett 
als  ein  in  jeber  SSe^ie^ung  UnöoHenbbareg;  ju  bem  33ottenbeten  felbft,  bem 
Ueberfinnti(^en  er"^eben  wir  un§  im  ©tauben,  ^ier  fe'^lt  un§  alte  pofitiDe  S3e= 
ftimmung;  feine  Wiffenfct)afttic§e  ©rftärung  fann  au§  bem  ©ebiet  unferer  [inntic^ 
eingeleiteten  3öelterfenntni§  ^inüberfü'^ren  in  ba§  ©ebiet  be§  ©lauben§  an  bie 
überfinntidie  3Belt;  eine  2lbleitung  be§  Wiffenf(^aftli($  erfannten  UnboHenbbaren 
au§  bem  nur  in  ber  ^bee  gefaxten  5ßoEenbeten  felbft  bleibt  ganj  unmöglid^. 
f^.  jeigt  nun  aber,  ba§  neben  jenen  beiben  Slrten  ber  Ueberjeugung,  bem  SBiffen 
unb  bem  ©tauben,  nod)  eine  britte  im  menfcl)lid)en  ©eifte  lebt,  Weli^e  nict)t 
buTC^  Segriffe,  fonbern  burct)  ba§  ©efü'^l  ba§  llnöotlenbbare  bem  SSoEenbeten 
unterorbnet.  Siefe  2lrt  ber  Ueberjeugung  ift  bie  3l|nung.  ©ie  lebt  in  ber 
ä[tl§etifd)en  Betrachtung  ber  Söelt.  ^n  ber  Sluffaffung  ber  formen  be§  ©dfiönen 
unb  be§  ©r'^abenen  bejie'^t  bie  Stauung  bermittelft  be§  ®efüt}l§  bie  erfc^einenbe 
äöelt  auf  bie  überfinnliii)e  SBa'^rlieit  be§  ©laubenS.  ^y.  fa^t  biefe  feine  2Belt= 
anfd)auung  in  ben  äöorten  ^ufammen:  2öir  wiffen  um  ba§  @nblid)e,  wir  glau= 
ben  an  ba§  ßwige  unb  wir  a^nen  ba§  ßwige  im  (anblicken.  —  2luf  ber  filteren 
Saft§  feiner  ©t^eculation  rul)t  x^xk^'  pxatti]ä)t  5ß:§ilofop"^ie,  bereu  Slufgaben  il)m 
al§  bie  wid)tigften  unb  l^öi^ften  galten.  9lu(^  l^ier  fc^to^  fid§  ^y.  feinem  großen 
Se^rer  an.  ©eine  Unterfui^ungen  unb  ^luSfü'^rungen ,  welt^e  fic§  auf  oEe  5luf= 
gaben  ber  praftifc£)en  $'^ilofo)p^ie  erftrecfen,  finb  gleid^  auSge^eidinet  burd)  Ätar= 
|eit  unb'©(f)ärfe  be§  ©ebanfenS,  Wie  burc^  3lbel  unb  ,g)o'^eit  ber  ©efinnung;  fie 
reiben  fit^  würbig  bem  33eften  an,  Wa§  je  auf  biefem  ©ebiete  geleiftet  warb. 

33gl.  .^enfe'S  33iograt)^ie  bon  ^5rie§,  in  welci)er  \iä)  aurf)  ein  bottftänbigeg 

SSer3ei(^ni^  bon  g^rieS'  ©c^riften  finbet;    ferner  3l|)elt,  @pO(^en  ber  ©efd^itfjte 

ber  5JtenfdCj!§eit,  II.  33b.  ©ggeling. 

grtcö:   Dr.  Karl  griebrid^  6 mit  f^.,  ßel^rer  ber  Sanbwirtl^fctiaft  unb 

2lgrifulturcl)emie    an    ber    l)öl§eren    ©eWcrbefc^ule   3U  Sarmftabt ,    jugleid^  au§= 

gejeidineter  Xedinifer  im  äöiefenbau,  f  bafelbft  ben  8.  5lobbr.  1853.     6r  Würbe 

am   23.    Secbr.   1813  ju  SBieSbaben  geboren  unb  natf)  bem  frü^jeittg  erfolgten 

Stöbe  feine§  3}ater§,  eine§  l^er^ogl.  9le(ä)nung§fammer=9tebifor§,  burd)  ben  fönigl. 

preu^ifd)en  «Hauptmann  Sormann,  in  bem  er  einen  ©tiefbater  er"§altcn,  3unä(^ft 

ber  militärifctjen   Saufba'^n    ^ugefül^rt.     Dbfc^on   er  feinem  militarifd^en  Serufe 

mit   2itht  pgetl^an   unb   bereite  im   20.  Seben§jal^re  jum  Sicuteuant  beförbert 

War,   fa'^   er  fiel)    bod^  in  Solge  eine§  '^artnädfigen  9lierenleiben§  genötl)igt,  bie 

©trapaäen   im    ^ilitärbienfte   ju    meiben  unb   im  ^.  1839  feine  Semiffion  3u 

SlUgem.  faeuifd^e  Siogra^j'^ie.    VIII.  6 


82  3?"e8. 

nc'£)nien.     S)ut(f)   feine   5öcrf)eiratf)ung   in  ben  5Be[i^   eine§  ßanbgute§  am  9lf|cin 
gelangt,  njanbte    |i(f)   fein   Snterefje  bem   lanbtoirt^fdiaitüdien  33ei-ufe  au,  hoä) 
befriebigte  i^n  bet  ©ebanfe,   ein  be"^agtid)e§  Sanbteben  führen  ju  fönnen,  nidit, 
et    trachtete    bulmt'ijx   banadfi,    fid)    für   einen   größeren  3Bir!ung§frei§  unb  für 
^ö:§ei-e   3IujgaT6en   ju  Befähigen.     3n   biefer  Slbftc^t  bejog  ^f.  fcfjon  im  ^erfifte 
1840  bie  lanb=   unb   foi-fttt)itt^f(^aftlid)e  5lfabemie  .g)ot)ent)eim ,  rvo  er  fic^  einen 
©(i)a^  öon  ted^nijc£)en  unb  tt)if|enfc^aitlid)en  Äenntniffen  ertoarb,    ben  er  junätiift 
3u  feiner  3lu§bilbung  al§  2BiefenBauted)nifer  unter  ber  ßeitung  be§  gro|l)er3qgt. 
babifdien    3Biefenl6au=3nf^ector§    ©c^mibt    ju    bertnertl^en  fuc^te.     ©ein    lüiffen= 
f(^aitliä)e§  Streben  fanb  jebod)  auc^  babei  nid)t  genügenbe  ^^tal^rung,  e§  50g  i:^n 
nad)  e^ie^en,  um  fii^   f)ier   bem  ©tubium   ber  6^emie  unter  gfr^rn.  b.  Siebig'§ 
gü^rung,    fomie    anberen    naturmiffenf($aftlid)en    unb    p'^ilofop^ifc^en    ©tubien 
föibmen   ju   fönnen.     giad)bem   i^.  tt)ät)renb   ber  Sa'^re   1845  unb  1846  biefen 
©tubien   obgelegen   unb    baBei    bie  Promotion  jum  Doctor  philosophiae  erlangt 
:£)atte,    trat    er    al§    erfter   ©ecretär  unb   äöiefenbaute(^nifer  in   ben  Sienft  be§ 
Ianbtüirtt)fd)aftti(^en  "■^^roüinäialöereinS  öon  Ober'^cffen,  toomit  er  eine  äöirffamfeit 
fortfetjte,  bie  it)n  fd)on  mäfirenb  feiner  ©tubien,5cit  in  Sieben  neben'^er  befd^äftigt 
l^atte.     ©eine   2:f)ätig!eit   trar   5unäd)ft   auf   bie  i^ebung  ber  äöiefenfulturen  im 
SScreic^c  jeneg  3}erein§   gerid)tet,  er  leitete  in  melireren  .^reifen  größere  2öiefen= 
meliorationen  in  SBerbinbung  mit   Söafferregulirungen ,  @nt=  unb  33etüäfferung§= 
anlagen.     Unter  pm  X'^eil  fe^r  fi^wierigen  2}er'^ältniffen  fül)rte  er  biefe  2ßiefen= 
Bauten  mit  glän^enbem  ©rfolge  burd)  unb  betoät^rte  fic^  baBei  md)t  nur  al§  ein 
auSgejeidmeter   %tä)mUx,    fonbern    auc^    al§    ein  fe'^r  bielfeitig  geBilbeter,  um= 
fid)tiger  unb  energifd^er  ^Jlann  mit  eblem  uneigcnnü^igem  6^ara!ter.     3luf  biefe 
aßeife   fel)r  Balb   im   ®ro§l)er3ogt:^um  A^effen   populär   geluorben,  mürbe  er  bon 
einzelnen    Cicmeinben   al§   it)r    aBolilf^äter    berel)rt   unb   feiten§  be§  ^rot)in,]ial= 
öerein§  für  feine   üerbienftöollen   Seiftungen    mit   ber   lanbmirf^fc^aftlidien  S5er= 
bicnftmebaillc   I.    ßlaffe  Bebad)t.     ©ein   9luf  ging  Balb  über  bie  (Srenjen  feine§ 
2öir!ung§freife§  '^inau§,   \ci)x  t)ortl)eilVlte  9lnerBietungen  mürben  il)m  bon  einer 
(SefeEf(^ait  reid)er  (Brunb=  unb  ^abrÜbefi^er  33elgien§  entgegengetragen,  bod^  ücr= 
sichtete  er  lieber  auf  bie  fic^  i"^m  eröffnenbe  glänjenbe  ©tellung  im  ^^sribatbienfte 
unb  30g  c§  bor,  einem  ^ufe  an  bie  Ijö^txt  ©emerbefdiule  ju  S)armftabt  ju  folgen, 
um  bort  ba§  i§m  angetragene  £e^ramt  für  Sanbmirtftfd)aft  unb  9lgri!ulturd)emte 
üBerne'^men  ju    tonnen,     ©eit   ßnbe    1847   in    biefer  ©tellung  f^ätig,  '^atte  ^. 
balb  bie  (Senugt"^uung,  einen  ,ff'rei§  ftrebfamer  ipörer  um  fid)  ju  fel)en  unb  mit 
erfolg  an  beren  ißele^rung   ^u   toirfen.     9lu^er  biefer   ^ICufgaBe  mibmete  er  ]iä} 
aud)  fortan  nod)   ber  ßeitung  bon  3BiefenBauten  in  l)effifd)en  ©emeinben,  looäu 
er  bor^ugsmeife  bie  3eit  ^e^'  ©ommerferien  Benu^te;  er  entfprac^  bamit  nur  ben 
aBünfd)en  ber  lanbmirtl)fd)aftlid)en  SSereine,    ben  Intentionen  ber  33ertoaltung§= 
bewürbe   unb   feinem    eigenen    S)range   jur  S5ermenbung  feiner  f^ä'^igfeiten   unb 
Gräfte  im  ^ntereffe  ber  2anbe§tultur.     daneben  mar  er  me^rfac^  fd^riftftellerifc^ 
t^ätig;  gab  im  ^.  1849  ein  äöer!  über  äöiefenBau  :^erau§,  toel(^e§  erft  Ux^liä) 
mieber  in  ber  bon  3ßrof.  £)ün!elberg   umgearbeiteten  3lu§gabe  eine  neue  Sluflage 
erlebt  l)at.     ©ein  9)or'^aBen,  no(^   ein  SSerf  üBer  ßanbmirt'^fd)aft§le'^re  _^erau§= 
angeben,   BlieB   unbottenbet,  ba   eine  3)erfd)limmerung  feinc§  ßciben§   bie  9lu§= 
arbeitung    ftörte.     5^ac^bem    i'^m    Bereite    im  bierten    ^a^xi   feine§    bielfeitigen 
S)ienfte§  in  .Reffen  bie  5tu§3ei(^nung  ju  Sl^eil  gemorben,  bon  feinem  Sanbeg'^errn 
ba§    9titter!reu3   be§  ^^:^iliB|)§orben§   berliel^en  3U  er'^alten,  blieb  i^m  nur  noc^ 
eine  turje  ^^rift  ju   mirfen  bergönnt,   mäl)rcnb  meld^er  er  unberbroffen    ben  S5e= 
tuf§pflid)ten  na^ging,   Bi§  i|n  ber  Sob  im  ©pätja^re  1853  bon  feinem  Seiben 
erlöfte.  — 

5ßribat=  unb  amtlid^e  2lcten.  Seife  tot  ^. 


StteS.  83 

^ricö:  Öorena  Js- ,  geB.  ju  5]lergentf)eim  im  ^.  1491,  toenbete  fid^ 
unb  mit  (Sriolg  fvüf)  bcn  "^umaniftijdjen  Stubien  3u  unb  bejucf)te  bie  ^odfjic^ulen 
t)on  Seipjig ,  2Bicn  unb  in  ber  fritifc^en  3eit  ^e5  ^Q^re§  1518  2öittenbevg;  in 
Scipjig  f)Qt  er  firf) ,  gtaubwürbiger  UeBevtieierung  gcmä^ ,  bie  23ürbe  eine§  >)Jia= 
gi[tev§  ber  U'eien  i?ün|"tc  erirorBen.  ^n  feine  i^eimat|  ^urücfgefel^rt,  trat  er  um 
1520  qI§  @e^cimjd)reiber  in  bie  S^ienfte  be§  SBürjburger  ^-ürftbijdjojs  Äonrab  III. 
öon  Sflüngen,  ber  i^n  bereits  im  3.  1524  burcE)  bie  33erleit)ung  eine§ 
Keinen  Öet)engute5  unb  ba§  i^a^r  barauf  burd^  bie  Ernennung  jum  9tatf)e  qu§= 
3ei(i)nete.  Tiadj  3IUen  l^at  g.  im  boüen  ^Jta^e  bas  SBertrauen  feines  ^errn  in 
I)o^em  Örabe  genoffen.  3}ermöge  feine§  5(mte§  ftanb  er  nict)t  nur  an  ber  ©pi^e 
bc§  fürftbif{i)öfli(f)en  2trc^ib§  unb  ber  Gan^Iei ,  fonbern  feine  (Stellung  ftjar  ju^ 
gteid^  eine  l^orf)poIitifd)e,  b.  f).  er  tt?ar  als  ©e^eimfc^reiber  aud^  an  ber  Leitung  ber 
©taat§gefd)äftc  unb  ber  g'ü^rung  ber  |)olitifc^cn  Gorrefponbenj  betf)eitigt.  9IIS 
ber  {^ürftbifc^of  im  '^lai  1525  in  ^olge  bes  ^Bauernfriegea  fi(|  ge^toungen  fa^, 
feine  ütefibenj  3u  öertaffen  unb  bei  bem  ^piatjgrafen  l'ubtoig  in  ^eibetberg  eine 
3uftuc£)t5ftätte  unb  |)ülfe  äu  fud^en,  f)at  if)n  \y.  begleitet  unb  ift  ca.  4  Söoc^en 
fpäter  mit  ben  fiegfjaften  ^-ürften  toieber  nad)  SBürjburg  jurüdgefel^rt.  3tud^ 
auf  ber  blutigen  &iunbreife ,  bie  ber  gürftbifc^or  nad)  ^^ieberroeryung  be§  2luf= 
ftanbc»  in  Segleitung  be§  9la(^rid)ter§  burd^  fein  -ijoc^ftift  unternaf)m ,  tjat  fid§ 
%•.  an  feiner  Seite  befunben.  ^m  ^.  1530  treffen  toir  g.  auf  bem  9teidE)5tagc 
ju  9(ug§burg,  toeiter'^in  in  einer  biplomatifi^en  ^Jtiffion  in  ^^rag  unb  Söien, 
enblid)  in  einer  D.^liffion  bei  Äaifer  ^aii  Y.  in  3Borm§,  wo  er  münbücf)  ben 
©tanbpunft  feine§  ,^errn  gegenüber  ber  S^itbung  einer  Siga  gegen  bie  fd)mat= 
!a(bifd§en  S5unbe§öertDanbten  3u  üertreten  !^atte  (f.  5Ird)ib  be§  l^ift.  S^ereine  für 
Unterfranfen  23b.  Y.  ipeft  3.  <B.  73).  Siefe  SBertraueneftellung  fyriefe'§  'fiat 
fid^  im  niefenttid£)en  unter  ben  beiben  nad)^otgenben  ^ürftbifi^öfen,  Äonrab  lY. 
bon  iBibra  unb  5!)teIdE)ior  b.  3oBeI,  Bi§  3u  feinem  am  5.  S^ecbr.  1550  erfolgten 
Stöbe  fortgefe^t.  ©eine  ©rabfd^rift  rüt)rt  bon  feinem  jüngeren  3eitgenoffen, 
^oa<i).  6amerariu§,  l^er,  mit  bem  er  ma^rfc^einlic^  in  ber  ßpod^e  feiner  Uni= 
berfität§ftubien  irgenbroie  in  näfjere  3?erü§rung  gefommen  toar.  Sie  iBebeutung 
fyriefe'g  liegt  neben  feiner  ftaat§männifc§en  2:^ätig!eit  in  feinen  Seiftungen  al§ 
2Ird)iüar  unb  ®efd)id£)tfd)reiber,  bie  3engniffe  feine§  ari^ioalifdien  2Sirfen§  unb 
5Irbciten5  ^abcn  fid^  bis  auf  ben  l^eutigen  Sag  ermatten  unb  erfüllen  mit  ftet§ 
neuer  SBen^unberung  (bgl.  Dr.  S.  Üiodinger ,  M.  2.  ^yries  jum  fränfifd^=n)ür3b. 
9tec^t5=  unb  6eri(^t§ttiefen,  5Jtün($en  1871,  unb  Dr.  3lug.  Sd^äffter,  %k  ^o'^t 
aiegiftratur  bc§  M.  2.  _5ries,  Slrd^iö  be§  {)ift.  S5er.  für  Unterfran!cn,  33b.  XXIT. 
^eft  1,  <5.  1 — 189),  fie  f)aben,  tüie  bie  Sluf^eidinungen,  bie  in  ba§  ©ebiet  bee 
fränfifd^=n)ür3burgifd^en  @ei-idf)t§=  unb  be§  5}tün3tt}efen§  foÜen ,  einen  unleugbar 
tDiffenfd)aftIid)en  Söert^.  3}on  ben  gefd)id^t[id)en  SBerfen  5riefe"§  §aben  mir  an 
biefcr  ©teüe  ättet  l§erbor3u^eben,  nämüd)  feine  @ef(^idE)te  ber  Sifdf)öfe  unb  be§ 
,^ocf)ftifti  2öür3burg ,  unb  feine  @efdE)id£)te  be§  25auern!riege5  in  Cftfranfen  be3. 
im  >g)0(^flifte  3Bür3burg.  £a§  erftere  umfangreii^e  2Berf  !^at  ber  ^an3ler  Sub= 
toig  in  ben  „@efd£)id)tfdE)reiber  bon  bem  Sif(^offt^um  3Öür3burg",  im  ^.  1713  in 
einem  freiüdE)  mög(id)ft  incorrecten  3;ej;te  beröffentlid)t;  ber  „33auernfrieg"  wax 
bi§  in  bie  jüngfte  3eit  in  nur  unboUftänbigen  3tu§3ügen  befannt,  bod^  t)at  ber- 
f)iftorifdE)e  93crein  3u  2Bür3burg  jc^t  eine  boEftänbige  correcte  9(u§gabe  beffelben 
befd)Ioffen  unb  finb  bie  erften  Lieferungen  berfelbeu  bereite  erfd^ienen.  Sie  „C^^ronif" 
üerrät^  unberfennbar  bie  '^o^e  lEjumaniftifc^e  Sitbung  be§  9.>erfaffer§ ,  bie  fdE)on 
angebeutet  mürbe;  unter  feine  ^Borbilbern  ift  in  erfter  Linie  5lüentin  3U  nennen, 
beffen  freie  nationale  ©efinnung  er  tl^eilt,  o'^ne  fie  jeboi^  foIgerid)tig  burd^3u= 
fül^ren.  Sie  nai^^ttige  ^ietät  unb  ^Begcifterung  ^^riefe's  gilt  feinem  ipodiftüt 
unb    er'^ö^t    ben    oTficiöfen  6l)arafter    feiner   SIrbeit.     Ser    fritifdtie  2Bertf)  ber 


84  5^'«^-  —  S"^?f- 

d^ronif  tft  gering;  bon  ber  5Jlittc  ungejä"^r  be§  13.  ^a^r'^unbertä  an  ftctgt  bcr 
ftofflit^e,  n.  a.  tüeil  ^.  mand§e§  jür  un§  injmifcfien  bertorene  ^Raterial  benü^t 
l^at.  9iic^t  ju  unteüfdiä^en  tft  ba§  formale  2}erbienft;  g.  f)onbf)a'6t  namentlich 
bie  beutfcC)e  <Bpxaä)e,  für  bie  er  übertjoupt  lebhaft  füllte,  in  origineller  fräftiger 
Sßeife.  2)a§  au§gefüt)rte  SBerf  reicht  bi§  jum  ^.  1495;  ^f.  ^at  aber  o^ne 
3weifet  eine  ^ortfe^ung  beffelben  Beabfi(i)tigt ,  wie  bie§  beutlid)  au§  einem 
ffi^jirten  Bi§  1548  rcidienben  ©ntlourie  t)eröorgel§t,  ber  bon  feiner  eigenen  ^anb 
gefcf)rieben  ift  unb  im  ^rei§arc£)ib  ^u  äöüxjburg  auf6ett)af)rt  toirb.  9}on  unber= 
fennbarer  Sebeutung  ift  bie  @(^rift  über  ben  58auernfrieg  im  |)0($ftifte  Söür^burg, 
3U  ber  i^n  ^oad^im  6amerariu§  (f.  beffen  EpistoU.  libri  5  post.  p.  306)  angeregt 
t)at.  ©ie  ift  ftreng  urfunbU(f)er  actenmä^iger  ^Jtatur,  ba§  2öer!  eine§  5]lanne§,  ber 
ben  erjä^Iten  S^orgängen  '^inlängüdf)  nat)e  ftanb.  ©einer  amtlid)en  ©teEung  unb 
feiner  conferbatiben  ©timmung  entf^jred^enb  ein  grunbfä^li(^er,  ja  f)arter  ©egner 
ber  SSeföegung,  1)ait  i^.  im  S)urct)fd)nitte  mit  feiner  fubfectiben  2tnfi(^t  ^nxM 
unb  lä^t  meift  nur  bie  jt'^atfad^en  unb  3Xcten  fprec^en.  6tn  Zijeil  be§  um= 
faffenben  unb  erfc^öpfenben  3Gßerfe§,  ber  im  (Quafi=)  Driginatmanufcri|)t  felbft 
fet)lt,  i)at  ficf)  in  neuefter  3ßit  ttiiebergefunben,  nur  getniffe  ©u|)|}temente,  auf  bie 
ber  33erfaffer  öfterä  bern)eift,  finb  bi§  fe^t  berf(^oEen  geblieben.  Ueber  anbere, 
3um  Stieil  nur  projectirte,  jum  2;t)eil  unfid)ere  ©diriiten  5riefe'§  bgl.  bie  ©lijje 
bon  6.  ^effner  unb  D.  9teu| :  ßorenj  i^rieS,  ber  @efcf)ic^tfc^reiber  Oftfran!en§. 
(Sine  litterar=gefd)ic^tli(^e  S)enffc^rift,  Söüraburg  1853.  äöegele. 

gricg,  g-ricfc :  f.  grifuiS. 

(^•ricfc:  ^o'^anneS  f^.,  ^rimärle'^rer  in  ©trapurg,  ^iftorifer;  geb.  ju 
Äaufbeuren  ben  4.  ©eptbr.  1741,  t  ,^u  ©trapurg  äraifd^en  1810  unb  1820. 
©eine  „3}atcrlänbif(^e  ®efcl)ic^te  ber  ©tabt  ©trapurg  unb  be§  6lfaffe§;  bon 
ben  älteften  3eiten  bi§  auf  ba§  ^af)x  1791",  in  5  SSänbcn,  erfc^ien  bon  1791 
bii  1801.  —  ©eine  „|)iftorifcf)en  ^erftoürbigtciten  be§  @lfaffe§",  au§  ben  ©ilber= 
mann'fdien  ©c£)riften  gebogen,  erfd)ienen  1804  ebenba.  —  5iocl)  fetjt  ift  feine  @e= 
f(^idl)te  be§  @lfaffe§,  obgteid^  in  fditeppenbem  ©tile  gefc^rieben,  ein  in  ber  33ürger= 
f(^aft  ©trapurg§  beliebtei  äßerf.  —  (är  erflärt  fic^  at§  ©egner  be§  5prätor§ 
ÄtinglinS  unb  begr^^t  mit  naibem  ©nf^uftaämuS  ben  3lu§bru(^  ber  franä5fi= 
fd)en  Stebolution. 

©pac^ ,   ^oberne  Äulturbilber  au§  bcm  ßlfa^,  33b.  I.     Sap.  ßlfäffifc£)c 
.^iftorifer.  ©päd), 

S-ricfc:  ßeopolb  Stuguft  g.,  ^aler,  geb.  al§  ©ol)n  eine§  ©d)u^macl)er§ 
am  27.  ^onuar  1793  in  ^ieu=(5f)renberg ,  Se^irl  ©ci)ludEenau  im  ^florben  bon 
33öl)men,  t  1842  in  ^rag,  !am  erft  nad)  längeren  ^frrgängen  burd)  ©c^reiner=, 
S)rcd)§ler=  unb  ©taffirtoerlftätten  im  23.  SebenSfa^re  an  bie  $rager  ^aler= 
olabemic,  ioo  fein  3:;alent  fid^  bann  um  fo  rafc^er  unb  glänjenber  enttoicEelte. 
SSalb  ber  l)offnungäbollfte  ©d)üler  SBergler§,  blieb  e§  blo§  nod)  bem  brei  ^ai)xe 
fpäter  eintretenben  f^ü^i-'i'^  borbel)alten,  x^n  5U  überflügeln.  SBälirenb  il)re§ 
gemeinfamen  ©tubientoegeä  fiel)  alfo  ftetig  meffenb  unb  bortoärtS  brängenb,  ber= 
blieb  e§  bodö  nad)  tt)ie  bor  beim  eblen,  Iünftlerifd)en  äöettftreite.  S)eutli(^e 
^Beftätigung  ^iefür  geben  il)re  in  toeiterer  ^olge  gemeinfd)a|tti(^  au§gefü'^rten 
5lrbeiten.  6iner  toie  ber  anbere  genötl)igt ,  über  bie  ©c^ulftubien  !§inaug  ein 
UebrigeS  gu  f^un ,  für  t)inreid)enbe  Siedung  i"^rer  ©jiftenjbebürfniffe,  begegneten 
fte  fid)  benn  auc^  frieblid)ft  auf  ber  ©ud)e  nad)  SefteEern  bei  ^unftl)änblern 
unb  35erlegern ,  tt)eld)e  biefem  cottegialen  3}orgel)en  fofort  ba§  9lid)tige  ab3u= 
getoinnen  tt)upen,  nümlid)  größere  SSilbertoerfc  mit  ^ut^i'^tung  bon  3lufgaben 
an  ben  @inen  unb  3lnberen.  S)a§  erfte  biefer  Sßerfe  erfd)ien  1819  unter  bem 
Sitel:  „S)a§  ^tieg§toefen  ber  9lömer"  mit  62  Äupferftid^en  in  (Sro^folio  '^erau§= 


^       g^tieje.  85 

gegeben  bon  3Iug.  ^of.  5)titterbac^er ;  eiflärt  unb  georbnet  bon  Dr.  unb  5)3ro= 
ieffor  Dttenberger,  35er(ag  bon  '^.  23of)niann'§  @rben  in  ^vag  (bgt.  ben  ilxi.: 
®.  S;öblex-).  2;ic|em  folgten  aU  3tt)eiter  33anb:  „Iteue  9l6bi[bungen  egt)ptif(i)= 
gried)i|(^n-ömij(J)er  9lltevt^ümer;  ber  ^^^viefletftanb  bcr  Körner  unb  i^ve  (Se= 
bräud)c ;  SBilbev  bev  antifen  ®ottf)eiten,  Söeifen,  .spetben,  ©piele,  i^e]te"  jc.  S3e= 
beuten  bicfe  ^.publicationen  übev^oulpt  ft^on  ba§  borragenbfte,  xdü%  feit  bem  9tü(fgangc 
ber  .^unft  in  ^rog  nac^  bcr  ©lanjpcriobe  unter  9tubo[pf)  II.  :^ier  tnieber  ^u 
Sage  tarn ,  \o  interejiirt  je^t  noc^  ganj  Befonber§  ba§  bamit  conftatirbore  erfte 
öffentlicf)e  Slujtreten  bon  jtoei  ber  gcninlften  .^ünftter  ber  ^Jteu^eit  ^ö^men§. 
©elbftbcrftänbli(^  benü^ten  fie  gegenftanb§geniä^  ba§  iöüliömateriat  ber  '2lntifen= 
cabinette  unb  älterer  ©ammelroerfe,  S)ocf)  »o^rten  fie  bei  biefer  23enu^ung 
immer  noif)  fo  biet  bon  i^rer  ©elbftänbigfeit,  ba^  beibe  in  boller  Eigenart  er= 
fennbar  hjerbcn  unb  gu  beurf^eilen  bleiben.  5(bfe|enb  f)ier  bon  ben  überrafc^enb 
fd)ön  componirten  brei  23ilbern  5ü^rid)'§  (9tr.  5,  59  u.  60)  im  erften  %tjt\\t, 
ftel)t  i^ricfe  namentlich)  mit  ben  ®arftet(ungcn:  „Socii  et  Auxiliares  Romanorum", 
„Reges  captivi  cum  familia"  unb  „Tubicines  et  citharedi"  feinem  Ütibaten  in 
fdClön  ausgeprägter  Originalität  gegenüber,  ^aft  überroiegenb  burc^  ^^ü^IiS^eit 
für  (Seftaltung  antifen  ÖebenS  berl)ätt  er  firf)  ju  i^m  im  folgenben  Jl^eile.  .^ier 
feffelt  unter  ben  3ur  ©d)au  gebracfiten  „@öttern"  inSbefonbere:  ..Ares  vel  Mars", 
gerüftet  al§  Sott  be§  Krieges  bom  Dlt)mp  nieberfd^roebenb,  um  fein  bereit  ftel^en= 
be§  ©efpann  ju  befteigen,  bem  SSeüona  ©ei^el  unb  ^add  fd^mingenb  borau§= 
ftürmt.  £reffli(^  cl)ara!terifirt  finb  gleic^fatt§  ber  maffenfdimiebenbe  „Yulcanus'- 
unb  „Mercurius  Nekropompos",  geflügelten  (5(i)ritte§  bie  i^m  na(i)^uf(^enben 
©eifter  ber  S3erftorbenen  jum  51ac^en  ßbaronS  geleitenb.  Unter  ben  .^elbenbilbern 
ragt  mieber  ba§  bon  „2;iberiu§  @rad§u§"  burd)  bramatifcl)  mirffame  Slnorbnung 
bor.  (Sin  meitereS  gemeinf(^aftli($  auSgefül^rteg  SSilbermerf  fü^rt  ben  3:itel: 
„33ilblt(^e  S)arfteHungen  ber  (Sefcl)i(^te  be§  alten  SeftamentS",  in  erfter  9luflage 
in  8*^  mit  %tii  bon  3of.  Seberi  1827  bei  ^o^.  55a(^mat)er  in  5prag  erfdiienen. 
6ine  ätbeite ,  burc^  äHlber  jum  neuen  Seftament  berme^rte  Sluflagc  mit  Sejt 
bon  6.  ^anl,  na(i)l)er  5Bif(^of  bon  .^öniggrä^,  batirt  bon  1828.  S)ie  ^Jlitarbeit 
fyriefe'S  befd^ränfte  fic^  innerl^alb  ber  SSüctier  ^Rofeg  auf  „Sic  ©ünbflutl^",  „S)rei 
Jünglinge  bei  2lbral§am"  unb  „9luS5ug  Sot§  au§  ©oboma",  tbäl)renb  bie  bor= 
angel)enben  unb  nact)folgenben  Silber  ^^ü'^ric^  angehören;  Briefe  illuftrirte  bafür 
au§fd)lie^li(i)  ba§  Sud)  ber  9li(i)ter,  iRut^,  ©amuel,  ba§  Sud^  ber  -Könige, 
Tobias,  Sfubit^,  ©ft'^er,  ^ob,  S)aniel  unb  ba§  ber  5)lac^abäer.  S^ie  borragenbften 
S)arftellungen  finb  ber  pfeilfi^nettenbe  ^onatl)an,  ©alomon'§  Urt^eil  unb  bie 
5[)tutter  ber  5]^act)abäer.  W(i  biefen  beiben  äßerfen  erfdjeint  jugleid)  bie  eigent= 
li(^  atabemifc^e  ^Periobe  beiber  abgefdiloffcn.  5Denn  bi§  bal^in  noc^  im  erfenn= 
baren  engeren  ^ufammen^ange  mit  beftimmten  ©c£)ulformeln,  gelangten  fie  offen= 
bar  erft  über  ber  fortgefe^ten  ßoncurren^  in  bie  il)rer  9tatur  ^ufagenbe 
t^rreijügigfeit.  Gontrottiren  tüir  aber  gelegentlid^  biefe§  einfttociligen  W)= 
fd)luffe§  bai  @ebaf)ren  ber  merfroürbigen  ,^unftbio§furen ,  bann  ergibt  fic^  bei= 
läufig:  f5f-  ftcinb  bermal  ^^ü^rid^  gegenüber,  toie  ettna  ein,  in  liaftig  geiftreid^er 
9lebe  überfprubelnber  ju  einem,  ber  in  gemeffen  Haren  Söortcn  fein  S)enfen  unb 
f^ü'^len  au§fprid£)t.  ^nbe^  ^ü'^rii^  bermöge  ber  fd^on  im  Sater^aufe  geübten 
^unftprajig  mit  ruhiger  ©i(^er'^eit  bie  gorm  be'^errfd)t,  3eigt  ber  berfpätet  an  fein 
©trebenSjiel  gelangte  ^.  ein  anbauernb  unfic^ere§  §aften  nadl)  jufagenber  gorm 
unb  ftreift  barüber  attp  oft  an§  Siäarre;  teirb  nur  bort  xt6)i  geniefibar,  mo 
er  e§  über  fidt)  getbinnt,  ben  ©toff  frei  bon  bcr  ©ud^t  nadl)  9luBerorbenttid^cm, 
mit  bcr  i^m  eigenen  licbcn§lbürbigen  5^aibctät  ju  gcftaltcn.  —  äöol  liegen  bem 
ßalcul  borläufig  meift  nur  mittelmäßige  ©tid^c  ju  ©runbe,  e§  bebarf  ba|er  nod§ 
be§   Siti^'ücE^altenS   mit  bem   legten  2Borte  bi§  ju  birectcn  Emanationen.     S)iefe 


86  i^nefe. 

liegen  bann  in  einer  'Siei^t,  e!6enfaܧ  concurrent  entftanbener  ß^ompofitionen  3UI* 
(Bffd)i($te  3Sö'^mcn§  bor.  S^eranla^t  bnrtf)  bic  funftf^ätige  5)evlag§f)anbtung 
öon  ^et.  33o^mann'§  @r6en,  ^räjentivt  biefe§  ül6er  70  33latt,  35  6m.  breite, 
26  6m.  '^otie  Sit^ogra|)'^ien  umfaffenbe  ^ilbeitoevf ,  mit  STej-t  bon  3B.  ^anfa, 
eine  %xt  öon  $antI)eon  oHer  f)i§  ba^in  ber  fraget  Sltabeniie  enttt)ad)|enen 
Äünftler  unb  jtoar  ein|d)tie§Ii(^  i^te§  ^ivectotS  58erg[ev.  Sluj  ben  ß^renptä^en 
fi^en  allerbingg  h)ieber  3^.  unb  gü'^riii);  biefem  fielen  25,  jenem  15  ßompofitionen 
3U.  S)er  etftere  geid^nete  fic  jämmttirf)  eigent)änbig  auf  ©tein;  ber  (entere  jum 
größten  Z^eiU.  Seibc  jeigen  fic^  un§  fomit  unberjälfc^t  unb  outogra^t)if(^. 
S)a§  ©rgebniB  be§  gegenfeitigen  5t6n)ägen§  ift  beS'^all)  au(^  ein  t^ütjäc|ti(^  ber= 
f(i)iebene§.  SBät)renb  gü'^ri^  je^t  firf)tlic£)  ju  tämpfen  l^atte,  bie  if)m  feif^er 
geläufig  geworbenen  „Biblifc^en"  ^^formen  ju  üBeitoinben  unb  ^aI6tt)eg§  fid)  ber 
öon  ber  3lu|gal6e  bebingten  realiftifi^en  Slufioffung  anzubequemen,  ftanb  3^.  fcf)on 
bei  feinem  erften  33ilbe  „Sct)arfa  überliftet  ben  Stirab"  mitten  im  frifi^eften 
9f{eali§mu§.  Sißie  treff(i(f)  anget^an  für  bie  Ueberliftung  be§  arglofen  (Stirab  ift 
biefe  gcilgeftaltige  (5(i)arfa ;  toie  fo  ganj  beritabel  befoffen  jeigen  fi(^  beffen  33e= 
gleiter,  inbe^  .<pt)änen  gfeic^  bie  „böt)mifii)en  ^(majonen"  im  S)irficf)t  lauern, 
gewärtig  be§  berabrebeten  (5ignalc§  jum  5>orbrec£)en  unb  ^Jiorben  ber  Ueber= 
tifteten.  ^Jleifterlic^  ift  bcm  ©anjen  auc^  bie  ßanbfifiaft  angepaßt.  ®eina§e 
toäre  anjunel^men,  «yü'^rid^  fei  üon  biefer  Sciftung  feine§  ßommititoncn  überraf(f)t, 
in  eine  anbere  9ticf)tung  getrieben  toorben.  5)enn  fc^on  in  ben  anfc^Iie^enbcn, 
ebenfalls  mit  bem  fagen'^aften  „^Jtäbd^enfriege"  öerfnüpften  3ci*^^ungen  jeigt 
er  im  3}ergtei(f)e  ju  ben  borau§get)enben  öoKftänbig  üerfc^iebene  gactur.  @e= 
tt)id)tiger  norf)  tou  mit  bem  Uä  conctbirten  ©d^arfabilbc  concurrirt  g^.  mit  ben 
in  rutjiger  ©emeffen'^eit  bef)anbe(ten  J'^emen:  „(Söitil^nen)  f)ält  am  ©tabtt^ore 
@ericf)t",  „Sie  33e!e^rung  ber  ^eibnifc^en  ^reu^en  bur(^  ^;picmt)f(  Ctafar  I." 
unb  „(Sinjug  ^So^cnng  öon  ßuj-emburg  nad^  ^rag" .  ^u^er  biefen  mact)en  \iä) 
burcf)  lebengbotte,  obfdion  attju  bizarre  dt)arafteriftif  bemerfbar:  „3)ie  @nt= 
becfung  ber  Heilquelle  Äarlgbab  burrf)  Äarl  IV.",  „^tieberlage  ber  ©aclifen" 
unb  „SQJenjel  im  A^oflagcr  öor  Dfen".  —  ^n  i^-ortfe|ung  biefcS  getftigen  ^ett= 
fampfeg  tritt  5ül)rid§  in  eine  neue  ^'^afe,  in  bie  be§  9lnerfennen§  unb  3luf= 
nehmen?  ber  marfigen  ©titformen  2)ürer'§,  inbe^  i5f.  fic^  Weber  .^u  einer  norma= 
tiben  ©titiftif,  nod)  3um  reinen  ^aturali§mu§  burd^arbeitet,  t)ielmel)r  attmäl)lidt) 
t)ern)ilbert.  nnjtt)eifell)aite  5flerfmale  fprec^cn  par  bafür,  ha^  auä)  ^s  jeittoeilig 
SJorbilbern  nacliging,  bornel)mlid^  ben  inbiöibuelt  sufagenben  ©pranger§.  ^e= 
greifli(i)  bcmirtte  ber  2lnf(f)lu^  an  biefen  aber  gerabe  ba§  ©ntgegengefe^te,  anftatt 
3um  ©tiliften  üoUenbete  er  fiel)  nur  jum  ^knieriften  —  für  wdäjtn  e§  feinen 
3lu§n)eg  me'^r  gab,  njeber  au  ben  Slaffifern  noc^  3ur  'iRatur.  SSotten  3Set)agen§ 
enblic^  eingelebt  in  feiner  fnitterreiclien,  gefc^raubten  g-ormbilbung ,  unterftü|t 
babei  öon  einer  ungemein  fertig  jeicfjnenben  .»panb,  üerlor  fic^  bei  i^m  je  n}eiter 
befto  grünbli($er  aucl)  bie  Suft  am  5Jlalen.  ©0  aEem,  raa§  (Semälbe  l)ic^,  feinb, 
fc^lie^lic^  umgangfc^eu  geroorben,  !am  g.  für  ßottegen  unb  ^^reunbe  gänjlid^ 
au^er  ©i(^t,  einzig  tauclite  ba  unb  bort  bei  ben  Keinen  3}ertegern  noc^  irgenb 
eine  SJignette  ober  ein  2öallfal)rt§bilbc^en  in  ber  ^enn3eict)nung  feiner  Lanier 
auf.  2)a§  faft  Unglaublicl)e  n^ar  gefcl)e^en,  ber  geniale  ^.  toar  berfcliollen. 
6in  Sta^rje'^nt  naä)  bem  3?efannttt)erben  mit  feinen  ^oc^intereffanten  Sgilbern  jur 
@efd£)idE)te  33öl§men§  erblirfte  id)  anfällig  bei  einem  ^upferftedjer  eine  ©nite  Heiner 
anwerft  forgfältig  in  Sufd^  aufgeführter  ßegenbenbilber  unb  erfannte  fogleic^  ^•. 
—  ben  35ergeffenen  —  in  feiner  ganzen,  bod^  immer,  nod)  intereffanten  3!)erirrung 
loieber.  5luf  meine  ^rage,  tt)o  lebt  er,  tt)ie  fte^t  e§  um  if)n?  UDurbe  mir  bie 
3lu§!unit:  er  ftarb  öor  ad^t  klagen,  o'^ne  ba^  Sfcnianb  babon  inu^te,  in  größter 
iJiot^!     ^fteben  ber  '^^sflid^t  be§  ^unftl)iftori!er§  folge  idl)  auä)  no($  einer  ^al^nung 


grtcien.  87 

be§  gretjen  [^ül^ric^,  bie  biejer  futa  öor  jeinem  Scheiben  an  mic^  gelangen  üe^, 
für  ^Tm  bfn  ieitt)er  öerfd^toiegenen  unb  borum  in  bev  ©egenttart  öergeffenen,  ben 
roof)lDetbienten  d^renpla^  in  Sln^ptncf)  ju  ne:^men.  ^Kub.  Tlniitx. 

(^riefen:  ö.  5--  ^^^  i^  gadifen  anfäffigeS  ©eic^Icc^t,  bejjen  Stammgut  jeit 
1592  '^ött)a  bei  ßeipjig  ift  unb  au§  bem  öerf{i)iebene  ©lieber  in  jätfififc^en 
©taat§=  unb  ^eg§bienften  ju  SSebeutung  gelangt  finb.  |)  einrieb  ü.  ^.,  auf 
giöt^a,  geb.  1610,  1650  fuTJäc^jifdier  ©e^eimerat^,  l'eit  2l6r.  ö.  (5ebottenbori'§ 
Jobe  1664  ©e^eimrat^Sbirector  unb  gteic^  jenem  eitrig  !aif erlief)  gefinnt,  ftarö 
1680  mit  «öinterlajjung  einer  [tattli(i)en  23it)liott)ef  unb  anberer  rcicf)en  (5amm= 
lungen.     1653  mar  er  in  ben  9teid)§ireil§errnftanb  erhoben  toorben. 

^lat^e. 

^riefen:  i^uliuS  ö einrieb  ©raf  ö.  f^.,  faiferlic^er  f^felbmarfi^all  im 
jpanifc^en  (Jrbfolgehiege,  ©ol^n  Des  3}origen,  foU  feine  @olbatenlauf6a!§n  in  ben 
Ülieberlanben  begonnen  l^aben  unb  toirb  fpäter  im  Xienfte  be§  Äurfürften  i^o^ann 
©eorg  III.  öon  ©ac^fen  al§  ^räfibent  be§  Ärieg§ratf)i  unb  get)cimcr  yüaü)  ge= 
nannt.  ^m  ^.  1690  öertaufc^te  er  biefe  Stellung  mit  ber  eine§  5elbmarf(i)alt= 
2ieutenant§  im  faiferlic^en  .Pjeere  unb  tturbe  1702  Tür  feine  geleifteten  2icnfte 
in  ben  ©rafenftanb  erhoben.  5^oc^  im  gleichen  ^ai)xt  erfdlieint  fein  ^Jlame  in 
ben  Steigen  ber  öeere§abt^eilung ,  meld)e  ber  53krfgrai  öon  ^aben  befefjtigte. 
2ll§  le^tercr  im  September  biefeS  ^a^re§  Canbau  ben  ^ranjofen  nad)  lang= 
toieriger  Belagerung  entriffcn  t)atte,  ttiurbe  ^y.  jum  ©ouöerneur  biefe§  miditigen 
^la^eg  ernannt,  ipartnäcfig  Dert^eibigte  er  benfelben  im  Tolgcnben  Sa^re  gegen 
Sallarb :  obmol  ein  ßntfa^öerfud)  abgef(^Iagen  mar  unb  ber  Befa^ung  ber 
|)ungertob  breite,  erjtoang  fi($  ^-  fd)tieBli^  bo(^  nod)  ben  9Ibäug  mit  allen 
friegerifcf)en  g^ren.  3"^  ©eneralfelb^eugmeifter  ernannt,  ftie^  er  mieber  3um 
§eere  be§  5}lar!grafen  öon  Saben,  unter  beffen  ^ü^rung  er  ficf)  in  ber  Sdjlac^t 
am  S^ettenberge  ausjeid^nete  unb  bei  biefer  ©elegen^eit  auc^  cermunbet  tourbe. 
3?eim  SJormarfdie  nad^  Baietn  na^^m  \^.  9lain  am  Sec^  nad)  furjer  S^efc^ießung. 
SGßä^renb  ber  Sd)lad)t  öon  6öd)ftäbt  ftanb  er  unter  bem  ^DUrfgraren  ö.  33aben 
öor  ^ngolftabt.  £a  na($  bem  Siege  bei  ^öd)ftäbt  S3er^anblungen  be^ufl  llebet= 
gäbe  ber  genannten  lyeftung  eingeleitet  tourben,  fo  rüdte  ba§  ^eer  be»  5Jtarf= 
grafen  ab  unb  über  ben  Ot^ein.  'Tiaä)  abermaliger  ßroberung  öon  Canbau 
tDurbe  5.  mieberum  ©ouberneur  biefe^  5]ßla^e§.  ^m  getb^uge  1705  er'^ielt  ^5?- 
an  Stelle  be§  erfranften  93^arf grafen  ben  Cberbefe^l  über  bie  16000  gjlanu 
ftarfc  öeerabt^eilung,  toelc^e  im  ^uni  gegen  2iier  rüdte,  um  öon  ba  MaxU 
boroug'^  bei  feinem  beabfid^tigten  2}ormarf(^e  über  bie  5Jtofet  ^u  untcrftü^cn. 
Dtac^bem  im  ^uli  ber  ^Jlarfgraf  ben  Dberbefe^t  toieber  übernommen  f)atte,  nal^m 
5.  unter  bemfelben  an  bem  ge^i^Suge  in  ber  5t?fal3  unb  in§  6lfa^  gegen  3}iIIar§ 
^'lieil ,  bei  toeld;er  ©elegen'^eit  ijm  bie  Söegna'^me  öon  £rufent)eim  anfiel, 
melc^eS  fid^  nad)  fünftägiger  Sefc^ie^ung  ergab,  ^m  barauffolgenben  grülijal^r 
ftarb  2f. ;  in  i'^m  öerlor  ba§  faiferliclie  ipeer  einen  feiner  erfat)renften  unb  t^at= 
fräTtigften  ©enerale. 

Sc^el§,  Beiträge  jur  Ärieg§gefc^id)te  II.  -I,  1832.  ßirtenfelb,  £efterr. 
gM.=6onö.=Sej.,  1852.  9löber  ö.  S^iersburg ,  -ßiiegä^  unb  Staat&fdiriften 
be§  ^atfgrafen  S.  2B.  ö.  Saben,  Äarlinil^e  1850.  Sanbmann. 

S-ricfcit:  ^einrid)  griebric^  ©raf  ö.  5-,  be§  3}origen  Sol^n,  geb.  am 
26.  2luguft  1681  in  öottanb ,  nal^m  nad)  gröBeren  Steifen  in  Jranfreid^  unb 
(ängtanb  ruffifdie  .ßriegSbienfte ,  in  benen  er  fic^  bei  5}ultan)a  unb  am  ^:t>rut:§ 
aue^eidinete.  Um  1712  trat  er  al§  Cberft  über  ein  Oiegimcnt  Infanterie  in 
fäc^fifd)e  S;ienfte,  tourbe  1713  Äammerl^err  unb  1715  im  pommerf^en  fyelbjugc 
©encralmajor;  bei  ber  Sefämpfung  ber  polnifc^en  ^nfurrection  im  S.  1716  üer= 


88  Stiegen. 

fu'^r  er  mit  ^o  übermäßiger  ©tretige ,  baß  ber  Untoitte  ber  $oten  bcn  ^önig 
nöf^igte,  i^n  abzuberufen.  5Da  er  überbieS  fid^  mit  bem  ^^elbmarftiiatt  b.  gtem= 
ming  entätoeite,  |o  öertaujc^te  er  auf  eine  Sftef^e  öon  ^m'^ren  ben  i?rieg§bienft  mit 
bem  .^ofbienft,  tüurbe  1719  Oberjalfnermeifter  unb  1727  Gber!ammert)err  mit  bem 
6!^ara!ter  al§  6abinet§mini[ter,  legte  aber,  nac£)bem  er  bereite  1731  @eneral  ber 
Sufanterie  getüorben  war,  1734  bei  feiner  Ernennung  ^um  (Souöerneur  öon 
S)re§ben  jene  (E^arge  nieber  unb  er'tiieÜ  1788  nad)  ©uI!oto§ft)'§  ©turj  ba§ 
(fommanbo  über  bie  Scibgarbe  3u  f^uß.  ?ll§  ein  bielfeitig  gebilbeter  5Jtann  unb 
geftü^t  auf  feine  gai^ilif^berbinbungen,  namentlich  auf  feine  9}erl§eiratt)ung  mit 
ber  ©räfin  Slugufte  (Sonftanae  öon  ßofel,  einer  natürlichen  Soditer  2lugu[t§  be§ 
©tarlen  (feit  1725,  f  1728),  tDeld)e  il)m  bie  ^errfct)aft  ^önigSbrücE  jubrac^te, 
UJar  er  eine  einflußreid)e  '4>erfönlici)feit  in  ben  3)re§bener  ^offreifcn.  6r  ftarb 
auf  einer  feiner  ©efunb'^eit  megen  unternommenen  fReife  noc^  5}]:ont|3el[ier  p 
ßette  am  8.  ®ecbr.  1719.  —  ©ein  ©o'^n,  3luguft  ^ einrieb  ö.  ^:,  tarn 
huxä)  ben  @rafen  5Jlori^  bon  ©ad^fen  nad)  g^ranfreid)  unb  ftarb  al§  franzijfifd^er 
Marechal  de  camp  ju  6l)amborb  am  29.  Wäx^  1755,  —  ^arl  b.  f^.,  33ruber 
be§  (Se]^eimratl^§btrector§  ^einrid)  b.  3^.,  f  1686  al§  furfä(^fifd)er  Dberconfiftorial= 
präfibent.  —  S)effen  ©ol)n,  Otto  ^einrid)  b.  ^.,  geb.  am  19.  ?lug.  1654, 
mar  1683—87  furfä(^fifd)er  9tei(^§tag§gefanbter  in  Stegenäburg,  bann  ©e'^eimer» 
rat^  unb  feit  1695  i^an^ler,  legte  1715  biefeS  3lmt  nieber  unb  t  am  20.  2lug. 
1717.  glatte. 

S'ricfcu:  f5fi-'ie5)rid)  ^.,  am  27.  ©e^jtember  1785  in  5)tagbeburg  geboren. 
2)er  3)ater,  SSaumeifter,  ftarb  frül§  ,  unb  Q^.  mürbe  bon  ber  trefflid)en  ^Jiutter, 
ber  er  fid)  mit  ganjer  ©eele  anfc^loß,  erj^ogen.  33efud)te  bie  ©d)ule  in  5Ragbe= 
bürg,  bann  bie  S3auafabemie  in  33erUn,  1808  toar  er  Se'^rer  an  ber  ^lamann'= 
fc^en  ©d)ule,  bie  nad)  ^eftato33i'§  ©runbfä^en  eingerid^tet  mar.  .Spier  beförberte 
er  namentlid)  bie  Surntunft,  unb  erfreute  fid^  ber  unbegreuäten  ßiebe  unb  S3er= 
el^rung  feiner  ©c£)üler.  ÜJtit  ^^a'^n,  geuue,  aber  aud^  mit  ben  S)idt)tern  ^ouquö 
unb  6!§amiffo  befreunbet,  ge'^örte  er  in  23erlin  einer  g^edjtbobengefeüfdiaft  an, 
bie  au§  Männern  aller  '^bljeren  ©tönbe  beftanb ,  fie  toaren  burd)  ba§  5Bemußt= 
fein  belebt,  baß  bie  ^Befreiung  be§  S3aterlanbe§  nur  erreid£)t  toerben  fönne,  menn 
Seib  unb  ©eele  alter  Kämpfer  glei(^  ftarf  fei.  f^.  mar  ein  gemanbter  2:urner, 
auf  bem  geclltboben  l)at  er  nie  einen  i'^m  getoad^fenen  ©egner  gefunben.  „®ie 
©rjic^ng  follte  nidt)t  mie  bi§l)er  SBiffer,  fonbern  5[)tenfdt)en  bilben.  S)er  boÜe 
5Jtenfd£)enbegriff  foüte  in  jebem  ßin^elnen  fo  jur  SBal^r'^eit  merben,  ha'^  enblid^ 
im  ganzen  Saterlanbe  eine  einzige  ^J^anneSfeele  fd^lüge,  feinen  O^einben  ^u  emi= 
gem  Xro^  unb  S5erberben."  ^.  mar  ^itglieb  be§  fogenannten  2:ugenbbunbe§, 
unb  allen  geifteSbermanbt,  bieten  befreunbet,  meldt)e  bie  SSefreiung  be§  S3ater= 
lanbe§  auf  bem  2Bege  ber  fittlid^en  9tegeneration  aller  ©täube  be§  3^olff§ 
erftrebten.  ^a'^n  unb  3^.  ftanben  an  ber  ©pi^e  be§  3^f^Sö^^'^i"^ ,  ber  fidt)  in 
^Berlin  gebilbet  l)atte.  ^Äl§  ber  Slufruf  im  Februar  1813  erloffen  mar,  trat  ^. 
in  ba§  fiü^om'fd^e  greicorpS,  balb  nad^  bem  Ueberfall  bei  ^i|en  (17.  Sunt) 
mürbe  ^.  2ü^om'§  ^Ibjutant.  5lm  15.  Wdx^  1814  mürben  2  ©dimabronen  be§ 
£ü^om'fct)en  6orp§  bon  überlegener  ^Dladit  bei  Ütet^el  im  S)epartemient  ber  3lr= 
bennen  angegriffen  unb  jerfprengt.  5-. ,  ber  fein  ermübeteg  ^ferb  am  3ügel 
fü'^rte,  mürbe  bon  SSauern  unb  einzelnen  ^flationalgarben  gefangen  unb  erfd^offen. 
S)ie  Seiche  mürbe  auf  bem  Äird^'^ofe  bon  Saunot)  feieiiid)  begraben;  fie  mürbe 
1843  nadt)  Serlin  gebradt)t,  unb  bort  auf  bem  ^nbalibenüri^l^Dfe  an  feinem  2;obe§= 
tage  neben  ©dt)arn'^orft  beerbigt.  5lrnbt  unb  ©d^entenborf  preifen  g.  in  il^ren  patrio= 
tifct)en  ®ebidt)ten.  äaW  f^ßt  ^on  il)m :  „6r  mar  ein  aufblül)enber  5Jlann  in  Sugenb= 
fütte  unb  3ugenbfd£)öne,  an  Seib  unb  ©eele  o'^ne  ge^l,  bott  Unfd^ulb  unb  Söeiölieit, 
berebt   mie  ein  ©e!^er,    eine  ©iegfriebSgeftalt  bon   großen  @aben  unb  ©naben, 


iJtifatb.  89 

ben  Sfung  unb  2ltt  gtei($  lieB  '^atte,  ein  Reiftet  bc§  Sd^tuerte^  auf  .öteb  unb 
©toB;  fuTj,  rofd),  feft,  jetn,  gciDaltig  unb  ni(^t  ju  etmüben,  luenn  feine  £)anö 
crft  ba§  6ifen  fa^te  —  ein  ©inner  in  ber  2utnfunft ,  bem  S)eutf(f)lanb  biet 
öerbantt.  S£)m  tcar  nicftt  befc^ieben  in§  freie  93aterlanb  .^urücE^ufe'^ren,  an  bem 
feine  ©eele  l^iclt.  Son  n)älf(f)cr  %Me  fiel  er  bei  büftrer  2Binterna(i)t  burd^ 
5[Reu(^elfci)u|  in  ben  Strbennen  —  il§n  ^ätte  aucf)  im  Kampfe  feines  (Sterblichen 
klinge  gefaßt,  deinem  ju  Siebe  unj)  .deinem  3u  Seibc  —  aber  mic  (Sd^arn= 
]§orft  unter  ben  5(tten,  ift  i^.  öon  ber  3^ugenb  ber  gröpte  aller  (Gebliebenen." 

griebricl)    ^y^-iefen ,    Seben§fiefci)rei6ung    nebft    33ilbni^    öon   Q.   <Bä)\tie, 
33erlin,  5-  2;unc£er,  1875.  ü.  5Jteerf)eimb. 

^ritarb:  Xl^üring  g-.  (^rifart  ober  f^riücr),  tüie  er  ficE)  felbft  fct)rie6, 
flammte  au§  einem  achtbaren  ^ürgergefdilec^te  ber  etabt  Srugg  im  2largau. 
(Sein  Sßater  9licolau§,  erft  (Stabtfc^reiber  in  feiner  S5aterftübt,  njurbe  ,^ur  Ueber= 
nal)me  be§  nämli(f)en  Slmtcs  14-46  nacl)  33ern  berufen,  meld^eS  feit  1415  ben 
3largau  be^errf(f)te.  x^üring  mu|  ^ufolge  be§  beim  2obe  erreidjten  Filters  im 
3f.  1429  geboren  fein.  Ueber  feine  ^ugenbbilbung ,  bie  o'^ne  3^si^ßt  bon  2ln= 
fang  ben  58eruf  be§  3}ater5  in  3lu§fic^t  na'^m,  finb  nur  ^^ermut^^ungen  mög= 
lid§ ;  er  fdieint  auf  einer  ber  italienif(i)en  Unioerfitäten  Sologna  ober  5]3abua  fie 
öollenbet  3U  ^aben.  6r  trug  ben  2itel  eines  Doctor  juris,  al§  er  1469  befi= 
nitiö  bom  9tatl)e  ju  SSern  jum  51acf)fotger  feine!  3}ater§  beftellt  rourbe.  ^n 
ben  Satiren,  ba  bie  (Sc^roeij,  unb  in»befonberc  33evn,  in  bie  33urgunber!riege 
llineingejogen ,  in  ber  ^^olitif  ber  europäifcE)en  Wäd)ie  eine  Jftotte  ^u  fpielen  be= 
gann,  biente  berfelbe  feiner  ariftofratifc^=re)3ub(i!anif(f)en  9tegierung  at§  re(i)t§= 
unb  fprai^funbigcr  SSeiratl).  1474  würbe  er  nad)  9tom  gefanbt,  um  üom 
^apfte  bie  Üteformirung  ber  3U(i)tlofen  ^lofterfrauen  3U  ^fnterlafen  ju  erlangen, 
unb  im  nämli(i)en  ^a'^re  ^tte  er  ju  51euenburg  einer  ^riebenSconferenj 
mit  einer  burgunbifc^en  @efanbtfd§aft  beiäumolinen.  (Sdion  1475  reifte  er  jum 
jtDeiten  Male  nacf)  9lom,  um  bon  ©ij;tu§  lY.  eine  Slbla^buHe  3u  ßunften 
be§  foftbaren  5Mnfterbaue§  3U  erttiirien;  bie  ©enbung  l^atte  jtDar  ni(f)t  ben  ge= 
tDÜnfd^ten  Srfolg,  bracl)te  jeboc^  bem  2;räger  berfelben  bie  Söürbe  eine»  Soctorl 
aucii  be§  canonif(i)en  3te(i)t§.  'üaä)  bem  Siege  bei  5Jlurten  begleitete  er  bie 
2Ibgeorbneten  3Sern§  natf)  f^fi^eiburg  jum  ^^ebenSfd^luffe  mit  ©aöotien.  £er 
aBunfd)  Sern§,  ba§  53i§tl)um  ©enf  mit  einem  feiner  (2(^ü^linge  befefet  ju  felien, 
fü'^rte  t^n  1483  no(^  einmal  naä)  9tom.  ^m  S.  1496  auf  fein  2}erlangen 
ber  Cbliegen'^eiten  be§  ©tabtf(i)reiber§  enthoben,  blieb  er  im  Statine  unb  im 
biplomatifd^en  Sienfte  ber(Stabt;  1497  l)atte  er  mit  ©trapurg  einen  ^unbe5= 
bertrag  .abjufdiliefien,  unb  im  folgenben  Sa'^re  mu^te  er  eine  53hffion  übcr= 
nel^men  au  ^aifer  gilarimitian  auf  ben  9teicf)§tag  au  {yreiburg  im  33rei§gau, 
um  ben  brol)enben  ^ineg  ber  ©ibgenoffen  mit  bem  9^ei(i)e  abautttenben ;  unb  al§ 
biefer  Ärieg  1499  bennoc^  jum  SluebrucE)  getommen ,  toar  es  mieber  2:octor 
Sllüring,  ber  3U  ^afel  jur  2lbfaffung  ber  fyrieben§artifel  mitjutoirfen  l)atte. 
SBieberum  rief  il)n  1507  bie  Sagfa^ung  nad)  ©d)aff^aufen,  unb  bon  bort  eine 
ßinlabung  be§  Äaifer§  an  ben  9teid^§tag  nad^  ßonftan^.  ©eine  ^enntni^  bei 
gied^tS  mürbe  nii^t  minber  in  5lnfprud)  genommen,  al§  23enx  ben  langen  unb 
fd^toierigen  ^proceB  einleitete  gegen  bie  S)ominitaner,  bie  ben  unter  ber  25e3eid£)= 
nung  be§  Se|erl)anbel§  berüd)tigten  Älofterffanbal  aufgefülirt  l^atten.  ^loä) 
1508  unb  1511  finben  toir  i^n  im  Sluf trage  5ßern§  in  gil^einfelben  unb  in 
©olot:§urn,  um  in  ©renjflreitigteiten  ju  unter^anbeln ,  nod§  1516  unb  1517 
ttar  er  33ertreter  ber  ©tabt  auf  eibgenöffifd^ien  SLagen.  3m  ^.  1512  au§  bem 
giat{)e  entlaffen,  jog  er  eine  3eit  lang  natf)  23rugg,  tDo  er  nad^  bem  2:obc  feiner 
erften  ©attin  im  l)ijc^ften  5llter  nod^  eine  jtoeite  g^e  fd)lo§  unb  Äinbcr  erjeugt 
l^aben  foü.     ßiner  feiner  ©öl^ne   jeicEinete   fid§    als   eifriger  Sln'^änger  ber  refor= 


90  5^ifort  —  g^timont. 

mitten  Sef)re  au§;  eine  jetnev  %öä)kx  toirb  al§  bte  5!Jtutter  be§  5JlaIei-§  9ltco= 
taug  5Jlanuet  genannt.  5Jiet)r  at§  90  3fa^i-'e  alt  ftarb  er  1519.  g.  toat  einer 
ber  erften  ©tabtfcfireiber,  toelc^e  in  Sern  ein  jc^rittlid^eS  unb  öer^ältni^mä^ig 
forgidttigeS  ^rotocott  ber  Staf^Sfi^ungen  ab^a^ten  unb  bie  oBgejenbeten  ^Uliffiöen 
jammetten.  75  Sänbe  be§  9tat^§manual§  finb  grö|tent^eil§  öon  feiner  ,^anb 
gefc£)rieben ,  eöenfo  7  beutfd^e  unb  4  Iateinild)e  5Jiij[it)enbü(^er.  ^lidit  toeniger 
aU  81  3Ra.l  öcrtrat  er  SSevn  auf  3;agfa^ungen.  ©ein  BleiBenbfteg  SSerbienft  er= 
roarf)  er  fi(^  burrf)  bie  „Sefc^reiBung  be§  2tt)ingl^errenftreit§"  öon  1470.  (Siner 
äu^erli(^en,  geringfügigen,  MrgerHdjen  ©treitigfeit  tou^te  er  buri^  treffliche 
©d^ilberungcn  ber  auftretenben  5perfonen  unb  ber  S5orgänge ,  öorjüglii^  burd^ 
bie  äu^erft  leBenbige  äißiebergaBe  ber  im  9{att)e  gel^altenen  3^eben  unb  ®egen= 
reben,  ein  au^erorbentli(f)e§  ^fntereffe  unb  großen  Ütei^  ju  bcrleil^en,  fo  ba^  .^aller 
in  feiner  23il6liott)e!  ber  ©(i)mei3ergcfcf)i(i)te  biefe  ©(^rift  „ba§  Befte  ©tüd  nennt, 
fo  man  über  eine  !^elöetifd)e  iBegeben'^eit  lefen  fann".  (©ebrurft  im  §elüetifd)en 
5}lufeum  bon  1735,  neu  f)erau§gegeben  öon  ©manuel  b.  Otobt,  S5ern  1837. 
(Jine  neue  fritifc^e  SBearBeitung  üon  ber  ©c^lneij.  ©efdjic^tSforfc^enben  ®efeE= 
fi^aft  öeranftaltet,  ift  in  j^urjem  öoUcnbet.)  ^Slöfd). 

^•rilart:  ^o'^ann  Seif  ob  ^. ,  Sl^eolog  unb  t<piftorif  er ,  tnurbe  ben  22. 
(ni(i)t  ben  27.)  OctoBer  1769  in  3Dfin9fn  (Stargau)  geboren,  tt)o  fein  SSater 
©(^loffet  unb  ©tabtrat"^  tnar.  91ac^bem  er  bon  1775 — 1783  bie  ©d)uten  feine§ 
ipeimat^Sorteä  befu(J)t  ^atte,  toibmete  er  fid)  feit  bem  ^^rül^tinge  be§  testeten 
;^a'^re§  auf  ber  Serner  Slfabemie  ben  tT^eotogifd^en  ©tubien.  1793  in§  4^rebigt= 
amt  eingetreten,  mar  er  ^uerft  aU  33icar  in  oofingen  unb  an  anberen  Orten 
tt)ätig ,  befteibete  bann  bon  1799 — 1809  ba§  ^^^farramt  in  Oto'^rborf  (ßanton 
SSern)  unb  mä^^renb  ber  testen  fec^§  ^a1)xe  feine§  bortigen  2lufent^atte§  jugteit^ 
bie  ©tetle  eineg  ©t^utcommiffärä  be§  2tmte§  2larmangen,  tourbe  1809  ^^farrer 
in  feiner  Saterftabt,  1819  Sicebecon  unb  1820  Secan  unb  btieb  bieg  bi§  ju 
feinem  2;obe,  toet(^er  am  14.  ^üti  1845  erfotgte.  Dieben  feiner  geiftlid^en  ©teUe 
berfat)  er  nod)  bie  berfd)iebenften  SSeamtungen.  @r  tnar  ©tabtbibliott)efar, 
^itgtieb  ber  @emeinbe=  unb  33ejirf§fd)ulpflege,  be§  5Be3ir!§f(^utratt)e§,  be§  can= 
tonaten  Äird^enrat^e§  ic.  —  ^y.  ift  ber  namt)afte[te  (S'^ronift  feiner  SSaterftabt. 
S5on  feinen  auf  fleißigen,  auf  ard^ibatifc^en  gorfd^ungen  berul^enben  ©d)riften 
finb  bie  '^auptföd^tii^ften  fotgenbe:  „6'^roni!  ber  ©tabt  ^ofingen",  2  2;i^te., 
3of.  1811  — 12.  —  „Tobinium  ecclesiasticum,  ober  ßird)tid)e§  5temterbu(^  ber 
©tabt  3ofiugen",  3of.  1824.  —  „Tobinium  politicum,  ober  2öelttic^e§  2lemter= 
bucf)  ber  ©tabt  3ofingen",  ^o'].  um  1825.  —  „Tobinium  genealogicum,  ober 
©tammtafetn  ieijiger  bürgerlicher  ©efc^tec^ter" ,  2  S3be.,  3of.  1827—28.  (Sie 
brei  legieren  ©d^riften  famen  ot)ne  feinen  ^amen  l^eraug.)  ^JZeben  anberen  bon 
i!^m  felbft  jum  2)rucEe  beforgten  3trbeiten  tl^eotogifc^en  unb  *  gefdE)ict)ttic^en  ^n= 
l^atteg  erf(f)ienen  nad^  feinem  Sobe  nodC)  bie  bon  5reunbe§|anb  t)erau§gegebencn 
„Beiträge  jur  (Mefd^id^te  ber  ^ircf)engebräuc^e  im  ehemaligen  6anton  Sern  feit 
ber  9leformation",  2tarau  1846. 

grj.  itab.  Sronner,   S)er  ßanton  Slargau,    ©t.  ©aEen  u.  Sern  1844, 

Sb.  2  @.  39.    —    91.  gieh-ot.  23  (1845),  1140.  —  6.  g.  2.  Sot)ner,   ®ie 

reformirten  ^ird^en    unb  il^re   Sorfte^er  im   eibgen.  f^freiftaate  Sern,    3;t)un 

1864,  ©.  647.  —  @gb.  gr.  b.  ^Jlütinen,  ^robromu§  einer  fdimeiäer.  .g)iftorio= 

grabljie,  Sern  1874,  ©.24.  ©c^umann. 

g-rtmont:  ^ol^ann  3}loria  5.  (SJraf  bon  ^atota,  gürft  bon  5lntro  = 

bocco,    öfterreid^ifd)er    (Senerat    ber    ßaballerie.     ©eboren    p    ^Jinftingen    in 

S)eutf(^totf)ringen  ben   3.  f^ebruar  1759  trat  g. ,   nadt)bem   er  feine  (Sr^ietiung 

unb  3lu§bitbung  im  ßoltegium  ^ont  a  5!Jlouffon  er^^atten  '^atte,   1776  al§  @e= 

meiner   in    ba§  öfterreid)if(^e  .g)ufarenregiment  ©raf  Sßurmfer  ein.     S)ie   erften 


grint.  91 

5Prol6en  jener  fattblütigcn  Japferfeit ,  toeldje  i^n  fpätev  fo  je^v  aug^eidinete, 
legte  er  im  baieriic^en  ©rbiotgefriege  ab,  atiancirte  jum  ^iieutenant,  unb  tüegen 
jeiner  im  Äamt}ie  gegen  bie  itiirfen  fierciefenen  Äü^nf)eit  1789  jum  9littmei[ter. 
Stn  ben  öerfcfiiebenen  j^ämpjen  ber  gelbjugijafire  1792—1800  natyn  ^.  eben= 
fall§  in  f)erDorragenber  SBeiie  2^eit.  Sein  5lame  toivb  in  öieten  9leIationen 
tobenb  genannt,  BefonberS  tü^mtic^  Bei  ^Rann^eim.  i^n  biefem  3citraume  ftieg 
er  bis  jum  Dberften  unb  ßommanbantcn  be§  neuerrid)tcten  Jägerregimentes  ju 
^Pferb  ^ufjt)  unb  crtoarb  fiii)  1796  bei  granfentt)a[  ba§  S^ereiienfreuj.  ißiS 
jum  J.  1799  '^atte  5-  ^^  S)euti(ä)Ianb  geTO(i)ten,  je^t  fam  er  nacf)  Jtaüen  unb 
jeigte  fii^  auc^  !^ier  a[§  ebenfo  tapferer,  toie  entftfitoifener  ©olbat.  'Dtamentüd^ 
betoä^rte  er  fid)  in  ber  S(f)lad)t  öon  ^Jtarengo,  in  tDdäjex  er  einen  gtänjenbcn 
9ieiterangriif  auefül^rte.  1801  würbe  fy.  ©eneralmajor ,  1805  fämpjte  er  in 
Italien,  feine  perfönlicfie  2apferfeit  unb  fein  ru^möoUc»  Seifpiet  in  ber  <Bd)laä)i 
öon  Galbiero  finben  in  be§  (Srj'^erjogS  Äart  ^Relation  über  bief.elbe  bie  ef|ren= 
toUfte  örtoä^nung.  ^m  J.  1809  befanb  fi(f)  ^. ,  bem  tüegen  feiner  2Iu§5ei(^= 
nung  im  borigen  ^^elbjuge  ba§  9.  ^'pufarenregiment  öerüe^en,  unb  ber  mitt(er= 
toeile  3um  i^r^t^niarfc^alltieutenant  beförbert  trorben  tnar,  n)ieber  in  Italien, 
.'pier  3ei(i)nete  er  fid^  namentürf)  hnxä)  Umfielt  unb  perfönlidien  ^Inti)  in  ber 
^ä)iaä)t  bei  Montana  ^rebba  au§ ,  teofür  i^m  aud)  ba§  6ommünbeurfreu3  be§ 
^Jlaria^Jl^erefien^CrbenS  öerüe'^en  tüurbc.  1812  beteiligte  g-.  im  (5(^ttar,3en= 
bergifd^en  2(rmeccorp§  eine  GaPalleriebiüifion,  mit  ber  er  fici)  neue  Qjerbienfte 
bei  ^^obubine  unb  6niboma  fammelte.  1813  jum  Senerat  ber  GatiaGerie  unb 
23efef)l§^aber  jenee  GorpS  ernannt ,  ba§  mit  bem  baierifc^en  Gorpl  2Brebe  Der= 
eint,  ha^  Y.  ?lrmeecorp»  be§  großen  Perbünbeten  -öeereS  bitbete,  mu^te  er  fi^ 
namenttic^  Ütu'^m  am  Siegegtage  Pon  Srienne  p  erringen,  '^laä)  bem  erften 
5Parifer  ^i-'ieben  mürbe  er  öouüerneur  tion  ^DJIainj,  fpäter  —  1815  —  Dber= 
befe]^(§^aber  aller  in  Cberitaüen  befinbli(i)en  öfteneic^ifc^en  Streitfräfte,  6r 
fc^Iug  juerft  ^^urat,  brang  in  ©übiranfreici)  ein ,  befiegte  Sutfiet  unb  naf)m 
©renoble  mit  Sturm,  morauf  St)on  capitutirte.  fy.  tDurbe  nun  au($  6omman= 
baut  be§  in  5i-"anfi"eid)  Perbliebenen  ö[terreict)ifc^en  DbferPationacorpS.  1819 
erfotgte  feine  Ernennung  .^um  commanbirenben  ©eneral  in  S5enetien,  unb  alS 
bie  neapolitanifc^en  Unruf)en  au§brarf)en,  jene  jum  Cberbefe^Ie^aber  ber  jur 
Unterbrüciung  bcrfetben  beftimmten  3Irmee,  1821.  Seiner  Umft(J)t  unb  Q:x]df)= 
Tung  gelang  e§,  ben  Ärieg  binnen  menigen  ^Jlonaten  glücfticf)  ju  beenben.  (S)ct 
.S'önig  Pon  Sicitien  PertieE)  if)m  f)iefür  ben  güi'ftentitet  unb  eine  Dotation  Pon 
220000  S)ucaten.)  1825  mürbe  f?.  Gommanbirenber  ber  beiben  Pereinigten 
©eneralate  Pon  2ombarbo=35enetien,  1831  unterbrüdte  er  bie  in  5Jiobena  au§= 
gebrod^ene  ütebellion  unb  tcarb  auc^  im  felben  ^af)Xt  5präfibent  beS  ,'poffrieg§= 
rat()e§.  Seine  burc^  bie  l'tnftrengungen  be§  Krieges  erfd)ütterte  ©efunb^eit  toar 
aber  fd£)on  3u  fel^r  untergraben,  at§  ba^  er  biefer  Stelle  auf  bie  2)ouer  tjätte 
txijaiten  bleiben  fönnen;  er  ftarb  batb  nad^  feiner  3lnfunft  in  Söien  ben  26. 
©ecembcr  1831. 

Cefterr.  ^Jlititär^^eitfd^rift,   Ja^rg.  1833,   III.-Y.  33b. 

P.  S^anfo. 
grillt:  S^acob  fy.,  einer  ber  tierPorragenbften  ÜJlänner  ber  ^ird^e  Cefter= 
reid^S,  mürbe  im  J.  1766  ju  Äamnij  in  '1torbböf)men  geboren.  3Infäng{id^  ben 
Sledjtöftubien  fi(^  jumenbenb,  fa^te  er,  ba  er  bereits  ba§  25.  ßebenSjafir  errcid^t 
^atte,  ben  Gnifd^tu^,  fid^  bem  geiftlicf)en  Staube  ju  mibmen,  unb  trat  in  baS 
fürftersbifc^öftic^e  Seminar  ju  SBien  ein,  empfing  im  J.  1794  bie  pviefterlid^en 
2Bei'^en,  iDurbe  1801  ^um  f.  f.  -öofcaplan  ernannt,  1804  auf  ben  neuemct)teten 
ße!§rftul^I  ber  SteligionSp^ilofop^^ie  an  ber  pf)iIofop^ifc^en  5'acuttät  ber  3Siener 
UniPerfität  berufen.     ']tad^   Pierjdfjriger  J^ätigfeit   pertaufd£)te   er    benfetben  mit 


92  Stijd). 

ber  ^pjanei  be§  Stäbtd^en  2aa,  tourbe  abtt  Bereits  1810  toicber  nadj  Söhn 
jurüdgevuien ,  um  ba§  3lmt  eine§  f.  f.  ^o']=  unb  Surg)3fQiTei-§  ^u  übernet^men, 
ti)el(i)e§  er  länger  al§  16  ^al^re  inne'^atte.  ^n  biefer  jeiner  amttidien  ©tettung 
ertoirfte  er  Bei  Äaijer  S^ran^  I.,  beffen  befonbereS  3}ertrauen  er  geno^,  bie  @rün= 
bung  be§  fogenannten  l^öl^eren  toeltpriefterlid^en  33ttbung§in[titute§  ^u  ©t. 
Sluguftin  in  2öien,  beffen  öorne'^mfte  SSeftimmung  Voax,  bitbungSfäl^igen  jungen 
(Seiftlid^en  ©elegen'^eit  jur  toeiteren  toiffenfdiaftlicfien  ^ortBilbung  unb  jur  me= 
t^obifi^en  35orl6ereitung  auf  ba§  tlieologifc^e  fie'^ranit  ju  öerfdiaffen.  S)iefe§ 
i^nftitut  beftefjt  nod)  gegenwärtig,  unb  ift  al§  bie  eigentlid^e  23ilbung§f(f)ule  be§ 
t^eoIogif(i)en  Se'^rftanbeS  £)e[terreic£)§  anjufe^cn;  für  bie  öfttic^en  unb  füblidien 
nic^tbeutfdjen  fiänber  be§  ö[terreid)ifcf)en  ,^aiferftaate§  l^at  e§  namentlid^  bie  33e= 
beutung,  bo^  bem  jüngeren  Sleru§  berfelben  feit  ^a!^räef)enten  bie  ^e!annt= 
f(f)aft  mit  ber  miffenfc^oftlirfien  f^eotogifdien  Sitterotur  S)eutf(i)Ianb§  bermittelt 
toirb»  2jßenn  c§  3.  5B.  im  einftmoUgen  öfterrei(i)ifc^en  Italien  borfam,  ba^ 
tt)eologifd)e  ©d)riften  WöijUx'^  unb  ^Iee'§  in§  Statienifd)e  üBerfep  tourbcn,  fo 
ift  bic§  auf  9ted)nung  be§  33ilbung§inftitute§  öon  ©t.  9luguftin  ju  fe^en,  in 
meldiem  bie  Ueberfe^er  i^re  23e!anntfi^aft  mit  ben  ©d)riften  beutfd)er  2:|eotogen 
erlangt  "Ratten,  g.  felber  wax  aU  33urgpfarrer  unb  gleichzeitiger  oberfter  ßeiter 
be§  Snftitute§  um  bie  ^ebung  be§  tl§eologifc£)en  ©tubiumS  in  Defterreii^  eifrig 
bemüht;  er  rebigirte  feit  1813  eine  t^eologif(i)e  3eitf>^i-'^ft »  toeldje  einen 
©ammelpunft  für  bie  bamaligen  ftrebfameren  .$?räfte  ber  öfterreict)ifcf)en  @eift= 
lict)feit  abgab,  unb  naä)  bem  5lbgange  i^^-'i^t'^  öon  Söien  burdE)  feinen  5kd)= 
folger  im  a3urg))farramte  ^.  $ßle^  meitergefü^rt  mürbe.  ^.  felber  mürbe  im 
Sfänner  be§  ^.  1827  öom  ^aifer  f^ran^  I.  pm  33ifcf|of  öon  ©t.  5]3ölten  er= 
nannt,  unb  trat  biefe§  fein  neueg  9lmt  nad^  erlangter  pöpftlid)er  Seftätigung 
nod)  im  ßaufe  bcffelben  ;^a^i:e§  an.  @r  öermaltete  baffelbe  nur  fieben  ^a^xe 
(t  am  11.  Dctober  1834),  füHte  aber  biefe  menigen  Satire  burd)  ein  eifriges, 
fegen§reid)e§  SBirfen  au§,  meld^eS  fid)  über  alle  8h3eige  ber  bifc^öflidien  5lmt§= 
t"§ätigfeit  gleid)mä|ig  öerbreitcte,  unb  it)n  al§  einen  in  jeber  .g)infid)t  au§ge3eid)= 
neten  58ifd)of  erfdjeinen  lie^.  ©ein  ntd)t  alljubebeutenbe§  3}ermögen  l^interlie^ 
er  einer  öon  i'^m  felbft  in§  S)afcin  gerufenen  ?lrbeit§fd)ule  für  arme  5)täbd)en, 
feine  anfe'^nlidie  Säibliof^ef  mie§  er  bem  SSiSt^um  ©t.  gölten  al§  25ermäc^tni^ 
äu.  ©eine  äa^lreid^en  ©(^riften  finb  grö^tentl)eil§  praftifd)en  unb  erbaulid^en 
Sn'^alteS,  unb  be!unben  neben  feinem  ©eeleneifer  aud)  ben  praftifi^en  unb  ge= 
meinnü^igen  ©inn,  ber  if)n  belebte.  2lt§  bie  bebeutenbere  feiner  fd)riftftet(erifc^en 
Seiftungen  ift  fein  „SteligionS'^anbbuc^  für  bie  gebilbeten  ©täube"  (3Bien 
1809—13,  6  33be.)  ju  be^eidinen,  über  toeld)e§  ein  bünbigeS  Urtl)eil  in  S)ret)'§ 
2lpologetif,  S3b.  I.  (2.  3lufl.)  ©.  70,  niebergelegt  ift. 

3}gl.  2Bur3bad),  33iograp'^ifd)e§  Seyüon.  Söerner. 

grifd):  ^ol)ann  6^rifto|3l)  ^. ,  geboren  in  Berlin  1737,  t  bafelbft 
1815,  ^iftorienmaler,  bilbete  fid)  anfänglid)  unter  Sernl^arb  9{obe,  fpäter  burd) 
ßo^iren  in  ber  ©atlerie  öon  ©anSfouci  unb  begleitete  barauf  ben  ^arquiS 
b'2lrgen§  auf  einer  Steife  in  bie  ^^roöence.  35on  ^ier  ging  er  ju  mel^rjälirigem 
2lufentl§alt  nad^  Oiom,  um  enblid)  über  ^ari§  in  bie  S3aterftabt  prüdjufe^ren. 
S)ort  mürbe  er  öielfad)  mit  monumentalen  Slrbeiten  in  ben  öerfd)iebenen  fönig= 
liefen  ©d)löffern  betraut  (5fieue§  5ßalai§,  ©anSfouci,  ^faueninfel,  SSerliner 
©(|lo^)  unb  mar  ein  gefud)ter  Silbni^maler.  9iad)bem  er  fd^on  öorl)er  eine 
Heine  ^enfion  belogen,  mürbe  er  1793  Hofmaler  unb  Stector,  1802  SSicebirector 
unb  1805  ©irector  ber  5lfabemie.  D:^ne  ba§  Salent  ®.  ©dl)abom'§  3U  befi^en, 
geljörte  g.  bodl)  einer  äl)nlid)en  fünftlerifd)en  ülid^tung  an,  mie  biefer.  ©einen 
Slnfängen  nad§  nod^  ööllig  im  9iococo  fte^cnb  bleibt  \f)m  in  feinen  fpäteren 
Slrbeiten,  in  benen  ber  ©influ^  ber  5lntife  unb  ba§  ©treben  naä)  9laturtoal)r!§eit 


tynfc^-  93 

untoetfennBar  ift,  bie  (Erinnerung  an  bie  frühere  geit,  unb  ma(f)t  jeine  3(rBciten 
]o  ju  c^arafteriftiidjien  ^enfmolen  ber  3oP^5eit.  2;icfelben  ^aben  mti)x  i)\itoxi- 
j(i)en,  ah  rein  fünft(crifc^en  2Bertf).  2)o^me. 

(yrifcf):  :3o^ann  Seon^arb  g.,  (Sd^ulmann,  (bpra(i)=  unb  ^^aturforic^er, 
geboren  am  19.  lllärj  1666  in  ©utjbacf)  Bei  ÜiürnBerg,  f  in  Scrtin  am  21. 
3[)lär3  1743.  ©ein  5)ater  toar  Licentiatus  jur.  unb  gel)eimer  ^ftegiftrator  ber 
,g)erren  Don  DlürnBerg,  feine  5Jiutter  eine  Xoä^tex  bei  @oIbarBeiter§  ^yed)er  in 
(Strapurg.  <Bd)on  im  öierten  !^eteneja^re  Befuc^te  er  bie  Soren^cr  Schule  in 
9^üvnberg  unb  mürbe  außerbem  Don  feinem  ©rofeöater,  bem  Senior  bei  geift= 
lid)cn  53hmfterium5  bafelBft,  im  @riec^ifci)en  unterrichtet.  S)ie  SSerfe^ung  feinei 
SJatcri  naä)  (5(i)naBetmieb  unterBrad)  ben  Schulunterricht;  er  mu^te  ^au5let)rern 
übergeben  merben.  1680  fam  er  auf  bai  (St)mnafium  naä)  ^Jtürnberg,  mo  et 
feinen  Unterhalt  burdf)  (gingen  crmerBen  unb  auc^  mcitere  5Jlittet  für  bie  Uni= 
berfitätiftubten  fparen  mu^te.  1683  Begann  er  biefetBen  in  Sittborf,  fe^te  fie 
1686  in  ^ena  unb  1688  in  Strapurg  fort,  mo  er  3ug[eic^  jungen  fran3öfifc^en 
©bedeuten  Unterricht  in  ber  beutfcf)en  Sprad)e  ertt)eilte.  S;ann  unterna^^m  er 
eine  3teife  burc^  Ji-'an^i-'eif^  unb  bie  Scfjmeii  unb  Beftanb  nac^  feiner  9iüdEfe^r 
bie  'Prüfung  ate  Ganbibat  ber  2^eotogie  in  9türnBerg.  Sie  2Iu§fid^t  auf  eine  fefte 
(Stellung  a(i  '^h-ebiger  gab  er  auf,  um  feit  CctoBer  1691  ein  SBanberteben 
ju  Beginnen,  bai  er  foft  ac^t  Satire  fortfe^te.  UeBer  SSien  fam  er  nac^  Ungarn, 
too  er  ali  ©uBftitut  einei  ^^^srebigeri  in  Dleufol^t  fo  öiel  Slmecfitungen  erlitt, 
baB  er  ftci)  benfelBeu  burc^  bie  gturfit  entjog.  Saraut  fc^lofe  er  ficf)  in  bem 
2;ürfenfriege  einem  faifer(i(i)en  öeere  all  2^otmetfc^er  an  unb  fe^rte  1693 
über  3}enebig  nacf)  5türTiBerg  jurücf.  ^Jiun  mibmete  er  fid)  in  53oben^aufen= 
CBcrbaii)iBacE)  ber  2anbmirt^f(i)aft,  tnurbe  1695  ^oiöermalter  in  2Iniftein  auf 
bem  6ict)ife(be  unb  1696  in  StanfenBurg  am  «öar^e.  Spuret)  3}ermittetung  ber 
Stiftepröpftin  öon  CueblinBurg  mürbe  er  ßrjie^^er  einei  ©rafen  üon  SrBac^. 
2lBer  fd^on  1698  unterna!)m  er  unter  großen  5Jtüt)en  eine  neue  Steife  üBer  ^Jtainj 
unb  Äöln  nad)  -öoHanb ,  Pon  mo  er  über  -pamBurg  nac^  Serlin  fam.  Sein 
Sanbimann,  Siaconui  Slftmann  an  ber  5iicoIaifirc^e ,  öeranfaBte  itjn  in  93erlin 
einen  BleiBenben  2tufentf)alt  ju  nef)men  unb  junäd^ft  bur^  5priDatunterrid)t 
feinen  Unterl^alt  3u  fucfien.  Spener,  beffen  Sefanntfi^att  er  gemacf)t  f)atte,  ber= 
mittelte  feine  Stnfteßung  als  SuBrector  an  bem  ^erlinif(^en  6t)mnafium  jum 
grauen  Älofter.  S)amit  mar  für  il^n  eine  BteiBenbe  Stätte  gemonnen;  er  Pcr= 
|eiratf)ete  ficf)  nod)  1699  mit  Sopl^ie  ßlifabet^  S;rumann  au§  ^tanfenBurg. 
Sin  ber  Schule  rüdte  er  1708  in  bai  (Sonrectorat  unb  am  2.  Slprit  1727  trat 
er  bai  iRectorat  an.  1706  mürbe  er  auf  ben  23etricB  Pon  CeiBni^  in  bie  3Ifa= 
bemie  ber  SSiffenfd^aften  aufgenommen  unb  1731  Sirector  ber  I)iftoinfc^=pf)iIo= 
Iogifcf)en  .klaffe  berfelBen.  "äi^  er  am  21.  ^JMrj  1743  im  78.  ^eBenijal^re 
ftarB ,  ^interlie^  er  acf)t  .ßinber  (füm  Sofjne  unb  brei  %öä)ttx).  '^a^  toecf)fet= 
boüe  SeBen  l^at  auf  feine  S5itbung  toefentlid§  eingemirft.  2)ur($  ben  2{ufent= 
l§alt  in  Perf(|iebenen  Sänbern  Perf(^affte  er  fid^  eine  genaue  ^enntniB  ber 
neueren  Sprai^en,  namentlicf)  aud)  ber  bamali  fef)r  Pernad)Iäffigten  ftaoifd^en 
(er  ^at  Seibni^  im  ?Ruffifcf)en  unterridEjtet) ;  mit  ben  claffifd^en  Sprad^en  mar  er 
Pon  ^ugenb  an  Betannt.  2)aneBen  Bejeigte  er  frül^  große  Steigung  3U  natur= 
tt)iffenfcf)aftlidE)en  Stubien,  in  benen  if)n  feine  S3efd^äftigung  mit  ber  Vanbmirtt)= 
fd^aTt  Be^eftigt  Vtte ,  unb  ein  großer  praftifcf)er  Sinn  führte  i^n  auf  allerlei 
nü^Ii(^e  Grfinbungen.  @r  ift  ber  ßrfinbcr  bei  berliner  tßlau:  ben  SeibenBau 
(„bai  Seibenmerf",  mie  er  fagt)  :^at  er  nid§t  Bloi  burdf)  9.^or|d)Iäge,  fonbern 
audt)  burd§  praftifd^e  Stnleitung  unb  entfd)iebenen  3}organg  geförbert,  benn  er 
legte  auf  eigene  Soften  5}lautBeerp{antagen  an  unb  erhielte  einen  anfel^nlic^en 
©rtrag  an  Seibe.     ^n  gleid^em  S^ntercffe  unterna!§m   er  jmei   naturgefc^id^tlidC)e 


94  f^T^il«^- 

Äu))|evn)ei-!e.  1720  Begann  ev  bic  „33e|d)i-et!6ung  öon  allertei  ^nfecten  in  S)eutjc^= 
lanb"  unb  lieB  in  13  ^eften  16i§  1738  bieg  beutjc^c  ©etüüi-m,  ba§  er  fetbft  md) 
bem  Seben  gejeiiiinct  unb  jein  ©ot)n  ge[tod)en  fiatte,  nacf)tolgen;  300  ^njecten 
loaten  beutf(^  Benannt  unb  genau  befc^rieben  jum  erften  9)tate  in  beutfd)er 
©^rac^e;  er  backte  nocf)  an  ein  öterteS  .^unbert.  5lu(^  eine  ©ammtung  ber 
meiften  beutfdjen  SSögel  l^atte  er  jufammengcbrad^t,  [ie  lebenbig  er"£)aUen,  um 
i!§ve  @igcnt^üniliii)!eiten  genau  3U  beobac£)ten ,  unb  fic  bann  auSfto^fen  I.affen. 
9üi§  biefer  ©ammtung  ift  ba§  2Ber!  cntftanben:  „SSorftellung  ber  S3ögel  3)eutf(i)= 
Ianb§  unb  beiläufig  aud)  einiger  Of«niben;  noci)  il^ren  @igenf(f)aiten  16efd)rieben". 
©ein  ©o'^n  ^erbinanb  .^elfreic^  (geb.  1707,  t  1758)  lieferte  bie  ^upferftid)e, 
tüeld^e  fauber  coloritt  ftjurben.  g.  führte  e§  nur  bi§  jum  33efc^Iufje  ber  bierten 
ma\\e,  bann  übernahm  jein  jüngjter  <Bo^n  Suft  ßeo^olb  (geb.  1714,  f  1787), 
toeldier  ^rebiger  in  ©rüneberg  in  ©rf)Ie[ien  toar,  unter  S5ei^ilfe  be§  .^aron§ 
b.  3orn  in  ©an^ig,  bie  23oEenbung,  loelc^e  17G3  mit  254  ^uptertafeln  unb 
307  ^^bbilbungen  erjolgte.  fyür  biefeg  äöerf,  ba§  erft  unfere  3eit  feit  ^au= 
mann  übertroffen  l)at,  lüurbe  f^-.  5Jlitglieb  ber  faiferl.  Seo))otbinifd)en  5ltabemie 
mit  bem  ^Jtamen  Siegetiug.  ©eine  tinguiftifd)en  ©tubien  bel^nten  \iä)  nad)  bem 
Umfange  feiner  ©pract)!enntniffe  ^iemlid)  weit  an§.  5luf  bie  ftat)if(^en  ©|3rad)en 
beäier)en  fic^  fünf  ©d)ulfd)riften  au§  ben  ^.  1727—36.  ©d^on  1712  ttjar  ba§ 
„Xouveau  dictionmxire  de  passagers  fran^.  allem,  et  allem,  franr."  int'eilJjig  erfd)ie= 
nen,  toelc^eg  1733,  1739, 1746, 1771, 1793  wieberljolt  ift  unb  megen  ber  etl)mologi= 
fd)en  Erörterungen  einen  gauj  anbercn  SCßerf^  nod)  lt)at,  al§  e§  nad)  bem  5litel  fi^einen 
fönnte.  3)ie  2Jiär!ifd)e  gried)ifi^e  (BrammatiE  !^at  er  1737  neu  t)erau§gegeben 
unb  Wot  fd)ün  an  ber  ?lu§arbeitung  berfelben  einen  ^erüorragenben  Slnt^eil  ge= 
nommen.  Dbfdjon  er  treu  feiner  ^nt  bie  33eifpiete  mcift  au§  bem  bleuen 
Sleftament  nat)m,  I)at  er  bod)  aud)  bie  ctaflifd)en  ©(^riftfteller  tjerangejogen  unb 
(Srammatüer  unb  ©d)otiaften  3ur  Srflärung  be§  2lttifd)en  ©brad)gebraud)§  t)iel= 
fad)  bemt^t.  ,^'öf)n  ftcfit  fein  3}erbienft  um  bie  beutfd)e  ©pra(^e,  bie  er  nac^ 
©d)itter'§  öerbienftlid)en  S3emül)ungen  juerft  toieber  fjiftorifd)  burd)forfd)te  unb 
ett)mologif(^  begrünbete.  Sturer  mef)reren  ©d)ulprogrammen  muffen  bie 
„Supplemcnta  ad  Schilteri  glossarium",  meldte  in  ben  Miscellaii.  Berolin.  ge= 
brudt  finb,  bie  neue  ?lu§gabe  öon  33öbi!er'§  „©runbfä^en  ber  beutfd)cn  ©pradje 
in  Sieben  unb  ©(^reiben"  (1731)  unb  befonber§  ba§  „2eutfd)=lateinifd)e  3Börter= 
bud)"  (jtuei  Quartbänbe  1741)  't)ier  angefül)rt  merben.  S)iefe§  äöerf,  ba§  (5r= 
gebni^  brei^igjä'^rtger  2trbeit,  ^u  ber  i^n,  menn  ber  ©ifer  er!altete,  ßeibnij 
immer  mieber  aufmunterte,  mirb  je^t  nad)  ®rimm'§  93organge  aud)  öon  ben 
(Sermaniften  gebü'^renb  bead)tet;  für  bie  Iateinifd)e  ^"^rafeologie  ift  e§  aud)  be= 
od)ten§tt)ertf),  obfd)on  er  bie  ?luött)a^l  nid)t  ftreng  trifft  unb  3U  biel  5Jloberne§ 
burd)  breite  Umfc£)reibungen  miebergibt.  1727  gab  er  t)erau§:  „Liber  symbo- 
licus  Russorum  ober  ber  größere  Äated)i§mu§  ber  9tuffen  au§  ber  ©Iaöonif(^en 
©|)rad)e  in§  Xeutfd^e  überfe^t",  mobei  er  bie  ^Petersburger  2lu§gabc  öon  1722 
3U  ©runbe  gelegt  unb  in  ber  3)orrebe  pgleic^  eine  au§füt)rlid)e  @ef(^id)te  biefe§ 
6onfeffion§merf§  geliefert  Ijat.  ©ein  ©(^ulamt  l)at  er,  meil  er  fid^  einer  guten 
©efun^eit  erfreute,  faft  bi§  an  ba§  (Snbe  feine§  ßeben§  ununterbrodC)en  tier= 
waltet;  nur  in  bem  legten  33ierteljat)re  mar  er  öon  f(^merer  ^ranf^eit  l^eim= 
gefuc^t.  ®en  Unterrid)t  in  ^JUt^ematif,  in  5flaturmiffenfd)aften  unb  in  ber 
beutfd)en  ©pradje  l)at  er  ermeitert;  ja  er  mar  einer  ber  ßrften,  meli^er  auf  bie 
Pflege  beffelben  in  ber  ©c^ule  größere  2lufmer!fam!eit  menbete.  SJlit  befonberer 
SSorliebe  fott  er  biblifc^e  @eograpl)ie  in  ber  oberften  illaffe  geleiert  ^aben.  ©in 
fc^öneg  ^ilbni§  in  einem  großen  attegorifd^en  Oelgemälbe  fetne§  ©o'^neS  ift  in 
bem  großen  ipörfaale  be§  grauen  .^lofterS,  ein  guter  ÄupferfticE)  finbet  fi(^ 
bor  bem  3Börtcrbudt)e. 


grijc^f)era  —  ffrifcfjing.  95 

Sögt.  ^.  mpVti,  ®a§  SeBen  be§  toeit.  berühmten  gtectorg  ^.  «.  5., 
Berlin  1744.  4.  %.  ^^erb.  9libbccf,  Oratio  ad  J.  L.  F.  memoriam  secularem 
celebrandam,   ^^h'ogramm  be§  grauen  ^tofterS,    1830,   S.  17. 

e  rf  ft  e  i  n. 
5*rifct)I)Cr3 :  Sol^ann  5.  öon  Sern,  1587—1640.  g.  tourbe  ben  16. 
5(pril  1587  in  SSern  geboren.  Dbtool  au§  geringer  bürgerüd}er  gomiüe  [tam= 
menb,  ftteg  er  rajc^  ju  ben  6f)renämtern  fetner  SSaterftabt,  rourbe  'DJlitglieb  be§ 
©ro^cn  9tat^e§  (1614),  (Scrid^tsfi^reiber  (1617),  Sd^ult^ei^  (©ouöerneurj  3U 
2:^un  (1620—26),  ^itgltcb  be§  kleinen  9lat^e§  (1628;,  S^enner  (1629), 
unb  erl^telt  1636  bie  3tt)cit^ö(f)fte  Stelle  ber  9tepublif,  biejenige  bcs  Xt\it]ä)= 
6efetntei[ter§  ober  S^orftetjers  ber  ©taatSfinan^en;  anä)  in  etbgenöjl'ifd^en  @e= 
f(f)ä|tcn  tt)iirbe  er  öiettadC)  tiertoenbet.  ^m  ©ontnter  1639  jeboc^  tturbe  bie  @e= 
ne^migung  feiner  Stec^nung  beanftanbet,  über  Unorbnung  in  berfelben  ÄXage  er= 
l^oben,  eine  Unterfuc^ungScontntiffion  —  au§  perfönlid^en  (Segnern  —  nieber^ 
gefegt,  n^etc^e  i^n  ber  3}eruntreuung  befc^ulbigte.  (5r  flof)  naä)  33iel,  bann  nac^ 
Safet,  mürbe  aber  ju  ^t'^einfelben,  burc^  2>erntitttung  f(f)toebifd)er  3;ru|)pen,  am 
6.  Januar  1640  öer'^aTtet  unb  na($  93ern  gebrad)t.  3lu§  feiner  3]ert§eibigung 
Ia§  man  ie|t  aucf)  nocf)  ba§  crimen  laesae  majestatis  f)erau§,  unb  am  5.  Wdx^ 
1640  tourbe  er  Oor  bem  Stat^^aus  entf)auptet.  äöirflicf)  öorf)anbene  Unorb= 
nungen  in  ben  ®elbgefc£)äiten  be§  ©taatce  fcf)einen  nur  ben  3}ortoanb  bargeboten 
jn  ^aben  für  politifd)e  ^Rotiöe,  für  ben  eiferfücfitigen  §a|  ber  fic^  eben  aui= 
bilbenben  enggefd^loffenen  @ef(^lec£)ter'^ei-rf(^aft  gegen  ben  e^rgeijigen  6mpor= 
fömmling.  5Eer  ^roce^  ma(f)te  gerabe  be§!)alb  ein  auBerorbentlict)e§  Sturfe^en 
unb  ba§  3;obe§urt{)eit  fott  nur  mit  einer  5Jie^r!^eit  Don  jtoei  Stimmen  au§ge= 
fprocfien  toorben  fein. 

S.  9t.  getfc^eiin,  2:er  ^proceB  bes  2;eutfd)fefelmeifter§  S.  o- ,  18^9, 
3üri(^  unb  5ßern.  Slöfc^. 

gvi|d)nig:  ^arl  llbrec^t  ö.  ty.  öon  Sern  1734  —  1801.  ßr  toar  aU 
ein  üuger  unb  getoanbter,  jugteii^  berebter  unb  fenntni^reic^er  5Jlann  gefd^ilbert. 
(Seit  1764  toar  er  5JlitgIieb  be»  ©ro^en  tRat^eS,  bann  Sctjultl^ei^  3u  2^un, 
unb  tourbe  in  ben  kleinen  9tat^  unb  ^unt  Sefelmeifter  ertoä^It.  Stts  üom  ^. 
1792  an  ba§  5tuftreten  granfreid^S  gegen  Sern  immer  bro^enber  unb  bie  Un= 
äutjerläffigfeit  eine§  2^eil§  ber  Untertf)anen  Sern§  unb  ber  SuitbeSgenoffen 
immer  offenbarer  tourbe,  ftanb  t}.  an  ber  Spi^e  ber  jum  Dlacfjgeben  neigenben 
fyrieben§partei ,  toä^renb  ber  S(^uIt£)eiB  ö.  Steiger  im  Vertrauen  auf  bie  atte 
Äraft  ben  untt3ürbigen  3utnutf)ungen  feften  Söiberftanb  entgegenftelien  unb  c« 
felbft  5um  Kriege  fommen  laffen  tooHte.  x^.  ertoirfte  im  Wdx^  1796  bie  3In^ 
fennung  ber  fran^öfifdien  Üiepublif,  toar  am  25.  Januar  1798  3lbgeorbneter 
3um  eibgenijffifc^en  Sunbe§fd)tour  in  2tarau  unb  l^atte  fcf)on  am  27.  ^ebruar 
mit  bem  !^eranrüctenben  General  Srüne  in  ^^etertingen  ju  unter'^anbetn. 
3)ie  Unentfd§(offenl^eit  Sern?  unb  ber  Sd£)toei3  Permoc^te  toeber  grneben  ju 
Ratten,  noif)  ^rieg  5U  führen.  54t§  e§  bereit§  ju  fpät  toar,  am  4.  5)Mrj,  tourbe 
5.  ^räfibent  einer  proPiforifc^^en  9tegierung ,  f)atte  aber  aU  folc£)er  nur  bie 
traurige  5>Ptc^t,  am  2Iage  barauf  bem  frauäöfifc^en  öeere  bie  S^ore  ber  öer= 
laffenen  Saterftabt  ju  übergeben,  'jtadi'^er  30g  er  fid)  ganj  Pon  ben  Staats^ 
gefc^ärten  jurüd,  unb  trat  erft  im  ^.  1800  toieber,  furj  Dor  feinem  2;obe,  in 
ben  SoEjiefiungSratlE)  ber  ^^etpetifcfien  ^tepublü. 

Siüier,    ©efc^ic^te    be§   ^-reiftaateg  Sern,    V.  Sanb.     ^llallet  bu  5)}an, 

Sie  3ei"ftörung  be§  Sditoeijerbunbel.     ^ottinger,   ©er  Untergang   ber  (Sibge- 

noffenfc^aft,  1844.  SIöf($. 

^riftöing:   Samuel  5.,   Sc^utf^eife  Don  Sern,   geboren  1638,   geftorben 

1721.     @r  ftammte  au§  einem  in  Sern   l^oc^angefel^enen  ®ef($Ie(^t,    fdjon  fein 


96  grifd^ltn. 

gleichnamiger  SBater  toar  ©diuttl^ei^.  S)urc^  gro^e  Steifen  gebilbet,  trat  er  in 
iranjöfifdien  ®ienft,  tüo  er  \iä),  1658,  I6ei  ber  Belagerung  üon  2)ünfir(i)en  unb 
©raöelingen  l^eröortliat  unb,  bur($  eine  ^ine  öerfd)üttet,  fc^toer  öerttpunbet 
tourbe.  ''Jlaä)  35ern  3urücfgefef)rt,  Ujurbe  er  1664  in  ben  @ro|en  9tat^,  1670 
3um  (S(^uU{)ei|en  öon  SSurgbort  ertoä^It;  1685  trat  er  in  ben  .steinen  'Stati) 
unb  ttjurbe  in  ber  f^olge  mit  öerfc^iebenen  ©ejanbtfd^aiten  Betraut.  1700  mar 
er  -DBerfelb^auptmann  eine§  2;i^eile§  ber  eibgenöffifc^en  Xrup^en  unb  1707  3ln= 
fü'^rer  ber  Serner  äum  ©c^u|e  ber  öfterreii^ifdien  2Batbftätte  am  9l!^ein,  wa§ 
i{)m  3lu§3ei(^nungen  öon  ©eiten  be§  .^aiferä  ßeopolb  I.  berfifiaffte.  ^n  bem 
1712  unter  ben  jrfimeijerifc^en  ßantonen  au§geBro(i)enen  3fieIigion§Eriege  mar  er 
oBerfter  ©eneral  ber  reformirten  Slrmee,  unb  gaB  Bei  SSiümergen  im  Slargau, 
74  ^üt)xe  alt,  burc^  ^erföntid)en  5Jlut^  unb  fräitige  Slnjeuerung  feiner  2;ru|}^en 
ben  3lu§fd)tag  pm  gtänjenben  unb  entjt^eibenben  ©iege.  ^m  ^.  1715  mürbe 
er  äum  ©ii)ult^ei|cn  ernannt  unb  ftanb  noc^  Bi§  1718  an  ber  ©^i^e  ber 
9flet)ublif.  @r  mar  f5rreit)crr  ju  Otümlingen  unb  ftarB  bajelBft  am  23.  CctoBer 
1721. 

SiEier,  ®ejd)i(^te  be§  f5frei[taate§  S3ern.  Stöfc^. 

S-rifd)liu:  S^afoB  fj.,  Sruber  be§  9tifobemu§  ^y. ,  Poeta  et  Historicus 
Würtembergicus,  mie  er  fetBft  fi(^  nennt.  (SeBoren  am  25.  i^uU  1557  ^u  33a= 
lingen,  feit  etma  1576  Bi§  nact)  1612  ©d^ulmeifter,  nad^  ber  3tei!^e  in  minbeftenS 
je^n  t)erfd)iebenen  fdimäBifd^en  Stäbten,  ein  tactlofer  ^[Renfd)  unb  unBebeutenber 
S3ielid)reiBer,  ben  man  mot  al§  eine  neue  öevfc^Iec^terte  2lu§gaBe  feine§  S3ruber§ 
Bejeidinen  !ann.  6r  ^at  lateinift^  unb  beutf(^ ,  in  ^Profa  unb  in  S5erfen,  bie 
tüürtemBergifdie  65ejc^i(i)te  ober  einzelnes  barauS  Be^anbelt,  inbem  er  mit  un= 
!ritif(i)em  (Sammeleifer  ein  mi3gtid)ft  grofee§  93latcrial  auff^äufte  unb  alle  gaBeln 
ioiEfommen  t)ie|.  @r  l^at,  loie  fein  trüber,  fürftlid^e  ^od^^eiten  unb  anbere 
^offefte  Befc^rieBen,  (5r  l^at  öier  i?omöbien  biefe§  33ruber§  in§  S)eutfc^e  ü&er= 
fe^t  („Julius  redivivus"  1585  V  jebenfall§  1591,  „9teBecca"  unb  „©ufanna"  1589, 
„|)ilbegarbi§"  1599)  unb  ^um  Z^txl  mit  alBernen  3ufä^en  öerfe'^en.  ^m  ^uliuS 
Bringt  er  local^Datriotif(i)e  Elemente  an,  bie  er  oft  Bei  ben  |)aaren  l^erBei^iefit- 
SBo  tion  Kanonen  bie  9tebe  ift,  fü^rt  er  smeimal  bie  gro^e  „S3raunfd)meigifd^c 
5[Re^en"  an  unb  Bemerft  Beibe  9)tale  am  Olanbe,  ba^  er  fie  im  DctoBer  1586 
felBft  gefe'^en  unb  barin  gefeffen  '^aBe:  toie  benn  feine  Ütanbgloffen  überhaupt 
ungtauBlic£)e§  leiften.  ©in  2:()eaterltüc£  eigener  5)ta(^c,  ber  „.§an§  üon  2a3ürtem= 
Berg"  (1609),  ift  in  ©rfinbung  unb  3lu§fü^rung  tro^  ©^ä^en  unb  ^offenfiguren, 
bie  bcm  ''JticobemuS  aBgcBorgt  finb,  üBer  alle  SBegriffe  clenb.  ©Ijrad^e,  2Ser§ 
unb  Steint  finb  Bei  x^m  bur(i)meg  äu^etft  rot)  unb  ungeBilbct.  2Im  erfreulirf)ften 
aeigt  er  fid)  nocf) ,  mo  er  für  ba§  Slnbenten  feine§  S3ruber§  eintritt,  mie  im 
„Nicodemus  Frischlinus  factus  redivivus""  (1599). 

SBgl.  ^.  ^.  gjtofer,  äöürtemBergifc^e  a3iBIiot^e!  (1776),  ©.  45—47.  52. 

55  f.,    83,  87  f.,    112  f.,  120,  121  f.,  124  (306);  Strauß  ^k.  g.  Bcfon= 

ber§  @.  352,  566;  ©oebefe  ©.  257  (61),  294,  322—324.     ^.  ^.'^  .g)0^en= 

äDÜerfd)e  ^oc^äeit  (1598)  öon  21.  »irlinger  (1860).  ©euerer. 

S-ri|^Iin:  9ticobemu§   gv   Iateinifc§er  S)irf)ter  unb  5P'^iIolog.     @in  fel^r 

Begabter    unb    f el^r    unglücEIiciier    5Renfrf) :    unglürf(id)    burct)    ben    31eib    feiner 

ßoÖegen,   burd)  bie  ©d)toäc£)e  feine§  ^^üi-'f^en  unb  ni(i)t  am  menigften  burd^  fidE) 

felBft.     2)ie  S3etrad£)tung  feine§  £eBen§  füi)rt  in  aEe  @rBärmlidC)!eiten  ber  ,^lein= 

ftaaterei,    ber  ^leinftäbterei  unb  ber  UniterfitätSjuftänbe  be§  16.  Sa'^i-'l§unbert§. 

3^rifdE)Iin'§  Q^amitie  ftammte  au§  S)ieffenl)ofen  im  Stliurgau.     3)er  ©ro^Bater 

toanbte  \\ä)  nad^  SCßürtemBerg,  ftanb  im  .^ofbienfte  ^erjog  Utricf)§  unb  lie^  fid^ 

äu  SSalingen   nieber.     S)er  25ater   (^a!oB  3^.,  1522—66),  3um  geleierten  ©taub 

Beftimmt,   ben  ^laturtoiffenfcEiaiten  geneigt,   nal^m  bod^  ben  lanbe§üBli(^en  2öeg 


buvd^  ba§  t^eologiji^e  Stirt  unb  routbe  Siaconui  in  33alingen.  ^ter  ift  •)tico= 
beniug  Jy.  am  22.  Scptbr.  1047  geboren,  ^ier  unb  in  lübingen  erhielt  er 
ben  eijten  Unterriifit  unb  tarn  1560  in  bie  ,ß(ü[tevicf)u(e  p  Äönigsbtonn,  roo 
bev  "liiebctlänbcr  ^obocue  ©tiget  fein  ^auptle'^rev  »urbe  unb  ifjn  in  ben  beiben 
daffifc^en  ©piac^en  xa]d}  fe^r  toeit  bracCite:  er  n)iü  icf)on  ISjdfjtig  ben  23.  ^4>iatni 
ine  6riecE)i|(^e  übetfelit  l^aben.  SBeniger  fanb  er  fid^  1562  in  ber  {)öf)eren 
Ätofteric^ule  ju  SebenI)Qufen  geiörbert.  2lber  fci)on  im  5tüf)üng  156o  bejog 
er  bie  Uniöerfität  Tübingen,  auc^  er  als  3ögfing  bei  Stiite,  mo  bejonberl  bie 
35otIeiungen  öon  Sd^cgf  über  3triftote(e5''  Crganon,  üon  ,!pifeler  über  ßicero  unb 
S;emDftf)ene»,  Don  ^Jtartin  6rufiu£  (f.  biefen  3Sb.  IT.  (5.  633)  über  ^liaS, 
<Bopijotk^'  %<'f)ilotUt,  Otfjetorif  i^n  angeregt  ju  :^aben  fcf)einen.  9l^etorif  unb 
-^oetif,  b.  f).  ^^ilologie,  war  i^m  bie  ^auptfa^e.  ^m  ^.  1564  S3accalaureu§, 
1565  2J^agifter,  raurbe  er  nac^  abgelegter  '^probe  ber  2e§rfä^igfeit  1568  X^xo= 
feffor  ber  'X^oetit  unb  SejcEiidite.  ßr  Ia§  über  9}irgi(  unb  über  ßaejar ,  fpöter 
au(^  über  -öora^  unb  ^'ucan,  über  Salluft  unb  über  SIeiban§  5Bücf)er  öon  ben 
bier  'DJtonarc^ien ;  baneben  erflärtc  er  einige  ^ai)xe  (ang  6icero"§  ^örieje  unb 
Dieben  im  ^^äbagogium  ,  oertrat  getegentlii^  einen  GoIIegen  in  ben  S5orIe[ungen 
über  Slftronomie  unb  leitete  bie  fonntägti($en  SiSputirübungen  ber  Sacca= 
laureen,  bie  fic^  jaft  auf  alle  ©ebiete  be§  SBiffeni  erftrecften.  6r  toar  ein  geift= 
öoller ,  lebenbiger ,  anrcgenber  5et)rer.  3lber  er  tcar  unb  blieb  —  &rtraorbi= 
nariui,  toie  toir  l^eute  fagen  n^ürben ;  er  fa^  nic^t  im  Senat,  nicf)t  im  GoIIegium 
ber  gafultät.  ©leic^  nac^  er'^altener  5profeffur  Tratte  er  fic^  ber§eiratt)et,  feine 
gamiüe  Wurf)»  rafd):  aber  feine  33efolbung  mar  gering.  9lot§,  ©tirgeij  unb 
©elbftgefü^I  mußten  feine  3lnfprücf)e  fteigern. 

2;ie  Ceic^tigfeit  tateinifc^er  i^erfiftcation  er^öfite  i^n  über  feine  ßollegen.  3m 
^.  1575  burfte  er  bie  ^ot^^eit  bei  der^ogi  C'ubmig  befc^reiben,  unb  fortan  mar  er  bei 
^ofe  gerne  gefe^en.  @r  jed^te  mit  bem  gürflen  unb  bcm  3ibe(.  Qx  mar  fein  ^ßebant: 
er  mar  ein  Sebemann  unb  guter  ©efeltfc^ofter,  mi^ig,  unter^altenb,  gemanbt,  bequem, 
gans  toie  ber  unbebeutenbe  Säger  unb  Srinfer,  ber  bamati  äöürtemberg  regierte, 
i:^n  in  feiner  Umgebung  brauc£)en  tonnte.  3luc^  burc^  Äomöbien  er^ö^te  er  aHjät)rIic^ 
ben  6tan3  bei  .öofei  unb  bai  3}ergnügen  feinei  Jöerrn,  beffen  gmpfe^tung  i^m  bafür 
beim  .^aifer  3ur  SSürbe  bei  gefrönten  ^^Noeten  unb  bei  ^fatjgraien  üer^alf_(1577). 

3tber  gelehrte  Korporationen  f(^toärmen  fteti  Tür  6teic£)^eit;  je  me^r 
einer  über  bie  5)litteImäBigfeit  :§inauiragt,  befto  weniger  barf  er  ei  äeigen; 
man  roirb  i^n  bemüt^igen,  mo  unb  toie  man  ei  fann.  fy.  mu^te  bie 
.»pofgunft  treuer  be^atiten.  ^ränfung  folgte  auf  Äränfung.  Sctbft  ein  aui= 
toärtiger  9iuf  (narf)  ©raj  ^toöember  1576)  trug  i^m  nur  9?ertröftungen  ein;  bei 
einer  balb  eintretenbm  SSccanj  mürbe  er  übergangen  unb  öon  neuem  öertröftet 
(ßnbe  1577),  ein  abermatigei  6efud)  abgefd)tagen,  bie  gntlaffung  bod§  öermcigert, 
übrigeni  fein  @ef)ü(t  er^ö^t  (1579).  5.  gab  berußlatfc^e  ber  ftdnen  ©tabt  Diel= 
faltigen  ©toff,  ten  man  im  afabemifi^en  ©enat  gegen  i^n  öermert^cte.  ^n  ber 
%^at,  burd)aui  fel^lt  feinem  Seben  bie  SBürbe.  gr  ift  :^i^ig,  übereilt,  ge^t,  öom 
5)toment  '^ingeriffen ,  leici)t  3U  weit  unb  möchte  bann  jurücfne^men ,  umbeuten, 
an  5}liBDevftänbniB  ober  2}erteumbung  glauben  macfien.  33atb  überlebt  er  ]iä), 
balb  toirft  er  fic^  toeg.  9ln  ben  goUegen  räc^t  er  fic^  burd)  böfe  Üteben,  3ln= 
fpielungen,  Epigramme,  burc^  rüdfid)tilofe  Äritif.  6r  brol)t  mit_  neuen^!^e]^r-- 
büc^ern,  Goncurrenjbüc^ern,  mit  einer  9l§etorif,  einer  gtl^if.  6r  läßt  bie  geinbc 
feine  3}era(^tung  Tüllen.  3tber  fie  toiffen  ben  9lbel  gegen  i^n  auTäul)efeen;  per= 
fönlitfie  3miftigfeiten  3toif(^en  i^m  unb  feinen  ariftofratifc^en  J^neipbrübern_  fom= 
men  i^ncn  ju  öülfe;  in  ben  ©ommer  1580  faüt  bie  i^rifii.  Sine  fc^on  frül^er 
ali  Einleitung  m  S^irgifi  ^irtcngebic^te  gehaltene  5Rebe  über  ben  35auernftanb, 
toeldje  9luifäüe   gegen  'bie  ©ottlofigfeit ,   Unmenfc^lic^feit   unb   2reulofigfeit  bei 

"JUIgem.  beutjc^e  Siogtaü^ie.    Till.  * 


98  iJriftiilin. 

9lbel§  unb  ber  .^ofteute  enthielt,  tourbe  jei^t  gebruiit,  beJannt,  entftettt  überfe^t, 
unb  PiTegte  einen  ©türm  bev  (Jutrüftung.  S)ie  jd^tüäBifc!)c  9litter|(i)ait  tü)ebt 
fid);  ber  frän!tfii)e  SIbel  !lagt;  ber  Sanbgraj  öon  Reffen  toitb  gegen  it)n  in  S3e= 
tüegung  gefegt;  er  ift  jeine§  SeBen§  niii)t  fidfier;  ^ud^t  öergeblidE)  bie  <Ba<i)t  bor 
ben  ^aifer  ju  Bringen;  fott  ftillf i^roeigen ,  klagen,  (Segenfd)riften ,  .^an§Qrre[t 
ru^ig  über  |i(f)  erge^^en  loffen;  ber  afabemifdCie  ©enat  t)at  ben  2;riumpl),  i^m 
feine  ©ünben  üorju'fiatten,  ii)n  gleic^fam  nur  au§  @nabe  nod)  ierner  ju  butben; 
unb  ba§  3}ert)äUniB  jum  -'perjog  i[t  erfd^üttert,  fiiion  1581  unterMeibt  bie  ge« 
n)ot)nte  t!^eatra(ifd)e  5lut|ü^rung. 

@§  toax  natürliiJ),  ha^  5-  unter  foltfien  Umftänben  fic^  entfc^lo^,  im  ^uni  1582 
einen  Stuf  naä)  .^aibo^  an^unetimen,  bie  ^^.'vofeffur  aufzugeben  unb  ©c^ulmeifler  p 
toerben.  @r  '^at  auct)  in  Saibad)  feine  SSerufgpflid^t  ausgezeichnet  erfüttt.  £eiber 
l)ieU  er  e§,  bie  e§  fc£)eint  burd)  ©(^utb  feiner  ^^rau,  nur  jtoei  ^a'^re  lang  in  ber 
Q^rembe  au§,  teo  i'^m  fo  mot)!  fein  fonnte.  Unb  eine  lateinifd^e  ©rammatif,  ju  ber 
i^n  feine  Set^rf^iätigfeit  beranla^te,  würbe  ber  @runb  einer  neuen  enblofen  ^et)be. 
®ie  Sübinger  f^afuUät  toar  gegen  ben  9tüdfe£)renben  f|)röber  al§  je,  fie  t)er= 
iDeigertc  i^m  fogar  ba§  afabemifdie  ^Bürgerrecht.  3)er  iperjog  t)atte  fid)  ftet§  perfün= 
lid)  gutmüt£)ig  unb  n)oI)ltt)ottenb  gezeigt,  aber  niemals  burc^gcgriffen,  dreimal 
(1574,  78,  85)  t)at  er  fid)  üergebtid^  bei  ber  ^Jatultät  für  ^5.  tiermenbet  unb  beren 
3Biberfet^(id)!eit  "Eingenommen.  6r  Wollte  um  jeben  ^^rei§  9lu^e  unb  ^-rieben  "^aben ; 
feine  ganje  SBeiStieit  beftanb  barin,  beni  f^.  „ba§  5)laut  zu  öerbinben";  brad^  biefer 
bog  auferlegte  ©d)n)eigen,  fo  War  er  freilid)  lieber  nac^fii^ttg.  ^e^t  aber  grub 
man  au§  bem  ©c^mul^e  be§  Tübinger  ©tabtflatfc£)e§  eine  üor  fieben  3ia^ren 
paffirte  @5cfd)icl)tc  au§  unb  berftagte  ben  ^^oeten  Wegen  (ä^^ebrudiS.  S)er  ^er^og 
War  in  fold)en  2)ingen  feljr  ftreng,  r^.  benaljm  fic^  tf)örid)t  unb  berfdlierzte  nun 
befinitiö  bie  @unft  feines  .gjerrn. 

9lm  23.  5lprit  1587  ging  er  in  bie  93erbannung.  S)er  coUegiale  <^a^  folgte 
i'^m  überaH{)in.  5ll§  .^auptgcgner  erfd)eint  immer,  je^t  Wie  früher,  ^IRartin  ßrufiuS, 
fein  eljemaliger  ßel^rer,  ein  läd)erlid)er  aber  geriebener  alter  ^afultätS^clb ,  ber 
il)n  als  unbanfbarcn  ©d)üler  branbmarfte  unb  mit  allen  Mitteln  offenen  unb 
"^cimlidien  Ji-'berfriegeS  eine  unermüblid^e  35erfotgung  gegen  iljn  inS  Söerf  fc^e. 
©ein  fcl)limmfter  ^-einb  aber  war  er  felbft,  ber  fid)  nirgenbS  in  bie  3}er^ältniffe 
fd)iden  fonnte.  '■JiadC)  einem  ^öerfuc^  in  ^rag  beim  ^aifer,  nad)  ^4?riöatüorlefungen 
in  SBittenberg,  erlangte  er  eine  ©cf)ulftelle  in  SSraunfd)Weig  (''IRärz  1588).  yiber 
Suft,  Söaffer,  S5ier  waren  i'Em  zuwiber  unb  burd)  ein  tactlofeS  ^^^aSquitt  machte 
er  fid)  unmöglich  (>!perbft  1589).  hierauf  neue  3Banberungen ,  neue  SSerfud^e, 
Hoffnungen,  ^^läne,  Xäufd)ungen,  enblidC)  bie  ,$iataftrü|)l,e. 

Smmerfort  l)atte  man  fid^  in  Stuttgart  mit  g.  zu  befd)äfttgen ;  Wieber= 
^olt  trat  bie  ^tnfic^t  auf,  man  möge  i^^n  „Wieberum  ^ux  ^anb  bringen 
unb  bernm^en  berwa'^ren,  ba^  männiglid)  feineS  ßalumnirenS  fidt)er  unb 
überl)abcn  Wäre",  gin  unglaublidl)  tl)örid)teS  ©d)reiben  gegen  bie  Eerzog= 
lid^en  ytätl)e,  boll  tnaben^aft  übermütljigcr  35eleibigungen,  erl)ob  biefe  3ln= 
ftd§t  zum  33efd£)lu^.  g-.  würbe  am  24.  ^Mrz  1590  zu  ^ainz,  mit  @ene!Emi= 
gung  beS  J^urfürften ,  üer^^aftet  unb  auf  ^ol^enuradf)  eingeferfert.  "^lan  f(|ien 
bie  i5^[tung  wefentlic^  als  eine  moralifdt)e  33efferungSanftalt  zu  betrad^ten.  £ier 
^Wed  beS  eingefc^lagenen  S^erfa'^renS  war :  it)n  mürbe  unb  bemüf^ig  zu  madf)en, 
il)m  ein  ©tad)et^lSbanb  anzulegen  unb  i^n  fo  lange  baran  zu  ^txxen,  bis  er  zu 
ben  S'üBeu  oller  berer  winfelte,  bie  f^m  je  im  Seben  übleS  getrau. 

S)ie  3lbfid£)t  Würbe  bod^  ni(^t  ganz  erreii^t.  ^.  fü'^lte  fid§  mo^loS  unglüd= 
Iid§;  er  entbel)rte  aUeS,  woS  er  zum  Seben  brauchte:  oud)  l^ot  er  fid^  tief  ge= 
beugt:  ober  eS  blieb  i^m  eine  proteftirenbe  3lber,  bie  zuweilen  oufbrad^.  Sauge 
Würbe  er  nid)t  mübe,   zu   fuppliciren:   zulegt  ri^  ber  ^^oben   ber  Hoffnung  unb 


@ebu(b.  S3et  einem  <5"tuc^töerfud)e  biacf)  er  ba§  ©enicf  in  bcr  9Uc^t  üom  29. 
auf  hm  30.  ^Jlotbr.  1590  (alten  Stils). 

gviidytin'ö  alte  'DJtutter  f)at  ben  3iammer  bis  julc^t  angefc^en.  «Seine 
g^rau,  eine  geb.  53renj,  bie  iljm  16  ^inber  geboren  t)atte,  niotion  i^n  fe(^§ 
überlebten,  Ijeirat^cte  no(^  jtoei  Sa^^'^n  einen  alten  Jpanbroerfer;  jie  tüar  ein 
|el)r  geiDöl)nlicf|Cö  äüeib  unb  jür  ben  ^einblütigen  Si(^ter  nie  ein  i^alt. 

5-riic^lin'§  '^porträt  jeigt  einen  mäcl)tigcn  Äop?  üoU  ftnnlicf)er  Üraft.  ^an 
fann  ficf)  ben  Wann  fefjr  tool  benfcn,  tt)ic  er  beim  2runfe  fi^t  unb  auj  ben  %i\äj 
f(J)ldgt  unb  laut  perorirt,  i^ippen  unb  ^liii  ^u  |pötti|c^em  ^Xuebrucfe  leidfit  bereit. 
9ln  jeinem  ©roBöater  unb  33atcr  rüfjmt  er  bie  6abe  treifenben  2öi^e§.  2)iefer  SBi^ 
ift  jein  unjeligcs  @rbtt)iil  geworben.  6s  War  fein  <3ui'^tt,  ba^  er  mit  Satiren 
bebütirte,  baß  er  ben  ^^erfiuö  commentirte ,  ba^  er  bea  -2tri[top^ane§  in§  Öatei= 
niicl)e  überlebte,  ba^  er  ül§  Äomöbienbidjter  glänzte,  ba^  feine  befte  Äomöbie 
eine  öon  nationalem  Selbftgeiüfil  getragene  Satire  gegen  ^ranjofen  unb  ^ftatienei-' 
toar,  ba^  er  in  ber  2}erl)ö^nung  jeiner  @egner  l)öc^[t  örgö^lic^eS  leiftete,  ba^ 
jein  2d[termaul ,  ha^  er  ni(^t  f)alten  fonnte,  i^n  ins  SJerberben  [türmte,  ba|  er 
aber  aud)  jenem  ariftop^anijctjcn  3i'itaiter  Seutjdilanbs  ein  l^oc^angefef)ener  6laj= 
fifer  mürbe  unb  noc^  lange  bajür  galt. 

3luc^  un§  crjc^eint  jene  befte  ^omöbie,  ber  „Julius  Caesar  reclivivus" 
l,begonncn  1572,  mieberaujgenommen  1580,  PoUenbet  1584),  al§  haS)  genie^= 
barftc  jeiner  Sßerfe,  jugleii^  burdj  bie  ^iftorifi^e  Stellung,  bie  e§  einnimmt, 
als  ba§  bebeutfamfte.  @iieriucf)t  unb  patriotische  '^polemif  gegen  bie  romauiicf)en 
5cationen  gel)ört  ,^u  ben  ^nPentarftücEen  bcs  beutjd^en  .»pumanismus  feit  2Bimpfeling; 
5.  aber  l^at  ben  glürflic^en  (Siniall,  burcf)  meldten  bie  Sarf)e  ben  präguanteften 
3(u6brucE  erl)ält  unb  beffen  'Itaclimirfungen  bi§  in  bie  Sitteratur  bes  Porigen 
unb  biefes  ^alir^unberts  3U  Perjolgen  finb. 

Surcfi  'ÖJtercuriuS  ben  SeelenTüf)rer  merben  Gäfar  unb  dicero  au§  ber  Untertoelt 
nai^  S;euti(^lanb  Perfekt,  fie  f)aben  bereite  einen  längeren  äÖeg  gemadit  unb  Per= 
jc^iebene  Stäbte  gejelien,  unter  benen  fie  Strasburg,  ?lug§burg  unb  Tiürnberg 
mit  befonberem  Sobe  bebenfen.  ,3e^t  fommen  fie  na(^  Sd)n}aben.  (Sin  -perjog 
r^crmann  Pertritt  bie  beutfd)e  ^riegstüditigfeit  unb  fe^t  fie  in  5}ertt)unberung 
burrf)  feine  :}tüftung,  in  ben  äu^erften  Scl)recfen  burcl)  ^Ibfeuerung  einer  gl^inte: 
fie  f)alten  iljn  für  Jupiter  unb  erfal)ren  ,jU  i§rem  Staunen,  bo^  bie  S)eutfi^en 
ba§  ^^ulPcr  crfunben.  Ser  SSertreter  beutfc^er  ©eifteebilbung  ift  ber  ^^oet  6oba= 
nus  C")effu§,  burc^  beffen  ^]la§fe  man  g-  fe^^ft  erblicft,  ber  in  feiner  "iloti)  ju 
bem  .^aifer  (Gäfar)  al§  Sc^irml)errn  burii)bringen  mill:  bie  beutfd)e  j?aiferl^err= 
lidlifeit.  unb  mie  ber  beutfcl)e  ßäfar  fic^  ju  bem  alten  Julius  Pcrf)ält,  muB  biefem 
erft  flar  gema(^t  rcerben.  S)em  Gicero  imponirt  Gobanue  buri^  lateinifdEie 
S3erfe,  ^^apier  unb  ^uc^brucferfunft,  meldte  ber  Seutfc^e  5auftu§  erfunben  ^abe. 
Jpermann  füf)rt  ben  (Säfar  in  ein  ^eug'^aug ,  ©obanu»  ben  Gicero  in  eine 
Srurferei,  roo  er  im  fylugc  alit  mögti(^en  neulatcinifc^en  ScfiriTtfteller  bcutfcl)er 
Station  fennen  lernt  unb  i^nen  ha^  glän^enbfte  ^fugni^  ausftellt.  6in  faüop= 
ifd)er  Krämer  unb  ein  italienifi^er  Kaminfeger  fpielen  baneben  al§  9teprüfen= 
tanten  ber  romanifc^en  ^Rationen  eine  fel^r  traurige  ^iotte:  ber  erftere  ift  ein 
^Betrüger,  feig,  lügnerifd) ,  ein  ^Jläbc^eniäger;  ber  le^tere  ift  ^auptfäd^lic^  burd^ 
feine  "llhitterfprad^e,  bie  als  üerberbtes  'Latein  erfc^eint,  unb  burc^  feine  niebrige 
^^efc^äftigung  gefdliänbet.  5)ie  plumpe  '^sra^levci,  meldte  barin  liegt,  S^eutfdE)lanb 
in  aller  feiner  ^^H-ai^t  auftreten  ^u  laffen  unb  bie  9tomanen  fo  in  ben  Schatten 
p  ftellen,  mar  ganj  im  @efd}marfe  ber  3eit,;  ^y.  felbft  ^at  \i^  mit  feinem  @e= 
miffen  burc^  ein  Sompliment  be§  Gobanu»  an  einige  italienifd)e  Sele^rte  ab= 
gcfunben.  Gäfar  unb  Gicero  treten  nur  in  ben  brei  erften  steten  auf,  unb  bie 
@efpräd)e,  bie  fie  füljren,  entl)atten  Piele  profaifd)=bibaftifd)en  Elemente  jur  35e= 

7* 


100  5nicf)titi. 

le'^ning  bc§  ^uBlicumS  ülbcr  QBotjnfiije  unb  ©itten  bei-  alten  5)eutfc^en  unb 
i'^rer  5tacl)16ai-t)ölfei-;  aucf)  5pult)er=  unb  ^sa^jieiinBvicatton,  fortjie  bog  ttjpogva^^fjijdic 
SBerfatjren  ipevben  ausfü^rlicl^  bcfd)i-iel6cn.  ^m  btertcn  3Icte  toiE  ^pcrjog  S^ex- 
mann  ben  tüelfd)en  .Krämer  fieftrajen  lajfen,  inbem  er  gegen  ben  entneröenben 
Sujug  bonnert,  a"6ev  er  mu^  bem  ^evcuriug  augefte'^en ,  ba^  bie  ©ntncröung 
öom  ©(i)temmen  unb  ©aujen  fomme.  ^m  fünften  5lcte  erfdtieint  ^^sluto  auf 
ber  Dbertoelt,  um  fid)  bie  Beiben  9iömer  jurürf^utioten  unb  trifft  mit  bem 
ftaminfeger  sufammcn,  ben  er  für  feinen  23rubfr  '^ält,  ber  aber  ni(i)t§  öon  it)m 
miffen  Wxti.  3ludt)  ^ier  tritt  5Jtercuriu§  Beruljigenb  ein  unb  bcrfid)ert,  er  tjabe 
bie  ®efudt)ten  Bereite  an  it)ren  Drt  Beförbert. 

S)ie  ©djföäctien  be§  bramotifctien  3lufBaue§  öerBergcn  fid^  fdion  Bei  bicfer  furjen 
5(nalt)fe  nid)t.  25on  6^ara!teriftif  lann  nur  Bei  ben  !omifd)en  f^^iguren  bie  9Jebc 
fein ;  bie  2Bat)rfd)einIicf)feit  loirb  oft  gröBlid)  berieft ;  aud)  in  ber  ^'unft  ba§  (^Jefpräd) 
5U  füt)ren  unb  baS^ntereffe  ^u  fteigern,  (ä^t  g-.  öieleS  ju  lüünfdien:  ber  5Dialog  ift 
oft  3er"t)adt  unb  toirb  burd)  ba§  ftetienbe  9Jlittel  fnr^er,  unterBredienber,  Uugebulb 
erregcnber,  jum  %f)cxi  fct)r  üBerflüffiger  f^ragen  üBer  bie  2öir!lid)feit  ^inau§  IcBliaft 
gemad)t;  anc^  ein  anbere§  BelieBteS  .i?unftmittel ,  ba§  im  3(nfang  ber  ©cenen 
bie  f)anbc(nben  ^erfonen  einanber  ni(^t  fel)en  unb  fid)  bann  üBerrafdjt  erfennen, 
tt)irb  Bi§  3um  UeBerbru^  geBraud)t.  @§  giBt  S)id)ter  ueBcn  f^.,  tt3eld)e  itjn  an 
bramatifd)er  Siedini!  üBertrcffen;  aBer  er  ^at  gute  ®eban!en,  glüdli($e  @rfin= 
bungen,  entfd)iebene§  fomifd)e§  31alent;  unb  fein  ^^^uBlicum  tjidt  fid)  ot)ne 
3tt)eifel  an  ben  ©toff ,  e§  tnar   not^  gröBere  ^oft  geiuotint  unb  bamit  jufrieben. 

äJon  fämmtlid)en  12  Befanntcn  unb  fertig  gettiorbcnen®rameni^rifd}Iin'§  fül^rcn 
7  f^rauennamen  im  Sitel;  3  l^omöbien,  bie  fid}  fur^  l)inter  einanber  (1577  u. 
1579)  folgen,  fjaBeu  ungered)te  3ln!lagen  gegen  ^-rauen  ober  ^^rauentreue  jum 
©egenftaube :  aBer  nirgenbS  gelingt  e§  bem  5£)id)ter,  bie  ^elbinnen  intereffant  ju 
mad)en,  intereffant  finb  in  ber  bieget  nur  bie  yteBenfiguren,  an  benen  fid)  feine 
!omifd)e  ilraft  Bemäljrt.  ^n  ber  „ÜteBecca"  (aufgefül)rt  am  1.  Januar  1576, 
fed)S  Mal  in§  Seutfdie  üBerfet^t)  3eid)net  fi(^  ber  mitbe  ^äger  ;3§mael  au§,  ber 
mit  3^lud)en  unb  ©d)elten  bie  5ßü§ne  Betritt,  bie  S^aucin  fd)inbet,  gro^e  ©elage 
übi)ä.it  unb  feinen  Später  fd^mä^t.  S)iefcm  3lBBilbe  ber  rol)eften  ^unfer  finb  ein 
gleidjgearteter  S)iener  unb  ein  auff(^neiberif(^er  ©c^maro^er,  Figuren  be§  römi= 
fd)en  !L'uftf|)iel§ ,  Beigefettt:  alte  ol)ne  inneren  3ufammenl)ang  mit  ber  öau|3t= 
Iiaublung  be§  ©tüdc§,  ber  2BerBung§fal)rt  bon  5lBra!^am§  i?ned)t  ©leagar  nad) 
ber  fd^önen  üieBecca.  @in  öerloreneS  Sirama,  „S)er  Söeingärtner"  (eBenfaltS  au§ 
bem  ^.  1576),  fd)ilberte  bie  J?lagen  be§  ßanbbolfe§  üBer  fein  ^i^gefc^id;  anä) 
barin  gaB  c§  ©prad^mengung  unb  anbere  ^omü.  ^n  ber  „©ufanna"  (1577) 
rid)tet  fid)  bie  eingcfloc^tene  ©atire  gegen  5lbt)ocaten  unb  3Sirtl)e.  S)er  „Pris- 
ciamis  vapulans"  (1578)  ift  ganj  unb  gar  ©atire  unb  fd)ilbert  bie  Qualen, 
tt)eld)e  ber  römifct)e  (Srammatüer  Bei  bem  fdt)lcd)ten  mittelaltertid£)en  Satein  em= 
:t3finbet,  in  bem  bcrBen  ©tite  frül)erer  bramatifirter  ©^jottfd^riften  be§  16.  ^af)x= 
i)unbert§,  toie  ber  gel)oBelte  @d  u.  ä.  ^n  ber  „Hilclegardis  magna"  (1579) 
finben  tüir  eine  ß)enot)efen=artige  ©age  luftft)ielmä^ig  aBgefd)tt)äd£)t;  ber  2Büft= 
ling  SalanbuS,  ber  bem  ®olo  entfpridfit  unb  buri|  ba§  l)ödt)[t  unbramatifd)e 
SBunber  |)lö^lid)er  SrBlinbung  Bcftraft  toirb,  ^at  ueBen  fid^  einen  fd)meidt)lerifd^en, 
!u:pplerifd)cn  ^parafiten,  ber  '^aufentteiS  Söortfpiele  öon  fid}  gibt.  S)ie  „fyrau 
Söenbelgarb"  (gleid)faE§  1579)  aeigt  un§  ba§  g^otib  be§  tobtgegtauBten,  aBer 
rüdfe'^renben  ®emal)l§  audf)  in  aBgefc^h:)äd)ter  i^orm:  fie  ift  nid^t  ettoa  berfuc^t, 
bou  neuem  ju  l)eirat^en ,  fonbern  leBt  im  .^lofter  unb  üBt  SBerle  ber  SSorm= 
l^eräigfcit;  ber  ^Tcann  tritt  it)r  3uerft  al§  SSettler  entgegen,  unb  bie  ßanbftreidt)er 
geBen  ben  ©toff  ber  ©atire.  ^a§  „Phasma"  (1580)  ift  bann  toieber  rein  fati» 
rifd^c  ßomöbie;  e§  at"§met  bie  äu^erfte  ^ntolerana  bom  ©tanb^junlt  ber  tt)ürtem=- 


^xx\d)im.  101 

Bergifdieti  Drtl^oboric:  Sut()ev  unb  ^örenj  finb  bie  gelben;  3™in9^i»  Äavtftabt, 
<Sc£)tDencfic(b    uub   ba§    gan^e   tribentinifctie    6onci(   roerben   üom    Xeuid   gefjoÜ. 

5IUe  bieje  ©türfe,  öon  ber  ©ufaiina  Bi§  jum ''^^f)a§nia,  irutbcn  öoi*  bcm  Stiitt= 
gattet  .Ooi  in  ben  3af)i-'en  1576  —  80  aufgeiüTjrt ,  unb  biejclbe  G^re  wibci'iufjr 
nocf)  bem  »Julius  redivivus"  im  ^.  1585.  dagegen  finb  bie  Jragübien  „Sibo" 
(1581)  unb  „5}enu5"  (1584)  teine  8cf)ul[türfe  of)ne  ietbftänbigcn  235evtt),  Uo^t 
Simmatififungen  bt-§  4.  unb  1.  Su($e§  ber  ^eueibe.  (iJanj  ebenfo  giünben  [id^ 
bie  ju  23rauni(i)tt3eig  Oevfa^ten  „Helvetiogermani"  (1588)  auf  baö  erfte  23uc^ 
üon  (>'äiavy  gailijiiieni  i^rieg ;  bod^  ift  bie  2rocfen^eit  beä  '^i[torij(^en  ^eric^teg 
unterBrorfjen  burii)  unflätige  'Scenen,  inorin  ber  fyeigling  J^vafymac^uö  unb  bie 
(Suefiin  Thusnelda  uierctiix  au§iüf)rüc^e  33efenutnifie  über  if)r  Öaftertebeu  ab^ 
legen  uub  balb  auc^  fianbgreifticEie  ^^roben  baöon  liejern.  5Jtan  ^at  beutlic^ 
ba§  (Befugt  gejunfener  bic^terifc^er  unb  fittli(i)er  ^rajt. 

g.  öerjic^tete  auf  ben  Ütu^m  eines  Sic^tere  in  ber  ^]]tutterfprad}e.  S)er  2Bein= 
gärtner,  ^y^-au  äBenbelgarb,  ein  Verlorener  (Sraj  bon  (Bleichen,  finb  3lu§nat)men. 
5(6er  in  feinem  legten  ÖebenSjofire,  auf  ber  ^eftung,  entftanben  noc^  beutfcfie  Sramen. 
S)er  früf)er  gefaxte  '^tan  einc§  „Terentius  cliristianus^",  ben  gleid^jeitig  ber  .'öo(= 
länber  Scl)onäu§  ausführte,  trat  U)ieber  I^eroor.  S)a§  ©cenarium  ju  brei  ^omöbien 
tion  i^ofep^  in  3(egt)pten  (entfprec^enb  bem  Eunuchns.  ben  Adelphi,  bem  Heauton- 
timorumenos)  rourbc  entroorfen;  eine  '^uÜ)  (entfpreciienb  ber  <§ecl)ra)  unb  eine 
^o(^3eit  äu  Äana  öollenbet.  ^m  ^ofep^  fottte  Satire  ober  $offe  nur  ganj 
mä^ig  borfommen;  in  ber  Slutf)  gaben  bie  ©c^nitter,  in  ber  .f)ocf)3eit  ju  Äana 
ha^  j?ürf)en=  unb  i?eIIerperfonaI  baju  5lnla§. 

£rei  gro^e  Xenbenjen  be§  16.  Sa't)rt)unbert§  finb:  ba§  rid)tige  öatein,  ber 
ri^tige  ©taube,  bie  (S^re  be§  SSatertanbes.  S)iefe  brei2enben3en  t)at  ^y.  fi)mbotifc^ 
öerl^errli(f)t  im  ^$ri§cian,  im  ':|.vf)a§ma,  im  3uliu§ :  im  ^rigcian  luirb  ^l1teIan(i)tf)on  at§ 
(I5rammatifer,  im  ^^tiaema  2utt)er  al§  Dteformator,  im  ^uliu§  ba§  beutfdie  3}otf 
jetbft  at§  2räger  ber  '^'Rad}i  unb  be§  gortfiiiritts  gefeiert.  Gine  anbere  gro^e  Jenbenj 
be§  16.  ;^at)r^unbert§  ift  bie  ^tein'^eit  be§  ^yamilienteBeuö:  für  c^riftli^e  Sraut= 
luerBung  unb  iöorfijeit  geicä^rte  bie  Otebecca,  für  bie  c^rifttii^c  &)e  eufanna 
ben  ti)pifrf)en  ©toff.  Seibe  ^at  ^.  Bet)anbelt  unb  ber  ©ufanna  nod^  amei  anbere 
(gtürfe  ocrraanbten  ^n§att§  au§  beutfdier  Sage  beigefellt.  So  üereinfa(^en  ficf) 
bie  fittlicfien  ^beale,  Don  benen  i5i-*ii<l^ii^'§  bramatifc^e  ^ic^tung  Bemegt  tt)irb. 
©ie  f)ängen  mit  ben  I)ö(^ften  SeftreBungen  ber  (Spotte  5ufammen.  ©ie  finb  ber 
9lu§flu§  einer  gefammettcn  ^nt,  tüetdK  rüdbtirfenb  i^ren  eigenen  äöert^  begriff. 
SBir  bürfen  fie  at§  ein  Senfmat  be§  30iaE)rige§  fyriebeuö  nac^  1555  betra(|ten. 

3um  2;rama  ge^t  ^rifc^tin'S  natürliche  Steigung.  2luf  ber  cyeftung  öerlangen 
feine  ^^^einiger  ganj  anbere  9trBeitcn  ton  it)m;  aBer  er  Bittet,  ©c^aufpiele  üer= 
f äffen  ju  bürfen,  ba§  lootlte   er  auä)  in  feinem  Bitteren  (Slenb  no(i)  am  tieBften. 

fyaft  alle  feine  üBrigen  ©(^riften,  poetifc^e  roie  profaifd^e,  öerbanfen  äußeren 
Slnläffen  i^re  ßntfte^ung.  ^öd^ften§  ha'^  if)n  ber  ©"^rgeij  trieB,  nict)t  Bio»  ber 
rf)riftiicf)e  Serenj ,  fonbern  auct)  ber  (i)riftlic^e  SJirgil  ju  toerben.  3tBer  fein  (Se= 
bid^t  üon  ber  ©eburt  (E§rifti  („De  natali  Jesu  Christi^',  entftanben  im  SBinter 
1580  auf  81)  ober  feine  ,,Hebraeis"  (bie  i§raelitifd§e  ^önig§gefd^i(i)te  in  ^era- 
metern,  1590)  fommen  in  i§rer  3lrt  ben  S^ramen  entfernt  nid£)t  glei($,  unb  ba§ 
umfaffenbe  .speBräfrepoS  ift  üBcrbieg  anä)  nid^t  fpontan,  fonbern  auf  äöunfd^  be§ 
Sanbgrafen  2Biri)eIm  üon  |)effen  entftanben. 

^liefen  mir  ben  umfängtidfien  DctaöBanb  huxä) ,  ber  ^rifd^lin'S  Iljrifc^e 
©ebic^te  entt)ält  („Operuui  poeticorum  Nicodemi  F.  pars  elegiaca'"  1601): 
toir  finben  22  Sudler  ßlegien,  3  SSüc^er  Oben  unb  1  Sud^  ^Inagramme. 
3l6er  ber  ;3nt)att  ift  üon  erfd^recEenber  (Jinförmigfeit :  ©eBete,  ^^J^falmen, 
tl^eotogifi^e     ©treitgebidf)te ,     iBef(i)reiBungen    be§    lüBinger     ©tiftö     unb     ber 


102  gri|(ä)lin. 

toüvteTnbevßifdfien  -^(öfter,  SSctrac^tungen  über  einen  neueijdiiencnen  @tern,  ^at)X= 
tofe  (Scbii^tc  an  unb  für  ^^evfoncn  Bei  .^ocf)3citen  unb  ^iobeSfäHen ,  bei  für[t= 
Iid)en  ©in^ügen ,  bei  ^Promotionen ,  beim  3lb|(^ieb ,  3u  ßob ,  S)an!  ober  58itte, 
fettener  über  S3üd)er,  ein  6)ebid)t  über  bie  öier  ^Jtonarc^ien,  eine  ^IHegoric  über 
bie  2;rnn!en'£)eit ,  S3ef(^rcibnng  einc§  bertjeerenben  @ett)itter§  k.  i^ein  IQiebe§= 
gebic£)t :  ettoa  !önnte  ber  )3oeti|(^e  2Berbnng§briet  ^erjog  ßubmigg  bon  2Bürtem= 
berg  unb  bie  2lntn)ort  ber  SSraut  bafür  gelten;  e§  iet)tt  barin  nic£)t  an  lieben§= 
tüürbigen  unb  anmuf^igen  ^otiöen,  aber  bie  profaifrf)e  ©d)tt)eriällig!eit  übermiegt. 
S)en  beiben  .^oc£)3eiten  feine§  f^ürften ,  bie  er  beibe  beftfirieb ,  l^at  er  nier!= 
h)ürbig  biet  abgemonnen.     3lbcrh)a§  für  ©toffe,  um  baran  jcin  33efte§  ^u  tt)un! 

S)ie  5Jlel)rjaf)l  ber  ©ebid^te  enf^alten  J^atfadjen  unb  Üteflerioncn;  (Sm^ifin^ 
bungcn  unb  SSitber  finb  bünn  gefät.  (Setegcntlid^e  ©pä^e,  toie  bie  beliebte  33er= 
toenbung  be§  6d)o§  (j.  33.  „Estne  Satanae  Filius  lesuitaV  ita"),  gelingen  am  beftcn. 

6§  folgt  au§  bem  G^arafter  ber  bamaligen  föürtembergifdien  33itbung, 
ha^  iS-.  me|r  al§  einmal  ©elegen'^eit  fanb  unb  [ie  ergreifen  mu^te ,  fid)  al§ 
ftrenggläubiger  8utl)eraner  ju  betoäl^ren.  ©leid)  fein  erfte§  größeres  2[ßer!,  bie 
ad^t  ©atiren  gegen  ^afob  9tabu§  (1567  ober  68),  fotten  ein  3?efel)rung§nier! 
ber  ^efuiten  an  bem  JBe!el)rten  räd)en.  ^^roi^bem  30g  \xä)  i^-.  bcn  23erba(^t  3U, 
nic£)t  unbebingt  feft  ju  feiner  Sonfeffion  3u  flehen.  ®a  er  fid)  juiüdgefe^t 
fü'^ttc  unb  um  jeben  ^reig  t)ortt)ärt§  raodte,  fo  na^m  er  3tüdiid)tcn,  bequemte 
fid)  an  unb  fprad),  wo  e§  i'^m  SJorf^eil  bringen  fonnte,  bon  bem  fneblid)en 
S3oben  ber  2Biffenfd)aft  unb  S)id)tung.  ©ine  Berufung  nad)  bem  fatl)olifd)en 
g-reiburg  fd)eiterte  1579  nur  an  ber  entfd}iebenen  3Beigcrung  feiner  f^rau.  6r 
fud^te  biefc  @d)n)anfung  nad)  rechts,  mie  e§  fc^eint,  burd)  berboppelten  ortl)oboi'en 
@ifcr  gut  ju  mad)en.  @r  gab  feine  gemanbte  lateinifd^e  i^-eber  miebert)olt  in  ben 
S)ienft  bon  n)urtembergifd)cn  i?irc^enl)äuptern.  S)em  3lbte  bon  ^aulbronn  latini= 
firte  er,  obgleich  mit  SBiberftreben ,  ein  fonberbarcg  2Berf ,  tt)orin  ein  ibealeS 
ßoncil  al§  ©egenbilb  bc§  tribentinifd)en  befc^ricben  mürbe.  2)em  .g)ofprebiger 
•Dfianber  latinifirtc  er  jmei  Sd^riften  gegen  ben  ©trapurger  3o^atine§  ©turnt 
in  beffen  ©treit  mit  ^^appu§.  ^a  gegen  ben  reformirten  J^eologen  ßambert 
S)anäu§,  ber  für  ©türm  eingetreten  mar,  fd)rieb  er  felbft  pro  Luca  Osiandro, 
unb  mic§  beffen  ^Inttoort  mit  ergöljlidjer  ^erfifflage  ^urüd  (1580  unb  81). 
Unb  in  biefetbe  Sät  fällt  bie  intolerante  J^'omobie  ^l)a§ma.  9lel)nlid)  '^at  er 
fid)  fpäter  in  5Braunfd)meig,  au§  (Sefättigfcit  gegen  einen  t^eologifd)en  ^rotector, 
mit  auflobernber  Äampfluft  in  bie  frt)ptocalbini[tifd)en  ^')änbel  eingemifc^t  unb 
burd)  lateinifc^c  mie  beutfd)e  33erfe  neuen  ipa^  auf  fic^  gebogen. 

3lu($  ^i^if^lin'g  ße^rt^ätigfeit  gab  felbftberftänblid)  Slnregung  ju  bielfad^er 
litterartfd)cr  ^ßrobuction.  ©eine  Tübinger  ?lntritt§rebe  über  bie  SBürbe  unb  bcn 
5^u^en  ber  ^oefie  ^at  er  in  ^erametern  g^'^alten ;  feine  5tntritt§rcben  ju  2Bittenberg 
unb  25raunfd)meig  be'^anbeln  mel)r  praftifd)e  S'i-'aßen  in  r'^ctorifd)er  5^rofa.  ©eine 
9lebe  „De  praestantia  et  dignitate  Yirgilii  Aeneidos",  feine  ^J^rolegomena  jur 
?lenei§,  feine  ^arap'^rafen  be§  23irgil,  .^oraj,  ^4>erfiu§  geben  einen  Segriff  bon 
ber  3lrt,  mie  er  bie  lateinifd)en  3)id)ter  bem  SJerftänbni^  feiner  3u'§i3rer  na'^e  ju 
bringen,  mie  er  baran  fad)lid§  unb  formell,  3ur  ^Verbreitung  bon  antiquarif($en 
Äenntniffen  unb  bon  gutem  |)oetifd)en  ©til  5u  mirlen  fuc^te,  ja  mie  il§n  aud) 
auf  bie  2e"^rfan3el  ber  ^^oefie  ba§  3''ii^f^^^1'^iB  tl)eologifc§er  ^olemi!  berfolgte : 
in  ber  9leneibe  finbet  er  ben  .^at^olici§mu§  mieber,  bie  Xobtenfeier  be§  2lnd)ife§ 
fei  eine  ©eelenmeffe,  ^olt)pt)em  fei  ba§  @benbilb  be§  ^apfte§  u.  bgl.  3lu(^ 
i^-rifd)lin'§  5}orlefungen  über  2lftronomie  finb  un§  il)rem  h:)efentlid)en  (Sel)altc 
nad^  in  einem  Suc^e  („De  astronomicae  artis  cum  doctrina  coelesti  et  natural! 
philosophia  congruentia",  1586)  er'^alten:  e§  ift  me^r  p^itologifd)  al§  mat^e= 
matifc^=a[tronomifd),  beruft  fid)  auf  2lutoritäten  [tatt  auf  Seobad)tungen,  ertlärt 


mWin.  103 

ha§i  copernicaniic^e  (&t)ftem  für  eine  ialfcfie  ^^pot^efe,  befämpTt  aber  ben  aftio= 
logifc^en  Slfiergtaubcn  unb  toagt  e§,  für  ble  unter  ben  ^roteftantcn  \o  öerpönte 
©regoriamjc^e  Äatenberrciorm  iJJartei  ju  netjmcn. 

5I6er  alte  "^^arap^rafen  lateinijc^er  Siebter ,  attc  Ueberfefeungen  bcr 
G)ried)en  (^Iriftop^aneö,  ^allimadiuö),  aller  a[tronomifcE)e  Dilettantismus 
tDürbe  nid)t  au§reicf)en,  um  g.  eine  ©teile  in  ber  ©efc^ic^te  ber  2öifien= 
\ä)a\t  ju  öerj(f)affen.  ©ie  roirb  if)m  nur  burct)  jcine  lateinijc^e  @rammatif 
mit  att  ben  a3egrünbung§=  unb  (5treitlcJ)riTten ,  bie  baran  Rängen,  gefiebert. 
6r  ift  freitic^  nid^t  ber  ßntberfer  großer  äöa^r^eiten;  er  f)at  nur  iür  ba§ 
Don  anbeten  ©ejunbene  tapfer  gefämpft.  3uei-"ft  erjcfiienen  ..Quaestionum 
grammaticarum  libri  VIII",  S3enebig  bei  SItbuö  5)Unutiug  1584,  umgearbeitet 
äur  „Grammatice  latina" ,  Tübingen  1585;  ba^u  famen  .,ürammatice 
graecae  cum  latina  vere  congruentis  pars  I."  1589,  11.  1590  unb  für  ben 
2Bortj(^a|  ..Xoraenclator  trilinguis  graeco-latino-germanicus",  1586.  Siie 
^potemif  gegen  ba§  3}eraltete  beginnt,  gleidi^eitig  mit  bem  6rfct)einen  ber  Quaest. 
gramm.,  in  ber  „Grammatica  strigilis",  1584;  e§  folgen,  gegen  Grufiue,  „Pro 
sua  grammatica  et  strigili  dialogi  IIP'  (1586),  ber  „Poppvsmus''  (ätoci  S)iatogc 
1587,  ber  britte  poftt)um  1596)  unb  „Celetismus  grammaticus"  (1588):  bie 
fd^lec^ten  ©rammatifer  finb  i^m  alte  bürre  ©äule,  bie  burc^  Striegeln  gereinigt, 
buri^   ©(^ma^en    befänjtigt   unb    enblid)   3um   Ütennen   gebracf)t   merben  muffen. 

Sie  lateinifci)e  ©rammatil  ift  ba§  bebeutenbfte  unter  ben  jal)(reicl)en  Sel)rbü(^ern, 
äu  bereu  Slbfaffung  fii^  g.  burd)  bie  ©cl)ulämter  in  s^^aibad)  unb  Sraunfd)meig 
üeranla|t  fa"^.  6r  mürbe  l)ier  burc^  feinen  ßifer  für  bie  ©ad)e  in  einen  @egen= 
fa^  gegen  2Jlelancl)t^on  getrieben,  ju  bcffen  ütul^m  als  Praeceptor  Germaniae 
er  früljer  ben  Priscianus  vapulans  gebid)tet  f)atte. 

£ie  2e^xbixiijtx  ber  lateinift^en  ©prad)e  Ratten  feit  ^)leland)t:^on  feine  gortfd^ritte 
Qemac£)t,  fic  maren  Doli  öon  g-e^Iern  in  ben  J^atfac^en,  öoll  öon  Sßerfefirt^eiten  in 
ber  31uffaffung,  Don  Säc^erü^feiten  in  ben  ^:parabigmen.  gr  {)atte  nic^t  ganj  unre^t 
öon  einem  21ugia§ftalt  ju  reben.  Eigene  öectüre  unb  ein  auömärtiger  ^^^itolog 
i)alfen  i^m  jur  ri(f)tigen  ßinfid)t.  ^n  Saibac^  lernte  er  ©caliger'ö  äöert  De  causis 
linguae  latinae  fennen,  unb  ber  25erfaffer  erfdiien  i^m  toie  ber  größte  ©etefirte  feit 
5lriftoteteö.  t^rifc^lin'S  9}erbienft  ift  e§,  ©caüger'S  neuen  ßrfenntniffen  ben  2Beg 
in  bie  beutfd)e  ©cl)ule  gebahnt  ju  l^aben;  er  f)anbelt  babei  ^ugleid)  im  ©inne 
bei  ^^rincipg,  ba§  feit  bcm  15.  ^a^r^unbert  bie  2öiffenfd)aft  bel)errfc^te  unb  in 
ber  X^eologie  fo  tiefe  Ummäljungen  bemirfte:  be§  S^xndqel^en^  auf  bie  etilen 
Queßen.  g.  fetbft  mar  ficf)  beffen  mo!)lberou§t:  „SBei^t  bu  nic^t  —  ruf£  er 
feinem  ©egner  ju  —  ma»  beine  Xtieologen  fagen?  Jejt  ^er!  2;ert  l)er!  2ej;t 
i)er!  ©0  fage  ic^  in  ber  ©rammatif  3u  bir  unb  beinesgleicfien:  il)r  (Sefellen, 
©jempel  l)er!  @rempel  l)er!  gjempet  l)er!  S^enn  bei  mir  gilt  5]}ri5cian'e  91uto= 
rität ,  menn  fic  bem  ©prad^gebraudie  claffifd)er  ©^riftfteEer  miberftreitet,  nict)t 
mel)r  al§  bei  beinen  S^eologen  bie  Slutorität  21uguftin§,  menn  fie  i^nen  mit  ber 
^eiligen  ©(i)rift  ju  ftreiten  ft^eint". 

Snfofern  g.  bie  aufgefd^recfte  Sräg'^eit,  bie  an  überlieferten  Stutoritäten 
fclaDifd)  l)aftet ;  infofern  er  bie  in  it)ren  perfönlic^en  ^ntereffen  bebro^te  ©cmein* 
i^eit  ber  ßoncur-renten ,  eine§  Grufiui,  SBader  unb  i^rer  ©ippfcf)aft,  fid)  äu 
geinben  machte  unb  baburd)  feinen  ©turj  befc^leunigte:  infofent  barf  er,  tote 
!lein  aud)  an  fic^  bie  ©egenftänbe  gemefen  fein  mijgcn,  für  hu  er  litt,  al§  ein 
2)Mrtt)rer  angefe^cn  merben  für  bie  greilieit  ber  fortfd)reitenben  a3iffenfd)aft. 

©einen  ^eitgenoffen  erfd)icn  er  tool  nic§t  in  biefem  !Gid)tc,  i^nen  toar 
er  Dor  allem  ber  elegante  Sateiner,  ber  geläufige  3}erfificator ,  ber  gemanbte 
m)dox.  Unb  in  ber  2:^at ,  gro§  mar  bie  i^errfc^aft,  meiere  er  über  bie 
©prad)e  ber  alten  ^^oeten  unb  ^rofaifer   ausübte,     ^m  münblic^en  unb  fd)rift= 


104  g^rifc^mutt). 

lidien  ®eBraitcf)e  f)atte  er  [ic^  eine  faBeltjafte  SetditiQfeit  angeeignet,  toeld^e, 
getragen  bnri^  feine  natürlid)e  !!3e!6mtigf eit ,  tool^l  imponircnb  tüixtcn  tonnte. 
3ll6cr,  wie  eg  einmal  in  ber  3lrt  be§  IG.  3at)rt)unbert§  liegt,  alle  ftiliftijct)e 
Originalität  i[t  untoittfürlid) ;  ba§  Bewußte  3iei  ift  ^Jia(^al)mung :  in  ber  ^rofa 
be§  (Jicero ,  in  ©legten  be§  Dbib ,  im  6^o§  bc§  S3irgil ,  in  ber  Äomöbie  be§ 
5piantu§  unb  Serenj.  ©ntleljnungen  fold)er  2trt  laffen  fid)  maffentjaft  bei  ^. 
auiloeilcn.  6r  mirb  babnrd),  nad)  bem  llrtt)eile  ber  3pit/  ni(^t  öertleinert. 
©teEt  er  boi^  jel6[t,  Wie  ^ot)anneö  ©türm,  wie  bie  ^efuiten,  bie  ^ladial^mung 
ber  3llten  al§  bie  f)öcf)fte  i?unft  be§  ©c§riftfteüer§  l^in:  „Nam  in  hac  re  omnis 
virtus  oratoris  perfecti  consistit,  ut  apte  possit  verba  et  phrasin  veterum  auc- 
toruni  iraitari". 

g.  greift  gerne  bie  llnt)crgängli(f)!cit  be§  (S)enie§.  ^^m  ift  fie  ^u  Tt)nl 
geworben.  Sie  l)umaniftif(^e  SSeWunberung  feineS  Salentg  l)at  16i§  in§  öorige 
3fal^rl)unbert  l)erein  gebauert.  ©päter  '^aben  lanb§mannfd)ajtlict)er  unb  litterar= 
l)iftorif(^er  ^J(ntl)eil  fein  33itb  unter  un§  neu  fielefit. 

^Biogra^jljen :    C.'  H.   Langius   (Jenae    1725;   Brunsv.    et   Lips.    1725); 

gouj    (Sranff.   unb   Seipj.   1791;   ,^önig§B.    1702);  3ad§er  Bei  (5rfd)=@ru6er 

I.  50,  ©.  225—244  (wo  ^Beraeid^niB  ber  Schriften);  3).  Sfr.  ©trauB  (5ran!f. 

1856),  ögl.  m.  ©rfiriften  (1862)  ©.  420—426.     UeBer  grift^lin  al§  ®rama= 

tifer  .^.  3:1).  ^:paBft,  ^:progr.,  5lrnftabt   1851.     UeBerfe^ungen  ber  5Dramen  in§ 

S)eutfd)e  f.  Bei  ©ocbcfe   ©.    322   f.   (^in^utommt   bie  Ütebecca,  üBcrfel^t  buxä) 

öier  ©traPurger  ©tubenten,  1608);  moberne  33earBeitung  be§  ^|aäma  „S)ie 

9teligion§fd)Wärmer"  öon  3-  C>od)  (©tuttg.  1839).     S)eutfd)e  S)id)tungen  Bon 

9lic.  yy.,  :§crou§g.  uon  S).  g.  ©traufe  ^©tuttg.  1857);    ba^u  ^Inj.  für  i?unbe 

b.  b.  SSoraeit  1861,  ©^.  348  ff.,  388  ff.     33gl.  noc^  S.  S.  ^^Jtofcr,  SürtemB. 

33iBl.  (1776)  ©.  2<a.  ©d)erer. 

5nfd)llintl) :   .^an§   ^.,   erfd)eint   im  ^.   1542   nad^    actenmä^igen  3^"9= 

niffen.  at§  crfter  Befannter  33u(^bruder  in  ^aüe   a.  b.  ©aale.     S5on  1539—40 

l)at  er  in  SBittenBerg  eine  33ud^bruc£erci  Befeffen,   wie  burd^  üerfc^iebene  bort  ge= 

brurfte    Söerte    erwiefen   Wirb;    bod)  war   ber  Sßeftanb  feines  bortigen  (Sefc^äftS 

ni(^t  bon  langer  S)auer;  bann  fd)eint  er  auf  35eran(affung  Bon  Dr.  ^uftu§  3ona§ 

nai^   .^alte   gebogen  ju  fein,   benn  wir  finben,  ba^  er  um  ba§  S.  1542  einen 

SSertrag   mit  bem   ©d)riftgief3cr  2f)oma§   -Spön   au§   Seipf^ig   über  ßieferung  bon 

©(^rift  für   feine   S)ruderci  bor  bem   bortigen   Öeridjte   aBfdilie^t.     S)ie  S)rud= 

f^ätigfeit  .§an§  fyrifc^mutl/ö  fdjcint  nic^t   bon  großem  Umfang  gewefen  ju  fein, 

benn  man  fennt  nur  ein  ein^^igeg  fteineS  33üd)lein,  weld)e§  fid)  mit  33eftimmtl§eit 

ol§  au§  ber  ?Vrifd)mutt)'fd)en  S3ud)bruderei  l)erborgegangen  nad^Weifen  lä^t.     6r 

Würbe  fpäter  in  .^aüc  bertjaftet.   Weit  man  bermutt)ete,  ba^  er  ber  ®ruder  bon 

bem    „©pottjettel"    fei,  weld)en  ßutt)er  al§  3}erl)öl)nung  be§  9teliciuicnfd^Winbel§ 

be§   6arbinat§   ^llBrec^t  bon  35ranbcnBurg   berfa^te.     Dr.  ©d^wetfc^fe   in  Spalte 

War  fo  gtüdlid),  benfclBen  in  ber  ^arienbiBliotl)ef  bortfetBft  ^u  entbcden.     ©iefe 

©d)rift   Sutl)er'§   trägt  ben   Sitel:    „^ewe   3fitung   bom  fRein".     ^lu^er  biefen 

Beiben  S)rudwerEen   ift  fein  S5uc§    bon  il)m  Befannt  geworben,  wa§  er  in  ^aUc 

gebrudt  '^ätte. 

©eBner,   93u(^bruder!unft   III.   ©.  376,  IV.  ©.  231.     ©c^Wetfd)!e,  S3or= 

a!ab.  33ud)brudergef(^id)te  b.  §alle  ©.  36  ff.    ®re^l)au|)t,  ©aal=^tei§  II.  ©.  56. 

äöolter§,  S)er  mgott  ^u  ipaüe,  1521—42,  SSonn  1877.  ^eld^ner. 

(Vri[d)llUltlÖ :    Sodann   g:^riftian   g.,  ßomponift  unb  ©(fiaufpieler,  geB. 

1741  5u  ©d)WaBt)aufen  im  (Sott)aif(^en ,   t   am  31.  :^uli  1790  p  Berlin.     %. 

War   früher   Bei    me'^reren   l^erum^ie^enben  ©c^aufpietertruBlJen  OJlufübirector  ge= 

Wefen,   l)atte   1774   aud)   bie  SSü^ne  Betreten  unb  War,  bon  fünfter  fommenb, 

als  S)arftelter  fomifd)er  unb  :|)olternber  bitter  im  ©d)au=  unb  ©ingf|)icl  Bei  bem 


grifd^mut^  —  g:ttfm§.  105 

fiefannten  erften  got^aifc^en  .öoft^eater  unb  nac^  beffen  5luj(öfung  (1779)  al§ 
2)tufi{birector  für  bie  3lcfernmnn"id)e  ®efeUi(^aTt  engagirt  iDorben.  1780  priöQ= 
tifixte  er  in  £)f)rbruj,  wä^renb  ber  iolgenben  jirei  ^a^re  in  öottja,  bebütirte 
am  2.  ^ärj  1783  al§  DJlic^el  in  ber  ^agb  auf  bem  3^öl)16e(inj(i)en  nad)= 
nmligcn  'Jtational=)  3^f)eate7  in  23erlin,  bem  er  furje  ^eit  qIö  Scfiaufpieler,  öon 
1784  Bis  5n  jcinem  2;ob  als  ^Jtufifbirector  angehörte,  ^tu^er  (Slaüierjonaten, 
9}iolinbuetten  unb  „12  Airs  pour  deux  Violoiis"  componirte  ^•.  auc^  üerld)iebenc 
mit  SSeijatt  gegebene  ©tngjpiele  unb  Operetten,  fo  „S)a§  ^obereic^",  „2)ic 
f raufe  ^xau" ,  „(ilaxi\\a"  u.  21.  ^o]epi)  Äürf^ner. 

grifdimutt) :  SoT^ann  ^.,  Drientalift,  geb.  am  18.  mäx]  1619  ^u  aöert= 
l§eim,  t  am  19.  3luguft  1687.  gr  ftubirte  in  ^(tborf,  mo  i'^n  ^acffpan  in 
bie  morgenlänbijc^en  ©tubien  einführte,  unb  in  ^ena  J^eologie  unb  morgen= 
Iänbi|c£)e  Spratfien  unb  würbe  1639  DJlagifter  ber  ^iß^Uojop^ie.  1647  exijieii 
er  eine  23eruiung  an  baä  afabemifcEic  ©ymnafium  p  Apamburg ,  ba  man  i(jn 
aber  in  ^ena  Italien  mollte,  macfite  man  if)n  ^ier  äum  9^ector  ber  (5tabtld)ute, 
jobann  1649  jum  aufeerorbent(id)en  ^;|}rofeffor  ber  Sprac^mifienfrfiaft,  1652  jum 
orbentlicf)eu  ^rojeffor  ber  ^^-'oefic  unb  enblid^  balb  barauT  an  3IeDogt'§  Stelle 
jum  ^rojeffor  ber  griecf)ij(f)en  unb  ber  morgenliinbifdien  Sprad)en.  @r  mar 
me^r  Greget  at§  Singuift  unb  ji^rieb  eine  große  Sln^a^t  S^ijfertationen  über 
einjelne  «SteEcn  be§  5Uten  Scftamcnt»,  melct)c  i^rer  ^^eit  in  ^ot)em  9tnief)en 
ftanben.  (Sine  ©ammtung  berfelben  in  6  Secaben,  melcf)e  er  Tjerauspgeben 
beabfic^tigte ,  öoUenbete  er  ni(i)t.  giner  feiner  oorjüglictiften  <Bä)nin  mar  ^o^. 
3lnbr.  S)an3,  toetdier  i^m  auc§  im  3lmte  folgte. 

3}gl.  3öd§er.     3fumer,  Yitae  professorum  Jenensium.    ClassisIY.  p.  101. 

OlebStob. 

jynfiu*5:  Sol§anne§  }^.,  urfprüngiic^  <öan§  fyrie§  ober  ü rief 3  ge= 
nannt,  reformirter  2f)eotoge  unb  Schulmann,  mürbe  im  ^.  1505  ju  (Bteifcnfee 
im  Gauton  ^nxiä)  geboren.  @r  ge'^örte  3U  ben  erften  ©(^ütern  ber  burii)  3tüingü-'§ 
5Bemüt)ungen  reformirten  ©(^utanftalten  öon  Süi-'i«^  unb  mirb  l^ernac^  als  einer 
ber  brei  erften  (£ti|)enbiaten  ber  an  ber  alten  Schola  Carolina  in  S^xiä)  er= 
rid^teten  t^eologif(i)en  Set)ranftalt  genannt;  nod)  im  S-  1530  fd^eint  er  biefe§ 
©tipenbium  genoffen  ju  ^abeu.  Um  biefe  3eit  tourbe  er  mit  bem  um  11  ^a^re 
jüngeren  Gonrab  @e§ner  befannt  unb  befreunbet.  S)ie  beiben  g^-'^unbe  erhielten 
im  Stnfang  bcä  ^.  1533,  um  fi(f)  au^er^alb  3üi-'i'^''§  toeiter  aus^ubilbeu,  ein 
Üleifeftipenbium;  fte  foUten  öor^ügtic^  nat^  g-ranfreitf)  ge'^en.  3lm  25.  g-ebruar 
1533  ftnb  fie  bei  53^r)coniu3  in  33afel;  bon  ^ier  gingen  fie  nac^  i^ari§  unb 
bann  uac^  Sourgee,  too  fie  jeboi^  balb  9Jtanget  litten,  ba  e§  bort  biel  tl^eurer 
mar,  cil§  fie  gebac^t  Ratten,  ^laä)  menigen  ^Jlonaten  fe^rte  f^.  uac^  ^$ari§ 
3urücE,  too'^in  ©eener,  ber  in  3?ourge§  burdt)  Unt erriet) ten  fi(^  einen  längeren 
Stufent^alt  ermöglictit  ^atte,  i!^m  im  ^.  1534  folgte.  5ll§  ©esner  f^eilg  au§ 
(Selbmangel,  t^eil§  meil  er  nic^t  me§r  ^^^^S^  "^^^^  graufamcn  5}erfolgung  ber 
Göangelifd)en  in  ^ari§  fein  toollte,  am  9.  S;ec.  1534  abreifte,  mußte  x^.  3urücE= 
bleiben,  ^^n  l)inberten,  mic  @e§ner  au§  ©tra^urg  am  27.  S)ec.  1534  an 
SuÜinger  fdjrieb,  eine  ©efd^mulft  unb  gieberanfälle  am  ^Reifen,  „fobann  aber 
l^at  er  aud§  in  ber  frauäöfifd^en  ©prac^e  beträchtliche  goTctfc^i-'itte  gemacht,  bie 
für  ii)n  berloren  mären ,  toenn  er  nic§t  nocl)  eine  Zeitlang  in  ^;|}ari§  bleiben 
!önnte.  2luc^  tiat  er  meniger  @elb  ausgegeben  als  iti)".  ^m  S.  1535  ober 
1586  tDurbe  i^.  5]3roTeffor  ber  latcinifd^en  unb  grie(i)ifd§en  ©pra(f;e  in  33afel; 
unb  im  S-  1537  ober  1538  mürbe  er  als  Otector  ber  Schola  Carolina,  be§ 
@t)mnafium§,  nac^  3üni$  jurücfgerufen.  3n  biefer  ©teüung  blieb  er  big  ju 
feinem  Sobe,  befreunbet  öor  allem  mit  ©einer,  ber  feit  bem  grüfifa^r  1541 
auct)  mieber  in  3üT-"i'^  ^ai"-  a^ei^  luc^  ntit  Sullinger,  '^^elticanuS  feinem  ©d^mager) 


106  5nfiu§. 

unb  anbete  ©leic^gefinnten ,  bereit  gemeinsames  ©tteBen  bavauf  gencEitet  toax, 
burd)  SSeförberung  grünblidiet  ®ele!^tfamfeit  ben  veformirten  ©emeinben  tüchtige 
ßel^rer  für  Äird)e  unb  ©djute  ju  öerfc^affen.  5-  jt^eint  nad^  feiner  bortigen 
SlnfteHung  ^üxiä)  nur  nod^  einmal  auf  tängere-  3ett  öerlaffen  ju  l^aBcn :  im  :3. 
1545  finben  mir  if)n  mit  mehreren  angefe'^enen  Düngungen,  unter  bcnen  ftc£) 
j.  35-  ®eorg  QDrefiel  Befanb ,  auf  einer  üieife  burd^  ba§  nörbtict)e  ^ftalien;  er 
fam  nad)  5Jiaitanb,  ^aöia,  ^errara,  33otogna  unb  35enebig ;  ber  ^toeä  ber  Steife 
ift  ot)ne  ^-rage  ein  miffenfd^aftlid^er  getoefen.  ^n  Sßenebig  mu^  er  fid)  längere 
3eit  aufgel)alten  1)abm ,  ha  et  bort  l)efiräifc^e  ©tubien  trieö ;  l)ier  ermarB  er 
au^er  foftbaren  l)el6räifd)en  33ü(^ern  au(i)  eine  9ln3at)l  gtiecl)if($er  ^anufcri^3te, 
bie  grö^tentt)eil§  nod]  nid)t  gebrudt  maren.  f^ür  ©eSner  brachte  er  bon  bort 
bie  ,g)anbfd)rift  ber  ^leliffa  be§  ?lntoniu§  unb  ber  ©cnten^en  be§  5Jtarimu§ 
mit,  bie  biefer  bann  im  3.  1546  bei  grof(^auer  in  ^ürid)  mit  ben  fd)on  frül)et 
gebrudten  ßenturien  be§  5Jlaj;imu§  ßonfeffor  öeröffentli($te ;  ^.  felbft  gab  im 
2lnfc£)lu^  an  biefe  SluSgabe  bie  Schriften  ber  gried)ifd)en  ?l)3ologeten  2;f)eopl)ilu§ 
unb  2:atian,  bie  er  aud)  l;anbfd)riftlid)  in  ffiencbig  cr'^alten  Ijatte^  jum  erften 
5Jtale  :^erau§,  fo  ba^  biefe  beiben  ©diriften  bie  ©eiten  244—291  be§  getoöl^n= 
lid^  nur  unter  ®e§ncr'§  ''3iamen  befannten  S3ud)e§  eiune'^men.  33cfonbcr§  be= 
tüt)mt  iftg.  burd^  feine  (ateinif(^=beutfd)en  äöbtterbüdier  geiüotben;  in  bet  3lu§= 
arbeitung  eine§  fold)en  mar  tl)m  ätoor  S)aft)pobiu§  (togl.  33b.  IV,  ©.  763)  öor= 
ausgegangen,  aber  bie  f^-rie§'fd)en  9lrbeiten  liaben  fid^  länget  in  ©ebraud^  et= 
l)atten.  ^mx\i  gab  er  mit  5petru§  6olinu§  im  3^.  1541  unter  $8enu^ung  be§ 
ftcp^anifdf)en  jtl§efauru§  ein  „Dictionarium  latino-germanicum"  l^erau§,  au§ 
meinem  im  ^.  1548  ein  Dictionariolum  (lateinifdC)  =  beutfd^  =  franjöfifd))  al§ 
3lu§3ug  erfdE)ten;  l)ernacf)  gab  er  allein  im  S.  1556  fein  fogcn.  großes  ßejicon 
(auc^  dictionarium  tion  i'^m  genannt)  l§erau§,  in  mel(^em  namentlich  bie  lateinifd^en 
9ieben§arten  beutfd^  erflärt  merben;  neben  biefem  2öer!e  erfd^ien  fc£)on  im  ^. 
1554  „Novum  dictionariolum  puerorura",  ein  ltetnere§  für  bie  Slnfänger  be= 
ted)nete§  lateinifdt)=beutfdf)e§  äöörterbudf),  ba§  al§  einen  3Inl)ang  auc^  ein  beutfdt)= 
lateinifdf)e§  entt)ält.  S)iefe  beiben  SBerfe  finb  oft  mieber  gebrudt;  öon  bem 
fteineren  erfdt)ien  uodf)  im  ^.  1719  audt)  in  3ürid^  eine  bon  3^ol).  6a§)).  ©uicer 
öerbefferte  3luflage,  unb  biefe  ift  üielteTdit  nod)  nidt)t  bie  Ic^te;  „ber  gro^e  unb 
ber  fieine  i5^rie§"  tnaren  lange  ^eit,  tcaS  für  un§  in  unferet  Sugenb  „ber  gro^e 
unb  ber  fieine  ©d^etter"  gemefen  finb.  9ludC)  burdt)  anbcrc  ©dtiriften  beförberte 
i^.  ba§  ©tubium  ber  latcinifd)en  ©prad^e.  33efonber§  ncnnenSmett'^  finb  ferner 
eine  größere  unb  eine  lür^ere  ©d^rift  jur  Einleitung  in  bie  5Jlufif  („Musicae 
isagoge",  in  ben  Salären  1552  unb  1554  erfd)ienen);  bie  fleinere  eut'^ält  al§ 
Seigabe  öierftimmige  C^ombofitionen  für  '^orajifdf)c  Oben.  35on  il^m  felbft  fennen 
mit  ein  beutfdt)e§  @ebid)t  „@in  nüto  geiftlid^  lieb  bon  einem  ®ott§fötd)tigen 
bnnb  luftlid)en  mi)b",  eine  Seatbeitung  be§  legten  Kapitels  bet  falomonifdjen 
©ptüd)e  in  13  ad^t^eiligen  SJetfen,  meldf)e§  ^uerft  anont)m  um  ba§  ^.  1540  in 
einem  ©injelbrucE  ju  3ürid^  bei  Sluguftin  S^rie^,  bietteid^t  feinem  33ruber  ober 
bodt)  3)ermanbten,  erfdt)ien  unb  l^ernad^  nod}  bei  feinen  ßebseiten  unter  5tennung 
feines  Flamen?  im  3ürid^er  ®efangbu(|  bom  ^.  1560,  ebenfo  nadt)  feinem  Stöbe 
in  bem  b.  S.  1570  abgebrudt  ift.  Unter  feinen  lueiteren  3lrbeiten  toerben  be= 
fonberS  l^erborge'^oben  Ueberfe^ungen  einiger  bogmatifdE)  mic^tiger  Slbfd^nitte  auS 
Sullinger'S  ßommentaten  ju  ben  ßbaugelien  au§  bem  ßateinifd)en  in'S  ©eutfdfie. 
3lud)  an  ben  bielfad)en  35erfudt)en,  bie  3u  feiner  ^^txi  in  ^ütid^  gemad^t  mürben, 
bie  loteinifd£)e  unb  bie  beutfdie  3Sibelüberfe^ung  ju  berbeffern ,  \ai  er  fidf)  be= 
t^eiligt ;  er  fott  bie  poetifd^en  unb  prop'^etifdjen  Südt)er  beS  Sllten  StcftamenteS 
in'§  2ateinifdC)e  überfe^t  l)aben  unb  aud^  bei  ber  Söerbefferung  ber  beutfd^en 
(3ürid^er)  33ibelüberfc|ung  f^ätig  getuefen  fein;  genaueres,  namcntlid)  maS  bon 


grifiu§  —  Srißncr.  107 

feinen  ^(rBettcn  etwa  in  bie  gebnidtten  Ueberfe^ungen  aufgenommen  ift ,  frf)cint 
fic^  nid)t  me^r  ermitteln  ju  lajjen.  ©igiSmunb  ©ateniuö  mibmcte  i^m  im  ^. 
1549  bie  5lu§gaBc  ber  jiekn  Sudler  gried^ifc^er  Gpigtammc,  bie  er  mit  ber 
©rflärung  be§  ^otianneS  33vobäu§  bei  5^'oBen  in  ^Bajet  brucEen  üe|; 
au§  bei-  2Irt,  tt)ie  er  öon  f^.  ipri(f)t ,  gc^t  ^eröor ,  ba^  biejer  in  3üncE)  bamati 
in  öerbientem  9Inicf)cn  ftanb  unb  jetbft  au^ert)ülb  ^eutfcfjlanbs  berühmt  mar. 
Um  fo  auiiälliger  ift  e»,  ba§  ^•.  fetbft  firf)  in  feiner  (Stellung  roenigftens  ,5eit= 
loeilig  recfjt  unglücEtic^  gefü'^lt  l^at;  in  feinem  größeren  öericon  (in  ber  ^itusgabc 
öon  1556,  8.  128r,  finbet  fi(i)  in  bem  '^(rtifet  Schola,  mo  er  ben  9lu§bru(i 
schola  se  sustentare  erftärt,  eine  ©teile,  in  toeld^er  er  bittertict)  über  bQ§  Glenb 
ttagt,  bQ§  if)n  betroffen  f)nbe  jumat  burc^  f^toer  ju  ertragenbe  Unbanfbarfeit 
feiner  (S(f)üter.  6r  ftarb  im  3f-  l-">64  ober  1565  (nacf)  ;Sö(i)er  am  28.  ^uni  1565), 
toal}rfcf)einticf)  aud^  an  ber  $eft ,  bie  bamal§  in  ^üxii)  öiele  Cpfer  forberte, 
welcher  nici)t  lange  na(^  i'^m  am  13.  £)ec.  1565  auc^  fein  ^^reunb  ©eener  erlag. 
33eibe  finb  ncbeneinanber  im  i!reuägange  be§  großen  fünfter  ju  ^üricf)  begraben, 
©eine  odimefter,  9lnna  ^y.,  toar  an  feinen  Öe^rer  unb  öäterUdien  ^reunb  donrab 
^ür§ner  ^$eEicanu§  berl^eiraftiet  unb  ftarb  im  3.  1536.  3^ei  Sö^ne  unfereS 
g.  jeidineten  fid)  al§  ©ele^rte  au§;  ^'o^ann,  ber  in  ^itarburg  promooirt 
^atte,  foU  ^'lacfifolger  feine§  Spätere  getoorben  unb  im  ^.  1611  ju  ^üxxä^ 
geftorben  fein,  unb  ^ol^ann  ^acob  {f.  u.).  9?eibe  roerben  mitunter  in 
biograpfiifcfien  unb  bibliograp^if(^en  eingaben  untereinanber  unb  mit  it)tem 
3}ater  üermeiäifelt.  — 

©cnügenbe  Dkd^rid^ten  über  So^anne§  grieS ,   ben  33ater    (unb  auct)  bie 

©ö'^ne)  finb ,    h)ie  e§  fdtieint ,   noc^   nirgenb§  ^ufammengeftellt.     3^  ögl.  finb 

^Roreri   u.  3föc^er;    bann   befonbet»   ^.    .^.    ipottinger,    Schola   Tigurinorum 

Carolina,  3üri(^  1664;    Fetis.    Biogr.  univ.    des    musiciens,    2.  6d.,    T.  8, 

Paris   1862;    JRuboIpf),   S)ie   5Bu(^brucferfami(ie   grofc^auer,    3üvi(i)    1869; 

SBacfernagel,  ,(?ir(^enlieb,  3.  S5b.  33ert^eau. 

(yrifiuö:  3oI)ann  i^^cob  g.,  geb.  ju  Süi'icj^  unb  geftorben  bafelbft  1611, 

wirfte  in  feiner  93aterftabt   a(§  ^rebiger  unb  Se'^rer.     (är  fott  bafelbft  smifcfien 

1576  unb  1610  erft  ^rofeffor  ber  5pf)itofob^ie,  bann  ber  J^eotogie  geUDefen  fein, 

bcfa§   f(affif(f)e   SBitbung  unb  fe^te  bie  9li(i)tung  (Sonrab  (^e«ner'§    fort,    beffen 

Bibliotlieca   er   1583    neu   ebirte.     gür   bie   9lnfänge   einer   (Sef(i)i(i)t§f(^reibung 

ber  ^^itofopl^ie  ift  er  nicf)t  untt)i(i)tig  burd^  folgenbe»  Söerf :  ..Bibliotlieca  philo- 

sophoriun  classicorum  clironologica ,  in  qua  veterum  philosophorum  origo,  suc- 

cessio,    aetas  et    doctrina  compendiosa    ab    origine    muudi   usque    ad    nostram 

aetatem  proponitur.  quibus  accessit  Patrum  ecclesiae  Christi   doctorum  a  tem- 

poribus  Apoitolorum  usque  ad  tempora  Scholasticorum  ad  annum  usque  1140 

secundiim  eandem  temporis  seriem  enumeratio".     Tigur.  1592.  4. 

©aie,  Onomasticon  III,  ©.  559.  9tid)ter. 

^ri^ncr:  Slnbreag  g. ,  (Sele'^rter  unb  33u(^brudEer ,  geb.  ^u  2öunfiebel, 
too  fein  3]ater,  ^o'fiann  ^5r.  ber  jüngere,  gtat^ö^err  mar.  (Sr  ftubirte  in  Seipjig 
unb  begab  fi(f)  nac^  beenbetem  ©tubium  alä  ^agifter  ber  freien  Äünfte  nad§ 
*)türnberg,  Iro  er  bei  bem  bamal§  berühmten  SBu(i)brurfer  ^o'^ann  ©enfenfc^mibt 
al§  (iorrector  angeftellt  tourbe.  ©päter  brucfte  er  mit  jenem  gemeinfd^aftüc^,  au§ 
toelcfier  @emcinfdf)aft  öiele  bebeutenbe  S;rucEmer!e  t)eröorgingen;  bann  trennte  er 
fid)  unb  legte  im  ^.  1478  eine  Sruiferei  auf  eigene  9ted)nung  an.  ^m^.  1479 
tourbe  er  al§  ^^rofeffor  ber  Jfieotogie  an  bie  Uniöerfität  2eip^ig  berufen,  mo  er 
1482  bae  9tectorat  beficibete.  ßr  braute  iebenfallS  feine  SrucEerei  mit  nad) 
^ei^äig  unb  ba  er  ermiefencr  ÜJlaBen  im  ^.  1481  eine  ©lofie  üon  2tnniu§  ober 
9tanni§  '^o^^annesi  S5iterbienfi§  brudte,  fo  mu^  er  at§  ber  erfte  Q3ud^bruder 
ber  ©tabt   Seipjig   anerfannt  merben.     S)er  Site!  biefer  (Bloffe   lautet:    ..Glossa 


108  i?nW- 

super  Apocalipsim  de  statu  ecclesie  ab  anno  salutis  presentis  scilicet 
MCCCCLXXXI.  usque  ad  finem  mundi  et  de  preclaro  et  gloriosissimo 
Triumphe  Christianorum  in  Turcos  et  Maumethos  quorum  secta  et  Imperium 
brevitcr  incipiet  deficere  ex  fuudamentis  Jolianuis  in  Apocalipsi  et  ex  sensu 
literali  eiusdemque  apertissimo  cum  consonantia  ex  Indiciis  astroi'um.  Ex  genua 
MCCCCLXXX ,  die  XXXI.  martij  in  sabato  se.cundo  completum.  Impressum 
lipczlc  anno  sequente  scilicet  MCCCCLXXXI  in  profesto  michahelis".  9Iut 
SSeranlaffung  öon  ^Ji^ap^t  3ful(iu§  II.  ging  er  nad^  9iom  unb  ftorB  bafellbft  1504; 
in  feinem  boxt  errichteten  2.e[tamente  üermaii)te  er  bem  S)omini!anerflo[ter  3u 
ßeipjig  feine  S)vucferei. 

(Seiner,  33uc^brucfer!unft  I,  ©.84  ff.  III,  ©.  46.  ^atfenftein,  (S)e= 
frf)iif)te  ber  33urf)bruiferfunft ,  ©.  180  u.  350.  .ipain,  Repertorium  biblio- 
graphicum  I,  (5.  124.  ßeic^,  De  origine  et  incrementis  typographiae  Lip- 
siensis,  ©.  63.  .^arle^,  Sitteratur  ber  erften  I^unbert  ^ai)U  nac^  ber  @rfin= 
bung  ber  iBuc£)brucferfunft ,  <B.  280.  9teic^^art,  3)ru(Iorte  be§  15.  ^ai)x^., 
<B.  0  K.  ^elc^ner. 

gritfd):  5l^a§t)eru§  fy.,  geB.  ben  16.  5Dec.  1029  ju  ^Mcfieln  im  ?imte 
iVreiburg  in  (2arf)fen,  im  je^igen  SiegierungSBe^irte  "iJJlerfefiurg ,  wo  fein  äJater 
33ürgerm elfter  toar;  geft.  ben  24.  5lug.  1701  qI§  i^anater  in  Ühibolftabt.  ©eine 
friitje  ^ugenb  fällt  in  bie  3eit  be§  brei^igiät)rigen  Krieges,  beffen  ©d)re(ien  er 
mit  feinen  (Altern  unb  ©efdjtniftern  in  reii^tid)em  ^Jta^e  erfatiren  mu^te.  ©eine 
53aterftabt  tnarb  ber^ecrt,  ber  5Beftl}  feiner  ßüern  tnurbe  ein  5Rau6  ber  ^fiammen, 
bie  <ya'niüc  mufjte  flü(i)tig  merben  unb  irrte  in  unauf§ürli(^er  9tbme(f)5lung  üon 
yiotf),  ^JJlanget  unb  (Stenb  bon  einem  Orte  jnm  anbern.  ^O^itten  in  biefen  ent= 
feijlidien  iBebrängniffen  ftarb  ber  i>atcr,  „ber  reblic^e  gritfd)"  genannt,  aä-jt 
Äinber  I)interlaffenb  in  rott)=  unb  Ijülftofer  Sage.  @nbli($  tuurbe  e§  ber  Butter 
borf)  möglicl),  ben  ftrebfamcn  ©of)n  in  s^aUe  unter^uBringcn.  S)ort  Befucf)te  er 
ba§  (S)l)ninafium,  mu^te  fiel)  aber  feinen  Untert)att  felBft  auf  traurige  5lrt  buri^ 
Unterricht  unb  IBfcfjreiBen  Derfc^affen,  Bi§  er  1650  in  ^tna,  öiclfac^  unterftü|t, 
namentlich)  öon  bem  6erü{)mten  ^Hcd)t§gele§rten  ©truöe,  fid)  bem  ©tubium  ber 
^uriäprubeuj  tnibmeu  fonnte.  6r  erlangte  bie  iuriftifd)e  !lDoctormürbe  unb  feierte 
mieber  nad)  ^aUo  ^uriid,  um  l)ier  burd^  (Follegienlcfen  unb  ©d)rift[tellerei ,  mie 
ol§  ^•ül)rer  unb  !;^e|rer  junger ,  Bemittelter  Männer  feine  ©uBfiftenj  mü^eboH 
3U  fid)ern.  ©od)  BegaB  er  fic^  1653  mieber  nac^  Sena,  um  :^ier  juriftifdie 
Sßorlefungen  ju  "galten.  Srft  1657  trat  eine  für  fein  ßeBen  günftige  äöenbung 
ein  baburd),  ba§  er  jum  Se^rer  be§  jungen  Srafen  3llBert  ^^Inton  öon  ©d)tt}ar,5= 
&urg=9tubolftabt  Berufen  tourbe.  2)urd)  feine  örfaljrungen ,  feinen  gebiegenen 
61^ara!ter  unb  burd)  fein  unermübeteg,  iinffenfd)aftlid)e§  ©treBen  getnann  er  fic^ 
Balb  ba§  2}ertrauen  ber  gräflidien  ^yamilie  unb  be§  bamaligen  J?an5ler§  Sen^, 
fo  ha^  er  1661  jum  §dJ=  unb  ^ufti^raf^  Beftellt  tnurbe.  1669  mürbe  er  !aifer= 
tid)er  i^o']=  unb  ^faljgraf,  1679  ^aujleibircctor  unb  Gonfiftorialpräfibent,  enblic^ 
1681  Äan^ler,  tneldie  ©teEe  er  Bi§  ju  feinem  Sobe  Be!leibete.  5)te'§rfad§e  an 
il)n  ergangene  Setufungen  auf  Uniüerfitäten  liat  er  au§gefd)tagen.  ^n  9iubol= 
ftabt  felBft  ciBer  l^ielt  er  im  @t)mnafium,  um  melcl)e§  er  fid^  gro^e  9}erbienfte 
ermarB ,  3}ortefuugen  üBer  :3u[Hnian'§  i^nftitutionen  unb  über  tRed)t§gefdf)icE)te, 
meldte  audf)  bon  benen  fleißig  unb  gern  befud)t  mürben ,  tneldje  bie  3lfabemie 
bereits  öerlaffen  l)atten.  ^Jiit  ben  Berüt^mteften  ©taatSmännern  unb  S^eologen 
feiner  3eit  ftanb  er  in  regem,  gelel)rten  53riefmed§fel.  3n  engere  SBejie'^ung  ober 
trot  er  burdE)  feine  geiftli($e  jl'^ätigfeit  namentlich  mit  ben  Berül)mten,  il)m 
geifteSöermanbten  fdlimaräBurgifc^en  !!^ieberbid)terinnnen  3lemilie  Juliane  unb  mit 
bereu  ^^rcunbin  unb  ^^flegefdEimefter  Subämilie  (älifaBef^.  ©ie  tl)eilten  fid)  gegcn= 
feitig  il^re  ßieber  mit  unb  3^.  ertjielt    oft  Slemilien'g  2)id^tungen  jur  Surd^fid^t. 


Stitfd).  109 

^aä)  ber  praÜifd^cn'  ©eite  "^in  aeigte  et  jetiie  S'flätigfcit  in  btcfor  9Ji(i)tun(^  nicf)t 
nur  fcIBft  a(§  l?icberbi(f|tev,  joubcrn  auä)  huxä)  ©tiftung  bcr  „geiftlii^en  inidjt= 
Bringcnben  ScfuSgefclIfiljaft"  ^ur  t^örberung  be§  d)nftlic^en  J3eBen§  uiib  geiftüc£)en 
2ßo^Ie§  jeincv  g}iitd)n[ten  1676,  öon  tüdc^er  12  9icgo(n  burd)  ben  2)rucf  6c= 
fannt  genmdit  tuurben.  S^  \i)x  get)5rtt'u  aii^ev  bcm  ©tiitcr  bie  ermäf)nt&n  bciben 
Stcberbid)tennnen,  lote  ber  ^^ürft  ßubtnig  f^^'iebrict)  I.,  biete  6Jetftlid)c  iinb  SBenmte. 
3lu(^  in  biefer  ©ejettjc^aft  t)atte  man  befonbere  5^amen  unb  2[öat)[i|)rüd)e  an= 
genommen.  S)od)  beftanb  fic  nid)t  lange,  ina§  mot  neben  anberen  Urfad)en  aud) 
in  ©pener'S  33ebenfen  (ögl.  ©pener'g  tl)eo(og.  33ebenfcn  3.  %^.  <B.  194)  feinen 
@rnnb  getjabt  Ijaben  mag.  ©ein  äeitiüeiliger  3tu|entlf)aU  auf  bein  öon  i^m  er= 
fauften  fteinen  ©nte  'OJK'Eingen  tuar  bcm  eifrigften  ©tubium  ber  Sibet,  ,Clird)en=- 
gcfd)id)te,  ber  ^ird)cnüüter  unb  ber  .^lerauSgabe  feiner  tt)eoIogifc^cn  unb  erbau= 
liefen  ©d)riften  gelnibmet.  ©eine  ^I}ätigfeit  toar  eine  au|jerorbent(id)c.  ^•.  tnar 
einer  ber  flei^igften  unb  frud)tbarften  ©d^riftfteller  feiner  S^it.  ©eine  ©d)riften, 
an  S^t)l  gegen  300 ,  finb  Ijiftorifc^en  (and)  jur  (Erläuterung  ber  @efd)ii^te 
©d)U)ar,i6urg§  unb  ber  öatcrlänbifd)en  9ied)te  bienenb),  antiquarifd)en,  ]uriftifd)en, 
befonber§  aud)  pnbliciftifdien  unb  germaniftifd)en  3"^ntt§ ,  ju  benen  qu($  fel^r 
öicl  geiftlid)e,  aScetifd^e  unb  t"i^'änetifd)e  {jin^ufonimen.  ^^(ud)  feine  juriftifd)en 
©diriften  at^men  d)riftUd)en  (Seift,  namentlid)  feine  Xractate  über  bie  ©ünben 
ber  ^-ürften,  ber  fürfttid)en  9tät^e,  bcr  (Setcfjrten,  Sürgcrmeifter ,  3lbeligen,  9tb= 
t)ocaten  k.  S)ie  g-ritfdi^fc^en  Sieberfammtungen  entölten  folnol  feine  eigenen 
at§  au(^  frembe  ßicber  unb  bal)er,  ba^  er  bei  ben  menigften  Siebern  9lnbcrer 
bie  ^tarnen  anbeutete,  toeil  er  fie  enttt^ebcr  nic^t  angeben  tonnte  ober  nid}t  an= 
geben  wollte,  fam  e§,  ba^  über  bie  Slutorfd^aft  met)rerer  ßieber  feiner  ©amm= 
lungen  fid)  fel^r  öerfc^iebene  eingaben  finben.  —  5J^an  befip  öerf(^iebene  S}er- 
.jeic^uiffe  ber  öon  i'tim  I}erou§gegebenen  ©d)riften.  3]gt.  kleine  ©diriften  be§ 
üerftorbenen  g-.  ©ditnai-jb.  ^an^IerS  511).  gritfd)  Don  6.  S^.  2.  ©piller  öon 
5)litterberg.  Coburg  1792.  ^.  6t)r.  ^^leWbaä)  in  .^agemann  unb  ©ünt;^er'& 
Slrc^ib  für  tl)eoretifc^e  unb  ^ractifd)e  ^ed)t§gele'^rfamfeit.  33b.  4,  ©.  13  ff. 
^effe,  äJer3.  fc^tnarsb.  (Beteljrten,  3.  ©t.  ©.  7  ff.  3u  ben  öon  .^effe  a.  a.  D. 
ber3eid)neten  ©d)riftcn  i5^ritf(^'§  finb  nodi  eine  fReilje  nactjjutragen  unb  ben  bon 
bemf.  23erf.  citirten  Ttod)tneifungcn  öon  93iogra^f)ien  finb  Ijinäujufügen :  9tam= 
bad)'§  3lnt^Dtogie  c^riftl.  (Befänge.  1819,  3.  a3b.,  ©.  183  f.  fyr.  ScliMct), 
©.  XIV— XVIII  ber  3)orrcbe  ju  ben  (Jltjriftent'^umSfragen  k.  ,  S)re§ben  1841. 
^.  3^.  (S5öiC§el,  3e^*[ti"eute  Slätter  au§  ben  |>anb=  unb  .^ütf§actcn  eines  Suriften, 
3.  %%  2.  5lbtf).  (1842),  ©.  359  ff.  .&.  (5.  g-.  (SuericEe,  §anbbu(^  ber  Äird^en= 
gefd)ic§te  (6.  9Iufl.  1846),  33b.  3,  ©.  445  3lnm.  6.  @.  i?o^'§  (Sef^.  be& 
^ir^enlicbeS  k.  ,  1.  Xf)l.  ©.  188  f.  Döring  in  (Srft^  u.  @ruber'§  (5nct)cIo= 
)3äbie  ©ect.  1,  %f)l.  60.  2Ö.  2:t)iIo  in  bcm  33orn)ort  3.  „©timme  ber  fvreunbin", 
geiftt.  Sieber  Subämilien  (Stifabetl^S ,  1856,  ©.  XXV  ff.  unb  ((S).  ö.  Bamberg) 
©d)tt)aräburgifd)e§  ©ion  ober  ©d^toaräbnrgg  geiftl.  ßieberbid)ter  in  biograptjifd^eu 
©fi^jen  nebft  einer  ^luSlüat)!  i^rer  ßicber.     9iuboI[tabt  1857.  8.  ©.  15  ff. 

31  n  e  m  ü  n  e  r. 
g-ritfd):  SSaltl^afar  3^.,  lebte  ju  ßei^D^ig  unb  l^at  folgenbe  6ompofitionen 
öeröffentlid^t :  „Primitiae  Musicales,  Paduanas  et  Galliardas  qnas  vocant,  com- 
plures  egregias,  artificiosissimas  et  suavissimas  complectentes".  Francofurti  1606. 
(Jntl^ält  21  9lummern  p  4  unb  5  ©timmen  unb  ift  öor^anben  in  ber  Sibliotl^e; 
be§  @l)mnafium§  unb  ber  ^eter§fird)c  ju  f^^'^nffurt  a.  3J1.  Fetis  (Biogr.  univ. 
des  Mus.  III.  843)  fül)rt  foIgenbe§  235er!  öon  3'-  an:  „3ientt)c  fünfttid^e  unb 
luftige  '^vobuanen  unb  (Sagtiarben  mit  4  ©timmen".  ^^^-anffurt  1606.  ©od) 
meint  er  felbft,  ba§  biefe  ©ammlung  ibentifd^  mit  ber  öor^erge"^enben  fei.  — 
„9iett)c  teutfdie  (Sefanug  na(^  3trt  ber  tnelfdien  3Jlabrigatien  mit  5  ©timmen". 
ßeipjig  1608.  f^ürftenau. 


110  Si:itid). 

grttfd) :  2;i^oma§  ^xnl^nx  öon  'Q.  ift  ber  ©tamniöatcv  einer  ^^ß^iilie, 
bie  ba§  &iüä  t)at  in  öier  aufeinanber  foCgcnben  (Senerationen  ^eröorragenbe 
©taat§männet  p  ben  i^^rigen  ,yi  ^ö^ten,  öon  benen  ber  erfte  bem  J?urfürften= 
fEium  ©ac^fen,  bie  jolgenben  aBer  Söcinmr  dngelC)ören.  2ß.  bon  SSieberinann 
fügt  beS'^alB  öon  ifjnen  (@oet!)e'§  S^erfe'fir  mit  ^liebem  beS  ,^aufe§  ber  (5i-ei= 
l^errn  unb  (Srafen  ö.  tV-,  Seipjig,  1868):  „5Dur(i)  brei  &t]ä)hi){Mlin  lyinhuxä) 
traren  bie  ^y.  Söeimarä  ^albeige,  unb  lüie  bereu  .^au§  ba'^er  jür  bie  ©taaten= 
gefd}ic^te  33ebeutuug  1)at,  |o  ift  e§  ferner  aud)  beu  33ere:§rern  Öoett)e'§  tiou 
äöic^tigfeit,  tneit  ßeijterer  ben  größten  Sfieil  feiner  ^ngc!)örigen  fanute,  unb 
met)reren  gefc^äftlid)  unb  freunbüc^  na^e  ftanb."  Xijoina^,  ^.,  geb.  am  26.  ©ept. 
1700,  war  ber  ein^^ige  ©o^n  be§  ju  feiner  3eit  rüt)mltd)  befannten  ^uc^'^änbterg 
X^omaS  5-  ^n  Seipjig ,  unb  üon  biefem  mit  größter  ©orgfalt  erlogen.  Surc^ 
tüd^tigen  ©c^ulunterrid)t  üorbereitet,  Ijatte  er  ben  Uniüerfitätäftnbien  in  feiner 
SSaterftabt  obgelegen ,  tüo  bamalS  befonbcr§  bie  juriftifdie  O^acultät  gtünjenb 
Vertreten  War.  ©d)on  tu  feinem  21.3ia"f)re  erregte  er  3lufmerffam!eit  burd)  eine 
tateinifc^e  Siffertation  über  eine  "^xa^t  bes  öffentlichen  9ted)t§:  „De  jure  Imperii 
in  magnum  Ducatum  Etruriae",  bie  1730  in  ^Weiter,  1741  in  britter  ^luflage 
erfd)ien.  W\t  ä>orliebe  mibmete  er  fid)  nebenbei  bem  ©tubium  ber  neueren 
©prad)cn,  trieb  ©artenbaufunft  unb  Sanbiuirttifc^aft,  unb  öerüoUfommnete  feine 
^enntniffe  auf  breijät)rigen  'Keifen,  bie  il)n  bi§  1724  burd)  ben  größten  2;^eil 
bon  S)cutfd)tanb,  burd)  gvantreid),  .spollanb  unb  ©nglanb  füljrteu.  ^lad)  feiner 
'Jtüdfet)i  ert}ielt  er  in  5)re§ben  eine  XHnftellung  im  (^jeljeimen  (iabinet,  begleitete 
im  3f-  172.5  ben  nadi  äßien  gefanbten  ^JJtaniuiS  be  ^^^eurt)  al§  !!3egation5fecretär, 
unb  übernaljm  nad)  bem  2obe  feincS  9}ater§  am  22.  ^oöember  1726  aud)  nod) 
bie  ererbte  2}erlag§bud)t}anblung ,  o^ne  jebod)  feine  ©tellung  aufzugeben;  btefe 
^anbtung  öerfaufte  er  fpäter,  1741,  an  ©lebitfd).  ^m  ^.  1727  ^um  .^o]-- 
unb  ^uftitienrat^  bei  ber  's^anbesregierung  ernannt,  üermö^tte  er  fid)  am  28.  9Jiai 
1728  mit  ©ob^iie  2Bin!(er,  au§  einem  angefe()enen  ^eip^jiger  5patriüet'gefd)(ed)te, 
mit  rae(d)er  er  47  3a^ve  in  g(üd(id)er,  mit  7  .i?inbern  gefegneter  @^e  lebte. 
2)urc^  ein  5i)ipIom  ÄaiferS  i^arl  VI.  üom  30.  ^}Jiära  1730  iüurbe  er  in  ben  5lbel= 
ftanb  erljoben  unb  im  ^.  1732  ^um  @el)eimen  9teferenbür  folüie  jum  2/irector 
be§  föniglid^en  ^Jlünjcabinet^  ernannt.  Qnx  ©tärfung  feiner  angegriffenen  @e= 
funb^cit  unb  jnr  <!peilung  eine§  fet^r  bebenfüd)en  9lugenübel§  befudjte  er  in  ben 
3f.  1735  unb  1736  bie  33äber  öon  ^lac^en  unb  B);)aa  unb  reifte  oud)  nac^ 
$ari§,  um  ben  berül}mtefteu  'Xugcnarjt  bamaliger  Bi-'it»  Di'-  (Senbron,  ju  con= 
fultiren.  Dbgleid)  nad)  feiner  9tücffel)r  im  äBefcntlic^en  befreit  öon  feinen  Seiben, 
warb  er  bennoi^  burd)  ^eitmeilige  ©d)mäc^e  feiner  Singen  geamuugen,  fid)  für 
längere  ^eit  bon  ben  3trbeiten  im  (S)el)cimen  (Sonfitium  unb  bei  ber  Sanbe§= 
regierung  bi§penfiren  ju  taffen;  er  bel)iclt  febod)  bie  2;!f)eilnal)mc  an  ben  ©i^ungen 
biefer  le^teren  ^el)örbe  unb  benu^te  feine  ^u^e,  um  ba§  'DJtünjcabinet  3u 
orbnen,  Slber  fd)ün  im  3.  1737  toarb  er  luieber  nad)  '^axi^i  gefd)idt,  um  fid^ 
l^ier,  unter  bem  SSorlranbe  ber  ^ortfe^ung  feiner  Slugentur,  im  ®el)eimen  über 
bie  pDlitifd)en  3^erf)ältniffe  unb  ^^n-ojecte  ber  norbifd)en  Apöfe  ju  unterrichten. 
*Jiad)bem  er  burd)  ben  fäd)fifc^en  ©efanbten  bem  ßarbinal  ^^leurl)  öorgeftellt 
toorben  toar  unb  bann  feineu  Sluftrag  beften§  ausgeführt  ^atte,  !ef)rte  er  im 
October  nac^  S)re§ben  jurüd.  (Segen  6nbe  be§  ^a^i-'f^  1740  warb  ber  ^alatin 
bon  ''JJlafobien ,  ®raf  ^oniatomsü,  in  au^erorbentlid)er  5)liffion  Wegen  ber 
Dftevreid)ifc^en  ©uccejfionSfrage  nac^  '^^i^^'^^  gefanbt ,  bod)  Wollte  biefer  ftd6  bem 
ft^wierigen  @efc^üfte  nid)t  unter5ie!)en ,  Wenn  il^m  nid)t  ber  in^wifdjen  jum  @e= 
i)eimen  iTrieg§ratl^  beförbcrte  ^•.  al§  23eiftanb  mitgegeben  Würbe,  ©o  begleitete 
er  benn  biefen  ©efanbten  unb  l^atte  auf  ber  9ieife  am  1.  ^fl^uar  1741  eine 
Slubien^  bei  bem  J?önige  ©tanielag  fiegcinjü  in  Sünebille,  bei  Welcl)cr  @elegen= 


??titf4  111 

]§eit  biefcr  i!^m  feine  ge^eimften  ©ebanfen  über  feine  pevfönlii^e  Stellung  unb 
2tbfid)ten  eröffnete,  utib  bamit  bie  freunbtic^ften  3)erfi(ierungen  für  ben  Äönig 
Sluguft  II.  üerbanb,  bem  er  eine  lange  unb  ruhige  Stegierung  tcünfd^e;  „aber  er 
fenne  l^inlänglic^  ben  Seift  feiner  2anb§(eute,  um  ju  toiffen,  ba^  fort  unb  fort 
Unjufriebene  fid)  feinet  9taincn§  bebienen  würben,  —  boc^  möge  man  if)m  üer= 
trauen,  er  benfe  nid)t  an  eine  üiücffe^r  naä)  ^^oten  unb  fei  mit  feiner  gegen= 
toärtigen  !^agc  buTcE)au§  jufrieben."  5^ie  3(ufgabe  in  '4>ari§,  bei  ber  es  fic^  t)aupt= 
jäd)Ii^  um  bie  ^aiferroafji;  t)anbelte,  f(f)eiterte  an  ber  Unentfdjloffen^eit  be§ 
@rafcn  Srüf)(  unb  geftattete  fid^  ba'^er  in  jeber  iöejie^ung  als  unerfprießlid^ 
unb  peinlich,  luesl^alb  g.  fi($  eifrig  bemüt)te  feine  3urücfberufung  ju  ertt)irten. 
^m  ^uni  1741  nad^  SDreeben  jurücfgefe^rt ,  ü6ernal)m  er  ^toar  SlnfangS  feine 
frül)ere  Stellung  tuicber,  trat  jebocf)  balb  barauf  ganj  aus  bem  5)ienfte  in  ^olge 
eines  53^i§oerl)ältniffeg  ju  ben  bamaligen  ^JJlad)t§abern  unb  ju  ber  33rül)rf(f)en 
33ern:)altung§n}cife.  ßr  raarb  bann  fofort  im  ge^tuai-'  1742  bom  Äaifer 
Äarl  YII.  al§  rairftii^er  Oieid^g'^ofrat^  nad)  ürtanffurt  berufen;  biefer  ßrnennung 
folgte  fel^r  rafd) ,  im  ^uni,  bie  ßr^ebung  in  ben  5rei§errnftanb.  yiaä)  bem 
Sobe  be§  i^aifers  lehrte  er  nat^  3)reaben  jurücf  unb  roarb  im  ^.  1745  bom 
Äaifer  iyxan^  I.  3um  t}teic^§pfennigmeifter  im  ober=  unb  nieberfädififc^en  Greife 
ernannt;  au(^  erhielt  er  3U  gleicher  3eit  öon  feinem  Sanbee^errn  ben  iitel  eine§ 
@el)eimen  9tat^§.  9tad)bem  er  frül}er  im  ^.  1729  ba§  9tittergut  Secrl^aufen  bei 
5Riefa  getauft  ^atte,  emparb  er  fpöter  no(^  ba§  ^Rittergut  äMpc^au  unb  baS 
ß)ut  5}tauti^,  meldten  iBefi^  er  burd^  berftdnbige  Sett)irtl)fd)aftung  im  äöert^e 
fel)r  3U  :^eben  ttu^te.  Gr  lebte  nun  abroectifelnb  in  2;re§bcn  unb  in  3eerf)aufen, 
mit  ber  5}eriDaltung  feiner  @üter  befdjäftigt  unb  in  lebhaftem  35erfe§r  mit  allen 
bebeutenben  ^JJMnnern  jener  ^^it-  ^^  ununterbrod^enen  ^ejie^ungen  ftanb  er 
3U  (Vettert,  .^ageborn  unb  'Kabener,  unb  ein  feiner  fattjrifd^er  ^ug,  ber  ft(^  be= 
fonberS  in  feiner  intimen  (vorrefponbenj  funbgibt,  mad^te  i^m  namentlid)  ben 
Sedieren  fijmpat^ifd).  ©einer  immer  regen  Steigung  für  äBiffenfdiaften  unb 
fünfte  entfprad^  er  burc^  Slnlegung  einer  au§gefud)ten  3Sibliot§ef  unb  einer  ju 
il)rer  3eit  berühmten  Üupferftic^fammlung.  6r  felbft  auc^  wibmcte  manche 
©tunbe  ber  iltu^e  ber  23ef(^äftigung  mit  fdfjriftfteEerifd^en  ^^ilrbeiten  unb  üer= 
öffentlid)te,  jebodt)  anontjm,  ein  ^änbc^en:  „Zufällige  5Betrad^tungen  in  ber  6in= 
famfeit",  toetc^e  in  ^weiter  ^luflage  1762  erfcl)ieuen.  @§  finb  3lb^anblungen 
religiöfen,  pt)i(ofop:^if(^en,  ftaat5red)tli(^en  unb  national  =  öfonomif(^en  Sn^alt«, 
toeldfie  hnvä)  bie  6egeuftänbc,  bie  fie  berühren,  unb  burd§  ben  @eift,  in  bem  fte 
abgefaßt  finb ,  lebhaft  an  5Jlöfere  patriotifd)e  »pl^antafien  erinnern,  ^n  biefer 
ruf)ig  ftillen  S^ätigfeit  berlebte  er  je^^n  ^a1)xe  unb  mürbe  bann  im  September 
1756  burd^  ben  ßinmarfi^  beS  preuBifi^en  .söeeres  auf  bie  empfinblid^fte  SBeife 
geftört,  worauf  bann  ^a^re  tier  qualootlften  Äriegeleiben  unb  ber  aufreibenbften 
5lnftrengungcn  für  i^^n  folgten;  feine  @üter  mürben  burdf)  (Kontributionen  au§= 
gefogen  unb  fein  fd)öne§  ^au§  auf  ber  ^DJlori^ftra^e  in  S)reöben  beim  23om= 
barbement  biefer  Stabt  gänjlid)  jerftört.  Söäbrenb  be§  testen  ^a^reS  biefee 
fiebcnjö^rigen  Krieges  l^atte  ^.  feine  iöejie^ungen  jur  fäd)fifdt)en  Otegierung 
toieber  angefnüpft,  inbem  er  in  einer  Steige  bon  Briefen  an  ben  in  3Barfc^au 
\iä)  auf^altenben  (trafen  Srü^l  auf  hin  berämeiflungsbollcn  ^uftanb  ber  fädl)= 
fifd^eni  ßanbc  aufmerffam  mad)te,  unb  bie  iliittel  unb  ^ta^regeln  anbeutete,  bie 
fofort  nad)  bem  möglidt)ft  balb  abjufi^lielenben  {yrieben  ergriffen  merben  müßten, 
um  bem  bollftänbigen  Otuin  beffclben  borjubeugen.  ^n  fyolge  babon  marb  er 
im  5lpril  1762  ^um  ^^röfibenten  einer  Gommiffion  ernannt,  meiere  nad)  feinen 
9}orfd)lägen  alles  borjubereiten  ^atte ,  toas  nad^  bem  bereinftigen  (eintritt  h(^ 
griebeuö  notlimenbig  gef^e^en  mußte.  Sein  bei  biefer  Gelegenheit  bemiefener 
ßifer,    feine  gro^c  Umfid)t  unb   genaue  .^enntniB   aller  S}erl)ältniffe ,  foraie  bie 


112  f5?titjd^- 

ßrinneruna  an  öietjättige  ftü'^et  geleiftete  2)ienfte  lenÜe  bic  3lugcn  be§  Äönigg 
Stuguft  IL  unb  bf§  ©vafen  Srü'^l  auf  il)n ,  aU  e§  ftdE)  im  ''!)tot)eni6ei'  beffelBen 
^al)re§  barum  "^anbclte,  im  ©inöerftänbui^  mit  Deftevreidi  bic  Uuter'f)anblunöen 
mit  5^'if^^"ict)  n.  3U  eröffnen,  bie  bann  in  unmrttelbarer  ^^olge  3U  ben  t?tieben§= 
bevl^anblungcn  in  ,§ul6ertu§16urg  fü!)rten.  3U§  fäc^fifc^er  33eboEmäd)tigter  trol^ntc 
er  benfelBen  Bei  nnb  tonnte  bie  au^erorbcntli(f)  fdiluierige  unb  ungünftige  «SteEung 
6ad)fen§,  toelc^eS  bom  Söicuer  Apofe  o'^ne  aÜe  tlnterftüljung  gelaffen  tuurbe, 
bur(|  feine  Öjclüanbttjeit ,  Unermübüd)!eit  unb  61^ara!terfeftigfett  fo  üortl^eill^aft 
3U  tüenben,  ba^  bie  grieben§bebingungen  tncit  toeniger  na(i)tt)eilig  ficf)  gcftalteten, 
at§  man  öon  borntierein  Bcfür(i)tet  ^atte.  6r  marb  l^ierauf  nod)  in  bemfelBen  ^a1)xc, 
1763,  äum  äÖirflid^en  @e!^eimen  9iatf)  unb  O'onferenjminiftcr  ernannt,  unb  i'^m 
hü^  S)e^artement  bcr  J?ammer-,  6ommer3=,  ^ün3=  unb  ©reUijfai^en  üBermiefen. 
^n  biefer  ©telluug  BlieB  er  mit  feiner  getno'^nten  !i3eBI)aftigteit  unb  geiftigen 
f^-rifdje  nad)  ben  öerfc^iebenftcn  üiic^tungen  ~^in  unter  ber  furzen  ^Regierung  be§ 
Äurfürften  g-riebrid)  ßtjriftian  unb  unter  bem  ^urfürften  ^riebrid)  3tuguft  III. 
&i§  an  feinen  Xoh  ununterbrochen  ttjätig.  ytad^bem  er  no(^  im  3.  1772  in 
3lnerfennung  feiner  S5erbienfte  ben  föniglid)  polnifc^en  6toni§tau§=  unb  ben 
lüei^en  5lbIer  =  'Drbcn  ertjalten  "^atte,  ftarb  er  am  1.  S)ecemBcr  1775  in  ^^olge 
einer  33orle^uug  be§  ©c^ienBeing,  bie  er  fic^  burd)  einen  jn  rafdien  ©prung  au§ 
bem  äöageu  jugejogen  "^atte.  (äJergl.  Slrd^iö  für  fäd)fif(^e  ®efd)id)te,  3Sanb  9: 
6in  fäd)fifd)er  ©taatemann  be§  18.  ^a!§r'f)unbert§,  X^oma§  g-reif)err  Oon  ^i-'itf«-^- 
S)ann:  S)er  ^^uBertuSBurger  f^riebe.  35on  Sart  5rctl)crrn  üon  SeauIieu=TOar= 
connat).  2eip3ig  1871.)  —  ^acoB  ^yriebrid)  g-. ,  ättcfter  (Sot)n  be§  S5or= 
genannten,  gcB.  am  22.  ^är^  1731,  crl)iett  mit  feinen  jüngeren  SBrübcrn  ben 
erftcn  Unterrid)t  im  bäterlidjen  .^")aufe  unb  empfing  t)ier  bic  ßinbrüde,  tücldjc 
feine  9Ud^tung  für  ba§  gan^eS^cBen  Beftimmtm;  ber35atcr  üBertnac^te  mit  großer 
Strenge  bie  @r,vel)ung  ber  <B'ö^m  unb  lief]  fid)  üon  it)nen  jeben  ©onntag  üBer 
bie  in  ber  2öod)c  gemachten  5ortfd)rittc  genaue  ^ed)nung  aBiegen.  S)on  1748 
Bi§  1751  Befud)te  er  bic  llntberfitäten  ii^eipjig  unb  (Söttingeu,  unb  folgte  bann 
einer  Stufforberung  be§  @rafen  ^einrid^  Bon  33ünau,  ber  toäl^renb  bet  S3ormunb= 
fc^aft  über  ben  miuberjä'^rigen  -^perjog  ©ruft  9lnguft  (^ouftantin  Bon  ©ad)fen= 
Söeimar  ©tatf^atter  in  ßifenad)  tuar,  um  fid^  unter  beffen  unmittelbarer  Seitung 
3um  (5)efd)äft§IeBen  borjuBereiten.  ®rei  Sfoijrc  fpäter,  1754,  trat  er  at§  2egation§= 
ratt)  unb  Slffeffor  Bei  ber  ßanbeSregierung  3u  ©ifenad^  in  tocimarifd)e  S)ienfte. 
^m  3i-  1756  warb  er  mirtlid^er  4"^ofratt)  unb  @e'f)eimer  9teferenbar,  in  lüeld)er 
@igenfd)aft  er  ben  jungen  .^erjog  gu  feiner  SSermä'^tung  nad)  35raunfd§lDeig  Be= 
gleitete.  S)ort  lernte  it)n  bie  ^crjogin  2lnna  3lmalie  fenneu  unb  fi^äl^en;  i^x 
SBertrauen  unb  i'^re  greunbfd)aft  ^t  er  fii^  feitbem  in  immer  größerem  ^a^e 
3U  crtoerBen  gemußt.  Unter  il)rer  öormunbfi^aftlic^en  9legierung,  nad)  bem  frül)= 
Seitigen  Xobe  i!)re§  ®emol)l§  im  S-  1758,  trarb  er  im  DctoBer  1762  al§  @e= 
l)eimer  SegationSratl)  cum  voto  in  baä  (Sclieimc  6onfiUum  Berufen ;  im  ^eBruar 
1766  erl)ielt  er  ben  Xitel  (geheimer  giat^  unb  trat  1772  al§  2ßir!ltd)er  (^t- 
t)e\mtx  ütatl)  an  bie  ©pi^c  be§  5Jtinifterium§.  5^eBen  ben  3trBeiten,  bie  i!^m  al§ 
5)Utglieb  biefer  l§öd)ftcn  Sßel)örbe  zufielen,  ^atte  er  forttoä'^renb  noc^  anbere  DB= 
liegen'^eiten  ju  erfüllen :  er  fü'^rte  bie  DBerauffic^t  üBer  ba§  33ranb=2lffecuration§= 
^uftitut,  ba§  öon  il)m  in§  ßcBen  gerufen  toorben  ttiar,  toar  Sirector  ber  (S|neral= 
poli,5ei  unb  ^räfibent  ber  ^rieg§commiffion.  ©o  tuar  feine  ©teEung  Bei  bem 
9fiegierung§antritt  be§  .^erjogS  6arl  2luguft  im  ©eptemBer  1775.  ®iefer  geniale 
unb  Iräftige  junge  i^rürft  öermod)te  im  Slnfange  uic^t  ben  Bebäc^tigen  Ütat'^= 
fd)lägen  bei  erprobten  unb  ernften  S)iener§  feiner  5)^utter  ba§  getnol^nte  (Sel)ör 
äu  fd)enfen.  9Jlit  35orlieBe  an  bem  5llt:^ergeBrad)ten  unb  jum  X^eil  Bon  \1)m 
felBft  @efd)affenen  ^ängenb,   Befämpfte  ber  Sediere  freimüt^ig  unb  offen  mand^e 


g?rm^,  113 

neue  5Iuotbnungen,  bie  fein  junger  i^err  roftf)  in§  Sßetf  ju  fe^en  toünfc^te,  unb 
roibeirietf)  namentlich)  mit  großem  ©ifer  bie  Stnfteüung  @oet()c'§  im  @et)eimen 
gonfilium.  'JIlö  bei;  Öetjog  tro^bem  bei  biefem  feinem  öiebting§tt)unic^  be^arrte, 
iü't)Ite  er  ji(^  3u  bcr  iMtte  gebrängt,  if)m  unter  ©ntlafjung  feiner  ©eic^äfte  alä 
5Jiinifter  lebigtirf)  bog  '^präfibinm  ber  öanbeSregierung  3u  äöeimar  ,p  übertragen. 
^]Za(^  einem  S3rieTn:'ec{)ie[ ,  ber  beiben  J^eiten  jur  f)ö(i)[ten  ßf)re  gereicht,  tnutbe 
burcf)  bie  35etmittetung  bcr  ^erjogin  9lnna  9lmaüa  ba§  alte  35ert)d(tniB  batb 
roieber  l^crgefteüt  unb  bem  treuen  Siener  bie  öerbiente  3tner!ennung  ju  Ifieil. 
S)a  nun  auä)  ber  ßriolg  manche  bon  it)m  bamatä  ertt)eitte  9tat^icf)(äge  betoä^rte, 
bejeftigtc  er  ficf)  immer  mc'^r  in  ber  nie  öertorenen  5((i)tung  be§  iperjogä  unb 
roirfte  unter  bemfctben  tro^  ber  öfter  'f)erbortretenben  Sßerf(|iebenl)eit  ber  ?tn= 
ft(i)ten  unb  Stjaraftere  eifrig  unb  tt)ätig  noif)  25  i^a^^re  :^tnbur(^  für  ba§  Sanb. 
2^ie  ^öc^ften  5tnforberungen  an  ]iä)  felbft  ftettenb ,  fein  ganjeS  S)enfen  unb 
äöirfen  ben  i^ntercffen  feine§' ^ürften^aufeS  unb  be§  !C'anbe§  mibmenb,  öerlangte 
er  öonS^ebcm,  ber  imS^ienfte  be§  Staates  ftanb,  biefelbe  unermüblic^e  5^eiftung§= 
fät)igfeit,  unb  ujar  unüerbroffen  Bemül)t  bie  in  ben  S3ett)ältniffcn  be§  fleinen 
Staates  eingefüt)rte  Drbnung  aufrecht  gu  er'^alten  unb  toeiter  auS^ubilben,  alle 
3uftänbe  JU  regeln,  bie  ftänbifc^en  Öere(f)tfamc  ju  erneuern,  bie  33eitDaÜung 
äu  öertiottfommnen  unb  alleS  ©emeinnüi^ige  eifrigft  ju  förbern.  S)ie  anftren= 
genben  3lrbeiten  jogen  i^m  eine  S(i)tDäc|e  ber  ^Jlugen  3u ,  bie  ficf)  gegen  bai 
ßnbe  be§  ^a^r^unbertS  fo  fteigerte ,  ba^  er  iiä)  beranlaBt  fa'^  im  bitter  bon 
69  ;Sa"^ren  um  feine  6nt(affung  ju  Bitten,  bie  er  aud^  burd)  ein  5)eEret  bom 
31.  ^JJiärj  1800  in  ben  gnäbigften  ?lu§brü(fen  unb  unter  ben  et)renDoII[ten  5öe= 
bingungen  ert)iett.  Salb  barauf  gän^tic^  erbtinbet,  :^atte  er  ba§  ©lürf  im  ^uni 
1804  buri^  eine  Operation  be§  gefrf)icEten  SlugenarjteS  Dr.  ^öni^  ju  S)re§ben 
fein  ©efid^t  toieber  ju  erlangen.  So  mar  er  mieber  in  ben  Stanb  gefegt  feinen 
anfe:^nlicf)cn,  mit  großer  Siebe  gefammciten  33ü(i)erfc^a^,  ber  au§  mc"^r  at§ 
10,000  a^anben  meift  jur  @ef(f)i(f)tc  ge'^öriger  3Ber!e  beftanb,  in  gemeinter 
SBeife  ju  genießen.  Seit  bem  ^üt)re  1767  bert)eirat^et  mit  3fot)anna  Sophie 
bon  .«päfeler,  bertebte  er  an  ber  Seite  biefer  treuen  ©efä^rtin  ben  9Ibenb  feines 
Öebenl  t^eil§  in  SBeimar,  t^eil§  auf  feinem  ®ute  Secr§aufen,  ben  gelüaltigen 
greigniffen  ber  3eitgef($i(i)te  mit  größtem  ^ntereffe  folgenb.  '»JJlit  frohem  SSemu^tfein 
auf  fein  langjähriges  SBirfen  ^urüdfe^enb  unb  in  frommer  cfiriftliifier  ©efinnung  gefaxt 
unb  f)offnung§bott  bem  testen  feiner  Xage  entgegenfef)enb,  ftarb  er  am  13.  ^an. 
1814  JU  SBeimar  ben  fanften  3:ob  be§  SlÜerS  unb  marb  bafelbft  auf  bem  ^ird^= 
^ofe  3U  St.  ^afob  beigefe^t.  fSßergl.  3tnna  5Imatia,  6art  3tuguft  unb  ber  ^Utinifter 
bon  fyritf($.  3}on  6art  grei'^errn  bon  SSeauIieu=^arconnal}.  äöeimar  1874.) 
Ö'art  äBil^elm  b.  f^. ,  ^toeiter  So'^n  beS  S5orgenannten ,  inarb  geboren 
3u  3Beimar  am  16.  ^uui  1769,  maä)k  feine  Stubien  auf  ben  Uniber= 
fitäten  i^ena  unb  Seipjig  unb  toarb  im  ©ctober  1789  al§  3lffeffor  bei  ber 
ßanbeSregierung  ju  Söeimar  angeftellt,  too  er  fic^  balb  fo  betoö'^rte,  ha^  er 
bereits  im  ^Jlärj  1791  bcr  (Seneralbirection  beS  ^^oüseitDcfenS  jugef^citt  bDurbe 
unb  eine  Stelle  in  ber  ^Umofcnbeputation  äugcmiefcn  et'^ielt.  S)ie  perföntici)e 
Slufmerffamfeit  beS  .^er]ogS  ßart  3tuguft  30g  er  balb  '^ernai^  auf  fic^  burc^  bie 
Bearbeitung  bon  ;SnnungS=SSerorbnungen,  bie  biSt)cr  unter  bem  ftrengften  S"^^]^^ 
3tt3ang  geftanben  Ijatten,  nun  aber  naä)  ben  ©runbfä^en  einer  tüolilberftanbenen 
©eroerbefrei^eit  neu  inS  Seben  traten.  Seine  Ernennung  jum  ^iegierungSraf^ 
folgte  barauf  im  ^.  1793.  2lngcregt  bur($  ben  Um.gang  mit  ben  großen  "^J^ännern, 
mel^e  ju  jener  ^^it  in  SSeimar  lebten,  fonnten  befonberS  jroei  (Elemente  ber 
bamaligen  @efettf(i)aft  nic^t  o'^ne  ßintoirfung  auf  i^n  bleiben  :  bie  franjöfifdien 
ß-migranten,  bereu  5Jte^r3al)l  eine  feine  gefeüige  35itbung  in  baS  (5i\i  mitbrachte,  — 
unö  baS   (Srjie^ungSinflitut  für  (än^lönber,    ^yransofen  unb  c)d§b3ei3er,   tbetd)eS 

Mgem.  beutjc^e  SBiogropIjie.   VIII.  8 


114  5titfct). 

öon  1797 — 1806  bon  bent  trül^ern  ^räfibenten  ber  ^latiDnalöetfoniinlutig  in 
$an§,  5Jloumer,  in  bem  ©d)Ioffe  23elöebere  Bei  Söeimar  eniditet  worben  toar. 
^Dtit  bem  8ot)ne  biefe§  Qeiftreidjen  unb  d^arafteiboEcn  5)lanne§ ,  ber  \pätn  ein 
bevtrauter  ßabinetSjecretär  9iapoteon§  I. ,  ^ule^t  ein  ÖebcntenbcS  ^Jtitglieb  ber 
iran^öjifdien  ^^airgfammcr  föurbe,  geftaltete  fic£)  ein  treunbj(i)ajtüd)e§  3}er^ältni|, 
ba§  burc^  briefli(i)en  2}er!e!)r  16i§  jum  2;obe  bei  Sedieren  iortgefü'^rt  ttjarb.  S)ie§ 
mag  ba^u  Beigetragen  I)aben,  bafe  er  im  3f-  1802  jum  ßommiffar  iüx  bie  Unter= 
fud)ung  unb  ©(^tid)tung  ber  bei  biefem  ^nftitut  etwa  üorfommenben  fleinen 
S5ergel)en  unb  ©treitigfeiten  ernannt  toarb.  @ine  trefftic£)e  Silbung§f(i)ute  toarb 
befonberS  für  ben  jungen  ''Ulann  ber  2öitttt)en[i^  ber  ^erjogin  2Inna  5lmalia  in 
2;iefiurt  unb  ber  geiftrctdje  ßirfel ,  ber  bie  ^^'ürftin  bort  umgab.  @§  trug  biefe 
3tnregung  Befonber§  baju  bei,  fein  :poetijct)e§  ^latent  immer  mel^r  auS^ubilben, 
beffen  bamalige  i'eiftungcn  ireiüd)  nur  in  me!^reren  literarifd)en  33lattern  gerftreut 
öortianben  finb  unb  beffen  reifere  Sr^eugniffe  fid)  aU  ^Dtanufcripte  mefjrerer 
2;rauerfpiele  im  f5aniilien=2lrd)it)  öorfinben.  3lud)  begrünbete  bie  Stufnatime  in 
ben  Sief furter  ^rei§  fein  fpätere§  ^^amiliengtücE,  ba  er  fid)  im  ^.  1803  mit  ber 
Öofbame  ber  i^er^ogin  Slnna  3lmalia,  f^räulein  Jpcnriette  äöolffsfeel  öon  9teid)en= 
berg ,  DermäljUe.  S)ie  ununterbrod)en  fortbauernben  ^rieg§ial)re  nat)men  feine 
ganje  2'£)ätig!eit  in  ^Infpruc^ ,  ba  i'^m  öorjugSweife  bie  5}iilitär=3tngelegenf)eiten 
übertragen  waren;  feljr  üerbient  mai^te  er  fid)  toätjrenb  ber  @d)reden§3eit ,  bie 
nad)  ber  ©d)Iad)t  Don  ^ena  im  ^.  1806  über  Söeimar  l^ereinbrad).  %vidi) 
fpäter  gelang  eS  i{)m  burd^  fluge  ä^er'^anblungen  mit  ben  rcquirirenben  fran= 
,^öfifd)en  23et)örben  bereu  5(nforbcrungen  mögti^ft  3u  bef(^ränfen.  ^n  'lnerfen= 
nung  feiner  öeiftungen  toarb  er  im  ^.  1807  jum  ^4>i-'äfi^enten  be§  neu  organi= 
firten  öanbe§poIi(^ei  =  6oEegium§  ernannt,  unb  trot^  feiner  öielfa(^en  @cfd)äfte 
öeröffentüdjte  er  bama(§  eine  ©d)rift:  „Erinnerungen  be§  @nfet§  an  ^etra(^= 
tungen  be§  @ro^t)atcr§"  (2öeimar  1810),  meld)e  mand)e  trefftid)e  ®ebanfen  über 
©taat§organifation  entt^alten.  9}om  1.  i^anuar  1811  an  tourbe  er  ^u  ben 
©i^ungen  be§  @et)eimen  6onfeit§  gejogen  unb  im  Slpril  1815  jum  3öirf(id)en 
65e|eimen  9tat^  ernannt,  al§  toeld)cr  er  bie  Uebernaf)me  unb  Uebergabc  ber= 
jenigen  i'anbe§tf)eite  unb  Drtfd)aftcn,  tüeld)e  in  ^^olge  be§  ^ßai^ifer  3^rieben§  unb 
ber  <5taat§t)erträge  mit  ber  .^rone  ^reu^en  gegenfeitig  abgetreten  n^urben,  au§= 
5ufüt)ren  Ijatte:  ^Jlad)  ber  @rrid)tung  be§  <Staat§minifterium§  toarb  er  jum 
©taatgminifter  am  12.  Secembcr  1815  ernannt.  3II§  foId)em  toaren  i^m  an= 
fang§  bie  3ufti3%  £et)n§=  unb  i'pol^citäfad^en ,  bie  ßanbe§t)erroaltung§=,  ^^oli3ei=, 
ianbfd)af tlid)en  unb  ©teuer  =  ©efi^äfte  nebft  ben  ^Jlilitär  =  ^ngelegen!)eiten  an= 
bertraut,  bod)  bertaufi^te  er  bie  legieren  fpäter  mit  ben  Äird)en=  unb  ©d)ulfa(^eu, 
unb  er't)ielt  nad)  bem  5lbleben  be§  ©taat§miuifter§  bon  3}oigt  aud)  nod)  bas 
3)ebartcment  be§  groPer^oglidjen  .'paufeS  unb  ber  augmärtigcn  3lngelegen^eiten. 
@(eid)5eitig  toarb  i^m  bie  äöürbe  eine§  i?onjler§  be§  ipauSorbenS  ber  äßai^fam= 
feit  ober  bom  meinen  J^alten  ju  2;^ei[,  nad)bem  er  bereits  unter  bem  30.  Januar 
1816  ha^  ©roBfreuj  er'^atten  f)atte.  ^m  unmittelbaren  9tuftrag  bei  ®ro^= 
l^er^ogg  (£art  9luguft  nat^m  er  1819  2:!^eil  an  ben  531inifter  =  Konferenzen  in 
^arllbab ,  fotoie  an  ben  l^ierauf  folgenben  ßonferenjen  in  Söieu  im  ^.  1820, 
too  er  neben  ben  fpecieHen  23ert) anbiungen  mit  großem  ßifer  fid)  angelegen  fein 
lie^  einen  .panbelebertrag  mit  23aben  unb  5taffau  ju  ©taube  ju  bringen ,  ber 
freilid)  ebenfotoenig  unmittelbaren  5iu^en  getoä^rte  mie  ber  im  ^.  1828  eifrig 
geförberte  mittelbeutfc^e  A^anbellbcrein.  3^ad)  bem  Stöbe  bei  ©ro^'^er^ogl  ßarl 
5luguft  warb  il^m  bon  beffen  ^J{ad)folger  baffetbe  35ertrauen  ju  2;f)eil  unb  all 
im  3Sinter  1833/34  toieberum  eine  9Jtinifter=6onferen3  ju  SBien  fjattfanb,  ^atte 
er  bort  bal  ganje  ©ad)fen  =  @rneftinifd)e  .^^aul  3U  bertreten.  ^m  ©enuffe  att= 
gemeiner  2ld)tung  unb  2lnerfennung  führte  ex  bie  @ef($äfte  bil  3um  .!perbft  1843 


Stitfd^.  115 

|ort,  toar  bann  aber  burcfi  junel^menbe  ©d^iüä(^e  feiner  5(ugen  ge^tüungen  iid) 
3utücfju,^iet)en.  ^n  bet  fo  getüonnenen  ^^tu^e  jidE)  mit  neuer  2Bärnic  bem  i^m 
öerliel^enen  poetij(^en  Talente  f)ingebenb,  üertebte  er  bte  legten  ^aijxe  abtDed)jelnb 
in  äßeimar  unb  auf  ben  ©ütern  ©obbula  unb  (Scerf)aufen  unb  ftarb  am 
16.  Cctober  1850  p  SBeimar,  mo  er  in  ber  fyamiliengruft  auf  bem  neuen 
t^riebf)ofe  beigefcfet  ttiurbe. 

;^ubtt)ig,  brittcr  Soljn  beö  3[Riniftere  ^doh  ^riebrid^  ^. ,  toarb  am 
2.  2lpril  1772  in  Sßcimar  geboren  nnb  berlie^  rrüiijeitig  bae  ctterlidie 
^au§ ,  um  al§  Stanbartcnjnnfcr  in  bae  |)reu^if(^e  .Sürafficrrcgiment  bon 
^o^x  3U  2lfc^er5le6en  cinjutreten;  als  foItf)cr  mad)te  er  im  ^.  1787  ben  [Nelb= 
jug  nad^  ,!poIIanb  mit.  S^ag  9iegimcnt  erhielt  bann  ben  <^evjog  C^arl  9luguft 
öon  (2ac^fen  =  2Beimar  ^um  ßl^ef;  l-ubtoig  marb  1789  ^um  dornet  unb  1792 
3nm  Is^ieutenant  ernannt.  S3eim  ^Beginne  be§  in  biefem  ^a^re  ftattfinbenben 
g-elbjugs  in  bie  G^ampagne  tra^  if)n  ala  jüngften  Dfficier  ba§  2oo§,  nai^  Irier 
commanbirt  ju  werben,  um  für  ^tac^f^affung  üon  Sebengmitteln  ju  forgen  unb 
^^oli^ei  unter  ben  ^atjtreic^  bafelbft  bcrfammelten  Gmigranten  ju  !^alten.  2Jßa§ 
i!^m  bas  gvoBte  Ungtücf  erfi^ien,  foHte  ju  feinem  ©lücfe  roerben.  Sie  franjöfifdie 
33efa^ung  bon  Saartouie  benu^te  nänitic^  bie  öntrernung  ber  preu§ifct)en  3Irnice 
3u  l^äufigen  Streifungen  in  bie  Umgegenb ,  biefe  plünbernb  unb  branbfc^a^enb. 
Um  bem  ju  fteuern  mürbe  Subtoig  gur  Unterftü^ung  eine§  Äurtrierifcfien  6om= 
manbo'e  öon  200  ^Jlann  Infanterie  mit  einem  fleinen  6aöaIIerie  =  6ommanbo 
bon  2rier  nac^  5)lerjig  betarfjirt.  2}Dn  biefem  Orte  aus  machte  er  am  15.  Sept. 
eine  5patrouiEe  mit  einem  Unterofficier  unb  10  2Rann  unb  ftie^  unöermutf)et 
bei  einer  3Scnbung  bee  SBegs  auf  einen  feinbtid)en  3>ortrab  Pon  60  5^^ferben. 
©ie  fefjcn  unb  mit  @efd)rei  auf  fie  einfprcngen  mar  eine  —  unb  er  l^atte  bal 
&iüä  ben  i^-dnh  bil  auf  feine  ^nfot^terie  jurüd^utoeifen,  Por  beren  (Setoefirfeuer 
er  fic^  bann  jurüdjicfien  mu^te;  bod^  mar  bas  9tefuttat ,  ba^  bie  ^^-'^njofen, 
huxä)  ben  fü!)nen  Angriff  ftuliig  gemacht,  ficf)  über  bie  Saar  äurü^jogen.  Siefe 
5t^at  berfdiaffte  i^m  ben  Drben  pour  le  merite,  unb  bie  siuSjeid^nung ,  bafe 
(Soet^e  berfelbcn  in  feiner  öefdiii^te  bes  getbjuge  cf)renPoE  gebenft  (@oetf)e"5 
Söcrte,  5?b.  30,  ©.  7  u.  153).  6r  na^^m  bann  meiter  2t)eit  an  ber  Belagerung 
Pon  ^ilainj,  marb  nac^  ber  ©ct)Iad^t  Pon  ^pirmafenj  ^Ibjutant  beS  ^per^oge  (5arl 
?luguft  unb  mo^nte  a(§  foI(i)er  ber  Eroberung  ber  äöei^enburger  Sinien  unb  ber 
S(^lac^t  Pon  iltoortanben  bei.  5l(e  ber  iper5og  im^-  l"9-4  ben  S)ienft  Pertic^, 
empfing  er  Pon  bemfelben  feinen  S)egen  unb  ein  '^>ferb  jum  ©efc^en!  unb  marb 
ber  ©uite  be§  ßrbprinsen  Pon  §of)enlo^c  3ugett)ci(t.  5kd)  bem  33afeler  ^yneben 
folgte  ex  biefem  nac^  3lnfpad)  unb  marb  jum  Otittmetftcr  ernannt,  ^m^.  1796 
5um  Sragoncrregiment  Pon  2St)B  nad)  ©agan  Peiie^t ,  bcnufete  er  feine  freie 
3eit  jn  umfaffenben  Jerrainftubien,  toarb  1798  mieber  feinem  früheren  9tegimente 
3uget"öeilt  unb  lebte  bi§  jum  ^a^xt  1806  in  5lf(^er§tcben.  Beim  Beginn  bee 
^riegcg  erf)ielt  er  mieber  ben  Befehl,  in  ^alle  ^urüctäubleiben ,  um  bie  bort  be= 
finblidjen  S)ep6t§  Pon  Pier  GaPatterieregimentcrn  ju  commanbiren  —  unb  aud) 
biefe§  SRal  gereichte  bie  anfd)einenbe  ^urüdfe^ung  ju  feinem  Borf^eil:  fein  Ote= 
giment,  melt^es  \\ä)  bei  2[uerftäbt  fel^r  braP  getjalten ,  marb  in  bie  allgemeine 
gtu($t  ber  5Irmee  Permicfelt  unb  Perlor  Piele  Cfficiere;  Submig  Pereinigte  fid^ 
nebft  feinen  beuten  mit  bem  $Refte  beffelben  bei  53kgbeburg ,  —  unb  aU  bei 
^U-en^tau  ba§  .s3o!^_entof)e''f(^e  (5orp§  fapitutirte ,  Permod£)te  er  e§  nidtjt  über  fic^, 
fotd)e  8($mad)  3U  t^eiten;  mit  einer  Sd^aar  Pon  80  Dleitern  unb  ber  Stanbarte 
fd)Iug  er  fict)  glüdti;^  burdE)  bie  feinbticfien  Sinien  unb  gelangte  bi§  jum  ^önig, 
ber  i^n  fofort  jum  'iDtajor  ernannte.  (Jr  blieb  nun  bei  ber  2lrmee  in  ^reufeen 
unb  erl)iclt  bae  läftige  ©ef^äft  ber  Mftenbetead^ung.  S)ic  mannigfa(^en  Be= 
fc^merben  beffelben,  ber  tiefe  S^merj  über  bae  i]ooe  ber9lrmee  zerrütteten  feine 


116  S^tt^- 

f(i)on  gejd)tt)äd)te  ©ejunbl^eit  unb  mit  überxafcfienber  ©(^nelligfeit  Bitbete  fidC)  fein 
Uebel  jur  förmliciien  2öaffeiiud§t  au§,  ber  er  am  28.  ßctober  1808  erlag,  ^n 
©umbinnen,  wo  er  öon  ^^^reunbeätianb  ge^iftegt  loorben  toar,  ru'Cit  er  auf  bcm 
Äir(i)f)OTe.  bon  S3eaulteu  =  ^arconnat). 

^ri$:  ^.  5.  35on  ber  ßompofition  biefe§  ^IRii|ifer§  finben  ficf)  jtüei  ®e= 
länge  in  einer  1535  in  (^-ranfjurt  a.  501.  Bei  (J^riftian  @genolff  erfd)ienenen 
(Sammlung  bon  bierftimmigen  „(Saffent)ott)erIin".  S)a§  einzige  betannte  (Srcmptar 
bie|e§  SBerfeS  Befinbet  ficf)  in  ber  gtatt)§fd)utBiBIiot:^ef  au  3tt)icEau. 

f^ürftenau. 

5n$:  ;3oa(i)im  griebric^  i^.  (gri^iu§),  6at)ettmeifter  ju  @raa  in 
©teiermarf  gegen  @nbe  be§  16.  ^Jatir'^unbertS ,  ^^at  fid)  at§  (Fornponift  burd^ 
folgenbe  in  ©roj  erfi^ienene  2Ber!e  Befannt  gemacht:  „2)er  XCLV  ^falm  jür 
fünf  Stimmen,  1588.  Pia  Comonefactio  bom  jüugften  @eri(i)t  für  fünf  Stimmen", 
1588.  @erBer  ^Jleueg  3:onfünftterleji!on  II.  209)  fü'^rt  nod)  bon  i§m  an: 
„9lett)  geiftlidie  Tricinia  mit  3  Stimmen  p  fingen",  9lürnBerg  1594. 

gürftenau. 

gri^:  ^eter  }^. ,  geboren  am  3.  S)ecemBer  1772,  jum  ^U'iefter  gemfi"^t 
am  21.  ^oi  1796,  2)octor  ber  St^eologie  unb  Pfarrer  5u  §ergoIb§t)anfen  im 
Untermainfreife,  2)iöcefe  SBürjBurg,  fpiitcr  Pfarrer  ju  $püffen§t)eim,  geftorben  am 
3.  September  1854,  gab  eine  freie  35earBeitung  be§  ju  5)3ari§  1764  in  ätoei 
SBänben  anonym  erfdiienenen  2öer!e§  f)erau§ :  „Memoires  pour  servir  a  l'histoire 
des  ögaremens  de  l'esprit  Imraain  par  rapport  ä  la  religion  chretienne  ou 
dictionnaire  des  beresies,  des  eireurs  et  des  schismes"  unter  bem  Xitet 
„Äe^ertesifon",   2  SBänbe  in  4  2IBt^.,  SBür^Burg  1828.  ^.  ÄeUner. 

g-ri^:  X^eoBalb  (^o^ann)  g. ,  geBoren  am  29.  ajlai  1771  ju 
S(i)rattentl^al  in  ^Jliebcrofterreicf) ,  trat  am  21.  SeptemBer  1794  al§  ^tobije  in 
ba§  Stift  ^lofterneuburg  ein,  unb  mürbe  nac^  boüenbeten  tT)eolDgifc£)en  Stubien 
am  31.  3luguft  1800  3um  ^riefter  gemeint,  ^^ad)  abgelegtem  feierlichem  ^rofc^ 
(31.  ^ai  1801)  muvbe  i'^m  ba§  Setjramt  ber  ^Jloral  unb  5paftoratt§eoIogie  an 
ber  t'^eologifd)en  ^augle^ranftalt  im  Stifte  ^tofterneuburg  üBergeBen.  Slm  16. 
'OlobemBer  1810  an  bie  Söiener  .^oi^fi^ule  Berufen,  letjrte  er  Woralttieotogie  Big 
,jum  ^.  1848  „semper  attendens  sibi  et  doctrinae  et  seipsum  et  auditores 
salvos  facturus",  !§od§gead)tet  aU  ^riefter,  gelieBt  unb  berel^rt  al§  Seigrer  bon 
feinen  Sd)ülern.  ^m  ^.  1830  mürbe  i'^m  ba§  e^renbolle  2lmt  eine§  6enfor§ 
libr.  tbeol.  übertragen,  im  S.  1835  (per  decretum)  bie  S)octormürbe  berlicl^en. 
@r  ftarb  ju  äöien  am  24.  3lpril  1848.  Seine  Seid^c  mürbe  nad)  ^Iofter= 
neuBurg  üBerfütirt  unb  bafelBft  in  ber  StiftSgruft  jur  ewigen  tRuf)e  Beftattet. 

ßofterfi^. 

^x'l^t:  3fof)ann  griebrid^  ^. ,  geBoren  1726  ju  Su'^t,  ftubirte  feit 
1746  p  Seipäig,  tfoi-'b  2lbbocat  ju  Sc^teufingen ,  1763  Slri^ibar  ju  ßoBurg 
unb  1768  tierjogt.  fad)fen--coBurgifd)er  get)eimer  9latl^  unö  S5or[tanb  be§  l^enne= 
Bergifd)en  3ird)ib§  ju  5Jleiningeu.  3tt§  fo((^er  ftarB  er  ^u  5[)ieiningen  am  6. 
Wäx^  1793.  @r  f(^rieB  biet  mertf)boIIe§  üBer  tjennebergifi^e  @efd)id)te,  uament= 
lid):    „,g)iftorif(^e   SSeiträge   jum  "^ennebergifc^en   Sergmerfä^  unb    ^Mnjmefen" 

(1778);    „Sln^eige    ber    met)reften    I)ennebergifd)cn    Se'^nbriefe"    :c.    ic. 

(1779);  „35erfuc|  über  ben  Urfprung  ber  ©rafen  bon  C^enneBerg"  (1780);  21B= 
l^anblung  bom  @au  Sullifelb".     SBgl.  5)teufel,  ßejicon.  — 

2öatc^,  Memoria  Fritzii  im  Sd)leufinger  @t)mnaftalt)rogramm  bon  1793. 

(Serlanb. 

gri^c:  3iof)ann  Sl^eobor  i^.,  ein  Bebeutenber  fetbärätlic^er  Drganifator, 
geBoren  1740  ^u  5JlagbeBurg,  geftorBen  1793  ^u  ^alBerftabt.  6r  toar  feit 
1771    m-jt   in  ^alBerftabt,   mürbe    1776   ^ofratl),    1778   StaB§mebicu§    unb 


g^ti^lianl  —  gti^lar.  117 

1786  ©eneraünfpector  ber  preuBiftfien  fyelbtajatetfje.  2)ie  le^tere  Stettung  er= 
l^ictt  5-  in  f^ri^lgc  feiner  ot^riit  „Sas  Äönigticf)  i|}reu§ifrf)e  getbtajaret^  ,  na<i) 
feiner  '!)Jlebicinal=  unb  Dfonomifc^en  3}er!affung  ber  ^roeiten  9{rmee ,  im  .i^riege 
öon  1778  unb  1779,  unb  bejien  'DJUnget  au§  Socumenten  ertDiefeu",  1780, 
in  njetc^er  er  mit  großer  g^reimütf)igfeit  bie  fc^timmen  ßuftänbe  bee  preuBtfi^en 
fyelblaäaref^ttiejenS  im  batjrifc^en  grbfolgefriege  naci)  eigenen  (äria^rungen  bar= 
legte.  3lui  biefe  ©diriit  mar  ^riebrid§  ber  Sro^e  Oon  bem  ju  feiner  ^et)anb= 
lung  au§  ^annoüer  furj  tior  be§  ^önig§  2obe  herbeigerufenen  .öotrat^e  ^Kitter 
ö.  3ifn'nermann  auimerfiam  gema(i)t  teorben;  ber  Äönig  ließ  ben  5>erfaiier  ^u 
fic^  fommen,  um  ficE)  bie  befiaupteten  Uebelftdnbe  no($  einmal  au§einanbciie^en 
3U  (äffen  unb  ben  ioofrat^  fy.  mit  ber  Cberauific^t  über  bie  Sajaret^e  in  Ärieg«= 
feiten  ju  betrauen,  [yreiüct)  l^atte  ^.  feine  ©etegen^eit  biefeö  9lmt  praftifcf)  im 
«Kriege  ju  üerroatten,  aber  ba§  am  16.  September  1787  f)erau§gegebene  ättefte 
:preuBifcf)e  fyelbta^arettjreglement  ift  unter  3u9i''unbetegung  ber  gri^e'fciien  93or= 
f erlöge  üerfaBt  roorben.  S3gl.  S)ie  Ärieg§(f)irurgie  b.  legten  150  ^a^re  in 
^preu^en,  0.  6.  ©urtt,  1875.  i^xöiitij. 

5n^l)finö:  i^o^annesfy.  (gri^e),  53t5nc^  im  grancisfanerttofter  ju 
DJtagbeburg,  fd^IoB  fic^,  hmä)  ben  Stuguftiner  Dr.  theol.  ^o^ann  _^#tebiu6  unb 
bie  Sectürc  ber  i£(f)riften  ^^ut^er"§  für  bie  neue  Seigre  gemonnen,  fe§r  frü^  ben 
Teformatorif(^en  33e[trebungen  in  'Jütagbeburg  an.  5Da  er  fic^  meigerte,  bie  aur 
ber  Äanjet  befannten  ©runbfä^e  ju  miberrufen  unb  man  if)m  be§roegen  mit 
G^inferferung  breite,  entflo^^  er  au§  bem  Älofter  unb  toanbte  fi(i)  nad)  2öitten= 
berg ,  mo  er  einen  S^ractat  erfcfieinen  lieB ,  in  bem  er  ütat^  unb  ©emeine  ju 
^agbcburg  jur  Slnna'^me  ber  gereinigten  ^e!^re  ermahnte.  23aCb  tcf)rte  er  nad) 
gj^agbeburg  ^urüdE ,  lebte  t)ier  eine  3eit  lang  at§  '^UiDatmann ,  bi§  ibm  ( -JJlai 
1524j  beim  fiegreid)en  S)ur(^brud)  ber  reformatorifc^en  Bewegung  in  ber  Stabt 
bie  ^^jirdbicantenftelle  an  ber  ©t.  ^o'^anniefircfie,  rcenige  5Jlonate  fpäter  (28.  3nti) 
ba§  ^^^iarramt  an  ber  .^eiligengeiftfirc^e  übertragen  mürbe.  3ln  ber  S;ur(f)tü^= 
xung  ber  9?eformation  in  ber  Stabt  ^agbeburg  gebüt)rt  i^m  ein  mefentüd)er 
Slntl^eit;  bei  aller  Energie  geigte  er  au(^  bie  crforbcrlid)e  ©efonnen^eit. 

Sani  de. 

Sri^Iar:  §  erb  ort  b.  ^.,  Stifter  au§  ber  ©tabt  gri^Iar  in  öeffen.  @r 
16e3eid)net  fid)  felbft  als  einen  „getarten  fd^ulere",  unb  mar  unjmeiieltiait  geiftlidien 
©taubes,  morauf  aud^  feine  ciaffifd)e  33ilbung  (er  fennt  £)oib'§  Sichtungen)  ]^in= 
tDeift.  ^m  erften  Sa'^rjel^nt  be§  13.  Saf)r^unbert§  (nac^  20.  (Srimm,  lieber 
greiban!,  1850,  ©.  -16,  noc^  im  12.  ^a^rl^unbert)  unternal^m  er,  toot  no(^  al§ 
junger  9]lann,  eine  poetifd^e  ^Bearbeitung  bes  XrojanerfriegS.  S)te  5tnregung 
baju  erhielt  er  burd§  ben  Sanbgrafen  ^ermann  Pon  2:f)üringen,  ben  eifrigen 
görberer  ber  beutfd)en  Ißoefie;  biefer  l^otte  bie  fran3öfifd)e  Cuetle,  ber  öerbort 
folgte,  burc^  einen  @rafen  Pon  !^einingen  crl)alten.  öerbortS  „liet  Pon  iroic" 
ift  bie  ättefte  beutfd)e  SBearbeitung  ber  Xrojanerfage,  menigftene  bie  ältefte  un»  er= 
lialtene,  benn  e§  gab  foId)er  fd)on  Por  il§m  lOgt.  ben  Gingang  Pon  <6einric|§ 
P.  3Setbefe  (Sneibe  unb  ^erbort  3).  60.  71.  81).  ^erbort  na"^m  \idi  öeinric^ 
P.  Sßelbefe  3um  ?Dtufter,  ju  beffen  (äneibe  feine  S)id§tung  eine  3trt  Einleitung 
ober  ßrgänjung  bilben  fottte;  aber  auä^  2amprec^t§  3l(eranber  ift  nid)t  of)ne 
ßinftuB  auf  if)n  getoefen  unb  in  ben  ©c^(ac^tf(^ilberungen  erinnert  er  me'^r  an 
biefen  al§  an  jenen.  2)ie  ^orm  feine§  ©ebid^tS  ift  bie  ber  geroö'^ntidien  Oieim= 
paare  ju  Pier  <^ebungen ,  boc^  ^at  er  in  einem  3lbfd)nitte  elf  53^1  t)inter  ein= 
anber  Pierfad)en  'Keim  angemenbet.  S)ie  ©prad)e  ^erbortö  ift  nic^t  rein  ober= 
beutfi^,  fonbern  trägt,  ber  ^eimatf)  be»  S)ic^terö  entfpred)enb,  entfd)ieben  mittel^ 
beutfd^en  Gliarafter.  ©einer  franjöftfd)en  Cueüe,  meiere  mir  in  bem  Roman  de 
Troie  be§  notmännifc^en  SrouPere's  ^genoit  be  ©ainte  ''Jfloxt  (j^erau§gegeben  Pon 


118  O^rt^Ior. 

^o(t),  ^atig  1870)  öefi^en,  f(f)tie§t  ftc^  .spei'bovt  genau  an.  %n^  ben  geo» 
grap^tfd)en  Sycui-g,  njeldfien  33enoit  au§  bcr  ^o§mogmp|ie  beg  v'ponottuS  ein= 
geflod^ten,  l^at  er  fieibe^alten,  tüietoot  er  Hin  jef)r  tangtoeilig  finbet.  Snt  cin= 
jetnen  erlaubt  er  fid^  mant^e  ^ürjungen,  namentli(f)  in  ben  langen  kleben  unb 
ben  (S(^la(i)tbef(^reibungen ,  unb  nur  ein  ''Mal  (35.  5479 — 5871)  l)at  er  eine 
fotd)e  ^am^ffcene,  ber  ni(i)t§  im  ^raujöfifdien  Ctiginat  entft}ric£)t.  %xo^  bc& 
"^öfifdien  SöorbilbeS  eines  ^einrit^  b.  SSelbete  ift  bo(f)  Aperbort  öiet  berber  unb 
weniger  t)öfifc^ ;  er  berräf^  eine  getoifje  Steigung  jum  (S5rä^licf)en  unb  töttt  nic^t 
leiten  ganj  au§  bem  t)öfi|(^en  2one  t)erau§,  ber  ju  feiner  ßeit  in  ber  5Poefic 
bur(^  .^artmann  öon  9lue  fc^on  begrünbet  tüar.  S)ie  fd)öne  ©cene  be§  3lbf(i)iebe§ 
t)on  ^edox  unb  3lnbromac^e  "tiat  bei  ^erbort  ein  unf(i)Dne§  51a(i)fpiet,  inbem  fic^ 
2Inbromarf)e  bann  in  äorn  unb  SSer^toeiflung  an  5Priamu§  toenbet  unb  il^n  mit 
einer  5(ut^  gemeiner  ©d)mäf)ungen  unb  ©d)impilDörter  über^uft,  bie  auf  'iH.td}- 
mtng  be§  beutf(f)en  S3carbeiter§  fommen.  dagegen  finb  anbere  3üöe  bei  ^erbort 
f(i)ön  unb  gemüt'^boH ,  fo  bie  SBorte ,  bie  er  ben  3l(^iE  bem  gefallenen  .f)ector 
na(f)rufen  lä^t.  ©ein  e'^rlid^eS  unb  rebtid)e§  beutf(^e§  @emütf)  tritt  un§  ent= 
gegen,  toenn  er  gteid)  im  ©ingang  feine§  (Sebi(^te§  fid)  gegen  feine  Quelle  au§= 
fprid^t,  bie  bem  treulofen  ^^elia§  f)o'^e§  ßob  ert!)eile;  er  tonne  einem  untreuen 
5Jtanne,  aud^  wenn  berfelbe  alle  2;ugenben  befä^e,  fein  2ob  fpenben.  9Iud)  fonft 
mad)t  fid)  bcutfc^e  ^^Infdjauung  bielfad)  geltenb ,  in  53e3ie!)ungen  auf  beutfd)c 
^t)tt)ologie,  beutfc^e  Sitten,  (Bebriiuc^e  unb  9ted)t§gett)o'^nt)eiten.  SBenn  er  aud> 
bei  -^-ranäöfifi^en  ^iemlid^  mäd^tig  ift,  fo  laufen  bocC)  manche  ^Jli^berftönbniffe 
be§  Driginalg  mit  unter,  ©o  mac^t  er  au§  bem  maistre  donjon,  bem  -^au^jt^ 
tl)urme  ber  S3urg,  einen  ^eifter,  Üiamen§  Sonjon,  unb  af)nlid)e§,  tüa§  übrigen! 
ben  meiften  mittel^oc^beutfd)en  SDic^tern  jener  3fit  einmal  paffirt  ift.  —  .^erbort 
ift  fein  l)ertiorragenbe§  bid)terifd)e§  latent;  er  gefte'^t  fein  Unbermögen  felbft 
ein,  einen  fo  getualtigen  ©toff  ju  öerarbeitcn,  unb  bejeid)net  ben  ©toff  al§  einen 
müt)fam  ju  erfteigenben  58erg.  ^m  23ergleid)c  mit  benen,  bie  bor  if)m  biefen 
©toff  in  beutfc^em  ®ebid)te  bef)anbelt  (mit  ,s'-)inblid  auf  ^einridi  b.  3Selbefe), 
nennt  er  fid)  ba§  bierte  Üah  (mir  loürben  fagen:  ba§  fünfte  giab  am  SBagen) 
unb  tröftet  fid)  bamit ,  ba§ ,  tuenn  er  nichts  nü^e,  er  bod^  audf)  nid)t§  fd^abe. 
„^d)  bearbeite  bodt)  bie  ©tra^e,  bie  fie  getaffen  laben,  unb  übe  meinen  ©inn 
baran,  ber  f)art  unb  träge  ift,  ba§  xdt)  if)n  biegfam  mad)e."  5lef)nlid^  äußert 
er  fidf)  am  ©d^tuffe:  man  bürfe  e§  nic^t  t)oä}  anf(^lagen,  ba^  er  etloal  bid^ten 
fönne;  bennoc^  l^abe  er  fi(^  S)idt)tenl  angenommen  mit  anberen  ®idt)tern,  beren 
©d)aar  er  mef)ren  tooHe ,  anbern  diu^m  bege'^rc  er  nid)t.  —  35ieIIei($t  ift  ^. 
au(^  ber  3}erfaffer  eine§  berloren  gegangenen  5)rama§  bom  l^eitigen  Dtto;  at§ 
S)id)ter  beffelben  tüirb  ein  ©d^otafticul  |)evbort  genannt. 

|)erau§gegeben  nac^  ber  eiUf^igen  boUftänbigen  §anbfdf)rift  in  i^eibelberg 
(ju  ber  neuerbingl  nod^  ein  gi-'^S^'^iit  gefommen:  3pitf<^^*itt  f-  beutfcf)e& 
9ntert^um,  21,  203  ff.)  bon  @.  ^.  g?rommann,  Quebünburg  u.  ßeipjig  1837; 
bgt.  baju  gi-'ommann  im  2.  Sanbe  bon  ^^feiffer'§  Germania. 

Ä.  SSartfd^. 
(^ri^lor:  ,s^") ermann  b.  ^.  ,  mot  naä)  feiner  ^eimat^  i5'ii^tar  in  Reffen 
genannt,  mirb,  obglcid^  Wal^rfd^einüdE)  nid)t  ©eiftüd^er,  fonbern  gelef)rter  ßaie, 
bem  Greife  ber  beutfdien  ^IRtiftifer  beigejäf)U  bur^  fein  „S3ud£)  bon  ber  .^eiligen 
Qelm",  tDeld£)e§,  im  S)ialecte  be§  mittleren  S)cutfdf)tanb  unb  in  einem  geraubten 
unb  lebliaften  ^^rofaftile  abgefaßt,  nur  in  einer  einzigen  bon  1343—1349  ge= 
fdf)riebenen  cS^anbfd^rift  borliegt.  S)a§  33u(^ ,  nad)  be§  9}erfaffer§  ober  genauer 
be§  5öcranftaltcr§  Sefenntniffe,  au§  bieten  anbern  S5üd)ern,  au§  ^rebigten  unb 
t:^eologifd^en  Söerfen  ^ufammengelefen,  enthält  nad)  ber  Drbnung  ber  firi^lid^en 
(Sebä^tni^tage   burd§    ba^  ^af)x   au^er   Iegenbarifd£)en    @r3äf)lungen    audfi    mit 


mm^-  119 

biefcn  öexfnüpftc  obev  untct  fte  eingeftveute  ^^tebigten  unb  Sctradfitungen ,  bie, 
tüie  bie  ßegenbcn  für  bie  pi-ofaifcf)e  @r5ä!)IunQ§Iittei-Qtur,  fo  für  bie  ®ejä)i(i)tc  ber 
beutfrf)en  5JiQfttf  Don  ^Belang  finb.  ©in  irü^ei-eS,  öon  ^.  ö.  5-  ertt)äf)nte§  Sud^ 
„®ie  S3tume  ber  ©cfiauung"  ift  nicf)t  aui  mVi  gefommen.  25on  .^ermann'S  ö.  g. 
Cefcen  toiffen  tuiv  nicf)t§,  bocC)  fc^üc^en  tüir  a\i^  ja^treirfien  Stellen  ^eine§  23u(^§, 
ba^  er  weit  t)ci-umgefommen  fei ,  au^er  berfc^iebenen  2;|ei(en  5:eutf(^Ianb§  au(^ 
^ranfreicf) ,  «Spanien ,  ^4^sortugal  unb  Italien  geje^en  1)abi,  oBittol  oui^  manciie 
jener  Stellen  fc^on  in  ber  23orlage  geftanben  t)a6en  toerben.  bleuere  noä)  nidit 
abgcf(i)Ioffene  fyorfc^ungen  toeijen  noct)  anbere  unb  für  ben  16etrad)tenben  2:^ei[ 
be§  ,g)ciügenleben§  öiet  Qu§gebe{)ntere  Ueberliejerungen  nac^  unb  gelangen  ju 
bem  ßrgebniffe,  ha'h  um  ba§  ^.  1340  eine  gro^e,  ba§  ganje  Äitcf)enia'^r  um= 
iafjenbe,  auj  ben  SBerfen  ber  5Rl)i'tifer  fu^enbe  unb  einen  ireifinnigen  anti= 
^ierard^ijc^en  @ei[t  atl)menbe  Sommlung  öon  ßrflärungen  ber  (Süangelien  unb 
4pi[teln  öeranftaltet  werben  jei,  öon  ber  |)crmann'§  „^eiligenteöen"  nur  eine 
31u§roa^l  Biete. 

|)ermann  öon  ^ritSlar,  9licolau§  öon  Strasburg,  S)aöib  öon  51ug§burg. 
3um  erften  ^al  t)erau§gegel6en  öon  grauä  Pfeiffer,  i^eipjig  1845.  ;2;euttc£)e 
5}tt)ftifer  be§  öierje'f)nten  i^aljrl^unbertg.  ©rfter  23anb.)  —  ^Beiträge  jur  Sit= 
tcratur  ber  beutfd)cn  5Jtt)ftifer  öon  Sofep^  ipaupt.  I.  ?ieue  .g)anbfcf)riften 
jum  Hermann  öon  gri^lar  in  ben  Si^ung§beii{i)tcn  ber  pf)ilof.=^i[t.  ßlaffe 
ber  faiferl.  5lfabemie  ber  aßiffenjd).,  76."  SBanb ,  ^a^rg.  1874,  3Bien  1874, 
S.  51  ff.  $Bec^[tein. 

5'ri^fd)e:  Slbolf  2;l)eobor  .g)ermann  ^.,  ^'^ilolog,  geboren  am  3.  i^uni 
1818  in  ©roi^jd)  (^.  Sai^fen),  t  am  9.  gebruar  1878  in  Ceipaig.  gr  flammte 
au§  einer  gamilie,  bereu  ©lieber  über  ein  ^al)rt)unbert  fd)on  ^rcbigerftetten  Befleibct 
Ratten  unb  bereu  ©liebet  burc^  ben  Dl)eim,  beffen  Sö'^ne  unb  6n!el  in  2t)eologie 
unb  ^:§itologie  ttiffenfc^aftlid)  berül^mt  finb.  Sein  9}ater  ^o^ann  S)oroti)eo§  %. 
(t  1863,  mar  ^Pfarrer  in  bem  anmut^ig  gelegenen,  an  gef($i(^tlid)en  ®rinne= 
rungen  reiften  ©erteilen  ©roi^fd) ;  feine  ^Jlutter  2)orotl)ea  61)arita§,  eine  StocEiter 
be§  öerbienten  Seipjiger  33ürgermeifter§  <g)ermann,  ber  au§  @oet^e^§  S)ic^tung 
unb  Sßal)r'^eit  in  ben  meiteften  Greifen  befannt  ift.  S)ie  Altern"  mußten  bem 
faxten  unb  fd)ttiä(i)lid)en  ^inbe  grofee  Sorgfalt  jumenben,  um  e§  ju  erhalten. 
2)en  Unterrii^t  ert^eilte  ber  SBater  felbft,  bi§  er  i§n  Cftern  1830  ber  ^icotai= 
fd)ute  in  Seipjig  übergab,  in  bereu  Quinta  jv.  aufgenommen  mürbe.  Unter  ben 
bamaligen  ße^rern  ^aben  i5un!^änet  unb  grotfc^er  ben  meiften  ©influ^  auf  i|n 
geübt  unb  bem  Süector  5^obbe  öerbanft  er  bie  frü^e  §inmeifung  auf  bie  2)i(i)= 
tungen  X^eofrit'g  unb  bie  Suft  an  lateinifd^er  SSerfification.  Süditig  gefd)ult 
bejog  er  Dftern  1836  bie  Uniöerfitöt  Seip^ig,  um  ^'^ilofop'^ie  unb  ^:]5^ilologie 
ju  ftubiren.  '^ei  ÄIo^  unb  SBeftermann  i)at  er  pl)ilologifd)e ,  bei  SBad^emut^ 
^iftorifi^e  SSorlefungen  gel)ört,  befonber§  aber  l)at  65.  ^ermann  il)n  gerörbert 
nid)t  allein  burd)  feine  3}orlefungen,  fonbern  me^r  nod)  burc^  bie  Hebungen  im 
p^ilologifdien  Seminar  unb  in  ber  griec|if(^en  ©efettf^aft.  ,§ier  fc^lo^  er  ein 
iunigeg  Sreunbfd)aft§bünbni^  mit  S^fQ^^^'-  ^^^  einzigen  Sßürtemberger  unter 
§ermann'§  Sd)ülern ,  mit  3lmei§  unb  .^reuSler,  bie  alle  in  il)ren  miffenfc^aft= 
lid^en  Slrbeiten  faft  gleid)e  Söege  öerfolgten,  mit  Stepl)ani  (bem  3lrc^_äologen) 
u.  a.  3ll§  Stubent  fd)on  ^at  er  me'^rere  lateinifd)e  Oben  bruden  laffen,  bie 
öon  einer  je^t  feltenen  ^ertigfeit  unb  ®cmanbtl)eit  jcugen.  Später  roenbete  er 
fid)  nad^  ©ie^en  unb  l)abilitirte  fid)  an  ber  Cubtoigäuniöerfität  am  21,  Februar 
1844  burc^  9}ert{)eibigung  ber  5lb^anblung  .,De  poetis  Graecoriim  bucolicis". 
^m  ^.  1849  erl)ielt  er  eine  au^erorbentlic^e  ^:profeffur,  bie  er  am  12.  ^ai  mit 
ber  „Oratio  de  philologia  humanitatis  fundameuto"  ontrat.  Sic  ift  in  bem 
3lrd§iü  f.  5pf)il.  u.  ^päbag.  feneg  Sa^re§  gebrudt  toorben  unb  gibt  in  fel^r  ejcen= 


120  i^rx^\ä)t. 

trifd^en  f^-ormen  ben  2Bertt)  ber  .§iIf§n)if|enj(^aTten ,  ©rammatif ,  ^evmeneutif , 
Äritif ,  um  bann  bie  23ebcutung  für  eigentlich  l^umane  33ilbung  ju  enttüidEeln, 
bie  neben  ber  d)rifttic^en  il^re  ©eltung  be^tte.  1850  tarn  er  aU  au^erovbent= 
Iic£)er  ^rofeffor  na(^  öei)3jig;  ^u  einem  Drbinariatc  ift  er  nici)t  gelangt,  '^at 
aber  ben  ,"pofratt)§titel  er^tten.  5ln  SluS^eitfinungen  finb  i^m  öon  ^preu^en  ber 
Äronenorben  4.  i?(af|e  unb  öon  ©ti)tt)eben  ber  ^orbfternorben  öerüe^en.  (5r  la§ 
über  alte  ©c^riftftcller ,  über  ^etrü,  ©rammatif,  tourbe  aber  in  ber  9tegel= 
mä^ig!eit  ber  SDorlefungen  burcE)  ^ränflic^fcit  öielfac^  geftört.  2)ie  tau[i^er 
^^rebigergefeEfd)ait  öeranftaltete  unter  feiner  Seitung  Hebungen  in  ber  ßregefe 
be§  neuen  Xeftamentö.  'Raä)  .i^ermann'§  ^}Jlufter  ^atte  er  eine  societas  graeca 
gebilbet,  beren  Hebungen  er  in  feiner  2Bo^nung  abt)ieU  unb  tpol  am  ©d)tuffe 
be§  ^albjat)re§  mit  einem  (5t)m|)ofion  fdt)to^ ,  bei  bem  ben  mit  .^ränjen  ge= 
fctimücftcn  socii  römifdier  SBein  öorgefe^t  murbc.  ^ier  tourbe  ©op^ofteS,  2^^eo= 
frit  unb  2lriftoteIe§  interjjretirt,  aber  auc^  bie  lateinifc^en  ©rf)riftfteller  finb  be= 
adtitet,  niit  S}orliebe  bie  Jsiieber  be§  .'^ora^.  S)uri^  bie  ^^flege  be§  l'ateinft)rfct)en§ 
übte  er  einen  guten  ©inftu^.  Surd)  bie  p'^itologifdien  Hebungen  crt)ielten  bie= 
jenigen  eine  jtDecfmäBige  93orbereitung ,  meldte  ni(f)t  fofort  ^^lufna^mc  in  bem 
(Seminare  finben  tonnten.  S)ie  5lbt)anblungen  üon  jmei  '>)Jtitgtiebecn  mibmete 
er  1863  al§  „Acta  societatis  graecae"  ber  ^^tjilotogenöerfammtung  in  ^Jlei^cn. 
5Jlit  regem  Sfntereffe  berietl^  er  junge  ©tubirenbe  über  bie  ©inrid^tung  i^ier 
©tubien,  :plauberte  gern  mit  it)nen  unb  f(^entte  i^nen  liebeboHe  jt)eilna^me. 
Sn  feinen  legten  Seben§jat)ren  übertrug  i^m  bie  Uniöerfität  bie  Üiebaction  ber 
l^albjä'^rücE)  erfd)einenben  S^er^eic^niffe  ber  3}orlefuugen.  —  ©eine  fc^riftftetterifd^e 
Sflätigteit  befcbränftc  fict)  auf  einen  frü^  fd^on  gezogenen  Ärei§ ,  auf  bucoIifdt)e 
S)id)ter  ber  (Sried)en,  ^4>inbar,  3;ragiEer  unb  au^erbem  i^ora,^  ®ie  33efc£)äftigung 
mit  ber  (Sefd)ic^te  ber  griec^ifdt)en  5|3^iIofopt)ie  l)atte  it)n  in  Sieben  auf  31ri[to= 
tete§  geführt;  ba§  ad^te  unb  neunte  '^nä)  ber  5iicomadt)ifc^en  6tt)if  erfdt)ien 
1847,  bie  6ubemifd)e  folgte  1851,  nad^bem  1849  bie  „Epistola  critica  de  locis 
quibusdam  ethicorum  Eudemiorum"  borau§gegangen  mar.  "Jtieofrit'g  ^btiHen 
gab  er  mit  beutfdt)er  (Jrftärung  ^uerft  1857  unb  in  ^meitcr  5XufIage  1869  t)erau§; 
bie  beigefügte  fa^üdtie  Ueberfi^t  be§  2)ori§mu§  foUte  bie  ©d)uUectüre  biefe§ 
5DidC)ter§  erleid)tcrn.  1865 — 68  folgte  bie  gro^e  9tu§gabe  „commentario  critico 
et  exegetico  instructa",  in  meldl)er  bie  boltftänbige  ©ammlung  bc§  fritifc^en 
■»BUterialä  unb  ein  rcidi^ltiger  Kommentar  für  ©eletirte  beabfid^tigt  ift.  S)ie 
titterarl^iftorifd^en  unb  bialectifc^en  Unterfud^ungen  finb  ntc£)t  erfd)ienen  unb  ba= 
mit  ba§  äöer!  unöoEenbet  geblieben,  ^ur  ©rgän^ung  mögen  bienen  ha^  ©(^rift= 
c£)en  „Jfieofrit  unb  9}irgir'  (1860),  ber  in  .^eibelberg  gel)altene  3}ortrag  „%^to= 
frit  al§  Sbt)llenbid)ter"  (1865)  unb  bie  „Epistula  critica  de  Theocriti  carmine 
aeolico'',  mclc£)e§  ©tubemunb  in  3[Railanb  gefunben  !^atte,  1866  in  bem  3ftl)ein. 
9Jluf. ,  23b.  21  ©.  247;  au^erbem  bie  jn  ®elegenl^eit§fd)riften  öeröffentlid)ten 
lateinifdt)en  Ueberfetjungen  öon  „Thyrsis"  (1856)  unb  „Pharmaceutriae"  (1862), 
aud^  „Bionis  et  Moschi  idyUia  quinque"  (1860).  @ine  grud^t  feiner  5pinbari= 
fd^en  ©tubien  finb  nur  bie  beutfd)e  Ueberfe^ung  ber  ^meiten  olljmpifdlien  ©iege§= 
l^t)mne  (1861)  unb  ber  äJortrag  auf  ber  Ütoftorfer  ^^ilotogentierfammlung  „®er 
art]Q  cr/ad-og  bei  ^t^inbar".  S)urdt)  .g)einborf'§  9lu§gabe  ber  .^ora^ifdljen  ©a= 
tiren  fd£)on  auf  ber  ©d^ule  angeregt  liatte  er  fid^  lange  mit  einer  neuen  SSear= 
beitung  biefer  S)id)tungen  befi^äftigt;  fie  erf(^ien  1875  u.  76  unter  bem  2itel 
„S)e§  .Iporaä  ©ermonen"  in  ^mei  Sänbdt)en  unb  bietet  eine  ungemein  reiches, 
aber  nidE)t  fo  gefd^madöoE  mie  bei  feinem  dufter  öerarbeiteteg  ^laterial.  ^n 
ber  J^ritif  ift  er  conferöatib  unb  nimmt  ^olber  jum  SJorbitb,  bei  ben  (5r= 
flärungen  bentt  er  weniger  an  ©i^ülcr  al§  an  gcreiftere  Sefer  unb  ^^i-'^ui^^e  i'e§ 
S)id§ter§.     S)ai  ©c^riftdtien  „^oraj   unb    fein   @influ§    auf  bie  beutfd^e  St)ri!" 


gti^icfie.  121 

(1861)  (^arafterifttt  feine  (Sigent^ümUdifeit  bei  ber  ßvflärung  ber  3üten ,  bie 
burc^  feine  genaue  Ji?enntni^  moberncr,  namentlich  bcutfcf)er  Siebter  OeranlaBt 
toutbe,  ba§  ^evanjiefien  üon  5)]araüe[ftellen  auö  biefen,  roas  in  fotc^em  Um= 
fange  fetner  fo  leicht  i^nt  nadjmad^en  raitb.  S)ic  (ateinifc^e  2)id§tung  übte  er 
mit  großem  ^Sefc^itf  in  ben  ijerfi^iebenften  Wirten  aU  Oben,  Gflogen,  in  ßatullt= 
fc^en  unb  ^orajif(i)cn  formen;  er  üeß  ni(f)t  leicht  eine  ieftli(f)c  6e(egen§cit 
torüberge'^en ,  o^ne  fie  mit  einein  @ebi(f)t  oft  öon  großem  Umfange  p  feiern. 
«Sogar  au§  orientaüfc^en  2;i(^tein  l§at  er  mit  Dr.  3lmtf)or  ..Horti  Persici  et 
Arabici  in  Latii  valles  translati"  (1842)  tru(ien  laffen.  3Iu(^  beutfd)e  [t)rifc^e 
S/ic^tungen  ^at  er  biete  geliefert;  ber  ütel  ber  Sammlung  „.!pebe  unb  6t)ari§" 
(2.  9lu5g.  1859)  Id^t  nic£)t  öermut^en,  ba^  einige  geiftlicfie  lieber  fic^  barin 
finben.  3tber  er  mar  ba§  ec§tc  Äinb  eine§  proteftantif(i)en  ^farr^aufes  unb  be= 
roäbrte  ficf)  al§  foldljee  in  feinem  33erf)ättniffe  jur  Äird)e  bi§  an  fein  ^ebeneenbe. 
3u  ben  t)f)ilologif(f)en  unb  fritifcfjeu  ^^i^fcEli^^H^i^  f)flt  er  üiel  Seiträge  geliefert 
unb  3ule^t  nod)  bur(^  feinen  Otntl^eil  an  5ßurfian§  3at)re§beric^ten  befunbet, 
toie  genau  er  felbft  auf  bie  fleinften  litterarifcl)en  @rf(^einungen ,  bie  in  feinen 
Ärciö  ge'^örten,  aiiitete.  —  2to§  feiner  ©ebrec^lic^feit  reifte  er  gern  unb  roeit; 
bei  ben  3>erfammlungen  beutf(^er  ^t)iloIogen  fehlte  er  ungern.  Weiterer  6efellig= 
feit  mar  er  ni(i)t  <ibf)olb ;  in  größerer  (Befellfd^aft  trug  er  burd)  feine  lateinifc^en 
2if(^reben  jur  ^ebung  berfelben  bei.  @r  mar  glücflicf)  ber^eirat^et  unb  !§inter= 
Id^t  einen  ©ofjn.  ^n  ben  legten  SSoc^en  ^atte  er  fc^roer  ju  leiben,  fobaß  ber 
fanfte  xob  eine  Siiöfung  mar.  Um  feinen  Sarg  fammetten  fiel)  treue  greunbe 
unb  banfbare  Schüler.  ©cfftein. 

^ri^fdic:  -^arl  O^riebrid)  3Iuguft  g.,  So'^n  be§  '^aftor§  unb  fpätercn 
«Öatte'fcljen  '^rofeffors  6^r.  gr.  f^.  (t  1850),  mürbe  geboren  am  16.  Secember 
1801  ju  Steinbad)  bei  ißoxna  im  Äönigreidie  Sac^fen.  Dtad)  grünblic^er,  öor= 
toiegenb  ^^umaniftifd^er  3}orbilbung  juerft  beim  3}ater,  bann  (1814 — 20)  auf 
ber  2^oma5f(^ule  ju  C'eipjig  bejog  er  ebenbafelbft  ju  Cftern  1820  bie  Uniüer= 
fität  unb  roibmete  fic^  ber  i^eologie  in  3}erbinbung  mit  tüd)tigen  bl^ilologt= 
fc^en  Stubien.  ^n  ber  2lbft(^t,  bie  afabemifc^e  ßaufbal^n  ju  betreten,  !^abilt= 
tirte  er  fid^,  nad)  erlangter  Soctorroürbe,  im  -iperbfte  1823  ^unäc^ft  in  ber  p^i= 
lofopf)ifc^en  gacultät  Öeipjigg,  in  meld)cr  er  1825  jum  au^erorbentlid^en  *^H-o= 
feffor  unb  6ufto§  bei  ber  Uniüerfttät§bibliot^ef  öon-üdte.  £od)  bereits  }U 
Dftern  1826  füf)rte  ein  ^uf  ben  erft  5ünfunb,iman3igjä§rigen  al§  orbentlic^en 
*^rofeffor  in  bie  t^eotogifi^e  ^^icultät  ^u  Ü^oftod,  mo  er,  im  ^.  1827  oon  5Jlar= 
bürg  au§  mit  ber  t^eologifc^en  Soctorroürbe  honoris  causa  gefc^müdt,  bis  1841 
eine  reid)e  litterarifc^e  unb  afabemifi^e  21^ätigfeit  entmidelte  unb  aümäl^lid^ 
über  aÜe  t^eotogifd^en  Sisciplinen,  mit  ^lusna^me  ber  ßir(^engefd)i(^te,  9}or= 
lefungen  l^ielt.  Sie  auffommenbe  confefftoneEe  ffteaction  in  ber  Ütoftoder  2^eo= 
logenfacultöt  PeranlaBte  fy.  jebo(^ ,  einem  efirenöollen  fftufe  naä)  ©ießen  im 
^erbfte  1841  f^otge  ju  leiften.  -pier,  mo  er  fidl)  fe^r  gefiel,  toaren  if)m  inbcB 
nur  fünf  ^a^re  bes  Söirtens  bef^ieben;  auc^  tourbe  fein  Sebensabenb  burc^ 
mand^e  'Prüfungen  unb  Äömpfe,  fo  burd^  bie  litterarifd§e  ^yefibe  mit  ©e'^.  9tat^ 
Sd^leiermad)er  über  einen  üon  ber  Ütegierung  üorgelegten  unb  bon  %■  Dert^ei= 
bigten  Stubienplan  für  bie  eöangelifc^en  2:l)eologen  (1844),  fotoie  burc^  ben 
aud^  i!^m  fd^roere  ^ränfungen  eintragenben  Streitlianbel  feines  ßollegen  Grebner 
mit  bem  ßanjler  ü.  öinbe,  einigermaßen  getrübt  unb  üerbittert.  Seit  bem  2obe 
feiner  1844  an  ber  Sd)minbfuc^t  üerftorbenen  ö^rau  unb  ma^rfd^einlid^  in  ^yotge 
einer  Slnfterfung  burdt)  biefelbe  raanfte  aud^  feine  ©efunb^eit,  unb  bereits  am 
6.  Secember  1846  ftarb  er,  nod^  nic^t  45  ^di)xe  alt.  gri^fd^e's  bleibenbe  S3e= 
beutung  unb  unöergänglid)C5  ä^erbienft  liegt  auf  bem  ©ebiete  neuteftamentlid^er 
©regefe  unb  insbefonbere  neuteftamentlidl)er  ©rammatif;  ..princepsiu  constituendo 


122  Intimi- 

literali  Novi  Testamenti  sensu",  ^at  i'^n  Tii(f)t  mit  Unre(f)t  ein  geteerter  '^dt= 
genofje  genannt,  ©egenülber  ber  in  ben  evften  S)ecennicn  be§  19.  3a^i-'t)unbert^ 
auf  neiiteftamentli(^em  ©ebiete  üppiq,  touc^ernben  i-o'f)em|}in|d)en  ©pra(i)Be!§anb= 
lung  unb  bobentofen  grQmmati|(i)en  2Bittfür,-  biejet  iru(i)tBaren  ^Jtutter  einer 
batb  bogmatil'irenben ,  balb  tationalifireuben  ©c^riitauSlegung ,  öertrat  f^..  al§ 
Begeiftei'ter  ©c^üIer  be§  großen  ^^^ilologen  ®.  |)erniann  („De  emendanda  ra- 
tione  graecae  gramraaticae")  unb  im  ^unbe  mit  feinem  gleidigefinnten  ^yveunbc 
33.  SBiner,  bem  Berütimtcn  neute[tamentlid)en  ©rammatifer,  iDa§  gute  9ted)t 
einer  efienfolüol  rationalen  al§  ftreng  f)i[torifct)en  5)tetf)obe  ber  ©rammati!  unb 
©prac§iorf(i)ung.  "is-üx  Q.  wax  bie  grie(^ifd)e  ©)3ra(f)e  al§  ein  ge|(i)ic£)tli{i)  ge= 
geöener  unb  3unäc£)ft  l^iftorif;^  ju  eruirenber  Drgani§mu§  ein  lebenbigeS  Sbiom, 
ber  unmittelbare  5lbbru({  be§  griect)i|c£)en  S)enfen§;  bie  einzelnen  ©pra(i)erj(i)ei= 
nungen  unb  =yormen  fud^te  er  auf  il^re  letzten  (Srünbe  im  Senfen  ber  ^fiation 
äurüdjufütiren  unb  in  if)rer  6ntfte"^ung  innerf)alb  be§  grieiiiifd^en  ®eifte§  ^u  be= 
greifen,  ^urd)  bie  Uebertragung  fold^er  grammatifct)  =  pl)iIoIogifdf)en  Slfribie  auf 
ba§  ^}teue  Xeftament  unb  burd)  bie  energifc^e  5ßetonung  ber  fprac^lid)en  Seite 
ol§  ber  ©runblage  aller  3lu§Iegung  ^at  i^.  mit  feinen  g^reunben  einen  Um= 
f(i)mung  in  ber  neuteftamcntlic^en  ©regefe  !§erbeigefü^rt ,  l^at  in  erfter  Sinie  jur 
fiegreidien  S)UT(^fül)rung  ber  fog.  grammatifci)=l^iftoiif(f)en  lu§tegung§metf)obe 
mitgehjirft  unb  bie  tieferbringenben  bibel  =  fritif d)en  unb  bibtif(^=t'^eotogifc^cn 
Unterfud)ungen  ber  ^leu^eit  rectit  eigentlich  erft  ermöglicht.  Unter  feinen  3a^l= 
reici)en  ©cfiriften,  in  benen  er  feine  gefd^ilberten  @5runbfä^e  tljeitmeife  (mie  j.  33. 
in  feinem  ©treitljanbel  mit  X^olnd)  mit  unbarml§ei\yger  ©d^ärfe  unb  öerle^enber 
^Polemif  bertritt,  nennen  tnir  at§  bie  bebeutenbftcn  feine  „üissertationes  duae  de 
nonnullis  posterioris  Pauli  ad  Corinthios  epistolae  locis"  (1823)  unb  feine 
ebenfaE§  tateinifc^en  (Kommentare  au  ^att(}äu§  (1826),  maxcvi^  (1830)  unb 
bem  ütömerbrief  (3  voll.  1836—43).  ^n  bem  Ic^teren  bebeutenben  äöerfe,  un= 
ftreitig  ber  reid)ften  ^yrudit  feine§  (SeifteS ,  ift  jugleic^  bie  frülicre  @infeitigfeit, 
hinter  jal^treii^en  unb  längeren  le};i!olifcf)en,  grammntifdien  unb  tei-tfritifct)cn  ©injel^ 
erörterungen  oft  ba§  gcnügenbe  @inge{)en  auf  ben  ®ebanfenfrei§  unb  ^gang  be§ 
^.  5tutor§  3urüdftreten  ju  loffen,  glürftid)  übermunben.  Söeniger  l^erüortretenb 
finb  i5ri^fd)e'§  ßciftungen  bejügüd^  ber  Probleme  ber  neute[tamentlid)en  @in= 
Ieitung§tt)iffenfd)aft  unb  auf  bem  gelbe  ber  SLejtfriti!,  in  meld)er  legieren  er, 
tro^  feiner  3}oiiiebe  für  biefe»  ^-adj,  ^.  33.  Sai^mann'S  ^erborragenbc  33erbienfte 
nid^t  in  gebül^renbem  ^lafje  ju  würbigen  öerftanb.  ©eine  tt)eologifd)e  @runb= 
rid^tung,  ber  er  jeboc^  mit  SBiffen  feinen  ginflu^  auf  feine  ^jegefe  geftattete, 
toar  eine  ma^bott  rationaliftifdEie ,  bie  er  mit  männlichem  ^ut^e  unb  fittlid)em 
©rufte  gegen  red)t§  unb  linf§  bertrat.  '^U  afabemifc^er  fiet)rer  mor  ^.  megen 
feiner  ©d^ärfe,  Älarl^eit  unb  feltenen  ©topel^errfdfiung  beliebt  unb  gead^tet. 
^n  feinem  5ßi-*iöatleben  toirb  er  bon  Überlebenben  3fttgenoffen  al§  ein  artiger, 
ariftofratifdt)  feiner  unb  lieben§toürbiger  53tann,  al§  ein  bieberer,  juberläffiger 
6f)arafter  unb  ein  treuer  College  gefdtiilbert. 

i^.  @.  ©criba,   ^iograpl)if d^  =  litterärifdieg  Sejifon  ber  ©d^riftftetter   be§ 

®roBf)er3ogt:§.  Reffen   im    19.  ^a^r^unbcrt,    II.  ^3lbt^. ,    ©.  238—241.     31. 

^nobel,    ©rabrebe  bei  ber  S3eerbigung  5ri^fd)e'§  k.  ,    Sieben  184*7.     @ro§§. 

^eff.  Leitung  1847,  9lr.  5.     9lllgemeine  J?ird§en;ieitung  1847,  m*.  26.     |)er-- 

äog'g  S^eolog.  9leal=enct)!lobäbie,  Sb.  19,  ©.  510—513. 

2Ö  e  i  f  f  e  n  b  a  d^. 

gri^fc^C:  ^arl  3fuliu§  ^^  ,  befannter  S^emifer,  geboren  am  17.  Dctober 

1808,   geftorben  am  8.  ^uni  1871 ,   lebte  in  $eter§burg  at§  ^itglieb  ber  ©t. 

Petersburger  5lfabemie  ber  3Gßiffenfd§aften.     (Sr  murbc  geboren  in  ^euftabt  bei 

©tolpen  in  ©ad)fen,   tt30  fein  33ater,    gl^iiftian  gerbianb  3=.,   Dr.  med.,  3lmt§= 


gtöbel.  123 

pf)t)fifue  voax,  ^eine  ^Jiutter  ftommte  au§  bet  in  ber  SBiffenic^aft  brannten  5a= 
milie  ©triiüe.  Dbgteic^  ^y.  nic^t  bas  @t)mnai"tum  Bejurfite  unb  fid)  mit  jeinem 
14.  ^a\)Xi  ber  ^^ß^imacie  toibmete,  würbe  er  1830  in  S3er(in  ^Iffiftent  bei  6e= 
rül^mtcn  5)Uti(f)erlicf| ,  ber  fic^  nir  feine  SBegaBung  intereii'irte  unb  jeine  toiiien= 
|(^aft(i($c  unb  allgemeine  3?ilbung  in  '^o^em  ©rabe  förberte.  1834  fiebclte  g. 
naä)  9iu§Ianb  über,  ft)urbe  1838  ^Ibjunct,  1844  au^erorbentüc^er  unb  1852 
orbenttid)er  Stfabemifcr  in  St.  ^Petersburg,  auBerbem  toar  er  9)titgtieb  öieter 
wiffenjd^aitlic^er  (Sommiffionen ,  in  benen  er  feine  .^enntniffe  jum  praftifctjen 
5lu^en  für  feinen  neuen  .«öeimaffisort  berwertfiete.  5ri^fc£)e-5  erfte  3l6f)anbtung 
„Ueöer  ben  ^^oHen",  feine  S:;octorfcf)rift  ..Dissertatio  de  plantarum  poUine-  unb 
norf)  mef)rere  anbere  finb  botanifcfjer  ^Jtatur;  balb  menbete  er  fic^  ober  ber  0"^e= 
mie  ganj  ju,  unb  in  biefer  Söiffenfc^aft  f)at  er  fic^  einen  bteibenben,  geacf)teten 
gramen  gema(f)t ,  befonber§  burtf)  öier  Slrbeiten,  bie  er  nebft  öieten  anbcrcn, 
toeniger  bebeutenben  Unterfud^ungen  in  ben  '^pubücationen  ber  St.  ^:peter§burger 
5Ifabemie  öeröffentlic^te.  3n  feiner  ^Ib^anbtung  über  ba§  ^J^urerib  ftubirt  er 
bie  DUtur  feneg  prad)tüotIen  rotf)en  g-arBftoffe§  unb  erfennt  baffetbe  qI§  ?tmmo= 
niumfafj  ber  ^vurpurfdure.  ßr  entbecfte  rerner  eine  merftt)ürbige  5}eränberung 
be§  3lnt:^rQcen§,  boS  burc^  ßintoirtung  be§  <£onnen(i^t§  in  ha'^  ifomere  ^:paran= 
l't)racen  übergel^t,  eine  ebenfo  bemerfengmert^e  9}eränberung  bei  3^""^/  njcld^e§ 
einige  3eit  ^'^^^^  ftarfen  Ääüe  im  (i'arte'fd^en  5(pparat  aulgefe^t,  f^eitoeife 
frt)ftallinif(^  mirb,  Bei  einer  noc^  längeren  ^Ibfü'^lung  in  grauel  '^ul\)tx  ^eriällt. 
6nbli(^  entbecfte  er  bie  23erbinbungen  ber  ^ipifrinfäure  mit  ^o{)(entoaffer[toffen, 
toetc^e  je^t  3ur  ^Trennung  unb  Steinigung  ^ocfifiebenber,  compHcirter  Äo'^len^ 
mafferftoffe  Benü^t  roerben.  ^ritifcfie"!  53erbienfte  mürben  burci)  drnennung  jum 
^Bitgliebe  Dieter  inlänbifcf)er  unb  auetänbifdier  miffenfct)aftUc£)er  6efeEf(f)aften 
anerfannt.  SnbenBurg. 

^röbel:  grtebrt(^  ^y.,  am  21.  %pxi[  1782  ^u  CBettoeiBBacf)  im  dürften- 
t^um  giubolftabt  geBoren,  ift  unter  ben  Bebeutenberen  -^äbagogen  ber  Dteujett 
berjenige ,  üBer  tceli^en  bie  Urf^eite  ber  ginjetnen  gur  S^xt  am  meiteften  auö= 
einanber  ge^en.  S^enn  mät)renb  2}iete  i^n  all  einen  päbagogifrfjen  ©eniul  unb 
Söo^ltl^äter  ber  DJtenfd^^eit  ber^errtitfien,.  :^at  ber  preuBif^e  IT^inifter  D.  9iaumer 
(bem  nic^t  SBenige  Beipflichten)  feine  ^äbagogit  all  ein  „focialiftifdiel  ©Aftern" 
geBranbmarft ,  „bal  auf  ßerauBitbung  ber  i^ugenb  äum  3ltfieilmul  bered^net" 
fei ,  unb  ba'tier  in  ^^^reufeen  nic^t  gebutbet  mcrben  bürie.  —  ^lad)  einer  ]ef)X 
mangelhaften  Sugenbergie^ung  unb  nac^  einem  fef)r  mec^fetöoHen  SeBen  mar  fid^ 
i}.  allmä^lit^  barüBer  ftar  geworben,  baß  feine  toirflid)e  SeBenlaufgaBe  auf  bem 
gelbe  bei  ßrjietiunglroefenl  liege.  Sla^er  BegaB  er  \{<i)  fo^ne  je  ein  @t)mna= 
ftum  befuc^t  ju  ^aBen)  1810  unb  1811  na^  ©ottingen  unb  ^Berlin  unb  ftubirte 
mit  großem  gifer  'Dtaturmtffenfc^aften ,  inbem  er  annaf)m ,  ba|  bal  ^cBen  ber 
^atur  unb  bei  ©eiftel  auf  einem  unb  bemfelBen  (Sntmidflunglgefe^  Berufe, 
toet(f|el  ber  Sef)rer ,  ber  Äinber  er^ie^en  Wollte,  Elar  burcf)fc^auen  muffe,  ein 
jwcijä^riger  3lufentt)alt  gröBeri  Bei  5]3eftalo3ji  ju  Sffferten  Bra(i)te  feine  päba= 
gogifc^en  ^been  ju  9teife.  (5r  entwicEelte  biefelBen  ^unäc^ft  in  einem  1826  ju 
^eil'^au  erfc^ienenen  2Berfe:  „S)ie  ^Jtenfcfienerjie'^ung"  k.  graie^ung  ift  i^m 
wefentlid)  uaturgemäBe  ©ntWicElung  bei  öon  ®ott  in  ben  9Jtenf(f)en  :^ineingc= 
legten  SBefenl.  2;aBei  untetfcf)eibet  ^.  brei  Stufen  bei  ju  erjielienben  i^inbcl: 
bie  ^^periobe  Bil  aum  Beginnenben  Sprai^öermögen ,  bie  Bil  3ur  eintretenben 
©dt)ulfä:^igfeit  unb  bie  ^periobe  ber  le|teren.  3(uf  ber  erften  Stufe  ift  bie  23e^anb= 
lung  bei  ßinbel  PorWaltenb  ^^flege,  auf  ber  jweiten  grjicfiung  unb  auf  ber  brtttcn 
tritt  ber  cigentlicBe  Unterrit^t  ein.  —  ßur  praftiicl)en  S:arftellung  feiner  päba= 
gogifc^en  Sbeen  (burc^  Weld)e  er  eine  ^Iteform  bei  gefammten  beutfc^en  UnterTic^tl= 
wefenl  ju  BeWirfen  '^offte)   f($uf   er  mit   großen  Cpfern  1827  ju  ßeill^au  eine 


124  3=toben. 

„allgemeine  beutfd^e  Sräief)ung§anftalt",  bie  er  ieboci)  balb  einem  9}ern3anbten 
übergab,  um  fi(^  n)ieber  in  bie  «öd^tnei^  3u  begeben.  S3on  ba  1886  na(^ 
S)eutfcf)lanb  äurücfge!el)rt  befcE)äftigte  er  fid)  auif(f)lie^li(^  mit  ^-ragen ,  toeli^e 
fid)  auf  bie  23et)anblung  ber  auj  ber  äWeiten  ©tufe  ber  (äntoicElung  [tetjenben 
,^inber  belogen,  tt}a§  i^  etttja  um§  ^di)X  1840  auf  bie  ^^bec  ber  ^inbergärten 
bracfite.  —  25on  ber  6rn>ägung  au§ge^enb ,  ba|  ber  ^IRenfc^  in  bem  üorjdiut^ 
:pf(i(^tigen  3llter  (bom  3.  bi§  6.  8eben§ia'^re)  ba§  meifte  unb  tt)efentUd)fte  lerne 
unb  ba&  bie  ©inbrüiie,  tüeldje  ba§  i?inb  in  biefer  ^^it  in  fici)  aufnehme,  nicf)t 
bem  3ulaII  übertaffcn  fein  bürften,  tooEte  er,  ba^  ba§  .i?inb  in  biefem  2l(ter  in 
eine  (Semeinfcfiatt  glei(f|a[terU(i)er  .^inber  aufgenommen  unb  ^icr  aber  nid}t 
eigentlid)  unterrichtet,  fonbern  mit  bilbenben  (Spielen  befc^äftigt  toerbe.  S)iefe 
©inrii^tung  nannte  er  „Äinbergarten"  unb  er  meinte,  ba§  ha^  gefammte  beutfc^e 
@d)ultDefen  auf  biefe  ^inbergärten  gan^  neu  funbamentirt  merben  muffe.  Um 
äur  3lu§fü^rung  feine§  großen  ^^rojectS  bie  nöt^igen  ^Jlittel  3u  geminnen ,  fün= 
bigte  er  baffelbe  jur  400jäf)rigen  Jubelfeier  ber  ©rfinbung  ber  Suc^bruderfunft 
(1844)  an,  unb  forberte  alle  beutftf)en  ^Jtütter  unb  ijungfrauen  auf,  fiel)  an 
bem  2öer!e  mit  Slctien  ii  10  2;t)lr,  ju  bet^eiligen.  S)er  erfte  tt)irtti(^e  ^inber= 
garten  mar  1843  ju  ^Blanfenburg  eröffnet  morben.  S)a§  ©piel  (mit  ©efang) 
fottte  l^ier  bor  altem  im  Äinbe  ben  ©inn  für  fyoi'ni  unb  3^^^  3ur  ^ci'tigfeit 
au§bilben.  5Die  Leitung  ber  ^inbergärten  mürbe  in  meiblitfie  |)änbe  gelegt. 
©|)äter^in  fui^te  g.  burc^  33orträge  in  -Hamburg  unb  S)rc§ben  feinen  Jbeen 
meiteren  Eingang  ^u  berfd^affen.  2luc^  er{)ielt  er  jur  görberung  feiner  ©ac^e 
bon  bem  ^^erjog  bon  5)leiningen  ha'i  ©d)tö§(^en  5Rarientl)al  bei  Siebenftein 
t)erliet)en,  mo  er  eine  29itbung§anftalt  für  i?inbergärtnerinnen  einrichtete.  5Zad} 
gröbere  2obe  (21.  Juni  1852)  trat  bie  eble  grau  5ßertl)a  b.  9Jlarentf)olä-- 
33ülom  an  beffen  ©teile  unb  l)auptfäc§licf)  burd)  bie  5Bemü^ungen  berfelben  finb 
bie  l?inbergärten  in  S)eutfd)lanb  unb  in  anberen  ßanben,  felbft  in  Slmerifa, 
I)eimifc^  geworben. 

griebric^  i5-röbel,   ein  SCßort  ber  Erinnerung  bon  ^.  .^offmann,   <g)amb. 
1852,  unb  in  ©d)mib'ä  @nct)!lopäbie  be§  (5räiel)ung§me|en§  v.  gröbel. 

Jp  e  p ))  e. 
groben:  (ämanuel  g. ,  in  birectcr  Sinie  bon  bem  befannten  Safeler 
33ud)brucfer  Jol)anne§  ^5-  (f-  5).)  abftammcnb,  geboren  ben  4.  Wäx^  1640  auf 
bem  bei  SSafel  gelegenen  ©d)lo^  Senden.  3tad)bem  fein  Söater  mit  feiner  i^a= 
milie  bon  bort  nad)  i^eibelberg  ü6ergefiebett  mar,  um  bie  ©teÜe  eineg  ©tatt» 
meifter§  bei  bem  Äurfürften  ^aii  ßubmig  üon  ber  ^falj  ju  übernelimen ,  trat 
©manuel,  ber  ältefte  bon  fed)§  33rübern,  1663  in  gleid)er  (ligenfd)aft  in  bie  2)tenfte 
be§  ^urfürften  g^riebrid)  Söill)elm  bon  Sranbenburg.  5lu§  feinem  weiteren 
ßeben  ift  wenig  mel^r  befannt,  at§  ba§  er  fic^  mit  einem  ^offräulein  ber  Äur= 
fürftin,  ©lifabetl)  b.  äöangen^eim ,  bertobte,  1674  ben  .^urfürften  auf  beffen 
^^elbpg  an  ben  9tl)ein  begleitete  unb  mit  il)m  in  bie  3[)iar!en  jur  Vertreibung 
ber  ©d) Weben  3urüdf eierte.  Jn  beffen  unmittelbarer  9lä^e  würbe  er  in  ber 
©d)lad)t  bei  i^el)rbeltin  am  18. /28.  Juni  1675  bon  einer  ©tüdfugel  über  bem 
^nic  getroffen  unb  ftarb  furje  3^1^  barauf.  9tod)  an  bemfelben  Sage  berliel^ 
ber  Äurfürft  an  6manuel§  jüngften  Sruber  Jacob  Si)riftop^,  ben  er  an  be§  Ser= 
ftorbenen  ©teile  in  feine  Sienfte  nal)m,  ben  Slbel  unb  al§  2Bappen  ein  Wei|e§ 
^Pferb  auf  blauem  ©runbe.  t^i^oben^S  Seiche  aber  lie^  er.  Wie  aud^  bie  ber  an= 
bereu  gefattenen  Dfficiere,  nat^  Serlin  bringen  unb  bort,  ba  beffen  f^amilie  re= 
formtrt  War,  im  ®om  beife^en.  %üä)  mel)rere  auf  bie  ©d^lad^t  bei  f^re^^rbettin 
geprägte  ^ebaitten,  weld^e  bie  Verfolgung  ber  ©(^weben  barftellen  unb  bie  Um= 
fd)rift  tragen :  „A  Domino  hoc  factum  et  mirabile  est  in  oculis  nostris",  geigen 
im  Vorbergrunb  neben  bem  J?urfürften  aud)  ben  eben  bom  ^ferbe  ftnfenben  g. 


^robeniu».  125 

(Delxxäj'^  ßfiurbranbenfc.  ^Rebaillencabinet ,  %üi  42—46).  2;ie  2lrt,  tüie  ber 
ßutmtft  ba§  3(nbenfen  bc»  3}erftorl6enen  geefitt  f)Qtte,  trug  loefentlic^  ba3u  bei, 
bie  befünnte  ^robition  ju  ftü^en,  ba§  ^y.  ber  l'ebenlretter  bei  Äui;|ürften  ge^ 
tDotbcn  fei,  inbem  er  if)n  bettjog,  ben  6ii^ev  in  ber  ©c^lad)t  gerittenen  ©(^immet, 
eine  tüillfornmene  3ifif'i)ei'^e  Tür  bie  ©efc^offe  ber  {yeinbe,  mit  ieincm  eigenen 
^Braunen  ju  Dertaufc^en.  Sotoeit  befannt,  gebenft  i^rer  juerft  ^.  ^.  ©unbting 
in  feiner  (noc^  I;anbfc£)rift(ic£)en)  Siograp^ie  be§  @ro^en  Ä^urfürften  (1708)  unb 
tüot  au§  bicfer  Cuelle  ging  biefe  Eingabe  in  |^riebricf)§  bf§  (Sro^en  „Meiiioires 
de  Brandebourg"  (1751)  über.  Sie  fanb  bann  balb  bie  toeitefte  SSerbreitung 
unb  befonberg  bei  2)icf)tern  —  icf)  erinnere  nur  an  &.  b.  Äleift  in  feinem 
■»^rinjen  tion  .spomburg  —  begeiftertcn  SBieber^all.  —  Unb  bennoct)  entbet)rt  fic 
ber  !^iftorif(i)en  @runb(age,  benn  feine  ber  jeitgenöffifdjen,  fpäter  toeniger  beo(i)= 
teten  CueÜen :  tcebcr  bog  Jagebud^  bes  Slugenjeugen ,  ^ammerfunferg  £ietr. 
@igi§m.  ö.  33uct)  (im  franjöfifdien  Original  noi^  ungebrucEt,  in§  S)eutf(f)e  über= 
fe^t  öon  ö.  Reffet  1865),  nod)  bie  Sjerfügung  bc§  ^urfürften  über  fyroben^g 
Segräbni^ ,  noä)  bie  auf  if)n  gel^altene  ßeic^enprebigt  u.  a.  gebenft  jencS 
burd)  5-  Veranlagten  5|>f erbetaufci)e§ ,  bem  fogar  eine  im  3luTtrage  beg  itur= 
fürften  ^^riebricf)  III.  1693  angefertigte  @obelintapete  je^t  im  Sc£)loffe 
5)lonbiiou  3u  SBerlin;  birect  miberfpricl)t,  fofern  fie  ben  ßurfürftcn  noc^  auf 
einem  falben  reitenb  barftellt,  ttid^renb  5.  auf  feinem  ^Braunen  am  ^oben  liegt. 
5)^an  §at  ba'^cr  bie  fc^on  öom  Drbensrat^  ^önig  (3a!^rbü(i)er  b.  ^^Nreu^.  ^3Jton= 
ar($ie,  1799.  I.  S.  346)  angejtoeifelte  2rabition  au§  einer  fagenl)aften  S^eutung 
be§  Söappeng  erflärt,  meld^eS  al§  ein  Stjmbol  für  ba§  2lmt  bei  Stattmeifteri 
anzufeilen  ift,  mie  benn  auc^  ber  1698  geabelte  branbenburgifcl)e  «Stallmeifter 
ßonr.  33auer  ein  ^^ferb  al§  SBappenlielmjier  erhielt  (@rißner,  6l)ronolog.  5]ia= 
trifel  ber  branbenb.  @tanbcSert)ö§ungcn  u.  b.  ^.).  S^od)  l)at  neuetbiugi  2ö. 
(Sd^tDor^  aui  5toti,3en  in  i^elhmann'§>  ütupfiner  ßottectancen  (1761  u.  69)  naci)= 
getoiefen ,  ba^  in  ber  %'i)at  in  ber  <S(f)lacf)t  bei  getirbellin  ein  S^eibjäger  Ut)le, 
offenbar  naä)  fyroben'i  tob,  „bem  .^urfürften  fein  *;pferb  aufnöt^igte,  tDel(i)ei 
alebalb  unter  il)m  erfctioffen  toarb".  U^le  tourbe  bafür,  fo  jung  er  mar  (geb. 
um  1653,  t  1699),  mit  bem  einträglirf)en  J^anbjäger^often  in  9tuppin  belol)nt. 
Somit  ^at  bie  2;rabition,  huie  ei  ilire  2trt  ift,  ben  f^crgang  bereinfacfienb,  auc^ 
beffen  %^at  auf  ben  ©efaHenen  übertragen ,  ber  bai  bem  cßurfürften  beftimmte 
(Sef(^o§,  menn  auc^  nii^t  auf  fic^  gelenft,  boc£)  empfangen  l^atte  unb  beffen  "^la^ 
men  fie  um  fo  fefter  beroal)rte,  ali  audj  feine  fünf  trüber  fdmmtlicf)  ali  ©tall= 
meifter  t^eili  bem  @ro§en  Äurfürften,  tl)eili  bem  berbünbeten  ^rin^en  Söil^elm 
üon  Crauien  in  aufopfernber  xreue  gebient  Ratten. 

35gl.  bie  5lrtifel   b.  2ö.  Si^toar^   in  ber  B^^tfc^i-*-  füt  ^reu^.  @efd§id)te 

1863 — 76;    ©djtoarje,   ®ie   groben'fc^en  ©rabfdiriftcn   in  g'^-'i^^furt    a.  D. 

(gjlitt^eil.   bei  ipiftor.  53ereini   baf.  1867,   @.  144  ff.);   33rec§t,    @.  groben 

unb  feine  gantilie   (5^cr  33är,   23erlinifd)e  Slätter  1875,    (5.  81  ff.);    lye^r- 

bellin  öon  ö.  SBi^leben  u.  Jpaffel.  (BäjXoax^e. 

g-robcntuö:  5luguft  Sigmunb  5.,  S^emifer,  lebte  im  18.  Sa§rl)unbert, 

ift  befannt  ali  ©ntbedfer  bei  3let^eri.     9}on  feinem  2eben  mei§  man  toenig,  ei 

wirb  fogar  ange^loeifelt,  ob  ^.  fein  mirflidier  D^ame  fei.     @r  fc^cint  in  -öanftoil' 

2aboratoi*ium  gearbeitet  unb  bort  1730  ben  9let^er  bargeftetlt   ju  "^aben,   unb 

jtoar  f^eiltoeifc  naä)  eingaben  he^  1727  öerftorbenen  Ülemton.     ^i-'obeniui'  ctfte 

9lrbeit  über  ben  5let§er   erfc£)ien   in  ben  Philosophical  trausactions  im  ^.  1730 

unter   bem  xitel  ,,0f  a   spiritus   aetheraeus",    hoä)   l^ielt   er   bie  S)arfte£[ungi= 

metl^obe   bei  5let^eri   ge'^eim ,  unb    erft   nac^   feinem  2obe   mürbe  fie  öeröffent= 

lid^t.     Snjmifdien  maren   aber  fd§on   bon   Slnberen  ^Ritt^citungen  barüber    er= 

f(f)ienen. 

9}gl.  ^opp,  @ef erteilte  ber  (Jl^emie,  ^abenburg. 


126  9'^obeniu§. 

gn)l)ClliuÖ:  @eoxg  Subtüig  g. ,  M.,  bevü'^mtev  a3ud)l^änbtei-  in  Jpam- 
Burg,  äugleid)  ©(f)nft[tet[et.  ©r  entftammte  bem  uralten,  ongeblid)  jd)on  im 
11.  Sa^r:^unbert  genannten  fxänüfc^tn  @ej(^tcct)te  ber  groBen,  unb  toat  ein 
gnfel  be§  M.  35oIfmar  f^f.  (be§  legten  ^tofterpriorS  unb  crften  luf^erijc^en 
5Paftor§  äu  (Stabt^Stm,  eine§  jüngeren  33ruberö  be§  getet)rtcn  33uc^^änbler§  unb 
S)rudEer§  M.  :3ol)anne§  g.  in  93a|el),  jolüie  ein  <Bot)n  be§  M.  ^onifa^  g.,  eines 
9fec£)t§getel)rten,  tt)elct)er  al§  Sürgermeifter  3u  S^tiojen,  einem  bamal§  et)angeU= 
j(^en  ©täbtdien  im  5ßi§t:^um  SBüräBurg,  im  ^.  1584  öcrftarB.  SajelBft  am 
25.  5luguft  1566  geboren,  ftubirte  (S.  ß.  t^-  jolrol  2:^eotogie  al§  aud)  bie  alten 
©)3rad)en  unb  j(i)önen  Mnfte  auT  ben  Uniüerfitätcn  ^lübingen  unb  äßittenberg, 
too  er  im  ^.  1590  nac^  me'^rtögigem  ßjamen  ben  5Jtagi[tergrab  ermarb.  2)ie 
ber^eitigen  jReligionSbebrüdungen  in  feiner  |)eimatl)  öerfd)lo|fen  i^m  bie  9tüd= 
Ut)x  batjin,  me§l)alb  er  nac§  lur^er  ^ofmeifterjd)aft  in  .^alte,  im  ^.  1591  nad) 
©änemai!  augtüanberte ,  mo  er  auf  ber  Snjel  A'iüeeu  Bei  SL^d)o  be  58ral^e  2tuf= 
na'^me  fanb  unb  aftronomi|d)e ,  fotoie  mat^ematifd)e  ©tubien  trieb.  ^Jtoc^  in 
bemfelben  Saljre  folgte  %.  bem  9iufe  be§  gclcl)rtcn  ^"^einrid)  9{an^au,  töniglid) 
bänifc^en  ©tattt)olter§  in  ^olftein,  in  beffen  ipaufe  unb  {yawtitie  er  fobann  eine 
gieilje  üon  Sal)ren  öertüeitte,  tl)eil§  in  beffen  <5d)löffern  S3reitenburg  unb  2ßanb§= 
hiä,  t^cil§  3u  Segeberg.  Dieben  ber  miffenfc^aftlic^en  Untermeifung  einiger  ©nfel 
be§  ©tatf^alterg,  mar  er  bemfelben  bei  feinen  ©tubien  unb  gclelirten  {?orrefpon= 
ben^en  bel)ülflii^  unb  biente  i^m  ,  ben  er  al§  feinen  2Bol)lt:^äter  ^u  öereliren 
lernte ,  in  jebcr  fonftigen  äöeife.  ^n  ber  2;l)at  befanb  er  fid)  l)ier  in  einer 
fo  günftigen  ßage,  ba^  er  im  ^.  1595  fid)  ju  3Banb§bed  mit  einer  |)am= 
burgerin ,  5Jlargaret^a  SÖittebarg ,  üerljeiratlien,  unb  1598  bie  5|>ad)tung  ber 
SBanbSbeder  ©utStänbereien  übernel)men  tonnte,  bie  er  aber  balb  barauf,  nad) 
bem  am  1.  Sa^iuar  1599  erfolgten  3;obe  feinc§  alten  ®önner§  9tautjau,  mieber 
aufgab,  um  nad)  Hamburg  ju  überfiebeln,  momit  bie  ßel)r=  unb  SBanberjaljre 
feines  bi§  bal)in  bielbemegten  SebenS  il)ren  2lbfd)lu|  fanben.  i^n  ipamburg, 
mo  feiner  ©attin  f^amitie  lijxn  bie  2Bege  ju  ebnen  öerftanb,  mu|  feine  Slnfunft 
fe'^r  mitttommen,  fein  5lnfe!§en  bereits  ein  gro^e§  gemefen  fein,  benu  ber  ©enat 
ert^eilte  it)m  im  2)ecember  1600  ba§  35ürgerred)t  gratis,  eine  3lu§3eid)nung,  bie 
ber  6rtl)eilung  be§  mobernen  (Sl)renbürgerred)te§  beinalje  gteid)!ommeu  bürfte. 
g.  etablirte  nun,  bem  33eifpiel  feineS  längft  üerftorbencn  ®ro|ol)eim§  in  SSafel 
folgenb ,  eine  S}erlagSbud)t)anblung ,  bie  fid)  balb  ju  ungemöl)nlid)er  Slütl^e 
em|)orfd)mang.  Ob  er  bamit  auc^  eine  ©ruderet  öerbunben  l^atte,  toie  bielfad) 
bel)au^tet  mirb,  erfdjeint  3meifelt)aft,  ba  bie  öon  il)m  öerlegten  2ßerfc  au§  ben 
Dfficinen  anberer  3)ruder  l^eröorgegangen  finb  unb  nur  baS  @mbtem  feineS 
SSerlagS:  einen  SSaumpflanjer  mit  ber  Unterfd)riit  „posteritati",  aufmeifen.  — 
S)ie  gjleBcataloge  üon  1602-38  mad)en  in  185  Slrtifeln  eine  gro^e  «Dlenge 
bebeutenber  miffenfd)afttid)er  Söerfe  feines  SSerlagS  namt)aft,  barunter  betfpielS-- 
toeife  eine  neue  2luflage  bon  ßüaS  iputter'S  l)ebräifd)er  33ibel,  eine  je^t  feltene 
3luSgabe  beS  „gteinife  be  3}o^",  fotoie  „2)er  ©tabt  Hamburg  @eric^tS=£)rbnung 
unb  ©tatuta",  bereu  SSeröffentlid)ung  il)m  öom  ©enat  übertragen  mar.  — 
©eine  eigenen  fd)riftftellerifd)en  äöerte,  meld)e  bie  unten  citirte  i>ffmann'fd)e 
©c^rift  öoEftänbig  unb  fel)r  genau  anführt,  finb  gröBentl)eilS  ^t)ilologifd)en, 
mat^ematifd)en  unb  aftronomif(^en  Spalts ;  einige  ©c^riften  entfprangen  auS 
feinem  öertrauten  S3erl)ältniB  pr  Familie  9lan^au,  namentlid)  finb  bie  an  ben 
©tatt^alter  bon  i?önigen,  dürften,  ßbelleuten  unb  @etel)rten  geridjteten  „Epi- 
stolae  consolatofiae",  bon  g.  gefammelt  unb  l)erauSgegeben.  ©eine  3Sielfeitig= 
!eit  betoeift  auc^  baS  bon  il)m  ebirte  33ilbermerf  „Alberti  Duereri  Icones  sacrae", 
mit  38  Apolgfd^nitten,  bereu  Originale  inbeffen,  toie  neuere  .^unftfenner  bel^aui)= 
ten,  nid^t   bon  ®ürer,    fonbern  bon   feinem  3eitgenoffen  Gilbert  5Xltborfer  1)n-- 


5robeniu§.  127 

tül^ren.  5-  ftar6  am  21.  3iuü  1645  gu  Jpamburg,  loo|e(£ift  er  45  ^d^xe  in 
l^o^em  Stnfe^^en  f^ätig  gemefen  xoax.  Sein  ©of)n  öeinrid^ ,  toelc^er  bie  SBucf)^ 
l^anblung  jortie^te,  unb  feine  jroei  xöcfiter  (ein  jüngerer  ^Botjn  .6ieront)mu5, 
2k.  b.  3t.,  ttiav  irüf^er  geftorben)  en-i(i)teten  ju  il^re»  SJater»  (Sf)re  über  feinem 
®rabe  in  ber  (St.  ^etrifir(i)e  ein  jefet  üerfcfiniunbeneg  Spitap^ium,  beffen  me^r= 
fad)  gebrückte  tateinifd^e  ^nfcfirift  einen  2Ibri|  feine»  Sebene  unb  2jßirfen§,  fomic 
eine  furje  (Efiarafteriftif  be§  33erftor6enen  entf)ült,  roeld)em  eine  feltene  @igen= 
fcfiaft:  3uTriebent)eit  mit  bem  i^m  befc^iebenen  Soofe  unter  bem  beifügen  nac^= 
gerüfimt  rairb :  baB  er  bae  ÜJtufter  eines  guten  bürgere  geroefen ,  unb  im 
Stauben  an  (Sott  unb  @roig!eit  ru^ig  unb  lebensfatt  ^heimgegangen  fei. 

.^amb.  S(^riitfteIIer=£'erifon,  33b.  2  (g    400.     5-  2.  ^offmann,  £er  ge= 
leierte  Su(i)f)änMer  ©eorg  Submig  ^robeniuS  in  «Ipamburg.     1867. 

5ß  e  n  e  f  e. 
grobenillö:  So^anneS  %.  (groben,  groben),  ber  „Äönig  ber 
S)rucfer",  au§  ^^ammelburg  in  granfen  bat)er  au(^  ^ol^anne§  ^ammetburg  ge= 
nannt),  toar  geboren  um  ha^  ^.  1460,  ftubirte  eine  ^e^t  ^^"0  iri  Safel,  tDot)in 
er  alö  greunb  unb  2anb§mann  öon  ^o^ann  unb  9tbam  ^^etri  gebogen  5U  fein 
fcEieint,  macEite  :^ier  3?eEanntfcf)aft  mit  bem  berühmten  £rucfer  ^oi).  -itmerbac^, 
beffen  (Sel^ütfe  unb  äöo'finungsgenoffe  er  mürbe  unb  bürgerte  fi(f)  im  3.  1490 
in  3?afel  ein.  @r  grünbete  nun,  unterftü^t  burti)  feinen  nact)'§erigen  (5_d)toieger= 
üater,  ben  öermöglic^en  SBotfgang  Saliner,  in  iöafel  ein  eigenes  S)rucfgei(i)äft  — 
fein  erfte§  Srucfroetf  mar  bie  lateinift^e  Sibet,  1491  —  behüte  baffetbe  burrf) 
Serbinbung  mit  ^ol^ann  ^:;^etri  öon  Sangenboi-f  (fett  1488  Sütgcr  Oon  S3afel) 
unb  mit  3Imerba(i)  meiter  au§  unb  üerfd^affte  i^m  batb  eine  euuopäifc£)e  3?e= 
rü^mt^eit.  Sein  3)erbicnft  beftanb  forool  in  ber  öer^ättniBmöBigcn  (5oia-ectt)eit 
bp§  SrucfeS  toobei  er  huxä)  Öorrectoren,  tote  Seatu§  Üt^enanuä  unb  bie  5reunb= 
fdiaft  eines  ßrasmuS  mächtig  geiorbert  mürbe),  al§  in  ber  Scf)önt)eit  feiner 
Jtipen,  befonberi  ber  ^ierlic^en  römifc^en  6urfiüf(i)riTt,  miä)c  Sltbus  5Jtanutiu§ 
in  3}enebig  juerft  angeroanbt  '^atte  —  jmei  SSorjüge,  bie  i^n  jum  einzigen  mür= 
bigen  Ütiöalen  be§  genannten  Sltbue  mac£)ten.  Qx  beforgte  ben  Schnitt  ber 
Settern  felber  (mit  ^ülfe  öon  Ut§  ©raff),  megmegen  er  in. ben  öon  ben  Äart= 
l^äufern  ^erou§gegebenen,  tion  it)m  unb  5lmerboc^  gebructten  Sd^riften  oft  chalco- 
grapUus  genannt  »irb.  9tac£)  Slmerbadi'ö  2;ob  vi 5 14)  übernal^m  g.  beffen 
S^rnrfer'^aus  „jum  Seffel";  ^ier  na^m  er  gaftfreunblic^  ben  bis  ju  grobenius' 
Job  in  treuer  greunbfcfiaft  bef)avrenben  ßrasmuS  auf,  ^ier  mürbe  (1516)  ba§ 
elfte  5teue  leftament  in  ber  Urfprad)e  gebrucEt.  g.  ftarb  im  Dctober  1527; 
es  mar  ßraemus  ßrnft,  al§  er  fd)rieb:  „atte  jünger  ber  SBiffenfc^aft  foEten 
Srauerfleiber  ansie^^en".  Sie  3}DlIenbung  feinet  legten  ipauptunternet)men5,  ber 
Sßerfe  bee  ßird)enDater§  3luguftinu5,  f)atte  er  nic^t  me^r  erlebt.  Sagegen  f)atte 
er,  in  Sßerbinbung  mit  ben  Söl^nen  3(merbad)'§,  bie  ^^luggabe  be§  „öieronrimua" 
(1516  —  18),  an  melc^er  (Sra§mu§  burcf)  Ueberna^me  ber  Si-iefe  mefenttidg  9In= 
f^eil  naf)m,  bes  „ß^ryfoftomuS"  (1517),  bes  „6t)prian"  (1520),  bc§  „ßufebiug" 
(1523),  be§  „5{mbrofiu§„  (1527),  üon  ^:profanf(iriftfteIIern  unter  anberen  bie  bes 
älteren  „^^Uniu§"  (1525),  be§  „Jacitus"  (1519),  bee  *J5f)i(ofopf)en  Seneca  (1515) 
be§  3}eIIeju§  ^4>aterculu5  (1520),  be§  ^lerenj  (1521),  Pon  fonftigen  SÖevfen  bie 
t)ebräif^e  (Srammatif  fammt  SBörterbud^  be§  Sebaft.  fünfter,  fogar  fcf)on  ein 
d^albäifi^eS  2Börterbud^  (1527)  erf (feinen  laffen;  ju  einem  foIct)en  ^ebröifd^en 
2Ber!e  ^at  er  aud§ ,  gefeiert  mie  er  mar,  eine  l^ebräifd^e  3}orrebe  gef  (^rieben, 
allerbingS  üielleic^t  öon  5]3ettican  unterftü^t ,  ber  i§m,  mie  üt^enanus  unb  6a= 
pito  für»  @rie($ifc^e,  (£orrecturbienft  teiftete.  Seutfdie  äi^erte  ^at  g.  feine  gc= 
brudt;  ba^  er  fpeciett  Pon  öutber  nidE)tö  übernahm,  baran  maren  bie  a5or= 
fteltungen,  ja  Sro^ungen  be§  (Sra§mu§  fc^ulb.     Cefonomifd^  litt  g.  burd§  biefen 


128  groberget. 

35ei-3i(i)t  fcebeutenb,  toie  er  benn  Ui  feinem  ^obe  fein  Sßermögen  tiinterlie^. 
@r  l^atte  feit  feiner  SSerBinbung  mit  „©eöatter"  @ra§mu§  iber  fein  iüngeieä 
©öfinlein  ^o1)amt^  @ra§mu§  au§  ber  2:auie  ge'f)oben  ^atte)  aud)  mit  35erleum= 
bung  unb  —  ^flac^brud  3u  fämpfen.  ©ein  ätterer  ©ol^n  jpieronl)mu§  fü'^rtc 
be§  S5ater§  @efc£)äft  fort,  feine  2;o(f)ter  ^uftina  tourbe  bie  g-rau  bc§  fSuä)- 
brurferä  9lic.  @t)i§co|)iu§.  —  f^robeniuS'  S)rucEer3ei(^cn  ift  ein  unten  öon  ätoei 
^änben  ge'^attener  .^erolbftat) ,  um  ben  ficf)  ätoei  gefrönte  ©ditangen  minben, 
unb  auf  bem  oBen  eine  Zanbe  fi^t. 

S5gl.  ©tocfme^er   unb   lieber,  SSeiträge  jur  33a§Ier  Suc^brucfergefcfiic^te, 
aSafel,  1840  ©.  86  ff.  ^.  ^Jtäfillj. 

grobcrgcr:  Sofiann  ^afoB  ^.,  gilt  al§  ber  ©of)n  eines  6antov§  au 
chatte,  an  metdiem  Orte  er  um  ben  9lnfang  be§  17.  2fat)v'^unbert§  geboren  fein 
tonnte.  ©^jäteftenS  1630  fam  er  an  ben  faifertid)en  §of  naä)  2i>ien,  too  er 
1637  at§  ^oforganift  angeftellt  tourbe;  balb  aber  ging  er  auf  faiferlid^e  i?often 
naä)  5Rom,  um  unter  Seitung  ©irotamo  ^^reScobalbiS  ficf)  in  ber  Slonfunft  meiter 
äu  öerboUfommnen.  ^n  9{om  Iie§  er  fid)  Überreben,  jur  fatl^olifcfien  9teIigion 
überzutreten ,  fet)rte  naä)  einigen  ^a'firen  jurücf  nac^  Söicn  in  feine  Trül)ere 
©tellung  unb  "^atte  biefe  öon  1641—45,  bann  toieber  öon  1653—57  inne. 
2Ö0  er  in  ber  ,^n)if(f)enäeit  meilte,  toei§  man  nid)t  genau,  iebenfollg  tuar  er  biet 
auf  Steifen  unb  ni(i)t  nur  innerf)alb  S)eutfc^Ianb§.  @r  befu(i)te  ^ranfrei^  unb 
begab  fic^  enblid)  nac^  ßnglanb.  3luf  ber  Steife  borf^in  erging  e§  i^m  übel: 
er  ttiurbe  jn^ei  Mal  bon  Stäubern  überfallen  unb  oollftänbig  auggeplünbert.  ^n 
Öonbon,  n)o'f)in  er  fidf)  burcf)bettelte,  foE  er  3uerft  aU  23älgetreter  fein  SSrob  t)cr= 
bient  '^aben,  bi§  ein  3ufall  feine  tna^re  ^4>6i-1önti($feit  an  ben  2;ag  bracfjte. 
3urücfgefet)rt  narf)  Söicn,  fiel  er  au§  einem  bisher  nid)t  feftgeftellten  (^runbe  in 
Ungnabe  unb  mürbe  1657  entlaffen.  Sei  ber  bertuitttueten  Aöevi^ogin  ©ibt)lla 
bon  Sßürtemberg,  tüetdie  in  ^ericourt  bei  5)töm)3etgarb  refibirte,  fanb  ber  ber= 
einfamte  ll'ünftler  ein  3lfl)l  unb  enbete  bort  1667  fein  unrul)ige§,  an  2lbenteuern 
reid§e§  ßeben.  ^loeifelSoline  ge'^ört  ^.  unter  bie  bor^üglirfiften  Glabterfpieler 
unb  =6om:|3oniften.  ©eine  3£itSf"Dfl^'^  betounberten  i^n,  aber  andj  fpätere 
Generationen  unb  fogar  ©eb.  Sad)  hielten  feine  Äünftlerfcf)aft  ^odt)  in  (j^ren. 
S)a^  er  ber  ©ct)ule  ber  nieberlänbifcben  Slabier=  unb  £)rgelf:|3ielcr  biete§  ber= 
banft,  fann  al§  fic§er  gelten,  ba  biefe  bamalS  if)rcn  6influ^  über  ganj  9torb= 
beutfcfilanb  bi§  nac^  Mittelbeutfi^lanb  "hinein  berbreitetc  unb  einer  ber  beben- 
tenbften  ©(f)ülcr  ©meelincf'S ,  ©amucl  ©c£)eibt,  mä^renb  5^'o^ei-'9ei-''§  Sugenb  in 
§otte  Organift  tt^ar.  3lud)  ber  ^^taliener  ^yreScobalbi ,  ju  meldiem  g.  fid)  bon 
äöien  aus  begab,  mar  burd)  bie  ©d)ule  ber  flanbrifd)en  Drganiften  gegongen. 
Äenner  au§  bem  18.  ^Ja'^r'^unbert  ftcttten  i^n  barin  mit  i?uttt)  unb  gariffimi 
gleich,  ba^  er  burd;  2]ereinigung  berfd)tebencr  ©tilarten  einen  neuen  ©til  ge= 
bilbet,  inbem  er  bie  notürlid)e  Marl^eit  ber  Italiener  mit  ber  ©ra^ie  ber  granjofen 
unb  bem  l)armonienreid)en  Sieffinn  ber  S)eutfd)en  bereinigt  tfa^be.  SöaS  ü".  in 
ben  Gattungen  ber  Soccate,  Sßariation  unb  ber  berebelten  lansmufif  —  goi= 
men,  meld)e  bamalS  ben  A^aut)tbeftanb  ber  (Slabiermufif  au§mad)tcn  —  gefc^affen 
^at,  übertrifft  in  ber  Stiat  bie  gleichartigen  Söerfe  eineS  ©meelind,  dornet, 
©(^eibt ,  t5?re§cobalbi  fomol  an  (Sefc^meibigfeit  in  ber  ©a^tec^nif ,  al§  aud^  l)in= 
fidjtlid)  be§  @ebanfenreid)t'§um§.  'äud)  bürfte  er  bie  ©runblagen  ber  balb  fo 
beliebt  gemorbenen  ©uitenform  tnenn  nid)t  juerft  gelegt,  fo  boti)  perft  befeftigt 
f)aben.  Ob  aber  nid^t  ber  ©d)Ujerpunft  feiner  .ffünftlerfc^aft  me'^r  nod^  in  ber 
2l)ätigfeit  al§  ©pieler,  benn  al§  gomponift  gelegen  :§at,  fte'^t  bat)in.  S)ie 
niebertänbifd^e  ©c^ule  "^atte  im  aügemeinen  ben  3ug  jum  5?irtuofentl)um,  unb 
iebenfallS  ^at  ^f.  nid|t  fel)r  biel  ba^u  get^n,  grabe  al§  (Som^jonift  befannt  3u 
mcrben.     2öä:^renb  feiner  SebenS^eit  ift,  fo   biel   man  b^ei^,    faft  nii^ts   feiner 


gi;obepu§.  129 

2Öei-{e  beröffentüd^t;  evft  im  S-  1693  ei1cf)ien  au  ^Jlainä  bie  etfte  ©ammtung 
berjelben  unter  bem  Xiid:  „Diverse  ingegnosissinie ,  rarissime  e  non  mai  piü 
viste  curiose  Partite  di  Toccate,  Canzone,  Ricercate,  Allemande,  Correnti, 
Sarrabande  e  Gigue"  etc.  }S:  fellbft  tüibmete  ben  ^aifern  (^etbiuaub  III.  unb 
Seo^olb  I.  in  ben^^.  1649,  1656  unb  jpäter  öerjcfiiebene  ^anbi^riitlic^e  ©amm= 
lungen  feiner  Staöiercompoponen ,  toelc^e  noc^  jet^t  firf)  in  ber  äöiener  ^oj-- 
bibliotfief  befinben;  aud)  \oK  er  bem  Äurjürften  ^o^ann  ©eorg  II.  üon  ©acfifen 
bei  einem  SSejuc^e  in  2)re§ben  einen  fauber  gejcfiriebenen  33anb  mit  Toccaten, 
6Q:priccio§,  9ticercaten  unb  Suiten  jelbft  überreidit  '^aben.  Uebrigenä  ]ai)  er  c§ 
ni(^t  einmal  gern,  toenn  feine  (Sompofitionen  fitf)  abfc^riitlid)  berbreiteten,  ba  er 
bie  gria^rung  gemacht  ^atte,  ba^  getDiffentoje  go^ufifcr  [ie  für  i!)re  eigenen  aus- 
gaben, aber  fie  bod)  nic^t  borjutragen  teuften,  jonbcrn  nur  enifteEten  unb  ber- 
barben.  5Jtit  einer  getoiffen  Vorliebe  beftrebte  |id)  5.  in  feinen  gompofitionen, 
beftimmte  (äreigniffe  ober  burc^  beftimmte  Sßer^dltniffe  betoirlte  ©eclenpftänbe 
unb  @m|)finbungen  ju  fd)itbern.  S)a  eine  S5erbeutlii^ung  foldier  3)ert)ältniffe 
burd)  bie  9Jtittet  ber  reinen  ^ufi!  unmöglich  ift,  fo  fud)te  er  burc^  Ueberfdiriften 
bei  ben  ^örern  bieienigen  SSorftellungen  3u  ertoeden,  in  bereu  SSerei^e  bie  bar= 
gefteEten  ßmbfinbungen  toir!fam  ttjerben  foüten.  9lud)  hierin  fanb  er  btele 
9^ad)iolger,  bi§  in  ber  erften  ^ölfte  be§  18.  ^a^r^unbertg  mit  bem  bertieften 
äJerftänbnii  be§  eigentlichen  3öefen§  ber  ^nftrumentalmufif  bergleic^en  (5ti(= 
toibrigfeiten  berfc^toanben.  (Sine  fiebere  2Bürbigung  biefe§  Äünftler§  toirb  erft 
bann  möglid)  fein,  n^enn  bie  ©pecialforfc^ung  über  fein  2tbtn  unb  ©d)affen,  fo= 
tüie  über  ben  ©tanb  ber  beutfd)en  glabiermufif  in  ber  erften  giätite  be§  17.  ^a^x-- 
:§unbert§  "^ettereg  Sii^t  berbreitet  l§at. 

35gL  ©d)ebef,  ^tcei  SSriefe  über  So:§ann  ^acob  fyroberger,  5prag  1874. 
SSertag  be§  S5erfaffer§.  —  ^ottebo'^m,  ©ttoag  über  ^o^ann  Sacob  ^roberger 
(9JlufifaUfd)e§  äßod)enbIatt,  Seip^ig  1874,  9lr.  32.  ©.  388  f.).  ©bttta. 
g-robeftUg:  Soliann  ^lifoIauS  f^-robeg  genonnt  ^.,  ^p^ttofopt)  unb 
gjlattiematüer,  geb.  am  7.  (ober  11.)  San.  1701  ^u  öJoSlar,  t  am  11.  ©ept. 
1756  p  ^etmftabt.  S)er  SSater  be§  5.  toar  giat^§f)err  in  (So§tar  unb  Ite^  ftd§ 
bie  forgfältigfte  ßr^ie^ung  be§  ©o!)ne§  angelegen  fein,  toie  beffen  gä^ig!eiten  fie 
at§  tol)nenb  erfd)einen  lieffen.  1720  bejog  g.  bie  Uniberfität  ^etmftdbt  al§ 
^auSgenoffe  bc§  bortigen  5ßroieffor§  ber  5ß^t)P ,  ß-  2).  ^oä},  beffen  ^mber  er 
äu  unterriditen  ^atte.  1723  ging  g.  nac^  §aEe,  um  bei  6^r.  b.  äßolf  5p^i(o= 
fob'^ie  3U  Jtubiren  unb  folgte  biefem  bei  feiner  gerabe  bamal§  bert)ängten  ^u§= 
tueifung  au§  ^reu^en  nad)  9Jtarburg.  ©ort  lag  er  b^ilofobl)ifi^en  unb  t^eo= 
logifc^en  ©tubien  ob  unb  abfolbirte  beibe,  fo  ba^  er  1725  in  (SoSlar  einige  ^}}tal 
al§  ^;|)rebiger  auftrat.  S)er  3öunf(^,  eine  UniberfitätSlaufba^n  ein^ufditagen, 
führte  it)n  1726  nac^  ^elmftäbt,  tüo  er  fid)  al§  3ßnöatbocent  ber  $§ilofobl)ie 
liabititirte  unb  at§  SSertreter  äBolf'fc^er  5pi)ilofobl)ie  fic^  rafd)  großen  ^ulaufeS 
erfreute,  ©eine  Ernennung  pm  orbenttidjen  ^^rofeffor  ber  Öogif  unb  ^Mdü= 
bl)t)fi!  erfolgte  1740,  bie  3um  5ßvofeffor  ber  ^M^t  unb  gjtat^ematif  1741,  mor= 
auf  er  nad)  lOjätiriger  S}erbinbung  beiber  ße^rfä(^er  1751  bie  pl)ilofobl)ifi^en 
SSorlefungen  abgab,  ©eine  japei^en  bei  5Jteufel  (ßeinfon  ber  bom  ^.  1750 
big  1800  berftorbenen  teutfd^en  ©c^riftfteller  SSb.  III.  ©.  536-538)  ber^eid^^ 
neten  ©diriften  be^iel^en  fid)  t^eilS  auf  ^1)Ho\op1)k,  t^eite  toie  feine  berbienftli^e 
„Encyclopaedia  mathematica  memorialis"  in  6  SSänben  auf  gj^laf^ematif ,  tl)etl§ 
auf  @elet)rtengef^i(^te.  ßine  ®efd)i(^te  ber  l)elmftäbtifc^en  5Jlatl)ematiler  ber= 
mod)te  er  nur  fo  toeit  p  förbera ,  ba^  er  brei  $robcftüde  ber  „Rudimenta  bio- 
graphiae  mathematicae"  beröffentlid)te.  ^n  ber  weiteren  2lu§arbeitung  unterbrad) 
ifin  ber  2;ob. 

q 

Fingern,  beutiii^e  SStogtaO'feie.    VIII.  ^ 


j^30  f^roeling  —  g^roPerget. 

grfi^  unb  ©ruber,  Slttgemeine  enct)!(o:päbie  ber  2öiffen|(^aiten  unb  fünfte, 
I.  ©ection,  50.  %f)til,  ©.  262—263  3lrtifel  bon  ^einrii^  Döring. 

ßantor. 

g-roclüig:  ?Jnbr ca§  f$f.,  gefi.  au  SalenBcrg,  t  1632  au  ^elmftäbt,  tt)o  er 
perft  ^rofeffor  ber  5pf)itofopf)ie,  bann  ße^rer  ber  Xtjeotogie  unb  @eneralfuperin= 
tenbent  toar.  @r  ift  in  ber  ©efd^ic^te  ber  Sogif  toegen  einer  mit  Einleitungen 
üerfe^^enen  3Iu§ga6e  be§  3lriftotetij(^en  OrganonS  unb  toegcn  einer  3l6^anblung 
über  bie  Statur  ber  ßogi!  ju  nennen.  9i. 

g-roPcrg:  3tegina  g.,  ©c^riitftetterin,  geb.  am  4.  Dct.  1783  3U  Berlin, 
Xobegjal^r  unbefannt.  ^übifdier  §er!unft  unb  eigcntlid)  ©alomo  mit  tarnen, 
'^eiratjete  ^•.  1801  einen  i^fraeliten,  ^rieblcnber,  üon  bem  fie  fic^  fpäter  trennte, 
äum  c^riftlic^en  ©tauben  übertrat,  ben  ^jtamen  g.  annat)m  unb  1813  nad^ 
Söien  übcr[iebelte ,  Wo  [ie  in  ber  öornet)men  äöelt  lebte.  ^^xt  litterarifd)e 
Saufba^n  begann  fie  balb  nad§  i^rer  S5ermä^lung  unb  öer5ffentlicl)te  eine  [tatt= 
lidt)e  9tei£)e  tion  ülomanen,  bie  reic^  an  ©entiment,  nid^t  o^ne  58eobadl)tung§gabe 
gejd)rieben,  I)eute  il)re  33ere(^tigung  öerloren  ^aben;  au^erbem  bearbeitete  fie 
einige  franjöfififie  Sramen,  bie  fie  unter  bem  ßotlectiotitel  „2;i^eater"  1817  f. 
erfi^einen  liei  5Da§  genaue  35er3ei(^niB  i^rer  ©t^riften  f.  bei  äöurjbad^  lY. 
(5.  379  \.  Sofepl)  Äürfd^ner. 

g-ropertjcr:  ©erwarb  9Iuguft  <sp ermann  g.,  $)3l)itolog,  geb.  ju  Seipjig 
am  31.  Wäx^  1836,  befud^te  öon  1847  an  bie  2^oma§f^ule,  üon  1852  an 
bie  Uniöerfität  feiner  SJatcrftabt,  too  er  ^uerft  Ilicotogie,  bann  $t)ilologie  unb 
@ef(i)id)te  ftubirte.  Eigene  ^Zeigung,  foltiie  bie  9lnregung  'Jlnton  Sßeftermann'§ 
fül)rten  iljn  balb  ju  fpecietterer  33efd)äitigung  mit  ben  attifd^en  9lebnern  unb 
ben  attifc^en  (Staat§=  unb  gied)t§altertt)ümern ,  toeld)e  fortan  ben  ^ittelpunft 
feiner  tDiffenf(^aftlid)en  ©tubien  unb  ^ntereffen  bilbeten.  ^tadibem  er  1857  in 
Seip^ig  bie  @t)mnafialtel)rerprüfung  beftanbcn  unb  al§  Dr.  phil.  promobirt  l^attc, 
nalim  er  eine  ©teile  al§  2el)rer  ber  alten  ©pradf)cn  unb  ®efdl)id)tc  an  bem  öon 
bem  lut§erifd)en  Pfarrer  Dr.  g-ranfe  in  9togafen  begrünbeten  $ritiQtgt)mnafium 
an,  bie  er  nacf)  IV2  Sa'fli^en»  Dftern  1859,  nad)bem  er  im  '»DJlärj  b.  ^.  ba§ 
preu^ifi^e  Oberlef)rerei-amen  in  ©reifämalb  beftanbcn  ^atte,  mit  einer  Scl^rcrfteHe 
am  (eöangelifi^en)  fyncbricf)=2Bill)elm=®l}mnafium  in  ^ofen  Oertaufct)te.  ©dion 
nad)  einem  'falben  ^a^re  Wi)xU  er  in  fein  engereS  2}aterlanb  ©ad)fen  jurüd, 
um  eine  £e!)rcrftet[e  am  @l)mnafium  unb  ber  Siealfdinle  5U  Zittau  ju  übernet)men. 
33on  t)ier  berief  il)n  ba§  fäd^fifd)e  ^Jlinifterium  ^Jlic^aeliS  1861  a[§>  neunten 
£)berlel)rer  an  bie  gürfteufdjule  ju  ©rimma,  mo  er  fd^on  1863  bie  ad^te  Dber= 
lelirerfteHe ,  1864  bie  fiebente,  1868  bie  fed)fte  ^^rofeffur  mit  bem  Orbinariat 
ber  Unterprima  erl)ielt.  Cftern  1872  ftebelte  er  al§  Eonrector  an  ba§  neubegrünbcte 
@t)mnafium  ju  ßt)emni|  über,  too  i'^n  ein  frü'^er  2;ob  am  28.  Wäx^  1874  l)in= 
megraffte.  ^y.  toar  ein  Se'^rer  öon  ungetDöt)nlid)er  Segabung  unb  S^üi^tigf eit ; 
ba|  er  baneben  auä)  ein  grünblid^er  unb  fclbftänbiger  3^orfd£)cr  auf  bem  öon 
if)m  fpeciell  bearbeiteten  ©ebiete  mar,  baöon  legen  feine  fdC)riitftcllerifd)en  Slrbciten 
3eugni^  ab ,  bie  fid) ,  abgefe"^en  öon  einer  bem  ^4^rogramm  ber  ©rimmaifd^en 
i5^ürftenfdl)ule  öom  ^.  1866  beigegebenen  2lbt)anblung  ..De  opiticmn  apud  veteres 
Graecos  conditione"  unb  einigen  ©dt)ulreben  l)iftorifd§en  5inl)alt§,  burd^auS  auf 
bie  attifd§en  9tebner,  in§befonbere  auf  St)fia§  bestellen :  er  l)at  au§gen:)ä'§lte  9teben 
beffelben  mit  einem  fel)r  grünblid)en  Kommentar  in  beutfdier  ©pradje  öeröffent= 
lid)t  (brei  93änbdt)cn,  Seipsig  1866 — 71;  baneben  eine  Heinere,  me'^r  für  bie 
Sebürfniffe  ber  ©dC)üler  berei^nete  luSgabe  ebba.  1875).  3)on  feinen  ^Beiträgen 
3U  pl)ilologifd)en  3eitfd)^*iltei^  öerbiencn  bie  .,Aunotationes  ad  oratores  atticos" 
(Philologus  SSb.  XXIX.  ©.  621  ff.)  unb  ber  umfängli(^e  Sa"^re§berid|t  über  ben 
ülebner  St)!urgo§  (ebba.  33b.  XXXIII.  ©.  344  ff.)  Ertoälinung. 


^xö\)liä).  131 

^ä)  l^abc  a(§  Cuelle  fotgenbel  ni(^t  in  ben  35u(f)'§anbel  gefommene 
©c^Tiftc^en  Benu^t:  Sen  -Dianen  bee  -öenn  ^rof.  Dr.  Jpertnann  yvo^Bergcr, 
Goni-ector  am  f.  ©Qtnnafium  ju  ß^emni^,  geft.  am  28.  Wäx]  187-i.  I. 
?[nfprac^e  an  bie  Server  unb  (5d§ü(er  ber  2ln[ta(t  in  ber  31ula  bc§  @t)mna= 
nafiumS  bon  ütector  ^rof.  Dr.  35oge(.  II.  äöortc  am  ©rabe  öon  Siaconuä 
Dr.  gi^omm^olb.     C  C  u.  5-  6-  SSurjian. 

g-röölid):  5[16i-a'f)am  g mannet  Jy.,  geB.  am  1.  geöi'-  1796  in  Srugg, 
t  am  1.  S^ccbv.  1865  in  ©eBenebovf  ('ilargauj.  —  ^m  e(tevücf)cn  .öaufe  — 
ber  35ater  tt)ar  Seigrer  —  einfaci),  abn  jorgmltig  eriogen,  befut^te  er  bie  ftäbti= 
|(^en  @(i)u(en  unb  tüibmete  iiä)  jeit  1811  auf  ber  SItabemie  in  3üricf)  ben 
t§eotogif(^en  Stubien.  S;aneBen  befc^ä'tigten  if)n  nod)  bie  fcfjönen  fünfte, 
nament(i(^  5Jtufif,  hie  er  unter  SMgeü'S  ^ilnleitung  Betrieb.  3^1  ^Injang  1817 
Bereits  orbinirt,  erlieft  er  Balb  barauT  bie  Stelle  eine§  5e^rer§  an  ber  f)eimat§= 
lii^en  Sateinfc^ute ,  njomit  ^ugleicf)  bie  35eforgung  ber  untt)eit  33rugg  gelegenen 
^ßfarrei  5[)^Dnt§a(  öerBunben  toar.  2Bäf)renb  jeiner  bortigen  je^njä^rigen  2öirf= 
famfeit  öer^eirat^ete  er  fic^,  |3fIog  anregenben  Umgang  mit  tüchtigen  Seiftlicfien 
ber  'Dtai^Barfc^aTt,  barunter  auc^  ber  a(l  ipiftoriter  Befannte  -^^letc^ior  Si^ulcr^ 
unb  geno^  ofine  i?opit)ängerei  bas  SeBen.  ©eiftreid^,  ireifinnig  unb  3ur  ©atirc 
aufgelegt,  berte^te  er  man(i)e§  ^ausBarfene  35orurtf)ei(  unb  fdjeiterte  barum  Bei 
feiner  35ettierBung  um  bie  ^^mrrftelle  in  ^rugg  (1823\  2Iu§  biejer  Bittereu 
ßrfa^rung  ^erau§  cntftanben  bie  „öunbert  neue  ^ß^eln",  1825.  tyriicf)  nac^ 
bem  £'cBen  gejeid^net  unb  o'^ne  aufbringticfie  öerBorf)eBung  ber  ^Jlorat  roie  um 
i^rer  fetbft  toillen  ba,  Begrünbeten  fie  mit  einem  ©(^(age  i^ree  Sictiteri  9tuT.  (Sine 
^roeite  öerme^rte  ^luflage  (1829)  Begleitete  ber  Befannte  DJtartin  £i[teli  au§ 
Dlten  mit  einem  Jpeite  fecfer  fatirijc^er  Umrifje.  ^m  öerBft  1827  tourbe  f^.  an 
©teile  51.  2.  O'oßen'ö  ^^profefjor  ber  beutjd^en  ^pxad)t  an  ber  Gantonsjc^ule  in 
2larau.  3ugtci(^  unterrichtete  er  noc^  in  (Beograp^ie  unb  Jftetigion  unb  Be= 
!leibete  1832  unb  33  auc^  ba§  5tmt  eine§  Ütectoiö.  2;ie  politifi^en  -;parteilänipie 
3u  5tnfang  ber  breißiger  ^ai)xz  Braiiiten  i^m  öiele  Unruhe.  OJlit  6rnft  unb  SBi^ 
foi^t  er  auf  Seite  ber  CBrigfeit  gegen  bie  ungeftümen  O^cuerer,  Be|onber§  al§ 
Ü^ebacteur  ber  ,/Dleuen  5Iargauer  3eitung"  (1831—35).  5DaBei  maiiite  er  nac^ 
unb  nat^  nii^t  fomol  Ijolitijc^  alg  öielme^r  religio»  eine  SBanbetung  burc^. 
©ein  frü'^erer  9tationali§muS  ging  allmä^lii^  in  eine  ftreng=fird£)licl)e  9ii(^tung 
üBer,  moju  namentlid)  l)artc  ©d)läge  bes  ©c^icifalö  Beitrugen,  ^ei  ber  '^lenXDdi)i 
ber  Gantonsfi^ulle^rer  am  31.  Cct.  1835  mürbe  ei  auf  ungere(i)te  2Beiie  üBer= 
gangen,  unb  eBenfo  bertoeigertc  il)m  bie  ^Regierung  bie  93eftätigung ,  al§  i§n  bie 
6:^or^crren  öon  Seromünfter  als  ^ollatoren  einftimmig  jum  ^^^farrer  öon  Äir(^= 
Berg  öorfi^tugen.  2:ieie  UnBill  mad)te  ber  ©emeinberat^  öon  'Olarau  mieber 
gut,  inbem  er  il)n  1836  ^um  erften  i3el)rer  unb  O^ector  ber  ^ejirfgjc^ule  er= 
toä^lte,  toorauf  bann  bie  öiegierung  nocf)  bie  ©teile  eine§  Äla^^elferS  (.§ili»= 
prebiger§,  be»  6apitel§  ?Iarau=3ofingen  l^injufügte.  ©o  faum  äuBerlic^  toieber 
3ur  Ütu^e  gefommen,  traf  i^n  ein  neuer  BetäuBenber  ©(i)lag.  ©ein  ^o(^BegaBter 
trüber  J'^eobor  (].  u.) ,  ein  ©c^üler  Tiägeli's  unb  3«^^^»^'»  unb  feit  1830  al§ 
9-^^ufif leerer  an  ber  Qlarauer  (iantonöfcf)ule  angefteHt,  f)atte  ben  2ob  in  ber  9larc 
gefud^t  unb  gcfunben.  5Jtit  if)m  mar  er  aufs  innigfte  öerBunben  gemefen.  @e= 
meinjam  Ratten  jie  me'^rere  ^a^re  an  einem  öerBejferten  aargauifcf)en  ^cfangBudie 
gearBeitet,  öon  bem  Bereits  1834  ein  ^ßtoBe^eft  erfc^ienen  mar.  Bis  bann  1844 
ba§  öoUenbete  2Berf  al§  „?lu§erlefene  ^^falmen  unb  geiftli($e  lieber  jür  bie 
eöangelifc^=reformirte  ^ixäjt  be§  (iantoni  Slargau"  öon  f5r-  ^erauegegeBen  mürbe. 
S^ie  3?a§ler  Uniöerfität  Befc^enfte  i^n  bafür  mit  ber  pl)ilofoö^ifi$en  Soctortoürbe. 
Söa^renb  er  fi(^  nun  gang  öon  ber  ^^olitif  jurücEjog  unb  nur  feinem  3lmte  unb 
ber  äßiffeni^aft  IcBte,  öeiftummte  bo(^  aud^  jcine  5)tufe  nid^t.     @r  öeröffentlid^tc 

9* 


132  gxDl)Uä). 

md^xm  fatuifc^c  @ebirf)te,  Don  benen  „SDer  junge  3)eutf(^=^J^id)el"  (1843;  2. 
öerBeffcrtc  unb  öermet)vte  Slufl.  im  gleid^en  3^Ql)ve;  3.  3tufl.  mit  einer  ^ugofic 
1846),  nid^t  nur  gegen  beutfd^e,  Jonbern  aucf)  gegen  jd)toci3erijd}e  Stürmer  unb 
©Tanger  :^erl6e  ^^jeilc  entjanbte,  tt)äl)renb  bic  oljne  jeinen  Flamen  er|d)ienene 
„atübüate  ^efuitenprebigt"  (1845)  eigentüd)  eine  antirabifale  poeti|d)e  ^unb= 
geBung  im  Slone  ber  (5d)iEer'fd)en  i^apuäinerpvebigt  war.  5Danelbcn  ücrjajjte  er 
aber  au(^  gwei  Sammlungen  „Jroftlieber"  (1851  unb  64),  bie  injotge  be§ 
2;obe§  öon  5lod)ter  unb  ©attin  entftanben,  ferner  me()rere  epijd)e  @ebid)te 
größeren  UmiangeS :  „Ulrid^  ^mingli"  (1840),  „Ulrid)  Don  iputten"  (1845)  unb 
„SoI)anne§  6aIoin"  (1864).  Seine  „(Sefammetten  Sd)viitcn"  gab  er  1858  in 
5  a3änben  l)erau§,  benen  fid)  bann  1861  nod^  ein  6.  23anb,  „®eiftlid)e  Sieber" 
anrcif)te.  Uebcrt^anpt  ging  tuol  fein  ^at)r  borübcr,  otjne  baJ3  ^■.  einzeln  ober 
in  Sammelmertcn  feine  |)Detijd)en  ©aben  (and)  'JtoöeHen  unb  @rjäl)Uingen)  ge= 
tpenbet  Ijätte.  Seiner  Sd}riften  finb  baljer  jiemlid)  Diele.  ?lm  öollftänbigften, 
aber  bod)  fe{)r  lüdenljaft  ääf)lt  fie  a3rümmer  (j.  u.)  auf.  —  5-rül)tid)'ö  bebeu= 
tenbfte  Seiftung  finb  nnftreitig  bie  ga'f'cln.  6r  t)at  ba§  ©ebiet  berfelben  mefent= 
lid)  ermeitert  unb  iljnen  gerabe^u  neue§  Seben  eingel)aud)t.  9Iud)  mand)e  feiner 
Sieber  finb  unbergeffen.  „lUrid)  S^^ittöl^^"  wnb  „Ulrid)  Don  Jputten"  entt)atten 
Dortrefflid)e  ©inäell^citen ,  entbel)ren  febod)  be§  tt»al)rl)aft  e)jifd)en  @efamnitein= 
brudeS.  2ttte§  in  allem  genommen,  gel)ört  5.  ju  ben  l)erDovragcnbften  5Dicl)tprn 
ber  Sd)mei3;  fd)abe,  ba^  er,  befonbers  in  feinen  fpäteren  ^4?oefien,  ber  tl)eologi= 
fd^en  2el)rl)aftig!eit  allju  Diel  Spielraum  gen)äl)rte.  —  ^m  Sommer  1865,  tur^ 
nad)bem  er  Don  einem  fyerienaufentl)atte  in  St.  ^Jtorilj  l)eimgetel)Tt  toar,  traf 
il)n  ein  Sd)laganfaÜ.  @r  begab  fid^  barauf  nad)  ©ebcngborf,  mo  er  ber  treuen 
Pflege  feine§  Sol)nc§  geno^.  .£")ier  ftarb  er  xul^ig  unb  gefaxt  nad^  einer  fdjUjeren 
SeibenSjeit  Don  16  3Bod)en.  2Bie  er  e§  gemünf(^t  l)atte,  mürben  feine  fterblid)cn 
9iefte  nad)  SSrugg  übergcfül)rt  unb  am  4.  S)ecember  auf  bem  bortigen  5riebl)ofe 
beigefe^t. 

{%  ^.  Sfvifart)  ^ir(^lid^e§  3eitbud^  für  ben  reform.  X^eil  be§  m^.  5Iar= 
gau,  2.  3lu§g.,  3ofingen  1835,  S.  72.  —  gr^.  .^aD.  23ronner,  S)er  Äant. 
Slargau,  II.  33b.,  St.  ©allen  unb  33ern  1844,  S.  36.  48.  —  S)er  Sd)tDeiäer= 
böte  (3larau,  Sauerlänber)  1865,  9h.  288  (5.  3)ec.),  S.  1—2  (Don  ^rof. 
9tub.  9laud)enftein  in  5larau).  —  S)ie  Sdtimeiä,  8.  Sat)rg.,  33ern,  .f)aEer 
1865,  S.  475—76.  —  9tob.  SBeber,  S)ie  poetifdl)e  Üiationallitteratur  ber 
beutfd^en  Sc^meia,  @laru§  1866,  S.  7—18.  —  3largauifd)er  ^au§freunb 
(SSrugg,  gifd^,  Söilb  &  6omp.)  1866,  m-.  1  u.  2,  f^euilleton  (Don  feinem 
Sol)ne  ^fr.  ßman.  g-rö^lid^).  —  ^irdl)enblatt  für  bie  reform.  Sdilueij,  f)r§g. 
Don  Ä.  9i.  C'^aaenba^  unb  ®.  fingier,  22.  ^a^rg.,  3üri^  1866,  5lr.  1, 
S.  1—4;  Tlx.  2,  S.  9—11,  ^-euiEeton  (Don  ipagenbad)  unb  (Sman.  f^rö'^lidf)). 
—  (SaHerie  berülimter  Sd^meijer  ber  ^Zeu^eit.  ^n  Silbern  Don  gr.  unb 
^.  ^a§ler.  mit  biogr.  Zi^t  Don  mfr.  ^artmann,  I.  SSb.,  ißaben  1868, 
5h.  35.  —  ^einr.  Äur^,  (S5ef(^i(^te  b.  beutfd^en  Sitteratur,  III.  93b.  5.  3lufl., 
Sei^aig  1870,  S.  364  b— 365  b  (mit  5rö^lid)^§  33ilbniB).  —  ^.  ^lütter, 
®er  5largau,  II.  93b.,  gürid^  1871,  S.  86—90.  —  6.  S.  ^o<i),  ®efd)id)te 
be§  ^ir(|enlieb§  unb  ÄHrd^engefangS,  1.  i^aupttl)eil,  VII.  33b.,  3.  Slufl., 
Stuttg.  1872,  S.  88-91  (nad)  bem  aargauifdljen  |)au§freunb).  —  Sd)mci= 
äerifclje  S)i(^terl)aKe,  l)r§g.  Don  9tub.  gaftenrat^,  C^eriSau  1875—76,  ^x.  1, 
@.  11—12;  gftr.  2,  S.  25.  Sd)umann. 

grölilicö:  ßragmug  g-.,  geb.  3u  ©ras  am  2.  Dct.  1700,  t  P  Sßien 
1758,  trat  im  16.  Seben§ial)re  in  ben  ^efuitenorben  ein,  ftubirte  ju  ©raj, 
Seoben   unb    3Bicn,    unb   lel)rte  :§ierauf  juerft  in  ^lagenfurt,  fobann  in  äöien 


gvb^ad).  133 

IDlaf^ematif ,  (Sefc^idjte  unb  ^ünatunbe.  S)ie  5tTivegutig  ju  numiSmatift^en 
©tubien  berbanfte  et  feinen  Beiben  CibengQenoifen ,  P.  (if)Tiftian  gbjd)Iager,  bei; 
fic^  al§  ^3}lij[ionär  in  ber  lüivfei  unb  in  ®ried)entanb  aujgefiaUen  unb  bafclbft 
^Jtünjen  gefornmed  '^atte,  unb  P.  ßaii  @ranelli,  33eicf)töater  ber  bei-toitttoeten 
^dferin  5(ma(ia.  ^n  ben  S-  1783—36  etf(i)ienen  feine  öiev  erften  @(i)viiteu 
über  gjliinjfunbe ,  bie  im'S-  1737  in  einem  SSanbe  bereinigt  noc£)ma(v3  gebrucft 
ttJUrben:  „Quatuor  tentamina  in  re  iiummaria  vetere:  1)  Dissertatio  conipen- 
diaria  de  utilitate  rei  nummariae  veteris.  2)  Appendicula  ad  nummos  colonia- 
rum  Romanarum,  a  cl.  Vaillantio  editos.  3)  Appendicula  ad  nummos  urbium 
graece  loqueutium  sub  Augustis  editos  a  laudato  Vaillantio  vulgatos,  4)  De 
nummis  monetariorum  veterum  culpa  vitiosis".  S)iefen  ©(^riften  folgten  no(^ 
jmei  anbere  oC)nli(^en  ^n"^atte§,  neBft  einer  auf  numi§matifc§e  ©tubien  gegrün= 
beten  23eteu(f)tung  ber  G)ef(^id)te  ber  ©eteuciben^errfc^aft:  „Annales  compendiarii 
regum  et  rerum  Syriae"  (1744\  me(d)e  tefetere  ©c^riit  i'^n  in  eine  Iitterarifcf)e 
f^e^be  mit  bem  Seip.^iger  Öete'^rten  (SotttieB  äßernSborf  bermidette.  ©iefer  get)be 
lag  ein  f^eologifc^eä  ^ntereffe  ju  ©lunbe,  fo  ferne  e§  fic^  nämtic^  um  bie  bon 
bem  ^^roteftanten  aSernSborf  Bcftrittene  canonifd^e  5iuctorität  ber  Beiben  ^J}ta!!a= 
bäerBüd)er  '^anbelte.  (S)ie  Sitteratur  biefe§  @treitc§  bn  ^ader  Ecrivains  de  la 
Comp,  de  Jes.  unb  SöurjBai^,  ^Biograp^.  ßej.,  3lrtifet  ^-rö^tid^).  S)ie  ^erbor= 
ragenben  Seiftungen  fu'ö'^üdi'g  al§  5lumi§matifer  unb  .g)iftoriter  lenftcn  bie 
^Xugen  ber  .^aiferin  ^aria  S^ercfia  auf  i^n;  er  würbe  in  ber  bon  ber  Äaiferin 
für  ben  jungm  9tbet  gegrünbeten  llnterrid)t§anftalt  (2^erefianum)  jum  Se^rer 
ber  @efcl^id)te,  5(rc^äo(ogie,  S)iptomatif,  2öap_penfunbe  unb  gried)ifd)en  ©|)rac^e, 
unb  jugteicf)  au^  aum  SiBliof^efar  be§  2:t)erefianum§  ernannt,  ^n  biefer  e^ren= 
b ollen  (Stellung  fe^te  er  feine  numiSmatif^en  ©tubien  Weiter  fort;  in  ben  ^a'^ren 
1753—55  erfd)ienen  jWei  Weitere  2öer!c,  welche  i§n  in  Weiten  Greifen  Berühmt 
maditen:  „Regum  veterum  numismata  rariora"  unb  „Dubia  de  Minnisari  alio- 
rumque  Armeniae  regum  nummis".  ^n  33ereinigung  mit  feinem  bon  i'^m  äu 
numiSmatifc^en  ©tubien  angeleiteten  DrbenSgenoffen  P.  ^^e\i  unb  mit  ^amerai 
S)ubal  arBeitete  er  auf  5lnrcgung  be§  9}orfte'^er§  be§  faifert.  gjlün5caBinet§  be 
gfrancc  einen  Katalog  ber  antifen  ^Jlün^en  be§  faifert.  6aBinete§  au§:  „Numis- 
mata cimelii  austriaci  Vindobonensis"  (SBien  1755,  2  Sbe.).  @Ben  fo  machte 
er  fi(^  um  bie  ^eimifc^e  ßanbe§=  unb  Äir(^engef^i(^te  t^eit§  bur($  eigene  9(rBeiten, 
f^eilS  but(^  ?lnregung  unb  görberung  ber  3IrBeiten  9Inberer  berbient.  @r  puBUcirtc 
bie  bon  i^m  üBerarBeiteten  „Diplomataria  sacra  ducatus  Styriae"  feineg  Crben§= 
genoffen  P.  ©igiSmunb  ^sufd)  (2Bien  1757);  burd^  if)n  beranla^t,  wibmeten  fid)  3Wei 
junge  Männer  ber  ßrforfc^ung  ber  @ef{^id)te  i^re§  engeren  a5atertanbe§ :  @raf 
Soronini,  ber  eine  ©efdii^te  bon  (Sör^  unb  ^ftrien  fc^rieB  (Sb.  IV,  ©.  501), 
(S5eorg  5ßral),  ber  bie  @ef^i(|te  Ungarn§  BearBeitete.  S5erfd)iebene  fleinere  ?lB^anb= 
tungen  junger  ^Jtbetid)er,  weli^e  auf  ßinjetfieiten  ber  öfterreic^ifi^en  2lbel§=  ober 
9legentengefc^ii$tea3e3ug  §aBen,  würben  unter  feiner  Seitung  aBgefa^t.  ©ein  Drben§= 
genoffe  S)eni§  (a3b.  V,  ©.  51)  würbe  burc^  ifju  auf  ha^  ©tubium  ber  Sü(^er!unbe 
unb  Sitterargef^i(^te  l^ingetcnft.  dr  ftanb  in  gelehrtem  Sßerfe^re  mit  ban 
©mieten,  mit  (Sori  in  (^torens,  mit  bem  5}lar(^efe  ©aborgnano  unb  3lpo[toIo 
3eno  in  35encbig,  mit  SSartr^efemt)  in^arig;  mit  P.  ^ell  BetrieB  er  auä)  aftro= 
nomifi^e  ©tubien,  üBerfe^te  bie  ©pti!  feine§  Drben§genoffen  P.  Saftet  in§  2atet= 
iiifdje,  unb  lie^  gelegentlid)  auc^  einmal  eine  SlB^anblung  „De  figura  telluris" 
(SBien  1743)  erfd)einen.  2)erlei  9^eBenarBeiten  laffen  i^n,  oBf(^on  i^nen  fonft 
Weiter  feine  SSebeutung  jufommt,  at§  einen  bielfeitig  geBilbeten  9]tann  erlennen; 
ba§  aSetbieuft  feine§  2Birfen§  ift  auf  jenem  ©eBietc  ju  fu(^en,  auf  Welchem  er 
fic^  einen  BteiBenben  Flamen  erWorBen  :^at.  3)er  9himi§motifer  gd^et  anerfanntc 
baffetBe  burc^  bie  SÖorte,  bie  er  i'^m  ot§  (SraBfc^rift  Wibmete :    „Hunc  facta  lo- 


134  iJtö^ad). 

quentur".     3)a§  !aifert.  «Dlünj^  unb  5lnti!encal6inet  bett)at)i-t  ein  in  Od  gemattet 

«ßitbniB  S-tötjtic^'S. 

Sßgt.  SSergmann,  ^>flege  ber  gfiumiSmatif  in  Defterreid)  im  18.  ^a^x% 
(Söien  1856).  SBuvä^acf),  53iogrQp:§ifd)e§  2^.  «nteufct,  Sej.  b.  1750-1800 
berftoi-B.  tcutfd^en  ©c^nitfteller.  SBernev. 

g-röljlitft:  griebi-i(i  SL^eobor  3?.,  geb.  ju  S3rugg  im  ganton  5lnrgau 
ben  25.  ^-ebv.  1803,  Befud^te  feit  1820  ba§  ©l^mnofium  in  ^üridE)  unb  bejog 
1822  bie  Uniberfität  SSojel,  um  bie  gied)te  ju  ftubircn.  ^eben  biefen  toiffcn^ 
f(i)ajtU^en  ©tubien  |}f(cgte  er  fein  fd)on  h'ül)  eimadjtcö  mufifa(if($c§  latent  al§ 
glaöievipielet  unb  ßornponift.  ^m  gvüpng  1823  ging  er  nad)  Serlin,  um 
bie  UniDerfitätSftubien  3U  öollenben,  erfranfte  bort  in  ^^olge  be§  ent[tet)cnben 
^am|)ie§  ätoifi^en  bem  erföä'^tten  Setuie  unb  ber  immer  [tärfer  evloadjcnben 
gieigung  jur  ^lu[i!  unb  mu^te  im  ©ommer  1824  nad)  93rugg  juiüdfctjrrn,  um 
leine  ®efunbt)eit  n^ieber  tierjufteEen.  9^ad)bem  er  jtoei  ^a^re  bort  öcrmeilt  unb 
\\k)  Taft  au§fd)licBtid}  mit  g}lufif  Befd^äftigt  ^atte,  ging  er  1826  mit  llnterftü^ung 
feiner  ^{egierung  tt^iebcr  nad)  33er(in,  um  fid)  ganj  ber  J^unft  ju  loibmen.  Qx 
na'f)m  tf)coretifd)en  Unterrid)t  Bei  3clter  unb  Sernlj.  ^lein,  Ujurbc  Bejreunbet 
mit  5-.  ^cnbel§fot)n  =  a3art!)o(bt)  unb  oerblicb  big  1830  in  ^Berlin,  in  mctd^em 
i^a'^re  er  al§  5)lufifbircctor  nad)  ^^arau  Berufen  würbe.  S)ort  leitete  er  einen 
(Sefangberein ,  ein  2)itettantenconcert,  bie  ö^efangäftunben  ber  ©tabt=  unb  (£an= 
ton§fd)ute  unb  ertt)eilte  eine  ^enge  ^ribatftuuben.  3l(§  ßom^onift  entfaltete 
f^.  eine  auf^erorbentUd)e  ^ru($tBarfeit.  dr  fi^rieB  öiele  ^'ocal=  unb  Snftrumentat= 
toerfe,  baruntcr  ein  3Beit)na(^t§=  unb  ^^affion§=Dratorium,  eine  ^^fingftcantate, 
ein  3tt)ölfftimmigc§  Miserere,  ben  1.  5pfalm  für  6{)or  unb  DrdE)efter,  20  ^o= 
tetten,  40  6t)ortieber,  eine  gro^e  53^enge  ein=  unb  me'f)rftimmige  Sieber,  jtoei 
Sinfonien,  einige  ©treid)iiuartette ,  19  ßlabicrfonaten  ic.  ©ine  fo  crftanntidie 
S'^ötigfeit  erfd)ö|)fte  bie  ÖeBenäfraft  ^^rö^lic^'S.  ^n  einem  ^)tnfaU  öon  (5d)mer= 
muf^  ertränftc  er  fid)  am  16.  DctBr.  1836  in  ber  9lare. 

2lttgemeinc  muflfaüfd)e  B^iti^nö'  Öeipjig  1837,  ©,  375  ff. 

fjürftenau. 
g-rö^ltd):  ^oT)ann  g.  öon  (Sott,  ':pt)i(otog  unb  ©c^utmann,  geB.  ju 
maxlt  aSiffingen  in  ©d^WaBen  am  1.  mäx^  1780,  f  am  31.  ^an.  1840. 
^ad)bem  er  ba§  Bon  (Seiftlic^en  geleitete  6i)mnafium  unb  St)ceum  ju  ©ttmangen 
burd)gemad)t  '^atte,  ftubirte  er  juerft  J'^eotogie  1797 — 99  ju  ©iEingen,  bann 
^uri§prubcn3  1802—4  in  ßanbS'^ut;  ba  aBer  and)  biefe§  5^^  feinen  Steigungen 
nic^t  cntfprad),  ert)ieU  er  auf  bie  @mpfcf)(ung  cinc§  ^reunbeS,  ber  feine  SSorlieBe 
für  fprad)lid)e  unb  ^l)Uofo^I)ifd)e  ©tubien  fanntc,  eine  Set)rerfteüe  an  bem  neu 
organifirten  (St)mnafium  ju  Kempten  1804.  SBieniol  er  für  ba§  ße'^rf ad)  feine 
Befonbere  SSorBereitung  mitBrad)te  unb  erft  al§  ßel)rer  orbentlid)  ju  lernen  an= 
fing,  üBertüanb  bod)  bie  Energie  feines  2BiIIen§  alle  .Ipiuberniffe  unb  er  marb  ein 
tü(|tiger  2el)rer.  1817  mürbe  er  an  bie  CBeicIaffe  naä)  5Jiünd)en  öerft't5t  unb 
1823  3um  iHector  ber  9tnftaU  (be§  bamotigen  alten,  je^igen  äöit^etm§=®t)mna= 
fium§)  ernannt,  meld)e  ©teile  er  Bi§  ju  feinem  2obe  Belleibete.  3l(§  ein  SJtann 
öon  6'f)ara!ter,  ber  nid)t§  feiner  SBürbe  öergaB,  mu^te  er  unter  fd)toierigen  a3er= 
'^ältniffen  immer  fein  5lnfe't)en  p  Be!)aupten.  ?ll§  ge'^rer  mar  er  ju  troden, 
um  anregenb  ju  mirfen,  meit  man  aber  feine  ^enntniffe  fd)ä^te  unb  ben  ©ruft 
feines  ©treBeng  fü'^lte,  entging  if)m  nic^t  bie  allgemeine  9ld)tung  feiner  ©c^üIer. 
^mmer  an  fid)  fortBitbenb,  üertoenbete  er  febe  freie  ©tunbe  —  foldjc  I)atte  er 
Bei  !ümmerlid)er  SSefoIbung  unb  äa^lreid)er  (Familie  lange  3eit  nur  wenige  — 
äum  ©tubium  ber  alten  ßlaffifer,  bereu  ipeilung  üon  überlieferten  ©d^äben  i'^m 
äu  einer  ma"^ren  AperaenSangelcgen'^eit  Würbe,  ©eine  3al)Ireid)en  3}crBeffcrung§= 
Borfd)läge  ju  (SatuÜuS,  5pi)aebru§,  i^oratiu§,  jur  lateinifd)en  5lntt)ologie,  2acitu§, 


gro^n.  135 

SSeKejuS,  ben  römij($cn  ^f)doxtn,  fernex  ju  ^op1)otU^,  X1)totx\t,  grtecfiifc^en 
Epigrammen,  S)emoftt)ene§  k.,,  bie  in  ^Programmen,  p^iIoIogt|c£)en  ^eitfc^riiten, 
in  ben  gelef)rten  Stnjeigen  ber  ^ünc^ener  Sltabemie  unb  jpäter  in  beren  S)enf= 
jc^riiten  niebergetegt  finb,  6e!unben  einen  ungemö'^nlic^en  Sdiarifinn  unb  eine 
jettene  biöinatorijije  Begabung,  alber  fie  öerrat^en,  Be|onber§  bie  |rüt)eren  2Ir= 
öeiten,  bur^au§  ben  Slutobibacten ,  unb  bienen  jo  äum  SSetoeife,  ba^  au|  bcm 
(gebiete  ber  p^ilologifc^en  Äriti!  o^ne  fefte  5Jtetf)obif  fixere  ßriolge  nur  im  ein= 
jelnen  3U  erzielen  finb. 

ßeont).  (Spengel'S  ©enfrebe  auf  3.  ö.  ®.  grö'^lic^.     miinä^m  1849. 

.^atm. 
g-rolÖn:  i3ofe|)^  5.  öon  gro'^nSberg,  öfterrei^ifc^er  DBerft.  ®ine 
burc§  bie  i^m  angebii^teten  fet)r  oBenteuerli^en  @rlel6niffe  öefannte,  aud)  in 
mel^reren  beutf($en  3ftomanen  erfc£)einenbe  ^perfontic^feit.  (geboren  1744  ju 
giüxnberg  in  Saiern,  trat  g.  1760  aU  ^äl^nrii^  in  ba§  faiferl.  Snfanterte= 
regiment  3lx.  40  ein,  bon  mel(f)em  er  1763  al§  Dberüeutenant  juerft  pr  beutf(^en 
51obelgarbe,  fpäter  aU  gtittmeifter  in  ba§  6.  §ufarenregiment  unb  1773  al§ 
SJtajor  in  ba§  6.  j?üraffierregiment  überfe^t  würbe.  1777  tnurbe  er  Cberftaeute= 
nant  bei  2ßaIbegg=®ragoner,  1781  jmeiter  Oberft  bei  (^arameHi=  unb  1783 
erfter  bei  S5eiiid)ingen  .^üraffiere.  Drbnungätoibriger  unb  feine§tt)eg§  burdiauS 
el^ren^after  |)anblungen  toegen,  mürbe  er  in  Unterfu(i)ung  gejogen  unb  entlaffen, 
er'^ielt  jeboc^  öon  ^ofep:^  II.  eine  jä'^rlii^e  ^enfion.  g.  ftarb  ben  17.  Dctbr. 
1785  äu  ©ro^marbein.  S)er  mt)tt)U§>  über  fein  Seben,  melden  äuerft  ber 
9H^einifd)e  3lntiquariu§  unb  jule^t  SBüIau  in  ben  (geheimen  (Sefc£)id)ten  öor= 
brad)te,  befielet  barin,  ba^  er  ein  geborener  QoUm^n,  au§  bem  ®lternf)aufe 
entflogen,  al§  ^Jtufterfd^reiber  in  bie  ©renje  eingetreten  fei,  ben  fiebenjab;rigen 
ßrieg  ai^  Dfficier  mitgemacht  l^abe,  in  ®efangenfd)aft  geratl^en  unb  al§  tobt 
ausgegeben  unb  nat^  feiner  Otanäionirung  ni($t  al§  lebenb  anerfannt  mürbe, 
äuerft  Stallmeifter,  bann  (garbift  geworben  unb  meil  er  ^ofep'^  II.  bei  einem 
Liebesabenteuer  unterftü^t,  Oon  i^m  jum  .^ufarentieutenant  ernannt  unb  bis 
aum  Dberften  bejörbert  mürbe;  enblii^  fei  er  burc^  ben  Sn^aber  feineS  9tegiment§, 
ben  (Seneral  33erli(^ingen,  öergiftet  toorben,  mät)renb  biefer  ficf)  felbft  erfc£)o^. 

ategeften   be§   f.   f.   ^rieg§ar_(i)iö§.     S)er   erfte   poÜftänbige  unb  ^iftorifi^ 
cüi-recte  Sluffa^:  „^eue  freie  ^^Jreffe",  10.  Januar  1872.  ö.  ^anfo. 

g-ro^u:  ^onrab  5.,  9lationatöfonom,  geb.  ju  2)üffetborf  am  2.  ^uni 
1752,  ftubirte  in  (Söttingen,  ging  im  ^.  1788  mit  bem  9teic^§grafen  bon 
©icEingen,  !urpfat,^baierifc§en  (Sefanbten  am  tönigL.franaDfifc^en  .g)o|e,  auf  9leifen 
unb  öerfa:^  eine  3cit  lang  bie  ©tette  eineS  ©ecretärS  ber  baierifc^en  @efanbt= 
fdiaft  in  ^ari§,  menbete  ficf)  bann  nac^  SBien,  mo  er  me'^rere  ^al^re  als  ^rit)at= 
mann  3ubrad)te.  25on  1795—1800  lebte  er  alS  ^^sriüatgele^rter  in  münä)tn 
unb  erhielt  in  bem 'legten  ^a^re  bie  2et)rfon3eI  öcr  6taatSmirtf)f(^aft  an  ber 
eben  öon  ^ngolftabt  nad^  SanbS'^ut  überfiebetten  Uniöerfität;  fomie  fpäter  ben 
3:itet  eines  tönigl.  boierifcf)en  ^ofrat^S.  2l(S  bie  Uniöerfität  im  S-  1826  na^ 
5)lün(^en  öerlegt  mürbe,  trat  3^.  toegen  ^ränfli(i)!eit  in  ben  Ütu^eftanb  unb 
t  am  10.  Januar  1829.  ©eine  fct)riftftellerif(i)e  ßaufba'^n  begann  er  mit 
ftatiftif(i)en  5trbeiten,  „^Beiträge  jur  neueften  beutft^en  2;erritoriatDerfaffung", 
1783,  unb  „5teuefte  ©taatSfunbe  öon  ®eutftf)(anb",  1784  f.  SjoS  1.  — 5.(5tüci 
entplt  Defterreid),  33aiein,  ^ülicE)  unb  Serg,  baS  6.  -  8.  ©tüd  ift  nic^t  in  ben 
5Bud^t)anbel  getommen.  3luS  feiner  Söicner  3eit  ftammen  ätoei  anonyme 
©c^riften,  „g-ran!reic^S  gieöotution  unb  (lonftitution  im  3ufammen^ng",  1792 
unb  „©cenen  auS  ber  fran^öfifc^en  9teöoIution,  poetifd)  gcfi^ilbert",  1793.^  ^n 
^Dtüni^en  unb  2anbSt)ut  toar  er  auSfc^lieBÜc^  auf  bem  B-elbe  ber  5iational= 
öfonomie   tt)ätig    unb    öertrat   ben   gemäßigt    freiheitlichen  ©tanbpuntt  beS  auf= 


136  ^xöüä). 

geüävten  5Püti,^eiftaate§  mit  gutem  ))ra!tifd)cn  SStitf,  oBer  o^ne  toejentliiiie  göv= 
berung  bet  aBifjenfcfiait.  9tu§  biefer  ^pertobc  ftammen  feine  Sd)riften  „Uebei 
Kultur,  .^anbel  unb  ben  ©influ^  ber  ©etreibepreife  auf  bie  @taqt§tt.iiit'f)f(i)ait" 
mit  8 '  Tabellen,  1798.  „gnttDurf  einer  ^ijpottiefencaije  iür  33aiern",  1799, 
„g^eucraffecui-anj  für  Saiern",  1800,  „Ueber  'Baierng  3{ei(^tt)ümer  unb  hu 
knittd,  [ie  äu  öerme'^ren",  1.  ©tüdf  1800,  „Hte§  unb  neue§  ^-)anbel§fi)ftem  in 
S3aiern",  1801,  „Tieuefter  actenmä^iger  3uftanb  ber  fämmtlic^en  unter  Ianbe§= 
fürftlii^er  unb  lanbfd£)aftric^cr  35errcaltung  fteljenben  ©taatöeinfünfte  unb  ©taQt§= 
ausgaben  in  35alcrn,  ^Dlcuburg,  Suljbac^  unb  ber  Dbcrpfala",  1801,  „^anbbud^ 
ber  Baierifd£)en  Ttationalöfonomie",  1822. 

^aaber,    (Scte{)rte§    93aiern    I.    35ß.  —  "^l.    ^le!rol.    1829.  —  ^rantl, 

©efc^ic^te  ber   Subn3ig=gJlajimiaon§41nit)erfität  II.   523.  —  lleberfid^t   feiner 

©d^riften  bei  ^at)fer,  3Sücf)erIci-i!on.  3nama. 

S-röUd):   ^oI)ann  6t)riftDp^  g.   bon  unb  in  grölicfiSbur g,  Sfurift, 

„abelic^er  l'aubmann"  au§  ©toiiad^  in  2:irol,   ert)ieU  1753    an  ber  Uniüerfität 

greiburg  i.  33r.  bie  $rofeffur  be§  Gobej  unb  3ug(fic^  bie  juriftifc^e  SoctorUnirbe 

unb  ftarb  bafelbft  am  27.  Dctbr.  1776.     gr  f)intertie^  feine  Srudmerte.    S^on 

einem    gleichnamigen    S^uriften    ejiftiit    ein   ^äufig    aufgelegter    Gommentar   jur 

Carolina:  „Commentarius  in  taljfcr  Qaxl  bc|  günfften  ^einlidie  |)at§=®erici)t§= 

Drbnung",  1709  unb  öfter. 

aBciblid),  35iogr.    ^lac^ric^ten  III.    79.     ©d^reiber,   @ef($.  ber  Uniö.  ju 
g^reiburg  111.  180  f.  Steffen^ agen. 

g*rölid):  ®corg  g.  (2ätu§,  Setu§),  nürnfecrgifd^er  unb  aug§burgif(^er 
©tabtf^rcibcr  unb  ^tjilotog,  mar  um  ba§  3-  1500  ju  C^ömni^  („bon  ber  6öm= 
ni^  au§  a^oigtlanb"),  mie  er  felbft  fagt,  einem  unbefannten  Orte  in  bem  eger= 
fd^en  ©ebiete  in  SBö^men  ober  bem  baran  grenjenben  33oigtlanbe  geboren 
(Theoph.  Siiicerus,  Analecta,  'iRürnb.  1736,  ©.  161).  S5on  feinen  .^ugenbja'^ren 
ift  nict)t§  befannt,  al§  toaS  er  felbft  in  ber  3}orrebe  ju  feinem  berbcutfd^ten 
©tobaeuS  (33t.  ?l.  3  a)  fagt,  au§  metd)cr  man  aud)  einige  anbere  Umftänbe  feinc§ 
Seben§  fennen  lernt.  5lod)  jung  unb  balb  nad)bem  er  bie  ©d)ule  öerlaffen,  etma 
um  1520,  üerfa'^  er  bei  ben  ^faljgrafen  bei  9tt)ein,  bann  10  ^al^re  (1526—36 
gitterar.  ^ufeum  II.  ©.  204)  in  9Iürnberg  ßauäteibienfte.  ^3iac^  ben  nürn= 
fiergifd)en  ^^lemterbüdiern  tam  er  1528  in  bie  6an3lei=9{egiftratur  unb  marb 
1529  eanglift.  Sn  ber  letzten  ßigenfd)aft  mürbe  er  in  fe^r  mid)tigen  ®efd)äften 
gebraud)t,  mie  er  benn  1530  mit  ben  bcibcn  ßonfulenten  Dr.  ßliriftopl)  ©d)eurl 
unb  Dr.  :3ol)aun  ^''clJftein  auf  25efel)t  be§  9tat^§  ju  Nürnberg  nad)  9lug§burg 
gefd)idt  mürbe ,  ol)ne  3ttieifel  um  im  ^ntereffe  beffelben  bie  ^rotocoUc  ju  fül^ren 
unb  ben  S5riefmed)fcl  ju  munbiren  unb  ju  bcforgcn.  'üaä^  OfianbefS  3fugni^, 
ber  itjü  als  einen  ''Dtann  Oon  SSerftanb  unb  ®efd)idti($!eit,  al§  einen  guten  Sa= 
teiner  unb  S)idf)ter  bejeid^net  (Apologia  Andreae  Osiaiulri,  1544,  2itt.  ^Jlufeum 
©.  196),  üertrat  er  auc^  p  "iltürnberg  eine  !^nt  lang  einen  Iranfen  9lat§g= 
fd^reiber,  meld)e§  ma^^rfc^einlii^  l^a^aruS  ©pengier  mar,  ber,  lange  fränfclnb,  im 
^.  1534  ftarb,  unb  in  beffen  ©tette  er  einrüden  moHte;  al§  il)m  biefe§  aber 
fe!§lf(^lug,  trat  er  al§  ©tobtfd^reiber  in  aug§burgifcf)e  ®ienfte,  too  man  fe'^r  biel 
auf  il)n  l^ielt.  S)iefe§  toidt)tige  3lmt  öcrmaltete  er  bon  1536 — 48,  ftanb  in 
großem  ?lnfel)en  unb  mad^te  fid)  um  ba§  gemeine  äßefen  in  ben  bebenltidf)ften 
unb  gefa^rbollften  Reiten  l^öd^ft  berbient.  ^n  9lnerfennung  feiner  erfpric^lidien 
S)ienfte  gab  it)m  ber  9tatl)  burd)  einen  befonberen  33efct)lu^  feine  SScfolbung  auf 
od)t  Satire  borauS.  ^n  einem  35orfd)lage  einer  neuen  9tatl)§=  unb  (5;an3teiorb= 
nung  an  ben  2lug§burger  '^atlj  rü^mt  g-.  felbft,  „ba^  ein  6.  9iatl)  il)n  al§ 
SSlutfreunb  fammt  3Beib  unb  j?inb  unberminbert  feiner  gebül)rli(^en  Sßefolbung 
bi^'^er  äiemlid)  unterl^alten,  unb  ba^  man  i^m  aud) ,  al§  e§  in  3lug§burg  mi^= 
lid^    auSfa'^ ,   nid)t   einmal)l  erlaubt  l)atte ,  auf  ettlidie  2:age  au§  ber  ©tabt  äu 


??t5li^.  137 

gelten,  toeti  man  i'^n  rtt($t  ^abe  entratfien  fönnen".  ^nr  ft^malfalbifd^en  25unbe§= 
gefc^äfte,  fotoie  3m-  3fit  i^e§  ÄriegeS  jü'^vte  et  mciftenS  bie  dotrefponbenä. 
dfienfo  tourbe  C:paul  ö.  ©tetten,  ©ejcfi.  ber  9teic^§ftabt  ?tug§Burg  I.  ©.  406), 
qI§  im  ^.  1547  „jur  2tiinc^tung  eine§  frommen  2eBen§toanbeI§  unter  ben 
Sürgein"  eine  Befonbere  Deputation  angeorbnet  tourbe,  u.  a.  auc^  ^y.  ^ier^u  er= 
nannt.  2öeil  er  fi(^  aber  ßemu^t  mar,  bie  ^aifer  ^art  unlieBa  ßorrefponbenj 
im  ftf)mal!albif(^en  Kriege  gejü^irt  äu  {)aBen,  |o  bat  er,  al§  ber  ^joütifi^e  ,g)ori= 
jont  immer  bunfler  tourbe,  ben  ^tat^  um  feine  ©ntlaffung,  iüelcf)e  biefer  ieboc^ 
ni(^t  annahm,  fonbern  i^m  bebeutete,  ba|  er  it)n  „bel^  biefen  fdjmeren  Säufften" 
ntd^t  tDot)I  entbe'^ren  fönne.  g.  aficr  tuurbe,  toie  er  mit  9led)t  befürcfitet  l^atte, 
fd^on  am  3.  3luguft  1548  hnxä)  ben  Äaifer,  bei  bem  er  anwerft  f(i)(ecf)t  an= 
gefd)rieöen  mar,  al§  biefer  in  bemfelBen  Sa'fire  ha^  gtegiment  3U  2(ug§6urg 
änberte  unb  mit  abetic^en  (Bef(f)Ie(i)tetn  befe^te,  feines  3lmte§  ent^^oben,  „t)nber= 
le^t  meiner  eieren,  ja  mit  meiner  ebren  attergnäbigft  ertaffcn"  (©toBäuS  331. 
21.  3  a;  .«piftorie  be§  3(ug§B.  9tegiment§  IL  ©.  86  ff.).  D^ac^bem  5.  hierauf 
einige  ^at)re  5U  ÄaufBeuren,  toofetBft  er  fic^  am  1.  Sunt  1549  ein  ,§au§  faufte, 
al§  ^^pritiatgete^rter  öerleBt  l^atte,  50g  er  toieberum  nacö  9lug§Burg,  um  bom 
3Jlarä  1554  an  auf  bier  ^aiire  lang  bon  neuem  in  bie  S)ienfte  be§  3tatl§e§  ju 
treten,  nac^bem  il^n  biefer  Bereits  1552  3um  glatt)  unb  Slböotat  ber  ©tabt 
(gie(f)t§confuIent  üon  §au§  au§)  ernannt  '^atte.  93on  nun  aBer  fe'^Ien  alle 
toeiteren  Ütac^ric^ten  üBer  fein  SeBen  unb  2öir!en.  3^1  feinen  gete~^rten  greunbcn 
jä'^Iten  Dr.  ^onrab  @eBner,  Äafpar  35ruf(i)  (^efc^reiB.  b.  tyic^teCbergeS  1683, 
(S.  6—7)  unb  @eorg  SSogler  (^etjft^tag,  Sylloge  I.  1729,  ©.  557._  563), 
toe((^en  legieren  er  feinen  ©c^mager  nennt.  Unter  feinen  ©c£)riften  ift  befonberS 
1§ erb or^u^ eben:  „Joannis  Stobaei  ©cfiarpff finnige  ©brücke  .  .  .  9Jl.  ®.  S."  2lm 
ßnbc:  „©etiiicit  au  Safel  Bt)  :3ot)ann  .gjerBft  genannt  Dbonno  .  .  .  1551", 
fyol. ,  eine  Ueberfe|ung  ber  2lnt^o(ogie  be§  ©tobäu§  naci)  ber  lateinifc^en  3lu§= 
gäbe  be§  Äonrab  .Seiner  (barin  aud^  ©.  559  bie  erfte  beutf(^e  Ueberfe^ung 
jmeier  bt^tonifc^er  ©efpräc^e).  ©ie  ift  bie  erftmalige,  jeboc^  nid)t  mörtlic^e, 
fonbern  me^r  umf(i)reibenbe  Uebertragung  in  beutfc^e  ©prac^e,  aber  gerabe  ha= 
burdf)  für  un§  um  fo  toert^botter,  meil  einjetne  ©piliciie  be§  ©tobäu§  nii^t  otjne 
®ef(f|i(!  unb  (Bind  burd§  ft)nont)m  fbecififc^  beutfd^e  ©pric^tnörter  miebergegeben 
finb.  '  @§  fam  aucf)  i^, ,  toie  ben  meiften  Ueberfe^ern  ber  gieformationg^eit ,  nur 
auf  berftänbli($e  ^iebergabe  be§  :^n^alt§,  burd)au§  nic^t  auf  ^ac^bitbung  ber 
gorm  an,  toie  benn  bie§  ber  Ueberfe^cr  fetbft  in  ber  S^orrebe  ausbrütfüd)  be= 
merft  l^atte,  unb  e§  ift  beS'^alb  au(^  ba§  Urtt)eil,  toel(f)e§  SSrücEner  in  feinen 
Seiträgen  3ur  fritifcfien  ^iftorie  XIX,  356  ff.  über  biefe§  Su(i)  fällt,  ein  bur(^= 
au§  ungere(i)te§  unb  um  fo  bittiger  unb  rüdffic^tSbotter  baSjenige  ©trobet'S  in 
ben  9]ti§cea.  YI,  98  ff.  g.  t)atte  biefc  3trbeit  toäl^renb  feineg  ^Tufent^alteS  in 
^aufbeuren  gefertigt  unb  bie  25orrebc  unterjeidinet :  „@eben  3U  ^auffbeüren. 
14  tag  ^aji.  1550".  ßin  gjemplar  l^otte  er  felbft,  „inscriptione  elegantissi- 
mis  litterarum  ductibus  exarata",  ber  2lug§burger  Sibliof^ef  jum  ®efc|en!  gc= 
maä)i,  in  toeltfier  e§  ]\ä)  nodf)  '^eute  befinbet.  Tää)t  o^ne  ©efc^idf  ift  ouif)  feine 
„S^erbeutfc^ung  aller  5ßfalmen,  toie  fte  ^o^anneS  ©ampenfiS  nacf)  l^ebräifd^er 
2Bal§r^eit  in  ba§  Satein  gebracf)t",  Dtürnberg  1532,  SlugSburg  1534  unb  öfter, 
(^panjer,  33efcf|reib.  b.  älteften  2lug§b.  2lu§gaben  ber  SSibel,  9Zürnb.  1780.) 

Slu^er  ben  angefübrten  Cueüen  bgt.  25eit^,  Biblioth.  Augustana  I.  p.  106. 

S)egen,    Sitt.    b.    beutfc^en    Ueberfe^ung    b.    ©riedien    IL    ©.  424  ff.     2BiII= 

^flopitfi^,   Dlürnberger  (SJele^^rtenteyifon    I.    ©.    367—69.      ©etfenborff,  Hist. 

Lutheranisimi.  Lib.  III.  p.  476—77.     33e^f(^Iag,  Sylloge  varior.  opuscul,  I. 

1729,  p.  557  SS.     gitterar.  «ötufeum  IL  ©.  203  ff."    ebert  21787. 

S.  granrf. 


l^Q  gtombccf  —  g^romtierj. 

g-rmilkd:  ^arl  ^.,  Äupfci-ftedEiei- ,  gelb,  ju  äBei^firc^en  in  ^ä'£)ven  am 
6.  S)ecbr.  1821,  f  p  äöien  am  20,  Cctbr.  1851.  3^.  toai*  einer  ber  au§geäeid^= 
netften  <Bä}nUx  9lal£)r§;  leiber  gal6  er  ba§  ^yac^  ber  großen  .'piftorienmaterei  auf 
unb  wanbte  fid)  bem  i^upfeiftid^  3u.  5]3roieffor  Stöber,  ber  le^te  bebeutfamc 
Äupierfted)er  £iefterrei(i)§  tcar  fein  3Jteifter;  g,  ein  würbiger  <5d)üler.  9ln  ber 
293iener  2lfabemie  bereiteten  fid^  bafhal§  gro^e  9?eformen  im  Unterrichte  öor: 
g.,  ber  al§  6ut)plent  bafelbft  tt)ätig  tttar,  mar  einer  ber  eifingften  Kämpfer  für 
bie  gute  ©ac^e;  feinen  33emü]^ungen  finb  namentlii^  bie  cingefüBrten  9teformen 
äu  banfen.  @ine  2ungentran!t)eit  raffte  ben  jungen  i?ünftler  fo  frül^^eitig  balt)in, 
bo(f)  erlebte  er  nod)  bie  ©enugt^uung,  bie  bon  if)m  unerfcEiütterlid)  öertf)eibigten 
Unterrid)t§reformen  burdigreifen  ^u  fe^^en;  aud^  rt)urbe  il)m  am  ©terbelager  ba§ 
S)ecret  jugefteEt,  ba^  il^m  in  golge  feiner  fünftlerifc^en  21^ätig!eit  ber  gro^e 
alabemifd^e  3fteic^rfii)e  ©tiftung§prei§  3uer!annt  toorben  fei.  —  grombecf'S  Xob 
tt)urbe  umfome'^r  betrauert,  al§  man  mit  if)m  ben  einzigen  tatentöollen  2;räger 
ber  ,^u|)ferfterf)funft  ju  ©rabe  trug ;  er  l^ätte  fid)erlic^  eine  f^ecifif cf)  öfterreidjifc^c 
^u:t)ferfted)erfct)ute  fortjufül^ren  Oerftanben  —  fo  aber  fd^ritt  biefer  S^ve\%  in 
äöten  unabl^altBar  feinem  Untergange  entgegen.  f^-rombedf'§  SBerf  ift  ni(i)t  rei(i)= 
l^altig;  feine  |)auptblätter  finb:  „^ubitl^  mit  bem  ipau^te  beg  .§otofcrne§" ; 
„^orträt  beä  Silbt)auer§  2;f)orroalbfen"  unb  „3igeunermäbd^en",  beibe  uadE) 
3lmerting,  bann  ein  Porträt  be§  ^aifer§  i^-xan^  Sofepf)  I. ;  feinen  ©tic^  nac^ 
einer  9lapf)aerfd^en  9Jlabonna  tonnte  er  nirf)t  mefir  gan^  ju  6nbe  führen;  bod^ 
ejiftiren  baöon  ^Ibbrürfe  im  öorle^ten  ^iiftanbe. 

Saufprotocott  p  3Bei^fir(|en.     Sobtenprotocott  3u  Söien.  —  3lrcf)iö  unb 
S3iBüott)et  ber  Söiener  Slfabemie.  Ääbbebo. 

g-rom^crj:  Äarl  ^.,  Dr.  med.,  ^rofeffor  ber  6t)cmie  unb  ber  5Jlineralogie 
an  ber  Uniberfität  ^^reiburg  i.  23r.,  geb.  10.  SDeccmber  1797  ju  ßonftanj,  geft. 
27.  San.  1854  in  greiburg ,  erf)ielt  feine  erfte  SSilbung  in  bem  ^^nftitut  äu 
Sauere,  bann  auf  bem  ®t)mnafium  ju  (^reiburg.  t^.  toollte  anfänglid)  3furi§= 
brubena  ftubieren,  entfd£)ieb  \iä}  aber  fpäter  für  5[)tebicin,  in  ber  er  bi-'oniotiirte. 
@r  befud()tc  fobann  ^ari§  (1821—22),  mo  er  fii^  befonberg  in  ber  ß^emie  ber= 
boEtommnete  unb  feierte  1822  nad^  greiburg  3urüd,  um  fidf)  ftier  burdf)  bie 
@d)rift:  „Ueber  bie  elcft.=d£)em.  2;5eorie  ber  iöerttjanbtfc^aften  ic."  aU  ^ribat= 
bocent  p  I)abilitiren.  1823  jum  au^erorbeutüdfien ,  1828  jum  orbentlid£)en 
^rofeffor  ber  ßt)emie  neben  SBaIct)ner  ernannt,  übernat^m  er  nad)  Su^engeiger§ 
stob  auc^  bie  ^rofeffur  ber  Mineralogie  unb  bie  SDirection  be§  3[RineraUeu=6abinet§. 
^.  befc^äftigte  fid^  in  früf)eren  äa^ren  Ijauptfäd^tidE)  mit  dt)emifd^en  Unter= 
fud^ungen,  auf  meld)em  ©ebiete  er  iperborragenbe§  leiftete.  S)ie  Söiffenfd^aft 
berbanft  if)m  bie  ßntbedung  ber  Manganfäure  unb  bie  S)arfteIIung  mangan= 
faurer  ©al^e.  (Sine  3fiei^e  bon  ^ubticationen  (1824  —  27)  in  ©d)meigger'§, 
^oggenborff'g  ?Innalcn  unb  ©eiger'g  SJtagajin  bemeift  feine  erfolgreid^en  ©tubien 
über  3;atgfaure ,  5lpfelfäure ,  2:ragant:^=®ummi ,  über  ben  S3romgel§alt  me'£)rerer 
©aläfoolen,  über  beTfd)iebene  ©toffe  be§  menfd)lid)en  <^örper§.  1829  publicirte 
er  eine  5ln(eitung  5ur  d^emifi^en  Slnattjfe  ber  Slrsneimittel  au§  bem  ^flan3en= 
reid^e  unb  äeigte  feine  33efä:^igung  ju  ber  ©teile,  bie  er  1832  al§  ©eneralbifitator 
ber  2tbot:^efen  in  Dberbaben  erhielt,  ©ein  „Seiirbud^  ber  mebicinifd)en  ßl^emie" 
(1832-36.  2  33be.)  embfie!)It  \iä)  burd^  feine  |)rattifd)e  Sluffaffung  unb  ftare 
©arfteltung  auf  ba§  bortt)eit|oftefte.  ßrft  feit  1835  mibmete  fid)  g.  mel^r  geo= 
gnoftifdien  ©tubien  unb  begann  ben  ©runb  m  einer  eigentlid^  geognoftif^en 
©ammtung  ber  Uniberfitöt  p  legen,  ©eine  Unterfud^ungen  in  ber  Umgegenb 
bon  greiburg  fül^rten  äur  gntbedung  fef)r  intereffanter  juraffifd^er  Slbtagerungen, 
bie  5.  in  einer  9tei^e  in  ber  SBiffenfd)aft  fel^r  gefd^ä^ter  3Irbeiten  nät^er  \ä)\h 
berte:    „@eognoftifdf)e  SSefd^reibung  be§   ©d^önbergg",    1837;    „Ueber  33rabforb= 


g'tomm  —  {Jrommonn.  I39 

imb  Dniorbt^on  im  ^reiSgau"  (20.  ^a^rö.  1838);  „S^ie  i^uraformatioii  im  33i-ci§= 
gau",  1838  unb  „öeognoftijc^e  ^eidireibung  t)on  ^yreiburg",  1838,  hierin  ftellte  5. 
3uer[t  bie  ^urajcf)id§ten  Bei  O^reiburg  in  nät}ere  ^^arallele  mit  ben  in  Gngtanb  unter= 
fdE)iebenen  ^oi-'niationggliebern  unb  tuenn  er  aud^  im  (Jinjelnen  ni(^t  immer  ganj 
genau  baS  iRii^tige  traf ,  5.  35.  all  Srabiorbt^on  bejeicfinete ,  mai  bem  cngli= 
jd^en  GotnBraif)  entiprid^t  :c. ,  fo  finb  bo(^  bie  eingaben  im  6ro§en  ri(^tig. 
^rom^erj'ö  3d^i(berungen  ber  öor  ifjm  fo  raenig  bcfannten  Suraj (fliehten  be§ 
Sieic^gauä  «werben  bauernben  SSertl^  bcf)alten  unb  fönnen  alö  ein  entf(i)iebener 
i^ortfdiritt  ber  Dergleic^enben  ©eotogie  für  5)eutid^Iünb  be3ei($net  tt)erben.  (Später 
befaßte  fict)  5-  einget)enb  mit  ber  6riorf(f)ung  ber  bituöialen  SSitbungen  bei 
Sc^tDarjiDalbeö  („lieber  bie  Siluüialgebilbe  be§  Sd^marattJotbeg" ,  9i  ^ai)xh. 
1843.  231;  „lieber  ben  ©(^marjmalb",  baf.  1847.  813;  „Sllpinif^e  £iluPial= 
Bilbungen  in  bem  53DbenfeebecEen",  baf.  1850,  641).  9tu($  fc^rieb  er  über  ben 
förnigen  Äalf  am  Äaiferftufji  ('^1.  ^a^xh.  1852)  unb  öeriaBte  ein  „<^anbbud) 
ber  Geologie",  ha^  (Sti^enberger  1856  publicirte.  g.  jeii^nete  fid^  all  Pot= 
treffüi^er  \le1)xn  burd§  ftaren,  audE)  für  minber  Segabte  fa^tid^en  SJortrag,  all 
i^ele^^rter  burd£)  feine  fritifd^e  5Jtet^obe  aul.  3lu§erbem  liebte  er  bie  5Jlufif 
Ieibenfrf)aTtti(^  unb  galt  all  Dortreffüd^er  ßtaöierfpieler.  @r  öerm^te  Pietc  ,^ri= 
tuen  über  5}tufif.  6in  .'perjleiben  trübte  bie  legten  ^a^re  feines  Sebenl,  bem 
ein  mieber'^Dtter  ®(^IaganiaÖ  ein  ^xd  fe^te. 

33aumgärtner,   @ebäd)tni^rebe   auf   g. ,    1855.     Söeedf) ,   S5abifd£)e  Sio= 
grap^ien  1,  268  —  269.  (Sümbel. 

{yröuinj:  3lnbreal  fy. ,  geb.  1621  in  ^^läni^  im  9tuppiner  Äreife  all 
©o^n  eines  lut^erifc^en  '^srcbigerl,  fungirie  anfangl ,  na(i)bem  er  feine  t:§eologi= 
fc^en  Stubicn  beenbet,  1647  all  ^rofeffor  am  @t)mnafium  3U  Stettin,  motauf 
er  1654  ^^ropft  ju  döln  an  ber  ©pree,  unb  fpäter,  nacfibem  er  fidt)  bie  t^eo= 
logifd^e  Sicentiatur  crroorbcn ,  aucf)  5Jlitgtieb  bei  bafigen  donfiftoriuml  mürbe. 
3ur  Surc^fü^rung  i^rer  bamaligen  Unionltenben5en  fa^te  bie  furbranbenburgifdfie 
gtegierung  namentlid)  ben  angefclienen  Jy.  inl  5Iuge,  inbem  fie  nic^t  mußte,  ba^ 
beffen  •'paß  gegen  bie  rcformirte  Äirc^e  ebcnfo  groB  ttar  all  feine  |)inncigung 
5ur  fat^olifiä)en.  Statt  bal)er  an  bie  S3ereinigung  ber  beibcn  ePangelifdf)en  9le= 
ligionlparteien  ju  benfen,  fnüpite  g.  brieftii^  unb  auf  aulgebel)nten  9ieifen  S3e= 
jie^ungen  3ur  fat^oüfdE)en  ^ierard£)ie  an,  unb  trat,  Pon  feinen  Oteifen  ^urüdfgefe'^rt, 
in  einer  ^^rebigt  fo  Ieibenfd)aftticf)  gegen  bie  reformirte  Äirdie  auf,  ba^  i^m  feine 
©tette  im  Gonfiftorium  entzogen  werben  mußte,  öeimüdf)  Oertieß  er  bal)er  feine 
©tellung,  begab  fiel)  nac^  3Sittenberg,  mo  er  all  5^ocent  auitrat,  unb  tüdre  bei= 
na'^e  1668  ©upcrintcnbent  ju  9Utenburg  gemorben,  menn  nicf)t  bamati  ber 
(Sntfc^tuß,  in  bie  römifd£)e  Äirc^e  überzutreten,  in  i^m  ^ux  ^eife  gefommen 
märe.  3ur  Üied^tfertigung  feiner  (^'onPerfion,  meiere  in  ^^rag  erfolgte,  Peröffent= 
lichte  er  feine  ©d^rüt  „2Bieberfe^r  3ur  fatl^oüfd^en  Äirc^e",  "bie  mel^rfeitige  ®nt= 
gegnungen  ^erPorrief.  ©eine  ^-rau  mürbe  mit  il)ren  füm  Äinbern  in  ein  Ätofter 
aufgenommen.  Gx  fclbft  erl)ie(t  ein  Secanat  ju  ^^rag ,  mürbe  ober  fpäter  6a^ 
nonicul  ju  Seitmcrii,  wo  er  l)odf)betagt  1685  ftarb.  ©eine  menigen  ©d)iiften 
finb  meiftenl  potemifc^en  ;3n:§attl.  <&eppe. 

grommniUl :  (£r§arb  3lnbreal  g. ,  3:§eolog ,  Crientalift  unb  ©c^ul= 
mann,  geb.  8.  Ttooember  1722  in  SBiefenfelb  im  6oburgifc£)en,  bezog,  nac^bem 
er  feine  S}orbiIbung  auf  bem  Spmnafium  Gafimirianum  in  (Foburg  erl)alten, 
1741  bie  Unioerfität  5(Üorf,  mo  er  fid^  l)auptfä(f)Ii(i)  bem  ©tubium  ber  3:l)eologie  unb 
ber  orientatifcfien  ©pracE)en  roibmete.  1745  f)abititirte  er  fidf)  bort,  nadjbcm  er  bie 
5)lagiftcrmürbe  crmorben,  all  ^^^riüatbocent  unb  las  über  pl)itofop^if(f)e  unb  pl)itolo= 
gifdt)e  @egenftänbc.  5^ad)  3  Salven  er'^ielt  er  eine  ^farrfteüe  in  feinem  3}aterlanbe, 
im  S)orfe  Söatbüren;  nac^  6  ^al^ren  mürbe  er  Pon  ba  atl  'Pfarrer  nad^  einem 


■^^Q  fjronimann. 

anbcrn  coBurgifi^en  Soife,  mä^  ©arnftäbt,  bcrfeljt.  .^ei-16[t  1756  tourbc  er  aU 
ße|rer  bcr  grted)if($m  unb  bev  orientatifif)en  ©pradjen  an  ba§  ®t)mnQfium  ju 
(Coburg  berufen,  @nbe  1761  jum  Sirector  biefcr  5ln[tatt  ernannt.  S)a  e§  '^er= 
fömmlirf)  toar,  ba^  ber  5Director  Dr.  tbeologiae  fei,  crttjarb  fic^  g-.  im  ^a^re 
1762  btefe  SBürbe  an  ber  Unitierfität  ^)((torf.  1771  folgte  er  einem  ^ufe  üI§ 
%U  an  ba§  mit  einer  6erüf)mtcn  ©c^ulonftalt  öcrBunbene  (^jroteftantifd^e)  ©tift 
MofterBergen  bei  'IRagbeburg,  voo  er  1.  Cctbr.  1774  [tarb.  ©eine  3at)treid)cn 
©d^iiften  —  burc^gängig  2)i§putationen  unb  Programme  —  öerjeirf)net  %f).  6^r. 
;^arle§.    De    vitis  philologorum  nostra   aetate  clarissimorum  Vol.  II,  p.  73  ss. 

SSurfian. 
g-rommauil:  6.  5.  6.  S-»  ift  o.m  14.  ©e^tember  1765  ju  3üIIic£)au  ge= 
boren,  Wo  fein  ©ro^lmter  feit  1726,  fein  3}ater  feit  1757  bic  23u(^^anb(ung 
be§  1719  bom  ^Jiabtermeifter  ©amuel  ©teinbart  gegriinbetcn  2Baifen^aufe§  ge= 
fü^rt,  ber  letztere  fie  1785  eigenttjümlic^  ernjorben  tjattc.  ©eine  ©d)ulbitbung 
betbanÜe  er  bem  ^ritiatunterrid)t  be§  reformirten  ^rebigcr§  ^Jtellin,  eineä 
Kantianers,  öon  1780  bi§  1782  bem  (Sljmnafium  in  'Oteuruppin,  an  mctdiem 
©tube  unb  Ciebevfü'^n  bie  begabteften  2d)xex  maren,  unb  fid)  neben  ber  geiftigen 
unb  fitilicl^en  9luöbilbung  it)rer  ©d)ü{er  and)  beren  leibliche  ©tärfung  unb  lHb= 
f)ärtnng  angelegen  fein  liefen,  ^m  Cctober  1782  fam  er  au§  ^^rima  nad) 
35erlin  at§  !s^ef)ritng  in  bie  23uc^^anbtung  beS  altgemein  geachteten  5!)l^tiu8,  bei 
bem  'JJtcinner  wie  (Sebite,  93iefter,  Heller,  ©patbing,  3öttner,  (äuget,  S)oT)m, 
i^u^nt  mit  feinen  beiben  3ögfingen,  beu  23rübern  ö.  .spumbolbt,  u.  %.  t}äutig 
öerfetirten,  benen  ber  gut  borgebitbete  unb  aufgemedte  i^üngting  gefallen  mochte. 
^Jtamentlid)  ttiar  it^m  (Sauget  gcmogen,  too"^!  megen  it)rer  gemeinfd)afttid)en  ^or= 
liebe  für  bie  ©d^aufpieltunft,  bie  bamat§  in  ber  2)öbbetin'f(^en  Gruppe  mit 
'^Uä  unb  anberu  itjre  erften  SStüttjen  trieb.  9n§  älterer  (College  arbeitete  neben 
il)m,  feit  'JJtl)ltu§'  3:obe  (Secember  1784)  al§  güt)rer  ber  Sud^ljanblung,  i^rtebr. 
33ien)eg.  ©ie  fc^loffen  eine  (yreunbf(i^aft  für§  2eben  unb  bererbten  fie  auf  i()rc 
©ö'^ne.  '^aä)  33eenbigung  ber  l'eljr^eit  im  .Vperbft  17S5  blieb  'i^-.  al§  @et)ütfe 
im  (Sefdjäfte  in  ber  froren  .^offnung,  im  <vrül)ja^re  mit  feinem  ^ater  bic  2eip= 
jiger  ^effe  ju  bcfud)en  unb  i^m  bann  fortan  ^ur  ©eite  ^u  fte'^en.  Xa  [tarb 
biefer  plöljlid)  am  5.  'DJiär^  17S6  mit  ^interlaffung  feiner  SBittloe,  nod)  eineg 
jüngeren  ©ot^neg  unb  einer  S^oc^ter,  bereu  Unterl)alt  bom  f^ortbeftc^^en  bc§  Öe= 
fd)äftc§  abljing.  5Die  5lufgabe,  biefe§  burd)  feinen  (Eintritt  in  bie  i^m  bötlig 
fremben  3}er^ältniffe  beffetben  ju  fü'^ren,  lag  fd)mer  auf  bem  nod)  nid)t  bolle 
21  ^a^re  jäfilcnben  Jünglinge  unb  e§  bcburfte  be«  ernften  3'ii-*eben§  be§  üäter= 
lid)  gefinnten  g-riebr.  'JUcolai,  il)n  baju  ju  ermutl^tgen.  Einmal  entfd)loffen  unb 
3u  ^DJlutter  unb  ©djftjefter  aurüdgefeljrt  —  ber  2?ruber  I)atte  bie  lanblDirt^fi^aft= 
li(^e  ßaufbalju  ergriffen  —  arbeitete  er,  geförbert  burd)  bie  greunbe  ber  t^'^inilie, 
bie  näd)ften  ac^t  3al)re  unter  3Iufgebot  aller  .f^räfte  mit  fold)em  6ifer  unb  fo 
gutem  Erfolge,  ba^  er  1794  bie  .^anblung  fammt  i^au§  unb  SBeinberg  feinen 
enterben  ablaufen  tonnte.  ^Jtun  erft  t)atte  er  freie  |)anb  ju  größeren  S3er= 
lag§unternel)mungen,  auf  bie  fein  ©inn  gerichtet  toar,  unb  fanb  aud)  bcn  baju 
nöt^igen  ßrebit  in  bem  33ertrauen  auf  feine  Xüc^tigfeit.  ©ein  öebanfe  mar  c§, 
ba§  erfte  gried)ifd)=beutfd)e  äöorterbui^  ju  berlegen  unb  er  gcmann  bafür  ben 
^rofeffor  in  gfranlfurt  a.  O.  ©(^neiber  Saxo.  —  äöic  eben  fein  offener  ©inn 
unb  bog  eigene  33ebürfni^  i^n  fd^on  in  ber  i?naben,5cit  ben  {yreunbfdjaftebunb 
mit  bem  ^tac^barSfolin  ßbel,  fpäter  mit  mel^reren  gjtitfd)ülern  liatte  fd)lieBen 
laffen,  fo  brad)te  il)m  aud)  ba§  @cf^äft§leben  unb  ba§  gemeinfc^aftlid)e  l^ö^ere 
©trebcn  3al)Ireid)e  3)erbinbungen  mit  ©(eic^gefinnten,  bon  benen  l)ier  ber  @t)m= 
nafialbirector  ^fifd^er  unb  ber  bramatifc^e  ^Jii^ter  ßonteffa  in  Joirf#erg  genannt 
werben  mögen*  mit  benen  er  anc^  in  ben  auf  .H^ebung  ber  ^nteEigeuä  unb  9Jloral 


grommann.  141 

jtelenben  dbergetcuBunb  trat,  ber  jebod)  fialb  untcrbrüdt  iouvbe,  unb  mit  ^^e^ter 
bcr  fict)  bamoIS  in  ber  ^yrcini aurerei  {)eröort!^at ,  an  ber  aud)  g-.  eine  S^ii  lang 
eifrigen  9lntl§eil  na^m.  ©djon  im  S.  1792  mar  er,  um  ^-a^renhügcr  für  eine 
neue  5(uf(age  be§  58ai(cl}'fc§en  SöörterBmfiS  ju  gcminnen,  nad)  .s^amBurg  ge= 
!ommen  unb  f)atte  fid)  ba  mit  einer  5tid)te  be§  S3uc^t)änbler§  ^ofjn ,  So^anna 
SBeffeltiöfft  (geb.  17.  3uni  1765)  öerloBt.  3^v  S5ater,  ber  ftrenge  Sonrector 
am  ^ol^anneum  ^atte  feine  jtöd)ter  bie  neueren  ©pradjen  unb  fonft  etmag  %nd)' 
tige§  lernen  laffcn,  ^otianna,  ber  älteften,  fiel  üBerbie§  burd)  anbauernbc  Äränf= 
lidyfeit  bcr  ^JJlutter,  öon  it)rem  20.  ^a^re  an  bie  5Iufgal6e  ju,  beren  ©teile  Bei 
^^ü^rung  be§  A^auSl^altS  unb  S5eauffid)tigung  ber  jüngfien  ©efdimifter  unb  einiger 
Äoftgänger  ju  öertreten.  ^^xe  gefeitige  2lu§Bilbung  empfingen  bie  brei  ©d)meftern 
in  ben  öertoanbten  unb  befreunbeten  angefetienen  fyamilien,  namentlid)  be§  eng= 
lifd)en  SonfulS  ^anburt)  unb  be§  Dr.  9leimaru§  (©üt)n  be§  25erfaffer§  ber 
äBolfenbütteler  ^^ragmente).  3Im  11.  Tcobbr.  1792  erfolgte  bie  -^odi^eit  unb 
hie  35erfc^ung  ber  jungen,  aber  burd)  frü'^e  (Srfaljrungen  an  Seift  unb  ß^aratter 
gereiften  gi-'QU  au§  ber  ftol^en  9teid)§=  unb  .g)anbet§ftabt  in  bie  fteine  '^proüin^ial^ 
ftabt.  ©d)nell  fanb  fie  fid)  aud)  t)ier  pred)t,  gemann  ben  geräufd)tofen  S5er!ef)r 
mit  befreunbeten  ^yamilien  in  ber  ©tabt  unb  ben  Söeinbergen  an  ber  Ober  fo 
lieb,  ba^  il)r  nad)  5V2  Sa'^ven  ber  3lbf(^ieb  fc!^r  fd)mer  mürbe.  2)em  ftreb= 
famen,  burd)  fein  bi§l)erigc§  @lüd  im  SSerlage  ermutljigten  unb  auf  ßrmeiterung 
bcffelben  bebad)ten  i^.  marb  e§  in  bem  baju  ungünftig  gelegenen  3üliid)au  ^u  eng, 
er  öertaufte  ha^  (Sortiment  unb  bie  ©runbftüde  unb  fiebelte  nad)  i^ena  über, 
bamal§  mit  Sßeimar  (audj  moljl  ©otl^a)  ein  .^auptfi^  tt}iffenfd)aftlic§en  unb  littera= 
rifdjen  2eben§.  .^lier  mareu  ®rie§bai^,  |)ufetanb,  beibe  Sl^ibaut,  ßober,  5]3aulu§, 
51ietl)ammer,  ©c^ü^,  i^-iä)k,  ©c^etting,  .^egel,  ©eebed  bereinigt,  ^eitmeife  traten 
©teffen§,  beibe  ©(|legel,  Sied,  ö.  ^arbenberg  u.  31.  ^in^u.  5)lit  htn  meiften 
unb  i'^ren  gi-'^iie^^  traten  3^rommann'§  balb  in  gefeEige,  mit  mel^reren  in  nal)e 
freunbfd)aftli(^e  33e5iel^ungen.  2Ba^rfd)einli(^  burc^  Sobcr  marb  auä)  bie  S}cr= 
binbung  mit  @oetl)e  öermittelt ,  bie  fic^  in  guten  unb  fdjlimmen  ^t'iten  unge= 
fd)mädjt  unb  ungeftört  erl)alten ,  aud^  auf  bie  9tad)fommen  beiber  fortgepflanzt 
^at.  —  Unb  bie  fd)limmcn  3f^ten  famen  balb.  3ucrft  marb  in  golge  ber 
^•i(^te'fd)en  ^änbel  bie  2Slüt|e  ber  Uniberfität  gefnidt  unb  ^-rommann'^i  mancher 
i^rer  nät^ften  ^reunbe  beraubt,  beren  ©teilen  erft  nad)  unb  nad)  toieber 
ausgefüllt  mürben.  S)ann  famen  bie  ©c^redenStage  im  Dctober  1806  (ba§ 
grommann'fdje  .§au§  ©.77  ff.),  mobei  f5ri-'0'tintann^§  jmar,  S)anf  ber  @^renl)af= 
tigfeit  öon  S3uot  unb  Dubinot  bie  (Sräuel  ber  ^tünberung  erfpart  blieben,  beren 
t^-olgen  aber,  toie  für  aEe  ©emerbe  auc^  für  ben  33ud)'^anbel  fe^r  brüdcnb  mürben. 
befonberS  huxä)  ba§  plö^lid)e  ©toden  be§  6rebit§.  5lber  mie  beibe  ßl^eleute  in 
ben  Sagen  öom  13.— 18.  Dctober  meber  ben  ^Jtuf^  nod)  ben  ^op\  berlorcn 
l)atten,  fo  mirften  fie  nun  aud)  unter  großen  ©infc^ränfungen  unberbroffen  mit 
©ottöertrauen  meiter.  Unb  @ott  l)alf,  benn  ber  eben  erft  begonnene  S^erlag 
öon  gried)ifc^en  unb  lateinifd)en  Sefe=  unb  anbern  ße^rbü(^ern  für  @t)mnafien, 
lüoau  g.  Seigrer  auf  bem  in  boEer  S3lütf)e  ftel)enben  got"^aif(^en  ©tjmnaftum  an= 
geregt  l)atte ,  fanben  üBer'^aupt  unb  befonber§  im  ^önigreidje  Saiern  fc^neEen 
Eingang,  mo^in  bei  ber  üteorganifation  be§  Unterridf)t§  ;^acob§,  Sljierfd), 
5Zietl§ammer  unb  5t>aulu5  berufen  maren.  ©erabe  mä'^rcnb  be§  ®rudä  unb 
SammerS  ber  i^'^-anjofenjeit ,  tno  bie  5}laffe  in  Untermürfigfcit  berfanf,  einselne 
bie  aEgemeine  ^lotf)  für  fid)  auSnu^ten,  faxten  ]iä)  bie  beften  ^laturen  äufammen 
in  ber  S'^ätigfeit  jur  SJorbereitung  auf  bie  Befreiung  be§  33aterlanbe§  ober  im 
S)ienfte  ber  Söiffenfc^aft,  ber  -Runft  ober  5poefte.  3^  biefen  gel)örte  @oetl§e,  ber 
f^on  fieben  ^al^re  früher  feinen  beutfd)=baterlänbif(^en  (Seftnnungen  in  ^ermann 
unb   S)orot^ea  ben  reinften,   nod)  jeijt  nid)t  genug  getüürbigten ,    2lu§brud  ber= 


^^2  grommonn. 

liefen  t)atte.     ©r  309  ficf)  bon  ben  ntebrigen    äußern  ßinbvücfeu    auj  fid^  fetbft, 
au]  feine  tüiffenfc^aftUc^en  unb  bic^tetifc^en  5{rBeiten  äuvücE.     Um  ben  mit  feiner 
8teHung  in  äöeimat   berhmbenen  g{epräfentation§=   unb  gefelligen  5^flict)ten  ^u 
entge'^en,  Brachte  et  längere  3eitväume  in  Scna  ]ü  unb  jmar  in  ben  16efd)eibenften 
äßo^nungen,   benn    feine    (Stuben  im    <5d)tDffe   tnaren   mit   biefem  mäf)venö  ber 
<Bä)lad)t   jum    ßa^aret^    gemalt    unb  finb  fpäter  ben  miffenfc^afttii^en  (5amm= 
lungen   eingeräumt   morben.     ©eine   ^IBenbc  6rac£)te   er   bann  t)äufig  im  i5i-i-'om= 
mann'f($cn  .^paufe  gu,   ein§  ber  menigen  gafttid)en,   bie  i'^m  '^ier  norf)  geblieben 
maren,  tüeit  e§  it)m  im  unge^mungenen  Umgange  mit  Seuten,  bie  if)n  tierftonben, 
nid)t  'me^r  unb  ni(^t§  aubere§  öon  if)m  tierlangten,  al§  er  gerabe  geben  moi^te 
unb  geben  fonnte,  bet)aglid)  tt)ar.  —  Unb  in  biefem  ipaufe  mar  unterbeffen  eine 
liebliche  23Iume  auigcblül)t,  2öilf)elmine  .^icr^licb ,  meld)e  i5-rommann'§  nad)  bem 
Sobe   it)rer  ßUern   in  3üttid)au   al§   neunjäl^rigeä  ,ßinb  ju  fid)  genommen  unb 
mit  nad)    ^ena   gebrad)t    Ratten    (ba§   fyrommann'fdic    ipauä    <5.  116).     2Ba§ 
man    fo    „eine  ©diönl^eit"    nennt,   Itiar  fie  nid)t,    aber  i^r  fditanfer  SÖU(^§,  i^r 
reiches  fc^toar^eö  ."paar,  it)re  großen  braunen  ^ugen,  i^r  freunblidjer  ^unb,  i'^r 
anfprud)to§  entgegcn!ommenbc§    aufmerffameS  iBenetjmen,    bie  Slnmuf^  in  il)rem 
ganzen  2Befen  ,^ogen  aüe  an,  bie  fic^  itjr  naljten,    fo  aud)  (Soetl)e,  ber  übrigen§ 
turj  öorI}er  „feine  fteine  grcunbin"  geef)elid)t  unb  fo  feineu  einzigen  ©o'^n  legi= 
timirt  tjatte.     ©ie  Ujieberum  trtar  feit  3^at)ren  gelüofint,  „ben  lieben  alten  .^errn" 
3U  tiexel)ren,   unb  fo  ift  e§  erflärlic^,  ba^  aud)  in  i^r  eine  ftärlere  ßmpftnbung 
für  il)n  ern:)ad)te,  benn  auc^  al§  fec^jigjäljriger  mar  er  unlüiberftcl)lid).    5ln  eine 
ernftlid)c25erbiubung  bad)te  fein§  tion  beiben,  aud)  nii^t  nad)  bem  frül)en  lobe 
feiner  ^rau.     5£)od)    lie^    er    e§    fpäter  nic^t   an  gelegenttid)en  iBemeifen  feine§ 
freunblid)en  2lubenfen§   an  fie   fe'^len.     2öa§   für   !^eibenfcf)aft  in  il)m  babei  im 
Spiele  geroefen  fein  mag,    bation  {)at  er  fid),    mic  in  anbern  Stätten,    fo  auä) 
bie§mat    befreit,    inbem    er    3üge   tion    il)r    feiner   ©djilbernng   ber    Dttitie    in 
ben  äöa'^ltiermanbtfd)often   eingewebt   l)at.     gbenfo   treue§,  liebetiolle§  '^(nbenfen 
beiüal)rte  it)m  ^Jtindjen  iperjlieb ,   mag  fie  jebod)  ni(^t  '^inberte,  fid)  nid)t  lange 
barauf   toö^renb   i^re§    Slufent^alteS   in  3üttid)au  mit  einem  il)r  tcibenfd)aftlid) 
ergebenen   ©beimanne   ju   tiertoben,   nad)   9luftüfung   biefe§  33anbc§   mit   einem 
^Berliner  @t)mnafialprofeffor,  al§  aud)  biefe§  fid)  jerfc^lagen  '^atte,  1821  in  ^ena 
einem   ac^tungSiüert^en   ''JJknne   bie   .^^anb   ju  reid)en ,    ben  fie  nic^t  liebte  unb 
nid)t   lieben   lernte,    fo   ba^  fie  3U  il)rem  33ruber  in  bie  öegenb  tion  oiiHic^au 
jurüdle^rte.      ©ie  ftarb    1861   an    S3erfnöd)erung  ber  .jperjabern.     3}on    biefer 
tragifi^cn  Spifobe  im  ßeben  ber  ^^i-'otnniann'fc^en  g^amilie  ju  ben  l^nUn  ber  i5i-i-"emb= 
:^errfd)aft   jurüdfe'^venb   finben    ti^ir    in  ^ena  einen  .^eerb  tiatcrlänbifi^er  ®efin= 
nuug,  bereu  ^-emx  öor  allen  .«peinr.  Suben  in  feinen  S^orlefungen  über  Ö)ef(^id)te 
unb  ^^Jolitif  in  ben  ^cr^en  feiner  ou^örer  anfadjte.     5Jlan  lie^  ben  Äopf  überl)aupt 
nid)t  ^ngen,  ertrug  gro^e  @ntbel)rungen  o~^ne  Durren  unb  erfrifd)te  fid)  in  t)eiterer 
^efeCligfeit  ber  (Sleld)gefinnten.     ^m  iyrommann'fd)cn  ."paufe  tierfe^rten  befonbere 
©eibenftüder'S,    ga^renhüger'S,   J^nebel'S,   ipegel,    Dfen,    J^iefer,  ti.  ^Ulünc^oro, 
feit   1808  auc^   ber  tion  -"peibelberg   ,^urüdgefel)rte  @rie§,  fpäter  ©öttling.     ^n 
bemfelben  ^a'^re   30g   bie   ^Jlutter  ber  ^^rau  ^.  mit  it)rer  tiermittmeten  Xoä)kx 
S3ol)n  unb   ber  untierl)eirat^eten  iüngften   au§   Sübed    :§iev'^er.     ^Ht  i^nen  !am 
f'f-rieberife  tion  gtumo^r,  bereu  Sruber  ^arl  ^ena  aud^  tion  3eit  ju  3eit  befud)te. 
©er  3]etter  ^.  ■öubtmalder,  ber  fpäter  ©cnator  in  ."pamburg  mürbe,    fc^rieb  f)ier 
feine  ®octor=S)if|ertation.     fetter,    mit  bem  1810  in  S)re§ben  toarme  g-reunb- 
fd)ait  gefc^loffen  toar,  tierfäumte  feiten  tior  ober  nad)  feinen  33efu($en  bei  ®oett)e 
al§  fe'^r  mittfommener  (inift  im  g^rommann'fd)en  .§aufe  eiujufprec^en.     9llle  maren 
tierbunben  burd)  marme  S5aterlanb§tiebe,  bie  im  entfd^eibenben  ^al)re  1813  aud) 
bie  ganje  SSetiöllerung  ergriff  unb  alle  ©täube  unb  ^eruf§!reife  tierbanb.     2)em 


fjrommann.  143 

3tt)eiteit  ^aiifer  ^^riebcn  folgte  bte  Üteorganifation  ber  Uniöerfität,  bie  Berufung 
öon  Socenten,  toie  0}larttn,  ©d)tnib,  .^affe,  gvieg  k.,  bie  ©rriditung  be§  £)16er= 
a^^jellgeric^tg ,  bie  (Stiftung  ber  35ui-f(f)enf(^aft  unb  ber  erneute  glor  ber  Uni= 
öerfität.  S)er  neue  frij(^e  ®ei[t  gaö  aucf)  bem  gefelligen  ßel6en  einen  l§ö!^eren 
O^ttiung,  auf  ber  ©tra^e  unb  in  ben  ©efeEfc^aften  erltangen  taterlänbifc^e 
Sieber.  lleber'§au)3t  tourbe  öiel  muficirt ,  guntal  iüenn  Äünftler,  toie  ^Jleffifeffet 
mit  feiner  föfttidien  ßaune,  in  ^ena  einfpradfien.  S)a§  tourbe  freilid)  anber§, 
at§  bie  fc^on  1817  öon  gürft  SCßittgenftein,  Äam|)^  u.  51.  angefc^ürte  9leaction 
burd)  ©anb'§  unfelige  5ll)at  einen  ermünfditen  35orn)anb  erl^ielt,  i'^r  ^au)3t  3u  er= 
Tf)e6en  unb  für  ba§,  n)a§  ßin^elne  öerl6ro(i)en  Ratten,  9lEe  ju  ftrafen,  ber  ^^•rei'^eit 
in  9lebe  unb  ©(^rift  fycffeln  an3ulegen,  toorauf  c§  i^nen  {)auptfä(f)Ii(i)  anfam, 
tDa§  ieboii)  —  S)an!  ber  bielgef(^mä'^ten  beutfc£)en  3erf]plitterung  —  nid^t  üBeralX 
gan3  gelang,  namentli(i)  nid)t  in  Sena.  @§  toirfte  aber  bod)  auf  ba§  Seben  im 
grommann'fc^en  <g)aufe  surüd,  toogu  noc^  ber  ©(^merj  um  ba§  ©djidfal  ber 
^Pflegetochter  unb  bie  @e|unbl§ett  ber  leibenben  ^auSfrau  !am,  ^§re  le^te  greube 
mar  bie  S^er'^eirat^ung  be§  ©o^ne§  an  bie  Slod^ter  unb  ©nfelin  einer  altBe= 
freunbetcn  ^^aniitie;  tocnige  äöod^en  barauf  flarb  fie,  9.  ©e^jtbr.  1830.  (5eit= 
bem  lebte  ber  Spater  mit  ber  einzigen  2;od)ter  in  bemfelben  ^aufe  mit  bem 
jungen  @l)epaare  unb  erfreute  fic^  nD(^  ber  Geburt  me'^rerer  Snfel.  9lu(^  bie 
altgetDol)ntc  (Saftfreilieit  fel)lte  nid)t  ganj;  am  13.  Wäx^  1836  mürbe  im 
9^reunbe§freife  ba§  golbene  S^ubiläum  be§  Tljä'^rigen  ®reife§  gefeiert,  toobei  e§ 
öon  nal)  unb  fern  nic£)t  an  SSemeifen  ber  S^^eilna'^me  felilte,  unb  im  .g)erbfte 
beffelben  i^a'^i-'ß^  na'^m  er  nod|  lebhaften  2lntl)eil  an  bem  glänjenben  35er= 
laufe  ber  14,  ^laturforfdieröerfammlung ,  bie  il)m  biete  alte  fyreunbe  unb  neue 
SSefanntfd)aften  äufüljrte.  ©eitbem  aber  gemann  bie  S3ruftmafferfud)t,  moran  er 
fc^on  länger  litt,  neue  ^raft  unb  am  12.  i^uni  1837  erlag  fein  jonft  fo  gcfunber 
Äör|3er.  „SSar  e§  i!§m  and)  nii^t  befd)ieben"  —  lautet  ber  ©c^lu|  be§  grom= 
mann'fd)en  ^aufe§  —  „©d)ä|e  ju  ermerben  ,  fo  ift  er  bod)  rei(^  gemefen  im 
^eft|e  einer  f5rrau  unb  ber  burd)  fie  gefd)affenen  .giäu§lid)!eit,  toie  fie  menigen 
fdjöner  ju  Zf)dl  merben  bürfte,  ebler  unb  Begabter  greunbe,  im  @enu^  ^ö^erer 
SebenSfreuben  unb  ber  3ld)tung  aKer  ®uten,  bie  bem  befc§eibenen  unb  red)t= 
fd)affenen  SSürger  nie  fe^^len  tann." 

'  S)a§  grommann'fc^e  ^au§  unb  feine  g^reunbe.     2.  5lufl.  1872. 

gr.  ^.  i^rommann. 

?5romnmmi :  SBi^elm  griebrid)  f^.,  ^^orftmirf^,  geb.  23.  October 
1810  3u  ßannftatt,  t  20.  Dctober  1876  p  S3önnig:^eim.  @r  ftubirte  öon  1829 
ab  gorftmiffenfd)aft  in  §ol)enl)eim,  tourbe  1835  ^^otftamtSaffiftent  ^u  9iottteeil, 
fungirte  1841—45  al§  gmeiter  ßel^rer  ber  f^o^ftftiiffenfdiaft  an  ber  fönigl. 
mürtembergifd)en  S^orftafabemie  p  ^o^en^eim  (für  6nct)!to|)äbie,  forftlid)e  @e= 
merbglc'^re,  ^^ovftbotanü,  gorftgefe^gebung,  ^oxftred^t,  ^lanjeidinen),  1845—51 
al§  erfter  ßel)rer  bafelbft  mit  bem  3:itel:  Dberförfter  unb  trat  bann  mieber  in 
ben  )3raftif(^en  gorftbienft  3urüd,  onfangS  al§  Oberförfter  in  33laubeuren. 
1857  aöancirte  er  ^um  g^orftmeifler  in  ^önnig]§eim ;  ^ulep  mürbe  i'^m  ber  Sitet 
g^orftratl)  3U  2;'^eil.  S)er  (Srunbton  feine§  ganzen  2öefen§  beftanb,  tcie  fein 
Siogra^)^  in  ber  5)tonatfc^rift  (f.  u.)  fogt,  „in  einer  faft  unbegrenzten  Äper3en§= 
gute,  ge^jaart  mit  ftttlid^em  @rnfte."  —  5)tit  gebieg enen  Äenntniffen  unb  reidien 
©rfa^i'ungen  (in§befonbere  im  @ebiete  ber  gorfttjoli^ei)  ouggeftattet,  l}at  er 
gleii^mo'^l  nur  fel^r  toenig  gef($rieben,  ma§  ju  bebauern  ift.  Einige  2lrbeiten 
öon  i^m  ftnb  in  ber  i^ournallitteratur  niebergelegt  (ögl.  ö.  2Bebefinb'§  ^ai)x= 
büd)er  ber  n.  i5^orft!unbe ,  ö.  (Sminner'S  forftlid)c  5Jtittl)eitungen  ,  53^onatfd)rift 
für  ba§  mürtembergifi^e  gorftmefen). 


■1^^  fjtommel  —  gtomolt. 

5monatf($rift  ']nx  ba§  Soift«  unb  Sagbtoejen,  1869,  ©.  7;  bnj.  1877, 
©.  197.  .^o:§en^eimei-  ^Prograittm  öou  1859,  ©.  30.  aSei-n'^arbt,  @efd)i(^te 
be§  2öalbeigent:^um§  k.  III.  Sanb.  1875,  ©.  368.  $c|. 

grommel:  Äatl  f^.,  Sanbfc^aftsntaler,  9iabim-  unb  ©ta'^lWer,  geB.  3U 
SSMenfelb  am  29.  'äpxH  1789,  t  3«  Sfpnnsen  'f'ei  ^Totj^ieim  am  6.  ^ehxmx 
1863.  3um  gjlaler  tüurbe  tx  unter  ber  ßeitung  ^:p^.  iöeiiei-'§,  jum  Stabirev  bon 
^atbentüang,  mit  bem  er  feit  1805  in  23erbinbung  trat,  auSgebilbet.  9teifcn  öoE= 
cnbeten  jeine  Stubien;  benn  btreit§  1810  ging  er  nad)  ^:|3ari§  um  Tür  Slrtaria 
ßanbj($aften  au§  ber  Umgebung  ber  iranäöfifc^en  |)auptftabt  aufjunel^men.  S)ie 
©emätbe  eine§  glaube  Sorrain  unb  6.  ^oujfin,  bie  er  nun  Gelegenheit  ^atte, 
äu  ftubiren,  er|c^Ioffen  i^m  ha^  ^htal  ber  Sanbfcfiaftänmlerei.  S}om  äaf)re 
1812  —  17  {)ielt  er  fid)  in  9tom  unb  im  ^Jteapoütani|d)en  auf  unb  bereid)erte 
feine  Wappen  mit  ben  fc^önften  3e^"unsen  unb  Stiiuarellen,  bie  er  unmittelbar 
naä)  ber  ^Jtatur  aufgenommen  :^atte.  ^Jiad)  S)eutfd)tanb  3uiücEgefet)rt,  lieferte  er 
mcl^rere  bortrefflid)e  ©emälbe  unb  Ütabirungen  unb  mürbe  jum  ^:[sroicffor  in 
ßarlSru'^e  ernannt.  23ei  einem  35efud)e  Sonbon§  im  ^.  182-i  lernte  er  bie 
9Jlanipulation  be§  ©tal)lä^en§  unb  fül)rte  biefe§  3}erfal)ren  in  darlSrul^e  ein, 
inbem  er  ein  Sltelier  für  ©ta!^lfted)er  grünbetc,  au§  bem  mel^rere  tüd)tige  Äünftler 
'^eröorgegangen  finb.  ^m  ^.  1830  tourbe  er  ^um  @aEerie=S)irector  ernannt, 
fein  5ltelier  blieb  aber  tro^bem  in  öotter  2;l)ätigfeit.  ©eine  lanbfd)aftli(^en 
©emälbe  finb  mit  ^4)0efie  aufgefaßt;  ber  Äünftler  befa|  ein  tiefet  @efüt)l  für 
lanbfd)aftlid)e  ©d)ön{)eit  unb  mu^te  felbft  einfad)en  2)arftellungen  beftimmter 
•Dertlid)£eiten  ein  l)bf)ere§  ibealeä  (Bepräge  ju  ertl)eilen.  9lu§  frü'^erer  ^^^eriobe 
[tammen  feine  italienifd)en  Silber  au§  Ütom,  ßapri,  ©orrent,  fpäter  mu^te  er 
aud)  ber  beutfdjen  2anbfd)aft,  befonber§  bem  6d)mar,^malb,  einen  fün[tlerifd)en 
9flei3  äu  enttoden.  %nä)  al§  Stabirer  ift  ber  Äünftler  fe^r  bead)tcn§mert^,  ti)eil§ 
i)at  er  einzelne  ^Blätter  rabirt,  mie  3.  S.  bie  !!2anbfd)aft  mit  bem  aufge^enben 
^onb  in  Äönig  2ubmig§  Sllbum,  ober  eine  anbere  nad)  6t.  ßorrain,  bann  ber= 
fi^iebene  italienifc^e  ßanbfd)aften;  tl)eil§  erfd)ienen  im  ^unftfianbel  oerfd^iebene 
i^olgen  bon  Sanbfc^aften,  bon  benen  ©cemann  in  Seip^ig  eine  nod)  unebirte 
au§  ben  ^a'^ren  1841—1845  erft  1872  publicirte.  ©eine  Olabirungen  finb 
feine  flüd)tigen  ©üjäen,  fonbern  fleißig  bi§  in§  tieffte  5Detail  au§gefüt)rt,  fo  ba^ 
man  in  ber  ^rmonifdien  S3et)anblung  ber  Ütabirnabel,  meldier  ber  ®rabfti(^el 
fc^lie^lid)  ju  .^ülfe  fommt ,  felbft  bie  ^^rarbe  a'^nen  fann.  @§  finb  bottenbete 
SBilber,  bie  fi(|  gemi^  ftet§  ber  ';}ld)tung  unb  Öiebe  aller  Äunftfreunbe  erfreuen 
toerben.  SBeffelt). 

gromolt:  eber'^arb  g. ,  ein  SSuc^bruder  au§  aSafel,  ber  1481  brudte, 
bod)  -mo  ift  nid)t  befannt,  ba  über  fein  i^eben  fein  9tuffd)lu^  ju  erlangen  ift. 
3toei  SBerfe  finb  befannt,  bie  er  gebrudt  ^at  unb  jmar  mal)rfd)einli(^  ju  23afel 
felbft :  „ Joannis  de  Turrecremata  materia  aurea  enucleata  ex  originalibus  vir- 
tutum  et  vitiorum,  Flos  theologie  nuucupata  secundum  ordinem  alphabeti  pro 
sermonibus  applicabilis  tarn  de  tempore  quam  de  sanctis  totius  anni."  2tm 
@nbe:  „Per  Eberhardum  Fromolt  alemanuum  Basileeusem  Anno  salutis  milles. 
quadring.  octuag.  prirao  Mensis  Julii  die  vicesima  quarta  feliciter  consummatum 
est."  gol.,  unb:  „Oldradi  de  laude  consilia  Juridica,"  9lm  @nbe:  „Finis  con- 
siliorum  (Eximii  utriusque  professoris  Oldradi  de  laude)  quam  plurimos  casus 
et  questiones  tam  in  causis  temporalibus  et  spiritualibus  in  facta  quotidie  emer- 
gentis  consulentium  et  decidentium  Vna  cum  tabula  de  signandi  suo  ordine  titulos 
questionum  et  loca  earundem  per  numerum  foliorum  Per  Eberhardum  From- 
molt  impressorem.  Et  cum  summa  diligentia  correctorum  finitorum  hoc  Anno 
dni  millesimo  quatercentesimo  octogesimo  primo.    Et  die  XIX.  mensis  novembris. 


gromunbu§  —  §röretien.  145 

Ad  laudem  summi  patris  qui  cum  filio  et  spiritu  sancto  trinus  et  unus  vivit 
et  regnat  per  iutinita  seculorum  secula.  Ameu."  golio.  2;ie  SBerfe  ftnb  Beibe 
mit  got:§t|^en  Settern  gebrucEt.  5lad§  Stnbern  foE  er  in  ©trapurg  gebrudEt 
§aben. 

©to(finet)er  unb  9tel6er,  S5a§Ier  Su(f|brucEerge|(^i($te  ©.  29.  ^an^er, 
Annales  typographici  Vol.  I.  p.  153.  2)eni§,  SiippL  p.  142.  ^Jlaittaire, 
Annales  p.  425.     Seemiüer  II.  p.  93  jc.  ßelrf)ner. 

^rommibuö:  SiBertue  g.  (f^roibmont,  {^romont),  geB.  S.  ^epibx. 
1587  in  einem  Sorfe  Bei  -^üttic^,  Xoctor  ber  !§eiligen  ed^rift  unb  5ßrojei|or  bcr 
i^eologie  ^u  Sötoen,  war  mit  ^anfeniuS  befreunbet  unb  fein  Dtac^iolger  im  t^eo= 
logijd^en  Se^ramte.  @r  tt)ar  bcr  §erau§ge6er  bes  \o  Oiel  Stuije^en  erregenben 
unb  Sßcrmirrung  anri(i)tenbcn  33ucE)ei  „2luguftinu§",  biejeS  feinet  greunbe§.  gr 
ftarb  27.  CdBr.  1653.  ©eine  eigenen  2Berfe  finb:  „In  acta  apostolorum  com- 
meutarius",  1634;  ßalmet  nennt  biefen  Gommentat  einen  ausge^eirfjneten ; 
„Commentarius  in  omnes  epistolas  Pauli  ap.  et  septem  catholicas",  erft  naä) 
feinem  iobe  1663  erfd^ienen,  toorin  ber  33erfaf|er  fid)  afier  ti}eniger  an  ben  Seit 
:^ält,  Jonbern  in  t{)eoIogiic^en  Erörterungen  ergel^t.  Seine  ianieniftijdien  ^xx= 
tpmcr  finben  fi(i)  ^uptfäc^üd)  in  bem  Kommentare  jum  ^o'^en  Siebe  (1652) 
unb  äur  5lpofa[t)pfe  (1657).  ©eine  jämmtlic^en  äöerfe  erjc|ienen  1670  3u 
^ari§  unb  1709  gu  9touen. 

^uxter,  Xomenclator  litt.  §.  ßeUner. 

t^ronf'iJerger:  2eon!)arbt  3^.,  ber  Bebeutcnbfte  beutfc^e  (S($riftfteEer  üBer 
Äriegetoejen  im  16.  ^a^r^unbert,  geBoren  ju  Utm,  geftorben  eBenbajetBft  ben 
23.  ^DJlai  1575.  Sien!)arbt  ö"i'eiin^t|pei-"Sei'' /  '^^^  ^'^  ^^  ^^i"  3SürgerBu(^  ber  ge= 
nannten  jteien  9tei(^sftabt  l^eip,  lernte  fc^on  a(§  ßnaBe  ba§  ^riegSttefen  fennen 
unb  tourbe  1560  im  Sürfenfriege  bom  i?aifer  jum  „gelbgeric^t^ictiult^ei^en" 
ernannt;  öon  bemfelBen  n^idt  er  auc£)  jpäter  eine  SIntoeifung  auf  Unterhalt, 
öermutl)tic£)  auf  ba§  äöengenüofter  in  Ulm,  ton  too^ev  tool  ber  in  feinen  3^or= 
reben  geBraud)te  Sitet  „faiferü^er  ^proüifioner"  l)errüt)ren  mag.  ^yroneperger'S 
©(^riften  umfaffen  bae  gefammte  ßriegstoefen  ber  bamatigen  ^^it-'  fein  Bebeu= 
tenbftes  Söerf  ift  fein  1573  in  gi-'^ntfurt  ^erau§gege6ene§  „ßrieg§Bud^".  £a§= 
felBe  ^anbelt  öon  Ärieg§red)t  unb  .ßriegsartif ein ,  2Be'^T=  unb  -öeerorbnung, 
©efec^tSle^^re  ber  Gruppen,  S}ermenbung  ber  5lrtitlerie,  öon  SSetoaffnung,  2lu§= 
rüftung  unb  ^roöiantwefen,  öon  -gelbberfc^auäungen  unb  ßampf  um  fefte  5plä^e. 
Söenn  auc^  fad^lic^  ni($t  BefonberS  gut  georbnet,  fo  ift  baffelBe  bo(i  al§  ba§ 
Befte  Cuellentterf  üBer  bamaliges  Äriegetoefen  äu  Betrad^tcn,  mofür  al§  Setoeiö 
bienen  !ann ,  ha^  e§  1596  Bereite  bie  4.  unb  1819  notf)  eine  5.  5Xuftage  er= 
leBte.  Seine  üBrigen  Schriften  fallen  in  bie  3^^t  bor  ber  S5eröffentlic§ung 
feine§  .:pauptn)erfe§  unb  erfdjcinen  genjiffermaBen  alg  SIoraxBeiten  ju  bemfetben; 
biefe  finb  in  (^ronologifdier  Dieil^enfolge:  „Äaiferlid)e§  i?rieg5red)t",  1552;  „SSom 
6)ef(i)ü^,  üeuertoerf  unb  öon  ^^eftungen",  1557—64;  „günf  33ü(^er  öon  ßriegi= 
Diegiment  unb  Drbnung",  1558;  „^ei-id)t  öon  einer  5Befa|ung,  Äommi|= 
orbnung  unb  Fütterung",  1563;  fämmtlit^  in  granffurt  l^erauSgegeBen. 

3Bet)ermann,   ^a(i)x-i(^ten   öon  ©elel^rten  k.  öon  Ulm,   Ulm  1829.     ^. 

ö.  ^(arbegg),  S3orlefungen  üBer  ^riegSgefc^i^te,  II.  1862.     5lr(i).  f.  Cff.  ber 

SlrtiHerie  k.,  Serlin  1876.  Sanbmann. 

^röretfen:  S^faa!  g^.,  luf^erifc^er  5Ll)eologe,  geBoren  3u  ©trapurg  1589, 

t  am  5.  ^uni  1632,   toar  ^:prebiger  unb  (feit  1620)  ^rofeffor  in  feiner^  33ater= 

ftabt.     Gr   ^at  neBen   äal)lreic^en  Programmen   unb  S)iffertationen   meift   pole= 

mif(i)e  SSerfe   öetfap   gegen   Söeigelianer,   dalöiniften   unb   Äat^olifen    („Anti- 

Christologia    sive    Apocalypsis    Anti-Christi"j ,    infonber^cit    gegen    SSellarmin 

(„Scrutinium    Panopliae  Bellarmiiiianae"    unb    „Yindiciae  synopticae  pro  sacro 

migcm.  bcutj^e  ajtograp'&te.    YIII.  10 


146  gftoriep  —  Ofrojc^. 

Geneseos  codice    contra  Bellarminum") , "  au|eibem    „Dissertationes   theologicae 
de  Augustanae  Confessionis  materia,    fundameuto  et  forma"   unb   „Scutum  ca- 
tholicae  veritatis  pro  invenienda  vera  in  his  terris  militante  ecclesia". 
a^öt.  2öitte,  Diar.  biogr.;  %f)olnd,  Slcab.  Seben,  2,  @.  124. 

§0  l^ mann. 
grotie^J:  Sfuft  f^tiebx'trf)  g.,  lutljerifciiei-  Zf)tolo^t  unb  Orientalift, 
geboren  am  1.  Sunt  1745  p  l^übecf,  t  am  26.  Januar  1800.  6r  ftubirte, 
nadibem  et  in  feiner  S^aterftabt  ba§  @l;mnafinm  Befui^t ,  in  Seipjig  3:i)eotogie 
unb  Befci)ä|tigte  fid)  aud)  mit  ben  mürgenlänbijd^en  ©pradien.  1767  tüurbe  er 
9)lagi[ter  ber  ^Pofop^ie,  1768  23accalaureu§  ber  2I)eoIogte  unb  ^rüt)^ 
prebiger  an  ber  Unitjerfität§!ird)e  3U  ßeip^ig  unb  1769  Söeeperprebiger  unb 
au^eroibentlic^er  ^Projeffor  ber  Stieotogie  bafelbft.  1771  folgte  er  einem  giufe 
al§  ovbeutlidier  ^roicffor  ber  3;f)eologie  unb  ber  morgenlänbifdien  ©pradien 
nac^  ßifurt  unb  erhielt  baju  nod)  1772  ha^i  ^45aftorat  an  ber  bortigen  ^au|mann§= 
fird^e,  aud)  erlangte  er  in  bemfelBen  ^affxt  ben  S)octorgrab  ber  3:t)eolDgte.  ^n 
grjurt  Blieb  er  bi§  jum  S-  1781,  in  toeldiem  er  ba§  5lmt  eine§  6onfiftoi-ial= 
ratiieg ,  ©uperintenbenten  unb  <Bd}olaxä)en  ju  Südeburg  annal^m.  S)iefe  ©tel= 
lung  mu^te  er  inbefjen  1792  niebertegen,  tt)ed  er  fic^  an  ©treitigteiten  3lt)ifd)en 
2utt)eranern  unb  ütejormirten  in  ber  ©raifdiaft  ©d)aumburg  ju  leb'^ait  bet^ei= 
ligt  f)atte,  vorüber  man  feine  eigene  ©d)riit:  „Heber  bic  Otcligion^öertDirrung 
jlDifdien  ben  2utt)cranern  unb  9lefürmirten  in  ber  ßraifd)ait  Sc^aumburg",  1. 
(einziger)  33b.  (1790)  öcrgleid^e.  6r  priöatifirte  nac^  feiner  5Imt§entfel^ung  eine 
3eit  lang  in  äße^lar,  bi§  er  im  ^.  1796  bafelbft  ^um  ^srebiger  ernannt  njurbe. 
^n  ber  Jl^eologie  pflegte  er  l)auptfäd)lid)  bie  (Srcgefe,  unter  ben  morgenlünbi= 
fd)en  ©prad^en  bornc^mtid)  bie  arabifd)e,  luclc^e  er  jebod^  nur  al§  5)Httel  jur 
ßenntni^  ber  f)ebräifd)en  ©prad)e  anfa'^.  3"  eripä'^nen  ift  feine  „5lrabifd)e  ^i= 
bliott)cf",  1.  'einziger,  l^b.  (1769).  5lud)  gab  er  1768  ben  Einfang  be§  iloran 
mit  Ucbcrfeljung  unb  5lnmerfungcn  Ijerauö.  Son  feinen  tl^cologifc^en  3Ber!en 
ift  am  befannteften  bie  „S3ibliot^ef  ber  tt)eologifd)en  SBiffcnfc^aften",  2  23be. 
(1771—86).  3(ud)  ticrDffcntlid)te  er  mannid)iad)e  ^4-^rebigten,  ©elcgen^eitSrebcn 
unb  '4-^rogramme ,  letztere  jumeift  über  einjeine  S5ibelftellen.  —  lieber  Subtoig 
gr.  ^roriep  ögl.  S3b.  II  S.  552  f.  v.  33ertu(^. 

5ßgl.    «üleufel,    2ej.,    IIL    552.     Döring,    Il^eologen  S)eutfc5^IanbB    im 
18.  unb  19.  ^a^r^unbert,  I.  463.     Döring  bei  erf(^  unb  ©ruber. 

9tcb§lob. 
(5'roft():  ivranj  f^.,  Siurift,  geboren  um  1490  in  ^Jiürnberg,  geftorben 
1540  in  ©tra^burg ,  ftubirte  in  ^ngolftabt,  befud)te  italicnifcbe  Uniberfitäten, 
tam  bann  nad)  |}reiburg,  mo  er  3afiu§'  üertrauter  ©c^ülcr  marb.  3ll§  biefer 
il)n  1520  für  bie  2lbl)altung  feiner  U^ortefungen  tncgen  ^ränflid)feit  fubftituirte, 
erl)ob  ber  ©enat  6infprad)e,  meit  g-.  fid)  an  tumultuarifdien  SSetoegungen  in 
ber  ©tubentenfd^aft  bctl)eitigt  l)atte.  5.  ging  bann  nad)  9lürnberg,  an  33.  -^^ixh 
l^eimer,  lüie  e§  fd)eint,  burd)  3fifi"^  empTol)len.  1522  fd)reibt  il)m  3afiu§,  um 
burd)  feine  unb  ^irfl)eimer'§  3]ermittlung  al§  ßonfulent  nad)  ^Jlürnberg  gerufen 
3u  tüerben.  1525  ift  er  Soctor  unb  Äanjler  be§  ^ifc^ofö  Oon  Söür^burg;  1530 
Seifiger  be§  9teid)s!ammergerid)t§  unb  al§  fotc^er  1531  bei  ber  Ütebaction  einer 
„Drbnung  unb  9teformation",  meldje  oom  gtegenSburger  9teic^§tagc  1532  mit 
geringen  Slenberungcn  angenommen  tourbe,  betl)eiligt;  1533  ift  er  3lböocat  in 
©trafburg,  fpäter  ©t)nbicu§  ber  ©tabt.  3ll§  ©c^riftfteller  ift  er  befonnt  bur(^ 
bie  „Isagoge  in  juris  civilis  Studium",  ßr  l)at  fie  aU  eine  ^nftruction  für 
Dr.  g-elij;  gtat)ter,  ben  SScgleiter  feiner  ©öf)ne,  bie  er  1533  jum  ©tubium  ber 
SuriSprubeuä  m^  ®ourgc§  fc^idte,  enttüorfen.  ©ebrudt  ift  fie  bei  Söindel, 
Varia    opuscula    de     exercitatione    jurisconsultorum ,    Argentor.    1553.    8.    p. 


^xo]ä).  147 

275—444.     @ie  tft  Bemerfengtoert'^  burc^  bie  Erörterungen  über  ba§  in  Sufti= 
nian§  ^anbecten  befolgte  ©t)ftem  unb  bie  Crbnung  ber  ^^^agmente. 

Söitt,  5Mrn6erg.  @elef)rten=Serifon,  5,  372  [f.  —  SBindel,  Varia  opus- 
cula,  p.  601:  Declamatio  funebris  A.  Buchii  in  mortem  Froschii.  — 
«Riegger,  Vita  Zasii  p.  41.  70.  Zasii  epistolae  p.  259.  340.  448.  449. 
513.  —  Stumme,  Ueber  bie  Crbnung  ber  gi-'^S^^frite.  ^^^tf"^!-"-  i-  Qe?*^- 
gfi.  =  2ö.  4,  383  j.  -  Sd^i-eiber,  @ej^.  b.  Unioerj.  f^reiburg ,  2,  100.  — 
©tobbe,  @ef(^.  b.  b.  üted^t^quetten,  2,  195.  Stin^ing. 

^ro)(f|:   ^o^anneS  (y. ,    anä)  9iana  genannt,    lut^erifc^er  X^cotogc  im 
16.  ^a^rt)unbert,   roar  ju  SSamberg  geboren,     ^^tai^bem   er  äu  2oulouje  bacca- 
laureus  theol.   geioorben   tpar,   begab    er  ftd)   im  grü^jatiT  1514  nai^  2!Bitten= 
Berg.     2;ama(§   tt)ar    er   j(f)on  ßarmeliter   (pater  ordinis  b.  virginis    de  monte 
Carmeli).     ^n   Söittenberg    begehrte   er   ^u   SJorlejungen   jugetafjen   p   werben, 
unb    auf  @runb    mitgebrad)ter  3eugnifle   luarb    er   nac§   gel)attener  S)i»putation 
ad  sententias  (ju  SJortefungen   über   bie  Sentenzen   be§  ^:).^etru§  ßombarbuö)  3u= 
getaffen ,    am  fyreitage ,   ben   28.  Stpril  1514.     "Dtac^bem  er  aU  foti^er  bie  üb= 
lici)en  93or(eiungen  gehalten,    warb    er  ebenbafelbft  jum  Licentiatus  theol.  ^3ro= 
motiirt  am  S)ienftag,  ben  29.  Januar  1516.     2(u»  biejen  ^a^ren  ftammt  feine 
genaue  Sefanntfc^ait  mit  Sut^er.     ^m  ^.  1517  muBte  er  2Bittenberg  öertafjen, 
ba    er   aU  ^rior   ber  Sarmeliter  ju  ©t.  Slnna    nact)    2lug§burg    berufen    mar. 
?lt§  Suftier   im  Dctober  1518   nac^  2lug§burg   fam,    um   fic^   üor  Sajetau   ju 
üeranttDorten,  mar  er  juerft  im  Sluguftinerftofter  abgeftiegen;  ^tmad)  toieS  man 
xi)m  feine  Söo'^nung  im  ß'armeliterftofter  an,    Wo  ^y.  it)n  auf§  befte  bemirtf)cte. 
3u  feiner  erften  Untcrrebung  mit  Gajetan,  bie  om  S)ienftage,  ben  12.  Cctober, 
ftattfaub,  begleitete  i^n  unter  anberen  aud^  5      9Ud)bem  Sutfier  am  20.  October 
Slugsburg  öerlaffen  ^tte,  reifte  aucf)  ^y.  naif)  Wenigen  lagen,  Waf)rf(i)einlic^  am 
23.  Cctober  ab  unb  ging  aucf)  nad)  SSittenberg;    t)ier   würbe   er   am  22.  9lo= 
öember  ^um  Soctor   ber  Ifieoiogie  ernannt ,    uacf)bem   er  lagg  3ut)or  bisputirt 
f)atte.     ^lid)t  lange  barauf  flnben  wir  i^n  Wieber  in  2lug§burg,   wo^in  er  öom 
Statte   3urücf berufen  war.     ^lad^bem   im  S.  1520   auc^  Urbanue  Ot^egius   unb 
jwar  at§  ^^rebiger  am  S)om  nac^  3lug§burg  berufen  war,  ber  bann  freiüii)  öom 
Siecemb^r  1521  bi§  jum  ©ommer  1524  aus  ^lugSburg  öerbrängt  war,  finb  5- 
unb  9tt)egiu§,    benen    firf)    balb  ©tep'^an  .ffaftenbauer,    genannt  2Igricota    'ögl. 
Sanb  I.  ©.  156),   anf(i)loB,  bie  eifrigften  '-Beförberer  ber  ^Deformation  in  5(ug§= 
bürg.     Söei^noc^ten  1524    t^eitten  5-    unb  9t^egiu§   in  ber  ©t.  2lnnafir(^c  ju 
?Iug§burg   jum    erften  5JUI   ba§  2lbenbma^(    unter    beibertei  Seftalt    au«;    im 
folgenben  i^a^re   trauten   bie   bciben  ^yi-'tunbe  fic^    gegenfeitig ,    juerft  im  Wäx^ 
9fi^egiu§  unferen  5-  niit  einer  Jungfrau ,   Don  wel(f)er   Wir  uur  ben  2]ornamen 
^argaret^a  wiffen,   unb  fobann  im  ^uni  ^y.  ben  ?ftf)egiu§.     S)er  2lbenbmaf)l§= 
ftreit,   ber  1526   auSbrad^  unb  in  weldjem  9t^egiu§  bi§  jum  ^.  1528  fidt)  ber 
3wing(i'fdt)en  5ln[ict)t  met)r  jugewanbt  ^atte,   trennte  bann  zeitweilig  bie  beibcn 
^yreunbe;    Slgricola   blieb   in   biefer  3^'^   mit  ^.  äufammen  auf  Suf^er'S  Seite. 
äÖä^renb    be§   ^lugeburger  9teic^§tage§    mußten    alle    brei  5tug§burg   öerlaffen; 
Wä^renb  9tf)egiu§  einem  9lule  be§  ,g)er3og§  (Srnft  öon  Süneburg  folgte ,    würben 
(^.  unb  5lgricola  im  ^.  1531  naci)  Stugsburg  jurüiiberufen;  aber  noc^  in  bem= 
felben  ^a^re   mu^te  g.  wieber  ^luglburg   öerlaffen ,   weit   er  feine  Öemeinfd^aft 
mit  ben  ^t^ingtianern  Italien  WoEte;    e§  fam  ^inju,  wie  öon  anberer  ©eite  cr= 
^ai)it  wirb,    ba^  er  auc§  at§  ^prebiger  nid^t  gerabe  fonberlii^  beliebt  war,    unb 
ia'B  man  5ln[toB    baran   na^m,    ba|   er   auf  ber  ^anjet  eine  dritte  trug.     @r 
befam  nod^  im  ^.  1531  einen  9luf   an  bie  ©t.  ^acobifirtiie   in  9tücnberg,   ben 
er  annahm;  am  biefer  ©tettung  würbe  er  im  S.  1533  an  bie  ©t.  ©ebatbifird^e 
in  bevfelben  ©tabt  öerfe^t;    in   biefem   le^tgenaunten  ^a^re  aber  ftarb  ev  bann. 

10* 


148  Oftofd^oucr. 

au(^  f($on.  er  toivb  fd^toerlic^  50,  toal^xfcjicinlid)  nic£)t  biet  ülbev  40  ^üf)xe  alt 
getDoi-ben  fein.  5ßon  i^m  ift  eine  eöangelifdic  Umbilbung  bev  fatT)otifc^en  33e= 
grü^unQ  ber  ^31ana ,  be§  Salve  regina,  bie  et  im  3t-  1524  ^u  3luö§buvö  öcr= 
fertigt  |aben  fott,  mcl^rfad^  gebrudft,  unter  anbern  in  ^al)p'§  9iad)lefe ,  1727, 
I.  <B.  622.  6r  f)at  audt)  ^ird£)entieber  gebid)tet,  unter  benen  eine  33earbcitnng 
be§  46.  '4>|almf§,  bie  im  31.  1529  ju  ©trapuvg  gebrucft  ift  unb  mit  ben 
SSorten  „(Sott  felbft  ift  bnfer  fd^u^  bnb  mact)t"  beginnt,  am  befanntcften  ift; 
Sutt)er'§  „@in'  fefte  33urg",  ba§  gteidijeitig  über  benfelbcn  ^Pfalm  gebicfjtete 
ßieb,  l)at  ba§  ^-rofd^'fc^e  freilid)  öexbrängt.  —  DB  ein  ju  Strasburg  im  ^. 
1535  erf(^ienene§  mufifalifd)e§  SBerf,  ba§  bon  3pit9i-'noffen  getobt  mirb,  unb 
einen  ;3ot)anne§  f^rofd^  jum  5i)eriaffer  ^at,  Don  unferem  ober  einem  anbcren  5- 
öerfa^t  ift,  bermod^tc  ber  Unterjeiciinete  nid^t  feftjufteEen. 

S)gt.  2BiIi,  ^Jiürnbergifc^eg  ©eletirtenleiifon,  1.  u.  5.  %f)^\l  ^oä),  ®e= 
fc£)ict)te  be§  Äirdt)enlieb§,  3.  3(ufl.,  1.  u.  2.  33b.  ^örftemann,  Liber  decano- 
rum  facultatis  theol.  acad.  Viteb.     3lbelung.  S3ertl)eau. 

^•rofc^aucr:  61^riftop^  f^.,  ber  erfte  33udf)bruc£er  ber  6tabt  3üri(f),  toax 
ju  9^euburg  bei  Cetting  in  33aiern  geboren,  bod)  fann  ba§  ^a1)x  nicf)t  ie^to^e^' 
ftcllt  merben.  @r  taud)t  ^uerft  im  3i.  1519  in  3üi"id^  auf,  wo  ba§  alte  ^ürger= 
hüä)  ben  Eintrag  t)at:  „6I)riftof  ^y.  üon  Cetting,  ber  33nct)brnrfer  ift  ju  SSürger 
aufgenommen  unb  it)m  ba§  (5?ürgerrec^t)  gefct)en!t  öon  finer  ^unft  locgen. 
3Iftum  Wxiw.  bor  ^Jtartini  1519."  ^lan  l}at  angenommen,  bö^  ber  Sud}= 
bruder  3iol)anne§  i^-.,  metd)er  bon  1494-1507  ju  IHugSburg  brudte,  fein  Später 
gemefen  fei,  allein  e§  lä^t  fid)  biefc  S3crmutt)ung  nic^t  feftfteEen.  £)i)  er  glcidt) 
bei  feiner  5tieberlaffung  in  3üvid)  fclbftänbig  2Berfe  brudte,  lä^t  fid)  nic^t  mit 
33eftimmtf)eit  fagen,  ba  fic^  Srudmerfe  mit  ber  3tat)r3<il)t  1519  nid)t  nad)meifen 
laffen.  ©eine  erften  33üd)er  tragen  bie  Sa'f)rjal)t  1521:  „,!pie  enbet  fid)  ba§ 
35üd)lin  ber  Älag  be§  (>rl)ben§,  gemad)t  burd)  ben  t)od)gelerten  ©raSmum  bon 
Stoterbam,  getütfd)t  burdf)  'OJteifter  ßeo  3tub  ßütpriefter  be§  go^()u§  @infr)be(n,  ge= 
trudt  5u  3ürid)  burc^  ßtjriftopljorum  gi-'ofdiouer.  ^n  bem  ^ar  al§  man  ^elt 
nadC)  ber  ©eburt  6f)rifti  M,  D.  XXI."  4.  —  „6ine  nuijlictie  bnbertot)fung  eine§ 
6t)riftentid)en  f^-ürften  mol  ju  regieren,  gemad)t  burct)  @ra§mum  bon  Sioterbam 
bem  aEerburd)louct|tigften  dürften  unb  |)errn  ßarlo  ermelten  9tömifd)en  .ftonig 
nupid)  unb  frud)tbar  alten  i^unigen,  ^-ürften,  ©rafen  k."  9(uf  ber  ©d)lu|= 
feite:  „^n  tütfd)  jum  erften  ©ebrudt  in  ber  loblid^en  ftat  3üi'id)  burd]  6()ri= 
ftobt)orum  i?frof(^ouer  im  jar  als  man  ^ett  nad)  ber  ©eburt  6t)rifti  unferö  hieben 
^errn  1521  ^ar."  4.  g.  mu|  ein  fet)r  tüd)tiger  unb  gefd)idter  5ÖU(^bruder 
getnefen  fein,  ber  fein  (Sefd)äft  botttommen  berftanb  unb  bemgemä^  aud)  immer 
met)r  au§be{)nte.  S)enn  nid)t  allein,  ba^  er  biete  6d)rtften  bon  Utric^  3tt5ii^9l^ 
brudte,  fonbern  er  na'^m  balb  aud)  bie  ©d)riften  bon  anberen  berül^mten 
Sfieologen  unb  ©ele^rten  in  feinen  5öerlag  auf,  mie  jum  SSeifpiel  bie  äöerfc 
eines  23uttinger,  ßeo  Sub ,  9tubotpI)  (Sualt^er,  33iblianber,  ^eEifan,  ^eter 
5!Jlartt)r  k.  ©benfo  finben  fidt)  unter  feinen  S)rud=  unb  3)erlag§merfen  foldtie 
bon  ßonrab  @e^ner,  ^o^anneS  Stumpf,  ^ot)anne§  f^rieS  k.  %htx  aud§  römifd)e 
unb  gried)if(^e  ßlaffifer,  fomie  eine  gro^e  ^^n^atil  fleincrer  unb  größerer  ©d)iiften 
in  beutfct)er  ©prad)e  über  bie  berfdt)iebenftcn  äöiffenfd^aften  mürben  bei  it)m  ge= 
brudt,  toie  bie  bon  (Sonrab  @e|ner  berfertigten  gebrudtcn  S3eräeid£)niffe  feiner 
lateinifd^en  unb  fonftigen  S3erlag§toerfe  auSmeifen,  meld)e  in  ben  ^.  1548,  1562 
unb  1581  unter  bem  jtitel:  ,, Index  librorum,  quos  Cliristopliorus  Frosclioverus 
Tiguri  liactenus  suis  typis  excudit"  erfdt)ienen  finb.  31ber  ba§  .g)aubtberbienft 
ermarb  ftdf)  g.  burd^  feine  Sßibelbrude ,  meld)e  buvd)  ©d)ön:§eit  unb  6orrectT)eit 
ftc^  ayS^eidtmeten  unb  bon  il^m,   bon  gro|  ^^folio  bi§  ju  S)uobe3,  in  aHen  mög= 


^xöWl  149 

liefen  SIuSgaBen,  t^ei(§  bie  ganje  ^Bitiel,  t^eit§  etn^^elne  X^eile  bcvfetben  unb 
jtüai-  in  beutfcE)er,  latehüfi^er  unb  engliji^er  (Sprache  ausgegeben  tourben,  fo 
3roar,  ba^  in  ben  S.  1524—64  oÜein  27  5lu§ga&en  ber  ganzen  Sibet  erj(^ie= 
neu.  3)ieje  3IuggaBen  iüuxben  fe^r  gejd^ä^t  unb  gelten  ^cuie  immer  noc^  a(§ 
jc^önc  Srucfe  ber  SSibet.  ßr  bebiente  fiel)  mehrerer  S)rucEer3ei($en,  mit  benen  er 
je  nacf)  bem  g:-ormat  feiner  Srucfttjevfe  abtüect)felte,  unb  Welche  aUt  auf  feinen 
^Jtomen  anfpietten.  ©ie  äeigen  einen  Söeibenbaum,  um  meieren  brei  ^röfc^e 
^erum  fi^en,  ber  öierte  an  i^m  hinauf  ftettert,  ober  benfctben  ^aum,  um  ben 
fic^  ein  t)erfd)lungenc§  ©pruc^fianb  "^erum  roinbet,  auf  toelä^tm  bie  2Borte: 
Christof  Froschover  zoo  (ober  auc^  zo)  Zvrich  ju  lefen;  ba§  (Sanje  Balb  mit, 
balb  o^ne  ginfaffung.  @in  fpätereS  Srucfer^eidien  ^at  öor  bem  iBaume  mit 
ben  gröf^en  nod)  einen  nadten  Knaben  ober  ®eniu§,  auf  einem  großen  grofc^ 
xeitenb.  ©ein  ättefte§  Srucfer^eic^en  3etgt  in  einer  großen  arc^iteftonifc^en  ®in= 
faffung  ben  naiiten,  jeboc^  einen  <^etm  tragenben  6cniu§  auf  einem  gejäumten 
grofci)  reitenb ,  in  ber  Sinfen  ben  ^^aum  unb  in  ber  9ted£)tcn  eine  fleine  f^-a^ne 
^attenb ,  n)orauf  bie  33u(^ltaben :  Cr.  Fr. ,  oben  in  einem  .^ranje  ber  3üric^= 
fc^ilb,  auf  bem  ^uBgeftette  bie  ^a^raat)!  1521.  ^.  toar  öer^eirat^et ,  aber 
!inberlo§;  er  mürbe  ba^er  in  feinem  immer  umfangreid^eren  (Sefc^äfte  tion  feinem 
SSruber  (Suftac^iuS  unb  beffen  beiben  @ö"^nen,  @ufta(^iu§  unb  ß^riftopt),  uuter= 
ftü^t.  (5r  felbft  befu(i)tc,  felbft  in  '^ö'^erem  3Itter,  immer  noc^  bie  beiben  ^ranf= 
furter  5Jieffen  unb  ättjar  regelmäßig  n^ä^renb  einer  langen  9teif)e  toon  ^a'^ren, 
auc^  mad)te  er  febcSmal  gute  ©ef^äfte,  ba  feine  S3ü(^er  ftet§  toiffige  Slbne^mer 
fanben,  tt)ie  er  benn  neben  ber  SBud^brucEerei  auc^  ben  33u(f)^anbel  trieb,  ti30= 
burc^  er  fid^  einen  großen  J?rei§  bon  (gelehrten  öerf(i)iebener  ©efinnung  unb  3lrt, 
al§  ^reunbe  öerbunben  ^atte.  @r  ftarb  am  1.  5lpri(  1564  unter  |)interlaffung 
einc§  bebeutenben  aJermögenS.  ©ein  SBuc^bru(iergemerbe  übernal)m  fein  9teffe, 
(S^riftop^  g.  ber  jüngere ,  toetc^er  e§  big  3u  feinem  Stöbe  fortfe^te.  S)a  aber 
au(i)  er  feine  ^inber  tjatte,  auf  Uielc^e  bie  ^irma  forterben  fonntc,  löfte  bei 
feinem  im  ^.  1585  erfolgten  Xobe  ba§  Sefd^äft  fid^  auf.  S)ie  25u#rucferei 
ging  im  3f.  1590  auf  ben  Su^bruder  ^of)anne§  2Bolf  über. 

S3gl.  35bgelin,    g^riftopt)  grofdiauer,    Süvii^  1840.  4.     ^tubotp^i,   S)ie 
S3u(fibru(ier=g-amilie  f^rofc^auer  in  3üricl),  3ürid)  1859.  gr.  8. 

^  e  l  CQ  n  e  r. 
gröft^el:  ©ebaftian  g.,  ein  treuer  ?lnl)änger  ber  ^teformation,  tourbe  in 
?(mberg  in  ber  Dberpfalj  am  24.  Februar  1497  geboren,  ftubirte  bann,  üon 
bem  gjlagiftrat  öon  3lmberg  unterftü^t,  in  Seip^ig,  too  er  1515  S5accalaureu§ 
unb  1519  'Dkgifter  mürbe,  ©r  mürbe  1521  ©ubbiaconu§,  fobann  S)iaconu§, 
enbli(^  ^riefter  in  Seip^ig;  unb  gab  auf  ßut^er'§  ^Inregung  al§  etfter  in  Seipaig 
bie  ^ribatmeffen  auf.  1522  berüeß  er,  öiettei^t  in  gotge  bon  5lnfeinbungen 
ber  bortigen  ^möni^e,  2eip,jig  unb  fam  nac^  SBittenberg,  too  er  fic^  be§  intimen 
S5erfe^r§  ber  bortigen  i^äupter  ber  9leformation  erfreute,  unb  namentlii^  ben 
^farrbienft  in  ben  ©pitälern  unb  ©efängniffen  berfal),  auf  beren  bcrrottete  3u= 
ftänbe  er  l)eilfam  eintoirfte.  ^m  ^erbft  1523  mürbe  er  bon  ben  Scipjigern 
aufgeforbert,  eine  ©aftprebigt  für  bie  ^olianniSfird^e  ju  l)alten,  für  toetc^e  man 
i^n  3U  geminnen  ^offte.  3ll§  bie  m'ör\ä)t  bon  ©t.  3:f)oma§  il)m  bie  Äird}e  3U= 
fperrten,  ^ielt  er  auf  bem  eiligft  t)ergericl)teten  Äirrf)^of  feine  ^^Jrebigt,  in  ber  er 
ha^  gegen  feine  äöiberfa^er  empörte  5}ol!  beruhigte.  35or  ben  «ifc^of  molT  bon 
^erfeburg  citirt ,  bert:^eibigte  er  mannhaft  feine  ebangelifd)e  Sßrebigtlüeife ,  J)ie 
ibm  ber  33ifd)of  fernerhin  unterfagt,  ebenfo  tt)ie  fein  ^rebigen  in  Seipjig.  Sn= 
beffen  mucf)§  fein  In^ng  bafelbft,  unb  auf  betrieb  be§  5ßifd)of§  mifct)te  fid^ 
^er^og  ®eorg  bon  ©ad)fen  in  bie  Slngelegen^eit.  S-  tt)urbe  ber'^aftet,  bor 
^erjog  ©eorg  citirt,    unb   nad^bem  i^m   einige   !leinlic^e  Steußerlid^feitcn  über 


l^Q  iJrotfc^ct  —  gtoumunb. 

Zxaäjt  unb  Äteibung  aum  ^Bortüurf  gemod^t  tüovben,  aU  eine  in  bev  Äe^ergrufec 
toon  aSitten^erg  öott  ®iit  ö^logne  Äföte,  in  bie  fid)  ba§  einftmalä  „fd)öne 
g^röjc^Iein"  bevloanbelt  f)abe ,  bev  ©tabt  unb  be§  2anbe§  tiPi-roiefen  bei  ©träfe 
ber  ©täupung  unb  be§  3lu§rauien§  ber  ^^laaxe ,  Biä  er  eine  platte  befomnien 
:^al6en  toürbe,  hjie  ein  ^Bt.  Sie  Uniöerfitöt  retegirtc  it)n  auf  biefen  58ejd)fib 
f)m.  @r  ging  naä)  SBittenberg  jurüdf,  too  er  !6i§  ju  feinem  Jobe  am  20.  S)e= 
cember  1570  blieb.  23on  feinen  ©rf)riften  finb  ^rebigten  über  ba§  ©üangeüum 
ÜJtatf^äi  ju  nennen,  ferner  ein  Äate(f)i§mu§,  ju  bem  er  fid)  bie  Erläuterungen  qu§  ben 
@d)nften  ber  9{eformatoren,  namentlich  ßutt)er§,  gebogen,  unb  ben  er  beim  geift= 
üd)en  Unterrid)t  bcnu^tc.  SBugen'^agen  münfdite  beffen  5lntt)enbung  Qud)  in  aü= 
gemeinen  i?reifen  unb  fo  übergab  g-.  it)n  1559  bem  2)rucfe.  5£)g§  Sudi  ift 
be§  2)rudt'§  mertt),  einfad),  in  gefd)idter  3lnorbnung  unb  mit  gefunbcm  Urtt)eit 
gefd)vieben.  a3efonber§  tt)ertt)t)ott  ober  finb  bie  lebenbigen  23efc^reibungen  ein= 
jelner  '^eröorragenber  Srcigniffe  ber  9{eformation,  bie  g.  ou§  eigener  ^^lnfd)auung 
gibt,  öor  allem  bie  ^eipjiger  3)i§|)utation,  bie  er  al§  junger  ^JJtagiftcr  mitcrtebte, 
al§  SSorrebe  feines  a3u^c§  „a}om  .^önigreid)  ßl^rifti",  bann  öfter  gebrudt: 
2üÜ)n^  2Ber!e  öon  SBatc^ ,  Sb.  15,  (5.  1447;  ^öfdjer,  9teformation§acten, 
S8b.  3,  ©.  276  IC.  ^totijen  über  fein  Seben  gibt  ba§  (tion  ^x.  9Iug.  U§teber 
anont)m  'fieranSgegebene)  5ßüd}et(^en :  ßurieufe  ^fiadiridit  öon  bem  ßeben  M.  (5e= 
baftian  ^yi^öfc^ers,  ßeipjig  1722;  bie  Xitel  feiner  fämmtHd)en ,  fef)r  fetten  ge= 
tootbenen  ©d)riften  l^at  &.  ^aubmann,  3tfd)v.  f-  b.  ."piftor.  S^eologie,  1873, 
(5.  442—448,  jufammengefteüt.  Sro d'^au§. 

SrOtfd)cr:  Äart  |)einri(^  i^. ,  ^f)i(otog  unb  ©c^utmann,  geboren  ben 
6.  ^ai  1796  ju  3Beira  bei  3Zeuftabt  an  ber  Drta,  geftorben  am  9.  3(pril  1876. 
9tad)bem  er  feine  3}orbilbung  in  ber  ©tift§fd)ule  ju  ^]e'\i}  erl)alten  l^atte ,  bejog 
er  bie  Uniöerfität  ^eipjig,  um  ^t)iIotogie  ju  ftubiren.*  ©d^on  im  ^.  1817 
tourbe  er  ßoHaborator  an  ber  3;^oma§fd)u(e  äu  Seipjig,  1818  er'^iclt  er  ba§ 
9tectorat  be§  ß^ceumS  ju  ©d^neeberg,  ba§  er  iebot^  fd)on  nad^  ^n^ei  S^a^ren 
niebertegte,  um  al§  britter  2et)rer  an  ber  TiicoIaifd)u(e  in  ßeip^ig  einzutreten, 
^lit  biefer  ©teile  öerbanb  er  feit  1822  bie  eine§  iMbltot^efar§  ber  ^eipjiger 
©tabtbibliof^ef ;  aud)  t)abiütirte  er  fict)  1826  at§  ^riöatbocent  an  ber  Uniöer= 
fttät,  at§  Wcldier  er  eine  Iateinifd)e  ©efeUfcfiait  grünbete,  1828  lüurbe  er  jum 
au^erorbentti($en  ^rofeffor  an  ber  Unibcrfttät  ernannt  unb  .yim  ßonrector  an 
ber  ^icotatfd)ule  bcförbert.  ^u  Oftern  1835  tourbe  er  at§  9tector  an  ba§  neu 
eingerid)tete  @t)tnuafium  ju  3lnnaberg  berufen  unb  1843  nad)  beffen  '^(uftöfung 
in  glei(^er  (Sigenfc^aft  an  ba§  ^^^reibetger  ©l^mnafium  öerfeljt,  beffen  Seitung  er 
22  3Jat)re  geführt  t}at,  bi§  er  toegen  för))erli^er  Reiben  1865  in  ben  tt)o"^Iöer= 
bienten  giut)eftanb  trat.  3U§  tüdjtiger  ßatinift  ftanb  3=.  feiner  Seit  in  gro|em 
9tufe  unb  enttoidctte  aud)  at§  ©^riftfteHer  eine  umfangreid)e,  aber  meiftenS  nur 
compilatorifdie  2:t)iitig!eit.  33on  felbftänbigen  3lrbeiten  finb  '^erbor^utieben  eine 
3lu§gabe  üon  .^enop^on'§  i^iero  (Öeipj.  1822)  unb  öon  „Anonymi  Graeci  oratio 
fmiebris"  (greiberg  1856),  beibe  mit  Kommentar,  unb  t)erfd)iebcne  ^svogramme 
über  ©(^riften  be§  Cicero  (brei  ^um  !8rutu§  1837  u.  38),  Cuintiüan  unb 
Xenop'^on.  ©eine  t)auptfäd)lid)e  S^ätigfeit  erftrerfte  fic^  auf  ben  SBieberabbrud 
bon  ©(^riften  unb  3lu§gaben  berüt)mter  ^:p'§ilotogen,  mie  be§  S3ctteiu§  ^4^atercnlu§ 
(1830-39,  2  f&he.)  unb  giutiliuS  Supu§  bon  3ftu^nfen  (1831),  ber  „Opera 
Mm-eti"  (Vol.  I-III,  1834  sqq.)  ic. ,  toelc^e  äßerfe  er  mit  äa^treic^en  3ln= 
merlungen,  meift  grammatifi^en  unb  lejtcalifc^en  ^n^alt§,  auS^uftatten  pflegte. 
9t.  gfranfe  im  greiberger  ^In^eiger,  ?(prit  1876.  ^. 

groumunb:  jugenannt  bon  Sieger nfee,  ein  fa^renber  S)i^ter  ju  @nbe 
be§  10.  ^a'^rl^unbertS ,  ber  mit  ben  Wönäjen  be§  genannten  ^lofterg  in  brief- 
Iid§em  unb  titterarifc^em  9}erfel§r  ftanb  unb  eine  für  feine  Seit  feltene  unb  ^öd)ft 


fjtotoetn.  151 

auSgeBreitete  ßenntni^  ber  claffifd^eri  Sitteratur  he]a%  ßr  jd^riefi  tiidit  nur 
5Bül)er  qB,  tote  er  benn  auä)  im  Sefi^  einer  loftBaren  Sammlung  gettejen  au 
fein  jt^eint,  jonbern  toar  felBft  pod\]ä)  jdiaffenb  t^ätig,  feejang  bie  2:ugenben 
ber  Baitoarifdien  -^perjöge  unb  il^re  Saaten  unb  beria^te  eine  ftatttic^e  Slnja^I 
öon  Iateinii(i)en  ©ebid^ten,  aud§  eine  .,IIistoria  monasterii  Tegerusecnsis"  l)atte 
er  Begonnen.  Sein  |)auptöjer!  ift  ein  im  aierli(f)ften  Satein  in  ber  3eit  nac^ 
990  öerfaBteS  epii($e§  ©ebid^t,  toeld^es  ]päkx ,  im  16.  Sa^i-'^Elunbert ,  burtf)  bie 
©c^eere  eine§  Sud^BinberS  jerfdinitten  unb  ^u  ^inBänben  üermenbet  tourbe,  Bi§ 
erft  Socen  unb  nai^  if)m  2tnbrea§  (gc^meller  barauj  auimerfiam  tourben,  bie  auf 
ber  gjlündiener  ^of=  unb  StaatSBiBIiot^e!  gefunbenen  9tcfte  oBIöften  unb  jammetten. 
Se^terer  gaB  ba§  föftlic^e,  bie  3eit  |eine§  gntfte^en§  mit  ptiotograp^ifiiier  äöa^r= 
'£)eit  |(^itbernbe  ©ebid^t,  mel(|e§  be§f)alB  eine  wa'^re  gunbquelle  ]üx  cultur= 
gefd)i(^tacf)e  ©tubien  Bitbet,  :^erau§  unb  Benannte  baffelBe  „9tuobIieB"  nact)  bem 
^aupt^etben  biefer  leiber  gro^e  Surfen  ent^attenben  Fragmente.  35gl.  S-  ©rintm 
u.  (&(i)meaer,  Satein.  @ebi(i)te  be§  10.  u.  11.  Sat)r^unbert§ ,  (Böttingen  1838, 
©.  127  —  240,  unb  gia($träge  Bon  ©d)meller  in  |)aupf§  3eitfd)rift  I,  401— 23. 
S)as  Sefte  baraul  öerarBeitete  Ä.  ©imrocE  mit  poetifcfier  grei'^eit  in  ben  britten 
S^eit  jeine§  2lmetungen(iebe§  (im  fed)§ten  93anb  be§  |)eIbenBu(^e§).  (Sine  pw= 
faif(^e  SnVtt§angaBe  mit  meiteren  Erläuterungen  ift  in  meiner  @efc^i($te  ber 
altbeutf(^en  S:i(^tfunft  in  Saiern,  «RegenSBurg  1862,  ©.  51—77  öerjudit.  ßin 
S^eit  ber  öon  g.  in  Q^etfen  unb  ^rofa  geiüf)rten  6i>rrej|)onben3  mit  ?lbt  ©o^Bert 
(t  1001),  mit  bem  g^agifter  ^^egin^alm,  Sluotfer,  ^'aBo  unb  anbeten  3eit= 
genoffen  3U  Segernfee  {)at  5]3e3  im  6.  Sb.  f.  2f)efouru§  in  ungenügenber  SBeife 
?erau§gegeBen.  ^m  S-  1017  na^m  unfer  S)ic^ter  bod)  noti)  bie  2Seif)e  bc§ 
^riefteramteg  auj  fein  ^aupt  unb  trat  in  ba§  genannte  bamals  fo  Blü^enbe 
Älofter,  toofelBft  furj  öorfier  unb  bietteid)t  glcicfiaeitig  mit  bem  „OiuobtieB"  bie 
ißroncet:§ore  unb  bie  61a§fenfter  jür  ben  ^lugsBurger  3)om  (ögt.  öerBerger'ä 
5lB:^anbI.  barüBer  5tug§B.  1860)  angefertigt  unb  öielleicfit  aucf)  j^on  ein  Bota= 
nifc^er  @atten  angelegt  toorben  mar.  groumunb'S  G)eBurt§=  unb  SobeSja^r 
ift  unBefannt.  |)l5ac.  ^ollanb. 

?^ro!öCin:  gaBrifantenfamilie  in  glBerjelb  feit  bem  17.  Sa'^r^unbert.  ®a§ 
2ßu|)Bert^al ,  in  toetciiem  ficf)  ^eute  bie  Beiben  ©täbte  eiBerfelb  unb  ^armen 
ätoei  ©tunben  lang  in  ununterBroi^ener  ^äuferrei:§e  öon  Söeft  nacf)  Dft  erftrcden, 
!ann  fid^  einer  faft  400ia^rigen  ^nbuftrie  rül)mcn.  ©(f)on  im  15.  ^a:^r:^unbert 
fertigte  cö  für  ben  S}erfaui  ^elj-  unb  Sebermaaren  (namentlicf)  Seutel,  ©äde 
unb  Ülanäen) ,  unb  noc^  lange  nac^bem  biefe  @rmerB§quette  öor  einer  anbern 
äurücigetreten  toar,  gaBen  bie  Dielen  fjfamilien  „Sejclienmac^er"  (aus  einer  öon 
il)nen  flammte  ber  Belannte  5lnnalift  Söerner  Stefc^enmac^er)  burd^  i:^ren  Flamen 
3eugni^  Bon  ber  Sefdiäitigung  ber  S^orfa'^ren.  6egen  ßnbe  be§  15.  Sal)r= 
l)unbert§  mu^  ba§  IBlei^en  Don  @arn  unb  ba§  SSerarBeiten  beffelBen  ju  SSanb 
(Sint)  aEgemeine  23erBreitung  im  2:^al  geiunben  "^aBen,  unb  ba§  le^terc  mar 
alterbingS  burc^  ba§  toeid^e  unb  llare  Baffer  ber  äOupper  unb  ber  ja^lreic^en 
in  biefelBe  flie^enben  Sä($e,  fotoie  burd)  ben  f(^önen,  üBeraH  in  bie  fleinen 
©eitentl)äler  fi($  l^ineinjiel^enben  6ra§tou^§  für  biefen  ^toerf  Befonbere  geeignet. 
£aBei  maren  bie  Beiben  Crte  bamalS  noä)  m<i)t  sujammengeBaute  ©täbte  mit 
engen  ©trafen,  fonbern  fie  Beftanben  au§  einer  größeren  ^Inja^l  Bon  Bäuerüd)en 
^ufen  (mansi)  unb  Motten,  toelct)e  einerieit§  Bon  bem  Bergifc^en  .§ofe  in  ßlBer= 
reib,  anbererfeitg  öon  bem  Bergifcl)en  ^ofe  in  ben  Spörnen  ju  ^^armen  ober  bem 
mäxtiiä)tn  in  äöic^lingl)aufen  (je^t  glei(i)iall§  ju  SSarmen  gel)örtg)  aB^ingen. 
S^ie  ßinmol^ner  BetrieBen  felBft  aucl)  ben  .^anbel  mit  ben  ©arnen  unb  ben  barau§ 
getüeBten  SSänbern;  fie  Befucl)ten  Betfönlid^  bie  ^lejfen  unb  Wäxtk  in  DBer= 
beutfc^lanb  (mie  granlfurt  a.  5Jt.'  unb  in  ben  Dlieberlanben  (SlntmerBen,  £ort= 


152  fJroiDcin. 

xtä)t,  3Imftcvbam),  unb  traten  mit  ^^^-anheid) ,  ©panien  unb  ben  Beiben  ^nbien 
in  .^anbdööerfel^i-.  Siie  rafd)  fic^  entttjicEcInbe  3?ebeutung  bicfeä  ^t^buftriejnjeigg 
öeranta^te  bie  ]^ex3ogli(f)e  5){egierung  öon  SSevg,  i()n  für  ba§  2öuppcrt^t  ,ui  pvit>i= 
legifiteu  unb  genaue  ge|eij(id)e  3Inorbnungcn  barübev  ^u  treffen,  um  auf  biefe 
Söcife  bie  ^nbuftxie  bem  fianbe  ju  cr'^atten  unb  fiii)  felbft  bie  ^oÜeinfünfte  p 
fi(i)ern.  -C^er^og  ^o'fiann  ertt)eiltc  1527  ba§  ^Ifiviöilegium ,  ^onad)  ^Jtiemanb  in 
feinen  Sanben  anbevSiüo  jum  iBertauf  @avn  b(ei(i)en  unb  jmirnen  burfte,  aU  in 
ben  Beiben  i^Uden,  ber  Jyreil^eit  ^u  ©ttieifelb  unb  in  bem  35armen;  juv  Seauf» 
fic^tigung  ber  ©enoffenfcfiaft  ber  Sleid^er  (ber  fogen.  Öiarnnal^rung)  unb  jur 
äöa^rung  ber  3'itercffen  berfelBen  mürben  jä^rlict)  am  ©t.  ?3Zargarctl^entag  bier 
S3orftef)er  (^mei  au§  jebcm  Crte)  unter  bem  'Jiamen  öon  ©arnmeiftern  gemä'^lt, 
bie  jur  '43eftrcitung  ber  3(u§ga6cn  i^rer  iH'rmattung  öon  jebem  ßentncr  gebteictiten 
(Sarneg  eine  gcmiffe  3l6gaöe  iba^  ßcntnergelb)  erhoben.  IDiefe  2}erfaffung  Beftanb, 
i6i§  5U  9tufang  be§  gegenmärtigen  ^'a'^r'^nnbcrtg  ba§  .^er^ogt^um  93erg  al§  ^it= 
glieb  be§  ^)i^eint)unb§  an  *JIapoIeon§  ©d)mager  'OJturat  fiel  unb  bie  (Sinfül^rung 
ber  fran^öfifc^en  65cfel5gcBung  aucE)  in  ber  Snbnftrie  allen  '4-^riöiIcgien  ein  önbe 
mad)te.  S)ie  ftar!  anmadifenbe  33eöDlfcrung  ber  Beiben  Crte  öerbanfte  iljren 
Söo'^tftanb  ^auptfäc^tid^  biefom  fid^  immer  me'^r  au§bc^nenben  -Spanbel;  abgrfe^en 
öon  bem  gebleichten  ®arue  erftrerf te  fid)  berfelbe  auf  ^^^i^'^e ,  leinene  33änber 
unb  ©d)niiren,  fpätcr  auä}  auf  ©ad=  unb  .!pal§tüc^cr,  SSettjmiüid^  unb  ä'^nlid)e 
ßcinenjeiige,  mie  bie  fogen.  33onten  in  geftreiften  Benö"^"  ä"!-"  ^efleibung  ber 
©ctaöen  in  3Imerifa,  ,'^)mirnfpi^en  k.  Seit  ber  ^Jlitte  be§  18.  ;3^a"^r!^unbcrtl 
fam  f)inju  bie  i^erfertigung  öon  ©iamoifen,  b.  ^.  '^albbaumtoollenen  3eugen. 
Heber  ben  Umfang  ber  33leid)creien  gibt  eine  mir  öorliegenbe  ^tufjeid^nung  öon 
1727  'üluffd^lu^,  nad)  me(c=^er  im  !^aufe  be§  genannten  ^a^xes,  aHein  in  93armen 
auf  ü2  5ßlei(^en  3021  Zentner  ®arn  gebleid^t  mürben.  S"  ©tberfelb  fd)eint 
um  bie  ©renjfc^eibe  be§  16.  unb  17.  :^a^r^unbert§  ber  Bujug  öon  ^tu^en  be= 
fonberä  ftarf  gemefen  ju  fein.  S)amal§  Iie§  bie  giegierung  be§  ^erjogf^nmS 
Söerg  ha'i  Territorium  ber  1537  abgebrannten  33urg  öon  ©Iberfelb  par,^ettenmeife 
öerfaufen,  unb  fo  bilbetc  \idt)  in  bem  ^JJlittelpunfte  bee  bortigen  j?ird)fpiet§  ber 
Slnfang  ju  einem  größeren,  jufammengebauten  Drte.  ^n  biefer  3eit  toanberte 
ßoSpar  Öafpcr)  i^.,  ©ot)n  öon  .^ermann  5.,  au§  einer  angefetjenen  gamilie  ber 
benad)barten  ©tabt  Sennep ,  in  ©Iberfelb  ein  unb  erbaute  1603  auf  einem  ber 
9{egierung  abgetauften  ^:|.Uai3e  ber  SBurgfrei'^eit  ein  ^au§.  ©d^on  1601  l^atte  er 
fi^  mit  ©crtrub,  ber  2od)ter  be§  glberfetber  ©(Reffen  ^afper  9titter§]^au§,  ber= 
■^eirattiet.  Apierburd)  mit  einer  ber  begütertften  fVamilicn  be§  2öuppert^al§  öer= 
fd^tüägert,  mürbe  er  felbft  '»mitgtieb  bc§  giat^§  unb  trat  auc^  einmal  al§  33ürger= 
meifter  (biefe  med)feUen  jä^rtid))  an  bie  ©pi^e  ber  3}ermattuug  be§  Drtc§,  ber 
1610  ©tabtfreitjeit  erT)iclt.  5Da^  f^.  nebft  feinen  ©ö^nen  !aufmännifd^e  @efd)äfte 
betrieben  (of)ne  3meifel  mit  gebleichten  ©arnen  unb  3Sänbcrn),  gel^t  au§  einer 
Sleu^erung  öon  it)m  l^eröor,  meldte  un§  .^o^ann  Seon^arb  Söeibner  (biefer  tnar 
eine  3eit  lang  9tector  ber  Sateinfc^ute  in  (Stberfetb)  in  bem  britten  2^ei(  ber 
Seutfc^en  ^^(popt)tt)egmata  (5Imfterbam  1653,  ©.  267)  überliefert:  „6afparu§ 
g^romin,  S5urgermeifter  ^u  etöerfelb ,  -  gab  feinen  ©öl^nen  3ur  le^r,  ba^ 
mann  fie  ber  2ßaar  mit  bem  geringften  getoin  fönten  abfommen,  fie  nid)t  öer= 
äie'^en  folten,  fonbern  gebenden,  ber  erft  gemin  ift  beffer  bann  ber  ame^te,  fo 
öngemi^".  5öon  feiner  ftrengen  gtec^tlidEifeit  jeugt  eine  anbere  gieuBerung,  roeld£)e 
Söeibner  a.  a.  0.  berichtet:  jm  gefagt  marb ,  e§  fönne  !ein  guter  i?auffman 
fel)n,  ber  nid)t  aum  menigften  smel)  ober  bret)  ma^t  5ßanquerot  gcfpiett,  fagt  er : 
3  eben  fo  öiel  gefagt,  (S§  fönne  feiner  ein  g^rtid^  ^an  fet)n,  al§  ber  ntd^t 
äroel)  ober  bret)  mal  ift  aum  S)ieb  morben".  g.  ftarb  1631.  @iner  öon  feinen 
©ö^nen,  ^ol)anne§  (geb.  1608,  f  1674),  mol^nte  feit  1636  in  33arnien  auf 


^roiDin.  153 

bem  bm-(^  etftjiiiaft  i'^m  ^ugetaltenen  (Sut  jux  f^urt,    mit  toel($em  eine  SSIcit^e 
öerfiunben  toar.     S)a  Unter=23armen  in  !ird)lic£)et  SBejie'^ung  ju  gtBei'ielb  ge!)örte, 
fo  betteibeten  er  unb   feine  9iad^!ommen  toiebex'^olt  ürd^Uäie  ef)renämter  in  ber 
reformirten  ©emeinbe  3u  ßlfieiielb;   fo  npurben  3.  33.  1638,    at§  |)er3og  2öolf= 
gang   Söil^etm   biefe   (Semeinbe    mit   ©eftjalt    3um    ßat^olici§mu§    ^uxücffütiten 
moEte,  bie  ©i^ungen  be§  rejormirten  ßonfiftotiumS  (5]ßre§b^tei-ium§)  '^eimlic^  in 
ber  äöo^nung  öon   g.   abgespalten,    ^lat^bem  bie  gamilie   auj  i^rem   ®ute  in 
Sarmen  ol)ne  Stoeifel  unau§gefe^t  ®arnl6teid)erei  getrieben  unb  mit  ben  ^^abrifaten 
au§  Seinengarn  ge^anbelt  t)atte,  ^og  ber  <Bo1)n  eine§  Uren!el§  be§  So^^annee  1^., 
9lamen§  3tbrat)am  (geb.  1734,  f  1813),  nat^  (ätberielb   unb   grünbete   bort 
1763   unter   ber  f^irma    „^Ibra^^am  gromein  juii."  eine  g-abri!  in  leinenen  unb 
moEenen  33änbern  unb  Si^en.     ^m  ^.  1787  na^m   er  bie  beiben  ©ö^ne  feine§ 
Sruberg   6ajpar,    ßafpar   (geb.    1759,    f    1823)    unb   2lbral)am   (geb.    1766, 
t  1829),  meil  fie,  mie  e§  in  bem  betreffenben  Sircular  ^ei^t,  eine  3eit  ^^er  ber 
iianblung  auf§  SSefte  öorgeftanben,  3u  (5om^agnon§  an;   bie  ^-irma  ift  feitbem 
„^bra:^am  &  ©ebrüber  ^-rottiein"  geblieben,  unb  bereit§  in  ber  öierten  Generation 
ift  ein   5lbra^am  ^.  mit  feinen   Srübern   unter  ben   Snl)abern  be§   ©efc^äfteS 
getoefen.     6c^on  1776  maren  bie  birecten  3lbfa|queEen  ber  Sauber  unb  Si^en, 
abgefe'^en  bon  S)eutfct)lanb  unb  ben  ^lieberlanben,  in  gfranfreid),  Italien,  Spanien, 
Portugal  unb  gtu^lanb,  1790  tourben  bie  erften  ©enbungen  nad^  9torb=2lmeri!a 
gemalzt.     m§  ber  ©rünber  be§  (Sefc^öfte§  1813  geftorben  toar,  festen  e§  feine 
beiben  Neffen  fort;  bod^  einige  ^a'^l^e  ]päkx  30g  fic^  ältere  berfelben,  gafpar  f^., 
toegen  ^rän!li(^!eit  ^urüd,   ber  jüngere,   3lbra|am  g.   (er  mar  1807   ber  le^te 
na^   ber  alten  SSerfaffung   auf    ein  ^ai^x  getoä^lte  SSürgermeifter   üon  ©Iberfelb 
getoefen),  nal)m  1820  feinen  gleichnamigen  älteften  ©D"^n  at§  2;:^eil'^aber  in  ba§ 
@cfd^äft.     '^aä)  bem  Sobe  be§  älteren  5lbra^am  (1829^  traten  noc^  jtoei  jüngere 
©ö^ne,  ^luguft  unb  2oui§,   ein,  öon  toelcf)en   ber  Sediere   e§  gegeutoärtig  mit 
brei  ©ö^nen  fortfe^t.     53ei  bem  gefteigerten  5lbfa^  nac^  5lorb=  unb  ©üb=3lmerifa, 
aßeftinbien  ic.  f^ritt  man  in  ben  ätoanaiger  Sal)ren  aud^   3ur  .g)erfteEung  ber 
bort  beliebten  baumtooEenen  23änber   unb  Si^en,   fpäter  tourbe  bie  gabrüation 
ouf  feibene,   "^albfeibene  unb  tooEene  SSänber,  Si^en,  Äorbeln  unb  SSefa^fac^en 
au§gebe:§nt,  toofür  ber  ^auptabfa|  in  überfeeif(^eu  ^lä|en  fid)  finbet.     ©0  lann 
bie  gumilie  g.  al§  Otepräfentant  ber   alten  i^nbuftrie  be§  Söuppert^alS   gelten, 
toel(^e   fie  öon   ben  erften  einfacfien  ^Infängen  ab  burd^  aEe  grtoeiterungen  unb 
g-ortfe|ungen  ber  Srant^e  ^inburcf)  bi§    je^t  burd^gemQ(i)t   unb  feftges^alten  s^at. 
^Jlarf)  ben  ®ef($äft§bü{i)ern,  f5amiliennac§rict)ten  unb  fonftigen  l)anbfd^rift= 
li(i)en  QueEen.  6receliu§. 

totoin:  5lbt  öon  ©ngelberg,  t  1178.  3n  ber  toilben  |)od)gebirg§= 
toelt  am  Ttorbfu^  be§  3:itli§  toar  burd^  ben  au§  bem  3üri(i)gau  ftammenben 
greil)errn  iJonrab  öon  ©elbenbüren  1120  ba§  ßlofter  ©ngelberg  al§  3lu§gang§= 
fteEe  ber  Kultur  für  ba§  .'pod^f^al  begrünbet  unb  mit  gj^öud^en  au§  ©t.  Slofien 
befe^t,  alfo  ber  S3enebictinerregel  untertoorfen  toorben;  bocf)  fd^on  nac^  bem  3;obe 
be§  erften  Slbteg  mal^elm,  1131,  toar  ba§  ®otte§l)au§  in  23erfaE  gefuufen.  @rft 
unter  fi^.,  toetd^er  1143  al§  gteformator  au§  ©t.  .QSlafien  fam,  '^oh  fic^  (Sngelberg 
alSbalb  ju  einer  ^lütl)e  unb  toiffenfd^aftlid)  =  !ünftlerifc^en  33ebeutung,  toie  fie 
fpäter  in  ä^nlid^er  güEe  l^ier  nie  toieber  erreid£)t  toorben  ift.  ©(i)on  in 
©t.  Slafien  :^atte  g.  bie  glironifen  öon  Seba,  ülegino,  .^ermann,  Sernolb  unb 
58erl§olb  in  einen  SSaub  äufammenfc^reiben  laffen  unb  baöor  Slnnalen,  a_u§  jenen 
SBerlen  unb  ben  ginfiebler  3lnnaltn  ausgesogen  unb  mit  eigenen  ^loti^en  öer= 
bunben,  gefegt,  toelcf)e  bann  öon  1147  an  in  Sngelberg  fortgefc^t  tourben  C§erau§= 
gegeben  öon  ^pei-^  in  Mou.  Germ.,  Script.,  S5b.  XVII,  ©.  276-282,  al§ 
Ann.  s.  Blasii  et  Engelbergenses).     ^n  (Sngelberg  begrünbete  f^,  bie  SSibliot^c!, 


254  O^rünb  —  fJrunb§Bcrg. 

für  toet(i)e  er  felBft  al§  ©(^reibet  unb  ^ater  mitarBeitete;  er  »ar  atg  ti)eoIo» 
gtf(^et  unb  :t)'^tIoiopt)it(i)er  ©(^ttfiftetter  t^ätig  (üergl.  mahiUon ,  Aniiales  Ord. 
s.  Bened.,  Tom.  VI  im  Appendix,  XXIX,  bie  Ue6etfid)t  bon  f^rotoin'S  Libri 
Septem  de  libero  arbitrio,  jotoie  über  beffen  Xractat  Adversus  quorumdam 
errores  novitatum  unb  ben  ^rolog  ber  Explanatio  dorr.inicae  orationis,  au§ 
\Ddd)ix  ©teilen  mit  intereffanten  ^aturbetraditungen  in  ben  ^at^ol  ©dimeij.» 
SSIätt.  f.  aBiffenfc^.  u.  i?unft,  1.  ^Q^rg.  ©.  55—65,  t)evbeutfd)t  finb);  auci)  bie 
©c§ule  tDurbc  burc^  i^n  gepflegt  unb  mit  Sudlern  für  it)vcn  Sebarf  au§geftattet, 
tt3ie  ber  öon  ^rotoin'g  eigener  ^anb  gefc^riebcne  Katalog  letjrt.  ^m  äöeiteren 
föurbe  für  bie  .^ebung  be§  0ofter§  in  äuBerlid^en  S)ingen  geforgt.  ^.  umgab 
baffelbe  mit  ^Jtauern ,  unb  in  feine  3eit  ift  bie  Urbatmadjung  ber  fd^önen  %lp 
^perrenrüti  im  ^intergrunbe  be§  Ztjalc^  anäufel^en.  ©iner  ber  unter  g.  Iit= 
terarifc^  unb  praftifc^  befonber§  tt)ätigcn  Wünt^e,  S3erd)tolb,  fü'^rtc  al§  groroin'S 
^ac^folger  beffen  ^J?eftrebungen  fort. 

Ueber  g-.  öergl. :  Dr.  üon  Siebenau,  58erfuc§  einer  urlunblid^en  S)arftettung 
be§  reic^Sfreien  <5tifte§  gngelberg,  @.  25--40,  fotoie  benfelben  in  ^opp'§> 
@efc^id)te6lättern,  33b.  I,  ©.  145—161.  S)en  im  12.  ^at)r|unbert  auf  bem 
33oben  ber  fd^n^eljcrifd^en  Stiftungen  ganj  bereinäelt  bafte:§cnben  5luffcf)toung 
fünftlerifc^en  Sebenä,  ben  neben  einem  ööllig  üerfommenen  ßlaffici§mu§  ein 
baöon  fel^r  abmeic^enber  frif(^er  9leali§mu§  in  ben  5Jliniaturen ,  befonbcr§ 
ber  breibänbigcn  :i^ibel  ^romin'g,  (^arafterifirt,  fd)ilbcrt  aia^,  ®efcf)i(i)te  ber 
bitbenben  fünfte  in  ber  ©diroeij,  ©.  306—311. 

5Jle^er  bon  ^nonau. 
(^rüub:  öanä  i^. ,  fc^meijerifd^er  gl^ronift,  njurbe  um  ben  2lnfang  be8 
15.  :3af)r^unbert§  in  fiupn  geboren.  Sfm  ^.  1429  tourbe  er  Unterfi^reiber  in 
ßuäern,  f:päter  Sanbfc^reiber  in  ©c^tül)3,  tüo  mir  it}n  1437  —  1453  treffen,  ^m 
^.  1457  mürbe  er  (55eric^tfcf)reiber  in  Supern;  l^ier  ftarb  er  1469.  2Bir  öer= 
bauten  if)m  eine  5ßefct)reibung  be§  fogen.  alten  3üi"i(^friege§,  b.  %  be§  Äriege§, 
ber  au§  9lnla|  bc§  im  ^.  1486  erfolgten  9(bfterben§  be§  legten  (Srafen  öon 
2;oggenburg  jmifdjen  ^üxid)  unb  ©d)mt)3  entbrannte ,  unb  in  meieren  einerfeit§ 
OefteiTeic^ ,  anbererfeitö  bie  übrigen  eibgenöffifdien  Drte  "hineingezogen  mürben. 
%.  t)atte  ben  Ärieg  felbft  mitgema^t  unb  ben  ©ibgenoffen  in  ben  üorfommenben 
gäUen  al§  ©djreiber  gebient.  ©eine  (J^ronif,  meli^e  Jfdiubi  benutjt  f)at,  loar 
in  ber  S^otge  längere  3eit  "^inburd)  nur  in  ber  Ucbcrarbeitung  befannt,  meld)e 
fte  in  ber  33erner  ß^roni!  öon  Xfdiad^tlan  unb  ^itlinger  erl)alten  l)at,  unb 
mürbe  nac^  bem  Sßorgange  S3utlinger§  auf  ben  Sanbammann  Ulrid)  Söagner 
öon  ©(^m^ä  al§  9)erfaffer  jurüdgefülirt.  6rft  in  neuefter  3eit  ift  fie  unter  bem 
^amen  it)re§  mirtlid^en  33eriaffer§  (ber  fid)  an  melireren  ©teÜen  nennt)  nac^  ber 
öon  2;fd)ubi  benu^ten  ^anbfdirift  l)crau§gegeben  morben.  —  ;3rrtt)ümlid)er  SBeife 
■^at  man,  auf  Sfdjubi  geftü^t,  ^.  auc^  eine  lange  öerloren  geglaubte,  erft  für3= 
lic^  mieber  aufgefunbene  ©d)rift  über  baö  ^ertommen  ber  ©(^mijjer  pgefc^ripben, 
SSerfaffer  berfelben  ift  ein  3eitgenoffe  ^^rünb'g,  ber  bernerifdie  ®eiftlid)e  6ulogiu§ 
^iburger. 

S)ie  e^ronif  be§  .§an§  g?rünb,  :^erau§geg.  öon  6'^rift.  ^mm.  ^inb,  1875. 

S5om  .^erfommen   ber   ©^mt)jer,  "^erauggeg.   öon   .^.  ^ungerbü^ler  (in   ben 

^ittl)eilungen  be§  ^iftor.  3)erein§  in  ©t.  ®aEen,  5^.  g.  4.  ^eft)  u.  öon  ^.  S3äd)tolb 

in  ber  S3ibl.  älterer  ©diriftmerfe  b.  beutfd)en  ©d^meij.  —  W.  ö.  ©tüvler  im 

Stn^eiger  f.  ©d)mei3.  (5)ef(^id)te,  ^n.  g.  II,  239  ff.  25ifd)er. 

^nnibgbcrg:  ©eorg  öon  g.  (SronSberg,  gveunbäberg),  beffen  9lame  mit 

ben  mettbefannten  Saaten  ber  beutfc^en  Sanb§!ne($te  eben  fo  eng  öerbunben  ift  mie 

mit  ber  @efc^id)te  ber  für  ®eutfd)lanb  fo  o)3ferreid)en  ^äm^jfe  be§  .^aufeg  ^ah^= 

bürg  um  bie  i^errfc^aft  in  Italien,  nennt  ©ditöaben  feine  ^einmt"^.     ^m  ©djlo^ 


gfrunbSberg.  155 

äu  DJlinbet^eim ,  toetcfieö  mit  bei*  .^errfd^aft  gleichen  5^amen§  bie  grunbibevger 
äu  il§ren  33eft^ungen  in  2t)rol  um  1467  eitoorfien  fiatten,  tüuvbc  am  24.  «Sept. 
1473  ber  SJater  bet  Sanb§fned)te  geBovert.  2}on  feinem  3}ater,  einem  ber  .^au|)t= 
teute  bei  |d)toabijd)en  SBunbe»,  unb  feinem  Dnfet  ';}te(^6erg  nacf)  rittertii^em 
Svaud)  erlogen ,  toibmete  fic^  fy.  frü'^jeitig  bem  ßrieglbienfte.  (Sr  befanb  fic^ 
1492  an  feine§  3}ater§  Seite  bei  bem  ^eeve,  metcfieg  unter  bem  9teic^§f)auptmann 
^Rarfgvafen  fyriebrii^  Oon  SranbenBurg  bie  3I(^t  an  2I(Brecf)t  IV.  oon  33aQern 
öoUjieiien  follte,  jebod)  nicf)t  jum  Kampfe  fam,  ba  ber  ^erjog  fict)  ,p  Unter= 
^anbtungen  f)crl6ei  Ue|.  5lad§  SIbiauf  öon  fielen  griebenSjafiren  fanb  g.  im 
9iei(J)3friege  gegen  bie  Sc^meijer  1499  ®elcgen"^eit,  jene  6ria'f)Tungen  ju  fammeln, 
n)etd)e  ben  ©runb  3U  feinen  fpäteren  (Sriolgen  legten.  2;ie  Siege  ber  Scfiroeijer 
über  bie  faiferlirfien  Gruppen  Ief)rten  i^n  ben  SBertf)  eines  tüchtigen  ^vußöotte», 
bie  Sebeutung  einer  ftrengen  ÜJIannSjudit  für  bie  i^riegrü^rung  f(f)d^en.  "iloä) 
im  gleiten  ^ai)xe  30g  er  in  ben  Stei'^en  ber  öon  ÜJtarimilian  I.  bem  6er3Dg 
Sublrig  ©forjo  gegen  bie  fyran^ofen  ju  .gjülfe  gefd)i(iten  Gruppen  nad§  Italien. 
2Begen  StuS^eicfinung  im  Sanbe^uter  ßrbfotgefrieg  pon  ^DUrimitian  gum  Dritter 
gefcEiIagen ,  folgte  3^.  Pon  nun  an  ftänbig  be§  ßaifer§  ^a'^ne  unb  na^m  in  ben 
nä(f)ften  3af)ren  an  bem  ^na^e  gegen  ben  .öer^og  üon  Seibern  in  ben  '01ieber= 
tauben  2^ei(.  ^m  Ifriege  ber  iiiga  tjon  (JamBrat)  gegen  bie  Jiepufitif  3}enebig 
fiefel^ügte  fy.  al§  Hauptmann  ein  Ütegiment  guBöotf ;  öon  bicfer  3fit  beginnt  bie 
praftif^e  EBermert^ung  feiner  Srfa'^rungen  in  Sdiöpfung  einer  .^rieglorbnung  unb 
3tu§6ilbung  be§  beutfc^en  gu^öolfs.  Unter  bem  9Jlarfgrafen  üon  Sranbenfiurg 
mit  feinem  Dtegimente  in  35erona  ^urücfgelaffen,  na^m  f^.  bei  ber  ^^ertf)eibigung 
biefel  ^ta^c§  gegen  bie  9}enetianer,  fomie  on  ber  Eroberung  me'^rerertienetianifc^er 
©tobte  t)erPorragenben  ?tnt^ei{;  nid)t  minber  mad§te  er  in  ber  ©(f)(ad)t  öon 
Bologna,  in  meldEier  ba?  päpftüc£)=t)enetianif(f)e  öeer  üotlftänbig  gefditagen  mürbe, 
fomie  in  einigen  toeiteren  felbftänbig  gefüf)rten  (Sered^ten  im  Srentatfiate  ben 
Flamen  ber  beutf($en  öanbsfned^te  geachtet,  ^laä]  je^ntögiger  ^Belagerung  üon 
JrePifo ,  nacE)bem  bie  übrigen  35unbe§truppen  abberufen  tuorben ,  fe^rte  5-.  mit 
feinen  Sanb§fned§ten  nad)  S)eutfc^Ianb  jurüd.  5ta(^bem  ^.  auf  bem  3ugf  S^gen 
bie  '^urg  .söo^enfrät)rn  im  «öeggau  a(§  SSunbeS^auptmann  ba§  |)eer  ber  fd)mä= 
bifci)en  ©tobte  befe^^ligt  'fiatte,  fa!^  i^n  ba§  ^a^^r  1513  abermall  in  Italien. 
Wit  (Seorg  Pon  2idf)tenftein  unb  ^anl  Pon  Öanbau  fü'^rte  er  6000  '^Jlann  all 
ßontingent  bei  Äaiferl  bem  §eer  ber  2iga  Pon  ßambrai)  ju.  ^tad)  einer  ;}tei^e 
ficgreic^er  kämpfe  fam  el  pr  33efd)ie§ung  üon  3}enebig.  Sa  rüdte  üon  'Jtorben 
aul  bem  2reüifanif($en  ein  ftarfel  @ntfa|^eer  unter  9Uöiano  an  unb  brol^te  ben 
^tüd^ug  ber  Sßerbünbeten  abpfc^neiben.  ©c^on  üer^agten  ^elcaro,  Golonna 
unb  ßorboüa,  bie  gü^rer  ber  fpanifd)en,  päpft(i(^en  unb  ncapotitanifi^en 
Sunbestruppen ,  nur  i^.,  ber  güfirer  ber  Seutfdien,  gab  bie  9iettung  nii^t  auf. 
^n  ber  51otf)  Dberbefe'^ll^^aber  gemorben,  ftellte  er  fämmtlic^e  Sanblfnec^te  in 
ein  gro^el  9}iered,  ebenfo  Pereinigte  er  bie  gefammte  ^Reiterei  in  einen  ©d)(ad)t= 
l^aufen;  el  toar  beiSSicenaa  am  7.  Cctober  1513.  Unb  all  SUPiano  nun  ^eran= 
fam,  rüdte  er  il^m  in  biefer  ^Roffenformation  entgegen.  33ei  Greajjo  mefttid^ 
Pon  SJicenja  erfolgte  bal  gufammentreffen.  Unter  bem  ©to^e  ber  JQanblfnec^te 
bra^  bie  ©c^tad)torbnung  ber  SJenetianer,  allgemeine  g^udit  trat  ein,  24  @e= 
fdiü^e  unb  alle  gn^jnen  fielen  ben  ©iegern  in  bie  öänbe.  S;ie  Unmögtidifeit, 
gegen  bie  burc^  if)re  Sage  gefc^ü^te  ©tabt  S5enebig  ©rnftlid)el  unternehmen  ju 
fönnen,  fe^te  für  biefel  ^a^r  ben  friegerifd^en  Unterne£)mungen  ein  S^el. 
SBö^renb  bei  j^riegel  1514,  nad)bem  injmifdien  bie  ^yranjofen  auT  ©eite  ber 
25enetianer  getreten  maren,  fomie  au($  im  barauffotgenben  3a^re  ftanb  5-  ^^^ 
ber  33efa^ung  Pon  9}erona,  mirfte  mit  bei  ber  "^artnädigen  i^ertf)eibigung  biefel 
5pta^el  gegen  bie  gi^aujofen  unb  feierte  mit  bem  griebenlfdituB  nad)  S)eutf(^(anb 


256  f5^unb§berg. 

prücf.  ®oc^  nur  furj  war  bic  9iu^e.  lUrid^  öon  SBürtemberg  Ijatte  ben 
giei($§rriebcn  gebrodjen;  gegen  il)u  jog  ba§  .^eev  be§  fif)tüäBi|(^eii  33unbe§  unter 
äßit^elm  ton  33aiern  in§  gelb,  ein  großer  Xtjni  bc§  jübbeutfc^en  3lbet§,  anc^ 
f^franj  öon  ©icfingen,  fcf)Io^  fii^  an-  g.  fieiettigte  al§  oberfter  gfelbfiam^tmann 
ba§  gefammte  f^ulüol!  be§  a3unbeö^eerp§.  5>on  feinen  fdjtueiievifdjen  Iru^^pen 
öerlaffen  50g  fic^  Ulri($  mä)  5JtömpeIgarb  jurüc!  nnb  3Bürtenil6erg  lüurbe  in 
fur<ier  ^]eit  erobert,  nurf)  ba§  öon  ®ö^  öon  S3erlicf)ingen  tapfer  öertt^eibigte 
<Oo'§ena§perg  mu^te  fic^  ergeben.  6nbe  ^)tai  tüurbe  bal^cr  ba§  33unbe§t)eer  ent= 
laffen.  S)0(i)  faum  war  bie§  gef(^et)en,  fo  rüdte  lltric^  mit  8000  5Dtann  in 
äöürtemberg  ein.  9lbermal§  Würbe  ba§  .^eer  beä  f^roäbifc^en  a3unbeg  auf- 
geboten, unb  jum  jiDciten  5Jta(e  öertor  Uhid)  fein  Sanb,  raeld)e§  nun  öertrag§= 
gemä^  an  ^aifer  .$larl  V.  überlaffen  würbe.  ®cgen  bie  a}erpf(id)tung ,  eine 
3a^t  beutfd^er  i3anb§fnecf)tc  im  g;-aUe  einc§  ^riegeg  ^ur  'DJlufterung  bereit  au 
Itialten,  würbe  g.  öom  .^aifer  auf  bem  9teid)§tage  ju  2Bormö,  bei  weld^er  ®e= 
legen()eit  er  auc^  5)lartin  Cutfier  fcnnen  lernte ,  aU  obcrfter  .Hauptmann  in  ber 
@raffd)aft  2irol  beftätigt  unb  erhielt  mit  bem  faiferiid)en  3tat()§titet  einen 
Saf)reäge^alt ,  fowie  ba§  (£d)to^  Diumpetftoin  fammt  ber  5Burgt)ut.  "Jllä  felb= 
ftänbigcr  .'peerfüfjrer  befetjtigte  er  1521  in  ber  '43icarbie.  Cbwot  anfangs  fieg= 
reid),  war  e§  it)m  jebod)  nid^t  mögüd^  beim  '^tnmarfdie  ber  fran^ofifdien  .panpt- 
mad)t  ©tanb  anhalten,  e§  blieb  i^m  nur  übrig,  buvd)  feinen  nod)  red)tjeitig 
ausgeführten  ?ltüd,iug  wenigftcnS  bie  i^ni  anDertrauten  Gruppen  bem  .U'aijer  ju 
retten;  unter  weld)'  fd)Wierigen  3}erl)ä(tniffcn  baS  gefd)a(),  bafür  fprid)t,  ba^  ^• 
biefen  Stürf^ug  ftet§  ah  feine  befte  J^ricgSf^at  br,ieid)nete.  —  ^m  (Vebruar  bc§ 
folgenben  ^a^reS  30g  ^y.  mit  12  fyöt)n(ein  li^anb§tned)te  aU  iBefc'^tgtiaber  be§ 
beutfd)en  f^ufjöolfö  unter  ben  unfäglid)[ten  (5d)wicrigfciten  über  ba§  2Bormfer 
^od)  nai^  Italien,  um  fid)  t)ier  mit  ben.  Xruppen  unter  ^^^eScara  unb  Golonna 
äu  bereinigen.  6S  galt ,  gvana  ©for^a  jn  feinem  .speraogtlium  ju  üerljelfen. 
9Zad)bem  ba§  fran^^öfifc^  =  üenetianifdie  .öeer  unter  Cautrec  Don  ber  Belagerung 
5)iailanb§  abgeftanben,  tam  e§  am  27.  3tprit  bei  'J3icocca  ,^u  einer  entfdjeibcnben 
©d)lad)t.  3lbermal§  bewät)rte  fid^  ber  Stuf  ber  Öanb§fncd)te  unb  öautrec  würbe 
gefd)lagen.  ^i^jigliettone  unb  ßremona  fielen  l)ierauf  burd)  Uebergabe,  ßobi 
unb  @enua  burd)  Sturm  in  bie  ©ewalt  ber  33erbünbeten.  'Jiad)bem  i^xan^ 
©forja  wifber  in  ^lailanb  eingebogen  war,  fe^rte  i^.  naäi  3^eutfd)lanb  jurüd. 
S)od)  um  3Bei'^nad)ten  1524  rief  i^n  bie  ilriegSnott)  in  S^talien  abermals  auf 
ben  ©d)aupla^  feiner  größten  .Spelbenf^aten.  ©d)on  War  ein  2l)eil  beS  ^erjog- 
tl)um§  ^ailanb  öon  g-ran^  I.  erobert  unb  ni(^t  lange  me^r  fonntc  baS  öon 
ben  ßanbsfned)ten  tapfer  bertlieibigte  ^^kbia  fi^  t)alten.  53ci  Öobi  ftic^  5-  n^it 
ben  angeführten  !i)eiftärfungen  ju  ben  2:ruppen  unter  i?arl  tion  23onrbon ,  ''^'e§= 
cara  unb  bem  Sicefönig  üon  ''Jieapel,  bann  würbe  ber  S5ormarfd)  gegen  bie 
g^ranaofen  angetreten,  ^acf)  einigen  Heineren  ÖJefeifiten  !am  e§  am  24.  gebruar 
aur  berühmten  ©d)la(^t  bei  ^atjia.  5)ie  granaofen  Waren  etwaS  über  30000 
5!Jlann  ftarf,  bie  ^aiferlic^en  aäl)lten  18000  ^tann,  barunter  12000  beutf(^e 
Sanb§!ned)te :  baau  noc^  bie  Söefa^ung  Don  ^jßabia  mit  öieüeic^t  9000  ^Jtann. 
Sro^  biefer  burd)  eine  anl)lreii^e  ')(rtiUcrie  nod^  berme^rten  Ueberlegent)eit  öcr= 
mochte  Weber  ber  öeraWeifelte  'DJtntl)  bcS  franaöfifd)en  9lbet§,  nod)  bie  beaal^tte 
3:apferfeit  ber  ©c^weiaer,  beut  J?önig  öon  grantreic^  aum  ©iefle  3"  öer^elfen; 
bie  leljte  .^offnung  f($Wanb,  als  bie  fc^waraen  ^nei^te  (la  bände  noire)  unter 
giic^arb  öon  ©uffolf  ben  ©pieken  ber  !i^anbSfned)te  erlagen.  Sie  umfic^tigen 
5lnorbnungen  ^eScara'S,  bie  tl^atfräftige  ®urd)fü^rung  beS  5?ampfe§  burd^  %. 
unb  bie  überlegene  3:üd)tig!eit  ber  SanbSfned^te  aroangen  ben  ©ieg  auf  bie  ©eite 
beS  !aiferlid)en  ipeereS.  i?.  fonnte  mit  bem  5ßeWuBtfcin  in  feine  .^eimat^  ^nxvLd' 
fe^ren,  abermals  bie  2Jlac|t  beS  ^aufeS  ^abSburg  in  Italien  öor  bem  3ufammen= 


gtunbSBetg.  157 


Bremen  6ctt)af)rt  m  f)aBen.     Sn  S)eut!(^tQnb  ^avtte  femer  neue  ^^atjöteit.    S)o(i) 
war    biefe    öoitoießenb   bie    eine§   3}ermittler§.     S)urd)    fernen   einf(u^    bei  ben 
f^üftrern  ber  aufseftanbenen  SBauern ,   toetc^e  jum  ö^o^en  SLtjcil  f^on  unter  i^m 
oebtent  Ratten,  ae^anS   e§  it)m  ben  öertieerenben  SauernWeg  tn  ©(Jwaben  ol)ne 
weiteres  WöerQielen    ju  Beenben;    mit  ben    ©aläBurfler  S3auei-n  fam  er  bur^ 
einen  S}er9lei^  ^u  bemfelBen  S^ele.     ©ine  neue  ^riegjerflarung  ©eiten§  |ranä  I. 
öon  granfreic^,   tncl^er  inätüifc£)en   in  Italien  ben  ^apft   unb    anbere  Sunbe§= 
oenoffen  für  fid)  getoonnen  ^atte,  !am  umfome^r  3ur  Unjeü,  al§  e§  bem  §aufc 
LbSBurg  eben   an  Selb  gebrad) ,    um    auf    bie  ipütferuie  M§   öon  SßourBon, 
be§   !atferürf)en  ©tattt)aUer§    in  Italien,    mit  Srup^enfenbungen    antn^orten   ju 
fönnen      ^it  ietier  Eingebung   unb   Dpierirnttigteit ,    molür   er    ben  faif erheben 
knf  ni^t  me^r  erleben  tonnte,  entfd)loB  fi^  ^.  au§  eigenen  ?öhtteln  Gruppen 
^u  werBen.     @r  na^m  ®elb  auf  für  bie  .v;^errfd)aft  gninbel^eim  unb  feine  ®uter 
in  Xirot  unb  t)er|)fänbete  fein  ©itBer^eug  unb   ben  Sd)muci   femer  adelten  ®e- 
maBIin-  fo  erfeielt  er  40000  ©ulben  unb  bamit  marB  er  an  12000  2anb§!nec^te; 
fein  ©oV  gJlel^ior,   fein  ©dm^ager   ®raf   Sobron,    ©eBaftian   ©^ertltn  u.  a. 
BefeHigten  unter  it)m.     3m  ha^  ijeer  am   12.  ^oö.    1526   t,om_  ©ammelpta^e 
Srient  nad)  ©üben  aufbra^,  mar  inbe^  bie  Öage  fct)on  fe^rf^tt^teing  geworben 
benn  Bereits  t)atte  ber  geinb  bie  l)auptfäct)ti^ften  3lu§gänge  tn  bie  f^enc  Befe^t 
®o^  c§  gelang  %.  bie  ©egner  ^u  tdufctjen  unb,  menn  aucf)  nacf)  mu^ebollem  ^rfc^e 
auf  einem   gefä^rlid^en  ©aumpfabe ,   Bei  @aöarbo   ini  g^iefet^al  in   bie   eBene 
öormrüden.    Wa  er  oi)ne  Sleiterei  unb  (Sefi^ü^e  fid)  mit  ben  auj  bem  unmittd= 
Baren  äßege  nad)  ^lailanb   ftel)enben  feinblid)en  Gruppen   ni^t  in   em  ©eje^t 
einlaffen  tooEte,   fo  entfd)to|  er  fi^  m  einem  Umweg  buri^  ba§  9}lantuanif^(N 
bie§  um  fo  me^r,   al§  ber  9}krfgraf  i^m  llnterftü^ung  öerfprod)en  ^atte^    3US 
fid)  ieboA  Bei  Sorgoforte  bie  üerfpro^enen  ©drifte   äum  UeBergaug   ni^t  üoi- 
anben  unb  au§  anberen   3lnäei^en   mertte  ^.,  m  man   it)n  m   bie  ©umpie 
iDifdien  5ßo  unb  ^JUncio  gelodt  ^tte,   um  it)n  l)ier   um   fo  leijter  öernid)ten 
u  fönnen     9lec^täeitig  gelang  e§  i^m  jeboc^,  H  m\  tnenbenb,  einen  UeBei^ 
aang  üBer   ben  gjlincio   3"  erreid)en  unb ,    wenngtei^   l)e|tig  öerfolgt ,   auf  U^ 
leBiet  be§    faiferlid)    gefinntcn  ^erjogS  üon  gerrara   üBer3ufc|en.     äJon  biefem 
unterftübt,  Bemerlftelligte  er  l)ierauf  ben  ^;^o4leBergang  unb  naj)tn  bann  auj  bem 
redite^  |o  =  Ufer  bie   tneftUi^e  ^arfd)rid)tung   mieber   aut.  J«m   11     ^-eBruar, 
na*  einn-  Steitie  ber  anftrengenbften  gjlärfd^e,  fanb  enblic^  Bei  |ontenure,  fub= 
Öftlid)  üon  ^:piacen3a,   bie  äJereinigung  mit  Äarl  Bon  SourBon  ftatt.     fo  Jod) 
nun  anä)  bie  ßciftung  angef^Iagen  werben  mu^  äWei  gjlonate  mit  unBefolbeten 
Sruöpen  au  marfd)iren,  fo  fprid)t  boc^  bie  gan^e  Einlage  unb  ©ur^ju^rung  beS 
nnternel)men§  bafür,  ba^  ^.  bie  Weiteren  ßigenfd)aften  eine§  ^^erfutirere  ni^t 
Befa^.    SourBon  unb  5-  faxten  nun  ben  5ßlan,   ben  ^apft  in  9tom  felBft  an= 
mareifen-  neben  politifd)en  Stüdfi^ten  öeranlaBte   fie    gu  biefem  @ntf(^tuB  bti 
gewi^tigj   ©runb ,    bie  Gruppen   in   9tom    ^^^aP   mo^euäujönnen      Unter 
%rüdtaffung    Bon   Sßefafeung§truppen    im    9JlaiIanbifd)en   Brad)    bemnad)    am 
22    Suar  ba§  bereinigte  |eer  unter  SourBon'S  OBerBefet,!  na^  ©übjn  auf. 
Riemens  VII.,   nid)t  im  ©tonbe   bem   Sßormarfd)  ber  ^aiferlid)en  mit  :iruppen 
äu  Begegnen,    ual)m  nun  ^u  gtänfen  feine  3uflu«^t.     ©urd^  Sannot) ,  ben  3^ice= 
fönig  üon  gieapel  als  3}ermittler,  lie^  er  ben Jaiferli^en  Gruppen  ^^^^^  f  J"f*^; 
folb  anbieten,  falls  fie  öom  ^arfd)e  gegen  9tom  aBftunben.     3)aS  93httel  t^at 

eine  äöirfimg.  3ue#  hW^  ^''^  ©^«"^"  «^ '  ^^^"'  ^^^^'^^o^^ül/^'Ä"^  ^Z 
Inxaxa  erbetene  ©elb  nic^t  eintraf,  Waren  au<^  bie  beutfdjen  2anbS!ne^te  m^t 
meBr  Bei  ber  ga^ne  ju  l)alten.  S)a  lie^  ^.  umfd)lagen,  eS  War  äu  Bologna 
am  16  mäxA,  liefe  bie  SanbS!ned)te  einen  großen  9ting  Bilben  unb  trat  mit 
Dranien  unb   anberen  ^auptleuten   in  bie  gjlitte.     ßr  fe^te  nun   auSemanber, 


158  g?runb§t)etg. 

tüie  olle  9J^ittet,  ®elb  ju  erlangen,  iru(i)tIo§  geHieben  feien,  bat  bie  SanbSfnec^te 
nocf)  eine  äöeilc  auSjul^alten  unb  tüicS  baroui  '^in,  bn^  fie  in  9iom  alle  i-eirf)tid^ 
he^a^t  werben  fönnten.  ©o  einbvingtid^  er  and)  Ipxad} ,  biejeS  ^al  bertiaüten 
feine  Sßorte  im  ©efdirei  ber  3Iuirüf)rer  nad)  ©elb,  unb  al§  biefe  gar  bie  ©piefee 
fen!en  tt)oIIten  gegen  if)re  g-ü'^rer,  ba  tnar  e§  juöiel  für  ben  ^hnn,  bem  ^^f(ici)t 
unb  2;reue  über  ?lüe§  gingen;  ein  ©ci)laganfall  marf  itin  ju  33oben.  lieber 
äu  fid)  gefonimen  mürbe  ^.  öon  einem  ^it^igen  lieber  befallen ,  fo  ba^  er  franf 
in  ^Bologna  äurüdOIeiben  mufjte.  S)c§  2}ater§  Unfall  tnirfte  jeboc^  mäd^tig  auf 
bie  ßanb§fned)te;  fie  fa'^en  it)r  Unred^t  ein  unb  fügten  fid)  nunme'^r  tüittig  ben 
Scfe'^ten  it)rer  Jpauptteute.  5tn  ^^rnmbgberg'S  ©teile  fü'^rte  fie  .ffonrab  öon  S3ot)nc= 
bürg  gegen  9tom  unb  mit  gemoljnter  Japferleit  na'^men  fie  an  ber  ©rftürmung 
biefer  ©tabt  3:^eil.  ^ebod^  @eorg'§  .^xü}t  War  gebrod)en.  3lm  22.  mäx^  liefe 
er  fid)  nad)  g-errara  bringen,  wo  er  beim  .'perjog  bie  bcfte  ^^Nflege  fanb  unb 
fotDcit  !§ergeftellt  tüurbe,  um  im  folgenben  Sa'^re  in  einer  ©änfte  nad)  3)cutfd)= 
lanb  t)erbrad)t  Werben  ju  fönnen.  5lad)bem  er  üDrl)er  nod)  ben  erfotglofen 
^riegS^ug  cinc§  neu  aufgeftellten  beutfd)cn  .^eereg  unter  >^einrid)  t)ou  53raun= 
fd)Weig  begleitet  l)atte,  fel)rte  er  bann  im  ?luguft  Don  5Jhilanb  au§  im  ©eleite 
feine§  ©ol)nc§  ^agpar  nad)  5llinbell)eim  ^urüd.  ?ld)t  2:age  nac^  feiner  9tücffel)r 
fd)lofe  il)m  ber  Sob  bie  klugen;  ber  3lnblid  feiner  jerrütteten  ißermügen§tier'^ält= 
niffe,  bie  geringe  ^^luöfic^t,  bafe  bie  bom  .^aifer  gemad)ten  33erfpre(^ungen  fid) 
erfüllen  unb  bie  für  beffen  2)ienft  an  ^^ab  unb  @ut  gebrad)ten  Dpfer  feiner  Familie 
je  entfd)äbigt  mürben,  liefen  i^n  nii^t  of)ne  ^Bitterfeit  au§  bem  ^eben  fdieiben. 
5Die  33ebeutnng  3^-runb§berg'§  liegt  mcfentlic^  in  feinen  l)eröorragenben 
6l)ara!tereigenfd)af ten ;  burd)  biefe  l)at  er  fid)  eine  ©teKung  in  ber  ®efd^id)te 
errungen,  mie  anberc  fie  burc^  t)ol)e  geiftige  33egabung  fauni  ^u  erreichen  t)er= 
mod)ten.  @§  mar  ber  ©influfe  feiner  ^erfönlid)feit ,  moburd^  e§  f5f.  möglid^ 
mürbe  bie  fonft  jügellofen  ©d)aaren  ber  ©olbteuppcn  be§  16.  3ial)rl)unbert^  and) 
unter  ben  fc^mierigften  SBer^ättniffen  beifammen  ju  l)alten,  i^nen  einen  (Semein= 
geift  ein3u^au(^en,  ber  fie  nid)t  blog  für  (Selb,  fonbern  aud)  für  eine  ^hn,  für 
bie  beutfcC)e  Söaffenel)re  fänipfen  lief^.  .^nbem  g-  "^(^^^^  iu  ber  ööterlid)ften 
SBeife  für  23ebürfniffe  feiner  2anb§fned)te  forgte,  fd^uf  er  ein  fefte§  33anb,  meldC)e§ 
biefelben  an  it)rcn  g-ül)rer  unauflöelid)  fettete,  ©abei  l^atte  er  einen  einfid^t§= 
Pollen  S3licf  für  bie  govberungen  ber  3^it;  er  fal)  ein,  Wie  audt)  für  bie  ,^rieg^ 
fü^rung  eine  neue  9lera  angebrod)en  fei,  mie  numnel)r  ba§  g^ufepolf  eine  ent= 
fd)eibenbe  Atolle  in  ber  ©d)lad)t  ju  fpielen  tja'bc;  in  einer  ftrengen  ^3Jtann§jud§t, 
in  einer  äeitgemäf^en  23emaffnung,  bann  in  ber  @infadt)l)eit  ber  taftifcf)en  g-ormen 
erfannte  er  bie  mefent{id)cn  SBebingungen  für  ba§  erfotgreid^e  ?luftreten  ber  ^n- 
fanterie  im  ®efed)t.  2Ba§  bie  J?rieg§orbnung  unb  ^ampfmeife  ber  Sanb§fned£)te 
betrifft,  fo  l)at  i^.  jmar  9ieue§  nid)t  gefc^affen.  S)ie  gftatl)fct)läge ,  meldte  er 
^aifer  gjlai'imilian  bei  ber  Tieugeftaltung  be§  bcutfd^en  ^rieg§mefen§,  inöbefonbere 
iri  SSetreff  ber  33ilbung  eines  beutfd)en  pufetioltö  gab,  grünbeten  fid^  im  2öefent= 
lid)en  auf  bie  bei  ben  ©djmei^ern  beftel)enben  ©inri^tungen.  äBic  er  jebod) 
fein  9}orbilb  ju  übertreffen  toerftanben,  bemeifen  bie  ©d)lad)ten,  in  benen  bie 
©dtjmeijer  ©olbtruppen  ben  ßanb§tnecf)ten  erlagen;  mie  möd^tig  'hierbei  feine 
^^erfönlid^leit  gemirtt,  gel)t  barau§  ^erOor,  bafe  bie  ilanb§fned)te  it)re  Sage  l|öd)ften 
h-iegerifct)en  9tul^me§  unter  feiner  f^ül)rung  erlebten,  me^x  ol§  ein  g-ü^rer  bon 
Sanbl!nect)ten  —  menn  aud)  ber  Sefte  unter  biefen  —  ift  ^.  inbefe  nid)t  ge= 
mefcn  unb  moEte  e§  aud^  nid^t  fein.  Ol)ne  Sebenfen  fteHte  er  fidt)  ftet§  unter 
ben  D6erbefel)l  eine§  5lnberen  unb  fügte  fid)  beffen  ?lnorbnungen ,  aud^  menn 
mie  bei  ^^aPia  ber  größere  S^eil  ber  Gruppen  feinen  3Befel)len  gel)ord)te.  gr= 
fannte  er  bamit  bie  geiftige  Ueberlegen^eit  ber  übrigen  faif erliefen  Sefel)l§l)aber 
an,  fo  !am  i'^m  unter  biefen  mol  feiner  an  ^lingebung  für  bie  <Baä)e  be§  93ater-- 


g:ru^tter§  —  gfud)B.  159 

Ianbe§,  an  5pflit^theue  unb  Uneigennü^iö!eit  Q,ldä) ,  unb  feiner  ^at  fo  öiel  tote 
et  äui-  ßx^aUung  bet  .g)en1(^ait  Deften-eic^S  in  Italien  beigetragen. 

^ajljar  öon  %.,  ältefter  @ot)n  be§  SSortgen,  geb.  im  %  1500,  |olgte 
frü^aeittg  be§  35ater§  ßaufba^n.  ^n  ben  Ääm)3ien  in  Stauen  tt)at  er  \\6)  t)tel= 
iad)  fteröor,  fo  namentlich  bei  ber  tangtoierigeu  S5ertt)eibigung  öon  5ßaöm  gegen 
grana  I.  öon  granfrei(f).  ^il  feinem  Söater  1528  na^  ®eutfct)lanb  äurü(J= 
geteert,  übernahm  er  nacf)  beffen  %ob  bie  öerft^ulbeten  ©üter.  ©etnen  Se= 
mü^nngen  gelang  e§,  bie  al§  ßntfc^äbigung  \ViX  bie  gebrad^ten  £)|)fer  au§  ben 
Eroberungen  in  Italien  öom  ßaifer  überraiefeneu  S3efi|ungen  ttemgfteng  fotüett 
nufebar  ju  machen,  um  bie  auf  5!Jlinbelf)eim  unb  ben  ^errfc^aften  in  3:irot 
taftenben  ©(i)ulben  abzutragen.  ®a§  23ertrauen  be§  faiferlic^en  |)aufe§  marb 
Äafpar  ebenfo  p  STfieil  tüie  feinem  Später;  fo  bebiente  fic^  Äarl  V.  feine§  9tat:^e§ 
1532  bei  Sluffteüung  be§  ^eere§  gegen  ©uttan  ©oliman,  unb  al§  1536  5ranäl. 
öon  granfreic^  neuen  ^rieg  begann,  erging  abermalg  an  x^n  be§  ^aiferg  gtuf. 
gjtit  grana  bon  ^embftein  führte  er  50  gä!)nlein  ßanbSfnec^te  nai^  Stalten, 
e^e  e§  ieboc^  äum  ©plagen  !am,  befiel  i£)n  ein  Ofieber;  tranf  nac^  gjtmbel^etm 
3urücfge!e^rt,  ftarb  er  bortfelbft  im  ©eptember  be§  gleichen  Sa^re§.  9Jlit  feinem 
©o^ne  (Seorg  erlofd^  1586  ba§  ©ef^tec^t  ber  fyrunbSberger ,  bon  beren  Erben 
!am  1612  bie  §errf(i)aft  g)linbell)eim  an  SSaiern. 

giei^ner,  ®efd).  b.  ^tuubSberger,  1572.  Sgart^olb ,  ®.  ö.  grunbSberg, 
1833.  S^meigerb,  Defterreid^S  gelben  u.  ^eerfül)rer,  1852.  |)etlmann, 
@.  ö.  fV.  in  ber  ÄriegSgefd^id^te  ö.  Saiern,  ©ditoaben  k.,  1868. 

Sanbmann. 

Jlfrmiticrö-  ßuca§  S.  (Fruterius),  ^l)ilolog  unb  Äritüer,  geboren  lu 
SSrügge,  t  1566,  ßnbe  Wm,  noc£)  nid^t  25  Sal)re  alt.  ^ac^bem  er  äuerft  m 
@ent  unb  ßömen  ftubirt  l)atte,  begab  er  fic^  nacl)  ^ari§,  too  er  mit  ben  be= 
rübmteften  (gelehrten  feiner  Seit  befannt  mürbe ,  aber  burd^  einen  falten  Srunf 
nadt)  ftarfer  grl)i|ung  bei  einem  35allfbiel  feinen  frü^aettigen  2:ob  fanb^  _E§ 
toar  ein  großer  3}erluft  für  bie  3Biffenfd^aft,  inbem  in  ben  l)interlaffenen  ©cfc)rt|ten 
biefe§  jungen  (gelehrten  Seiftungen  toon  l)ol)em  Söert^e  üorliegen.  ^'^xt  §erau§= 
gäbe  beforgte  3anu§  Soufa,  ?lntmerben  1584,  unter  bem  Sitel:  „Fruteni  lib- 
rorum  reliquiae".  Sie  enthalten  au^er  lateinif(^en  (Sebid^ten,  morunter  gewanbtc 
Ueberfe^ungen  au§  ber  grie(i)if(i)en  2lntl)ologie,  unb  einer  ^u§gabe  be§  unbebeu- 
tenben  r^etorifdien  6ompenbium§  be§  Suliu§  ©eüerianuS  ä^ei  5ßücl)er  „Yensiimlia  \ 
ein  britte§  Sud^  ber  A'erisimilia  unb  eine  Sammlung  feiner  gelel)rten  SSriete 
erfdiien  erft  im  V.  »anbe  ber  „Öam^a§"  öon  ©ruter,  1607.  S)ie  Verisimilia 
entlialten  hitifd^e  Beiträge  faft  lu  aüen  lateinifd)en  ®idE)tern,  in§befonberc  3U 
ben  älteren  C:ptoutu§,  ßuciliuS,  ^^ragmente  ber  S)ramatifer) ,  üon  Sßrofaitern 
^aubtfäciilidfi  ^u  geftuS ,  S3arro ,  31.  ®eEiu§  u.  ©ie  seidenen  fidt)  burd^  großen 
©d£)arjfinn,  treffenbe  S)ibination§gabe  unb  eine  für  bie  bamaligeSeit  ungen)o:5n= 
lidie  ^enntni^  ber  ^etrif  unb  ber  älteren  lateinifdt)en  ©prad^e  au§. 
'  ^  ^alm. 

^mM'  9llot)§  ^.,  geboren  1795,  t  am  28.  gebr.  1855,  unb  gelij: 
|)einrid^  6l)riftobl|or  g.,  geb.  am  18.  3lug.  1795,  t  am  9.  ®ecbr.  1846, 
fdEimeiäerifdfie  fatt)olifdt)e  (Seiftli(i)e.  —  S)ie  beiben  gleidt)alterigen  unb  gleic^= 
namigen  9)länner  maren  unter  einanber  nid^t  öertoonbt.  —  3llol^§  g.  Ijarnjute 
au§  ©dfitm^ä,  unb  6l)riftopl)  g.  toar  ber  ©o^n  eine§  nid^t  unbegabten  ^alerg 
au§  bem  ©täbtci)en  9labber§toil,  ber,  ben  öffentlichen  2lngelegenl)eiten  fi^  m3b= 
menb  in  feiner  |)eimatl)  eine  angefel)ene  ©tettung  einnal)m  — :  aber  fie  traten 
fidt)  fo  fe^r  im  ^ot)epun!te  il)re§  ßeben§  auf  bem  gleicl)en  2öir!ung§Ereife  m 
gleidiartigcn   Seftrebungen ,    ba^  i^re  nid)t  ju  unterfi^äfeenbe  Sebeutung  für  bie 


160  5uc^§. 

@ejcf)i(i)te  ber  fc^tueijevifd^en  9legeneration§3ett  nur  in  gcmeinfamcr  SBüxbigung 
ermeffen  toerben  fann.  gteit^begabt,  bon  ausgeprägt  fauguinifd^em  Temperament, 
toar  ßl^riftop^  5-.  al§  einer  ber  elften  Scfiüter  burc^  bcn  Unterricht  ber  im  auj= 
ge:^oBenen  ©tifte  Bt.  ©allen  neu  Begrünbeten  uub  rajd)  fräjtig  erblüt)enben 
Äanton§fd)u(e  gegangen  unb  ^atte  fid)  1814,  nad)bem  er  anjangä  Üted)t§|'tubien 
flc§  genjibmet,  ber  2:^eologie  jugetoaubt.  Unter  ben  natje^u  I)unbert  „(5ailer= 
(Schülern  im  jcf)meiaerifd)en  6Ieru§",  toelctie  Sütolf  in  ber  „ißeigafie"  ju  feinem 
Seben  ©c^iffmann'§  (Supern  1860)  —  ^.  mar  ^u  2anb§()ut  mit  bem  2ef)rer  in 
engfte  äJerbinbung  getreten  —  aufjä^tt  unb  c^aratteiifirt,  ift  er  eine  ber  |erüor= 
ragenbften  @rfd)einungen.  ^.  befleibete  öon  1818  an  f^eitg  im  Danton,  tl)eil§ 
in  ber  ©tabt  ©t,  ©aüen  öerfdEjiebene  geiftlid)e  9lemter:  in  bie  bon  bem  ^Pfarrer 
in  beffen  toggenburgifc^en  Sergborfe  Sibingen  eingericfitete  ^ribattef)ranftalt  fam 
1821  ber  fpäter  in  feiner  aargauifd^en  .^eimatl^  ai§  ^^äbagoge  unb  ^^otitüer 
tief  eingreifenbe  ?luguftin  Äeller  aU  ©c^iiler.  ßiner  üleife  na^  Litauen  folgte 
1825  jür  i^.  bie  ^Berufung  an  bie  ^iarrfird^e  feiner  SSaterftabt  unb  bamit  bie 
Eröffnung  einer  ad^tjät^rigen ,  bie  eigentlid^e  l^iftorifdf)c  Sebeutfamfeit  feiner 
^perjon  umfc£)lie^enben  il^ätigfeit.  ^n  mel^reren  Äantonen  ging  ber  1830  be= 
gonnenen  poütili^en  Ülegeneration  eine  Uberate  9lid)tung  innert)alb  ber  !at'^o= 
lifd^en  i?ird^e  jur  ©cite,  meld)e  Üteformcn  in  ber  93eviaifung  berfelben  ^u  erzielen 
fud^te.  ^m  Danton  ©t.  ©aßen  mad)te  fid^  eine  5^"action  be§  ^iarrcapitel§ 
Ujnadt)  äum  Präger ,  biefer  SSetoegung ,  unb  innerhalb  berfelben  "^inmieber  ftanb 
9tapper§mil  boran.  üleben  6{)riftop'f)  5-,  loeld£)er  fid)  mit  feiner  ganjen  Selt)cg= 
Iidt)!eit,  met)r  burd)  bie  ^I)antafie,  al§  burc^  oigene§  gorfdien  geleitet,  in  bieje 
2)inge  tnarf ,  betfieitigten  fid^  baran  3lloi;§  o^. ,  üud^  ein  ©d^iUer  ©ailer'ä  unb 
nunmet)r  al§  ©pitalpfarrer  unb  ^^rojeffor  in  9tapper§toil  angefteüt,  unb  S^elij 
Reibung,  me(dt)cr,  obji^on '^^riefter,  fi(^  aud^  fd)on  1830  bei  ber  potitifd^en  Um= 
gcftoltung  feineS  ifanton§  betl)ätigt  f)atte.  @ine  bom  fat^oIifdt)en  2tbminiftration§= 
ratl^e  unabf)ängige  fatl^oU|d)e  ßr^ie^ungebcprbe  mürbe  geforbert  unb  in  füt)nen 
äöorten  betont,  bafe  in  ber  Äirdt)e  feine  ^onardf)ie,  fonbern  eine  ^ierard)ie  ju 
fet)en  fei  unb  ba^  eine  firdC)lid)e  neben  ber  bürgerlid)en  fyreil^eit  beftcl)e;  au]  eine 
bifdE)öfüd£)e  3uredt)tmeifung  erfolgte  a(§  5Intmort,  e§  gebe  fünfte,  morin  alle 
©eiftlid)en  einanber  gleict)  feien,  ^m  j^'ortgange  beö  ©treitc§  begel)rtc  ba§  6a= 
pitel  Uänadt)  eine  nad)  bem  ^ütufter  ber  älteren  d)riftlid^en  ^itdfie  ^u  beranftaltenbe 
S)iüccfanft)nobe  im  offenen  3Biberfprudl)e  gegen  bie  ^Ibmal^nung  beg  S}orftanbe§ 
be§  S)oppelbi§tt)um§  6ur=©t.  ©alten,  unb  im  Cctober  1831  fanb  ju  33ruggen 
bei  ©t.  ©atten  toirflidl)  ein  aEgemeiner  ßonbent  atter  ©t.  ©allen'fd£)en  (iapitet 
ftatt,  toeldl)er  fi(^  einftimmig  im  ©inne  ber  Upad^er  au§fprad^.  Sl&er  bie  bi= 
fd^öflidl)e  6urie  blieb  feft  in  i^rem  SQßiberftanbe ,  unb  bi§  in  bie  5)litte  be§ 
näd)ften  Sal§re§  fal)  fid^  ba§  ßapitel  Ujuad)  bereinjelt.  Mein  je^t,  gerabe  im 
^öt)epun!te  be§  ©treite§,  trat  ber  fonft  befd)eibenc  uub  ftille,  at§  arglofe  „^o-- 
t)onni§feete"  bon  feinen  9}ere:^rern  geprtefene  3llol)§  ^5.  burdt)  eine  öffentlid^e 
^unbgebung,  bon  feinem  fdl)märmerifdl)em  ©inne  in  aufrid£)tiger ,  aber  gan^  un= 
überlegter  ©e:§nfud£)t  nad^  gieform  '^ingeriffen ,  in  bie  borberfte  gleite.  5lm 
13.  mai  1832  bradt)te  er  in  ber  fiinrei^enben  ^^rcbigt:  „D^^ne  ßl^riftug  fein 
^til  für  bie  gjlenfd^fieit  in  ^ird£)e  unb  ©taat"  bie  Umgeftaltung§frage  auf.  bie 
Äan^el  unb  beröffentUdl)te,  aud^  hierin  bon  6t)riftopl^  ^:  berat^en  unb  geleitet, 
bie  9tebe  mit  mancherlei  in  unf luger  SBeife  beigefügten  grmeiterungen :  bie 
ßird)e,  ^ie^  e§  ha,  fei  eine  giepublif  mit  einer  rein  bemofratifc^en  33erfaffung, 
mit  t^reilieit  unb  ©leidil^eit  Slüer  oline  einen  mefentlid^en  Unterfdljieb  ätoifd^en 
5prieftern  unb  Saien,  u.  f.  f.  5flad|  ginlegung  einer  ^lage  mürbe  ber  9lebner 
Slnfang  Januar  1833  bor  bie  gurie  nad^  ©t.  ©allen  berufen;  aber  er  berant= 
tbortete    fic^   fräftig    eine    ganje    3Bod^e   l)inburdt)  gegenüber  feinen  Snquifitoren 


Sut^i.  161 

unb  weigerte  fitf)  bei  ben  quälerijd^en  ^umut^ungen  etne§  SBibenufeg,  |o  baB  er 
tro^  ber  SSerloafirung  be§  U^nacfier  Gapitete  in  aEen  priefterticf)en  53errici)tungen 
?u3penbirt  iDurbe.  ^nbeffen  führte  gerabe  bie  burcf)  biefe  5}erfotgung  entftanbene 
•Jlufregung  im  5Jlai  1833  eine  entfc^ieben  liberate  Scfe^ung  be§  8t.  ÖaIIcn''= 
]ci)en  ©ro^en  iRat^ei  l^erfiei,  unb  bie  burc^  biefe  SBa^ten  fiebingte  3}eränberung 
ber  Seprben  ermöglichte  e§ ,  eine  anberroeitige  6ntjd)äbigung  Tür  2I[ot)3  5-  3U 
finben.  infolge  be§  t)oütif(^en  Umi(f)tDunge§  fiel  im  ^yebruar  183-i  bie  burc^ 
ben  Job  oon  o-  ö.  3lrr  (j.  b.  Slrt.)  befinitiö  crlebigte  unb  injtDifcfien  bem  ge= 
lehrten  ßrconüentualen  SBeibmonn  (f.  b.  9Irt.j  jugetoiejene  Stelle  bes  (StiTtg= 
6ibliot^efar§,  toetc^e  au^  bem  '^roTefior  @reit^  —  bem  nunmet)rigen  SBift^oj 
öon  8t.  ©allen  —  jugebarfit  geroeien  toar,  ^.  ju;  allein  nur  bi§  1836  öcrmodite 
fic^  berfelbe,  ber  biejer  5tuTgaBe  feineSinegl  getoa(^fen  fic^  jeigte,  in  feinem  3Imte 
3u  l^atten.  ^nätüift^en  f)atte  fi^  ly.  in  biefen  ^a^ren  öietiacE)  litterarijif)  pro= 
buctin  erroiefen.  ©einen  8(^riftcn,  befonberS  ben  aud^  auf  bae  politifc^e  gelb 
^inüberreicf)enben :  „Xer  gro^e  Slbiall  öom  3}atertanbe  unb  bie  9iücEfe!)r  ju  i'^m, 
ein  öatertänbifc^eö  235ort  an  bie  Urfantone  unb  an  aüe  ©ibgenoffen"  (9tapper§= 
U)il  1832),  „SBünfdie  für  bie  S5erfaffung  be§  Äanton»  ^dcjtox)^"  (Stapperltüit 
1833),  „S^orfc^Iäge  für  eine  SSunbesöerfaffung"  Üiaptiersttit  1833),  finb  toirfüc^ 
Datertanbsliebcnbe  ©efinnung  unb  unleugbare  3}oIf§tf)ümHc^!eit ,  fo  auc^  in  ber 
tlEieitmeifen  ßintoebung  ber  Qjolfsfprad^e,  Diefraif)  eigen.  S)ie  ©adje  be§  öerurt^eilten 
freimüt^igen,  in  feinem  Söefcn  untabeligen  5J^anne§,  raeldler  als  Cpter  au§  einer 
größeren  ^ahl  glcid^  ober  me^r  gf^'^^ii^E^'  '^^n  ben  ©egnern  auserfe^en  ttorben 
max ,  ^atte  in  weitem  Umfreife  groBe§  3Iuffe|en  l^eröorgeruren ,  unb  e§  maren, 
gan3  abgefe^en  öon  ^unbgebungen  au«  IRapper^mit,  ^emü^ungen  ju  Sunften 
beffclben  öon  anberen  Seiten  erfolgt.  @5  mar  bejeiciinenb ,  ba§  bie  f)elDetifcE)e 
@efellfc£|aft,  na($  i^rer  S^erjüngung  mieber,  wie  im  18.  3af)if)unbert,  eine  5}or= 
fümpferin  für  liberale  23eftrebungen ,  für  1834  3llot)§  §.  mit  i^rem  3}orfi^e 
beehrte,  ^oä)  1835  erfdjien  oon  ö^.  ein  erfter  33anb  einer  8cf)rift:  „5J^ein 
(glauben  unb  öoffen  fammt  Stimmen  au§  ber  fat^oüfi^en  ^irtfie  ju  meiner  S5er= 
t^eibigung"  (.St.  ©allen);  allein,  bem  begonnenen  J?ampfe  auf  bie  Sänge  ni($t 
getoai^fen ,  bequemte  fiif)  ber  5tu5geftoBene  im  gleichen  ^a^re  jur  3lnnä^erung 
unb  mürbe  nad)  3}erfi($erung  feiner  fat^olifi^en  ©efinnung  unb  Slblegung  bes 
tribentinifcfien  Sefenntniffe»  in  feine  priefterli(f)en  .Jteciite  mieber  eingefe^t.  5rei= 
li;^  erft  1842  leiftete  er  förmlii^en  äöiberruf  ^um  Se^^ute  üöttiger  Sluefö^nung 
mit  ber  papftlic^en  ßuric,  welche  bie  „:^rrtf)iimer"  ber  anftöBigen  -^rebigt  in 
aller  goi-*^  berbammt  ^atte.  Si^on  1836  mar  5(lot)§  ^y.  nac^  Sc^mp}  3urüti= 
gefe^^rt,  roo  er  Tortan  ganj  3urücfge3ogen  lebte.  —  SBar  Sllops  5-  öom  ^OJtiBgefc^irf 
gebrochen,  ganj  bebeutungelo§  geworben,  fo  f)at  bagegen  6!^riftop^  g.  ben  3Biber= 
ftanb  nod)  länger  fortgefe^t,  hoä)  nur  um  bann  in  einer  noc^  Weit  auffallen^ 
bereu  3Beife  feiner  9}ergangen^eit  untveu  5u  werben.  (Serne  War  bcrfelbe,  als 
bie  Sac^e  bes  U^nac^er  Gapitele  eine  fioffnungslofe  geworben  War,  einem  9tufe 
nac^  Sujern  als  ^»rofeffor  ber  Sl^eologie  am  bortigen  2t)ceum  gefolgt,  öon 
wel(^er  Stelle  bereu  bie^eriger  ;5n!§aber,  2Sibmer ,  burc^  bie  liberale  ^Regierung 
entfernt  würbe,  ^nebcfonbere  war  g.  ber  3}ertrauen§mann  be§  £'eiter5  beg  @r= 
jicbungewefenS,  ßbuarb  -^^riffer  (f.  b.  3lrt.\  unb  fc^on  el)e  er  im  grü'^jal^r  1834 
p  Sujern  feine  35orlefungen  begann,  ^atte  er  im  Sinne  ber  liberalen  '^olitif 
bes  lat§olifd)en  9}ororte§  alg  $afi§  für  bie  $eratl)ungen  ber  im  Januar  1834  ju 
Saben  tagenben  Sonferenj  bie  iogen.  Sabener  9lrti!el  cntworien,  insbefonbere 
3ur  -öerftellung  eine§  größeren  fi^weijerifc^en  2}letropolitanöerbanbe§  unb  jur 
geftftellung  ber  9iec^te  ber  .ßantonöregierungen  in  fird)tic^en  5Ingelegenl)citen. 
2)oc^  nur  mit  großer  Scf)Wierigfeit   erlangte  g.   bie  notl)wcnbige  Semiffion  au§ 

3tllgem.  beutid^e  Siograp^ie.   MU-  11 


162  ^^^''• 

feinem  16i§'^erigen  33i§tl^um§t)ei;6anbe ,  unb  nic^t  mtnber  entjc^ieben  öevtüeigcrte 
i^m  ber  23ifd)oi  3U  ©olotfiurn  bte  3Ibmifl'ion  füt  Sujevn.  ßbcnfo  erfüllten  fid^ 
bie  iür  bie  ßujerner  Sc'^ranftalt  gel^egten  Hoffnungen  feincSmcgS,  inbem  einev= 
feit§  bux(i)  tüeiteren  3öec£)fel  im  Sc^rerpevfonale  unmürbige  Elemente  fic^  cin= 
mif(i)ten  nnb  anbereifeitS  bie  ©otott)urnei-  ßurie,  öom  ^luntiu§  gebtängt,  er= 
flärte,  ba|  fie  feinem  ©(i)ü(er  beö  SJorfämpferg  bev  93abener  3h-ti!el  bie  SBeil^en 
ertl)eilen  nierbe,  fo  ba^  ber  ®ro^e  ülatt)  bie  ganae  f^cologifi^e  Sel^ranftalt  fu5= 
^enbiren  mn|te.  S)a  üerftanb  fid^  'i^-.,  um  bie  ä)orIefungen'  mieber  eröffnen  :^u 
fönncn,  im  (September  1834  ju  einer  ?lrt  bon  aöiberruf,  bcfonberS  t)infi(^tlid) 
ber  ©ä^e  in  ber  burcE)  if)n  früt)er  jum  S)rucE  gebra(i)ten  21Id1)§  f5u(i)§'fd)en 
^rebigt.  Slber  bie  äöcnbung  ber  6efinnung  mai^te  in  i^m  nod)  n^eitcre  fyort= 
fc^ritte.  ßJIeict)  feinem  in  äf)nlicl)er  Sißeife  eine  böÜige  Umtt)e(i)§tung  feiner  ^ar= 
teiftellung  bolijie^mben  politifc^en  greunbc  (£iegmart  =  ^J!)tüÜer  (f.  b.  5lrt.) 
n)urbe  5.  —  feit  1837  ß^orljerr  ju  ©t.  Seobegar  in  Supern  — ,  inybefonberc, 
inbem  er  1841  ein  jmciteS  5Jtal  einen  no(^  entfdfiiebeneren  äöibcrruf  leiftete, 
attmät)lig  ein  ©odiwalter  ber  ultramontanen  ^ntereffen.  5)lit  ber  ganzen  .O^Hig^ 
feit  feines  beftimmbaren  3Befcn§  beförberte  ^.  feit  ber  3}eränbcrung  ber  lu^ernifd^en 
Obrigfeit  1841  bie  bert)üngni|boEe  Syerfdjärfung  be§  politifd)cn  föcgenfaljeS,  in= 
bem  er  bie  33erufung  ber  ^cfuiten  an  bie  Setiranftatt  ju  ßu^ern  betreiben  '^alf 
(f.  b.  Strt.  ^0].  Seu) ,  unb  ber  früljcre  33ertf)cibigcr  fird)Iid)er  Ütcform  war  bi§ 
1845  fo  ganj  ein  anberer  ^enfd)  gcmorbcn,  ba^  er  im  ©eptember  be§  3ta^i-*e§- 
at§  bie  Sefuiten  nac^  iljrem  ßinpge  in  bie  !atI)oIifd)e  i^auptftabt  ber  ©djmeij 
bie  bortige  t'(!)eoIügifd)e  2et;)ranftalt  ^u  übernet)men  \\ä)  anfd)idten,  felbft  in  pat^e= 
tifd)er  3tebe,  mit  gi'cube,  mie  er  fagte,  öon  ber  .^lanjel  ber  ^efuitenfird)e  bie 
12  3cit)re  bon  iljm  befteibcte  ^rofcffur  an  biefe  feine  'Otad^fotger  übergab.  'Jtod) 
bei  feinem  legten  öffcntlid^en  3luftreten,  nur  tocnige  ^Btonate  öor  feinem  Sobe, 
t)ielt  i^.  in  ä{)nlid)cm  ©innc  an  ber  ©empadier  @d)lad)tfeier  bie  f^fCftprebigt  — 
„S)er  (Sibgenoffen  föefinnung  unb  2f)at"  (\Ju3ern  1846)  — ,  eine  !^eiftung,  meldte 
gleid)  feinen  früfjeren  ftetS  gerne  gef)örtcn  Äanjelreben  bie  gro^e  Begabung  in  geift= 
li^er  9tf)etorif  baricgt.  „Unter  atten  ©eifteSgaben  l^atte  bei  6,t)riftop'f)  g.  bie  ^^an= 
tafie  bie  Königin  gefpielt". 

Ueber  bie  ^Jieformbeftrebungen  ber  beiben  5u(^§  bgt  SSaumgartner ,   5Die 

©ditociä  in  il^ren  .kämpfen  unb   Umgeftaltungen    öon   1880—50,    f8h.    II. 

©.  38  ff.,  154  ff.,  auc^  D.  ^enne-'^^lm  ^Wh  @efd)id)te  be§  Äant.  ©t.  ©alten, 

<B.  248  ff.,  fotüie  bie  Schriften  „2lIol)§  Sud)§  unb  feine  ©u§|)enfion§gcfd)id)tc 

mit  Slctenftücfcn"  (9tapper§mit  1833)  unbß.  (Srcif^,  ©ruubäüge  ber  entmide= 

lung  unb  Üteform  ber  ^ird)e,  jur  23curtl)eilung  ber  neueften  £ird)tid)en  6reig= 

niffe  im  SiStt^um   ©t.   (Sallen    (Supern  1834),  über  6f)riftopt)  g.  bei  feinem 

crften   Sluftrcten  in  Supern  aud)   in  Ä.  5Pfl)ffer'§  @efc^id)te  be§  ^ant.  Sujern 

S3b.  II.  ©.  496  ff.     (EMtop^  5-  ift  gefc^itbert:  Steuer  ^tefrolog  b.  3)eutf^en 

24.  Sal^i-g.  1846,  IL  93b.  ©.  1011—1017.  ^Ut^ er  bon  .i^nonau. 

Snid)Ö:    5luguft   5.,    <Bo^n   be§  Ifierjogt.  ^ammerfecretär§  ^y.  ju  Seffau, 

mürbe  bafelbft  ben   22.   ^uni    1818  geboren  unb  ftarb  in  ber  nemti^en  ©tabt 

ben   8.   ^uni   1847.     3Iuf  bem  bortigen   (Bt)mnafium ,   wo  er  fic^  burc^  au^er= 

orbentlid^en    glei^    auszeichnete,    üorgebilbet,    ftubirte  er   1836   3U  ßeipjig;    im 

folgenbcn  ^.  1837  bejog  er  bie  Uniberfität  33erlin.     .s^ier  berfeT^rte  er  neben  forg= 

fältigftem  a3efud)e  ber  35orlefun_gen  täglich  mit  einem  jungen  ©panier,  ©antiago 

be  5paIacio§  t)  SBiEalba,  in  beffen  Umgange  er  ftd^  bie  Äenntni^  ber  fpanifc^en 

©pradie    ju    eigen   machte.     9lac^bem    er   fii^   burt^  unbergleii^Ud^en   (Sifer  auf 

bem  gangen  ©ebiete  ber  romanifc^en  ©prac^en  unb  felbft  i^rer  S)ialecte  ein  um= 

faffenbe§  SBiffen  erworben,  !am  er  im  ^erbfte   1839  nad)  ©effau  gurüd,   Wo  er 

in  Erwartung  be§  Eintrittes -in  bie  öon  il)m  erftrebte  Saufba^n  be§  @t)mnafial= 


i^nä)%.  163 

le^ret§  einftloeiten  Unteracf)t  in  ber  (sefecta  ber  ^eraogtit^en  2ö(i)teii(f)ute,  fotoic 
^riöatunterriciit  an  ben  bamaligen  Srbprinjen  öon  5(nf)att=S;efiQU,  je^t  regieren^ 
ben  ^erjog  griebricf)  Don  Stn'^alt,  ertfjeilte,  (eiber  aber  öor  eintritt  eine»  befini= 
tinen  !^e^ramte§  ftarb.  2{uguft  g.  ift,  obtoot  if)m  nut  ein  furje^  Seben  be= 
f(f)ieben  toav,  in  betounbern§roert^er  SBeife  (ittetariid^  t^ätig  gen)eien.  Slufeer 
öieten  ^tecenfionen,  bie  er  befonberS  über  |prad)n)iffenj(i)aTtü(i)e  9lrbeiten  jür  3eit= 
fc^riften,  namentlicf)  für  3fa^'§  ^a^^rbüc^er,  gefrf)rieben,  jinb  Don  i^m  iotgenbe 
äßerfe  p  nennen:  „Se'^rbucf)  ber  fpQnijci)en  ©prai^e",  1837.  „Quaestioues  de 
libris  Xenophonteis  de  republica  Lacedaemoniorum  et  de  republica  Athenien- 
sium",  1838.  „Ueber  bie  Sogenannten  unregelmäBtgen  3eitO'örter  in  ben  roma= 
nijd^en  ©protzen  nebft  9lnbeutungen  über  bie  tt)ic|tig[ten  romaniji^en  ^litunb= 
arten",  184:0.  „3ur  ©efi^idite  unb  Seurt^eilung  ber  grembmörter  im  S^eutjc^en", 
18i2.  „S;eiiau,  äöörli^  unb  Cranienbaum",  1843.  „(BrunbriB  ber  ©ejc^ic^te 
be§  (5(^riitent^um§  ber  6rie(i)en  unb  üiömer  unb  ber  romanif(f)en  unb  gcrma= 
nijdien  3}öl!er",  1846.  „ßurjer  Slbri^  ber  (Bei($i^te  be§  !5d)riftent§um5  ber 
@iie(i)en  unb  9tömer  unb  ber  romanifdien  unb  germanifc^en  fSötUx" ,  1846,  ein 
?(u53ug  au§  bem  größeren  Sud)e.  „S^ie  romanifc^en  Sprad^en  in  i^rem  3}er= 
l^ältniffe  jum  2ateini|(i)en.  Dlebft  einer  Äarte  bee  romanifd)en  ©pracEigebietcs 
in  guropa",  1849.  £iefe§  le^te  2Berf  tonnte  g.  felbft  nid^t  me'^r  Deröffent= 
lid^en,  e§  tourbe  au§  feinem  9lac^taffe  öon  ^rofeffor  2.  @.  33(anc  ju  ipalle  mit 
einer  25oTrebe  l^erau§gegeben.  Ser  geleierte  3}erfaffer  l^at  ^ier  l^auiptfäc^Iii^  bie 
^ilnfid^t  3U  begrünben  gefu($t ,  baB  bie  romanifd^en  ©pracf)en  nidt)tö  als  eine 
naturgemäBe  ^yortje^ung  unb  O^ortbilbung  ber  lateinischen  Spradtie  unb  eben 
beebatb  at§  SSeröotlfommnung  berjelben  ju  betra(^ten  jeien, 

SB.  S.  §o(Ianb. 

gurf)'3:  33ern'^arb  ^. ,  geb.  am  23.  ^an.  1814  ju  glc^ingen,  mürbe 
1840  (5tubien(ef)rer  3U  Äauibeuren,  1844  Siomprebiger  in  5Mn(^en  unb  1845 
^4>rofenor  ber  53^praIt^eologie  bafelbft.  ßrftarbam  6.  ^Jlai  1852.  Seine  235 erfe 
finb:  „S)ie  Sebeutung  be§  1)1.  5Jle^oPier§",  1843,  ..Institutiones  tlieologiae 
cliristianae  moralis",  1848,  unb  „©riftem  ber  cf)rnftIicE)en  ©ittenlel^re",  1853. 
ßr  ge'^örte  ber  jüngeren  tt)eotogif(i)=jpecuIatit)en  Si^ute  an,  feine  2Berfe  jeidinen 
fic^  burc^  (Blatte  unb  (Steganj  au§  unb  im  allgemeinen  auä)  burcE)  ^ir(l)Ii(^!eit 
unb  pofitiüe  Haltung,  finb  aber  in  ber  ©runbglieberung  unb  mam^en  ßinäel'^eiten 
öerfe^It. 

S5gl.    ^prantl,    (Seft^itiite   ber    Submig=g.narimitian§=Uniüerfität,   Sb.  IL 
Ä.  SSerner,  @efc^i(i)te  ber  fat^ol.  Xfieologic  jc.  :ö.  ßetlner. 

guc^ö:  <öan§  6f)riftopl^  g.,  ber  5{ettere,  mar  erb:^err  öon  SBaüenburg 
unb  3J[rnfd)mang  in  fyranfen  („Eques  francus.  P.  m.'').  —  S)ie§  ift  alles,  ma« 
bis  je^t  aud)  trofe  ber  forgfättigften  unb  müf)eöottften  gorfc^ungen  über  if)n  be= 
!annt  getoorben  ift.  (Sr  ift  5}erTaffer  ober  üielme^r  Bearbeiter  be§  au§  2t)eofiIoe 
f^^otango»  mafaronif(f)em  @ebi(^t  ,.Moscaea'"  übertragenen  „-illücfenftieg",  erfte 
^ilusgabe  ©c^matfalben  1580.  8.,  eine  fomifc^e  ßpopoe,  meiere  nii^t  unglütiüdf) 
unb  oft  mit  rei^t  ergö^tid^en  23i^en  unb  populären  Spritiimortcrn  unb  fprid£)= 
mörtücfien  9teben§arten  Ütollenl^agen'g  iyrofd)meufeter  nac^a^mt.  £er  juerft  auT 
bem  2:ite(  ber  Strapurger  SluSgabe  Pon  1612  genannte  ©d^nurr,  geb.  am 
24.  (vebr.  1572  ju  Senbfibet  in  gi-'^^i^en  unb  gefrönter  5|>oet,  geftorben  al§ 
^aftor  3U  ßengftfelb  unb  5tmüfef)agen  in  ^^^nfen  1644  war,  mie  er  in  ber 
SJoiTebe  auöbrücfUd^  fagt,  nur  ber  neue  Bearbeiter  be§  hnxä)  ^ansi  ß^iiftopl^ 
f5f.  getertigten  (Sebic^te»  unb  er  l^abe  baffelbe  Pon  einem  5'i-"eunbc  im  2Ranuffript 
ermatten.  Sa»  6ebid)t,  au§  melt^em  fd^on  Baumann  im  Otcinefe  O^uc^S  (Slusg. 
öon  @ottfd()eb,   8.   65)   eine  längere  ©tettc  anfü'^rt,  befielt  au§  brei  Büchern, 

11^ 


164  3^"^-- 

bereu  ein  jebeS  in  ßapitel  getf)eitt  i[t,  unb  ©t^nuvr  l^atte  tjinter  jebem  ßapitel 
naä)  bem  ©cbroud^e  jener  3eit  noci)  eine  morolifd^e  (Erinnerung  angetjängt. 
Slu^er  feinem  5)lücfenfriege  i[t  i^.  nod)  ^ßerfaffer  eine§  Äunft^ufeg  unb  3öunber= 
bud§e§  in  5ßroja,  ba§  aU  .f)au§T)aItung§l)ucf)  im  17.  ^a:^r'f)unbcrt  tiieliac^  ge= 
I6rauc£)t  tourbe,  auc^  überlebte  er  ©d)Qufpiele.  lieber  ©(^nun;'§  Weitere  ©d^riften 
ogl.  (Soebefe  im  ©runbri^  I.  ©.  402. 

Äo(^,  gom^enbium  I.  ©.  117,  II.  6.  363.  ^örbenS,  ßeyifon  VI. 
S.  120  (f.  (Sent^e,  Seutf^e  3)i(^tungen  II.  ©.  587.  Äurj,  @ef(|ic^tc  bet 
beuty^en  Sitteratur,  ©.130.  Sf.  SfrandE. 

« 

5ud)Ö:  3ol)ann  ^einrid)  ö.  g--  9fle(i)t§gele'^rter,  geb.  am  26.  2)ecbx. 
1664  äu  9)bnjingen  (bei  Äreujnac^),  t  am  11.  ^uU  1727  in  Serün.  ©r 
ftubirte  feit  1685  ju  ^eibelberg ,  tourbe  in  g^-anffurt  a  £).  16'Jl  orbenttidier 
^rofeffor,  1693  2)octor  ber  9terf)te  unb  ging  1696  at§  2tmt§fammerratt)  nac^ 
^Berlin,  ^ier  toarb  er  1697  ^ammcrgeric^tSratl^  unb  S)irector  be§  6riminal= 
coüegiumS,  1716  geabett,  1719  ^räfibenj  be§  ^ammergerid)t§ ,  1723  enblic^ 
©e^eimer  i?ümmer=  unb  ^Jinan^raf^,  33icepröfibent  unb  birigirenber  5Riniftcr  bei 
bem  bamat§  crri(i)tetcn  ©eneratbirectorium.  @r  f^rieb  einige  juriftifdie  S)iffer= 
tationen. 

3öd)er.  |)t)mmen'§  Beiträge  ju  ber  juriftifctien  Sitteratur  in  b.  preu^ifd)en 
©taateri  III.  227,  V.  201.  ©teffenl^agen. 

%nä)^:  ^tbeptiong  ^.,  fatt)oIif_(|er  ©eifili^er  unb  @ef(^i(i)t§rovf(i)er, 
geb.  1765  3U  dinfiebetn,  f  1823  al§  Pfarrer  ju  ^JUeber:^clfen§toit  UTanton  ©t. 
©aEen).  —  ©d)üler  unb  fpäter  ßonöentuate  im  S3enebictinerf(ofter  9ll^einau, 
war  t5-  bafelbft  burc^  ben  trefflichen  ®efc^id)t5forf(f)er,  bcn  gelel)rten  P.  S^o1)m= 
baum=5}anbermeer  (f.  b.  9lrt.),  mit  bäterlic^er  Siebe  in  bie  f)iftorifi^en  ©tubien 
eingefü'^rt  unb  jur  ©teile  be§  5lrd)iüarB  beförbert  tuorben.  3lllein  nad)  bem 
2obe  fcine§  33ef(|ü|er§  mürbe  ^^r.  tocgcn  feiner  freifinnigen  politifd)en  unb  !ir(^= 
liefen  9Iuffaffungen  burd)  feine  ^itmönd)e  angefeinbet,  unb  er  fdjäijte  fid)  glücf= 
tid),  in  ber  ftürmifd)en  Sixt  öon  1799  feinen  3lu§tritt  au§  bem  .ßlofter  betoer!^ 
fteEigen  gu  fönnen.  ?lad)bem  er  fünf  Saf)re  fi-'iöatifirt  ^atte,  mürbe  er  at§ 
Pfarrer,  junäc^ft  in  (ängelburg  na'^e  bei  ©t.  ©allen,  too  er  10  oa'^re  öertoeilte, 
angeftellt.  2)ie  reid)lid)e  ©elegenl^eit  ^u  §iftorifd§en  ©tubien  murbc  "^ier  burd) 
i'^n  au§genu^t,  unb  1805  fi^on  crfd^ien  ein  früheres  ^ugenbluerf  öottenbet: 
„(Sgibiu§  Sfdiubi'S  bon  ®taru§  Seben  unb  ©d)riften,  nad)  beffen  eigenen  .öanb= 
fdiriften  biplomatifd)  berfa^t  unb  mit  llrfunben  belegt"  (2  Z^.,  ©t.  ©alten), 
ber  erftmaligc  berartige  9}erfud)  unb  in  2Inbctrad)t  beffen ,  fomie  megcn  be§ 
©trebcn§,  aui^  bie  ni(^t  gebrudten  SLfc^ubi'fdien  2Berfe  ju  berjeid^nen,  nod^  ber 
2lner!ennung  mert^.  @in  3toeite§  SBcr£:  „5Die  mailänbifd)en  fyelbjüge  ber 
©c^metäer"  (2  33be.,  1810  u.  12,  ©t.  ©atten)  bef)anbelt  ein  rtiema  jum  erften 
unb  einzigen  5Rale  im  3ufammen'§ang,  meld)e§  nun  allerbing§  einer  auf  tjöl^erem 
wiffenfd)aftli(^em  ©tanbbunfte  gefd)et)enben  'Jteubearbeitung  mürbig  märe.  1814 
lie^  ^S•^  eine  für  bie  ©efc^id)te  ber  fdimeijerifc^en  9tet)olution  intereffante  S3io= 
grapt)ie  be§  eifrig  antiretiolutionär  gefinnten ,  1803  in  Söien  öerftorbenen  '>pfä= 
öerfer  9Jlönc^c§  ©eorg  ©ffinger  (©t.  ©allen)  erfd^einen.  gür  bie  fird)en)3olitif(^e 
5tuffaffung  be§  mit  ®alberg,  Jt)e(d)em  er  bie  „mailänbifc^en  ^^elb^üge"  bebtcirt 
^atte,  unb  Söeffenberg  in  9}erbinbung  ftet)enben  fatf)oIifc^en  ^riefter§  jeugt 
öoran  ber  anontjm,  nur  in  einem  „erften  Sänbdien"  1816  (©ermanien)  :^eraug= 
gegebene  „Slerfud^  einer  pragmatifi^en  ©efd)id)te  ber  ftaatSred^tlic^en  ^irc§cn= 
tier{)ältniffe  ber  ©dilüei^erifdicn  ©ibgenoffen",  metdier  „oI§  25orbereitung  ju  ben 
neueren  beutfd)en  unb  fc^meiacrifdien  53i§tl)um§ongeIegent)eiten"  3u  mirfen  be= 
ftimmt    mar.     @ine  6ulturgefd)id)te  be§  a5i§tf)um§  ßonftanj   äu  fc^reiben,  W03U 


duä)^.  165 

il^n  feine  :^o(i)fte'^enbcn  ©önner  aufgeforbert  {)atten,  toagte  fy.  nt(^t.  ©(^on 
burci)  feinen  „S^erfuci)"  ^tte  ixä)  ^.  öon  ber  gegen  Söefienficrg  üorfd^reitenben 
firc6Ii(^en  üteaction  ber  fieftigfien  Slnfeinbung,  fränfenber  ^Berotgung  au§gefe^t. 
€1)m  noc^  weitere  ^^iftorifc^e  ^ipläne  bur(f)füt)ren  ju  fönnen,  [tarb  ber  burd)  Sieber= 
feit  be»  ß'fiarafterS  unb  burc^  großen  ^^(eiB  auSge^eitfinete  ^lann. 

S5gl.  31.  ö.  2;illier,  ®e|cf)ic§te  ber  gibgenoffenfdiQft  toä^renb  ber  .&err= 
fdiaft  ber  93ermittlung5acte,  35b.  II.  6.  224.  mtt)ex  bon  Änonau. 
?^UC^^:  3o^.  91  ep.  b.  fy.,  Dr.  ber  5Jlebicin,  @e^eimer  ^ati),  einer  ber  be= 
beutenbften  53^ineraIogen  unjere§  ^a^r'fiunbert^,  geb.  am  15.  9)lai  1774  ^u 
«D^attenjeE,  t  am  5.  2Jtär3  1856  ju  9Jlün(^en.  g.  entftammt  einer  toenig  be= 
güterten  einjad^en  SBauerniamiUe  in  bem  fleinen  S)orie  ^Ilatten^ell  be§  baierifcEicn 
aSalbeg  Bei  g^alfenftein  unfern  9iegen§burg.  ^m  Benad)6arten  Älofter  ^yrauen^ 
seil  er^iett  er  feinen  erften  Unterrid^t,  bei  bem  er  fo  glän3enbc  @eifte§an(agen 
öerrietf),  ha^  bie  i^Ioftergeiftlii^en  i^m  ben  a3efud)  be§  @t)mnafium§  in  9tegen§= 
bürg  (1791—94)  ermoglictiten ,  natürlich)  um  i|n  für  ben  geiftti($en  Staub  ju 
beftimmen.  2l6er  nac^  S}oIIenbung  feiner  p^itofob'^ifc^en  ©tubien  öerfbürte  g. 
fo  wenig  inneren  SeruT  für  biefen  Staub,  baB  er  jur  5}tebicin  überging  unb  bie 
Uniöerfität  SSien  auffuc£)tc.  -öier  war  e»  befouber§  ^acquin,  unter  beffen  (äinflu^ 
g.  5taturtDiffenfct)aft  unb  mit  befonberer  35orliebe  ß^emie  ftubirte.  S)od^ 
abfolöirte  er  bie  mebicinifd^e  2Biffeufc£)aTt  unb  erwarb  fict)  barin  ben  S)octorgTab 
in  .Ipeibetberg.  ^ux  '^rari§  ging  er  aber  nie  über,  öietmel^r  äog  i|n  ber  bamal§ 
auf  ber  §ö:^c  be§  9tut)m§  ftet)enbe  „2et)rer  ber  'Fcinerabgie  für  ganj  @uroba", 
Söerner,  na(f)  greiberg,  Wo  0^.  fi(^  Befonberä  bem  ©tubium  ber  ^ineratogie 
Wibmete.  §ier  War  e§  auc^,  Wo  er  mit  bem  fpäter  berüt)mten  6r^ftaIIograb:t)en 
äöci^  \iä)  befreunbete.  5iad§  einem  SSefuc^  in  Berlin,  wo  er  mit  Jlarften,  35. 
gtofe  unb  befonberg  mit  Älaprot:^  befannt  Würbe  unb  in  ^aiig,  wo  er  mit 
^aug  Derfe'firte,  unterna'^m  er  einige  mineratogif(f)e  9ieifen  unb  fam  1805  nac^ 
5Dlün(^en  jurüif,  um  nac^  beftanbener  ^4>räfung  bie  ©teile  eine§  ^priöatbocenten 
ber  e^emie  unb  IRineralogie  an  ber  ^^o'Eien  ©(^ule  in  2anb§^ut  ^u  übernel^men. 
S)a§  bei  feiner  Prüfung  öon  it)m  unterfu^te  ^offi^  au§  ^^ni  i^ird^tiolj  bei  9tei(^en= 
fjatt  'eine  Strt  Melaphyr  :  Sillit)  gab  SJeranlaffung  ju  feiner  erften  mineratogifc^en 
^ubtication:  „2Inall)fe  eineS  wadEeartigen  nod§  unbenannten  ^yoffit»",  1805. 
©eine  Seförberung  pm  orbentlic^en  ^rofeffor  ber  ß^emie  unb  illineratogie"  er= 
fotgte  f(^on  1807.  ^n  biefer  3eit  befaßte  ficE)  i5f.  eifrig  mit  Cfenbau=  unb  öei3= 
einric^tungen,  erlaub  bie  fogen.  SBeingeiftlambe  ber  ß^emifer  unb  öerbefferte  bae 
2öt§ro^i.  53ht  ben  erftaunlidE)  einfa^ften  ^ülf^mittetn  öerfud^te  er  ixä)  in  ber 
9JiineratanaIt)fe ,  leiftete  aber  tro^bem  üorjügüdieö,  wie  feine  5J}ubticationen  be= 
Weifen:  „Ueber  ©e^tenit"  (©c^weigger'S  ^ourn.  1815.  377,,  in  Serbinbung  mit 
bem  i^m  innig  befreunbeten  (Seiten  über  üerfc^iebene  3^0^^^  (^^t-  1816, 
23b.  XYIII.  1;,  Wobei  er  fi($  in  einen  fiegreic^en  ©treit  mit  §au^  öerwicEelte, 
was  feinen  wiffenf($aftü(^en  Otuf  wefenttic^  förberte.  3n  biefen  2trbeiten  finbct 
[\ä)  bereite  bie  J^eorie  Oon  ben  öicaiirenben  Seftanbtt) eilen  angebeutet,  inbem 
g.  bemerfte,  ba§  man  ben  ©auerftoffget)aIt  ber  i?a[ferbe  unb  be§  6ifenori)b§ 
(wie  er  bamat»  glaubte)  jufammenrei^nen  muffe,  um  bei  einigen  ^^oüt^en  eine 
gefe^md^ige  Dtetation  ber  @emengt{)ei(e  ju  erhalten,  ba^  mithin  6ifenort)b  at§ 
©teÜOertreter  öon  ^alferbc  angefef)en  werben  fönnte.  2lu§  biefem  ©eftc^tspunfte 
betrachtet,  meint  er,  werben  bie  9iefuttate  ber  (^emifc^en  3InoIt)fen  ber  5]hneralien 
öer'^inbern ,  unnöt^ig  öiele  (Gattungen  aufjufteÖen.  ^i^Q^fi*^  erinnert  er  an  bie 
©rupbe  be§  2Itaun§  unb  be§  ^^elbfpat^s,  in  welchen  d^nli^e  ©tellöertretungen 
^ia^  ju  greifen  fc^einen.  6§  ift  in  biefen  3Infc^auungen  gans  unjweibeutig  bie 
©runbtage  ber  öier  ^a^xt  fpdter  öon  ^Jlitfrfiertid^  auigefteHten  Se^re  be§  ^fo= 
morbf)i§mu§    entt)alten.      .t)ieran   reif)en  fid)    weiter    bie    SIrbeiten  über   einige 


166 


O^uti)^ 


üt)o§p6oi1aure  Söerbinbungen    (ba^  1816.  XVIII.  288),    über  Safionit  unb  2öa= 
roellit,  in  welchem  «)Jtineva(  ex  ben  jelbft  öon  Ätaprotf)  üUx\e^mm  »eftanbt^eil, 
bie  5ßfio§p6oxiäure,  entberfte  (baj.  1818.  XXIV.   121);  über  Stragonit  unb  ©ti-on= 
tiontt  (baf.    1819.   XIX.    113);   über   Saäulit^    (baj.  1818.  XXIV.  373);  über 
Söagncrit    (baf.    1S21.  XXXIII.  269);  über  gtept)etin   unb  6l)amt  (baj.  1821. 
XXXIII.   377)  unb   über  bte  ßntfte^ung  bcr  ^porjeüanerbe  (2)enff(^r.  b.  5(f.  b. 
aöiff.    VII.   65—88)  an.     ^n    te^terer   2lb:^anblung    ^eigt    g.   bie   ©ntfte'^ung 
ber  "ipaflauer  ^oraellanerbe  au§  einem  neuen  ^})lineral,   bem  ^orjcnanjpat!^ ,   bei 
raeldier  Umtoanblung    fid^   Opal  abfc^eibe  unb  legt  bereite  ben  @runb  ju  feiner 
fpdteren,    fo   frucf)tbaren  ©ntberfung   über  bie  „Äiefelerbe"  unb  über  ba§  fogcn. 
äöafferglag.     ^it  iöorüebe  ^raftifct)en  unb  tedinifd^en  Untcrfucf)ungen  jugetoenbet, 
befaite  er  fic^  bamal§  auc^  öiclfac^  mit  fragen  ber  Färberei,  ber  3uc£erfieberei 
au§  9lunfelrübcn,   ber  SSicrbrauerei  unb  entbedte  ben  2Beg,  auf  fünftlid^e  Söeife 
Ultramarin  ^erpfteüen  (1819).     1823    folgte  g.  einem  9tufe  ber  3Ifabemie  aU 
SonferDator  ber  mineratogif(^en  «Sammlung  naä)  Wmä}en  unb  inaugurirte  feinen 
neuen  2öir!ung§frei§  burc^   einen  3}ortrag   über  ba§  öon  il)m  entbeifte,  für  bie 
%eä)mt  fo  mict)tige  2Baffergla§,  fotoie  buri^  eine  gei[trcicl)e  9tebe  jur  6tiftung§= 
feier  ber  Slfabemie   (1824):    „lieber  ben   gegenfeitigen  (Sinflu^  ber  6'^emie  unb 
^DJtineralogie",   in    bcr   er   jttjar  ber  5)tineralogie   i'^re   ©elbftänbigfeit   unb  it)re 
Sebeutung  für  (E'^emie  mat)rte,    jeboc^  fid^  entfcl)ieben  auf  bie  Seite  ber  (^t)emie 
fteütc,  al§  einer  für  bie  ^Jlineralogie  uncntbel)rlicl)en  ^cif)ütfe,   im  @egenfa^  ju 
Denen,  meld)e  fiel)  mit  ben  fogen.  naturf)iftorif(^en  (Sigcnfct)aften  ber  Mineralien  nad) 
blo§  äußerlichen  ,^ennieict)en  begnügten,     ^y.  erflärte,  baß  man  mit  Mineralf^jedcS 
einen  gan^  anbercn  Segriff  tierbinben  muffe,  al§  mit  jtt)ier=  ober  ^flanjenfpecie^ ; 
biefelbe  fei  gegenüber  ber  blo§  äußeren  ßtiarafteriftif  unb  felbft  gegen  bie  S)efinition 
üon    .öaut),   mcld)c   bie    Mineralfpecie§   burc^   bie   nämlict)e  Ärl^ftaEifation  bei 
gleicl)er   (i)emifc^er    (Eonftitution  bebingt   annahm,   aufjufaffen  al§  ber  Inbegriff 
öon  Mineralien,  meld)e  gleidt)e  ■^rijftaüifation  unb  glei(^c  .ober  boct)  gteid)mäßige 
(unter   .'pintoeifung    auf   bie  üicarirenben   (^emcngt^eile)    cl)emif(^e    (ionftitution 
t)abe.     (Später  änberte  g.  feine  31nf(i)auungcn,  inbem  er  biefe  @ru^)|)irung  „i5for= 
mation"    nannte   unb    ben    .s5aut)'f(^en  Segriff    öon    @pccie§    toieber   aufna'^m. 
@an5  befonberS  "t)ert)orragenb   finb   aucf)   bie  Unterfud^ungen  über  bie  )3raftifcl)e 
Sermenbung   be§   Söafferglafe§    („Ueber    ein   neue§   ^Probutt  au§  j?iefeterbe  unb 
Äali"   in  Äaftner§   m^.   f.  gef.  ^at.  V.  885)  unb  „Ueber  Äalf  unb  Mörtel" 
(6rbm.  ^ourn.    1829.   VI.),   melcl)e   als   für  bie  in  unfercr  3eit  fo  toiditig  ge= 
morbene  (iementbereitung  unb  bie  S)arfteUung  be§  l)t)braulifd)en  .^alfe»  au§  in= 
länbifrf)em  gto'^matcrial    ba^nbrei^enb  unb   grunblegcnb  ju  bejeid^nen  finb,  unb 
über  bie  @igenf(^aften,  Seftanbf^eile  unb  ^emifcl)e  Scrbinbung  ber  titibraulifrfien 
Mörtel  (S)ing_lcr'§  ^jol.  ^ourn.  1833.  271),  eine  öon  ber  ©efellfcbaft  ber  2öiffen= 
fctiaften   in    .parlcm    gefrönte   ^rei§fd)rift.     liefen    glü(ilic^en   ßrfinbungen  be§ 
äöaffevglafeS  unb   ber  Bereitung   be§  l)t)braulifcf)en  ^alfeg   auf  tedljnifrfiem  @e= 
biete    fd^ließt    fiel)    toürbig    auf    miffenfd)aftli(^em   ^tVbc  feine  2;i)eorie  über  ben 
3tmor^^i§mu§    fefter   Körper    {^.    ^a^rb.  f.  6t).  u.  ^\)].  VII.  418—434)  an. 
^.   mieS   nad^ ,    baß  ba§  Starre  jmeierlei  3uftänbe  befi^en  !önne,    ben  ber  (Se= 
ftaltung  unb  ©eftalttofigfeit,  unb  baß  ein^öriier  in  beiben  3uftänben  gan^  öer= 
fc^iebene  ®igenfdl)aften  annel^men  fönne,  mie  3.  5B.  bie  ^iefelerbe  al§  23ergh-t)ftall 
unb    al§   £)pal.    Serjeliu§    glaubte,    biefen   3lmort)l)i§mu§    auf    bie  fogenannte 
^fomerie  jurüclfüljren  ju  tonnen,  mogcgcn  fi(^  ^.  in  feinen  Slbl^anblungen  „^]o= 
meri§mu§  unb  ^;>lmorp'^i§mu§"  (©rbm.  :3ourn.  f.  p.  6^.  1845.  VII.  345)  mit  ßrfolg 
öertl)eibigte  unb  feine  I^'^eorie  re(^tfevtigte.     3luf   ein   unfid^ere§   f^elb   toagte   er 
fiel)   in   bem  ^ampf  gegen   ben  bamal§   in  überfcl)menglid)fter  Söeife  blül)enben 
Sulfani§mu§  burd^   feinen  a!abemifd§en  Vortrag   „Ueber  bie  2:§eorie  ber  @rbe", 


guälö.  167 

1837,  »eil  et  iiä)  ^in  einfeitig  auf  bcn  ©tanbjjunft  be§  t^eoretifcf)en  (£f)emtfex§ 
ftedte,  ol^ne  ha%  xt)m.  bie  ©via^rungen  be§  praftiic^en  ©eologen  311  @eBote  ftanben. 
i^.  fpn(i^t  ben  ©runbfa^  au§,  ba§  geologi|cf)e  @i-f(ätungen  unb  3(uiTajfungen  nur 
aB  richtig  anjuex-fennen  toären,  tücnn  biefelBen  in  öoller  Uebereinftimmung  mit 
ben  (ärfa'^rungen  ber  Gl^emie  ftänben,  Cbtool  manches  öon  bem,  roa^  5.  ba= 
mat§  ju  Begrünben  jucfite,  fic^  ntcf)t  al§  faltbar  ertrie§,  fo  ift  biefe  2lr6eit  bo(i) 
öon  e^o($emQd)enber  23ebeutung  unb  Be^eiiiinet  einen  SBenbepunft  in  ber  geneti= 
|cf)en  ©eologie.  g.  tourbe  baburc^  ber  Segrünber  be§  9leuneptuniemu§ ,  ber  in 
jüngfter  3eit  öon  Sifd)Df  unb  3lnberen  tt)eiter  entloidEett  tturbe.  Sen  Sranit 
IdBt  g^.  au§  einem  amorphen  ober  toäfferig  flüfl'igen  Ur,5uftanbe  ber  (ärbe  !)erau§= 
frt)ftaEifiren,  aEen  fo^lenfauren  ^alf  ber  gelSmaffen  al§  urfprünglid)  im  SSaffer 
getöft,  fi(^  au§  biefer  Söfung  jur  fye(§bitbung  auSfcEieiben,  o^ne  bem  organifdien 
9tetd)  eine  ^Jlittoirfung  ^ujugeftefien.  S)ie  (SeBirg§öerrü(iungen  [inb  i'Eim  go^S^n 
bes  3iifammen5ie^en§  beim  Uebergang  ber  ©ebirgSmaffen  üom  amorpl^en  in  ben 
frt)ftattifc^en  3ufi^i^'5 '  tooBei  ©enfungen  unb  ©inftütje  erfolgen  muffen.  Ser= 
jcIiuS  toenbete  fi(^  mit  fc^arfer  unb  3um  2:^ei(  ungerechter  i?riti!  gegen  biefe 
neue  Seigre,  bie  unbeftreitbar  ba§  S}erbienft  '^at,  ber  6t)emie  i^r  Ütec^t  bei  35e= 
anttoortung  genetif(^=geotogif(f)er  ^y^'agen  erobert  unb  bteibcnb  geraa'^rt  ju  t)aben 
(^at)re§b.  1840.  730;  2Bagner^§  Urnjelt  1845.  35).  Snätoifc^en  weifen  au^ 
bie  übrigen  3trbeiten  öon  g.  au§  biefer  3^^^  über  mineralogifd^e,  c^emifd^e  unb 
tec^nifcfje  ©egenftänbe  eine  flutte  öon  mistigen  ßntbecfungen  nad).  6§  fei  nur 
beifpielgroeife  an  bie  tt^ic^tige  5Dtet^obe  ber  Trennung  öon  @ifenort)b  öom  £rt)but 
burc^  fo^lenfaure  ^al!=  ober  35ari)terbe  (©cf|toetgger'§  ^.  1831.  II.  184)  ober 
burc^  metallif(i)e§  Tupfer  ((5rbm.  ^.  1839.  XVII.  160),  an  bie  S)arfteEung  bt§i 
(Bolbpurpur» ,  be§  Sitf)ion§,  an  bie  ©ntbecEung  be§  2:rip^t)Iin§  (@rbm.  S.  V. 
316),  an  bie  2lnatt)fe  ber  Sob=^aItigen  5lberf)eib§fiueEe  ber  ©oole  öon  ßiffingen 
IC.  erinnert.  Unter  Seibel^altung  feiner  bisfjerigen  ©tellung  tourbe  g.  1835  audf) 
al§  Dberbergraff)  jum  ^Ktglieb  ber  oberften  33ergbe^örbe  ernannt,  um  f)itx 
namcntlicl^  bei  ber  95erf)üttung  ber  SSobenmaifer  ßiefe  t^ötig  einzugreifen,  tonnte 
ficf)  jeboc^  in  biefem  l?reife  ni(i)t  t)eimif(i)  ma(f)en  unb  fc^ieb  batb  mieber  au§ 
bemfelben.  %.  öjar  aui^  5JlitgIieb  be§  Dbermebicinatau§fc^uffe§.  S(^on  feit 
1832  befc^äftigte  fic^  g.  mit  ber  fogen.  33ierprobe,  bie  er  für  poüjeitic^e 
3toecfe'auf  eine  ^öä)]t  einfache  3Beife  mittelft  ber  3tuflöfunggfä^igfeit  be§  6!§tor= 
natrium§  in  2Baffer  ju  löfen  öerfu(^te  (.öattl^metrie,  Singler'e  5poI.  ^.  1846. 
62,  302).  ©et)r  merfroütbig  ift,  ba^  fy.  fä)tt)er  baju  3U  belegen  toar,  feine  S5or= 
träge  über  5Jlineralogie  ju  pubüciren;  e§  beburfte  l^ier^u  eine§  ftarfen  SrängenS 
öon  ©eite  9t.  2Bagner'§,  ber  fie  bem  III.  93anb  feiner  Ükturgefc^id^te  1842  bei= 
gab.  S)iefe  '»Dtineralogie  enthält  namentücE)  in  bem  c^emif(^en  Xt)tiU  fet)r  tDid)^ 
tige  Seiträge,  burc^  meldte  anbere  2et)rbüc^er  öortf)ei(^aft  ergänzt  toerben.  Sine 
ber  legten  Slrbeiten  5u(^§'"  toar  bie  über  bie  pt)tjfifaüfc^en  6igenfcf)aften  be§ 
6ifen§ ,  ba§  er  all  eine  bimorp'^e  Subftanj  anfal^ ,  ba§  ©tabeifen  aU  teffarat, 
ba§  Üto^eifen  al§  rl^omboebrifc^  fr^ftaEifirt.  S)arau§  leitete  er  beffen  öerfd)iebenc 
©igenfc^aften  unb  namentlich)  bie  S)oppeInatur  be§  ©ta^t»  —  al§  i3egirung  beiber 
mit  etnanber  —  ab  unb  erftärte  ba§  93rüd)tgtt)erben  be§  ©tabcifenä  bei  längerer 
3}erroenbung,  5.  58.  in  lyoxm  öon  3lc^fcn  au§  ber  Umbilbung  ber  urfprünglici) 
fafrigen  2ertur  in  eine  me^r  ober  meniger  frpftaltinifc^  förnige  burc^  fortgefe^ten 
Si^tag  unb  @to§.  S)ie  praftifc^e  SSertoert^ung  be§  öon  i^m  entberften  2Öaffer= 
glafe§  blieb  bi§  ju  feinem  C'ebenäenbe  eine  !!3ieblingabefcf)äftigung ,  bie  enblirf)  3U 
ber  öon  i^m  Stereorfiromie  genannten  praftifc^en  Scnü^ung  füt)rte,  nämtict)  eine 
3lnmenbung  be§  Söafferglafes,  um  auf  5Jlörtelgrunb  :^ergeftettte  ©emälbe  metter= 
beftänbig  ju  maifien;  eine  ^unft,  bereu  3}or3üge  ö.  IJaulbai^  huxä)  bie  §er= 
ftellung  feiner  großen   äöanbgemälbe  naä)   biefer  9Jtet^obe   anerfannte  unb  öer= 


168  3?«t^^- 

eloigte  („Bereitung,  @igenfc^aften  unb  9Zu^antoenbung  be§  9Ba|ferglafe§  mit  ein- 
f^luB  be'r  ©tereo(|romie",  eine  5Ib^anbtung,  bie  er  furj  bor  feinem  Stöbe  be= 
enbigte,  1855).  x^.  toar  bei  ©rünbung  be§  polt)tcd)nifd)en  S3erein§,  ben  er 
lange  3eit  al§  25orftanb  leitete,  im  ^ntereffe  ber  SJerfiinbung  ber  3Biffenfd)ait 
mit  ber  Sedini!  tl)ätig,  im  «Sinne  jeine§  ^JlottoS:  „5Die  aBifjenfd)aTt  ift  ber  2eit= 
ftern  ber  ^ra!ti!;  unb  biefe  öerirrt  \iä)  o^nt  jene  Ieid)t  in§  büftere  unb  un= 
Begrenzte  9leid)  ber  9}töglid)teit".  5-  erhielt  bieltad^e  Beic^en  attjeitiger  9tner= 
fcnnungen  jeiner  a^erbienfte  für  Sßijfenfc^ait  unb  5pran§;  er  tourbe  jum  ^3]Ut= 
gliebe  ber  Slfabcmien  ber  235iffenf(^aiten  in  SBerlin  unb  SBien  ernannt,  erl)ielt  bie 
t)ö(i)[ten  Baierifc£)en  Drbcn,  ben  5Jtarimiüan§orben  iür  J^unft  unb  SBiffenfdiait, 
ben  preu^ifc^en  rof^en  9IbIerorben  III.  klaffe;  tourbe  1852  gcl)eimcr  Statl)  unb 
in  ben  erBlid^en  3lbel[tanb  er'Eioben.  2:ro^  jeiner  i?rän!Ucf)feit  erreichte  ^f.  ein 
:^o^e§  2llter  unb  blieb  bi§  ju  feinem  ®nbe  geiftig  frifd^  unb  tf)ätig.  3t)nt  a" 
ß'^ren  trägt  ein  ÜJtincral  ben  ''JZamen  ^ud^fit, 

b.  Äobell,  9lfab.  Sentrebc  auf  3-  '^l.  ö.  ^uä)^  1856.  Äaifer,  (BefammcUc 
©d^viftcn  bon  gud^ä.  ©ümbel. 

^ud)Ö:  .^onrab  ^tinxiä)  g..,  Slr^t,  geb.  au  Bamberg  am  7.  S)ecbr. 
1803,  t  m  ©öttingen  am  2.  Secbr.  1845.  (Jr  ftubirte  1821 -"25  in  SBüra-- 
burg  ^Jlebicin,  mar  bon  1825—29  Slffiftent  am  ^uIiu§I)ofpitat  unb  I^abilitirte 
\iä)  na(^  ber  ülüdfe^r  bon  ju  feiner  weiteren  Stusbilbung  unternommenen  Üteifen 
in  i^ranfreid^  unb  Dberitalien  1831  at§  5pribatbocent  an  ber  3öüraburger  4^od|= 
fdiule,  too  er  1883  an^erorbentüd^er  unb  1836  orbentlid)er '^^vofeffor  ber  ^atf)o= 
logie  unb  Dirigent  ber  ^^ioliflinif  bjurbe.  3)er  Umftanb,  ba|  man  it)m  o^ne 
allen  @runb  bie  ^rofeffur  ber  ^:patl)ologic  entzog  unb  i^m  bafür  ba§  gad^  ber 
Slräneimtttelleljrc  übertrug,  lie^  il)n  1838  bie  93erufung  an  ^imtt}'§  ©teKe  nad^ 
©öttingen  annelimen,  bjo  er  anfangt  neben  Gonrabi,  feit  1843  aüein  bie  mebi= 
cinifcf)e  .^lini!  leitete  unb  tro^  mel)rerer  33crufungen  nad^  anberen  ^ocl)fd£)ulen 
bi§  3U  feinem  ^jlöl^lid)  in  i^'olge  bon  ^erjberfettung  erfolgten  Zote  mirfte.  f^. 
geprt  ju  ben  bebcutenbften  ©d)ülern  ©d^oenleinl  unb  tl)eilt  mit  feinem  2el§rer 
\)a§,  @efc£)icE,  bafe  feine  .spauptbebeutung  in  feiner  3BirEfam!cit  al§  ^Irjt  unb 
flinifd^er  £'ef)rcr  befteljt.  Sn  feinen  t)auptfäi^lid)ften  SBerten,  einem  „Sebrbud) 
ber  fpecietten  'Jlofologie  unb  Sl^erapie"  (1845— 47) '  unb  einem  Sßerfe  über 
„3)ie  fran!t)aftcn  SSeränberungen  ber  .!paut"  (1840 — 41),  bertritt  er  bie  fi)fte= 
matiftrenbe  9iicE)tung  ber  naturl)iftorif(^en  ©d£)ule  in  übertriebener  äBeife,  fo  ba^ 
bie  befonber§  in  le^terem  2Berfe  fel^r  reidilidt)  borl)anbenen  5^ü(^tc  eigener  33e= 
obad)tung  unb  tiefen  ©tubium§  burd£)  ba§  üppige  ßaubwerf  einer  mand^mat 
l)ödC)ft  befremblidien  ^Jlomendatur  berbedt  Werben.  6§  ift  bieg  um  fo  aufiaEen= 
ber,  als  g.  felbft  bie  ©t)fteniatif  al§  'Otebenfac^e  unb  bie  natur^iftorifd^e  ÜJle= 
tl)obe  al§  ba§  tt)efentlid)c  ber  bon  i'^m  bertretencn  mebicinifdfien  ©diule  bejeidfinete 
unb  bemgemä^  and)  in  feiner  ^lini!  berfulir.  ©rofee  23orliebe  jeigte  ^.  für 
l)iftorifd)=batl)ologifi^e  ^^orfc^ungcn ,  bie  er  tl)eil§  in  Sournalauffä^en,  f^eilS  in 
befonberen  ©c^riften  niebeiiegte.  ^n  biefer  9iid^tung  t^at  er  ba§  befonbere  33er= 
bienft,  bie  ßpibemien  be§  "^eiligen  geuerS  im  Mittelalter  juerft  al§  Mutter!orn= 
33ranbfeu($en  bargef^an  3U  l^aben;  au(^  bett)ie§  er  in  feinen  „^iftorifd)en  Unter= 
fud)ungen  über  Angina  maligna  unb  \i)x  35er^ättni^  ju  ©d^arlad^  unb  ßroup" 
(1828),  bie  gtic^tibentität  be§  fogen.  ©arotillo  (S)ip^t^eric)  unb  be§  ©d^arlac^S. 
S5iel  befc£)äftigte  er  fid)  mit  ber  ©i)pl)ili§,  toie  bieg  nid)t  nur  bie  ^erauggabe 
älterer  ©c^riftfteKer  über  biefe  ^ranl^eit,  fonbern  auä)  bie  bon  i'^m  über  bie 
ßntfteliung  berfelben  au§  ben  fogen.  2:l)t)miofen  aufgeftettte,  freiließ  wenig  n)al)r= 
fd)einlid)e  §^potl)efe  beweift.  S^on  fonftigen  ©d^riften  ift  nod§  eine  3lrbeit  über 
@e:^irnerWeic^ung  (1838)  lierborju'^eben ;  im  übrigen  mu^  auf  bie  eingaben  bei 
gaEtfen  (Meb.  ©d^riftfteller=SeE.  38.  133)  unb  in  dngelmann'S  Bibl.   med.-chir. 


Suc^§-  169 

unb  Suppl.  bertDiefen  toerben,  g.  l^at  jueift  bie  Scabies  Norvegica  in  S)ci|ti(^= 
lanb  Beobaditet;  er  ift  ber  33egrünber  ber  paf^ologijtfi^anatomiji^en  ©ommtung 
ber  Uniöeijttät  ©öttingen.  2tn  ^Inerfennung  l^at  e§  bem  bur(^  ec^te  Humanität 
auSgejeidineten  SSlann  toeber  jeiten§  feiner  3af)trei(^en  ©d^üler,  noc^  öon  (Seiten 
feiner  Goßegen  (Slöa'^t  3um  ^^^rorector),  noc^  feiten§  ber  ^annoberfc^en  Otegicrung 
(Serlei'^ung  be§  i5ofrat^titeI§ ,  Sßelfenorben) ,  no(^  enblid)  feiten§  n)iifenf(i)aft= 
lid^er  S}ereine  unb  ©ocietäten,  ttiel(^e  it)m  S)it)tome  at§  OMtgüeb  ober  (J!^ren= 
mitgltcb  öerlie^en,  gefel^lt. 

giefrolog  öon  9t.   2Bagner  in  Seil,  ju  dlx.  354  ber  2lug§b.  9tIIg.  3tg. 
bon  1855.  .^ufemann. 

?5utOS:  Seon^arb  fy.,  5tr3t,  ben  17,  i^an.  1501  in  Söembingen  (©c^toaben) 
geboren,  Bejog,  nad^bem  er  ben  erften  Unterrid)t  in  .^eilbronn  unb  fpäter  in 
ßrfurt  genoffen  ^atte,  im  ^.  1519  bie  Uniöerfität  3U  ^ngolftabt ,  luo  er  fic^ 
auf§  eifrigfte  mit  bem  ©tubium  ber  grietfiifc^en  unb  tateinifcf)en  ©prac^e  unb 
5p§ilofopl)ie ,  fobann,  naä)  Erlangung  ber  Söürbe  eine§  Magister  artium  bona- 
rum,  mit  bem  ©tubium  ber  5Jlebicin  bef(i)äitigte  unb  im  S.  1524  ben  S)octor= 
grab  erlangte.  @r  l^abititirte  fid)  3uerft  at§  ^trgt  in  5Jlün(^en,  feierte  aber  fc^on 
1526  nad)  ^ngolftabt  jurücf  unb  trat  t)ier  als  Se^rer  ber  0}tebicin  auf;  1528 
folgte  er  einem  Stufe  a(§  ^^eibarjt  be§  ^arfgrafen  Don  2In§bac^  unb  berbtieb 
in  biefer  ©teUung  mit  einer  furjen  Unterbrecf)ung  im  ^.  1533,  in  meldiem  er 
eine  Ernennung  al§  ^Profeffot  ber  5)tebicin  in  ^ngotftabt  erhielt,  aüein  biefe§ 
5lmt  nad)  furjer  3^^^  i"  lyotge  religiöfer  5)h^t)eEigIeiten  (5.  öjar  ein  eifriger 
^roteftant)  mieber  amgab ,  bi»  jum  ^atire  1535.  6bcn  bamal§  erhielt  er  eine 
fel^r  e'tjrenboHe  Berufung  al§  ^^rofeffor  ber  5Rebicin  an  bie  noc^  jugenblid^e 
Uniberfität  naä)  Tübingen  unb  !)ier  f)at  er  bi§  ^u  feinem  am  10.  9Jtai  1566  er= 
folgten  2obe  gelebt.  —  fy.  nimmt  unter  ben  Üteformatoren  ber  5Jlebicin  im 
16.  ^a"^rt)unberte  eine  l^erborrogenbe  unb  et)renboIIe  ©teEung  ein,  bor  bielen 
berfelben  aber  5ei(i)nete  er  ficf)  burc^  eine  anerfennenstoertfie  Unbefangen"^eit  aus, 
toelc^e  if)m  namentlich  geftattete ,  bie  großen  y^ortfctiritte ,  toetcE)e  bie  3(natomie 
burc^  bie  Seiftungen  3}efar§  erfa^^ren,  richtig  ju  fc£)ä^en,  unb  i'^n  babor  fctiü^te, 
bei  aller  2Inerf ennung ,  bie  er  ^ippofrate§  unb  @alen  jollte ,  ein  bloßer  i>ane= 
gt)rifer  biefer  großen  SJldnner  ^u  toerben;  fein  anatomifd§e§  Set)rbu(^  („De  cor- 
poris humani  fabrica  epitome'',  Tubing.  1551)  ift  eine  ber  erften  anatomifc^en 
©c^riften,  au§  toeldier.  bie  beutfcfien  Slerste  mit  ber  33efal'fd)en  9lnatomie  befannt 
gemorben  finb.  —  ©ein  .^auptbeftreben  toar  auf  bie  äöiebert)erftellung  ber 
gried§if(i)en  9Jlebicin,  auf  bie  Steinigung  berfelben  bon  ben  arabiftifd^en  2lu§= 
toü(f)fen  '^ingericfitet ,  bon  toeldien  bie  alte  flaffifc^e  Jpeilfunbe  tod^renb  bc§ 
5}tittelatter»  übermuc^ert  toorben  tear;  biefer  Stufgabe  mar  er  bermittelft  einer 
grünblid)en  :pl)ilologif(^en  Silbung  unb  eine§  fci)arfen  fritif(^en  S5erftanbe§  too^l 
getoai^fen,  unb  in  eben  biefer  Seiftung  ift  fein  SJerbienft  um  bie  görberung  ber 
3)tebicin  gu  fu(^en;  3u  einer  eigentlich  l^robuctiben  J^ötigfeit  ift  {y.  auf  biefem 
©ebiete  nicfit  gefommen.  ©eine  überaus  jal^lreic^en  ©d)riften  (bgl.  ba§  5}er= 
äcidini^  in  ,g)aller,  Bibl.  pract.  I.  ©.  523)  finb  tl)eil§  Se'^rbücJier,  t^eit§  fritifd^e 
©d^riften  ,  t^eitS  ßommentarien  ju  ©d^riften  giied£)if(f|er  ^erjte ,  bon  melct)en  er 
einzelne  neu  ebirt  unb  in  tateinif(^er  Ueberfe^ung  beroffentlid^t  t)ai.  ©ine  ni(^t 
Weniger  gro^e  93ebeutung  fommt  ben  Seiftungen  bon  {y-  in  ber  23otani!  ju;  er 
ift  näd£)ft  25runfel§  ber  erfte  gemefen  ,  ber  fid^  in  felbftänbiger  Söeife  mit  bem 
©tubium  einl)eimifdf)er  ^pflanjen  befd^öftigt,  eine  gro^e  3ö^I  berfelben  natur= 
getreu  befc^rieben,  unb  biefe  ©d^ilberung  burd^  gute  Slbbilbungen  (^olä= 
fd^nitte)  iltuftrirt  l^at.  ©ein  botanifd^eS  SSer!  („De  liistoria  stirpium  commen- 
tarii  etc.")  erfd^ien  3uei-ft  1542  in  35afel,  fpäter  bon  i^m  felbft  in 
beutfd^er  Uebcrfe^ung  (al§  „"Dteto  Äreuterbud^")  1543  ,   fobann  fran^öfifd^ ,   l^ol= 


170  5uc^-- 

tänbij^,  ]pam]ä)  k.  ü6erfe|t.  —  fy.  '^atte  eine  neue  unb  ei-toeitette  ^luegabe 
biefer  ©cCiriit  öoi-6ereitet ,  tarn  aber  ni($t  pr  ajerötfentlid^ung  berfelben ,  ba  er 
öor  eriolgtem  5lbbrucfe  ber  ^olsfd^nitte  ftatB.  UeBer  ben,S}crl6(eib  be§  Wanu= 
ycripteg  ift  nic^t§  befannt  selüotben,  bie  in  C^Jotj  gefd)nittenen  gornien  tourben 
äcrftreut;  ein  2^eil  berfelben  Blieb  in  Tübingen,  Wo  er  öiclleid)t  no(^  je^t  aui= 
bett)af)rt  wirb,  ein  anberer  foll,  tok  Apaüer  mitf^eitt,  in  ben  23efit[  üon  ©efjner, 
einem  g-reunbe  öon  f^.,  gefornmen  fein.  2)ie  Seiftungen  öon  fy.  fanben  fd)on 
5U  feinen  Sebieiten  eine  fjo^e  ^tnerf ennung ;  er  ift  ber  erfte  beutf(^e  mebicinif(i)e 
(Selet)rte,  ber  einen  Sinf  naä)  bem  9tu§Ianbe  (naä)  5)ßifa)  erf)Qlten  l)at,  ber  Äaifer 
Äart  er'^ob  i:^n ,  o'^ne  ba^  er  felbft  ^ier^u  irgenb  einen  ©d^ritt  getl^an  fiatte, 
in  ben  ^bel§ftanb.  S)ie  banfbare  ^Jlat^tuelt  T)ot  feinen  ^Jlamen  in  ber  Sctani! 
in  ber  Gattung  „S^u^fia"  bereföigt  unb  i^m  einen  e'^renbollen  5pia^  unter  ben 
„SSätern  ber  beutfc^en  5|>flan3enfunbe"  eingeräumt. 

Ueber  fein  £eben  ögl.  @eo.  ^i^ler,  Oratio  de  vita  et  morte  D.  L. 
Fuchsii.  Tubing.  1566.  —  2lbam,  Vita  germanor.  medicor,  p.  172.  — 
"Diiceron,  Mem.  pour  servir  k  l'hist.  des  hommes  illustr.  etc.  T.  XVIII.  p.  214. 

—  ^o:^.  33oigt,   93rieftür(^fel  ber   berüt)mtt'ften   ©elel^rten  be§  3eittttter§  ber 
Oleformation   mit   ^erjog    9(lbrei$t   bon  '^i-'f^Bcn.     ilönigSb.  1841.  ©.  260. 

—  Ueber  feine  Seiftungen  in  ber  Sotanif  ögt.  ^et)er,  ©ef(i)id)te  ber  33ütanif. 
q3b.  IV.  ©.  309.  .^g§b.  1857.  9t.  .^irfd). 

gud)Ö:  'li^anl  ö.  g.,  geb.  am  15.  2)ec.  1640  au  Stettin,  geft.  am  7.  9lug. 
1704  auf  feinem  @ute  9)iatd)om  bei  ^Berlin,  ein  preu^ifd)er  8taat§mann.  ßiner 
angefe^enen  ^^-amilie  @tetttn§  cntfproffen  —  fein  SBater  toax  bort  ^4>vebiger  ju 
©t.  Sacobi,  fein  müttcrlid)er  ©ro^öater  ^^aul  i^riebeborn,  5ßürgermeifter  unb 
SSerfaffer  einer  @efd)id)te  ber  ©tobt,  fein  O'^eim  'i^^aui  ^-riebeborn  ftanb  feit 
1646  im  S)ienfte  ber  Äurfürftin  Souife  ^^-»enriettc  —  crtoarb  fid)  ^aul  b.  3^. 
auf  bem  (Si^mnafium  ju  ©tettin  unb  auf  ben  Uniticrfitäten  ©reifsmalb,  ,^etm= 
ftäbt,  ^ena,  Setjben  unb  ^-ranefer  fomie  auf  ben  steiferen  ober  nad)  ben  ©tubien= 
iaJiren  nad)  ©ngtanb  unb  ^yranfreic^  unternommenen  Steifen  öielfeitige  Utterorifd)e 
Äenntniffe  unb  praftift^e  Slnfc^auungen,  tt)cld)e  er  junäd^ft  für  bie  S^uriSbrubenj 
öertoertl^cte.  ©c^on  in  Set)ben  21  S^a^re  alt  öerfaBte  er  juribifd)e  Nabelten  in 
Iateinifd)cr  ©brad)e,  meldie  fpäter  1671  öon  i'^m  mit  einer  5parapf)rafe  ber 
3^uftinianifd)en  ^nftitutionen  tierbunben  in  mehreren  9luflagen  at§  eine  fl)fte= 
matifdic  Sarftellung  ber  ^)ted)t§Iet)ren  ^Verbreitung  fanben.  5Diefe  litterarifd)e 
S^dtigteit  unb  ber  Oluf  feiner  !:Rebnergabe  unterftü^t  burd)  bie  ©unft  be§ 
Gberbräfibenten  Ctto  öon  ©c^merin  bcrfd)afften  i'^m,  nad)bem  er  eine  furje 
3eit  in  SSerlin  al§  9tbt)ofat  beim  §of=  unb  i?ammergerid)t  tt)ätig  gemefen  mar, 
1667  bie  ©teile  eine§  orbenttic^en  ^$rofeffor§  an  ber  Uniüerfitdt  Suieburg  ,  mo 
er  brei  ^ai)Xi  neben  feinem  5(mte  al§  '^crborragenbeä  ÜJUtgtieb  be§  bortigen 
^re§bt)terium§  ben  ^ntereffen  ber  Üteformirten  unb  i'tirer  in  granfreid)  öerfolgten 
@Iauben§brüber,  an^  bereu  ''HHtte  er  feine  erfte  ©ema'tilin  erlDät)(t  "^atte,  befon= 
bere  5lufmerffam!eit  jutoanbte.  35om  Äurfürftcn  1670  al§  @et)eimfecretär  na^ 
Berlin  in  ben  tjo^ern  ©taat§bienft  gebogen,  ma(^te  er  fid)  1672  burd)  eine  unter 
bem  Dramen  Sinqerus  Germanus  beröffentlid)te  i5lugfd)rift ,  in  tüetdier  er  bie 
bom  ^urfürften  jur  9iettung  ^oKanbg  ergriffene  ^olitif  re^tfertigte,  al§  ^Publicift 
e!§renboE  befannt  unb  ftieg  bei  mad)fenber  Stnertennung  feiner  Seiftungen  1679  ^um 
^ofrat:^  unb  f($lieBti(^  am  4.  ©ept.  1682  jum  mirflidjen  @e'f)eimen9lat^e,  ali  toeli^er 
er  fi(^  big  na'^e  an  feinen  Zoh  (1702)  in  ber  bauernben  ©unft  be§  großen  ^urfürften 
unb  feines  5lac^iotger§  behauptete.  S)ie  ^itgtieber  bc§  branbenburgifd)en  ©e'^eime» 
ratf)e§,  beftimmt  ben  ^urfürften  in  feinen  9tegierung§^anblungen  "fowol)l  in  if)rer 
©efammt^eit  al§  einzeln  at§  9tatf)geber  unb  oberfte  SSermattcr  ber  t)erfd)ie= 
benften  Sienftatoeige  ju  unterftü^en,  toaren  nic^t  mie  bie  fpäteren  gjlinifter  einem 


5uc^§.  171 

gac^e  au§y(f)Iie§Uc^  juget^eilt,  jonbern  luui'ben  unter  Serüiiiic^tigung  i'^rer  Seiä^t= 
gung  unb  be§  23ebüi-|ntjfe§  jugleic^  für  mannigiattige  ©taat§gefrf)äite  in  9tn|pru(^ 
genommen,  ©ein  öieljeitigeg  äöiffen  mad£)te  5-  S^"ä  BcfonberS  für  ^otd^en  33eru| 
geeignet,  ©eine  9lmt§tt)ätig!eit  umfaßte  ha^tx  neöen  ben  au§n)ärtigen  3tnge= 
tegen'^eiten,  in  benen  er  abttjedfifetnb  bie  ©efd^äfte  eine§  9Jtinifter§,  biplomatifd^en 
25ot|(f)a|ter§  unb  ^ubticiften  öerfa^,  äugteid)  bie  ftänbifc^en  SSer'^ättniffe ,  bie 
ofierfte  ^PoftberlnaUung ,  bie  Äirt^en,  Uniöer[itäten  unb  Selben,  ^eitroeife  aud^ 
^u[ti5fa(i)cn,  toie  er  benn  fogar  feit  1698  at§  geheimer  Ärieg§ratf)  qu(^  ju  ben 
militärifc|en  Verätzungen  lEjinjugejogen  tüurbe.  Dieben  ber  atigemeinen  5lner= 
!cnnung,  i)aB  er  bei  grünbücEier  @ef($äit§fcnntni^  bci§  ^ntereffe  feines  5üT-"ften 
mit  ßifer  unb  2reue  öerfoiiiten  ^abe,  türmen  bie  geitö^noffen  inSbefonbere  bie 
gortf($ritte ,  loeldie  ha^  ^^softtuefen  unter  feiner  Seitung  gema(i)t  fo  mie  feine 
anbauernbe  ©orge  für  bie  nacf)  Sranbenburg  geflüditeten  Üteformirten,  beren  @e= 
meinbe  in  Serlin  i|m  eine  il^rer  (5nttt)icftung  gebeif)Iii^e  Organifation  (Septbr. 
1684)  öerbanfte.  2tn  ber  Stiftung  ber  Uniüerfität  ipaHe  (1694),  beren  erfte 
ßinric^tung  unb  Vefetiung  fein  3öer!  ift  unb  bie  er  burcE)  eine  ^yeftrebe  ein= 
loeit)te,  fotoie  an  ber  ©tiftung  ber  9(fabemie  ber  SBiffenfc^aften  in,33erlin  ^at  er 
fi(f)  in  öerbienftüd^er  SBeife  betlfieiligt ;  auf  bie  Berufung  ^pufenborfg  fiat  er 
i)auptfäcf|ti(^  l^ingemirtt.  91i(^t  minber  toirb  anbererfeit§  feine  @efd)i(f(i(f)feit  aU 
politifc^er  Ünter'^änbter  unb  feine  UeberrebungSgabc  l^erborge^oben.  ßönig 
ß^riftian  V.  öon  Sänemarf  "^ot  einmal  fc^er^enb  fid)  biefen  58otfc§after  öerBeten, 
ber  xi)n  baf)in  bringen  tonnte,  einmal  ba§  ^embe  öom  Ccibe  toeg.jugeben.  5tt§ 
©taatgmann  eignet  er  fid)  au§  eigener  Ueber^eugung  bie  Öefii^tSpunfte  an, 
melc^er  fein  großer  ^yürft  in  bem  legten  ^a^^rjc^nt  feiner  ^Regierung  in  feinen 
politifct)cn  Kombinationen  öerfotgte,  gegen  bie  ^räponberanj  granfreidfig  einen 
offenen  .^am^f  erft  bann  3u  toagen,  toenn  man  be§  Seiftanbe§  6nglanb§  unb 
^oHanb§  ftd)er  »äre,  bi§  ba'^in  aber  ^ranfreicf)  burd^  biplomatifc^e  ©c^ai^jüge 
mögli(J)ft  öon  neuen  aggreffxüen  ©(i)ritten  abju'^alten.  ^n  biefem  ©inne,  "^at 
ö.  5.  an  ben  5lctionen  feine§  ^-ürften  mä'^renb  ber  ^af)xt  1681 — 1684,  toel($e 
ju  allgemeiner  3lnerfennung  eine§  3man3igjä"^rigen  SßaffenftiHftanbeg  (15.  2lug. 
1684)  fül)rten,  t'^ötig  mitgetoirft.  3l(§  bie  ©reigniffe  be§  ^.  1685  neue  35e= 
forgniffe  öor  fran3öfif{f)en  ©cttialtfcfiritten  namentlirf)  unter  ben  ebangelifc^en 
dürften  ermetiten,  würben  bie  bamalS  bon  5.  bur(^  feine  @efanbtf(i)aft§reife 
nac^  ^ottanb  bemirfte  SluSfö'^nung  be§  ^rinjen  öon  Oranien  mit  3lmfterbam 
unb  ber  in  t^-olge  beffen  smift^en  SSranbenburg  unb  i^oEanb  am  23.  3luguft 
1685  abgefc^loffenen  SefenfiD=2;ractat  al§  bebeutenbe  biblomatif($e  Srrotge  aner= 
fannt.  2lucf)  wenn  er  am  22.  5Jlärj  1686  im  Flamen  be§  Äurfürften  jenen 
9}ertrag  ju  ©taube  brai^te,  in  met(^em  Sranbenburg  für  feine  Stnfprüc^e  auf 
©d)(efien  fitf)  mit  ber  2lbtretung  be§  ©ctjtüiebufer  .^reife§  abfinben  lie^,  fo  fc^eint 
er  gtei(^  bem  Äurfürften,  biefe§  Opfer  nii^t  für  3u  'ijoäj  gefunbeu  3U  l)aben,  um 
baburc^  ein  enge§  3uf'Jt^^ßnge'^en  mit  Cefteia'eic^  gegen  ben  gemeinfamen  fyeinb 
{jerbei^ufü^ren.  ®er  'hinter  feinem  Ülüden  babei  öon  Oefterreid)  gefpieltc  betrug 
mürbe  i^m  erft  brei  ^af)xz  fpäter  befannt.  6in  6efonber§  glü(iti(^e§  ^^elb  für 
feine  biötomatifc£)e  X^ätigfeit  fanb  5-  in  ben  bamalä  jtcifclcn  S)änemar!  unb 
.'öolftein=@ottorö  auSgebrod^enen  ©treitigfeiten.  @§  lag  im  ^ntereffe  33ranben= 
burg§  äu  öer^inbern ,  ba^  S^änemarf  nic^t  in  feiner  33ebrängni^  fic^  g^ranfreidt) 
in  bie  3lrme  merfenb  al§  beffen  SunbeSgenoffe  in  bem  in  9(u§fi($t  fte^cnben 
Kriege  51orbbeutfdf)lanb  bebro'^e.  g^.,  meli^er  ju  einem  ber  öermittelnben  531inifter 
ernannt,  an  ben  brei  ^at)xt  '^inburd)  fortgefe^ten  2lu§gleic^ung§üerfu(^en  in  ^tx= 
öorragenber  3Beife  bett)eitigt  mar,  'gelang  e§  burd)  eine  ^}teife  nadi)  «S^openl^agen 
biefelben  in  bem  2lltonaer  33ertrage  20./30.  ^uni  1689  jum  ^Ibfd^luß  ju 
bringen.    5luc^  nad^  bem  2obe  griebric^  2Sill)elm§  blieb,  fo  lange  Sandelmann 


172  5"cO^- 

ba§  9lubei-  be§  ©taateS  lenftc ,  bie  branbenburgiidfie  ^olitif  ben  atten  @i-unb= 
jä^en  getreu,  ©obalb  bal^ev  2ÖU:§etm  öon  Dtanien  im  ©ommev  1688  feine 
5lb[ii)ten  auf  ßnglanb  offen  barlegte,  —  e§  gefc^a'^  bic§  in  ber  gel^eimcn  3u= 
fammcnfunft,  föel^e  jtoifdien  i^.  unb  !Corb  93entincE  im  ^uU  ju  ßette  ftattfanb, 
ttjuvbe  oon  branbenburgifd^er  (Seite  ba§  Untcrne'^men  ebenfo  eifolgveic^  burc^ 
mititärifc£)e  S)emDnfti-ationen ,  toie  burd)  2}er'^Qnblungen ,  toelä^t  i^.  barüber  mit 
ben  tt)elfifc£)en  g^ürften  unb  mit  ^oHanb  pflog,  geförbert.  ^U  öoEenbä  äöil= 
:§elm  III.  al§  Äönig  üon  ©nglanb  bie  gro^e  Slüianj  gegen  i5"i-'Qiifi''ciii)  1689  ju 
Staube  bvad)te,  I)at  <}.  mät)renb  ber  S)Quer  bc§  langen  Äampfeö  big  jum 
i^rieben  3u  3iij§iDirf  (20.  ©eptbr.  1697)  jum  SBeften  ber  gemcinfamcn  ©adie 
eine  reiche  bipIomatif(i)e  2;t)ätigfeit  entfaltet.  5Die  ^Jli^bcrtjältniffc ,  tnetc^e 
äur  3eit  biefeg  i?frieben§  3n)ifd)cn  bera  Äurfürften  unb  ilönig  äöil^elm  III.  i)er= 
bortraten,  übten  bamalS  aud)  ouf  bie  äußere  (Stellung  be§  Diplomaten  einen 
empfinblid)en  9tücfid)lag  au§.  (Seit  ber  3eit,  tno  fy.  bem  furfürftUd)en  ^ofe 
näi)er  trat,  tt)ar  berfelbe  fotoo'^l  unter  bem  altcrnben  3-ürften  mie  unter  feinem 
jungen  ^Jtad^folger  anbauernb  ber  St^auplat^  bon  ^4><ii-'tci=Umtrie6en  unb  perfön= 
lid)en  9teibungen,  toetdier  Umftanb  bon  bemjcnigen,  ber  fic^  auf  bemfelben  be= 
Ijaupten  moEte,  ein  forgfältige^  unb  finget  Slbmeffen  feinc§  Sßer^ltenS  forberte. 
^.  fet)tte  biefe  ^lugt)eit  nid)t,  bie  freilid)  fidj  nid)t  immer  ftrengc  innerl)alb  ber 
©renken  bc§  fittlii^en  l^ielt.  S3i§  jum  2;obe  g^riebrii^  3Bill)elm§  ift  fein  Sd)tt)anfen 
in  feiner  Stellung  bemerfbar.  Äf.  ^^riebrid^  III.  aber  berpflid)tete  er  fid)  fogleid^ 
in  ben  erften  3at)ren  burd)  einen  ätoiefadien  Sienft ,  einmal  inbem  er  nic^t  nur 
ba§  gegen  bie  .öauSgefcije  bcrfto^enbe  2eftament  bc§  großen  ^urfürften  um= 
flogen  t)alf ,  fonbern  aud§  einen  t)erborragenben  ^^lntf)eit  an  ben  iBer'^anbtungen 
nai)m,  bur(^  lDcld)e  jur  S3erut)igung  be§  gutmüt^igen  ^urfürftcn  ber  junädift 
baburd)  benad)tt)eiligte  Stiefbruber  beffelben,  5J]arfgraf  ^t)ilip|)  äöill)clm  3U 
freimiEiger  ßntfagung  feiner  3lnfprüd)e  (3.  ÜJlär^  1692)  beftimmt  lüurbe,  bann 
aber,  inbem  er  burc^  ben  Xractat  über  bie  ^urüdgabe  bon  Sd)miebu§  (20.  S)ecbr. 
1694)  ben  9{eber§,  beffen  9lu§ftettung  ba§  (^^emüf^  be§  .^urfürften  bebrüdte,  au§  ber 
SCßelt  fd^affen  I)alf.  2)er  9ftcid)tl^um,  ben  Or-  ii"  33ertauf  ber  ^al-)Xt  anfammelte 
unb  3um  2l)cil  auf  ben  Slntauf  bon  ©ütern  in  ber  ^J)]ar!  unb  in  ^4>reuBen 
(noc^  erinnert  ^^ud^g^ofen  bei  ,$?önig§bcrg  an  il)n)  berloaubte,  unb  feine  gr'^ebung 
in  ben  3lbel  1684,  bemcifen,  ba^  feine  2)ienfte  audt)  nid^t  unbelo^nt  blieben. 
2ll§  nun  feit  ber  ^^it  i>e§  9it)§mider  ^^riebenS  ber  bereinigte  (äinflu§  ber  Äur= 
fürftin  unb  be§  gaboritett  Äolbe  bei  bem  ^urfürften  auf  ben  Sturj  be§  bi§= 
Ijerigen  6)ünftling§  b.  S)andelmann  mit  mai^fenbem  Erfolge  Einarbeiteten ,  ha 
l)atte  i^.  alle  Urfad)e ,  im  eigenen  ^ntereffe  benfelben  ab^uroeliven ;  benn  ma§  man 
ber  5]3oIiti!  b.  3)ancEelmann'§  jum  3}oriüurfe  mad)te,  ju  ftarfe  i^inneigung  5u  6ng= 
lanb  unb  perfönlidf)e  5lbneigung  gegen  bie  ^5nig§ibee,  traf  in  gleid^em  53laa§e 
aud§  i§n.  ^n  ber  2;f)at  foE  i^.  bem  ^'urfüvften  bie  nad^tl)eiligen  ^^olgen, 
tt»eld^e  bie  Entfernung  b.  5i)andelmann'§  auf  ben  6ang  ber  ©efd^äfte  ^aben  werbe, 
nadibrücElid^  borgefteEt  l^aben.  3ll§  b.  2)andelmann  aber  bennod()  im  ©ecember  1697 
in  Ungnaben  entlaffen  mürbe  unb  ber  Äurfürft  bon  jebem  ^Jlitgliebe  be§  @c= 
Ijeimenraf^S  ein  Urtl^eil  über  ben  ©ntlaffenen  berlangte,  ha  bebadjte  fid^  fy. 
nid)t,  ben  Unglüdlid^en  mit  SBefd^ulbigungen  ju  überl§äufen,  bereu  ttieilmeife 
nad)mei§lidie  Unn)al)r{)eit  nur  in  feinem  33eftreben  bem  .^urfürften  p  SBiEen  au 
fein,  i^re  ßrflärung  finbet.  Seine  Sage  bcfferte  fid^  tro^bem  ni^t ;  ftatt  be§ 
i^m  tool)lgefinnten  Dandelmann  buhlten  je^t  um  bie  ©unft  be§  g^ürften  @eneral 
b.  SBarfuB  unb  ber  Äammer^err  Äolbe,  toeld)e  beibe  il^n  gleid^mäfeig  anfeinbeten. 
3lt§_5.  boEenbS  bei  @elegenl)eit  be§  1698  auf§  neue  mad^gcrufenen  Äönig§= 
5proie!te§  in  einem  (Sutad^ten  me^r  abmaljnenb  al§  ^uftimmenb  fic^  erflärte,  mürbe 
er  bon  ben  meiteren  SSerl^anblungen  über  baffelbe  obfid^tUc^  fern  gehalten,     ^it 


Suc^§-  173 

Unmutig  empfanb  er  c§  gleich  ben  üBtigen  ßoHegen  be§  @e'§eimenrat'^c§,  tnie  ^olbe, 
jeitbem  bie  j?önig§fröming  öoH^ogen ,  o"f)ne  gfjlitglieb  jene§  ßoHegium^  ju  fein 
obei;  e§  toctben  äu  tüoEen,  bie  toid^tigflen  (Staatögefc^äfte  unofi^ängig  öon  bem= 
felben  auSjü'^rte,  unb  in  i^Igen  einen  biplomatijd^en  @ef)ülicn  gefunben  l^atte, 
ber  i'^n  Q.  entbe^rlid^  cvfd)einen  lie^.  2ll§  bie  alten  ütät^e  fic^  barüBer  unäu= 
frieben  äußerten,  nöt^igt  fie  ein  SSefel^l  be§  Äönig§  (^ai  1701)  fd)riftli(^  a« 
erÜären,  toaS  fie  an  bem  @ünftting  auSjufe^en  {)ätten.  (Steirf)  ben  anbern  er= 
niebrigt  fic^  aud§  5-  ^^3",  j^be  Unjufrieben'^eit  in  2lbrebe  3u  ftellen.  Sennod^ 
toii-b  i'^nen  bie  ©träfe  ni(^t  erlaffen ;  für  eine  gro^e  ^(^^  berfelben  finbet  fid§ 
in  ber  näi^ften  3ett  2lnta^  fie  abjufe^en  ober  jur  2lbban!ung  ^u  nöf^igen. 
3luc^  f5-  toirb  geftraft,  inbem  ba§  mit  ber  ^poftüeilüaltung  big  ba^in  öerbunbene 
fel§r  einträgliche  3lmt  eine§  5|3oftmeifter§  öon  bemfelBen  getrennt  unb  ^olbe  ü6er= 
toiefen  toirb.  516er  f^.  öertä^t  barum  bocf)  feinen  S)ienft  ni(f)t,  „tä^t  fein  ^Jlx^= 
öergnügen  Blicfen,  melbet  ein  ^eitgenoffe,  unb  affectirt  ni(i)t§  al§  fein  SSergnügen 
3U  fuc^en."  ^n  ber  Zi)at  ^at  er  toä^renb  feiner  legten  ßeben§ia"f)re  ben  un= 
bebingten  f^ürftenbiener  nic^t  beileugnet.  Obgleich  f)inter  ^tgen  fi(f)tlic^  3urUcE= 
gefegt ,  ^ulbigt  er ,  too  \i)m.  politifd)c  Stngetegen'^eiten  aufgetragen  tüerben ,  ber 
neuen  5politi!  be§  -ipofeg.  ©djtDerli^  ift  e§  feine  Ueberseugung ,  icenn  er  im 
Wäx^  1700  bie  Üleutraütät,  3u  ber  fit^  ber  ^önig  beim  Slugbrud^  be§  norbifd^en 
Äriege§  entfc^tie^t,  in  einem  ©rla^  an  bie  ^reu^ifc^en  93otf(f|after  im  2lu§Ianbe 
red)tfertigt.  S)iefer  ©efügigfeit  berbantt  er  e§  bann,  ha^  er  im  Stuguft  1702 
in  ben  9iei($§  =  f^reil^errnftanb  erl^oben  unb  1703  ba§  S^renamt  eine§  ^anjterS 
öon  ^interpommern  er£)ielt. 

gtanfe,  ®enefi§  b.  ^^r.  ©t.  2.    S)rot)fen,  ^reu^  ^Potiti!  III.  3  unb  IV.  1. 
^.  ö.  ©a{|)iu§,  ^:)3aut  ü.  guc^S.  1877.  X'i).  §irfc^. 

g-ll^Ö:  SBilt).  i^.,  Dr.  philos.,  33erg=  unb  ^üttenmann,  jule^t  Dirigent 
be§  53tontantDefen§  in  ©erbten,  geb.  1802  (?)  ju  Seutfd^au  im  S^l^'itx  ßomitate, 
geft.  28.  ^an.  1853  ju  Seigrab,  toar  ber  ©ol^n  eine§  ^aftor§  unb  <Büptx= 
intenbenten,  ber  i^n  ba§  (St)mnafium  in  Semberg  befuc^en  tie^.  ^aä)  be§  3}ater§ 
früf)em  2;obe  mu^tc  ^•.  bei  fe'^r  beengten  S5ermögen§öer^öttniffen  trachten,  ein 
möglief)  rafd§  jur  SSerforgung  fü^renbe§  33robftubium  ju  ergreifen  unb  ttJä^Ue 
!§ier3u  bie  |)^armaceutifc^e  Saufba^n.  1826  macf)te  er  in  3Bien  ben  öorf(f)rift§= 
mäßigen  p^armaccutif(^en  ßur§  bmc^  unb  betrieb  in  feinen  ©tubien  mit  fSox= 
üebe  6!§emie  unb  SSotani! ,  in  ber  i'^n  ^acquin  I)itfreic£)  unterftü^e.  ^flac^bcm 
er  burcf)  eine  3lbt)anb(ung  über  bie  Srennberger  ^ec^fol^te  fid^  ben  S)octor!§ut 
ertoorben  ^atte,  übernahm  er  bie  ^erau§gabe  eine§  <g)erbarium§  ber  gtora  öon 
©d^neeberg,  o^ne  aber  ©lürf  bamit  ju  "^oben.  5Iuf  einer  Steife  tourbe  j^-.  in 
ß^emni^  ber  3lrt  öon  bem  bergmännifi^en  Seruf  angezogen ,  ba^  er  fid£)  ent= 
fd^to^,  noc^  nact)träglid^  bie  montaniftifd^en  ©tubien  aufzugreifen  unb  bejog 
1832  bie  S3ergafabemie  bafelbft,  bie  er  gut  tiorbereitet,  toie  er  loar,  in  einem 
^a'^re  afolbirte,  fo  ba^  er  fct)on  1834  at§  ^^laftifant  beim  ^robieramte  ju 
©d^möKni^  eine  33ertoenbung  fanb.  ^oc^  in  bemfelben  ^a^ve  fam  er  nun  toeiter 
at§  ^robierabjuntt  naä)  SIgorbo,  bann  1836  al§  ^üttenmeifter  nai^  ©jaPa, 
1838  at§  .g)üttenüertoalter  mieber  nac£)  ©d^möHni^  berufen  unb  enblid§  fe^rte  er  in 
gleid^er  ©tellung  toieber  naä)  5Igorbo  in  bie  Oenetianift^en  3Itpen  prürf.  <g)ier 
fe^te  er  feine  fc^on  früher  begonnenen  geognoftifd^cn  ©tubien  fort,  fammelte 
fleißig  35erfteinerungen ,  me((^e  ha^  ^ülaterial  ju  g.  öon  ^auer'§  fo  n)idf)tiget 
paIäontologif(^er  3lrbeit,  über  bie  SSerfteinerungen  au§  ben  Oenetianifd^en  5ltpen 
lieferten.  1839  '§atte  er  bie  greube,  2)to^§  auf  einer  miffenfd^aftlid^en  9teife 
burd^  fein  5llpengebiet  begleiten  ju  bürfen,  äugteid;  aber  aud^  ben  ©d^mer^,  feinen 
Öe'^rer  in  3Igorbo  fterben  p  fe^en.  5Jiit  ^altmat^er  unb  Set)bolbt  fe^te  er  bem 
großen  2JlineraIogen  ein  biograp^ifdieS  S)enfmal.     1840  publicirte  er  „S)arftel= 


174  g:uct)§berger. 

lung  be§  S3ei'g=  unb  .^üttentoefen§  in  ^Igorbo",  unb  bejahte  fid^  biel  mit  ^l)pJD= 
meti-if(f)en  9Jteffungen,  bei  benen  er  ju  einer  gana  eigcntl^üntlii^en  9luf(^auung 
gelangte,  ba^  nänilid)  bie  gjlaffenanaiel^ung  ber  ©ebirge  auf  bie  93eftinimung  ber 
cSpori^onte  Wefentlid)  ftörenben  6inPu|  ausübte.  6r  iütirte  biefe  ^t)pott)e|e  in 
feinem  SBerfe:  „Ueber  ben  ßinflu^  ber  ©cftalt  be§  £errain§  auf  bie  ütefultate 
barometrifc^er  unb  trigonometrifd)er  |)öt)enmeffung",  1843,  meiter  au§.  SBiffen= 
f(^aftlii^  mic^tiger  ift  feine  burd)  tiare  S)ar[teEung  unb  umfid)tige  Sc^ilberung 
au§ge5eid)nete  geognoftifd)e  Strbeit:  „Sie  93enetiancr  Sllpen,  ein  SÖeitrag  ^ux 
.^enntni^  be§  .^od)gebirg§",  1844,  mit  einer  genauen  geognoftifdien  ^artc.  S)ic 
Stufeinanberfolge  ber  ©d)id^ten  ift  barin  ganj  richtig  angegeben  unb  ber  rotf)e 
©anbftein  bereite  al§  „bunter  ©anbftein"  gebeutet.  S)a§  fdjcinbare  ©cmengc 
öon  Sßerfteincrungen  öerfdjiebener  ^Formationen  in  gleid)er  @cftein§Iage  Dertuirrte 
jcbod)  ^•.,  ba  er  nid)t  ^ureidjenbe  paläontologifd^e  ßenntniffe  befa^,  unb  bradite 
i^n  auf  bie  fonberbare  Sbee,  ba^  in  ben  ?ll))en  bie  ^^etrefaften  uid)t  al§  ■jie= 
präfentanten  ber  organifi^en  S^ormen  il^re§  3£itaUer§,  fonbern  biclmct^r  ber  ipöl^e 
(Sliefe  bc§  ^leercSj,  in  ber  bie  fie  umfc^tie^enben  ^itbtagerungcn  [tattfanbcn,  anäu= 
feigen  wären.  2)a§  ^Jionjongeftein  bejeic^nct  er  rid)tig  alS  9lugitft}enit  (alfo 
2lugit4}aitig),  föie  e§  huxä)  neuere  Unterfud)ungen  beftätigt  rourbc.  3tnfang§  be§ 
^a'^reS  1844  jum  ^öergrat^  nad)  ©djemniij  berufen,  leiftete  er  in  33erbefferung  be§ 
bortigcn  .g)üttenproceffe§  .g)eröorragenbeg  unb  fammelte  ba§  5JtateriaI  ju  feinen  Ujeiteren 
^ublicationen:  „^Beiträge  ju  ber  2et)re  ber  ©rjlagerftätten  ber  öfterreid)ifd)en 
5!Jlonard)ie",  1846.  3)a§  ^ai)x  1848  unterbrach  feine  amtlid)c  S^ätigfeit;  er 
lüurbe  au§  |»olitifd)cn  ^^JJtotiöen  1849  au^er  S)ienft  gefeljt,  obloot)!  itjn  in  gleid)em 
^ai)xt  bie  3lfabemie  in  3Bien  feiner  SJerbienfte  Wegen  ju  if)rem  ßorrefponbenten 
ernannt  t)atte.  g-  benutzte  bie  it)m  baburd^  geworbene  5Jlu|e  jum  Seginn  einer 
@efd)id)te  be§  ungarifd)cn  ^üttenWefenS ,  unterbrach  aber  biefe  Slrbeit,  aU  er 
1851  ben  9tuf  jur  Leitung  ber  ferbifd)en  93erg=  unb  Aoüttenanftatten  erl^iett.  ^n 
biefer  ©tettung  organifirte  g.  ba§  S3ergtüefen  in  ©erbten,  öerfa^te  ein  neue§ 
SSerggefelj  für  biefc§  ßanb  unb  errid)tcte  unb  öerbeffcrte  bort  öiete  ^püttenwcile. 
®od)  begann  er  balb  ju  fränfetn  unb  erlag  nac^  tur^er  .^eit  in  33elgrab 
feinen  Seiben. 

SBur^bad),   SSiogr.   fiej.  IV.  1858.  393.     5ltmanacf)  b.  fönigl.  Sltab.  b. 
SBiffenf^.  in  Sßien  IV.  1854.  126.     ^^oggenborff,  33iogr.  I.  815. 

@ümbel. 
g-uWcrgcr:  Ortolf  ^. ,  geb.  ju  Sittmoning  in  Dberbaiern  um  1490, 
geft.  nad^  1541,  ftubirte  in  ^ngolftabt,  wo  er  jum  !i^icentiaten  ber  9ie(^te  be= 
förbert  Würbe  unb  lel)rte  in  ber  g-olge  ju  3lttötting  bie  lateinifcf)e  ©pradie. 
S)ort  fc^rieb  er  eine  tleine  ©|3rad)lel)re  unter  bem  Sitel:  „Simplicissima  pueru- 
lorum  legere  callentiuni  in  octo  partes  orationis  tabcUaris  introductio",  Landis- 
hutae  1525.  3lüentin  empfie^^lt  biefe  ©rammatif  in  meljrercn  2}er-fen  fel)r 
warm.  Um  1526  Würbe  g.  ipofrid^ter  au  5)tonbfee  unb  ©ecretär  be§  bortigen 
2lbte§  Sodann  ^agen  au§  2;egernfee ;  jugleid)  unterrichtete  er  bie  jüngeren  g)^önci)e 
in  ber  ßogif  unb  9tl)etorif.  ^ier  öerfa^te  er  eine  ©d)rift  gegen  bie  ju  ^^lonbfee 
ftar!  öerbreiteten  äöiebertäufer:  „Äur^e  fc^to^rcbe  wiber  ben  jrfaE  ber  neuge- 
rotten  3:auffer" ,  ßanb§l)ut  1528.  äöefentlic^  förbertc  er  ben  ©ebraud)  ber 
beutfd^en  Sprache  bei  35el§anblung  wiffenfciiaftlic^er  (Segenftänbe.  Sr  gab  1533 
bie  erfte  beutfc^e  ßogif  l)erau§  (bie  aWeite  erfdjien  1576  öon  SBolfgang  Sütner); 
biefelbe  ift  betitelt:  ,,3lin  grünblid)er  flarer  anfang  ber  natürlichen  önb  red)ten 
fünft  ber  Waren  S)ialectifa" ,  3Xug§burg  bei  2llej;anber  äöel^ffen^orn.  2tu(^  bie 
erfte  beutfc^e  Ueberfe^ung  eine§  wid^tigen  römifci)en  9ted£)t§buct)e§  rü^rt  Don  i^m 
:^er:  „Suftinianifd^er  ^tituten  War^affte  Solmetfd^ung",  3lug§burg  1535,  ein 
äöerf  ba§  1536  ebenbafelbft  in  ^Weiter  unb  1541  ^u  ^^ngolftabt  in  britter  3luf= 


pdiiU  175 

läge  tx]ä)itn.     2lu^eibem  befi^en  Wix  bon  il^m  ,,2:eutj(^er  Jura  regulae".  2Iuq5= 
Burg  1538. 

^rantl,  lieber  bie  siuei  äüeften  ßompenbien  ber  Sogif  in  beutfd^er  <Bpxa<^t, 
931ün(i)en  1856.  Äobott,  23air.  ©elel^rtenlei-ifon  (5.  242.  Srgänjungen 
©.  102  unb  333.  (Sg.  SBefterm  al)  er. 

^^Ütftfcl:  @.  G'^rift.  g. ,  Dr.  med.,  fürftl.  Setbarjt,  ausgpjeic^netcr 
(Seognoft,  geb.  1722  au  Ilmenau,  geft.  im  ^uli  1773  ju  9tuboIftabt, 
ein  toenig  Bea(f)teter,  faum  genannter  unb  bodE)  für  bie  @nttt)i(ilung  ber  geo= 
gnoftifc£)en  2Stfienfd)ait  t)'6ä:j]t  Bebeutenber  gorfifier,  ber  mit  Sel^mann  a(§  ein 
SJorläufer  äöerner§  angefet)en  roerben  mu^.  ©ein  fiefd)eibene§  SluTtreten,  ftilles 
Seöen  in  einer  fteinen  ©tabt,  unb  jeine  in  menig  öerBreiteten  @efeE|d)ait5Jc^riiten 
mitget^eitten  S3eol6arf)tungen  Beraubten  i^n  ber  91nerfennung  feiner  ^eit,  bie 
er  in  |o  l^o^^em  d'Ra^t  üerbient  l^ätte.  UeBer  feinen  i8itbungö=  unb  SeBen§gang 
\ti)lt  e§  an  »eiteren  9lad)ri(^ten ;  mir  toiffen  nur,  ba^  er  al§  Slrjt  hen  größten 
Sl^eit  feines  2eBcn§  in  ütubolftabt  öerBrad^te  unb  baneBen  fi(^  aufg  eifrigfte  mit 
ber  @eBirg§bur(i)|Drf(f)ung  2:§üringen5  befd)dftigte.  S)ie  ^auptergeBniffe  biefer 
llntcrfuc^ungen  ftnben  fit^  in  jmei  miii)tigen  ©c^riften  niebergelegt :  ..Historia  terrae 
et  maris  ex  liistoria  Thuringiae  per  moutium  descriptionem  erecta'"  (Acta 
Acad.  elect.  Moguut.  Erf.  1762.  Yol.  II.)  unb  „6ntmurf  jur  ölteften  @rb=  unb 
9Jtenfc^engefif)id)te,  neBft  33erfuc^  ben  Urfprung  ber  ©pradie  ju  finben",  1773. 
ß«  ftellt  g.  barin  juerft  ben  SBegriff  einer  geognoftifciien  Formation  feft,  ben 
Söerner  fpöter  nur  meiter  Begrünbete  unb  baburä)  bie  3Biffenfd)aft,  bie  er  ©eognofie 
nannte,  fcfiuf.  ^y-  ^^^"^^  nämüd),  ba^  jeber  einzelne  91ieberf(^iag  eine  6rbfä)ic^t, 
SBanf  ober  ^J^^lattt  Bitbe  unb  ha'^  e§  eine  gemiffe  9iei{)en|oIge  öon  folc£)en  ©diii^ten 
QäBe,  mel(^e  unter  gleichen  3}er{)ältniffen  unmittelBar  naci)  einanber  entftanben 
jtnb.  Sine  fold)e  9leit)e  Bon  ©(^it^ten  mactie  jufammen  ein  ©anjeS  —  eine 
Formation  —  au§ :  series  montana  ober  montes  ab  eadem  massa  eodemque 
modo  constructi.  ^amit  mirb  3uglei(i)  ein  SlBfct)nitt  in  ber  @ef(i)id)te  ber  6rbc 
be^eiifinet.  S^iefe  Seigre  Bilbet  offenbar  bie  ©runblage  ber  ganjen  ftratograpt)if(^en 
(Seognofie.  3lBer  no<i)  met)r.  5-  erfannte  jugleid)  unb  fpracf)  es  mit  aÜer  58e= 
ftimmtl^eit  au§ ,  ba^  aEe  ©d)ii^ten  urfprüngtic^  Ijorijontat  aBgelagert  gemefen 
feien,  -unb  menn  toir  fie  je^t  oft  geneigt  unb  aufgerichtet  fänben ,  fo  fönne  bie§ 
nur  aU  \^olq,t  fpätcr  ftattgefunbener  ."peBung  ober  ©entung  aufgefaßt  toerben, 
mie  e§  bie  SBiffenfc^aft  audE)  je^t  nocf)  annimmt,  g.  gelangte  na^  biefen  5)}rin= 
cipien  ju  einer  @rupBii:ung  ber  ©efteine  S^iüringenS  in  14  ipauptfdiiditen,  für 
meldte  er  bie  SSe^eic^nungen  t)orfc£)tägt :  1.  ©runbgeBirge  mit  [teil  aufgericfiteten 
©(^ic^ten,  2.  ba§  rott)e  tobte  Sager  (je^t  9tot^Iiegenbe§),  3.  bie  ©teinfDt)Ien= 
formation,  4.  2Uaunfc^iefer,  5.  ba§  Btaue  fc^iefrige  ©eBirge  (21§onf(i)iefer),  6.  ba§ 
rot^e  unb  7.  toei^e  ©c^aalengeBirge  (^orpl£)t)r),  8  ba§  mei^e  @eBirge  (je^t 
Söei^tiegeubeS),  9.  ber  Bituminöfe  J?upferf(^iefer  mit  ©ü^m äff erfif dien,  10.  bunfter 
gitergel  mit  @t)p§,  11.  gjlet)lBa^ige§  ÄalfgeBirge  mit  @r^p^iten  (ie|t  ^ec^ftein 
mit  Productus),  12.  ba§  <g)auptfanbfteingeBirge  mit  S^ongallen  (je^t  .^auBt^ 
Buntfanbftein),  13.  rotier  ^mergel  mit  @i)B§  (Ütöf^)  unb  14.  gjlufc^elfalf.  S)en 
ipauBtfanbftein  unb  ben  53tuf(|erf alf ,  bie  Seljmann  üBerfet)en  l^atte,  fü'^rte  g. 
5uerft  in  bie  2Siffenfci)aft  ein  unb  öeröollfommnete  bie  norbbeutfc^e  ©(i)i(^ten= 
folge,  mie  fie  30  ^a^xt  fpäter  au(i)  Söerner  BeiBe'f)ielt.  S)aBei  erläutert  Jy.  bie 
Sagerung§Berf)äItniffe  burd)  feljr  !Iare  Profile ,  aud)  mar  er  tool  ber  erfte ,  ber 
üBer^aupt  eine  geognoftifd)  =  petrograp'^ifi^e  Äarte  lieterte;  benn  ©mitf)5  erfte 
SSerfud^e  in  Snglanb  ftammen  au§  ben  i^a'tiren  1799  unb  1805. 
5JleufeI,  2er.  III.  561.     §offmann,  @ef(^.  b.  ©eogn.  66. 

@üm&el. 


176  S-ut^te  —  pfB^in. 

g-ucfltc:  Sfol^ann  öon  ^.,  gelehrter  SL'^eoIog  be§  16./17.  Sa'^tl^unbertg, 
geB.  3U  ''änttüexpen  ben  26.  5ioöbr.  1568,  geft.  ,^u  .öelmftäbt  ben  26.  9loö6r. 
1622  an  feinem  54.  ÖeBurtStag.  31I§  fleineS  i?inb  mit  feinen  ßltern  öor  ben 
©veueln  ber  fpanifc^en  ®tauBen§tt)rannei  2lI6a'§  geflüchtet,  fi;üt)Dei-n)nift  aber 
nic^t  ol^ne  a^ermögen,  erhielt  er  eine  forgfältige  geteljrte  iöilbung  3U  Hamburg, 
ftubiite  äu  ^elmftäbt,  Tübingen,  2Bittenberg,  bcfuc^te  aucE)  nocf)  einige  toeitere 
Uniöerfitäten,  tourbe  1590  ^agifter,  1616  Dr.  theol.  ju  .^elmftäbt,  befleibetc  fünf 
^a^rc  lang,  1603  —  8  eine  ^rebigerftelle  ju  |)ilbe§:^cim  an  ©t.  ;5ncübi,  befam 
l^ier  1603  einen  feltfamen  ©treit  mit  feinem  Supcrintenbenten  toegen  be§  ju  furjen 
©c^nitte§  feiner  -^aarc,  toar  fpäter  megen  ^üertuftel  feiner  ©timme  genötl)igt,  feine 
^farrftelle  aufzugeben,  marb  bon  |)er3og  |)einri(i)  3^uliu§  al§  5|3rofeffor  ber 
S^eologie  nai^  ^elmftäbt  berufen  unb  ^ugleirf)  mit  ber  SJermaltung  ber  Sibliü= 
tt)^t  beauftragt.  SDiefe  beiben  3lemter  befteibete  er  bier.^el^n  ^a1)xc  lang,  al§ 
S)ocent  unb  ßoltege  gefci)ä^t  megen  feiner  einfältigen  2;reue  unb  ©anftmntl)  toie 
megen  feiner  @ete|rfamfeit ,  beft^äftigt  befonberS  mit  patriftifd^en  unb  litterar= 
l^iftorifd^en  ©tubieu  unb  öerbtent  um  .^erau§gabe  |3atriftifd)cr  unb  t^eologifcfier 
©d^riften,  j.  33.  be§  S)ialog§  be§  @cnnabiu§  ©t^olariug,  ber  ©entenjen 
3Iuguftin§,  be§  3Et)ftu§,  5[)tarcu§  ©remita,  5[Raj:imu§  6onfcffor,  bor  5(benbmal)l§= 
fc^rift  be§  5paf(^afiu§  9iabbertu§,  einer  ©c^rift  bc§  5licolauö  öon  ßlamenge.  @r  ift 
fo  ein  33ortäufer  ber  befonberä  burc^  feinen  ©(^üler  unb  (sollegen  @eorg  ßolijt 
begrünbeten  l)iftotifrf)  gelelirten  unb  ^ugleid)  friebfeitigen  9tict)tung  ber  .^elmftäbter 
2;i)eologenf(i)ute. 

®eb^.   Sl^eob.   5Reier,   Monum.  Juliae.     6t)rl)f anber ,  Diptycha  Profess. 
©.  91.   .^enfe,  ®eorg  ßalijt.    X^olurf,  afab.  Seben  be§  17.  ^aljrl).  11.  ©.  50. 

SBagenmann. 
S'Uttcl:  ©ottlieb  SSit^etm  C^arl  ßeopotb  ^. ,  9Jll)Cologe,  geb.  am 
3.  gebruar  1821  ju  9teicl)el§t)eim  in  ber  Söetterau,  t  am  8.  mai  1876  au 
Söien,  auf  ber  mdU^x  öon  Italien  begriffen.  «Bon  1836—1852  Slpotl^efer, 
fpäter  SSefii^er  eine§  3Beingute§  ju  Dcftrid)  im  St'^eingau,  mibmetc  ficf)  g.  öon 
ba  ab  au§fct)lie^lict)  ber  33otanif,  fpecicll  ber  ^^itjfunbe.  !Durcf)  ©ntbedfung 
ja'^lreid^er  neuer  3lrten  unb  bereu  33cröffentlicf)ung  in  feinen  „Fungi  rhenani 
exsiccati"  (Edit.  1,  Fascic.  I -XXVII,  1863-75,  Edit.  II,  Fascic.  I  -  XXI, 
1871—75)  t)at  er  jur  ^yörberung  biefe§  »^meige§  ber  Sotanif  nicf)t  uner'^eblid) 
beigetragen,  ©eine  ml)cologif(f)en  ^ubtifationen ,  obfd^on  nid)t  frei  öon  Un= 
genauigteiten,  toirtten  öielfeitig  anregenb.  9ll§  tt)id)tigfte  ©c^riften  nennen  loir : 
„5taffau'§  gtora,  5|}^nerogamen",  1856.  —  „Enumeratio  Fungorum  Nassoviae", 
Series  I,  1860.  —  „Symbolae  mycologicae,  ^Beiträge  jur  j^enntni^  ber 
r:§einifct)en  ^il^e",  1869-70  mit  3  gtaditrägen  (1871,  73  u.  75).  ferner 
bearbeitete  ^.  bie  öon  ber  sloeiten  beut'fd^en  ^lorbpolfa'^rt  1869—70  :^eim= 
gebrad^ten  ^ilje  (im  2.  23anbe  be§  bei  ^.  91.  S3rorfbau§  in  ^eib^ig  erfd^ienenen 
9teifelüerfe§  ©.  90—96  mit  einer  Safel)  unb  bie  öon  ^euglin  auf  beffcn  9teife 
nac^  bem  ^iorbbolarmeere  1870—71  gefammelten  ^pilje  (im  3.  Sanbe  feine§ 
bei  aöeftermann  1872  erfd^ienenen  3f{eifetDer!e§  ©.  317—323),  ^nö. 

guc^li:  f.  %m\i 

pC^Iin:  SutiuS  5luguft  g.,  ein  um  ba§  (SefängniBtoefen '^oc^öerbienter 
^mann.  ©eboren  am  7.  9(ug.  1815  au  ^reiburg  i.  Sr.,  ftubirte  er  in  Apeibel= 
berg  unb  ^reiburg  unb  teanbte  fic^  bem  äratlic^en  Serufe  au.  9iad£)bem  er  eine 
Zeitlang  ^ilitärarat  getoefen,  tourbe  er  1847  aum  .^au§arate  bei  bem  neuen 
^männerauc^f^aufe  au  Sru^fal  ernannt.  Tlit  bem  SSau  unb  ber  ginrid^tung 
biefeg  grofiartigen  ©efängniffes  tuor  ba§  ^eHenftjftem  in  Säaben  aur  ©eltung 
gebracht  toorben,  ein  ©t)ftem,  über  bcffen  2Bert:^  fid)  au  jener  3eit  in  unb 
au^er^alb   S)eutfd^lanb§   ein   tief  greif  enb  er  ^leinungSfamtif   entfpann.     ^jjiit  ber 


gfüget.  177 

öolten  aSegeifterung  eines  bem  3Cßol)(e  ber  5Jtenfc£)'^eit  unb  inibefonbete  ber  öefcung 
unb  aSeffetung  ber  Derfommenen  ©lieber  jugetoenbetcn  ioerjeng,  ioibmete  er  \iii}, 
nad)  grfennung  be§  l^o'^en  2Bert:^§  be§  (5in.^el^aitft)ftemi,  ber  5öert^etbigung  iinb 
aSerbefferung  biefe§  8^ftem§  gegenüber  ben  ötelen  @egnern  befjelBen,  unterftü^t 
f)ierin  burd)  ben  bamaligen  üteferenten  im  ^uftijminifterium,  Dr.  v.  iSageniann. 
1851  3um  aSorfte^cr  ber^lnftalt  ernannt,  t)att£  er  ©elegen'^eit  für  bie  Ibänberung 
einjetner  Seftimmungen  be§  ©trafgefe^eS  ju  toirfen  unb  im  regften  SSerfe'^re  mit 
äül^lreii^en ,  bie  Slnftalt  befud^enben  Se^jutationen  au§märtiger  9iegierungen  unb 
für  ba§  ©efängniBtnefen  ftct)  interefl"trenber  Männer  feine  erfa^rungen  |)ra!tifd^ 
p  öertt)ertt)en.  ßiner  erfolgreii^en  2;'^ätig!eit  [teilten  ftcf)  aber,  tüie  bie§  fo  oft  ju 
ge|(^et)en  pflegt,  eine  ^})tenge  in  ben  aSer^ältniffen  ber  5lnftalt  gelegener  unb  befonberS 
baburd^  bebingter  Setiinberungen  entgegen,  ba^  bie  ^Inficiiten  einjelner  i^au§= 
beamten  über  bie  ©traf^roecfe,  mie  über  bie  erforbertid)e  S)ur(^fü'^rung§n3eifc  ber 
©in^ell^att  öon  ben  feinigen  bielfac^  abmieten  unb  in  ma^gebenben  Greifen  ge= 
tl^eilt  ttjurben.  ©o  reifte  benn  ber  @ntfct)Iu§,  fic^  mieber  bem  är^ttidien  Berufe 
p  mibmen  unb  loarb  if)m,  unter  Ernennung  jum  3Jlebicinatrat^ ,  1858  bie 
©teile  eine§  groperjogtid^en  3(mt§ar5te§  in  a3aben=a5aben  übertragen,  gut  feine 
tl)ätigen  SBemü'^ungen  um  bie  SBol^lfa^rt  ber  ©tobt,  a}erme^rung  unb  a}erbefferung 
ber  IJuranftalten  burc^  (Srf^eilung  be§  6I)renbürgerred§t§  geelirt,  toie  frü^^er  burct) 
öiete  Crben  für  feinen  unermüblic^en  6ifer  bei  Seitung  be§  SSrud^faler  S^^^^'' 
gcfängniffeg ,  ftarb  er,  attgemein  geliebt  unb  tJere^rt,  am  21.  ^ai  1866.  ^ie 
Sßitttoe  fc^enfte  bie  I)intertaffene  58ibIiot^e!  ber  SSrurfifaler  3tn[talt  unb  toibmetc 
500  5^.  3u  einer  ©tiftung  für  entlaffene  ©trafgefangene  (g^üe^tin=©tiftung).  — 
Sie  5lnf($auungen  güe^Iin'S  finb  au§gefüt)rt  in  feinen  berbienftbotten  ©d^riften: 
„Sie  aSe^ieliungen  be§  neuen  babift^en  ©trafgcfe^es  aum  ^^önitentiarft)ftem", 
1853.  —  „S)a§  neue  O^tännerjuc^tl^auS  SSrucfifal  mä)  bem  ©t)ftem  ber  gin3et= 
:^aft  in  feinen  baulic£)en  ginriÄtungen",  1854.  —  „Sie  ginael^aft  na(i)  fremben 
unb  feci)§iä!§rigen  eigenen  ©rfa'^rungen" ,  1855.  —  „Sie  ncueften  9}erun= 
gümpfungen  ber  Sin^et^ft",  1861.  —  „Sie  ©runbbebingungen  jeber  (Sefängni^- 
xeform  im  ©inne  ber  @inäell)aft",  1865. 

5ßgl.  efert,  aSlätter  f.  (Sefängnifefunbe,  2.  Sb.  (1867),  ©.  383—386; 
^ol^enborff'e  ^Ittg.  S.  ©trafred)t§3eitung ,  1867,  ©.  51—54.  —  ü.  Söeed^, 
Sab.  a3tograpI)ien,  I.  271.  Seidimann. 

^Ügcr:  fyriebrid)  ^einridf)  {y. ,  .^iftoi-ienmoter ,  geb.  3u  ^5eii'öi''o^n  am 
8.  See.  1751,  t  päßien  am  5.  giob.  1818.  ^aä)  bem  2öunf(^e  feine§  a3ater§, 
be§  5paftor§  ^o].  ©abriet  fy.  in  ^eilbronn,  foHte  firf)  ^y.  urfprüngüc^  bem  ©tubium 
ber  9led)te  toibmen.  3tber  fc^on  im  garten  9ltter  entmidEelte  er  eine  ungeit)ö^n= 
li(f)e  Stnlage  aur  ^unft  unb  ber  2lnblidf  ber  ©ctilad^tenbilber  ßebrün'S  nad^ 
©ticf)en  öon  ©erarb  -itubran  machte  auf  if)n  folcfien  SinbrucE,  ba^  er  feinen 
9}ater  bat  fict)  ber  Malerei  mibmen  ju  bürfen.  3^.  fam  im  ^,  1764  nad^  ©tutt= 
gavt  unb  befuc£)te  bort  bie  I^erjoglidie  ^ii(i)mn]<i)uU  be§  öot^ringerS  5iitla§ 
©uibal,  be§  beften  ©d^üler§  üon  3tapf)aet  ^eng§,  wetd^er,  bai  ^latent  be§  ©d^ülerg 
erfennenb ,  i^m  mit  liebeöoCIer  ©orgfatt  3ur  ©eite  ftanb.  Ser  SInbtirf  ber 
^Jleiftermerfe  in  ber  '^eräogüi^en  ©aHerie  machte  auf  ben  ^unftfünger  folc^'  eine 
entmutl)igenbe  Sßirfung,  ba^  er  befdf)lo^  ber  ^unft  ju  entfagen  unb  ben  2Bunfd[) 
feines  3^ater§  ju  erfüüen.  (5r  begab  fid^  ju  feinem  älteren  a?ruber  nad^  öaEe, 
in  ber  5lbfic£)t  fic£)  für  bie  i^urigprubenj  borjubereiten.  ^n  biefem  entfi^eibenben 
gjlomente  mad^te  g?.  bie  5Befanntf(f)aft  be§  ^rofefforS  6I)ri[t-  ^Ibotf  Mo^,  meli^er 
i'^n  beftimmte  feinen  a]orträgen  über  bie  S^^eorie  ber  f(i)önen  i?ünfte  beiautüo'^nen. 
Sur(^  bie  erhaltene  Slnregung  ermad£)te  in  i^m  neuerbingS  bie  Siebe  jur  ^unft; 
er  fe^te  feine  unterbrodfienen  ©tubien  fort,   na^m  bei  91.  b.  ©eegner  Unterrid^t 

Slllgm.  heutige  SBiogva})'ötc.    VIII.  12 


178  i!f"9'^'^- 

in  ber  Optit  unb  5peii|)cctit)e  unb  maäjte  fot(f)e  f^ortf(i)rittc ,  ba§  et  hnxd}  feine 
^niniaturpDi-trät§  ber  ^Profefjoten  bie  ^uimerffamfeit  bev  ^allenfer  auf  |i(^  lenfte. 
3ertt)üi:fniffc  mit  Mo^  unb  beffen  g^'eunben  in  ^unftji-agen  beranla^ten  g.  1768 
naä)  ßeipjig  3U  überfiebeln,  wo  ex  unter  Cejer'3  ^^nleitung  einen  tieferen  SinBUrf 
in  ba§  SiBefen  unb  ben  ©eift  ber  Stntife  gewann.  ?luf  ^Inrcgung  be§  g{att)eg 
äöinller  unb  JlauimannS  ^}ii(f)ter,  bcren  ©ammlungen  er  {)äufig  16e|ud)te,  ina^te 
er  3fttu[trQtionen  ju  'Jlorifö  empftnbfamer  Steife,  tt»el(f)e  mit  großem  ^Beifall 
aufgenommen  mürben.  ^Jlod)  größeren  ©rfolg  erhielte  %.  mit  bem  ^Jiiniaturbilbe 
feineä  Öef)rer§  ö.  ©eegner.  ßiner  ber  .fi'unftfrennbe,  ©ir  9iol6ert  ^urrai)  .^cif^, 
englif(^er  ©efonbter  am  fäc^fifct)eu  Apofe,  lub  ben  jungen  Äünftler  ein  nadt) 
5£)reöben  ju  überfiebeln,  um  bort  me'^rere  $orträt§  anzufertigen,  ^ngeeifert  Don 
feinen  ©önnern  t)erfuct)tc  fic^  ^•.  nun  aud)  in  l)iftorif(|cn  ßompofitionen.  ©eine 
©ntmürfe,  ©alomo  unb  bie  I)eibnifd)en  ©ötter,  bie  i^fraeliten  ba§  golbene  ^al6 
o^fernb ,  trelc^e  jur  StuSfteHung  gelangten ,  Bezeugten  fiier^u  feinen  entfcl)icbenen 
23ernf.  Um  fid)  in  ber  Sedinif  ber  ^Dlalerei  ju  öerboüfommnen  begab  fid)  5. 
äurüd  nad)  (Stuttgart.  @r  trat  mit  feinem  2ef)rer  (Suibal,  meldjcr  i^m  ha§> 
©tubium  ber  alten  italienifd)en  ^cifter  cmpfal^l,  mieber  in  3}erbinbung,  über= 
fiebelte  1774  nad)  äöien  unb  betoart)  fi(^  1776,  al§  er  f)örte,  ba|  man  fi(^ 
mit  bem  ^$lane  Befd)äftigte,  junge  ^ünftter  nad^  Italien  ju  fc^iden,  huxä)  3}er= 
mittlung  öon  ('»)i3nnern  bei  bem  !aiferlid)en  .^ofe  um  ein  9teifeftit)enbium.  i^n 
golge  ber  5^ertüenbung  5Birfenftod'§  fanbte  ^aiferin  ""Maxia  2;l)erefia  ben  Äünftler 
ouS  bcfonbcrer  (Snabe  unb  megen  feineS  großen  Talentes  —  mietüol  er  ein 
„^uStuärtiger"  unb  an  ber  3lfabemie  nid)t  iufcribirt  mar  —  al§  ^4-^enfionör  an 
bie  lpl)e  (Sd)ule  ber  i?ünfte  nad)  9tom ,  mo  er  fünf  ^a^re  bermeitte  unb  fid) 
öorjugSlüeife  mit  bem  Stubium  ber  Söerfe  be§  ßaracci  unb  feine§  ©c^ülers 
S)omened)ino  befdjäftigte.  ^m  ^.  1782  ging  er  nad)  ''Rtapd  unb  fanb  bort 
an  bem  funftfinnigen  Örafcn  IJamberg  einen  ^äcen,  auf  beffen  @m|3fel)tung 
il)m  bie  ?luöfül)rung  bon  biet  allcgorifc^en  3;emperabilbern  „3U1  @!^re  ber 
beutfd)en  ^JJation"  in  C'faferta  jufiel.  Sine  1782  an  il)n  ergangene  ©intabung, 
in  ruffif(^e  ®icnfte  ^u  treten,  lel^nte  5.  ah  unb  folgte  1783  ber  Berufung 
^auni^'S  al§  S^icebirector  ber  ^alerElaffe  ber  f.  ^.Jlfabemie  ber  Bilbenben  fünfte 
in  SBien,  n)eld)c§  ^mt  er  am  6.  Dctober  beffelben  :3ol)re§  antrat,  ^m  9}ereine 
mit  3fluner  mürbe  fy.  ber  4'xiuptbcrtreter  be§  (>.laffici§mu§  unb  mir!te  mit  oll' 
feiner  ^xa]t  bal)in,  ben  ©inn  unb  ba§  ^ntereffe  für  bie  großen  5tufgaben  ber 
"^iftorifdjen  93talerei  ju  beteben.  3}on  biefcm  ©tanbpunlte  au§  mar  fein  ©trcbcn  bal)in 
gerid)tet,  jungen  talentbollcn  ^'ünfttcrn,  meiere  fid)  ber  3lufga6c  unterzogen,  bie 
5Rittel  3U  Steifen  in  ba§  2lu§tanb  ju  berfd^affen,  um  an  ben  äöerfen  ber  großen 
^eifter  ©tubien  3U  mad^en  unb  ber  3lfabemie  eine  Stidt)tung  ^u  geben,  moburd^ 
biefer  S^td  geförbert  mürbe.  6r  fclbft  bet^ätigte  ben  cblen  ©eift,  toelc^er  fein 
©treben  befeelte  burd^  ben  „fterbenben  ®ermanicu§"  (1789),  fein  erfte§  größeres, 
in  Söien  au§gefüf)rte§  Söerf,  bi§  bat)in  l)atte  er  fid^  faft  au§fdf)liefeenb  ber  ^^orträt= 
unb  Miniaturmalerei  gemibmet,  gebrängt  burct)  ja'^lreid^e  an  i§n  ergangene 
^^lufträge.  gtadf)  bem  Sobe  ©ambac^g  mürbe  ^•.  (1795)  jum  ©irector  ber 
^Itabcmie  ernannt  unb  fein  SBirfen  unb  ©c^affen  '^oben  im  ßaufe  ber  nädE)ften 
Sa'^re  bie  2Biener  3ltabemic  ^u  einem  ©lanje  unb  einer  Sebeutung,  meldte 
Za^lreidtje  Mnftler  au§  3)eutfd^lanb  nad^  2Bien  fül)rte,  um  ben  5)tann  perfönlid^ 
fennen  zu  lernen,  meld^er  einen  fo  mäd)tigen  ßinflu^  auf  bie  ganze  Stid^tung 
ber  ^iftorienmalerei  ausübte  unb  beffen  ©d^üler  ii)m  fo  gro|e  Sßereljrung  zoHten. 
S)ie  3lufzeid§nungen  bon  ©d^norr  unb  6orneliu§  über  i^ren  SBiener  9lufcnt!^alt, 
i'^re  SSa^rneljmungen  im  ä^erte'^r  mit  g.  unb  ^auner  unb  über  bie  Metf)obe 
be§  Unterrid)t§  an  ber  5lfabemie  fd)ilbern  ben  @inbrud,  meld)en  fie  bon  ben 
burd^  1^.  unb  3auner  geforberten  33eftrcbungen  empfingen.     Gefeiert  in  ben  ^unft= 


pgger.  179 


freijcn  unb  öteljad^  au§ge,jeid)net  üom  faifexHc^en  .<poic  fteftimmte  ^.  bur(^  biete 
^ai)xt  bie  t)evrf(^enbe   9ticf)tung,   ungead)tet   er  Bereits    1806    bie    ©tctle   eine§ 
S)irector§  ber  t.  5lfabemie  nifbevgelegt  unb  jene  ber  ©emätbegallerie  im  Sctöebere 
übernommen  §atte,     ©eine  jofitreid^en  f)iftori)d)en  ÖJemälbe,  in  ftoff Ud^cr  .pinfic^t 
in  übermiegenber  S^t)l  ber  @riec^en=  unb  Siömer^eit  ange^örenb,  njaren  im  ^n= 
unb    ?lu§lanbe    fjod)    gefc^ä^t.     Qu    ben    bebeutenbften    gehören    „Säfar'S    @r= 
morbung"     (gigent^um    ber    3lfabemie),     „©ofrateä    öor    ben    9ti(i)tern"    unb 
„6orio(an"  (in  ber  Sjernin'frfjen  ©alierie) ,  „3]irginia'§  lob"  unb  ba§  „Urt^eit 
be§    33rutu§"    lin   ber  efiemoligen  ^rteg'fc^en  ©allerie),  „3lc^itte§  bei  ber  Seiche 
be§    ^4>atroclu§",    „.^omer    im    i?reifc    feiner    3uf)örer",     „?Ucefte    raei^t    \\ä) 
ben  ©Ottern",    „S)ie  Seireiung   be§  ^:|}romet'§eu§   burd)  .§er!ute§",    JlpoUo  unb 
bie   '»mufeu"    unb     „5:ie    ©raaien",    „5ßenu§    Slnabljomene".     ?lu§    Älopftocf'§ 
^ejfiabe  entna'^m  er  ben  Stoff  ju  einem  6t)ctu§  öon  19  tteineren  Cetgemälbeii. 
S5on  feinen  menigen   33ilbern   att=   unb    neuteftamentarifc^en   ^n^attS   finb   bie 
i).  53lagbatena,  '^Jtbam  unb  @t)a  unb  ber  i).  ^o^nu  ber  Käufer  in  ber  33ett)ebere= 
gatlerie.     Unter  ben  ja^treidien   unb    auSge^eictineten  ^orträtS  ^ebe  id)  jene  bee 
^aifer§  ^ofep^  II.,  ber  ©r^tier^ogin  gtifabett),  ber  i?i3nigin  Caroline  tion  5Zeapet, 
be§  (Seneral  Öaubon  unb  feiner  i5aitii(ien='^lnge^örigen  |erüor.     Xf)ei(§  öon  i^m 
felbft,  tt)ci(§   üon  anberen  Äünfttern  ujurben   biete   feiner  SBerfe  in  Tupfer  ge= 
ftod)en  ober  in  ^te^nmnier  ausgefü'^rt.     Söiemot  in  ben  testen  ÖebenSjal^ven  bur^ 
fc^merjlic^e  Öeiben  in  ber^;?[u§übungberi?unft  bietfad^  gehemmt,  blieb  er  boi^  unermübet 
im  ©dj'affen.     5lod)  fur^  bor  feinem  3:obe  mar  er  mit  ben  a3itbern  ju  .$?topftod'§ 
'iReffiobe   bef^äftigt.     ©eit  bem   ^.   1790   lebte   er   mit   ^ofefine  ^üUer,   ber 
2od)ter  be§  .öoffc^aufpieterS  ^riebric^  5MIIer,   in   gtüdtic^fter   @f)e,   bertor   fie 
aber  bereits   1810.     äöä^renb  be§  SBtener  6ongreffe§  überhäuften  it)n  bie  iremben 
^3]tonar(^en    mit    9(ufmerffamfeiten,    inbem    bie    meiften   fein   'ittetier  befuc^ten. 
S)ie  ^ifabemien   ju  5Jtünd)en  unb  ^^J^ailanb   ernannten  it)n   .^um  ö^renmitgtiebe. 
güger'ö  33ebeutung  a(i  .^iftorienmaler  tiegt  in  ben  großen  ebten  S^^^^^  >  i^etdie 
er  at§  Se^rer  unb  ^ünftla*  anftrebte,  unb  in  ber  ^^pflege  be§  @eifte§  ber  3lnttfe. 
Gegenüber  bem  in  ben  roeiteften  Greifen  tief  etngemurjetten  @inn  unb  (Sefdimad 
für  ben  SSarodfttjl  mar  ber  58rud)  mit  ben  bi§t)erigen  Xrabitionen  altcrbingS  fo 
gewattig,  ba^  g.  unb  feine  fyreunbe  unb  ©diüter  einen  fc^mierigen  ©taub  Ratten. 
©0  frmb  meiteien  Greifen  bie  ^:pftege  bei  6tafftci§mu§  blieb  unb  bleiben  mußte, 
meit  it)nen  nac^  bem  bisherigen  33i[bung§gange  ^ierju  bollftönbig  ba§  ^erftäub= 
niB  fehlte,   fo  mad)te  bod)  ba§  ernfte  ©treben  attmä^tid)   tieferen  Sinbrud  unb 
tief  pte^t  5ßemunberung   Ijerbor.     Sine   nachhaltige   bteibenbe  SBirtung  tonnten 
bie  ^iftorifd^en  ^öitber  güger'S  unb  feiner  ©d)u(e  niemals  errieten,  Weil  ben  @e= 
ftalten  bie  5-rei£)eit  ber  Jße'^anblung,   bie  Siefe   unb  2Bärmc  beS  ^^uSbrudS,  bie 
innere  2Ba^rt)eit  mangelte,     ©trenge  unb  correct  in  ber  3eic§nung,  entbet)ren  fie 
.iugteid^    eines   frifd)en,    warmen   Kolorits.     2)aS   ©ü^lic^e,    äöeic^e    unb  3}er= 
fd)Wommene  berfelben  wirft  ermübenb  auf  ben  33ef(^aucr.    'XlS  ^]liniatur=^^^orträt= 
maier  gehört  g.    ,^u   ben  bebeutenbften  i?ünftlern   in   SSejug  auf   ^ein^eit   unb 
ßleganj  ber  ledinif  Wie  auf  G^arafteriftit  ber  Äöbfe. 

aSuriba^,    Stogr.  Öejiton  V,    1-3.  —  ^erb.  ':^Ciab ,   ip.  5üger,_^eine 

biografifd)e  ©fi^^e  in  jwei  Feuilletons  ber  ^teuen  freien 'treffe,  ^a'^rg.  1877.— 

6.  b.  .Öü^oW,  @efd)id)te  ber  'i'lfabemie  ber  bilbenben  fünfte,  SBien  1877.  — 

Dr.  31.  3lg,   S)ie  ^ift.  ^luSfleHung  bex-   f.  Slfab.   ber  Mnfte  1877,   in   ber 

Söiener  5Ibenbboft  m-.  131.  Ä.  2BeiB. 

^•liggcr:    ^atob  5.,   3lugSburger  .'panbelS^err ,   f    1525.     %\t  berühmte 

Familie  ber  F-  fott,  et)e  fie  fi^  in  3tugSbnrg  nieberlieB,  ber  Srabition  uac^jn 

bem  bei  ©i^wabmünc^en  gelegenen  S)orfe  (graben  anfäffig  gewefen  fein  unb  ft(^ 

bafelbft  außer  mit  ber  Öanbwirtlifi^aft  mit  Soeben  unb  färben  befd^dftigt  ^aben  — 


180  5"99«- 

eine  ^nmf^mi,   bie   an  ÖlauBttJürbigfeit   baburd)   gewinnt,    bo^   fpätere  f^.  bic 
äöiefen  unb  gelber,   ttield)e   'bai   utfptüngtic^e   gigent^um  ber   O^amUie  gebitbet 
tiaBen  foHen  unb  öeräu^ert  toorben  tt)arcn,    at§   jie   nad)  3lug§burg  übeifiebelte, 
roiebev  an  fid)  bvad^tcn.     ^n  2lug§16urg   fommen  bie  g^.   ni(i)t  jrüt)ci-  aU  gegen 
ba§  6nbe  be§  14.  ^a:§rl§unbevt§  öor.     5J]an  nimmt  gemöfinlic^  boS  Sfa'^r  1370 
at§  ben  3eitpunft   bev  ©inroanberung  an.     @§   ift  bie§   aBev   jc£)on  jtoei  ^a^xe 
frü{)er  gefrf)e^en.     @§  toaren  3tt)ei  33tübev,  toeldje  nacE)  ^^lugSBurg  äOQcn,  lUrid) 
unb   ^of)anne§  9^.     3^oi)anne§   fam   banial§  juerft   aüein    bat)in;    erft   1376 
fam  lUrid)  nad).     3)ie  23rübei-  Öett)ot)nten   öon   ba    an   gemeinfdjaftlid)  ein  öon 
ber  eigentlichen  33erlet)r§[tabt  rticit  oBgetegeneS  .^au§.     ^n  3lug§burg  Wax  Bereite 
mit  5ßard)ent  au§  äöoHe,  fVtcid)§  unb  ^anf  ein  fo  leb^atter  ®ejd^äit§üerfef)r  in§ 
ßeben  getreten,  ba^  ba§  Ungetb  öon  ben  äBcBermaaren  cine§   ber  einträgüc^ften 
©efälle   ber    6tabt    bitbete.      S)ie    Jpeiratt)    mit    (Jlara  aBibolf    üerfc^affte   bem 
Sot)anne§  f^-   i"i§  S3ürgerred§t  in   ?lug§burg.     ^Jkd)  bem  Jobe   berfctben  fd)ritt 
er  im  ^.   1383  jur  ^weiten  (5^e   mit  (Stifabet^  ©ebattermann,   tt)etd)e   beinat)e 
22  ^al^re   in  „grieb'   unb    ^reub'",    mie  bie  ^^amiüendironif  berid)tet,   wäljrte 
unb   mit   fec^g  ^inbern   gefegnet  mürbe.     93ier  öon   biefen    [tarbcn    in   jungen 
^o^ren;  nur  ^mei  ©ö^nc,   3tnbrea§  unb  Statob ,   :|)f(an3ten  ha^  @efc^ted)t  fort. 
So:^ann  mar  in  feiner  3unft  ^itglieb  be§  großen  gtatt)§  unb  ftarb  1409.    S)er 
ältere  (5of)n ,  3lnbrea§,   mu^te  ber  bäterlid)en  ^anbtung  bereite  einen  joldien 
©c^mung   ju   geben,   ba|   er    jid^  Den   33einamen   „ber  reid)e  g-ugger"    ermarb, 
mar    aber   babei    öoH   ©tolj    unb   Uebermut:^.     ^n    feiner   6f)e    mit    Barbara 
©tammler  öon  ?l[t  t)atte  er  met)rere  ©ö^ne:   einer,   3^afob,  ert)iett  1452  öon 
Äaifer  griebric^  III.  ba§  erfte  guggefjdie  2Qßoppen,  ein  goIbeneS  9tet)  im  blauen 
gelbe,  für  fid),  feine  Äinber  unb  Srüber.     2)o(^  ift  biefe  S;^inie  fd)on  im  3.  1583 
au§geftorbcn.     3)er  ^meite  ©otjn   be§  3fo^anne§,   3?atob,    geb.    1410,   tourbc 
5öorget)er  (^unftmeifter)   ber  Sard)cntmeber   unb   ber  ©tammöater   ber   g.  öon 
ber  ßilie.     ^n  feiner  @:§e  mit  33arbara,    Xoä^kx  be§  ^tünjmeifterä  Utric^  33ä= 
finger,    fiatte    er   fieben   ©ötine    unb    brei    5Löd)ter.     25on   ben    erfteren   ftarben 
3lnbrea§  unb  ^o^anu   jung  unb  unöermäf)It   ju  3[?enebig   in  bem  gugger=' 
fd^en  ^anbetStager,  ebcnfo  5|?eter.    ^JtorcuS  mibmete  fid)  bem  geiftlid^en  ©taube 
unb  mürbe  ^propft  be§  5Jlarienftift§  ju  3tegen§burg  unb  6anonicu§  ju  ©t.  ^ol^ann 
in  greifing.     (Sr  ftarb  au  9lom  im^.  1478,  mot)in  er  fid)  jur  ^Betreibung  eines 
^|5roceffe§  bei  ber  päpfttid)cn  6urie  megen  ber  i^m  ©citenS  be§  ^^lugSburger  S)om= 
capitelg  öcrmcigerten  5lufnat)me  in  baffelbe  begeben  ^atte.     Ulric^  (geb.  1441) 
ift  berjenige  gemefen,   ber  juerft  huxä)  gefd)idte  ®elb=  unb  (Jrebitoperationen  in 
ben  Sang  ber  2BeItt)änbel  eingriff.     ©d)on   im  ^.    1473,    al§  ^oifer  griebrid^ 
fid)  in  lugSburg  jum  3ug  nai^  Xrier  rüftete,  um  ben  .öerjog  ^arl  öon  33ur= 
gunb  mit  ©eibern  p  bele|nen ,   begann  lUric^  g.  mit   ben  gürften  beö  .^aufeg 
Oefterreid^   bie  in  ber   gotge  ju  fo   enormer  .g)öf)e   gelangten  @elbgefd)äfte  ah- 
äufd^lie^en.     @r  lieferte  bem  ^aifer  ba§  feibene  unb  mollene  (Semanb  ju  ber  Oieife 
unb  erl)iclt  bafür  für  fid^  unb  feine  Vorüber  ba§  äBappen  öon  ber  Silie.     2lud)  bic 
fleinften  ^ort^eile   öerfd)mäl)te   er   nid)t,  mie  beifpielgmeife   burd^   il)n  3llbred)t 
S)ürer'§  ©d^öpfungen  und)  Italien  öerfenbet  mürben.     S3on  $apft  2llei-anber  VI. 
er!oufte    er    um    1000    Sucaten    ba§    ^atronat     einer    ganonicatpfrünbe    bei 
©t.  ^Jtorij.     1494  öerbanb  er  fic^  mit  feinen  SSrübern  ju  einer  ^anbelggcfettfi^aft 
mit  ©peaereien,    ©eibe  unb  SöoHe  noc^  unb    au§  Italien,    Stirot,   ben  91ieber= 
tauben,  3)eutfd§tanb,  Ungarn  unb  5ßoIen.     ^n  l)o^em  mter  mu^te  er  fid)  einer 
©temoperotion   unter5ie:§en   unb   ftarb   an   ben    folgen   berfelbcn   im  ^.    1510. 
©cm   ©tamm  —  er    l^attc    mit    3}eronica   Sauginger  fieben   3:öd)ter    unb    brci 
©b:^ne   erzeugt   —    erlofd)   mit   feinen   ünberlofen   ©ö^nen.     2)er  ameite  ©ol)n 
^afob  gugger'g,  ®eorg,  geb.  1453,  öerl)eirat^ete  fidt)  1488  mit  Siegina  ^m^of. 


iJugget.  181 

gjlit  feinem  SBtuber  llhi(^  foulte  er  bie  ^äujer  auf  betn  SBcmmorÜ  (je^igeS 
f5fuggext)QU§).  ©eftotBen  1506,  ift  er  bmc^  feine  Söfine  giaimunb  unb 
5tnton  ber  Stammüater  ber  Beiben  ^anptUnien  be§  ©efd)te(i)t§  getüotben.  2)er 
bebeutenbfte  unter  ben  <2öt)nen  be§  älteren  ^atoh  Ujurbe  ber  gleichnamige  jüngftc 
6ol)n.  ©cboren  1459,  liattc  er  fic^  urf^iüngtid)  bem  geiftlicf)en  «Staube  getoibmet 
unb  tuar  6anonicu§  be§  im  Sprenget  bon  @icf)[tätt  gelegenen  ßoltegiatftift§ 
Verrieben  geworben.  'M^  iebod)  öier  feiner  33rüber  in  raf^er  (^otge  geftorben 
waren,  tie^  er  ixä)  burd)  bie  Sßitten  be§  ätteften  23ruber§  lUrndf)  bewegen,  fein 
ru'^igeg  (S5elef)rtenleben  ju  berlaffen  unb  miebet  jum  ®efd)äfte  jurücf^ufetiren.  35or-- 
erft  manbte  er  fid)  nac^  Senebig,  um  bort  im  ^ugger'fc^en  Sager  feine  2t^x\ai)xt 
3u  beftel^cn.  25enebig  War  bamal§  unb  noc^  lange  3eit  barnai^  bie  'i)0^e  (5d)ule 
ber  fübbeutfc£)en  Äaufleute.  2)iefer  Schule  unb  einigen  größeren  Steifen  nac^ 
ben  öornet)mften  ^Uä^en  be§  europäifdien  ^anbelS  öerbanfte  auct)  Sa*oB  ben 
f)o§en  ©rab  faufmännifc£)er  SBttbung ,  ber  i'tin  beiät)igte,  bem  bamal§  f(i)on  be= 
beutenben  .Raubet  feines  iöaufe§  Jene  ^uSbe'^nung  ju  geben,  bie  e§  feitbem  melt= 
berühmt  gemac£)t  "^at.  ^m  ^.  1498  öer'^eiratt)ete  er  ficf)  mit  ber  fc^önen  Sibtitta 
^rjt,  blieb  jebod^  in  feiner  27iä'^rigen  6t)e  finberto§.  ®r  brad)te  ben  ^anbel 
3U  einer  foldien  i")ö^e,  ba|  er  bie  ©efdiäfte  in  SBoIIe,  Seibe  unb  ©pe^ereien  nur 
norf)  nebenher  befrieb  unb  fid)  "^auptfäd^Uc^  auf  ^Bergbau  unb  Santgefc^äfte  ber= 
legte,  ^n  Spanien  wie  in  Sirot ,  in  Ungarn  wie  in  ßärnt^en  gelang  e§  i:^m, 
eine  gieit)e  ber  ergiebigftcn  Sitber=,  Tupfer-,  unb  33leibergwerte  an  fid)  ju  bringen. 
S)er  öeränberten  ,soanbel§ri(i)tung  nac£)  Dftinbien  wu^te  er  fic^  ebenfo  rafc^  al§ 
gtüdlict)  3U  accommobiren.  150.5  trat  er  mit  ben  ^anbel§l)äufern  2öetfer  unb 
<^oc^[tetter  ju  einer  (Sefellfdiaft  aufammen,  um  brei  Sc^iffgtabungen  mit  leöan= 
tif(i)en  äöaaren,  Wel^e  man  in  S)eutf.c^lanb  bi§l)er  au§fc^lie^lic^  auf  bem  Sanb= 
Weg  öon  9}enebig  :^er  belogen  "^atte,  auf  bem  ueuentbecEten  SeeWeg  birect  au§ 
Cftinbien  p  ^olen.  1509  bejalilte  er  innerl)alb  arf)t  äÖoc^en  170,000  2)ucaten 
an  ben .  Äaifer  ^Jlarimilian ,  al§  ben  SSetrag  ber  biefem  für  ben  italienifc^en 
Ärieg  bewilligten  ©ubfibien,  40,000  Pon  Wegen  be§  5ßap[te§,  60,000  für  Spanien, 
70,000  für  granfreid).  1504  würbe  er  fammt  feinen  33rübern  öom  ^aifer  ge= 
abelt,  fpäter  auci)  jum  faiferlic^en  Slatl)  ernannt,  ßin  glei(f)e§  5lnfe'^en  geno^ 
er  bei  ^apft  Seo  X. ,  ber  i^n  jum  ^Pfal^grafen  be§  Sateran  unb  eques  aureatus 
befteEte.'  SÖei  ber  Äaiferwa^l  Äarl§  Y.  wu^te  er  baburc^  einen  bebeutenben 
®influ§  3"  gewinnen,  bafe  er  für  bie  Soften  berfelben  über  300,000  fyl.  öorf^o^. 
Sine  raf^e  unb  großartige  ^^Jle'^rung  fanb  burc^  i^  andt)  ber  (Brunbbefi^  ber 
gamitie.  S}on  5Jiarimtlian  übernahm  er  1507  pfanbWeife  um  70,000  fyl.  bie 
^errfd^aften  ^ird^berg  unb  Söeißen'^orn,  ^Jlarftetten,  SBuüenftetten,  5pfaffenl)ofen, 
^leinfuffenborf  unb  Sif ent)aufen ,  1509  Sc^miel)en;  1514  empfing  er  bie  Se= 
le'^nung  über  bie  Pon  ben  ^appen'^eimS  erfauftc  .speiffdiaft  Siberbac^.  SSefannt 
ift  biefer  g.  namentlici)  aud^  burd)  feine  Saut^ätigteit.  35on  il)m  rü:^rt  ber 
^u§bau  be§  f^uggerpalaftS  in  3lug§burg  "^er;  ber  neue  6l)or  ber  St.  2tnna= 
Äirc^e  perbanft  i^m  feine  gnt[tet)ung.  Sin  ben  9tul)m  feineS  ©efc^lec^tl  lange 
überbauernbe§  5lnbenfen  fieberte  er  fid^  huxä)  bie  ©rünbung  ber  „^uggerei", 
jener  inmitten  ber  Stabt  gelegenen,  in  fiel)  abgefd£)loffenen  Stabt  ber  Firmen. 
@v  ftarb  1525,  nadibem  er  in  feinem  Seftament  bie  Sö^ne  feine§  öerftorbenen 
^ruber§  @eorg,  Ütaimunb  unb  Slnton,  ju  feinen  .ipaupterben  eingefe^t  l)atte. 
Unter  biefen  beiben  erlangte  bie  ^^amiUe  il^re  "^ödtifte  ^lütl)e.  S)ie  trüber,  in 
benen  nunmehr  ba§  gefammte  SSermögen  bc§  ^aufeg  bereinigt  War,  beWolinten 
gemeinfam  bie  f^fugger'^äufer  auf  bem  SBeinmarft. 

Ütaimunb  unb  3lnton  ^ugger,  Söl)ne  bei  1506  öerftorbenen  ®eorg 
5.  (f.  0.).  9laimunb  Wirb  un§  gefc^ilbert  al§  eine  „fdfjöne,  lange  unb  faft 
luftige  ißerfon,  ftar!  öon  Seib  unb  ©emüf^,  nid£|t  attcin  ein  befonberer  Sieb'^aber, 


182  Su39«. 

fonbei-n    ein   ^ater   aller  tt)at)rl)aften   Mto"«"'    "»^   fleißiger   «nachfraget   aller 
guten   fünfte,   bcfonbcr§   ber  5Intiquitäten.     33on  ganzem  ^ex^en   unb    ©emüttj 
i[t  er  fanjt,   milb  nnb  gebreid)    gegen  niänniglirf)en  unb  infonbcr^eit  gegen  alle 
Firmen  gctoefen".     Siaimunb  ift  ber  ©tammöatcr  ber  einen  nad^  i^m  benannten 
gfugger'fc^en   ßinte.     ^^m  würbe    in   ©emeinfi^ait    mit  feinem   SBruber   9lnton 
iene§  faifertid^e  ^sriöitegium  crftieilt,   öon   bem  ^arl  Y.  fclbft   fagte,    ba^  fein 
beutfc^er  Äaifer  jemal§  ein  ä^nlic^e§  ertt)cilt  ^üU,  nocf)  eitf)ei(en  merbe.    S)urc£) 
baffelbe  tuurben   bie  93rüber  in   ben   erblid^en  ©rafenftanb   be§  9ieicl)e§   ert)oben 
unb  it)nen   für  it)re   5perfon   nnb   i'^rc   ®üter   bie   üoHe   2anbe§^ot)eit  t)crtiet)en. 
®iefe§  ^-)au|)tprit)ilegium  batirt  öom    1.  ^Jlärj  1530.     1534  folgte  ba§  Weitere 
^priöitegium,  ^Jlünäcn  in  (Bolb  unb  ©über  ausprägen  ju  bürfen.    3)ic  Befreiung 
tion  frembcr  ®eri(i)t§borfeit  beftätigte  ^arl  Y.  1541,   unb  1548   bcrorbnetc  er, 
ba^  bie  C3üter  aEein  auf  brn  53lanne§ftamm  fi(i)  bererben  folltcn.     S)iefcr  faifer= 
lid^en  ^ßriöilegien,  fofern  fie  ber  ©tabt  31ug§burg  nact)t()eilig,  mußten  fid)  ?tnton 
unb  9taimnnb'§  ©o'^nc  begeben,    al§   fie  1538   in   ba§  ^ktrijiat   aufgenommen 
würben.     2)rei  ^al^rc  öorl)er  l^atten  bie  SBrüber  mit  bem  %ati)   ber  ©tabt  ba& 
3Ibfommen  getroffen,   jä'^rlid)    800  ©olbgutben   al§  ©teuer  be^al^tcn  ju  Wollen, 
bafür  aber  ben  ©teuercib  nid)t  ju  leiften.     9taimunb   War   jeit    1513   t)ermät)lt 
mit  Äatl^arina,  ber  2:o($ter  bei  @eorg  2:]^ur^o.     S)ic  C'>evrfc^aft  Äird^berg  würbe 
i^m  bon  .f?art  V.  um  525,000  ©ulben  au  ßigent^um  üb ert äffen ,  Wo^u  er  nod) 
bie  <g)errfd)aften  ©lött,  Dbernborf,  ©ablingen,  5Jlic!t)aufen  u.  a.  erlaufte.     S3on 
©rj^erjog  f^erbinanb  überna'^m  er  pfanbweife  bie  im  ©unbgau   gelegenen  ^nx= 
f(i)aften  ^^firt  unb  3lltfird)  fammt  ber  5}ogtei  ©ent)eim.     ©in  befonbereg  33erbienft 
um  bie  Söiffenfc^aft  erwarb  er  ficli  burrf)  bie  3(nlegung  einer  33ibliot'^ef  unb  bie 
Unterftü^ung   geleierter   3lrbeiten    (3.   35.    ber   „Inscriptioncs   sacrosanctac   vetu- 
statis",   ^ngolftabt   1534).     (Sr  ftarb  1535.     ©ein  jüngerer  33ruber,   ?lnton 
(geb.  1493) ,   ber  ©tifter  ber  jWeiten  nad^  i^m  benannten  .^auptlinie ,   barf  alö 
ber  l)aubtfäcl)lid)fte  9{e|)räfcntant   be§  Ütut)me  ber   f^ugger'fd)en   ^-amilic   gelten. 
^n   feine  ^i^'t   fallen   jene   un§   er'^altenen  ©d^ilberungen    mclirerer  Q^itgcnoffen 
(SSeatuS  9itjenanu§,    ®raf  äBolrab  bon  SBalbed,   ^^anS  öon  ©d^Weinic^cn)  über 
bie  mel)r  al§  fürftlii^e  ^^-adjt  be§  ^^rugger'fc^en  ^")au§t)a(t§.     6ine  befonbere  93e= 
beutung  für  feine  3^atcr[tabt  gewann  9lnton  ^.  im  fc^malfabifc^en  .$lricge.  9lug§= 
bürg  l)atte   fid)   in   bemfclben    auf    bie   ©eite   ber    öerbünbetcn    b^'oteftantifd)en 
prften  gcftellt.     9ll§  ba§  ^^eer  bc§  5Bunbe§  fid)  auflöfte  unb^arlV.  jur  Untere 
Werfung   unb   ^^i'^tigung   ber   |)roteftantifd)en   ©tobte  l)cranrüdte,    Würbe    \X)m 
©eiten§   be§   bemofratifd)en   ©tabtratl)§   5(nton   Q.   nad)   Ulm   entgegeugefd^irft, 
um  günftige  23ebingungen  für  bie  ©tabt  ju  erlangen.     SSirflid)  gelang  e§  aud) 
bem    gcfd)idten    Unterl)änbler ,    bem    freilid^    wie    feinem    9lnbcrn    bie    reid)ften 
materiellen  Mittel  ber  Gewinnung  unb  33e[tec^ung  ju  (Sebote  ftanben,  üon  9Hba 
imb  (Sranöelta  baö  S5erfpred)en  ju  erl^alten,    ba^  bie  Unterwerfung   ber   ©tabt 
nur  eine  f^ormalität  fein  foHe.     Xro^bem   aber  l)atte  9lug§burg   nad)mal§   ben 
3orn   be§   ^aifer§  in   einem  befonber§    :^ol)en   ©rabe   3U  füllen.     lief   Derle^ 
burd^  biefen  luggang  feiner  SSemü^ungen  ^og   fid)  3lnton  ^.   balb   barauf   für 
melirere  ^a'^re   nad)   ©df)Wa^   in   2:irot   aurürf.     3ln   ber  33erfoffung§änberung, 
welche  ^arl  V.  in  Slugsburg  ju  ©unften  bc§  ariftofratifd)en  ^^rincipS  öornal)m, 
^at  3lnton  feinen  5lntl)eil  gfl)abt,  fo  fe^r   auc^  fonft  bie  33a^nen,   wcld)e   bie 
©tabt  in  politifd)er  unb  religiöfer  .^infid)t    in  ben   legten  12  ^a'^ren   bor  bem 
©turj  be§  äünftifd^en  9tegiment§  eingcfc^lagen  :^atte,   feinem  ariftotratifd)en  unb 
altgläubigen  ©inn  äUWiber  fein  mußten,     ßr  ftarb  1560. 

Ulricl)  flügger,  ©ol)n  bc§  Siaimunb  g.  (f.  0.  ©.  181),  geb.  1526, 
urfprünglid^  für  ben  geiftlid)en  ©taub  beftimmt.  Würbe  fpäter  Don  ^aul  III. 
3um  päpftlid)en  Kämmerer  ernannt  unb   lebte  längere  3eit  in   Italien,     ^aä) 


iJuS9«.  183 

S/eutfc£)Ianb  jurücEgefe^tt,  trat  er  in  SSerbinbung  mit  oerjcfjiebenen  Üteiormatoxen 
unb  betannte  fic^  fpäter^in,  aU  bev  einzige  jeincr  i^cimilie,  offen  3um  5proteftan= 
ti§mu§,  tüe^^alB  er  —  unter  bem  33orn3anbe,  ba^  er  fein  3}ermDQcn  mit  @e= 
lefjrten  unb  .^ünftlern  öcrgeube  —  öon  feinen  SSrübcrn  unter  ßuratel  geftellt 
tDurbe,  ©päter  toar  er  fogar  genötf)igt,  öor  ben  93eriolgungen  feiner  ^amilie 
(S(^u^  Bei  bem  -Surfürften  griebricE)  III.  öon  ber  ^pfalj  3u  fudjen.  @r  toar  ein 
grünbtic^cr  ^ellenift,  bct  ficf)  namentlich  bie  f^örberung  öon  correcten  6tafftfex= 
ausgaben  angelegen  fein  Iie|.  .g)einrid)  ©tienne  cbirte  auf  feine  Soften  öcr= 
f(i)iebene  grie(i)ifct)e  Slutoren ,  namentlid)  3;enopf)Dn.  S)aneben  fammette  er  eine 
foftbare,  befonbevg  an  claffifc£)rn  unb  t)ebraeifd)en  .öanbfc^riften  reicf)e  S5ib(iott)ef. 
Stuf  feinem  lobtenbette  beftimmte  er  fein  25ermögen  ju  llnterric^t§ftipenbien  für 
arme  ;3ü^ötiTtge ,  bie  SSibliot^ef  öermac^te  et  ber  Uniberfität  ^eibelberg.  6r 
ftarb  1584. 

Sot)ann  "Safob  gugger,  ©ruber  be§  SSorigen,  geb.  1516,  ebenfaü§ 
berüfimt  al§  fyörberer  berMnfte  unb  SBiffenfi^aften.  SBal^rfifieinlid)  auf  Sijiang 
Olatf)  30g  er  beffen  (S(f)üter  Slntonio  -pon^ano  nad)  3tug§burg  unb  ließ  bur<i) 
it)n  bie  inneien  9täume  be§  ^^uggerbatafteg  mit  J^xt^Un  auSfc^mücf en ,  nac£)bem 
bie  ^uBentoänbe  unb  ber  innere  öof  bereit»  unter  ^afob  bon  bem  jüngeren 
Surgfmatr  unb  3tlbre(^t  Slttborfer  mit  tjcrrtii^en  ^ytesfen  gef(i)mücEt  morben 
maren.  1565  trat  er  in  bie  ©teufte  be§  ^erjogS  2Ubre(i)t  oon  S3at)ern  unb 
tDurbe  fpäter  beffen  .^ammerbräfibent.  @r  ift  ber  33erfaffer  ber  „Söa'^r'fiaftigcn 
:Befcf)reibung  be§  Dfterreict)if(i)cn  unb  "^abSburgifc^en  ^ia^mens,  ^erfommens, 
(S)ef(^Iect)te,  üox'tpftanäung"  ic,  Lotion  ber  öon  ©.  üon  35irdEen  l^enü^renbe  be= 
fanntere  „S:piegel  ber  (5f)ren  be§  '^öctiftlDblirfien  Äat)fer=  unb  ^ötiiglid^en  @r^= 
t)aufe§  Defterreicf)"  (Nürnberg,  1668)  nur  ein  ungenügenber  StuSjug  ift  (ögl. 
^0^.  &)x.  öon  Slretin,  Beiträge  jur  @cf(^.  unb  Sitteratur  Jc,  S5b.  I,  4,  ©tütf ; 
unb  Otanfe,  S)eutf(i)e  (S5ef(i)icf)te  im  3eitalter  ber  ^Deformation,  4.  Stuft. ,  Sb.  I, 
33eitage  S.  343  flg.).  ©leic^  feinem  ©ruber  toar  aud^  er  eifriger  «Sammler: 
.Öieront)mu§  2Botf  1)atk  längere  3eit  o.i^  S5ibliotf)efar  in  feinen  5Dienften  geftanben. 
(Ir  ftarb  1575.  ©einem  Stnbenfen  ift  ba§  ücn  Äönig  Submig  I.  öon  SSaiern 
errichtete  (Stanbbilb  in  Slug§burg  gctoibmet. 

inarcug  gugger,  ©ot)n  be§  Stnton  fy.  (f.  0.  ©.  182),  geb.  1529,  S5erf affer 
be§  erft^n  in  S;eutfd)lanb  erf(i)ienenen  beutfd)  gcfdtiriebenen  2Ber!e';->  über  ©eftütämefen, 
5Reitf(i)uten  k.  3lu(^  auf  bem  ©ebiet  ber  Äircf)engefd)i(^te  {)at  er  fic^  burc^  eine 
beutfc^e  Ueberfe^ung  ber  18  SSüct)er  liistoriae  ecclesiastioae  be§  Nicephorus  Callistus 
befannt  gemad)t.  Sein  erftgenannte§  2ßer!:  „2Bie  unb  too  man  ein  @eftüt 
öon  gutten  ebeln  ßrieg§roffen  aufrid)ten  foH",  bilbete  einen  öort^eil^aften  ß5egen= 
fa^  5u  ben  bi§  3ur  ^eit  ber  3teformation  in  lateinifi^er  ©prarfje  erfcf)ienenen, 
öon  W6nd)en  unb  anberen  (Jom^ilatoren  öerfa^ten  ©ammeltoerEen ,  meiere  fic^ 
nac§  %xt  ber  .g)ippiatrifer  be§  2ltert^um§  toie  nad^  bem  Vorgang  bt)3antinifci)er 
@ete!)rten  mit  X^ex^mijt  unb  3:^ieri)ei(funbe  befaßten.  5)er  erften  3lu§gabe  beö 
2ßerfe§  (1578)  folgte  balb  bie  ^meite  Sluflage  unb  1611  (nad^  bem  2:obe  beg 
25erfaffer§)  eine  britte.  "Dleue  3lu§gabe  öon  äöolftein ,  2  23änbe,  1788.  (©gl. 
Sftoffig,  -^ragmat.  ©efc^.  ber  Decon.  u.  ßameraltoiffenfd).,  1781.  5xaa§,  ®efd^. 
ber  2anbbau=  u.  gorfttoiffenfc^aft ,  ^Jlünd)en  1865,  ©.  45  f.)  ©ermätjlt  mit 
ber  ©räfin  ©ibtjUa  öon  ßberftein,  tourbe  er  ber  Stifter  ber  im  ^.  1671  toieber 
exiofcfienen  Dtorbenborfcr  ßinie.     6r  ftarb  1597. 

5 rang  gugger,  ein  (änfet  be§  ©origen  unb  ©o^  be§  5Jlünct)enet 
^ämmerer§  unb  Dberftattmeifterg  SInton  g.,  tourbe  1612  geboren.  @r  na^m 
in  baierifdEien  2)ienften  anfangt  unter  SBallenftein  unb  'tiierauf  bei  bem  §eere  in 
©dt)tt)aben  am  30jä^rigen  Kriege  %1)dl,  nat^  beffen  ©eenbigung  er  1649  al& 
@eneral=5elb3eugmeifter  jum  öouöcrneur    öon  ^ngolftabt  ernannt  mürbe,     i^n 


184  SuQSe»;- 

bieder  ©teltung,  in  iceld^ev  er  fi($  burd^  feine  5-ür|oi-gc  yüv  bie  i^eilung  ber 
^riegSfc^öben  fet)r  belieöt  mad^te,  öerHieb  er,  bi§  1664  bie  brot)enbc  2:ürfen= 
gefall-  i^n  öeranla^te,  in  fdjerlic^en  2)ienft  ju  tteten.  Untei-  ^Jiontecucuü  jog 
er  mit  naä)  Ungarn  unb  fanb  bort  in  ber  <B(i)laä)t  beim  2)orfc  ©ott^arbt  an 
ber  Uaah  am  22.  ^uli  1664  ben  2;ob. 

Pinacotheca  Fuggerorum  in  Kierchperg  et  Weissenhorn.  ße^te  ?Iu§go"6e 
öon  1754.  ^s.  ö.  ©tetten,  ©efdiid^te  ber  abeligcn  @ef(f)tec^tcr  in  ber  freien 
gici(^§ftabt  3tug§16urg,  1762,  3eitfcC)rift  be§  "fiiftorififien  S3erein§  für  ©d^toaben 
u.  Nienburg,  1874.     ©erftner,  ©efc^ic^te  öon  ^ngolftabt,  1852. 

ßt)rifti an  ^31  et) er. 
Otto  ^einrid^  gugger,  (Sraf  ju  2Seifeent)orn,  furbaierifctKi" -^peerfütirer 
im  30jä:^rigen  Kriege,  geb.  1592,  t  1635  ju  5lug§burg,  ©ot)n  6^riftopt)'§  g. 
öon  ©tött,  eine§  ©nfelg  öon  Inton  g.  (f.  o.  ©.  182;.  SBon  ben  öielen  ^}tit= 
gliebern  ber  Q^amilie  g^.,  metd£)e  im  SOjä'^rigen  Kriege  il)r  ©dtimert  unb  tfjeitoeife 
if)r  33ermögen  ber  fatt)olifc£)en  ^aä)t  3ur  S5erfügung  fteüten,  ift  Otto  .^-^einrid^ 
ber  t)erborrogenbfte.  6r  begann  feine  Saufbatjn  in  fpanifd^en  J^rieg§bienften  unb 
^mar  tiermut^lid)  erft  1617,  in  tt)etd)em3iat)re  er  am  Jeli^PSe  beg  ö[terrcirf)ifd^= 
fpanifd^en  .^eereS  gegen  5}fnebig  unter  bem  fpanifi^en  ©tatf^atter  öon  ^Jlailanb 
S)on  ^Pebro  be  2oIebo  X^cil  na^m  unb  bei  ber  33etagerung  öon  i^erccEi  jum 
Oberften  ernannt  tourbe.  Unb  ai^  bann  ber  ilricg  in  SSb'^men  toäbrad),  warb 
er  in  feiner  .Speinmtt)  ©dt)maben  2:rup:pen  für  ben  Äaifer,  füdf)t  unter  Soucquoi 
in  ber  ©ditai^t  am  loei^en  33crge  bei  ^rag  unb  fotgte  bemfelben  naä)  Wd\)xen 
unb  Ungarn,  ^ad^bem  x^.  nad^  23oucc|Uoi'§  Sobe  unter  Garaffa  gcftanben,  be= 
fe'^ligte  er  1623  unter  dolalto  abermals  gegen  bie  Ungarn,  rüdfte  jeboc^  im 
folgcnben  S^a'^re  mit  ben  unter  bes  Sedieren  Oberbefet)l  bem  9Jlard£)efe  ©pinota 
jugefd^icEten  ^ülfätruppen  nadf)  ben  5liebertanben  ab  unb  na'^m  an  ber  benf= 
mürbigen  Setagerung  öon  Sreba  1624 — 25  2t)eil.  ^)iad^  bem  ^^aUe  biefer 
i5feftung  n^urben  6olalto'§  2:ru|)t)en  ju  SBaHenftein  abberufen  unb  i}.  mad£)te  in 
iJolge  beffen  be§  ^ricblänberS  ^ug  nad^  ""Jiieberfadtifen  mit.  3in  ben  i^al^ren 
1629—31  befanb  fy.  fid)  bei  ben  toegen  be§  9Jtantuaner  @rbfo(grftreit§  gegen 
^axl  (Sonjaga  aufgebotenen  faiferlid)en  2;ruppen  in  Obcritalien,  trat  aber  nad^ 
gef(^loffenem  i^rieben  au§  !aiferlid£)en  in  baierifdf)e  S)ienfte  über.  (Sr  errid£)tete 
für  bie  fiiga  neue  9tegimenter,  an  bereu  ©pi^e  er  aU  baierifd^er  ©eneralmadtit^ 
meifter  nad)  ipeffen  jog,  um  ben  Sanbgrafen  SEßil^elm  öon  ber  Union  ju  trennen. 
@§  gelang  i'^m  aud),  ben  Reffen  ba§  ©tift  ^^ulba  abpne'^men,  unb  er  toar  fd)on 
im  33egriffe  auc^  im  ©tiftc  .^et§felb  öorjugtlien,  al§  ber  unglüd£lidf)e  ?lu§gang 
ber  ©{^lad£)t  bei  ßei|)3ig  i'^n  nötl)igte ,  jur  SSerftärtung  SiEt)'^  ab^urücEen,  mit 
tt)el(|em  er  fid)  bann  bei  ^-ri^lar  öereinigte.  ^mS-  1632  rüdte  er  unter  Jittl) 
nad£)  granfen  ab,  mobei  i^m  bie  einnähme  öon  SBinbS'^eim  unb  3fiot^enburg 
äufiel,  unb  l^ierauf  nad^  ©ditoaben  jurüd.  %U  nad)  3:illt)'§  2obe  anbringen 
ben  Oberbefel)!  erl^ielt,  trat  aud^  g.  unter  beffen  ßommanbo,  mürbe  jebod)  balb 
barauf  ^um  @eneral=6ommanbanten  öon  SSaiern  unb  jum  felbftänbigen  33efe:^l§= 
l^aber  ber  ^eerabtl)eilung  ernannt,  metd)e  bie  baierifdtjc  Söeftgrenje  berfen  foKte. 
@r  l§atte  bereits  ßanbSberg  ben  ©d)meben  lüieber  abgenommen,  al§  er  mit 
6000  Wann  §ülf§truppen  jum  !aiferlid^=baierifc^en  .gjaupf^eere  abberufen  mürbe. 
"^0^  red^taeitig  traf  er  äBattenftein  öor  Stürnberg  an,  um  in  ber  ©d^lad^t  gegen 
bie  ©d)n)eben  mitmirfcn  ju  tonnen.  aBäl)renb  SBaüenftein  l)ierauf  nadt)  springen 
öotrüdte,  !e:^rte  g.  unter  mitbringen  mieber  nac^  ©d^maben  aurüd.  ?lu^  1633 
öerblieb  er  unter  be§  Sedieren  Oberbefel^l  unb  na^m  an  beffen  gelb^ug  nad)  ©Ifa^ 
gegen  Sernl)arb  öon  SBeimar  2;i)eit.  3llbringen  mürbe  genötl)igt  fic^  in§  innere 
S3aiern§  äurüdäuaietjen  unb  al§  berfelbe  1634  im  treffen  bei  8anb§t)ut  gefallen 
toar,  trat  ^.  an  feine  ©tette  al§  gül)rer  ber  i2)eerabt^eilung.     ©r  bet^eiligte  fid^ 


ptiric^-  185 

an  ber  SBelagerung  bon  5Regen§16urg ,  unb  a(§  nacf)  UeBergaBc  bieder  ©tabt  bic 
@c£)roeben  unter  .^orn  nad^  ©c^föaben  jurücigegangen  toaxen,  TÜcEte  er  nad^ 
^örblingen  Dor.  9lod)  föäl^venb  ber  Setagerung  biejer  ©tabt  mu^te  er  jebod^ 
ben  OBcvbefe'^I  an  Äart  t)on  Sotl^ringen  übergeben,  na^m  aber  tro^bem  @elegen= 
l)eit  m  in  ber  barauf  folgenbcn  ©d)(acf)t  in  l^erborragenber  2Beife  auSjujeit^nen. 
1635  h)urbe  5.  ^um  faiferlid)en  ©ouöerneur  in  3lug§burg  ernannt.  Sn  infolge 
feiner  Unbulbfamfeit  t)ermod)te  er  ni(i)t,  fid)  in  biefer  Stellung  beüebt  3u  machen. 
S)ie  Slbfe^ung  be§  ^roteftantifc^en  unb  SBiebereinfe^ung  be§  fat^otifc^en  9tat^e§, 
bie  Stuj'lage  bebeutenber  Kontributionen  unb  anbere  23ebrürfungen ,  namentlich 
be§  proteftantifdjen  £l§eile§  ber  SSürgerfc^ait ,  üeranla^ten  eine  ^lage  berfelben 
beim  ^aifer ,  in  ^^otge  bereu  er  ber  ©tatt^^alterfd^ajt  enf^oben  marb ,  momit 
freilief)  bie  bur(^  it)n  t)erüorgerufenen  ärgerlid)en  Raubet  if)r  6nbe  nod^  nicf)t 
fanben.  @r  fetbft  blieb  23efe^I§f)aber  ber  33efa^uug§truppcn.  3tl§  fotd)cr  ftarb 
er  oudf),  mit  <^interlaffung  üon  18  ^inbern  au§  jWeiter  6f)e.  -Dbtool  fein  fe^r 
bebeutenber  (Seneral,  ^at  3^.  ber  !at£)oIif(^en  ©ac^e  boc^  toefentlid^e  S)ienfte  ge= 
leiftet;  öon  Äaifer  fyerbinanb  ttiurbe  er  be§toegen  in  ben  ©rafenftanb  erl^oben 
unb  ber  .^önig  bon  ©panien  öertie!^  i§m  ben  Crben  be§  golbenen  3]Iie^e§, 

Sauden,    ^iftor.   |)etbentejifon ,    1716.     $.  ö.  ©tetten,  ©efd^.  ü.  2Iug§= 
bürg,  1758.     ^cilmann,  ^rieg§gef(^ici)te  2C.,  1868.  Sanbmann. 

t^Üljrtd):  Sofef  9iitter  b.  g.,  ^iftorienmater,  tourbe  am  9.  ^febr.  1800 
äu  ^ra^au,  einem  ^toifc^en  9teid^enberg  unb  3^ttau  unweit  ber  bö'^mifct)=fä(^fi= 
f(f)en  Örenje  gelegenen  £anbftäbtc£)en  geboren,  roo  fein  25ater  ba§  (Semerbe  etne§ 
bürgerli(i)en  Stnftreic^erS ,  5)taler§  unb  2}ergotber§  betrieb  unb  na(^  2lrt  ber 
Sanbleute  bom  ßrtrage  einiger  ©runbftüde  lebte.  S)ie  Sugenb=  unb  ißi(bung§= 
gefct)i(^te  ^•ü'^ri(i)'§ ,  toelc^er  o^ne  anberen  Unterricht,  al§  i^n  eine  gett)ö'^nli(f)e 
S)orff(i)ule  bietet ,  fiel)  bom  -Hirtenjungen  3U  einem  ber  bebeutenbften  .^ünftler 
unferer  Qnt  em|)orarbeitcte,  ift  eben  fo  intereffant  al§  le^rreid).  ^Jiac^bem  ber 
junge  f^.  bie  ©lementarfc^ule  feine§  ®rburt§orte§ ,  n)el(^e  fic^  in  feiner  SBeifc 
bon  ber  eine§  ®orfe§  unterf(^ieb,  burc^gema(i)t,  t)ütete  er  toä^venb  jtoeier  ©ommer 
bie  .^ü§e  unb  ©djafe,  inbem  er  nebenbei  feinem  33ater  beim  5lnftreid)en  bon 
©(i)rän{en,  Söettfteüen  unb  anberen  ®erät!§f(f)aften  l)alf.  äÖie  einft  ©iotto, 
^eid^nete  ber  Jlnabe  in  feinem  .Ipirtenleben  aüe  @egenftänbe,  Ujelc^e  i^m  bor= 
f amen :- 2:t)iere  unb  5Jtenfii)en,  23äume,  f^clf^n  unb  Söafferfätte,  jeboc^  meift  au§= 
menbig,  o^ne  bie  'Dtatur  ju  9tatl)e  p  5iet)en.  (Sine  mit  .§oläfd)nitten  au§geftattete 
SSibel  unb  einige  .^upferfti(^e ,  bann  bie  in  ben  näct)ftgelegenen  .^ird£)en  befinb= 
liä)tn  5l(tarbilber  regten  ben  ftreng  fatl^olifd)  erlogenen  faum  14jä^i-igen  .^naben 
an,  fi(^  in  fir^lid^en  S)ar[tellungen  ^u  berfud^en.  @r  matte  nun,  o'^ne  je  Unter= 
ric^t  im  3f^nen  erlialten  ^u  ^aben,  bie  berfcE)iebenartigften  SBilber,  fogar  ?Utar= 
blätter,  rabirte  auf  .^ubfer  unb  ermarb  fidf)  buri^  biefe  SIrbeiten  in  feiner  bon 
altem  SBeltberfe'^r  abgefdE)loffenen  ."peimatl)  ein  gemiffeS  5lnfel)en,  toe^alb  (Üraf 
©"^riftian  bon  6tam=®aKa§,  ju  beffen  iperrftäjajten  ^ra|au  gehörte,  fid§  beran= 
la|t  fül)lte,  ben  jungen  Äünftler  ju  unterftü^en  unb  it)m  ben  Sefud^  ber  .ßunft= 
afabemie  in  5prag  ju  ermöglichen,  ©iebje^^n  ^at)re  alt  trat  f5r-  in  bie  ©df)ulc 
be§  bamaligen  3lfabemiebirector§  33ergler  ein  unb  begann  feine  ©tubien  nad^ 
ber  l§er!ömmlid)en  afabemifcl)en  Lanier,  inbem  er  gleidEjjeitig  feine  fel^r  mangel= 
l^aften  .ff'enntniffe  3U  bereidE)ern  fudE)te.  33ei  ber  überroiegenb  poetifd^en  Einlage 
be§  jungen  .^ünftlerS  toaren  e§  begreiflidjer  SBeife  bie  S)i(i)ter,  mel(^e  i^n  an^ 
3ogen,  3unädf)ft  mirlten  beftimmenb  auf  i^n  ein  ©d^iller,  2;ierf,  9tobali§,  ©(Riegel 
unb  Söadenrober.  Uebrigen§  mar  e§  leine  regelmäßige  Sectüre,  meldte  ^.  be= 
trieb,  eben  fo  toenig  al§  er  ]iä)  an  ein  ftrenge§  !ünftleiif($e§  ©tubium  gctoöl^nen 
fonnte.  Unfid£)er  '^in^  unb  !§ertaftenb,  laä  er  Ütomane,  @efd)ic^t§bü(i)er,  ^ir(i)en= 
bäter,    ©treitf(f)riften   unb    toiffenfd^aftlid^e  ?lbl)anblungen   ol)ne  gro^e  3lu§mal)l, 


186  güI)Ti(3^. 

matte  bie  öerfc^iebenattigften  Silber,  seic^nete  jür  bie  SBo^mann'fc^e  ^unft^anb= 
lung  in  ''^xaq  eine  3fteit)e  öon  6ümpo[itionen  au§  ber  bö^mi|(f)cn  @ej(^id)tc  unb 
neigte  fid)  mit  ßntfc^iebentieit  ber  eBen  Mü'^enben  romantifdjen  8(^ulc  p. 
g^eben  mefirercn  SHufttationen  p  33iivgcr'§  „äöilbem  Säger"  nnb  einer  mc]^r= 
mat§  umgearbeiteten  ßompofition  beS  „S3ater  llnfer",  entftanb  roöfivcnb  feinet 
^Präger  3luTent^alte§  ein  6t;ftu§  öon  15  ^eid^nungen  ju  2:icd'e  (Henofeba,  tueld^e 
suerft  bie  aEgemeine  3tufmerffamfeit  auf  ben  25jä'£)rigen  SSerfrrtiger  Icnften  unb 
i^m  eine  i^enfion  pr  Steife  nad)  i^talien  öerfd)afften.  ^n  9iom  fc^tü|  fid)  f5f. 
an  Oöerbed,  S3eit,  J?o^  unb  ©d^norr  an,  unb  arbeitete  gemcin|d)aitli(^  mit 
biefen  an  ben  ^^freSfen  in  ber  2}itta  ^Jlaffimi,  wo  er  brei  urfprünglid)  Düerbed 
übertragene  a3ilber  au§  SLafjo'S  befreitem  :3erufatcm  nac^  eigenen  ^bcen  üott= 
enbete.  ©in  grau  in  grau  gemalter  S^rieS,  meldier  ba§  ganje  2:affo=®emad)  um= 
3iel§t  unb  hu  einzelnen  33ilber  berbottftänbigt ,  mürbe  jum  größten  3:i)eil  öon 
f^.  com^ponirt  unb  au§gefüf)rt,  meil  Döerbed  9iom  berlie^,  um  bie  '$ortiuncula= 
ca|)clle  in  9lf[ifi  au§5umalen.  ^Jtad^  33oIIenbung  ber  f5frc§fcn  in  ber  S5iIIa  ^Ma]\x= 
ini  menbete  g-.  feine  2f)ätigfeit  beina'^e  au§fd)Iiefelid)  ber  retigiö§  fird)lid)en 
9tid)tung  ju  unb  feierte  nad)  brcijäfjrigem  ^;!lufcnt()altc  in  9t om  unb  nad)bem  er 
jule^t  in  i^torenj  einge^^enbe  ©tubicn  ber  bortigcn  älteren  i'^unftraerfe  gemad)t, 
al§  ein  öon  ganj  (Suropa  anerfannter  unb  geehrter  i?ün[tler  in  feine  .^eimat^ 
äurüd,  wo  er  feit  bem  ^.  1834  er[t  al§  (iuftoä,  bann  al§  ^rofeffor  an  ber 
!aiferl.  3lfabcmie  ju  2Bien  einen  au§gebet)nten  2ßirfung§trei§  fanb.  <g)ier  Be= 
grünbete  er  eine  ßomponirfd)ule ,  l^ielt  öffentliche  $ßorträge  über  gefd)id)tlid)e 
Äunft  unb  öerfammelte  um  fid)  einen  Ärei§  auäge^cid^neter  ©d)üler,  öon  bencn 
S)obt)af(^of§tl^ ,  Smlcr,  Älein,  ßebert,  ^Jlabjera ,  3loltfd^,  9tein'^art,  ^:]ß(attner, 
©taubinger,  <Sd)önbrunner,  Sogler  unb  bie  beiben  äöörnble  fpäter'^in  al§  tüchtige 
ßünftler  be!annt  Würben.  2ll§  au§übenber  ßünfller  fertigte  er  nad)  feiner  9iüd= 
!e^r  au§  ^Jtatien  juerft  eine  gro^e  3eic^nung  für  ben  ^^ürften  ^Jlettcrnid),  bie 
Begegnung  Satob§  unb  ber  9f{a(Jel  barftellenb;  bann  Würben  äiemlid)  gleidjjeitig 
einige  3lltarbilbcr,  barunter  ein  gro^e§  für  bie  Stabtlirc^e  ju  ^4>adau,  in  Eingriff 
genommen  unb  al§  'Jtebenbefd)äftigung  bie  fc^on  früher  gejeidineton  ^(ünftrationeu 
3ur  (Senofeba  in  Tupfer  rabirt.  S)iefen  Slättern  folgte  ein  fernerer  6l)Etu§  öon 
11  geberseic^nungen :  „5)er  2:riump:^  6t)ri[ti",  weld)en  g.  fpätert)in  (1839) 
ebenfalls  rabirte  unb  für  welchen  i^m  bie  gro|c  golbcne  ^lebaitte  öeiiict)en 
würbe.  Ununterbrod)en  fleißig  unb  mit  großer  2eid)tigleit  arbeitenb,  fertigte 
ber  Äünftter  jwifdien  1829,  al§  er  au§  Italien  jurüdfc^rtc  unb  1854,  al§  x^m 
ber  Sluftrag  ju  %l)di  würbe,  bie  5llt=2erd)enfelberfird)e  in  SCßicn  mit  f^veSten 
auSpftatten,  eine  fo  gro^e  3ln3al)l  öon  ©emälben,  ^^^'^^^^Q'^"  i^^^  Ütabirungen, 
ba^  e§  gerabep  unmbgtid)  ift,  auä)  nur  bie  ,g)auptWerfe  aufp^äljlen.  35et 
feinem  raftlofen  ©djaffen  öerfiel  er  nie  in  i^lüd)tigfcit  ober  Dberfläd)lic^!eit ; 
glei(^  bem  S)ürer  unb  Seno^jo  (Soj^oli  fül)rte  er  jebe§  ^Pflänji^cn  im  3}orber= 
grunbe ,  jebe  ^inie  be§  ^intergrunbe§  mit  gleidjer  Siebe  unb  (Sewiffenliaftigfeit 
au§.  S)em  obigen  gf^traume  getreu  an  bie  burc^  Ütabirung,  ©tid)  unb  ßitf)0= 
grap'^ic  mel)rmal§  öeröielfältigten  Äreujwcgftationen,  Welche  er  in  je  öerfd^iebenen 
ßompofitionen  jwci  ^tal,  nämlid)  auf  bem  ©t.  Sorenjbergc  in  ^rag  unb  in  ber 
So'^anneS  9lepomu!firc^e  in  SBien  al  fresco  ausführte;  bann  bie  Delbilber: 
„6l)riftu§  auf  bem  2öcg  jum  Delberge"  —  „Sofua  mit  feinem  §eere  öor  3te= 
rid)o"  —  „®ie  trauernben  i^uben"  —  „S3oa§  unb  giutl)"  —  „^Jlaria  unb 
Sofef  auf  ber  9teife  nad^  Setl^lel^em"  —  „5D^ofe§,  Wie  er  öon  @ott  bie  ®efe|= 
tafeln  erl)ält"  —  „ß'^riftuS  Wäl^renb  be§  ©turme§  im  ©d)iffe  fd)lafenb"  —  „S)er 
Xraum  be§  1)1.  ^ofef"  -  „2)ie  ©eburt  6l)rifti"  —  „2)er  5ifd)äug  $etri"  — 
„S)a§  Urtl)eil  ©alomoni§"  —  eine  peta  unb  öiele  anbere  3e'd)"ui^9en  unb 
Gelgemälbe,  weld)e  fic^  in  .^ird)en,  öffentlidien  ©allerien  unb  ^riöatfammlungen 


pfjtic^.  187 

Befinben  unb  bie  burc^  Sif^ograp'^ie  ober  (Surf)  in  ben  lüeitcften  ^rcijen  fiefonnt 
gctüorben  finb.  S)ei-  33ilberct){lu§  in  ber  2llt=ßercf)enielberfit(i)c  bejeid^net  einen 
befonbeven  3ll6f(^nitt  in  i5'ü^^"irfl'^  Sebcn.  S)ie  Leitung  be§  ganzen  2Berfe§  war 
if)m  antiertraut  unb  bcr  ©runbgcbanfe  getjört  au§fc^lie^Ii(^  feinem  (Reifte  an. 
S)ie  Sßorl^attc  ^eigt  bie  ©c[)öpiung§gefd)i(i)te  in  i'^ren  5Bejief)ungen  ^um  neuen 
2:e[taniente,  ba§  ©d^iff  entt)äit  bie  .^auptmomente  au§  bem  ßeBen  (lt)rifti,  am 
Srium^j'^Bogen  [inb  33erf(drung  unb  5]erjpottung  bc§  ^eilanbg  ongeBracJ)t  unb 
in  bei  ^u)}|)el  bie  adfit  ©eligfeiten.  9lI-§  ^auptbilb  für  bie  Slribune  Würbe  bie 
S)reieinigfeit  gewählt,  untert)al6  berjelfien  ber  geöffnete  i^immel  mit  feinen  4^ei= 
ligen  ^lereinblidt.  2ln  biefe  ißilber  reil^en  fic^  äatjlreidie  in  ben  ©eitencapellen 
befinblid^e  an,  beren  ?tu§fül^rung  bie  5)ialer  j?u|)elti)iefer,  ©diulj,  6b.  (Jngertt), 
SBinbcr,  SlaaS,  2)ol6l)afd^Df§fi),  6.  5[Rat)er  unb  ©i^önmann  übernat)men.  S)ie 
SSerf^eilung  ber  5Irbeiten  unter  fo  bicle  Äünftler  wirtte  atlerbingS  etWag  ftorenb, 
roar  aber  ni(i)t  ju  üermeibcn  in  2tnbctrad)t  ber  öorgefc^rieBenen  furzen  2lu§= 
fül§rung§5eit.  SBegen  feiner  um  biefe  l^irc^e  erworbenen  SSerbienfte  würbe  5. 
1861  in  ben  Siitterftanb  erhoben  unb  mit  bem  Drben  ber  eifernen  Ärone  au§= 
ge^eirfinct,  na(f)bem  er  bereits  ba§  Oiitterfreu^  be§  ^äpftlid)en  (Sregoriu§orben& 
unb  be§  baierifd^en  5[Riifiaet§orben§  ert)alten  l^atte.  £)ie  5lfabeinien  3U  5Jlün(i)en 
unb  SSerlin  ernannten  it)n  3u  i^rem  ^Ritgliebe,  ^aifer  ^Jlojimilian  öon  ^Jlejifo 
überfanbte  it)m  ba§  Officicr§freu3  be§  @uabe(u|3eorben§  unb  ^apft  ^iu§  IX, 
Wegen  eine§  mit  SRiniaturen  ber^ierten  ^Jtiffale  ba§  6omtf)urfreu3  be§  @regor= 
orben§.  '^Jlit  june'^menbem  3llter  nal^m  bie  S^ätigfeit  güf)ri(i)'§  e't)er  ju  at§ 
a1),  auc§  äcistc  t^inc  f(f)ö:pferifc^e  .^raft  nic^t  bie  minbefte  9tbnaf)me.  yiad)  SSoE= 
enbung  bcr  ?t(t=ßerd)enielber  23ilber  Würben  bie  geiftreid)en  33tätter:  „'Sie  Äird)en= 
ul^r"  unb  „S)a§  alte  unb  neue  9iom"  au§gefüt)rt,  bie  üixdjt  bon  ©d)önUnbe  im 
norblidtien  33ö^meu  erfiielt  ein  fd^öneS  ÜJlabonnabilb,  e§  entftanben  jWei  felir 
bebeutenbe  @emälbe  für  bie  frei^errlict)  ©t^ad'fd^e  @aEerie  in  5J]ünc^en  unb  ein 
britteg  für  bie  pä|)ftlid)e  9luntiatur,  Worauf  ber  Jlünftler  ^wei  gro^e  ?tltarbilber 
für  bie  ©tift§firdt)e  ju  9taigcrn  in  5}läl)ren  matte,  liefen  folgten  ein  3lltarwer! 
für  bie  Äirc^e  in  SöSlau  bei  Söien,  ein  für  ben  Kronprinzen  Üiubolf  int  Sa'^re 
1870  beftimmteg  S3ilb,  ben  „Kaifer  9tubolf  öon  .g)ab§burg  unb  feine  Begegnung 
mit  bem  ^Priefter"  barfteltenb,  bann  ein  oom  ^jßrälaten  Söillim  p  Sßien  beftellteg 
@emälbe  für  einen  ^auSaltar.  Söenn  Wir  nod^  jWei  bem  5]3urgatorio  S)ante'g 
entnommene  dompofitioncn  für  ben  Äönig  i^o^ann  bon  ©ad)fen,  eine  9teif)e 
üon  3lquarellen  für  ben  ©rafen  bon  ß^ernin,  eine  gro^e  ©arftetlung  be§  9lbenb= 
ma'^teg  für  ba§  9tefectorium  be§  Kapu3iner!(oftcr§  in  Söien  unb  ein  gro^e& 
^Ittarbilb  für  bie  Äird)e  bon  Storferau  nennen,  gefcf)iel;t  eg  niii)t  fowol  um 
biefcg  35er5eicf)ni^  jn  öeröoUftänbigen,  al§  um  bie  ausgebreitete  2;f)ätig!eit  unb 
ben  5p'^antafierei^"t^um  bc§  i?ün[tler§  nät)er  ju  beseid^ncn.  ^m  ^.  1872  würbe 
5-  auf  ®runb  eine§  neuen  ®efc^e§  penfionirt  unb  il)m  ^ugleid)  bag  6omtl)ur= 
freuä  bc§  öftcrreic^ift^en  gran3=3ofefg=Drbeng  öerliel^en.  S)iefe  ^^^fni^onirung, 
weld)e  gegen  feinen  äöunfcl)  erfolgte,  crl)5t)te  nur  bie  5Xrbeitgluft  b.'g  nod)  immer 
iugenbfrifrf;en  J?ün[tlerg,  inbcm  fie  i^m  äugleic^  größere  ^Jlu^e  für  feine  bielen 
Unternet)mungen  geWölirtc.  ©eit  biefer  ^fit  pnblicirte  er  ben  mit  30  S^\^= 
nungen  auggeftattcten  ^falter  unb  bag  23u(^  beg  2;l)oma§  t)on  Äempcn  bon  ber 
^3lad)folge  6:§rifti  mit  me'^r  alg  50  i^Üuftrationen ,  ferner  bie  (Sr^älitung  bom 
„S5ertorenen  ©oline"  in  ac^t  blättern,  bag  33u(^  Sfluf^  unb  „S)cr  arme  ^ein= 
rid)".  Welche  äöerte  mit  5lugna'^me  beg  Verlorenen  ©ol)neg  in  Sllptiong  S)ürr'& 
Sßerlage  ju  ßeipäig  erfd)iencn  finb;  frü'^er  bereitg  erfd)ienen  bon  i^m  ber  „33ct^= 
le^cmitifi^e  äßeg"  unb  „Sr  ift  aufcrftanben",  crfterer  mit  12,  bcr  anbere  mit 
15  3cid)uungcn.  Ütüftig  unb  munter,  öoll  üon  5)]länen  über  neu  anäufertigenbe 
äBerte,  feierte  ber  greife  Künftler  feinen  75.  ©eburtgtag  im  Greife  feiner  f^reunbe. 


188  pt)tic^. 

nic^t  a'^nenb,  "tfa^  feinem  2öir!en  nur  noc^  eine  furje  grift  öergijnnt  jei.  gr 
ftarB  mä)  einem  furzen,  bcm  9(njc^ein  nai$  nic^t  gefätii-Urfien  Unn)ol}l|ein  am 
13.  Wäx^  1876,  nad)bem  er  jtoei  3iü1^«  öor'^er  feine  ÖJattin ,  mit  mcld)er  er 
42  ;3a^re  in  gtücflic^er  ßt)e  gelcBt,  berloren  unb  ben  meiften  feiner  (yrcunbc  in§ 
©rab  nac^gefe^en  t)atte.  —  ^n  f??.  bertor  bie  firc^lid^e  gjklerei  i'^ren  Ijertiorragenbften 
3}ertreter,  fein  ^toeiter  ^ünftler,  felbft  nid)t  Otierberf,  1)at  bQ§  3Befen  ^e§  ^atl^o= 
Iici8mu§  mit  folc^er  Sicfe  erfaßt  unb  mit  fotc^rr  f^üEe  neuer  Sbecn  lbereirf)ert. 
(Biaube,  ßeben,  äöiffen  unb  ^unft  toaren  Bei  fj-.  ju  einem  cinf}eitlid)en  untrenn= 
baren  ©an^en  öerfdimoläen,  bie  ^unftübung  erfd)ien  if)m  al§  ©otteSbicnft,  toeöt^alft 
er  aud)  anbere  al§  religii3fe  S^cftreBungen  ignorirte.  S)at)er  fpiegelt  fid)  aud)  in 
feinen  ganj  bcm  @emütt)e  cntfprungenen  SBerfcn  fein  3i"ncrc§  getreu  mieber :  er 
mar  ber  befte  .^augoater,  ber  tt)eilnel)menbfte  Q^reunb  unb  für  feine  Sd)üler  ber 
tüol^tmollenbfte  Beforgtefte  £et)rer.  ©eine  äußere  ßrfc^einung  mar  geutlemanlike 
unb  fein  fd)öne§  freunblid)e§  ©efid^t  geigte  ni($t§  öon  jener  a§cetifd)en  Strenge, 
meiere  man  gemö^  feiner  «Schriften  öorau^fc^en  mochte.  SBcntge  i^ünftter  be§ 
Slltertt)um§  mie  ber  'Jicujeit  üerfügten  über  einen  fo  reid)en  'i^-on'b  ted)nifd)er 
5Rittel,  aU  ^. :  er  malte  mit  gteid^er  5öirtuofität  in  Oel,  greSfo  unb  ^Iquarett, 
berftanb  ju  litI)ogra|)t)iven,  in  ^Tupfer  ju  rabiren  unb  mit  bem  (^rabftii^cl  um= 
juge^cn,  jeidinete  unübertreffUd)  mit  ber  3cber,  mit  ©epia  unb  %u]ä)e.  S)abet 
ift  feine  ^'^^(^"""Q  I)öd)ft  correct  unb  bemegt  fic^  im  gefälligften  Sinienflu^,  ba§ 
Kolorit  '^armonifd)  unb  e§  jeic^nen  fid^  aüe  feine  äöerfe  burd)  ?(bel  unb  ben  ge= 
läutertften  gormenfinn  au§.  S)aB  S-  ^on  ben  Sd^mäc^cn  nic^t  freiblieb,  an 
meld)en  bie  fird)Ud}e  Äunftrid)tung  tcibet  unb  bie  übert)aupt  unbermeiblid)  ftnb, 
menn  man  biefen  ©tanbpunft  fefttiätt ,  ift  bcina'§e  felBftöerftänblid) :  mie  benn 
bie  f)erti3mmUd)  t^pifc^en  ©efii^t-er  unb  öemänber  ber  biblifd)en  Hauptfiguren 
eine  inbiöibucUe  Sefeelung  unb  naturgemäße  3)ur(^bilbung  jur  Unmöglid)feit 
mad)en.  5tuf  ben  Oelgemälben  pflegte  er  getoöfinlid)  fein'en  Pötten  Flamen 
ober  bie  jufammengejogenen  5(nfang§bud)ftaben  (J  F;  anjubringen ,  feine 
9labirungen  aber  Perfat)  er  mit  einem  lIRonogramm.  2)ie  meiften  feiner 
S3ilberct)flen  ^aben  me'^rere  9luflagen  erlebt,  fo  ftnb  Pon  feinen  berüt)mten 
^reujmegftationen,  Pon  benen  5-  fetbft  bie  erfte  ^Jluflage  rabirte ,  mät)renb 
bie  jmeite  unb  britte  burc^  ^l^etra!  in  j?upfer  geftod)en  mürben,  jmei  fernere 
9luflagen  in  üerfteinertcm  'öJiaßftabe ,  im  ganzen  alfo  fünf  ^^uSgaben  crfd)ienen, 
Pon  äat)lreid)en  unbefugten  ^3{ad)bilbungen  abgefef)en.  S>a§  „S3ater  Unfer", 
bie  „(SenofePa" ,  ber  „23et^W)emitifd)e  2öeg" ,  ber  „Sriumpt)  6t)rifti"  finb 
ebenfatt§  fi^on  in  me'^reren  Sluflagen  erfd)ienen  unb  Pon  bem  geiftreic^en, 
1860  entmorfcnen,  SStatte:  „S)a#  5ttte  unb  ^Jieue  9tom",  geftod)en  öon  2ubp, 
mirb  fo  then  ein  neuer  ©tid)  angefünbigt.  S)ie  3eitf)nungen  jum  „Sud)e 
^utl)",  eine  ber  legten  unb  auägejeidinetften  arbeiten  be§  5Jleifter§,  mürben  Pon 
.^.  ^erj  in  Tupfer  geftod)en,  feine  übrigen  neueren  Söer!e :  „@r  ift  auferftanben" 
—  „2)er  ^^^falter"  —  „X^omaä  Pon  Kempen"  —  „5Der  arme  .g)cinrid)",  finb 
Pon  @aber  unb  Oertel  in  ,g)ot3fd)nitt  anSgefülirt  morben.  S)urc^  biefe  ^a^U 
reic^en  ^Pnblicationen  l)at  x^.  einen  unermeßlid)en  ßinfluß  auf  bie  fat^olifd^e 
äöelt  geübt,  aud^  '^aben  feine  äöerte  eben  fo  fet)r  in  (Snglanb  unb  ^rantreid), 
mie  in  ®eutfd)lanb  große  SSerbreitung  gefunben.  ^luc^  al§  ©(^riftftetter  mar 
ber  ^eifter  t^ätig,  inbem  er  feine  fünftlcrifd)en  ?lnfd^auungen  unter  bem  3:itel: 
„Ueber  J?unft",  4  >g>efte,  äöien,  Peröffcntlic^te.  S)ur4  biefe  ©d)rift,  in  melc^er 
über  atte  nid^t  retigiöfen  .^unftbeftrebungen  ber  ©tab  gebrod^en  mirb,  unb  burcE) 
Aperauggabe  ber  „S)en!blätter  für  unfere  3pit"/  in  meldjen  bie  gegenmärtig  t)err= 
fc£)enbe  ©elbftfud)t,  Ueberbilbung  unb  35erfd)robenl)eit  in  geiftreid^er ,  aber  fe'^r 
f^arfer  2Beife  Perfpottet  mirb,  l)at  fic^  ber  Mnfticr  Piele  geinbe  angezogen, 
nad)bem  er  bereit?  im  ^.  1848  at§  i5?reunb   ber  gtebemtoriften  Pom  aufgeregten 


gii^tmann.  189 

^öM  infultii-t  toorbcn  war.  2)er  Sßeriaffer  biefer  Seiten  ftanb  feit  öielen  ^di)xtn 
mit  i^.  in  peifönlidjem  S5erfel)x  unb  "^at  bie  meiften  feiner  3Ir6eiten  burc^  eigene 
^Infdiauung  fennen  geternt;  aiifeerbem  würben  Benütjt: 

max'^  2afd^en6u(f)  Sibufja,  ^at)rgang  1S44,  mit  einer  ©elbft&iograpf)ic 
pl)rid)'§.  ^rag.  Sojef  Flitter  ü.  p^ric^,  SebenSffijäe  öon  ^reunbeS^anb 
äuf ammengefteEt ,  äöien  1875.  Sufa§  öon  p^rid) ,  Äurje  2Biograpt)ie  be§ 
9titter§  ^o\f]  ö.  pt)rid^.     Statten,  in  ber  Utterarifi^en  3tunbj^au,  1876. 

*  @  r  n  c  6  e  r. 

gu^rmami:  Sluguftin  g.,  5Jtt)ftifer,  geB.  1591  in  D^Iau,  t  1648  in 
SSrieg,  i)atte  feine  ©tubien  in  p-anffurt  gemotzt,  unb  mürbe,  nadibem  er  in 
Streiten  baö  S)iaconat  ein  ^a1)x  befteibet  "^atte,  1618  jum  ^\axxn  in  9tanfau 
Bei  gZimptfc^  Berufen.  2öät)renb  ber  ^eft  1634  t)riöatifirte  er,  auSbrütfüc^  noc^ 
at§  ^aftor  öon  9tanfau  Beseidtinet,  in  SSrieg,  BUeB  aBer  bort  at§  ®iacon  Bei  ber 
©tift§fir(^e  ^urürf  unb  ift  al§  fol^er  aud)  bort  geftorBen.  ^it  Xl^eobor  ü. 
3:f^efc^  (f.  b.)  unb  5l&ra^am  ö.  grancfenBevg  eng  Befreunbet,  leBte  er  mit  i'^nen 
ber  UeBerjeugung,  ba^,  wie  e§  in  einem  feiner  Sractate  ^ei^t,  „ein  wa:^rer  ß^rift 
3um  3eugni^  unb  Unteif(i)eib  ni^t  einen  9tetigion§namen,  fonbern  ein  gottfetigeS, 
d^riftlic^e§  SeBen  "fiaBe".  ©eine  Bei  ben  ^In'^iängern  2öeiger§  unb  i8öf)me'§  Be= 
üeBten  ©Triften  finb  erft  nacfi  feinem  Jobc  in  ?tmfterbam  erfd)ienen.  S^a^  bic 
Seele  nur  burc^  öietfadie  ^äm^fe  „au§  it)r  felBft  "fierauä  unb  in  ©ott  lf)ineinäu= 
Ijilgrimiren"  im  Staube  fei,  „um  in  i^re  ^•ieben§ru'^e  eiuäufe'Eiren  unb  in  föwig= 
feit  in  griebe  ju  ru^en",  ift  ber  S^tjalt  3Weier  Jractate,  ^u  beneu  nod§  bog 
„SruftBilb  ber  8ieBe  3efu"  fommt,  „öorgeftellt  an  bem  ^üuger,  ber  an  ber 
Sruft  ^efu  tag,  erüärt  burdfi  einen  ^^H-ebiger  %.  ^.  Slmfterbam  1679  unb  ge= 
fd^rieBen.anno  1629",  in  Weldjem  bie  Sereinigung  ber  Seele  mit  ^efu  aUegorifi^ 
gefc^itbert  Wirb.  Seine  „^Rettung  ber  alten,  wat)ren,  d)riftlic^en  !att)otifd)en 
Oteligion  famt  öorgebrucftem  Senbfd^reiBen  an  bic  ^errn  politicos  im  ^apftt^um 
auSgefanbt  bon  Theophilo  Trabuthio",  5lmfterbam  1679  unb  1689,  tateinifdt) 
unter  bem  2:itel:  „De  redivivo  Christianismo",  bie  Bei  ben  Drt^oboren  öiel 
3tergerniB  angerid^tet  ^at,  enthält  einbringlidie  ^Ra'^nungcn  an  bie  6t)ri[ten,  ju 
werben,  toa^  6^riftu§  gewefen  ift  unb  aufau^ören,  fic^  um  ber  Flamen  Willen 
gegenfeitig  anjufeinben  unb  p  üerbammen. 

-ßid^tftern,  S^l.  prftenfrone,  grtf.  1685.  S.  109—111.  Siefmann, 
De  fanaticis  Siles.  §  18.  3lrnolb ,  i?ird)en=  unb  ^e^er'^ift.  III.  S.  124. 
äöalc^,  9ieIigion§ftreitigfeiten  au^er  ber  lut^  ^.  IV.  1077.  e^r^arbt,  ^re§= 
B^terot.  II.  82.     Sd)önwälber,  paften  3um  OJriege.  III.  118. 

Sc^immel|)f  ennig. 
Mrmami:  SSaU:^afar  g?.,  war  anfangs  SuBerintenbent  ju  9JUrfeBurg, 
bann  !urfäd)fifc^er  ^o]=  unb  9ieifeBrebiger  unb  ftarB  al%  foldier  am  17.  ^uli 
1636.  ®r  war  at§  eifriger  ißertreter  ber  tut^erifd)en  Crtf)obojie  Befannt,  ber 
gern  titterärift^  gegen  Äat^olifcn  unb  gteformirte  (bie  if)m  Beibe  gleich  öer:^a|t 
waren)  3U  ^-elbe  ^og.     Seine  Sd)riften  fiet)e  Bei  ^öd)er.  ^c|)Be. 

pinucim:  ^attt)ia§  5-,  Se^-  ^  äöien  c.  a.  1690,  trat  in  ben  ere= 
mitenorben  be§  %  ^auin^  ein,  unb  Brad^te  fein  !s2eBen  aBwed)feInb  in  ben  Beiben 
^(öftern  feinc§  Crben§  p  Sßicner  9teuftabt  unb  SBien  au;  er  ftarB  a.  1773  al& 
©eneralbefinitor  ber  öfterrei^ifd)en  5prot)ina  beffelBen  in  2Bien.  Sie  Bon  feineu 
feelforgerüc^en  SerufSgefi^äiten  it)m  erüBrigenbe  DJlu^e  wibmete  er  "^iftorifc^en 
Stubien,  unb  mad)te  fid^  burdt)  üerfdt)iebene  SlrBeiten  öevbient,  tDeidt)t  tt)edg  ber 
^ocatgefc^ic^te  2Bicn§,  tt)eir§  ber  älteren  Sanbc§gefd^id)te  Deftcrreic^g  unb  ber 
(Sefd)ic^te  be§  öfterreii^if^en  ©efammtftaatel  angehören.  aSiener='i)leuftabt  bcr= 
banft  i^m  einen  muftert)aften  Katalog  feine§  9lrd)it)e§.  S)ie  feinen  ^iftorifc^en 
aöerfen  BeigegeBenen  ^up']n  würben  äum  gro^eu  Steile  öon  \i)m.  felBer  gefto^en. 


;[90  9'U^^'^°""- 

^ie  öefannteften  [einer  Sc^nften  finb:  „VKt  unb  9ieue§  Oefteneid)",  4  lt)[e. 
(1734-37);  JHt  unb  ^Jleue§  äöien",  2  2t)(e.  1738);  „geben  unb  3i)unbet= 
traten  be§  ^eit.  ^iorbgauer  obet  CefteiTeid)ei-  '^(poftetä  ©cbevinus"  (174G);  eine 
3l6§anbtun9  „über  bie  ©tätte  be§  aUen  33inbobona"  (1764);  eine  „lopüßvaptiie 
unb  ß5ej(^i(f)te  2öien§  unb  feiner  SSorftäbte",  2  2^(e.  ^766.  67);  „Stügemeine 
Äird)en=  unb  2Q3e(tgefd)id)te  Cefterrei(^§"  jc.  (1760),  worunter  eine,  bie  biei 
erften  3af)rt)nnberte  ber  i^riftlid)en  ^citvcd^nung  umfaffcnbe  Ö)efd)id)te  ber  jur 
^aBsBurgijdjen  ^}}tünQrd)ie  öefjörigen  \?änber  ju  t)er[tel)en  ift.  (5|3ecicU  bem  @e= 
Biete  ber  .(lird)en9efdjid)te  ange^ürtg  ift  eine  lateinifd)  abgefaßte  auäfüt^rlic^e 
Unterfudiung  „De  Baptismo  Constantini  Max.  Aug."  in  2  2t)ei(en  4^  (erftcv 
I^eil  1743;  jraeiter  J^eit  1747). 

aBur^bad^,  Siograpt).   Sejifon;  Teufel,   ßcrifon;   @rfc^  unb  ©ruber 'fd)e 
@ncl)!(opiibte.  äBeruer. 

?vul)rmnmi:  SBitfielm  2)abib  gw  ebanget.  Stjeotog,  geb.  15.  ^]}ini  1764 
3U  ©oeft,  t  20.  ,3an.  1838  ,^u  .«pamm  in  SBeftfalen.  <Boi)n  eine§  qu§  .ipamm  ge= 
bürttgen,  in  Soeft  n;of)n^ften  (5d)önTQrber§,  Würbe  er  frü'^e  jum  ©tubiuni  ber 
2{)eoIogie  bcftinimt ,  er()ic[t  feine  Sorbilbung  auf  bem  '^Irc^igljnmafinni  feiner 
93aterftabt,  frül)  Ijeiüorrngenb  bnrd)  S(ei^  unb  ausgebreitete  33etefenljcit,  ftnbirte 
1783  ff.  in  Apalle  unter  ©emter,  "Jiöffelt,  Änapp ,  ^Jhemrl)er  S^eologie,  baneben 
aber  aud)  3latuTgefd)id)te,  '03tatT)ematif,  ^I)itDfüp(}ic  unb  ®e)c^id)te,  tuurbc  1786 
Canrl.  minist.,  1790  ^^^srebiger  in  ber  f leinen  S^orfgemeiube  ^Jiarf.  'iiad)  ber 
preuBifd)en  ^Jtnnerion  ber  ^yürftentfiünier  5)]iinfter  unb  ^^^aberborn  fnd)t  er  eine 
Aufteilung  alö  53ibüüt()cfar  an  ber  nen]ugrünbenbcn  Uniuevfität  ^JJlünfter,  Wirb 
öon  btm  Cbcrpräfibenten  33inde  unb  (Vreif).  t).  Stein  öevwenbet  .^ur  J?ata(ogi= 
firung  tievfd)iebener  iTtofterbibliot^eten  1805  ff.,  bann  aber  1807  alö  "^Jcadifotger 
be§  nad)  ^^^otäbam  abgegangenen  @t)tert  3uni  reformtrteu  ^^rebiger  in  Apamm  er= 
nannt,  unb  bet)ie(t  biefe  (Stellung,  t)erfd)iebene  aubere  33ernfungen  able()nenb, 
bi§  3u  feinem  (änbe.  S)er  9iid)tung  be§  i}tationaIi»mn§  ober  rationaten  Super= 
naturolignuiö  ,jngetf)an,  bie  in  ber  oeit  feiner  tt)eolügifd)en  ^Jlu§bitbnng  in  .spalle 
wie  anberWdrlS  bie  ljerrfd)enbe  war  unb  in  ^Jtänncrn  wie  'Jiöffelt,  ')iieniet)er, 
i^re  3}ertreter  (}atte,  wartete  er  feinet  '4>rebigtamte§  mit  ßrnft  unb  Xreue;  feine 
5ßrebigten  jeid^neten  fid)  au^  hmä)  ©infadjl^eit  unb  3Jerftänb(i(^feit,  iTraft  unb 
Sßärme.  S)aneben  aber  gewährte  i^ni  fein  ?(mt  reic^tidje  Wü^q  tf)eil§  ju  pomo= 
togifc^en^Jlebenbefdjüftigungen ,  tl^eilS  3u  einer  fef)r  au§gebel)ntcn  ütterarifc^en 
St'^ätigfeit.  Seine  ,^a^{reid)cu  t^eotogifc^en  unb  ütterar^iftotifd)en  Sd)tiften  jeugen 
jwar  nid)t  üou  befonberer  liefe  unb  Originalität,  Wol  aber  üon  üielfcitiger  ii3e= 
Iefenl}eit  unb  Sammetflei^.  ^iemtid)  oberfIäd)licl^  finb  inebefonbere  feine  ?tibeiteu 
3ur  düffifdien  Öitteratiirgefd)id)te:  „Apanbbud)  ber  claffifi^en  gitteratur",  1804  ff., 
4  Zi)[e.;  nene  ';'(uflage  1816;  „steine«  «ganbbnc^  ,}ur  Äenntni^  ber  griec^ifd)eu 
unb  römifd)en  Sdjriftfteller",  1823.  S5ei  Weitem  bie  meiften  feiner  S^riftcu 
ge^öreu  ber  2()eologie  unb  t^eotogifc^en  2itterärgefd)id)te  an,  3.  33.  „ß^riftUdie 
^Jloral  3um  Äan.jetgebranc^",  1797,  „S^riftlidie  65(auben§Ie^re  für  ben  .«^an^et- 
gebrauch",  1802,  „j?rit.  9teperlorium  ber  tf^eologift^en  Sitteratur"  ,  1790  ff., 
„2ihen  SSaniniä",  1800,  „Unterfud)ungen  über  bie  SSegräbniBplälie  ber  '.Otiten, 
befonber§ber6^riften",  1800,  „^anbbuc^  ber  t§eo(ogifd^en  ßitteratnr",  1818—21, 
ber  neueften  t^eotogifdien  Öitteratur,  1836,  hann  jafjlreic^e  populäre  Unter= 
'^Qltungg^  unb  (Srbouung§fd)riften,  3.  S.  „2)ie  äßeiS^eit  meine  pt^rerin",  1820; 
SBeitrftge  3U  tierfc^iebenen  ^eitfc^riften ;  enblid)  ba§  2öert,  ba§  feinen  Ükmen  wot 
am  befannteften  gemad)t  ^t:  „öanbwövterbu^  ber  c^riftlid)en  l:Migiong=  unb 
tirdiengefd^ic^te",  3  3:^te.,  .§aEe  1826-29  (üeranta^t  unb  tt^eitweife  rebigirt 
öon  Dr.  %.  ,§.  'Jtiemei)er  in  .g)atte,  ber  aud)  eine  auSfü^rtii^e  ^ßorrebe  ba3U 
fd}\ieb);    t)anbf(^riftlic^e    @rgün3ungen    ba3u,  in   benen    ber  9tationaU§mu§  be§ 


gfutfttng  —  ptfting.  191 

S5erfaffer§    ftärfer   o(§   in  bem  gebrucften  Söerf  ftc^  au§fpri(^t,  ficnnben  fid)  aur 
ber  ©öttinger  SSibüot^ef. 

dltun  dietxolcq,  ber  5£;eutfd^en,  1838.  SBagenmann. 

^uifting:  @eoxg  5-,  geB.  ,ju  5Jlünfter  um  1610,  geft.  ju  '!3ie5l6orn  am 
6.  ©eptbr.  1668,  trat  am  le^tgenannten  Drte  1629  in  ben  ^Bencbtctmerorben, 
legte  ein  Saf)r  fpäter  bie  GJelübbe  ab  unb  em|)fing  1635  bie  '^^rieftetioei^e.  @r 
tjatte  nadjmeielic^  nur  ba§  5Imt  eine»  ^ellnev§,  bann  ungefäfjr  ein  ^ai)x 
lang  ba§  GonTefiariat  in  bem  33enebictineifenf(oftcr  aur  bem  ©ertrubenberge  bei 
DSnabrücf  befleibet,  als  er  naä)  bem  2obe  feine»  ^btes  .^ermon  jur  6eift  am 
29.  5Jtär5  1651  bie  SSürbe  bes  Slbts  erlangte,  in  roeidcje  er  ju  5}lün[ter  buicf)  ben 
S3i]($of  6f)rii"topf)33ernarb  0.  Säten  eingeroeit)t  rourbe.  g-  ^at  mit  löblicher  @eroanbt= 
l^eit  ba§  Steuer  be§  ÄIofter§  aB  Ütetigiofe  mie  a(ö  Cefonom  geführt  unb  fid)  öor 
anberen  SBürbenträgcrn  namentlich  baburci)  ausge^eidinet ,  ba^  er  bie  ©efc^ic^te 
SiesbornS  unb  einiger  i^m  untergeorbneter  {vrauenftöfter  befc£)rieb  —  ein  i)ifto= 
rif(^e§  Streben,  mo3u  if)m  in  2}^ünfter  Dietleidit  bie  Strbeiten  be§  Sombediantcn 
toon  '03(aIIincfrobt  unb  ha^  trelt^iftotifc^e  xreiben  ber  ©eianbten,  meiere  ju 
5Rün[ter  unb  Cgnabrücf  ben  mefträlifdien  ^i'^^ben  Dorbereiteten ,  näheren  3lnla^ 
gab.  S;ie  bis  1522  reic^enbe  ßloftcrc^ronif  i3ie3born§  i)at  er  in  ben  „Memora- 
bilia  LiesborneDsia"  (Ms.)  jelbftänbig  bi»  ju  feinem  Ütegierungeantiitte  fort= 
gefegt,  bie  frütjeren  S^^^^^  ]^'^^  "in  bem  gaben  ber  älteren  6t)ronifen  be^anbett, 
jeboc^  mit  fo  öiclen  neuen  3u|ä^en  au§  Urfunben  unb  öanbfct)riTten ,  ba^  auc^ 
ber  bie§feitige  Xf)eit  einen  gemiffen  originalen  SÖiTt^  beanfpruc^t.  C^ne  lyxa^t 
ftammen  bon  feiner  .panb  auc^  bie  c^ronifateu  33cf(f)reibungen  ber  iBenebictineffen= 
flöfter  Uebertüoffer  unb  SIegibii  ju  ÜJlünfter,  2]innenberg  bei  23arenborf  unb 
2Bietmavfd)en  im  S3ent^eim'f($en ,  meiere  um  1732  P.  23otfgang  3utniü^ten, 
ein  Stnüerroanbter  bes  gelehrten  Sc£)oIafter§  Dlünning,  mft  mörtüc^  in  bie 
,,Descriptiones  Abbatiarum  Liesborn,  Marienfeldt.  Ueberwasser,  Sanct-Ilien, 
Yinnenberg  et  Wittmarschen  .  .  .*'  (Ms.)  übernahm.  SBä^renb  er  für  93innen= 
berg  über  eine  (^ronologifc^e  ^tu^jä^tung  ber  'Stebtiffinnen,  bei  äöietmarfdien  über 
bie  Stirtung  unb  Stiftungeurfunbe  rtic^t  ^inausfömmt,  ^at  er  bei  allen  übrigen 
.^löftern  ben  Stoff  nad}  hm  Ü^egierungsja^ren  ber  siebte  unb  5tebtiffinnen  ah^ 
gettieilt  unb  mit  3(u§fd)eibung  ber  potitifi^en  Elemente  namenttid)  bie  ßultur, 
ben  geiftlic^en  unb  fäcularen  ^uft^n^  berücffid)tigt,  red^tortö  Urfunben,  g(aub= 
^afte  Otanbbemerfungen  gu  ben  alteren  G^ronifen  unb  Dorgefunbene  l^iftorifi^e 
^lufjeidinungen  in  feine  2)arfteIIung  aufgenommen,  fo  in  bie  Memorabilia  eine 
„Relatio  de  reliquiis  Liesbornae  venerandis"  unb  jum  Seben  feines  Vorgänger! 
^ermann  bcffen  gefd)ic^tlid)e  5Zotata  über  bie  Äloftermütilen.  3IuBerbem  tragen 
bie  25üd;er  unb  biblomotift^en  St^iiften  bes  Älofter»  fo  treffenbe  (Erläuterungen 
unb  25emerfungcn  öon  feiner  ^anh,  baB  man  i^n  unbebingt  ju  ben  grünblictiften 
|)iftoriograpt)en  beffelben  jä^Ien  muB- 

3}gl.  meine  G^roniften  be§  Äloftere  8ic§born  1866,  S.  68  ff-,  76  ff- 

51 0  r  b  :^  0  f  ^ 
güifting:  SÖit^elm  Jy.,  Sotanifer,  geb.  am  18.  ^uli  1839  ju  ^Mnfter 
in  SBeftfalen,  geft.  ebenbofelbft  am  17.  ^loDbr.  1870,  So^^n  bes  ^uftijratbeö 
gbmunb  Jy.  ^ad)  Slbfoloirung  beg  @t)nmafium5  feiner  SSatcrftabt  bejog  er  bie 
Unioerfität  ::i3onn,  um  9ted)t»roiffenf(^aft  ju  ftubiren,  wanbte  fid^  aber  balb  gan^ 
ber  frül)er  mit  3}orliebe  nebenher  getriebenen  33otanif  ju.  Seine  weitete  roiffen= 
f($aftli(^e  2lu§bilbung  fanb  er  an  ber  2lfabemie  ju  ^Rünfter  unb  befonbers  an 
ben  Unioerfitäten  53tünc^en-  unb  33erlin.  ^3ln  le^terer  ermarb  er  fic^  am  9.  %u%. 
1865  mit  ber  toertl)DolIen  ?lb£)anblung  .,De  nonuullis  apothecii  lichenum  evol- 
vendi  rationibus"'  ben  pf)i[ofobf)ifd)en  Soctorgrab.  ^n  ben  ^atjren  1867  unb 
1868   beröffentlid^te   er   in   ber  botanifc^en  3eitu"S  jöjei  3Ib^nblungen :    „3ur 


192  S"^^°- 

®nttt)icf(ung§gefc^i($te  bex  ^^renomt)ceten"  unb  einen  2tutfa|:  „Seittägc  jur 
enttt)ic£(un9§aci(f)ict)te  ber  ßid^enen".  S)iefeI16en  enf^atten  eine  9?ei'^e  fe'^r  fovg= 
jältig  ausgeführter  Unterfudiungen,  an  tt)el^e  bie  neueren  Slrfteiten  üfier  f5-ru($t= 
entttjicEIung  ber  2l§coml)ceten  anfnüpjen.  f?füi[ting'§  le^te  ßebengja'^re  waren 
burdf)  ein  j(^mer5'^atte§  Seiben  getrübt,  ba§  er  fi^  buri^  ©rfältung  aut  einer 
@jcur[ton  ^ugejogen  f)atte,  unb  bem  er  im  elterlichen  ^aufe  ertag. 

ßnlj. 
J^Ulba:  griebrid^  Äarl  g. ,  geteerter  beutfc^er  ©pra(i)=  unb  (Sefcf)id)t§= 
iorfd)er,  tourbe  geboren  bcn  13.  ©eptbr.  1724  ju  äßimpfen  in  ©cf)njaben,  tt)0 
fein  ä)ater  ®iaconu§  föar.  Seine  erfte  toiffenfd)aitli(i)e  Sorbilbung  er{)ielt  x^. 
auf  bem  @t)mnaftum  in  Stuttgart,  [tubirte  barauf,  at§  3ögling  beg  tI)eoIogi|d)en 
6ont)ict§  3u  Xiibiugen,  mo  er  fid^  nadj  öottcnbetem  6ur|u§  bie  9Jlagi[tcrtt3Ürbe 
crtoarb,  tiicrauf  ju  ©öttingen.  2)ann  lebte  er  bon  1748  —  50  al§  f^elbprebigcr 
bei  einem  ^ollänbifct)en  Ütegimente,  ftubirte  f|)ätcr  no(i)mal§  ^u  ©öttingen,  iDurbe 
1751  @arnifongprebiger  auf  ber  ^efte  .^o'^enaf^jerg  jo  tüie  1758  Pfarrer  ju  ^Jlü'^l» 
Raufen  an  ber  ßnj  unb  cnblid^  1787  ju  (Jn^ingen,  tt)o  er  am  11.  2)ecember 
1788  ftarb.  —  @in  anwerft  grünblic^er  unb  fc^arffinuiger  (S^3ract)forf(i)er,  beffen 
58emül^ungen  unb  Seiftungcn  tro^  ber  ^ortfc^ritte,  bie  feitbcm  auf  biefem  (Sebiete 
gemact)t  föorben  ftnb,  bleibenben  Söert^  bel^alten.  ©eine  beutfd)en  ©pra(i)= 
Torfd)ungen  begann  5-  ^^  1760  unb  e§  erfd^icn  1773  aU  erfte  ^-rud^t  berfelben 
bie  9lbf)anblung :  ,>Ueber  bie  ^roeen  .^au^tbiatefte  ber  beutfd}en  ©prad)e",  bie 
üon  ber  fönigl.  ©ocietät  ber  3Biffenfd)aften  ^u  ©öttingcn  ben  ^rei§  ert)alten 
^atte;  if)r  folgten  bie  größeren  2Berfe,  bie  „©ammlung  unb  Slbftammung  ger= 
manifi^er  äBur.^clraörter  nad)  beu  9{eil)e  menfd)(id)er  Segriffe"  (1776)  unb  bie 
„©runbregeln  ber  beutfd)en  ©prad)e"  (1778).  ©päter  erfdjien  fein  „Sßerfud^ 
einer  aEgemeinen  beutfd)en  ^biotifcnfammlung"  (1788).  ßinjelne  ^Ib'^anb^ 
lungen  über  bie  bcutfi^e  ©prac^e  finb  in  bem  „S)eutf(^cn  ©prad)forfd)er"  ent= 
Ratten,  ben  er  gemeinfd^aftlid^  mit  "Ocaft  in  ©tuttgort  t)erau§gab.  ^n  atten 
biefen  ©d^riften  geigte  ^y.  pl^itofop^ifc^en  ©d^arffinn,  ausgebreitete  ilcnntni^  ber 
©^rad)en  unb  ber  @efd)id)te  unb  bcn  mül)famften  i^id^  im  5orfd)en.  ©eine 
©d£)reibart  ift  anwerft  gebrungen  unb  oft  felbft  bi§  ,^um  ^Rät^fel^aften  fur^; 
^ufige  ©l^rünge  in  ber  ßntmidlung  ber  ©ebanfen  erfd)meren  ba§  ßefen  feiner 
©dt)riften  unb  liefen  mand)c  feiner  5luffteKungen  als  tüillfürlid^  unb  unertoiefen 
erfd)einen.  3luc^  bcfc^äftigte  fid)  'g.  mit  Unterfud)ungen  t)iftorifd^er  unb  anti= 
quarifdt)er  ©egenftänbe.  ©eine  :^iftorifc£)en  i?enntniffe  unb  feinen  UcberblicE  ber 
©efd)id^te  betoälirte  er  bur(^  bie  „6)cfdt)id)tSd^arte  in  12  großen  iHuminirten 
33lättern"  (1782),  unb  ben  „Ueberblid  bev  3öcltgefc^id)te ,  jur  Erläuterung  ber 
®efc^ict)tSd)arte",  1783.  ©einen  ßommentar  über  ben  lUfilaS  nebft  ber  3nter= 
linearöerfion,  einem  barauS  ge,iogcnen  @loffar  unb  einer  möfogotBifd)en  ©ram= 
matif,  l)at  3a^n  in  feiner  3lu§gabe  bc§  UlfilaS  1805  6e!annt' gemadjt  unb 
5ugteid)  ^ad)rid^ten  über  g^ulba  mitgett)eilt. 

S-  e.  SaH  UlfilaS  got^.  ^Bibelüberfe^ung,  Seipaig  1805.    33aur,  Mtot.= 
biograp:^.  |)anbtüörterbuc^  IL  ©.  338  ff.  ^.  f^randE. 

§\\\ta:  5i-'iebric^  ^arl  öon  i^.,  5lationalöfonom,  ©o'^n  be§  SSorigen,  toax 
geboren  ju  ^ü'^ltiaufen  an  ber  gn^  in  2iBürtemberg  am  27.  S)ec.  1774,  unb 
»erlebte  feine  frü^efte  ^ugenb  bis  jum  Jobe  feineS  5BaterS  (1788)  im  elterttd^en 
.^aufe,  roo  er  audf)  ben  ^öd)ft  anregenben  unb  na(^]§altigen  llnterrid^t  feineS  ^BaterS 
geno§.  ^m  fotgenben  S^a'^re  trat  er  als  gletie  in  bie  t)ofit  ^aiiSfd^ule  ein,  um 
ftdt)  für  baS  fameraliftifdt)e  '^aä)  auSjubilben  unb  ertoarb  fidE)  l^ier  neben  manchen 
anbern  ^luS^eid^nungen  im  ^.  1793  bcn  für  ©c^üler  geftifteten  Orben  eineS 
ei^eöalier.  3llS  biefe  ^o^e  ©^ule  1794  aufgelöft  tourbe,  begab  fid^  5-  3Ui-* 
35ol[enbung  feiner  ©tubien  nad^  ©öttingen,  mo  bamalS  unter  ©bittler,  ©d^löjer 


Sulba.  193 

unb  ©attoriui  bie  ftaat§tDifjenj($aftli(i)e  ©d)ule  befonbetS  blühte,  daneben 
Betrieb  er  aber  mit  befonberem  ©ifer  unter  Sedmann  ^edinotogie,  unter 
2i(i)tenberg,  Ääftner  unb  ©et)ffer  5Uatl^ematif  unb  ^laturtoifienfc^aTt,  unb  trat 
fogar  fd^on  1796  mit  einigen  üeineren  tJ'^l^fifalifcfi^tecEinifc^en  (5(f)rijten  ^a= 
öor,  in  i^^olge  bereu  «er  öon  berpl^t)fifalif(^en  ©ocietät  ju  (Sottingen  p  i^rem  orbent= 
Iid)en  aJtitgtiebe  getDäl)lt  mürbe.  1797  üerlie^  er  biefe  ^oä}\d)nU  unb  begab 
iiä)  nad^  einer  längeren  9teife  burd^  S)eutfd£|lanb  in  feine  <g)eimat,  mo  er  balb 
baraut  (24.  ^lanuar  1798)  bie  neucrric^tete  3ßtofe|fur  ber  ^ameralmiffenfdiaiten 
an  ber  Uniöerfität  Tübingen  cr'^ielt.  SSier^ig  ^a^re  mirfte  er  in  biefer  ©tettung 
raftloS  unb  im  au§gebe'§nteften  5Jla§e  al§  ße^^rer  unb  @cf)riftfteEer,  erl^ielt  im 
^.  1810  ©i|  unb  ©timme  im  afabemif(^en  ©enate,  tourbe  hei  ber  @n:i(^tung 
ber  ftaat§toiffenfci)aitli(i)en  t^acultät  (1817)  jür  eine  ^eii)c  öon  iSa'^Ten  i"^r  S)ecan, 
1832  mit  bem  ütittetfreu^e  be§  Äronenorben§  au§ge3eid£)net  unb  bei  feiner  1837 
toegen  ^ränüic^feit  erfolgten  5ßerfe|ung  in  ben  moi^lberbienten  9{ul^e[tanb  ^um 
ß^renmitglieb  be§  afabcmifd^en  ©enat§  unb  ber  ftaatStoiffenfi^aftüc^en  f^acuttät 
ernannt.  '•Jioct)  öotte  neun  ^a^re  lebte  er  in  2!übingen ,  ol^ne  jebotf)  meiter 
geiftig  ^robuctiü  fein  ju  !önnen,  unb  ftarb  bafelbft  am  15.  Sattuar  1847. 
S)ic  miffenf(^aftli(i)e  SBebeutung  öon  ^.  ift  eine  bietfeitige;  unb  menn  er  aud) 
nic^t  äu  ben  f(^ö|)ferif(^en  ©eiftern  get)örte,  benen  e§  befrf)ieben  ift,  neue,  gro^e 
3iele  ju  fe^en  unb  an  il^rer  6rreic£)ung  ein  gut  S^l^eil  ^u  arbeiten ,  fo  "^at  er 
boif)  ben  f)armonifcf)en  3Iu§bau  ber  3Birt^fcf)aft§Ie'^re  reblidb  förbern  geholfen. 
6r  mar  e§  öor  3lEem ,  ber  mit  ber  ^ameralmiffenf(i)aft  bie  ^amerattoiffenfcfiaft 
übermanb.  §atte  er  fie  no(^  in  feinem  „©t)ftematif(^en  2lbri^  ber  fogenannten 
Äamerattoiffenfc£)aften"  (1802)  al§  benjenigen  3tDeig  ber  allgemeinen  ©taat§toiffen= 
fct)aften  bejeic^net,  melc^er  öon  ben  menfd^lidien  Einlagen  ber  tec§nifci)en  ©eite  feine 
öorne'^mfteSlufmerffamfeit  toibme,  mogegen  bie  anbern  3toeige  ber  ©taat§toiffenf(i)aft 
biefelbe  öornelC)mlicf)  auf  feine  moralifd^e  Einlage  riditen,  fo  ermeiterte  er  in  feinen 
„©runbfä^en  ber  öfonomif(^  =  t)olitifd£)en  ober  j?ameraltoiffenf(f)aften"  (1816, 
2.  3tufl.  1820)  ba§  Gebiet  fdion  in  ber  Söeife  ber  älteren  ^ationalöfonomie,  inbem 
er  i^r  „ba§  9}crf)ältni^  be§  3Dlenfd^en  ju  ben  materiellen  (Sütern,  bie  feine 
p'§t)fifc£)en  SSebürfniffe  unmittelbar  befriebigen,  ober  baju  beitragen"  al§  Dbject 
äumeift.  3luc^  bie  Slenberung  be§  ^iitelS  jeigt  f(^on,  ha%  er  ber  ^ameralmiffen= 
fd)aft  nur  al§  „öfonomif(f)=|)olitif(i)e"  2Biffenf(f)aft  ein  ^eä)t  ^uerfannte,  mie  er 
benn  audf)  fc^on  feit  1805,  öielleirf)t  naä)  bem  Sßorbilbeöon  Sacob  in  ^aUt  abge= 
fi^loffene  Sßorträge  über  ^flationalöfonomie  l)ielt.  —  ^.  mar  ferner  einer  ber  menigen 
©taat§mirt^fc£)aft§lc'^rer  be§  angelienben  19.  ^a^r!§unbertg,  meldte  für  ben  5p!^t)fio= 
trati§mu§  mie  für  ben  ©mif^ianiSmuS  in  gleicher  3Beife  öoHeS  33erftänbni^  unb 
felbftänbigcg  Urtl^eil  !^atten ,  unb  er  ftrebte  ba§  le^tere  ©t)ftem  bur(^  mand^e 
©runbma'^rl^eiten  be§  erfteren  3U  berbeffern.  £)iefc  |)inneigung  ju  mannen 
pl)^fio!ratif(^en  ^been  ^at  3U  feiner  @inrei!^ung  unter  bie  f|3ätern  3}ertreter  be§ 
^l)t)fiofrati§mu§  in  S)eutfd^lanb  2lnla^  gegeben  (fo  ©teinlein ,  9fiofd)er) ,  ol^nc 
febod^  in  feiner  ^efammtauffaffung  be§  2öirtl)f(i)aft§leben§  begrünbet  3U  fein. 
—  S)ie  ^5iiiQ^3toiffenfd^ait ,  meldfie  er  öer^ältni^mä^ig  am  meiften  mit  neuen 
Sbeen  bereicherte,  öerbanft  ilim  au^er  einem  guten  ©t)ftem  „^anbbuc^  ber  3^inan5= 
miffenfd^aft"  1827  tü(^tige  Unterfud^ungen  über  bie  2öir!ungen  ber  ©teuern  auf 
bie  SSoÜgJDo'^lf a'^rt ,  meldC)e  1807  öon  ber  lönigl.  ©ocietät  in  @öttingen  mit 
einem  greife  gefrönt  unb  1837  öon  i^..  neu  bearbeitet  !^erau§gegeben  mürben; 
ferner  über  6)runb=  unb  (Semerbcfteuern,  fomie  über  ben  ©taat§crebit  (1832).  — 
S)iefe  le^tere  ©d^rift,  fotoie  feine  öfonomifdt)=ftatiftifd£)en  5lrbeiten  über  5^ational= 
einfommen,  lanbmirt^fd^aftlid^e  unb  @emerbeöeri)ältniffe ,  bie  fidl)  befonber§  auf 
Söürtemberg  bejie^en,  geigen  un§  ^.  enbticf)  audf)  im  günftigen  2id)te  eine§  ejacten 
5orfdf)er§  auf  feinem  Gebiete,  ber  bie  Sebeutung  ber  l)iftorifc^=ftatiftifc^en  5!)letl^obe 

atttgem.  beutfd&e  Sio9tat)5ie.    VIII.  13 


194  pllebotn. 

füi-  bie  wiffenfc^aitticEie  äöeitei-fiilbung  je^t  tüol^l  crfannte  unb  fie,  tcenn  aiic^ 
nur  mit  bef(^ränften  gjlittetn,  iörberte.  $evfönUd^  tütrb  ^.  öon  «ölännem ,  bie 
ifim  na^ie  geftanben,  al§  eine  milbe,  einfädle  unb  balbei  f)bdt}^i  etittoürbige  61-= 
i($einung  gcfdjilbert ,  al§  ein  9)lann  Don  ftreng  rechtlicher,  tt)al)r]^ait  liberaler, 
ba§  @ute  ernftlid)  »ollenbcr  ©efinnung,  bie  fid^  in  feinen  münblid^en  unb 
fd^rirtlidien  5leu|erungen,  toit  in  feinen  ^anbtungen,  übcrt)au^t  in  feinem  ganzen 
äßefen  auSf^jrad),  unb  i^m  aud)  aU  £et)rer,  tro^  feiner  geringen  9tebnetgabe, 
tok)  eine  einflußreiche  2öir!famfeit  auf  feine  3uprer  fixierte. 

eine  au§iüt)rtid^e  5)3iograp'^ie  öon  g.  mit  bottftänbigem  3}crjeic^ni| 
feiner  ©Triften  in  ber  geitfd^rift  für  bie  gefammte  ©taat§tt)iffcnf(^aft. 
4.  «b.  Tübingen  1847.  —  ^l.  51efrotog  1847.  —  9tofd^er,  (v^efd).  b. 
9lat.=De!.  ©.  498.  Sfnama. 

pücboni:   ®eorg   (Suftaö   ^.,   ^p^ofop^  ,  5pi)iIoIog  unb  3)olf§fc£)rift' 
fteller,  mürbe  geboren  ben  2.  gjlärä  1769  ju  @roß=(5)togau,  mo  fein  Später  ^of--  unb 
griminatraf^  mar.    2Iuf  bcm  bortigen  eüangelifdien  ©l^mnafium  gebilbct,  bejog  er 
1786  bie  Uniüerfität  ^^aUe,  um  2|eotogie  3U  ftubiren,  inbef;  aog  if)n  J?ant'§  Ärttif 
ber  reinen  SJernunft  ^um  grünblid)en  ©tubium  ber  5pt)Uüfo|)t)ie,  mä^renb  fjrieb= 
rid)  Sluguft  2Q3otf  it)n  in  ba§  ber  daffifc^en  ^:^f)ilologie  einführte,     ^m  ^.  1789 
fd^rieb    er:    ,,I)e  Xenophane,    Zenone   et   Gorgia",    mürbe  in  ^^olge  bcffen  jum 
Doctor   pliil.  ^jromoöirt  unb  fe'^rte  nat^  feiner  3}aterftabt  aurürf,   mo  er  feinen 
©tubien  unb  ütterarifd)en  wirbelten  lebte,    aud^  mit  ©lütf  bie  Äanjel  betrat,  fo 
ha^  er  1791  ^um  5Diaconu§  an  ber  luf^erifrfien  Äird^e  ertoälitt  mürbe.     Qx  30g 
iebod^  bie  2:i)ätigleit  an  einer  gelet)rten  ©c^ule  öor,  inbem  er  fid^  um  bie  ^ro= 
feffur  ber  daffifc^en  ©prad)cn  am  6lifabetl)=@l)mnafium  ju  Sreglau  bemarb  unb 
fie  1791  er'^ielt.     S)od^   fd)on   1803   erlag   er   am  6.  gcbruar  einem  A^-jeräübel, 
nur  33   ^a^re  alt.     5-   tt)ar   eine  mit    reit^en    @eifte§fä^igfeiten    au§geftattete 
^Jlatur.     ©eine  getoanbte  5DarftelIung§gabe ,    öerbunben   mit  großem  gleiße  unb 
ausgebreiteter  33elefenl)eit  ließ  feine  fc^riftfteÜerifdie  S^ätigfeit  in  itirer  öerl)ältniß= 
mäßig  furzen  3)auer  ju  anfel)nli(^em  Umfange  gebei'^en.     9lm  fleißigften  unb  be= 
beutenbften  mar  g.  al§  5Poputarpl)ilofopl).     ©eine  Hauptarbeiten  finb  cntl)alten 
in   feinen    „S3et)trägen    aur   Ü)cfd)id)te   ber   5pt)ilofopl)ie"  ,    12   ©tücEc,   ^üüid^au 
1791—99,  öon  benen  bie  beiben  erften  1796  neu  aufgelegt  mürben.     3ll§  ^tit= 
arbeiter  maren  babci  tl^ätig:  3ieint)otb,  5tietl)ammer,  i^orberg,  {£aru§  unb  fpäter 
befcinberS  ®arüe,   bod)  ben  bei  meitem  größten  ^L'^eil  be§  Snl)iilt§  ^at  1^.  felbft 
üerfaßt.     ©eine  9luffä^e  bel)anbeln  in  po)3ulärcr,  freilid)  audt)  nur  oberfläct)li(^er 
aCßeife  bie  ®cfd)id^te  eiujelner  fleinerer  Z^ciU  ber  ^l)ilofopl)ie  ober  einzelner  5ßt)ilo= 
fopl)en.     gur  Sarfteltung  eine§   größeren  @ebiete§   feljlte  e§  i^m  an  ^ÄuSbauer. 
©ein   eigenes   ©tubium  ber  5|}l)ilofo|)l)ie  fd)ilbert  er  im  3.  ©tücE.     5ll§  .^eraug^ 
geber    ber    5lrbeiten    ^ilnberer    mar    er    mel)rfad)    tl)ätig.      ©0    erfdt)ien    1792 
burd)   il)n  ber  Ttad^laß  ber  ^papiere  ^enod^'S,   eine§  SßetterS,   ein  bunteS  @e= 
mifd§   moralifdl)er ,  ^l)ilofop^ifdier   unb   ^umori[tifdt)er  ?luffä|e,    ferner  bie  ,,Ora- 
tiones  funebres    Georgii  Gemistliii  Plethonis   et  INIichaelis  Apostolii    „in   ({uibus 
de   immortalitate    animi   exponitur",    1793,    bie   Uebcrfe^ung   ber  Sßoliti!    be§ 
2lrtftotele§  öon  feinem  ^5f^funbe  ©arbe  mit  ^nmerfungen  feiner  ^anb  1799  bi§ 
1800,  bann  2effing§  ^lad^laß  jur  teutfd^en  ©prad^e,   alten  ßitteratur  k.  1795. 
—  ©eine   p:§ilotogifc£)en   unb   pdbagogifd)en   ©d^riften  finb:    eine  9lu§gabe  mit 
Ueberfe^ung  unb  Erläuterungen  ber  ©atiren  be§  5ßerfiu§,  3ü^^<^^"  1794.     S)ie 
^nmerlungen  finb  jebod)  nur  ein  5lu§5ug  au§  bcm  Kommentar  be§  6afaubonu§, 
mie  and)  bie  ^nmerlungen  3ur  Ueberfe^ung  be§  2lriftotele§  nidf)t  i'^m  felbft,  fon= 
bern   anberen   ange'^ören.      gerner  fi^rieb   er   eine    „Äurje   5i;|eorie  be§  lateini= 
fd)en   ©til§",    Sreglau    1793,    eine    „Encyclopaedia    philologica,    sive    primae 
lineae  Isagoges  in  antiquorum  studia  etc.",    1798,  bie  1805  bon  .^aulfuß  öon 
neuem  'herausgegeben  tourbe,   enblid^  einen  „Seitfaben  ber  gi'^etorif",  1802.  — 


gfuUenius  —  gunrf.  195 

Dloc^  toeit  fru(f)tBarer  tnar  i^-.  aU  Unter'^attung§j(f)rittfteIIer.  @i;  öerja^te  fc^on 
1789  einen  6.  Sanb  öon  5)lufäu§'  ^olUmäxä^m  bei-  S)eut|(^en,  gab  1795  in 
S5crlin  unter  bem  ^tarnen  Sbetoalb  Suftu§  unter  bem  2;itel  „^unte  Blätter" 
eine  ©ammlung  öon  @r3äl)lungen ,  ©cEitoänfen  l^erau§ ,  be§gleicf)en  33rf§lau  unb 
ßeipäig  1797  unb  98:  „kleine  ©diriiten  jur  Unteri)a(tung",  1.  unb  2,  6Qmm= 
lung;    in   ben   iolgenben  Sa'^ren    „^teBenftunben" ,   1.   unb   2.  ©tücf,   Sregtau 

1799  unb    1800,    unb    enblic^   ben   „SreSlauer  ©rjäfiler",  eine  3Bo(f)en|(ä)rift, 

1800  — 1803,  toeldie  er  mit  großem  ©efdiid  unb  (Srfolg  rebigirte ,  bie  aber 
feine  3eit  unb  .^rait  Bebeutenberen  Slufgaben  entzog.  2tu§  feinem  5Raci)ta^  er= 
fcflien  f^jäter  notf)  „Slaft^enbuc^  für  33runnengäfte"  (1806),  eine  (Sammlung  öon 
^rebigten  unter  bem  Sitel  „J^anjelreben",  1807;  au^erbem  lieferte  er  ^a^lreid^e 
Beiträge  für  bie  f(i)Iefifd)en  ^^^^roöiuäialblätter ,  bie  fd)lefiyd)e  5)tonat§f(f)riit ,  ba§ 
^Dlufeum  teutfd^er  @elel§rten  unb  Äünftter,  @räter'§  Sragur  u.  a.  i^n  it)nen 
l^at  er  bielfati)  juerft  lieber  an  äöerfe  ber  älteren  beutfdjen  Sitteratur  erinnert; 
feine  eigenen  S)id)tungen  "galten  feinen  äöerf^ ;  bat)er  aud)  ber  bramatifd^e  ^ia<i)= 
ia^  mit  yiiä)t  ungebrucEt  geBlieBen  ift. 

(5{f)riitli(i)e  51ac^ri(|ten  über  ^ütt^ßorn  enthalten:  ©d)ummel'§  S5re§lauer 

3ltmana(^  2^.  1.     ßigene   5}littl)eitung  g^üüeborn'ö :    ber  S3re§lauer  grää^ler 

4.  Sal)rg.  1804.     ©ebäd^tni^rebe  bon  «Sd^ummel,  1803;   ©aröe  unb   5üEe= 

Born    öon    ©d^ummel,    1804;    gunomia    bon    fyefeler    unb    5ij(f)er,    1803. 

(5^li(f)tegroIl'§   giefrolog   ber   S)eutfd^en,  Sb.  3;   gjleufel,  (Sele^rteS  2eutf(^= 

lanb,    Sb.    IL    IX.    XI;    Sörben§'    Sejiton    SSb.  I  unb  grfd^  unb  ®ruber'§ 

@ncl)flD^äbie  I.  ©ect.  50.  SSb.  5ßalm. 

^^uttemuö:  23ernarbu§  3^.,    2:^eotog  unb   tüci)tiger  ^Jlat'^ematifer.     ^n 

Sötoarben  um  1602  geboren,    ftubirte  er  an  ber  Uniöerfität  ^^raneler  unb  l^örte 

im  @rie(^ifc£)en ,   in   ber  ^^ilofo|]l)ie ,    Slieologie  unb  @ef(^ict)te  bie  Söorlefungen 

be§  3lrcex-iu§,  Sibrant,  SubBertu§,  5JlaccDt)iu§  unb  ^^ata.     S3efonber§  aber  legte 

er   fic^   unter  Slmama   auf  baö    ©tubium   ber  l)ebräif(^en  (5^rad)e  unb  auf  ba§ 

ber  5Ratl)emati!  unter  5lbrian  5Jletiu§.     Sluf  biefen  beiben  Gebieten  ber  äöiffen= 

f(i)aft    3ei(^nete    er    fid^    balb   befonber§   au§.     1630  folgte  er  bem  SImama  in. 

feiner  ^rofeffur,  berna(f)läffigte  aber  feine  maf^ematifclien  ©tubien  fotoenig,  ba^ 

it)m  1636   an  ber  ©teile  be§  gjletiuS  ber  Se^rftu'^l  ber  matl)cmatif^en  2Öiffen= 

fäiaften  übertragen  toarb.     ^n  biefem  rü^mlid§  öertoalteten  2lmte  blieb  er  bi§ 

3U 'feinem  Sobe  1657,    ertt)ie§  fid^  aber  babei   al§  nic£)t  unbebeutenber  ^ebraift 

in  ben  f(f)axf finnigen  SSemerfungen,    mit  toelc^em  er  bie  öon  it)m  beforgte  3lu§= 

gäbe  ber   „Commentaria   ad   librum    Colieleth    et    Jobi"    be§  ^o^ann  S)rufiu§ 

begleitete. 

a}gl.  5paquot,  Mem.  II.  p.  308  unb  @lafiu§,  Godgel.  Xederl. 

bon  ©lec. 
g-unif:  S)abib  '^•.,  geb.  ju  9lei(^enbacl)  in  ^öl§men  gegen  1630,  wibmetc 
ftc^  frü^äeitig  ber  Sonfunft  unb  erlangte  balb  nii^t  nur  eine  bebeutenbe  iyertig= 
!cit  im  ©fielen  berfd^iebener  ^nftrumente,  fonbern  äeid£)nete  fidf)  auä)  ai§>  ge= 
fc£)icEter  3:l)eoreti!er  unb  Som|3onift  au§.  51i(f)t  minber  befa^  er  tüd^tigc  i?ennt= 
niffc  in  ber  Suri§))ruben3,  in  ben  allgemeinen  2öiffenf(i)aften  unb  in  ber  ^Noefie. 
S)em  entgegen  ftellte  fict)  ein  ni(f)t  ju  beftegenber  .!pang  für  ein  au§ftf)roeifenbe§ 
Seben  ein,  toetd^er  i'^n  nid^t  jur  ^^u'^e  fommen  lie^  unb  fd^lie^li(^  fein  troftlofeg 
6nbe  l§erbeifül)rte.  ^.  tüax  ^uerfl  ßantor  in  üteidienbatf)  unb  trat  bann  al§ 
©ecretär  in  ben  S)ienft  einer  oftfriefifd)en  ^-ürftin ,  tt)eldt)e  er  um  1682  auf  einer 
fiebenjä'^rigen  Steife  nadt)  Italien  begleitete.  9tad^  bem  2:obe  feiner  Aöerrin 
feierte  er,  im  60.  SebenSja'^re  fte'^enb ,  in  bie  ^eimatl)  jurürf  unb  ernälirte  fid^ 
burdt)  5}lufi!unterrid^t.  Snblid)  erhielt  er  ju  Söunfiebel  bie  ©teile  eine§  Orga= 
niften  unb  53Mbd)enle!^rer§,   bod)  mu^te  er,aud)  biefen  ^ßoften  fd^on  na(^  einem 

13* 


196  S'""*- 

2^at)i-e  toegen  unanftänbigen  SetrogenS  gegen  feine  ©ctiiitetinncn  aufgeben.  5ßet 
9tQ^t,  mitten  im  Sßinter  mu|te  er  entfliej^en  unb  fam  mä)  ©dfileij,  tt)o  c§  i^m 
gelang,  fid^  öor  bem  dürften  al§  ßlaöicrfpielei-  toät)renb  ber  Jafel  {)ören  au 
taffen.  @r  gefiel  fo,  ba^  biefer  il^n  auSftattete  unb  ein  S3ietteljaf)i-  am  <g)ofe 
6e:^ielt.  ®a  öertneben  i|n  aud)  au§  6d)leiä  gei-ic^tlirf)e,  bon  Söunfiebel  auö 
gegen  il^n  eingeleitete  ^Verfolgungen.  SBom  f^ürften  mit  9fleifegelb  oerfe^en,  n)en= 
bete  er  fid^  gegen  ©d^maraliurg,  mürbe  aber  fc^on  einige  Jage  barouf  bei  3lrn= 
ftabt  tobt  hinter  einem  ^aum  gefunben.  33on  feinen  SBcrfcn  Inurben  gebrucCt: 
,,Stricturae  Yiola  di  ganibicae  ex  Sonatis,  Ariis  etc.  quatuor  Violis  da  Gamba 
concinendis  (s.  1.)",  1070;  ,,Compendium  Musices",  Lipsiae  (s.  a.).  i^m 
ÜJlanufcri^t  !^interlie^  er  unter  anbern  ein  Drama  passionale  ,  toeld)eg  ^u  feiner 
3eit  fe'^r  gerül)mt  mürbe. 

©erber,   5teue§   2onfünftlerlejifon   II.   461.      f^etiä,  Biograph,  univers. 
des  Musiciens  (^ari§  1862.  III.  354).  dürften  au. 

^md:  ^einrid^  6l)ri[tian  0^.  (fälf(i)li(f|  mitunter  ß{)riftian  ^einrid^ 
f^un!),  33otanifer,  namentlid^  33ri)olDg,  geboren  am  22.  ^]ioD.  1771  p  2öun= 
fiebel,  geftorben  am  14.  3lprit  1839  in  @efrec§  im  baierifd^en  ülegierung^bejirf 
Dberfran!en.  ^y.  überfiebelte  fdion  in  früt)er  3fugenb  mit  feiner  ^JJtutter  nac£) 
©efree§,  motjin  fic^  biefelbe  in  3tt)eiter  @l)e  an  ben  Slpot^efer  S)aniel  öer'^eiratl^et 
'^atte;  er  er'^iett  feine  ©d)ulbitbung  in  .^of,  Wo  er  bereite  eine  au§gefproii)ene 
3}orliebe  für  bie  ^^flanjenmelt  enttoidfelte,  ^n  9iegen§burg,  tt)o  er  öon  1789 
bi§  1792  bie  ^Ipof^eferfunft  erlernte,  fanb  er  im  Umgange  mit  feinem  12  ^a'^re 
älteren  gfl^Q^noffen  ^oppe  mächtige  3lnregung  3U  Weiterer  33efd^äftigung  mit 
biefer  äöiff enf cf)af t ;  al§  biefer  1790  bafelbft  bie  noc^  Ijeute  beftel^enbe  botanifct)e 
a5efellf(^aft  ftiftete,  fd^lo^  fid^  ber  junge  fy.  berfelben  al§  „@let)e"  an.  1793 
conbitionirte  er  in  (Salzburg;  bie  !§errtic£)c  3ltpenflora  be§  Unter§berge§  flößte  i{)m 
eine  SSorliebe  für  i^orfjgebirgSreifen  ein,  bie  er  auä}  fpäter  ftet§  bctl)ätigte,  inbem 
er  big  1830  ju  toieber^olten  ^aten  bie  beutfct)en  unb  ftiimei^er  Silben,  1819 
aud§  ba§  9tiefengebirge  bereifte.  1794  ging  g.  nacf)  Erlangen  3U  bem  |)of= 
apot^efer  unb  ^profeffor  ^artiu§  unb  fel)rte,  nacf)  furjen  Uniöerfitätiftubien  in 
^ena,  in  ba§  elterlidC)e  .«pauS  nad£)  ®efree§  aurücE.  1808  übernal)m  er  bie  bi§ 
ba^in  feiner  Butter  gel)örige  9lpotl)efe,  bie  er  1834  öerfaufte,  um  feinen  Seben§= 
abenb  ganj  im  S)ienfte  ber  SBiffenfd^aft  ju  berteben,  Ijoc^gee^rt  bon  feinen  3Jlit= 
bürgern,  bie  it)m  ba§  5lmt  be§  33ürgermeifter§  übertragen  Ratten,  ©eine  legten 
Seben§jal)re  tourben  burd)  einen  @c£)(aganfatt  getrübt,,  beffen  Söieberfe^r  feinen  Stob 
fierbeifü^rte.  2)ie  ^^anerogamen=5loi-'a  be§  i5fid[)telgebirg§  fomie  bie  ber  beutfd£)en 
5ll)3en  berbanft  bem  fVorfd^erblicEe  i^undf'ä  mandE)e  fd)öne  ßntbeiiung ;  bie  größten 
SBcrbienfte  l^at  fidf)  berfelbe  jebod^  um  bie  ßenntni|  ber  ßaubmoofe  ermorben,  ju  bereu 
lierborragenbften  .Kennern  er  feiner  ^eit  mit  bollern  '5te(i)te  ge^älilt  mürbe,  ^n 
^oppe'g  botanifd^em  SafifienbucE)  bon  1794  an  fotoie  in  ber  9iegen§burger 
botamf(^en  3citfd)rift  „giora"  l^at  }^.  berfcf)iebene  9{eifeberid)te  unb  fritifd^e 
S3emer!ungen  über  einzelne  ^flanjen,  befonberS  5Jtoofe  berbffentlic£)t;  ba§ 
.^aupttoer!  feinet  ßebenS  mar  bie  ^erau§gabe  ber  „Gr^ptogamifd^en  ®etoäd)fe 
be§  gidf)telgebirg§"  (fpäter  „befonberS  be§  g."),  bon  benen  bon  1800  bi§ 
1838  42  .g)efte,  pfammen  865  5lummern  au§  allen  -Drbnungc.n  ber  ■^r^pto= 
gamen  cnt^altenb  (anfangs  in  ^of,  fpäter  in  Sei^j^ig  in  6ommiffion§berlag) 
erfcfiienen  finb.  S)ie  fpätern  <^efte  bringen  aud^  ja^lreictie  ^rten  au§  ben  9llpen, 
felbft  au§  Italien,  5[Reere§algen  ber  'Obrbfee  unb  3lbria  :c.  unb  ift  burd^  bie  Sßer= 
breitung  ricf)tig  beftimmter  ßjemplare  ba§  ©tubium  biefer  5lbtl)eilungen  ttjefentli(^ 
geförbert  toorben.  ^ür  feine  2iebling§gru|))3e,  bie  ßaubmoofe  l^at  ^.  auä)  unter  bem 
2;itel:  „S)eutfd^lanb§  ^oofe.  ©in  2;afc£)enl^erbarium  pm  (Sebrauii)  auf  bota= 
nifdien  ßjcurfionen",  Saireutl^  1820,  eine  ?Dlufterfammlung  mit  befc£)reibenbem 


g?uncf.  197 

Sejt  öeröffentttd^t.  (S)er  bon  öoppe  in  „gtora"  1839  ©.  288  berfproc^ene 
5tcfxolog  i[t  nic^t  eiicf)ienen.  Obige  Z^atiai^m  finb  einer  gef.  5Ritt§citung  beö 
^etrn  3lpot^efer  ?IIB.  Sd^mibt  in  SBunfiebel  unb  au§  ben  citirten  3eitf(i)riiten 
entnommen.)  2tf(|ei-fon. 

5und:  ^o^ann  ^y.  (i^unde,  Funccius),  ge6.  in  SCßö^tb  bei  5türn= 
6erg  1518,  ftubirte  unb  ertoatb  ben  ^Jlagiftergvab  in  2Bittenbcrg  unb  tt^urbe, 
nadibem  er  t)orübetget)enb  an  öetfc^icbenen  Drten  getoirft,  ^^rebiger  ju  St.  ^o= 
l^ann  in  Ülürnberg,  bann  in  feinem  (Sebutt§ort.  33ei  bcr  unglüdUi^en  2Ben= 
bung  beg  fdimatfatbifdien  ^-iegS  unb  ber  Stnnd'^erung  ber  jpanifc^en  Srup^Jen 
auf  i'^rem  3uge  nad)  <Baä:)]en  C^Mx^  1547)  öerlieB  er  eine  3eit  lang  feine 
^^t^farre,  weil  er  fic^  burif)  ftarfe  ^Parteina'^me  toiber  ben  Äaifer  compromittirt 
füllte,  unb  erhielt  öom  )Rat^  feine  ßntlaffung ,  l^ielt  fic^  aber  notf)  einige 
Monate  in  Dlürnberg  auf ,  toäf)renb  toel(f)er  er  jene  -Relation  über  bie  (5cf)ta(^t 
bei  Ü)lül)l6erg  unb  bie  @efangenne{)mung  ^o^ann  5^iebrid^§  auffd)iieb  ,  toetc^e 
feiner  6f)rono(ogie  angc'^öngt  ift.  Söie  fo  mand£)e  ?{nbere  fu(f)te  unb  fanb  er 
3ufluc^t  bei  öerjog  2llbre(i)t  öon  ^reu^en,  welcEiem  3}eit  Sietricb  in  ^flürnberg 
i!§n  al§  einen  feinen  jungen  berebten  ^Jtann  gefd)itbert  l^atte,  toeld^er  treitid^ 
no(f)  „3U  frei  unb  '^ei^  üor  berStirne"  fei.  ßnbeCctober  1547  traf  er  in  Äönig§= 
berg  ein,  tturbe  narf)  Cittauen  gefanbt,  feierte  aber  na(i)  einigen  33od)en  jurürf 
unb  tturbe  mit  ber  interimiftifdjen  3}ertt)altung  be§  3^farramt§  an  ber  alt= 
ftäbtift^en  Äird)e  betraut,  begleitete  aber  aud^  nac^  bem  Sobe  Äönig  @igi§= 
munb§  (I.)  ben  ^erjog  al§  üteifeprebiger  äur  ?eid)enTeier  an  ben  polni= 
fd^en  öof.  2lt§  @nbe  Januar  1549  2lnbrea§  Dfianber  nac^  Königsberg  fam, 
erliielt  biefer  bie  altftäbtif(^e  5ßfan;e,  Js.  aber  tourbe  ^ofprebiger.  ©r  geriet]^ 
batb  unter  ben  beftimmenben  6influ^  jene§  überlegenen  5)Unne§ ,  ber  i^n  tro^ 
eine»  üorüberge^^enben  @(i)roanfen§  fo  feftju'^alten  touBte,  ba^  er  in  ben  nun  be= 
ginnenben  heftigen  Se^rftreitigfeiten  3U  Dfianber»  eifrigften  unb  rücfii(f)t§Iofeften 
Parteigängern  gel)örte.  „}^nnd  unb  Cfianber  ift  ein  Sub  toie  ber  anber"  l^ei^t 
e§  in  einem  groben  ^aSquitt.  6r  t^eilte  mit  i^m  unb  bem  befonberg  einflu^= 
rei(i)en  Seibmebicu»  5tnbrea§  5lurifaber  bie  @unft  be§  öerjogS,  aber  auc^  ben 
^a^  ber  f^eologifc^en  @egner  ^ör(in'§  u.  3(.)  unb  i|rei  im  Sanbe  unb  nament= 
Ii(f)  auc^  beim  ?lbet  gauj  übermiegenben  3tn§ang§.  'S^a^  fy.  aber  ein  Si^roieger^ 
fo^  £)fianber§  gemefen,  ift  eine  ebenfo  unermei§ti(f)e  al§  oerbreitete  ^e:§aup= 
tung;  bagegen  ^eirat^ete  in  ber  2^at  Slnbr.  3turifaber  eine  Sot^ter  Dfianberl.  v'l(§ 
im  ^erbft  1552  ber  König  ©igigmunb  5Iuguft  ton  $oIen  Königsberg  befud£)te, 
f(^eint  man  bereit»  bie  |>offnung  ge'^abt  ju  t)aben  ,  e§  lie^e  fid^  mit  §ülfe  be§ 
potnifd^en  Oberte^^ni^ernt  ein  ©^tag  gegen  bie  öerf)a^ten  Dfianbriften  führen, 
f^.  prebigte  (nad£)  5JtörIin):  „bie  lieben  (ängelein  f)ätten  ba§  fleine  .öäuflein  be= 
l)ütet,  fonft  mären  bie  Slnfc^läge  gemad^t  getoefen,  fie  ju  ermürgen  unb  ben 
dürften  um  !!3anb  unb  2eute  ju  bringen."  9kd£)  DfianbcrS  furj  barauf  erfolgtem 
Slobe  ri(i)tete  fic^  bie  immer  fc^ärfere  Cppofition  in  f^eologifd^er  33e3ie%ng  be= 
fonberS  gegen  g.  S)er  le^te  5>erfud£)  be§  ßerjogS  nad£)  allen  ben  pergeblic^en 
tl)eologifd)en  ^Ber^anblungen  burci)  ba§  5Jlanbat  Pom  11.  Sluguft  1555  ben 
Streit  o{)ne  5lufopferung  ber  Cfianbriften  ju  untcrbrücfen ,  fteigerte  bie  6rbitte= 
rung  ,  ba  in  ^yolge  beffelben  eine  gro^e  2Renge  n}iberftrebenber  öeiftlic^er  ta^ 
Sanb  Perlaffen  mu^te.  3lt§  e§  bann  bem  Pon  ^att^.  gtaciuS  ^ttpricuS  bearbeiteten 
.Iperjog  ^o^ann  Sllbred^t  Pon  5JlecEtenburg  (feit  Slnfang  1555  mit  SHbred^tS 
Soi^ter  ^nua  ©opl^ia  Permä'^lt)  gelungen  mar,  ben  öerjog  etma§  umjuftimnten, 
muBte  fi(^  jroar  ^.  auf  ber  ©pnobe  ju  ütiefenburg  (gebruar  1556)  ju  einer 
?lrt  äöiberruf  Perftc'^en,  aber  fein  ^err  entfd£)äbigte  i^n  für  biefe  Sefd^ämung  burd^ 
er^ö^te  (Bunft,  ber  Pon  |y.  oerfproc^ene  Söiberruf  auf  ber  Kautel  Por  ber  ®e= 
meinbe  unterblieb,   unb  feinem  ginflu^  fd^rieb  man  e§  ju,    ba|  nad^  unb  nad^ 


198  O?""'*- 

eine   Sln^aftt   entjdjiiebenei;   ©egner   au§   i^ren   Slemtern   entfernt   mürben.     6ine 
neue  ür^tid^e  Sluiregung  führte  bann  bie  ßinjül^rung  einer  öeränberten  Äir(^en= 
orbnung  (1558)  ^erBei,  für  Welche  53i  S5ogel  am  fneilj'^öfifdien  5)om  (ebeniattS 
ein  5Iürnberger)  unb  ber   öon  au§tt)ärt§  berufene  unb  toiber  3BiIIen  ber  ©tänbe 
3um    ^räfibenten    be§    jamtänbifc^en    SSiäf^umg    gemachte    Sodann    3turifaber 
(a3ruber  be§  5tr3te§)  tt)ätig  njaren,  ^Jlänner,  toel^e  jtoar  burd)au§  nic^t  £)fian= 
ber'§  Se:^re  t^eilten,  öielme^r  ber  3ttrf)tung  be§  öon  Cfianber  fo  ieinbfelig  be'f)an= 
betten  3!)letanct)t^on  anget)örten,  tt)el(^e  aber  über  ben  ©treit  milbe  bact)ten  unb 
bcn   35ermittetung§öerfu(^en    be§    |)er3og§   -augeftimmt    'Ratten.     2)ic    burd)    bie 
Äirc^enorbnung   gefc^el^ene   Sefeitigung   bc§   grorciSmul  bei  ber  2;aufe  galt  aU 
."Hinneigung  jum  6albini§mu§.     S)en  9lu§j(^lag  aber  für  guncE'S  @ef(f)irf  gaben 
nun  bie   im  ^eben  3ltbre(^t§  gefi^ilberten  tiefge'^enben  3ei-"toürfnif|e  be§  öerjogS 
mit  feinen  6tänben,  ber  fteigenbe  ©roll  berfelben  über  bie  S^crle^ung  if)rer  5ln= 
fjjrüd^e  burc§    ben   mit  3lu§Iänbern  fid^   umgebenben   .^erjog,  mobei  atterbingS 
bie  ftänbifd^e  Dppofition   an   ber   firc^Iid)en  5JH^ftimmung  einen  nict)t  ju  unter= 
f(i)ä^enben  populären   9lücft|alt   getoann.     5ll§  33eic£)tdater    be§    alternben    unb 
f(i)tt3a(^  toerbenben  .^erjogS  ,  an  beffen  @unft  er  feine  einzige  <5tü^e  t)atte,  baju 
no(^   3um  9iat^   be§  .^erjogS  ernannt  unb  jum  ©(f)a^meifter  ber  .^erjogin,  ber= 
toictette  \iä)  t?.  in  biefe  |)änbel  unb  erfd^ien  at§  ein  ©lieb  ber  get)a^ten  Sama= 
riüa ,   in   toetdEier  ber  cigentlid^e  Unl^eilftifter ,  ber  ^^(benteurer  unb   ©d)tt)inbler 
5paul    @fali(^   feinen   bcr'^ängni^bDÜen   ©influ^   ausübte.     ^.    t)attc   auf    einer 
Oteife  nai^  S)eutfd)tanb  (1561)  ben  Xl^eologen  bon  SBittenberg  unb  Öeipjig  ein 
SBefenntni^  öorgetegt ,  toeldieS  bon  biefen  für  redC)tgIäubig  erflärt  tourbe.     S)en= 
no(^   brad)ten   c§   (1563)   bie  ©täube   ba^in,    ba^  g-  ^^n  früher  Uerfproc^enen 
bffentli(^en  SBiberruf  no(^   leiften  mu^te.     @r  t^at  bie§  in  mel^reren  ^rebigten, 
bie  er  mit  einer  SSorrebc  bructen  lie§.     Apier  uat)m  er,  rtia§  feine  ^olemif  gegen 
bie  ©egner  betrifft  fbod^  o^ne  23erbammung  Ofianber'ö)  feine  ©c^rift  für  Dfianber 
(5ßeri(i)t)   jurücE ,    aU  ärgerlich  unb  untüd)tig ,    Weit  er  ber  ©ad^e  bamal^  nod^ 
nid)t  genug  berirf)tct  gertefen.     S5on  biefer  ©eite  tonnte  man  it)m  alfo  Vorläufig 
ni^tS   met)r   ant)aben.     31I§   aber   bie   ©tänbe ,    erbittert  über  bie  yUc^tadfitung 
ber  früt)eren  9lbmad^ungen  (ber  9iegiment§notel  bon  1542  jc.)  unb  bie  Umfto^ung 
be§  2;eftamcnte§  3llbredf)t§  ba§  (Singreifen  ber  Ärone  ^olen  burcf)  bie  polnifdie  6om= 
miffion  erlangt  'Ratten,  meldte  am  23.  3luguft  1566  in  Königsberg  eintraf,  ent= 
tub  fid)  ber  ^a^  bor  Mem  auf  gund'ä^aupt.     ©falic^  :^atte  fid)  gerabe  no(^ 
red^tjeitig   au   entfernen   geuju^t;    2lnbr.    3turifober  mar  fd)on  1559  geftorben, 
bie    ot)net)in    bodf)   nidE)t  in   gleidC)   l^o'^em   ©rabe   mi|licbigen   2t)eologen  ^o'^. 
5lurifaber  unb   ^.   3Soget   toaren  tur^   öorl^er  au^er  2anbe§  gegangen,     ®egen 
g.,   ber  it)nen  nun   al§   ber  eigentli(|e   2lnftifter  galt,   foloie  gegen  bie  ^ät^e 
.g)orft,   ©d)nell  unb  ©teinbad)   reid^ten  bie  ©täube  ein  ÄtaglibeE  bei  ber  6om= 
miffion  ein.     Slu^er  ben  2lIIe  betrcffenben  Klagen,  ba|  jene  ^Banner  at§  ©törer 
be§  öffentlichen  f^riebenS  fid^  unterftanben  l)ätten,  alle  d^riftlid^e  mol)t  l)ergebradl)te 
unb  mit  gemeiner  Sanbfd^aft  9tat^  unb  ^en)il[igung  bor  5llter§  geftettte  unb  auf= 
gerichtete  gute  Kirdien«  unb  9legiment§orbnung  in  biefen  Sanben  ju  turbiren  unb 
aufjul^eben,    toirb   gegen   g.   nod)   feine   firc^tid^e  ^parteifteEung  benulit,  ba^  er 
fiel)   bem  .Haupt!e|er  Dfianber   an:§ängig  gemad)t  unb  baju  gel^otfen ,   ba^  öielc 
fromme    Kird^enbiener   au§    bcm    Sanbe    getrieben    feien,    auc^    feine   ^ittoir= 
fung  bei  (Sinfül)rung  ber  neuen  „^oc^ärgerlid^en"  Drbnung  bc§  ©acramentS  ber 
f)eil.    Saufe.     S)ie    polnifc^e    ßommiffion  übergab    aber   bie   geric^tlicfie   Unter= 
fud)ung  über  bie  2lngeflagten  bem  ftäbtifd^en  (Serid^t  im  Kneipl^of,  b.  f).  e§  gab 
biefclben  in  bie  |)änbe  i:§rer  ^^einbe.     ©o  getoi^  nun  t^.  in  feiner  intimen  33er= 
trauengftetlung    aum    ^erjog    unb    'bti    feinem    unleugbaren    ginflu^    auf    i!^n 
moralifc^  mitüerantttortlic^   ift  für  bie  6abinet§regierung  3llbred)t§  unb  für  bie 


guncf.  199 

gntirembung  beftelben  üon  ber  Sanbfd^aft,  jö  toenig  fonnte  i^m  hod)  xeä)ti\ii) 
nad)geii)ie|en  werben,  unb  aucf)  fein  jui;  3}ermetbung  bet  lortut  abgelegte^  33e= 
fenntni^  enthält  5licf)t§,  ttiaS  bett  ^ortourf  ber  -^-^arteilufttj  üom  ©pructje  be§ 
@erid)te§  entfernt.  6r  lautete  für  alte  Stngeftagten  auf  ^obelftrafe  unb  bie 
3Ipt)eItation  nacf)  ^olen  toarb  atgeft^nitten.  9lur  ©teinbai^,  bamatg  fdiwcr  er= 
franft,  iDurbe  ju  etoiger  2anbe§öcrtt)eifung  Begnabigt.  S)ie  ,g){nrid)tung  fanb 
auf  bem  ^netp^öfif(^en  OJiarft  ftatt,  am  28.  Dctober  1566,  an  bemfetben 
2;age  an  toeld^em  ^.  öor  19  ^a!§ren  in  Königsberg  eingetroffen.  5Jlan  l^at 
lyund'S  <Bä)\d]al  mit  bem  be§  fäc^fifc^en  Kanzlers  Krelt  bergüct;en,  n)a§  ben 
9te(^t§miprau(f)  betrifft  mit  @runb,  fonft  fte^^t  freiließ  bie  (gac^e  SSeiber  feine§= 
roeg§  gteic^ ,  unb  an  Santerfeit  unb  geftigfeit  be§  6t)arafter§  fte^t  ber  Ä5nig§= 
berger  feinem  föd^fifd^en  (5(|i(ffaI§genoffen  er^ebüd^  nad).  S5on  feinen  Söerfen 
ift  bie  .,Clironologia  ab  orbe  condito"  it)rer  3^^^  l^odigefc^ä^t  unb  oft  gebrucit 
morben.  S)er  erfte  %t)di  erftf)ien  1545  in  ^lürnberg,  öollenbet  "fjat  er  fie  in 
Königsberg  1552,  eine  ^meite  2luf(age  ift  big  1566  fortgefüt)rt ,  eine  britte  in 
2Bittenberg  erf(^ienene  Bi§  1578  u.  a.  m.  —  „gl^ronifa  buri^  5Jt.  ßarion  bi§ 
in  1546  burd)  M.  ^.  Runden  aufammengctragcn"  o.  O.  8,  foE  au(f)  ptatt= 
beutfc^  erf(^ienen  fein.  —  „Sßar!§afftiger  unb  grunblicfier  S3ericf)t,  toie  unb  toaS 
(Seftalt  bie  ergerlid^e  Spaltung  bon  ber  ©erec^tigfeit  be§  @tauben§  ficE)  anfeng= 
liä)  im  Sanbe  ^preu^en  erhoben  ic." ,  Königsberg  in  5pr.  1553.  4;  „2luStegung 
be§  103.  $f."  u.  a.  m. 

2öitt,  5^ürnbergif(i)eö  ©ele^rtenterifon  I.  gortfe^ung  bon  DZopitfc^  I. 
S)ie  Sitteratur  über  <^erjog  Stlbrec^t  unb  Dfianber.  2)ie  ^^roce^acten  in  Acta 
Borussica.  Königsberg  unb  Seipjig  1732.  III.  ^arttnoci),  i]Breu^.  Kir(^en= 
gefd)i(^te,  gi^antfurt  a.  9Jl.  unb  ßeipjig  1682.  4.  ©alig,  i)iftor.  ber  StugSb. 
6onf.  IL     5Jl.  Xöpptn  in  ütaumer"§  :^iftDr.  Xafc^enbud)  1847. 

Völler. 
^md:  Sodann  9UcoIau5  5-  (Funccius),  5|3:§iIotog,  geb.  29.  gjlärä 
1693  in  ^J^arburg,  t  26.  S)ecbr.  1777  d.  ^an.  1778)  in  Otintetn.  gr  loar 
eines  9lbbocaten  ©o^n;  auf  ber  @c£)u(e  unb  Uniöerfität  feiner  S}aterftabt  er'^ielt 
er  feine  23ilbung ,  bort  auc^  begann  er  feine  f(f)riftfteilerif(f)e  Sl^ätigfeit  fe^r 
zeitig  in  ben  (Gebieten ,  bie  er  mä^renb  eineS  langen  SebenS  feftget)alten  l^at, 
bort  mar  er  1723  Setirer  ber  brüten  Klaffe  am  ^päbagogium.  1729  tturbe  er 
als  ^rofeffor  ber  SSerebf amfeit ,  @ef(^icf)te  unb  ^olitif  nad^  Otinteln  öerfe^t. 
§ier  mürbe  er  au^erbem  1730  S5ibliot!^efar  unb  1741  Gp'^oruS  ber  ©tipenbiaten, 
toelc^e  2lemter  er  mit  großer  2:reue  bis  in  fein  85.  SebenSja^r  öertoaltete.  ©eine 
tl)eologifd^en  ©(^riften,  meift  erbaulictier  9trt,  gab  er  unter  bem  Flamen  i^ufanber 
^erauS.  2)enfetben  tragen  aud^  feine  „(Seiftliclien  ©ebid^te"  (1726);  bie  pot= 
tifc^en  3ur  2;ugenb  unb  3}orfidl)tigfeit  leitenben  „gabeln"  (1748)  unb  „S)ie  gcfegnete 
5)at)ibSl)arfe"  (1750)  erfc£)ienen  unter  bem  5^amen  G^riftian  SSal^rmunb.  2Cßenn 
^ier  bie  5[>feubont)mität  fid^  burcE)  bie  SBürbe  beS  gelelirtcn  ^ß^^ofefforS  ent= 
f(i)ulbigen  lä^t,  fo  ^at  er  biefelbe  boc§  aud^  in  gelehrten  ©d^riften  anfangs  feft= 
gehalten  unb  j.  S5.  bie  ftiliftifd^en  ©dl)riften  unter  bem  Flamen  Nicephorus 
Pliilomusus  beröffentlidf)t.  S)er  5Jtittelbunft  feiner  2lrbeiten  toar  bie  ©efd^id^tc 
unb  bie  Sitteratur  ber  lateinifdl)en  ©pradtie,  für  bereu  SSe^anblung  er  in  bem 
■Programm  „De  variis  lat.  ling.  aetatibus  atque  fatis'',  1723  bie  @:intt)eilung 
uadE)  bem  Sebenialter  beS  5!Jtenf($en  getoäl^lt  ^at.  ©cf)on  1720  begann  er  mit 
ber  ©(f)rift  „De  origine  lat.  ling."  ,  in  toelcf)er  germanifd^er  unb  celtifdf)er  6in= 
flu^  auf  bie  ©cftaltung  ber  ©prarf)e  geltenb  gemacht  mirb ;  fur^  nad£)f)er  folgte 
..De  pueritia"'  unb  bcibe  famenl735  berme^rt  !^crauS;^  1723  ..De  adolescentia", 
1727  unb  1730  ..De  virili  aetate",  1736  .,De  immineuti  senectute",  1734 
De  vegeta  senectute"  unb  1750  „De  inerti  ac  decrepita  senectute'",  in  toeli^em 


200  3^""*- 

Söerfe  er  !6i§  au  ber  Seit  ^axU  be§  ©rofeen  gelangt.  Stoei  gortfe^ungen  „De 
lat,  ling.  decumbente  et  mortua"  unb  „De  lat,  ling.  rcnata"  finb  toon  i|m  aud^ 
aufgearbeitet,  aBer  nid)t  gebrudt,  toeil  ein  SJerleger  fid^  nid^t  fanb.  3«  öei= 
Binben  mit  biejem  ftattlid)en  SBerfe  finb  bie  ,,Leges,XII  tabularum  fragraentis 
restitutae  et  illustratae",  1744,  oBgleid}  je^t  ^^liemaub  me'^r  barnad)  greifen 
wirb.  3u  ben  fleißigen  ^lotijen  über  Seben  unb  ©d)riiten  treten  überaü  aud^ 
Sammlungen  über  lejifatifdEie  unb  grammatifc^e  ä)cränberungen  be§  ©prad^= 
material§.  ^3tic£)t  minber  äa'^lreic^  finb  bie  (Sd^riften,  toeld^e  fid§  auf  ben  latei- 
nifc^en  ©til  be^ietien,  tt)eil§  auf  bie  in  ber  ©d^ute  ^u  betreibcnben  Hebungen 
brei  feit  1733  erfd)ienene  S3üdE)er,  tucld^e  er  173G  unter  bem  Xitel  „De  stilo 
latino  exercitationes  rhetoricae"  jufammen  brucCen  lie^ ,  tl)eil§  attgemeiner  tJor= 
bereitenb  „De  lectione  auctorum  classicorum"  (1730,  1745  unb  1763)  unb 
„De  litterarum  studio  cousultationes  scholasticae"  (1742),  in  meljreren  ®c= 
fpräd^en,  bie  I)auptfäc£)Iid^  de  latinitate  comparanda  Rubeln.  3lu§gaben  {)at  er 
nur  üeranftattet  öon  Gicero'ä  ^Briefen  ad  familiäres,  1739,  mit  einem  genauen 
Kommentar  unb  öon  ben  fjabeln  be§  ^'^äbru§,  1738,  Bei  benen  er  fidf)  mit 
einer  ^rofaifd^en  ^t^ara^tjrafe  Begnügt.  S)ie§  Beftimmte  il^n  aud^  1747  gegen 
(Sl^rift  in  ^eipjig,  ber  jene  S^aBeln  für  ein  fpöteS  ^Radfitoerf  erüärt  t)atte,  auiäu= 
treten  mit  ber  ©dfirift  ..Pro  Phaedro  eiusque  fabulis  apologia",  unb  bie  6d)t'^eit 
berfelBen  ^u  üertl)eibigcn.  6r  tl)at  bie§  aber  in  einem  fo  leibenfd^aftlictien  Xone 
unb  mit  foIdl)en  9}erbäc£)tigungen  be§  gelcl)rten  (5)cgner§,  ba|  biefer  il^m  in  einer 
ätoeiten  ©dt)rift  De  moribus  einen  fd^arfen  23ermet§  gab  unb  babci  nid^t  einmal 
5und^§  Üiamen  nannte.  3)iefcr  l)ielt  e§  für  geratt)en,  bie  ^polemi!  nid)t  weiter 
fortjufe^en,  jumal  er  an  fi^neibenber  ©dtiärje  feinem  ©egner  gar  nidf)t  getcad^fen 
toar,  Wenn  er  aud^  in  ber  <Baä)t  felBft  Ütä^t  l^atte.  ^Jtit  feinem  Slmte  toar  bie 
55er^flid)tung  berbunben  alle  3lrten  öon  ®elegenl)eit§f(^riften  für  bie  Uniberfität 
aB^uf äffen;  einen  Sttieil  berfelBen  l)at  er  in  ben  ,,Dissertationes  acadcmicae'", 
1746  gcfammelt  unb  cBenfo  1748  „Selectae  orationes  academicae".  S)ie  @e= 
fd^idjte  ber  il)m  anö ertrauten  SiBliotl^ef  unb  bie  ©runbfä^e  für  il^re  Drbnung 
l^at  er  in  Befonbern  5)3rogrammen  Be'^anbelt  unb  ben  Katalog  berfelBen  1733 
]§erau§gegeBen;  eine  ,, Accessio"  baju  1751.  ^n  ©trieber'§  l^effifd^er  ®elel)rten= 
gefd)id)tc  33b.  IV  ©.  258  ift  ein  öoÜftönbige§  SJer^eid^ni^  feiner  ©diriften.  — 
Sin  gleidfinamiger  33etter  toar  in  Gaffel  am  26.  ^JtoöemBer  1715  geBoren,  '^attc 
in  9tinteln  ftubirt,  mar  1740  9lector  ber  bortigen  reformirten  ©dliule  getoorben 
unb  1750  al§  ^profeffor  nad^  53tarBurg  öcrfe^t,  too  er  am  2.  %pnl  1758  ftarb. 
^ateinifd^e  @elegenl|eit§gebid^te  unb  ^4>Togrammata  l)at  er  aEein  geliefert. 

gdfftein. 
^ymid:  ^arl  SöilVlm  ^ferbinanb  ö.  g.,  fäd^fifd^er  ©eneraltieutenant, 
geb.  am  13.  S)ecBr.  1761  ju  Sraunf d^ttjeig ,  trat  1780  al§  ßieutenant  in  bie 
fäd^fifd^e  ©arbe  bu  6or)j§,  na'§m  aber  1785  megen  ^ipetligleiten  mit  jeinem 
61§ef  feinen  3lbfd)ieb  unb  mibmete  fid)  litterarifd^en  5lrBetten,  bereu  grud)t  eine 
„@efd^ic£)teÄaifer5riebrid)§II."(3ümd^au  1792)  mar,  unb  !am  al§  gjlitarbeiter 
an  ber  5lEgemeinen  Sitteraturjeitung  unb  ben  .§oren  aud^  mit  ©dritter  unb 
@oet:^e  in  Serül^rung.  Sluf  SSeranlaffung  be§  ®eneral§  ö.  SeEegarbe  trat  er 
1791  al§  Otittmeifter  miebcr  in  ba§  ncuerrid^tete  fäd^fifd^e  .g)ufarenregiment  ein 
unb  mai^te  in  biefem  ben  gi^einfelbäug  mit.  Sei  Sena  1806  al§  ^Jlajor  unb 
plbfutant  be§  (Seneral§  ö.  3eafd^mi|  gleid^  bem  größten  Z1)til  ber  @ad)fen  ge= 
fangen,  ertoirfte  er  bie  ©rlauBni^,  mä)  S)re§ben  p  eilen  unb  öerl^inberte  bort 
burdl)  bie  5Jtadf)rid£)t  öon  5^apoleon§  moljtoottenber  ®efinnung  bie  giud^t  be§ 
§ofe§,  üBerBrad^te  bann  ein  ©d)reiben  be§  ^urfürften  an  ben  ^aifer  nad^  .g)aEe, 
Begleitete  erfteren  nad)  SSerlin  unb  ben  grieben§unter:^önbler  ö.  33ofe  nad^  f>ofen 
unb  mürbe  jum  ßol^ne  für  biefe  S)ienfte  jum  fönigl.  fjflügelabiutanten  ernannt. 
OBgleid^  er  rafd^  aum  ©eneralmafor  flieg,  fanb  er  bod^,  ba  er  fid^  burd^  Un= 


fjfunf.  201 

öerträglic^fett  biete  ©egner  gernad)t  ]§atte ,  im  5ei^3uge  bon  1809  feine  9}er= 
toenbung.  ^m  ^.  1810  rourbe  er  ju  Tca^oleon  nacf)  2Gßien  gejanbt,  um  bie 
öon  <Baä)]tn  begehrte  6e!6iet§ertoettening  na(^  ber  bö^mijc^en  Seite  ^in  ju  be= 
treiben,  naf)m  bann  2;§eit  an  ben  3(rbeiten  für  bic  9teorganifation  be»  fäc^fifc^en 
6eere§  unb  mürbe  @eneratüeutenant.  ^m  gelbjug  öon  1812  mfirte  er  anfangs 
bie  erfte  GaöaUeriebiDifion ,  bann  feit  bem  2obe  bes  @eneral§  ö.  @uti(iimib  bie 
ätoeite  2)itiifion,  an  beren  ©pi^e  er  ficf)  me^rfacf)  auszeichnete,  Bi§  er,  ba  er  fid^ 
aud§  mit  Sieijnier  unb  bem  fäd^fifd^en  ©encralftab  überwarf,  Januar  1813  ^,u= 
rüdberuTen  tourbe.  S;a§  ruffifc^e  ©eneralgoutierncment  gab  it)m,  ba  er  fid^ 
meigerte,  unter  bemfelben  ju  bienen,  feine  (äntlaffung,  jeboc^  na^m  ber  Äönig 
biefe  nad^  feiner  ülücffe^r  mieber  jurücE.  5{bgefet)en  Don  einer  biplomatifc^en 
©enbung  in  baä.  -Hauptquartier  be§  ^er^ogl  Don  äöcllington  unb  nac^  'ionbon 
im  S.  1818  lebte  er  feitbem  in  äBur^en,  mit  gefc^ic^tüd^en  ©tubien  befd^äftigt, 
fd^rieb  „©emälbe  au§  htn  3e^tei^  ^er  -ffreu^^üge",  i  2;^eite,  Seipjig  1820 — 24 
unb  „(Erinnerungen  au§  bem  gelbjuge  be§  fäd}ftfd)en  6orp§  unter  bem  ©enerai 
Otetjnier  im  ^.  1812",  Bresben  1829  unb  ftarb  am  7.  2lug.  1828. 

©ein  2;agebu(^  öon  1806  bei  b.  ^IRontbe,  S)ie  .^urfäd^fif^en  Gruppen 
im  f^elb^uge  öon  1806  II.  262  ff.  gerb.  ö.  Söifeteben  in  ben  ^e^tset^ofie^ 
18-30  (in.  mi\e,  2).  '  (ylat^e. 

gmif:  ©ottfrieb  Senebtct  g.,  l^erborragenber  5|3äbagog,  So^^n  eine§ 
tut^erifd§en  ©eifttid^en,  geb.  au  |)arten[tein  in  ber  @raffc^aft  Sc^önburg  am 
29,  ^ftoöbr.  1734,  geft.  3u  ^agbeburg  al§  9iector  be§  S^omggmnafiumS  am 
18.  Sfunt  1814.  Surc^  feinen  S>ater  unb  auf  bem  ©pmnafium  ju  grciberg 
trefflid)  borberettet,  bejog  er  Cftern  1755  bie  Uniberfität  Seipjig.  ^um  2:^eo= 
logen  beftimmt,  trug  er,  ba  3^2^^^^  ort  einigen  ©ä^en  ber  S)ogmatif  in  tf)m 
aufgeftiegen  roaren,  Sebenfen,  bas  ttjeotogifd^e  ©tubium  ju  beginnen,  ^n  biefer 
Unruhe  manbte  er  ficf)  an  (Sramer ,  bamat§  quebtinburgifd£)er  öofprebiger,  ber 
i§m  aber  bie  Ueberjeugung  nid^t  nehmen  tonnte ,  fid^  ber  il^eotogie,  menigftens 
in  feinem  3?aterlanbe  (5acf)fen,  nic^t  ^u  mibmen.  5)a^er  manbte  er  fid^  junärfift 
ber  ^urieprubenj  gu,  ^^örte  aber  au(i)  p:^iIoIogif(^e  unb  p'^i(ofop^if(f)e  SJorlefungen. 
2Bät)renb  er  nod^  in  ber  2Bat)t  feiner  Stubien  fc^Wanfte,  erhielt  er  im  gebruar 
1756  bon  Gramer,  ber  injroifdtien  nac^  Äopen^agen  berufen  mar,  eine  ßintabung 
na(i)  bort,  um  t:^eil§  in  feiner  fyamiüe  !!3et)rer  unb  ßraie^er  ^u  fein ,  t^eile  bal 
aufgegebene  tt)eo(ogifd£)e  ©tubium  unter  gramer'»  eigener  Leitung  fortjufe^en, 
mit  bem  3Jerfpred)en ,  feine  33erforgung  in  Sänemarf  im  geiftücfjen  ober  melt= 
Ii(i)en  ©taube  ju  betoirfen.  5-  na^m  ba§  5lnerbieten  an  unb  berüe^  nad^ 
Cftern  1756  Seip^ig.  ^n  i?open^agen,  wo  er  aud^  bie  Sefanntfdtiaft  Ätopftocf'§ 
unb  einer  Oteil^e  anberer  tieröorragenber  Gönner  mad^te,  ftubirte  er  fleiBig  bie 
tl§eoIogifc^en  2öiffenfd)aften ,  namenttidf)  auc§  bie  oricntalifi^en  ©pra(i)en.  ^m 
^.  1769  rourbe  g.  als  ©ubrector  an  bie  S)omfd^uIe  ju  23hgbeburg  berufen, 
unb  al§  ber  bamatige  Dtector  @olb^agen  1771  fein  2lmt  niebertegte,  mürbe  er 
beffen  5flad£)fotger.  S)urd^  i^n  erhielt  bie  ©i^ute  einen  öor'fier  nie  gea^^nten  9tuf= 
fd^tDung ,  aus  i^r  ging  namentlidE)  eine  gro^e  5)tenge  S^eotogen  unb  ©^u(= 
männer  ^eröor.  gunf'S  groBeS  päbagogifd^e»  @efdE)icf,  bie  ilUIbe  feine§  ganjen 
SBefens,  fein  au§gebef)nte§  SSiffen,  feine  rafttofe  X^ätigfeit,  bie  öätertii^e,  auf= 
opfernbe  {yürforge  tür  bie  if)m  anöertrauten  3ögünge,  öerf(^afften  bem  531agbe= 
burger  S;omgt)mnafium  tDät)renb  feiner  45jä^rigen  Se^rtl^ätlgfeit  einen  toeitöer= 
breiteten  iRuf.  ©eit  1785  marb  5-  aud)  5)titglieb  be§  gjtagbeburger  Gonfi^ 
ftoriumS,  unb  in  biefer  @igenf($aft  l^atte  er  bie  *^rebigt=  unb  ©d^utamtecanbi= 
baten  ju  piüfen.  3(ud§  biefe§  Slmt  öerroaltete  er  mit  betfelben  Sreue  unb  @e= 
toiffen^aftigfeit.  ©o  fet)r  er  aud^  grünblidE)e  unb  öielfeitige  ^enntniffe  fd^ä^tc,  fo 
legte  er  bod^  nod^  größeren  SBertl^  auf  ben  (E^aralter  unb  ben  äußeren  SÖanbet 
bes  angel^enben  ©eiftüc^cn.     g.  tbar  ein  ^ann  Don  tiefer  tfteügiofität  im  ©inne 


202  Sunt  —  gunfe. 

etne§  gemäßigten  9lattDnalt§mu§ :  bte  bon  i^nt  öerfaßten  ^h-(i)enltebei-,  bie  fid) 
ireilid)  an  poetifc^em  äöert^c  mit  benen  be§  16.  unb  17.  ^a^r'tinnbci-tS  nic^t 
öerglei(f)en  laffen,  f|)iegetn  biefe  9fti(^tung  toieber.  ©eine  jd^riftftellevifd^e  2;'^ätig= 
feit,  bie  niemals  fel)r  umfangteit^  mar,  '^örte  jaft  ganj  auf,  al§  er  fein  3tmt  in 
Wagbeburg  antrat.  S)ie  niä)t  .je^r  jo^tveic^en  ^Ib'^anblungen ,  öon  benen  ein 
2;^eil  5uer[t  in  ßramer'g  „^florbijd^em  2iuifef)er"  erfc|ienen,  mürben  nebft  feinen 
©(^utreben  ic.  öon  feinem  Steffen  ^arl  g^unf  f)erau§gege6en;  „@ottfrieb  S3enebict 
gunr§  ©d^riften",  Serlin  1820,  2  a3be.  ^m  ^meiten  23anbe  Befinbet  fic^  eine 
5tu§ma^t  au§  feinem  SSriefmed^fel  unb  eine  &iograpt)if(^e  ©fi^je  au§  ber  ^^feber 
feine§  Neffen.  Tiaä)  feinem  SEobe  Brad)ten  feine  ehemaligen  <Bä)üln  ein  ßapitat 
jufammen,  mobon  i^m  burd^  bie  ^anb^9lau(i)'§  ein  2)enfmat  in  ber  93tagbe= 
Bürger  ®omfir(fje  enii^tet  mürbe.  9lu§  bem  Ueberfc^uß  muxbe  eine  ©tiftung 
gegrünbet,  bie  feinen  Flamen  trägt  unb  ben  S^td  I)at,  bebürftige  unb  talent= 
botte  ©(^ütcr  be§  5£)omgt)mnafium§  mäl^renb  i'^rcr  ©d^ul^eit  unb  bei  itirem  2lb= 
gange  jur  Uniberfität  3u  unterftü^en.  S^anicEe. 

3*un!:  .^  einrieb  ^.,  ßanbfdiaftSmaler,  geb.,  nac^  ber  gemö!)ntic£)en  S[n= 
gäbe,  ben  12.  S)ecbr.  1809  (nacJ)  einem  in  ^erforb  au§geftellten  ^ilitäratteft 
fc^on  am  12.  S)ecbr.  1807)  in  ^erforb  in  äöeftfaten,  f  ben  22.  5^obbr.  1877 
in  ©tuttgart.  6r  empfing  ben  erften  Äunftunterri(i)t  bon  feinem  S5ater,  ber 
S)ecoration§maIer  mar,  unb  bejog  1829  bie  5ttabemie  in  S)üffeIborf,  mo  er  ftd^ 
burc^  Seffing^§  unb  3f-  2Ö.  ©d§irmer'§  Slrbeiten  angeregt,  ber  2anbf(i)aft§malerei 
mibmete.  ^m  ^erbft  1836  30g  er  nac^  granffurt  a/5R.,  folgte  aber  1854  einem 
9tuf  al§  5profeffor  ber  Sanbfd)aft§materei  an  bie  fönigl.  ^unftfdiulc  in  ©tutt= 
gart.  <^ier  mirfte  er  al§  beliebter  Se'^rer,  bi§  june'^menbe  Ärän!li(i)feit  il)n 
nöf^igte,  im  ^erbft  1876  feine  ©teÜe  nieberjulcgen.  3lui  einer  3lu§ftetlung  in 
Stoucn  zxijklt  er  ben  erften  ^xei^:  eine  golbene  ^ebaitte,  unb  ber  ^önig  bon 
äöürtemberg  e'^rte  il^n  burd)  miebcr'^oltc  •DrbenSberlei'^ungen.  S5on  feinen  3al)l= 
reici)en,  meitl)in  jerftreuten  Silbern  befinben  fic^  me'^rere  in  öffentli(i)en  ©amm= 
lungen,  toie  „S)ie  35urgruine  bei  5lbenbbeleu(i)tung"  in  ber  breu§if(i)en  3^ational= 
gatterie  in  SSerlin,  „S)a§  untere  ^fnnt^al"  unb  „S)ie  9f{uine  am  ©ee"  im  ©tä= 
bel'ftiien  S^nftitut  in  ^^ranffurt  a/^R.,  eine  großartige  „@etoitterlanbfd)aft"  im 
5Jtufeum  2öaÜraff=9fli(i)ar3  in  Äöln  unb  „ßifelgcgenb  bei  auffteigenbem  @emitter", 
ein§  feiner  beftcn  SBerfe,  in  ber  fönigl.  ©taatSgallerie  in  (Stuttgart.  3".  ^efaB 
ba§  innigfte  ^Berftänbniß  ber  Statur,  einen  äußerft  feinen  ©inn  für  <B<i)'öni)tit 
ber  i^ormen  unb  Sinien  unb  eine  fc£)arfe  SSeobad^tungSgabe.  ©eine  ©emälbe 
^eid^nen  fid§  burdf)  eine  ftrenge  g^i^^ung,  forgfältigfte  S)urd^füf)rung,  [ttlboEe 
(Sompofition  unb  eine  ftet§  poetifdlic,  mitunter  fogar  großartige  Sluffaffung  au§. 
©eine  i^arbe  ift  meiften§  ftimmung§boE  unb  f)armonifd£) ,  ^ufig  aber  etmag 
trocEen  unb  entbehrt  jener  Seucl)tfraft  unb  glänjenben  S5ortrag§meife,  buri^  toelrf)e 
bie  2öerfe  jüngerer  Äünftler  oft  fo  beftedl)cnb  toirfen.  5lu(^  in  kof)Un=,  Äreibe= 
unb  S5leiftift3eicl)nungen  l)at  ^.  S5or3üglid£)e§  geleiftet,  unb  feine  Slrbeiten  naä) 
biefer  9iid)tung  "^in  finb  bon  toal)rl)aft  claffifdl)er  ©ebiegen'^eit.  5Rit  unermüb= 
li($em  gleiß  l)at  er  bi§  ju  feinen  legten  Sebcn§tagen  fold^e  G^ombofitionen  unb 
©üjäen  entmorfen  unb  in  feinem  9Iadl)laß  befanben  fidl)  über  500  gcjeidl)nete 
Sanbfdt)aft§blätter  berfd£)iebener  @röße.  S3lancEart§. 

^mlt:  Äarl  ^ß^ilipp  g. ,  ©c£)ulmann,  geb.  am  13.  ^uli  1752  in 
®br|fd^fe  bei  Sranbenburg ,  f  am  9.  i^uni  1807  auf  einer  @efd^äft§reife  in 
Jlltona.  S)urd^  eine  jmeite  33er'^eirat!^ung  feiner  Butter  fam  er  al§  bierjäl^riger 
Änabe  nac^  9{agul)n  im  .^erjogt^um  ^Inl^alt.  2ll§  er  3ef)n  S^a^re  alt  mar,  mürbe 
er  in  bie  SBaifenanftalt  3u  ^aUt  aufgenommen  unb  erl^ielt  burd^  biefe  S3er= 
günftigung  (Selegen'^eit ,  feine  miffenfc£)aftlic^e  2lu§bilbung  auf  ber  lateinifct)en 
©d£)ule  3u  erlangen.  Oftern  1770  be3og  er  bie  Uniberfität  in  ^atie,  um  Stl^eologic 
3U   ftubiren.     S)a   er  mittellog  mar,  fal)  er  fid^  genöt^igt,  an  ben  ©df)ulen  ber 


gunfelin.  203 

gtancfijc^en  ©tiftungen  Untemc^t  ju  ertf)eiten  unb  begann  bamit  im  5Jtai  1771 
an  ber  fogenannten  ^tttcltt)a($ifct)en  ©ci)ute,  aber  bereits  im  ^loüember  bejfetben 
3fa]§re§  ging  er  an  bic  lateinift^c  ©d^ule  über,  too  man  feine  geleierten  ^ennt-- 
nifje  beffer  öertt)ert:^en  ju  fönnen  meinte.  3n  biefer  Stellung  blieb  er  bi§  jum 
3^uli  1776;  ba  tturbe  er  al§  ^^nfpector  unb  2et)rer  ber  alten  6prad)en  an  bie 
5riebrid)§f(i)ute  in  S8re§tau  berufen,  gjlid^aelig  1781  tourbe  er  Gonrector  an 
ber  @elet)rtenf(^ule  in  Seffau  unb  1785  i^nfpector  be§  bortigen  ©^uüctirer^ 
feminar§.  1806  er'f)ieU  er  einen  Ütuf  at§  S)irector  einer  in  Erfurt  äu  erri(^ten= 
bcn  ^rotiiuäialfctiule,  aber  ber  (Sinmarfc^  ber  Svanjofen  tiercitelte  bie  ?tuliüf)rung 
biefe§  5p(ane§.  1804  :^atte  i^m  ber  ^yürft  öon  ©(i)n)arjburg=9fiubolftabt  ben 
3:itel  eines  (Sr3iet)ung§rat^e§  ertt)eilt.  ®r[t  in  2)effau  begann  er  feine  ©i^rift» 
ftellerei,  bie  fic^  auf  fe'^r  berfi^iebene  (Sebiete  erftrecfte  unb  bie  35erbreitung 
beffen,  raaS  man  bamalg  gemeinnü|ige  ^enntniffe  nannte,  bejmecfte.  S)ie  '^a^^ 
roirfungen  be§  ^^ilanf^ropinS  fie:§t  man  befonberS  in  ben  päbagogifrfien  (Schriften, 
ben  53efebü(^ern  für  ^inber,  bem  neuen  ©tementarbuct)  jum  @ebraud)e  beim 
5ßriöatunterrid§t  in  bier  %f)tiUn  (feit  1797),  bem  2efebuc^e  für  Sürgerfd^ulen  in 
äioei  3:^eiren  (fett  1788),  ber  ^ibel  (feit  1786),  bem  Setirbudt)  jum  Unterricht 
ber  2;ö(|ter  bornelimliii)  in  mittleren  ©täuben  in  ätoei  23änben  (1800).  S)amit 
ift  ber  auSfü'fiiiic^e  ^ert  ju  SSertuc^'S  58ilberbuct)e  ju  öerbinben,  miäjtx  in  fünf 
S3änben  (feit  1798)  gltern  unb  Sel^rern  einen  Kommentar  bei  ber  Senu|ung 
jenes  2Serf§  bieten  follte.  SBenn  er  ft^on  :^ier  nid)t  of)ne  bie  2JiittDirfung  '^tn= 
berer  bie  mannigfaltigen  iBilber  erllären  tonnte,  fo  beburfte  er  berfetben  noc^ 
me'^r  ju  ben  jtoei  enc^flopäbifcfien  3Berfen,  toeldie  feinen  Dramen  er'^alten  l)aben ; 
eS  ift  ba§  „neue  9tealfc^ulteriton"  in  fünf  SSänben  (3Sraunfct)tt)eig  1805)  unb 
bas>  „fleine  gtealfd^ullesifon"' in  a^ei  Streiten  (feit  1804  öfter  gebrudt);  ebenfo 
ba§  „SBörterbud^  ber  alten  (ärbbefc^reibung"  (SÖeimar  1801),  ttjo^u  au(f)  ein 
2ltla§  ber  alten  SBelt  gel^ört.  ©ein  ©cf)miegerfol)n ,  ber  5ßfarrer  Sippolb  unb 
befonberS  ber  gelcl)rte  ^prorector  9iic§ter  in  S)effau  maren  bie  .pauptmitarbeiter. 
Tlti)x  ©elbftönbigfeit  geigen  bie  naturtoiffenf(^aftlid)en  unb  tect)nologif(i)en  2Berfe, 
öor  aKem  bie  „9taturgefä)ic^te  unb  2e(i)nologie"  in  brei  2;l)eilen,  öon  ber  feit 
1790  —  1813  fec^S  Sluflagen  unb  mel)rere  Sßiener  giacl)brü(ie  erf^ienen  finb; 
baäu  bie  „^raftifd)e  (Sef^icl)te  beS  53lenfct)en"  feit  1793  in  fünf  Sluflagen,  ber 
fur^e  (Sntmurf  ber  ^aturgef(i)i(^te  jum  ©ebraud)  in  liö'^eren  ©(i)ulen  (1804) 
unb  bie  „Ütaturgef^icEite  für  ^inber" ,  1808.  ®in  §anbbuc^  ber  ^W^^  W 
feit  1797  met)rere  2luflagen  erlebt,  ^aä:)  feinem  Xobe  gab  Sippolb  1808  aud) 
eine  ^l!)lt)tl)ologie  für  ©c^üler  l)erau§.  S)amit  finb  bie  ©c^riften  beS  fleißigen 
9]lanne§  feineSmegS  erftf)ö|3ft  (man  tann  fie  in  ben  üerfc^iebenen  2?änben  üon 
gjleufel  ober  in  ©d^mibt'S  3ln'^altif(i)em  ©c^riftftellerlejifon  t)er3ei(i)net  ftnben), 
aber  bocf)  bie  tDefentli(i)ften  l^eröorge^oben.  ©cEftein. 

^^nnfcliu:  Sa^oö  5-,  beutfc^er  Sramatifer.  (geboren  ju  gonftauä,  feit 
1550  ^räbicant  3u  S3iel  ((Danton  Sern),  mo  er  biete  gan^  ober  grofeent^eitS 
felbftgebicC)tete  ©cf)aufpiele  balb  burc^  ©djüler,  balb  buri^  33ürger  auffü:§ren  lie§ 
(„9teic^er  5Jiann  unb  armer  SajaruS",  1550;  „Sob  unb  grmecEung  beS  SaaaruS";. 
„!i?otl)  unb  3lbra^am";  „3l]^a§öeru§  unb  gft^er",  1552;  „(Seburt  ß^rifti",  1553 
unb  öermutt)li(i)  aud)  1554;  „©obom  unb  @omorrl§a",  bieüeic^t  Umarbeitung 
beS  ßot^  unb  3lbral)am ,  1554;  „S)ie  in  Saftern  :^inlebenbc  SBelt  unb  ma§ 
©träfe  je  tiernad^  folgt";  „3lpofalt)pfe",  1555;  „S)er  verlorene  ©o^n",  1561; 
„UnferS  Ferren  3tuferftel)ung  unb  5luffaf)rt",  1562;  „©ufanna",  1565)  unb 
am  3.  9lobbr.  1565  an  ber  ^:peft  ftarb.  „,^at  übel  ."pauä  gehalten",  fagt  ein 
ßl^ronift.  —  2Bieberl)olt  mag  er  bei  feiner  bramaturgifd^en  Il)ätigfeit .  ältere 
©tüdfe  benu^t  l^aben;  fo  liegt  bem  SajaruS  ber  Auabion  bon  i^oanneS  ©apibuS 
5u  @runbe:  bie  fatirifd^  gefd)ilberte  ßonfultation  breier  Sterjte  3.  SB.  ift  barauS 
gef(^ö|)ft.     ^n    fatirifct)en    unb   leljr'^aften   Elementen    mag   fid)   fonft  nod)  am 


204  fjunf^äncl. 

mctften  bie  ©elBfttl^ätigfeit  be§  33eriajfei-§  gettenb  macf)en.  ^n  ba§  erfte  bev 
genannten  ©tüiie  i[t  ein  3toijc^cnfpiel  eingejd)altet.  ba§  bem  reii^en  ^anne  öor= 
geführt  tüirb,  ber  ©treit  jtüifc^en  3Jenu§  unb  '^aUa^,  b-  ^.  jnjifcficn  ©innlid)!eit 
unb  2;ugenb ,  ber  "fiier  butd)  einen  9ti(^tei-  iüt  ^ollaS  entf(i)ieben  n)ivb.  5Der 
25enu§  fielet  (Spicur,  „bei-  a^oübaud)",  al§  3eu96  ä^i-'  '^"te»  ^^i-'  ^alla§  -öercuIeS. 
^ener  wirb  aU  öevjc^tatener  ®enu|menf(^  cEiarafterifirt ;  biefcr  benjeift  feine 
2;üc£)ttg!eit,  getoi^  jut  gto^en  gi^eube  bc§  ^^nbücumS,  burd^  brei  Ütingfämpfe 
gegen  ^liefen.  2)ie  ganje  93enu§[ip|)|d)ait  tuivb  üom  Teufel  geholt.  S)ag  %f)tma 
mag  bann  in  bem  erften  ©tücE  öon  1555  toeiter  gerührt  fein-  2)ie  ftttüd^e 
2!ßa:^i-^aitigfeit ,  ber  Änmpi  gegen  ben  2;eufel,  toic  i'^n  ."percuteS  tämpil,  be= 
jc£)äjtigt  ben  SJerjaffer  aud)  rtieber'^olt  in  feinen  Siebern:  ftiie  ein  guter  SSürger 
für  feine  SCßaffen  forge,  ba^  er  fie  in  ber  3eit  ber  ^lott)  jur  .gjanb  t)abe  unb 
nid)t  erft  faujen  muffe,  fo  fotte  jeber  6f)rift  mit  guten  ©prü(i)en  gegen  ben  ©a= 
tan  gerüftet  fein,  ^an  fielet,  ^.  fienu^te  auct)  bie  S3ül)ne,  um  fol(i)e  äöaffen 
3U  fd^miebcn. 

Söeller,  iöolf^t^catcr  ber  ©d^toeij  ©.  252—260;  Xittmann,  ©d^aufpiete 

au§   bem    16.    ^atir^unbcrt   1,   163—200;   9lo(^f)ot3,    Germania  14,    412; 

äöacfernaget,  ^irc^entieb  4,  m*.  220-226.  ©euerer. 

(VUnf^äncI:  Äarl  .f) ermann  ^.,  ^^itolog  unb  ©dfiulmann,  geb.  am 
5.  3Iug.  1808  in  3lo'^anngcorgenftabt,  t  in  ßifenacE)  am  18.  5tug.  1874.  ^n 
jenem  Üeinen  93ergftäbtct)en  ©arf)fen§  unmittetbar  an  ber  böt)mifd)en  ©ren^e 
fietleibetc  fein  33ater  bie  ©teile  eine§  iBergmeifterS.  Ütac£)bem  er  in  ber  23ater= 
ftabt  bie  erfte  ©c^ulbilbung  er'^altcn  '^atte,  ttjurbe  er  im  14.  2cben§jalC)re  auf 
ba§  2t)ceum  in  ©dineeberg  ge!6rad)t,  beffen  nod^  jugenblict)er  9iector  ä^oigtlänber 
auf  bie  n5iffenfd)aftIicC)e  unb  fittli^e  ^ilbung  beä  empfänglict)en  ©rf)ütcr§  ma^= 
gebenb  eintoirfte.     ^n  ben  alten  ©pract)en   tüd)tig  üorgebilbet ,  be^og  er  Cftern 

1826  bie   llniüerfität    Öeip^ig,    um    i^j^itologie    ju    [tubiren.     ^nx]  öor  Oftcrn 

1827  tüurbe  er  ^Jlitgtieb  be§  pl^ilotogifd^en  ©cminar§  unter  ber  !!3citung  6t)r. 
2).  25e(i'§,  im  g:-ebruar  1828  ^itgtieb  ber  griec^ifc^en  ©efettfdjaft,  in  toelc^er 
@.  .g)ermann  bie  ftrebfamften  ©tubirenben  öei-einigtc  unb  auf  ben  fteinen  ^rei§ 
ben  nac^fjaltigften  ©inftu^  ausübte,  f^.  trat  it)m  nod)  baburd)  nä"^er,  ba^  er 
ba§  ßilüd  "i^attt,  be§  großen  ßel^rcr§  gflniutuS  ju  merben.  ^n  ber  gried)ifd)en 
®efeEfd)aft  ert)ielten  feine  gelehrten  ©tubien  i|re  Stic^tung  auf  2)emoft:^cne§ 
unb  bie  griec^if d)en  ütebner  übert)aupt.  ^m  l^e^i-'uar  1830  erlangte  er  bie 
^Dlagiftertoürbe.  ©d)on  1831  erfd)ienen  fritifc^e  Seiträge  ju  ben9tebnern  in  ben 
„Quacstiones  Demosthenicae",  1832  bie  ^^luSgabc  ber  9tebe  gegen  9tnbrotion  unb 
1834  gab  er  in  Söerbinbung  mit  i?frotfd)er  bie  DIt)nt§ifd)en  kleben  ^erau§.  S)ie 
33el)anbtung  ift  rein  fritifc^  unb  grammatifd),  entfjiredienb  ber  ©c^ule,  in  meldier 
er  feine  Silbung  ert)alten  f)atte;  ba^  er  aber  aud)  anberen  Unterfud)ungen  ge= 
toad^fen  mar,  jeigte  er  in  ber  geleierten  Slbl^anblung  „De  Demosthene  Piatonis 
discipulo"  in  ben  Acta  societ.  gr.  I.  p.  287.  ^m  Wäx^  1832  toar  er  ol§  5lb= 
junct  in  ba§  Sel^rercoIIegium  ber  ^^licotaifdiule  in  Seip^ig  eingetreten  unb  1833 
in  bie  fünfte  unb  ^Jtärj  1835  in  bie  britte  orbentlid)e  2et)rerftcüe  aufgerüdt. 
burc^  bie  er  ^^auptfädilide  in  ben  oberen  ßlaffen  ju  unterridf)ten  Verpflichtet  mar. 
©0  blieb  er  nod)  einige  ^a^^re  in  Seipjig,  mo  fid)  fein  9}ert)äUni|  3U  bem  ber= 
el)rten  ßel^rer  ^ermann  immer  me^^r  in  ein  freunbfc^af tlid)e§  umgeftaltete,  au§  bem 
Greife  feiner  näheren  3lmt§genoffen  befonberS  ^^rotf^er  unb  S^iee  i^m  nat)t 
traten,  Pon  ben  afabemifd^en  S)ocenten  ^taf^e,  31.  2Beftermann,  ^artenftein  unb 
5)1.  .^aupt,  Pon  gleid)alterigen  5|ß^itologen  namentlich  ^.  ©auppe  unb  2.  9toB, 
ber  fic^  im  Söinter  1831—32  unter  ^ermann'S  Seitung  nod^  me^r  5u  ber  nacf) 
©riec£)enlanb  beabfid)tigten  9leife  Porbereiten  tuollte.  S)iefe  2;ria§  befonber§  l^ielt 
eng  jufammen  unb  l§at  ba§  2lnben!en  an  biefeS  gemeinfamc  Seben  unb  ©tubiren 
treu  belual^rt.     Söeldlie  Slnregungen   au§  biefem  33erfel)r  für  fv-  ^erPorgegangen 


gurc^au.  205 

finb ,  (ä^t  fi($  benfen ;  er  tooEte  barum  aucfi  ben  Slufenf^alt  in  i3eipjtg  nid^t 
aufgeben,  at§  et  1832  einen  9tuj  al§  ^rorector  no^  Sera  erhielt.  2l6er  er 
foüte  bod5  niiiit  für  immer  in  biefer  ©tabt  fcleiöen.  1837  emt^fafil  ii)n  |)er= 
mann  an  ben  2Jlinifter  S(i)ttiei^er  für  ba§  S;irectorat  bei  @t)mna|ium§  in  6ifc= 
nad^;  nad)  furjem  23cbenfen  na^m  er  ben  9luf  an  unb  lourbe  am  8.  Januar 
1838  in  bieg  3lmt  eingeführt,  ha^  er  bi§  an  fein  !Qel6en§enbe  öertDaltet  i)at. 
^ier  galt  e§  3unäcf)ft,  eine  ©i^ule,  bie  alle  möglichen  SBebürfniffe  einer  S3ürger= 
fc^ute,  eine§  (S(f)uHef)rer=@eminar§,  eine§  ®t}mnafium§  Befriebigen  foEte,  ein^eit= 
li^  aU  @t)mnafium  ein^ui-ic^ten  unb  für  biefe  @inrict)tung  bie  tüc£)tigen  Sel)rer= 
fräfte  3U  öertoenben.  Sei  bem  i^uBiläum  1840  erl^ielt  e§  nad)  bem  Öro^'^erjog 
ben  Üiamen  Carolo-Fridericianum.  5(u(i)  für  bie  ßeiftellung  befferer  ?)iäume 
roarb  in  bem  alten  Äloftcr  geforgt  unb  bie  3ud)t  ftraffer  ge^anbf)abt.  ^n  2ln= 
erfennung  feiner  öerbienftüoEen  äöirffamfeit  erhielt  er  1844  ben  ß^arafter  aU 
Sonfiftorialrott),  1851  a(§  ^ofrat^,  1869  aU  ©e^^eimer  öofrat§;  aud)  ba§ 
9iitterfreu3  be§  ^yalfenorbeni  n)urbe  i^m  1855  beiiie!§en.  Berufungen  nadi)  an= 
bereu  Crten,  toie  natf)  S^armftabt  unb  nacf)  3Jtei^en,  lehnte  er  unbebenftid)  ab; 
er  l^atte  in  6ifena(f)  ^u  biete  Setoeife  ber  S)an!6ar!eit  unb  25ere|rung  ermatten, 
namentlich  bei  ber  fyeier  feinei  25jät)rigen  3lmt§jubiläum§.  ^m  5-  1839  ^atte 
er  ixä)  pm  erften  ^laU  öer^eirat^et;  al§  er  1859  biefe  grau  öertoren  l§atte, 
fc£)to^  er  einige  ^a^re  f|3äter  eine  jtoeite  (B^e  mit  dlaxa  (Sommer,  bie  bem 
alternben  DJlannc  eine  Bc^agü(i)e  ^äugtii^feit  3U  fdiaffen  öerftanben  t)at.  305^1^ 
!§atte  g.  f(i)on  al§  ganj  junger  5J^ann  graue§  ^aar,  erfreute  fid)  aber  babei 
großer  .^i3rperfri]d§e  bi§  in  bie  legten  ^ai)xt.  Cftern  1874  trat  ein  rafifiee  2116= 
nehmen  ber  Gräfte  ein;  man  l^offte  bon  einem  2tufentl§alte  in  ©treitberg  Scf]e= 
rung  feineg  ^agenübelg,  bie  nur  f(f)etnbar  erfolgte.  3Im  18.  2tugu[t  ift  er 
bur^  einen  fanften  5Lob  bon  fd)toereren  ©djmerjen  befreit  morben.  ^n  Sifenad^ 
geftatteten  i'^m  bie  amt(i(i)en  @efc£)äfte  feine  größeren  toiffenf(i)afttic£)en  9(rbeiten. 
Sagegen  ^at  er  in  ben  ^rogrammen=3lbl§anbIungen  5at)lreict)e  ©c^ulreben  in  ben 
^.  1849,  60,  61,  64,  73  beröffentlid^t ,  bie  mit  großer  Siebe  unb  Sorgfalt 
aufgearbeitet  finb.  2lu§  ber  @cE)uttt)ätig!eit  finb  au(^  einzelne  Slb^anblungen 
über  S)emoftl§ene§  unb  ^ora^  ^erborgegangen,  bie  t^ei(§  in  ben  toiffenfd^afttid^en 
3eitf(i)riften  3erftreut  finb,  toie  in  ber  3eitt'^i-'-  fü^'  2IItert^.  =  aSiffenf(i).  feit 
1835—49,  in  ber  3eitfc^r.  für  (Si)mn.  =2Befen,  im  ^:t5t)iIologu§,  in  ben  ^dtji- 
büd)ern  für  5pi§iIotogie ,  t^eil§  in  ben  (Sratulationsfc^riften  ju  öermann'*§  unb 
2öei^enborn"§  Jubiläen  1840  unb  41  unb  in  ben  '^^rogr.  bon  1841  unb  54  fid) 
finben.  ©in  neue§  Gebiet  betrat  er  in  Sifcnad)  mit  ©tubien  über  bie  Sef^ic^te 
Sl^üringeni;  in  brei  Programmen  l§at  er  23eiträge  jur  (S5efd)id)te  be§  ßifenad^er 
@t)mnafium§  gegeben  (1844 — 54);  anbere  Slrbeiten,  toie  über  ben  Söartburgfrieg, 
bas  gro^e  tpringif(i)e  ^t)fterium  finb  in  ber  3eit|(^i-'-  i^f^  S}erein§  für  t^üring. 
@ef(^ic|te  Sb.  2—7  gebrudt. 

S.   2Bentger,   3^1:  Erinnerung    an  Ä.  ^.  5-     ©diutrebe.     gifenac^  unb 
Sielefelb  1874.  8.     3lug§burger  Slttgemeine  3eitung  1874.  Seil.  240. 

ßdftein. 
^urt^au:  5lbolf  g^riebrid^  f^.,  geb.  ju  Sremcn  am  4.  ^an.  1752, 
t  am  19.  S)cc.  1819,  toar  ber  ©o^n  eine§  bortigen  @t)mnafiat(el^rer§  au§  einer 
alten  bon  2lug§burg  nad^  Bremen  überfiebetten  ^yamilie  unb  erhielt  feine  5ugenb= 
bilbung  auf  bem  (5jt)mnafium  feiner  Baterftabt.  20  ^a^i  ait ,  be3og  er  bie 
Uniberfität  Ööttingen  unb  3eid)nete  fid)  l^ier,  au^er  in  feinen  tbeologif^en  unb 
^iftorifc^en  ©tubien  bd  (Satterer,  im  pt)iIotogifd)en  ©eminar  in  fot(^er  Söeife 
au§ ,  ba^  ■g)et)ne  i'fim  ben  UnteiTid^t  feiner  Äinber  anbertraute  unb  i^n  fpäter 
im  ^.  1779  für  bas  ertebigte  Gonrectorat  be§  @t)mnafiumg  3U  ©tralfunb  em= 
pfa'^I,  toeld^eS  9tmt  er  bi§  3um  ^.  1815,  feit  1804  nad)  ©ro^urb's  @meriti= 
rung,   bereint  mit   bem   ütedorate  bertoaltete;   äuglcii^  ftanb  bon  1796—1819 


206  5urd)au  —  pter. 

bie  gtat^§bibtiott)e!  unter  jeiner  fieitung.  ßine  |o  umjangi-ett^e  pvaftijd)e  2Birf= 
famfeit  lieB  i^n  jc^riitftellerijrf)  nur  jur  2}eröffentlic^ung  fleinerer  ?Iuffä|e  ge= 
langen,  befto  gröfeere§  a^erbienft  txwaxi  er  ftd)  tt)ä^renb  feiner  40iä]^rigeu  2i^\-- 
f^ätigteit  burc^  bie  2Iu§bitbung  einer  9tei^e  Bebeutenber  ©rfiüler,  unter  benen 
il^nt  (5.  9Jl.  SIrnbt  ein  bteil6enbe§  S)enfmal  gefetzt  l^at. 

SSieberft.  ^JMr.,  ©reii^w.  1824,  ©.  61  ff.  —  3ol6er,  ®efd)ic^te  brs 
©tralf.  ©timnaf.  VI.  32;  V.  70.  ^aec!ermann. 

gurrfiau:  Slbolf  f^riebrid^  g.,  geb.  ju  ©tralfunb  am  22.  f^ebr.  1787, 
t  am  20.  Suni  1868  ebenbafelbft,  war  ber  ©o^n  be§  ©tralfunber  9tector§  2lb. 
f^r.  3f.  (I-  b.).  '^uf  bem  ®i)mnafium  ber  ä^aterftabt  öorgebitbet ,  ftubirte  er 
1806 — 10  in  ©ottingen  unb  ©reifsnialb  unb  toarb  1814  S)iaconu§  an  ber  ©t. 
;2facobi=Äird)e  unb  1823  ^^^aftor  an  ber  ©t.  ^of)anni§=Mofterfir(i)e  in  Stratfunb, 
befleibete  aud)  jugleid^  ba§  5lmt  eine§  (5c^utratt)e§  bei  ber  ©tratfunber  9tegie= 
rung.  ^^^rütijeitig  für  bie  -i^oefie  begeiftert,  tt)ibmete  er  fid)  neben  feiner  S"ad)= 
n)iffenfc^aft  in  eigenen  ©d)Dpfungen  ber  bramatifd)en  S)i(^tfunft  unb  öeröffent= 
lid^te  auf  biefem  i^dhe:  „^faifer  Otto  III.",  Sraucrfpiel,  1809;  „.^er^og  6f)riftian 
öon  33raunfd)tt)eig" ,  1816;  „S)ie  ©emeine  au  3iOp^e",  1817;  „.s;-)an§  'Baä^^", 
1.  Zi)l  1819,  II.  lt)L  1820;  „^yrauj  bon  ©icfingen",  Irauerfpiet,  1821. 
©eine  Jüefenttid)c  33ebeutung  liegt  jeboi^  in  ber  au^erorbentUd)en  U^ielfeitigfeit 
feiner  im  gereiften  -^tlter  gepflegten  33eftrfbungen  unb  ßeiftungcn  für  bie  engere 
pommerfc^e  .^eimat^.  5Jlit  ^erüorragcnben  @eifte§gaben  auSgeftattet ,  fe^te  er 
nid)t  nur  feine  bic^terifd)e  unb  litterarifd)e  2f)ätigfeit  fort,  fonbern  tüibmetc  er 
fic^  aud)  ber  (5)efd)id)te  ber  bitbenben  i?ünfte  unb  geigte  eine  ungewöl)nlid)e  ^c= 
fä'^igung  für  ted)nifc^e  6rfinbungen.  3(u§  biefem  @runbe  toar  fein  Jpaug  unb 
feine  ^^erföntid)feit  ein  ^JJiittelpunft  geiftigen  Sebenö ,  öon  bem  ©tralfunb  unb 
'^^ommern  eine  fortgefetjte  9lnregung ,  fei  e§  in  feiner  St!^eitna't)me  für  bie  ber 
ilultur,  (Sefd)id)te,  Siitteratur  unb  Äunft  genjibmeten  Vereine,  fei  e§  burd)  eigene 
fünftlcrifi^e  unb  poetifd)e  Slrbeiten  empfing.  SBäi^renb  ber  ßinbrud  be§  rügif(^= 
pommerfd^en  j?üftenlanbcg  fic^  bei  .^arl  Sappe  (geb.  1773,  t  1843)  mel^r  in 
Itjrifc^er  gotm,  foraie  bei  2()eobor  ©djwar^  (geb.  1777,  t  1850)  unb  griebrid) 
Älupper  (geb.  1802,  f  1862)  im  gtoman  geftaltete,  toirfte  g.  im  ©ebiete  be§ 
(5pD§  unb  üeröffentlic^te  in  biefer  9tid)tung  mef)rere  fpeciftfd^  pommerfd)e  S)id)= 
tungen,  unter  benen  toir  erttiä^nen:  „Slrfona",  Cietbengebid)t  in  20  @ef äugen, 
1828  (ögt.  «ed^ö  Kiepert.  1828.  4,  288);  „S)ie  ^nfel  9tügen",  12  ©ebidite, 
1830;  „malbert,  ber  ^^reufeen  Slpoftel",  3  Sbe.,  1831. 

93ieberft.  ^Jtad^r.,  ©tralf.  1822.  ©.  44.  —  ^\)l,  5]ßommerf(^e  ®efd§i($t§= 
ben!m.  IV.,  ©reifSttJ.  1874.  ©.  11.  —  @oebe!e,  ©runbri^  ber  beutfc^cn 
S)i(^tung  III.  4.  ©.  782,  §.  351.  paeder  mann. 

prcr:  ei^riftopf)  g.,  geb.  am  9.  gjiai  1479,  t  am  29.  SIprit  1537, 
mar  ber  ©ol}n  ©igmunb  O^ürer'g,  be§  erften  feinc§  ©ef(^[ed)t§,  ber  an  Oftern 
1501  in  ben  f (einen  ober  regierenben  Otat^  gcmä^tt  morben,  aber  am  1.  ©ept. 
beffelben  3a'^re§  an  einer  Operation  geftorben  mar,  unb  feiner  ämeiten  5^-au, 
3lnna  Xuäjnin,  bie  it)rem  @^egemat)l  ba§  ®ut  ^aimenborf  ^ubradjte,  öon  bem 
\iä)  ba§  ©efdiled^t  uod^  :^eute  fd^reibt.  S)a  er  fetbft  feinen  SebenSgang  auf= 
geseic^net  :^at,  fo  mei^  man,  ba|  er  auerft  bie  Iateinifd)e  ©c^ule  im  :^eit.  ©eift= 
©pital  befud)te,  bann  ju  einem  ©d)teiblei)rer,  Sern{)art  ipirfc^felber,  ber  ©ulben= 
fdCireiber  genannt,  :^ierauf  ^u  einem  9ied^enmeifter,  Üluprec^t  ^olberger,  in  llnter= 
rii^t  gegeben  tourbe,  toorauf  if)n  fein  3}ater,  ba  er  fi(^  bem  ®efd)äft§leben  mibmen 
foEte,  1492  als  etma  13iä:^rigen  na^  5Jenebig  fd)idte,  um  bort  bie  ^anblung 
m  erlernen.  3laä)  breijälriger  Sel^rjeit  lie^  i^n  fein  3}ater  mieber  na^  5türn= 
berg  fommen  unb  fd)idte  i^n,  um  eine  ^xo'bt  ju  madien,  mit  3000  S)u!aten 
toieber  l)inein,  meiere  $robe  er  gut  beftanb   unb  mit  biefem  ©elb  siemlii^  glüd= 


fjfürer.  207 

tic^  toar.  hierauf  tf)at  i§n,  at§  18 — IBja^rigen  Düngung,  fein  9}ater  aui  bie 
glitten  bon  @räfent£)al  unb  jpäter  nac^  @i§le6en,  um  bort  bie  2(ngelegen!)exten 
jeine§  ^aufe§,  baä  einen  fei)r  bebeutenben  Jpanbet  mit  -Oüttenprobucten  tricB,  ju 
toa'^i-en ,  unb  bom  21.,  als  jein  SBater  ftarfi ,  bis  33.  Sebensjafire,  füfirte  er  ju 
^Jlürnberg  ben  gefammten  3lrnftäbter  ^anbel  be§  <^aufe§.  Dabei  I)atte  er  @e= 
tegen^eit,  feine  in  9}enebig  ertoacfite  Steigung  ju  friegerifi^er  xtjätigfeit  ju  be= 
iriebigen,  t^eil§  in  emftli(i)em  Kriege  1504  gegen  2anb§t)ut,  unb  1508  im  Sfutereffe 
bee  ßaifer§  gegen  3}enebig,  tl£)eit§  in  ©efellenftecfien,  beren  er  felbft  gebenft.  2tm 
28.  ^an.  1512  £)eiratf)ete  er  ^atl^arina,  ^annfen  ^mlC)of5  unb  Äatl^arina  ^ufflin 
SLoc^ter,  öon  toeldfier  6^e  ba§  noä:)  je^t  befte^enbe  @efc£)Iecf)t  abftammt.  3In  Cftern 
1513  tarn  er,  juerft  a(§  Sllter  benannter,  in  ben  ^jtati),  bem  er  bis  1528  ange= 
]§örte,  unb  war  in  biefer  (Stellung  gleich  anberen  bee  9tat§§  auf  mancherlei  äi>eije 
tl^ätig,  ging  1515  a(B  9lat£)^botl(i)ait  3u  Äaifer  5LRar,  mar  1518  Hauptmann 
3u  ^eimburg,  jog  aU  Cberfter  ber  (Stobt  1519  gegen  ben  -^erjog  Xiixiä)  öon 
Söürtemberg,  mol^nte  auci)  1525  bem  ^ReligionSgefpräc^  bei,  melbete  aber  j(^on 
1526  fi(^  3um  Stustritt  an,  ber  i^m  ieboii)  erft  1528  gett)ät)rt  ttiurbe.  2tl§ 
©rünbe  bafür  gibt  er  bie  (Sefc^dTte  feine«  Kaufes  an,  bie  fic§  bei  feiner  %^eiU 
na^me  an  ben  öffentlichen  ^(ngelegen^eiten  e|er  öerfd)limmert  als  gebeffert  l^ätten, 
unb  bie  Unluft ,  in  ben  religiöfen  Streitigfeiten  Partei  ju  nehmen.  Unftreitig 
toar  te^tereS  bae  für  i^n  entfci)eibenbe  53totit).  21B  ein  toirfli(^  frommer  53tann 
unb  mit  ftarem  Sticf  bie  beiben  ^^arteien,  bie  neue  Seigre  unb  ben  alten  ©tauben 
unbefangen  mürbigenb,  öerfannte  er  bie  <Bä)toää)txi  ber  einen  eben  fo  menig  al§ 
bie  ber  anberen,  an  ber  if)m  jumal  ba§  übergroße  @etDi(i)t  anftö^ig  mar,  ba§ 
auf  ben  bloßen  ©tauben  gelegt  tourbe.  öieroon  geben  3a^treic£)e  ©riefe  unb 
©ebenfen  3ßiJ9^^B'  ^ie  e^'  ^^i  feinem  ©e^eimbuct)  nieberlegte.  2!a^  er  in  biefer 
äutoartenben  Stellung  fi(^  nicf)t  jum  ipaupt  einer  ^artei  auftoarf,  nod)  überhaupt 
Cppofition  machte ,  bie  nur  frud)tto§  geroefen  toare ,  ift  begreifli^ ,  tt)ät)renb  fein 
ötterer  33ruber  (Sigmunb,  feit  1500  mit  SSarbara,  gri^  .^oljfciiufier'g  Soii^ter, 
öerl^eirat^et,  aber  erft  1518  in  ben  9ftatl^  getüä^It,  ein  eifriger  Parteigänger  ber 
neuen  9tic^tung  unb  auä)  fonft  ein  t"t)ätiger  SSeförberer  aller  neuen  (Sinrid)tungen 
toar,  öon  benen  er  fic^  um  bas  5trmenmefen  namentti(f)  roefentlicf)  öerbient 
motzte.  S^o(i)  ftanben  betbe  23rüber  einanber  nic£)t  feinblict)  entgegen  unb  gingen 
nament-Ii(^  in  ginem  fünfte,  nämlic^  in  ber  görberung  be§  i?tofter§  @naben= 
berg,  -§anb  in  >6anb,  fo  ba^  fie  e§  nic^t  nur  ummauern  tiefen,  toe§f)atb  bie 
5lebtiffin  J?atl§arina  Äönigsfetberin,  al§  fie  1518  bie  9te(f)nung  einfc^itite,  fie  bie 
äüjeiten  Segrünber  unb  (Stifter  biefe§  ÄIofter§  nannte,  fonbern  auc^  bie  .ffIofter= 
lirc^c,  bie,  mie  nocf)  au§  ben  9iuinen  ju  erfennen,  einft  ein  ftattlicf)cr  53au  ge= 
toefcn  toar,  ^auptfä(^li(i)  au§  it)ren  9}titteln  neu  aufführen  liefen.  (Sigmunb 
f^. ,  finbertoö  geftorben ,  überlebte  feinen  iBruber  G^iiftopl  um  10  ^af)xt,  ber 
bis  nat)e  an  fein  @nbe  mit  9tat{)fct)Iägen  unb  Siebenten,  ba§  gemeine  Sefte  be= 
treffenb,  unermübet  befc^äftigt  mar.  @r  ftarb,  mie  oben  gefagt ,  am  29.  3lpri( 
1587  3u  öaimenborf,  begraben  ju  ©nabenberg,  in  Stiren  gel^attener  ^Jl^n^err 
feine§  @ef^te(^t§. 

2öiII,  iTtün3beIuftig.  II.  97.  —  ^n  meinen  gefc^ic^tlidien  ©tubien,  9lbg. 
1836.  8.:   Slug  bem  geben  6§riftopt)  5üTer'§  be§  Slelteren,  (S.  68  ff- 

i3  0  c^  n  c  r. 
guter:  6'^riftop]^  g.  ü.  ^aimenborff,  S)ic^ter,  ein  9tac£)fommc  be§ 
SSorigen,  geb.  am  11.  ^uti  1663,  ftubirte  feit  1679  in  5lttborf,  marb  1680 
unter  bem  ^3iamen  „Silibor  ber  erfte"  ^Jtitglieb  be§  ^egnifeorbens,  bereifte  5i'an!= 
reic^  ,  §ottanb,  gnglanb,  Italien  unb  S) eutf erlaub ,  marb  1690  ^itglieb  bes 
^iürnberger  9tat^§  unb  t  am  3.  ^ai  1732.  ©eit  1709  mar  g.  3}orftanb  bes 
5pegni^orben§ ,  ber  bamal§  in  feinem  ^toeiten  Stil  nac^  größerer  6infa(i)t)eit 
ftrebte.     ^.  toar  ein  ret^t  begabter  S)id§ter,  toenn  aud§  ba§  überf(^toenglid)e  !^ob. 


208  prntof)r. 

tt)el(^e§  er  Bei  ben  ^eitgenoffen  ']anh,  loeit  über  fein  tt)ir!ü(i)e§  3}erbienft  !^inau8= 
ging.  Unter  ben  iremben  S)i(f)tern  toar  befonberg  Soileau  öon  Sinflufe  auf  \1)n ; 
überhaupt  toar  er  mit  ber  italienijd^en  unb  iranjölifd^en  ^:poe|ic  loo^t  öertraut 
unb  ^at  au§  bem  Pastor  fido,  au§  2afjo'§  3lminta,  au§  Soiteau'§  unb  (For= 
neiEe'§  S)i(i)tungen  (ßinna)  mand)e§  'Ciübic^  überfe^t.  S)ie  p^iIofop'^i|cf)en  25e= 
trad^tungen  in  jeinen  '^oefien  öerratl^en  ben  3"tSenoffen  be§  Seibni^.  —  „33er= 
ntifc^ter  ©ebic^te  ^ronj"  ic,  1682;  „®ie  befriegtc  unb  triumpf)irenbe  S)onau, 
in  Sonbon  cingefü:^rt  unb  üorgeftellet  al§  ber  faiferl.  Slbgejanbte  &xa]  b.  2t)un 
aüborten  bic  ^Jiatf)rid)t  er'^alten  über  ben  ©ntfa^  ber  öom  Jürfen  geängftigten 
(ätabt  äöien"  (o.  ^.);  „@ei[tlicf)e  ®etoiffen§ruf)e  ober  ^Inttoort  an]  bie  ^^rage: 
£)b  unb  toie  einer  bet)  b^r  güangelifdien  Otcligion  rut)ig  unb  fieser  [terben  fbnnc, 
in  teutf(i)er  5poefie  nad^  unpartl^el)i|(^er  Ucberlegung  enttüorfen",  1698;  „6rift= 
lx<S)t  Sefta  unb  3»i-'^"bijct)e  f^loxa.  Ober  bcrfcfiiebene  @eift=  unb  2öeltlic£)e  ®e= 
bi(f)te",  1702;  „5)3omona  ober  aufgefammelte  grüc^te  ber  ©injamfeit",  1726. 

©oebefe,    ©runbr.    IL    ©.    520;    6.   SenidEe,    ©efd).  b.  2).  S)i(i)tung  1. 
©.  362  f.  ö.  S. 

^Ürnro^r:  Stuguft  ßmanuel  3^.,  'Jlctur^iftoi-if er ,  bejonberS  Sotanifer, 
geb.  am  27.  ^uli  1804  ^u  9iegen§burg,  geft.  cbenbafelbft  am  6.  ^ai  1861. 
6r  er'^ielt  feine  ©c^ulbitbung  in  feiner  25aterftabt,  mofetbft  er  bie  3lpott)eferfunft 
erlernte  unb ,  naä}  üorübcrge^enbem  3(ufentmte  in  ^Jlünciien  unb  3tt3eibrü(Ien 
(in  ber  2lpotf)cte  be§  bcrüt)mten  ^;Brt)ologen  33rud))  unb  in  Erlangen  1824 — 26 
abfolöirten  Unioerfität§[tubien,  bi§  1833  ausübte.  3n  biefem  Sfa'^re  tourbe  ^., 
beffen  ungemöfinlid)  rei(i)c  unb  üielfeitige  It^nntniffe  bereite  in  öerfd^iebenen  33er= 
ßffentlidjungen  ju  2age  getreten  maren,  jum  V?e!^rer  ber  5laturgefd)ic£)te,  CU^emic 
unb  Xe(^notogie  an  ber  bamal§  begrünbeten  .^rei§=2anbtt)irt'^f(^aft§=  unb  ®e= 
merbefd^ule  in  ^RegenSburg ,  1834  auif)  3um  Socenten  (feit  1839  ^rofeffor)  ber 
^flaturgefc^id^te  am  bortigen  ßtjceum  ernannt.  1833  tourbe  er  an  ber  pf)ilofo= 
p^ifd^en  f^'acultät  ber  ©rlanger  Uniöerfität  jum  Doctor  honoris  causa  promoüirt. 
1846  übernatim  er  nad)  poppe'S  Stobc  bic  S)irection  ber  fonigt.  botanifdE)en  ®e= 
fellf{f|ait  unb  rebigirte  bon  1842  an  allein  bie  botanifd^e  ^eitfd^rift  „|?fIora", 
bereu  5Jlitrebacteur  er  übrigens  fd^on  feit  1830  gemefen  ttJor.  %Utn  biefen  öer= 
fd^iebenen  Slemtern  unb  Dbliegent)eiten  t)at  er  bi"§  toenige  Jage  bor  feinem  Jobc 
mit  feltener  SSerufStreue  borgcftanben.  3lu§  5ürnrof)r'§  Sebensgange  ift  ju  er= 
fe'^en,  bafe  feine  Setirt^ätigteit  na'Eieäu  ben  ganzen  Umfang  ber  91aturmiffen= 
fc^aften  umfaßte.  S)icfelbe  füf)rtc  i()n  3ur  .söerau§gabe  jmeier  Se'^rbüd^er  („@runb= 
3üge  ber  '•Jtaturgefi^icfite  für  ben  erften  toiffenfc^aftlidf)en  Unterric£)t,  befonber§  an 
teijnifc^en  Öet)ranftalten",  9tegen§burg  1836,  12.  ^Jlufl.  1861.  „ße^rbuc^  ber 
tectinifd^en  6t)emic  für  ben  erften  Unterrid)t  an  @emerbefcf)uten",  9iegen§burg 
1842,  3.  9(ufl.  1850),  bereu  23raucf)barfeit  burcö  bie  jaljlrcidien  n5tf)ig  gemorbenen 
3luf(agen  beftätigt  toirb.  ^nnex  gab  er  in  33erbinbung  mit  f^orfter,  ^errid^= 
©d^äffer,  ^oä) ,  b.  ©c^möger  unb  b.  3}oitt)  eine  „9laturf)iftorifd^e  Topographie 
bon  9tegcn§burg"  (3  Sänbe  1838—40)  't)erau§.  S)cr  6d^tocrpun!t  feiner  miffen= 
fd^aftlt^en  S^ätigfeit  lag  inbeffen  in  feinen  botanifc^en  ^Irbetten.  21I§  Schüler 
^od§'§  in  erlangen  unb  SBrud^'S  in  3toeibrüc£en  l^atte  er  fic^  befonber§  bem 
©tubium  ber  einl^eimifd^en  ^-lora  unb  namcntru^  ber  5Jtoofe  sugetoenbet.  3lud^ 
bic  praftifc^en  Slnmenbungen  ber  Sotanif  auf  SedEinotogie  unb  ßaubtoirf^fd^aft 
mürben  il^m  burd^  feinen  33eruf  na^e  gelegt  unb  finb  bon  i'^m  in  berfd£)iebenen 
fleineren  Slrbeiten  erörtert  toorben.  ©ein  größtes  SSerbienft  um  bie  botanif(^e 
SGßiffenfd^aft  beftel^t  unftreitig  in  ber  .^erauSgabe  ber  toid^tigen  3eitfd£)rift,  toetd^e 
er  ein  gjlenfd^enalter  l^inbur^,  anfangg  al§  ^Jtitrebacteur,  fpäter  allein  mit  <Baä)= 
fenntni^  unb  Siebe  jur  <Baä)e  geleitet  ^at. 

35gl.  2t.  ©.  gürnrol)f§  ©ebäd^tni^,  f^lora  1861,  ©.  289  ff. 

2lf  d^erfon. 


^utrcr.  209 

?5urrcr:  ^ona^  5.,  jc^toeiaeiifd^er  ©taat§mann,  geb.  am  3.  ÜJtärä  1805 
in  2öintertf)ur  a(§  ber  einätge  ©o^n  eines  ac^tBaren  ©c^Ioffcrg,  ert)ielt  feine  3}ot= 
bilbung  in  ben  bottigen  ©djuten  unb  entfdE)ieb  fi(f)  bann  für  bie  ^^urieprubenj. 
©eit  1822  toibmete  er  \iä)  biefem  ©tubium  am  ^oIitif(^en  ^nftitut  in  3ürid), 
feit  Cftern  182-i  junäctift  ä^ei  ©emefler  in  Jöeibe(6crg,  tt)o  er  2;^iBaut,  3<irf)ai:iä, 
^Jtittermaier,  ©diloffer  u.  91.  f)örte,  bann  noc^  brei  ©emefter  in  ©öttingcn,  too 
@öf(^en,  @id)^orn,  '^auer,  ©aalfelb  u.  'ä.  feine  ^el^rer  toaren.  ^n  bie  3}ater= 
ftabt  3urücfgefe!§rt,  Bereitete  er  fic£)  burd§  -priöatftubien  auf  ba§  ßramen  öor  unb 
erlangte  im  grü'^Ung  1828  ba§  ^^atent  eine§  9fiecf)t§antt)alt§ ,  3unä(^ft  in  ber 
dlaffc  ber  ^^procutatoren ,  1832  auf  @mnb  einer  DarfteEung  bee  2öintertf)urer 
(Sr6re(i)t§  in  ber  ^i3^ern  ßlaffe  ber  S'ürfprei^er.  ^n  biefem  ^Berufe  ermarb  er 
fi(f)  burc^  Talent  unb  Äenntniffe,  (Setüiffen^aftigfeit  unb  S3erebfamfeit  rafti)  ba§ 
aEgemeine  2}ertrauen,  fo  ba^  er  Balb  einer  ber  gefud^teften  2tntoä(te  im  danton 
voax  unb  um  mel^r  im  33htte(punft  feiner  Gtientel  ju  fein,  1836  nac^  ber  ^aüpi= 
ftabt  ^ürit^  überfiebelte.  58alb  trat  5-  ^n  ber  an  poIitif(^en  ^mpulfen  fo  reichen  ^eit 
ber  fogen.  9tegeneration  au(f)  auf  ben  ©^aupla^  ber  öffentlidien  2lngelegenl^eiten. 
1834  auf  inbirectem  äöege  in  ben  @ro|en  ?itat^  getoä^It,  trurbe  er  öon  biefem 
fd^on  1837  ju  feinem  ipräfibenten  ernannt;  bei  ber  i^ntegralerneuerung  1838 
öom  .Greife  5leftenba(i)-.^ettlingen  abgeorbnet,  befteibete  er  jene  6t)renfteEe  fct)on 
1839  toieber.  ^n  biefer  ©tettung  n^irfte  er  an  ber  ©eite  bon  53Hnnein,  mie 
5.  S.  .Heller  (f.  b.),  Ulrit^,  ^üBI^i  u.  5t.  eifrig  jum  9lu§bau  ber  ^nftitutionen 
mit,  meltiie  bie  S5erfaffung  öon  1831  in§  Seben  gerufen  ober  in  2(uefid)t  geftellt 
^atte;  mit  3}orliebe  mar  er  babei,  nament[i(i|  feit  er  1837  5Jlitgtieb  be§  @r= 
5tet)ung§ratl§e§  getoorben,  auf  bem  ©ebiete  be§  ©c^uImefenS  t^ätig.  S/iefer  2Birf= 
famfeit  machte  ber  iputfdf)  öom  6.  ©ept.  1839  ein  plo^üc^eg  @nbe:  mit  ber 
ganzen  liberalen  ^^artei  marb  auä)  ^.  öom  öffentli(i)en  ©c^aupla^  toeggefegt 
unb  mibmete  fii^  nun  mä^renb  einiger  ^a'^re  auSfctjIicBIicf)  feinem  Berufe  al§ 
2(ntoalt.  9(ber  bie  neue  Drbnung  ber  £;inge  mar  öon  furjer  Sauer.  23ereit§  hti  ben 
3Saf)Ien  öon  1842  blieb  bie  liberale  Oppofition  nur  um  menige  ©timmen  hinter 
ber  ^Regierungspartei  äurürf.  ^.  toaxh  öom  Greife  SBiebifon  ju  feinem  3}ertreter 
im  6ro|en  9tatl§  ertoä^It  unb  öon  biefem  fofort  jum  SJicepräfibenten,  1843  jum 
3i5räfibenten  ernannt  unb  all  jtoeiter  ©efanbter  öon  3ün(f)  an  bie  cibgenöffifc^e 
jagfa^ung  abgeorbnet.  6r  mar  fortan  ber  unbeftrittene  güfirer  ber  liberalen 
^Partei,  toeld^er  e§  nun  balb  gelang,  ba§  33ertrauen  bc§  SSolfeS  unb  bie  Seitung 
ber  öffentlii^en  @ef(i)äfte  toieber  ju  getoinnen.  ^ei  ber  '^^artialerneuerung  ber 
9tegicrung  am  3.  SIpxil  1845  traf  ber  conferöatiöe  ©ro^e  Ütatl)  liberale  äßa^len  unb 
[teÜte  g.  al§  91mt§bürgermeifter  (äugleirf)  5präfibent  bei  eibgenoffifctien  33orort§) 
an  bie  ©pi^e  ber  ©recutiöe.  S)a  feine  6'otlegen  i^ren  (Jintritt  in  bie  9tegierung 
öon  ber  21nnal)me  feinet  5Jlanbat§  abhängig  machten,  eine  gemeinfame  9(blel)nung 
aber  in  biefem  51ugenblic£e  bie  liberale  ©acl)e  ^öc^lic^  gefäl)rbet  unb  bei  ben  @r= 
fa^toa^len  ba§  Zünglein  ber  Söaage  toa^^rfdieinlid^  auf  bie  anbere  ©fite  gelenft 
^ätte,  fo  brad)te  5-  bem  3}atcrlanbc  bas  Opfer,  inbem  er  feine  glänjenbe  21b= 
öofatenprari§  mit  ber  öergleicl)ung§tt)eife  färglic^  befolbeten  ©teile  be§  l)ö(^ften 
©taatSbeamten  öertauf(i)te.  S)ie  S3erpltniffe ,  unter  benen  ^y.  fein  21mt  an= 
trat,  maren  fef)r  fd^toierig:  im  (Sroßen  ^Jiatt)  eine  5Re^rl)eit  öon  nur  menigen 
©timmen,  im  (Santon  eine  33ett)egung,  toel^e  bie  beftel^enben  ©runblagen  ber 
focialen  Drbnung  befämpfte,  in  ber  Sibgenoffenfd^aft  eine  confeffioneUe  unb 
potitifd^e  3Iufregung,  meiere  burcfi  bie  '^tuf^ebung  ber  aargauift^en  i!löfter,  bie 
Berufung  ber  ^efuiten  nai^  Sujern  unb  bie  ^^reifcliaarenäüge  ju  mitbem  ^artei= 
l)a^  gctoorben  mar.  ^m  ßanton  jtoar  befferte  fic^  bie  ©ituation  allmäf)Ii(^: 
bei  ben  äöa^len  öon  1846  fiegte  bie  liberale  ^artei  glänjenb,  bie  communiftifd^en 
Umtriebe  töurben  burd)  ein  @efe^  unterbrütft,  ^u  beffen  ßrla^  5-  toefentlidl)  mit= 

Mgem.  bcutfd&e  Siograp^ie.    MII.  li 


210  ^nxxcx. 

tühtk.    äÖä^renb  jo  bie  neue  Otegierung  naä)  allen  ©eiten  l)m  eine  U^x  yrud)t= 

bare    X^ti^tdt    enttoicf elte ,    geftalteten  \idt}   um  \o  trauriger  bie   eibgenö|fifc£)en 

2)inge.     ^ier  tt3ar  tyurrer'§  Programm  9tegeneration   ber  6ibgenoffenjd)ait  im 

(Sinne  be§  liberalen  ^^ortfd^rittS ,   ober  auj  legalem  2Bege.     ©d^on  im  Sccember 

1844  l)atte  er  im  ^üridicr  ©ro^en  "Jltatl^   ben  Eintrag  burdige^e^t,  I^usern  butc^ 

eine  ?lborbnung  freunbeibgenöffif(^  um  ^^urücEna{)me   ber  3(e|uitcnberufung  an3U= 

gelten,   ein  @d)ritt,   toeldier  ireitid)  öergeblic^  blieb.     3fn  jenem  Sinne  toirÜe  er 

nun    ol§  ^präfibent    be§  9}orort§    unb    in    ber  golge  al§  3üricf)er  3:agfa^ung§= 

gejanbter.     ßbetijo  entjdiieben  at§  befonuen  trat  er  für  bie  '^(u|Iöfung  beö  ©onbcr-- 

bunbe§   auf   unb  fucfjtc ,   nac^bem   biefe  am  20.  3^uU  1847  öon  ber  Xagfaljung 

befd)lofien  Ujorben,  jreilid)  erfolglog,  al§  eibgenöjfijc^er  Stepräjentant  bie  Sel^örben 

be§   6auton§   ^ug  üon  bem   unl^eiltioEen   33ünbni|   ab^uäie'^en.      2lt§  bann  bie 

militärifd)e  ßi-ecution  borüber  unb  bie  ©(^öpiung  eineS  neuen  S3unbe§  im  2öer!e 

lag,  nai)m  fy.  eitrigen  Slnf^eil    an  ben  6on[titution§beratt)ungen  ber  äiicrjetiner 

9lebifion§commijfion ,    unb    barauf    ber  Sagjatjung   felbft,    toeld)e  am  2'.».  3iuni 

1848  äum  ©nttüurf  einer  33unbe§berfaffung  jül^rten,  ber  in  ber  3]oI!§abftimmung 

öom  1.  ©ept.  angenommen  Würbe.    %m  4.  Oct.  1848  orbnete  i^n  ber  ©ro^e^tatl^ 

feines  6anton§  al§  feinen  33ertreter  in  ben  neu  gefc^affenen  ©tänbetati)  ah  unb 

bie  öffentliche  ^Jteinung  bejeidjuete  iljn  allgemein  al§  benjenigcn,  ber  burd)  (It)a= 

rafter  unb  SSegabung,    @cfd)äft§gemanbtt)eit  unb  ©rfalirung,  burd^  33efonncnt)eit 

unb  Energie  bor  ^illlcn    ju  ber  (Stellung   eineg  fd^mei^erifdien  Sunbe§bräfibcnten 

berufen    fei.     ?Im    6.    ^Jioübr.    üerfammelten    \iä)  bie  Stätte   in  5ßern  jur  6on= 

ftituirung  ber   neuen   33et)brben.     ^-   tüurbe   öom   ©tänberatl§   fofort  ju  feinem 

^Jßräfibenten   unb    am    16.   bon    ber  bereinigten  ^öunbeäöerfammlung   aU  erftes 

^Ulitglieb  be§  33unbe§ratl)c§  getoäl^lt;   mie  aud)  bei  ben  folgenben  je  breijäl^rigen 

(ärneuerung§li)af)len  fein  9tame    ftet§   juerft  au§  ber  Urne  lieröorging.     3ugleid) 

marb  er  al§  ^räfibent  an  bie  (Spi^e  jener  33el^Drbe  gefteEt.   2)a§  9lmt  be§  58unbe§= 

bräfibenten  beCleibete   er   mieber   1852,  1855,   1858;    er  tüar   bereits  aud)  für 

1862    befignirt,    al§    i'^n    ein    frü'lier    Sob   bal)in    raffte,     i^n  biefer  miditigen 

Stellung   l)at  fic^  g.  imtiergöngtii^e  35erbienftc   ermorben ,  meld)e  ifim  für  alle 

3eit  unter  ben  eibgcnöffifd^en  Staatsmännern  eine  etjrenbotle  Stelle  fidjern.     ^i\\ 

SSerein  mit  (iottegen ,  mie  S)ruel),  ^Jlunjinger,  fyrel),  'Jiäff  u.  a.,  ^at  er  tt)efent= 

lid)  ba^u  beigetragen,   ba^  bie  neue  Crbnung   fid^  über  ßrluarten  rafd)  confoli= 

birte,   ba^  bie   Sdl)tt)et3   nad^  Sa^^'S^^i^te  langen  l^eftigen  inneren  .kämpfen  eine 

^jßeriobe   beS  griebenS  unb   ungeatjuten    üDlf§tt}irtt)f(^aftlid)en   Sluffd^tuungeS   für 

fid)    anbred)cn   fal),    ba^  fie   ben  ^u  @nbe   ber  40er  unb    50er  ^aljre  i^r  bom 

3lu§lanbc  i)er  brol)enbcn  triegerifd^en  Sßertoidlungen   glüdlid^  auSmid)  unb  balb 

eine  2ld)tung    gebietenbe   Stettung  nacl)   au^en  einnal)m.     ^n  ben  ^a'^^'en,  mo 

^.  nid)t  als  6.t)ef  ber  üoEjietienbcn  ©etoalt  baS  bolitifcl)e  SDepartement  betleibete, 

fül^rte  er  baSjenige  ber   Suftij   unb   ^olijei.     |)ier  liegt  fein   grofeeS  Serbienft 

neben  ber  Einbürgerung   ber  |)eimatl)lof en ,    ber   Leitung  ber  glüd^tlingSboliäei, 

ber  SSorbereitung   ja'^lreidlier  ©efe^e  barin,   ba^  er  burd)  bie  öom  23unbeSratl)e 

gefaxten,   öon  i^m  entmorfenen  ^ßräjubicien  in  C^onflicten  ätoifd)en  ber  6entral= 

gelnalt   unb    ber    ßantonalfouberänetät ,    in   ^^ällen    bon  Sefdljtoerben  betreffenb 

3}erle^ung  bon  burdl)  bie  33unbeSberfaffung  garantirten  9{ed)ten   ober  fonft  burdl) 

biefelbe  aufgefteEten  ^Princibien  eine  bunbeSrec^tlid)e  ^^rajiS  gefd)affen  l)_at,  meld)e 

^eute  nod^  beftel)t  unb  bereu  SBerf^  attgemein  anerfannt  ift.     Seine  juriftifc£)en 

S5erbienfte  l)atte  bie  3ürd^er  gacultät  bereits  1838  burd)  Promotion  äum(ät)ren= 

boctor  anertannt.     g.  ftarb  am  25.  ^uli  1861    in  9taga3,    Wo    er  burdl)   eine 

SSabecur  |)eilung  für  ein  DUerenleiben  fud^te,  an  einer  Ji^ungenentäünbung. 

Ütüttimann,  kleine  äiermifd^te  Sd)riften,  3üric^  1876.  S.  73—120. 
.•partmann,  ©aEerie  berül^mter  (Si^meiaer  ber  '3ieu5eit.  1.  5ßb.  5Baben  1868, 
3.  ^eft.  ©ifi. 


prjen  -  prft.  211 

prfcu:  i^o'^anneS  g.,  f  am  11.  ©ept  1673,  l^at  in  ]o']txn  eine  3Bici)= 
tigfeit,  al§  er  ben  ©treit  ätDifc£)en  2utf)eranem  unb  9lefoi-mii-ten ,  bei*  jeit  ben 
^arbenBergijd)en  Unruhen  unb  bem  ©(i)lu|  be§  33remei-  S)ome§  1561  Qerut)t 
t)atte,  in  ^Bremen  unb  ber  äBefergegenb  wiebev  neu  entflammte,  ta  it)m  öon 
föräfiif^oi  griebvid)  bet  S)om  am  23.  ©ept.  1638  ^erfönlid)  jur  Söiebereröffnung 
be§  Iut§erifd)en  @otte§bten[te§  üBergeBen  würbe.  @e6.  am  23.  ge6r.  1606  in 
|)am6urg,  ftubirte  er  in  äÖittenberg,  Oloftod  unb  Erfurt,  crljielt  nac£)  3lb,^ug 
5pappenl)eim^§  au§  bem  Sremifc^en  1633  bie  ^^Jfarre  3u  ^Utflofter,-  üeriagt  buri^ 
bie  Äaijerüdien  1638.  S)ie  ©treitigteiten  in  Bremen  joEte  ber  S^ergtcic^  ju 
©tabe  3tt)if(i)en  ©tabt  unb  @r3Bi|ct)oi  am  4.  Dct.  1639  fc^tic^ten.  ßr  blieb 
auc^  nad^  bem  »eftfäUfi^en  p-rleben  bänifd^  geftnnt,  unb  correfponbirte  mit  bem 
Könige  fyriebrid)  III.,  bem  früheren  grabiji^oie,  meä'^alb  bie  f(^tt)ebifd)e  9tegie= 
rung,  al§  ^errin  be§  3)om§  in  Bremen,  i^  entfernte.  1656  am  28.  S)ecbr. 
mürbe  er  bann  britter  S)iacon  ber  ^at!§arinen!ird)e  in  A^amBurg,  mo  er  all= 
mäpc^  3um  2lrd)ibiacon  aufrückte,  ©d^roff  mar  er  ni(i)t,  fogar  be§  üon  ben 
Hamburger  unb  SübedEer  $aftoren  üertolgten  @d)märmer§  ©tarc£iu§  na1)m  er 
fid)  an. 

S5gL  9totermunb,   SSremer  ®el.=Sei-.   unb   beffelben   ©ctel^rteg  ^annoöer, 
mo  auc^  leine  ©dtiriiten.     ©tartfe'g  Sübetf.  Äircf)en^iftorie.  Ä raufe. 

prft:  Sodann  (Sbangelift  g.,  tanbmirt^c^aitlic^er  25olf§f(^rijtfteEer, 
t  1846  in  5Mnd)en.  @r  mar  geboren  1785  ^u  grauenborj  in  SSaiern,  mo  er 
Sirector  ber  bafigen  ©artenbaugefeEf^aft  mar  unb  alä  fotc^er  bie  „^lügemeine 
©artenjeitung",  $affau  1822—45,  f)erau§gab;  auc^  mar  er  giebacteur  ber 
„S3ürger=  unb  Sauern^eitung",  baf.  1831—45.  3l(§  felbftänbige  ©Triften 
ejiftiren  bon  i'^m  „S)er  öerftänbige  SSauev  ©imon  ©trüf",  1835—38,  4  SSbe. ; 
„2e^r=  unb  ßpmpetbud^  ^m  (5rtrag§er'§ö§ung  ber  gelb=,  .!pau§=  unb  @arten= 
mirt§fd)ait",  1838;  „©rünbungggefc^ic^te  g^rauenborfg",  1841.  ßöbe. 

g-ürft:  SuUu§  5-,  Orientalift,  geb.  am  12.  mai  1805  ju  3er!omo 
($Dfen),  t  am  9.  g-ebr.  1873  ju  Seip^ig.  Unter  ungünftigen  S5er!)ältniffen  ^er-- 
angema^fen,  mu^te  er  fid^  mü'tifam  ben  2öeg  p  feiner  roiffenfc^aftlii^en  3lu§- 
bilbung  hat)mn.  @r  mürbe  frü^aeitig  in  ber  £)ebräifd)en  33ibel  unb  im  3;almub 
unterrichtet,  eignete  fic^  bann  aud)  bie  ©temcnte  ber  allgemeinen  SSilbung  unb 
S5orfenntniffe  in  ben  claffifcf)en  ©prac£)en  an  unb  befudt)te  (bom  ^.  1820  an)  ein 
©l^mnafium  in  Berlin,  ©ein  bafelbft  (1825)  begonnene^  afabemifd^eg  ©tubium 
unterbrad)  er  balb,  um  ficf)  nad)  ^^sofen  ju  begeben,  mo  er  fid)  fpeciett  für  ben 
rabbinifd)en  33eruf  boraubereiten  gebadete.  9iad)bem  er  fid)  (1829)  bon  biefem 
35erufe  entfd^ieben  abgemanbt  'tiatte,  mibmete  er  ft(|  rein  toiffenfd^afttid)en  ©tubien, 
5unäd^ft  auf  ber  Uniöerfität  ^u  SreSlau  unb  nad£)t)er  (1831)  nod)  ju  ^alle 
(unter  (SefeniuS  u.  21.).  51I§  ^auptfad)  mäf)tte  er  fid)  ba§  bon  i^m  bisher 
fd)on  betriebene  ©tubium  ber  femitifdf)en  ©pradt)en,  bei  bem  it)m  ju  ftatten  fam, 
ba^  er  bon  ^ugenb  auf  mit  bem  .^cbräif^en  (unb  mol  aud^  mit  bem  (5t)albäi= 
fdf)en),  mie  mit  einer  ^utterfprad^e  bertraut  unb  in  ber  nad)biblifd£)en  iübifd^en 
ßitteratur  bemanbert  toar.  33on  biefem  ©ebiete  au§  betrat  er  auä)  ben  2Beg 
ber  t)ergteic£)enben  ©prac^toiffenfd^aft.  ^Jtad^  feiner  Promotion  jum  S)octor  ber 
^Pofop^ie  IteB  er  fid^  (1833)  ju  Seipjig  nieber,  mo  er  feine  regfame  fd^rift= 
fteaerifd)e  3:t)ätigfeit  begann  unb  bi§  an§  (änbe  fortfe^te.  ^m  %  1834  über= 
trug  it)m  ^arl  Sau^ni^  bie  neue  33earbeitung  ber  S3urtorfifct)en  ßoncorban^, 
bie  er  in  einer  ©tereott)pau§gabe  aufzulegen  beabfi^tigte.  fy.  mibmete  fid^  biefer 
an  fi^  ft^on  müf)famen  unb  aeitraubenben  2trbeit  mit  bem  größten  f^flei^e  unb 
lieferte  (mit  58enu^ung  einer  mert:^boEen  :§anbfd^riftli($cn  äJorarbeit  bon  SöoIt 
.^eiben'^eim)  ein  beina'^e  ganj  neue§  aSer!,  bem  er  —  jumal  mit  9iüdfidt)t  ouf 

14* 


212  i^"^^*' 

bie  öon  if)m  fitnaugejügten  gvammatifd^en  unb  et^mologifc^en  grftävungen, 
lüifjenfdiaittirfien  Beilagen  k.  —  mit  ^täjt  feinen  Tiamen  al§  SSei-jaffei;  üorfe^en 
fonnte  (f.  bie  33oi'rcbe).  S)affeIBe  etfc^ien  bon  1837  an  unb  lag  1840  (unter 
bem  2:itel:  .,Concordantiae  librorum  Veteris  Testamenti  hebraicae  et  chal- 
daicae"  etc.)  at§  eine  aud^  burtf)  bie  ^lugftattung  toüvbige  ©abe  jum  öierteu 
Jubiläum  ber  ^ud)biu(Ierfunft  boüenbet  bor.  33ereit§  1835  ^atte  g.  feine 
„g^atbäifd^e  gorinente'^re"  üeröffentlic£)t ,  bcr  iiä)  unter  bem  Zitd:  „^4Jerlen= 
{(^nüre  aramäifd^er  Gnomen  unb  ßieber"  (1836)  eine  6^re[tomatf)ie  anfd§Io§. 
2)ie  gormcnle'^re  fünbigte  fi(^  mit  bem -l^aupttitel :  „ße'^rgebäube  ber  aramäifc£)en 
^biome  mit  ^epg  auf  bie  änbo=@ermanif(^en  «Sprachen"  aT§  erften  2::^eit  eine§ 
größeren  2öerf§  an,  ba§  aber  (e§  maren  no(^  5  58änb(f)en  in  9lu§fic^t  genommen) 
ni(f)t  fortgefep  mürbe.  „2öie  ein  bor  un§  liegenber  Körper",  ^ei^t  e§  u.  a.  im 
35ortt)orte,  „mu^  bie  Sprache,  um  i^r  SBefen,  itjxtn  £)rganigmu§  ju  burd)f(i)auen, 
onatomifc^  jertegt  unb  geprüft  unb  baä  ßinjelne  in  33ejief)ung  ^um  ©anjen  ge= 
ftettt  merben.  ^n  ben  ©an§frit=©pra(^en  fteuert  ba§  grammatifi^e  Stubium 
bereits  biefem  fd^önen  S^eU  ju."  3)iefe  jerlegenbe  unb  „ft)[tematifc^--compara= 
tiüe"  5[Rett)obe  manbte  \s--  auf  ba§  (5emitif(i)e  an,  um  baffelbe  „bem  5amilien= 
banbe  ber  inbifd[)=europäifc^en  ©proi^en  nät)er  p  führen."  @in  Urt^eit  barüber, 
ob  unb  inmiefern  er  mit  feinem  ^ßerfudie ,  bei  bem  er  bon  ber  S3orau§fe^ung 
einer  „formalen  Ureinl)eit"  unb  „gemeinfamer  pf)onctif(^er  Urorgani§men"  ber 
©pracfien  ausging,  3um  ^-ortfcfiritte  ber  395iffenf(^aft  beigetragen  '^at,  ftcf)t  felbft= 
öerftänblirf)  nur  ^^adjgdetjxtm  ber  bergleic^enbcn  ©prad)forf($ung  ju.  @malb 
beurt'^eilte  bie  ©d)rift  ganj  megtoerfenb,  tt)a§  ju  tieftigen  3lusfäIIen  be§  5öerfaffer§ 
gegen  benfelben  führte.  5lbra^am  (Seiger,  ber  (Söiffenfd).  3tf($r.  III.  252—76) 
fotool  ber  ^ormenle'^re  aU  ber  (St)reftomat:§ie  eine  au§fü^rti(|e  9lecenfion  mibmete, 
äußerte  —  toas  bie  ©prad^berglcic^ung  betrifft,  in  ber'  er  fid),  ba  i'^m  ba§ 
(SanSfrit  unbefannt,  für  incompetent  erflärte  —  nur  feine  Sebenfen  über  ein  3U 
meit  gelE)enbe§  jerlegenbeä  S3crfal§ren,  fprad^  fid^  im  allgemeinen  anerfennenb  über 
bie  „öon  x^Ui^,  öielfeitigen  ©prai^fenntniffen  unb  (Sefd)macf  jeugenben  öeiftungen" 
3fürft'§  au§,  toie§  \t}m  aber  auc^  9}eii"tö^e  in  ber  Söe^anbtung  be§  9lramäifd)en 
na(^.  2Benn  g.  unb  i^xan^  S)eli^f(^  in  iugenbtidf)em  @ifer  bie  bon  i^nen  ein= 
gefc^lagenc  9{idC)tung  bereits  eine  neue  ©c^ute  nannten  (f.  a.  bie  SBorrebe  jur 
ßoncorbanj) ,  fo  mar  bie§  iebenfollä  eine  gro^e  Uebcreilung.  ©ie  maren  jcbod) 
bered)tigt,  mit  bem  Flamen:  „^iftorif(^=anatt)tifd^e  ©d)ute"  <^ugleic^  barauf  ^in= 
äubeuten,  ba|  fie  mit  gehöriger  ©ad)fenntni^  auf  bie  lange  bernai^täffigtcn 
iübifd)en  QueHen  jurücEgingen.  äßaren  e§  an<i)  nid)t  immer  ©olbförner,  bie  in 
ber  ersten  f^reube  be§  9luffinben§  bafür  gehalten  tourben  (u.  a.  überfd^äite  man 
aud)  einen  S^'^eil  ber  neuiebräifd^en  ^oefie.  ©.  ®eiger  a.  a.  €).,  ©.  377  ff.), 
fo  '^aben  bie  neuen  S^orfc^ungen  bod^  unftreitig  bie  fyad^toiffenfd^aft  gefövbert.  — 
9ln  bie  (Sioncorban^  fd^lie^en  fic^  f^ürft'g  lei'ifograpliifd^e  Slrbeiten  an.  ©einem 
„<!pebräifdf|en  unb  d£)albäifc^en  ©ct)ulmörtcrbuc^  über  hüii  3Ilte  Xeftament"  (1842 
©tereott)pau§gobe)  folgte  fein  „öebräifc^eS  unb  d^albäif(^e§  .g)anbraörterbu(^" 
(1857—61;  3.  5lufl.,  bearbeitet  öon  9tt)ffet  1876),  ein  at§  mert^bott  anerfannteS 
Söerf,  bog  audt)  in§  6nglifd£)e  uberfe^t  mürbe.  —  tV-  toar  bermöge  feiner  bie(= 
fettigen  Äeuntniffe  befonberS  aud)  baju  befähigt,  fttebfamc  ©tubirenbe  grünblid^ 
in  ben  an  ben  Uniöerfitäten  nid^t  bertretenen  Bloeigen  ber  jübifdien  ßitteratur 
5U  unterriditen.  6r  t)ielt  feit  1839  2]or(efungen  an  ber  Uniberfität  ju  ^eipjig, 
unb  e§  mar  al§  ein  jyortfd^ritt  p  begruben,  ba^  er  at§  :äube  3um  ßector  unb 
1864  3um  ^rofeffor  an  berfetben  ernannt  tourbe.  —  5ln  ben  feit  1835  neu  er= 
mad)ten  miffenfd£)aftlid£)en  SSeftrebungen  unb  reformatorifdf)en  Semegungen  im 
^ubent'^ume  betl^eiligte  fid)  ^5-  ^^t  gemanbter  publiciftifd^er  2;^ätig!eit  burd^  bie 
bon  xt)m  rebigirte  2Ö0(^enfd^rift:  „S)er  Orient",  bie  1840—51  erfi^ien  (Seipaig, 


fynxit  unb  ßupfetberg.  213 

f^ri^fd^e).  5Jlit  feiner  peii5nücf)en  Uefeerjeugung  aw  einem  entfcf)ieben  ireifinnigen 
tetigiöjen  ©tanbpuntte  [te^enb,  oerftattete  er  gern  au(^  me^r  conferoatiöen  (Stimmen, 
fidE)  in  feinem  Statte  öemef)men  ju  taffen.  6§  mar  aber  ju  Bebauern,  ba^  fid^ 
oud)  unlautere  ßtemente  in  bcmfetben  gettenb  ^u  ma(f)en  fud)ten.  i^n  toiffen= 
fd^afttid^er  .Ipinfi^t  toirfte  bie  3eitjc^rift  fe'^r  anregenb  burd^  i'^r  „Citteratur= 
Blatt",  ba§  einen  leBenbigen  3}erfe'^r  unter  @elet)rten  be§  Betreffenben  xyadß  t)cr= 
mittelte.  g§  entfialt  eine  gro^e  3a'§t  ^on  StB^anblungen,  Unterfud^ungen,  'Ro- 
tijen  :c. ,  bie  t^eilroeife  einen  bauernben  3Bert^  Bel^aupten.  —  6in  nü^lid^eg, 
aBer  nid)t  burd)au§  äutierlöffigeS  BiBtiograp^ifcEieö  3Berf  ift  gür[f§  ,.Bibliotheca 
judaica"  (1849—63).  ^u^  jur  ©ef^id^te  be§  3ubentl)um§  unb  jur  ®inlci= 
tung  in  bie  5BiBel  l^at  i^.  Seiträge  geliefert,  bie  ^toax  manget'^aft,  aBer  immer= 
f)in  Braud^Bar  finb.  @r  Benu^te  ^umeiten  feine  Vorgänger  o'tine  grünblid^e  fe(B= 
ftänbige  gforf(^ung,  mu^te  aber  bae  "OJ^aterial  gef^iiit  jufammenjuftellen  unb 
Ta§tid^  barjutegcn.  2öir  nennen  öon  feinen  ja^treictien  Sdf)i-iTten  (barunter  aud§ 
lleBerfetiungen  unb  äfinlid^e  5trBeiten)  nur  nod^  fotgenbe:  „Ö'uttur=  unb  Sitte= 
raturgefd^ic^te  ber  ^uben  in  Stfien"  (1849);  „@efd)id^te  be§  ^aräert^ums" 
(1862 — 69;  g.  folgte  baBei  ber  Betreffenben  :^eBräifd£)en  ©d£)rift  ^^inefer'g,  ol^nc 
bie  erforberIici)e  Äritif  ansumenben);  „2;er  ^anon  be§  Otiten  SeftamentS  nad§ 
ben  UeBerüererungen  in  lalmub  unb  9}^ibraf^"  (1868);  „©efd^id^te  ber  BiBli= 
fd^en  Sitteratur  unb  be§  jübifd£)=i§eEenifd£)en  (5d^rifttf)um§"  (1867—70). 

SatoB  ?tuerBadE). 
prft  mib  ^UiJfcrbcrg :  6a rl  Sofep^  5!JtarimiIian  (yvei'^err  öon  g. 
unb  ä.,  au§  einem  atten  in  ©d£)tefien  unb  58öf)men  Begüterten  (Slef(f)(e(^t,  tnarb 
1717  in  ©d^Iefien  geboren  unb  erl^ielt  bort  feine  erfte  3(u5Bitbung.  S)urd^  feine 
natürlii^e  ScgaBung  unb  feine  guten  SerBinbungen  ^ynebridE)  IL,  ber  if)n  mö^renb 
feines  crften  g-elbäuge  öon  1740  !ennen  (ernte,  empfohlen,  mürbe  er  öom  Könige 
im  n-ül^en  Sllter  öon  23  ^a^ren  am  29.  S)ecemBer  1740  jum  @el§eimen  Sufti3= 
unb  CBerappeIIation§=@eric^t5ratt)  nad§  Serlin  Berurcn.  öier  mar  er,  aBgefe^en 
öon  feiner  J^eilna'^me  an  ber  docccjifd^en  ßommiffion  3ur  SIBt^uung  ber  un= 
crlebigten  ^roceffe  in  ^^^ommern  1748,  ot)ne  UnterBret^ung  Bio  1752  tf)ätig. 
©eine  Se^iebungen  jum  Söiener  .öof  tiefen  it)n  al§  Befonber§  geeignet  erfcbeinen. 
Bei  biefem  bie  Siegelung  bee  öermicEelten  fd^lefifd^en  ©d^ulb  =  unb  (^"ommercien= 
roefene  :^erBei3ufü§ren.  5:reiSa^re,  1752—55,  :^ielt  i^n  biefe  3lngetegen^eit, 
bie  er  5ur  öoEen  3ufriebenl)eit  Beiber  Steile  löfte ,  ju  Söien  auf ,  mo  er  bie 
Stellung  cine§  auBerorbentIidE)en  ©efanbten  unb  SeBoHmäd^tigten  feine§  Äönig§ 
einnaiim.  UeBer  bie  engere  (vrage  feiner  urfprüngüi^en  Seftimmung  l§inau5 
mürben  auc^  (Sutat^ten  allgemeiner  potitif(^er  ^latur  öon  if)m  geiorbert  unb  ein 
ncd^  erl§attene&  fect)§Bänbige§  @ef dEjäftSjournat ,  ba§  neBcn  ben  2age§ereigniffen 
eine  eBen  fo  grünb(i(i)e  toie  ftare  unb  oBjectiöe  ©(fjitberung  be§  2Biener  ^of§ 
unb  ber  (5taat5öertoa(tung  entl^äft,  legt  öon  bem  Umfang,  ber  6d^ärTe  unb 
gein'^eit  feiner  SSeoBad^tungen  ein  gtänsenbeS  geuö^^B  a^-  21I§  i3ol)n  für  feine 
SScmü^ungen  tourbe  er  Bei  feiner  0iü(ffe'§r  nadt)  SSerlin,  §crBft  1755,  jum 
^rdfibenten  be§  jtoeiten  ©enat§  bes  ^ammergerid£)t§  ernannt,  ^n  biefer  ©teHung 
erfreute  er  fidt)  be§  öoEen  S5ertrauen§  feine§  ^önig§,  ber  il^n,  ^yrütiüng  1763, 
burdf)  bie  Ernennung  jum  erften  ^räfibenten  be§  ^ammergerid^t§  unb  gleid^i^eitig 
3um  ©e^eimen  @tat§=  unb  Suftijminifter  au§jei(^nete.  9Zo(i)  im  CctoBer  beffcIBen 
3fa^re§  aBer  mürbe  er  jum»  ^räfibenten  be§  JriBunatä,  jum  CBercurator  fämmt= 
Iid§er  Uniöerfitäten,  jum  Se'^nSbirector  unb  Seiter  bes  ^uftiStoefenS  in  einer  5{n= 
la^  öon  5proöin3en  gemad^t.  3Il§  fold^er  na'^m  er  eine  Stellung  toie  l^eute 
etma  ber  Unterftaat§fecretär  neBen  bem  9teffortminifter  ein.  ^n  öoüfter  Jparmonic 
mar  er  ^ier  mit  bem  ©ro^fanjter  öon  ^aTrige§  ttjätig ,  Bis  i^n  beffen  Slob, 
D^oöemBer  1770,  auf  ben  erften  5p{a^  in  ber  ^ufti^  Berief.     5lm  14.  9toö.  b-S. 


214  güxftcnau. 

madjtt  i^n  bev  Äöntg  jum  ©roBfanäler  ber  ^uftij,  Jücgen  jciner  Un§  unb 
Unserem  königlichen  ^aufe  bi§f)er  geleifteten  großen,  wichtigen  unb  re(f)tjd)Qttencn 
3)ienfte,  aud^  in  ißerbefferung  be§  Su[tt<5tt)efen§  in  Unferen  Staaten  beäeigten 
i'üt)mti(ien  (5iicr§  unb  unexmübeter  ©orgfalt,  toie  nid^t  toeniger  tcegen  be§  in 
feiner.  Un§  befannten  SDejterität  unb  ©eveditigfeitSliebe  gefegten  befonberen  3}er= 
traueng",  toie  e§  in  feiner  ißeftaüung  l£)ci^t.  ©eine  33eruiung,  eine  3tu§äcic^nung 
für  brei^igiä'^rige  tt)id)tige  S)ienfte,  war  erfotgt  im  S3ertrauen  barauf,  ha^^  er  bie 
Uon  feinen  Sßorgängern,  ßocceji  unb  ^arrigeg,  begonnene  ^uftiäreform  förbern 
unb  tDomögli(^  jum  9lbf($lu|  bringen  »ürbe.  S)icfen  l§ot)en  grtoartungen  ent= 
f^jrad)  er  ni(f)t  ööKig.  S'^ax  f(i)arfen  93erftanbc§ ,  öon  großer  ®cle!^rfamfeit, 
unermüblid)em  f^tei^  unb  peinlic£)er  (S}ett)iffenf)aftigfeit ,  mangelte  it)m  bod)  ber 
geniale  S3lid,  ber  inftin!tmä^ig  bie  Mängel  einer  beftel^enben  öeutuorrenen  unb 
jum  2;l^eit  öcrberbten  S^erfaffung  erfennt,  luie  bie  Glitte!  ju  if)rer  33efeitigung 
l§erau§füf)tt ,  unb  bie  barau§  entf^jringenbe  muffige  unb  burdibringenbe  (Energie, 
jur  rüiifid)t§tofen  S)urd)fü]E)rung  umfaffenber  9ieformcn.  2ro^  feiner  iöemül^ungen 
'im  ©inselnen,  bie  nic^t  ot)ne  ©rfolg  auf  ftrenge  Gontrole  ber  Sfuftij  burc§  i-eget= 
mäßige  SJifitationen,  gleid)mä^ige  3!Jertt)eilung  ber  @efd)äfte,  ütcgelung  be§  @e= 
fd)äft§gang§  unb  ber  ßompetenä  gerichtet  toar^n,  tro^  feiner  @inrid)tung  beg 
meftpreu^ifd^en  3iufti3ft)efen§  ^u  be§  .^ijnigg  ^u^'i^^c^^^fit  1773,  begann  biefer 
feinen  Äanjler  mit  mi^trauifdiem  9luge  ju  betrachten,  je  me'^r  er  erfannte,  ba| 
berfelbe  nid)t  nur  bie  allgemeine  üteform  liegen  laffe,  fonbern  aud)  mand)e  Un= 
regelmä^igtciten  unb  33erfel^en  ber  9ted)t§pflege  überfel)e.  2)a§  5öerf)äUni|  tnurbe 
ein  gefpanntere§ ,  feitbem  ^S'-  bie  öon  bem  fc^Iefifd^en  3Sufti3ininiftcr  öon  ©armer 
auf  eigene  4"^anb  aufgearbeiteten  ^rojecte  jur  SSerbefferung  ber  ^uftiäpflege  burd^ 
feinen  äöiberftanb ,  -Sperbft  1774  unb  äöinter  1775/76,  jum  ©d)eitern  gebrad)t 
■^atte.  Q^riebric^  tuartete  feitbem  auf  eine  @elegent)eit ,  feinen  altcrnben  ß)ro^= 
fanjier  burc^  ben  nod)  frifd)cren  unb  ctaftifc^eren  ©armer  ju  erfetjen.  £)iefe 
©elegen'^cit  bot  im  .g)erbft  1779  ber  be!annte  2)lüEer  2lrnoIb'fd)e  5ßroce^.  S)er 
Äönig,  unäufriebcn  mit  ben  ©rfenntniffen  feiner  ©erid^te,  Iptte  3^.  nebft  meiireren 
an  ber  ©entcnj  gegen  ^(rnolb  betf)eiligten  9iätl)en  be§  Äammergerid)t§  juni 
11.  Secember  177i>  öor  fidC),  auf  fein  <Bä)lo^  ju  33erlin,  citirt.  @ine  un^eitigc 
9lectificotion ,  bie  f^.  fid^  bei  einer  ber  erften  Steu^erungen  f^-ricbridt)§  erlaubte, 
bradf)  bie  ©ebulb  be§  ^önig§.  gürft'g  ©nttaffung  au§  bem  §lmt  be§  @rofe= 
fan^ierS,  in  bem  i'^m  ©armer  folgte,  erfolgte  unmittelbar.  S)odE)  ujurbe  it)m 
feine  ©teKung  al§  @e^.  6tat§minifter  unb  5)litglieb  be§  ©er}.  ©tat§rat^§  ge= 
taffen,  öon  ber  f^.  inbe§  nie  ©ebraud^  mad^te.  ©r  ftarb  ein  i^a^rjel^nt  fpäter, 
am  20.  ^anuor  1790.  S)ie  8au(}eit,  bie  er  bei  ber  Üteform  ber  anwerft  manget= 
haften  9ted)t§pflege  bemieg  unb  bie  er  burd)  bie  ?trt  feiner  ©ntlaffung  fd)toer 
genug  bü^te,  mirb  burcf)  bie  untabell^afte  ©orgfalt  aufgetoogen,  mit  ber  er  ein 
Sa:^r3e'§nt  t)inburd§  bie  fd^mere  ^^pflidit  erfüllte,  bie  :3ufti3|)flege  in  einem  5er= 
ftüdten  unb  loeitöerämeigten  Sanbe,  ba§  an  ^roöin^iellen  ©igcntf)ümlid)feiten 
überreid^  mar,  unter  gan^  befonberg  fd^mierigen  SJerliältniffen  ju  leiten  unb  ju 
übertoodEien. 

S3gl.  Steten  beg  @e:^eimen  ©taatgard^iög  ju  Berlin;   ©ogmar  unb  Älap» 

rotl^,  ®efd).  beg  preu|ifd^en  ©taatgrat{)g,   441/42;  S)o't)m'g  S)en!mürbigfeiten, 

3Bb.  I;  5preu|,  ^riebrid^  ber  ©ro^e,  381  ff.  u.  489  ff.;    ©erfelbe,  ©efd^id^tc 

beg  t)or  ber  neumärfifd)en  9iegierung  geführten  3lrnolb=®ergborfifd^en  '^roceffeg 

in  3tfd)r.  für  preu^.  ©efd^id^te,  1864,  ©.  129  ff.  ^faacfo^n. 

Prftcimu:  2tnton  SSernfiarb  g.,  ©olin  beg  fotgenben,  tourbe  in  3Jlünfter 

am  20.  October  1792  geboren,     ©ein   erfter  unb   einziger  mirflidier   Sef)rer  in 

ber  ^uftf  mar  fein  35ater,   ber  i^m  in  feinem   fed^gten  ^a1)xe  fct)on  Unterrict)t 

auf  ber  glöte  ju  erf^eiten  anfing,     ^aum  7  ^a^re  alt,  blie§  er  fd^on  öffentli^ 


gütftenau.  215 

in  einem  .ipofconcerte  in  OlbenÖurg,  tDo'^in  bie  f^Qwiüe  jeit  1793  gejogen  toav, 
^ikcf)  einigen  fteinen  3lu§flügen  nac^  SSremen  unternafim  1803  fein  33atei-  mit 
it)m  bie  erfte  Äunftreife  über  Hamburg  6i§  na^  i?o)3en§agen ,  bie  jtoeite  1805 
burc^  Seutjc^lanb  unb  9iu^tanb  16i§  $eter§16urg ,  noi^bem  er  ba§  ^dt)x  öorf)er, 
alfo  in  jeinem  ämölften  ^dijxz,  fcEjon  al§  l^erjogliiiier  .^at)enmu[ifu§  in  Clbenburg 
angeftellt  toorben  toar.  Unb  fo  touibe  jaft  in  iebem  ^aiire  ein  ftcinerer  ober 
größerer  2lu§flug  gcmadf)!,  biö  1811,  nac^  ^uilöfung  ber  olbenburgijdien  ^apette, 
S3ater  unb  ©o^n  bie  gro^e  SCßanberung  antraten,  auf  ber  jie  if)ren  9tuj  ju  einem 
wa^rtiaji  euvopäijctien  ert)oben.  Clbenburg  blieb  babei  immer  ber  eigentü(f)e 
2Cöot)nfi^  ber  äiemlic^  5at)(reic£)en  f^a^ilie  -  äu  melctier  bie  fo  innig  üereinten 
ßünftler  bon  3eit  äu  3«it  äurüc£fel)rten.  S)e§  eloigen  9teifen§  mübe,  audt}  toegen 
förperlii^er  ©d)mäd)li(^feit  be§  35ater§,  nal)m  g.  1817  eine  Slnftellung  am 
Drd)efter  ju  i^ranfjurt  a.  5Jl.  an,  too'^in  il§m  bann  bie  gan3e  g^t^i^ie  Tolgte 
unb  too  it)m  ber  Umgang  mit  25otttoeiier  jörberlid^  für  feine  t^eoretifi^e  3lu5= 
bilbung  mürbe.  S)em  33ater  5U  ©efallen,  ber,  mieber  ^ergeftcEt,  fid)  gar  nic^t 
tu  ber  Untl)ätigfeit  gefiel,  ergriff  er  1818  auf'§  5^eue  ben  Söanberftab  unb  be= 
reifte  ba§  füblic^e  S)eutf(i)lanb  unb  ^oÜanb.  S)ie  ^-amilie  30g  mieber  naä) 
Dlbenburg,  mol)in  aud)  er,  nadibem  er  1819  mäl^renb  bei  ßongreffes  in  Stachen 
gefpielt  l^atte ,  äurüc£fel)rte.  ^n  biefer  3eit  ft"^!^^  I^^it  Später.  3l(§  einziger  6r= 
näl)rer  einer  5a'^lrei(i)en  ^^i^ii^^e  ^^"i  ^^^  i^un  im  ^.  1820  ber  Eintrag  ber 
erften  glötiftenftelte  in  ber  fönigl.  Kapelle  3U  S)re§ben  fe^r  ermünfc£)t.  ©eine 
2tufnal)me  bort  mar  bei  .§of  unb  ^^ublüum  mie  bei  feinen  SSorgefe^ten  unb 
Soltegen  gleich  erfreuenb  unb  elirenöoll.  3n  biefe  ^e^t  fallen  aud)  feine  erften 
öffentli(f)en  6om|)ofition§öerfu(^e.  S)urci)  feine  117  !^erau§gegebenen  2Berfe, 
unter  benen  ftrf)  12  ßoncerte,  öiele  95ariationen,  9^onbo'§  unb  bergleidien  ©lüde, 
ferner  S)uo'g,  2;Tio'§  unb  Quartette,  fomie  2  glötenfc^ulen,  Sjercitien  ic.  befinben 
unb  bie  in  ©ngtanb  unb  fyranfreic^  oft  nadigebradt  mürben,  fc£)uf  er  eine  neue 
diarafteriftifc^e  @poci)e  für  fein  ^nftiument ,  bie  ^ylöte.  5lllein  nic^t  blo§  auf 
biefe  äöeife  fud)te  er  feine  ^Jlef^obe  3U  üerbreiten,  mit  mal^rer  3lufopferung  gab 
er  ]iä)  au(^  bem  Unterrichte  f)in  unb  bilbete  eine  gro^e  3^1)1  trefflicher  ©(^ülcr, 
bie  narf)gel)enb§  burd^  i^re  Slnftettung  in  ben  berfd)iebenften  £)rci)eftern  feine 
grünbli(|e  ©d)ule  überall  !§in  üerpftauäten.  %ud}  einige  trefflidie  Sluffä^e  über 
glötenfpiel,  (y'ötenbau  k.  üerfa^te  er,  bie  in  öerfdiiebenen  mufifalifi^en  3eitungen 
erf(^ienen.  ®abei  fteltte  er  jebod)  feine  Äunftreifen  nic^t  ein,  faft  jebeS  i^a^r 
unternal)m  er  eine  berglei(^en  unb  befu(^te  mel^rmalS  S)äncmarf,  ©d)meben, 
«ÖoEanb  unb  alle  bebeutenben  ©tobte  S)eutfc§lanb§.  1826  ging  er  mit  6.  SOI- 
ö.  SCßeber  nad)  ^ari§  unb  Sonbon;  bort  liatte  er  bie  traurige  @enugtt)uung, 
bem  großen  SJteifter,  ber  il)m  ein  aufrit^tiger  unb  mo'^lmoltenber  ^-reunb  gemorben 
mar,  bie  legten  2age  burt^  treue  Pflege  ju  erleid^tern.  S)uri$  biefe  Steifen  er= 
marb  fid)  ^^r-  eiuen  au|erorbentlid)en  9tuf  al§  5li3tent)irtuo§  unb  galt  feiner  3eit 
neben  2oulou,  S)rouet  unb  ^erbiguier  al§  einer  ber  erften  ^Jteifter  feine?  Sn= 
ftrumenteS.  äöer  i'^n  gel)ört,  bemunberte  feine  i^ertigfeit,  feinen  (Sefd)mad  unb 
feinen  feelenöoEen  2:on  unb  Söortrag.  2;ro^  be§  eifrigen  3ureben§  feiner  ^^reunbe 
trat  i^.  nac§  bem  legten  ßoncerte,  meld§e§  er  1843  in  2)re§ben  gab,  üom  öffent= 
li(^en  ©olofpiel  gan^  jurüd  unb  lebte  nur  ber  treuen  Erfüllung  feiner  2)ienft=, 
£el^rer=  unb  f5fai^itienpflid)ten.  SSi§  jur  legten  3eit  nal)m  er  jebod^  bie  regfte 
il^eitna^me  an  atten  ^unfterfd)einungen  unb  bereicherte  bie  ÜJlufiflitteratur  feine? 
Snftrumente?  mit  üielen  mert^öoKen  Ö'ombofitionen;  er  ftarb  am  22.  9loö.  1852 
in  S)re§ben.  dürften  au. 

gürftcnau:  e.afpar  5.,  geb.  in  9Mnfter  am  26.  fyebruar  1772,  tourbc 
frül)äcitig  ©d)üler  feine?  SJater?,  ber  ^Jlitglieb  ber  bifd)öflid)en  .Kapelle  mar. 
3unäd)ft  erlernte  er  bie  Dboe,  fpäter,  al?  fein  S}ater  geftorben  mar  unb  er  ber 


216  gfürftenau. 

Db^iut  Slnton  9lom!6erg'§,  be§  SöaterS  ber  Bevü'^mten  Äünftter  bic|e§  5lQmen§, 
übei-geBeu  lourbe,  ba§  g-agott.  ^alb  jebod^  Qi-'iff  ^i-'  3ui-'  Sftöte  unb  bvai^te  e§ 
in  furaer  S^^^  f otoeit ,  ba^  er ,  um  feine  Familie  unterftü^en  ju  !önnen ,  als 
löiälji-iger  iSüngling  in  ein  5)tilitäi-inufi!c(;)or  eintreten  !onnte.  ^nt  ^.  1788 
raarb  er  ^itgtieb  ber  bifd^oitic^en  Äa^eHe  unb  nat)m  nun  f^eoretijdfien  Unterrid^t 
bei  bem  tüd)ttgen  6if(i)öiüd^en  Dtganiften  9Intoni.  1793  unternat)m  er  jeine 
erfte  Äuuftreije  burd)  ©eutfc^Ianb  unb  warb  ba§  ^ai)x  barauy  al§  erfter  f^^tötift 
in  bic  Äapette  nad)  Dlbcnburg  berufen,  luo  er  aud)  ßc"^rer  be§  @ro^'^eraog§ 
^Paul  tüurbe.  ©eit  1803  unternQt)m  er  mit  feinem  ©o'^ne  3lnton  33ern'^arb 
(f.  oben)  jal^lreid^e  ^unftreifen,  bie  fi^  öon  1811  an,  in  weld)em  Sat)re  bie 
Dlbenburger  Ä^apelle  aufgelöft  lüurbc,  f aft  ununterbrod)en  fortfe^ten.  f^.  ftai-'t»  ani 
11.  5}tai  1819  inDIbenburg,  tuo  er  fid)  gerabe  im  Greife  feiner  ^^romitie  befanb, 
^jlö^Iid)  an  einem  @c^lagflu|.  9}on  feinen  gebrudten  (Forn^ofitionen  finb  ju 
ertoätinen ;  ^toei  C^oncerte  für  glöte  unb  Drd)efter  (^eipjig  bei  33reitfopf  &  .ßärtel 
unb  ^;peter§),  gegen  15  ^4-^olonaifen ,  5tonbo'§,  ^45otpourri'§  unb  3}ariationen  für 
giöte  unb  Orjefter,  10  5Duo'§  für  3lt»ei  gtöten  (op.  2,  5,  6,  15,  20,  21,  26, 
30,  39,  40)  2C.  dürften  au. 

f^Ürftcnau:  ^ot^ann  §  ermann  5-,  ^^li-'ät,  im  ^ai  1688  in  Jperforb 
geboren,  ftubirte  juerft  in  3Bittenberg  unb  i^ena,  fpäter  in  ^aUt  ^lebicin  unb 
mürbe  l)ier  1709  jum  S)octor  t>romoüirt.  6r  "tjabilitirte  fid§  in  feiner  SSaterftabt 
ai^  9lrat,  unterbrad^  feinen  91ufentt)ült  bafclbft  aber  burd^  me'^rere  größere  toiffen= 
fd)aftlid)e  Steifen  uac^  Jpottanb  unb  S)eutfd)tanb,  auf  meldjen  er  mit  jatilreii^eu 
i)erborragenben  ©elelirten  in  S^erbinbung  trat,  ^m  ^.  1717  tet)rte  er  nad^ 
|)crforb  jurüd,  er'^ielt  1720  einen  Stuf  at§  -^rofeffor  ber  'iJJlebicin  nac^  9tinteln, 
too  it)m  1730  aud)  bie  uad)  bem ''JJtufter  ber  preu^ifd)en  Uniberfitäten  begrünbetc, 
lanbmirf^fdjafttic^e  ^^rofeffur  übertragen  mürbe;  1752  ^eid^nete  it)n  bie  b^Uo= 
fopt)ifd)e  g-acuttät  in  ©öttingen  burd)  ßrtf)citung  be§  ®octorbiplom§  au§,  fein 
2;ob  erfolgte  am  7.  3lprit  1756.  —  5Durdf)  feine  überaus  5at)tretd£)en,  meift 
fleinen  afabemifc^en  ©dt)riften  uub  Sournalartifel  in  ben  Sre»tauer  Sammlungen 
unb  ben  Slctcn  ber  Acad.  Leopold,  (ein  bollftänbigeS  35er3eid)niB  berfelben 
ftnbet  fid)  in  Dict.  histor.  de  la  möd.  II  Part.  II  p.  418)  jie^t  fidt)  mie  ein 
rotl)er  i5-aben  bie  Xenbeuä,  bie  Süden  unb  ^tängel  ber  ßrfenntni^  in  ben  ein= 
jelnen  ^tueigen  ber  ^J3tebicin  in  ^^oi^ni  ^on  „Desideratis"  nad)3umeifen,  er  felbft 
allerbingS  l)at  loenig  baju  beigetragen,  biefe  Süden  au§äufütten  unb  feine  J^riti! 
blieb  eine  frud)tlofe.  6inc  ber  bead)ten§mertt)eften  unter  ben  il)m  pgefc^riebencn 
S)iffertationen  (Spicilegium  observat.  de  Indorum  morbis  et  medicina.  1735; 
aud)  abgebrudt  in  |)alter,  Disp.  pract.  VI  p.  745)  ift  nid)t  bon  il§m,  fonbern 
öon  einem  jungen  Slr^te ,  2^ol).  5pt)il.  ^pa^mann ,  öerfa^t ,  ber  längere  3cit  i^ 
5tieberlänbifdf)=Snbien  gelebt  f)atte. 

Ueber  fein  Seben  unb  feine  ©d^riften   bgl.  Sörner,    5ia($rid)ten  I  449, 
II  443,  767,  III  396,  647  unb  Act.  Acad.  Leopold.  X. 

31.    §irfd^. 

^ÜrftCHQU:  ^arl  (Sottfrieb  g. ,  al§  S'^eologe,  Stationalöfonom  unb 
^4}^ilofo|)l)  betannt,  mar  geboren  ju  Stintein  am  24.  5toü.  1734.  ©einen  erften 
Unterricht  er'^ielt  er  bon  feinem  ^attx  So'^ann  ^nmann  (f.  o.)  unb  feinem  Sruber 
3iol)ann  grtebrid)  i5f.,  ber  5)tcbiciuer  mar,  ©eine  l)bl)eren  ©tubien  mad^te  er  an  ber 
Sltabemie  gu  Stintein  unb  er'^ielt  bafelbft  im  i^.  1753  bic  äöürbe  eine§  gjlagifterö. 
Sm  nämlidtjen  Sal)re  noä)  manbte  er  fid^  nad^  5}tarienburg,  um  boxt  UuterridC)t 
p  ertl^eilen  unb  fii^  äugleicf)  al§  '4>i-'^biger  ju  berfud)en.  ^Jtad)  bem  Slobe  feineä 
S5ater§  (1756)  öerlie^  er  Dftpreu^en  unb  mürbe  am  @nbe  biefeä  ^a'^reS  an  ber 
Uniöerfität  feiner  SSaterftabt  3um  ^^rofeffor  für  bie  öfonomifc^en  g^äi^er  ernannt, 
neben  melcf)en  er   aber   audt)  SSorträge  über  l^ebröifd^e  ©prad)e  unb  Sitteratur^ 


gürftenberg^^eUigenberg.  217 

gefdöic^te,  fotüie  ü6er  ßogi!  unb  i^teta^li^fi!  l^ielt.  Snt  ^.  1764  tourbe  it)m 
Quc^  ba§  öffenttic^e  Sel^ramt  ber  ßogi!  unb  5Jleta|3t)t)ii!  neben  ber  öfonomifc^en 
Qt^xtan^ti  öerlie^en  unb  im  ^.  1780  touxbe  er  ^^ßrimanuS  ber  p!£)tlDfo|)t)tf4en 
pfacultät.  21I§  folc^er  ftarb  er  am  23.  ^uni  1803.  %n  feiner  Uniöer[ität  toie 
in  feinem  engeren  SJatertanbe  geno^  er  großes  Slnfel^en  unb  erireute  fidE)  aud) 
wegen  jeine§  ö ortreff tic^ en  (5,i)arafter§  großer  Jöere'^rung,  Ujie  au§  brei  ^JteEro logen 
erfi(^tli($  ift,  ttielc^e  balb  naä)  feinem  Stöbe  erf(f)ienen  ftnb.  6ine  Bteibcnbe 
©teEe  in  ber  ßitteratur  l^at  er  fid)  burci)  feine  berftänbige  unb  ma^öolle  Sßer= 
tretung  ber  pI)t)fio!ratifc£)en  3öirtf)fd^aft§te'§re  gefid£)ert.  5Jitt  ^^raftift^em  33üc£e, 
ber  i^n  burc^nieg  auS^eidinet ,  n)u|te  er  ben  ibeaten  ®e!^alt  ber  ßet)re  unb  bie 
f^rage  it)rer  praftif(^en  Slu^fül^rlöarfeit  ju  trennen ,  unb  fo  toarm  er  für  ben 
erfteren  eintrat,  fo  entfd^ieben  fprad)  er  e§  anbererfeit§  au§,  ba^  toenig  .^offnung 
5ur  ©infü^rung  ber  5pi)t)fiofratie  in  ben  alten,  auf  bie  gemeine  Söeife  eingerid^teten 
Staaten  fei.  ©eine  @infd)rän!ungen  unb  93eri(i)tigungen  be§  ©t)ftem§  tnaren 
aÜerbing^  fo  toeitge'^enb ,  ba^  feine  ®egner  i^m  nadifagten ,  er  f:piete  nur  no(^ 
mit  bem  3Sorte,  mätirenb  ber  ^n^alt  feiner  Se^re  mit  bem  ^!^t;fiofrati§mue 
nid^tg  mel^r  gemein  fiabe.  33ieneid)t  ^at  it)n  gerabe  bie  fd)arfe  D^spofition ,  bie 
er  auf  feine  erfte  ©(iirift :  „S}erfu(^  einer  ?li)oIogie  be§  pl§t)f{o!ratifd^en  ©tiftemg", 
Gaffel  1779,  erfu'^r,  in  ber  ^yolge  mef)r  öon  bem  g^elbe  ber  Defonomie  a'6ge= 
brängt;  au^er  einem  3luffa^e  über  bie  SSermanblung  ber  S)omänen  in  Sauern= 
guter  (in  ben  tjeffifd^en  Setträgen  2.  Sb.  3.  ©t.  1786)  finben  mir  i^n  fpäter 
tiornämtid^  at§  .^ritifer  ber  ^ant'fdfien  ^^^l^ilofop'^ie  unb  al§  ^rebiger  ti)ätig. 
2ion  feinen  ©ö^nen  mar  ber  ältere,  ^ol^ann  ^^ilipp  j?arl,  ©t)ubi!ug.  ber 
2lfabemie,  fpäter  Sürgermeifter  öon  9tinteln,  ber  gtoeite,  §  artmann  @ott  = 
frteb,  tourbe  ßanbpl)t)ft!u§  in  ^edE),  ftarb  aber  nod^  bor  feinem  35ater  im 
^.  1800.  S)ie  toid^tigften  .tritif en  feiner  ©cl)rift  über  ba§  pl)t)fio!ratifc^e  ©Ijftem 
finb  enf^alten  a)  in  iBüfc^ing'§  tobdEjentlid^en  9lac^ridl)ten ,  1780,  23.  ©tüd£, 
©.  181;  b)  (Söttinger  gel.  Slnj.  1780,  48.  ©t. ,  ©.  766;  c)  ^Pfeiffer,  5(uti= 
p^tifiofratie,  1780,  ©.  345  ff.  unb  d)  äöill,  Söerfud^  über  bie  ^ßMto^vatie,  1782. 
9le!rologe  öon  ^.  %.   @.  ^ol^abfel,  Memor.   —  öon  ^rofeffor  äßad^ter 

in  ben  t^eolog.  9k^ri(^ten  1803,    9lr.  XXVI  ©.   293.  —  öon  «pfarrer  @. 

2.  Ulrid^  äu  gmeften  im  ^eff.  ^Haga^.  1803,  26.  @t.  ©.  447  f.  —  ©trieber, 

^eff.-  ®el.  =  ®efd^.   IV,    1784.     Teufel,    ®el.    2;eutfd§l.     Dtofd^er,   ©efd^.  b. 

'üat--Qd.,  ©.  492.  Snama. 

gürftcnbcrg^^ciligeiibcrg:  5Inton  @gon,  gürft  b.  g.,  geb.  am  23.  3tpril 
1656  ^u  SJlünd^en,  al§  ©ol)n  be§  erften  f^ütften  biefe§  ,^aufe§  ^ermann  @gon. 
5)a  feine  beiben  Dl^eime  ju  ben  erflärten  ^Parteigängern  ^-ranfreidfiS  gehörten, 
30g  er  fidE)  babur(f),  ba^  er  fid^  in  ^ari§  1677  mit  einer  reichen  franjöfifcEien 
S)ame,  ÜJ^arie  be  ßigne,  öermäl^ltc,  bie  Ungnabe  be§  ^aifer§  in  bem  ^^a^z  äu, 
ba^  biefer  i'^n  feineS  ©i^e§  im  9teid^§tage  öerluftig  ertlärte  unb  feine  ©üter 
fequeftrirte.  S)e§:§alb  na(|  S)eutfc£)tanb  äuillcEgete^rt,  lebte  ^.  balb  in  2£ien, 
balb  in  5Ründ)en,  unb  nur  ^eittoeife  bei  feiner  @emal)lin  in  ^ari§.  1691  auf§ 
Titnt  in  be§  ^aiferS  Ungnabe  gefaEen,  sog  er  fid^  auf  feine  @üter  jurücf,  fdE)eint 
aber  naä)  feiner  2ßieberau§föt)nung  mit  bemfelben  eine  2tnftellung  bei  ben  ungaii= 
fdl)en  ©olbbergmerten  erl^alten  ju  ^ben.  S3on  ba  tourbe  er  öon  ^önig  3luguft 
bem  ©tarten  auf  ßmpfe'^lung  be§  58ifd^ofö  öon  3fiaab  unb  beö  faiferlid^en  93eid§t= 
öater§  5[Renegati  nadl)  S)re§ben  berufen  unb  2.  Secember  1697  für  bie  3eit  i>ei-' 
3lbtoefen|eit  be§  Königs  in  ^olen  jum  ©tattlialter  öon  ©a(^fen  ermannt  mit 
24,000  51.  ©e^alt,  4000  gl.  S)eputat,  einer  ßeibgarbe  öon  20  ^Pferben  unb 
öerfd£)iebenen  ^taturalbejügen.  Der  l^odEigeborene  2lu§länber  follte  nidl)t  bloe 
ber  lat^olifdEien  ^ropaganba  bienen,  fonbern  audf)  ber  goterie  be§  fäc^fifd^en  ^of= 
junfertl)um§   unb   i^rer  ^Jlt^toirt^fcfiaft   entgegenarbeiten   unb   burd^  Sefeitigung 


218  ptfteubcrg. 

bei-  bem  Könige  läftigen  <Bd)xanUn  bev  SSeriaffung  bie  Wittd  3U1;  SSeiriebigung 
feine§  fteten  ®elbbebüxfnt|fe§  |d)affen.  SBuflici)  na'^m  ber  unter  jeinem  SJorfi^ 
gcöilbete  (SeneralretiifionSi-atl^  aniang§  einen  fräftigen  Anlauf  in  biejev  9flid)tung, 
nac^bem  abex  berfelfie  au]  bie  @egenborftettungcn  ber  ©täube  1700  wieber  Tratte 
aufgegeben  n^erben  muffen,  entfagte  p^.  ber  9toHe  be§  gieformotorg  uub  machte 
feinen  i^rrieben  mit  ber  fä(f|fifc^en  Slriftofratie,  unter  ber  üornel^mtid^  bie  gamitie 
ü.  g^riefen  i^n  auf  il^re  ©eite  30g.  ©omol  |)Qi-tf)aufcn'§  5Jtemoiren,  al§  äöolf= 
ram§borf'§  Caracteres  de  la  cour  de  Saxc  f{f)ilbern  it)n  al§  einen  intriguanten 
uub  unbebeutcuben  5Jlann.  6r  toirfte  1703  bei  33ei(^lingen'§  ©turj  mit_;  1706 
ging  er,  toa^rfc£)einlid)  in  get)eimer  ©enbung  nad^  2!Bien,  um  ben  Äaifer  für  ba§ 
SJntereffe  be§  burc^  ^arl  XII.  bebrängtcn  .i^önigg  5u  gewinnen,  ^n  bemfelben 
^^a'^re  mad)te  ber  ^^riebe  ju  5lltranftäbt  feiner  ©tattl^otterfdiaft  ein  @nbc.  9la(^ 
Erneuerung  be§  Ärieg§  ttjurbe  er  ^mar  abermals  jum  ©tattljalter  ernannt,  aber 
fein  Einfluß  blieb  befd)ränft  unb,  nadibcm  feine  Hoffnung,  1711  auf  33orfc^Iog 
be§  Äönig§  3um  ßarbinal  ernannt  p  ttjerben,  üon  ber  päpftlid^en  ßurie  nid£)t 
erfüllt  tüorben  War,  jog  er  \\ä),  nur  ber  £'eibenfd)aft  für  bie  2a%^  lebenb,  nad) 
2öerm§borf  jurüd,  Ujo  er  am  10.  Oct.  1716  ftarb.  2)a  fein  einziger  ©o^n 
grauä  ^ofe^jf),  geb.  1682,  öor  bem  S5ater  geftorben  »ar,  fo  erlofct)  mit  i^m 
feine  Sinie.     ©eine  brei  Xöc^ter  tt)aren  an  fran^öfifdie  ®ro|e  t)ermäf)It. 

S3gl.  mmä),   (Sefrf).   be§  .^aufe§   unb  Sanbe§  Sürftenberg  1830   ff.  IV, 
74  ff.  SUtV- 

^iirftcilbcro :  ©gonVIII.,  @raf  öon  f5f-=''peittgenberg,  furbaierifd)er  ©enerat 
ber  ?lrtiUerie  im  SOjä^rigen  Kriege,  geb.  1588,  t  am  24.  ';)Uiguft  1635  ^u 
Sonftauj.  Sn  iungen  3fat)ren  bem  geiftlid^en  ©taube  getoibmct,  toar  %.  1616 
nod)  S)om!§err  ju  Äöln.  ^^ladibem  feine  beibcn  älteren  Srüber  ol^ne  ©rben 
öerftorben  n^aren,  refignirte  er  jebod)  unb  mürbe  1619  3U  granffurt  a.  53i, 
mo^in  er  ben  ^urfürften  t)on  ^öln  begleitet  ^atte,  öon  ^aifer  S^vbinanb  II. 
mit  einem  ■Dber[ten))atent  au§geftottet.  3lm  5.  S)ecember  1618  {)atte  er  fid^ 
mit  5lnna  ^aria  ©räfin  öon  .riof)en3oIIcrn=^e(i)ingen  öermät)tt.  ■g)ierauf  begab 
er  ft(^  in  be§  .^er^ogS  ^JJlaj:  üon  S^aiern  S)ienft  unb  ätoar  al§  beffcn  ^at^  unb 
Jpofmarfc£)aE ;  al§  aSeüottmäcEitigter  beffelbcn  bege'^rte  er  1623  auf  bem  6oIIe= 
gioUage  ju  9legen§burg  öom  Äaifer  bie  ^utieftitur  ber  .^ur  für  feinen  -S^errn. 
2)er  Seginn  ber  friegerifd)en  Saufba^n  i^füvftenberg'g  fättt  jebod)  fd^on  in  ba§ 
^üf)x  1621 ,  in  melddem  er  ein  gu|regiment  unter  2;iII^  auf  beffen  3uge  in 
bie  Dberpfata  gegen  ^J)lan§felb  füi)rte.  ^m  ^eere  2:iEl)'§  nal)m  er  bann  am 
Kriege  gegen  6:§riftian  IV.  öon  S)änemar!  3;T)eiI.  ®r  jeic^nete  fid^  1625 
im  ©efedfite  bei  ^atenberg  unb  1626  bei  ber  Srftürmung  üon  ^JJlünben  au§, 
entfette  im  ^ult  beffelben  3fa^^"e§  "lit  einem  fctbftänbigen  ^eerljaufen  ba§  üon 
ben  ©änen  belagerte  ^alenberg,  unb  naf)m  'hierauf  an  ber  23elagerung  bon 
©öttingen  2:l)eil.  3Sei  ßutter  am  Sarenberge  befef)ligte  er  bie  ligiftifd)e  SlrtiÜerie. 
5ll§  @eneral=3eugmeifter  ober  ©eneral  ber  5lrtiüerie  tnurbe  iV-  au^erbem  mäl)= 
renb  be§  ganzen  bänifd^en  Äriegeä  mel)rfad^  mit  ber  Belagerung  fefter  ^lä^e 
betraut,  metd^er  SCufgabe  er  ftd)  ftet§  jum  a3ortt)eil  be§  ligi[tifd)en  .g)eere§  ent= 
lebigte.  1629  befanb  x^.  \iä)  bei  bem  mä)  Italien  gefenbeten  10,000  ^ann 
ftarfen  !aiferlid£)en  -l^eere  unter  ßolatto  unb  nal)m  an  bem  ilriege  um  bie  9!Jkn= 
tuanif($e  Erbfolge  Sl^eil.  SSon  Italien  äurücEgefel^rt,  tourbe  er  1631  beauftragt, 
in  ©dtitoaben  ba§  9leftitution§=@bift  burc^jufüliren  unb  ben  ßeipjiger  Sunb  auf= 
aulofen.  3ll§  Sefel^tS^aber  eine§  felbftänbigen  i^eert)aufen§  üon  7000  5Jtann 
untertoarf  er  9)temmingen,  Äem|3ten  unb  Ulm,  unb  jrtjang  biefe  ©täbte  jur  5luf= 
nal)me  faiferlidier  33efa^ung.  i^n  gleidl)er  Söeife  gelang  il)m  bie  Sluflöfung  bei 
S3unbe§  im  fränfifd^en  Äreife.  5lact)bem  bie§  gefdt)e^en,  fül^rte  er  feine  2;ruppen 
bem  .^eere  ZiUt)'^  ju,  mit  bem  er  fid£)  bei  6i§leben  üereinigte.    ^n  ber  ©d)lacE)t 


gürftenberg.  219 

Bei  58reitenfelb  Befe'^ligte  er  ben  anfangs  ftegreid^en  red)ten  gtügel  be§  fatf)oIif(i)en 
Jpeexe§.  511»  „©enerat  ber  Slrtillcrie  be§  baniebigen  <g)eei:e§"  angeftettt,  na|m 
er  an  ben  kämpfen  im  norbtoeftlicEien  S)eutfcf)(anb  X'^eit,  in  tDeI(i)em  @eteen  fid^ 
gegen  bie  überlegenen,  aber  ni(i)t  einheitlich)  öetnpenbeten  .g)eer^auten  be§  iper^ogS 
öon  Süneburg  unb  be§  Sanbgrafen  öon  .l^effen=.^aifel,  fotnie  gegen  t^oüänbifcle 
unb  j(^toebij(|e  XruplJenabt'^eilungen  erfolgreid)  in  äßeft;)f)aten  behauptete.  3luf 
bie  ©mpfcl^tung  Stillt)'^,  ber  be§  @rafen  9}er'^alten  in  ber  Seip^iger  <5cf)(a(^t 
auf§  l)ö(i)fte  rülimte  unb  ben  öon  il§m  getoünfi^ten  2lbf(f)ieb  öereitetn  wottte, 
tnarb  er  1634  (Seneratfelbjeugmeifter  t)e§  fatl^oIifd)en  58unbe§;  f(^on  länger  be= 
fleibete  er  bie  ©teile  eine§  ©eneratlieutenantS  ber  Gruppen  be§  i(i)tüäbijd)en 
,^reife§.  2l{§  bie  SBinterc-juartiere  belogen  tourben,  fe^rte  fy.  nac^  ©(fitnaben 
jurücE,  ftarb  aber  fdfion  im  folgenben  ^al^re. 

(Sauden,  Jpiftor.  ^elben=2ej;ifon,  1716.  —  ^eilmann,  Ärieg§gef(f)icf)te  it., 
1868,  Sanbmann. 

S'ürftcubcrg :  f^frana  @gon  ö.  f^.,  gürftbifcfiof  öon  ^ilbe§^eim  unb 
^aberborn:  f.  grail^  6gon,  (S5b.  VII.  <B.  306  ].). 

g-ürftcubcrg :  ®rai  griebric^  IL,  SBruber  be§  (Srajen  3öilf)elm  (f.  u.), 
Öanbgraf  in  ber  Saar,  geb.  10.  ^uni  1496,  t  am  8.  ÜJiärj  1559,  begraben 
3U  23ettenbtunn.  S)er  ©teEung  feine§  3}ater§  aU  ^ofmarfd^att  be§  Äönigä 
^JJtai-imilian  öerbanÜe  e§  ber  Änabe,  ba^  er  1505  al§  ©ejettfc^after  ber  um 
4  unb  7  i^o^^i^e  jüngeren  ^rinjen  Äarl  unb  ^yerbinanb  an  ben  föniglici)en  ^o\ 
in  Trabant ,  öielleid)t  au(^  nac^  Spanien  fam ,  unb  bie  ©rsie^ung  mit  bem 
späteren  S5el)errfc^er  ber  tialben  Söclt  unb  beffen  9^a(i)foIger  f^eitte.  SSoIl  ^yrcube 
über  bie  g^ortf{i)ritte  be§  l^e^^njäl^rigen  |d)rieb  ber  3}ater  1506  an  feine  ©ema^lin: 
Unjer  griebrii^  lernt  gut  Söälfif)  unb  Satein,  !ann  fingen,  tanken,  auf  bem 
„ßlafacorb^"  fpielen,  ift  beliebt  beim  ßrj'^eräog,  gefd)t(iter,  al§  i(f)  mid)  3U  i'^m 
öerfel)en  ^ätte,  unb  ol)ne  3ti^eiTel,  föl)rt  er  fort  ftiie  angefangen,  fo  wirb  ein 
großer  <g)err  au§  il^m  merben.  ;^n  ber  Xliat  geloann  5-  ont  ^ofe  ber  ^rinjen 
ni(^t  nur  förbernbe  S5erbinbungen,  fonbern  aud)  ben  toeiten  geiftigen  @efi(i)t§frei§ 
unb  bie  überlegene  @etoanbtl)eit  ber  9tebe  unb  Umgangsformen,  moburd)  er  fid^ 
unter  feinen  fditoöbifc^en  ©tanbeSgenoffen  auSjeirfinete.  5Diefelben  fanben  fpäter 
i'^ren  33ort^eil  barin,  i'^m  il)re  SSertretung  auf  ben  9leic§§tagen  3U  übertragen, 
unb  räumten  U)m  anäj  fonft  öielfad)  bie  ©teEung  eine§  g^üf)rer§  ein.  ßincn 
tt)ol)lberebten  trafen  unb  ber  fein  Sebtag  in  alter'^anb  ©ac^en  öiel  gebrandet 
Würben,  nennt  il)n  bie  3^1^01  erifc£)e  ß^ronif.  Ueber  bie  öäterlicl)en  Sanbe  f(^lo^ 
er  mit  feinem  trüber  wedifetnbe  2lbfommen,  bie  balb  auf  X^eilung,  balb  auf 
gemeinfamen  Sefi^,  balb  auf  3lüeinregierung  be§  einen,  balb  be§  anbern  lauteten. 
5)^erfWürbig,  Welchen  ©egenfa^  er  burd)  ma^öoüeren  Sl^arafter  wie  burd)  poli= 
tifd)e  unb  religiöfe  ©tellung  jum  33ruber  bilbete.  @tei(^wot  öerftanb  er  immer 
wieber  ein  freunbfd)aftlid)e§  5ßerl)ältni§  mit  i^m  anjuba'^nen,  unb  fe^te  wieber= 
^olt  äu  feinen  ©unften  gro^e  2lnftrengungen  ein;  roa^i  ber  3i^nierifc^e  ß^ronift 
Don  ber  3^ieti-"ö(^t  ber  33rüber  er^ä^^lt,  ift  t^eilg  übertrieben,  f^eilS  erfunben. 
^m  beginne  feine§  öffentlid)en  5luftreten§  befanb  fid^  3^.  wol  nod^  im  ©i^lepptau 
be§  älteren  äöil^elm,  unb  barauf  wirb  bie  allem  5lnfd£)ein  nac^  nid)t  bebeutenbe 
Unterftü|ung  jurücEjufül^ren  fein,  bie  er  bem  Unterne'^men  ©idingen'S  wibmete. 
©päter  ift  er  ftetS  für  bie  @tl)altung  be§  Sefte'^enben  in  ©taat  unb  j?irc^e  unb 
für  bie  ^ntereffen  be§  9teid§e§  unb  öabSburg'S  aufgetreten.  5}tit  Ic^tcrem  ift  er 
ebenfowot  ben  Xrabitionen  ber  91'^nen  gefolgt,  al§  öorbilblic^  für  bie  '^^ef)x^ai)i 
ber  5lad)!ommen  geworben:  in  faiferlidtien  unb  ^abSburgifc^en  ©ienften  meift 
gegen  granireid)  finb  öom  Sage  öon  ©empad)  bi§  ju  bem  öon  S)re§ben  fünf= 
je^n  9lngel)örigc  be§  <^aufe§  gürftenberg  ben  öelbentob  geftorben.  äßar  i5fürften= 
berg'S  SBegabung  aud)  öorwiegenb  ftaat§männif(^   unb  biptomatifd),   fo   jä'^lt  er 


220  gürftenberg. 

bo(^  anä)  3U  ben  nam^afteften  ^rteg§raännern  feiner  3eit.  Unter  jeinem  Sejel^t 
im  i^felb^uge  öon  1521  in  ber  ©'Kampagne  unb  ^icarbie  l^at  ©ebaftian  ©d^crtlin 
öon  SSurtenbac^  feine  friegerif(^e  ßoufba'^n  begonnen,  ^m  SSauernfriege  brachte 
griebrici)  im  a3erein  mit  feinem  ©ruber  über  3000  2anb§fnerf)te  auf,  mit  benen 
er  fid^  burc^  bie  Slufftänbigen  ben  3öeg  jum  §eere  be§  3:rnd)feffen  bat)nte.  6r 
befepgte  bort  bie  öftcrreic^ifc^en  9teifigen  unb  warb  am  28.  Februar  1525  bei 
bcm  gelungenen  lleberiatt  auf  S)otternt)aufen  bei  Balingen  üertounbet.  ^ittler= 
weile  tourben  üon  ben  33anern,  bie  auf  it)n  befonbcr§  erboft  waren,  atle  feine 
©diloffer  nnb  Sörjer  eingenommen,  geplünbert  unb  äum  2:t)eil  niebrrgebrannt. 
S)a  er  \xä)  bewegen  Iic|,  feine  Sanbe  i^rem  ©c^idffal  ju  übertaffen,  um  ba& 
^eer  be§  ^ruc^feffen  ni(i)t  ju  fi^Wäc^en,  Würbe  it)m  S^abcnerfa^  in  9lu§fi(i^t 
gefteüt,  aber,  wie  er  1539  bcm  .^aifer  flagt,  nid^t  geiciftet.  gr  bered^net  feinen 
bamaligen  ©d)aben  auf  25—30,000  fl.  unb  bon  bort  rül)rten  Wol  borncljmlid) 
bie  fd)Weren  ©d)ulben,  bie  i^n  lange  bcbrängtcn.  5ln§  biejcn  befreite  it)n  1534 
bo§  erbe  6f)riftopt)§,  be§  legten  ©raien  öon  2Bcrbenberg,  beffen  Soditer  5tnna 
er  1516  Ijeimgejü^rt  f)atte.  äöieWol  itjm  ein  Xt)eil  ber  grbfdiatt,  ©igmaringen 
unb  S5eringen,  entzogen  Warb  —  wiber  bie  Sittigfcit,  Wie  aucf)  ein  f^-riebrid) 
nic^t  Wo^Igefinnter  33erid)terftatter  urtt)eilt  —  fo  blieb  it)m  boc^  ein  ftattlid^er 
gicft  in  ber  (^h-aif(^aft  .Ocitigenberg  unb  ben  .^errf_d)aften  äungnau  unb  2:rod^teI= 
fingen.  2)urd)  ^auf  erwarb  er  u.  a.  bie  .f)crrfc^aften  33tumberg  unb  53iöt)ringen. 
"^aä)  ber  ^luilöfung  be§  fc^wäbifd)en  3?unbe§  bemül^te  er  fic^,  bcm  5Borbringcn 
ber  ßbangelifdien  in  £)berf(^wabcn  ein  Slefcnfiübünbni^  be§  31bel§,  ber  ©tiiter 
unb  ©täbte  feiner  'Jtadjbarfd^aft  cntgegenjufe^en.  ßine  ©inigung  fd)eint  in  ber 
2;'^at  im  i5rüt)ia^r  1534  auf  einem  Sage  ju  ^efitird)  erhielt  Werben  ju  fein, 
bod^  läfet  fid)  nid)t  nad)Weifen,  ba^  ber  fteine  5J3nnb  potitifd^  tt)ätig  eingegriffen 
l^at.  5-aft  in  atlen  Kriegen  Äarl'g  V.  befleibete  er  ]§ot)e  33efet)l§^aberftet(en, 
1532  iül)rte  er  10,000  ßanb§!ned)te  gegen  bie  fürten,  1536  erfd^eint  er  al§ 
faiferlid)er  'iRüi^  unb  Hauptmann  über  400  Üleifige  unb  mit  ber  2Berbung  bon 
etlid^en  2:aufenb  ^uf3fned)ten  betraut.  9luf  bcm  äöormfer  gieid£)§tage  bon  1544 
war  er  al§  faifcrlid)er  ßommiffär  befteUt.  3lu§  feiner  @t)e  erWud)fen  15  ^inber, 
bon  benen  it^m  fieben  im  2;obe  borangingen,  jWei,  Söolfgang  unb  @gon  in 
kämpfen  gegen  ^franh-eid)  auf  bem  g-elbe  ber  M)xc  blieben,  g-ügen  wir  aur 
Serbottftänbigung  feine§  6t)arafterbitbe§  bei,  ba^  er  fid)  in  fittlid^er  33e= 
aiel)ung  nid)t  tabelfreier  '^ielt  al§  bie  'üJlcl^r^alit  feiner  ^eitgenoffen ,  ba^  er 
ein  luftiger  ^ed^er  war  unb  immer  boll  bon  guten  ©d^Wänfen  unb  abenteuer= 
tid^en  ®eld^idf)ten,  bie  er  mit  bielbewunberter  ?lnmut^  ju  cräät^Ien  berftanb.  S)ie 
giüftungen  5riebrid)§  unb  feine§  S3ruber§  SBil'^elm  al§  tiodjbcridjmter  Ärieg§= 
männer  erbat  fid)  fpäter  ©r^^eraog  f^-erbinanb  für  feine  Slmrafer  Sammlung; 
mit  biefer  wirb  iet3t  bie  crftere  im  SSelbebere  in  333ien  beWat)rt. 

Ungebrudte  Quellen  im  S)onauefd)inger  ?Irc^ib.  ^immerifdfie  ßlironi! 
(f^^riebrid)  mi^günftig  gefinnt  unb  öorfid)tig  aufpnelimen).  ©dt)ertlin'§  ©elbft= 
biograpl^ie.  gtie^ler,  @rai  g-.  II.  ö.  %.  al§  Stifter  eineg  !at^olif(^en  ©d^u^= 
bünbniffe§,  3eitfd^r.  f.  ©efdt).  b.  S3rei§gaueS,  II.  ^Jtünd^,  ®efd^.  be§  .^aufcS 
gürftenberg  (unäuberläffig).  gtiealer. 

Snirftcnbcrg:  ®raf  ^einrid^  I.  b.  Urad)  unb  g.,  ©tamm^err  ber  l^eute 
in  ©d^Waben,  23ö'^men  unb  9tieberöfterreid§  blüt)enben  fürftlidt)en  unb  lanbgräf= 
lid^en  ßinien  g-ürftenberg.  S)a§  (Sefd)led^t  ge'^ört  ^u  ben  älteften  unb  ebelften 
ber  fd)Wäbifd)en  ©rafenliäufer  unb  ju  ben  Wenigen,  bie  bom  5lnfang  it)rer  ®e= 
fd^id^te  bi§  l)eute  in  engfter  33erbinbung  mit  ber  fdt)Wäbifd^en  ^eimatl)  geftanben. 
e§  !ann  feine  5lf)nen  mit  einiger  3Ba"§rfd^einlid^!eit  bi§  auf  einen  am  .^ofe 
^arl   be§   ®ro|en   l)od)angefel)enen   fd)Wäbifd^en   trafen   Unruod^    jurüdfü'^ren, 


gürftenberg.  221 

beffen  ©o'fin  (S16er:§arb  bie  Jpanb  ber  ^^rin^ejftn  ©ifela,  ber  Sorfitei;  Subraig  be§ 
i^rommen,  unb  befjen  @nfet  Serengav  bie  itatienifd^e  ^önigS^  unb  bie  ^aiferfrone 
erlangte.  9Zad)fommen  bon  616erf)ai-b§  ©ol^ne  unb  SSeiengar'S  SSruber,  bem 
9Jlarfgrafen  Wlxiäi  III.  öon  griaul,  jd)einen  in  bie  fc^tt3äi6ifrf)e  ^eimatt)  äurüdf= 
gefe^rt  ^u  fein,  unb  laffen  \\ä)  al§  bie  2lt)nen  ber  im  11.  ^aü)rt)unbert  auitreten= 
ben  älteren  @rajen  üon  2l(^alm  üermutl^en.  S)a^  bie  le^teren  fobann  einc§ 
©tammeg  mit  ben  (Srafen  öon  Uracf)  ftnb,  !ann  nii^t  Be^toeiiett  ttiexben;  ouf 
unb  öor  ber  giau'^en  9116,  in  ben  S^^älern  be§  ^tdax^,  ber  @rm§,  (Bäjü^  unb 
ßauter  lagfu  bie  ©tammgüter  öeiber  Sinien.  ^m  ^.  1218  n)arb  für  ba§ 
urad)ifcf)e  ^au§,  o^ne  ba^  fi(^  baran  eine  ^lenberung  in  feiner  ^tangfteliung  ge= 
fnüpft  "^ätte,  inner|alb  feiner  ipeimaf^  ©(^wafeen  eine  ööEige  SJerpflan^ung,  ein 
Söedifel  be§  Söo!§nfi^e§,  @runbl6efi^e§  unb  6alb  aucf)  5lamen§  ^erbeigefütjrt,  in= 
bem  '3lgne§,  bie  2;od)ter  ^erjog  23ertf)otb'§  IV.  öon  3ä^ringen,  bie  ©ema'^tin  ©raf 
ggino'S  IV,  be§  SSärtigen  bon  Uradf),  nad)  bem  linbertofen  ^IBleben  i'^reä  O^eiml 
33ert{)olb'§  V,  ben  größeren  Sl^eit  ber  reichen  3ä^ringif(f)en  ßanbe  in  ©c^toaBen 
auf  i^ren  ©ol^n,  ben  (Srofen  (Sgino  V.  öon  Urad^  öercrBte.  ^n  bem  neugen)on= 
neuen  33efi|,  ber  fic^  in  großen  jufammen'^ängenben  9Jlaffen  über  ben  33rei§gau, 
ba§  .^inaigt'^at,  ben  mittleren  ©c^toar^Ujalb  unb  bie  Saar  erftredte,  lag  feitbem 
ber  ©ct)toer|)unft  ber  urac^ifc^en  ^Jtac^t.  :^nbem  ba§  ®ef(^tec£)t  ben  ^ö'^i-'i^SC''^ 
3lbler,  öom  Urat^er  t^e^  umfäumt,  in  bie  5Jlitte  feinet  neuen  äöabpenfc^ilbeS 
ftettte,  gaö  e§  biefer  2f)atfadt)e  f^mBolif($en  2lu§bru(i. 

^einrid)  toarb  al§  ber  britte  <So^n  @gino§  V.  bon  Urad§,  ber  al§  ergebener 
3ln§änger  be§  jungen  ,^önig§  -^einrirf)  (VII.)  1236  ober  37  ftarö,  unb  ber 
Slbel'^eib  bon  9leifen  ettt)a  um  1215  geboren.  Unter  ber  5ßormunbfc^aft  ber 
5Jlutter  unb  be§  O'^eimS  3?ertl)oIb  bon  Uxad)  tx^itU  er  mit  ben  33rübern,  meift 
Wot  in  i^i-'fil^urg  i.  35.,  bie  übliche  ßrsie'tiung  be§  'tjol^en  3lbet§.  S)er  jtoeite 
©ot)n  33ei-tl^oIb  ftarb  frü"^,  bie  beiben  jüngeren,  ©eb^arb  unb  (Sottfrieb,  folgten 
bem  S5eif|)iele  i!§re§  berühmten  C^eimS,  be§  ßarbinalS  Äonrab  bon  ^porto,  unb 
tourben  geiftlic^,  ber  erftere  6a)3tan  be§  5]3abfte§  ^nnocenj  IV.  unb  S)om^en:  in 
Strasburg,  ber  anbere  S)om'^err  in  Sonftan^  unb  ^^pfarrer  3a"^treic§er  Äir(|en  in 
ben  gräflichen  ßanben.  ©o  boK^og  \\ä)  bie  (Srbt^eilung  nur  ^toifc^en  ben  S3rübern 
Äonrab  unb  .^einridt).  ^einric^  al§  ber  jüngere  mu^te  fic^  (furj  bor  1250) 
mit  htn  toeniger  günftig  gelegenen  öftlic^en  31^eilen  be§  jä^^ringifc^en  @rbf(^aft§= 
gebiete§  auf  bem  ©ditüar^toalbe,  im  ^in^igt^ale  unb  in  ber  Saar  begnügen, 
mä^renb  ber  ältere  Äonrab,  ber  6tamml)err  ber  @rafen  bon  ^^reiburg,  ben 
üp)3igen  35rei§gau  mit  feiner  mätf)tig  aufftrebenben  .§au|3tftabt  übernal^m.  S)em 
D'^eim  SSerf^olb  berbtieben  bie  burrf)  au^^erorbentlii^e  ^^reigebigteit  in  firc^li($en 
Stiftungen  unb  ©d^entungen  fc^on  länger  fet)r  jufammengefd^moläenen  urac^ifd^en 
©tammgüter,  naä)  bem  frülien  3lu§fterben  biefe§  3toeige§  aber  toarb  bereu  fbär= 
lid§er  9left  1265  an  bie  trafen  bon  3Birtemberg  berfauft.  §einri(f)  nannte 
fid)  aud)  nac^  ber  ßrbt'^eilung  längere  ge^t  i^od)  @raf  bon  Vixaä) ,  feit 
1250  aber  baneben  unb  fbäter  auSfd^lie^tid^  .g)err,  bann  @raf  bon  gürften= 
berg  nad)  ber  35urg  biefe§  'J^amenS  in  ber  Saar,  too  er  längere  3eit  feinen 
2®o^nfi^  "^atte.  äöie  man  fid)  ben  2ll)nl)errn  eine§  mädtitigen  ^oufe§  n)ol  bor= 
ftettt,  al§  begabter  Organifator,  al§  unermüblid)  t^ätiger,  getoanbter,  tapferer 
unb  ber  Äird)e  tief  ergebener  <g)err  tritt  un§  ber  @raf  beutli(^  entgegen.  3)ie 
Suft  3U  ©täbtegrünbungen,  auf  ridt)tigem  Serftänbni^  ber  ^eitbebürfniffe  beru'^enb, 
lebte  bon  ben  ^ä'^^'^ngern  l)er  nod^  in  ben  ©öl^nen  @gino'§  bon  Urad^.  ©d^on 
1244  bottjie'^t  .gieinric^  mit  ben  Srübern  ^onrab,  (Sebl)arb  unb  ©ottfrieb  bie 
@rünbung  ber  ©tabt  Sö'^renbad).  S)ie  Sage  an  ber  belebten  ;^anbel§ftra|e, 
wellte  bie  beiben  -ijaubtftäbte  be§  jä'^ringifdien  @rbfd^aft§gebiete§,  Sillingen  unb 
greiburg,  berbanb,  festen  einer  ftäbtifd^en  @nttoidelung  ©unft  ju  berl^ei^en,  aber 


222  gürftenberg. 

bie  Stau'^eit  bei-  ©egenb  unb  bie  ginfamfeit  inmitten  bc§  bamnt§  norf)  toenigev 
al§  ^eute  gerobeten  ©dinjarjtoalbeS  liefi  bie  ^fliebertajfung  nie  3U  ber  öon  ben 
@rünbern  tuol  gef)off.ten  23lüt^e  gelangen.  9(ud)  Spillingen,  bev  Ibebeutenbften 
©tabt  feiner  £onbe,  toanbte  §einricf)  eifrige  ^-ürforge  3n,  S)er  33au  be§  bortigen 
frü{)gott)ifd)cn  nnb  in  einäcinen  2;'^eilen  romonifi^en  5Jlünftcr§  ge'^ört  tt)a'^rj(^ein= 
iidE)  in  feine  ^tit,  erfolgte  tiieüeidjt  auf  feine  3lnregung,  jebenfalt^  nic^t  o'^ne 
feine  ober  be§  bamaligen  gräftid^en  .sperren  Bebeutfame  ^-örberung.  9lo(^  !6ett)al)rt 
man  auf  bcm  ütatl^'^aufe  ber  Stabt  einen  golbenen,  mit  (äbelfteinen  unb  einer 
antifen  (öemme  gezierten  Äeirf),  laut  ber  Umfd^rift  ein  @cf(i)en!  be§  trafen 
.g)einrid),  feiner  ©ema'^lin  ?lgne§  unb  it)rer  fieben  ^inber.  Ueber'^aupt  mar 
|)einrid)  ein  eifriger  unb  freigebiger  S)iener  ber  Äirdie.  S)ie  ^ofjonniter  in  SSillingen 
berbanfen  i'^m  if)re  ©djienfungen  unb  5priöitegien.  ^it  feinem  3eita(ter  tt)eilte  er  bie 
SSortiebe  für  ben  jungen  'DJlinoritenorben ,  ber  fi($  burcf)  3lrmutl)  unb  ftrengen 
2eben§manbel  au§3eid)nete:  fein  2Bcrf  finb  bie  (Stiftungen  ^meier  ^IJlinoritenllöfter, 
in  ä^ittingen  in  ben  3f.  1267—68  unb  auf  bem  ^niebi§  i.  ^.  1278.  5lud) 
ben  anberen  ftofterlicijen  9lieberlaffungen  feiner  Sanbe  gemalerte  er  <Bä)ni}  unb 
mannigfarf^e  f^-örbcrung,  fo  bem  127-i  unter  feiner  ^uftimmung  an  ©teÖe  ber 
^önigS^fatä,  mo  ,^arl  ber  S)ide  fein  SeBen  geenbet,  gegrünbeten  grauenflofter 
Stuf  bem  i^ofe  bei  'O^eibingen,  fo  ben  ^^rauen  in  ber  nieberen  ©ammlung  auf 
ber  ÜJtauer  in  feiner  ©tabt  S)ornrtatten,  bie  burd^  if)n  5^'pi^eit  bon  Steuern  unb 
ftäbtif^en  Saften  er'tiietten.  ^m  ^.  1250  treffen  mir  ipeinric^  im  S)ienfte  be§ 
35tfd)of§  ^einrid)  öon  Strasburg.  @in  toeiterer  2Birfnngefrei§  unb  gtänjenbe 
Stu§fid)ten  eröffneten  fid)  bcm  @rafen,  al§  au§  bem  i?reife  feiner  lanbSmännifd^en 
©tanbeSgenoffcn  unb  35ermanbten  ©raf  ^Hubolf  bon  <^ab§burg  1273  ^um  beut= 
fd)en  Könige  gemät)(t  marb.  ^einrid)  unb  Stubolf  Ratten  gemeinfame  llrgro^= 
eüern,  ba  be§  erfteren  ©ro^mutter  bon  bätertic^er  ©eite,  2Igne§  bon  3äl)ringcn, 
bie  ©c^meftcr  ber  (Bemapn  U(rid)§  bon  Äiburg,  ber  ©rofimutter  i^onig  9tubolf§ 
bon  mütterlidier  ©eite  mar.  Sßon  Einfang  an  fd)Io^  fid^  .^peinrid)  feinem  fönig= 
lid)en  U^etter  auf§  engfte  an,  begleitete  il)n  bon  feiner  .ß'rönung  au§  auf  ber 
ülunbreifc  über  Stadien,  ilöln,  2Borm§,  ©beier  buri^  ben  6lfo^.  2öie  fel)r  bem 
.Könige  ber  Seiftanb  be§  g'ürftenbergerg  ju  ftatten  !am,  fd)ilbern  am  beften  feine 
eigenen  2Sorte:  er  nennt  ben  ©rafen  at§  einen  jener  5!)tänner,  „bie  bem  römi= 
fd)en  9teid§e  fonber  2öan!en  anfiangenb,  in  langen  Sitenftja'^ren  mit  aller  Äraft 
unb  Stnftrengung,  mit  unerfdt)ütterli(^er  ©efinnung  unb  unermüblidt)er  SluSbauer 
in  beffen  33eften  arbeiten"  (gürftenberg.  Ilrf.=a3.  I ,  ^x.  525).  O^ne  3meifel 
laben  menige  93Mnner  für  bie  Sefeftigung  be§  .Oab§burger§  auf  bem  Äönig§= 
f^rone,  für  bie  3Bieber'^erftettung  eine§  fraftboHeren  9tcic^§regiment§  fo  biel  geleiftet, 
iüie  ©raf  C"'einric^  bon  ^-ürftenberg.  ^m  Slbril  1274  ging  er  nad^  Sübed,  um 
für  ben  ^'önig  ben  ^ulbigungSeib  ber  ©tabt  p  embfangen;  im  ^Jiobembcr  be§ 
^ol§re§  erfd)eint  er  mit  einem  befonberen  Slnftrage  be§  Äönig§  für  bie  ©tabt 
^öln  betraut.  %ac^bem  er  im  9Jlai  unb  ;Suni  be§  folgenben  3^a^re§  bem  9ieid)§= 
tage  ju  3lug§burg  beigebjo^nt,  übernal^m  er  im  i^uli  bie  mid^tige  ©efanbtfdtiaft 
be§  Königs  nad)  stalten,  mo  mir  i'^m  in  üiabcnna  unb  ^iacenja  in  2öal§r= 
neljmung  ber  3fteid)§gef(^äfte  begegnen,  (ginige  Urfunben  laffen  il)n  bamal§  ale> 
9(iector  ber  giomagna  unb  be§  Äüftenftridjeg  auftreten,  bod)  ift  benfelben,  ba  fie 
mal)rfdf)einlic^  nur  ©tilbroben  finb,  !aum  ©tauben  beijumeffen.  Sluf  bem  mä-- 
mege  bermittelte  ipeinric^  mit  feinem  SScgleiter,  bem  föniglid^en  j^an^ler  9tubolf, 
al§  ©d^ieb§rid)ter  aufgerufen,  im  5rü^ial)r  1276  bie  ©treitigleiten  smifd^en  bem 
S3ifd)ofe  .g)einrid^  bon  Orient  unb  bem  ©rafen  «jjteinliarb  bon  Slirol.  S}om 
©ommer  1276  an  folgte  er  burc^  bie  öfterreid£)ifc^en  unb  oberbeutfd^en  Sanbe, 
toenige  Unterbredt)ungen   abgerechnet,    mieberum   ftet§    bem    föniglidien  ipoflager. 


gürftenbetg.  223 

äöiebei-^ott  tritt  er  für  9tubolf  at§  35ürge  unb,  ba  e§  bie  '^lotf)  crforbert,  anä) 
mit  bem  ©cfitoerte  ein.  ©r  jä'^tt  3U  ben  toenigen  fd)tüäBifd)en  Ferren,  trelc^e 
bie  (Bä)laä)t  auf  bem  gjlarc^fclbe  mitfed^ten;  i:^m  unb  bem  Burggrafen  öon 
^Mrnberg  toar  ba§  fönigtic^e  Sanner  emi)io^ten.  3I(i)t  Slage  öor  ber  ©c^taif^t 
^atte  i^m  9tubolf  für  SSiEingen,  ^aftac^,  prftenBerg  unb  2)ornftetten  bie  Be- 
freiung öon  auswärtigen  ©eric^tcn  Beftätigt  unb  "^iemit  aud)  bie  beiben  erft= 
genannten  biefer  ©täbte,  einen  ätoifc^en  bem  gieidie  unb  f^ürftenBerg  ftreitigen 
^'Eicil  ber  jä'^ringifd^en  ©rbfc^aft,  al§  23efi^  be§  ©rafen  auerfannt.  p^tte  er 
ft(|  bem  treuen  Siener  feiner  jungen  9Jtac^t  tief  berpflid^tet,  fo  mu^te  er  jebod)  • 
anberfeit§  au(^  auf  forgfättige  äöo'firung  ber  lange  öernadiläffigten  unb  öer= 
fd^leuberten  9tei(^§red)te  Bebaifit  fein,  ^n  ruhigeren  Reiten  fiegte  in  biefem  3tDie= 
ftjalt  öon  ^flid^ten  bie  giü(ffid)t  auf  ba§  9leid)  unb  na^  toenigen  :Sa^Ten  :£)ob 
ber  i?önig  bie  5lnfprüc^e  beffelben  auf  Billingen  unb  .^aflad^  neuerbingg  ^eröor. 
3luf  Bertoenbung  ber  ßurfürften  toarb  ^ute^t  ein  in  fotc^en  ^fällen  häufiger 
3lu§tDeg  eingef (plagen,  inbem  ber  @raf  1283  beibe  ©täbte  bom  9teid)e  au  Se^eu 
empfing.  9lIIem  5lnf(^ein  nac^  liatte  biefer  6treit  ba§  perf5ulid)e  3}er-- 
^ältni^  atoifd^en  bem  ^önig  unb  ©rafen  nie  ju  trüben  öermoc^t.  ©d^on  tor 
feiner  Beilegung,  angcHid^  16.  9loö.  1282,  too^nte  gtubolf  in  Billingen  ben 
ge[tlic£)!eiten  bei,  unter  benen  ®raf  ^einric^  in  glänjenber  Slbelgüerfammlung 
feinen  ©ö^nen  ben  gtitterft^Iag  ettt)eiten  lie^.  Sn  baffelbe  ^a^x  fäEt  bie  Ber= 
mät)tung  bon  ^einrid)§  Sto^ter  g}largarett)e  mit  bem  at§  ^Jlinnefänger  betannten 
©rafen  Sllbrec^t  IL  öon  .»polenberg.  ßinen  neuen  BetneiS  ber  töniglic^en  (Sunft 
emt)fing  ^einric^  burd^  Berlei'^ung  ber  nad^  Ber^idit  be§  ©rafen  C)ermann  öon  ©utj 
erlebigten  (Sraffc^aft  in  ber  Baar  (18.  ^an.  1283),  worauf  er  p  feinem  gräflicfien 
Xitel  öon  S'-  ^e^  eine§  Sanbgrafen  in  ber  Baar  fügte.  @r  [tarb  balb  na($ 
äßei^nac£)ten  1283,  n)a^rfcl)einli(i)  am  6.  3^anuar  1284.  Bon  feinen  ©ö^nen 
t:§eilten  griebrid)  unb  (Sgon  bie  öäterlic^en  Sanbe;  feine  ÖJemalilin  3(gne§, 
eine  Zod)tn  be§  f(i|toäbif($en  trafen  fyriebric^  unb  ber  (Sräfin  ?lgne§  öon 
Srul^enbingen,  ^at  i^n  um  toenigfteng  3et)n  ^ai)xt  überlebt. 

SlUe  Duetten  finb  gefammelt  im  prftenbergifcfien  Urtunbenbuc^e,  Bb.  I, 
1877.  ülieäler. 

prftenkrg:  (Sraf  ^einricl)  YII.  (geb.  1464)  unb  ®raf  äBolfgang 
(geb.  3.  2lpril  1465),  ßanbgrafen  in  ber  Baar,  ©ö'^ne  be§  trafen  ^onrab  b.  g. 
unb  ber  Gräfin  Äunigunbe  öon  ^atfc^.  1491  f^eilten  bie  Brüber  bie  burd^ 
ben  2:0b  be§  Bater§  (1484,  24.  Slpril)  unb  be§  BettcrS  ^einri(^  ö.  g-.=3Bolfa(^ 
(1490,  30.  5toöbr.)  angefallenen  ßanbe,  wobei  .g)einri(^  ber  größere  Slieil  ber 
Baar,  Sßolfgang  öorne^mlid)  bie  ^in^igt^aler  iperrfc^aften  anfielen.  3uglei(^ 
begrünbeten  fie  ba§  gibeicommi^  i"^re§  ^aufe§,  inbem  fie  feftfc^ten,  ba^  o'^ne 
guftimmung  ber  3lgnaten  öon  ben  Beftanbt'^cilen  i:§ret  A^errfdjaften  nid^t§  öer= 
äußert  Werben  bürfe.  Ueber  ■g)einric^  gtei(^  anberen  fcjwäbifc^en  Ferren  al§ 
3luf:§e|er  unb  3ln^änger  ^erjog  ©igmunbg,  :^atte  Äaifer  fyriebridE)  1488  bie  %ä)t 
au§gefprod)en,  wobei  fic^  nid)t  aufl^ellen  lä^t,  inwieweit  biefeg  Urt^eil  begrünbet 
war;  ba  \iä)  ^einric^  bem  ^aifer  unterwarf,  fanb  er  allein  öon  allen  Berur= 
t^eilten  ©dionung.  ©|jäter  fc^loffen  fid^  bie  beiben  Brüber,  ben  '^abgburg.ifd^en 
Srabitionen  il)re§  ipaufeS  getreu,  eng  bem  ^önig  ^JJlarimilian  an.  <g)einrid^ 
erf^eint  feit  1493  al§  9tat^,  feit  1496  al§  ^ofmarfd^aE  be§  ÄonigS;  in  biefer 
©teEung  ~^at  er  ben  italienifd^en  3ug  öon  1496  mitgemadjt.  5luc|  Söolfgang, 
ber  frül)  ^jfülaifc^e  unb  würtembergifd£)e  S)ienfte  genommen,  trat  1492  mit  einem 
SalircSfolbe  öon  200  fl.  al§  9tat^  in  bie  gjlaiimilianS,  ber  i:§n  bei  feiner 
ÄönigStrönung  ju  ^laä)tn  1486  jum  3flitter  gefd)lagen  ^atte.  Unter  Beibel)al= 
tung  biefer  ©teEung  unb   mit  ßrlaubniB   be§  ^önig§  übernahm   er  1497  aud^ 


224  prftenberg. 

tai)  2lmt  eine§  SanbI)oimeiftei-§  in  SBürtemiterg.  .g)ievnüt  trat  er  an  bie  ©pi^c 
be§  öon  ^^erjog  @6er^arb  b.  ä.  etngcri(i)teten  9tegiment§  oon  3tt)5li  9tätf)cn,  ba§ 
burd)  bie  OtegierungSuniä'^igfeit  bc§  fittenlofen  Jperjog^  ©Berl^arb  b.  j.  bamati 
ju  befonberer  33ebeutung  crl)oben  ttiarb.  3H§  bie  Äluft  jiDi^en  bem  9tegiment 
unb  bem  toie  ein  Unmünbiger  übertoai^ten  ^erjog  ficf»  bergröfeerte  unb  ba§ 
®erüc£)t  felftft  öon  ^nfd)Iägen  @bert)arbg  auf  bQ§  Seben  feiner  angeje{)enften 
9tätl§e  fprad),  berbanb  fid^  ba§  9tegiment  eng  mit  ber  \^anbf(i)aft  unb  ycf)üd)terte 
ben  A^erjog,  ber  Ieben§längli(i)c  ginferferung  bejürc^tet  ju  t)aben  fct)eint,  ber= 
ma|en  ein,  ha^  er  nad)  Ulm  enttoirf).  S)araut  übertrug  ber  Äönig,  öon  2öoti= 
gang  in  SSegleitung  be§  jungen  ©rafen  Ulrid)  öon  SBürtemberg  im  ^ai  1498 
in  Ura(^  empfangen,  an  ben  erfteren  al§  Sanb^ofmeifter,  an  ben  Äonjler  unb 
bie  jtDölf  ^Räf^c  in  3)ertretung  be§  lljäfirigen  lllrid^  bie  ^Regierung  be§  i5^ürften= 
tf)um§.  3öie  äöoljgang  §ier  al§  ©taatSmann,  fo  fpielten  er  unb  fein  trüber 
im  ©{^weijertriege  öon  1499  bebeutenbe,  freilid^  in  ber  .^auptfad^e  nic^t  gtü(f= 
üd§e  OioIIen.  3]on  ©onberintereffen  geleitet  unb  im  SSettJufetfein  i^rer  6tärfe 
öerfolgte  bie  6ibgenoffenfd)ait  eine  |etbftänbige  ^ßoliti!  unb  trat  jum  Sleid^e  me^r 
unb  mef)r  in  ein  gcfpannte§  S^er^ättniB-  3tl§  ber  Äricg  im  33tn[tgau  unb 
,!pegau  ausbrad),  hüxdc)  ben  boppciten  ©(^aupta^  bie  bot)l)ette  ^^-einbfrfiaft  ber 
©ibgenoffen  gegen  .f)ab§burg  unb  ba§  9tei(f)  mieberf:ptegelnb,  iüf)rte  2Ö.  ben 
Dbcr6eiet)l  über  bie  tt)ürtembergifd)eu  ©treitfräite,  bie  \\d)  ju  Einfang  1499  in 
iluttüngen  fammeltcn  unb  gegen  @nbe  gebruar  in  (5ngen  mit  beneu  be§  f(^tt)ä= 
bij(f)en  ^unbe§  öercinigten.  S3ergeben§  jicbod)  brang  20.  auf  9}erftär!ungen  unb 
öott  ^J^i^ntutl^  über  bie  ©aumfetigfeit  ber  53unbe§gtieber  mu^te  er  e§  gefc^e'^en 
(äffen,  ba|  bie  ©d^toei^er,  alle  ^Dörfer  nieberbrennenb,  unget)inbert  ben  größten 
2!^eil  be§  Apegau'§  überflut^etcn.  2Ö.  mar  auf  bie  Sefeljung  einiger  feften  ''^iä^c 
angetuiefen,  öon  mo  auS  itjm  om  23.  ^ebruar  bei  3lad)  ber  UeberfaE  eine§ 
öereinjcÜen  .'paufeng  gtürfte.  3luf  einem  2:age  ju  Ueberlingen,  am  8.  ^är^, 
5um  obcrften  gelbl^auptmann  be§  fc^tt)äbifd)en  33unbe§  ernannt,  unterna^^m  er 
am  14.  einen  ^KecognofcirungS^ug  gegen  Sciiaff^aufen,  am  4.  3tpril  einen  Eingriff 
auf  Oieunfirrf)  unb  A^attau.  2Baren  fd)on  am  leljteren  Crtc  bie  würtembergifc^en 
Äned)te  nid)t  äum  ©türm  auf  ben  feften  Äirdi'^of  5U  betoegen,  fo  fü'^rte  menige 
Sage  fpäter  ungenügenbe  ^Jtaungjudjt  bie  @ntfd)eibung  auf  biefem  jl^eilc  be§ 
Ärieg§fd)aupla^e§  J)crbei.  9(m  10.  5Ipri(  nämtic^  sog  äö.  fein  ÄriegSöolf, 
400—600  iReifige  unb  4500  —  6000  ^u^fned^te  bei  Gonftanj  3ufammen  unb 
am  fotgenben  2;agc  leitete  er  bie  ©rftürniung  ber  Dörfer  S^ribolbingen,  @rmatin= 
gen  unb  'OJIannenbad).  ^^uf  aüen  brei  ^^^unften  brachte  ber  9Ingriff  öottftänbigen 
©ieg,  nadi'tier  aber  lie^  fid^  ba§  SJolf  nidE)t  mel^r  im  ^aume  l^alten,  unb  al§  e§, 
mit  SSeute  belaben,  in  aufgelöfter  Orbnung  nad^  ßonftan^  30g,  marb  e§  öon 
ben  ©ibgenoffen,  bie  fict)  in  i^rem  ©tanblager  beim  ©dfitoabertod)  mieber  gefam= 
melt  {)attcn,  in  ber  red)ten  glanfe  angegriffen.  S)ie  Üieifigen,  @raf  2Bolfgang 
an  ber  ©pi^e,  f)ietten  fid^  mader,  ftiegen  fogar  öon  ben  Stoffen  unb  traten  mit 
©pieken  in  ba§  öorberfte  (SJIieb,  bie  ^u^fnec^te  aber,  ba§  ftüdjtige  unb  fdf)nöbe 
S5oif,  toie  e§  2B.  be3eid£)net,  ftoben  of)ne  9lot^  au§einanber  unb  öerfdt)ulbeten 
eine  empfinblidf)e  9iiebertage.  9B.  mufete  feine  Gruppen  in  ben  ^egau  3urüd= 
füi^ren  unb  ftanb  am  15.  2lpril  toieber  in  (Sngen.  S)er  ^önig  l^atte  fid§  mittler^ 
toeite  öom  33rei§gau  au§  bem  Ärieg§fc^aup(a|  genaf)ert  unb  ernannte  am 
24.  3tpril  2Ö'§.  SSruber,  feinen  .^ofmarfdiall  ip.  ö.  g-.  jum  oberften  5elb]^aupt= 
mann  ber  ©treitfräfte  in  ben  öorberöfterieidf)ifdf)en  Sanben.  @in  neuer  ßinfatt 
ber  gibgenoffen  im  .g)egau  betoog  2B.,  im  ^injigtfiale  unb  öor  bem  ©d)toarätoalb 
9lIIe§  aufjubieten,  „toa§  nur  ©tab  unb  ©tange  ju  tragen  öermo(^te",  unb  in= 
bem  juglcid^  fein  33ruber  .^einri(i)  rafdE)  l^eranrüdte,  gelang  e§,  ba§  belagerte 
©todac^  ju  entfe^en.     2lm  22.  ^uli  aber  (ie^  fid^  ®raf  .§.  bei  2)ornac^  über» 


ptftenberg.  225 

fallen  unb  fanb  in  blutiger  "DUebertage  felbft  ben  3;ob.    2Bieberf)olte  SSemü^ungcn 
feineg  SStnber^  unb  be§  ^önig§  um  2lu§Iieierung  feines  £'ei(i)nam§  f)atten  feinen 
©rfolg.     ^m  ^^elbe  gef(i)a^  feitbcm  nic§t§  be(angtei(^e§  mef)r   unb  bie  Slblöfung 
ber  @ibgenoffenf(i)aft  öom  Steid^e  tcar  mit  biefem  -Kriege  entf(^ieben.     @§  ift  er= 
ftaun(i(^,   ba|  .^önig  5RarimiIian   Bei  folcf)er  Sage  ber  Singe  f{f)on  im  3lugu[t 
bie  (Stimmung  fanb,    bei  einem  bem  ©rafen  2Ö.  in   feinen  Sanben  abgefiatteten 
i8efu(^c  am  Sionauquett  in  S)onauefc^ingen    mit   5!Jta^l   unb   Janj   ein  f)eitere§ 
g^eft  äu  feiern.    Sind)  fpäter,  in  ben  ^f^T^i^en  1504,  1505  unb  1506  toar  5Jlari= 
mitian  toieber^ott   ber  ®aft  be§  @rafen.     S)urc^   ben  2ob   feineg   unbermäl)Iten 
Sruberä  :^atte  3JÖ.  alle  gürftenbergifc^en  ßanbe  geerbt;    1502,    14.  'JUlärj,  über= 
naijxn  er  be§  35ruber§  ©teile  al§  föniglic^er  6ofmarf(^att,   unb  toä^rcnb    er  ba§ 
Slmt  eine§  mürtembergifc^en  8anb^ofmetfter§,  unter  Ujelrfiem  2itel  er  noc^  1501 
crfc^eint,    toot    um   bief elbe  3eit   nieberlegte,    tx^dt  er   ju  5(nfang    1502   bom 
Könige  mit  einer  Sefolbung  bon  1600  ff.  auc^  bie  ©teEe  eine§  oberften  .öaupt' 
manne§  unb  Sanbüogte§  im  ßlfa^,    ©unbgau,   23rei§gau,   ben  üier  ©tobten  am 
9lf)cin  unb  im  ©dimar^tDalb,   auf  bie  i^m  bereits  1500,  26.  ^uli,  bie  3(nn)art= 
f(f)aft  übertragen  toorben  toar.     ^m  5Jlai  1504  ma(f)te    er    im   @efotge   -l^erjog 
Ulri(^§  öon  Söürtemberg  ben  Ärieg  gegen  ^pfatj  mit,   worauf  er  im  Sluguft  al§ 
ber  erftc  fönigti(i)e  ©efanbtc    bie  5rieben§unter^anblungen    mit  feinem  früheren 
.Öerrn,  ^fal^graf  '^f)ili|)|3,  führte.     Um   biefe  ^^it   erhielt    er   üom  Äönige,    ber 
if|n    fc^on    1500    burdE)   SSerlei^ung    be§  ^JtünjreditfS    auSgejeictinet   ^atte,    at§ 
9lei(^§pfanbfc^aft   für   gef(^ulbete  24,000  fl.    Sicnftgelber,   35orfi^üffe  unb  9tu§= 
lagen  bie  furpfötjifc^e  öälfte  ber  ßanbbogtei  Drtenau,  toä^renb  bie  Srüber  1492 
bie  SBiebereintöfung  ber  inmitten  i^rer  SSefitiungen  gelegenen  unb  feit  48  ^a§ren 
al§    ^^fanbfcfiaft    im    fyürftenbergifdjen  SSefi^e    befinbtid^en    8tabt   35räun(ingen 
burd)  Defterrei(^  fic^  Ratten  gefallen  laffen  muffen.     2)onauef(^ingen,   bie  fpätcre 
Stefiben^    bee  .^aufe§,    ^tten    ^.   unb   3B.    1488    burc^    ^auf   ertoorben.     ^m 
^.  1505    mar  2ß.   be§  ^önig§  S5et)oHmä(i)tigter    beim   2lbfc^luffe   be§   35ert^ei= 
bigung§bünbniffe§   jtoift^en  biefem   unb   bem  ^Jlarfgrafen  6|rifto)3^   bon  SSaben. 
31I§  3U  SSeginn   be§  folgenben  ^a^rc§  5)^ai-imitian§  (5o§n,   ^önig  ^^§itipp   bon 
ßaftilien,   bon  ben  9lieberlanben   nad^  Spanien  überfiebeüe,    glaubte   ber  35ater 
bem   jungen  dürften,   ber  fc^toierigen  S5er^ä(tniffen  entgegenging,  feinen  befferen 
35efcf)irmer  unb  Serat^er  jur  Seite  ftetlen  ^u  fönnen  al§  äöotfgang  bon  ^^ürften= 
berg.     S)erfelbe  übernatim   ben  ^efe'^l   über  ein   beutfc£)e§  Otegiment   bon  1200 
■)Jlonn,  auSerlefene  Äned^te,  toic  man  na(^  3S'§.  Urt^eil  no(^  feinen  .Raufen  htU 
fammen  gefe^en.     5luf  ber  Steife,    bie    toegen    be§   gefpannten  33erl^ättniffe§   mit 
5ranfrei(^   gur  See  angetreten  toarb,    brot)te    ein  fur(i)tbarer  ©türm  ber  tytotte 
ben  Untergang,     ^önig  '4>piipP   gelobte    bem   ^1.   ^acoh   bon  Gompoftetta   fein 
boppelteg  @etoi($t  in  Silber,  feine  Seute  unb  bie  ^annfc^aft  gro^e  Söattfa^rten, 
tebenStänglic^e  gntl^altung  bon  ö^feifc^,  Eintritt  in  ben  .^art^uferorben.     „3df) 
l)abe  ni(^t§  berglei(i)en  t^un   rootlen,"    f(^rieb  2B.   bon  ^^almouf^  au§,   too^in 
er  berfi^lagen  toarb,   an  feine  ®emat)tin  ©lifabet^  bon  Sotm§,   mit   ber   er  feit 
1488  bermäf){t  toar,    „fonbern  mic^  bem  9lltmä(^tigen  empfohlen   unb  toillig  in 
ben  3;ob  gegeben."    ^Jlur  ber  ©ebanfe  an  fie  unb  bie  ^inber  fjobt  \i)n  beunrul^igt. 
51I§  jdrtüd^er  ©ema'^l  unb  forgfamer  S5ater,  afö  tapferer  unb  gottergebener  ß^arafter 
tritt  un§  äß.  au§  bem  SSrieftoei^fel  mit  feiner  (Semal^ün  entgegen.    3n  Spanien 
toar  äö.  mit   feinen  Sanbgfnec^ten  '^^iUpp§  Sd^toiegcrbater,   bem  ilönige  5erbi= 
nanb  bon  Strragonien,  ein  S^orn  im  3luge,  unb  bielteid^t  ift  el  toä)  beffen  toieber= 
foltern,   toietool  anfangt  frui^tlofem  S)rängen   äU3uf(f)reiben,    baB  3Ö.   fd^on    im 
■)tobember  in  bie  ^eimatf)  jurücCfe'^rte.     ^m  Januar  1509  unter^anbelte  er  aU 
füiferlid^er  6'ommiffär    auf  bem  öanbtagc   ju  Sojen    mit    ben   xiroler  Stäuben 
unb  im  5^rüf)ia^r  30g  er  mit  bem  Äaifer  ju  gelbe  nad)  Dberitalien.    ^m  Spät= 

atllgem.  beutic^e  SSiogtopl^ic.  VIII.  15 


226  prftenberg. 

jomtncr  im  Sager  öor  5j}abua  erhanft,  luarb  er  in  einer  üon  5|ß|erben  getragenen 
©änfte  naä)  ^aufe  gefüt)rt,  too  er  auf  jeinem  ©ctiloffe  Drtenberg  am  31.  S)ec. 
1509  feinem  Seiben  erlag.  S)a^  er  in  (Spanien  ©ift  fiefommen  l^afie  unb  |eit= 
bcm  {lingefiec^t  fei,  mu|  al§  grunblofe  ©age  bejeic^net  tcerben.  ©eine  (Jin= 
gen)eibe  würben  äu  .^aftac^,  be§  .^tx^  ju  2Bolfac^,  ber  üfiiige  Körper  im  Älofter 
^leibingen  Beigefe^t.  S3on  2Ö.  ftammen  alle  je^t  blü'^enben  ßinien  be§  fürftlidien 
unb  lanbgräfli(i)en  ^aufe§  gürftenbcrg. 

Urtunben    unb    Gorrefponbenjen    be§  S)onauefc^inger   3(r(i)it)§.     5ürften= 

bergifd^eS  Urfunbenbuc^,    IV.  SBb.     ©täün,  äöirtemfi.  ©efd^.,  l\.  58b.     Ütot^ 

ö.    ©d^recEenftein ,    SBolfgang    ©raf    5U    ^.    alö    oberft.    ^etb'^auptmann    b. 

fdltoäbifd^.   23unbe§   im   ©c^meiäerfriege    1499    (5lrd)iö    f.    Ä.    öfterr.    @ef^. 

S3b.  36).     S)erfel6e,   33rieie  be§  ©rafen  äö.   ö.  ^y.   äur  ®efd§.  ber  ^Jteerfal^rt 

be§  Äbnig§  ^t)ilipp  P.   gaftitien  (^eitfd^r.  f.  @ef(^.   b.  Srei§gau'§,   I,  123). 

^Jlünd^,  @ef(^.  b.  ^oufeö  unb  2anbe§  ^^'ütftenlberg,  I.  S3b.  Ütieälcr. 

g-ÜrftCllkro :   Sf^fob  Subtoig   ßraf  5.,   !aiferlicf)er  gelbjcugmeifter,  ein 

SSruber  @gon  VIll.  (0.  ©.  218),  ber  eBenfaEä  biefe  Söürbe  im  faiferl.  .^eere  befleibet, 

im  SRantuanifi^en  6rbfoIge!riegc  unb  bei  Srettenfelb  gefotiiten  l^atte.    Geboren  1592 

unb  mit  .^cUna,  ßnfetin  beö  bcrüt)mten  Sa^aruS  ©d^wenbi,  meld)e  il^m  anfe^n= 

(ict)e  @üter  jugcBratiit,   öermätjU,    mar   er  f(^on  1620  liguiftifc£)cr  ©eneral  unb 

faiferl.  Ülaf^,  fpäter  g.%5.=^Jl.    6r  3eid)nete  fid£)  fet)r  t)ürtt)eil'^ait  in  bem  3;reffen 

bei  Soen  (6.  ?luguft  1623)  au§,   mo   er  bem  geinbc  öiele  ©efangene  unb  Xro= 

pt)äen  abna{)m.     ^ürftenberg'ö    t)ier   bemiefene  2apfer!eit   to'^nte   ^Jerbinanb  IL 

1624  burd)   bie  $öerleif)ung   einc§  befonberen,   auf    bie  X^t  33e5ug    ne'^menben 

SBappen§.    Unter  Z\U\)  fämpfcnb,  entfette  er  li)26,  am  29.  Sfuü,  ba§  üon  ben 

S)änen  belagerte  ^aEenberg,   bejtoang  ^orb^eim   im  5)tai  1627   unb   erlag   bei 

^timburg  am  15.  5lot),  beffelben  Sal)re§  einer  im  Sager  l^errfd)enben  .ßranffieit. 

ipirtenfetb:  Ceft.  5}lilit.=Sejifon,  II.  5ßb.  bon  3^an!o. 

gürftcitbcrg :  t  a r  l  (5  g  o  n ,  (Sraf  ö  0  n  g. '^  e ^ I i r  (^  ,  faif.  unb  bc§  f(^toä= 

bifd)en  Greifes  ^elbjcugmeifter.    Geboren  am  2.9ioö.  1665,  iod)t  et  1688  juerft 

al§  3]olontär,    fpäter    al§  taiferl-  Apauptmann  bei  ber  3lrmee  in  Ungarn  gegen 

bie  2;ür!en    unb   würbe   bei-  einem   ©türme    auf  Seigrab   gefä'^rtii^   bermunbct. 

9lac^bem  er  1691  Oberft,  unb  ba§  ^q.I)x  barauf  (Seneral  be§  fc^mäbifd^en  Äreifeä 

gemorben,  erl)ielt  er  1693  ha^  (Seneralcommanbo  ber  93orpo[ten  am  9tl)eine,  ben 

fd)mäbifd)en  unb  t)orberöfterreid)ifd)en  äöalbftäbten,   1094   auc^  bie  ©tabtl)aupt= 

mannfd)ait  unb  6ommanbantenfteUe  ju  Gonftauj.    ^m  fpanifi^en  ©rbfolgefriege 

befel)ligte  er,  mittlcrloeile  jum  g-elbjeugmeifter  Porgei-üdt,   ein  6orp§   am  9tl)ein 

unb  mürbe  gleid)  beim  ^Beginne  be§  Treffens  Pon  ^^rieblingen  (14.  October  1702) 

gelobtet,     ©eit  bem  9.   gebruar  1699   mar  er  Permä'^lt  mit   ^Jlaria  ^yranaiSfa 

@räftn  Don  ©dimarjenberg. 

C)ii'tenielb :  Oefterr.  ^DHlit.^Sejifon,  IL  S8b.  Pon  Santo. 

prftcnbcrg:  Äarl  Sof  ep^  5Xloi§  5ür[tp.fy,öfterreid)if(^erf5felbmarf(^att= 
lieutenont.  S)iefer  ^uSgejeii^netfte  feine§  ^aufe§  mürbe  am  26.  i^uni  1760  ju 
5|]rag  geboren  unb  trat  nadj  öoEenbeten  plilofop'^ifc^en  ©tubien  at§  Sieutenant 
in  bie  üfterreid§ifd)e  Slrmee  ein.  ©eine  erften  ©poren  Perbiente  fic^  5.  al§ 
Oberftlieutenant  unb  ßommanbant  eines  ungarifd^en  @renabierbataiEon§  im 
Xürfentrtege  öon  1788—90,  toäf)renb  melc^er  gelbäüge  er  bi§  jum  ©eneral  flieg. 
2lm  4.  5iop.  1790  Permäpe  er  \xä)  mit  ber  ^prinjeffin  ©lifabet^  Pon  SLl^urn  unb 
2ai-i§.  Seim  3lu§bruc^e  be§  frauäöfift^en  9iePolution§friege§  mar  er  ßommanbant 
einer  SSrigabe  unb  Pert{)eibigte  in  Serbinbung  mit  ben  ©eneralen  es^ter^a^p 
unb  bem  (5onbe'f(^en  ®mi_grantencorp§  Äe'^l;  auc^  Ratten  fie  burc§  S)emonftratio= 
neu  öom  redeten  ^t^einufer  au§  bie  Semegungen  ber  anberen  ^5eere§t:^eile  ,^u 
erleichtern.  1793  mar  ^.  bei  ber  Slrmee  beö  tapferen  gelbmaifc^aE  Sßurmfet 
einget^eilt,    eroberte   in  beffen  3luftrage   nad^   leb'^aften  ©efei^ten  mel^rere   Pom 


gütftenberg.  227 

^eitibe  Befehle  Ortfc^arten  unb  Betüie»  Umitc^t  toie  Sapterfeit  in  allen  üßrigen 
^cttonen  be§  getbjugeg,  namentli^  aber  bei  ber  6r[türntung  ber  SöeiBenburger 
Sinien  unb  1795  bei  ber  Eroberung  öon  ÜJtann^eim.  1796  fämpfte  er  Einfangs 
unter  Satour  fpäter  unter  @rjt)er5Dg  Äart  in  faft  aüen  ^tctionen,  namentlirf) 
aber  mit  befonberer  2lu§3eici)nung  bei  ßmenbingen  (19.  Dct.)  unb  (5d)(ingen 
(•24.  Cct.),  nacE)  toeliiier  <Bä)la<i)t  ber  Srj'^eräog  ^.  ben  ^luftrag  ertf)eitte,  ben 
n)id)tigen  Srürfenfobf  üon  Jpüningen  ju  nel^men,  welcher  aurf),  jebo^  erft  na(^  ^rt= 
näcEigfter  ©egenwe^r  unb  mittelft  (^abitulation  in  feine  .g)änbe  fiel,  ^m  ^yrelb^ 
äuge  be§  näi^ften  ^üi)xt^  jocfit  5-  loieber  am  Üt^ein  unb  mar  am  22.  2lpril  an 
ber  9iend)  eben  in  ein  leb'^afteS  (Sefeiiit  öermidelt,  al§  bie  5lac£)ri(^t  öom  Seob= 
ner  Söaffenftiüftanb  anlangte,  ber  bie  Sntfc^eibung  unterbrach.  1799  30g  er 
ba§  le^fe  ^al  in§  i^elb  unb  enttoicfelte  befonbere  Umfielt  mie  53raöour  bei  Dftrac^ 
(21.  Wäx^j  unb  am  25.  '»IRärj  bei  Siptingen,  mo  er  in  bem  entfcfieibenben 
^lugenblicEe,  at§  bie  fran^öfifi^e  S)iöifion  Soutt  3um  Stngriffe  fd^ritt,  bie  beiben 
Stcgimenter  ^aifer  unb  SenjotüSft)  öorfü^rte  unb  öon  me'^reren  Äartätfc^enfugeln 
getroffen,  fiel,  ©einen  öetbentob  befrdftigte  ein  alte§  Ärieg§fprü(^mort,  melcfie» 
lautet:  „^au§  Defterrei^  ft^lägt  feine  ^auptfc^lac^t,  o'^ne  ba^  ein  ^yürftenberg 
tättt." 

Jpirtenielb:  Cefterr.  9Mit.=8erifon,  II.  Sb.  üon  ^anfo. 

^Ütftcnbcrg:  Äart  @gon  O'ü^ft  äu  5.,  geboren  ju  ^rag  am  28.  Cctober 
1796,  t  3U  Si^t  am  22.  Cctober  1854.  f^fürft  ßarl  9l(oi§  au  g-ürjenberg 
(f.  0.),  ein  apanagirter  ^rin^  be§  in  brei  Sinien  jerfallenben  fürftUt^en  *§aufel 
gürftenberg,  [tarb  am  25.  '^Mx]  1799  als  öftcrreic^ifd^er  (Benerat  in  ber  (5cf)tac^t 
bei  Siptingen  ben  -^elbentob.  ©ein  bamalS  breijä^rige«  Sö^ncEien,  ßart  6gon, 
tourbe ,  ha  ber  ©tamm'^alter  ber  böt)mif($en  unb  ber  (e^te  (gproffe  ber  in  bem 
fdfiroäbifd^en  9ieicf)§fürftentf)um  J^ürftenberg  regierenben  Sinie  rafd)  nad^einanber 
geftorben  maren,  (ärbe  aller  SSefi^ungen  be§  ipaufe»,  mit  2lu§na'^me  ber  in 
Tläi)xtn  gelegenen  ©üter.  Unter  ber  3}ormunbfcf)aft  feiner  5Jlutter,  einer  ge= 
borenen  ^rin^effin  öon  2f)urn  unb  Jarig,  unb  be§  Ss^anbgrafen  ^oa(f)im  öon 
gürftenberg  mar  ber  junge  >&err  nod^  jmei  ^a^re  lang  beutfd^er  9iei{f)§fürft,  bis, 
beim  3lbfc^Iuffe  be§  9i§einbunbe§,  am  12.  ^uü  1806  ba§  f^ürftentl^um  mebiatifirt 
toarb ,  öon  metc^em  einzelne  J^eile  an  äöürtemberg  unb  ^ofienjottern  fielen, 
toäf)renb  e§  ber  6auptfa(|e  narf)  bem  @ro^^er3ogtf)um  Saben  einöerleibt  tourbe. 
Ser  junge  yürft  ftubirte  in  ^^fteiburg  unb  äöürjburg,  begleitete  ben  gü^-ften 
@(f)tDarjenbcrg  1815  at§  Crbonnanjoffiaier  naä)  5pari»  unb  trat  1817,  öoll= 
jäl^rig  geworben,  bie  .Iperrfi^aft  über  feine  großen  ©üter  an.  ©urd)  feine  9}er= 
mät)(ung  mit  ber  ^Prin^effin  stmaüe  öon  SSaben,  2;ocf)tcr  be§  ©ro^erjogg  ^art 
griebrid),  trat  er  1818  in  na't)e  3}erbinbung  mit  bem  9tegenten^aufe  be§  @ro^= 
l^er3ogtf)um§,  an  beffen  öffenttidiem  geben  er  fortan  einen  feröorragenben  5(nt^eit 
ne'^men  foEte.  Seit  1819  mot,nte  er  faft  allen  ©i^ungen  ber  erften  .Kammer 
bei  unb  griff  öielfacf)  in  bie  S}erl£)anbtungen  biefe§  .^aufeg  ein,  öon  einer  ebeln 
f5freifinnigffit  geleitet,  bie  i^m  bie  a(^tunggüoIle  3uneigung  anä)  ber  2}ertreter 
be§  3}olfe§  in  ber  ätoeiten  Kammer  ermarb.  ^it  ber  ben  ''33litgliebern  be§  beut= 
fd)en  "^o^en  3lbel§  fo  mo'^l  anfte'^enben  3}ürnel)ml)eit  ber  @efinnung  ergriff  er 
1831  bie  ^nitiatibe,  um  feine  ©tanbeegenoffen  unb  ben  grunbl)errlicf)en  5lbel 
jur  3uftimmung  ju  ben  öefe^en  über  Slblöfung  be§  ^^^i^t^i^  ^^"^  ^^^'  ötnbeigen= 
fd^aftSabgaben  ju  beftimmen.  3luc^  für  bie  freiere  9?ett)egung  ber  ^^Hreffe  trat 
ber  fyürft  mannf)aft  unb  energifd^  ein.  ©eine  'Äefibenj  S)onauef (fingen  machte 
er  jum  ©d)auptafe  einer  ebeln,  burc^  bae  3ufammentt!irfen  aüer  fünfte  gemür5ten 
©efeEigfeit.  Ser  Sid^ter  Äarl  @gon  ©bert,  bie  ßomponiften  i?onrabin  Äreu^er 
unb  aöen^el  ^atlimoba  leiteten  tl)eatralif^e  unb  mufifalifc^e  5luffü:^rungen,  Sie 
für  ben   9lbet   unb   bie   beften  bürgerlid^en  Seamtenfreife   ber  ©tabt    unb    ber 

15* 


228  prftcnbcrg. 

toeiteften  Umgegenb  ein  SteÜbidiein  ^n  geiftiger  Stnregung  unb  belebter  Unter» 
iialtung  raurben.  (Sine  QU§ge3ei(i)nete  ©cmälbegalcvie,  eine  ouSerlefcne  (5amm= 
lung  öon  Äu^Tei-"fti<ien,  eine  lüeitliöolte  ^ünsjammlung  unb  eine  bcjonbcvS  audf) 
an  feltenen  ^anbjd^rtjten  überaus  reirf)e  Sibliot^ef  ttiurben  öon  bem  geteerten 
unb  feinfinnigen  Kenner,  greit)errn  öon  ^faffenf)o!en,  geleitet  unb  ftetg  burc^ 
neue  (ärtoerbungen  öermelirt.  ^nbuftrieÜe  Unternet)niungen,  mit  bie  ma]d)imn'- 
iabxit  3U  3{mmenbingen  unb  bie  großen  ©ifenwerfe  beg  dürften  h3urben,  cbenfo 
wie  bie  ßanbtoirtl^jc^ait,  tion  i^m  geförbert.  ®a§  Äranfen|au§  ju  S)onauej(i)ingen 
unb  t)erf(^iebene  ©tiftungen  bezeugen  feine  ttol^lt^tige  unb  meufd^enireunbli^e 
©cfinnung.  —  53lit  brei  ©ö'^nen  unb  öier  Söc^tern  toar  feine  @l^e  gefegnet. 
3)aS  fct)önfte  unb  g(ü(iüd)[te  Familienleben  bereinigte  alle  ©lieber  be§  fürftlid)en 
|)aufe§.  ein  wenig  bea(i)tete§  Hebel  an  ber  .C^anb,  ba§  am  ©(f)Iuffe  einer 
SBabefur  p  Sfci)l  auftrat,  führte  nad^  furjer  Ärantt)eit  feinen  Sob  '^erbei.  ©eine 
aßittwe,  bie  ^fürftin  3(malie,  ftarb  ju  ßarlSrul^e  am  14.  ©eptember  1869. 
a^gt.  a3ab.  Biographien  I,  272—274,  u.  28-29.  t>.  äöeecf). 

prftcubcrg:  ©raf  2Sil{)elm  b.  g.,  !^anbgraf  in  ber  JBaar,  öltefter  ©ol^n 
SBolfgangS,  geb.  7.  Januar  1491,  f  am  21.  5luguft  1549  ju  Drtenberg.  ©eit 
Dielen  ;3af)ren,  fagt  ein  3eitgenoffe,  '^aben  wir  in  beutft^er  'Jlation  feinen  mar= 
tia(ifcf)eren  ^})lcnfd)en  gehabt  unb  ber  alle  lobenStoürbigen  ©igenfd^aften  eine§ 
*ftieg§manne§  in  gleict)er  3Beife  befeffen.  5Jlan  rüt)mte  an  i^m  eine  befonbere 
3Iufmerffamfeit  auf  aüc§,  wa§  im  5?riege  bientirf)  fein  fi3nnte,  einen  wunberbaren 
©inn  für  bie  militärifcE)e  9tction.  5lt§  einige  ©tra^burger  9tatt)§!^crvcn  einft  bie  un= 
bejwinglic^e  ^cftigfeit  i^rer  ©tabt  rüt^mten,  raie§  er  iljnen  eine  unbead)tcte  gurtt)  ber 
33reufc^ ;  burd)  bie  getraue  er  firf)  Wol  einen  .spaufen  9teiter  ^eimüd^  in  bie  ©tabt 
ju  bringen,  ©einer  friegerifc^en  ©efinnung  unb  gö'^isf^it  cntfpracf)  eine  fo  im= 
ponirenbe  (5rf(i)einung,  ba^  man  wo^l  meinte,  ein  9Dta(er,  ber  ben  ^)Jtar§  bitben 
wolle,  bürfe  an  SöiltiehnS  ?tngefid)t  unb  ©eftalt  niditä  Oerbeffern,  ein  Sob,  baö 
burd§  ein  erf)attene§  Btlbni^  (f.  b.  ^efner^^^lttened,  3:rad)ten  be§  d^riftt.  5!)tittel= 
alters,  III,  Safel  23)  nici)t  Siigen  geftraft  wirb.  Unter  bie  heroica  ingenia 
red)nete  man  ben  ©rafen,  aber  nict)t  minber  t)eröorfted)enb  aU  ^elben'^afte  waren 
in  feiner  Statur  alle  fi^timmen  3üge  be§  eckten  2anb§fned)te§  ausgeprägt.  ©e= 
wa(ttt)ätig,  unmäßig  unb  öerfdjwenberifc^,  jügeUoS  im  gefd)led)tlid)en  Umgang 
unb  feine  ^riegSlunft  mel)r  bem  ©otbe,  alS  einer  '^ö'^eren  3bee  weil)enb,  erregte 
er  aud)  in  einem  3eitalter,  baS  an  überfc^äumenber  Äraft  unb  guc^tlofigfeit 
feinen  ^Jlangel  ^atte,  ein  3Wifd)en  35eWunberung  unb  gntrüftung  get^eilteS  3luf= 
feilen.  Ungewö'^nlic^  frül)äeitig  entwicfelte  fid)  fein  ungcftümcS  unb  abenteuer- 
liches äÖefen.  3llS  er,  faum  über  3e:^n  ^al)re  alt,  in  greiburg  bem  Unter= 
richte  beS  geiftli^en  ^JtagifterS  51ifolauS  ^nobloc^  übergeben  warb,  öermoc^te 
biefer  ben  Wilben  Änaben  fc^on  nid)t  nte^r  ju  bänbigen  unb  Warb  als  Dpfer 
feiner  burditriebenen  ©dilid^e  jum  ©eläc^ter  ber  ©tabt.  S)enn  wä'^renb  2Ö. 
9lad)tS  in  übermüt^iger  ©efellfd^aft  öon  5lbeligen  unb  ©tubenten  auf  ben  ©äffen 
allerlei  Unfug  berübte,  lie§  er  in  feinem  33ette  neben  bem  beS  ^agifterS  einen 
jungen  mit  ber  Dtad^f^aube  auf  bem  Äopf  feine  ülolle  fpielen.  33on  greiburg 
warb  3B.  nad)  SBurgunb  gefc^idt,  wo  fic^  ber  grüljreife  im  Sllter  öon  faum 
fünfjel^n  ^atjxm  mit  einer  reichen  (ärbtDd)ter,  ber  ©räfin  SSona  öon  9leuenburg, 
Dermä^lte.  6r  Raufte  mit  i^r  meift  ju  ^ericourt,  WeStjalb  eS  erflärlid)  ift,  Wenn 
er  ein  fo  öoHfommeneS  gran_3öfifc^  fprad),  baB  ntan  fpäter  am  ^arifer  |)ofe 
faum  an  feine  beutfdie  ^erfunft  glauben  woHte.  ©d;on  nac^  neun  i^a^ren  Warb 
bie  finberlofe  ei)e  burd^  ben  Zoh  ber  ©attin  gelöft.  3llS  fd)lec^ter  ^auS^ältcr, 
Wie  man  fidf)  benn  au(^  bon  feiner  lanbwirtl)f(^aftli(^en  Unerfa'^renlieit  fpafel)afte 
®efd)id)ten  erjä^lte,  berfaufte  ber  jugenblic^e  äöittwer  im  Saufe  ber  nät^ften 
^a^re  bie  ©üter  feiner  i^rau   um  ein  ©pottgelb,   fiebelte  nad)  ©trapurg  über, 


prftenberg.  229 

in  beffen  Tiix^t  bie  öom  3}atcr  ererbten  Drtenauer  unb  Äinjigt^aler  |)crrf(f)aTten 
lagen,  unb  führte  bort  „ein  »unberBar  feltfam  9tegiment,  baöon  ein  eigen  5Bu(^ 
3u  f (^reiben  mäxe" .  33ei  ^e'^SeiflS^J^'  löie  er  in  [einem  fd)önen  öoie  in  ber 
ÄalbSgaffe  öeranftattete,  fticg  bie  tolle  Suft  tool  jo  l^ocf),  ba§  33ecf)er  unb  anberc 
©eräf^e  jum  g^enfter  {)inau§fIogen.  ^n  ber  3fugenb  ein  S3rau|efopT,  ^t  [id)  SB. 
aurf)  a(§  'Biaxin  nic^t  burtf)  Sefonnen^eit  auSge^ei^net.  Ueber  fein  er[te§  friege= 
rifc^eS  Slujtreten  i[t  man  nid§t  unterrit^tet,  auc|  über  feine  Stettung  im  erften 
Äriege  ^tuififien  Äarl  Y.  unb  S^ranj  öon  f^^anfreid^  ift  e§  fc^n^er,  öotte  ^lar^eit 
äu  geroinnen.  (Bä)on  1519  l^atten  fic^  Tran3öfif(i)e  Untcrl^änbler  um  3Ö.  Bemüht, 
unb  wenn  man  anber§  einem  nur  in  jüngerer  Ueberfe|ung  borlicgenben  58eftal= 
Iung§briefe  ©tauben  fc^enfen  barf,  ift  er  tro^  feine§  S3efi^e§  ber  t)alben  Drtenau 
al§  9teid^«pfanbfc^aft,  trofe  feiner  ©tettung  al§  !aiferli(|er  Sanböogt  bafelbft, 
unb  tro^  ber  toieberl^olten  unb  am  1.  Cctober  1511  für  i!^n  au§brü(fti(^  erneuere 
ten  Serbote  fremben  Ärieg§bienfte§  am  27.  5Rai  1521  mit  einer  S5efoIbung  Oon 
6000  Siörel  in  ben  S)ienft  be§  Äönigg  O^ranj  öon  ^yranfreid^  getreten,  ^m  Äriege 
erf(^eint  er  aber  bann  (naä)  S^eHaiS  ßommentarien)  im  S)ienfte  äaxU  Y., 
juerft  an  ber  ©pi^e  öon  6000  beutfd^en  2anb§fned§ten  in  ©panien  bei  ben 
.kämpfen  um  guentarrabia,  bann  152-3  bei  bem  ßinfoH  in  bie  ß^ampogne,  too  er 
ben  ^ranjofen  einige  fefte  '^lä^e  roegnal^m.  (5§  mu^  ba^ingeftellt  bleiben,  ob 
unfer  2ejt  be§  franjöfifdien  23eftaIIung§briefe§  uned^t  ober  unrichtig  batirt  ift, 
ober  ob  ettoa  erft  Äarl  öon  Sourbon  bei  feinem  SlbiaEe  öon  S^ranj  I.  fy. 
toieber  auf  bie  beutfdie  ©eite  ^^erüberge^ogen  ^at  S)a3tt)if(i)en  begegnet  Söilftetm 
1522  aU  eifriger  58unbe§genoffe  be§  3titter§  S^ronj  öon  ©itfingen,  für  beffen 
Unternehmen  gegen  ben  Äurfürften  öon  Srier  er  eifrig  roarb.  ^^ladibem  fein 
©d^to^  Crtenberg  pm  ©ammelpla^  für  ba§  obertönbifc^e  ^^uBüotf  gebient  l^atte, 
machte  er  felbft  ben  3^19  SeQ^n  xtier  mit;  nad§  beffen  ©c^eitern  unb  ©icfingenö 
xob  aber  rourben  er  unb  fein  Sruber  fyriebri(^  unter  9}ermittelung  be§  3?if(|oT§ 
öon  ©peier  unb  ber  ©tabt  ©tra^urg  öon  ben  öerbünbeten  dürften ,  2rier, 
5j}fat3  unb  -Reffen  toieber  ju  @naben  angenommen.  3tl§  bie  33auernunru§en 
au§braci)en,  fteEte  er  bem  ©rj^erjoge  ^yerbinanb  fc^on  1524  jtoeitaufenb  5Jtann 
auf  eigene  Soften  jur  Serfügung,  toas  biefer  jebocf)  ablehnte,  ^m  fotgenben 
S^a'^re  t)atte  er  im  Äiiege  be§  fct)lt)äbifd§en  Sunbes  gegen  bie  Sturftänbifd^en  unter 
bem  2rud^feffen  öon  Söatbburg  ben  Dberbefe'^t  über  ba§  ^u^öol!  unb  focfit  alte 
©dt)tac^ten,  aud§  bie  entfd^eibenbe  bei  Söbtingen  mit.  1528  fü'^rte  er  bem  ßaifer 
fünf  au§  feinen  eigenen  ^errfdt)aften  angeloorbene  f^ä'^ntein  3u  unb  ^iett  fic^  im 
itatienifc^en  getbjuge  biefe§  Sa^i-'e§  übcrau§  toadEer,  inbem  er  nad^  bem  geugniffe 
bei  Dberfetbtierrn  .iöerjogg  «öeinrid^  öon  Sraunf(^tDeig  feine§  8eibe§  unb  Gebens 
nidt)t  fc^onte.  9lt§  ber  fc^matfatbifd^e  Sunb  1534  ben  fü^nen  3ug  uadt)  3Bür= 
temberg  5ur  SBiebereinfe^ung  -öerjog  Utric^§  in§  2öcrf  fe^te,  fammette  SBittielm 
5U  (Seiöfpi^^eim  bei  ©trapurg  an  6000  SanbSfned^te,  bie  er  bem  Sanbgrafen 
$t)itipp  jufü'^rte,  übernahm  bann  ben  Cberbefe^l  über  ba§  ganje  20,000  3Jlann 
ftarfe  ipeer  unb  fü'^rte  burdt)  ben  ©ieg  bei  Saufen  am  13.  5)lai  einen  rafd§en 
unb  öoltftänbigen  ßrfotg  l^erbei.  S)an!bar  erfannte  ber  Sanbgraf,  at§  er  i|m 
im  Suti  ben  Stbfd^ieb  getoäl^rte,  feine  Seiftungen  an,  übertoarf  fid^  jebod§  'baib 
mit  il^m,  ba  er  i^m  nur  einen  2|eit  be§  öerfprod^enen  S)ienftgelbe»  beja'^tte. 
S)ur(^  feinen  2tnt§eit  am  toürtembergifd^en  3uge  mit  bem  .ffaifer  öerfeinbet,  trat 
SBit^etm  1536  aU  oberfter  Stnfül^rer  be§  beutf(^en,  6000  ^JUnn  ftarfen  gfu^= 
öot!e§  in  bie  S)ienfte  tyranj  I.,  für  ben  er  in  ben  fotgenben  Sa'^ren  in  'Jiiemont 
roie  in  ber  ^icarbie  l^eröorragenbe  Sl^aten  öerridt)tete.  9ln  ber  ©pi^e  feiner 
Sanbefnec^te,  bie  er  in  ftrenger  3^^*  3"  Ratten  öerftanb,  begleitete  er  ben  Äönig 
1538  nad^  ^Uh^o-  5ur  ^ui^tt^n^en^unft  mit  $apft  ^aut  unb  fe^te  bie  ^i-'^njofen 
in  ©taunen,   at§   er  tro^  ber  2tufforberung   be§  6onnetabte§  öon  ^bntmorenc^ 


230  ptflenberg. 

]iä)  weißcrte,  bem  ^ap}te  ben  gfu^  ju  tüfjen.  3)enn  fd^on  l^attc  er  fi(^,  allem 
3tnf(^eiu  mä)  au§  innerer  Uefieraeugung,  ber  9fleformation,  unb  jwar  ber  cal= 
öinif^en  giid^tung,  angefd)tofjen  unb  tüie  benn  in  btefem  Beitalter  aud)  6^ara!tere, 
oon  benen  man  e§  ntdit  erwartet,  öon  firc^lic^em  (Sifer  fit^  gan^  bur^brungen 
jeigen,  jo  leiftete  and)  Söil^elm  ber  reUgiöfen  9tejorm  nam'^afte  S)ien[te.  ®r 
wohnte  ber  SSerfammlung  ber  ct)angetif($en  ©tänbc  ju  ©c^malfalben  unb  bem 
9tcligion§gej^rä(i)e  ju  Harburg  bei  unb  öerfd^offte  ber  neuen  Öel^re  in  jeinen 
.'perrfeaiten  im  Äinaigf^at  unb  in  ber  Drtenau  2lu§16reitung.  1546  beauitragte 
er  ben  ©traPurger  ^rebigcr  Apebio  mit  ber  fird^tic^en  S5ifitation  biejer  ©ebiete. 
^PiQC^bem  er  aber  im  gebruar  1548  ba§  Äin^igf^al  an  feinen  SSruber  f^riebrid^ 
abgetreten,  Würbe  burc^  biefen,  jeboc^  o^ne  .^")ärte  unb  ©emaltma^regetn  bafelbft 
ba§  S^nterim  burd^geiülirt.  5lt§  ßaftenöogt  be§  33enebictinerf(ofter§  @engenba(^ 
{)atte  äBitfietm  jd^on  1525  ber  9leid5§ftabt  ©engcnbad^  bei  bem  35erfuc^e,  ba§ 
Älofter  3u  fäcularijiren,  ^ilfe  gemalert;  fpäter  fam  er  toieber'^Dtt  für  fid)  auf 
ben  ©äcuIarifation§))lan  jurüdf,  beffen  Siurd^fü^rung  il^m  in  feinem  9lonnen!toftcr 
3Bitti(i)en  irenigften§  öorübergelienb  nodf)  beffer  gelungen  3U  fein  f(i)eint.  ®§  ift 
bemerfenSmerf^,  ba|  aud)  2öil{)elm§  ©(firoefter  9lnna  Slleranbria,  feit  1522  an 
Ulrich  ijon  9lap)3oIbftein  bermä|lt,  in  ber  Jperrf(^aft  9ta^polbftein  für  bie  ?Iu§= 
breitung  ber  ^Deformation  fel^r  t^ätig  tcar  (^ejirf^ard^iü  ßolmar).  1539  nennt 
ficE)  SCßil'^etm  ©raf  b.  %.  unb  Sauge  (tool  5]3ange  bei  ÜJte^)  unb  -^err  bon 
$ontbebot)te  (tool  5pontbebet)tc  bei  5Jtacon),  nod^  |)errfc^aften,  bie  er  bon  ^önig 
grauä  3um  ®efc£)enl  erf)alten  f)atte.  ^aä)  bem  äBaffenftillftaub  bon  ^^ijja  fd^eint 
er  feinen  5lbfd£)ieb  au§  franjöfifd^en  3)ienften  genommen  unb  fidf)  nun  meift  auf 
ben  neuermorbenen  (Sütern  um  5Jle^  aufgespalten  ju  l^aben,  mobei  e§  an  <g)änbeln 
mit  ben  5Re^ern  nid^t  fesfilte.  ©eit  1542  erfd^eint  ^.  aucf)  im  SBefi^e  ber 
benachbarten  alten  9tcidl)§abtei  ©orje.  2) ort  getoätirte  er  (s;albin'§  ^reunbe, 
bem  3fieformator  SQßilll)elm  f^arel  au§  @enf,  ben  bie  ÜJle^er  au§.  il^ren  dauern 
üertrieben,  3ufluc^t  unb  einen  ©cE)u^,  ber  bemfelben  geftattete,  aud^  fortan  in 
biefer  ©egenb  für  bie  neue  2ti)xt  ju  mirfen.  '^U  am  Oftertoge  1543  über  200 
^Hle^er  nad)  (Sorje  famen,  um  auS  ^^aret'§  .ipanb  ba§  3lbenbma]^l  ^u  empfangen, 
mürbe  bie  Söerfammlung  bom  ©ot)ne  be§  §er3og§  bon  ©uife  mit  franjöfif^en 
unb  totl)ringif(i)en  Äned^ten  überfallen  unb  biele  Söeiber  toie  HJlänner  in  ber 
5Jlofel  erträntt,  erfd^offen  ober  aufgedrängt;  ba^  nid£)t  Sitte  ben  Untergang  fanben, 
War  nur  bem  äöiberftanbe  bon  2GßiIl^elm'§  Seuten  ju  bauten.  2)er  ®raf  manbtc 
fi(i)  barüber  mit  Magen  unb  .^itf§gefu(^en  an  bie  rcformirten  ©ibgenoffen,  bie 
jeboci)  eine  ^fnteröention  ablel^nen  mu^en  (53afler  ©taat§ard)ib).  ^m  SBinter 
1543  trat  x^.  in  bie  S)ienfte  Äarl§  V.  aurüti,  ber  ben  berühmten  f^^tb^errn 
unb  erfat)renen  Kenner  ber  fran3öfifd)en  33erf)ältniffe  gern  mieber  ju  @naben  auf= 
na^m.  (Sin  SSrief,  ben  ^^.  22.  Octobcr  1543  an  feinen  SSruber  fd)rieb,  ^eigt, 
ba^  bie  nationale  ©efinnung  in  il^m  nidl)t  böttig  erftidft  mar:  „53in  audl)  befto 
geneigter  aum  §anbel,"  läp  er  ftd^  berlauten,  „biemeil  ber  ^^ranjog  foweit  al§ 
nie  in§  2)eutfdt)tanb  fommen  ift,  bamit  mir  nit  bon  einem  fremben  ^otentaten 
geregiert  merben  foEen."  S3ei  bem  gtüdElid^en  Eingriffe  auf  granfreidl),  ber  nun, 
mol  borne!§mlidr  nad^  feinem  ^piane,  in§  3öerf  gefegt  toarb,  bcfel)Iigte  ^.  ba§ 
gefammte  beutfd^e  gfuBöolf ;  er  na^m  tl^eils  mit  Sift,  flieilS  @etoalt  bie  geftungen 
Sujemburg,  ßommerct),  ©t.  ©igier  unb  SBitri)  unb  brang  bi§  in  bie  @egenb 
üon  ^pnnat)  öor.  Sll§  er  aber  I)ier  am  3.  ©e^tember  1544  tollfü'lin,  nur  öon 
einem  Xrom^eter  begleitet,  bie  ©elegen^^eit  jum  ^arneübergang  au§fpä!t)te,  fal) 
er  fid^  unberl^offt  bon  einer  feinblidE)en  ©dl)aar  S^taliener  umringt.  Söietoot  ot)ne 
SSrufttiarnifd)  unb  erft  fur^  öorl^er  bei  (lt)äton§  burdf)  eine  f^lintenfuget  öertüunbet, 
metirte  er  fid^  auf§  tabferfte  mit  bem  ©öbel,  bi§  i^n  fd^toere  .^olbenfc^läge  be= 
töubten.    ©elbft  bamal§,   bermafe  er  fid§  fbäter,  mol  babon  ge!ommen  äu  fein. 


prflenbctg.  231 

f)ätte  nur  jeinem  SSegleiter  öoi  Sc^recfen  nic^t  ber  3(t§em  öerfagt,  um  fräftig, 
rote  er  e§  \i)m  belobten ,  in  bie  trompete  ju  ftofeen.  ^n  ^ari§ ,  too  er  noä) 
längere  ^eit  in  i^olqe  jeiner  35ertounbung  befinnung§(oe  lag,  »arb  ber  germa= 
nif(|e  9(iecEe  ungefät)r  ebenfo  angeftaunt,  tote  naä)  ^unbert  ^a^ren  ein  anberer 
beutfd)er  befangener,  Sodann  öon  SBert^.  9111  fein  ©efängni^  biente  auerft 
ba§  6au§  eine§  23ürger§,  beffen  f5frau  i^n  forgfam  pflegte  unb  fpäter  felbft  nad^ 
Seutfc^tanb  begleitete,  bann  bie  SaftiEe.  S)er  fcf)nmtfatbif(i)e  SBunb  fdtjicfte  eine 
eigene  ©efanbtfd^aft  an  Äönig  fyranj,  um  feine  {yreitaffung  ^u  ertoirfen;  aud^ 
fein  Sruber  griebricf)  toar  überall  bafür  t^ätig.  Sie  erfolgte  jeboct)  nur  gegen 
baö  ungeheuere  Söfegelb  öon  30000  fronen.  2)er  ßaifer,  um  ffieiltDeifen  Grfa^ 
biefer  ©umme  angegangen,  sollte  ni(^t§  bation  tüiffen  unb  g.  ift  i^m  in  feinen 
legten  ^^ebenSja^^ren  ttieberum  großenb  gegenübergeftanben.  2I1§  ber  fciimal' 
fatbifc^e  j?rieg  bro^te,  erbot  er  fic^  auf  bem  gu  ^^i'Qi^fiurt  berfammetten  33unbe§= 
tage  für  einen  monattic|en  (5o(b  öon  400  fl.,  in  bie  S)ienfte  be§  33unbe§  ju 
treten,  boc^  ift  e§  nic^t  baju  getommen,  toa^rfc^einlic^  megen  be§  leibenben  3^= 
|tanbe§,  in  bem  fic^  5.  feit  feiner  Stücffe'^r  au§  ber  @efangenf(i)aft  meift  befunben 
t)aben  foH.  S)a§  @erüd)t  öon  einer  in  ^ari§  erfal^renen  9}ergiftung  aber  ift 
mol  nicf)t  minber  grunblofeS  GJerebe  toie  bei  bem  33ater  Söoifgang.  9lur  at§ 
^ufc^auer  unb  SBerat^er  folt  i^.  bann  einige  2age  im  Sager  ber  !Sc^ma(fatbif($cn 
öermeitt  unb  if)nen  ben  üblen  9tuigang  be§  Unternehmens  öorliergefagt  ^aben. 
;ammert)in  mar  er  fo  tief  in  il^re  ©ad^e  öerfloc^ten,  eröjieS  fid)  anä)  fpäter,  nod^ 
Äar(§  y.  Stuöbrui,  „je  länger  je  me^r  mit  allerlei  Ungefcl)icEttcl)feit  ju  bes 
^aifer§  unb  be§  3lei(^e§  8tadl)tf)eir',  ba|  am  4.  i^uli  1549  an  feinen  trüber 
f^riebric^  bai  faiferlidie  5Jtanbat  erging,  i^n  feftjune'^men  unb  in  ficl)erem  öe= 
ma^rfam  ju  f)alten.  ©ein  balbiger  Job  überhob  ben  SSruber  be§  mi^litfien  2(uf= 
trag§.  ^.  galt  al§  ein  unöerträglicfier  dl^arafter,  bem  menige  näl^er  treten 
f onnten,  unb  burd)  fein  ganjeS  Seben  jietjen  fiel)  neben  ben  großen  Kriegen  ja^l^ 
reiche  Heinere  geloben  unb  Sniurien^änbet :  fo  mit  bem  3»unfer  @eorg  ©taufer 
öon  Slo^enftaufen ,  ber  am  öofe  feine§  SJaterS  al§  (äbeünabe  erlogen,  au§  ge= 
ringfügiger  Urfad)e,  man  fagte  megen  eine§  ^ierbeS,  mit  ^y.  in  ©treit  geriet^ 
unb  1514  fein  ©(i)lo^  3Bartenberg  überrum^jelte  unb  ausraubte;  fo  mit  bem 
©tra^burger  35ifct)ofe  ^ill^elm,  ber  bem  „@rafen  öon  ©tropurg",  mie  er  ben 
gürfteriberger  megen  feinet  5{uftreten§  nannte,  fdl)on  töegen  feiner  religiöfen 
9tidf)tung  grollte;  eine§  Sage»  lauerte  er  i^m  in  einem  ©ngpaffe  mit  50  ^{eitern 
auf  unb  befam  i^n  glürflidf)  in  bie  .Ipänbe ;  bann  mit  bem  ÜJtömpelgarber  2anb= 
öogte  .Spane  Äafpar  ö.  SSuben^ofen  unb  mit  beffen  ^perjoge  Ulrich  öon  2Bürtem= 
bcrg,  beffen  SSertreibung  burc^  ben  fd^toäbifd£)en  ^unb  benü^enb,  ^.  1519  ©c^lo^ 
unb  ^eiTifd^aft  @range§  einnahm  unb  bie  ©raffd^aft  5JtömpeIgarb  ^lünberte, 
mä^renb  bie  ©tabt  felbft  burdl)  eine  SSefa^ung  öon  ©olot^urnem  gefdl)ü^t  warb. 
2)aran  fnü^pften  fid)  ©treitig!citen  über  bie  .^errfd^aft  SSlamont,  auf  toeli^e  fo= 
rool  Ulrich  al§  ^.  Slnfprud^  crl)oben.  @rft  bamal§  trat  ^-  au§  be§  öerjogs 
S)ienft,  in  bem  er  öor^er  gleid^  feinem  3}ater  geftanben.  Sangtnierige  ßänbel 
5ürftenberg'§  mit  feinem  Untergebenen,  bem  .^auptmann  ©ebaftian  2}ogel§= 
berger,  ertoudlifen  au§  einer  militärifc^en  ©uborbinationSfrage  im  franjöfifcfien 
S;ienfte,  mürben  aber  gleic^mol  öor  ba§  9iei(^§fammergerid§t ,  bem  fic^  5-  ntc^t 
unterwerfen  tooEte,  unb  öor  ben  ^aifer  gebrad£)t.  x^.  lie^  in  biefem  ©treit  jtoei 
S)enffd^riften  brucEen,  am  15.  ©eptember  1539:  „33eftenbiger  lur^er  önb  clarer 
berte(i)t"  3C.  unb  im  ^ulil541:  ., Summa  totius  causae"  etc.  .öat  ^y.  aud^  feine 
Unterftü^ung  be§  9fieicf)5feinbe§  bur(^  glän^enbe  Söaffent^aten  für  bie  beutfd^e 
Ba^t  mieber  gut  gemacl)t  —  anbers  al§  fein  6egner  3?ogel§berger,  ber  megen 
feiner  franjöfifc^en  £ienfte  1548  ju  3lug§burg  mit  bem  ©rfimcrte  gerichtet  marb 
—    |o    ift  es    boc^,    mie    ber    ^err    ö.   ^^^nnieni  meint,    aud^  il)m  „tüie  allen 


232  prftenberg. 

bcutf(^en  Sfranjofen"  am  ßnbe  nicf)t  gut  ergangen,  injoiern  bie  burd^  33eute  unb 
ßöjegelbei- (im  aSauernfriege  aEein  angeBtid^  15000  fl.)  auigetjäuften  gieic^t^mer 
unter  feinen  .g)änben  h)ie  ber  ©c^nce  bal)ingegangen  unb  gefd^motaen  finb. 

Quellen,  öornel)mli(^  arcf^iöaüfc^e  au§  Sonauefd^ingen  unb  ber  ©^weij; 
3immerijd)e  (il)ronit,  IL— IT.  23b. ;  5IctenftücEe  bei  5Mn^,  f^franj  ö.  ©icEingen, 
jll^  78—99.  Moti)  ö.  (gdirecfenftein,  5Die  ©infül^rung  be§  Interims  im  Äin= 
jigf^ate,  ^rreiburger  2)iöcefanard)iü  II.  ^rand,  3ur  @efd).  ü.  ©engenbad^ 
a.  a.  D.  VI.    5Jtünd§,  ©ejd).  be§  -i^aufeS  prftenberg,  II.  33b.  (unauöerläffig). 

Stiejter. 
prftcnkrg:   2Bill§eIm   ggon  ö.   g.:   j.   gronj   1).   g.,  33ifd)oi  öon 
©trapurg,  23b.'  VII.  ©.  297  ff- 

prftciikrg:  äöoljgang  ü.  &•:  !•  prftcubcrg,  ^einrid)  VII.,  o.  ©.  223. 
§Ürftcni)cro:  SDietrid^  fSll^eobor)  Äaf|)ar  ö.  g.,  23rubcr  be§  gelef)rtcn 
^ürftbij(ioi§  i^erbinanb  öon  ^aberborn  unb  5Jlün[ter,  geb.  ben  9.  '>Släxi  1615 
äu  ^önigftein,  f  ben  21.  ©eptbr.  1675,  mar  Som'^err  ju  ^ainj  unb  ©peier, 
Oberft  eine§  jpanijd^en  9leitenegiment§  in  ben  9lieberlanben  unb  ein  naml)aiter 
5JlaIer  unb  <BUä)n.  6r  malte  nac£)mei§ticE)  mei[ten§  ^4^orträt§,  jo  al§  23ru[tbilb 
^a^  feine§  5Bruberg  ^^erbinanb ,  umgeben  öon  ben  bier  31'^nentoappen  unb  bem 
^aberbornifdien  ©tiit§mappen,  mel(^e§  31.  Stoetelingl)  für  bie  et3et)ir'jd)e  3lu§gabe 
ber  „MonuDienta  Paderbornensia'-,  1672  in  gr.  4  ^\  ftad)  unb  iebeniaüö  rül)rt  üon 
beiben  ^Jieiftern  aud)  ba§  ebenfo  be^anbelte  |d)öne  ^orträt  be§  23ifd|oi§  S)ietrid^ 
bon  5paberborn  in  ber  ämeiten  ber  6täeöir'fd)en  5lu§gabe  ber  Mouumenta  an= 
gefügten  ßbitton  be§  „Panegyricus  .  .  .  a  collegio  academico  societatis  Jesu 
oblatus  .  .  ."  fy.  „mad^te  fic^  namentlid)  burd^  bie  Blätter  in  ©d)abmanier  bc= 
fannt,  toeld^e  ie^t  ju  ben  größten  ©eltenl)eiten  gel)ören  unb  in  ^ol)en  5prei|en 
ftet)en"  ,  man  mei^  nur  nicf)t,  mie  er  berjelbcn  mä(i)tig  getoorben  ift.  9lad)bem 
nämtict)  ^Prinj  Otupert  öon  ber  ^pialj  ba§  ®el)eimni|  öon  Subtnig  ü.  ©iegen  er= 
ia'^ren  unb  bem  Äu))jer[ted^er  Söallerant  23aittant  unter  bem  ©iegel  ber  ftrengften 
23erjd)miegent)eit  mitgetlieilt  "^atte,  tourbe  e§  gegen  1656  öon  Söaillant'S  ©ol)ne 
öerratl)en;  „ob  g.  ba§  S^erfatiren  ber  ©d)abmanier  burd)  freuubfc^aitlid^e  ^}JUt= 
tl)eilung  fenncn  gelernt  l)atte,  ift  nid)t  befaunt,  gemi^  ift  aber,  ba|  er  1656 
im  aSefit^e  be§  ®et)eimniffe§  bereite  öor3üglic£)e§  leiftete  unb  baöon  unter  feinem 
5)lamen  ben  öerftdnbigften  (S5ebraud()  ma^te".  S"  ber  9lei^e  ber  ©d£)abfünftler 
folgt  er  auf  2B.  S^aiEant,  unb  feine  ©d^üler  ^o^ann  ^riebrid)  ö.  @l^  unb  3. 
S-  Bremer  traten  in  feine  gu^apfen.  ^elirere  23lätter  tragen  ^yürftenberg'ö 
Flamen  ober  bie  ^fnitialen  beffelben,  einige  mit  bem  S^]^^^  ,,  •  •  •  piuxit  et 
sculpsit"  ober  „  .  .  .  pluxit  et  fecit". 

Ferdinand  de  Furstenberg,  Monumenta  Paderbornensia,  Ed,  Elsevir., 
1672,  gtüdfeite  be§  §aupttitelblatte§  unb  ©.297;  biefelben  beutfc^  öon  Snicug 
184-t.  ©.  505.     (S.  Ä.  9lagler,  S)ie  «monogrammiften  II.  No.  2027. 

gtorbl^off. 
gürftcilkrg:    gerbinanb   ö.   ^.:  f.   gerbhlOllb  b.  ^.,   prftbif^of  öon 
^paberborn  unb  ^Jlünfter,  5Bb.  VI.  ©.  702  ff. 

gürftcilbcrg :  i^rana  gfriebrit^  2Bi^elm  %x1)x.  ö.  ^f.,  ©o'^n  (Sl^riftian 
f^ranj  %i)tohox^  ö.  S^.  unb  ber  Helene  ^arie  5lntonette,  geborenen  ©räfin  öon 
©alen,  ©ruber  be§  ^rtirn.  Sof^ar  6lemen§  ö.  ^y.,  t  1791  al§  fur!ötnifd^er  @ct). 
gtaf^,  töurbe  am  7.  Sluguft,  angeblid^  1729,  toa'^rfcfieinlid^er  1728  auf  bem 
©d^loffe  ^erbringen  bei  5lrn§berg  geboren,  f  1810.  Unter  elterlid^er  Obforge  öom 
£)rt§geiftlid£)en,  bann  üon  einem  frü'^eren  X'^eologen  für  ba§  @t)mnafium  öorbereitet, 
ftubirte  er  juerft  bei  ben  ^efuiten  ju  ^aberborn,  bann  an  ber  Uniöerfität  3u  i^öln 
(fbäter  römifcf)e§  unb  canonifc^eg  9tedf)t  ju  ©al^burg?),  machte  bann  längere 
afieifen   in  S)eutf(^lanb   unb   Italien,     ©ttoa   20   i^a^re  alt,  ext)ielt  er  ein  6a= 


3fütften&erg.  233 

nonicat  am  Some  ju  53lünfter  unb  fpäter  ein  gleic^eg  ju  ?l]aberborn.  ©eit 
17G2  Befleibete  er  im  öoc^ftiH  5JMnfter  bie  3temter  eines  5)lini[ter§  unb  ge= 
l^cimen  Gonrerenjrat'^es  unb  feit  1770  nod)  jene  be§  @enei-a[t)icai-§,  weiterhin  be§ 
6uvatoi-§  ber  ^bfjnen  ^öilbungäanftalten.  Siefe  3(emter,  bie  um  fo  t)eranttoOTt= 
licfier  maren,  als  fein  i^üxit  meiftens  am  Üt^eine  refibirte,  öerbanfte  er  rool 
tüeniger  „einem  glüdfücCien  S^iaU" ,  als  einficJitetiolIen  Gmpfe^tungcn  unb  !^er= 
öorragenben  gä^igfeiten.  S)er  gürftbifc^of  53^arimilian  orranj,  (Sraf  öon  Äönig§= 
erf=9totl^enfeI§,  jugleirf)  ßurfürft  öon  ^öln,  toar  eine  me!§r  auTgefldite  ali  f^at^ 
fräftige  ^^^erfönlic^feit ,  unb,  tou  bie  go^Se  Ief)rte,  ein  oreunb  ber  ^Infc^auungen 
fyürftcnberg's;  bes  te|;tercn  ftaatsmönnifdies  Talent  toar  tf)eit§  erprobt,  ffieitä 
öer'^eiBenb ;  ü6erf)aupt  überragte  g-  Q^  33ilbung  unb  2öerfff)ätigfeit  attes ,  roa§ 
fonft  im  Stifte  Slnfpruc^  auf  bie  f)ö(i)ften  Soften  ert)eben  mochte,  jy.  !§atte 
allerbings  im  ganzen  nur  eine  SSitbungsbatjn  jurücfgelegt ,  roie  ^unberte  öon 
Som^erren  öor  i'§m  unb  mit  it)m,  er  ^atte  nur,  roie  ba§  Öid^t,  alle  jufagenben 
^Rittet  Tür  bie  ^Za^rung  feines  ßeiftes  erfolgreii^er  abforbirt ,  ftufentreife  feine 
2;atente  gepflegt  unb  get)oben  unb,  mit  ben  Sa^i'en  fortfd^reitenb,  neue  xt)eoreme 
unb  Sisciplinen  für  5)tenf(^en=  unb  ^olU)X)o'i}i  nad)  it)rem  äöertfie  ju  burc§= 
fd^auen  unb  auejunu^en  gelernt,  ©o  t)o&  er  fiif)  ju  einer  geroattigcn  Äraft  in 
alten  @eleifen  empor,  ©eine  @runbfä|e  gingen  auf  eine  größt^rmonifdie  ^ln%' 
bilbung  bes  ^J]ienf{^en  nac^  @eift  unb  Seib,  auf  eine  betou^te  unb  töiüige  x^ätig= 
!cit.  6innig  bei  jebem  S}oi!§aben,  mog  er  ha^  i^üx  unb  SBiber  reifürf)  ab  unb 
ftreute  bann,  unbefümmert  um  aüe  ßinreben,  feine  fiitcfitbaren  ©aatcn  au§,  — 
wie  atte  großen  5JUnner,  mit  geringen  5}litteln  @ro^e§  leiftenb.  ©eine  Talente 
!§atte  er  bereits  tDät)renb  be§  fiebenjäl^rigen  Krieges  bett)ätigt,  beffen  ©cfiredniffe 
fid)  über  bas  Stift  um  fo  un^eilfc^merer  entluben,  a{§  ber  bamaüge  ^yürftbifc^of 
Clemens  3Iuguft  (öon  Saiern)  mit  ^yranfreid)  nocE)  einen  befonberen  ©ubfibien^ 
öertrag  gefc^toffen  unb  bamit  fici)  bie  -]lad)barftaaten  öerfeinbet  :^atte.  slöurbe 
boc^  auf  bem  norbioeftlidien  ßriegefd)aupla^e  bie  öauptftabt  5Jlünfter,  bama(§ 
noci)  geftung,  feit  1757  juerft  öon  ben  ^-ranäofen,  bann  öon  ber  preuBif(f|= 
!§annoöerf(i)en  .ßriegsmad^t  befe^t  ober  getoattfam  erobert,  ba§  Sanb  öon  greunb 
unb  i^einb  fo  erbärmlict)  öertjecrt,  beraubt,  gebranbf(f)a^t ,  hal^  gan3e  ^öfe  öer= 
armten,  unb  1761  bie  SSerlufte  bes  Jöoi^ftiftel  an  Dlaturalien  unb  baarem  Selbe 
ftc§  auf  4,598,000  Oit^lr.  bezifferten,  g.  l^atte  at§  einfacher  S)om:^err  f^on 
%^tH  an  ber  Dlegierung  unb ,  bes  @nglif(i)en  unb  {yranjöfifc^en  mäd^tig,  aud^ 
mit  ben  au§Iänbifdf)en  Oberfetbl^erren  bie  2}erf)anbtungen  geführt  unb  fic^  in 
Beiben  :l?agern  buri^  ein  getoaubte»  SJorge'^en  fold^e  5lct)tung  öerfd£)afft,  baß  auf 
bie  3}ermenbung  bes  „jungen  S)omf)errn"  öielfac^e  5JtiIberung  ber  Ärieggtaft, 
t^eiltoeifer  ^tac^taB  ber  Kontributionen,  fetbft  Sd§abenerfa|  gemährt  rourbe.  Ser 
ßrieg  führte  au(i  bie  5Jlänncr  mit,  meldte  ben  fünftigen  ßrretter  be§  Sanbel 
für  feine  ^o^en  2lufgaben  befähigen  Ralfen,  fo  ben  ©eneral  ö.  ::örogtie,  ben 
genialen  fyelbf)errn  ^^erbinanb  öon  S5raunf(f)meig ,  ben  ©rafen  äöil^elm  öon 
2tppe=©(^aumburg ,  ben  englifd£)en  xaftifer  ^einric^  «to^b  —  lauter  ^tönner 
öon  feinen  fyormen,  l^o^er  23ilbung  unb,  ö?a§  bamal§  öiel  befagte,  bemanbert 
in  ben  artiEeriftifc|en  2Biffenfii)aften,  bereu  Äern  bie  5Jtat^emati!  bilbete.  liefen 
2)lännern  öerbanfte  5-  i'ie  (Srmeiterung  unb  Läuterung  feine§  2!öiffen§freife§,  bie 
2lu§bilbung  für  ba§  Sieben;  mit  Sloi}b  unb  bem  ©rafen  öon  2ippe=Sd§aumburg 
ftanb  er  bi§  an  i^r  6nbe  in  engerem  S5crfe'§r  unb  ^beenau§taufd§;  mand^e  feiner 
jl'^aten  unb  (Bebanfen  »erben  un§  an  ta^  gema]§nen,  ttia§  er  öon  i§nen  gel^ört 
unb  gefeiien  l^aben  mochte,  jumal  an  bie  ©d^öpfungen  (5df)aumburg'§.  Sie§ 
geiftöotten  ^lannth  53ücE  fdjmeifte  mit  SBol^tgcfallen  über  ben  Schöpfungen 
unb  grrungenf (Raffen  griebrid^g  bei  (Br.,  fein  £)f)r  öerfct)to§  fid^  geioil  nid^t 
ben  Iet)n-ei(|en   unb   frud^tbaren   „5|}!^antafien"    9Jlöfer§.     ^y.    unb  2Ri)fer  Omaren 


23-i  ptftcnberg. 

SanbSteute,  ^aäjhaxn,  beibe  Patrioten,  ficibe  2eucf)ten  if)rei;  ©egenb  unb  g^it, 
16eibe  au  ä^inlic^en  2)ingcn  berufen,  ber  ältere  ^bfer  me^r  jdiö^ferifcE)  in  ber 
SL^eorie,  i^.  in  ber  iprajtS.  ©päter  öerfet)rten  bo(f)  bie  3(nl)änger  g^ütftenberg^g 
mit  ber  ^löfer'fd)en  ^yamilie,  toie  mit  ^(eufer,  bem  @elef)rten.  S)ie  ^beale  ber 
Slufflärung  unb  ^^ationalöfonomie  ^)0(i)ten  bamalä  3U  I^eftig  an  alle  ^NJortcn, 
aU  bo^  ein  ^.  fie  unbeachtet  gclajfen,  wenn  er  aucf)  manchen  ß'Dnfequenjen  ent= 
fagte.  ^n  !leinen  SBäd)en  bon  Sngtanb  unb  ^ottanb  angcfammelt,  jrf)lD0Ü  bie 
Slufüärung  in  ^^ranheic^  3U  einem  ©trome  an,  ber  bie  fierfömmlid^en  (formen 
unb  3lnfc£)auungen,  gute  unb  fd)le(^te,  tüie  bürre  S^^^Ö^  fortriß.  SBä'^renb  [ie 
anber§tüo  jerftörte,  förbertc  fie  in  S)eutf(^Ianb  Sitteratur  unb  2öiffen|d)aften ;  SSol!§= 
unb  ©taatentt)ot)l  fanben  erleuchtete  Sßorfämpjer,  ]o  tüie  angebeutet,  in  ^preu^en 
unb  ©ct)aumburg,  in  äBeimar  an  3lnna  3lma(ia  unb  Äarl  3luguft,  fo  später  in 
Cefteia-eid)  an  SoW  H-.  ^^  äBür^burgfc^en  an  f^ranj  ö.  @rt:^al  k.  S)al 
gjlünfterlanb  reit)t  fid)  unter  g.  ein,  beffen  SiöoHen  unb  .!panbetn  jid)  au|  jold^em 
^intergrunbe  nic^t  mef)r  ]o  meteorartig,  tüie  bei  ben  Seitherigen  ^J3iogra^t)en,  aber 
immer  nod)  't)ö(i)ft  glanäboE  unb  großartig  ausnimmt,  ^y.  ftc^t  in  ber  33orber= 
reit)e  ber  (Sultur^sionietc :  feine  ©c^öpfungeu  finb  reiflid)em  91ad)ben!en ,  tiiel-- 
feitigen  ©rfunbigungen  unb  Beobachtungen  auf  Steifen  na"^  unb  fern  entfloffcn, 
bi§  in§  ßinjelne  l^armonifct)  enttüorfen,  Sanb,  Seuten  unb  Umftänben  ange^a^t, 
in  ber  ^luSfü'^rung  iebeSmal  ben  fät)ig[ten  Jpäuben  anbertraut  unb  beS'^alb 
bauer'^aft.  ^nbem  toir  un§  biefe§  organifdien  3ufammen^ang§  berfetben  üon 
öornt)erein   betüu^t  bleiben,   bürfen   loir  fic  nunmehr  gefonbert  betrachten. 

SCßie  plfSbebürftig  fanb  ber  junge  5)tiniftcr  ba§  ßanb  üor !  5Die  9läubereien  ber 
©^janier  unb  ^tieberlänber ,  bie  Trennung  ber  ©eneralftaaten  tjon  ben  füblid^en 
^t^robinjen,  ber  gro^e  beutfrfie  .^rieg,  bie  .^rieggpolitif  eine§  S5ifc^of§  (Sälen,  bie 
^Jlöt^en  ber  Äleinftaatereien  Ratten  nac^  ober  miteinanber  längft  ben  mittet= 
alterli^en  SBo^lftanb  be§  ßanbe§  bernjifc^t,  ol)ne  ba^  ernfttid^e  i8cfferung§ber= 
fudie  gemadit  toären.  —  ®a  fc^lng  ber  fiebenjäl^rige  Ärieg  neue  Sßunbcn,  ber= 
mel)rte  ba§  ©teub  in§  Unabfel)bare,  bie  ^ribaten,  Kommunen,  bie  berfd)iebenen 
©täube,  ba§  Sanb  at§  fold)eg  —  ?lEe  toaren  !^eimgefu(i)t  unb  mit  ©d^ulben 
belaftet,  bie  Slccfer  lagen  bertoüftet,  bie  3lcEergerätl)e  tüaren  berf(i)tüunben,  ^äufer 
jerftört,  ein  SSiertcl  ber  |)aubtftabt  in  ?lfc£)C  berttjonbelt,  biele  ^^amilien  allen 
ßigenf^umS  entblößt,  bie  Sanbe§faffe  an  400000  9ttT^lr.  3infen  rücCftänbig. 
-^etlenb  unb  fc^affenb  ^ugleict)  griff  g.  ein.  @r  tüoÜte  bie  2anbe§f(^ulben  tilgen 
unb  baneben  einen  biSponiblen  ?iiefcrbefonb§  bilben,  o^ne  bie  fc^toer  belafteten 
©teuerjaliler  Ujeiter  anjuftrengen :  beS^alb  tüurbe  1763  eine  ©tempetfteuer,  auf 
mel^rere  ^a^rc  eine  fogen.  5!Jtautf)fteucr  für  impottirtc  !^uju§arti!el  eiugefül)rt, 
unb  1768  bem  Sanbtage  eine  burdigreifenberc  ©teuer  empfohlen,  inbe^  nur 
jögernb  betüitligt,  nämlic^  eine  auf  bie  fct)a|freien  ©täube  auSgebe^te  ©d)a^ung 
für  6  :Sal)re.  ߧ  liatten  bie  Slebtiffinnen  ben  l)ödt)ften  ©a^  bon  6  gtt|lrn. 
jäl^rlid^,  bie  anberen  ©täube  ftufentoeife  tüeniger,  eine  5!Jlann§perfon  ber  niebrigften 
Stoffe  12  ®rof(f)en,  eine  ^rauenSperfon  bie  ipälftc  ju  ja'^len.  S)er  barüber 
aufgebra(i)te  6leru§  berief  fiel)  bi§  pm  33ifc^of  :^in  auf  feine'  ^pribilegien  unb, 
^ier  abgetoiefen,  berflagte  er  ^-  fogar  beim  9leic^gfammergeri(f)t.  S)a  fül)rte  ber 
9le(^t§gelel^rte  ©priclmann  auf  Eingebung  be§  5Jlinifter§  in  einem  beg'^alb  er= 
forberten  35ericl)te  au§,  ba^  bie  ©teuer  Ärieg§fcE)ulben  tilgen  folte,  unb  bie  ®eift= 
liäjttii  bamit  nur  abtrage,  toa§  ba§  Sanb  im  Kriege  il)r  borgefci)offen  ^a'be. 
©enug,  bie  ^a^regel  ging  burd)  unb  brad)te  bem  Öanbe  atten  ©egen,  5-  o.U= 
gemeines  SJertrauen.  5tun  tourben  bie  3in§i:üctftänbc ,  bann  bie  Kapitalien  ab= 
gelegt,  bie  rücfgeäal)lten  ©eiber  bon  ben  ©elbmännern  an  bie  l)ütf§lofen  @e= 
tt)erbe=  unb  Äaufleute  auggetl^an:  ber  3in§fu^  ftanb  balb  im  ^Bünfterifcl)en  fo 
niebrig,  tüie  irgenbtoo.    S)a§   l^atte  ber  SleruS  abtoenben  tooHen;  benn  er  war 


gfürftenberg.  235 

ber  Hauptgläubiger  getucfen.  —  S)te  ßommunen,  fo  orbnete  ber  5)Hnifter  tüeitcr 
an ,  fonnten  ^ux  ©ä)u[benti(gung  bie  unbebauten  ©emeinbegrünbe  iepavirt  tiei-= 
faufen,  unb  jene  ©runbftücfe  tourbcn  im  (5in3elbefi^  leichter  urbar  unb  ertrag§= 
fä^ig.  ^Jkmentlirf)  foEten  bie  Kommunen  jurücEgeben ,  tt)a§  i'^nen  bie  ^riöaten 
t)orgefcf)ofjen  Ratten.  Unter  jene  Sanbfaffen,  tt)el(^e  ob  ber  ^rieg§bertt)üftungcn 
au§tt)anbern  tooÜten,  Iie§  ber  9J^inifter  eine  ©umme  öon  über  200000  ^t^(r. 
öert^eiten  ,  unb  rettete  bamit  Staufenbe  il^rem  SBaterlanbe.  liefen  5)ia^regeln 
gingen  gemeinnü|ige  jur  ©eite.  @§  mußten  bie  öerfommenen  Sanbu^ege  l)er= 
gcfteEt,  jur  3tro(fen(egung  ber  ©runbftütfe  fytüjfe  unb  33ä(^e  gereinigt  werben 
unb  ^^ngenieure  für  biefc  unb  anbere  9J^eIiorationen  in  atten  Söinfeln  bc§  2anbe§ 
bie  nötl)igen  ßr^ebungen  machen.  2)amit  öertnanbetten  fi(f)  ©ümpje  unb  ©inöben 
in  51u^ianb ,  e§  I)ob  fi(^  ber  S^erJe'^r,  ber  ^anbel§=  unb  33auer§mann  at^metcn 
n)ieber  auf.  ^oä)  grünbtit^er  foEte  bie  Sage  be§  SSauern  terbeffert  ttjerben.  6r 
war  feit  bem  @nbe  be§  Mittelalter^  t^eiltüeife  fo  gut  toie  aEgemcin  in  Seib= 
cigenf(i)aft  Oerfunfen,  mit  aEerI)anb  Slbgaben  unb  S)ienften,  fefter  unb  toilüür^ 
lid^er  befd^toert.  ^lad^bem  bann  Ote(^t§geIe!^rte  unb  Sitteraten  folc^e  3uftänbe 
an  ben  oranger  geftellt,  bie  ^^^fio!raten  ben  SSoben  al§  bie  bornel^mfte  CueEe 
be§  Nation almo'^IftanbeS  be^eidinet  f)atten,  fonnte  ein  öteformer,  toie  jy.,  fid^ 
nic^t  öerfagen,  %Ue§,  für  ben  33auern[tanb  ju  f^un,  toag  nur  bie  Umftänbe  unb 
bet^eitigten  @ut§l§erren  geftatteten.  Sr  ^ob  bie  tt)ittfürlid)en  S)ienfte  unb 
regelte  bie  33er|)flid)tungen  gegen  bie  ©utgl^enen.  (Sine  1770  erf(f)ienenc  „@igen= 
tf)um§orbnung"  befiegelte  bie  9teformen.  S)ie  S)urcf)fül)rung  ber  (ärbpad^t  ge= 
tang  i^m  nur  bei  met)reren  ©ütern  be§  S)DmcapiteI§;  bie  Srbpad)t§orbnung  öon 
1783  unb  bie  1790  erfc£)ienene  „Slntoeifung  äur  SSerbefferung.  be§  "^Werbaueä 
unb  ber  Sanbtoirtl^fd^aft"  .  .  .  murmeln  of)ne  S^rage  in  ben  ^hctn  {yürftenberg'§, 
ber  bamal§  ben  @taat§angetegent)eiten  längft  entfagt  l)atte.  ©o  tief  gefunten 
unb  erblöbet  zeigte  ficf)  übrigen^  ber  S3auer,  ba^  er,  ber  in  ber  @igent^um§= 
orbnung  gegen  erlangte  9ic(^te  auc£)  getoiffe  5|?fli(i)ten  überne'^men  mu^te,  anfangt 
gegen  bie  3[Ra^na^men  feine§  Söol^lt^äterS  murrte,  ©o  fel^r  fy.  aber  bie  Sanb= 
toirf^fdiaft  begünftigte,  fo  toenig  öerfdito^  er  fid^  ber  SSebeutung  be§  ^anbel§ 
unb  ber  ®ett)erbe,  jumal  narf)bem  balb  bafür  bon  ©nglanb  (©mitf)  1776)  bie 
gcwid^tigften  Stimmen  laut  geworben  toaren.  ©ie  bilbeten  für  bie  meiften  S5e= 
tt)ot)ner  ber  ©täbte  unb  Dörfer  lei(i)t  eine  einträglic£)e  .g)antierung ,  unb  ob 
üuä)  fct)on  mit  ber  5}^autl)fteuer  unb  ber  gefteigerten  ©elbcircutation  begünftigt, 
er!^ielten  fie  in  einem  eigenen  Sommercienrat^  bon  mef)reren  ^erfonen  eine 
bauernbe  ©tü^e.  ^n  ben  Dörfern  belebte  ficE)  bie  Seinwanbfabrüation,  e§  fteigerte 
fid^  ber  2lbfa|,  e§  !am  ber  ^Rutf)  3u  inbuftrieEen  Unternel^mungcn.  ^n  D^^eine 
ertoeiterte  um  1763  eine  ©efeEfc^aft  bie  ©aline  unb  enidtitete  man,  um  ber 
©infü^r  Don  .ipoEanb  ju  fteuern,  Mü'^ten  für  ^ertgerfte  unb  ^ol^fd^neiberei,  in 
SBarenborf  grünbete  ein  ÜJ^ainjer  gegen  ben  englifc^en  SeberinH}ort  eine  Seber= 
fabrif,  ju  33odt)otb  nu^te  man  bie  2;]§ongruben  au§,  5U  Zeigte  legten  einige 
^Mnfteraner  eine  ^orjeEanfabrif  an,  unb  bamit  fie  mit  ben  gleid£)artigeu  Unter= 
ne^mungen  concurriren  lönne,  mürbe  baiür  ein  f^ormer  bon  ÜJlei^en,  ein  ^aler 
bon  Saiern  l^erangejogen.  Unb  aEe  (Sinrid^tungen  im  Sanbe  famen  aud§  ber 
.«pau^Jtftabt  3U  @ute.  2öie  anbermärt§  mürben  "^ier  bie  alten  f5feftung§merte,  bie 
©ammelpunfte  bon  ÄinegStoel^en,  abgetragen,  biele  S3erf(^önerungen  borgenommen, 
bie  SöäEe  in  l^errlidf)e  5|3romenaben,  bie  ßitabcEe  in  einen  Suftgarten  bertoanbelt 
unb  an  ber  Cftfeite  beffelben,  bon  ber  ©tabt  burd^  ben  „Üteupla^"  getrennt, 
erl^ob  fid^  ba§  fürftlid£)e  ©d^lo§  „einer  löniglic^en  kefibenj  mürbig".  ©ebaut 
ober  umgebaut  mürben  ferner  ein  Stl^eater,  ba§  @arbel§otel,  eine  9teil)e  bon 
Jpäufern,  bie  f^acabe  be§  @t)mnafialgebäube§.  9lbel,  S)oml)erren  unb  ^Bürger 
folgten   mit    9^eubauten   nai^.    Um   ben  SSürgern  mieber   S^auluft  einäuflö^en, 


236  ptftenberg. 

fe^te  bei*  ^Jliniftei-  23aupi'ämien  au§,  öert^eittc  bic  oon  Sngianb  auögeluirfteu 
gntfi^äbigunöögetber ,  uiib  lüt)rte  eine  ^eucrtierfi^erung  ein.  S)iefe  5ßau(uft 
öertangte  tierfdt)iebene  Äünfttev  unb  «^panbnjerfer ,  brachte  (Selb  in  Umlauf,  I)ob 
ba§  ^unftl^anbtt)er!.  9luln)ävtige  ^3J^eifter  fanben  fid)  ein,  anbeve  i?ün[tler  er= 
fliclten  greimeifterfc^ait ,  bie  t)einiifd)en  rafften  ftrf)  au§  eiferfud^t  ju  einer  leb= 
l^aften  Otegjamfeit  auf.  (Senerat  ©d)taun,  Sieutenant  ^JiUx^,  bie  ©ebrüber 
Sipper§,  ber  SSauratt)  SSoner  bilbeten  eine  treffüd^e  (5rf)ule  bon  2Ir(i)ite!ten, 
giiniKafe  glänzte  al§  Od--  unb  ^:porträtmaIer,  (i^önig)  ^:)Jlanftein  aU  S3ilbt}auet. 
2öeld§  neues  ßeben  bie  alte  ©tabt  befeelte,  fönnen  bie  bamal§  gegrünbeten  33ud)= 
f)anblungen  unb  '4.H-effen  beroeifen.  ^Jteben  ber  alten  ^ofbuclibruclerei  erfteljt  1762 
bie  neue  ^^ireffe  be§  .öofbud)binber§  2Bilt)clm  ^Jlnton  ^Jljc^enborff,  1768  barf  fid^ 
bie  $errenon'f(^e  (fpäter  (soppenrat^'i(^e)  33ud)l)anblung ,  am  13.  ^Jtärj  1771 
jene  be§  Soft  inton  23enebict,  am  31.  2)ecbr.  1784  bie  S^eiffing'fdie  etabliren, 
1798  te^tcre  auc^  eine  ^^reffe  auffteEen  unb  ^eter  äöalbed  einen  (Sortiment§= 
^anbel  onfangen.  S)ieje  ©ejdiäite  !^atten  jum  2;^eil  Filialen  in  OSnabrüdf, 
§amm  unb  ^ötn.  ©eit  1770  erf (feinen,  beförbert  öom  erwaditen  ©c£)ulleben,  eine 
Un^a'^l  bon  Srurfroerfen  öom  Äalenber  big  ju  ftattlid)en  Formaten,  gemeinnü^ige 
3eitungen,  ^eüfdiriften,  ©d()aufpiele  unb  Sichtungen,  einzelne  Stüde  im  ©ermüde 
öon  i^oljfd^nitten  unb  Tupfern.  6ine  Ü'enjur  gab  e§  l)ier  anfd)einenb  erft  unter 
^önig§ed§  ^Jlac^iotger.  äöenn  ber  ^^m)t  auf  bie  @inri(i)tung  eines  X^eater= 
geböubeS  bringt,  fo  bermutl)en  mir  hierbei  be§  ^JJtinifterS  ©influ^  um  fo  richtiger, 
al§  fein  näd)fter  9tatl)  ©pridmann  fic^  bcS  ©d^aufpielS  ernftlid)  anna'^m.  3)en 
5}lünfteranern,  meiere  meinten,  bie  „Gomöbianten"  Ratten  f eitler  mit  bcm  Äramer= 
amtS^aufe  genug  auSfommen  fönnen,  unb  i^re  ©piele  fd)abeten  nur  ber  guten 
©itte,  berief  man  1769  eine  italienifd^e,  franjöftfc^e  ober  beutfd)e  ®efettfd)aft  f^eitg 
für  bie  Dper,  tl)eilS  für  baS  ©d)aufpiel  ober  fallet.  3)er  Sau  be§  •ll^eater» 
mirb  i^nen  1772  ernftlic^  geboten  unb  1778  enblidi  fertig,  e§  bient  aud)  für 
33ätte  unb  9lu§ftellungen.  @§  conftituirte  fid)  eine  Xlieaterbircction ,  ber  gürft 
beftreitet  au§  feiner  ^43riPatfaffe  mieberliolt  ert)ebli^e  @elbau§fälle.  Um  ba§ 
3}ertrauen  im  ^anbel  unb  2Banbel  ju  l)eben,  mirb  feit  1766  burd)  ja'^lreic^e 
©biete  bie  9ied)tipflege  an  Dber=  unb  Untergerii^ten  reformirt,  1781  aud)  eine 
neue  Sajorbnung  erlaffen.  ©ie  liei^en  ernfttic^e  Unterfuc^ungen,  unnad)fid)tige 
5l^nbung  ber  Unterfi^leife  unb  Ungel^örigtcitcn,  ein  fdjleunigeS  35erfal)ren  o^ne 
Formalitäten.  S)iefe  ^Ra^nal^men  unb  nid)t  minbcr  bie  fpäter  errid)tetc  Uni= 
öerfität  fd)ulten  einen  fälligen  ^furiftenftanb ,  ber  nad)mal§  Pon  ber  preu§ifd)en 
33ermaltung  gern  übernommen  murbc.  3^^'^"^^&i9^  ^^Joliäeiöerorbnungen  fteuerten 
ber  2anbftreid)erei ,  bem  Zettel  unb  ^Jtüfiiggang ,  ben  S)efertionen  öon  ®elin= 
quenten  unb  ben  SBerbungen  für  auswärtige  5Dienfte.  2Bie  fe^r  baS  ©anitätS= 
ttjefen  im  '-^Irgen  lag,  bcmiefen  bie  guten  Ö)efd)äfte,  tt)eld)c  Duadfalber,  äöunber= 
boctoren  unb  a^erfäufer  öon  abergläubifd^en  Heilmitteln  unter  bem  35olfe  mad)tcn. 
g.  fuc^te  bem  Unmefen  nac^  Gräften  p  fteuern.  1773  grünbete  er  ein  5}tebicinal= 
coEegium,  beffen  ©i^ungen  er  in  ^45erfon  anroolinte,  unb  in  feinem  Sluftrage  be= 
arbeitete  ber  geniale  Slr^t  unb  ^rofeffor  .g)offmann  eine  ^Jlebicinalorbnung.  ©ie 
erfd^ien  1777  unb  tourbe  al§  ein  5Jlufter  i^rer  ^rt  im  gangen  SJaterlanbe  lDitt= 
fommen  genannt,  ftettentreife  (Gaffel  1778)  gar  jum  SSorbilbe  genommen. 
2Beiterl)in  organifirte  5.  ba§  5JUlitärmefcn:  @S  follten,  toie  er  t^eilroeife  auc^ 
1780  bem  Sanbtage  eröffnete,  atte  tt)affenfät)igen  5)länner  aucl)  Sßaffen  tragen 
unb  hit  Hebungen  in  ben  freien  ©tunben  ber  ©onn=  unb  Feiertage  mad£)en,  bie 
©diulfnaben  fd)on  bafür  mit  2urn=  unb  ßeibeSübungen  beginnen,  daneben 
befc^äftigte  er  fid)  gern  mit  ber  a3ilbung  unb  SSemaffnung  eines  fte^enben  .öeercS 
unb  grünbete  an  ber  ^anb  beS  ©rafen  öon  ©d^aumburg  eine  ^Jlilitäralabemie, 
toofür  ein   1766    angefaufter  ipof  als  (55arbel)otel  ausgebaut  tüurbe.     ©ie  foHte 


prftenbetg.  237 

bic  fä^igften  2öf)ne  bes  Sibete  unb  Öanbel  für  ba§  ÄriegsiDefen  au(^  Itiiffen^ 
fd^aitlicf)  jdjuten  unb  in  gcle^^rten  9(uigaben  i^ren  ^tüd^att  am  (Brjmnafium  unb 
bei"  Uniöerfttät  ^afcen.  Sae  <St)ftem  ber  öanbrtie'^r,  eine  Rumäne  33el§anbtung 
bee  (Semeinen,  eine  9ü-mee  öon  Q^xe  unb  Silbung  —  bae  finb  Sürftenbetg'S 
^]ß(äne,  bie  ipätei-  bon  ^reu^en  für  ä^ntic^e  Einrichtungen  nid)t  üBerfe^en  ttiorben 
jinb.  3tue  ber  SJtiütäratflbemie  aber  finb  gelben ,  mie  ©eiemar  unb  Äiefter 
f)ert)orgegangen.  S)iefe  5Jti(itärin|titutionen,  ob  aurf)  bon  ben  3fitgenoffen  t)iel= 
fac^  befpöttelt,  betrachtete  5.  ate  fein  eigenftes  2Jßerf ,  fie  üer^ieBen  if)m  ben 
@(i)u^  be§  2anbe§,  ein  gebietenbe§  Jürftei^t^u^-  unb  toenn  anbere  Sänber  fotgten, 
ein  ftarfea  ©efammtüaterlanb ,  fie  gatten  auii)  als  eine  (£d§u(e  für  bie  geiftige 
unb  förperüdfie  ^-öftigung  be§  9}olfe§.  ^umal  bie  Slrtillerie  repräfentirte  meiter= 
greifenbe  Äenntniffe ,  inebefonbere  ber  ÜJlat^ematif  unb  toä^renb  bie  ©otbaten 
nebenbei  in  bürgerlicfien  Strbeiten  aug^tfen,  gingen  au§  bem  Cfft.jierSftanbe  (yetb= 
meffer,  Ingenieure,  g^i^i^er  unb  2tr(|iteften  ^erbor.  —  ^nbe^  fo  biele  Stufen 
bes  2anbe§  neu  eingefe^t  ober  berftärft  tourben:  richtete  fi($  be§  3Jtinifter§ 
^er^ensbrang  auf  bic  ©(^ulanftalten ,  al§  toetc^e  bie  erquicEenbe  Seben§luft  in 
bie  geiftige  3ttmofp§äre  bei  @taate§  bon  oben  bi§  unten  au§§au(^en  füllten. 
'Jlid^t  fo  fe^r  pofitibe  i?enntniffe,  al§  Sitbung  unb  Senfen  lernen,  ^ie(t  er  für 
bie  befeligenbe  Slmgabe  ber  (5($ute.  2;er  gemeine  tt)ie  ber  bornei^me  5)^ann 
foHten  fernen,  ficf)  berftänbig  in  ben  £rei§  feiner  SebenSaufgaben  unb  SJer^ättniffe 
3ured^täufinben.  (Großartiger,  artifuürter,  ttjie  jebe  anbere  ©(fiöpfung,  fte^^t 
gürftenberg'i  <Srf)uIorganifation  ba :  bie  S5ol!§fc§u(e ,  al§  ©ubfibie  5^or*matfd^ule 
ober  Se^rerfeminar ,  ba§  ©ijmnafium  mit  ber  (2ribial=)  S5orf(^ute  al§  „(Brunb= 
ftein",  baran  gefc^toffen  ein  Seminar  für  @i)mnafiane^rer ,  bie  Uniberfität  al§ 
„S(^Iu§ftein",  baran  gefeint  bie  9}lilitärafabemie,  bae  '^riefterfeminar  unb  bie 
afabemifc^en  3Inftatten  —  fo  ftuften  ficEi  if)m  bie  berf(^iebenen  SSilbungSanftaltcn 
organifci)  auf  unb  ab.  ®ie  Öpmnafien  fanb  5-  in.  ben  .^änben  ber  ^ettel= 
mönc^e  ober  ber  ^efuiten,  alte  g(ei($mä§ig  gegen  bittige  Stnforberungen  3urüc£= 
geblieben.  S)ie  Sfcfuiten,  mel(^e  in  5]lünfter  unb  ßoegfetb  ben  Unterricht  ^tten, 
betrieben  9!31at^emati!  unb  ®rieci)ifc^  faum  me^r,  ba§  (ateinif(^e  namentlid§  aU 
^ülf§apparat  ber  Üt'^etorif,  i^r  Unterricht  toax  berfnöi^ert  in  ben  öel^tmittetn 
unb  äuBer[i(f)  in  ben  Öeiftungen.  (5ine  gänjtit^e  Umgeftattung  mürbe  junäd^ft 
am  ®t)mnafium  in  ÜJlünfter  beabfic^tigt.  Söot  fügten  fi(f|  bie  ^efuiten  ben  erften 
Unteinric^teevtaffen ,  mol  gingen  bon  i^rem  5^a(^n)U(i)fe  ein  3umftet)  unb  i5abi= 
d)orft  mittig  auf  gü^-'f^ei^berg'S  Söeifungen  ein.  Sfcner  (ernte  bei  i§m  ^Jlat^e^ 
matü,  biefer  ^^ilofop^ie ,  um  fie  in  ber  ©(^ute  mieber  ju  leieren  —  attein 
atte§  btieb  ©tücfmerf,  fo  tauge  gefd^ulte  Se^^rer  unb  bie  nöt^igen  @etbmittet 
Te^tten.  S)a  erfolgte  1773  bie  2Iuf^ebung  be§  ^efuitenorbenS  unb  i^re  (Süter 
mürben  gteid)  für  bie  S^edt  bes  (55t)mnafiumg,  ber  f^eotogifi^en  ^^acuttät  unb 
bie  6rii(i)tung  eine§  5priefterfeminar5  beftimmt,  fie  ergaben  inbeß  nac^  Stbpg  ber 
Obliegenheiten,  attee  genau  ab=  unb  einget^eitt,  nur  fnappe  ^a^re§einfünfte,  ge= 
fcbmeige  noct)  5}littel  für  ein  Se^rer=©eminar.  @§  mürben  beefiatb  bie  @i)mnafial= 
leerer  bem  geifttict)en  ©tanbe  entnommen,  i!§nen  gemeinfame  2Bol§nung  unb  Äüc^e 
im  ^efuitencotteg  eingeräumt,  babei  nur  ein  geringer  :3a^re§get)att,  inbeß  für 
bie  3ufunft  9tu§fid^t  auf  einträglidie  (Eanonicate,  ^pfarreien  ober  auf  t^eologifctie 
^^>rofeffuren  gemährt,  ^n  ber  %1)at  fammette  }iä)  balb  ein  anfe^nticf)er  2e1)i= 
förper  au§  ben  beften  köpfen  be§  Steruö  unb  ber  (ärjefuiten.  93tit  i§m  führte 
ber  (iJeneralbicar  Iei(i)t  bie  innern  Oteformen  burc^.  35alb  mürbe  5]ktt)ematif 
gelehrt,  1770  bon  i^m  bie  no($  bom  @rie($if(i)en  abfe^enbe  ©d)u(orbnung 
ffiäjirt,  bie  ©fijäe  fobann  ganj  umfii^tig  auf  ©runb  gemonnener  (Srfal^rungcn 
unb  ©utai^ten ,  bie  bon  ben  beften  Gapacitäten  2)eutfcE)tanb§  eingeholt  waren, 
um=  unb  burctigearbeitet,  bi§  fie  1776  abgerunbet,  aus  @pricfmann'§  geber  an§ 


238  gürftenbetg. 

ßic^t  trat.     (Sie  Bctvaj  ba§  au§  fünf   Gtaffen  feeftel^enbc  @t)mnafium  ju  9Jiünftev 

unb  bie  beiben  Ij^ilofop^ifc^eu  ^tittelctaffen,  \üeiä)t  aum  Stubium  ber  X^eologie 

überleiteten,    bie  ©i^mnafien  be§   ©tütS   ^ö(i)ften§   erft,   nadjbem   ^uni^^el) ,   ber 

S)irector  in  5!Jlünfter,  bie  ^tuifti^t  barübcr  ert)ieCt.     Sie  fteEte,    (Seift  unb  iperj 

ebenmäBiß  Berücfftd^tigenb,  a(§  ^iet  be§  Unterri(i)t§  Silbung  unb  ©etbftfenntniB 

an],  iüijxte  bemnad)  mit  ber  ^letigion  auä)  ^Jlat^ematif,  $t)itofopt)ie  unb  ^Jtatur= 

fun'be  ein,  Befeitigte  ba§  ßateinfpredEien,  fc^to^  bie  grierf)ijct)e,  bie  beutjd^e  ©pracfie 

unb  @ef(i)i(^te  ni(i)t  au§  —  pa^te  biefe  ®i§ciptincn  ben  ßlaffeu  unb  bem  Filter 

toeigücE)   an.     Sen  geiftigen  Uelbungen  fecunbirten  bie  f5rperlid)en,  bie  fä'^igften 

Seigrer  !6earBeiteten  Öe^r=   unb  |)üli§16ü(i)cr  jür  bie  üerfc^iebenen  S)i§cipUnen,  ber 

Unterri^t  ber  ^^t)i(ofopt)ie  je^te  fic^  für  bie  Ideologen  auct)  auj  bie  ^J^iittelclaffen 

fort,  unb  batb  t)attten  ^ant'§  Öel)ren  in  ^JJlünfter  n^ieber   unb    jpäter   entttjidelt 

ein  .^erme§  'tiier  fein  p^i(ofot)'^ifc^=tf)eoIogifc^e§  ßet)rfl)[teni.     Sie  öu^ere  Drgam= 

fation,  ber  gei[tli(i)e  ©taub  be§  Sef)rför|}er§,  beffen  bürftigc  SBefoIbung,  bie  frül^e 

ginfü{)rung  ber  ^'^ilofo)3'£)ic,  bie  Betonung  be§  S)enfen§  gegenüber  bem  |)ofitibeu 

äöiffen ,    biefe   unb   anbere   ©a^ungen  ber  ©(^ulorbnung  taffen  fid)  bemängeln, 

bod)  nur  im  Öid)te  ber  Ijeutigen  ^luffaffung;   fonft   Iciftet  fie  ba§  ^öd)[tmögli(^e 

naä)  ben  örtlict)en  unb  3eitlid)cn  Umftänben.     g.,  fo  urt^eitt  ß.  ®iefcbrc(^t,  'l)at 

nic^t  blo§  einen  Se'^rbegriff  f)ingc[tettt,  er  l)at  aut^  bie  "iDlet^obe  bc§  Unterrichte 

.  .  .  erörtert  .  .  .   e§  ijanbelte  fiel)  bem  (Sefe^geber  nicl)t  um  bie  objectioe  5Jle= 

f^obe,   n)elcl)e   burd)  bie  Se^rgegenftänbe  beftimmt  mirb,  andcj  md)t  um  bie  3trt 

ber  fubjectiöen,  öon  ber  bie  metl)obifd)cn  ©igen'^citen  au§get)cn,    bie  ol)nc  5lad)= 

tl)eil   für  ben  Untctridit  jeber  2el)rer  für   fid)  t)at.     3Ba§  ber  ©eneralöicar    tn§ 

5luge  fa^te,  war  toiclme'^r  bie  ^Jtet^obe,  meld)c  l)erborget)t  auä  ber  unterrid)ten= 

ben  unb   erjieljenben  @efinnung ,    alfo  abl)ängt  bon  bem  ibealeu  33tlbe,  ba§  ber 

Se^rer  Don  feinem  Söerufc  in  fid)  trägt.     ...     S)ie  ©d)ulorbnung   unterfc^eibct 

juerft  SSerftanb  imb  |)er3,  bann  toeitcr  ba§  Erlangen  ber  33egriffe  unb  i^enntniffe 

t)om  ^4Jrüfen  unb  33ergleid)en  ber  ^Begriffe  wie  tiom  35e5eid)nen  berfelben,    alfo 

ein  breifai^e§  It)un  be§  Söerftanbe§ :  Sernen,  9ieflectiren  unb  ©pred)en,  unb  be= 

ftimmt  barnad)  bie  ©cgenftänbe  be§  Unterrid)t§:    Religion,  ©ittenleljrc,  ^ft}(^c= 

togie,  9laturfunbe,   ^]latl)ematif   unb  ®efd)id)te   al§   bie  be§  Sernen§  öon  ®ott, 

üom  ^enfd)en  unb  feinen  ^flid)ten ,   toon  bem  3Befen  um  il)n  "^er  unb  bon  ben 

©(^icffalen  ber  ^enfd)^eit,  Sogif  at§  bie  be§  gteflectiren§,  ©^red^funft,  9iebefunft 

unb   •Did)tfunft  al§  bie  be§  ©prei^enS.     ©o  burdjfrcujt  fid)  im  ©t)fteme  f^ürften= 

berg'§   eine   irid)otomie   ober    toenn  man  lieber  mitt,    eine  2;rid)omori)'^ofe  be§ 

lernenben  ©ubfcctS   mit  ber  3lleranbrinifd)en  2rid)otomie  bc§  lernbaren  DbiectS. 

S)ie  ©d)ulorbnung  eriuarb  fid)  fclbft  unb  il)Tem  Urheber  ben  freubigften  9lt))3lau§, 

toarb  „beina"^e  al§  3i "'begriff  aUer  ©d)ultoei§t)eit  anerfannt",  al§  ein  äöerf,  „ha^ 

bamalg  nirgenb§  in  5i)eutfc^lanb  feine§  gleid)en  t)otte ;  felbft  ^^icolai'S  33ibliot^ef 

toar  i:§rc§  9tul)mc§  öoU".     S)a§    @t)mnaftum   ging   ju  '^o'^et  33lüt^e  auf,    bie 

2el)rer   ehrten   f^.    mie   einen  3}ater,  felbft  fürftlid^e  ©rö^en  l^olten  fid)  bei  i'^m 

:päbagogifd)en  Siaf^;  anbere  ?lnftalten  nal)men  an  fünfter  ein  93orbilb.     ßiujetne 

Drben,   bie   fdjul^altenben  Dbferöanten,    bie  ^inoriten  (5Jlünfter),   fobann  bie 

SScnebictiner   (8ie§born)    l)atten   bereits   bem   münfterifd^en    (Sljmnafium  nac§3U= 

eifern  begonnen;  ba  bie  Älöfter  überhaupt  ber  9leformen  beburften,  fo  erlief  g. 

1778  bie  „SSerorbnung,  ma§  unb  toie  bie  ^}31önc^e  ftubiren  follen"  —fie  bezeugt 

nid)t  minber  ben  unfeligen  3uftanb  il)rer  58ilbung,  al§  ben  Srnft  bei  S}erfaffer§, 

ba§  Std^t  beglüdenbet  3Biffenfd)aft  3um  allgemeinen  'Jtu^en   bi§  in  bie  einfamftc 

3ette  3u  tragen ;  ein  ^al^r  fpäter  ergingen  toeitere  2}erfügungen  gegen  ^MPräud)e 

ber  i?löfter,  bie  er  übrigcn§   auf  Sacobi'g  ^^arten  Singriff   furj   bamit  in  ©d)U^ 

nal^m,  e§  fei  @ute§,  e§  fei  SBöfe§  bon  iljuen  gefd)e^en,  ba§  33öfe  bornämlid),  fo 

toeit  fie  fi(^  al§  allein  abl)ängig  bon  ber  römifd)en  ßurie  gel)alten,  unb  dürften 


^ütftenberg.  239 

]§ätten  in  ü^ren  DJ^altia'^men  gegen  fie  oft  mit  offenbarem  Söibetfprurf)  bie  @runb= 
fd^e  jener  ßurie  ju  ben  irrigen  gemad^t.  S)en  33ilbung§bau  a6f(^Iie|en  foÜte 
bie  Uniberfität.  @ine  fotd)e  toax  ettoa  feit  1630 ,  nac^bem  ber  ^atl^oüciSmui 
toieber  ^ur  §errfd)aft  gelangt  toar,  öei  ben  @tänben  unb  güi-ften  befd^loffene 
<Baä)e,  toegen  G)elbmangel§  unb  anberer  ^inbemiffe  inbe^  nur  eine  t^eoiogif(^= 
:p'§itofo^t)if(^c  gacuttat,  eng  an§  @t)mnafium  gefii)Ioffen ,  au  ©tanbe  gefommen; 
nun  ba§  ©timnafium  organifirt  toar,  öer^ielt  fiif)  il^re  ©rünbung  ju  jenem  mie 
gruc^t  3U  331ütj)e.  ©ie  fottte  praftifd^  mit  3Biffen  in§  SeBen  einfüt)ren  unb 
beS^lb  ^raftifctie  ße^rftül^te  unb  ^rofcfforen  erhalten ,  bie  le^tern  me'^r  unter= 
toeifen  al§  fdireiben,  x^i  9Iuge  mel^r  auf  bie  ©tubenten  al§  auf  bie  litterarifi^e 
3ßett  richten.  Sennod)  toir!ten  l^ier  ^Jlänner  bon  ^Jlamen,  toie  ©priiimann,  ipoff= 
mann,  c'paöid^orft,  ^aterfam:p  u.  9t.  unb  eine  Stei'^e  tool^tburd^geBitbeter  @ct)üler 
gingen  öon  l^ier  in  bie  ^ö^eren  Se6en§fteEungen.  Um  ben  fyonb§  ju  Betommen, 
fe|te  ber  @eneralöicar  bie  2{uf§ebung  be§  S3enebictineffen[tift§  Uebertnaffer  burd)  unb 
er  f)ätte  no(f|  metjrere  erfc^taffte  Älöfter  3um  öffentli(f)en  ^J^u^en  befeitigt,  toenn 
er  nid)t  auf  allen  ©eiten  t)eftigem  äBiberftanbe  begegnet  ober  aber  \püUx  -Jtad^folger 
be§  i^ütftcn  getoorben  toäre.  3}orerft  fielen  auc^  bie  fonft  noc^  öielfat^  in  2ln= 
fprud^  genommenen  ßinfünfte  üon  Uebertoaffer  fo  fc^toad^  au§,  ba^  für  jebe  ^-0= 
cultät  nur  eine  mäßige  So'^t  ^on  2e^rftül)len  unb  biefe  nur  na(^  unb  na($ 
errichtet  toerben  fonnten,  ^nftitute  toie  33ibliot^e!,  .^ebammenanftalt  unb  9}ete= 
rinärf(i)ule  entmeber  gar  ni(i)t  ober  nur  mangelhaft  in§  Seben  traten,  ^nx  ba§ 
^Priefterfeminar  mürbe  1776  in  bem  umgebauten  Uebermafferftofter  mit  einigen 
2l(umnen  eröffnet  unb  beffen  Soften  au§  bauernbem  f^onbS  gebecft.  S)enno(f) 
{)at  bie  Uniöerfität  9lnfe'^nlid)e§  geleiftet,  il)re  Söirffamfeit  bi§  auf  bie  5JliIitär= 
afabemie  unb  unmittelbar  bi§  auf  bie  3)otf§fd)uie  au§gebe'f)nt  unb  mit  bem 
@t)mnafium  bem  Sanbe  einen  S3orn  geiftiger  Srfrif($ung  eröffnet,  ttiie  it)n  bie 
9iac^barlänber,  .^annober  ausgenommen,  nid)t  fannten.  2)ie  !aiferürf)e  unb 
|)ä)3fttic^e  SSeftätigung  traf  fdjon  1773  ein  unb  bi§  1780  toaren  fo  öiele  ^^^ro= 
feffuren  befe^t  unb  9täume  in  Uebermaffer  ober  f^jäter  im  ^efuitenbau  gemonnen, 
ba^  am  16.  Slpril  bie  Inauguration  [tattfanb.  SBenige  ^Jtonate  fpäter  trat 
ein  Sreigni^  ein,  ba§  bie  weitere  äßirffamfeit  be§  5)linifter§  in  i^xaa,e  geftellt 
l^ötte,  menn  ni(f)t  2Bei§^eit  unb  Siebe  jum  Sanbe  if)n  bie  fyolgen  ju  öerfcEimerjen 
geboten.'  S)er  SBiener  Apof  nämlic^  fuc£)te,  beranla^t  burd)  ba§  2llter  be§  Äur= 
fürften,  für  feine  ©tifte  Äöln  unb  5}lünfter  einen  ^Jtac^fotger  an  beffen  ©teile  ju 
bringen,  ber  bie  öfterreit^ifdjen  ^ntereffen  in  ben  toic^tigen  ©ebieten  ^JtorbtDeft= 
beutfc^lanbS  bcrtrete  unb  ä^ar  in  ber  ^erfon  be§  ßr^'^erjogS  5JtaximiIian  (5ran3, 
beö  jüngften  ©o'^ne§  ber  5[Raria  Xfierefta,  ber  bereite  doabjutor  be§  S)eutf(i)= 
orben§=§oc£)meifter§  mar.  ©ein  SSruber,  ^ofef  IL,  unb  beffen  Stoffe  tonnten 
bei  5Haria  Sfjerefia  aEe  begfattfigen  canonifi^en  33ebenfen  ju  unterbrüden  unb 
beim  ^urfürften  toie  beim  S)omcapiteI  in  Äbln  beffen  SBat)l  gum  Soabjutor  am 
7.  5iuguft  bur(^3ufe|en.  9lt§  ^lacfifotger  ^öniggerfg  für  5Jlünfter  toar  bon  biefem 
unb  ber  öffentli(f)en  9Jleinung  !ein  onberer  at§  ber  berbienftboEe  fy.  be^eid^net, 
er  felbft  l^ätte  in  ber  ^ö(^[ten  2Bürbe  gern  aEen  Einrichtungen  bie  2Seil^e  ge= 
geben.  2öie  betroffen  füllten  fid)  g.  unb  fein  2ln!^ang,  al§  ^lö^üci)  ber  6raf 
bon  5[Retterni(^ ,  nad)bem  er  am  ül^eine  bie  Spione  2Sien§  burc^gefe^t,  am 
25.  9Jtai  in  5!)lünfter  eintrifft  unb  bei  ben  einzelnen  SDom'^erren  für  eine  6oab= 
jutormal^l  ju  ©unften  be§  @r3f)er3og§  mirbt!  Wit  ©ef (Renten  unb  äBorten 
arbeiten  3[Bien§  SXgenten  meiter,  ber  Äurfürft  felbft  legte  bem  ßapitet  am 
13.  ^uni  bie  äßa^l  auf  unb  5mar  ju  öunften  be§  ofterreid^ifc^en  ßanbibaten. 
9lun  jeigte  fid^,  ba^  fy.  aud)  feine  ^yeinbe  tjatte.  6r,  ber  !ü|ne  üleformer,  ber 
@eifttic^e  befteuert,  Ätöfter  aufgel^oben,  hk  ^Bauern  gegen  bie  ©ro^grunbbeft^er 
begünftigt   l^atte,  fiet)t  fi(^   balb  bon  aEen  antoefenben  S)om^erren  U^  auf  12 


240  ptftmBetg. 

betreue  öerlaffen.  @x  proteftht  gegen  bQ§  uncanonijc^e  ^ox^i^en,  erftärt,  wenn 
eine  Söal^l  ftattfinbe,  jo  träte  ex  felbfi  al§  ßanbibat  au],  unb  n^itt  ebenfo  für 
iebe§  anberc  33Utglieb  be§  S!omcapitel§  [timmen,  nur  nic£)t  für  ben  @rjt)er3og, 
beffen  äöa^l  mit  5Rücfftd)t  auf  ^^reu^en  bem  ßanbc  Unheil  bringen  »ürbe. 
5preuBen§  ©ebiet  berü'^rte  öerfd^iebentlid^  baS  5JlünfterIanb ,  fein  Otegent  toar 
g]Utbirector  be§  n^eftfälifdien  Äreife§  unb  ha^  ßabinet  betrieb  bie  SBal^l  5ürften= 
6erg'§.  S^riebricE)  b.  @r.  tl§at  in  milber  g^orm  bem  6a)3itel  feine  3l6[id^ten  funb, 
feine  ^Igenten  arbeiteten  on  Crt  unb  ©teile  ben  öfterreid)if(i)en  Spionen  entgegen, 
ber  ©eneral  ö.  äöolfferSborf  lie§  öon  ;^amm  au§  ^Dro'^ungen  naä)  5Jlünfter 
bringen.  S)iefe  2)ro^ungen  erregten  böfe§  33 tut,  bie  5(genten,  ÄriegSratl^  3)ot)m 
ausgenommen,  [tauben  ben  ©egnern  an  gett)innenbem  5luftreten  nacE) ,  5ürften= 
bcrg^§  yieigung  3u  gtiebrid)  b.  @r.,  ftreute  man  au§>  fönne  bereinft  ba§  ßanb 
in  atterl^anb  J^riege  bertoirfeln;  bal  benadf)barte  .»pollanb  Ujar  ber  Habsburger 
5IJiad)tau§bel)nung  öon  C^erjen  abgeneigt,  iube§  öon  f^ürftenberg'S  g^einben  mit 
ber  ©c£)re(fen§au§fic^t  t)ingel)alten,  er,  ber  f^fi-'eunb  be§  5Jliütär§,  mürbe  bereinft 
mie  ein  jmeiter  Sifct)üf  ©alen  gegen  bie  (Seneratftaaten  in§  f5^etb  jie'^en.  %U 
man  noc^  merfte,  ^^reu§en  mürbe  feinen  ©ntmürfen  nötf)igenfaE§  einen  ^ac^brurf 
mit  2öaffen  nic^t  geben,  mu^te  au(i)  bie  energif(f)e  ©pradie  be§  t)annoöerfd)en 
^inifteriumS  öertUngen  unb  mo  e§  su  fpät  mar,  trat  ^^oUanb  ein.  g.  unb 
fein  Stn'^ang,  meiere  nod^  beim  ßapttet  unb  beim  .^aifer  ©infpruc^  gegen  bie 
uncanonifc^en  ^la^ua'^men  ber  ßapitelSmel^rl^eit  ert)oben  'Ratten,  fügten  fid^  nun= 
me^r  unb  traten,  „obg(eid)  immer  nod)  üöEig  überjeugt  öon  ben  guten  ©rünben 
it)rc§  äöiberfprud^g"  ber  ^Jte^rjal^l  be§  Kapitels  bei.  „um  ben  unglürfüc^en  folgen 
einer  ftreitigen  $Eöaf)l  auöorjufommen",  ilur^um  gra^^crjog  5;)tai-imilian  S^ranj 
mürbe  auä)  ^u  ^Mnftcr  am  16.  ?tuguft  jum  ßoabjutor  gemä'filt,  bie  2ßaT)l  mit 
geräufd^öoHem  ^ubd  unb  aüer'^anb  ©otennitätcn  öcr'^en'üc^t.  g.  ertrug  mand^e 
nun  öertautenbe  ©i^mätireben,  o§ne  ein  2Bort  ber  ©rmiberung  ebenfo  männiii^, 
mie  bie  öorauSjufefjenbe  ^ufforberung  be§  5Zeuermäf)(ten,  um  feine  ©ntlaffung  a(§ 
5)linifter  einjufommen  (lö.Sept.).  (Sr  erhielt  unb  lag  fie  bei  einer  6(f)utörüfung, 
of)ne  eine  5Jtiene  ju  öerjie^en  unb  fu'^r  bann  im  Se:^rgefd)äfte  fort.  6r  t)ic(t  gemi^ 
fetbft  für  geratt)en,  ba§  ^Jlinifterium  nid^t  meiter  ^u  fü'^ren,  bem  er  gtei^mot 
17  ^aijxt  alle  (S'^re  gemacht  ^atte.  ^U  ^itgüeb  bes  Kapitels  unb  ber  giitter= 
fc^aft  tonnte  er  nod)  fürber  für  ba§  Sanb  unb  bie  Seute  feine  ©timme  crl)eben, 
al§  ©eneralöicar  noi^  auf  6(eru§  unb  ©d)utmefen  frud)tbar  unb  mo'^ltptig  cin=' 
mirfen  —  unb  bafür  lie^  i:§m  auc^  ber  (^oabjutor  feinen  33ei[tanb  in  einem 
^a^e,  mie  feine  ©c^öpfungen  eS  berbienten,  unb  Äöniggerf  fetbft  forgte  bi§  an 
fein  @nbe  1784  bafür,  ba|  bie  SSel^örben  bie  Sßermaltung  übert)OUpt  in  ben  öom 
abgetretenen  ^JUnifter  gelegten  Salinen  fortfü'^rten.  ^Jiun  tonnte  unter  feinen 
ni(|t  fo  öielfeitig  befdiäftigten  Rauben  auc^  ba§  25olf§fc^ulmefen  naä)  dien 
Üti(itungen  ^in  äöurjeln  ftJjtagen.  ®ie  S3olf§fd)ute  Ief)nte  fi(f)  infofern  an§ 
(St)mnafium,  al§  beffen  gögünge  ben  ©eiftlidien,  ben  Selirern  l^etfenb  unb 
meifenb  jur  ©eite  ftel^en  fottten,  fie  bilbete  alfo  ein  organifc^e§  ßjlieb  be§  ganjen 
5Bilbung§ft)ftem§.  g.  bejmecfte  eine  moratifdje  unb  pra!tifcf)e  3}olf§er5ie§ung. 
3fe  l)öl)ere  Slbfidjten  er  öon  ber  ©c^ule  ^egtc,  um  fo  tiefer  gefunfen  mu^te  fie 
il^m  öorfommen.  Si§  in  ben  SOjä'^rigen  .^rieg  ^atte  bie  ©c£)ule,  mie  bie  ^arlen= 
oer^anblungen  unb  ^^rotocotte  bart:^un,  einen  urtl^eil§fät)igen  unb  fci)reibfunbigen 
Öanbmann  ^erangebilbet,  aud)  fpäter  unter  bem  33ifd)ofe  (Salen  öorerft  in  religio^ 
fem  ©inne  mieber  SSerbreitung  unb  Pflege  gefunben.  31I§  x^.  bie  ©d^ulan= 
gelegen'^eiten  in  bie  .g)anb  nat)m,  le£)rten  @eiftlid)e  ober  manbernbe  ^ated^iften 
öielortS  bIo§  ben  Äatedf)iSmu§ ;  Sefen  unb  ©clireiben  traten  in  ben  ^intergrunb 
ober  e§  tourbe  einige  ©tunben  mödientlid^  öon  einem  Sagelö'^ner  ober  ^nöaliben, 
ber   beim  ^Uliütär   ober  fonftmo  etmaS  gelernt  liatte,  in  feinem  öaufe,  in  einer 


prftenbcrg.  241 

glitte   ober  ©(f)enfe  ge(ef)rt.     2)aä  gange  innere  unb  öu^ere  äBejen  ber  Bd^uk 
6i§   äuv   ©tellung  bcr   Seigrer   fiarrte  ber   Erneuerung.     Um  fo   befounener  unb 
Dorftd^tiger  trifft  5-  lettre  ?Ola§na]§men.     SGßenn  je,  bann  tootite  er  „feine  obgleid) 
woijl  überbac£)tcn  .  .  .  ?tnfici)ten  mrf)t  ju  ©efe^en  machen,  e^e  fie  burc^  bie  6r= 
fa^rung  ni(^t  aüein  im  allgemeinen  betoä^rt,  fonbern  auc^  grabe  tu  biefem  C'anbe 
auf  aHe  Socalöer^ältniffe  antoenbfiar  befunben  mären."     @§  ergingen  1782  unb 
1788  nad)  feinen  ßnttoürfen  au§fü^r(i(^e  ©c^utoerorbnungen ,   bocE)  au§brücE(ic^ 
at§  ^roüiforif(i)e,    erft    1800    enbgültigc.      9lun    ein   (i^aoä    bon   SSeric^tcn   ber 
^Pfarrer  unb  (Sommunalbeomten ,  äa'^treic^e  @rgebniffe   öon  Sc^utprüfungen  t)or= 
lagen,  f(^Io§  unter  fetner  Seitung  eine  ©tiecialfd^utcommiffion  mit  bem  unerntüb= 
lic|en  ^ofratl^  ü.  2en§polbe  bie  Crganifation   mit  einer  „©c^ulberorbnung"  ab, 
toelc^er  ba§  S)omcapiteI  mä'^renb  ber  ©ebi^öacanj   am  3.  <Beptbx.  bc§  fotgenben 
^af)xt%    bie    ©anction    ert^eitte.     S)ie    Söinfetfi^uten   tourben   Befeitigt   ober  be= 
fdiränft,  aüe§  ©emic^t  auf  (5tabt=,  ®orf=  unb  !©auerf($aft§f(^uten  gelegt,  mo  e§ 
ging,   ^äbcf)enf(i)ulen   mit   eigenen   5^ä§ctaffen  eingerichtet  —  atte  ber  Sluffidlit 
be§   Pfarrers   unterftettt.     S)er   Unterriclit  toirb    audf)   im  Sommer   ert^eilt  unb 
nur  tt)o  unübertuinblic^e  Umftänbe  nöt^igen,  in  beu  ©onn=  unb  geiertagSfcfiulen, 
bie  fonft  ben  entlaffenen  ©c^ülcrn  9tacf)l)ülfe  geiüäl^ren  foüten.     Stile  Äinber  bom 
6. — 14.  ßebenSja^re  finb  f(^ulpfli(i)tig.     ©ele^^rt  toirb  g^Jetigion,  Sefen,  (Schreiben, 
fftei^nen,  in  ben  ßanbfc^ulen  auc^  bie  (SrunbBegriffe  be§  5lcfer6aue§,  ferner  §anb= 
arbeit,  toofür  fähige  Se^rfräfte  an^ufteßen  finb,  unb  für  (Schüler,  bie  ^DJtu^e  unb 
gä^igfeit  baju  ^aben,  bie  Slnfangägrünbe  ber  ©eometrie,  ^Jled^anif  unb  ©eelen= 
leiere  —  ba^  le^tere  jebod),    falls    bie   ^auptgegenftänbe   ni(f)t  barunter  leiben, 
S)a§  3iel  ^ft  ^Religion  unb  ^oral,  Sr^ltung  ber  ©efunb^eit  unb  gäfiigfeit  jum 
"Jlal^rungSernjerbe.     S)ie  33egriffe  muffen  ben  Äinbern  anfc^aulid^,  nic£)t  papageien= 
mä^ig  beigebra($t,  bie  geiftigen  Hebungen  3utt)eiten  mit  ben  förderlichen  roectifeln. 
£)a§  fcl)öne  ^nftrument  ber  ©(^ulorbnungen  mar  eigen§  bafür  au§gebilbeten  ße§r= 
fräften  in  bie  .^anb  ju  geben :  jur  ^eranbilbung  ber  ^e^rer  in  einer  fogen.  5tormal= 
fc^ule  unb    jur  Leitung   be§  ©c^ultoefeng   berief  5-  i'en   ebelften  unb  menf(^en= 
freunblirf)ften   unb    tüie    bon  ber  35orfe^ng   bafür  beftimmten  9Jtann,  ^ernfiarb 
Dberberg,  bamal§  Kaplan  ju  Sbergtoinfel.     %m  1.  Tläx^  1783  übernahm  Dber= 
berg  fein   f(i)toierige§  2lmt,   alte   unb  junge  9Zaturen,  benen  bie  Äoften  erftattet 
tburben,   ju   Se'^rern  unb  aucE)  Se^rerinnen   in  3toei=   big  breimonatlid^em  8e^r= 
curfug    ^erangubilben.     6§    inurbe    für    bie    Sel^rqualification   eine  ^Prüfung  be= 
ftanben,  ben  reif  befunbcnen  Gräften  ettte  @et)alt§äutage  getoäl)rt,  über^upt  ha§> 
mögliche  für  bie  moraUfd^e  unb  gefettfi^aftlidie  ©teHung  ber  Se^^rer  getl)an,  if)nen 
®el§alt  unb    5ßfti<^tei^   geregelt,    entel^renbcr  ^ebengeb^inn  mit  9J^ufifmad)en  ic. 
unterfagt.     ^it   (f)riftli^er   Segeifterung    unterföieS    Dberberg    bie    ßanbibaten, 
leierte    felbft    bor   il^ren   3tugen,    befu(^te  unb  orbnete  bie  ©deuten,    fd^rieb  für 
©d^üler  unb   2el)rcr  bie   ©(|ut=  unb   ipanbbüi^er   fpradE)lid§   unberglei(^lic§  an= 
gemeffen,   in^altlid)  bom  l^e^rften  ($riftlid§  =  Humanitären  (Seifte  burd§tt)el)t.     ©in 
Se^rerf eminar ,  bas  längft  geplant,  aud^  3ur  größten  ^^reube  ^yürftenberg'S  1790 
bon    beu    ©täuben   bcf^loffen    trar,    fam  erft  1825  in  SBüren  ju  ©tanbe,    ein 
^a^r   bor    Dberberg'g    Xobe,    ber    in   finblid^em   ^^ubel  geftanb,    nun  fönne  er 
fterben,   ba§  ©eminar  erfe^e  i|n    unb    bod^   hi^   an  ben  Job   bie  'Jiormalfd^ule 
leitete,  obgleid^  i^m  feit  1809  nodl)  bie  S)irection  be§  5prieftevfeminar§  unb  unter 
preu|ifc^er    >g)errfdl)aft    bie    abminiftratibrn   ©d^ulfad^en    in    ber  Stegierung    faft 
altein   oblagen.     ^Idi)   unb   fern   erregte  bie   ©d^ulorganifation  Sluffe^en,    1781 
bilbete   fid^    audf)   für  ba§   fölnt)(^e  ^eftfalen   eine  ©i^ulcommiffion,  bon  1782 
batirt  bie  ©(^ulorbnung  für  Slebe=9Jlarf  unb  'Jtormalfd^uten  mürben  eingericl)tet 
bon  D§nabrü(i  bi§  S)üffelborf  l^in.     5Jlit  biefer  SJolfSer^iel^uug  mar  ber  grünenbe 

Mgem.  beutid^e  aSiogroD'öte.    vni.  16 


242  g^ürftenktg. 

Soben  öereitet,  auj  bem   atte  gele'firten  3tnftatten   unb    ©taatSeinriditungen   eift 

<Ba]t  unb  @ebeit)en  empfingen.     Um  1804  tonnte  i^.  aU  (Bveig  auf  eine  33jä^t. 

2eben§ar6eit  äuvüdfblitfenb   ber  pi-eu§ijd)en  9{egierung§be{)öi-be  üorftcUen ,  ta'i  bie 

^nftitutc  bei-  giationateräie^ung   alle  t)armonifd)  juiammenfcfilö^cn ,   alle  I^eile 

Don  oben  bi§  unten  fid^  tt)ed)jetfeitig  öoraugfe^ten.     2Bie  ein  bejruditeuber  Otegen 

t)atten  \iä)  bie  6inri(i)tungen  gürftenberg'g   über  ba§  Sanb  ergoffen.     5Da§  Stift 

unb  befonberg   bie   Jpauptftabt   leuchtete   au§  bem  berlaffcnen  ^lorbmefttt^infel  fo 

bebeutfam  unb  einlabenb  in§  ©efammtbaterlanb  l^inüber,  ba^  bie  größten  ^öpfe 

mit  5.  unb  ben  ©einigen  in  Sßerfeljr  traten,     ^atte  er  frü|^er  bet)uf§  3IuffteEung 

ber   (Sd)utorbnung   3>lerbinbungen   ange£nü}3ft  mit   S)eni§  in  Söien,   Sambert  in 

S3erlin,  mit  Äöftner  (Satterer)  in  ©öttingen,  |)emftert)ut)§  in  Seiben,  fo  fammelt 

fic^    um   il^n   ein  i?rei§   :^eimif(^er  ©elel^rten,  ©^jrirfmann,  |)offmann,  Cöerberg, 

granä  35u(i)ot^,  )).  S)ruffel,  l^ier  ttjcilen  bie  ©d^aufpieler  Stgener,  5lbbt,  @d)röber, 

u.    21.     S)ie    neuen    {Seifte§frü(i)te    ber    beutfd)en   Sitteratur  finben  SSeifaE,    ber 

5JluffnaImana(^   ttjirb   öon    g.   in   aEen   i^reifen  empfoljten.     (5r  felbft,  n:)enigcr 

Kenner  ber  fct)önen   äöiffenfc^aften ,   h)ie  ber   5}lufif    unb  5Jtalerei,  ber  nur  bie 

abminiftratiben  „Drbnungen"    '^at   in  bie  Deffenttic^fcit  gelten  laffen,  bilbet  ba§ 

Zentrum  unb  a3anb  eine§  f)od)geiftigcn ,  bem  äBat)ren  unb  ©d)önen  juftrebenben 

ÄreifeS.     1779  f(i)Iug  in  feiner  'Diüt)e   bie   merfmürbig   geifteSreid^e  ^ürftin   bon 

@atti^in   if)ren   2[Bo't)nfi^  auf,   um  fic^  unb   it)re  Äinber  feiner  unb  bann  Ct)er= 

berg'i  fieitung  anäuüertrauen.     ©cit   1778    be[tef)t   ein   nät)erer  23er!el)r   mit  %. 

^.    Sacobi    in   2)üffelborf    unb   äöijenmann.     S)er    5ßf)ilofD|)]^   unb    S3iellt)iffer 

|)emfter'^ul)§  fel^lt  nid^t,    1787   erf(i)etnt,  bon  5Buc£)ol^  unterftü^t,  öon  Saüater 

embfot)len ,    .g)amann    unb    finbet    nur   ju   balb  feine  ütu'^eftätte  in  ber  gürftin 

©arten,     ©er    geniale    S)i(i)ter  unb    Ü)elc{)rte  ©brirfmann ,    biefe    treue  beutfd)e 

Sieberfeele  ^atte  enge  Sejiel^ungen  ju  ^oie,  ^öltl),  33ürger  unb  5Jlöfer'§  2;od)ter, 

Sfennl}  ö.  93oigtg,  ^acobi  ju  ben  rl)einifd)en  unb  t^ringifc^en  iTreifen.    S^ie  ^cr= 

fon  ^yürftenberg'§,  ba§  n)efen=  unb  gaftlid)e  ^au§  ber  f^ürftin,  bie  S}erbinbungen 

unb  Üteifen  biefer  ober  jener  ©lieber   be§   erleud)teten  ^reifeg   bitben  bie  gäben, 

toeld^e   fünfter  mit  ben   neubeutfd)en  ©eifteSarbeiten  unb  il)rcn  ©d)ö))fern  ber= 

binben   unb   umgefel^rt.     S)ie   3lnatomen   (Jamber  unb  ©ömmering,  ©.  fyoi^fter, 

Äteu!er,  bie  l)aüifd)cn  ©ete^rten  51iemel)er  unb  ®bcrl)orb,  .^erber,  @oetl)e,  Älob= 

ftod ,    3}of! ,    ©tolberg ,   9Ucolot»iu§ ,    6taubiu§    tommen     cl)er  ober  fpätcr   mit 

i{)m  in  ^erül)rung;  ©tolberg  nal)m  i)ier  1800  einen  längeren  5lu|entl)alt  unb  biele 

fraujöfifc^e  Emigranten,  3um  Sttieit  l)ol)e  Söürbenträger,  finben  '^ier  freunblid)en 

Smbfang  unb  Umgang,  unb  felbft  ®oetl)e  modele  im  ©bätjoTjr  1792  einen  ^b= 

fted^er  nad)  fünfter,  nadE)bem  er  fidl)  längft  tiergeblidE)   um  eine  9lnnäl)erung  an 

bie  ^^ürftin  bettjorben  l)atte.     ©ereid^ten  gürftenberg'g  eble§,  rul)ige§  äöefen  ober 

feine  ©taat§fd)öbfungen  ebenfo  ber  ©aEi^in,   toie  ©oetl)e  unb  ©tolberg  ^ur  ^e= 

rounberung,   fo   fonnte   ber  erfte  ©tatf^alter  ^$reu^en§,   !ein  anberer  al§  ©tein, 

fel^r  balb  über  feine  menfd)enfreunbtid^e  2öir!fam!eit  auSfagen,  er  t;abe  eine  grofee 

^affe    grünblid)er    unb    gemeinnü^iger    ^enntniffe  .  .  .  öerbreitet,   beträdE)tlici)e 

Sinnal^mequeEen  ben  ©rjieliungSanftalten  berfdC)afft,  bie  einer  großem  (ärgiebigfeit 

fä'^ig  feien.    .  .  .    g.  fe^e  bieEeid)t  ju  'i)of)tn  aöerf^  auf  ba§  ^ofitiüe  ber  Üteli= 

gion,   auf   bie  gorm   be§   ©ottc§bienfte§  .  .  .  unterbeffen  "^abe   er  feinen  S'^^ed 

bod^  erreid^t,  man  finbe  mel)r  äußere  5ld^tung  öor  üieligion,  me§r  !Dienfdf)en  bon 

frommen  anbädf)tigen  ©efül)len,    al§   er   anber§tt)o   gefunben,    er    er'^alte    feinen 

^}titbürgern  ben  35eft|  eine§  gemiffen  unerfeparen  ÄleinobeS,  beffen  S5erluft  aEe 

unfere  ^^^liitofopl^iSmen  nid£)t  erfe^ten.     äöenn  man   biefen  ©eift  toir!en  laffe,    fo 

!önne  felbft  unter  ben  Krümmern  ber  53erfaffung  fel^r  öiel  ©ute§  barauS  merben. 

5)lünfter  unb  ein  2;l)eil  be§  Oberftifteä  maren  burdl)  einen  '^sarifer  9}ertrag  bom. 

23.  Wai  1802  an  bie  Ärone  5preu§en  übergegangen  unb  am  2.  Sluguft  in  93efi| 


prftenberg.  243 

genommen,  nadjbem  ba§  Somcopitet,  um  einer  öorausficfitüc^en  Säcularifation 
ju  begegnen,  an  Stelle  be§  jüngft  öerftorbenen  (5'üi'ften  tvo^  bev  Slbma^nung 
5pi;eu^cn§  eine  üergebtic^e  ^leuma'^l  föieber  ju  (fünften  eine§  ö[ten-eid)ijd)en  Gi-j= 
T^erjog^  Vorgenommen  ^tte.  Sie  Crganifationen  ber  neuen  Ütegierung  bevü^iren 
felfiftticvftänblid)  burdige'^enbS  bie  gunbamente  Q^ürftenberg'S.  S)ie  Uniöerfität 
entfprad)  ben  i5"0vberungen  ber  ^Jlcu^eit  unb  jenen  2l6fi(i)ten  ni(^t,  bie  ^ßi-'euBcn 
öon  einer  ^D(f)f(^ule  t)egte,  bie  toeiteren  SanbgeBieten  mit  öerjd^iebcnen  (Ion= 
fejfionen  biencn  fottte;  e§  fel^lte,  toie  ©tein  |eit  1803  öeridjtete,  an  ^Projeffuren 
für  ^laturmiffenjd^aiten,  an  ^nftituten  unb  Sfpparaten,  an  Statuten  unb  ilBo'^I= 
tl)ätigfeit§anftalten  jür  ©tubenten  unb  Seigrer.  Sie  ^profefforen  ber  ^:^ilofopt)ij(^en 
fyacultät  feien  Itjauptfädjüd^  au§  ber  (Sljmnafialf^ätigfeit  übernommene  Ö)cift= 
lidie,  bie  übrigen§  in  ber  Sieget  !at§olifd)e  ^Mnfterlänber  —  Uebelftänbe,  bei 
benen  bie  ©teüenbefe^ung  Ieid)t  bon  unfa(|ü(i)en  @efi(f)t§punften,  eine  „Sä^mung 
be§  :|)'^itofopt)if(^en,  liberalen  @eifte§",  eine  S^folirung  ber  Slnftatt  erfolge.  Sie 
9legierung  betrieb  bann  eifrigft  ben  $lan ,  äu  5Jtünfter  inmitten  ber  r^einif^= 
tt)e[tfätif(jt)en  Sanbe§tl)eile  eine  reid§  au§geftattete  .g)0(^fc^ule  mit  freier  33erfaffung 
(©öttingen)  ein^urit^ten ,  unb  au§  ben  531itteln  ber  Slnftalten  ju  S)ui§burg, 
^aberborn  unb  Erfurt,  bie  aufjulieben  feien,  bie  i^onh^  für  ^ßerfonal,  ©ebäube 
unb  ^nftitute  äufammeuäubringen  unb  bann  gemä^  ben  brei  ßonfeffionen  unb 
bem  -g)erlDmmen  ber  Ö)elber  neben  ben  !atl)Dlif(i)en  auäj  proteftantifdie  Sel^rfräfte 
äu  berufen,  ba  bie  9teligion  nur  auf  bie  t^eologifc^e  gacultät  (äinflu^  l^aben 
!önne.  9tt§  bann  nad^  (5tein'§  Slbgange  laut  i^nftruction  öom  1.  Wdx^  1805 
aud^  eine  etiangelifd)=t^eologifd)e  ^-acultät  in  3lu§fi(i)t  genommen  unb  faft  glci(f)= 
zeitig  ein  $)3roteftant  ('»DWEer),  menngleicE)  in  bie  |)'^ilDfopt)ifc^e  g-acultät  berufen 
tourbe,  mact)te  g-  ä^nlict)  mie  fd)on  bei  ber  ^efiijergreifung  gegenüber  bem  be= 
:putirten  Stegierunggraf^ ,  unterm  1.  ^Jlai  al§  Kurator  an  ^öct)fter  ©tcCe  unter 
anberm  geltenb,  „ba|  gegenmärtiger  ©($ulfonb§  ber  latl)olif(^en  üteligion  ge= 
l§öre  unb  ba^  infonberl)eit  l^ier  niematen  anbere  al§  tatl^olifdie  Sel)rer  bie  £l)eo= 
logie  gelelirt  l)ätten".  Unterm  29.  ^uni  tourbe  er  unter  ^ejeugung  ber  aller= 
l^öc^ften  3ufi;ieben^eit  öom  (Suratorium  biSpenfirt  unb  fofort  berabfc^iebete  er 
\xäj  öon  ben  Secanen  unter  Ijerjltrfiften  SBünfdien  für  il)re  Slnftalt  unb  beren 
äöirffamfeit.  6r  mochte  gel)5rt  l)aben  öon  SSorf(i)tägen  betreffs  liberaler  !at:§o= 
lifd^er  .Sl'^eologen  —  balb  tafen  3Bectlein  unb  ber  5Jlinorit  ©ammeimann  — , 
öon  bem  ^piane,  ba§  Kuratorium  einer  ßommiffion  unteräuorbnen,  unb  fi(^  mit 
bem  ^räfibenten  Slinde,  ber  längft  feine  ©ntlaffung  beantragt  l)atte,  unb  bem 
5Dombed)anten  ö.  ©Riegel,  ber  i:§m  in  confeffionellen  Singen  ^u  toeit^eräig  öor= 
ge^cn  motf)te,  feinen  gebeif)li(i)en  S5erfe"^r  öerfprect)en.  @r,  ber  frü"^er  bem  Un= 
mitten  be§  Sleru§  trotte,  feine  ßenfur  einfül)rte,  ^roteftanten  ju  Ütaf^gebern 
ual)m,  über  bie  i^löfter  unb  (Jurie  fo  freimütl)ig  urf^eitte,  bicKeidit  gar  ber 
Soge  nid)t  fern  ftanb,  l^atte  bie  ßonöerfionen  au§ergetoö'^nlid)er  5Renfd)en  (ber 
gürftin  ©aKi^in  unb  ©tolberg'S)  getoi^  tief  belier^igt  unb  neben  bem  SÖefen 
audf)  bie  i5fOi-'wen  be§  ©laubenS  um  fo  toärmer  umfaßt,  al§  feine  milbe  Ütic^tung 
nocf)  ©egner  gefunben.  ©o  geftimmt,  fd^eint  e§,  tooEte  er  ju  afat:§olifct)en 
(Srünbungen  in  einem  (Sebiete  ni(f)t  ol)ne  toeitere§  mitmirfen,  in  toeld^em  er  nod^ 
ein  geiftli(^e§  3tmt,  ba§  öeranttoortlidtie  be§  ®eneralt)icar§,  öertoaltete.  Sel)aftct 
mit  ben  gongen  be§  9llter§  unb  raftlofer  Sebenlarbeit  überlief  g.  1807  ba§  (Scnerat= 
öicariat  anbern  ©d)ultern  unb  ftarb  am  16.  ©eptember  1810  toä'^renb  ber 
t^remb^errf(^aft.  5lEen  ©d^idfalen  ber  ^eit  unb  ©ebrec^en  be§  2llter§  überl)ob 
ii)n  ber  Sroft  ber  (Religion  unb  eine  geläuterte  3Beltanfi$auung.  Sei  frugalen 
ßebenSanf^jrüdien  toanbte  er  feine  er'^eblioien  ©infünfte  glei(^  toDl)tl)ätigen  3toecfen 
ju.     ^y.   toar   eine  imponirenbe   unb   getoinnenbe   ©rfdieinung ,  fd)li(^t,  fein  im 

10* 


244  i^üx^tenUtq  —  5üxften6crg=©tammf)eim. 

äöejen,  boc§  in  eigenen  S)ingen  gern  rebfeüg  unb  boctrinär.  £)q§  93aterlQnb 
erfennt  in  il§m  eine  feiner  ^eröorragenbften  @rö|en  unb  erric£)tete  il^m  ju  fünfter 
1875  ein  (ebcn§gro^e§  ©tanbbilb. 

ö.  S)of)m,  3)enfloürbigfeiten  meiner  3eit  ober  SSeiträge  .  .  .  1814— l'J 
I,  319  rf.  5v.  ^-  :3acobi,  StuSertejener  SBrieftoed^fet  IV,  301.  35.  ©öfetanb, 
«münfterifd^eS  ©ijmnalialprogramm  1827—28,  ©.  12  ff.,  berf.  in  ber  3cit= 
frfirift  für  batert.  ©efc^.  u.  9(ttert{)um§funbe  (1855)  XVI,  112  ff.  2B.  gffer, 
SeBen  unb  Söirfen  5i-"anä  b.  3^ürftenBerg'§,  1841,  berf.,  Oratio  seu  disputatio 
de  Francisco  Fürstenbergio  litt,  et  art.  in  Westphalia  restitutore,  1840 
(2ection§=5}cräeic^niB  ber  f.  Slfabemie).  S.  ©iefebrec^t,  2)er  beutfd^e  9luffa^ 
in  ber  Dberdaffe  preu^ifd^cr  Ö^mnafien  in  ber  S)amari§  1861,  (5.  342  ff., 
berf.,  S)ic  g^ürftin  öon  (S5atti|in  üor  i'^rer  Sefe^rung,  baf.  1862,  ©.  113  ff,, 
berf.,  3)ie  (5c£)ulmeifterin  au§  SBeftfaten,  baf.  1864,  <B.  147  ff.  S)ie  testen 
ßeBengja^re  ber  prftin  öon  ©aUi^in ,  baf.  1865,  ©.  21  ff.  ert^arb,  2)ie 
Beiben  testen  münfterifd^en  gürftentoa^ten  ...  in  ö.  Sebeftuf§  9Ird)ib  für  bie 
@efc^i(i)t§funbe  be§  ö^u^-  ©taateS  XV,  ©.  1  ff.  ^Jiorb^off,  S)enftüürbig= 
feiten  au§  b.  münfter.  §umani§mu§  mit  einer  Einlage  üBer  b.  frühere  5Pref= 
unb  SSüd^erföefen  2ßeftfalen§,  1874.  3ß.  ©auer,  5Da§  Jl^eater  au  5Jlünfter 
.  .  .  1763—1801  in  müUex'^  3citfd)rift  für  beutfc^e  ^ulturgefd^id^te,  1873, 
6.  553  ff.  'St.  SBilmang,  3ur  @efd)ic^te  ber  Uniüerfität  'üJlünfter  in  ben  ^. 
1802—18,  baf.,  1875,  ©.  257  ff.  3)riber,  ßibliotlieca  Monaster.  p.  142, 
143.  .^üffer,  gt^einif(^--tüeftiaüf(^e  3uftänbe  .  .  .  1873,  8.  33  f.  gia^= 
mann,  5la(^tidE)ten  öon  bem  SeBen  unb  ben  ©cfiriften  münfterlänbifcfier  (S(i)rift= 
fteHer,  1866,  <B.  115  ff.  ^Jle^rere  '"Jtac£)rirf)ten  au§  Urfunben,  .^anbfd^riften 
unb  ^itfficilungen  jüngerer  3c^t9fnoffcn-  5ürftenBcrg"§  5|}orträt,  gemalt  öon 
SHinftafe,  geftod£)en  öon  ^id^etiö  unb  ein  anberer  ©tirf)  1806  öon  ^.  ®.  .^ucE 
in  .spannoöer.  5lorb!§off. 

prftciibcrg:  gronj  @gon  ö.  5-:  f.  %tmi  ®gon  ö.  g.:  fjürftbifi^oi  öon 
cpilbeifieim  unb  ^aberBorn,  5Bb.  VII  @.  306  f. 

S'ürftcnBcrg=8tamm5cini :  i^xan^  @gon,  (SJraf  öon  i5f.=©t.,  ber  lungeren 
(r^eintänbifdC)en)  ^inie  ber  nieberbcutfc^en  f^ürftenBerg§  angel^örig ,  <Bo^n  be§ 
1828  öerftorBenen  greil^errn  S'^eobor  öon  5-,  Se&-  ani  24.  5)lärä  1797  ju 
^erbringen  Bei  3lrn§Berg.  6r  ift  öor  allem  Befannt  gemorben  aU  f^atfräftiger 
§reunb  ber  Äunft,  Befonberg  ber  fir(ä)Iic^en  Äunft.  2)iefe  ^fleigung  l^at  er  in 
erfter  fiinie  burc^  nac^brürfUd^e  ^eförberung  be§  5tu§Baue§  be§  i?ötner  S)ome§ 
unb  nod)  mel^r  al§  @rBauer  ber  öielBemunberten  9löoIIinari§!ird§e  Bei  Ütemagcn 
Befunbet.  5Der  ftreng  fat^otifd^en  9tid§tung  jugetl^an,  ^at  er  im  Greife  be§ 
r^einifdE)=tDeftfätifd^en  3lbel§  eine  nid^t  unBebeutenbe  Stellung  eingenommen  unb 
biefe  in  feiner  35et§eiligung  an  bem  politifd^en  i^efien  feiner  ^roöinj  unb  be§ 
Öreufeifd^en  ^taate§  erhärtet.  51ad^  bem  9iegierung§antritte  ^riebridE)  Söit= 
'fjelmS  IV.  in  ben  (5)rafcnftanb  erl^oBen,  nimmt  er  an  ben  ^roöinjiattanbtagen 
unb  am  öereinigten  Sanbtag  X^txl,  1849  tritt  er  in  bie  erfte  Kammer  ein. 
SBon  ba  an  toirb  feine  Haltung  immer  au§geförod^ener  conferöatiö,  Beaie]^ung§= 
»eife  contrereöolutionär  unb  offenBart  fidt)  an  mefireren  «UlaBvegeln  braftif(|er 
9latur,  3.  33.  feiner  S5etf)eiligung  an  ber  ^Petition  um  bie  SSefeitigung  ber 
ganaen  SSerfaffung  öon  1848  unb  bie  dntBinbung  be§  .^önigS  öon  bem  auf 
biefelBe  geletfteten  @ib.  ^n  biefem  conferüatiöen  ©inne  erfrf)eint  er  bod)  aud^ 
unter  ben  SSegrünbern  be§  preu^ifd^en  aöod)enBlatte§  unb  toirlt  er  at§  ^it- 
glieb  ber  in  ha^  ;^erren'§au§  umgetoanbelten  erften  .Kammer,  in  etfter  '^cx^t 
ftet§  ba§  Sntereffe  feiner  ^ird^e  öertretenb.     @r  ift  am  20.  S)ec.  1859  geftorBen. 


gürftenberg.  245 

^Ürftciibcrg:  Gafpar  ö.  5.,  geb.  bcn  11.  DZoöbr.  lö-tö  ju  äöaterlappe 
an  ber  9tut)v,  füboftücf)  öon  Söert,  geft.  ben  5.  Wcix^  1618,  toar  ber  jtoeite 
©ol^n  be§  Verebten  ©taat§manne§  unb  fuvfötnifc^en  3fiatt)6  ^ricbric^  öoii  §. 
unb  ber  9lnna  2Be]'tpf)al,  16ejucf)te  um  1557  unter  l'eitung  be§  ^riebrii^  Seur= 
f)au§  mit  feinen  beiben  älteften  ^lübern  g^fi'i-'ict)  unb  Sietric^ ,  xoeldjtx  1585 
ben  Sijc^aisl'tu^l  ju  ^^^jtaberborn  befticg,  ba»  fiumaniftiic^e  6i)mnafium  ju  S;ort= 
munb  ,  bann  bie  Uniüerjität  Äöln,  promoOirte  ben  1.  Slpril  1566  |ier  jum 
Sicentiaten  ber  üte(^te  unb  lie^,  nai^bem  |ein  ättefter  23ruber  gi^iebrid)  für  if)n  ben 
geiftlic^en  8tanb  getoä^lt  ^atte,  feine  S)ienfte  feinem  ©tamme  unb  feinem  3}ater= 
lanbe,  bem  unter  ^rföln  fte^enben  ^erjogt^um  äBeftfalen.  6r  mar  tfjeiti 
nad)einanber  tl^eil§  gleichzeitig  49  ^a^re  S)rofte  mehrerer  ?Iemter,  ©e^eimraf^ 
öon  5  fö(nif(i)en  unb  3  ^Dtainjer  ßurfürften  fomie  feinet  SBrubers  S)ietri(f)  öon 
^JJaberborn  unb  feit  bem  19.  2{uguft  1613  bi§  na^e  an  fein  @nbe  Sanbbroft 
feine§  gaujen  öerjogt^umS.  5lt§  3ftat]^  ober  ©efanbter  l^at  er  öon  1567  bi§ 
1616  alle  9tci(l)§tage  befud^t,  iencn  3U  9?egen§Burg  1608  aU  „eltifter  9ieicf)3= 
täger"  unb  ja^llofen  ©efd^äjten,  Sanbtagen  unb  äöal^len  in  ben  Äur=,  unb 
gürftent^ümern  ^ötn,  SJtainj,  ^^aberbom  unb  iMnfter  beigemof)nt.  Sie  Siograpl^en 
rü'^mcn  bie  Jreue,  bie  3lnftrengung  unb  Unbef(f)oItent)eit,  momit  er  bem  9teid)e,  bem 
SJatertanbe  unb  ber  fatl)oIifc^en  9teligion  biente.  ©ein  cinflu§rei(f)e»  C'ebcn  räUt 
in  bie  bemegte  3^^*  -  melii)er  bie  6inf  äEe  ber  Spanier  unb  'Jiieberlänber ,  bie 
^ejenproceffe ,  ber  §umani§mu§  unb  neue  Silbung^mittet  im  Kampfe  mit  bem 
fc^otaftif(^en  ©(^emati§mu§ ,  bie  ©daläge  unb  (Begenf(f|täge  ber  ^Deformation 
ha^  ©epräge  geben.  3l(§  unter  bem  ßurfürften  ©eb^arb  2ru(^fe|  bon  2Satb= 
bürg  bie  folgern  ©tänbe  unb  ber  2lbet  be§  ^jerjogtfiumS  bi§  auf  einen  Otitter 
ber  ^Reformation  zuneigten,  fe^te  1583  6afpar  lieber  alle  feine  @üter  auf§  ©piel, 
als  ba§  er  bem  alten  ©tauben  entfagte,  unb  lebte  im  @ri(  ju  '^aberborn  bei 
feinem  33ruber  £ietric^,  ber  bamat§  Sompropft  mar,  bi§  er  öon  2rucf)fe§'  9Za(^= 
folger,  ßrnft  öon  2?aiern,  in  be§  erfteren  Slngelegen^eit  jur  33crfammlung  nad^ 
f^rantfurt  gefanbt  mürbe,  ^m  näc^ften  ^al^re  leitet  er  mit  ben  baierifdC)en  <öeer= 
fiil^rern  bie  Söiebereroberung  be§  Sanbe§.  5Die  alte  Crbnung  mirb  l^ergeftellt, 
ber  ©regorianif d^c  Äalenber  eingefül^rt,  ßafpar  er'^ält  bie  öertorenen  ©üter  mit 
@eminn  zurüdf,  unb  bietet  mit  Srfotg  feinen  ßinftuft  auT,  um  mr  bie  Sln^änger 
Xruifife^'  9}er3ei^ung  unb  @nabe  äu  erlangen,  befolgt  alfo  milbere  ©rnubfä^e 
unb  gerabere  ^^Iane,  mie  fein  S3rubcr  Sietrid^,  bem  er  fpäter  gleic^müs  Seiftanb 
leiftet  3ur  9teftauration  be§  ^att)oIici§mu§  im  5]3aberbornifc^en.  Serei(^ert  burcf)  feine 
Slcmter,  t)od)begün[tigt  öon  ben  dürften  ju  Äöln  unb  ^aberborn,  ein  ebenfo  eracter 
|>au§öater  unb  S}ermalter,  al§  ©tatt^alter  lieB  er  fid^  ben  18.  Dctobcr  1585 
bie  faft  ^unbert  ^a^re  fpäter  mieber  eingetöfte  Sroftei  [yrebeburg  öerfe|en,  öer= 
fd^affte  1602  feinem  ©o'line  griebrid^  öon  ^urmainj  bie  3Imtmanneien  gi-^^^i^' 
unb  Ttaumburg,  gelangte  1572  in  ben  33eft^  ber  ©raffd^after  9)ogteigüter,  er= 
marb  1594  ha?>  gro^e  @ut  ©d£)nettenberg  bei  ^Ittenbora  unb  bamit  bie  9(ut= 
na'^me  in  bie  „grei=9Jtatricul  be§  9tf)einif(^en  2tbel§",  faufte  überall  ©runbftüoEe 
unb  Sefi^ungen  an,  unb  t)atte  bie  Mittel,  nidl)t  nur  feine  öielcn  Äinber  ftanbe»= 
mä^ig  auejuftatten ,  fonbern  anä)  aU  tl^atfräftige  ©tü^e  aÜen  ©liebern  feines 
©tammee  unb  feiner  fyamilie  beijuftel^en.  @r  f)at  ben  ©runb  gelegt  3U  bem 
bebeutenben  33ermögcn  unb  ©ütern  ber  f^rüi^ftenberger.  5Iuö  feinen  ^od^beutfd^ 
gefcljriebenen  Xagebüd^ern ,  bie  öon  1572 — 1610  laufen,  tritt  er  un§  entgegen 
al§  eine  t!§atfräftige,  muntere  ©eete,  xeiä)  an  ßcben§mutl)  unb  ^^ocfie ,  o^reunb 
bc§  „fräftigen  xrunfeg",  aber  auc^  toie  ein  ^ann,  in  beffen  ^i^eben  fi(^  öiele  @reig= 
niffe  be§  9teidl)e§  unb  bie  micl)tigften  Gegebenheiten  eine»  großen  ÖänberbezirfeS  in 
^Jtorbbeutfi^tanb  mieberfpiegeln  unb  ebenfo  getreu  in  ftarfen  3ügfi^  aufgetragen  bie 
©itten,  bie  ©ewo^nl^eiten,  bie  fyefte  unb  33ef c^äftigungen  feiner  3eit  "heraustreten.  SBir 


246  ptftenberg. 

f)ören ,  um  16ei  feinem  pritiaten  äöiifen  p  tierweilen ,  mit  Spannung ,  toclcä^e  • 
^Infäufe,  tt)el(f)c  9leijen  unb  OXnftrengungen  er  ju  fünften  ber  ©einigen  mad^t, 
toie  er  acfert,  gärtnert,  anpflanzt,  ben  SBiejen^  unb  Bergbau  betreibt,  toie  er 
bem  SSaibloerfe  ti'ö'^nt,  toie  er  bauen  unb  fünftlern  lä^t,  wie  er  mit  ©eletjrten 
unb  Äünfttern  U^  Äöln,  SJ^ainj,  5Jtarburg  unb  ^yrantfurt  i5ü"f)lung  t}ai  unb 
tDdä)e  3Iufträge  er  ben  te^tern  gibt.  6r  "^at  fteHenmeife  SebenSregcln  unb 
fromme  5lnmutf)ungen  in  9}erfen  feinen  Tagebüchern  einfließen  laffen ,  unb 
mef)rere  lateinifd^c  (äarmina,  barunter  ba§  „Genius  aulicus''  in  atter'^anb  Sßer§= 
maßen  öerfaßt,  bie  fpäter  mit  ben  Poemata  Ferdinandi  IIb.  Baronis  de  Fursten- 
berg  .  .  .  ebirtfinb,  Wie  er  auc^  fclbft  öon  feinem  3eitgenoffen,  bem  ©oefttr  ^ropft 
(SJobfrieb  @ropper  megen  feiner  SSemü^ungen  unb  @ntbet)rungen  um  be§  ®tau= 
ben§  tüillen   in   lateinifc^en  S)i(^tungen   gefeiert   würbe.     ®r  l^atte   17  Äinber, 

8  mit  feiner  ß'^efrau  Süfabetf)  (Spiegel  ^u  5pecEet§t)eim   (t  ben  1.  S^uni  1587), 

9  in  einer  morganatififien  6^e. 

31.    ©Dring,    ©efdjiditc   be§    @i)mnafium§    in   S)ortmunb   ©.  70,    127. 

i?eben  unb  äßirfen  (^afparl  oon  f^ürftenberg.    ^Jiad^  beffen  2agebüd)ern.    Sßon 

Övanj  Sgu.  Bieter.  1873.   (F.  de  Fürstenberg),  Monumenta  Paderbornensia  ed. 

Elseviriana  1672,  p.  293—294.     ©enfmale  be§  Sanbeg  ^aberborn,  ...  öon 

f^erbinanb   grei'Eierrn   öon   gürftcnbcrg  .  .  .   öon    i^ranj    2^of.    5!Jticu§    1844. 

(5.  499  ff.  9lorbt)off. 

^•Ürftcnbcrfl:  ^ot).  Söit^elm  ö.  fy.,  ^^ieifter  be§  S)eutf(^orben§  in  Siötanb. 

6r  entftammte  bem  unfern  öon  91e^eim  bei  3lrn§bcrg  in  SBeftfalen  feit  alter  ^dt 

anfäffigen  (Sefct)le(f)t  ber  i^ürftenberge,  bie  in  ben  öffentlichen  @efc^äften  be§  Canbe§ 

unb   in  S)ienften   auetänbifc^er  <^en*en  häufig  begegnen.     SBo^l   am  @nbe  be§ 

15.  ^at)r'f)unbert§  öon  3Bi("t)eIm  ö.  g.  öon  ^te^eim  unb  Sofia  öon  3Bittcn  geboren, 

folgte  er ,  wie  e§  fd)eint,  frfjon  al§  junger  9Jtann  ben  ja^treiclien  2anb§leuten  unb 

SßerWanbten,  bie  bei  ben  S)eutfd)orben§rittern  fo  im  16.  wie  im  13.  Sfatjr'^unbert 

in  bebeutenben  Sc^aaren  itir  ©lüdE  fuc^ten.     ^loct)   unter  Sßalter  öon  ^Uetten= 

berg,   ber  öon  allen  tiölänbifd)en  53^eiftern  fid)   ba§  größte  5lnfe^en  öerfd^afft 

l^at  (t  1535),  begann  er  in  ber  geiflli(f)=ritterlid)en  ©enoffenfc^oft  feine  amtli(i)e 

Saufba^n  mit  Erfolg.     5lu§  ber  Stellung   eine§  .^au§fomtur§    öon  3lfc^eraben, 

bann  cine§  Äomturä   ju    S)ünaburg,    rücfte  er  im  ^.   1553  in  ba8  5lmt  eine§ 

Äomtur§  öon  ^^eUxn  öor,    ba§    als  ba§  britte  in  ber  9tangorbnung  be§  DrbenS 

galt;  im  3lpril  1556  würbe  er  3um  Goabjutor  be§  ^Jleifter§  .^peinrid)  öon  @alen 

ertoren  um  bemnäd)ft  felbft  in  bie  5JteifterWürbc  cinjutreten.     S)urc^  ben  3lntf)eil, 

ben  er  an  ber  3luft{)eilung  ber  beutfdien  Kolonie  unter  ben  Selten  unb  ©ften  na^m, 

gewinnt  er  einen  3lufpruc^  auf  bie  atigemeine  S5ead)tung.     S)ic  ©efammttage  Siü= 

Ianb§  berul)te  um  biefe  3eit  auf  bem  ©egenfa^  ber  particularen  a3ilbungen  ju  ben 

allgemeinen  Umwanblungen,  Weld)en  ßuropa,   befonber§  ba§  beutfd^e  gjtuttertanb, 

unterlag.    @r  öerfd)ärfte  fid)  öornemlid)  baburd),  baß  bie  Säcularifirung  ^^reußenä 

Siölanb    jum    einzigen  9}ertreter  ber   ftaatlic^en  Schöpfungen  be§  S)eutfc^orben§ 

machte,     ^nbem   c§    fid^  in  feinem  größten  2t)eite  unter  ber  (Sewalt  ber  9{itter 

cr'^ielt  unb  ^na^kiä)  ben  reformirenben  Senbenjen   auf  bem  (Sebiet  be§  religiöfen 

Seben§  unbebingt  3ugang  geftattete,  fteUten  bie  gjtac^t^aber  ba§  Sanb  unb  fi(^ 

felbft  in  einen  donflict,    Welcher   eine  beftimmte  ßöfung  nad)brücflic^  öertangte. 

6§   fc^ien,    baß  nur  bie  grrid)tung  einer  ein'^eitlic^en  wettlid)en  <g)errf(^aft  mit 

ber  natürüdien  Erbfolge  unb  in  ben  öeränberten  formen  einer  neuen  3eit  ba§ 

öon  beutfc^en  9iittern  unb  3Sürgern  befiebcltc  Sanb  in  bem  3ufammen'l)ang  ber 

beutfi^en  @efd)id)te  ert)alten  fönne.     ^lllein  in   anbrer  5)teinung  fd^lug   Söatter 

öon   ^^lettenberg ,    bem   bie    ^ntfc^eibung  übergeben  war,    einen  ^Jlittelweg  ein, 

Weld)er  bie  beftimmte  Söfung  öertagte,  ben  ®egenfa|,  ber  in  bem  f^neEen  2fOrt= 

fc^reiten  ber  allgemeinen  Bewegung    an  Stärfe  gewann,    offen   ließ.     3)arauf 


^ürflenfaerg.  247 

gingen  bte  fpäteren  3?ei-tt)icflungen  unb  baä  6nbe  beö  üDlänbiic^cn  Staate  jurürf, 
ba^  ber  2Hei[ter  bes  Crbens,  bem  fein  9tauni  in  ber  neuen  ^^^tlage  gegeben 
toar,  gemä^  bem  9tece§  öon  aBolmav  öon  1526  bie  allgemeine  S(f)inn'§enicf)aTt, 
nic^t  ober  bie  n)irflicf)e  oberfte  ©emalt  über  bas  C'anb  empfing,  um  bie  oäcu= 
larijirung  unb  ha%  ginbringen  beutfd^er  5ür|ten^en:i(f)ait  au§,iu!d)Iie^en.  @§ 
ergab  \iä)  öon  jelbft,  baß  ba§  rigiji^e  6r3bi5tf)um  bem  entgegen  trat.  ^Jlarfgtaj 
aSil^elm  öon  Sranbenburg ,  ein  trüber  be§  erften  preuBiidt)en  ^erjogs  unb 
3}ettet  be§  Königs  öon  ^polen,  eijt  Goabiutor  im  ©rjftifl,  bann  Sr^bifdioT  öon 
9tiga ,  ift  ein  tftepräfentant  ber  entgegengefe^ten  lenbenj ,  bie  eben  io  mol  mit 
bt)naftif(ien  ^nterejfen  mie  mit  ber  politifrf)en  beutid)en  ^het  iid)  öerbanb. 
©egen  feine  2(bfid§ten  ric£)ten  fic^  in  ben  näc^ften  ^afirjefinten  bie  ||)riöilegien= 
beftätigungen  be§  Crben§  unb  bie  Sefc^Iüffe  ber  Stänbe  auf  ^nitiatiöe  ber 
^Dühifter,  baB  nur  mit  bereu  guftimmung  einem  au5länbif(^cn  g-ürften  ber  Zugang 
3um9iegiment  offen  fein  foll:  im  ^anbtag§abf(^iebe  öon  äöolmar  öon  1546  rourbe 
ber  ßonfenö  aller  ©täube  jur  ?inna^me  einei  fremblänbifc^en  fürftlic^en  6oabiutor§ 
gerorbert  unb  bie  ©äcularifirung  für  alle  3eit  unterfagt.  ßrjbifcfioT  2Bilt)elm 
naüim  an  biefem  33ef(i)lu^  2^eil,  cbujol  er  öon  öorn  fjerein  ein  33eförberer  ber 
proteftantifcf)en  2e))xm  gett3efen,  bie  bemühte  Slbfonberung  ber  Siölänber  öon  ben 
^ntereffen  bes  üteictis  fannte  unb  fc^on  öor  ^afiren  ju  bem  S5erbac^t  5lnlaB  ge= 
geben,  er  molle  Siölanb  ba§  (gd^itffal  ^reu^ens  bereiten,  ^^ennoc^  teä^lte  er 
firf)  (1555)  unter  bem  Seiftanbe  |)erjog  ^Ubrec^ts  öon  ^^preu^cn  unb  Äönig 
oigi§munb  5luguft§  öon  ^$;oIen,  toelijer  ßonferöator  be§  erjftifts  tcar,  ben 
jungen  ß^riftof  öon  ^eflenburg  jum  Ö'oabjutor.  2:a§  er^ftiitifdie  Sapitet 
gab  feinen  SSeifaE ,  aber  im  Sanbe  mürbe  ber  ^Jlarfgraf  öom  Crben  für  einen 
t^errdf^er  ausgegeben.  @§  lä^t  fic^  beuten,  baB  ber  ßrjbifctiof  ber  Unfialtbarleit 
ber  Dffentti(i)en  3uftänbe  ju  begegnen  ftrebte,  nid^t  ot)ne  eigenen  polittfd^en  unb 
bi)naftif(^en  ©tirgeij,  boc^  aber  in  ber  Sorge  um  eine  gebeif)U(^e  3ufunft  be§ 
i^anbe§:  in  ^reu^en  l§atte  baffelbe  branbenburgifrfie  6au»  ein  erblit^es  gürften^ 
t^um  errichtet  unb  ein  beutfci)e§  ©ren^tanb  öor  ber  Ünterbtücfung  bur^  ^^olen, 
bae  im  Cften  überttiiegenben  6influ|  befa§,  ftc£)er  geftellt.  ©egen  ßiölanb  er^ob 
firfl  jubem  gerabc  je^t  ber  ßroberungstrieb  ber  3tuffen.  —  3^  ©unften  61)riftof§ 
roünfc^t  fein  SBruber  ;3of)ann  3Itbrec^t  öon  ^TTteflenburg  im  "itamen  anbrer 
9teid)öfürften  toie  Äönig  ©igiemunb  -Xuguft  bie  3tuf:§ebung  beg  »iberflreitenben 
5irtifct§  öon  1546  öon  ben  ©täuben.  S;er  Drben  rüftete  fi^  ju  einem  Äampf 
ber  SSerjtoeiflung  unb  mad^te  ben  .^omtur  öon  gellin,  2öi(t)elm  öon  5-,  äum 
2räger  be§  geiftli(i)=ritterlid^en  ^rin^ipS,  me((^e§  bem  Untergange  gelöeif)t  mar. 
3luf  einem  Sanbtage  ju  3Solmar  ,  ber  in  ^Ibmefenfieit  bei  gräbifd^ofi  ^erab= 
rebungen  gegen  bie  branbenburgifc^=mef(enburgifc^en  Intentionen  traf,  würbe  g. 
bem  fcf)mad^en  ^Jleifter  al§  ßoabjutor  beigegeben.  ^Jtan  mag  bie  p{)antaftifcf)e 
ißorftetlung  eine»  ^eitgenöffifdien  @(f)riftfteHer§  nic^t  überfe^en:  bie  gonfteüatioTi 
bes  ^]Jlar§  unb  (Saturn  'in  ber  Stunbe  ber  SBa^l  bebeute  einen  Umf(^wung  ber 
2)inge  unb  Un'^eit.  S)ie  ©Egner  gaben  bie  Söa^I  für  öorft^riftSmibrig  au§; 
o^ne  S5orbereitung  feien  bie  ©ebietiger  faft  im  testen  ^lugenblid  ju  it)r  gejttiungen, 
ba§  nähere  9lnred)t  bei  2anbmarfdf)aII§  gafpar  öon  9Mnfter,  ber  fi^  in  einer 
eigenen  Schrift  gegen  ben  9}ortt)urf  öerrät^erif(f)er  (Sonfpiration  geroet)rt  ^at, 
fei  mi^ac^tet  morben.  5}ier  3af)re  fpäter,  ba  er  felbft  bei  Seite  gefd§oben  mar, 
lieB  fic^  d-  ^fn  rcc^tmöBigen  SSoUjug  feiner  3öaf)t  befcf)einigen.  2;ai  aber  ift 
unjmeifel^aft,  bafe  bie  ßrbebung  biefee  Goabjutore  bie  le^te  cnergifc£)e  Cppofition 
ber  alten  Jenbcuäen  bei  Drbeni  gegen  bie  politifd^en  Kombinationen  einer  neuen 
3eit  einleiten  foHtc.  Seine  SCßiberfac^er  nannten  i^n  zornig  unb  freöelmütl)ig, 
einen  „müften  ^opf  unb  mc^en,  aufgeblafentn,  roüt^enben  Ü3lann",  feine  greunbe 
aufrichtig  unb  braö,    nic^t  iä^ig  Unre^t  au  leiben,  öoll  guten  SöiHeni.     ßi  ift 


248  fjütftenberg. 

offenbar,  ba^  btefer  fid^  nun  mit  Dtad^brud  gesen  eine  ^Bcrftdnbigung  mit  5)]oten 
unb  5pre'uBcn  unb  bercn  gfürj|)i-e(^er  riditete,  ba^  %.  fogar  ben  ^ian  be§  3)eutfci)- 
meifter§,  ba§  .^etjogt^um  ^^reuBen  für  ben  Drben  ,^urüc£  ju  erobern,  au§  eigenem 
eintriebe  unterftü|te.  i^ieraus  öa'^nte  ftd)  bie  ungtücflic^e  ßntfd^eibung  an  unb 
entfprang  unmittelBar  ber  Sürgerfrieg ,  ber  ']nx  bie  ©efi^icfe  be§  Sanbe§  öer- 
l)ängni^bott  tourbe.  3)ie  er^bijd^öilicCie  ßoabiutur  G^riftofä  t)on  'DJleftenburg 
fittbete  ben  2lu§gang8pun!t,  Briefe  beä  ßräbijcfioiS  an  feinen  trüber  in  4>reufeen 
bienten  aU  S5orroanb  aum  Eingriff,  ©ie  würben  aufgefangen  unb  galten  bem 
Crben  al§  SemeiS  für  bie  friegerifc^en  2lnf(^Iäge  2Bi[|eIm§  in  SöerBinbung  mit 
bem  abgefallenen  Conbrnarfc^all  unb  mit  au§tänbif(i)en  fyürften.  i^önig  (5igi§= 
munb  Sluguft  na^m  ftd)  'DJiünftcrS  an,  mißbilligte  bie  äöatil  gürftenbcrg§,  inbem 
er  fte  für  eine  ©efa^r  in  bem  brof)enben  ^ufa^'nenftoß  mit  ';)tufetanb  au§gab, 
unb  !ünbigte  eine  miUtärifd)e  SDajWifdtienfunft  in  ben  Iiülänbifd)en  9tngetegcn= 
l^citen  an.  5Die  Gegenpartei  raffte  aEe  j?räfte  pfammen:  bie  ©täube  erftären 
bem  ßr^bifdiof  bie  Set)be,  untcrftü^t  burd^  ftäbtifc^e  5}knnfd)aTt  üon  9{iga 
briilt  ein  £)rben§f)eer  unter  ber  Seitung  ^yürftenberg'S,  ber  für  ben  Äampf  jum 
oberften  (Velb^errn  ernannt  mar,  in  ba§  (Sr^ftift,  ^}lartgraf  Söit^elm  mirb  in 
feiner  9ieftbena  .^ofen^ufen  gefangen  (1556  Sfuni)  unb  in  ein  ftrengeg  föema'^rfam 
abgeführt;  fein  (^oabfutor  Citjriftof  mirb  a(§  unfct)ulbig  entlaffen.  3f"  ben  biplo= 
matif(i)en  5öert)ani>lungen,  bei  metctien  öiet  me^r  i^.  at§  ber  alte  5Jtcifter  ©alen 
auf  ©citen  be§  Drbenä  im  3)orbergrunbe  fte{)t,  machte  man  au§  feiner  ^''iw^ 
neigung  ju  ©dimeben  unb  ju  S)änemarf  fein  ^e^t.  ^n  bem  ^JJtaße  jeboct),  in 
Weld^em  fic  unfrud)tbar  ju  bleiben  öerfprad),  nal^m  bie  5öerroicflung  mit  ^reußen 
unb  ^^olen  p:  auf  bem  ^ijer'^ältnil  ju  i^nen  rul)te  bie  @ntf(^eibung.  Sae 
gteic^,  3)änemarf,  ©c^roeben,  Öübeif,  9}te!lenburg,  '4>ommern  öcrmitteln,  aber 
^polen,  ba§  eine  große  Iruppenmac^t  an  ber  ©renjc  :^at,  gibt  ben  ?lu§= 
fd^lag.  5.,  ber  nad)  bem  iobe  ®alen§  im  ^3lai  1557  felbft  ^Jteifter  gcloorben 
unb  nun  mit  feiner  .'peerfdjaar  an  ber  furlänbifdien  ©reuje  bereit  fte^t,  muß, 
um  ben  ßrieg  abjutocnben,  auf  3)ertangen  be§  ÄönigS  fid)  nad)  ^soStool 
(Sitauen)  begeben,  üor  ©igi§munb  5Iuguft  einen  «sußfall  tl)un  unb  ^rieben  ge= 
loben.  5Die  5Berträge,  bie  l^ier  bictirt  mürben  (5.  ©eptbr.  1557),  bejeid^nen  in 
SSirflid^feit  ba§  @nbe  ber  liDlänbifd^en  Cvonföberotion;  bie  ^Jolitifer  be§  Drben§ 
befd)leunigten  e§,  inbem  fte  c§  abjutDe^ren  gebadeten.  2)er  gr^bifi^of  mirb 
reftituirt,  berßoabiutor  beftätigt,  bie  ßoabjutur  frei  gegeben  unter  3lnerfennung 
be§  ^}teceffe§  üon  1546.  aBa§  aber  bamal§  a3ef(^lu|  be§  l^anbeä,  ift  jc^t  ein 
@unftbemei§  be§  polnifc^en  Äönigg;  bie  ©cmalt  über  bie  uneinigen  ©tänbe  ift 
{"^m  gegeben,  fein  ein'^eitlidieä  ^Jtegiment  ftet)t  im  2Bcge;  bie  Untermerfung  ber 
2anbe§tf)eile,  bie  er  begehrt,  ift  nur  nod)  eine  <vrage  ber  3pit.  ^^-'ii^K^  ^Q^*  ^^^ 
5J]|öglid)feit  öorl^anben  bie  ©elbftcinbigfeit  unb  eine  Äraft  be§  2Biberftanbe§  gegen 
bie  bluffen  in  einer  meltlic^en  ©taatenbilbung  unter  ber  ^olieit  ^^^olens,  bie  nid£)t 
unmiberruflid)  toar,  3U  finben.  ©eit  bem  S^age  öon  ^o§tool  ift  jeber  öalt  gc= 
fd)tDunben.  Sie  3lnfprüdE)e  be§  DrbenS  bleiben  biefelben  ben  neuen  33eriE)ältniffen 
äum  Sro^,  ^eifter  ^.  öertritt  fte  al§  ein  ^elb  ber  alten  ^litteraeit  mit  3ä^i9= 
feit  unb  Ungeftüm :  bie  (Srfenntniß  ber  politifd^en  Sage  fd^eint  il)m  gan^  ju 
fehlen.  S)ie  einzige  freimiHige  ßonceffion  ^^ürftenbcrg'g  an  bie  !;}teform  in  ©taat 
unb  ^ird^e  ber  3eit  mag  man  in  einem  geiftlid^en  Siebe  erbliden,  baö  er  in  ben 
erften  i^aliren  feiner  amtlichen  Saufbalju  (öor  1545),  ni(^t  o^ne  5lnflang  an  ben 
proteftantifd^en  3uS  ^^^  Seit,  gebietet  ^at  („Sld^  ©obt  wil  nW)  erl^ören"). 
^m  Kampfe  öermo(|te  g.  fidt)  fo  menig  ju  bel)aupten  tuie  in  ber  ))o^tn  ^olitif. 
^m  i^anuar  1558  erfolgte  ber  (SinfaE  ber  bluffen  in  SiPlanb,  ba§  3eid)en  jum 
äuGeren  3ufammenfturä  ber  ßonföbcration  mar  gegeben.  S)ie  Oiuffen ,  bie  au§ 
aal^lreid^en    X'^eilljerrfd^aften    ju   einem    be§potifd)en    ©taate    bereinigt    toorben, 


^ürftenberg.  249 

folgten  bem  natürlid^en  Srieö  nac^  (Jvtoerfi  ber  ^Jleereifüfte :  e§  (ag  naijt  i^m 
bur(^  eine  gemeinfame  5(ction  mit  SSerbünbeten  ober  mit  Sd^irm^erren  ju  be= 
gegnen-  3m  (5(f)tt)anfen  feiner  gnifdöUe^ungen  fnüpft  ^■.,  bem  auf  bem  Sd)lad^t= 
fetbe  ba§  @lücE  nid)t  jur  ©eite  ftei)t,  balb  mit  jDäncmarf  unb  ©c^toeben,  balb 
mit  5poten  an,  ot)ne  ju  ftd)eren  Srgebniffen  ju  gelangen.  ©d)on  im  ^uli  toirb 
i^m,  ba  bie  Saft  be§  2ltter§  feine  t)o^e  ©eftatt  beugt,  ein  goabjutor  beigegeben 
in  ber  ^^erfon  ©ott^arb  .^ettter'S,  be§  ^omtur§  öon  ^eüin ,  ber  bereite  feit 
Salären  im  9tei(j§  unb  in  ^otcn  im  ^ntereffe  be§  Drben§  t^ätig  geioefen.  6r 
eräielt  einige  SBaffeneriotge ;  auf  biplomatifd)em  @ebiete  gewinnt  er  bie  Seitung, 
er  mirft  nacf)  alten  Seiten ,  aber  bie  öorne^mfte  3luTmerffamfeit  toibmet  er 
5ßoIen,  auf  bem  attein  bie  Hoffnung  fte^t.  g.  nimmt  an  ben  ©efc^äften  Jtieil, 
aber  burd)  weite  etgenmä(i)tige  3ugeftänbniffe  an  Sänemart  burd^freujt  er  bie 
5)}Iäne  feine§  ßoabjutorg,  tcie  er  bie  Ünjufrieben^eit  ber  Orbenggebietiger  ertoecEt. 
3u  beginn  beg  ^a^reS  1559  fie^t  er  fid)  jur  Slbbanfung  geäloungen;  bi§  3ur 
9tücf£ei)r  Äettler'S  au§  5^oIen  fott  er  im  Slmte  bleiben,  ^ä^renb  5.  nun  einen 
Sl^eit  be§  Sanbe§  ©c^toeben  anträgt,  um  bie  ^riegStaffe  ju  füEcn,  unb  ju  Ütiga 
bie  erfte  Sanbfdja^ung  in  Siblanb  au§gefd)rieben  toirb ,  einigt  ft(^  Äettler  mit 
fel^r  umfaffenben  ä^ottmadjten  auögeftattet  mit  Äönig  ©igiSmunb  5luguft  in 
Söitna  31.  Sluguft-  51}olen=Sitauen  getoä'^ri  feinen  S3eiftanb  für  ben  .^ampf 
mit  ben  Oluffen  gegen  3lbtretung  getuiffer  ©ebiete  an  ber  S)üna  unb  unter  3luf= 
xid)tung  feiner  ©c^irml^errfd^aft  über  Siölanb :  ber  SSorbel^alt  ber  £>beia-ed)te  be§ 
9i:eid)§  l)atte  auf  beiben  ©eiten  nur  formalen  SBert!^.  hiermit  war  ba§  5Jteiftcr= 
tl)um  gütftenberg'ä  bur($au§  beenbet.  i^n  i^rolge'  ber  biplomatifc^en  2:ran§= 
actionen  unb  auf  ba§  au§brücflt($e  9}erlangen  be§  polnifd)en  ^5ntg§,  beffen 
5politif  mit  berjenigen  fyürftenberg'S  ni(i)t  l^armoniren  fonnte ,  übergab  ber  alte 
9Jteifter  in  einer  SJerfammlung  ber  ©ebietiger  ju  Söenben  ba§  9tegimeut ,  Sep= 
tember  1559.  @c^Wad)^eit ,  'Filter  unb  Unöcrmögcn  gibt  er  felbft  al§  Urfac^en 
feines  9tücftritt§  an.  S)ie  ©tänbe  würben  i^re§  (äibeg  entlaffen,  er  fd)ieb  o^ne 
Sln^ang  au§  bem  5tmte.  Sie  feinblid^en  Ütii^tungen,  bie  fic^  in  bem  %i)un 
beiber  'DJteifter  begegnen,  führen  fie  no($  einmal  wiber  einanber.  S)er  ülürftritt 
^}ürftenberg'§  gibt  im  Sanbe  ju  einer  fdiarfen  ^rttif  feinet  ganjen  95erl)alten§ 
SlnlaB,  bie  poütifd^en  ©dintte  Bettlers  werben  üom  alten  DJteifter,  ber  noc^ 
immer  öem  9teic^  unb  Dom  Seutfd^meifter  be§  Drben§  bie  Ütettung  be»  Sanbes 
erwartet,  unumwunben  getabelt.  Slm  @nbe  ftnb  bie  @(i)Wierigf eiten ,  bie  faft 
bt§  3ur  ^^bbanfung  Bettler'»  füljrten,  huxä)  eine  5lb!unft  fel)r  materieller  3lrt 
ge'^oben:  gewiffe  (Sebiete  werben  9^.  jum  Unterhalt  bei-fdirieben ,  barunter  bae 
burd)  feine  natürlid)e  Sage  unb  burd^  feine  SSefeftiguugen  auSge^eidinete  6(^lo§ 
gettin  Mpxii  1560).  i^ier  cnbete  fein  3lufentl)alt  in  Siblanb.  Ueberl^aupt  uod^ 
!riegerifd|  tljätig  fe^te  er  im  2luguft  1560  bon  feinem  ©i^lo^  aug  ben  9tuffen 
energifdien  äöiberftaub  entgegen.  S)urc§  3}errat^  ber  Sanbgfned^te  Werben  bie 
33elagerten  3ur  Uebergabe  gezwungen,  mit  einer  reichen  S3eute  fäEt  g.  in  bie 
^änbe  ber  Ütuffen  (20.  ober  21.  5luguft).  Bettler  traf  bie  Slnftage,  ha^  er 
ben  alten  ^Ifleifter  nic^t  1)a^t  entfe^en  Wollen,  ^n  ^JioSfau  blieb  er  mit  üielen 
2anb§leuten  ber  (Befangene  be§  Qaxen  ^Wan  äöaffiljewitfd^.  @ine  wo^l  ber= 
bürgte  .^unbe,  bie  nad^  Siblanb  brang,  ließ  fein  ©eWal^rfam  Weber  arm  nod^ 
brüdenb  erfd^einen.  ©in  ^dt)X  fpäter  mad^t  ber  S)eutfd§meifter  einen  bergeblid^en 
Sßerfudl)  ju  feiner  Befreiung  ,  im  ^.  1564  wirb  er  erneuert,  bodf)  auä}  je^t 
Ijaben  bie  reidien  @ef(^enfe,  bie  bem  S^^xtn  überliefert  Werben,  feinen  ßrfolg. 
5)lit  bem  ^toüember  biefes  Sa§re§,  wo  ii)n  üiafael  Sarberini,  ber  ©efanbte  ber 
Königin  '^axia  öon  ßnglanb,  in  ^;)Jlogtau  gefe'^en,  fd^winbet  f^ürftenbergg  ©pur 
au§  ber  (Sefdt)id^te.  5Dem  J3anbe,  bem  er  alg  ^;)Jleifter  borgeftanben,  blieb  ftc  tief 
aufgebrücEt. 


250  gurtetiBad^. 

Serbin.  0.  fJütftenbexg'S  Mönuiii.  Paderborn.  3lmfterbam  1672.  Uebex 
Baltijd^e  Cuellen  unb  Sitteratur  ögl.  SBinf etmann ,  Biblioth.  Livoniae  bist., 
2.  9lu§gal6e,  aSerUn  1878.  ^ö^Ibaum. 

g-urtcnbad):  Sojep^  gf.,  m-c^iteft,  geb.  ben  30.  2)ecbr.  1591  in  ber 
9teic£)§ftabt  Seutfhd).  ©ein  fSatn  .^ieronljmug,  ftäbtilc^er  Sted^ner  unb  33au^cn; 
bafelbft,  I6rad)te  it)n  in  feinem  je'^nten  Satire  in  bie  ©(i)n(e  nad)  ^^n\) ,  tuo  er 
aber  nur  jroei  3^al)re  blieb ;  bann  fe^rte  er  jurüdE  nad)  ßeutfirc^  unb  tt)urbe  tro^ 
feiner  3fugenb  ^wei  iSa'^re  auf  ber  |täbtifd)en  ^aujlei  bef(Jäjtigt.  1605  reifte 
g. ,  um  fi(f)  für  ben  |)anb.el§ftanb ,  ben  er  ju  feinem  fiinftigen  33eruf  ertuii'^lt 
t)atte ,  auäjubilben ,  nac^  ^ftitien.  6r  öerbra^te  in  ^JUilanb ,  ©enua  unb 
f^lorena  lO^atire  unb  eignete  fid^  in  biefer^eit  ni(i)t  bto§  grünbü(f)e  ^enntniffc 
in  ben  .s^anbet§fä(i)ern  an,  fo  ba^  il^m  bie  tt)id)tigften  ©efdiäfte  anöertraut 
tDurben,  fonbern  er  legte  fid)  auc^  mit  befonberem  ßifer  unb  ©rfolg  auf  matt)c= 
matifd)e  äöiffenfdiaften ,  namentlidC)  aber  auf  bie  ^öauhmft,  ba§  3^ngenieur=  unb 
5trtilierietDefen.  2tl§  feinen  8el§rer  in  biefen  f5äd)ern  rül^mt  i^.  ^aoto  9li^io, 
beffen  Unterricht  er  in  @enua  7  ^afire  lang  geno| ,  ©ratio  5ßarigi ,  in  beffen 
Ärieg§fd)ulc  in  ^lorenä  er  fic^  ein  3^at)r  lang  auffielt,  ^Imbrofio  Gufano,  au^er^ 
bem  öon  5Deutf(^en  ^an§  9}elbl)aufen  au§  9iegen§burg  unb  A^auptmann  @eorg 
§off  öon  (5t.  a3eit  am  ^Pflaum.  5(u^erbem  ma(f)te  er  auf  feinen  auSgebcl^nten 
Reifen  in  ;3tatien,  auf  benen  er  mieberl)olt  in  jiemlidie  2ebcn§gefa^r  gerietl),  an 
ben  öcrfii)iebenften  Sautoerfen  einge'^enbe  ©tubien  Tin  biefer  ^infid)t  Ijebt  er 
namenttid^  ben  öon  ba  SSignola  in  ßaprarola  für  ben  ßarbinal  gß^'nefe  erbauten 
^alaft  Ijeröor)  unb  er'^ielt  buri^  ben  Umgang  mit  einer  9ieil)e'  üon  ©ele'^rten 
unb  J?ünftlern,  mit  ©alilei  jum  SSeifpiel,  ber  it)m  ein  öon  il)m  öerbefferte§ 
''}Jtobett  einer  ©d)raubc  o'^ne  ©nbe  öerel^rte,  bie  öielfcitigfte  3lnregung  unb  @r= 
muntcrung.  6ine  fpecielle  ^^^-'ut^t  feine§  9lufentmt§  in  Italien  ift  fein  itine- 
rarium  Italiae,  ein  Säbefer  be§  17.  i^al^r^unbertS ,  ber  atterbingS  nur  Dber= 
unb  ^Jlittelitalien  umfaßt  unb  mit  einer  ^arte  biefer  Sänbcr  unb  öielen  ^upferftic^cn 
öon  ©egenftänben ,  bie  für  ben  ?lrd)iteften  unb  ^Ingenieur  öon  Sebeutung  finb, 
au§geftattet  ift.  9lac^  feiner  Stüdfel^r  au§  Italien  manbtc  fic^  g.  nad)  Ulm, 
roo  er  ein  .<panbel§gefd)äft  äu  leiten  l)atte.  Qx  betrieb  ba§  @efc§äft  aud)  mit 
fold^em  @rfolg,  ba^  fein  ^^srincipal  i|n  balb  jum  6om)3agnon  annalim.  3)ie§ 
S5erl)ältni^  bauerte  aber  nid)t  lange,  ba  e§  jtoifdien  beibcn  mibermdrtige  Streitig^ 
feiten  gab,  unb  g.  fic^  bitter  über  bie  ßl^ifanen  feinc§  @efd)äft§freunbe§  ju  U= 
Hagen  l)atte.  ^m  ^.  1627  mürbe  f^-  ^ie  ©teile  eine§  bürgerli(^en  2ieutenant§, 
1628  bie  eine§  SlrtiÜerie'^auptmonnS  anöertraut.  1631  tourbe  er  jum  a3au= 
l^errn,  b.  f).  jum  jmeiten  S)eputirten  be§  SBauamtä,  ernannt,  1636  in  ben  Siatl) 
ertoälltt.  5ll§  58aul)err  enttoidelte  5.  eine  fel)r  umfaffenbe  unb  frud)tbringenbe 
2:^ätigfeit.  @r  öerbefferte  ein  in  ber  ©tabt  gelegene^  Sajaref^,  fo  ba^  nunmehr 
eine  größere  ga'^l  Äranfer  bort  öer^flegt  tuerben  fonnte,  unb  baute  öor  ber 
©tobt  1634  au§  3lnla^  einer  lieftigen  5pcft  ein  jmeiteS,  bebeutcnb  größeres, 
beffen  bequeme  unb  ättjedmä^ige  @inrid)tung  allgemein  3lnElang  fanb,  ferner  ein 
äBaffermerf,  für  beffen  gelungene  2lu§fül)rung  il^m  ber  5Jlagiftrat  freie§  Söaffer 
in  feine  2öol)nung  lieferte,  ein  ©^ull^auS,  bei  beffen  23au  er  bie  bamal§  noc^ 
wenig  gcmürbigte  3lbfid)t  l^atte  „bie  ©c^ulfinber  bequem  auSeinanber  fe^en  ju 
fönnen,  bamit  fie  in  ben  fleinen  ©tuben  nid)t  ferner  mic  bie  geringe  aufeinanber 
gepreßt  fein  bürften",  ein  Sweater  im  Söaifen'^auS ,  in  bem  bie  SBaifenlinber 
fleine  ©tüdc  auffül^ren  lonnten.  ©ein  eigenes  .§au§,  ba»  er  in  feiner  architectura 
privata  cinge^enb  befd^reibt ,  ift  ein  fpred)enbe§  SSeifpiel  feine§  ®efd)mad§  unb 
feines  praftifi^en  SSerftanbeS.  %nä)  au§märt§  l)atte  %.  mani^erlei  Sauten  au§= 
jufüliren,  ober  bodC)  bie  9tiffe  auäufertigen ,  fo  für  bie  abgebrannte  J?ird)e  in 
©c^ornborf  unb  für  ba§  ®t)mnafium  in  5}tunberfingen.    SSon  t5eftung§mer!en  in 


^uttet  —  pttl).  251 

lUm  Tüi)vte  er  ^xon  3tebouten  o6erf)a(b  ber  Stabt  auf  beibcn  Ufern  auf,  ätoijd^en 
benen  ber  Strom  burdf)  eine  ^ctte  gelperrt  trurbe,  ein  9tQt)e(in  ebenfaßs  an  ber 
2)onau  unterhalb  ber  ©tabt  unb  eine§  öor  bem  jc^igen  S^onaut^or.  3tu(f)  an 
bie  fd)on  Dor^anbenen  Sßerfe  legte  er  feine  beffernbe  .^anb.  'JteBen  feiner  praf= 
tif($en  2;{)ätigfeit  ma(f)te  er  ficf)  auä)  nocf)  a(§  Sc^rer  im  3lrc^iteftur=  unb  ^n= 
genieurfad^  ju  fcfjaffen  unb  unterricf)tetc  Seute,  bie  t^eitujeifc  öon  ?iorwegen  nad^ 
Utm  gcfommcn  tnaren.  33on  SBert^  für  feine  Unterri(f)t§,^n)ccfe  tnar  feine  rcic^= 
faltige  ^Jlobellfammlung ,  beren  erfte  3tnfänge  in  feinen  5(ufentt)att  in  Litauen 
äurüc£reict)en,  unb  bie  er  forttüdl^renb  ju  ertoeitern  Bemüht  mar.  Sßie  Bebeutenb 
biefetfee  war,  er^eEt  fd^on  barau§,  ba§  fie  16i§  jum  ^a^re  1663  üon  über  1200 
5Iu§tänbern  6efu(i)t  npar ,  barunter  üon  dürften  unb  ©rafen,  fo  öom  Äurfürften 
Äarl  ^^ubn)ig  öon  ber  ^pfalj,  ber  bann  ^5-  narf)  ^eibet&erg  einlub,  if)n  jur  Sarel 
äog  unb  no^  mit  einem  ^a^  Sßein  regalirte,  öom  5Rarfgraf  ßarl  bon  Saben 
unb  anberen.  i^.  ftarb  ben  12.;3anuar  1667  an  ber  äöafferfud)t.  ©ein  2öa^t= 
fpxud^  lüar:  Con  la  patienza,  s'aquista  scienza. 

Ääftner,  @efd)itf)te  ber  5}latf)emati!,  33b.  IV.     ^ofef  gurtenbaci),  gjtanu^ 

fcript  ber  Utmer  ©tabtl6ib(iott)ef  öon  ungenanntem   QSerfaffer.     Söet^ermann, 

^ad)rid)ten  öon  ©ete^rten,  ßünfttern  ic.  au§  Ulm.     Utm  1798. 

^  ö  c^  ft  e  1 1  e  r. 
gurtet:  2Jlid§ael  fy. ,  S5u(^brucfer  in  SSafel  öon  1494:  — 1517.  S)urc^ 
einen  2;rucEfe'f)ter  auf  bem  öon  il^m  gebrucften  Söerfe:  ,,Reformatonum  vitae 
morumque"  jc. ,  mo  ftatt  ber  ^a^x^d^l  14  94  bie  ^a^i  1444  fte'^t,  tourbe  er 
lange  ^tit  ^inbur($  für  ben  erften  ^udibrucEer  gehalten  unb  barauS  ber  ©t^tu^ 
gebogen,  ba§  in  Safet  um  biefe§  i^a'^r  gebrucEt  rturbe,  mäl^renb  bo(^  bie  gorfdEiung 
feftgefe^t  f)at,  ba§  bort  erft  1472  mit  33eftimmt]^eit  bie  5tu§ü6ung  biefer  i?unft  nac^= 
toeiebar  ift.  @rft  bem  befannten  6e(ef)rten  ^acob  6^rifto|3^  Sfe^in,  Soctor  unb 
^Ißrofeffor  ber  2;^eoIogie  in  SSafet,  ift  e§  gelungen,  biefen  g^^iter  ju  entbecfcn  unb  auf= 
3uf(ären.  6r  ^at  ben  ^en)ei§  bafür  in  feinem  f)iftorif(f)  =  geograp'^ifd)en  Öericon 
unter  bem  Sfrtifet  „^ucfibrucfer"  erbrat^t.  ^.  brucfte  Diele  bebeutenbe  SBerfe 
unb  öerbanb  fic^  im  ^.  1508  mit  bem  3?ud^brucfer  ^o^anncS  ©c^ott  (3oanne§ 
Scotui)  au§  ©traPurg,  toelcfier  öor^er  in  ^yreiburg  im  58rei§gau  brucfte,  bann 
mit  S'urter  gemeinf($aftüc^  ju  ^afet  unb  fi(^  bann  mieber  öon  i^m  trennte, 
inbem  er  öon  1510  an  allein  n)ieb er  in  ©tra0urg  brucfte.  @§  gibt  öerfi^iebene 
33ü(i)er,  n)e(d)e  bie  9lamen  beiber  tragen,  lieber  bas  Seben  öon  5'Urter  ift  nicf)t§ 
befannt  gemorben. 

©tocfmet)er  unb  Üteber,  35a§(er  95uc£)brucfergcf(i)icf)te,  ©.  73 — 84.    ^Pan^cr, 

2tnna(en    ber    älteren    beutfc^en    Sitteratur.      ^^anjer,    Annales    typograph. 

i^uöfauer,  3)ru(iftü(ie  aus  bem  15.  ^al^r!^.  Heldin  er. 

gürt^:  öon  5-  5)ie  greif)erren  öon  ^yürt:^,  -SBernarb  6:^rl)fart, 
geb.  am  25.  Dctbr.  1782  ju  Slai^en,  t  am  2.  Cctbr.  1849  al§  2lppeIIation§= 
®ericf)t§ratl^  3u  (Söln,  unb  fein  ©of)n  3tuguft,  geb.  am  22.  ^uli  1812  ju 
3Ia(i)en,  j  am  1.  5luguft  1846  ju  5)lünc^en,  maäjten  fiel)  beibe  um  bie  gie(^t§= 
gefcf)i^te  öerbient.  ^enn,  Sanbgeric^tSrat^  in  %aä)en,  erl^ielt  im  ^erbft  1833 
öon  bem  öreu^ifc^en  i^uftijminifter  öon  Äampts  ben  3(uftrag,  ba§  5lrrf)iD  bei 
91ac^ener  ©c^öffenftu^Ie ,  ber  für  biete  ber  9fiei(^§ftabt  Slacfien  bena(f)barte  Crte 
unb  2anbfdf)aTten  ein  St^peü^of  mar  (ögt.  <^.  .Öoerfd^  im  erften  3:^eile  ber  ®e= 
fcf)i(fjte  3(arf)en§  öon  fy.  öaagcn,  33eifage  2),  3u  orbnen  unb  ftattete  im  fctgenben 
^a^re  einen  ausfü^rlidfien  ^eric^t  über  feine  Ü^ätigfeit  ab.  3^  einem  größeren 
Söcrfe  über  5(arf)ener  9}erfaffung  unb  ©tatutarrecf)t ,  mie  fie  fid)  öorjuglmcife 
feit  bem  16.  ^a^rfjunbert  entmicfett  !§atten,  fammette  er  rei(^e§  ^]JlateriaI,  ba§ 
in  fünf  goüobänben  in  5)^anufcriöt  im  S5efi|ie  feine!  ©o^ne§,  bee  C'anbgeric§t§= 
rat^eS  ^ermann   öon  ^vürtl^    in  SSonn,   ficE)   befinbct   unb   ba§   bem  ®ef(^i(i)t§= 


252  5urtmat)t  —  gfuft. 

]ä)xeibtx  be§  ^tad^encv  9led)t§  ]c1)X  iövbevtid)  fein  tuivb.  S)eS  grei^errn  33evitarb 
öon  i^nxt^  älteftev  ©oI)n  9luguft  abfoloii-te  ba§  ©tjmnaftum  feiner  9)aterftabt 
unb  Bejog  im  ipevBfte  1829,  17  ^aiive  alt,  bie  llniöerfttät  ^cibelbevg,  tüo  audC) 
fein  SSater  [tubirt  ^atte,  unb  ging  bann  nad^  5)lüncf)en ,  too  ei;  bie  mit  großem 
a3eifatt  aufgenommene  ©c^nft  über  bie  ^Jlinifteiialen  t)evau§gaB  unb  am  1.  9lug. 
1846  3um  gvoBen  83cbauei-n  berjenigen  ftarb,  tt)eld)e  ba§  @rfd)einen  ber  genannten 
©d^tift  3U  großen  grtuavtungen  feinerfeitS  bered)tigt  f)atte.  (^an  ögl.  ^.  Soerfrf), 
Slad^enev  9lect)tsbenfmä(er,  ©.13.)  ^aagen. 

gurtmot)r:  *4>erc§tolb  5-,  ^iniotutmaler ,  erfcEieint  jwifdEien  1470  unb 
1501  als  angefe^ener  SSürger  ju  9legen§16urg;  im  3-  1471  !6efa^  er  nac^  3lcten= 
au§tüei§  ein<^au§  mit  ©tabel  für  12  ^f erbe,  toar  1499  ©(^utbner  eineä  gettjiffen 
spranfEiater  unb  ftarb  um  ober  balb  nac£)  1502.  3Ber!e  öon  feiner  ^^anb  finben 
fid^  nocf)  f)ier  unb  ba.  58on  ben  SSlättern  ber  SBeltd^roni!  in  ber  fürftlidien 
aSibliof^e!  ju  ^aitiingen  l^ält  ©igl^art  bIo§  ba§  erfte  SSIatt  für  gfurtmai)r'§  Slrbeit. 
5lnber§  öertjält  e§  fid)  mit  bem  atoeiten  SBert  ebenbafelbft,  toeldieä  in  2  58änben 
einen  2:t)eil  be§  alten  Steftamenteä  barfteüt.  i^.  jeigt  fid)  l)ier  al§  trefflic£)en 
;Sttuminiften.  Sfm  erften  Sanbe  fte^^t:  5E)ur(^  ercn  ber  feufd)en  mat)b  ift  bo§ 
toerf  berait  anno  dorn.  MCCCCLXX  per  manus  perchtoldi  furtmayr  ylluniinystae; 
im  jmeiten:  2}oEenbet  nad^  unfer§  l)frn  Öeburt  im  1472  jar  am  ©t.  $Dorotl)een 
tag  ju  ern  ber  reinen  ^Jlaljb.  S)er  ©d)reiber  be§  5Jlanufcript§  toar  ©eorg  9iorcr 
öon  9iegen§l)urg.  S^o§  bebeutenbftc  2Berf  gurtmat)r'ä  ift  ba§  ^iffale ,  ioeld)e§ 
ber  ^ünftler  1481  für  ben  Sifd^of  SBcrn'^arb  öon  ©al^burg  malte.  @§  befinbet 
fid)  je^t  auf  ber  9)tünd)encr  ^of=  unb  ©taatSbibliot^ef  unb  befte'^t  au§  5  33änben. 
33gl.  S.  ©ig^art,  ^Jlitt^eitungen  ber  f.  f.  Gentralcommiffion,  1862, 
©.  146,  unb  Serfelbe  in  feiner  (i5efdf)idf)te  ber  bilbenben  Mnfte  in  33aiern, 
1863,  ©.  649  f.  SB.  ©d^m. 

5u|:  ©eorg  Gilbert  ö.  fy.,  ©o'^n,  bej.  ßnlet  ber  ^^JeterSburger  skaitjt^ 
matifer  ^aul  .gjeinr.  unb  9?icolau§  ö.  g-.,  geb.  ju  Petersburg  1806  am  13.  S)ec. 
(a.  ©t.),  t  3u  Söilna  1854  am  5.  Sfati.  (a.  ©t.),  mar  5lftronom  an  ber  .öaupt= 
fternmarte  ju  ^ulfotoa  (1839)  unb  S)irector  ber  ©ternmarte  ju  äöilna  feit  1848. 
6r  felbft  nannte  al§  feine  midf)tig[ten  Slrbeiten :  „@eograpl)if(i)e,  magnetifd^e  unb 
l)t)pfometrifd^e  SScftimmungen  auf  einer  Üteife  mit  33unge  nad^  ©ibirien  unb 
6l)ina  1830—32".  (Mem.  acad.  Petersb.  Ser.  YI.  Tom.  III.  1838.  g.  begleitete 
al§  5lftronom  bie  gciftlidt)e  ^Jhffion  nad^  '4>et'ing.)  „Sefd^reibung  ber  ^ur  6r= 
mittelung  be§  |)ö'^enunteifd^iebe§  jtoifdien  bem  fd^luar^en  unb  !a§pifd)en  ^Jleere 
1836  unb  1837  öon  &.  M,  31.  ©amitf(|  unb  (S.  ©abier  auggefü^rten  gjleffungen", 
©t.  ^Petersburg  1849.  (herausgegeben  öon  2B.  ©truöe.)  —  „Heber  eine  @leid)ung 
33iof§  für  bie  9tefractionSbifferenä  bei  gegenfeittgen  3enitl)biftan3=35eobad£)tungen" 
(Bull.  acad.  Petersb.  IV.  1838).  „Sur  les  causes  et  l'effet  de  l'inegale 
röfraction  dans  la  mesure  simultanee  des  hauteurs  terrestres"  (Ib.  Y.  1839). 
„Seftimmungen  ber  Ütefraction  unb  ^'pö'^en  ^meier  unb  mc'^rercr  SBerggipfel  burd^ 
S3eobac£)tungen  öon  jroei  ©tanbt)unften  auS"  u.  (Ib.  id.). 

^ßoggenborff,  33iogr.=lit.  Jpanbloörterbud^ ;  SSriefmed^fet  21.  b.  .^umbotbt'S 
mit  |).  3Serg"^au§,  II.  20—42.  ^.  Sötoenberg. 

%l\^'  So'^ann  fy.,  ßomponift,  geb.  1777  juSlotna  in  Ungarn,  t  9.  5Jlär3 
1819  in  2öien.  '^aä)  erfolgter  ©d)ul=  unb  nebenbei  betriebener  mufifalifd^cr 
3Sttbung  Apofmeifter  auf  einem  (Sute  im  ©tu'^lmeilenburger  (somilat,  mo  er  aud^ 
ben  mufifalifdien  S)orfgotte§bienft  leitete  unb  in  tleineren  bramatifd^en  6ompo= 
fitionen  fid)  öerfu(i)te,  fam  g.  als  5Jtufi!meifter  nad)  ^prepurg,  eräielte  l^ier  mit 
ber  5luffül)rung  eineS  3)uobrama'§  „^t)ramu§  unb  3:l)i§be"  auf  bem  ftänbifd^en 
2;l)eater  einen  nid£)t  gemö^lidt)en  ©rfolg,  ber  i^n  öeranla^te  nad)  äöien  ju  ge'^en 
unb  bort  unter  3llbred)t§berger  feine  mufifalifdt)en  ^enntniffe  3U  öeröoHftänbigen. 


9u§.  253 

3fn  .öat)bn  crrcarb  er  ficf)  burc^  einige  dom^jofitionen  jür  ben  ©efang,  bag 
ßlaDiet  unb  Crc^efter  einen  n)ot)ttt»oüenben  6önner.  9}on  SBien  folgte  {y-  einem 
?iui  als  ."^apellmeifter  nQ(i)  ^repurg,  öon  too  er  narf)  einer  anerfennen§tt)crtf)en 
x^ätigfeit  naä)  2Bien  jurücEfe^tte,  um  bort  a(§  Ce^rer  unb  domponift  ju  mtrfen 
bis  an  fein  ]xnf)  errolgtes  (Jnbc.  Sr  öeröffentlidite  bem  ©eure  nacf)  jefir  t)er= 
fd^iebene,  teitfiame  Sompoittionen  unb  fc^xieö  üerfdiiebene ,  megen  i^rer  jc^önen 
Sinfaciil^eit  unb  if)re5  9tcic^t^um§  an  ©ebanfen  mit  großem  33eifaü  aufgenommene 
Cperetten,  S)uo=  unb  ^elobramen  (äöattoort,  Sfaaf,  ^ubit^,  ^acob  unb  3tac^e(, 
S)er  Ääfig,  ^;panbora"§  33ü(i)fe  u.  a.),  wie  aut^  eine  Cuüerture  ^u  <Bd)iiiex§> 
33raut  öon  ^Jtefixna.  ^ofep^  ßür|(i)ner. 

gu^:  ^oi).  S)ominicu§  ^.,  ^^ilolo^  unb  S;i(f|ter,  ge6.  ju  Spüren 
1781  (?),  t  am  31.  ^an.  1860  ju  Sütti^,  78  ^a^re  alt.  9larf)bem  er  me'^vere 
Sa'^re  al§  @t)mnafiatlet)rer  3u  ßöln  getoirft  unb  buri^  bie  crfte  StuSgabe  ber 
Stfiriit  be»  Bl)3antini]cf)en  ©(^riitftettcrS  ^o^.  Saurentios  Sl^boi  über  bie  '}}lagi= 
ftrate  be§  römif(f)en  Staats  (Parisiis  1812)  fic^  einen  gead)teten  '3Umen  a(§ 
^J^itotog  ermorben  f)atte,  tourbe  er,  als  bie  nieberlänbif(^e  Ütcgierung  1817  bie 
Unioeriitdt  iGüttie^  erri^tete,  at§  ^roieffor  ber  lateinifc^en  t'itteratur  Berufen,  in 
toetc^er  SteHung  er  fortan  tierblieb,  bi§  er  au§  SUtersfcfiroäd^e  in  Otu^eftanb  trat. 
Sa  feiner  2tuggabe  be§  £r)bo5  ber  gro^e  «Kenner  btijantinifdier  Öitteratur  ^arl 
33eneb.  ■üaie  eine  titterarftiftorijc^e  (Sinteitung  über  !!3t)boö  unb  feine  ©i^riften 
tiorangefd^icft  f)atte,  beflagt  fid^  Qf-  wtit  9lec§t  („Goethei  Elegiae  XXIII  etc. 
latine  redditae",  Leodii  1824.  p.  57),  "ba^  man  bem  berühmteren  ©ele^rten 
aucf)  bie  fd)toierige  Bearbeitung  be§  2!erte§  unb  ber  tateinifdien  Ueberfe^ung  beilege, 
ein  ^el^ter,  ber  nodf)  in  5pautt)'Ä  9tealenct)cl.  ber  ctaffifiiien  3Utert^um§to.  IV, 
1281  (1846)  aufgetüörmt  rourbe.  Scf)ümmer  als  biefe  33erlDe(^§Iung  ift  ber 
Umftanb ,  ba^  ^mm.  SSeffer  in  feiner  35earbeitung  be§  \?l)bo§  für  bie  Bonner 
3lu§gabe  ber  33t)3antiner  überfa^,  ba§  g.  bebeutenbe  '3ta(^träge  jur  SSerbefferung 
be»  3:ejte§  unb  feiner  tateinifc^en  Ueberfe^ung  in  einer  Epistola  ad  Car.  B.  Hase 
(Leodii  1820.  geliefert  t)at.  2;ie  Sefc^äftigung  mit  2t)bo§  unb  feine  3}orträge 
an  ber  Uniüerfität  fü'^rten  i^-  aud)  jur  Bearbeitung  eines  .6anbbucf)§  ber  römifc^en 
^Iltert'^ümer  in  lateinifc^er  ©prac^e,  ba§  in  brei  3tuf lagen  (julefet  1836)  erfd)ienen 
ift.  3tber  bie  eigentlirf)  gelehrte  I^ätigfeit  mar  es  nit^t ,  bie  feinen  Otamen  in 
rceiteren  .^reifen  befannt  gemacht  "f)at,  fonbern  feine  Berfuc^e  auf  bem  @ebiete 
ber  lateinifcfien  Sicfitfunft.  ^ein  5^euerer  toar  für  biefe  gelehrte  iänbelei  fo 
begeiftert  trie^^. ;  über  ben  Dermeintli(^en  aBerti)  biefer  geiftigen  I^ätigfeit  fpric^t 
er  ftc^  toieberl^olt  au§,  am  au§fü^rli(^ften  in  ber  ..Dissertatio  de  linguae  latinae 
cum  universo  ad  scribendum.  tum  ad  poesin  usu.  deque  poesi  et  poetis  neola- 
tinis".  bie  ben  .,Carmina  latiua"'  (Coloniae  1822)  tiorangef(f)ictt  ift.  Sa^  feine 
Ueberfe^ungen  au»  beutf(^en  unb  franäöfifc^en  S)i(^tern,  befonber§  au§  ©oet§c 
(Plegien  ic),  ööttQ,  J?topftocf,  tRücfert,  ©(filier  (©locfc  u.  a.),  9t.  SB.  Spiegel 
(„9tom"  unb  „2;ie  ^unft  ber  ©rieben"),  Urlaub,  Samartine  u.  a.  eine  feltenc 
öetoanbt^^eit  im  lateinifdien  S5er§bau  öerratf)en  (bei  Ballaben  oerfuc^te  er  e§  mit 
großem  G5ef(^idE  aucf)  mit  ^Reimen),  ift  unoerfennbar.  ©c^on  im  ^o^en  (5)reifen= 
alter  tieranftaltete  er  noc^  eine  @efammtau§gabe  feiner  ..Poemata  latina".  bie  ju 
öüttidl)  1855  unb  56  in  ^mei  ftarfen  Sänben  erf(^ienen  ift.  S;ie  jmeite  entl^ölt 
5u|"  eigene  @ebid)te,  barunter  audf)  beutf($e,  bie  aber  gro^ent^eil§  9tücfübex= 
fe^ungen  au»  urfprünglid^  lateinifd^en  finb.  Ueber  biefe  örjeugniffe  einer  ge= 
machten  9teflerionspoefie  fann  ein  nod^  fo  nac^fic^tigeS  Urt^eil  nii^t  mel)r  Sob 
auefprec^en  (11§  jenes,  bas  ber  SSerfaffer  felbft  für  fi^  anfpinc^t  (Praef.  p.  VIII 
ju  Bb.  11) :  In  meis  carminibus  latinitatis  potius  laudem  quam  poetae  specta\i. 
3u  bemerfen  ift  nod^ ,  ha%  neben  biefer  ©efammtauSgabe  bie  fetten  getnorbenen 
einjetnen  Srurfe  (..Roma,   elegia  Schlegelii",    1817.     ..Carmina  latina",  1822. 


254  S"fe- 

„Goethei  elegiae  XXIII  et  Scbilleri  Campana"  etc.,  1824.  ,.Carminum  lati- 
norum  pars  nova",  Leodii  1830)  i'^ven  felbftänbtgen  Sßert^  öeibel^atten ,  toeil 
fie  öiel  correcter  finb  aU  bie  üon  3a:^lreid)en  2)vucfiet)lern  entfteüte  ßütticfier 
2lu§gal6e  unb  manche  intereffante  SSeigaben  entl^alten,  bie  in  biefer  fjinlueg^ 
gefatten  finb. 

Leipziger  Repertorium  der  Literatur  XVIII,  2.  S.  356.  §alm. 

g-U§:  Äai-l  Slbotpt)  g. ,  eüangclifc^er  ©tabtpfan-er  in  ^''^^'^annftabt, 
5latur!)ifton!ei-,  geö.  am  29.  October  1817  in  ^ermannftabt,  ©ol^n  be§  bamaligen 
goÜaBoratoi-g ,  fpäter  ^Pfanetg  in  .^potämengen ,  DZeuborf  unb  @ro^  =  @(^euei-n, 
6t)tiftiQn  ^. ,  nbfolöirte  ba§  ,s*^ei;mann|"täbter  ©l^mnafium  1835  unb  ftubirte 
barauf  in  Serlin  Xtieologie,  jiä)  nacf)  bei;  Dtbnung  feiner  ^ird^e  jugleid)  für 
bo§  ße'^ramt  am  (Sljmnafium  üorBereitenb.  6ier  toecfte  namentlii^  ^-Projeffor 
^untl^  feine  (^-rcube  an  natui;tt)iffenfrf)aftlid)en  ©tubien ,  n)eld)en  er  nadt)  feiner 
^txmittjX  nad)  bem  ä^organg  feinet  älteren  ÜH'uber§,  5JKd)ael  ^y. ,  eine§  f)erüor= 
ragenben  ^otaniferä ,  eifrig  nadjging.  ©cit  Siecember  1846  Slbjunct  an  ber 
$örufentf)al'fd)en  33ibIiott)ef  in  ßermannftabt  unb  jugteid)  SeTjrcr  ber  $I)Qfif, 
fpäter  at§  (ionrector  aud)  Seigrer  ber  'ötaturgef(^id)te  am  eöangelifd)en  (55t)m= 
nafium  bafclbft ,  mar  er  einer  ber  ©rünber  be§  fiebenbürgifdien  3}ercin§  für 
5taturtDiffenf(^aften ,  ben  einige  g^'^unbe  biefer  im  9Jtai  1849  in  ^lermannftabt 
in§  Seben  riefen,  eben  al§  bie  ©d^reden  be§  SürgertriegcS  am  fd^merften  auf  ber 
treuen  ©tabt  lafteten.  ^le  eifrige^  5JtitgIieb  unb  erftcr  ©ccretär,  fpäter  bie(= 
jä'^riger  SJorftanb  be§  !!Üerein«,  ber  unter  9tnbevem  fid^  bie  Einlage  möglid)ft 
umfaffenber  fiebenbürgifd)=naturmiffenfdt)aftIidE)er  ©ammlungcn  jur  3luf gäbe  gemad)t 
l^atte,  manbte  ^•.  feine  boHe  miffenfd)aftlid)e  2t)ätigfeit  ber  iperftettung  einer 
„Fauna  coleopterorum  Transsilvaniae"  ju,  für  bie  in  Siebenbürgen  5unäd)ft  ba§ 
5)taterial  jufammengebradit,  bann  tritifd)  gefid)tct  unb  bearbeitet  merben  mu|te. 
3u  biefem  "^xotd  burdCijog  er  auf  t)äufigcn  Steifen  miebert)olt,  toenigc  Zi)t\li  au§= 
genommen,  ganj  Siebenbürgen,  trat  mit  atten  t)eimif(^en  ©enoffen  feiner  SÖiffen= 
fdt)aft  in  fiirbernbe  3)erbinbung  unb  jum  33ef)uf  ber  genauen  SSeftimmung  feiner 
^^unbe  mit  ben  bebeutenbften  Goleopterologen  3)eutfd)[anb§  unb  ber  ©d)n}ei3  in 
kaufet)  unb  regen  58rieflüed[)feL  3Ba§  er  auf  feinen  ©ammler  =  unb  3-Drfd)er= 
gangen  gefunben,  beröffentlid)te  er  öoräuggtoeifc  in  ben  „^ittf)eitungen  be§  ficben= 
bürgifd)en  3}crein§  für  ^Jlaturmiffcnfd)aften"  (ipermannftabt ,  bon  1850 — 1876 
26  ^al)rgäugc),  bon  meldten  faft  jeberSSanb  bon  feinem  unermübüdf)en  gemiffen= 
^iten  fytei^  neue§  3cugni^  ablegt,  ©rötere  ^^irbeiten  beftt;en  mir  jmei  üon 
il)m:  „5Die  j?äfer  ©iebenbürgen§ ,  befd^rieben  bon  Ä.  ^." ,  in  ben  beiben  ^^xo= 
grammen  be§  Apermannftäbter  @t)mnafium§  bon  1857  unb  1858  (101  ©.  in  Du.y, 
unb  „SJerjeic^nil  ber  Ääfer  Siebenbürgens  nebft  Eingabe  iijrer  gunborte" 
(10  ©rudbogen  in  gr.  8.),  im  ad^ten  iöanb  bom  „2trd)ib  be§  a}erein§  für  fieben= 
bürgifdie  ßanbeSfunbe"  (^ronft.  1869).  :Sn  bemfelben  Slrd^ib  ^tte  er  1859 
„S)ie  ©d)mimm!äfer,  Dytiscidae,  ©iebenbürgen§"  (^anb  IV  ber  neuen  golge, 
§eft  1),  1860  „S)ie  2a[ter!äfer,  Palpicornia,  ©iebenbürgenS"  (5öanb  IV,  ^eft  2), 
1863  „SieÄnobffäfer,  Silphales,  ©iebenbürgcnS"  beröffentlic^t,  3lud§  für  anbere 
3tt)eige  ber  gntomotogie,  namentlid^  bie  Drbnung  ber  5Reuropteren  (^Jle^flüglcr), 
Ortl^opteren  (©rabflügler)  unb  |)emibteren  (ipalbflügler)  ift  feine  miffenfdjaftUt^e 
S^ätigfeit  in  ©iebenbürgen  ba'finbredienb  getoefen  unb  atüar  mefentlid)  baburd^, 
ba^  er  T)ier  3uerft  ein  f)inrei(^enb  reid^t^altigeS  Material  jufammenbradite  unb 
baffelbe  mit  ber  uneigennü^igften  Siberalität  anberen  ^orfd^ern  3ur  ^enü^ung 
3u!ommen  lie^.  ©o  ^at  ^.  bur(^  ?tuffinben,  iBeftimmen  unb  93efdf)reiben  bon 
einer  nid£)t  geringen  3a^t  frül^er  unbctannter  ^nfectenarten  bie  Söiffenfdiaft  U= 
reidfiert  unb  ift  burd§  feine  fcf)riftlid)cn  3lrbeiten  eigentlid§  ber  ©rünber  einer 
ftebenbürgifd^^entomotogifc^en  ßitteratur  gemorben,  mie  er  benn  burd)  fein  „3}er= 


fjrußesbrunnen.  255 

3ctd^ni§  ber  Ääfer  SieBenfiürgeni"  biefeS  2anb  ^uerft  ebenbürtig  in  bie  Ütei^e 
bcr  bieebeäüglid)  beftgefannten  Sänber  6uropa§  eingefü^tt  1)at.  $Die  30ologi|(j^= 
botaniji^e  öefeHfi^Qit  in  SCßien,  ber  entomologijcfie  S}erein  in  Stettin,  ber  joologifd^e 
in  Otegenäburg,  bie  naturtoiJlenjd^aTtüdie  6efelXfct)aft  ju  -ÖQÜe  ernannten  if)n  in 
3(ner!ennung  ieiner  SBerbienfte  um  i{)re  2Biffenic£)ait  3um  ^itgtieb;  öon  1850  an 
ttiar  er  jugleici)  aU  3(u§ic^uBmitglieb  bes  Sßereine  jür  fiebenbürgifctie  SanbeSfunbe 
barür  tt)ätig.  Sie  teiffenfcEiaTttic^e  xl)ätig£eit  Oon  Q.  ging  .§anb  in  ^anb  mit 
raftlofer  ^trbeit  unb  ebelfter  Irene  in  feinem  unmittelbaren  S3eruT.  @r  war  bi§ 
jum  (5(^Iu§  be§  Sf.  1865  ein  üorjüglic^er  Se'^rer  be§  .g)ermannftäbter  ®i)nmv-i= 
fium§,  mät)renb  bicfer  3fit  mel^rere  ^al^re  ©c^riftjüfirer  be§  SSesirf^confiftoriumS ; 
feit  Einfang  be§  3a!§re§  1866  Pfarrer  in  §ot3mengen  tourbe  er  am  26.  ^uguft 
beffelben  Sa^i-'e§  t)on  ber  eöange(ifcf)en  ©tabt^farrgemeinbe  i^ermannftabt  jum 
^pfarrer  geioä'^It  unb  ^at  feitbem  in  biefer  Stelle,  jugleicf)  at§  ^itglteb  bes  58e= 
5irf3Confiftoi"ium§ ,  fpäter  aud)  ba§  Dberel§egeri(^t§  unb  toieber^olt  aU  9}ertretcr 
feine§  Äirc^cnbejirfS  in  ben  ^anbe§fir(i)ent)erfamm(ungen  immer  bie  gleiche  berufs= 
freubige,  t^fi^tti-'^ue  äöirffamfeit  entfaltet.  3?eglüc!t  auä)  burt^  ein  fcf)öne» 
^Familienleben  ftarb  er  unermartet  in  ber  ^üHt  fc^einbar  unerf(^ütterlicf)er 
5]lanneöfroTt,  ber  2Biffenfcl)aft  unb  aEen  ©uten  ju  frü^e  an  einem  G)el)irnf(^lag 
am  1.  Suli  1874. 

6in  Seben§bilb  öon  ^y.  enthalten  ba§  ^Iri^ib  bc§  2}erein§  für  fiebenb. 
Sanbeefunbe ,  Sb.  XII ,  |)eft  3 ,  unb  bie  9Jlitt!^eilungen  be§  fiebenb.  SSereins 
für  '^taturtoiffenfdiaftcn,  S^^Tg.  XXYI.  6in  SJer^eic^niB  feiner  jal^lreic^cn 
!letneren,  in  ben  53tittl)eilungen  üeröffentlid)ten  toiffenfc^aftlitf^en  Slrbeiten  finbet 
fi(^  in  jenem  5lrc§iübanb  S.  391  u.  392.  leutfi^. 

^U^cebrunncii:  ßonrab  öon  ^.,  je^t  ^emx^ibrunn  bei  Ärem§  in  91ieber= 
öfterreicf),  mürbe  in  ben  60er  Sa'^'-'fix  be§  12,  ^a!^rl)unbert§  geboren,  toenn  er 
nämlid^  jener  Chunrad  de  Phusprugnen  ift ,  ber  jufammen  mit  feinem  2}oter 
©erung  in  einer  ^mifdien  1182  unb  1186  auSgefteEten  Älofterneuburgcr  Urfunbe 
öorfommt.  2;ann  fann  er  fiel)  erft  in  reiferem  31lter  ber  ^Poefie  ^ugemanbt 
!§aben,  benn  ba§  einzige  ©ebii^t,  ba§  mir  öon  i^m  befi^en  unb  an  beffen  ©(f)luffe 
er  feinen  Flamen  angiebt,  bie  „Äinb^eit  ^e]u" ,  fe|t  bereit!  ßintoirfung  <^art= 
mannif(^en  unb  2Bolframifcf)en  (Sttl§  öoraus  unb  mirb  um  1206  entftanben 
fein.  ^lEerbings  geftel)t  Äonrab  in  ber  (Einleitung ,  ba§  er  fein  @ebi(f)t  al§ 
eine  33u^e  für  fem  früi)ere§  lDeltlidl)e§  Seben ,  toä^rcnb  beffen  er  nur  Süge  unb 
Sc^erj  geliebt  1)a'be,  betrai^tet  toiffen  moHe:  man  lönnte  barau§  öerfu(|t  fein 
ju  entnehmen,  ba^  er,  e^e  er  bie  „.^inbl^eit"  »erfaßte,  bereit!  ^oetifc^  t^ätig 
gemefen  fei,  unb  biefe  <6t)^otl§efe  mürbe  in  ber  unleugbar  bebeutenben  formeüen 
6emanbtl)eit  be§  S)idl|ter§  eine  unöeräci)tli(^e  ©tü^e  finben  :  ober  ha^  er,  ber 
iitterli(^e  Sienftmann,  nac^  einer  in  gelben  unb  toeltlid^er  Suftbarleit  öer= 
brat^ten  ^ugenb  au§  Diene  über  feine  (Sünben  in  ein  Ätofter  al§  Saienbruber 
eingetreten  fei,  eine  51nnal§me,  für  bie  mieber  bie  ßenntni^  be§  lateinifc^en 
fpräc^e.  9lber  alte  fold)e  Sc^lüffe  ftnb  fel)r  unficf)er ,  mcnn  man  ertoägt,  mie 
"^äufig  biefe  unb  ä^nlic^e  Söenbungen  in  6ebid§ten  ber  3eit  begegnen.  5lu(f) 
über  bie  Cuelte  ber  „^nbl^eit  Sefu"  ift  ni(^t  jeber  S^^eifel  befeitigt.  ^m  %U= 
gemeinen  jmar  fd)lo|  ber  Sid^ter  fid^  an  ba§  apotxt)p1)t  ßöangelium  De  iu- 
fantia  Mariae  et  Christi  salvatoris  an,  bod^  l§at  er  ni(f)t  nur  bie  ganje  @eburt!= 
unb  ^ugenbgefc^id^te  ber  ^Jlaria  bi§  ju  il^rer  Sßermä^lung  mit  ^o]tp^  fort= 
gelaffen,  meil  biefer  ©toff  bereit!  öor  ilim  in  bem  (un§  öerloreneni  Slnegenge 
be»  9}ieifter5  ^einric^  bel)anbelt  fei,  fonbern  er  ^at  ixä)  aud^  eine  9teit)e  öon 
3ufä^en  auf  @runb  t^eil!  ber  ^ibel  tlieit!  anberer  9lpofrt)|)^en  geftattet:  unb 
au!  bem  ©ifilu^abfi^nitt  bei  ^onrab  gel^t  e!  nid^t  mit  öoßer  goibenj  ^eroor, 
ob    er  feinen  Stoff  (ma!  atterbing!  toa^rfd^einlid^er)  au!  öerfdl)iebenen  ©t^riften 


256  Süfeli. 

pjammengetiagen ,    ober   ob   jeine  Cueüe   ein  burrf)   öiele  3ufä^e  16ereit§    öer» 
mel^rtei  Evangelium  de  infantia  trav. 

3BeIc^e  ©eftalt  aber  auä)  ^onxaU  a3oi-laöe  gel^afct  ^aben  mag,  genug,  et 
l^at  c§  Derftanbcn,  ben  6)egenftanb  tveffüd)  au  Bel^anbeln  unb  i^m  ein  gana  natio= 
na(e§  (Sepräge  aujaubriicfen.  6r  ev3ät)It  getoanbt  unb  anmut^ig,  er  wei^  ge= 
f(i)i(ft  fleine  3üge  ein3uflect)ten,  bie  un§  ben  ©egenftanb  mcn^c^Iid)  na'^e  Bringen. 
S)ie  gpijobe  öon  bem  9täul6er,  ber  ba§  ^inb  3^efu  auf  ber  «^a^rt  nacf)  Sgl^^ten 
üöerjättt,  aber  balb  belehrt  toirb  unb  e§  nun  aut§  ireunblidE)|te  aufnimmt,  ift 
ein  Äabinetiftürf.  SCßic  ftarf  ber  Ssid^ter  auä)  üon  ber  geiftlic^en  ^^^oefie  be§ 
12.  ^a]§rf)unbert§  ftd^  beeinflußt  jeigt,  loie  fe'^r  ber  ©toff  3U  einer  met)r  a§ceti= 
jd)cn  S5e"^anblung  tierfü'^ren  fonnte,  Äonrab  fte'^t  burd^auS  tüie  unter  ber  for= 
meüen  ßintoirfung  be§  @rec ,  Tregor  unb  ^^arciöat ,  fo  unter  ber  ^Poteuj  ber 
ritterli(i)en  2)enttDeife:  ^ofe^I)  ift  i'^m  ein  ebel  man,  bie  Stuben  banccfent  jur 
drl^olung ,  fran3öfi|(^e  3Borte  unb  S^ikn  fügt  er  gern  ein  ,  unb  an  bie  bamatg 
in  ber  Suft  liegcnbe  ©timmung  be§  mobifct)en  trurcns  gcmal;nt  bie  fc^öne  9te= 
ficyion  über  ^er^etcib  93,  47. 

(So  fann  e§  nic^t  3Bunber  ncl^men,  toenn  ba§  Söerf  fornof)!  in  ritterlid^en 
mie  in  geiftliciien  Greifen  5(n!tang  fanb  unb  auf  beiben  (Seiten  ^Jlad)al^mung  er= 
roedte.  ^onrab  "^atte  fein  G)ebi(^t  mit  fec^g  gleichen  ftumpfen  9leimen  ge= 
fi^Ioffen:  'Jtubolf  öon  6m§  in  feinem  Sarlaam  unb  bem  @uten  ©er'^arb,  Äonrab 
tion  ;öeime§furt  in  ber  Urftenbc  unb  ber  ^[Rarien  .söimmetfa'^rt  folgten  il^m  in 
biefer  9teim{)äufung  nad),  unb  ber  erftere  gcbcnft  in  feinem  2öiüel)alm  mit  9ied)t 
^onrabS  unter  ben  t)erOorragenbften  beutfd)en  2)i(^tern  ber  S31ütf)e5eit. 

®ebid)tc  be§  12.  unb  13.  Sfa^rl^unbertS,  l^erauSgegeben  öon  Ä.  '31.  ^di)n 
(Cuebünburg  unb  i^eip^ig  1840),  <B.  67  —  102.  —  Liber  de  infantia  Mariae 
et  Christi  salvatoris  ex  codice  Stuttgartensi  descripsit  et  enarravit  Oscar 
Schade,  Halis  1869,  mo  @.  8a.  bie  übrige  Sitteratur  üerjeid^net  ift. 

©  t  e  i  n  m  e  t)  c  r. 
f^ülli:  Sol^ann  Äonrab  g.,  2;t)eologe  unb  @efc^ic^t§forf(^er  au§  3ürid), 
geb.  am  4.  ^}tai  1704  ju  £)bertt)e^  in  ber  ©raffc^aft  ©olm§  al§  ©ot)n  be§ 
bortigen  5ßfarrer§,  be§  ftieologtfd^en  ©c|riftfteller§  ^eld^ior  g.,  geft.  am  27.  ^uni 
1775  aU  ^Pfarrer  äuSJetttieim,  iianton  ^ü^-'id)-  unb  Kämmerer  be§  äBintertl^urer 
Sapitet§.  —  x^.  empfing  feine  erfte  ©Übung  in  SBe^Iar  unb  jmar  eigent'^üm= 
lid^cr  3Beife  '^auptfäc^Iid)  im  bortigen  ^fefuitencollegium ,  fam  bann  nac^  bem 
2obe  feines  23ater§  jur  Söoüenbung  feiner  ©tubien  nad^  ^ürid^,  unb  bientc  't)icr= 
auf  me'^rere  ^a^re  a(ö  Informator  bei  einem  Beamten.  3lud)  nod^  fpäter  galt 
er  al§  tin  tüd)tiger  ©rjietier,  unb  unter  ben  in  fein  3ßfarrf)au§  i^m  übergebenen 
Änaben  befanb  fid)  ber  fpäter  äu  t)of)er  militärifi^er  Söürbe  aufgeftiegcne  §o^e 
(f.  b.  3lrt.).  ^n  feine  rege  litterarifi^e  2;f)ötigfeit  tüurbe  g.  ebenfo  fet)r  burdf) 
fein  leb:^afte§  miffenfd)aftü(^e§  i^ntereffe,  aU  burd)  gefd^äftlic^e  Jöerbinbungen 
mit  ber  3ürd)erifd)en  Dfficin  unb  SSud^'^anblung  Orelt  unb  Somp.  gebradit,  unb 
bie  nid)t  großen  5tmt§anfcrberungen  ber  '^ifarrei  SJett^eim  (bei  äÖinterf^ur),  bie 
er  1742  überna'^m  unb  nid^t  me'^r  üerließ,  geftatteten  e§  i'^m,  feinen  fd)rift= 
ftellerifc^en  3lrbeiten  auc^  fpöter  ungeftört  fid^  ^u  mibmen.  S)urd^  große  33e= 
Iefenl§eit  geförbett,  mürbe  5.  ein  fet)r  frud)tbarer  3Iutor  auf  bem  t^eotogifd^en 
unb  :^iftorifd5en ,  öorjüglij^  bem  fir(^engefd§i(^tlic^en  ©ebiete ,  unb  salzfreiere 
größere  unb  Heinere  ©cf)riften ,  abgefe'^en  öon  öielen  2lrtifetn  in  fd^weiaerifcfien 
unb  fremben  Beitfd^rtften,  3.  35.  im  §amburgifd)en  unb  im  neuen  ,g)amburgifd)en 
^aga^in,  gingen  au§  feiner  oft  fe|r  fpi^igen  ^feber  f)eröor.  ©0  öermidette 
er  \\ä)  in  eine  tl^eologifd^e  ^-^^ht  mit  bem  greunbe  S3obmer'§,  S^or'Cierrn  35rei= 
tinger  (f.  b.  3lrt.):  1751  gefiel  er  fid)  ba,  in  unfd^öner  SBeife  babei  ®ott= 
fd^eb'S    58unbe§genoffenfd|aft    {jerbeiäiefjenb ,     in     pfeubonl^men    3Sroct)üren    al§ 


Pili.  257 

3ltitf)eaboto§fi  unb  5lntt|atanalu§fi,  beten  eine  al§  ©enbf(f)rei6en  an  ben  Äanäter 
Don  5[Ro§f)eim  fid)  anfünbigte ,  auj  bem  SSoben  bon  ßröxtei-nngen  übex  dalöin 
unb  ©erbet  in  fo  ma^Iofen  Eingriffen,  ba^  mit  5Jla§regeln  gegen  bie  ©cfiriften 
öorgegangen  n^urbe.  Sd^on  1740  l^atte  ^.  auc^  gegen  ben  (£ontrüöer§fd)rift=' 
ftetter  Sinner ,  einen  Sefuiten  au§  bem  äöallig ,  al§  Dr.  phil.  Sonb  erftärenbe 
„Slnmerfungen  be§  fatt)rif(^en  (Sebi(^te§  beffelben  gegen  bie  @Iau6en§t)erl6efferer" 
herausgegeben,  unb  in  fpöteren  Sa^^^en  griff  er  in  ber  ©t)nobe  öffentli(f)  ßaöater 
an,  toeil  beffen  „3lu§firf)ten  in  bie  ©toigfeit"  gegen  bie  Äir(f)enle{)re  berftie|en. 
©ine  1766  (granffurt)  erf(f)ienene  ©^rift,  „35eleud)tung  einiger  Strtüel",  rid)tet 
fi(^  gegen  tl^eoIogifdC)e  unb  Iir(^engefd)i(i)ttic^e  Elujfä^e  im  Sud)ftaben  31  ber 
iran3öfif(i)en  ®ncl)!lo|päbie.  ®ie  mert:C)boIIften  felfiftänbigen  EIrbeiten  be§  fo  nad^ 
allen  ©eiten  ^in  fc§(ag|ertigen  ^^orfc^erS,  beffen  oft  !)ö($ft  fdiarf finnige  unb  an 
neuen  (ärgeBniffen  reiche  Darlegungen  leiber  ni(f)t  feiten  burc^  bie  "^eröortretenbe 
©elbftüberfc^ä^ung  öerbunfelt  tourben,  finb  neben  ber  58eifteuerbe§„5p|i{eleut:^eriu§" 
3ur  tt)iffenf(i)aftlid)en  ^^e^^be  über  bie  tl^ebäifc^e  Öegion  („S)er  S^rifte  ein  ©olbat  unter 
ben  '^etjbnifc^en  IJe^fern  in  ber  @ef(i)id)te  be§  ^riegSoberften  5Jlori5  unb  ber  tl|ebäi= 
fc^en  Segion"  k.,  f^rantfurt  unb  ßeip^ig  1765),  feine  au§  ben  2lr(i)iüen  unb  33ibüo= 
f^efen  gefammelten  quetlenmäBigen  „Se^tröge  ^ur  ©rleutl^erung  ber  äir(^en=9ieforma= 
tion§--(Sef($i{i)ten  be§  ©(f)n)ei^er=ßanb§"  (Sürid^,  1740—1753,  5  Sbe.)  unb  bie 
„Epistolarum  ab  ecclesiae  Helveticae  reform atoribus  vel  ad  eos  scriptarum 
centuria  prima"  (Tiguri  1742),  jlnei  befonberg  bamal§  l)D(^ft  ermünfd)te  ^la= 
terialfammlungen,  ferner  bie  „Un|jart^et)if($e  Äircf)en=  unb  i?e|erl)iftorie  mittlerer 
Beiten"  (grantfurt  unb  Sei^^jig  1770—1774,  3  a3be.) :  1776  erfi^iencn  noc^ 
5Jtonogra^t)ien  über  Äarlftabt  unb  über  SafteEio.  ßinige  ber  frü^eftcn  3lrbeiten 
gü^li'S  fallen  auf  ba§  ß^ebiet  ber  fpecieüen  fi^meijerifdien  (Befc^icfite  unb  ©taat§= 
funbe.  1734  erfc^ien,  mit  Beifügungen  i^ü^li'g,  bie  6.  lateinifd^e  3lu§gabe  bon 
^ofia§  ©imler'S  De  republica  Helvetiorura.  S;agegen  be^toeifelt  JpaEer  in  ber 
33ibliot§e!  ber  ©ctimeiser  @efc^id^te  (S3b.  IV.  ©.  159  unb  160),  ba^  g.,  bon 
tt)el(J)em  aEerbing§  ber  (Snttourf  ber  au§  bem  DreE'fd^en  2}erlage  l^erborgegangenen 
©ammlung  gemacht  morbenmar,  in  bem  ,. Thesaurus  Historiae  Helveticae"  (Tiguri 
1735)  bie  guten  Prolegomena  ju  ben  einjelnen  ^ier  mieber  abgebrutften  CueEen 
felbft  berfa^t  '^abe,  fonbern  f(i)reibt  biefelben  Sreitinger  3U.  9tnbere  :^iftorif{^e 
Sluffä^e;  3.  33.  über  5Ieuenburg ,  über  bie  ©c^lai^t  bon  ^Jtorgarten,  fte:^en  in 
bem  genannten  Hamburger  ^Jtaga^in  ober  finb,  toie  ein  folc^er  über  ben  ©dimeiser 
Sauernaufrut)r  bon  1653,  ungebrudt.  5ü|li'§  le^te§  größeres  unb  auä)  je^t 
no(^  jumeift  gebrauchtes  äöer!  ift  feine  „©taat§=  unb  @rbbefcf)reibung  ber  f(^mei= 
äerifd§en  gibgeno^fd^aft"  (1770-1772,  4  SBbe.),  meld§e  au§  fritifc^en  2lrtifeln 
über  ben  einfc^lägigen  3lbfc^nitt  in  35üf($ing'§  großem  Söerfe  (in  ben  3ü^'it^er 
l^reimüf^igen  9^ad)rid)ten  unb  Helarien  Stnjeigen,  bon  1763  an)  unb  au§  ber 
Elufforberung  be§  ©d^aff^aufer  5Bu(^'§änbler§  ipurter,  jenen  %'i)eil  SBüfct)ing'§  äu 
berbeffern  unb  aus3ufü^ren,  l^erborgegangen  mar.  S^ü^li'S  S3erbienft  liegt  in  ber 
ftärferen  SBetonung  ber  f)iftorif(^en  unb  ftaat§re(i)tlid§en  Eingaben;  bod^  berleugnet 
fi(^  feine  ^olemifirenbe  3lrt  aucfi  ^ier  ni(^t,  t:§eil§  burd)  ftete  SSejugna^me  auf 
gäfi'S  Söer!  (f.  b.  2lrt.),  mit  toelc^em  f^.  concur-rirt,  f^eitS  in  biffigen  Elnmerfungen, 
meld)e  3.  SS.  Sßermalirungen  ber  fatl)olifd^en  Kantone  auf  ber  Xagfa^ung  :§erbor= 
riefen.  3ll§  Sanb^farrer  fümmerte  fii^  ^.  auä)  ernftlid§  um  bie  .g)ebung  ber 
Saubtoirf^fc^aft,  unb  ber  unber'^eirat^ete  5Jtann  nal)m  ficf)  eifrig  feiner  ©emeinbe 
an;  aber  e§  mar  toieber  eine  anftö^ige  Eleu^erung  feiner  ©itetfeit,  ba^  er 
fd)on  bei  Seb5eiten  in  feiner  t"i?irct)e  eine  Senltafel  für  ficf)  anbringen  lie^.  ©eine 
mertl)boEe  23ücl)er=  unb  ipanbfd^riftenfammlung  ging  le^ttotEig  gegen  mäßige 
(5ntfd)äbigung  an  bie  @rben  an  bie  ^ü^ii^ev-  ©tabtbibliot^e!  über. 

SlItgeOT.  faeutfdje  IBiograti^ie.    VIII.  17 


258  Pfeti- 

23gl.  „3fol^ann  i^onrab  güe^ün"  ic.  m.  ^i)3ortr.  o.  S-  u-  S).  (biclleic^t  t)on 
g'-.  fc(6[t  berja^t,  um  1774),  jotute  üBer  jy-  unb  ben  oben  genannten  f^äfi 
einen  3lujja^  öom  SJerf.  b.  21.  im  ^ürc^er  ^afd^cnBud)  für  1878. 

5Jle  tjer  ö  on  Änonau. 
gü^lt:  Sol^ann  6af|)ax  5-,  5)laler  unb  i^unpiftoiif er ,  geß.  1706, 
t  6.  3Jtai  1782,  entflammte  einem  angefe'^enen  ^ürciieiifdjen  33üi-gergej(f)Ie(f)te, 
tt)el(^e§  in  ungetoöl^ntic^er  5)teic^ti(i)feit  inSbejonbere  im  18.  ;3a:§r{)unbcrt  ße= 
beutenbe  5perf önli(i)fciten ,  öoran  auf  fünftlcnfd^em  gelbe,  unter  feinen  SUebern 
ääl^lte.  —  S)ie  ^^ü^H  (eigcntlid^  ^u  f (^reiben:  O^iieBti)  treten  öon  ber  'OPiitte  be§ 
15.  I6i§  in  ba§  19.  Sa^i'^^ui^^f'-'t  a(§  fel^r  gefc^irfte  unb  tt)eitt)in  16ef(i)äitigte 
@tocfengie|er,  auc^,  BefonberS  im  15.  unb  16.  Sfal^r'^.,  al§  (l)efd)ü^gie^er  f)ert)or, 
unb  jtoar  in  ber  erftercn  gigeufdiaft  ununterl6rod)en  t)on  1421  (mo  ^^eter  I.) 
6i§  1837.  51I§  ein  eifriger  3int)änger  ;^n)ingU'§  zeigte  fid)  in  ber  3^eformation§= 
5eit  ^4Jeter'g  (II.)  6ol^n,  ber  ©iefeer  |)an§  (1477—1538):  er  tnurbe  gleich 
1519  einer  ber  treueften  ^u^örer  beffetben  unb,  öon  tüditiger  23ilbung,  lie^  er 
1524  gegen  ben  9)leifter  i'picronl^muS  ©ebweder  ju  ©tra^urg  eine  reforma= 
torifd)e  S)rudfd)rif t :  „Slntlüurt  ein§  ©d)tül)^er  ^^urene"  erfd^eincn;  o^ne  größere 
originale  93ebeutung  ift  feine  5tt)ifc^en  1533  unb  1538  angelegte,  jebod)  nur  bis 
1519  reidienbe  „ßibgenöffifcfte  6l)ronif"  (tjanbfi^rifttid),  bod)  nic^t  im  Original, 
auf  ber  3ürid)er  ©tabtbifiliot^et).  ©ein  »ruber  ^^^eter  (III.  1482—1548) 
lüar  bagegen  ber  üieformation  abgeneigt,  fü'^rte  aber  beffen  ungead)tet,  ba  ii)n 
bie  in  ben  italienifd^en  g^elbäügcn  gewonnenen  6rfal)rungen  empfa'^len ,  in  ber 
©d)lad)t  bei  ßap^jel  1531  aty  23üd)fenf)auptmann  bie  5lrtiEerie:  er  fd)ilbcrte 
felbft ,  al§  ^lugenjeuge  eine  in  crftcr  :;)ieil)e  beat^tenSttJerf^e  Quelle ,  biefe§  Gr= 
eigni^  (bgl.  6.  ©gli,  S)ie  ©d)lad)t  öon  (iappd  1531,  3ürid)  1873,  ©.  79—82  einen 
2lu§3ug),  ebenfo  n^ie  er  feine  1523  nad)  i^erufalem  unternommene  5]3ilgerfal)rt 
befd)ricben  ^atte.  —  ^it  ben  brei  gjUtt^ia§,  a3ater  (159S— 1665),  ©ol)n 
(1638-1708),  (Jnfel  (1671-1739),  bon  benen  ber  erfte  ber  ©ol^n  eine§  @olb= 
fd^mieb§  toar,  '^ebt  bie  SSebeutung  ber  g.  für  bie  fünftlerifc^e  SSetl^ätigung  an. 
S)er  ältefte,  ein  ^J^aler  oon  öieler,  oft  überfd)äumenber  ^l)antafie,  baneben  aud^ 
ein  gefd)madüoller  ©ilberarbeiter ,  unb  ber  jüngfte,  n)eld)er  auf  ben  ütaf^ 
feines  in  9tom  geluonncnen  ^yreunbeä  ^u:peljft)  ber  33ilbnif3malerei  fii^  jutoanbte, 
übertreffen  ben  mittleren  ^Jlattl)ia§  meit  (bgl.  ®efd)id)te  ber  beften  .^ünftler  k., 
»b.  I.  ©.  171-179,  Sb.  II.  ©.  281—287).  —  giner  anberen  Sinie  gehörte 
ber  in  fedjfter  ©eneration  öon  jenem  ^^eter  abftammenbe  ^o^onn  ülubolf 
(b.  5lelt.  1680—1761)  an,  ein  Sonbfc^aft§=,  S5lumen=  unb  Silbnitmaler. 

^o^ann  6af:par  ift  ein  @ol)n  biefe§  ^oliann  üiubolf.  @r  l)atte 
feine  ©tubien  befonberg  in  2Bien  gemacht,  ttiorauf  er  an  öcrfd)iebenen 
Orten  in  Sieutfd^lanb ,  befonberS  am  babifdjen  |)ofe  in  9iaftatt,  bann  in 
5^ürnberg  unb  2lug§burg,  fpäter  nac^  feiner  Otüdfel^r  auc^  in  ber  ©ditoeiä 
al§  ein  probuctiber  Silbnilmaler  ouftrat.  SlEein  feine  U^al^ren  9]erbienfte 
liegen,  toie  noc^  bei  mel^reren  ^J^alern  g. ,  auf  litterarifc^em  ©ebiete.  fBk 
g^ü^li^S  _^au§  tro^  feiner  befd)eibenen  33crmögen§öerl)ältniffe  ein  5Jlittelpunft 
gefeltfd)aftlid)er  3lnregungen  toar  —  er  unterrid)tete  junge  Seute  in  ber 
Äunft  unb  berfd^affte  i^nen  biele  f^örberung  — ,  fo  unter'^ielt  er  auc§  eine  fe'^r 
ausgebreitete  gorrefponbenj.  S)arau§  ging  1755  unb  1757  bie  „®ef(|ic^te  unb 
2lbbilbung  ber  beften  9}lal)ler  in  ber  ©d^toei^"  (2  58be.  3üri($)  l^erbor,  toel^e 
ööttig  umgearbeitet  1769—1779  nod^nmlS  al§  ein  eigentlich  neueS  Sßerf:  „@e= 
fd)id)te  ber  beften  Äünftler  in  ber  ©d^toeij,  nebft  i_^ren  Silbniffen"  (5  58be., 
Bürtc^)  erf(^ien.  S)ie  ettoa§  bijarre  9lrt  unb  ber  öielfat^  abfpred^enbe  Ston  be§ 
3^erfaffer§  matten  fic§  in  biefem  übrigens  fel)r  in^altreid)en  €ueKentoer!e  für  bie 
ßunfttl)ätigfeit  in  ber   ©c^toeiä  ntd^t  feiten  bemerfbar.     S)ie  !ünftlerifd)e  2lu§= 


p^a.  259 

ftattung,  untei;  ber  bie  3icrtid)eti  33ignetten  bie  Sitbnijfe  üBertveffen,  rü'^rten  bon 
bem   älteften   ©of)n  ^o^.  giubolf  (f.  u.)  ^er.     1758  üe^  g.  ba§  „Seöen  ©eorg 
^■^itipp  gtugenba§  unb  ^of).  Äupeafi"  (3üri(f))  erjd^einen,  Erinnerungen  perjönüc^er 
S)an!Barfett  gegenüber  sttiei  J?ünfttern,    mit  benen  xS'-  tüäljrenb  feiner  beutfd)en 
Oteifen   in   2lug§16urg   unb  gtüruBerg  !6e!annt  getoorben  n^ar.     3luf   bie  öon  f5f. 
ausgegangene  2lu§gaBe  toon  ^eng§  „®eban!en  üBer  bie  (5d)ön'^eit  unb  ben  @e- 
]ä)imd  in  ber   Malerei)"    1765   (QM^)   io^öte   ^^^^   S-  le^^ft  at§  33ortäufcr 
einer    eigenen   ^IBfCieitung   ber   ßunftUtteratur    1771    ba§    „9taijonnireube  9}er= 
3ei($niB    ber    tiorne'^mften    Äupferfted^er   unb    i'^rer    aöer!e,    jum  (SeBrauc^   ber 
©ammler    unb    SieB'^aBcr"    (3üri^).      ©eit  1758  toar  g.  mit  aBinfetmann  in 
treunbfi^aftli(f}em  a3rieftüed^fel  getoejen,  unb  fo  öeröffentlic^te  er  je^n  ^a^re  mäj 
beffen  Xobe   „äöinfelmann^§  93riefe   an  feine  greunbe  in  ber  ©d^wciä"  (3üric^ 
1778),   toetdie   au^er    an   i'^n   fetBft   unb  au    ©alomon  (Be^ner,   befonber§  an 
Seon'^arb  Ufteri  (f.  b.  5Irt.)  —  berfelöe  jd^rieB  anä)  bie  2Bibmung  ber  ©amm= 
lung  an  ben  ©rafen   ^art  bou  girmian   anftatt  eine§   S5ortt)orte§  —  gerid)tet 
tüaren;    gleid^   nad):§er   lie^   g.    eine  „@ef(^ic^te  Bon  SÖiufelmann'S  SSriefen  an 
feine  ^reunbe   in  ber  ©c^toeij"  (3üri(f)  1778;  folgen.     OBfc^on  g.  1756  au(^ 
ba§   2lmt   eineg   9fatt)fcJ)rei&er§  üBernommen  ^atte,    BlieB   er   benuod)   baneBen 
felBft  fünftlcrif(^  tf)ätig.     2lBgefe~§en  babon,    ba^  nac^  feinen  35orBiIbern  frembe 
^ünftler  forttoät^renb  Silbniffe  rabirten,  tourben  bie  ©(^aumünscn  be§  ©d^tütiaer 
5niebaiEeur§   .^eblinger   nac^   feinen   Qeii^uungeu  in   Umriffen   ebirt.    —  ©an^ 
Befonberä  BemertenStuert^    ift    aBer    auc^ ,    ba^    i5f.    fünf    i?iuber  t)atte ,    toelc^e 
gteic^fattS    ein    me1)x    ober    toeuiger    gro^eg    !üuftlerifcf)e§   Salent    entfalteten: 
ein  Äu|}ferfti(^  bon   1771  (bon  ^o^.  9tubolf  g.)  ber^errtic^t  bie  ganje  Familie 
at§  Domus   Fuesslinorum   artis   pingendi   cultrix.     ^i^ei  Slöc^ter ,    3lnna  unb 
eiifaBet^,    5ei(^ueten  fic^   al§   gjtaleriunen  bon  a3Iumen  unb  Snfecten  au§, 
unb  eBenfo  tüar  ber  jüngfte  ©oI)n,  ^af|3ar  (b.  jüngere:  1743-  1786),  ^uä)-- 
{)änbler  unb  entomologifc^er  ©ammler  unb  ^orfc^er,  al§  5Jlaler  ^Heifter  in  Sn= 
jecten  unb  ^flanjen.     UeBer  ben  au  9tu'^m  ben  S5ater  toeit  üBertreffenbeu  atoeiten 
©o:^n  ^eliurid^  (b.   Süngereu,  1741—1825)  f.  b.  ?lrt.  —  5i)er  ältefte  ©o^ 
^ol)ann   9tubolf  (ber  Süngfte,    1737—1806),    berBanb  loieber,    gleich  bem 
9}ater,   bie   ^raftifd^e  .^üuftlerarBeit  mit  bem  litterarif($en  Sluftreteu  al§  Äunft= 
l)iftorifer.      ©c^üter  unb  me^rfa^  Öeplfe  feine§  35ater§  —  fo  t)alf  er  aud^  Bei 
ber  5lu§fü'^rung  ber  3eid)nungen  für  ba§  |)eblinger^fd)e  ^Jtebaißentoert  —  ,   Be= 
gaB  \\ä)  Sol)ann  9lubolf  in  feinem  28.  Sa^te  nacf)  SBien ,   um   fid)  )^ier  toeiter 
au^äuBilben.     Sann  aBer,    anfang§  buri^  bie  ©orge  für  feinen  2eBen§unterl)alt 
gejlDungen,  toanbte  er  fii^,  jnerft  al§  ©ecretär  eine§  ungarifc^en  trafen,  anberen 
SBefd^äftiguugen  ju,  immer'^in  boBei  feine  ^Jin^eftunben  mit  malerifc^en  ©tubieu 
üBer  ba§  intereffante  farBenrei(^eS5ol!§leBen,  toie  e§  fi(^  feinen  klugen  barfteHte, 
auSfüHenb.     2ll§  ^elbmeffer  trat  er  ^ernad^  in  ben   S)ienft  ber  gtegierung  üBer, 
flieg  unter  J?aifer  ^o]ep^  II.  feit  1786  im  ©efd^äfte  ber  ungarifc^en  ©teuerregu= 
lirung    ju   einer  ^ö'^eren   ©tettuug    empor,    mürbe  aBer  1790  burc^  bie  infolge 
be§    XobeS   ^o]tpt)^   eintretenbe   nationale  üteaction  in  fe^^r  empfinblic^er  Söeife 
mitBetroffen.    ^aä)  äßien  prücfgelel^rt,  faub  er  eine  ?lnftellung  al§  ^ofconcipift,  in 
toelc^er  er  längere  3eit  au§äul)aia-en  fidl)  genöt^igt  fal).    6rft  feine  feit  1798  (4  a3be. 
3üri(^:   Bi§  1806)  erfc£)ienene ,  auf  laugjäl)rigeu  forgfältigen  ©tubien  Beru'^eube 
lunft^iftorjfd^e  SlrBeit:  „^ritifi^eS  S5er3ei(^niB  ber  Beftcn  nac^   ben  Berü^mteften 
^eiftern   aller   ©cl)ulen   bor^anbenen  ^u))ferftid)e"    äog   bie  3lufmer!famfeit  be§ 
^rotectorS  ber  laiferlic^en  5l!abemie,  trafen  eoBenjl,  auf  g.,  melier  nun  1800 
ol§  5lrd)ibar  ber  ?lfabemie  Beftellt  unb  mit  ber  5lnlegung   einer  SiBliot^e!  unb 
Äu|)ferftid^fommluug  für  bie  SSebürfniffe   junger  ftubirenber  Äünftler  Beauftragt 
tourbe.     1801    Begann  er  aud)  bie  ^Veröffentlichung  ber  „?lunaleu  ber  Bilbenben 

17* 


260  *^"fe*^- 

fünfte  iür  bie  öfterveirf)ifd)en  Staaten"  (2  .^eftc,  2Bien  1801  unb  1802)  ^eTau§= 
augeben,  toeli^e  ju  einer  ütetoue  be§  äBtener  .^unfttebcnS  fid^  ertoeitevn  foEten. 
Äünftlertfc^  nic^t  me'^r  felbft  t^ätig  —  jein  ^e^teS  toaren  3ci(i|nungcn  ^u 
SSInmauet'g  ^rabeftie  ber  9(cnei§  — ,  war  er  in  ber  f^örberung  jüngerer  Äünftler, 
huxä)  feine  reichen  ©lia^iungen  unb  SSetbinbungen  unterftü^t ,  eifrig  beniüt)t. 
©ein  unertoartet  rafd^  eingetretener  Stob  toer^inberte  ben  3lbfd)Iu|  be§  „Äritifd)en 
«Beraetc^niffeS".  Ueber  ^oi).  giub.  ^.  bietet  ba§  5.  g^eujatirSftüii  ber  Äünftlergefen= 
fc^aft  in  3üri(ii,  Don  1809,  bie  reirf)'^altigften  ^Jtac^rid)ten  ^2}erT.  ^roj.  ^orner). 
S)er  oben  genannte  ältere  Sodann  ^tubolf  ^ttc  aber  neben  .gto'^ann  (ia\pax 
audi)  nocf)  einen  ©of)n  iöeinrid)  (b.  klettere,  1720  —  1801),  toelc^cr  gleichfalls, 
anfangs  Öanbfc^aften,  fpäter  33ögel,  ^^nfecten  malte.  S)iefer  l)intt)ieberum  l)inter= 
lie^  einen  glei(^namigcn  ©ol)n,  .öeinrii^  (b.  Sfüngfte,  ITS.') — 1829),  nselc^er 
mit  „reinlijem  51ei|e"  at§  2anbfcf)aft§maler  fid^  bet^ätigte.  SBemerfenStoerf^ 
jinb  bcfonberg  bie  1797 — 1803  i)erau§gegebenen  „^erfmürbigen  ©egenben  ber 
©diweij,  mit  einer  ^iftorift^en  S3efc^reibung  begleitet"  (SSerfaffer  bcrfelbcn  mar 
ber  Cbmann  ^o1).  .»peinr.  m^li),  toeldje  in  (^üBli'§  eigenem  Söerlage  erfd^ienen. 
S)enn  x^.,  toelc^er  lange  in  tpari§  gelebt  ^atte,  l)at  ba§  3}erbien[t,  in  ^üritf)  bie 
erfte  größere  ^unftljanblung  angelegt  unb  au^erbem,  1799,  mitten  in  ben 
ÄriegSwirren ,  bie  erfte  ßunftauSftellung  ticranftaltet  ju  l^aben.  Ueber  .^einrirf) 
g.  lianbelt  baS  27.  ^teuja^rSflürf  ber  gleid)en  Serie,  bon  1831  (33crf.  berf.). 

Ueber  bie  fämmtlic^en  genannten  ©lieber  biefe§  ßünfttergefci)le(i)te§  ögt. 
t5füBü'§  5lllgemeine§  Äünftlerlerifon,  @.  259,  fomie  beffen  atociten  2;'§eil, 
©.398—400.  ^Bet)er  öon  Änonau. 

S'Üp:  So^-  9lubo(f.J\-.  (b.  jüngere),  ^taler  unb  Äunft^iftorif er ,  geb. 
am  5.  ©eptbr.  1709,  gcft.  12.  ©eptbr.  1793  ju  ^ün«^-  —  S)er  aäjten  @cne= 
ration  uad)  bem  1.548  berftorbenen  5peter  ^. ,  ieboc^  auS  einer  ganj  anberen 
gamilie  be§  ®efd)le(^te§  al§  berjenigen,  ju  meld^er  ber  ältere  ^ol).  Siubolf 
(f.  b.  5Irt.  Sol).  O'afp.  5-)  3äl)lte,  gel)örte  ber  jüngere  ^o'i).  9tubolf  an,  meldjer 
feine  erfte  ©d^ule  bei  bem  3ei($ner  unb  Äupfer[terf)er  ^ol)ann  9Jlel(^ior  i^. 
(t  1736)  burd§ma(f)te,  bann  p  ^ari§  unter  bem  älteren  Sout^erbourg  befonberS 
ju  einem  gemanbten  'DJhniaturmaler  fii^  augbilbete.  2)ann  aber  manbte  er  fi(^ 
öon  ber  auSübenben  ^unft  ber  ilünftlergefd)ic{)te  ]u.  9tacf)  ben  umfangrei(f)ften 
SBorftubien  unb  auf  ber  (Srunblage  großer  t)anbfcf)riftli(^er  Sammlungen  crtoud§§ 
al§  eine  „grucl)t  brci^igjälirigen  glei^eS"  ,  mie  ber  ©ol)n  bezeugt,  ba§  „9rilge= 
meine  ^ünftlerle):ifon"  ,  1763  juerft  l^erauSgegeben ,  bann  big  1776  nacf)  unb 
nad^  burd)  brei  Supplemente  öermc'^rt,  »orauf  1779  eine  neue  3lu§gabe,  je^t  in 
golio,  erfd)ien,  mit  angehängten  3}erjeic^niffen,  morunter  baSjenige  ber  33ilbniffe 
ber  im  !^eri!on  enthaltenen  ^ünftler  anä)  S^ugnife  bon  ben  mit  großer  unb 
liebebotter  2lnftrengung  gefc^affenen  ^unftfammlungen  be§  SerfafferS  ablegte. 
'Jloä)  in  biefem  feinem  70.  i^a^rc  unterna'^m  fy.  au^erbem  eine  franjöfifdie 
Ueberfe^ung  be§  2erilon§,  beren  6rf(i)einen  in  'i^'iariS  jeboci)  burcf)  bie  ^Rebolution 
berunmöglicE)t  murbc.  ?(uf  bie  ^öijt  feiner  miffenfi^aftlic^en  35ebeutung  mürbe 
ba§  äöer!  aüerbing§  erft  hnxä)  t^ü|li'i  einzigen  So^n,  ^o^ann  .öeinrid)  (f.  b. 
Slrt.)  gehoben,  beffen  glücEUc^e  Einlagen  fd^on  bon  ^ugenb  auf  butc^  bie  bäter= 
lid^e  Seitung  eine  reiche  fyörberung  geroannen. 

S5gl.  ^0^.  Safp.  güe^lin'S  @efc^i(^te  ber  beften  Äünftler  in  ber  Sd^toei^, 
SSb.  III.  S.  178—184.  gjle^er  bon  Ät;onau. 

pp:  ^einrid^  ^. ,  maltx ,  geb.  am  7.  gebr.  1741  in  ^ürid^,  geft. 
16.  3lpril  1825  in  Sonbon.  ^einri(^  g.,  ober  mie  er  fid^  fpäter  in  ©nglanb 
nannte,  ^fufeli,  ber  jmeite  So^n  be§  .§an§  Sofpar  g.  (f.  b.  9lrt.),  ift  unter 
aEen  Malern  fcineS  .!paufe§  berjenige ,  beffen  ^amen  ben  toeiteften  0ang  ge= 
mann.     S)ur^   bie  eigentl)ümlid^e  (Beftaltung  be§  ^auStoefenS  be§  l)od)begabten 


Pia.  261 

3}Qter§  DerteBte  fy.  eine  ]e^x  öereinfamte  ^ugenbjeit ,  legte  aber  immerf)in  fc^on, 
angeregt  burcE)  ben  bem  älteren  SSvuber  ^tubolr  Dom  53ater  gegebenen  Unterricht, 
^proben  feiner  Äuuftfertigfeit  al§  Änabe  ab.  %n  ^lurent^tt  aur  bem  2anbe 
!üt)rte  ii)n  auf  'Diaturftubien ;  feine  (itterarifc^e  Sefäfiigung  t{)Qt  er  burc^  fetbftänbige 
X§eilnat)me  an  ben  fd)iiTt[teÜ.erif(^en  3Irbeiten  be§  3}ater§  funb,  öon  benen  ganje 
3tbfd)nitte  bur(^  ben  <5o§n  abgefaßt  toaren.  ^üx  bas  ©tubium  ber  2f)eologie 
bcftimmt,  trat  g.  in  bie  :^ö^eren  iiffentü(i)en  Spulen  feiner  SSaterftabt,  wobei 
er  nunmel)r  burd)  ben  Umgang  mit  ^obmer  unb  ^reitinger  bleibenben  ßinbrucE 
für  fein  Öeben  er'^iett  unb  inebefonbere  Tür  poetifc^e  2Inregungen  empfänglid^ 
tourbf.  3.  f)at  fi(^  felbft  1781  in  einem  großen  ©emätbe  ate  lernbegierigen 
©cbüter  58obmer'5  bargeftellt,  mit  bemfelben  üor  ber  '^üfte  eines  atten  5pf)t(o= 
fopt)eu  fi^enb  unb  ben  Iebt)aften  Sßorten  bee  greifen  Seigrer»  laufc^enb.  (5in  f^arfer 
SSeobaditungegeift ,  eine  gemrc^tete  fatr)rifd)e  Einlage  lie^  i^n  ba(b  unter  ben 
2)litf(i)ü(ern  eine  ^^eröorragenbe  fftolle  einnef)men;  baneben  tüanbte  er  au^er  ben 
eigentüctjen  Sßorbereitungöftubien  feinen  ^Ui%  no(^  einer  3teif)e  anberer  geiftiger 
3ie£e  in  unermüblicfier  Spannfraft  ju,  Porjügüi^  ber  SJertiemng  in  bie  englifc^c 
^itteratur.  3lIIein  aucf)  bie  Se'^nfu^t  ber  aufftrebenben  SuS^i^^  ^^'^  ^^^^^ 
freieren  (Sntfattung  ber  f)eimifc^en  Staatsjuftönbe  ranb  in  i^.  i^ren  Slusbrurf, 
unb  in  füf)ner  äöeife  rirf)tete  er  gemeinfam  mit  feinem  gi-'eunbe  Öaöater  (f.  b. 
5lrt.),  mittelbar  wenigftenS  jebenfaEö  babei  3lnregungen  ^obmer's  Tolgenb,  roeldier 
feine  jungen  ©enoffen  an  eine  rücf^^altlofe  33efprec^ung  ber  öffentti^en  ^uftänbe 
getnölint  ^tte,  gegen  einen  getoiffentofen  Beamten,  ben  Sanböogt  ©rebel  Oon 
©rüningen,  1762  eine  Oernid^tenbe  ?tn!lage  bor  ber  öffentlichen  ^Jkinung.  5Som 
9tat:^e  auigeforbert,  fi(f)  als  S5er'affer  ber  anont)men  S)rucif(^rift :  „S)er  unge- 
reimte SanbPogt  ober  klagen  eine§  Patrioten"  3U  nennen,  traten  Saöater  unb 
%.,  tDä^renb  ber  Schritt  urfprüngli(f|  Pon  einer  ettoaS  gröBeren  3^^^  öon  (s-reun= 
ben  ausgegangen  toar,  l)erPor,  unb  fie  gewannen  infofern  ben  (5ieg,  al§  ©rebet 
öor  ber  3lnflage  ber  .Jünglinge  flol)  unb  beftraft  Würbe,  i^mmer^in  würben 
aud§  bie  Slnfläger  —  benn  ©rebcl  War  ber  ©c^wiegerfofin  bes  bamaligen,  an  fid) 
3War  ganj  unbefd)oltenen ,  ja  Portreffüdjen  5Bürgermeifter§  Seu  (f.  b.  3lrt.)  — 
wegen  t^re§  ^öd^ft  fträflid^en  SßerfalirenS  l^art  getabelt,  unb  eine  Steife,  welche 
bie  Pier  Jpauptanftifter  alsbalb  mit  ©ut^er  (f.  b.  Slrt.)  nacf)  ^:)lorbbeutid)lanb 
antraten,  würbe  i^ncn  ein  5Rittel,  ftc^  ber  i^nen  3U  .'öaufe  bro'^enben  Ungnabe 
für  einige  3eit  ju  entsie'^en.  fvür  ^-  würbe  übrigens  biefe  öntrernung  Don 
3üric^  für  fein  ganjeS  ßeben  entfd)eibenb.  S)enn  l^atte  er  fc^on  al§  Stubirenber 
ber  Slieotogie  feine  ^unftbetliätigung  fortgefe^t  —  babei  mit  3}orliebe  fic^  au^ 
:^ier  bem  i'eibenf(maftli(men,  (geltfamen,  Ungewöhnlichen  juwenbenb  — ,  fo  wanbte 
er  iiä)  nun  ganj  ber  ^l^alerei  ju.  Spalbing,  ber  auf  biefer  9leife  1763  Don 
ben  jungen  ©c^wei^ern  auf  längere  S^^^  befuc^t  Würbe,  gab  über  g.  bas  Urt^^eit 
ab ,  ba|  berfelbe  „DoE  gele:§rter  ßenntniffe,  aber  auc§  eben  fo  Dott  ftar!en  unb 
faft  ungeftümen  geuers  ber  ßinbilbungsfraft  unb  ber  (?ntf(i)loffen^eit ,  ba»  i^n 
in  Senfungsart  unb  Setragen  oft  genug  über  bas  GonDentionelle  3U  einer  be= 
fremblidien  Griginatität  liinaustreibt" ,  gewefen  fei.  ^n  engem  Serfe'^r  mit 
Sutaer  blieb  g.  noc&  einige  3eit  in  SSertin,  bi§  er  6nbe  1763  na^  gnglanb 
ging.  5r  war  burc^  feinen  ©önner  insbefonbere  mit  bem  ©efanbten  in_^erlin. 
'^'Ritä^tü,  befonnt  geworben,  Weldt)er  fic^  nun  be§  jungen  Äünftlers  eifrig  an- 
nahm unb  if)n  weiter  empfa'^l.  '^uxä)  Ueberfe^ung  Söinfelmann'fc^er  Scfiriften 
in  bas  6ngtifrf)e,  fowie  burc^  Ueberna'^me  einer  (Srjie^erfteEe  in  einem  Dor= 
nel)men  |)aufe  —  1766  begleitete  er  einen  feiner  3ögtinge  nai^  granfreicf)  — 
Dermoc£|te  fici)  g-  fclbftänbig  3U  fteEen,  unb  aud^  gegenüber  23obmer  brad^  je^t 
in  feinen  Briefen  bie  ielbftbeWufet  unob^ängige  ,!paltung  im  3)erl)ältni|  5U  ben 
i^m  bi§f)er  al§   gültig    erfd)ienenen    äftbetifd^en   ?luffaffungen    ber   3ürcl)er  unb 


262  ^"^^'• 

©u(3er'§  me^r  tjeröor.     ^U^  jetner  mäte^x  md)  gngtatib  1767  tuurbc  er  mit 
^}tet^notb§  Befannt,    tDeIc£)er   i'^n   erft    öottig   ermunterte,  bie  maUxti  3u  jeinem 
£eBen§beruie  ju  mad^en.     S3on  1770  an  l)ielt  ft^  ^.  in  3^talien,  üorjüglicf)  in 
^Jtom  aui,   too   er  «ülicfjel  2tngeIo  3um  SSorbilbc  jeiner  ©tubien  mad)te.     3mQr 
nennt    (Soef^e    fy.    einen    „würbigen   SSetüunberer  be§   großen   miä^d  9lnge(o" ; 
aÜein  für  einen  ot)ne^in  fo  fe^r  aui  bie  SSa'^l  be§  ^JlaBlofcn  angelegten  fünftlerii(^en 
6t)ara!ter,  tt)ie  ^.  mar,  tonnte  ein  berartigeS  ©treiben  ni(i)t  t)ortt)eii:§aft  mirfcn, 
fo   ba^   bei  it)m   mel^r   bie   ©c^mädjen,    al§   bie   großen  ©eitcn  be§  gemaltigen 
•imeifterS  fünitig  Ijeröortraten.     ^mmer^in  fanb  feine  3Beifc  3tnflang,  fo  ba^  er 
nic^t   nur  ©emälbe   für   bie  2lu§fteUungen   ber   Slfabemie    mä)  Öonbon  fc^icfte, 
fonbern    aud)    öicifad)    burc^    Üteifenbe    in   9tom   ^efc^äftigung  gemann.     ^laä) 
einem   SSefu^l   anberer  italienifdier  Äunftftätten   fam  er    1778,  mä)  lejä^riger 
?tl6mefenf)eit,   3um  legten  WaU  auf  ber  Otüdreife  nad^  Sonbon  über  3üri(i),  mo 
er  mät)renb  feine§  S3efud)c§  ba§  einzige  größere  bafelbft  öovt)anbene  @emälbe,  bie 
„SSefd^mörung  be§  ©d^meiaerbunbeS  burd)  bie  brei  gibgenoffen"  (im  ©ii5ung§faale 
be§  großen  ÜtaffieS),  fd)uf.    5Bon  1779  an  mar  er  bleibenbin  gnglanb,  mit  einjiger 
2lu§na'^me  einer  1802  nad^  5pari§  unternommenen  9teife.   ^Jieben  9{el)noIb§  nnb  äöeft 
errang   5.   allmätig  bie  ©eltung   '^ödtifter   Seiftung  in  ber  ^]3laterei  in  gnglanb. 
Seit   17H0    gjlitglieb   ber   3tfabemie,   1799   al§  ^rofeffor  ber  ^3laterei  ermät)It, 
trat   ^•.   fomit   in   feinen  93orlefungen  in   bie  ^Udifolge  be§  1792  öerftorBenen 
9lel)noIb§  ein.     S)iefe  mit  großem  SSeifatt  aufgenommenen  a]orträge  tourben  nad) 
i'^rem    @ef)alte  unb   ber  (5^önt)eit   ber  f^form  benjenigen  9lel)nolb§'  üorge,^ogen; 
bagegen  traten  eine  ftarf  fubjectiöe  gärbung,  fomie  ba§  5.  übert)aupt  eigentljümlid)e 
abfpred)enbe  SÖefen  toielfad)  5U  fet)r  Ijeröor.     ©ie  erfdE)ienen  1801  im  S)rucEe  (1820 
eine  neue  5tu§gabe  Lectures  of  painting,  delivered  at  thc  royal  Academy,  with 
additioiial  obscrvations  and  notcs)  unb  1803  in  beutfct)er,  aber  nidf)t  fct)r  glüdüd)er 
Ueberfe^ung,  bon  ^.  S-  (Sfd^enburg  (Sraunfdjmeig).  9lber  auc^  fonft  blieb  5.  neben 
feinen  3af)lreidC)entünftterifd§en3trbeiten  litterarifd)  bef^ätigt,  unb  für  feine  fortgefe^tc 
2}erbinbung  mit  ben  ^fugenbgenoffen  ift  unter  anbern  bc^eii^nenb,   ba^  er  1789 
eine  il^m  1787  gemibmete  ©(^rift  Sabater'g,  a(§  „Apliorisms  on  Man'",  überfe^te 
unb  f)erau§gab.     1805  unb  1810  übernat)m  er  neue  3lu§gaben  bon  „^^ilfington'§ 
Dictionary   of   Painters".     1804  2IuffeI;er    ber   ^Ifabemie ,    1810   al§  ^rofeffor 
bon  neuem  ermä"^lt,    na(^bem  il^n  fd)on  1807  bie  ©tubireuben  bur(^  eine  gtän= 
jenbe  Obation  geetirt  tjatten,  blieb  ^y.  1)oä)  angcfetjen,  U^  fur^  tior  feinem  2;obe 
förbertid^   tväftig,   nocE)  in  feinem    84.    SebenSjatire    aU   Äünftter   unb    2t^xn 
tl^ätig.    'S''^ax  feit  1788  —  mit  einer  ©nglänberin  —  öerl§eirat()et,  ftarb  er  !inber= 
lo§.     (5r   mürbe    neben  9te^noIb§   in   ber  ©t.  $aul§fir(^c  beigefeit.  —  i^ü^Ifä 
Äunftmanier  litt  an  einer  UeberfüEe  ber  über  bie  ®ren3en  be§  ©d£)5nen,  mitunter 
aud^  be§  äBal)ren  I)inau§ge'§enben  Äraft;  an   ©ebulb  in  ber  ^uefü^rung,  meldte 
oft  menig  genau  mar,  gebradf)  e§  i^m,    unb   fo  fte'^en  au(^  feine  ßeiftungen  al§ 
5Raler    erl)eblid)    unter   benjenigen    in    ber    3e'C^"""9-      ^^^r    in  ber  Äüt)n= 
l^eit    ber    ©rfinbung    leiftete  er   @ro^e§,    unb    in    fo  meit   rei^neten    bie    6ng= 
lönber  it)n  neben  bem  1820  berftorbenen  2Beft  mit  3fled£)t  unter  i'^re  erften  9{ebrä= 
fentanten  ber   5)talerei.     ©aju  !am,   ba^  f^.,   ftet§  gemittt,    ba§   ©d)auerlid)e 
unb  2lbenteuerlid)e  in  erfter  Sinie  al§  ©egenftanb  für  feinen  ^pinfel  3U  nel)men, 
boräug§meife   in   englifdl)en   Siebtem  3lnregungen    für  feine   ©d)öbfungen  fanb. 
3u  ber    1786   burd^   Soljbell  angefangenen  ©l^a!efbeare=@allerie  lieferte  ^^f.  eine 
9ieif)e  Oon  ©emälben,  befonber§  au§  .gjamlet,  5Racbetf),   i^önig   öear;    er  felbft 
tonnte  1799  eine  lange  boHenbete  ©erie   al§  2Jlilton=®alleric ,   jur  Sfüuftration 
be§    öerlorenen   ^^arabiefe§,    jur   9lu§ftettung   bringen;    S)ante'§  .g)ölle    unb    bie 
91ibelungen  jogen  il)n  an;  DebipuS,  Ugolino  im  .§ungertl)urm ,  iäjelino  toaren 
toeitere  bon  il)m  getoäl^lte  ©egenftönbe.     9lur  au§nal^m§meife  nal^m  er  einfachere, 


Süßlt.  263 

anmut^ig  f(^öne  Q}ortDÜrfe,  xotidjt  jugleic^  aurf)  ein  ^aimonifcf)erc§  Gotorit  ge= 
ftatteten,  ^erau».  9(ber  gcvabe  bie  ©d^rerfen  f)ei;Dorxufenben  Scenen,  ©efpenfter 
unb  (&cf)auergeftaüen,  mußten  fl(f)  biivd)  bie  UeB ertragung  in  bcn  ^upferftic^  in 
i^rent  fünftlerifc^en  ßinbrucE  öerBeffern ,  unb  fo  ift  biejer  geiftreic^e  ^J^anierift, 
todä^tx  fein  5pub(icum  fo  gut  5U  faffen  loufete,  öon  öieten  englifcf)en  Stediern 
reprobucirt  ttjorben.  6ine  in  3ün^  1807  öon  ipeinric^  ^ü^lx  u.  6.  begonnene 
Unternef)inung,  feine  fömmtü(f)en  äöerfe  in  Äupfern  nacf)  Umriffen,  fammt  xert, 
f)erau§3ugeben ,  ftocfte  nad)  ^toei  erften  ^eften  (eine  barin  begonnene  2eben§= 
befc^reibung ,  äumeift  nac^  be§  @efc^i(berten  ,3ugenbgenoffen ,  6anonicu§  ^elij 
91üfc§eter,  geft.  1816,  ©rjäl^Iung,  öerbreitet  ficE)  nur  über  bie  ^ugenbäeit). 

S}gl.  be§  1805  mit  5.  befannt  getoorbenen  ^ol§n  ^noroles'  The  Life  and 
Writings  of  Henry  Fuseli  (3  S3be.,  Sonbon  1831). 

5Jtet)er  öon  ^nonau. 
SÜ^Ii*  ^0)).  ö einrief)  %.,  @ef(^id)t§forf(^er,  (S(f)riftfteller  unb  (Staatsmann, 
geb.  3.  See.  1745  3U  3üricE),  t  am  26.  S)ecbr.  1832  bafelbft.  -  Sodann  .g)ein= 
rid)  5.  toar  ber  <So^n  bes  jüngeren  ^ofiann  Ü^ubolf  (f.  b.  Strt.)  unb  geno| 
unter  ben  9lugen  be§  ä^aters,  aber  öorjügüc^  burc^  ben  GinfluB  be§  5p^i(o(ogen 
Steinbrü(^et  unb  infolge  ber  ©innpirfung  S3obmer§,  roeli^er  ben  Jüngling  für 
bie  t)iftoi"ifcf)en  ©tubien  gctoann,  eine  öor^üglirfie  ßr^ie^ung :  mit  banfbarer  2Bärme 
pries  3^.  burrf)  fein  ganjeS  Seben  bie  Stnregungen,  Ujelc^e  bon  ben  fofratifc^en 
^ugenbfreunben,  23Dbmer  unb  SSreitinger,  toie  auf  i^re  jungen  5?litbürger  über= 
|aupt,  fo  fpecieE  auf  i^n  ausgegangen  feien,  ^it  fieb3e'^n  ^a^ren  fam  ^y.  jum 
$e^ufe  feiner  weiteren  3tu§bilbung  nac^  @enT,  toelc^eS  gerabe  bamals  burd^ 
ben  ßmite,  beffen  3}erfaffer  ^y.  fennen  lernte,  in  gro^e  Slufregung  Perfekt  Voax, 
unb  n)o  bem  Jüngling  in  ben  geiftig  t)oc£)  angeregten  Greifen  rei(i)e  görberung 
er^ätttic^  tourbe.  1763  folgte  eine  Steife  nac^  Italien,  tteli^e  für  5-  bleibenbe 
^ebeutung  getoann;  benn  huxä)  bie  @mpfet)[ung  feineS  9}aterS  unb  Seon^arb 
Ufteri'S  (f.  b.  2(rt.)  rcurbc  g.  mit  Söinfelmann  befannt,  beffen  3uneigung  er 
fic^  rafd)  in  §of)em  @rabe  ermarb.  „"Radj  einem  3Iufent^alte  bon  einigen  5!Jlo= 
naten  —  fc^rieb  äöinfelmann  balb  an  ben  33ater  ^yüBli'S  —  mürben  äöenige  in 
Ülom  felbft  fein,  benen  biefer  mürbigc  ^üngüng  nicfit  Section  geben  tonnte",  unb 
anberstoo  üerfid)ert  er,  berfelbe  fei  i^m  „So§n,  Ori-"eu^'>  unb  3tEe§".  g.  geftanb, 
im  Umgange  mit  Söinfelmann  bie  eigentliche  Sßei^e  be§  geiftigen  ÖebenS  geroonnen 
äu  f)aben.  6r  reifte  im  grül^jal^r  1764  mit  bemfelben  unb  mit  ber  ^Jtalerin 
3lngelifa  Kaufmann  unb  bereu  33ater  nac^  DIeapet,  unb  Söinfetmann  toibmete 
it)m  bie  auS  ben  ©tubien  biefer  brei  äöoc^en  l^erüorgegangenen  „'üaä^xiä^itn 
üon  ben  neueften  öerfutanifd^en  ©ntbedungen" ;  ^^intnieber  tourben  burcf)  g.  bie 
äft^etifd^en  Stnfiditen  23obmer§  an  äßtnfelmann  unb  ^l^enge  übermittelt.  Ütod^ 
1764  nad^  3üric^  prücfgefe^rt,  mibmete  fid)  ^r.  Por^ügU^  ^iftorifc^en  ©tubien, 
wobei  frübe  fi^on  eine  für  jene  ^^it  ungett)ö^nti(^e  9}ertiefung  in  bie  Cuellen 
]xä)  geltenb  madt)te.  (5cf)on  ^f}e  5Bobmer  1775,  eigentticE)  jum  heften  feineS 
3öglingS,  bie  Pon  i^m  ein  'tjaihe^  ^a^r^unbert  l^inburi^  befleibete  Steüe  eine§ 
JJrofefforS  ber  Paterlänbif(i)en  @efcf)ic£)te  unb  ^^^solitif  nieberlegte  unb  5-  f^att 
feiner  ertDä^lt  tourbe,  t)atte  berfelbe  mit  großem  S5eifaII  l^iftorifi^e  33orträge  ju 
galten  begonnen,  alS  bereu  ^^programm  bie  Pon  ^o§cm  fittlic^em  grnfte  bur(|= 
brungene  9tebe:  „(5d)äifgen  auf  ben  Sütar  bes  SJaterlanbeS  gelegt"  (1778), 
betrarf)tet  toerben  fann.  2tber  biefe  bebeutenben  Sammlungen  unb  met)rfad)en 
^Bearbeitungen  einzelner,  in  ben  S^orträgen  be^anbeüer  ^^ierioben  —  befonberS 
über  bie  ereigni^rei(^en  legten  ^atirje^nte  be§  15.  ^a^r^unbertS  —  finb  jumeift 
cntroeber  ungebrucft  geblieben,  ober  nur  in  ^rui^f^eilen  Peröffcntli(i)t,  toeit  x^. 
in  ftrcnger  23eurtt)ei(ung  feiner  3Irbeit  an  berfelben  bie  getoünfd^te  95ottenbung 
üermi^te.    (Sinsig  „Sof)ann  SÖalbmann,  Olitter,  35urgermeifter  ber  <5tabt  3ürid)" 


264  i^"^"- 

erfdfiten  1780  (3üric£))  aU  jel6ftänbige§  ^ud^,  nod)  bi§  '^eute  bie  jtoar  öielfactier 
SJerbefferung  fähige,  aber  Befriebigenbfte  S)atfteEung  biefc§  j(i)tt)iengeu  ®egen= 
ftanbeS:  S.  aeigte  buvd)  bie  ^Beifügung  auf  bem  %itd:  „©in  35ei-fucf),  bie  ©Uten 
bei-  2llten  auä  ben  Quellen  ju  ei-jorfcfien,"  tüte  ex  jeine  SlufgaBe  at§  ipiftoritev 
auifa^te.  35oi,iügti(^  iebocf)  tjetjic^tete  g-.  oud)  begtoegen  auf  eine  eigene  gi-ö|ere 
3lr!6eit,  tocil  er  betn  um  fieöen  Sa^re  jüngeren  3o£)atine§  'DJlüEer,  befjen  glän= 
jenberer  Sßegalbung  fid;  unterorbnenb,  in  ebler  ©elbftlofigfeit  jeine  reid)en  ©amm= 
(ungen  ^ur  Senu^ung  l)inga6.  g.  ift  jener  „ältefte  greuitb  in  ber  ©(^tDcij", 
an  ben  MüUex  bie  78  burrf)  g-  ^^W  1812  (3üt:ic^)  herausgegebenen  23riere 
geriditet  I)atte,  toelc^e  \nx  bie  (Sntfte^ung  ber  5RüIIer'f(i)cn  ©d)iDei]ergefd}ict)te  bie 
nteiften  5luffd)Iüfje  bieten,  ©dion  1771  '^attc  bie  23erbinbung  ^wifciien  5-  ttnb 
gjlüßer  ange|angen,  unb  jel)r  balb  bilbete  jicf)  ein  jef)i  innigeä  35erI)äUni^  au§. 
5[)'lüEer  betennt  \iäi  offen  al§  „©(i)ü(er"  fcine§  gi-'^tinbeg,  „beffen  2)en!ung§art 
il^n  fo  trcut^erjig  inad^e,  tnie  er  gegen  Söenige  noc^  gelüefen  fei".  1773  machte 
^JiüKer  ben  2}orf(^Iag  einer  2t)eitung  ber  ?lrbeit  für  bie  ©(^tüei3crgefd)id)te,  fo 
ba^l  f^.  befonberä  bie  neueren  ^Partien  übernommen  Ijätte:  „^ä)  freue  mic^ 
uncnbüd),  ba^  loir  miteinanber  arbeiten,  mein  Aper^enSfreunb !  unb  in  0)efeüf(^aft 
öor  bem  ^^Jublifum  erf(i)eincn ! "  SlEein  aitbere  9Iufgaben,  bor^üglid)  eine  fteigenbe 
potitifd)e  SBirffamfcit  ()ie(ten  x^.  baüon  ab.  ^m\mxt)\n  tuurbe  eä  it)m  möglid), 
in  ber  Don  il)ni  begrünbeten  ^f^tl^^i^iH :  „©d)roei^erfd)e§  ^JJlufeum"  1783  bi§ 
1790,  fotüie  im  1793  bi§  179G  erfi^einenbeu  „^Jieuen  ©ditoeitjerfdien  ^3Jlufeuni" 
eine  9leif)e  !^iftorifd)er  'ätrbeiten  ju  öeröffentlidien,  tjoran  ben  9Infang  einer  S3io= 
grap!)ie  feine§  eben  berftorbencn  öcref)rten  Sel^rerS  Sobmer,  bann  eine  (Sef(^id)te 
bc§  ©d)toaben!ricge§,  anbere  33rud)ftüde  au§  bem  15.  Sal)r:§unbert,  eine  3lnal^fe 
be§  3ürd)erifd)cn  9tid)tebriefe§  üon  1304,  eine  Siograptjic  ,^utten'§  u.  a.  m. 
S)urd^  anbere  toerttjbollc  ^Beiträge,  befonberS  be§  iyorfd)er§  über  3ürd)erif(^e  ®e= 
fd)ic§te,  3^0^^.  i^einrid)  Si^inj,  bann  be§  it)m  burd)  ^)Mtter  befreunbct  qcluorbenen 
Sonftetten  (f.  b.  2trt.),  S3riber§  (f.  b.  2lrt.)  unb  ?lnberer  Oermodjte  '^.  wirtlid) 
biefe  toertl^öolle  ©ammtung  ju  bem  ju  mad)en,  lDa§  er  burd)  fie  ju  erzielen 
fud^te,  3U  einer  gebiegenen  ^Bereinigung  in  ber  einfid^tigen  Siebe  jum  SSaterlanbc 
gteit^ftrebenber  geiftiger  .Gräfte.  %.  tvax  au(^  aU  2'^eilnc'^mer  an  bem  bud)^nb= 
lerifd^en  ®ef(^äfte  Drett,  Seiner,  ^^ü^ti  u.  6o.  (Seiner  loar  ber  belannte  3tbl)üen= 
bid)ter)  materiell  an  biefen  unb  ät)nli(^en  Unternet)mungen  betf)ciligt,  fo  jeboi^, 
ba^  bie  geiftigen  i^ntereffen  ftet§  jumeift  an  biefen  Singen  i^m  tt)ert{)t3oII  er= 
fd)ienen.  ®al)in  ift  ^üB^i'^  „Stilgemeine  Slumenlefe  ber  S)cutfc^cn",  1782  bi§ 
1788,  6  Sbe.,  tDorau§  bie  ^loei  erften  2;f)eite  al§  „S)er  t)eiligc  (Sefang  ber 
3)eutfd)en"  au(^  abgefonbert,  anrechnen;  öon ilim  ging  ein  nicf)t  ju  unterfd)ä^enber 
ßinflul  auf  ben  S)id)ter  5Jlattt)iffon  au§;  ^.  l^at  ben  originellen  „armen  5Jlann 
au§  bem  Sloggenburg"  (f.  b.  3lrt.  SSrögger)  an  ba§  2:age§Iid)t  gebogen.  —  Sn= 
ätDifd)en  toar  3^.  erft  al§  5}litglieb  be§  großen  9iatf)e§,  too  er  al§  ein  grünblid^er 
unb  einflu^reid)er  ^ebner  fid^  balb  auS^eid^nete,  bann  feit  1785  al§  fotd^eS  be§ 
!leinen  9{at^e§,  boUenbS  mit  ber  Ernennung  jum  Cbmanne,  b.  1^.  jum  oberften 
3luffel§er  ber  in  ber  9icformation  eingebogenen  ^loftergüter,  toeld^eä  öfonomifd£)c 
^mt  p  ben  neun  §öd)ften  ©taatSämtern  ^ai)ltt,  in  bie  politifd£)en  2lngetegen= 
l^eiten  eingefü'^rt  toorben.  5}Ut  l^o^em  ^^^Hfliditgefül^le  öerbanb  g-  in  biefen  öffent= 
liefen  ©tettungen  eine  ftare  ©rlenntni^  ber  unter  ben  ©inrcirfungen  ber  fran= 
äöfifi^en  JReöolution  fid§  gefä^rli(^er  geftaltenben  ßage.  ©o  Dermod)te  er  1795 
bei  3lnlaB  be§  ©täfner  ApanbetS  (f.  b.  Slrt.'  ^.  ^.  Söobmer)  ;al§  SSerid^terftatter 
ber  Unterfud)ung§commiffion,  baburd^,  ba^  bie  ©ac£)e  in  bie  ßönge  gebogen  lourbe, 
bie  in  ber  ©tabt  l^errft^enbe  Slufregung  ettoaS  fi^  befänftigen  3u  laffen,  unb 
neben  ßatoater  ift  e§  nid^t  3um  wenigften  ^.  ju  berbanfen,  ba^  e§  nid)t  ju 
Slobeäurtl^ eilen  !am.    21I§  bann  1798  bie  ©taatSumtoätaung  brofienb  tieranrüdte, 


pBlt.  265 

ge'^öi-te  ^y.  ju  ben  üon  ben  mo^gebenben  5i}erfönU(f)feiten  nid)!  gefiörten  9tat^= 
gebern,  toeldie  bem  unau§tt)eid)lii^en  ©türme  burci)  jelbftgetoä'^rte  SSetBefferungen 
3Ut)oräu!ommen  fud^ten.  S)arua4  öüe!6  er  junädift  in  bcr  !)etöetij(i)en  Organt= 
jation  unBet^eiügt.  ^]tur  al§  'Jltitglieb  be§  3ür(^erif(i)en  @r3ie^ung§ratl^e§,  tüel= 
ä)m  er  1798  mit  einer  feiner  trefftii^en  öffentlid)en  Üteben  eröffnete,  toar  er 
f^ätig  unb  betüieä  feine  in  ber  fdion  früt)  burc^  i^  bargelegten  äBert^fd)ä|ung 
5Peftatoääi'§  bereite  au§gebrücEte  päbagogifcfie  @rfenntni^.  ^ebot^  1800  tourbe 
^.  3u  ben  (Staat§angclegenf)eiten  f)erange3ogen  unb  juerft  mit  einer  ©enbung 
in  ben  burcf)  ben  6oaIition§!rieg  unb  innere  5|5arteiung  zerrütteten  Danton  ®rau= 
Bünben  Beauftragt,  bann  in  ben  gefe^gebenben  9lat^  naä)  ber  '^elüetifcfien  ^paupt= 
ftabt  S3crn  gerufen,  aU  fi(f)  berfelBe  infolge  ber  nad)  bem  StaatSftreic^e  Dom 
7.  Sluguft  1800  (f.  b.  5lrt.  finster)  gefaxten  33ef(^Iüffe  au§  bem  gefammten  l§el= 
öetif(^en  9}olfe  um  ad)t  ^JlitgUeber  ergänzte.  S}on  ba  an  na'^m  g.,  3U  einer 
3eit,  al§  ba§  !§etDetif(^e  ©taatileBen  im  2Bibei*ftreite  ber  immer  fd)roffer  fid) 
gegenüBerftef)enben  ^^arteien  burd)  rafc^  aufeinanber  folgenbe  ©taat§[treic^e  ju 
ftet§  griD^erer  Unfrud)tBarfeit  öerurtl)eilt  mar  unb  rafd)  fid)  aBnu^te,  an  ber 
Seitung  beffelBen  in  öerfd)iebenen  Stellungen  Xfieil.  ^nSBefonbere  mar  er  1802, 
nad)bem  burd)  ben  ©taat§ftreid)  Oom  17.  Slpril  ba§  föberaliftifd^e  Clement  untcr= 
legen  toar,  in  ber  unitarifd)  jufammengefe^ten  Slegierung  geBÜeBen,  al§  äloeiter 
©tatt^lter  neBen  bem  ßanbammann  S)olber  (f.  b.  2Irt.)  in  bem  am  5.  3?uli 
Beftettten  33oEäie{)ung§TatI)e,  unb  fo  fam  er  im  ,§erBfte  bc§  ^a^xe^,  al§  fit^  bie 
föberaüftifc^e  Sr^eBung  gegen  ha^  üer^a^te  ©in'^eitef^ftem  in  ^etoegung  fe^te, 
in  bie  peinliche  Sage,  a(§  einer  ber  Präger  beffelBen  ber  eigenen  9}aterftabt  gegen= 
üBer  äu  fte'^en.  ©eine  Uneigennü^igfeit  mu^te  aud)  üon  ben  ©egnern  anerfannt 
BleiBen;  in  einer  mit  5}lä^igung  üerBunbenen  g-eftigfeit  fud)te  er  ber  unbanfbaren 
SlufgaBe  ber  ^yü^rung  ber  @efc|äfte  aud)  nad^  bem  Söiebereinrüden  ber  fran= 
3öfifd)en  Gruppen  unb  ber  Entwaffnung  ber  ^^öberaliften  gered)t  3U  toerben.  9lBer 
er  ]ai)  ein,  ba^  ,,bie  eigentlidjen  ^äupter  ber  Beiben  ©^fteme  il^n  nie  für  i^ren 
SJlann  Italien  merben",  unb  oBfd)on  er  aufiid^tig  öerfid)ern  burfte,  ha^  er  an 
ben  Srutalitöten  be§  l^elöetifdien  (Seneral§  3lnbermatt  (f.  b.  3lrt.),  an  bem 
„aBfd)eulic^en  SomBarbement  t)on3ürid)"  gän3li(^  unfi^ulbig  getoefen  fei,  mürbe 
i^m  bodi  üon  feinen  531itBürgern  nidjt'üerjie^en,  ba&  er  in  einem  politifc^  ent= 
fc^eibenben  5Jtomente  in  guter  UeBerjeugung  anber§,  at§  if)re  ^33^aiorität,  gebadjt 
ijatte.  55ei  ber  S)urd)fü^rung  ber  fantonalen  35erfaffung  nad)  5)la|gaBe  ber  5Re= 
biation  1803  gelang  c§  nid)t,  lyü^^i'^  Söal^l  in  ben  Keinen  9tatl§  5n  ermöglid^en, 
unb  üon  ba  an  l^ielt  ficf)  berfelBe  im  ®an3en  üon  ber  2l)eitnal)me  an  ben  öffent= 
lid^en  5lngelegen^eiten  3urüd;  bod)  na'^m  er  no(^  an  ben  ^er^^anblungen  be§ 
großen  UaÜ)e^  Zt)eii,  Big  er  mit  feinem  85.  @eBurt§tage  nac^  feinem  SBunfc^e 
elirenüoll  entlaffen  tourbe.  —  Sagegen  mibmete  er  fid)  feit  1803  toieber  eifrig 
ber  ßitteratur  unb  Söiffenfdjaft.  2luc^  in  ber  3eit  feiner  ftaatSmännifd^en  2Bir!= 
famleit  mar  er  ^ierin  t^ätig  geBlieBen,  l)atte  in  ein3elne  3ettf(^riften  l^iftorifd^e 
2lrBeiten  geliefert,  BefonberS  aber  bie  Ütebaction  ber  toertl^üolten  l)i|torif(|=ftatifti= 
fd^en  ©c^ilberungen  ber  Kantone  in  ber  langen  9iei;§e  ber  „<^elüetifc^en  2[lmannd)e" 
feit  1799  Begonnen.  ^Ber  neben  ber  aufmerffamen  25erfolgung  ber  3eit9ef<^^<^te 
ol§  9tebactor  ber  ,3ürd)er  Beitung  üertoanbte  ^^.  nun  in  erfter  Sinie  feine  ^raft 
auf  bie  in  ben  Sugenbja^ren  fo  üerftänbni^üoE  Begonnenen  Äunftftubien.  ©ein 
„SlKgemeineg  Äünftlerlejif on :  3toet)ter  S^eil,  melc^er  bie  gortfe|ung  unb  Sr= 
gänsung  be§  erften  enthält"  (3mölf  2lBf(^n.,  fyol.,  güric^,  1806  —  1821,  neBft 
3ufä^en  üon  1824)  ift  eigentlid^  neBen  bem  äßerfe  be§  S5ater§  eine  gan3  neue 
9lxBeit  üon  großer  (Semiffen'^aftigfeit,  eine  toiffenfd)aftlicf)e  Seiftung  üon  BleiBenber 
SSebeutung.  S)en  .^aubtin'^alt  be§  3u  einer  eigenen  2lbtl^eilung  angetoad^fenen 
3lrtifel§  üBer  S^amel  legte   er  in    einer   noc^   je^t  mert^üotten  fleineren  ©d^rift 


266  Pfe"- 

1815  (lieber  ba§  Öeben  unb  bie  2Ber!e  9{ap^ae(  ©anäto'§,  eine  SBovIefuiig,  S^^^^) 
nicber,  einem  ®enfmale  feincv  noc^  im  f)o!^en  9(tter  lebenbigen  unb  treffenben 
2lnf(i)auung.  Sn  lebt^aftem  münbli($em  unb  fi^viftlic^em  SSei-fel^re  mit  greunbcn  — 
SSonftetten,  ©Bei,  3BeffenBerg  in  ö^onftanj  — ,  ein  liebeöoUer  unb  jorgfamet 
9tatt;ge!6ei-  ber  jüngeren  miffenfiiiaitüc^en  Generation,  jo  bejonberS  be§  jüngeren 
^ottinger,  eine§  ber  ft)äteren  f^ortfc^er  5)tüIIer'§  (j.  b.  9lrt.),  öon  9lcifenbcn 
öiel  16efu(i)t,  ^ielt  fidf)  ber  geiftig  rege  @rei§  big  in  ein  |ei)r  f)of)e§  bitter  Reiter 
unb  fräitig.  S)er  Stabtbibliot^ef  tion  ,3üri(^,  tüelrfjer  er  in  jeinem  Öeben  ,^al)(= 
rei(i)c  tt)iffcnfd)aitlic^e  S)ienfte  geleiftet  ^atte,  famen  nad)  feinem  j^obe  bie  rei(^= 
"faltigen  gef(i)i(^tlict)en  {janbf(i)riitli(i)en  Sammlungen  ju ,  unb  nad^'^er  erluarb 
biejelbe  au(i)  bie  funftgejd^ic^tli(f)e  Sßibliotl^ef. 

ä^gi.  ,/Sd^.  .^einr.  ^yü^li,  SlttrattiS'^err  bonSürid^,  üon  jeinem  greunbe 
^gn.  ^einr.  ö.  SöeffenBerg"  (trogen,  183(0.  5[)tc^er  öon  .^nonou. 
gÜ^U:  äöitl^etm  i^-.,  f(^tt)ciäeinf(f)er  ^i^olitifer  unb  ^unftfd^riftfteEer,  geb. 
1803;  t  om  10.  September  1845  in  3ürici).  ®(eic£)  feinen  um  feci)§  unb  öier 
^a^re  älteren  g^reunben  Ulrid^,  meld)er  in  ben  brei^iger  ^at)ren  bie  ©teile  eineg 
©taat§antt)aUe§  in  3iiric^  befleibete,  unb  Heller  ]ä^tt  5-  ju  ben  jüngeren  ^üric^ern, 
wiäjc  ber  1830  eingetreteneu  ftaatlic^en  UmgeftaÜung  burd^  bie  tiberate  6ntmi(ie= 
lung  t)inbnrd)  auf  ben  35oben  rabicalercr  Jenbeujcn  folgten.  5}or  ber  ^Reöolution 
^atte  5-.  bem  9tmt»geric^te  ^ürid^  angel^i3rt,  metd)eS  unter  feinen  ^JJlitgtiebern  neben 
^eEer  nod)  toeitere  üorjüglicf)  tt)iffenf(^aftti(^  gcbilbetc  ^urifteu  0)lk  unb  eine 
eigentliche  junge  ülec^tlfdiule  barftettte.  @rft  nad)  1830  trat  er  in  ba§  tüirf= 
li(^e  politifd)e  2tbm  ein,  babei  ööEig  an  ^cHcr  fid^  anfd)lie§enb,  jebod^  in 
leibenfd)aftlid)erer  ©nergie  auf  ba§  ;3^el  lo§gel|enb.  2ll§  1831  über  ben  2Birrcn 
wegen  ber  3}crfaffung§fragen  öon  Safel  unb  (£d)tr)t)3 ,  unb  über  ber  Slnregung 
einer  SunbeSreform  bie  in  ber  3ürid)er  iHegierung  uo(^  öereiuigteu  ^arteif(^at= 
tirungcu  fid)  p  fdt)ciben  begannen,  mar  e§  ein  befonbcr§  öon  i^.  auSge^enber 
Schritt,  ber  bie  bi§t)erige  3ufammenfetjung  ber  Regierung  öeränberte.  5ll§  l)aupt= 
fäd)lid)er  SHebner  auf  einer  SSerfammlung  ju  33affer§borf  rief  er  einen  i?antonat= 
öerein  als  ^^^^Ö  ^^^  öon  Sern  l)er  über  bie  ©djtüeij  fid)  öerbreitenben  (5(^u|= 
öereing  ,,3um  ©d^irme  be§  Se[tanbe§  ber  gcfdjaffenen  öolf§tt)ümlid^en  3}erfaf= 
fungen"  in  ba§  ßeben  (26.  f^ebruar  1832)  unb  proteftirtc  gegen  eine  5lufforbe= 
rung  ber  9tegierung,  mit  ber  ßonftituirung  be§  33creine§  innc  ju  'galten,  biä  ber 
gro^e  Ütatl)  über  einen  ©efe^eSöorfc^lag  entfd)iebcn  l)aben  merbe.  S)er  gro^e 
9latl)  ftimmte  im  (Sinne  einer  fc^arfen  begrünbenben  Üicbe  i?ettcr'§  (am  9.  ^ärj), 
unter  ^urüdmeifung  be§  @cfe^e§öorfd^tage§  betreffenb  bie  9}ereinc,  für  ben  35e= 
ftanb  be§  öon  fy.  begrünbeten  5öereine§,  toorauf  bie  beibcn  Sßürgermeifter  unb  fed^§ 
9legierung§rätl)e  il)re  @ntlaffung  ua'^meu  unb  ber  Sieg  ber  „juriftifc^en  f^raction 
ber  9tabicalen"  offen  öorlag.  :^n3toif(^en  in  ba§  Obergeric^t  getüö'^lt,  trug 
t^.  burd^  ein  abermaliges  öffentUd^e§  2luftreteu  öor  ber  ^olfäöcrfammlung  ju 
Unterftra^  am  4.  2Iuguft  1833  unb  ben  baburd)  audf)  öon  3ürid^  l)er  geübten 
3)rud  auf  bie  2agfa^ung  ba.^u  bei,  ba^  eibgeuöffifd^e  Gruppen  SSafel  unb  ba§ 
innere  ,\^anb  Sd^mt)^  megen  ber  öon  bort  au§  gegen  bie  abgetrennten  Sanbe§= 
tl^eile  burd^gefül)rteu  3Baffenangriffe  befehlen.  ^;!lber  au|erbem  mar  er  aud^  im 
3ürd£)erifd§en  großen  9tat^e,  fomic  in  publiciftifd^er  Sl^ätigfeit  ai^  ßigenf^ümer 
unb  gtebactor  be§  „S^toeiäerifd^en  9tepublifaner§"  —  l)ier  ftanb  i^m  ßubtoig 
SneE  (f.  b.  2lrt.)  jur  Seite  —  in  fi^neibiger  SBeife  ein  Sßorfec^ter  feiner  Partei. 
S}on  feinem  fc^arf  ausgeprägten  rationaliftifd^en  Stanbpunfte  au§  ^attc  5-.  aud^ 
an  ber  Berufung  öon  Strauß  ?lnt:§eil  genommen,  unb  3U  ben  ^erfönliäfciten, 
meld)e  infolge  beg  burdf)  bie  Septemberbemcgung  1839  eingetretenen  ööttigen 
St)ftemmed^fel§  öom  öffentli(^en  geben  fid^  feitbem  ganj  äurüdE^ogen,  ge^^örte 
neben  ^eEer  unb  Ulridf)  befonberS  auc^  ^•.     2Benn   auc^   nic^t   ein  3lnge|öriger 


fJüBlin  —  guft.  267 

be§  bem  fünftlenfc£)en  ^cruie  öorjügtic^  fid)  Ifitngebenben  Stjeiteg  feineä  @ef(i)Ie(f)te§, 
^atte  i^.  ftet§  für  bie  Äunft  unb  bcren  ©efc^idite  Ciro^eg  ^titereffe  geaetgt.  i^e^ 
iDibmete  er  feine  ^lu^t  ganj  biejen  ©tubien,  au§  benen  „^tüuc^en'S  bor^ügüdtifte 
öffentliche  l^unftfdjäfee"  (5)lün(i)en,  1841),  t)orne^mli($  aber  ,,3ürii^  unb  bie 
toit^tigften  ©tobte  am  3ftl^ein  mit  ^e^ug  auf  alte  unb  neue  Söerfe  ber  ^Irc^iteftur, 
©cul^tur  unb  i)Jtalerei"  (2  Sbe.,  Süric^  unb  SBinterf^ur  1842  unb  1843)  :^er= 
öorgingen.  '^•.  toax  im  begriffe,  felbft  nad)  einem  ^(a^e  größerer  fünfticrifdjer 
3tni-egungen,  6efonbei-§  5um  33el)ufe  ber  9(u§bilbung  feine§  ©o^ne§  3um  5Jlaler, 
überjufiebeln,  at§  er  ftarb. 

35gt.  ^lefrotoge  im  ©ditüeijer.  9tepul6tifaner,    1845,   9h.  73,   unb  in  ber 
gibgenöffifc^en 3"tung,  1845,  9Zr.  258  unb  259.     5Jle^er  öon  .^nonau. 

p^Iiii:  f.  S-ue^lhu 

^Uft  (rl^eiu.  S)ialeft  für  gauft):  ^afofi  ^.  ju  gjtain^,  @oIbfd)mieb,  tritt 
om  6.  9iot)br.  1455  für  feinen  Sruber  ^«olfiann  (f.  u.),  mit  bem  mein  x^n 
öfter  bertoedifelt,  aU  3euge  gegen  Runter  ^o^ann  ©utenberg,  ben  ©rfinber 
ber  2:i)|)ograp:^ie  auf.  ©ein  Söap^en  finb  ätüei  gefreu^te  .§a!en.  ^m  ^.  1462 
toar  er  33ürgermeifter.  ü.  b.  ßinbe. 

g-llft:  ^ol^ann  ^.,  geb.  gu  9Jtain3,  f  äu  $ari§  1466,  toar  ber  erfte 
tt)pogrop'§ifd§e  SJerlag^but^pnbler.  51I§  ber  5[Rain3er  5)]atricier  :^of)ann  @uten= 
berg  feine  gro^e  unb  fotgenfc^loere  Srfinbung  ber  Xt)pograt)l^ie,  b.  |.  ber  5Bucf)= 
bruderfunft  mit  gcgoffenen  53letaIIt^pen  im  ^.  1450  öallenbet  l^atte,  toenbete 
biefer  ftd),  be!)uf§  @rri(^tung  einer  tt)|)ograpf)if(^en  33uci)brucferei,  um  einen  @elb= 
öorf(f)UB  an  ^o^^ann  g^uft.  3m  2luguft  1450  lie]^  berfelbe  bem  grfinber  jur 
^erftcHung  ber  „SBerf^eugen"  a(f)t!^unbert  Bulben  in  @oib  a  6%,  unb  t)erpfli(^= 
tete  fi(^  au^erbem,  jä'^rlic^  brei"f)unbert  @ulben  ju  ben  33etrieb§foftcn  (,,(S5efinbe= 
(ol^n,  ^au§3in§,  ^^ergament,  Rapier,  ^arbe  u.  f.  to.  für  ba§  Söerf  ber  Sudler") 
öoräuftretfen.  S)ie  ^  erruft  eil  enbe  ©ruderet  fottte  ba§  ^fanb  ber  .'pau:ptfumme 
bilben,  ber  SSüc^erbrud  aber  ,,äu  gemeinfd)aftli(^em  SSort^eil"  burd)  ©utenberg 
beforgt  merben.  S)ur(^  biefen  SSertrag  fid)erte  fid)  fy.  nic§t  blo§  ben  £ön)en= 
ant^eit,  fonbern  er  fam  nid)t  einmal  ben  feinerfeit§  eingegangenen  3}erpflid)tungen 
nad) :  ßJutenberg  erlieft  er[ten§  ba§  ©tammcapital  nid)t  auf  einmal,  unb  jmeitenS 
ba§  Setriebscapital  gar  nid)t,  fonbern  im  S)ecember  1452,  al§  Slbfinbungsfumme 
ber  ;3a§re§beiträgc,  ein  ^aufdiquantum  bon  ad)tt)unbert  (Bulben.  S)er  Srfinber 
arbeitete  tpeber  mit  einem  geübten  ©diriftfe^erperfonal,  uod)  mit  ©c^neHpreffen, 
tro^bem  aber  raffte  er  fi(i)  ju  ben  gro^artigflen  Seiftungen  auf.  >&i^  1456  go^ 
er  tt)enigften§  fünf  berfd^iebene  ©c^riften,  unb  brudte  u.  a,  jtoei  gewaltige  Iatei= 
nifd^e  Bibeln.  2)er  äßert^  ber  guft^fd)eu  >g)^potl)eI  mürbe  burd)  biefe  ©d)öpfun= 
gen  fo  enorm  erl;öf|t,  ba^  ©utenberg  —  ein  befferer  Sec^nifer  al§  f^inanamann !  — 
ni(^t  blo§  not^gebrungen,  fonbern  auä)  mit  gutem  ©emiffen,  bie  S^^tung  ber 
3iufen  au§fe^^te,  bi§  auf  ben  2:ag,  an  bem  ber  äöunberbaum  feine  golbene 
5rud)t  abmerfen  mürbe.  ^.  aber  mar  praftifc^er:  er  trug  bie  ganae  ßrnbte, 
ßrfinbung,  %\.)ptn  unb  SSüc^er  :^eim!  Sr  l^ielt  fic^  am  Sud)ftaben  ,,ber  ba 
tobtet",  mürbe  ftagbar  gegen  (Sutenberg  unb  forberte  bon  i^m  a)  ein  Kapital 
bon  800  ©ulben  mit  einem  3w§betrag  bon  290  ©ulben;  b)  ein  3tbeite§  ßabital 
bon  800  Öulben,  mit  einem  3in§bctragc  bon  140  ©ulben;  c)  36  ©ulben 
3tnf el^infen ;  sufammen  alfo  eine  ©umme  bon  über  ätoeitaufenb  ©ulben.  ^n 
ber  2;^at,  eine  nieberträc^tige  SBuc^erred^nung!  ^y.  öerlangte  nic^t  blo§  3infen 
unb  3infe§3ii^fen  bon  allen  2lu§lagen  (aud)  bom  berringerten  5Betrieb§copital), 
fonbern  ©utenberg  fott  au^erbcm  feine  ©rfinbung  einbringen,  ba§  2öer!  berrid^ten 
unb  g.  ben  gleidjen  Slut^eil  am  ©etoinn  überlaffen.  ©utenberg  berlor  ben 
$roce§  unb  mar  borläufig  ruinirt-  S)en  6.  DIobember  1455  befc^toor  3^.  feine 
^orberungen   unb  lie^    ben   UrtlieilSfbruc^   urfunblid)    bon   bem   Olotar   Ulrid§ 


268  3^"^ 

^clmatBei-ger  aufnel^men.  (@ine  Cxiginalurfunbe  finbet  \iä)  in  bei  (5tabt6{6lio= 
t^e!  5U  ^Jloiitj.)  @utenl6erg'§  2:i)pen  ftnbeti  tüir  nodi'^er  in  feinem  33efi^,  benn 
ei*  fe^te  nun  jelbft  mit  ^\i]e  be§  ^>etev  6d)bffcr  au§  @ern§t)eim,  cine§  (5d)üler§ 
©utenöerg'S,  ben  U^evtag  fort.  ©d)öffei-  brurfte  mit  bem  eroberten  ^Jlateriat 
3unäcf)[t  ein  prad)ttioüe§  Ütituale  auf  Pergament  (ba§  BerüTjmte  fogenannte 
«pfalterium),  ba§  erfte  üoüftänbig  batirte  Ö3u{|.  ^n  beutfcf)er  Ueberfeiiung  lautet 
bie  ©(^lu^fdirift  loie  folgt:  „©egenmärtiger  gobe^-  ber  ^^pfalmen,  burd)  bie  ©d)ön= 
l^eit  ber  ßapitalbuc^ftaben  gefdjmüdt,  unb  l^inlänglid)  mit  ben  unterfd)eibenben 
9lul6ricirungen  öerfei)cn,  ift  burc^  bie  fünftli(|e  ßrfinbung,  ju  bruden  unb  a3uc^= 
ftaben  ju  bilben  o()ne  irgenb  eine  ©c^rift  ber  ^yeber  fo  gemadjt  unb  jur  33cr= 
e^rung  @otte§  mit  t^^tei^  ju  ©taube  gebrad)t  toorbcn  burd)  Sfo'^ann  ^^uft,  23ürger 
äu  ^Jtaiuj,  unb  5|!>etcr  ©d)5ffer  bon  ®ern§l)eim.  ^m  ^.  1457,  am  9}orabenbe 
ber  .g)immelfaf)rt  ^JJtariä  (b.  f).  ben  14.  ^Jluguft)".  Stlg  33ertag§5eid)en  folgen  am 
©(^lu^  bie  an  einem  ^Banmjtoeig  Itjängenbeu  SBappen  ber  beibcn  Jperau§geber: 
f^uft'g  3ci<^en  ift  mit  bem  feine§  Sruber?  (f.  o.)  öoEfommen  ibentifd);  ©d^öffcr 
gebraud)t  ebenfalls  jttjei  .^afen,  aber  in  ber  5orm  eine§  fi^arfen  2BinfeI§  unb 
öon  brei  ©ternen  umgeben.  —  3)lan  fielet,  ba^  bie  praftifdie  i^irma  bie  ©(^tu§= 
fd)rift  mit  großer  ©d)(aut)eit  abgefaßt  "^at!  ©utenberg,  ber  Urf)eber  ber  „fünft» 
iid^en  (Srfinbung  (adinventio  artiticiosa)",  mirb  einfad)  tobtgefd)tt)iegcn ;  bie  SBcr= 
leger  fagen  jnjar  nid)t,  ba^  fie  etma§  erfunben  traben,  lenfcn  aber  bie  3tufmerf= 
famteit  auf  bie  blenbenben  gttjeifarbigen  Initialen  unb  auf  bie  (mit  rotier  ^axhe) 
gebrudten  9tubrifen.  5lud)  in  biefem  fünfte  mar  ©utenberg  ^mar  ber  33orgänger 
feinet  ©d)üler§  (in  ber  423eiligen  33ibel),  er  ift  aber  ber  ^auptfadje  burd)au§ 
untergeorbnet.  S)er  beabfid)tigte  ^mcd  mürbe  inbeffen  auf  eine  Sat)r'£)unberte 
lange  S)aufr  erreicht.  —  @ine  neue  3Iuftage  be§  officium  divinum  erfolgte  ge= 
nau  ätuei  S^o^re  fpäter.  ©cl)öffer  legte  fid)  Ijier  (ben  29.  9luguft  1459)  jum 
erften  9]talc  ben  Xitel  eine§  „Älerifer§  ber  S)iöcefc  ''JJtainj"  bei;  öermutl)lid) 
eine  burd)  fein  crfte§  S)rudroer!  ermorbene  5lu§3cid)nung.  S)en  6.  D''.tober  1459 
ebirte  man  ba§  liturgifd^e  2öerl  be§  33ifd)of§  S)uranb  (t  1296):  „Kationale  Divi- 
norum  Officiorum".  '^u  biefem  S)rude  benu^te  ©(^öffer  jum  erften  WaU  eigene 
2;t)pen;  fie  waren  aber  offenbar  ®utenberg'§  2lbla^=  unb  ßaf^olifonttjpcn  (ögl. 
u.  ©utenberg^  nad)gcal)mt ;  für  bie  ©(^tu^fd)rift  mürben  ©ntenberg'g  58ibeltt)pcn 
öerwenbet.  S)en  25.  3iuni  1460  folgten  bie  „Constitutioues  Clementis  V.  Papae. 
cum  appaiatu  Joannis  Andreae" ;  Xejt:  ®utenberg'§  S3ibeltt)pen;  ©loffen: 
@d)5ffer'§  2)uranbu§tt)pen.  ©eine  ^meite  neue  ©d)riftgattung  fdjnitt  ©d)öffer  für 
eine  tateinifd)e  (48äeilige)  S3ibelau§gabe,  erfc^ienen  14.  Sluguft  1462.  ^ier 
nennt  er  fid)  jum  legten  5)lale  einen  Clericus,  nad)  biefem  S)atum  unb  bor 
1465  muB  er  alfo  3-uft'§  ©d)miegerfol^n  gemorben  fein  (f.  u.  !3)t)na  f^uft).  3^n= 
beffen  mütt)ete  bie  betannte  ^ainjer  33iät|um§fel)be  ämifd)en  ©ief^er  öon  ^]en= 
bürg  unb  'ilbolp^  öon  ^Jlaffau,  unb  beranlafete  bie  älteften  gebrudten  ©treit= 
fd^riften  in  ber  fjform  öon  (Sinblattbruden :  1)  ein  „39rieff"  be§  Jlaifer§  gfrieb= 
rid^  III.,  öom  8.  Sluguft  1461,  über  bie  ©ntfe^ung  be§  (Sräbifc^ofS  Stetiger 
(regierte  feit  18.  ^uni  1459);  2)  bie  gntfe^ungSbulte  be§  ^4?apfte§  ^iu§  II., 
öom  21.  ^uguft  1461;  3)  bi§  5)  lat.  SBuden  jur  ßinfe^ung  be§  mol|)l)  öon 
9laffau,  öom  12.  ©eptember;  6)  beutfd^eS  ^tanifeft  ®iet§er'§,  batirt  au§  ^öä)it 
ben  30.  gjlärj  1462;  7)  ©egenmanifeft  molpt)'§.  S)a§  erfte  SSlatt  ift  mit 
©d^öffer'g  5Bibeltt)pcn,  bie  ^Jtummern  2)  bi§  7)  aber,  foWie  aud)  ein  ©enbfd^reiben 
5piu§  IL,  öom  1.  ©ept.  1461  über  bie  Stüilenje'^nten,  mit  ©d)öffer'§  S)uranbu5= 
ttjpen  gebrudt  morben.  —  Wam  tourbe  betanntlid)  ben  28.  ßct.  1462  über= 
rum|)elt  unb  tt)eiltt)eife  jerftört.  S)ie  £t)|)ograbl)en  jerftreuten  fid),  unb  erft  am 
17.  S)ecember  1465  öerlegte  ^•.  toieber  ein  grö|erc§  Siöerf:  .,Liber  sextus  De- 
cretalium  Domini  Bonifacii  Papae  VIII.  cum  glossa;  jEejt:  S5ibeltt)pen;  ©loffen: 


mt  269 

SE)uranbu§tt)pen.  ®ie  ©dilu^fc^iiit  entölt  ein  tntjm^  ^ßtagtat  au§  ©utenBerg'S 
Catholikou  1460.  ^m  ^.  1465  lüurbe,  ebeniaHs  mit  3)ui;anbu§tt)|)en,  aurf)  ber 
©tud  Becnbet  be§  ,,M.  T.  Ciceronis  De  Officiis  Libri  III.,  Paradoxa  et  Versus 
XII  Sapientium'',  trieber'fiolt  am  4.  fyeBruar  1466.  (^n  ben  gried^ifdien  Sen= 
ten5en  ber  ^atabojen  ei;|rf)einen  jtoar  gi;ied)ifrf)e  SSutfiftaben,  e§  jinb  bie§  abn 
blo§  rol^e  ipol^jt^nitte ;  bie  elften  toir!ü(i)en  gi-iec^i|(i)en  %).)pen  lommen  im 
Öoctanj  öor,  ber  1465  bon  (5n)et)n"^et)m  unb  5ßannav^  in  ©iibiaco  bei  9{om 
gebrudft  tourbe.)  Tlit  biejev,  unb  'mol  auä)  mit  anberen  2lu§gaBen,  50g  ^y.  nae^ 
^PariS,  too  er  aBer  in  bemfelben  i^a'fire  ftarb.  —  3Bir  ^aben  gefel)en,  ba^  er 
anfänglich  tüeiter  nichts  toar,  al§  ber  @elbf($ie^er  be§  @rftnber§  ber  S3u(i)bru(ier= 
fünft  unb  aud)  fpäter  bie  getoötinlic^en  ©igenjd^aj^ten  biefer  @ilbe  nicf)t  berleugnet 
l^at.  SBenn  er  f{($  nic^t  auf  ©utenberg^g  Eintrag  eingelaffen  ^ätte,  fo  toilrbe 
biefer  —  fo  gut  tt)ie  nad)  bem  ^roce^  ben  Dr.  .J^umerl^  —  ftatt  feiner  einen 
onberen  ©elbmann  aufgetrieben  !|aben.  9Jlit  ber  ©rfinbung  ber  2:t)t)ograpl§ic 
!^at  3^0'^ann  5uft  gar  ni(^t§  ju  t^un!  S)er  in  ber  guft=©(f)öffer'fct)en,  bem 
©utenberg  feinblic£)en  Officin  gebilbete  erfte  SSuc^brucfer  Äötn§,  Utrid^  3^^  Qu§ 
^anau,  ^at  au§brü(flii^  berichtet,  ba^  man  „im  ^a'^re  1450  ju  brucEen  begann, 
unb  jtoar  junädift  eine  58ibel  mit  einer  groben  ©ct)ri|tgattung"  (b.  f).  bie  36= 
zeitige  fogenannte  @($ett)orn'f(i)e  33iber).  ©c^öffer  ^ielt  fiif)  im  ^.  1449  uod^ 
in  $ari§  auf,  tt)o  er  33üd)er  abfc^rieb  für  bie  Uniberfität.  25on  biefem  Sü(^er= 
f(^reiber  ^atte  ber  TOeifter  3U  ^Jtain^  1450  felbftüerftänblidt)  nid^tS  mel^r  ju 
lernen!  ^-  t^^tt  feinerfeit§  erft  im  3luguft  1450  al§  @eIbfc£)ieBer  (Sutenberg'S 
auf,  unb  ein  fo  getüiegter  ^raltifer  mie  er  toäre  gewi^  nid)t  auf  ba§  äöagni^ 
eingegangen,  menn  65utenberg  e§  \t)m  ni(^t  bereits  gan^  unb  bott  ^ätte  plaufibet 
machen  fönnen.  Sntfdieibcnb  aber  ift,  ba^  ^y.  bie  S^tfac^e  eiblii^  unb  geric^t= 
üä)  beurtunbet  ^t:  er  f)at  ba§  „Söer!  ber  3Süd§er"  fic^  fetBer  ai)=  unb  feinem 
Dpfer  pgefifitroren.  @egen  biefen  gef(i)tct)tli(^en  Q^elfen  jevfc^elten  bie  5!Jtärd)en 
fpäterer  Seiten.  @rft  fein  6n!ei  ^olann  ©dfiöffer  ^at  i^n,  mit  fettcner  S)reiftig= 
feit,  jum  alleinigen  ©rfinber  ber  2;t)t)Dgrab^ie  f)inaufgeIogen.  ©eit  bem  borigen 
i^a'^r^unbert  fi^miebete  man  ba§  „i^teeblättcfien" :  @utenberg,  ^^uft,  ©tfiöffer  — 
ber  ®efd)i(i)te  pm  .^o'^n  bargcfteEt  auf  bem  9to§mar!t  in  3^ran!furt  am  Main  — 
mit  bem  bie  Unmiffen^eit  no(^  in  unferen  klagen  Unfug  treibt,  ^^uft'g  3^ame 
ift  bejei^nenb  für  bie  (SrfinbungSfabctn  anberer  25ö(!er:  Bei  ben  Sö^men,  ;Sta= 
lienern,  ^ottänbern  mu|  ber  g^uft  (Sauft)  t)er't)alten.  ^n  bem  Bö'^mifdicn  5[Rär(f)en 
ift  e§  ber  ®Iü(iti(i)e  (5auftu§),  ber  in  ©traPurg  bie  S3uii)brurferfunft  erfinbet, 
unb  äur  6^re  feiner  (Seburt§ftabt  .^uttenberg  fitf)  (Sutenberg  genannt.  S)ie 
italienifcfie  5ßoffe  lä^t  i^auft  bem  ^amfito  ßaftalbi  5U  fyeltre  ba§  @el^eimni^ 
ber  .^unft  entmenben.  ^m  .^arlemer  Sügengemebe  mac^t  Sot)ann  S^auft  (2!öei!^= 
nai^ten  1441 !)  ni(f)t  blo§  mit  ber  ©rfinbung,  fonbern  mit  ber  ganzen  S)ru(ierei 
ft(^  fo  grünblic^  babon,  ba^  bie  gange  (ärfinbung  gu  .^arlem  bi§  auf  1560 — 70 
in  S5ergeffenf)eit  gerietf)  unb  ba§  l^ollänbifi^e  publicum  bi§  1870  ni(^t  einmal 
tou^te,  toer  ber  eigentlidje  5tational|elb  toar!  ®ie  ßofterlegenbe  (toie  fie  aud§ 
oben  in  bem  5lrt.  Softer,  SSb.  IV.,  ©.  515  f.  gingang  fanb)  beruht  auf  ^rr= 
tt)um.  Soreuä  So'^annSfo'^n,  t  1439,  toar  ©c^enftoirtl)  unb  ©c^öffe,  unb  "^at 
ni(f)t  altein  mit  ber  @rfinbung  ber  33ucE|bru(ier!unft,  fonbern  auct)  mit  ber  ^'par^ 
lemer  Segenbe  gar  ni(^t§  ju  f^un:  ©criberiu§  l^at  i'^n  erft  1628  au§  35erfel^en 
untergefc^oben,  unb  bie  fbäteren  l^aben  il)n  au§  S5ered)nung  feftgeljalten.  2or. 
So^.  (Softer  bagegen  toar,  in  ber  gtoeiten  <!pälfte  be§  XV.  i^a^i-'^unbertg,  2alg= 
liditergie^er  unb  ©djenftoirtl),  unb  berlie^  hartem  1483,  eine  3a'^re§3a|l,  bie 
f(f)on  attein  ba§  gange  i?arten^au§  ber  ßofterianer  gufammentoirft.  ^ein  unter= 
rid^teter  ^oltänber  glaubt  bal)er  aud)  mel)r  ein  Söort  bon  ber  ijartemer  5ln= 
ma^ung.     ^ud§   bie  ßnglänber  ^aben   ben   Softerfd^toinbel  berabfd)iebet.     2lu(^ 


270  3^"^*- 

bte  oft  MuW  9l6teitung  bei-  fvauftugfage  öoti  bem  ^Jldnjer  SSevIeget  ift  ein 
2lnac£)roni§mu§ :  man  f)at,  gerabe  umgefet^rt,  im  I^^aufe  bes  17.  ^a()v:^unbert§ 
ben  gauBerer  Dr.  ^-auft  auf  ben  a3ud)brucfer  übertragen.  So'^ann  ^•.  tiintev^ 
lui  folgenbe  Äinber:  1)  Äonrab  ^•.  @r  folgte  bem '-Datet  im  3}ertag§gefd)äTt. 
^ol^ann  i^.  toar  1464  bet  erfte  unter  ben  ^ttJölf  Äirc^engefdiföorenen  gcttiefen, 
unb  1467  burd^  einen  anberen  erfe^.  ^n  ber  betreffenbcn  Urfunbe  n)irb  aud) 
ßonrab  genannt,  unb  baju  öemerft:  „unb  ift  ber  ^unrabuS  So^)anni§  fünften 
feUgen  9iad)t)are".  'am  14.  Januar  1468  erbitten  „6onrabu§  5uft,  Bürger 
in  5)lain5,  unb  ^etru§  [@d)öfferl,  ber  beffen  2;o^tcr  [©(^niefter!]  (jur  ^rau) 
^at",  au§  ber  33iMiotljef  be§  ^Jlainjer  ©t.  ^4>Pterftifte§  einen  ßober  ber  Expo- 
sitio  IV.  libri  sentcntiarum  be§  2;'^oma§  bon  3lquin,  um  „met)re  barau»  ju 
mad)en",  b.  'f).  bcnfetben  ^u  bruden.  ©egen  Quittung  unb  Unterpfanb  mirb  bie 
33itte  öom  Kapitel  genet)migt.  Um  1470  ftiftet  er,  nad)  einer  Angabe  im 
9te!rotog  ber  'itbtei  ©t.  93ictor  ju  ^ati§  —  mit  feinem  trüber  ^ot)ann  unb 
feinem  (5d)lt)ager  ^eter  ©(^öffer,  foroie  ifiren  (Sattinnen,  ©ö^nen  k.  — ,  feinem 
35ater  ein  3at|rgebäd)tni^  (Anniversarium);  ^^etru§  unb  6onrabu§  l^aben  bafür 
ber  genannten  j?ird)e,  gegen  12  ©olbfronen,  ein  (Sjemplar  ber  33riefe  be§  l)eil. 
.'pieronl)mu§  auf  i^ergament  überlaffen.  Saffetbe  tt)at  ^4-^.  @d)üffer  1472  im 
5Dominifanerflofter  ju  ^Jlain^  für  ^oljann  ^^uft  unb  beffen  ©attin  5J[Uarga  = 
ret^a,  unb  gab  bem  J^tofter  bafür  ba§  foeben  genannte  3Ber!  unb  bie  (Stemen= 
tincn.  —  Sie  Js-ixma  Sonrab  ^^uft  unb  5^eter  ©d)öffer  lie^  ben  53ü(^erüer!auf 
in  i5-ranfretd)  bon  .^ermann  ©tatf)oen,  au§  ber  S)iücefe  'DJiünfter,  betreiben.  S)a 
berfelbe  ot)nc  'Juituratifation  in  ''J^saxi^  ftarb ,  öerfict  ber  23üc^erborrat{)  bem 
©taat.  ?tuf  3]ertt)enbung  aber  be§  Äaiferg  fyriebric^  III.  unb  be§  6rjbifd)ofö 
bon  ^ainj  erlief  ^ouig  ßubmig  XI.  am  21.  Slpril  1475  eine  Orbonnans, 
„Conrart  Hanequis  et  Pierre  Scheft're,  niarchands  hourgois  de  la  cit6  de 
Mayence  en  AUemagne"  it)ren  @d)aben,  ju  einem  SSetrage  bon  2425  ,^escus 
d'or  et  3  sols  tournois"  in  jä^rlidien  Serminen  bon  800  2ibre§  ju  erfe^en. 
3u  niebrig  niar  biefe  ©d)ä^ung  it)re§  3}ertufte§  feitcn§  ber  ^Dftainjer  Äanfleute 
tDol  nii^t  gegriffen!  5Der  5^ame  Hanequis  ift  offenbar  eine  25erftümme(ung  au§ 
Henclüus  (=  ©ol^n  be§  i^enne,  .^end)in  ober  3^oI)ann).  ^m  Slobtenbud)  ber 
5Parifer  Slbtei  ©t.  3}ictor  I)ci|t  e§:  Anniversarium  honorabilium  virorum  Petri 
Schoeft'er  et  Conradi  Henlif  ac  Joliannis  Fust  civium  de  Moguntia,  impressoruni 
librorum  etc.  ^m.  ^rotocoE  eine§  3}er'f)ör§  aber,  ba§  ber  9tat^  bon  ^ühtd  auT 
@runb  einer  ^lage  unferer  ^yirma,  Wegen  unbc^at^Iter  SSüc^er,  gegen  ben  Sübedcr 
SSürger  ,!pan§  33i^  bei  beffen  ßrben  borne't)men  Iie§,  '^ei^en  bie  Kläger:  ßonrab 
Jpene!e§  unb  ^eter  ©d)üffer,  Sud^brurfer  ju  5)^en^.  —  2)  ^otjann.  @r  tourbe 
@eifttid)er,  erft  ganonicu§  unb  nad)^er  (1491)  ®ed)ant  am  ©tep^n§ftift  ju 
gjtaina,  unb  ftarb  1501.  ^m  S-  1477  (nad^  bem  Sobe  feine§  Sruber§  donrab  0 
ber|)flid§ten  „5peter  ©d)öffer  bon  ©ernff^eim"  unb  „Sljna  ftne  eelidie  c^ufefrautoe" 
ftd^  bor  bem  melt(id}en  ©eridjte  ju  5Jlain3,  180  „Decretale  (®rpgor§^IX.  1473) 
bff  Sapier,  bnb  20  D.  bff  ^Pergament  gebrudt"  unb  aur  @rbfdE)aft  feine§  ©c^magerS 
So!§anne§  ^^uft  gel^örig,  für  bcnfetben  in  feinem  SSüc^er'^anbel  ab^ufe^en  unb 
3U  berfaufen.  ^i-olglid)  bpar  and)  i^o^ann  bi§  bal^in  toot  @efd)äft§t:^eilf)aber, 
unb  bteEeid^t  ift  au§  biefer  Urfad^e  ber  ^^iame  ^uft  nac^  feine§  ©d;n}iegeibater§ 
Sob  gäuätii^  au§  ben  Unterf^riften  ber  ©diöffer'fc^en  S)rude  berfditounbeu. 
3)  Sl;na  (St^riftina)  g.  ©ie  |eiratt)ete  ben  ^Jeter  ©d^öffer  um  1465,  benn  in 
ber  ©d^tuBfd£)rift  ber  beiben  1465  unb  1466  erf^ienenen  StuSgaben  be§  Sicero 
(de  Officiis)  nennt  \f)n  ^o^ann  guft,  jum  erften  unb  jum  legten  5Jlale,  feinen 
©o^n  (puer  mens).  2lu§tönbifd)e  ©d^riftfteHer,  namenttid^  3lug.  23ernarb  unb 
5Jlabben,  be'^aupten,  ba^  ^.  ©ctiöffer  nid)t  mit  einer  Sod^ter,  fonbern  mit  einer 
@n!elin  be§   iSo'^ann  guft   ber'^eiratt)et   gemefen,    ba^   nämlid§   S)l)na  ^-uft   bie 


pterer.  271 

2;oc^tei;  be»  Gonrab  ö'uft  geroefen  |ei.  2(1»  SSetneie  lüirb  ba§  unter  Gonvab  fy.  er= 
tüäl^nte  @eju(i)  öom Januar  1468  angeführt,  tuorin  e§  allerbingä  ftei^t  tote  folgt: 
Conradus  Fust,  civis  Magunt.,  petiit  Immiliter  quod  domiiii  vellent  sibi  et 
Petro  qui  habet  filiam  (ftatt  sororem)  suam,  concedere  etc.  3Senn  toir  nun 
aber  ertoägen:  a)  ba^  ^^^eter  @c£)öffer  f(f)toerü(i)  in  ^aris  unb  9Jlain,i  3toei  2Inm= 
öerjaria  für  feinen  ©ro^öater,  toot  aber  'mit  ben  beiben  SSrübern  feiner  ^^rau; 
für  feinen  Sc^toiegeröater  geftiftct  l^aben  toirb;  b)  ba|  berfelbe  in  einer  geri(^t= 
iid^en  Urfunbe  öom  S.  1477  ^o^ann  {yuft  jun.  jtoeimal  ausbrücltic^  feinen 
©(^toager  nennt;  c)  ba^  fein  (5o|n  unb  9ta(f)foIger  i^o'^ann  ©(^öffer,  in  ben 
(5(i)tu^fcf)riiten  feiner  arutftoerfe,  ^ot)ann  g-uft  feinen  (ntütterüc^en)  ©ro^bater 
(ni(i)t  Urgro^öater),  unb  feinen  Spater  5]]eter  ©.  beffen  ©i^toicgerfo'^n  nennt,  — 
fo  tann  öon  einem  Umfto^en  biefer  X^atfac^e  burc5^au§  feine  Ütebe  fein,  ^m 
5)3rotocoE  be§  ©t.  ^eterftüteS  ift  e§  um  ben  ßober  be§  2^oma§  3lquino  unb 
beffen  3}erbleib,  nid^t  aber  um  bie  9ii(i)tigfteIIung  ber  f5rufffc^en  @enea(ogie  ju 
tljun!  Ser  ^protocoEfü^rer  l§at  gan5  einfaii)  enttoeber  einen  (S5ebä(i)tni^=  ober 
einen  fytüc^tigfeitsfel^Ier  begangen;  öau))tfad)e  toar  i^m  natürlich,  baß  (SonrabuS 
f^uft,  bamit  ber  i^m  öertoanbtc  ^etru§  benfelBen  nac^brucEen  fönne,  bem  ©tift 
einen  6ober  entließen  l^atte. 

(Sine  3iifammenfteIIung  ber  CueEen  finbet  fic^  in  21.  b.  b.  Sinbe,  @uten= 

berg,    ®efd)ic^te   unb  Grbii^tungen   aus    ben   Cuetten    nai^getoiefen.     ©tuttg. 

1878  :im  9tegifter  v.  f5fuft).  b.  b.  S in bc. 

gütercr:  U(rt($  g.,  Siebter  unb  5}la(er  be§  15.  ^a^r'^unbertS.  @r  lebte 
in  5Jtünc§en  unb  Sanb§§ut  unb  öerfa^te  um  1487  (biefe  ^ai)xe^a^  trägt  bie 
9Mn(i)ener  .ö§.  L'od.  germ.  1)  für  -^er^og  2ttbred)t  lY.  bon  Saiern  (1475 — 1508) 
ein  ct)tüfcf)c§  23}erf,  toel(i)e§  bie  ,^auptbici)tungen  ber  Jafelrunbe  if)rem  3nt)atte 
nad£)  äufammenfa^t.  ®r  nannte  e§  „^U(^  ber  2lbenteuer"  unb  bic^tete  e§  in 
ber  @trobt)enform  be§  jüngeren  Sitmel.  21I§  Einleitung  ju  ben  2trtu§romanen  be= 
]§anbelte  er  junäc^ft  ben  trojanift^en  5?rieg  unb  ben  Strgonautenjug  al§  bie 
älteften  2tbenteuerpge  in  mittetatterüc^em  ©inne.  S)aran  fc^tieP  fic^  bie  ©age 
bon  5JierIin;  e§  folgt  bie  ^Parjiöatfage  in  öier  2lbt^eilungen :  @aubin  unb 
©amuret,  b.  ^.  hu  @ef(^i(^te  üon  ^parjiöafS  ©ropater  unb  5>ater;  bann 
Sf(f)ionatuIanber  unb  ©igune,  b.  ^.  ber  ^n'^att  ber  3:ituretbici)tung ;  hierauf 
5|}ar3iöaf,  unb  enbtic^  So!)engrin  unb  bie  @(i)toanenfage.  2tt§  fiebente^  ©tüci 
folgt:  gloreg  unb  SBigalois;  at§  aci)te§:  ©iegfrieb  bon  2trbemont;  a(§  neun= 
te§:  giteleranä  öon  5ranfrei($;  al»  je^nteS:  ^toein;  al§  elfteg:  ^erftbein; 
als  3toölfte§ :  5)3oiti5lier,  unb  al§  breije^teS :  San^elot.  Sie  Cuellen  finb  t^eil§ 
beutfc^e,  t^eit§  franjöfifd^e  getoefen,  t^eil§  in  poetifc^er,  t^eil§  in  brofaifc^er  gorm; 
fo  ift  ber  San^elot  nic|t  nad^  ber  beutfdöen  S)i(f)tung  Ulrichs  ö.  ^Q^i^^oöen, 
fonbern  nacf)  bem  franjöfifclen  ^^rofaroman  bearbeitet,  ben  lUri(^  felbft  and)  in 
^rofa  überfe^t  '^at  {Tlmä)m,  cod.  germ.  573;  S/Onauefc^ingen,  Sarad  ©.  141). 
G-benTall§  auf  franjöfifi^en  ^rofaromanen  berufen  5}lerlin,  ^poitislier  unb 
5|5erfibein.  —  2lu^er  biefer  Sichtung  ^at  U.  ebenfalls  tool  für  ben  öerjog 
Stlbred^t  um  1480  (biefe  ^a.^xe^ai)l  tragen  bie  9)tünc^ener  |)anbfd)i*iften  43, 
225,  227)  eine  Us,  1479  reic^enbe  profaifc^e  S^ronif  „Sefc^reibung  tiom  ^er= 
!ommen  be§  §aufe§  SSaiern"  berfa^t,  bon  toeli^er  big  je^t  nur  einige  S3ru(^ftücfe 
gebi-ucit  finb.  —  £ie  ^anbfdfiriTten  feiner  2Ber!e  befinben  \\ä]  in  5Jtüncf)en, 
3Bien  unb  S)onauef(f)ingen.  2lu§3Üge  au§  bem  S5u(^  ber  2lbenteuer  gab  ^of= 
ftätter  in  feinen  altbeutfc^en  (i5ebi(f)ten  au§  ben  S^^^^^  i>er  Safetrunbe,  2  2!^Ie., 
äötctt  1811;  5Brucf)ftücfe  ber  bair.  g^roni!  gab  SBürtl^mann  im  Oberbair. 
2tr(^ib  5  (1844),  48  ff.  l^eraug.  Ueber  g-  cil§  ^a^er  bg(.  g.  Äugler,  öanb= 
buc§  ber  ®efci)id)te  ber  53talerei,  2,  83.  Ueber  g.  a(§  <g)iftorifer  f.  Mudi)of)n 
in  ben  5orf(f)ungen  jur  beutfc^.  ©efd).  YII.  210  ff.  ß.  33artf(^. 


272  5"t- 

5uy:  Sofiann  ^ofep^  ?}.,  faijevi.  ipoTcapettmeifter,  iDurbe  auj  bem  jur 
Pfarre  ©t.  5)tntein  gehörigen  SBeiler  .«pittcnfelb,  ettoa  brei  5Jteiten  öfttidö  öon 
@ra^  in  ©teiermat!,  al§  älteftcr  ©o'^n  einiacEier  35auer§Ieute  tca'^rfdieinticf)  um 
1660  geboren.  ^at}x  unb  2:ag  genau  ju  ermitteln,  fonnte  fclbft  ben  eifrigen 
'Jtac^iorfc^ungen  be§  bielöerbienten  Siograp^en  biefc§  5Jlanne§,  Dr.  S.  9litter 
öon  i^öc^el,  ntc^t  gelingen,  ba  bie  betreffenben  älteften  ^iarrbücfier  ber  Äircf)e, 
ju  ber  ber  SBeiler  ge'^örte,  tierbrannten  unb  bie  neueren  erft  mit  bem  ^a^xt 
1663  beginnen.  (S)ie  beiläufige  Stnna^me  be§  ®eburt§iaf)re§  grünbet  fic^  auf 
ben  Söiener  2:obtenmatri!et,  ber  gur'  ßebenSalter  bei  beffen  2obe  1741  mit 
81  Sa'^re  angibt.)  (Jbenfo  toenig  mar  ^öi^el  im  ©tanbe,  über  f^ur'S  mufita= 
üfd^e  ßefirjeit  unb  über  feine  ßeben§öerl^ättniffe  bi§  tn§  36.  ^a'^r  5Xuff(i)lu^  ju  geben, 
tooran  äunä(f)ft  ^^  fetber  bie  (Sd)ulb  trägt,  ber  bie  5lufforberung  S-  5)tattI)efon'§ 
um  Öebenänad^ric^ten  für  beffen  „@f)renpforte"  in  einem  ^Briefe  (12.  3fan.  1718) 
mit  ben  äßorten  ablegt:  „^ä)  funbte  bütt  t)ortf)eilt)afftige§  für  mid^,  öon 
meinem  Sluffommen,  unterfc^ieblic^en  S)ienft=3}erric^tungen  überfd^reiben,  man  e§ 
nit  toiber  bie  mobeftie  märe  felbft  meine  elogia  ^eröorjuftreic^en :  Snbeffen  fe^e 
mir  genug,  ba^  ic|  mirbig  gefc^ä^t  merbc,  Caroli  VI.  erfter  ^a^jellmeifter  ju 
fein."  ^ebenfalls  muß  f^.  eine  fel^r  gebiegene  mufüalifd^e  2lu§bilbung  genoffen 
^aben,  mie  fie  nur  an  einem  beöorjugten  Drte  mic  SBien  möglid^  gemefen  fein 
fonnte,  unb  mit  tRe(^t  bermutf)et  äö^d  naä)  einer  leifen  '^Inbeutung  in  bem, 
^aifer  ^art  VI.  bebicirten  Gradus  ad  Parnassiim,  ba^  g.  unter  Äaifer  ßeopolb  I. 
unb  auT  beffen  i^often  bon  einem  ber  faif.  ßapeUmeifter  ober  33ice=6apettmeifter 
gebilbet  morbcn  fei.  S)a^  5.  feine  ßel^rjal^re  gemiffent)aft  öermertl^cte,  babon 
geben  fd)on  feine  früfieften  ßompofitionen,  fo  meit  fie  eben  borliegen,  genügenbe§ 
3eugni§.  Sf^nen  äufotge  mar  er  mit  ber  Jfieorie  au§  ben  2Beifen  ber  beften 
^Jleifter  feiner  ^dt  bertraut  unb  l^atte  nebftbci  t)tn(ängli(^e  j?enntniffe  in  ber 
loteinif(i)en  unb  itatienifd)en  ©prad)e.  3luc^  mu^te  feine  :praftifd)e  2;f)ätig!eit 
bereits  berart  gemefen  fein,  ba^  fie  bie  9(ufmerffam!eit  auf  i^n  teufte  unb  if)m 
enblid^,  36  ^a'^re  alt,  feine  fobiel  bi§  je^t  befannt  ift,  erfte  9lnftettung  im  ^. 
1696  berf (Raffte.  5}lit  bem  genannten  Sfa^^'c  fte^cn  mir  enhüä)  auf  feftem  5Bobeu, 
auf  bem  mir  bem  ^ilanne  nun  (5(f)ritt  auf  Sd)ritt  folgen  fönnen.  f^.  mirb  ba= 
mal§  (1696)  al§  mo^lbefteüter  Drganift  be§  33enebictiner=(5tiite§  ju  ben  @d)otten 
in  SBien  (auf  ber  ^-reiung)  genannt,  roo  er  aud)  mo^ntc,  unb  am  4.  ^uni  be§= 
fetben  i^a^reS  fid^  mit  einer  SBienerin,  ber  Jungfrau  ^uliona  ßtara,  S^oc^ter 
be§  nieber.=öfterr.  9tegierung§fecretär§  ^o^.  Sof.  ©(^niijenbaum  bermä^Ite,  mit 
ber  er  big  p  beren  2:obe  (1731)  eine  glüdlid^e,  menn  anä)  finberlofe  @^e  ber= 
(ebte.  5lm  1.  ;2Jänner  1698*  mürbe  g.  bom  iTaifer  Seopolb  I.  3um  .^^of=(Äom= 
pofitor  ernannt,  ein  2Imt,  ba§  erft  jmei  ,3af)re  ^ubor  mit  ber  gleid^en  ^^nftettung 
be§  ßarfo  9lug.  S3abia  bom  Äaifer  gefd)affen  mürbe,  ©er,  mie  befannt,  mufi= 
falif(^  tüi^tig  gebitbete  ÜJbnardt)  folgte  bei  ber  gruennung  be§  5-  o^ne  meiteren 
Seiraf^  be§  i>fcapettmeifter§  (2lnt.  Xrag^i)  ober  eine§  anberen  Äunftberftänbigen 
feinem  eigenen  ßrmeffen,  ein  33emei§,  bafe  er  mit  ben  Seiftungen  be§  5)tanne§ 
mol^l  mu^te  bertraut  gemefen  fein.  2)er  ©e'^alt  be§  g.,  anfangs  monatlid^ 
40  Z'i)h.  (=  60  ft.),  mürbe  1701  al§  3eid)en  faiferl.  9lnerfennung  auf  60  Jl^lr., 
unb  im  näc^ftfolgenbcn  ^a^xe  auf  80  Z^x.  er^ö^t.  ©in  anbere§  3ei(ien  faifer= 
lid^er  ®nabe  mar  bie  ©ene^migung,  einen  6l)flu§  bon  7  ^Partiten  bem  ©rj'^eraog 
unb  römif(^en  Könige  ^ofef,  nad)maligen  .^aifer,  mibmen  ju  bürfen.  S)icfe§ 
je^t  feiten  gemorbene  äöerf  erfd)ien  al§  opus  primum  im  ^.  1701  p  ^türnberg 
im  S)rud  (gel§eder'§  ßrben)  unter  bem  Xitel  musico  -  Instrumentalis,  ^m  ^. 
1705  mürbe  ^.  jum  2)omcapettmeifter  hei  ©t.  ©tep'^an,  im  ^.  1713  jum 
faiferl.  SSicecapetlmeifter  unb  gleid)3eitig  3um  ßa^iellmeifter  ber  bermittmeten 
Äaiferin  ilBil'^elmine   5lmalie,    enbli^,    nad)   bem   2obe   5Jtarc  Slntonio  3^ani'§ 


gfur.  273 

(22.  ^an.  1715)  jum  fatjerl.  öoicapellmeifter  ernannt.  Sein  6e£)alt  toai;  1711 
aui  jä^rüii)  2000  fl.  geftiegen;  1713  bejog  er  ati  Sßicecapellmeifter,  eine  |c^ein= 
bare  Serminöerung,  1600  fl.,  a[§  Gapettmeifter  ber  öcrto.  .Raiierin  1500  (unb 
obenbrein  ben  (Behalt  al§  S^omcapellmeifter);  im  ^.  1715  trar  unb  blieb  fein 
@el)a(t  atg  erfter  ^oicapeEmeifter  3100  fl-  (ober  2500  fl.  unb  GOO  fl.  adj.). 
S^in  S.  1721  routbe  i^m  ein  ©efud)  betoilligt,  nacf)  bem  feine  eoentuelle  2Sitttoe 
ftatt  einer  ^^^senfion  Qin  mr  allemal  8000  fl.  in  öier  9iaten  ausbejaf)!!  erhielt.  — 
iie  $ett)eife  faiferl.  öulb  gingen  aud)  auf  ßarl  TL  über,  ber  bie  Sebication 
ber  im  ^.  1718  comt)onirten  funftDoüen  Missa  canonica  entgegennaf)m.  ßbenfo 
bie  S)ebication  bc»  auf  faifcrt.  Unfoften  rcicE)  auegeftatteten  ßef)rburf)eg  Gradus 
ad  Parnassum,  ba§  1725  im  ajerkg  bc§  !.  f.  ^ofbui^brurfcrS  ^o'i).  ^eter  Don 
Seelen  erfc^ien.  ßine  ungewöf)nli(i)e  ©unftbejeugung  unb  23ürbigung  ber  33er= 
bienfte  feines  6ofcapeIImeifter§  erttiieg  i^m  fein  faiferl.  -öerr  im  ^.  1723,  alg 
in  '^^xaq,  jur  Krönung  be§  ÄaiferpaareS  gur'  Cper  Costanza  e  Fortezza  {^ai)U 
fpi-uc^  he5  ^aiferg  tarl  VI.)  im  ©i^IoB^ofe  auf  bem  ^rabfc^in  mit  großer 
»Pradtit  aufgefü^^rt  tDurbe,  wo:^in  er  fy.,  ber  f(i)on  tange  an  ^obagra  litt,  öon 
2öien  au§  in  einer  ©önfte  f)inbringen  lie^,  um  ber  öon  bem  33icecapeIImeifter 
gatbara  birigirten  9}orfteIIung  beimo^nen  3u  fönnen.  S3on  ba  ah  machte  bem 
fo  geef)rten  ^J3lanne  ^uneJimenbe  (^ronifd^e  gu^gic^t  bie  (Erfüllung  feine§  5Imte§ 
XDoi  iixotx,  bod)  öerfa^  er  feinen  Sienft  bi§  p  feinem  fieben§enbe  unöerbroffen ; 
er  fonnte  baf)er  mit  Oiec^t  öon  fid)  fagen:  mit  Sc^merjen  ^abe  ic^  meine  ipflic^t 
erfüllt.  9la(f)  bpm  Sobe  feiner  f^rau  toar  bem  finberlofen  SBittroer  bie  (Segen^ 
mart  äweier  3}erroanbten,  einer  51i(i)te  unb  eine§  5Zeffen,  bie  er  f(i)on  lange  oor= 
bem  in  jugenbüc^em  5tlter  in  fein  |)au§  aufgenommen  l^atte  unb  für  i^re  ßr= 
jiefiung  forgte,  boppett  mol^tt^uenb.  ©ie  brüdEten  it)m  benn  auc^  bie  müben 
5tugen  3u,  at§  fein  lob  am  13.  gebr.  174:1  ertolgte.  ©ein  Seic^nam  tourbe 
auf  bem  5rieb:§ofe  ju  ©t.  ©tepl^an  feinem  SSillen  gemäß  in  ber  ©ruft  neben 
feiner  „aUerttebften  g^econfortin"  beigefe^t.  —  %Vi  bie  öorjüglicfiften  ©^üter 
be§  %.  nennt  Äodtiet  So§.  2^i§ma§  3elen!a,  ©otttieb  Ü)^uffat,  granj  2uma  unb 
@eorg  6:^riftop^  2BagenfeiL  Saß  gur  ein  ausgezeichneter  Öe'^rermuß  geioefen 
fein,  bemeift  fein  fc^on  ertt)ä'f)nte§  Se§rbud§  ber  Gompofition,  ba§  in  gorm  eines 
Sefpräd§e§  ätoifc^en  Seigrer  unb  ©cf)üler  in  lateinifc^er  ©pra{^e  unb  in  ^toei 
5[bfct)nitt^n  abgefaßt  ift,  bereu  erfter  ben  t^eoretifc^en,  ber  ätoeite  ben  praftifc£)en 
2'^eil  ber  ^luiit  umfaßt.  g§  erfc^ien  in  beutfd)er  Ueberfe^ung  burcf)  ^L'orenj 
^;)Tli^tern  (Ceip^ig,  1742),  itatienift^  burc^  Slteffanbro  ^Jtanfrebi  (6arpi,  1761), 
franjöfifd)  burd^  ^:pietro  S)eni§  (^axns,  o'^ne  Saf)re§angabe,  n)a:f)rf(^einlid£)_1773), 
engüfii  (Sonbon,  1791).  ©pred^en  fd^on  biefe  mannigfad^en  SluSgaben  für  ben 
2Bert^  biefeS  claffifd)en  SBerfeö,  fo  befräftigt  benfelben  nod^  ba§  Urt:^eil  einer 
9iei't)e  ausgeaeidEineter  'Oilänner;  unter  ben  öon  ^ödcjti  angeführten  DZamen  feien 
^ier  nur  ertoätjut:  ^:piccini,  Surante,  P.  gi^artini,  5lbt  Sogter,  öiufeppe 
i^aotucci,  2lbt  (Serbert.  ^Ilbre^tsberger  in  feiner  5tnmeifung  jur  ßompofition 
(1790),  6t)erubini  in  feinem  Cours  de  Contrepoint  et  de  fugue  (1835)  folgten 
ber  5ftet^obe  bes  Gradus.  ®er  junge  mo^axt  benu^te  ba§  SBerf  bei  feinen 
contrapunftifiiien  Hebungen;  Sof.  ^atjbn  ftubirte  ba§  Sßerf  toieber^olt  unb  (egte 
e§  bei  feinem  Unterridt)t  ju  ©runbe.  "^oä)  in  jüngfter  ^e^t  TQub  e§  einen  eif= 
rigen  3lntoalt  in  öeinrid^  3?ellermann  in  feinem  33udf)e  „5)er  ßontrapunft,  ober 
Einleitung  jur  ©timmfüfirung  in  ber  mufifalifd^en  (?ompofition  (3?erlin,  1862). 
—  '^n§  unöergleic^lidEje  ©tubie  ift  bie  ertoäfjnte  Missa  cauonica  ju  betra_d)ten, 
bie  in  allen  it)rcn  2;t)eilen  a  capella  unb  bur(^au§  im  6anon  in  allen  feinen 
2lrten  gefdirieben  ift.  g-  ä^^Qt  fi^  f)ier  at§  eminenter  Se^^errfcfier  bes  boppelten 
(5ontrapunft§,   unb  obtoot  nur  bie  eine  giid^tung  ber  ©afefunft,  ber  (Sanon,  bei= 

aßgem.  beutid^e  SBtogratfjte.   MII.  18 


274  i?"^- 

bel^alten  tft,  ftnbet  man  bod)  barin  bie  mannigialtigfte  5l6lDeci)§tung  unb,  loie 
^x.  2Ö.  ^itai-^uig  in  feiner  „?tb{)anblung  öon  ber  ^-uge"  in  "iRüdffidit  be§  S)o))= 
petcanon  im  Christe  eleison  fagt,  „bie  präd)tig[te  unb  be§  @egenftanb§  gemäße 
Harmonie".  —  x^.  t)atie  \iä)  offenbar  t)ier  bemüt)t,  att'  fein  SGßiffen  tnie  in  einem 
5örennpunfte  ju  bereinigen,  um,  toie  er  in  feiner  italienifd)  gefdjriebenen  5Debi= 
cotion  fagt,  feinem  5'ürften  ben  23emei§  ju  liefern,  „ba^  bie  alte  5Jtufif  nod) 
ni(f)t  öerfd)tr)unben,  ja  ba^  il^r  .im  Saufe  ber  3eit  ein  ©etoinn  crtuadifen  fei". 
2Ba§  1^.  mit  biefem  „®eminne"  anbeuten  tüoEte,  »irb  burd)  eine  ©teile  im 
Gradus  (©.  34)  ftar,  too  er  fid^  über  bie  nad)  ^aleftrina  erfunbene  glei(^= 
fd)tDebenbe  2em:|3eratur  unb  ben  baburd)  erft  möglid^  getDorbenen  erweiterten  @e= 
braud)  ber  ^nterüaCe  äußert:  „ba^  babur^  bie  gegentoärtige  ^Rufi!  öon  ber 
früheren  Slrmut^  ber  Sfnteröalle  mie  au§  einem  Werfer  ertöft  auf  bem  ungeljeuren 
gelbe  ber  SJlobuIation  auf  ba§  freubigfte  fid)  betoegen  fann,  toenn  nur  6om= 
poniften  unb  Drganiften  innerl^alb  ber  ©renken  be§  S3ernünftigen  fid)  l^alten".  — 
5l5artitur=3lu§gaben  biefer  5Jleffe  erfd^ienen  in  Seipjig  bei  5]3eter§  unb  bei^ü"^nel; 
in  2lbf(f)rift  befiljt  bie  faiferl.  .g)ofbibtiotl§cf  in  3Bien  ba§  ^prac^tejemplar  mit 
bem  2)ebication§fd)reiben  an  i?aifer  iiarlVI. ;  ferner  eine  5tbfd)rift  bon  5Jlidjael 
^al}bn  (1757)  unb  eine  au§  .ß'iefemetter'g  ©ammlung ;  eine  ^Ibfd^rift  bon  3eicn!a 
(1719)  befinbet  fid)  in  ber  fönigl.  «ibtiot^et  ber  lUufif  ju  5Dre§bcn.  -  Äöc^el 
fül^rt  290  Äird)enlDerfc  bcs  3^.  auf,  barunter  50  5Jleffen  unb  3  Requiem,  2  Dies 
irae,  1  Domine  Jesu  Christe,  1  Libera  me  Doraine,  57  33e§pern  unb  5Pf atmen 
barau§,  22  Litaneien  unb  dompletorien,  12  ©rabuatien,  14  Cffertorien,  22 
^J}lotetten,  unb  106  ^l^mncn.  ^^lu^erbem  finb  bei  i?.  anfge^ä'^lt:  10  Oratorien 
in  italienifc^er  ©prai^e  fau§  ben  Satiren  1714—1728),  aufgefü'^rt  jur  i5aften= 
^eit  in  ber  ipofburgcapeüe;  18  D:pern  (1702—1735),  6  gro^e  (Dramma  per 
musica)  unb  fleinere  (coiiiponimento  .per  musica,  per  camera.  t'esta  teatrale  per 
musica)  für  giirtitienfefle  hti  .§of  gefd)rieben  mit  eingefd)alteten  Sicenjen  unb 
aufgefüfirt  in  ber  alten  ^yaüorita,  in  ben  5lpt)artement§  ber  Surg  unb  auf  bem 
faiferl.  St^eater  (nad)'^ei*iger  9{eboute).  S)ie  ital.  Xertbüc^er  finb  nod)  öorl)an= 
ben  in  ber  gebrudten  Sammlung  be§  6o§merobio,  faiferl.  ^ofbuc^bruder;  bie 
^anblung  ju  ben  Opern  ift  tl)eil§  ^iftorifd^en  Stoffen,  tf)eil§  ber  alten  ®ötter= 
mt)Ü)t  entnommen ;  eine  einzige  2tu§nat)me  bilbet  bie  3<-iubcroper  Angelica  vin- 
citrice  d'Alcinda.  lieber  ben  (Se^alt  unb  2Bertl)  ber  berfi^iebenen  SBerfe  fpric^t 
fid)  ber  SSiograpl)  l^inlänglid)  au§;  in  ben  ^ird)encompüfitiünen,  bie  ben  meitau§ 
größten  S'^eil  einnel)men,  ift  ftet§  ber  (ärnft  unb  bie  SBürbe  bc§  Orte§  gemalert, 
unb  obiool  x^.  bie  poll^b'^one  ©d^reibart  jur  jmeiten  5^atur  geloorben  mar,  lie^ 
er  fic^  bod)  faum  in  muffige  Grübeleien  ein.  S)ie  Opern  unb  Heineren  brama= 
tifd)en  äöerfe  genügten  it)rer  ^tit  unb  öerfd^tnanben  raf(^,  berbrängt  burd)  ben 
med)felnben  (Sefdjmad  unb  bie  SBeiterenttoidclung  ber  bramatifd£)en  5Jiufif.  5lod) 
finb  äu  erlüäl)nen  79  ^;|3artiten,  barunter  38  ^irc^enfonaten  (Sonate  a  tre), 
Ouberturen  unb  8  {Slabiertoerfe,  im  ©anjen  405  Söerfe,  bereu  größter  Si^eil  in 
?tbfc^riften  ober  in  ber  Jpanbfd)rift  be§  ßomponiften  fi<^  auf  ber  faiferl.  ^of= 
bibliof^ef  ju  Söien  befinbet;  auc^  ba§  2lrd)iö  ber  (Sefettfd)aft  ber  ^JJtufiffreunbe 
bafelbft  befiel  eine  gro^e  2ln3al)l  berfelben;  bie  i^ofbibliotl^efen  ju  SBeiiin  unb 
S)re§ben  merben  ebenfatt§  genannt.  5Die  fird)lid£)en  äöerfe  finb  in  ben  geiftlic^en 
(Stiften  in  Ober=  unb  '"3iieber=0eften;eid)  jerftreut,  mo  no(^  lieutäutage  bie  fleinern 
(Jompofitionen,  Offertorien  :c.,  in  &tbxauä)  finb.  S)ie  ermät)nten  38  Äirc§en= 
fonaten  finb  in  gefd)ricbenen  Sluflagftimmen  im  Slri^iü  ber  f,  f.  ,g)ofcapel[e  unb 
bie  5luffd)riften  betoeifen,  ba|  fie  in  ber  Surgcapette  l^äufig  beim  @otte§bienfte 
benu^t  mürben,  i^öc^el  fpric£)t  fid^  namentlid^  über  lefetere  fe'^r  rül)mcnb  au§ 
unb  l)ebt  beren  grifc^e,  9teid)t^um  ber  ßrfinbung  unb  ©legauj  ber  mannigfaltigften 
S)urd§fül)rung  l)eröor.    i^-.  fd^eint  l)ier  mit  befonberer  ßiebe  gefd£)rieben  ju  l§aben, 


gfi)en§  —  g^ne.  275 


tote  er  benn  in  feinem  Gradus  (@.  81)  |e(6er  lagt,  baß  ber  breiftimmige  ga^ 
ber  öoUfommenfte  öon  aüen  fei,  bal^ei;  ci  beinafie  ipric^rtörtlid)  gerootben  jei, 
ba^  für  denjenigen,  ber  biefe  Äunftgattung  in  feiner  ©eroalt  ^at,  ber  2Beg  jur 
me^rftimmigen  ßompofition  but^au«  offen  fte:^e,  unb  fpäter:  „bei  breiftimmigcn 
©a^e§  'i)abt  id)  mii^  ni^t  fetten  unb  nii^t  o^ne  ©türf  bebient".  ©elbft  iltatt^e= 
fon,  fonft  ein  @egner  gux',  fogt  bei  ßetegen^eit  ber  grforberniffe  jur  %nUibd- 
tung  unb  ©rfjöni^eit  ein"e§  Duetto  ober  Terzetto  (Critica  musica  I.  (5.  lol): 
„feiner  geringen  ^teinung  nad)  befielt  eine§  ßomboniften  rechtes  5Jteifterftücf 
in  einem  fünftli^  mgierten  Duetto  me^r,  benn  in  einem  Dierftimmigen  t^ontra^ 
:punfte  ober  Allabreve.  ©o  f)aben  auä)  bie  Trio  auf  ^nftrumenten  il^re  ^ll^eriten 
unb  er'Torbern  einen  feften  "^lann,  toie  barinnc  ber  faifer[icf)e  Dbercapeümeifter 
gur  unö ergleid) ü(^  ift."  —  ga^t  man  Äöc^er§  mit  unenb tiefem  [ytei^e 
öerfaBte  Sarftellung  bei  Seben§  unb  ber  einzelnen  g^aiafterjüge  be§  g.  3U= 
fammen,  fo  gibt  fie  ba§  Sitb  eine§  93^annc§,  bem  feine  ^unft  unb  fein  ^;!lmt 
ba^  &ödi)iie  im  Seben  galten,  ber  e§  aber  auc^  berftanb,  ficfe  at§  "iJlmidtj  attfeitige 
Sichtung  unb  2tnerfennung  ju  erroerben.  ©einer  if)m  unterfte^enben  ßapelle 
gegenüber  jeigte  er  ftetS  ein  Rumäne»  ^enef)men,  befonber§  auc^  in  jenen  gäßen, 
too  er  f)i[febereit  eintrat,  fetbft  toenn  er  bur^  feine  5Imt§pfiirf)t  baju  nirfjt  öer= 
anlaßt  mar.  5Dur($  all'  feine  sa'^treid^en  ©utad^ten  über  bie  ,g)ofmufiEer  bücit 
nur  immer  ber  eine  ©runbjug  bur($:  Siüigfeit,  3Bof)troo(Ien  unb  Humanität. 
%uä)  in  feinem  im  ^.  1732  eigen^änbig  üeria^ten  legten  Söillen  finben  toir 
benfelbeu  rechtlichen  ©inn.  3u  feiner  Uniöerfaterbin  fe^te  er  feine  ^JUi^te  ein 
mit  ber  33ebingung,  ba§  fie  für  ii)re§  ^Brubers,  be§,  toie  oben  errod^nt,  ebenfallg 
öon  iy.  an  J?inbe§ftatt  angenommenen  Sleffen,  geiftige  unb  (eibtic^e  Sorge  unb 
^i-iftli($  et)rti(^e  grjie^ung  ju  machen  f)abe;  ber  dlt]\t  fetber,  bamat§  nod^ 
minorenn,  er^ieÜ  10,000  ji.,  bie  golbene  i?ette  fammt  baran  pngenber  5)bbaiIIe, 
unb  aüe  mufifaüfi^en  Sudler  unb  ^nftrumente.  ^m  53i(be  ift  un§  5.  nur 
bur^-  ein  eiu^igeS,  fünftterifc^  too^t  aufgeführtes  Celgcmätbe  (SSruftftüd  im 
ßoftüme  ber  3eit)  ersten,  g.  f)atte  e§  feinem  lieben  ^reunbe,  bem  6apell= 
meifter  ^o'^.  6§rift.  Wertet,  medCenb.^ftreli^er  (£oncertmeifter,  eigen^nbig_  al§ 
2lubenfen  üere^rt;  öon  biefem  gelangte  e§'  in  bcn  Sefi^  bes  ^ot).  ßtjriftop^ 
2Beftpt)at  ju  Hamburg,  too  eä  Sof-  ©onnleit^ner,  feinerjeit  Secretär  ber  @efett= 
fd^aft  b&r  gilufiffreunbe  in  SSien,  für  biefen  5)etein  erftanb  unb  too  e§  nun  im 
gjlufeum  beffelben  aufbetoa^rt  toirb.  ßine  5lbbilbung  liegt  Äö^el'S  ^iograp'^ie 
at§  2itelfupfer  bei. 

^ol)ann  ^ofef  {yur,   öofcompofitor  unb  ^ofcapeEmeifter  be§  Äaifer  Seo= 

polb  L,    ^ofef  L,    unb' tot  YL,    bon  1698   bis  1710.     Tiaä)   urfunblic^en 

f5forf(^ungen  öon  Dr.  Subtoig  Ülitter  öon  Äöc^cl.    äöien,  5tlfreb  ^ölber  (Sedl'= 

fdie  Uniöerfitäti=^ud)^anbtung).     1872.  6.  §■  -^^ol)!. 

gQcn»^:    2^0 mag  fy. ,    So:^n  bc§  Slrjtes  ^o^.  g.    ju  5Inttoerpen ,  __tourbc 

nad^  ^ollenbung  feiner  gröBtent^eils  in  Italien  gemalzten  Stubien  ^^profeffor  au 

Sijtoen,    erf)iett    1601  einen  giuf   nad^  5Mnd^en   ali  Seibarjt   bc§  .g)cr3og§  unb 

na^maligen   ^urfürften    5)krimilian   I.      @in    intereffanter    Sri^f    gtjenS'    (in 

ip.  33urmann'§  Sylloges    epistolarum,    Leidae   1724.    II.    79)    ou§  biefer   3eit 

fdtiitbert  ba§  baierifci)"e  ^ofleben.     g.   trat  balb   in   gleicher   eigcnfc^aft   in  bie 

S:ienfte  bc§   grj^erjogS  llllbrei^t  ju  Srüffel,   ging   abermals   3um  Se^rfadf)  über 

unb  ftarb  al§  Sßroteffor  ju  iJotoen  1631. 

SBgl.  g.  ^.'  Öipotosfi)   in  f.  $ürger=5]tilitär=2llmanad^.    ^itünd^en  1810, 

(g.  27.  -1pt)ac.  Jpollanb. 

gl)nc :  ^  a  f  c^  i  c  r  b  e  g.    „Rauben  8taat  unb  ^xäjt  il)ren  Streit,  bie  9Ba^r= 

l^eitfanb  au^  öelben,  toie  biefer  toar",  fo  fc£)IieBt  Dan  ^Bloten  feine  5)tonograpt)ie 

über  biefen  :^öc5ft  intereffanten  2)bnn,  toeldier  fi^  jtoar  nid^t  burd)  gro|e  @ele^r= 


276  5>5ne- 

famfett,  too^I  abn  burcE)  5Berftanb ,  ©ifiarifinn ,  ®infid)t  unb  Unetjd^rodEenl^eit 
au§5ei(^nete  itimitten  ber  äa^(i;ei(^cn  ©efal^i-en,  toeldje  itjn  tocgen  feinor  ieuiigen 
temonftmntifrfien  ©efinnung  bebrol^ten.  @r  toai- am  28.  fyebruar  1588  ju  Seiben 
geboren,  too^in  feine  (altern,  ^afd^ier  be  i^.  unb  ^Jlaeife  6outoet§  au§  )i3elle  in 
fjtanbern,  um  ber  9teIigion  mitten  au^gemanbert  maren,  unb  erhielt  eine  fromme 
Srjietiung.  ©(^on  früfe  Befc^äftigte  il^n  bie  Seetüre  öon  23uÜinger^§  .ipanbBud^. 
2ll§  er  aber  S5eja^§  Sdirift  öon  ber  c^riftlidien  9ieIigion  fennen  gelernt  l^atte, 
erregte  ber  barin  ^errfii)enbe  fi^roffe  Salt)ini§mu§  feinen  SCßibertoiEen  unb  c§ 
ertoarfite  in  if)m  jener  freie  Söa'^r^citötrieb,  al§  beffen  $Borfämpfer  er  fid^  fortan 
crmieS.  ^n  feinen  3^ugenbjat)ren  in  ber  2;u(i)meberei  feineS  3}ater§  befd)äftigt, 
fel)nte  er  fic^  balb  na^  bem  ^rebigeramte  unb  brat^te  c§  meiften^  auf  bem 
äßege  ber  ©etbftbitbung  bat)in,  ba^  er  al§  „ein  junger  ^ann  größerer  A^offnung" 
im  ^.  1611  bie  '^prebigerftelle  ju  3^aar§tielb  in  Jpollanb  erTjielt.  S(f)on  bamalä 
be§  3trminiani§mu§  t)erbä(i)tig,  blieb  er  bennoc^  unangefochten  bi§  er,  nai^  93er= 
bammung  be§  9temonftranti§mu§ ,  ben  ßampf  begann  „miber  ba§  caloiniftifdje 
Sämmlcin  ju  S)orbred)t,  mof)lgemäftet  unb  auggeftattet  mit  öörnern,  momit  e§ 
2lEe,  bie  feine  menfd)Ii(i)en  6a^ungen  nid^t  für  göttüi^e  SBal^rl^eit  erfennen 
mollten,  auB  Käufern,  ^^rebigtftül^Ien  unb  5}aterlanb  auyfto^en  foEte".  %uä)  xijn 
näm(i(^  l^atte  ba§  Urf^eit  ber  9lbfeijung  getroffen,  al§  er  bie  Unterzeichnung  ber 
,5U  S)orbrec^t  feftgeftellten  Set)rfä^e  unb  ebenfo  ber  3Icte,  moburcf)  er  fid)  ber= 
pflid^ten  foÖte,  fi(i)  be§  ^45vebigen§  ju  entsaften,  öermeigerte.  @r  öcrlie^  aber 
ba§  Jöaterlanb  nic£)t,  jog  üielme^r  furd)t(o§  untrer,  um  bie  öerfotgten  ®tauben§= 
genoffen  überall  burd)  '^H-ebigt  unb  93eifpiel  ju  ermuntern.  3lt§  Söanberprebiger 
trat  er  ju  35Iaarbingen,  öoorn,  @d)oon^oben,  9lotterbam  unb  in  ben  umliegenben 
^Dörfern  faft  tdglid)  in§  ®ct)cim  auf,  fo  auc^  im  äöinter  be§  ;3a'§re§  1621  auf 
bem  difc,  mo^er  er  ben  '3iamen  „ba§  @i§bi3glein"  er'^ielt.  Um  biefc  ^nt,  aU 
er  fic^  in  ßciben,  mo  feine  }^-xau  mof)nte,  auffielt,  traf  er  aud)  mit  ben  fo= 
genannten  9it)l)n§burgern  ober  ßoüegianten ,  me((^e  in  mand)er  ^infid)t  ben 
fbäteren  Ouüfern  ä^ntid^  maren,  jufammen,  aber  e§  gelang  ii^m  nid)t,  biefe  e^e= 
matigen  'iRitglieber  ber  remonftrantifd^en  ©emeinbe  öon  Söarmunb  unb  3ft^^n§= 
bürg  für  fie  ju  ert)alten.  ^n  ben  nät^ften  i^al^ren  f)ielt  er  fid)  im  öaag,  ju 
Rampen,  3)offum,  Seiben  unb  Oiotterbam  auf  unb  mu^te  fid)  ftet§  burd)  gro|e 
Äüt)n'f)eit,  oft  unter  allerlei  35ermummungen  öcrftedt  (ber  befannte  vitaler  ^]tiere= 
öelbt  machte  fein  @efid)t  öfter§  unfennbar)  ben  @erid)ten  ju  entjie^en.  ©eine 
frot)e  Saune  öcrtie^  i^n  niemat§  unter  fo  mannigfaltigen  !öefcf)merben.  '^Mt 
frö'^tii^em  ^erjen  fe^te  er  unermübet  feine  Söanberarbeit  fort  unb  förberte  3U= 
gtei(^  mit  fd^arfer  lieber  bie  ©a(^e  feiner  ®lauben§gcnoffen.  ©df)on  1621  crfdf)ien 
anont)m  fein  crfte§  Xractätc^en  „De  trouwhartige  Vermaning",  meld^cm  balb 
„De  broederlijke  Vermaniug",  ,,Zilveren  naald",  ,,Nieuwjaarsgeschenk",  ,, Klein 
monstertze"  unb  „Derde  octobersbankef'  folgten.  ®iefe  f leinen  ©i^riftcn 
jeid^nen  fic^  burd§  lebf)aften  unb  flaren  ©tit,  gro^e  ^Popularität  unb  feinen,  bi§= 
meilen  au(^  fd^arfen  .»pumor  au§,  inbem  fie  ben  unerhörten  ©etoiffengjmang, 
meldten  bie  9iemonftranten  au  erbulben  l^atten  unb  bie  fpanifd^e  2t)rannei 
fd^ilbern.  9tod£)  fruchtbarer  aber  jeigte  fid^  feine  f^eber,  nad)bem  er  1634  bei' 
ber  ©emeinbe  3U  .^aiiem  eine  fefte  ©teile  gefunben  ^atte  unb  bort  allmä^lid^ 
ungeftörter  leben  unb  arbeiten  burfte.  5ll§  feine  ,,twaalf  plompe  vragen"  miber 
^rofeffor  ^arl  be  ^laat^  3u  Utred^t  eine  Entgegnung  be§  5]ßrebiger§  ^acob  t)an 
,#ralingen  ju  2Boerben  öeranla^t  l^atten,  bot  er  biefem  „een  kruk  voor  den 
zwakken  broeder"  unb  toieberum  „een  tweede  krnk"  an.  3)em  ^^rebiger  ©trefo 
im  Apaag  gegenüber  trat  er  auf  mit  „Veenboers  wegkorting",  „Veenboers  be- 
scheid",  „Veenboers  winterturf"  unb  „Zieke  Veenboer",  in  meldten  ©d^riftd^en 
er  bon  ber  ^Präbeftination,  2lu§ermöl§lung  unb  SSertoerfung  l^anbelte.     ®in  neueg 


gft)ner  -  gi)t.  277 

%xadätd)m  „Zeeraanns  Nieuwjaar"  l)Qnbelte  öon  bcr  Se!ef)i-ung ;  bei*  „Menniste 
putliaak",  ,,Emmer",  „Diemermeersche  Wandeling"  unb  ,,Oogwater"  bon  bei 
aHöcmeinen  ©enugf^uung.  2lt§  nod^  im  3.  1645  bie  6ontra=9i;emonftranten  äu 
^ani^en  ficE)  burc^  teibenf(f)aitlicf)e  3}ei-ioIgung  lE)evbort^aten ,  hat  ei  biejem 
STreiben  mit  großer  @rf)ärie  in  feinen  ©(i)riiten  „Kampersteurtje" ,  „Witte- 
broocl"  unb  „Frische  dronk",  entgegen,  unb  ber  Sob  be§  öon  i^m  menig  geliebten 
(Statthalters  SBil^elm  II.  beranla^te  1650  bie  |)erau§gabe  feiner  legten  uitg 
beJannten  SIrbeit  ,,Amsterdamsch  Nieuwjaar".  SJon  feinen  toeiteren  ©(f)ic!faten 
toivb  un§  nur  Wenig  beri(^tet.  3lu§  feiner  1659  öerfa^ten  Stutobiograb^ie  er= 
fal^ren  toir,  ba^  um  biefe  3eit  fein  @eftd)t  fo  fel)r  abnahm,  ba§  if)m  ein  fünftiger 
9tad)foIger  at§  ©eplfe  beigegeben  tüarb.  ©ennod)  too'^nte  er  1661  ber  großen 
9}erfammtung  ber  Otemonftranten  bei.  ^m  October  1667  ]oU  er  3U  hartem  gc= 
ftorben  fein,  ©eine  meiften  ©diriften,  Ujetd^en  toir  noc^  ,,Verhael  van  't  begin 
en  opkomen  van  de  nieuwe  Secte  der  profeten  of  Rhynsburgers"  l^injuäufügcn 
:§aben,  finb  gefammelt  1694  3u  gtotterbam  unb  1736  3U  3lmfterbam  Ijerau§= 
gegeben  morben.  ©eine  SSiograb^ie  t)erban!en  tuir  bem  Dr.  ^.  tian  SJloten 
('s  Hertogenbosch  1853). 

SSgl.  aud§  öan  bcr  3la,  Biogr.  Woordenb.  unb  @laf{u§,  Godgel.  Nederl. 

tjan  (Siee. 
g^ncr:  ^onrab  g.,  aud)  g-et)ner,  ou§  @ert)aufen,  brucfte  öon  1473  bi§ 
1481  3U  (Solingen  unb  toar  ber  erfte  unb  einjige,  toel(f)er  jene  Äunft  im  15.  Sal^i'*^- 
bort  f(|on  ausübte,  ©ein  erfte§  äßer!,  mag  er  bort  in  biefem  2faf)i-*e  brucEte,  mar: 
,,Tractatus  compendiosus  per  modum  dyalogi"  etc.,  Anno  LXX3.  ^-r  War  ber 
erfte,  ber  tiebräifdie  2;t)pen  gebrauchte,  inbem  er  einjetne  ©teilen  in  jener  ©d)rift 
abbrudfte  unb  Wanbte  er  biefelben  3uerft  in  ber  be!annten  ©dirift  bc§  Dominicaner^ 
möndjS  ^eter  ©diWar^  (öliger)  an,  Worin  er  bie  ^uben  ju  wiberlegen  ]üä)it, 
Weldie  unter  bem  Sitel  ,,Tractatus  contra  perfidos  Judaeos"  im  S.  1475  in 
golio  bei  i^^m  gebrückt  Würbe,  ^m  3t-  l-iSl  3og  ev  nad)  IXxaä)  im  3Bürtem= 
bergifcf)en  über  unb  brucfte  bafelbft.  ©ein  bort  ^uerft  gebrudte§  SSud^  ift:  „6i;n 
plenari  naä)  Orbnung  ber  ^eiligen  c^riftliciien  fird)en  in  bem  man  gefcf)rieben 
finbet  att  epiftel  önb  eöangelien"  ic. ,  ftein  ^olio,  Wo  e§  in  ber  ©(^tu^fc^rift 
]§ei^t:  „Discretus  et  industrius  vir  Conradus  Fjner  d'gerhusseu  artis  impressorie 
magister".  ^oi)anne§  ^ug  bon  ©öbbingen  fc^eint  fein  Gorrector  fowol  in  @^= 
lingen  al§  aud)  in  Urad)  gewefen  ju  fein.  Ueber  fein  Seben  ift  nid)t§  befannt 
geworben.  @r  fci)eint  in  Uraci)  geftorben  ju  fein,  benn  man  finbet  fein  S)ruci= 
Wer!  nad)  biefem  ^a"§re ,  welches  feinen  'Flamen  trägt.  S)ie  fämmtlici)en  Srude 
bon  i§m  finb  fe^r  feiten  geworben. 

galfenftein,    ©efc^ic^te  ber  33uc^bruderlunft ,   ©.  173   u.  179.     (SJe^ner, 

S3u(i)bruder!unft  IV,  ©.  116  u.  225.     ^apf,  93u(i)bruciergefcl)id)tc  ©(f|Waben§, 

©.  11  u.  19  2C.  Äelc^ncr. 

g-l)t:    ^o^ann  g. ,    geb.   in  SlntWerpen   1609,    t    1661.     1629   in  bie 

©t.  Suca§=@ilbe  aufgenommen,  reifte  biefer  auSgejeic^nete  £|iermaler  naä)  ;2^tatien, 

bon  Wo  jurücigefe^rt  er  1650  in  bie  Ütomaniften=@ilbe  oufgenommen  Warb,    ^.llan 

weil  nur  wenig  mel)r  bon  feinem  Seben,    at§  ba|  er  mit  ben   bamal§  in  9lnt= 

Werpen  lebenben  größten  5)Mnnern  feiner  3eit  befreunbet  War.     ^it  Otuben§  fott 

er  gearbeitet  l)aben,  wa§  jeboc^  nid}t  erWiefenift;  Wogegen  man  fidier  wei|,  bafe 

er  ;3^orbaen§'   ^JUtarbeiter  war.     x^.   ift  neben   ©nt)ber§   ber   gröBte   X'^iermaler 

ber  ©d)ule.     ©eine  energifc^e  3^^'^t^ii^Sr  f^^n  fräftige§  Kolorit  unb  ba§  2eben§= 

boUe  feiner  ©djilberung  fici)ern  il)m  für  atte  ,3eit  bie  23ewunberung  ber  Äenncr. 

®ie  ß5atlerien  3u  3lntwerben,    ^Rabrib,    ^Berlin,   3Bien ,    5Mnd)en,   ^aris   unb 

9iante§  befi^en   bon  feiner  ^anb  äÖerfe   bon   größtem  2Bert^.     SlüeS   Wa§  bon 

%\)i'^  $infel  flammt,  Wirb  mit  ben  l^öc^ften  5^reifen  be^a^lt.     ©r  war  aucä^  al§ 


278  9iQct)trag:  geigeric  —  O^elgett^aucr. 

giobierer  bebeutenb   unb  feine  9labievungcn   finb  jet)i-  ge|ud)t.     2)^an  fennt  i^rei; 

16,  oon  benen  Savtfc^  im  Peintre  graveur,  21)1.  IV,  ©.  205  eine  SSe^teibung 
gi6t.  ©iret. 

g-cigcrlc*):  Ssnotiug  g.,  »ifd^oj  öon  ©t.  spotten,  geb.  am  7.  SH^til  1795 
3U  3?i§fiH3[tmo  in  ^Dläl^ren,  t  clwi  27.  ©ept.  1863  auj  bem  @(i)loiie  £)d)jenBurg 
Ui  ©t.  5ßölten.  gr  toui-bc  1818  jum  ^priefter  getDeit)t ,  muvbe  1823  ^roieffor 
bei*  Xt)eotogie  am  ^t)ceum  in  Dlmü^  (1827  elfter  9tectoi-  bcv  neuen  Uniöcrfttät 
bafelbft),  1830  ^Mofeffor  ber  2:f)eoIogie  in  äöien,  1831  auc^  ©|3iritual  be§  ^i-ie[ter= 
33ilbung§in[titut§  jum  ^eit.  Sluguftin,  1840  Apot=  unb  Suigpfaner,  1851  jum 
f8i]i^o]  bon  6t.  gölten  ernannt  unb  am  25.  2IprU  1852  confecrirt.  ©r  öcr= 
öffentlic^te  einige  33änbe  '^rebigten  unb  eine  „Historia  vitae  SS.  Thomae  a 
Villanova.  Thomae  Aquinatis  et  Laurentii  Justiniani",  SBien  1839. 

Sitterar.  ^anbmeifer  1864,  118.  9t. 

^clnniljnucr**) :  $aul  i^..  rcligiöfer  ©c^märmer,  3:l)eofop'^  unb  ß'Eiiliaft  be§ 

17.  ;3al)vt)unbert§.  —  ©eine  SefienSumftänbe  toie  feine  (^um  Zf)Z\i  anont)men, 
5um  Slfieil  ungebructten)  ©(iiriTtcn  finb  nur  unöoEftänbig  Befannt.  —  (Seboren  am 
©d)(u^  "beg  16.  ;3'af)r^.  ju  ^^utf^lüil^  in  Söhnten,  öon  feinem  Später,  einem  etian= 
gelifdjen  ^Pfarrer,  jum  5prebigtamtc  Beftimmt,  ftubirte  er  eine  3^^*  lang  ^n 
äöittcnöerg  unb  auf  anbcren  f)o'^en  ©d)ulen,  30g  fid^  bann  aber,  o^ne  ein  geift= 
licfieS  2tmt  anjune^men,  in  feine  ^pcimattj  jurücf.  ©eit  1619  trat  er  al§  ©d)rift= 
[teuer  auf,  berfünbete  in  feiner  „G^^ronologie",  auf  feltfamc  SSerei^nungen  unb 
3at)IencomBinationen  geftütjt,  ba§  ^'la'Eien  be§  jüngften  2age§,  trat  bann  1620  in 
feinem  „^eitfpiegel"  miber  bic  9}erberBniffe  ber  J^ird^e  unb  ®eiftli(i)!cit  auf, 
mu^te  aber  Batb  barauf  in  S^olge  ber  auSgebrodienen  ißroteftantenberfolgungen 
fein  !6öl)mifcf)e§  9}aterlanb  öerlaffen  unb  tlüd)tete  nun  junä^ft  eine  ^fit  lang 
in  ba§  bamatige  gro^e  9lft)t  ber  äjertriebenen  unb  ber  ©d)märmer,  nad)  Slmfter^ 
bam.  35on  i)ier  au§  lie^  er,  gemeinfd)aftlid}  mit  einigen  (S)efinnungSgcnoffen, 
toie  Qf)x.  9J[.  Sfiafeliug  u.  51.,  eine  9ieif)e  öon  fd)Wärmerif(^en  ©d)riftcn  (gebrudt 
6ef.  bei  ^anfon  u.  21.)  ausgeben,  3.  S.  „9)torgenrötI)e  ber  3Bei§t)eit" ,  ,.Pi-o- 
dromus  evangelii  aeterni  s.  chilias  sancta  etc.'",  „$ßortrab  be§  emigen  @öangelii", 
„©enbbrief  an^irten  unb  ©d^afe",  „^Jlonard^enfpiegel",  „(Se'^eimniB  bom  Scmpel 
be§  ^errn",  „©:pieget  ber  3Bal^rf)eit  unb  Söeisl^eit".  (5r  bertüirft  unb  fd)mä'f)t 
barin  alle  befte{)enben  Äir^en  al§  „ein  fleifd)lid),  menfc^Iic^,  animolifd)eS  ©ccten= 
babel",  i^re  ©eifttic^en  at§  „bud^ftäblid)e  Pfaffen"  ;  er  fclbft  miE  3U  feiner  ^ird)e 
unb  ©ccte  ge't)ören,  aber  and)  nic^t  felbft  aU  ©ectcnftiitcr,  9]!ifionär  ober  neuer 
*:prop!)et  angefel^en  fein,  fonbcrn  al§  „Siener  (5I)rifti  an  ber  ©emeinbe  ©otteS  im 
©eift  3U  5|^t)ilabel|3^ia" ;  er  miE  9lic^t§  ^u  tl)un  ^aben  mit  ben  berberbtid^cn 
(5)Iauben§artifeln  unb  ©ectenlel^ren ,  Ijei^en  fie  fat^oUfd),  luttierifd^ ,  calbinifd^, 
pl^otinianifd^  ober  toiebertäuferifd) ,  fonbern  mitt  an  6:^riftu§  allein  fid^  'i)aiUn, 
ber  33ibel  glauben,  bie  £}uinteffen5  bc§  mal)ren  (sl)ri[tent^um§,  ba§  etoige  ©bam 
griium  berfünbigen  unb  ben  2Bei§:^eitsfpiegel  ß^rifti  allen  Ü3lenfd)en,  au^  Subcn 
unb  3:ürfen,  borl^alten.  S)agegen  fe^en  bie  Ortl^obojcn  in  feiner  ^e'^re  (befonberg 
in  feinen  Singriffen  gegen  bie  fird)li(^c  6t)riftologie  unb  @nabenmittellel)re) 
^lid)t^  üU  ein  (Semifdt)  au§  allen  alten  unb  neuen  ^e^ereien,  au§  ©amofotini§= 
mu§,  ©abeEiani§mu§,  93lanid)äi§mu§,  5pclagianigmu§,  (5l)ilia§mu§,  2öeigeliani§= 
mu§,  furj  einen  „©t)n!reti§mu§unb  entl)ufia§mu§"  ber  gefäl)rlid)ften  9lrt.  i8eun= 
rul)igt  burd^  bie  gro^e  S5crbreitung,  meldte  biefe  Se^ren  unb  ©(^riften  ber  neuen 
^:prop:^eten,  bie  \\ä)  felbft  grleud^tetc  ober  Xf)to]op1)oi  nennen,    unter  bem  9}olf, 

*)  3u  3}b.  VI  ©.  602.  5licf)t  bie  ®d)ulb  ber  iöetfaffer,  fonbern  lütbvige  3ufätte  t)er= 
fd^tebcner  %xt  I)aben  e§  öerfc^ulbct,  bafe  biefe  unb  bie  folgenben  a3tograpl)ien  nic^t  am  ge<= 
t)örtgen  Otte  gebrutft  nierbcn  fonnten,  —  **    3u  «Banb  VI  ®.  612. 


giemming.        ,  279 

aQmentIi(^  in  yZorbbcutfc^tanb,  yartben,  traten  berfdiiebene  beut|(^e  2t)eoIogcn 
äuevft  mit  einzelnen  3uf(^n|ten  gegen  itin  an]  (|o  ein  ^oiprebigev  Ütoft  in  (Büftroto, 
ein  ^^rebiger  .^tegel  u.  31.),  benen  3^.  toieber  ©egenf^riiten  entgegenfe^te  (3.  35. 
., Examen  tbeologiae  Rostii"  u.  21.);  bann  öexeinigten  [icf)  bie  5)hniftetien  ber 
brei  ©tobte  ^amButg,  2nbtä  unb  SüncBurg  ju  gemeinsamen  ©(i)ntten,  toanbten 
ftcf)  an  ba§  ^Jtinifteiium  A.  C.  in  5lmfterbam  mit  ber  SSittc  ber  SSerBreitung 
ber  ©(^riften  ^eli^tnliüuex'^  Sin^lt  ju  t§un,  unb  16ejd)Iofjen  auf  einem  ßonbent 
3U  WöUn  im  Wäx^  1633,  ba§  S5oIf  bor  fotd)en  ©d)toärmereien  ju  marnen  unb 
bie  ^ülie  ber  Dbrigteit  batoiber  in  3lnfpru(^  ju  ne^imen.  ^flicolau^  ^unn  fcEirieB 
im  ^Jlamen  ber  lübecE'jcEien  (Seiftücfifeit  jeinen  „auSjül^rlicfien  33eri(i)t  öon  ben 
neuen  ^rop'^eten",  1634,  bem  i^.  eine  „@rünblid)e  SBerantmortung"  entgigenfe^te. 
tiefer  lie^  \\ä)  barauj  ju  55eberlefa  Bei  SBremen  nieber,  tt)0  er  17  Sat)re  leBte 
unb  ßonbentüel  i)ielt,  big  ex  toegen  unbefugter  ©acrament§öertoaltung  mit  SBeiB 
unb  .<?inbern  au§getoiejen  tourbe.  51I§  er  fpäter  ^u  ©ulingen  in  ber  ©raffc^aft 
■6ot)a  fein  SBejen  trieB,  tourbe  er  auf  Sejel^l  ber  t)annoöerfd)en  ülegierung  1657 
öerl^aftet  unb  im  Slmf^aug  ju  ©t)!e  gefangen  gehalten,  too  im  Sluftrag  be§  (£on= 
fiftortum§  öon  Seite  ber  ©u^jerintenbent  9tübecEer,  ein  $aftor  ^äfeBerg  u.  21. 
SSe!et)rung§tierfu(^e  Bei  i^m  machten,  ©einer  .g)aft  enttaffen  ging  er  nad^  Jpam= 
Burg,  tüo  er  ©ermoneS  üBer  bie  ©onntagSebangelien,  eine  „Schola  passionis", 
.,noYum  lumen  fidel",  ,,nova  cosmographia"  fc£)rieB.  Ort  unb  3^^^  jeine§  Xobeg 
(er[t  nad)  1660)  ift  unB^fannt.  — 

6ine  SSiograp'^ie  unb  33eräei(^ni^  feiner  ©c^riften  (46  5lummcrn)  l^at 
Slbelung  p  geBen  t)erfud)t  in  ber  @ef(i)i(^te  ber  menf(^li(f)en  ^lorr'^eit  IV, 
©.  400  ff.;  ögl.  auc£)  &.  3lrnotb,  ^ird;)en=  unb  ^e^er^iftorie ,  21)1  III,  5, 
©.  55  (2lu§g.  t)on  1700);  ©tariien'l  SüBect^fc^e  Äirc£)en^iftorie ,  ©.  790; 
5ßertram  öon  ßüneBurg  ©.  216  ff.;  |)agenBac§,  Ä.=®.  23b.  Y,  ©.  345,  unb 
in  ^er3og'§  t|.  31.6.  IV,  ©.  348;  ®.  gfranf,  ©efci).  ber  proteft.  2^eoI.  I,  357. 

2Ba  genmann. 
S-Icmming *) :  .^ einrieb  ^etno  öon  fy.,  gelbmarfc^aH,  geB.  am  8.  ^ai 
1632,  ftarB  in  feinem  ©c^Io^  SBufoto  Bei  ßcBu§  am  l.mäx^  1706.  2lu§gcrü[tet 
mit  gebiegener  toiffenf(^aftli(i)er  23orBilbung  unb  in  ^oEanb  in  ÄriegSbienft  ju 
SCßaffer  unb  ju  Sanbe  gefdjult,  trat  er  in  ba§  öatertänbifdie  BranbenBurgifdie 
.^eer.  .  Stßöl^renb  ber  J?rieg§paufen  machte  er  anbcrtoeit  ^^^elbjüge  mit  unb  erhielt 
tt)egen  feiner  J?lugl)eitl  unb  faltBlütigen  5ta|)ferfeit  mannigfarfie  2lngeBote  für 
einen  Sienftttetfifel.  ^m  2Iprit  1682  trat  er  at§  gelbmarfdjaE^  Lieutenant  in 
bie  furfä($fif(^e  2lrmee.  ©d^on  am  15.  g^eBr.  1684  toarb  iljm  ba§  Gommanbo 
üBer  bie  fäcfififd^en  Siruppen  üBertragen;  ncnij  bem  Xobe  be§  i5reli>ntarf(^all§ 
ö.  b.  @ol3  er'^ielt  er  am  8.  ©ept.  1688  bie  SBürbe  eine§  getbrnarfd^aHS.  1688 
unb  1689  commanbirte  er  unter  ^urfürft  @eoig  III.  bie  fäd^fifc^en  Siruppen  am 
9ll§ein,  toar  l^ier  jeboc^  öielfad^en  perfönlid£)en  ^ränfungen  au§gefe^t,  inbem  i'^n 
bie  faifertii^e  Generalität  ber  5Beftec£)ung  Bef(f)ulbigte.  3lnfang  1691  Dom  .^ur= 
fürft  öon  SSranbenBurg  reclamirt,  öerlie^  er  am  9.  2lpril  jenes  ^al^reS  ben 
fäd^fifd^en  ©ienft;  3U  feinem  2l6gang  toirtten  jebenfallg  bie  ermä'finten  i^n  tief 
Derte^enben  ©treitigfeiten  mit  ben  öfterrei(i)ifd)cn  ©eneralen  mit.  @r  war  je|t 
an  ©teile  be§  in  färf)fifd^e  S)ienfte  tretenben  ^e^t'^cirfd^att^S^ieutenant  b.  ©d^öning 
furBranbenBurgifd)er  g^elbmarf d^att,  ber  brüte  ber  bamal§  im  BranbenBurgifi^en 
■Öeere  öor^anbenen  4  g^elbmorfd)äI(e.  ®er  2}ater  beg  „alten  Seffauer",  ^o^nn 
@eorg  II.  bon  Seffau,  unb  S)erfflinger  Befleibeten  biefe  2[Bürbe  feit  1670;  bem 
bierten,  g-rei^errn  bon  ©paen,  mangelte  fyelb^errengefd£)icf.  5ßIi'ni^^1cE)<^^  gtemming 
entfpradt)   ben  ©rmartungen   be§   ßurfürften   burd£)  glorrcid^e  2ßefe^l§fül)rung  Bei 


*)  3u  35b.  VII  ©.  117. 


280  i^^od  -  g;iotttoett. 

bell  branbcnBurgtfcficn  Sru^fcn  in  glanbern.  2)em9emä^  tourben  i^m  Bei  jeinem 
tüegen  3errüttetci-  @efunbf)eit  1698  erfolgenben  Sluetvüt  qu§  bcm  5£)ien[t  bte 
|)ommcr](f)e  ©tatt{)alteiii^ait  unb  8000  ZfjaUx  3taf)te§einfünfte  fietaffen.  Uebrigen§ 
toar  er  jeit  1678  Ülu^nie^er  bev  3o^cinnitev  =  6omt'^urei  (5ci)iebell6eirt  unb  toarb 
1700  in  ben  9leirf)§gmienftanb  erl^oben.  9ta(^3Ui-ü^men  ift  it)m  l^o'^e  Sej($eiben= 
l^eit.  (Sri-  Sippe.     äÖinfler. 

glorf*):  ®i-a§mu§  ^.,  geb.  gegen  1520,  f  am  21.  2^uli  1568  in  9lürn= 
berg ,  ftubirte  9Jlat!§emati!  (bei  ^ot).  <Bä)onex) ,  ^Jlebicin  unb  ^umaniora  unb 
war  1537  in  äöittenberg  bei  Ol^ticuä.  3fm  ä-  1543  tourbe  er  auf  9)lelan(^= 
tt)on'§  (Smpje'filung,  al§  9tt)äticu§  in  Seipjig  bie  ';|3rofeffur  ber  'DJtatl^ematif  ert)ielt, 
äum  ^4^rofef|or  ber  ^JJlatl^ematif  in  Söittenberg  ernannt,  bod)  bet)ielt  er  bieje  ©teEc 
nic^t  lange,  fonbern  ging,  nai^bem  er  im  .^^evbft  1545  Dr.  med.  geworben, 
wieber  nad)  ^iürnberg,  Wo  er  aber  ntd^t  mit  (Slürf  praüicirte.  dr  trieb  ba^er 
^at^ematif  weiter  unb  gab  1550  eine  neue  3luflage  bon  ^45eurba(^  unb  9tegio= 
montan'S  ,,Ei)itome  Almagesti  Ptolemaici"  f)erau§.  1559  öeröffenttid^te  er 
@ebi(^te,  Weldie  auf  .Soften  ber  ^arifer  Slfabcmie  herausgegeben  Würben. 

23gl.  S)o|)petmat)r ,  ^kd^ric^t  ö.  b.  Dlürnb.  ^Jlaf^ematifern  u.  Äünfttern, 
Ülürnb.  1730.  Srui)n§. 

JvIotttiJCÜ **) :  Sbuarb  |)einri(i)  bon  f5-,  geb- ju  ^nfterburg  am  23.  3iuü 
1786,  ©D^n  eine§  angefct)enen  bortigen  ^uftij  =  SommifjariuS  unb  6riminal= 
^irectorS,  ftammt  auS  einer  unter  ben  legten  (Stuarts  au?  föngtanb  nac^  i^annoüer 
unb  öon  bort  nad^  Sittf)auen  überficbelten  (5'Qniilie.  9ia(|  S3oEenbuug  feiner 
wiffenfc^aftlid^en  3}orbcreitnngen  auf  bem  @i)mnafium  ju  iLilfit  bcjog  er  bie 
Uniberfität  ju  itönigSbcrg,  wofelbft  er  neben  bem  iuriftifd)en  gadiftubium  bie 
SSortefungen  bon  Äant  unb  t^'tjriftian  Sacob  ,^rau§  t^örte,  bie  einen  wefeutlid) 
beftimmenben  ©influ^  auf  feinen  ßntwicielungSgang  belC)ieUen.  ©(^on  im  19.  ^af)re 
trat  er  am  16,  f^ebruar  1805  junäc^ft  unter  ber  Seitung  feineS  eigenen  SSaterS 
in  ben  praftifc^en  ^uftiä^iienft.  §larf)  äurürfgetegtcm  großen  i^ufti^ej-amen  arbeitete 
er  nod^  einige  $^ni  als  5lffeffor  beim  Tribunal  in  Königsberg.'  ^m  3.  1808 
ging  er  auf  ben  2Bunfd§  feineS  35aterS  nacf)  ^nfterburg,  wo  er  4  3^at)re  beim 
DberlanbeSgerid^t  bafelbft  befct)äftigt  Würbe.  %ux6)  ein  eigenes  3ufammentreffen 
gef(i)at)  eS,  ba^  er  1812  ^ugleic^  baS  5ßatent  jum  SlegierungSratf)  unb  alS  Dber= 
Ianbc§  =  ®erici)tSrat^  ert)telt.  S)er  bamalige  ^^^räfibent  b.  ©d^ön  in  ©umbinnen 
'Ejatte  nämlidE)  feinen  Uebcrtritt  jur  üiegierung  geWünfd^t  unb  ju  biefem  ^wecfe 
feine  Ernennung  3um  9legierungSrat^e  befürwortet  unb  erwirtt,  wäl^renb  glei(f)= 
zeitig  unb  in  entgegengefe^ter  2tbfici)t  fein  patent  alS  CberIanbeS=(5)erid)tSratl^ 
auf  ben  Eintrag  beS  bamatigen  S^ftijminifterS  b.  ÄirdE)eifen  bottjogen  unb  auS= 
geftellt  Worben  War.  @r  30g  jeboct)  bie  erftere  2InSfid)t  bor  unb  ging  Slnfang 
©ecember  1812  als  9tegierungSratl)  nad)  ©umbinnen,  wofelbft  er  an  ©teEe  beS 
erfranften  9iegierungSbirector§  ©d^utä  bie  33erpflegung  unb  ßinquartirung  ber 
Gruppen  übernel^men  mu^te.  Dtad)  bem  2:obe  feiner  erftcn  3^rau  (Januar  1813) 
fc^Wer  erfranit,  beabfid)tigte  er,  faum  genefen,  fici)  jum  gintritt  in  bie  9lrmee 
im  Kampfe  für  baS  93aterlanb  ju  melben.  6r  Würbe  jeboc^  burc^  b.  ©d^ön 
beranla^t,  biefen  5)3lan  aufjugeben  unb  bem  S5aterlanbe  feine  Kräfte  auf  anbere 
äBeife  nüpidl)  ju  madigen,  (är  Würbe  auf  3  5)tonate  nad^  S)an3ig  jur  Drbnung 
beS  bort  fel^r  in  9}erwirrung  gerat^enen  SJerpflegungSWefenS  für  baS  ruffifd)e 
ßorpS  unter  bem  ^erjog  bon  SBürtemberg  gefd^icEt.  5iadC)  ber  Seenbigung  biefeS 
l^öd)ft  befd)Werlid)en  (S5efd)äftfS  !e'^rte  er  nad)  ©umbinnen  jurücE,  Wo  er  als 
^räfibialrat^  unter  ©^ön  arbeitete.  5Jlit  ße^terem  ging  er  1816  nad^  Berlin 
3ur  33erat:^ung  über  bie  Drganifation  ber  J^anbeSbel^örben  unb  würbe  fpöter,  alS 


*)  3u  Sb.  VII  g.  124.  —  **)  3u  93b.  YII  ©.  135. 


gtotttoell.  281 

©d^ön  bie  ^rotiitij  9öeftpreu^en  überna'^m ,  aU  ©e^etmer  9tcgierung§rati)  bem 
Gottegium  ju  Sandig  üBerlüiefen.  ^m  ^.  1825  tüurbe  er  —  39  ^a^re  alt  — 
äum  9legierung§präfibenten  in  ^krientnerbci:  ernannt.  @ine  gro^e  JpungerSnof^ 
im  ^.  1827  joföie  bie  in  ^olge  ber  S)ei(i)burd)brüii)e  entftanbenen  allgemeinen 
äBei(i)felüberj(f)Wemmungen  beS  S.  1829  gaben  i^m  @ctegenf)eit  jeine  jeltene 
organifatori|{^e  iße|äl)igung  unb  jeine  l^ingebenbe  Sütjorge  iiir  ben  if)m  anber= 
trauten  Sejir!  in  gtänjenbfter  Söeije  ju  geigen,  fo  ba^  jein  ^tame  nod)  je^t 
unter  ber  33eöölferung  nid)t  toergeffen  ift.  3Sci  einem  Stuient^U  in  3Beft:preu^en 
lernte  griebrid^  2BiI^ehn  III.  i^n  ^erjönlic^  fennen  unb  fa|te  ein  großes,  fiif) 
bei  aEen  j))äteren  Berührungen  ftct§  erneuernbe§  ^«trauen  ju  it)m.  lud)  ber 
in  feiner  Segleitung  befinblid^e  junge  ^prina  äöill)elm,  ber  je^ige  taijer,  iül)lte 
fid)  burd§  bie  irijd^e  offene  5pcrfönli^_!eit  ^lottlcett'S  lebl)aft  angezogen.  ®iefe§ 
feltene  5ßertrauen  feine§  Äönig§  berief  il)n  balb  in  eine  lerOorragenbe  Stellung. 
5to(^  5lu§brud)  ber  ^olnifclien  ^teöolution  im  ^.  1830  Irurbe  er  jum  Ober= 
:präfibenten  ber  burd)  biefe  2Birren  ebenfalls  bebro^ten  ^roüinj  5]3ofen  ernannt. 
®urd)  SSefonnen^eit,  gtui)e  unb  ©nergie  gelong  e§  i'^m,  jeben  SJerfuc^  ^^y.  ?^4^" 
le^nung  gegen  bie  ^reu^ifd)e  Ütegierung  abjutoenben,  wenn  ouc^  bie  eifrigfte 
©i^mljat^ie  unb  ber  Bu^ug  3al)lrei(^er  Snfaffen  ju  ben  9tetiolution§truppen  nic^t 
öer^inbert  Serben  !onnte.  S)iefe  ©timmung  in  ber  ^roöinj  unb  ber  gefäl^rlit^e 
einflu^,  ben  ber  |5olnifc^e  3lbel  unb  bie  ebenfatt§  ganj  Ijolnifc^e  !att)olif(^e 
@eiftlid)feit  auf  bie  33etiölferung  ausübten,  ^t\^im  il)m  ben  3Seg,  ben  er  mit 
uuerf(^ütterli(^er  gonfequenj  unb  raftlofer  ßnergie  ^ei)n  ^a^xt  l)inburc^  in  ber 
3}ermaltung  ber  ^Proöinj  ^^ofen  öerfolgt  l)at  unb  beffen  Erfolge  noc^  l)eutigen 
Sageg  3U  erfenncn  finb  unb  feinen  Flamen  in  banlbarfter  Erinnerung  in  ber 
^proöinä  fortleben  laffcn.  @r  felbft  Vt  bitfen  äBeg  in  einer  fpäter  jur  Dffent= 
lid)en  ^enntni^  gelangten  S)en!fc^rift,  bie  er  bem  Könige  ^-riebric^  Söil^elm  IV. 
einreichte,  bal^in  be^eic^net,  bafe  er  bie  innige  SSerbinbung  ber  ^roüinj  ^^ofen 
mit  bem  :preuiifc§en  ©taat  baburc^  ju  förbern  unb  3U  befeftigen  ftrebte,  baB 
bie  i{)ren  |)olnifd)en  ©inwol^nern  eigentl)ümlid)en  9tid)tungen,  @emol)nl)eiten  unb 
Steigungen,  bie  einer  foli^en  S3erbinbung  toiberftrebten,  aUmäljlic^  befeitigt,  ba^ 
bagegen  hie  Elemente  be§  beutfd)en  Sebeng  in  feinen  materiettcn  unb  geiftigen 
5ßeäie|ungen  immer  mel)r  in  i^r  öerbreitet  toürben,  bamit  enblid)  bie  gänjlid^e 
^Bereinigung  beiber  Slationalitäten  als  ber  ©d)lu|  biefer  2lufgabe  burc^  baS  ent= 
fd)iebene  ^erüortreten  beutfi^er  Kultur  erlangt  merben  möge.  Slm  fräftigftcn 
unb  augleid)  tDillfommenften  glaubte  er  bie  Bt^ede  be§  ©taatS  burd)  bie  ©orge 
für  bie  materiellen  ^ntereffen  ber  ^roöina  3U  lieben.  Sie  ßntfeffelung  ber 
SSauern  unb  fleinen  ©tobte  öon  ber  gut§:^errlid^en  ©emalt,  bie  freigegebene  {Snt= 
toidelung  beS  ©ewerbeflei^eS  unb  bie  @rleid)terung  unb  35erme^rung  beS  a}er!e^r§ 
fottjie  bie  öertrauenSboHe  ©id)er'^eit  in  Sejug  auf  bie  @erid)t§pflege  unb  bie 
25erh3altung  mürbe  balb  als  eine  Söo^lf^at  ber  ©taatSregierung  öon  ber  33c= 
öölferung  anerfannt.  5Ui^t  minber  mu^te  bie  gleid^^eitiS  i"§  ße^^en  gerufene 
au^erorbentli^e  a}ermet)rung  ber  Unterrid)tS=  unb  33itbungS=9lnftalten  felbft  bem 
bunfelen  ®efü:^l  beS  |)olnifd)en  SanbmanneS  alS  eine  mol)lmollenbe  3?ürforge  ber 
preu^ifc^en  ^Regierung  erfd)einen.  Sei  ber  zerrütteten  finanjiellen  Sage  ber  \)oU 
nifdjen  ©rofegrunbbefi^er  mar  eS  enbli($  fein  Seftreben,  beutfd^e  intelligente  Se= 
fi^er  an  ©teEe  ber  ju  ©runbe  gegangenen  $olen  in  baS  Sanb  ju  jiel^cn  unb 
fud)te  er  biefen  Seftrebungen  burd)  eifrigfte  Unterftü^ung  beS  ©taatS  ju  §ülfe 
3u  fommen.  ®ro^e  jur  ©ub^aftation  ober  jum  Serfauf  fommenbe  ©üter  mürben 
t)om  ©taat  angefouft  unb  im  ©an^en  ober  in  fteineren  (Sütern  je  nac^  bem 
toirtl)fd)aftli(^en  Sebürfni^  an  beutfd^e  Sanbmirt^e  unter  biEigen  33ebingungen 
beräuiert.  äöenn  ^■.  aud)  in  biefen  Seftrebungen  ber  bis  ba^in  :^errfd)enben 
polnifd^en  9tid)tung  entfd^ieben  entgegentrat ,  f o  war  eS  boc^  nur  biefe  9tic^tung 


282  gtotttoeH. 

He  er  befämpjte  unb  loelt^e  er  mit  Otet^t  für  unöercinfiar  mit  bem  2öo^te  bc» 
©taate§  ^ielt.  ^JDlit  ben  $oIen  felBft  berfef)rte  er  öielfarf)  frcunbfdjajtlid)  unb  ftonb 
i;^nen  nä|er,  al§  bie§  unter  ber  jpäteren  Ütegierung  jtoifd^en  3)eut^en  unb  ^^olen 
öorfam.  6r  fdmptte  mit  offenem  S3ifir  unb  ^eber  mu^te,  wie  er  mit  i^m  brau 
war,  tt)a§  auä)  bie  '^olen  bcreitmiHig  anerfannten.  ^n  g(ü(ilirf)|ter  äöeife  würbe 
g.  burd)  ba§  ^^i'^'^iJ^ft^^i^'f^n  mit  bem  if)m  eng  Befreunbeten  commanbirenben 
©eneral  ö.  ©rotmann  in  allen  feinen  33eftrebungen  unterftü^t.  5lac§  10  crfolg= 
rci(i)en  Sfa^fl^'^i^»  benen  bie  ^rotoin^  ^|>ofen  ein?n  ungeat)nten  3luff(i)n)ung  öerbanft, 
würbe  i5f.  ant  20.  2)ccem6cr  1840  al§  £)ber|3räfibent  nad^  ber  ^robinj  ©acfifen 
öerfetit ,  naii)bem  er  Bei  ber  ^ulbigung  in  ,$?önig§6erg  am  10.  ©e^jtember  1840 
3um  wir!tid)en  @el^eimen  9iat|  mit  bem  2itcl  ßycetten^  crl^oBen  Worben  war. 
SBö^renb  feiner  bortigen  SL'^ätigfeit  fanb  er  burd)  ben  öer^eerenben  i^Branb  üon 
Hamburg  im  ^.  1842  eine  bentwürbige  @elegenf)eit  au(i)  au^er'^alö  feine§  preu= 
|ifd)en  23aterlanbe§  fein  organifatorifd)eg  Talent  unb  rafttofe  Energie  ju  geigen. 
9U§  föniglid)er  6ommiffariu§  überna'^m  er  mit  ben  au§  gan^  S)eutf(l)tanb  ^u» 
ftrijmenben  SJlitteln  bie  g-ürforgc  für  bie  fdiWer  bebrängten  23eWot)ner  unb  löftc 
bie  3lufgaBe  fo  gtänjenb,  ba^  .^amburg  xi)m  ba§  61^renbürgerre(^t  öerlie'^.  3116er 
bereits  am  3.  53lai  1844  würbe  er  öon  griebric^  äöilljelm  lY.  jum  ©taat§=  unb 
^inan^minifter  berufen.  5Die  (Eröffnung  ber  erften  beutfi^en  ®ewerbeau§ftettung 
aEer  3oüöerein§ftaatcn  im  ^.  1844,  bie  er  mit  ben  oft  citirten  2Borten  fdilo^ 
„SJorWärtS  mit  beutfd^er  ^raft  unb  beutfi^em  lylei^" ,  foWie  ber  (Jrla^  ber 
preu^ifc^en  SeWerbeorbnung  im  ^.  1845  ftnb  B^UÖ^"  feiner  2;t)ätigfeit  in  biefer 
©teltung,  au§  wetd)cr  er  jebod)  nad)  jwet  ^al^ren  Wieber  auSfd^ieb,  Weil  er  eine 
9}eränbeiung  ber  Crganifation  biefe§  ^inifterium§  (Untcrorbnung  ber  6)elb= 
inftitute ,  ^an! ,  ©eet)anblung ,  <Stftat§f^u(benöerWaltung  unter  ba§  f5inanä= 
minifterium  unb  Trennung  ber  .Spanbel§=,  ^crg=  unb  ©atinen  =  $iierWaltung  bon 
bemfelben)  nid)t  burd)fe|en  tonnte ,  eine  organifd)c  Umgeftaltung ,  weld)e  balb 
barauf  al§  naturgemäß  unb  notJ)Wenbig  im  ^.  1848  anertannt  unb  auSgefül^rt 
würbe.  5tm  15.  ;3uU  1846  übernal^m  f^-  bo§  £iber))räfibium  bon  2Beftfaten. 
©eine  bortige  Sfiätigfeit  unterbrad^  ba§  ^al^r  1848.  33on  fieben  Söa^lbejirfen 
5ur  beutfdien  ^lationatberfammlung  gewäl^It,  ging  er  für  einen  3Bat)ltrei§  ber 
^robinj  (5ad)fen  nadt)  gi-'^nffurt  a.DJl. ,  um  bort  eine  ber  ftaat§männifd)cn 
©tü^en  ber  äu^erften  Stediten  ju  Werben.  3^m  f^ebruar  1849  bon  einem  2öaf)l= 
heife  ber  ^^>robinä  ^ofen  in  bie  bamalige  grfte  i^ammer  gewählt,  gab  er  ba§ 
grantfurter  ^anbat  auf  unb  trat  in  bie  preu^ifd^e  6r[te  Kammer  ein.  ^aä) 
ber  im  ©ommer  1849  erfolgten  Sluftofung  ber  ^Weiten  unb  3}crtagung  ber  erften 
Kammer  Würbe  il^m  bie  commiffarifdl)e  5ßerwaltung  feiner  lieimaf^lidien  ^^robinj 
^Jreu^en  übertragen.  S)od)  War  bie§  ßommifforium  nur  bon  fur,^er  S)auer, 
benn  fd)on  am  21.  ^uli  1850  würbe  er  jum  Cberpräfibenten  ber  ^Jiarf  25ran= 
benburg  ernannt.  S)iefe,  bie  fünfte  ^'robin,^,  Welcl)e  ly.  aU  Oberpräfibent  ber=^ 
waltete,  brad^te  il)n  in  bie  näd^ften  ^^erfönlidjen  iBejicliungen  foWol  gum  Könige 
griebrid)  SSil'^elm  IV.  al§  aud)  3um  bamaligen  ^^rinjen  bon  ^reu^en,  beffen 
l^ol^eä  S5ertrauen  er  im  boEften  5Jta^e  geno^.  (5r  feierte  l)ier  om  16.  ^ebr.  1855 
fein  50jiäl^rige§  2lmt§iubiläum ,  burd)  feinen  i?önig  mit  ben  Srittanten  jum 
rottien  Slblerorben  gefd^müdt,  bon  alten  5  ^^robinjen,  benen  er  borgeftanben  liatte 
unb  bon  jal^lreidien  Sßere^rern  in  feltenfter,  wärmftcr  SQßeife  geel)rt.  S)a§  fefte 
SBertrauen,  ba§  ber  5)3rinä  bon  ^ßreu^en  in  feine  patriotifd^e  @infid)t  fe^te,  geigte 
fid^  befonber§,  al§  berfelbe  al§  ^^ringregent  bie  3{egierung  übernal^m  unb  fofort 
am  7.  October  1858  §.  jum  ^Ulimfter  be§  ^nnern  anstelle  be§  5Jtinifter§  bon 
aBeft|):^alen  berief.  9tud^  nad§  Ütüdtritt  be§  5Jlinifterium§  5Jknteuffel  übertrug 
ber  ^^^rinjregent  unterm  6,  ^ob.  1858  i:^m  biefe  Stellung  unter  bem  5Jtiniftertum 
ipol^enäollern.     S)er  nunmel)r   74jal)rige  (Srei§  hxa<S)tt  bie§  fd^Were   D|3fer  bem 


Sricbtid).  283 

bringenben  3Bunfd)e  feineg  föniglidien  -^errn,  trat  aber,  iiQ(i)bem  ber  ^ßrin^regent 
in  bei-  ^^evjon  be§  (Srafen  (Sd^tcerin  einen  Ülai^iolgei;  für  i!^n  gefunben  ^atte, 
am  3.  ^uti  1859  toieber  in  feine  frühere  ©tellung  al§  DBer^iräfibcnt  ber  ^robina 
58ranbenburg  3urücf.  33ei  biefem  Stücftritt  öerliet)  i^m  ber  ^rinjregent  ba§ 
©roBfomf^urfreuj  be§  ipol^enjoEernorbenS  unb  Bei  ber  Krönung  in  Äönig§16erg 
ben  icfitoar^en  2lb(erorben,  mit  beffen  SBefi^  er  äugteic^  ben  erBU^en  5tbel  er'^ielt. 
Sief  gebeugt  burcf)  ben  im  5)^ärä  1862  erfolgten  Stob  feiner  langjährigen  2ebenl= 
gefät)rtin  30g  fy.  ficf)  am  1.  CctoBer  beffelben  Sat)re§  in  ba§  5ßribatlebcn  jurücl 
unb  na^m  feinen  2öoI)nfi^  in  Berlin.  ?lo(^  brei  ^a^re  führte  er  "^ier  ein  burd^ 
mand^erlei  Reiben  getrübtes  Seben ,  bi§  er  79  ^a^xc  alt  am  25.  '^lai  1865, 
am  <!pimmelfa^rl§tage,  feine  tl)atenreic^e  Saufba^n  befcE)lD^,  in  ber  er  brei  Königen 
mit  t)ingebenber  2:reue  unb  feltener  ftaat§männif($er  SSegabung  faft  60  ^la^re 
gebient  f)atte.  ©eine  lautere,  treue,  eble  5catur,  fein  lycuereifer  für  alle§  SBa'^re 
unb  ®ute,  mit  bem  er  auc^  miberftrebenbe  ©eifter  mit  ficf)  fortriß,  feine  5Renfd§en= 
freunblic£)feit  unb  eifrige  5ßfIid)terfüHung ,  ber  ^raftifd)e  SticE,  mit  melc^em  er 
immer  ben  $un!t  er!annte ,  auf  ben  e§  an!am ,  berbunben  mit  ber  einzig  ba» 
ftel^enben  ^enntni|  be§  prcu^if(i)en  ©taateS,  bem  er  smeimal  at§  5Jtinifter  unb 
al§  Oberbräfibent  in  fünf  ^probingen  gebient  "^atte,  bie§  5IIIe§  fiebert  it)m  eine 
©tette  unter  ben  SBeften  be§  iGanbeS,  beffen  2lnben!en  aU  eines  ber  erften  2räger 
äd£)t  |)reu^if(^en  S5eamtentl^um§  nod)  lange  im  preu^ifdien  ©taate  fortleben  toirb. 

b.  gtottmell. 
^rtebricO*),  •!pei'*3og  bon  Defterreid)  unb  @t  ei  er  mar!  unb  ^]}Urfgraf 
bon  93aben,  geb.  1249,  l)ingericf)tet  in  ^leapet  am  29.  Dct.  1268,  mar  ber 
(Sol§n  be§  üilarfgrafen  .^ermann  YI.  bon  SSaben  unb  ber  (Sertrub ,  %oä)tn 
^erjog  .^einri(f|§  be§  Öottlofen  bon  Cefterreicf)  unb  5li(i)te  unb  ßrbin  be§  in 
ber  <Bä)lüä)t  an  ber  Seitt)a  gefallenen  l^er^ogg  ^yriebriii)  be§  (Streitbaren  bon 
Cefterreii^.  Sf^ren  erften  ©ema^l,  3ölabi§lam,  ben  (Sol)n  ßönig  SBenjelS  I. 
bon  33ö]^men,  l)atte  fie  im  ^.  1247  berloren,  ber  jmeite,  ^ermann  VI.,  ftarb 
1250,  nac^bem  er  in  bem  il)m  öon  il^r  gefdienften  .^jerjogtlium  Defterreicl)  gegen 
bie  @rbanfprüd)e  be§  Sö^menfonigS  fcften  gu^  gefaxt  ^atte.  3}ergebene  mar 
barnad)  ba§  Semü^en  @ertruben§ ,  bem  @rbred)t  il)re§  unmünbigen  ©olineS  t^. 
Geltung  3U  berf(^affen,  jumal  feit  Söenjela  <Boijn  unb  ^lad^folger,  .^önig  Cttofar, 
in  ^-olge  feiner  Sßermäl)lung  mit  ^Jlargaret^a,  ber  ©cl)mefter  t^riebri($  be§  (5trcit= 
baren  bon  bem  ^erjogt^um  Oefterreid)  S3efi^  ergriffen  l)atte.  ^fjx  ©ol^n,  ber 
nur  leere  2;itel  führte,  benn  in  5ßaben  regierte  fein  Cl)eim  9tubolf,  berlcbte  feine 
^ugenb  am  ^ofe  feine§  S}ertoanbten,  be§  ^aiern'^eräogg  Submig  be§  Strengen, 
in  innigftem  |)er3en§bunbe  mit  beffen  gleiii)  länberlofem  ^Jleffen  Äonrabin,  ,^önig§ 
bon  Sei'ufalem  unb  (Sicilien  unb  iperjogS  öon  ©(^toabcn.  5ll§  biefer  enblid)  im 
^.  1267  nad)  mieberl)Dlten  D^ufen  ber  ©liibellinen  fic^  jur  ^ecrfal)rt  gegen  ^arl 
öon  Slnjou  anf{$icEen  fonnte,  brad)  ber  frü^  bcrmä^lte  ^^reunb  mit  il)m  auf. 
3tm  21.  October  jogen  fie  in  SJerona  ein.  31m  17.  Januar  1268  empfing  fic 
ba§  jubelnbe  Sßabia.  <g)ier  mie  bort  mar  längere  9la|t  geboten,  3U  53abo  bei 
©abona,  ha^  man  (Snbe  ^Jlärj  erreid)te,  felbft  äeittoeife  Trennung.  S)a  3U  menig 
bifanifd)e  ©(^iffe  erfd)ienen  toaren,  um  ha§:  ganje  .^eer  aufnel)men  ju  fönnen, 
entfd)lo|  fid)  ^.  mit  einer  ftarlen  Ibt^eilung  uad)  ^^abia  jurüd^ugei^cn ,  um 
bon  bort  aul  ben  £ur(^marfc^  burd)  xogcana  ju  erjmingen.  91m  2.  9Jlai,  faft 
einen  ^Jlonat  nad)  ^onrabin§  9Infunft,  l^ielt  aui$  er  feinen  ©injug  in  Pfa. 
5lm  25.  Sunt  fd^lug  er  auf  bem  2Bege  nad)  ©iena  bei^:i3onte  a  3}alle  im  9li-no= 
tl)al  ben  5)larfd)all  ^arl§  bon  Stnjou,  ^oliann  be  ^raifilDa,  unb  na'^m  il^n 
gefangen.     S}arauf,   am  24.  ^uli ,   ritt   er  an  ber  ©eite   Äonrabin§   mit  ben 


0  3«  aSb.  VII  (5.  585. 


284  Srtebtid)  iSubtoig. 

^äu|)tern  ber  ©^ibettinen  in  bog  im  geftgtana  ^langenbe  9tom  ein.  Unb  loieber 
natf)  einem  5Jtonat,  nad)bem  fie  am  23.  Sluguft  Bei  Jögliaco^ao  ben  ]d)on  ei-= 
tungenen  (Bieg  burd^  bie  Si[t  be§  ©egnerS  unb  eigene  jal|d)e  (5id)er!§eit  mieber 
üerloren  l^atten,  unb  fie  jatien  aU  gejagte  fylüd^ttinge  bie  2Bettftabt  wieber,  bie 
il^ncn  feinen  ©d)u^  bot.  ©icilia  ift  i^r  S}^^',  \^on  l^aben  fie  nadf)  glüdlid^er 
f^tut^t  burc^  bie  ßampagna  bei  SlStura  bie  i)o^t  ©ec  gemonaen,  al§  fie,  öon 
einem  ©ctinellruberer  einget)oIt,  ©ejangene  be§  ©rafen  Sot)ann  grangipani 
nsurben,  ber  fie  um  i)ol§en  ^Jßxd^  an  Äarl  bon  Slnjou  ausliefert,  ^n  beffen 
©ematt  xoax  ii)mn  ber  Xob  burc^  ^enfer§t)anb  gemi^.  Se|ttDiIIig  t)erma(i)tc 
f5f.  am  2:age  ber  ^inricf)tung  feiner  Butter  feine  9hcf)te  auf  ©teiermarf,  ben 
^erjogen  l'ubh)ig  unb  i^einrid)  öon  S3aiern  bie  auf  Ocfterreid^  unb  empfal^l 
il^nen  @emat)lin  unb  ©d)mefter,  ber  le^te  bitterfte  ©c^merj  gehörte  feinem 
fjfreunbe,  ber  i!§m  im  £obe  öoranging. 

Ütaumer,  @ef(i)id)te  ber  .^ot)enftaufen,  $öb.  IV.     (Sd)irrmac£|er,  S)ie  legten 

^ol)enftaufen.  (&c§irrmad)er. 

g-ricbrid)  lUlbmig*),  -^eräog  bon  ©d)te§iDig  =  .^olftein  =  58ec£,  geb.  am 
6.  5IpTit  1653,  t  in  Ä5nig§berg  am  7.  ^]äi3  1728.  (5r  gel^örte  einem  Stocige 
ber  iperjoge  bon  ^o(ftein  =  ©onberburg  an,  melc^er  unter  feinem  3}ater  3luguft 
5p^ilipp  bie  .g)errf(i)aft  ^ecf  bei  ^Rinben  ermorben  unb  baburd)  in  engere  S3e= 
äietjungen  ju  bem  Äurfürften  öon  Sranbenburg  getreten  mar,  in  golge  beffen 
mefirere  5Jtitgtieber  im  17.  unb  18.  3faf)r't)unbert  im  S)ienfte  berfelben  ju  ]^oi)en 
miütärifc^en  Slemtern  getaugten.  5lu(^  ^.,  ber  ^toeite  ©ol^n  2luguft  ^s^ilippS, 
gel^örte  ju  biefen.  9lad)bem  er  am  22.  3lug.  1676  öom  großen  Äurfürften  jum 
Dberften  unb  1686  jum  Generalmajor  ernannt  morben  mar,  errid)tete  er  ein 
Infanterieregiment,  ba§  nachmalige  ö.  ä>oB'fd)e,  ba§  er  bi§  1721  commanbirtc 
unb  an  beffen  ©pii^e  er  md^renb  be§  fpanifdien  6rbfotgefriege§  an  ben  ©(^ladjten 
bei  öubenarbe  unb  5Ralplaquet  fomie  an  ben  SSelagcrungen  üon  9ll)ffel,  Soornif 
unb  ^^Jlong  f^etlnatjm.  @r  geno^  bie  ©unft  .^önig  5riebrid)§  I.  üon  ^reu^en, 
ber  i^n  am  17.  San.  1701  burc^  bie  Sßfrleit)ung  be§  fdjmarjen  '^lblerorben§ 
au§äeid)nete ,  balb  barnad)  äum  (Statthalter  öon  5preu|en  unb  ©ouöerneur  öon 
Königsberg  erl)ob,  unb-  nod)  in  feinem  XobeSjaljre  1713  il)m ,  al§  er  fid)  burd§ 
bie  (Ernennung  be§  -S^erjogS  Seo)}olb  öon  ©effau  jum  fyelbmarfd)oE  jurüdgefebt 
glaubte,  biefelbr  Söürbe  ertfieilte.  2lm  26.  3iuni  1719  trat  er  nad)  bem  2obc 
feines  5^effen,  beS  ^erjogS  ^^-iebrid)  SBil'^elm,  in  ben  S3efi§  ber  ^errfd)aft  S3ed. 
6r  liegt  neben  feiner  ©cma'^lin  Souife  6t)arlotte  au§  bem  |)aufe  §oIftein=©on= 
berburg  =  3Iugnftenburg  im  S)ome  ju  Königsberg  begraben. 

(ö.  König),  33iograöl)ifd)eS  ßei-icon  k.,  %^l.  II.     3^.  ö.  Krog"^,  Beiträge 

jur  älteren  @ef(^id)te  beS  i)aufeS  <!p.=©onberburg.  Zf).  ^irfd). 


*)  3«  3^b.  VIII  ©.  23. 


©. 


v2)oob:  ^o^ann  5''-'^e^i-"i'$  öon  @. ,  eöaugeüji^er  x^eologe  unb 
Dtientatift,  geB.  am  10.  Dctbr.  1761  3U  Göppingen  in  SBürtembcrg ,  geft.  am 
2.  Wäx^  1832.  5)?acf)bem  er  in  ben  ^tofterfc^ulen  ju  SSlanbeuren  unb  33eBen= 
l^aufen  für  bie  t^eologifdien  ©tubien  öorbereitet  toar,  trat  er  1779  in  ba§ 
tl^eotogijd^e  ©eminar  ju  Tübingen  ein,  unb  tourbe  1781  9Jtagifter  ber  ^^ilo= 
fopl^ie.  ^m.  ^.  1784  na^m  er  eine  ©teile  at§  ^ofmeifter  5U  ©peid^er  im  Ganton 
Slppenjell  an.  ^n  feine  |)eimat§  jurürfgef e^rt ,  Ujurbe  er  1787  Stuffel^er  ber 
©eminarbifiliot^^e!  3U  3^übingen,  1788  Ütepetent,  1792  au^erorbentlic^er  ^ro= 
feffor  ber  5|31^i[ofo|)f)ie ,  1798  orbentIi(^er  ^roteffor  extra  Senatum  unb  3nfpec= 
toratSaffeffor  be§  ©eminar§,  1806  3)litglieb  be§  ©enat§  unb  @p^oru§  be§  (5e= 
minar§,  baju  1814  UniöerfitätSBibliot^efar  unb  enblid^  1815  ^J^rätat  unb 
©eneralfuperintenbent  öon  Tübingen;  aud^  ernannte  i^n  bie  Uniöerfität  Xübingen 
1817  3um  Soctor  ber  S^eologie.  ©eine  ©tubien  tagen  l^auptfäcf)liii)  auf  alt= 
teftametitü($=eregetifi^em  unb  fritifcfiem  (Sebiete,  auf  meldiem  er  35erbienftli(^e§ 
leiftete,  bo(f)  3u  ^äufig  ofine  (Srunb  unb  in  gefüllter  2Beife  öon  bem  Ue6er= 
lieferten  abttii^ ,  namentlich  im  2(nf($(uffe  an  bie  '^oHänbif(i)e  ©(i)ute  bie  tt)iE= 
fürtic^en  Stbteitungen  ^^ebräifd^er  äöörter  unb  Sebeutungen  au»  bem  3trabif(f)en 
tiebte.  Sr  fi^rieb  :  ,,Animadversiones  ad  loca  quaedam  Y.  T.",  1792;  „Beiträge 
äur  ©rüärung  be§  fogenannten  §ol^en(iebe§,  ^of)eIet^§  unb  ber  .^tagetieber",  1795; 
„ha^  33u(^  Öiob  bearbeitet",  1809;  „Diiudicatio  antiquarum  Hoseae  versionum, 
P.  1.  2.",  1812;  „Jpanbbuci)  pm  p^itofopifrfien  S}erftef)en  ber  apotrtip^ifc^en 
©(Triften  be§  2l(ten  2:eftamente§" ,  58b.  1.  2.,  1818—19.  —  2lu(^  bearbeitete 
er  bie  Ü)ef(i)i(^te,  ^ir($en=,  S)ogmen=  unb  2iteraturgef(^i(f)te,  u.  31.  finb  ju  nennen 
bie  anonl)m  erfc^ienenen  „3lb§anbtungen  jur  S)ogmengefd)id)te  ber  älteren  grie(^i= 
f($en  Mxäjt  bi§  auf  bie  3eit  Giemen^  bon  Slleranbrien",  1790.  ©eine  „3tpo= 
logie  @regor§  VII.",  1792  erregte  3luffe^en,  fanb  aber  au(^  aU  in  einer 
3eit,  tt)el($e  in  ber  SSerbammung  be§  mäc£)tigen  Äir($enfürften  einig  ju 
fein  f($ien,  öiel  Söiberfpruci).  ^^erner  berfa^te  er  einige  ©c^riften  jur  Äunbe  ber 
morgenIänbif(^en  ©prac^en:  ,,Yersio  carmiuum  quorundam  Arabicorum.  quae  in 
Abiilphedae  Annalibus  muslemicis  continentur" ,  1810  unb  3luffä^e  jur  ft)ri= 
fc^en  Sitteratur  in  ^aulu§'  9leuem  9iepertorium  für  bibtifc^e  unb  motgentänbifi^e 
gitteratur  unb  in  ^aulus'  ^emorabiüen.  @nbti(^  toar  er  ou(^  Don  1793  bi§ 
1809  al§  .§eraii§geber  ber  Sübinger  gete'^rten  Stujeigen  f^iitig. 


236  ^^^^  —  ©abefenh. 

SSgl.  ßifenbac^,  Seji^reibung  unb  (Befc^ic^te  bcr  Uuiöerfität  Tübingen 
(5.  413.  mtüid,  &tl.  %.  II,  470  unb  gtad^träge  in  S3b.  9.  11.  13.  17. 
22.     ^Zeuer  ^Jlcfrolog  1832.  I,  132.  9iebg[o6. 

©aal:  ®eovg  öon  @. ,  ein  nic^t  unangeje^encr  D|tcrrei(^iicf)er  Xic^ter. 
©eboren  am  21.  9lpri(  1783  ju  '^reBbutg,  erfjiett  er  eine  gelef)rte  Sitbung  unb 
ftubitte  !pf)i(oio)3ie  unb  ^uvispruben-i  ^u  Grtau,  ^^reputg,  ^eftf)  unb  SÖien. 
^}lad)  Doüenbcter  afabemiitfier  Saufba^n  trat  er  1804  in  bie  Sienfte  beö  dürften 
gftcrtiajlj  bei  befien  2)omänenregie  in  Sifenftabt  unb  1811  atö  beffen  33ibüo= 
tt)efQr  3u  äöien;  al§  i'otc^er  fo  toie  al§  (iJalleriebirector  penfionirt,  ftarb  er  ba= 
felbft  am  8.  D^oöbr.  1855.  6.  h)ar  ein  üor3Ügüd)e§  latent,  mit  (eb^arter 
ßinbilbungsfrait,  ScEiarriinn  unb  SBärme  aulgeftattet ,  ba§  befonber»  gtücflic^ 
in  ber  poetifctien  6r^äf)[ung  jicf)  öerjuc^te  unb  au|erbem  bie  beutfc^e  ßitteratur 
mit  bortreffticf)en  Uebertragungen  aus  bem  Ungarijcfien  berei^erte.  Sin  beion= 
bereö  ^erbienft  f)at  er  fic^  burc^  fein  „(5prüct)tt3örterbu(i)  in  jec^ö  Spract)en" 
(beutfcf),  engüicf),  tateinifd^,  italienijc^,  Tranjöfifti)  unb  ungariic^)  erworben,  bas 
1830  ju  ^ien  erfd^ien.  %it  ©runbiä^c,  tüetcfien  er  bei  beffen  3tnorbnung 
fotgte,  ttjaren,  jebeni  bcr  unter  einer  ^Inja^t  atp^abetifrf)  georbneter  ^J)taterien 
öorfommcnben  beutf^en  Sprü(i)roörter  ein  enifprerfienbes  frembe  ber  genannten 
Sprachen  beijufe^en.  Siabei  richtete  er  fein  9Iugcnmerf  juüörbcrft  auf  bie  2}er= 
toanbtfd)aft  berfetben  unb  bema^  feine  SSo^t  in  Srmangetung  einer  ganj  genauen 
Uebereinftimmung ,  nacf)  bem  ©rabe  nätierer  ober  ternerer  3ie^nüd)feit  unb  28e= 
äie^ung  in  ^i(b,  ©inn  unb  Sebeutung  fo,  baB  er,  ba  auf  bicfe  äöeife  alle  unter 
einem  Sct)lagroorte  ftet)enben  8prü(i)mörter  fi^  gegenfeitig  fetbft  erftären,  öon 
ber  (ärtäuteruug  einzeln  fifimer  ^u  öcrftct)enber  glaubte  Umgang  nehmen  5u 
bürfcn.  3^te  ©ammtung  umfaßt  1808  beutfd)c  ©prüctjmörter  unb  fprüct)toört= 
lic^e  9leben§arten. 

öoebefe,  &x.  III,  1.  16H  unb  767  (ttofetbft  feine  fämmtli(i)en  ©Triften) 
unb  ©uringar,  Gralmus.     Utrecht  1873.     XCVI— XCVII.  ^.  ^francf. 

©aasbcct :  3  a  c  o  b  öon  ^Ibcoube,  ^err  ö.  &.,  aus  einer  Utre(i)ter  2lbel§famiüe 
tDQ§rfrf)einIi(f)  6nbe  beö  14.  ^ai)xi)ünhtxt'^  geboren ,  mar  ein  öaupt  ber  ^a6el= 
jau'fd^en  '^^artci  in  .öollanb,  mo  er  au§gebe§nte  ©üter  befa§.  (Sin  au§ge,iei(i)= 
ncter  :)titterömann  unb  Ärieger,  babei  ein  rücffirf)t»(ofer  ^arteimann,  mie  bie 
mciften  feiner  gfitS^noffen,  warb  er  1425  öon  bem  @emat)I  ^acohäa^,  ^o^ann 
öon  SSrabant  jum  ©tattt)atter  über  ^oUanb  eingefe^t  unb  leitete  at§  fotct)er  bcn 
Ärieg  gegen  bie  .ipoefs  bi§  1428,  mo  ^$t)itipp  öon  Surgunb  bie  Dlegierung  über= 
na^m  unb  i^n  in  feinen  9tatf)  aufnaf)m.  ©pätcr  fpiette  er  eine  Bebeutenbe 
9toüe  in  ben  Utrec^ter  23irren ,  too  er  öon  2Bifrf)of  9lubo(pt)  öon  3^icp^oÜ  ge= 
fangen,  feiner  meiften  ©üter  beraubt  unb  öerbannt,  öon  beffen  5iac^Totger  jebod) 
töieber  jurücEgerufen  unb  in  feine  @üter  eingefe^t  marb.  2;a§  iobesja^r  biefes 
feiner  ^dt  roeit  genannten  ^artcif)aupteg  unb  Ärieger§  ift  ungemiB,  n)a^rfct)ein= 
tid^  um  1459.  ^4?.  2.  mülltx. 

ÖJabclcil^:  .öani  ßonon  öon  ber  @.,  geb.  am  13.  Dctbr.  1807  in 
Stttenburg  (©o^n  beö  1831  geftorbenen  @ef)eimratl)§  unb  Äanjters  .spang  Äart 
ßeopotb  ö.  b.  &.) ,  empfing  feine  ©ct)u(bitbung  auf  bem  bortigen,  bamal»  öon 
3Jlatt^iä  geleiteten  @t)mnafium,  ftubirte  1825—28  in  2eip3ig  unb  ©öttingen 
9tec^t5=  unb  6amcraltt)iffenfct)aften,  trat  1830  in  ben  '^erjogüct)  attenburgifctien 
©taatsbieuft  unb  begleitete  öon  1831—47  bie  ©teile  eine§  Otegierung5=  unb 
^ammerrat§§.  1847  jum  ganbmarfcf)all  be§  ©rol^erjogt^umö  Söeimar  getoä^lt 
öerlieB  ö.  b.  &.  mit  bem  ^räbicate  eineö  @e^eimratf)5  ben  altenburgifcl)en 
©taatebienft,  ging  1848  at§  93ertrauen§mann  ber  födififc^en  güi-'ftent^ümer  nac^ 
granffurt  a.  SIR.  unb  fungirte  fpäter  al&  33unbe§tag§gefanbter  big  jur  Stuflöfung 
be§   58unbegtage§   (^uli    1848).     :3m   -itoöember   1848  tourbe  er  an  bie  ©pi^e 


®abelen|.  287 

be§  5Jlinifterium§  in  3lltenbui-g  beiufen  unb  nat)m  all  ^Jtiniftcr  x'ijdi  an  ben 
tejultattojen  Gonfercnjen  her  t^ürinöi|d)=fä(i)ftf(^en  Staaten  jur  ^erfteÜung  eine! 
33ei-banbe§  jür  bie  3?e'^anblung  gemeinfamev  3ln9ctegen!§eiten ,  legte  aber  im 
Jluguft  1849  bie§  3lmt  nieber,  tuie  er  aud^  furj  tox^ex.  beim  (Eintritt  beö  neuen 
Sßaf)tgefe^e§  bas  njeimarifc^e  ^anbmarfd)attamt  nicbergelcgt  fjotte;  ^Tiläx]  1S50 
touibe  er  öon  5Utenburg  aU  lltitglieb  be§  Staatenljaufeö  jum  (Ji-furter  5))aria= 
ment  gefanbt,  1851  in  ben  ^lltenburger  Sanbtag  getoä^lt  unb  toax  beffcn  ^JUt= 
glieb  unb  ftets  miebergetüäfilter  '^-^i'äfibent  bi§  1870.  SSon  ba  an  entfagte  er 
ben  Liffentticf)cn  @efd)äiten  unb  ftavb  am  3.  ©eptbr.  1874  auf  feinem  @utc 
Semni^  im  3öcinmriicJ)en  ('3teuftäbter  Greife).  2It§  ©ele'^i-ter  betoegte  iid) 
ö.  b.  ®.  an]  amci  ]et)x  öerfiiiiebenavtigcn  @ebicten,  bem  bev  ©pvacf)tt:)iiienid^aTt 
unb  bem  ber  ^proöinjialgefrfjidjte,  unb  gcfiört  in  bem  crfteven  ju  ben  l^erüorragenbften 
Sjertretevn  biefe§  O'fic^eS.  Qx  beja^  ein  au^erorbeut(i(^c§  Talent  jum  ^(neignen 
bon  ©prad^en,  bie  er,  mo  e§  irgenb  möglich  mar,  nid^t  au§  ©rammatifen  fon= 
bern  aui  ber  lebenbigen  Ülebe  öon  Vierten  ju  lernen  futflte,  unb  ^at  fid)er  oon 
allen  neueren  ©prad^forfcficrn  bie  umfaffenbfte  ©prac^fenntni^  befeffen  (in  feiner 
(S(^riTt  über  ba§  ^^ajjitium  finb  208  ©prod^en  l^erange^ogen).  2;ie§  ^^alent  war 
aber  mit  ber  Weit  I^ö^eren  33efä'^igung  öerbunben  p  jd^arfiinnigcr  ®urdt)brin= 
gung  unb  ftrenger  miffenfd^aitlid)er  (SrtenutniB  be§  33aue§  ber  ©prad^en.  IHit 
beibcn  auSgerüftet,  tonnte  fid)  ba^^er  ü.  b.  &.  ba§  t)o^e  ^iel  fteden,  |pradf)lid§e 
6rfd)einungen  mo  mögtid)  burdt)  ba§  ©ejammtgebiet  menid)ti(^er  ©prad^e  ju 
öerfolgen  unb  fo  allgemeine  "Dtormen  für  bie  3?eurtl^eihing  berfelben  unb 
bie  menfdf)Iid)e  ©prad)entmidlung  überljaupt  3U  erreichen;  nat^  i'^m  ift  e§  nöttiig, 
ba^  man  ha^  ganje  ©ebiet  ber  ©pradjen  in  allen  i'^ren  Sfieilcn  überfie"^!,  um 
bie  ©runblage  ju  einer  allgemeinen  ©prad^lel^re  im  magren  ©inne  bei  Sßortes 
ju  geminnen,  ju  einem  äöerfe,  „hai  bereinft  bie  .'i?ronc  unb  ben  ©dytu^ftein  ber 
gefammten  ©pradiunffenfi^att  bilben  mirb,"  Sn  biefer  IRid^tung  fctjte  d.  b.  ®. 
bie  i'^m  al§  iBeijpiel  öorji^lnebenbe  Xf)ätigfeit  2B.  b.  .<pumbolbt'i  fort,  uub 
fein  ©treben  mu^tc  e§  il)m  na'^e  legen,  meniger  bie  öiel  bearbeiteten  inbogermani= 
]ä)tn  unb  femitijd^en  ©prad)en  al§  fernliegenbe,  in  il^rem  SSaue  bon  biefen 
beiben  ganj  abn)H(f)enbe  unb  öon  ben  ©pradfitorfd^ern  oft  menig  bead)tete  ©prad^= 
tt)peu  in§  9luge  ju  faffen.  'Jtac^  ben  ©prad)ftämmen  ober  =®ruppen  georbnet 
betreffen,  feine  3lrbeiten  mongoüfd)e,  malaifd)e,  melanefifd)e,  finnifdt)e,  afrifanifd^e, 
amerifanifi^e  ©prad)en.  2iuf  mongolifd^e  ©prad)en  bejiefieu  fid^ :  ..Elemens  de 
la  grammaire  Mandchoue".  1832;  3Iu§gabe  ber '*Blanbfc^uüberfe^ung  be§  „Sse- 
scliu,  Schu-king  unb  Schi-klug  mit  SBörterbud)",  1864;  „lieber  bie  3lu§brüdEc 
für  „©terben"  im  5Jtanbfd^uifd^en"  (^eitfd^rift  be§  3}erein§  für  ßrbfunbe  ju 
Seip^ig  1874);  .,Exiiressions  servant  ä  reudre  l'idee  de  „pouvoir"  en  mand- 
chou"  (Mem.  du  congres  international  des  orientalistes ,  T.  I.  Paris  1874); 
„Seiträge  jur  manbf(^uifd^en  6onjugation§le!^re"  (3eitfd)rift  ber  beutfd^.  morgen= 
iänbifdjen  ©efeUfdt).  Sßb.  18);  „(S}efd)id}te  ber  großen  !!3iüo,  ou§  bem  g,1hmbfd^ui= 
fd^en  .überfeljt,  l;erau§gegeben  bon  ^.  31.  b.  b.  ©.",  ©t.  ^^^eterSburg  1877; 
„(jinige§  über  bie  mongolifdfie  ^^poefie"  (3eitf(^r.  für  bie  ßunbc  be»  iltorgen= 
ianbe§  I.  1837);  „^'eiiu(^  über  eine  alte  mongolifd^e  .^nfd^rift"  (ebenb.  33b.  II); 
„6^inefifd^=mongoIifd)e3^nfcf)riften"  tSpitlii)^'- ^-  beutfd^.  morg.  G)e[ellfd^_.  Sb.  16); 
„lieber  bie  ©prad£)e  ber  Hazaras  unb  Aimak's"'  (3eitfdf)r.  b.  'beutfdt)=morgenI. 
©efellfd^.  23b.  20).  —  ^31alaif^e  ©prad^en  betreffen:  „©rammati!  ber  £aiaf= 
©prad^e  :3eit|c^^"-  i>-  "beutfdf).  morgenl.  ©efellfdf).),  1852;  „lieber  bie  Tormofanifdfie 
©prad£)e  unb  i^re  ©tellung  im  malaifc^en  ©pradf)ftamme(3eitf(^r.b.  beutfdt).  morgenl. 
©efettfd).  a3b.  13).  —  S^a§  .Oauptmerf  b.  b.  &■  „S>ie  melanefifdjen  ©pracjen" 
(3lbl)anbl.  b.  fönigl.  fäd^f.  ©eVüfc^.  ber  2Siffenf^.  33b.  3  unb  7,  1860,  1873) 
bel^anbelt  biefe  ©prad^engruppe  3ugleicf)  5ur  '^öfung  be§  ^^xroblemi  über  ba§ 
Sy.eri^ältni^    ber    poli)nefifdl)en   unb    melaneftfc^en    '^acc.   —   fyii^nifd)e  ©prad)en 


288  ®aBIcn3. 

Be^anbcfn:  „©xunbäüge  bev  ft)riämf(^en  ©vammatif" ,  1841;  „SScrjuc^  einer 
movböinif(^en  ©tammatif"  (3eitfd)r.  '].  b.  Äunbe  be§  gjlorgent.  11);  „S^ie  lt)ot= 
jafifd^e  ®edtnation"  (Jpöfei'S  3eitf(^r.  für  bic  2Sifjenjcf).  b.  ©prad^e  I,  1845); 
„3]ergteid)ung  ber  Beiben  tfdjercmijfifcfien  S^ialecte"  (geitfdir.  '].  b.  Äunbe  beS 
borgen!.  IV) ;  „lieber  bie  famojebiid^en  <B^xaä)en"  (Scitjc^r.  b.  beutfcf).  morgcnl. 
@efeEf(^.  33b.  5).  @ine  ajrifanifc^e  ©prac^e  betrifft:  „lieber  bie  Sprache  ber  ©ua= 
^eli"  (3eitfc^r.  b.  beutfc^.  morgent.  ©efettfd^.  I) ;  amerif anifcfie :  „@rammatif  ber 
^atota-<Bpxadc}t" ,  1852;  „©rammatif  ber  Äiriri=©pracf)e",  1852  (qu§  bem  ^or= 
tugiefifc^en  be§  P.  5)tamiani);  „^urje  ©rammoti!  ber  2fcf)erofefif(f)en  ©prad^e" 
(.«pöfer'S  3eitfc^r.  III).  6ine  auffer  aller  ©tnmmegoerbinbung  [te'E)enbe  (Bpxaäjt 
beiianbett :  „©rammatif  unb  Söörterbud^  ber  ßajfia=(5prac^e"  (SSeri^te  ber  f. 
järf)j.  ®efeEfd§.  b.  äöiffenfd).  ^^il.={)ift.  61.  1858)  Slllgemein  fprad^toiffenfc^aft-- 
lic^en  3ieteii  getüibmet  ift  bie  ©cEirift,  in  ber  ftd)  ö.  b.  ßJabelen^  ^ennt= 
niffe  unb  53eftrebungen  am  bcften  geigen:  „Ueber  ba§  ^affioum"  (5lbl^.  b. 
f.  fäd^f.  ©efettfd).  b.  äöiffenfi^.  ^^il.-^ift.  Ql  8.  «b.,  1861).  3Xu§  ben  bi§^er 
genannten  .^reifen  fattt  eine§  feiner  .ipaupttüerfe,  bie  mit  ^.  Öoebe  ^ufammen 
unternommene  au§geAei(i)nete  9lu§gabe  be§  UtfilaS,  gonj  l^erau§:  ,,ülfilas,  Ve- 
teris  et  iiovi  testamenti  versionis  Gothicae  fragmenta.  Vol.  I.  textum  continens", 
Lipsiae  1843;  vol.  II:  „(Sloffarium  ber  got^.  ©pradf)e",  I^etp3ig  1843,  „Ö5ram= 
mati!  ber  gott).  <Bpxaä)e" ,  Seip^ig  1846.  @ine  ^)iacf)fcf)rift  baju  bitbet:  Up= 
ftröm'S  Codex  argentcus,  1860.  —  ^öcf)ft  öerbicnft(idE)  toar  aud^  bie  2:l)ätigteit 
ö.  b.  ®abelen|'  auf  bem  @ebiete  ber  ©cfc^ic^te  feiner  engeren  .^eimaff)  unb  ber 
benai^barten  l'anbfc£)aften ;  1838  raurbe ,  öon  il)m  mitbegrünbet,  in  ''Xltenburg 
bie  @ef(^id)t§=  unb  5Utert^umforfd^enbe  ©efellfc^aft  bc§  Cftertanbe§  geftiftet, 
bereu  ^räfibeut  er  mit  furzen  llnterbred^ungen  biä  ju  feinem  lobe  War,  unb  in 
bereu  ^ittt)eilungen  er  feine  ^iftorifd^en  i^orfdfiungen  tieröffeutli{^te :  „lieber  ben 
^piei^engau  unb  ba§  ^leiBentaub"  ;  „lieber  bie  ^luffiebung  beS  beutfd£)en  Orben§= 
^aufe§  in  3Htenburg",  33b.  II;  „3ur  @ef(f|id^te  be§  ^;pleifeen(anbe§  unter  .g)cin= 
xiä}  bem  6rlaud)ten  ic." ;  „S)er  beutfc^e  Olittcr  .^panS  ti.  b.  ©abelen^,  23b.  IV; 
„3uv  @efi$ic^te  be§  9tonnen!(ofter§  9]^ariä  ^J^agbalcnä  in  ^tlteuburg"  ;  „lieber 
bie  @ntftc^ung  ber  iJantiliennamen  mit  befonberer  9türffi(i)t  auf  ©a($fen  unb 
2^üringcu";  „lieber  eine  Urfunbc  S)ictrid^§  ton  Sei§nig",  33b.  V;  „Sie  ©deuten 
ber  ©tabt  3(ttenburg  bor  unb  n^a^renb  ber  3fit  ber  ^Deformation" ;  „lieber  ben 
limes  sorabicus",  33b.  VI;  „lieber  ben  -^^(ei^engau  im  10.  ^atir'^uubert; 
33eitrag  jur  ®efd)id)te  be§  23rubcrfricg§  unb  3lbe(§  3)i^t^um",  33b.  VII;  „Sie 
au§geftorbenen  3lbet§famiüen  be§  CfterlanbeS",  33b.  VI  unb  VII;  ba^u  mand^e 
Heinere  3Iuffä^e  unb  ^itt^eilungen. 

35gl.  mtenburger  3eitung,  8.  ^Ptoöember  1874;  Sttuftr.  ßeitg.  14.  5tob. 
1874;  Sa'^eim  XI.  m*.  3;  3Biffenfc£)oftlicf)c  33eitage  ber  ^eip3iger  3eitung, 
4.  gjlärä  1875;  The  Athenaeum,  12.  Secember  1874  (^iefrolog  öon  91.  9to[t;. 

Se§!i  en. 
©ablcuj:  Subtt)ig  ^rei^err  b.  ®. ,  öfterreic^if(i|er  (Seneral  ber  Gaöatteric. 
@eb.  ben  19.  :^uni  1814  ju  ^ena  in  ©ad^fen  a(§  ber  ©o^n  eine§  fönigüd^ 
fäd^ftf(^en  @eneral=Sieutenant§,  trat  berfetbe  uad^  militärifd)er  (ärjie^ung  in  ber 
9'iitter=2ltabemic  ju  S)re§ben  in  ba§  "^eimat^Iiiiic  ^eer  ein.  Ser  S)rang  {ebod^ 
einer  größeren  9lrmee  anjugetiören,  toar  bei  if)m  fo  gro|,  ba^  er  1833  Sienfte 
in  Defterreid^  na'fim.  2}on  biefem  ^al^re  an  biente  ®.  abtoecfifelnb  bei  ber 
(SaöaEerie  unb  Infanterie  fotoie  audt)  beim  ©cneratftabe.  S)ie  (äreiguiffe  be§ 
Sa^re§  1848  boten  i'^m  bie  @etegent)eit  feine  erften  2öaffent!)aten  ju  öerrid)teu, 
inbem  er  ar§  Slbjutant  ben  ©eneral  3Balmoben  nac^  i^tatieu  begleitete,  tüofelbft 
er  oor  ber  ©c£)tadf)t  öon  ©t.  Öucia  eintraf.  ®on  biefem  3lugenbtirfe  an  too'^ntc 
@.  allen  <Bä)laä)ttn  unb  ®ef erfiten  be§  ^^elbäugeS  öon  1848  bei ,  töurbe  öom 
gelb^eugmeifter   -^^B   mel^rfadt)    öertoenbet   unb    nadf)    ßuftojäa  äum  5!Jlaior  im 


&abkni.  289 

@enera(fta6e  ernannt.  (Jnbe  be§  ^a^rei  warb  @.  in»  Hauptquartier  ber  für 
bie  Dperotion  naä)  Ungarn  Beftimmten  faijert.  9Irmec  berufen  unb  na!^m  juerft 
tl^ätigen  5tnt^eil  an  ber  Crganifation  berfelben  in  ©d^önbrunn,  fpäter  »arb  er 
a^t]  bee  ©eneralftabes  beim  (5(f)Iit!"ic^en  (5orb§.  Sßon  biejem  3eitbunfte  an 
roax  ber  @lü(f§ftern  be§  @)eneral[tab§=6^ei§  mit  jenem  feine»  ritterlichen  ^-üfircrS 
öerbunben  unb  in  46  (2cf)(aci)ten,  treffen,  @efe(^ten  unb  (5cf)armü^e(n ,  metcfie 
ba§  6orp§  im  Saufe  ber  beiben  ungarifc£)en  {yelb,3üge  beftanb,  fämpfte  er  an  ber 
Seite  be§  roacieren  @enerat§.  2lm  4.  Januar  1849  erhielt  @.  in  ^o^ge  i'ei-* 
ru^müollen  S(f)Ia(i)t  bei  ^af(i)au,  in  welcEier  bie  ßaiferüc^en  öierfac^er  Ueber= 
mac^t  gegenüber  geftanben,  ba§  3;]^erenenfreu3.  6r  füf)rte  bei  biefer  @e(egen^eit 
ben  rechten  ö^tügel,  ergriff  nac^  ben  erften  eia'ungenen  9}ort^eiIcn,  gegen  alle  ^e= 
fet)te  bie  Cffenfioe ,  Warf  ben  linfcn  Jtügel  be§  O^einbe»  3urü(f,  rollte  beffen 
Zentrum  auf  unb  jcfinitt  einen  i^eil  feiner  3(rtit(ei-ie  bur(f)  red^tjeitige  33eie^ung 
eines  Sefileeä  in  ber  Stücfjugslinie  ab.  (Sommer  1849  »arb  @.  Dberftlieute= 
nant  unb  Gommanbant  bes  Dragoner  =9tegiment5  ^rinj  6ugen  Don  ©aöot)en, 
fam  bann  in§  .öauptquartier  be§  ruffijcfien  (SenerallieutenantS  ö.  ©rabbe,  mit 
metcf/em  er  öor  ^omorn  rücfte,  too  ber  le^te  3(ct  ber  ungarifcfien  ßrfiebung  au5= 
gefpiett  mürbe.  3I(»  im  öerbfte  1850  bie  Sefa^r  eines  3iii'it^^enftoBe§  3roifd)en 
Cefterrei($  unb  ^^reu^en  bro'^te,  mürbe  ber  mittlertoeile  jum  Cberften  öorgerüdfte 
@.  neuerbing»  bem  ©eneratftabe  bei  ber  9(rmee  in  Söf)men  gugetl^eilt,  jeboc^ 
balb  in  biplomatifc^en  Stuf  trägen  nac^  Bresben  entfenbet.  1854  gum  6enera(= 
531ajor  beiörbert,  leitete  er  al§  ©eneralftab»  =  6§ef  bie  großen  ^.UanöDer  bei 
C'(mü^,  fobann  fommanbirte  er  bie  leiciite  33or^ut=35rigabe  be§  1,  (iaoaIIerie= 
6orp§  unb  rüctte  mit  fetber  in  bie  Sonaufürftent^ümer,  mofelbft  er  balb  §er= 
nac^  3^ruppen=Sommanbant  tourbe  unb  in  biefer  bis  1856  befteibeten  (Stellung 
fomol  all  Solbat  tüie  al§  Staatsmann  fid)  bie  allgemeine  21nerfennung  ermarb. 
1859  commanbirte  6.  eine  ^rigabe  beim  7.  91rm'eecorp§  unb  na^m  mit  61)ren 
an  Perf($iebenen  Aktionen,  namentlich  an  benen  öon  DJIagenta  unb  Solferino 
i^eil.  dlaä)  ^eenbigung  bes  Äriege§  tnurbe  er  bem  (Sommanbirenben  Pon  35e= 
netien  al§  91blatu§  beigegeben  unb  Pielfad^  Permenbet;  brei  ^a^re  fpäter  jum 
5etbmarfcf)alt=2ieutenant  ernannt,  leitete  er  bie  größeren  ^anöoer  auf  bem  flaffif(i)en 
Soben  Pon  iRittoli.  2ll§  1864  öften:eicl)if(^e  Gruppen  beftimmt  maren  in  3}erein 
mit  preu^ifcfien  bie  ^rage  ber  norbalbingifd^en  ßer^ogtliümer  3u  löfen,  ba  mürbe  @. 
3um  35efel)l5^aber  ber  erfteren,  bes  VI.  31rmeecorpi  ernannt.  Seiner  gefd)icf ten  (VÜl)rung 
unb  Japferfeit  banfte  man  bie  aücrbings  nit^t  unblutigen  Siege  Pon  ©berfclf, 
CePerfee  unb  33eile,  fomie  bie  fic^  baran  fnüpfenben  meiteren  Erfolge.  1865  mürbe 
(*}.,  ber  für  feine  Seiftungen  in  ber  (Kampagne  ba§  6ommanbeurfreu3  bei  2^ere= 
fienorbenl  erhalten  l^atte,  unb  beffen  6orp§  bi§  auf  eine  35rigabe  in  bie  -öeimat^ 
3urücfgefe^rt  toar,  jum  Stattf)atter  -öolfteinS  ernannt,  in  welcher  Stellung  er 
fic^  bie  allgemeinen  St)mpatl)ien  ber  35ePölfcrung  3u  ermerben  muBte,  bie  \i)n 
in  5Bilb  unb  Sieb  feierte.  3(li  3mif(f)en  ben  beiben  früheren  ^unbesgenoffen  megen 
ber  61bl§er3ogt§ümer  ber  ßonflict  au53ubre(f)en  bro^te,  mai^te  &.  mieberfiolt  ben 
Eintrag,  fic^  bie  in  öolftein  nod§  jurüdgebtiebene  öfterrei(^if(i)e  Sefa^ung  mit 
bem  Ijannöoerfc^en  Sruppencorps  bereinigen  3u  laffen.  Sa  aber  feinem  eintrage 
feine  ^olge  gegeben  marb ,  mu^te  er  fic^  beim  2Iu§bruc^e  be§  Kriege»  Porbe= 
bungener  5}la§en  nat^  bem  Süben  3urüi3ie^en.  @.  marb  nun  Gommanbant 
bes  10.  öfterreic^ifci)en  3trmeecorp§  ,  mit  melcf)em  er  am  27.  S^uni  1866  bei 
xrautenau  ba»  1.  preußifdie  5trmeecorp§  unter  33Dnin,  meiere!  al§  Sldantgarbe 
ber  2lrmee  bei  ßronprin3en  burcf)  ben  ißa§  Pon  2rautenau  in  ^ö^men  einbrang, 
in  lOftünbigem  treffen  f(f)lug  unb  über  bie  SanbeSgren^e  3urücfmarf.  Sod^ 
marb  biefe  2Baffentf)at  burcf)  bie  an  ben  nädiften  beiben  Ziagen  non  bem  preuBi= 
fcf)en   ©arbecorps   erfo(i)tenenen   Siege  bei  '•}ieu  =  9logni^   unb  Äönigin^of  mieber 

auigem.  beutfe^e  aBiograp:&te.    VUI.  19 


290 


©abeÜotier. 


aufgewogen.  @.  fo(i)t  l^tei-auf  6ei  ^öntggrä^  unb  bejet^tc  jpätev  mit  feinem 
Sot|)§  bie  f^eftunggtüevfe  ui3vbli(^  2Bien§.  5tacf)  bem  f^friebenSf^luffc  lebte  er 
bis  1867  in  S)i§ponibilität,  in  biefem  ^aljve  maib  er  Ieben§tänglid)e§  '»^Jlitgtieb 
be§  ■§erren't)aufe§  im  9ieid)§ratl)e  imb  commanbirenbev  ßJeneral  bon  ßroatien, 
©tabonien  unb  ber  gjtilitärgrenäe ,  1869  conimanbirenber  ©enerot  öon  Ungarn 
unb  1870  ©eneral  ber  ßaüatterie.  1871  tpo'^ntc  &.  aU  SßeöoEmäd^tigter  be§ 
ÄaiferS  öon  Defterreid^  bem  einjuge  ber  fiegreicCien  beutfd)en  Siruppen  in  Serlin 
unb  ber  ßnt^üEung  be§  ®enfmat§  g-riebrid)  2öilt)elm§  III.  bei.  ^m  9loöember 
beffetben  3fa^re§  tüurbe  @.  auf  fein  cigeneg  Slnfui^en  in  S)i§ponibiIität  öerfe^t. 
S)rei  3al)re  fpäter,  28.  Januar  1874,  madtitc  ein  tragif^cr  ^ob  ju  3üric^ 
feinem  ft)atenrcid)en  unb  bewegten  Seben  ein  ©übe.  9IIö  commanbirenber  ®e= 
neral  wie  at§  ^33Utglieb  be§  iperrent)aufe§  öertrat  er  [tet§  bie  öom  Ärieg§mini[ter 
33aron  ^u'^n  angeba'^nte  Dleorganifation  be§  öfterreit^ifc^en  ^eerWefenS  unb  bie 
9lrmee  oerbanft  i^m  biet  nu^bringenbe  6d)5pfungen.  ?ln  i^m  öerlor  £)efter= 
rei(i)  einen  großen  Bürger,  ber  ^aifer  einen  treuen  Wiener,  ba§  ^eer  einen  au§= 
gejeicfineten  ^ü'^rer. 

€efterr.  ^Mitär.  Seitfd^rift  1874.     II.  Sanb.  öon  ^an^o. 

(^Obclloücr :  0§walb  ö.,  geb.  3U  ^J^emmingen  am  3.  ©eptbr.  1539  al§ 

©ol)n  be§  gleichnamigen  ^IrjteS  bafelbft,  au§  einem  alten  urfprünglid)  baiiifc^en 

fpäter  Dfterreid)ifc^en  ^^Ibelegefd^lec^te  ftammenb,  geft.  ju  (Stuttgart  am  31.  S)ec. 

1616.     ßr  ftubirte  ju  Slübingen  unb  ^Bologna,  Wo  er  boctorirte,  9Jlebicin,  würbe 

im   ^.    1563   öon   ^erjog  6l)i-iftopl)  öon  2Sürtemberg  al§  einer  ber  öier  Öanb= 

ärate  mit  bem  ©itie  ju  ©öppingen  angeftettt,  im  ^.  15<s0  aber  öon  beffon  <Bof)n 

unb    gtad^f olger,  ".^erjog   Subwig,   al§  Seibarjt  nad)   ©tuttgart   berufen,     ^n 

le^terer  ©tcEung  öerblieb  er  aud)  unter  beffen  beiben  9tad)folgern  bi§  3u  feinem 

2;obe  —  äeitweife  war   er   au^leid^  23ibliotl)efar  —  unb  fd^rieb  in  jener  eigen= 

fd^aft  ein  „3lr3neibuct)",  welches  im  3.  1594  f.  in  äWei  Xi^ciltn  erfd)ien.     ©eine 

33ebeutung  für  fpäterc  3eit  unb  nod)  für  '^eutjutage  aber  befam  er  al§  Wirtem= 

bergifd^er  ^of^iftoriograpl)    unb    al§  ber   erfte  bebcutenbe  f^orfd^er  über  bie  @e= 

fd^i^te  biefe§  !^anbc§.     33eina'^e    ein  l)albe§  Sa^vl)unbert  fammelte  er  mit  uner= 

müblidiem  Sleifee,    aud^   auf   Üteifen  unb  in  ausgebreitetem  33riefwec^fel  für  bie 

würtembergifdje    unb  f(^Wübifd)C  ©efdjidl^te  überl)aupt  in  bem  fürftlid)en  9lrd^iöe 

3U  Stuttgart  imb  in  ben  5lrd)it)en  unb  9tegiftraturen  ber  9teid)§[täbte,    Älöfter, 

Sanbftänbe  unb  be§  5lbel§,    bcnü^te  aber  aud^  altere  ®efd)id^t§Werfe,  6l)roniten. 

S)enfmäler,  3nfd)riften  ic.    S)at)er  finb  feine  umfangreid)en  6otlectaneen,  Weld)e  fid^ 

meifteng  in  Stuttgart  im   fönigl.    ©taat§ard)iöe   unb   ber   !önigl.  öffentlidien 

Sibliot"§e!  befinben,  eine  felbft  '^eutautage  no^  nid^t  böllig  erfd^öpftc  ^^unbgrube 

für   öie   ®efd)id)tc  2Bürtemberg§   in  ben  öerfd^iebenften  9tid)tungen,    namentlid^ 

aber  auc^  ber  im  Sanbe  unb  an  beffen  ^renjen  angefeffcnen  fürfttid)cn  unb  abe= 

ligen   f^amilien ,    unb    t)aben   biefelben    inSbefonbere    baburd)    einen   fo   großen 

Söertli,    ba^  fid)  in  i^nen  üicl  9)taterial  üorfinbet.    Welches  balb  nad)  ber  33e= 

nü^ung  burd)  it)n  ^m  3eit  be§  brei|igjäV*iößJ^  Krieges  im  Originale  au  ©runbe 

ging,     ©ein  ^auptwer!,  eine  au§iül)rlid)e  @efdl)id^te  unb  2:Dpograpl)ie  3Bürtem= 

bergg,   ift  freilid)   nur  aum  3;l)eit  bon  i^^m  aufgearbeitet  unb  nie  unter  feinem 

'Flamen  gebrudt  Worben;    allein   oT§ne   ^lennung  beffclben   Würbe  bev  erfte  2:^eil 

babon   faft   Wörtlid)   bi§  aum  S-  1525  Ijcrab  öon  ^ol).  Ulr.  ©teinl^ofer  au§ge= 

fc^rieben  unb  mit  3ufä^en  al§  „5leue  Wirtenbergifd)e  ©Ironir',  2;übingen  1744 

U^  1755,   8.,    l§erau§gegeben.      ©d)arffinn,    genau   prüfenbe,   Iliftorifcje  i?ritif, 

2:aft    in    ber    S)arfteEung    unb    eine    einfadE)e   gebrängte,    aber  immer  beutlit^e 

©d^reibart    aeidinen    &.    au§.     Unterftü^t    würbe    er   in    feinen    gefdt)id^tlidt)en 

^Irbeiten,  beaiel^ungSWeife  biefelben  Würben  Weitergeführt  burd^  feinen  ©ol)n  3^0= 

liann  Safob  ©.,  Sibliotl§e!ar  unb  fpäter  2lrd§itiar  au  ©tuttgart,  f  1635. 


®a6el§berger.  291 

3}gt.  bie  Seic^en|)i-ebigt  t>on  ßrasmui  ©rüninger  (Tübingen  1617); 
^iaff,  äBivtenbergijd^er  ^^(uta^•d)  1,  79—82;  SJerfcIbe,  Cueüen  ber  älteren 
trirt.  ©efc^ic^te  21—24,  ©tätin. 

©abdöbcrger :  ö-i^anj  Xaöer  @. ,  (Jrfinber  bes  naä)  i^m  benannten 
(5^ftem§  ber  ©tenogtap^ie  unb  SSegrünber  einer  nationat=beuti(^en  Scfinellfdirift 
übcr'^aupt,  würbe  am  9.  gebr.  1789  ju  ^Ründ^en  geboren,  roo  fein  3}ater  -öof^ 
bla§inftrumentenmad)er  toar.  3Sereit§  im  britten  ^a^re  öerlor  er  ben  3}ater 
burc^  ben  2ob,  unb  ber  mittellofen  Butter  fiel  bie  fc^njere  3tuigabe  ju,  i^n  nebft 
3  anbern  unmünbigen  .ßinbern  ju  ernä!§ren.  S)er  auigetoerfte,  öon  ber  '3latur 
mit  GJeifteeanlagen  unb  Talenten  reid)  bebacf)tc  Änabe  fanb  einen  öätetüc£)en 
greunb  in  bem  (£l§orregenten  unb  Se'^rer  ^(infi^arbt  öon  §aag,  ber  1799  feine 
Stuma^me  in  ba§  23enebictinerf(ofter  2Ittel  beteirfte.  .^ier  unb  brei  ^al^re  fpäter 
im  9teic^§ftiftc  Dttobeuren  empfing  ber  junge  @abel§berger  ben  erften  Unterricht, 
auf  ben  i^n  fein  Gönner  fd)on  öorbereitet  ^atte;  in  ber  le^tgenannten  SInftatt 
ergab  er  fic§  mit  9}orliebe  mufifalifcfien  ©tubien.  S}om  ^.  1803  ab  befu(i)te 
er  mehrere  ^af)re  ^inburd)  ba§  ©tubienfeminar  feiner  Söaterftabt,  um  ben  öt)m= 
nafiatcurjuS  buri^jumac^en;  auf  bie  Uniöerfitätgftubien  mu^te  er,  feinem  fe^n= 
tidiften  3öunfcf)e  entgegen,  t)er3id)ten ,  ba  9}^ünc^en  3u  jener  3^^*^  ^°^  ^^ii^c 
Uniöerfität  beja^  unb  er  bie  Ueberfiebelung  nac^  einer  auswärtigen  ^o(^f(f)ule 
niii)t  ermöglii^en  tonnte.  So  trat  er  benn  1807  au§  ber  oberften  Glaffe  be§ 
©eminarS  unb  entfi^Io^  ]xä),  18  ^a^re  alt,  (ilementar(e§rer  ju  toerben.  ?IIIein 
üu^  ba§  f oEte  i^m  nici)t  öergönnt  fein ;  eine  unertoartete  3}erfc^le(i)terung  feiner 
35ermbgenaDerl^äItniffe  unb  june^menbe  Äränfü(i)feit,  bie  bei  feiner  ni(f)t  befonber» 
fräTtigen  Gonftitution  5U  Seforgniffen  ißerantoffung  gab,  nöt^igten  i^n,  atte  meiteren 
©tubien  auT5ugeben  unb  äunäcEift  für  feine  (ärifteuj  p  arbeiten,  ©eine  au§nef)menb 
f(^öne  ipanbf(f)rift  bracf)te  i^n  in  25erbinbung  mit  3Uot)§  ©enefelber ,  ber  furj 
Oor§er  begonnen  ^atte,  feine  junge  ©rfinbung  be§  ©teinbrucES  in  ^^Mnc^en  au5= 
^uüben.  @r  erlernte  ba§  ©teinjeic^nen  unb  leiftete  ©enefelber  manc^fad^e  |)ilfe, 
nebenher  ertl)eilte  er  ©pra(^=  unb  ©(^reibunterrici)t,  Ser  erlangten  gei^tigteit  in  ber 
.Kalligraphie  unb  •!3it'§ograp^ie  Perbanfte  @.  im  ^.  1809  eine  Slnftellung  al§  Siurnift 
bei  ber  @eneral=2lbminiftration  ber  ©tiftungen  unb  ßommunen,  unb  bamit  mar 
feine  fernere  i3aufbat)n  entfi^ieben.  @r  üerblieb  im  ©taat§bienft ,  tourbe  1810 
befinitio- al§  i^an^elift  bei  ber  -iMnc^encr  Jlrei§regierung,  1813  in  gleicfier 
6igenf(f)aft  bei  ber  dentral=©tiitung§caffe  angeftellt  unb  10  i^a^re  fpäter  5um 
@e^.  9JlinifteriaI=©ecretär  ernannt.  SSeim  9iegierung§antritte  Subtoigi  I.,  1825, 
tourbe  er  au§  DrganifationSrücEfti^ten  ^xoax  penfionirt,  bereite  im  näcliften  ^ai)xt 
aber  toieber  al§  ©ecretär  ine  ftatiftifi^e  33iireau  be§  'D}linifterium§  be»  i^nnern  be= 
rufen,  ^n  biefer  ßtgenfcl)aft ,  foroie  fpäter  al§  9}orfte§er  be§  ftenograp'^ifc^en 
S5üreau§,  erfter  Sanbtaggftenograpf)  unb  l'efirer  feiner  ^unft  mirfte  er  bis  3U 
feinem  2obe ,  ber  am  -l.  Januar  184:9  infolge  eineS  ©(^laganfatl§  auf  offener 
©tra^e  eintrat.  ®.  ^atte  fii^  in  feinen  ^l^uBeftunben  fi^on  rrü^e  fprad^lic^en 
©tubien  mand^fac^er  3lrt,  foWie  ber  Sefcl)äftigung  mit  ^^afigrap^ie,  ^rpptograp§ie 
unb  S;ecl)iffrirfunft  ergeben,  ^m  ^.  1817  fam  i'lim  ber  ©ebanfe,  eine  (Se= 
f(^tt)inbf(i)rift  ^u  ermitteln,  junäc^ft  nur  in  ber  Slbfic^t,  fiif)  unb  einem  ^ö^eren 
53eamten  burci)  ^tufna'^me  öon  2)ictatcn  @rlei($tcrung  ju  fc^affen.  S)er  Umftanb, 
ba^  ein  ^al)r  fpäter  bie  baierifc^e  2}eriaffung  proclamirt  tüurbe ,  trug  nidit 
toenig  baju  bei,  i^n  in  feinem  S}or^aben  ju  beftärfen.  2tl§  1819  bie  2anb= 
ftänöe  ,5um  erften  '^ak  jufammenberufen  mürben,  fonnte  6.  bereite  einige  ju^ 
friebenftellenbe  *4^roben  feiner  ©rfinbung  ablegen,  ^it  unermübtic£)em  gleite 
arbeitete  er  nun  fein  ©t)ftem  öon  i^a^r  ^u  ^a'^r  bur($,  unb  bie  baierifd^en 
Sanbtage  öon  1822 ,  1825  unb  1828  jeigten  bie  jortgefe^te  2}eröollfommnung 
feiner  .Kunft.      23alb  erregten  feine  praftif(^cn  Seiftungen  unb  bie  einiger  !^eran= 

19* 


292  ®abcl§b£tger. 

geBitbeter  ©d^üter  attgemeine§  3luijet)en.  ^m  ^.  1823  evf)ielt  er  eine  üetne  [taat= 
ii(i)e  Unterftü^ung ,  bie  if)m  abn  einige  ^di)xe  fpätev  infolge  übeItt)ottenbei-  @in= 
flüffe  roieber  entjogen  ttJurbe.  2>er  ©ntttjurf  feine§  ©(^nftft)ftem§ ,  fomeit  e§ 
bamal§  gebiel^en  toax,  tourbe  1829  auf  33eran(affung  bc§  ^inifterium§  be§  3n= 
nern  ber  5Jlün(^ener  9Ifabemie  bei*  SöiffenfdiQften  3ur  '4>^üfung  borgelegt  unb 
ba§  Ih-t^eil  fiel  je^^r  günftig  au§,  inbem  ©abetSbergcr'S  (5(i)rift  aU  „burdiauS 
originell  unb  Bei  ^inreid^enber  i^ürjc  geläufiger,  juöerläffiger  unb  leäbarer  all  jebe 
frühere"  Bejeit^net  tourbe.  33on  noc^  größerer  Sebeutung  für  bie  äöeiterenttotcfetung 
feine§  2öerfe§  toax  ber  Umftanb ,  ba^  bie  baierifd^e  Otegierung  i!^m  1831  auf 
Eintrag  ber  9(bgeorbneten!ammer  eine  jäf)rli(i)e  Unterftü^ung  bon  1000  Bulben 
3U  Xl^eil  werben  lie^,  ttiobon  bie  eine  ^älfte  i'^m  al§  erften  ©tenograpt^en  unb 
Seigrer  feiner  ^unft  jufiel,  toä'^renb  bie  anbcre  ^u  Prämien  unb  Unterftü|ungen  für 
Befonbere  Befä'^igte  unb  fleißige  ©d)ütcr  bienen  fottte.  ©rmutl^igt  burd^  biefe  3lner= 
fennung  unb  beru'^igt  über  ba§  Sd^irffat  feiner  ©d^rift  ging  ®.  nun  an  bie 
Bearbeitung  cinel  ^ef)rbud^§  berfetben,  toä'^renb  er  nebenl^er  auf  ba§  eifrigfte 
burd)  Unterri(^tertt)eilen  tt)ätig  toar.  31I§  ^^-udit  feiner  17jät)rigen  unermüb= 
(id£|en  Slrbeit  crfd^ien  1834,  „feinem  lieben  SJaterlanbe  33aiern  in  Siebe  unb 
£)anfbarfeit  getoibmet",  bie  „Einleitung  jur  beutft^en  9tebejeid^enfunft  ober 
etcnograpj^ic",  ein  Söerf,  bem  für  alle  3"ten  einer  ber  etften  ^lä|e  in  ber 
ftenograpi)ifrf)en  Sitteratur  gefic£)ert  ift.  @§  enthält  nad^  einer  fe^r  intereffanten 
Einleitung  über  ©efdiid^te  unb  SluSbilbung  ber  ©d^nellfd^rift  eine  neue  i^eorie 
ber  Äunft,  an  toel^e  ®.  fein  S^erfa'^ren  anfd)lie^t  unb  burd^  |)raftifd^e  SSeifpiele 
für  ben  ©elbftunterrid^t  erläutert,  ^lac^bcm  bie  Einleitung  ,  weldEje  mit  großem 
33eifaE  aufgenommen  mürbe,  1830  neu  aufgelegt  morbcn  mar,  etfdC)ienen  1843 
bie  „5fieuen  3}ert)ottlommnungen  in  ber  beutfd^en  ^tebe^eidicnfunft  ober  ©teno= 
grap^ie"  (2.  3lufl.  1849),  in  meldten  ber  ßrfinber  eine  Elnaa'^l  3}erbefferungen 
feineg  ©t)ftem5  borfüt)rte,  burd^  Elufftellung  eine§  auf  bie  ©runbfäl^e  ber  alt= 
römifd^cn  ©tenograpl)ie ,  ber  fogenannten  „Sironifd^en  Eloten"  bafirenbcn  Äür= 
jungSberfa'^reng  feine  ©dE)rift  für  bie  "^ödiften  Elnforberungen  ber  5prari§  geeignet 
machte  unb  glei(^3eitig  einige  gingcrjeige  für  bie  Uebertragung  berfetben  auf  ba§ 
9tuffifd)e  unb  Sönifd^e  gab.  3^  weiterer  5lu§bilbung  für  bie  Sfünger  feiner 
Äunft  t)atte  er  1838  ba§  erfte  .pcft  einer  „©tenograp'öifd^en  Sefebibliof^ef"  l)er= 
ausgegeben;  neben  fonftigem  Sefeftoff  entl)ält  baffelbe  anä)  eine  g{eil)e  form= 
fc£)Dner,  fc^mungöoHer  2)iftid§en,  in  melrfien  ®.  feinem  für  bie  ©tenograpl)ie  te^ 
geifterten  ^erjen  Suft  maä)t.  58ei  biefcn  litterarifd^en  Elrbeiten  fam  il)m  feine 
§ertigfeit  im  Sit'^ograp'^iren  öon  früt)er  ^er  fel^r  jiu  ftatten;  bie  mel^r  al§  400 
Cuartfeiten  be§  ftenograp^ifdt)en  2:l)eil§  ber  „Einleitung",  fomie  bie  „53efebiblio= 
tl^ef"  finb  faft  burd£)gängig  öon,  feiner  eigenen  Jpanb  auf  ben  ©tein  gefdf)rieben. 
Heber  ber  Umarbeitung  feine§  Se'^rgebäubeS  überrafd^te  il^n  ber  Xob,  ba§  2BerE 
mürbe  inbe^  1850  in  neuer  Eluttage  mit  33enu^ung  '^interlaffener  5pa)3iere  be§ 
S5erftorbenen  burdf)  ben  ^ünd^ener  ©abelgberger  ßentralberein  herausgegeben, 
^n  ber  @efd§id^te  ber  ©d^neUfd^irift  über^^aupt,  mie  in  ber  5Deutf4lanb§  in§be= 
fonbere  nimmt  @.  eine  ©teEe  bon  ^öd)fter  Sebeutung  ein  unb  bon  feiner  (5r= 
frfieinung  au§gel§enb  mirb  ber  ®efc^ic^t§fc^reiber  ber  ©tenograpl)ie  bie  2öid§t{g= 
feit  biefer  Äunft  für  bie  nationale  unb  geiftige  ßntmidEelung  unfereS  5ßolfe§  bar= 
juftetten  l)aben.  ^an  ^t  il)n  mit  boHem  9ted)tc  ben  „beutfdC)en  Xiro"  unb 
ben  „3)ater  ber  beutfc£)en  ©tenograp'^ie"  genannt.  33oKftänbig  unab'^ängig  bon 
ben  S5crfud£)en  feiner  SSorgänger,  bie  franaöftfdE)  =  englifd^en  ^etl)oben  auf  bie 
beutfd^e  ©prad^e  anautoenben,  fd^uf  er  ein  burd^auS  origineKeg,  alle  frü'^cren 
überragenbe§  ©t)j^tem.  ©tatt  ber  fteifen,  in  i'^rer  Elnmenbung  unlianblid^en 
geometrifc^en  Sinien  benü^te  er  für  fein  5llpl)abet  ^anbgere(^te,  flü(|tige  unb 
berbinbungSfffl^ige ,    ben  Sauten  unferex  ©pradt)e  angepaßte  güge ;   er  tourbe  ber 


©abier.  293 

©d^öpfer  ber  grQpf)ifd)en  (Stenograp'^ie.  S)a5  bon  i^m  aurgeftettte  ©m'tem  (ä|t 
3tDat  SJerbefferungen  im  ßinjelnen  ju,  unb  ^at  fie  ja  audi)  im  Saute  ber  ^^it^n 
ev]üf)xen ,  ftef)t  aber  im  Uebrigen  in  feinen  ©runbprinjipien  unerfc^ütterüc^  fcft 
unb  I)at  \\ä)  bi§  f)eute  ben  erften  Ütang  in  £eutfci)tanb  ju  erf)alten  gen)u|t. 
2(u§er  ©tolje ,  beffen  ©dirift ,  öon  anbcrn  @e[itf)t§pun!ten  au§gef)enb  ,  bei  i^rcr 
©inia(i)t)eit ,  Gonjequenä  unb  2öiflenj(^aftli(i)teit  ber  ©abeteberger'S  ebenbürtig 
3ur  ©eite  fielet,  ja  für  bie  ^xotät  einer  S5otf§=  unb  SBerfe'^rSfd^rijt  i^r  entfcf)ieben 
öoräujie^en  ift ,  unb  in  neucfter  '^di  2Irenb§  mit  einer  toeit  roeniger  braud^= 
baren,  „rationellen  J^urjfcfiriit"  l^at  feiner  ber  ja'^Ireii^en  ^lai^folger  neben  feiner 
geiftöoüen  ßrfinbung  auifommen  !önnen.  3m  3.  1876  eriftirten  249  33ereine 
mit  mef)r  als  9000  5Ritgliebern  nac^  ©abeleberger'g  ©d^rift;  bie  fonftige  3]er= 
breitung  berfelben  lä^t  fidt)  barnacE)  bemeffen,  ba^  1873:  14078,  1874: 
18556  ^;i5erfonen  ftenograpt)ii(i)en  Unterri(i)t  erhielten.  S)a§  fönigl.  ftenogr. 
:3nftitut  3U  S)re5ben,  al§  Unteri-id)t§anftalt  begrünbet  im  3.  1835  unb  1839 
3ur  Staat^anftalt  erhoben,  joraie  bie  (Eentratüereine  ju  SJtünc^en  unb  Söien 
enttticEetn  eine  bebeutenbe  propaganbiftijcf)e  J^tigfeit.  S)ie  beffeni  ßef)rbü(^er 
toeifen  fämmtlici)  ^ol^e  Sluflagen  auf ,  gegen  40  3eiti(f)riiten  in  ftenograpf)ifd^er 
unb  gen)öt)nlid^er  S)rucfi(f)riit  bermittctn  ben  S5erfef)r  ber  2lnl§änger  unter  ein= 
anber,  unb  eine  bänbereidie  Sitteratur  bezeugt,  xod6)  reges  gei[tige§  Seben 
innerhalb  ber  «Schule  l^enid^t.  5Jlit  me^r  ober  toeniger  ßrjolg  ift  hal  Softem 
big^er  auf  bie  engüfi^e,  franjöfifd^e,  itatienifd^e,  fpanifcEie,  fd^toebifd^e,  bänifd^e, 
finnifd^e,  neugriec^ifd^e,  (ateinifd^e,  ungarifd£)e  unb  bö^mifd^e  (5prad£)e  übertragen 
Würben;  nac|  mehreren  öon  biefen  Uebertragungen  wirb  aud^  partamentarifd^ 
gearbeitet.  @.  öerbanb  mit  ber  @ebutb  unb  @rünbüd§feit  be§  beutfd^en  @e= 
let)rten  eine  au^erorbentüd^e ,  faft  übergroße  Sef(^eibenf)eit.  @rft  nad^  neun= 
maliger  Umarbeitung  trat  er  mit  bem  ©ntmurfe  ber  Ütebc^eid^enfunft  öor  bie 
Ceffentlid^feit,  unb  big  an  fein  Sebengenbe  mar  er  unabtäffig  mit  ber  S}erbeffe= 
rung  feines  @eifte§finbe§  befd£)äftigt.  £ie  befte  6f)arafteriftif  feine§  3Befen§  unb 
©trebeng  bieten  bie  äöorte,  meldEie  ber  Ütbgeorbnete  Dr.  5[RüIIer  nad^  feinem  Sobe  in 
ber  baierif(^en  Kammer  fprad^:  „©.,  ber  ^Jtann,  ber  bai  2Bort  p  firiren  t)er= 
ftanb,  mar  einer  jener  feltenen,  befd£)eibenen,  id^  möd^te  fagen  aEjubefdfieibenen 
^Mnner,  bie  nur  für  )ia^  ^öi)ere  i^ntereffe  ber  i?unft,  ber  f^öpfcrifd^en  i^bee, 
ber  l^öl^eren  Qrfinbung  lebten.  S;cn  ebelften  2BitIen  burd^  bie  iieiTÜ^fte  J^at 
3U  Vollbringen,  crfüttte  feine  Seele.  @r  Verlangte  ni(f)t5,  er  bat  um  nid^tg; 
man  mu^te  x^vx  aEeg  anbieten,  (är  t)at  in  feinem  ©treben,  bem  9}aterlanbe  ju 
nü^en,  nie  auf  feine  ^ntereffen  gefe^^en,  nie  gefud£)t,  fiif)  9leid^tl)um  aug  feiner 
^unft  lu  erroerben!"  —  Sie  9}aterftabt  ^Mnd^en  l^at  i^rem  treuen  ©o'^ne  ben 
Tribut  ber  S)anfbar!eit  gejottt,  inbem  fie  1862  eine  ©trafee  nad§  i^m  benannte; 
bereitg  1856  tourbe  fein  @rabmat  burd^  banfbare  jünger  mit  einem  Sienfftein 
berfe^en  unb  bie  ©tabtgemeinbe  er£lärte  feinen  SSegräbni^pIa^  3ugteid§  mit  bem 
©enefelber'g  für  unt)eräu§erli(i). 

3lnbei§,  @.  unb  feine  35erbienfte  um  bie  ©tenograbt)ie,  ^Berlin  1851. 
S-  |).  SBolf,  granä  .^aöer  @.,  ©rfinber  ber  beutfi^en  ©tenograp'^ie,  5Ründ^en 
1849.     2(lbre(i)t,  ©abelgberger'g  Seben  unb  ©treben,  Seipjig  1858. 

6.  Sauer. 

Ooblcr:  ©corg  Slnbreag  ©.,  geb.  am  30.  3^uli  1786  in  3Utorf,  gcft. 
inSepü^  am  13.  ©ept.  1853,  ©o^n  beg  itieologen  ^o^.  5|?t)il.  ®.  (f.  u.),  ftubirte 
am  ©rimnafium  feiner  SJaterftabt  unb  befud^te  an  ber  bortigen  Unioerfität  p]^ito= 
fop'^if^e  unb  juriftifd^e  2}orIefungen,  bejog  'f)ierauf  1804  bie  Unioerfität  ^ena, 
mo  er  öeget'g  anf|ängüd§fter  ©d£)üler  teurbe  unb  big  ju  beffen  2lbgang  (.1807) 
öertüeiüe.     3)on  bort  ging  er  nad§   äßeimar,   too   er  brei  Sa^te  l)inburdE)   ben 


294  ©ablet. 

Untenirfit  ber  <B'6^nc  ©(i)it(ei-'§  leitete,  unb  nadf)  einem  üovübevgefienben  3liiient= 
t)alte  in  ^türnberg  fanb  er  1811  eine  Slnftettung  al§  ßel^rer  am  @l)mna[ium  ju 
9ln§bac^,  öon  ttio  er  1817  al8  ^ßrofeffor  an  ba8  Saireutfier  ©ijmnaftum  fam, 
beffcn  9tectorat  i'^m  1821  übertragen  tourbe;  1824  übernahm  er  bort  neben  ber 
claffijc^en  ßitteratur  au(f)  ba§  Sel)r^ac§  ber  ^f)ilofot)'^i|(^en  ^ro^^äbeutif ,  unb  im 
glei(i)en  ^a!)re  tuurbe  er  3um  ^rei§jc^otard)en  ernannt.  5lbgefet)en  t)on  ®elegen= 
^eit§|d)rilten  („De  regü  imperii  maiestatc  ac  sanctitate",  1824,  unb  jum  9lmt§= 
Jubiläum  be§  $rofefjor§  ^.  ?5f-  S)egen,  1826,  unb  „Carmen  Sapphicum'^  bei 
5IntT)cfen'§eit  be§  Äönigg  Subtoig,  1830)  {)atte  @.  bexeitg  1824  in  bem  ®^m= 
nafial^^rogramm  „De  disserendi  ratione",  fid)  über  bie  Slufgabe  ber  ßogif  in 
au§fd^liep(^  ^egerjd^em  6inne  geäußert,  unb  e§  jolgte  '^ieraui  „S)ie  5PrD^ä= 
beuti!  ber  ^'^ilofop^ie"  (1827,  at§  erjter  33anb  be§  ©^ftemeg  ber  tl^eoretifc^en 
5ßt)ilofo:pt)ie  bejcic^net,  ein  ätoeiter  aber  iolgtc  nic^t  nad^),  »orin  er  lebiglid)  eine 
erKärenbe  Umfdireibung  ber  erften  -gjälfte  ber  „^"^änomenologie"  ^egel'§  gab. 
2)ie  |)reu^ifi^e  ülegierung  era(i)tete  e§,  ba  na(^  ^egel'S  3:ob  ('Jiobembcr  1831) 
bie  ©pattung  jeiner  (Bd)uU  immer  fi(^tli(i)er  ju  Sage  trat,  nad^  mehrjähriger 
Ueberlegung  für  ba§  geeignetfte,  bem  trodcnften  Hegelianer  ftricteftcr  Obferbanj 
ben  erlebigten  Se'^rftu'^l  be§  9}leifter§  ju  übertragen,  unb  fomit  lourbe  ®.  ju 
Oftern  1835  nad)  SSerlin  berufen,  ©ein  2lntritt§=^rogramm  „De  verae  philo- 
sophiae  erga  religionem  christianam  pietate"  (1836),  fnüpjte  an  jenei  33erfte(Ien= 
jpielen  an,  mcld)c§  ^cgel  mit  ber  c^riftlid)en  3:l)eotogie  geübt  l)atte,  unb  ent'^ielt 
unter  tobclnben  SBcmerfungen  gegen  S)at)ib  Strauß  in  crbaulid£)er  3ui-'^tuug 
ben  ^3Ja{^tüet§,  ba^  bie  mot)re  (b.  l).  .^cgel'fdic)  tppofop^ie  [ic^  in  frommer 
Hebereinftimmung  mit  bem  6l}ri[tent'^um  befinbe.  5iad)bem  bie  erften  33orlefungcn 
(Sabler'S  fo  großen  3u|pi-"U'i)  gefunben  fiatten  ,  ba^  fein  ^örfaal  bie  ^u'^örer 
fafete,  fonbern  bie  5iula  benu^t  werben  mu^te,  bef(i)rän!te  fidf)  in  33älbe  bie 
2:i^eilna^me  auf  einen  fel^r  engen  ^rei§  öon  fyreunben  unb  ©tubirenben,  toetclien 
®.  fpäter  nur  me^r  ©rflärungcn  platonifct)cr  S)ialoge  oortrug.  Sturer  einigen 
3}orreben  p  Section§=9.^er3ei(^niffen  ber  Uniüerfität  öeröffentlid^te  er  nur  nodf) 
„S)ie  .f)egel'fcE)e  ^^^l^ilofopl^ie,  Seiträge  ju  if)rcr  rid)tigen  Seurt^eilung  unb  3ßür= 
bigung".  SrfteS  (einjigeS)  .^eft  (1843),  morin  er  e§  öerfu(i)te,  bie  fd§tDeimiegen= 
ben  93ebenfcn  ^u  befämpfen ,  toetc^e  Strenbelcnburg  in  feinen  „ßogifd)en  Unter= 
fud^ungen"  unb  in  ber  ©c^rift  „S)ie  logif(f)e  ^rage  in  .^^eger§  ©l}ftem"  erl)oben 
iiatte.  ^prantl. 

©ablcr:  ^o1).  ^^itipp  @.,  2^eologe,  tourbe  4.  Sfuni  1753  au  ^ranffurt 
alW.  geboren,  ber  ©ol)n  eine§  i^uriften,  ber  frü'^er  Slmtmann  in  ber  5kii)bar= 
frfiaH,  bamal§  bie  ©teile  eine§  3lctuar§  im  ßonfiftorium  befleibete.  2)er  Spater 
lie^  it)n  burc^  ^^^^ribatle^^rer  grünblid)  Vorbereiten  unb  übergab  it)n  im  10.  ^at)xt 
bem  ®t)mnafium,  beffen  9tector  ^purmann  einen  burdf)greifenben  ©influ^  auf 
ben  i^üngling  getoann  unb  beffen  Unterrid^t  ber  Spater  nod^  burd^  gemeinfame 
Öectüre  ber  alten  ßlaffifer  unterftü^te.  3U§  ^ßrimaner  repetirte  ®.  mit  feinen 
3!Jlitfd^ülern  bie  2el)rftunbc  unb  l^ielt  il)nen  SJorträge  über  ßogif,  metd£)e  bamalS 
mit  p'^ilofopt)ifd)er  unb  tl)eologifd^er  ^propäbeuti!  fcEjon  in  ben  i?rei§  be§  (5)l)m= 
nafialunterrid)t§  gebogen  mar.  5lud^  prebigte  er  bereite,  ma§  bamal§  bie  ©itte 
geftattete,  er  felbft  aber  fpäter  mipittigte.  ^m  ^erbfte  1772  bejog  er  jum 
©tubium  ber  il^cologie  bie  Uniberfität  S^ena.  6r  t)in-te  ^sl)ilofop'^ie,  afigemeine, 
europäif(i)e  unb  beutfdlje  (Öefd^id)te,  9}latl§emati!,  $l)t)fif,  Kosmologie,  tateinifd^en 
©til,  römifd^e  unb  gried)if(f)e  Sllterf^ümer,  3lrd)äologie  neben  ben  t'^eologifd^en 
Sßorlefungen.  ©er  Uebergang  bon  bem  Seibni^=2öolfifd^en  ©t)[tem  jur  e!le!ti= 
fd^en  ^opularpl)ilofopl^ie  öerflod^t  il^n  in  eine  ffeptifdtie  ülid^tung,  bie  feinen  @nt= 
fi^lu^,  fid)  ber  3;i§cologie  3U  mibmen,  erfd^ütterte,  erft  bie  33orlefungen  ®rie§= 
iaä)'^  befreiten  il)n  bon  ber  Ungetoipeit  unb  fülirten  il)n  mieber  in  bie  öerlaffenc 


©obler.  295 

S5a{)n  äurürf.  3)^it  txt}öi)itm  ^fntereffe  ftubirte  er  nun  atte  gäc^er  ber  ^ll^eologie, 
]^e!6xäif(f)e  2lrd)äo(ogie,  aial6ijc^e  unb  |t)vii(i)e  ©^rac£)e  (unter  6irf)^orn),  übte  fic^ 
im  ^tebigen  unb  l^ielt  5ltd)tt^eotogen  ^riöatöorträge  über  .ßird)engef(^i(i)te  unb 
^)laturre(^t.  5k(f)  ye(^§jä{)rigem  ©tubium  unb  ber  Gttoerbung  be§  53lagi[ter= 
grabe©  fe'^rte  er  1778  nad)  feiner  S}aterftabt  jurücf,  tegte  ba§  f^eologijc^e 
©ramen  öor  bem  5Jliniftertum  ab,. bei  toelctiem  feine  @ele{)rfamfeit  ebenfo  gro|e 
S3etounberung  al§  bie  ^^reifinnigfeit  feiner  Slnfid^ten  Sebenfen  eia-egte,  unb 
prebigte  ^ufig.  9tuct)  lieferte  er  ^Beiträge  in  bie  f^ranffurter  geteerte  Rettung. 
'Rad)  anberti)alb  ^al^ren  (1780)  würbe  er  üte^etent  in  ©öttingen ,  ioo  er  bie 
^ibliott)ef  fleißig  benu|te  unb  burcf)  -Ipetjne  it)m  ungeahnte  23(ic£e  in  ba§  claf= 
fif(f)e  5tltert^um  unb  feine  Se^anblung  aufgingen.  1783  würbe  i^m  ©etegenfieit 
biefen  Ertrag  p  bertoert^en,  ba  er  al§  ^Profeffor  ber  ^'§iIofopt)ie  unb  ^rorector 
an  ba§  2lrcl^igl)mnaftum  3u  S)ortmunb  mit  bem  -Jtuftrage  berufen  mürbe ,  biefe 
Slnftalt  auf  bie  ipö'^e  ber  3citbilbung  3u  erl^eben.  1785  erging  an  i^n  ber 
9luf  al§  britter  ^Profeffor  ber  X^eologie  unb  ©tabtbiaconug  ju  Sittorf.  5tuf  ber 
S)urct)reife  burcf)  bie  35aterftabt  liefe  er  \iä)  öom  ©enior  Dr.  ^Jlofi^e  orbiniren. 
1787  promobirte  er  at§  S)octor  ber  3:;f)eologie ,  ber  le^e,  bem  biefer  @rab  an 
ber  §od)fd)u(e  ju  Slltorf  ju  X^txi  mürbe,  1793  rüdte  er  in  bie  erlebigte  ©tette 
eines  ^ineiten  t^rofefforS  unb  in  ba§  9lr($ibiaconat  ein.  1804  mürbe  er  an 
$aulu§'  ©tatt  al§  jmeiter  ^rofeffor  ber  3;l)eologie  nad^  ^ena  berufen  unb  1812 
mürbe  er  nac^  feinet  Sanb§manne§  unb  2el)rer§  @rie§ba(f)'§  2;ob  ^^rimariu§ 
feiner  f^acultöt.  1804  erl^ielt  er  ba§  ^präbicat  Äird^enraf^,  1817  marb  er  jum 
®irector  be§  tl)eologif($en  ©eminar§,  in  bemfelben  ^al)re  jum  geheimen  6on= 
fiftorialrat^  ernannt ,  in  feinen  legten  SebenSja^^ren  norf)  mit  bem  Drben  be§ 
meinen  ^^alfen  becorirt.  ®.  mar  ein  2Jlann  üon  eifernem  t5rleifee,  er  arbeitete 
täglich  bi§  5Jlitterna(^t,  boc^  finb  bie  grüd^te  baöon  in  erfter  ßinie  feinen  3JDr= 
lefungen  ju  ®ute  gefommen,  bie  er  mit  gemiffenl)aftefter  Sorgfalt  aufarbeitete  unb 
bie  fi(^  über  alle  ^^äc^er  ber  2;i)eologie  erftrecften.  9lu§  feiner  litterarifct)en 
2;!§ätigfeit  ift  nur  ein  größeres  Söerf  ^eröorgegangen:  er  ^at  feineS  3llteY§genoffen 
unb  £e^rer§  6i(i)l^orn  Urgefc^idite  auf§  neue  1790 — 93  mit  (äinleitung  unb  2tn= 
merfungen  in  brei  33änben  ]§erau§gegeben.  Um  fo  t^ätigere  ^JtitWirfung  ^at  er 
bcn  tljeologifc^en  3citf(f)riften,  ingbefonbere  bem  ton  i^m  felbft  :§erau»gegebenen 
„DIeueften  tl)eologifcf)en  .Journal"  gemibmet,  öon  toelcfiem  18  ißänbe  1798—1811 
erfc^ieiien  finb  unb  ju  meldjem  er  bie  mciften  Beiträge  geliefert  ^at.  S)ie  barin 
niebergelegten  5lb^nblungen,  fomie  feine  ^^rogxamme  ej;egetifcf)en,  biblifd)=l)iftori= 
f(fien,  ürc^en^iftorifdien  unb  !ird§enred§tlic^en  ^n^altS,  finb  ^um  %i)t\i  ba^n= 
bred^enb  gemefen.  S3efonbere§  9}erbienft  ^at  er  ficf)  um  bie  biblifd^e  3:^eotogie 
ertoorben,  bie  er  al§  l)iftorifc^e  SiSciplin  ftrenge  öon  ber  Sogmatif  fcf)ieb ,  unb 
um  bie  .^ermcneutif ,  in  ber  er  bie  ©runbfä^e  ber  grammatif(f)en ,  ^iftorifc^en 
unb  ;3'^itofo:|)|ifc^en  5Jiet^obe  entmidelte  unb  jur  Geltung  brachte.  5U§  5)ogma= 
tifer  fal§  er  bie  ©cf)rift  unb  bie  SSernunft  al§  3ufammengel)örige  @rfenntni^= 
queEen  einer  unb  berfelben  göttlichen  Offenbarung  an ,  bereu  ^n^alt  unb  S^ei 
ta^  ftttli(^  gute  unb  felige  2eben  ift.  ^n  6l)riftu§  ift  i^m  biefe  Offenbarung 
unb  biefe§  Seben  jur  gefc^ict)tli($en  @rfcl)einung  gemorben,  ba§  Sl)riftent^um  ift 
il^m  bie  öollenbcte  ©efc^ic^te  unb  bie  öoEenbete  S^ernunft.  2Ba§  in  ben  2lu§= 
fprüd^en  ^t\ü  mit  ber  SSernunft  ^u  ftreiten  fc£)eint,  mirb  burc^  bie  2lnnal)me 
einer  Weifen  unb  liebreicfien  Slccomobation  befeitigt.  £em  Jpange  feiner  3eit  3ur 
natürlichen  Siflärung  ber  S^atfac^en  l)at  er  feinen  Soti  rei(i)licf)  entricf)tet,  boc^ 
fal^  er  in  ber  2lu|erorbentli(f)feit  unb  9Jtenge  biefer  natürlid)en,  obgteicf)  mit 
orientalifc^er  5ßf)antafie  er^älilten  33egebenl^eiten  mieberum  einen  jureidienben  S3e= 
weis  für  bie  proüibentielle  Seitung,  bie  über  ^efu  Waltete.  @.  war  Ütationalift 
in    bem   [treng    t)iftorif(f)en   ©inne  biefer  ^ejetdinung.     5!)tit   -Jtact)brucE  l§at   er 


296  föabler. 

ncBen  bem  5pieti§mu§,  ben  tx  at§  Sud^ftabenglauBen  d^arafterifirte,  bie  Sräumerei 
bc§  „öi'olöen  9)h)ftici§mu§"  befänH}it,  befjen  Söefen  er  aU  einfeitige,  öernunft= 
öerac^tenbe  @efü'^i§fd§tt)ätmetei,  qI§  35ermcngung  ber  Sleligion  unb  ber  5ßoefte  16e= 
[timmte,  öon  befjen  Ueberfd^ä^ung  be§  5Jttttetaltei-§  cv  römiy(i)=lQt'^oU|(^e  2;en=> 
benjen  unb  ©^m^at^icn  befürd)tete ,  aU  beffen  Seiörbercr  er  bie  romantijdie 
©d^ute  unb  ba§  (Scf)eßing'fc^e  3bentität§ft)[tem ,  jotoie  bie  ^efuiten  betracfitete, 
ttjobei  e§  i^m  begegnete,  ba^  er  bie  secreta  monita  et  praecepta  für  autl^entifd^e 
CrbenSjd^riiten  gelt)alten  i)Qt.  33ei  aller  !Jliid^ternf)eit ,  bie  fid)  in  feiner  t'i)eo- 
logifd^en  9tid)tung  nid^t  üerfcnnen  lä^t,  toar  er  ein  t)od^Qdf)tbQrer  61§ara!ter.  6r 
fannte  fein  tt)eoIogifd£)e§  Siutereffe,  bQ§  nidf)t  in  bem  religiöfen  ttjurjelte  unb 
giplette,  öon  ben  3;l^eoIogen  forberte  er  neben  einer  bieljeitigen  tt3iffenfd)atttid£)en 
SSilbung  irommc  (Sefinnung  unb  tiefen,  ba§  ganje  i3eben  in  9tmt,  ipau§  unb 
Umgang  burd)bringenbcn  fittlii^en  ©ruft,  toie  er  in  feinem  Seben  ba§  alle^  felbft 
muftergüüig  barfteüt.  Unbebingt  toal^r^iaftig  unb  reblidf),  n)ot)Itt)ätig  bi§  jur 
2lufo|)ferung,  unermüblid)  gefällig,  ben  ©tubirenben  liebreid^  jugänglid^  unb  mit 
9tat^  unb  2;Vt  fürbertict) ,  l^at  er  fid§  IcidE)t  bie  .^erjen  gett)onnen  unb  cinflu^= 
reid§  getoirft.  1822  ttjurbe  er  jum  fünften  ^Jlale  jum  ^Prorector  in  ^ena  ge= 
n)äf)tt ;  bie  ©(^toicrigf  eiten,  bie  i^m  unter  ben  bamaligen  35ert)ättniffen  ba§  3lmt 
öerbitterten ,  unb  bie  ^ränfungen ,  bie  il)n  babei  trafen,  '^aben  nad)  ber  3ln= 
beutung  feiner  ©öl^ne  feine  @efunbl)cit  erfd^üttert,  ba^u  traf  i!^n  in  bem  Xobe 
feiner  ioc^ter  ein  empfinblidE)er  Sd^lag.  ^n  ber  trüben  Stimmung,  bie  i!§n 
feitbem  bef)errfc£)te,  fonnte  er  nur  no(^  bie  .g)erau§gabe  ber  „Opuscula  academica*' 
feines  bereUDigten  (^reunbeg  ©rieäbadt)  (1825)  öoüenben.  Um  3öeil)nad^t  beffelben 
^a^reg  träumte  i^m,  äloei  ßngel  öerfünbigten  if)m  bie  ^läl)e  feine§  XobeS.  5luf 
feine  f?frage,  ob  er  nic|t  nodt)  feine  3}orIefungcn  über  S)ogmatif  ju  6nbe  fül^ren 
bürfe,  geftanben  fie  Hjm.  it)re  Untoiffen'tieit  in  biefem  ^^unfte.  2lm  16.  g-ebr. 
1826  gebadt)te  er  5(bcnb§  nod^  ber  Heimgegangenen  ^'i-'^unbe  penfe,  @rie§bad£), 
.Ipe^ne,  ,^eil,  23ater  u.  9t.,  au§  bereu  Greife  nur  nod)  ^.  &.  6id)I)orn  am  ßeben 
war.  golgenben  2ag§  fd)lo|  er  am  S}ormittag  um  10  Uf)r  feine  Sorlefung 
über  Sogmati!  mit  ben  2Borten:  „äöir  leben  ^ier  im  ©tauben,  bort  im 
Sd^auen",  6ben  t^atte  er  ermübet  fein  ©tubierjimmer  betreten  unb  nod)  feinen 
Flamen  unter  eine  9(nmeifung  jur  Unterftü^ung  eine§  3lrmen  gefd^rieben  —  ba 
fan!  er  entfeeU  jtuifd^en  feinem  ^e^nfeffel  unb  feinem  ©d^reibtifd^e  nieber. 

58gl.  2Bitt'§  'Jiürnberger  ©elel^rtenlej.  Y,  583.  ©d^röter,  Erinnerungen 
an  @abler.  S)er  neue  DIcfrotog  ber  S)eutfdt)en,  1826  (öeben§ffijäe  öon  ^enne= 
berg)  unb  toor  aEem  @abler'§  furje  ©elbftbiogra^t)ie ,  ttoEenbet  öon  feinen 
©ö^nen  (abgebrudt  in  ber  2}orrebe  jum  II.  Sanb   feiner  fteineren  ©d^riften). 

@.  (5.  ©tei|. 
©abier:  Siofef  &.,  einer  ber  gefd)idEteften  Orgelbauer  be§  öorigen  Sio^i-" 
l)unbert§,  Würbe  geboren  ben  6.  i^uli  1700  ju  Ddifen'^aufen  (SBürtemberg). 
9ll§  ©d)reinergefelte  bie  SBelt  burdf)Wanbernb ,  fam  er  audt)  na(^  5)lain3.  ,g)ier 
trat  er  bei  bem  Orgelbauer  ;3o{)ann  ßber^rb  3iegen'^orn  in  5lrbeit  unb  benu|te 
biefe  @elegen{)eit,  fi(^  jum  ))erfecten  Drgelbaumeifter  au§jubitben.  ^aä}  3iß9en= 
'^orn'g  Stöbe  (1726)  fütirte  er  beffen  @efd)äft  fort,  ^eiraftiete  1729  feine 
l^interlaffene  SBittWe,  5Igne§  geb.  .^iller,  unb  tel^rte  mit  it)r  nad^  Dcfifen^ufen 
prüd.  ^Ulaä)  eigner  ^tufjeidinung  :^at  @.  „ju  @otte§  Sob  unb  ^^x"  6  £)rget= 
werfe  gebaut.  2]on  ben  bebeutenberen  feien  angeführt:  S)ie  „grofee  Orgel" 
in  Söeingarten,  mit  4  5JlanuatdaDieren  unb  66  9legiftern;  bie  „fteine"  ebenba= 
felbft  mit  2  ^anualdaöieren  unb  22  3f{egiftern;  bie  Drget  in  Odtifenfiaufen  mit 
4  ^[Ranuaklabieren  unb  50  9legiftern.  3lu|erbem  lieferte  @.  arbeiten  für  3tt)ie= 
falten,  ©tetnbadf),  5)lemmingen  unb  OtaöenSburg.  S)er  ßebenSabenb  biefe§  be= 
gabtcn  'JDtannel  War  ein  trüber;   gänjlid^  berarmt  fott  er  im  (5lfa^  gcftorben 


©abtfoben  —  ©abtiel.  297 

jein.  91ät)etei  über  i'^n  entl^ält  ein  Strtifel:  „S)ie  gvofie  Drgcl  in  ber  el^e= 
maligen  ÄIofter!ivd)e  in  SBeingarten"  im  ßöcilienfalenber  (9tegen§Burg  1878) 
öom  6t)orbirector  Dttmar  SDre^Ier.  ^I^ürftenau. 

©Oblloöcn:  .g)an§  iöalf^afar  ö.  ©.,  ge6.  am  1.  3lugu[t  1636  ju 
.^elffenberg,  t  am  22.  ^toöbr.  1716  3U  ®otf)a,  tourbe  ju  Oebenburg  (Ungarn) 
bei  feinem  S5ertt>anbten,  Saron  Senebict  b.  5Jlo|^eim,  erjogen,  fam  im  ^a^re 
1655  auf  ba§  ®t)mnafium  naä)  Coburg  unb  bejog  1656  bic  Uniöerfität  3u 
;^ena.  ^m  ^.  1662  ernannte  il^n  ^er^og  (Srnft  ber  fromme  ^um  ^oijunfer, 
er  bereifte  bann  1663  unb  64  bie  5tieber(anbe  unb  Snglanb  unb  !ef)rte  über  (valai§ 
narf)  ^ottanb  unb  burd)  grie§Ianb  na(i)  ®otf)a  ^urüdf.  Unmittelbar  barauf 
tourbe  il)m  bie  Slujfii^t  über  bie  fc(^§  jüngeren  5)ßrin3en  anbertraut  unb  1666 
ging  er  mit  ben  beiben  5prin3en  Sllbred^t  unb  Sernl^arb  aU  -g)oimeifter  nad) 
Tübingen,  öon  too  er  1668  mit  i^nen  burd§  bie  ©cf)toeiä  naä^  ®enf  reifte. 
1669  traf  er  mit  ben  ^prinjen  lieber  in  @otf)a  ein.  ^m  folgenben  ^aijxt  (1670) 
bereifte  er  mit  ^rinj  3Ubre(i)t  S)änemar!  unb  ©d)toeben.  1672  bermä|lte  er 
fid^  mit  Äat^rina  5JlargaretI)a  b.  .^opfgarten  au§  ^tajja.  35alb  barauf  würbe 
er  Äammer=2tffeffor ,  1673  gonfiftoriatrat^ ,  1678  .g)of=  unb  Sfuftiärat^,  1680 
9tegierung§birector  unb  ßonfiftorialbräfibent  bei  ^er^og  Sernl^arb  in  5)leiningen. 
1686  trat  er  toieber  in  bie  S)ienfte  .^er^ogS  3^riebri(|  I.  ju  ©otl^a  unb  rourbe 
^ofratl^  unb  Oberbormunbf($aft§=S)irector,  f|)äter  1697  9}icepröfibent  unb  1699 
^präfibent  im  ßonfiftorium ,  1705  aud)  ©e'^eimrat^.  S)ur(f)  ben  2;ob  Slbam 
@et)irieb'§  ö.  ©ablfoben  (1702)  tourbe  er  ©enior  ber  ^ö^^i^^^  unb  erl^ielt  ba§ 
2Rajorat.  6r  l^interlie^  2  ©öl^ne,  @eorg  3llbred)t  unb  .^angSiegfricb. 
Stemma   genealogicum    familiae    Gablkoverianae.      @ot§a    1709.     ^ot. 

(5.  105.  Sed. 

©abricl:  Äarl  (Sbuarb  ©.,  au§geäeid£)netcr  S5ol!§f(^uIIe^rer  unb  5päbagog. 
©eboren  am  30.  i^uli  1809  ju  Jüterbog!  aU  ber  ©ol^n  eine§  jäc^fifct)en  ^5^^^^= 
toebelS,  erfiielt  er  bie  9Iuinal)me  in  bie  5[RiIitär=(5r3iel§ung§anftaIt  5U  3lnnaburg, 
trat  mit  18  ^fa^ren  in  ba§  ©(fiuHefirerfeminar  ^u  ÜZeu^elle  ein,  too  er  3  ^a'^re 
bertoeilte  unb  toibmete  fic^  bon  1825 — 31  in  35erlin  bem  ©tubium  ber  5Utur= 
toiffenfd)aiten ,  too  er  3ugtei(^  bem  2aubftummen=Unterrid)te  nöl^er  trat  unb  al§ 
eines  ber  tptigften  5Ritgtieber  ber  bafelbft  beftelC)enben  päbagogifd^en  ©efettfc^aft 
angefjörte.  ^m  ^erbfte  1832  übergab  il§m  S)ieftertoeg  eine  ßet)rerftelle  an  ber 
mit  bem  Seminar  für  6tabt|(f)ulen  berbunbenen  berliner  ©tabtfdjule,  in  toeld^er 
@igenj(i)ait  er  hi^  ju  feinem  Sobe  am  22.  3lpril  1841  berblieb.  ®.  toar  nidit 
nur  ein  auggejeic^neter  ßel^rer,  fonbern  aud)  ein  toal)rl)after  ©räie'^er,  beffen  ®eift 
fo  toenig  an  angelerntem  äöiffen  l^ing,  al§  er  ein  ©t)mbotum  befd)toor.  ©eine 
f(i)riftftellerif(i)en  Slrbeiten  "^aben  ben  Flamen  be§  bormatigen  Slnnaburger  ©oI= 
batentoaifenfnaben  über  alle  Sl^eile  S)eutf(^(anb§  berbreitet  unb  feine  „3lnt'§ro= 
pologie",  fotoie  fein  „Seitfaben  ju  einem  metl^obifc^en  Untemdite  in  ber  50Renf(^en= 
unb  Sliierlunbe"  Itiaben  überall  bie  berbiente  Stnerlennung  gefunben.  ^n  allen 
(SJegenftänben ,  bie  er  im  ©eminar  unb  beffen  ©d)ule  geleiert,  l^at  er  auSge^eid)^ 
neteö  geleiftet:  im  ©d^reibtefen ,  im  Oted^nen,  in  ber  @eogra)}lf)ie,  in  ber  9iaum= 
leijxe,  am  meiften  aber  unb  mit  3}orliebe  in  ber  51aturgefd)i(^te,  für  bereu  Unter= 
rid^t  er  bie  S5al)n  brechen  ]^alf.  2I(§  ein  echter  Slnl^änger  ^peftalojäi'S  unb  at§ 
fold^er  ein  fraftbitbenber  rationeller  Seigrer  toenbete  er  beffen  etoige  Unterri(^t§= 
gefe^e,  3u  oberft  ba§  ber  5lnfd)auung,  auf  bie  ütealien  an  unb  erntete  in  biefcm 
S3eftreben  fel^r  glüdtit^e  ßrfolge.  Unter  feinen  ©diriften  ift  bie  borjüglic^fte : 
„?lntl§ropDlogie  ober  gorm,  33au  unb  Seben  be§  menfd^Iid^en  ßörper§,  für  Se^rer, 
eraie^er  unb  ßttern",  1838—39. 

S)ieftertoeg,   9t^einif(^e  Slätter   1841,    ©.    142  ff.     ^od^,  ^äbagogifdE)e 

2eben§bilber,  ©.  53—57.  ;5.  tyranrf. 


298  ©abebujc^. 

©abcliultf):  SD  eistet)  ö.  ©.,  .^en  Oon  !eofi^,  f  1249,  gel)ött  tüa^r= 
f(i)einti(i)  äu  einer  ©eitcnünie  be§  rügi^c^en  prftcn'^aufeg ,  ha  er  ebenfo,  tote 
bie  urftmbUi^  aU  Slgnaten  beffelBett  naditceiSBarett  &c]ä)leä)tn  öott  ^utl6u§  uttb 
tjon  beitt  33ugt)e,  eilten  3lbler  üfier  einer  ©c^ac^taiet  im  Sßappen  fü^tte,  unb  in 
ben  Urfunben  ftet§  aU  erfter  3euge  mit  ber  S9ejei(^nnng  ,,dominus''  nad)  ben 
regicrcnben  ^errjd^ern  erfc£)eint.  ©r  fd^Io^  jidE)  in  bem  jrüfjeren  3eitraume  jeine§ 
Gebens  Bejonber§  na'^e  an  ba§  mecflenfiurgifd^e  gürften^aug,  welt^eS  ebenfaü§ 
im  t)ermanbtf(^aitli(i)en  ^ufammen'^ang  mit  Slügen  geftanben  t)aBen  folt  unb 
begleitete  mafirjd^einlii^  ^einri(^_  Sortjin  I.  auf  feinem  3uge  gegen  ßit^Ianb. 
^laä)  beffen  Sobe  im  ^.  1227  iü^rte  er  bie  33ormunb|(^Qit  über  feine  unmün= 
bigen  ßnfet  S^ol^ann  1.  öon  tDtedlenburg,  5licoIau§  I.  tJon  2BerIe,  |)einri(^  33or= 
t)in  III.  öon  9toftocf  uttb  ^ribiSlab  II.  tion  ^arc^im,  in  @emeinf(|aft  mit  an= 
beren  (Sblen  be§  Sanbes  unb  ert)icU  äugleid)  ba§  angefet)ene  3tmt  eineg  S3urg= 
grajen  ober  Saftettan§  bon  ©abebufd^,  jomie  ben  umfangreid^en  ©runbbefiti  toon 
aSitenjee,  fRofenom,  3ltt=5]3ofrent ,  äöofenftebt  unb  Äoffebabe.  ?ln  bcm  bänif(i)en 
Kriege  öom  3.  1234—36,  toelc^en  Söalbemar  IL  gegen  SübecE  unb  ^ommem 
fül^rte,  unb  in  bem  .gjolftein,  ^ecflenburg  uttb  9tügen  mit  bemÄönig  öcrbünbet 
waren,  nat)m  6.  unb  jein  a}etter  (consanguineus) ,  ber  S3ijd)oT  Srtinmarb  t)on 
<Bä)totx\n  einen  teb'^aften  3Intt)eil,  biefer,  inbem  er  bie  ©renken  feiner  S)iöcefe 
über  bie  ^u  Gaittmin  ge^örenben  Sauber  Sofi^,  @ü|fon),  Saffan  unb  Söolgaft 
au§jubct)nen  fud)te,  jener,  iiibetn  er  boS  ßanb  Sofi^  (£oi^)  ätüifd^en  ber  Strebe! 
unb  ©cEiminge  befe^tc,  unb  öon  5)tecf(enburg,  fpäter  öon^^otumern  ju  ßctju  em- 
pfing, ^n  i^olge  beffen  n^enbcte  er  ben  ©dilufe  feine§  Seben§  ben  potnmerfc^en 
!Ganben  ju,  grünbete  im  ^.  1242  bie  ©tobt  J3oi^,  erttjeiterte  beren  <5?eIbmarE 
unb  tjerlief)  i^r  ba§  lübifi^e  Siedet,  fomie  nl§  ftäbtif(|e§  ©iegel  einen  S^eil  feinet 
3öappen§,  ben  5tblerftügel ,  meldien  er  burcE)  ä^ei  ©äulen,  refp.  St^ürme,  ju 
beiben  Seiten  öerme'^rtc.  ^n  ber  Solge  erfd)eint  er  auä)  al§  23eiftanb  ber 
bommerfdien  -^er^oge,  SSarnim  I.  unb  Söartiglam  III.  ti.  21.  al§  3euge  bei 
einer  ©d)en!ung  an  ba§  ^lofter  Sroba,  unb  ftarb  balb,  nact)bem  er  bem  Sübecfer 
S)om  eine  Üietttc  berüe^en  :^attc,  am  9.  2fuguft  1249.  2)ie  ^errfd^aft  Sofi^ 
ging  juerft  an  feine  (Sö'E)nc  3ßerner  unb  .^leinridE)  öon  !i?ofi^  unb  fpäter  an 
ba§  gitrftent^um  9tügen  über,  bi§  fie  1325  mit  ^ommern  t^ereinigt  mürbe. 
33on  SJef^let)  öon  @abebufd^'§  Sruber,  Apeittrid^  öon  33ü^on),  [tatnmte  S)etf)teb  t)on 
^arlom  unb  üon  einem  britten  Sruber  bie  Ö)efd)tedt)ter  öon  S)ed^oto  unb  ber 
@rafcn  öon  ^af)n. 

ßifd),  ^mecEtenb.  ^a^xb.  XIV,  83—94.    %.  @.  ©^marj  in  S)ä!)nert§  5pom. 

33ibt    II,    147.     gabriciuS,    9lüg.    Urf.    III,    33—35.      Cod.    Pom.    Dipl. 

No.    399.    426.     ^lempin ,    5Pom.   Urf.budE),   ^Ir.   477.  500.  441.     SübedEer 

gjlcmorialbud^,  gol.  183.     ^edlenb.  ^a^rb.  XXI,  187.     ^edlenb.  Urf.bud^ 

gflr.  630.  ^1)1. 

®abcbujd):  gi-'iebrid^  Äonrab  ©.,  tiölänbifd)er  ®efdE)ic^t§iorfd)er,  mürbe 

geboren    p    2lltenfä^ren    auf    9lügen    1719    unb    ftarb   ju   S)orpat  1788.     (5r 

ftubirte  3U  ©reifSmalb,  fatn  1748  al§  §au§te^rer  nad^  Siölanb,  tt)irfte  feit  1754 

at§  Surift  in  Sorpat,  mürbe  1766  (5t)nbicu§  unb  1771  SBürgcrmeifter  ber  ©tabt. 

'Jleben   feiner   großen  praftifd£)en  ^Berufättjätigteit  tuar  @.  ein  unermüb lieber  2lr= 

beiter  unb  f^orfd^er  öon  einer  erftaunüd^en  fd£)riftfteHerifct)en  grud^tbarfeit.     5^ur 

ber  geringfte  %^di  feiner  Slrbeiten  liegt  in  ben  gebrucEten  15  SBänben  !§iftorifdf)er 

Schriften  öor,  öiet  me^r,  über  130  33änbe,  jumeift  aud)  gefct)id)tlid)en  Snt)alt§ 

l)tnterUe^  er  Vnbfd^riftli(^  unb  barunter  fel)r  tüd^tige  9lrbeiten,  toie  namcntlit^ 

feine  „®efd^ic£)te  be§  liölänbifdE)en  met§"  in  27  SSänben.     gür  ben  miffenfdE)aft= 

ticken  äöert^  feiner  ©tubien  mar   e§  entfd^ieben   öon  günftigem  ginflu^,   ba^   er 

öon  ber  attgemeinen  (Sefd^id^te  ausging,  eine  gro^e  gteid§§f)iftorie  öerfa^te,  bie 


ejabebufd^.  299 

6erett§  big  Ä.  Äco^jolb  gebieten  raar,  a(i  fie  3um  gi-ö^ten  Jöeibtoefen  i^re§ 
35erfajfer§  1755  in  einer  ^^euerSfirunft  unterging,  ©eine  bebeutenbe  Äenntni^ 
ber  :^iftotif(i)en  Sitteratur  2Bcfteuro^a^§,  toie  ba§  jeine  j^äteren  2Berfe  Bezeugen, 
ift  au§  biefen  altern  ©tubien  ju  erüären.  ©ein  eigentli(i)e§  3lrbeit§TeIb  tourbe 
fialb  bie  @ef(i|i(i)te  ßit)lanb§.  Üeber  ben  ungünftigften  Umftänben  l^at  er  biefe  in 
Eingriff  genommen ,  in  einer  üeinen  armen  ©tabt ,  o'^nc  öffentlid)e  Sibüot^ef, 
nad)  Duetten,  bie  nur  jum  Ileinften  Zl^txl  gebrückt  toaren,  bic  er  \iä}  öielfadE) 
erft  aBj(i)riftlid§  Befdiaffen  mu^te.  Um  fo  anerfennen§ttiertt)er  ift,  toa§  er  geleiftet. 
9lac^  einigen  3}orarl6eiten ,  bie  fid)  Bereits  buri^  Äenntni^  unb  ©orgiatt  au§= 
jeidinen  —  „Slb^anblungen  bon  Uölänbifdien  @efct)i(^t§jc£)reibern",  1772,  „Siöl. 
33iBI.",  3  33be.  1777,  „58erfu^e  in  ber  liblänbif^en  e5ef(^i(^t§funbe",  2  23be. 
1779  -  erfc^ien  1780—83  fein  ^aupttoer!,  „Siblänbifdje  Sa^rbüd^er",  1761. 
9  SSbe.  in  4;  2;t)L  @§  finb,  toie  ber  iitel  fagt,  ^a^rbüc^er,  bie  öon  ^a1)x  ju 
^a'fir  bie  einzelnen  ©reignijfe  erörtern;  feine  ^ufammen^ngenbe  (Sefdjic^te  joEte 
geliefert  toerben,  fonbern  05.  erlannte,  ba^  bor  attem  ein  fic^ere§  ©erüfte  nof^ 
t^at,  ba^  e§  galt,  aufräumen  unter  einem  Söuft,  ber  in  ben  6§roni!en  ber 
legten  Sal}r^unberte  aufgef|)ei(i)ert  mar.  2öa§  er  lieferte,  mar  eine  SSorarbeit, 
aber  eine  bon  ^ol^em  Söerf^.  ^^lur  auf  menigeS  fonnte  er  fic^  ftü^en,  nur  für 
bie  (Sef(f)i(i)te  feiner  ©tabt  S)or^3at,  bie  er  fel)r  au§fü^rlt(^  bel)anbelt,  f)üt  er  ba§ 
tüchtige  nad)  bem  borl^anbenen  3lr(i)ibmaterial  gearbeitete  äöer!,  ha^  fein  S5or= 
ganger,  ber  SSürgermeifter  ©al)men,  ein  5}Jlenf(i)enalter  früt)er  im  „alten  ©or^at" 
äufammengeftettt  ^tte,  in  großem  Umfange  auSgenuttt.  ^m  übrigen  finb  bie 
^a^rbücljer  burcfiaug  felbftänbig.  äßenn  aud)  burc^  bie  einmal  gemätilte  ^^orm 
bie  ©rää^lung  fortmäl^renb  ^erriffen  mirb,  toenn  aud),  fobalb  ber  ©toff  bem  3}er= 
faffer  reicher  3uflo§,  ßycurfc  bon  ftörenber  Sänge  borfommen,  ber  toiffenfc^aftlii^e 
SBerf^  be§  2öerfe§  mirb  baburd)  faum  geminbert.  3um  erften  5}tal  ift  ^ier  ber 
SSerfuc^  gemacht,  bie  @efd)id)te  £iblanb§  in  il^rem  ganzen  Umfange  mit  tritifd^em 
Urf^eil  burc^juarbeiten ,  unb  biefer  SSerfuc^  ift,  menn  man  3eit  unb  Umftänbe 
berüdfiditigt ,  burd)au§  gelungen.  „Unenbtic^  biel  5Jlaterial  ift  feitbem  l)in3u= 
ge!ommen,  bie  5[Retl§obe  ber  l^iftorifd)en  .ßriti!  ift  feitbem  biet  ftrenger  gemorben, 
im  ßinjelnen  "^at  man  feitbem  35iete§  beffer  erfannt  ober  fc^ärier  begrünbet,  im 
©ro^en  unb  ©an^en  !^at  deiner  ber  ©|)äteren  bie  Sa|^"&üd)er  erfe^t". 
iöJinfelmann,  ©i^ungSber.  b.  gel.  eftnififi.  @ef.  1869. 

ipau§mann. 
ÖJabcbuld):  £l)oma§  §einri(^  @.,  geb.  am  11.  Slug.  1736  ju  ©totpe 
in  .^interpommern  al§  ©ol)n  be§  ßoren^  @.,  beffen  früheren  ©taub  unb  Seruf 
id)  nid)t  f)abe  ermitteln  fönnen,  ber  aber  f^äter  (etma  im  ^.  1727)  mit  feiner 
gamilie  nad^  ©tralfunb  überfiebelte,  mofelbft  il)m  bei  ber  bortigen  5|3fanbfammer 
bie  ©teEe  at§  äöarbein  übertragen  mürbe,  fam  im  neunten  ^ai)x^  in  ba§  ©tral= 
funber  ©^mnafium,  meli^eS  er  1752  berlie^.  33i§  Oftern  1756  ftubirte  er  in 
®reif§toalb,  fobann  in  ©öttingen.  2ll§  Söttinger  5Jlufenfol|n  fenbete  er  1757 
äur  brüten  ©äcularreier  ber  Uniberfität  @reif§malb,  feiner  l)eimatl)lidC)en  ^oä)= 
fd)ule,  al§  einen  Semei§  befonbercr  2ln'^änglict)!eit  unb  .!pod)ad^tung  feinen  ®lüd= 
munfdf)  in  einer  „^[Runteren  @ebäcf)tni^rebe"  ein.  (Sögt.  ^.  6.  S)ä:^nert,  @efd§. 
ber  Subelfeierli(^!eiten  ber  5l!abemie  ©reifätoalb  über  il)r  errei(^te§  300jäl§rige§ 
Sllter,  ©.  46  ff.  ®reif§malb  1757.  4 «.)  5fiac^  SSeenbigung  feiner  afabemifc^en 
©tubien  in  (Söttingen,  !e^rte  er  nad^  ©reifsmalb  jurüd,  erlongte  bafclbft  1759 
bie  ^Jlagiftermürbe ,  l^iett  S5orlefungen  unb  bemarb  fidC)  um  eine  StbiunctenfteHc 
in  ber  p^ilofop^ifd^en  ^^acultät,  ot)ne  inbe^  feine  Söünfc^e  erfüttt  3U  fe'^cn. 
©emjufolge  berlie§  er  ©reifSmalb  mieber,  ^dt  fi(^  einige  3eit  ju  ©tocE^olm 
unb  SBerlin  auf  unb  felirte  fobann  abermals  nai^  ©reifäroatb  jurüd.  9Zadl)bem 
er  ]xä)  l)ier    at§  5ßribatbocent  l)abilitirt,  mit  bielcm  iBeifall  aufgenommene  unb 


300  ©abebujd). 

öon  einer  ^al^treid^en  3ut)öi-crfc£)aft  bejuc£)te  f)tftori|(^e  SJortefungen  gefiaüen,  ei-= 
langte  ex  aunäd^ft  1773  bie  ©teEe  eine§  (Secretäri  bei  ber  öon  ber  ©tocE^oImer 
gtegierung  angeorbneten  afabemif(f)en  3}ifitationä=Sommiffion.  SDanefien  machte 
er  fic^  in  ben  ^.  1759—71  burci)  nianrf)erlei  Heinere  ©c£)riiten  jur  pommerjdien 
®ejcC)i(f)tc  befannt.  ©ein  2Bunf(|,  aU  UniöerfitätSle'^rer  »ieber  austreten  jn 
fbnnen,  ging  1775  in  ©rjüttung,  in  n)clc£)cm  3faf)re  i'^m  eine  orbentlidie  ^ro= 
feffur  be§  beutfc^en  unb  f  oinmerifdien  ©tQat§re(i)t§  übertragen  tourbe.  22  ^at)rc 
!^at  er  bie§  Sel^ramt  öerfel^en.  5Die  beutjd)e  unb  pommcrf^e  ©taat^unbe,  joiüie 
bie  ^roöincialgefd)i(f)te  Don  ^ommern  blieben  öon  nun  an  feine  f)auptjäd)ti(i)[ten 
35orlefungen,  für  föclc^e  er  burc^  grünblirfie  ^enntniffe  unb  einen  ungemein  an= 
jiel^enben  33ortrag  ftet§  ein  fel)r  gejülltcg  3lubitorium  gewann.  1796  erfjielt  er 
ben  (Sl^arafter  eine§  ßan^teiratl^S  unb  ba§  folgenbe  ^at)x  1797  brarf)te  jeine 
Ernennung  jum  3JiitgIieb  be§  pommerifd^en  Serebning  in  ©totf^olm,  b.  ^.  be§= 
jenigen  6oItegium§,  in  weirfiem  aUt  auf  ©d^n)ebif(i)=^ommern  bcjüglidien  53ta^= 
regeln  unb  SJerorbnungen  bcrat()en  unb  jeftgefe^t  würben,  ©einer  Ernennung  ju 
bem  le^teren  Slmte,  neben  toetc^em  er  aber  bie  ©reifgraalber  ^rojeffur  beibet)ielt, 
tolgte  bie  Ueberfiebelung  nad)  ©tocf^olm  auf  bem  5u|e.  5lod)  fieben  ^al^re 
"tjat  er  biefem  tDid)tigen  unb  cinflu|reid)en  SBirfungSfreije  feine  Sttiätigfeit  für 
ba§  SBol^t  ber  .^elmat^  gewibmet  unb  ift  am  2.  Slpril  1804  öerftorben.  9lte 
©diriftfteller  t)at  er  fid^  inSbefonbere  um  bie  @efd)id)te  unb  ©taatäfunbe  fcine§ 
35aterlanb§  berbient  gemad^t  unb  im  ganzen  15  S)rudfc^riften  l^interlaffcn,  unter 
benen  namentlich  bie  „Einleitung  in  bie  @efd^id)te  öon  ^ommern  unter  feinen 
eingeborenen  ©rbfürften"  (©reif^toalb  1759.  8''.),  bie  „@t)nd)roni[tifd§en  jlabelten 
5ur  @efct)ic^te  öon  ^Pommern"  (ebenbaf.  1762.  gol.),  bie  „Sammlung  ]^iftori= 
fdf)er  ©dtjriften  aur  SSefbrberung  ber  @efd)ic^t§funbe",  ©tüd  I.  (ebenbaf.  1768. 
4^),  bie  ©d^rift  öom  „2öenbifd£)=9tügianifd)en  ßanbgebraud)"  (©tratfunb  1774. 
4:^,),  „®runbri|  ber  pommerifd^en  @efd)td)te"  (©reifäroalb  1778.  4 ".),  „©amm= 
lung  3ur  ^enntni^  be§  ^er^ogtl^umg  ^^^ommern",  23b.  I— II  ((Sreif^walb  unb 
2)effau  1783—86.  40.),  „^ommerifd^e  ©taatSfunbe",  a3b.  I— II  (©reifStoalb 
1786-88.  4".),  JJtaterialien  jur  @efd^idl)te  unb  ©tatiftif  ber  norbifdicn 
©taaten,  befonber§  ©df)ti)eben§",  ©tüd  I— II  (Berlin  1791-92.  8".),  fel)r  an= 
gefet)ene  fd^riftftellerifd^e  Seiftungen  töaren.  2lu§erbem  l)at  er  ÜJL  ö.  5iorman'§ 
„3Benbifc^=9tügianifd)en  Sanbgebraud^"  bcrid^tigt  unb  neu  f)erau§gegeben  (©tral= 
funb  1777.  4".),  ferner  ben  „33riefn)ed)fet  jtöifijen  bem  ^ronprinjen  ©uftaö  öon 
©d)meben  unb  bem  gteid)§grafen  öon  ©Keffer"  (®reif§tt)atb  1772.  8  <^)  ber= 
offentlidit ,  fotoie  ein  l)öd)ft  forgfältige§  9legifter  ju  ^.  6.  2)ä'§nert'§  ©amm= 
lung  pommerifd)n-ügenfd)er  2anbe§urfunben  (©reifStoalb  1786.  gol.)  angefertigt. 
^Jlii^t  minber  l^at  er  mel^rere  öortreff(idf)e  bentfd£)c  Uebertragungen  au§Iänbifcf)er, 
fdjttjebifd^er,  franjöfifd^er  unb  englifd^er  äöerfe,  meift  l;iftorifd^en  2^n^lt§,  geliefert. 
©0  überfe^te  er:  1)  31.  2.  ©d^lö3er'§  9}erfud^  einer  allgemeinen  ©efd^id^te  ber 
C>anblung  unb  ©eefa^rt  in  ben  älteften  Seiten  (9ioftod  1760.  8°.);  2)  %.  §affel= 
quift'g  Üteifen  nad^  ^aläftina  in  ben  ^a^xm  1749—52,  bie  öon  ^arl  ßinne 
l^erauägegeben  toorben  toaren  (Sioftod  1761.  8*^.);  3)  ®efd)id^te  be§  9labir 
^ä^aä),  ^aifer§  öon  5ßcrfien,  in  perfifd£)er  ©prad^e  öerfafet  öon  5)lol^ammeb 
ÜJtol^abt  Ä'^an  ^Jiafanberani.  2lu§  bem  ^Jetfifd^en  in§  i^ranäofifdlie  überfe^t  öon 
äBittiam  3fone§.  '^laä)  ber  franjöfifd^en  5luägabe  ins  5teutf(^e  übetfe^t  (@retf5= 
toalb  1773.  4".);  4)  @.  Oticarb'S  ^anbbud^  ber  ^aufleute  ober  allgemeine 
Ueberftd^t  unb  23efd^reibung  be§  <^anbel§  ber  öornel^mften  europäifc^en  ©taaten; 
au§  bem  g^ranjöfifd^en  öon  %^.  ^.  (B.  unb  Sf)r.  31.  Söidimann,  S3b.  I— III 
(©reifätoalb  unb  Seipjig  1783-84),  2.  3lufl.  (ebenbaf.  1791—1801.  40.). 
©ein  fe'^r  toertf)öolle§  ßoHegienl^eft  über  bie  @efd)id)te  öon  ^ommern,  weld^eS 
nad^mal§  im  S3efi^  be§  ©reifSwalber  5profeffor§   ^0^.  ©ottfr.  Subto.  ^ofegarten 


©abenftebt  —  ©agetn.  301 

geroejcn  ift ,  roirb  noc^  je^t  unter  ben ,  au§  bem  ^ac^lafje  be§  le^tgenannten 
6)ele'§rten  ^errü^renben  unb  bon  i^m  legirtcn,  §anbf(i)niten  bev  beutfcf)en  5lb= 
tl^eilung,  in  ber  @rei|§tt)albei-  Unit)erfität§=33t6üot^ef  Quj6etüQf)i;t. 

^Q,i.   S)ieb.    ^erm.    S5ieber[tebt'§    ^lac^ric^ten   tion  bem   Sefeen  unb    ben 

©c^tiften    neuborpommeiifc^n-ügenfdier    ©ete'^rten.      3lbt^L    I.    @.    62 — 63. 

@reti§tDalb  1824.  4  o.  ^errmann  gjlüUer. 

®abenftcbt:  SBart^otb  ö.  @.,  beutfc^er  Sramatifer.  ©o'fin  be§  gräflid^ 
ftolfiei-gifc^en  .^QUptmonn§  ju  äBernigetobe ,  ftubirtc  1584  ^u  ^elmftäbt,  Totgte 
feinen  äüeven  trübem  1619  in§  Se'^en,  f  16C3.  ©ein  ©d^ulbvama  ,.Tobaeus" 
(^agbeburg  1605)  ift  ätoar  nur  eine  äiemlid^  funftlofe  Ueberfe^ung  au§  bem 
Terentius  christianus  bon  ©($onäu§  mit  toenigen  3^|ä^en  (^um  X^eit  naä) 
äöicfxam),  feine  fonftigen  Uebettvagungen  au§  bemfetben  3tutor  finb  toQ:^tf(i)ein= 
lic^  nie  t)eröffentlic£)t ;  aber  feine  ^reunbe  priefen  it)n ,  ba^  er  Ars  unb  Mars 
bereinige,  nod^  1665  tt)irb  er  at§  ein  „@ete§rter  bom  2lbel"  ^erborge^Cioben  unb 
audij  un§  ift  er  merlroürbig  aU  ber  einzige  abeli(i)e  S^ramatifer  unter  ben  3^^*^ 
genoffen  be§  ^erjog^  ^einric^  ^uliuS  bon  Sraunfc^ttieig. 

@.  Jacobs,   3eitf(^riit   be§  ^ara=35erein§,   Sb.  I.  ©.  84—87;    ©euerer, 

2)eutf(i)e  ©tubien  III.  ©(^erer. 

®agcni:  5  rieb  rief)  33albuin  f^reifierr  b.  &.,  geb.  am  24.  £ct.  1794 
3U  Sßeilburg;  t  am  20.  ^^^ril  1848.  @.  tvax  ber  ättefte  ©o'^n  be§  grei^errn 
^an§  (£:^riftop]§  grnft  b.  @.  (f.  b.);  ber  Später  ftanb  an  ber  ©pi^e  ber  9iegie= 
rung  be§  gürftent:^um§  5^affau=aBeiIburg ;  bie  fe'^r  auSgejeidinete  5Jtutter  tt?ar 
eine  geb.  g^-eiin  b.  ©augreben.  3II§  Söeftbeutfd^lanb  1795  jum  i?rieg§f(f)aU' 
^(a^  würbe,  folgten  bie  @(tern  bem  naffauifd)en  ^ürften'^aufe  nadC)  33aireutl^; 
erft  1800  feierten  fie  nacf)  Söeitburg  jurücf.  @.  befugte  ba§  ©Qmnafium,  be= 
gleitete  me'^rfac^  ben  3}ater  auf  beffen  bipIomatifrf)en  greifen;  War  ttjä^renb  ber 
^.  1809  unb  10  in  5pari§,  um  fi(f)  bort  ^um  SSefuc^  ber  ecole  polytechnique 
boraubereiten;  ftubirte  fobann  bi§  1812  in  ©öttingen.  S)er  Sßater  l^atte  bamalS 
ben  naffauifd^en  S)ienft  berlaffen;  er  bratiite  ben  ©of)n  nad)  2öicn  unb  lie^  i'^n 
a(§  gäbet  beim  faiferl.  S)ragonerregiment  9liefd§  eintreten.  3n  biefem  3}er'^ält= 
ni^  machte  &.  ben  i^etbjug  DefterreicJ)§  gegen  gtu^lanb  unter  gürft  ©c^mar3en= 
berg  mit;  1813  tourbe  er  Djficier;  U)ä^renb  be§  ^riegc§  gegen  i^xanhtiii}  ge= 
^öite  fein  Ütegiment  ^um  ßorpg  be§  ©rafen  (Siutat).  S)er  Sßater  toar  mittler^ 
tDcile  al§  @eneraIbeboHmäd)tigter  in  bie  S)ienfte  be§  ^ringen  bon  Dranicn 
getreten;  er  30g  ben  ©of)n  nad)  fid^;  a(§  ber  Sßrinj  al§  .^önig  SSil^elm  I.  bie 
9tegierung  ber  nörblii^en  9tieberianbe  übernommen  "fjatte,  tourbe  @.  (Januar 
1814)  al§  <g)auptmann  be§  @eneralftab§  unb  Crbonnan3=Dfficicr  be§  ^rinjen 
bon  Dranien  in  ber  nieberlänbifd^en  2Irmee  angefteüt.  2lt§  folc^er  fo(i)t  er 
1815  bei  Cuatrebra§  unb  2Batertoo.  ^n  ^ari§  gelangte  er  burd)  bie  S5er= 
binbungen  bc§  9}ater§  in  bie  bafelbft  3U  jener  3eit  maßgebenben  poütifc^en 
greife.  DZa(^  bem  ^rieben  tourbe  @.  bom  Sßater,  ber  ba§  |)er3ogt'^um  2urem= 
bürg  beim  Sunbe§tage  in  gi^'inffurt  bertrat,  attad^irt;  ftubirte  gteii^seitig  big 
ßnbe  1816  in  ^eibelberg.  gr  fe^rte  bann  nad^  ben  Dliebertanben  jurücf  unb 
arbeitete  al§  @eneratftab§officier  bi§  1823  an  ber  großen  ßanbe§triangutotion. 
1824  bi§  5J^ai  1825  mar  er  ber  S8unbe§miIitär=(?ommiffion  in  fyrantfurt  äu= 
get^eilt;  1826  tourbe  er  il^ajor  unb  fanb  bi§  1830  berfc^iebene  SSertoenbungen 
al§  @eneraIftab§officier  innerhalb  ber  belgifd)en  ^probinsen.  (Sagern'S  bielfeitig 
bcantagte  unb  fe^r  fräftige  ^>erfön(i(^feit  :^atte  butd)  bie  Einleitungen  feineS 
35ater§,  burd^  rege§  ©elbftftubium  unb  burc^  bie  «Dlannigfaltigfeit  ber  gefett= 
fd^aftlid^en  unb  militärifdien  Söelt,  mit  toelctier  i'^n  feine  5:ienft=  unb  Seben§= 
ber'^ältniffe  in  Serü^rung  gebrai^t  l^atten,  eine  tocit  über  ba§  ©etoö^nlid^e  ^n= 
QuSragenbe   gnttoicJelung  genommen.     ©ci)arier   35erftanb,    3lul)e  unb   objectibe 


302  ©agcrn. 

@ebtegent)eit  be§  Uvt^eil§,  gto^ev  Xfiätigfeitstriefi  unb  unermübliciie  5tvBeit§fvaft, 
©l^tgeij  unb  lebhaftes  3fntei:efje  |ür  bic  politifd)en  ©eftattungen  ber  ©egentoart 
gaben  ti)m  gemetnjam  mit  einer  ritterli(f)en  unb  bem  i^bealen  äugeloanbten  Ö)e= 
ftnnung  eine  xeic£)e,  mannigfad)  enttoicfelte  S^nnerüc^feit.  —  Ülad^  bem  9Iu§6ru(^ 
ber  belgifc^en  ütcöolution  1830,  al§  ber  $vinj  gncbrirf)  öon  Cranien  genötl^igt 
geroefen  toar,  ben  'Angriff  auf  Srüffel  aujjugeben,  mürbe  @.  6t)ei  bc§  @tabe§ 
beim  ^erjog  Sern^xb  bon  ©a(^jen=2Beimav ;  e§  folgten  bie  friegevifd)en  3]or= 
gänge,  bie  @nbe  be§  3ia^i:e§  niit  ber  9läumung  S3elgien§  ilfiren  ju  öoretügen 
lHbiä)tu|^  fanben  (Sombarbement  ^IntroerpenS),  unb  bie  im  3luguft  1831  ju  bem 
je^ntägigen,  für  bie  Aöottänber  fe'^r  ct)renöoIIen,  burd^  bie  :^uteröention  |}ranf= 
reid§§  unb  ©ngtanbä  unterbrodbenen  ^^relbjug  (treffen  bei  ipaffelt)  fic^  jufpit^ten. 
3ln  biefelben  fd)to^  ficf)  eine  ftete  ÄriegSbereitfd^aft  unb  Soncentrirung  ber  nieber-- 
Iänbifd)en  ^ilrmee  inner'^alb  5Zorbbrabant8 ;  biefelbe  t)'oxtt  erft  auf,  aU  183'J  bie 
nicbertänbi}(i)=belgifc£)en  S)ifferen3en  3um  enbüdien  2lu§trag  gelangt  toaren.  ©., 
1834  3um  DberftUeutenant  aüancirt,  |(i)ieb  nunme'^r  aud^  au§  feinem  33er^ältni^ 
jum  ^erjog  33ernt)arb;  er  trat  jur  ßaüaEerie  über  unb  ertiiett  bort  balb  ba§ 
ßommanbo  cineS  in  2)et>cnter  garnifonirenben  2)ragoncrregiment§;  er  mürbe  jum 
Dberft  beförbert.  3(I§  foldier  begleitete  er  ben  ^rin^en  Slleranber  bon  Dranien 
(©o'^n  be§  ^^^rin^en  öon  Dranien)  1839  nad^  ^setergburg  unb  ^Bloätau.  18-42 
würbe  @.  3um  93rigabe=6ommanbeur  unb  ^robinjial^dommanbanten  bon  9lorb« 
JpoIXanb  ernannt;  er  mar  bamit  nad)  <§arlem  öerfc^t.  ^m  Cctober  1843  gc= 
langte  ®.  in  ^^rotge  einer  burcQ  bic  nieberlänbifd)e  ginanjiage  aufgejtoungenen 
attgemeinen  Otebucirung  ber  5lrmee  in  „'Jlonaftioität" ;  ber  i?önig  2öilf)elm  IL 
ernannte  il^n  ju  feinem  „berfönlic£)en  ^itbiutanten  im  au^erorbentlidien  Sienft". 
"^aä)  einer  längeren  ^Beurlaubung ,  mä()renb  bereu  er  in  ^ornau  im  gaftüd^ien 
^aufe  feines  23aterö,  bem  5Jlittelpun!te  eine§  überaus  angeregten  geiftigen 
Sebcnä,  öeriüeilte,  mürbe  @.  al§  Generalmajor  mit  einer  befonberen  bertraulidtien 
9Jliffion  nadl)  ben  f)oEänbifd^en  Kolonien  auf  ben  (5unba=3fnfetn  entfanbt  puni 
1844).  6§  f)anbelte  fid^  um  eine  S^fpicirung  be§  militärifci)en  S:tenfte§  inner= 
l)alb  ber  (5;olonien,  cinfdE)lie§ü(f)  ber  öort^anbenen  S3ertl)eibigung§mittel  unb  be§ 
aboptiiten  3)ertl)eibigung§ft)[tem§.  S)er  amtlid^e  Stlieil  ber  9teife  erftredEte  fidf) 
auf  Saöa,  3)iabura  unb  (Sumatra.  ^in=  unb  ^lüdmeg  gaben  ®elegenf)eit,  bort 
ÜJtabeira  unb  Jörafilien  fennen  ju  lernen,  l)ier  fid)  einge'^enbere  9Infd£)auungen 
öon  a3rittifd^=Snbien  unb  öon  @gt)pten  ,]U  öerfd)affen.  S)te  ©rpebition,  beren 
Dtefultate  bie  öollfte  '^Inerfennung  beS  ÄonigS  unb  be§  5«iUnifterium§  fanben, 
na^m  brei  öoEe  ^afjxe  in  5lnfpru(|.  '^Uä:}  feiner  9iüd£el)r  mürbe  @.  jum  6om= 
manbanten  ber  9teferöebrigabe  (©arben)  unb  jum  ©ouöerneur  ber  giefibenj  er= 
nannt.  —  2)ie  9}orgänge  be§  {ye'^i-'Uir  unb  Wäx^  1848  beftimmten  @.,  in  feine 
beulfd£)e  ^eimat^  ju  eilen ;  in  bem  innigen  35er!ef|r  mit  feinem  25ater  unb  feinen 
a3rübern  ^einrid)  unb  'OJlai-  liatte  er  berfelben  unb  i^rer  ßntmidelung  ju  bunbe§= 
ftaatlid^er  @inl)eit  nic^t  allein  ein  fel)r  morme§  Aperj,  fonbern  aud^  ein  mannig= 
fad^  refte!tirenbe§  unb  bie  einfd^lagenben  ftaat§redl)tlid)en  unb  realen  3)erl)ältmffe 
abmägenbeg  ^ntereffe  bema^rt.  Unter  bem  S)rudfe  be§  ba§  Dberlanb  überäief)en= 
ben  ipeder'fdljen  ^^ufrul)r§  unb  gegenüber  ber  35ebro'f)ung  burdl)  fyreifdfiaaren ,  bie 
öon  5-ran!reid)  l§er  erwartet  mürben,  berief  xf)n  bie  9tegierung  bon  SSaben  an 
bie  ©pi^e  i^rer  Gruppen,  meldte  einen  X1)nl  be§  burc^  ben  SBunbcgtag  mobilt= 
ftrten  achten  33unbe§corp§  bilben  follten.  SSeftimmt  burd)  ba§  brängenbe  3}er= 
langen  be§  in  jenen  überaus  fritifd^en  Sagen  bem  25nnbe§tage  jur  ©eite  geftettten 
Kollegiums  öon  17  33ertrauenSmännern ,  folgte  &.  ber  unterm  14.  2lpril  auS= 
gefertigten  Ernennung  jum  „seitlid^en  ©tettbertreter  beS  Somnmnbirenben",  o:^ne 
ba§  cS  öorl^er  ^u  einer  förmlid^en  Söfung  feiner  nieberlänbif(^en  S)ienftberbinb= 
ltdl)teiten  gefommen  war.     ©dlion  am  20.  Slpril  würbe  er  bei  einem  ^ufammen^ 


©agern  303 

treffen  ÖabtfcEier  unb  groB'^erjogt.  l^effifc^ei;  Iruppenabt^eitungen  mit  ben  Don 
.^erfer  geführten  3luTftänbifif)en  auf  ber  ©d^eibegg  bei  Äanbern,  nad)bem  bie 
SSerfuc^e ,  bie  leiteten  bur(i)  UnterE)anbIungen  unb  münblid)e  Slufforberungen 
jum  DUebertegen  ber  äöaffen  ju  beftimmen,  mit  ber  an  bie  Gruppen  gericf)teten 
•JluTTorberung  jum  xreubruc^  beantmortet  raorbcn  maren,  buri^  bie  erften  ©c^üffe 
be§  öon  ben  2luTftänbifcf)en  begonnenen  (Sciiü^enfeuers  niebergeftrecf t ;  er  blieb 
tobt  auf  ber  ©teile,  ^^m  folgte  tro^  bes  eigent^ümlic^en  (£§arafter§  feiner 
legten  6ntf(^IieBungen  bie  anerfennenbe  Xreue  bee  Äönige  Jöil^etm  unb  bie  33e= 
jeugungcn  ber  Jpo^ac^tung  au^  ben  ffteit)en  be§  nieberlänbifd^en  iÖeere§,  jugleid^ 
aber  bie  patriotifc^e  Älage  toeiter  Greife  be§  beutfdien  2}aterlanbe§.  öeinrii^ 
ö.  @.  rourbe  ber  33iograp^  be§  23ruber§  („Sag  i^eben  bei  ®eneral§  griebricf) 
ö.  @.;  öon  öeinric^  b.  ©.,  Seipjig  unb  ^eibelberg  1856—57,  3  Sbe.).  5Jtit 
ber  33iograpt)ie  ift  ein  tocrtf)boIIer  Iitterarifcf)er  '^ad)ia^  öeröffentlici)t  toorben. 

D.  öart.mann. 
©agcrn:  |)an§  Gtiriftopl^  grnft,  5rei!§err  b.  ©.,  naffauifc|er  ©taat§= 
mann  unb  poütifd^er  @(i)riftftetter ,  geb.  am  25.  S^anuar  1766  auf  bcm  reid^5= 
ritterfd)aftli(i)en  ©(i)IoB  3u  ^leinniebe§f)eim  bei  SBorml,  t  am  22.  Cd.  1852 
äu  ipornau  bei  Äönigftein.  21eltefter  ©o^n  be§  l^er^oglirf)  bfatj^anjeibrücfen'fd^en 
Cber^ofmeifters  unb  @el^.  9tatf)§  {yi-'ei^ei^^Ti  -^arl  ©ottüeb  ö.  6.  unb  ber  ©ufanne 
©ft^er  §arod)e  b.  ©tarfenfe(§,  ert)ielt  er  1775  —  79  in  ber  @ct)ule  ber  ßrjefuiten 
3U  2Borm§  Unterridit  fe^r  gebilbeter  5)Htglieber  be§  bortigen  Somftifts, 
mie  be§  SompropftS  SBeffenberg,  bei  nac^^erigen  6oabjutor§,  .ßurfürften, 
aßrima§  unb  ©roB^eräogg  3u  ^ronffurt,  S)alberg,  unb  be§  fpäteren  2Bei^bif(f)of§ 
p  -lllainj ,  .g>eime§.  6r  befu(i)te  t)ierauf  bie  S(i)ute  in  ^vseihxndm ,  bann 
^45feffel'§  grjie^ungsfd^ule  in  Golmar,  ftubirte  1781—83  in  ^Oeibjig,  1783—84 
in  ©öttingen,  »urbe  'Jlffeffor  bei  ber  ^Regierung  in  ^toeibrüden  unb,  nacf)bem  er 
in  2Bien  bie  Ginri(^tung  unb  bie  9}ert) anbiungen  be§  9tei(i)§'^ofratI)§  fotoie  ber 
Steid^ifanjlei  fennen  gelerat,  burd)  ben  mit  feinem  2}ater  befreunbeten  ^räfibentcn 
ober  3]linifter  b.  So^^eim  in  bie  2anbe§regierung  bon  9Zaffau=2BeiIburg  berufen. 
91I§  1786  fein  Stubiengenoffe  ^^i'ie^i^i'^  2BiIf)e(m  jur  ütegierung  gelangte,  rourbe 
(S.  ber  D^ad^folger  ö.  So|^eim-'§.  £iefe  ©tellung  ^at  er  25  ^a^re  innegef)abt 
unb  fi(i|  alle  '^ni,  namentlitf)  aber  gegenüber  ben  h-iegerifi^en  3}orgängen,  vod6)t 
am  @nbe.  be§  Dorigen  ^a'^r^unberts  ba§  Sanb  5^affau  berüf)rten,  al§  äd^t  beutfc^er 
■Dlann  unb  al§  gctoanbter  Siplomat  im  beutfc^en  ^ntereffe  unb  in  bem  t)er= 
fdliebener  fleiner  beutfcf)er  dürften  erroiefen.  2II§  bie  f^ranjofen  unter  Guftine 
Vxi  jum  5RitteIrI)ein  öorbrangen,  gelang  e§  il^m  burd^  (Stellung  bon  ©ei^eln 
bie  grmäd^tigung  jur  ferneren  2}ermaltung  DlafjauS  3U  erlangen.  5lm  4.  ^an. 
1793  bot  er  ficf)  ber  Königin  53tarie  Stntoinette,  als  einer  inipari§  toegen  il)rer 
beutf($en  5tbfunft  berfolgten  unb  berlaffenen  i^rau,  jum  ä^ertl^ eibiger  in  i^rem 
5}}roceffe  an.  Söegen  ber  friere,  toel(f)e  er  biefer'^alb  an  bie  Königin  unb  an 
ben  fran3öfif(f)en  'Jktionatconbent  in  lllainj  jur  ^oft  aufgegeben ,  brot)te  x^m. 
Gefangennahme;  er  entflof)  unb  mieberljotte  fein  Stnerbieten.  9ia(^  5tbf($luB  bei 
Safeler  griebeni  erlieB  er,  unmillig  barüber,  toie  man  beutfd^erfeite  fo  menig 
oerftanb,  „ben  ^eeren  unb  ber  ^ugenb  5iac^brudE,  ©eete  unb  geuer  3u  geben", 
als  „ein  beutf($er  6belmann  an  feine  Sanbeleute"  einen  Slufruf  jur  ^itbung  einci 
engeren  gürftenbunbei.  5ta($  ben  Siegen  bei  ^erjogi  bon  Sraunfd)meig  hd 
^irmafeni  unb  5Jlo]^rIautern  fuc^tc  er  biefen  für  bie  ©(Raffung  einer  r^einifd^en 
Sanbroe^r  ju  geroinnen.  Ser  '^Uan  fd^eiterte ,  toeil  ei  6.  nid^t  gelang ,  ben 
leitenben  turpfälaifdfien  33tinifter  ©rafen  b.  Dbernborf  Dafür  ju  beftimmen.  1796 
folgte  er  bcm  naffauifdt)en  |)ofe  nacf)  bem  3uflii(^t§orte  Sd)loB  Eremitage  bei 
33aireut^,  mo  er  bii  1800  ben  ®ang  ber  ßreigniffe  in  granfrcic^  mit  3Iufmerf= 
jamfeit    berfolgte  unb    auf    bie   5)tögli(^feit  fpälite,    ju    einer  für  S)eutfc^tanb 


304  ©ogern. 

günftigen  Söenbung  ber  Singe  Öeiptvagen.  Seim  Stufftonbe  ber  35enb6c  unb 
auT  bie  jalfcfie  5^acf)rid^t  öom  ^lufftanbe  in  Belgien  nnterfud^te  et  am  9il^ein, 
ob  e§  mögli(^  jei,  biefem  33eifpiele  ju  folgen;  er  mu^tc  jebod),  franko fifi^erj ei t§ 
ftreng  ü6ertt)ad)t ,  ot)nc  5lu§fi(^t  I^ierauj  6alb  ^uxMteijxen.  %U  in  ^reu^en 
griebiid^  SGßit^elm  III.  juv  Otegierung  gelangte,  üeröffentüci)te  @cn^  ein  „©enb= 
fcf)rei6en  be§  Berliners  an  feinen  Äönig".  ^axin  öermiBte  @.  bie  beutfcf)=pattio= 
tifcf)e  unb  fviegerifcfie  Stimmung,  beven  ÄunbgeBung  er  bei  jener  @clegent)eit 
am  ^^la^  ^ielt ,  er  ertoiberte  ba|cr  at§balb  mit  einer  5fug|(^rift:  „Sobet  be§ 
©enb|rf)reiben§  eine§  ^Berliners  an  feinen  Äönig"  unb  im  2lnf(i)lu^  hieran  bemog 
er  ben  i^ürften  öon  9laffau,  perfönliii)  in  SCßien  ben  35erfu(^  einer  ©inigung 
Dcfterreic^g  unb  5Jreu^en§  äum  Sd^u^e  be§  9tei(^§  gegen  granfreic^  ;\u  unter= 
nel^men.  2)ie  S)enff(f)rift ,  mctc^e  er  l^ierüber  in  Söien  überreicf)te ,  mürbe  bort 
ni(f)t  beachtet;  ein  ©djreiben  StottetiranbS  bom  21.  Februar  1798  an  äJonaparte 
jcigte  abex,  ba^  biefe  53eiben  eine  foldie  33ereinigung  fürc£)teten.  2tl§  ©efanbter 
ber  naffauifd^en  gürften  in  ^^ari§  toar  ®.  1801  eifrig  unb  mit  ®ef(f)i(f  für 
biefelbcn  t^ätig.  ^Jtad)bem  im  Sluguft  1805  Defterreid)  fic^  mit  ©nglanb  unb 
Slu^Ianb  üerbunbcn,  erftrebte  ^ranfreic^  ba§  Sünbnife  mit  ben  fübbeutfc^en 
Staaten.  @.  begab  fid)  micber  nad^  5|>ari§,  mie§  aber  Jlattel^ranb'g  Slnfinnen  eine§ 
5lnfd)(uffe§  ber  naffauifct)en  güvften  on  ^^franfreic^  entfct)iebcn  ^urürf.  %ud)  1806 
l^ielt  er  fi(^  in  ^4-^ari§  auf,  um  eine  ©(f)äbigung  be§  naffauif(i)cn  ^aufe§  ab^u^ 
menben.  S)ie  9i^einbunb§acte  unter,^cic£)nete  er  (ebiglic^  in  ber  Ueberjeugung, 
ba^bieteifefte  Söeigcrung,  bcmfelben  beizutreten,  bie  9Jtebiatifirung  be§  naffauifc^en 
f5rürftent)aufe§  jur  ^^otge  gehabt  ^abcn  mürbe,  ^ugteid^  na^m  er  fid^  in  ^^ari§ 
ber  3tntereffen  t)ieter  fleinen  beutfc^en  ^üi^ften  an  unb  mu^tc  namentlirf)  bie  öon 
']la)3oIeon  beabfiditigte  ^Jlebiatifirung  3lnf)aU§  ju  t)ert}inbern.  3in  50%  öon 
■OiapoIeonS  2)efret  bon  1810,  toonad^  fein  auf  bem  linfen  üt'^einufer  (Geborener 
in  einem  aufeerfranjöfifc^en  Staate  Sienfte  (ciften  bürfe,  fa'^  \\d}  &.  1811  ge= 
nötf)igt  au§  bem  najfauifd)en  S)ienfte  ^u  fd)eiben.  (Sr  begab  fid^  nac^  2Bicn.  Stuf 
bem  SÖege  ba'^in  fuc£)te  er  in  ^ünc^en  bie  baierifd^e  Ütegierung  günftiger  für 
Defterreii^  ju  ftimmen.  ^n  9öien  trat  er  in  S^erbinbung  mit  bem  ©rjfierjDg 
3fof)ann  unb  mit  .^ormat)r;  aud)  gab  er  benen,  metd)e  bort  einen  neuen  ^lufftanb 
3;t)roI§  planten,  gute  9latt)fdt)läge,  in  i^otge  beffen  er  jebodf) ,  ba  ber  ^lan  bem 
ßaifer  nic^t  jufagte,  au§  Defterreic^  öermiefen  mürbe.  3>n  einer  3ufc£)rift  an 
Ic^teren  berma^rte  fic£)  ©.,  ba^  man  5)5Iänc  getrabt,  meiere  Cefterreict)§  5lnfe'^en 
gefä^rticE)  gemefen.  ^n  ber  Sc^toei^  lebenb,  begab  er  fic^,  auf  3}eranlaffung  be§ 
.gfürften  DJtettcrnic^,  in  ba§  preu^if(^=ruffif(^c  ^Hauptquartier,  murbc  auf  ber  9teife 
ba^in  bon  bem  in  ber  3}erbannung  ju  ^4^rag  tebenben  ^urfürften  2BiIl^e(m  I. 
bon  .Reffen  ju  9latt)c  gebogen,  f)atte  in  Sreälau  ^Befprei^ungen  mit  ben  au§ 
Äalifd)  jurüdfe^renben  ^onard^en,  mürbe  bann  bom  ^^ßrinjen  Söil^clm  bon 
(9laffau  =  S)ie|  ober  5teu=)  Dranien,  So^n  be§  @rbftattVUer§  ber  5üeberlanbe, 
aBilf)eIm§  V.,  an  bie  ©pi^e  feiner  5(ngelegenl^eiten  gefteüt  unb  bon  biefem  fomie 
bem  Äurfürften  bon  |)effen  jum  ^litgliebe  bei  9}ertoaltung§rat^e§  ernannt, 
meldten  bie  3!)^onard^en  bon  5ßteu|en  unb  9tuf(anb  burd^  @rla§  bom  6.  Slpril 
1813  äu  ,^alif(^  für  ba§  nörblid^e  S)eutfd^tanb  eingefe^t  Ratten,  um  in  bie 
Xfeitung  ber  3lngelegent)eiten  biefer  ßänber  6inl§eit,  ^uf^ii^n^en^ang  unb  @leic^= 
förmig!eit  ber  9]titmir!ung  aller  Steile  ju  bringen,  ^n  biefer  ©igenfd^aft  fe^te 
@.  gegen  ben  iyrei:^errn  bon  Stein  bie  alSbalbige  2Biebereinfe^ung  be§  Äurfürften 
bon  ^t]]en  huxä).  5iacf)  ben  ©ct)lad£)ten  bon  ßü^en  unb  33au|en  (5Jlai  1813) 
begab  fic^  (B.  jum  ^pirinjen  bon  Cranien  nadt)  ßnglanb  unb  bann  in  beffen 
3tuftrag  pm  ^erjog  bon  Sraunfc^teeig ,  um  biefen  jum  fefteren  2lnfdt)lu§  an 
.pannober  ju  bewegen,  ein  Sluftrag,  beffen  Erfüllung  i'^m  nur  mit  bieler  ^Jlül^e 
gelang.     2) er  ^$rin,5  bon  Cranien  ^atte  burdl)  feine  2;l)eilnal)me  am  Kriege  bon 


©agern.  305 

1806  füt  ^reu^en  auä)  oHe  feine  beutfd^en  gänbet  öerloren.  ?lt§  f)ö(f)fter 
Beamter  be§  ^^ptinjen  tüurbe  nun  @.  gegen  @nbe  be§  ^a!)re§  1813  yür  beffen 
SCßiebereinfe^ung  in  ben  ^ieberlanben  tf)ätig,  in§befonbere  öermittelte  er  bie  erfte 
SSerfeinbung  be§  ^pi-injen  mit  ben  f^ü^retn  be§  um  ^itte  ^loöember  1813  bort 
au§geBvo(^enen  5luiftanbe§,  in  ^^olge  beffen  leitetet  am  1.  ^iecemBer  unter  bem 
2:itel  cine§  fouöeränen  dürften  ber  SSereinigten  ^iebertanbe  im  .gaag  bie  gtegierung 
übernahm.  5tac£)bem  burii)  bie  friegerifdien  ßrfolge  ber  SSerbünbeten  im  Dctober 
unb  5loöemBer  1813  bie  üormalS  oranifdien  alten  unb  neuen  ßanbe  öon  ber 
fremben  Sefitiua'time  befreit  luaren,  mürbe  ®.  öom  5|3rin3en  öon  Cranien  16eauf= 
trogt,  fie  in  feinem  Flamen  in  Sefi^  ju  nehmen,  bie  35erl6ünbeten  aber  liefen 
biefe  SSefi^na'^me  nid^t  ju  ^infii$tli(|  berjenigen  beutfd^en  Öänber,  wetdie  ber 
aSater  be§  grinsen  1802  al§  gntfc^äbigung  für  ben  33ertuft  ber  ^^iebertanbc 
er'^alten  ^atte.  1813—14  :§atte  ®.  in  feiner  Stellung  3U  SiEenburg  a(§ 
leitenber  5Jlini[ter  ber  bier  oranifc^en  gürftentpmer,  toeldie  er  mit  auSgebel^nter 
(Semalt  bermaltete,  reidie  35efd)äftigung.  namentlich  forgte  er  für  bie  S3emaffnung§= 
auftauen  unb  lie^  ficf)  angelegen  fein,  bie  @emüt£)er  mit  bem  nunmel^rigen 
©taub  ber  S)inge  p  öerföfinen.  5!Jteiften§  öou  ®iüenburg  au§  mar  @.  Serat^er 
be§  ^prin.jen  üon  Dranien,  al§  e§  fic^  auf  ©runb  bon  gnglanbS  33orf^(ag  um 
bie  ©rünbung  eine§  gegen  granfreid^  toe:§rfä^igen  oranifd^en  ©taate§  i)anbelte. 
gr  marnte  ben  5prin,^en  mit  9tücffi(it  auf  bie  englifci)e  ^olitif,  junäc^ft  bie 
@ntf(^eibung  abjumarten,  ob  Oefterreic^  feine  5lnfprü(ä)e  auf  SSelgien  erneuern 
merbe.  S)er  $rin3  bagegen  erläuterte  am  1.  ^^ebruar  18U  feinem  Scrat^er 
ben  ^lan,  ba^  momögtirf)  bie  oranif(i)en  53efi|ungen  in  Seutfiiilanb  burd§  @r= 
merb  be§  ämifd^enliegenben  (Sro^^erjogtl^umS  Serg  unb  burd^  Sauf^  mit  bem 
neuen  nieberlänbifc^en  ©taate  in  ^ufammen'^ang  gebracht  mürben.  Sagegen 
macfite  (S.  ben  ^rin^en  barauf  aufmerffam,  ba§  er,  ber  felbft  für  bie  gcmeinfame 
©a^e  ber  35erbünbcten  nid^t  biet  3u  leiften  im  ©taube  gemefen,  felbft  im  gün= 
ftigften  gatte  be§  ^rieg§au§gang§  nid^t  eine  SSergrö^erung  in  ^ollanb  unb  in 
S)eutfcf)Ianb  ermarten  fönne;  er  bereitete  i^n  fogar  auf  ben  ^att  bor,  ba^ 
$reuBen  für  feine  gro^e  ginbufee  fidC)  ba§  ®ro^^er3ogtf)um  5Berg  jueignen  unb 
bie  gefammten  naffauifd)en  Sanbe  aud^  no(^  öer(oren  ge^en  tonnten.  3luf  bem 
erften  ^arifer  ßongreffe  arbeitete  @.  für  bie  grmeitcrung  ber  ''Pdeberlanbe,  für 
3urüctna|me  be§  eifaffe§  an  S)eutfd^tanb  unb  für  ^urücfgabe  ber  üon  ben  fran= 
3öfifd)en  ^eeren  naij)  5parig  gebrodtiten  beutf(f)en  l?unftmer!e.  ^m  Suti  1814 
mürbe  er  ^um  smeiten  ©efanbten  be§  foutieränen  ^^-ürften  ber  5HeberIanbe  unb 
3um  erften  (Sefanbten  be§  naffauifd^en  (Sefammf^aufeS  am  äöiener  §ofe  unb 
beim  Söiencr  Songreffe  ernannt,  .^ier  toar  er  ^unäd^ft  tt)ätig  hti  ber  enblid^en 
Segrenjung  ber  SSereinigten  ^lieberlanbe,  in§befonbere  für  bie  fd^on  im  ^^arifcr 
g?rieben§f{^tuB  öom  30.  ^ai  1814  feftgefe^te  SSergröfeerung  ^ottaubS  burc^ 
SSetgien;  er  t)atte  am  27.  Slpril  1814  bie  3utritt§acte  be§  ^:prin3en  bon  Dranien 
3um  SSunbe  gegen  gflaboleon  unb  am  31.  gjlai  1814  ben  SScrtrag  mit  ben  35er= 
bünbeten  unterjeic^net ,  in  meld^em  ber  ^rinj  aU  ßönig  ber  ^lieberlanbe  unb 
aU  (Sro^t)er3og  bon  ßui-emburg,  toelc^e§  ßanb  er  gegen  5lbtretung  feiner  @rb= 
länber  an  ^H-eu^en  erl^ielt,  anerfonnt  mürbe.  (Sagern  §  Söirffamfeit  auf  bem 
Gongreffe  für  bie  SSerbinbung  5Betgien§  mit  ^ollanb  mar  erfotgreiif)  unb  in  ber 
aötener  ©dt)lu^acte  mürbe  bie  gauje  5teugeftaltung  anertannt.  2)er  i?önig  ber 
5lteberlanbe  berlie:^  it)m  barauf  bie  ^oEänbifi^e  ©taatSange'^örigfeit  unb  ernannte 
i'^n  181G  3um  ©taatSrat^.  Sesüglid^  ber  ^leuorbnung  ber  beutfc^en  33er]§ältniffe 
mad^te  fidf)  &.  feit  bem  14.  October  1814  auf  bem  2Biener  (Songreffe  mieber 
3um  aSortfü^rer  ber  fleineren  ©taaten.  S5or  Eröffnung  be§  beutfd^en  a3unbe§= 
tag§  fbradf)    er  fid§    in    einem  ©c^reiben   an    ben    ^-ürften  gjietternic^  für  einen 

Mgem.  beutfc^e  SBiograptiie.    VIII.  20 


306  ©agevn. 

beutid)en  ^Bunbelftaat  unb  für  ßrjüüung  be§  t)tnfid^tli(^  ber  Ianbftönbifd)en  33cv= 
faffungcn  gegebenen  3}erjpred)en§  ans.  S3om  ^önig  tion  .SpcUanb  jum  ©efanbten 
ßuremburgS  beim  $öunbe§tage  ernannt,  in  weldtient  er  anä)  bie  auj  bem  SBiener 
gongreffc  üon  it)m  bor  53lebiatifirung  betoal^rte  freie  ©tabt  ^^i-'anffurt  a.  9Ji 
öertrat,  ]§ob  er  bei  Eröffnung  be§  33unbe§tag§  in  einer  längeren  ^Jtebe  bie  gan^c 
33ebeutung  be§  neuen  beutfä)  =  ireunbli(i)en  bataüifii)en  3tDij<i)enftQQte5  l^eröor. 
S)urd)  feine  2öir!|amfeit  am  SunbeStage  tarn  er  bann  batb  bei  ben  bcutf(i)en 
^öfcn  in  ben  9hii  einer  unliebfamen  greifinnigfeit.  ©o  t)atte  er  namentlich  bei 
ber  Srage  über  bie  ©avantie  für  bie  n)eima:rijc£)e  Slerfaffung  biefe  al§  bie  boHe 
^rfüttung  ber  in  2Bicn  unb  in  ber  23unbc§acte  gegebenen  ^öer'^ei^ungen  be= 
jeid^net  unb  jogar  ben  SluSfprud)  bes  S)an!e§  an  ben  ©ro^tjeräog  beantragt. 
3fn  feinen  5lbftimmungen  brang  er  mit  greimutt)  unb  beutfd^er  äJatertanbSliebe 
auf  weitere  6infüf)rung  lanbftänbifd^er  Serfaffungen.  S)ie  beutf(i)en  f^ürften 
fallen  inbe^  immer  mtl)x  bon  bem  ©ebanfen  ber  ©rünbung  eine§  [tarfen ,  ein= 
]^eitlic£)fn  5Deutfd)Ianb5  ab  unb  @.,  ber  am  17.  ^uni  lölT  biefe  SBenbung  in 
ber  ^unbesücrfammtung  für  bcbauerlid)  erftärt  f)atte,  füi)Ite  fic^  "^ier  öereinfamt 
unb  würbe  am  13.  5lpril  1818  üon  biefer  ©teüung  abberufen,  ^m  ^.  1820 
in  Üiul)eftanb  öcrfel^t,  tebte  @.  auf  feinem  ®utc  ^ornau.  @r  mac£)te  fid)  fe^r 
üerbient  um  ha^  3iittanbe!ommcn  ber  U>erfaffung  für  ba§  ©rofel^erjogtfium  ."peffcn 
unb  get)örte  auf  ben  barmftäbtifd)en  ü?anbtagen  bon  1820  —  21,  fomie  öon 
1823—24  al§  Slbgcorbneter  be§  rl)einlt)effifd)en  33e5irf§  ^^febberS'^eim  ber  jmeiten 
.Kammer  an.  ?lm  22.  'Ocoöember  1825  roanbte  er  fid)  au§  .'pornau  mit  einer 
S)enffd)rift  an  bae  groPer^oglid)  t)effifd)e  ©taatSminiftcrium :  er  bat,  am  S3unbe§= 
tage  ba()in  ju  Wirten,  ha^  bie  Ceffentlic^feit  öou  beffen  SJer'^anblungen  Wieber 
t)ergcfteEt  würbe.  1829  Würbe  er  juni  tebcn§ldnglid)en  ^JJlitgüebe  ber  erften 
Kammer  in  ©armftabt  ernannt.  —  Sic  Apauptpunfte  feiner  biplomatifdien 
2t)ätig!eit  'fiat  ©.  felbft  im  ^Jiätjeren  gefd)ilbert  in  f einem  2Berfe :  „5Jlein  3tntf)eil 
an  ber  ^^^olitil"  (Sb.  1—4  ©tuttg.  1823-88,  23b.  5  Öeipaig  1844).  greitiexr 
t).  Stein,  mit  weld}em  &.  öou  1813—31  in  SSriefwed^fel  über  aEe  wefentli(|en 
curopäifdien ,  inSbefonberc  bie  beutfd)en  lyragen  ftanb ,  erflärte ,  nad)bem  er  bie 
erften  SSänbe  jenes  2öer£e§  öou  ©.  gelefen,  biefem  mittelft  Briefes  bom  14.  5Jlai 
1826  ,  ba^  fid)  in  @agern'§  politifdiem  betragen  burd)au§  ein  feinbfeliger  (Seift 
gegen  ^4>i-'eu|en  au§fbred)e;  er  finbet  bieg  befonberg  barin,  ba^  &.  auf  bem 
äöiener  (Songreffe  bie  bon  ^reufeen  erftrebte  ^inberleibung  ganj  @ad)fen§  äu 
t)ert)inbern  get)olfen  l)abe.  5tnberWeit  i[t  gegen  @.  ber  äJorwurf  erI)oben,  bie 
SSergrö^crung  ber  'Jtieberlanbe  ju  2)eutf(^tanb§  ^3iad)tt)eil  betrieben  ^u  ^aben. 
hiergegen  öerfticibigt  itju  fein  @o!§n  .söeinrid)  t).  (S.  in  bem  Söerte:  „S)aS 
Seben  be§  (5)eneral§  ^riebric^  b.  (Sagern",  a3b.  1,  ©.  177—186.  —  (SJ.  war 
ticrmät)tt  mit  6I)arIotte  x^xtiin  b.  (Saugreben  au§  2)üffelborf,  mit  Weld)er  er  äef)n 
Äinber  liatte.  2ll§  ©(^riftftetter  ift  (S.  and)  fonft,  namentlid)  auf  l)iftorif(|em 
unb  politif^em  (Sebiete,  öielfac^  t'^ätig  gewefen.  ©eine  ©d)riften,  foweit  ni($t 
oben  erWäf)nt,  finb :  „2)er  ©infiebter  ober  ^^ragmcnte  über  ©ittenle'^re,  ©taat§= 
red^t  unb  ^otitif",  1822-27;  „Sie  giefultate  ber  ©ittengefd^id^te",  Sb.  1—4, 
2.  3luf(.  1835—37,  93b.  5  unb  6  1.  Stuft.  1822;  „5lationatgef(^id)te  ber 
S)eutfd)cn",  2  S3be. ,  2.  3tuft.,  f5fran!f.  1825—26;  „Äriti!  be§  mitexxeä^t^" , 
1840;  „(Sibitifation",  1847;  „Observations  sur  les  articles  secrets  du  traite 
de  paix  de  Paris",  1814;  „Slnfprat^e  an  bie  beutft^e  Ülation  über  ben  SSorgang 
in  ^ötn",  i^ranlf.  1838;  „3ttteite  SCnfprac^e  an  bie  beutfd)e  91ation  über  bie 
fir(^ti(^en  Söirren,  i^re  @rmä|igung  unb  möglichen  3tu§gang",  Seipäig  1846; 
„Stüocution  an  bie  beutfd^e  ^Jtation  unb  it)re  2en!er",  äöien  1848.  — 

S3gl.:    ^lein  2tntl^eU   an  ber  ^:politi!,   bon  .^an§   6^r.  (5.  b.   (Sagern; 
S^a§  Seben  be§  @eneral§  f^riebrid)  b.  @agern,  bon  i^einr.  b.  Magern,  3  ^be.. 


®ait.  307 

ßeipj.  u.  .^eibett).  1856  u,  57;  ©(i)aumann,  @efcf)i(^te  be§  jtoeiten  ^arifer 
gtiebenS  für  S)eutjd^I.,  ®ött.  1844,  <B.  120;  ©egentoart,  58b.  1,  Seipjig, 
^xoäi).  1848,  ©.  713-724;  @erbinu§ ,  ©efd).  beg  19.  ^al^r^.,  33b.  1, 
Seipä.  1855,  @.  192;  ^^ei;^,  S)a§  Seben  ©tem^§,  SBb.  4,  ©.  31. 

^.  2Btpp  ermann. 
®oU  (®et)l,  ©atiU):  5tnbrea§  ö.  (S.,  Dr.  juris,  faifertic^er  Ütatf)  unb 
fpätcr  Äan^ter  be§  gräftiiteS  Äöln,  geb.  1526  ^u  Äötn  unb  geft.  eBenbafelbft 
1587.  6r  war  ein  ©ol^n  be§  9tat{)§^errn  unb  ret(i)cn  .Kaufmanns  ^tiitipp  @. 
unb  ber  Äat^rina  ö.  t3tült)eim.  ©iefem  tourbe  toegen  feiner  "^eröorragenben 
S}erbienfte  unt  bie  görberung  ber  ftäbtifc^en  ^ntereffen  unb  um  bie  Grt)attung 
be§  alten  fat^olifdien  6{)ara!ter§  ber  9t'^einmetro)3oIe  öon  Äaifer  ^art  Y.  am 
15.  Slug.  1532  bo§  äöappen  unb  am  12.  gjtat  1545  ber  9lbel  ertt)eilt.  S)a§ 
2Bapben  tear  ein  querget^eilter  (5d)i(b,  oBen  in  @olb  ätoei  ^tofen  unb  unten  in 
Stau  eine  rottie  @Iebe,  £an3enfbi|e,  auf  bem  ^etm  ätoei  3tblerftügel,  auf  benen 
ber  ©d§ilb  toieber^olt  ift.  ©einen  im  ^.  1526  geborenen  ©ot)n  3Inbrea§  16e= 
ftimmte  ^pi^itipb  Tür  bie  Saufba^n  eine§  praftifc^en  ;3uriften.  Um  bemfelben  eine 
tüd)tige  ^umaniftifd^e  53itbung  geben  3U  laffen,  fc^idtc  er  i!§n  im  5ttter  bon  jef)n 
Satiren  auf  bie  bamat§  unter  bem  'Jtectorate  be§  tjoc^geBitbeten  5J^at^ia§  SSreben* 
bacE)  btü^enbe  ©tift§fd}ute  ju  @mmertd§.  S)iefe  @(|ute  erfreute  \xä)  in  jener 
3eit  eine§  bebeutcnben  Zulaufes  bon  ftrebfamen  i^ünglingen  au§  ber  Scf^meij, 
au§  ©üb=  unb ''^lorbbeutfcfitanb,  au§  i^ottanb  unb  namentlicE)  au§  ber  9teid)»ftabt 
^öln.  2ßäf)renb  ber  junge  5lnbrea§  nod)  in  ©mmeric^  Weilte ,  mürbe  feine 
53^utter  im  S.  1540  bon  ber  ^^eft  weggerafft,  meiere  in  bicfem  unb  in  bem  iolgenben 
<3a^ve  in  Äöln  gar  biete  Opfer  forberte.  ©obalb  5tnbrea§  ba§  6)i)mnafium  in 
Gmmerid^  .abfotbirt  ^atte,  fa^  fid)  ber  SJater  nac^  einer  Uniberfitdt  um,  auf 
metdie  er  feinen  ©o^^n  o'^ne  ©efa^r  für  bie  9teint)eit  feine»  ®tauBen§  jur  i5rort= 
fe^ung  feiner  ©tubien  f(i)irfen  fönne.  S)ie  ße^rtröfte  ber  Kölner  Uniberfität 
waren  mä)t  äureidienb ,  um  bemfelben  bie  ?Iu§bilbung  ju  geben ,  Wet(i)e  er  il^m 
Wünfdite.  2;iefe  Se^ranftalt,  bie  im  15.  Sat)rt)unbert  eine  fo  l^erborragenbe 
©teüung  eingenommen  t)atte,  War  burd)  ba§  3u|ii^ntentreffen  mannigfad)er 
ungünftiger  Umftänbe  fo  tief  gefunten,  ba^  bermögenbere  SSäter  e§  borjogen, 
itjre  itinber  nad)  au§Wärt§  aur  g^ortfe|ung  i^rer  ©tubien  ^u  fc^iden.  Stiele 
wät)tten  SBittenberg,  ©trapurg  unb  anbere  Iut^erif($e  Uniberfitäten.  ^^iiipp 
b.  ©.  aber  tonnte  fi(^  nid)t  entfd)tie^en,  feinen  ©ot)n  in  bie@efat)r  ju  bringen,  an 
feinem  !att)oIifd)en  ©tauben  ©d)aben  ju  teiben.  S)arum  Wät)tte  er  bie  burd^ 
i^re  orf^obore  9iid§tung  bei  aüen  2lnt)ängern  be§  alten  ©taubeng  in  gutem 
Stufe  fte^enbe  Uniberfität  l'öwen.  |)ier  berWeitte  ©.  brei  Satire;  am  ©ditu| 
be§  S-  1546  teerte  er  nadi  i?öln  ^urüd  unb  tie^  fid)  "^ier  am  3.  Sg^^-  1547 
in  ber  juriftifc^en  y^acuttät  immatrifutiren.  Andreas  Gaill  Colouiensis,  fagt  bie 
^Jtatrifel  ju  biefem  2^age,  ad  jura,  juravit  et  solvit.  S)ie  Rotieren  ©rabe  beab= 
fiditigte  ©.  an  ber  berül^mten  fran^öfifc^en  Uniberfität  3u  Drieang  ju  erwerben, 
^aum  tiatte  er  l^ier  ein  ©emefter  berweitt,  aU  er  bur(^  ben  Job  feines  S3ater§, 
ber  im  grütija^r  1548  noi^  bie  ^rantfurter  ^Jlcffe  befudit  l^atte,  fidi  jur  9tüd= 
fe^r  nadi  ^öln  genöt^igt  fa^.  ©obatb  er  f)ier  bie  ®rbfdiaft§angetegenl^eiten 
geregelt  unb  fidi  mit  feinen  ©efd^wiftern  unb  ©(^Wägern  batiin  geeinigt  l^atte, 
ba^  fein  Sruber  ^^ilipp  ba§  bätertii^e  ©efdiäft  im  Sntereffe  ber  g-amitie  bor= 
läufig  fortfü'^ren  foÜte,  begab  er  fid)  Wieber  nad)  !i3öWen.  ßange  l^ielt  er  ee 
tlier  nic^t  au§ ;  balb  fetirte  er  nad^  Orleans  3urüd,  Wo  er  in  i^urjem  bei  feinen 
ßanb§leuten  ein  fold)e§  3lnfe]§en  gewann,  ba^  er  jum  5procurator  ber  beutfc^en 
DZation  gewätitt  Würbe,  ^n  f^olge  be§  ,$?riege§  jwifc^en  bem  Äaifer  ^arl  Y. 
unb  bem  Äönig  r^xan^  I.  bon  g-^'ant'reid)  fa^  er  fid)  beranket,  Crtean»  ju  ber= 
laffen  unb   fic^   ju  feiner  weiteren  2lu§bitbung   auf   eine   anbere  Uniberfität  ju 

20* 


308  ®oU.  , 

begefien.     9li(^t   ]o   felf)v   ba§  ^ntei'ejje  jür   bie  $ßorIefungen   feiner  alten  Sef)rer 

al§  bie  iGieBe  ju  einer  jungen,  an  ©eift  unb  Körper  f)ert)Dr(eu(i)tenben  58val6antenn 

30g  i^n  toieber  nac£)  Sötoen.     @§  triar  bie§  bie  2lnna  Gtouöev.     33atb  rei(i)te  er 

berfetben  am  5lttare  bie  Jpanb.     S)en  Soctorgrab  in  ber  3iuri§|3ruben3  toolltc  er 

in  33ologna  ertücrben.     S)arum  reifte  er  im   ©eptember  1555  juerft  nac^  9iom 

unb  öon  ha  nad)  33otogna,  mo  er  am  12.  Secember  jum  Doctor  juris  promoöirt 

würbe.     SSalb  nad)  feiner  ^Promotion  '^olte  er  feine  i^rau  mit  feinem  ßrftgeBorenen 

•JtnbreaS  in  Sötten   ab   unb   liefe  fic^  in  feiner  SSaterftabt  nieber,    um   fid)  ber 

2lbt)öcatur  ju  toibmen.     ipier  tourbe  er  gleid)  nac^  feiner  ^tieberlaffung  unter  bie 

?tmtleutc  be§  3Beil)erftrafeengerid)te§  auigenommen.     S)er  3lut)m,  ben  er  fid^_  balb 

als  burc^gebilbeter,  flarer  unb  fd)arifi($tiger  S^urift  ermarb,  erregte  bie  2lufmer!= 

famfeit  be§  ^urfürften    üon  Srier,   unb    biefer   übertrug   i'^m   bie  ©teile   eineö 

5lffeffor§  beim   ::)teic^§fammergerid)t   ju  Speier.     ^m  3-    1566   befud)te   er  aU 

juriftifdier  ^eiratt)  be§  Trierer  Äuriürften  ben  9ieid)§tag  in  5(ug§burg.     Sei  ben 

l)ier  gepflogenen  3)erl)Qnblungen  tl)at  er  fid)  burc^  feine  ^enntniffe,  feinen  ©d)ari= 

finn  unb  fein  9tebnertalent  in  foli^er  äßeife  ^eröor,  bafe  ber  j?aifer  t^erbinanb  I. 

auf  i^n  aufmerlfam  tourbe,  il)n  am  17.  3lpril  1567    in  feinen  S)ienft  50g  unb 

5um  ^eid)§i)ofratt)  ernannte,     ^efet  na^m  &.  fammt  feiner  Familie  feinen  ^of)n= 

fi^  in  SGÖien.     Sei  allen  ^}liffionen,  mit  benen  il^n  ber  ^aifer  auf  ben  beutfd)en 

•jReid^Stagen,  ben  bö'^mifc^en  Sanbtogen  betraute,  bei  ber  Krönung  be§  faiferlid^en 

©rftgeborenen  in  '4>refeburg,  bei  ber  ©eleitung  ber  33raut  be§  franjöfifdjen  Äönig§ 

Äarl  IX.,  ber  üfterreic^ifd)en  ^rinjeffin  (Flifabet§,  nad)  granheid),  bei  ber  Leitung 

ber  mit  ben  Belgiern   angefnüpften  ^^•iebenSunter'^anbtungen  in  öenf,    bei   ben 

mit  bem  ^4>apfte  angefnüpften  Unter'^anblungen  be.^üglid)  be§  A^erjogS  öon  ©trurien 

erfüllte  er  bie  (Srmartungen  be§  ^aifer§  im  öoHften  ^]}tafee.     Sefonberen  Uü^m 

eritiarb  er  fid)  burd)  bie  lateinifd)e  9tebe,    meldie   er   in   ber  let3tgenannten  5ln= 

gclegen'^eit  5U  9lom  in  ©egentoart  üon  22  ßarbinälen  l)ielt.     S^x  2lnerfennung 

feine§  perbienftüollen  2ßirtcn§  im  2)ienfte  be§  ^aiferS  mürbe  er  am  24.  ^fanuar 

1571  3um  9ieferenbariu§  be§  9iei(^§!^oirat^e§  ernannt,    ^n  ^rag,  mo^in  er  fid) 

im   ©ommer   1575   mit  feiner   ganjen  f^amilie    ,]um   Sanbtage  begeben  l)atte, 

mürbe  il)m  feine  grau   nad)   längerer  ^ran!§eit  burd)   ben  Sob  entriffen.     ©ie 

fanb  i^re  ^Kul^eftätte  in  ber  5luguftinerfird)e  jum  l)eit.  2;i)oma§  neben  bem  >^od)= 

altar.     ^m  S)ienfte  be§  ^aifer§  öergafe  @.   nie   feine  Saterftabt;   ftet§   mar   er 

gerne  bereit,  nad^  Gräften  bie  3fntereffcn  berfelben  ju  Pertreten.     3f«  i'^n  Streitig' 

feiten,   meldje  1571  ^mifdjen  ber  ©tabt  unb  bem  6r3bifd)of  toegen  be§  im  erj^ 

bifd)öilid)en  ipofe  beabfid)tigten  ©ciängnifebaueg   entbrannt  maren,    bejürtoortete 

er  beim  ßaifer  bie  Pom   Kölner   ütattje  in   einer  umfangreid^en  S)enffd)riit    ge= 

ftellten    ^^orbcrungen.     ^n    bem  foftfpieligen    SSac^procefe    jmifd)en    ber    Stabt 

^oln  unb  bem  ^errn  Pon  <!parff  ^ah   er  fic^  alle  5Jiü{)e,   ein   ju   (Sunften  ber 

Äötner  fpred)enbe§   ©nburf^eil  ^erbei3ufül)ren,     ^m  ^.   1572    erfud)tc   er  ben 

Äaifer,  feinen  ©inftufe  beim  Könige  Pon  Spanien  ba'^in  geltenb  ju  machen,  bafe 

berfelbe  ha^  ©biet  be§  ^^er^ogS  Pon  3llba,  burd)  toel(^e§  aUen  fpanif(^en  Unter= 

tfjanen  ber  Sefud^  ber  Kölner  UniPerfität  Perboten  mürbe,  für  unmirffam  erfläre. 

3lm  24.  5)Mr5  liefe  i1)m  ber  9tat^  auf  ber  ^vanfjurter  5)leffe  burd)  feinen  Srubcr 

^eldjior   eine   9lnerfennung   Pon   25   ©olbgulben  überreichen,     ©ür  bie  Pielen 

©ienfte,  meld)e  (S.  feiner  Saterftabt  erjeigt,  Perel)rte  i^m  ber  ütaf^  im  ^.  1576 

ein   mertl)PoIle§  Meinob.     „2)en  ülentmeiftern   ift  befo'^len,   ein  jierlid)   jlrinf= 

gefc^irre  ju  laufen,  bamit  man  ben  S)octor  @.  Pon  toegen  feiner  mittiglid^  erzeigten 

S)ienfte  möchte  Perel^ren."     S)urd)  bie  unabläffige,  raftlofe  X^ätigleit  maren  @air§ 

Gräfte  in  ^ol)em  @rabe  angegriffen;    er  l)atte  eine  längere  9tul)e  unb  @rl)olung 

bringenb  not^toenbig.     3"^^"^  füllte  er  ba§  Sebürfnife  fii^    in    au§gebel)ntcrcm 

©rabe,  al§  feine  amtlidjc  Stellung  il)m  bie§  erlaubte,  mit  rein  miffenfd)aftlid)en 


©ait.  309 

S)ingeit  ju  Befci)äitigen.  S)arum  entft^Io^  er  fic^  ben  9lei(^§bienft  ju  öevtaffen 
unb  \iä)  in  feine  9}aterftabt  unb  in  bie  Stille  be§  ^riöatteBenä  ^uvücfjuiiefien. 
33ei  feinem  3lu§tvitt  au§  bem  faiferücfien  Sienfte  ^atte  er  an  rücfftänbigem  Solb, 
©nabengelb  unb  anberen  @ebüf)ren  bie  Summe  öon  13,437  rf)einif(i)en  (Bulben 
unb  48  Äreujern  bon  ber  faiferüc^en  Äaffe  ju  forbern.  S)er  ßaifer  toie»  i^n 
an  auf  bie  neue  ^Jlünfterifc^e  9lei(^§l§ülfe ;  e§  erfolgte  aber  feine  3a^(ung.  ^m 
^.  1601,  too  ber  -Kölner  9iatl^  ben  Äaifer  fiat,  bie  ßrben  boc§  nid)t  länger  am 
bie  Berichtigung  biefer  ©(i)ulb  toarten  ju  laffen,  ttjar  ber  Äaifer  feiner  35er|}flid)= 
tung  nocfi  nid^t  nacfigefommen.  Sie  ruhige  ßinfamfeit  ^inberte  ®.  nid)t,  fid) 
für  feine  .!päu§li{i)feit  nact)  einer  neuen  Sä)affnerin  unb  für  feine  noc^  lebenben 
öier  .^inber  nacEi  einer  neuen  ^^Jtutter  umjufe^en.  2tm  14.  ^onuar  1578  führte 
er  bie  S^riftina  ."Kannegießer  al§  jtoeite  fyrau  in  fein  .^aus.  5iu§  biefer  (v^e 
entfproffen  nod^  fieben  ^inber.  2lu§  feinem  Stubium  ber  Äir(f)entiäter  unb  ber 
Sef(^äftigung  mit  ber  5lu§arbeitung  feiner  juriftifct)en  S(i)riften  tourbe  @.  für 
furje  ^dt  :§erau§geriffen,  al§  e»  fic^  barum  |anbeite,  ob  ba§Äö(ner  @r5ftift  ben 
!at^olif(^en  (Blauben  erhalten  ober  jum  5proteftanti§mu§  hierüber  ge3ogen  roerben 
foltte.  Stuf  befonbere§  2lnfu(f)en  be§  ,^aifer§  begab  er  fic^  1582  nai^  S3onn, 
um  ben  Srjbifdiof  ©eb'^arb  2ruc^feß  ju  beftimmen,  ben  2öeg,  ben  er  eingefditagen, 
5U  üerlaffen  unb  fid)  toieber  ber  fatl§oIifc£)en  ffirc^e  an^ufd^Iießen.  Seine  33e= 
mü'^ungen  toaren  erfolgto»  unb  öotter  .Kummer  feiirte  er  nad)  J^öln  jurütf.  ^luc^ 
in  Streitigfeiten  ber  Stabt  ,^ö(n  mit  bem  ^oftmeifter  ^afob  öenot  erlieft  (S. 
öom  Äaifer  ben  5(uftrag ,  neben  bem  faiferlic£)en  9tatf)  ©raren  ipermann  öon 
53lanberfd^eibt  einen  Sdiiebsfpruc^  naä)  9tecf)t  unb  Sittigfeit  ju  fätfen.  ijange 
foEte  er  fidE)  ber  i^m  fo  nötl^igen  unb  liebgemorbenen  ^u^e  nid^t  erfreuen. 
S)em  inftänbigen  S)rängen  be§  an  ®ebf)arb'§  Steße  gemä^lten  grjbifd^ofö  (Srnft 
Oon  3?aiern  gab  er  nad)  unb  überna'^m  al§  er^bifc^öftic^er  ßanjter  bie  bornen= 
*  öotte  Seitung  be§  ©rjftifteS.  %l%  treuer  3tn^änger  ber  atten  faf^oüfcfien  9le(igion 
unb  alg  entfd^iebener  9}ertreter  ber  9lömifcf)en  9iid)tung  in  ber  Äird^e  {)ielt  er  c§ 
für  @etoiffen§fad)e,  für  bie  9te(i)te  be§  5Bifc|of§  einzutreten,  ber  bie  günftige  Snt= 
fc^eibung  ber  l^ö(i)ften  firdf)lic^en  Slutorität  für  ficf)  '^atte.  Wilit  feiner  üoUen 
Äraft  unb  ©txergie  naf)m  er  fic^  in  bem  Streite  3tt)if(i)en  grnft  unb  ©eb^rb 
ber  Sadf)e  be§  erfteren  an.  ^m  ^erbft  be§  ^.  1585  begab  er  fid)  natf)  Äötn 
unb  trat  mit  bem  ^aÜ)  über  bie  5(rt  unb  Söeifc  in  Unter^anbtung ,  mie  ber 
^tntiang  ©eb^arb's  innerhalb  ber  Stabt  niebergef)atten  werben  fönne.  S)em 
UaÜ)  erflärte  er  atte§  @tnfte§,  e§  »ürbe  fd)tt)er  an  ber  Äötner  Sürgerfc^aft 
gerä(i)t  ttjerben,  toenn  berfelbe  nid)t  SJorfc'fir  treffen  motte,  baß  jeber  offene  fyeinb 
be§  rechtmäßigen  grjbifd^ofS  au§  ber  Stabt  gefc^afft  »erbe  unb  bie  bejüglid) 
ber  gremben  erlaffenen  ©biete  mit  atter  Strenge  ge^^anb^abt  unb  ausgeführt 
tPürben.  6§  toottte  i:^m  aber  nid)t  gelingen,  ben  9latl)  ju  einer  anberen  C^r= 
flärung  3U  beftimmen,  al§  baß  in  ber  Stabt  genaue  Dleutralität  fotte  geilten 
unb  bie  i^rembenbolijei  ftrenge  ge^anb'^abt  merben.  oben  l)atte  er  bei  bem 
^roceß,  in  toelcfiem  ba§  ^oi)t  meltlid)e  ©eric^t  ben  erjbifdiöflid^en  6cneral= 
dommiffar  ^ieronimu§  ^Uti(^iel§  jum  ^obe  üerurf^eitt ,  fic^  alle  ^Jlü^e  gegeben, 
bie  ©refutiöe  be§  Urtl^eil»  3u  öerliinbern,  al§  er  öom  Schlage  gerührt  unb  ba= 
burd)  genötf)igt  tourbe  fein  Äanjleramt  nieberjulegen.  Gr  begab  fic^  in  feine 
SJaterftabt  ^urüd  unb  l^ier  ftarb  er  in  einem  if)m  eigentl)ümlic£)  gcl^örenben  ^aufe 
auf  ber  ^erjogftraßc  am  11.  S)ecember  1587.  @r  mürbe  in  bie  5>^ai-'i-*'Eii-'(^e 
bon  St.  Srigiba,  bereu  Slrmen  er  burc^  eine  reiche  Stiftung  bebad^t  ^atte ,  be= 
erbtgt.    S)ie  ^nfdfirift  tautet: 

D.     0.     M. 

Viator  quisquis  es,  siste  gradum.  quod  scriptum  est  lege. 

Hoc   is,    cujus   causa   scriptum,    feri  rogat.     Andreae  Gailio  Agrippinati 
Philippi  filio  juris  consulto  toto  orbe  celeberrimo,  autiquae  virtutis  et  sapien- 


310 


@atl. 


tiae  viro,  qui  exquisitorum  in  jure  civili  operum  author,  suprenii  sacii 
Romaiii  imperii  tribunalis  in  camera  Spirensi  adsessor  annos  XL  Maximiliani 
secundi  VIII,  Rudolphi  secundi  imperatoris  YII  consiliarius  aulicus  et  referen- 
darius  multis  laboribus  et  difficillimis  legationibus  Romae  politiae  conser- 
vandae  causa,  morbisque  defatigatus  anno  salutis  MDLXXXVII,  die  XI  Decem- 
bris,  aetatis  LXI  vitam  excercitam  et  laboriosam  placida  tandem  et  quieta  in 
Christum  raorte  mutavit.  Anna  Klovvens  I.  et  Christina  Kannengiessers  II. 
uxor  et  haeredcs  charissimo  ac  bene  merenti  conjugi  gementes  et  moerentes 
posuerunt.     MDXC. 

S)ei-  yiaÜ}  ber  ©tobt  i?ötn  gaB  jeiner  t)o^en  3}eref)mnß  gegen  biefen  inneT= 
:^all6  ber  [täbtifd)en  ^kuevn  tneitenben  tjerbou-agenben  9ted)t§gete'^rten  boburd^ 
2lu§bi-ucf,  ba|  er  i'^m  bie  ©rlaubni^  ertl^etlte,  jein  in  ber  Sa^engaffe  gelegene^, 
Ipäter  unter  bem  ilamen  „3um  ^ü|'fc^e§  Söetngut"  16e!annte§  ^au§  über  bie 
©tabtmauer  ^inau§  ju  Bauen  unb  ftci)  ^ierburd)  eine  t)errtid)e  9lul[i(^t  an]  bie 
©tabt  unb  bie  anbere  ai'^einjeite  3U  fd)affen.  ®Qir§  Porträt  Ibefanb  [irf)  um 
bie  9Jtittc  bc§  borigen  3tat)r^unbert§  im  23efi^e  be§  ©tabtard^ibar§  Dr.  ^Jlarimi= 
lian  2c\-).  @§  ift  bieg  un3tDetiei:^aft  baffelbe  S3ilb  ,  tneld^eS  fid^  je^t  im  Sefife 
ber  ©ebrüber  ^.  unb  51.  Sedfer  in  S)eui  befinbet.  ©§  ift  0,66  gjleter  'i)oä)  unb 
0,54  breit,  ©ematt  lourbe  e§  öon  bem  Slnttnerpener  ^JJtater  f^ranj  ^ourbuö 
bem  5(eltcren,  ber  öon  1540  —  80  lebte.  S)n§  9lelief  in  feinem  S)entmal  im 
Sefuitenburc^gong  ift  nadf)  einem  im  3.  1583  aufgenommenen  ^Porträt  an= 
gefertigt.  5Der  f)äuftger  öorlommenbe  Äupferftid^  (SaifS  ift  eine  (jopic  biefe§ 
gtelief§.  33on  ©ail'ä  17  ^inbern  maren  5  ©ö^nc  unb  2  Xöditer  bor  bem 
S5ater  geftorbcn.  3^oI)ann  C^.,  ber  am  6.  Slpril  1555  in  ßölnen  geboren  mar, 
ftc^  audf)  ber  3iui.'i§pi'uben3  getnibmet,  feine  ©tubien  in  9tom  unb  Bologna  gemac£)t 
unb  be§  3}ater§  h)iffenf(^aftlid)e  5lrbeiten  in  einer  Oteil^e  fi^ä^enSmerf^er  latei= 
nifc£)er  ®ebid)te  öer^errüd^t  I)atte,  ftarb  am  3.  3(prit  1583  in  i?ötn.  „(ä§  ftarb", 
frf)rcibt  .pernmun  Heinsberg,  „^Doctor  (Saiten  ©o'^n  auf  ber  |)er3ogftra^e  an 
ber  ^eft,  mar  aud)  Doctor  juris,  ein  guter  gele'tirter  ©efell." 

Gelenii    Farraginis    t.    14    m*.    681.    —    Kölner    Statl^SprotofoEe,    — 
|)ar^^eim,  Bibl.  Colon.  —  3Bein§berg,  ©ebenfbuc^,   33b.  2. 

2.  6  n  n  e  n. 
@ail'§  litterarifc^er  'Jiu'^m,  ber  it)m  ben  ^amen  be§  „beutfd^en  ^^apinian" 
eintrug,  grünbet  fid^  auf  feine  2t)ätigfeit  am  9tei(f)§fammetgeri(i)t ,  bereu  miffen* 
f(i)aftü(^e  i5i'Hdf)t  bie  „Observationes  practicae"  maren,  ein  3Berf,  burdf)  lDeIdf)e§ 
er  neben  SoadE)im  ^^nfinger  öon  ^^runbec!  jum  2Ritbegrünber  ber  i?ameral= 
^uriSprubenj  mürbe.  5£)a§  äöerf  erfdE)ien  unter  bem  2;itel  „Practicarum  ob- 
servationum  tam  ad  processum  judiciarium  praesertim  imperialis  camerae  quam 
causarum  decisiones  pertinentium  libri  duo".  Colon.  1578.  ^ol.  'O^euc  3tuflagen 
1580.  1581.  1586.  ^ladE)  be§  33erfaffer§  Sobe  finb  bi§  jum  ©d)luffebe§  17.  3at)rt). 
9  5Iu§gaben  in  Äöln  unb  Slmfterbam  erfd)ienen;  bonn  ^öln  1721  mit3ufä^en; 
enblid^  in  „A.  Gailii  opera  praestantiora  cur.  G.  F.  de  Buinink".  Colon. 
1771.  i^ot.  3lud§  eine  utd)t  unbebeutenbe  Sitteratur  ^at  fid^  an  ®air§  £!b= 
feröationen  angefd^toffen.  @inc  beutfdE)e  Ueberfe^ung  erfdjien  üon  2ob.  Sanciug. 
.g)amburg  1601.  1663.  f^^ol.  Bearbeitungen:  6raniu§,  Controversiae  camerales 
ad  G.  observat.  .^elmft.  1601.  4".  33.  @reüen ,  Practicae  conclusiones 
juris  observat.  Gailii  respondentes.  1611.  f^ot.  ®.  SIntonii  b.  ^5f^*eubcnberg, 
Adversaria  s.  notae  in  G.  observationes.  5Jtarb.  1629,  4".  3Ö.  ©.  a.  $Bor= 
berg ,  Horologium  camerale  Gailiorum.  5Jtainä  1649.  12"^.  @.  ^abticiuS, 
Repetitiones  Gailii.  Giss.  1655.  Colon.  1662.  1727.  4».  ß.  Q.  SljIIiug, 
Annotationes  etc.  in  G,  observationes.  1694.  Francof.  1713.  4".  S)ie  bciben 
le^tgenannten   ©d^riften   flnben  fi(^  auä)    in   Gailii    Opera  praestantiora.     S)ie 


©oiüngen.  311 

CBferöationen  finb,  toie  bev^tame  fagt,  „SSeobac^tungcn"  ber  fammexgeiiditlic^en 
^u-ari§.  9tc(i)t§ii-agen,  trelcfie  bem  Äammetgenc^t  öovgclegen  tjobm,  werben 
eröttext,  i^re  ©ntfc^eibung  mitget^eitt  unb  begtünbct.  5}on  ben  ^i)nfinger"i(f)en 
Cbferöationen,  tt)e(d)e  jcfjon  l-i  ^aijxe  irü^er  unb  feitbem  in  me'^reren  Stuifagen 
etjd)ienm  toaren,  unteiidieiben  ficE)  bie  (Sairj(i)en  tf)ett§  buvci)  bie  Stnorbnung 
narf)  ^Jlaterien  (lib.  1  ^^^roce^,  lib.  2  Sontracte  unb  le^twillige  9^ei-fügungen), 
t^eil§  huxä)  bie  breitere  S5et)anbtung,  rveiä^e  ficf)  ber  f)erfömmticf)en  "iJJtetfiobe  ber 
Italiener  me^r  anjdiüe^t.  2U§  5)tt)nfinger  im  ^.  1584  feine  Dbjerbationen  mit 
einer  fecf)§ten  Gfnturie  öerme!)rt  neu  I)crau§ga!6 ,  erfannte  er  ®ai('§  3}erbienfte, 
namentlich)  bie  beffere  Drbnung  unb  ben  „Stilus  pinguior"  bereitmiüig  an,  er  be= 
fdltüerte  ficE)  iebocf)  nic^t  o'^ne  ©runb  barüber,  ba^  @5.  ba§  2öer!  jeincä  S5or= 
gängers,  ba§  er  metirfac^  benufet  ijobi,  gänjUc^  mit  ©tiEf(^tDeigen  übergetie;  ba§ 
fei  gegen  bie  gute  litterarijd^e  ©itte.  @.  ermiberte  barauf  in  ber  Sluigabe  üon 
1586,  ba^  er  5Ji^nfinger  nid)t  benu^t,  jonbcrn  nur  au§  gcmeinfamer  Duelle 
gefc^öplt  t)üle;  5Jtt)nfinger  bagegen  i)a^e  jür  bie  fec^Ste  genturie  it)n  auggebeutet 
unb  nur,  um  e§  ju  öetftecien ,  \\ä)  auf  ältere  fammergerid)tli(f)e  Urtt)ei(e  berufen. 
2lbgefet)en  öon  biefer  gepffigen  ^nfinuation,  toclc^e  ^tinfinger  bem  &.  mo^t  mit 
größerem  Oiec^t  "^ätte  gurücfgeben  fönnen,  ift  bie  ^otemif  in  bur(f)au§  toürbigem 
2;Dne  getialten;  bie  beiben  (Begner  überlebten  fie  nur  fur^e  36it-  3Ba§  firf) 
3toifrf)en  fie  gefteHt  unb  ®.  bemogen  ^aben  mocf)te  5)t^nfinger'§  2Berf  ju  ignoriren, 
toar  tDot  nic^t  perfönlid^e  Ütiüalität,  noc^  eine  tiefere  toiffenfc^aftlii^e  Sifferenj, 
fonbern  bie  firdilidie  ©egnerfc^aft  unb  bie  bamit  in  S^erbinbung  fte^enbe  S3er= 
f(^iebeni§eit  i't)rer  SSejie'^ungen  jum  3lei(^§fammergerirf)t.  ^Jiacfibem  ^Qnfinger  1563 
feine  Obferbationen  publicirt  §atte,  moHte  ba§  Äammergeri(i)t  i^n  a(§  braun= 
fc§tDeigif(i)en  S)eputirten  jur  SSifitation  nictit  julaffen,  meil  er  gegen  ben  (Sib, 
ben  er  feiner  geit  ati  33eifi^er  gefi^tnoren,  bie  „^eimli(i)feit"  be§  ®eric^t§  burc^ 
fein  SBerf  gebrocfien  'tiabe.  3^ar  :^atten  bie  ^roteftationen  feinen  ßrfotg ;  allein 
bie  Slerftimmung  be§  in  feiner  ^l^lajorität  fat^olifd)  gefinnten  ®eric^t5f)ofe§  gegen 
'!nit)nfinger,  ben  ^iroteftantifclien  Äanäter  be§  .^eräogf^umS  Sraunfd)tt)eig=SffiDlien= 
büttel,  mirb  geblieben  fein.  2ll§  bagegen  @.  im  %  1578  mit  einem  gleichen 
äöerfe  in  bie  Deffentlid^feit  trat,  mar  bon  jenem  S^ormurfe  nicl)t  bie  5Rebe,  met= 
me§r  beeilten  fiel)  bie  5)titglieber  be§  ^ammergeri($t§  in  einem  viritim  unter= 
.jeic^nete-n  (5cl)reiben  i^m,  bem  ftreng.  fat^oliftfien  einflu§reicl)cn  ^Jtanne  am  ^ofe 
9tubolf  IL,  S)anf  unb  5lnerfennung  au§äuf|)re($en.  (Je  ift  ben  fpäteren  2Iue= 
gaben  ber  Cbferoationen  öorgebrucft.  ^n  ber  ©efc^ii^te  ber  Sßiffenfc^aft  unb 
iprari§  ftel^en  bie  2Ber!e  SBeiber  gleicl)lDertf)ig  nebencinanber  unb  ^aben  le^tere 
jtüci  :3fa^rf)unberte  lang  inefentlirf)  mit  beftimmt.  —  SÖir  befi^en  bon  ®.  nod)  brei 
umfänglid)e3lb'l)anblungen(Tractatus),  1.  „De  pace  publica  libriir';  2.  „De  pigno- 
rationibus",  3.  „De  manum  iujectionibns ,  impeclimentis  sive  arrestis  Imperii". 
S^ie  beiben  erften  erfcl)ienen  al§  3lnl)änge  äu  ben  Dbferbationen  f(^on  mit  ber  erften 
3lu§gabe  1578;  ber  britte  Sractat  ift  ber  bierten  5tu§gabe  1586  beigefügt. 
Slnbere  (5cf)riften  üon  ®.  finb  nic^t  befannt  unb  bie  „Opera  praestantiora", 
Colon.  1771  i^ol.  entfialten  au^er  ben  Dbferöationen  unb  ben  baju  ge'^örigen 
©(^riften  bon  f^Q'^i^iciuS  unb  2:^t)tliu§  nur  norf)  biefe  bret  2ractatu§. 

©tin^ing. 
©Qililigcn:  gp^elein  ö.  &.,  ein  mit  ber  ®ef(^icf)te  ber  Stabt  ^iüinberg 
oerfnütjfter  unb  burrf)  Sieb  unb  (Sage  öielfacl)  gefeierter  9titter  unb  SSegelagerer 
be§  14.  Sa^r^unbertS.  (geboren  um  1310,  befa^  er  au^er  feinem  (5tamm= 
fc^loffc  (Sailing  in  ber  Ttä^e  ütof^enburgg  an  ber  Zauber,  nodl)  mefirete  anbere 
ißurgen,  toie  2;ramet)fel  (S)ramau§)  im  33ambergif(i)en  unb  SBalb  untoeit 
(Sunäen^aufen.  9ta($  ber  ©Ute  ber  bamaligen  3"t  nährte  fiel)  aud)  (S.,  beffen 
3}ornomc  aucf)   al§   „5lpel"  (3t|)ononiu§),   „(Jp^ela",  „Sleplein",  „(Sffelein"  unb 


312  ©oiüorb. 

bid^tertfcf)  „Slpotto"  eiidCieint,  au§  bent  Stegreif,  t)iclt  3at)lmd)e  ßncd)te  unb 
unternal^m  mit  anbeven  geifern  öom  ii-änfi|d)en  3lbel,  tüctdie,  18  an  bei  3^1^)1^ 
ba§  ^lürnberger  3ld)tt)uc^  aui^ä'fiÜ  (Söalbau  216),  'iRaubjüge  naä)  hm  9teid)ö= 
ftäbten  9iot!§enl6urg,  äöeiffenBurg  unb  2öinböt)eim  unb  f(i)leppte  beren  ^Bürger  unb 
Untert^anen  in  bie  6)efangenjd)a|t.  5laci)  allen  ©rjä'filungen  unb  UeberUejeiungen 
max  er  febod)  ber  größte  geinb  ber  ^^ürnberger,  weil  biefe  mel^rere  feiner  ^reunbe 
aufge'^ofien  unb  l^ingeric^tct  Ijatten  unb  öermutl^lid)  aud),  tneit  bei  ben  S5e= 
Ujol^nern  biejer  ©tabt  unb  tt)re§  (Gebietes  am  meiften  3u  i)oten  tcar,  unb  nod^ 
je^t  finb  bie  alten  Üteime  nii^t  öergeffcn:  „6p))ela  föaita  öon  S)ramau§,  9teit 
alläeit  3um  bierjclit  an^"  unb  „S)a  reit  ber  ^türnberger  ^tinh  au§,  (Sppela 
Öaita  öon  S)ramau§".  6nbli(^  ttiurbe  er  1381  hei  einem  bicfer  Staubjüge  ju 
5ßoftbauer  gefangen  unb  nad)  9ieumar!  in  bie  Oberpfalj  gebrad^t,  too  il)m  bie 
(Stäbte  9lürnberg,  9tDtt)enburg,  Söeiffenburg  unb  3Binb§^cim  furzen  ^roce^ 
mad^ten  unb  il)n  nebft  jtoei  gtittern  öon  Serntieim,  beren  einer  fein  (5d)n3ieger= 
fo^n  toar,  bafelbft  mit  bem  9tabe  Ijinriditen  tiefen.  (S.  felbft  ftjar  bamals  faft 
70  S^a'^re  alt.  S)a^  er  inbeffen  ^u  91ürnberg  unb  jtoar  auf  bem  Ülabenfteinc 
geenbet  ^abe,  ift  unl)iftorifd).  Slber  nic^t  fotnol  burd^  fein  Ütaubritterf^um,  al§ 
weit  mel^r  burct)  feinen  ^JJtut^,  feine  (Sntfd)loffenl)eit  unb  ganj  befonberS  burd) 
feine  SJerWegenl^eit  unb  3;ollfül)n'^eit  im  Gleiten,  bie  it)re§  @leid)en  nid)t  l^atte, 
unb  bie  aüerbing§ ,  toenn  fic  glüdte,  SSemunberung  unb  (Jrftaunen,  fomie  auf 
feiner  ©eite  t)öl§nenben  ©pott  gegen  bie  il^n  üerfolgenben  f^cinbe  erregte,  mad)te 
fid^  @.  bei  feinen  3Eitgenoffen  unb  faft  bi§  auf  ben  l^eutigen  2ag  einen  ^tarnen. 
Unter  biefen  in  Sieb  unb  ©age  gefeierten  9ieiterfün[ten  werben  befonber§  fein 
©prung  in  ben  9Jiain  öon  einem  ^ol^en  i^-d\m  t)erab  ,^wifd)en  iJarlftabt  unb 
SBürjburg  unb  fein  Suftfprung  über  ben  5lürnberger  ©tabtgraben  erwä'^nt.  5Die 
erftere  ©teile  Würbe  burc^  ein  ©tcinfreuj  be,^eid)nct  unb  blieb  ^al)rl)unberte  burd^ 
ein  ©egenftanb  ber  SSerWunberung  ber  SJorüber^icl^enben  unb  bie  Sf^at  felbft 
Würbe  fpäter  öon  3fol)ann  Sorid)  öon  <g)abamar  in  feinem  ,,Hodoeporicon", 
Waxp.  1541,  lateinifd),  fowie  ber  le^tere  ©prung  in  einem  bcutfdl)en  33olf§= 
liebe  (2lug§burg  um  1500)  befungen,  ba§  mit  ben  9teimen  fd§lieBt:  „S)arnad() 
filierten  fie  jn  auff  ben  9tabenftein,  SjRan  legt  j^m  ben  i?obff  jwifdjen  bie  Sein." 
(iine  3uffl^i^6nftcEung  ber  Soften,  Weld£)e  9Zürnberg  für  feinen  Zl)dl  auf  bie 
©efangenne^mung,  ben  -ißroce^  unb  bie  ipinrid^tung  (äppelein§  unb  feiner  ©pie^= 
gefeiten  ju  öerWenben  l^atte,  ftel)t  abgebrudt  au§  bem  5lürnberger  3lr(^iüe  au§ 
bem  ^.  1381  im  Slnjeiger  für  bie  Äunbe  ber  beutfd^en  Sßoräeit  1860,  ©.  237 
bi§  238. 

®.  e.  aöalbau,  33et)tr.  3ur  @cfd§.  b.  ©tabt  giürnberg  I,  ©.  208-234 
unb  baju  II,  ©.  154  ff.  ^Injeiger  1854,  ©.  229,  wofelbft  aud^  bie  Sitte= 
ratur  öeraeicEinet  ift.  ö.  Siliencron,  ^iftor.  3}olf§lieber  I,  ©.  92  ff.  ©oebefe, 
(Sr.  I,  ©.  253.  269.  SöeEer,  3lnnalen  I,  ©.  248.  3lb.  ö.  Äeüer,  gaft= 
nadl)tfpiele  1473.  grancC. 

©Oillarb:  ßarl  &.,  ©d^riftfteEer,  geb.  in  5pot§bam  am  13.  ^an.  1813, 
t  am  10.  San.  1851.  2luf  einem  ^Berliner  @l)mnafium  öorgebilbet,  trat  er 
mit  16  Sauren  aU  Sel)rling  in  bie  61§altier'fcl)e  58ud)l^anblung  in  ^Berlin,  beren 
^Jtitin^ber  er  fpäter  Warb.  3u9l^eid)  fül)rte  er  öon  1844—47  bie  9tebaction 
ber  „^Berliner  SJlufüjeitung"  unb  e§  erfd£)ienen  öon  il)m  bie  3;rauerfpiele  „£)t= 
taöio  ©alfagna"  (1844),  „2;^oma§  Slnieüo"  (1845)  unb  „6ola  ütienji"  (1846). 
5ll§  St)ri!er  mad£)te  er  fidl)  einen  Flamen  burd)  bie  mit  ^pi^il.  Kaufmann  ^erau§= 
gegebenen  „S)ombaulieber"  unb  feine  „Silber  au§  S^fdierleffien".  ©eit  1848 
na'^m  i^n  ba§  öffentlid^e  Seben  gan^  in  Slnfprud^;  er  warb  ©tabtöerorbneter 
unb  :^at  namentlidi)   in   ber  3lu§Wanberung§frage  eine  ad^tungSWerf^e  S'^ätigleit 


©aiRma^r.  313 

entfaltet.  S)a^in  gel^ört  jeine©d)nft:  „2Bie  unb  roo'^in"  unb  treffüd^e  3(uT]ä^c 
„Ueber  ßolonifation"  im  ^Tcagajin  iür  bie  Sitteratur  be§  9lu5lanbe§.  6in  33ru[t= 
leiben  iü{)i:te  feinen  Trügen  2ob  l^erbei. 

dl.  Dlefrol.  Sa^VQ.  XXIX,  1851,  <B.  92  ff.  ö.  ß. 

Oai^niQljr:  "Sliä^atl  ©.,  ein  .ßnappenfof)n  au§  Sterjing  in  2ivot,  ber 
al§  ©d)m6er  be§  8anbe§t)au|3tmanne§ ,  bann  ©ecretdr  be§  33ifc^ofö  öon  Sriren, 
3ule^t  al§  3DÜeinne§mer  in  ^laufen,  fid^  eine  genaue  Äenntni^  ber  Öanbe§üer= 
^ältniffe  evtoorben  l^atte  unb  1525  an  bie  (Spi^e  bee  „5ßauernre!6eII§"  in  2iroI 
trat.  6r  war  ein  5Jtann  öon  großer  Älug]§eit  unb  rafttofer  3:"^ätigfeit,  ber  fid) 
inbe^  lange  jurücffiiett  unb  im  ©titten  teirfte,  tod^renb  feine  ©efinnungsgenoffen 
um  fo  fü£)ner  roaren.  5Der  '^lufftanb  ^xad)  am  10.  'dUlai  in  ber  ©labt  33riren 
au§,  als  5t>eter  ^^sa^ler,  ein  „3tbfager  unfereS  @(auBen§"  auf  ben  9ti(^tp(a^  I)in= 
au§gefü]§rt  Serben  foEte  unb  gab  ficf)  in  ber  ^^(ünberung  ber  Sirirener  ^^farr= 
unb  3lbel5f)äufer  !unb.  S3on  ba  jogen  bie  35auern  nod)  an  bemfelben  5(benb 
tior  ba§  Älofter  D^euftift,  tt)etcf)e§  nur  bie  fluge  6ntf(i)Ioffen'^eit  be§  bortigen 
.g)OTricj§ter§  Äird)mair  öor  bem  ärgften  ©c^itifal  bema^rte.  5Im  näcf)[ten  2;age 
»aalten  bie  2luiftänbifc£)en  @.  jum  Cberften.  Unb  nun  üerbreitete  fic^  bie  ®m= 
pörung  ba(b  über  ba§  ganje  Sanb.  '^liren  unb  öiele  ©(i)löffer  unb  ©tüter 
:^atten  bie  2lufftänbifd)en  befe^t.  Sn  ber  fürftlict)en  Surg  lag  6.  fetbft  mit 
200  Äned^ten  unb  regierte  öon  ^ier  au§  im  ^efi^e  eine§  aufgefunbenen  (5itber= 
fc£)a^e§.  6rft  al§  in  lyolge  ber  auf  bem  Sanbtagc  ju  ^nn^bruc!  gefaxten  35e= 
fdjlüffe  (Srä'^erjog  ^yerbinanb  bie  9}ertt)altung  be§  ©tiftes  SSrijen  an  fic^  30g, 
legten  bie  Sauern  in  biefer  @egenb  bie  SBaffen  nieber  unb  nun  wagten  aud§  ©. 
unb  feine  .^auptleute  feinen  toeiteren  Söiberftanb.  ©ie  legten  i^re  ©teEen  nieber 
unb  erfterer  folgte  einer  3}orlabung  nact)  ^nn^brucf.  S)a  aber  bie  f^^in^^e  i>eg 
9lufrul)r§  um  Orient  im  Dlon»  unb  ©uljberge  unb  im  33alfugan  fortloberte, 
flol^  @.  miber  feine  3ufage  au§  ^nnSbrud  unb  ftad)elte  bie  Sauern  ju  fort= 
gefegtem  Söiberftanbe  auf.  5ll§  enblic^  aucl)  ^ier  bie  9tul)e  mit  äöaffengewalt 
crjlDungen  tourbe,  entrann  ®.  nad)  i^löfterlein  in  ber  ©ditoeij,  o^ne  inbeffen 
feine  ^läne  aufzugeben,  öielmel)r  gebadite  er  öon  ber  ©(^raeij  au§  2irol  ju 
erobern.  S^  biefem  ^tveät  trat  er  mit  ben  SSenetianern  unb  gran^ofen  in 
Unter^anblung.  Slber  bie  biptomatifdfien  fünfte  führten  i^n  ju  langfam  an« 
3iel.  -6r  befc£|lo^,  öertrauenb  auf  feine  jalilreicfien  3ln^änger  in  allen  Sanbe§= 
t^eiten  mit  mel)reren  Sauern  au§  ^^rätigau  unb  bem  ©(f)Wäbifc£)en  nod^  im 
grül^ling  1526  in  xirol  ein^ufatten.  Sn  einem  öorau§gef(f)icften  Slufrufe  fprad) 
er  in  28  Slrtifeln  feine  gorberungen  au§ ,  tDel(f)e  toeiter  aufgriffen  al§  bie  ber 
Sauern,  inbem  er  eine  neue  gefellfc^aftli(^e  unb  potitifcl)e  Drbnung,  bie  3tb= 
f(^affung  ber  ©täube  unb  ber  ^riefter§errfd)aft,  bie  @rrict)tung  eineg  Solf§ftaatö 
in  9lu§fid)t  ftettte.  S)ie  gtingmauern  ber  ©tobte  unb  ©ctilöffer  foEten  gebrochen, 
nur  offene  glecEen  gebulbet  toerben,  bie  Silbftöcfe  unb  frommen  g-elbjeidtjen  öer= 
fd)minben.  2BaIlfal)rten  unb  5Jleffe  ^ören  auf.  S)ie  ©emeinben  wät)len  il)re 
^Jtid)ter  unb  5l5farrer.  S)ie  neue  ütegierung  nimmt  i^ren  ©i^  in  Sxiren,  »0 
aud)  eine  .^ocfifc^ule  für  bie  neue  Se^re  gegrünbet  Wirb,  lieber  bie  Sauernlaften 
öerfügt  bie  „gemeine"  Sanbf^aft.  Sie  3öEe  im  i^nnern  merben  abgef(i)afft. 
S)er  S^fjtnt  bient  jur  Unter'^altung  ber  ^fai-rer  unb  Slrmen.  S)ie  ^aufmann= 
fc^aften  werben  abgefdE)afft,  ein  oberfter  i^actor  foll  für  ba«  Sanb  ben  Sergbau 
leiten,  bai  örträgniB  öertcc^nen.  gür  attei  Äauf=  unb  ©cwerbmefen  Wirb  ein 
eigener  Slmtmann  beftettt.  3lu§  ben  ©ütern  ber  öertriebenen  ßbelleute  u.  bgl. 
beftreitet  man  bie  ßr^altung  ber  '^flemter  unb  @eiic£)t§foften;  nur  in  befonberer 
'Diot^  wirb  ein  3^i^§^fennig  er'^oben.  S)en  ^Jtangel  an  ©etreibe  wottte  @.  burd) 
9lu§tro(Inung  ber  ©ümpfe  jtoifdien  ^.Heran  unb  Orient,  Wie  burct)  3ufu^i-"  aus 
ber  Sombarbei  becfen.  —  S)o($  ber  5plan  f(f)lug  aud^  bie§mal  fcl^l.     S)ie  Sriefc, 


314  ©atama. 

bie  er  mit  jeinem  Sruber  <^an§  loecCifeltc,  tüurben  aufgeiangen  unb  al§  er  6nbe 
2lpril  feine  Stn^änger  ju  einer  9}eiiammlung  naä}  Srogen  befc^ieb ,  würben  bie 
meiften  berfelben  im  Sluitrage  be§  Srjtierjogä  g^erbinanb  gefangen  genommen. 
@r  felbft  entrann  nur  mit  'üoit)  bem  gleichen  Soofe,  9l6cr  ®.  lief;  au(^  ie^t 
noä)  nic^t  feinen  5ptan  fal^ren.  2Ba§  öon  SÖeften  t)er  nid)t  gelingen  tooltte, 
Oerfu(i)te  er  im  Often  auszuführen.  @r  30g  ben  ©aljburger  Sauern,  bie  fid) 
Wiber  if)ren  @rjBifd)of  ert)oben  fiatten,  mit  brei  f^ä^nlein  ju  ^ülfe  unb  tüurbe 
Balb  i^r  9lnfüf)rer.  ^2ll§  bie  ©atäburger  Sauern  auf§  |)au^t  gefc^Iagen  maren, 
fül^rte  er  ben  9teft,  bei  1600  ^ann,  üBer  ben  Oiaurifer  dauern  nac^  2;irol. 
2116er  er  fanb  ba§  Aufgebot  an  ber  ©tfrf)  fc^on  in  Sereitfct)aft  unb  mu^te,  ha 
au(^  (Seorg  ö.  ^^'i'unbSBerg  gegen  it)n  ^eran^og ,  ben  Soben  2:iroI§  toieber  t)er= 
laffen.  Cbgteict)  unau§gefe^t  berfolgt,  erreid)te  ©.  gtücEIi($  ba§  öenetianifcfie 
@ei)iet,  mo  er  mit  feinen  ©d)aaren  nid)t  nur  eine  gute  3lufnal^me  fanb,  fonbern 
auäj  einen  fo  reichen  S<i^^'gef)alt  befam,  ba^  er  fic^  bei  ^abua  ein  Sanbgut 
faufen  unb  „glän,^enb  mie  ein  (iarbinal"  leben  fonntc.  —  Salb  fottte  er  aud^ 
■^ier  eine  widitige  9toIte  fpicien.  S)enn  ba  bie  9tepubliE  Senebig  \iä)  bem  Sünb= 
niffe  öon  ßognac  (1526)  gegen  ben  ^aifer  angefd)ioffen  ^atte,  fo  l^offte  ©.,  ba^ 
e§  ii)m.  mit  ^ülfe  fcner  (Staaten  gelingen  werbe ,  über  ben  5Zon§berg  in  Slirol 
cin=  unb  big  ©aljburg  Dor^ubringen.  ©od)  ging  biefe  ©efa^r  für  Slirol  in 
f^olge  be§  ^^riebenS  bon  ßambrat)  (1529)  öorüber.  ®.  manbte  fid)  nunmelir 
neuerbing§  nad)  ber  ©ditoeij,  um  öon  l)ier  au§  bie  3lu§fül)rung  feine§  einftigen 
^$lane§  nod)mal§  ju  öerfud)en.  Sei  ber  (Erbitterung,  bie  bamalS  unter  ben  prote^ 
ftantifd)  geworbenen  J?antonen  gegen  ^^^erbinonb  tjcrrfc^te,  weil  er  ben  fünf 
fatl)olif(^en  gegen  fie  Sciftanb  öerfprodien,  würbe  ber  unermüblid)e  Otebolutionär 
fein  Sor'^aben  enblic^  bod)  '^aben  ausführen  fönnen.  Wenn  nid)t  fpanifd^e  ^IReud^el= 
mörber,  burd)  ben  5prei§,  ben  man  auf  feinen  ^opf  gefegt,  angelodt,  im  ^ai)xz 
1530  feinem  Seben  ein  6nbe  gemad)t  t)ätten. 

Sgl.  ®.  .^ird)mair,  S)en!würbigfeiten  (Font.  r.  Austr.  I,  473  ff.).  — 
©reuter,  S)ie  Urfad^en  unb  bie  ©ntwirflung  be§  Sauernaufftanbe§  im  S-  1525 
mit  öor^üglidjer  9iüdfid)t  auf  2:irol.  Snn§br.  (St)mnaf .  =  ^^rogr.  1856.  — 
gr.  (5d)Wf^ger'§  6l)roni!  ber  ©tabt  ^att  (f)r§g.  öon  S).  (Sd)ünt)err,  Snn§= 
brud  1867),  ©.  87.  —  %^.  gj^air^^ofer,  Srijen  unb  feine  Umgebung  in  ber 
9leformation§periobe.  Srijen  1862  (®t)mnaf.=5progr.),  ©.  18  ff.  —  S-  @gger, 
(Sefd^ic^te  2irol§,  II.  Sb.,  ©.  89  ff.  —  ©.  9tuf,  im  5lrc^iö  für  (Sefd)id)te 
unb  2lltert^um§funbe  2irol§,  III.  Sa^rg.,  ^nnSbrud  1866,  @.  353  ff. 

ö.  3eiBberg. 
®alaina:  ©jeerp  ©.,  friefifc^er  (ibelmann,  geb.  1528  au§  einem  alten 
6lef(^led)t,  ba§  fd)on  im  12.  ^a'^rljunbert  genannt  Wirb,  unb  beffen  bamaligeS 
^aupt  &aU  ^a,e^  &.,  Wie  erjäljlt  Wirb,  bem  ©rafcn  glorenS  II.  öon  ^oHanb 
feine  ^agben  in  ben  friefifd)en  Sßälbern  ftreitig  mad)te,  Wäljrenb  e§  fpäter  unter 
ben  Set!oot)er§  eine  einflu|reid)e  9toIle  fpielte.  ®.  war  ein  eifriger  ^Patriot, 
ein  .g)aupt  ber  Opbofition  in  Söeftergoo  wä^renb  ber  2Birren  be§  ^.  1566  unb 
wie  fein  Sruber  Apartman,  ber  e§  1568  mit  feinem  <^au^3te  bü|en  mu^te,  3Jlit= 
gtieb  be§  gompromi^.  5Da§  nädjfte  ^at)x  au§  bem  ßanbe  geflüd)tet,  naf)m  er 
%t)til  an  be§  (Srafen  2ubwig§  öon  ^flaffau  Unternel)men  in  ©röningen  unb  ent= 
fam  au§  ber  i^emgummer  (5d)lad)t  1568.  S)ie§  I)ielt  il)n  jeboc^  nid)t  ab,  mit 
S)uco  5Jtartena  (f.  b.)  im  ^.  1572  ben  angeblid)en  ^lufftanb  in  g^rieSlonb  ju 
leiten;  Wieberum  entfam  er  mit  Seben§gefa!§r  nad^  6mben.  1577  jurüdgefel^rt, 
l^atte  er  al§  ©rietman  (ipaupt  einer  (Srietent),  Serbinbung  mel^rerer  Dörfer)  unb 
5!Jtitglieb  ber  Seputirten  Staaten  be§  9legicrung§au§f(^uffe§  ber  Staaten,  nament= 
li(^  am  gintritt  feiner  ^roöiuä  in  bie  Utredjter  Union  Slnf^eit.  Salb  nac^^er, 
1581,  ift  er  geftorbcn. 

Sgl.  Te  Water,  Verbond  der  Edelen,  Sb.  II.  ^.  2.  «Ulütler. 


&aü.  315 

©flu:  f5fvan3  ^ojepl^  @.,  ber  3}ater  bcr  5|3f)reno(ogie,  geb.  am  9.  ^DOflärj 
1758  3u  itiefenbrunn ,  einem  S)orie  im  Cberamt  ^^^jov^^eim  {bah.  5}titteU'f)ein= 
freiS) ,  t  3U  ^ontrouge  Bei  ^an§  am  22.  3lug.  1828,  mar  ber  ©o'^n  eine§ 
ÄaufmanneS,  ber  ber  tomBarbif(i)en  f^amilie  (Sallo  entj'tammt  fein  foE.  Gr 
ftubirte  5!Jlebicin  in  ©traPurg  unb  feit  1781  in  SBien,  mo  inSBefonbere  öan 
©mieten  unb  ©tott  feine  Se^rer  maren.  ^n  2Bien  Begann  er  auc^,  nadjbem  er 
1785  bie  Soctormürbe  erlangt,  bie  är^tlidie  ^raji§,  91eBen  biefer  Befd^öftigte 
er  fid^  fleißig  mit  anatomifct)en  Untetfud^ungen  be§  ^rLerBenft)ftem§  unb  jmar 
bor3ug§meife  be§  (Se^irn§.  S)iefeIBen  follten  i^m  für  bie  Socatifirung  ber  Der= 
f(^iebenen  ©e'^irnt'^ätigteiten  eine  fixiere  ©runblage  üerfd)affen.  5ܧ  er  fic^ 
barin  getäufctjt  fa^,  fucE)te  er  feinen  3wect  auf  anberc  SBeife  ju  errei(f)en:  Bon 
ber  S5oraugfe|ung  auSgel^enb ,  ba^  jmifdfien  ben  öerfd)iebenen  Sleu^erungen  be§ 
@eifte§tiermögen§  unb  gemiffen  aliquoten  (Se^irnt^eiten  ein  foIibarifct)e§  S5er^ätt= 
m%  Beftef)e  unb  baffetBe  auc^  jur  räumlichen  @rfd)einung  fommen  muffe,  fteEte 
er  Bergleid)enbe  f^orfc^ungen  mit  ber  äußeren  5Dccfe  be§  @e^trn§,  bem  ©d^äbcl, 
an.  S)ie  ©rgeBniffe  biefer  3^orf(^ungen  Bitbeten  ben  ©egenftanb  jener  SSorträge, 
bie  er  1796  in  2Bien  3U  galten  anfing  unb  bie  feinen  '"3iamen  in  gauj  Suropa 
Be!annt  maditen,  um  fo  me^r,  al§  fie  narf)  einiger  3eit  wegen  ber  materialifti= 
fd)en  9tid§tung  ber  (5dt)äberie|re  öerBoten  mürben;  fpäter  erfolgte  menigftenS  eine 
t^eitmeife  3luf§eBung  biefe§  9}erBot§,  —  ba§  gro^e  ^puBlicum  BlieB  au§gefc£)loffen. 
1805  tierlie^  @.  SBien  unb  Befuc^te  pnäc^ft  bie  größeren  ©täbte,  Be^m.  llni= 
oerfität§orte  2)eutf(^tanb§ ,  um  l)ier  gleidt)fall§  3)orlefungen  üBcr  feine  Se^re  ju 
galten;  baBei  öerftanb  er  fict)  öortrefflic^  barauf,  burdj  eine  getoiffe  ^JlaiDetüt  be§ 
3tuebrucf§ ,  burc^  5Jlitt§ei(ung  einer  'ÜJlenge  merfmürbiger  r^äUt  unb  3lnefboten, 
fomie  burd^  ha^  SJorieigen  Bon  ©diäbeln  unb  @t)B§aBgüffen  au§  feiner  ©amm= 
lung  ha^  ^ntereffe  ber  gu^ver  ju  feffeln.  S>er  ©inbruii,  ben  3.  33.  |)ufetanb 
üon  ©.  al§  einem  „unBefangenen ,  Bon  jeber  S^arlatanerie ,  Unlüa^r!§eit  ober 
tranScenbentelten  Sdtimärmerei  meit  entfernten,  mit  einem  fettenen  @rabe  Bon 
SeoBa(^tung§geift ,  ©d^arffinn  unb  ^nbuctionStalent  BegaBten  ^Dtann"  empfing, 
mar  ber  allgemeine,  ^nbe^  fanb  bie  neue  Se^re,  bie  in  i^ren  ©injeln^eiten 
lieute  al§  huxä)  bie  6rfal)ntng  toiberlegt  anjufe^en  ift,  neBen  3al)lreid^en  3ln= 
Rangern  au(^  Balb  ilire  @egner.  51amentlidf)  ftie^  @.  auf  eine  ftarfe  DBBofition, 
al§  er  \vi}  1807  in  ^ari§  niebergelaffen  ^atte.  ©ort  geftaltete  fi(i)  üBerbie§ 
fein  35er^ältni^  alg  Braftifdt)er  Slrjt  ^u  ben  ßoHegen  feljr  unfreunblid^.  9}iete 
ber  legieren  meigertcn  fii^ ,  an  einer  (Jonfultation  f^eil^unelimen,  ju  meldf)er  ®. 
jugejogen  mürbe,  unb  ^mar  nic£)t  Blo§,  meil  er  ein  3lu§länber  mar;  er  öermieb 
in  ber  5prari§  nid£)t  aäc^ ,  moburc^  er  fid^  in  ben  ©(^ein  eine§  ß^arlatanen 
Bringen  mufete;  fo  erfu"^ren  3.  33.  feine  'Patienten  ni(f)t,  tüdäjt  Slr^nei  fie  er= 
!§ielten,  benn  jeber  5|3atient  Befam  öon  i^m  nur  eine  Beftimmte  Plummer,  mä^renb 
ein  StBof^efer,  mit  bem  er  fic^  BerBunben  ^atte,  bie  numerirten  Oteceptformeln 
erl)ielt.  1819  mürbe  ®.  jmar  al§  granjofe  naturalifirt ,  bodt)  BemarB  er  fid^ 
bann  BergeBlic^  um  feine  5lufnal)me  in  bie  Stfabemie  ber  äöiffenfd^aften.  5lu(^ 
eine  1823  nai^  Sonbon  unternommene  9teife  führte  nid)t  ^u  ben  ermarteten  @r= 
folgen.  1825  jum  SBittmer  geworben  (er  §atte  feine  (Sattin  fdt)on  als  ©tra§= 
Burger  ©tubent  in  einem  ^Jläbc^en  fennen  gelernt,  ba§  it)n  toäljrenb  einer  f(^roeren 
Äran!l)eit  getreuüct)  Bflegte),  ^eirat^ete  er  alSBalb  eine  5)ame,  bie  ii)m  Bereits 
12  ^al^re  na^e  geftanben.  5luf  feinem  ganbfi^e  in  ^Jlontrouge  traf  i§n  am 
3.  3lBxil  1828  ein  ©dfitaganfaE ;  ben  folgen  beffelBen  erlag  er.  S)a|  er  in 
feiner  ©terBeftunbe  ben  S3eiftanb  eineS  @eiftli(^en  aBle^nte,  au(^  bie  firdt)li($e 
©infegnung  feine§  Öeidt)nam§  unterfagte,  Bringt  man  mit  bem  Umftanbe  in  3)er= 
Binbung,  ba^  in  3ftom  bie  ©d[)riften  @atC'§  auf  ben  ^nber  öerBotener  Sudler 
gefegt  morben   Waren,     ©eine   5Ru^eftätte   fanb    er  auf  bem   '^^ere  Sadtiaife,  wo 


316  ®aK. 

biejelbe  feit  1836  burcf;  ein  16ejd)eibene§  S)en!mal  Ibejeidinet  lüirb.  ©ein  Äopf 
übrigens,  nad)  ttietdEiem  bei:  mit  ®.  eng  bejreunbcte  Dr.  gofjati  auäj  eine  S)iagnofe 
bei-  eigenen  ©eelenfväite  @aE^§  gegeben  fjat ,  !am  in  bie  öon  le^terem  f)intex= 
lafjene  ©c^äbelfammlung ,  bie  fpäter  bem  5Jtufcum  be§  ^parifer  ^PflanjengartenS 
einöerleiBt  toorben  ift.  £>ie  3a'^I  ber  nnmittelbar  bon  @.  felbft  "^erauggegebenen 
SBerfe  ift  nicfjt  gro^.  ©eine  .g)aupttüerfc  finb:  „Recherclies  sur  le  Systeme 
nerveux  en  gönöral  et  sur  celui  du  cerveau  en  particulier"  (^lpan§  180i>,  4  ^ ; 
beutfcE)  unter  bem  3:itel:  „Unterfui^ungen  über  bie  SInatomie  be§  9terüenft)ftem§ 
im  SlEgemeinen  nnb  be§  @el}irn§  inSbefonbere",  2  %f)U.,  5|3ari§  nnb  ©trapurg 
1809  u.  12)  unb  „Anatomie  et  Physiologie  du  Systeme  nerveux  en  general 
et  du  cerveau  en  particulier"  (4  23be.,  5ßari§  1810 — 19,  4 ",  mit  einem  2ltta§ 
öon  100  tafeln;  mo^Ifeile  2lu§gabe  in  6  Dctat)=33änben  o^ne  3ltlQ§,  1822—25). 
2)a§  erftgenannte  SBer!  unb  bie  beiben  erften33änbe  be§  letzteren  gab®.  gemein= 
f(i)aftlid^  mit  ©pur5l)eim  ^erau§,  ber  fid)  \f)m  fd)on  in  SBicn  angefcf)toffen,  il^n 
auc§  auf  feiner  Oieife  burd)  S)eutfd)tanb  unb  nac^  ^^ari§  begleitet  I;atte,  1813 
aber  fid)  mit  it)m  ent^meite.  Slu^er  ben  ongegebenen  2öerfen  finb  nod)  (SaE'§ 
„^^'^ilofopl^ifdi^mebicinifc^e  Hnterfuc^ungen  über  9iatur  unb  .ßunft  im  franfen 
unb  gefunben  3uftanbe  be§  ^Renfc^en"  (1791.  1800)  ju  ermähnen,  bie  min= 
beftenS  l^öc^ft  anregenb  gemir!t  !^aben.  Sind)  feine  ^orfd^ungen  über  bie  5lna= 
tomie  unb  5^f)t)fioIogie  bc§  @e^irn§  finb  ätoeifelSo^ne  für  bie  2Biffenfd)aft  ge= 
minnbringenb  gemefen,  tnie  fe^r  man  au(|  bie  33ebeutung  @att'§  feiner  3eit 
überfd)ä^t  f)at. 

Ueber  bie  Duetten,  mie  über  bie  fct)r  umfangreiche  ßitteratnr,  meiere 
(Satt'§  ©d)äbel(e^re  l^eröorgernfen  ^at ,  unb  näf)ere§  über  bie  Untere  felbft 
ftet)e  6rfd)  unb  @ruber"§  Mgemeine  (Jncl)fto^äbie.  —  S3gl.  aud^  S.  ö. 
2Qßuräba(^,  iöiograt3l)ifd)e§  ßei'ifon  be§  Äaifertf).  Oefterreid). 

©(^ramm  =  5J^acbDnalb. 
©all:  .§ einrieb  ßubtoig  ßampert  @.,  tnurbe  geboren  am  28.  S)ecbr. 
1790  äu  ?llbent)0öen  bei  i^ülid) ,  f  am  31.  ^an.  1863  in  Srier.  S5on  1811 
bis  13  mar  er  llntergcrid)t§fc^reiber  in  ßteöe  unb  S)üffetborf,  meieren  2)ienft  er 
nac^  ber  ©d)Iad)t  öon  l'eipjig  mit  einer  (vommiSftette  in  ben  Bureaux  des 
instructeurs  aux  revues  im  ©eneralftabe  öon  5)tacbonaIb  in  ßteöe  üertaufd)te; 
nad)f)er  mürbe  er  at§  (Seneralfecretär  in  ber  öfterreid)ifd)=baierf(^en  9lbminiftra= 
tionecommiffion  p  ßuremburg  unb  ßreupad)  angefteüt,  1816  jum  9te= 
gierungSfecretär  in  Syrier  beförbert,  too  er  fid^  toäf)renb  ber  Stl^euerung  unb 
«^ungergnof^  ber  beiben  ^JliBJa'^re  1816  unb  17  fet)r  öerbient  mad^te.  Söon 
je^t  ab  trat  er  aU  Stedinifer  auf.  1817  conftruirte  er  einen  neuen  S)ampfbrenn= 
apparat,  toeldier  feiner  SJorjügüi^feit  "falber  balb  gro|e  ^Verbreitung  audt)  au^er= 
l^atb  S)eutf(^Ianb§  fanb.  Sind)  ©aSbeleud^tung  ridf)tcte  er  ein.  1818  mürbe  er 
Sommiffar  einer  3Iu§manberung§gefettfc§aft  in  33onn  unb  ging  1819  felbft  nad§ 
9iorbamerifa ,  öon  mo  er  aber  bereits  1820  mieber  5urüdfel)rte.  1823  trat  er 
mieber  in  ©taatSbienfte,  inbem  er  bie  ©tellung  eineS  ^reiSfecretärS  in  Srier  au= 
nal^m.  1825  mürbe  er  in  berfelben  @igenfd^aft  nad)  2Be^lar  öerfe^t.  33on  fe^t 
ab  befc^äftigte  er  fic^  mieber  mit  2;ec^nologie.  6r  erfanb  1826  bie  berfd^loffene 
(Bä^rnng  hti  ber  äöeinbereitung  mittelft  @a§röl)ren ,  fomie  einen  3lpparat  jur 
Sreftermeinbereitung ,  1828  baS  S3erfal§ren,  bie  überfc^üffige  ©äure  beg  Slrefter^ 
toeinS  burd^  äöaffer  unb  ^udtx  ju  befeitigen,  1831  einen  S)ampfat))3arat  jur 
©rregung  öon  ©d)mei^  bei  6l)olerafällen  nnb  ein  ^Berfa^ren  pr  ©d^nettgerberei. 
1834  öerlieB  er  S)eutfcf|lanb ;  er  menbete  fidf)  3unäd)ft  nac^  ©ali^ien  unb  ging 
bon  ba  1836  nad§  Ungarn,  mo  er  auf  bem  ®utc  beS  SaronS  @l)ittant)  eine 
SSerfudl)§=  unb  ße^ranftalt  mit  äöerfftätten  jur  Slnfertigung  öon  33rennereiappa= 
raten   errid£)tete.     1839   trat   er  in   bie  S)ienfte   beS  SaronS  @ötöö§  als  £)ber= 


(Satt.  317 

injpectoi-  ber  lanbtüirtt)|(^aitlid)en  ©etcerbe,  in  toelcficr  (Sigenfd^oit  n  1842  einen 
Sam^ftüafc^a^iparat  etfanb.  1849  fe^rte  er  toiebei;  narf)  %xin  jurücE  nnb 
toibmete  fid)  öon  je^t  ab  nur  ber  Sedinologie  unb  ©d)riit[tellerei.  @r  crfanb 
einen  iyutterbäm|}japparat,  einen  tranSportatjlen  S)amt)|ev3euger  jum  Podien, 
^Reinigen  ber  ^^äffer,  2öaj(i)en,  raud)t)er3e!)renbe  S)ampifefjelöTen.  1852  trat  er 
mit  ber  Qrfinbnng  '^eröor,  au§  fauren  SBeinen  angeneljme  SBeine  ^u  Bereiten, 
unb  fertige  geringe  Sßeine  burci)  neu  erregte  ®äf)rung  n)eyentli(f)  p  üerBefjern. 
S)a§  SSerfal^ren  öerbreitete  fi(^  Öalb  unter  bem  ^flauten  „(SaÜifiren".  SBä'^renb 
e§  aber  SieMg  al§  eine  toiciitige  Srfinbung  Bejeirfinete,  tarn  ber  ©rfinber  6alb 
al§  3ßeinfäl|rf)er  mit  ben  S3el)örben  in  ßonflict,  bie  gattifivten  Söeine  mürben, 
namentlid^  in  ber  ^']ali,  confiScirt  unb  megge|d)üttet.  Snjotge  beffen  tici)tete 
@.  ein  offenes  ©enbfc£)reil6en  an  ben  .^önig  öon  Saiern ,  in  bem  er  ficf)  über 
ba§  33eria'f)ren  ber  33el^örben  in  ber  ^ial^  Befi^merte ,  meit  e§  bie  2öiffenf(^Qft 
16eeinträ($tige  unb  ben  Söol^lftanb  ber  SBeinBauer  ft^äbige.  ^]31ittlermeile  f)atte 
fic^  @.  na<i)  (Stuttgart  Begeben.  @r  mürbe  bafelbft  megen  jencö  offenen  ©enb= 
f(^reil6en§  auf  Üiequifition  t^fät^er  SSel^örben  tier{)aftet,  entflol^  aber  1857  au§ 
bem  (Sefängniffe.  ©eitbem  leBte  er  in  Srier,  @.  toar  ein  fe^r  frudtitBarer 
(S(i)riftfteIIer.  @r  fcf)rieB:  „5Jleine  3lu§manberung  unb  meine  öeimfe^r",  2  3Sbe., 
1822;  „%cä)n\'\ä)^  ^ittfjeilungen  au§  bem  ©eBiete  ber  grfa|rungen",  2  ^5be., 
1824 — 31;  „^mmermä'firenbe  betreib elagerung,  um  jeber  Ütotl^  be§  5]langel§ 
unb  be§  UeBerfluffeS  auf  immer  borjuBeugen",  1825;  „Einleitung  3ur  (2l)ru)3= 
unb  3uderBereitung  au§  Kartoffeln",  1825;  „UeBer  bie  SSerBefferung  ber  2Beine, 
ber  OBftmeine  unb  be§  SSiere§  unb  @r^öi)ung  ber  S3ranntmeinau§Beute  au§ 
Sreftern",  1826;  „Sie  ^öranntto einBrennerei  mittelft  SBafferbömtjfen",  1880; 
„^fleuer  unb  eigentpmlic£)er  ®am}jfbeftillira|3parat",  1830;  „Darlegung  ber 
9}or5Üge  be§  patentirten  S)am|)fBrennapparat§",  1831;  „5lnmeifung  3um  i^rud)t= 
maifd)en  mittelft  2Bafferbam|)T"  1832;  „S)er  (Satt'fc^e  ober  rl)einlänbifcl)e  S^ampf= 
brennap^jarat  in  feiner  ^öc^ften  23ereinfa($ung",  1834;  „Sßorfc^läge  jur  6r= 
ri(f)tung  Bon  9Serfucl)§=  unb  ßel^ranftalten  für  bie  lanbmirt^fd)aftli(^=te(|nifcl)en 
©emerBe",  1835;  „S}erfa!§ren,  bie  ©äfirungSgefä^e  bauernb  gegen  Säuerung  ju 
f($ü^en",  1836;  „S)ic  Sampfmäfd^e",  1842;  „S)ie  Srennftoff  fparenben  S)am)3f= 
erjeuger",  1850;  ,/:^sra!tif(^e  Einleitung,  fid^  gute  ÜJlittelmeine  au§  unreifen  S:rau= 
ben  unb  bortrefflidie  ül^^eintoeine  au§  ben  ^reftern  3U  Bereiten",  2  |)efte,  1854; 
„9ta(^ri(^t  üBer  mein  SöeinBereitung§=  unb  Söeint)erebelung§öerfal)ren",  1854; 
„S)ie  g-üllflafc£)e  unb  bereu  3lnmenbung  al§  fid)erfte§  ^Jtittel,  bie  3lu§Bilbung  ber 
äöeine  3U  Beförbern",  1854;  „SBerBefferung  Oon  ©tuBenöfen,  moburc^  an  S3renn= 
ftoff  erfpart  toirb",  1854;  „Sarftellung  be§  (5t)ftem§  Bon  raudiBerael^renben 
S)am|)fapparaten",  1855;  „®e§  ^JHnifterg  ßJrafen  S^aptal  unb  Dr.  (Satt'S 
2BeinBereitung§met^obe  bor  bem  @efe^",  1854;  „Sie  öortl^eil'^aftefte  ^Jlct^obe 
ber  SßeinBereitung",  1859.  Elu^erbem  gaB  er  folgenbe  ^eitfi^^'^ten  l)erou§:  „S)a§ 
gteuefte  unb  Ülü^lidifte",  Srier  1850  ff.;  „^^raltifd^e  ^IJtitt^eilungen  jur  ^örbe-- 
rung  ber  lanbmirtf)f(iaftli(^en  ©etoerBe",  baf.  1856  ff.;  „Stltgemeincr  beutfd^er 
SlelegrapV'.  «Stuttgart  1856  ff.  SöBe. 

®aU:  So  f.  Slnton  (S.,  geB.  3u  2Beil  in  ©c^maBen  am  27.  Wax^  1748, 
t  ol§  Sifc^of  üon  Sin3  am  18.  i^uni  1807,  legte  feine  ©tubien  in  SlugSBurg 
unb  ipeibelBerg  aurüdl,  trat  fobann  in  ba§  Bifi^öflii^e  ©eminar  ju  33ru($fal, 
tüurbe  1771  jum  ^:tsricfter  gemei:^t,  unb  begab  fid)  jmei  ^a'^i'e  fpöter  nad)  233ien, 
um  fic^  mit  ber  Unterrid)t§met^obe  be§  um  ba§  !at^olifd)e  35olf§fd§ulmefen  t)er= 
btentcn  ^rälaten  t^-elbiger  befannt  3U  machen.  S)urd)  ^^etbiger  cmpfol)len ,  er= 
langte  er  bie  ©teile  eine§  Katecheten  an  ber  Söiener  ^Jtormalfc^ule  unb  erl)ielt 
bie  (äntlaffung  au§  bem  Q}erBanbe  ber  ©peierer  ®iöcefe,  meld)er  er  burd)  feine 
äöei^e  ongef)örte.     ^m  S-    1778  mürbe  er  .^ofcaplan,  1779  ^^farrer  ju  «urg= 


318  ©aUabc. 

jd^leinilj;  1780  tourbe  er  toieber  nad)  3Bien  Berufen  unb  pm  Dbcraujjel^er  ber 
nieberöfterreic^ild^en  3}olf§f(^uten  beftem.  S)te  in  ben  ^.  1780—89  burd^gc--  ■ 
fü'^rten  9iejormen  be§  ©d)ultr)efen§  rüt)ren  Oon  if)m  l§er;  er  i[t  im  befonberen 
aud)  ber  Urheber  ber  fogen.  focratifd)en  ßetjvnietl^obe  im  3}Dlf§f(^ulunterrid)te, 
tDetd)c  er  in  einer  Bejonberen  ©(^rijt  ben  @eiftlid)en  für  ben  9leUgion§unterrid)t 
empfal^l:  „©ocrateä  unter  ben  6£)riften  in  ber  ^^erfon  eine§  SorjpiarrerS",  1784 
(3  33änbd)en)  Äaifer  i^ofep"^  II.  e^rte  feine  3)crbienfte,  inbem  er  i^n  1787  jum 
Som^errn  unb  ©d)otafticu§  be§  5JletropoIitancaBitel§  ju  ©t.  (5te))^an  in  3Bien 
unb  in  bem  barauf  folgenben  ^üi)xe  jum  33ifd)of  öon  2\n^  ernannte;  am 
1.  5)iär5  1789  {)iett  er  feinen  feierlid)cn  ßin^ug  in  ber  Singer  .^atl)ebrale.  %U 
Jßifc^of  erraarB  er  fid)  burd)  fein  "^umoneS,  lieBreic^eS  SBefen  unb  feine  grofee 
äBot)It^ätigfeit  bie  allgemeine  ßieBe  unb  33eref)rung  feiner  ©iöcefanen;  feine  5ür= 
fovge  für  bie  ©tabt  in  ben  ^.  1800  unb  1805  jur  3eit  ber  feinblid)en  (äinfäUe, 
folüie  Bei  bem  großen  23ranbe  1800  fiebern  ifiin  eine  BlciBenbe  (Erinnerung. 
2Iud)  nod)  toä'^renb  feiner  Bifd)öflid)en  3tmt§tt)ätigfeit  toar  er  al§  päbagogifdier 
©c^riftfteller  tl^ätig:  „Einleitung  jur  ßrfenntniB  unb  35erel^rung  @otte§  für 
Äinber  auf  bem  ßanbe"  (1794);  neBftbem  öeröffentlid)te  er  aud)  mand)erlei 
©d^riften  erbaulidien  unb  moralifd)en  SnlialteS.  S)ie  öon  i^ni  auf  feinen 
Bifd)öftid)en  33ifitation§reifen  gel)altenen  Stufprac^en  unb  9teben  mürben  nad^ 
feinem  2obe  gefammelt  ^erauggegeben  (1808).  dt)arafteriftif(^  für  feine  S)enf= 
art  unb  @efinnung§ric^tung  ift  fein  3^reunbfd)aft§berf)äÜni^  3u  5)h  ©ailer  unb 
fein  ä}erl)atten  gegen  5Jh  5)3oo§  (f.  b.)  3um  ßrBen  feine§  3eit(id)en  5iad)Iaffeö 
fe^te  er  ba§  ßinjer  ßtericalfeminar  ein,  meldf)c§  unter  il)m  nad)  ber  Sluftbfung 
ber  jofe|)l)inifd)en  ©eneralfeminaricn  in§  S)afein  gerufen  morbcn  mar. 

35gt.   äöuräbac^,   SSiograp^.   Sej-.,  voce  @att  unb  bie  bafelBft  angeführte 

ßittevatur.  2Berner. 

(önÜQbc:  ^^eter  @.,  ganonift,  geB.  am  4.  ©ept.  1708  au  ßör($en  (nid^t 
ßord) ,  mie  58aifer  '^at) ,  trat  in  bie  C^efeEfdEiaft  ^e\\i,  madf)te  feine  ©tubien  in 
|)eibelBerg  unb  ißamBerg,  leierte  anfänglid)  im  Orben§"t)aufe  ju  ^ol§l)eim,  er= 
langte  in  .^eibelBerg  bie  juriftifc^e  Soctormürbc  unb  Befleibete  bafelBft  öon 
1754—69  bie  ^Profeffur  be§  5\ircf)enred)t§ ,  mürbe  Ijierauf  ülector  be§  ^efuiten^ 
coIleg§  unb  ber  Uniberfitöt  3U  58amBerg  öon  1769—72,  [tarB  am  29.  ^JioöBr. 
1780.  @r  t)at  t^eit§  BearBeitet,  t1)eiU  BearBeiten  unb  unter  feinem  SSorfi^e  öer= 
tlieibigen  laffen,  eine  lange  Dtei'^e  öon  Siffertationen  im  5lnfd)luffe  an  •QueEen= 
ftellen  au§  ben  öerfd^iebenen  ÖeBieten  be§  canonifd£)cn  9tedf)t§,  öon  benen  folgenbe 
]^erborgel)oben  merbcn  mögen:  „Diss.  ad  cap.  Hadriaiius  22  1).  63  cet.",  JpeibelB. 
1755.  4.  (neu  in  ©d^mibt,  Thesaurus  I.  252).  „De  capitulatione  episcopo 
Germaniae  electo  a  suis  electoribus  proposita  et  jurejurando  confirmata",  ib. 
1758.  4.  (©d£)mibt  II.  767).  „Insolubile  vinculum  matrimonii  a  iidelibus  con- 
summati  contra  judaeos,  veteres  romanos  et  protestantes  etiam  in  causa  for- 
nicationis  jure  nat.  et  evang.  stabilitum.",  ib.  1758.  4.  „Vinculum  matrim. 
rati  auctoritate  eccl.  aliquando  solubile",  ib.  1759.  4.  „Christi  ecclesiae  po- 
testas  in  infideles",  ib.  eod.  „Praescriptio  obligationis  et  actionis  cum  scien- 
tiae  juris  alieni  ad  normam  canonum  examinata",  ib.  1760.  „Matriraonium 
conditionatum",  ib.  1761.  4.  „De  matrim.  civiliter  inaequali  sine  et  cum 
pacto  morganatico",  ib.  1764.  4.  „De  usu  concordatorum  Grermaniae  apud 
catholicos  et  acatholicos  in  imperio",  ib.  1766.  4.  „De  juram.  iidelitatis  a 
cath.  clero  saecularibus  dominis  praestando  cet.",  ib.  1767.  4.  „De  advo- 
catis  ecclesiasticis",  ib.  1768.  „De  autonomia  privata  per  leges  imperii  haud 
tolerata  contra  J.  H.  Böhmer  et  alios.",  ib.   1769.  4. 

gjleufel.     ^öd,   ^^ant^eon   ©p.  297.     SSader,   Bibl.  des  ecriyains  de  la 

Compaguie  de  Jesus  IV.  255.  ö.  ©dt)ulte. 


©alla2.  319 

®aUflÖ:  Sodann  SBenjet  ©rar  ö.  &.,  ^^er^og  bon  Öucera,  geB.  am 
2S.mai  1669,  t  am  25.  3uU  1719.  ©eine  (SÜern  luaten  ^ran,^  gerbinanb  ©taf 
@.  (t  1697),  ättefter  ©o^  be§  im  iolgenben  %xtikl  genannten  5Jiattf)iae  Ö.,  au§ 
befjen  jtoeiter  6^e  mit  Sorot^ea  Slnna,  ge6.  ©räfin  Sobron,  unb  ^o^anna 
ßmerentia,  geb.  ©räftn  (S5a|(^in=9tofenBerg.  6r  empfing  eine  fe^t  forgiältige,  oon 
^e^uiten  geleitete  ©vjietjung ,  burd)  bie  er  fic^  bie  tDeItmännijd)e  ^itbung  ber 
üornefjmen  ^ugenb  feiner  3fit  ^^  f)ofiem  Örabe  aneignete.  f^rüf)3eitig  3u  öffent= 
lieber  ©teEung  gelangt  unb  in  biptomatif(^en  5tngelegen^eiten  mit  Sluijeic^nung 
öertt)enbet,  erhielt  er  Balb  natf)  5lu§bru(^  beS  fpanifcfien  (frbfo[gefriege§  bie 
efienfo  toictitige  at§  fi^toierige  5Jliffion  eine§  faifert.  ©efanbtcn  am  cnglifd)cn 
,^ofc.  S)ie  Bebeutfamcn  S5erl^ anbiungen  ber  GaBinete  äßien  unb  !^onbon  in  ben 
!ritifcf)en  S-  1704 — 7  gingen  burd)  feine  öanb.  ©eine  bipIomatifct)e  6orrefpon= 
benj  au§  biefer  3ett  ift  jmar  öor  ^a^ren  ttieber  aufgefunben,  leiber  aber  nod^ 
immer  nid)t  öeröffentlid^t  ttjorben.  ©ie  toirb  öon  if)rem  ^iuber  als  „öon  ganj 
au§ne't)menber  3Bid)tigfeit"  be^eic^net ,  in§befonbere  bie  6orrefponben,3  mit  ben 
faiferlidien  5Jliniftern  unb  ©efanbten ,  in  erfter  2inie  bem  dürften  ©alm,  ^of= 
fanjler  ifaifer  5ofept)§  I.,  unb  bem  trafen  2Brati§Iam,  33orgänger  bes  ©rafen 
@.  im  2onboner  @efanbtfd)aft§poften.  i^^nen  jur  ©eite  ftef)en  bie  fet)r  tt)eit= 
läufigen  fenntni^reidien  Serid)te  be§  ©rafen  ®.  felbft.  „©ie  finb  forgfättig 
n ad)  all'  ben  9lotijen  gearbeitet,  bie  über  ©panien,  ^>ortugaI,  -öollanb  in  Son= 
bon  eintiefen  unb  finb,  abgefe^en  bon  ben  5]litt^eitungen  über  ben  Fortgang  bc§ 
Krieges,  aud)  für  bie  ^enntni^  ber  Stngelegenl^eiten  6ngtanb§  öon  ^o^em  ^n= 
tereffe".  S)od)  f (feinen  eben  biefe  Serict)te  bee  ©efanbten  „nid)t  ol^ne  53tit= 
miriung  feine§  gefd)idten  ©ecretär§  '^^rimoli  entftanben"  3u  fein.  5n§  (S.  im 
Stuguft  1707  Sonbon  PerlieB,  tourbe  ^rimoli  bafetbft  öertiaftet,  o'^ne  ba|  bie 
eigenttidie  Urfac^e  biefe§  6reigniffe§  jemals  aufgeflärt  toorben  toäre.  6.  über= 
nal^m  im  Januar  1708  ben  nid§t  minber  anfe^nlic^en  ^^often  eine§  !aiferlid)en 
(Sefanbten  bei  ber  nieberrdnbifd)en  Dtepubli!  im  §aag.  ©et^S  Monate  fpäter 
erlangte  er  ba§  9lmt  eineä  £)berftlanbmatfd)alt§  be§  ^önigrei(^e§  Sötimen.  S)em 
folgten  im  SSerlaufe  breier  ^'ai)xt  bie  9}erteii)ungen  be§  @ef)eimratt)§titel§,  be§ 
Drben§  be§  golbenen  3}Hefe§,  eine§  tierjoglidien  2ct)en§  in  9teapel,  ber  SBürbe 
eines  fpanift^en  ©rauben  ic.  ')laä)  .^^aifer  Sofep'^^  I.  Xobe,  tDä:§renb  ber  ge= 
tjeimen  ^yriebenSöer^anblungen  3ttifd)en  gngtanb  unb  fyranfreid),  fc^eint  @.  abet= 
mal§  in  Sonbon  getoefen  ju  fein,  „atttoo  er",  ttie  eine  fonft  Perlä|lic§e  Cuelte 
mittfieilt,  „ben  betrug  be§  legten  ^JJlinifterii  unter  ber  Königin  5tnnae  9tegie= 
rung  ^eittii^  entbedte,  au(f)  beelüegen  biet  Slerbru^  au§ftet)en  mu^te  unb  im 
^.  1711  (na^  Stnberen  im  S)ec.  1712)  ba§  ^önigreic^  gngtanb  gar  öerüeB". 
@etoi§  ift,  ba^  er  „bei  ben  englifd^en  2;orie§,  fonbertid^  bem  öarlei),  .  .  .  nid)t 
mof)l  geftanben".  5lad)  2(bf(^lu^  be§  Utre^ter  griebenä  ging  @.  at§  33otf(^after 
beim  päpftUi^en  ©tu^le  nad)  9tom,  too  er  im  i^anuar  1714  eintraf.  S)ie 
^^tuSfic^t  £efterrei(^§  auf  ben  ©rtoerb  ber  fpanifd^en  '»^tebentönber  in  Italien  gab 
ber  neuen  ©tellung  ®alla§'  er^ö'^te  Sebeutung.  S)od)  ift  über  feine  3:^ätigfcit 
in  9tom  nid)t  biet  me!§r  befannt,  al§  ba^  er  bort,  mie  in  !;3onbon,  fit^  „burd§ 
feine  präd)tige  3tuffü{)rung  unb  reb(id)e  iBe^al^tung  bei  jebermann  in  gro^e 
SIeftimation  gefegt,  ha"^  feiner  aüba  aud)  toiber  2öitten  be§  ipofe§  allzeit  in 
Sf)ren  gebac^t  tourbe".  D^ne  3toeifel  erttarb  er  fi^  aud)  {)ier  befonbere  9}er= 
bienfte  um  ben  ^aifer,  ber  i:§n  im  ^.  1719  mit  ber  ßtjarge  eine§  S}icefömg§ 
unb  @eneralcapitän§  be§  ^ijnigreic^es  ^leapel  au§jeid)nete.  5tm  4.  ^uli  b.  S- 
äog  er  feierlid)  in  ^ieapel  ein;  bod^  fc^on  nad)  menigen  Sagen  erfranfte  er  ba= 
felbft  unb  ftarb  im  50.  i^aljre  fcinei  5ltter§.  ^tit  ungetreuerem  ^^runf,  ben  er 
im  Seben  fel^r  geliebt  ^atte,  mürbe  am  28.  ^nü  1719  feine  2eid)e  in  51eapel 
beftattet.  —  lieber   ©alias'   öffentlid)e   2:^ätigfeit   mu$   ein    ßnburtl)eil   füglid^ 


320  &aüai. 

big  auv  9)cvi)ffcnttid)iinö  fciiicö  fd)viftlid)cn  '•lirtd)(ajicö  ücvfpavt  mcibfii.  5U8 
.^en-  einer  'Jliijal)l  auögcbcl)iiter  ^;U-iüntbcfil3ungeii  entl)iclt  ex  \\d)  lmmi)c  jebcr 
CSinfIiif5iia()mc  an]  bie  'i^evumttiinrt ,  bie  er,  \\un  övofeen  ^Jind)tt)eite  tür  ffi"« 
„lliitertljaneii",  bcr  imlicfdiviinfteii  iDvnniun  bcfd)vänftcr  \.^eiitc  iilievticfj.  ©ein 
©ülju  elfter  (Jl)e  (mit  "iWiaria  i^üljannn,  geb.  Öhäfiii  2)ietrid)ftein),  ^iauienä  ^;U)i  = 
Upp  3(ojcpt),  [tarb  finberloö  aU  bcr  S^eljtc  feineö  ©tammeö  am  2:5.  Wai 
1757.  ^Jtamc  unb  äUn-mögeit  übergingen  an  beffen  ^Jieffen,  0"l)ri[tian  ^^i^ilipp 
Sr'^vn.  non  6tam,  ©tanunlmter  ber  ?\-amilic  (stam^ÖniHaä. 

'i^t.    (5.   C^öfler,    3)ie  biplomatifclic  pDrrejpünbenj  beS  ©rafen  ^o%  2Ö. 
©attaS.     .^atttuid),  :;)ieii^enbcrg  unb  Umgebung. 

.»p  a  11  m  i  ä). 
®nUn«:  g)tattl)ia§  (S5raf  (ÄJ.,  t  1047.  —  2öie  lum  faft  allen  militäri= 
}d)en  ®rü§eu  .^mciten  ^Haugeö  anä  ber  :^;cit  beg  breifeigjäl)rigen  A{riege§,  ^^u 
ti)eld)eu  &.  säl)U,  ift  nud)  Pon  biefeö  .»pelben  .s^erfunit,  gr,^iel)ung  unb  erften 
^Slriegöttjaten  16igt)er  nur  lueuig  il^erlä|3lid)eö  befannt  geiuorben.  3)ag  ®efd)led)t 
bcr  (i^allag  ,iäl)Itc  im  15.  unb  16.  3^at)rl)unbertc  ]u  beut  nicbercn  \!ct)eugabet 
3nbicarien§,  tue  eö  baS  ©d)ti)^d}cn  (sampn  Pon  bem  (^üv[tbifd}üie  Pon  Orient 
^n  Mc\)en  trug,  ol)ne  jemalö  grüf^cre  'i^ebeutnug  ,\n  erlangen.  ^!)Jhttt)iaö'  Später, 
^ancra^^  &. ,  [tarb  nad)  ;?r)jäl)rigen  .Shieg<jbienften  in  (Vlm'i^fvn ,  Ungarn  unb 
Italien  im  ilhmge  eineo  l)eutigen  '!)3hiior^  am  i2'J.  3i"ti  1(U2,  Wattliiaö  65., 
am  16.  (September  15S4  (uia()rfd)einlid)  in  Irient)  geboren,  jotgte,  angeblid) 
„nadi  mandjcrlei  Stubentenfd)idfalen,"  glcid^fally  bem  3üancnl)anbU)crf,  3unäd)ft 
in  fl"iniglid)  jpanifdjen  2^ienften  in  (Vlanbcrn  unb  (feit  161G)  in  Litauen.  S)cr 
Söeginn  be<J  brcifjigiäbrigen  .ft'riege'f'  raub  il)n  ^^u  9iiPa  al8  .Ipauptmauu  unb 
Cunnmanbanten  biefer  ^iNcfte ,  in  Uicldier  juft  am  30.  ^Jiärj  1618  3it»t)anu 
'anbringen  Pon  bem  er,^I)er,uiglidKn  „  A-elboberften  in  iirDl"  3ol)ann  Oiauben,^ 
ivrciljcrru  Hon  'Ilhibrn.vu  ebcntan<$  ,^um  .vpauptmann  beförbert  tinirbc.  .pier  in 
Oiiim  traten  fid)  (^).  unb  ber  jUngere  "Jllbringen  (über  meld)en  mir  l)ier  auf  urfunb» 
lid)cr  (Mrunblage  ,^u  ber  im  erften  'i^anbe  eutl)altcncn  i^iograpl)ic  bcrid)tigenbe  unb 
ergän.u'nbe  'Eingaben  nad)ptragen  gcnötl)igt  finb)*tüol  jum  erften  ''33talc  nätjcr, 
um  fpäter  V\i  \\{  beö  0inen  lobe  burd)  ein  in  meT)r  alö  einer  33e,vel)nng  mcif= 
mürbig  übereinftimmcnbeö  <£d)idial  nerbnnben  ^u  bleiben.  3iOt)auu  ^Hlbringen 
mar  am  10.  Siecbr.  1588  (nid)t  15'.»!)  ,yi  liebenbofen  im  luremburger  \?anbe, 
ber  A^eimatl)  ber  -ilHinonen,  alö  ber  8ol)n  einer,  menngleid)  nid)t  permüg= 
lid)eu,  bod)  angefel)enen,  eblen  (Vamilie  geboren.  ''Jiadjbeni  er,  mie  eö  bie  8ittc  bcr 
bamaligen  :>eit  mit  fiel)  brad)te,  aXi  ber  '^Uigc  irgenb  einesj  Dornol)men  .^lerrn  (feineö= 
meg^  alö  „S)ieuer"  ober  „ii3aguaig")  größere  'Keifen  burd)  [s-ranfreid),  ;^talicn  unb 
bie  'Oiieberlanbe  unternommen  unb  fobann  bie  Unilierfitiit  "Iniriö  befud)t  l)atte, 
war  er  fd)ou  1606,  mie  Q^.,  aU  „iDoppelfölbner"  einer  „abeligen  ^Ifottc"  in  fpa= 
nifd)e  '3)icnfte  getreten  unb  fünf  ,'jal)re  fpäter  alö  „(\-äl)nbrid)"  nad)  ;;^talien  ge= 
fommen.  ^S-  unb  'anbringen  eilten  nun,  unmittelbar  nad)  bem  "^Uager  fyenftcr" 
ftur3e,  fid)  gegen  bie  [s-einbe  beö  Afaiferö  unb  ber  fatl)oUfd)en  'L^iga  un'rben  3U 
laffen.  %n  iluilfditiroter  mie  ber  Söallone  fanben  bie  beftc  '^(ufnal)mc,  jcncv 
unter  ligiftifd)er  (Val)ue,  biefer  im  faiferlid)eu  .Speere.  3i)ieberI)oU  mirb  in  beu 
nielen  blutigen  (^Uied)ten  unb  (Sd)lad)tcn  ber  näd)ftfDtgenben  3iat)re  ber  ^Jlamen 
beiber  mit  ',Muö,^eid)nuug  gebad)t.  8o  tf)at  fid)  ®.  inSbefonbcre  in  ber  (5d)lad)t 
hii  8tabtlol}n  ('Oluguft  1628)  unb  ber  (5iunal)me  non  .sfrempe  ('JlDliember  1628) 
burd)  ih-aüonr  l)enior,  mäl)renb  '.Zubringen,  fd)on  1624  üH  .\>offrieg8ratl)  unb 
Öieneral=Ah-iegöeommiffär  ju  Per|d)iebeuen  biplomatifd)eu  Beübungen  mit  OUüd 
Permenbet,  bcfonbcrö  in  bem  mcl)rtägigen  eutfd)eibeuben  Al'ampfe  an  ber  Scffauer 
iörürfe  (11. — 25.  'ülpril  1626)  ein  glän,\enbe§  ^i'^'Q^iß  pcrfbnlid)er  ^apferfcit 
unb  .<?ricg§erfaT)rcnI)cit  ablegte.     ?lm  17.  2)cccmber  1627  mürben  fomot  (^).  alg 


©QÜas.  321 

^Jttbtingen  Dom  Äaifet  ^erbinanb  II.  in  beti  3teicf;ö'tei^en-enftanb  erl^oben  utib 
beten  „littermäBiQC  233appcn  gcbefiert  unb  gemef)rt".  3^  '3In^ang  be5  o^^i^ei 
1629  oertauic^te  6.,  burcf)  '^Ubringen's  ^Vermittlung,  bie  ligiftiicf)cn  2ienfte  mit 
einer  faijerlic^en  ^Beftallung.  5lm  24.  ^~}Mx]  (nicf)t  2)lai  b.  3-  beticfitet 
SBallenftein  au«  ©iiftron?  an  6oüa(to:  „5^cr  ©allae  fc^teibt  bem  Cbriften  %lt= 
ringen ,  baß  er  ^u  (Jnbe  biefel  'iRonati  geroiß  roirb  bei  mir  bat)ier  fe^n ;  er 
roill  in  bairifc^en  Sienften  gar  ni(^t  bleiben."  .  .  .  Unb  fc^on  fünT  iagc 
jpätet  eriucf)t  ber  faiferticfie  Cberretb^err  ben  genannten  .öoTfriegsrat^s=^;präi'ibenten, 
„ber  §err  IBruber  rooüe  ben  &.  ^i)Xix  iJtajeftät  cor  einen  Öencra[=2isac^t= 
meifter  üorict)(agcn"  unb  bal  betreffenbe  'JVatent  allbatb  überfenben  —  „e^er 
benn'e  2?aiern  t)inbern  mirb."  65  mar  SJöallenftein  offenbar  an  ber  (Besinnung 
©aUas'  Diel  gelegen,  ßö  befd^roeite  ficf)  .ßurmrft  "lliarimiüan  Don  ^^aiern  in 
\inem  Schreiben  Dom  7.  "^Ipril  über  bie  unge6ül)rl!C^c  %xt  unb  SSeife,  mit 
roclc^er  @.  feinen  "ülbfc^ieb  begehre,  ben  er  fid^  fetbft  nehmen  wolle,  loenn  er 
i^m  nic^t  fogteic^  gemährt  tocrbcn  jollte.  D3tan  fpric^t  Don  einer  empfinbtic^cn 
Strafe,  mit  roelc^er  &.  feine  Unart  gebüBt.  9lm  11.  9lpril  1629  untcr^eidinete 
ber  .i^aifer  jttiei  „(Be^oi-fambriefe"  ,  butc^  bie  forool  lllatt^ial  @.  ali  ^o^ann 
zubringen  bem  faifcrt.  ÄritglDolf  ]u  ^}to§  unb  Jyut  aU  „Cbrifte  Jeli'-^'öc^t- 
meifter"  ©enecalmajore  Dorgeftellt  rourben.  SBatlenftein  übernahm  eä,  Srfteren 
bei  feinem  bisherigen  öenm  3U  entf(^utbigen ,  toenn  „bei  3?egel)rung  feiner  £e= 
mijfion  fein  fotc^e  5]lanier,  loie  er  billig  gebraucl)en  füllen,  obferoirt  toorben." 
Gben  bamat«  mar  '^Kbi-ingcn  al§  SBatlenftein»  Subbetegirter  angelegentlic^fl 
mit  ben  33er^anblungcn  befrf)äftigt ,  melrfie  noc^  im  ^Btai  b.  3-  ium  ';!lbfc^[uffe 
bee  'l^übccfer  g^icbenS  ''ü^rten  ,  um  beffen  ^uftanbefommen  er  fic^  unbeftreitbare 
SVerbienfte  erwarb,  (^egen  SBallenftein'ä  wieber^olt  unb  bringenb  geäußerte  i^e= 
beulen  na^m  man  faiferlictierfeits  balb  nacfi'^er  einen  ^ampf  aur,  ben  foge= 
nannten  'OJtantuanifc^en  (ärbrolgefrieg,  ber  bie  antiproteftantifc^en  etreitfränc  in 
einem  ber  Dev^ängniBDoUften  '^ugenblicfe,  welche  bem  .^at^olicismus  in  Xeutfc^^ 
lanb  jemals  gcbro^t,  berart  ierfplitterte,  baB  einem  2Jlann  roie  SSallenftein 
bie  bebaueilic^ften  Gonfequfnjen  unauebleibüi^  erfc^einen  mußten,  „^itt",  ber 
jperr  ^Bruber  §elfe,  bafe  bal  itatienif(^e  {smex  nic^t  roieber  aufgeblafen  werbe," 
fc^reibt  er  an  ü'ollalto;  unb  gleicl)  bataur  roieber:  ,/-^itf,  man  laffe  in  ot>ilien 
bie  Sachen  wie  fie  finb";  unb  noc^  im  September  1629  befd^Wort  er  ben  DielDcr= 
mögenben  ^offriegsrat^  ©erwarb  D.  Cueftenberg :  „S)er  .perr  fage  ^^xex  iiiajcftät 
unb  ben  ministris.  baß  fie  Don  bem  n3älfd)£n  .ffrieg  abtaffen,  benn  mir  roerben 
gewiß  ben  Äürjeren  jie^en."  .  .  .  2es  ^aifers  23ille  war  nic^t  ju  brechen; 
2ßallenftein  fa^  fic^  gezwungen ,  feine  beften  (Generale  mit  einer  auserlefenen 
.Öeere#mad)t  burd)  Sdjwaben  unb  ©raubünben  nai^  Stauen  5U  birigiren  unb 
fur^e  3fi^  nai^^er  —  Don  ber  Äriegsleitung  'jurürf^utreten.  2;en  3}ortrab  be» 
■Öcereljuge»  über  hk  ^Ipen  führte  Ö. ,  Wä^renb  "illbringen  mit  bem  @ro5  ber 
ilruppen  'olgte;  ber  Cberbefebl  war  bem  ©raren  :Ttambolb  i^otlalto  als  6eneral= 
!C'ieutenant  cnDertraut.  £ie  Uebertragung  biefer  ßommanbo's  war  für  bie  6e= 
nannten  ein  neuer,  beutlic^er  33eweil  ber  befonberen  Zuneigung  i^rcs  Cberfclb^errn. 
@.  unb  3llbringen  aber  Dcrbanben  mit  bem  ^riegs^uge  nac^  ^titien  noc^  einen 
anberen,  frieblic^en  ^xocd.  'Selbe  Teierten  mitten  im  ^c^^i^^uge  im  Januar  1630 
auf  bem  Ijerrlic^  gelegenen  Schlöffe  3Irco  mit  ben  Sc^weftem  ^fabetla  unb 
S3iDia ,  iöc^tern  be»  Derftorbenen  (Brauen  Sigismunb  Don  3lrco ,  it)rc  .»ooi^jeit, 
äu  welchem  '^llcte  fowot  ber  iitaifer  als  auc^  23allenftein  eigene  9lbgeorbnetc  ent= 
fenbeten.  —  Sc^on  im  OtoDember  Dornet  ^atte  doUalto  burc^  \>llbiingen  bie 
^Belagerung  bes  feften  "DJiantua  eingeleitet ,  wä^renb  &.  nd)  in  6oito  ^eftfe^^te, 
Don   wo    er   ben    öerjog   Don   ^iteDers  unb   balb  batauf  ein  Dcnetianifc^e»  Jpcer 

Stttgetn.  beutf^e  aSiogtaD^ie.    VIU.  21 


322  ®alla§. 

äurüdffrfitug.  6in  jtoeiter  ©ieg  öei  „^xUabtUa"  (fo  Be^eid^net  ®.  jelbft  ben 
(S(^aupIo|  feines  (Siegel,  „ungelä^v  eine  itaUenifd)e  ^eite  öon  (Soito"  —  lüol 
Sfioöerbeüa)  über  bte  öon  ^ranjofcn  unb  ßotfen  öerftärften  35enetianev  am  29. 
unb  30.  5Jiai  1630  befreite  ba§  faiferUifie  .Speer  auf  biefer  einen  ©nte  gänslid^ 
toom  geinbe,  otjne  atterbing§  ben  S}ormarfci)  ber  ^ran^ofen  unter  bc§  (5arbinal= 
(SJcneraliffimug  9ti(i)clieu  gü^vung  gegen  ben  öerbünbeten  l^erjog  bon  Satiotien 
tlinbern  ju  fönnen,  bi§  ein  fpanifd)e§  §eer  unter  (S;orboöa,  ber  fi($  bor  Gafale 
legte,  bic  SBieberaufna'^me  ber  ^Belagerung  ^antua'S  ermöglichte.  Sorne^mlid^ 
^Ibringen'S  23emül)ungen  gelang  benn  enblidf)  auc^  (roäl)renb  Sottalto  Iran! 
barnieberlag)  burd^  Sift  unb  ©etoalt  bie  (Eroberung  biefer  überaus  tt)ic£)tigen, 
öorbem  reidien  unb  blül^enben,  nun  burc^  bie  5peft  entöötlerten,  unglü(iliä)cn 
©tabt  am  18.  2?uli  1630.  ^tai^bem  in  ber  ^lac^t  öor'^er  eine  Slnja'^l  Srup^en 
öon  ber  ©eefeite  an  ber  Srürfe  ©an  ©iorgio  auf  S3arfeu  gelanbet  morbcn,  er= 
öffneten  mit  JagcSanbrud)  bie  33etagerer  an  bem  entgegengefe^tcn  ^^^u^t^tc 
ber  9}ertl)eibigung§n)erfc  ein  t)eftigc§  ©efc^ü^feuer ,  mälirenb  beffen  öon  ©an 
ÖJiorgio  au§  ba^  2l)or  „be§  finftern  ©ewölbeS"  burd^  ^etarben  geöffnet  unb 
nad)  furjer  ©egentoelir  genommen  würbe,  ©in  ©eneralfturm  tl)at  ba§  Uebrige. 
2)er  .^erjog  öon  ■)Zeöer§  30g  fic^  mit  bem  9left  ber  ©einen  auf  ßafteE  ^orto 
prücf,  unterseidinetc  aber  noc^  am  fclben  2;age  einen  i^m  öon  Sllbringen  öor= 
gelegten  9leöer§,  ber  iljm  ben  Slbjug  auf  :päpftlid)e§  ©ebiet  öerftattete.  ^antua 
tourbe  allen  ©djrecEen  einer  mcl^rtägigen  allgemeinen  ^^Nlünberung  preisgegeben, 
^an  fd^äljt  bie  33eute ,  bie  ba  gemad)t  tourbe,  auf  18  5JIillionen  ©cubi.  S)er 
Sötuenantljeil  fiel  ^^Ubringen  unb  03.  ju,  töeldje  fid)  namentlid^  ber  öielen  unb 
großen  .^oftbarfeiten  unb  i?unftfct)ä^e  be§  lierjogli^cn  ^alafteg  bemächtigten. 
Scibe  (generale  öerloren  aber  burc^  it)r  Sluftreten  in  9J^antua  für  lange  S^it 
bic  befonbere  @unft  ber  ^aiferin  (Eleonore,  einer  mantuanifd)en  ^priujeffin,  toeld^c 
ba§  ©d)idfal  it)rer  3)aterftabt  uiemalö  öerloinben  !onnte.  Unb  tro^  aEen 
2Baffenerfolgen  toar  ber  fd^lie^lid)  nad)  fe^r  langtoierigen  SSerlianblungen  am 
19.  ^uli  1631  öereinbarte  ^^riebe  ^u  6l)iera§co  nid^t  geeignet,  ba§  faiferlid^e 
3lnfel)en  merflid)  ju  lieben.  3ll§  @.  unb  anbringen  nad)  ®eutfd)lanb  3urüd= 
!cl)rten,  toar  bafelbft  bereits  ber  ©ame  aufgegangen,  ben  man  unbebad)ter  SBeife 
gefät  t)atte.  6in  neuer,  fel)r  gefül^rlidl)er  g-einb,  mit  f^franfreid)  eng  öerbünbet, 
ftanb  im  .^er^en  S)eutfdt)lanb§ ;  Äurfad)fen  im  Segriffe  ju  i^m  überkugelten. 
^Jlur  mit  ^ü^e  öereinigte  SLiÜl)  einen  öerl)ältni|mä^ig  geringen  9fieft  ligiftifd)= 
taiferlidjer  .^eere§mad£|t,  bie  nun  bei  Sreitenfelb  (17.  ©eptbr.  1631)  öon  @uftoö 
^Äbolf  in  alle  äöinbe  jerfprengt  tourbe.  mitbringen  toar  bereits  auf  feinem  3uge 
aus  bem  ©üben  fo  toeit  gegen  ßei|)äig  öorgerüdt,  ba^  er  ben  .$?anonenbonner 
ber  eben  toüt^enben  ©d)tadt)t  beutlid)  öernalpi,  ol)ne  bo(^  ettoaS  anbereS 
unternehmen  3U  fönnen,  als  fid)  mit  feinem  (ioxp§,  red)t3eitig  nad^  bem  2;i)ü= 
ringer  SCßalb  ju  retten.  6S  ift  nod)  nid)t  fidler  gcftellt ,  ob  @.  an  ber  S3reiten= 
felber  ^Jtiebeiiage  unmittelbar  Stljeil  genommen.  3lllerbing§  befanb  er  fid)  balb 
uad^'^er  im  (Sefolge  SLiKl/S ,  ber  il)n  5lnfang  2)ecemberS  mit  10000  9Jlann 
öon  2)onautoDrt^  burdt)  bie  Dbcrpfal^  nad)  23öt)men  fdt)idte,  auf  toeld^em  3wge 
feine  Ütegimenter  bie  erbärmlid)ften  ©etoalttl^ätigteiten  öerübten.  9llbringen  er= 
!§telt  öon  SBien  33efef)l,  bei  SLiEt)  jn  bleiben,  obgleid^  er  fid^  toieberl)olt  an  ein= 
ftu^reic^e  $erfonen  mit  ber  bringenben  Sitte  toanbte,  ba^  er  „nic^t  öerftedt 
bleibe  fonbern  toieber  jurücflomme  unb  bei  ^f)xa  faiferl.  9Jlajeftät  Soll  gebraudt)t 
toerben  tonne."  „^an  l)at  midE)  meines  ©rad^tenS" ,  fügt  er  l^inju,  „nic^t 
gern  l)ier  oben,  toeil  id^  Sl)rer  faiferl.  ^Jiajeftät  2)ienfte  toegcn  ettoa  3U  öiel 
rebe."  ...  2ln  bemfelben  SLage,  an  toeldjem  biefe  2Borte  gefd^rieben  tourbcn 
(15.  S)ecbr.  1631),  ernannte  Äaifer  ^^-erbinanb  11.  Sllbringen  3um  „Cberften 
(@eneral=)t^elb5eugmeifter"   —  eS  ift  bieS   gleid^äeitig  baS  S)atum   ber  ätoeiten 


®aaa§.  323 

(intetimifti|d)en)    ßr^ebung   2BaItenftein'§    jum    „(Seneva(  =  6a|)o   ber   faiferti(^cn 
'äxmaba" .  3id)t  Stage  jpäter  emt)fing  ®.,  offenBar  infolge  bon  2öaüenftein'§  au5brüdf= 
lid)em  Stnbringen,  ben  gleit^en  33eftaIIung§Bnef  tote  Stlbringen.     S)amtt  fiel  i^nen 
bei  ber  oEgcmeinen  Steorganifation  be§  faiferl.  ^eei:!ötpei-§  bie  fpeciellc  ^lufgabe 
5U,    ba§    arg    barnieberliegenbe    5lrtilleriett)ejen    tDteber^erpftellen ,    junädift    in 
Sö^men  unb  im  beutfd^eu  9teid)e.     Söot   IBcjeidEinete  ein  iörmlic^e§  patent  öom 
faijerl.  ^ofe  S)on  SSaltl)QJar  ^Jlarrabog  al§  2anbe§commanbirenben  bon  3Böl)men ; 
tl)atjäd)lid)    iüf)rte   @.   bie|e§  gommanbo,    bon   5ßilfen   ^er  mä)   5ßeje^ung  ber 
Orte  3to!i^an,  Äarlftein,  Seraun  ic.  fid)  immer  mel)r  ber  |)aubt[tabt  nät)ernb. 
5lu§  3naim,    am  18.  Januar  1632,   empfing  Sllbinngen  bon  Söallenftein  „ba§ 
Gommanbo   über    alle  im  3teic£)   fic^   Befinbenben   l)ol)en   imb  nieberen  Cjftjicrc 
unb  fämmtti(i)e  faifertic^e  ©olbategca",  bod)  in  ber  äöeife,  ba^  er  „feinen  9tefpect 
nad^  toie  bor  auf  |)errn  ©rafen  bon  Xitt^  ^abt."    Wt  großem  äöiberftreben,  n)ie  be= 
mer!t,  blieb  3llbringcn  bei  ber  ligiftifd^en  5lrmee.    @r  begleitete  2:ill^  bon  5i-"i|Iai; 
nad^   2lfd)affenburg ,   bon   bort   nad)   giot^enburg,    Slnfpac^   unb  Nürnberg  unb 
be^og  enblid)  mit  it)m  um  SBürjburg  bie  äöinterquartiere.     @ben  bamal§  fd)lt)ebten 
bie  Unterlianblungen  jmifc^en  @uftab  5lbolf  unb  bem  Äurfürften  bon  SSaiern,  bie 
feinen   anbern   S^fcd  !§atten    al§   93aiern  burc^    einen   51eutralität§bertrag   mit 
g-rantreii^  unb  ©c^meben  ber  !at|otifd)  =  taiferlic^en  'Bad)t  abmenbig  ju  machen. 
SßaEenftein   beeilte  fid)   auf  bie  erfte  ^laä)X\ä)t  l)iebon  mitbringen  ben  »efe^l  ju 
ertl^eilen,    fofort  alle§   taiferlii^e  S5olf  an  fic^  äu  ^iel^en  unb  o^ne  SSerjug  nac^ 
33öl|men  3u  füliren.      @§  mufe  al§  ein  Sf^t^en  großer  Umfid)t  unb  (Jinfid)t  unb 
jugleid^  bei  bem  befannten  6"^ara!ter  3Sallenftein'§  all  ein  33en3ei§  feltener  f^rei= 
mütl)igfeit  betrad)tet   toerben,   ba§   mitbringen   in   biefem   3lugenblide   mit  @nt= 
f(^ieben§eit  n)iberfpra($   —  er  fönne  nic^t  glauben,  „ha%  ber  ^önig  bon  ©d)Weben 
e§   ernftlid)  meine."      S)ie   näc^fte   ^folge   beftätigte   fein  fd)arfe§  Urtl)eil,    unb 
zweifellos  trug  fein  SJer^alten  biet  ba^u  bei,  eine  ber  fdimierigften  Ifrifen,  wenn 
nid§t  äu  befeitigen,  fo  boc^  abäufürsen  unb  ben  fd)man!enben  ^urfürften  in  feiner 
2:reue  3U  beftärfen.  —  (S§    f(|eint,    ba^   man  in  Söien  bie§  fein  3}erbienft  äu 
toürbigen  berftanb;    er  tourbe  am  10.  '^J^är^  1632  in  ben  9tei(^§grafenftanb  er= 
!)oben.    Unb  am  felben  2:age  berliel)  man  aud§  feinem  ©djinager  ©.,  tt)ol  um  it)n 
nid)t   3U  fränfen,   eben  biefe  gtanger^ö^nng.  —  5ll§  Stillt)  Einfang  mäxß  gegen 
ä^amberg    aufbrach,   toar   mitbringen    abermal§    mit    il)m;    fo    auc^    bei   bcffen 
@eneral=9tenbe5bou§  um  ^^eumarÜ.     Scibe  Wehrten  bor  Dtain  am  13.  — 15.  mipril 
bem  fdiwebifdien   Uebergange  über  ben  2tä).     f^aft  in  bemfelben  ^Jlomente,   in 
weld^em  ^ier  3:ittt?  töbtlic^  bertounbet  tourbe,   fiel  aud^  mitbringen  im  IjeiBaften 
©d)lad§tgetümmel,  bon  einer  bic^t  an  feiner  ©c^täfe  borüberfa'^renben  .^artl)aunen= 
fugel  ber  ©prad)e   unb  ber   S3efinnung  beraubt,     „^it  bem  örafen  Zxü))^  Witt 
Hoffnung  erfc^einen,  ba^  er  motzte  auftommen,"  fd)rieb  5)ta3;imilian  bon  m?aiern 
an  äßaEenftein  bon  ^ngolftabt  (17.  miprit),  „aber  mit  bem  bon  mitbringen  fte^t 
e§  fe^r  ^meiftic^."     ZiUt)  erlag   befanntlid)  feiner  äöunbe,   töä^renb  mitbringen 
aamä^lid)  genas,     mim  STage  ber  ©dilad^t  bei  Ütain  aber  !am  gürft  (Sggenberg 
bon  ®ölter§borf  nad^  Söien  mit  2öattenftein'§  befinitiber  3uftimmung  jur  aber= 
maligen  minnat)mc  ber  SBürbe   eine§  laiferlict)en  @eneraliffimu§.     @.  ftie^  noc^ 
gegen  (Snbe    mipiil§    1632    ju   äBaHenftein   unb   bet^ciligte  fict)  f^ätigft  an  ber 
3}ertreibung  ber  ©ad^fen    au§    SSö^men.      ©elbftberftänblic^   fehlte   er   ni(^t  bei 
2Ballenftein'§  ©injuge  in  ßger  am  26.  ^uni  b.  S-,  wo'^in  benn  aud^  gleid^jeitig 
mitbringen  mit  einem  S3egrüfung§fd^reiben  be§  Äurfürften  bon  33aiern  fam,  beffen 
Gruppen  fid^  al§balb  mit  benen  ^rieblanb'S  bereinigten.     23eim  miufbrud^e  ber  ge= 
fammten  §eere§mad)t  befepgte  mitbringen  bie  mibantgarbe,  @J.  ba§  .pauptcorpg, 
äBattenftein  bie  Tiad^^ut.   ^n  bem  großen  taifeiiid^en  Sager  bei  ber  „alten  SJefte"  bor 

21* 


324  ®oEo§. 

^Mrnberg  ftanb  toicber  anbringen  an  lüi^tigftev  ©teuf,  ^f^m  übevHe^  Sßalletiftein 
Bei  ben  iriebert)oÜen  ©türmen  bei  ©i^toeben  am  2.  unb  3.  ©eptember,  iuäl}rcnb  n 
jelbft  „bie  3li-mee  in  Sataiüe  geftellt  unb  bamit  ben  ganjen  Jag  unb  'yiad^t 
im  i^elb  ge'^alten" ,  bie  ä^erttieibigung  be§  ßager§.  @r  \ä)\ug,  bie  n)üt{)enb[tcn 
^Ingtiffe,  inSbefonbeve  auj  ben  „33urgftatt",  Hutig  3urücE,  6i§  3^evftärfung  fam 
unb  bie  9licber(age  ©uftab  9lboIi§  üottenbete.  SBaüenftein,  öon  biefem  ©iegc 
33en(^t  erftattenb,  öcrfic^ert  ben  i^aifer  mit  feiner  6f)ve,  ba^  „ficf)  alle  Dfficier^ 
unb  ©olbaten  ju  9to^  unb  ^u^  fo  tapfer  ge'^alten  ^aben,  at§  er'§  in  einiger 
Dccafton  fein  ^L'eben  lang  gefeiten";  boc^  rü'^mt  er  eineö  ©injigen  2;apierfeit 
namentlich:  „@§()at  fici)  anä)  bei  biefer  Occafion  mitbringen  fe^r  tapfer  unb  mol)l 
geilten,  benn  i'^m  berfetbige  ^^^ofto  ^uöor  ift  untergeben  gemeft,  unb  alfo  it)m  auc^ 
gcbü'tiret,  benfetben  ju  befenbiren."  (5}(ei(^3eitige  ©(i)rift[tet(er  aller ^4>orteien  finb  bar= 
über  einig,  ba^  e§  ^^llbringen'§  ^ift  gemefen  fei,  bie  ben  .ßönig  öon  ©ctimeben  bcr= 
leitet ,  an  jenem  öerl^ängni^öoHen  Xage  feinen  .spauptangriff  öor  allem  gegen 
einen  51]lunft  be§  faiferlirfien  $]ager§  3u  rict)ten,  ber  einem  feieren  juft  am  träf= 
tigften  miberfte'^cn  tonnte,  ©in  fe'^r  fc^mei(^el!^afte§  Aöanbfc^reibcn  ATaifer  3^er= 
binanbS  II.  üom  10.  ©eptbr.  1632  anerfannte  banfenb  9Ubringen'§  „Xapfcr= 
feit,  f5flei^  unb  ^ürfii^tigfeit."  ^Jlacl)bem  fc^on  ^JHtte  ^luguftö  @eneral  .^olf 
mit  einer  anfc^nli(f)en  .'peereöabtlieitnng  Don  SBallenftein  nad)  DJlei^en  beorbert 
worben  mar,  um  narf)  bc§  ßeljteren  '43cfef)l  „bcm  Äurfürften  (Don  ©ad)fcn)  o^ne 
einiget  '.Uac^laffen  fotd^c  exercitia  ju  madjen  unb  il^n  bcrgeftalt  ju  bebrängen, 
ba^  er  3il)rer  faiferl.  ''JJtajeftät  ^>.'anbe  (©c^tefien)  ju  Dergeffen  unb  fid^  ber  feinigen 
anjune'timcn  unumgänglich  Urfad)  l^aben  möge" ,  meinem  23efe^le  .spolf  burd) 
Eroberung  unb  t^eilmeife  3erfti3rung  Dieler  ©tobte  unb  glerfen  unb  Serl)eerung 
be§  ftad)en  ßanbeS  big  an  bie  ^Jlauern  Don  2)re§bcn  me^r  al§  entfprodien 
l)atte  —  tDurbe  am  22.  ©eptbr.  @.  mit  10000  'iJJtann  nad)  ©ad)fcn  abgefd)idt, 
um  fid)  mit  Jpolf  „ungefäumt  ^u  conjungiren",  bamit  „nac^  ^ufammengefc^ter 
ÜDlac^t  ber  l?urfürft  in  feinem  Sanb  mit  (Srnft  angegriffen  merben  möge."  2Sol  folgte 
eine  Söod^e  fpäter  eine  geänberte,  Diel  milbere  Drbonnanj,  burc^  meldte  &.  angeiuiefen 
rourbe,  SBallenftein's  „je^iger  ^fntention  jufolge  in  gebad)tc§  .j?urfürften  l'anb 
einen  bcftänbigen  ^uB  Ju  fe^cn,  baffelbe  ju  conferDiren,  bie  Dov'^in  angefteütcn 
2)iDerfion§mittet  mit  ^lünbern,  33rcnnen,  33ie'^tDegtreiben  unb  anberem  jufügenben 
Schaben  gänälid)  abjufteEen  unb  e§  in  Sflirer  faiferl.  ^Jlajeftät  SeDotion  ju  ne'^mcn 
unb  äu  er'^alten"  .  •  .;  boc^  fd^on  in  ber  Dberpfalj  begann  @.  ein  gräuli($e§ 
3erftörung§merf.  @an3  Obcrfranfen  mürbe  Derroüftet,  ebenfo  ba§  3?oigtlanb  unb 
^Ulei^en.  Uner'^örtc  ©raufamfeiten  mürben  begangen.  3Iu§  ©uljbad^  na^m  (S. 
alte  Dorlianbencn  5)tunbDorrätl)e  unb  baju  bie  angefel)enften  ^Semol^ner  mit  fidf) 
fort;  ^Jlänner,  Söeiber  unb  i?inber  mürben  erfd)(agen.  3Bunficbcl  unb  9iebroil} 
tie§  er  Dottftänbig  nieberbrennen,  ^Ittenburg  unb  Diele  anbere  Orte  branbfd^a^en 
unb  plünbern.  'Dlaclibem  er  5^emnil3  eingenommen  unb  für  feinen  2Biberftanb 
„ge5Ücl)tigt"  liattc,  traf  er  mit  ^olf  jufammen  unb  nal)m  mit  biefem  bac- 
wieberijolt  belagerte  ^^reiberg,  ba§  fid)  nur  burd)  ©rlegung  einer  großen  0)elb== 
fumme  Dor  gänjlidjer  ^^^flöi-'ung  retten  fonnte.  S;ie  Dom  13.  October  1632 
batirteu  33e[tatlung§bricfe  5llbringen"§  unb  @alla§'  aU  faiferlidt)er  f^-elbmarfc^ätle 
lo'^nte  Seiber,  atterbingg  ungleid^artige  ^^erbienfte  in  ben  legten  ^^elbjügen.  — 
@g  mar  ber  Unftern  ^aUenftein'S ,  ber  e§  fügte,  ba^,  al§  er  felbft  nac^  bem 
'^b^uge  ©uftaD  2lbolf§  Don  Ülürnberg  aufgebrod^en  unb  über  Coburg  unb  ä^^idau 
in  ©ad^fen  eingefallen  mar,  gegen  feine  entfdljiebene  2öitlen§äu§erung  toeber 
anbringen ,  ben  er  mieber  in  ^aiern  jurüdgelaffen ,  nod^  &.,  ben  er  inbe^  nad^ 
ber  8aufi§  birigirt  l^atte ,  im  entfdl)eibenben  5lugenblicfe  bei  feinen  [val)nen  er= 
fd^einen  fonnte.  Xie  2Iu§fü^rung  feiner  Crbonnan,^  an  anbringen  Dom  20.  Octbr., 
mit  bem  faiferlid^en  ÄriegsDolf  eiligft  nocf)  Söl^men  p  marfd^iren,  um  fid)  Don 


©atlae.  325 

@ger  l)er  mit  i^m  ju  öereinigen ,  üeveitelte  tro^  i^nx  bringenben  oftmatigen 
Erneuerung  bie  allju  gro^e  ©orge  ''}3tajimi(tan§  bon  ^Saiern  für  fein  eigene^ 
Sanb.  9Il§  3U  23eginn  9loüember§  fein  S^tufet  met)r  auffommen  fonnte,  ba^ 
@uftaö  3lboIf  (?)  ni(i)t  auf  23aiern  fonbern  auf  einen  Sufummenfto^  mit  2öatten= 
ftein  afegefe^en  ^abc,  mar  für  biefen  eine  2}erftärfung  burcf)  Stlbiingen  f(^on  ein 
2)ing  ber  Unmögtid)fett.  Sine  am  10.  '^ioöember  eingelangte  ?lnfrage  bes  2e^= 
teren,  ob  er  nun  boä)  marf(^iren  jolle,  öerneinte  Söallenftein  „allermafeen 
nun  jol(j§e§  ju  fpat."  .  .  .  ^Jloc^  war  e§  auSfü'^rbai,  65.  an  fii^  ju  jie^en. 
Eben  am  10.  ^loöcmBer  ging  ein  Gouiier  on  biefen  mit  bem  33efet)le,  fc^Ieunigft 
nad)  ^J^ei^en  jurücfpf ef)ren ,  „barin  mir  bergeftalt  bem  geinb  conjunctim  ober 
feparatim  begegnen  fcmnen."  £er  (Courier  traf  @.  erft  jmei  2age  fpdter  bei 
S)uj  in  Sö^men,  ba  er  „mit  ber  9lrtitterie  gleich  mitten  im  ©ebirg  geroefen." 
(Sr  öerfpracE)  bie  größte  Site,  obgteid)  e§  „mit  fo((^em  5Jiarf(^  fdimer  juge^en 
toerbe"  unb  „bie  l^alben  ^artt)üunen  miebcr  fo  ^o'^e  Serge  jurücfjubringen" 
gerabeju  unmöglich).  S)ie  ©cf)ta^t  bei  Sü^en  mürbe  jum  großen  ^JlacEitleite 
für  bie  faiferü(i)en  unb  bie  baierif(i)eu  2Baffen  o^e  S.  unb  mitbringen  gefcf)tagen ; 
mit  Wüljt  unb  ']Zot{)  erreid)te  ^appenl)eim'ö  Infanterie  ba§  (Sd^ladjtfelb ,  ben 
mdm  2Baaenftein'§  5U  becfcn.  Seu  SBinter  be§  ^^^xe^  1632-33  ftanb  @. 
in  ©(^(eften  ber  öon  met)reren  fc^roebifc^en  ':}iegimentern  öeiftärften  fäcf)fifd)= 
branbenburgifct)en  3trmee  gegenüber.  6r  öerftanb  c§,  tro^  ber  feinbliii)en  Ueber= 
mad)t  fid)  ,^u  behaupten,  o^ne  eine  eigentlid)e  ^Jiieberlage  ju  erleiben,  obmot  faft  aUe 
bebeutenberen  ©tobte  biefeS  S3anbe§  unter  feinen  5Uigen  nac^  unb  nad)  öertoren 
gingen  unb  feine  Strtitterie  gänslid)  ju  @runbe  gerichtet  tourbe.  @r  toufete  fid) 
öor  äöaüenftein  ju  red)tfertigen,  ber  if)n  nad)  mie  cor  beö  größten  Sßertrauens 
toürbigte.  ßö  ift  nunmehr  urfunblic^  fid)ergeftellt ,  ba^  ©.  in  alle  „geheimen 
ä^erl)anbtungcn"  3öaüenftein'§  mit  ©ai^fen,  SSranbenburg  unb  (5d)roebcn  im 
;^aufe  be»  ^ai)xe^  1633  üoEftänbig  eingemeif)t  mar.  S)ie  meiften  ©riefe,  bie 
gemei^felt  mürben,  gingen  burd)  ©alias'  ipanb.  Söeld)en  (Srab  bas  2}£rtrauen 
fcine§  Cberfelb^errn  gegen  i^n  errei(^te,  bemeift  feine  am  16.  ©eftbr.  1633 
t)on  SBaEenftein  beim  A^aifer  beget)rte  unb  Don  biefem  f(^on  am  25.  beffelben 
9]lonat§  öoll^ogene  Ernennung  jum  SeneraUieutenant,  pm  ^öd)ftcommanbiren= 
ben  im  faiferlid)en  ipeere  näd)ft  bem  ©eneraliffimuS.  ^}tit  furzen  2Borten  no= 
tificirtc  aSallenftein  bereite  am  16.  ©eptbr.  6atta§'  Scförberung  feinen  @ene= 
taten;  für^er  a[§  aüen  mitbringen,  mit  bem  33eifa^e,  bem  neuen  S5orgefc^ten 
„ben  gebüt)renbeu  9tefpeft  ju  bezeigen  unb  beffen  Crbinanjen  in  Siltem.  glei(^ 
at§  ben  Unfrigen  fetbft,  unmeigertic^  unb  unfehlbar  nac^^utommen."  anbringen 
fuf)Itc  fi(^  auf§  mteu^erfte  gefränft,  unb  öergeben»  ift  er  in  feinen  5(ntmortfd)reiben 
an  äöallenftein  unb  ö.  bemüt)t,  biefe§  (Sefü'^l  in  einem  2Buft  gefüllter  SBorte 
äu  tjerbergen.  ^^^ifdien  it)n*unb  ©.  tritt  eine  unöerfennbare  53erftimmung,  ja 
S5erbitterung,  bie  nad)  ^IJlonaten  nur  3u  fd)minben  fd)eint,  um  it)ren  ©tad)ct  beiber= 
feit§  gegen  ßinen  —  SBattenftein  —  ju  fet)ren.  gä  ift  ^ier  nii^t  ber  3taum ,  bie 
eigent't)ümtid)en ,  üielüerjweigten  Umftänbe  unb  35ert)dltniffe  barjutegcn,  weld)e 
:§ierbei  mitgeroirft.  S)ie  Suft  am  bairift^en  i^ofe,  mit  metc^em  mitbringen  nun 
fd)on  3at)re  taug  in  birecten  Sejictjungen  ftanb,  mar  feine  Sßaüenftein  günftige. 
mitbringen,  burd)  geraume  ^^it  in  g-ranfcn,  Saiern  unb  (5d)maben  ber  fd)me= 
bifd^en  Jpauptmad)t  unter  Sern^rb  öon  äöeimar  unb  ©nftat)  .'pDi-""'  ^^^^  ^^^ 
bem  9t^eingrafen  Dtto  Öubmig  unb  bem  ^:]5fat5grafen  G^riftian  öon  SSirfenfelb 
gegenübergeftellt,  öon  SBalienftein  mit  ben  ftricteften  33ert)altung5befe^ten  —  „nid)t5 
3u  ^ajarbiren"  —  öerfefjen  öon  ^}Jlarimilian  öon  Saiern  fort  unb  fort  ju  großen, 
tDeitau§fel)enben  Unternef)mungen  gebrängt,  fat)  fid)  beim  beftcn  3BiIIen  unb 
tro^  aufreibenbcr  2;f)ätigteit  tängft  in  f^iefer  ©tettung.  dlnn  mar  öon  Italien 
l^er  eine  fpanifd)e  mirmee  unter  ^erjog  öon  geria  im  minjuge  naä)  S)eutfd)lanb, 


326  ©alla§. 

um  [ic^  mit  ^Übungen,  3unäc£)ft  jum  @ntfa^  be§  f)artbebvängten  Sreijad^,  ju 
üexBinben,  ma§  SBaKenftein  au§  guten  ©xünben,  bic  ber  .^aifer  fetfeft  al§  fd)loei-= 
toiegcnb  erfanute,  fe^r  ungern  ]di) ,  bod)  enblid)  —  nicfit  of)ne  man(^c§  ^arte 
2Bort  gegen  anbringen  —  gef(i)e|en  (ie^,  üiclmcljr  ge|(f)el^en  laffen  mu^te. 
Sllbringen  ertebigte  fict)  feiner  mititärifd^en  5Iufgabe  mit  ^eifterfc^aft.  ?Im 
29.  <Bepihx.  mit  i^ena  öewinigt,  eroöerte  er  im  Saufe  mcniger  SBocf)en  biete 
größere  unb  fleinerc  ©täbte  in  SSürtemberg ,  am  St'^ein  unb  im  (Sct)marätt)albc 
unb  entfette  er  am  20,  Dct.  SBreifarf),  bie  Oorberöfterreicfiifd^en  ßanbe  Beina'^e  ganj 
öom  f^einbc  fäubernb.  3iit3tDijd^en  ^atte  aui^  SBatlenftein  nac^  ^Jlblbrucf)  ber 
jeitt)erigen  ^^^riebcnSber'^anblungen  toieber  jum  (5d)merte  gegriffen.  @.  mar  eben 
mit  bem  e't)emat§  tf)oIf'fd)en  6orp§  öon  @ger  nad)  ßeitmeri^  angelangt  (11.  £)ct.), 
at§  ber  @ieg  öon  ©teinau  erfochten  mürbe;  nad)  bem  ^^alle  einer  Slnja'^t  fefter 
$tä^c  in  ©(^tefien  unb  ber  Saufi^  tag  gan,^  ©ac^fen  unb  33ranbenburg  bem 
combinirten  Eingriffe  SöaEenftein'S  unb  ®alla§'  offen.  ®a  mu^te  33ern'^arb 
öon  SSeimar  burd^  einen  überaus  fü^nen,  rafd^en  3ug  an  bie  Sonau  in  ben 
erften  2agen  DioöemberS  ba§,  toie  e§  fd)ien,  bereite  auf  atten  ^^unften  öer= 
torene  (Spiel  ber  ©einen  miebert)eräuftenen.  ^ajimilian  öon  33aiern  rut)te 
nit^t,  bi§  äum  ©diu^e  feine§  t)artbebrot)ten  2anbe§  fomol  SGÖaHenftein  at§  3ltb= 
ringen  fid)  gteid)faU§  nad^  ber  Donau  gemenbet  Vttcn.  9iur  mit  unge'^eueren 
35erluften  tonnte  Se^terer  mit  g^eria  feinen  StücEjug  gegen  ©d^maben  bemerf= 
ftelligen.  SBattcnftein ,  mit  ®.  faum  gegen  Sern'^arb  öon  SBeimar  in§  f^etb 
gerücEt,  gab  ben  feT)r  gefö'^rtidtien  Söinterfelb^ug  batb  auf  —  ben  ftricten  faifcr- 
lid^en  33efet)l  ber  eigenen  befferen  (5infid)t  unterorbncnb.  ®.  mürbe  nact)  ber 
ßaufi^  beorbert.  —  ^Jioc^  ift  befanntlid)  bie  grofee  t)iftorifc^e  ©treitfrage  ni($t 
enbgittig  getöft ,  bie  5rage  nact)  äBattenftein'S  ©ct)ulb  ober  ^{id^tfi^ulb.  35on 
biefer  Söfung  aber  f)ängt  in  aUererfter  I^inie  ba§  befinitiöe  Urf^eit  über  &)axat= 
tere ,  mic  @.  ,  mitbringen  unb  öiele  ?lnbere  gän^^lid^  ab.  .^ier  folgen  menige, 
ftreng  urfunblidtie  3lnbeutungen.  ©dC)on  im  5December  1633  mar  in  2Bien,  über 
5lnbrängen  ber  niemals  raftenben  g^einbe  Söaücnfteing,  ber  ©ntfd^lu^  ju  beffen 
3Weiter  ^Ibfeljung  gefaxt,  unb  SCÖallenftein,  öon  aßen  9}orfommniffen  am  faifer= 
lidien  |)ofe  burct)  feine  S5ertrauten  feber^eit  genau  untcrridt)tet ,  mu|te  öon  biefer 
J'^atfadje.  '•IJterfmürbigermeife  ^at  man  auf  biefen  ausfd^laggebenben  Umftanb  in 
ben  bi§l)erigen  ©(^ilberungen  ber  J?ataftropt)e  SöattenfteinS  fo  öiel  mie  fein 
©emic^t  gelegt.  5ll§  im  faiferlid)en  ßabiriet  bie  SBürfel  fielen ,  befanb  fi(^ 
®.  in  ©dt)lefien;  ein  unmittelbares  (Sinöernel^men  jmifdtien  i'^m  unb  ienem 
(Sabinet  tjt  in  biefem  einen  ^untt  nidl)t  ermiefen.  IBol  aber  lä|t  fidt)  bieS  in 
aSepg  auf  anbringen  be^upten.  gr  magt  e§  fd)on  im  5December  1633  3Bci' 
fungen  öon  .^urbaiern  im  ©egenfa^  ju  benen  feines  £)berfetbl)errn  anjunelimen 
unb  burd^jufü^ren.  Unb  ber  Äaifer  lä^t  fid)  in  33eantmortung  feiner  bieSbe3Üg= 
lidien  5Jlitt:§eilungcn  öom  30.  S;ecember  b.  ^.  ben  „auf  fol^e  beS  Äurfürften 
2b.  Orbinan^  erzeigten  @el)orfam  unb  fünften  gegen  biefelbe  gebraud)te  2)iScretion 
unb  ütefpett  gnabigft  gefallen"  unb  fenbet  an  il)n  ju  weiterer  ^nformotion  in 
ben  erften  3;agen  i^anuarS  1634  ben  Jpoflammerratl)  9teic^arb  öon  Söalmerobe, 
ber  menige  2Bodt)en  öor'^er  öon  2Salten[tein  eine  berbe  ^üd^tigung  erfa'^ren 
l^atte.  —  Sei  bem  ^:ßilfener  SSanfet  am  12.  Januar  mar  mebcr  (55.  nod^  3llb= 
ringen  sugegen.  SSeibe  miffen  bereits  fo  gut  mie  3Gßallenftein ,  maS  man  3U 
SBien  im  ©d^ilbe  fü^^re,  unb  Seibe  tragen  fein  SSebenfen,  bie  entftanbene  ^luft 
nidcjt  nur  nii^t  auSpfüüen,  fonbern  fo  öiel  mie  möglid)  nodt)  3u  ermeitern.  dS 
ift  nid^t  glaublich,  ha"^  baS  faiferlidie  patent  öom  24.  Januar,  mit  meld)em 
unter  JpinmeiS  auf  bie  SSorgänge  in  5pilfen  baS  Dbercommanbo  über  bie  faifer= 
lidt)en  J^ruppen  an  @.  übertragen  mürbe,  nidl)t  erft  nad^  beffen  S3efragung  unb 
QuSbrüdflid^er  3uftinti"ung  erlaffen  morben  fei.     2Bä'§renb  ber  ßjpebition  biefeS 


@ona§. 


327 


5potente§  ]ä)xt\U  SSifd^of  Slnton  ton  äßten  im  ^tuftrage  be§  Äai|ev§  an  SUbvingen, 
„ba^,  auf  ben  goß  ber  ^etr  ß5eneralijfimu§    ben  ^enn  ettra  perfönli^  3u  fi^' 
etforbem  joEte,  ber  ^exx  au§  getoiffen  Uiiac^cn  .  .  .  unb  au^er  bero  9tefo(ution 
fi(^  bott^^in  nic^t  Begeben  foEe."     ®te  9Jk!)nung  tourbe  pünfttic^  Befotgt.     2(m 
26.  Sanuai-  f)Qtte  Sllbnngen  ju  ^affau  eine  3ufammenfunit  mit  bem  bur^  ba§ 
Sßei-f|)rec£)en  be§  5)laiic^attftabe§  gleic^faEä  bereits  gewonnenen  SSertiauten  2ßaIIen= 
ftein'S,    Octabio   5piccoIomtni   —   nid)t   ju   ©unften   cine§  gütlid^en  S3ergtei(^e§ 
ber    einanber     gegenüberftei)enben    Parteien.      3BaEenftein'§    @rma{)nungcn,   p 
i:^m  nad)  ^^ilfen  ju  fommen,  bi§  @nbe  ^anuarS  öiermal  unb   immer   bringe'nber 
toieber^ott,   toeii^t  mitbringen  beftänbig   ou§.     Mit  if)m   unb  ^^Jiccolomini  fort= 
tt)ä:^renb  in  intimfter  ßorrejponbena,  befanb  fid^  unterbefjen  @5.  mitten  in  3BaEen= 
[tetn'§  Sager,  beffen  5(bfe^ung§becret  in  ber  2afd)e.  Unb  bod^  mei^  er  noc^  in  einem 
am  1.   i^ebruar  ^eimli(|   au§  ^ilfen  fpebirten   2löifo   an  ^iccotomini  über  bie 
„:§o(^t)errät]^erifci)en"    9lb[id§ten    äöaEenftein'§   nur  ju   berieten:    äöaEenftein'ä 
33cgct)ren  ift  „bie  (äntfdt)äbigung  für  5i)tecElenburg ,   feine  unb  unfer  SIEer  (Sic^e= 
rung  unb  ntdjt  ftatt  biefer  Selo^^nung  unb  Sefriebigung  ber  5lrmee  irgenb  toetdie 
Äränfung"    (qualque    afronto).     S3i§    jum    13.    gebruar  bleibt  @.   iu  näd^fter 
Umgebung  äßaEenftein'S,  ber  it)m  enblii^ ,  ba  Sllbringen  in^hjifc^en  öon  ^paffau 
aufgebrodien  toar  unb  toirüid)  nad§  $ilfen.3u  fommen  fc^ien,  biefen  um  fo  e^er 
ein3ut)oten ,   feinen    eigenen   t)eräogIic^en   äBagen   überlief ,   in  Welchem  ®.  na^ 
@ra^en   (bei   S3ubmei§)   eilt,    too   er  am   folgenben   5lbenb    mit  mitbringen  3u= 
fammentrtfft  —  na($bem  er  in  5pilfen   einen  Slrmeebefe^l  auxücfgelaffen ,    ber  bie 
faifertic§e  2lrmee    aEeiu  an  feine,    3Xlbringen'§  unb  5ßiccolomini'§  SSefel^te  toie§. 
^flun  aber  fäumte  mitbringen  nid)t,    öom  i^aifer  befct)ieben,   birect  nac^  SBien  ju 
gelten.     ®r  traf  am  17.  gfebruar  in  ber  <g)ofburg  ein.     3lm  anbcrn  5Jlorgen  er= 
fd)ien    ba§    ^toeite   faiferlict)e    ^patent,    ba§    2BaEenftein'§    ©tur^  befiegelte:  ©., 
milbringen,  ?[Rarraba§,   ^iccotomini  unb  ßoEorebo  toaren  hu  erttärten  felbftön= 
bigen  ßommanbanten  ber  gefammten  !aiferUc£)en  ©olbateSca.    S3ei  ^ofe  beftanb 
eine    3eitlang  bie    2lbfic§t,    2BaEenftein  burdt)  Gefangennahme    „unfd^äblidt)    ju 
madt)en."     dloä)   am   21.   gebruar  fnüpfte  mitbringen   an  bie   mibfid)t  ^iccolo= 
mini'§,  5pilfen  ju  überfaEen,  bie  .^offnung:    „tonnte  man  jene  ©lenben  bort  er= 
greifen,    fo   märe  ba§  (Bpid  faft  getronncn."     3)odf)  berftanben  ^piccotomini  unb 
@.  biefeS  „Bpkl"  beffer.     9Jlan   war  fd^on  biet  au  Weit  gegangen,  um  fidt)  ber 
5Jlöglict)fcit   einer  |)erfönlid^en   9ted^tfertigung  SBaEenftein'iä   öor  bem  3ogl)aften, 
i'^m  fonft  fo  ]cf)X  geneigten  ^aifer  ausfegen  ju  bürfen.     SöaS  gefd)a^  bann  mit 
@.,   ^^iccolomini ,    ^J^larrabaS   unb  Wie  bie  mel)r  al§  treuen  S)iener  it)re§  ^errn 
aEe  :^ie§en?  —  mim    18.  Ö^ebruar  fanbte  SöaEcnftein  feinen   SSetter  ^aj  nad^ 
SBien,    um.    Wenn    bie§   nodt)   irgenb  errei(^bar,    eine  9}crfö'^nung  anjuba^nen, 
„Weil  (fo  fdireibt  SöaEenftein)  burdfi  bergleid^en  S)ifferen3en  fowol  S^rer  ^JJtajeftät 
3)ienft    al§  ba§    bonum    publicum    leiben  mu^."  .  .     Sßieber  am  20.  gebruar 
gel^t  ein  mibgeorbneter  au§  SöaEenftein'S  Sager,   Dberft  5Jto:^r  üom  Söalb ,  mit 
ber   mSeftimmung,    bem  5Jlonardt)en    felbft  miufttäruugen    ^u  überbringen.     Unb 
noc^  brei  3:age  fbäter  mu^  Dberft  Sreuner,    ber  le^te  ^ok  2öaEenftein'§  nai^ 
SBien,    öon  5pilfen   aufbred^en;   .deiner  bon  miEen  fam  an§  3iel.     &.  unb  5pic= 
colomini  fingen  fie   auf   unb   brad^ten   fie  in  ©eWa^^rfam,  big  —  teine  @efa:§r 
mel^r  öorl^anben  war.     ^Jfad^  aEebem  barf   e§  faum  SBunber  nehmen,  Wenn  l^in 
unb  wieber  unter  ben  „mib:^ärenten"  2öaEenftein'§  öerlautete,  „ba^  bie  Söälfctien 
Seneg  unb  2lnbere§  fälfdt)lidt)   Vorgegeben   unb  ben  frommen  |)er3og  öon  5rieb= 
lanb  unfd^ulbigerWeife   um   ba§  Seben   f)ätten  bringen  laffen"  u.  bgl.  m.     ^od§ 
War  SßaEenftein   unter  ben  Sebenben ,   al§  g^erbinanb  II.  beffen  ^ah  unb  @ut 
al§   !^errenlo§  fammt  unb  fonberS  confiScirte,    mit  bem  merfwürbigen  93eifa|e: 
„äu  llnferm  unb  Unfrer  mirmaba  SBeften,  al§  bie  wir  :^ierauf  öertröftet."     Unb 


328  ®aüa§. 

nun  begann  ein  ©c^au^piel  bei-  unnatürlid^ften ,  tütbeiiid^ften  Strt,  "^Mt  boben= 
lofer  ."paBfu(i)t  griff  lieber  p,  um  in  ber  allgemeinen  S^ermirrung  fo  tiiet  mie 
nur  möglief)  ju  gewinnen.  S)ie  Bctväd)tli(^en  ^Bcfi^ungen  3BaUenftein§  unb 
jene  feiner  mit  if)m  ermorbcten  3lnt)änger  2;rcfa,  .^inffl)  unb  3^loiü  reici)teti  nid^t 
t^in,  fo  tiiete  ©d)amIoftgfeit  ju  Befriebigen.  Unb  hoä)  ftreute  ber  ^aifer  mit 
öerfcf)tt)cnberifc^er  |)anb  ^JJtittionen  auä ,  fo  ba|  if)m  felBft  fo  tiiel  raie  ni(^t§ 
üon  Mem  übrig  blieb  —  mit  ?Iu§nat)me  ber  auf  'öen  confiScirten  (Sütern  ^f= 
tenben  (5c£)ulbcn,  bie  fd)lieBli(^  feiner  ber  23efd)en!ten  anerfennen  toollte.  Man 
t)örte  nid)t  auf,  na(f)  „öerbäc^tigen  ^erfonen"  ju  fa'^nben,  um  fo  ben  eigenen 
2;ugenbt)rei§  au  erl^ötien.  2)em  ^aifer  loarb  bange  bei  ber  großen  S^^^  biefer 
„5öerbää)tigen" ;  er  manbte  fid^  an  ©•  unb  ^^Itbringen  um  ^Äat^.  Unb  biefer 
zögerte  ni(|t,  ju  anttttorten,  @eneral=ßieutenant  ®raf  S.  f)abe  i^n  fii)on  er= 
maf)nt,  „bei  .f)ofe  bie  gcbüfjrenbe  (Erinnerung  ju  ffiun,  ba^  man  nit  ju  biel 
barm'^eraig  fein  ttjolle."  —  @.  erhielt  üon  gerbinanb  IL,  maS  fein  §erj  be= 
get)rte,  barunter  bie  bebeutenbften  .^lerrfd^aften  be§  e'^emaügen  iper3ogt^um§ 
grieblanb,  g^rieblanb=9teid)enberg  felBft;  fobann  ben  ^^alaft  bc§  (Srafeu  Äinffi) 
in  ^rag  unb  aufier  üier  anberen ,  nid)t  unbcbeutenbeii  Gütern  be§  @rafen 
5lbam  ©rbmann  3:rcfa  beffen  größeres  SDominium  ©miri^.  Stibringen,  bor  fdion 
öorlängft  u.  91.  bie  böt)mifci)en  (i)iiter  ©ro^lipen  unb  ©tecfni^,  fomie  ^afc^i^ 
unb  9ieici)eiiau  (ba'^er  feine  öftere,  borf)  fätfctjüdje  ^ejeii^nung  a(§  „^.Baron 
öon  Äafc^i^,  ©raf  öon  ©ro^lipen"  -  Sitel ,  bie  er  niemals  gefül)rt) ,  ebenfo 
bie  .^»errfd^aft  Barberg  in  ^annoöer  (1629)  unb  (für  baare  lOOOOU  ©ulbcn) 
bie  ^45fanbt)errf(^aften  6nn  unb  ^albiö  in  2;irol  ermorben  t)atte  (1633),  empfing 
nunme'tir  bie  fct)r  anfel)nlid)e  Äinfft)'fc^e  ipeirfd)Qft  Jepti^  in  SSö'^meii  unb 
ba§  2rautmanneborf'fd)c  $alai§  in  ^rag.  deiner  ber  ^]3Utf(^ulbigen  an  3öaIIen= 
ftein'§  ßnbe  geno|  bie  i?früc^te  feiner  allju  eifrigen  2;'^ätigfcit  fo  fur,^e  3eit 
ttjie  mitbringen.  6r  eröffnete  ben  i^elb^ug  beg  ^.  1634,  nad^bem  bie  faiferlic^e 
'^Irmee  faum  böllig  „reformirt"  unb  it)r  in  ber  ^4^erfon  be§  jugenblii^en  Äönigg 
f5ferbinanb  III.  ein  neueg  „J?rieg§§aupt"  gegeben  tnorben  \oar.  ^n  SJerbinbung 
mit  ^ol)ann  bon  Sßertl)  eroberte  anbringen  am  1.  9lpril  ba§  fefte  Straubing 
unb  bebrot)te  er  baburc^  ba§  wichtige  Otegengburg ,  ju  beffen  formulier  Selage= 
rung  bie  ganjc  taiferlid)e  (Streitmad)t,  beren  SSor'^ut  (^.  befel)ligte,  im  5Rai  öon 
23öf)men  aufbrad).  ^]tad)  fur^cm  ^lufent^alte  in  ^affau  fet)rte  anbringen  ^um 
Apeere  bor  3legen§burg  jurüd,  um  gegen  bie  angeftrengteften  58emüt)ungcn  33ern= 
l)arb'§  üon  Sßeimar  bie  ßernirung  biefer  ©tabt  ^u  üoltenben.  Apicr  traf  il)n 
bie  ^JtadE)ri(^t ,  ba^  am  31.  ^33tai  ^u  '-paffau  feine  @emaf)lin  geftorben,  nad)bem  it)r 
—  of)ne  (Srfolg  —  ba§  £inb,  ba§  fie  nic^t  gebären  fonntc,  au§  bem  2eibz  gefd^nitten 
movben  mar.  ^lltit  aufrit^tigem  ©dtimer^e  trug  mitbringen  bie  Hoffnung  fcineg 
Xiebeng  ju  ©rabe;  in  ergreifenben  äßorten  gab  er  biefem  ©d^merje  3tu§brud.  — 
U)on  9tegensburg  3ur  ^Belagerung  Akll)eim§  entfcnbet,  nat)m  er  baffelbe  am 
26.  3funt  ^ndE)  miebert)oltem  ©türmen ,  tro^  l)eftiger  ©egenttie^r ,  moburd)  bie 
5ßofition  ber  Belagerer  üon  9tegen§burg  bebeutenb  gefid^ert  mürbe.  S)ie  mad§= 
fenbe  '3tot^  trieb  aber  audf)  bie  feinblidf)en  ^ü^^'^i^  äu  energifd)em  >^anbeln. 
33ernl)arb  üon  2Beimar  unb  Suftaü  §orn  üereinigten  fic§  am  12.  Suli,  nat)men 
miic£)a(^  unb  (^reifing,  überfe^ten  bie  ^far  unb  eroberten  ^ooSburg  (17.  ^uli). 
3J^r  näc^fte§  3^^^  ^^i-"  Sanb§l)ut.  S)er  ^aU  biefer  ©tabt  bebrol)te  neuerUd) 
jeben  (Erfolg  ber  faiferlid)en  äßaffen  üor  ^JtegenSburg.  mibermal§  tourbe  2llb= 
ringen  mit  ber  2lufgabe  betraut,  bie  (SJefat)r  ju  menben.  mim  19.  i^uli  brad£) 
er  üon  ^lofter  SSruel,  feinem  ©tanborte  im  Sager,  mit  13000  ^Jtann,  meift 
(SaüaHerie,  gegen  Sanb§l)ut  auf,  ba§  er  naä)  angeftrengtem  '»UtarfdEje  fd^on  am 
mibenb  be§  anbern  SageS  errei(^te  (bie  3Serfion  üon  einem  „fünftägigen  ^arfdtie" 
Sllbringen'g  üon  9legcn§burg  nac^  Sanb§:§ut  beruht  auf  feinbfeligen,  gauj  unbe= 


ÖaEaa.  329 

gtünbeten  ^Behauptungen)  —  boc^  Ratten  |>orn  unb  23eimar  6creit§  aöe  bie 
©tabt  bominheubcn  Apö^en  6efe|t;  er  fam  ju  jpät.  ^DJlit  ^otf)  gelang  e§,  eine 
3)erftärfung  in  bie  Stabt  ju  raerfen,  bie,  Don  mitbringen  perjönlid)  commanbirt, 
bcn  tapTer|ten  äöiberftanb  (eiftete.  Jro^  atlebem  rourben  bie  ^Jlaucrn  am 
22.  ,5uü  erftiegen.  6in  ©traBenfampT  entbrannte,  mitbringen ,  ber  enti(^eiben= 
ben  aBic£)tigfeit  be§  Kampfes  fid)  berauBt,  toiberftanb  mit  roatjt^aft  f)etben= 
mütt)iger  mtusbauer.  Sireimat  üon  feinbtic^er  Uebermac^t  aus  ber  Stabt  ge= 
brängt,  geroann  er  breimat  bie  öertorencn  ittjore  jurücf.  6§  fiilien,  er  ju(^e  er 
ben  xob.  6ine  feinbtic^e  i^uget ,  burc^  öat§  unb  Scfjutter  bringenb  ,  mad^te 
bem  SSiberftanbe  ein  6nbe.  mitbringen  fiel  in  ber  ^otlfrart  feiner  ^a'^re  auf 
bem  „5etbc  ber  (?!§re."  (2;ie  ^abct,  al»  wäre  mitbringen  öon  feinen  eigenen  iGeuten 
getöbtet  roorben  ,  ift  gegenüber  ber  beeibeten  mtusfage  eine§  miugcn^eugen  un= 
t)aitbai.)  Srei  läge  fpäter  unterjeic^nete  @.  ben  miccorb  ber  capitutirenben 
©tobt  Stcgeneburg,  tt)ä!^renb  mttbringen'S  Seiche  in  ber  .^artt)aufe  Jßruet  „gar 
eijxiiä)  unb  t)errti(f)"  bcigefe^t  rourbe,  um  fpäter  an  ber  Seite  feiner  Glattin  in 
ber  gi^anjiöfanerfirctje  St.  mtnna  ju  -^affau  bie  Bteibenbe  9iuf)eftätte  ju  finben. 
@.  übertebte  feinen  @eTdI)rten  um  mel^r  at§  ein  Seccnnium.  Tcod^  einmal 
läcEiette  i^m  bas  @tüd,  bas  it)n  bisher  geführt  f)atte.  Suri^  ben  großen  blu= 
tigen  Sieg  bei  5lörblingen  (5.-6.  Septbr.  1034)  erreii^tc  er  ben  ^ö§epunft 
feiner  friegerifcf)en  ^<au?bat)n.  Sie  numerifc^  unüer^ättniBmäBige  Uebertegent)eit 
bev  fpanifcf)=faifertidt)en  Streitfräfte  trug  ebenfoOiet  ju  biefem  Grrotge  bei  raie 
bie  fet)r  gelegene  Uneinigfeit  ber  feinbtid^en  ©enerate  (SuftaD  ^orn  unb  S5ern= 
^arb  üon  SBeimar.  ^JJtan  üerftanb  es  aber  nic£)t,  ben  mit  unget)eueren  Cp'ern 
erfocf)tenen  3}ort^eit  auf  bie  Sauer  ausjunü^en.  "Jiun  jetgte  @.  erft,  baB  er, 
ber  ehemalige  Unterfetb^erx  äöallenftein'«,  beffen  genialer  Leitung  beraubt,  nic£)t 
im  Staube  war,  eine  fetbftänbige  ^ütirerroEe  ju  übernehmen,  '^planlos  ^erftreute 
er  feine  ja^treic^en,  jügettofen  Gruppen  über  ganj  Sübbeutfc^tanb  unb  eroberte 
er  bie  eine  unb  tie  anbere  Stabt;  er  brang  bie  über  ben  )Ri)än  üor,  im  i^uni 
1635  fogar  12000  ^DJiann  nadq  ben  'Jtieberlanben  entfenbenb.  Saiür  empfing 
er  bom  fpanifc^en  -öote  ein  beträchtliches  ©etbtefien  in  'Dieapel,  ttietc^eS  fpäter 
für  feinen  älteften  Sot)n  in  bas  ^perjogt^um  Öucera  umgemanbett  mürbe.  — 
^n  einem  Derfctiangten  Öager  3u  (ätfa§=3'i'^£i-"^  Pergeubete  er  in  Sau§  unb  iBraul, 
jebem  finnlicf)en  ©enuB  im  UebermaB  ergeben ,  foftbare  3e^l .  tDä|renb  feine 
^lilannfc^aft  allgemeiner  äuBerfter  illangel  unb  bie  •^^eft  becimirte.  53Zitten  in 
einer  ^yaftnac^tjurüftung  Pom  geinbe  überfallen,  mußte  er  im  gebruar  1636 
eiligft  bie  f^lui^t  ergreifen  unb  bie  obere  Sonau  auffüllen,  üon  ber  er  gefommen 
mar.  9^adf)  einem  abermaligen  frudt)tlofen  (Einfalle  in  g^-'^nfreic^  mit  ben  Xrüm= 
mern  feine§  leeres  3urücfgcfef)rt ,  entging  er  nur  burcf)  bie  periönticf)e  3uter= 
üention  Äönig  ^ß^'^i^anbs  III.  bem  entet)renben  Sßerbicte  eine§  über  if)n  beru= 
fenen  Jlriegsgeriditeö  ;  ja  ber  neue  Äaifer  übertrug  i^m  mit  ber  SSürbe  eines 
Söirf liefen  ®et)eimen  9^atf)e§  im  i^uni  1637  mieber  bie  ßriegsleitung  gegen 
Sclimeben.  ®.  mar  ber  eminenten  Äi*ieg§tüc^tigfett  unb  ©(i)lauf)eit  eines  Sauer 
nidit  entfernt  getoac^fen.  Siefer  üerftanb  e§,  mit  üer^ättniBmä^ig  geringer 
iöeereSmad^t  jeben  Schlag  feines  ©egner^  p  parircn,  besfelben  !^in5ut)alten  unb 
burcf)  Sdieinmanöüer  ju  täufd)en,  bi§  beffen  mo^lgerüftete ,  grofee  mirmce, 
nad^bem  fie  burd)  gräutii^e ,  unfinnige  SJermüftung  be§  „geinbestanbeg"  fid^ 
felbft  um  aüt  Su6fiften3mittel  gebrad)t  ^tte,  in  üolter  miuftöfung  begriffen  mar 
unb  burct)  ben  mitttertoeile  anfet)ntic^  geftärften  Öegner  bis  nadt)  Sij^men 
5urürfgetrieben  rourbe.  Sad£)fen,  Sct)tefien,  93^äf)ren  maren  üertoren  unb  felbft 
i^ö^men  bis  auf  bie  C'anbesfiauptftabt  Dom  ^einbe  übcrfd^memmt.  ^}lan  nannte 
@.  fünftig  nur  nodj  ben  „.Ipeerücrberber".  @r  mürbe  im  ^Dtoüember  1639  „auf 
fein  minfud§en"  ber  SBürbe  unb  bes  mimtes  eine§  faifertit^en  @enerat=2ieutenant§ 


330  ®aEü§. 

in  Ungnaben  entl)ol6en.  2ovftenjol§n'§  ©ieg  Bei  Sreitenfelb  öffnete  neuerbing§ 
bie  ö[tenei{i)if(i)cn  @rblanbe  bcn  (5d)tDeben.  S)ie  SSertoiiTung  bei  ^ofe  mu^ 
aüerbingS  grol  getoefen  fein,  ba|  man  bafelbft  feinen  anbevn  finben  fonnte, 
um  bie  ^Jlof^  ju  fiefc^toören,  aU  ®.  „S^''^  i^i^eube  ber  ^einbe"  übernal^m  ber= 
felbe  ju  SBeginn  be§  ;3af)re§  1643  abermals  ben  Oberbefef)!.  3Bäf)renb  2;orften= 
fo'^n  öon  brei  ©citen  in  33ö^men  einfiel,  5)^etnif  eroberte  unb  5Prag  bebro^te, 
bann  in  6ilmärfct)fn  nad)  ^Jtä^rcn  ging  unb  Dtmü|  entfette,  um  enblicf)  gar 
bi§  an  bie  S)onaubrücEe  öor  SBien  ^u  rüden  —  tt)ät)renb  ottebem  ftanb  ®.  un= 
belueglid)  in  feinem  Hauptquartier  ju  Äöniggräj ,  um  erft  aufjubrect)en ,  al§ 
jtorftenfo'^n  nacf)  iöetoättigung  atter  feften  ^^^tä^e  in  ipotftcin  bereits  toieber  in 
iSJüttanb  ftanb.  ©diroerjäEig  tüie  immer,  begann  nun  (S.  tDät)renb  be§  3Binter§ 
hk  Belagerung  einjelner  Stäbte,  bie  nur  jum  2:l)eil  ©rfolg  Ijatte;  im  ©ommer 
1644  fetzte  er  fic^  nad§  ^olftein  in  Setuegung,  erftürmte  «Jliet  unb  legte  fid)  in 
einem  öerfd^anjten  Sager  Storftenfol^n  gegenüber,  ber  feinerfeitS  an  it)m  t)orbei= 
marfdiirte  unb  fid)  tnicber  gegen  ©üben  toanbte.  @.  folgte  nad) ,  burc^  ^ran!= 
l)eiten  aller  2lrt  unb  maffent)afte  5Defertionen  fel§r  gefd)lt>ä(^t,  unb  öerfdjanjte 
fid)  bei  SSernburg,  eilte  aber  balb  nad)  5Ragbeburg,  um  nid)t  gänjlid^  öon  feiner 
SftüdjugSlinie  abgefd^nitten  ju  tcerben.  Sin  ^erfud),  feine  3fieiterei  nad)  S3ö§nien 
ju  retten,  mi^glüdte  öottftänbig.  @r  fetbft  entrann  im  Januar  1645  burd) 
ein  Ungejälir  mit  bem  9teft  feineS  f^u^öolfeS  ben  if)n  umlagernben  ©d)lüeben 
unb  .Reffen.  S)er  £)berbefei)l  über  ta^  faiferlid)e  .^eer  marb  it)m  jum  älceiten 
5Rale  abgenommen.  —  3llter§fd)lüa^  unb  fränftid) ,  l)atte  er  bie  Zljox^tit, 
biefen  S3efef)l  nac^  faum  jföei  ;3a^^'en  nod)mal§  ,5U  übernetjmen;  fo  gefc^e^en  am 
11.  S)ecbr.  1646.  @r  fanb  nid)t  me^r  (Selegenf)eit,  fid)  in  ben  klugen  ber 
^JJlit=  unb  9lad)tt)ett  ju  ret)abilitiren.  'ölaä)  einem  öergeblid)en  33erfud)e,  bcn 
ßurfürften  öon  Baiern,  in  beffen  ßänbern  @aEa§^  Gruppen  mittlermeite  un= 
menfd)lid)  l)auften,  ju  fernerer  gemeinfamer  Äriegfül)rung  p  betoegen,  toarf  er, 
an  Seib  unb  Bede  gebrod^en,  ben  ßommanboftab  bon  \iä)  unb  ftarb  in  3Bien 
am  25.  ^^Ipril  1647  nad^  fdimeren  Seiben.  2)en  letzten  Söunfd),  in  feiner  2obe§= 
ftunbe  don  Äaifer  gerbinanb  III.  gef)i3rt  ju  toerben,  erfüllte  biefer  nid)t.  S)a§ 
2luto=ba=f(i  einer  9Injal^l  (roie  man  öermutljet,  auf  äßallenftein'S  i?ataftropl)e 
be^üglid^er)  ©dt)riften  begrub  bo§  brüdenbe  @el)eimni^  eineg  troftloS  ©ter= 
benben.  —  @in  fe^r  nal)eliegenber  Bergleicl)  3U)ifdC)en  (S.  unb  mitbringen  fann 
nur  äu  be§  ©rfteren  Ungunften  ausfallen,  gür  23eibe  fprid)t,  tro^  allen  \pä= 
teren  ©ünben  ®aUa^'  ein  getoiffeS,  in  Bejug  auf  Sllbringen  fogar  ungetüöi)n= 
lic^c§  Wa^  militärifd)er  33efät)igung  unb  großen  perfönlic^en  ^]}tutl)c§,  üor  altem 
aber  unleugbarer  Eingabe  für  einen  beftimmten,  p"^eren  SebenS^tned.  ^n 
einer  i^ext  ber  aEgemeinen  ©efinnungSlofigteit  unb  Untreue  ftanben  fie  uner= 
fd)üttert  3U  ber  ^^aljue,  ber  fie  einmal  3ugefd)tDoren  Ratten,  im  ©egenfa^  ^u 
9Jlännern  toie  33ernl)arb  öon  SBetmar,  ©eorg  öon  Lüneburg,  9lrnim,  Jpolf  unb 
3al)llofen  3lnberen.  ^m  Uebrigcn  ift  ganj  rid)tig,  toal  anbcrtoärts  öon  ®.  ge- 
fugt töorben :  „bie  ^et'toürfniffe  unb  baS  Sßarteiroefen  im  faiferlid)en  .^eerc  ^aben 
biefen  ''ßlann  ungleidl)  mei^r  geförbert  als  feine  geringen  Stalente."  Bei  loeitem 
Ienntni§reid)er  als  ®.,  legte  anbringen  öon  feiner  l^o^en  Bilbung  in  einer  großen 
^}Jtenge  öor5Ügl{d)er ,  ftiliftifc^  öoEenbeter  Berid)te ,  S)rudfd)rilten  u.  bergl.  öiele 
Betoeife  nieber,  hjeldje  bie  gebül)renbe  äöürbigung  nod)  nid^t  gefunben  |aben. 
©etoiffen'^aft  in  Erfüllung  feiner  ^^flid^t,  öerlangte  5llbringcn  bie  gleiche  unbe= 
bingte  ^flic^terfüttung  auc§  öon  feinen  Untergebenen,  bie  er  niemals  rol)er,  ge= 
fe^ofer  SBittfür  überlief  ,  toie  bicS  ®.  mit  gtedt)t  un^ätjlige  Wale  öorgemorfen 
mürbe,  ßntl^altfam  öon  91atur,  toar  mitbringen  ftreng  öon  ©ittcn  unb  trän!  er 
aud),  toie  XiEt) ,  feinen  Söein,  toäl)renb  ®.  o'^ne  S^<i)q,ela%t ,  ©pielleute  unb 
Sßeiberöol!   nid^t  leben  fonnte  unb  befonberS  in  feinen  legten  2ebenSial)ren  bem 


®QlIe.  331 

2xun!e  öollftänbig  etgeBen  toar.  6iner  ßetbenfi^aft  erlagen  fic  !6eibe,  rote  |a[t 
bie  ganje  bamalige  3öett;  ba§  wax  bie  ©ucf)t  nact)  ©rtnctb,  bie  .g)a6giev,  toeldie 
aEe  ©(^t(f)ten  ber  33cööl!erung  ,  bom  ^öd^ften  I6i§  3um  ^JUeberften ,  eine  entje^= 
It(^e  ©eud^c,  16e^enj(f)te.  ©iefer  unetfättliii)en  ßeibenfc^aft,  e§  i[t  faum  ein  StDeifel 
mei)i',  entfprang  bie  böfe  Sl'^at  i^re§  ßebenS,  ber  jammeröotte  ©tutä  if)re§  gi-o|en 
g^ül§reT§,  bem  fie  fo  biel  öerbanften.  S)od^  [ie  |aben  biefe  Sfiat  gefü^nt :  ber 
6ine  bui-c§  ein  fiü'^^eitigeS,  oBgteic^  tielben'^afteS  (Sterben ;  ber  3tnbere  burcf)  ein 
für  feinen  ^tai^ru'^m  aEjutangeS  SeBen. 

91q(^  5tr(^ibalien,  inSBef.  be§  f.  unb  f.  Ärieg§ard)it)§  in  äöien,  fon)ie  ber 
3lrd)iüe  ßlam^SaüaS  ju  ^^rieblanb  unb  6Iart)=2llbringen  ju  %tpü^  in  S3öf)men. 

.^altiüic^. 

©alle :  ^upferfte(f)er=  unb  Äunftl^änblerfamilie  öon  ^Inttoerpen.  ^I^ilipp , 
ber  ©tammbater  berfelBen  (1537 — 1612),  toar  in  ^arlem  geBoren;  Bei  toem  er 
in  ber  ^unft  unterrid)tet  Juurbe,  ift  unbefannt,  toie  üBerl^aupt  bie  Biograp^if(^en 
SlngoBen  üBer  aüe  ^ünftler  biefer  S^amilie  fel^r  bürftig  finb.  6r  fiebette  nac^ 
3lnttDert)en  üBer  unb  ^ier  Befaßte  er  [ic^  nid^t  allein  mit  ber  ^unft  be§ 
Äu|)ferfte(f)en§,  fonbern  grünbete  aucf)  einen  ^unftberlag,  au§  bem  im  ßaufe  ber 
3eit  fe'^r  biele  ©tid^e  bon  i^m  unb  feinen  ^inbern  tüie  ouc^  bon  anbern  .^ünft= 
lern  t)erborgegangen  finb.  £)ie  ©tid^e  ^!^ili^f§  Be!unben  eine  geübte  ^ünftler= 
t)anb;  e§  fel^lt  tool  äutoeilen  an  Harmonie,  bie  aber  auf  ben  bon  i^m  co^irten 
(Semälben  alter  nieberlänbifc^er  ÜJteifter  aud^  tool  jubDeiten  gefet)lt  l^aBen  mag. 
^ür  bie  ^unftgefdf)i(^te  !^aBen  fie  ben  Befonberen  äöertl) ,  ba^  fie  un§  Som)3oft= 
tionen  alter  5Reifter  erl)alten  f)aBen,  bie  im  Original  meiftentl)eil§  berloren  ge= 
gangen  finb.  5Jt.  .§eem§fer!,  ^x.  ^5^lori§,  21.  33lodflanb,  ^.  33rueg^el,  6trabanu§ 
toaren  ^umcift  bie  Mnftler,  nadl)  bercn  ©emälten  unfer  $^ilip|)  feine  ©tid^e 
auSfü'^rte.  gu  ben  gefud£)te[ten  gel^ören  bie  ftgurenreidt)en  6om|3ofitionen  nad) 
^5lori§,  ber  Siem^^elBau  in  ^etufalem  unb  ber  ^et"§le^emitifd£)e  .^inbermorb. 
©d£)ön  ift  aud^  bie  Steige  ber  (5)efd)i(^te  be§  berlorenen  ©o'^neg,  nodt)  ^eem§fer!, 
ber  jLob  ber  ^aria  naä)  SSrueg'^el,  bie  @efd)id)te  ber  ^Jtebicäer  nad^  ©traban. 
5!Jlan  mu§  aber  oHe  biefe  SSlätter  in  borjüglidlien  alten  5lBbrüc!en  bor  fidt) 
l^aBen ,  um  iljren  2Bertl§  mürbigen  ju  tonnen.  ^^ili|3|)  ftarB  in  Slntmerpen 
1612.  —  ©eine  Beiben  ©ö^ne  St^eobor  (geB.  1560  in  Slntwerpen)  unb 
6orneli§  (geB.  eBenba  1570)  toaren  au(^  Äünftler,  ©dl)üler  be§  S5ater§. 
S3eibe  Bcfuditen  Italien,  um  fidl)  nadl)  ber  5lntife  aug^ubilben.  ©rfterer  'i)at  fiel) 
aber  na(^  feiner  'iR.Mtt1)x  in  bie  33aterftabt  me|r  mit  bem  .^unftberlag  ol§  mit 
bem  @raBftid§el  Bef(i)äftigt.  f^lei^iger  al§  augüBenber  l?ünftler  toar  bagegen 
beffen  S3ruber  6ornelt§,  ber  \iä)  audt)  längere  3e^t  ^n  9iom  auil)ielt.  2ll§ 
guter  3ei(i)i^ei-*  tonnte  er  auä)  getoanbt  ben  (SraBftidliel  3U  regieren,  ©eine 
©tid)e  nadl)  9luBen§  unb  bau  S)t)(i  tourben  ftet§  bon  .^unftfreunben  gefdl)ä^t. 
3u  ben  Beften  gel^ören  eine  Subiti^ ,  eine  ^laxia  al§  i?önigin ,  bie  2lnBetung 
ber  äöeifen,  bie  bier  ,^ir(^enbäter,  ^rocne,  Sob  be§  ©eneca ,  35enu§  bie  ßieBc§= 
götter  fäugenb ,  fämmtlii^  naä)  9tuBen§ ,  bann  bie  j^reujtragung ,  ba§  33ilbni^ 
bon  31.  Söolfart  nadt)  bau  S)t){f,  bie  33erfünbigung  an  bie  ^irten  unb  ber  arme 
Sa^aruS  nad^  ^.  S3affano  unb  anbere.  3)a§  ^ai)X  feine§  ^obeS  ift  unbefannt.  ©ein 
©ol^n  unb  ©d^üler  6orneli§  (genannt  jum  Unterfd^iebe  bom  S5ater  ber  jüngere 
1600—1655)  :^at  fi^  in  ber  ~@efd)id^te  ber  ßupferfted[)funft  ben  Beften  9tuf 
unter  ben  (Sliebern  ber  f^amilie  @.  ertoorBen.  5tucf)  er  füljrte  ben  Äunftberlag 
fort,  l§at  aBer  ueBenBei  bor^üglidtie  i^unftBlätter  geliefert.  S)a  auf  ben  mit  6. 
©alle  Bezeichneten  blättern  meift  ber  3"!^^:  junior  fetjU,  fo  ift  fd^toer,  mit 
öoKer  ©id^ert)eit  bie  Söerfe  be§  33ater§  unb  be§  ©ol)ne§  ju  unterfdf)ciben.  S)em 
jüngeren  6orneli§   gehören  unBeftritten   biele  fd^öne  Silbniffe  an,  fo  namentlid^ 


332  ®anci;mal)er  —  ©aUetti. 

bte  nad^  üan  S)t)c£,  bie  er  für  bcffen  ^^conograp'^ie  gefto(^eii  !§at,  bann  bie  'M= 
gejanbten  ^um  ^rieben§fd)tuB  ju  ^})^ünfter  mä)  ^utte  unb  met)rerc  einzelne, 
bie  fic^  alle  bcr  (Sunft  ber  ©ammicr  erfreuen.  ^.  d.  ÜB  elf  et  i)- 

(ioUcrmOQcr  (aud)  ©allmal^er,  fein  '-ßorname  unbefannt),  ^JDlerfianiEet 
unb  Sanfenbtünftler,  geb.  1716  ^u  ©ffing  (bei  ^ell^eim?),  eine§  armen  (5cf)U^= 
mad^erS  ©o'^n;  fcf)ni^elte  in  früher  ^ugenb  au§  eigenem  Siriebe  giQuitn  in 
^olj,  fanb  bann  al§  Trabant  ber  furfürftüc^en  ßeibgarbe  au  ^Mnd^en  ®e(egen= 
f)i'it  feine  eminenten  Einlagen  ^ur  5Jte(i)ani£  unb  ben  it)r  üenuanbten  .$?ünften 
3U  entföiifeln.  ^urfürft  ^^lax  ^o]ep^  III.  fd)ütjte  unb  belohnte  it^n  unb  fott  &. 
jum  .g)ofmaf(^iniften  ernannt  tjaben.  ®allermat)er'§  erfte§  2öerf  toar  1744  eine  fünfte 
lic^e  Ut)r  öon  .ipotä,  mit  "ipianeten  unb  bettjegtic^en  O^iguren,  bann  mad)te  er  geigenbe 
unb  tanjenbe  Stutoniaten,  1748  einen  „Globus  coelestis",  1750  einen  f|)ringen= 
ben  fingenben  (ianarienbogel ,  bann  1751  al§  Öegenftürf  jn  S5aucanfon'§  gute 
einen  gleicfifallS  '4^roben  feiner  S}erbauung  gebenben  unb  bettenben  ^Hopg. 
2lu^er  öetfctiiebenen  Säften  mit  funftrei($en  ©djublaben  fertigte  @.  1763  eine 
au§  ^o(j  gebref)te  mit  ^JJlcffing  überjogene  „f^-etbf(^lange",  it)e(d)e  mit  „SBinb  unb 
eifernen  ^arbätfi^enfugetn  gelaben"  auf  gro^e  (Sntfernung  nod)  hide  @id)enbretter 
burd)f(^lug.  ferner  eine  ©äe=  unb  ißaumafdjinc ,  einen  bon  fetbft  fat)renbcn 
äöagen,  au^erbem  lieferte  er  fünfttid)e  ©lieber  für  Slmputirte  unb  erfanb  eine 
9)]enge  anberer  9Jlafd)inen  für  Jrodentegung  öon  (Sümpfen  unb  Mooren.  @in 
SSer^eidjni^  feiner  2Ber!e,  n)e(d)en  bcr  befd)eibcnc  'ODtann  nid)t  einmal  feinen 
giamen  beigefetjt,  befinbet  fid)  im  ^Jlünc^cner  ^ntettigen^blatt  1779.  ©.  273  ff. 
S)fr  feltfame  25}unbermaun ,  tt3etd)er  natürlid)  auc^  an  einer  5lugmafd)ine 
arbeitete,  ftarb  1790  mit  .spinterlaffung  mef)rerer  Söc^ter,  öon  benen  bie  ältcfte 
loieber  ein  ftiüe§  @cnie,  ben  ^]3led}anifu§  .^iltl  t)eirat^ete.  3fd)  tjobt  in  2öcfter= 
maun'§  'i)31onat§bIättern  X,  663—68,  23raunfd)tt)eig  1861  juerft  toieber  auf 
biefen  berlorenen  ^auj  aufmerffam  gemacht.  i^l)ac.  ^oUanb. 

©nltctti:  3ot)ann  ©corg  ^^luguft  ®.,  geb.  19.  3luguft  1750  au  5nten= 
bürg,  geft.  am  25.  5Jlära  1828  ju  @ott)a,  war  bcr  ©o^n  be§  gott)aifd^en  Dpern= 
fängerS  ^ol^ann  ^J(nbrea§  ©. ,  ber  au§  bem  Soätanifd^en  ftammte ,  unb  mürbe 
geboren,  al§  bie  I^eraoglid^e  Gapeüe  bem  .f)cfe  auf  einen  ßanbtag  iiad^  ?t(ten= 
bürg  gefolgt  mar.  @.  er'^ielt  feine  erfte  33ilbung  au  &ot^a  öon  einem  miffen= 
fd)aftlid)  befd^rönften  ^priöatle'^rer.  ©eine  ©ttern  bracl)ten  i^m  frül);^eitig  Siebe 
aur  Xonfunft  bei,  aber  iemet)r  er  ]^eranmud)§,  befto  me!^r  gemanu  er  bie  2Biffen= 
fd)aft  lieb,  unb  grau  Oberbibliottjefar  ©d^läger,  eine  5Dame  öon  ®eift  unb  93il= 
bung,  öermtttette  e§,  ba|  er  bie  Uniöcrfttät  ©öttingen  beaog,  rtoau  fie  i{)m 
einen  greitifdl)  öetfc^affte.  ,§ier  mürbe  er  burdl)  '4>ütter  unb  ©^löaer  jum  ©tu= 
bium  ber  (Sef(^idl)te  angefeuert.  3im  Vlmgange  mit  .g)öltt)  mürbe  feine  ä[t^etifd)e 
S3ilbung  geförbcrt.  ^ac^  Sotleubung  feiner  ©tubien  (1772)  fam  er  in  ba§ 
,§au§  be§  Dberamt§l)auptmann§  öon  ©d)tott)eim ,  bamat§  in  ^Imen'^aufen, 
fpäter  in  2:onna,  al§  .'pau§(ef)rer.  ©c^on  I)ier  fing  er  an,  fid§  a(§  ©d)riftftetter 
au  ^tig^tn.  S)ie  fleinen  öon  i^m  ge|(^riebenen  Söerfe  (eine  lateinifc^e  @ram= 
matif,  eine  Stntoeifung  aur  (Geometrie,  eine  @efd)ic£)te  unb  ^-J3efdl)reibung  ber  .g)err= 
fd)aft  Sonna),  fe^te  unb  brudte  er  fclbft  mit  |)ülfe  feiner  ©d)üter.  ^n  biefer 
©teltung  blieb  er,  bi§  er  am  28.  ©eptbr.  1778  eine  3lnftellung  al§  6otla= 
borator  am  @l)mnafium  ]u  ®otf)a  erl)ielt.  3lllmät)lig  rüdte  er  aum  erften 
^rofeffor  auf,  unb  erliielt  im  5.  1816  ba§  ^räbicat  „.g)ofrat^  unb  ■g)iftoriograp!^ 
gof^aifi^en  Sanbe§."  Söegen  feines  t)ot)en  Sllter§  tourbe  er  1819  in  ben  9lu:^e= 
ftanb  Perfekt.  (5r  mar  ein  gutmütl)iger  molilrooEenber  ^ann  unb  fortmälirenb 
tl)ätig  al§  ©(^riftftetter.  ©eit  bem  3.  1804  machte  er  attjälirlic^  eine  gieife 
mit  i^i-'euuben.  ©eine  Siebe  aur  ^ufit  blieb  i'^m  bi§  ia  fein  ^ot)e§  2llter.  (kx 
tourbe  öon  2lEeu,  bie  i^n  lannten,  '^odigeaditet  unb  mar  toegeu  feiner  ^eiterfeit 


®allt  bo  SBibtcnna.  333 

unb  feine§  ^ro{)finn§  üBeraK  BelieBt.  ^n  ben  fpätcren  3fat)ren  öerga^  er  fid^ 
oft  Beim  UnteiTi(f)t  unb  berfljrad^  firf)  oft.  ©0  3.  58.  gab  er  bie  ^öl^e  bc§ 
(S^^imBoraffo  einmal  narf)  Quobrotmeilen  an,  fagte:  „Ö)ott)a  liegt  an  2  ^^tüffen, 
nämlid)  an  ber  (5ifcnai^tfd§en  unb  (5r!urtif(i)en  6§auffee."  Flamen  fonnte  er 
nur  f(f)tt)cr  im  6ebäd)tnifie  BeVUen.  ©inft  fa^en  5Bref)m  unb  Bertram  in  ber 
©ecunba.  Sre'^m  fonnte  er  nidit  merfen.  2)e§f)alB  fagte  er  ju  i'fim:  „^(^  toitt 
©ie  SSertram  I  unb  bm  toa'^ren  SSertram  Sertram  II  nennen;  ift  bie  ^rage, 
bie  iä)  tt)ue,  f(i)tt)er ,  fo  antwortet  Scrtram  I ,  ift  fie  leidet ,  fo  foE  ^Bertram  II 
fpred^en."  ©in  nnbere§  Wal  jagte  er:  „6§  giBt  in  ^ari§  3öiegel,  bie  o^ne 
@)Ia§  unb  9lal|men  10000  ^ranfen  foften."  Ober:  „9ll§  iä)  ©ie  öon  meitem 
fommen  ]at) ,  backte  ic^  ,  Sic  trärcn  ^tir  53ruber;  at§  Sie  aber  nä^er  famen, 
glauBte  ict),  ©ie  feien  e§;  al§  ©ie  aBer  ganj  na!§e  ttjaien,  fat)  iä),  ba^  ©ie  bod^ 
^t)x  33ruber  finb."  ©otcfie  ^Jtängel  würben  aber  hnxä)  ben  2lbel  feine§  @eifle§ 
t)eibe(it.  —  ©eine  ©cfiriften  finb  fe!§r  jatilreic^,  feine  Sel^rBüd^er  ber  (Sefdiic^te 
unb  @eograpt)ie  bie  Beften  ilirer  3e^t '  ba'^er  fie  oft  aufgelegt  morben  finb.  3" 
feinen  tDertt)t)oUften  ©d^riften  gehören:  ..(Seft^icfite  unb  33efif)veiBung  be§  .^er^og^ 
t^um§  @ot^a"  (5  5Bänbe),  bie  „(Sefct)i(^te  Springend"  (6  33änbe),  bie  „i?Ieine 
2ßeltgefd)ict)te"  (28  2;^eite).  3"^^^^  ^^'^  arbeitete  er  an  einer  „Öeograp'^ie 
für  S)amen".     ^euer  ^Mrolog  ber  ®eutfd)en,  1828,  Sb.  I.  224. 

Setf. 
®altt  ba  SSibtCimo:  i?ünftlerfamilie  au§  i^tatien.  Um  bie  gjlitte  be§ 
17.  ^af)rt)unbert§  Bilbete  fid)  an  ber  (?(ementinif($en  2l!abemie  3U  SSotogna  ein 
eigener,  granbiofer  9Ird)itecturftt)l  au§,  ber  hm<i)  feine  fü'^ne  Secoration  ungemein 
cffectboE  mirfenb,  Bolb  bie  ,g)Dfe  ^ta(ien§  für  fic^  gemonneu  Ijatte,  unb  bann 
unauf^altfam  nad^  S)eutfc^(anb  öorbrang.  2)ie  Urfad^e  biefer  raf(f)en  3}crBrettung 
ift  nur  barin  ^u  fud^en,  ba^  fid)  i'^r  nid^t  ein^ptne  .^ünftter,  fonbern  gan(^e 
^ünftteriamilien  juwanbten.  S)ie  5$urnacini,  Quaglio,  ^anti,  unb  Befonbeiö 
bie  ©alli  raaren  e§,  toetc^e  ^ufammen  buri^  etwa  20  gi^^^Ii^nglicber  ben  neuen 
©tt}I  naäc)  Defterreid^  unb  in§  'Stciä)  trugen.  2öir  l^eBen  öier  9Jtitglieber  ber  i^amilie 
©alli  {)eröor:  bie  23rüber  ^^erbinanb  unb  ^ran^,  bann  bie  Beiben  ©öt)ne  be§  (ärfteren: 
5lnton  unb  iSof ef .  ^5  e  r  b  i  n  a  n  b  @  a  U  i  foll  nad)  Xko^]\'^  Dictionario  ^u  5BiBienna, 
unmeit  23oIogna,  1653  ober  1657  geboren  unb  1743  geftorBen  fein.  9lIIe  meine 
^31ad)Torfc£)ungen  in  SiBienna,  ^Bologna,  ^ailanb  unb  233ien  BlieBen  aBer  für  it)n 
mie  alle  jeine  5(ngel)örigen  erfolglos,  ma§  mol  bie  9iid§tigfeit  ber  ®eBurt§=  unb 
©terBe=Saten  fe^r  unma^rfcEieinlid^  mad)t.  ^erbinanb  @.  mar  ein  ©(^üler  be§ 
ßarlo  ßignani  al§  5}taler,  be§  '»IJlauro  ?llboBranbini  unb  ©iulio  Xrogoli  aU 
3lrc£)ite!t.  Äaifer  i?art  VI.  Berief  il^n  al§  2;i§eatermüter  nad£)  SCßien,  Balb  aber 
trat  er  aud^  at§  33aumeifter  auf.  ^al:j\xeiiijc  ©ntmürfe  für  2^eater=2)ecoratiDnen 
unb  ß^rengcrüfte,  bie  fid^  öon  feiner  ^anh  erhalten,  Befunben  fein  Salent,  ba§ 
allerbing§  me§r  in  ber  3lr(^iteEtur=3eid)nung,  al§  in  ber  =^Dtalerei  ^u  ^^age  trat. 
Einige  feiner  CelBilber  in  ben  Valerien  ju  ©raj  unb  Jpermannftabt  Beseugcn 
biefeS  ©efd^id  unb  Ungefc^id.  ®.  mar  auä)  S^eoretifer  unb  ebirtc  eine  fyolge 
öon  55orlagen:  „Varie  opere  dl  prospettiva"  (Bologna,  s.  a.  F"m.)  —  f^ranj  &., 
ber  jüngere  35ruber  be§  f^^erbinanb  (SiBienna  1659,  f  1737?)  toar  öom  ^ai)xe 
1710  ab  al§  laiferlit^er  ^oft'^eater=^ngenieur  t^ätig,  Baute  in  2Bieu  im  33ereine 
mit  ivei'^i^finbo  ba§  faiferlid^e  D|)ernl§au§  unb  üBerfiebelte  fpäter  miebcr  nad^ 
Italien,  mo  er  in  äJerono  ein  S^^eater  erbaute.  S5on  feinen  SBicner  S;e= 
corationen  rül)men  bie  bieten  be§  ^of--f^tnan3=9lrd^it)§  iuöBefonbere  jene,  toeldEjc 
er  1711  jür  C^onti'S  Cper  „S)er  ©ieg  ber  greunbfd)aft  unb  i^ieBe"  entmarf  unb 
auS'ü'^rte.  —  Slnton  @.,  um  b.  3f-  1700  ju  Bologna  geboren,  erhielt  öon 
feinem  Sater  ^^erbinanb  UnterridE)t  in  ber  .^unft  unb  bilbete  fid§  bann  weiter  in 
äöien,  Wo  er  mit  feinem  überlegeneren  Sruber  i^ofei,  fomie  mit  bcm  5lrd^iteftur= 


334  ®^I^i  ^^  ^Btbicnna. 

malet  S^antt  in  ftetem  SSerfel^i-  Web.  ©eine  fünft (erifc^e  SBefä'^igung  tüar  aUtx= 
bing§  ntd)t  fel)r  bebeutenb,  tote  un§  berfdjiebcne  feiner  S)ecoration§ftubien  in  ber 
SBiener  Sifabemie  fcetoeifen.  ^m  ^.  1732  enttoavf  er  ben  ^tan  für  ben  .!po(^= 
altor  ber  $peter§fir(^e  unb  malte  bafclbft  ard^iteftonifd^e  ^reäfen,  im  felbcn  ^ai^xt 
tourbe  er  aud)  jum  ätüeiten  ^oft-^eater-^ingcnieiir  ernannt,  in  toeldlier  @igenfd)aft 
er  bie  SDecoration  ^u  einer  hptx  ,,Caldarra"  unb  bann  bie  Snttoürfe  für  bie 
bamal§  fo  beliebten  ©rnft=  unb  ßuftfeuerloerfSljroben  augarbeitete.  S)ocl)  fein 
©inn  für  berartige  fpcctaculöfe  Unternel^mungen  ging  fogar  no(^  toeiter  unb  er 
fanb  e§  mit  feiner  ©teEung  toie  feinem  fünftlerifcl)en  Scrufe  öollfommen  öerein= 
Bar,  in  (Scfellfdiaft  einc§  fpanifi^cn  ^uben  unb  be§  23ilb!^auer§  Sorrabini,  mit 
meldiem  er  burd)  feine  grau,  eine  %oä)kx  be§  funftjertigen  ©tudatorä  58uffi 
öerfditDägert  loar,  in  Söien  ein  S^ierl^etjt^eater  ju  errid)ten.  5^ad)bem  ba§ 
^pribilegium  aum  Setriebe  beffelben  abgelaufen  tcar,  ^atte  er  freilid^  längft  feiner 
!ünftlerifd§en  3:i)ätig!eit  entfagt,  unb  balb  barauf  30g  er  l;eimtt)ärt§,  tt)o  er  1774 
in  5Jtailanb  ftarb.  —  S)er  bebeutenbfte  au§  ber  ^ramilie  ber  ©aEi  toar  ätr)eifel= 
lo§  ©iufeppe  ©.;  geb.  äu  ^Bologna  1696  (?),  gefl.  ju  3Bien  1756  (?  im 
Söiener  Xobten^rotocott  crfd£)eint  er  öon  1750—1770  nic^t).  ©ein '^ert)orfted)en= 
be§  Talent  für  bie  becoratitie  Äunft  entfaltete  er  f(^on  al§  Äinb;  in  Stauen 
fm^te  er  bie  ^Jleifter  bicfeS  ©eure  auf,  um  fid^  burc^  fie  öoUfommene  ?lu§bilbung 
äu  berfd^affen.  ^iac^  Söien,  too  er  bie  iSfugeubial^re  üerbrad)te,  äurüdgetet)rt, 
trat  er  im  jugenblic^cn  3llter  üon  19  ^di)xm  in  taiferlic^e  S)ienfte  al§  ^tüeiter 
^oft:§eater-'3ngenicur.  ßin  trefflidjer,  ftilfunbiger  ^Irc^iteftur^eic^ner  unb  erfal)rener 
■$?olorift,  in  granbiofcr  gifinbung  unb  effcctöoEer  3lu6fül)rung  brillireub,  öerftanb 
er  e§  fel^r  balb,  fid)  3um  üielbemunberten,  biel  ummorbenen  unb  öielbefd)äitigten 
iJünftler  emporzuarbeiten,  fid)  jum  gjiittclpunfte  aller  fünftlerifc^en  a3eftrebungen 
auf  becoratiöem  ©ebiete  ju  geftalten.  S)urd)  feine  Setl)eiligung  an  aüen  geften 
be§  .spo|e§  unb  ber  Slviftofratie  in  bie  erftcn  .^äufer  ber  Ütcfibeuä  eingeführt, 
burd)  umfaffenbeg  3Biffeu  unb  einneljmenbe  53ianier  auSge^eidinet,  geprte  er  auc^ 
gor  balb  ju  ben  Sieblingen  ber  @efellfd)aft.  S)o(^  bernad^läffigte  er  be§l)alb  bie 
i?unft  nid)t  im  ^tinbeften  unb  er  ftanb  mit  ber  Slfabemie  unb  il^ren  3luget)örigen 
in  innigfter  SJerbinbung;  ja  eg  fdjeint  au^er  3tt)eifel,  ha^  er  bor  Sofd)er,  toenn 
aud)  nur  für  furje  ^eit,  an  ber  3lfübemie  al§  ^U-ofeffor  tl)ätig  tcar.  ^m  ^. 
1732  tourbe  @.  jum  crften  |)of=3lrd)iteften  unb  2l)eater=3^ngenieur  ernannt  unb 
bon  biefer  3eit  an  entftanben  in  äöien  e^ren=,  2rauer=  unb  ©d)augerüfte  nur 
unter  feiner  Leitung  unb  nai$  feinen  ©nttüürfen.  5ll§  2:^eater=;3ngenieur  geno^ 
@.  mit  9ted)t  bebeutenbe§  3Infe^en;  fein  erfinberifc^er  Seift,  feine  @etoanbtl)eit 
unb  tec^nifc^e  (Sef(^idlid)feit  tDu|ten  ber  becoratiben  i!'unft  gaua  neue  Ztä^niUn 
abäugetoinnen,  fo  fann  er  al§  ©rfinber  ber  tran§|)arenten  S)ecorationen  gelten, 
ba  er  im  ^a^re  1732  gelegentlich  ber  3luffü^rung  bon  ^etaftafio'g  L'asilo 
d'amore  fol^e  Äuuftftüde  ^uerft  auf  bie  SBül)ne  brachte.  9ll§  ©c^riftfteüer  trat 
er  burc^  fein  SBerf:  „Arcbitetture  e  prospetti"  (1740)  auf.  @§  tt)ürbe  t)ier  au 
toeit  führen,  ®aEi'§  jalilreid^c  S)ecorationen  unb  ©tubien  aufau^ä'^len ;  iljre  3a:^l 
erleid)tert  un§  bie  ^ritil  feiner  ßunftweife.  3ßä^renb  bie  brei  oben  erloälinten 
^ünftler  nod)  in  bem  SSanne  jener  entarteten,  manirirten,  gefe^lofen  Slrd^iteftur, 
h)ie  fie  bon  SSurnacini  gepflegt  tourbe,  liegen,  ^at  \iä)  ^ofet  ®.  in  eine  beffere 
©c^ule  begeben,  unb  feine  äßerle  tragen  aEe  25ortl)eile  ber  baroden  ^unft  an 
fic^.  @ine  impofante  granbiofe  3lr(^iteftur,  bon  trefflid)er  ^4^erfpectibe  unb  reidier 
(Srftnbung  in  boEfommen  :^armonif(^er  ©lieberung  fid)  auflöfenb,  aeigt  fi(^  in 
aE  feinen  enttoürfen;  babei  :^at  er  bie  garbe  boEfommen  in  feiner  ©eloalt  unb 
berfte^t  el  überbieS,  ba§  einfaEenbe  Sid^t,  mie  bie  ©d)lagf (Ratten  effectboE  feft= 
3ul)alten.  ®.  mar  atoeifellog  ber  bebeutenbfte  Söiener  3)ecorateur  ber  iBarodjett. ' 
©eme  »ebeutung  liegt  aber  nebft   bem   in   bem  mä(^tigen  ©influB,   tüelc^en   er 


®aHtciu§.  335 

• 
auf  bic  3fugenb  übte,  unb  wenn  ftd^  aud^  über  feine  ©(fiule  nocf)  feine  beftimm= 
ten  9tQ(^ric^ten  ergeben  ^aben,  fo  müfjen  bie  fpäteren  i^ünftter  ©d^ü^,  2)anne 
unb  ^o'^enberg  nac^  i^ren  SBcrfen  hoä)  jtoeiTelioS  al§  ©(i)üter  ober  Ütat^bilber 
@alli'§  er!annt  »erben;  in§befonbere  ^o^enberg  ^at  burcf)  feine  ^jrac^ttioÜe 
©loriette  in  Sd^önbrunn  Ö5aüi''§  ©tit,  toenn  aud£)  gefc£)tt)äd)t,  in  bie  SBirfüc^feit 
übertragen,  ^ofei  ©alti'i  gntttjürfe  in  ben  Söiener  ©ammtungen  unb  im  ^riOat- 
befi^e  errei(i)en  bie  S^'-^  einel  t)alben  2^aufenb. 

3la^  ben  bieten   be§  ^of=5inan3=2lrrf)it)§  unb   ben  Sageinotijen   g[ei(^= 
aeitiger  Söiener  3e^tungcn.  ^äbbebo. 

©aüiciuö:  ^^^ilip:^  ©.,  geb.  1504,  1566  al§  5]3rebiger  ju  ^m  anber^^eft 
geftorben.  ©ein  öäterlic^er  Familienname  toor  ©atuj,  fein  ©tammort  bie  ©emeinbe 
3lrbe§  im  unterengacinifc^en  (Serid)te  ©teineberg.  (SaüiciuS  nannte  er  fid)  nai^ 
feiner  Butter  f^amiüe,  ma§  auf  einen  l^eröorragenben  @influ§  ber  5)lutter  am  bie 
Silbung  be§  Knaben  fdiüe^en  lä^t;  ein  @ro^o^eim  müttertid^er  ©eit§,  ber  S)e!an 
Surfeila  in  ßamogaft,  !)atte  fic^  feiner  früf)3eitig  angenommen.  S)a§  2id£)t  ber 
SBelt  erblidEte  ^t)ilit)|)  in  ^^ontmita,  einem  fteinen  Sßeiler  bei  ber  S3intfc|gaui= 
fc^en  ©emeinbe  iauTers,  mo  fein  95ater  5tbam  ©alu^  mut^ma^lic^  ein  bifcf)öf= 
lid^eS  öofgut  betoirtt)fc§attete.  Söie  bei  ben  meiften  (gelehrten  jener  3eit  ift  aud) 
über  be§  @.  Sugenbbitbung  toenig  befannt.  @§  bürfte  aber  üermut^et  merben, 
ba^  er  M  ben  Senebütinern  be§  benachbarten  ©tiTtc§  5)laTienberg  jur  ©d^ute 
ging.  S)a^  er  jebo^  nid)t  in  ben  ©(^ranten  ftöfterlid^er  @ete:^rfamfeit  ftcl)en 
blieb,  fonbern  auct)  ben  ^umaniftifc^en  ©tubien  mit  großem  (Sifer  oblag,  erl^ellt 
au§  feiner  ßenntniB  ber  gried)ifd^en  unb  :^ebräif(f|en  ©prad^e,  öon  roetd^er  er 
fd^on  al§  smeiunbjtoanjigjäfiriger  Kaplan  ausgiebigen  Öebraud^  ju  mad^en  iDu^te. 
©ein  erfteS  öffentlicf)e§  3luftieten  fällt  in  ben  beginn  be§  Sa'^ree  1526,  toäl^renb 
er  bei  bem  obengenannten  5^e!an  Surfella  al§  Gaptan  angeftettt  toar.  @§  t)an= 
bette  fid^  um  bie  Serf^eibigung  ber  eöangelifd^  gefinnten  ^^rieftcr,  gegen  meldte 
ber  23if(i)of  öon  Gfiur  megen  täuferifc^er  ©efinnung  bie  Slntoenbung  bürgerlid£)er 
eenfurcn  beantragt  '^atte.  £er  Sunbe§tag  geftattete  ben  5lngef(^ulbigten  eine 
gtec^tfertigung  mittels  einer  öffentlichen  SDieputation.  Siefe  bot  nun  @.,  obfd^on 
er  mot  ber  Süngfte  unter  ben  antoefenben  5]}rieftern  mar,  9Inla^,  fein  glänjenbeS 
Stalent,  feine  ©(i)rift=  unb  ©pradjfenntnifie  gu  beurfunben.  S)a§  ßrgebniB  be§ 
gieIigion§gefpräc£)e§  beftanb  barin,  ba^  ber  SunbeStag  ni(i)t  6anb  bot  jur  ge= 
münfd^teu  Slntoenbung  bürgerlid^er  ßenfuren.  @.  tourbe  inbeffen  bod^  in  golge 
einer  5]3rebigt,  bie  er  über  ba§  Serbienft  d'^rifti  "^ielt,  öon  einem  .3}erbannung§= 
becrete  betroffen,  ba  im  Cberengabin  bie  @eri(^t§barfeit  unmittelbar  bem  S5if(i)ofe 
äuftanb.  e§  mar  biefe  Sebanblung  be§  jungen  ßaplanS  um  fo  auffälliger,  al§ 
berfelbe  big  ba^in  an  ber  mQftifc£)en  ©eite  ber  2ran5fubftantiation§le:^re  feftge^^alten 
liatte.  2ll3  Verbannter  30g  er  nun  in  bie  ^Mt)c  feine§  ^eimat:^§orte§  nadf)  Öaöin 
unb  befd^äftigte  fid^  mit  ^riöatunterric^t.  unb  ßrjie'^ung  junger  Seutc.  Salb 
mürbe  er  jebod)  al§  ^^Jrebiger  nad^  SangtoieS  berufen,  toofelbft  er  fi(^  öere'^etidlite, 
unb  'hiermit  ben  Sindl)  mit  ber  ^ir($e  öoUjog.  ''Raä)  ber  ©d^lac^t  öon  Goppel 
eben  beel^alb  ^ur  f^luc^t  gejmungen,  feierte  er  neuerbing§  für  eine  ^eii)t  Pon 
iSa'^ren  jum  Sel^rerberufc  jurücl.  Semertengmerf^  ift  biefe  ^e\t  nidl)t  fomol 
burc^  eine  reformatorifd^c  äöirtfamfcit,  für  melc£)e  einfttoeilen  fein  9iaum  Por= 
l^anben  mar,  al§  burdi)  bie  erften  Serfucfie  ba§  rl)ätoromanif($e  ^biom  au  einer 
©d^riitfprnd^e  ju  ergeben;  in  bem  5)3fatterium  Pon  (iampeE  befinben  fid)  nebft 
ber  Sorrebe  aud^  mel^rere  Seiträge  Pon  ©atticiul'  |)anb.  ©ine  neue  ^:]5eriobe 
fird^li(^er  2Birffamfeit  begann  für  @.  crft  mit  bem  ^a'^re  1537.  2;ic  ©rünbung 
eine§  ©pnobalPerbanbeS,  bie  SiSputationen,  benen  er  1537  unb  15-44  als  Ser= 
treter  biefe§  SerbanbeS  beimol^nte,  bie  ßinrid£)tung  einer  ^ird^enorbnung  für  bie 
italienifd^e  ©julantengemeinbe  in  6:^iaPenna  1549,  bie  2lu§einanberfe|ungen  mit 


336 


©aninariui 


^:t5eter  $au(  SJergerio  in  Sejug  aui  ben  Äircf)enüerbanb  ber  itatienifrf)en  ©emein= 
ben,  feine  sBerujung  al§  ^rebiger  unb  ^^rofeffor  nadj  Q\)m  an  bie  Seite  6oman= 
ber§  bilben  ben  3ia^men  feiner  immer  bcbeutungäöoller  t^eroortretenben  23egabung 
unb  äöirffamfeit.  ^n  letzterer  ©teüung  öerfloiten  ficf)  feine  ^eftrebungen  auc^ 
ins  politifcfie  ßeben,  einerfeitS  mit  9tücffid)t  auf  bie  gen)ünf(^te  unb  fet)r  beför= 
berte  6äcularifation  be§  Jpo(^ftifte§  6^ur,  anberfeitä  ^infi(i)tlirf)  be§  33ünbniffe§ 
mit  ber  franjöfifc^en  Ärone  unb  bie  öon  berfelben  öon  oeit  ju  3cit  auSge^enben 
35erfolgungen  unb  Sefetjbungen  ber  Jpugenotten.  S)a§  c^auptbenfmal  feinet 
SBirfeng  unb  (Strebend  toar  aber  bie  Confessio  rhaetica  öom  .^atjre  1553,  bereu 
3luffteEung  aU  l^runbtagc  für  ben  Stjnobatöerbanb  %uptfärf)li(^  butcf)  bie  a^^ 
meid^enben  ßet)rmeinungen  ber  ;3taüener  erforbcrt  mürbe.  @g  mar  eine  aufreibenbe 
Sfiätigftit,  bie  i{)m  oblag,  of)ne  au§rei(f)enbcn  obrigfeitU(i)cn  Sci)u^,  tele  i^n 
mot  bie  meiften  anberen  ^Reformatoren  genoffen,  in  eine  ^Jtenge  roeitau§einanber= 
get)enber  Slntc^'^ffen  öerfettet  ju  fein,  eine  ausgebreitete  (£orrefponbenj  ju  führen, 
einem  S)oppelamte  obliegen,  unb  überbieS  oon  'Jtaf)rung§forgen  nie  befreit  ju 
fein,  ^t  me^r  feit  bem  'Jlugsburger  9le(igion§frieben  bie  tut^erifdtie  Ä?ird)e  firf) 
einer  rut)igen  ^Inerfennung  erfreute,  befto  f(^ärfer  gingen  öon  atten  ©eiten  bie 
Singriffe  auf  bie  reformirten  Äirc^en  bor.  Unb  £aum  irgenbtoo  ^ei^er  mar  ber 
Äampf,  at§  gerabe  in  G^urr^ätien,  too  bie  S^nquifition  öor  ben  2;^oren  lauerte 
unb  ein  großer  2f)eil  bes  Ö)ebiete§  unter  einem  auämärtigen  '-i3ifd)ofe  ftanb,  bcm 
bie  SnQuifition  allen  3}orfd)ub  Iciftete.  'S)ie  ©intguiig  ber  reiorrnivten  .^ircf)pn 
beutfc^er  S^n^t  in  bem  l)eliietifc^en  Sefenutniffe  mar  bal)er  eine  rettenbe  I^ot, 
unb  eä  mar  @.  gerabe  noc^  üergönnt,  biefe§  2Bei-f  58ullinger§  feinen  VUmtöbrübern 
5ur  Slnnal^me  ju  empfef)len,  al§  auc^  er,  öon  ber  $eft  ergriffen,  feiner  2öirtfam= 
feit  ein  S^d  gefe^  fal).  6r  ftarb  1566  mit  feiner  Ö)attin  unb  ^meien  feiner 
©öljne.  @.  mar  namenttii^  in  feiner  legten  Slmtsftellung  3u  fe^r  praftifc^  in 
'itnfprud^  genommen,  um  fcf)rtftfteEerifct)  einn)irfen  ju  tonnen.  9}on  i'^m  felbft 
erfii)ien  nirfjtö  im  S)rucEe;  ma§  üort)anben  ift,  t)at  fein  ©cl)üter  ßampell  üer= 
offentlicf)t. 

Ulrid)  ßampett,  2  Söüc^er  rl§ätifcl)er  @efc^i(f)te,  beutfcl)  öon  Mo^x.    6^ur 

1853.    —    Petri  Dominii   Rosii  de  Porta  liistoria   reformationis   ecclesiavum 

rhaeticarum ,    Curiae  Rhaet.  1771.  —   ^tih.  -Dk^er,   @efd).   ber  eöang.  @e= 

meinbe  in  Is^ocarno.    3ii^'icl)-  —  Seont)arbi,  4>^^^iP^  @alticiu§.  6l)ur.  —  ßinb, 

in  ber  3eitfd)r.  für  '^ift.  S^eologie.     1868.     III.  ^cft.  Äinb. 

©altiliarillö:  ^ol)anne§  @.  (.^enlin),  -pumanift,  ju  @nbe  be§  15.  unb 

im  erften  äJiertel   be§  16.  ^a^rl)unbert§.     Um    ba§  i^a^r   1475    ju  .«peibelberg, 

na^    anberen    ju   Surlad)    (B.    Rlienanus   Germania   IIb.    III.    Budoris,    unter 

„Budoris"  be^eidjncte  man  bamalS  unb   fo  Xritl)emiu§  immer,  fomol  .^eibetberg 

als  auc^  S)urlad))  geboren   —   näl)ere§  über  fein  ®eburt§=  unb  21obe§iaf)r  lä^t 

fid)  nic^t  ermitteln  —  unb  ein  SSermanbter,  (5d)üler  unb  ^reunb  SBimpfeling's, 

erhielt   er  feine  miffenfd)aftlid)e  33orbilbung    auf    ben  ©d)ulcn  Jpeibelbergg   unb 

mürbe  an  bereu  Uniöerfität  unter  bem  ätoeiten  Slectorate  be§  'DJtarcuS  äBenbalinuS 

be  Jpufen  al§   „Joannes  Henlin   de  heydelterga  Wormac.  dioecesis,   prima   die 

aprilis  1495"  immatrifulirt.     §ier  erlangte  er  aud)  bie  äöürbe  eineS  5Jtagifter§ 

unb  lebte  unb  lef)rte  bafelbft,    mie   eä   fdieint,    bis   jum  ^.  1508,    nad)bem   er 

fc^on  in  -Ipeibelberg  nad)    ber  ©itte   ber  bamaligen  ^eit  feinen  Familiennamen 

„|)enlin"  (^änlein)   in  @allinariu§   latinifirt  t)atte.     ^m  ^.  1509   finben   tt)ir 

il)n  äu  ^öln,    in  bereu  Uniöerfität§=53tatrifel    er  unter    bem   legten  ^uni    1509 

als  „dominus    et  magister  Joannes  gallinarius    de  heidelberga    ad  Jura  juravit 

et  solvit"   öer^eidinet  ftel)t.    3]on  Äöln  auS  mibmete  er  als  „5Jiagifter  ber  freien 

Äünfte"    am  10.  Januar  1509   feine  Ueberfe^ung   beS  Palinurus   öon  SufianuS 

(SBetter,  Repert.  typogr.  ©.  84)  ber  ©ib^Ua,  geb.  9Jtar!gräfin  öon  35aben  unb 


üJaßinanu».  337 

©xäftit  äu  ipanau  unb  ßi(f)tenberg,  unb  Beianb  [icE)  bafelbft  nocfi  (ob  a(g  £'ef)rer 
ber  |)od)f{^uIc,  ift  mit  unbefannt)  im  S.  1512  (@rf)arb,  6ef(i)id)te  bei-  2Bieber= 
]§erft.  b.  SSiffenfd^.  IIL,  <B.  328).  Salb  barauj  er"f)ie[t  er  eine  Ce^reiftelle  ju 
©(^lettftabt  i.  6.,  too  er  mel^rere  ^a^re  lang  mit  großem  9lut)me  ©rammatif 
unb  9t^etorif  unterri(^tete,  unb  toax  bann  (1516)  ^rebiger  ju  33reifac^  (jRö^xici), 
@ei(^.  b.  9{eform.  im  6lia|,  I,  ©.  85),  in  loelc^er  @igenj(i)aTt  er  tüa^rjcEietnlicf) 
auiij  bajelbfi  geftorben  ift.  —  6in  jef)r  ge(e:§rter  illann  (2B.  ^:t>irf^eimer  bei 
Söcfing,  Hutteni  Op,  I.  p.  158 ^<^)  unb  ein  eifriger  Stnl^änger  ber  £)umanifti|(^en 
35e[trebungen  jener  3eit  (Hutteni  Opp.  III.  p.  78),  ftanb  er  bei  feinen  gleid5= 
gefinnten  3eitgenoffen  toie  So^-  3afiu§,  i^ac.  ©türm  (*^ß^ileftu§  (^lingmonn)  in 
SBimpfeling'ä  Epistola  excusatoria  ad  Suevos)  u.  a.  in  großem  3lnfe§en,  unb 
21^oma§  2Botffiu§  ber  jüngere  toibmete  if)m  1505  2öimpfeling'§  Suci)  ,,De  in- 
tegritate",  beffen  jtDeite  2Iu§gabe  (1506.  XI.  Kalendas  Xouembris)  ÖaIIinariu§ 
felbft  burc^  ein  tateinif($e§  ®ebict)t,  fo  toie  ft^on  früher  2öim|)feüng'§  gomöbie 
<Bit)lp'i)o,  in  melc^er  berfelbe  bie  Untt)iffent)eit  ber  @eiftücf)en  mit  @pott  unb 
(Satire  gegeißelt  l^atte,  mit  einem  bebicatorif(f)en  Sriefe  öerfe^en,  empfohlen  l^atte. 
Sängere  ©teilen  au§  feinen  Sebic^ten  §at  auc^  ber  Ulmer  33u(^brurfer  £'ubn)ig 
.^o^enmang  feiner  2lu§gabe  ber  beiben  quobübetarif(i)en  ©dier^rebcn  be§  ^acob 
^arttieb  au§  Sanbau  unb  be§  5]3aulu§  Dleatiu§  bon  öeibelberg  (üergt.  biefe) 
um  ba§  3.  1500  beigefügt,  ginselne  feiner  ©ebic^te  ftel^en  aucf)  in  ai>impfe= 
ling'S  ©ermania,  mo  er  benfetben  au§brücEIid)  al§  feinen  ,,praeceptor",  unb 
fi(^  felbft  ,.Jo.  Gallinarius  H."  (alfo  Heidelbergeusis)  nennt,  in  beffen  Anuuntiatio 
angelica  (Strap.  ^o:^.  ^rü^,  1501,  4),  bor  be§  Phil.  Beroaldus  declamatio  de 
tribus  fratribus,  fotoie  in  mel)reren  anberen,  bamat§  gebrückten  (ateinifc^en  ©c£|rif= 
ten  feiner  ö'reunbe.  ©benfo  finbet  fic^  ein  SSrief  bon  i^m  au§  bem  ^.  1503  in 
be»  Bapt.  Mantuanus  Bucolica,  Argent.  1503,  4,  unb  ein  anberer  bor  ber 
Oratio  in  laudem  civit.  Heidelberg,  s.  a.  4  be§  ^et.  3lnt.  be  61api§.  Slu^erbem 
beforgte  er  mieber^olt  feit  1502  bie  9tu§gaben  ber  ..Adolescentia^-  be§  2Bimpfe= 
ling  unb  öerme^ite  fie  nic^t  nur  fämmtüi^  mit  anberlueitigen  guttaten  (..cum 
novis  quibusdam  additionibus  per  Gallinanum"),  fonbern  aud)  mit  eigenen  tat. 
Siftidtien.  Snbeffen  finbet  fid)  iebe§mal  ber  urfprünglic^e  3nl)alt  ber  erften 
^JluSgabe  (1500)  miebergegeben,  nur  ba^  allentl)alben  mehrere  3lbf(^nitte  in  einen 
Oereinigt  finb.  5öergt.  inSbefonbere  über  hk  5lu§gaben  1511  unb  1515  A.  Asher 
Catal.  X'CI,  524  unb  XCIIL  591,  beibe  ßrempl.  au§  ber  Sibliot^ef  ber  Srüber 
©rirnm,  je^t  in  ber  f.  Sibliot^ef  ^u  33er(in.  lieber  fein  Söirfen  enblii^  all 
Se^rer  fd)reibt  2Solffiu§:  „Tu  aliquot  iam  annis  hie  apud  Tribotes  (Sletstadii) 
in  diui  Petri  templo  Grammaticam,  Rhetoricam  et  id  genus  alias  disciplinas 
non  sine  laude  docuisti:  quotidie  tradens  praecepta  eloquentiae. "  (S5erg(. 
X^.  ©inceruS,  9teue  'PiadC)rid)ten  bon  lauter  alten  SBüc^ern,  I.  ©.  28.)  —  9Jlit 
3fol)anne§  ©aüinaiiuS  ift  nic^t  p  bermedtifeln  (Su(i)ariu§  ®attinariu§,  über 
beffen  geben  jcbod)  fid)  nur  fel)r  fpärtic^e  ^lac^ric^ten  finben,  wie  auc^  fein  _G)e= 
burt§=  unb  2obe§iat)r  unbefannt  finb.  ©ebürtig  au§  SSretten  in  ber  ^urpfatä 
unb  walirfc^einüd)  ein  Sruber  ober  9}ermanbter  be§  üorigen,  fotnie  gleii^foES 
ein  ©c^üler  unb  grcunb  2öimt)Teting'§,  toar  er  (ianonicuS  ju  ©pet)er  unb  be= 
tt)eiügte  fid)  für  legieren  in  bem  ©treue  „De  Germania."  gegen  9Jlumer.  ©ein 
©tubium  mu^  er  inbeffen,  obgteid)  ein  tepfät^er  unb  nid)t  meit  öon  ^eibel= 
berg  geboren,  nid)t  auf  biefer  Uniöerfität  betrieben  l)aben,  benn  er  finbet  fid)  in 
bereu  9Jlatrifet  meber  unter  bem  5^amen  ÖallinariuS,  nod)  al§  „."penner"  ober 
„^aner",  ober  „^enlin"  ober  „^enel",  ober  einem  ä^nli^en  eingetragen.  llebri= 
gcn§  ift  et  toal)tf(^einticf)  (Epist.  0.  V.  273 '-.  Söding)  jenet  ..alius  doctor,  qui 
fuit  artista  de  via  modernorum,  et  cum  aliis  in  hospitio  coronae  (äßitt^SVu^ 
SUtgem.  beutfefie  iBiogra^jTjie.    \1U.  -  22 


338  G5aEi|tn. 

jur  Ärone)  Moguntiae  Magistris  nostris  et  fratribus  de  ordine  praedicatorum 
faciebat  sunimas  nequitias"  (.g)änjeleien  unb  ®rob"^ettcn).  ^aä)  Xritl^emiuS 
(Opp.  Francofurti  1601.  Fol.  P.  II.  pag.  483  ff.)  Beftanb  jlrtfrf)en  btcfcm  unb 
bem  @ud)ai'iu§  (S.  „Nemetensis"  (Spirensis)  im  3f-  1505,  unb  fpäter  ein  5Sne!= 
werfifel,  ber  bi§  je^t  nidit  aufgcfunben  ift.  —  Sin  ©|)et)rer  2)ru(fev  um  1480, 
„@u(i)ei-iu§  ©.",  beffen  fonft  bei  feinem  Sitevatur^iftorifcr  ©rtoäfinung  gefdiietit, 
öegegnet  in  ben  ©upptementen  ju  ^Jlaittaire'S  tt)pograp'^.  ^^Innaten  öon  ^.  S)eni§ 
(äöien  1789.  I.  ©.  126)  aU  unter  einer  ©petjrer  ?lu§gabe  be§  ©tljl^'fio  öon  ' 
äßimpfeling  befinblic^.  2)er  2}orname  fc£)eint  lebiglic^  auf  einem  ©a^=  ober 
S!)ru(Ifet)ler  anftatt  ßud^ariug  ju  6eruf)en,  meld)er  5tame  öermuttjUd)  auf  bem 
2;itel  be§  S)ru(ie§  (ber  mir  nicf)t  äugänglid)  mar)  gleidifaltS  öorfommt,  unb 
beffen  Präger  allerbing§  „ex  Spiris  ad  Bertholdum  Kyrsniannum  de  Horb ; 
philosopliiae  magistrum,  Stylphonem  transmisit"  unb  bem  SBuc^e  161d§  einen  em= 
^3fe!£)lenben  Srtef  ijaüt  öoranbrudEen  laffen. 

35ergt.  au^erbcm  über  beibe  @aEinariu§  üliegger,  Amoen.  Friburg.  p.  255, 

183,  215,  unb   beffen  Zasius,  p.  391.   —   58örfing,   Hutteni   Opp.  Supplem. 

IL  p.  366,  765.   —   2öi§fomatoff,   ^al  Söimpfeting  (53erlin,  1867)  <B.  39. 

(SJaUi^tll:  ^IbeUeib  Slmalia  f^ürftin  bon  ®.,  geb.  ben  28.  ^iuguft  1748, 
entflammt  ber  a(tungarifc£)en,  unter  3)iat^io§  (5oröinu§  in  bie  @raffrf)aft  (Sla^ 
ber^ogenen  gamitie  öon  ©(^mettau,  bie  feit  ^Beginn  be8  18.  S^a'^r'^unbertS  ben 
Äaiferli(i)en  mic  ben  'ipreu^ifdien  ©taat§=  unb  ^TriegSbienften  jmei  auSgeäeid^nete 
©üeber  gefteEt  t)at.  ߧ  mar  ber  bebeutenbfte  be§  @efci)le(i)t§  if)r  3}ater,  ber 
öreu^if(f)e  g^Ibmarf d^aE  unb  9teici)§graf  ©amuel  bon  ©.,  it}rc  Butter  beffen 
ämeite  ©attin,  eine  5^-ciin  5J^aria  3Inna  öon  Stiffer  ober  9tuffor  (9iuffert),  biefe 
faffiolifd),  jener  eöangelifct).  ^Jiad)  beö  5^ater§  jTobe  am  18.  3lug.  1751  mürbe 
2lmalia,  mä'^renb  bie  Vorüber  ber  ßonfeffion  be§  2}aier§  folgten,  öier  ^a^xt  alt 
in  ein  tatt)olif(^e§  ^^enfionat  nad^  33re§lau  gefd)icEt  unb  tro^  if)rc§  gemeinten 
unb  cmpfängtid)en  2öefen§  fo  äu^crlicJ^  untermicfen,  bafe  fte  na(^  adjt  ober  neun 
Saferen,  aU  fie  l^eimfef)rte,  nur  ungefd)icEt  la§  unb  fdirieb,  ©tatuen  ^eibnifd)er 
©Otter  für  foId)C  bon  .^eiligen  anfa^  unb  fid^  ehrerbietig  öor  i^nen  öerneigte, 
©otd)e  33töien  ber  ©r^ie^ung  fielen  um  fo  unangenet^mer  auf,  al§  ba§  .spau§ 
ber  5)lutter  ein  gefuc^ter  ^JJlittelöunft  ber  öorneljmften  ^^rantilien  öon  Serlin  mar, 
unb  5lmalia  mu|te  nod^malS  auf  anbertl)alb  ^al)re  eine  franjöfifd^e  ©r^ie'^ungS^ 
anftalt  ber  9ltefiben3  befudf)en,  um  ben  gefeüigen  gox'berungen  be§  Jagcg  gemä^ 
Xanjen,  f^ranjöfifd^  unb  5JlQtl)ologie  ju  lernen.  S)em  ©tternliaufe  jurütf gegeben 
unb  bann  in§  ^ofleben  eingejü"§rt,  fül)lte  fie  fid)  im  S^^ange  be§  6eremoniel§ 
unb  ber  Sßergnügungen  gar  balb  gelangmeilt,  fel)nte  fid)  bafür  nac^  geiftiger  Tidij^ 
rung  unb  fu(f;te  fie  in  ber  tängft  liebgemonnenen  -33tufi!,  in  9tomanen,  mie  fie 
bereu  öorfanb,  unb  in  §elöetiu§'  ©cC)ri|t  „2}om  (Reifte",  obtool  biefe,  mangels 
einer  pl^ilofoö^ifdien  SSorbitbung,  i^re  l)öd)fte  Äraftanftrengung  in  ?lnfprud^  na|m. 
^toeifeln  unb  3Bal)r'^eit  fud£)en  be^eidjnen  alfo  bie  crften  2lcte  i'^reS  fetbftänbigeren 
ßeben§;  ma§  fie  errungen,  äußerte  unb  öertlieibigte  fie,  unb  ma§  babei  i'^re 
fül)ne  S)i§cuffton  öerftie^,  begütigte  gefc^idt  il)re  ^Inmuf^  im  S3erfel)r.  ©ine 
1765  mit  einem  b.  (SerSborf  auf  Setreiben  ber  53lutter  eingegangene  S5erlobung 
mürbe  toegen  beben!lid)er  33erl)ältniffe  be§  33räutigam§  mieber  gelöft,  1768  be= 
gleitete  fie  afö  §ofbame  bie  ^rinjeffin  ^^-erbinanb,  ©c^mägerin  t5i'"iei>i-"i<i)§  ^^^  ®i-'-- 
tu  bie  35äber  öon  ©öaa  unb  Slawen,  unb  il)r  ebenfo  ^o'^eS  mie  beftimmte§  5luf= 
treten  ermedte  ba§  SBol^tgefalten  be§  ruffifd)en  (dürften  S)mitrt)  Sllejeiemitfc^ 
@aEi|in,  ber  bort  feine  .^eimreife  öon  5pari§  unterbrochen  l^atte.  Seibe  f($loffen 
f(^neE,  nod§  im  Sluguft,  ju  Stadien  ben  el§elidt)en  35unb.  Slmalia  öerföradt)  fid£) 
öon  i'^rem  @ema'|l,   ber  ein  ^^reunb   ber  äöiffenfd^aften,   ber  franjöfifd^ien  $^ilo= 


®alti|m.  339 

jo:p^ie  unb  if)xti  <^au)jtö ertretet  tüar,  eine  erfolgrei(f)e  Stü^e  il^rer  3tu§16ilbung 
unb  Sluiflärung,  unb  glaubte  \\d)  ben  geiftigcn  33e[trebungen  um  fo  mel^r  ^in^ 
geben  äu  fönnen,  al§  il^re  äußeren  S3erf)ättniffe  bel)aglicE),  jetbft  gtän^enb  geit)or= 
ben  toaren.  S)q§  @ef(|le(^t  ber  ©atti^in  leitete  ficf)  ab  bon  ©ebimin,  bem 
©tammöater  ber  ^fageiXonen,  rüfimte  fid)  tf)atenreic^er  .^rieg§=  unb  ©taat§männer, 
—  unb  i'^r  @ema^l  toar  ©ünftling  ber  Äaiferin  i?'at^arina,  ^inifter,  ©taat§= 
rotl§  unb  3um  (Sefanbten  im  ^aag  au§erfet)en.  S)ie  9leuöermdt)lten  begaben  fic^ 
über  Srüffel,  SBerlin  nad^  5peter§burg,  fteEten  [id)  bem  ^o']^  bor,  unb  nacfibem 
ber  5-ürft  jür  ben  ^aag  förmlid)  ernannt  mar,  traten  fie  bat)in  (5nbe  1769  bie 
gieije  an,  abermals  über  S3erlin.  ^ier  gena^  bie  f^ürftin  eine§  2ö(i)ter(ein§, 
5Jlarianne  (3)limi),  ein  ^ai}x  barauf  im  <!paag  eine§  ©o'^ne§,  S)emetriu§  ober 
^IRitri.  S)ie  Q^ürftin  feffette  überaE  buri^  it)re  gefeEigen  Talente,  it)r  gejc£)iiite§ 
unb  anmutt)ige§  SSene!)men;  fie  fetbft  gemährte  in  bem  äußeren  (Btanje  it)re§ 
,^aufe§,  ber  ^o^en  33erbinbungen,  ber  ja^tlofen  58ergnügungen,  bie  fie  an  ber 
©eite  be§  @emal^l§  mitmad)en  mu|te,  eine  brüilenbe  Seere  —  unb  bie§  3lIIe§  um 
fo  tiefer,  al§  ber  ^yürft,  bem  fie  me'^r  au§  (SeifteS=,  benn  au§  ^erjenSneigung 
an'^ing,  bie  (Brunbfö^e  be§  ^elbetiuS  befolgte,  unb  biefe  i^re  ©eele,  ftatt  ju 
füllen,  bermirrten.  i5^-eunbf(f)aften,  bie  fic^  al§  falft^e  :§erau§ftettten,  Unbanf  für 
ermiefene  äßo!)lt^aten,  unb  anbere§  5[Ripet)agen  famen  fiin^u,  i^r  bie  O^reube 
an  ber  gefettigen  Seite  be§  fieben§  ju  berteiben.  6§  reifte  ba^er  in  it)rer  Sruft 
ber  feltfame  5pian,  ber  äöelt  p  entfagen  unb  fo  gut  toie  au§f(i)lie^li(^  if)ien 
©tubien  unb  bamit  jugleic^  ber  ©T^ie^ung  il^rer  Äinber  ju  leben,  toenn  nur  ber 
g-ürft  einmilligte.  S)a  erf d)ien  auf  einer  Steife  naä)  Petersburg,  im  5)tai  1773, 
3um  33efud)e  be§  dürften  in  it)rem  ^aufe  S)iberot,  unb  l^atte  er  früt)er  eine  un= 
günftige  ^Jteinung  bon  ber  S^ürftin,  fo  ift  er  je^t,  toie  er  naä)  ^ari§  fiiirieb, 
bernarrt  in  fie,  berfe'^rt  mit  bem  ^i)epaaxt  toic  mit  guten  ©efc^miftern,  beja'tit 
il^r  bie  6rrei(i)bar!cit  beru'^igenber  i^enntniffe  unb  beftimmt  ben  ^üi-'fien,  il^r  für 
i^re  äßünfd^e  freie  .^onb  5U  laffen.  ©ie  beginnt  gleic§  mit  i^ren  ©tubien,  ^ält 
fie  aber  unter  ben  gefeEfcfiaftli(^en  35erl)ältniffen  i'^reS  ^aufe§  fobalb  für  erfotg= 
io§,  baß  fie  im  näct)ften  ^al^re  1774,  too  ber  ^^^ilofopf)  auf  ber  9lücEreife  mieber 
bei  i^r  ein!et)rte,  unter  3uftimmung  be§  i5rüi-'ftei^  ^^lö^lic^  unb  fo  böHig  mit  ber 
boine^men  2Belt  bridjt,  ba^  fie  it)re  5]3runff(eiber  ablegt  unb  i^r  f(^öne§  .§au|3t= 
!^aar  fal)l  abfii)eeren  lä^.  9tun  tourbe  ftubirt  unb  mit  bem  5P^ilofo|)t)en  über 
bie  ernft^ften  i^^ragen  be§  ^Jlenfd)en  unb  ber  Söelt  biScutirt,  ja,  um  il)ren  geiftigen 
Sebürfniffen  nod)  ungeftörter  abjulielfen,  berld^t  fie,  nod)mal§  mit  ßinmilligung 
be§  ^üi^fien,  bie  gtefibenj,  bejielit  ein  einfameg  33auernl)au§  am  äBege  na(^ 
©diebeningen  unb  gibt  biefem  auf  einem  ©(i)ilbe  bie  ^nf(f)rift:  Niethuys  (b.  i. 
9ti(^t  3u  <^aufe),  jur  Slbtoe^r  jeben  unberufenen  23efu(i)e§.  Zutritt  bef)ielten 
nur,  au^er  bem  ©ema^l,  bie  gürftin  bon  Cranien,  ^riebeiüe  <Bopt}it  äöillielmine, 
eine  geborne  ^prin^efftn  bon  ^reu^en,  beren  ©öl)nc^en,  ber  ft)ätere  Äönig  3Bil= 
^elm  I.  bon  ^ollanb,  5Jlitri'§  ©efpiele  mar,  fobann  ber  eigenartige  ^^ilofo^)!^ 
g-ran^  ^emfter§ut)§,  unb  bie  Briefe  il)rer  auStoärtigen  Setanntcn,  namentlid) 
@rimm'§  au§  ^ari§.  §emfterl^ut)§,  eine  unf($einbare  ©eftalt,  beffen  5lnf(^auungen 
ba^u  er'^eblid)  bon  ben  l)errf(^enben  2;l)eoremen  ber  f^ranjofen  abmiiiien,  mar  ii^r 
wol  feit  S)iberot'§  erftem  SSefuc^e  nal)e  getreten,  aber  menig  angefe'^en;  balb 
änberte  fi(^  bie  ©teEung :  er  tou^te  i'^r  für  i§re  ©tubien  bie  Salinen  anjumeifen, 
fü'^rte  fie  in  bie  griediifi^e  Literatur,  befonberS  in  bie  ©c^riften  $lato'»  ein, 
tboran  fie  ©efd^maä  unb  fefte  f5uiii>amente  ber  ßrtenntni^  fanb.  Seinogen  bon 
ber  l)ol§en  S)ame  trug  er  nun  im  ©op'^iluä  unb  ?lriftäu§  —  beibe  in  gorm  be§ 
S)ialog§  —  bor,  ma§  beibe  nal)e  berbunbenen  ©eifter  in  mccf)felnber  Ütcbe  al§ 
Gemeingut  errungen  l^atten.  ^ener  bel)anbelte  bie  '>Dtöglic£)!eit,  3Birflicl)feit  unb 
9totl)toenbigfeit   ber  Sbee  unb  bie  i^mmaterialität   ber  ^)Jtenf(^enfeele,    biefer  be= 

22* 


340  ©aHi^in. 

jd^äjtigte  fii^  mit  bem  pl^t)fico=t!^eotogif(i)en  SSetoetje  t)om  S)afein  Sottet,  bic 
^üngerin  toirb  öon  ben  Se'^ren  be§  ^Jleifterg  n)of)ltt)ättg  !6ei-üf)vt,  geiftig  beveii^eit 
unb  ju  toeiterm  Senfen  angefpornt.  —  Um  ba§  ^a|r  1776  erfct)ten  im  'Xuf= 
trage  feiner  ä)ater[tabt  ©enf  2)anton  im  -öaag,  unb  üerfe^rt,  eingeiü'^rt  tion 
tV^')em[ter'^u^§,  mit  ber  ^^^ürftin;  biefe  tDÜnjd^t,  um  mit  ben  beiben  ©eifteSraedfern 
norf)  enger  unb  auSfc^lie^tid^er  öerfctiren  ju  fönnen,  mit  i'^nen  unb  if)ren  j?inbern 
ftott  ^lottanb  (Benf  aufzufüllen,  bann,  al§  ber  f^üi-'ft  am  genfer  ©ee  ba§  (^ut 
ßatoignt)  angetauft  fiatte,  bieg  ju  i^rem  Stubien=  unb  @rjiet)ung§fi^  ju  madfien. 
SBieberum  ertf)eilt  ber  ©ema'^l  bie  @rlaubni§.  (B)c  jebot^  ber  Umjug  in§  2ßer! 
gefegt  tourbe,  erf)ätt  fie  .^unbe  bon  ben  epoc^emad^enben  (5cf)utreformen,  njeld^e 
ber  ^reitjerr  }S-xan^  ^riebri^  2Bil^etm  Don  g-ürftenberg  (f.  oben  @.  237),  al§ 
©eneralöicar  unb  ^inifter  in  bem  abgelegenen  -Jpoc^ftift  9Jtün[ter  mit  ben  fdtiönften 
©rfolgen  anba'^nte,  unb  tüitt  erft  biefe,  foinie  i'^ren  Urt)eber  näljer  fennen  lernen. 
3Em  'DJlai  1779  öermeitt  fie  19  Sage  in  fünfter,  3U  eng  bemeffen,  um  ba§ 
(Softem  unb  bic  ^^rincipien  ber  Srjietjung  fid)  anzueignen,  fet)rt  beSl^alb  im 
giuguft  3um  jtoeiten  9Jla(e  mit  i^rcn  ^inbern  ^urücf,  unb  jttjar  abfic^tlic^  auf 
ein  ganjeS  3^at)r;  ba  heimeln  batb  bic  '4>erfönti(f)feit,  bie  SefienSanfc^auungen 
5ürftenberg'§,  bie  tjoffnungäöoHen  3lu§fi(^ten  auf  eine  toirfungSöottc  ©tü^e  bei 
ber  Äinberer3iet)ung,  ha^  ibt^üifc^e  ?lntti^  ber  ©tabt,  bie  natürlict)e  ßänbtic^feit 
ringä'^er  bie  [5"ü^l"tii^  fo  ^^'  ^"B  fi^  ^^  ^JJlünfter  ein  ,vöou§,  ben  fpäteren  9lf(^en= 
berger  .§of  anfauft,  bie  .f)au^Jt[tabt  2Beftp^alen§  ftatt  be§  @enfer  ©eeS  jum 
bauernben  3lufcntf)att  nimmt,  um  ungefannt  unb  ungeftort  leben,  ftubiren,  crjiet)en 
ju  fönnen,  unb  nur  ben  ^^^erfonen  3ut^*itt  ju  geftatten,  bic  il)r  babei  t)itfrei(^ 
fein  möd^ten.  S)at)er  öerfet)rt  fie  auä)  erft  nad)  ^a'^ren,  unb  fpäter  über^upt 
mit  nur  menig  f^fcimilicn  bc§  3lbe{§,  unb  bal^er  mief^ete  fie  etma  eine  lüleile 
öon  ber  ©tabt  einen  cinfamen  3Sauernt)of,  ba§  .!pau§  5lngcImobbe  in  ber  "•)laf)c 
be§  gleichnamigen  S)orfe§,  ai^  i3anbaufcnt^alt  öom  (Srafen  Don  ^JbrDetb,  unb 
empfing  t)icr  nur  bie  33cfud)e  ber  ^]Jtünfterifd)en  ^f^-'^unbe,  unb  auf  mel)rerc 
Söoc^en  jene  be§  f^rüi-'ft^^'  ^^^  ^^  ©ommer  me^rentl^eil§  zu  2lfd)affcnburg  am 
^Jlainjer  A^ofe  njcittc,  unb  i'§rc§  ölten  (Stubienleiter§  .söemfter'^ut)§.  —  3lnfd)einenb 
beforgt  um  ba§  Scfinben  ber  ©emal^lin  beftimmt  ber  g-ürft  jcbenfatt§  ben  großen 
3lnatomen  Gampcr,  Don  ^oHanb  feinen  3iüdmcg  über  'IJÜinfter  zu  ne'^mcn,  voo 
er  bie  f^'M^^i^  befuc^t,  ^yürftenberg  fennen  lernt,  aber  an  ^jtttem,  ma§  er  fa"^ 
unb  ^örte.  Diel  SScrgnügen  fanb.  ipernfter^utje'  Silb  flärt  fic^  ber  entfernten 
f^reunbin  immer  reiner  unb  ibcaler  ab,  fein  brieflid)er  ober  pcrfönli(^er  ©iuflu^ 
mirb  immer  n3ol)ttt)ucnber,  feine  ©(griffen,  zumal  ber  neue  Slialog  „©imon,  ober 
Don  bem  Sßermögen  ber  ©eele",  finbet  bei  il)r  allen  2lnf(ang;  fie  beflagt,  ba^ 
er  in  ^Jlünfter  nic^t  genug  befannt  fei,  unb  flirrt  bieg  barauf  zurüd:  ^JJtünfter 
fei  ba§  Jlönigreid^  ber  ejacten  2Siffenfd)aften,  fie,  Siotoma,  er,  ©ofrateS,  liebten 
mel^r  bie  ^^itofopl^ie.  6§  mäf)rte  nic^t  lauge ,  unb  bie  |>-ürftin  benft  unb 
plant  fo  felbftänbig,  ba^  fie  bem  alten  Se'^rer  offen  ^erau§  fcl)rieb:  „3u  lange 
^abc  id)  mein  Soo§  abl^ängig  gemacht,  fortan  toiü  e§  felbft  regieren".  S)amit 
war  bQ§  empfinbfelige  ^anb,  nid)t  ba§  ber  greunbfd^aft,  bur(^fd§nitten,  bie  3u= 
bringlid)feit  be§  ^4^l)ilofop'^en  entfd)iebencr  abgemiefen;  e§  bleibt  ber  ?lu§tauf(^ 
Don  ^been,  bie  Söibmung  Don  ©d^riftcn  beftel)en,  fo  lange  ber  ^p^ilofopl^  (t  1790) 
lebte.  —  Smmer  imponirenber  würbe  if)r  bie  geiftige  Sebeutung  güi-'ftcn'öerg'S 
unb  feine  rcligiöfc  ^Infd^auung,  obwol  fie  berfetben  nid)t  l)ulbigte;  benn 
il)re§  (Srac^tenS  glaubte  ?iiemanb  an  ba§  6l)riftcnt^nm,  al§  ber  $öbcl,  unb 
i^ürftenberg,  ein  gläubiger  Äat^olif,  mu^te  feinen  ©tauben  wol  al§  ein  5ßor= 
urt^eil  au§  ber  @rziel)ung  überfommen  l^abcn.  6ie  Derbat  fic^  glcid^  anfangs 
jeben  ^cfel)rung§Derfu(^,  benn  in  33ezug  auf  @ott  fönne  fie  9Zid)t§  in  fic^  leiben, 
toaS  er  nid^t  felbft  in  i^r  gefdiaffen;   ßJott  bitte  fie  um  Sic^t,  i'^m  fei  il)r  |)erz 


©aüi^in.  341 

Offen.  (Sin  um  ]o  angenehmere^  35anb  l(i)lang  um  Beibe  öeifter  5üv*ften6erg'§ 
Sntereffc  Tür  bie  2BiJienic^Qiten  unb  beren  ^Verbreitung ;  norjugsmeife  bilbeten 
bcn  33oben  it)re§  (i)eii"te§t)erfet)r§  bie  53tatf)ematif,  bie  ^}laturroiifenfd)aiten,  miti= 
tärij(i)e  S)i§cipUnen,  *4?olitif,  poütijc^e  6eicf)ici)te  jumat  ber  9tömer,  ber  neue  3(ur= 
fd^mung  ber  beutfc^en  Literatur.  SSalb  fte'^en  ber  ©eneralticar  unb  bie  i5für[tin 
inmitten  eineg  Äreife§  öon  :^eimif(i)en  unb  oueroärtigen  @e(ef)rten,  ber  üBeriprü^t 
Don  ©eiftelnrbeiten,  öon  bem  3af)lrei($e  mnlen  naii)  au^en  mirbetn,  unb  faft 
ebenfo  oielc  jc^ie^en  öon  bort  jurürf.  2;er  brüte  im  Sunbe  ift  3tnton  ^Jtatt^ias 
8pricEmann,  feit  1779  ^rofeffor  in  5]lünfter,  ber  geroanbte  S)i6ter,  ber  eracte 
Surift,  in  tieten  3;ingen  gürften6erg"§  reifte  .öanb,  gefannt  unb  öere^rt  Don 
ben  meiften  (Stätten  ber  neubeutfd^en  'L'iteraturbtüt'^e,  mit  beren  ^öauptDertretern 
er  engere  ^-öesie^ungen  :^atte,  at§  Dierter  ber  groBe  iß^ilofop'^  5.  6.  SacoBi  5u 
Süffeiborf;  fc^on  feit  1778  mit  gürftenberg  befannt,  nimmt  er  bur(^  2Bort  unb 
(S(i)rift  ben  regften  2Int^eil  an  allen  tDid)tigen  fragen,  toelcf)e  ben  ^^Mnfterifd^en 
Äreiö  bemegten,  ftimmt  ju  ober  tabelt  ^erbe,  fü^rt  neue  Äräfte  f)ier  ein,  unb 
fnüpft  ein  33anb  ämifc^en  ^ier  unb  ben  rl^einifdien  unb  t^üringifci)en  ^DJtännern. 
fyranj  33u^ol5,  @utst)err  ju  SBelbergen,  ber  fein  3}ermögen  jum  SBeften  ber 
geiftigen  @üter  auSnu^tc,  erf)ält  burd)  ©pricfmann  3uti-'itt  pr  gürftin,  über= 
mittelt  if)r  bie  „(5o!ratifcf)en  Senfroürbigfeiten",  löft  bie  bebrängte  i3age  bee 
aVerfaffer§  burd)  ein  fürft[i(^e§  6elbgef(^enf,  unb  jie^t  i^n  bann  nac^  ^DJ^iinfter 
hierüber;  e§  toax  ipamann,  ber  S3ertf)eibiger  bes  pofitiDen  ß^riftent^ums,  er  finbet 
1787  gafttid)e  ?lufnat)me  in  äöelbergen  unb  bei  ber  gürftin,  unb  nad)  feinem 
Sobe,  am  21.  ^uni  bes  näd)ften  SaftteS,  eine  9tu^eftätte  in  beren  ©arten  ju 
gjlünfter.  1783  fam  auf  gürftenberg'S  9tuf  ber  Kaplan  SSernfjarb  Coerberg 
bie  ^31orma[f(i)uIe  ju  leiten  unb  ben  3}olf§unterricf)t  5U  förbern,  eine  mitbe,  reti- 
giöfe,  in  ficf)  ^armonif(fie  5Zatur.  5Inbere  ^lotabiütäten,  ber  gläubige  i^eotoge 
äßi^enmanu,  ber  3enba=3}eft=5orfrf)er  Bleuler  p  Csnabrücf,  jebenfaüS  aud) 
^Dtöfer,  toaren  bem  ^-eife  auf  biefem  ober  jenem  SBege  nä^er  getreten.  __  S)ie 
^Reifen,  pmat  ber  i^ürftin,  bc^nten  ben  Umfang  Don  Streben5=  unb  SÖiffens^ 
genoffen  immer  meiter  au§,  1785  befud^t  fie  mit  if)ren  Ätnbern,  ^ürftenberg, 
ipemfter^ut)§  unb  ©pridmann  ba§  S3ab  öofgeiemar,  bann,  um  mufterf)afte  Silbungs^ 
anftatten  unb  gefeierte  ^l^tänner  ju  fe^en,  äöeimar  unb  ^ena,  baraut  öalle,  aur 
bem  JRüdroege  mieber  2öeimar.  ^erber  tonnte  gerabe  Dor  Äränf(id)feit  wenig 
um  bie  gi-'euiben  fein,  6oet^e  fanb  fid)  mit  ben  OJlännern  ttio^l  juredit,  ni(^t 
fo  anfangs  mit  ber  üfürftin,  bie  if)m  ba§  erfte  5JtaI  3U  meit  aus  it)rer  3eit  unb 
3öeibad)feit  ^erau§trat,  ba§  ^meite  ^ai  aber  fo  mit  i^rem  reichen  (Seifte  im= 
ponirte,  ba^  er  offen  geftanb :  „S)iefe  '^errtidie  ©eele  t)at  un§  burd^  i^re  (^egen= 
rnart  ju  mand)ertei  (Butem  getoedt  unb  geftärft."  ^n  Jpaüe  wirb_ba§  ^:t)äba= 
gogium  befu(^t,  unb  Don  ber  gürftin  an  ber  Xafel  ber  ptjt^agoräifc^e  '^c^rfa^ 
auf  Derfd)iebene  20Beife  betoiefen;  i^re  Äinber  mettcifern  mit  ben  Jpalloren  im 
8d)tt)immen,  bie  ^äbagogcn  Tdemet)er  unb  @ber"f)arb  finb  bes  !Gobe§  Doü  über 
eine  fotc^"  gemedtc  @efeüfd£)aft.  S)er  Slnatom  ©ommering  fanbte  i^r,  Dielleid^t 
öuf  Eingebung  (^ampe'g,  Don  feinen  ©d^riften  unb  ^^räparaten.  SSebor  mir  bie 
23a^ncn  ber  ^o^en  grau  meiter  Derfolgen,  muffen  ft)ir  eines  ©reigniffe§  im  Öeben 
ber  gürftin  gebenfen,  ba§  für  it)re  ©eifteeriditung  unb  bie  Erfüllung  i^rer  Seben5= 
au5fid)ten  nadf)  aüen  Diic^tungen  ^in  entfd^eibenb  mürbe,  ^aum  ben  St^uljatiren 
entmacE)fen  fudite  fie  mit  it)ren  ftaunenlloert^en  21nlagen  nact)  Söa^r^eit  über 
aUe  fragen,  bie  bie  ^Jtenfi^enbruft  bett3egen,  unb  in  ber  Söa'^r^eit  nac^  Ütul^e 
für  @eift  unb  ^era.  9tetigiö5  Dernad)Iäffigt  in  ber  ^ugenb  t)atte  fie  au»  bem 
3opfgemirre  ber  2ef)ren,  Soctrinen  unb  ^been,  bie  fie  aul  3?üdE)ern,  Oiomanen, 
p^ilofopt)ifc^en  Untergattungen  burftig  einf(^türfte,  in  ber  Siere  be«  Sfnnern  einen 
^eim  entmidelt,    ber  ftufenmeife    neue   Sproffen    trieb    unb   aümälig   bie   atten 


342  ©aHi^in. 

3tDcige  aU  üerbortte  abftiel,    juerft    ben    rein  pt)itofop^ifcf)en  betiaftet  mit   ben 

dornen  be§  fi-an^bfifd^en  5Jlatei-iaIi§mu§,  bann  an  ^em[ter^t)§'  ^onb  ben  ibealevn, 

f^eofopl^ifcEicn  öerjtüeigt  in  bie  @rf)ä^ung  be§  @eifte§  unb  be§  :|)cr|önU(f)en  ®otte§, 

bann  unter  bem  @ett)oge  öon   aneinanberpIo|enben  3ibeen,    tüie   fie  ©oeffie  unb 

^acoBi   öon  ber  einen  Seite,   bie  BibelgtäuBigen  ^roteftanten  SBi^enmann   unb 

,^amann,    bie   ^af^olifen  f^üvftenberg  unb  Oöerberg   anberjcitg  burd)  (Sc£)riften 

unb  Söorte   auf   fie  einbringen  liefen,   ben  16i6etjreunbü(i)en  ©pro^,    ber  enblid^ 

in  ben  faf^olifdtien  ©taulben  toipfelte.     ©ie  '£)atte  mächtig  gerungen,  jeben  5ort= 

f(f)ritt  fi(^  felbft  aBgetoonnen ;    toie   frül)er    bie   fflabijdje  Leitung  .^emftert)u^§\ 

jo  fpäter  bie  ^^nfinuationen  @oet^e'§   unb  g^ürftenbergS   abgetoiefen.     5Da§  ^id)t 

üBer  @ott,    2Sett   unb    9Jlenjd)    unb    über    atte    bie    5)tenj(^enfeete   aufregenben 

5ßrobIeme  toottte  fie  mit  if)ren  Gräften,  ot)ne  ©prünge  unb,  jo  toeit  ba§  möglich, 

au§  eigener  Ueberjeugung   in  ®ott   fid^   auffteden,    einen  ^unft  finben,    ber  it)r 

giu'^e  gebe  im  .^er^en  unb  im  (Seifte,     ^oä)   aU    fie   1783    öon  einer  fd^toeren 

^t)pod)onbrie  in  eine  Äranll^eit  berfiel,  ba§  am  12.  Wäx^  bie  legten  Hoffnungen 

für  il^r   Seben   fd)tDanben   unb   f^ürftenberg  feinen  58eic§tbater   fd^idte,   it)r   bie 

testen  Slröftungen  be§  @Iauben§  anjubieten,  le'^nte  fie   ou§  5Jtanget  an  lleber= 

jeugung  ab,  gab  inbe^  eine  ben  geiftlic£)cn  g^-eunb  toorerft  beru^igenbe  3lnttoort. 

■Jlnn  folgten  brci  3faf)re  be§  3^fUetn§  unb  i5^orf(i)cn§,  ba§  fie  bei  Xag  unb  'Dtadjt 

bann  folterte,  bann  mieber  erquidfte.     Sl)te  ^i^f^u^t  ^jarb  ba§  ©öangetium  unb 

befonberS  bie  ©teilen,  ba^  e§  bon  @ott  auSgc'^e  unb  ber  2Banbel  ber  ©laubigen 

bieg  betoeifen  toerbe;  tröftli(^  unb  anjiel^enb  erfrf)ienen  getoi^  ba§  Sebcn  unb  bie 

Seifpiele  be§  ®lauben§,  mit  benen  fie  fo  nal^e  öerfel^rtc:  Cberberg  in  ^^römmig- 

feit  unb  5Demutl^  eine  l)armonifcf)e  ®rfd)einung,  ^ürftcnberg,  im  pofitiben  ©lauben 

unbeängftigt   unb    boc^   fo   frei  benfenb   unb  l^anbelnb,    ein  ^atl)olif,    unb   fein 

unbebingter  greunb  ber   ßurie,    ein  ^einb   be§  f^ebroniantSmuS    mie   be§  9lnti= 

febroniani§mu§,   ein  5Jtäcen  ber   geiftigen  SSeftrebungen,   ein  ©taatSmann  erften 

9tange§.    6§  toar  an  i§rem  @eburt§tage  1786,  al§  fie  auf  ba§  SBort  DberbergS, 

ben  fie  al§  ©eelenfül)rer  tt)äl)lte,  tro^  getoiffer  3ttJeifel,  gläubig  bie  .^eilSmittel  ber 

^irc^e  empfing,  unb  bamit  einen  reidien  ©cetenfrieben  erntete,  ©in  ^^a'^r  fpäter  folg= 

ten  bie  J?inber  bem  93eifpiele  ber  5Jlutter.    2)iefer  9lct  änberte  aber  aurf)  i^re  äußern 

SSer'^ältniffe  toie  mit  einem  ©daläge.     3Bol)l  ^og  Dberberg  naci)  ^amannS  2;obe 

^u  ber  i^i-'eunbin   in§  ."pauS;    bie§   toar    für   bie  erften  ^dijxe  bie  ©tätte  ftitter 

a§cetif(i)er  33efdl)aulid^!eit,    nidit    mel^r   fo    ber   ©ammelpunft   öon   au§tt)ärtigen 

ßapacitäten.     ©elbft  Sfacobi  lä^t  fic^  nid^t  feigen,   er  öerfe'^rt  nur  brieflich),   ob= 

ttjot   bie   gürftin   unb   ber  ©eneralöicor  mieberl^olt    in  5pempelfort    maren,    bie 

^ürftin  anfd^einenb  fogar  S3e!e^rung§öerfudl)e  bei  .S^acobi  einleitete.    1787  befud^t 

fie    öon    Süffeiborf   au§    ben   ßoabjutor  öon   S)alberg   in   3lfd)affenburg.     ^Jtur 

Subtoig  9licoloöiu§,  ein  feingeftimmter  S^eologe  öon  Königsberg,  erfd^eint  1789, 

um  bie  legten  ßeben§fpuren  feine§  greunbeS  Hamann  bi§  in§  ®rab  äu  öerfolgen, 

unb   ber    „'^eil.  f^amilie",   toie  @at(i^in§  Ärei§   ^ie^,   f^reunb   au   toerben.     5Det 

S'^eologe   äöiggernmnn ,    überliaupt   bie  ßel^rer   ber  Kinber,    bie    brei   ©ebrüber 

Sirofte  (@rbbrofte),  tt)eldE)e  mit  bem  jungen  ^^ürften  aufgetoad^fen  maren,   Äater= 

famp,  i'^r  erfter  geiftli(^er  ©r^ie^er,  bie  9tid^te  2lmalia  öon  ©di)mettau  öerme'^ren 

ober  ergangen  nadl)  unb  nad)  bie  fleine,    aber  treue  3a^l  ^e>-'  «^auSfreunbe,  feit 

1800  aud)  bauernb  ber  (Sraf  griebrit^  ßeopotb  öon  ©tolberg.     Sie  Srappiften, 

toeldlie  be^ufg  2Igriculturen  öon  g^ürftenberg  in§  ©tift  (Sarfetb)  gebogen  maren, 

ge'^en  öielfad^  bei  i^r  ein  unb  au§.     ©eit  33eginn  ber  neunäiger  ^a^xt  beleben 

^efud^e,  Sriefe  unb  Steifen  aud)  toieber  bie  Sejie^ungen  au  auswärtigen  g^reun= 

ben  unb  @elell|iten;   ber  i^ürftin  @eift   unb  61^ara!ter  übte  eine  öerlocEenbe  3ln= 

aieljungghaft   nad^   toie   öor,    unb   mon  mod^tc   fid^,    toie  giicoloöiuS   hzi  einem 

3Sefud£)e  in  aJlünfter  übetäeugen,   ba^  e§  nid)t  einen  äöeg  be§  .^eiteg  für  alle 


gebe,  unb  bal  man  ^ebrn  jeinen  ®ang  unb  fein  S^el  müjfe  öerjolgen  laffen. 
1792  fömmt  öon  SDüffelboii  <iu§  @oetf)e,  ber  bie  „anjiefienbe"  i^xau  nt(^t  öer= 
geffen  fonnte,  bie  it)m  gleid^tüol  lange  au§gen)i(f)en  mar,  nun  aber,  tüie  fpäter 
nod)  briejüd^  mit  bem  @afte  aufrichtig  if)rc  Sbcen  au§taufct)te.  „@ine  größere 
®efettfc§aft  mar  öerfammelt;  geiftli($e  ^IRänner  öon  ©inn  unb  33erftanb,  '^eran= 
ftrebenbe  Jünglinge,  mo^Igeftaltct  unb  toofilerjogen,  an  Gieift  unb  (Sefinnung 
tjict  öerf^ret^enb,  tcaren  gegentoärtig."  Dleifen  mai^te  bie  [yürftin  au^er  ben 
SSabereifen  nad)  Hofgeismar  unb  Driburg  feit  1791  toiebert)olt  nac£)  SSanbSbec! 
(Hamburg)  unb  Holftein,  fpäter  aud)  aU  Segleiteiin  ^^ürftenbergä  nacf)  ^\ihe^^ 
'i^tim.  Sie  erftc  Holfteinet  9leife  förberte  einen  näf)eren  2}erlel)r  mit  ©tolberg, 
6(aubiu§,  3}o^  unb  mit  angefe'^enen  ^^i'^i^^^^  Ho^fteinS,  ein  S3ertef)r,  ber  ju 
ben  gamiüen  6Iaubiu§  unb  ©tolberg  fe^r  leb'^aft  tnarb  unb  ba^u  beitrug,  bo^ 
ber  ®raf  fic^  in  DJlünfter  nieberlie^  unb  jum  faf^otifcfien  ©tauben  übertrat. 
5ßo(itif(i)e  ober  toiffenfct)aftlici)e  ^ntereffen  ergaben  perfönlii)e  unb  briefli(^e  S5e= 
äte^ungen  gum  5preu^.  Segationgraf^  öon  S)ot)m,  jum  @efct)id)t§f(^reiber  ^o|anneg 
öon  ^üUer  unb  öielen  anberen  ßa^acitäten,  familiäre  ^u  it)rem  @tammt)aufe 
Don  ©c^mettau,  felbft  ^ur  Äaiferin  .^attiarina,  bie  neuen  ©taatggeftaltungen  3u 
{)eröorragenben  @taat§männern,  nur  nic^t  jum  fpätern  5Jlinifter  öom  (Stein,  ob= 
tool  fie  i5rnebritf)§  be§  @r.  ^olitif  mit  aller  Serounberung  anl)ing.  S)ie  geiftigen 
5rü(i)te  it)re§  S5cr!e{)r§  tf)eitte  fie  münbtid)  au§  ober  legte  fie  in  ben  Sagebüdicrn 
unb  SSriefen,  i^re  begeifterten,  jumal  religiöfen  dmöfinbungen  aucf)  tüol  in 
3Serfen  nieber.  ^tjxe  3;agebü(i)er  enthalten  fonft  attert)anb  5tufäei(i)nungen  über 
gelDöl^nlidie  unb  ungeroö^nlidie  Segegniffe  unb  ©riebniffe,  namentlich  über  bie 
etubien  ber  Äinber,  it)r  Sßefinben  unb  i!^re  Jagesbefc^äftigung.  S/ie  3^^^^^  iüi' 
5lrbeit,  6rt)o(ung  unb  Unter'^altung  marcn  genau  geregelt,  bie  5lbenbe  burii) 
35efu(^e  unb  anregenbe  ©efpräc^e  öerangenct)mert,  bie  '!)3Uf)(3etten  unb  ber  {Iom= 
fort  frugal,  bie  2>er!el)r§formen  fd^tid^t  unb  natürlid).  ^^r  3Jer!el)r,  i^re  Steifen, 
©tubien,  3(nftrengungen  unb  £)p]n  foKten  eben  fo  fetjr  ben  beiben  Äinbern  wie 
ber  ^Jtutter  ju  ®ute  fommen,  inäbefonbere  auc^  ber  5lufent^alt  in  ^ürftenbcrg§ 
„2(tl)en".  '^äe  H'^^'^^^^S^^  für  5)titri  unb  ^Jtarianne  burc^jittert  ein  ßlang 
Ieibenf(i)aftüct)er  SSeforgni^.  ©ie  foüten  boc^  üorau§fid§t(i(f)  einft  f)0(^angefe^ene 
unb  einflu^reidie  SebenäfteEungen  einne^^men  unb  bal^er  ni(^t  fo  fel)r  eine  getelirte, 
aU  eine  gefettige  Silbung  (©|)racf)en),  bemgemä^  auc^  @emanbtl)eit  be§  Äörper§ 
unb  geftis^eit  be§  6|ara!ter§  öon  ^inbegbeinen  ^er  anftreben.  9lnbern  bie  5luf= 
ft(f)t  überlaffenb,  ert^eitte  bie  ^^Jlutter  lange!§in  ben  auf  bie  anftrengenbften  S}or= 
ftubien  geftü^ten  Unterridit  felbft,  fpäter  gelnann  fie  für  bie  gt)mnaftif(i)e  5lu§= 
bilbung  einen  i5e(i)tnieifter  (^Jtiquel),  für  (Beometrie,  ^cii^ri^^  "i^^  ©enieWefen 
einen  Cffi^ier  ber  5Jlünftertf^en  @arnifon,  feit  1784  für  bie  flaffifdjen  ©prai^en 
ben  begabten  @t)mnaftallel)rer  Äiftemater,  für  bie  beutfd^e  G)efd)id)te  ben  fc^on 
genannten  ^^^i^ofeffor  ©pricfmann  —  bie  beiben  le^teren  jebot^  anfc£)einenb  erft, 
narf)bem  Sacobi  unb  ©oetl^e  über  ^n^alt  unb  'i)tetl)obe  be§  frühem  Unteni(i)ta 
SBebenfen  geäußert  l)atten;  benn  ^acobi'§  (5ol)n  (Seorg  nal)m  feit  1782,  mie 
fpäter  bie  ^Jlidite  3lmatia  öon  (5(f)mettau,  an  ber  ©(fiutung  ber  ^yürftenfinber 
jl^cil.  S)ie  i5üi;ftin  erholte  fic^  felbftrebenb  öiel  )päbagogif(i)en  9latl)§  bei  fyürften= 
berg,  bann  bei  Oöerberg,  mo'^nte  be§  le^tcrn  öffcntli(f)en  Äated)efen  an  unb 
fteuerte  il)Terfeit§  mot  mani^e  2el)ren  bei  ju  feinen  päbagogif(f)en  (5(i)riften.  S)er 
9leligion§unterric§t  fottte  anfangt  meber  jum  Unglauben,  nocf)  5U  einer  beftimm= 
ten  ßonfeffion,  bie  fie  felbft  ni^t  "^atte,  unb  bie  .^inber  f)3äter  noc^  ©utbefinben 
au§it)äl)len  möcbten,  anleiten  unb  beftanb  beS'^alb  in  einem  objectiöen  9}ortrage 
über  ba§  ßl^riftent^um.  ^ac^bem  fie  jum  Äat^olici§mu§  übergetreten,  bie  ^inber 
älter  geworben  waren,  ging  ber  Unterri(f)t  nad)  ber  5[l^utter  Snftruction  wot 
ööHig  an  <!pau§le^ier  über,  unb  bie  ^leligion  warb  öon  einem  @eiftlirf)en  (2Bigger= 


344  ©alli^in. 

mann)  nad^  faf^oltfcCien  ©runbfä^en  gele'^rt;  af^mete  boii)  ba§  ganje  ,^au§ 
fortab  einen  burc£)au§  ürd^tidfien  @eift.  5}titti,  fc^on  als  .^nabe  tion  ber  .^aiferin 
^ati)artna  ^um  f^räfinridC)  ernannt,  fottte  mit  bem  20,  SeBenSja'^re  bie  mitititrifd^e 
unb  ftaat§männi|(i)c  !i3aufl6af)n  antreten  unb  Begab  fid^  be§!§alb  1792  nac§ 
3lmeri!a,  naTjm  iebocf)  in  ^Baltimore  am  16.  Wäx^  1795  bie  ^rieftertcei'tic  unb 
ttiirfte  in  ^en|'t)Iöanien  unb  im  5llleg^ant)ge6irge  unter  getoaltigcn  Öietbopfem 
für  bie  ©ad)e  be§  @Iauben§  aU  ^}]hffionär  big  in  fein  70.  SebenSjafir.  ^tarianne, 
anfd^einenb  mef)r  burc^  23erftanb  al§  ©emüf^  ausgezeichnet,  bermä'^tte  fid)  faft 
im  50.  Saläre  mit  einem  öerfd^ulbeten  trafen  öon  (iatm=9{eifferfcf)eib=^raut]§eim 
unb  ftarb  f($on  1823  in  2)üffelborf.  Die  ^]]lutter  l^atte  i'^re  ^üglinge  bem 
^a'^rltiunberte,  n^orin  fie  lebte,  entfrembcn  motten,  um  il)uen  bie  (Srunbfät^c  an« 
berer  3etten  leidster  einau^flanjen  unb  fie  für  bie  Söcrbefferung  ber  3eitgenoffen 
ju  befäl)igen.  ©ie  moEte  ein  (Srjie'^ungSibeal  üerwirftid^en,  baS  namentlidf) 
moralifd)  fel^lfdtitug  unb  fei^lfc^lagen  mu^te,  meil  eS  meber  mit  ber  ^inbernatur, 
nodt)  mit  jenen  f^orberungen  ber  (SJegentoart  rechnete,  bie  fid)  nic^t  nad)  2;f)eorcmen 
unb  ool^fi^  gängeln  laffen.  S)a'§er  bie  fdt)tid)te,  oft  fd)ledt)te  .J^leibung;  ba'^er 
l^äufte  fie  ^nftruction  über  ^nftruction,  fd)ulmeifterte,  nörgelte  über  bie  fleinften 
^el^lgiiffe,  biö  il^r  (&ol)n,  mie  fie  felbft  f tagte,  mit  bem  18.  2eben§ial)re  noc^ 
ein  .^inb  mar  unb  biefer  toieber,  nad)  eigenem  (Beftänbniffe,  bie  'DJtutter  erft  er= 
fennen  unb  lieben  lernte,  al§  er  fie  nid^t  mel)r  l^atte.  Unb  bodl)  l)atte  bie 
9Jtuttcr  e§  gut  gemeint.  —  3lbgefel)en  öon  ben  gemaltigen  2öelt=  unb  ©taat§= 
umtoäljungen  flod^t  fid^  um  ba§  unruhige  ^aupt  ber  "^olicn  (^-i-'QU  in  ben  f|)ätern 
2eben§iat)ren  ein  Äranj  üon  aUer'^onb  Unanneljmlic^teiten.  3il)r  eigenes  auf 
(Sütern  in  ^ranlreit^  fte'^enbeS  @rbtl)eit  ging  in  ber  Üieöolution  öcrloren;  alte 
Seiben,  .^üitentoel)  unb  ^Jlerüenretj ,  re^jetirten;  als  ber  ©o^n  in  ?lmerifa 
toar,  lief  öon  einem  ruffifd)en  ©arberegimcnte  bie  Slufforberung  ein  jum  Eintritte 
in  ben  3)lilitärbienft ;  ber  t^ürft  :§atte  fdl)on  1782,  um  einer  SSerfe^ung  nad) 
Surin  auS3un)cid)en,  ben  ©taatSbienft  öerlaffen  unb  feinen  äöof)nfi^  nad^  Sraun= 
fcl)tt»eig  öerlegt,  immer  nodt)  miffenfdt)aftlid§en  Slrbeiten  unb  Seftrebungen  ergeben ; 
aÜein  geroiffc  '.^Öffnungen  auf  bie  Sunft  feines  neuen  ©ouöeränS  (^aul)  erfüllten 
fid^  nicl)t;  unb  als  er  am  16.  Wäx^  1803  ftarb,  fielen  ©e'^altc  unb  ^enfionen 
für  bie  ^^futtilie  fort.  2)ie  @rbfd£)aft  anzutreten,  ftellten  \iä)  allerl)anb  4-)inber= 
niffe  entgegen,  fogar  bie  üteöenuen  blieben  zeitteeife  auS,  unb  eS  mußten  ^ro^effe 
angeftrengt  merbcn.  Sni  -gelbjuge  1812  tourben  bie  ruffifd^en  SBefi^ungen  öcr= 
müftct;  ber  ©o'^n  in  ^merifa  fd^rieb  um  @elb  für  feine  Stiftungen,  unb  erft 
fpäter  errang  bie  Sod^ter  i§r  öäterlid^eS  @rbtl)eil.  ?llS  ^^itri'S  ©tiftungen  fid§ 
mel)r  unb  met)r  mit  ©d^ulben  belaftet  t)atten,  öer!aufte  enblid^  Döerbcrg  eine 
Sammlung  gefdlinittener  ©teine,  bie  er  öon  ber  ^yüvftin  zu  milben  3tt>eden,  biefe 
als  3}ermädl)tniB  öon  ^cmfter'^u^S  erl)alten  Tratte,  an  ben  ^önig  öon  .^ollanb, 
unb  bei;  ©rlöS  ging  menigftenS  zum  2:l)eil  über  baS  Wen.  S)ie  ''Ututter  Ijatte 
bie  legten  ©cenen  biefer  f^awilienleiben  nid^t  me'^r  erlebt;  fie  toar  ju  ''DJlünfter 
inmitten  iljreS  nätiern  g^amilien=  unb  ^reunbeSfreifeS  fd)on  am  27.  Slpril  1806, 
im  58.  ßebenSjalire,  öerfd^ieben  unb  brei  2age  fpäter  nad§  i'^rem  2Bunfdf)c  zu 
^3lngelmobbc  auf  bem  3^riebl)ofc,  bid^t  an  ber  füblid^en  ßangtoanb  ber  .^ird^e,  am 
gu|e  eines  ßreuzeS  beftattct,  beffen  ©odel  baS  SobeSja^r  unb  eine  ©teile  beS 
^:§ilip|)erbriefeS  (III,  8)  unb  fonft  bloS  bie  biograp^^ifd^e ''Jtadirid^t  entl^ölt:  „©o 
toar  gefinnet,  fo  lebte  bie  ^Jlutter  ber  9lrmen  unb  33ebrängten,  bie  gürftin 
5lmalia  öon  ©alli^in,  geborene  (Sräfin  öon  ©d)mettau,  beren  ©ebeine  öor  biefem 
Silbe  in  ber  .gjoffnung  il^rer  glorreid^en  3luferfte"^ung  rul^en."  —  JßJem  nadt) 
S3riefen  unb  2:agebüd§ern  mani^e  i^rer  2leu^erungen  ^u  rücEt)altloS  ober  eitel, 
i^r  S3er!el§r  mit  ben  gi'eunben  frei  öorfommen,  ber  bemeffe  baS  nod§  ben  ©itten 
unb  emancipirten  Umgangsformen  ber  3eit  unb  ber  großen  2Belt,  tüorin  fie  auf- 


et.  ©attug.  345 

JDUC^§,  ni(f)t  nac^  ben  Urffieilen  ber  fpätetn  3eit  ober  einer  fleinen  Stabt,  tootin 
fie  lebte.  Jabetn  laffeu  jid)  tf)re  iitopifc^en  ßrjie^ungsibeate  unb  mit  ©oet^e 
if)i;  ^evau§ti-eten  quo  ber  Söeibtic£)feit  —  aber  icie  öiel  (Sbles  unb  ^Jlenjditid^ee 
t)at  fie  bamt  uac^  allen  Seiten  bis  in  bie  unterften  Sßotfectaficn  'hinein  an^-- 
geftreut!  2Jße[d)"  ein  2Seib  mu^  ei  gewefen  fein,  beffen  6eift  burd)  bie  feinen 
2{ugen,  ja  buvc^  alle  ^-ihnn  i^ree  fdjtanfen  Ceibc§  bli^enb,  taft  ^eben,  ber  i^r 
na'^te,  anjog,  bie  erfteii  ©rößen  i^rcr  ^ext  ju  SoB,  .(podiacfitung,  ^Bemunberung 
]§inri§.  äöetd)'  Seete  unb  ©emüf^  mu^te  ba§  233eien  erfüllen,  bae  S;iefer  „teut= 
fetig",  Sener  „^otb",  ein  S)ritter  „t)immeIöoII",  ein  33ierter  „unerme§li(^  fd)ön 
unb  gro^"  nannte.  Sie  f)at,  .fo  ät)nlic^  urf^eitt  !^.  Siefebre(i)t,  ber  funbige 
^erotb  if)rer  cutturgef(^idf)tti($en  ^ebeutung,  mitgctt^irft,  ba^  neben  (Boett)e'§ 
l)umanem  2Beimar  {yü^ft^nbergs  geiftticfjeS  ^33tün[ter  an  bem  geiftigen  \"luff(f)tt)unge 
unfereg  3}ater(anbc5  2t)eil  befam,  baß,  als  jenfeiti  be§  ^^eine§  6§ri[tent^um 
unb  öerfommcn  gewattfam  ju  58oben  getoorfen  ttiurben,  f)ier  fi(f)  burd)  Untere 
rid)t  unb  ©rjie^ung  in  alten  3}otf5fc^i($ten  fefte  @runbfäu(en,  gegen  bie  Grfc^üt= 
terungen  unb  2rot)ungen  ber  üteöotution,  für  ^Religion  unb  Söaterlanbsliebe 
erhoben, 

5ßgt.   ben   5Irtitet  griebr.    2Bit^.    i^'^an]   öon  ^ürftenbcrg.   —    Schriften 

unb  Sriefn3ec^fel   ^acobi'e,   6oett)e'ö,   öamanne"    u.  2t.   —   Xi).  ^aterfamp, 

Senfmürbigfeiten  au§  bem  ^'eben  ber  oürftin  Stmatia  öon  @ani|in,  geb.  (Gräfin 

öon  Sd)mettau.     "DIU  befonberer  '}tücffi($t  auf  if)re  nädiften  3}erbinbungen  . . . 

53lün[ter  1828.    2.  21.    1839.  —  2.  Sc^üding,  bie  gürftin  öon  ©altifein  unb 

it)re  iyxeunhe,  im  3i£)eini|c^en  ^a^rbud)   1840.    —   P.  Jp.  Semde,    2eben  unb 

Söirfen  be§  ^linjen  S)emetriue   2tuguftin  ©alli^in,   9}lünftcr  1861.   —  Miss 

Sarall  Brownson.  Life  of  D.  A.  Gallitzin,  prince  and  priest,  with  an  intro- 

duction   by   0.  A.  Brownson,    LL.   D.  Xew-Yo'.k  1873.    —    ^3Jlittt)eitungen 

au§  bem  ^lagebud)  unb  35rieftöed)fet  ber  ^yürftin  2tbel^eib  2tmatia  öon  @alli^in 

nebft  f^ragmenten  unb   einem  Stn'^ange.     Stuttgart,    Siefd^ing.     1868.     (2)er 

2ln:^ang    entt)ätt    eine   jeitgenöffifi^e    „Olad^rit^t    öon    ben   ^^ugenbja'^ren   ber 

^ürftin").  —  QSrieTtoec^fet  unb  2agebüc^er  ber  ^^fürftin  2(matie  öon  ©alti^in. 

(änt^attenb   bisfier  ungt'brudte  33riefe  .  .  .    i-öeraueg.  öon  ß^riftop^  Schlüter.) 

DMnfter  1874.    —   ^Dteue  ^yolq^e.     xogebüd^er  ber    gürftin    au5    ben  ^a^lten 

1783  bi§  1800  entfiattenb.     (.iperau§g.  öon  bemfelben.)     DMnfter   1876.    — 

Emile  Grucker.  Francois  Hemsterhuis,  Sa  vie  et  ses  oeuvres.  Paris  1866.  — 

^erbft,  mati)\a?,  ßtaubius,    ber   äöanbebeder  Sote.     4.  2(ufl.     6ot:^a    1878. 

SerfeCbe,  ^.  ^.  S3oB.    23b.  1-2.    C'eip3ig,  1872—76.  —  3-  Sanffen,  grieb- 

rid^  Seopotb,  @raf  ^u  Stotberg,  2Sb.  1—2.    greiburg  1877.  —  6.  jRaBmann, 

5la(^rid)ten  öon  bem  Seben  unb  ben  Sd^riften  5Rünftertänbifd)er  Si^riftfteEer. 

gjtünfter  1866.  s.  v.  ^Jlorb^off. 

St.  ©Olluö,  irif(^er  Wönä)   unö  ©laubensbote   im   7.    :3a^rf)unbert.     (Jin 

S(^üler  unb  Begleiter  be§  St.  ßolumbanu«  (f.  b.  2(rt ),  t^eitte  &.  bie  S^idfale 

feinee  ÜJteifters   bis    612  ober  613,    mo   ber  Se^rer  naä)  Italien  50g,  mätirenb 

ber  jünger   am  ^obenfee  jurüdbtieb.     @rft   auf   bem   äßege  öom  ^ofe  I^eube^ 

bert'g  IL  über  ^ain,^   unb  3üric^    natf;  Sßregenj  tritt  @.  nac^  ben  9lad§ric^ten 

jeineg  iBiograp^en  fetbftänbiger  neben  dotumbanuS  ^eröor.     Sie  öon  ^onas  er^ 

ää'^tte   unb    Ö'olumban    äugefc^riebene  Störung    eines   öon   tt)eitroeife   früher  gc= 

tauften   2Uemannen  bargebrad)ten   ^öobaneopters   roirb   3U   einer   öon   ®.   au§= 

gefienben  3ei-'ftörung  öon  t)eibnifd)en  peitigt^ümern  ausgef^müdt  unb  bie  Scene 

an  ba§  obere  @nbe  be»  ^^ridlif^S  nad)  xuggen,    roo  atte  xrabitionen  allerbingö 

auf    ßotumban   t)inroeifen.    Perfekt.     6benfo   fott  ®.  nad^^er  bei  ber  ^Jteinigung 

einer  burd)  atamannifi^e  ©ö^enbitber  entroeititen   d)riftti(^en    .^irc^e   in  ^regen^ 

ba§  25efte  getfian ,  aber  aud^  bie  3}erfotgung  burc^  ben  üon  ben  <g)eiben  angeru= 


346  ®oEu§. 

fenen  ^erjog  ßunäo  bon  UeBerltngen  l^erbcigefü'^i-t  ^abtn.  9l(§  Solumban  nad^ 
iS^tatten  309,  fiiett,  toie  bie  5öita  erjä^tt,  ein  f^ieberanfatt  ben  <Bd}ü.Ux  @.  ,^uvü(f. 
©erfelbe  {|ielt  ficf)  juerft  in  Sltbon  auj,  too  bie  irifrf)en  ^önd^e  in  bem  alten 
gftömcvpla^  einen  c§inftti(^en  ©eifttidien  beutf(f)en  9lamenl  getroffen  f)atten,  16e= 
grünbete  bann  aber,  613  ober  bieÜeid^t  erft  614,  eine  ©infiebetei  im  toilben 
.^oc^tl^ale  ber  ©teinad^,  tt)et(^e  er  16i§  3u  feinem  Sobe  nur  nod)  fe'^r  fetten  not^= 
gebrungen  öerlie^.  @r  ftarb  am  16.  DctoBcr  in  einem  nic^t  ju  ermittcinben 
Sa"^re  (tt)at)rf(^etnli(^  ettoa  627).  S)ie  legenbarifdien  3lu§f(i)mü(fungen  ber 
SSiograp^en  erlauben  blo§  fetir  wenige  fid)ere  eingaben  über  @aEu§'  ßeben  nad^ 
6otumban'§  2Beggang.  9lur  fo  öiel  ftel)t  feft,  ba|  ton  einer  2'^ätigfeit  be§= 
felben  al§  (SJtaubenSbotc,  al§  „9Ipoftel  3llamannien§"  !aum  bie  Siebe  fein  !ann. 
S)cnn  gerabe  ba§  bebeutenbfte  @reigni§  in  ®allu§'  ßeben,  eine  etma  615  ober 
616  3U  ßonftanj  abget)attene  ©tjnobc,  betreift,  menn  biefetbe  über'^aupt  ange= 
nommen  merben  barf,  ba§  Ueberflüffige  einer  toeiteren  ®tauben§prebigt  in  ben 
SSobenfeegegenben,  ba  unter  33orfi^  be§  gteid^en  furj  t)ort)er  noct)  ßolumban  unb  ®. 
fo  feinbfeligen  ßunjo  ein  ©c^üter  ®aliu§',  ber  2)iacon  ^o'^anne§  öon  (^rabg  im 
9ft|eintt)al ,  al§  5ßif(i)of  öon  ßonftanj  getoöl^It  fein  foH.  ^lodf)  ein  3ia^i-"§unbert 
bi§  auf  ben  crften  2lbt  Dtmar  (f.  b.  ^irt.)  blieb  bie  @aIIn§3eEe  eine  öon  tüenigen 
SBrübern  betooi)nte  ©infiebelei  ot)ne  llöftertic^e  @inri(f)tung  im  eigentlid)en  ©inne 
be§  SöorteS  unb  o'^ne  '^ö'^ere  SSebeutung.  3u"Ä(^ft  blieb  neben  5tl)eobor 
5[Raginalb,  gleich  jenem  ein  ©d^üler  ®aliu§',  Söäc^ter  be§  Ö)rabe§:  e§  ift  jener 
9!Jlagnu§,  beffen  23ita,  angeblid^  öon  SLbeobor  gefdjrieben,  ^u  ben  |)lum|}ften 
l^iftoriograpl)ifct)en  gälfrfiungen  be§  Mittelalters  gehört  (ögl.  ^Rettberg,  .^ircl)en= 
gef(^irf)te  ©eutfc^lanbS  Sb.  II.  ©.  147—151).  @allu§'  Seben  befd^rieb  erft 
nad)  Dtmar  fnr^  nad^  771  ein  alamannifc£)er  Wöniij  in  ©t.  (Satten,  unter  5Be= 
nu^ung  ber  35ita  (5;olumban'§  öon  SonaS,  bod^  mit  bem  33eftreben,  ®.  auf  Un= 
foften  bc§  ßel)rer§  tjeröorju'^eben ,  aud)  in  bem  Söunfd^e,  ©t.  ®aüen  fdt)on  mit 
meroöingifd)en  .^errfd^crn  in  5ßerbinbung  erfd^einen  ju  laffen;  ba§  öiele  Iegen= 
barifd^=miraculöfe  33citt3erf  erfd^mert  bie  ^luSnütjung  fel^r  (2lu§gabe  öom  ©ntbeder 
be§  Originals,  3i.  ö.  3lrj:,  fammt  ben  angel)ängten  Söunberer^ä'^tungen  bei 
gleii^en  anont)men  SlutorS  in  ben  Monumenta  Germaniae,  S3b.  II.  ©.  5—21; 
neue  2lu§gabe  -  mit  Kommentar  öon  Melker  öon  ,^nonau ,  Mitf^eilungen  be§ 
"^iftorifdtien  5öerein§  öon  ©t.  ©allen,  12.  .f)eft).  Ueber  @.  ögl.  neben  9tettberg 
au(^  <&efele,  @efct)ic^te  ber  ©infü'^rung  be§  Sljriftenf^umS  im  fübtüeftlid^en 
S)eutfd^lanb,  unb  ^^riebrid),  ^ird^engefcl)i(^le  2)eutf(^tanb§,  S5b.  IL,  fotoie  Me^er 
öon  ^nonau,  S)ie  alamannifd^en  S)enfmäler  in  ber  ©dlitüeij  (lUlittTjeilungen  ber 
antiquarifd£)en  ©efeEfc^aft  in  Süxiä),  19,  33b.  2.  ^eft);  o|ne  tt)iffenfd§aftlidf)en 
aBerti)  ift  @reit^,  ©efd^id^te  ber  altirifd^en  Äirc^e. 

5Jlet)er  öon  Änonau. 

©alluö:  öon  beutfdier  ?Ibftammung,  giftenaienfer  3lbt  öon  3lula  9iegia, 
ßönigin^of  in  SBö'^men,  mirb  al§  ein  in  ber  l)eiligen  ©d^rift  fe'^r  betoanberter  unb 
berebter  Drben§geiftlid£)er  d^aratterifirt  unb  mu^  um  1350 — 70  geblü'^t  '^aben. 
2;ritt)emiu§  gibt  leiber  bie  3eit  feine§  SebcnS  nid)t  genauer  an.  (£r  f^rieb  eine 
©rbauungSfd^rift  für  Orben§leute  mit  bem  3;itel  „©ranatapfel"  (Melogranatum), 
tt)eldt)e  noc^  aur  3^^*-  ül§  JritliemiuS  lebte,  ein  beliebtes  ©rbauungSbud^  für 
OrbenSleute  mar,  au^erbem  eine  ©d)rift  unter  bem  SSitel  „Dialogi  inter  Patrem 
et  Filium"  in  brei  SSüd^ern,  über  bereu  Xenbeuä  mir  nidE)t  näf)er  unterrid^tet  ftnb. 
2rit^emiu§,  De  viris  illustribus  unb  De  scriptoribus  ecclesiasticis. 
Possevini,  Apparatus  sacer.  ^.  Kellner. 

^attuö:  :Sacob  @.,  geb.  ju  ^rain  in  ©teiexmar!  um  1550,  :^ie^  eigent= 
lid)  .^ä'^nel  ober  ^äncl ,  im  ©olfSmunbe  ^anbl ,  ^aenbl  ober  |)aenbel ,  ^atte 
alfo  nad)  bamaliger  ©itte  feinen  Flamen  latinifirt.    Ueber  feinen  ßebenSgang  ift 


@aüu§.  347 

toenig  befannt  getoorben.  ©inige  3^^*  ^^^  ß^*  -^a^iellmeiftev  be§  Sifd^ofg  öoti 
Dlmü^,  ©tani§Iau§  ^atolotüäft) ,  foll  bann  in  faiferüc^e  3)ienftc  getreten  unb 
in  '|h-ag  am  4,  3^uU  1591  geftoxben  fein,  ^n  bev  lateinifctien  Sebication  an 
ben  ©enat  öon  5)ßrag,  triel(f)e  in  ben  nacf)  feinem  2obe  1596  I)erau§gefommenen 
Moralia  enf^alten  ift,  txtläxt  ©eorg  ^anbl,  ba^  fein  SSrubev  ^acob  6ereit§  öor 
4  i^al^ren  (1592)  geftorben  unb  buxcf)  benSLob  an  ber -Verausgabe  biefeS  3Berfe§ 
bert)inbert  toorben  fei.  ßbenfo  ^tDeifeftiaft  ift  feine  51nftellung  in  faiferli(f)en 
S)ienften,  tDenigften§  erluätint  i^n  Dr.  ßubtüig  9titter  öon  ßöd^el  nii^t  in  feinem 
au^erorbentlid)  ^uöerläffigen  S3ud}e  „®ic  !aiferlid)e  ■gofmufüfalJeUe  in  äBien  öon 
1543—1867".  (S.  tuar  ju  feiner  3eit  '£)0(J)berü'£)mt,  er  tnurbe  nac^  feinem  J^obe 
öielfact)  befungen,  fo  ba^  SBenjel  S)obr5en§!t)  eine  Sammlung  biefer  ©ebic^te 
öeranftaltete.  -hierüber  fon)ie  über  einige  SSilbniffe  be§  ^JieifterS  bericf)tet  ©erbet 
im  neuen  2;onf ünftter  =  ßeiicon  (II.  468).  —  .^aifer  3ftubol^3t)  "Eiatte  ®.  burci) 
beeret  öom  19.  Wäx^  1588  ein  3ef)niä:^rige§  ^riöilegium  3ur  |)erau§gabe  feiner 
äöerfe  öerlie'^en.  Siefeiben  erfd)ienen  unter  folgenben,  ^ier  nur  furg  angegebenen 
Titeln:  1.  „Missarum  IV,  V,  VI,  VII  unb  VIII  vocum  über  I"  (^^rag  1580). 
Söoßftänbige  6i-em|)tare  biefe§  feltenen,  in  bier  ZtjexUn  erf^ienenen  3Berfe§,  ba§ 
16  gjleffen  enthält,  befi^en  bie  !aiferlid)e  Sibtiot^e!  in  SBien  unb  bie  iSibliot^ef 
ber  ßanbe§fc£)Ule  ju  (Srimma.  2.  „Tomus  primus  musici  operis  harmoniarum 
4,  5,  6,  8  et  plur.  vocum"  (^rag  1586).  2Son  biefem  SBcrfe  erf^ienen  nod) 
brei  X^eile  (5prag  1587,  1587  unb  1590).  Sn  grantjurt  a.  m.  unb  ^lürnberg 
tarnen  fd)on  1588  unb  1590  ^adibrucfe  ^erau§.  ®.  öerforgt  in  biefem  Su(^e 
mit  374  9lummern  bie  liturgifc^en  SBebürfniffe  be§  ganzen  ^ir(|enjal)re§.  ©rimma 
unb  bie  Äatt)arinen!ir(i)e  gu  Sranbenburg  a.  b.  ip. ,  fomie  bie  S5ibIiott)ef  ber 
3Jiuft!freunbe  be§  öfterreid^ifdien  taiferftaate§  befi^en  üottftdnbige  ®£em|)lare. 
3.  „Harmoniarum  moralium"  etc.,  erft^ien  in  ^rag  öon  1589 — 90  in  ad^t 
S3ü(|ern.  23ort)anben  in  ber  Sfiat^Sbibliof^ef  ju  ^t^iciau.  4.  „Moralia  5 ,  6 
et  8  vocibus"  etc.  (5prag  1596).  SSor^^anben  in  ßiegni^  (9tittera!abemie), 
S)re§ben  (.^önigl.  ^ufüalienfammtung)  ;c.  ©erber  ertoätint  öon  ben  6Dmpo= 
fitionen  be§  @.  no(^  folgenbe:  5.  „Harmoniae  variae  4  vocum"  (^Zürnberg 
1597).  6.  „Sacrae  cantiones  4,  5,  6  et  plur.  voc,"  (^^rag  1597).  7.  „Opera 
motettarum"  etc.  (f^ranlfurt  a.  'JR.  1610).  33  gompofitionen  bc§  5Jleifter§  er= 
f(i)ienen  in  ber  großen  ^otettenfammlung  öon  S3obenf(i)a^  „Florilegium  Por- 
tense",  barunter  ha§i  berü'^mte  „Ecce  quomodo  moritur  justus".  %uä)  in  anberen 
Sammelmerfen  bc§  16.  Sa^r'tiunbertg  fommen  3Öerfe  öon  @.  öor.  .g)ierüber 
wie  über  neue  3lu§gaben  öon  6om|)ofttionen  be§  3]leifter§  gibt  9i.  ©itner  in 
feiner  ^Bibliographie  ber 5!JtuftE=©ammeItoerfe  be§  16.  unb  17.Sa^i'^unbert§  unb 
in  feinem  S5er3eirf)niB  neuer  2lu§gaben  alter  ^BufÜmerfe  3lu§funft.  9Jlit  Seo 
^a'^Ux  unb  2lbam  ©umpol^tiaimer  öertritt  ©.  am  gtäuäenbften  bie  5Jtufi!fc^ule 
3)eutfd)lanb§  in  ber  jtoeiten  .^dlfte  be§  16.  :3a{)r:§unbert§.  56ti§  urt^eilt  im 
brüten  %^nle  feiner  Biogr.  univers.  (^ari§  1862)  einge'^enber  über  ben  5!Jteiftcr. 
gbenfo  2lmbro§  im  britten  Zweite  feiner  ©efc^ic^te  ber  mn]it  (557  flg.).  ißeibe 
berichtigen  bie  ^JJleinung  öon  9torf)ti^  unb  @.  3Ö.  gin!  ba^in,  ba^  ©.  bei  aller 
33ebtutung  unb  2:ü(^tig!eit  boc^  nict)t  ber  beutfc£)e  ^^Jaleftrina  feiner  3eit  genannt 
roerben  bürfe. 

21.  ©i^mib,  Ottaviana  dei  Petrucci.  ^.  g.  SaeglicfiSbecE ,  ^k  mufifal. 
<Bd)ä^t  ber  ©t.  ßatl^arinenfird^e  in  Sranbenburg  a.  b.  ip.  T^.  ''JH.  -^eterfcn, 
SSer^eictiniB  ber  in  ber  Sibtiot^ef  ber  $3anbe5fd)ute  ,^u  ©rimma  öorf)anbcnen 
^:)Jtufifalien.  ^.  müUtx ,  S)ie  mufifatifd^en  ©ct)ä^e  ber  Uniöerfitätgbibliot^e! 
äu  Königsberg  i.  "^x.  @.  ^fubel,  5)litt!^ei(ungen  über  bie  Bibliotheca  Rudoltina 
ber  gtitterafabemie  p  Siegni^.  dürften  au. 


348  ©aEuS. 

OaUilÖ:  SfobocuS  O^oft  ^an),  !ivc^lid)er  .^umanift  ju  ®nbe  beä  15. 
unb  Slnfang  be8  16.  3fa'f)vt)unbert§ ,  gebürtig  au§  9tuffa(^  im  (Jlfafe  (rool^er 
JftubeacenftS  ober  9tubeaquenfi§) ,  ber  6)eburt§ftabt  ^^eEican'S ,  be§  (Sf)roniften 
«ölaternuS  S3erteru§,  ^onrab  Sticoff^eneS  (aBoli:^art)  unb  ^of).  ^ugo.  Um  ba§ 
^.  1459  geboren  unb  mütterlic^erfeitS  ein  Cficim  i?onvab  5ßellican'§,  unter= 
richteten  it)n  aU  einen  öielüerfpredienben  tatentöoHen  .Knaben  unb  jugleid)  um 
i!^n  öor  einer  bamal§  gioffirenben  peftartigen  Ärant^cit  ju  fd)ü^en,  juerft  bie 
9Jlinore§  3U  9iuffad)  (©(J)bpftin,  Alsatia  illustr.  II.  p.  82)  in  if)rem  Älofter, 
bann  befuc^te  er  auf  beren  Soften  mehrere  i^a'^re  lang  mit  ^.  23imptcting 
(beffen  Isidoneus  Gerraanicus  cap,  16.  331.  7),  '^eter  (Sc£)ott,  9tietJ)urg  öon 
6pet)er,  ^o1).  3;orrentinu§ ,  3ol).  ^ugo  u.  a.  bie  Berül^mte  Untcrrid)tganftaU, 
bie  Subroig  ®ringcnberg  furj  juöor  (1490)  in  ©d^Iettftabt  erri(f)tet  ^atte. 
|)ieraui  ttjurbe  er  öon  ben  Üluffac^er  lyranciScanern  nad)  33afel  beforbert ,  um 
bafelbft  feine  ©tubien  ju  öeriolgen  {wo  er  bereits  aud^  feinen  Flamen  latinifirte) 
unb  öon  ba  nad)  .g)cibelberg,  in  beffen  Uniöerfttät§matrifel  er  eingejeic^net  ift  al§ 
„Joducus  gallus  de  rubea  aqua  basiliensis  dioec.  22.  die  meiisis  octobris  1476". 
|)ier  mar  er  burd)  biefelbcn  ber  @aftfreunbfd)aft  eine§  e'Eirbaren  unb  mo^ttjobenben 
5Jtanne§,  5tamen§  9{egen§purger,  empfo'^tcn,  ber  jugteic^  ^4^rocurator  ber  bortigen 
granciäcaner  war.  ^^luf  biefer  ^od)fd)uIe  aber  ^eic^nete  fid)  ®.  fo  fe'^r  burd) 
glei§  unb  ^ortfdiritte  au§ ,  ba^  er  balb  barauf  ^ugleid)  mit  ben  jtoei  ©binnen 
feines  ©aftfreiinbeS  nid)t  nur  bie  5Jta9ifterU)ürbe  ftc^  erwarb ,  fonbern  aud)  in 
ba§  goUegium  ber  Uniöerfität  unb  jum  ^^jfjräfect  ber  Nova  Bursa  (Acta  Univers.  III. 
367.  425b.  Pareus  bist.  Ms.  p.  95.  ^Pfäl^.  ßopiat.  ^fot.  25.  ^m  ^arl§r. 
?Ird)iö)  ertt)ät)U  tourbe.  Sa^u  tourbe  er  f^jüter  33accalaureu§  unb  i^icentiat  ber 
Stticologie,  au(^  „Doctor  artium"  unb  beüeibete  metjrmalS  ba§  5lmt  cine§  SlectorS 
ber  Uniöerfität.  31I§  ßet)rer  ber  ^oc^fi^ule  jeid)nete  er  fic^  bcfonbcrS  burc^  feine 
:pl)itofopl)ifd)en  33orträge  über  bie  Sogif  unb  ^^t)fif  be§  9triftoteIe§  au§,  War  ein 
beliebter  -i^rcbiger  unb  feiner  unter  atten  feinen  5Jlitlel)rern  t)ielt  met)r  latdnifdie 
Üteben  an  bie  Uniöerfität  unb  ben  (£leruS  at§  er.  ^ugleid)  lebte  er  in  ipeibel= 
berg  in  freunbfd)aftlid)em  unb  raiffenfd)aftlid^em  3}erfe^re  mit  ^oi).  ö.  2)alberg, 
9tub.  ^^gricola,  ^leninger,  2öader  u.  a.,  unb  aud)  5Jleland)tl)on  gebeult  feiner 
(33ierte  ©äcularfeicr  b.  6rfinb.  b.  33ud)bruderf.  in  Jpeibelb.  ©.  50)  noc^  fpäter 
auf  ba§  rüljmlidjfte  mit  bcm  23emerlen,  ba^  er  r^n  at§  S^üngling  gefannt  l^abe. 
®aB  unter  jenem  „^obocuS  (3foft)",  ben  (nac^  ©trobcl,  @efd).  b  (5lfaffc§  III, 
268)  in  ber  fogenannten  3Bei^enburger  (^e'^be  (1468— 70)  ^l^faljgraf  g-riebric^  L, 
um  bie  5lbtei  2Bei^cnburg  ju  reformiren  unb  fte  mit  anberen  ^3lün(^en  3u  be= 
fe|en,  öon  ^eibelberg  au§  bal)in  gcfenbet  l)atte  unb  ber  bafelbft  in  ber  Äird)e 
©t.  Sol)ann  mit  großem  Slufwanb  öon  33erebtfam!eit  ben  wo^^lmollenben  ßl^aralter 
unb  bie  fromme  3)enlung§Weife  ber  neuen  .^lofterleute  rühmte  —  -ein  anberer 
3fobocu§  (etwa  ;3obocu§  (äic^mann,  berfelbe,  ber  aud)  in  bem  im  ^.  1480  in 
^eibelberg  öcrfa^ten  „Manuale  scliolarium"  p.  11,  31  unb  14,  32,  abgebrudt 
in  3arnde'§  ®eutf^e  Uniöerf.  b.  ^Jiittelalterg ,  ©.  1—48,  al§  „^obocug"  öor= 
fommt?  3]gl.  oben  23b.  V  ©.  471)  ^u  öerftel^en  fei,  erl^ellt  au§  ber  oben  an= 
gefül)rten  ^eitbeftimmung  ber  ^fntmatriculation,  bogegen  unterliegt  e§  nad)  ben 
UniöerfitätSaftcn  feinem  Zweifel,  ba^  unfer  ®.  mit  einer  ä'§nlid)en  ^iffion  nad) 
3ßforä:^eim,  jcboc^  in  fpäterer  3eit  (1511)  öon  bem  ©pel^erer  Sifc^ofe  ^l)ilip^3 
öon  3^ofenberg  betraut  Worben  War.  ^ux  l)atten  fid)  nämlid)  „inter  plebanum 
(Seutpriefter ,  ©eiftlic^cr  ber  ©tabtlird)e)  et  monachos"  (fratres  praedicatores 
et  minores)  Siiffibien  erl)oben,  äu  beren  ©djlid^tung  er  abgeorbnet  Würbe  unb 
wobei  aud)  fein  5^effe  ^^ellicanuS  unb  beffen  ©d^üler  ©ebaft.  ^Mnfter  gegen= 
Wärtig  waren,  liefen  Sluftrag  erlebigte  ®.  jur  öollen  3ufrieben'^eit  be§  23if(^of§ 
am  14.  9loöember  1511,   inbcm    er  bie    ^^arteien   öerfö^nte  unb   ben  3}ertrag 


®allu§.  349 

j(^nftü(^  befräftigeu  üe^.  'Dlarfibem  @.  (ängere  ^a^re  ju  .6eibe(6evg  getebt, 
übernahm  er  bie  '^farvet  ,^u  '3iecfar[teina(^.  !©alb  barauj,  feit  1510,  ftnben  toir 
i^n  3U  ©pet)er  at§  ^prebiger  unb  Slntifte»  ber  bovtigen  Jtitc^en  iotnie  aU  !6ijd)öf= 
Ii(i)en  '}iat^.  ;5n  ber  SebenSbefc^reibung  @e{[er§  ö.  ^aijer^berg,  tcetc^e  58. 
5R^enanu§  beffen  Xavicula  sive  speculum  stultitiae  (Argentor.  1513.  ^ot-J  Qii= 
fügte  unb  bte  unferem  ®.  bebicirt  tft,  nennt  i^n  jener  „Doctorem,  Theologum 
ac  Divi  Mauritii  apud  Nemetes  '^Spirensesl  Canonicum".  'Ülbam  in  vita  Pellicani  — 
9lacE)rtc£)ten,  beren  Duelle  bie  .^eibelbeTger  UniüerfitätSaften  finb  —  er^ä^tt  öon 
@. :  „Cum  parochiam  nactus  esset  Steinachii  supra  Heidelbergam ,  et  postea 
Spirae  in  Cathedrali  Ecclesia  pastor  et  praedicator,  familiam  aleie  cogeretur, 
ancillas  honestas  habuit.  Tolerabilius  judicabat  extra  domuin  concubinam 
habere;  quia  facilius  se  continere  posset,  quam  domi,  quod  impoeuitentiae 
Signum  esset.  Alias  vitae  inculpabilis".  @.  geigte  fic^  in  biefer  bon  Bieten  ber 
55eften  bainat§  gett)ettten  ^luffaffung  bei  6oncubinat§  eben  nur  aU  ßinb  feiner 
3eit.  g^ür  bie  2öof)lia^rt  feiner  Angehörigen  5u  9tuffa(^  foroie  infonber^eit  hit 
geiftige  2lu§bilbung  feine!  Steffen  ^efiicanul  liebeüott  beforgt ,  lie^  er ,  obgtei(^ 
fetbft  o^ne  grofee  ^Jtittel,  bcn  legieren  öon  'Safel,  too  er  fid^  fütnmertitf)  burc^= 
juf erlagen  f)atte,  ju  ficti  nac^  ipeibelberg  fommcn,  um  '^ier  feine  ©tubien  fort= 
jufe^en  unb  ju  Ooltenben.  ®a§  ^^eßicanuS,  nact)bem  if)n  ber  O^eim  ber  großen 
Soften  tnegen  1492  toieber  naii)  .^aufe  entlaffen  t)atte,  t)ier  bei  ben  9{uffa(^er 
f^rrancigcanern  in  bie  ^(ofterfutte  froc^ ,  war  ®.  fef)r  unangenehm.  %i§>  ber 
D^effe  auf  beä  Dfieim»  Olmforberung,  bas  Älofter  mieber  ju  Derlaffen,  antwortete: 
.,Yelle  se  deo  servire  in  eo  statu,  quem  arbiträre tur  ipsi  placere,  in  quo  et 
ipse  speraret  salvari",  ertoieberte  @.  „Permitto  lubeus  pro  me  monaclius  ut 
sis,  sed  non  ut  pro  me  beatificeris  in  coelis."  @.  ftarb  3U  ©pet)er  in  ben  an= 
gegebenen  SBürben  am  'Zl.^ärj  1517  an  pobagrifi^en 'i^eiben.  ©eine  Sib liot^ef 
fam  feinem  Seftamente  gemä^,  nadibem  bie  (Sö^ne  feiner  '^liäjk,  einer  oc^roefter 
'$ettican'§,  geftorben  waren,,  an  bie  i5^ranci§caner  ju  'IRuffad).  5ein  übriges 
35ermögen  ^atte  (B.  bem  3t.  ©ermanifttfte  3U  @pei)er  öermact)t,  in  Welchem  er 
auc^  begraben  rourbe.  @.  ftarb  mit  bem  9tu§me  eine§  freimütljigen  'D3Unne§, 
ber  (3o§.  ^af.  Jpottinger,  Apeloet.  ."^ir(i)engef(f).  lY,  3iMä^e  o.  138)  bie  bamo= 
ligen  S}erberbniffe  in  ber  ^Religion  unb  l?irct)e  bitter  beflagte  unb  nac^  Prüften 
eine  beffere  ^eit  anba'^nen  l)ati ,  ^^^  ^r  benn  f(^on  al§  ^Kub.  Slgricola'l  ;^u^ 
^örer  ^u  .^eibetberg  beffen  freieren  t^cologifcl)en  3lnfi(^ten  öottfommen  beigepflichtet 
^atte  „assentiens  doctrinae  ejus  de  Religione ,  quam  ipse  Agricola  ex  Wesselo 
hauserat  et  deiude  illustrai'at"  {^.  3llting,  Hist.  eccles.  Palatin.  p.  186).  ©ein 
©influfe  at§  öumanift,  feit  mef)r  benn  brei  ^a"^r^unberten  ungemürbigt ,  fann 
fidt)  mit  bem  ber  bebeutenbften  meffen  unb  fein  33er^ättni§  ^u  ben  öeibelberger 
3Sorgängern  ber  ^Reformation  gibt  il)m  eine  unbeftrittene  Sebeutung.  (S.  ift  ber 
3}erfaffer  einer  jener  föftli(f)en  afabemifdtien  ©dierireben,  ber  fogenannten  „Dis- 
putationes"  ober  „Quaestiones  fabulosae  seu  facetosae",  öon  benen  bi§  je^t  fec^§ 
(fünf  mit  bem  'Flamen  i^rer  5)erfaffer)  befannt  finb  (ögl.  bie  Slrtüel  (Bribu§, 
^arttieb,  ^.  DIeariu§  unb  <Bä)xamm)  unb  bie,  obgteid)  lateinif(^  abgefaßt,  aU 
eine  O^unbgrube  beutfcfien  2öi^e§  unb  §umor§,  al§  ein  wahrer  (5(f)a^  forool  für 
bie  beutfd^e  Öitteratur  tnie  für  bie  (Sittengefd)i(f)te  einen  unöergängtii^en  SBerf^ 
behalten,  (ßioä)  g-ifd^art  fte'^t  unter  il)rem  Sinfluffe.)  S)enn  in  biefen  quob= 
libetarifd^en  Sieben  Würben  bie  ®ebrerf)en  ber  ^ät  auf  bie  fd^ärffte  2Beife  gegeißelt 
unb  baburi^  finb  biefe  Sieben  ein  fe'^r  tt)efentti(f)e§  33eförberungamitte(  ber  9iefor= 
mation  geworben,  ßbenfo  widl)tig  aber  finb  fie  aud^  für  bie  Sitterotur;  fie 
Waren  ein  jä^rlidl)  öon  bleuem  unb  frifd^  auffprubeinber  GueE  ber  fomifi^en 
ii^itteratur,  namenttict)  ber  ^^rofa ,  unb  fie  geben  un§  ein  '^ilb  öon  ber  bamati 
im  beutfc^en  S3olfc  lebenben  Suft  an  fatirif^en  2)arftellungen.     2lud)  bie  fpätere 


350  ®aUu§. 

fomifd^e  ßitteratur  jotnol  im  ©onjen ,  in  S^on  unb  ^laltung ,  tüic  in  einjetnen 
©teilen,  ift  nici)t  ööHtg  ju  üev[tel)en  ol^ne  eine  genauere  Äenntni|  ber  puobtil6e= 
tifd)en  Sieben ,  bui'cf)  bie  me'^xiac^  bie  öerttidEeltften  (Stellen  ^u  lebenbigfter  %n= 
fd)auung  gebradit  tnerben.  Sine  ber  tüertI)öoE[ten  bieder  ©ctierjreben  nun  unb 
jugteid)  ber^eit  nad)  bie  ältcfte  berfelbcn  ift  bie  be§  ®.  ©ie  upurbe  im  3^.  1488, 
irü£)eftcn§  1487  unb  ^ugteic^  mit  jener  be§  ®ril6u§  (bgl.  ben  Slrt.)  an  einem 
2;age  ju  ^eibelberg  geilten.  ^t)r  2itet  ift:  „Monopolium  et  societas  vulgo 
des  liechtschiffs"  (ögl.  33rant'§  ^tarrenfdjiff ,  t)erau§geg.  öon  3öi-""'^e-  33orrebe 
©.  LXVII  ff.) ,  unb  if)r  S''^^'^  war  biejenigen  täct)erli(^  ju  ma(i)en  unb  ju 
öerfpotten,  melc£)e  blo^e  Sitcl  f)aben  o^ne  Slemter  unb  öon  3ßinbmad)erei  fi(^ 
nähren.  S)er  3^ame  „£ied)tfd)iff"  bebeutet  ßeid)tfd)iff  ober  ein  ©d)iff  jur  5luf= 
na'^me  aüer  IüberUd)en  unb  ruinirten  (SefeEen  unb  e§  ift  toot)l  müglid^ ,  ba^, 
ftiie  aud)  ^avnde  (1.  c.)  öe§  äöeiteren  au&fül)rt,  gerabe  biefe§  ßeid)tfd)iff  6eb.  Srant 
bie  erfte  ^bee  ju  feinem  eigenen  5larrenfd)iff  gegeben  t)abe.  5präfe§  ber  JRebe 
mar  ^ato'b  äötmpfeling  unb  er  mar  e§  aud^ ,  ber  fie  ^um  S)rud  beförberte  unb 
fie  mit  einigen  Sßortcn  einleitet.  S)ie  erfte  ?lu»gabe  erfd)ien  burd)  bie  Officin 
be§  ^JlagifterS  ^peter  9(ttenborn  3U  ©tra^urg,  eine§  ©dtiüler§  äißiinp|eting'§  in 
beffen  S)rude:  „Directorium  Statuum"  o.  £),  u.  ^.  (1489)  4  (in  5ftünd)en  unb 
Berlin),  morin  aud)  bie  afabemifc^e  ©d)er,^rebe  beg  @ribu§  „Monopolium  Philo- 
sophorum"  enf^alten  ift.  steuere  2lbbrüde  nad)  beren  Original  finbcn  fic^  bei 
3arnde  (1.  c.)  unb  in  beffen  „^mt\ä)t  Uniberf,  im  «Diittclalter"  ©.  51-61. 
@ine  anbertt)eitigc  lateinifd^e  Ütebe  be§  @.  ift  un§  in  bem  bejeid)neten  burd) 
Sittenborn  gebrudten  Söerfe  (5BI.  b6^— c5a)  entl)alten  (auä)  tl)eiltoeife  abgebrudt 
in  3.  gjt.  ilönig'§  ÜteformationSgcfc^.  b.  ©tabt  ©petjei  1834.  8.  ©.  11  ff.), 
©ie  trägt  ben  Sitel:  „Jodoci  gallici  Rubiacensis  Oratio  habita  in  sinodo  Spi- 
rensi  Quarto  ydus  Maij  Anuo,  Mcccclxxxix  presente  Domino  Ludovico  eiusdem 
Ecclesie  inclito  Episcopo  Incipit  foeliciter. "  ^')atte  in  einer  Ütebe,  mcld)e  biefer 
gebrudt  unmittelbar  t)oranftel)t,  unb  meld)e  ©eiler  ü.  ^aifer§berg  ju  ©traPurg 
öor  bem  33ifd}ofe  unb  bem  (£(eru§  t)ielt,  biefer  mit  6ntfd)iebcn:^eit  unb  g^'^iinutl 
bie  ^^flid)ten  eine§  S3ifd)of§  betont,  fo  erinnert  in  biefem  öor  bem  ©|)et)erer 
S3ifd)oie  unb  feiner  ©eiftlii^feit  gel)altenen  S}ortrage  ®.  an  biejenigen  be§  6leru§, 
inbem  er  in  einer  3tüifd)en  ©acerboS  unb  5Prc§b^ter  bialogifd)  gel)altenen  S3e= 
fdjreibung  be§  2eben§  ber  S)ori=  unb  ©tabtpriefter  beren  feine§meg§  löblid^e 
©itten  3ur  ©prad)e  bringt.  $Bon  anberen  größeren  5lrbeiten  au^er  ben  ätoei 
ertDäl)nten  mirb  i^m,  jebod)  nid)t  mit  üoEer  ©id)erl)eit,  3uge|d) rieben:  „Nosce 
te  ipsum"  (A^eibelberg  1480,  auä)  S}enebig  1489.  4),  benn  aud)  ein  anbere§ 
t^eologifdjeS  äöerf  be§  ^o^.  gartl)ufianu§ ,  ^cibelb.  1489.  4.  (^anäcr  2lnn.  I, 
458)  beftel)t  unter  biefem  2;itel;  aud)  eine  Slnjaljl  lateinifd)c  ^rebigten,  l)anb= 
fd)riftlic^  au§  bem  ^.  1510,  werben  unter  bem  gleichen  Sitel  auf  ber  ©rlanger 
UniöerfitätSbibliot^ef  (3rmifd)er  ©.  208.  9lr.  771)  aujbcma'^rt.  S)agegen  ift  er 
mit  öottfommener  ©id)ort)eit  ber  9}erfaffer  einer  anberen  ©t^rift :  „Mensa  philo- 
sophica",  toeld)e  (bgl.  Theoph.  Elychnius  [@ottlieb  ^aä)iln]  Relatio  ex  Par- 
nasso.  ©traBb.  1619.  4.  ©.  28)  ^uerft  1489,  bann  mieber^olt  o.  O.  u.  ^. 
(c.  1500)  unb  (Solu  1507  k.  im  2)rud  erfc^ienen  ift.  6§  ift  (nac^  3BeIler, 
^.älte§  unb  9leue§  I.  368)  ein  pl)ilofop:^if(^er  Untetrid)t,  mie  man  bei  bem  (äffen 
feine  ©efunb^eit  unb  fein  33ergnügen  beförbern  foE  unb  enf^ält  eine  gro^e  3^^! 
Keiner  ®ef(^id)ten,  bie  3um  X^tü  nod)  je^t  befannt  finb.  Slufeerbem  merben, 
mie  ®ad)tler  a.  a.  €.  beri(^tet,  „beim  35.  (Sapitul  ben  ^^riorn  in  ber  SSettel 
'^ünä)  Orben,  im  36.  dapitul  ben  5Jlünd)en  in  gemein,  im  37.  ben  ^^rebiger 
^Mnd)en,  im  38.  (Sapitul  ben  ^ßarjü^er  5)lünd)en,  jebem  befonber§,  im  39.  ben 
angonben  Orben§  ßeutt)en  ober  Novitijs  .  ,  .  geringe  laudes  gefungen."  Sa^ 
er  ferner  eben  fo  fidler  ber  SSerfaffer  ber  „Praefatio  (epistola)"  pSf.  äBimpfeling'§ 


©allu§.  351 

Carmen  de  laudibus   ecclesiae  Spirensis  1486   (.^ain,  III.  P.  I.  511),    bas  er 

au(^  burc^  ben  S)rurf  befannt  mad)te,  geiüejen  jei,  er'^ettt  unjtoeifel^aft  au§  ber 

Unterft^xitt,  batut  ,,ex  Heydelberga  an.  Dom.  MccccLxxxVI",  toorin  er  2ßim= 

t)ieling   feinen  Se'^rer    iinb    ftcf)    befjen    discipulus    nennt.     5H§   2>crfaffer   eine§ 

„Tetrastychon"    eifci^eint  er  terner   in   ber    Adolescentia   2Bimpfeling'§  (Argent. 

1500.  4.  S3t.  LXVIa),  eines  tateinijd^en  (SpigrammS  „Theologi  Heydelbergensis", 

in  ber  2lu»gal6e  1515,  23(.  Llllla   unb  oon  4  £)ifti(^en   in  ben  „Memorabiles 

Evangelistarum  Figurae"  (Phorce),  3:§.  2ln§'§elm  1504  (Serapeum  1861  ©.  119), 

21^eitä  naä)  ungebrucEten ,    tf)eiU  na(^  ben  im  Sejte  genannten  CueEen, 

S5gl.  3arncie'§  S)eutj_d)e  Uniöerf.  b.  ^33httetQlt.  unb  beffen  Sluffa^  in  Raupt'S 

3eitfd)r.  IX,    119   ff.;    ferner  M.   Flacii  Auct.    Catal.    Test.  Verit.    p.  251. 

33.  @.  ©truöe,  ^iäi^.  Äirc^en^iftorie  1721.  4.  ©.  7.     ^anjer,  Utr.  ö.  ^utten, 

B.   49.     2öi§!otoatoff,    ^af.    SBimpfeling ,   ©.   24—25,    74—75.     giö^rid^, 

gjiitt^eil.  a.  b.  @ef^.  b.  eöanget.  Ä.  b.  @lfaffe§,    I.  ©.  92.     ^äuffcr,    5lnf. 

b.  claff.  ©tubien  ju  ^eibelb.,   ©.  47.     ©troBel,   @ef($icf)te  bes  @lfaffe§  III. 

©.  557.     g.  2öein!auff  in  b.  Jenaer  ßit.  3eit.  1878.  5lrt.  92. 

S.  1^  r  a  n  cf . 
©flüuö:  DiicoIau§  @.,  anc£)  ©all,  eigentüct)  §an,  lutl^erifc^er  2:§eo= 
log  unb  eifriger  @efinnung§genoffe  be§  g-IaciuS  3ßi;)i.'tcu§  geb.  ju  äöiijcn  in 
9ln'£)Qlt  1516,  t  im  SBabe  ^eU  in  äBürtemberg  1570,  entftammte  einer  in  3In= 
l^alt  unb  fpüter  im  ipaüifc^en  ©aalfreife  angefeffenen  fe^r  angefe^enen  gamilie. 
©ein  Später  toar  füiftlid)er  ^ati)  unb  Sürgermeifter  in  Äötfjen.  —  (5r  ftubirte 
in  Söittenberg,  too  er  ßutl)er  unb  5lleIan(^t{)on  na'^e  trat.  5tad)bem  er  nac^ 
beenbeten  ©tubien  an  ber  5(u§brcitung  ber  et)angelif(i)en  Se'^re  im  ©aaüreifc 
unb  ben  benadiBarten  Sanbfdiaften  mitgelüirft  ^atte,  tourbe  er  ütector  in  5)^oni= 
felb.  2lber  feine  2:t)ätigfeit  bafelbft  toar  nur  öon  !ur^er  S)auer.  2{I§  nämlid^ 
1542  naä)  längerem  ©c^tüanlen  ber  Dtatl^  bon  9tegen§burg  bie  ßinfü^rung  ber 
lutl^erifc^en  ße'Eire  in  feinem  ©ebiete  befcf)Ioffen  ^atte,  tüurbe  @.  mit  5Jlag.  ''Ro)ßp 
ou§  SBittenberg,  ber  ba§  Slmt  eine§  ©uperintenbenten  übernahm,  auf  ßmpfe^Iung 
Suf^er'S  al§  S)iaconu§  bort^in  berufen  unb  1543  in  fein  3Imt  eingeführt. 
i^oi).  SSoptifta,  Ratisbona  monastica  p.  540,  ülegensb.  1752,  berichtet,  er  !§abe 
am  14.  Oct.  b.  S-  feie  erfte  25e§|)er  unb  am  15.  Dct.  bie  erfle  beutfct)e  ^effe 
in  ber  Äirdie  ber  „©d)önen  5JJarie"  abgefiatten.)  ©c^on  in  biefem  ober  im 
folgenben  ^a^xt  (ügl.  ©emeiner,  @efct).  ber  ^irctienreformation  in  9tegen§burg. 
giegenSburg  1792,  ©.  141  u.  150)  üer^eiratl^ete  er  fid)  mit  ber  STod^ter  be§ 
bortigen  9Ir3te§  @eorg  |)obfinger  unb  öerfa^te  feine  erfte  ©c^rift:  „Sröftlid^er 
Unterri(f)t  für  bie  franfen,  fterbenbe  unb  für  f(^toangere  gebä^renbe  grauen", 
aUegenSburg  buri^  -!pan§  J?t)ol  1544,  8 '^.  —  S)oc£)  au(|  l^ier  tuurbe  feine  2öir!= 
jamfeit  balb  unterbro(i)en.  3ll§  nad§  ber  35er!ünbigung  be§  Interims  ber  9iat^ 
öon  9tegen§burg  tro^  feine§  anfänglichen  tapferen  3Biberftanbe§  jur  SSermeibung 
öon  ©etoatt  bem  !aiferli(f)en  äöillen  nai^jugeben  ge^toungen  würbe,  öerüe^  @. 
mit  ben  meiftcn  übrigen  ebangetifciien  (Seiftüc^en  bie  ©tabt  (Sunt  1548  unb 
begab  fid^ ,  noi^  für  ^toei  ^di)xz  be§  @in!ommen§  feiner  öerlaffenen  ©tette  öer= 
fid)ert,  nad)  3Bittmberg.  §atte  er  gef)offt,  l^icr  toie  in  alten  Sagen  no(^  bie 
fefte  Haltung  Sutl§er'§  gegen  alten  !att)olif(i)en  oioöng  ^u  finben,  fo  l^atte  er 
]iä)  getäufdit.  S)ie  Sßittenbcrger  —  ^telan(f)tt)on  nid^t  jute^t  —  ftanben  fc^on 
in  leb'^after  Unter'^anblung  mit  bem  .Kurfürften  5[Rori^  bon  ©act)fen  wegen  ber 
?lnna^me  be§  ^nterim§.  Söä^renb  ber  erften  ^Jtouate  feine§  SBittenbergcr  3tuf= 
entl§a(te§  Würben  bie  ßonbente  bon  ^J^ei^en,  $egau,  5]Wnc^§=(SeIIe,  ^^^üterbogf 
unb  Seipjig  getialten.  @r  mu|te  erfennen,  Wie  „ein  finfter  2BöIflein  be§  Un= 
glaubenS  ^eranna^te,  wetc^eS  ein  gro§  Söetter  in  ber  .ßirdje  ei-regen  wotttc". 
S)em   äu  %xo^   er  2lmt  unb  (Semeinbe  berlaffen  unb  bie  fyrembe  gewäf)lt  ^atte, 


352  ®aü«^- 

bn§  faf)  er  tjin  tion  ben  ^jäuptern  unb  bisherigen  ©tü^en  ber  ^ird)e  me'^r  unb 
mel^r  gebulbet  unb  mit  |ef)r  6eben!ücf)en  (Brünbcn  empfo'^Ien.  Unter  biefen 
Umftänben  toar  e§  fein  äöunber,  loenn  er  fi(^  ^eIan($t^on,  ^Jlaior,  SSugen'^agen 
allmäf)tid)  entfrembet  unb  mit  3!)tattt).  f^-taciu§,  ber  allein  e§  ttjagte,  gegen  alte 
3uge[tänbniffe  feiner  ßoÜegen  im  Sefenntni^  unb  6uttu§  ju  proteftiren,  t)er= 
6unben  füllte.  Sßon  biefer  3eit  ^er  rüt)it  ber  ^ufan^uien^anfl »  in  toelc£)em  wir 
beibe  ^IRänner  in  ber  3ufunft  feigen.  —  2)a  i^n  nict)t§  an  3Bittenberg  feffelte  - 
t^a^  '^^rebigtamt  an  ber  ©dilo^fird^e  l^atte  er  nur  öertrctung§n)eife  für  (jruciger 
geführt  —  öertie^  er  bie  ©tabt  (Dftern  1549)  gerabe  ju  ber  ;^eit,  al§  bie 
ßcipjiger  Slgenbe  öom  i?urfürften  in  Morgan  bcfannt  gcmad^t  toerben  fottte. 
S3on  ben  jttiei  '-Berufungen,  bie  an  il^n  gelangt  waren,  einer  nacl)  Wecttenburg, 
ber  anberen  nac^  ^Jtagbeburg ,  nat)m  er  bie  (entere  an,  Wot  Bemogen  burdf)  feine 
SPerroanbtfc^aft  mit  .»peinridt)  Werrfet,  bem  ©ecrctdr  ber  ©tabt,  ber  (1541)  feine 
jüngere  <5d)!i)efter  5)largaret^e  ge'^eiratl^et  l§atte.  @r  mürbe  jum  erften  ^rebigev 
an  ber  lUrid)§tircC)e  bafelbft  berufen,  ber  .^irciie,  an  toetc^er  '^cicol.  ö.  3lmgborf 
ba§  eöangetifc^e  ^^farramt  nacf)  ber  9teformation  juerft  öermattet  §atte.  ©e-^r 
balb  fanb  fid^  biefer,  au§  feinem  S3i§tl^um  'iHaumburg  öertricBen  unb  bom 
j?aifer  berfotgt,  ebenfalls  bort  ein.  ^atf^.  ^-laciuS,  ber  fur^  öor  63.  2öitten= 
berg  öerlaffen  unb  fur.^c  ;^cit  in  Ülieberfai^ien  jugebrac^t  l)atte,  folgte  bemfetben. 
©0  maren  bie  l^cftigften  tVeinbe  be§  ^ntevimS  unb  ber  Slbiapl^oriften  bei  cinanber 
unter  bem  ©c^u^e  einer  ©tabt,  bie,  feit  jmei  Sfo^ren  (27.  3^uti  1547)  geächtet, 
im  33egriff  ftanb,  für  i()ren  ©tauben  einen  ernften  2Baffengang  mit  bem  Ataifer 
unb  bem  Äurfürften  üon  ©ad)fen,  bem  9lc£)t§boüftrec£er,  (^u  get)cn.  6ine  feltene 
ßinmüt^igfeit  t)evrfct)te  unter  'Jtatt),  33ürgcrfc^aft  unb  Ö)eiftti(i)feit.  2)uvd)  Söort, 
©ctirift  unb  ißeifpiel  feuerte  bie  le^tere  ^um  .^Tambfe,  in  ben  ©tunben  ber  "lUotl^ 
pm  mutt)igen  3lu§l)arren  an.  kleben  bem  ungtaublid^  fd^ reibluftigen  Wie  bru(I= 
fertigen  5'tflciu§  (er  ftanb  einer  eigenen  Srucferei  bor),  beffen  Iebt)aft  erregte 
©ct)riften  bie  ^rcunbe  au^er^olb  ber  ©tabt  im  3^ntercffe  für  bie  i^elagerten  ju 
er'^alten  fud)ten,  mirfte  &.  at§  ©eetforgcr  unb  33erat'^er  in  ber  @emeinbe,  beibe 
tjäufig  oereint  al§  SJerfaffer  öon  O'^ugblättern  unb  ©treitfc^rtften  jur  3Jert^eibi= 
gung  unb  ^nttage  gegen  boütif(f)e  wie  retigiöfe  ©egner  ber  ©tabt  unb  be§  öon 
i'^r  öertretcnen  '-öefenntniffeS  (ogt.  ba§  ©4riftenöer3eic[)ni^  be§  @.  bei  g^.  @. 
-Lettner,  Clerus  Ulrico-Levinianus .  ^Jtagbeburg  1728,  ©.  200  f.  unb  be§  |^-ta= 
ciu§  bei  203.  ':preger,  9Jtatt^ia§  ^laciuS  ^lil)ricu§  unb  feine  3eit,  (Erlangen 
1861,  33b.  II.  ©.  544  ff.),  ©elbft  auf  bie  mfüffung  ber  (Srlaffe  unb  „3lu§= 
fd^reiben"  be§  3tatt)e§  frfieint  ®.  bei  feinem  intimen  33er^ältni^  jum  ©tabt= 
fecretär  ^ercfel  nid£)t  o'^ne  ßinflufe  gemefen  ju  fein.  ®.  nimmt  bamalS  unter 
ben  ®eiftlidC)en  ber  ©tabt  eine  entfd^ieben  ^eröorragenbe  ©tellung  ein.  3Bar  er 
audE)  nid^t  ©uperintenbent,  mo^u  i^n  mehrere,  3.  33.  S)re^'^aubt ,  madtien ,  fo  ge= 
toä'^rte  man  i'^m  t)oä)  me^rfa^  ben  Jßorrang  öor  ben  übrigen  ©tabtgeiftlidien. 
Unter  bem  „^efentni§  Unterrid)t  unb  öermanung  ber  ^^farrfjern  unb  ^rebigcr 
ber  gl^riftlidien  Siirc^e  ju  ^Jlagbeburgf.  Anno  1550.  S)en  13.  ^IpriliS",  fte^t 
bie  Unterfd^rift  be§  „'3{icla§  .s^an,  ^farrt)cr  ju  ©.  Ulric*",  al§  bie  erfte  in  ber 
9lei^e  ber  übrigen  (Seifttid^en  fogteid^  :^inter  ber  be§  5ßifc^of§  3lm§borf.  3tl§ 
nad^  ber  Sluf^ebung  ber  33elagerung  bie  ^rebiger  bon '»Dlagbeburg  am  13.  gfloo. 
1551  roie  bie  Stoffe  be§  J^urfürften  Wori^  jur  @ntgegennal)me  einer  ©rflärung 
beffelben  Wegen  be§  gtetigionSftanbeS  ber  ©tabt  unb  ber  .Spaltung  i'^rer  (S5eiftlid^= 
feit  in  ber  legten  3eit  geforbert  Worben  waren,  übertrug  man  ®.  ba§  3lmt  eine§ 
©bred§er§,  ^an  gab  it)m  bamit  bie  ^ögtid^feit,  feine  3lbneigung  gegen  ba§ 
Interim  unb  bie  Slbiapl^ora  fe^r  merflid^  ju  erfennen  ju  geben,  unb  er  mad^te 
baöon  ©ebrauc^,  o^ne  ben  .^urfürften  p  gtepreffion§maBregeln  ^u  reisen.  —  ®ic 
SSelagerung  war  beenbet,  bie  ©tabt  unb  i^^e  religiöfe  grei:^eit  gerettet  unb  ba= 


©attuS.  353 

mit  ber  ^Injang  eine§  Umfd^ttjuuges  gegeben,  bei-  6i§  jum  3lug§öurger  9te(igion§= 
trieben  iorttoirft.  @§  ift  fein  3^fiÜ't:  ^ie  Beiben  fo  arg  öerf(^rieenen  unb  ^rt 
gefc^oltenen  ^DJtdnner  Ratten  einen  fel^r  trcfentüc^cn  91ntljeit  an  biejen  ßrfolgen. 
@.  Xük  x^iadü^  f)atten  ficf)  itirer  allgemeinen  ^Uifgabe  nid)t  bIo§  mit  großer 
jpingebung  unterzogen,  fic  ^tten  e§  and)  üermoii)t,  in  ber  ©tabt  eine  ©inigfeit 
unb  greubigfeit  aller  ©lieber  ber  ftdbtifc^en  ©emeinfd^ait  ^n  ertoecfen  unb  ju 
erhalten,  bie  beu  3]orrour|,  at§  ob  i!§nen  nur  im  Unfrieben  too^l  gemefen  fei, 
um  ein  bebcutenbei  einfiiiränft.  9^ac^bem  burd)  ben  ^^affauer  S}ertrag  bie  5rei= 
t)eit  be§  eöangetifd^en  58cfcnntniffeg  auc^  in  Cberbeutlctitanb  toieber  gefidiert 
toorben  toar,  rourbe  aud^  ®.  öon  bem  ütat'^e  ju  9tegen§6urg  ju  feiner  ©emeinbe 
^urücfberufen.  @§  tourbe  if)m  fe^r  fc^toer,  au§  bem  if)m  lieb  getoorbenen  J^reije 
feiner  9Jlagbeburger  g-reunbe  ju  fd^eiben.  @§  beburfte  mieberl^olter  bitten  ber 
9legen§burger,  um  ®.  bie  ^^fage  ber  9tücffef)r  ju  enttoinben;  unb,  „al§  man  eä 
beinaf)e  errungen  ^atte,  ba^  er  ba§  5|3iarramt  annahm,  prie§  man  fic^  im  Sefi^e 
gtüdlelig"  (Gemeiner,  @e|(f)i(f)te  ber  Äitcf)enrejormation  in  ?Regen§burg  <S.  268). 
35a  *Jlop^  toäl^renb  feineg  2lufent^alte§  in  9iürnberg  geftorben  toar,  tourbe  @. 
5uglei(f)  3um  ©uperintenbenten  ertoä^It.  ©ein  Söiebereintritt  in  feine  alte  @e= 
meinbe  am  12.  «Sept.  1553  würbe  öon  berfetben  mit  großem  ^ubel  begrübt.  — 
@.  fanb  öiel  3U  orbnen  unb  neu  3u  fd^affen,  wieWoI  ^uftug  3ona§,  ber  üor 
i^m  adit  5Jtonate  ^inburd^  2Jerh)efer  ber  ©uperintenbentur  gemefen  war,  fd^on 
mele§  au§  ber  3eit  ^^^  ^nterim§  befeitigt  l^atte.  @r  begann  mit  ber  Dtegelung 
ber  gotte§bienftIic^en  fyormen  unb  @ebräu(f)e,  ber  ^rebigten,  ^^eiertage  k.  auf 
etiangeüfrfier  ©runblage;  barnad^  1555  (ögl.  3of).  SSaptifta,  Ratisbona  Mona- 
stica  ©.  450)  Würbe  ba§  ßonfiftorium  ober  ^tinifterium  eingerid£)tet.  S)ic 
günftigen  @rfotgs  feiner  SöirEfamfeit  in  fftegensburg  gaben  if)m  balb  einen  be= 
beutenben  9tuf  in  ber  9iad)barfct)aft.  Oft  Wenbete  man  fid)  bon  bort  um  9iat^ 
an  il^n.  Sefonberg  in  Defterreicf)  unb  ©aljburg  trieb  bie  "iloit)  bie  öerfolgten 
©emeinben,  feine  .Ipülfe  ju  erbitten.  'iRic^t  Wenige  ber  1554  au§  if)rer  ^dmatf) 
öertriebenen  ©at^burger  fiebetten  fid^  in  5Regen§burg  an ;  aud^  in  Saiern  naljmen 
bie  öerfotgten  ©öangelifdien  i^re  3uflud)t  bort^in.  ©ie  alle  fanben  in  (S.  einen 
freunbli(f)en  ^5efdt)ü^er,  ber  e§  nid)t  unterließ,  auf  bem  granffurter  ßonbent  1557 
in  feinen  9}oten  bie  bebrängten  @[auben§brüber  in  ©at^burg  ben  ßonöentualen 
an  ba§  .fperj  ju  legen,  unb  e§  bewirfte,  ba^  bie  öerfammelten  dürften  unb 
©tänbe  fid)  in  einem  ^nterceffion§fd^reiben  (1.  ^uni  1557)  bei  bem  ßr^bifdiof 
tion  ©al3t)urg  für  feine  öerfotgten  unb  tiertrtebenen  Untert'^anen  öerWenbeten. 
9Iber  aud^  in  kegeniburg  felbft  gab  e§  biet  ju  t^un.  ®ic  kämpfe  mit  bem 
SBifcfiofe  @eorg,  ber  auf  jebe  SBeife  ^ufammen  mit  bem  ©tabtclerug  ba§  2Bad§ö= 
t^um  unb  bie  grei^eit  ber  eüangetifd^en  Äird)e  gu  ^inbern  fudtjte,  riffen  nid)t 
ab.  Ülod^  1563  war  fo  wenig  ber  triebe  '^ergeftellt,  ba^  ber  fat:^olifd)e  2)om= 
prebiger  ^oi).  3Xtbved)t,  ein  SSarfü^ermönd^,  @.  in  einer  Schrift  ju  einem  ®otte§= 
gerid^t  auf  offenem  5Jtar!tp(a|e  ^eraueforberte.  Sicr  fd)abIofe  (Senu^  be§  9lbenb= 
ma^U^  fottte  beweifen,  auf  welcher  ©eite  bie  Sßa'^r'^eit  ber  Se^re  fid^_  befinbe. 
@§  zeugte  öon  @o{Iu§'  23efonnen^eit ,  ba§  er  einer  fo  tactlofen  .g)erau§forberung 
nid)t  golge  Iciftete,  wenn  er  auc^  fid)  nid)t  enthalten  fonnte,  1564  eine  jiemlid) 
fd)arfe  „9lpoIogia  wieber  ben  J3äfter=^Jtünd^ ,  |)anB  5Ubred^t,  unb  wieber  bie  et 
caetera,  fo  feinen  ^a^^men  nid)t  :§aben,  ipet^er  unb  ipelferS^öelfer"  erfcfieinen 
3U  laffen.  —  ©aju  fam  feine  ununterbrodtiene  Sl^eitna^me  an  ben  allgemeinen 
2lngelegen!)eiten  ber  eöangelift^en  ^ird^e.  5luf  bem  9iegen§burger  9{eid)§tage 
1556  f)atte  er  bie  (Selegenl^eit  benu^t,  in  ja^lreidtien  unb  wot  fe:^r  leibenfc^aft= 
lid^en  (?ontroöer§prebigten  bie  2lbweid)ungen  öon  ber  reinen  Se'^re  Sutf)er'§  in 
ber  bamaligen  S^it  öor  g^ürften  unb  ©tönben  ju  geißeln.     1557  ju  bem  5-ranf= 

aiögem.  beutfcöe  Stoflrapljie.    VIII.  23 


354  ©attu§. 

iutter  ßonöent  abgeovbnet ,  um  eine  ^^nfttudion  tut  bte  edangelijc^en  'Z1)nU 
nef)mer  an  bem  aSormjer  9teIigton§gefpi-äd^  auSatBeiten  ju  l^etfen,  tjerfa^tc  er 
^roei  a}ota,  bie  ben  tut^erifdfien  ©tanbpunft  jcftmtenb  unb  öov  allem  eine  ftarc 
©teEung  ju  ben  in  bie  i?ir(f)e  eingerifienen  3in-tt)ümei-n  yorbernb,  bie  3uftitninung 
ber  5J^aioiität  nii^t  fanben.  Original  war  babei  ber  in  bem  legten  t)or= 
fommenbe  35orfd)lag,  bie  Oberleitung  ber  cöangelifc^en  Äirc^e  in  ben  ein^etnen 
ßänbern  <Bpedah  unb  ®eneral=©uperintenbenten  ju  übertragen,  über  biefe  aber 
at§  oberfte  Seiter  einige  „Ober^irten"  au§  ben  Stäuben  Dber=  unb  '.Uieber= 
beutjct)tanb§  ju  je^en,  bie  jebod^  nur  ba§  Slmt  öon  directores  negotiorum  t)aben 
joEten  (bgt.  .speppe,  ®cf(^i(i)te  be§  beutfd^en  ^roteftanti§mu§  I.  <B.  146  ff.).  — 
@§  i[t  natürlich,  ha^  er  in  allen  biefen  2)ingen  in  Uebereinftimmung  mit  gla= 
ciu§  t)anbelte,  ber  it)m  öon  S^ena  au§  fecunbirte.  a3eibe,  fo  öerf(f)ieben  fte  fonft 
waren,  galten  bamat§  nod)  für  gincn  unb  ®.  bettiieä,  ba^  bie§  ni(f)t  bIo§  in 
SSe^ug  auf  bie  Se^re,  fonbern  auä)  für  ba§  Seben  galt.  3ll§  3ticiu§  überatt 
öertrieben  unb  öon  atten  '^arteten  öerfolgt,  nirgenb§  eine  guftucCit  fanb,  eröffnete 
i!§m  @.  in  9tegen§burg  eine  3ufluc£)töftätte  (1562).  5Jlit  2;reue  unb  33e'f)arrlid)= 
!eit  leiftete  er  bem  g'veunbe  Seiftanb,  um  feine  ^^länc  jur  ^luäfü'^rung  ju  bringen. 
gtaciu§  lt)atte  bie  5(bfid)t ,  in  9iegen§burg  eine  3lrt  tt)eologifcf)er  ?lfabemie  ju 
eröffnen,  auf  ber  im  (3)egenfa^  ju  ben  übrigen  Uniöerfitäten  bie  reine  lut^crifrfie 
Sc'^re  in  feinem  ©mne  gele{)rt  werben  foüte.  @§  mar  ni(i)t  bie  ©d^ulb  be§  ©., 
ba|  bie  Slfabemie  ni(^t  ju  ©taube  fam.  S)er  JRat'^  ber  ©tabt  ^egte  frfion  an 
fi(i)  ^Jti^trauen  gegen  i5ftaciu§  unb  bieg  tou(i)§  attmä^tid^  unter  ben  @inflüfte= 
rungen  ber  ^a'^lrcic^en  ©egner  be§  SDerfoIgten  fo  fe'^r,  ba^  G).  tro^  be§  :§ot)en 
Slnfe'^enS,  beffen  er  bei  ber  SSürgcrfdjaft  unb  'iRaii)  geno|,  ben  grcuub  nid)t  bor 
ber  faft  mit  ©cmalt  erj^mungenen  Entfernung  au§  ber  ©tobt  ju  fd^ü^eu  üer= 
moct)te  (2luguft  1566).  @§  ift  ba§  te^te,  ma§  un§  bon  ber  9legengburger  2Bir!= 
fam!eit  bc§'®.  beriditet  wirb.  @r  ftarb  am  24.  ^uni  (?)  1570  im  Sabe  3eE 
in    Sßürtemberg   unb   würbe  in   ber  ^^JeterSürdie  in  Ütegen§burg  beigefcl^t. 

33ei  ben  naiven  iöe]iet)ungen  be§  (^.  ju  3^laciu§  unb  bei-"  Uebereinftimmung  beiber 
in  ßel^re  unb  (Stauben,  ift  e§  fein  235unber,  wenn  wie  beibe  aud)  in  ben  meiften 
kämpfen ,  bie  bamats  bie  eOangelifd^e  ^irc^e  bewegten ,  nebeneinanber  finben. 
Stiele  i^rer  ©c^riften  finb  gemeinfd)aftUd)  berfafit,  WenigftenS  öon  beiben  unter= 
f (^rieben;  mel)rere  begleitet  ber  eine  Wie  ber  anbere  mit  einer  i^orrebe  ober  mit 
^ufä^en  unb  Unterfd)riften.  (5§  genügt  beöl)alb  in  ^ejie'^ung  auf  bie  Uttera= 
rifd)e  ^^^eilna'^me  be§  ®.  an  ben  kämpfen  gegen  ba§  ;3ntei-'inT,  bie  ?IbiapI)oriften, 
^3Jtaioriften,  Cfianbriften,  ©d)Wenffelbianer  u.  a.  m.  auf  bie  ßitteratur  bei  5-la= 
ciu§  3U  öerweifen.  ^^re  ©nljeit  jeigt  fic^  ba  burd)  nid^tg  getrübt.  6§  war 
eine  ©emeinfc^aft ,  gegrünbet  auf  ber  Ucberäeugung ,  in  Sutl)er'§  2el)re  bie  fefte 
unöeränberli(^e  ©runblage  ber  .^ird^e  für  alle  Reiten  3u  befi^en,  unb  bal^er  be= 
ftrebt,  alte  anbers  Senfenben  ober  3lbwei(^euben  wenigftenS  auf  ber  ©eite  ber 
biä^erigen  2utt)eraner  wieber  unter  bie  lut^erifd)e  ßel)vc  ju  zwingen.  (S-§  ift 
nid^t  3U  leugnen,  ba^  bicfe  Slnfd^auung,  fo  fe'^r  fte  bie  d)arafteriftif(^en  3ei<^en 
it)rer  ^JJlängel  an  \\ä)  trägt,  für  bie  gegenwärtige  ^:^eriobe  be§  J?ampfe§  um  ben 
33eftanb  eöangelifd^en  2Befen§  überl^aupt  burd)  bie  gegebenen  a3ert)ältniffe  il^re 
Berechtigung  erl^ielt.  a3eibe  5!JMnner  l^oben,  al§  bie  meiften  nur  öon  S5ermitte= 
lung  unb  SSerfö'^nung  träumten,  mit  ^Mi^  unb  5lufopferung  ba§  gcfäl^rbete 
Sutlerf^um  unb  bamit  aHerbingS  bie  meiften  ber  burd)  bie  üteformation  erWor= 
benen  ®üter  gegen  ba§  neu  gelräftigte  5papftt:^um,  wie  gegen  bie  fd)Wan!enben 
unb  weid)enben  (Slaubengbrüber  öertl)eibigt.  @§  gebül)rt  i^nen  unb  i^ren  ®c= 
noffen  ber  9tu^m,  burc^  bie  2Bud^t  i!^re§  Eingriffes  auf  \)a^  Interim  unb  bie 
öerfü^rerifi^e  ßel^re  öon  ben  Elbiap'^ora  ben  bebrängten  unb  öerwirrten  geit- 
genoffen  ben  58lid  auf  bie  bro'^enbe  ®efal)r  geöffnet  unb  ben  ^Jlutl)  ber  2lbwef)r 


&aUü%.  355 

tDiebergegeben  ju  f)abt\\.  Unb  tüie  fie  ^Jtagbebui-g  getoannen  unb  burcE)  5lu§t)aneii 
5um  ©lege  iüt)vten,  fo  gaben  fie  bamit  ber  eöangclifc^en  ©adie  in  Seutf^tanb 
einen  3lnif d£)n)ung ,  üon  bem  getragen,  9Jlori^  öon  ©a(i)fen  e§  unternehmen 
konnte,  ber  !ai|erli(i)en  äöittfür  gegen  bie  @bangeli|d)en  im  ^paffauer  33ertrage 
ein  S^d  3U  feigen.  5tBer  inbem  fie  bie  Üteinlieit  ber  Se^re  mie  bie  @int)eit  in 
ber  Äirdie  üBerfd)ä^tcn  unb  in  ber  auSft^Ue^lic^en  |)ingal6e  an  ben  ^ampf  Tür 
Beibe  aEmäl)üd)  überreijt,  jebe  Se'^rabtoeid^ung  toie  einen  SSerratf)  empfanben 
unb  in  i't)ren  alle  3eit  fertigen  ©Triften  be'^anbeltcn ,  l^aben  fie  ber  ^irrf)e  unb 
ber  gerabe  üon  ifinen  erftrebten  ®emeinfd)aft  be§  @tauben§  bie  fc£)n]er[ten  ©cf)äben 
zugefügt.  SlHerbingä  ift  :^ierbei  befonbcr§  l^erbor^utieben ,  ba^  bei  ber  ^Jtenge 
übereinftimmenber  §tomente  im  ßl^aratter  beiber  5Jtänner,  boii)  im  SlUgemeinen 
bem  ®.  ein  5JtQ|  öon  58efonnent)eit,  2:act  unb  3urü(!^altung  eignet,  welches 
f^Iaciu§  fremb  toar.  ©§  tritt  bie§  befonberS  beutlic^  l^erbor  in  be§  &.  S3er= 
Ijalten  gegenüber  bem  nic^t  3U  redjtfertigenben  Sluftreten  eine§  ©ggerbe  unb  ^e^= 
l^ufiu§  in  gjlagbeburg  (ügt.  5preger  a.  a.  O.  II.  246  ff.).  2lu(^  öei  (S.  fi^toittt 
bie  3ott^e§Qber  mä(i)tig  an,  toenn  er  bie  gtein'^eit  ber  ^ir(i)enle!§re  5prei§  gegeben, 
bie  aBaI)r^eit  öertcugnet  toä'^nt;  er  geräfE)  bann  »ol  in  eine  ßntrüftung,  bie 
fi(f)  fci)onung§lo§  unb  bitter  gegen  bie  geinbe  äußert;  aber  er  ift  bod)  Diel  me^^r 
al§  S:-laciu§  im  ©taube,  3toifd)en  geinb  unb  geinb  einen  Unterfd^ieb  p  mad)en, 
bie  ^4>ei;!on  öon  ber  <Baä)t  au  f(i)eiben  unb  ben  SJlotiöen  eine§  Sieben  geregt  ^u 
toerben.  @r  ift  manct)em  feiner  ©egner,  befonber§  einem  9Jlelan(^tf)on,  an  um= 
faffenber  ®elet)rfam!eit  unb  an  äöeitc  be§  S31icle§  nic^t  geujadifen,  aber  an  2auter= 
feit  ber  ©efinnung  unb  Dffenlfieit  be§  ß'^aratterS  fte^t  er  feinem  berfelben  nad^. 
@§  ift  öoEfommen  unrid)tig,  i)on  i^m  ju  bet)au)5ten,  er  1)a'be  mit  ect)t  f(aciam= 
fi^eni  ©eifte  bie  gerlüürfniffe  in  ber  ^ird)e  3U  er'fiaUen  gefud)t.  ®r  :^at,  toie 
wenige,  bie  ^ot:§  ber  ü'ird)e  im  ^toiefpalt  unb  »Kampfe  gefüt)It  unb  tool  banat^ 
gerungen,  fie  ju  enben;  aber  bie  getoaltfame  §erbeifüf)rung  ber  ßintjeit  toar 
ein  ialfd£;e§  5JtitteI,  ba§  er  toä^lte,  nid)t  jeboi^  ein  SetoeiS  einer  friebelofcn,  bos= 
l^aften  (Sefinnung.  ©ein  fdiarf  au§geprägte§  ttieologififieä  2lmt§betou|tfein  ber= 
leitet  if)n  ju  mancherlei  ©d^roff^eiten ,  unb  lö|t  if)n  um  S)inge  eifern,  toelc^e 
£)eute  faum  ber  S3ea(i)tung  toertt)  ge"£)alten  toerben;  inbeffen  toar  man  3u  feiner 
3eit  an  ein  bebeutenbeg  5Jta^  geiftlid)er  ^errfdiaft  auc^  in  ber  ebangelifrf)en 
^trd^e  getoö^nt,  unb  fein  treuer  (lifer  für  ba§  Sßo'^t  feiner  ©emeinben  toog  bei 
bereu  ©liebern  reid)tid)  bie  gmpfinbung  einer  ju  ftrengen  ^ird^enjudit  toieber 
auf.  ©0'  l)aben  il)n  benn  auc^  gerabe  bie  ©emeinben  öon  531agbeburg  unb 
9tegen5burg,  in  benen  er  am  längften  toar,  am  meiften  burc^  SJertrauen  unb 
3lu^änglicl)feit  auggeaetctmet-  S)ie  erftere  erbat  fic^  noi^  öfter  öon  9iegen§burg 
feinen  9tatl)  in  frfjtoierigeu  Sagen,  toie  3.  35.  bei  ber  ©infü'^rung  ber  neuen 
Äirc^enorbnung  bon  1554  (ögl.  gtatl^mann,  ©ef(i)i^te  ber  ©tabt  ^agbeburg 
IV.  ©.  31)  unb  bie  legiere  el)rte  fein  ^.Jlnbenfen  nD(^  in  neuerer  3eit  in  @r= 
innerung  an  feine  fegen^reii^e  äöirffamfeit  (ögl.  ©emeiner  a.  a.  D.  unb  9lnton 
äöefterme^er ,  2)ie  9teformation  überl)aupt  unb  iljre  @infül)rung  in  9tegen§burg 
in§befonbere,  9tegen§burg  1843,  ©.  152  f.).  —  ©eine  2:f)eilna|me  an  ber  M' 
faffung  ber  53Ugbeburger  ßenturien  befcfiränfte  fid)  tool  nur  auf  bie  ©ammlung 
bon  ©elbmitteln  pr  Seftreitung  ber  J^often  (^reger  a.  a.  D.  33b.  II.  ©.  429, 
bgl.  aber  auä)  gtat^mann  a.  a.  £).  ^b.  IV.  ©.  50).  —  eine  3U  feinem  2ln= 
benfen  geprägte  ^Dlünae  mit  feinem  Silbe  fannte  Lettner  (Clerus  Ulrico-Levi- 
iiianus  p.  189);  fein  Silb  in  |)ol3fd)nitt,  nad^  ber  platte  2uca§  ^ranac^'S  ge= 
fertigt,  gibt  b.  5Dret):§aupt,  SSefd^reibung  be§  ©aal!ret)fe§  Sb.  IL  ©.  626.  — 
©in  SJerjeid^nil  feiner  3al)lrei(^en  ©d)riften  gibt  g.  ©.  Lettner  a.  a.  £). 
@.  199  ff.;  bie  mit  5-laciu§  gemeinf(^aftlic^  :^erau§gegebenen  fie:§e  bei  ^reger 
a.  a.  £).  93b.  II.  ©.  540  ff.      3a:§lreid)e   3lnfül)ruugen    berfelben    unb    längere 

2.3* 


356 


©aCura. 


3Iu§3Üge  au§  benjelben  finben  fi(^  bei  6f).  21.  ©alig,  SSoüftänbige  .!piftovie  bev 
3Iuö§16ursifd§en  gonfeffion,  S3b.  II  u.  III;  S.  @.  3Ba(c^,  .öiftovifc^e  uiib  t()eo-- 
logifc^e  ginteitung  in  bie  ^tetigioniftreitigfeiten  b.  eöangelif(|=lutf)cnfc^en  Äitc^e, 
S8b.  II  lt.  IV  u.  &.  ^.  ^land,  @efd)ic^te  bcr  ^rotc[tatitijrf)en  Ideologie,  58b.  I 
6i§  IIL 

S)a§  ergiebigfte  QueEenmateriat  liefern,  a6gefet)en  öon  @atlu§'  ©d^riften, 
feine  (unb  2Batbnev-§)  ©ammlung  öon  ^IBfäiviften  öon  Sriejen,  23evi(^ten  ic. 
au§  feiner  3eit  auf  ber  fönig(.  ©taatäbibliot^e!  in  5Jtüncf)en  unb  feine  Dri= 
ginatcorref^jonbenj  mit  O^IaciuS  u.  a.  im  ftäbtif(^en  3lrc£)iö  in  3ftegen§burg. 
ginc  umfaffenbe  58iograpI)ie ,  bie,  unpartciifd)  abgefaßt,  öiel  jur  Sluf^ellung 
ber  ®efd)i(^te  ber  9teligion§ftreitig!eiten  nadf)  ßutt)er'§  Sobe  Beitragen  fönnte, 
fep  MS  ie^t  nod^.  33rec^er. 

Oallira:  33ernl)arb  @.,  geb.  ju  iper^otätieim  im  33rei§gau  am  21.  3tug. 
1764,  geft.  at§  prftbif^of  ju  SSriren  am  17.  ^Iftai  1856.  S)er  @of)n  f(f)(id^t= 
bürgerlic£)er  SItern,  trat  er  nac^  beenbeten  @t)mnafial[tubien  in  ba§  5!)linoriten= 
flofter  3U  Slltbreifadt),  öertie^  aber  baffelbe  in  ber  ,'^eit  ber  allgemeinen  ^lofter- 
auf^ebung  unb  trat  (1783)  in§  g^reiburger  (Seneralfeminar  ein,  um  ben  tf)eo= 
logifdjen  ©tubien  obpüegen ,  bie  er  mit  (Erlangung  beg  ^^octorgrabeS  abfd^io|. 
S)en  pra!tifc^=tI}cotogifc^en  (^urS  legte  er  (1787)  im  ©eneratfcminar  ju  2Bien 
jurücE,  töofetbft  er  aucf)  am  27.  ^uli  1788  jum  ^^riefter  getoei^t  öjurbe.  'lilnn= 
me{)r  tourbe  er  junäctift  al§  ©tubienpräfect  im  ^^reiburger  Seminar,  fobann  aU 
Äatec^et  öerroenbet,  1791  h)urbe  er  'Pfarrer  ju  3lttoberborf  unb  für,}  barauf  am 
9Jlünfter  ju  i^reiburg,  in  metc^er  ©igenfcfiaft  er  1-t  ^a^xc  ttjirfte.  .ilaifer  x^xan^, 
ber  i{)n  jum  Xitularbomf)erin  öon  i3in3  ernannte,  berief  if)n  at§  geiftüd)cn  Ütatf)  na^ 
©üujburg  (1805).  S)ie  barauf  folgenbeji  poütifc^en  Sjeränberungen  aber  mactiten 
itin  amtlog;  erft  1808  mürbe  er  babenfct)er  geiftUd)er  Ütatl),  1815  aber  öon 
Äaifer  i^^-'^^ä/  löei-'  feiner  nict)t  öergeffen  l)atte,  alg  ©ubernialrat^  unb  gei[tli(i)er 
Steferent  naäj  ^nnebrucE  berufen.  3m  3i-  1818  mürbe  er  ©cneralöicar  beg 
SBripuer  gürftbifctiofeg  im  9}oraclbergfd^en ,  am  17.  2)ec.  1819  }um  33ifc^of  in 
partibus  gett)eif)t,  enblicf)  am  7.  9lpril  1829  pm  ^ürftbifcfiof  öon  Srij;en  cr= 
nannt,  alg  meld)er  er  27  ^a^re  mirfte,  unb  big  in  fein  fpätefteg  3llter  bie  öoEe 
@eiftegfrifcl)e  bewahrte,  ©ein  SBirfen  mar  ein  reic^  gefegneteg,  öom  ed)t  ci)rift= 
litten  ®eifte  unb  fir(i)licl)en  ßifer  burct)brungeneg ;  fcl)ücf)t  unb  einfad^  in  feiner 
!^ebengmeife ,  fpenbete  er  mit  unerfc^öpf lieber  i^reigcbigfeit  unb  ermieg  ]iä)  i)'ux= 
burcl),  mie  burc^  eifrige  ^ürforge  um  bag  geiftlid)e  3Bol)(  beg  i^n  Derel)renben 
frommen  SLiroler  Sßolfeg  ma^rfiaft  alg  ein  öäterli(f)er  ^^fi-'cunb  beffelben.  ']>xah 
tifcl)eg,  bolfgmä^igeg  Sßirfen  mar  öom  Einfang  f)er  ber  befeelenbe  ©ebanfe  fcincg 
ßebeng  unb  ©trebeng  gefttefen,  rt)el(f)er  fic^  auc^  in  feiner  emfig  betriebenen  unb 
fe^r  fruchtbaren  fd^riftfteEerifc^en  2;^ätigfeit  offen  augbrüclte.  ©o  l)anbelte  eine 
feiner  erften  ©d)riften  über  bie  „©ofratif(f)e  i?atect)ifirmett)übe"  (2.  3lufl.  1796). 
@in  öon  i§m  öerfa^teg  „Sel^rbud^  ber  cl)riftli($en  äöolitge^ogenlieit"  erlebte  eine 
Üteile  öon  3luftagen  (5.  2lufl.  1841).  ®r  öerfcl)mä^te  and)  nicl)t,  bie  3lrbeiten 
proteftantifct)er  ©cliriftfteEer  für  feine  fatt)olifc^en  ßefer  nutzbar  ^u  maä)en: 
„©turm'g  Setradjtungen  über  bie  SBerfe  @otteg  im  Üteidie  ber  5^atur  unb  ber 
Sßorfefiung,  bearbeitet  für  fat^olifc^e  g^riften"  (1813,  2  SSbe.,  2.  91ufl.).  mg 
feine  litterarifc^e  Hauptarbeit  ift  feine  „^Jteuefte  J^eologie  beg  ß^riftenf^umg" 
(1800  ff.,  6  33be.)  ju  bejeidinen,  meld)e  bie  biblifd)e  i^bee  beg  @ottegreid)eg  ju 
i^rem  gjlittelpunlte  l^at,  unb  bie  boppelte  Senben^  öerfolgt,  eine  aug  bem  leben= 
bigen  58orne  ber  ©d)rift  gefd^öpfte  Sarftellung  ber  d)riftlii^en  .^el)re  ju  liefern, 
unb  biefe  Sarftellung  ber  Serufgtoirlfamfeit  beg  ©eiftlid^en  anjupaffen.  S)er 
33eröffentlid§ung  biefeg  äBerfeg  ging  eine  neue  ^luggabe  öon  Siuinart'g  Acta 
Martyrum   jur    ©eite.      S)amit    möd)te,    abgefel^en    öon   3af)lreid^en   populären 


©amani  —  &amh'ii)kx.  357 

(Schriften  praftifc^  tl^eologtfd^en  unb  erbautic^en  ^nl^alteS  ber  (Beift  unb  bic 
9tt(i)tung  feiner  reli9iö5=fii(i)ü(i)eu  3(i)riftfteIIetei  Beietd)nenb  angebeutet  fein. 
3u  ben  i^m  geroorbenen  6f)vcn  unb  9lu53ei(f)nungen  ge"^ört  au^er  bet  SOerlei^ung 
be§  6ommanbeurfreu5e5  bee  babifdticn  Crbene  tiom  ^ä^nnger  Öötcen  unb  faifert. 
öfterreicf)iict)en  i^eo^olborbens,  fottiie  ber  @ct)eimtatf)ln)ürbe,  bie  Ernennung  jum 
(J^ren^räfibenten  bes  ^^^arifer  3.^ereine§  3ur  3l6olitton  bee  Sclat)ent)anbet§. 

SJgt.  Sin! t)aufer ,  Öeben  unb  Söirfen  be§  gür[t6if(i)0Te§  @.,  i^nnsfirurf 
1856.  —  2öur5bad),  93iograt)f)if(^es  ^'er.  bei  Äaiferf^umg  Defterretc^,  neBft 
ber  bofetfift  angeführten  Sitteratur.  äöerner. 

©among:  ^o^anneö  @.,  geb.  ju  5(rroeiter  im  S.  1606,  t  ju  2Bürjburg 
im  ^.  1670,  Sefuit,  raad)te  ficf)  um  bie  ^llainjer  6efc^ic£)te  öerbient  burcf) 
Sammlung  üon  älteren  ';)tad)ric^ten  unb  ^nfc^riften.  3]on  feinem  ^^leiBe  (2Bob= 
mann,  9tt)eingau.  2t[tert§.  I.  90.  111)  jeugen  bie  nod^  crl^altenen  §anbfc£)riften, 
bon  benen  3  33änbe  auf  ber  UniDerfität§BibIiott)cf  in  SBürjBurg  unb  2  Sänbc 
in  ^Dlainj  im  Sefi^e  bes  Dr.  med.  SBittmann  fid^  befinben.  23a^rfc^ein(tc^  um 
baö  ^.  16-44  na(i)  Saben  Derfe^t,  mai^te  er  bie  (Bef(i)i(f)te  ber  5[)larfgrafen  üon 
3?aben  jum  ©egenftanbe  feiner  ^orf ci)ungen ,  bie  in  einer  um»  S.  1067  t)olI= 
enbeten ,  je^t  nod)  in  adfi  ^anbfc^rtTten  öorliegenben  SXrbeit  niebergelegt  finb 
(..Serenissimorum  priucipum  marcliiouum  Badensium  et  Hochbergensium  pro- 
genitores  ab  anuis  mille  recensiti . 

^Jtone,  Quellenfammlung  ber  bab.  Canbeegefcf).  I.  20  ff,  fyür  bie  Acta 
Sanctorum  lieferte  @.  mehrere  Sebensbeft^rciBuugen  (Vol.  I.  p.  43).  <Bä)nnl, 
SSeiträge  jur  ^Jtainjer  ©efc^.  III.  402,  403.  SBorf  enl^eimer. 

©ombi^Icr:  Sofep^  ©-.  ßeb.  am  4.  Wdx^  1801  in  ;Sgenf)aufen  bei 
^i(^a(^  (Cberbaiern),  t  am  30.  5Iug.  1847  in  Dtürnberg,  (Bo^n  eines  d't)irurgen, 
befud^te  bie  (BQmnafien  ju  9tug§burg  (1815 — 18j  unb  Sillingen,  tooraut  er 
(1821)  äum  ©tubium  ber  ^^j^itofop^ie  unb  ber  ^tjitologie  bie  Unitierfttät  äöürj^ 
bürg  bejog,  tDo  er  anä)  promoüirte  (1825),  aber  bei  bem  2}crfu(i)e,  fii^  als 
^vviüatbocent  ju  "^abiütiren,  auf  eigentt)ümü(f)e  .öinberniffe  ftie^.  hieben  einer 
Ueberfe^ung  ber  ScfiriU  bes  Gngtänber»  Scubamore  ..Essay  on  the  blood" 
(1826  ,  DeröffentUdjte  er  einen  „3}erfu(i)  einer  gebrängten  £arftellung  ber  '^3leta= 
^)^i)fi!  ber  abfotuten  3}ernunftibeen"  (1827),  mobei  er  fitf)  rool  öielfati)  an  Äant 
auLetjnte,.  aber  jugleicf)  eine  merf(i(i)e  SBenbung  ju  5i(^te'§  fpäteren  5{nfc^au= 
ungen  mac£)te.  ©ein  too^lgemeinter  ^beaü§mu§  trar  mit  einer  tebf)aften  5lb^ 
neigung  gegen  hie  ginfterlinge  unb  potitifc^cn  Dteactionäre  berbunben,  unb  fo 
gab  er  ben  3lnfi(^ten,  tneld^e  nicf)t  o'^ne  ^ufammen^ang  mit  ber  ;Suli=9ieöDlutiDn 
toeitere  ^Verbreitung  fanbcn,  einen  mannen  3Iusbruct  burcf)  feine  „^^itofop^ie 
unb  5j3otitif  be§  Siberalismu§"  1^1831).  i^n  gleidier  rreifinniger  Xcnben^  öer= 
öffentlic^te  er  in  5Mrnberg,  mo'^in  er  1831  umfiebette,  bie  2Boc^enf(i)rift  „S)er 
^^olarftern,  ein  (^ober  für  äöa§rl)eit,  f^rei'^eit  unb  9te(^t"  (1832,  einjiger  ^ai)x=^ 
gang  .  ^m  ^.  1832  fanb  er  eine  3InfteIIung  al§  öe^rer  ber  engtifi^en  unb 
ber  franjöfifdien  ©pradie  an  ber  9teolf(^uIe  ju  'Jcürnberg,  too  er  mit  anerfanntem 
(äifer  toirfte.  2lu|er  einer  „2lnroeifung  jur  ^erfteHung  artefifdier  33runnen" 
(1833),  f(i)rieb  er  ein  „i'e^rbucf)  ber  pt)t)fifcf)en  (Beograp'^ie"  (1833)  unb  über= 
fe^te  bes  ^llac  QuUoä)  S(f)riit  über  .«panbet  unb  ^anbelshei^eit  (1834).  SurcE) 
fünimatige  Oieifen  nacf)  6ng(anb  madt)te  er  ficf)  mit  ben  bortigen  3}erl^ältniffen 
fo  Dertraut,  ba^  er  (1844)  ein  bamati  fef)r  gefc^ä^tes  „.^anbbucf)  mr  Üteifenbe 
nac^  Sonbon"  üerfa^te  unb  (feit  1843}  al§  5Jlitarbeiter  an  ber  Sonboner  ^eit^ 
fcf)riTt  ,.The  Art  Union"  ©elegen'^eit  fanb,  ju  (Bunften  beutfc^er  Äunft  unb  ^n= 
buftrie  ^u  toirfen.  Sein  bielfeitiges  ^ntereffe  fü'^rte  i^n  auc^  pr  9J^ufif  unb  er 
gab  einige   (Sompofitionen  im   älteren   Äir(i)enftile    l^eraul.     Tiac^bem  if)n  f(f)oii 


ggg  ©ambä  Jäger  —  ©angauf. 

1845  ein  ©(fitaganjalt  getroffen  '^atte,  erl^oüe  cv  ficf)  nur  borübetge^enb  unb 
üei-fiel  feit  Stnfang  b.  ^.  1847  einer  aufreibcnben  Ärän!ti(^feit. 

«neuer  51eh-otog  ber  S)eutfc£)en.    ^a^rgang  1847,  @.  588  ff. 

^$rantt. 
@aml)öjöncr:  S^-'a^S  aöii:^.  2lnton  &.,  ge6.  in  .^cibelberg  am  4.  @ept. 
1753,  feit  1781  ^^Jrofeffor  ber  ^nftitutionen  unb  be§  Mirgerlid^en,  fotoic  be§ 
Äir(i)enrf(ä)t§  bafetbft,  feit  1805  mit  bem  2itet  be§  !urfürftt.  babifc^en  Dber'^of^ 
geri(i)t§rat!^§ ,  t  ani  6.  Slug.  1816.  ©ein  „Jus  ecclesiasticum  in  usum  prae- 
lectionum",  2  S3bc.,  ipeibelberg  1815,  "^ulbigt  ber  gemäßigten  freien  fircf)li(^m 
9li(i)tung  iener  3eit;  o^ne  tiefer  inSftefonbere  't)iftorif(^  ein.uige'^cn ,  ift  e§  ein 
6rauc^bare§  SBerf,  ba§  namentlich  burd)  33enu|uug  aucE)  ber  neueren  beutfd^en 
Sitteratur  Sßertf)  t)at.     UeBer  feine  toeiteren  ©cE)riften  ögt.  Teufel,  ®.  2. 

ü.  ©d)  ultc. 
©amcröfdbcr :  |)an§  ©.,  lebte  im  16.  Sfa^F^^unbert  al§  33üi-ger  ^u  58urg= 
t)aufen  in  Oberbaiern;  er  bid)tete  bie  ^falmen  in  beutfd)e  fiebenjeilige  ©tro^'^en 

um,    „alfo,   baß   fid^   bie  ^pfatmen  aüe fein  unb  liebtid)  fingen  taffen", 

tt)ie  e§  auf  bem  Stitel  ber  juerft  ^u  5^ürnberg  im  ^.  1542  crfc^ienenen  ?lu§gabc 
berfelben  I^eißt.  Mitunter  fc^ließt  er  fid)  an  ältere  beutfc^e  Bearbeitungen  an, 
3.  SB.  an  Sublüig  Cetiter,  an  .§an§  ©ad|§,  an  2utt)cr.  Cb  er  mit  ber  9lürn= 
berger  f^amilie  gteid)en  5Mmen§  üertoanbt  ift,  lonnte  nid)t  ermittelt  »erben;  er 
:§at  feine  ^falmenfammlung  bem  Äafpar  ©anffen,  Sürger  ju  9lürnbcrg ,  ge= 
toibmet.  I.  n. 

©äm^crlili:  ^Ibra'^am  ©.,  War  au§  ßonftanj  gebürtig,  fül^rtc  mit  feinem 
?lffoci6  äßil'^elm  W&^  bie  Suc^bruderfunft  in  g^reiburg  in  ber  ©c^mei^  ein, 
unb  jtt)ar  um  ba§  ^.  1585.  2)od)  fennt  man  nur  al§  erfte§  öon  i'^m  gebrudteS 
23ud),  tt)eld)e§  eine  SiatiTeSja'^I  trägt :  „Psalmi  Septem  poenitentiales  cum  litaniis  et 
precibus  ad  opem  aduersus  haereticos  proque  aliis  periculis  auertendis.  Friburgi 
Helvet.  apud  Gemperlinum".  1590.  24.;  unb  ferner  nod^:  „Notae  in  lectiones 
evangelicas,  quae  per  totum  annum  in  ecclesia  catholica,  diebus  dominicis 
recitantur."  Friburgi  Helvetiorum,  apud  Abraham  Gemperlinum.  1591.  4. 
6§  gibt  jtoar  no($  ältere  in  f^reiburg  gebrurfte  33üd)er,  meiere  bie  ^af)re§3al)l 
1583  tragen,  hod)  fann  nid)t  mit  öoKer  5Beftimmt^eit  nad)gett)iefen  merben, 
boß  fie  bon  3lbral)am  ©ämperlin  gebrudt  tourben.  Ueber  fein  fonftige§  Seben 
ift  nid)t§  Weiteres  belannt  geworben. 

35gl.  Söegelin,  S)ie  33ud)bruderfunft  ber  ©c^tüeij.     f^otfenftein,  @efd)id)tc 
ber  SSu^bruderfunft  ©.  276.  2)e§d)amp§,  Dictionnaire  de  Geographie  ©.  531. 

^eld^ncr. 
®anga«f:  Sl^eobor  @. ,  geb.  ben  1.  ^fJobbr.  1809  3U  Sergen  bei  9leu= 
bürg  a.  ®.,  ©iö^efe  (5id)ftäbt,  erl)ielt  in  ber  S^oufe  ben  ^f^amen  ^lid)ael.  3lm 
28.  Sluguft  1833  jum  5prieftcr  getueil^t,  mibmete  er  fid^  ber  ©eelforge  al§  600= 
^eratur^robifor  in  Fölling,  trat  aber  fogleid)  nad)  ©rrii^tung  ber  33enebictiner= 
abtei  ©t.  ©tepl)an  ju  5lug§butg  am  5.  9lobbr.  1835  in  biefelbe  ein  unb  fanb 
mä)  Slblegung  ber  $rofeß  am  7.  ^obember  1836  feine  nädjfte  3}ermen= 
bnng  al§  ^präfeft  be§  fönigl.  ©tubienfeminar§  ©t.  Sofep"^,  nebenbei  aber 
al§  ©u))plent  im  \^aä:^e  ber  t|eoretifd)en  5p'^ilofot)'^ie.  ^m  folgenbcn  ©c^uljalire 
1837/38  mußte  er  biefe  ©teile  mit  ber  IL  ßateinclaffe  B.  bertaufd)cn.  ^m 
^.  1841/42  mürbe  er  2)irector  be§  obengenannten  ©eminar§  unb  ^^rofcffor  ber 
^'^ilofo^'^ie  unb  5pt)ilolDgie  am  lönigl.  öi^ceum,  Welc^'  le^terc  ^rofeffur  er  aber 
Wegen  Ueberbürbung  nac^  ^Wei  ^a^ren  wieber  abo^ah.  ^m  ^.  1847/48  murbc 
il)m  ba§  9tectorat  ber  gefammten  Slnftalt  unb  bie  ©teUung  eine§  £rei§fd)olard)en 
übertragen,  ber  )5l)ilofot)'^ifd|e  Unterrid)t  aber  .bon  i'^m  beibe'^alten.  Sei  immer 
3unel)menber  ^ränlli^feit  be§  greifen   2lbte§  33arnaba§   würbe   er   3um  ©tift§= 


®ang{)ofet.  359 

befan  unb  naä)  be§  3l!6te§  3;ob  üom  Sonöent  jum  Slbte  ettDäf)lt  am  20.  S)ec. 
1851.  3lu(^  in  biefer  jeinet  neuen  (Stellung  Hieb  et  bem  lieBgeroonnenen  öe'^t= 
amtc  treu.  @nbe  Cctobet  1853  reifte  er,  auf  Sßcranlaijung  be§  6arbinal§ 
üon  Sditüarjenberg  mit  ^rofeffor  SSal^er  nacf)  9iom,  um  öor  ber  Snbercon= 
gregation  i)ie  ^{)iIolo|3t)ie  3(nton  (Süntf)ef§  3u  bert^eibigcn.  23eiber  Strbeit  be= 
ftanb  toeniger  in  münbli^en  Sßer'^anblungen,  bie  Don  bem  ©cnerot  ber  (Serüiten, 
spater  ^IpatjcEieibcr ,  ^^sräfibenten  ber  ßommifl'ion,  in  meldte  [ie  eintraten,  immer 
Don  ^teuem  t)inau5gefc£)ol6en  tourben,  al§  in  einer  Icfiriittic^en  SSürbigung  unb 
SßiberlEgung  ber  angeblichen  ^rrt^ümer  ®üntt)er'§,  bie  it)nen  in  jroei  gebrucEten 
cenfutirenben  Quoten  übergeben  mürben.  6nbe  2(pril  185i  mu^te  ®.  nac£)bem 
er  mit  Satter  met)rere  fdiriitlic^e  2(u§arbeitungen,  namentli($  über  @ünt^er'§ 
Se'^rc  öon  ber  2:rinität ,  (Sreation  unb  ^ncornation ,  öollenbet  §atte,  mit  ^nä= 
\\ä)t  auj  lein  ßlofter  unb  feine  ^ßrofeffur,  für  tDeid)t  er  feinen  Sßertreter  ^atte, 
3iom  öerlaffen  unb  nad)  3(ugsburg  jurürffel^ren.  (5tu5fü^rlid)e§  f.  ^.  35.  33at|er'§ 
Scben,  SCßirfcn  unb  toiffenfäiaftlic^e  Sebeutung  öon  Dr.  ^eljer,  SSonn  1877. 
©.  120  u.  ff.)  fjfür  i^n  trat  ^^roreffor  Änoobt  au§  S3onn  in  bie  römifdie  6om= 
miffion  ein.  3Im  20.  ^uli  1859  legte  ß.  fein  5(mt  alö  Slbt  nieber  ,  moburtf) 
er  in  ben  ©taub  gefegt  toar,  bem  i!^m  lieb  geteorbenen  ^el^ramte  feine  unge= 
tf)eilte  2;£)ättgfeit  ju  toibmen.  Unb  obgleich)  er  md^renb  einer  langen  Oteifie 
öon  ^a'^ren  mit  fd)toeren  förderlichen  Seiben  gu  fämpien  §atte  ,  fe^te  er  bod^ 
biefe  2e^rtl§ätigfeit  unau§gefe^t  fort,  bis  il)n  ber  iob  am  15.  Sept.  1875  im 
Sllter  öon  65  Sfi'fli-'f^  abrief,  ^n  allen  9Irten  feiner  2[ßirffamfeit  machte  ftc§ 
3Ibt  X^eobor  um  ba§  @ebei!^en  ber  Stnftatt  unb  be§  ©tiiteg  öerbient.  3ll§ 
5Rector  fud)te  er  ba§  etfprie^tic£)e  Söiifen  aller  Gräfte  jum  großen  3^^^^  ^(^^' 
monif($  3U  öereinigen  unb  mu^te  befonberS  in  ftürmifc^  erregter  ^exi  (1848) 
bie  jugenblii^en  ©eifter  auf  bem  SÖege  ber  Crbnung  ,^u  t)alten.  Unb  mie  in 
feinem  2tl)tn  fi(S  ftrenge  ^teügiofität  ju  gebiegenem  2Biffcn  gefeEte,  fo  f)atte  er 
ficf)  üuä)  aU  p'^ilofo^i^ifctjer  Se"^rer  bie  Slurgabe  geftellt,  ©tauben  unb  Söiffen 
in  freunblic^er  Söedifetmirfung  baräuftellen.  S3ei  bem  S)range  ber  öielen  Stemter 
unb  ©efc^äfte  tou^te  er  hod)  nocf)  ,5£^t  3"  litterarifdjer  Sfjätigfeit  auf  p^ito= 
fopf)if(^em  ©ebiete  ^u  finben.  ^m  Srucf  erf(i)ien  Don  i^m:  „Ueber  ©tauben 
unb  äöiffen."  ^^rogramm.  Stugsburg  1851 ;  „n)letapf)r)f.  ^^^ft)c£)oIogie  be§  :^eiL 
3luguftinu§",  1852;  „S;e§  ^eit.  9tuguftinu5  fpecutatiöe  2ef)re  öon  ©ott  bem 
2)reieinigen",  1866.  Sigi§b.  'fiebert. 

(^ang^ofer :  Sorg©,  öon  -p  a  f  e  I  b  a  et) ,  33aumeifter  ber  5llün($ener  5rauen= 
firdie,  geboren  auf  bem  ©ang^ofe  ober  ©anb^ofe  ju  ©irt  .öafelbact)  in  ber 
^Pfarrei  ^nfofen.  Db  er  in  feiner  ^ugenb  bei  ©t.  ''Dtartin  ju  ßanbS^ut  be= 
tf)eiligt  mar,  ift  ungetoi^,  meil  er  ^u  ^oüing  ben  (im  17.  3at)rt)unbert  öer= 
3opitenj  ^ir(i)enbau  leitete,  aud)  „mat)fter  Sorg  öon  -^otting"  genannt.  Ural 
am  20.  Wcix]  1468  at§  ^laurer  unb  Saumeifter  in  ben  S^ienft  ber  ©tabt;  at§ 
Sotb  erhielt  er  öierteljälirig  jmei  ^funb  Pfennige  (ni(i)t  ganj  öier  ^arf  nad^ 
unferer  Siööfiiung),  unb  menn  er  in  ber  ©tabt  2;ienft  arbeitete,  im  ©ommer  28, 
im  3Binter  24  Pfennige  al§  Xcgto'^n.  2lm  9.  ^ebr.  1468  tourbe  ber  ©runb= 
ftein  jur  ^rauenfirctie  gelegt;  im  gi^ül^tinge  1470  ging  unfer  5Jteifter,  „etlidie 
5|3ouc"  ju  befc^auen,  nac^  3lug§burg  unb  Ulm;  im  «öerbft  1473  mürbe  ein 
OJtaurertag  nac^  ^Jlündien  befd)ieben,  toobei  bie  berüf)mtcften  DJ^eifter  au§  ber 
5ladt)barfc^aft  ^ufammenfamcn:  aui  ^ic^ftäbt  5)teifter  9]tatf)ei§  ber  ©teinme^, 
ßonrab  gtoöi^er  au§  9tegen§burg ,  ÜJteifter  gi^^e^i-"^  au§  Sngolftabt ,  5}leifter 
^ic^el  öon  ^iarrfirctien,  ^Jlauritius  Snfinger  au§  Ulm.  1477  begann  ber  2luf= 
5ug  be§  2)ac£)ftu§l§ ,  1478  mürbe  ha^  gro^e  ^reug  auf  ha^  S!aci)  be§  ^resbt)= 
teriumg  gefegt.  2ll§  9Jteifter  Sorg  öon  <§affelba(^  am  ^Jlontag  nadj  ©t.  ^yi\ä:)tU= 
tag  1488  (feine  §au§irau  5Jlargaretl^a  toarb  i^m  jur  ©eite  begraben)  ftarb, 
Joaren  ßiriijen  unb  2;'§ürme,   Ic^tere  bi§  jum  SSeginn    ber  ©pi^en  (met(^c  nid)t 


ggQ  ©angloff  —  ®an§. 

mit  gotfiüc^en  „i^elmen"  jonbern  im  ©inne  ber  injtoifiiien  aufgetaucfiten  9tenaij= 
jance,  mit  ben  fogenannten  „tnelfrfien  i^appen"  ge|ct)toffen  tourbcn)  öoüenbet. 
Sie  i?ird)e  i[t  ein  .^nllenbau  qu§  Sadftein,  breifd)iffig  o^nt  Quciic^iff ,  mit 
einem  ßopeEcnfranj  q(§  5tbf(i)tu|;  burct)  bie  and)  au§  !limati|d)en  ©rünbcn 
gebotene  einjic^ung  bcr  ©tvebepiciter  erl)ielt  ber  Sau  in  ungcjud^tcfter  2öeiie 
eine  ^tn^a^I  GapeUen  unb  eine  an  fünifrfiiffigc  ^Inlagc  .gemat)ncnbe  33reite.  S)ic 
5rauenfird)e  i[t  tro^  i^ver  fct)mucElD|en  6infad)f)eit  bod)  ba§  n)id)tig[te ,  tDeitt)in 
bominirenbe  (Sebäube  be§  mittelalterlid^en  3Jtünc^en  in  bcn  legten  3fa^i"3e^)nten 
be§  ^ittetaltei'S.  —  3lud^  ber  gvo^e  geftfial  im  alten  9latt)t)aufe  mit  feinem 
in  ,g)ol5Jprengti)er!  'fiergeftettten  Sonnengcmölbe  entftanb  1470—71  unter  ber 
l'eitung  be§  ^J)lei[ter  i^örg;  bie  ^t.  Äreu5fird)e  1480—85  unb  bie  1494  t)oE= 
enbcte  ©.  (5atOatortird)e  werben  it)m  tfieitraeife  jugeji^rieben.  —  ©ein  ^or= 
trat  ift  an  einem  ^^lieiler  ber  ^i^'i^ucnfirdie  erhalten ,  abgebitbet  bei  ©igt)art, 
^latier  ic. 

a3gt.  bie  ^J3bnograpI)ien  öon  <5igt)art  1853.  ^Jtuffat  1868.  5(nton 
^at)cr  18(38  u.  1875  unb  9teber ,  Sauted)nifd)er  ^5rüt)rer  burd)  '^3lünd)cn 
1876.  ©.  32  ff.  Jp^ac.  ^oUanb. 

(^auglofl:  Äarl  Sßill^etm  ©.,  ^Jlaler,  geb.  im  %  1790  al§  ber  ©o^n 
cine§  ftäbtifd)en  ^Beamten  in  ber  obcrfd)toäbifd)en  9teid)§ftabt  !^eutfir(^,  t  ben 
16.  5Jlai  1814  in  beut  mürtembergifc^en  S)orfe  'OJiertüngcn  C3t.  Sconberg,  öer= 
riett)  fdjon  frü^c  eine  ungetDö£)nli(^e  .^ uuftb eg ab ung ,  mu^te  aber  bis  ju  feinem 
23.  SebenSja'^re  al§  6)et)ilfe  feines  23aterö  in  ber  ©d)rcibftube  tierf)arren.  ^m 
2f.  1813  gelang  e§  i^m  enbtid§,  nad)bem  bie  ^^^roben  feiner  felbfterlernten  Äunft  bei 
ben  ©tuttgarter  Kennern  leb'^afteg  ^iuffc^en  erregt  I)atten,  in  ba§  SItelier  be§  Sitb= 
l)auer§  2)anneder  ju  fommen,  iDet(^er  nad)  'Xuffiebung  ber  I)o^en  (Sarl§fd)ule  bei 
fid)  nid)t  blo§  il^ilbljaucrn  fonbcrn  aud)  ^3lalern  (S)elegen^cit  jur  rrften  §lu5bit= 
bung  bot.  2)anneder  nal)m  fii^  aud)  @angloff'§  mit  ber  il}m  eigenen  Ijerjtii^en 
^5rcunblid)feit  an:  üllein  ber  Ijerbe  SBiberfprud)  ^mifdien  bem  in  bcr  neuen  Um= 
gebung  gefteigcrten  ©d)affen§triebe  unb  bem  langfamen  Öange  eines  metl)obifd)cn 
UnteiTid^teS  brachte  bem  p^ntafieoollen  jungen  5Jlanne  f^were  ^lufregungen. 
6r  feierte  franf  ^u  ben  nad)  ''JJlerflingen  übergcfiebelten  (Sltern  5urüd  unb  erlag 
einem  ^Jleröenfieber.  „Sie  njeifen  ^Jiänner  in  ©tuttgart  traben  meinen  greunb 
©angloff  umgebrad)t,"  pflegte  3^uftinu§  Äerner  ju  fagen,  mit  tcidit  erfennbarem 
Soppelfinne  auf  bie  toei^en  3lbgüffe  ber  ^Intifen  in  Sannecfcr'»  Siteücr  unb  auf 
bie  meifen  ©önncr  jielenb ,  tDeld)e  ben  feurigen  2tüngling  baran  eine  t)ietteid)t 
atl5uregelred)te  ©d)ule  burd)mac^en  laffen  tooHten.  ^od^  je^t  finben  fid)  im  ©tutt= 
garter  ^^riüatbefi^e  bicie  bon  (Sangtoff'g  '^öd)ft  (^arafteriftifd)en  giguren3eid)= 
nungen  nac^  ber  §latur,  toie  aud)  einige  feiner  gro^gebad)ten  ßompofitionen  au§ 
ber  biblifdien  ©efd^id^te,  2BaIIenftein'§  !^ager,  bem  ^Jtibelungcnliebe  (Sl)riem't)itbe 
an  ber  SSa^re  ©igfriebä,  rourbe  im  ^.  1821  öon  ßrnft  ^-xies,  litl)ograpf)irt.i 
unb  au§  ber  altbeutfd)en  ©efd)i(^te.  Siefer  fünftlerif(^e  9tad)la^  ©angloff's 
red)tfertigt  öoEfommen  bie  '^ot)e  531einung  feiner  ^eitgenoffen,  tt)eld)e  einen  Äunft= 
geniuS  erften  9lange§  in  i^m  begrübt  t)atten ,  unb ,  ttjie  Uf)tanb  unb  ferner, 
feinen  frühen  -Eingang  in  rü^renben  Sobtenftagen  befangen. 

S5gl.  giagler,  ^.  a.  ^ünftlerlerifon  $8b.  5  unb  bie  ©ebic^te  üon  S. 
Ul)lanb  unb  3.  i?erner.  SBintt erlin. 

®anö:  S)aöib  ®. ,  ^iftorifer  unb  9Xftronom,  geb.  1541  in  SBeftfalen, 
geft.  am  25.  Sluguft  1613  in  ^rag.  9tad)bem  er  in  Sonn  unb  in  ^yranffurt 
am  5)tain  fid)  talmubifd^e  Äenntniffe  ertoorben  ^tte,  begab  er  fi(^  nad)  ^ra!au, 
too  er  in  ber  ©(^ule  be§  berül)mten  9t.  5}lofe  SffertS  feine  eigentltd)e  5lu§bit= 
bung  er'^ielt.  ©päter  ^örte  er  aud)  bie  Vorträge  be§  IR.  Söwe  b.  Se^alet  in 
Sßrag  unb  be§  fenntniBreid^en  9t.  ©inai,    eine§  Sruber§  beffelben.     S)urc^  biefe 


Öane.  361 

5Ränner,  bie  ^t^^ttojopl^ie,  93^atf)ematif  unb  Siftronomie  in  ben  Ätet§  i^xex  (2tu= 
bien  sogen,  erf)ielt  &.  bie  Slnregung  fi(^  ernftlicE)  auf  biefe  f^äd^er  3u  öerlegen. 
@ine  ocit  tang  ^ielt  er  fiifi  in  ^totb^eim  auf,  too  er  ben  ßuftib  [tubirte,  too^nte 
bann  Diele  ^a^xt  in  feinem  ^eimatetanbe  unb  madcjtt  fid)  nacf)ü)er  für  bie 
Sauer  in  -l>rag  anfäffig.  Sie  ^Jtcigung  Tür  ]§iftorif(^e  Stubien,  bie  er  fc^on  aU 
Jüngling  in  fid)  trug,  6ra(i)le  ^ier  in  i:^m  ben  Gntf(i)Iu^  5ur  9teife,  bie  6efct)id)te 
ber  üergangenen  3^^^^^ '  ^üi-'  i>e^'en  Äenntni^  bamate  unter  feinen  6lau6en§= 
genoffen  wenig  3inn  Oor^anben  toar,  in  einem  l^eBräifd^  gefii)riel6enen  SBerfe  bar= 
juftetlen,  bas  unter  bem  Xitel  „Zemacli  David"  im  ^.  1592  in  ^^rag  erfc^ien. 
£er  erfte  J^eit  beffelben  entpit  3(nnalen  bcr  jübifdien ,  ber  ättieitc  fotdie  ber 
allgemeinen  ©efc^idite  öon  ifiren  9lnfängen  Bi§  in  bie  Qtxt  be§  ä^erfaffer«  i)tnab. 
3n  le^terem  finb  3umeift  l^iftorifd)e  (Sd)riften  öon  (Spangenberg,  SaurentiuS  f^QuftuS, 
^übertue  ©ol^iui,  @eorg  (Saffiu§  unb  5)^artin  23ariof  ausgesogen,  tnie  er  l)ier 
au(^  manches  nad)  münbtid)en  9lad)rid)ten  unb  perfönlid)er  Srfa^rung  barfteHt, 
für  erfteren  benutite  er  bie  jübifc^  =  ^iftorifc^e  Sitteratur,  fotteit  fie  bamalä  3U= 
gänglic^  ttar  unb  -lliitttieilungen  öon  3eitgenoffen.  Sine  für  biefe  Qnt  nid§t 
gen}öI)nU(^e  2f)ätigfeit  entfaltete  @.  auf  bem  ©ebiete  ber  3lftronomie.  @r  ftanb 
mit  ben  öon  9tubolf  II.  nad)  ^rag  berufenen  Slftronomen  Äepler  unb  Xpdjo 
be  25i:al)e  in  lebl)aTteni  perfönlid)en  2}erfel)re  unb  na'^m  brei  2age  l^inburd)  in 
ber  ©terntoarte  ju  ^U-ag  an  iljren  5trBeiten  2l)eil.  3lud)  mit  i^o^ann  5Mtter 
ftanb  er  in  tt)iffenfd)üftli(^er  dorrefponbenj.  9}on  ben  SBerfen  ,  in  toelc^en  @. 
^l^af^ematif,  Slftronomie  unb  Äalenberwefen  be^anbelte ,  ift  nur  ba§  ,.Nechmad 
we-Xaim"  betitelte  2el)rbu(^  ber  maf^ematifd^en  (Beograp'^ie  (baöon  eine  Driginal= 
l^anbfd)rift  im  ö^ransenSmufeum  in  Srünn  aufbetna'^rt  mirb)  im  S)rud  erfd)ienen 
t3e§ni^  l"i3),  na^bem  1612  in  ^ßrag  nur  ein  Xi)ül  berfelben  öeröffentlid^t 
tDurbe.  3^m  foH  auc^  ein  unter  bem  2itel  „Zurät  ha-Arez"'  in  Gonftantinopel 
gcbrudte§  fo§mograp^if(^e5  SBerf  angeboren ,  al§  beffen  SSexfaffer  S)aöib  „Stbfi" 
genannt  töirb. 

3un5,  @efammelte  Sd^riften  I.  S.  185,  186;  Sieben,  @rab)tein= 
inf($riften  bei^rager  israclitifc^en  iyriebl)of§  ©.  10;  ©tö^el  in  2öm'§  3eitfd^r. 
für  jüb.  S^cologie,  Sa^rg.  8,  (5.  601;  SrüH,  baf.  S.  718  ff. 

SrüU. 

@anÖ:  Gbuarb  (S. ,  iRe(^t§gele^rter  unb  SJertreter  ber  öegeFfd^en  5p^ito= 
fopiiie  auf  bem  ©ebiete  ber  ^uriSprubenj,  geb.  am  22.  ^Mrj  1798  (na(^  2ln= 
bern  23.  Wdx]  1797)  ju  23erlin  öon  jübifc£)en  dltern  al§  So^n  eineS  ange= 
fe^enen  ®efc^äft§manne§,  ber  ba§  5]ertrauen  be§  ©taatSfanstere  fyürften  öon 
|)arbenberg  geno^,  geft.  am  5.  5Jiai  1839  bafctbft.  3luf  bem  6t)mnafium  jum 
grauen  .fflofter  öorgebilbet,  bejog  er  Cftern  1816  bie  Uniöerfität  feiner  S}ater= 
ftabt,  um  bie  9ted)te  ^u  ftubteren ,  unb  trat  bereite  1817  gtoeimal  ai^  @dC)rift= 
ftctter  auf  mit  ber  anont)men  33rof($üre:  „Urt^eil  eine§  Unparteiifc^en  über  ba§ 
23enel)men  ber  ^uriftenfacuttät  ju  93erlin  in  ber  ^abi(itation§=2lnu,^legen!^eit  be§ 
Dr.  i^arl  9Bitte"  (33erlin  1817),  fottjie  jur  6l)renrettung  feine§  öerftorbenen 
Spätere  im  äöeimarifc^en  „Cppofition§=Slatt".  ^n  bemfelben  Sal)re  fe^te  er 
feine  Stubien  in  Qöttingen  fort,  wo  er  burdC)  eine  ungebrudt  gebliebene  latet= 
nif{$e  3lbl)anblung  über  bie  ^nfel  9tl)obu§  ben  a!abemifd)en  ^rei§  gemann.  ^n 
^eibelberg,  iro^in  er  fid)  1818  begab,  fd)loB  er  fidt)  an  2f)ibaut  unb  .^egel  an, 
|d)rieb  öerfi^iebenc  iuriftifcf)e  3luffd^e  für  X^ibaut's  „Slrd^iö"  unb  promoöirte 
6.  53Mr3  1819  mit  ber  Siffertation:  .Jus  poenitendi  contractibus.  quos  vulgo 
dicunt  innomiuatos,  re  vera  nou  inesse"  (^eibelberg  1819),  beren  ©egenftanb 
er  in  ber  ©d^rift  :  „lieber  fRömifd^e»  Dbligationenred^t ,  in§befonbere  über  bie 
Seigre  öon  ben  Sfnnominatcontracten  unb  bem  ins  poenitendi"  (1819)  toeiter  au§= 


362 


@an§. 


jüfirte.  1820  nad§  ißeiiin  ^uxM^tU^xt ,  Begann  er  an  ber  Unitiexfttät  mit 
fteigenbem  ©riotg  feine  Sef)rt^ätig!eit  unb  warb,  nat^bem  er  1825  ^um  6^ri[tcn= 
tf)um  übergetreten,  ^um  au^erorbentlicCien ,  1828  jum  orbenttic^en  5proieffor 
ber  Steckte  ernannt.  @in  eifriger  Sln'^änger  ber  .|)egerfdE)en  5ßt)ilofop'^ie ,  beren 
ftarren  g-ormaliSmuS  er  gciftig  ^u  Beleben  öerftanb,  toar  er  in  SBort  unb 
©c^rift  bemü'^t,  il)re  9iefuttate  für  bie  SiuriSprubenj  frudfitbar  p  madieu. 
®aBei  gertett)  er  jcbod^  balb  äu  ber  ]§errfd)enben  l^iftorifc£)en  9ftcd)t§f(^ule  in 
fdiroffcn  @egenfa|,  ber  3unäc£)ft  in  ben  „©rf)oIien  jum  ©ajuS"  (1821)  jum 
SluSbrud  fam,  bann  nod)  bcftimmter  in  feinem  bebcutenbften  SBerfe:  „S)a§ 
grbred)t  in  mettgef^irf)tlic^er  gnttoicEcIung"  (93b.  1-2  1824—25;  33b.  3  16i§ 
■i  1829 — 35,  tl^eittoeife  in§  gran3Öfifc£)e  überfe^t  öon  2.  be  Somönic,  ^:J3ari§  1845), 
tDorin  er  ben  ©runb  ju  einer  öergleidienben  9ted)t§gef(^id)te  gelegt  l)at.  3"  ^^' 
fonberer  Sd)ärfe  gebief)  ber  ßonflict,  al§  @.  in  ber  feinem  „©t)ftem  be§  'Jtömi= 
f(f;en  6it)ilre(i)t§  im  ©runbriffe"  (1827)  beigegebenen  3lb^anbtung  ©aöigm)'§ 
iSefi^tl^eorie  angriff,  eine  ^yrage,  bie  i§n  noc^  fur^  öor  feinem  Sobe  ju  einer 
S)uptif  „Ueber  bie  @runblage  bc§  $ßefi^e§"  (1839)  beranla^te.  2}on  ©at)ignt)'§ 
©d)ülern  mit  .C'^o'^n  jurücEgetoiefen,  traf  @.  gleicfitool  ben  tounben  ^^unft,  info= 
fern  er  ber  Ijiftorifdicn  ©djule  ba§  25erüeren  in  bie  6injell}etten  ber  gefd)id)tli(i)en 
g^orfi^ung  unb  ''Bangel  an  p'^tlofopl|ifci)er  23ilbung  unb  fpeculatiöer  SSegabung 
5um  Sormurf  mac£)te.  'üJlag  er  öon  tenbenjiDfer  Uebertreibung  ni(f)t  frei3u= 
fpred^en  fein,  mag  perfönlidEic  ©erei^tlieit  unb  üerlet^te  ©itelfeit  auf  fein  9}or= 
Qel)en  gegen  ©aöignl)  nid)t  o'^nc  (5iuflu|  gcmefen  fein ,  fo  bleibt  i'^m  bocl)  ba§ 
unbeftreitbare  93erbienft ,  bie  ^Bereinigung  öon  go^-icElung  unb  ©peculation  ener= 
gifd)  angebal)nt  ju  l)aben.  3tu(i)  in  ben  öon  i'^m  öeröffentli(i)ten  „Seitlägen 
pr  gteöifion  ber  '4.U-eu^if(^en  ©efe^gebung"  (1830—32)  öertrat  er  mit  (Jnt= 
fd§iebenl)eit  ben  ©tanbpuuft,  ba^  ba§  „l)iftorifcf)e  Moment"  nur  jur  Erläuterung 
3U  bienen  l^abe,  unb  bie  rec£)t§pl)ilofopl)ifd)e  Seurt^eilung  ber  „Sraud)bar!eit 
ober  Unbraud)barfeit"  ber  preu^ifclen  @efe^gebung  in  ben  Sßorbergrunb  ju  ftetlen 
fei.  S)ur(^  53egrünbung  ber  33erliner  „^Jal^rbüdier  für  tüiffenf(i)aftlid)e  ß'ritif" 
(1827),  bie  borne'^mlid)  fein  2Ber!  toar,  unb  beren  Xenbenj  er  in  bem  2luffa^e : 
„5Die  Stiftung  ber  Sa'^rbüclier  für  tuiffenfc^aftlic^e  Äritif"  (1836)  nöl^er  er= 
läuterte,  fc^uf  er  ber  .Spegel'frfien  ^^'iljilofop'^ie  einen  ©ammet^unlt.  Dlic^t  minbcr 
tft  il)m  ba§  3uftanbeEommen  ber  (55efammtau§gabe  öon  ^egel'^  „äßcrfen"  ju 
bauten,  öon  ber  er  felbft  ben  8.  unb  9.  33anb,  1833  unb  1837,  bearbeitete, 
©eine  Steformbeftrebungen  für  bie  Degeneration  be§  ^ubent^umg  auf  mobern 
p'^itofot)'^if($er  ©runblage  f(f)eiterten  an  ber  S^eilnalimlofigfeit  ber  ÜJle'^rja'^t 
feiner  (Stauben§genoffen  unb  erreichten  mit  ber  ©elbftauflöfung  be§  „S5erein§  für 
Sultur  unb  äöiffenfd^aft  ber  i^uben",  beffen  ^Präfibent  er  mar,  ii)X  6nbe.  93on 
feinen  ©d)riften  finb  nod)  jmei  Sammlungen  tleinerer  2lbl)anblungen  ju  nennen: 
„35ermifd)te  ©d^rifteu  juriftifc^en,  l)iftorif(^en,  ftaat§miffenfd)aftlid)en  unb  äftlieti'^ 
fc^en  Snl)alt§"  (1834,  2  93be.)  unb  „9iürfblide  auf  ^:i3erfonen  unb  ^uftänbe" 
(1836).  ©eine  „S3orlefungen  über  bie  @efd)id)te  ber  legten  fünfzig  S<il)re",  in 
9laumer'§  §iftorifc^em  Slafd^enbuc^  1833  —  34  finb  nur  f^^ragment  geblieben. 

@nct)!lo}3äbie  öon  ßrfc^  unb  ÜJruber,  1.  ©ection  53,  368.  5)tarl)einefe, 
giebc  am  ©rabe  be§  ^rof.  ®au§,  Berlin  1839.  |)aEifd)e  ^alirbüc^er  für 
beutfc^e  2[ßiffeufd)aft  unb  Äunft,  1839.  9lr.  132,  206,  207;  1840.  %x.  113. 
2.  5p{)ilit)pfon ,  5iag.  3eitung  bei  3^ubent^um§  1839.  9tr.  73,  76.  ©aint= 
^arc=@irarbin,  Notice  sur  la  vie  et  les  ouvrages  de  Gans,  öor  ber  oben  er= 
tDät)nten  Ueberfe^ung  be  2omenie'§  (cf.  5J?agaäin  für  bie  Sit.  be§  5lu§lanbe§ 
1845.  m-.  105).  9t.  ©tin^ing,  g-nebri^  Sari  öon  ©aöignl?,  Serlin  1862. 
©.  48,  50.  31.  ©trobtmaun,  ^.  i^eine'i  geben  unb  2öer!e.  2.  2lufl.  (1873 
bi§  1874)  2,  444.  ©t ef f enl)agen. 


©ansauge  —  ®aen2bad)cr.  363 

öian^OUge:  perrmann  ö.  @. ,  tourbe  am  21.  3lpnf  1799  ju  ®ro^= 
^ü^üngen  bei  ^D^agbeburg  geboren,  trat  im  Qtprit  1813  oI§  ^äger  im  5ßommer'= 
fc^en  .öufarenregiment  ein  unb  würbe  im  fotgenben  ^a'^re  (5ecDnbe  =  Sieutenant 
im  erften  '^>ommer"|(f)en  8anbtDe^r  =  Äat)alXerie=9legiment;  nacf)bem  er  3U  oer= 
i(^iebenen  Regimentern  öerfe^t  tnorben  ttar,  trurbe  er  1822  äum  6abettencDrp§ 
commanbirt  unb  1823  ^;premier=2icutenant  im  6cbettencorti§;  1829  Ütittmeifter, 
tüurbe  er  1835  jum  großen  ©eneralftabe  commanbirt  unb  im  iotgcnben  ^a!^tc 
SDiitglieb  ber  5)lilitärftubien  =  S^irection  für  bie  allgemeine  ^rieg§ic£)ule ,  too  er, 
1842  ^IJ^ajor  getoorben,  batb  at§  Se^rer  angeftettt  würbe.  Snbe  ^Jlär^  tourbe 
er  in  ba§  öierte  Mraj[ierregiment  öerfetjt,  unb  na^m  an  ben  i^ämpren  in  ^^ofen 
2f)ei[,  in  bem  6efe(f)te  bei  ^lliitoelaro  foU  jeine  .^urjfiifitigfeit  bie  ungtücEüdie 
3tttaque  jtoeier  gecabronS  be§  Pierten  ,^üraj[ierregiment§  öeranlaBt  t)aben.  1851 
tourbe  er  ßommanbeur  bes  ätoeiteu  UIanenregiment§  unb ,  Cberft  getoorben, 
1853  Gommanbeur  be§  erften  ffürajfierregimente.  1854  erhielt  er  bie  15.  6a= 
öaHeriebrigabe,  tourbe  1855  @enera(major,  in  bemjelben  Qa^re  ßommanbant  Pon 
6öln,  1859  @enerat=?ieutenant  unb  1861  mit  ^^^enfion  3ur  5)i§pofition  gefteHt. 
©.  ftarb  am  15.  ^är]  1871.  Sr  toar  ein  geiftreic^er,  unterri(i)teter  ^}Jlann  Pon 
Pielleitigem  toi|feni(f)aftlici)en  .^ntereffe.  Gr  ftammt  au§  einer  bürgerlichen  ^Qtoilie 
unb  tourbe  im  Saufe  feiner  Sienftjeit  geabelt.  Slufeer  manc£)en  3luffä§en  in 
miütörifd)en  3ettf(i)riTten  ^at  er  „S)a§  branben5urg  =  preuBif(^e  ^riegStoefen  um 
bie^a^re  1440,  1640,  1740"  (1839)  gefc^rieben,  in  toe((i)em  er  bie  mtütürifd^en 
Sßerf)ä(tniffe  jener  Seiten  mit  großer  äöa^r^eit  unb  2reue  barfteüt;  bie  fleine, 
geiftreicf)e  S(f)rift  ift  für  bie  9luffaffung  ber  triegerif(^en  guftönbe  an  jenen 
äjßenbepunften  fe^r  (e^rreid^  unb  getoiffermaßen  toegroeifenb  getoorben. 

ö.  ^3teer^eimb. 

®OCnÖbarf)Cr :  So'^ann  Saptift  (S-,  Äapeltmeifter  am  St.  Step'^ansbome 
5u  Söien ,  tourbe  ju  (Sterling  in  2;t}ToI  am  8.  5Jtai  1778  al§  ber  Sot)n  be§ 
bortigen  Regens  chori  unb  @cf)ulmeifter§  geboren.  S)er  35ater  fucf)te  if)n  hü^= 
äeitig  fotoeit  mufitalifd)  aueäubilben,  baß  er  fc^on  in  feinem  fed§§ten  ^a'^re  auf 
bem  6^or  mitfingen  fonnte.  Äaum  8  ^af)re  att,  tourbe  er  ©ängerfnabe  in  ber 
^^Pfarrfirc^e  St.  ^afob  ^u  ^nnsbrucf ,  fam  ein  ^af)r  fpäter  nad)  ^aE  ju  bem 
tücf)tigen  Crganiften  ^.  -öol^mann,  lernte  ^ier  6[at)ier=  unb  9}ioIinfpieI,  macfite 
bie  erften  ©pmnafiatflaffen  burcf)  unb  ging  nad^  toeiteren  brei  ^afjren  nai^  S3o^en, 
too  er.  bei  bem  toürbigen  P.  Steiner  fid^  im  ©enetalba^  unb  Drgetfpiel  noc^ 
OerPoEfommnete,  fo  baB  er  bereits  ben  Äiriiienbienft  üerfe^en  fonnte;  genbt  unb 
5Rufitbirector  Dieubaur  forgten  nir  feine  ^lusbitbung  im  33iotonceII=  unb  35ioIin= 
fpiet,  toät)renb  eine  ^jauste^rerftelle  if)m  fic^ereS  ^rot  ü er fcE) äffte.  1795  begann 
er  in  ^nnsbrucf  feine  Uniberfitäteftubien ,  übte  fitf)  auc^  fct)on  im  Somponiren, 
feinen  Unterhalt  untcrbeffen  al§  9}tufifte^rer  getoinnenb.  9U§  1796  ber  '!janb= 
fturm  organifirt  tourbe,  biente  er  als  5'^-eitoiIIiger  unb  Gommanbant  einer  3^ruppe 
unb  tourbe  beim  g-riebenefctiluffe  mit  ber  gotbenen  2apTerfeit§=^]JtebaiIIe  für 
Dfficiere  ausgejeirfinet.  Sie  2e^nfu{i)t,  'ähbe  SJogter'i  Jonftiftem  fennen  ju 
(erneu,  fü'^rte  6.  im  ^erbfte  1801  nac^  2Bien,  too  fein  2Sunfc^  erfüllt  toutbc 
unb  too  er  fpäter  aud^  bei  3Ubrec^t§berger  feine  contrapunftifi^en  Stubien  betrieb. 
Seinen  Unter^att  öerfc^affte  er  ficb  in  biefer  ,3f^t  toieberum  mit  'l^lufitunterric^t, 
toobei  i^m  bie  33efanntf(f)aft  mit  ^of.  .föatjbn,  lReid)at)on-at'^  6raT  girmian, 
3Ibbe  5-a(f  unb  @protoe^  fe^r  forbertic^  toar.  2(uf  gintabung  9Ibt  iBogter'S, 
ber  ficf)  einige  3eit  in  Sifenftabt  beraub  unb  bort  eine  ll^effe  Tür  ben  dürften 
@fterf)a3p  componirte ,  ging  ©.  baf)in  unb  toar  na'E)e  baran  ÜJUtgüeb  ber  fürft= 
tilgen  ßapelle  ^u  toerben.  93og[er  f(^eint  bie§  getoünfc^t  5u  l^aben,  benn  er 
componirte  eigen§  Lamentationen  Tür  @.,  bie  biefer  in  ber  G^artood^e  fang,  too= 
6ei  er  bem  dürften  fo  gefiel ,    baB   er  if)n    all  Xenorift   engagiren   tooEte.     @. 


QQA  ©aensbadjev. 

abev  banfte,  nal^m  jebod^  ba§  5lnerl6teteu  an,  für  ben  dürften  eine  'DJlefie  ju 
fc^reiöen,  bie  anä)  in  gifenjtabt  anigcfü^rt  muvbc  unb  \\d)  be§  lyürften  toie 
©alien's'nnb  .s;-)ummer§  Sfitall  erfreute.  (9luci)  eine  ameite  ÜJteffe ,  componirt 
1808,  nat)in  ber  Q^ürft  entgegen  unb  t)onorirte  fie  glänjenb.)  Wt  ber  eng  be= 
freunbeten  ^-amitie  ^firmian  ging  @.  1807  und)  ^rag ,  too  er  forgcnfrei  nur 
ber  Som|)ofition  leben  fonnte  unb  für  bie  ©räfin  ^nna  feine  einjig  gebliebene 
©timptionie  fd)rieb,  bie  auf  brm  ©^toffe  33runner§borf  unb  fpätet  in  'DJtanntjeim 
aufgefü'^rt  lüurbe.  1809  reifte  @.  über  Dreöben,  ^eip^ig  (n^o  er  mehrere  6om= 
pofitionen  an  bie  35erleger  öerfaufte)  unb  3Iug§burg  nai^  5:i)rot.  ©ein  2Sunfc^, 
gegen  ben  i^cinb  ju  biencn,  blieb  bieSmal  unerfüllt,  &.  Begab  fict)  ba'^er  nad) 
S)armftabt,  ttio  er  im  %\)x\l  1810  anlangte  unb  abermals  unter  3lbt  3}ogler 
gontrapnnft  unb  Ü'ompofition  [tubirte,  bieSmal  in  ©emeinfd^aft  mit  6.  931.  ü. 
Söeber  unb  53iel)erbcer ,  bie  al§  greunbe  eng  berbunben  blieben;  namentüd) 
Söeber  blieb  feinem  „öiclgeliebten  33ruber"  @.  in  bauernber  öfvjliditeit  3ugetl)an. 
i^n  S)armftabt  sollte  e§  @.  in  gefellfd)aftlid)er  ^Be^ieliung  gar  nii^t  gefallen; 
toeit  beffer  bctjogte  it)m  93tannl)eim,  föo  er  in  SBeber'g  Goncerten  mittnirfte  unb 
tüo  aud)  feine  ^cffe  in  B  unb  feine  ©timp'^onie  aufgefüljrt  tt)urben  unb  beiben 
.fünftem  eine  fct)r  t)erjlid)e  5lufnal)me  .ju  Sl^eil  mürbe  @.  blieb  bei  33ogler 
big  3^uli  1810  unb  fcljrte  mieber  nac^  ^^rag  jurüd.  Sie  ©teüung  jugenblid^er 
ßomponiften  ju  öerbeffcrn,  bem  maf)r^afr  @uten  aud)  Dl)nc  großen  'Jtamen  6in= 
gang  ju  l)erfd)affen  unb  befonberä  ben  äft^etifd)en  Xl^eil  ber  .^unft  ju  pflegen, 
bemogen  ©ottfrieb  unö  6.  9}i.  ö.  3Beber,  ^el)erbeer,  ^^lUeranber  ö.  S)uf(^ 
unb  @.  einen  „-^armonifd^en  5ßerein"  3u  grünbcn.  (5ä  mürben  förmlid)e 
Statuten  entmorfen  unb  crfd)iencn  in  ber  näd^ften  ^-^eit  in  öcrfd^iebenen  öffcnt= 
lid)en  Slättern  bal)in3ielenbe  3lnffdlje  unb  ^Hecenfioncn  unter  ben  Flamen  ^Jlelos 
(ö.  SBeber),  ©iufto  (Öottfrieb  2Bebcrj,  Philodikaios  (^Jlel^erbeer) ,  Unknown 
man  (Stlej.  ö.  3)ufd))  unb  2riote  (®den§bad^er).  ^m  (Sommer  1812  befud)te 
®.  auf  6inlabung  be§  Glarinettiftcn  33ärmann  9Mnd)en,  mo  er  lieber  mit 
S5ogler  unb  5Jtet)erbeer  ^nfammentraf  unb  al§  im  5)ecember  6.  '^l.  ö.  2Beber 
bie  S)irection  an  ber  Dper  in  ^rag  angetragen  mürbe,  eilte  anä)  G5.  bortl)in, 
empfing  feinen  ^^reunb  nnb  öerlebte  fonnige  2:age.  S)ie  j?rieg§ereigniffe  be§ 
;C>al)re§  1813  riefen  6.  mieber  in  fein  SJaterlanb ,  mo  er  fid^  unter  bie  ^iiger 
einreit)en  lie^,  fid^  in  meljreren  Ifämpfen  gegen  'DJlurat  au§ieid)nete ,  in  .^nr\em 
äuni  Hauptmann  beiörbert  mürbe  unb  beim  3lbfd)iebc  bie  gro^e  golbene  (St)ren= 
mebaiüe  erl)iclt.  1815  befud)te  er  ^4^rag,  um  bort  im  ^,!tuftrag  eine  93tufifbanbe 
3u  organifiren;  b.  äBeber  fd)rieb  bamal§  feine  Kantate  „j?ampf  unb  Sieg", 
mobei  er  @.  mel)rere§  jur  3lu§arbeitung  überlief,  ^m  näd)ftfolgenben  ^al)re 
befud)te  ®.  äöien,  mo  er  u.  31.  33eet:^oben'§  5öefanntfd}aft  mad)te  unb  nid)t 
a^nte,  ba^  er  in  ilurjem  bort  feinen  bleibenben  9lufentt)alt  ne'^men  follte,  benn 
mä'^renb  er,  nad)  3nn§brud  jurüdgefe^rt,  nur  für  ©ompofition  lebte,  überrafi^te 
iTCin  ein  5ßorf(^lag  ö.  SBeber'ö,  um  bie  crlebigte  ifapetlmeifterfteEe  an  ber  fönigl. 
Kapelle  in  S)re§ben  p  concurriren.  ®.  mar  umfomel)r  ba^u  geneigt,  al§  e§  i^n 
brängte ,  fid)  enblid)  einen  eigenen  ^eerb  ^u  grünben.  ®a  aber  gleidijeitig  in 
SBicn  burd^  ben  Xob  be§  S)omfapellmeifter§  ^reinbt  (t  am  26.  Dctober  1823) 
beffen  SteHe  ju  bcfe^cn  mar,  ben)arb  fid^  @.  um  biefelbe  mit  (Srfotg  unb  be= 
fleibete  fie  in  @^ren  bi§  ju  feinem  S^obe  am  13.  2^uli  1844.  ®.  ^t  fidf)  in 
feinen  aa^lreidKn  ßompofitionen  ber  älteren  ©d^ule  angefd)loffen ;  feine  ^aupt= 
Iraft  öerlegte  er  auf  bie  ^ird)encompofttion.  5Jtelobie  flie^enb,  einfad}  unb  l)er3= 
lid),  Harmonie,  menn  auc^  nid)t  überreid),  fo  bod§  bott  unb  ätoedbienlid),  6ontra= 
puntt  ber  ©df)ule  9Jogler'§  unb  3tlbrecf)t§berger'§  mürbig :  fo  mürben  feine  Slrbeiten 
fetner  3eit  beurtl^eilt.  @§  toerben  216aBerfe  öon  @.  naml)aft  gemact)t,  barunter 
131  für  bie  Äir^e  (17  Reffen,  4  Requiem,  Te  Deum.   Offertorien  K.) ;    oben 


©anölet.  365 

erloä^nte  ©t)nipf)on{e,  ^}}Mi-f(i)e  unb  «Serenaben,  unb  biete  .Iparmonieftüde ;  6(at)ier= 
werfe  mit  utib  oEine  33egteitung,  Kantaten  unb  biete  ein=  unb  me^iftimmige 
©efänge  mit  Drc^e[ter  =  ,  (Staöier=  ober  ©uitarreBegteitung ;  ferner  bie  5Jtu[i!  ju 
Äo^ebiie'g  ©cfiaulpiet  „Sie  Äreuäia'^rer"  (auigefüt)rt  1813  in  $rag),  ein  8ieber= 
f^iet  „S)e§  S)id)ter§  ©eburtSfeft".  Sm  Srud  ei-fct)ienen :  „9tequiem  op.  38" 
(Spina),  „gftequiem  op.  15"  (§a§linger);  „5Jleffe  op.  32"  ((Spina),  „5)leffe 
op.  41"  (,!pa§Iinger) ;  „Te  Deum  op.  45"  (Spina);  „Dffertorium  op.  33" 
(Spina),  „Dffertorium  35a§=Solo,  öierftimm.  ßtior  u.  Drd).  op.  43"  (§a§linger); 
„(Srabuate  op.  42"  (.ipaStinger) ;  „Ecce  sacerdos  magnus  op.  39";  „2  Ave 
Maria  op.  34",  2  Salve  Regina  op.  35",  „1  Salve  Regina  op.  40",  „5töe 
ülegina  unb  9tt)e  Waxia  op.  36",  fämmttict)  bietftimmig  (Spina).  —  „2)ie  (Sr= 
Wartung"  (bon  S(^itler)  für  Singftimme  unb  ^ianoiorte  (Simrorf);  „3  (San= 
jonetten  jür  Sopran  mit  @uitarre"  ((Sombart) ;  „6  ßieber  mit  ©uitarre"  {äui)nel) ; 
„4  @efänge  mit  ßtabier"  (Sct)tefinger);  „3  Terzetti  a  2  soprani  e  tenore  op.  4" 
(Sc^t€|inger) ;  „6  ^efte  Sßariationen  für  ßtabier"  (Steiner  in3Bien);  „16  .^efte 
Sonaten  ic.  mit  Segleitung  unb  6  do.  ^u  4  ,g)änben"  (berfi^iebene  SSerteger); 
„2  Sonaten  für  S3ioline  unb  ©uitarre"  (SSreitfopf  &  gärtet);  „Serenabe  für 
gemifcf)te  Snftrumcnte'  (."paStinger).  —  (Saen§ba(f)er'§  So'fm,  Dr.  ^o].  @., 
geb.  5u  äöien  am  8.  ^lai  1829,  ein  fet)r  ge|(f)ätjter  (Sefangte^^rer ,  ift  al§  ^ro= 
feffor  am  ßonferbatorium  ]üx  5[Rup  unb  bramatij($e  ©arftetluug  ju  2Bien  an= 
gefteEt.  6.  g.  ^o^t. 

©augicr:  Ütupert  ®.,  geiftIict)=^umoriftif(^er  Sc^riftfteHer,  tburbe  geboren 
um  ba§  S.  1658  ju  ^nnSbrud.  Später  mbnä)  be§  Mofterg  St.  2lfra  unb 
Ulri^  in  SlugSburg,  voo  er  in  ben  ^.  1696  unb  1697  ße^rer  ber  ^p^itofop^ie 
mar,  ftarb  er  bajetbft  ben  3.  i^uni  1703.  6r  ift  SSerfaffer  mehrerer  ^u  il^rer 
3eit  biet  getefener  jotbol  geiftlicf)er  al§  tüeltlict)er  Sdiriiten,  bie  jeboct)  je^t  jämmt= 
li(^  3u  ben  jeltenften  ge'^ören  unb  ^um  Z^tii  nid)t  wieber  autgejunben  finb. 
Unter  biefen  berbient  Befonbere  Srwö^nung:  „Sügenfd)mib,  S)a§  ift:  Unter  bem 
Schein  ber  2Sart)eit  berborgener,  anje^o  aber  entbeiiter  2öett=33etrug.  .  ."  9lug= 
fpurg  unb  S)itlingen,  .  .  .  1700.  3  f^eile.  4  (in  meiner  Sammtung  unb  einft 
@igent^um  be§  i?Iofter§  SBalbf äffen).  6§  finb  bieg  eine  Sln^a^t  Sractate  im 
Sefd^matfe  be§  Slbra^am  a  St.  ßtara  unb  faft  ebenfo  reic§  an  2öi^ ,  Saune 
unb  ^umor  tote  bie  Sßerfe  feineä  SSorgängerS.  25eifpiel§meife  finb  bie  2lbt|anb= 
tungen.beS  brüten  2;t)eite§  betitelt:  „ßügenfd)mibifi^e  2Bart)eit"  (S.  1 — 47); 
„3eit=55erfür^ung  mit  ber  ^Jtufic"  (S.  48 — 142);  „Sügenfct)mibifc^e  frümme 
Sprung"  (S.  143-221);  „Öügenfc^mibifctie  Ärieg§  =  ga^ne"  (S.  221-319); 
„Sügenfdimibifclie  Sc^a^gräber"  (S.  320 — 403).  lEe  biefe  Sractate,  eine  gro^c 
'iDIenge  bon  .^enntniffen  befunbenb ,  aber  aut^  2ltteä  mit  burteSfem  5lnftrid§e, 
finb  iebod)  eine  ^^unbgruÖe  jum  3^l)eil  ^öct)ft  feltener  Sprü(f)tDörter  unb  fpi:üd)= 
raörtlic^er  9ieben§arteu  (an  ber  3<i^l  606),  untevmifd^t  mit  lateinifdtien  Sprüchen 
unb  Sentenzen.  S)en  brüten  S^eil  biefe§  3Berfe§  bebicirte  ®.  ber  „-g-rau  35erita§" 
al§:  „2)er  3111er- S)urc£)lauc£)tigften  unb  Unübertoinblict)ften  ^^'ürftin  unb  grauen, 
S^rauen  SSevüa§,  S)er  ganzen  Sßelt  ©ro^mäc^tigften  .^a^ferin,  (5rb=^önigin  be^ 
.»pimmlifc^en  ^erufalem  unb  ^nfantin  ber  (Sottlic^en  äöar'^ett".  S)ie  ,^uf(f)riit 
felbft  aber  fa^t  5Vä  Duartfeiten  unb  fc^lie^t  mü  ben  Sßorten:  „3^ro  ^Jlajeftät 
devotissimus  Servus  P.  9fiupertu§  @an§ter".  5}gt.  ju  folc^en  Siebicotionen  aud) 
ben  3lrt.  „©marinoniuö".  Unter  feinen  übrigen  Sct)riiten  finbet  fi(^  auc^  ein 
alten  53ibliograp^en  unbe!annte§  58u(^  mit  bem  Xitel  „Monsieur  Scharxel 
1696.  8.  Libellus  satyricus,  curiosus  ac  facetus,  quem  seriis  lepida  intermiscens, 
gravioribus   curis  et  melancholiae  pellendae  edidit." 

gr.  2lnt.  3^eit^,   Bibl.  August.    1791.  VII.   p.   144,   wo  feine   übrigen 
Sdiriiten  ber3ei(f)net  finb.  S.  ^^  ran  ct. 


366  ®ante§tt)etter  —  ©anj. 

©aiitCÖÜJcUcr :  :3o]^Qnn  ^atoh  ®. ,  geb.  ju  33afel  am  2.  Stpvil  1631, 
tDO  fein  33ater  9iat^§t)eia-  trar;  feine  ^Jlutter  roax  eine  ßnfelin  bes  berütimten 
OecolanipabiuS.  6r  ftubivte  3u  ^aufanne  unb  (Seni ,  iDurbe  Soctor  ber  ^^V^ilo^ 
fopl^ie  unb  war  fanm  19  ^a'^re  alt,  als  er  ju  .'perbovn  eine  ßel)rer[tel(c  über= 
na^m.  S^ei  ^ai)xc  fpäter  tüurbe  er  ^um  ^^rojejfor  bcr  praftifdjen  ^:^!f)ilofop:^ie 
an  ber  Uniöerjität  bafetbft  ernannt,  ^m  3f-  1665  (nid)t  1655j  folgte  er  einem 
Diufe  al§  Seigrer  ber  S'^eologie  nac^  Apanau  unb  ^iett  l^ier  bie  ^^^eftrebe  ^ur  (Sintr)eif)ung 
be§  reftaurirten  Lyccum  Illustre.  1677  jog  er  in  gleicher  ©teEung  nad^  S)ui§burg, 
too  er  mit  2tuS,5eid)nung  toirfte  bis  ju  feinem  2;obe,  am  25.  5)lai  1691.  ^lufeer 
feiner  „Arena  Christiano-Turcica"  (Herb.  1662  [nici)t  1661]  4)  l)at  er  eine 
iebeutenbe  Sai)[  2)i§putationen,  ^^ofitionen  unb  ^rogrammata  gefd^rieben. 

©trieber,  M-  (Selet)rtengef(i)ic^te ,  IV.  290,  V.  381.  538,  VII.  519, 
äu  ticrbeffern  aui  Henr.  Chr.  Henninii  Laudat.  funebr.  Gantesvileri.  23afel 
1783.  4.  be  20 al. 

(Bany.  5lboIf  ®. ,  geb.  am  14.  October  1796  ju  ^Jlain^,  ert)ielt  öon 
feinem  3}ater,  ber  ^Jtitglicb  be§  bortigen  £)rc^cfter§  unb  ^ufifbirector  ber  '^erjogl. 
Äurfapelle  in  äöieebaben  mar,  ben  erften  Unterrid)t  auf  ber  9]ioIine  unb  in  ber 
2t)eorie.  Söeitere  ©tubien  in  ber  letzteren  machte  er  bei  ©cbaftian  -SpoHbufd). 
^m  ^.  1819  erijielt  er  ben  ^4>often  eine§  ^[llufifbirectorö  am  ©tabttl)eater  ]u 
5)lain3;  1825  mürbe  er  burd)  ba§  ^Präbifat  als  grofefier^oglid)  l^effifd)cr  AlapeÜ= 
meifter  au§gejeid)nct.  ^m  ^.  1845  ging  er  al§  ^Jlufitbirector  einer  beutfd^en 
O^^erngefcIIfc^aft  nac^  Sonbon,  mo  er  feinen  bteibenben  Sßo^nfi^  na'^m  unb  am 
11.  ''Jiotiember  1869  ftarb.  2}on  feinen  (^ompofitionen  finb  ein  ^JJlelobram, 
fomic  einige  ^Bärfd)e,  CuDcrtüreu  unb  iC'ieber  3u  nennen,  bie  iebod^  feinen  5ln= 
fpru(^  auT iBebcutung  mad)en  fönnen.  —  6buarb  ©.,  fein  ©o'Ein,  mürbe  geboren 
am  29.  5[)3rit  1827  ^u  5Jlaiuj.  g-rü^^eitig  erl^ielt  er  trefflichen  ßlaüieruntenic^t, 
fo  ba^  er  fd)on  al§  ^nabe  öon  11  3iai()ven  fid)  mit  SeifaE  öffentlid)  l)ören 
laffen  fonnte.  ^Jlit  feinem  2}ater  ging  er  nac§  öonbon,  mo  il)n  2l)alberg  untcr= 
richtete,  ^m  5-  1851  fiebelte  er  nad)  93erlin  über,  mürbe  ein  ^ai)x  fpäter 
23ratf(^ift  in  ber  föniglid)en  ÄapcEe  unb  mirfte  befonber§  erfolgreid)  als 
^ianofortelel^rer.  3lud)  al§  ^^-^ianofortebirtuoö  errang  er  fid^  5lnerfennung  unb 
begleitete  feine  Cl^cimc  ''JSloxx^  unb  Ii'eopolb  1856  nad)  Sonbon,  1859 — 60  öeT= 
onftaltete  er  mit  bcnfelben  in  23erlin  ©oireen  für  .^ammermufif .  1862  grünbete 
er  bafelbft  eine  ©c^ule  für  '4^ianofortefpiel ,  bie  balb  9iuf  erlangte  unb  ber  er 
bis  ju  feinem  am  26.  Dtobcmber  1867  erfolgten  Jobe  üorftanb.  S)a§  ^nftitut 
beftel)t  nodl)  gegenmärtig,  bon  .^ugo  ©d)manljer  geleitet.  3)on  feinen  6ompo= 
fitioncn  für  ^^ianofortc  finb  ,^u  ermäl)nen:  „Souv.  de  Londres  op.  1''  unb 
„Gr.  Valse  op.  2"  (^Berlin  bei  »ote  &  «od).  dürfte  na  u. 

©0115 :  gbuarb  ^JJiorili  (^.,  geb.  am  16.  ©ept.  1806  ju  ^JMnj,  er'^ielt 
mie  fein  «ruber  Slbolf  ben  erften  Unterrid)t  in  ber  53lufi!  öom  «ater  unb  jmar 
auf  bem  SBiolonceE.  9la(^bem  er  fpäter  auf  biefem  ^nftrumentc  nocl)  ©tubien 
bei  :Sot)ann  ©tia§nt)  p  ^ranffurt  a.  ^Ji  gemad)t  l)atte,  erregte  er  fd^on  im 
11.  SebenSja'^re  Sluffe^en  burd)  ben  «ortrag  eines  9iomberg'fdf)en  (Soncerte§  öor 
bem  ©ro^^erjog  Subroig.  ©pol)r,  ber  i^n  al§  14iät)rigen  .Knaben  fpielen  l)brte, 
fteEte  i^m  ein  fe^r  günftigee  S^ugni^  au§.  91ad)bem  ber  junge  Äüriftler  no(^ 
tl)eoretifd£)en  Unterrid)t  bei  (S.  äöeber  genommen  "^atte ,  marb  er  ^}Jtitglieb  beS 
X^eaterord^efterS  feiner  «aterftabt,  mad)te  mit  feinem  jüngeren  «ruber  Seopolb 
(f.  u.)  einige  i^unftreifen  unb  marb  1827  an  ^3)tar  «ol^rer'g  ©tette  atö  Äammer= 
mufifuS  unb  erfter  «iotoncettift  in  ber  föniglid)en  Kapelle  ju  «erlin  angefteEt. 
®.  tourbe  fd^neE  beliebt  unb  erregte  bie  5lufmer!fam!eit  be§  ^yürften  'JtabjimiE, 
ber  felbft  ein  tüchtiger  «iolonceEift  mar ;  er  erbte  au§  beffen  giad)la^  beS  dürften 
f(^Dne§  ^nftrument.     ^uä)  ber  «icefbnig  bon  ^annober,  i^eraog  bon  ßambribge, 


©atbttiui  —  ©arcoeuS.  367 

intereffixte  ]iä)  füt  i^n  unb  ieinen  58mber  Seopolb  unb  jörberte  'btiht  Bei  ber  erftett 
]ti)x  eriotgrei(i)en  gemeinfiäiaTtlic^en  ßunftreije  nad^  öonbon  im  ^.  1837.  1856 
befu(f)ten  bte  Reiben  jum  jtüeiten  ^alt  bie  englifdfie  ^auptftabt.  —  1836  Bercitä 
i)aitt  ®.  ben  Ziid  aU  fönigü(i)er  ßoncertmeifter  erf)alten  unb  ftorfi  qI§  fotc^er 
ben  22.  Januar  1868  in  Berlin,  ©ein  ©piel  ^eirfinete  fi(^  buti^  (yettigfeit. 
©ic^er'^eit  unb  SIegang ,  foroie  burc^  jc^önen  2;Dn  unb  reine  i^ntonation  au§. 
©eine  ^atjlreii^en  gebrurften  ßomipofttionen  für  iBioIoncell  mit  Crc^ej'ter,  S^ioline, 
^pianoforte  ic.  öerjeid^net  Sebebur  im  Xonfünftier  =Se5;icon  33erlin§  (©,  181). 
@e  fiefinben  fid^  baiunter  ßoncerte,  mehrere  $f)antafien,  S)ibertijfement§,  S)uo'§ 
21rio'§ ,  XranSjcriptionen  k.  —  ©ein  SSruber  2eo:polb  Slleranber  @.  tourbe 
glei(^Tatl§  ju  ^Jlainj  am  28.  DIobember  1810  geboren,  er'^iett  toie  feine  beiben 
öor"£)ergef)enben  älteren  SSrüber  Den  erften  ^Jlufifunterric^t  öom  S5ater.  ©päter 
gaben  i'^m  33ruber  Slbolf  unb  ein  treffüi^er  ©d§ülcr  ©pot|r'§,  i^ri^  ^ßärmolf, 
SJiotinunterrit^t.  ©c£)on  in  feinem  14.  ^a^xt  unternalim  er  mit  feinem  iöniber 
5Jlori^  ßunftreifen,  bie  if)m  balb  öerf(i)iebene  @ngagement§anträge  einbrachten, 
tion  benen  er  1827  äugleiii)  mit  feinem  Sruber  bie  ^Berufung  al§  fönigti(^er 
.^ammermufüug  in  bie  töniglii^  preu^ifc^e  ^apeÜe  anna!)m.  ^a  er  burii)  Talent 
unb  f^fe^B  i'ie  5tufmertfamfeit  feiner  3}orgefe^ten  auf  ficf)  30g,  ert)ielt  er  balb 
bie  ©teEe  eineg  ©infonie  =  2)irigenten  unb  1836  ben  Xitel  al§  Goncertmeifter. 
^m  ^.  1840,  na($  ©eibler  §  ?lbgang ,  mürbe  er  ^um  mirfli(^en  ßoncertmeifter 
ernannt.  S)ie  ^ntoefen^eit  ^^aganini'S  in  Berlin  1829  Braiiite  i^  mit  biefem 
in  3Serül)rung  unb  öeranla^tc  i'^n  p  neuen  ernften  ©tubien.  3Iud)  ju  anberen 
berül)mten  (Seigern,  mie  Soud)er,  SBeriot,  Safont,  ©po'^r  ic. ,  trat  er  in  |reunb= 
f(f)aftüef)e  ^Sejieliungen ,  totlä)t  burc^  bie  Äunftreifen  mit  feinem  3^ruber  9]tori^ 
wefentlii^  geförbert  mürben.  Ueberl)aupt  öerbanfte  er  feinen  9iuf  l^auptfäcf)lic| 
bem  ^iifiittimenfpiele  mit  biefem.  9ll§  53lufifbirector  be§  öon  i'^m  geftifteten 
p'§il^armonif(i)en  3}erein§  in  33erlin  feierte  er  am  25.  ^an.  1860  ba§  25jäl)rige 
Jubiläum  al§  fol($er.  (Sbenfo  beranftaltete  unb  birigirte  er  bie  Goncerte,  meldte 
in  ber  öaterlänbifi^en  @efeltfc£)ait  gegeben  mürben.  @r  ftarb  am  IS.^uni  1869 
in  SSerlin.  ©ein  S5iolinfpiel  mirb  Oon  3£^tSß^offen  al§  nid^t  gan^  tabeEog 
bejetdCinet;  Befonbers  in  Se^ug  auf  Ztä^nit  unb  Ütein'^eit  ber  Intonation.  ©e§r 
erfolgreid^  foE  feine  X^ätigfeit  al§  Seigrer  gemefen  fein,  ©eine  jefet  öergeffenen 
ßompofitionen  öer^eic^net  ^ebebur  a.  a.  C.  (©.  224).  dürften  au. 

®.arbitiuÖ:  5}tattl)ia§  ©.,  ein  ^45^ilologe  au§  ber  9leformation§3eit,  au§ 
Sttt)rien  gebürtig  (Ort  unb  ^ai)x  ber  @eburt  ift  nic£)t  befannt) ,  fam  al§  armer 
l)ülflofer  ^nabe  nad)  D^ürnberg,  Wo  il)n  ^oac^im  6amerariu§  aufna'^m  unb  in 
ber  gried^iftfjen  ©pracfie  unteriid^tete.  @r  ftubirte  in  .g)eibelberg  unb  2Bitten= 
berg,  mo  Sut^er  unb  53lelan(^tf)on  fii^  feiner  annal^men,  er  jum  ^agifter  pro= 
moöirt  unb  at§  ^^rofeffor  ber  grnecf)ifi$en  ©brache  angefteEt  tourbe.  5luf  5Jle= 
lan(i)tl)on'§  toarme  (ämbfel)lung  mürbe  er  1537  na($  Tübingen  berufen,  mo  er 
bie  ^rofeffur  be§  @riedf)ifd^en  übernahm  unb  1559  ftarb.  @r  fdf)eint  ber  öon 
i£)m  geljegten  ßrmartung  nidf)t  entfproi^en  ju  l)aben,  benn  bie  UniDerfität§öifita= 
toren  bericfiten  öon  it)m:  „er  fei  mo^l  gelel)rt,  ober  er  t)ahz  nicf)t  gratiam  do- 
cendi,  fei  au(^  ber  tutl^erifd^en  ßonfeffion  ufffä^ig  unb  be^rrlid^  3umiber". 

Älübfel. 

©arcacuö:  Soac^im  @.,  lut^erifdE)er  X^eologe,  f  1633,  mürbe  als  ©o^ 
be§  ätoeitfolgenben,  ^o^^anneS  &.  be§  jüngeren,  in  ber  5leuftabt  ju  .Sranbenburg 
in  ber  Tiaxt  geboren,  mo  er  aud)  geftorben  ift.  ©ein  ®eburt§ial)r  toirb  nid^t 
angegeben,  bo(^  mu^  er  um  ba§  ^.  1565  geboren  fein.  @r  öerlor  feinen  3]ater 
frül).  2lu§  feiner  ^ugenb  mirb  nur  berid^tet,  ba^  fein  ©tieföater,  ber  ?Rat^§= 
Iierr  31icolau§  5ßuii)otb,  i§n  unb  feinen  SSruber  ^o^ann  ®.  ju  xi)xtx  3lu§bilbung 
l^abe  meite  Steifen  maifien  laffen.     ^oai^im   @.  marb  bann   im   ^.  1591  ^ro= 


368  ®orcaeu§. 

jeffor  ber  griedE)ifrf)en  <Bpxaä)e:  in  g^ranfiurt  aiD.,  am  8.  9ioo.  1593  S)octov  ber 
3;f)eoIo9ie.  Oti(i)t  lange  baraui  loavb  er  ^^aftor  in  6agau  unb  bann  evf)ie(t  er  ont 
13.  S)ec.  1597  einen  3iui  al§  ©nperintenbent  nac^  ©orau.  .'pier  ftanb  er  no<i),  aU 
am  10.  <Bepi.  1611  ber  bamalige  j?önig  'DJ^attl^iaS  mit  bem  ^ifrf)oi  (fpäteren 
(Jarbinal)  ÄUfel  naif)  ©orau  fam  unb  am  12.  ©e^t.  bie  Jpulbigung  ber  'Jtieber= 
läufiger  empfing;  in  ben  „ßaufi^er  ^erfraürbigfciten"  (Oon  ©amuel  (Sro^er) 
unb  in  ber  „Jpiftorifc^en  ^efdireiBung  öon  ©orau"  (öon  ^of)ann  ©amuet 
9Jlagnu§)  mirb  be§  ®efprä(i)e§  gebockt,  meld^eg  Me]d  bamaB  mit  ®.  gefüEirt 
t)ahen  foll,  bei  n)etc^em  le^terer  bem  erftcren  „ex  patribus  unb  ex  Unguis  orien- 
talibus  gute  ^Jlntiuort  gab;  mie  benn  Dr.  @.  fo  gut  (äbräifc^  a(§  feine  ^JJiutter= 
fpracJje  öerftanb,  fo  ha^  liefet  fic^  gemaltig  über  biefen  grunbgele^rten  Äe^er 
öernjunbert  I)abe".  —  3im  San.  1618  erhielt  er  einen  Siuf  alg  ^^aftor  unb  ©uper= 
intenbent  au§  ber  ''Jieuftabt  in  Sranbenburg,  bem  er  um  bie  ^JJiitte  be§  3iat)i-'eä 
folgte;,  in  biefer  ©teÜung,  meldte  auc^  fein  acuter  früher  bef leibet  t)atte,  ftarb  er 
2.  ^uni  1633.  5l3alb  narf)  feinem  3lmt§antritt  ^ier  geriet^  er  mit  einem  feiner 
gollegen  baburd)  in  ©trcit,  ba^  er  (anfangt  1619),  o^ne  gebeid)tet  ju  ^aben, 
jum  'Jtbenbmal^t  getjen  wollte;  Ujegen  ber  ungebüt)rtic^cn  33etianbtung,  bie  letzterer 
bei  biefer  ©elegent^eit  bem  (Ö.  ^u  I^cil  merbcii  (ie^,  fc^eint  biefer  ©treit,  ber 
an  ba§  ßonfiftorium  gebracht  tt)urbe,  für  feinen  ßoUegcn  fc^limmere  SolQen  ge= 
§abt  3U  {)aben,  a[§  für  ibn.  @.  ^at  in  ben  confeffionetlen  ©treitigfeitcn,  bie 
bamaly  im  Äurfürftent^um  iöranbenburg  au§gebrocf)en  ttjaren,  ^u  Dcrmittetn 
gefu(i)t;  ttjie  fein  S]ater  unb  fein  ©rofeöater  i)attc  er  in  fc^n^eren  ^fitf»  Sreube 
unb  ßrquidung  an  gelehrten  ©tubien.  (är  f)interlie§  eine  bebeutenbe  Sibliotl^ef, 
bie  nad)  einer  Eingabe  au§  bem  ^.  1753  bamatg  no(^  in  !öranbenburg  oor= 
t)anben  voax  unb  fic^  bort  bieEeid^t  nod)  befinbet.  i8ert()eau. 

C^arcacuö:  äo^anneg  &.,  ber  ältere,  lutljerif^er  J^eolog  im  16.  ^a^\:= 
l)unbert,  aud)  ©art^e,  (^a^xcen^  unb  anberö  gefd)rieben,  lourbe  im  '^luguft 
be§  S-  1502  geboren,  nad)  ber  gemö^nlic^en  Eingabe  ^n  ©panbau,  nad^  bem 
3llbum  ber  SBittenbcrger  Uniüerfität  aber  mat^vfc^etnlic^  3u  ^^ri^tüalf.  ^m 
Jperbfte  be§  ^.  1521  mürbe  er  ju  Söittcnberg  infcribirt.  -Söier  f(|eint  er  fic^ 
längere  ^eit  aufgel)alten  3u  l)aben,  öiclleid)t  ununterbrod)en  big  jum  S-  1531. 
S)a§  nä^fte  befannte  2)atum  au§  feinem  !i3cben  ift  nämlid)  biefe§,  bafe  i^m  im 
S)ecember  1530  jn  Söittenberg  fein  ältefter  ©o^n  (f.  u.)  geboren  rourbe.  .pier= 
burd)  mirb  bie  aud)  au§  anberen  ßJrünben  unma^rid)einlicl)e  'Eingabe,  baB  er 
ft^on  feit  bem  S.  1529  Sonrector  am  3iol)anneum  ,^u  .sj)amburg  geroefen  fei,  ^in= 
fättig.  äBann  er  nad)  Hamburg  gefommen  unb  meldte  ©tellung  er  i)ier  am 
^olianneum  einna'^m,  lä^t  fic^  big  je^t  nid^t  fii^er  angeben.  'Jhtr  i)a%  fdjeint 
getoi^  3u  fein,  ba|  er  überl)aupt  öor  unb  biä  3um  S.  1534  eine  foli^e  ©teEung 
inne  get)abt  f)at ;  mot  ni(^t  bag  (s'onrectorat,  menn  nämlid^  Geling  bamalS  ßon^ 
rector  loar  (ögl.  23b.  V.  ©.  42);  bie  .^anbfd^riften  beg  ©tep^n  j^empe,  auf 
beffen  S^uönife  e§  babei  allein  anfommt,  nennen  &.  tl^eilmeife  aud^  ©ubrector. 
5lm  Srinitatigfonntage  1534  ttjurbe  er  jum  ^4>aftor  (|)auptpaftor)  an  ber  ©t. 
5Petrifird§e  in  ^ambuvg  ern)ä'^lt  an  ©teEe  bes  fc^on  im  ^.  1532  ium  ©uper= 
intenbenten  ernannten  3lepin  (Dgl.  53b.  I.  ©.  129).  ^n  biefer  ©teEung  öerblieb 
er  big  jum  ^.  1543  unb  ftanb  babei,  mie  greber  (ögl.  SSb.  VII.  ©.  327) 
begeugt,  in  großem  3lnfel)en.  ^m  ^.  1542  begann  guerft  in  Hamburg  ber 
©treit  toegen  ber  Se'^re  öon  ber  ^öEenjafirt  ß^rifti,  in  meld^em  ©.  öon  Slnfang 
an  auf  ©eiten  ber  ©cgner  9lepin'g  ftanb  unb  mol  ber  t^eologifdl)  bebeutenbfte 
unter  i'^nen  toar.  Samalg  fam  ber  ©treit  nod)  nid^t  offen  gum  Slugbrud) ;  aber 
aEerlei  Unonnel^mlic^teiten  in  ben  33e3iel)ungen  gu  feinen  ßoEegen,  ju  benen 
öermuflilid)  aud^  bie  ©pannung  mit  bem  ©uperintenbenten  gef)örte,  finb  eg 
bod)  tt)ol  gemefen,  toag  i'^n  öeranla^te,  um  53hd)aelig  1543  plö^lid^  nad)  ©pan= 


©arcaeu».  369 

bau  3U  gefien ,  loo  er  eine  ^InfteHung  fonb.  ^eboc^  fcfieint  er  jtc§  auä)  f)ux 
ni^t  gtücflic^  gefül^tt  ju  i)übm,  ha  er  fcEion  nacf)  2^0  Saf)ren,  um  Cftern  1546, 
einen  abermaligen  ^}iuf  na(^  Hamburg,  al§  ^^>aftor  ^u  St.  ^acobi  -Jtai^folger 
l'eineg  greunbes  ^o^annee  g^i^e  3u  toerben,  annahm,  äöäfirenb  feiner  3Ibtt)efen= 
^eit  au»  Hamburg  I)atte  {yreber  bie  9}ortefungen  ^tepin's  über  ben  16.  $fa[m 
herausgegeben,  au§  benen  nun  be§  legieren  Stnfic^t  über  bie  .'ipöUenfa^rt  (j^iifti 
aEgemein  befannt  mürbe;  unb  fc^on  öor  ber  Otüdfe^r  be§  @.  nac^  ©amburg 
märe  e§  in  (yolge  babon,  mot  im  -itnfange  be§  ^.  1546,  faft  ^u  öffentüdien 
©treitigfeiten  gefommen,  mae  aber  bamall  nocf)  üer'^inbert  mürbe.  Um  2)lt= 
diaetiä  1549  brac^  bann  aber  ber  bi§  ba^in  nieberge^attene  ©treit  unb  .^mar, 
mie  e»  jc^eint,  burc^  ©arcaeus*  SJerjd^ulben,  offen  unb  fertig  aus  (ügL  23b.  I. 
©.  130).  3lepin'§  2tnfi(i)t  f)atte  einen  entfcf)iebenen  S}ertreter  in  Sraconitel, 
ber  bamalS  in  Sübecf  fi($  aufl^ielt,  gefunben  (ogC.  Sb.  Y.  ©.  371);  in  Hamburg 
mar  ber  bebeutenbfte  unter  ben  2^eoIogen,  bie  auf  feiner  ©eite  ftanben,  ^oad^im 
Söeftp^^al.  Unter  feinen  (Segnern  traten  neben  G>.  befonber§  bie  ^^«irebiger  .öö= 
gelte,  (Sppingf  unb  .öacfrott  {)ert3or.  5J^an  befe{)bete  5(epin  t)aubtfä(f)tic^ ,  tro^ 
me]^rfad)en  Verbotes  bagegen,  ouf  ber  ^anjel.  ^eiberfeit»  unb  auc^  abfeiten 
be§  ©enateö  manbte  man  fic^  nacf)  SBittenberg  um  @uta(f)ten ;  aber  bie  SBitten^ 
berger  t)atten  felbft  über  biefen  ije^rbunft  no(f)  nic^t  entf(^ieben  unb  münf(f)ten 
bringenb,  ha^  p  ben  in  ber  lut^er.  Äirc^e  bama(§  fd)on  öor^anbenen  (Streitigfeiten 
nict)t  noct)  neue  f)in3ufämen;  unb  ^tianä)tt)on  namentüc^,  ber  foroot  mit  Slepin 
al§  aurf)  mit  @.  befreunbct  mar  unb  öon  beiben  biet  l^ielt,  riet^  öffentlich  unb 
priöatim  immer  toieber  jum  ^rieben.  ;;n  öamburg  ftanb  ber  Senat  auf  Seiten 
feine»  Superintenbenten  9tepin,  unb  fo  enbete  f)ier  ber  Streit,  of)ne  ba^  es  3U 
einer  genügenben  3Iu3tragung  ber  Streitfroge  fetbft  gefommen  märe,  äu^ertid^ 
bamit,  ba§  na(^  öielen  öergeb(icf)en  5>erfuc^en,  @.  unb  feine  Senoffen  jur  -lia(i)= 
giebigfeit  ober  hoä)  3um  StiIIf(^roeigen  ju  bemegen,  am  Sonntage  ßantate,  ben 
26.  2lprit  1551,  @.  unb  ma^rfc^einlic^  an  bemfelben  2:age  (nac^  anberer  2ln= 
gäbe  freili(f)  erft  am  11.  Cctober)  auc^  Gppingf  unb  .üadrott  megen  i^rer  Un= 
botmä^igfeit  i^rer  Slemter  entfe^t  tourben.  £oc^  burfte  @.  menigften»  'junäc^ft 
in  ^pamburg  bleiben.  Jßon  bem  23ortourfe,  ha^  er  in  feiner  .Oeftigfeit  unb 
SBiberfe^lic^feit  gegen  bie  SInorbnungen  be§  Senates ,  burc^  meiere  feine  Ueber= 
jeugung  gar  nid)t  betroffen  muxbe,  ju  meit  gegangen,  toirb  er  m(^t  freijufpredien 
fein ,  menn  auc^  bie  Sel^rentmicflung  in  ber  Iutl§erifd)en  .ffirdie  fic^  fpäter  mc^r 
auf  feine  Seite,  al§  auf  bie  feines  @cgnerg  gefteüt  ^t.  —  ^m  ^.  1552,  fur^ 
box  Cftern,  30g  er  mit  feiner  ^amilk  nacf)  @reif§roatb,  too  er  balb,  toeif  grabe 
fein  Seigrer  ber  2^eotogie  anmefenb  mar,  jum  '^rofeffor  ber  2^eoIogie  ernannt 
tourbe.  Slber  auc^  ^ier  fam  er  nicf)t  jur  Otuf)e.  greber  ftagt  unter  anberen 
Singen,  bie  er  i^m  je^t  öormirft,  aucf)  barüber,  ha^  er  ^eben  in  feinen  öam= 
burger  Streit  f)inein3U3ie^en  fuc^e.  3(u^erbem  fonnte  er  öon  feinem  färglic^en 
(äinfommen  feine  gro^e  gamilie  nii^t  ernähren,  ^roai  mürbe  er  am  29.  3tpril 
1553  gum  9tector  ber  UniPerfitdt  ernannt;  aber  um  9l^i(^aeli§  1553  Tofgte  er 
borf)  einem  Ütufe  nac§  5leu=25ranbenburg,  too  man  if)n  3um  '31ac^foIger  be»  q,Uiä) 
nad)  feinem  Stmtsantritt  bafelbft  berftorbenen  Superintenbenten  (Sra§mu»  9(1= 
beru§  (ügt.  Sb.  I.  S.  219  ermä^tt  ^atte.  3tu§  einem  Schreiben  9Jte(and§= 
tfjon'ö  an  ben  .^erjog,  in  toetc^em  er  fic^  bafü'r  öertoenbet,  ba§  bem  @.  ba§ 
©el^alt  Don  200  ©otbgulben  nii^t  gef(i)mätert  toerben  mö(i)te,  erfaf)ren  mir,  ba| 
er  bamalS  fed^»  Sö^ne  unb  3toei  xöc^ter  f)atte  unb  fidf)  in  brürfenben  Umftänben 
befanb.  ^n  Üteu=5ßranbenburg  ftarb  er  am  24.  5(ug.  1558,  56  ^al^re  alt; 
einer  Berufung  nad)  ^Äoflorf  al§  '4>^'ofeffor  ber  J^eotogie ,  bie  im  ^.  1554  an 
i^n  erging,  ^atte  er  feine  tyotge  geleiftet.     Sie  Eingabe,  baB  er  3ulefet  in  Star= 

StUgem.  beutidfte  aBicgra^j^ie.    Till.  24 


370 


©atcaeua 


gaib  al§  ©uperintenbcnt  geftanbcn  l)abe,  ift  ]o  ju  erflären,  bo^  bamit  bic  .C")eiT= 
fcf)aft  ©targavb,  in  tpelcfiei-  5teu=a3vanbenbuv9  liegt,  nic£)t  bet  Dit  bicfeS  9tamen§ 
geineint  ift.  @.  nat)m  in  ber  Üteifje  ber  erften  ©eneration  ber  ©d)üler  ber  9te= 
formatoren  einen  e'^renttjert^en  ^la^  ein,  iriie  namentlid)  au§  bem  Urtf)eil  5Jte= 
lanc^t^on'S  üöer  il)n  ertjeEt,  bev  öon  feiner  ©tubienjeit  an  il^n  f)0(^fd)ä^te  unb 
forttt)ät)renb  mit  i^m  in  Si^crbinbung  blieb.  3ln  t^eo(ogifd)er  33ebeutung  ftel^t 
er  einem  5le|)in,  einem  fyreber  unb  anberen,  mit  benen  er  in  feinen  berfd)iebenen 
Stellungen  in  SSerü'^rung  tarn,  nid)t  nadf);  au^crbem  foü  aucE)  er,  maS  bann 
befonberS  öon  feinem  ©ot)ne  gcrül)mt  toirb ,  ein  tüct)tiger  'DJiatl^ematifer  gemefen 
fein.  @r  f)at  menig  brucEen  laffcn,  namentlid)  nidjtä  ausfüfirtidiercä.  2lu§ 
feinem  :f)anbf(f)riitü(i)en  ^Jtac£)la^  finbet  fid)  nod)  ^ier  unb  ba  in  $öibIiotf)efen 
einigcg;  ein  ^}lanufcri)3t  öon  i^m  über  bie  2el}re  öon  ber  .'pöllenfa|rt ,  ba§  t)er= 
mutt)li(^  für  bie  (Befd)id)te  biefe§  ©treiteS  noc^  nid)t  benu^t  ift ,  foE  in 
SSertin  fein. 

6ine  2eben§befd)reibung  öon  i^m  tie^  3i-  •&•  ö.  23alt^afar,  ©reijötoalbe 
1753,  bruden;  einen  ?tu§3ug  barau§  tl)ei(te  2)ä!^nert  im  2,  23be.  ber  |)ommer= 
fd^en  Sibliottief ,  10.  ©tüd,  @reii§nja(b  1753,  mit.  ^lu^erbem  ift  3u  üergl. 
äÖi(den§  ^amb.  ef)rentempel  1770,  ©.  378  f.  S)ie  eingaben  über  it)n  in 
anberen  ©d)riiten  finb  ungenügenb;  ni^t  fetten  ift  er  mit  feinem  glei(^= 
namigen  ©o^ne  oermedifelt  toorben.  33rieie  5Jleland)tl)on'g  an  i^n  finb  im 
Corpus  Reformatorum  unb  aud)  ft^on  früher  gebrudt.  33ertl)eau. 

^arcacuö:  3io Cannes  @.,  ber  jüngere  (@ar^e,  ©ar^,  6at)rceu§ 
u.  a.  m.),  ©ot)n  be§  33origen,  luurbe  am  13.  ®ccbr.  1530  unb  3mar  3u  3Bitten= 
berg  fmd)t  ju  .^amburg)  geboren.  3]or  bem  ^.  1534  befam  fein  Später  eine 
SlnfteEung  in  .g)amburg  unb  t)ier  t)at  ber  (Sot)n  bann  tDal§rfd)cinlid),  menigftenä 
öon  1546  an,  in  meldjem  '^aijxt  fein  Söater  jum  jtüeiten  ^atc  nad)  ,s^amburg 
!am ,  ba§  So'Eianneum  befui^t.  @r  ftubirte  barauf  in  Söittenberg,  too  er  in  ber 
Stieologie  fid)  bcfonberö  an  ben  feinem  Später  befreunbeten  ^Hte(and)tlion  an= 
fc^to^;  au^erbem  trieb  er  eifrig  matt)ematifd)e  ©tubien  bei  j?afpar  5|3eucer.  Sni 
^.  1555  fam  er  aU  ''JJtagifter  nad)  ®reif§tt)atb,  mo  er  im  5toöember  1556 
^^rofeffor  in  ber  pl^ilofopf)ifd)en  gacuÜät  mürbe,  ßnbe  1558  ober  im  Slnfange 
be§  S.  1559  murlDe  er  ebenba  aud)  ^aftor  3u  ©t.  ^acobi  unb  5|^rofeffor  ber 
2:{)eo(ogie;  im  ^.  1559  mar  er  2f)ci(nef)mer  an  ber  ©t^nobc,  meiere  ju  @reif§= 
matb  getjalten  tourbe  unb  auf  meld)cr  bie  neue  0rd)euorbnung  angenommen 
marb ;  im  folgenben  ^a'^re  mar  er  S)ecan  ber  pl^itofoptjifd^en  ^^acultät.  S)arauf 
cr'^ielt  er  15G1  einen  9tuf  nad)  SSranbcnburg  (in  ber  ^Jkrf)  al§  ^^aftor  unb 
©uperintenbent  bafelbft  in  ber  ^Jieuftabt,  ben  er  annaf)m;  tjkx  t)ielt  er  aud)  noc^ 
t^eoIogifd)e  SJorlefungen,  metd)e  er  am  21.  Dct.  1561  mit  einer  9tebe  über  ben 
ßtiangeliften  £uca§  unb  beffcn  ©c^riften  begann.  %m  29.  ^Jtai  1570  mürbe 
er  mit  fünf  anberen  unter  ©eorg  ^Jlajor'ö  S)ecanat  in  2ßittenberg  jum  S)üctor 
ber  2;t)eologie  ernannt.  ''Mdjt  lange  mar  il^m  bann  nod^  geftaltet  ^u  toirfen; 
er  ftarb  fc^on  am  22.  ^au.  1574,  roenig  über  43  ^al^re  alt.  S)ie  3(ngabe  hä 
^oUex  unb  anberen,  ba^  er  im  ^.  1575  geftorben  fei,  fd)eint  baburd)  miberlegt 
3U  werben,  ba^  nad^  @ottfd)ling'§  3Jlitt:^eilung  auf  feinem  2eid)enftein  ^a^x  unb 
Slag  feineg  2;obc§  unb  ba§  SebenSatter,  ba§  er  erreichte,  mie  angegeben,  genannt 
merben ;  nur  bleibt  unbeuttid) ,  ba|  nad)  berfclben  QueEe  auf  bem  £eid)enftein 
ftet)en  foE,  er  l^abe  ein  Sllter  öon  43  ^^al^ren  unb  5  "iJJlonaten  erreid^t,  ba  e§, 
mie  man  meinen  foEte,  ftatt  beffen  43  ^af)xe  1  ^onat  unb  9  Sage  :E)ei^en 
mü|te.  S)iefer  jüngere  @.  l^at  eine  gro|e  Sln^af)!  ©c^riften  l^erauSgegeben ,  öon 
benen  me^^rere  aud)  noc^  nad)  feinem  2obe  mieber^oUe  2tuflogen  erlebten ;  einige 
Söerfe  mürben  auc^  notf)  au§  feinem  9Zad)laffe  öeröffentti^t.  ©el^r  biele  üon 
il)nen  ^aben   nur  einen   geringen   Umfang;    bie   meiften  bejubeln  t^eologifd^e 


©atbtng  —  ©ariOatb  I,  371 

©egenftänbe.  6in  SOßerJ  "oon  it)m  üBer  bie  ^räbeftination  tourbe  nocfi  gu 
feinen  Seöäeiten  in  franjöfifc^er  UeBetfe^ung  l^erau§gegel6en.  2Ba§  if)n  aBer  3u= 
meift  Befannt,  ja  in  getöifjen  Äxeifen  Berü'^mt  gemac£)t  l^at,  finb  feine  aftrono= 
mif(i)en  ©d)i;iften  unb  Befonbei-§  fein  gvo^e§  a[trologif(f)eg  äöerf,  „Methodus 
astrologiae",  3uevft  33afel  1570  in  S^olio  erfd^ienen  mit  einem  ?Inf)ang  öon 
©(^i-ecEenfuI  üBer  bie  i?alenber  bei*  Be!annteften  S^ölfer.  S)ie  5lftrologie  toai; 
ganj  Befonberg  feine  ßieBl^aBerei ,  mie  ja  anc^  3Jtelan(^tf)on  unb  biete  anbere 
Bebeutenbe  5DMnner  bamalg  öiel  auf  fie  !§ielten;  mit  großem  fylei^e  öevtoanbte 
er  feine  ungetoö^nlid^en  mat^ematift^en  unb  aftronomifdfjen  ßenntniffe,  um  für 
ettoa  400  Befannte  ^eitgenoffen  au§  ber  «Stellung  ber  ©eftirne  Bei  if)rer  @eBurt 
nac^  ben  angenommenen  aftrologifd^en  Siegeln  p  Beftimmen,  toaä  üBer  it)r  6r= 
get)en  au§  ben  ©ternen  ju  entbeifen  fei.  6§  mirb  er^äl^It,  ba^  ber  Sanbgraf 
Söitt)etm  IV.  öon  Reffen,  ber  fetBft  ein  tüd)tiger  ^Jtaftiematifer  mar,  a(§  er  im 
S.  1572  in  biefem  Sßerfe  be§  &.  Ia§,  ba^  er  im  2lprit  1579  fterBen  merbe,  an 
ben  Dianb  be§  Sud)e§  fc^rieB:  „Dens  numeravit  omnes  dies  vitae  meae,  ^falm 
31,  16",  —  unb  bann  ben  it)m  öon  (S.  Beftimmten  2;obegtag  tauge  üBerteBte. 
9lu(^  ein  2Ber!  be§  ®.  üBer  5[Reteorotogie  fanb  in  mieber^olten  Stuftagen  gro^e 
SJerBreitung. 

5Jtotter,  Cimbria  litterata  im  II.  23be.    (ßafpar  (Bottfc^ling)  ^iftor.  3laä)= 

ric^t  öon  ben  ©uperintenbenten  in  ber  ^ieuftabt  5ltt=58ranbenBurg  a.  b.  .g)atiet, 

1726;   ferner:    ®a§  ^amBurgifc£)e  ©ctiriftftetterteiifou   im    II.    Sanbe.     |)ier 

unb  Bei  ^JJtotter   finb    feine  meiften  äBerfe  angefütirt.  —  S)ie  ©r^ä^tung  öom 

Sanbgrafen  fiet)e  u.  a.  in:   gtub.  Söotf,    ®ef(|i(f)te  ber  Slftronomie,  ^]Jlünd)en 

1877,  ©.  267.  33ert^eau. 

QJnrbilig:   5tnbrea§   ©.,   aud^    ©erbtng,    ßarbing,   f    1556;   beffen 

@ef(^icl}te  faft  ftet§  fatfct)  angegeben  ift.     ©eine  i^ertunft  ift  ungetoi^ ;  al§  f(i)on 

Betoät)rter  S^eotoge  mürbe  er  unter  Jper^og  ^agnu§  öon  SauenBurg  öon  beffen 

Äan^ter  ^o^.   ö.   @Mt)aufen  jur   Drbnung    ber  ^irct)enöert)ättniffe  be§  ßanbe§ 

^abetn    gebraucht,    1526,    er   toirb   ba'^er   an   ber  .^irtfienorbnung  öon  biefem 

Sa^re  toefenttic^   Bett)eitigt  fein.     ^Jtod)    1527  mu^  er  bort  bie  ^irtf)enöifitation 

gehalten  "^aBen,  ö^ofür  bie  ©emeinbe  3tttenBru(^  i^m  100  Tl.  ^a^tte;   1581  Be= 

rief  i^n  ber   te^te   fat^otifc^e  5tBt   be§  ©t.  ^ic^aeti§ftofter§  in  SüneBurg  megen 

ber  S)rot)ungen  ber  Iutt)erifc^en  23ürgerf(f|aft   al§  erften  tut^erifd^en  ^räbicanten 

mit   152.  W.   ©e^att  an  bie  ^lofterürc^e.     ^m.  ^a^xt  barauf  fc^on  tourbe  ber 

ßonöent  felBft  Iutt)erif(^.     '^u  ben  ftäbtifc^en   ^^^aftoren  gehörte  (S.   nidtit,   mirb 

ba'fier  auci)  auf  ben  Sagen,  itietctie  bie  @eiftti(i)!eit  ber  ^anfeftäbte  aBl^ielt,  nic^t 

Qefunben. 

gia^toeifungen  in  SSrönnenBerg'§  öatert.  Strd^iö,  1840.  I.  @.  38;  S.  9t. 

(SeBtiarbi,    ^ur^e    ®efc§i(i)te    be§    i?tofter§    ©t.    ^i^aelig,    ©.  68.     .^abeter 

etironif,  @.  135.  Traufe. 

ölorciö:  grana  ©.,  gjlaler,  geB.  1776  p  5Jlarientt)at  in  ber  9liebertaufi^, 

Bitbete   fic^  auf  ber   5ttabemie    3U  S)relben   unter   (^afanoöa'g  Seitung  unb  30g 

frü'^  fcf)on  burd)  i^reibejeid^nungen  unb  ©emätbe,  im  ga(f)e  ber  S5itbni^=,  @enre= 

unb  .^^iftorienmaterei,  bie  5lufmer!famfeit  auf  fid).     ©|)äter  fe^te  er  feine  ©tubien 

in   5pari§   fort,   mo  eine§  feiner  SSitber,   „Ort)"^eu§  in  ber  Untertoett",  Beifällige 

Slufnafjme  fanb.     3n  bie  §eimat^  jurüdgete'^rt ,  ging  er  öon  ba  1803  ai^  fur= 

fürfttid)  fädt)fif(^er  i^enfionär  nad)  9^om  unb  ftarB ,    3U  frü^  für  bie  öoEftänbige 

©ntraidtung  feine§  ^latentes,  ^ier  Batb  nad)  feiner  SInfunft. 

5]teufer§  9leue§  9)tufeum.   -  51euc  S3iBtiotf)e!  b.  fdt).  2öiffenfd§. 

etaui 
(Sarifiolb  I.,  ber  erfte  gefc^ic^tti^  öerBürgte  93aiern't)er3og  (etma  560—90), 
au§  bem  öietteic^t   e^er  frän!ifc|en   at§  Baierifctien  ^aufe  ber  Stgitotfinger.     6r 

24* 


372  ©nvibalb  II.  —  ©avt. 

:^atte  3ui-  ©ema'^Iin  Söalbrabe,  bie  ^oc^tcr  be§  fiangobarbenföntgä  SBac^o,  toeldic 
öorbem  mit  ^önig  Z^eohchalh  öou  5Iu[ter  unb  nacf)  beffen  Jobe  •,!  555)  mit 
(£f)Iotar  I.  bei-mäl)lt  lüai*.  SIIS  Söitltoe  cine§  5ßetlt)anbten  t)atk  fie  ber  Ie|tei-c 
naä)  tüx^n  @f)c  gemä^  fiv(i)Ii(i)ei-  3}orjrf)riit  öevlaffcn  unb  mit  @.  üerl^eivatl^et. 
2lu§  i^rer  @^e  mit  bem  Söaicrnl^evjog  criüud)§  2:f)eobelinbe,  toctc^e  bie  ©ema^Iin 
be§  ßangobai'benfönigS  3Iutl^avi  mürbe  unb  beren  ©ifer  jür  bie  fatf)oIij(^e  9tc= 
ligion  in  SSerbinbung  mit  anbeven  Umftänben  ju  bem  ©rfiluffe  !6ei-ed)tigt,  ba^ 
au($  if)i;  35ater  @.  f(^on  bem  6f)riftentf)ume  lt)ulbigte.  3tud)  eine  ©d^mefter 
2:i)eobelinben§  f)eiratl)etc  einen  ßangobarben,  ben  .^evjog  @min  bon  Slrient,  if)r 
58tubet  ©unbmalb  marb  bei  bemfetbcn  9.^olfe  jum  ."perjog  bon  3lfti  evtjoben  unb 
be§  legieren  ©olf)n,  @aribalb§  @nfet,  5lnbert,  grünbete  fpätcr  eine  Iangobarbifd)e 
Äönig§bl}naftie.  2öol  tocgen  feiner  engen  S3erbinbung  mit  ben  Sangobarben  foE 
@.  3utc^t  burc^  bie  f^^-anfen  bebrängt,  naäj  jüngeren  33ericf)ten  üon  fef)r  3meifel= 
:§after  @taubmürbig!eit  fammt  jeinen  ©ö^nen  burd)  ben  i5ri-'<in!enfDnig  Ö'l^ilbebert 
öerjagt  morben  fein.  SJer  langobarbifdie  @efd)id)tf(i)reiber  ^aul  gibt  i^m  mie 
feinem  9tad)|oIger  Xoffilo  I.  ben  ^önig§titet,  fei  e§,  bafe  bie  beiben  in  ber  Xl^at 
glei(^  ben  atten  5Jtarfomannen=  unb  Cuabenfürften  fid)  nod)  Könige  nannten, 
fei  e§,  ba^  ^aul  nur  jum  3lu§brud  bringen  toiü,  ba^  it)re  |)olitifd)e  ©tellung 
biefe  baicrifd)en  .!perrf(^er  mel^r  bem  langobarbifd)en  rex  at8  bem  langobarbifdien 
(lux  nä'£)erte. 

Paul,  diacoii.,  Eist.  Langobardor.  I.  21 ;  III.  10.  30.  33übingcr,  Qm 
Äritif  altbaier.  @ef(^. ,  ©il^ungäber.  b.  Söiener  Slfab.,  1857,  ©.  368  ff. 
äöai^  in  ©i)ttinger  @el.  ^Jlad)r.  1850,  ©.  342;  1869,  ©.  137. 

^tiejler. 

©aribolb  II.  (etma  beginn  be§  7.  S^a^v^unbertg) ,  ber  britte  befannte 
ißdern^erjog,  ©o^n  unb  9Zad)fo(ger  Saffito'g  L,  in  bem  tüol  ein  ©ot)n ,  j;eben= 
falls  ein  SSermanbter  ®aribalb'§  L,  ^u  fud)en  ift.  ^u§  feiner  9{egierung  finb 
nur  ,$?ämpfe  mit  ben  ©taöen  im  ©üboften  überliefert.  S)iefelben  fd)(ugen  bie 
33aiern  bei  3tguntum  (^funidien  ober  Sienj  im  ^puftert^ale?)  unb  üert)eerten 
beren  Warfen,  mürben  jebod)  balb  öon  biefen  befiegt  unb  5urüdgebrängt. 

Paul,  diacon.  IV.  40.  Otiejler. 

(Büxtijt:  23altl^afar  &.,  ju  granfenberg  in  Dberfieffen  am  25.  %px\i 
1550  geboren,  befud)te  bie  ©(^ute  ju  Gaffel,  mo  er  am  ."pofe  be§  Öanbgrafen 
^p'^itipl)  3UÖ^eit^  al§  (öorjügüdier)  ©ängerfnabe  fungirte,  unb  übernal^m,  nad)= 
bem  er  feine  ffieotogifdien  ©tubien  ju  ^Jlarburg  beenbet  l^atte,  bie  ©tettc  eine§ 
^JlaiorS  ber  ©ti|3enbiatenanftatt  bafelbft,  morauf  er  1578  bie  5pfarrei  ju  Äirtorf 
in  Ober'^effen  unb  bann  1583  bie  crfte  5j3rebigerfteEe  ju  9U§fcIb  übertragen  er= 
^ielt,  bon  mo  au§  er  jugteid)  bie  Äird)en=  unb  ©d)u(t)ifitation§gef(^äite  be§ 
gleid^namigen  Se^irtS  beforgte.  @r  ftarb  ^lier  am  30.  Cctbr.  1598.  Slufeer 
melE)reren  ßafualreben  f)iHterIie^  er  ein  „Lexicon  latino-graecum",  tueld^eä  1602 
3U  g^ranffurt  unb  bernac^  nod)  öfter  erfdiien. 

©trieber,  .^eff.  @ete§rtengefd)id)te,  S3b.  lY.  ©.  296.  ^. 

@art:  Sl^iebolb  &. ,  Söürger  3U  ©d)Iettftabt  unb  S)ramatifer.  ©ein 
„Sofepl^"  (©tra^burg  1540,  2lug§burg  1542,  Mrnberg  o.  ^.,  ©trapurg 
1559)  ge'^ört  3u  ben  bebeutenbften  unb  einflu^reidjften  beutfd)en  ©pielen  be§ 
16.  ;3a|x'^unbert§.  gr  folgt  im  allgemeinen  bem  35orbilbc  ber  berül^mten 
Comoedia  sacra  gleid)e§  ^Jlamenä  bon  bem  9lmfterbamer  ©(^ulle|rer  (Sorneliuä 
Srocu§  (1536),  ift  aber  im  einjelnen  gauj  felbftänbig.  @x  fü^rt  un§  jur  Q^= 
tJofition  gleid)  in  bie  böfe  ©timmung  ber  Srüber  gegen  Siofepl)  ein,  ^eigt,  mie 
fie  biefer  burc^  eine  unborfid^tige  2:raumer3äl)lung  nod^  oerfdiärft,  unb  b erfolgt 
bann  bie  ®efc^id)te  feine§  gelben  bi§  jum  ßmbfange  i^acobg  unb  feiner  ©öl)ue 
bei  5p:§arao.     2)er  ©lanj^junft  ift  ber  ätoeite  5lct,  mo  ©opl)ora,  bie  @attin  ^oti= 


•  ©artner.  373 

p^ax'^,  in  einem  naä)  bamaligem  ^Jla^ftaBe  auSgejeidineten  ^Jlonolog  il§ve  (5m= 
Ipfinbungen  für  ^ofe^"^,  aßer  aud)  i^x  innere»  (5rf)lüanfen ,  i'^r  93en)U§tfein  bee 
Ünre(f)t§,  if)v  fd)am!)aite§  3fl9fi^'  1^  ^^^  ©eüelbten  ju  entberfen,  barlegt  unb 
fd)lieBHc£)  burd)  bie  @unft  be§  3lugenl6tide§  unb  bie  ©etcalt  ber  2eiben|(^aft  ju 
ben  ©eftänbni^  f)ingeriffen  toirb,  toeIc^e§  bann  immer  tiefer  unb  tiefer  in  ©ünbe 
fü^rt.  2)er  S)i(^ter  gibt  toirftid)  pf^d^ologifi^e  ®nttt)icltung ,  er  jeigt  un§  ba§ 
SBac^Sf^um  be§  Söfen  in  ii)xn  ©eele,  unb  er  bebient  fic^  babei  einer  nidjt  Ho§ 
äu^erlid)  burd)  Oteim  unb  ungemö'^nlii^  jorgfältigen  SßerSBau,  fonbern  auc^ 
burd^  innere  ^yorm  ))oetif(^cn,  überatt  !na)3|)en  unb  in^aU§reid)en  ©lirac^e.  Stud^ 
5tebenper|onen  tvei^  er  mit  ein  ^aar  «Stridien  üortrefftid)  ju  (^aratterifiren ;  faft 
feine  (Situation  ge'^t  öerloren,  er  toei^  etma§  ©mpfunbeneg  ober  33eoBad)tete§ 
T^ineinjulegen.  Ser  9tatt)fi$lu^  ber  S^rüber  gegen  ^ofe^jf)  folgt  in  toirffamem 
Gontrafte  auf  ein  anmut^igeS  furjeS  5|}aftoraIe;  aud)  bie  trüber  unter  ft(^  merben 
contraftirt;  nad)bem  ^ofe^^  in  bie  @ruBe  geworfen  ift,  jdimedt  bem  3uba  ha^ 
©ffen  nidit  („5Jlir  ift  fo  tl^örlit^  unb  fo  bang");  ber  bertaufte  ^ofep^  mu^  „er= 
laufen",  tra§  S^mael,  ber.$?äufer,  reitet;  5ßt)arao  rebet  ben  ^acofi  „mein  Sllter" 
an  unb  fragt  it)n,  toie  alt  er  fei  :c.  6»  fe'^lt  nirgenb§  an  fleinen  3ügen,  meiere 
bem  biblif(^en  ©toffe  me^r  geben  unb  ©egentoart  berleit)en.  Söenn  61^riftu§ 
mit  ^rop'^eten  unb  3I|3ofteln  „in  einem  SBinfel"  fte'^t  unb  gelegenttii^  ba§  SBort 
ergreift,  um  biefe  Begleiter  5parattelen  3u  feinem  eigenen  Seiben  unb  9tuferftel§en 
^ie'^en  ju  laffen,  fo  getoö^nt  man  fid)  Balb  an  fold)e  bibactifd)e  ^^lifdienacte, 
bie  toeit  weniger  ftören,  al§  bie  leibige  ju  jener  3eit  fo  gett)ö^nli($e  5Jlanier,  bie 
innere  Söa'^r'fieit  unb  SSa'^rfdieinlidifeit  ber  ©efinnungen  unb  «ipanblungen  ^u 
bernic^ten,  inbem  man  bie  5Perfonen  bei  S)rama§  felbft  bon  Sel^r^aftigfeit  über= 
fliegen  lä^t.  S)a§  ©tüd  l§at  fd)on  auf  2lnbrea§  ©iet^er  (f.  biefen  3lrt.  oben 
5,  16-i)  leife  gett)ir!t,  ftärter  auf  ßl^riftian  S'^xl  (1573)  unb  burd)  biefen  auf 
:So^ann  ©dyiat)^  (1593)  unb  ^ofep^  ©ö^e  (1612). 

Soren3= ©euerer,   @efd).   b.  gtfaffe§  2,   ©.  265.  266.     «Palm,    Seiträge, 
@.  97.  <Bä)^x^x. 

©artner:  5(nbrea§  ©.  (Gartuerus) ,  au§  ^Jkrienberg  in  ©ad§fen 
(Mariaemontanus),  33erfaffer  einer  in  ber  ätoeiten  <!^älfte  be§  16.  unb  bem  erften 
3}iertel  be§  17.  So'^rliunbertS  in  fe'^r  großem  2lnfet)en  geftanbenen  ©|3ri(^n)örter= 
fammlung.  ©eine  ßebenSber^ältniffe  finb  böHig  buntel  unb  toir  miffen  nur,  ba^ 
er  in  S)i_enften  be§  9ted)t§gele{)rten  Dr.  ^.  ^nauft  (Cnaustinus :  ©oebefe  ©r.  I. 
198)  ftanb,  toeld)er  aud)  ber  erften  3lu§gabe  ber  Sammlung  einige  em^fefilenbe 
Söorte  t)orau§fd)idte  unb  ifm  bei  biefem  Slnlaffe  „puer  (in  fpäteren  2lu§gaben: 
Xotarius)  mens  et  Amanuensis"  unb  „boni  ingenii  magnaeque  spei  Juvenis" 
nennt,  ^nbeffen  ^atte  (S. ,  ber  fic^  felbft  in  ber  SJorrebe  jur  erften  «Iu§gabe 
feiner  ©prid)tt)örterfammlung  (581.  A  3  b)  „(Partner"  unterfc^reibt,  jebcnfaüg  eine 
getef)rte  33ilbung  genoffen,  iüie  il^m  benn  auc^  Slgricola'S  unb  ©.  fyi'cind'S 
©pri(^mörter  nid)t  frcmb  toaren  unb  fd^eint  in  feinen  freien  ©tunben  mit 
fd)riftftelterifd)en  Slrbeiten  fid)  befd)äftigt  unb  fein  Srobl^err  il^n  l^ierin  ge= 
forbert  3u  ^aben.  9lac^  einem  in  ber  3lu§gabe  ber  ©pric^mörterfammlung  bon 
1619  (581.  T  5  a)  ent:^altenen  lateinifc^en  SSriefe  be§  S3erfaffer§  lebten  \^m  amei 
53rüber,  ein  „Georgius",  fotoie  ein  anberer  „Jobannes  G.  civis  Annaebergensis" ; 
hü^  3}ortoort  be§  Änauft  unb  eben  fo  bie  SSorrebe  be§  ®.  jur  erften  9lu§gabe 
finb  batirt:  „Erpfordiae.  Calendis  Januarij.  Anno  1566",  in  meld)er  ©tobt 
^nauft  lebte.  ®ie  erfte  ^u§gabe  ber  ©prii^toörter  (e§  ift  bi§  je^t  nur  1  @rem= 
:plar,  auf  ber  3lug§burger  ©tabtbibtiof^e! ,  bon  mir  aufgefunben  tt)orben)  unb 
ttielc^e  fämmtlid)  in  rafd)  aufeinanber  folgenben  Sluflagen,  mit  3lu§nal^me  ber 
legten  bom  ^.  1619,  in  ^yranffurt  „apud  Haeredes  Cbrist.  Egenolpbi"  in 
fl.    8.   erf($ienen  finb,  füt)rt  ben  Sitet:    „Prover-  |  bialia   Dicteria,  |  Yersibvs 


374 


©artncr. 


Rhytmaticis,  |   .  .  •  ©ttid)  Sleutfd^e  <Bpx\ä)-  \  Wörter  [  in    Sateinifd)e   33er§tin  | 

gefaxt  .  .  .  Per  Andream  Gartne-  |  mm  Mariaemontanum     .  . .  M.D.LXVl"' 
40  23t.     S)iefc  3lu§gaBc   enthält  lebiglic^  gegen  1950  beutfd)=lateinijd^e  ©^nd)= 
ttjörtcf  unb  ©prü(i)e,  fotoie  bie  scliola  salernitana  unb  loci  aliquot  Phil.  Melant. 
in    libro   de  Anima  .  .  .     Sie  2Iu§gal6e  ift  bebicirt  bem  D.  5)lattt}ia§  9Jteinf)ci- 
„Antigrammateo  in  Metallicis  Annaebergensibus"  unb  trägt  feinen  Ort,  ift  aber 
tu al^rfrf) einlief)   gtei(i)fQH§   ein   ©rjeugni^  ber  5preffe   be§   (i'ijx.    ^o^tnolp^.     33on 
gvö|erer  S3ebeutung   [inb   bie   folgenben  ^Inggafien;  fie  erfcfiienen:    1570.  1572. 
1573.    1574.  1575    (.^oEc:    UniberfitätS^SSibtiofticf) ,    1578.    1582   («ÖMnd^en : 
©t.=23iMiot^ef) ,    1585.    1591.    1598    (3lug§öurg    unb    5mün(i)en,    m    beicci) 
unb    1619   Francof.    Typis    J.  N.  Stoltzenbergeii ,   impensis  Vinc.   Steinmeyeri 
(©tra^urg :  ©tabtbiBIiof^ef,  untergegangen  am  24.  Slug.  1870),  unb  [inb  fämmtlidi 
mit  beiid)iebenen  nid)t  unintcreffanten  SSeigoBen  „Extraordinaiia  quaedam",  unb 
toelc^e   legieren   gerabe,   toie   e§  fd)eint,  bem  58ud)e  [eine  S3eliel6t^cit  unb  gro|e 
SJeröreitung   berjc^afften,   16erci(i)eit  toorbeu.     S)iefe   [inb:   Marcolphus,   Regulae 
nuptiales,    Sortilegiura   rliytlnnaticuni,  Prognostica  seu  practica  perpetua,  Prae- 
cepta    valetudinis   et    niorum    unb    Monopolium    pliilosophorum.     Unter   bie[en 
begreifen   bie   Praecepta   bie  siegeln  ber  [ogen.  scliola  salernit.,  bie  Prognostica 
bie  5prafti!  ^enrict)monn'§  (bgl.  b.  5h-t.)  ööm  3.  1506  unb  ba§  letzte  ©tüd  ift 
bie  afabemi[(|e  ©d)erjrebe  (quaestio  t'abulosa)    be§  33artI)ot.  ®ribu§  bon  ©tra^^ 
Burg  (ögl.  b.  2Irt.)-     2ßa§  aber  bie  Iateini[(^=beut[(i)en  ©^jridinjörter  betrifft,   [o 
orbnet  fid)  in  ben  [päteren  2lu§gaben  beren  ^n^att  unter  355  burd)  ba§  ^Ilp'^abet 
be[timmte  Loci  communes  in  ber  ?Irt,    ha^  jebcm  beutfd)en  ©prud^e,    beren  ®e= 
[ammtjat)!  1731,  fein   finncntfprcd)cnber  lateinifd)  (öfters  aud)  beren  jftei)  bor= 
au§get)t,  toeld^e  letzteren  mit  9lusfd)tuB  aller  in  ben  „Extraordinaria"  entt)attenen 
auf    1702    fid)    belaufen.     S)er   ä>erf affer   beruft    fid)  in   feiner    2)ebication    an 
ß^riftian,  ben  ©olE)n  9Iugu[t'§,  Äurfürften  bon  ©ad)fen,  ^ur  @ntfd)ulbigung  unb 
9ted)tfertiöung    feiner    ^Ubeit    auf    ba§    23eifpiel    ßuf^cr'S  unb    9Jleianc^t|on'§, 
toeldje  fi(^  nic^t  gefcfieut  l^ätten,   in  it)ren  ©djriften  öon  foId)en  altcrtt)ümtid)en 
üteimen   ©ebrauc^   ^u  mad)en.     3"  ber  3^^^  ^^^'   älteren  ©ammter,  ttielt^e  er= 
miefenerma^cn    bie    „Proverbia    Communia"    (ögL  über   biefe  berü'^mte  ©prid)= 
tobrterfammlung    bon    1480—95 :    ©uringar,    Over    de   Proverbia    Communia, 
2et)bcn  1864.    4.)   me'^r   ober  minber,   fei  e§  bircct  ober  inbirect  aU  (Gemeingut 
angefel)en   unb    benu^t   l^aben,    ge'^ört  auä)  @.     9lad)  ©uringar'§  Unterfud)ung 
©.    105   finb   bon   ben   803  latcinifc^en  S5erfen  ber  P.  C.  570  unb  felbft  nid)t 
toenige   i^rer   beut[d)en  ©bric^mörter  in   bie   S)icteria  übergegangen.     Cb  aber 
(B.  unmittelbar  ober  erft  burd^  ba§  9Jlebium  ber  ,,Loci  Communes  proverbiales" 
Basil.  Opor.  1568.  8.  be§  93runo  ©eibeliug  (bgt.  b.  ?lrt.)  au§  ber  nieberbcutfd^en 
©ammlung   gef(^öbft  I)abe,  ift  mit  ©idier'^eit  nidit  ju  beftimmen.     2!Benn  mau 
nun  aber  aud)  in  Setreff  ber  ^tagiate  bomat§  anbere  5lnfic{)ten  l)atte  aU  :^eute, 
fo  ift  bo(^  in  SBetreff  einiger  ^}iebenftüdc  ber  Dicteria  @artner'§  S}erfa'^ren  nid)t 
mef)r  ein  23enu^en   ober  (äntte'^nen,  fonbern   im  ma'E)ren  ©inne   ein  Plagium  ^u 
nennen,  toenn  fid)  berfelbe  erlaubte  —  abgefel^en  babon,  ba^  er  in  ber  Einleitung 
äu  ben  Prognostica  fagt,  er,  @.,  Ijabe  biefe  au§  bem  S)eutf(^en  überfe^t,  n)ä'f)renb 
fie    bod§    ein    toörtlidier    2lbbrud  ber  be§   .^cnrid^mann   finb  —  in  bem  botten 
.^enric^mann'fc^cn  Originaltitel  beffen  Dtamcn  ju  [treic^en  unb  bafür  ben  feinigeu 
äu  fe^en,   unb   ein  fel)r  grobe§  Plagium,    menn  er  ba§  bon  .^enric^mann  felbft 
feinem  ©(^riftd)en  borgefe^te  Tetrastichon  al§  fein  eigenes,  be§  ,,Andreae  Gärt- 
ner!" Carmen  ausgibt  unb  betitelt  —  ein  fel^r  freie§  ^erfaljren,  metdjeS  er  obcn= 
brein  aud^  für  beffen   ganje  S3orrebe  an  ©d^martienberg  unb  23ebel,  mcld)e  bort 
mit_1508,   l^ier  mit  „Erfordiae  1591"  unter5eid)net  ift,  angctoenbet,  ttüglic^er 
Söeife  aber  bod^   nid)t  bergcffen  l^at,  am  ©c^luffe  ber  Prognostica  bie  im  Ori= 


©attner.  375 

ginal  fte'^enbeu  Initialen  „I.  H."  3U  ftreid^en.  S)ie§  erregt  fein  günftigeS  SBor= 
urf^eil  für  ba§  lleBrige.  SBie  bem  ater  auä)  fei;  bie  tneitauS  größere  ^tn^a^l 
ber  beutftfjen  @|3rüc£)e  (tüorunter  fe'^r  feltene)  Bleibt  bcnnod^  jein  unBeftreitbareS 
ßigenf^um.  9Iuc^  t)a6en  feine  S^rirf)lDörter  unb  @|)rü(^e  einen  nm  fo  grö^eien 
äBerft)  al§  fie ,  ettoa  jur  ^ätfte ,  ni(i)t  tüie  in  fo  bieten  gteicfijeitigen  (Samm= 
lungen  in  '^arte  9teimc  geätoängt  finb,  fonbern  in  guter  fräftiger  ^xo\a,  trie  fie 
bem  16.  Sal)rf)unbert  in  feinen  Beften  Sdiriften  eigen  ift,  fic^  borfteHen.  Saju 
fommt,  ba^  oud)  il^re  Sluetna^I  unb  SInorbnung  eine  fel)r  gefd^icfte  .«ganb  jeigt, 
inbem  fie  ju  nic^t  geringem  3:^eife  burc^  |)umcr  unb  Sc^aÜ^aitigfeit  ergoßen. 
3luct)  bie  öcrfc^iebenen  SBeigaben  liefern  einige  beutfdfie  <Bpxü<i)t  in  lateinift^em 
(Setoanbe,  ba^  enblid^  felBft  ber  lateinifcfie  5JiarcoIpt)u§  eine  erfterflicfie  Slnja'EiI 
tueit  3urücfreicf)enber  ed^t  germanifcfier  (Spridfitoörter  Biete,  ift  Befannt;  bgl.  <Ba= 
lomon  unb  5]lorolf  in  .^agen  unb  33üf(^ing,  Scutfiiie  (Sebic^te  be§  5)Htte(aIttr§, 
Seiiin  1808,  I.  Einleitung  ©.  1—24.  @ine  ^ortfe^ung  ber  S^jrüc^e  be§  @., 
bie  jeboc^  nur  ^anbfd}riftli(i)  al§  Unicum  auf  ber  ^ünc^ener  (Staat§BiBtiotf)e! 
(Cod.  lat,  10751  öortianben  ift,  öerfa^te  3(nt^oniu§  ^ufeman.  2:a§  ^anu= 
fcript  in  5!Jtön(^§fc^iift  in  f(.  8.,  258  (gefd^r.  257)  einfeitig  Bejitferte  SSIättcr 
entl^altenb ,  füt)rt  ben  2;itel:  „Perpulchri  aliquot  versus  Pthytmici:  partim  ex 
vetustis  manuscriptis  Codicibus ;  partim  etiam  ex  familiaribus  bonorum  virorum  et 
Amicorum  colloquijs,  summo  tum  studio  tum  labore  nunc  primum  conscripti,  et 
celeberrimo  huic  opusculo  Proverbialium  Dicteriorum  Andreae  Gartneri  Tc.  quasi 
Appendicis  loco  adiecti.  Per  nie  F.  Antlionium  Huseman  Beckemensem,  sacn.'  Be- 
nedictine  Religionis  apud  Lisefontanos  alumnum.  Anno  redemptionis  nostrae 
1575".  '  2öer  unb  ttaS  ber  Serfaffer  mar,  (ä^t  fic^  burc^  bie  Sitelroorte  nur  unöoII= 
fommen,  au§  bem  Sn'fialte  ber  (Sammlung  gar  nic^t  entnehmen.  S)a|  er  aBer 
jebenfallS  ein  91ieberbeutfrf)er  unb  jmor  ein  Söeftfale  mar,  jeigt  nic^t  nur  feine 
©pradie,  fonbern  auc^  bie  3lngaBe  feine§  ©eBurtSorteS  ., Beckum",  in  beffen 
Olä'^e  aurf)  ..Lisefontani''.  bie  3$enebictineraBtei  ÖieSBorn  im  münfterfcEien  @|)renget 
lag.  ^ufeman  fd^rieB  nad)  331.  229b  nod)  im  ^.  „1580".  3öa§  ben  SBert^^ 
biefer  gröBtenf^eilS  in  niebcrbeutfd^er  mit  Stnflängen  an  bie  !^oc^beutfdE;e  5}tunb= 
art  gef(^rieBenen  unb  fc^on  öon  ÜJlone  (Stn^eiger  b.  german.  Ö3tufeum§  1838, 
(5.  501  unb  5iter§)  öorüBerge^enb  Benu^ten  .öanbf(^rift  für  bie  ©pric^tt)örtcr= 
funbe  auBelangt,  fo  ift  berfelBe  ein  nid^t  ju  unterfc^ä^enber.  ©ie  enthält  eine 
äuBerft  ttid)tige  ©ammtung  beutfc^er  unb  Iateinifc£)er  meift  gereimter  ©pi-id^= 
mörter  'unb  @prücf)e  in  äl^nlid^er  äöeife  unb  jum  2Ijei(  in  berfelBen  Crbnung 
mie  jene  beö®.,  beffen  3luSgaBen  Bi§  pm  S.  1575  bem  35erfaffer  Befannt  maren. 
Unter  ben  253  beutfd£)en  ©priciimöTtern  finben  fi^  fef)r  gute  fcltener  Begegnenbe 
33o(f§fprüdf)e,  auci)  fünf  ^riameln,  unb  ma§  bie  leoninifc^en  3]erfe  (1023)  Betrifft, 
fo  laffen  fid^  aud)  au§  biefen  neBft  S)enf=  unb  ©ittenfprüdfien,  SSauern=  unb 
SBetterregeln  u.  bergt,  eine  nic^t  unBeträ(f)ttidf)e  5Jlenge  üortrefftidEier  atter  beutfcf)er 
©tirit^mörter  ^erau§tefen,  bie,  mie  fid§  bie§  in  ber  Sieget  Bei  biefer  S5er§art  finbet 
;fie  finbet  fiif)  f(i)on  in  6obice§  be§  9.  ^a'^r^unbert« ,  ögt.  ©uringar  a.  a.  O. 
©.  21),  in  toeit  entlegene  3eiten  3urü{ireidf)en  9tu(i)  ber  üBrige  Iateinif($e  ^n= 
f)alt  f^nur  ein  einjigeg  ©tuet  ift  gan^  beutfcf)  Bietet  mam^eS  fonft  menig  ober 
gar  n{df)t  Befannteg ,  für  bie  ©ittengef(i)id£)te  alterer  3^^^  ^^^^  ^^^^'  merfmürbige 
^Beiträge.  ©0  finben  fid^  SSI.  204  eine  ©aufmeffe,  S3t.  213  ein  allerlieBfter 
„Cantus  de  lepore",  SSI.  214  ein  (5fet§teftament  unb  SSt.  192  eine  ^rebigt  üBer 
ben  l).  ..Invicem".  3]gt.  bie  3tBbiücfe  unb  beren  einge'^enbe  SSefprerfiung  burdE) 
SßattenBa^  in  feinen  „(SeiftliÄe  ©dierje  b.  5Jlittetatter§"  im  Stnjeiger  f.  .^unbe 
b.  b.  Sorjeit,  1868,  ©.  38  ff. 

S5gt.  meine   2lBf)anbtung   „3ur    CueHenfunbe   b.  beutfd^en  ©prid^mortö" 
in  §errig'§  3lrdt)ib  f.  b.  ©tub.  b.  neueren  ©pr.  u.  Sit.  «b.  XL.  ©.  99—116 


376 


GJärtnet. 


y^  140—42  unb  meinen  %u\]a^  im  2tnäeigei-  1867,  @.  10—13  (2)ev  iöer= 
f  äff  er  b.  Loci  Communes  Proverb.  Basil.  Opor.).  fotoie  meine  „9(ntiquai-ifd)e 
aSemerfungen  ju  einet  ©tubienorbnung  b.  lat.  (Sd)utc  ju  fianbau  öom  Sa^l^-'e 
1432",  ©.  12.  einen  ^bbrutf  bcr  Apufeman'fc^en  ©prücfic  in  beren  €nginal= 
fd)i-eibmeife  unb  mit  boi-trcfflic^eu  3Bovt=  unb  Sac^erflävungen  ^at  ^yr.  2öein= 
fauff  beforgt  in  9t.  ^^^icf'g  ^^Jtonatsfc^riit  füv  rt)einifcf)=meftiäafc^e  (Se|djid)t§= 
forfiung  unb  9Utert{)um§funbe  I.   <B.  465—82  unb  576-91. 

Partner:  3lnbrea§  ©.,  53tec^Qnifer,  geb.  1654  in  Cuali^,  untüeit  Soul^en, 
t  am  2.  g^ebvuQi:  1727,  (&ot)n  Don  ©corg  ©.,  einem  ^^ad^tmann  ju  GbevgorcE, 
l)atte  p  23au^en  ba§  ^lifd^lerljanbrnerf  gelernt  unb  1673  al§  Xif^Iergefelle  ^u 
toanbern  angefangen,  fcilbctc  feine  ®cf(^icfIidE)feit  aber  fpäter  fomol  nad)  einer 
fünftlerifd)cn  otö  einer  ti)iffenfd)afttid)en  ©eite  ju  großer  3}Dttfomment)eit  au§. 
6r  '^atte  3u  ^lugeburg  eingelegte  -^Irbeit  gelernt,  fid)  mit  ben  2et)ren  ber  9Ird)i= 
teftur  unb  ber  Cptif  befd)äftigt  unb  bi§  nad)  !i?cnebig,  Bologna,  mo  er  ßollegia 
Tjörte,  9tom  unb  ^Jicapel  feine  ^Keifen  auSgebetjut,  al§  er  1685  nad^  S)cutfd)Ianb 
jurüdfc^rte  unb  im  folgcnben  ^a^xt  fid)  in  Bresben  nicbertief!.  Sd§on  1687 
iüurbe  er  Tf)ier  jum  ^of=  unb  Äunfttif(^ler  ernannt,  fpätcr  iüt)rte  er  bie  2;itel 
gjlobeHmeifter  (aU  fold)cr  foll  er  für  bie  ^}}tci^ener  -iJsorjeHannmnufactur  gearbeitet 
i)aben)  unb  Jpoimed)ani!u§.  6in  langet  5l^erjeid)nifi  3ät)tt  bie  „^unft=  unb  freite 
2Bunber=©ad)cn"  auf,  U)cld)e  er  in  ben  üier.jig  Satiren  erfanb,  mät)renb  beren  er 
bei  bem  furfäd)fifd)en  .söofe  in  Sienft  ftanb.  33efonbere  ©d)riften  berid)tcn  öon 
feinen  neuerfunbenen  t)öl3crnen  ^arabolifc^en  23rennfpiegeln  unb  Don  langwierigen 
Campen.  SUS  .^erauSgeber  ber  ©d)rift  über  ben  le^tercn  ©egcnftanb  nennt  fid) 
So'i).  ®e.  ©otttjelT  ^übfd)  (^^reäben,  o.  ^.  4^);  bie  anbcre  Sc^riit  (®re§ben, 
1715.  4*^)  ift  mit  einer  S^orrebc  X)zx]tt)tn,  tüeld^e  baöon  t)anbelt,  marum  ©.  „bie 
3öat)rVfftigteit  be§  bi^t)er  ausgeruffenen  Periietui  Mobilis  no(^  jur  3eit  in 
3tDeiffel  äiel)e."  ©eine  3lnfid)t,  ba§  niemals  „ein  burc^  ^tenfd)ent)änbe  gemad)te§ 
Perpetuum  et  per  se  Mobile  pure  artiticiale  quoad  durantem  materiam"  gefunben 
morben  fei  ober  fünftig  gefunben  merbeu  fönne,  üetanta^te  ba§  @rfd)eincn 
mel)rerer  ©Triften  über  biefc  g-rage,  unb  ift  aud)  bic§  bemer!en§mert^ ,  ba^  ber 
a^ax  ^eter  L,  al§  er  1711  5Dre&ben  befud)te,  mit  i^m  freunbf(^aftlid)en  3}erfel^r 
anfnüpfte.     6r  mar  niemals  öcrl)eiratf)et  unb  ftarb  im  73.  2ebcn§ial)re. 

fyelibien  unb  ^^.  S.  53tavperger,  |)iftoric  ber  berül)mteften  33aumeifter, 
Hamburg  1711,  ©.  455-463.  S66anber  (=  grell),  ©ä#fd)e§  ßron= 
(if)ronicon,  »b.  1  Seipj.  1726,  ©.  444  ff.,  460  ff.,  581  ff.,  23b.  2  2eip3, 
1732  ©.  155  f.  ^.  2f.  9}tarperger,  (Särtneriana  ober  Stnbreä  ®ärtner'§ 
Seben  unb  Äunft^aBerfe.  S)reBben,  o.  ^.  (1727)  4".  (.öaf^e),  aitaga^in 
ber  fäd)fifd)cn  ©efd)id)te,  %^.  1,  S)re§ben  1784,  ©.  161  f.,  21)1.  2,  ©.  658. 
g^tagler,  J^ünftlciiericon,  23b.  4,  ^Dlündjen  1837,  ©.  549.  3.  6.  ^soggenborff, 
Siograp^.^Iitter.  ^anbmörterbu(^,  5Bb.  1,  Seip^.  1863,  ©p.  827  f. 

g.  ©d)norr  öon  ßaroUfelb. 
©ürtncr:  33ern]^arb  2luguft  @.,  Surift,  geb.  ju  i?affel  am  28.  Cd.  1719, 
t  am  28.  Sunt  1793,  lic^  fid)  nai^  beenbeten  Uniüerfität§ftubien  1741  al§  9ted}tö-- 
antoalt  in  Gaffel  nieber.  1755  marb  er  jum  Advocatus  Fisci  be§  Dberfürften= 
tl)um§  53tarburg  ernannt,  leitete  mä'^renb  be§  ftebeniäl)rigen  Krieges  '^auptfäc^lid^ 
bie  Ärieg§angelegeul)eiten  be§  Cb erfürftentl^umS  unb  tourbe  bon  ben  ^yransofen 
auf  längere  3^^^  al§  ©eifel  na($  ©tra^burg  gebracht,  ^tad)  ^eenbigung  be§ 
^ricge§  fteHte  il)n  ber  ßanbgraf  an  bie  ©))i^e  ber  Gommiffion  jur  Crbnung  be§ 
zerrütteten  ^tarburger  Uniüerfitätö^au§l)alte§.  1780  tourbe  er  jum  ©e^eimen 
9legierung§rat^ ,  1782  jum  ©e^^eimen  9tat^  ernannt,  ©eine  ©(^riften  betreffen 
5-ragen  ber  praftifd)en  9ied)t§miffenf(^aft. 


@ättnet.  377 

{Sttieber,  .öeff.  @e(e^rten  =  ®ej($.  IV,  286;  YI,  515;  YII,  519;  YIII, 
512;  IX,  380.  ^Jhujel,  2er.  lY,  9.  erjd^  u.  ©ruBcr,  enct)c(o^.  ©ect.  I, 
Z^l.  52  @.  156.  ?trt^ux  ^t)%. 

Partner:  Goxlbinian  (B.,  geB.  am  14.  ^uni  1751  ju  Sc^toa^  in  3;t)Tol, 
1769  33enebictinei-  bei  ©t.  ^eter  in  ©atäburg,  ftubirte  l^ier  bie  9lec£)tc  unb 
St^eologie,  touxbe  1774  5|^riefter,  machte  noc^  eine  ?fteiie  nac^  SBürjBurg,  5)^ainä, 
SBe^Iai,  @öttingen  unb  5)3ai-i§  jur  toeiteren  2tu§bilbung  mit  P.  ^.  S.  Jpoier 
bii  3um  <g)eibfte  1789,  too  ex  Dr.  theol.  unb  jur.  utr.  tourbe  unb  3ug(ei(|  bie 
5)5rofeffur  be§  canonifi^en  9te(^t§  erl^ielt;  feit  1792  ta§  er  auc^  über  S)ip(omatif 
unb  beutfc£)e§  ?]3riöatred§t,  1804—1807  auci)  über  Siöilproce^  unb  Se:§nrect)t, 
tourbe  im  ^.  1805  toirfücEier  öoigeri($t§rat^,  iungirte  bei  ber  oberften  furfürft= 
lid)en  Suftijfteöe  aU  '^üt^ ,  unter  bairifd)er  ^errj(f)aft  bei  ber  stoeiten  i^nftanä, 
toar  Dom  16.  ^Jki  1807  bi§  3um  24.  S)ecember  1810,  too  bie  Unit) ei-jität  (5ala= 
bürg  aufgelöft  tuurbe,  beren  le^ter  9tector.  5lm  28.  ^uni  1812  fe^rte  er,  nad§ 
D^eberlegung  be§  l^eltjramti,  in  jein  Stift  ^urütf,  tno  er  am  24.  9Jlai  1824  ftarb. 
Seine  Sd^riften  finb  (au^er  ein  |3aar  anont)men  agcetijc^er  2lrt  unb  öelegen^ 
l^eit§t!§efen ,  bie  33aaber  angibt  unb  2{uifä^en,  toelc^e  loegen  ber  2(nont)mität 
f(^toer  nac^^utoeifen  jtnb):  ,.De  iure  capitulorum  Germaniae  condencli  statuta", 
1794.  „Stfabemifc^cr  S3erfuc^  über  ba§  2}ogtet)red§t  im  Slttgemeinen  unter 
Slnmenbung  auj  ba§  1^.  (Sraftiit  ©aljburg",  1794.  „Stpologie  b.  afab.  3}erf.", 
1796.  4.  „De  iure  s.  Poutificis  in  erectione  academiar.  Germ,  cathol." 
^Programm  jum  14.  3Jiär3  1795"  (i^a^reetag  berSBa^t  be§  drjb.  |)ieron.  6oI= 
lorebo).  4.  „Corpus  iuris  eccles.  catholicorum  novioris ,  quod  per  Germaniam 
obtinet,  collegit,  rec.  atque  notis  illustr."  2  Z1)U.  1797,  99.  „@ef(^id)te  unb 
SSerfaffung  be^  1701  für  ben  faljburgijc^en  Sanbabel  erri^teten  mititärifc^en 
9tuperti=9titterorben§"  k.  ,  1802.  „5Da§  bejonbere  öfterrei(f)ij(i)e  ^irc^enredit  in 
2I|)^ori§men",  1807.  „Saljburgg  gele:^rte  Untergattungen",  4  ■g)eitc  1812  fg. 
„3}om  9]kngel  fat]^o(ifcf)er  5t>rie[ter  au§  ^Jlangel  ber  SBifi^öTe",  1818.  „gin= 
ieitung  in  ba»  gemeine  unb  beutjd^e  Äirc^enred)t  mit  befonberer  ytütifi($t  auf 
^aiern  unb  Ce[terrei(^.  ^laä)  bem  Softem  be§  föniglic^  baierifd)  geifttid^en 
5Rat^§  5)^auru§  SafoB  0.  Sd§enf[",  2Iug§burg  1816;  alle  übrigen  finb  ju  Sal3= 
bürg  erf(^ienen.  —  @r  ift  fein  ^^eröorragenber  ©(^riftfteller ,  befunbet  jeboä) 
großen  fyleiB  unb  einen  auf  gefc£)ic^tli(^e  ©runblegung  geritf)teten  Sinn,  tooöon 
namentlid^  au^er  ben  guten  I)iftorif(^en  Slbl^anblungen  fein  Corpus  iuris  eccles. 
3eugt,  tielc^eS  juerft  bie  ßoncorbate  nebft  einer  Stnja^t  anberer  Socumente  für 
S)eutf($lanb  allgemein  äugängticf)  ma(i)te. 

3auner,  «iogr.  Tiaä^x.,  ^la^^tr.  S.  24  ff.  33aaber  I.  <B\).  362  ff. 
getber,  @el.  Sericon  I.  ©.  252  ff.  Sßerjeii^ni^  aEer  afab.  ^xo'].  ju  Sal3= 
bürg  K. ,  Saljb.'  1813.     ö.  Söurabai^ ,  Siogr.  Sej.  Y,  50. 

t).  S  d^ult  e. 
Gärtner:  S.ofel?'^  ©. ,  33otanifer,  geb.  am  12.  mäx^  1732  ju  6atm  in 
äBürtemberg ,  t  ebenbafelbft  am  14.  ^uni  1791.  3}erlor  balb  nad^  feiner  @e= 
burt  feine  ßttexn  (ber  SSater  toar  fierjogtic^er  Seibar^t)  unb  erhielt  feinen  erften 
UnteiTi(^t  im  §aufe  eine§  D^eimg,  ber  if)n  für  ben  geifttii^en  Staub  beftimmte 
unb  fpäter  ju  feiner  toeiteren  3iu§bi(bung  nac£)  Stuttgart  brachte.  S)oc^  geigte 
fic^  balb,  ba|  feine  'Steigung  ber  5Jtat^ematif  unb  ben  5taturh)iffenf(^aften  gehörte, 
bcnen  er  alle  feine  ^JtuBcftunben  toibmete.  1750  fanbte  if)n  ber  Ct)eim  auf  bie 
Uniöcrfität  ju  Tübingen,  um  bie  9ted^te  ju  ftubiren,  toelc^eä  Stubium  @.  inbe^ 
balb  mit  bem  ber  ^Jtebicin  öertaufc^te.  5Zaci)bem  er  in  3;übingen  brei  Semefter 
ftubirt,  ging  er  nac^  (Süttingen,  mo  er  bis  1753  öermeitte  unb  befonber§  in  ben 
S3ortefungen  be§  großen  "^Ih.  Oon  Rätter  Slnregung  fanb,  beffen  S^orbilbe  folgenb 
er  fid^   gteic^   eifrig   ber  5lnatomie,  ^^tjfiologie  unb   Sotanif  toibmete,     ^laä) 


378  (Särtner. 

einem  fuv^en  Slufent^alt  in  ^nlto  unb  nad^bem  er  in  3;ül6ingen  nac£)  35ert|eibi9ung 
bei'  Stffcrtation  „De  viis  urinae  ordinariis  et  extraordinariis"  ben  mebicinijc^en 
Softorgtab  emorfien,  trat  er  eine  größere  h)iffenfcfiaitli(f)e  9leife  nn ,  bic  ilfin 
3lDei  ^dtjxe  öon  ber  .^eimotl^  entfernt  l^iett.  @r  Bereifte  ^ftatien  bis  Neapel, 
gian!iei(f),  tüo  er  fic^  ein  !§albe§  ^ai)x  in  ^ont^jeHier  unb  ebenfo  lange  in  ^ari§ 
auffiielt ,  unb  ßnglanb  ,  too  er  jaft  ein  ^al^r  betloeitte.  lieber  ^oriS ,  lüo  er 
nod)  einmal  me'^rere  5Jtonate  blieb,  le'^rte  er  1756  nac^  feiner  35atcrftabt  jurücf, 
tt)o  er  fi(^  al§  'iär^t  nicberlie^.  kleben  ber  ärjtlid^en  ^rari§  fe|te  er  inbe|  feine 
njiffenfciiaftlictien  Strbeiten  fort,  hjcld^e  ficE)  nun  aud^  auf  Opti!  unb  ^ec^ani! 
erftredten.  @r  ftubirtc  biefe  äBiffenfrf)aften  nirf)t  nur  in  ber  Sl^eorie,  fonbern 
bracl)te  e§  bal)in,  mit  eigener  .^anb  ein  gernro'^r,  ein  ^J^ilroSfop  unb  ein  ©onnen= 
5Jlifro§füp  3U  conftruiren.  1759  "^ielt  er  fic^  öon  ^ai  bi§  ©eptcmber  in  ^oHanb 
auf  unb  "^örte  namentlich)  bie  3}ortefungen  be§  berü'^mtcn  93otanifer§  bau  9lol)en 
in  ßeljben,  mit  bem  er  eine  innige  ^reunbfc^aft  f(^lo§.  S5on  bort  ging  er  jum 
jtoeiten  5Jlale  nac^  (Snglanb ,  tuo  er  bei  einem  längeren  3lufentl)alt  am  ^eerc 
einige  auf  feiner  erften  üleife  begonnene  Unterfuc^ungen  über  ©eef^iere  unb 
s^jflan^en  jum  Slbfdilu^  brac£)te,  öon  benen  eine  3lb!§anblung  über  ^IRoltuSfen  in 
ben  „Philosophical  Transactions",  eine  über  goob^ljten  in  !patla§'  Spicilegia 
zoologicca  öeröffentlicf)t  mürbe,  mäl^ienb  eine  ©d^rift  über  bic  i^ructiftcation  ber 
tilgen  unb  ^^farren  3[Ranufcript  blieb,  '^laä)  1  \/2iäl)rigem  9lufentl)altc  in  ©nglanb 
!et)rtc  er  1761  über  5lmfterbam  nad£)  S^übingen  jurücE,  mo  er  balb  barauf  jum 
^rofeffor  ber  5lnatomie  ernannt  tourbe.  1768  erl^ielt  er  einen  $Ruf  al§  3lfa= 
bemifer  unb  ^rofeffor  ber  5taturgefd)id^te  nac^  ©t.  Petersburg,  lüo'^in  er  im 
^uni  biefeS  3iat)re§  überficbelte.  Um  feine  burd)  bie  ©trenge  be§  norbifc^en 
3öinter§  angegriffene  Ü)efunbl)eit  h)ieberl)er3uftellen,  fd}lo^  er  fid)  1769  einer  Steife 
an,  bie  fein  afabemifd^er  äoüegc  Wraf  Drloff  im  9luftrage  ber  .^aiferin  Äat^arina  II. 
na'd§  ber  Ufraine  unternal)m.  5Die  miffenfcl)aftlic^e  3lu§beutc  (vJärtnerS  umfaßte 
eine  Slnjaljt  neuer  ^Pflan^enarten ,  beren  SSefc^reibungen  inbe^  in  feinen  ^anb= 
fd)riften  begraben  blieben,  ©o  glän^enb  inbe§  feine  ©tcHung  in  ber  norbifd^en 
Äaiferftabt  mar,  mo  i^m  aud^  bie  3)irection  be§  botanifd^cn  ®arten§  unb  be§ 
ÜtaturaliencabinetS  übertragen  mürbe,  fo  mürbe  er  bocl)  berfelben  balb  überbrüffig. 
2)ie  auSgebe^nten  ^^lmt§gef(^äfte  liefen  il)m  feine  ^eit  für  miffcnfd^aftli(^e  5lrbeiten 
übrig;  ba§  geräufd^öoüe  treiben  ber  großen  ©tabt  fagte  feinem  befcl)eibenen 
©inne  nidt)t  ju  unb  fo  entfagte  er  bereits  6nbe  1770  feinem  Slmte,  baS  er  feinem 
fyreunbe  unb  SanbSmanne  ^ölreuter  überlief,  ©ine  ^^enfion,  bie  man  il)m 
©eitenS  ber  5lfabcmie  auSfeljcn  tooHte,  fd^lug  er  in  ebler  Uneigennü|igEeit  auS 
unb  !el)rtc  in  bic  @infam!eit  feiner  geliebten  3}aterftabt  jurüdf,  mo  er  fid^  balb 
barauf  öer'^eiratljete  unb  in  ber  gortfe^ung  feiner  ©tubien  fomie  in  ber  ßr^iel^ung 
feines  einzigen  ©o'^neS,  ber  ein  mürbiger  ©rbe  feineS  9tamenS  mürbe,  bie  SBe= 
fricbigung  fanb,  bie  er  im  ©ctümmel  ber  ruffifc^en  ^aupiftabt  öermi^t  l)atte. 
©d)on  in  Petersburg  '^attc  er  ben  $lan  gefaxt ,  ein  bis  ba'^in  faft  gänjlidl)  öer= 
nadiläffigteS  ©ebiet  beS  botanifd£)en  SßiffenS,  bie  Seljre  öon  grud^t  unb  ©amen 
ber  ^l^flanjen,  in  einem  umfaffenben  3Berle  ju  bel)anbeln;  ber  SluSfü'^rung  biefeS 
planes  ^at  er  mit  ber  il)m  eigenen  Energie,  bie  fidE)  burdE)  fein  $inberni| 
äurücffifirecfen  lie^,  ben  Sieft  feines  SebenS  gemibmet.  Ö5.  '^atte  auf  feinen  frül)eren 
9leifen  fd§on  öiel  auf  biefen  ©egenftanb  SBepglid^eS  gefammelt  unb  beoba(f)tet; 
bod^  erfannte  er  balb,  ba§  feine  ^Jtaterialien  nod£)  lange  nid^t  öoHftänbig  genug 
toaren  unb  reifte,  um  biefelben  ^u  ergänjen,  1778  nod^  einmal  nad§  ©nglanb 
unb  ^ottanb,  mo  namentlidt)  jmei  berühmte  üteifenbe,  ©ir  i^ofepl^  ^anfS  unb 
3;i)unberg,  i'^m  bie  öon  i^en  mitgebrad^ten  ^rüd^te  mit  größter  Liberalität  jur 
SSerfügung  fteEten.  ©rfterer  überlief  il)m  nid^t  nur  alle  S)ublifate ,  fonbern  ge= 
ftattete  it)m  aud^   bie  unbefd^ränftc  Senu^ung,   baS  3erfd^neiben  k.   ber  Unica, 


©ärtncr.  379 

tDdä)t  &.  an  Ort  unb  ©teile  !6ef($riel6  unb  äeicfinete.     ^n  öet)ben  tourbc  nodf) 

ba§  reiche  ?iaturaltencal6inet   lüv  feinen  ^^'mtä   ausgebeutet,   unb   fo   fe'^rte   @. 

i-ei(^  betaben  mit  tniffenj^aitlic^er  9lu§beute  ^nxüd.     Slüein  n)enig  je'^lte  bavan, 

ba^  bie  f^rrüd^te  jeine§  f^tei^e§    für  i'fin   unb  bie  SBiffenfdiaft  öextoren  gegongen 

toäxen.     S)ie  Ueberanftrengung  "^atte  i|m  ein  f(^tt)exe§  nerböfeS  öeiben  jugeäogen, 

ba§  i^n  in  bie  äu^erfte  ©efatir  txadjtt ,   ba§  Slugenlid^t  ju  öerlieren.     3tt'<i^3i9 

5Jionate  mu^te  er  im  öerbunfelten  3i^n^fi'/  w^^ft  ^^  33ette,  pbringen,  bi§  enb= 

liä)  bie  f(f)tt)ere  .^eimfu($ung  öorüberging.     S'^^ax  blieb  feine  (Sefunb'fieit  öon  ha 

an  angegriffen,    inbe§  bie  ©diärfe  be§  5luge§  tcar   mieber   ba  unb  mit  größtem 

Qifer  mat^te  fici)  @.  an  bie  3lrBeit,   bei   ber  xi)\n   bie  frü'fier   evttjorbene  .^anb= 

gef(^i(3ü(i)fcit  unb  ein  ^eröorragenbeS  gei'^nentatent    ttefftid^  ^u  ©tatten  tarnen. 

^laä)  älceijätiriger  rafttofer  SL^ätigfeit   toaxtn  ^Jlanufcri^^t  unb  3ei(f|t^ungen  jum 

erften    2;t)eile    be§  äöerfe§:    „De   fructibus   et   seminibus   plantarum"    boHenbet. 

^nbe§  genügte  i'^m  bie  fertige  3Irbeit  nodj  nid^t;    um  \iä)  bolle  Unbefangenl)eit 

Bei  ber  Oleöifion  berfelben   ju  lüa"^ren,   machte  er  eine  ^aufe   bon  l'/2  ^a^ren, 

tüä'^renb  berer  bie  tafeln  geftocfien  tourben   unb  ®.   fi(f)  burcf)  anbere  5lrbeiten 

öon  ben  farpoIogifcf)en  Unterfuc^ungen  et'tiotte.     ßr  öerfertigte  eine  aftronomifcEie 

U'^r  unb   fdjrieb  eine  9)tonograpl^ie   ber  Compositae,   bon   ber   ein    2lu§pg   im 

jtüeiten  Z^eiU  feine§  ^aupttuerteS  mitget^eilt  ift.     1788  erfc^ien  enbtid^  ber  erfte 

SSanb  feiner  Äarpotogie,  ben  er  auf  eigene  Soften  §erau§gab  unb  bon  bem,  toie 

er  fic^  in  ber  9}orrebe  3um  sföeiten  SSanbe  bitter  beftagt,    in  brei  Sauren  faum 

200  @j:em:plare  abgefegt  tourben,     öntf^ra(^    inbe^   ber   buc^l^änblerifdie  ©rfotg 

ni(i)t  feinen  ©rtoartungen,  fo  toar  ber  tr)iffenf(f)aftli(|e  um  fo  größer.     Sie  ^parifer 

5lfabemie  erttärte  ba§  2öer!  für  ein§  bon  benen,  bie  bie  SßiffenfcEiaft  am  meiften 

geförbert  I)atten ,    unb  bon  allen  ©eiten  gingen   i^m  5Rateriatien  für  bie  Sort= 

fe^ung   beffelben   ^u.     @r   fütjltc  föo^l,    ba^   i^m   nic^t   metir  biete   Sa'^re  be= 

f (Rieben  feien;   bef'^atb  machte   er  fic^  mit  fiebert)after  .g)aft  an  bie  5trbeit,  bie 

il^m  gefpenbeten  ©c§ä^e  ju  bearbeiten,  nact)  bem  fdpnen  S5ergleict)e  feine§  fran= 

3öfifc£)en   33iogra|3^en :    „Ainsi   le   voyageur   fatigue   reclouble   la   vitesse   de  sa 

marche  lorsqu'il  craint  d'etre  surpris  par  la  uuit".    S)iefe  übermäßige  9lnftrcn= 

gung   unb    geiftige   Slufregung    berge^rte  balb  ben   9teft  feiner  SebenSfroft;   im 

?IpriI  1791  mar  ber  ^toeite  S5anb  brucffertig,  ben  er  felbft  ni(i)t  me'^r  boüenbet 

fe^en  foEte.     ^Ritten  in  ber  angeftrengteften  S'^ätigteit  für  einen  britten  ©upple= 

mentbanb  (meldten  fein  ©ot)n  fpäter  t)erau§gab),  f(i)ieb  er  au§  bem  Seben.    Unter 

feinen  3at)Irei(f)en  l^intertaffenen  .g)anbf(f)riften  berbient  ein  SSörterbudf)  ber  ^Pflanjen^ 

namen  befonbere  Sea(f)tung,  toeld^eS  er  in  5peter§burg  berfaßt  "^aite,  ba  er  fic^ 

neben  ber  ^'enntniß  ber  gangbaren  mefteuropäifdien  ©pracfien  aucf)  bie  be§  9luf= 

fifc^en  ertüorben  !^atte.     ^nbeffen  bon  mie  bielfeitigem  Sateut  unb  Äenntniffen  aucf) 

®ärtnei"'§  fleinere  5tr6eiten  jeugen ,   feine  bleibenbe  SSebeutung   beru'^t   nur   auf 

feinem  farpologifdjen  äöerfe.     S)affelbe  entt)ält  eine  x^iiUe  bon  neuen  S^atfactien, 

mit  mat^ematifd)cr  ^Präcifion   bargeftcKt   unb  buri^    ebenfo  getreue   at§  elegante 

Slbbitbungen  beranf(f)auli(^t,  meldte  nod^  ^eute  bon  großem  'Olu^en  für  ben  pra!= 

tifct)en  ®ebrau(^  finb ,   ba  @.  mol  biete  ßopiften  unb  ©pitomatoren,   aber  no(^ 

feinen  ebenbürtigen  ^]tad)fotger  gefunben  ^at,    fo  münfc^enSmert"^    eine  neue  SSe= 

arbeitung  be§  ©egenftanbeS  auc^  märe,     SBoI  ebenfo  merf^bott   al§  biefe  neuen 

3;!^atfad§en  finb  bie  neuen  G)efic£)t§pun!tp,  meiere  ber  SJerfaffer  in  ber  im  erften 

Sanbe  ent^Itenen  (Einleitung  für  bas  richtige  3}erftänbniß  bon  33(ütt)c ,  gruc^t 

unb  ©amen  eröffnet.     6r  ^at  3.33.  bie  irrige  3}orfteIIung  bon  „narften  ©amen" 

bei  Sabiaten,  Sorragineen  k.  befeitigt ,  bie  bon  Sinne  berfc^ulbete  S5ermengung 

be§  ©amenein)eiße§  mit  ben  .^'ottjtebonen  berid)tigt,  obtool  er  letztere  noc^  nid£)t 

ftar  al§  Crgane  be§  ,^eimling§   bargeftellt  f)üt  unb   eine  rid^tigere  Sinf^eilung 

ber  gi^üi^te  angeba'^nt.    S)ie  SBic£)tigfeit  bon  f^rudit  unb  ©amen  für  bie  Staffi= 


380 


©ävtner. 


fication  3-  S.  ßei  5^almen,  UmbeEiferen  jc.  ^at  er  erfatint,  lief)  dbn  öon  bei 
lleBerfiä^ung  biefer  6f}ai-aftei-c  fem  ge'^alten,  ha  er,  tuie  jein  großer  ^eitgcnoüe 
2t.  2.  be  M«"'  f^ßi-"  er!annte,  ba^  ein  natürüd^eä  ©Ijftem  übcrl)aupt  md)t 
auf  bie  SBctra^tung  eine§  einjelneu  Drganö  begiünbet  Werben  förnte. 

Seleuje   in  Annales    du  Museum    National   d'hist.   nat.   (an  XI  1802), 
p.  207—233.     <Baä)^,  @efd)id)te  ber  Sotanif,  @.  132-135. 

9U  cf)  e  r  f  0  n. 
(Gärtner:  ^yr.  ö.  &.,  3{rd)iteft,  geb.  5U  Goblenj  am  10.  S)ecember  1792, 
geft.  3u9]^ünd}en  am  21.  9(pril  1847,  ift  berjenige  33aufünftler,  n)cld)er  Äicnje's 
6laffici§mu§  in  ber  öunft  be§  ^önig§  Öubtoig  lange  3cit  burd^  feine  ^Tlomantif 
öerbrängenb  bie  jweite  gro^e  SSauperiobe  in  ^JJtünc^en  eingeleitet  unb  if)r  ben 
©tempcl  feiner  '';scrfünUd)feit  aufgebrücft  t)at.  ^n  ßoblenj  at§  ber  ©o'^n  eines 
|)ofbanintenbanten  geboren,  ber  bon  bort  nad)  SBüriburg  unb  1804  nad^  5JUind)en 
berufen  tnarb,  mad)te  er  erft  an  ber  bortigen  3lfabcmic,  bann  1812  bei  g-ontaine 
in^^ari§  feine  ©tubien  unb  befu(^te  hierauf  1S14  — 18  ^italien,  mo  er  fid)  bcfonbere 
beul  ©tubium  ber  antifen  'älrdiitefturen  in  ©icilien  mibmetc  unb  and)  ein  2Berf 
über  biefclbcn,  „2lnfid)ten  ber  mcift  crljattenen  '-JJIonumentc  ©iciüeng"  f)crau§gab. 
1820  ging  er  bann  nad)  -S^oUanb  unb  ^nglanb ,  fttarb  aber  nod)  im  gteidjen 
:3a^re  jurüdberufen,  um  bie  ^^^rofeffur  ber  2(rd)ite{tur  an  ber  ^Ifabemie  jn  über= 
netimen.  33alb  tuarb  er  and)  jum  oberften  l'eiter  ber  ^:i?or,H'UanmanuTQctui, 
bann  nod)  ber  ß)(a§ma(ereianftaU  ernannt.  6r[t  um  1829  crijielt  er  inbe^  burc^ 
(Cornelius'  3}ern3enbung ,  ber  if)n  gefügiger  ata  i^Ien^e  meinenb,  bem  .^ünige 
empfa^^t,  ben  93au  ber  SubmigSfirc^e  unb  bamit  @elegen()eit  fid)  in  bcm  9}er= 
trauen  bes  ^)}lonard)en  fo  feft^ufelien ,  ba^  er  biä  ju  feinem  2obe  nid^t  roieber 
barau§  öevbriingt  tüurbe.  5Jtan  fann  nid)t  fugen,  bafi  er  baffclbe  fet)r  gtiinjenb 
gered)tfertigt  '^ätte,  im  @egentt)eil  »ar  e«  ein  llngtüd  für  ben  .^^önig,  tnie  für 
bie  ^ötündjener  33auentmidlung ,  am  aUermciften  aber  für  6orneIiu§  fctber,  mit 
bem  er  nun  batb  in  bie  bitterfte  ^^-citibfd^aft  gerietf).  S)en  tt)anbelnben  Üieigungen 
be§  JlönigS  gefäüig  entgcgcnfommenb ,  beginnt  T)auptfäd)(id)  mit  i'^m  jeneg  un= 
feüge  ^erumtappen  in  allen  möglid)en  ©titformen,  ba§  in  biefer  jmetten  <6älfte 
ber  fönigti(^en  SSauf^ätigfeit  ?llie§  ba§  wieber  öerbarb,  tüa§  illen^^e  burd)  feine 
rid)tige  (Sinfic^t,  confequcnte§  SJorgc'^en  unb  übcrtegeneg  Talent  in  ber  erftcn 
bereits  errungen.  2)afür  fjerrfc^te  jetjt  jener  romantifc^e  2)i(ettanti§mu§,  ber  öon 
nun  an  bie  ''JJUind)ener  Saufunft  faft  ein  üoHeS  5Jtenfd)enatter  (jinburd^  d)araf= 
terifirt,  unb  ©ti(gefül)(,  becoratibe  ßunft  mie  ba§  .(ponbmerf  gleid)  fet)r  |erunter= 
brad)te.  6r  t)at  benn  aucf)  ber  unteren  .g)ä(fte  ber  SubmigSftra^e  jeneS  übe, 
mönd)ifd)  ro{)e  (Gepräge  aufgebrüdt,  ha^  jebeä  feinere  i?un[tgefü(;l  beteibigt. 
©teic^ttjot  fann  man  nic^t  fagen,  ba^  ®.  ol^ne  Slalent  gen)efen,  benn  menn  3.  33. 
bie  ©il^ouette  ber  l^ubmigSüri^e  einen  fo  nüchternen  ©inbrud  mac^t,  fo  liegt  bie§ 
!§aubtfäd)ti($  am  i^önige  felber,  ber  au§  bem  ^4^Ian  bie  ^rojectirte  ^ubpel  über 
ber  Söierung  ftrii^.  S)er  .«pau)jtfef)ler  (Särtner'§  tnar  fein  5Jtanget  an  feinem 
©efü'^l,  ber  iljut  fetbft  beffere  (iombofitionen  irie  bie  be§  2^re|3t)enf)aufe§  in  ber 
SSibliot^e!  berbarb ,  bie  nod)  mäfjrenb  be§  58aue§  ber  2ubmig§fir(^e  ebenfalls  in 
einer  5trt  bon  fIorentinifdf)=romanifd)em  ©til  begonnen  warb.  S)affe(be  gitt  bon 
ber  fbäter  burd)  i^tenje  tioHenbeten  33efreiung§t)ane  in  .^et)lt)eim,  einer  n)unber= 
Xid^en  ^7lad)al)mung  be§  Sattifterium§  in  ^ifa,  in  bereu  i^nnerem  38  einen 
9ling  fd)lie|enbe  S)ictorien  ben  bamaligen  beutfd^en  33unb  fijmbotifiren  unb 
bereu  jünftlerift^er  SBertt)  allerbing§  bem  ber  S^nftitution  felber  entfpridjt.  — 
S^mponirt  bie  Sibtiot^e!  tro^  i'^rer  unert)ürten  Strmut^  "»an  tü'OWicn,  bie  eine 
500  gu^  lange  ^Ji-'oi^te  boEfommen  ungegtiebert  lä^t,  fo  baute  au^erbem  &.  in 
ber  Subn)ig§ftra|e  no(^  hu  Uniberfität ,  bie  ir)r  gegenübertiegenben  beiben  6on= 
biete,  bie  ©aIinen=5tbminiftration,  ba§  S3(inben=:3nftitut  u.  31.  meifx  ober  weniger 


©ättner.  381 

in  romanift^em  ©til,  aUe§,  ©ebäube,  beren  9lücf)ternf)eit  unb  finftere§  aSefen  am 
aüeriDentgftcii  über  i'^re  UnjtoedmäBigfett  unb  JRaumöcrjcfitoenbung  ju  txöften 
öermag ,  beren  xec^ni!  oBer  einen  flägtic^en  ^tüdgang  ber  fo  gtdnäenb  öom 
Äönig  Begonnenen  ^unftBeftreBungen  bocumentirt.  ^Befjer  finb  jene  Beiben  bie 
©tiaBe  aBf(^(ieBenben  tnum)3§BDgcnartigen  ©eBäube,  bie  ber  Loggia  dei  Laiizi 
bii-eft,  aBer  o^ne  a}ei-ftänbni§  i^res  malerif^cn  (£inn§  nacf)geaf)mte  f^-elb^ern^üe 
unb  ia%  ben  ßonftantinsBogen  mit  @ci(i)i(i  miebergeBenbe  Siegest^ov,  bas  attein 
öon  aHen  ©ärtner'id^en  S3nuten  eine  ttiitfüc^e  ^inhz  ber  ©tabt  genannt  toerben 
muB,  beren  .«pauptöerbienft  mxliä)  bem  lebiglid)  naiiigeBilbeten  f(aii'ij(^cn  5Rufter 
^uTättt.  —  ^-Bon  weiteren  Sauten  ttjdre  bann  notf)  ber  ^Jtünc^ener  Campo  santo 
jorcie  ba§  jogenannte  ^om|3ejaniic^e  <§au§  in  2If(i)affenBurg  ju  nennen,  eine  2]iIIa 
in  römifi^em  ©efc^macf,  unb  bie  Biijantiniidie  übe  g^efibenj  in  2ltt)en.  ^Tiaä) 
6orneIiu§"  2Seggang  öon  5]Uin($en  crf)ielt  &.  auc^  bae  Sirectorium  ber  3tfabcmie, 
•ba§  er  öi§  3U  feinem  3:obe  beüeibete  unb  bort  bcnielBen  ungünftigen  (iinflu^ 
äußerte  toie  in  ber  2{rd)iteftur  mit  feiner  ßiie^ung  ber  9tenaiffance  bur(i)  bie 
armen  unb  menig  etaftift^en  romanifi^en  ^ßautormen,  beren  unBe^ü(füct)e  S)ürf= 
tigfcit  fic^  nun  auä)  alöBalb  in  ber  5priOatBautt)ätigfeit  fortje^te,  mo  6ärtner'§ 
@(^ü(er,  Sürftein,  Sipmann,  ©reuter,  fSoit  u.  k.  eine  tro^  atlen  Talent«  feiten 
rect)t  erfreuücfie  S^ätigfeit  enttoicfetten.  Senn  baB  ber  romanifd^e  ©tit  nur 
burii)  gefc^iiite  Senu^ung  be§  i^n  Befeelenben  malerifc^en  6tement§,  farBiger 
Secoration  fomol  at§  5)3taftif  unb  3Jlaterei  angenefim  ju  toirfen  öermag ,  ba§ 
Begriffen  meber  @.  noc^  feine  (2(f)üler,  im  6egent^eil  erlahmten  monumentale 
5JtaIerei  unb  ©culptur  unter  feiner  ^errf^aft  öoUftänbig,  unb  feine  einzige  feiner 
i^auten  (eiftet  toeber  in  biefer,  nod^  n^eniger  oBer  in  becoratiüer  Sejietiung  irgenb 
Gr^eBlic^es.  ^m  ©egent^eil  ^at  er  felBft  bie  ^yregfen  ber  Submigefiri^e  burd^ 
eine  unpaffenb  f(f)reienbe  S)ecoration  nit^t  n)enig  Beeinträchtigt.  —  5ti(i)tebefto= 
weniger  mu^  ^ugegeBen  Werben,  ba|  wenn  ©ärtner»  Sauten  an  2Bertl^  unb 
2}erftänbni|  ber  3eit  unb  i^rer  go^'bex'ungen  nii^t  entfernt  an  ba§  'f)inanreic£)en, 
was  gleicf)3eitig  Sc^infel  unb  ©emper  fd^men,  ober  wag  fpäter  <g)anfen  im 
Bt),5antimf(^em  ©tite  leiftete,  benno(^  bie  mit  i^m  Beginnenbe  Sauperiobe  ein 
ungemö^nücE)  paffenber  3tuöbrucf  für  ba§  bamats  jur  <öerrf(f)aft  gelangenbe 
9tegierung§fi)ftem  eine§  3(Bet  unb  Söallerftein  mar,  Wie  benn  in  Beiben  fid)  bie 
romantiiije  SÖillfür  mit  Bigott  mönctiifct)  finfterem  2Sefen  öerBanben,  ein  3lna= 
c^roni§rau§  in  unferer  3eit,  bem  ba§  ^afix  1848  alSBalb  ein  f[äg[ic^e§  ßnbe 
Bereitete.  -ipec^t. 

(Siärtncr:  So'^ann^P'^iHpp  ßbuarb  ©.,  2lrd)itecturmaler,  geB.  inSerlin 
ben  2.  Suni  1801,  ftarB  bafelBft  ben  22.  ^eBr.  1877,  kBte  1806-13  in  Gaffel,  Wo 
er  ben  Unterri(f)t  be§  5]kter§  ^llüller,  fpäteren  S)irector§  ber  3eic^enafabemie  in 
Sarmftabt  empfing.  1813  —  19  war  er  aU  Öe^rüng  an  ber  berliner  ^^orjellanfaBrif 
Bef(i)äftigt.  6§  folgte  eine  Dicife  an  bie  "Dcorbjee  unb  nacf)  äöeftpreuBen.  Seit 
1821  f(i)lD§  er  fic^  ßarl  (Sropiug  an,  unter  beffen  @infIuB  @ärtner'§  fünftlerifd^e 
Ütidjtung  auf  ardiiteftonifc^e  ^^rofpectmalerei  fidj)  burd)Bi(bete.  @in  3Iuftrag  be& 
Königs  öerfc^affte  it)m  1824  bie  ©elbmittel  ju  einer  ©tubienreife  nac^  ^^ari§, 
WD  er  brci  ^a^^re  lang  BlieB.  1837—39  war  er  für  ben  ^aifer  Bon  ^tu^Ianb 
in  93^oöfau  unb  5}}eIerßBurg  t^ätig.  S<^1)ixeid)e  feiner  9trBeiten  Befinbcn  fiif)  im 
Sefi^  beg  beutfc^en  ^aiferö.  (SärtnefS  ©igenart,  bie  fc§liii)te  naturtreue  2Bieber= 
gaBe  be§  9lrdf)iteftonifd)en  Bei  forgfättiger  fauBerfter  Surc^fütirung  t)at  f)eute 
burd)  bie  l^f)otograp:^ie  an  ^ntereffe  öertoren;  einft  waren  feine  ^orjellangemälbe 
(in  Ott  i)at  er  wenig  gemalt)  fet)r  gef(i)ä^t. 

^at.  ber  !.  Dtationalgaterie  in  Sertin.  Sol^me. 

(SärtUCr:  Äart  g'firiftian  S. ,  3)id)ter  unb  (Sc^riTtftetter ,  Würbe  1712 
3U  greiBerg  in  ©adifen  geBoren.     5tuf  ber  gfürftenfdiute  ju  ^Jld^m  Bereitete  er 


382 


(Sättner. 


ftc£)  auf  bie  Uniöerfität  öor;  bort  lernte  er  auä)  @eEert  unb  9ial6eiier  fennen, 
mit  benen  er  fpäter  311  Seip^iö  toieber  jufaminentraf  unb  fitf)  n^ie  fie  junäcCift 
an  ©ottfc^eb  antrf}Io|.  6r  bet^eitigte  fid)  nie:§r|arf)  an  bcn  unter  ©ottfc^eb'S 
Leitung  öeranftaiteten  Iitterari|tf)en  Unterneljmungen,  ]o  an  ber  Ueberfclumg  öon 
23al)te'ä  „Dictionnaire  historique  et  critique".  3lu(i)  an  ©d^mabe'ä  „33elu[ti= 
gungen  be§  ^erftanbe§  unb  2öi^e§"  arbeitete  er  mit;  feine  ^Beiträge  3U  biefer 
3eitf(f)rift  [inb  mit  S*  bejeid^nct.  5Do(^  eBenfo  toie  anbere  5Jlitarbeiter  iüf)tte 
auc^  er  fid)  abgefto^en '  burd)  bie  einfeitig  cliciuen'^aite  3lrt ,  mit  ber  in  ben 
„53eluftigungeii"  bie  ^ntereffen  ©ottjc^eb'ö  »at^rgeitommen  lourben  unb  burd)  bie 
immer  größer  ttjerbenbe  2lu§bet)nung,  bie  bie  ^^olemif  in  biefer  3eitf(^riit  getoann. 
33on  it)m  ging  aui^  ber  9lnfto^  jur  3?egrünbung  einer  neuen  3citf<^viit  au§, 
ben  berühmten  „^euen  S3et)trägen  jum  Vergnügen  be§  33erftanbe§  unb  SBitjeä", 
an  n)elc^cn  fid)  junädjft  nod)  Gramer,  3-  31-  ©dilegel  unb  9iabencr,  bann  aud) 
ßbert,  Äonrab  5lrnolb  (5d)mib,  3a(^ttriä,  ©ifefe  unb  üor  a\itn  i?Iobftod  bet'§ei= 
Hgten.  33on  au§gebet)nteren  5trbeiten  Uefcctc  ®.  nur  ba§  ©c^äferfpiel  „Sie 
geprüfte  3;reue",  ttie(i^e§  bie  iöeiträge  eröffnet  unb  ben  3eitgenoffen  at§  ein 
^Jhifter  bon  3ifii''^icE)feit  unb  ©tegan^  erf(^ten;  ba§  größte  3}erbienft  ertoarb  er 
fid)  jebod)  burd)  bie  öon  il)m  geleitete  ^^^rüfnng  unb  ©id)tung  ber  eingelieferten 
Sltbeiten.  S)ie  9iu1)e  unb  Älart)eit  feine§  Urtt)eil§  mad)te  it)n  batb  in  bem 
üeinen  Greife  ju  bem  angefe'^enften  j^ritifer;  aud)  feinem  Xabet  unb  feinen 
3lenberung§borfd)lägen,  bie  er  mit  liebenSWürbiger  Offenheit  üor^ubringen  Uju^te, 
fügten  fid)  bie  jüngeren  S)id)tcr  ot)ne  aüjugro^eä  SBiberftrcben.  @.  beiiie^ 
ßeibjig  im  ^.  1745  unb  au§  ben  ebetn,  f)er3lic^en  SBorten,  bie  il)m  ^(opftod 
nad)ruit  („?(n  meine  greunbe",  fünftel  Sieb),  tonnen  mir  nod)  erfennen ,  mie 
fe'^r  bie  ^füngerm  ben  treuen  Seratf)er  bermi^ten,  ber  in  it)rem  Ärcife  eine  fo 
bebeutenbe  mie  eigenartige  ©tellung  eingenommen  t)atte.  ^n  feinen  meiteren 
ßeben§fd)idfalen  jeigt  fich  mand)e  Stnalogie  mit  bem  Sebengtauf  anberer  ^it= 
glieber  be§  i?reife§  ber  „Seiträger" ;  aud^  i^n  fet)en  mir  balb  in  eine  geregelte 
5lmt§tl)ätig!eit  eintreten,  ber  er  fi(^  in  treuer  '4>Pti<^terfüttung  Eingibt,  inbem  er 
bie  3eit  ^e§  Seib^iger  3ufamnienmirfen§  al§  ben  ^öl)ebunft  feincä  ßeben§  in  ber 
Erinnerung  feftl^ält  unb  an  ben  großen  geiftigen  .kämpfen,  bie  bie  i^'otgejeit 
brüd)te,  feineu  tt)ätigen  5lntl)eil  mel^r  nimmt,  ^m^.  17-46  mürbe  (B.  in  35raun= 
fd)meig,  mo  er  fic^  al§  ßef)rer  jmeicr  junger  (Strafen  öon  ©c^önburg  aufl)ielt, 
auf  ^erufalem'ä  3}orfd)lag  mit  bem  Unterrii^t  be§  S)eutfd)cn  an  bem  furj  jutJor 
begrünbeten  Gottegium  Garolinum  beauftragt;  1748  erl)ielt  er  an  berfelben  2ln= 
ftalt  bie  ^^^i'ofeffur  ber  93erebfamfeit  unb  (Sittenlehre,  daneben  la§  er  aud^  über 
^oraj  unb  S5irgil.  1761  gab  er  bie  „(Sammlung  einiger  9teben"  l^erau§,  bie 
er  für  (Sd)üter  be§  SarolinumS  jum  SBortrag  bei  feierlid)en  (55elegenl)eiton  an= 
gefertigt  l)atte.  5Jlit  ben  anberen  IDtitgliebcrn  be§  Seip^iger  ^reifeö,  bie  in 
SSraunfc^mcig  angeftellt  mürben,  blieb  er  in  freunblid)em  SJerfel^r;  in  @emein= 
fd)aft  mit  3od)ariä  beranftaltete  er  eine  Ueberfet^ung  bon  ßinguet'ö  „Theatre 
espagnol"  (S5raunfd)meig  1770—71,  3  SSbe.).  2ll§  er  1775  aum  6anonicu§ 
be§  @t.  S3lafiu§=(Stifte§  ernannt  mürbe,  rid)tete  Äonrab  Slrnotb  ©d)mib  an  i'^n 
ein  längeres  fomifd)e§  @ebid)t  „S)e§  l^eiligen  33lafiu§  ^^ugenbgefc^ic^te  unb 
SSifionen",  meld)eg  er  jeboc^  erft  neun  S^a'^re  fpäter  öoltenbete.  (5lbgebrudt  im 
beutfc^en  5Jiufeum  1784,  II.  <B.  97—136.)  1780  marb  &.  ^um  l)eräogli(^ 
braunfc^meigif($cn  Jpofratl)  ernannt,     dr  ftarb  am  14.  Februar  1791.' 

5ßgl.  Sorbens  II.   (5.   3—9.     Äoberftein  III.   ©.   55   f.     (Sein  »ilbni^ 
finbet  man  bor  Sanb  XI  ber  5^euen  SBibliotl^e!  ber  fd^önen  2Biffenfc^aften. 

äö.  ßreiäenad). 
©ärtlicr:  i?arl  grieberic^  b.  6.,  SBotanüer,  geb.  am  1.  ^ai  1772  p 
Salm   in  äßürtemberg,   t   ebenbafelbft   am   1.   ©ept.   1850.     @rl)ielt  ben  erften 


©ärtner.  383 

Untemc£)t  öon  jeinem  ©ater,  ^o]tpf)  &.  (f.  o.),  beffen  23eif:t3iet  für  jein  ebeniaÜS  ber 
^laturforfdiung  getoibmeteS  SeBen  ma^gebenb  tüurbe.  51ad)bem  er  al§  |)0§^c§ 
bie  niebere  Ä(ofterj(f)uIe  in  SeBen^aujen  öon  DctoBer  1787  an  befuc^t,  unb 
3tDei  i^a^re  a(§  Sef)vüng  in  ber  ^eraoglid)en  ^oja^jotfiefe  ju  Stuttgart  angebracht 
|atte,  Begann  er  feine  mebicinifd)en  ©tubien  an  ber  ^ol^en  ^artefd^ule,  unter 
beren  Setircrn  Befonber§  Äielmet)er  if)nt  na^e  trat  unb  nac^  bem  1791  erfolgten 
jlobe  Sofep^  Partners  einen  um  fo  toii^tigeren  @influ^  au§üBte.  2(uf  beffen 
9lat^  Be^og  6.  1794  bie  Uniüerfität  Sf^na  unb  Begann  bort  Bereite  feine  Unter= 
fud^ungen  üBer  bie  ^f)t)fiologie  be§  |)arn§ ,  3u  üpeläient  3tt'ec£e  er  mit  |)ufetanb'§ 
Unterftü^ung  cf^cmifd^e  ^InalQfen  in  bem  ßaBoratorium  öon  ©öttling  augfü^rte. 
1795  ging  65.  na^  ©öttingen,  tüo  Befonber§  bie  S^ortefungen  be§  ^§t)fifer§ 
(unb  .^umoriften)  Sic^tenBerg  anregenb  auf  it)n  toirften;  öon  bort  au§  Befuc£)te 
er  mit  einigen  feiner  bort  ftubirenben  SanbSleute  ben  -par^ ,  namentlid^  um  bie 
SSergmerfe  fennen  au  lernen,  ^m  ^erBft  1795  in  bie  ^eimat^  äurücfgefel^rt, 
tourbe  er  im  9)tai  1796  in  SüBingen  naii)  25ert^eibigung  ber  S)iffertation : 
„Observata  quaedam  circa  Urinae  Naturam"  ^um  S)Dctor  ber  5)tebicin  |)romo= 
öirt  unb  üe^  ft^  ali  Strat  in  feiner  S3aterftat)t  ßalm  nieber.  S)ie  öratlic^e 
^^rai-i§  in  einer  fleinen  ßanbftabt,  mel(^e  in  ben  nun  folgenben  brei  ^a^rae^nten 
einen  großen  2;^ei[  öon  ©ärtner'S  3eit  w  Slnfprud)  nat)m,  fonnte  feinem  raft= 
lofen  ©treBen  nit^t  genügen.  2lnfang§  fe^te  er  bie  |3:§t)fioIogif(^=c^emif(^en 
©tubien  fort,  bie  fici)  Befonberä  auf  bie  c^emifc^en  Seftanbt^eile  ber  Äno(iien 
Bei  9Jlenf(f)en  unb  3;§ieren,  je  nat^  S5erf(i)iebeii|eit  öon  3IIter  unb  @rnät)rung, 
Belogen,  toorüBer  inbe^  nur  5tnbeutungen  in  bem  1805  erfc^ienenen  erften  ^anbe 
ber  „S)enff($riften  ber  öaterlänbifc^en  @efellfd)aft  ber  3ieräte  unb  5taturforfc£|er 
©cfitoaBenS",  ©.  74,  öeröffentlit^t  finb.  ©Benfo  ift  nur  eine  fur^e  5^oti3  über 
feine  Unterfu(i)ungen  üBer  ba§  Sendeten  be§  mobernben  ^ol^eS  in  ©cfierer'g 
Journal  für  S^emie  1799  öeröffentlidit.  ©päter  manbte  er  fid^  me§r  ber  23o= 
tanif  5U,  inbem  er  bie  fd^on  in  feinen  ©tubienja^ren  BeaBfi(i)tigte  .^erauSgaBe 
ber  Botanifc^en  5Jlanufcri|jte  feine§  3}ater§,  namentlich  be§  (5uppIementBanbe§  ber 
Äarpologie  (ben  Srurf  be§  ameiten  33anbe§  l^atte  er  nod)  ai^  ^arl§fd£)üler  ju 
üBerma(i)en  ge§aBt)  n)ieber  aufnafim.  Um  für  biefe  StrBeit  neue§  5Jlateria(  äu 
geminnen  unb  fid^  üBer^aupt  in  ben  großen  miffenfd)aftüd^en  ^ittelpunften 
3öeft=@uropa'§  tneiter  au  bitben,  unternat)m  er  1802  eine  einjährige  Steife  nacf) 
fyranfreid^,  ßnglanb  unb  .^oUanb.  UeberaE  eröffnete  if)m  ber  5lame  feineg 
3)ater§  ben  3iitritt  au  ben  Bebeutenbften  ©ele^rten;  er  arBeitete  in  5|3aii§  Bei 
(Juöier  unb  21.  2.  ö.  Suffieu,  öerfe^rte  mit  2)e§fontaine§ ,  3)e(euac  (bem  er  bie 
5JtateriaIien  für  bie  öon  biefem  BearBeitete  SSiograp^ie  ^.  @ärtner'§  lieferte), 
SBentenat,  SaBiEarbiere,  5perfoon,  ß.  6.  9tidf)arb  ic.  5lud)  in  Sonbon  fanb  er 
bei  S)rt)anber,  SamBert  unb  S3anf§  bie  roo^tmoEenbfte  2lufna|me.  ße^terer, 
fomie  2;l§unBerg,  meldte  Bereite  ^of.  @.  bie  mert^öoEften  9Jlaterialien  für  feine 
^arpologie  geliefert  I)atten,  unterftü^ten  ouc^  ben  ©o^n  mit  nid^t  minberer 
SiBeraütät,  fo  ba^  ber  erwähnte  ©upplementBanb  be§  ^er!e§  „De  fructibus  et 
seminibus  plantarum'',  bie  öon  ^ofep!)  &.  l^interlaffenen  unb  ao'^ti^eidie  eigene 
Unterfud^ungcn  ^arl  ^Jriebrid^  @ärtner§  ent^^altenb,  1805  erfd^einen  fonnte.  3ßie 
feinem  3}ater,  aog  aud^  i^m  ber  an^altenbe  (BeBrauc^  be§  5Jlifro§foB§  ein  l§art= 
näclige§  Slugenleiben  au,  ba§  i:^n  nöt^igte,  biefe  gorfd^ungen  gana  aufaugeBen.  ^n 
ben  näd^ften  ^a^^ren  Befd^äftigte  if)n  ber  ©ebanfe,  nad§  .^aEerS  3}orBilbe  ein 
umfaffenbeS  äöerf  üBer  ^fIanaen=^^t)fiologie  au  öerfaffen.  S5iele§  :^atte  er  für 
biefen  3^^'^  Beo6adl)tet  unb  gefammelt,  Befd§rän!te  inbe§  nai^  mefireren  S)e= 
cennien  feine  Unterfucf)ungen  auf  einen  3toei9  biefer  S)i§ciplin,  bie  Seigre  Don  ber 
©ej;ualität  unb  ber  33aftarbBefrud§tung  im  ^flanjenreic^e,  beren  5lu§6au  er  öon 
1825  an  ben  9teft  feine§  SeBen§  getoibmet  i)at;  goi-'ff^ungen,  bie  feinem  Flamen 


384  ®^^^' 

einen  unbevgänglic^en  «pia|  in  bev  CvJefdiidite  bei- SÖiM^ait  fi^ern.  S;ie  5ßer= 
anlaffung  m  biejen  Unteifucf)un9en  tüar  3unäd)[t  eine  äußere.  S)ic  2ei)xt  öon 
ber  ©ci-udität  ber  ^flanjcn,  Ibegiünbet  buvd)  bie  genialen  Unterfuc^ungcn  öon 
5Rub.  ^ac.  gameratiug,  allgemein  bevBveitet  buit^  bie  ?lutovität  Sinne'S,  ber  auf 
biefelbe  fein  ©Aftern  begmnbete,  nod)  toeitev  befeftigt  burc^  bie  langjäf^rigcn 
SBevfuc^c  unb  5ßeobad£)tungen  bon  i^ölrcutcr  nnb  e^r.  Gonvab  ©prengel, 
f(i)ien  :t3lö^ü(i)  bur(f)  ben  breiften  aiUbeiipruc^  bon  ©djelber  unb  .^enfrf)el 
ei-nftlid)  erfd)üttert.  5Die  3?erlinex  5lfabemie  fteüte  1819  eine  ^reiSaufgabe : 
„(Sibt  e§  eine  Sa[taibbcfvucJ)tung  im  ^^iflauäenreidie",  meiere  in  ber  geje^ten 
grift  bon  bier  ^afiren  feine  33eantmortung  unb  erft  182G  bon  2öiegmann 
eine  ungenügenbe  ßojung  ianb.  Ö.  janb  fic^  burc^  biefe  ^eitfrage  ber= 
anlaßt,  bie  ^l)l6ribation§berjud)e  i^ötreuter'g,  ben  er  al§  einen  greunb  feineä 
35ater§  ^jcrjönli^  fcnncn  gelernt  '^atte,  ttjiebcr  aujjunel^men  unb  nad)  einem  er= 
raeiterten  ^4.V(ane  buri^juiü^ren.  S)icfe  Unterfud)ungen  feffettcn  if)n  bon  nun  an 
an  fein  ."pau§  unb  an  feinen  ©arten;  mit  beifpieKofer  @rünbtid)feit  ttiurben  aHc 
SBebingungcn  ber  normaten  unb  fünftlid)en  23cfruc^tung  unb  alle  möglid)en 
ge^ilerquellen  in  (Srtüägung  ge-\ogen  unb  ber  ©egenftanb  in  einer  9teit)e  bon 
3}erfud)en,  beren  gal^t  9000  übcrfticg,  jum  ^Ibfftlu^  gebracht,  lu^er  ber= 
fciiiebenen  fleineren  9Jhttt)ciIungen  in  3eitf(^riften  unb  auf  9iaturforfd)er=U5er« 
fammtungen  beröffentlid)te  ÖJ.  über  feine  3hbciten  1838  eine  bon  ber  Nederl. 
Maatschappy  voor  Wetensch.  bon  ^aartem  gefrönte  ^rei§fc^rif t :  „Over  de  Voor- 
stelling  van  Bastard-Planten  ane  Bidrage  tot  tlc  Kennis  van  de  Bevruchting 
der  Gewassen",  fotoie  ein  gröfiereS  jWeibänbigeS  äöerf:  S^etl  I  unter  bem  2;itel 
„35erfuc^e  unb  Beobachtungen  über  bie  23efrud)tung§organe  ber  boÜfommencn 
@ett)äd)fe  unb  il^re  natür(id)e  unb  fünjtlid)e  33eTrud)tung  burd)  ben  eigenen 
^Poüen"  erfd)ien  184-1  unb  ber  II.  „93erfud)e  unb  58eobad)tungcn  über  bie  93a= 
ftarbäeugung",  1849.  3Sie  mand^eS  in  feinem  8eben§gange  an  baö  ©d)idfal 
feine§  ä)ater§  erinnert,  fo  l^atte  fic^  bieg  epot^emadienbe  Söerf  eine§  fo  geringen 
bud^flänblerifc^en  grfoIgc§  ju  erfreuen,  bai  er  fid)  für  bie  S3eröffenttid)ung  be§ 
jmeiten  2;{)eile§  bei  ben  ungünftigcn  3eitbert)ä(tniffen  be§  „toEen  ^ü1)xe^"  gum 
Selbftberlagc  entfd)Iief3en  mu^te;  bod)  mar  i^m,  mie  feinem  SBater,  aud)  ber= 
gönnt,  ba^.  |)auptn:icrf  feineS  l'eben§  an  feinem  5eben§abenbc  jum  2lbfd)lu^  gu 
bringen.  S)ie  23ebeutung  beffelben  mürbigt  (Bad)^  (ö)efd)id)te  ber  33Dtanif, 
©.  462)  mit  folgenben  äöorten:  „Seibe  2öerfe  aufammen  finb  ba§  grünblid)fte 
unb  umfaffenbfte ,  ma§  biSljer  über  bie  erpcrimentelle  Unterfuc^ung  ber  (5ei-uali= 
tätSber^ltniffe  ber  '^flanjen  gefd)rieben  Sorben  ift.  ©ie  bilben  einen  gton:eid)en 
3lbfd)Iu^  ber  nad)  ^ölreuter  mit  ^tt^eifetn  «n  ber  ©eruatitdt  beginnenben 
^^eriobe". 

giora  1851,  ©.    135-43   (nad^   9B.    bon  Säger  erfc^ien  biefer  ^efro= 

log   eines  ungenannten  a5erfaffer§  juerft  in   ber   ©(|mäbif(^en   (£()ronif   bom 

28.   S)ec.   1850).     b.  3?äger,  in  ;3at)re§^efte  be§  SiereinS  für  batcri.  9toturf. 

in  3!ßürtemberg,  8.  3fa^rg.  1852,  ©.  16—33.  Slfc^erfon. 

©ort):   S.  6.  ®.,  ^mat^ematifer,  geb.  am  1.  3uni  1792  ju  ^Jtagbeburg, 

t  am  16.  gebruar  1864  ju  .^alle,  tt)o  er  ber  Uniberfität  feit  1823  al§  au^er= 

orbentIid)cr  ^^rofeffor  anget)örte,  ot)ne  nennenSroert^c  Erfolge  feiner  öel^rf^ätigfeit 

aufmeifen  3U  fönnen.     '^lehtn  einer   „9lügemeinen   ©röBenle^re"    (.^atte    1820) 

berfa^te    er  befonberS  eine  ^Jlonograb^ie    in   lateinifd)er  ©pradic  über   bie  ara= 

bifd)en  Ueberfe^er  unb  ©rftärer  be§  ßuflib  {^aUt  1823),  metd)e  bon  bleibenbem 

großem  3öertf)e  ift  unb  fei)r  bebauern  lä^t,  ba^  ß).  nid^t  feine,  in  ber  5ßorrebc 

gegebene   3ufage   erfüHenb ,    meitere   9lrbeiten   auf   gleid)em  ©ebiete  folgen  lie^. 

äßir  fennen  bon  \i)m  nur  nod)  eine  ^Injaf)!  bon  33eiträgen  ju  @rfd)  unb  @ruber'§ 

@nct)cIopäbie,  toeld^e  ben  getoiffen'fjaften  unb  geleierten  ^iftorifer  ber  ^Jtatljematif 


(Sjai^c  —  ®arüe.  385 

erfennen  lafjen.  53teKeici)t  l^äitgt  mit  btejer  bem  etjuHten  9taume  nad^  fo  9e= 
ringeti  tt)iffenf(i)a|tli;^en  X^ätigfeit  bie  öerbrie^lic^e  5latur  bon  (B.  3ufammeti, 
ber  al§  gricggrämiöcr  ^unggejette  ein|am  in  einem  S)Q($ftül6(i)en  feine  testen 
^ai)xt  öei-trauerte.  Untex  ben  Erinnerungen  an  ben  ©onberling,  bie  gegenwärtig 
no(^  in  ^aEe  bor'^anben  finb,  ntöd^te  folgenbe  BefonberS  fenn^eidinenb  erfct)einen. 
2II§  @.  einmal  lebenSgefä'^rlitf)  erfranfte,  Ite^  er  ficf)  au§  ber  Uniöerfitätebibliotl^ef 
fämmtti(^e  5Büci)er  über  bie  Unfterbtii^feit  ber  ©eele  ^oten.  äöieber  l^ergefteEt 
fd^idte  er  bie  SSü(i)er  äurüd  unb  lie^  baju  fagen,  nun  braud^e  er  fie  nic^t  me^r. 
SSei  feinem  Xobe  öermacfite  er  aber  biefer  S3ibIiot^ef  qKc  feine  3?üc£)er,  barunter 
mel^rere  tnerf^öoHe  ältere  (Sd)riften.  ßantor. 

®ar^c:  f.  ©arcocuö. 

®aröc:  ßl^riftian  ©. ,  5]}opularpl,ilofopl) ,   geb.  am  7.  :3anuar  1742  in 
SBre§lau,   t   ebenba   in  ber  9la(i)t  öom  30.  5loöember  jum  1.  Seaember  1798. 
6r  gel^ört  gu  benjenigen  ^[Rännern  be§  borigen  ^a'^rl^unbertg,  tceld^e  bie  3Biffen= 
fd^aft  in§  Seben  äu  füljren  fid£)  müßten,  bie  mit  meltmännifdfier  SSilbung  öertraut, 
öoE  3ld£)tung  bor  il)rer  ^J^utterfpradie,  im  ßJegenfa^e  p  ben  gelehrten  5)]ebonten 
beutHd^  unb  fa^lic^  fd^rieben  unb  baburdf),  U)ie  ©oef^e  bon  (Saibe  unb  ^lenbel§= 
fo^n  fagt,   attgemeine  2:i)eilna]^me  unb  35etounberung  erregten.     SSebor  j?ant  in 
feiner  ganzen  Sebeutung  geb3Ürbigt  mürbe,  galt  &.  nebft  bem  i^m  befreunbeten 
5Jtenbel§fo'§n  für  ben  bebeutenbften  $]ß:§ilofo|)|en,   unb  ^ant  felbft  utt^eilt  fo  in 
^Briefen    an   5[Renbel§fol)n  bom  S-  1783.  —  ®.  ttiar  al§  Ueberfe^er,  6ommen= 
tator,    ^ritifer   tt)ätig;    feine   ^ft)ci|ologifc^=mDralifdf)cn   9lb^anblungen  befunben 
alte  ben  feinen  Genfer:    im  getoiffen  ©inn  ift  er  auä)  ber  9!>orläufer  ber  fpäter 
fo    gef(f)ä|ten    S5erf affer    bon    „@ffat)§".    —    @ine    georbnete    (Sammlung  feiner 
3a!§lreidf)en  Slbl^anblungen  l^aben  ioir  nid^t;  mit  9tedf)t  beflagte  ba§  fd^on  5Bouter= 
meE  (1819):  „berbienen" ,  fe^t  er   ^in^u,    „biefe    gemeinnü^igen  ©df)riften  nic^t 
bor  oielen   anberen   in   einer  9iei!^e  pfammengeljörenber  SSänbe   einen  ^lo^  in 
jeber  guten   35ibliot^e!?"   —  5ll§  Ueberfefeer  mad^te  (S.  fid^  frü^  befannt:    im 
^.    1772    berbcutfdE)te    unb    commentirte    er   „9(bam  f^evgufon'g  ©runbfä^e  ber 
5Jloratt'^ilofot)l)ie";    in   bemfelben  ^a1)xe   erfd£)ien   bie  ^roeite   9lu§gabe  be§  bon 
gjlein^arb  überfe^ten  2Ber!e§   bon  ^.   §ome    „örunbfä^e  ber  ^riti!"  burd^  &. 
unb  ßngel   beforgt    in   ^mei  SSänben ,   balb   barouf  ha^  für  bie  öitteratur  unb 
^!pt)ilofo|i]§ie   im   bortgen  ^a^rl)unbert  toidt)tige  SBud)  bon  (Jb.  35urfe  „Ueber  ben 
Urf:prung  unferer  ^Begriffe  bom  ©r'^abenen  unb  Sd)önen"  (1773  anont)m),  ba§  auf 
Seffing,    ^erber ,   Äant    6influ§    übte.     Seffing  unb   ^erber   tDoHten  ba§  3Ber! 
überfe^en,    führten   i^ren   5ßlan   aber  nid§t   au§;    au§  einem  Briefe  äöei§e'§  an 
^erber    bom    ^.    1768    ge'^t    '^erbor,    toie   biel   Söertl)   barauf  in  litterarifd^en 
Greifen  gelegt   tourbe.     1776  erfdt)ten   (Sarbe'S  Ueberfe^ung  bon  3llej.  ©erarb'g 
SSerfud^  über  ba§  (Senie,  bie  au($  ©dritter  eifrig  la§.   S)urdf)  griebric^  IT.  mürbe 
@.   äu  einer  Ueberfe^ung   be§  ßicero  bon  ben  ^fli(^ten  aufgeforbert,    meiere  er 
1779  in   ßbarlottenbrunn   begann   unb   1783   mit   3lbl)anbtungen  unb  2lnmer= 
lungen  beröffentlid£)te ;  1788  erfd)ien  bereits  eine  britte,  1792  bie  bterte  5luflage 
mit    ber    h:)idf)tigen    aud^   befonber§    (^uerft  1788)  l^erauSgegebenen  2tbl|anb(ung 
„Ueber  bie  SSerbinbung  ber  5Jtoral  mit  ber  ^politif".     !Sie  Unterfud^ungen  „3fo= 
■^ann  9Jtacfarlan§ ,    ^rebigerS    in  Sbinburg ,    über   bie    2lrmutl)"    überfe^te   er 
unb   begleitete   fie   mit  3wfä^en  unb  Slnmerfungen  1785;    ebenfo  ^11.  5^)at)let)'§ 
„(Srunbfä^e  ber  ^oral  unb   ^olitif"    1787    (2   33be).    —    ®a§    ^ntereffe  für 
nationalofonomifd^e  fragen  fu(f)te  er  aud^  befonberg  p  förbern  burc^  eine  neue 
ißerbeutfd^ung  bon  Ibam  ©mitl)'§  3Ber!  „Ueber  ben  5ktionalreid^tl§um",  mobei 
ein  ©eptfe  il)n  unterftü^te  (1.  unb  2.  2;:^eit  1794;    3.  Xl)eil  1795;    4.  2§eil 
1796).    S}on  9lrtftotele§  überfe^te  unb  erläuterte  er  bie  @t^i!  (1798,  1.  3;^eil); 

Sragem.  beutftfje  SSiosra))'6te.    VIII.  25 


386  ®""'^- 

bic    ^t^otitif   eiid)ien   mä)    feinem    SLobe   l^etauSgegeben   öon  @.   @.    ^üllebotn 

(1.  2:]§eit  1799;  2.  lljeil  1802).  —  SSon  jeinen  ^ritifcn  finb  bie  Bebeutenbften : 

bie   9lecenfton    ber   fritifd^en  äöälber   don  Sperber   in   ber   9^euen  33161.  ber  |d). 

äö.  1769,  IX.  1.  u.  2,  in  toetd^er  er  ben  äiejfinn  unb  bie  Äenntnijie  |)crbei-'§ 

tü^mt,  üicx  üon  bem  „öortrefflid^en  ^o^te"  n)ün|d)t,  ba^  er  mit  minbcrer  ^ef= 

tigteit   feine   eigenen   grörterungen   burdibenfe   unb    bovtrage.     OBglcid^  (S,  für 

^crbci-'§  tiefe  Intentionen,  '•Jlatürlic^feit  unb  Unmittelbaifcit  be§  ®efül)l§  in  ber 

5)3oefie  ju  förbern,  nic^t  ba§  not:§tocnbigc  Organ  mit6rad)te,  njünfd)tc  fid)  .g)er= 

ber  „Uiete  fold)er  ßefer"  (äöerfe  öon  @upt)an  II,  83).      S)ie  bortrefftid^e  9lecen= 

fion  öon  Seffing'§   ßaofoon  1769  in  bcrfelben  3eitfd)rift;    toieber  aBgebrudt  ift 

fie  in  ber  jtöeiten  5luflage  ber  ©ammlung  einiger  5lM)anbIungen  au§  ber  neuen 

SBiöl  (1802,  2.  Zijdij.     3n  mani^en  ^4>unften  glaubte  ®.  ^effing  miberfpred)en 

äu  muffen;   fd^arffinnig    f)at  er  aber  fd)on  bamal§  bie  ßigenart  Seffing'S  in  ber 

Sße^anblung   tt)ilfenfd)aitlidf)er  fragen  unb  feine  unöcrglei^lid)e  Äunft  ber  S)ar= 

fteüung  ju  föürbigen  unb  ju  d)arafterifircn  gemußt.    Seffing,    ber  ben  SJerfaffer 

übrigens  nid^t  !annte,  war  allein  mit  biefer  Äritif  „fe^r  tt)ot  aufrieben",  mie  er 

5lico(ai   fd)rieb.    —   S)ie   ^DJlängel  ber   33arben=   unb  ©falbenpoefie  erfannte  @. 

tt)ie   ©oet^e;    bie  9tecenfion   erfc^ien  1771  in   ber   genannten  geitfd^rift.     S)oct) 

öju^te    er  bie  $emüf)ungcn  .^erber'S  nid)t  genügenb  ju  toürbigen ,    ber  eine  au§ 

bem   nationalen   23oben   ^raft    unb   ©tärfe  3iel)enbe  5£)icf)tung  erftrebte.  -    S)ic 

Äiiti!   ber  reinen  Sjernunft   enblicl)   öon   Äant  recenfirte    @.  in   ben  (Söttinger 

getel)rten  ^njeigen  1782;  feine  3lrbeit  tourbe  jebocE)  öon  f^eber  in  öerftümmelter 

©eftalt  öeröffcntlid)t.  —  ^el;rere   feiner   '^lbt)anblungen   fammclte   unb    orbnete 

@.  felbft,    fo    gab   er   1779    l)erau§   bie    „(Sammlung  einiger  2lbl)anblungen" ; 

„SBermifd^te  ^luffäl^c",    1796  1.  2:^eil,    1800  2.  i^eil.  —  2)ie  „a)erfud)e  über 

öerfd)iebene  ©egenftänbe  au§  ber  ^Otoral,  btr  ßitteratur  unb  bem  gefettigen  ßeben" 

erfd^ienen    1.    Xljeil    1792,    2.    Xljeil    1796;    ber    3.  2:§eil  (1797)  entl)ält  bic 

©palbing  geöjibmcte  größere  (5d)rift  „lieber  ®efettfd)aft  unb  ©infamfeit",  metd)e 

il)ren  3tbf(^lu|  im  4.  2l)eil  fanb,    ber  ebcnfo  tou  ber  5.  nad)  feinem  2;obe  öon 

^anfo  unb  ©d^neiber  Ijerauägegeben  mürbe,     ©eine  ^^uffä^e  über  griebric^  IL, 

bie  äum  St'^eil,  nad)  feiner  eigenen  ^Dtittlieitung,   burcl)  feine  Unterrebungen  mit 

bem   Könige   öeranla^t    maren,    fammelte  er  unter   bem   Sitel  „g^ragmcute  3ur 

(5d£)ilberung    be§    @eifte§,    beS    ß^aratterg    unb    ber   Otegierung   griebridE)§   be§ 

3mel)ten",  1798,  2  23be.  —  @ine  toid)tige  Duette  für  @aröe"§  geben  finb  feine 

^Briefe:    tüer  mic^   nur    au§  meinen  ©c^riften  fennt,    fd^reibt  er  einmal  feinem 

t^reunbe  aBei^e,  fennt  midi)  toenig.     ^Jleine  ^öriefe  enthalten  öietteic^t  mel)r  gute 

@eban!en   al§   meine  58üd)er.     S)ie  mid^tigften  finb:    ,3evtraute  Briefe  an  eine 

gfreunbin",  1801;  „^Briefe  an  feine  ^3Jlutter",  l^erauSgcgeben  öon  ^.  31.  ^Jteujel 

1830  (für  bie  3eit  öom  i^anuar  1770  bi§  ©e|)tcmber  1772);  „Briefe  an  3otti= 

lofer"  bi§  jum  SobcSja^re  3ottifofcr'§  1785,  1804;  „Briefe  an  Söei^e",  1803; 

„SSriefe  öon    ^^riebrid^   @en^   an   @aröe",   1857  öon  ©d)önborn  l)erau§gegeben 

(für    bie    S^a^^re    1789—1798).    —   ©aröe'§   SSater ,    Sefi^er  einer  gärberei  in 

SBreSlau,  ftarb  frü'^e;    ben  fd^mäd£)lid^en  Änaben   erjog  bie  treuefte  5Jlutter,  mit 

meld^er   er  zeitlebens   im  fdjönftcn  S}erl)ältniB  ftanb.     9ln  be§  ©ot)ne§  Silbung 

'^atte  bie   trefftidl)e   ^^rau   öielen  3lnt^eil;  bie  Sricfe  an  fie  jeigen,   ba^  fie  bei 

attem  einfad^en  ©inn  ba§  größte  ^ntereffe  für  äöiffenfd^aft  unb  S)idl)tung  ^atte. 

S)e§   ©o'^neg  nid)t   leichte   ^;!lbl)anblungen  la§  fie.     Sl)re  gr5mmig!eit  war  öon 

leinem    .^ang   ju   ungefunber   ^IRt^ftif    ober    ju  fanatifd^er  Sfutoleranj  getrübt; 

Seffing  $at    fie  t)erfönlid^   gelaunt  unb  gee'^rt.     1762  be^og  @.  bie  Uniöer-fität 

granffurt  a.  £). ;  nad)  SSaumgarten'S  Sobe,  ber  balb  barauf  ftaxb,  ging  er  jebod^  nad^ 

.g)atte,  mo  er  fid^  ber  ^P^ilofop^ie  unb  5Jlat:§emati!  mibmete;  bie  bort  l§errfdl)enbe 

^ietifterei  ftie^  i'^n  ab.     ^Jlac^bem   er  5)lagifter  geworben,    begab  er  fid^  1766 


©arüe.  387 

nacf)  Sei^jtg.  ^ier  tt>o!§nte  er  auf  3Bun|(^  ber  ^Jluttev  Bei  Vettert,  ber  il^n 
äärtlid)  IteBte  unb  fein  2;alent  öalb  eifannte.  ^Jtc^^rei-e  ^Briefe  ©eEert'S  an 
@ai-t)e'§  Butter  unb  an  i"^n  finb  er'fialten.  S)ex  ängftltd)e  ©eEert,  bem  ba§ 
trete  2e6en§gefüt)l  ber  S)id)ter  ber  neuen  9iic^tung  jremb  toar,  toirÜe  in 
mancher  SSe^ieiiung  üieEeid)!  nid^t  günftig  auf  t^n;  in  Seipjig  lernte  ®.  aöer 
tüie  Sngel  ein  ^^^l^ttofo^t)  für  bie  SBett  3U  toerben.  S)a§  ©treben  ber  Seip^igcr 
nac^  ©rajie  iou^te  er  fo  ju  öertocrf^en ,  ba^  feine  Ii(i)tboIIe  ^45rofa  toeber  on 
Söürbe  nod)  an  @inbringlid)!eit  einbüßte.  5[Rit  &).  S^elij  Sßei^e  tourbe  er  Be= 
freunbet;  efienfo  mit  goHi^ofer,  einem  freiftnnigen  5]3rebiger  an  ber  reformirten 
Äirc^e  3U  Seipjig,  ber  ac^tunbjtean^igiä'firig  au§  ber  ©d^mei^  bort^in  berufen 
toarb;  mit  ^[Ric^ael  ^uber,  Oefer,  öor  aEem  mit  bem  ^tiilotogen  Steij,  bon 
bem  er  f agte :  nie  !^at  ein  5}lenf(^  mi(f|  aufrictitiger  geliebt.  —  3luf  ben  SBunfd) 
ber  5Jlutter  öerlie|  er  Mp^ig,  f(^on  1767.  S)en  ©ommer  ftubirte  er  fe'^r 
fleißig  in  33re§lau,  feine  !ör^erlid§en  Seiben  begannen  f(i)on  bamal§.  3}om 
^at  biefe§  :3a!)re§  an  liegen  in  ben  ^Briefen  an  eine  ^^i-'cu^bin  5^a(^ri(f)ten  über 
i^n  unb  feine  bamaligen  ©lubien  bor.  Sie  3ßit  ^^^  ©elbftbeobac^tung  unb 
©elbftber^ätft^elung  tritt  auc^  au§  biefen  ^Briefen  un§  entgegen,  ^lur  ber  3Sor= 
name  ber  }^xan ,  ^il^elmine,  ift  mir  Be!annt;  fie  toar  an  einen  Slbbofaten  in 
Seip^ig  berf)eirat^et,  bon  bem  fie  \xä)  nid^t  genug  geliebt  unb  berftanben  füf)lt. 
©ie  erfdieint,  au§  ben  SSriefen  (Sarbe'S  an  fie,  feinfühlig,  etU)a§  bcrtoölint,  bi(J)= 
terifc^  beanlagt ,  ber  Umgang  mit  ben  tribiaten  f^i-'auen  SeippgS  &el)agt  i^r 
nici)t.  ^^ür  ®.  "^at  fie  gro^e  Steigung,  ift  gelegentlich  felbft  eiferfüc£)tig ,  tüenn 
er  eine  anbere  f^-rau  lobt;  bei  i"^m,  ber  al§  ein  ^Jlann  o|ne  alle  jugenblic^e  Seiben= 
jd^aft  erf(i)eint,  fteigert  fid)  bie  l^er^lidie  9ieigung  nie  jur  Siebe;  er  rebet  bon 
il)rem  „lieben  ©atten",  ift  beforgt,  fie  mit  il)m  in  Harmonie  ju  bringen,  ©eine 
ängftli(^e,  aber  audf)  jugleid^  getoiffen^^afte  unb  reine  Statur  offenbart  fi(^  über= 
all.  —  ®arbe'§  Seetüre  bilbcn  me'^r  bie  @nglänber  unb  Italiener  al§  bie  0^ran= 
jofen;  bon  beutfc£)en  S)id§tern  errt)äi§nt  er  unter  anbern  SBei^e,  befonber§  fein 
SErauerflji'el  „fftomeo  unb  ^ulie";  ben  5Ragifter  Äant  ertoä^nt  er  bei  @elegen= 
i^eit  ©mebenborg'g ;  in  ber  ^liilofop^te  jeigt  er  fic§  er  al§  ©d^üler  SocEe'S  unb 
ber  ^P^ilofop'^en,  bie  Sodfe'S  6mpiri§mu§  folgten.  —  dlaä)  @ellert'§  2obe  tourbe 
@.  1768  au^erorbenttidier  ^rofeffor  ber  ^^ilofop^ic  in  Seipjig;  er  la§,  toie  bie 
Briefe  an  bie  5)tutter  le'^ren,  über  Sogif,  9ilat|emati!,  -i^etorü,  &ti)\t.  ^m. 
ß^oEeg  -über  le^tere  l)atte  er  wenig  ^n^öux,  „unb  ba§  ift  gerabe  bie  5lrbeit, 
bie  id)  am  liebften  unb,  toie  id)  benfe,  am  beften  t^ue."  ®er  3lufentl)alt  in 
Seipäig  jeboc^  tourbe  i"^m  nii^t  blo§  burd§  feine  fd^toäd^lic^e  ©efunb^eit  ber= 
leibet:  unfere  Unibcrfitäten  l^aben  einer  Ütebolution  nöf^ig,  fc^reibt  er.  S^= 
nel^menbe  .^ränflid^leit  3toang  il)n  enblidt)  1772  in  feine  25aterftabt  5urüdäu= 
feljren.  ©eine  ja'^lreidien  3lbl) anbiungen  bon  biefer  3cit  ^^  machten  i'^m  in 
S)eutfdt)lanb  balb  einen  berü'^mten  Flamen;  frei  bon  jebem  Slmte,  lebte  er  nur 
leinen  3lrbeiten.  f^ür  gefeKigen  Umgang  l^atte  er  ftet§  bie  größte  33orliebe; 
fein  für  bie  ^''-'eunbfd^aft  fe'^r  empfänglidC)e§ ,  fanftgeftimmte§  |)er5  lie§  il)n  mit 
fernen  f^reunben  in  regem  33rieftoed)fel  bleiben,  ^m  fd£)lefifd)en  SSabe  6!§ar= 
lottenbrunn  befanb  er  fid^  oft  jur  (är'^olung ;  feltener  mad^te  er  Steifen,  fo  1781 
nadf)  SB  erlin  unb  SSeimar,  too  er  ®oet£)e  fprai^ ,  aber  bon  i'^m  in  23riefen 
leiber  nid)t  S3erid)t  gab.  —  S)er  ärgerlidf)e  ©treit ,  ben  ^flicolai  unb  Siefter 
gegen  i^n  erhoben,  al§  er  gegen  bie  i£)m  übertrieben  fdt)einenbe  3^urd)t  bor  ben 
Sfefuiten  fiel)  auSfpradt),  tourbe  balb  beigelegt:  53iefter,  ber  bietteidt)t  fd)arffid^tiger 
"hierin  al§  @.  toar,  lonnte  be§  9}tanne§  e'^rlid^en  unb  milben  ©inn  nid^t  lange 
berfennen.  —  Sm  „©(^reiben  an  ^errn  Q^riebrid^  ^flicolai"  (1786)  jctgt  ©. 
übrigens  beutlidE) ,  bat  er  auc^  über  ben  englier^igen  ^roteftantiSmuS  !^inau§= 
gellt.     „@r  ift  mir  tl)euer  unb  toertl§  al§  5Jiittel,   al§  ein  gebahnterer  2Beg  ju 

25* 


388 


©oröe. 


bcnienigen  Untetfu($ungen  unb  Äenntniffen;  toelrfie  irf)  öor  allen  anbevn  liebe. 
5Diefe  jclBft  abn  finb  e§  eigentlich,  rtaS  ic^  jcf)ä^c:  unb  Bei  toelc^em  9Jlenjrf)en 
iäi  fte  finbe,  ba  finbe  id^  einen  (S5tau6en§genofien  unb  einen  greunb."  —  ©in 
h-el6§artige§  ßeiben  am  3luge  lam  ju  ben  übrigen  Uebeln  'fiin^u;  eine  Üteife  nac^ 
S5erlin  im  ^.  1790  brachte  i^m  feine  9lettung.  ^aä)  beni  2obe  ber  ^tutter 
(1792)  füt)Ite  er  tief  feine  ^ereinfamung ,  aber  er  ertrug  feine  ßeiben  mit  jener 
@ebulb,  tt)etc^e  (5cE)iIIer  in  beni  be!annten  .^enion  rü^menb  tierbor'^ebt  gegen  bic 
„frömmelnben  ©ditDät^er".  f^ür  @.  toar  e§  eine  fctjöne  ©enugf^uung,  ba|  einer 
ber  2füngften  unb  58egabteften  ber  ^S^it,  ber  mit  feinem  2)enlen  unb  2:ra(i)ten  in 
unfer  ^a^rl^unbert  I)incinrei(f)t,  ba|  griebrirf)  ®en^,  ber  bamal§  feine  gro|  unb 
frei  angelegte  ©eele  ber  üteaftion  no(^  nic^t  berfauft  %tte,  bi§  5u  ©aröe'S 
2;obe  il)m  mit  größter  ßiebe  unb  3>ere^rung  anl)ing.  2)ie  feit  1857  erft  bcfannt 
getoorbenen  SSriefe,  in  benen  aud)  über  rec£)t§pt)itofopl^ifi^e  S^-'^Ö^t^  i^iU'iS  öf^= 
lanbelt  toirb,  geben  baöon  ein  f(i)öne§  3ßwgni|.  @aröe'§  unab'^ängiger  ©inn 
oerbiente  ba§  2ob  @en^en§,  ber  il^n  anfforberte,  ba  er  hen  ^Regenten  fo  trefftid^ 
i'^re  ^^flidit  getet)rt,  aud)  einmal  für  bie  9tec^te  ber  Sijiter  mit  feiner  „burc^ 
feine  (SJunft,  feinen  ^a^  entttjei^ten  g^ber"  einzutreten.  —  SDie  ^4>eriobe  2ßöllner= 
3Sifcf)of§merber  in  ^sreu^en  öcrurtfjeilte  &.;  er  raupte  aber:  „feine  ßenfurebifte 
werben  bie  bi§  .^u  einem  gemiffen  @rabe  ber  3lufflärung  gelangte  35ctnunft  ber= 
bunfeln  unb  jurücf  in  Slbergtauben  treiben."  ^m  ©eptember  1798  mibmete  er 
ßant  bic  te^te  ?lrbeit ,  meiere  er  felbft  noc^  befannt  mad)te :  e§  tnar  ber 
1.  23anb  feiner  Ueberfe^ung  ber  6t^if  be§  ?lriftotete§  mit  ber  3lbl^anblung 
„Ueberfidit  ber  öorne^mften  ^priujipien  ber  (Sittenlel^re".  3Bät)renb  ber  grau= 
famften  Äranf^eit,  burcE)  Ujeld^e  bic  ^latur  langfam  it)r  ÖJefc^öpf  ^erftört,  mie 
eg  im  ©(^reiben  an  Äant  l)eif}t ,  l)attc  er  fie  öerfa^t.  SGßenige  2öoc£)en  bür= 
auf  tt)ar  ft  tobt.  —  2Ba§  ®.  geleiftet?  —  2)a§  ift  nic^t  tei(i)t  in  ^ürje  öon 
biefem  ©d^riftftetler  ju  fagen ,  beffen  grö|te§  2}erbienft  in  ber  3lnregung  unb 
i^^örberung  Slnberer  ju  fuc^en  ift,  meiere  firf)  oft  bem  beftimmtcn  ^Jlacf)mei§  cnt= 
zielten.  6r  felbft  fagt  einmal  mit  ^.}(nfpielung  auf  öoroj,  er  glaube  nid^t  gauj 
unnü^  al§  2Be^ftein  für  5(nbere  gemefen  ju  fein,  menn  er  aud)  at§  fct)neibenbe§ 
;3nftrument  nur  toenig  au§gert(^tet  l^abe.  —  Sein  ß^rgeij  mor,  ber  beutf(i)e 
^umc  3u  fein,  ^m  Sluffat^  „S)ie  IPunft  ju  benfen",  rü'^mt  er  i^n,  tt)eld)er  fic^ 
al§  ungeeignet  ermiefen  "^abe  ber  Urlieber  eine§  neuen  ©t)ftem§  in  irgenb  einer 
SSßiffenf^aft  p  fein,  ba^  er  fel)r  mo'^t  öerftanben,  in  ben  ©l)ftemen  ?lnberer 
öerborgenc  Sücfen  unb  ©(^tt}ä(^en  ju  entbecfen  ober  auc^  au§  i^ren  ©runbfä^en 
unertoattete  golSc^'unQ^n  unb  neue  3Bal)r^eiten  p  3iel)en.  ,g)ume  fei  nie  treff= 
lid)er,  al§  toenn  er  über  Sl^atfac^en  au§  ber  ©efc^ic^te  ober  au§  feiner  eigenen 
@rfal)rung  gef(i)öpft,  p^itofop^ire  unb  feine  ©ebanfen  unmittelbar  an  ba§ 
aSirflii^e  unb  (Sinjelne  fnü^jfe.  „^äj  geftel^e  bat)er,  ba^  unter  allen  t)^ilo= 
fot)l)if(^en  ©(^riftcn  feine  finb ,  tijclc^en  id)  meine  eigenen  5}erfuc^e  ül)ntid)  äu 
feigen  me:^r  münfd^te  al§  bie  feinigen."  —  ^reilic^:  fö  öiel  ba§  englifdje  Seben 
bamal§  bem  beutfd^en  an  äöürbc  unb  ©elbftbetouBtfein,  fo  biet  .«pume  felbft  ®. 
an  Energie  be§  ^yorf(^ung§geifte§  überlegen  mar;  fo  biel  mochte  ber  englifd)e 
ben  beutfd^en  Genfer  an  äöirffamfeit  auf  feine  unb  anbere  ^Jlationen  übertreffen, 
äöie  ^ume  burc^  feine  Unterfud)ung  be§  (JaufalitätibegriffeS  ba§  SSerbienft  "^at, 
^ant  nac^  beffen  ©eftäubni^  au§  bem  bogmatifd)en  Schlummer  gerüttelt  ju 
l^aben,  fo  ^at  @.  immerl^in  biefeS :  33ei  ber  ©rfenntniB,  ba^  bie  ©ittlic^feit  un= 
abtiängig  fei  bon  ber  üteligion,  fud^tc  er  menfc^lii^e  9}cr§ältniffe  unb  3uftänbe 
nic^t  nad)  bem  l^ergebraditen  ^a^ftab  ber  S^eologen  ober  ber  S)ogmatifer  au§ 
ber  äöolfifc^en  ©c^ule  ju  beurtl^eilen ,  fonbern  mie  2lriftotele§ ,  mie  ^^-ergufon, 
toie  ^ume  felbft  bemü'^te  er  fid^ ,  bie  3lufgaben  be§  ^^lenfc^en  au§  feiner  ^fiatur 
p  begreifen,  fo  ba^  bie  ©tttli(^feit  nic^t  me'^r  al§  etmaS  bon  au^cn  5öefo{)lene§, 


©attie.  389 

Unl6egxeif(i(i)e§  ^Eingenommen  vomht.  -hierin  mar  @.  bei*  SSoraröetter  ßant'§, 
bcr  fid)  burd^  il§n  gejörbert  fü^tte,  obwol  ev  in  feinem  5JloraIt)vincip  üon  il^m 
abteid).  S)arum  au(^  bie  befonbere  S^orlieBe  ©aröe'S  iüx  bie  ßt^if,  auf  melcfie 
er.  al§  einer  ber  ßrften  in  S)eutf(^lanb  natfibrütfüc^  '^inrtiieg;  für  S'i-'aS^n  na<i) 
bem  Söefen  ber  Sugenb,  ber  ^^reifieit  be§  menf(^li(i)en  SöiÜenS,  bie  er  fcfion  in 
ben  2lnmer!ungen  ju  ^yergufon  ju  beanttoorten  fid^  müt)te.  ®.  mar  e§  aud^, 
ber  mit  ^^iftorifd^em  ©inn  für  bie  ©ntmitftung  ber  ^^ilofopf)ie  begabt,  öott  (Sifer 
für  bie  toä^renb  langer  3eit  ganj  öernai^läffigte  @tf)i!  be§  ?lriftoteIe§,  burci)  feine 
Ueberfe^ungen  juerft  mieber  ba§  ^ntereffe  für  alle  ©cEiriften  bc§  ©iagiriten  in 
S)eutfd£)Ianb  ermedfte.  —  ®ie  9ti(^tung,  melciie  er  in  ber  i^ugenb  erfjalten,  ^^ielt 
@.  im  mefentlic^en  feft.  (Gegenüber  ben  ©c£)ütern  ^ant'§  —  bem  ^eifter  felbft 
na'Ete  er  immer  mit  .g)oc£)a(i)tung  —  nennt  er  fid§  in  ber  in  feinem  %ohe§)\a1)x 
erf(i)iencnen  ©d§rift  „Ueber  bie  attgemeinften  ©runbfö^e  ber  Sittenlehre"  iro= 
nifc£|  „einen  :j:)oi)nIären  ^'Eitofo|)l§en  im  fd^timmften  ©inne  be§  2öorte§  ober  t)icl= 
mel^r  einen  ^rebiger  be§  allgemeinen  ^Jlenfd£)enfinne§ ,  be§  fjeinbe§  aller  ed§ten 
^:§iIofo|)lEie."  6r  berjic^tet  baranf,  abfolut  erfte,  a^obiftifd§  gemiffe  ^ßrinäipien 
3U  l^aben :  tüie  man  bon  finnlic^en  Söa'Erne^mungen  au§get)en  muffe,  um  p  ben 
f)öd)ften  SSernunftmal^rlieiten ,  fo  muffe  man  bon  finnlid^en  ßmpfinbungen  unb 
trieben  au§ge"Een,  um  äu  ben  biefe  einfrf)ränfcnben  fittlii^en  SSorfc^riften  ju  ge= 
langen.  S)ie  2;riebfeber  ber  fittlicf)en  ^anbtungen  ift  i^m  mie  5lriftotele§  bie 
(SlücEfeligfeit.  S)em  toal§rl)aft  fittlidC)en  ^enfdien  foE  ^toar  feine  eigene  35ernunft 
©efe^geberin  fein,  aber  gegen  Äant  fucEit  er  auäjufü'^ren ,  ba^  bie  9}ernunft 
biefe  9tege(n  ber  .!^anb(ungen  nid^t  au§  fic^  fetbft  fonbern  au§  ber  @rfa^rung 
T^erne^men  muffe.  3öa§  bie  fittlic^e  ^^rrei^^eit  betrifft,  fo  mu^  ber  ^]Jtenf(f),  toenn 
tx,  um  fittlid^  fein  3U  fönnen ,  frei  fein  f oE,  bief e§  in  ber  ©innenmett  fein ;  bie 
"f^rei^eit  be§  SJlenftlen,  meint  er,  berul^e  nid^t  bIo§  auf  bem  ©tauben  an  bie 
©itttidt)!eit,  fonbern  auf  @rünben,  au§  ber  5latur  be§  3[RenfdEen  unb  ber 
Singe  l)ergenommen.  —  2tu(^  @.  l^at  !ein  neue§  ©t)ftem  aufgeftettt;  ber  fpecu= 
latiben  ^Bktap^t)fif  toar  er  abgeneigt,  ^lud^  er  '^atte  ba§  23ebürfni^ ,  überatt  an 
%^at'\'dä)liä)e§>  an3u!nü|]fen.  ^erborgegangen  au§  bem  bamal§  engbrüftigen 
Seipjiger  ®eIe'Ertentl§um,  lernte  er  öon  ben  Snglänbern  ben  ©inn  für  SBelt  unb 
5)lenfd£)en  fi(^  fdE)ärfen;  in  feiner  3}aterftabt  33re§lau,  too  bie  ©ele^^rfamfeit 
feinen  günftigen  35oben  fanb ,  l)atte  er  (Selegen'Eeit ,  mit  erfahrenen  unb  gebit= 
beten  ^Mnnern ,  meldte  bie  ^ebürfniffe  be§  praftifd^en  Seben§  fannten ,  genauer 
gu  öerte'^ren.  —  S)urcE  §ume  empfing  er  aud§  bie  Siebe  jur  SSefd^äftigung  mit 
ipolitifdCien  unb  öolf§toirt^f(f)aftlidEen  (Segenftänben.  S)ie  Ueberfe^ung  be§ 
©miti)  follte  bie  frü'Eeren  öerbrängen,  bie  er  einmal  elenb  nennt.  Söie  toenige 
S)eutfd)c  jener  3eit  mu^te  er  ba§  5^ad)ben!en  über  3uftänbe  be§  33aterlanbee, 
über  bürgerlid^e  9}erl§ältniffe  in  teeite  Greife  p  öerbreiten  ,  meldl)e  bi§l)er  aEen 
fold^en  ^Betrachtungen  gänjlidl)  entfernt  getuefen.  Sei  ber  einfeitigen  5lbmenbung 
aller  3eitgenoffen  bon  ben  ^yoi-'^ei-'uttgen  unb  S^ntereffen  beg  öffentlict)en  Seben§ 
toaren  5Ränner  tote  ^Otlöfer,  S^orfter  unb  er,  i^eber  in  feiner  Slrt  berfc^ieben, 
für  il)r  3}olf  bon  Sebeutung.  ©0  fd)reibt  ®.  „Ueber  ben  gl^arafter  ber 
Stauern",  „Ueber  bie  Urfadl)en  be§  S5erfaEe§  ber  fleinen  ©tobte"  k.  ,  mie  er 
über  bie  ^Pflid^ten  be§  Sfiegenten  hti  Sel^anblung  ber  9ftegierung§meife  ^yriebridti^ 
rebet.  @.  galt  barum  al§  ein  ©d^rif tfteEer ,  ber  aud^  ganj  befonbereg  Salent 
für  S^ragen  ber  5politi!  l)atte,  ein  23rief  ©d^iöer'g  bom  S-  1795  an  i^^n  jeigt 
ba§  3.  35.  ©eine  ^b!§anblung  „Ueber  bie  SSerbinbung  ber  5Jtoral  mit  ber 
5Politi£"  gab  Äant  offenbar  3lnla^  ju  feiner  ©c^rift  „3um  emigen  ^yrieben",  in 
ber  Äant  aud^  in  ber  ^Politif  nad)  feiner  5lrt  burdCigreifenber  ju  2Ker!e  gcl)t, 
gerabe  fo  toie  in  feinem  3Jloralprincip.  —  ©eine  ^leigung,  bie  3)inge  in  i^rer 
5ßeäie^ung  auf  "ta^  Seben  ju  betrad^ten,   beliütete  @.  bor  bem  S^^ler,    meldten 


390 


©arüc. 


gjienbelgfol^n  j(^on  1762  in  ben  ^itteratuiBriefen  rügt,  \)ü^  man  in  Seutfcf)Ianb 

immer    nodf)    getoo'fint    jei,    enttüebcr  für  ^H-ofeiJoren   ober   für  ©d)n(fnaben  ^u 

fd^reiöcn.     ©ein   JiBeftreben   rvüx,    bcn   OJUnncrn   öon  2Bett   unb    ©teüung  bic 

Söic^tigfeit   unb    bcn  SBertl^    t:^eoretif(i)cr  nnb  geleierter  ^ßejd^äjtigung  begreiflich 

3U  ma^en.     SBenn   e§   un§  gelänge,    jrfireitit  er  einmal,    unjern   g-ürftcn  einen 

beutf{i)en  5)lonte§quieu  in  bie  i^änbe  p  gelben ,    öielleiclit  würben  fie  bann  auc^ 

unjere  Ätopftocfe   unb  Seiner  unb  fiejfiuge  unb  ^kfe§  lejen.     2)er  SBeijall  unb 

bie  Sluimerffamfeit ,    bie  ber  groBe  f^riebrid^  il^m  joEte,    seigten  ®. ,   ba|  jeine 

33emül)ungen  nidjt  umfonft  lüaren.     2lu(^   jür  33erl6efferung  be§   ©tit§  unb  ber 

9lein^eit  ber  beutfd)en  ©prad)e  tt^ar  er  beforgt,  n)obon  bcfonber§  ber  Slulfat^  „Ueber 

ben  (SinfluB  einiger  bejonberen  Umftänbe   auj  bie  83itbung  unjerer  ©pradje  unb 

£itteratur"  3euö"iB  ßi^t.     @r   beflagt,   ba§   toir  un§  um  bie  53öller  ju  tt3enig 

be!ümmcrt   l)aben,  bie   unfere   eigene  älteftc  Sprache  ober  einen  3)ialeft  berfelben 

reben ;    er   toci^,   bafe  .ftlobftocE  unfere  ©prad)e  burc^    malerifd)e   au§brud§öolle 

„äöörter  bereichert   unb    gel^oben ,    bafe   Öeffing   niand)e§  mit  Unred)t  berad)tete 

SBort,  manchen  3lu§brurf  gerettet  ^^at."     Unb   in  ben  in  ber  ^Berliner  9lfabcmie 

öorgelefenen  „5lllgemeinen  23ctra(^tungen   über  ©pradiöerbefferungen",  bic  offen= 

bar  huxä)    i^xxchxiä)^   befannte   ©c^rift   De   la   littärature   alleniande  öeranla^t 

tourben,  ift  er  überzeugt,  ba^  nur  bie  großen  ©i^riftftellcr  bic  ©brache  auebilben 

fönncn ,  ba§  ©rammatifen  unb   SBörterbüc^er  ben   bi§  je^t  erreid)ten  ®rab  bet 

9lu§bilbung  ber  ©prad)e  nur  angeben  unb  allgemein  befannt  machen,  aber  nic^t 

erl^öl^en.     3}on  bem  Ißerfud^,  ber  ©pradie  burd)  ©rlüciterung  ber  öeralteten  ober 

^ßroöinjialtuörter  feine  ©d)attirungen  ju  geben,  öerfbrid)t  er  ftd)  nur  jföeifelliaften 

©rfolg.     Heber  ben  9tutjen   cine§  2öörtcrbud)e§  rebet  er  nur  gcmäB  ben  ^ynten= 

tionen  3lbelung§  (f.  b.),  „beffen  5lrbeit  in  i^ctradjt  ber  ©c^inierigfcit,  weld^e  fie 

für  ben  erften  Untcrne'^mer  i)at,  burd)  it)re  33otltomment)eit  in  (Srftaunen  feljt." 

5Jtangell)afte6  unb  Unrid)tige§  bei  il^m  toerbc  bie  ^^Ifabemie  bcrid)tigen;  aber  ©. 

ttill  nid)t,  ba^  ba§  SBörterbud)  unfere  ©brache  firire,  l^art  unb  fteif  mad^e:    er 

Witt,    ba^    fie  unter  einer  „bemoh-atifd)en  3]ern)altung"  ftcl)e ;    bic  Oiaf^fdilägc 

ber   ©elel^rtcn   müfjten  erft  bic  ©anction  ber  33olf§ftimme  crl)alten,    el)e  fie  3u 

toirltid^en   ©pradigcfeljcn   Werben.     ©el)r   bebeutfam   ift   aud)   fein   Söunfcf)    am 

©d)lu^,  ba^  e§  gcwöl^nlid)  Würbe,  bcn  Zöglingen  ber  äÖiffeufi^aTten  9}orlefungen 

über  einige  unferer  beften  ©d)riftftellcr  ju  Italien.  —  ©arbc'S  Ucberfclicrt^ätigfeit 

War  nic^t  Wie   bie    üieler  3fi^9fnoffen  eine   rein  jufättige  ober  med)anifcee :    er 

tt)at  mit  O^ergufon  einen  ebenfo  glüdlid)en  ®riff,  Wie  mit  feiner  oben  erwäl)nten 

Ucbcrtragung  be§   2Berte§   öon  sBurfe.     2öä|renb  bigt)er   im   Söefentlic^en  eine 

rein   äuBerlid)e   ^unftbetrad)tung ,    welche  abftracte  9tegcln  aufftettte,    ge^errf^t 

l^atte,   fud)ten  bie  englifc^cn  ^:i>fQd)ologcn  ba§  äBcfen  unb  ben  Urfbrung  unferer 

SBcgriffe  öom  ©d)önen  unb  ©rl)abenen  5U  erraffen.     2Bic   man  fic^  bemül)te  öon 

ber  9ieligion  bie  5^oral  ab,5ugrenjen,  fo  ücrftanb  e§  aSurte,  bie  äftf)etifd)en  em= 

bfinbungen   öon    ben    ^Jlcbenerfc^einungen    ^n    trennen.     ©0    wenig   er  aud)  bic 

Siefe   ber   fünftlctifd)en   Sonception  3U   erfaffen  im  ©tanbe  War,  bic  jerftreuten 

58eobad)tungen  burc^  einen  umfaffenben  ©ebonfen  ju  binbcn,  finbet  fic^  bo(^  bei  il)m 

fd)on   ba§  @efü^t    be§  ßrl^abcnen  im  Söcfcntlic^en  wie  fpäter  bei  Äant  erflärt; 

unb  einbringlid^  ^ebt  er  beim  ©d^önen  bie  öoEfonimcn  unintcreffirte  33cfd)auti(^= 

feit  ^eröor.     S)ie  2öid)tigfeit  beg  i8ud)e§   erfannte  man  in  S)eutf($lonb.     1757 

crf(^ien   Surfe'S  Suc^;    1764    Äant'g    „58cobad)tungen    über   ba§    @efüt)l    beg 

©(^önen  unb  er^^abenen" ,    bie  burc^  a3urfe'§  offenbar  angeregt  waren.     Seffing 

nennt  in   einem  «rief   an  ^enbel§fo§n   (1758)  Surfe'S   2öa^rnet)mungen    fe^r 

braud)bar;    er  ^abe   5Jtaterialien  ju  einem  guten  ©t)ftem  gefammelt.     2öie  an= 

regenb   auf   i:§n  ba§  ^uä)  gewirft ,    bcjcugen  aud)  feine  SBcmcrfungen  über  ba§= 

jelbe  au§  ber  Seibaiger  Seit,   wo  er  2)efinitionen  öom  grl^abenen  unb  ©d)önen, 


@arbe.  39 1 

bon  ber  Siebe,  bem  öaffe,  im  9tnfc^fu§  an  Surfe  gibt.  2!ie  Ueberfe^ung 
Satbe'S  »urbe  um  fo  me^t  begrübt,  aU  man  lange  auf  eine  öergeblii^  ße^offt 
^atte:  ßarüe's  3Iuiia|  „lieber  ba§  ^ntereffirenbe"  unb  anbere  bezeugen,  toa§  er 
ielbft  üon  Surfe  gelernt.  —  @o  »enig  ferner  @erarb"5  Suc^  über  ba§  (Senie 
über  eine  äu^erlid)e  3ergtieberung  ^eraugfam,  fo  regte  bo(^  bie  Ueberfe^ung  in 
Seutjd^Ianb  ju  tieferer  Segrünbung  an.  (Sc^itter  öerlangt  ba§  33uc£)  1782  üon 
Üteintoatb;  man  toeiß,  toie  eifrig  er  fic^  fpäter  im  3tnfang  ber  neun5iger  ^a^re 
mit  bem  Segriff  be§  Öenie»  befc^äftigt  l^at.  ^n  bemfetben  Sriefe  öerlangt 
(Schiller  aud)  öome"g  SSerf :  bie  2.  3lu§gabe,  toie  oben  gefagt  »urbe,  l^atten  ®. 
unb  (Snget  beforgt.  ^n  me^rfac^er  Se^ie^ung  toar  ba§  Sud)  öon  Sebeutung: 
über  bie  Sef)anb(ung§tDcife  be§  fünffüßigen  ^ambuS  gab  er  ben  beutfc^en 
S)id§tem  erft  ba§  gel^örige  Sid)t,  fo  baß  |)erber,  ber  ^ome  ^oc^l^ielt,  in  ben 
Fragmenten  über  bie  neuere  beutfdöe  Sitteratur  entfd)iebener  aU  alle  für  ha^ 
„miltonif(^e  Sergmaß"  eintrat.  S)aB  Seffing  ^ome  unftreitig  gefonnt,  ja  i'^n 
für  feinen  Saofoon  benu^  :^at,  —  ^Reij  ift  Sc^ön^eit  in  Semegung' —  i)at  ©u^rauer 
perft  auegefproc^en :  man  fe§e  aber  no(^  2effing'§  Semerfungen  „Unterbrecfiung 
im  ©iaiog",  too  er  fict)  auf  ^ome  ftü^t  (äöerfe  Don  Sac^m.  Tlal^ai)n  11,  1, 
202).  Su  toenig  beachtet  ift  ferner,  ba^  bie  Ueberfe^ung  be§  2Berfe§  üon  §ome,  ber 
auf  9^aturtoa{)r^eit  gegen  bie  franjöfifi^e  ^tüangSjadfe  brang  unb  ber  in  feinem 
Sud^e  toieber^ott  Seifpiete  au§  S^afefpeare  genommen  unb  auf  feine  ©c^ön= 
l^eiten ,  menn  aud)  in  gan^  allgemeiner  Söeife  noc^,  aufmerffam  gemacht,  baß 
biefe  Ueberfe^ung  bie  Sefanntfc^aft  mit  S^afefpeare  in  Seutfc^tanb  mefentüd^ 
förbeiTt  mußte.  —  ©o  roar  6aröe'§  2§ätigfeit  at§  Ueberfe^er  aud^  t)ier  fe'fir 
förberliii):  Seffing ,  §erber,  ßant  mußten  bie  3tt)nungen  unb  3Inregungen  ber 
©ngtänber  mit  fünftierifc^em  ©inne  unb  p^ilofop^ifd^er  2:iefe  ju  abfcf)tießenber 
.ßtar^eit  ju  bringen,  ^n  ben  2luffä^en  über  äftt)etif(^e  ©egenftänbe  hluh  &.  bei 
ber  in  ber  ^ugenbjeit  empfangenen  9ti(i)tung.  9luffä^e  mie  „Ueber  Saune  unb 
Öumor",  „3öarum  fid)  ber  (Bef(^macf  —  mir  mürben  l^eute  fagen  ber  äftl^etifi^e 
Sinn  —  im  Srnftf)aften  früher  als  im  i?Dmifcf)en  lautre",  fc^ienen  tool  in  ben 
neunziger  ^af)ren  ben  ^ritifetn  ber  romantifc£)en  ©(^ute  Deräc^ttii^.  ©ie,  befonberö 
©(^leiermac^er  ^aben  &.  mit  Unbanf  gefof)nt :  ber  neuen  9lic^tung  in  ber  ^ß^itofop^ie 
toie  in  ber  Sitteratur  l^at  er  ben  Soben  ebnen  l^elfen.  —  ^urc§  bie  Slbl^anblung  über 
bie  9ioIIen  ber  äöa^ntoi^igen  in  ©{)afefpeare"§  ©c^aufpieten,  unb  „über  ben  (£t)a= 
rafter  öamlet'g  in§befonbere"  (im  II.  2^eil  ber  Sei-fuc^e)  §at  @.  3U  tieferer 
äftl§etif(|er  Söürbigung  bes  großen  Sii^ters  unb  befonbers  feine»  ^umtet  mit= 
getoirft.  2Sät)renb  ber  fieben^iger  3a'§re  ^atte  er  @elegenl§ett  ge!)abt,  über  bai 
9tac£)äffen  ©^afefpeare'S  in  2öa^nfinn§fcenen  Setracfitungen  anjufteEen:  er  milt 
im  Stuffa^e  ben  Sßertf)  be§  2Öaf)nfinn§  „al§  bicbterifdie  ^lafdjine"  unterfuc^en 
unb  fommt  baburc^  auf  eine  Seleuditung  öon  öamtet'ä  ß^arafter,  bie  nadf) 
©oef^e  unb  if)m  oft  unternommen  tourbe.  —  6§  barf  nidjt  unbeadjtet  bleiben, 
baß  ber  größte  S^ramatifer  Seutfi^tanbä  üon  i^m  bie  bebeutenbfte  2(nregung 
erfahren  ^at.  ©c^iEer  Ia§  feine  2lb^anbtungen  nic^t  bIo§  in  ber  ^ugenb ;  feine 
Öodiac^tung  für  i§n  bejeugen  mehrere  Sriefe  unb  'ba^  befannte  -^enion,  ba§  fid) 
auf  @aröe'i  ©c^riU  „Ueber  bie  @ebulb"  be^ie^t.  S;ie  3(nmerfungen  ©arOe'S 
3U  gergufon,  toelc^e  ©d^iücr,  toie  Carotine  SBofjogen  erjä^tt,  austoenbig  toußte, 
benufetc  er  3U  feiner  erften  größeren  Slbljanblung ;  no^  in  htn  9täubem  füngcn 
bie  ginbiürfe  aus  @aröe'§  SIrbeit  toieber.  3"  bem  berüf)mten  9(uffa^ 
„Ueber  naiüe  unb  fentimentalif(^e  Siditung"  er'^ielt  ©djitter  bie  'Anregung  buri^ 
®art)e'§  „Setrad^tung  einiger  Serfc^ieben^eiten  in  ben  SBerfen  ber  ätteften  unb 
neueren  ©c^riftftetter,  befonberä  ber  2;id)ter".  ^n  mel^reren  Stuffä^en  berühren 
fid)  Seibe,  fo  baß  3.  S.  ©dritter,  at§  er  mit  einer  3{rbeit  über  ben  äft^etifd^en 
Umgang  unb  Sertoonbte»  befd^äftigt  toar,  in  einem  Srief  an  @.  üom  ^.  1794 


392 


©atöe. 


äußert,  er  betrai^te  [tc^  geiöillevinalen  aU  feinen  ^Jiac^bar  in  biefeni  ^ac^e. 
Unb  (Saröe'g  23emerfungcn  „Uebfv  jtoct)  SteEen  be§  .^erobotä"  im  II.  Xtieil 
bei-  „23erfud§e"  gaB  bem  Siebter  bie  Sjevanlafiuns  ^ui-  Saltabe  „S)ei-  OUng  beg 
5ßoItjfvate§".  —  33iele  ber  33oi-,^üse  unb  (5d)wäd)en  bev  en9lifd)cn  S)entev  iener 
3eit  finben  fid)  aud)  bei  ®,  Sie  gejuubc  unb  uorurtt)eiIetreie  5öeobQd)tung  be§ 
SebenS;  jein  ©djaiifinn  in  ber  iöetraditung  be§  %xnhen^  ber  bcrfd)iebenen 
©tänbe  toie  in  ber  Sfurt^eitung  (Jpod)e  mad)euber  2BerEe;  bie  33ern3crtf)ung 
feiner  mannigfachen  i?enntnijfe  mit  beftänbigem  .j^inblid  auf  ba§  ßeben,  auf  '43e= 
förbcrung  freieren  S)enten§  unb  milberer  Sitten  finb  feine  Stärfe.  3i^m  fct)Ite 
c§  an  2:iefe  unb  Originalität  im  S)enten;  i^m  fet)Itcn  bie  frifdje  (Sinnlid)feit, 
bie  betoeglic^e  ^4>()antafie,  n^elc^e  ben  ©rö^en  unter  bcn  ©eletirten  immer  eigneten, 
barum  aud^  ber  ©dituung  unb  ba§  ^^euer  ber  2)arfteIIung,  luenn  aud)  feine§loeg§ 
bie  übcrjeugenbe  Äraft,  toeldje  tt)at)r()eit8liebenbcr  ©inn  jeber  3eit  auszuüben 
termag.  6r  felbft  fagt  treffenb,  nur  aüju  befd)eiben,  an  einer  toenig  betannten 
©tette  in  ben  S3ctrad)tungen  über  5JkcfarIan'§  58ud),  ju  aücn  feinen  i^been 
braud)e  er  SJeranlaffungen,  tDeld)e  bie  ©ebanten  3tnberer,  bie  er  ^jrüfe,  gegeben, 
^m  @runbe  1)aht  er  immer  frembe  SBerfe  commentirt.  5lber  mel)r  ober  iDeniger, 
tröftet  er  fid),  ne!^meba§  S)enfen  aller  ^JJtcnfc^en  biefen  (*>)ang.  2fnbeB  „id)  magttjeniger 
@enie  I)aben  l^erüor.iubringen ,  aU  gcfunbe  ^-i^ernuuft  ju  beurtt)ci(en  unb  au^u= 
bilben,  trag  fd)ou  gefunben  ift."  ^Jiit  !^effiug  unb  Äant  t)erglid)en  tritt  un§ 
fein  2Befen  nod)  bcutlid)fr  entgegen:  tüäl^renb  @.  ber  .g)auptfad)e  nad)  al§  ein 
freilid^  fet)r  fdiarffinniger,  feiner,  oft  aud)  geiftöoüer  ßrtlärer  be§  3Ingebeuteten 
ober  bereits  S)aTgclcgten  fid)  ,^eigt,  benuljt  !!3effing  bie  Sbeen  ?Inberer  für  bie 
2:i§corie  ber  S)id)ttunft  in  ureigner  fi^öpferifc^er  3Beife.  Unb  gerabe  fo  ragt  ®. 
aud)  in  ber  ^.«'^ilofoptjie  über  ben  ©tanbpunft  be§  Iodifd)cn  (Smpiri§mu§,  be§ 
gefunben  ^enfd)enöerftonbc§  nic^t  tjerauS;  aud^  er  bleibt,  Ujie  einmal  !^effing 
öon  £ode  fagt,  auf  t)albem  3Bcge  fte'tien;  bie  ^Inregungen  ber  ßnglänber  tiiei^  er 
uid)t  3um  3(u§gang§))un{te  eigener  33etrad^tung  unb  burdjgreifenber  Äritit  ju 
mad)cn;  biefe  gro^e  Stufgabe  mu^te  er  itant  überlaffcn.  —  ^n  litterarifd)en 
unb  ä[t^etif(^en  fragen  ftanb  er  in  ber  5)titte  jtuifdjen  jtDci  ^4>arteien;  ebcnfo 
toie  \pätn  in  ber  ^4>^i'ofopt)ie  5toifd)en  bem  ttjiffcufd)aftlid)en  9tabtcati§mu§ 
Äant'§  unb  bem  gefüt)Iöfcligcn  ®lauben§ftotj  ber  i^acobi,  Satoater ,  i^amann. 
föoetf)e'§  unb  Sdjiller'ö  bic^terifdje  @rö^e  fonntc  er  nie  gan,^  rid)tig  erfaffen, 
obtDot  er  bie  3)id)tungen  23eiber  oft  rüt)mt,  benn  nid)t  gauj  rang  er  fic^  öon 
ber  Sluffaffung  Stbelung'ä,  feines  ^^-reunbeg,  lo§,  ber  in  ©ettert  ben  eigentlichen 
Älaffifer  S)eutfd)lanb§  f a^ ;  ebenfo  leugnete  er  ^mar,  el^rlii^  tt)ie  er  n)ar,  nie  ba§ 
©enie  ^ant'§,  aber  er  empfanb  üor  ber  Ummäljung,  bie  in  allen  3Biffenf(^aften 
burd^  bie  tritifdje  5|>ljilofopl)ie  l)eröorgerufen  ttjurbe,  im  ©runbe  hoäj  ftet§  ein 
unbe:^aglid)e§  ®efül)l.  3ll§  ©elel^rter ,  als  ©d)rif tftetter ,  alS  ein  fetten  ebler 
5Jlenfd)  loirb  ®.  immer  berbiente  2ld)tung  genießen. 

Sorbens.  —    5Jteufel.   —   ©.   &.   2)ittmar,   Erinnerungen  auS  meinem 

Umgang  mit  ®aröe,  SSerlin  1801,  mit  einer  (nid)t  gan^  boEftänbigen)  Uebcr= 

fid)t  ber  ©(^riften  öon  unb  über  ®aröe.  —  <^.  S)öring  bei  @rfc^  unb  ©ruber, 

1852.  —  @d)iller  unb  ©aröe,    eine  Unterfud^ung  öon  S).  ^.  im  3lrc^it)  für 

^itteraturgef(^id)te  VII,  1.  S)aniel3facob^. 

®arÖC:  i?arl  SSern^arb  @. ,   5)3rebiger  ber  Srübergemeine ,   betannt  als 

S)i(^ter  unb  ©(^riftfteller,  tourbe  am  24.  ^an.   1763   ^u  Seinfen  bei  ^annobet 

geboren,  too  fein  Später,  früher  ,g)auSl)ofmeifter  beS  5)linifterS  öon  ^Jtünd^'^aufen, 

als  !5niglid)er   9lmtmann   lebte,     ©r  rtiurbe  öon  feinen  Eltern,    toeldje  mit  ber 

SSrübergemeine  in  nal)er  23erbinbung  ftanben,  im  Sllter  öon  5  3?a'§ren  p  feiner 

Eräiel)ung  nad)  ^^ift  ^^  |>ottonb  gebrad)t,  bon  lüo  er  fpäter,  ha  er  grofee  Za= 

lente  jeigte,    in  baS   ^äbagogium   ber  SSrübergemeine    au   9liSfl)   unb  bann  in 

baS  t!)eDlogifd)e  ©eminat  ju  Satbt)  berfe^t  tüurbe.     @r  ftubirte  mit  fo  biel  ^ylei^ 


©atöe.  393 

aU  ^Begabung  unb  ertoatlb  fid^  unter  ber  Settung  tüd)tiget  Seigrer  einen  retd^en 
©c^a^  Oon  i^enntniffen.  Oleben  ben  tf)eologiic£)en  ©tubien  befi^äftigte  ev  fic^ 
biet  mit  ber  atten  daffijd^en  unb  ber  neueren  poetif(^en  ßitteratur  unb  öerfud^te 
fid^  auc§  fd^on  in  eigenen  ©ebid^ten,  beren  einige  etmaS  fpdter  öon  feinem 
greunbe  üon  Srinfmann,  nad^maligem  fönigt.  f^toebift^en  (Sejanbten  in  Berlin, 
l)erau§gegeben  tourben.  Olacf)  öottenbeten  ©tubien  ert)iett  er  jeine  erfte  5tn[teEung 
al§  Se|rer  au  bem  ^^äbagogium  1784  unb  fobann  1789  aU  ^ißrofeifor  an  bem 
©eminar.  S}on  biefer  2;^ätigfeit  fagt  er  jetbft:  ^ä)  jieEte  mir  in  meinen 
I)iftorijd^en  unb  |)^ito|opt|iidt)en  SJortefungen  bie  Slujgabe,  toätirenb  bamatS  in 
ber  tl^eotogifc^en  SÖelt  eine  l^alttofe  $t)itofop^ie  p  ftad^em  Ungtauben  führte 
unb  bie  allgemein  Devbreiteten  ^ht^n  ber  franjöfifcfien  S^lebotution  in  moratifd^er 
.g)inl'idt)t  fdt)äbtic^  mirÜen,  ba§  emptängtid^e  ©emütl  ber  ©tubirenben  burd^  2ln= 
regung  itjre§  @fifte§  ju  ernftem  ©treben  öor  jenen  ßinflüffen  ju  öema'^ren.  2)o|5 
iä)  mid^  babei  ber  neu  aujtretenben  Äant'fi^en  ßriti!  anfd)to^,  gab  jebodE)  nad^ 
manrfjen  ©eiten  :§in  3ln[to§.  ^m  S.  1797  mürbe  er  al§  2Ird£)ioax  nadf)  3eift 
berufen ,  mo  fid^  bamals  ba§  3lr(^iö  ber  Srüberunität  beraub ,  in  metd)em  er 
mit  brübergef(^iii)ttidt)en  5trbeiten  au§  ben  CueEen  fid^  eingel^enb  befd^äftigte, 
bi§  er  feine  toeitere  Slnftellung  at§  ^^rebiger  einer  fleinen  öemeine  in 
Stmfterbam  befam  unb  fobann  1801  in  gleidt)em  Stmt  in  ©bersborf  im  35ogt= 
lanb.  |)ier  bur(i)tebte  er  1806  bie  Q^'ü  be§  S)ur^3ug§  be§  crften  franaöfifc^en 
,§eere§  mit  bem  i^aifer  Otapoteon  I.  an  feiner  ©pi^e,  einer  3eit  öieler  ©d^rerf» 
niffe  unb  Srangfate  für  bie  ©emeine  in  ßber§borf  unb  bie  ganje  Umgegenb. 
Uebiigeng  mürben  it)m  bie  bafetbft  öertebten  ^ai)xt  burd^  bie  Siebe  feiner  @e= 
meine,  \>a^  ©ebei^en  ber  unter  feiner  Seitung  ftel^enben  @r3icit)ung§an[iatt  unb 
ba§  freunblid^e  S5erf)altni^  5u  bem  ebten  dürften  be§  2anbe§,  §einrid^§  LI. 
9teuB  fe^r  angenef)m  gemadf)t.  ^m  ©ommer  1810  mürbe  er  nai^  Sertin  at§ 
^prebiger  ber  bortigcn  Srübergemeine  berufen.  -Italien  v)Intl)eil  nat)m  er  an  ben 
fro^^en  unb  fd^mer^Iii^en  ©reigniffen  be§  ^•ieg§=  unb  Sefreiung§ia'^re§  1818,  in 
bem  er  ben  bebrängten  OJlitgtiebern  feiner  (Semeine  beijuftel^en  unermübet  tt)ätig 
mar,  mäf)renb  er  fidt)  felbft  in  oft  !ümmertid§en  SSer^ättniffen  befanb.  @r  ^atte 
l^ier  ©elegen^eit  mit  mand)en  berühmten  ®ctelt)rten  ju  berfe'^rcn  unb  geno^  it)re 
5(nerfennung.  S)ie  it)m  angebotene  ^^^rofeffur  ber  5teft^eti!  an  ber  Uniöerfität 
le^te  er  ab  au§  treuer  3tnt)ängtid^feit  an  bie  SSrübergemeine ,  in  beren  S)ienft 
er  ftanb..  33on  Srinfmann  fc^rieb  i^m :  Terque  quaterque  beate,  tu,  qui  Mini- 
sterio  Magisterium  postponis!  mitl^in  ben  etuigen  Se'^rcrgtanä  im  ^immelreid) 
(jDaniel  12,  3)  bem  5Dteteorgtanä  auf  bem  ^arna^  unb  am  Ol^mp  öorge= 
jogen  l)aft!  3}ou  33erlin  erhielt  er  1816  ben  SIbruf  na(^  ^^teufatj  an  ber 
Cber  in  gleid^em  5tmt.  .^ier  ^at  er  21  ^aijxt  at§  5ßrcbiger  gctoir!t.  ©eine 
bereits  bielfadf)  anerfannte  bi(f)terifd£)e  IBegabung  mar  3}eranlaffung ,  ba^  xi)m 
bie  Umarbeitung  be§  in  ben  ^ßrübergemeinben  fird£)ti(i)  gebrauc£)ten  2i= 
turgieenbu(^§  auf  einer  ©t)nobe  in  ^tnii^ut,  meldt)cr  er  al§  S)eputirter  bei= 
mot)nte,  aufgetxagen  mürbe.'  Sie  öon  it)m  öerbeffcrte  neue  5tu§gabe  erfi^ien  im 
^.  1826  unb  ift  im  &ebxauä)  gemefen  bi§  1872.  Sine  ©ammtung  feiner  ©e^ 
bid^te  mürbe  1825  unter  bem  2::itel:  „6t)riftlid^e  (Befänge"  gebrudtt,  bei  oobet 
in  ®örli^ ,  au§  toeli^er  ©ammlung  mani^e  Sieber  in  öerfd^iebene  ebangetifdtie 
©efangbüdier  aufgenommen  morben  finb.  ^t§  2lnt)ang  fotgte  eine  fleinere 
©ammtung:  „SSrübergefänge  ber  eöangetifd^en  Srübergemeine  gemibmet",  ©nabau 
1827.  ^m  ä-  1836  fa^^  ^"^  \^^  ^urdt)  3lbna^me  ber  Gräfte  aur  9Hebertegung 
feines  5lmte§  bemogcn.  @r  30g  nad§  öerrn'^ut,  mo  er  bie  testen  ^a^re  in  ber 
9tu§e  öertebte,  bi§  er  am  21.  ^uni  1841  im  Sitter  öon  78  Satiren  entfdt)ticf. 
6r  mar  3  ^Jtal  öermä^tt,  mit  ber  erften  ©attin,  geb.  ^oojema  1794,  meldte 
fd^on  1799  ftarb  ,  mit  ber  ätoeiten,  geb.  Siebemann  1802,  meldte  1826  langen 


394  ©ajpati  —  ®a§. 

Ävan!{)ett§tciben  ertng  unb  bann  mit  ber  brittcn,  öertoitthjctc  3ä§(ein,  gc6. 
ßitienba^t,  tueld^e  i'^u  übeilcbt  ^at.  5Bon  feinen  (Sd)riiten  feien  al§  bie  6ebeu= 
tenbcrcn  t)ier  no(^  ei-tt)ät)nt:  „5Dev  bcutfd:)e  35er5ban",  Sertin  bei  ^Heimev  1827; 
„S)ie  3;:^emi§  bcr  S)id)tfunft,  ein  2cl)rgebid)t  in  8  befangen  mit  bem  ©rief  be§ 
|)oraj  über  bie  ®i(i)t!unft  in  Uebei-fe^ung" ,  33erlin  bei  9leimer  1828;  „2)ie 
Dbcn  be§  CuintnS  ^ora^iuS  5k"u§ ,  beutfcf;  mit  ')(nmer!ungen"  ,  Sertin  bei 
gteimer  1831.  —  ©eine  ©ebic^te  jeidinen  fic^  mef)r  burcf)  ßorrecf^eit  ber  f^rorm 
at§  burc^  (Genialität  unb  Dviginalität  au§.  9(l§  ^:]3rebigei-  folgte  er  treutid§ 
unb  au§  eigenfter  Ueber^eugung  ber  auf  bem  33oben  ber  l^eiligen  ©c^rift  rn!§cn= 
ben  2e^re  ber  Srübergemeine  ^u  großem  ©egcn  für  bie  t)on  il§m  bebienten  @e= 
meinen,  at§  Siebner  weniger  populär  unb  berebt  all  gcbanfcnreic^  unb  grünbüc^. 
@ine  befonbere  33egabung  l^atte  er  für  bie  üturgifd^en  @otte§bienfte  ber  33rüber= 
gemeine.  @r  mor  im  2teu|ern  eine  n)ot)Igebitbcte  unb  mürbige  ßrfd^einung,  in 
ber  Unterl)attung  bclel^renb  auS  bem  reidjen  ©dEjatj  feines  2ßiffen§.  S5on  feinen 
Äinbern  finb  ^Xon  ©öl^ne  Öeopolb  unb  3lbolf  ebenfallg  ^^^rebiger  ber  S3rüber= 
gemeine  gcmcfen.  gtömer, 

©afpari:  5Xbam  Gljriftian  (S. ,  5öerfaffcr  tiieter  gefd)ic^tli(^er  unb  geo= 
grapt)ifct)er  äöerfc  für  grö|ere  j?reife,  geb.  ju  ©c^teufingcn  am  18.  9iobbr.  1752, 
^Jlagiftcr  ber  ^-Pf)i(ofop'§ic  1790,  aufeerorbentlic^cr '|U-ofeffor  ber  ^fs'^itofop'^ic  an  ber 
Uniöerfität  m  3tena  1795,  ^^rofeffor  am  ÖQmnafium  ju  Dlbenburg  1797, 
1803  ^^rofeffor  ber  ®efd)ic^te,  @eograpl)ie  unb  ©tatifti!  a\\  ber  Uniöerfität  ju 
2)orpat,  1810  orbenttid)er  ^^Profeffor  ber  ©eograpliie  unb  ©tatiftif  an  ber  Uni= 
tierfitöt  in  i?önig§berg.  Gr  priöatifirte  unb  reifte  jttiifc^en  biefen  öerfd^iebenen 
©tetlungen  unb  ftarb  1830.  Unter  feinen  3af)trei(|en  2Ber!en  finb  2eT)r=  unb 
§anbbüd)er  "^erborjutieben,  bie  ju  il^rer  ^eit  öiel  gebrandet  tt)urben :  „©tatiftifd)e 
2;abeEe  über  bie  tiornet)mften  eutopäifc^en  Staaten",  1778;  „lieber  ben  Unter: 
rid)t  in  ber  ©eograp'^ie  auf  ©d)ulen  unb  bie  .'pülfgmittel  ba.^u",  1789;  „Sc'^rbut^ 
ber  @rbbefd)reibung  pr  (Erläuterung  be§  neuen  met^obifc^en  ©d^ulattaffe§",  I.  (5ur§, 
1792  (15.  5lufl.  1826),  II.  (>ur§  1793  (11.  ?tufl.  1826);  „SßoUftänbigcS  ,§anbbuc^ 
ber  neueften  ©rbbefc^reibung",  2  Sbe.,  1797 — 1802  ;  fpäter  neu  herausgegeben  3U= 
fammen  mit  .Raffet,  ßannabic^  unb  (5)ut^§mutl)§,  5  23be.,  1819-26.  „9mge= 
meine§  ^afirbud)  ber  Coeograpliie  unb  ©tatiftif  für  ba§  ^aijx  1800.  9Jlit 
6'^arten,'iptänenunb Tupfern",  1800 ;  „Mgemeincr geneatogifdier 9tegentenatmanac^ 
öon  Europa  für  ba§  ^a\)X  1800",  1800.  Slufeerbem  öerfa^te  er  einige  geo= 
grapl)ifd)=ftatiftifd3e  5lrbeitcn  jur  3eitgefd)id)tc ,  beforgte  1792—95  bie  |)erau§= 
gäbe  ber  ,X  Mg.  ^eut.  ^Bibliot^ef"  unb  1800-1803  bie  ber  „Slüg.  (Seogr. 
@pt)emeriben".  —  (S.  toirfte  al§  ^^opularifator  bcr  (5rb=  unb  ©taatenfunbe  ju 
feiner  ^t\i  auf  meite  Greife  unb  feine  fe'f)r  breite  ^^robufUon  "^alf  ben  33oben 
öorbereiten  für  bie  fpätere  ^ßlüt'^e  geograp^ifc^er  ©tubien  unb  Seiftungen  in 
S)eutfcf)tanb.  ^n  feinen  pöbagogifd^en  ©d^riften  ftrebt  er  bereits  bie  Belebung 
be§  geograpf)ifd)en  unb  gefd)id)tlic^en  Unterrid)te§  im  @egenfa^  ju  ben  '^Oi1:)itx\.= 
lernern  an.  gta^el. 

@tt|:  Soat^int  S'^riftian  @. ,  eöangel.  S'^cologe,  geb.  am  26.  ^ai 
1766  ju  2eopolb§'f)agen  bei  ^Inflam  in  ^^ommern,  unterrichtet  auf  ber  Älofter= 
fd)ule  p  SSergen,  ftubirte  in  ben  ^al)ren  1785 — 89  in  .^aHe  unter  ©emler'§ 
Slnregung  Si^eologie  unb  allgemeine  Sitteratur  unb  mürbe  1795  ^elbprebiger 
be§  giegimentS  öon  SBorfe  unb  (SarnifonSprebiger  in  ©tettin.  '^m  gelbjuge  bon 
1806  begleitete  er  fein  9tegiment  nad)  .Spotte  unb  mürbe  nac^  beffen  3lupi3fung 
at§  5tffeffor  im  ßonfiftorium  ^u  ©tettin  befd)äftigt.  9lber  fd)merc  ßeben§erfat)= 
rungen  öeiieibeten  il)m  ben  längeren  3lufenti)att  bafclbft ;  er  begab  fic^,  bamal§ 
ünberloS,  am  6nbe  be§  folgenben  ^a^reS  nad)  23erlin  unb  fanb  al§  ^ßrebiger 
an  ber  ^arienfird)e  nad)  toenigen  5Jlonaten  eine  ©tellung,  meld)C  i^m  ®elcgen= 


®öfe-  ,  395 

^eit  6ot,  jÜT  einen  nid)t  f leinen  Ärei§  jegensreicf)  ju  toirfen.  SSaib  foüte  er 
inbefjen  ber  ^anjel,  für  bie  er  burcE)  religiöfe  Söärnte  unb  natürliche  3Serebt= 
famfeit  trefflid)  auSgeftattet  toar,  toieber  entfogen.  Sc^on  1810  fül^rte  if)n  eine 
e^renöoüe  Seruiung  nac§  S3re§tau,  tnofelbft  er  al§  Sonfiftoriatrat'^  unb  5)litglieb 
ber  ^irc§en=  unb  Sdiulbeputation  in  ba§  Gonfiftoiium  ber  5|3robin3  Sd^tefien 
eintrat,  im  jolgenben  ^a^re  aber  auä)  nac^  ber  Sierlegung  ber  Uniöerfität  au§ 
g^ranffurt  naä)  SreSlau  bie  orbentüc^e  ^rofefjur  für  ftiftematift^e  unb  praftifcfie 
2^eotogie  bafeI13ft  überna'^m;  unb  biefer  bDt}t)elten  Söirffamfeit  ift  er  mit  Girer 
unb  immer  gteic£)er  O^reube  an  feinem  2?eruf  aucf)  treu  geblieben,  mä;§renb  eine 
5lnftellung  al§  UnioerfitätSprcbiger,  für  bie  er  gieii^faßs  in  3tu§fi(^t  genommen 
tourbe,  niii)t  jur  5tu§fül^rung  !am.  gür  eine  miffenfcf)afttic^e  2^ätigfeit  mar  er 
allerbing§  nur  unöollftänbig  öorbereitet;  inbeffen  ein  ftet§  fortgefe^teS  5pribat= 
ftubium  fam  il^m  bod^  fomeit  ju  ©tatten,  ba§  er  aU  tüd)tiger  S^enter  unb 
guter  S)ialeftifer  2Ran(^ee  erfe^en  tonnte,  toa§  i:§m  an  ftrenger  Öete^rfamfeit 
abging.  SEa^u  fam,  ba§  feine  fc^on  1803  angefnüpfte,  na($'§er  immer  öertrauter 
toerbenbe  unb  burd)  einen  fortbauernben  Sriefroec^fel  gepflegte  (5ri-'eunbf(f)aft  mit 
(5($lcierma(^er  auc^  na($  ber  toiffenfd^aftlii^en  Seite  l^öcfjft  anregenb  auf  \i)n 
mirfte;  feine  2Infid)ten  nahmen  eine  beftimmtere  @eftalt  an.  ©c^teiermac^er 
^atte  it)m  feine  ©c^rift  über  ben  erften  Srief  an  ben  Simot^eug  18(J7  öffenttid^ 
gcroibmet.  (5tet§  tjatte  er  fit^  gu  benen  ge^äl^tt,  meiere  im  Unterfc^iebe  öon  bem 
in  ber  2^eotogie  :^ei-rfcf)enben  'DJ^oraligmuS  bie  religiöfe  Sigent^ümüc^feit  be§  S:^riften= 
tt)um§  ftdrfer  ^erüor^cben  tooEten.  ^n  biefem  ©inne  trat  er  je^t  feinen  ö'ollegen  2;. 
e^ulä  unb  S).  öon  dölln  (f.  Sb.  IV  ©.  391)  jur  ©eite,  ni(^t"al§  ©egner,  fonbern 
im  ^ntereffe  einer  ergänjenben  9fii($tung,  meld§e§  i^n  bemog,  ba§  5pofitiDe  entfd)ie= 
bener  ju  betonen.  Söenn  er  a{§  S)ogmatifer  öon  (&($leiermac^er  abt)ängig  blieb, 
aber  aui^  jur  Söürbigung  beffelben  unb  3um  befferen  35erftänbni^  feiner 
S(i)viften  mefentlicf)  beitrug:  fo  t)at  er  in  ber  6t"^if  übermiegenb  au§  eigenen 
©tubien  gefc£)öpft  unb  für  bie  :pTaftifc^en  ^^äcEier  feine  frü'^eren  amtlichen  Sr= 
fa§rungen  öertoertfiet.  3ln  gu^örern  i)at  e§  if)m  niemals  gefet)lt.  3unöc£)ft 
mußten  bie  ferneren  £rieg§jat)re  überftanben  toerben;  nac^'^er  ^at  (B-  im  felb= 
ftänbigen  unb  frieblid^en  5}erfe!^r  mit  ben  53htgtiebern  feiner  gacultöt  unb  im  Ieb= 
t)aften  Umgange  mit  ^affoto,  ©djueiber,  ©teffen§  unb  mit  anbern  nic^t  afabe= 
mifd^en  gi-'eunben  mie  ,^arnifi$  unb  ber  Staatsrat^  öon  9tet)biger  bie  erfte  fd^öne 
33Iüt^e  -  ber  bortigen  Uniöerfität  crtebt  unb  an  feinem  2:t)eite  förbern  Reifen, 
^m  ßonfiftorium  ift  feine  SÖirffamfeit  buri^  ha^  mac^fenbe  25ertrauen  feine§ 
2}orgefe^ten  ,  be§  Cberpräfibenten  üon  5Jterfet  unterftü^t  toorben;  er  toar  be= 
mü^t,  met)r  ©trenge  in  bie  firc^Iic^e  SJertoaltung  ju  bringen,  unb  ba  er  aurf) 
ba§  ©(^uUet)rerfeminar  ju  leiten  unb  naä)  bamatiger  @tnri(f)tung  bei  jalilreid^en 
3lbiturientenprüfungen  ber  ©pmnafien  a(§  fönigli^er  GommiffariuS  3U  fungiren 
l^atte:  fo  tonnte  er  nac^  mehreren  ©eiten  eingreifen,  inbem  er  nai^  unb  nacE) 
in  bie  9tei^e  ber  betannten  unb  allgemein  gead)teten  $ierfönIicE)feiten  ber  '^ro= 
t)in3  eintrat.  iBei  ber  ©taat§regierung  fanben  feine  Sßerbienfte  SInerfennung; 
allein  bie  3eiten  mürben  fc^mierig,  ber  @ang  ber  langmieiigen  S}er!^anblungen 
über  ^irc^enöerfaffung  unb  Slgenba  entfpradl)  feinen  2Bünfd)en  nic^t;  fo  mürbe 
auc^  er  in  bie  Cppofition  gebrängt  unb  blieb  ni(i)t  o'^ne  Slmeifitung,  entfc^lo^  fid^  aber 
boc^  na(^  fdimeren  kämpfen  ber  neuen  Liturgie  öon  1829  burci)  Unterfd^rift  ber  SSor= 
rebe  feine  3uftimmung  ju  geben,  2)amal§  mar  feine  6efunbl)eit  fc^on  angegriffen; 
na(^  einem  mü^eöotten,  aber  rüftigen  imb  ötelfad^  aud^  mülielo'^nenben  Sirbeiteleben 
erlag  er  einem  Sungenleiben  unb  ftarb  am  19.  g-ebruar  1831  mit  frommer  gaffung. 
35on  feinen  meift  Heineren  ©d^riften  ^eben  mir  ^eröor:  S^ü  ©ammlungen 
öon  „5prebigten",  1801  u.  6,  „^al^rbuc^  be§  proteftantifdEjen  Äirc^en=  unb  ©c^ul= 
roefen»  öon  unb   für   ©dE)leften"  ,   55b.  1  u.  2.,  1818  u.  20,  „Ueber  ben  d§rift= 


396  ®if^el  —  Söffet. 

lid^en  (Iultu§" ,  1815,  toetcfie  leitete  ©d^rift  Dielen  Slnflang  gejunbeii  unb  ju 
einer  grünblic^eren  unb  geiftöoHeren  5Iuffaffung  be§  ©egenftanbeS  ben  SlnftoB 
gegeben  ^at. 

93gl.  bie  3}oiTebe  ju  <B^Uinmaä)n'§)  S3vieiraed)fel  mit  6a^  unb  ben 
Slttifel  in  §eqog'§  ©ncljflopäbie,  beibeg  bon  jeinem  ©o{)ne,  bem  Untei-= 
äeii^neten.  3B.  (Sa^. 

(JJaffel:  Suca§  &.,  niebevtänbifc^ci- 2anbf(^aft§mater  be§  16.  ^^a^r'^unbertä, 
gel6.  ju  .i^elmont.  3)q  unfer  ßünftler  in  ben  S^evfen  be§  ©elcl^rten  unb  2)id)tci-s 
i?ampfoniu§  (f.  unten)  ein  @rei§  (senex)  genannt  wirb,  fo  i[i  feine  ©eburt  \\ä)cx 
im  15.  3fal)rt)unbert  3u  fuc^en.  @.  tcbte  ju  SSxüffet.  ©ein  Silbnif^  lüurbe  im 
^.  1529  (nict)t  1559j  öon  i^acob  ißinct,  bem  trefftii^en  5Jlaler  unb  ©ted)cr 
au§  ^öln,  in  i^u^fer  ausgefü'^rt.  58inc£  mürbe  faum  einen  obfcuren  ^ünftler 
beremigt  t)aben,  unb  au^evbcm  erficht  man  aud)  au§  ber  2)eöife  be§  ^latte§: 
Hoiios  alit  artes,  ba^  ber  Äünftler  j(i)on  bamalg  ein  angefeTjener  ^Dlann  mar. 
ffiinif^S  ©tidt)  mürbe  einige  ^Jlale  copirt,  unter  ?tnberen  bon  .^ieront)mu§  2Bierj; 
für  bie  bon  Ap.  6ocf  bcabfid)tigte  Verausgabe  bon  SSilbniffcn  nieberlänbifc^er 
j[?ünftler;  6od'§  2Bittn)e  lief;  biefelbe  im  3-  1572  ju  Stntlrerpen  erfd^einen. 
S)em  bctreffenben  iMatte  fügte  l'ampfoniuS  ad)t  lateinifd)e  33er|e  (S)lftidf)cn)  bei, 
au§  bencn  mir  erjel^cn ,  ba^  @.  nic^t  blos  ein  tüd)tigcr  ^ünftter ,  fonbern  aud) 
ein  ad)tungsmcrtt)cr  5)tenfdt)  bjar;  !iampfoniu§  gibt  an,  ba^  er  bon  bem  5Raler 
juerft  Siebe  jur  ^unft  gelernt  unb  it)n  mie  einen  Später  berel)rt  I)abe.  33ilber 
bon  @.  jinb  feiten;  bic§  fommt  ba^er,  ba|  er,  trie  ^.  bau  2)tanber,  ber  5Bio= 
grapl)  ber  nieberlänbifd^cn  i?'ünftler,  in  feinem  ©d)ilber6oef  angibt,  menig  gemalt 
l)at;  bau  ^JJtanbcr  lä^t  itju  in  Ccl  unb  SBafferfarben  arbeiten.  Sine  Sanbfd^aft 
mit  bem  au'i  L  unb  G  jufammcngefel^tcn  'OJtonogromm  unb  ber  3»fll^vc§,^a'^l 
1539  ermähnt  ^Jlagler  im  britten  33anbe  feiner  „''j;)]onogrammiften" ;  23rulliot 
anbere  beSgleic^en  bon  1539  unb  1542;  ^iret  fal)  ein  23ilb  bon  1544.  £iie 
faifeiiid^e  ©alerie  in  äöicn  beji^t  eine  Sanbfc^ajt,  mit  i^ubaS  unb  2;^amar 
ftaffirt,  bon  1548.  ©in  ^aar  Sanbfd)ayten,  mit  Saulidjfeiten  unb  anbereni  2)etail 
überlaben  unb  mit  religiöjer  ©taffage  berfel)en,  erfd^iencn  in  Tupfer  geftod)en  im 
SQerlage  be§  Ap.  (^oä.  &a\\d'^  ,^unft  fd)lie^t  fid)  an  bie  ^:patenier'§  an,  gleid) 
tiefem  orbnete  er  —  bomal§  nod)  ein  berl)ültni^mä^ig  feltener  ^-ati  —  bie 
Veiligengefd)id)te  bem  lanbfcE)af tlid)en  2l)eile  unter  unb  überlub  feine  2)ar[tet[ungen 
mit  @inäeli)eiten,  "i^-d^cn  ic,  furj  er  tonnte  nod)  feine  red)te  @int)cit  ju  geminnen. 
©ein  Golorit  ift  einförmig  buntelgrün,  feine  Sel)anblung  etma§  fteinli^  unb  in 
ben  x^txmn  ju  au§gefüt)rt.  5Der  Äünftler  bürftc  um  ober  balb  nad)  1550  ^u 
SSrüffel  geftorben  fein.  2öill)elm  ©(^mibt. 

©affcr:  ?l(^illc5  ^Urmin  &.  (@atfaru§},  mürbe  1505  am  3.  ^ob. 
äu  Sinbau  am  Sobenfee  geboren,  ©ein  Später  Ulrid)  @.  (t  1517),  auf  ber 
Ütomfaljrt  beS^a'^reS  1508  2lnfü^rer  be§  au§  24  ^ann  beftc'^enben  !Ginbaufc^cn 
Kontingents,  l)atte  fid^  bem  ^aifer  ^Bkjimilian  bemerlUc^  gemacht  unb  in  beffen 
S)ienften  eine  ©teEe  al§  ß^irurg  erlangt.  3)er  ©o^n,  in  ©Bringen  unb  in 
©eligenftabt  erlogen,  geno|  1522  ben  Unterrid)t  feines  SanbSmanneS  UrbanuS 
DtT^egiuS  ju  Sangenargen  unb  ftubirte  bann  ju  SBittenberg,  mo  er  Sutl^er  unb 
9Jtelanct)t^on  l)örte.  ^Jlad)bem  er  3öien,  mo  ©imon  Sa^iuS  fein  ße'^rer  in  ^Jlc= 
bidn  unb  TOaf^ematif  mar,  9)lontpeEier  unb  ?lbignon  befucfit  unb  am  le^t= 
genannten  Orte  1528  bie  2)octormürbe  erlüorben  t)atte,  lie^  er  fid)  als  ©tabt= 
ar^t  in  ^elbfirc^  nieber.  1546  berlegte  er  feinen  2öol)nfife  bon  l)ier  nad^  2lugS= 
bürg,  unb  biefe  ©tabt  ift  feine  ämeite  ^eimat^  gemorben-  gelegentlich  einet 
im  S.  1563  auSbred^enben  ^ßeft  mürbe  er  als  befonberer  Slr^t  für  ben  Olotl)  unb 
beffen  5lnge^örige  mit  einer  monatlid)en  Sefolbung  bon  100  @ulben  angefteEt. 
©c£)on  lange  mar  er  eine   burd^  it)re   biclfeitige  33itbung   toie  burd^   i^ren  @ifer 


&a\\ex.  397 

für  bie  ©Qcf)e  ber  Sieformation  ^orf)ongefef)ene  ^erfönticfjfeit,  bie  mit  ben  !^ert>or= 
ragenbften  ^lännern  in=  unb  au|ert)alb  ^tugSburgS,  toie  6{aubiu§  ^iu§  ^$eu= 
ttnger,  Xt)ftu§  SBetulejuS,  ^ieront)mu§  2öoti,  5Daöib  .<poe|d)el,  mit  ^onrab 
®e§ner,  6t)riacu§  ©pangenBerg,  ^attiia^  3=laciu§,  ©ebaftian  5Mnfter  u.  a.  in 
le&'^attem  Söcrfel^r  ftanb.  @§  "^at  ficf)  ein  iÖrief  er'Eialtcn ,  ben  ^urfürft  ^o§ann 
griebricC)  au§  feiner  ©efangenfd^aft  ju  :^nn§l6rucf  1552  ben  6.  Januar  an  i^n 
richtete.  S)ie  35e,üe'^ungen  3U  ©eb.  ^JJlünfter  iüt)rten  05.  gu  ber  ^'^ätigfeit,  bie 
feinen  Flamen  anf  bie  ^;)tad)tt)elt  gebracht  l^at.  S).te  für  fünfter'»  .$?o§mograpt)ie 
öerfa^ten  ^iftorifc^en  5ßefd)reibungen  öon  ßinbau,  ^^elbürcf),  &)ux  unb  3lug§burg 
regten  in  it)m  ben  @eban!en  an,  ber  ®efd)i(i)tfc£)teiber  2iug§burg§  ju  loerben. 
Xlnterftü^t  öon  6(emen§  i^äger,  einem  53eamten  be§  ^atf)§,  ber  felbft  eine  bi§ 
jur  5Jlitte  be§  16.  ^at)rl§unbert§  reid)enbe  6f)ronif  ber  ©tabt  berfa^t  l^atte,  unb 
^o^ann  ^-Baptift  ^ainjel,  ^itgtieb  be§  geheimen  9tat^§  unb  eöangelifd^en  £)ber= 
^ird)en|)fleger,  bollenbete  er  1572  bie  ,, Annales  civitatis  ac  reipublicae  Augs- 
burgensis",  eine  @ef(^i(i)te  ber  ©tabt  tion  i'^ren  erften  5lnfängen  big  jum  ^at)X 
1561,  bann  auf  -öatnaefS  Uaif)  fortgeführt  bi§  3um  ^.  1576.  :3e  me^r  er 
\xä)  ber  ^di  nä'^erf,  für  toelc^e  er  ft(f)  auf  brauct)bare  (S^ronüen  unb  Urfunben, 
eigene  grtebniffe  ober  ^itt{)eilungen  ber  ^eitgenoffen  ftü^en  fann,  rairb  er  ein 
auSfü'tixliiiier  unb  too'^tunterriditeter  ©arfteller,  ber  in  lebhafter  ©prai^e  unb 
toarmer  ^arteina'^me  für  bie  ©tabt  unb  bie  eöangelifdie  Seigre  erjä'^tt.  \!ln  bie 
£>effentlici)!eit  gelangte  ba§  bem  Staf^e  überrei{^te  23uc^  nic^t  fobalb.  Sin  in 
^anau  1593  begonnener  5)rucf  mürbe  auf  Slnfudtien  be§  SlugSburger  9tatt)§ 
in{)ibirt.  S)o(^  getang  e§  ätoei  ^alire  fpäter  in  SSafel  bie  Ö)affer'f(^en  3lnnalen 
in  berbeutfc^ter  ©eftatt  nl§  jmeiten  unb  britten  S^eil  ber  2Qßertid§'f(^en  ß^roni! 
bon  2lug§burg  3U  öeröffentlid^en.  ^n  it)rer  originalen  lateinifc£)en  g-orm  'tjat  ftc 
erft  ^0^.  35urf.  Hernie  1728  in  feinen  „Scriptores  rerum  Grerraanicarum  tom.  I'^ 
publicirt.  —  9lu(^  um  bie  beutfd^e  Sitteratur  unb  ^l)ilologie  l^at  fidt)  ©•  ein 
5Berbien[t  ertoorben;  unb  bafür  fommt  feine  SSe^ie^ung  3U  ^Jlaf^iaS  ^^-laciug  in 
SSetrai^t.  S)em  großen  SBer!  ber  ^IRagbeburger  (Senturiatoren  l§atte  ®.  bei  ben 
2lug§burger  ^atri^iern  Unterftü^ung  berfdiafft;  unb  banfbar  ^aben  bie  35erfaffer 
feinen  Flamen  neben  bem  ^ainjerg  unb  einer  Stei'^e  bon  9türnbergern  an  bie 
©pi^e  ber  octava  centuria  (1564)  geftettt.  S^ie  Unterftü^ung  beftanb  nic^t  blo§ 
in  Öelb ,  fonbern  aud)  in  litterarifdtien  .§ülf§mitteln.  ^n  bem  Catalogus 
testinm  yeritatis  fü'^rt  ^^laciu§  feit  ber  ätoeiten  ?lu§gabe  (1562)  aniS)  ba§ 
ßbangetienbuc^  be§  Otfrieb  bon  SBei^enburg  an,  bon  bem  (S.  im  ^.  1560  eine 
3lbfcE)rift  naci)  einem  bem  Ulrid^  ^ugger  ge'^örigen  ßobej,  ber  je^igen  ^eibelberger 
§anbf(i)rift,  angefertigt  l)atte,  bie  fid^  no(^  ie|t  im  ©(|otten!tofter  ju  äöien  bor= 
finbet.  2Bie  @affer'§  (Sorrefponbeuj  mit  ®e§ner  ^eigt,  backte  er  felbft  eine  3eit 
lang  an  bie  Verausgabe  be§  Dtfrieb;  fie  gefd^a'^  bann  huxä)  3^laciu§  1571  na(^ 
(Saffer'§  Slbfc^rift  unb  mit  einer  gteid^fatl§  bon  il)m  l)errüt)renben  „ßrllärung 
ber  alten  teutfdien  äöorten".  35i§  jum  S-  1726  mar  biefe  "erfte  3lu§gabe  be§ 
Otfrieb  auc^  bie  einjige.  —  S)ie  legten  SebenSja^re  (Saffer'g  mürben  burd)  bie 
flacianifdien  Raubet  getrübt,  ^n  alter  Streue  l^ielt  er  ^u  glficiuS,  gemäl)rte 
bem  bertriebenen  St)r.  ©pangenberg  ein  5lft)l  in  feinem  ^aufc,  gerietl)  aber 
burd)  biefe  ^Parteinahme  in  Sonflict  mit  ^ugSburg  toie  mit  feiner  SSaterftabt 
Sinbau.     ®.  ftarb  ju  Augsburg  1577  ben  4.  S)ecember. 

i^acob  Sruder,  De  vita  et  scriptis  A.  P.  Gasseri  (in  öeffen  Miscellanea 
[1748]  p.  409-443).  —  g^ronifen  ber  beutfc^en  ©täbte,  S3b.  IV,  2lug§burg 
ißb.  1  (l^erau§g.  b.  5.  f5fren§borff),  ©.  XLIV.  -  9t.  b.  9taumer,  (Sef^.  ber 
german.  ^ß^ilologie ,  ©.  33  ff.  —  Dtfrieb,  ^erau§g.  b.  J?eEe  ©.  124  ff., 
b.  ^.  ^iper  ©.  270. ff.  —  ^preger,  9Jiatt^ia§  ^laciug  Sllt)ricu§  II,  ©.  471  ff. 

^.  gren§borff. 


398  ®"^^"- 

(Koffer:   §an&  ©.,  33ilb:^auer,  gel6.  am  2.  Cdoficv  1817  ju  eijentratten 
Bei  ©münb  in  i?ärnt^en,  f  nm  24.  Slprit  1868  in  Jöubapcft,  toav  ein  fcl^r  16e= 
gabtei-  unb  eigenartiger,   in   ber  erften  ^^eriobe   jeineS   (2d)affen§  ju  bebeutenben 
ipoffnungen   Bere^tigenber  Äünftter.     ©ein  SJater  S'acob  &.   lebte   alg    2:ifd)ler 
unb  .g)ol3|c^ni^er  in  bem    fleincn  ^lörfrficn  ßifentratten   unb   l^atte    au|er  .Span§ 
nod)  iolgenbe  fünf  ©ö^e:    ©ebaftian,  ^atoh ,  S^ofef,  ^Jlaj  unb  grana ,  mithin 
eine  fo   ja^lteicfie  ^-amilie,  ba^   er   für  bereu  2lu§6ilbuug  nur  nott)bürftig   ju 
forgen  öermoc^t  ^atte.     SBenn  ber  iüngfte  ©o'^n  .^an§  au§  ber  S)orffc£)ute  tarn, 
mu^te  er  ba§  3}iet)  auf  bie  Söeibe  treiben  ober  fi(|  in  ber  Söerfftätte  antt)enben 
laffen.     5ßlötjlic^  ertt)ad)te  aud)   in  ^anä   bie  ßuft    am  Silbfdjuiljen   unb   er   er= 
langte  barin   eine  fol(^e  f^ertigteit,   ba^    er   bie  3tufmerffam!eit   weiterer  .Greife 
auf  fid)  teufte.     Siner  ber  ®önner,  ©raf  ßobron,  in  Kärnten  begütert,  gab  i'^m 
bie  Mittel  jur  Steife  na(^  SBien,   mo  bereite   jtoci   feiner  Vorüber,   granj    al§ 
^^orträtmaIer  unb  9Jtai;  al§  2Birtt)§päd)tcr  in  befd^eibenen  5öer^ä(tniffcn  lebten. 
3m  fyrü^ia'^re  1838  betrat  Ö).  bie  ^aiferftabt,   mit  ©mpfetituugeu  an  .^ünftter 
unb  .^unftfreunbc  t)erfet)en,  tüeli^e  fein  einfad^cä  ungejmungeneS,  aber  öon  einem 
regen  (Seifte  3eugni|  gebenbc^  2Befen  unb  feine  eble,  poctifd)  angef)aud)te  äußere 
(Srfc^einung  liebgewannen.     Sic  reichen  i?unftfd)ä|e  unb  bie  intereffanten  gcfelligen 
greife,  in  meldte  er  trat,  mad)ten  aber  auf  beu  Sllpenfo^n  uii^t  jenen  ßinbrud, 
ben    mau    üorau§fet^cn    foHte.     „%n  5)lenfd)cn    unb    ^unftroerfen",    fd)rieb    ber 
^ünftler  bamal§  einem  ^yreuube  nad)   ©münb ,    „tjült  iä)  mid)    orbentlid)   fatt 
gefeljen;  biefc -33lenge  in  ber  Siefibeuäftabt  ift  fd^auber'^aft."     ^m^toüember  1838 
begann  ®.  feine  afabemifc^en  ©tubien.     ^'^ucrft   naf)m   er  3/i<^n'^"unterrid)t  bei 
®feIlt)ofer,   fpäter   fam  er  in   bie  33ilb]^aucrfc£)ule   ber  ^rofefforcn  ^tueber  unb 
Ää^mann  unb  erl)iclt  fd)ou  in  ben  3fal)rcn  1839  unb  1840  erfte  53itbl)aucrpreife. 
2Qßie   gro^   aud)    bie   ^^lufmunteruug  War,   meldte   bem    fid^   rafd)   entmicfelnben 
Talente  p  Xt)eil  geworben,  wie  anrcgenb  auf  if)n  aud£)  ber  3}ertel}r  mit  Ätünft= 
lern  unb  Äunftfennern  wirtte,  befricbigt  war  @.,  in  beffen  ©eelc  fid)  ein  ©eignen 
unb  93erlangen  uad£)  anberen  Sfbealen  funbgab ,    aU  fie  bie  afabemifd)en  Greife 
fannten,  feinc§weg§.     ©eine  Sude  lenften  fid)  naäj  'iDlünc£)en,  Wo  ^önig  ßubwig 
burdC)  ben  um  if)n  öerfammelten  Äreiä  ^od)bcgabter  j?üuftler  ber  beutfc^en  J?un[t 
neue  93al)nen  eröffnete  unb   e§  gelang  it)m   aud),   ba§  er  1842  al§   !aiferlid)cr 
5ßenfionär  anftatt  in  9tom,   wie  bamalS   üblid) ,    in   ber    beutfd)en  i?önig§ftabt 
feine  !ünftterifd)e  2lu§bilbung  fortfeljen  burfte.     2)er  3ttuber  feiner  ^erfönlic^feit 
unb  feine  entfc^iebene  Begabung  erloarben  i^m  aud^  in  ^J)lünd)en  rafd§  greunbe. 
@r  trat  in  nähere  33eäiet)ungen  ju  i?aulbad^,  ©d£)norr  ö.  6arol§felb  unb  Subwig 
b.  3;f)ierfd),  bem  ©ol^n  be§  .g)etteniften,  Männer,  an  bie  i^n  bi§  an  fein  Seben§= 
cnbe  bie  Wärmften  iBanbe  ber  i5f^-eunbfd^aft  fnüpften.     Slngeregt  bon   il^nen  be= 
müf)te  fid)  ®.  in  ber  9lu§bilbung  feiueä  2;alente§  3^ortfd)ritte  ju  mad^en.     3luf 
3lu§flügen  uac^  Ttürnberg,  5lug§burg,  g^'^if^^Sf  9iegen§burg  k.  entfaltete  fid)  fein 
romantifdier  ©inn  in  ber  3tnfdE)auung  mittelalterti(^er  ^unftwerfe,  ol)ne  ba^  er 
bamatö  noc^  bie  Sebeutung  unb  bie  6igeutt)ümlid)feit  berfelben  begriff.    Söiewol 
öorWicgenb  mit  ©tubien  befd£)äftigt,    entftanben  bodf)  Wäl)rcub  feine§  ^ünd)ener 
3lufentl)alte§  eine  9teil)e  gelungener  ©tatuetten  unb  Entwürfe.     Unter  ben  erfteren 
erregten  iene  öon  ^aulbad^  unb  ©ctinorr,  eine  ©ruppe  öon  ©d^norr'§  Slöd^tern, 
burd)  i^re  5tel)nlid)feit  gro^e§  ^ntereffe;   unter   ben  übrigen  3lrbeiten   jeigte  @. 
in  ber  lebensgroßen  'Q\Q,nx  eineg  gauftfömpfer§ ,  l^eute  gigentl)um  ber  3lfabemie 
ber  bilbenben  l^ünfte,  bereits  feine  -Hinneigung  ju  bewegten,  lebenSüollen  @eftal= 
tungen,  in  ber  f^igur  eine§  6ngel§,  eine§  ^ßorträtmebailtonS  Pon  i^xi^  ^auihaä) 
unb  eines  ,$?inberporträt§  au§    ber  gamilie   be§  ^^rofeffor   3lrnbt§   feinen  feinen 
©inn  für  ß'^aratteriftü.     Ungead£)tet  ber  angene'^men  3}ert)ältniffe,  in  welchen  @. 
in  5Jlünd§en  lebte,  litt  e§  il)n  bort  nid)t  auf  bie  Sauer.     @r  fel)rte  im  3.  1846 


©Qfier.  399 

totcber  naif)  3Bien  prücE,  tjn^liä)  Begrübt  öon  feinen  alten  fyteunben,  ju  toelcEien 
öorjüglicE)  5-  5lmei-ling,  5t.  ^ö|m,  9t.  ö.  6iteI6ergev,  6.  Ütabtoi^ft),  SSüd)ei;  2C. 
ää'^Uen,  unb  neue  9}er'6tnbungen  anfnü^jenb.  S)urc^  bie  ÄunftauSfteHungen  ge= 
langten  feine  51rieiten  in  Weitere  Greife,  bie  ba^  frifcfie  latent  betounberten 
unb  au§  toetc^en  if)m  üeinere  Slufträge  jugingen.  5Iber  nid^t  auf  biefem  2Bege 
toax  e§  möglici) ,  ba^  (Saffer'g  Talent  3U  einer  fünftlerifc^en  9teife  gelangen 
lonnte.  @r  beburfte  grö^ever  plaftifc^er  3Iufga!6en,  ttJOju  jebocE)  unter  ben  bama= 
ligen  S^er^öltniffen  in  SBien  feine  3lu§fi(i)t  öor"^anben  ttar.  (gelang  e§  bo($  ni(f)t 
einmal  2öiener  Silbl^auern  öon  anerfanntem  ütufe  folc^e  9tufträge  ju  erhalten. 
S3e{  bem  bamat§  geplanten  unb  aud§  jur  5lu§fü!§rung  gelangten  großen  S)enfmate 
für  .Saifer  ^^^ranj  entfi^ieb  bie  ©taatgraifon  für  ben  Italiener  ^JlarcEiefi  unb 
bei  bem  Srunnenbenfmale  auf  ber  f^i-'^ii^ng  toä'^lte  bie  ©emeinbe  @d^tt)ant£)aler, 
einen  5)lün(^ener  Äünftler.  SBie  bie  übrigen  jüngeren  SBiener  Sitbl^auer  mu^te 
ftc^  ba^er  au(f)  @.  mit  3tufträgen  bon  ^priöaten  für  SSüften,  Statuetten,  G)rab= 
benfmalen  begnügen.  3}on  ben  SSüften  mad)te  jene  ber  i^ennt)  Sinb,  au§gefül§rt 
im  grüfifal^re  1847,  für  toelc^e  ber  i?ün[tter  fid^  begeiftert  l^atte,  in  ber  i?unft= 
loelt  Sluffe^en.  S)ie  einzige  bebeutenbe  Slufgabe  toax  bie  2lu§fü^rung  öon  aEe= 
gorifc^en  g^iguren  an  ber  fyaeabe  be§  öon  ben  3lrd§ite!ten  Dan  ber  TiüU  unb 
©iccarbSburg  im  ^.  1847  neuerbauten  6arltf)eater§,  toeldie  burd)  if)re  Slbmeidiung 
bon  ben  antifen  S3Drbitbern,  i^re  Originalität  unb  3inmut^  einen  fo  großen 
9iei5  ausübten ,  ba^  fie  burd)  üiele  ^a^re  in  fleinerem  ^la^ftabe  nai^gebilbct 
würben.  —  ßrft  nact)  bem  3^al)re  1848,  an  bcffen  politifi^en  ßreigniffen  (B. 
Iebf)aften  Stnt^eit  nal^m  —  fo  ftanb  er  im  Cctober  unter  ben  Kämpfern  auf 
ben  SSarrifaben  in  ber  Seopolbftabt  —  brad)  aui^  für  @.  eine  neue  Slera  an. 
3fm  S)ecember  1850  trat  er  al§  i^e^rer  in  bie  9J^obettir  =  35orbereitung5f(i)ute  ber 
Stfabemie  ein,  o!^ne  aber  an  biefem  93erufe  ©efaEen  gu  finben.  ®r  öerüe^  bereite 
im  Dctober  1851  biefe  SteEung  unb  toibmete  fi(^  boüftänbig  ben  i!^m  in  reii^er 
3a^l  3u  Zf^tii  geworbenen  2Iufträgen.  6r  führte  ©tatuen  für  ba§  Sltfenal  unb 
ba§  SBaffenmuf eum ,  ha^  neue  33an!gebäube,  ben  ©i^ungsfaal  be§  @emeinbe= 
rat^e§  (1852)  au§.  ^m  ^.  1853  öotlenbete  er  ba§  3Betben  =  5Jtonument  für 
G)ra|,  um  biefelbe  3eit  entftanb  ber  (Snttourf  jum  2Bictanb=S)en!mal  für  SBeimar, 
Welcher  (1857)  gur  Stuefü^iiing  fam.  35alb  barauf  folgten  bie  (yis^i-'e^  äum 
|)en^imonument  in  Dfen  (1852),  ba§  S^enfmal  im  Slol^barfenate  in  2rieft,  bie 
©tatuen.an  ber  gagabe  be§  ©ebäubeS  ber  (Srcbitanftolt  (1857),  ba§  @rab= 
benfmal  53to3art'§  auf  bem  ©t.  5J1arrer=5riebf|ofe  (1856),  ber  lebensgroße 
(^:§riftu§  ber  Sobron'f(^en  ©ruft  3U  (Smünb  (1858),  ba§  (i§riftallnigg'fd)e  (Srab= 
monument  ^u  8t.  5Jli(i)el  im  3oIlfeIbe  (.1859),  ba§  SSrunnenbenfmal  im  ©tabt= 
barfe  (1865),  bie  ©tatue  be§  ^.  ö.  ©onnenfelg  auf  ber  ßlifabetprüde  (1864), 
ba§  5!Jlaria=2:i^erefien=5)tonument  im  3lfabemiegebäube  ju  SBiener=Dteuftabt  (1862), 
ba§  ©tanbbilb  ber  Königin  glifabetl^  im  Söeftba'^n^ofe  (1860),  bie  g]tonu= 
raental=93runnen  beim  neuen  Opernfiaufe  (1867)  unb  anbere  Heinere  ©tanbbilber 
für  ^ir(f)en  unb  ^ribatbauten  unb  @rabben!mäler  für  abelige  ^yamilien.  SJon 
ben  5a^treid)en  ^orträtbüften  finb  1^ erb or^u^ eben  jene  be§  .^arl  9ta'§I,  be§  Sanb= 
fd^afterS  9)tarfo,  be§  ©rafen  ©teplian  ©gec^entii,  be§  ®efc^ic^t§forfc§er§  {yrei^eiTU 
b.  3lnfer§l§ofen,  be§  (E{)emifer§  2.  ©d^rotter,  be§  (5::^irurgen  ^rofeffor  Dr.  ©d)U^, 
ber  3JlaIer  ©d^roperg,  ßrie^uber  unb  Single,  ber  ^^rofefforen  Dpt^oi^e-c  unb 
S5erre§,  be§  ©d)aufpieter§  S)atoifon,  be§  ©eologen  ^aibinger,  be§  ^änanäminifterS 
fdxuä,  fein  eigenes  ^ilbniß  k.  S5on  gr.  ©d£)iüer  fü'^rte  er  eine  Äoloffalbüfte 
au§.  S)iefe  außerorbentlid£)e  fyrud)tbar!eit  War  aber  feinem  Talente  nid^t  förber= 
li(^.  SBenig  geübt  in  ber  9lu§fü^rung  bon  größeren  plaftifc^en  2Berfen,  gebrängt 
burdf)  bie  um  be§  ©elbetWerbeS  wiEen  5u  eifrig  gefud^ten  unb  übernommenen 
Slufträge  bertoenbete  er  auf  bie  ^tf)x^af)l  feiner  fböteien  Slrbeiten  nid^t  bie   ge= 


400  ®'^^i"- 

l^örige  ©orgfalt  unb  üBergalb  fie  mit  beutlicfien  5Jkrfmaten  bev  f^Iüc^tigfcit  unb 
bei-  fd^aBIonenmä^igen  Set)anblung.  ^n  ber  inbuftuellen  5Iu§6reitung  jeineä 
35eruie§  ging  er  ojt  fo  toeit,  ba^  er  o^ne  eigentliches  .^ilfSniobett  arbeitete. 
3n3i|d)en  bem  finnigen  unb  reijboE  gemachten  ©nttourje  unb  bem  auSgefütirten 
Söerfe  lag  nict)t  feiten  eine  ft)eite  ifluft.  'Jtur  in  ben  roeiblidfien  ^Brunnenfiguren 
be§  ©tabtparteä  unb  beim  Cpernf)aufe  —  ben  legten  2lrbeiten  —  entfaltete 
@.  noc^  ben  ganzen  Steij  ber  9lnmut!^  unb  ©c^ön^eit  feiner  i^ugenbgcftatten. 
2ln  biefer  6rfd)cinung  trug  wefentlict)  feine  leibenfcf)afttic^e  fiuft  an  ber  6rtt)er= 
bung  'öon  Äunfttcerfen  au§  älterer  unb  neuerer  3^^^  (5d)ulb.  .^aum  in  btn 
35efi^  eine§  tleinen  Kapitals  getaugt ,  taufte  er  fii^  int  3Siener  (Bemeinbebejirfe 
^argaret^en  ein  Jpanö  mit  fc^önem  ©arten.  S)ort  baute  er  mit  gro^n  J?often 
ein  ^Jttelier  in  mittelalterlid)em  ©tite  unb  ein  mit  ja^tieidien  (Semädjcrn  au§= 
geftattete§  2öot)nl)au§,  tDel(i)e§  er  mit  ben  au§  aEen  .'C'änbern  crtüerbenen  5Uter= 
t^ümern  anfüllte.  i?oftbare  Silber,  barunter  bon  ^^(nbr.  ?lc^enbad^  eine  fd)önc 
äöalblanbfdiaft,  Sc^ränfe,  glügelaltäre ,  ßimoger  @mait§ ,  2;e|jptc^e ,  ©ticEereien, 
^etall=,  @la§=  unb  J^ongefäfee,  aller  5lrt  j?upferftid)c ,  toaren  bort  bottftänbig 
ungeorbnet  trie  bei  einem  iröbler  aufgel)äuft  SRä^ig  in  feinen  leiblid)en  58e= 
bürfniffen  fanb  er  feine  gan^e  2uft  unb  ^reube  in  ber  Sctrad)tung  feiner  .^unft= 
fd)ä^e  unb  opferte  benfelben  nid)t  nur  fein  reic^eS  (Sinfommen ,  fonbern  feine 
33crmögen§öerl)ältniffe  gerietljen  in  gemaltige  Unorbnung.  ©c^on  tief  öeifdiulbet 
unb  bon  äöuc^ereru  in  ©diulbenarrcft  getrieben,  mollte  er  fid)  bod)  nid)t  bon 
feinen  i?unftf(^äljen  trennen ,  bi§  enlDlid^  eine  ^In^al^l  bon  ^unftfreunben  feine 
?lngetegcnl)eiten  orbneten  unb  ben  größten  ll^eil  feini§  93efi^e§  berfauften.  ^aum 
l§atte  er  bie  fyrei'^eit  be§  ^anbc(n§,  begann  er  neuerbing§  ju  fammeln.  5Iad) 
feinem  Sobe  famen  au^er  3V)7  Cbjecten ,  meld)e.  bon  feiner  eigenen  .^anb  l)er= 
rührten,  834  Äunftgegeuftänbe  atter  5lrt  3ur  ^erfteigerung ,  bon  benen  mand^e 
in  öffentli{^e  Sammlungen  übergingen.  2Benn  aud)  biefe  Steigung  ®affer'§  au§ 
einem  eblen  ^JJtotibe  entfprang,  fo  mar  fic  bod)  entfd)ieben  nad)t'^eilig  für  ben 
f(^affenben  Äünftler.  (ir  ftrcbte  nad)  leidstem  unb  loljuenbem  ©rmcrbe,  um  al§ 
5lmateur  feine  Sebürfniffe  befriebigen  ju  fönnen  unb  bie  ©orgen  feiner  ©djulben 
raubten  i^m  bie  ru'^ige  @emütl)§ftimmung  unb  bie  bolle  ,<pi'iget)ung  an  feinen 
lünftlerifd)en  5BeruT.  —  2Bie  fd)on  ermiilint  ermerfte  @affer'§  ^^.krföntic^feit  in 
feinen  Jüngeren  Sal)ren  ein  befonbere§  Sfntereffe.  'Diad)bcm  er  fd)on  eine  geraume 
3lnäal)l  bon  ;3al)ten  in  größeren  ©tobten  gelebt,  blieb  er  fid)  treu  in  feiner 
fd)lid)ten  @infad)l)eit  unb  feiner  unbefangenen  3(uffaffung  ber  5[lhnf(^en  unb 
focialen  33ert)ältniffe.  ^m  5ßefil3c  einer  geringen  33itbung  füf)tte  er  fic^  angezogen 
bon  geiftig  "^erborragenben  'Männern  unb  ftrebte ,  mit  i^en  einen  engeren  3}er= 
fel)r  an3u!nü|)fen.  S)abei  blieb  er  ber  5laturfo^n,  metdier  mit  fdiroörmerifdier 
^Begeifterung  an  feiner  ipeimatt)  '^ing  unb  eine  gvünblid)e  5lbfd)cu  bor  ben  ©itten 
unb  (Semo^nljeiten  ber  ©täbter  '^atte.  ßr  erftredte  bie§  bi§  auf  feine  äußere 
ßrfc^einung.  @in  33ilb  förperlid)er  ©djönl^eit  mit  ber  fc!^lanfen  ©eftalt,  ben 
fräftigen,  eblen  @efi(^t§3ügen,  bem  bunflen  9luge,  bem  l^erabmallenben  fdimarjen 
i^iauptl^aar  unb  bem  eigentt)ümli(^  gepflegten  33oEbaTt,  trug  er  bi§  an  fein  ßeben§= 
enbe  eine  bunflc  33loufe,  einen  fpi^en  .^ut  nad)  3lrt  ber  ®ebirg§bcmo^ner  au§ 
bem  Ob^rammergau  unb  legte  biefe  %xa<i)t  felbft  bann  nid)t  ab,  menn  er  in 
bie  l^öi^ften  unb  feinften  (SefeEfd^ajtSfreife  eintrat.  2)aburd)  mar  (S.  eine  ftabt= 
befannte  ^perfönlid^feit  gemorben.  ^n  fpäteren  ^al)ren,  al§  fi(^  in  feinen  Bügen 
Plummer  unb  ©d^mermutl^,  in  ber  .«paltung  unb  ber  Äleibung  ©puren  bon  25er= 
nad)täffigung  ausprägten,  unb  bie  ibeale  !!3eben§auffaffung  fid)  in  einen  gemiffen 
6t)ni§mu§  umgemanbelt  "^atte,  mad)te  ber  Äünftler  einen  traurigen  ©inbrud. 
S)aäu  fam,  ba^  in  ben  legten  brei  Sat)ren  an  it)m  ein  förperlid)e§  ßeiben  3el)rte, 
mel(^e§  i:^n  in  ber  ?lu§übung  feiner  ^unft  '^inberte.     S5ergeben§  fuc^te  er  in  ben 


©aijer.  401 

Dfener  SSäbcxn  Rettung.  3}on  treuen  ^^veunben  gepflegt,  in  feinem  inneren 
öerfiittert,  l^offte  er  öergeBen^  qu|  Rettung.  Sc^on  bem  3:obe  nofie  üe|  er  an 
fein  ÄranfenBett  au§  feiner  (Sammlung  eine  ^ronceftatuette ,  5Jlineröa  t)or= 
ftcllenb ,  unb  bie  Bemalte  ^oläftatuette  ber  @ba  au§  ber  3eit  S)ürer§  fommen, 
um  fi(^  \t)xc^  %nUiäe^  3U  erfreuen.  S)er  Sob  be§  Äünftteri  rief  in  SBien  unb 
feinem  ^eimatt)Ianb  fd^mer^üc^eä  5luffe^en  :§erbor.  S^ie  33erfteigerung  feine§ 
5flac^Iaffe§  öerfammeltc  in  SBien  ^um  testen  5Rale  feine  f^reunbe;  jeber  berfetben 
tjotte  fic^  eine  iMiquie.  S)er  ßeic^nam  mürbe  im  ^.  1870  na(i)  SSiEact)  üt)er= 
fü'Ört  unb  bort  feierlt(^  beerbigt.  6eine  ^ärntnerfreunbe  errichteten  it)m  in 
te|terer  ©tabt  ein  S)enfmat,  beftefienb  au§  bem  Stanbbilbe  be§  Äünftterg, 
meld^eS,  Oon  bem  58itbt)auer  9Jle^mer  au§  ®münb  gemeißelt  unb  am  6.  Tlai 
1871  enthüllt,  ben  ©afferpta^  fcf)mürft.  ^m  SanbeSmufeum  in  Ätagenfurt  mürben 
@t)p§abgüffe  Oon  Statuetten  be§  .^ünftlerS  aufgefteltt  unb  in  einem  §aufe  ju 
@münb  bie  Sugenbarbeiten  be§  Äünftler§  gefammelt,  aU  Xnbut  ber  Slnerfennung 
feine§  ^eimat^lanbeS  —  nadö  feinem  Stöbe. 

9{.  ö.  gitetberger,  C^ang  @affer'§  biografifdie  ©ftj^e  mit  5lbbitbungen  in 
Sü^om'g  3eitfc^rift  für  bitbmbe  Äunft,  ^.  1871,  ©.  281.  —  Älagenfurter 
Leitung  ö.  27.  Januar  1871.  ^.  äßeiB. 

©afjer:  ©imon  5p  et  er  @. ,  Gameralift,  geb.  am  13.  Tlai  1676  ju 
ßolberg  in  ^^ommern,  too  fein  SSater  (Seorg  ®.  furfürftltd^  branbenburgif(f)er 
Sanbrentmeifter  getoefen,  f  am  22.  5lobember  1745  3U  ^alte.  S)ie  (Stabtf(i)ule 
befud)te  er  in  feiner  33aterftabt  unb  ftubirte  fobann  bie  ^umaniora  an  bem 
©ijmnafium  ju  (Stettin,  ba§  bamat§  unter  ber  Leitung  be§  berühmten  9lector§ 
^:pom|3eiu§  ftanb.  ^m  ^.  1694  be^og  er  bie  Uniberfität  Seip^ig ,  um  fid^  ber 
3uri§prubenä  ^u  mibmen  unb  toanbte  ]iä)  bon  ba  1696  nad)  ^alle,  tool^in  er 
befonber§  hnxä)  bie  Se:^rmirffamfeit  <Btxt)V^  ge.^ogen  tourbe.  Stuf  beffen  @m= 
bfet)lung  '^in  tourbe  er  im  3.  1700  ^ofmeifter  be§  jungen  Saron  bon  @nben, 
mit  toeli^em  er  U^  äum  ^.  1704  in  ^aüe  bertoeitte,  um  il^n  fobann  ju  toeiterer 
2lu§bilbung  auf  berfd^iebenen  Steifen  3u  begleiten.  3uei.'ft  toanbten  fie  fic^  nad^ 
<g)oltanb,  too  ®.  in  Utred£)t  ben  berühmten  9te($t§gele!)rten  6orne(iu§  ban  (5c£, 
fotoie  anbere  ©ele'^rten  gu  ^ören  @etegenl§eit  fanb.  dlaä)  ^aäe  jurücfgefel^rt, 
bi§butirte  @.  im  ^.  1705  unter  Sobinu§  ,,de  beatitudine  juridica",  unb  ertoarb 
fid£)  bamit  'ba§  ßicenciat.  '^aä)  einer  ätoeiten  3ieife,  toeld^e  er  barauf  mit  feinem 
3ögting  burd^  Seutfd^lanb,  Oefterretd^  unb  Italien  mad£)te,  traf  &.  im  ^.  1706 
toieber  in  ^aUe  ein,  unb  fing  nun  an  ^ribatiffima  3U  lefen  unb  3ugteid§  ficf) 
ber  3lbbocaturbrai-i§  ^u  toibmen.  ^m  ^.  1710  tourbe  er  S)octor  unb  no(^  im 
gleid^en  ^a^re  au^erorbentlii^er  ^profeffor  ber  9iedt)te  an  ber  Uniberfität  .«paüe, 
balb  barauf  auc^  .^ammerconfulent  unb  1711  Slffeffor  be§  (SdE)öbbenftu^l§, 
mu^te  aber,  al§  bie  Olegierung  unb  5?ammer  bon  §alle  nad)  DJiagbeburg  berlegt 
tourbe,  berfetben  bort^in  folgen  unb  tourbe  1716  jum  ^ammcrrat^e  bafetbft  be= 
förbert.  Siner  <2beciaIcommiffion  nad^  Gtebe,  um  bie  bort  entftanbenen  (5ct)toierig= 
feiten  ber  S)omänenbertoaltung  ju  begeben,  enttebigte  er  fic^  mit  fo  biet  (Sefd^icE 
unb  fo  gutem  Erfolge,  ba^  ifm  jur  ^Beto^nung,  auf  feinen  befonberen  2Bunf(^, 
im  ^.  1721  eine  orbentlid^e  ^rofeffur  ber  9ted^te  in  ^alle  bertiel^en  unb  er  3U= 
gfeii^  a(§  ^rteg§=  unb  S)omänenrat|  in  bie  neu  eingerid£)tete  60(5=  unb  5Berg= 
toerfebebutation  eingefe^t  tourbe.  ^m  3f-  1727  tourbe  er  burc^  ha^  befonbere 
SJertrauen  .ßönig  griebrid^  Söil^etm  I.,  ber  ]\ä)  fogar  berfönlid^  mit  i^m  barüber 
beriet^ ,  auf  bie  neu  errid^tete  Se^rtan^el  ber  „Defonomie"  berufen,  burdt)  toeld^e 
„benen  studiosis  bie  principia  ber  Sanbtoirt{)f(^aft ,  toie  auäj  bie  ^oti^ei,  in= 
gteii^en  bie  6inrid^tung  ber  9lnf(${äge  bon  3temtern  unb  ©ütern  nid£)t  toeniger 
guter  9}erfaB=   unb  9legulirung  ber    (Stäbte"   beigebrad£)t   toerben   foltten.     ^u= 

9IEgem.  bcutfcfte  Siogratllie-   "^^^•  26 


402  ©aßmann. 

gteid^  abn  Be'^ielt  er,  auf  SBunfd^  bc§  .^öntgS,  yeine  ©teile  im  ©c^öt)penftul^I 
ju  ^aUe  Bei,  tüie  er  aud)  tt)i|fenfd)a|tli(^  immerfort  neben  ben  ßamcralien  auf 
bem  ©ebiete  ber  ^urigprubenä  tfjätig  Blieb.  (Sin  flarer,  aöer  fe^r  nüd^terner 
33erftanb,  eine  erftaunlid)e  S)etait!enntni§  in  toirtljfd^aftlid^en  5Dingcn,  aber  icg= 
Iicf)er  Klange!  einer  f)öt)eren  ^f)ito|o:pT)ijd)en,  etl^ifc^en  unb  ]^i[torijd)en  ^luiioffung 
treten  al§  (^aralteriftijd^e  5Jtcr!maIe  biefe§  ®eifte§  qu§  feiner  einzigen  (Sd)rift 
über  ba§  neue  i^ad)  „Einleitung  ju  ben  öfonomifc^en,  ^jolitifd^en  unb  6amerat= 
lüif|enjd)aften",  .^alle  1729,  i)erüor.  6§  ift  au^  ba§  einzige  beutfd)e  äöert 
feiner  f^eber.  Sn  feinen  ja'^lreidien  Iateinifd)en  ?Ib'^ anbiungen  unb  5Differtationen 
über  aEerlei  (Scgenftänbe  ber  ^furiSprubenj  erl^ebt  er  fid)  nid)t  über  bic  trodnc 
5Jlanier  feiner  ^^itö^noffen.  S)ie  „Praelectiones  ad  codicem  Justinianeum 
ejusque  titulos  qui  in  digestis  non  contincntur",  Hai.  1727,  unb  bie  „Selectae 
observationes  forenses",  ib.  1738,  finb  l^icrunter  bic  bebcutenbften.  Slber  aud) 
in  feinem  cameraliftifdien  C^aupttuerfe  ift  er  feiner  ßeit  nur  burd)  pofitiöe§ 
SOßiffen,  nid)t  burd^  bic  liefe  unb  Originalität  ber  ©efammtauffaffung  überlegen, 
^a  e§  fte"^t  feine  „Einleitung"  in  biefer  SSe^ieliung  entfd)ieben  l)inter  35.  2. 
ö.  ©cdenborf'g  „5Deutfd)em  gürftenftaat",  ben  ©.  fclbft  al§  ©runbtage  feiner 
cameraliftifd)en  33ovIefungen  benutzte.  S)cnn  n)äl)rcnb  ©edenborf  c§  wenigftenS 
3U  einer  ©efammtauffaffung  ber  ©taatßöermaltung  brad)te  unb  bamit  eine  |)rin= 
cipiell  luiffenfc^aftlid^e  ^Bc'^anblung  i^rer  ^4>robleme  ermöglid)te,  ift  bei  @.  ba§ 
SBetüu^tfein  bom  inneren  3ufnnnncnVng  ber  öfonomifdjen,  focialen  unb  poli= 
tifd)en  (Srfd^cinungen  n^ieber  gän,ili($  berloren  nnb  jene  cafuiftifd)e,  l^alb  juriftifd^e, 
l^alb  tec^nifc^=Dfonomifd)e  $Bel)anblung  aEer  einäclncn  33ermaltung§fragen  ein= 
gebürgert  n)orben,  n3cld)c  bi§  über  bie  TOitte  be§  öorigen  Sal)r'§unbert§  '^inauS 
ben  3lnfängcn  camcratiftifc^cr  3Biffenfd)aft  in  S)eutfc^lanb  Söert!^  unb  ©influ^ 
auf  bie  9lu§bilbung  ber  ^Ptationalöfonomie  unb  33ermaltung§lel^re  fo  toefentlid) 
gefd)mälert  f)al  Uebrigcn§  ift  öon  feiner  „Einleitung"  nur  ein  einziger  2:^eil 
bcröffentlid)t  morben,  lueld^er  bie  33eimaltung  brr  ©taatSfinauäen  (SDonmnen, 
9legalien,  ©teuer--  unb  ^1ied^nung§U)cfen)  be'^anbelt. 

S)rel):§auijt'§  SBefc^reibung  be§  ©alfreifeS,  2.  2ljeil  ©.  619,  too  aud) 
30  Schriften  angefüt)rt  finb ;  ebenbort  fein  33ilbni|  in  ^u))ferftic£).  —  Elogium 
Gasseri,  Hai.  1746.  -  grfd^  unb  ©ruber  s.  v.  -  giofc^er,  ©efc^id^te  ber 
^Jlat.=Def.  ©.  372  ff.  Snama. 

©O^momi:  f5^lorian  Seo^otb  (B.,  f.  l  .g)ofcabellmeifter,  mürbe  am 
4.  gjlai  1729  ju  Srüj  in  9?ö^men  geboren,  ^m  :3efuitenfeminar  ju  ^omotau 
erhielt  er  bie  erfte  @d)ulbilbung,  bie  aud)  bie  mufifatifdien  3lnfang§grünbe  um= 
fa|te.  S)a  er  Stalcnt  jur  gjtufif  öerüetl§,  nal)m  fic^  ber  6l)oia-egent  be§  33rüjcr 
^ir(^fbiel§,  ^o'i).  äßobor^il,  feiner  befonber§  an  unb  unterrid)tete  i^n  mit  Erfolg 
im  ©efang  unb  auf  berf(^iebenen  Sfnftrumenten ,  unter  benen  er  für  bie  §arfe 
befonbere§  @efd)id  geigte.  Sie  Slbftc^t  feine§  23ater§,  eine§  ÄrämerS,  i^n  3U 
bemfelben  ©efd^äft  aufäujielien,  mar  mä)[  mä}  be§  Knaben  ©inn,  beim  bie  Suft 
3ur  ^ufif  :^attc  bei  i:§m  bereits  bie  Cber^anb  gemonnen.  Um  fi^  i§r  gan^ 
mibmen  3U  fönnen,  fa^te  er,  !aum  amölf  Sa^re  alt,  ben  Entfc^lu^,  auf§  @rabe= 
iDol)t  fein  ©lud  in  ber  2öelt  ^u  berfud)en.  Er  entmid)  ^nmliä)  au§  bem  Eltei-n= 
l^aufe  unb  manberte,  bie  lafd^en  leer,  aber  im  Sefi^e  feiner  ^arfe,  f(^nurftraf§ 
nac^  i?arl§bab,  ba§  gerabe  ftar!  befud^t  toar  bom  reid^en  Isolieren  5lbel.  ©eine 
angenelime  ©timme  unb  fein  fertiges  ©^iel  ertoarben  i^m  l)ier  in  taum  aioei 
Bodden  bie  erftaunlid^e  ©umme  bon  2000  Zf^aUx.  ©o  romantifdf)  auc^  fein 
erfter  ©d^ritt  in  bie  Söelt  ausfiel:  er  fottte  nod|  meit  überboten  mcrben.  ©eine 
^'^antafie  mar  burdt)  ben  unertoarteten  Erfolg  erl^i^t  unb  ftrebte  lyö^ex  unb 
l^öl^er.  ©einen  ©d^ullenntniffen  öerbanlte  er  aur  'üoVt)  bie  ^enntni^  bon  Italien 
unb  ba|  nur  bort  bie  redite  9Jtufi!  äu  erlernen  fei.     S)a^  ber  3öeg  bort^^in  ein 


(3a%mann.  403 

toeiter,  ba^  ev  ber  Sanbeefprad^e  nidjt  niärf)tig  fei  unb  unter  gtemben  altein  ba= 
ftef)e,  tarn  \^m  nicE)t  in  ben  «Sinn,  ^ath  er  bod)  cinftttciten  @e(b  unb  bic  ^oft 
ftanb  3ur  ^anb.  ^i)x  öertroute  er  fi(^  an  unb  langte  eine§  ^ages  ricE)tig  in 
Sßenebig  an.  ^t^t  erft  n^urbe  er  fic^  feiner  .spütflofigfeit  betonet;  feine  2!^ater 
l^atte  bie  Steife  faft  t)er|rf)tungen ,  ^ebermann  ging  giei(^gü(tig  an  i^m  oorüBer, 
9liemanb  Oerftanb  feine  ©pra^e.  5tuf  einer  ber  öielen  Srücfen  fte^enb,  bie  über 
bie  Sagunen  führen ,  ni(^t  toiffenb ,  too  aul  unb  ein,  überfam  if}n  fo  rei^t  ba§ 
^erjeteib  be§  Stlleinfeing.  S;ie  ©onbeln  fu'^rcn  an  i^m  Dorübex,  aber  f(i)on 
fonnte  fein  SlicE  i^rem  Sauf  nic^t  folgen,  benn  er  toeinte  bitterli(f)  unb  öerga^ 
feiner  Umgebung.  Sa  na'£)te  fein  ütetter:  ein^riefter  fam  be§  SöegeS,  1)idt  ftitt, 
rebete  it)n  an  unb  öerna!^m  in  gebrochenem  ©c^uUatein  bie  Sc^itberung  feiner 
Sage.  3}on  Sl^eitna^me  ergriffen ,  na^m  er  i^n  mit  ixä)  naä)  §aufe  unb  f)ier 
beburfte  ee  nic^t  lange ,  um  ^u  entbecfen,  tüetcf)en  ©c^a|  an  2öiffen§brang  unb 
3:atent  i§m  ta^  Schief fat  äugefüfirt.  6r  forgte  üäterti^  für  feine  oEfeitige  9(u§= 
bitbung  unb  fd)icfte  if)n  bann  naäj  SSoIogna,  um  bei  P,  53tartini  feine  mufifa= 
lifi^en  ©tubien  ju  öolienben.  9lu§gerüftet  mit  bem  n5tf)igen  SJÖiffen,  fe^^rte  &. 
nai^  33enebig  jurücE,  too  er  burd)  feine§  2So^It^äter§  Semüf)ung  eine  Drganiften= 
fteüe  in  einem  Oionnenfloftet  et^ictt.  ©ein  ©piel  ci-regte  51uTfe"^en  unb  eine  ber 
^Rönnen,  Dertranbt  mit  bem  reichen  funftfinnigen  (Srafen  Seonarbo  SSeneri,  lenfte 
beffen  3lufmerffam!eit  auf  ben  ^Jtufifer.  Sie  iBefanntfd)aft  toar  rafc^  gemad)t 
unb  ber  @raf  öon  ©.  fo  eingenommen,  ba|  er  i§m  in  ioa^r'^aft  Oerfi^tDenberif(i)er 
SBeife  feine  3^"2i9U^S  bemieg.  @r  räumte  if)m  in  feinem  5|>alai§  ein  ganjeS 
©torftüer!  at§  äöo'^nung  ein,  fteÜte  i^m  feine  S)ienerfd)aft  p  ©ebot,  toieS  t^m 
bie  foftbarften  Äleiber  ju  unb  gab  it)m  freie  ^iafel  mit  ber  ßrlaubni^,  nac^ 
SBelieben  @äfte  ^u  (aben.  9}on  oHebem  machte  ber  Uebergtücflic^e  nur  ben  be= 
fi^eibcnften  ©ebrauc^ ;  fein  5Iugenmerf  tcar  unb  blieb  bielme§r  feine  Äunft,  in 
ber  er  fo  gtücftict)  t)ortoärt§  fc^ritt,  ba^  fic^  balb  bie  bebeutenbften  Äir^en  unb 
Sweater  um  feine  Söerfe  betuarben.  ©ein  9tuf  brang  rafc^  über  Italien  :^inau§ 
unb  balb  aud)  nai^  2Bien,  bon  too  er  1763  für  ba§  faifert.  ^oft!§eater  öer= 
f(^rieben  tourbe,  um  33aHetmufif  ju  comboniren.  (Segen  6nbe  1764:  tourbe  er 
an  ©teile  ®tu(i'§  jum  Gabellmeifter  ber  Dper  unb  jum  ipofcombofitor  ernannt, 
©eine  erfte  für  Söien  gefcf)riebene  £ptx  toar  .,L"01impiade"  (iert  öon  531eta= 
ftafio),  meiere  nebft  ^toei  großen  35aIIet§  am  28.  £)ct.  1764  im  2f)eater  näd)ft 
ber  Surg  in  ©egenmart  be§  .^ofeg  jur  3Xuffü^rung  fam.  &.  ertoarb  ftd)  bie 
3uneigung  A?aifer  ;3ofeb'§§  II.  in  fo  l^oliem  @rabe,  ha^  il)n  bicfer  am  2:obe§= 
tage  be§  ^ofcabettmcifter§  Seorg  ö.  Üteutter,  13.  ^Mr^  1772,  ju  beffen  9lo(^= 
folger  ernannte,  ©dion  borbem  fid)erte  fic^  berfelbe  ein  unöcrge^lic^eg  3Inben!en 
buv(^  bie  im  f^rvü^jalire  1771  erfolgte  ©rüubung  einer  9BitttDen=  unb  Söaifen^ 
2;onfünftter=©ocietät,  ju  bereu  O^onb  bie  .^aiferin  5Jiaria  J^erefia  unb  i^ofep^  II. 
bie  erften  ^Beiträge  äufteuerten;  auif)  tourbe  bem  3}erein  geftattet,  aEjä^rü(^  3U 
i^rem  SSeften  jtoei  Sobbelauffü^rungen  öon  2I!abemien  im  2^eater  Deranftalten 
3U  bürfen,  beren  erfte  im  grü^ja^r  1772  ©tatt^^atte;  @.  felbft  fd)rieb  ju  biefem 
3tDecfe  fein  Oratorium  „La  Betulia  liberata",  Sej-t  bon  ^Jietaftafio.  S)ie  2;on= 
!ünftIer=©ocietät  !^at  fic^  im  ^.  1862  neu  conftituirt  unb  legte  fid)  ben  Flamen 
„§ai}bn"  bei  in  bantbarer  Erinnerung  ber  enormen  ©rfolge,  bie  i^nen  bie  3luf= 
füt)rung  bon  ber  „©^öbfung"  unb  bon  ben  „Sa^reSjeiten"  eintrugen.  S)a§ 
5penfion§au§ma^,  anfang§  100  ©ulben,  beträgt  gegentüärtig  (1877)  500  Bulben, 
ber  (e^te  3<i^i-'e§au§wei§  für  ^enfionen  betrug  über  21300  ©ulben,  ba§  3}er= 
mögen  felbft  ift  jur  6ö^e  bon  über  700000  (Sulben  in  3Bertl^bapiei-'f"  geftiegen. 
—  @.  toar  e§  nur  furje  ^zii  bergönnt,  fic^  feiner  l^umanen  ©c^öpfung  ju  er= 
freuen.  2luf  feiner  legten  9tüdfal)rt  bon  Italien  er  tcar  im  ©pät^erbft  1769 
nad^    DHom   gereift,    um   bafelbft   für   ben    fommenben   (Sarnebat  eine  Oper  ju 

26* 


404  GJafetnann. 

fc^reiBen)  tüurben  bte  5P|erbe  jd)eu  unb  f erteilten  ®.,  ber  aii§  bcni  Söagen  ge^ 
fprungen  toax,  fic^  afier  in  bev  Äctte  öeiyangen  f)atte,  eine  weite  Strecfe  iort, 
trobei  bem  llnglü(iti(i)en  mel^vere  Diippen  gebogen  tt)utben.  ©eit  jener  S^xt 
fränfelte  et,  tourbc  enblic^  gan^  bettlägerig  nnb  [tarb  an  ber  3Baf|erfud)t  am 
21.  SSanuar  1774.  ©ein  ßeidinam  tourbe  auj  bem  bamatigen  ^JJtontjerrat 
(©c£)n)ar3fpanier=)  5i-'iebt)of  öor  bem  ©diottenffior  jur  3iu§e  beftattet;  fein  un= 
getDötinlid^  großes  .^erj  aber,  an  bem  fi(i)  ^oll)pen  angefe^t  l)atten,  tourbe  bei 
ben  barm^^ei-jigen  SBrübern  aujbetoat)rt.  @a|mann'§  Jffierfe  errangen  fid)  all= 
jeitige  3tnerfennung.  .spal)bn  geftanb ,  ba^  beffen  ©efangmufif  ben  meiften  @in= 
fluB  auf  i'^n  ausgeübt  ^abe;  5)lojart  äußerte  fiii)  nod^  in  Seip^ig  3u  bem  3tt)ei= 
felnben  S)oIe§ :  „2Benn  @ie  nur  erft  aEe§  fennten,  lDa§  toir  in  SBien  öon  i^m 
~^aben;  fomme  \ä)  je^t  t)eim,  toiU  id)  feine  .ffirc^enmufif  fleißig  burc^ftubiren  unb 
l^offe  öiel  baraug  ju  lernen."  —  %U  &.  im  ©eptember  1770  mit  ben  faiferl. 
Dperiften  narf)  5[Jlä^rif(^--'Jieuftabt  reifte,  too  Sfofept)  II.  mit  griebrid)  b.  ©ro^en 
3ufammen!am,  Ujurbe  ßJa^mann'S  £pcr  ,,La  Contessina"  aufgeführt,  an  tt)eld)er 
ber  i?ön{g,  für  ben  @.  bann  nod)  me^rere^  für  bic  f^löte  componirte,  fo  groBe§ 
äöo^lgefaÜen  trug,  ba|  er  ben  i^aifer  bat,  ii)m  ben  5)lann  ju  überlaffen,  „ber 
fo  gan3  nad)  feinem  öer^^en  fd)riebe".  —  äöie  fel)r  ber  itaifer  ®.  fdiäijte,  beluieS 
er  noc^  bei  ber  Slubienj ,  tüeld)e  bie  SBitttoe  bei  il^m  naf)m,  um  feinen  ©d)U^ 
anäuflelien.  ^-euditcn  3luge§  fagte  er  ju  xijx:  „3^d)  ^abe  nid)t  nur  einen  großen 
Äünftler,  fonbcrn  aut^  einen  ber  rr^tfc^affenften  ^Jtänner  öertoren".  —  ©eine 
Quartette  aber  t)ielt  ber  .^aifer  immer  öeifd)loffen  unb  lie§  fic  nur  fetten  al§  be= 
fonbere  ®unft  ^emanb  "^ören  unb  al§  er  fie  bem  ©ro^fürften  öon  üiu^tanb,  ber  1781 
auf33efu(^  in  2Bien  lüar,  ,^eigte,  fagte  er  mit  2Bcl)mut^ :  „S)ie§  finb  noc^  SSlumen 
öon  meineg  @a^mann'§  ©rab".  —  5ttö  (Somponift  gel^ört  ®.  jenen  an,  bie  fid) 
eine§  mel)r  ern^eiterten  unb  öeröoHfommneten  $eriobenbaue§  unb  einer  reid^eren 
3lu§ftattung  ber  :3ri[tvumentalbegteitung  beim  ©efange  befleißigten.  (Sr  fd)rieb 
©l^mp'^onien,  ©treid)=2rio§  unb  Cuartette,  faft  burc^gel^enbä  in  ber  [trengen  ge= 
bunbenen  ©c^reibart.  ^m  S)rurfe  erfd)ienen:  „Six  quintettes  pour  deux  violons, 
deux  violes  et  basse",  '4>cn-'i^-  ^Six  quatuors  pour  violon,  flute,  alto  et  basse", 
$ari§.-  „Six  quatuors  pour  deux  violons,  alto  et  violoncelle  concertants", 
?lmfterbam.  ,,Six  quatuors  pour  deux  violons,  alto  et  basse,  chacun  avec 
deux  fugues",  3Sien  1805  (oeuv.  posth.),  15  ©l)mp^onien  für  £)rd)efter  blieben 
^anufcript.  gür  bie  ilirdie  l)aben  fid^  in  5Ranufcript  erl)alten  ein  9teiiuim 
C-moll,  mehrere  53teffen,  ^Malmen,  ^Jlotetten,  ein  Stabat  mater  unb  Dies  irae. 
Oben  ermä'^nteS  Gratorium ,  ba§  nod)  ftar!  im  @efd)mad  jener  ^^eit  mit  au§= 
gebe'^nten  Strien  unb  Üiecitatiüen  überlaben  ift,  tourbe  in  ber  2:onEünftler=©o= 
cietät  im  ^.  1776  mieberl)olt;  bei  ber  SOjä^rigen  Jubelfeier  be§  2}ercin§  vl821) 
l^atte  e§  ©alieri  äeitgemäß  umgearbeitet,  bie  ^iecitatiöe  unb  2lrien  gefür^t  unb 
brei  neue  &)'6xe  ^injugefdirieben  mit  Sßenu^ung  bon  @aßmann'fd)cn  6ompo= 
fitionen.  (2)ie  jpartitur  in  biefer  ©eftalt  befinbet  fid)  im  3lrc^ibe  ber  (5jefetlfd)aft 
ber  gjlufiffreunbe  p  Söien.)  3}on  ben  burd^auS  auf  italienifdien  ^ejt  compo- 
nirten  Dpern,  bereu  größere  3q'^1  JU  ben  fomifd)en  (giocoso,  buila)  gel)ört,  l)at 
@.  mel)rere  ätnei  ^al  componirt.  S)rei  tourben  aud)  bentfc^  gegeben  unb  bon 
biefen  :§at  ftd^  ba§  oft  gegebene  ©ingfpiel  (italienifd)  bon  Solboni)  „S)ie  ßiebe 
unter  ben  -t^an^tberlgleuten",  am  längften  erhalten  unb  fanb  aud)  im  2lu§lanbe 
SJerbreitung.  3ll§  ba§  ©tngfpiel  im  J.  1790  auf  bem  bamaligcn  2;l)eater  ber 
3}orftabt  ßanbftraße  gegeben  tburbc,  '^atte  ,g)at)bn  brei  2lrien  baju  componirt. 
Jm  3(.  1801  tourbe  baffelbe  im  ilärnt:^nettl)or=2:i)eater  bon  f^.  ^.  Sipbert  neu 
bearbeitet  gegeben,  bie  Wu^it  „bon  berfd)iebenen  ^eiftern".  (ginteitung,  erfteg 
5-inale,  ein  2:i^eil  be§  jtoeiten  finale  unb  bie  3lrie  be§  f5rangoi§  tourbe  bon 
®.  beibel)alten.)     S)a§  SSer^eic^niß  aller  Opern  bon  @.  ift  folgenbe§ :  „Merope" 


©aBtnann.  405 

(Statien  1759)  —  „Issipile"  {^ialitn  1760)  —  „Ezio"  (^talun  1761)  — 
„Catone  in  Utica"  (2ftQlien  1761)  —  ,.L'01impiade"  (2Bien  1764)  —  ,.I1 
mondo  della  liina"  (Senebig  1765)  —  ,.I1  trionfo  d'amore"  (Sc^önbrunn,  jur 
SBermäl^lung  Sojcpl^g  IL,  1767  in  25enebig)  —  ..Amor  e  Psyche-  (2Bien  1767) 

—  rGli  Uccellatori'-  (Sßenebig  1768)  —  „11  filosofo  inamorato"  (3}enebig  1768, 
SDßicn  1771)  —  „La  notte  critica"  (2öien  1768,  beutfcE):  „2)ie  unruJiige  ?iad)t" 
1783)  —  „I  viaggiatori  ridicoli"  (2Bien  1769)  —  ..Un  pazzo  ne  fä  cento" 
(SBenebig  1769)  —  „La  contessina"  (5Jtä^nfc^=D^euftabt  1770,  2B{en  1771; 
beutjc^  öon  .filier:  „S)ie  junge  (Sräfin")  —  ..L'anior  artigiano"  (Ütom,  äöien 
1770;  beutfcE)  öon  Dlceje:  „S)ie  2iebe  unter  ben  <g)anbtt)erföleuten",  2Bien  1779) 

—  „Le  Pescatrici"  (2Bien  1771)  —  „I  Rovinati"   (2Bien  1772)  —   „L'amore 
e  venere"  (2Bien  1772)  —  „La  casa  di  Campagna"  (SSien  1773).     ^m  '^n^ 
feum  ber  ©efeHjc^aft  ber  5Jlufi!freunbc  ju  2öien  befinbet  fic^  (Sa^mann'g  öt)p§= 
tüfle,    ein   auSbrudsöoHer   |cf)öner   Äopi   unb  fein  in  Dei  gemaltes  58i(b.     2)et 
^at)bn=2}erein  befi^t  fein   nad§   einer  3ei<|nung  öon  3lntoniu§  .^idel  in  Tupfer 
gefto(^ene§  ^orträt  öon  ^.  iBaljer.     @.  t)atte  firf)  im  September  1768  mit  39ar= 
bara  S)amm,  ber  2o(i)ter  eineS  gebitbeten,  au§  abeüc£)em  ©efc^ted^t  entfproffenen 
6emerbimanne§  öermäfilt.     S;iefer  @^e   entfprcffen   ein  ©o^n  unb  3n)ei  Xödjtex. 
S)er   Sol^n   ftarb   im  erften   ßeben§iaf)re ;   bie  jtoeite  Zcäjtn  fam  erft  nacf)  be§ 
S3ater§  xobe  jur  äöelt.     fyür  le^tere  erbot  fid)  bie  Äaiferin  fetbft  a(§  xauipatl^e 
unb  forgte  überfiaupt  für  bie  gamitie    mit  faiferli(i)er  örofemut^.     2)ie  xödjttx 
töurben  juerft  öon  Äarl  g^ribert:§,  ßapellmeifter  am  ^efuiten=6ottegium  im  Sefang 
unterric£)tet ,   fpäter   aber   öon   Sfofep^   IL   ©aüeri  ^ur  {)öf)eren  2Iu§bitbung  ju^ 
gemiefen.     ©alicri,    ®a^mann'§    roürbigfter   Schüler,    mürbe    fomit   ©elegenl^ett 
geboten,  bie  Siebe  feine§  Se^rerS,   ber  i^m  in   ^taüen   lC)ülfrei(i)e   öanb   geleiftet 
unb  für  fein  fünftlerifd^eä  äöirfen  öäterlirf)  geforgt  tjattt,  auf  bie  fc^önfte  Söeife 
an  beffen  Xöäjttxn  ju  entgelten.     33eibe  tourben  im  ^erbft  1790  am  öoft^eater 
für  ficinere  ©ingpartl^ien  angefteEt;   bie  ältere,  SJtaria  5lnna,  blieb  f)ier  bi§ 
1807   in   einer  me'^r  untergeoibneten  Stellung,  öere^elidite  ficf)  mit  bem  5}ioli= 
ntften,  .^ofmufifuS  ^>eter  gux  unb  ftarb  am  29.  5lug.  1852  im  81.  Seben§ja§rc- 
Xt)exe\t,  bie  jüngere  unb  begabtere,  fang  gleichzeitig  in  ber  italienifc^en  unb 
beutf(i)en   Cper,    erlangte   einige  SSebeutung   aber  erft  bei  ber  erften  ^luffü'^rung 
ber  ^fluberflöte  in   ber  inneren  «Stabt  (Äärntl)nert^or=2§eater)  am  24.  gebruar 
1801.   .Sie  fang  bamal§   mit  ßrfolg  bie    „.Königin  ber  'Dcac^t"  unb  trat  bann 
in  noc^  mel^reren  großen  OtoUen  auf,  al§  „©räfin"  (oigaro'g  ^oc^jeit),  „ßtöira" 
(2on  ^uan,  Dpferfeft),    „5}^aria"  (DJIaria  öon  ^TJlontatban),    „3}itettia"  (litus;., 
fang   aui^    in  ©c^uppan3ig^'§    Stugarten-ßoncerten    unb   tourbe  öon   ber  l^o^cn 
Striftofratie   unb   ber  Äaiferin  üielfad^    ausgezeichnet.     S^a^   öar)bn   fie  nii^t  in 
feinen   beiben   großen  Oratorien  fingen  lie^,   fonbern  i^re  ÜZebenbu'^lerin,  5Dtlle. 
Saal,  unb  bei  ben  fürftlidfien  '5^riöatauffül)rungen  2Jtlle.  @£|eratbi  öorjog,  tonnte 
fte   nic^t   öerfc^mersen.     ^^r   Stern  glänzte  nur  fur^e  3eit;   fie  fang  bi§  1808 
in    ber    Cper,    bann   aber   noc^    ab    unb    ju  in  (Eoncerten.     Sie  l)atte  fiii)  am 
11.    ^uni    1800    mit   ^of.    ^tofenbaum,    ßöjter^azQ'fc^en  Beamten,    öcrmä^lt. 
dlü<S)  bem   mft   glei(i)3eitigen   Xoh   ber   beiben  ©atten  jogen    fi($  bie  Sc^roeftern 
gäuäli^    in§   ^:priöatteben    aurüd    unb   pflegten   bie   Äunft   mit  gleii^geftimmten 
a}eret)rern.      I^erefe  ftarb  am  6.  Cd.  1837  im  63.  SebenSjafire.     Sie  SBittme 
@.  überlebte  i^ren  5Jlann  öolle  39  ^alire  unb  geno§  burc^  biefe  lange  ^eit  ai^ 
eine  ber  erften  bie  Segnungen  be§  öon  i^rem  ^anne  gegrünbeten  Unterftü|ung5= 
öereins.  6.  5.  ^po^L 

©QBtnaun:  ^:i}olt)^romiu§  &.,  S^cotog,  geb.  3U  il^inj  am  21.  ^^tuguft 
1740,  t  nad)  1822,  legte  am  30.  Slprit  1758  zu  3tnbernaci)  bog  Crbensgelübbe 
M  ben  ^ranciScanern  ah,   befleibete  öerfc^iebene  2Iemter  in  feinem  Orben,  war 


406  ©aßner. 

Big  jui;  ©äculonjation  fiector  bev  ^l.  ©diviit  uiib  be§  canonifd)en  9teii)t§  tu 
Stadien,  wo  ^intetim  fein  <Bä)ükx  war,  pnoatifirtc  bort  ieitbeni.  (Sr  i[t  befannt 
hüxä)  eine  Slnja'fit  I)iftorijc^er  unb  ejegetijcEier  ©c^rijten,  nod)  mct)r  burrf)  bie 
:^etti8e  .^poleinif  gegen  bie  jreifinnigen  Ifjeotogen  Sutogiuö  ©d^neibfi,  2:l)abb(iuä 
S)erefer  unb  ben  danonifJen  ^ebbcridC)  an  bcr  eTjemaligen  furjürftlid^en  Uniöcr= 
fität  p  S3onn.  33on  feinen  ©c^riftcn  jeien  "^eröorge^oben:  „Vetus  ecclesiae 
circa  jejunium  discipliua  a  paradoxis  F.  Phil.  Hedderich  minoritae  conveu- 
tualis  commentis  vindicata",  Colon.  1782.  S)icfe  Slbl^anbtung  Würbe  in  foft 
allen  @j;emplarcn  auf  i^cbberid^'g  betreiben  conftScirt,  we§'£)alb  crfd)ien  „Ed. 
nova  praefatione  aucta  ab  Ubaldo  a  duobus  fratribus,  librorum  censore", 
Dusseld.  1783.  ,,Meditationes  hist.-cauonico-crit.  in  quatuor  prima  oecume- 
nica  in  Oriente  habita  ecclesiae  universalis  concilia",  1786.  ,,Diss.  bibl.-cano- 
nica  de  eo,  quod  in  casu  adulterii  alterutrius  coniugum  circa  vinculum  matri- 
monii  ex  lege  divina  justum  est,  contra  academicum  Mogunt.  et  P.  Hedderich 
aliter  sentientcs'",  1788  (in  ber  CoUectio  Sinterim'g  Üx.  3).  ©eine  „5te^= 
mütl^ige  ©efpvät^e  ^wifdicn  einem  Sanbwirtf)e  unb  bonnifd)en  ©tu^cr"  (6ul. 
©djueiber),  1791,  mögen  al§  ^^roBe  feinet  berben  c^umov§  erwä'^nt  werben, 
gelber,  ®el  2e^.  III.  161  ff.  t.  ©d)ulte. 

©n^ncr:  Dr.  ^^erbinanb  ©imon  ©.,  geb.  am  6.  Januar  1798  ^u 
Söien,  fam  früti^citig  mit  feinem  Später  nad)  Äarläru^e,  eri)ielt  boxt  guten 
33ioIinunterrid)t  unb  befnt^te  ba§  ©tjmnafium ,  um  fi(^  jur  Uniöerfität  öorju= 
bereiten.  5Da  fic^  febod)  fein  Talent  juv  ^ufif  immer  mcrfHd)er  entwidelte, 
wät)Ite  er  biefclbe  at§  !Ceben§bcruf  unb  trat  al§  3(cccffift  in  bie  gro^^crjogltdie 
>^ofcapeIIe  ein.  S)ur(^  feine  ßompofition  einer  Operette  „S)er  @d)iprud)",  er= 
regte  er  bie  ^ufmerffamfeit  Sranbt'ö,  S)an3i'§  unb  g-e§ca'§,  bie  it)n  mit  ^^att) 
unterftü^ten.  1816  fam  er  al§  ^öiolinift  an  ba§  neuerrid)tetc  ''Jtationalt'ticater 
nad)  ^Rainj  unb  aüancirte  naä)  fec^g  3Bod)en  jum  (^Korrepetitor  unb  ©teüt)er= 
treter  be§  5Jtufitbirector§.  ©ottfrieb  2Beber  fanb  ÖJefaEen  an  it)m  ,  warb  i^m 
Se'tirer  unb  ^reunb  unb  übte  großen  6influ|  auf  feine  weitere  ßunftbilbung 
au§.  Einige  ^a^xc  fpäter  ging  ®.  at§  Uniüerfität§=^Jlufifbirector  nad^  ©ie^cu 
unb  erwarb  bort  bie  pt)ilofop^if(f)e  3^octorwürbe;  1819  promoöirt,  trat  er  nun 
in  bie  Otei'^e  ber  ^Jsriüatbocenten  unb  f)ielt  wäf)renb  fec^ö  3af)rcn  mit  Seifatt 
SSorlefungen  über  2i)eorte  unb  ©efc^idite  ber  9Jtufif,  gab  aber  babei  feine  2;Kätig= 
!eit  al§  Dirigent,  @efangle()rer  unb  ßomponift  md)t  auf.  5Durd)  ©rünbung 
eines  ©efangöereinS  unb  )i3eitung  großer  5[Rufiffefte  auc^  in  ^J^arburg  erwarb  er 
fid)  befonbere  SSerbienftc.  1826  fef)rte  @.  al§  9Jlitgüeb  ber  .^ofcapeÜe  nac§ 
ÄarlSrul^c  surüd,  Würbe  1827  (Sefanglel^rer  am  |)oft5eater,  1830  9Jlufi!=  unb 
ß^orbirector,  Wirfte  aber,  Wenn  er  nid)t  birigirte,  ftet§  aU  S^iolinift  mit.  Jlranf= 
l^eitSVlber  trat  er  1850  in  ben  erbetenen  9tut)eftanb  unb  ftarb  nac^  wiebert)otten 
©d)IaganfäEen  am  25.  f^ebruar  1851  in  Äarl§ru~£)c.  ®.  f)at  mand^eS  compo= 
nirt ,  bod)  ift  er  in  biefer  Sc^ie^ung  bereits  ber  3}ergeffenf)eit  ant)cimgefallen. 
33efonbere  33erbienfte  I)at  er  fid^  um  l'itteratur  unb  3:t)eorie  ber  2Jluft!  erworben. 
@r  war  bcr  a]eranlaffer  ju  ber  fpäter  öon  ©ottfrieb  SBeber  gegrünbeten  3eit= 
fd^rift  ,,Caecilia"  unb  rebigirte  10  Sia^^gänge  be§  bamal§  beliebt  geworbenen 
„gjtuftfalifd^en  ^auefreunbeS"  (1822—31).  ^n  ber  testen  ^eit  feineS  Seben§ 
fd^rieb  er  folgcnbe  SBerfe:  „'^sartiturtenntni^,  ein  Seitfaben  jum  ©elbftunterrid^t 
für  angei^enbe  2;onfe^er  k." ,  (ßarlSruf)e  1838,  2.  3lu§g.  ebb.  1842);  „Se{)r= 
gang  beim  ®cfanguntenid£)t  in  '^mufitfdtiulen"  (^arlSru^e  1843);  „Dirigent  unb 
9lipienift"  (^fortfe^ung  ber  ^artiturfenntni^,  Äarl§ruf)e  1847).  S)aneben  Tebi= 
girte  er  bie  „3eitfdKrift  für  S)eutfdK(anb§  ^Jiufifüereine  unb  Sifettanten"  (1840 
bi§  47).  ^uä)  einen  Slugjug  au§  ©d^itting'g  Uniberfallei-icon  ber  STonfunft, 
bearbeitete    er  1849,  nad^bem   er  ju  biefem  2Berfe  fd§on  1842   ein  ^)lacKtrag§= 


©aßncr.  407 

'^eft  l^erauSgegeben.  5öon  Jemen  6ompo[ttionen  finb  me'^tere  ßieber  füi"  eine 
©timme  unb  üier  5]Mnnerftimnten  ^u  ern)äf)nen,  bie  bei  (5(f)ott  in  ^ain^  ei-= 
|(i)ienen.  Sine  gröBere  Kantate:  „S)ie  ^ufertoecfung  be§  3füngüng§  in  «^flain", 
würbe  mit  SeijaE  öfter  aufgefütirt.  Einige  Sattette,  fo  „S)ie  ^JtüEer",  ma(^ten 
in  Äarl§ruf)e  unb  anberwärtg  &IM.  9Jon  feinen  D^jern,  toobon  eine  „S)a§ 
©tänbdien"  ^ei^t,  ift  ni(i)t§  befonnt  getoorben. 

ö.  2öee(^,  aSabifd^e  SBiograp§ien  I.  277.  ^ürftcnou. 

©tt^licr:  ^0^.  So  f.  @.,  (Sjorcift  unb  Seufelgbanner,  geb.  1727  im  2iotfe 
S3ra3  bei  Slubenj  in  äiorarlberg ,  ftubirte  ^l'Cieotogie  3u  ^nnSbrud  unb  ^rag, 
ttjurbe  grüt)meffner  ju  S)alt)§  unb  1758  ^Pfarrer  ju  .^(öfterte,  einer  f (einen  Ort= 
f(^aft  am  f^u^e  be§  3lrlberge§.  .^ier  begann  ®.  Ieiblid)e  Uebet  an  franfen 
ßeuten,  bie  p  i'^m  öertrauenSbott  bie  3uflii(i)t  na'^men,  burc^  @rorci§men  unb 
(Segnungen  gu  Reiten,  ba  er  bef)auptete,  fet)r  biete  j?ranf^eiten  fommen  nid^t  öon 
natütlictien  Utfaci)en,  fonbern  feien  SCßirfungen  be§  2eufet§  unb  in  biefem  ^yalte 
fönnten  atfo  ^trjneien  nidjtS  t)etfen ,  mot  aber  ©ebete  unb  33ef(^n)örungen.  Cb 
eine  ^ranf^eit  natürli«^  ober  biabolifd)  fei,  t)abe  ein  erleud)teter  ^riefter  ^u  ent= 
fdieiben;  i£)m  muffe  ber  Seibenbe  unbebingt  folgen.  S)er  ?Ruf  ber  @a§ner'fd)en 
SBunbercuren  mu(j)§  fo  rafcf),  ba^  ba§  ftitle  ^löfterle  ber  ©ammetpimÜ  großer 
6c^aaren  S3ot!e§  au§  benad^barten  unb  entfernteren  ©egenben  tourbe.  S)a§  äu= 
ftänbige  Dtbinariat  tion  ß^ur  unterfucf)te  bie  ©adie  unb  erflärte  ficf)  im  ^^>rincip 
mit  bem  3}erfat)ren  @a^ner'§  einöerftanben.  S)ocf)  äußerten  man^e  @eiftli(^e, 
befonber§  im  33i§t^_um  Sonftauj ,  mo  @.  3U  ^örSburg  feine  'äöunber'^eitungen 
f^eittoeife  o^ne  ©rfolg  öerfud)t  t)atte,  i^re  5Jli|bittigung.  ©inen  mä(f)tigen 
(Sönner  fanb  ®.  am  bamaligcn  ^ifc^of  öon  3ftegen§burg,  Slnton  i^Qn.  Ö)fn.  ö. 
gugger,  ber  i'^n  ju  feinem  ^ofcaplan  unb  geiftlid^en  9tatf)  er^ob  unb,  ba  ber 
genannte  ^^exx  au(^  $propft  äu  @IImongen  toar,  il^n  ba'fiin  berief,  too  ®.  alSbatb 
an  fogen.  SSefeffenen  unb  anberen  toibernatürlidien  .^ranfen,  bie  plö^Uc^  in  gan^ 
erftaun(i(^er  Slnjal^l  ju  2:age  traten,  burc^  Sencbictionen,  ^anbauftegung  unb 
@j;orci§men,  Teilungen  borna^m.  S)er  ^utauf  ber  auf  einmal  üon  ben  felt= 
famften  9}or!ommniffen  bebrängten  ©laubigen  mar  fo  gro^,  ha^  attein  im  S)e= 
cember  1774  bie  3^^I  i'^i-'  ^Patienten  über  2700  ^^erfonen  betrug,  ^n  bem= 
felben  ^alire  gab  @.  ein  SBüc^lein  ^erau§:  „'üü^liäjtx  Unterricht  toiber  ben 
Teufel  3u  ftreiten"  (1774),  tt)el^e§  in  ber  f^^olge  unb  nod^  im  ßaufe  be§  ^a1)xt^ 
1775  unter  bem  befonberen  5titel:  „Söeife,  fromm  unb  gefunb  ju  leben,  nü^= 
li(f)er  Ünterricfit",  elf  5luftagen  erlebte.  3lfö  bann  in  5ilüncf)ener  unb  3lug§= 
burger  SBlättern  abfällige  Urt^eile  über  (S.  erf(^ienen,  bert^eibigte  er  fidC)  in 
einer  eigenen  ©c£)rift:  „3tntmort  auf  bie  2lnmer!ungen,  melcf)e  in  bem  ^ün(|ne= 
rif(f)en  ^nteHigen^blatt  bom  12.  51ob.  toiber  feine  (Srünbe  unb  Söeife  ^u  eror= 
ciren  gemacht  morben",  1774  (1775  in  3  3lufl.).  ^m  folgenben  S^W  m®. 
na(^_  gtegenSburg,  aud^  '^ier  ftrbmte  biet  S5otf  bon  allen  ©eilen  ^erbci,  hi^ 
^aifer  Sofeb'^  11.  bem  ^if(|or  bon  ^egen§burg  auftrug,  ©a^ner'n  ben  gemeffenften 
5Befel)l  3u  ert^eilen,  fiel)  biefer  S^ätigleit  inSfünftig  gänjlii^  äu  entt)alten;  bie 
baierifc^e  Olegierung  berbot  beffen  ©d^riften  unb  bie  ßr^bifd^öfe  bon  ^rag  unb 
©aljburg  marnten  in  '4>aftoralfd^reiben  it)ren  6leru§.  ^toax  menbete  fic^  ber 
58if(i)of  bon  9legen§burg  nai^  ';}tom,  allein  ^iu§  VI.  fprai^  fid^,  obrool  ben 
@i-orciömu§  im  ^rincip  nidl)t  negirenb ,  bod^  tabelnb  bagcgen  au§,  bafj  &.  ben= 
felben  mit  folc^er  £)ftentation  betrieb  unb  babei  bom  römif(^en  ^Ivituale  abmic^. 
(S.  30g  fid^  gel^orfam  jurücE,  er'^ielt  bon  feinem  (Sönncr  bie  ^^farrei  SSenborf  (in 
ber  S)iöcefe  9tegen§burg) ,  mo  er  1779  gana  berfd^oKen  ftarb.  ©ein  '^tuftreten 
ift  buT(^  einen  SBirbelminb  bon  SBrofd^üren  begleitet,  fteldfie  fein  mal)re§  SBilb 
bielfad)  ber^üEen;  3u  feinen  ©laubigen  gel^örten  ber  faifett.  I^eibor^t  9lnt.  b. 
.^aen  unb  Sabater;  bagegen  fd^rieb  (aber  o'^nc  feinen  5^amen)  fein  unberföbnlidlier 


408  ®«^*  -  ®°*^^- 

3lntt|3obe  gerb,  ©teräingcr:  „S)ie  aujgeberften  (Ba^nenfd^cn  aSunbeixuven  au§ 
aut:§enttf(^cn  Utfunbeu  beleud)tet  unb  burd)  Slugenjeugen  betüiefen",  1775.  339l.  bog 
toeita-e  9J^atenal  in  ber  (oon  (S.  2Ö.  3apt  anonlpt  tierauSgegebenen)  „3aul6ei;= 
UUiot^d",  Stugglb.  1776.  ^n  neuem-  3eit  nahmen  il)n  efrf)enmQt)ev,  6nne= 
mofev  unb  3fuftinu§  ferner  infoierne  in  ©d)U^,  ba^  &>.  unbctou^t  im  SSefi^c 
magnetifd^er  j^räfte  9en}ffcn  (tDo^u  |cin  ganjeS  ©eba^ren  äiemtid^  ju  paffen 
fdjeint);  bagegen  öeife^te  it)n  6.  ©ievle  in  bie  übetfte  ©efeEfc^aft  bei*  „©d^toärmer 
unb  ©Äwinblet  ju  ßnbe  be§  18.  ^atirl^unbei-tä"  (Seip^ig  1874,  ©.  222—287). 
©ierfe  {)ätt  freilid)  3lIIe§  filr  ^ocu§pocu§.  2Iber  @.  glaubte  an  fid^  unb  feine 
SGßunberfraft;  i{)n  aB  albftditlic^en  Setvüger  l^injuftellten ,  i[t  unpfljc^otogifrf). 
(S.  t"^at  alle§  au§  uneigennü^iger  ^Jlenfd^enliefie ;  „ba|  er  für  feine  Suren  23e= 
lotinungen  ober  gar  ^Be^a'^Iungen  empfangen  t)abe,  toirb  i'^m  fetbft  nid)t  bon 
feinen  |eftigften  (Segnern  jur  Saft  gelegt"  (©icrfe  ©.  272). 

S3gl.  äÖurabad),  23iogr.  ßeji!.  V.  99.     2.  giapp,  ^erenproceffe,   ^nnSBr. 
1874,  ©.  130  ff.  K.  ^W-  ^ollanb. 

@aft:  ^JHd)eI  bc  (S.,  malte  Sanbfc^aften,  9tuinen  ic.  (Sr  foE  1509  in 
Stnttüerpen  geboren  unb  1564  geftorben  fein.  @ctt)i|  ift  nur,  ba^  er  in  3tnt= 
toerpen  1558  in  bie  ©t.  2uca§gilbe  aufgenommen  marb.  ^Jlan  nimmt  an,  ba^ 
er  ;3ta(ien  befud)t  "Eiabe ,  ba  Perfc^iebene  italienifd)e  5lnfid)tcn  öon  il)m  befannt 
finb.  ®.  toar  ein  guter  ^fiä^ner ;  toir  f)aben  3eid^nungen  mit  feinem  ^tonogramm ; 
wogegen  man  !eine  Oelgemälbe  öon  itim  tcnnt.  2Bat)rfc^cinlid)  finb  beren  auf 
ben  Siamcn  3(nberer  übertragen  worben,  ttjie  3.  33.  2anbfd)aften  be§  SucaS  @affel 
für  äßer!e  üon  ^atenicr  gelten.  ©iret. 

©nftritj:  5Jlattl)ia§  @.  (Castricius),  ein  beutf^er  ßontrapunftift  be§ 
16.  Sal)ri)unbert§,  gab  folgenbe  SBerfe  ^erau§:  „Novae  liarmonicae  Cantiones  et 
piae  ita  etiam  suavcs  et  jucundae,  quinque  vocihus  concinnatae,  et  nunc  pri- 
mum  in  lucem  editae",  Norimbergae,  1569.  „Carmina  latina  quatuor  vocum", 
ibid.  1569.  „Jeutfc^e  unb  lateinifd)C  Sieber  mit  4  ©timmen",  ibid.  1569. 
„Äur^e  Pub  fonberlid)e  ^^leroe  ©t)mbota  etlid)er  dürften  önb  ^errn,  neben  anbern 
mel^r  fd)önen  ßiebtein  mit  fünff  Pub  Pier  ©timmen".  Mrnberg  1571.  @. 
botirt  bie  3uf(^rift  biefe§  letzteren  2öerle§  öom  14.  fyebruar  1571  au§  ?lmberg 
in  ber  Oberpfalj,  teirb  alfo  3U  jener  3eit  tool  bort  gelebt  tjobm.  3n  ben 
Symbola  fte'^t  al§  5^r.  X  unter  ben  „anbern  mel)r  fd)önen  ßieblein"  ein  fünf= 
ftimmiger  Jonfo^  be§  Pon  ^Jlartin  ©diaüing  gebic^teten  Siebes :  „^erjlid^  lieb 
i)ab  id)  bid),  0  .^err",  beffen  ÜJlelobie  nac5^  bamaliger  faft  nod^  allgemein  be= 
folgter  ©itte  in  ben  ^cnor  gelegt  ift.  (Söicber  abgebrudt  bei  SBinterfelb, 
.^ird)cngefang  I,  SSeifp.  109.)  ®erber  t'^eilt  bie  Eingabe  eine§  9tecenfenten  in 
ber  ^enaifd^en  2itterat.=3eitung  mit,  ba^  ein  „9Jtid)aet  ®.,  ßomponift  unb  £)r= 
ganift  ju  5lnibtrg,  bie  ^Jtelobie  ju  bem  Siebe:  „.g)er3lid)  lieb  f)ab  id^  bid),  0 
-JpeiT"  iz.  gefi^rieben"  '^abe.  S)od)  bemerft  er  liierju,  ba^  „biefer  5Jlid)ael  blo§ 
burd^  eine  33evtoe(^felung  be§  3Jornamen§  entftanben  unb  bamit  ^bttl)ia§  @." 
gemeint  fei.  äöinterfelb  fpric^t  in  feinem  fd)on  öor'^er  angebogenen  SSui^e  (I. 
©.  418.  511.  514)  immer  nur  Pon  9!)latt^ia§  @.,  todlirenb  er  beffen  al§  S3ei= 
fpiel  mitgetlieitte  i?ir(^enmelobie  mit  „5)lid)ael  @."  bejeidinet.  @§  ift  bieg  jeben» 
faE§  ein  ©d}reib=  ober  5£)rudfel)ler. 

9)lonat§l)efte  für  ^ufifgefd^id^te.     Berlin  1873.  1874. 

5  ü  r  ft  e  n  a  u. 

(Sa%:  3luguft  ®.,  geb.  am  14.  gjlai  1800  (1804?)  3U  Süttid^,  erhielt 
feine  (Srjie'^ung  unb  23ilbung  in  Seutfc^lanb.  (Segen  feine  5^eigung  mu^te  er 
äuerft  al§  Sel^rling  in  eine  Hamburger  ^udti'^anblung  treten,  brachte  e§  aber 
balb  ba^in,  fi(^  gan^  ber  Slonlunft  toibmen  unb  toäfirenb  ber  S.  1828 — 30  bei 
S-   ©ctineiber  in  S)effau   feine  mufifalifi^en  ©tubien  madien  ju  bürfen.    SJon 


®attenl)of  —  ©atterer.  409 

1830—41  lebte  (55.  in  .g)amBurg,  lebigüte  ein  „^]3tuftfalifd§e§  gonberfationgWatt, 
^ufüfreunben  unb  .^ünftlern  getoeifit",  ha^  6ei  Sdiubertf)  unb  ^JciemetieT  er= 
festen  unb  gab  im  QJetein  mit  ^Inberen  ba§  betannte  fui-^  gejagte  „^ufifalifc^e 
6onöer|ation§(ei-ifon"  (.^amburg  1835,  2.  3lufl.  1840)  :^exau§.  (Sine  britte 
5luflage  bieje§  äßer!e§  eiid)ien  1870  in  33erlin,  f)erau§gegeben  bon  %,  9tei^= 
mann.  5lu(^  al§  ^Jtitarbeiter  an  bev  öon  9t.  <Bä)nmann  gegvünbeten  „5^euen 
3eitfd)rift  für  ^Jlufi!''  toar  @.  tf)ätig ,  toie  er  fid)  benn  aud)  SSerbienfte  um  bie 
5Jiufi{5u]'tänbe  5iorbbeut|d)lanb§ ,  befonber^  .^amburgS  bui-(i)  ©rünbung  öon 
^Jlufüfeften  unb  5Jtu[ifgefettfd)atten  erwarb.  1841  fiebelte  ©.  nac£)  ^^ari§  über, 
too  er  fid)  unauSgefe^t  litterarijcf)  befd)äitigte.  ©eit  1849  toar  er  in  ^ari§  ]ii)x 
t^^ätig  für  bie  jct)le§trig='^olfteinif(i)e  ©ac^e.  ^n  ben  legten  3a^i-*en  feine§  2eben§ 
befrf)äitigte  er  [ic^  öiel  mit  5Jtagneti§mu§.  @r  toar  g]flitgtieb  ber  unter  Leitung 
be§  SSaronS  ö.  £)u|)otet  ftel^enben  @efeEfd)aft  unb  ^Mitarbeiter  be§  Journals,  ba§ 
unter  befjen  5)tittüir!ung  in  ^ari§  erfd)ien.  ßinige  ^Jlonate  öor  feinem  3:obe 
fi^rieb  er  bie  SJorrebe  ju  bem  SSudie  ,,Uistoire  diplomatique  de  la  crise  Orien- 
tale" (SSrüffel  1858),  bie  er  au§  |3oUti|d)en  Otüdffit^ten  nur  mit  ben  5tnfang§= 
buc^ftaben  jeineS  5tamen§:  A.  G.  d.  L.  (de  Liege)  unter^eidinete.  @.  :^at  in 
^^ari§  einen  Chant  patriotique  ,,Les  Polonais"  öeröffentlii^t ,  mie  er  benn  bie 
6om:po[ition  mel^rerer  frauäöfifi^er  unb  beutfdier  ^loman^en  2C.  im  5Jlanufcri)3t 
f)interlaffen  :§at.  6r  mar  5JHtglieb  ber  5Jtufifge|eEfc^att  au  ^^repurg  unb  ber 
^oÜänbifd^en  @efeE|ct)ait  in  9totterbam.  ©.  ftarb  ju  ^ari§  am  8.  ^tpril  1858. 
g-eti§,  Biographie  univers.  des  Musiciens.  T.  III.  (^ari§  1862).  g]tu[i= 
falifc^eg  6ont)fi1ation§=Sejifon.     IV.  S3b.  (Berlin  1874). 

i^  ü  r  ft  e  n  a  u. 

©attcn^of:  ©eorg  5}Uttf)aeu§  @„  Str^t,  1722  in  ^ünnerftabt  (im 
2Bür5burgi|d)en)  geboren,  [tubirte  juerft  in  (Söttingen  (unter  Rätter),  f^äter  in 
äBür^burg  bie  2lränei!unbe,  unb  erlangte  I)ier  im  ^.  1748  bie  ©octortDÜrbc 
35alb  tourbe  er  jum  5p§t)ficu§  in  S3rud)fal  ernannt,  fiebelte  ein  ^ai)x  fpäter  in 
gteidier  ®igenfd)aft  nad)  @ern§t)eim  über  unb  er^^ielt  im  ^.  1750  einen  9tuf 
al§  ^rofeffor  ber  2lnatomie*  ria^  J^eibelberg;  fpäter  beüeibete  er  bafelbft  ben 
Se£)rftu{)I  ber  5p:^t)fiologie  unb  5})at:^ologie,  feit  bem  ^.  1767  ben  ber  t)ra!tifi$en 
9Jlebicin  unb  33otani!,  unb  öerblieb  in  biefer  ©teEung  bi§  p  feinem  am  19. 
(nad)  anberen  eingaben  am  16.)  Januar  1788  erfolgten  2;obe.  ^n  2lnerlennung 
feiner  a!abemifd)en  unb  fi-'altifc^en  Seiftungen  toar  er  bom  Äaifer  jum  S^icefan^ler, 
öom  gürftbifc^of  öon  ©t)et)er  jum  Seibarjt  ernannt  morben.  —  5]tit  feiner  litte= 
rarifc^en  2;|ätig!eit  :§at  fid)  &.  über  faft  aUe  ©ebiete  ber  |)eil!unbe  erftredt, 
fic^  aber  tebiglic^  auf  bie  35erDffenttid)ung  Heiner  a!abemif(^er  ©d)riften  befd^ränft, 
meld)e  Setoeife  feiner  umfaffenben  Silbung  geben  unb  mand)e  intereffante  ^it= 
f^eilungen,  befonberS  au§  bem  (Sebiete  ber  ^jraltifi^en  .^eilfunbe  entlialten.  — 
3}on  ber  nac§  feinem  2;obe  bon  %abo-c  beranftatteten  Sammlung  biefer  ©d)riften 
ift  nur  ein  Sßanb  (Collect,  dissert.  et  programm.  etc.,  ^eibelberg  1791. 
©eutf^  bon  a}arren:^agen,  S)üffelborf  1794)  erfd^ienen.  21.  -^irfc^. 

©ttttctcr:  (S^riftob^  Sßil^elm  Sa! ob  @.,  (Sameralift,  geb.  2.  S)ecbr. 
1759  äu  @öttingen,  ©oi)n  bon  ^o^^.  (S^rift.  ©.  (f.  u.) ,  f  11.  ©ebt.  1838  ^u 
,g)eibelberg.  (Sr  ftubirte  ßameralia  in  (Rötungen,  bi-'omobirte  bafelbft  unb  crt^eilte 
l^ierauf  eine  geit  ^<^H  naturmiffenf(^aftlid)en  ^^ribatunterrid^t.  1787  mürbe  er 
al§  ^rofeffor  ber  6ameraltoiffenfct)aiten  unb  2;edt)nologie  nad)  .geibelberg  be= 
rufen;  1790  jum  mir!lid)en  SSergraf^  ernannt,  1797  auc§  nod§  ^:)]rofeffor  ber 
S)iblDmati!;  1805  erl)ielt  er  ben  Stitel:  Dberforftrat"^.  @.  toar  ein  anwerft 
bielfeitiger ,  frud^tbarer  ©d^rijtfteHer;  er  fd)rieb  —  toie  bie  mciften  6ame= 
rauften  ber  bamatigen  ^^it  —  über  bie  :^eterogenften  ©egenftänbe:  Zoologie, 
S3ergtoefen,  f^ovfttoefen,  ^anbel§toiffenfd§aft,  S^edlinologie  k.     ©ein  <f)au|)tberbicnft 


410 


(Satterer. 


befte'^t  in  äufammenftellung  unb  fritifc^er  SSeleud^tung  ber  forft-cameraUftilc^cn 
Sitteratur ;  unter  ben  ©(^riftftettexn  biefe§  ®el6iete§  gebü^i-t  i^m  ein  bauernbcr 
(^1)xtnpla^.  S)a§  öon  äötlf)e(m  ©ottfrieb  ü.  ^^Jlofer  1788  begonnene  „g-orftai-d)iti 
pr  (äi-toeiterung  ber  f5oi-'ft=  ^inb  i^agbrniffenfi^ait  unb  ber  iorft=  unb  iagbtt)ijfen= 
fd§attli(^en  ßitteratur",  öon  toetd^em  Bi§  1795  bereits  17  SBiinbe  öorlagen,  fe^te 
er  im  33erein  mit  mehreren  ©eletjrten  unb  criat)renen  ^^orfttoirt^en  unter  bem 
2;itel:  ,/}ieue§  gorftard^ib"  2C.  bi§  aum  XXX.  23anbe  Tort  (1796  —  1807)  unb 
lieferte  fetbft  im  XYIII.  unb  XIX.  33anb  biefeS  umfaffenben  2öcrfe§ ,  in 
weld^em  namentlirf)  bie  ältere  ^orftgcje^gebung  unb  i5orftgefct)id)te  bcrüdfic^tigt 
ift,  ein  „allgemeines  Stepertorium  ber  iorft=  unb  jagbntiffenfcfiaTtlic^en  2itteratur 
neb[t  fritifc^en  3?emer!ungcn  über  ben  Söertf)  ber  ein^etnen  ©c£)riiten"  (1796 
aucf)  befonberS  abgebrucEt).  S)iefe§  9tebertorium  ift  bie  erfte  fritifc£)e  Ue6er[i(f)t 
ber  aui  forftlid)em  ©ebiet  bamalS  öortiegenben  ©rfc^einungen.  ©päter  ebirte  er, 
gemeinic^aitli(^  mit  6.  ^.  Sourop  bie  erften  jwei  33änbe  ber  „^Innaten  ber 
|5orft=  unb  Sfagbu^iffenft^aft"  (1810—12).  3}on  yorfttii^en  Sdiriften  (iejerte  er 
au^erbem :  „Sluf^entifiiie  ^o(i)ri(i)ten  öon  bem  im  ©ommer  1800  im  lt)ürtem= 
bergifd)en  ©(^toar^walb  auSgebrod^enen  SSranbe"  (1801)  unb  einen  „3otft= 
falenber"  (3.  ^lufl.  1798).  ^u  öon  S3urgSboif§  5lbtjanblung  öom  Ummerjen 
ober  '^luSroben  ber  äöalbbäume  (1801)  unb  ju  öon  S)rai§'  9(b^anbtung  öom 
8erct)enbaum  (1801),  gab  er  einige  3ujä^e.  3}on  feinen  fonftigen  3al)lreict)en 
äöerfen  finb  namentlich  ermäf^nenSmerf^ :  „?tbf|onbtung  öom  Tiutjen  unb  ©cf)Qben 
ber  2;^ierc,  bie  ^^angorten"  ic.  (2  S3be.  1781 — 82);  -  „3)om  ,^anbcl§rang  ber 
^Jluffen"  (1787-89);  —  „Jec^noIogifc^eS  ^IJ^agap"  (179(T  94);  —  „Sc= 
fd^reibung  be§  ^ar^eS,  bej.  Einleitung,  benfelben  mit  9lu^en  ju  bereifen"  (1792 
bi§  93);  —  „33om  ^et^^^anbcl"  3c.  (1794);  —  „ElttgemeineS  3iepertorium  ber 
mineralogif(i)en ,  berg=  unb  faljtoerfSmiffenfcfiaftlidien  Öitteratur"  (2  S3be.  1798 
bis  99)  unb  bergt.  met)r.  —  @in  ©efammtöer^eii^ni^  feiner  ©c^riften  befinbet 
fid^  im  neuen  '•Jiefrolog  ber  5£)eutfd£)en  (1838,  ©.  1143). 

ö.  l'öffell)ol5 ,  6l)rci"tomat^ie  I.  <B.  162,  "Jh.  319,  Sem.  153;  baf.  II. 
@.  173,  9lr.  352.  23ernl)arbt,  (S)efd^i(f)tö  bc§  qBalbeigent"§umS  2C.  II.  ©.  155 
u.  180.     ö.  Söeed^,  33ab.  Siograp^.  I.  1875,  ©.  278.  §e^. 

(Battcrcr:  Sodann  (5l)riftop^  (B.,  |)iftorifer,  geb.  am  13.  S^uli  1727 
in  '^icl)tenau  bei  '!)Iürnberg,  t  1799.  2)er  'ilRann  feiner  eigenen  X'^aten,  mar  er 
in  jiemlid)  bürffigcn  3]erl)ältmffcn  geboren;  e§  mürbe  bem  lernbegierigen  Knaben 
fdltoer,  ben  äöiberftanb,  ben  fein  ikter  —  S)ragonerunteroffiiier  in  nürnbergifc^en 
2)ienften  —  feinem  leb^ften  2}erlangen  nad^  Ijö^erer  EluSbilbung  entgegenfebte, 
äu  befiegen.  ^it  Unterftüt^ung  ber  ''JJiuttcr  unb  2)anf  feiner  eigenen  ^uSbauer 
gelang  ba§  aber  bo(^,  unb  er  t)at  bann  bie  nieberen  unb  ^ö'^eren  (Schulen  feiner 
35atcrftabt  mit  einem  i^lei^e  unb  (Erfolge,  bie  über  feinen  Seruf  feinen  3^eUet 
übrig  liefen,  ber  lÄei^e  nad)  befud^t.  ^Jlamentlicl)  feine  'D^eigung  ju  t)iftorifd^en 
©tubien  ift  f(^on  in  biefen  ;i^a^rcn  unöerfennbar  l)eröorgetreten.  "^m  S-  1747 
bejog  er  bie  Uniöerfität  9lltorf,  ^unäd^ft  um  X^eotogie  ju  ftubiren,  fiel  aber  balb 
ab  unb  gab  fii^  ganj  feiner  9}orliebe  für  bie  pl)ilologifc§cn  unb  nodl)  me^r  bie 
gefdl)ic^tlidl)en  SiSciplinen  :^in,  juglcidl)  gejmungen,  feinen  £ebenSunterl)alt  burdf) 
(Srt^etlung  öon  Unterricht  fi(f)  im  mefentlidtien  felbft  ju  ermerben.  3)ie  Uni= 
öerfität  3tltorf  bot  i^m  allerbingS  feinen  ®efd^i(i)t§le^rer ,  an  ben  er  fic^  '^ätte 
anlel^nen  fönnen;  über  6^r.  ®.  ©d^marj,  ber  bie  bej.  ':]3rofeffur  öertrat,  '^at  fid^ 
®.  fpäter  (in  feinem  35ormort  jum  XXXV.  %^le.  ber  „Elllgemcinen  2Beltl)iftorie") 
gevingfdE)ä^ig  genug  au§gefprod)en ;  „berfelbe  fei  .]tDar  ein  guter  ^l)ilolüge,  aber 
ein  f(i)ted^ter  ^iftorifer  geroefen" ;  er  f)abe  bafier  fein  eigener  Sc'^rer  fein  muffen. 
2)a5  fd^lie^t  aber  nidfit  auS,  ba^  ber  nal^e  53crfe^r  mit  ^o^.  .«peumann,  bem 
befannten   Se^rer  be§    ©taatSred^tS ,    beffen   5Xrbeiten    im   ©ebiete  ber  beutfd^en 


©atteter.  411 

©^jecialbiplomatif  gefdiö^t  traten,  jüi-  il^n  in  t)o'§em  @rabe  anregcnb  unb  Tx-U(i)t= 
bar  geworben  ift.  @(i)on  \t^i  trug  er  \iä)  mit  bem  ^^^tane  eine§  umiaffenben 
3öer!e§,  einer  Germania  sacra,  unb  feine  ipaBilitation§f(i)ri|t  au§  bem  ^.  1752 
(„Dissertatio  praevia  de  adornanda  in  posterum  Germania  sacra  medii  aevi"), 
fonnte  al§  ein  ^Programm  bafür  gelten.  Slfier  fein  @ntf(i)lu^,  ber  afabemifdien 
2auf6af)n  fein  ©(^idfal  auäuüertrauen ,  erfulir  noii)  in  bemfelfien  ^ai)xt  eine 
toefentlid^e  Stenberimg.  ®.  erhielt  nemlit^  einen  9tuf  an  ba§  @t)mnafium  in 
9lürn6erg,  bem  er,  ttjie  e§  f($eint,  ot)ne  S3ebenlen  na(f)fam,  toat)rf(i) einlief  mit 
au§  bem  @runbe,  meil  burd)  benfelBen  feine  noc^  fo  ungen)iffe  ©tettung  mit 
einem  Male  fi(i)er  gefteEt  ftjurbe.  ^m  ^erBfte  1752  trat  er  in  ben  neuen 
3öir!ung§!rei§  ein  unb  fieben  i^a^^re  l^at  er  in  bemfelben  at§  Se^rer  „ber  @eo= 
grap^ie,  -ipiftorie  unb  ber  bamit  öerbunbenen  Söiffenfdiaiten"  au§get)alten;  ba= 
neben  toar  er  feit  1756  al§  ^profeffor  ber  9teicf)§^iftorie  unb  ber  ©i^Iomati!  am 
Auditorium  Aegidiauum  —  eine  2lrt  öon  £t)ceum  —  angeftellt.  @ntfct)eibenb 
für  feine  ^w^unft  ift  bie  fdiriftftellerifdie  2;t)ätig!eit  geworben,  bie  er  in  biefer 
3eit  enttoicielte.  ^n  biefer  SBejic^ung  ift  in  erfter  ßinie  feine  ,,Historia  genea- 
logica  dominorura  Holzscliuerorum  etc.  etc."  (51ürnberg  1755)  ju  nennen,  bie  er 
im  Sluftrage  be§  gebadeten  @efc^le(^te§  abgefaßt  unb  bie  i't)m  mit  einem  ©d)lage 
ben  9tuf  eine§  gewiegten  gorfd§er§  unb  Ur!unben!enner§  eingebra(f)t  l^at.  S)ie 
S)arfteEung  reicht  bi§  in  bie  ätoeite  .^älfte  be§  16.  i^a'^r'^unbertS  l)inein,  unb 
bürfte  e§  auf  einem  5[Ri^öerftänbni^  beruf)en,  Wenn  in  neuerer  '^nt  be'£)auptet 
ttiorben  ift,  ba^  ein  ^toeiter,  tueit  toirfitigerer  Sl^eil  unb  mit  einem  reic^'^altigen 
Urtunbenbuc^e  üerfcl§en  au§  unbefannten  ©rünben  ungcbructt  tiegen  gebiieben  fei. 
'^laä}  SSoEenbung  biefe§  2Bertc§  loar  @atterer'§  ^Ibfic^t,  für§  erfte  eine  fd)on 
feit  einiget  3eit  begonnene  5lrbeit,  bie  ®ef(f)id§te  ,^önig  $einri(f|§  VI.,  (So^ne§ 
B.  gtiebri(^§  II.  3u  f (^reiben  unb  ^kxüu]  feine  unget^eilte-^xaft  ber  S[u§fü'§= 
rung  be§,  mie  etftiä^nt,  ft^on  in  5Utotf  geplanten,  umfaffenben  Söer!e§  einet 
„Germania  sacra  medii  aevi"  ^uäutoenben.  S)iefe  ^läne  toutben  abet  burcl)  eine 
öon  (B.  fdiWerlic^  öorauSgefel^ene  Söenbung  in  feiner  öffentlichen  ©teEung  unb 
feines  S5erufe§  ein  für  aEe  ^Ml  bei  ©eite  gefct)oben.  @r  er:^ielt  nemlic^  im 
i^al^re  1759  butc^  ben  l)annöbetfct)en  Miniftet  ü.  5Jtüncl):^aufen  al§  Äö'^let§ 
5Zad§folger  einen  9luf  al§  ^rofeffor  ber  @efc^ici)te  an  bie  Uniöerfität  ©öttingen, 
bem  er  ol)ne  Weiteres  S^olge  leiftete.  ©ein  einige  3cit  borl)et  erfd)iencne§ 
größeres  3Ber!,  au^erbem  bie  5lbl)anblung  „De  Gunzone  Italo",  unb  feine  2ln= 
trittSreb'e  „De  artis  diplomaticae  difficultate",  bie  il§n  auf  bem  beftcn  SBege 
3ur  ^öt)e  bet  l)iftorif(^en  Sßiffenfdiait,  Inie  man  ba§  gerabe  für  (Böttingen  liebte, 
erfd^einen  tiefen,  Werben  nebft  @mpfe|lungen  öon  biefer  ober  jener  ©eite  au§= 
gerei(f)t  l)aben,  biefe§  für  i^n  fo  e^renöoEc  ©rgebni^  ^erbeijufü^rcn.  g-ür  jeben 
gaE  fa'^  er  \xä)-  je^t  auf  einen  toeitl}in  fid^tbaren  ^unft  unb  in  einen  großen 
2öirfung§!tei§  mitten  in  bet  iungen  auffttebenben  Georgia  Augusta  gefteEt. 
33ietäig  Sa^te  1)at  et  nod^  in  ©öttingen  lel)tenb  unb  f(i)tiftfteEetnb  ^ugebrac^t, 
unb  mau  !ann  nidC)t  umt)in,  biefe  feine  2:l)ätig!eit  al§  eine  bebeutenbe  unb 
frucl)tbare  an^uerfeunen.  2ll§  Sel)rer  ^at  et,  mit  einet  feltenen  SltbeitSfraft  au§= 
gerüftet,  fiel)  fofort  be§  ganzen  @ebiete§  ber  ©efifiic^te,  ber  beutfc^en,  ber  mittel^ 
alterlic£)en  unb  bcfouberS  ber  aEgemeinen  ©efd^id^te  bemächtigt.  £)er  33eifaE, 
ben  er  al§  folc^er  fanb ,  war  gro^ ,  bis  ©dl)lö3er  unb  nodf)  mel)t  ©pittlet  il)m 
gefä^tlidl)e  Soncuttenj  macl)ten  unb  ilm  aEmät)lirf)  nöf^igten,  fiel)  auf  baS  ©ebiet 
ber  ^iftorif(^en  ^ütfSWiffenfc^aften,  für  ba§  er  in  ber  S^at  befonbere  23e|ä^igung 
mitbrachte,  äurücfäujielien.  5ll§  ßel^rer  l^at  er  namentltdl)  auc^  but(^  baS  öon 
i^m  im  ^.  1766  gegtünbete  „^iftotifc^e  ^nftitut",  ha^  man  annäl)ctnb  mit 
ben  l^iftotifdien  ©eminaten  neuerct  ^^^t  öetgleictien  mag,  antegenb  gewirft  unb 
©cljüler  gebilbet;   bie   beiben  3eitf^riften,  bie  ba§  ^nftitut  ber  9teit)e  nad^  ^er= 


412  Satterer. 


ausgab,  bte  „SlUsemeine  fiiftovifd^e  Sibliot^ef"  (1767—71  in  16  Sänben)  i 
ba§  „ipiftonjc£)e  i^ournal"  (üon  1771 — 82,  tu  eBeufo  öieleu  Säubeu)  fiub,  lil 


unb 
litte- 
tartiiftovifci)  gemeffeu,  aud)  l)eut  ju  Stage  nod^  üou  äöertl^  uub  geU)ä£)reu  eine 
S5orftettung  bou  bem  Reifte  uub  ber  23eftimmung  jener  5luftalt.  6§  ift  fein 
3U)etfcl,  ta^  ß).  |el!6[t  an  biefeu  Bcibeu  3fitf(i)nitcu  ba§  befte  getrau  t)at. 
d}lanä)c  ber  bon  if)m  l^errüi)rcubeu  31b^anbluugcu  ober  i^'ritifeu  bürjte  uod)  je^t 
gelefen  3u  tt)erbeu  öerbieneu.  Ucber'^aupt  enttoidEelt  ®.  in  feinen  fleiueren  21uijä^eu 
ein  öiel  größeres  f^orm=  uub  SDarfteüungstatent ,  al§  in  feinen  umfaf|cubeu,  ber 
Uuiöerfalgefd)i(^tc  getoibmeten  Söerfen.  2)ie|e  feine  16e3.  arbeiten  Rängen  enge 
mit  feiner  2ef)rtf)ätigfcit  jufammen.  S)a§  S^erbienft,  ba§  it)nen  in  aöal^rlicit  3U= 
!ommt ,  ift  jebod)  gerabe  aud)  in  ueuefter  3cit ,  )X)tnn  uu§  nid)t  aÜeg  täufd)t, 
ül6erfd)ä^t  ttorbeu.  @§  ift  im  eigentlichen  ©iun  retatiöer  uub  borf)  befrfiränfter 
5latur.  ®.  f)at  ficben  öerfcEjiebene  33earbeitungen  ber  2Bcttgefd§i(i)te  begonnen, 
aber  feine  boHeubet;  fd)on  bie  mittlere  Ö)efd)i(i)te  toirb  überatt  empfinblirf)  öer= 
für^t  uub  bie  neue  fommt  fo  gut  aU  gar  ni(i)t  ju  i^rcm  Otecfite.  ©ine  füuftle= 
rifd^e  58ef)anbluug  ift  fdEiou  burci)  bie  ^^orm  be§  ßompcnbiumS  au§gcfd)loffen. 
S)er  (5"0i'"tf^''-"itt,  ben  6).  auf  biefem  ©ebiete  gcmad)t  l^at,  liegt  tf)eil§  in  ber  5öer= 
öollftäubigung  uub  rationelleren  ©ruppiruug  be§  unit)erfatgcfd)id)tlid)eu  Stoffc§ 
uub  in  ber  jutreffenbereu  ßonftituiruug  ber  Spod)en  ber  ®efd)i(^te ,  tf)eit§  in 
ber  |3riucipietten  .C-^erbeijiefjung  ber  9teIigion§=  uub  6ulturgefd)id)te ,  toiemol  eine 
lebenbige  Söcrbiubung  berfelbeu  mit  ber  ipolitifdieu  ®efd)id)tc  nid)t  einmal  öcr= 
fud)t  njirb.  2Bag  ba§  fritifd)e  Talent  0)attcrer'§  anlaugt ,  fo  fauu  man  i^m 
ein  fold)e§  uid)t  abfpredien,  aber  e§  ftiirb  'Dtiemaub  be'^aupteu  motten,  ba|  feine 
©tärfe  gerabe  auf  biefer  ©eite  liege  ober  ba^  er  fid)  in  biefer  9lid)tuug  etUia 
mit  (5d)t5ier  bergleid)en  lie^e.  .^äufig  ift  er  gerabe  l)ieriu  conferöatiuer,  al§  ha^ 
Söefeu  ber  (5ad)e  c§  müufd)cu§mert!^  mad)t.  Sfm  übrigen  ift  e§  i^m  überatt  nur 
um  bie  (5ad)c,  b.  Ij.  um  bie  !^iftorifd)e  2Bal)rl)eit  felbft  ju  tljun  uub  lä^t  er  fid^ 
nirgeub  öon  ^tebcngebanfen  leiten.  @atterer'§  bleibeubeS  Söerbienft  liegt  auf 
bem  ©ebiete  ber  :^iftorifd)eu  .^^ülfömiffenfdiafteu,  ber  Diplomatif,  .^icralbif,  &ema= 
logie,  ©eograpl^ic,  bereu  ^4-^flege  ba§  fd)on  ermätintc  „l)iftorifd)e  ;5nftitut"  in  erfter 
ßinie  mit  getoibmct  loar.  2)ie  genannten  5£)i§cipliueu  fiub  jum  guten  Zijdl 
hüxä)  (S.  U)iffenfd)aftlid)  in  3)eutfd)lanb  begrüubet  ober  bod)  eingebürgert  uub 
an  ben  Uuioerfitdteu  eiugcfüt)rt  ttiorbeu.  6iu  ^Xn^al^l  üon  ßcl)rbüd)eru  !^at  er 
über  biefelben  grfd)riebeu.  2)ie  (Genealogie,  al§  ®efd)led)tergcfc^id)te  uub  eigene 
5)i§ciplin  betrad)tet,  fauu  man  it)n  al§  ben  eigentlid)cn  S3egrünber  berfelbeu  bei 
un§  mit  5'ug  uub  9ted)t  aufe^en.  ©eine  U^erbicnfte  um  bie  6t)rouologie  !§at  er 
burc^  beu  Umftaub  beeinträd)tigt ,  ba^  er  fic^  bon  ber  ^ö^^ung  ber  ^a^xe  bon 
@rfd)affung  ber  Söelt  an  uid)t  trennen  fonnte.  ©eine  5ßerbienfte  um  bie  pl)^= 
fifdje  ©eograpljie  mürben  in  feiner  3cit  mit  9ted)t  '^od)  gef(^ä|t  unb  fiub  aud)  in 
ueuefter  ^eit  uod)  gcmürbigt  toorben  (bgl.  €).  '|^efd)el,  (Sefdjic^te  ber  ßrbfuube, 
©.  687).  S)a§  littcrarifd)e  3lnfel}eu  @atterer'§  toar  lange  ^dt  ungett)öl)nli(^ 
groB-  6r  berbanüe  bie§  bor  attem  aud^  ber  Unermüblidjfeit  feincg  2lrbeiteu§ 
unb  bem  roeiten  Umfang  feiner  Äenutniffe  uub  ©tubien.  9}on  feinen  Sel)vbüc^eru 
abgefe^^en,  'i)üt  er  in  feinen  beiben  eigenen  gebadeten  3fitf<i)^iTten  uub  au^erbem 
in  ben  (Böttinger  gelel)rteu  ^In^eigen,  in  ben  Sommentaricu  ber  (Böttinger  ©ocietät 
ber  SBiffeufd^aften  uub  in  ber  9lttgemeinen  beutfc^eu  Sibliotlie!  eine  lange  9tei:^e  bon 
9lb^ubluugen  uub  ^lu^etgen  bon  SSüd^ern  niebergelegt.  33ead^ten§U)ertl)  fiub  anä) 
bie  ginleitungen,  bie  er  einer  Slnjalil  bon  33änbeu  ber  attgemeineu  "^attif^en  3Belt= 
^iftorie  bom  32.  Sanb  an  borauegefd^idt  :^at,  nad^bem  ber  SSerleger  burd^  ba§ 
@emid)t  feine§  5tameu§  ba§  Unternehmen  in  ber  neuen  ©eftalt:,  bie  au§  ber  Ueber= 
fe^ung  eine  felbftänbige Bearbeitung  mad^t,  bem  beutf^en  ?Jublicum  empfel^leu  toottte. 
Sm  6:^ara!terifti!  ®atterer'§  barf  e§  übrigen?  nid)t  uuterlaffeu  werben,    l)erbor= 


©a^cit.  413 

3U^eBen,  ba^  feine  fortgefe^te  SSefc^äitiguiig  mit  Umt)etfQt=  unb  2öeltgefd)id^tc 
nic|t  t)ermod)t  ^t,  fein  leb'^afteg  ^ntereffe  für  bie  beutfdCie  ©efc^ic^te  ju  beein= 
trärfjtigen.  @ine  .^auptnufgaBe  feines  I)iftonf(^en  Snftitutel  fottte  bie  Sammlung 
unb  ,g)erau§gabe  bei-  beutfdien  Cuellenfdiriften  be§  ^iittelaltet§  fein.  @r  f)Qt 
3U  biefcm  ^Xütdt  in  ber  Xf)at  bie  einfeitenben  ©c^ritte  get^an,  gntroürfe  ge= 
mad)t,  33er6inbungen  angefnüpft ;  unb  e§  toar  nid^t  feine  ©d^ulb,  ba^  ba§  Unter= 
nehmen  jute^t  bod)  in§  StocEen  gerietf).  SaS  äußere  Seben  (Satterer's  feit  feiner 
Ueberfiebetung  nad)  ©öttingen  ift  mie  ein  fpecififcfieS  6e(e^rtenteben  öerfaufen. 
yiaä)  allem,  ma§  man  mei^,  l^at  er  fi(f) ,  anfprud^a(o§  mie  er  mar ,  grunbfä^li(^ 
äurüdgetialten,  unb  aU  ein  jüngeres  @efd)Iec^t  i§m  ben  Äranj  beS  (Jrfolgeö  all 
löel^rer  mirffam  ftreitig  machte,  ganj  auf  fi(^  unb  fein  ^au%  ^urücfgejogen.  Unb 
tüie  e§  auf  ber  einen  Seite  fict)er  ju  biet  gefagt  ^ei^t,  loenn  man  öon  feiner 
angeblic£)en  ©teid^giltigfeit  gegenüber  ben  (aufenben  gpit^^'^is^iffett  fpric^t,  fo 
fc^eint  auf  ber  anbern  ©eite  jugegeben  merben  ju  muffen,  ba^  bie  großen  er= 
f(i)ütternben  25orgänge,  tnetc^e  ber  franjöfifcticn  OteDotution  auf  bem  gu^e  folgten, 
einen  jurürffto^enben  unb  nieberfc^Iagenben  ©inbrucE  auf  i^n  matfiten.  ©ein 
Sroft  jebod^  bi§  jute^t  mar  bie  ununterbrochene  Sefc^äftigung  mit  feiner  2öiffen= 
fi^aft  unb  feinem  33erufe.  @r  ift  i^r ,  man  barf  e§  fagen ,  Big  an§  Snbe  treu 
geblieben.  5to(^  am  3[Rorgen  feines  ©terbetage§  §at  er  fic^  auf  feine  SSortefung 
öorbereitet.  ^n  ber  ^laäjt  öom  4.  jum  5.  Slpiit  1799,  in  feinem  72.  Seben§= 
ja^re,  ift  er  geftorben.  i^n  ber  Ütci'^e  berjenigen,  bie  bie  neue  gro^e  ©foc^e  ber 
beutfcCien  ©efdjii^tfdireibung  öorbereiten  Ralfen,  fte^t  er  mit  oben  an.  9}on 
feinen  Mnbern  '^at  fid^  fein  ©0%  ß^riftopf)  Söit^etm  ^afoB  (f.  0.)  al§ 
$rofeffor  ber  ßameralmiffenfc^aften  an  ber  Uniüerfitöt  ^eibelberg  unb  feine  2oc^ter 
9Jtagbatene  ^^ilippine  nachmalige  ßnge^arb  (3Bb.  VI  ©.  136)  alS 
S)i(^terin  ^eröorget^an. 

©.  <!pet)ne,  Elogium  J.  C  Gattereri  in  ben  Commentatt.  Soc.  Gott.  Vol. 

XIV.  p.  399.  —  ©c^ürfitegroE,  ^Jtefrolog  auf  ba§  ^.  1799,  (Sot^a  1804.  — 

5pütter,  SSerfuc^  einer  afabemifiiien  ®ete^rtengefrf)i(f)te  b.  Uniöerfität  ©öttingen, 

23b.  I,  II  u.  in.  passim.  ...  —  beeren,  ^ift.  3Berfe  III,  450—68.  —  fy.  % 

t).   2)tald^u§   in  ben  ^eitgenoffen   I,  2.   ©.    177 — 97  (Seip^ig  unb  3lttenburg 

1816),  too  aud^  bie  ©d^riften  @atterer'§   jiemtid^   öonftänbig  ber]eid^net  finb. 

—  erf(^  unb  ©ruber,  Stttgemeine  ßnct)f(opäbie  ©.  I,  x^i.  54.  ©.  376—83 

(5lrtifel  öon  35.  Üiöfe).  Söegete. 

©a^crt:  61)riftian  ^ artmann  ©amuet  grei^err  ö.  &.,  gro^^erjogl. 

f)effif(f)er  ©taatSminifter,  5Regierung§=  unb  CberabpettationSgeric^tSpräftbent,  mar 

geb.  am  4.  ^unt   1739   ju  5Reiningen,  mo  fein  3}ater  'OJiäbd^enfd^utte^rer  mar. 

S5i§  äum  3f-    1756   befu(l)te  er  ha^  Stjceum  feiner  3}aterftabt,  bejog  bann  1757 

bie   Uniüerfitöt  ©öttingen,  mo  er  neben  '^iftorifdEicn  unb  pt)i(o(ogifä)en  anfangs, 

ba   er  fid£)   ber  ^Jlebicin  p   mibmen  gebadete,   naturroiffenfd^aftlid^e  unb   mebi= 

cinifdie   SoIIegia   befuc^te,   bann   aber,    atS   er  fid^  für  baS  9te(^tSftubium  ent= 

fd§ieben  "^atte,  bei   ©ebauer,    2It)rer,  ^^ütter,    ©eId)on)   u.   a.  m.  juriftififie  3}or= 

tefungen   befuc^te.     ^m   ^.    1761    übernahm    er   eine  ^ofmeifterfteüe  bei  .sperrn 

ü.  USlar,  gab  biefelbe  aber  mit  bem  6nbe   beS  ^.  1763  mieber  auf.     51arf)bem 

er    im    ^JJlärä    1764    bie   juriftifc^e   S)octormürbe   erf)a(ten   ^atte,    mürbe  er  im 

Cctober   beffetben   ^af)re§   au^erorbentlic^er  ^rofeffor   ber  9ted£)te   in  ©öttingen. 

9tac^  gele'^rten  Üteifen  in  ^oHanb  unb  (änglanb  folgte  er  im  ^.  1767  bem  S^luf 

als   orbentüt^er   Se^rer  ber   9ted§te   unb  ©QnbicuS   ber  Uniöerfität  Sieben.     (Sr 

mibmete  fic^  feinem   neuen  SSaterlanbe  mit  marmer  ^In'^ängtirfifeit ,   öon  metd^er 

mehrere   fe^r  öort'^eil'^afte   auSmärtige  ©ienftantröge   i'^n  ab^u.^ie^en   nidf)t   öer= 

mochten,     ^m    ^.    1779   mürbe   er   öon   ben  ©rafen  beS  oberfäc£)fifc^en  ÄreifeS 

jum  9teid^SfammergeTi(^tS=58eif{^er  präfentirt,  unb  öom  i?ammergeric^t  mit  großem 

iBeifatte  pro  receptibili  erflört;  ba  inbeffen  über  bie  5t?räfentationSbefugniB  felbft 


414 


(Sau. 


unter  beu  ©täuben  be§  o6ei;fäc^fifd)cn  ÄreifeS  (5ti-eitig!eiten  entftanben,  ]o  erfotgte 
einige  ^a^xt  uat^f^er  eine  neue  Präsentation  öon  ©eiten  be§  preu^ifd)en  4^ofe§, 
tnelc^e  ba§  Balbige  ginrüiicn  in  bie  Sljfeiforftclie  ^ur  f^folge  gel)a!6t  falben  toürbe. 
;3ebo{^  ber  ßmibgraf  öon  .s^enen=3^armftabt  ernannte  i^^n  äum  ^Jtitglieb  be§ 
©taat§mini[terium'§  unb  in  ber  f5fotge  jugleic^  jum  9tegierung§=  unb  £)bcrappel= 
lation§gcric^t§prä[ibenten.  91ac§  bem  2;obe  be§  Sanbgrafen  ^ubnjig  IX.  tourbc  ®. 
auf  ®mptef)tung  tion  befjen  ^tad^jolger  im  ^.  1790  öon  i?ur|)fal3  al§  bamoligem 
giei(^§t)evn)efer,  in  ben  9leidt)öfrei^errnftanb  ert)oBcn,  im  ^.  1797  at§  au^er= 
orbentlidier  ©efanbter  an  ben  SBiener  ^o\  unb  öon  ba  aU  ©ubbelegirter  jur 
9ieicf)§irieben§be))utation  nati)  'iHaftabt  aBgefenbet.  'üaä)  33eenbtgung  be§  9ta= 
ftabter  ßongreffeg  bat  er  um  jeine  2)ien[tentlajfung  unb  crt)ie(t  biefelBe  mit  einem 
anfel^nli(^en  Stu'^ege^alt  unb  mit  58eibet)altung  aller  mit  bem  befleibeten  5Jh= 
nifterial^joften  üerbunbenen  ^tuSjeicfinungen  unb  S}or3üge.  (5r  pribatifirte  hierauf 
jeit  bem  S-  1800  ^u  ©ie^en  in  p^ilofo^)t)ij(i)er  3urücfge3ogent)eit  unb  enbigte 
bafelbft  jeine  tt)ätige  unb  rut)mt)ot[e  Sauibal^n  im  68.  £eben§|a^re,  nad)bem  er 
33  Satire  bem  ^effifcfien  Staate  in  ben  mid)tig[ten  5tngetegenf)eiten  bie  cr|prie^= 
li(f)ften  Sienfte  geleiftct  t)atte.  —  2lu^er  feinen,  in  ben  ^^üttev'jd)en,  5]leufer= 
|c£)en  unb  ©tricber'fct)en  Öitteratur=  unb  ®ele^rtengcjd)id)ten  öer^eidineten  geleierten 
©c£)riften  ift  er  SJerfaffer  utef)rerer  gebrurfter  ©taat§|d)riiten,  metc^e  üon  1790 
16i§  98  erfc^ienen  finb.  äÖalf^ei. 

(Sau:  2lnbrca§  ®.,  fat^olift^er  3:^eologc,  geB.  am  2.  gjlai  1800  ju 
t^tcrjfieim,  i?rei§  5R^etnBa(^  in  ber  ^t^^einprobinj,  t  am  5.  5^ot).  1862  in  5lad)en. 
%ü]  bem  fatt)o(ifd)en  (jetjt  ^Jtar5clten=)  ®l)mna[ium  in  Äöln  öorBereitct,  [tubirte 
er  1820 — 23  ju  S3onn  2;t)eDtogie,  mürbe  1823  proöijorifc^  ßeljrer  ber  !^el6räijd)en 
©prad)e  an  ben  beiben  ®t)mnafien  in  ^öln,  1825  jum  ^4-^riefter  gemeil^t  unb 
3um  9teIigion§tet)rcr  am  Sarmeliter=  (jetjt  i^^'if^^'ic^^SßiltielmS^)  @l)mnafium  in 
Äötn  ernannt.  1827  mürbe  er  9tepetent,  1831  ©ubrcgcn§  im  ßlericaljeminar 
in  ^öln  (1832  in  ^Bür^burg  Dr.  theol.).  @r  gef)örte  ju  ber  ^ermefijd)en 
©c^ule,  untermarj  fid)  aber  nad)  ber  Ernennung  @eifjet'§  jum  ßoabjutor  be§ 
@r3bijd)oi§  öon  ^öln  1842  ber  päpftli(^en  3}erurttjeitung  be§  .'permefifdien  ©t)= 
ftem§.  5l(§  ©eijfel  fid)  entfd^tofjen  ^atte,  jeinem  Seminar  eine  ftreng  römifc^e 
Ülic^tung  ju  geben,  tourbe  (S.  1850  jum  6anonicu§  be§  ßoHegiatftijtce  in  ?tad)en 
ernannt,  ©eine  öon  ber  :preu^ifd)en  9tcgierung  beabfic^tigte  (Ernennung  jum 
©om'tiertn  in  Äötn  tourbe  burd)  ©eifferg  aSiberfprud)  öer^ögert,  burd)  (Sau'§ 
SLob  öereitelt.  ^n  ben  fünijiger  2fat)ren  mar  (B.  3)Utglieb  ber  ßtoeiten  .Kammer 
für  ben  3Bat)lfrci§  33onn=9i'£)einba(^ ;  er  get)örte  ber  faf^olifd^en  graction  an. 
%U  ©ubregen§  be§  61erica(feminar§  t)atte  (SJ.  bie  Siturgif  ju  Iel)ren,  —  er  t)atte 
in  biefem  fVad)c  ausgebreitete  unb  grünblid)e  ^enntniffe,  —  unb  bie  religiofen 
Söorträge  für  bie  ©eminar=5tlumnen  ju  l^alten.  5Dem  entfprid)t  auc^  feine 
fd§riftftetterifd)e  Stt)ätigf eit :  „.g)iftorifd)=bogmatifd)e  Unterfuc^ungen  über  bie  Dtatur 
be§  'i)Jle§opfer§",  1830;  ,,De  valore  manuum  impositionis  atque  unctionis  in 
sacramento  confirmationis",  1832;  ,,Preces  quotidianae  in  usum  Seminarii  Co- 
loniensis^',  1839  (2.  9lufl.  1851);  „?l§cetifd)e  SSorträge",  1851;  „Äurje  33e= 
trad)tungen",  1852;  einige  ^uffäljc  unb  9tecenfionen  in  ber  Sonner  3eitfc^rift 
für  ^ppofopl^ie  unb  !at^oI.  Sfieotogie  (7.  8.  ^.).  9leufc^. 

(BüW:  ^5-i-"an3  6:§ri[tian  @.,  33aumei[ter,  geb.  15.  ^uni  1790  3U  Äöln, 
t  31.  ©e^br.  1853  ju  2ßari§.  äöä^renb  fid^  ber  gemedte,  talentöoüe  .^nabe 
auf  ber  Kölner  ©ecunbärfd)ule  "^auptfä^lii^  mit  mat§emat^if(^en,  p^^^fifalifd^en 
unb  funftp^itofopl^ifdien  ©tubien  befc^äftigte,  er^^iett  er  3ugleic^  öon  bem  öiet= 
öerfpredienben  5!}laler  Sojep:^  ^offmann  Unterrid)t  im  freien  ipanbjeic^nen  unb 
in  ben  2lnfang§grünben  ber  5lrd^iteftur  unb  ber  S)ecoration.  SSalb  boten  bie 
«^unfifd^ä^e  feiner  SSaterftabt  Jeine  3Iu§beute  mel^r  für  feinen  ftrebfamen  @eift. 


©au.  415 

@r  fiegaB  ftd)  nacf)  ^aris,  iitn  bur(f)  ba§  ©tubium  ber  bortl)in  äufammen9ef(^le|):|)= 
ten  antifen  unb  neueren  j^unfttüexfe  ben  ©runb  p  einer  ruhmreichen  outunit  3U 
legen,  ©eine  gtänjenben  f^ortld^ritte  unter  bem  23aumeifter  le  SSq§  lenften  fialb 
öon  üielen  ©eiten  bie  2lu|merfiam!eit  auf  ben  talentboEen  jungen  5Jtann.  S)ie 
9lü(ifi(^t  auj  bie  it)m  ju  ®e!6ote  fte{)enben  !6e|d)ränften  ©elbmittel  Bewog  if)n, 
feine  ©elb[tänbigfeit  auj^ugcBen  unb  bei  bem  Sau  be§  ^aifergrabeS  in  ber 
Xobtengruft  ber  Könige  öon  granfreicf),  im  2)ome  öon  ©t.  ®eni§,  eine  Unter= 
injpectorfteEe  mit  2000  (yranfen  jäl^rlic^  an^une^^men.  5£)a§  Söer!  joltte  aber 
erft  am  1.  Januar  1813  begonnen  tnerben.  ®.  {)atte  aljo  noc^  3eit,  fid)  für 
feinen  neuen  2Birfung§!rei§  )3ra!tifd)  au§3ubitben.  5j[u|  2lnratt)cn  feine§  2ef)rer§ 
ja^te  er  ben  Sntf(i)lu^,  ba§  |übli(i)e  ^^ranfreid)  mit  aU  feinen  SBunbern  ber 
5latur,  Äunft  unb  bes  ^tterf^umS  ju  befuc^en.  9ieic£)  an  ©tubien  unb  3eic^= 
nungen  aücr  Strt  fet)rte  er  gegen  @nbe  S)e3ember  1812  nac^  5pari§  ^urücE.  „S)er 
^aifer  ift  ^ier,"  fd)rieb  er  unter  bem  25.  S)e3br.,  „unb  id)  !§offe,  ba§  er  balb 
$Be[et)l  gibt,  bie  arbeiten  anjufangen,  für  bie  iä)  angeftettt  bin."  S)o(f)  ba§ 
©d)irffat,  toeld)e§  ben  Äaifer  auf  ben  ruffifcEien  @i§felbern  ereilte,  trat  bem  33au 
ber  Äatfergruft  f)cmmenb  entgegen,  ©ine  6ntf(^äbigung  für  bie  l^ierburd)  ber= 
urfad)te  xäufci)ung  feiner  turnen  Hoffnungen  fanb  @.  in  bem  erften  greife,  ben 
er  unter  ben  ßoncurrenten  einer  2lrd)ite!tur=^ret§aufgabe  ber  SSrüffeler  Slfabemie 
baöon  trug.  1814  entfd)Io^  er  fid)  ju  einer  Sfieife  buri^  Sftatien.  ©ein  ©c^toager 
%u^  bot  baju  für  ein  ^al)X  bie  ^Jlittet.  ;^n  9iom  trat  ®.  ju  gorncliuS,  £)öer= 
bed,  2}eit,  ©d)abotD,  Ütöfel,  Siman  unb  ben  anbern  beutfc^en  ^ünftlern,  toeld)e 
fid)  bamal§  in  9iom  bie  Sßieberbetebung  beutfdier  i?unft  mit  l§eitiger  Segeifterung 
angelegen  fein  liefen,  in  engere  Sesie^ung.  5lm  |)reufeif(^en  ©efanbten,  @el^eime= 
rat^  öon  5Ziebu"^r,  getoann  er  balb  einen  treuen  ^yreunb  unb  gro^müf^igen  5ßc= 
fd)ü^er.  ^liebu'^r  füllte  fid)  '^inge^ogen  ^u  bem  fd)lic^ten  2Befen,  ber  Offenheit 
unb  @erab!^eit  bc§  jungen  ÄünftlerS.  2Bo  guter  ^att)  nic^t  mel)r  angreifte, 
unterftü^te  er  i^n  fotool  burd)  g-ürloort  mie  burd^  eigene  35orfd§üffe.  6§  tuar 
auf  ^tiebu'^r'e  3}orfd)lag,  ba^  er  im  ^pril  1818  ben  |3teu§ifd)en  ^ammer^errn 
SSaron  öon  ©ad  auf  beffen  Steife  nai^  ©riei^enlanb  unb  3legt)pten  begleitete. 
S)ie  @intrad)t  ätoifdien  bem  freigefinnten  Äünftler  unb  bem  !§oc^faljrenben  Saron 
toar  nic^t  bon  langer  S)auer.  (^.  moHte  lieber  auf  bie  (Selbmittel  feineg  33e= 
gleiter§,  al§  auf  ha^  6igentl)um§rec^t  an  feinen  3eid3nungen  unb  Slufna'^men 
öerjidjte.n.  @r  brad)  boltig  mit  bem  SSaron  bon  Bad  unb  begann  bon  3tlejanbria 
au§  gauä  allein,  bon  aüer  Sßelt  berlaffen,  aller  .^ilfSmittel  bar,  ol^ne  ßenntni^ 
ber  ©bi*ad)e  be§  Sanbe§  unb  felbft  o^ne  (Selb,  feinen  abenteuerlichen  3ug  burcfi 
ba§  äöunberlanb  ber  ^$l)araonen  l^inau§  über  bie  ^ataraften  be§  51il§,  l^oc^ 
l^inauf  nac^  'Jiubien.  ©in  !paar  ^iafter,  toenigeS  afteifejeug,  einige  ©fijjenbüd^er 
maren  feine  ganje  öabe.  ©o  üollenbete  er  unter  5Jlü|feligfeiten  alter  2lrt  unb 
aufregenbften  ©tra^jasen  eine  Üteife,  bie  mand)en  2id)tftra^l  in  ba§  S)unlel  biefe§ 
ßanbe§  fallen  lie|  unb  ben  f:päteren  fyorfd)ern  ben  SBeg  in  biefe  mertloürbigen 
©ebiete  bal)nte.  'Otad)  ätueijd^riger  ^Ibtoefen^eit  fe^rte  @.  über  5llei'anbria,  wo 
er  ]iä)  im  S)e3ember  1819  einfd)iffte,  nad)  9tom  jurüd,  um  bie  fyrüc^te  feiner 
muffeligen  f5forfd)ungen  ben  f^reunben  ber  Äunft  unb  be§  2lltertl)um§  3U  übergeben. 
„Herr  3Ird)itett  @au,"  fc^rieb  5Ziebut)r  am  23.  5Rat  1820,  „ift  bon  feiner  nac| 
3legt)^ten,  ^lubien  big  an  bie  stoeite  ^atarafte  unb  ^paläftina  unternommenen  Üteife 
mit  einem  ©d^a^  bon  3£ict)^ungen  ber  merfmurbigften,  bor  il)m  entttjeber  nod) 
gar  nid)t,  ober  fel)r  unbott!ommen  bargefteEten  3lltertl)ümer  ^urüdgefe^rt,  loeld)er 
bie  au§nel)menben'^ü'^felig!eiten  unb  Sefc^loerben  feiner  9teife  l^errlid)  belol)nt. 
S)ag  Urtl)eil  SlKer,  toeldje  biefe  feine  3lrbeiten  im  Orient  gefel)en  l^aben,  ober 
l^ier  fe^en,  bon  meld)er  Dlation  fie  auc^  fein  mögen,  unb  toie  gro|  fonft  bie 
SSerfd^ieben'^eit  i^rer  .^unftanfit^ten  fein  mag,  ift  einftimmigeg  Sob.     Siefe  gieife 


41G  '5a"ö. 

ift  bie  erfte  ber  'äxt,  rodd^t  ein  Xeut|(f)er  auegerüfirt  ^at,  unb  bie  6^re  2;eutfcf)= 
lanbä  ift,  toie  bie  bes  Qusgejeidinetcn  Äünftlers  babei  intcrcfftvt,  ha%  itjxe  iRe= 
fultate  baih  öffentlich  erfcfieinen  mögen.  2;ie  fe^t  ac^tungstoürbigen  'ÜJtänner  ju 
6ö(n,  beren  ebetmütf)iget  Unterftü^ung  öerr  6au  bie  Ttüfjeren  ©elegen^eiten 
3U  feiner  21u56ilbung  Devbanft,  trerben  fic^  burcf)  bcn  5Inbücf  beffen,  ttjae  et 
gcleiftet,  tüürbig  be[of)nt  finben."  'Tladj  tiielen  33emü^ungcn  gelang  e§,  Gotta  in 
Stuttgart  mr  bie  Uebernat)me  be§  9}er(ag§  feines  großen  SReiferoerfes  ^u  geroinnen. 
S^as  SBerf  erfcf)ien  öon  1821  biö  1827  in  fran^öfifcfier  unb  beutf(f)er  Sprache 
in  13  Lieferungen  mit  6n  5lbbilbungen.  63  führte  ben  litel  „Antiquites  de 
la  Nubie,  ou  monumens  inedits  des  bords  de  Nil  etc.  dessines  et  mesures  en 
1819."  —  ^nr  3i-  1822  erf(f)ien  bei  (Eotta:  „'"}2eu  entbedfte  £enfmä(er  öon 
5lubien  an  ben  Urem  bes  ^ils,  tjon  ber  erften  bis  ^ur  ^toeiten  .ffatarafte,  ge= 
äei(i)net  unb  üermcffen  im  ^ai)xc  1819  unb  a(§  gortfc^ung  be§  großen  fran^ö= 
fifc^en  QSerfes  über  3Iegt)pten  herausgegeben  öon  ^.  (S.  @au."  9(l6  3Inf)ang 
roar  biefer  Jottfe^ung  beigegeben:  „l^nfc^rirten  in  -Piubien  unb  SIegijpten,  ab= 
gejeicfinet  Pon  5.  6.  6au,  fritifcf)  bearbeitet  Porf  35.  @.  ^JUebu^r".  3Im  Sc^tuB 
mar  beigefügt:  „^nfc^riften,  rcftituirt  unb  überfe^t  Pon  -öerrn  Setronne".  9lad) 
beni  lobe  ^Jla^ois"  gab  ©.  bie  (c^tc  ^älfte  be§  brüten  Sanbeg  pon  beffen 
iprac^troctf  „Les  ruines  de  Pompeji"  :^erau§.  3n  biefem  SJÖerfe  ^ob  er  befon= 
ber§  ben  fortlaufenben  ^ufanimenfiang  jroifcfien  ben  6po(f)en  ber  3lrct)itettur 
unb  ben  Stabien  ber  Kultur  bei  ben  alten  33ötfern  ^erPor.  ßange  trug  fic^ 
@.  mit  ber  .öoffnung  auf  bas  Stabtbaumeifteramt  in  feiner  93nterftabt;  bie 
3Sntriguen  aber,  burrf)  roelc^e  biefer  ^lan  pereitelt  rourbe,  beftimmten  if)n,  feinen 
bleibenben  2Bof)nfi^  in  5]lari§  ^u  nel^men.  gr  ließ  fic^  naturaüfiren  unb  trat 
1821  in  fönigüc^e  2)ienfte.  Unter  feiner  Leitung  mürbe  bie  Äirc^e  St.  Julien 
le  5paupre  reftaurirt;  bas  ^resbyterium  ber  Äircf)e  St.  Seperin  tourbe  pon  i^m 
erbaut,  ^m  3.  1831  übernahm  er  bie  ßrric^tung  eines  neuen  @efangenen^aufe§ 
bei  ber  SBarriere  b'gnfer.  1a^  2öerf,  metcftes  feinem  ""Jiamen  nac^  ^a^r^unberten 
nocf)  et)re  madjcn  roirb,  ift  bie  pra^tPoüe  gotf)ifc^e  fiirc^e  St.  ßfot^itbe,  im 
Jaubouvg  St.  Sermain,  ßs  ift  bies  fein  bebeutenbftes,  aber  auc^  fein  te^te§ 
aCßerf.  ^Jiod)  nic^t  gan^  mar  biefe  ,ftircf)e  PoUenbet,  al§  ber  5)kifter  felbft,  am 
31.  Se^br.  1853,  in  bie  ßroigfeit  abberufen  mürbe. 

äBaEraf,    Dlac^ric^ten   über  ®au   in  ben  ^Beiblättern  ber  ÄöIh.  Seitung, 

1820,  ^Ix.  17.  —   aöeiben,  ^e%  .Rö(ner§  ^r.  (£t)riftian  ßJau   $Reifen,   in   ber 

Äötn.  Seitung,    1856,   ülr.  314  ff.  —  ©nnen,   ^eitbitber.    —   ^nerlo,   Oiacf)= 

rieten  Pon  bem  geben  ^ötnif^er  .ftünftler.  ßnnen. 

(Saub:  .öieron.  5)aPib  &.,  %x]t,  ben  24.  ^ebruar  1705  in  -öeibelberg 

geboren,  genoB  ben  erften  Unterrictit  in  einer  Sefuitenfc^utc,  in  roetcf)cr'fic^  feine 

natürüc^en  2(ntagen  in  g(än5enber  Seife  entroicfetten ;  aüein  bie  Seforgnii  ba| 

er,  ber  einer  proteftantifrf)en  Familie  angehörte   unb   in  bem  Glauben   berfelben 

erlogen  mar,  fic^  unter  bem  Ginfluffe  feiner  Se^rer  bem  Äat^oücismug  proenben 

fönne,  PerantaBte  feinen  S3ater,    i^n   biefem  ßoUegium   ^u  ent,^ief)en   unö  be^uf§ 

roeiterer  5tusbilbung  ber  Leitung  bes  berüt)mten  ^ietiften  unb  ^päbagogen  fyrancfe 

m  .paüe  .^u  übergeben.  —  %k  ftrenge  ^uc^t  in  bem  f^rancfe'fc^en  -öaufe,   über 

roe(cf)e  ficf)  ®.  lebf^aft  bef tagte,  unb  bas  ungünftige  Urt^eit,  roe[ct)eg  ber  rigoröfe 

Se^rer   über    bie   geiftigen  gä^igfeiten   feines   Scf)üters   fäUte,    tiefen    e§  feinem 

33ater  geratfien   erfd^einen,   i^n  ,^urücf^ururen   unb  feinem  53ruber,    einem  renom= 

muten  9(r,5te  in  3(mfterbam,  jur  er5iet)ung  ,^u  übergeben.    S^ic  är^ttic^e  It)ätig= 

feit  be§  Dnfels  crroecfte  in  bem  jungen  ©.  bie  ^Jieigung,    ftc^   bem  Stubium  ber 

5Rebicin    ^ujuroenben;    mit   Seroilligung    feineö   3}aters    ging    er   junäc^ft    nad^ 

^arbermi)!  unb  ein  ^a^r  fpäter  narf)  Serben,   mo   er   bei  23oert)aaPe  bie  freunb= 

tidifte  Slufna^me  unb   bie  Poüfte  Stnerfennung  feiner  geiftigen  gät)igfeiten  fanb. 


©oiib.  417 

^m  5.  1725  pTomoDtrte  er  unter  9?ert^fibigung  feinet  ..Dissertatio  qua  idea 
generalis  solidarum  corporis  humani  paitiom  exhibettir"'.  in  toett^er  er  in  ge= 
toanbter  SSeiic  gegen  ben  8tQl^rf(^en  ^Inimismul  unb  bie  präftaBilirtc  Harmonie 
polemintte:  nad)  Erlangung  ber  ^octortoütbe  ging  er  nad}  i^ari»,  roo  et  nc^ 
ein  ^aiß  [ang  mit  flinift^en  Stubien  beid^ä'tigte,  roanbte  hd)  oon  bort  nac^ 
Strasburg,  toc  et  jcboc^  nut  tux]t  3fit  Dfttreilte  unb  ^übilitirte  \xd)  fobann, 
auf  -Jtatfi  feines  Cnfel*,  al»  irraftifc^fr  Olrjt  in  aeOenter,  Ire  er  jum  Stabt= 
pl§l)ftfu§  ernannt  tDurbe.  —  5^er  Oluebtucfi  einer  mörberiicfjen  (Joibemie  im  3- 
1727  in  5lmflerbam  DerantaBte  bie  iBe^orben,  S.  büfjin  lU  berufen,  unb  l^icr 
fanb  er  Selegen'fieit,  feine  praftifdie  unb  mifienidfiantic^e  Begabung  ine  DoÖfle 
Sic^t  5U  fteüen  unb  hal-  Den  bcr  iläbtifd)en  3>eTtra[tung  in  i^n  geie|;te  5?ertrauen 
QUT'g  g[änjenbfie  ju  recf)t^ertigen.  —  Snjniifc^en  fiatte  SBoerl^aaDe  feinen  Oon 
i^m  ^o^gefcf)ä§ten  SAüler  nicfit  au§  ben  Slugen  Dertoren  unb  auf  feine  95er= 
anlaffung  ttiurbe  6.  unter  ^erüdffidhtigung  ber  Jöerbienfic,  toelc^e  er  fic^  in 
2Imfterbam  crroorben  l^atte,  im  3.  1731  auf  ben  Sel^rflul^t  ber  G^^emie  na^ 
:Öei)ben  Beruren,  ben  bis  ba|in  Q?oerfiaaoe  inne  gefiabt.  gehäufter  iPefc^dTtigung 
toegen  aber  ausgegeben  ^atte.  3"^^^  ;5afire  fpäler  irurbe  er  auc^  jum  -^^rp^efior 
ber  2)lebicin  unb  1760  jum  !i3eibar3t  be-s  i^rinjen  Don  Cranien  ernannt,  unb 
in  biefer  Stellung  oerbtieb  er  all  f)0(S  gefd^ä^iter  Üe^rer  unb  gefucf)ter  ?(r}t  bii 
jum  3.  1775;  bie  ?lbnafime  ber  .^örperfräHe  be«  l^cc^  Betagten  •rtannci  öer= 
anlasten  i^n  in  biefem  ^ai}xe  feine  afabemifd^e  unb  praftifd)e  2^ütigteit  auT= 
jugcben  unb  ben  'Äefl  feiner  Jage  in  3urücfgeiogenl^eit  ju  Derieben;  fein  Xob 
erfolgte  am  29.  ^looember  1780.  —  ^Rit  feinen  wiffenft^attlid^en  '^eiftungen  nimmt 
@.  unter  ben  iir3tlid}en  ©ele'firten  feiner  3^^^  f^ne  efirenfoÜe  Stellung  ein. 
3n  ber  efteftifc^en  Schüfe  '^oer^aaöe'l  erjcgen  unb  mit  um^affenben  c^emifd^en, 
p^nfifalifdfien  unb  mebiciniidien  .>?enntniffen  ausgeftattet ,  l^ielt  er  nä)  öon  ben 
Sinfeitigfeiten  ber  animiftücljen,  d^emiatrifd^en  unb  pfinfiatrifrfjen  ^3e^ren  Der6ält= 
nifemöBig  frei  unb  bcn)af)rte  fidi  —  atg  ein  ..nr  cautus  et  in  recipiendis  opüii- 
onibus  difficilis'".  toie  Roller  it)n  bejeic^net  —  ein  möglidftft  unabtiöngigeÄ  unb 
eigenes  Urt^eil:  er  war  einer  ber  eilten,  ber  bie  .f»allfv'fd)e  Üe^re  Pen  ber  3tri= 
tabilitüt  mr  bie  Deutung  pfiiificlcgifc^^patticlogifc^er  5?orgänge  oera-ertfiet  Bat.  — 
35on  feinen  litterarifd^en  5lrBeiten  Derbienen  bie  Sdf)riTt  über  tReceptirfunbc 
(„Libellus  de  methodo  conciunandi  formulas  medicamentorum".  1739  u.  D.  ?!■, 
franjöufc^  1749)  unb  bal  \?eBr6ud)  über  allgemeine  i}.>atf)otcgie  (..Institutiones 
pathologiae  medicinales".  Lugd.  1758,  in  jal^freid^en  ^Imfagen,  "i)Zad^brücfcn 
unb  lleberfe^ungen  eifdjienen,  nad)  bem  Jobe  bes  3?erniffers  Den  9tcEermann 
1787  unb  in  bcutfdier  Ikbei-fe^ung  Pon  ©runet  1784  unb  1791  Berausgegeben) 
all  bie  bebeutenbften  genannt  3U  ttierben.  —  ^n  ber  evften  SdiriH,  nieldie  mit 
großem  33ei'aIIe  auTgencmmen  touvbe  unb  ben  ttiifien^'dia^tlidien  'Itu'  ©aub's  be= 
grünbet  Bat ,  TüBvte  er  diemifdje  unb  pBarmafotcgüdie  ©i-unbiatse  in  bie  i^el^re 
Don  ber  3^'Qnimenfeftung  ber  3tr5neimittel '  ein.  .^n  bem  3nieiten  QBerfe,  ber 
erflen  felbftänbigen  ^Bearbeitung  ber  allgemeinen  '^«ati^otogie,  '^at  (B.  ben  3}erfudi 
gemad^t,  eine  Sarfteüung  ber  i^el^re  Don  ben  !Qeben§=  unb  .^ranlBcitSprcceffen 
auf  (Srunb  ber  bcmals  Berrfc^enben  Sd)u[antldf)ten  ju  entirerTen.  —  Tic  2i5= 
pofition  bes  Stoffes,  meldte  ber  3}erTaffer  biefer  3(rbeit  3U  (Brunbe  gelegt  l^at, 
ift  Dovtrefflidf)  unb  Bat  aüen  fpiiteren  'Bearbeitern  biefes  ©egenftanbes  bis  auf 
bie  neuefte  3"t  3"'"  -l^^ufter  gebient ,  bie  Slus^üBrung  ber  "ührgabe  aber  läfet, 
fetbft  Dom  Stanbpunftc  feiner  3fit  beuvtBcitt,  oieles  3U  wünfdien  übrig.  3II8 
(ifleftifer  oom  reinften  23affer  benu^te  er  3ur  ßiflärung  ber  pBiifiologifdben  unb 
patl^otogifd)en  i>orgänge  animiftifc&e,  diemiatrifd^e  unb  iatromatBematifdf)e  'l^rin^ 
cipien  unb  bie,  Don  i'^m  jubem  fe^r  unftar  unb  Deridjroommen  be^anbette,  :5rri= 

Mgem.  beutid^e  ajwgrap^ie.    Till.  27 


418  ®au6ijct). 

taBilitätSlcl^Te ,  ol^ne  jebod§  ^u  einer  SBerniittelung  aller  biefcr  ®runbjäl5e  ju 
gelangen ;  mit  feinen  ©rlänterungen  unb  grflärungen  belegte  er  fic^  jumeift  auf 
ber  £)berflä(i)e,  fo  ba^  bie  inneren  Unflar'fieiten  unb  Sßibcrfpilidie  öerbedt  blieben, 
unb  fomit  Wufite  er  beni  ©an^en  ben  ©d^ein  einer  Slbrunbung  unb  SBoüenbung 
3U  geben,  ber  um.  fo  16eftecf)enber  auf  bie  5}laffc  wirfte,  al§  ber  SJerfaffer  allen 
(Sd)ulen  unb  ^id)tungen  3(ted)nung  getragen  Ijatte.  ©o  erfreute  fid^  biefe  5Irbeit 
großen  Seifalle  unb  i[t  für  3föi)r3ct)nte  ba§  gefc^ä^tefte  SBerf  iiber  aEgemeine 
5pat^oIogie  geblieben.  —  93on  feinen  übrigen  5trbeiten  (ein  öoüftänbige^  3}er= 
3eid)ni|  berfelben  finbet  fid)  in  Biographie  mödicale  IV.  p  358)  finb  eine  fleine 
Slb'^anbtung  über  ben  6influ|  förderlicher  ßeiben  auf  bie  ©eele  („De  regimine 
mentis  quod  medicorum  est."  Sermo  I.  II.  Leyd.  1747.  1764),  (i)cmif(^= 
p'^armacotogifd)e  Unterfud)ungen  über  5)leertt)affer  unb  einige  anbere  .^eitmittel 
(in  Adversar.  varii  argumenti  über,  Leyd.  1771.  S)eutf(^  Siena  1772)  unb 
eine  lateinifd^e  Ueberfeljung  berSibel  ber  ^Jiatur  bon  ©toammerbam  (2ugb.  1737 
in  2  Voll.)  crlDäI)nen§wertl^. 

lieber  fein  Seben  ögl.  .Tan  Bleuland,  Oratio  qua  memoria  H.  D.  Gaubii  .  .  . 
commendatur.     Harderovici  1792.     ©eutfrf)  ©tcnbal  1794. 

51.   ^ix]d). 

®öuM[d)  (®ubifiu§):  Urban  ©. ,  mürbe  ^u  Drtranb  in  ©ad^fen,  im 
Greife  ber  ©tabt  '»Dtei^en  1502  geboren,  ©ein  9}ater  l)ie|  3ltej;iu§  ®. ;  feine 
©ttern  l^iclten  il)n  ju  fleißigem  ©rfiulbefuc^  an,  ba  aber  ber  Später  frül)c  ftarb, 
fal)  \\ä)  bie  5Jtutter  balb  genötl}igt  iljrcn  ©ol^n  in  ba§  Sluguftinerflofter  ju 
^ain  3U  tl)un,  mo  er  bi§  1539  blieb.  Um  biefe  3^^^  fi"Ö  ^iß  9ieformation  3U 
9Jtei|en  an  unb  (^.  flol)  mit  einem  anberen  OrbenSbruber  au§  bem  Älofter.  S)o 
fügte  e§  fiel),  ba^  Sutljer  i'^n  fennen  lernte  unb  i^n  mit  naä)  2t\p^iQ  nal)m.  .^ier 
trat  &.  auf  £utl^er§  9}eranlaffung  in  bie  3)rucfrrei  t3on  S^acob  SÖermalb  (f.  Sb.  II 
©.  554)  ein,  um  bie  33ud)bruc£erlunft  fennen  äu  lernen.  (5r  begriff  biefe  ^urtft 
fel)r  balb  unb  ging,  nad)bem  er  fic  öoUftänbig  ausüben  gelernt  l)atte,  auf  Steifen. 
Um  bie  3ßit  ber  ^JJtagbeburgifd^en  ^Belagerung,  alfo  im  5-  1551,  Verfügte  @. 
fid)  mieber  nad)  ßeipjig,  mo  er  Uon  1551 — 55  brudte,  unb  feinet  Seljr'^erren 
Sacob  5Sertoalb'§  ©d)mägcrin,  ^Jtargaretl)e  Dlieberfteter ,  el)elic^te.  93alb  barauf 
erl^ielt  er  einen  9luf  öom  ©rafcn  unb  |)erren  öon  5]tan§felb,  fid^  nad|  @i§leben 
3U  begeben  unb  bort  eine  23ud)bruderei  ju  errichten.  Unterbeffen  toar  feine  erfte 
S^rau  geftorben  unb  er  l^ciratl)ete  im  S.  1566  eine  2o($ter  be§  ©imon  @a|mann, 
eine§  9tat]^e§  ber  ©tabt  Drtranb,  feiner  @eburt§ftabt.  ^u§  biefcn  beiben  6]§en 
lliatte  er  9  ©öl)ne  unb  4  Söditer.  §ier  in  ©igleben  blül)te  feine  33ud)briiderei 
ganä  befonber§.  @r  brucEte  unter  9lnberem  bie  beiben  erften  £t)eile  ber  G)efammt= 
ausgäbe  bon  !!3utl)er§  ©d)riften  (1564.  1565),  foloie  1566  bie  erfte  5lu§gabe 
bon  £utl)er§  Sifd^reben.  ©d)on  bei  ßeb^eitcn  übergab  er  feine  33ud)bruderei  on 
feinen  ©ol^n  :3acob.  3lui^  ju  ^aüe  a./©.  tiatte  er  um  ba»  S.  1578  eine 
fjilialbruderei  errichtet,  bod^  fcfieinen  au§  berfelben  feine  bebeutenben  2öerle 
^erborgegangen  au  fein,  au(^  l^at  fie  nidl)t  lange  beftanben.  ^aä)  bem  ?Xug§= 
burger  9JteBfatolog,  ^erbftöcr^eidinii  1578  ift  aufgefül)rt:  „2)e§  l^el^ligen  6ate= 
c^iSmi  ober  Salden  Sibel,  nul^  bnb  l)ol)eit.  2lui  ben  @ei[treid§en  Süd)ern  S). 
Martini  Sutl)eri  be^  5Jtane§  (SotteS,  in  grage  bnb  3lntft)ort  berfaffet  burd^  5R. 
ßonrabum  5porta ,  ^faxa-l^eren  3u  gi^leben.  8.  ju  ^aE  in  ©ac^fen  be^  Urban 
(Saubifd^.  1578."  @r  [tarb  im  90.  2^a^re  feinet  3llter§  im  ^.  1592  f)o^ 
gcad£)tet  unb  gee'^rt 

35gl.  (Seiner,  25ud^brudEerfunft  I,  ©.  97.  98.  f^alf enftein ,  ©efc^id^te 
ber  Sud^bruderfunft ,  ©.  182.  ©c^leupner,  ßeid^enprebigt  k.  ©d)toetfd)fe, 
5ßud^brudergefd^idl)te  bon  ^aEe,  ©.  50,  51. 


@aubt).  419 

;Sa!o6  ®.  ((SuBiftuS),  ©o^n  be§  borgenannten  UvBan  ®.,  toav  23uci)brucEcr 
au  Seipäig,  tüo  ei-  öon  1^00—11  bie  Sertoalb'fcfie  33u(f)bru(fei-ei  foi-'tfe^te  unb 
bann  na(|  @i§leben  ging,  um  bie  jdjon  feit  bem  ^.  1592  mitbefeffene  S5u($= 
bruderei  feine§  3}ater§  auf  eigene  9ted§nung  nad^  beffen  2;ob  tDeiterjufüfiren. 
Ueber  fein  Scben  ift  ni(f)t§  3u  berichten,  aud^  fd^eint  feine  2::^ätigfeit  üon  feinem 
gxo|en  SSelang  getuefen  ju  fein. 

3)gt.  ©m^e,   ße^rbud^  ber  2ittei'aturgefd§id§te ,   III.  SBanb ,   I.   Slbt^eit. 
©.  172.  Äelc^ner. 

^aubt):  grana  ^^reil^err  ö.  6).,  toui-be  am  19.  Slprit  1800  in  g^vanf^ 
fürt  a./O.,  too  ber  Jßater  (f.  u.)  aU  '^iaiox  ftanb,  geboren.  S)ie  5)tutter  toar  eine 
(Sräfin  ö.  ©d£)mettau.  2)er  9}ater  tüurbe  etlua  1810  ^um  ©ouberneur  be§  .^ron= 
:prinaen  ernannt,  unb  nun  tourbe  @.  oft  jum  Äronprin^en  berufen;  in  ^Berlin 
befud^te  er  ba§  fran^öfifd^e  @t)mnafium,  unb  al§  ber  Später  1813  @eneraIgout)er= 
ueur  öon  ©ad^fen  lourbe,  ©d^utpforta,  bag  er  1818  mit  bcm  S^ugni^  ber  9(teife 
tiertie^.  @r  foEte  ^ura  ftubiren,  trat  aber  auf  be§  S5ater§  3öunf(^  in  ein 
©arberegiment  ein  unb  tourbe  1821  nad§  23re§Iau  öerfe^t.  1823  [tarb  ber 
SSater,  bie  Familie  öerlor  if)r  SJermögen  unb  ®aubt)'§  äußere  SSer'^ältniffe  ge= 
ftalteten  fidf)  ungünftiger.  S)urd^  be§  ifronbrinjen  SSermittelung  erfiielt  er  1833 
ben  me'^rmalg  umfonft  erbetenen  5lbfd£)ieb ,  fein  1)o1)a  ^ugenbfreunb  unterftü^tc 
i'^n  unb  fo  fanb  er  ^Jtittel,  um  feiner  9)lu§e  unb  ber  S)id§tung  leben  ju  tonnen. 
@.  lebte  in  SSeiiin,  t)er!et)rte  mit  ß^miffo,  SBilibalb  3IIeji§  unb  Äo^ifc^  unb 
ge'tibrte  ber  fogenannten  ätoetten  romantifd£)en  ©(^ule  an.  5lud^  .^eine  toirÜe 
bielfadt)  auf  i'^n  ein.  9iadC)bem  er  me'^rmalg  nad^  Italien  gereift  ftarb  er  am 
5.  gebr.  1846  in  SSerlin.  ©ein-e  toert^öolleren  Sßerfe  finb  1853  in  8S5änb(f)en 
tjon  Slrtl^ur  ^TtüEer  bei  .g)ofmann  in  SSerlin  herausgegeben  tüorben.  SSanb  1 
entölt  (Sebic^te,  gro|ent^eiI§  t)umoriftifd)er  5latur,  am  betannteften  ift  bie 
Sieutenant§!Iage  „g^orbere  niemanb  mein  ©d£)icffal  p  l^ören",  eine  ^^arobie  be§ 
2tebe§  öon  ^^oltei;  bann  Ütoman^en,  S^er^inen  unb  poetifd£)e  6r3ät)lungen ,  für 
bie  er,  mie  ß^amiffo  in  meit  f)ö'§erem  @rabe,  befonberS  begabt  toar,  bie  meiften 
in  9libelungen[tro)3l§en.  SSoIt  2Bi|  unb  Saune  ift  ba§  „Siagebud^  eine§  n3an= 
bernben  ©d^neibergefeEen",  ber  nac^  Italien  reift,  aber  e§  ift  nic^t  toie  2öagner'§ 
6onferüation§=2ejicon  meint,  eine  ©atQre  auf  3Zicotai'§  Steife  narf)  Italien,  ^m 
atoeiten  unb  brüten  SSanbe  ftet)t  „9Jtein  äftömer^ug",  eine  Steife  nadf)  Italien, 
toie  bie-  meiften  feiner  :profaif(^en  ©d^riften  im  ^^uilietonftil.  S)er  öierte  5Sanb 
entf)ält  bie  J^aiferlieber ,  er^ä^lenbe  Sid^tungen  unb  öermifd^te  @ebid)te.  S)er 
frühere  ^reu^ifd^e  Dfficier  begeifterte  fid^  mie  3^^^^^  unb  ^tint  für  i?aifer 
^tapoleon,  befingt  Slrcole,  bie  '^t)ramibenfd£)ta(^t,  ^arengo,  SSorobino ,  S)re§ben. 
bie  Stüifte'^r  öon  @lba  unb  anbere  5!Jtomente  ber  ßaufbafjn  be§  ^aifer§.  gin^elne 
biefer  toie  anbere  (Sebidt)te  jeigen  ein  ^übf(i)e§  ^^oi'mtalent.  Sanb  5  unb  6  ent= 
t)atten  fteine  Stoöeüen  unb  ßr^ä'^Iungen,  meift  öon  geringer  5Bebeutung,  einzelne 
finb  frif(^  unb  lebenbig  er5ät)lt,  bie  .§umore§!en  ettoa§  froftig  unb  forcirt.  ^n 
ben  ätoei  legten  33änb^en  fielet  ba§  @ebidbt  „®er  Siebe  ßoo§",  in  9Zibelungen= 
ftropt)en,  „$ortogatti"  (Steife  =  unb  ßeben§bilber  au§  ber  ©d^toeij  unb  Italien) 
unb  öenetianif(f)e  5^oöetten.  ^n  feinen  beften  (Sebic£)ten  erinnert  (S.  an  Sfiamiffo, 
freilid^  ol^ne  beffen  tiefe  unb  jarte  ^mpfinbung  unb  ol§ne  beffen  35ortiebe  für 
büftere  ©toffe.  ö.  diteer^eimb. 

©aubl):  griebr.  äöit^.  ö.  @. ,  ^rjtittämpfer  unb  ©efd^id^tSfd^reiber  be§ 
fiebenjätirigen  ^riegeg,  tourbe  geboren  am  23.  2luguft  1725  ju  ©jpanbau  unb 
ftarb  am  13.  3)ecember  1788  al§  fönigl.  |)reu^ifdf|er  ©enerattieutenant,  2;ruppen= 
inf^ecteur  im  ©eneratat  SBeftpl^aten.  @inem  altablid^en,  urfprüngli(^  fd^ottifd^en 
@efdt)led^t  ange'^örig,  toetd()e§  feit  mel^r  al§  100  i^a^ren  ben  branbenburgifdjen 
?^ürften   gute  S)ienfte  leiftete,    trat  @.    1744    au§    ber   Uniöerfität  .Königsberg 

27* 


420  ®aubi)  —  ©oucrmann. 

unter  bie  %a1)nen  eine§  ^sotSbamer  ^njantenevegimentg.  9lm  2.  Sluguft  1756 
mixte  er  .sjauptmann  unb  föniglicfier  lylügclabiutQnt.  3tlg  geiftig  be'^enber  unb 
förperltd§  miermübtid)cr  ©enerolftabgoificier  be§  tiod^betogten ,  aber  öoHauf 
energifc£)en  ©eneraUieutenant  ö.  ."pütfen  roä()renb  be§  getbjugg  1760  cttttarb  \\<i) 
®.  ben  Pour  le  niärite  unb  ba§  ^Jiaiorspatent.  %m  l.Wäx^  1763  jum  gfü|i= 
lierrcgiment§=6ommanbeur  in  3Beicl  ernannt,  ftieg  er  "^ier  ju  ben  Weiteren  mili= 
tärifd^en  2Bürben.  ®.  ftarb  ftet)enben  i^uBe^  in  ben  Firmen  be§  Äammer= 
präfibenten,  mit  racicfiem  er  im  <Bä)lo^  ju  (?(eöe  bie  Ser'^anblungen  megen  @in= 
ric^tung  ber  Diefrutirungebe^irfe  Joeben  beginnen  inollte.  —  Unter  bcr|c£)iebenerlei 
©efiditSpunften  I^eröorragenb  al§  g^örberer  eineg  einfid^tgöollen  3^ienftbetrieb§,  [tiftete 
©.  ficf)  im  mititärlitterarifdien  Sereid)  ein  2)enf mal  fonber  6)Ieicf)en :  fein  im  föniglid^ 
preu^i|d)en  @eneral|tabgard)it)  aufbemafirteö  „lagebud)  Domfiebenjäl^rigenil'riege", 
ein  10  t^olianten  umiaffenbeg,  bur(f)  '^läm  erläutertes  ^anufcript.  da  ift  (Srgebni^ 
eine§  22iä!§rigen  '^sriöatflei^es.  lieber  alle  üon  preuf[ifrf)en  StreitMften  mälirenb 
7  fyetbjügen  auggcyüf)rten  Gperotionen  erftattet  Ö).  un§  genauen  23ericf)t,  tt)eil§  auf 
@runb  be§  ©e(bftgefel)enen,  t^cilö  au§  amtüd^en  ©rf)riftftücfcn  unb  fc^lic^lid^  in= 
folge  öietfältiger  lUnfragen  unb  3ufenbungen.  @.  fammette  unb  fcf)rieb  „für 
\iä)" ;  er  ging  tief  in§  ©injelnc  ein,  er  jeit^nete  babei  au(^  53tan(^c§  auf,  toaS 
nur  i'fim  perfi3nlic^  öon  befonberem  2Bertl) ;  er  erforfi^te  unb  erörterte  —  manc^= 
mal  in  rücffid)t§(ofer  ©djärfe  fritifirenb  —  ben  ©runb  ber  5£)inge  ober  ba§ 
Söalten  be§  3uiaܧ.  @.  nannte,  fe{)r  befcf)eiben ,  feine  1778  abgcf(f)Ioffene 
3lrbeit :  „^Jkteriaüen,  au§  benen  eine  .i?rieg§gefcf)id)te  gef(i)riebcn  merben  fann/'  — 
^l)r  SBertl^  mirb  jur  üollen  ©eltung  fommcn,  ftienn  man  fid)  —  unter  3ut)ülfe= 
na^me  neuefter  ^^(urfd^tüffe  über  bie  potitifd)cn  S3egcbenl)inten  roäfirenb  jeneS  großen 
Äriegel  —  ber  banfen5mcrt()en  ^üf)e  unterjietit ,  biefem  fo  reichhaltigen  ©toff 
in  "^iftorifd^  umfaffcnber  unb  mititärifd)  bclef)renber  223eife  gerecht  ^u  merben. 
2)od)  mirb  bei  feinen  f)äufig  fef)r  ungünftigcn  Urtt)eilen  über  bie  ilriegfül)rung 
immer  in  3lnred)nung  gebvad)t  toerbcn  muffen ,  ba^  @.  ju  bem  .Greife  üon 
Officieren  ge'^örte,  al§  bcffen  ^ittclpunft  man  ben  ^prinjen  .5)einrid)  be^eidinen 
fann  unb  ba|  er  bie  Sßerftimmung  biefe§  ÄreifeS  gegen  ben  ,^önig  tt)eilte.  ')laä} 
(55aubt/§  2obe  taufte  ^önig  {yriebri^  2!Bitl)eIm  II.  ba§  ^Dtanufcript  für  12,000 
Jf)aler  öon  feiner  SBittme.  ^e^t  befinbet  e§  fid)  im  3(rd)iü  be§  großen  (S5cneral= 
fta6e§.  5lu^er  bem  3iiefen  =  Dpu§  —  metd)eö  ®.  fe'^r  fauber  eigenl)änbig  ju 
'Rapier  brachte,  meit  er  e§  Dlicnmnb  fe^en  taffcn  Wollte,  fo  (ange  er  lebe  — 
fc^ricb  ®.  u.  3t.  einen  1767  in  SBefel  ber  3}eröffenttid)ung  übergcbenen  „9)erfuc^ 
einer  3lnmeifung  für  Drficiere  öon  ber  Sfnfanteric,  mie  f^elbfdjanaen  angelegt 
unb  erbaut  merben  fönnen.  .  ."  S)iefe§  33u(^  erlebte  6  hinflogen,  bie  te|te  1817. 
6in  5Jte^rere5  über  @.  in  bem  am  31.  '>}Jlai  1872  ^erauSgegb.  S3eif)eft 
be§  berliner  5Jlil.=aSod)enblatt§.  ®r.  Cippe. 

©ailb^:  griebric^  SBilfielm  ßeopotb  0.  Ö).,  ou§  Dftpreu^en,  mar 
1806  Wlla\ox  unb  (Sommanbeur  eine§  ®renabier  =  35ataiIlon§,  mürbe  1809  al§ 
Dberft,  bonn  al§  Generalmajor  ©ouöerneur  be§  Äronprinjen  ^riebric^  3Bill)elm. 
@r  gab  3)eranlaffung ,  ba^  beffen  biet)eriger  ©r^ie^er  S)etbrüd,  an  beffen  ©teEe 
SlnciKon  trat,  entlaffen  mürbe.  —  6.  '^atte  geglaubt,  ba§  bie  bi§l)erigc  gr^ieljung 
be§  .Kronprinzen  einen  ju  menig  militärifd)en  6t)arafter  getragen  ^ahe.  1814 
mar  er  ©eneralgouberneur  öon  (5ad)fen,  1815  mürbe  er  crfter  ßommanbant  öon 
S)an5ig,  1817  (Senerallieutenant,  unb  [tarb  1823.  d.  5)1. 

daucrmami :  gvtcbrid^  ®.,  maUx,  geb.  ju  ÜJliefenbad)  näd^ft  ®utcn= 
ftein  in  ^}lieber-Defterreid)  am  20.  ©eptbr.  1807,  f  ju  äöien  am  7.  3^uli  1862. 
©ein  SSater  ^acob  @.,  ein  renommirter  Sanbfd^after,  beftimmte  ben  älteren  ©o:^n 
i^acob  ber  ^unft,  ben  jüngeren  griebiid)  ber  Cefonomie,  meld)e  le^terer  auf 
feiner  3Sefi|ung  in  gjliefenba^  unter  ber  Einleitung  be§  (SroBöater§  praftifd^  er= 


©auermann.  421 

lernen  jottte.  @.  folgte  ber  gegebenen  5{nregung  6t§  jum  xobe  bes  (Bro^öater^, 
o'^ne  für  bie  Äunft  ein  befonberes  ^ntereffe  gezeigt  ju  f)aben.  Grft  nad)  bem 
©inhitt  biefe§  greignijfee  öoltjog  fic^  eine  Söanblung  in  bem  @eifte§(eben  bes 
öiexjefiniätingen  Knaben,  ^m  2}erfef)re  mit  ben  Äunftgenofien  feine§  Sruberl 
9{au(i)  unb  ^öger,  weiche  im  ©ommer  nad)  ^iefenbai^  famen,  um  ©tubien 
nac^  ber  51atur  ju  marf)en,  erwachte  audj  in  ®.  bie  Siebe  jur  ßunft.  Cf)ne 
einen  befonberen  Unteni(f)t  genofien  ju  l^aben,  ^eid^nete  er  naä)  ber  'Dtatur  unb 
gteid)  ber  erfte  SSerjuc^  gelang  berart,  baB  fein  33ater  bem  einbringen  be§  ©o'^neS 
ni(^t  miberftanb ,  au(^  i^n  jum  Äünftler  fieranbitben  ju  talfen.  Unter  ber  ^n= 
leitung  be§  S5ater§  machte  @.  feine  erften  lanbfd^aTtlitfien  ©tubien  nac^  Oiu^sbaet, 
^otter,  bu  Harbin  unb  ütofa,  auf  »eldie  i^n  erfterer  ^intoiee.  ^Rit  auBer= 
orbentlicf)er  5Be^arrti(i)feit  unb  ^lei^  copirte  er  mieber'^ott  ütabirungen  biefer  2Jleifter 
in  bei  öofbibliot^ef  unb  in  ber  Sibtiot^ef  ber  3lfabemie  ber  bilbenben  Äünfte 
unb  gleichzeitig  au(f)  bereu  Ci*igina(tt)erfe  in  Cel'arben,  üon  melden  inSbefonbere 
bie  gräftic^  Gjernin'fdie  ©allerie  in  äöien  eine  reid)e  Slusma^I  befaß.  2Bie  im 
3ei(f)nen  blieb  er  au(f)  in  ber  ßunft  ber  Cetmalerei  3{utobibaft  unb  geigte  feine 
Suft  in  bie  afabemift^e  ©cf)ule  einzutreten.  @§  mar  ein  mü^famer  unb  baf(^roer= 
lidier  2Beg,  welchen  @.  getoä^It  'fiatte,  aber  feine  auBerorbentücfie  Begabung, 
fein  geübtes  ^iluge  für  bie  (Srfc^einungen  ber  ^^atur  unb  feine  Eingebung  für  ben 
gett)ät)tten  ©eruf  l^alfen  i^m  bie  ©d)mierigfeiten  übertoinben.  Stnbererfeite  bra(i)tett 
fie  i^m  ben  großen  S3ortf)ei(,  ba^  ficf)  feine  fünftlerifc^e  ^nbiöibualität  tjoll  unb 
frei  entfalten  founte.  @auermann'§  erfte  felbftänbige  Söerfe  fallen  nacl)  feinen 
eigenen  9luf5eid)nungen  in  bas  S.  1822;  fie  beftanben  aus  tolgenben  x^ierftüifen: 
„6in  alter  ÜJIann,  ber  ein  paar  Cci)fen  über  eine  SBiücfe  treibt",  unb  „S/a§ 
SBe^r  öom  ^oftelbamm  mit  barübcrft^enben  9flef)en".  ^n  ber  23iener  Äunft= 
ausftellung  bes  S.  1824  trat  er  bereits  mit  ^mei  lliierftücfen  neben  ben  Söcrfen 
feineg  Saters  auf.  SBeld^en  ginbrucf  biefelben  machten,  baoon  gibt  eine  33e= 
fprecf)ung  in  |)ormai)r'§  ?lrcf)iö  ^eugniB,  toorm  e§  ^eißt:  „93al)re  3}crmunberung 
erregten  in  biefer  3lu5ftellung  bie  beiben  X^ierftüdle  feine»  adtitje^njäl^rigcn 
griebrid),  gut  componirt,  öon  öerbienftli(f)er  gärbung  unb  in  ber  3eicf)nung  unb 
G^rafterifirung  ber  2^iere  trefflid^  ju  nennen",  ^n  ben  ^.  182-5  unb  1826 
ftnben  wir  6.  bereits  mit  5lufträgen  be§  y^ürften  5]letternic^  unb  bes  franjöfifi^cn 
©efanbten  Garaman  befd)äftigt.  51ac£)bem  er  im  ^.  1827  eine  Üteife  nad^ 
9l^ün(i)en  unb  S^regben  3u  bem  3roe(Ie  unternommen,  um  in  ben  bortigen  ©allerien 
©tubien  ju  machen  uiib  als  eiujelne  feiner  3lrbeiten  ben  Äunftfreunben  befannt 
geworben  ,  erhielt  er  aud]  SefteEungen  aus  Bresben,  Seipjig  unb  Berlin.  5Jlit 
bem  Silbe  „@emitter"  im  3.  1829  begrünbete  ö.  feinen  9luf  bleibenb.  5Bon 
biefer  3eit  an  tourbe  er  ein  öiel  bcfd)äftigter  unb  '£)0(f)  geachteter  Äünftler.  gaft 
alljäl)rli($  brad^te  bie  afabemifc^e  Äunftausftellung  in  i^ren  5(u§fteIIungen 
SBerfc  @auermann'§,  meiere  öon  öffentlii^en  unb  5t>rit)atgaüerien  be§  3n=  unb 
?tu§tanbe§,  insbefonbere  Pon  ben  Söiener  ^unftfreunben  mit  S5orliebe  unb  ju 
öer^tjältni^mäBig  ^ol^en  5preifen  ermorben  mürben.  5Jlit  ^üt)xiä),  S/onl^aufer, 
Söalbmüller  galt  er  für  eine  ber  3^erben  ber  Söiener  Äunftfcf)ute.  3tls  ber  eng= 
Iifd)e  Ifiiermaler  Sanbfcer  33ilber  öon  @.  fa^,  fanbte  er  bemfetben,  o^ne  früher 
feine  Sefanntfc^aft  gema(f)t  3U  l)aben,  feine  fämmtlic^en  ^Rabirungen ,  roelc^ei 
©efdienf  ber  Äünftter  mit  einer  'i^aturftubie  erroiberte.  ^n  ©efettfd^aft 
feines  ^reunbel  ^öger,  eine§  tücf)tigen  !i?anbf(i)afters ,  mai^te  @.  im  3f-  1838 
eine  fReife  nacf)  9}enebig ,  in  jener  be§  ^aler§  @.  9leinl)olb  im  ^.  1843  eine 
jtoeite  üieife  nadl)  S5enebig,  '^abua,  'Verona,  IRaitanb  unb  xirol.  2)ie  übrigen 
;3at|re  öerbra(i)te  er  einen  großen  2^eil  bes  3a"^re3  t^eil§  auf  feinem  ödterlicfien 
6rbe  in  ÜJ^iefenbad),  t'^eilg  auf  ©tubienreifen  in  ben  ofterreid^ifd^en  ^Jllpenlänbern. 
S)ie  ©inbrüdfe  ber  großartigen  ^D^atur  unb  ber  @igentl)ümticf)!eiten  i^rer  SSeroo^ner 


422 


©auetmann. 


fotoic  ba§  ^Bclaufd^en  ber  %f)iextDdt  boten  bem  ^ünftter  einen  unetfdiö^jflid^en 
(Stoff  für  feine  Söerfe,  unb  fein  9}ertrQutfein  mit  ben  (Jrf (Meinungen  ber  2llpen= 
h)elt  reifte  in  itjm,  toie  ©itelberger  djarafteriftifd^  ^lertior^ebt,  fein  .^auptftrefien, 
bie  Sonbfd^aft  mit  bem  St'^ierleben  ju  einem  lebenbigen  ©anjen  3U  berbinben. 
^n  ber  3Iuffaffung  ber  Xtjiertoett  tag  feine  üorjüglidie  ©tärfe  unb  barin  liegt 
auc^  feine  "^eröorragenbc  fünftlerifc^e  SBebeutung.  (S.  gibt  un§  md)t  ein  St'^ier^ 
ftürf  al§  Staffage  be'tianbelt,  fonbern  ba§  Seben  ber  Sf^iere  in  ber  Statur.  Satb 
ift  e§  ber  3luftrieb  ber  Äü'^e  auf  bie  ?ltpe  ober  auf  bie  Söeibe,  balb  bie  .'peim= 
!e{)r  öon  ber  Srnte,  ba§  pflügen  auf  bem  Q^elbc  ober  bie  Sßirfung  bon  '^eran= 
na^enben  ©etnittern  auf  bie  Z^exe,  tuelciie  er  un§  in  effectöotter  ga^'^entoirfung 
barftettt.  S)ann  brücft  er  un§  ba§  Seben  ber  Sfjiere  im  Kampfe  um  if)r  2)afein 
in  Silbern  au§,  xoxt  beifpie(§meife  ben  tauernben,  über  bemoofte  f^etfen  etnfam 
f(f)Ieic^enben  Sündig,  bie  gcl^e^tc  @emfe,  ben  3lbler  ober  SSären  einen  9laub  er= 
greifenb  ober  üerf^eibigenb ,  einen  au  3:obe  bertnunbeten  .^irfd^ ,  ber  fid)  in  ba§ 
bumpfe  2öalbe§bicEi(i)t  gcflücfitet ,  umfreift  bon  beutegierigen  3lbtern.  9ltterbing§^ 
ift  bei  einzelnen  ßanbfd)aft§bitbern  ein  3ug  naä)  ftar!en  ßi(^t=  unb  5arben= 
effecten  bort)anben,  toeldier  bereu  ©efammttüirfung  beeinträi^tigt,  aber  bie  meifter= 
"fiaft  auSgefü'^rten  ginjet^eiten  fidlem  bcnfelben  bleibenben  3Bert!§.  S)ie  borjüg= 
Iict)eren  5öilber  @auermann'§  finb:  „SQßMfe  unb  S3ären"  (1831),  „f^elfengegenb 
mit  33ären"  (1831),  „ßanbfd^aft  mit  einer  Äol^lenbrennerei  unb  ^oläbjägen" 
(1832),  „®eicr  mit  einem  .^irfc^"  (1832),  „S3ärenfamitie  um  i|re  S3eutc" 
(1832),  „^arforcejagb",  „Sänblid)e  (Sd^miebe"  unb  „@ber  bon  3öötfen  angefaEen" 
(1834),  „S)er  SlderSmann",  „©türm  am  ©ce"  unb  „SBöIfe  mit  einem  .^lirfd)" 
(1835),  „(Srntefcene",  „Umfpannen  be§  ©ilmageng"  unb  „SBilbfd^meine"  (1836), 
„SBerenbenber  ,^irfcE)  mit  bem  mter"  (1837),  „3}ie^marlt  in  Salzburg"  (1838), 
„SBöIfe  mit  3iungen  auf  t)o!^en  getfen"  unb  „Srntetoagen  bei  ©emitter"  (1839), 
„3^agbfcene  im  .sjoi^gebirge"  unb  „S)a§^affet)rert^or  bei  5Jteran"  (1840),  „©dieiben- 
fd)iefen  in  Sirol"  (1841),  „ßänblid^c  (5d)miebe  au§  ber  9lamfau"  (1842), 
„^arf^ie  bon  3eE  am  See"  (1843),  „2)er  Sad^ftein  unb  ©ofauerfee",  „ßanbfd^aft 
mit  einer  Sagbfcene"  unb  „©aumtoeg  bei  5Jleran"  (1844),  „@in?Ibenb",  „®emfen= 
jagb"  unb  „2Bitbf(^ü^cn  am  See"  (1845),  „S)ie  bier3faf)re§äeiten"  ri847),  „(Sine 
mpe"  unb  „ein  ©(^iffpg"  (1848),  „©cmfeniagb  11"  (1850),  „Sauernpferbc" 
(1850),  „gtücCfe^r  bon  ber  .^irfi^jagb"  (1850),  „9lu^enbe  beerbe"  (1852), 
„eber  mit.^unben"  (1852),  „9Im  5ltterfee"  (1858),  „^ül^eunb  ©cjafe"  (1858).  — 
eine  %niaf)l  bon  ®auermann'§  Silbern  mürben,  meift  bur(|  Vermittlung  be§  SBiener 
unb  öfterrei(^ifct)en  .^unftberein§,  bon  ©anbmann,  ©d^röbt  unb  ßb.  Äaifer  lif^o^ 
grapf)irt.  Sin  paar  Sitber  au§  älterer  3eit  mürben  bon  ^affini  gefto(^en.  ^^unf^e^n 
Slötter  feiner  S^ierftubicn  finb  bon  ir)m  felbft  (1821—25)  rabirt  toorben.  —  dlad) 
feinem  Sobe  bcranftaltete  ber  öfterreic^ifc^e  Äunftberein  (September  1862)  eine?lu§= 
ftellung  bon  53  Silbern  be§  .<?ünftler§.  ^n  feinem  Dlad^taffe  fanbcn  fid^  1034 
Oelbilber,  569  ^anb3ci($nungcn ,  6  Oelffi^jen  unb  15  begonnene  Oelbilber, 
mel^e  äur  Serfteigerung  gelangten,  ßinaelne  Silber  tourben  3u  au^erorbentlid^ 
l)ol)en  greifen  ermorben. 

91.   b.  eitelberger,   ^riebiid)  ©auermann   in   ©c^mibl'S  ijfterr.  Sl.   für 

Sitteratur  unb  Äunft.  -  (^.  ö.  äöur^bad^ ,   Siogr.   ßejifon  V,   104   u.  XI, 

•il4.  ^.  SBeife. 

©aucrmaim:  ^a!ob  @.,  gjlaler,  geb.  ju  Oeffingen  in  Söürfcmberg  1773, 

t  am  27.  5Jtär3  1843,  mar  ber  ©o^n  eine§  Sanbtif(i)ler§  au  Oeffingen  unb  fam 

naä)  bem  3;obe  ber  5Jlutter  im  2ltter  bon  13  :3a'^ren  au  einem  Setter,   mel(^er 

ba§  @efd)äft  eine§  ©tein^auer§  betrieb,  bei  ftielc^em  er  fid)  in  feinen  freien  ©tunben 

im  Seidenen  übte,     ©ein  ©treben  ging  ba^in,  in  ber  ^arl§a!abemie  feine  5lu§- 

bilbung  fortfe|en  au  fönnen,  loa§  i^m  auc^  auf  fjürbitte  be§  !unftftnnigen  Kammer- 


@out)e.  423 

^errn  bon  35öl§nen  gelang,  ^aä)  breijäl^rtgem  5tufentl^alte  in  biefer  ^Ifabemie 
fanb  er  bom  ^.  1793  an  fein  f^ortfommen  in  ben  S)ienften  einc§  ©ele^rten, 
mit  toetc^em  er  Steifen  mai^te  unb  burd)  beffen  SSiBIiot^e!  er  feine  ^enntniffc 
ertoeiterte.  ^^tac^bem  er  biefen  S)ienft  öertaffen,  reifte  er  1798  nat^  2jßien  unb 
friftete  fein  g^ortfommen  it)exU  mit  5Ir6eiten  für  Äunfttjänbter,  t^eil§  at§  3^^^^^^^= 
iel^rer.  S)ur(^  bie  3Sefanntfd)ait  mit  bem  Sanbf(i)aft§maler  5!JtoIitor,  ttiel(f)ei 
fein  latent  ft^ätjte ,  16rad)  er  fic^  enblic^  SSa'^n  unb  feine  33ilber  fanben  burd^ 
il^re  treue  Sluffaffung  ber  ?latur,  i'^ren  ru'^igen,  ^armonif(^en  6!)arafter  gro^e 
2lnerfennung.  &.  tourbe  ^itglieb  ber  3l!obemie  ber  Bilbenben  .fünfte  unb  im 
S.  1818  Äammermaler  be§  drjliersogS  So'^ann,  in  beffen  3luf trage  er  toieberl^olt 
Steifen  in  bie  öfterreii^ifi^en  ®ebirg§gegenben  unternalim.  21I§  SSebutenmaler 
ertoarft  fic^  (S.  einen  felEir  geachteten  5^amen.  ^n  feinen  ©tubien  prägte  \iä) 
feine  S3orticl6e  für  bie  Dtiebertänber  unb  f^i'^n^ofen  au§,  metd)e  er  at§  unüber= 
troffenc  ^Jteifter  ber  SanbfdiaftSmaterei  Betrat^tete.  S)ie  meiften  feiner  SBilber 
finb  in  Söafferfarben  au§gefül^rt.  ^n  toeiteren  Greifen  tourbe  er  bur(^  feine 
Slabirungen  be!annt,  bon  meieren  eine  ©uite  üon  jel^n  SBIättern  Sanbfc^aften 
nac^  ^ouffin  barftellen.  S)ie  legten  ^ai-)xt  feine§  SeBen§  berbracfite  er  in  ftiller 
3urüiige5ogenf)eit  auf  feiner  S3cfi|ung  in  5)liefenBad)  Bei  @utenftein.  (5r  liattc 
ätoei  ©öi^ne,  ^afoB  unb  ^riebri(^,  Beibe  ^aler.  3)er  erftere  ftarB  in  jungen 
Sa'^ren  (1829),  ber  ätoeite  tourbe  ber  Berühmte  2:^iermater  (ögl.  oBen). 

Stuttgarter  ^unftBIatt,   3?.  1821  ^]tr.  57.  —  S.  ö.  SBuräBac^ ,   5ßiogr. 
ßejüon  V,  107.  ^.  äöei^. 

®ailÖC:  ^o'^ann  g^icbrid)  @.,  l^iftorifc^er  ©d^riftfteHer,  geB.  am  15. 
(nac£)  Dettinger'S  Moniteur  des  Dates  T.  2.  <B.  111  am  12.  nid^t  15.)  ^äx^ 
1681  äu  3öatter§borf  Bei  Sucfau,  t  am  29.  ®ecBr.  1755  p  .^elBigSborf.  ©ein 
S5ater,  ^o'^ann  @.,  toar  erft  @^mnafialtet)rer  in  33erlin,  bann  Pfarrer  in  2BaI= 
ter§borf.  S)a  biefer  xf)m  fd^on  1689  burd^  ben  2ob  entriffen  toorben  toar,  toarb 
er  1691  einem  SlnBermanbten,  ber  ßonrector  in  SudEau  toar,  jur  ßrjie^ung  üBcr= 
geBen.  S)arauf  toarb  er  1697  ©c^üler  beö  cöttnifd^en  @t)mnafium§  ju  35erlin 
unb  ftubirte  öon  1700  an  in  SGßittenBerg,  too  er  1701  unter  3)eutfd^mann  De 
Unitate  essentiae  divinae  unb  1703  unter  2ßern§borf  De  Termine  vitae  non 
fatali  bi§)3utirte.  '^laä)  SSeenbigung  feiner  ©tubieujeit  toor  er  einige  ^di)xt  <g)of= 
meifter,  bann  Befam  er  1715  ba§  ^ßaftorat  au  0Ber=9leufd§önBerg,  toarb  öon 
Iflier  oB'er  1724  al§  ^^aftor  nad^  .gjelBigeborf  berfep.  ^m  ^.  1716  ^atte  er  fid^ 
mit  ^uftina  OJlaria  ©ieBer  ber'^eirat^et ,  bie  it)m  elf  ^inbcr  geBar.  ^n  ber 
toiffcnfd^aftlid^en  ßitteratur  ift  fein  Ülame  Befannt  getoorben  bur^  „®e§  ^.  9t. 
gteii^§  genealogifd£)--l)iftorifd§e§  2lbet§tejifon"  (2^1.  1,  2.  Slufl.  1740,  5t|l.  2, 
1747),  an  beffen  gortfe^ung  nod^  1820  gebaut  toarb  (man  ertoartete  eine  foldlie 
öon  bem  Pfarrer  &^n.  ^xhx.  WöUex  in  3il3fenborf  Bei  3ei|,  f.  Slltgemeiner  Hn= 
jeiger  ber  ©eutfd^en,  1820,  ^flr.  242,  ©p.  2595  f.),  toie  e§  aud^  noä)  :^eute  ju 
ben  gangBarcn  58üd^ern  gel^ört.  9lu{^  toar  ®.  5JtitarBeiter  an  ben  „Unf(f)ulbigen 
^JtadE)rid)ten".  S)a§  ^Ranufcript  einer  ungarifd^en  unb  fieBenBürgifd^en  .ffirdf)en= 
unb  9teformation=.^iftorie ,  bie  er  berfa^t  f)atte ,  fott  il)m  unb  feinem  35erlcger 
@lebitfd£)  ber  faiferli(^e  ^Bgefanbte  am  !urfäd£)ftf(i)en  ^ofe  ettoa  1723  toiber= 
red£)tlid§  genommen  '^aBen. 

gl).  (SJ.  SöilifdE),  Äird£)en=Wovie  ber  ©tabt  ^re^Berg,  1737,  4«.  ©.  376 

Bi§    78.     ^0.   ^ac.  ^ofer,   23et)trag  ju  einem  Lexico  ber  je^tleBenben  2:l)eo= 

logen,  Sütticfiau   1740,  4».   ©.    219   ff.     ^.  (Sj.  ®ietmann,  ®ie  ber  9lugfp. 

Sonfe^ion  jugetl^ane  $iriefterfd§aft  in  ©ad^fen,   S)re§ben  unb  Seipjig  (1752), 

35b.  I.  ©.  584—590.     ^Jteufel,  «ei'ifon. 

g.  ©d^norr  bon  SaroUfelb. 


^24  ®^^^  —  ®a«trap. 

®aul:  gfi-anä  @. ,  ^lebaitteur  unb  S)u'ector  ber  l  t  @raöeur=2lfabemie, 
ael).  3U  2öicn  am  27.  Sunt  1802,  t  bafclbft  am  22.  Oct.  1874.  ®.  3äl)lt  ju 
ben  bebeutenbcren  ©tempctfi^neibern  ber  ^ieuäeit;  feine  ''mebaillen  [inb  ftitüott 
geaeti^net  unb  mobeÜirt,  feine  Xed^nif  i[t  fidler  unb  haftüoE.  gr  fannte  ba§ 
^^Jlünaprägewefen  in  aÜen  Zweigen,  öevftanb  fid)  eBenfogut  auf  ben  ©djiiitt  al^ 
bie  ^tägung  unb  ^at  \iä)  buv^  feine  SJcrüotüonimnungen  ber  2:cd)nif  biefe§ 
©cbieteö  unter  feinen  O^a(|genoffen  einen  bcbeutenben  ^Jiamen  gemai^t:  fo  ift 
namentüd)  feine  3]eröielfättigung§met^obe  ber  ^mün^prägeftempel  je^t  in  aEen 
^ünäämtcrn  eingeführt.  05.  I)at  in  äöien  feine  ©tubien  begonnen,  trat  aber, 
tjom  fünftterifc^en  ^rieb  öormärtö  gebrängt,  fd^on  im  3^.  1818  al§  3ögling  in 
bie  Öraöeurfdiule  ber  äöiener  3lfabemie,  too  er  nun  unter  ^^rofeffor  ©eorg  $ein 
ben  3eid§nen=  unb  unter  ^4^rofeffor  Suigi  ^id^ter  ben  ^IRebaitten=  unb  ©tein= 
fd)neibeunterrid)t  geno^.  33oEftänbige  fünftlerifd^c  ^luöbilbung  erlangte  er  aber 
erft  burd§  Sofef  ^lieber,  ben  2)irector  ber  ©raöeurafabcmie,  mit  tteldiem  it)n 
balb  ein  feftes  g^reunbfd)aft§t)eri)ä(tniB  üerbanb.  äßä^renb  feiner  ©tubicnjeit 
errang  er  fic^  fed)»  ^^reife,  barunter  aud)  ben  erften  ^ofpreis,  mit  toetc^em  bie 
2tntt)artfd)aft  auf  ein  9teifefti))enbium  öerbunben  toar.  ©o  fel^r  e§  nun  ben 
ftrebfamen,  für  fein  gad^  begeifterten  jungen  ^ann  auc^  berlangte  bie  claffifd^en 
Stätten  3U  befud^en,  fo  öer^iditcte  er  bod)  auf  bicfe  SBegünfttgung,  meit  fid^  i^m 
fo  frü'^  bereite  eine  gcfid^erte  2eben§[teIIung  eröffnete,  inbem  er  ben  ""Eintrag  er= 
i)iett,  in  bie  ©rabeuratabcmie  beö  t.  f.  ^auptmün^amtes  fofort  einjutreten.  (S. 
trat  am  26.  ^TRär^  1829  feinen  2)ienft  an,  borläufig  aU  unbefolbeter  ^rattifant, 
bom  17.  ^uni  1833  an  aber  al§  tt)irfüdf)er  ©rabeurabiunct.  2)amal§  ftanb 
bie  ^ünjfd^neibefunft  nid^t  auf  attau  t)of)er  Stufe;  fie  ^atte  bon  bem  (Stande, 
ben  i'tir  bie  2)onner,  SomonödE,  SBürt^,  2;oba  k.  gegeben,  biel  eingebüßt;  bie 
§of!ammer  für  ba§  ^ün3=  unb  93ergtbefen  fud^te  biefem  SßerfaH  burd^  eine 
5Prei§au§fc^reibuug  etnjut)atten.  ®.  er'^ielt  t)ierbei  bie  erften  'greife,  u.  a.  für 
ha^  3eid^nen,  für  ba§  Soffiren  unb  für  ba§  (Srabiren.  <So  rang  fic^  ber  junge 
gjlann  pm  angefe'^enen  jadimann  embor;  feine  58eftrebungcn,  bie  ftittuibrigen 
formen  au§  ben  gangbaren  '•JJlüniforten  ju  berbrängen,  "Ratten  ebenfalls  griolg, 
unb  befonber§  feine  58emü£)ungen,  t)cralbifd^  rict)tige  unb  ftilreine  S)op))etabIer 
in  ber  ^Jlünje  einjuf üt)rcn ,  fanben  auf  bem  ^Dlünjcongreffe  bom  3.  1856  2Bür= 
bigung.  @r  ertjielt  banadt)  ben  9luftrag ,  für  fämmtli^e  ^Jlünjfovten  bie  5lbler 
in  ber  borgefc£)tagenen  5leugeftaltung  ju  grabiren.  ^Jlacf)  bem  lobe  ^o].  2)an. 
S3öt)m'§,  be§  bi§t)erigen  S)irector§  ber  ÖJrabeurafabemie  bc§  .g)auptmün3amte§, 
tourbe  ®.  im  S.  1866  an  biefe  ©tctte  borgerüdt,  bie  er  aber,  nad^  jurüdEgelegtem 
40.  Sienftja'^re  im  ^.  1874  berlie^,  um  bie  gveubcn  be§  9tut)e[tanbe§ 
faum  einen  ^onat  ^u  genießen,  ©ein  2JlebaiUenlüerf  beläuft  fid£)  auf  circa 
10  ©tüd;  feine  ^Mnjftempcl  fallen  in  bie  ßeit  bon  1848—57.  Sefonbere 
©c^ön'^eit  entfaltete  er  in  ber  ®rinncrung§mebaifl.e  auf  Scannt)  ©I^ter  unb  bann 
in  feinen  köpfen  be§  j?aifer§  auf  ben  laufenben  ©etbforten.  Ääbbebo. 

^flUlraii:  ©r'tiarb  (S.,  ^aler  be§  l^er^ogS  So'^ann  ^Mbret^tg  I.  bon 
^Jledlenburg ,  toar  ein  ©ot)n  be§  2te^er§  $8enebict  @. ,  meld)er  um  1563  ju 
©dimerin  ftarb.  ßr'^arb  (S.  ift  in  5]ki^en,  too  ber  SSater  bi§  1553  lebte,  ge= 
boren,  lernte  auf  fürfttid)e  Soften  juerft  bie  ?Ie^erei,  bann  bei  Suca§  ^ranad§ 
bem  jüngeren  bie  ^Jlaterei,  bei  bem  er  ju  ®nbc  be§  ^.  1561  ausgelernt  Ijatte 
unb  nun  in  ben  ^ofbienft  be§  ^erjogS  trat,  ©päter  mirb  er  na(^  -JJlei^en  ge= 
gangen  fein,  too  er  nadt)  einem  ©direiben  feine§  Sruber§  ßuca§  1572  lebte;  er 
berfdfitoinbet  barauf  au§  ber  @ef(^id)te.  Sin  S3ilb  be§  Jper^ogS  SfO^inn 
2tlbred£)tä  I.  unb  feiner  ©ema^Un  3lnna  ©opl^ia  auf  ^ol^ ,  im  ©d)loffe  p 
©df)toerin,  fott  bon  ßr'^arb  @.  gemalt  fein  unb  ift  bieEeid^t  ba§  einzige  bon 
it)m  borl)anbene. 

SifdE),  ^a^xb.  XXI.  ©.  299.  ^romm.    ^ 


©aupp.  425 

©QU^J^J:  (Jrnft  J^eobor  &.,  toutbe  geb.  ben  31.  5}lai  1796  3U  Äleitt^ 
gaffron  Bei  9laubten  in  S(l)te[ten,  lüo  fein  fSattx  ^aftot  raar.  S)ie  gamilie  @. 
ftgmmt,  i'id^eren  "Jlad^iiditen  juiotge,  au5  Sinbau  am  33obenfee.  5Der  ©ro^öater 
@aupp'§  mar  um  bie  ^Mtte  be§  öovigen  3at)rt)unbert§  öon  bort,  al§  Kaufmann, 
nac^  «^itfc^berg  in  Sd^lefien  üBergefiebett ,  ttto  bamals  ber  'i'eintoanbtianbel  in 
f)o\^ex  Slütl^e  ftanb.  Seine  erfte  (5(i|ulbi(bung  empfing  @.  auf  bem  @t)mnafium 
in  @logau  unb  fpäter  auf  bet  9titterafabemie  ju  Siegni^.  35on  bort  eiüe  ber 
lejö^rige  ^üngting,  bem  Slufrufe  feines  .^önig»  folgenb,  unter  bie  Söaffcn.  @r 
toar  mit  einem  älteren  trüber  einer  ber  erften  in  ber  9tei!^e  ber  f(i)tefifd)en 
^^reimilligen ;  er  fo(i)t  mit  in  ben  btutigften  ©d^laciiten,  Befonber§  in  ber  großen 
3}ölfcrf(^lad)t  Bei  Seipjig  unb  30g  am  31.  ^Jlärj  1814  mit  ben  üerBünbeten 
5(rmeen  in  i]}ari§  ein.  ^m  ^uli  beffelBen  Sö^^c§  !ef)rte  er  in  ba§  6Iternf)au§ 
äurürf  unb  mad)te  Dftern  1815  ba§  5lBiturientenej;amen.  2l{§  er  eBen  im  Se= 
griff  toar,  bie  UniDerfität  ju  Be5ie"t)en,  erfolgte  ber  jtoeite  Siufruf  bc§  .^önigö. 
@.  trat  aBermalö  in  bie  Strmee  unb  na'fim,  al§  Lieutenant  im  fediften  fi^Iefifc^en 
Infanterieregiment,  an  bem  äweiten  ^y^tb^uge  nad)  ^ranfreicE)  %^dL  @r  mad)te 
mit  feinem  ütegimente  ben  toeiten  2öeg  öon  Syrier  bi§  ^Rontbibier  in  ber  ^^^icarbie 
unb  eBenfo  toteber  nact)  ©trieften  ^uxüä.  ^m  S^eBruar  1816  le'^rte  er  glürflidE) 
öon  feinem  ^toeiten  gelbjuge  in  ba§  elterlidie  ^au§  ^eim  unb  Bejog  Dftern  bie 
Uniöerfität  33re§lau,  wo  ^Jteifter,  5Jlabit)n,  Unter^oläuer,  ©prirfmann  unb  götfter 
feine  erften  C'et)rer  in  ber  9le(^t§toiffenfc^aft  tourben.  ^tu^erbem  toirften  befonber§ 
ber  ^p^itofopf)  Steffen^  unb  ber  Jpiftorifer  2Bad)ler  auf  it)n  ein.  53U(^aeIt§ 
1817  Bejog  er  bie  Uniöerfität  Berlin.  %mä)  eine  gemonnene  $rei§aufgaBe  trat 
er  in  nätjere  Se^ie^ung  ^u  ©aüignt) ,  in  beffen  clafftf(f)en  3}orträgen  if m  3uerft 
ein  tiefereg  S5erftänbni^  für  äöefen  unb  SSebeutung  be§  römifc£)en  9te(i)te§  aufging. 
2lui^  (5(i)teiermo(^er'§  3]orträge  üBer  ^ft)c£)oIogie  unb  ©laat§lel)re  regten  i'^n 
mäcfitig  an.  Cftern  1819  t)ertaufd)te  er  ^Berlin  mit  ©öttingen,  too,  au^er  .^ugo 
unb  ^lanf,  Befonbers  J^art  griebri^  6id)^orn  einen  Beftimmenben  GinfluB  auf 
i^n  gewann.  i)ier  entfd)ieb  fid)  feine  'Steigung  für  bie  beutf(f)e  3ied)t§gef(i)icE)te. 
Somit  Befeftigte  fic^  ber  ßntfc^tu^,  bie  afabemif(^e  ßaufBat)n  ju  berfolgen,  toeld^e 
i§m  bie  fd^önfte  i^eBeneaufgaBe  3U  Bieten  fcf)ien.  6r  fet)rte  1820  nacf)  Berlin 
3urü(i,  Beftanb  am  18.  ^uli  ba§  Soctorejamen  mit  Stusjeic^nung  unb  promo= 
üirte  am  16.  ©ept.  unter  bem  9}orfi^e  öon  S3iener.  2)er  (Segenftanb  feiner 
S)iffertation  toar  bem  römifd)en  Üiec£)t  entnommen,  i^r  Xitel  lautete:  „De  no- 
minis  pignore ,  dissertatio  juris  Romani-'.  iUic^aeli»  1820  l^aBilitirte  \{ä)  @. 
al§  ^riöatbocent  ber  ?litä)ie  ju  Sreslau,  mo^in  aucf)  fein  SJater  al§  6onfiftorial= 
rat^  öerfe^t  toorben  mar.  bereits  im  DctoBer  1821  mürbe  er  äum  ouBer= 
orbentlid)en  ^rofeffor  ernannt.  3}on  @nbe  ^uli  1822  Bi§  aum  mai  1823 
untcrna'^m  er,  mit  einer  Unterftü^ung  öon  Seiten  be§  ©taate»,  eine  5Reife  nac§ 
Stauen,  mobei  er  fic^  länger  in  9iom  unb  91capel  auffielt.  531it  rei(^er  tt)iffen= 
f(i)aftli(f)er  2lu§beute  fel)rte  er  in  bie  .peimatf)  jurürf;  namentlidl)  machte  er  auf 
eine  fef)r  alte  <!panbf(i)rift  ber  ^^anbeften  aufmecffam,  toeldje  er  ju  Dteapel  auf= 
gefunben  ^atte  unb  bie  einige  ©lüde  au»  bem  je'^nten  Suc^e  ber  S)igeften  ent= 
!§ält.  @r  gab  biefclBe  i^erauö  unter  bem  xitel:  „Quatuor  folia  antiquissimi  ali- 
cujus  Digestorum  codicis  rescripta  Xeapoli  nuper  reperta  nunc  primum  edita", 
1825.  3tac§  feiner  9tüclfe{)r  ail§  ^^talien  öer'^eiratl^ete  er  fic^  ju  Leipzig  mit  ber 
jüngften  3:ocl)ter  be§  6cl)ulbirector§  (Sebife  unb  fc^lo^  mit  il^r  1823  ein  6^e= 
Bünbni^,  meld)ee  auf  tiefer  UeBereinftimmung  unb  fcl)öner  Seelen'^armonie 
ruf)enb,  bie  ©runblage  cine§  glüdli(^en  unb  Begtürfenben  Familienlebens  murbc. 
S}on  2eip3ig  au§  befudE)te  @.  mit  feiner  jungen  ©emal^lin  im  3t.  1824  Söeimar 
unb  ^ena.  ^n  bem  befreunbeten  „."paufe  grommann",  biefem  ^Uttelpunfte 
reichen  geiftigen  S}er!el)r§  unb  bel)aglicf)er  ©aftfreunbfiijaTt,  lernte  er  @oett)e  per= 


426  &anpp. 

fönlic^  fennen,  bcn  er  bon  S^ugenb  auf  fdituärmerifd^  Betüunbett  "^atte.  ^n 
SOßeimar  1)attt  er  ba§  ©lücf,  tion  ©oef^e  fetbft  auf§  munblic^ftc  aufgenommen 
3U  Werben.  S)iefe  ^Begegnung  mit  bem  greifen  5Dic^terfür[ten  teurbe  !6ebeutfam 
für  fein  ganzes  ßeöen,  ©oetl^e  tt)UTbe  öon  nun  an  fein  ausfc^lie^lidjcr  Öie'6üng§= 
fc^riftfteHer.  ©anje  ©eiten  au§  @oetf)e'§  Söerfen  fannte  er  augroenbig ;  für  iebc 
SebenSbejie'^ung  mu^te  er  einen  ©oef^ifc^en  ©innfprurf)  ju  citiren,  fein  ©tubir= 
jimmei  toar  mit  ©oetl^eBilbern  aller  3lrt  gefc^mücEt.  ^m  ^.  1826  n)urbe  @. 
jum  orbentlic^en  ^^rofeffor  an  bcr  Uniberfität  5Bre§(au  ernannt;  ju  feiner  .«pal6iti= 
tation  at§  fotdfier  fc^rieB  er  eine  5l6'^anb(ung :  .J)e  professoribus  et  medicis 
eorumque  privilegiis  in  jure  Romano",  njetc^e  er  am  24.  Wäx^  1827  ber= 
tl^eibigte.  35on  nun  an  Beginnt  für  &.  bie  3eit  ber  intenftbftcn  litterarift^en 
Sl^ätigf eit ,  me((^e  mcfentlid^  ber  grforfc^ung  bc§  beutf($en  3te(f)te§  gemibmet 
war.  3)ie  neuere  germaniftifd^e  SBiffenfi^aft  in  (^)efd)i(^te ,  9ted)t  unb  Sfradje 
ift  fo  rec^t  au§  bem  ßieifte  ber  ^rei^eitäfriege  geboren.  Ueöer  bie  fo§mopotitif(i)e 
S5erf(f)n)ommen:^eit  be§  öorigen  Sa't)rf)unbert§  toat  ein  fur(i)t6are§  ©trafgerid^t  in 
ber  napoleonifcl^en  ©emattj^errfc^aft  f^ereingeBroc^en.  ^n  ber  3eit  ber  '^lot^ 
appellirten  unfcre  Beften  ©eifter  toiebcr  an  bie  .^raft  be§  beutfificn  ^ßolfSf^umS ; 
man  fud)te  ba§  @roBe  ber  3?ergangen^eit  ni(f)t  me'^r  Bto§  in  .^clta§  unb  9tom, 
fonbern  in  unferer  eigenen  Ö)ef(|i(^te,  in  bcn  klängen  ber  altbeutf(f)en  ©pracfie, 
in  5]3oefie  unb  (Sagen,  in  9tec^t  unb  Söerfaffung  unfere§  eigenen  25otfe§.  ^n 
biefem  ©inne  Begann  in  trüBfter  3eit  ßarl  griebri(|  @ic^f|orn  feine  epoc&ema(i)enbe 
beutf(f)e  ©taat§=  unb  9ted)t§gef(^i(^te.  S)urct)  beutfd^e  Cv^efd^id^tc  tooltte  man 
ba§  beutfc^e  35ot£  jum  Semu^tfein  feiner  fctBft  ,iurücffü'^ren.  ©prad^forfd^er, 
Äunft=  unb  ßitterar^iftorifer  arBeiteten  einanber  rüftig  in  bie  .^änbe.  2)ie 
beutfd^e  9ted^t§gefd^id£)te  BlicB  ni($t  iurücf.  2(n  ei(i)t)orn  fc^loffen  fid^  aa'^treid^e 
jünger  unb  ^litarBeiter.  ?Iu§  ber  Söergangen'tieit  unfereg  33oIfei  feine  @egen= 
wart  tiefer  ju  berftetjen  unb  feine  jutünftige  SntwidEIung ,  auf  ber  @runblage 
nationaler  ©taat§=  unb  fRed[)t§bert)äItniffe ,  borjuBcreiten,  War  i'^re  gemcinfame 
Öofung.  ^m  Segeifterung  für  ein  gro^eg  3iel  fam  ber  auSbauernbe  beutfd^c 
i^Ui%  9lur  mit  biefem  ^^tei^e,  ber  aud^  ben  tleinftcn  ^Beitrag  jum  großen 
SCßerfe  nidt)t  berfd^mii^t,  war  eiwa§  ju  förbern  unb  p  erreid[)en.  S5or  allem 
Beburfte  cg  einer  genauen  ^ebifion  ber  Duellen,  alg  ber  fid^ern  ©runblage  alleg 
9iec^tgftubiumg.  ©erabe  t)ier  griff  ®.  mit  rüftiger  .t^anb  ein.  2)ie  größte  2ln= 
3a§l  feiner  ©d^riften  Be3ief)t  firf)  auf  grforfd^ung  unb  ©id^tung  beutf^ret^ttii^er 
Guellen.  S)ie  erfte  gtaffe  biefer  SlrBeiten  ift  ben  Quellen  beg  eigentti^en  ^ittel= 
alterg,  bie  jweite  glaffe  ben  33olfgre{i)ten  ber  älteften  3eit  gewibmet.  ^n  bie 
erfte  (Staffe  gehören  „5Dag  alte  magbeBurgifd^e  unb  l^affifc^c  ^eö)t"  (1826)  unb 
„Sag  fdtjlefifd^e  2anbredf)t"  ober  eigentlidE)  „Öanbred^t  beg  prftenf^umg  33regtau" 
(1828).  9Iuf  Beibe  9lrBeiten  Würbe  (^.  burd^  bag  ^^ntereffc  ^ingefüf)rt,  Wetd^eg 
biefe  9ted[)tgqueIIen  für  ©d^tefien  ^aBen,  inbem  aud)  SSreglau  mit  magbeBurgifdf)em 
9ted§te  Bewibmet  War.  CBglcid^  bie  SIBbrürfe  ber  Quellen  fetbft  ben  9tn^rü^en 
ber  mobernen  Sertfriti!  ni^t  burd^Weg  entfprecfien  unb  bie  fe^r  augfüiirli^en 
Einleitungen  mannigfad^  alg  antiquirt  erfc^einen ,  fo  l^aBen  bod^  biefe  SlrBeiten 
3u  i^rer  3eit  jum  fixieren  SßerftänbniB  beg  3ufammen^angg  ber  fd^lefifd^en 
9ted^tgentWidfelung  mit  bem  9ted£)te  beg  ©ad^fenfpiegelg  wefentlid)  Beigetragen, 
Welcher  gerabe  in  biefen  öftttd^en  giegionen  einen  fo  ma^geBenben  ßinflu^  aug= 
geüBt  ^^at.  3u  ber  aweiten  glaffe  ber  (Saubb'fc^en  QuellenarBeiten  ge'^ören  bie 
3luggaBen  unb  Erläuterungen  ber  „Lex  Frisionum"  (1832),  „2)ag  alte  ©efe^ 
ber  2^üringer"  (1834),  „5S)ag  giedEit  unb  bie  5ßerfaffung  ber  alten  ©ad^fen" 
(1837).  2Senn  aud^  biefe  @aubb'f(^en  9luggaBen  burd^  bie  neuern  9lrBeiten 
9lic^tt)ofen'g  unb  ^.  ^exUV^  üBer:^olt  finb,  fo  waren  boc^  biefelBen  ju  i'^rer 
Seit  ein  Bebeutfamer  ^ortfcliritt   in  ber  Wiffenf(f)aftlid£)en  ErfenntniB  ber  35ol!g= 


(Saupp.  427 

redete,  tDeI(^en  fein  Billig  benfenber  öerfennen  raitb.  2Im  biefem  ©tubium  ber 
5BoIf§rec^te  unb  ber  @e|(f)ic£)t§quellen  ber  älteften  germanifd)en  (Spodie  ru'^t  eine 
felöftänbige  re(i)t§=  unb  fulturgef(f)ic^tli(i)e  5lrBeit:  „3)ie  germanijt^cn  9tn[iebe= 
iungen  unb  öanbt^eilungen  in  ben  '^roöinäen  be§  lueftrömifdfien  9tei(f)§,  in  ifiret 
öölferre(f)tli(f)en  gtgent^ümti($feit  unb  mit  Slücfficiit  aui  Derroanbte  6rjd§einungen 
ber  atten  SBelt  unb  be§  jpätern  'üJtittelalterS  bargeftettt"  (1844;.  .§ier  ift  eine 
^D($tDi($tige  ©eite  in  ber  6ejcE)i(i)tc  ber  35ötfertoanberung,  bie  erfte  Einrichtung 
ber  germanifc^en  ©tämme  auj  römifc^em  ^roöin^ialboben ,  Befonberg  bie  2anb= 
tt)eilung  mit  ben  römifd^en  ^offejforen,  ^um  erften  ?Utal  flar  unb  erjdiöpfenb 
bargefteEt.  Ser  3}eriafier  jeigt,  mie  bie  öerfdiiebenen  ©runbfä^e  Bei  ber  erften 
Stnfiebelung  Beftimmenb  auj  bie  gange  fpätere  ©ntmidfelung  in  9te(f)t  unb  Staat 
eingewirft  :^aBen.  @r  dtiarafterifirt  ba§  5}crfa'^ren  ber  SangoBarben  unb  35an= 
balen  in  feiner  33erf(f)ieben'§eit  üon  bem  ber  Dft=  unb  SBeftgot^en,  ber  O^ranfen 
unb  SSurgunber.  5H(|t  Btoä  au§  ben  9te(^t§quelien,  fonbern  auc^  au§  S)i(f)tern, 
®eic^ici)t§fc§reiBern  unb  Äin^enjc^riftfteEern  fd^öpft  ber  Söertafjer  fein  rci(^e§ 
■iiDUteriat.  UeBerl^aupt  liefert  biefe§  S3u(^  einen  tDicf)tigen  Seitrag  jur  @cfc£|i(^te 
ber  (Senefig  ber  romanif(i)=germamf(i)en  ^Nationalitäten  im  toeftliclien  Europa. 
9Jlit  ßifer  ergriff  @.  auc^  bie  ^bee  ber  @rünbung  einer  3eitf(^rift  iür  beuti(^e§  9fiec^t 
unb  lieferte,  nacf)bem  biefelBe  unter  9iel)fc^er'§  Seitung  in§  SeBen  getreten  tüor, 
berfelBen  eine  Üiei^e  bon  ^Beiträgen.  3n  bem  erften  Sanbe  berfelBen  (S.  86 — 143) 
öeröffentlicf)te  er  einen  Slurfa^  üBer  „5£)ie  Setnere",  toelcfier  gur  Sßiberlegung  h}idf)= 
tiger  fünfte  be§  Berü'^mten  2tt&re(i)t'fc^en  2öerfe§  Beftimmt  xvax:  öieEeid^t  fü'^lte 
ber  S5erfaffer  felBft,  baB  er  biefer  f(i)iDierigen  Aufgabe  juriftifd^  nicl)t  geroai^fen 
mar  unb  fe^te  bie  angefangene  Slrbeit  ni(i)t  fort;  bagegen  lie§  er  im  britten 
SSanbe  beiielBen  3fitf<^i-'i^t  e^"^  gefd)ic^tticE)e  9tBl)anblung  üBer  „2;a§  beutfc^e 
9Nc(f)t  in  ©d^lefien"  erfc^einen.  ßine  bantenSraerf^e  SlrBeit  lieierte  &.  ferner 
hmä)  feine  Verausgabe  ber  beutfc^en  ©tabtrei^te  be§  ^]3littelaltcr§,  tooburd)  er 
biefc  mid^tigen  9ted^t§quellen  aud)  ber  afabemifc^ten  Sugenb  jugängüd^  ]u  matten 
fud^te.  S3erbienftlic^  ift  Befonber§  bie  Einleitung  ju  biefer  2(u§gaBe,  tuorin  er 
auf  bie  f^amilien  ber  ©tabtrec^te  unb  auf  bie  ^auptperioben  ber  ßnttoirfelung 
ber  beutfc^en  ©tabtöerfaffung  aufmer!fam  mad^t.  3m  ^.  1855  öeröffentlid^te 
®.  feine  2Iu§gaBe  ber  ..Lex  Francorum  Chamavorum",  tneld^e  öon  ^er^  fälid^= 
lid^  al§  „lantner  ®auredt)t"  Begeiclinet  njorben  toar.  (S.  öerBreitete  ^uerft  üBer 
biefe§  räif)fer^afte  9lec£)t5bfnfmal  Cic^t,  mie§  i^m  ba§  öamatanb,  einen  @au  auf 
bem  redf)ten  Ufer  be§  9Üeberrt)ein§,  al§  .öeimatl)  an  unb  üinbicirte  it)m  bie  9latur 
eineg  S3Dlf§redt)te§  ber  (f)amatiifdt)en  ^raufen,  tt)elct)e§  bie  2lBroeic^ungen  be§  bDr= 
tigen  !i2ocalred^te§  öom  Ueä)te  ber  übrigen  f^rtanfen  enthält.  S)ieie  @aupp'fdf)e 
gntbedung  fanb  bie  geBü^renbe  Slnerfennung.  S)ie  beutjc£)en  ^cc^tS'^iftorifer 
aboptirten  im  »efentlic^en  bie  ©aupp'fdlie  2tuffaffung ;  ^aut  ÖaBoula^e  üBerfe^te 
bie  ©c^rift  in§  a^ransöfifd^e.  ^m  ^.  1832  trat  @.  in  ba§  OBerlanbeSgerid^t 
5U  SSreölau  unb  arbeitete  al§  ^itglieb  beffelben  Bi§  ju  feinem  Sobe.  'Buxd) 
biefe  praftifd)e  X^ätigfeit  »urbe  er  aw  ba§  ©tubium  be§  preuBifc£)en  2anbred§t§ 
^ingefül^rt,  metdfieS  er  auc^  in  ben  ^rei§  feiner  5}orlefungen  jog.  ^m  SSejug 
auf  le|tere§  brang  er  barauf,  baffelBe  ni^t  lo§3utöfen  com  gemeinen  Uedjtt, 
fonbern  üBeratt  ben  engen  3ufammen^ang  beffelBen  mit  feinen  l)iftorif(i)en  SBurjeln 
im  ri3mifct)en  unb  beutfd^en  9tedf)te  nad^gumeifen.  ^it  Befonberer  3}orlieBe  fud^te 
er  bie  jalilreid^en  ©puren  germaniftifd£)er  9lerf)t§ibeen  im  preuBiJcE)en  ^^^anbred^te 
aufjufinben,  mel(f)c  man  früher  lebigtidf)  auf  naturred^tlii^e  ^Infd^auungen  gurürf^ 
geführt  l^atte.  Ser  eigentlid^e  ©c^merpunft  feiner  2Birffamfeit  BlieB  aBer  feine 
afabemif(|e  X'^ätigfeit.  6r  30g  eine  gro^e  —  öietteicfit  eine  ]u  große  —  3^^^ 
Pon  f^äd^ern  in  ben  Sereid^  feiner  95orlefungen,  namenttid^  bie  beutf(^e  ©taat§= 
unb  9lede)t§gefci)id^te,  beutfd^eS  5priöatrecf)t,  6anbel§red§t,  ^el^enred^t,  Äirc^enred^t, 


428  ©au^jp. 

SBötferrec^t,  ®nct)Ilo)3äbic  unb  |)reu^if(i)e§  ßanbvcc^t.  lyrcilid)  toax  naä)  ben  ba= 
nmtigen  pveuBifrfien  Uniöevl'itätSbevl^ättmffen  bie  S<^1)\  ber  äfutiften,  loeld^e  bic 
S5orIefungpn  pflii^tgemä^  Belegten  unb  berev,  toeld^e  bie  S^orlejungen  toirltid) 
bejud)ten,  auc^  Bei  i^m  fet)i-  öetjc^ieben.  5Da§  juriftifc^e  ©tubium  ^attt  in  biejen 
;3at)ven  auf  ^reu^ifc^en  Unibctfitäten  vool  feinen  tiejften  SBarometerftanb  eneid)t. 
(gelbft  ein  gtäujenberer  S)ocent,  al§  ®.  e§  Irav,  »üibe  bamatö  feine  SBenbung 
3um  33ef|eren  l)erbeigefü'§vt  fjoben.  SDennoi^  ]ei)lU  e§  i'^m  niemals  an  3ut)örern, 
toetdjen  er  ein  ^{ntcreffe  für  germaniftifd^e  ©tubien  abgen^ann  unb  bie  feinen 
Jßorträgen  rei(f)e  ?Inregung  für  ba§  gan3e  ßeBen  betbanften.  „2Ber  njiiftid)e§ 
^änteveffe  an  ber  SBiffenfc^aft  jeigte  —  fagte  einer  feiner  tüd^tigften  Schüler  — 
lonnte  bei  Ü).  fieser  auf  freunbf(|aftlid)en  9tatt)  unb  auf  juüerläffige  O^örberung 
red)nen,  unb  mand)er  l^at  gemi^  in  einjelnen  Unterrebungen  3lnla^  unb  3lnregung 
5u  ©tubien  erhalten,  bie  i^m  fonft  böEig  fern  geblieben  tüären".  9Jtit  Ujarmer 
^fieitna'^me  ergriff  ®.  aud)  bie  Sfbee  be§  ®ermaniftenbcrein§,  er  befuc^te  bie 
SSerfammlung  ju  i^franffurt  1846,  tvo  fein  33ortrag  über  ba§  35er'l)ältni§  ber 
germanifc^en  unb  romanifc£)en  Sßötfer  ju  einanber  großen  Seifall  fanb;  auf  ber 
Gjermaniftentierfammlung  ju  2übed  1847  ujurbe  er  burd)  Unnjoljlfein  ^ur  ^afft= 
öität  üerurtt)eilt.  ^n  ber  Balb  barauf  ausbred)enben  53ett)cgung  be§  3f.  1848 
nal)m  &.  eine  leibenfc^aftölofe  unb  unparteiifdie  ©tellung  ein.  3lud)  er  fjatte 
ein  n>arme§  @efü'f)l  für  5S)cutfd)lanb§  @int)eit  unb  @rö|e  unb  mu|te ,  feiner 
ganjen  9tid)tung  nad)  im  mefcntlic^en  mit  ben  ^tännern  ge'^en,  toeldie  in  5ßreu^en 
bie  einigende  Äraft  2)eutfd)tanb§  erfannten.  ?lber  unmittelbar  trat  it)m  gcrabe 
in  SSreSlau  ber  Unberftanb  ber  ^Jlaffen ,  ber  fd)mul^ige  5lbf(^aum  einer  rot)en 
©tra^enbemolratie  fo  üerlet^cnb  entgegen ,  ba^  fein  maljrljiait  conferöatibeS  ®e= 
mütf),  biefem  3;reibcu  gegenüber,  bor  allem  6fel  unb  5lbfd)eu  empfanb  unb  er 
felbft  bistt)eilen  ungered)t  gegen  bie  großen  ^been  toerben  fonnte,  roeld)e  tro^ 
aller  33erunftaltung ,  aU  innerer  Äern,  ber  33en)egung  be§  ^.  1848  ju  @runbe 
logen.  ®.  toar  al§  ^^reu^e  unb  alter  ©otbat  ^lotialift  im  boUen  ©inne  be§ 
äÖDrte§;  fern  üon  allem  ©ertiililmu§,  mar  er  feinem  ^önigS'^oufe  treu  ergeben, 
aber  aud)  bei  i^m  ftanb  bie  Ueber^eugung  feft ,  ba^  ber  blo§  büreaufratifc^e 
©taat  unfät)ig  fei,  ben  @eift  ber  ^)Zation  ju  ^thtn  unb  politifd)  ju  bilben,  ba^ 
öor  aEcm  bie  ßntmidlung  ^eutfd)lanb§  unb  ^^reu^enS  auf  öerfaffung§mä|iger 
©runblage  jur  ^)tott)n)enbigfeit  geroorben  fei.  ©eine  warme  2:t)eilnal)me  für  bie 
großen  ^^itfi-'aöen  legte  er  burc^  me'^rere  potitif(^e  gtugft^riftcn  an  ben  Sag, 
öon  benen  mir  nur  jmei  ermä'^nen:  „S)a§  beutfd)e  25olf§tt)um  in  ben  ©tamm= 
länbern  ber  preu|if(^cn  5Jlonard)ie"  (1849)  unb  „2)ie  SSilbung  ber  crftcn  Kammer 
in  ^^^reu^en"  (1852).  5Die  erftere  ©c^rift  [teilte  fid^  jur  ^lufgabe,  tenben^iöfen 
5lnfeinbungcn  gegenüber,  gefd)id)ttid)  bie  beutfdinationate  ©runblagc  be§  |}reu^i= 
fd)en  ©taate§  nai^jumeifen  unb  3U  jeigen,  ba^  in  feinem  beutfc^en  ©taate  meniger 
bon  ©tamme§partifutari§mu§  bie  9iebe  fein  fann,  al§  in  ^Prcu^en,  meld)e§  Sänber 
ber  berfi^iebenften  beutfc^en  ©tämme  in  fid^  fa^t  unb  ba^  gerabe  in  ben  öft= 
tid^en,  früher  flaöifc^en  ^robin^en  '|sreu|en§,  baS  reine  S)eutfcl)tf)um,  o'line  3Sor= 
miegen  einel  beftimmten  beutfd)en  ©tamme§,  juerft  3ur  ©ettung  gefommen  ift. 
2fn  ber  ätneiten  SSrofdf)üre  mad)t  &.  35orf(^Iäge  für  bie  33ilbung  ber  erften 
Kammer,  meldl)e  barauf  l^inauSgel^en,  nur  bie  ma^r'^aft  ariftoIratifcl)en  Elemente 
in  5ßx"eu^cn  —  mit  3lu§fct)lu|  be§  ^unfertt)um§  —  jur  ©runblage  be§  .g)erren= 
l^aufc§  5U  madl)en;  eine  nobility  im  englifdl)en  ©inne  ift  ba§  ^beal,  meld^e§ 
nad^  ©aupb'g  2lnfid^t  ben  beutf(^=)DreuBif(^en  35er:§ättniffen  angebaut  merben  fott. 
2Bie  meit  biefer  33orfd§lag  bi-'oftifd)  buvd^fül^rbar  gemefen  märe,  ift  freilii^  eine 
anbere  i^rage.  Uebert)aubt  mar  @.,  oBgteidl)  er  in  SSort  unb  ©d^rift  gern  fein  ^n-- 
tereffe  für  bie  öffenttid^en  Singe  bartegte,  fein  eigentlid)  politifd^er  .^obf  unb 
l^anbelte  ganj  feiner  Snbibibualität  gemä| ,    ba|  er  \id)  öon  jcber  IpraftifcE)  boli= 


&aupp.  429 

tifc^en  Sl^ätigfeit ,  Befonbcre  öom  parlamentarifdien  Ü?e6en ,  fern  l^ielt.  SCßer  in 
Betoegten  3^^^^!^,  ^u§  33orfid^t  ober  peinlid)er  (SetDiffen^aftigfeit  ficf)  feiner  ^Partei 
an3ui(^üe^en  öeratag,  öerjicEitet  bamit  öon  üornl^erein  aui  jeben  poIitifdEien  @in= 
fluB-  6.  t^eilte  in  biejer  Se^iefiung  bae  ©c^idfat  ber  meiftcn  Slnl^änger  ber 
'^iftorijd^en  Srf)u(e,  bercn  ^eifter  felbft  es  niemals  ju  einem  flaren  politifcf)en 
•jjrogramm  Brad^ten,  jonbern,  tro^  flaren  33Iide§  in  bie  i^ergangen^cit,  nie  felbft 
öorurt^eileirei  ber  ©egentüart  unb  if)ren  Seftrebungen  in§  ©efic^t  jn  fetien 
ttjagten,  toie  man  felbft  au§  Ä.  ^yr.  (5i(^f)om'§  Sc£)riTten  feinen  burdiid^lagenben 
9ieformgebanfen  für  bie  beutfdje  ©taatSgeftoItung  ber  '3leu3eit  entnehmen  fann. 
S^re  ,ßritif  be§  feierten  fran^öfifrfien  Liberalismus,  i§re  '^olcmif  gegen  ben 
fc£)a6lonen^a|ten  conftitutioneüen  S^octrinarismuS  ift  öollfommen  bered)tigt,  aber 
ju  pojititien  fc^öp'erifcf)en  ©ebanfen  finb  fie  nie  gelangt.  2)05  mar  ein  UnglüdE 
für  £eutfc^(anb  unb  '^reu^en,  in  beffen  officiellen  Greifen  biefe  <Bdqult  einen 
ma^gebenben  SinfluB  befa^.  Sarin  unterfcf)ieb  fic§  aber  6.  öon  ben  meiften 
3Inf ängern  biefer  Üti(f)tung ,  ba§  er  jeber  9tomantif  auf  firci)ücf)em  ©ebiete  fern 
ftanb.  Sn  religiöfer  ^Bejiefiung  ftanb  er  nod)  gan^  unter  ben  ^nfd^auungen  ber 
5luff(ärung§periobe  unb  feine  Haltung  ber  S'^eofogie  gegenüber  toar  mefentfic^ 
eine  poIemifcE)e.  (Seit  bem  ^.  1857  fing  Öaupp'S  @efunb^eit  an  fc^mantenb  ju 
merben,  er  fränfelte  unb  litt  oft  an  fertigen  Seflemmungen.  ^m  3Iuguft  1858 
feierte  er  noc^  ba§  UniDei-fitätSjubiläum  ju  ^ena  f)eiter  mit,  machte  bann  eine 
JReife  nad)  .^oEanb  unb  mar  bi§  jum  ^cbruar  1859  in  getoo^nter  2öeife  t^ätig. 
Sa  marf  i^n  eine  fd^merc  .^ranf^eit  nieber,  bod§  fefbft  auf  feinem  ^ranfenlager 
mar  er  nocf)  tfiätig ;  feine  beiben  festen  2rbf)anbtungen  mußten  if)m  jur  Goncctur 
ans  ^ett  gebradjt  ttierben.  Sie  eine  be^og  fid§  auf  bie  fogen.  professiones  juris 
unb  bie  StammeSred^te  unb  ift  in  ber  3e^tf<f)i-'i^t  ^ü-^  Seutf(i)eS  Steigt  öeröffent= 
lid)t,  bie  anbere  enthielt  eine  auSfüf)r(i(i)e  Ueberfic^t  über  bie  Seiftungen  ber 
franjöfifdEien  „Revue  historique  de  droit"  unb  ift  in  ben  --Oeibelberger  ^atjrbüc^ern 
(1859,  Dh.  37  u.  38)  erfc^ienen.  91ad)  einer  oorübergegenben  ^üefferung  feineS 
3uftanbeS  trat  bie  Äranf^eit  im  ^ai  mit  erneuter  Äraft  auf.  (S.  ertag  ber= 
felben  am  10.  .^uni  1859  im  63.  3a:^re  feines  9lfterS.  ^n  i^m  öertor  bie 
UniDerfität  Breslau ,  toelc^er  er  faft  40  ^a^re  angehört  ^atte,  einen  unermüb= 
liefen  l'el^rer,  bie  germaniftifc^e  Söiffenfcfiaft  einen  fleiBigen  unb  gemiffenl^aften 
^orfc^cr,  bem  fie  manage  mert^üolle  ^Bereicherung  üerbanft.  @.  ift  nie  ju  ein= 
ge^enben-  bogmatifd)en  5(rbeiten  gefommen.  Seine  ganje  Begabung  unb  @eifte§= 
rid^tung  toar  me'^r  eine  l§iftorif(^e,  als  eine  eigentlich  juriftifcfie.  '!)iidf)t  bie 
iuriftif(i)e  gonftruction  beS  gegenroärtigen  3tecf)te5,  fonbern  baS  S5erftänbni§  beS= 
felben  burd^  bie  3}ergangen^eit  galt  i^m  aU  3iel  feiner  roiffenf(i)aft(i(^en  ^e= 
ftrebungen.  „2öir  toollen  eS  nicf)t  öer:^ef)Ien",  fd)reibt  er  einmal,  „ba§  mir  einem 
gef)eimen  ^ng^t  be§  ^erjenS  folgen,  toel($er  e§  liebt,  felbft  bei  ben  flü(i)tig  ba^in 
raufc^enben  ßrfc^einungen  ber  ©egentoart  red)t  oft  in  eine  entferntere  3}ergangen= 
^eit  jurücf jugreifen ,  um  bort  bie  Löfung  fo  macf)er  fcf)einbarer  9tätl)fel  aufju^ 
finben".  Sarum  fällt  ber  ©cfimerpunft  feiner  miffenf(f)aftli(^en  X^ätigfeit  in  bie 
beutf(^e  Staats^  unb  9te(^tögef(^i(i)te.  Sc^on  bie  gro^e  S'^^^  ^^i^  Strbeiten 
@aupp"S  äcigt  öon  feiner  umfaffenben  unb  mannigfaltigen  i^ätigfeit.  ^ei  allen 
feinen  litterarifc^en  Strbeiten  ift  bie  ungemeine  Sorgfalt  in  ber  fyeftftellung  felbft 
ber  geringften  ©injcllieiten  ju  rül)men.  ©eine  (Beroiffen^aftigfeit ,  bie  i^n  al§ 
9J^enfc^en  au§3eicf)nete ,  maä)tt  i^n  aui^  als  @etel)rten  in  allen  feinen  eingaben 
unb  5Rittl)eilungcn  in  ^of)em  ©rabe  juberläffig.  Seine^  meiften  5lrbeiten  finb 
5luSgaben ,  6rläuterungeu  unb  gefcl)i(^tli(f)e  33etra(i)tungen  üon  ^edjtSquetten. 
Sei  ben  5ßolfSre(^ten,  wie  bei  ben  Stabtrec^ten  legte  er  befonberen  3J5ertl)  auf 
bie  ©enefiS  unb  ben  3ufiinmenl)ang ,  gemifferma^en  bie  ©enealogie  ber  iRerf)tS= 
queEen.     Sbenfo   fucfite  er  bas  allen   beutfd^en  Stämmen  ©emeinfame  üon  bem 


430  ^'^"fe- 

aSejonberen  be§  einaelnen  ©tamme§  tiax  au  jonbern  unb  bie  bevfci^iebenartige 
©eftaltung  einzelner  9tec^t§inftitute  au§  ben  SSejonbertieiten  in  ber  @nttt)i(ftung 
bei-  ©tämme  au  ei-!läxen.  Söenn  i'^n  UmdUn  Qete^vte  Siefi'^aberei  ju  fe^r  in 
bai  !teinli(^e  detail  liierte,  |o  !ann  i'^m  boi^  im  (Stoßen  unb  ©anjen  ein  toat)r= 
l^aft  i)ifton|d)er  ©inn  nic^t  al6gefpi-odt)en  toerben.  SBenn  feine  3lu§ga6en  ber  a}ol{§= 
i-e^te  unb  9ted)t§Bü(^er  aud§  nic^t  rm1)x  ben  ftrengen  5lniovberungen  ber  (Segen= 
tüart  entjljrec^en,  fo  barf  bod)  bie  ttejentlid£)e  ^örberung  nid^t  öerfannt  toerben, 
toddit  biefe  5lrbeiten  äu  it)rer  3eit  ben  ve(^t§:^i[torifc^en  ©tubien  getoäl^rten. 
Unter  ben  ©d^ülern  unb  giad)ioIgern  @ict)^orn'§  ftet)t  ®.  mit  in  erfter  ßinie. 
3ßie  er  biefem  jeine  au§gefproct)ene  Steigung  für  bie  beutj(i)e  giec^t§gcf(^id)te, 
feine  Mett)obe,  bie  gan^e  2lrt  feiner  ^orf^ung  berbantte,  fo  blieb  er  16i§  aum 
legten  5It:^em3ug  ein  ed)ter  ©o^^n  ber  grei^eitgfriege.  2lu§  bem  großen  5lu|= 
fc^toung  jener  Sage  l)atte  er  fic£)  jene  reine  SScgeifterung  erhalten,  tocli^e  aEen 
ibeaten  33eftreBungen  ein  offeneg  ^n^  entgegen  bringt,  welche  hie  SBiffenfc^aft 
um  i^rer  felbft  treibt  unb  liebt,  bor  allem  aber  ben  nationalen  ®eban!en  ^oä)- 
tj'dlt  unb  al§  eigentlichen  ßeitftern  aller  33e[trebungen  betrachtet,  ©elbft 
bei  allen  feinen  mü^famen  S)etailforfct)ungen  auf  bem  Gebiete  ber  beutfd^en 
giecl)t§gefcl)ic^te  arbeitete  @.  nic^t  nur  mit  bem  tlaren  ^o^fe  be§  fleißigen 
@etc!^rten,  fonbern  aud§  jugleicl)  mit  bem  marmen  iper^en  be§  beutfc^en  $a= 
trioten. 

aBro(il)au§,  6onb.=2ejifon,  Sb.  VI.  3lrt.  @.  3ur  Erinnerung  an  Dr. 
grnft  Xljeobor  &.,  t  ^e^.  ^uftiaratt)  unb  ^rofeffor  ber  gted)te  in  SSreglau  in 
ber  3eitfc^r.  für  beutfc£)e§  9ied)t,  SSb.  XX.  ©.  108—17.  (3}om  llnteraeic^^ 
neten.)  gur  Erinnerung  an  Ernft  2:l)eobor  ®.  ©cparatabbra^cf  au§  ber  fc|tefi= 
fd)en  3eitung.     (SSon  ^:profeffor  Dr.  granflin,  je^t  ju  Tübingen.) 

^ermann  (Sd)ulae. 
@au^:  ^arl  griebrid)  ®.,  ajlatliematüer,  5lftronom  unb  5pl)l)fifer,  geb. 
ben  30.  skpiil  1777  in  Sraunfdimeig ,  f  ben  23.  f^ebruar  1855  in  ©öttingen. 
@erl)arb  S)iebri(^  ®.  mar  ein  einfacher  ^anbmer!er,  ber,  burd^  tüd)tige  ®eifte§= 
gaben  unterftütjt,  huxä)  reblidjen  ftrengen  glei^  feiner  gamilie  eine  gemiffe, 
menn  aud)  niebrig  ju  bemeffenbe  SÖßolill^aben'^eit  berfd^affte.  Er  '^atte  jmei 
unter  einanber  fel^r  ungleicl)e  (5öl)ne.  S)er  ältere,  (Seorg,  ber  immer  ein 
fd)lid)ter,  bielleidl)t  fogar  ettt)a§  befd^räntter  2lEtag§menfd^  blieb,  ftammte  ,au§ 
einer  erften  E^^c.  Ä  a  r  l  g-  r i  e  b  r  i  dl) ,  meldl)en  biefe  ßebenSbef d^reibung  au  f dl)ilbern 
^at,  mar  ber  6ol)n  ber  atoeiten,  i^rau,  SDorot^ea  SSenae.  3)er  SSater  ftarb  1808. 
Sn  ben  legten  ßebenSja'^ren  l)atte  er  neben  ber  Gärtnerei  '^auptfädlitid)  ba§  9ted§= 
nungSmefen  einer  großen  Siobtenfaffe  gefül)rt.  S)ie  ^Jtutter  erreichte  ba§  ^oi)t 
2llter  bon  97  ^al^ren  unb  ftarb  1839  auf  ber  ©öttinger  ©ternmarte,  too  fie  bie 
legten  22  ^al)re  bie  treue  Pflege  i^re§  großen  ©ol)ne§  gcno§.  ®.  mar  ein  ßinb 
bon  munberbar  frül^reiier  Entroidlung.  9tid£)t  oft  mag  e§  borfommen,  ba|  ein 
i?inb  ba§  Sefen  bon  felbft  erlernt,  inbem  c§  bie  Sebeutung  ber  einaelnen  5Bud)= 
ftaben  balb  biefem,  balb  jenem  ^au§genoffen  abfragt,  ^^^aft  unglaublidl)  erfd^eint 
bie  gut  berbürgte  ®efdl)id£)te ,  ba^  ha^  breijd'^rige  i?inb  3ul)örenb,  mie  ber  Spater 
Sagtöl^ner  für  ftunbenmeife  Strbeit  ablo'^nte,  bie  Slugaa'^tung  mit  bem  3urufe 
unterbrach,  bie  ©umme  fei  nicl)t  ridl)tig,  e§  betrage  fo  biel,  unb  ba|  feine  3tn= 
gäbe  bei  mieberl^olt  angeftellter  9tedl)nung  \\ä)  al§  bie  rid£)tige  ermie§.  Ein 
!teine§  Ereignis  bon  für  ben  SSilbung§gang  bon  @.  bebeutenbfter  2:ragtoeite  mar 
folgenbe§:  Er  mar  eben  9  Sci'^re  alt,  al§  er  1786  in  bie  9ted^enf(i)ule  fam. 
S)ie  erfte  5lufgabe,  toetdl)e  SSüttner,  ber  toegen  feiner  Strenge  gefürd^tete  £el)rer, 
ben  (Sd£)ülern  borlegte,  betraf  bie  ^Ibbition  bon  'S<^t)Un,  meldte  eine  arit^metifdl)e 
9iei"^e  bilbeten.  ,^aum  l)atte  ber  Änabe  ben  Söortlaut  ber  Slufgabe  ge'^ört ,  fo 
fd^rieb  er  juerft  bon  allen  ©d^ülern  ol)ne  jeglidl)e  3toifd§enred)nung  bie  Enbfumme 


ßauß.  431 

auf  feine  2afet  unb  legte  fie,  toie  es  eingeiüf)rt  trar,  umgebre'^t  auf  ben  S(f)ut= 
ttfd)  in  bie  ^JUtte  bes  ^^ninicil.  5t(§  afie  2;üfeln  fo  abgegeben  toaten  unb  üer= 
güd^en  rourben,  mar  bie  S(^^^  ^^^  fleinen  boreiügen  Scf)veibers  eine  öon  ben 
toenigen  ri(i)tigen.  6r  entging  fo  nic£)t  b(o§  ber  i^m  für  feine  Seic^tfertigfeit 
3ugcba(f)ten  grünbüd^en  Sefanntfc^aft  mit  ber  9leitpeitfc^e  be§  ile^xex^ ,  Süttner 
lie^  fogar  felbft  ein  befferee  Ote(^enbucf)  au§  Hamburg  fommcn ,  um  e§  bem 
Knaben  ^u  geben.  2(u(f)  ben  Sßater  üe^  entroeber  Büttner  ober  ein  geroiffei 
SSartels  gu  fic^  rufen,  i^m  bie  forgfamfte  (Srjief)ung  be§  jungen  @eniu§  an  ba§ 
^erj  3U  legen.  S;cn  (Sinnjürfen,  tt)ot)er  bie  bittet  jum  Stubium  ju  nehmen 
feien,  luurbe  mit  ber  2}erfici)erung  begegnet,  bie  Unterftü^ung  l^oc^gefteüter  ©önner 
toerbe  ficE)  geminnen  laffen,  unb  fo  tourbe  bem  mibertoillig  ^lad^gebenben  aud§ 
no(^  abgerungen,  ba^  ber  ßnabe  nid)t  me'^r  »ie  fonft  aEabenbüc^  eine  beftimmte 
9?^enge  ^^tac^s  fpinnen  muffe.  (S§  l^ei^t  @au§'§  9}ater  l^abe,  öon  ber  Unter= 
rebung  nacf)  ^aufe  fommenb ,  ber  3Ibma(^ung  getreu  fog(ei($  angeorbnet,  ba^ 
bas  fleine  ©pinnrab  in  ben  ^of  getragen    unb   ju  Äü(^enf)o(ä   gefpaltet  tturbe. 

©tatt  be§  Spinnrabeg  tourbcn  je^t  matl^ematif(f)e  23ü(i)er  bie  3tbenbbefd§äf= 
tigung  öon  @.  ^üx  i§re  ^tnfdjaffung  forgte,  bei  i^rer  6inprägung  unterftü^tc 
ber  bamalg  ISjäfirige  ©etjilje  ^üttnerS,  ber  oorgenannte  ^ol^ann  Ü)lartin  G^riftian 
SSartetS.  Partei«,  in  33raunf(i)tt)eig  am  12.  Stuguft  1769  geboren,  toibmete  fic^ 
fetbft  ber  2Ratt)emati!.  6r  befui^te  fett  1788  ba§  Gollegium  ßarolinum  feiner 
3}aterftabt,  fam  bann  als  ^profeffor  ber  531atf)ematif  erft  na(^  Sieid^enau  in  ber 
Sc^tnei^,  fpäter  nac^  Äafan  in  ütu^lanb,  enblic^  rxad)  ^orpat,  tt)o  er  penfionirt 
am  19.  Secembcr  1836  geftorben  ift.  ©eine  xoi^ter  öerf)eiratf)ete  fid)  mit  bem 
2i[tronomen  ©tiuöe.  Stls  ©diriftfieller  trat  Bartels  mit  gefammetten  9Ib^anb= 
lungen  über  gunftionenle'^re  (1822),  mit  einem  Stuffa^e  über  anattjtift^e  @eo= 
metrie  be§  9taume§  in  ben  ^eri(i)ten  ber  ^4>eter§burger  5Ifabemie  (1831)  unb 
mit  35oiIefungen  über  mat^ematifd)e  3lnall)fi5,  SSanb  I  (einziger  1833)  auf. 
Slu^erbem  überfe^te  er  S3aiIIi)'5  Sefct)i($te  ber  5tftronomie  in§  Seutfd)e.  ^n 
bemfelben  ^ü^xe  1788,  in  toetdiem  Bartels  bie  ^itfSlel^rerfteller  bei  33üttner 
aufgab,  um  in  ba§  Gotlegium  (SaroUnum  ju  treten,  fam  @.  au§  ber  ß(ementar= 
flaute  in  bo§  @i)mnafium.  S)ie  bem  3>ater  ert^eilte  3ufi(^erung  toar  2öal)rl§eit 
geiDorben.  §oc^fte!^enbe  ©önner,  befonbere  ber  ©efieime  ©tatsratf)  öon  3intmer= 
mann,  toaren  @.  gemonnen,  l^atten  fid)  für  i^n  bei  ^crjog  5arl  3öi(!§elm  5er= 
binanb  öon  33raunfd)n)eig  öertoanbt.  1791  rourbe  @.  al§  ^U'imaner  bei  |)ofe 
öorgefteHt,  unb  öon  biefer  2}orftcIIung  batirt  eine  bleibenbe  ^ürforge  bes  dürften 
für  hü^  auffcimenbe,  fid^  immer  beutlit^er  enttoicfetnbc  Talent.  3luf  Soften  be§ 
.^erjogS  burfte  6.  junärfift  feit  1792  am  ßoUegium  Garotinum,  bann  in  @öt= 
tingen  fertig  ftubiren,  auf  feine  Soften  fid^  nact)  beenbetem  ©tubium  ber  3Biffen= 
fdiaft  al§  foId)er  toibmen,  of)ne  einen  eigentlicf)en  Seruf  ju  toasten,  ©er  ibm 
ausgefegte  ^aiireegel^alt  betrug  f(i)on  1801  bie  bamals  jum  Unterhalt  au§reict)enbe 
©umme  öon  400  2^üUxn  unb  tourbe  ju  Stnfang  1803  nod)  öor  ber  27.  ©e= 
burtetaggfeier  bes  nun  bereite  n)eitberüt)mten  ©etel^rten  abermat§  ex^öl^t  auf 
600  2;i^a(er  nebft  freier  2Bof)nung. 

@.  toar  1795  jur  Uniöerfität  ©öttingen  abgegangen.  5lber  ber  9(bitur-ient 
l^atte  fd§on  in  ^raunfi^roeig  in  aftronomifcfien  9tect)nungen  fic^  geübt,  l^atte  im 
legten  Satire  feine§  2Iufent^alte§  in  ber  5}aterftabt  bie  „93tet]^obe  ber  fteinften 
•Cuabrate"  erfunben,  jene  9Jtet^obe  Seobadjtungen  fo  in  9ted^nung  5U  bringen, 
bafe  bie  unöermeiblidt)en  Seobad^tungefe^ler  bem  ßrgebniffe  möglid^  geringften 
©d)aben  bringen,  ba|  üic(met)r  bie  '^Ibtoeidtiungen  ber  fd)tieBlic^  geroonnenen 
3Bert^e  öon  ben  erfal^rungsmä^ig  gefunbenen  im  (Sanken  unb  im  ßinjelnen  fo 
flein  als  mögtid^  augfallcn.  3"  berfelben  ÜJ^etfjobe  fd)eint  audt)  Saniel  ^uber 
in  93afel  gef ommen  ju  fein,     ©benfo  erfanb  fie  f etbftänbig  3tbrien  ^larie  Segenbre 


432  (3au^. 

(1752 — 1833),  unb  biejet  t»er5ffentlirf)te  fie  1805  in  feinen  Nouvelles  m^hodes 
pour  la  dötermination  des  orbites,  toäl^renb  bie  @au^'f(i)e  ^(bteitung  evft  1809 
im  jDrucfe  etfd^ien.  So  ertoaxb  firf)  narf)  ber  üt)tid)en  Sitte  ba§  S)atum  ber 
35eröffentli(i)ung  einer  ©ntbecEung  al§  ba§  ber  ©ntbecfung  feibft  gelten  ju  lajfen 
Scgenbre  aüerbingS  ba§  Grftting§recf)t ,  mogegen  ®.  unter  allen  Urnftänben  ba§ 
^erbienft  jufommt  burd^  3nfa^a'6^anbtungen  au§  ben  jtoanjiger  ^at)ren ,  bie 
5[)tett)obe  gegen  alle  ©intnänbe  ge)icf)ert  unb  jür  ben  (Sefcraud)  fo  bequem  3U= 
gerichtet  3u  |aben,  ba^  fie  jeljt  erft  il)re  öoüe  9iu^barfeit  entfalten  fonnte,  unb 
ba^  feit  bicfer  3eit  an  eine  Slntoenbung  irgenb  einer  anberen  (5onibination§tt)eife 
üon  S3eoba(i)tungen  nicf)t  met)r  3u  benfen  ift. 

@lei(^faE§  auf  berSc^ute  1792  ober  1798  ^at  ®.  aud^  bereite  bem  ©efe^e 
ber  5primja^(en,  b.  t}.  i'^reg  immer  fciteneren  5(uftreten§  in  ber  Mei^e  ber  natür= 
üd^en  S'^l)Un  nad)geforfd)t.  %u]  ber  ©d^ulc  t)at  er  bie  ©d^riften  eines  Suler, 
eines  ßagrange,  cineS  ^Jlettjton  in  fid^  aufjunef)men  gewußt,  ben  Grfteren  fid^  jum 
5!Jtufter  für  ben  S^n^alt,  ben  Öetjteren  für  bie  grorm  ber  eigenen  'ilrbeiten  mätilenb, 
ienem  alfo  nad[)eifernb  in  Unterfuc^ungen  über  bie  fogenannte  l)ö^ere  ^al^tenle^re, 
biefem  in  ber  (Strenge  ber  ^Beweiefütirung ,  welche  nur  meiftcnS  leibcr  ben  2öeg 
öer{)üttt,  auf  tt)eld^em  bie  großartigen  GntbecEungen  urfprüngüd)  gen3onnen  h)urben. 

@.  be^og  alfo  bie  Uniöerfität ,  auSgerüftet  mit  einem  äöiffen  unb  ju  einer 
@eifte§reife  gebiet)en  gteict)  benen,  mit  ft)el(f|cn  biete  beim  2}ertaffen  ber  .'podt)fc^ulc 
fict)  begnügten.  Rubere  ©c^üIcr  bebürfen  anberer  2et)rer.  3)ie  mat^ematifrf)cn 
Sßoricfungen  eines  ^aeftner  öetmoi^ten  ®.  ni(^t  ju  feffetn.  5iidf)t  a(S  ob  toir  an 
ber  faft  gett:)o^nl§eit§mäßigen  Unfitte  tt)ei(nat)men  in  ^Ibra'^om  6ott^elf  .ffaeftner 
(f.  b.)  eine  tt)iffcnf(^aftlid)c  ^ull  ju  erblicten,  aber  einem  ®.  gegenüber  tnar  ba§ 
breite  am  Siebftcn  {einerlei  Äenntniffe  borauSfe^enbe  Serweilen  bei  jiemlict) 
niebrigen  S)ingen,  tt)elc£)eS  wir  auS  5?aeftncr'S  @c£)rif ten  fennen,  nirfit  am  ^la^e. 
i^^m  toaven  bie  elementaren  ©cgenftänbe,  melcl)c  in  ben  (Böttinger  35orlefungen 
über  5)tatl)ematif  allein  jur  Spract)e  famen ,  unb  tt)etd)c  mct)t  etwa  eine  @igen= 
tljümlid^feit  (SöttingenS  Waren,  fonbern  für  ba§  mat^ematifclie  ©tubium  an  aücn 
beutfd)en  Uniberfitäten  um  bie  3Benbe  unb  in  bcm  erften  Sliertel  unferes  Sal§r= 
l^unbertS  ben  gleichen  feierten  Staub  barftetlten,  bereits  überwunbene  Singe. 
S^ebe  5]orlefung  mußte  (S.  mit  ber  Ueber^eugung  erfüllen,  baß  er  t)ier  nid^tS 
mctjr  lernen  fönnc,  unb  tjergtid)  er  biefeS  il)n  übertommenbe  @efü^l  ber  @ering= 
ji^ä^ung  mit  ber  öerf)immelnben  SeWunberung,  bie  man  bon  anberer  Seite  J?äftner 
entgegenbracl)te ,  fo  mußte  Wo^l  ein  3tt)eifcl  in  i^m  Wad)  werben,  ob  er  felbft 
jum  ßel)rer  ber  5Jlatt)ematif ,  biefer  9Jiatt)cmati!  fidt)  auSbilben  folle,  fo  mußte 
ein  SöiberwiHe  gegen  matl)ematifd^en  Untcrrid^t  überl)aupt  bei  i'^m  entftel)en. 

S)iefer  SöiberwiHe  gepaart  mit  ber  t5fi-"eube,  welcl)e  it)m  bie  gleict)3eitig  ge= 
l^örten,  i^n  geiftig  anregenbcn  SSorträge  ^el)ne'S  bereiteten,  l)ätten  @.  faft  ber 
ganzen  5natt)emati!  abtrünnig  gemodE)t  unb  ber  ^4-^^ilologie  jugefü^rt,  für  weld)e 
er  ftetS  audE)  in  fbätercu  ^al)ren  eine  wa'^re  Steigung  befaß,  wenn  nidfjt  bei  ben 
ar-itl^metifd)en  i5forfdf)ungen,  benen  er  felbftänbig  fidf)  |ingab,  il)m  ^yunb  auf  ^yunb 
geglüdt  wäre,  fo  im  ^^drj  1795  ber  Sa^,  baß  —  1  quabratifc^er  9fieft  ber 
^rimjal^len  bon  ber  ^-orm  4  n  +  1,  quabratifcl)er  ^Tlid^treft  ber  '^rimja^len  bon 
berf^orm  4  n  +  3  fei  unb  ein  ^a^r  fpäter,  am  30. 'i}]Mrj  1796,  bie  ßntbedung 
ber  Sin^eid^nung  eineS  regelmäßigen  SiebjetinedS  in  einen  gegebenen  J?reiS.  S)aS 
war  eine  unerwartete  2Sereid)erung  eines  niel^r  als  2000  ^a'^re  für  abgefd^loffen 
gespaltenen  gapitelS  ber  Geometrie,  beS  ß^apitelS  bon  ben  mit  ^ilfe  öon  S'x^tel 
unb  öineal  couftruirbaren  regelmäßigen  53ielerfen,  als  Weldt)e  man  bis  ba^in  nur 
S)reiedc,  33ierede,  f^ünfede  unb  foldf)e  SSielede  bermutl)ete,  beren  ßd^al^l  burd^ 
fortgefe^te  SSerbopplung  ber  3'i^ten  3,  4,  5  entftanb.  Unb  bie  Sercii^erung 
fam  bon  einer  Seite  ^n,  wo  5^iemanb  fie  ju  fud^en  gebad£)t  ^atte.     6in  ganj 


©aufe.  433 

neue§  oritfimetiici)  =  geometrii($e§  ©ebiet  roar  auTgefcf)Iof]en ,  bie  8cf)Te  öon  ber 
Ärei§t^citung,  tüie  man  f)eute  fagt,  roar  begrünbet.  3}on  biefer  ©ntbecfung  toar 
GJ.  in  "^ötiiftem  @rabe  Befriebigt ,  unb  nun  war  e§  für  if)n  entfc^iebcn ,  ba^  er 
bei  ber  ^atf)emati!  bleibe.  9Zi($t  Seigrer  aber  @e(e^rter  .ya  fein ,  bas  war  ba§ 
8eben§3iet,  toe((^e»  er  fic^  fteÜte,  unb  Wenn  bo(^  eine  äußere  33erui§t^ätigfeit 
baju  nöt'^ig  träre ,  bacf)te  er  fiii)  am  Siebften  at§  35orfte§er  einer  ©temtoarte. 
Olidjt  at§  ob  er  iema(§  fonberlic^e  g'-'eube  an  eigentlich  beoba(i)tenber  2lftronomie 
gejü^It  f)ätte ,  aber  in  biefer  ©tettung  burfte  er  fic^  öerfpret^en  am  Söenigften 
mit  Se^töorträgen  feine  3eit  ^erfpüttern,  Dergeubcn  ju  muffen,  mie  er  e§  auffaßte, 
unb  auf  bem  tfieoretifdben  ©ebiete  tnar  für  ii^n  9]lan(f)e§  ju  t^un ,  biefe  Ueber= 
3eugung  batten  ii)m  feine  Unterfuc^ungen  über  bie  SSerec^nung  üon  SBeobad)tungen 
l^interlaffen. 

(Boläje  Söünfdfie  im  ^erjen  berlief,  @.  im  .!perbfte  1798  (Böttingen  unb 
feierte  na<i)  33raunf(i)tt3etg  ^urürf,  bort  junäc^ft  fc§riftfteEerifc§  tfiätig  äu  fein  unb 
bie  ©ebanfen  in  2Borte  ju  faffen,  bie  i^m  fo  Derfdiiebenartig ,  fo  mäditig  3u= 
ftrömten,  ba^  e§  i^m  nac^  feiner  eigenen  ft)äteren  ^luefage  gerabeju  unmöglitf) 
trar  alle,  auä)  nur  in  flüditigen  Umriffen,  ju  5]3apier  ju  bringen.  2In  @öttingen 
badete  er  babei  mit  geringer  9lnl)ängüd§feit  äurücf.  9Zur  ^ttei  Gommititonen 
f)atte  er  bort  gefunben,  fütldfe  er  fic^  ebenbürtig  erachtete  unb  mit  benen  er  im 
perfönlic^en  S5erfe'§re  ©ebanfen  über  bie  ^^ödiften  ^Probleme  ber  ^^^ilofop^ie  ber 
^Jlaf^ematif  au§äutaufd)en  liebte:  Sodann  Sofep^  2Inton  ^be  au§  33raunfd^n3eig, 
ber  fidt)  in  ben  aftronomifi^en  SBiffnifc^aften  einen  gead)teten  9tamen  ertoarb, 
unb  gan,3  befonber§  Söoligang  3?o(t)ai.  S)er  5kme  biefeg  ^Jtannes,  ber  in  5Jtaro§ 
S}äfärf)elt)  in  Siebenbürgen  ein  lange  unbcfannte§  ftiüeg  2)afein  geführt  ^at,  ift 
gegentt)ärtig  für  alle  ^^it^n  mit  bem  ber  abfotuten  Öeometrie  öerfnüpft.  @§  ift 
niäit  mögtic^  je^t  noc^  ^u  ermitteln,  toie  biel  2{nt§eil  @.  an  bem  SebenSroerfe 
feines  (yi-"£unbe§  gebü!f)rt.  ©i(^er  ift,  ba^  fdfjon  in  ©öttingen  bie  ©runblagen  ber 
©eometrie  einen  ©egenftanb  i^rer  6efprä(f)e  bitbeten.  Sicf)er  ift,  ba§  @.  öon 
ber  9Jlögtic^feit  einer  antieuf(ibif(^en  ©eometrie  (biefeg  toar  fein  eigener  2(u§bru(f) 
neben  ber  euf(ibifd)en  überzeugt  toar,  b.  i).  einer  fotc^en,  in  toe(($er  bie  befannten 
Sä^e  über  grabe  ipaTallettinien  in  einer  ßbene  unb  bie  SBinfet,  toel(^e  fie  mit 
einer  gteirfifaHä  graben  Sc^neibenben  bilben,  @ä^e,  toe((^e  unbetoiefen,  mögli(^er= 
toeife  unbetoeiebar  batb  in  biefer,  batb  in  jener  {yorm,  hei  6u!lib  in  ©eftatt  be§ 
berüchtigten  XI.  5triom§  erf(f)einen,  nicfit  alg  rtd^tig  anerfannt  toerben.  S)a^ 
jeneg  5triom  nicf)t  öon  felbft  einleuc£)te,  ba^  es  ein  ^e^rfa^  fei,  ber  betoicfen 
toerben  muffe,  fjütte  man  fd^on  öielfoc^,  'ijaüt  fi^on  ber  gro|e  Stftronom  $toIe= 
maeu§  in  ber  ^Jtitte  bes  ^toeiten  ^al^rl^unberts  eingefel^en,  aber  öon  biefem 
3toeifel  an  ber  3utäffigfeit  eineg  ajiomatifdöen  2(u5fpred§en§  bis  3u  bem  3toeifet 
QU  ber  not^toenbigen  Sßa^r!^eit  be§  (go^eg  lag  ein  (£d§ritt  öon  erfcfirecfenber 
^üt)nl)eit ,  ben  öor  33ott)ai  unb  @.  fein  ^Ttatl^ematifer  toagte ,  unb  tüel(i)en  noct) 
l^eute  gar  5)ian(i)e  fcf)eu  öermeiben. 

2Sir  fagten,  baB  @.  für  (Söttingen  bamal§  !eine  3lnl^änglid^!eit  befaß,  unb 
fo  mag  nic^t  bto§  bie  geringere  ©ntfernung  ber  Uniöerfität  ipelmftäbt  öon  Sraun= 
fc^toeig  bie  SJeranlaffung  geboten  l^aben,  ba§  ö.  bie  bortige  Sibtiot^ef  bei  feinen 
3(rbeiten  3U  Otaf^e  30g,  ba^  er  fogar  1799  für  einige  3fit  feine  2öo|nung  bort 
auffd)(ug  unb  ätoar  in  bem  ^aufe  be§  tücf)tigen  5Jlat§ematiferg  Sodann  ^riebric^ 
g?faff,  ber  feit  1788  ber  bortigen  ^^rofeffur  ber  53Iatf)ematif  öorftanb.  ein  2}er= 
IlältniB  öon  Öe^rer  ju  ©dt)üler  bilbete  fid^  jtoifd^en  ben  beiben  ^Jtännern  nic^t 
au§,  e|^er  ein  fo(c^e§  öon  greunb  ju  greunb,  toenn  cg  au(^  feinestoeg?  unroa^r= 
fc^einlid^  ift,  baß  @.  bei  ben  anregenben  6efprä(f)en  auf  i^ren  gemeinfamen 
Slbenbfpajiergüngen  —  mag  er  immerl^in  l^äufiger  ber  @ebenbc  als  ber  6mpfan= 

^Jttgem.  beufcöe  aSiograJjl&ie.    Vm.  28 


434  ®""^3- 

genbe  gclucfcii  ](ui  —  Bereut  i)ai)m  bürjtc  nicf)t  jofort  boii  bev  ©(i)ulc  au8  nad) 
■^■)clinftiibt  gcflangiMi  ,ni  fein,  wo  er  einen  feiner  6ieiftegricl)tun9  meljr  ^ufagenben 
2d)xn  gefunben  t)ätte  aU  in  Ciüttingen. 

S)ie  Sriid)te  be§  A^ehnftiibter  'JlnfcnttjalteS  umren  manuid)faltig.  ?U§  erfte 
fd)icfte  Gl. ,  nad)  33raunfd)iüeig  ,^uriicfgefel)rt ,  uod)  im  g(eid)en  3^at)rc  1799  eine 
*?Xbl)onbInng  an  bic  pl)itofüpl)ifd)e  ^-acultät  in  .Ipelmftäbt  ein,  auf  n)etd)e  I)iu 
it)ni  ber  5)octürgrab  in  5lbn)efenl)eit  ertl)eilt  »uurbe.  SBar  yetjtereS  aud)  feineä= 
iücgö  ein  irgenbiuie  ungetuür)nlid)cö  ßrcigni^,  bie  'Jlbljanblung  felbft  luar  eg  im 
t)öd)[ten  Wrabe.  2)octovbiffertatiüneu  and)  ber  größten  ®elet)rten  l)atien  nur  feiten 
mct)r  aU  üorübergeljenbcn  äBertljeS  fid)  ertuiefeu ,  gan^  anbcrö  bie  Don  @,  S)ie 
©runblage  ber  ganzen  M)re  üon  ben  ®leid)nngen  luirb  bnrd)  ben  Satj  gebilbet, 
bafj  jeber  aU  Summe  Don  'i^oten^cn  einer  nnb  berfelben  Uubefannten  mit  pofi= 
tiüen  goni^aiyiigen  (^jponcnten  georbncte  'ülugbrnd  in  reelle  (^actorcn  elften  ober 
(^n^eiten  ÖJrabeä  be,\iiglid)  jener  Unbefannten  «^erlegBar  fei,  2)iefe§  i5uubamental= 
tl)eorem  ber  ^llgebra  uuir  liingft  bemertt  morben.  äJiele  ©diriftftcflcr  I)atteu  ber= 
meintlid)  [trenge  '-l^emeife  beffelbeu  üeriH"fentlid)t.  W.  >^eigte  nun  in  einem  erften 
ütieile,  einem  'jjhifter  l)iftorifd)er  nnb  fritifd)er  2)arftellnng,  bafj  aEe  jene  frnl)eren 
Jöelueife  nur  ©d)einbeUH'ife,  nur  mifjglüdtc  iüerfud)e  Uiaren,  uub  in  einem  ^meiten 
Slieilc  feiner  Differtation  üon  tabellofer  bogmatifd)er  ©d^ärfe  liefe  er  bann 
einen  unau!ed)tbareu  iöeiuciä  bcö  lüid)tigen  ©atjeö  folgen.  (^5.  l)at  fpätcr  im 
S)ecember  1815,  im  ^ii'iuni'"  1^1<^>  einen  jUieiteu  nnb  britteu  gleid)  [trengeu,  Don 
bem  erften  burd)au6  Oerfd)iebenen  iöemciö  geliefert.  Qx  ift  lsi9  bei  ber  (^eier 
feineä  50iäl)rigen  Doctorjubiliinmö  uiieberl)ült  in  einer  5lbl)anblnng,  ber  leljten, 
bie  er  iiberl)au).it  felbft  bem  Xrude  übergab,  auf  ben  ©cgenftanb  ^^nrürfge!ommen. 
S)cr  4^etuei§  üon  1849  ift  im  aBcfentlid)eu  nur  bie  '.Jluöarbeitnng  eineö  in  ber 
2)octürbiffertation  fd)ün  angebeutetcu  (MebanfenS.  3Beld)er  5i3elüeiö  aU  ber  eigen= 
tl)ümlid)fte ,  alö  ber  fd)önfte  angefcl)en  werben  foü,  ift  tMef(^macffad)e ,  nnb  e§ 
fprid)t  getüife  für  fämmttid)e,  Wenn  üon  bcrfd)iebeneu  ©d)riit[tenern  balb  biefem, 
batb  jenem  ba^i  l)öcl)fte  ^oh  gefpenbet  wirb.  2Ba§  nbrigenö  ^en  erften  iöemeig 
betrifft,  fü  mufi,  oljue  ben  auberen  ,\n  nü()e  treten  ,^u  motten,  l)erüorgel)üben 
werben,  bafe  in  il)m  bereite  eine  Vluffaffnng  ^u  läge  tritt,  weld)e  feitbem  ben 
SBertt)  einer  ''JJietl)übc  erlaugt  l)at:  bie  '^Ibgreujung  gewiffer  2l)eitc  ber  ^'^',eid)eu= 
ebene  bnrd)  eine  Sifliii-'  unb  bic  Uuterfd)eibung  bon  ^4-Uinftcn  iuuerl)alb  uub 
aufierl)alb  be§  abgegrcu^ten  ©tüdeg. 

äöeit  umfangreid)cr  ali  bie  2)octorbiffertation  war  ein  anbereS  3Berf ,  au 
bem  ®.  feit  bem  i)erbfte  1797  fd)rieb,  Weld)eö  wäl)renb  bc§  .Spelmftabter '^Infeut^ 
t)alteS  fertig  geftettt  Würbe,  aber  Uerfd)iebeuer  2)rnrfl)inberuiffe  Wegen  crft  1801 
mit  einer  3Bibmnng  au  ben  fürftlid)en  C^)bnner,  ben  <C'>er,^üg  Don  33raunfd)Weig, 
unter  bem  litcl  bev  ,J)is(iuisitioncs  arlthnieticac"  bie  '|sreffe  üerliefe.  äöir  l)aben 
bie  Ah-eiötl)eilnng  fd)üu  oben  als  ein  ganj  ueueS  üon  C^.  gefd)affene§  (>apitel  ber 
'i)Jtatl)ematif  be^^eid)uet.  Sie  finbet  fid)  in  ben  2)i§finifitionen  (wie  mau  ba§ 
mcr!würbige  '-i3nd)  gew5l)ulid)  in  abgefürj^ter  33eueunuug  bei^eid)net)  als  fiebeuter 
uub  leljter  '?lbfd)uitt  bcl)aubelt.  'Jlber  fed)§  aubere  xnbfd)nitte  gel)eu  öorau§,  in 
welchen  gel)änft  erfd)eint,  waS  öiele  3iil)vl)unbertc  Don  5Diopl)ant  bis  ®.  auf 
bem  (SJebiete  ber  3ö¥f»del)re  ju  fd)affeu  bermod)ten,  WaS  aber  tl)atfäd)lid),  aud^ 
wenn  e§  frül)ereu  Sd)riftftcttcrn  nid)t  entgangen  War,  gril>fjteutl)eil§  üon  ÖJ. 
felbftäubig  nad)erfnnben  würbe,  ber  erft  l)interbreiu  mit  ben  i>eröffeutlic^ungcu 
ber  '4-^eterSburger  uub  ber  33erliner  'Jlfabemie  befanut  Worben  War,  bie  it)m  als 
Duetten  Ijätten  bicuen  fönneu.  .^lier  ift  uii^t  ber  Ort  auf  ben  ©egeuftanb  ber  2)iS= 
iiuifitionen  ober  au(^  nur  auf  bie  ,^al)lreid)en  (Jiu^elllfiteu ,  weld)e  C»).  Wirflid) 
augel)öreu  ober  bou  it)m  in  gan^  neuer  2)arfteÜung  beljanbelt  würben ,  eiu5u= 
9el)en.     gaft  ^ufättig  l)cben   Wir  aus  bem  reid^en  ©d)a^e   jwei  2)iugc  l^erauS: 


®au&.  435 

bie  2ti)xe  öon  ben  quabmtifdjen  fyoi-'nien,  unb  ben  Flamen  bei;  S)eterminQnten, 
bei-  juerft  bon  @.  eingefül^i-t  toorben  i[t.  5tnbcvc§  toirb  nod)  bei  anbcrer  (5Jelegen= 
I)eit  3u  ertoäl^nen  fein.  „S)ie  ^Raffiematif",  äußerte  fic^  ®.  einmal,  „fei  bie 
Königin  bcr  ^iffcnfd)aften  unb  bie  ^ü1)lmU1)xt  bie  J^önigin  bev  ^atl^ematit." 
SBenn  bieje§  3Bort  toal^r  ift,  |o  fann  man  e§  ba'^in  fortfe^cn,  ba^  man  bie 
®i§quijitionen  bie  5:)tagna  ßt^avta  bei-  3a'§tentel}i-c  nennt.  S)a§  toai  bei  93üi-= 
tt)eU,  ben  bie  9öijfcnfd)ait  auä  bei*  noc§  I)äufig  ju  beftagenben  att^ujögernben 
93ei-öffentli(i)ung§tt)cije  öon  ®.  gebogen  f)at;  itiag  tr  in  S)i-ud  gab,  ift  t)eute  tüa'fii- 
unb  tüirfjtig  tt)ie  am  erften  2:agc;  f§  finb  ©efe^büc^ei,  bavin  ben  menjct)U(^en 
3lnorbnungen  überlegen,  ba§  nie  unb  nivgenb  ein  3^e{)lev  barin  nad)gett)icfen 
tuorben  ift.  @o  fann  man  aud)  ba§  ftolse  Urtl)eil  üerfte'Eien  unb  billigen,  ttield)c§ 
®.  am  5lbenbe  feine§  SebenS  übeu  bie  erftc  größere  i^ugenbarbeit  lältte:  „S)ic 
Disquisitiones  arithmeticae  gel^ören  ber  ©ejc^id^te  an!" 

®.  blieb  ben  3al)lentl)eoretifd)en  Unterfudjungen,  luenn  aud)  mit  langjäl^rigen 
Unterbred)ungen,  getreu.  5lbl)anbtungen  über  bie  biquabratijc^en  9te[te  erjdjienen 
1817  unb  1831.  2lu§  feinem  9lad}laffe  finb  tcertlibolle  33i-ud}ftüde  eine§  ad)ten 
2lbfd)nitte§  ber  S)i§quifitionen,  fogeuanntc  dongruenjen  l^ö^erer  (Srabe  bel)anbelnb, 
i^erauSgegeben.  5U§  bie  S)i§quifitionen  1801  t)ei-au§!amen ,  fanben  fie  auf  bem 
ja'^lentlieoretifdien  (Bebiete  bereits  ein  SBer!  ebenbeffelben  SJerfofferS  öor,  ber  be= 
äüglic^  ber  5Jletl)obe  ber  fleinften  Quabrate  fd)on  al§  ^Jiebenbul^ler  bon®.  genannt 
toerben  mu|te.  £egenbre'§  Theorie  des  nombres  tüar  ITüO  crfd)ienen.  ©ie 
toar  fran^öfifd)  gcfd)riebcn ,  bie  @au|'f(^en  S)i§quifitioneu  bcbienten  ftd) ,  glei(j^ 
ben  meiften  2lbt) anbiungen  beffrlben  23crfaffer§ ,  bcr  lateinifd)en  ©bvad)e.  _  (ä§ 
toar  ein  claffifdieS  ßatein ,  3u  bem  3lu§fbrud)e  @elegen!§eit  gcbenb ,  ßicero,  faE§ 
er  ^atljemati!  öerftanben  l^ätte,  toürbe  an  ber  ®au^'fd)en  Satinität  nid)t§  au§= 
pfe^en  gefunben  l)aben,  al§  öieHeic^t  einige  5Jlatl)emati!ern  gemol)nte  fbradjlic^e 
Unarten,  beren  ®.  fi(^  öoütommen  bctDu^t  bebiente.  5lber  e§  mar  immer  Satein 
unb  barum  nur  einen  engeren  A?rei§  bon  ßefern  anmutt)enb.  S)ie  S)i§quifitionen 
geigen  ferner  bie  @igent'^ümlid)!eit  in  l)öd)ftcm  ®rabe,  tt)etd)e  tuir  oben  al§  burc^ 
ba§  (Stubium  ^Jletüton'»  '^erborgerufcn  ju  erflären  fuc^ten:  fie  finb  bei  ber  größten 
©trenge  nur  in  geringem  5Ra|e  burd)fid)tig.  ©ie  laffen  einen  ßinblid  in  bie 
@eifte§tt)erfftatt  be§  93ei-faffer§  nid)t  ju.  ©ie  geben  nid)t  3u  erfennen,  toie^bie 
einzelnen  ©ät^e  getoonnen  tnurben,  beren  33ert)eife  unter  Umftänben  nad^  fünf 
unb  mel)r  'iJJtetlioben  gefü'^rt  ftet§  neue  äBa'^r'^eiten  aufbeden,  aber  bereu  Urfprung 
nur  um  fo  mel^r  in  S)un!el  Ijiitten.  ©o  begreifen  U)ir,  ba^  ber  @rfolg  ber  S)i§= 
quifitionen  ein  nur  fel)r  altmäl)tid)er  tüar,  faft  aufammentreffenb  mit  bem  6rfd)einen 
ber  fpätercn  3al)lentt)eoretifd)en  Slbl^anblungen.  %ü]t  nur  bie  ßonftruction  be§ 
©ieb^el^nedS  ermarb  fid)  rafd)e,  attgemeine  Setounberung,  ba§  Uebrige  blieb  burc^ 
i^alirje^nte  für  bie  meiften  ^att)ematifer  ein  S3u(^  mit  fieben  ©iegeln.  ^JtaterieEe 
23ort^eile  toaren  für  ben  33erfaffer  ber  2)i§quifitioncu  mit  bem  6rf(^einen  berfelben 
nur  fo  meit  berbunben,  al§  bie  Petersburger  9l!abemie  i'^n  unter  bem  31.  Januar 
1801  äum  correfponbirenben  ^Jlitgliebe  ernannte  unb  C"'ev5og  6arl  2Bilf)elm 
gerbinanb  feinen  S)an!  für  bie  Söibmung  in  bie  ©etoöl^rung  be§  fd)on  etmäl)nten 
Sa'^i-e§gel)alte§  bou  400  Z^aln  fleibete,  meli^e  @.  3U  ber  feine  S3efd)eibenl)eit 
fenn^eidinenben  2leu^erung  öeranla^te:  „Slber  id)  "^abe  e§  ja  nid^t  berbient,  id) 
tjübt  nod)  nid)t§  für  ba§  Sanb  get'^an." 

S)ie  fieiftung,  meiere  feinem  Flamen  bie  größte  Se!anntfdC)aft  in  @ele:^i-ten= 
tote  in  Saienfreifen  fiebern  foHte,  ftanb  bor  ber  S'^üre.  S)er  ficilianifd)e  3lftronom 
5pia35i  Ijatte  am  1.  i^ounar  1801  unb  an  berfd)iebenen  barauf  folgenben  Sagen 
be§  gleiten  5Jtonat§  einen  ©lern  beobai^tct,  ben  er  juerft  für  einen  Kometen 
l^ielt,  bann  al§  ^:planeten  er!annte.  ߧ  tüar  6ere§,  bie  erftentbedte  ber  je^t 
(1878)  in  einer  ^Inja^l  bon  weit  über  150  befannten  2lfteroibeu.    3ur  3[Bieber= 

28* 


436  ®«"fe- 

aufftnbung  bf§  neuevbingl  unftcf)t6at  getuorbenen  ffeinen  ,^imniel§för:pct§  mufetc 
au§  ben  Wenig  ^aiyireidien  SBeoBaiiitungen  ^"ia^^i'S  eine  muttima^üc^c  ^;pianeten= 
hafjn  hexeäjmt  tüerben ,  tt)et(f)e  bie  4''ini"ift§9f9fni> »  innerl^alb  bereu  man  beu 
glüc^tling  Bei  bem  näd^ftcn  SGßiebereiidieincn  autjujui^en  ^aben  würbe,  an= 
näl^erungStceife  jum  33orau§  beftimmte.  S;ic  bamalige  tf)eoreti|cf)e  5t[tronomtc 
war  nur  im  ©taube  unter  ber  i^orau§fel3Uug  einer  frciSjörmigeu,  ober  einer  öon 
ber  ÄreiSform  fe'^r  wenig  jid)  euticruenbeu  eHiptifd^en  33a{)u  ber  ^lutgabe  3U 
genügen,  ©olrfje  5Baf)ueu  würben  bere(i)uet.  3lber  e§  jeigte  firf),  ba^  bie  meiften 
iBeobaciituugeu  '^^iajji'S  biefen  öermutt)etcu  93a^ueu  [id^  nid^t  einfügen  tiefen. 
Statt  nun  ben  ^e'^ter  in  ben  S3at)netemeuteu  ju  fud)en,  befd^ulbigte  man  lieber 
^piajji  fd^led^t  beobad)tet  ju  tjaben.  ®.  aüein  frfilug  ba§  entgcgengefe^te  33er-- 
fa'^ren  ein.  6r  f)atte  jd^on  neue  t^eoretijc^c  ^ef^oben  jur  Soflimmung  einer 
eliiptifdicu  ^a^n  au§  Wenigen  2?eobac^tungeu ,  ^attc  fdE)ou  jene  ^etl^obe  ber 
fleinften  Cuabrate  erjounen ,  Wel(i)c  bie  Wa^rfcf)einli(i)[te  35erbinbuug  unb  S}er= 
Wert^ung  ber  ttieoretifrf)  über3ül)ügen  93eobac^tungeu  ermögürf)te.  S)a§  biefe 
beiben  unerlä^tid^en  93orfeuntuiife  bamali  in  feinem  33efiije  Waren,  glauben  Wir 
nii^t  nur  feinem  SBorte,  WieWo^t  auc^  biefc§,  ba§  Söort  eine§  ber  Süge  uufäl^igen 
@f)renmaune§ ,  öoUauf  genügen  würbe,  wir  glauben  e§  inöbefonbere  ben  2;t)at= 
farf)en.  ®.  erfut)r  erft  fpät  öou  biefen  S)ingen,  unb  fobalb  er  im  ©pätfommcr 
1801  burd^  ^Vermittlung  öon  f^e^.  StatSraf^  3iwmermann  ^iajji'g  93cobadf)= 
tungcn  ert)ie[t,  befd)Iofe  er  auf  ®runb  feiner  eigenen  ^let^oben  bie  '^Uanetcnbaf)n 
3u  ermitteln.  ®a§  Snbergebni^  wieberf)oIt  üorgcuommcner  3(nuä^erungen  öer= 
öffentUd)te  &.  im  2)ecember  1801  in  ber  ^JJlonatlic^eu  Gorrefponbenj  ^ur  33eför= 
berung  ber  6rb=  unb  .spimmefSfunbe ,  weld^e  gvei'^err  granj  öon  S<^ä)  bamat§ 
f)erau§gab.  @§  waren  eüiptifc^e  3?a^etemente  ber  6ere§,  welci)e  fämmtlic^e 
SSeoba^tungen  '.^jiaaji'S  al§  wirftii^e  33a^npuufte  in  firf)  fct)(offen ,  öon  ben 
anbcren  33erecf)nungeu  aber  fid)  ungemein  weit  enfernten.  3"  biefer  £'eiftung 
War,  aud^  mit  3lnrec^nung  einer  riefen^aften  5lrbeit§fraft,  nur  ber  93eft^er  nod^ 
ungetannter  ^ct^oben  befatjigt,  nur  ber  33efi^er  berjenigen  Äuuftgriffe,  welche  e§ 
i^m  ermögtidf)ten  binnen  einer  ©tunbc  eine  ifometcnba^n  ju  ermitteln,  ju  bereu 
3lu§i-edE)nung  6uler  nad)  ben  alten  5Jtetf)oben  brei  üolle  Sage  gebrandet  t)atte, 
bereu  2(nftrengung  i^m  bie '3ef)fraft  eines  ^^tuge§  foftete.  „gfveilid)",  fagte  bann 
@.,  „Würbe  id)  auc^  wot  blinb  geworben  fein,  wenn  id^  brei  2age  taug  in  biefer 
Sßeife  "^ätte  fortredf)uen  Wollen". 

3)er  ^ü'^e  be§  i^ered)ner§  Würbe  ber  ßol^n.  Dtberg  in  Sremen  faub  am 
1.  Sffinwai;  1802  ben  öertorenen  ^;planeten  genau  an  ber  ©tette  be§  ipimmet§, 
an  wet(^er  er  nadf)  ber  S3eredf)nung  Don  &.  fid)  bcfinben  mu^tc,  unb  crHärte 
öffenttid),  unter  3Senu|ung  ber  tion  9lnbeien  bercd)neteu  Salinen  würbe  bie  5luf= 
ftnbung  gerabeju  unmöglid^  geWefen  fein.  ©0  war  mit  einem  ©d)tage  ^iajji'g 
S3eoba^tung§fun[t  gered)tfertigt  unb  bie  pra!tifc£)e  äöertt)probe  ber  neuen  S^eorien 
geliefert;  ber  5Zame  i^re§  (Srfinber§  lebte  in  aller  ^3lunbe.  ^e^t  gelaugte  an 
@.  ein  gftuf  au§  ©t.  ^^^eterSburg ,  wo  man  if)n  mit  einem  (Seilte  bon  2400 
Dtubel  bei  freier  SBotinung  al§  S)irector  an  bie  Sternwarte  Wünfd^te.  ^e^t 
bradC)te  Dtber§  feine  Ernennung  jum  S)irector  ber  freilid§  erft  geplanten  neuen 
©öttinger  ©ternWarte  in  3)orfc^lag,  unb  bie  barauf^in  mit  @.  angefnüpften 
Unter'^anblungen  beftimmten  benfelben,  bie  ^^etergburgcr  Slnträgc,  Welcf)e  o^nebieS 
ben  .Oerjog  uon  Sraunfc£)Weig  fel)r  öerftimmt  Ratten,  abjule^nen.  ^ep  trat 
auc^  in  33raunfd^Weig  jene  Weitere  ®el)alt§erl)ö'^ung  auf  600  S^aler  ein.  S)er 
'll^lan  au  einer  in  53raunfd)Weig  ^u  errid^tenben  ©ternWarte  Würbe  gefaxt.  ®. 
füllte  fid)  anerfannt  unb  ge'^oben. 

@ine§  fehlte  no^  feinem  (^IMi.  @r  ^atte  bie  33efanntfd^aft  eine§  Wol)l= 
erlogenen  Sürgermäbd)en§  öon  ^raunfc^weig,  ber  „S>emoifette  ^ol^anne  Dfll)off " 


©auß.  437 

gema(f)t.  5llonate  fang  öere'^i-te  er  fie  ftttl.  Sei;  35neT  t)om  12.  ^uü  1804  ift 
ertjatten,  in  roetdjem  er  i^r  jeine  Steigung  geftanb.  2)ie  ßinTa(i)f)eit ,  Me  ^n= 
jpru(i)§longfeit,  lüeldje  in  biefem  friere  laut  raerben,  recfitiertigen  einen  3l6brucf 
ber  ^aupt[teüe.  ©.  fd)rteb:  „^(f)  fann  ^^nen  jraar  jc^t  nic^t  9teicf)t^um,  nic^t 
©lanj  anbieten.  %o<i)  ^i)mn,  @ute  —  icf)  fann  micf)  in  5t)rer  fd^önen  (Beete 
nicfit  geirrt  ^aben  —  finb  ja  9tei(^tt)um  unb  @tan5  eBenjo  gteidigüttig  wie  mir. 
2t6er  ict)  §abe  mef)r  atö  id)  für  mic^  allein  brauche,  genug  um  jrocien  genügiamen 
5Jlenid)en  ein  iorgenireiel ,  anftänbigeS  Öeben  ju  bereiten,  meiner  ^tuöfic^tcn  in 
bie  3ufumt  gar  nic^t  einmal  ju  gebenfen.  %a^  ^Befte,  roa»  iä)  ^f)nen  anbieten 
fann,  ift  ein  treueS  Jperj  Doli  ber  innigften  Siebe  jür  Sie."  ^afcf)e  ßr^örung 
fanb  inbeffen  @.  nic^t.  e§  rodt)rte  bii  5um  22.  'Jtoöember  bi§  bie  3)erlobung 
ftattfanb,  unb  faft  ein  meitereS  ^a^x  öerging ,  et)e  am  9.  Cctober  1805  ber 
gtücf(ict)e  (ä^ebunb  gef(f)tDJfen  mürbe. 

Snjmifdien  t)atten  bie  Unterl^anbtungen  mit  bem  Kuratorium  ber  Uniöerfität 
(Böttingen  3u  einem  eiiprießtic^en  ©rgebnifie  3u  m^ren  nic^t  öermod)t.  Ge  ift 
freili(^  nid)t  unma^rfd) einlief),  baß  ber  .öer5og,  eiferfüi^tig  auf  ben  3iu:^m  ben 
jungen  6ele§rten  feinem  i-anbe  ermatten  ju  f)aben,  raie  bei  ber  5peter§burger 
SSerufung  jeine  Unjufriebentieit  mit  einer  Söfung  bes  bisherigen  2)erf)ä(tniffe§ 
!unbgab ,  unb  ba§  man  in  ^annoöer  auf  biefe  fürftüdie  SSerftimmung  9tüclfi(f)t 
nalCim.  5}lan(^e§  anbere  !ann  mitgemirft  ^aben.  So  war  oielleii^t  bie  ^e= 
merfung,  metc£)e  Clber»  in  feinem  gmpfe'^Iungöbriefe  ber  SBatir^eit  getreu  aui= 
gefpro(i)en  t)atte,  „&.  'tiege  entjdEiiebene  5lbneigung  gegen  eine  mattiematifd^e  2e^r= 
ftelte"  übet  aufgenommen  morben.  3}ielleicf)t  f)offte  man  and),  nac^bem  bie 
SÖettbeWerbung  ^:t>eter§burg§  nicf)t  me^r  bro'^te,  &.  hoä)  jur  Ueberna^me  Don 
Se^rDerpfli(f)tungen  nött)igen  ju  fönnen.  Ätargeftellt  ift  ber  3}er(auT  ber^Unter= 
^nbtungen  feineemege,  unb  fieser  ift  nur,  ba^  1805  ni(f)t  (S.,  fonbern  §arbing 
at§  auBerorbentUi^er  '^^rofeffor  ber  ^ftronomie  na($  ©öttingen  berufen  mürbe, 
ba^  bie  Ernennung  Don  &.  jum  Sirector  ber  Sternwarte  unb  jugteid)  jum 
orbentüd^en  ^ßr'ofeffor  ber  9}^att)ematif  erft  1807  nad)  bem  xobe  be§  -J^erjogs 
ßarl  äöit^elm  g^erbinanb  erfolgte. 

@roBe  politifc^e  5}eränberungen  l)atten  ftattgefunben.  Sie  Scl)lac^t  üon 
Sena  war  gefc^lagen,  ba§  preuBift^e  öeer  Dernicf)tet.  Ser  Öerjog  üon  33raun= 
fc^weig,  ber  unglüdlic^e  33efe'^l§^aber  bes  gefc^lagenen  öeereö,  war  töbtli(^  Der= 
wunbet.in  feine  öauptftabt  ^urüclgefe^rt.  ßr  l)atte  in  trauriger  g-lud^t  öor 
fdinöber  ©efangenf^aft  fic^  weiter  retten  muffen,  er  war  am  10.  'Reo.  1806 
in  Cttenfen  feinen  2Bunben  erlegen.  Ö.  f)atte  üon  feinem  O^enfter  aus  bem 
SBagen  nac^gefe^en,  ber  langfam  unb  büfter  einem  Seii^enpge  gleii^  feinen  un= 
glüdlic^en  Söo^lt^äter  aus  33raunfcl)Weig  entfül)rte.  tiefer  Stfimerj  bemächtigte 
fiel)  feiner,  jugleid)  (Srott  gegen  ben  ^^efieger  Seutfi$lanb§,  in  welchem  er  aud^ 
ben  \yt\x\h  beö  geliebten  dürften  IjaBte.  ^^perfönlic^e  ©rünbe  jur  Erbitterung 
gegen  -Dkpoleon  traten  balb  tjinju.  @.  war  eben  erft  in  ©öttingen  angeftellt 
unb  ^atte  noc^  feinen  'Pfennig  iBefolbung  eingenommen,  aly  ber  Stabt  eine  l)o^e 
5i3ranbfc^a^ung  auferlegt  würbe,  weld)e,  unter  bie  6inwof)ner  oert^eilt,  S.  mit 
2000  granten  betraf.  So  fi^wer  i^m  bie  ^tufbringung  einer  für  feine  i>er^ält= 
niffe  fo  i)oi)en  Summe  fiel,  wie§  er  bod^  eine  Senbung  be§  ^Betrages  Don  £)lber§ 
banfenb  3urü(f.  gjlit  Stolj  lef)nte  er  ab  auf  bie  ^Jlittf)eilung  öon  Öaplace  fi($ 
3U  berufen,  bie  öon  i^m  geforberte  Summe  fei  bereite  in  $ari5  einge^a^lt.  (Sin 
o^ne  -Jiame  be§  ^Ibfenbers  if)m  juge^enber  ©elbbricf  —  man  ^at  nacl)mal§  er= 
fal^Tcn,  ha^  er  üom  gürftprimaS  üon-  gtanffurt  flammte  —  machte  erft  ber  23er= 
legen^eit  ein  ßnbe.  Sie  (Erbitterung ,  Weldlje  &.  im  inneren  empfanb ,  mußte 
Wd^renb  ber  folgenben  ^ai)xe  üerftummen.  (vJöttingen  geprte  nunme'^r  5um 
^önigreid^    2Beftp^alen,    unb   ba§   (Sebei^en    ber    Unioei-fttät,    insbefonbere   ber 


438  ®'^"^- 

©tetntoai-te ,   bie  no(^  5u  erlbaueu  war,    l^ing  üoUftänbig   öon   ber  guten  Öaunc 
be§   ero6evev§  aB.     2(I§    aBcv   in  ben  SeTreiungSfviegcn   ba§  ^oä)   a6gc|d)ütteU 
tombc,  Begrüßte  @.  mit  Jaufenben  iuficinb  bie  3Biebeifet)i-  bc§  ottcn  9tegimente§. 
^n  ben  Söorten    eineg  @efcf)id)tejd^i-eibei-§:    „'^i(  S)eutfrf)en    mußten    juerft    ber 
g?remb^enic^a|t   im  eigenen  Sanbe  firf)  erme^ven ,    mochten    auä)    bie   poütifc^en 
Set^ältniffe  baburc^  nod)  öicl  !6eflagen5tt)ei-t()ci-  mevben,  a(§  fie  nadi  bem  ^4>arifev 
gerieben   tt)irf(id^   gettjorben   jinb",    fanb    ev  jeinc   eigenfte  5Infid)t  auggcfpioi^en. 
ßntbel^rung  öettei^t  einen  gtänjenben  ©cf)ein,  ber  ba§  5Iuge  filenbct  unb  für  bie 
2lbn)e(^§Iung  ton  2i(^t  unb  £)unfet  unempfinbtid)  mac^t.     3)a§  luar  ber  Utjprung 
]o  mancher  me^r  a(§  conferöatiöen  S^entart,  toeli^e  in  S^cut^d^tanb  in  ben  beiben 
etften  ^afirje'^nten  unfereS  :3a^r^unbert§  ber  in  mand)cr  Se^ie^ung  ireil'iniiigeren 
unb    gerabeju   beffeven   3}ern:ialtung    ber  einbnnglinge  gegenüber   fid)    bejeftigte, 
unb   bnf)er   ftammt  and)   mol  bie  poIitifd)e  ^}vid)tung   öon  &. ,   ber   er   ju   aEcn 
geiten  treu  blieb  unb  bie  i^m  iegUd)er  Unbill  öon  Seiten  eine§  'i)}tonard)en  bie 
gntj^ulbigung  beifügte,  e§  fei  bod)  ber  redjtmäBige  gjlonarc^,  bem  man  \\ä)  füge. 
3tnmitten  ber  Unrut)e  ber  Ucberfiebelung  naä)  ©öttingen  lourbe  bie  Slieber= 
fc^rift  ber  neuen  l'^eorie  ber  SBeved^nung  öon  $taneten=  unb  .^ometenbaf)nen  au§ 
brei  33eobad)tungen   unter   5(npaffung    an  beliebig   öiele   Weitere  33eoba($tungen 
fertig.     DlberS  bot  ba§   SBud)   in   ©au^'  ?tuftrage  bem    bebcutenbften  Sjerleger 
ber  bamatigen  3eit  g^-iebrid)  ^ertl)e§  in  .spamburg,  an.     ^^^crtt)e§  antmoüetc  erft 
abfd)lägig,  aber  einige  2Bod)en  fpäter  fam  er  auf  ba§  ^Inerbieten  jurüd.    3lnbere 
Unternet)mungcn,  auf  bie  er  fein  Kapital  ju  öertoenben  gebadete,  feien  ber  ^üt= 
umftänbe  wegen  öerfd)oben  „unb  it^  entrive  nun  gern  auf   ba§  0)au^"fd)e  2öerf. 
aBollen  ©ie  bie  (Süte  ^aben  mic^  näl)er  mit  bem  SÖerf  in  Apinfid^t  be§  3)rude§ 
ju  unterrichten   (mir  ettna   ein  S3ud)   ju  nennen ,   mit   melc^em   e§   gleichförmig 
gebrudt  toerben  foE);   mir  ^u  fdirciben,  ob   ber  lejt  lateinifd)  ift,   toag  id)  für 
.gut  t)atte  unb  enblii^   toie  bie  SSebingungen  be§  .'perrn  Sßerfafferg  finb?"     S3on 
le^teren  miffen    mir  nid)t§,    fo    intereffant    nad)   mandjer  ^Äid)tung    eine    folc^c 
^enntni^  märe.     2Bol   aber  miffen  mir,   ba^   bie   aBemegung§lc^rc   in   bcutfdier 
©prad^e  öerfa^t  mar,  ba^  fie  öermutt)tid)  ber  ^^llnbeutung  be§  i?erleger§  folgenb 
erft  in  bie  tateinifd)e  ©prai^e  übertragen  merben  mn^te  —  ju  einer  franjöfijdien 
.•perauSgabe,   bie  W.  jugemutljet  morben  fein  foE,   mar  er  nid)t  3u  bemcgen  — 
unb  ba|  baburi^  eine  Ser^ögerung  bis  1809  eintrat,     "^ad-)  ben  2lnfang§morten 
bee  Siteig  nennt  man   ba§  Söcrf   bie:    „Theoria    motus."     Sie    gilt   al§   f)eutc 
nod)  ma^gebenb  für  bie  red)nenbe  Slftronomie.     ©ie  '^atte  fid^  ben  5ln|prudl)  auf 
biefe  Geltung  fd)on  öor  bem  6rf(^einen  ermorben,  benn  nidl)t  blo§  bie  ^a^n  ber 
6erc§ ,  au(^  bie  ber  5palla§ ,   ber  i^uno ,  ber  33e[ta ,   jener  Safd^enplaneten ,   um 
einen  3lu§brud  ?lleranber§  öon  Apumbolbt  in  einem  ^Briefe  an  ®.  öon  1837  ju 
gebraudien,  öon  meld)en  '^saUa^  unb  33efta  1802  unb  1807  burd)  Dlber§,  3funo 
am  1.  (September  1804  burd)  .Oarbing  entbedt  morben  maren,  mürben  ben  3]or= 
fdjriften  biefc§  aSerfcS  gemä^  burdö  ®.  felbft,  bem  fämmtlid)e  übrige  3l[tronomen 
biefe  2Irbeit   al§  g'^renpflic^t    überliefen,   bered^net,   unb  il^re  SScredljnung  t)atte 
umgefef^rt  mieber  ben  ©rfolg  bie  Sl^eorie  ju  flären  unb  ju  öcröoEfommnen. 

S)er  Öalanbe'f(^e  '^xe\s>  ber  ^ßarifer  3lfabemie,  ben  ®.  fid)  jebodl)  nid)t  au§= 
üa'^len  lie|,  fonbern,  öermutf)lid^  um  au§  f^ranfreidl)  fein  @elb  annel)men  ju  muffen, 
jum  9lnfauf  einer  parifer  ^penbüle  öermanbte,  eine  2)enfmün3e  ber  Js^onboner 
?lfabemie,  bie  Ernennung  3um  auSmärtigen  ^itgliebe  ber  berliner  ?lfabemie 
befunben  ba§  Urt^eil  ber  gele'^rten  äöelt  über  bog  in  feiner  SSebeutfamleit  fofort 
erfannte  2Ber!.  ^Berlin  fud^te  ben  aSerfaffer  perfönlid)  ju  geminnen.  S)a§  amt= 
lid^e  @d£)reiben,  melc£)e§  SBillielm  öon  ipumbolbt  im  Flamen  ber  ©ection  für  ben 
ijffentlid^en  Unterricjit  im  2Rinifterium  be§  Sfnneren  unter  bem  25.  3lpril  1810 
an  (S).  rid^tete,  bot  il^m  1500  Jliater  nebft  ber  SteEung  at§  anmefenbeg  orbent= 


(Saufe.  439 

Ii(^e§  ^Jlitglieb  ber  3lfabemte.  „(Sie  toerben  jum  Sefen  ton  ßottegten  auf  feine 
SCßeife  terftinblii^  gema(i)t,  nui;  erfucf)t  werben,  ber  t)ier  ju  ftiftenben  Uniberfität 
^firen  tarnen  al§  orbentlicCier  ^profeffor  ju  leifien  unb,  jo  biet  e§  ^§re  5Jlu^e 
unb  (Sejunbl^eit  julaffen,  öon  S^\t  p  3eit  eine  S}ortefung  ju  Italien. "  Sfn 
einem  begleitenben  ^Priöatfiriefe  fügte  äBil^elm  öon  ^umfiolbt  noii)  auSbrücEIid^ 
ilinju :  „SSei  ber  Uniöerfitöt  entBinbe  i($  ©ie,  tüie  ©ie  e§  toünfc£)en,  jeber  S5er= 
t)flicf)tung,  unb  e§  gibt  ba^er  ni(i)t§,  toaS  <5ie  auf  bem  Söege  ftiller,  abgejogener 
unb  ruhiger  fyorfc^ung  aufhatten  fönnte."  2Be|£)alb  ®.  auf  biefe  feinen  tt)iffen= 
f(i)aftUc£)en  Steigungen  fo  fef)r  entfpredfienben  35orfc§täge  nid^t  einging,  ift 
ättieifel^aft.  3Bar  bie  S5er(o(iung,  bie  ^ertigfteßung  ber  ©öttinger  ©terntoarte 
leiten  3U  bürfen,  für  toelc^e  bie  toeft^l^ätifi^e  Ütegierung  eben  erft  eine  ©umme 
öon  200,000  granfen  ausgeworfen  l^atte,  überwiegenb?  ^atte  er  ettoa  binbenbe 
S3erpfli(f)tungen  übernontmen  toäl^renb  be§  SSaue§  (Böttingen  nic^t  3u  öertaffen? 
Sißar  eine  mit  SJti^trauen  gegen  bie  preu^ifi^e  ütegierung  gepaarte  Slbneigung 
gegen  ben33erliner  3tufentf)alt  bei  il^m  öor'^anben?  ."patte  er  perfönti(f)e  GJrünbe 
©öttingen  gerabe  je^t  ni(i)t  öertaffen  gu  toollen?  ?lEe  biefe  SKomente  fönnen 
äufammengemirft  l^aben.  Unter  ben  perfönlic£)en  Siünben  t)erftelf)en  mir  fotgenbe : 
i^ol^anna  @. ,  bie  i^rem  (Satten  bereits  ätoei  Äinber,  einen  ©ol§n  ^ofepl^ 
(geftorben  1873  at§  Oberbaurat^  in  ^annober)  unb  eine  Soc^ter  5Jlinna 
(geftorben  1840  in  Tübingen  al§  g""-"«!!!  be§  berüi^mten  Crientaliften  ^einiii^ 
@tt)alb),  gef(i)en!t  l^atte,  ftarb  am  11.  Dctober  1809  in  f^otge  ber  @eburt  eine§ 
©ö^nc^eng,  metcfjeS  bie  5)lutter  nur  ettoa  5  3[)lonate  überlebte.  S)a§  frifi^e 
G5rab  be§  Äinbe§  mo(i)te  bie  ©orge  um  bie  beiben  Ueberlebenben  erl§öl)en,  mod^te 
@.  bie  Dlotl)tDenbig!eit ,  biefen  eine  93tutter  ju  geben  !tar  öor  3lugen  fül)ren. 
5lm  1.  ?lpiil  1810  öerlobte,  am  4.  3luguft  beffelben  ^a^reS  öermälte  ftct)  @. 
mit  5!Jlinna  SSalbecf,  einer  na^en  greunbin  ber  S)at)ingegangenen ,  toel(i)e  il^re 
übernommenen  5pflicl)ten  auf's  ©(i)önfte  3u  erfüllen  unb  (S.  auf's  ^leue  ben 
grieben  einer  g(üd£lid§en  §äuSlid)feit  ju  bereiten  tou^te,  bis  aud^  fie  nadf) 
21jäl§i*iger  @l^e  im  ©eptember  1831  ber  tief  trauernben  gamilie,  3u  ber  je^t 
auä)  Äinber  ber  ämetten  @l^e  gef)örten,  entriffen  mürbe.  (Serabe  in  bie  3eit  ber 
^Vorbereitungen  jur  jmeiten  @|e  fättt  aber  ber  Srief  äßil^^elmS  bon  ^umbolbt, 
mie  bie  S5ergleid^ung  ber  Säten  fofort  ergibt. 

S)aS  mar  übrigens  nid)t  ber  le^te  3}erfu(^,  ber  angefteEt  tourbe  &.  für 
Berlin  3U  geminnen.  31eue  35er"^anblungen  begannen  1821.  gi^au  .^ofratl^ 
SöalbecE,  bie  ©cfimiegermutter  öon  &. ,  fc^rieb  unter  bem  14.  5Jlai  1821  an 
OlberS  einen  l^öc^ft  eigentümlichen  33rief:  „Unfer  trefflidjer  (5)au|  ift  in  feinem 
l^iefigen  S5er^ältni|  fo  unglücfticE)  tnie  möglit^,  —  t^eitS  burd^  feine  cottegialifd£)en 
35ert)ältniffe ,  mit  bem  ber  i^m  fo  nal)e  ift,  toeil  er  nid£)t  bie  fteinfte  §ilfe  l^at, 
unb  ba  ©ie  mein  tl)eurer  §err  S)octor  miffen  —  ba^  tiefeS  Senfen  unb  Otecfinen 
fein  SieblingSftubium  ift,  fo  fül)lt  er  fi(^  fct)on  baburd^  ni(^t  an  feinem  ^^la^; 
nun  fommt  baS  Uebrige  baju,  "öa^  er  ^l)nen  aufrid^tig  gefagt  —  megen  ber 
3ufunft  gro^e  ©orgen  ^at."  S)ie  offenbar  ettüaS  f(f)tt)a^^fte ,  in  ber  Sßal^I 
il)rer  3luSbrüdfe  meber  attguöorftdE)tige  nod^  logif(i)e  grau  |at  gerni^  ftarf  über= 
trieben,  immerhin  gel^t  auS  ben  angeführten  SBorten  ^eröor,  ba^  ein  2RiBöer= 
^ältni|  ämifd^en  @.  unb  §arbing  obmaltete.  §arbing  mar,  mie  mir  unS  erinnern, 
1805,  alfo  nidfit  lange  nac^  ber  ßntbecEung  ber  Suno,  nadt)  (Böttingen  berufen. 
Sias  ^al^r  1812  brachte  feine  (Ernennung  3um  orbenttid^en  ^rofeffor.  ©id^erlid^ 
erfolgte  biefe  Seförberung  unter  ber  SSeiftimmung  öon  ®. ,  mie  aud^  beffen  5ln= 
äeige  ber  erften  Siefeiiing  bon  ^arbing'S  neuem  |)immelatlaS  in  ben  (Böttinger 
2ln3eigen  bon  1809  im  motilmoltenbften  Seifte  gefd§rieben  ift.  .^ür3er  unb  faft 
gcf(^äftli($  gel)alten  finb  bie  9ln3eigen  ber  fpäteren  Lieferungen  eben  biefer  ©tern= 
farten,  bieKei(|t  eine  mittelbare  Seftätigung  ber  Slnbeutungen  bon  ^^rau  äöalbedf, 


440  ®''"^- 

baB  -gjavbing,  tote  er  nii^tS  in  bie  ßettung  bei-  ©tevniüarte  ju  vebcn  "^atte,  aud^ 
Strbcitcn  für  bie  ©ternirai-te  aU  \oiä)t  üevtpeigerte  iinb  baburd^  ober  über  irgmb 
toeldje  23etugm^fragen  Bei  &.  ^öerftimmung  erzeugt  i)atte.  ClberS  tl^citte  ba§ 
xijm  anüertraute  GkI)eimniB,  (*>).  jci  je^t  geneigter  al§  Trümer  Ö)öttingeti  ^u  Oer= 
laffen  bem  (V)e'^eimenrat^  öon  öinbenau,  bomalö  ©ad)fen=(V)otf)aer  ^Jlinifter,  irüt)er 
®irector  ber  ©terntoarte  auf  bem  ©eeberge,  mit.  2;iefer  toanbte  fid)  an  Weneral 
bon  ^^lüffting ,  ben  befünber§  um  Örabmelfungen  l)oc^öerbienten ,  einflu^reid)en 
6^ef  bc^  großen  ©eneralftabä  in  S5erlin.  ^Jtun  begannen  Unterf)anblungen.  fö. 
»erlangte  bei  ']xmx  3Bof)nung  einen  3^al)re§ge^alt  öon  2400  ll^alcrn.  5Jlan 
mad)te  i^m  nad)  faft  bierjäfirigem  fyeilidien  unb  ^fluttf!-'"'  nac^  ©d)reibereien  ot)ne 
@nbe,  im  91oüember  1824  folgenben  an  fid)  annel^mbaren  @egenöorjd)Iag  :  @r  joüe 
1700  2::§a(er  al§  orbenttid^cä  ^itglieb  ber  3ifabemie  bejiel^en,  300  2^1cr  aU 
©ecretär  i'^rer  matt)ematif(^en  ittaffe,  600—700  Sl^aler  öon  (Seiten  be§  i1Uni= 
fterium§  für  (S)utad)tcn  in  allen  auf  ba§  matt)cmatifc£)e  ©tubium  be^üglidien 
gragen.  Söir  glauben  nidf)t,  ba^,  toie  gejagt  toorben  ift,  gcrabe  bie  leiste  Glaujel 
unangenehm  auf  (S.  mirtte.  S)a§  3(nerbieten  eine§  fo  gut  toie  unbebingten  6in= 
fluffeS  auf  bie  Ernennung  öon  Is^etirern  feinet  \?ieb[ing§fad)e5,  auf  5lnorbnungen, 
tteidfie  ba§  ©tubium  beffelben ,  ^^^rüfungen  2c.  betreffen ,  a(§  5lbfd)redung§mittel 
auf^ufaffen,  baju  reid)t  unfere  ^fi)($otogie  nid)t  au§.  3Iud)  ber  33crmeigerung 
freier  2Bot)nung  tonnen  mir  ein  cntfd)eibenbeö  (^3emid)t  nid)t  beilegen.  Un§  ift 
am  OJtaublid)ften,  ba|  ®.  burd^  ba§  lange  .s^-)inau§3ie()en  ber  3lngelegenl^eit  fid) 
öerte^t  füt)tte.  ^^m  gegenüber  märe  ^inifter  5lltenftcin,  „bei  bem  '^llle§  etttjag 
langfam  ge1)t",  n^ie  5}iüffling  bei  biefcr  (^)etegent)eit  gefd^rieben  t)at,  bod)  bcffer 
roeniger  bebäd)tig  gettjefen.  ^Jiid)t  ben, Eintrag  alö  folc^en,  ben  öerfpäteten  9ln= 
trag  lehnte  03.  ab  unter  9]orfd)ü^ung  ^meier  Setoeggiünbe,  bereu  jmeiter  menig= 
ftcn§  ben  ©tempel  be§  bloßen  3}ormanbe§  an  ber  ©tirne  trägt :  bie  t)annoöerfct)e 
Stegierung  nämlidl)  "ijobi  il)m  felbft  eine  bebeutenbe  ^^i^^^S^.  feinem  ülteften  ©o'£)ne 
ben  Eintritt  in  baö  2lrtiUeriecorp§  betoiEigt.  2)amit  mar  aud^  in  33ertin  bie 
Öeneigt!§eit ,  (S).  ju  berufen,  öerfc^munben,  trotjbem  ^Itejanber  öon  .^umbolbt. 
mie  au§  ^Briefen  beffelben  an  ©d)umad^er  t)eröorge'^t,  in  ben  ^.  1828—36  ftdl) 
unöerbroffen  bemüt)te  neue  llnterl}anblungen  in  3u9  Ju  bringen. 

3Bir  {)aben  mit  ber  ßvjä^tung  ber  3}orgänge  öon  1821  —  2-4  ber  S)ar= 
ftellung  berjenigen  gorfd^ungen,  burdl)  njclc^e  @.  feit  1809  feine  fd)on  fo  be= 
beutenben  93erbienfte  um  bie  aBiffenfd)aft  bermel^rtc,  öorgegriffen.  äöir  muffen, 
ot)ne  fämmtlid)e  (Srgebniffe  aufjä^len  ju  bürfen ,  um  n)etdf)e  er  bie  reine 
toie  bie  angemanbte  5Hat^ematif  bereid)crte,  ba§  23}icf)tigfte  nunmehr  nad£)= 
^olen ,  njobei  mir  tl)eil§  d)ronoIogifd)  tl^eilS  bem  3^nt)atte  nad^  ^ufammen^ 
gel^örigeg  bereinigen  tüerben. 

2)er  3eit  nadli  ftetjt  in  erfter  ßinie  bie  aud^  if)rem  ^fn^alte  nad^  t)öd^ft  be= 
beutenbe  2lb^nbtung,  toeldje  1811—13  entftanben  unter  bem  Ütamen  „Dis- 
quisitiones  circa  seriem"  jebem  ^Jtaf^ematifcr  befannt  ift.  9ticolau§  33er= 
nouEi  I.  l^atte  fd)on  äu  Slnfang  be§  18.  ^Q^i-'l^unbertS  gefunbe  5infidl)ten  über 
bie  fogenannte  ßonöergenj  ber  9lei'l)en  geäußert  (ögl.  Slllg.  beutfdE)e  Siograp'^ie 
Sb.  II,  ©.  476 — 477).  3Iber  and)  er  unb  feine  übrigen  großen  ^^itgenoffen, 
bie  ßulcr,  b'9llembcrt ,  Sagrange  loaren ,  fofern  e§  fiel)  barum  ^anbelle  ju  ent= 
fcl)eiben,  ob  eine  gegebene  unenblid)e  9{eil^e  conöergire  ober  biöergire,  über  aE= 
gemeine  9ieben§arten  ober  über  grabe^u  irrige  Behauptungen  nit^t  f)inau§ge= 
fommen.  @emeiniglid)  batirt  man  bie  auf  biefem  gelbe  @enüge  teiftenben  llnter= 
fud)ungen  öon  6au(^t)'§  1821  erfd)ienener  Analyse  algebrique.  5Jlan  fottte  bie 
um  10  ^a1)xt  ältere  9lb^nblung  öon  @.  nidl)t  öergeffen ,  in  njeld^er  aum 
erften  5Jtate  eine  ftrenge  3lbleitung  öon  ßonöergeuämertmalen  gegeben  ift,  bie 
atterbing§   äunäd)ft   nur   eine  einjige  befonbere  9teit)enform  betreffen,   in  toeld^er 


©auß.     •  441 

aBer  faft  fämmtüd)e  in  ber  3tna(t)fi6  üorfommenbe  ffteifien  entl^atten  finb ,  jo 
ba^  eg  uns  nidjt  me£)r  a[§  billig  erfi^iene,  loenn  bem  getDölf)nIid)en  öebraud^e 
entgegen  in  ben  Se^rbüc^ern  ber  31nalt)fi§  ben  ©auB'fc^cn  Kriterien  Dor  benen 
6aui^9'§  unb  nocf)  jpäterer  @(f)riit[teller  ein  '$ta^  eingeräumt  mürbe.  S)ie  6on= 
üergenjunterfucfiungen  ietbft  bitben  erft  einen  S^eil  unb  ^roar  ben  fteinften  2^eit  ber 
Disquisitioues  circa  seriem .  beren  übriger  Snt)alt  jebot^  in  einem  furjen  ^u§= 
äuge  ni(f)t  (ei(f)t  öerftänblirf)  gemact)t  »erben  fann. 

S;em  @ebiete  ber  3(nalt)fi§  get)ört  ferner  eine  3t6f)anb(ung  bon  1S14  übet 
nä^erungsraeife  '^{usmert^ung  Don  integralen  an  unb  eine  Slnjat)!  öon  ©d^en 
über  ba§  jogenannte  aritl§metifc^=geometiijc£)e  ^DJtittet ,  toeli^e  le^terc  au§  feinem 
9ta(f)[a|ie  jum  Srucf  beförbert  nod)  man(i)em  93tat^emati£er  3tnla|  ju  jc^toierigen 
Unterfuc^ungen  bieten  toerben.  Oben  bal§in  gehören  auc^  bie  5ltbeiten  über 
elliptif(^e  unb  (emniecatiid^e  integrale.  ©ine  ©tette  be§  6inleitung§para= 
grapsen  jum  7.  Stbfi^nitte  ber  Disquisitiones  arithmeticae  betoeift,  ba§  @. 
fd^on  1801  bie  lemniscatifiiien  integrale  ber  Unterfui^ung  unterioorfen  l^attc, 
ba^  ex  in  einem  befonberen  2Berfe  barauj  jurücEjufommen ,  bie  Semm§caten= 
tl^eilung  ber  Ärei§t^ei(ung  gegenüber  5U  fteEen  gebad)te.  ©ine  3lb^anb(ung  bot 
@.  ©etegenfieit  eine  jeitbem  na<i)  x^m  benannte  Umformung  cttiptif(l)er  ^ntegrate 
äu  öerijffentticiien ,  unb  nac^gelaffene  Fragmente  aus  bem  ^at)re  1808  be[tä= 
ttgen,  toaS  gefprddiSroeife  fi^on  roätjrenb  be§  Seben»  öon  ©.  Perlautet  l^atte, 
toa§  er  aud)  1828  brieflich  gegen  Sc^umac^er  äußerte,  ba|  er  -Xbel  unb  ^acobi 
um  ein  3]iertelja^r^unbert  juüorgefommen  war,  unb  ba^  nur  feine  Stbneigung, 
trgenb  Stmas  ju  öeröffentlid)en,  was  iljm  nid)t  nac^  i^oxm  unb  Sn^alt  ab gef(i) [offen 
erf^ien,  i^m  ba§  SrftUnggredit  in  biefen  fä)mierigen  Xi)eomn  geraubt  bat.  5i;er 
ütu^m  felbftänbiger  ©rfinbung  bleibt  @.  unter  allen  Umftänben,  unb  fein  33io= 
grapl§  ^at  ba§  Oted)t,  rael(f)e§  ber  Sefd)ic^tf(i)reiber  ber  mat^ematifc^en  2Biffen= 
fc^aften  nid^t  l^at,  in  ben  Sorberfranj  feine§  ©eiftes^elben  aucf)  bie  SStätter  mit 
einjufted^ten,  meldte  bie  2luffct)rift  ber  eliiptifi^en  integrale  führen. 

Surften  mir  foeben  be§  erften  ^^^aragrap^en  be§  7. 5tbfdE)nitte»  ber  Xi§quifitionen 
gebenfen ,  fo  ^at  bie  !^eutige  ^Jiatfiematif  bem  britten  ȧaragrapl^en  bcffetben  '^h= 
f(^nitte§  ben  ^ud^ftaben  i  al§  ^eii^en  für  V—L  entnommen,  met(|er  ungemö§nlic§ 
rafd^  in  Uebung  fam.  Ü).  gehören  aud)  bie  Flamen  comptere  unb  laterale  3a^I 
an,  unb  menn  bie  geometrifc^e  S^eutung  berfetben  if)m  gemi^  nid£)t  juerft  eigen= 
l]^ümlid^.  mar ,  fo  batirt  eben  fo  gemi^  bie  SJerbreitung  biefer  93etrad§tungömeife 
öon  einer  jener  ©elbftanjeigen  in  ben  (Söttinger  ^tn^eigen  Pon  1831 ,  mie  fie 
@.  fo  gebrungen  unb  in!§aItPot(  ju  fdf)reiben  mu^te. 

Sine  beim  iRed^nen  mitunter  ©rtett^terung  Perf(f)affenbe  Sabelle  ber  5lbbition§= 
unb  ©ubtractionSlogarit^men  t)at  man  mit  Unred^t  nadt)  bem  ^Jlamen  öon  (B.  be= 
nannt.  @.  l^at  jmar  eine  fot(^e  Jafet  l^ergefteltt  unb  in  3^<^'^  5}^onatü(i)er  6orre= 
fponbena  1812  öeröffenttid^t.  @r  be^iei^t  fic^  aber  mit  gemo^nter  @emiffent)afttg!eit 
auf  Sconelli,  meldt)em  ber  ©ebanfe  angei)öre,  unb  ber  in  ber  21§at  fc^on  1802 
?le:^nlidf)e§  Verausgab. 

^n  ben  Satiren  1821 — 25  ianb  bie  ^annööerifc^e  SanbesPermeffung  ftatt, 
meldte  @.  (Selegentieit  gab,  mät)renb  aEer  ©tabien  ber  9}orbereitung  unb  9tu§= 
arbeitung  in  ber  taugen  3eit  Pon  1818  bi§  gegen  18-48  Unterfud^ungen  ber  piel= 
föltigften  2Irt  an^uftetten,  bie  i^n  jum  erften  ©eobäten  ber  SBelt  mai^ten,  i^n  auä)  in 
perfönlid^e  ^Bejie^^ung  ^u  ben  gat^Senoffen  3.  23.  p  bem  oben  genannten 
©eneral  Don  5JtüffIing  brad£)ten.  ^Dtan  ift  in  ber  2eben§gefd^i(^te  Pon  6.  fo  oft 
in  ber  Sage  fein  ^ebauern  auefpreiiien  ju  muffen,  ba^  biefe§  ober  jene§  in 
5(usfid^t  genommenes  2Ber!  gar  nid^t  ober  nur  in  ^rudf)ftüiien  ^ur  ^luSfü'^rung 
!am,  baB  mir  faum  miffen  ob  mir  ^ier  ol^ne  einförmig  ju  merben  be§  @au^'= 
fd)en  nid§t   ertüttten  9>or^aben§  gebenfen  bürfen,  ein  jufammentiängenbee  gro^eS 


442  ®fl"fe- 

geobätifd^e§  SBerf  ju  fcfireiben ,  in  tceldiem  aUe  bie  ©egenftänbe  im  ©t)fteme 
öDvfommen  fottten,  toelc^e,  naci)bem  ®.  öon  jenem  9]orf)al6en  leiber  abftanb, 
in  3ufammenf)ang§Iofen ,  bem  2lnfd)cine  nad)  nic^t  einmal  jufammengeliörigen 
ßinäelaB^anblungcn  [ic^  äerfpüttcrten,  bem  2:f)eoi-etifer  faft  mefjr  SSele'^rung  I)ie= 
tenb  al§  bem  $vaftifer,  toie  ®.  felbft  bie  ^^l•al•i§  ber  Sanbeäüermeffung  ^toax 
mit  öor  i^m  nie  gefannter  ©enanigfeit  leitete,  jie  aBer  hoä)  f)auptfäct)li(^  al§ 
9lu§gang§|)unft  eigentlich  mat^emati|(^er  g^orfd)ungen  Betrachtete.  5i)er  Ö)eobät 
fteüt  bielieic^t  bie  (ärfinbung  bei  .^petiotropS  (1821)  am  ipöd^ften,  toelctie 
übrigenl  auc^  ®.  mit  geredetem  ©tolje  erjüllte.  ©eit  ©emma  gi-'iftuS  1533  bie 
Verlegung  ber  ju  öermeffenben  (^iegenben  in  S)reiecfe  lehrte,  met(^e  ficf)  anein= 
anber  anfrf)üc§en  unb  firf)  gegenseitig  )i(f)ern,  l^atte  bie  Triangulation  gro|e  iyort= 
fd^ritte  gemai^t.  5Jian  mufete  bereits,  ba^  e§  öortl^eil^aft  jei  bei  umjaffenben 
Sßermefjungen  ein  ©runbbreiedE  mit  möglid)  großen  ©eiten  fid)  ju  üerjrfiaffen. 
Sei  einem  jol(^en  2)reiccEe  maren  aber  bie  unmittelbaren  SBinfelmeffungen  baüon 
abl)ängtg,  ba^  man  ein  gernrol^r  aur  einen  ^üleilen  toeit  entfernten  ^^^unft  ein= 
fteEe,  ber  mirflid^  al§  ^unft  gelten  fönne,  nii^t  al§  i?ör|)er,  ttiie  3.  33,  eine 
i^irc^tljurmfpi^e  ober  bergleidien.  (Sinen  foldjen  '^Ißunft  beuttic^  [id)tbar  ju 
mad)en,  bilbete  bie  gro^e  ©d)n)icrigfeit,  bereu  man  nur  in  geringem  Ma^t  mit  .spilfc 
ber  öerfc^iebenartigfteu  Sampen  bei  näd)tlicf)er  Beobachtung  .sperr  tocrben  fonnte. 
2)a  fiel  e§  &.  ein,  ba§  ©onnenbitb  auf  einem  tteinen  ©piegel  al§  bei  J^age 
fid^tbaren  ßid^tpunft  ju  öermcnben,  unb  biefen  Öebanfen  fertig  im  Äopfe  tragenb 
erfannte  er  an  bem  33lit)en  ber  gp^ftfi^i'^eiben  eine§  .Spamburger  2:t)urme§, 
tt)eld)e§  er  auf  bem  5)tid)aeli§tl)urme  in  Lüneburg  mal)rna^m,  bie  ?lu§fül^rbar= 
feit  jeineg  ©ebanfena.  @o  tourbe  ba§  befannte  Äinberffieltoerf  ungefe'^en  unb 
au§  ftdjerer  ^erne  X'tnbere  mittels  cineS  ©piegelftücEd)en§  3u  blenben,  bie  6jruub= 
läge  be§  Slpparateg,  o^ne  meieren  feine  größere  ^Bermeffung  mel)r  ftattfinbet. 
S)a§  |)eüotrop  ermöglid)t  auf  eine  Entfernung  öon  70  Kilometern  aBinfelmef= 
fungen  öon  einer  (sjenauigfeit,  bie  man  fonft  nur  für  aftronomifc^e  Seobad)= 
tungen  in  5tnfpru(^  5u  nehmen  magte.  9lllerbingy  mar  jeljt  aud^  eine  um  fo 
genauere  Kenntnis  ber  J'^eoric  ber  5ernrö|re,  ber  brcdjenben  äöirfung  öon 
!Öinfenfl}[temen  not^menbig.  .3^r  mibmete  ©.  feine  Dioptrifd)en  Unterfud)ungcn 
(1843),  au§  toelcl)en  mir  nur  bie  @infüf)rung  ber  fogenannten  ^auptpunfte  unb 
,'pauptbrennmeiten  nennen  moüen. 

S)er  ^JJkt^ematifer  mirb  mit  gröfierem  SJergnügen  bei  ben  9lbl)anblungen 
öon  1821,  1823  unb  1826  über  bie  5)^etf)obe  ber  fleinften  Cuabrate  öermeilen, 
bei  ber  öon  ber  ^open'^agener  5lfabemie  gefrönten  2lb'^anb(ung  öon  1525,  über 
S)arfteEungen ,  bei  toelct)en  bie  9lbbitbung  bem  5lbgebilbeten  in  ben  fleinften 
Sl^eilen  äf)nlid^  mirb  ,  conforme  9lbbilbung ,  wie  man  Ijeute  mit  einem  öon  &. 
gebilbeten  Flamen  fagt.  ör  mirb  ben  Unterfud^ungen  über  ©egenftänbe  ber 
Pieren  ©eobäfie  öon  1843  unb  1846  feine  5lufmerffamfeit  fd^enfen.  ßr  mirb 
inSbefonbere  eine  5lb^anblung  öon  1827  Disquisitiones  generales  circa  superficies 
curvas  ftubiren,  unb  füllte  babei  ja  nidf)t  öergeffen,  ba^  eine  allgemeine  2ef)re  öon 
ben  gläd^en,  inSbefonbere  ba§  KrümmungSma^  berfelben,  öor  jener  3lb:^anb= 
lung  für  bie  äöiffenfdtiaft  fo  gut  mie  nid^t  öor^anben  toar. 

Söieber  eine  anbere  ©ruppe  öon  3lrbeiten  bilben  folc^e,  meldtie  ber  5Jled^ani! 
angepren.  3lu§  il^r  fei  ber  furje  3luffa^  über  ein  aügemeincS  ©runbgefe^  ber 
^e^anif  genannt,  melc^er  1829  erfdiien.  2)er  grfinber  ber  gjtet^obe  ber 
fleinften  Cuabratc  äeigte  l)ier,  ba^  auä)  bie  g^atur  biefer  ^Hetfiobe  ^ulbigt,  ba^ 
bie  ©leid^ungen ,  meiere  bie  33emegunggerf(^einungen  unfereS  aBeltaES  regeln, 
burd)  analt)tifc^e  Umformung  in  eine  ©eftalt  gebrad^t  toerben  fönnen,  bereu 
Uebertragung  in  ein  ®efe^  ba^in  lautet,  bie  ©umme  gemiffer  quabratifd§er  (Srö^en 
muffe  immer  fo   flein  al§  möglid)  merben.    S)em'@ebiete  ber  2ned§anif  gehören 


®au^.  -  443 

au(^  bte  Unterfuc^ungen  ubtx  bte  ßo^jittarität  (1830),  bie  Sel^rfä^e  „Uel6ev 
bie  im  umgefef)i-ten  Cuabrate  bev  ßntyexminQen   tüirlenben  Äräite"    (1839)  an. 

Se^teie  Bitben  jüi*  unjere  S)arftellung  ben  Uebergang  3u  ben  gemeinfam  mit 
3!Bitt)etm  SBeöex*  in§  SBer!  gefegten  gto^attigen  StrBeiteu  übev  ben  @rbmagne= 
ti§mu§.  2)et  Einfang  berjetBen  fältt  in  eine  iüx  ®.  bejonberS  fdfittjere  3eit. 
2Bii-  toiffen,  ba^  ev  im  ©eptemBer  1831  bie  ätoeite  SeBenSgefä^rtin  burif)  ben 
Sob  öon  feiner  ©eite  geriffen  fa'^.  ®.  fui^te  in  ert)öt)tei-  geiftigev  2;^ätig!eit 
ein  (yegengen)icf)t  gegen  bie  etf($taffenbe  Söirfung  gemütt)ti(f)ei-  3^^"^'üttung. 
Ärt)ftattogxap:§ifd)e  ©tnbien  be§  ©ommei-§  1831  tourben  ^toar ,  ]o  auSfic^t^öoIt 
fte  n)aren,  unterBroci)en;  öieltei(^t  evinnerten  fie  ju  fe"^!-  an  bte  33ertoi-ene,  tüä^renb 
beren  testen  ßranf^^eit  fie  entftanben  toaren.  '^htx  neugefiiiaffene  ^loBteme  ei-füttten 
ba§  S)enten  ber  fditaftojen  1Jiä(i)te,  nnb  an  biefen  ^roBtemen  l^atte  ber  an  ©teÜe 
be§  ßnbe  Dlobember  1830  berftorBenen  2;oBia§  ^at)er  eBen  in  (Söttingen  einge= 
ti'offene  neue  ^Proiefjor  ber  ^^#t,  Söit^elm  SCßeBer,  feinen  :^älftigen  Slnt^eil. 
„S)er  <Bta^l  f(^tägt  an  ben  ©tein."  5Jtit  biefen  Söorten  Bezeichnete  ®.  fpäter 
fein  ^erfönlici)e§  3uf<iwmentt)irten  mit  SBeBer,  unb  toaf)rtiii)  niemals  f|)rü§ten 
gtänjenbere  gunten  be§  (SeifteS,  al§  bie  tt)el(^e  bte  6  SBänbe  bur(f)teu(i)ten ,  bie 
unter  bem  äiemticf)  unfc^einBaren  Flamen:  „Üiefultate  au§  ben  25eoBacf)tungen 
be§  magnetifc^en  S5erein§  öon  1836—1841"  erfd^ienen  finb.  äöir  magen  :§ier 
nic£)t  an^ubeuten,  toelc^e  3}erbienfte  bie  @rfinbung  be§  a3ifiIar  =  5[Ragnetometer§ 
ber  äöiffenfeiiaft  geteiftet  f)at,  inSBefonbere  feit  ^^oggenborff  bie  @|)iege(aBIefung 
an  it)m  einrict)tete.  Sßir  nennen  nur  im  3}DrüBerge!§en  bie  attgemeine  S^eorie 
be§  @rbmagneti§mu§,  toelc^e  bie  5Jlögtic^feit  getoä'^rte,  alle  Big^^er  nicfit  ju  ber= 
einigenben  @igenfd)aften  ber  ^agnetnabel,  it)re  S)eciination,  i'^re  ^ndination, 
i'^re  nad§  3eit  unb  Ort  fi($  änbernbe  @(^toingung§bauer ,  au§  einer  Cuettc 
mat^ematifc^  l^erjuteiten.  2öir  Bemerfen,  ba^  bie  @ä|e  üBer  bie  im  umge= 
feierten  Cuabrate  ber  ßntfernungen  toirfenben  Gräfte  ben  9tefultaten  ange'^ören. 
SBir  Betonen  am  Sauteften  ba§,  h)a§  tt^eoretifc^  ni(i)t  ba§  3öict)tigfte  praftifc^ 
bie  l^öc^fte  SSebeutung  getoonnen  Ifiat:  ®.  unb  äöeBer  legten  im  SBinter  1833 
auf  34  3toifc§en  ber  ©ternwarte  unb  bem  :p'§t)fifatifd§en  ßaBinette  ben  erften 
eleltromagnetifc^en  ^elegra^'^en  an ,  beffen  in  na'^eju  alle  Ser'^ältniffe  be§ 
ftaatlid^en  toie  be§  Bürgerlichen  2eBen§  tief  einfc^neibenbe  2öir!ung§fä^i gleit  &. 
fofort  erlannte  unb  toürbigte. 

S!a§  ©(^irffal  f^jielte  graufam  mit  (S.  S)en  ^^rcunb ,  ben  er  gemonnen, 
mit  bem  er  ^anb  in  ^anb  gegangen  mar  auf  gemeinfam  geBa^nten  SBegen, 
foEte  er  öerlieren.  ^xn  ©e|)temBer  1837  mar  no(^_  ba§  lOOjä'^rige  Sefte'^en 
ber  Uniberfität  ©öttingen  mit  großem  ©lanje  gefeiert  morben.  Sltejanber 
tjon  <§umBolbt  mar  unter  3lnberen  jugcgen,  fo  einen  S3efucf)  aiemlic^  fpät  er= 
toibernb,  ben  i^m  &.  1828  Bei  Gelegenheit  ber  in  Berlin  ftattfinbenben  5tatur= 
forfcfieröerfammlung  erftattet  l)atte.  ®.  unb  SBeBer  gehörten  ju  ben  gefeiertften 
3ßerfDnli(i)feiten  Bei  jenem  ^^efte,  toeldieä  bie  ©eorgia  Slugufta  fid^  felBft  unb  ben 
Selirern  gaB ,  bie  xi)x  jum  9tul)me  gereid)ten.  9lur  jtoei  5Jtonate  fpäter  Brad^ 
üBer  ^annoöer  jene  :politifc§e  ßrife  au§,  melcfie  in  ber  SSiograp^ie  S)at)lmann'§ 
(3ltCg.  beutfd)e  »iogr.  S3b.  IV,  ©.  697)  gef^ilbert  ift ,  unb  meiere  ©öttingen 
fieBen  feiner  '^eröorragenbften  ^^ßrofefforen  loftete.  Unter  ben  ^IBgefe^en  mar  6malb, 
maräöeBer, ber©(^miegerfol|n,  berfyreunb  öon®.  @au|  felBft,  eine  burd^  unb  burd^ 
conferöatiöe  ^^iatur,  toie  fd£)on  !§erborgel)oBen  tourbe,  mar  Bei  ben  greigniffen,  bie  ju 
jener  (Setoaltma^regel  fül)rten,  niä)t  Bef^eiligt,  mit  i'^m  üBrigenS  bie  gro|e 
2Re'^r'^eit  ber  (Söttinger  ^rofefforen.  ^n  einem  Sriefc  an  ^leranber  öon  ^um= 
bolbt  erBat  &.  beffen  25ermittelung  Bei  bem  Könige  öon  ipannoöer,  um  ben 
Beiben  i^m  fo  na^e  fte'^enben  5Rännern  ba§  SßleiBen  in  ©öttingen  ju  ermög= 
lid^en.     2lÜe  5ßemül)ungeu  toaren  frud^tlo§,   unb  mä:^renb  ßmalb  Bereite  1838 


444  ®ou6. 

in  ÜLüBingen  eine  neue  Stellung  fanb,  fitieB  2öe6n-  biä  1843  öon  jeber  ^lofeflui' 
auSgefc^Iüfjen. 

äötr  t)abeu  noii)  eine  ^ixBeit  ju  emät)ncn,  burd^  toelt^e  Ö).  1845,  man 
möi^te  jaft  fageu,  bie  50j ädrige  (Erinnerung  an  bie  ©rfinbung  ber  ^3Jletl^obe  ber 
f{cin[ten  Cuabrate  beging,  ©eine  erfte  Gntberfung  ^atte  ber  2Baf|rfd)einli(f)!eit§= 
xec£)nung  angehört.  S)emietben  ©ebiete  entftammte  bie  9lb^anbtung  öon  1845. 
S)ic  ^roiefforen=3Bittlt)en=6affe  ber  Uniöcrfität  Ööttingen  luar  burd)  ^3tangel= 
l^aftigfeit  ber  ©tatuten,  tuelc^e  nur  eine  allmät)li(^e  Steigerung  ber  ^enfioncn 
üorfa^,  o§ne  babei  bie  5Jiögti(^feit  ,^u  berücEl'id)tigen ,  ba|  bei  3unat)me  ber 
Söittloenjall  beren  3iat)re§gef)a{t  ficf)  einer  ©dimälerung  tücrbe  unterroerjen 
muffen,  in  bebenflic^e  3u[tönbe  gerattjen.  &.  tvax  ber  geborene  Seric^terftatter 
in  biefer  arg  öerfa^renen  ^^Ingelegenlieit ,  unb  er  l^at  mit  benjunberunggluürbiger 
,^larf)eit  ben  ©egenftanb  na^  allen  ©eiten  fo  beleud^tet ,  ba^  er  aud)  für  ben 
9lii^tmat|ematif er  üoüftänbig  burdjfic^tig toerbcn  mu^te,  unb  ba^  biefer  au§  brm  'Jiad)= 
laffe  3um  5Drurfe  gelangte  ißerid^t  aU  l'eitfaben  für  attc  fünftigen  6inrid)tungen  ä'^n= 
Iid)er  Äaffen  bienen  fann,  toeli^e  gteid^  ber  Ööttinger  ben  boppettcu  ß^arafter 
einer  auf  ^Beiträgen  berut)enben  @enoffenfd)ait  unb  einer  auf  S3ermäd)tniffe  ge= 
grünbeten  mitben  Stiftung  tl)ei(en.  2)em  S3erid)te  finb  geluiffe  Tabellen  beige= 
fügt,  beren  .g)er[tellung  frciUd)  an  anberlueitig  gegebene  ftatiftifd^e  ?luf3eid)uungcn 
anfnüpft ,  h)eld)e  aber  eine  ^ylille  öon  2lrbeit ,  öon  3<i^^en^'cc£)nung  erf orbcrten, 
beren  in  feinem  68.  !Qeben§iat)rc  nur  ein  ^Jiann  fällig  Wax,  rceld)er  inie  Ö5.  aud)  bcm 
9ied)nen  eine  ]§öt)ere  ©eite  abjugelüinnen  ttju^te,  inbem  er  ber  mannigfaltigften 
Äunftgriffe  fic^  bebiente.  (ää  mar  i'^m  baburd)  ein  ilergnügeu  ma§  ben  meiften 
5)lenf(^en  eine  oft  unabmei§bare  aber  ftet§  iangtneilige  ^4>flic^t  bilbet,  unb  e§ 
tuar  einiger  ©ruft  in  ben  fdier^tjaften  Söorten,  bereu  luir  felbft  un§  au§  einer 
23orlefung  öon  ®.  über  bie  ^et^be  ber  fleinftcn  Cuabrate  entfinnen,  ba^  eine 
getöiffe  $oefie  in  ber  Serec^nung  öon  ^ogaritf)meutafe(n  tit-ge.  S)enfelbeu  SBor= 
lefungen  getjört  bie  Erinnerung  an,  ba^  @.,  ber  überatt,  aud)  in  feinen 
33ergnügungcn,  al§  SIRann  ber  2Biffenfd)aft  fid)  füllte,  bei  iat)relang  fortge= 
festem  regelmäßigem  2J}:^iftfpieIe  mit  ben  gteid)cn  gi-'^unben  ftetä  auf^ufdireiben 
pflegte,  tüic  öielc  3Iffe  ^eber  bei  jebem  ©picle  in  ber  .«panb  gehabt  'fiattc,  um  an 
biefen  ^tufjeidinungen  eine  erfat)rung§mä|ige  Seftätigung  be§  fogenannten  ©e^ 
feiges  ber  großen  3flt)Ien  in  ber  2Sa^rfc^einli(^!eit§re(^nung  ju  gemiuncn.  Sle'fin^ 
Iid)e§  bc^medten  o^e  3^'^ii£l^  K'i^e  ^luf^eid^nungen  ber  tagtid)cn  6our§f(^man= 
fungen  gertiffer  ©taatSpapiere  an  ben  ^auptbörfen,  loenn  auc^  nid)t  in  3lbrebe 
geftettt  luerben  lüiU,  baß  ba§  nädifte  ^inlereffe  beim  53erg(eic^en  ber  C^ourfe  über= 
f)aupt  ein  perföntic^  finanzielle^  gemefen  fein  mag,  ba  bie  ©etüanbffieit ,  mit 
tt)eld)er  &.  fein  3}ermögen  <}u  öeriöalten  toußte,  faft  fpric^lüörtlid)  tüar. 

3Biffcnf(^afttid)e  ßeiftungen  jtoeier  9lrt  fönnen  bei  ben  meiften  ©ele'^rten 
unterfd^ieben  tuerben ,  il^re  ©d)riften  unb  it)re  ßef}rtt)ättgfeit.  SJon  ber  ©d^eu 
©auß'  gegen  le^tere  :§aben  mir  f(^on  fprec^en  muffen.  2Bir  f)aben  fie  3um 
S^eit  burc^  ben  ginbrud  ju  begrünben  gefuc^t,  ben  ^aeftner'§  35orträge  auf  i^n 
gemad^t  I)atten,  burdf)  bie  lleberjeugung,  bie  er  an  fid^  felbft  gewonnen  tjotte, 
baß  5^att|ematiE  aud(i  au§  23üd)ern  o^ne  feben  ßet)rer  ftubirt  werben  fönne. 
©pötere  (Srfal)rungen  mußten  ben  öorgefaßten  äöibertüiüen  fteigern.  Söenn  man 
toeiß,  mie  fe'^r  bi§  etU)a  ^um  ^.  1830  ber  mat^ematifd^e  UnteiTidjt  an  beutfc^en 
^od^fd)uIen  barniebertag,  in  öpie  bürftigcr  35orbereitung  ©tubirenbe  aud)  l^ö^erer 
©emefter  bamalä  ben  SSorträgcn  folgten,  fo  finbet  man  ba§  fonft  Unbegreifliche 
natürlidE) :  baß  ein  &.  23orlefungen,  bie  er  feiner  felbft  unb  ber  2ßiffenf(|aft  für 
töürbig  '^ielt,  faum  öor  einer  §anböoll  junger  Seute  ju  ©taube  brad)te,  mal)- 
renb  menige  ©traßen  baöon  entfernt  ein  I^ibaut  öor  mcl)r  al§  100  3ul)örern 
über  a3ud)ftabenre^nung   la§.      ©o   tonnte  unb   mußte   eine   ettüo   öor'^anbene 


ÜJautier.  445 

2e?)vfveubigfeit  ocrfümmern.  Später  al§  bie  waä)  fväftigevev  .ffoft  Dei-(angcnben 
Stubirenben  bcn  5}or(eiungen  eine§  @.  gern  gefolgt  tüören,  war  er  beven  bereit» 
jo  entraö'^nt,  ba^  man  i^n  gteitf)iatn  nötf)tgen  mu^te,  ab  unb  5U  einmal  bic 
^orlefung  föirflit^  311  f)alten,  bie  er  mit  geringer  2t6tt)ed)»(ung  in  ben  G)egen= 
ftänben  anjujeigen  pfiföte.  ^atte  er  ein  ßoüeg  einmal  Begonnen,  fo  fcfiien  e§ 
i!^m  felbft  23ergnügen  ju  maciien,  aber  mit  bcm  ©(^(u^  be§  ©emefterg  ^örte 
biefe  furje  i3uft  »ieber  auf.  Sie  }^oiq,t  baöon  n)ar,  ba^  man  t)on  einer  6auB^= 
fc^en  <B<i)uU  in  ber  5Jlat^ematif  nid)t  reben  fann.  äöot  ^aben  ^eroorragenbc 
^at^ematifer  unfere§  ^at^v^unbertg  in  allen  Sänbern  an  ben  @cf)riften  Don  @. 
gelernt,  aber  in  ba§  perfönüc^e  33erp(tni^  be§  näf)eren  Sd^üterS  jum  Sefirer 
ift  faum  (Siner  eingetreten,  unb  biefer  @ine  mar  ein  fotdier,  ber  a(§  Schüler 
fc§on  ^Jleifter  mar:  Seinl^arb  ^Riemann.  S)agegen  bar|  man  bie  Se^eidEinung 
einer  6auB"i(i)en  Sci)ule  in  ber  '^tflronomie  allerbingS  für  eine  gemifje  ^eit  aui= 
re(i)t  ermatten.  ®(^uma(i)er  eröffnete  1808  ben  ^rei§,  bann  tnaren  e§  18.10  bie 
Snife,  (Serling,  ^JiöBiu§,  Nicolai,  toelifie  an  ber  6öttinger  ©tcrnmarte  t§eore= 
tifc^e  unb  t)ra!tifc^e  3lu§bilbung  juchten  unb  fanben.  3tber  aud)  biefe  2cf)i= 
t^ätigfcit  l^örte  atlmaf)(ig  auf,  unb  e§  ift  faft  at§  öercinjelteg  S5orfommcn  ju  cr= 
md'^nen ,  ba^  2Binnecfe  (gegenroärtig  Sirector  ber  Sternmarte  in  Strapurg  im 
ßlfa^)  1853 — 56  in  ©öttingen  ftubirenb  bem  greifen  Slftronomcn  auf  Stunben 
fi(^  nä'^ern  burfte. 

Um  biefe  ^tit  na'^m  bie  Äranf^eit,  meldte  @.  lange  mit  fic^  lierumfi^leppte, 
ein  .iperjleiben,  fo  ju,  ba^  er  ficE)  enbliif)  bequemte  in  bie  bisher  bon  i^m 
ftete  3urücfgetoiefene  ^ujie^ung  eine§  ^Ir^teS  3U  tüilligen.  Sie  forgfamfte  ^^^flege 
fonnte  ba§  @nbe  feiner  2eben§laufbal)n  nic§t  l)inau§f(^ieben.  @r  ftarb  ben 
23.  gebruar  1855  faft  78  ^ai)xe  alt. 

Sie  100.  Söieberfe^r  feine§  Ü)eburt§tage§  am  30.  ^prit  1877  gab  ©ete^rten 

unb    ^aien  ber   ganjen   2Selt  Setegen'^eit  ju  einem  ©au^ftanbbilbe  beiäufteuern, 

toelc^eg  in  S?raunfcf)meig  errii^tet  merben  mirb.     Sie  ©öttinger  föniglit^e  @efelt= 

f($aft   ber   Söiffenf($aften  l)al   ein   anbere»  Senfmal  fcf)on  früf)er  öollenbet,  bie 

fiebenbänbige   @efammtau§gabe   feiner  Söerfe.     Slu^erbem   finb    ßorvefponbenjen 

Bon  &.  mel^rfad^  herausgegeben:  fein  „Sriefmed)fel  mit  Sc^umacEier"  in  6  ^än= 

ben  (2lltona  1860— 65^,    mit    5llei-anber  bon  -öumbolbt   (ßeipjig  1877),    mit 

91tcolai  (^arl§ru^e    1877).     Sie  S3eröffentü(^ung   be§  58riefme(i)fel§   mit  Seffel 

ftel)t  betvor.     @ine  biograp^if($e  Slrbeit  „SauB  3um  ©ebädjtni^"  (ßeipäig  1856) 

öeröffentlit^te    f^on    im   ^al)re    nad)    bem    Sobe    be§   groBen    ©elei^rten    einer 

feiner    nä(^ften    g^'^^^^^  >     ^-    ©artoriu»    öon    SöalterS^aufen.      6benberfelbe 

l^atte    aucf)    bas    @^renre(^t    in    5lnf|jruc^    genommen,    feine    i8iograpl)ie    für 

biefeg    Sammeltoerf  fi^reiben   ju   bürfen.     5lur  beffen  Job  öor  (Jinfenbung  be§ 

jugefagten   Beitrages   ^at   bem   Unterjeiifineten  bic   unermartete  aber  angene'^me 

^flic£)t  auferlegt,  be§  ^^ocfiöere'^rten  51^anne§  ^ier  3U  gebenfen,  ber  firfierli^  mä^= 

renb  feine»  2eben§  unb  no(^  lange  barüber  '^inaug  bae  mar,    als  loa»  i'^n  eine 

1856  p  feinem  6ebäd)tniB  geprägte  ^Jlünje   preift:    Princeps  mathematicorum. 

9}gl.    au|er    ber    Schrift    Don    <Sartoriu§    Don    2Baltetöl)aufen    unb  ben 

iöriefmecfifeln  eine  gro^e  Slnja^l  Don  hieben,  2luffä^en  unb  bergteic^en,  meldte 

jur  Jubiläumsfeier  1877  erfcl)ienen  finb.     Uns  bienten  eine  9tebe  Don  Stern 

(ßJöttingen    1878',    eine  35rofd£)üre   Don  Söinnecie    (33raunfcl)mcig  1877    unb 

jtoei  Oluffä^e  Don  8iirotl§  unb  bem  Unter.jeidineten  felbft  in  ber  9lug§b.  allgem. 

3eitung  (SBeilagen  ju  dlx.  55  unb  156  be»  Jaf)rgang  1877).     ©nbtic^  fonnten 

mir  noc^   ganj   jule^t  bie  intereffante  SdEirift:   ^arl  ^yriebric^  @au§.     3^01? 

•Kapitel  ouö  feinem  Seben  Don  Öubtoig  ^änfelmann,  ©tabtarcliDar  in  Sraun= 

fc§meig  'Seipäig  1878)  bcnu^en.  Gantor. 

©QUticr:  2;^oma§  &.,  am  2.  Wäx^  1638  in  bem  SBalbenfertVle  Glufon 

ober  5][^ragela§  al§  Sol^n  eine§  fönigli(^cn  ']lotar§  geboren,    ftubirte  auf  ber  im 


446  ®^^^- 

S)elpt)inat  gelegenen  3Ifabemie  S)te  ^l^itofop'^ie  unb  Serebtfamfeit  unb  jeit  1661 
ju  ^en\  Sl^eologie,  toovauf  er  aläbalb  ^um  ^prebigev  in  (^'^'i^fti-eüeS  beftcttt 
tourbe.  <g)icr  ^atte  er  nun  öom  ^tnyonge  be§  S.  1674  mit  ben  brutatften 
a^ejationen  unb  5JlQd)inationen  ju  fäml^ien,  mit  benen  e§  auf  bie  5lu§rottung 
be§  5Proteftnntiäniu§  im  Sanbe  abgefet}en  toax.  5)lonate  lang  mu^te  er  toegen 
ftrafbaver  ?leii§evungen ,  bie  er  getf)an  ^aben  follte,  mit  ben  gemeinften  3)er= 
16rerf)ern  in  einem  iTerfer  fd)ma(i)ten.  S)a§  t)ielt  i'^n  ober  ni(i)t  aB,  qI§  er  nac^ 
^eneftrelleS  ^urücfgefe'^rt  U)ar,  öon  bcr  ^an^et  t)erab  bie  ©cmeinbe  jum  ta^jferen  2Iu§= 
l)arren  im  ebangelifd)cn  a3efenntni^  unobläffig  ju  ermuntern.  S)a  bie  S^erfotgungen 
ber  ©emeinben  nic^t  aujfiörten,  begab  er  fid)  felbft  nac^  ^^sari§,  um  öon  bem  Äönig 
unb  befjen  ^iniftern  bie  5lb|teIIung  berfelben  ^u  erlüirfen,  jebod)  ol^ne  Srfolg. 
^m  ^.  1678  ,50g  er  jum  großen  Sdimcr^e  feiner  ©emeinbe  nact)  S)ie  über,  too 
er  ^rebiger,  ^^^rojeffor  ber  Sfieotogie  unb  9iector  ber  ^tfabemie  toarb.  5lber 
1684  toarb  bie  (70  ^atjre  alte)  3lfabemie  ju  S)ie  unb  1685  lüarb  ba§  ßbict 
öon  9lQnte§  aufgeljoben.  6.  irrte  nun  mit  ben  ©einen  im  Sanbe  um^er, 
überatt  berfolgt,  ein  ^tal  aucl)  ttert)aitct  unb  fd)lie§lid)  nod)  ju  einem  9leligion§= 
gefpräcf)  mit  bem  i8ifd)of  üon  örenobte,  bem  nachmaligen  Garbinal  la  6amu§, 
geätt)ungen.  S)a  er  [tanb^ajt  jein  Sefenntni^  öerf^cibigte ,  |o  tourbe  er  au§ 
granfreid)  berbannt.  6r  mauberte  nun  uad)  ^üvid^,  blieb  ^ier  14  Monate  nnb 
iolgte  bann  1687  einem  Ütufe  uad)  9)larburg  in  Apclfen ,  roo  er  eine  tl)eologifd)c 
^ßrofeffur  unb  ba§  6pl)orat  ber  Stipcnbiatenanftait  übertragen  erl)ielt.  ?lud) 
übernat)m  er  bie  ä^cr^füc^tung ,  iür  bie  in  5Jiarburg  cingemanberten  ^^anjofen 
an  jebem  8onntag  iranjöfijdien  @ottc§bienft  ju  l)alten.  @r  ftavb  t)ier  am 
27.  ÜJtai  1709.  5£ie  bon  i^m  Ijinterlafjenen  ©c^riften  finb  faft  jämmtlid)  S)ig= 
:putationen  bogmati|d)en  ^nl)alt§. 

35gt.  |)ar|d)er,  Oratio  de  vita  et  morte  Th.  Gauterii,  ^arb.  1709. 

(Bütjt:  ^o'i)ann  äöill^elm  @.,  ,^un[tfd)ri|tftelter ,  geboren  3u  Sonning  im 
6d^lc§migf(^en  am  8.  Ttobbr.  1804.  (Sr  be^og  1819  bie  ©d)ute  ju  5Jlelborf, 
ging  1822  auj  ba§  ©ijuinafinm  ,^u  ©d)tesmig,  Einfang  1824  an  bie  Uniberfität 
p  ^iel,  mo  er  ^4.sl)ito|opl)ie  unb  öefd)id)te  ftubirte.  5lui  ber  33erliner  Uniberfität 
ftubirte  er  nod)  Sittcratur  unb  Äun[tgej(^id)te,  bi§  er  1829  in  bie  .g)eimatl)  5U= 
rüdging  unb  am  14.  5tobbr.  be§  ^a^xt^  aU  S)octor  ber  ^^ilofop^ie  mit  ber 
S)iffertation :  „Disquisitionis  de  vita  Desiderii  Erasmi  specimen  ab  anno  uat. 
usque  ad  annum  1517",  (Kilon.  1829)  ^jromobirte.  i^m  ^erbfte  be§  folgenben 
^üi)xe^  ging  er  nad)  Italien,  um  e§,  mit  ^^uSna^me  eines  furzen  9luTeutl)alte§ 
in  ®vied)cnlanb,  nid)t  mel^r  ju  bertaffen.  ^m  äöinter  1831  fam  er  nad)  9lom 
unb  bereifte  bann  aüe  %^nU  ©übitalieng;  1832  ging  er  auf  einige  ^JJlonate 
nad)  @ried)enlanb.  ^m  3.  1834  fam  &.  nad§  SoScana,  brad)tc  mehrere  mo' 
nate  in  ©icna  ju  unb  begab  fid^  im  5lpril  1835  nac§  gloreuj.  .^ter  blieb  er 
nun  ftänbig,  mit  3lu5na'^me  einer  9ieife,  tüclc^e  il^n  im  ©)3ätfommer  1837  nad) 
Bologna,  5Jtantua,  SBenebig,  burd^  bie  9iomagna  unb  bie  ^Jtarfen  nac^  9iom 
unb  bon  ba  im  «mai  1838  burd)  Umbrien  nad)  glorens  aurüdfüljrte.  Sn  2o§= 
cana  begannen  feine  regelmäßigen  gorfc^ungen  in  ben  2lrd)iben,  bie  il^m  bie 
Ütegierung  mit  größter  3uborfommenl)eit  jugänglic^  mad^te.  ^m  ^obember 
1839  erfd^ien  ber  erfte  Sanb  feine§  „Carteggio  inedito  d'artisti  dei  secoli  XIV. 
XV,  XVI",  im  gjlai  1840  ber  smeite,  ber  britte  erft  nad)  bem  2obe  be§  begabten 
unb  überaus  fleißigen  mannet;  biel  ju  frü^  für  bie  2öiffenfd)aft  ftarb  ©.  ben 
26.  Stuguft  1840  äu  gtorenä  an  einer  .^Bruftfranf^eit.  3u  einem  größern  2Ber!, 
einer  bergleid^enben  ^unftgefd£)id^te  ber  to§canifc£)en  ©deuten  ift  ®.  nid^t  mel^r 
gelommen,  bod^  :^at  er  au$  in  feinem  Carteggio  burd)  bie  SSeröffentlid^ung  bi§= 
^er  ungebrudter  Urfunben  ber  ^unftgefd)id^te  tDid)tige  S)ienfte  geleiftet. 


©at)ltng.  447 

359I.  Mg.  3t9.  öon  1840,  SSeilage  ^x.  305  u.  306.  Äunplatt  1840, 
^■c.  81.  gieua-  Dlefrolog  ber  S^eutfc^en  XYIII.,  2.  X^L,  <B.  914  f.  ö.  9teu-- 
mont,  25iogr.  S)enf6Iättev,  Sei^äig  1878.  mi^.  ©c^mibt. 

@ai)Iilig  bon  SlItlieiTn:  6!^xtftian  |)eim;i{f)  greifen-  @.  öon  21., 
geb.  p  33ue§tDeiter  im  @I|a^  am  11.  Cct.  1743,  f  ^u  Äarlsru^e  am  13.  San. 
1812.  @.  gel^övte  gu  ber  au§eiiefcnen  3^^^^  tüchtiger  unb  f)uman  gefinntei: 
©taatgmännex,  treidle  bie  toetjen  unb  tootjIiDottenbcn  2lbfici)ten  be§  bamaligen 
SJiatfgrafen,  na(^t)erigen  ©ro^l^erjogs  Äarl  fynebrid^  bon  SSaben  in  if)i;er  3}et= 
toaltung  bcrwirfliciiten.  3?ung  in  babifd)e  S)ienfte  getreten ,  erioarb  er  fict)  bie 
fiefonbere  3iif^"ieben^eit  feine§  Sanbe§!^errn,  ha  er  am  Jpoje  ber  ^aiferin  Äatf)a= 
rina  bon  ^}tu^tanb  in  ben  ^.  1772  ff.  bie  ^ntereffen  feines  .^ofe§  p  öertreten 
]§otte,  bie  burc^  bie  übeltooEcnbe  öefinnung  ber  öfterreic£)if(f)en  ^Äegierung  bebroiit 
»aren.  S)enn  biefe  gab  ben  ^ntriguen  ber  ^efuiten  unb  i^re§  2lnl^ang§  in  ber 
an  33aben=S)urIad)  gefallenen  ftreng  fatf)olifd§en  5)larfgraff(^aft  58aben=Saben 
einen  für  bie  neue  ßanbe§!§errf(^aft  ni(^t  unbeben!li(f)en  9flücEt)aIt.  S5on  5^}eter§= 
Burg  3urüiige!ei)rt,  biente  @.  feinem  ^yürften  in  berfi^iebenen  toid^tigen  ©teltungen 
at§  äJicepräfibent  be§  ^of=  \:nb  Äirc^enrat^eS,  al§  $räfibent  ber  Ütentfammer 
(^inangminifter),  als  ©efanbter  Beim  fd)mäbifc^en  .Greife.  S;ie  SSiograp^en  Äarl 
^riebrict)§,  b.  S)rai§  unb  ^JieBeniuS,  rüf)men  Öatjling'g  @efrf)äft§fenntni§,  Üte(i)t= 
Iid)feit  unb  Drbnung§liebe  eBen  fo  fe^r  toie  feine  5Ritbe  unb  S3illigfeit.  2lEe 
biefe  Sigenfc^aften  aBer  reid)ten  nid)t  au§,  in  ben  Babif(f)en  ginanjen  ta^  er= 
n)ünfd)te  ®[eid)gemicf)t  ju  erfiatten,  al§  nad)  bem  Eintritte  33aben§  in  ben 
Ütf)einbunb ,  bie  unerfrf)n)ingli(^en  gorberungcn  an  ba§  Sanb  l^erantraten ,  bie 
9iapoteon  an  feine  S3erBünbeten  3u  ftellen  pflegte.  91i(^t  geneigt,  mit  einem  Be= 
ftänbigen  deficit  5U  fäm)jfen,  erBat  6.  1807  feine  Ocntlaffung  al§  g-iuanjminifter 
unb  übernahm  bie  Seitung  be§  ^ufti^minifteriumS,  1810  and)  ben  SSorfi^  in 
ber  53Knifterconferenä.  3lo(f)  einmal  tourbe  im  iS-  1811  bon  feinem  ^^atriotie= 
mu§  ba§  Cpfer  bertangt,  an  bie  ©pi^e  ber  in  bie  größte  SJermirrung  gerat^enen 
fyinanäbertoaltung  ju  treten,  bod)  bjar  i^m  nidEit  mel^r  bergönnt,  ru'^igere  2:age 
5U  erleben,  bie  il)m  bietteicl)t  ermöglitiit  l^atten,  ba§  5JH^ber!§ältni§  in  ben  @in= 
nal)men  unb  3lu§gaben  be§  (Staat§l)au§^alte§  ju  befeitigen.  @in  9terbenfd)lag 
nmcfite  feinem  ttjätigen  Seben  ein  ptö^lic^eg  6nbe.  5}on  feinen  Beiben  ©öl^nen 
toar  ber  ältere,  ß^riftian,  nat^bem  er  in  ber  öfterreic^ifc^en  unb  ruffifcf)en 
2lrmee  gebient  t)atte,  feit  1806  Äammerl^err  ber  ßrBprinjeffin  ©teplianie,  feit 
1816  £)Berl)ofmarf(^aH ,  feit  1825  and)  S}icepräfibent  ber  erften  Kammer  unb 
ftarB  am  2.  5lobBr.  1832,  toäl)renb  ber  jüngere,  2Bill)elm  (f  om  13.  DctBr. 
1861),  in  ber  mititärifctien  £'aufBal)n  Bi§  jum  ©ouberneur  ber  S3unbe§feftung 
DfJaftatt  borrütfte. 

SSab.  ^iograpliien  II.  558,  bgl.  I.  279.  280.  b.  Söeerf). 

©aijlilig:  Sol^ann  ©.,  2;^eolog,  geB.  in  ^ISfetb  Bei  -^eilBronn,  geft.  in 
(Sro^Bottwar  am  27.  gebr.  1559.  ^f^imatriculirt  1515  in  SöittenBerg,  1520 
in  Tübingen,  berü'^mte  er  ]iä)  fpäter  „ber  attererft  5]knfc^  geloefen  3U  fein,  ber 
ba§  |eil.  ©bangelium  in  äöirtemberg  —  tool  in  feinem  @eburt§ort  —  geprebigt". 
S)urc^  bie  öfterrei(f)ifc^e  ütegierung  c.  1522  berjagt,  burd^  Sietric^  bon  Ö)em= 
mingen  bem  bertriebenen  ^er^og  Utric^  nad^  2Jlömpelgarb  empfol^len,  marb  er 
■^icr  Kaplan,  l^ernadf),  al§  er  bafelbft  nid^t  me'^r  fidier  toar,  bom  .^perjog  nad£) 
.ipol^enttoiel  berfe^t  unb  bon  ba,  ali  Ulrict)  feinen  -^of  fel^r  befd^ränlen  mu^te, 
in  furpjäl^ifc^e  5Dienfte  nad^  ^eibelberg  gejogen.  1525  ift  er  unter  ben  53ren= 
tianern,  n)eld^e  ba§  Syugramma  suevicum  unterfc^rieben.  Später  finben  niir 
if)n  in  2ln§ba^  unb  ^^euc^ttoangen.  '^laäi  -^er^og  Ulrid)§  Söiebcreinfe^ung  1534 
n)urbe  er  ^^farrer  in  2öein§berg ;  burd§  ha^  i^nterim  bertrieBen,  erhielt  er  Unter= 


448  ®al)Iin9  —  ©aasnniga. 

fünft  in  ßötoenftein,  1551  bie  ©tabtpfarrei  5BeiI|tein,  1552  bie  in  &xo%= 
fiotttoar. 

gif^lin,    Mem.    theol.    I.    1    ff-     ©troBet,    gUiScettancen   III.    172   ff. 

(Sd^ön^ut^,   Sodann  ©a^Iing,  Suttlingen  1835.     ©tälin,   Söivt.  ©efc^.  IV. 

241.  244.  ^.  §ai-tmann. 

Ö^QQling  öo'n  ^ItVii":  ^^itipt'  Gtiriftopf)  (Sl,  Jpanau=öid)tenl6erg'= 

fc^ev  gtegienmgSpräfibent  unb  Dberüogt  5U  SCßittftätt,    geboren  ju  ^iebermobein 

a.  1654,    t   bcn  25.  3uli   1705  ju  ©trapurg,  toarb  ju  Sud)§tt)eiler  beftattet. 

©ein  ^amilicnjtoeig  reidCit  16i§  a.  1350  {)inauf;  in  biefem  ^a^x  ift  ein  ,^ieinric£) 

@.  öon  5lltt)eim  .ipofmarft^att  bc§  S5ifc^of§  tion  ^Jlainj.     Sin  ^^einrict)  Gltifto^j"^ 

@.  bon  3ltt!^eim,  ^txx  bon  ^auenftein  unb  3?o6enl)aufen  ift,  toälrenb  be§  btei^ig= 

iäl^rigen  ^ieqß,  ^liijobn  eine§  ^üraffierregimentS;  t  1650.     Steffen  ©o'^n,  geb. 

,  t  1679,  ju  S3u(i)§n)eiler  al§  ^Qnau=Öi(^tenbei-g'f(i)er  9{egicrung§pi-äft= 

bent.  Obengenannter  $T)itipp  6f)riftop]^  (M.  t^eitt  mit  einem  ©ruber  bie  üäter= 
Ii(i)en  @üter  bie§=  unb  jcnfeitS  be§  9{f)ein§.  @r  grünbet  bie  (Jtfäffcr  Sinie;  ift 
immatricuürt  in  ber  unmittelbaren  freien  9{ei(i)§ritteif($aft  öon  Untcr=@Ifa|  unb 
Ortenau.  —  Unter  bem  ^Jlarfgrafen  L'ublüig  ttqn  58abcn  unb  bem  ^prinjcn 
Sugen  öon  3öürtcmberg  bient  er  gegen  bie  dürfen.  5lniang§  16S3  befinbct  er 
fi(i)  im  belagerten  Söien.  —  6r  toax  öermäl^lt  mit  3lnna  SBurmfer  öon  93enben= 
^eim.  ?luf  feinen  2ob ,  ber  it)n  a.  1605  in  .!panau=Sicf)tenberg'f(^en  S)ienften 
ereilte,  trurben  melirere  beutfc^e  unb  tateinifd^e  Slegieen  gebic^tet,  unter  anbern 
ein  Öeid)cncarmen  öon  feinem  ©d^roagcr  Söurmfer  öon  SBenbenl^eint  öctfa^t;  ein 
anbere§  öon  feinem  ^Irjte  Dr.  (Spfid). 

©.  5lu§  bem  2eben  be§  [yi^ei^f^'i"ii  ~-  ß-  -peinric^  ß)al)ling  öon  9lüen"^eim, 
groPer,^ogl.  babifc^em  mirf litten  Öetjeimratl).  ^i-'ei^urg  im  3?r.  1864  in  8. 
S)ie  Slegieen  unb  biograpl^ifd)en  ßeid^eureben  finben  fitf)  ^ufammengel^eftet  in 
ber  ©ammlung  öon  3tlfatici§  öon  §er^;  feit  einigen  ^a^ren  ber  f.  Uniöer= 
fttät§bibliott)e!  einöerleibt.  ßublüig  ©päd). 

®a33ailiOfl:  ^eter  C6.,  geb.  ju  Sergamo  am  3.  ÜJlär,]  1722,  t  ju  iöicenja 
am  11.  2)ecbr.  1799,  mürbe  fd)on  in  feinem  elften  i^cbenöja^re  in  ben  3)omini= 
canerorben  aufgenommen  unb  le'^rte  nad)  bcenbetcn  ©tubien  in  me'^reren  .^ilufern 
feines  £)tben§,  big  er  an  bie  Uniöerfität  ^Bologna  fam,  toofelbft  er  ^'^ilofop'^ie, 
Äird)engefc^id)tc  unb  gried)ifd)e  ©prad^e  öortrug.  ^m  ^.  1760  erlangte  er  bie 
tl)eotogifd)e  ©octorroürbe  unb  töurbe  in  bemfctben  SJa^re  nad)  SBien  berufen, 
um  eine  ber  t'^eDlogifd)en  Se^^rfanjeln  ju  übernel)men,  meld)e  burd)  SSefeitigung 
ber  S^efuiten  öom  Uniöerfität§lel)ramte  erlebigt  öjaren.  6r  oblag  bem  il)m  über= 
tragenen  £ef)ramte  bi§  in§  ^ai)x  1782,  in  meli^cm  if)m  bie  l)ol)c  9lu§,^eid)nung 
ju  Sljeil  mürbe,  ben  in  2öien  roeilenben  ^^^apft  ^^iu§  VI.  al§  3u§örer  tei  einer 
feiner  53orlefungen  ju  empfangen,  fotoie  fi^on  frül^cr  einmal  bie  gro^e  j^aiferin 
'ODlaria  Sl^ercfia  unb  bie  ßarbinäle  ^Dligajji  unb  Warampi.  'i)]ad)bem  er  auf 
fein  2lnfud)en  öon  Äaifer  ^ofepl)  II.  feinc§  ^^lmte§  entl)oben  morben  mar,  fel)rte 
er  in  ein  ^loftcr  feineö  Drben§  nad)  Sologna  jurüd  unb  lie^  fic^  öon  ba,  no(^ 
größere  3ui-"üdgeäogenl)eit  fuc^enb  ,  in  ein  anbere»  £)rben§t)au§  ^u  5]icenäa  öer= 
fe^en ,  bi§  an  fein  2eben§enbe  ununterbrod)en  mit  ©tubien  befd)äftigt.  6r  öer= 
öffentlid)te  mäl^renb  ber  3eit  feiner  Sßiener  Öe^rt^ätigteit  ^mei  größere  Söerfe, 
beren  eine§,  unter  bem  ©efammttitel:  „Praelectiones  theologicae",  bie  feit  1763 
in  allmäl)lid)er  ^olge  erfd)ienenen  -^auptpartien .  ber  fir^^lic^en  ölauben§lel)re, 
fomeit  er  biefelben  p  be'^atibeln  "^atte  (bie  ergän^enben  ^^^artien  ju  bel^anbetn, 
mor  bie  2lufgabe  eine§  neben  ®.  lel)renben  S^eologen  au§  bem  9luguftiner=@re= 
mitenorben  —  fiel^e  ben  9trt.  ©eröafio),  entl)ielten,  toä'^renb  bie  ,,Theologia  po- 
lemica"  (1778,  2  35be.)  bie  ©teEe  einer  allgemeinen  SSegrünbung  be§  firc^lid)- 
t^cologifd^en    Se'^rftanbpuntteS  öertritt.      (Sine  furje  6'^arafterifti!  be§  ;3nt)alteg 


©ebauer.  4-49 

beiber  Söerfe  bei  SÖerner,  öcjcf).  b.  fat^.  S^eol.  Seutfd^IanbS  @.  146  f.  unb 
198  T.)  3}on  bem  elfteren  ber  6eiben  SBerfe,  tcelc^eS  a(§  r^)an3e5  noc^mat»  in 
T'ünf  Sänben  gebrucft  rourbe  (1770 — 79),  erid^ien  ne6en§er  ein  5tu§3ug:  ..Tlieo= 
logia  dogmatica  in  systema  redacta"  in  ^toei  Steilen,  beren  te^teter  üon  35er= 
tieri  abgcra^t  ift.  S)et  Don  &.  eingenommene  Se^rftanbpunft  ift  jener  ber  tra= 
bitionellen  2el^ranf($auungen  feine§  Crben»  unter  Seiieitelaffung  ber  f($otaftiic^= 
peripatetifdien  ßinfleibung  ai§  übertebter  Se'^rform ,  beren  Srfe^ung  burrf)  eine 
äeitgemäßere  bereits  in  ber  S^erefianifd^en  ©poc^e  jowot  in  Cefterrei«^  a(§  auc§ 
im  übrigen  fatf)otijd)en  2eutjcf)[anb  gemeinhin  angeftrebt  tourbe.      äöerner. 

©cbouer:  6f)ri[tian  2tuguft  &.,  mit  feinem  S(f)riTtfteIIernamen  <^einri(^ 
Die  bau,  äuBerft  rrucfitbar  al§  Siebter,  33oIfl=  unb  ^ugenbf($riitftelier,  tourbe 
am  28.  2luguft  1792  in  Änobet§borf  (^önigreic^  (5acf)fen,  ^rei§  ii^eipjig,  bei 
SBalbl^eim)  geboren;  bie  gürftenfcfiule  in  5JteiBen  beherbergte  i^n  juerft  a(§ 
Schüler,  fpäter  ate  Se^rer;  t)ierauf  »urbc  er  ßrjietjer  ?ine§  jungen  i^ürften 
Söittgenftein ,  roetd)e§  2(mt  i^n  mit  bem  Üitet  eines  ruffifd^en  6ofrat^§  lol^nte, 
1818  ujurbe  er  ^profeffor  ber  'ip^itofopf)ie  an  ber  neugegrünbeten  Uniöerfität 
Sonn,  1823  gab  er  feine  ©teile  auf,  unb  führte  öon  bort  ein  (itterarif^eS 
Sßanberteben,  ba§  i^n  juerft  nacf)  ^DJUnn^eim ,  1825  nad^  Stuttgart,  1831 
nadt)  .^artörufie,  1848  enblidt)  nacf)  Tübingen  fül^rte.  ©c^mere  '^lal^rungSforgcn 
trübten  feine  legten  öebenSja^rc,  beino^e  öergeffen  ftarb  er  am  15.  'Dtoti.  1852 
in  Tübingen.  ®eitbem  (S.  19  ^a^re  a(t  mit  einer  Sammlung  (Sebic^te: 
„33eil(^enfran5",  1811,  amgetreten  luar,  rotgten  feine  litterarifcben  ^^''-'obucte  in 
ununterbrodiener  )\tni)t  beinaf)e  bi»  ^u  feinem  Jobe.  6§  finb  tf)eit§  ßrjeugniffe 
ber  eigenen  bic^terifc^en  ''IJ^ufe,  mie  „©eiftüc^e  unb  me(tti(i)e  @ebi($te",  3.  2lufl. 
1818,  „3(u§er(efene  S)icf)tungen",  1835,  „Gli-iftacf)e  ©ebid^te",  1843,  „2eben§= 
bitber  ober  profaifd^e  ©d^riften",  1.  2.,  1825 — 26,  t^eit»  Sammlungen,  toie 
„2ie  5]lorgenrött)e",  1.  2.,  1819,  „3(urora.  xafc^enbu^  auT  has>  ^.  1823", 
„Silienbtätter",  1831,  „Seutfc^er  S)id^ter?aal  Don  Öut^er  bi§  aut  unfere  3eiten", 
5ßb.  I — IV.  1827—28.  S)ie  @ebic^te  ^eic^nen  fic^  Weber  burc^  Siefe  noc^  (Be= 
banfenfüHe  au§,  befunben  aber  neben  ^übfif)em  gormtalent  einen  feinen  Sinn  für 
bie  St^ön^eit  ber^Jlatur;  bei  ber '2lu§roa§t  für  feine  Sammetroevfe  geigte  er  gro^e 
S5clefen^eit  unb  guten  xaft ;  eine  retigiöfe  Färbung  gc^t  burc^  fein  ganje»  bic^terifd^e» 
unb  (itterariid)e§  Sd^affen;  noc^  mel^r  ^at  er  biefer  3lnid£)auung§n)eife  SlusbrudE 
gegeben  in:  „9lationaIbibIiot^ef  ber  Seutfd^en.  S)a§  raic^tigfte  aus  Suf^er'S 
S^iiften  ent^attenb",  1830;  „Gine  Defte  3^urg  ift  unfer  Sott,  ©rbauungebuc^", 
i8b.  I— lY,  1843;  „S^rifttid^e  öauSbibtiot^eE",  Q?b.  I— VI,  1845-46  (3Iu§= 
jüge  aus  ^.  5JlüIIer,  Spee,  3(ngetu»  SitefiuS,  ^oöaliS,  Saiter,  Xerfteegen, 
^ingenborf  enf^altenb).  Sbenfo  frud^tbar  ift  feine  I^ätigfeit  atS  ^ugenbfd§rift= 
ftcEer:  „Sugenbbibüot^et",  a5b.  I— III,  1831;  „5)er  beutf(^e  ^ugenbfreunb", 
„S)er  f(i)roabif(i)e  .ßinberfreunb",  1835.  9lber  bebeutenber  als  bieS  finb  feine 
populären  naturtt)iffenfcf)aftli(^en  Söcrfe,  metcfie  burd^  bie  ©runbfä^e,  auf  xoeld^e 
fte  bafirt  finb ,  burc^  bie  ftare ,  tilgte  Stnorbnung ,  anf(^autidf)e  unb  (ebenbige 
Sprache  f)eute  nod^  SBert^  unb  @eltung  '^aben;  ju  nennen  finb:  „-]iaturgefc^i(i)te 
für  bie  beutfc^e  ^ugenb",  1827,  in  ber  ^Bearbeitung  öon  §od)ftetter  me^rfai^ 
aufgelegt;  „S)ie  merfmürbigften  Säuget^iere",  1841;  „S($mettcr(ingSbud^", 
1843;  „Ääferbüdt)Iein",  1849  unb  fein  befteS  Söerf:  „3}oIfSnaturgefc^id§te", 
1838,  unter  bem  xitet:  „'3taturgefcf)ic^te  für  Sd^ute  unb  .pauS"  in  7.  ?luflage 
herausgegeben  unb  bearbeitet  Don  @.  ^äger,  x).  Söagner,  C.  ^raaS,  1877. 

Sd^ott. 

(Vicbauet:  ©eorg  6f|tiftian  @.,  9ierf)tSgelet)rter  unb  .^iftorifer.  @eB. 
1690  ben  26.  Cctober  ju  33reSlau,  genoB  er  ben  Ilnterri(f)t  beS  bortigen  @Iifa= 
bet§=@t)mnafium§,    an  bem  fein   SJater  (t  1704)  Se^rer  war,  unb  ftubirte  feit 

aagem.  beuffd^e  Siogra^j^ie.   Yin.  29 


450 


©elmuet. 


1710  in  ßeipäig  <^umaniora,  jeit  1712  bie  Ütec^te  in  2((toi-|  unb  in  ^atte. 
%u]  ben  Ütui  bc§  Süvgeumeifter§  ©ottir.  ©räöe,  beffen  So^n  @.  fd)on  früher 
unterrichtet  l^atte,  fe'^vte  er  1715  nad)  ^eipjig  in  beffen  ^au§  jurücC,  tt)urbe 
1717  gjtagifter  unb  1721  23eifi^er  ber  pI)i(ofop|if($en  fyacultät.  1723  in  (5r= 
fürt  jum  Doctor  juris  promoöirt ,  ert)ic(t  er  1727  in  Seipjig  bie  (Stelle  eine§ 
orbentlict)en  ^rofeffors  be§  gemeinen  unb  fä(f)fif(fien  Se]§nred)t§  unb  tourbe  1730 
Seifiger  be§  bortigen  O6er;§oigerid)t§.  2)ie  Notae  5U  (Sd£)itter'§  Sinftitutionen 
be§  2el)nre(f)t§ ,  bie  perft  1728  üeröffentlid^t  unb  nadj^er  noc^  ^tüci  5Jlal  auf= 
gelegt  würben,  öetn)iiielten  il^n,  ha  er  in  einer  einleitenben  ^itbtianblung  bie 
©djtfieit  ber  constitutio  de  expeditione  Romana  16ef)auptet  unb  it)re  Ur^eberfdiait 
^aifer  .ff onrab  II.  ^ugemiefen  t)atte ,  in  eine  liejtige ,  S^a^re  lang  fortgefe^te 
^polenüf  mit  bem  {)allifd)en  .^anjler,  ^ot).  ''Jßetn  b.  iiubetoig,  ju  bcm  ®.  als 
ein  ©d)üter  öon  2f)omafiu§  unb  ©unbting  fd^on  in  nQtürlid)cr  Op^jofition  ftanb. 
3)ie  litterarifd)c  I()ätig!eit  biefer  Seip^igcr  3eit  ift  fonft  nicbergclegt  in  einer 
9leif)e  öon  Slbtianblungen  au§  bem  ©cbiete  ber  römifd)en  5lttertt)ümer  unb  be§ 
römifc^en  9tec^t§,  be§  !L'ef)nred)t§  unb  ber  beutfd)en  ®ef(^id)te,  jtuifdienburd^  aud) 
in  einer  neuen  Slusgabe  beö  !!3ot)cnfteinfd)en  ?lrminiu§  m  üier  ftattlid)en  !Cuart= 
Ibänben  (l'eipjig  1731  ,  bie  er  mit  einer  ben  l'anbgmann,  ben  ©c^riftftcHer  unb 
ben  Patrioten  öerl^errlid^enben  Sorrebe  Derfa^.  3n  feiner  afabemifd^en  2;i)ätig= 
feit  öermenbete  er  bie  ©tunben ,  n)eld)e  @olb  im  5Jtunbc  fül^ren,  jur  ßrftärung 
ber  9ted)te,  bie  \X)xm  föftüd)en  Äern  in  gar  Gittern  Sd)alen  bergen;  bie  Tiaä)= 
mittage  njibmete  er  ben  @efd)id)ten,  in  ber  Jpoffnung,  bie  9lnnet)mlid)fcit  be§ 
t)iftorif(^en  3}ortrage§  merbe  ben  fd^on  einigermaßen  befd^toerten  @eift  ju  er= 
meden  unb  auf,5umuntcrn  Dermögcn.  ©in  1733  erfdiienener  unb  nai^t)er  nodt) 
ätuei  531al  aufgelegter  „Örunbriß  ju  einer  umftänbtid)en  .piftorie  ber  t)orncf)mften 
europäifd)en  Oteic^c  unb  Staaten",  gemä'^rt  einen  ©inblirf  in  bie  9trt  feiner 
f)iftorifdPjen  2}orlefungen.  S)ie  genaue  unb  untrennbare  Sierbinbung  öon  ^uri§= 
prubenj  unb  ©efc^id^te,  in  ber  (ä.  feinen  33eruf  fanb,  öerfd^affte  i^m  bie  33e= 
ai^tung  @.  3L  ö.  ^]JIünd)'§aufen§,  al§  e§  i^m  obtag,  bie  ßcf)rer  für  bie  ju  be= 
grünbenbe  Uniöerfität  ©öttingen  ju  geluinnen,  @r  erl^ielt  ben  erften  9tuf  an 
bie  neue  ^tnftalt,  mürbe  pm  Professor  juris  Primarius  mit  bem  2itel  eines 
.!pofratf)e§  ernannt  unb  burc^  9iefcript  öom  9,  Octbr.  1734  jum  föniglidfien 
6ommiffaviu§  beftellt,  ber  bie  Functionen  maljrne^men  foÜte,  toit  fie  nac^  befini= 
über  @inrid)tung  ber  Uniöerfität  ein  gemä^lter  ^^^rorector  auszuüben  t)aben 
toürbe:  ein  Stmt,  ba§  er  bi§  Dftern  1735  öermaltete.  2lm  19.  Dctbr.  1734 
lam  er  nad)  ©öttingen  unb  lub  burd^  ein  ^^rogramm  „De  comparatione  litte- 
rarum  studiosorum  cum  militibus"  öom  31,  OctoBer  jur  ßinfd^reibung  in  hie 
5Jlatri!eI  ein.  @r  ftanb  nid£)t  bloß  officiett  an  ber  SCßiege  ber  neuen  Uniöerfität. 
(Sine  rcid^e  (Sammlung  öon  ©riefen  9}lündt)^aufen§,  bie  Ütößler  in  feinem  öer= 
bienftöoEen  33ud)e  au§  ben  papieren  ber  ©öttinger  S3ibliot:^et  mitgetf)eUt  ^at, 
belehrt  un§,  mie  ber  große  Kurator  fid)  in  aEen  9lngelegen§eiten,  bie  ba§  SBo'^l 
ber  tüerbenben  .^od)f($ulc  betrafen,  mit  @.  berieft),  über  (S(^arma^e  unb  ^^>o= 
lijeitöefen,  über  ^^ud^^nbler  unb  33uc^binber  fo  gut  mie  über  Berufungen  öon 
^profefforen  unb  (5inrid)tung  ber  Sßortefungen.  5flidt)t  fetten  fal)  fid)  53lünd)f)aufen 
babei  genötl^igt,  ßrmal^nungen  jur  (Sinigfeit  at§  ber  ©eete  be§  afabemifd^en 
Seben§  einfließen  ju  laffen.  Ülei^bar  unb  l^odtifa'^renb ,  mie  @.  tuar ,  luar  er 
gar  balb  mit  feinen  ßottegen  in  mani^erlei  Sonflicte  geratl^en,  fo  mit  SBrunn= 
quctt,  ber  al§  Drbinariu§  beö  ©prudt)colteg§  i'^m  öorgejogen  luar,  fo  mit  ^Jlaf= 
coö,  mit  beffen  ©ruber,  bem  berül^mten  Apiftoriler,  er  fc^on  öon  Seipjig  })tx  öer= 
feinbet  toar.  Sa^u  famen  frü^^eitig  Unanne'^mlidtifeiten  mit  ben  (Stubenten, 
benen  er  bie  jenaifd^e  unb  ^attif(|e  ^obe,  bie  ^üte  toä^renb  ber  ©orlefung  auf 
bem   .^opfe   ju  bel^alten,   abgemöl^nen  looEte,  toaS  fie  bann  mit  einem  „tiarten 


©ebouet.  451 

Strumpf"  auf  ben  ferneren  58efud)  ber  ©eBauer'fc^en  ßodegta  Beantworteten. 
5Jtoci)ten  fid^  audf)  bie  3uftänbe  aEmä^tid)  fotoeit  gebelfert  ^abtn,  ba|  5Rüu(^= 
l^aufen  1739  @.  unb  9ieint)art  qU  bie  einäigen  unter  ben  ©öttinger  ^uriften, 
bie  applausum  "Ratten,  nennen  fonnte,  fo  toar  @.  bod^  nod^  im  ^.  1741  feft 
entf(^Ioffen,  Äönig  ©eorg  II.  Bei  fetner  3lnmefenl§eit  in  ^annoöer  um  feine  (5nt= 
taffung  ju  Bitten  unb  mürbe  nur  burci)  bie  ^nterüention  einzelner  feiner  GoEegen, 
ingBefonbere  i^oEmann'S,  öert)inbert,  ba§  barauf  Be5ügli(f)e  Memorial  aBjufenben. 
1747  erf)ielt  er  ben  Sitel  eine§  gel^eimen  ^uftisraf^S  unb  1755  ba§  Crbinariat 
in  bem  (5pruci)coIIegium  ber  juriftifc^en  ^acuttät.  ©eine  S}orIefungen  marcn 
na(i)  3(rt  ber  3^^*  äaljlreiif)  unb  mannidtifaltig.  @r  ta§  (Sefci)ic§te  be§  9ie(^t§ 
(Historia  juris  uiiiversi),  Üiec^t  ber  'Dlatur  nad)  ©unbling,  europäifi^e  Ö)efc^ici)te 
nad^  feinem  ©runbri^,  ^anbecten  naä)  Subobici,  über  ben  2ejt  ber  ^nftitutionen 
nad)  feinem  ,.Ordo  institutionuni"  ((Böttingen  1752)  unb  2^f)nxeä)t  naä)  bem 
öon  i'fim  l^erauSgegeBenen  ©d§iÜer'fcf)en  ßompenbium.  9lo(^  größer  ift  bie  5Rei^e 
ber  miffenfct)afttid£)en  ©eBiete,  bie  er  fd^riftftellerifd^  angeBaut  f|at,  mie  ba§  3}er= 
jeid^ni^  Bei  ^piitter  I.  S.  126  unb  II.  <S.  32  ^eigt.  Unter  feinen  ^iftorifd^en 
^rBeiten  feien  ^erborge'^oBen :  eine  Steige  Bon  SlB'^anbtungen  jur  ßrftärung 
Bon  Sacitug  Germania,  meiften§  Programme  ou§  ben  öierjiger  Sa'firen,  fpäter 
al§  „Yestigia  juris  Germanici  antiquissima  in  Cornelii  Taciti  Germania  obvia" 
((Söttingen  1766)  gefammelt;  bann  at§  ^lugfü'^rung  feine§  gebacf)ten  ©runbriffcS 
eine  „^ortugiefifdie  d)efc£)icf)te"  (1759),  ber  fid§  eine  !^anbfc^rifttid§  auf  ber  @öt= 
tinger  S3iBliott)e!  er'^altene  „©panifc^e  (Sefd^icfite"  anfc|tie§t.  Sie  üerbienftüoEfte 
unter  feinen  ^iftorifd^en  Schriften  ift  „SeBen  unb  bcnfmürbige  Stiaten  |)errn 
9li(^arb§,  ermäl^Iten  römifi^en  ^aiferg"  (Seipjig  1744).  5tuf  bie§  2;:^ema  huxä) 
bie  S^erbäc^tigung  einer  Urfunbe  .Sinnig  9lic^arb'§  gefü'^rt,  t)at  er  ficf)  in  bie 
(Befd^ic^te  biefe§  g^ürften,  ber  hmä)  ben  Sufammen'^ang  mit  bet  cnglif(f)en  (Sc= 
fc^id^te  ben  ^rofeffor  ber  (i^eorgia  3lugufta  Befonber§  interefftrte ,  meiter  f)inetn= 
^ie^en  taffen  unb  Bemüht  fid)  namentlicf),  ben  Ungrunb  ber  Slnna^me  eine§  fog. 
Interregnums  in  einem  Befonbern  „(BraB  be§  ^nterregni"  üBerf(^rieBenen 
^(Bfc^nitte  barjut'^un.  2)urd)  bie  umfaffenbe  unb  einfid^tige  $8enu|ung  ber  eng= 
Ufd£)en  unb  beutfdt)en  Cuetten  unb  burd)  bie  Sammlung  ber  Urfunben  be§  ÄönigS, 
bie  i^m  burd)  bie  SSertoenbung  ^ünd)t)aufen'§  Bei  ben  beutfd)en  5lrd)ioen  mög= 
lidt)  mürbe,  ift  ba§  Sud^  nod^  t)eute  ben  beutfd^en  @efd^id)t§forfd£)ern  Bon  ^o^em 
Sßert^e.  5teBen  biefem  Söerfe  finb  e§  bie  3lrBeiten  für  ben  Xejt  ber  ^:panbecten, 
benen  (ä.  ba§  gortleBen  feineg  ^DtamenS  in  ber  äöiffenfc^aft  öerbanft.  2Bäf)renb 
er  mit  einer  neuen  StuggaBe  ber  5]3anbecten  für  einen  ßeipjiger  Suc^^nbter  Be= 
fd^äftigt  mar,  erfutjr  er  au§  bem  SSer^eid^ni^  ber  Bon  ^t)n!er§^oe!  (f  1743) 
l^interiaffenen  SiBIiot^ef,  ba^  in  biefelBe  bie  t)on  |)einridt)  Srencmann  1709—13 
gefammelten  (EoEationen  ber  ^^^oi^entiner  ^anbfd^rift  ber  ^anbecten  üBergegangen 
maren.  @§  glückte  i:^m,  bie  SBrencmann"fd^en  Rapiere  auf  ber  5luction  int  §aag 
um  1050  (i)ulben  p  erfte^en,  unb  er  Begann  nun  mit  biefen  unb  anbern  .g)ülf§= 
mittein  eine  neue  5lu§gaBe  ber  iuftinianifd)en  9ted§t§Büc§er.  ^m  ^.  1764  gaB 
er  in  ber  ©d)rift:  ..^arratio  de  Henrico  Brenkmanno,  de  manuscriptis  Breuk- 
mannianis  etc.",  öon  bem  ©taube  feineg  Unternel)menl  '^aäjxiä^i;  bo(^  ift  e§ 
U)m  nid^t  mel)r  gelungen,  ba§  Sßert  felBft  ^u  puBticircn.  ^3tad)  feinem  2;obe 
gaB  &.  ?l.  ©pangenBerg  biee  fog.  @5ttinger  ober  aud£)  ©eBauer'fc^e  ,.Corpus 
juris  civilis"  in  ben  ^.  1776—97  :^erau§.  S)ie  33rencmann'fd£)en  Rapiere  gingen 
in  bie  ©öttinger  iöiBliot^e!  üBer.  &.  mar  öerliciraf^et  mit  ber  äßittme  feinet 
ßoHegen  9teinl)art  unb  ftarB  !inberlo§  ju  ©öttingen  1773  ben  29.  ^fanuar. 

^etine,    Memoria    Gebaueri.    1773.     ^^Jütter,    (Bel.=(Befd§.    I,    ©.    126; 

II,    ©,    31.     m^Ux,    ©rünbung    ber    Unio.    (Söttingen,   ©.    43,    ©.    78  ff. 

(^ottmann)  S^ragment  einer  ©efd^id^te  ber  (Seorg=5luguftu§=UniB.  ju  (55öttingen 

29* 


^52  ©cbauer  —  ®ebel. 

1787  (mit  l)anbfcf)nfttid§er  ^rortfe^ung  auj  ber  ©öttingcr  i8ibIiott)ef).     Ungev, 
©öttingen  unb  bie  (Georgia  ?lugufta  <B.  79.  193.  g.  ^ten^borff. 

©ckucr:  ^otiann  ^uftinug  ©.,  geb.  ben  19.  md  1710  ju  aöatter§= 
Raufen  im  ^enne!6ergifc£)en ,  tüo  fein  SSater  2)irector  be§  bortigen  f5felbmef|er= 
goUegiumS  tDar.  @i*  tüar  jum  ©tubium  Beftimmt,  ahn  ber  irü'^^eitigc  Job 
feinet  SBatei-g  ^inbertc  it)n  baran.  Sin  feinem  13.  SJafire  ging  er  fcf)on  in  bie 
grembe  unb  äloar  juerft  narf)  ^ena  ju  feinem  bortfelbft  jtubirenben  35ruber. 
^m  ^.  1724  trat  er  in  bie  23ud)t)anb(ung  be§  g-rancigcuä  SSudien  bort  al§ 
!^e^rUng  ein,  um  ben  23u(^t)anbet  ju  erlernen,  aber  aui^  jugleic^  bie  33u(i)brucfer= 
fünft  ficf)  anjiueigncn.  9la(i)bem  er  1730  ausgelernt  l^atte,  fam  er  al§  gactor 
im  S.  1732  in  bie  33u(i)bruderei  üon  ©tept)an  DrBanS  in  ^palle  unb  nad)bem 
er  biefelbe  circa  ein  ^atjx  berwaltet  l)attc,  taufte  er  ba§  ©efd^äft,  um  e§ 
für  eigene  ^tcdinung  n:)eiter  ju  betreiben.  3^  vlnfang  beä:^-  1734  öerl)eiratt)ete 
er  fi(^  mit  ^arie  @opl)ie  33crtram,  be§  9lpotl^efer§  Sof)ann  9(bo(p'^  Sertram 
Sodtitcr  5U  Dueblinburg.  3lu§  biefer  @l§c  gingen  neun  i^mbcr  ^^eröor.  @r 
öerlegte  unb  bructte  eine  anfcl^nlictie  ^i^t  öon  (5(i)riften ,  nid)t  aEein  in 
beutf(i)er,  fonbcrn  anäj  in  lateinifdjer ,  böt)mifc^cr,  potnifd)er,  menbifdier  unb 
ungarifd)er  ®prad)e.  @r  brudte  aud^  bie  erften  '.)lu§gaben  ber  6anftein'fd)en  58ibel= 
ausgäbe,  bi§  ba§  {)attifd)c  2Baifenf)au§  felbft  eine  Sruderei  anlegte,  ferner  er^ 
fd)ien  bei  i'^m  bie  „!!3utl)erifd)e  ^irc^enpoftille"  unb  öor  allem  bie  5lu§gabe  öon 
„ÜJut^er'S  ©diriftcn",  welche  3fol)ann  ©eorg  23}al(^  beforgte.  S)ie  befannte  unb 
feiner  3^^^  berüt)mt  gemefene  „^lügemeine  2Bcltgcfd)id)te"  in  öielen  Cuartbänben 
ging  au§  feiner  S)ruderei  l)erbor  unb  erfd)ien  in  feinem  53erlage.  ®r  ftarb  am 
6.  äau.  1772  ju  ^alle. 

S)gl.  (5>'iefener,  33u(^brurferfunft,  II.  ©.  54 — 56.  S)ie  üorne'^mften  fieben§= 
umftänbe  unb  ber  perfönlid^e  Gbarafter  be§  fei.  3o_^ann  3^uftinu§  f^ebauer, 
Sud)bruder^errn§  unb  33ud)l)änbler§  k.  in  .'oallc,  aufgefegt  im  Üiamen  feiner 
gfreunbc.     ^aUc  1772,  ^olio.  ^  ^eld^ner. 

@cbcl:  ©eorg  &.,  ältefter  @o^n  be§  ju  Breslau  1750  öerftorbenen  Dr= 
ganiftcn  (S.,  geb.  ben  25.  Cctbr.  1709  in  Sricg,  t  ben  24.  ©eptbr.  1753  aU 
ßoncertmeifter  in  9tubolftabt.  ©ein  au|erorbentlid)e§  mufifalifd^eö  Stalent, 
toeldjeS  fid)  bei  il)m  fd)on  in  frül^er  Sugenb  jeigte,  mürbe  ausgebilbet  tl)eil§ 
burd)  ben  tüchtigen  Unterrit^t  feine§  3}ater§,  al§  einzigen  ^e^^rerS  in  ber  2;on= 
lunft,  tl)eil§  burd)  feinen  eigenen,  eifernen  ^lei^,  t^eilS  enblid)  burd)  ben  Um= 
gang  mit  l)eröorragenben  a>irtuofen  feiner  3eit,  mie  x^ehde,  ^^offmann,  Traufe, 
Äropfgang  u.  91. ,  mie  nid)t  menigcr  burd)  bie  bamal§  in  33re§lau  oft  öor= 
fommenben  9luffül)rungcn  italienifd)er  Dpern.  2)al)er  tonnte  er  fd)on  in  feinem 
12.  ^al)re  ein  fertiger  ^ünftler  auf  Drgel  unb  Slaöier  genannt  mcrben  unb 
erntete  bei  feinem  öffentlidien  5tuftreten  ftet§  ben  reid)tid)ften  SeifaE.  9tad)bem 
er  längere  3eit  fit§  (Subftitut  feinel  fränflid^en  93aterg  getoirft  unb  baneben  al§ 
beliebter  ßomponift  fic^  einen  'Otamen  ermorben  ^atte,  mürbe  er  bom  -O^^'^OÖ^ 
3U  Del§  3um  (japellmeifter  ernannt  unb  1735  al§  fold)er  in  bie  gräfl.  S3rü'§rfd)e 
6at)ette  nad)  S)re§ben  berufen.  .g)ier  erlernte  er  auc§  bie  Seljanbtung  be§  öon 
.s^ebenftreit  erfunbenen  ^kntaleon§.  1747  folgte  er  bem  ülufe  be§  funftfinnigen 
dürften  Sfo'^cinn  ^^riebrid)  öon  ©djmarjburg  nad)  9tubol[tabt  aU  dapettmeifter. 
9lu(^  l)ier  ,toar  er  unermüblid)  in  feinen  9lrbeiten  unb  bie  3al)l  feiner  beliebten 
geiftlic^en  unb  meltlid)en  ßombofitionen  meierte  fid)  in  auffallenber  äöeife.  Seiber 
legte  er  burc^  ba§  ru^elofe  Söirfen  auc^  ben  Äeim  ju  frü^^jeitigem  2;obe  in 
feine  oljnebie^  fd)mäd)lic§e  ^ör|3ercon[titution,  foba^  er  tro|  aEer  freilid)  3U  fpät 
angemanbten  ©tär!ung§=  unb  ©r'^olungSmittel  f(^on  ben  24.  <Bept.  1753  ftarb 
mit  bem  3eu9ni^r   in  ben  if)m  angemiefenen  Greifen  öiel  jur  allgemeinen  33il= 


®ebt)arb  II.  -  ®ebf)ai:b  III.  453 

bung,  3UV  ©rl^otung,  tüie  jur  (SrBauuiig  in§Bejonbere  Beigetragen  ju  f^abm.  2)te 
3at)t  feiner  nD($  befannlen  Gom^ofitionen  ift  eine  fe^r  gro|e;  üon  gei]'t(id)en 
jinb  5u  nennen:  jtoei  ^Najfton§muiifen ,  mehrere  2Bei^nac^t§cantaten,  jlnei  t)oIt= 
[tänbige  ^atirgänge  tion  Äirc^enmufüen  unb  jloar  rüx  je  einen  @onn=  ober  geier^ 
tag  jtüci  ©tücfe,  „@rbauU(i)e  cfirifttic^e  Se'firen",  „^bfttidie  000=  unb  S)anfopfcr", 
ßomlpofttionen  für  ©eBurtärefte  fürfttidicr  ^erjonen;  —  al§  welttid^e:  mef)r  aU 
12  £)|)eretten,  öon  benen  fünf  ton  ber  fürftt.  ßapeEe  toirfüc^  aufgefü'f)rt  tourben, 
üöer  100  „(Sinfonien  unb  ^:]3artien"  für  ben  g^ügel,  ßoncerte  für  Gtabier  unb 
ljerfd)iebene  anbere  ^nftrumente. 

S5gt.   5.   SB.   ^arpurg'g   .öift.=frit.   2Sel}träge  jur  ?IuTnaf)me  ber  DJlufif, 

1.  33b.;  @er6er'§  ^iftor.^Biograp^.  Serifon  ber  xonfünftter,  öttere  (I.  25b.) 
unb  neuere  (II.  Sb.)  9lu§gabe;  ^üizx'l  SeBenSBefcfireiBung  Berühmter  ^uitf= 
geteerten;    S)öring,   in  @ifc^   unb  ©ruber'g  gnctiflopäbie,  1.  ©ect.,  55.  33b.; 

2.  ^.  ^effe,  25er5.  fc^warafiurg.  ©ele^rten  au§  bem  3Iu§lanbe,  3.  @t.  1833. 
@d§ut|)rogr.  StnemüUer. 

(VJeb^arb  IL,  5Bifct)of  öon  Sonftanj,  geft.  949,  f  am  27.  ?luguft  995 
(tt)al§rfd^einliii)er  al§  996;.  @.  [tammte  au§  einem  ber  angefe^enften  |)äufer  öon 
ber  öftlicS^en  unb  norbö[tti(f)en  Seite  be§  23obenfee§,  öon  ben  Ubatric^ingern, 
a(§  ber  jüngfte  So^n  be§  ©rafen  U(ri($  VI.,  toetc^er  mä)  urfunb liefen  Seweifen 
burcf)  bie  (Srmerbung  ber  ©tettung  in  Ütätien  ober^lb ,  fpäter  au^  unterhalb 
ber  Öanbquart  feine  ererbte  ©etoalt  er^eblii^  öerme^rt  "^atte.  S)er  ^^eterS^aufer 
Wönäj  nennt  ben  53ater  in  feiner  Stammbaumtegenbe  Uojo  öon  SSregenj,  bie 
über  ber  ©eburt  be§  @of)ne§  öerftorbene  ^Jlutter  Sietpurg.  6.  fam  unter 
S3if(f|of  ^onrab  (f.  b.  5trt.)  auf  bie  (Sonftanser  S)omfc^ute  unb  erf)iea,  at§  ^on= 
rab§  9ta(f)folger  ©amtnolf  (976—80)  geftorben  mar,  öon  ßaifer  Otto  II.  9iing 
unb  ©tab.  S)a§  bebeutenbfte,  toa§  ber  neue  Sifdiof  öoEbrai^te,  mar  bie  SttT= 
tung  be§  Ätofterä  ^:peter§^aufen ,  auf  einem  burd)  i'^n  öom  Softer  Üteid^enau 
eingetaufcf)ten,  ßonftan^  gegenüber  auf  bem  recfiten  9t^einufer  liegenben  @runb= 
ftücfe,  983.  3u  ber  reichen  3Iu§ftattung  be§  neuen  ®otte§^aufe§  trug  ®.  mit 
einem  großen  Steile  feiner  Erbgüter  bei,  öorjügtiii)  im  Umheife  be§  23oben= 
fee§.  ©0  mürbe  nid^t  nur  be§  @rünber§  Seben  l^ier  in  jeiner  Stiftung,  aüer= 
bing§  erft  im  12.  Sa^r'^unbert,  befc^rieben;  fonbern  ber  gleiche  ^önc^  gab  auc£) 
in  feiner  1156  begonnenen  Ätofteri^romf ,  in  ben  fultur^^iftorifci)  intereffanten 
3(bfcf)nitten  über  bie  5Infänge  öon  5l}eter§^aufen,  eine  ©efd^i^te  be§  ©tifter§  unb 
feines  '^aufe§.  @.  fanb  feine  9lu'^eftätte  in  ber  mit  großem  dki^t  burd^  i^n 
errichteten  unb  öer^ierten  Äircf)e  be§  ^I.  $apfte§  ®regoriu§  ju  5|}eter§f)aufen, 
morauf  fi^  1134  an  eine  erfte  gr'^ebung  ber  (Sebeine  bie  23eref)rung  be§  Sifd^ofS 
a[§  eine§  .öeiügen  fnübfte.  Ser  DUme  beffelben,  bie  (Erinnerung  an  tf)n  unb 
feinen  ^ultu§  öerbinbet  ficf)  öoran  mit  bem  burc^  feine  5lu§ft^t  berühmten 
©eb'^arbSberge  ober^tb  Sregenj,  mo  ficf)  in  ben  9tutnen  ber  burd^  bie  ©(^meben 
^erftörten  alten  ubatrid^ingifd^en  gefte,  ber  Segenbe  nad^  ber  @cburt§ftätte  be§ 
33ifd§of§,  feit  1723  bie  @.  gemeinte  fleine  3BaafaI)rt§fird^e  erl^cbt. 

Sie  Tita  Gebehardi,    ed.  Wattenbacli.  ftef)t  in  ben  Mon.  Germ.,  Script. 

Sb.  X.    @.  583—94;    aber  ebenfo   mi(f)tig  finb  bie  Dlad^rid^ten  öon  Lib.  I. 

ber  Casus  monast.  Petrishus..  58b.  XX.  @.  627—39  (ögt.  ^DZeugart,  Episcop. 

Constant.  33b.  I.  8.  297—306,  fotoie  über  bie  Sautf)ätig!eit  in  ^eter§^aufen 

bie  Slb'^anblung  ^efl'S  im  greiburger  ®iöcef.=m-d^.,  25b.  IL  ©.  345  ff.). 

^et)er  öon  ßnonau. 

®cb^orb  III.,   Sifd£)of  öon  6onfton3,   f  am  12.  g^oüember  1110.     ßtn 

©o'^n  23ertoIb§  L,  «ruber  5ßertolb§  IL    öon  Boxringen  (ögt.  33b.  IL  ©.  535), 

mar  ®.  einer  ber  ^cftigften  3}orfecf)ter  ber   firc^ti(f)en  ^^jsartei  in  ©d^maben  gegen 

^einrid)  IV.  —  3BoI  öor  ber  5J^itte  be§   11.   3a^rf)unbert§  geboren,  "^atte  ®. 


454  ®ebf)otb  III. 

juerft  bie  äßüvbe  ctne§  ^ß^'opfte^  äu  Ä"anten  befleibet,  a(§  er  in  ba§  unter  beni 
2t6te  Söit^elm  jett  1069  ju  fo  ^ofier  35cbcutung  emporgeftiegene  Äloftei-  .g)iif(i)au 
aU  Wönd)  eintrat;  e§  roax  bie  gleiche  ftreng  bie  S3ejief)ungen  jur  fiegreicf) 
fänipfenben  römifc^eu  ^ir(^e  auitocifcnbe  6e[innung  in  i^m  leBenbig ,  bie  1073 
feinen  SSrubev,  ben  ^Jlarfgrafcn  Jpermann,  ju  Glugni)  ein  ^a1)i  bor  feinem  %oht 
in  ba§  ^lofter  filierte.  (5(i)on  1079  luar  ^^üapft  ©regor  VII.  nad)  bem  lobe 
be§  ©r^Bifc^ofS  SGßerner  Bemül)t  gelüefen,  ben  (^egentönig  Üiubolf  auj  (55.  aU  an] 
einen  5!Jtann  t)in juweifen ,  ber  für  bie  erlebigte  2)iöcefe  9Jlagbe6urg  in  ^i^age 
!ommen  fönnte.  1084  aber  würbe  nun  ®.  33if(^oi  ^u  Sonftanj,  baburc^,  ba^ 
ber  päpfttic^e  Segat  Sijc^oi  Otto  tion  Dftia  (feit  1088  al§  ^:papft  Urban  II. 
@regor'§  ^toeiter  'Jlac^folger)  it)n  „ber  fd^on  tauge  öernnttmcten  ßonftaujer 
Äir^e"  at§  „fat^olifc^en  .^irten"  gab  (22  S)ecember).  «ernolb  (ügl.  a3b.  II. 
8.  469  u.  470),  tüdä^ex  bergeftatt  über  ©.,  „einen  5JIann,  ber  ebet  burrf)  feine 
©eburt,  aber  ebler  burd^  möndiifi^en  äöaubet  ift",  in  feiner  ß^ronif  beri(i)tet, 
öertfieibigte  bann  in  einer  eigenen  ©c^u^ft^rift  bie  Drbination  bcffelben  at§  eine 
ftreng  canonifrf)e  gegen  ergangene  Singriffe.  Stud^  ju  ßonftan^  mar  nämlid), 
h)ic  anbcrgujo,  feit  ©regor  VII.  gegen  ben  1071  burrf)  .f^einrid)  IV.  eingcfeliten 
Sif(f)of  Dtto  I.  in  ber  I^eftigften  SÖeife  Oorging  unb  benfelben  1080  förmlich 
mit  bem  5(natl§cm  belegte,  eine  ööEige  Stnardiie  ausgebrochen.  S)er  öon  ber 
@egen))artei  gegen  ^einri(^§  IV.  |)erjog  f^^riebrti^,  ben  ©taufer,  erI)obene  @egen= 
Iier^og  S3ertoIb,  ber  ©ol^n  be§  1080  üerftorbenen  ©egenfönigS  Otubolf,  ftellte 
gegen  33ifc£)of  Gtto  ben  Sertolf  al§  ©egenbifc^of  auf;  bod^  blieb  berfelbe  gänj» 
li^  ma(i)tto§.  6rft  ®.  nat)m  nun,  tliatfräftig,  foit  er  war,  unb  geförbert  burd^ 
feine  in  ©ct)toaben  fo  mäd^tigcn  33ern)anbten,  ben  .^ampf  in  na(^f)attiger  SBeifc 
auf,  ju  beffen  anfangs  nur  feT)r  ungerne  übernommener  5üf)vung  it)n  n)oI  f)aupt= 
fäd)Ii(^  fein  2t6t  Söitl^etm  auSertüäl^tt  ^tte.  ^tüax  geftaltete  fid^  gtetd^  anfangt 
bie  ßage  für  ben  neuen  S5ifdt)of  nic^t  günftig,  inSbefonbere  baburd),  ba^  ,^peinri(|, 
mit  ber  ^aifertrone  gefc£)mücft,  nad^  ber  (Sinfe^ung  fetne§  ^^papfteS  2ßibert  au& 
^tolien  äurücE  unb  tt)iebcr  auf  beutfd^em  3?oben  toar,  npaS  feiner  ^^artei  gegen 
ben  ©egenfönig  Jpermann  äur  Scfeftigung  bientc.  @.  mürbe  nebft  anbcren  S3i= 
fd^öfen  im  ÜJiai  1085  burd^  eine  faifertidtje  ©pnobe  ju  ^Rain^  ejcommunicirt, 
Otto  at§  ber  red)tmä^ige  23ifd^of  für  gonftana  erflärt.  53efonber§  aber  fa^  er 
ficf)  gteid^  öom  2lnfang  an  in  ben  ©treit  über  ba§  Ätofter  ^Keidienau  tiermicfelt, 
für  n)etd)e§  ber  eifrig  faiferlid)  gefinnte  3(bt  lUric^  III.  öon  ©t.  ©allen  (f.  b. 
5lrt.)  1079  burd^  ^einrid)  IV.  al§  »orfte^er,  gegen  ben  wirflid^en  Slbt  mt- 
t)arb,  eingefe^t  toorben  xoax,  unb  beSfialb  mu^te  er  nun  ßonftauj  auf  furje  S^it 
öertaffen.  SlEein  im  Slnfange  bei  ä.  1086  ftarb  fein  ©egner,  33ifd§of  Ctto, 
unb  ©.  öermod^te  fo  fidd  ber  Slngclegenl^eiten  feine!  ©prengetS  anjunelimen, 
befonber§  bie  ©tiftung  ©eb^arbl  IL,  ^letere^^aufen ,  burd)  bie  ^Berufung  bon 
.g)irf^auer  5Jlönd^en  ju  reformiren,  fo  ba|  ba§  ^lofter  jc^t  unter  feinem  neuen 
3lbte  S^eoberic^  (1086  —  1116)  ungemein  emporblü'^te ,  unb  ä^ar  unter  reger 
2;i^eilnat)me  be§  SSifd^ofö  Doraügtic^  an  ben  Sauten;  aber  auc^  an  feiner  1052 
Sufammengeftüraten  S)omfird^e  baute  @.  fort,  fo  ba^  1089  bie  Jpauptmei'^e  beö 
ganzen  ^Jleubaue§  ftattfinben  fonnte,  unb  1085  ^alf  er  9lbt  SBitl^etm  bei  ber 
neuen  ©rünbung  einer  |)irfd£)auer  Sotonie  ju  ©t.  ©eorgen  auf  bem  ©d)tt)ar3= 
toalbe.  S)od)  1089  befteHte  nunmel^r  ein  ©d)reiben  5papft  Urban§  II.  @.  grabe= 
3U  3um  f^ü^rer  ber  päpftUd^en  ^Partei  für  2)eutfd^Ianb ,  junädift  natürli^  für 
©d^maben:  er  tüurbe  am  18.  2lpril  neben  23ifd^of  Slltmann  öon  ^:paffau  mit  ber 
ä)onmad£)t  eincS  päpftlic^en  ßegaten  für  „©ad)fen,  ©d^maben  unb  bie  übrigen 
©egenben"  auSgeftattet.  2)ie  9tntrt)ort  :^ierauf  mar  bie  erneuerte  ßrtiebung  eineS 
@egcnbifd^of§  gegen  ©.,  in  ber  ^^Jerfon  be§  ©t.  ©aßer  3«önd§§  2lrnolb,  ^BruberS 
be§  ©rafen  ^einrid^  Pon  ^eitigenberg ,  meldtien  Äoifer  ^einiid)  in  ber  Ofteräeit 


®ebt)Qtb  III.  455 

1092  5U  93lantua  an]  3lbt  UIri(i)§  SBetveitjen  :^in  Bejeidinete.  UWif)  gebarf)te, 
Stxnolb  mit  (Betnalt  einjujelen;  aBer  bex  SSerfu^  ic£)eiteTte  fuT3  öor  äBeitinaditen 
1092  buxd)  ben  entfd^lofjenen  Sßiberftanb  ber  gonftanjer  SBürger.  ^tiätoifd^en 
jeborf)  Vtte  bie  ^äpftli(i)e  faxtet  in  @(^lt)a6en  1092  naä)  bem  1090  eingetretenen 
Jobe  33ertoIb§  öon  9if)einielben  ben  Araber  be§  33ifd^of§,  ^Bertolb  II.  Don  3ä'^= 
xingen,  jum  ."perjog  ertoä^It,  nnb  1093,  in  tt)el($em  ^at)i-e  au(^  ein  neuei; 
2Jtitte(t3unft  firä)li(i)er  ^eftrebungen  burd^  |)ei'3og  SSertotb  im  ^loftcr  ©t-  5peter 
im  ©d)tt)avätt)albe  gef(^affen  nnb  t)on  ®.  eingett)eit)t  mürbe,  f)ielten  Beibe  SBmber 
mit  ben  meiften  üBxigen  fdimäbifd^en  ©ro^en  im  ^loöemBer  eine  SSerfammlung 
3U  Ulm  ab,  mo  fie  ot)ne  3^^^!^^  ^^^  iVÜtirer  be§  (Stammet  gegen  ben  Ädjer 
^etöortraten.  6ö  mürbe  befdjloffen ,  ba^  ®.  allein  at§  bem  )3äpftli(^en  ©teE= 
öertreter  in  allen  geiftlidien  Singen  3U  ge^orc^en  fei,  toäl^renb  man  5BertoIb 
bagegen  im  Söettlic^en  f)oIb  unb  gemärtig  fein  muffe;  anbererfeit»  jebod^  ^tte 
aSertoIb  bem  ^ßruber  in  bie  ^anb  ben  55afaEeneib  für  ben  §(.  5petru§  förmtic^ 
gefc^moren.  Stber  auä)  auf  58aiern  erftredften  fic^  biefe  ©inmirfungen,  fo  ba^ 
ein  in  Ulm  aufgefteltter  Sanbfriebe,  Don  metc^em  einzig  ber  (Begen!6ifä|of  Strnolb 
unb  feine  '^Inpnger  au§gef(^toffen  blieben,  burdf)  ^erjog  Sßelf  IV.  bortf)in  öex= 
pflanzt  mürbe;  ebenfo  na^m  an  einer  ©t)nobe  3U  ßonftana,  mett^e  ®.  Dftern 
1094  berief,  äöelf  abermalg  5(ntf)eil.  Sine  förmlid^e  }3äpftli(^e  9tegierung  f(i)ien 
fic^  um  bie  5)ßerfon  be§  Segaten  mit  5tu§f(^lu|  ber  faiferlic^en  (HeWalt  in  biefem 
Steile  öon  Dberbeutf($Ianb  bilben  3u  follen.  1095  mo^^nte  @.  ber  großen 
^irc^enöerfammlung  ^u  '^^iacen^a  hti,  unb  e§  ift  nicf)t  untoatirfi^einlici),  ba^  ba§ 
@uta(^ten  be§  gelet)rten  2:^eotogen  SSernoIb,  be§  S^roniften,  über  bie  ©ültigfeit 
ber  öon  eixommunicirten  (Seiftliiiien  gefpenbeten  ©acramente,  met(^e§  üon  @. 
befteEt  toorben  toar,  al§  berfelbe  eine  nä(^ften§  beüorfte^enbe  ^ird)ent)erfammtung 
na($  päpftlic^er  Berufung  befucf)en  moEte ,  eben  auf  biefen  SlnlaB  fid)  bejog. 
■patte  :§ier  ©.  an  einem  ber  größten  Sriump^e  ber  rafc^  emi}Drfteigenben  S5or§err= 
f(i)aft  be§  $apfttl)ume§  fidf)  betf)eitigt,  fo  fa:^  er  fi(^  bagegen  in  ben  näd^ften 
3^at)ren  al§  S5erfe(f)ter  ber  ^läpftlic^en  ©a(i)e  in  ©c^maben  fe|r  eingeengt.  <^er= 
30g  Sßelf  üexfö^nte  fic^  mit  bem  Äaifer  unb  fogar  be§  SifdiofS  eigener  SSruber, 
SSertolb  IL,  erfteUte  tmä)  ben  5(u§glei(^  mit  iperäog  S^riebricE)  I.  bie  5!)lög(i(i)feit 
eineg  frieblirf)en  ']tebeneinanberbeftet)en§  ber  3at)ringifct)en  unb  ber  ftaufif(^en  ^n= 
tereffen,  fo  ba^  jefet  bon  1097  an  bie  Söaffen  ruhten  unb  &.  al§  2Int)änger 
Urbang  II.  aEein  ftanb.  a5on  felbft  ergab  e§  fi^,  ba^  naä)  Urban§  Sobe  ber 
neue  *^5a:pft  ^:]3afc£)ali§  II.  ben  S3if(i)of  in  feiner  „aJpoftoIifi^en  S5ertretung  in  ben 
beutfc£)en  Öanben"  1100  beftätigte.  3lber  bie  Sage  beffelben  mürbe  eine  immer 
unerpuirflidiere ;  naä)  einer  3ufd)nft  be§  ipa|)fte§  meiere  mol  bem  nä(i)ften  ^a^xt 
(1101)  angel^ört,  fdieint  fogar  @.,  „um  ben  9)erfe'^r  mit  ßrcommunidrten  ju 
nermeiben",  mit  bem  *^tane  auSäutoanbern  umgegangen  ju  fein,  fo  ba|  ^4^afd)a(i§ 
bei  aEem  Sobe  bes  religiöfen  @ifer§  biejenigen  tabelt,  „meldte  mitten  in  einem 
öerfe'^rten  unb  f(f)Iei^ten  Sßolfe  ni(i)t  auäfiarren  fönnen".  äßirftic^  mu^te  ®. 
1103  öor  einem  burct)  ben  trafen  ^einriiii  öon  -Ipeiligenberg  unterftü^ten  2ln= 
griffe  be§  @egenbifii)ofe§  Slrnolb  auf  einige  3"t  aus  ßonftan^  meidien.  %m 
8i(i)tme|fefte  be§  Sat)re§  mürbe  SIrnotb  in  ben  S)om  eingefül^rt;  au(f)  ber  @. 
getreue  5lbt  2;t)eoberic^  mic^  au§  ^eter§f)aufen  f)inmeg;  umfonft  entfanbte  $a= 
f(^ali§  am  10.  gebruar  9tunbf($reiben  an  bie  2Betfen  unb  3%'inger  (ben 
58rubcr  unb  Steffen  be§  SSif^ofg  felbft)  unb  bie  übrigen  „bem  öerfe^rten  .giaupte", 
Slrnolb,  an^ängli(i)en  f(f)mäbif(i)en  ^^ürften,  ba^  fie  ®.  ge^^orfam  bleiben  foEten. 
@rft  bie  Sreigniffe,  meldte  im  3ufammen'^ange  mit  bem  3lbfaEe  bei  jungen 
Äönig§  ^einriä)  öon  feinem  faiferlic^en  33ater  ftanben,  füt)rten  &.  au§  feinem 
@jil  prüd  (in  ber  3toif(^enäeit  fdfieint  er  fic^  in  ©t.  Slafien,  fomie  im  SreiSgau 
aufgehalten  ju   ^aben,   mobei  (Sgino,   ^önd^  unb  f|)äter,   1109,  3lbt  öon  ©t. 


456  &thi)axb  III. 

XUric^  unb  Slfra  3u  Slugsburg,  in  jeine  2)tenfte  trat,  faum  jebod^  bei  jeincm 
aSruber  Sertolb  II.)-  511^  bev  jüngere  ^einrid)  nad)  bem  3Iüsbrurf)c  bcv  9)ei-= 
fd^hjörung  gegen  ben  S)atev  1104  im  2)ecembev  hai  Säger  beffelben  öerlaffcn 
unb  naä)  33aiern  fid^  Begeben  ()atte,  |c£)icfte  er  gleid)  nad)  bem  aBei^nad)töicfte 
33er[i(^erungen  feiner  Unterroerfung  an  ^4^afd)ali§.  2)ie  Slutträgc  be§  ^4>nPflcö  an 
ben  i?önig  eröffnete  nun  C^).  im  ^Jlnfangc  be§  ^.  1105  perfönüd^,  ba§  ^4-^afd)ali5, 
„in  ber  Hoffnung,  ba^  ber  Stt'iefpalt  jn)ifd)en  3}ater  unb  ©of)n  üon  (^)ott  ge= 
fommen",  ben  apoftotifd)en  (Segen  unb  ii^öfung  au5  bem  ißanne  ertt)ei(e.  Jpeinric§ 
felbft  fd^eint  ben  G)cgcnbifd)of  au§  (5on[tan3  öertrieben  unb  05.,  foroie  i'^eoberid), 
ben  er  ju  feinem  33cid)tüater  madjte  unb  xeid)  befd)enfte,  in  if)re  5(emter  tt)iober 
eingefe^t  ju  l^abcn.  2ltö  ßegat  begleitete  nunmehr  (i>.  ben  Äonig  nad^  (£ad)fen, 
n30  fie  im^ai  1105  ju '3torb"§aufcn  jum  S3e^ufe  ber  burdigängigen  llmgeftattung 
ber  fäd)fifdE)en  Äirdf)e  im  ©inne  ber  römifd)en  ^ntereffen  eine  ©t)nobe  abl^ietten, 
nadibem  fc^on  ®.  allein  ben  Sifd)of  Söibelo  öon  931inben  alö  einen  ?lnf)anger 
be§  .^aiferg  öertrieben  tjatte.  %i)e\i§>  allein,  t^eit§  gemeinfd^aftlidf)  mit  bem 
^Jtainjer  ©r^bifd^of  9tutf)arb  feljte  barauf  03.  au(f|  in  (Bo§Iar  unb  ^Jtagbeburg, 
mo  er  hen  Don  ber  päpfttic^en  ^krtei  jum  ßr^bifd^of  erwäl^tten  <!peinrid£)  in  einer 
'i)tmad)  bom  ^^^apfte  felbft  mipittigten  überftürjtcn  Apaft  meiste,  feine  3tnorb-- 
nungen  fort,  i^üx  brn  aui  ba§  aBei:^nadE)t§feft  nadf)  9)lain^  angefagten  9teidj§tag, 
tDel(|er  über  ben  33efi^  ber  9teid)ggett5a(t  angefid)t§  bes  nid)t  gefdilidtiteten  Streitet 
ätoifd)cn  SBater  unb  ©ol^n  entfd)ciben  fottte ,  mar  03.  neben  bem  ßarbinalbifc^of 
9lid^arb  tjon  ?lIbano,  einem  geborenen  'iiot'^ringcr,  als  !i3egat  bejeid^net ;  nacf)bem 
bann  ber  Äaifer  burd)  ben  Äönig  überliftet  unb  gefangen  genommen  morben 
mar,  bet^eiligte  fidC)  Oj.  in  Ijeröorragenber  Söeife  an  ben  SBerl^anblungen  ber  öon 
52  ©roBen  be§  Üicid£)eö,  baruntcr  mol  aucf)  feinem  Vorüber  i^ertotb  IL,  bef netten 
glänjcnben  SSerfammlung.  äöenn  aud)  9iid)arb  bei  ben  bieten  5U  :3ngeU)eim, 
meldfie  in  ben  erften  Sogen  üon  1106  ben  Äaifer  üöUig  bemüt^igten,  in  crfter 
Sinie  l^eröortrat,  fo  na'^m  bod)  @.  an  ber  .ßönig5meit)e  ^einri(^ö  V.  ^u  53iain3 
unb  an  ber  S)urd)füt)rung  ber  romifdjen  93egel)ren  auT  bem  5Reid)§tage  ebenfalls 
einen  großen  5lntl)eil,  unb  e§  oerftanb  fid^  öon  fetbft,  baB  neben  einer  großen 
(s3efanbtfd^aft  beutfd()er  ^irdt)enfürften  aud)  @.  mit  einigen  33egteitern  nad)  iKom 
abgeorbnet  mürbe,  für  beffen  ©ieg  er  Ooran  feit  3^a:^ren  unb  in  ben  Iel3ten  ^}Jlo= 
naten  in  erl)öl)tem  ^a^e  gerungen  i)atte.  5IIlf in  ein5ig  ®.  gelangte  jum  ^^^apfte ; 
benn  bie  anbercn  Öefanbten  fc^einen  burt^  bie  if)nen  im  gf^ruar  1106  3u  Iricnt 
§u  2;t)eil  gemorbene  gemaltfame  33el)anb[ung  öon  ber  ^oitfe^ung  ber  IHeife  db-- 
gefd^rcdt  morben  5u  fein,  unb  ebenfo  f)inberten  bie  in  2)eutfc£)tanb  neu  t)eröor= 
tretenben  Söirren  ben  ^4>ipft,  ber  ßintabung,  toetd^e  an  it)n  ergangen  mar,  ju 
folgen  unb  ^u  ■g)einrid^  Y.  bortt)in  ju  fommen.  S)agegen  i)ielt  nun  5pafd)ali§ 
3U  ©uaftaEa  im  October  1106  ein  Ö'oncil,  an  roetd)em  einige  beutfd^e  33if(^öfc, 
barunter  aud)  &.,  \iä)  bef^eiligtcn :  ie|t  moEte  ber  ^apft  ber  erneuerten  51ut= 
forberung  be§  Königs  g-olge  leiften,  al§  er  plö^tid^  mieber  anberen  @inne§  mürbe 
unb  ftatt  nad)  9lug§burg ,  nad^  fyranfreidf)  ging.  4-)ierburcf)  unb  burd^  bie  Er- 
neuerung be§  ;3nöeftituröerbote§  loderten  fid§  bie  engen  Se3iet)ungen  jmifd^en 
^afcf)ali§  unb  ^einric^  V.;  aber  aud^  für  ®.  toar  bei  biefen  öcränberten  U}er= 
I)ältniffen  ein  ^e[tf)alten  ber  bi§t)erigen  SJertrauenSfteEung  bei  beiben  ©emalten 
nid^t  me^r  mögli^.  ^laä)  Sonftans  aurüdgef el^rt ,  l^ielt  er  fi^  in  feinen  legten 
ßebenSja^ren,  befd^äftigt  mit  ber  ^ßeforgung  ber  9tngelegent)eiten  feine§  S9i§t^um§, 
öon  anbertoeitigen  Singen,  im  ftarfen  ©egenfa^e  gegenüber  feinen  frü'^eren  ^al^ren, 
3urüd.  äöol  im  ginüange  mit  ben  Sntereffen  ber  gfamiUe  —  bie  3ä:§ringer, 
öoran  S3ertolb  II.,  :^ielten  fid^  ju  ^einrid)  V.  —  magte  e§  @.  nid§t,  bem 
Könige  fid^  ju  miberfe^en.  äßa!§rfd£)cin{id5  gleich  anberen  beutfc£)en  ^ifd^öfen 
burd)  ^einrid£)§  Y.  3ßin!  äurüdgelalten,   fanb  ftd)  ©.,   tro^  feiner  ©teEung  aU 


®ebf)arb.  .c- 

Quc§  attereS^inge^eröorm^te,  hit  ma^hchnx^ex  unb  bie  üJlinbena- 3tngertgeXit 
um  &.  mit  itavfen  ^ertöeiten  ju  beftrafen:  nur  bie  (5vinnerung  an  feine  fmlm 
ä^erbienite  unb  bte  ^ürbitte  bev  üerfammeüen  9}äter  -  t)ern(^erte  ber  l^a\)ft  - 
^rr    s.'^"/^^'^^^*'^'    ®-    ^'"^   ^"'^^   3U  fuspenbiren.     @.  fd^eint  üon  ba  an 

Sr?Lv"I.S  TT^\^  "."^'^  r^?  ®^''"9^^  9^^^^"^^^  3U  Mafien,  6i§  er  im 
^at)re  üoi  23extoIb  II.  itarö.  -  @.  ijt,  wie  einer  ber  fieröorragenbften  SJertreter 
ber  gregorianilc^en  ^^olitif  unter  ben  beutfd^en  Sifd^öfcn,  fo  au^  mi^  ber  üro= 
mnctalen  Äirc^engefc^i^te  Sc^toakne,  befonber«  mit  ber  gntitehuna  ober  önt- 
toKftung  .etnei^jltei^e^  öon  Älöftern  (fo  tvax  er  aufeer  bei  ben  genannten  no^ 
l  p-J'' .^J^^^^^^^^^^  10^3,  bei  9IIpirgba<^  1095  mitratfienb  unb  toeibenb) 
1'%''^^  ^HL..^"-  ?Ö^^'  öerbunben.  S)ie  ^erDoi-ragenbe  Begabung,  befonberg  bie 
enb  £ot  ''^   ^''  ^^^''"Ö''   *'^*  ^"  ®-  ^"^  ^^"^  tiy:mä)tn  {yetbe  glän- 

ßine  im  Codex  Hirsaugiensis  rü^menb  ermähnte  Vita  Gebehardi  ift  leiber 
öerforen  leboc^  naä)  @iefebred^f§  SJermut^ung  möglicher  qSeife  in  ben  Casu<^ 
monast  Petrishus,  Lib.  III.,  benu^t.  ^n  na^en  perfönlic^en  Seaie^ungen  3u 
^^^r--  ^i!?^^'^^,"^'  ^'^  »i^  ine^^-iad^  fa^eu,  ber  Ö^ronift  Sernolb,  fo  baß 
au(^  bellen  Stnnalen  1084-1100,  fotoie  bie  hei  Uffermann:  German.  Sacrae 
Prodromus  hh.  U  gefammelten  Streitfd^riften  manches  bieten.  S)ie  aU= 
gemeinen  ^eid^sgelc^id^ten,  ebcnfo  fpecieH  itk  Continuatio  casuum  s  Galli  fo= 
toie  Tur  3a§nngifd)e  3)inge  ber  Rotulus  Saupetrinus  (bei  C^eicfjtlen-  Sie  3äb= 
ringer,  (5.  (30— yl)  für  ipirfcfiauif^es  unb  ©t.  «(afianif^es  ber  Codex 
Hirsaugiensis  («ibl.  b.  htterar.  ©erein§  in  Stuttgart,  33b.  I)  unb  baä  Chron 
Burgelense  (ed.  0i.  ^eer:  Anonymus  Murensis  denudatus,  ©.  365-84)  für 
©t  ©eorgen  bte  ^otitiae  fundationis  s.  Georgii  (ed.  «aber:  gjtonc'g  3tf^v. 
••  ^^?-  t  -^^^■^.^l^"^'  ^^-  I^-  ®-  194-225)  u.  a.  m.,  tommen  au^erb^m 
m  ^eti-ad^t^  —  3ulammen^ängenbe   Sc^ilberungen  geben  Dieugart:   Episcop. 

£h    rk  ?n-    -.fn^^'-^^-'  "^^  '^'^^-^^"'  ini  grciburger  S)iöcef.=Wü 
»b.  I.  ©.  300-404).  5;tet,er  Don  Änonau. 

©cböarb:  23.  bon  eicfiftäbt:  f.  Jßictor  IL,  ^auft. 

G)Cbto:  Irm^feB  Don  Söalbburg,  grjbifc^oT  unb  Äurfürft  öon  Äöln 
''"^~      '  J"      '^J"^  "'^'"  ""^  '^^^^^^  ^"^  "^e   Tcac^Totgcr   ma^gebenben   Sio= 
?i'°i  V  "'f    ?¥'  ^'J""'^  mmä)en  ©egnera  gefunben.     datier  mirb  ein  enbgüttiges 
Zt  "^  !'  ^^^^'«^^^  ""^  3:^aten   bes  gj^anneS    erft  abgegeben  »erben  fönnen 
na^  3:eenbigung  ber  üon  berfc^iebenen  (Seiten    in  2Ingi-irf  genommenen  ari^iba- 
Iil^en  üoricflungen  über  bie  ©efc^it^te  be§  fötnifc^en  Äriege«.     @.  itammtrau§ 
ber    alteren,    ^acobimfd^en   ober    2raud^burgifd§en   Sinie    be§    jur    fc6mäbifc6en 
ÖraTenban!   gehörigen   trei^errtid^en  ©eft^Iec^teg   ber,  grbtrud^feffen    öon   2ßalb= 
f^'  -i^fl'""  T}^-  '^°^''  ^^--^  ^Jböember  1547    at§  3rteiter  So^n   bee  in 
Dlterreic^ifc^en  unb    fatferlic^en   S)ienlten  me^rfac^    bermenbeten   öerrn  aBitfielm 
^ruc^fe^  unb  bei^Sräfin  ^o^anna  bon  fyürftenberg  mürbe®,  in  jungen  ^a^ren 
3um   getitlic^en   ©taube  beftimmt.     ^m   S-    1558   übernahm,    aus  ItnIaB   ber 
-J^uatot)nung    nad^    längeren   @rbftreitigfeiten ,    feineg   S5ater§   berühmter   ^\-uber 
Otto    eai-bmal  öon  Slugsburg,  bie  ©erpfli^tung,  ben  Knaben  „3ur  ©eifttid^feit 
unb  bem  etubtren     3u_er3iet)en   unb    3u    geiftlic^en  »eneftcien    unb  Söürben  3U 
beTorbern.     S:ie,el   _9}eripre^en   erfüllte    Garbinat   Otto.     &.    mürbe,    nad§    ber 
&itte  ber  3eit,    aur  öerld^iebene   beutfd^e   unb   auSmärtige  Uniüerfitäten  gefd^icft 
(S)imng_en,   ^ngotltabt  unb  Jörnen  merben  genannt),   unb   ermarb   fid^    tüd&tiac 

i^'"."^?K  s.?"^  ?■  ^^^"  ^^9"^   ''  i^^  "^'^   St'^ti^"'   ^0   er   namentlich   bie 
Untöerfttat  ^;>erugta  eine  3eitlang  befuc^te,  -  öielleid^t  aud§  ^Bologna,    dagegen 


458  @et)t)arb. 

tüirb  bei-  33ei)aiiptung,  er  fei  in  9lom  jelbft,  glcic^jam  unter  ben  ^(ugen  beö  ^4Japfte§, 
erjogen  worben,  fc£)on  öon  3eitgenofjen  tDiberjprodjieu.  5lo(f)  n3ät)renb  ber  ©tubien- 
3eit  eriolgte  feine  5ßeförberung  ju  geiftlid^en  SBürben.  (Sd)on  im  ^.  1560  toar  it)m 
eine  S)omf)errnpfrünbe  in  9lug§6urg,  1561  ein  (£anonicat  im  Kölner  S)om[tift  üer= 
Helfen  toorben.  1567  tourbc  er,  nacf)  ßmpfang  ber  ©ubbiaconatStoeilje,  6anonicu§ 
im  2Iug§burger  Somtapitel  unb  etma  gleid^jeitig  andt)  ßapitutar  im  ipocf)[tift 
©trapurg.  5Im  21.  ^ai  1568,  mä^renb  ®.  noc^  in  ^^erugia  meilte,  würbe 
iijm.  ber  burcf)  bie  2ßa!)t  ©alentin§  bon  ^fenburg  jum  Srjbifrfiof  erlebigte  %^ia^ 
im  Kölner  Somfapitel  öerlie^en,  üon  toeIrf)em  er  im  (September  1570  perfönlii^ 
Sefi^  na"£)m.  6r  ^atte  injtoifdien,  nadf)  ber  9{ürffunft  au§  Italien,  in  2lug§burg 
fid)  auiget)atten ,  aber  anfangt  fein  gciftlic^e§  geben  gefül^rt.  ^n  Briefen  an 
§erjog  ^llbrei^töon  SSaiern  au§  bem  ©pätjatjr  1569  ftagt  (iarbinal  Otto,  ba| 
fein  fonft  nic^t  ungefd)ic£ter  junger  fetter,  nad)bem  er  eine  ^eittang  „gar  ein= 
gebogen,  geiftücf)  unb  gotteSfürditig"  gelebt,  fid^  je^t  fo  „unpiäififd)  erzeige,  in 
be^aniict)e  93i3Eerei,  weltliche  ilteibung,  rciterifd^eu  unb  ungeiftU(f)en  3ßanbet 
begeben  i)abe  unb  f)in  unb  toiebcr  in  ber  ©tabt  fdjtoärme,  —  tl^ue  wie  ein  un= 
beftimmter  ^enf(^."  ^i'^i^^  trieben  eg  bie  ablid^en  S)oml)erren  bamal§  attgemein 
nid^t  biel  anber§.  2)od)  tonnte  .'per^og  '")(lbred^t  ben  ßarbinal  batb  banac^ 
mit  ber  SJerfic^erung  berutjigen,  @.  ^alte  fi(f)  auf  feine  6rmat)nung  unb  bei 
2)ombect)ant§  Unterfagen  f)in  mieber  eingebogen  unb  wol^t.  ?lu§  ben  folgenben 
;ijat)ren  öertautet  nid^t  biet  über  C^.  S)od)  fc£)einen  fomot  3tom  Wie  feine  Wit= 
capitutaren  jufineben  mit  it)m  gemefcn  ^u  fein,  ba  if)n  im  ^.  1574  ba§  ©tra^= 
burger  Kapitel  jum  S)ombe(i)ant  tt)ät)Ite,  unb  im  ;3-  l^'ö  ^ei-*  ^apft  3um  3lug§= 
burger  S)omprobft  ernannte.  3in  i^ötn  öerweitte  ©.  in^Wifc^en  nur  feiten;  e§  fam 
fogar  bor,  ba^  er  feine  jät)rti(^e  Ütefiben^pflidit  berfäumte  unb  bamit  aud)  bie 
*Präfenäein fünfte  einbüßte.  ,3n  {yolge  bcffen  na^m  er  aud)  an  ben  langwierigen 
unb  erbitterten  ©treitigfeiten  3Wifd)en  bem  .ßurfürften  ©atentin  unb  bem  S)om= 
fapitel  nict)t  mel)r  al§  formalen  2lntt)eil.  2ll§  fid)  im  ^erbft  1576  f)erau§[teüte, 
ba^  e§  nunmel;r  bem  Äurfürften  mit  feiner  fd^on  oft  geäußerten  Slbfid^t  ju 
refigniren  Srnft  fei  unb  barauf^in  berfdt)iebene  ^Bewerber  um  ba§  Sräftift  Äölu 
auftraten,  wirb  6)cb^arb'§  'Jiame  unter  i^ncn  faum  genannt.  3ei>odt)  bet^eiligte 
er  fid)  bou  je^t  ab  eifriger  an  ben  ^JJiaßregcln ,  weldie  ba§  .ß'apitel  ergriff,  um 
feine  SCßa'^lfreiTjcit  gegen  bie  bon  ©alentin  geplante  ßoabjutorie  ju  bertf)eibigen. 
3ln  feiner  gut  !at^olifct)en  ©efinnung  jwcifelte  bamalS  -Jiiemanb.  ä)ielmcl§r 
redE)nete  i^erjog  3llbredt)t  bon  ^aiern,  a(^  er  auT  Erlangung  ber  (ioabjutorie  für 
feinen  ©of)n  ©ruft  ber^iditen  unb  aU  ^^cWerber  um  bie  ©timmen  ber  einzelnen 
Sapitularen  auftreten  mußte,  namentlidl)  audl)  auf  @eb^arb'§  ©timme.  2)urc^ 
feinen  5Bruber  ^arl,  bamal§  ^ammergerid^t§präfibent  ju  ©peier,  ließ  ber  .^erjog 
i^m  borfteÜen,  Wie  biel  5ur  6r^altung  unb  Erweiterung  ber  fat^olifd^en  Sieligion 
an  6rnft'§  2Bal)l  gelegen  fei.  5lußerbcm  machte  er  bie  freunbfd)aftlic£)en 
SSe^ie^ungengeltenb,  in  weld^en  @eb^rb'§  Sßater  unb  Dl^eim  jum  bairifdl)cn 
<^aufe  geftanben  liatten.  9ll§  man  aber  im  5rüt)iaf)r  1577  erful)r,  baß  fid^ 
neben  bem  ©traßburger  Sifdfiof  ^ofiann  bon  5)ianberf(^eib ,  bem  6^orbifdi)of 
.^erjog  (yriebrid§  bon  ©adlifen  =  Sauenburg  unb  bem  S)ombed£)ant  Slnton  bon 
©dliauenburg  aud^  &.  Hoffnung  auf  bie  Sßa^l  mad^e,  erfannten  bie  SSaiern  unb 
i'^re  Slui^änger,  barunter  auct)  ber  päpftlic^e  ^^luntiuS  Öraf  ^porjia,  im  2:rud)feffcn 
fofort  i'^ren  gefä'^rlid^ften  5Jlitbewerber.  S)enn  @.  galt  allgemein  für  !lug  unb 
gefcl)ictt;  bei  ben  gapitularen,  (äbell^erren  Wie  '$riefter  =  Sanonid)en  War  er  fe^r 
beliebt  unb  [taub  felbft  mit  ^urfürft  ©alentin  nod^  auf  gutem  f^uße.  3lud^  ber  Kölner 
9tat:^  unb  bie  Sanbftänbe  ließen  beutlii^  merfen,  baß  il)nen  ©eb^arb'S  SBa'^l  biel  ge= 
nef)mer  fei  ai^  bie  eine§  bairifd^en  dürften.  Um  fo  gefäl^rlidier  War  biefer  Soncurrent, 
al§  audf)  bie  ganä  ober  ^alb  proteftantifd^en  ^itglieber  be§  Kapitels,  ba  fie  fid£)  auf 


&ibl)axb.  459 

bie  3Sa^l   eineg  bev  i^ren  feine  Ü^ec^nung  machen  fonntcn ,    iiebex  einen  Biofeen 

f^rei^ertn  a(§  ben  So:§n  bey   mäc^tigften   fat^oüicf)en  (VÜrften  ju   i^iem  «spauptc 

roottten.     SBermut^üc^  f|at  i^nen  @.  jubem  mr  ben  gaü  feiner  3Sa^l  ba§  33er= 

fpre(^en  gegcBcn,   fie  nad^  ^Jlöglic^feit  gegen   etwaige  5(u§f(^üeBung§öevfu(^e  ju 

fd^ü^en.     Unter  ben  3(gitatoren  für®,  ift  feit  bem  ©ommer  1577  feiner  rü'^riger 

a(§  ber    offen    catüinifdfie  6raf  ipermnnn  5lbo(T  öon  @olm§.     6r  Beftimmt  auc^ 

ben   lutf)exifrf)en  Sr^Bifc^of   öon  "Sremen ,   öerjog   .g)einric^    öon    ^auenburg  unb 

beffen  5lnf)ang  @.  i^re  Stimmen  ]u  geBen.     Snbliil)  trat  biefem  aui^  noi^,  wie 

c§  f Geeint  burcf)  Törmticfien  GompromiB,  ber  bama(§  noc^  (au  fatfiolifc^e  '-iHfcfiof 

öon  ©traBöurg  mit  feiner  '^partei  bei,   fo  ba^  Bei  ber  2ißa§(  am  5.  5^ec.  1577 

jmölT  Stimmen  auf  @.  unb  nur  je'^n  auT  ^erjog  ©ruft  öon  ^Baiern  fielen.    6§ 

waren    im    ©an^en    24    2öä^(er:    16    ßbet^errn    unb    8    ^riefter-- Sanonic^en; 

jWei  Stimmen  gingen  aber  öerloren,   meü  fid§  nad)  bem  .g)erfommen  bie  Beiben 

ganbibaten  nid^t   felbft  i^re  Stimme    geben  burften.     2)a§  2Sa§(öerfaf)ren  mar 

ba»  Bei  ben  Kölner  ßapitelma^ten    geBräud)ü($e  ler  viam  scrutinii  et  compro- 

missi  mixti  sive  determinati.     Xemnac^  galt  ein  urfpvüngticf)  nur  mit  ^Jiajorität 

getoäf)Iter  huxä)   bie   3lcceffion   ber  5Jiinorität  unb   hu  ^roctamirung    burc^  bie 

Scrutatorcn  al»  ber  @rmäf)Ite  be§  gan3en  Äapitef».     Sas  orficielle  ^^rotofoE  ber 

Mai)i  @eB^rb"§,  roel(i)c§  öon  allen  gaBituIaren  au^er  öon  ."p.  Srnft  unb  einem 

(Brafen  öon  ber  ^ytaxt  unterfc^rieBen  unb  jum  iBe'^uf  ber  (Konfirmation  na($  9{om 

gefanbt  rourbe,  ermähnt  barum  gar  ni(t)t§  öon  Stimmen,  bie  auf  -öcr^og  6rnft 

gefallen  mären.     Sennocf)  er^oB  biefer  gletcf)  naä)  ber  Söa^l  ^^roteft  unb  appellirtc 

na($  -llom,  unter  bem  5}orgeBen,  hat  mehrere  pretif(^e  ober  irreguläre  ^^crfonen 

an  @cbl)arb"§  SBa^l  I^^eil  genommen  Ratten  unb  barum  nic^t  biefer,  fonbem  er 

felbft  öon  ber    major  et   sauior  pars  Capituli   gewählt  fei.     ^n  9lom  mar  man 

Don  öorn^erein  bem  'Dleffen   bei    in   beftem   einbeulen  fte^enben  6arbinal§  Dtto 

roo^lgeneigt,  f($eute  auc^  ha^  Cbium   eine§  öorausfiditlicf)  crrolglofen  ^roceffeS. 

2^od)  mo(|te  man  ha^  ungeftüme  drängen  be§   mächtigen  Kaufes  Saiern  nic^t 

gerabeju  abmeifen.     £ie  öon  6.  unb  bem  S)omfa|)itel  fofort  erbetene  ^eftätigung 

ber  ^ai)i  rourbe  bal^er  öerf(i)leppt  unb  ift  erft  im  ^Jlcir^  1580  erfolgt,  nad^bem 

bie  entgegenfte^enben  Sd)roierigfeiten  burc^  jroei  Umftänbe  befeitigt  toaren.     3u= 

näc^ft  burc^  Sebfiarb's  entfi^ieben  rom=freunbli(^e  Haltung.     Sc§on  am  2-1.  3lpril 

1578  ^atte  er  in  bie  öänbe  bei  Srjbifctjofä  ^acob    öon  Srier  ben  @ib  auf  ba§ 

fogenannte  tribentinifcl)e  ©laubensbefenntniB  abgelegt,  bamals  bereite  unerläfelirfic 

35orbebingung ,   um   bie   burcf)   bie   Soncorbate  ber   beutf(i)en   Station   geiorberte 

päpftlicfie  SSeftütigung   ju   erlangen,     ^m  folgenben  ^ai)xe  na^m    er   bann   al§ 

faiferlicl)er  ßommiffar    beim  i?ölner  ^^acificationscongreß  ^^artei    für   ben  Äönig 

öon  Spanien  unb  mar  inebefonbere  beplflicl)  bie  religiöfen5lnfprüd)e  ber  (i5eneral= 

floaten  abjutoeifen.     ^n  ber  Umgebung  be§  beim  6ongre§   anroefenben  ^untiu§ 

ßaftagna  fpracf)  man  bamal§  öon  @.  al§  öon  bem  ^orromäug  öon  S;eutfcE)lanb. 

3um  SSeroei§  fir(f)li(i)er  ©efinnung  lie§  er  fic^  fogar,  roas  feine  öier  legten  2Jor= 

ganger  öerfäumt  Ratten,  bie  ^^riefterroei^e  öon  feinem  3Beif)bifc^of  erfreuen.    2)ie 

■Kölner  ^efuiten  fanben  bei  i§ren  33emü^ungen,   gegen  ben  SSillen  eine§  großen 

2:l)eil§  öon  fRatl)  unb  Sürgerfcliaft  @igentl)um   in   ber  Stabt   3U   erroerben,   an 

(S.  einen  eifrigen  görberer.  —  ^aS  ^roeite  öinberniB  feiner  Seftötigung  fiel  l)in= 

roeg  burrf)  ben  im  Cctober  1579  erfolgten  Job  be§   alten  ^erjogS  öon  SSaicrn, 

roelcljer    bie   Surd^fü^rung    bc§    römif^en  ^$roceffe§    al«    eine   (ä^renfac^e   feineS 

.Öaufes  angefc^en  ^atte,  roäl^renb  ber  unterlegene  SRitberoerber  felbft  be^  Streites 

längft  f(f)on  mübe  mar.  —  2lm  faiferlitfien  §of  mar  man  öon  3lnfang  an  über 

(Seb^arb'i  2Baf)l  erfreut,  obrool  man  formell  für  ■'perjog  Grnft  intercebirt  ^atte. 

^enn  all^u  groBee  2Öac^§t§um  ber  bairifc^en  '^'Radjt  roar   auc^   bem  itaifer  un= 

bequem,  malirenb  man^inen  öfterreid^ifc^en  Sel)en§mann,  beffen  SSrüber  in  faifet= 


460  ©eb^atb. 

licCien  SDienftcn  ftanben,  gerne  auf  bem  ^uriürftenftu^^l  jet)en  mu§te.  Sc£)on  fuv^ 
naä)  ber  ^ai)l  ^atte  beg^lb  Äaifer  Ütubolp^  bem  grioä'^Ucn  &IM  rt)ünf(^cn 
laffen;  auä)  .^önig  ^|^^iüp^3  rouxbe  nur  bur(^  9iürf)ic£)t  auf  Saiern  üeranta^t  bte 
fpamf(^=Burgunbif^e  (Sratulotton  etttjaS  ju  tierj(i)ieben.  ^m  5lpri(  1578  erfitelt 
@.  in  ßrroartung  ber  pä|)ftlicf)en  Konfirmation  ein  faiferUd)e§  ^nbult  jür  bie 
SJerwaltung  ber  2emporaIien  unb  tt)urbe  in  bie  Äuriürften  =  Einigung  auf= 
genommen,  ^m  Mai  na'^men  ungeadjtet  öairifi^er  ^rotefte  jeine  @efanbten 
neben  benen  ber  anberen  J^urfürften  an  bem  SBormjer  S)eputation§tag  f^eit.  S)er 
^erjog  bon  ^üücf)  janb  fid)  mit  bem  neuen  'Dladibar  bejfer  jurectjt  al§  mit  beijen 
cigenfinnigem  S^orgänger.  dagegen  erfaltete  bie  gi-'^unbfi^aft  mit  ben  protc= 
[tanti|d)en  äBetterauer  Oirajen,  benen  @.  gutent^eil§  feine  ^a^l  öerbanfte,  öer= 
mutt)ti(i)  balb  na^  bem  Äötner  Gongre^.  2)ie  mit  Dranien  unb  ben  ®eneral= 
ftaten  angefnüpjten  33e3ief)ungen  f)atten  iebcnfaEö  gegenfeitiger  9}erftimmung 
^la^  gemacht.  Ueber  ©ebl^arb'S  fitt(icf)e§  33er()atten  in  bicfen  erften  9tegierung§' 
jal^ren  fehlen  jutiertäffige  9tad^ric£)ten ;  ni(f)t  unwa^rfi^einlid^  ift ,  ba^  aud)  er, 
gleich  bieten  feiner  bamaligen  @tanbe§genoffen ,  ein  3iemtii^  freies  ßeben  füf)rte. 
31I§  „jerlic^",  ba§  ift  at§  fd^tec^ter  öaustialtcr,  t)atte  @.  fd)on  bor  ber  3Ba"^l 
gegolten  unb  mit  ©c^utbcn  bclaben  fein  ?lmt  angetreten.  Sffett  tt^iÜ  burcf) 
Älatfc^  üu§  ber  ^43ebicntenftube  toiffen,  fc^on  im  Ajcrbft  1579  f)abe  fid^  6ebl)arb'§ 
2iebf(i)aft  mit  ber  fdjönen  5lgne§  öon  ^JianSfelb,  Xo(i)ter  au§  einem  finberreid^en 
unb  berfc^ulbeten  proteftantifc^en  örafentjoufe,  bamat§  ©tiftSbame  ju  @erre§'§eim, 
angefponnen.  ^efteren  ^In'^attgpunft  gemährt  eine  öertraulidtie  ^Jtelbung  be§ 
trafen  Sot)ann  öon  ^Jkffau  an  Dranien  au§  bem  ^oüember  1581,  ba|  0).  fein 
bisher  geführtes  unc^riftlic£)e§  unb  unjütiitigeg  öeben  bereue  unb  baran  benfc  ab= 
jufte'^en  unb  fii^  ju  Per'^eirat'^cn ,  um  fein  C^jemiffcn  nicf)t  länger  alfo  ju  be= 
fd^toeren.  2;amit  nun  nic^t  ein  fd^ümmerei  (Segner  ber  '4>i-'oteftanten ,  etwa  ber 
S3ifd)of  bon  O^reifing,  -"per^og  Srnft  öon  Saiern  nact)foIge,  foü  6.  bewogen 
toerben,  tro|  einer  .'peirat'^  ba§  (5r,^[tift  auf  SebenSjeit  ju  behalten,  (©einem 
SSorgänger  ©atentin  ^atte  man  biefen  3}orfdt)lag  öfter  gemad)t.)  .söierauS  lä^t 
fic£)  fd^tie^en,  ba^  ba§  SJerfiältniB  ^u  3lgncg  bamal§  fd^on  beftanb.  Söie  biet 
tt)aljre§  an  ber  grjä^tung  ift,  bereu  Srüber  t)ätten  Einfang  1582  bem  ■R'urfürften 
ba§  @]§eberfpredC)en  abgenöf^igt ,  lä^t  fid)  jur  3cit  ntdt)t  conftatiren.  ®.  felbft 
geftanb  fpäter,  er  l^abe  9lnfang§  !;1tefignation  beabfid£)tigt ,  fei  aber  burd)  feine 
guten  ^reunbe  baPon  abgebrad)t  morben.  S)iefe  ^reunbe  I)aben  toir  namentlich 
in  ben  SBetterauer  (trafen  in  unb  au^er  bem  Kapitel  ju  fud^en :  in  ^ermann 
Stbolf  bon  ©otme,  (^eorg  unb  ßubmig  öon  2Bittgenftein,  iSo'^ann  bon  SBinneburg, 
ferner  in  ©raf  ?lbolf  öon  ^euenar,  fomie  in  bem  felbft  l)eimlidf)  mit  einer  Kölner 
^Bürgerst ödster  berl^eirot'^eten  gr^bifd^of  bon  33remen.  £h  ®ebf)arb'§  Ucbertritt 
3um  5ßi:oteftanti§mu§  nodl)  anbere  ©rünbe  l^atte  al§  feinen  Söunfd),  9lgne§  öon 
^Rangfelb  in  ®l)ren  ju  befi^en,  mu^  ba!§ingeftellt  bleiben.  Sie  greunbe  fd^einen 
il^m  ben  9lat^  gegeben  ju  |aben  bei  ber  (Sinfü^rung  ber  gteformation  im  ßrjftift 
ßöln  nad^  bem  in  ben  ^Heberlanben  gegebenen  dufter  ju  berfatiren.  S)ie  prote= 
ftantifc£)en  ßinWoliner  öon  ^öln  würben  öeranla^t ,  mieber  einmal,  wie  f(f)on 
frül^er,  beim  9latt)e  um  ©eftattung  freier  9teligion§übung  ju  bitten.  Um  bie 
ei-regung  in  ber  ©tobt  beffer  in  g-lu^  ^u  bringen  lie§  (Braf  5(bolf  öon  ^leuenar 
auf  bem  öor  hm  Sporen  öon  Äöln  gelegenen  -^aufe  ''DIedlitern  an  einem  3^uli= 
©onntag  bcS  ^.  1582  öffenttid)  prebigen,  Woju  fd^on  au§  ^teugierbe  bie  Kölner 
SSürger  ^erbeiftrömten.  3ll§  bittet  Unorbnung  p  öerl)üten  :^ätte  e§  fid§  bann 
empfol^len  beftimmte  5piä^e  in  ber  ©tabt  für  ben  eöangetifd^en  (SotteSbienft  ein= 
präumen.  2luf  foldl)e  äöeife  t)atte  man  in  ben  ''^ttcberlanben  wieberl^olt  mit 
gutem  ©rfolg  bie  ^roteftantifirung  ber  ©täbte  begonnen.  2lber  ber  orbnung§= 
liebenbe.  öorwiegenb   nod^  faf^olifdie   ©tabtraf^   öerbot    nidlit   nur   fectirerifd£)e 


©eb{)Qrb.  461 

3ufQtnmcnfünTte  unb  '^^rebigten  in  bei-  Stabt,  fonbetn  auc^  ba§  2luilau|cn  naä) 
^eä)ttxn ,  unb  lie§ ,  a(§  biee  ntc^t  genügte ,  bei  bei-  britten  ^lebigt  üon  ben 
äöälien  au§  auf  ba§  .\pau5  fc^ie^en.  5^un  mad)te  ber  .ßui-mtft  ben  33ei-mitt(er 
unb  Beraog  ben  ©raten  iüv  je^t  ba§  ^rebigen  einfteEen  ju  (äffen.  Sie  Äötner 
-^roteftanten  aber  toanbten  fic^  an  bie  auf  bem  ^teic^etag  ]u  3Iug§16urg  t)er= 
fammelten  proteftantifc^en  ©tänbe  unb  ertangten  ^nterceffionen  an  ben  Äaifer, 
an  ben  Kölner  9tatf)  unb  an  ben  ßr^bifc^of  felbft.  öierburi^  unb  burc^  33itt= 
fd^nften,  bie  man  unter  ber  9litterfd)aft  unb  in  ben  Stiftöftäbten  anregte,  foEte 
(S.  eine  §anb^abe  befommen,  juerft  bie  „i^reiftellung"  unb  bann  eine  allgemeine 
Äircfienreformation  ein^umtiren.  ^m  3Iuguft  begab  fic^  biefer  fetbft  nac^  aBeft= 
Taten  unb  fc^eint  l^ier  me^rfadie  3ufammenfünfte  mit  ben  Söetterauer  ©rafen 
unb  bem  Srjbifdtiof  öon  SBremen  getiabt  ju  tiaben ,  auf  benen  ©enaueree  über 
bie  Sluöfül^rung  be§  '^-^'fa^f^  beraf^en  tturbe.  5t6er  inämifd§en  waren  aud)  @e= 
rückte  oon  feinen  3tbfic^ten  bem  S)om!apiteI  ju  Ct)ren  gefommen.  S)iefe§  toar 
f($on  5uöor  mit  bem  ßurfürften  toie  mit  feinen  3]orgängcrn  über  beiberfeitige 
(Sinfünfte  in  Streitigfeiten  gerattien.  Sie  3tu5fi(i)t  ©eb^arb'ä  ^ilac^fotger  ju 
roerben  bcmog  nun  ben  G^orbifc^of  ^5er3og  griebricf)  Don  @acf)fen  =  Sauenburg, 
SSruber  bee  Bremer  @r,}bifd)0T5,  fid^  an  bie  <5^i^e  ber  bem  ^urfürften  feinbfeligen 
Gapitutaren  ju  ftellen.  SSeit  biefer  bie  5lu53a|tung  gcmiffer  Dienten  eingeftellt 
^atte,  occu^jirte  ^er.jog  ^^riebrid^  ben  furfürfttii^en  3ott  ju  ^ow^.  Sie§  bot 
bann  mieber  bem  ßrjbifdiof  2Inla^  ein  paar  t)unbert  ^Jtann  ©olbaten  in  S)ienft 
5u  nehmen,  mit  benen  er  am  4.  DIoöember  öor  Sonn  erfd)ien.  SBiberWillig  Iie§ 
man  fein  6efotge  in  bieStabt;  einmal  barin  fe^te  e»  fid)  attmä'^üi^  mit  (Bettjalt 
unb  Sift  feft.  9Iuc5^  in  einige  anbere  Drtfc^aften  unb  Käufer,  toie  ^^poppetsborf 
unb  @obe§berg ,  legte  ber  J?:urfürft  33efa^ung.  ^u§  Sdito^  S3rü^I  lie^  er  bie 
(5tift§f(i)ä^e  ^eimtic^  nac^  33onn  bringen,  ©ein  ,§of(ager  in  33onn  fturbe  nun 
pgteid)  fein  unb  ber  2Betterauer  ©rafen  Hauptquartier,  öon  too  au§  ^ße^ie^ungen 
ju  ben  proteftantifcfjen  gieic£)5ftänben  angefnüpft  mürben.  3luc^  mit  ben  3af)l= 
reichen  ißroteftanten  unb  anti  =  jefuitifc^  gefinnten  ©tementen  unter  ber  Äötner 
Sürgerfcfiaft  fanb  ein  reger  Serfe'^r  ftatt.  Sagegen  traf  ber  Kölner  9tatt)  ^^}ta§= 
regeln,  um  gegen  einen  Ueberfall  öon  (Seiten  ©eb^arb's  gefi(i)ert  ju  fein.  ^n= 
3tDif(i)en  mürben  3}ert)anblungen  smifc^en  ®.  unb  bem  Äapitet  gepflogen,  um 
eine  5(u§g(eic^ung  ^erbeijufütiren  ober  auc^  um  3eit  ju  gewinnen.  33eibe  2^eile 
fu(f)ten  fic^  ber  3uftimmung  ber  Öanbftänbe  ju  öerfidiern.  Sabei  ftettte  fid) 
at^batb  eine  öauptfc^mäc^e  ber  Sadie  ©ebl^arb'S  l^eraue:  ni(^t  einer  öon  ben 
furfürftüd^en  Ütätl^en  trat  auf  feine  Seite ;  er  mu^te  öon  feinen  neuen  ^reunben 
geteerten  3?eiftanb  öerlangen  unb  perföntic^  einen  großen  21^eit  feiner  Soi-re= 
fponben^  führen,  Wobei  ei  ©elegentieit  erhielt  feine  @efcf)id(ic^feit  mit  ber  lyeber 
an  ben  2ag  ju  tegen.  3^9^^^'^  %^^  ^^'  V-^  5)lü^e  in  ben  ©taubenele^ren  feine§ 
neuen  Sefenntniffes  fid)  3u  unterrichten.  3tm  19.  Secember  trat  er  enb(id§  offen 
mit  feinen  3(bfid)ten  l^eröor :  er  öeröffentlid)te  eine  grflärung,  toorin  er  fic^  felbft 
Dom  ^apfttl^um  (oefagte  unb  aud)  anberen  bie  Uebung  ber  reinen  öef)re  unb 
Sacramente  freiftettte,  jeboc^  öerfpi-a($  9liemanben  Wiber  fein  (Setoiffen  ju  befd^Weren, 
fotöie  bie  g^rei^eiten  be§  ©r^ftift»  unb  bal  2öalötred)t  bes  Äapitele  ju  aditen.  — 
^n  einem  gebrurften  '^(afat  (Dom  16.  Januar  1.583  batirt)  mieber^otte  er  fpäter 
au§fü^rli($er  biefe  (Srf(ärung  mit  fpecieEer  Berufung  auf  bie  ^tugeburger  6on= 
feffion  unb  mit  einer  Slnbeutung  auf  beabfi(^tigte  9}ere^etic^ung.  —  -llad)  @.'§ 
(Srftärung  Dom  19.  Secember  Iie§  aucf)  baeSomfapitel,  Dom  ^aifer,  Don  Sarbinal 
^abru33o  unb  öon  9((eranber  5<^T-"nefe  jum  Sßiberftanb  ermut^igt,  bie  bi§t)erigen 
'Jtüdfic^ten  fallen  unb  befd)ieb  auf  ben  29.  Secember  bie  furfürftlicf)en  Statine  unb 
einen  3lu§fc§u^  ber  ©täube,  mit  bereu  3uftimmung  alSbann  auf  ben  '27.  ^an.  1583 
ein   allgemeiner  Sanbtag  nad)  ßöln  ausgcfdirieben  mürbe,     ©c^on  e'^e  biefer  äu= 


462  ®ebt)arb. 

fammentrat,  'i)atte  ber  (l{)Drl6i|(i)0T  bcn  Ävieg  eröffnet,  inbem  er  am  S)rciföni9ötag 

mit   betoaffneter  §anb    bie   ©tabt   5BercC   (Otl^einfeerg)    einnal^m    unb    bie  3dH=, 

gelber  bcm  i?'a:|3itel  überlieferte;  am   14.  i^anuar  fing    er  fobann    bQ§   furfürft- 

lic^e  ^üdjienfc^iff  mcg.  —  Slber  aud^  @ebl)arb'§   3Int)änger   waren   ni(i)t  mü|ig- 

^4Jfal3graf   Sof)ann  bon  3n)eil6rücfen   ncbft   ©efanbtcn   ber   ^fatjgrafcn   Soljann 

gnfimir  unb  9iei(i)arb  unb   einem   3tu§fcf)ufe  ber  SBetteraucr  Örafen  erfcCjicn  am 

29.  S)ecember  bor  bem  Kapitel  unb  bem  9Iu§fd)u^  ber  Stäube,  bann  auc^  öor 

bem  Kölner  ©tabtrat^,  um  @el6^rb'§  ©adCie  ju  öcrtreten.     3unt  Sanbtag  fclbft 

orbnete   eine   ganje   9teif)e  öon   ^roteftantif(i)en  f^ürften  il^re  ©efanbten  ab;    an 

ber  ©pi|e  ^urfürft  ßubttjig  öon  ber  t^falj,  n)ä^renb  bie  Äurfürften  öon  ©ad^fen 

unb  Sranbenburg  burd)  ein  GoIIectiöfc^reiben  bor  Slnn^enbung    bon  (^ielttaÜ  unb 

in§t)cfonbere  bor  ^(nrufung  fpanifc^er  <g)ilfe  Kärnten.     ©eB'^arb"^  greunbe  waren 

bama(§  boll  3uberfi(i)t  auf  ben  grfolg  it)rer  ©ad)e.     ^n  Äöln  felbft  regten  fid) 

bro'denb  bie  protfftantifd)en  ©l)mpatt)ien ,   begünftigt  bon  ber  9lbneigung  gegen 

bie  jüngft  o^ne  @cnel)migung  be§  9tatt)e§  in  ben  33efi^  eines  i?lofter§  gelangten 

Sfefuiten.     5Ran   fc^meid)elte  fid^  mit  ber  Jpoffnung,    ber  .J^urTürft   bon  ^Jiainj 

unb  ber  mit  ®.  befreunbete  Sifd^of   ^uliu§  bon  SBüräburg  Würben  feinem  S3ei= 

fpict  fotgen.     9lber   aud)   auf  ber  (Segenfeite  fet)Üe   e§   nic^t    an   ©rmuf^igungen 

bon  ©eite  be§  ^apfte§,   be§  ilaiferS,   be§  ^-Jer^ogg   bon  i^ülid^  unb   be§  Äönig§ 

bon  ©panien.    58eim  ßanbtag  lag  bie  (Sntfd)eibung  über  ©eb'^arb'S  ©djidfal  am 

Sft'^ein.  '  ©ie  fiel  gegen  it)n  au§.     5Die  gro^e  5iRet)rl)Cit  ber  brei  Weltlichen  Sanb= 

ftänbe ,  ©rafen ,  9{itterfd)aft  unb  ©täbte  erflärtc  fid)  für  ba§  2)omfapitel.     Sm 

3f.  1463  war  5Wifd)en  Kapitel  unb  ©täuben  eine  grbtanbe§bereinigung  abgcfd)loffen 

unb  feitt)er   me'f)rmal§   erneuert   worben.     S)ie  neugewät)lten  ßr^bifdjöfe    mußten 

bereu  ^ßeobad^tung  geloben.     3n  i'^r   War   bem  i?apitel   ein  bebcutenber  3lntt)eil 

an  ber  Sanbe§regierung  eingeräumt;  il)m  unb  nid)t  bem  ßanbe§f)errn  follten  bie 

©tänbe  gel)ord)en,  fall§  letzterer  fid)  gegen  bie  Bereinigung  berginge.    ^Jiun  fonnte 

ba§  .$?a|)itel  auf  mel)rere  3lrti!cl  l)inWeifen,  in  Weld)en  ®.  bie  Union  berieft  l)atte, 

namentlid)  auf   ben  21.  ^rtifel,    ber  in  feiner  Raffung   bom  ^.  1550  befagte, 

ba|   fein  Äurfürft  ^Jleuerungen    Wiber  bie  allgemeine    Drbnung   ber   fatl^olif(|en 

ÄirdCie  bornel)men  bürfe.     3ln  biefer  33eftimmung   l)ielten   bie  weltlidien  ©tänbe 

feft.     ^n  bem  2anbtag§=5lbfd)ieb  bom  1.  g-ebruar  erflärten  fie,  @cbl)arb'§  a]or= 

ne'^men  fei  ber  6rblanbe§bereinigung  nid)t  gemä^,  ba§  Kapitel  bal)er  3ur  ^Berufung 

be§  Sanbtagg  befugt  geWefen.     5lud)   fie  wollten  bei   ber  ^Bereinigung   in   aEen 

fünften  ftel)en  unb  bleiben.     S)iefem  33efcl)lu^   traten  binnen  .^lurjem    anä)  bie 

©tänbe  be§  ^^efteS  9{edlingl)aufen   bei ,    wäl)renb   bie  weftfälifi^en ,    weldje   ben 

21.  ?lrtilel  nur  in  feiner  älteren  Weniger  beftimmten  ^orm   fannten,   fi(^  jWar 

bon  ben  rl)einifc^en  ni(^t  trennen  wollten ,    aber  bodt)  il^reS  2reueibe§  gegen  ben 

.^urfürften   nid£)t  lebig   l^ielten.     3}on  ben  .^apitelebefd^lüffen   l)atte  fid),    au^er 

ben  reformirten  ßapitularen  i^ermann  3lbolf  b.  ©olme  unb  ^oljann  b.  2öinne= 

bürg,  nur  nodl)  ber  biS'^er  !at^olifdt)e  fyreil^err  Stomas  b.  ßriedC)ingen  abgefonbert, 

Wä'^renb  fiel)  ber  l)alb4utl)erifd)e  S)ombecl)ant  5lnton  bon  ©d^auenburg  unb  einige 

anbere  bi§l)er  jweifeltiafte  je^t  ber  ^llajorität  anf(^loffen  unb  ber  ßrjbifdiof  bon 

33remen  feine  9ieutralität   erllärte.  —  ^e^i    erft    bradl)    &.    boEenbS    mit    ben 

römifd^en  2;rabitionen :  am  2.  gebruar  lie|  er  in  SSonn  feine  |)eirat'^  mit  2lgne§ 

bon  '»IRanSfelb  bur^  ben  3tt5eibrüd'fdl)en  ©uperintenbenten  ^antaleon   ßanbibuS 

äufammenfpred)en  unb  beftätigen  unb  l)ielt  ein  feierli(^e§  ^od)3eit§mal)l.    ?lnbern 

Zaqß  30g  er,   nad^bem  er  3Ubor  bie  Wid)tigften  Ur!unben    au§  bem  ©lift§ard)ib 

genommen   unb    bem  ©rafen  bon   9ieuenar   jur  f^oi-'tfi^flffnng   übergeben  Tl)atte, 

bon  Sonn  nad^  S)iEenburg  3U  ©raf  i^oliann  bon  ^laffau,  bon  ba  nac^  5Rarburg 

3u  ßanbgrof  2Bill^elm  unb  bann  nad)  bem  !ölnifdC)en  ^erjogt^um  2Beftfalen,  wo 

ber  '^roteftanti§mu§,  namentlicf)  unter  bem  9lbet  unb  in  ben  gegen  5'taffau,  Reffen 


©eb^atb.  463 

uttb  Söalbetf  ju  gelegeneu  ©tobten  Otet  tiefere  Söurjeln  gefc^Iagen  l^atte  aU  am 
gi'tiein.  —  5tad)bem  burcE)  allgemeine  SSerbreitung  be§  gteifteEung§ebi!te§  öom 
16.  i^anuar  bie  ©emittier  gcnügenb  öorbereitet  maten,  beviey  @.  auf  ben  10.  ^tär^ 
einen  meftfälifc^eu  Saubtag  na^  3li-n§bexg  unb  erlangte  am  15.  öon  ber  großen 
SRajorität  uameutlid)  bc§  2lbel§  einen  öon  bem  r^eiuif(f)en  fe^^r  üerfi^iebenen 
Sanb§tag§ab|(^ieb ;  Oiitterfdiaft  unb  Sanbftänbe  banlteu  bem  ^urfürften  für  bie 
BetoiKigte  greifteltung  unb  baten  il^n  unb  aÜe  9tei(^§[tänbe  fie  babei  ju  er'^alten. 
^nx  ein  paar  3lbliii)e,  bann  bie  ©täbte  ber  ©raffc^aft  3lrn§berg  unb  bejonbcr§ 
bie  !urfürftlicf)cn  9tät!^e  toiefen  für  fid^  biefen  Sefd^lul  ab;  bie  le^teren  unb 
einige  anbere  eifrige  ,^att)olifen  öerlie^en  batb  banad)  t^eil§  freitoittig,  tt)eil§ 
gejmungen  ba§  Sanb.  Olun  begann  ®.  bie  öffentlid^e  2lu§übung  ber  eöangelifdien 
Sfteligion  im  .gierjogtlium  in§  Söer!  3U  fe^en.  53i-"äbicanten  famen  öon  allen 
©eiten  ^crbei,  tl)eil§  lutl)erijc£)e ,  tl)eil§  reformirte ;  nid)t  atte  erfreuten  \\ä) ,  toie 
e§  bei  foldien  ?leugeftaltungen  gu  gel)en  pflegt,  be§  Beften  9iufe§.  Sien  in  ^ol^e 
be§  goncorbienbuciieg  fe'^r  l^eftig  gemorbenen  ©treitigfeiten  atoifc^en  9teformirten 
unb  Lutheranern  fud^te  @.  möglic^ft  fern  ju  bleiben.  (5r  l^atte  jtoar,  ^um  5ßer= 
bru^  eifriger  ßalbinifteu,  gleich  2lnfang§  fid^  al§  Slnl^änger  ber  3Iug§burger  6on= 
fefftou  betannt,  aber  bie  Unter^eictinung  ber  6oncorbienformel  abgelel§nt.  5ßcr= 
bä(f)tiger  mürbe  er  ben  2utl)eranern  burd)  feinen  öertrauten  S3er!e!§r  mit  notorifd)en 
Salöiniften  unb  ben  9tieberlänbern;  aut^  nahmen  ^Jland^e  an  bem  5Jtotit)  feiner 
35e!e!^rung  großen  5lnfto^.  ©inftmeilen  fc^ien  ®.  in  Söeftfalen  mit  ber  berfprociienen 
^reifteltung  na($  beiben  ©eiten  ©ruft  macE)en  5u  motten,  ^n  mel^reren  ©täbten 
lie^  er  in  berfelbeu  ^irct)e  ben  fat|olifcE)en  @otte§bienft  neben  bem  eöangelifdien 
fortbefte'^en.  2lnbertDört§  begnügte  man  \\6)  mit  ber  ©infü^rung  ber  Kommunion 
unter  beiben  (Seftalten.  2lu(^  ba§  „5lu§f (^reiben",  meldt)e§  mit  bem  ©atum  öom 
10.  Wäx^  aber  erft  nact)  bem  18.  Slpril  äu  @ebl)arb'§  Ülec^tfertigung  im  ©rucE 
erf(i)ien,  |ält  fic^  noc£)  ganj  auf  bem  ©tanbpunft  feiner  beiben  (Srflärungen  öom 
19.  S)ecember  unb  16.  Januar.  5ll§  aber  ba§  .Kapitel  auf  bie  römifd^e  5priöa= 
tion§butte  l)in  eine  9teumal)l  auSgefd^rieben  l)atte,  öerfd^toanben  in  äöeftfalen  bie 
9tefte  toirtlidt)er  6ultu§frei^eit  unb  fing  (S.  ba§  bei  feinen  reformirten  greunben 
üblid£)e  Silberftürmen  an;  e§  fe!§lte  babei  nid^t  an  ben  rol^eften  ©ntel^rungen 
beffen,  toa§  ben  Äatl^olifen  l^eilig  ift.  —  äöä^renb  er  in  biefer  äöeife  reformirenb 
in  ben  toeftfäliftfien  ©täbten  uml^ergog,  3uglei(f)  aber  burd^  (är^ebung  öon  0"on= 
tributiönen  unb  burd§  Söerbungen  feine  ÄriegSmad^t  öerftärtte,  '^atte  jtd£|  am 
W)t\n  ber  !leiue  j?rieg  o§ne  befonbere  ©rfolge  l^inge^ogen.  ^m  ^iieberftift  f(^lug 
fid^  feit  Einfang  f^ebruar  ber  ß^orbifd^of  mit  bem  trafen  9lbol|  öon  keuenar 
^erum,  erfterer  burd^  fpanifdf)e  .^ilfSöölfer  au§  ben  ^lieberlanbcn  unter  bem  ge= 
fürfteten  ©rafen  öon  2lrenberg,  le|terer  burd^  ftatifd^e  ©olbaten  unterftü^t.  33er= 
geben§  forberteu  bie  rt^einifd^en  Ärei§oberften  (äntjernung  be§  fremben  £rieg§öolfe§. 
^m  Oberftift  fanb  @raf  ©alentin  öon  Nienburg,  ber  öorige  Äurfürft,  jep  ®e= 
legenl^eit  al§  ßapitelgfelbl^err  für  frül^ere  erfal^rene  Ärän!ungen  fid£)  ^u  räd^en. 
SSonn,  ber  ü3idt)tigfte  5pia|,  ba§  „^erj"  be§  ©rjftiftg,  tourbe  öon  darl  Xrud^fe^ 
(ber  mit  bem  jüugften  35ruber  f^^erbinanb  fidt)  für  ®.  er!lärt  ^tte,  mä|renb 
6'§i-iftopl§  äur  !atl)olifd^en  spartet  :^ielt)  in  S3ertl§eibigung§3uftanb  gefegt;  einige 
glü(Ilid£)e  2lu§fäüe  mürben  gemad£)t.  SlHgemeine  äöid^tigfeit  erlangten  aber  biefc 
!ölnifd^en  S)inge  erft  mieber,  al§  anbere  9teid§§[tänbe  offen  in  ben  Äampf  ein= 
traten.  5lnla^  fanbeu  fie  burc^  bie  über  (S.  au§gefprodf)ene  ©ixommunication 
unb  ^riöation  unb  bie  barauf  erfolgenbe  SBa'^l  eine§  neuen  @rjbif(f|of§.  —  i^n  3fiom 
l^atte  man  ben  @erüdt)ten  über  @eb:§arb'§  beöorftel^enben  3lbfaE  2lnfang§  faum 
Glauben  f(^enfen  moEen.  9^od^  im  Secember  1582  l^offte  ber  ^apft  burd^  ein 
öäterlic^  marnenbe§  ^Breöe  unb  3uveben  ber  anberen  geiftlid^en  ^urfürften  @. 
öon  feinem  ^Beginnen  abbringen  ju  Tonnen.    Slber  ba»  33reöe  begegnete  nur  bitterem 


464  ©cbl^arb. 

©pott  unb  bie  beiben  Äurjürften  fanbcn  es  nidit  me!)r  an  ber  3eitr  i'f»  Pöpft= 
ticken  Sluftrag  au§3uiüf)ren.  grft  al§  man  burdC)  ben  nacC)  ^ötn  abgejanbten 
©ecretär  be§  SarbinalS  ^tabrnjäo,  ''}3ttnutiu§,  (Senauerel  erfat)ren  ^atte,  6eh-aute 
Tregor  XIII.  jttJet  Segaten,  bie  ßarbinäle  5Jlabi'U3jo  unb  51nbreag  öon  Defterrcid^ 
mit  3}oIlmad)ten  jur  23ejcitigung  ber  ber  römifd)en  ßirc^e  am  l;R{)ein  brof)enben 
©ejal^ren.  5Der  junge  ßarbinal  3lnbrea§,  ©o^n  beä  Gr^^erjogä  gerbinanb  unb 
ber  ^^ilippine  SBeljer,  foEtc  firf)  fetbft  nac^  i!öln  begeben.  ?tl§  33eratf)er  ttjurben 
il^m  atoei  91untien,  ber  ^aniuefe  öon  5RaIa|pina  unb  ber  SBifd^oj  öon  SBerceUi 
beigegeben.  6§  fiet)t  au§,  aU  f)ättcn  9tom  unb  ba§  ^an^  Defterreii^  ben  ßarbinal 
Slnbrea§  al§  ^lad^totgcr  @ebf)arb'§  augerje'^en  gel^abt,  in  ber  .Jpoffnung,  ba^  ein 
2ru(^fe|  öon  SBalbburg  it)m  öielleiciit  e'^er  a(g  einem  anbern  freitoittig  ben  i)3(a^ 
räumen  mürbe.  9lbcr  biefe  Hoffnung  ft^tug  fe^L  5)3ia(3groi  3ioVnn  Safimir 
öertöet)rte  bem  C^arbinat  ben  Surdijug.  "^Raä)  langen  3Bo(i)en  öergebtic^en 
|)arren§  ]ai)  fid)  biefer  genötf)igt  mieber  p  jeinem  9}ater  nad)  ^nnSbrud  3urüdE= 
juJel^ren.  3iC*it  mußten  aud)  ^^apft  unb  Äaijer  feinen  geeigneteren  ^Jiai^iolger 
für  @.  al§  ben  -Oerjog  6rn[t  öon  58aiern,  bamal§  bereits  iöijd)oi  öon  Süttid^_  unb 
baneben  2lbminiftrator  ber  ©tifter  g^reifing  unb  |)ilbe§t)eim.  6rnft  jeigte  ^InfangS 
toenig  Suft,  [id)  au§  feinem  geliebten  greifing  lüegjubcgeben  unb  nod)maI§  ben 
Unanne'^mlid)feiten  eine§  i?ötner  2öa^tfampfe§  auSjufe^en.  6rft  auf  öietcS  Sü= 
reben  mad)te  er  fid)  SInfang  ^Jlär^  öerf leibet  auf  ben  3öeg  nai^  .^ötn,  mo  er 
am  10.  eintraf  unb  öon  ben  römif(^  =  geftnnten  freubig  al§  Üinftiger  ©r^bifd^of 
begrübt  mürbe.  Snbe  5tprit  fam  enblic^  aud^  ber  33ifc^of  öon  35ercelli  bort  an 
mit  ber  bom  1.  2lpril  neuen  Alalenberä  batirten  ^45riöation§buIIe.  ©ie  mürbe 
fofort  pubticirt  unb  auf  ben  23.  Wai  alten  ©til§  bie  ^euma^t  au§gefd)rieben. 
@§  fanben  fic§  au|er  -Sper.^og  ßrnft  noc^  jmei  93emerber  um  bie  Sif(^of§mürbe 
unter  ben  ßapitutaren:  @raf  3lrnoib  öon  illanberfd)eib,  SSruber  be§  ©trapurger 
33ifd)of§  unb  ber  ßfiorbifdiof  -Oerjog  5^-iebrid)  öon  Sauenburg,  ©ie  [tauben 
jurüd,  jebenfattS  nid)t  oI)ne  Entgelt,  fo  ba^  >^erAog  ßrnft ,  ba  @ebf)arb'§  3ln= 
ganger  natürlich  nid)t  erfd)ienen,  am  feftgefel^ten  2age  angeblich  einftimmig  (öon 
17  3lnmefenben)  jum  neuen  ßr^bifc^of  unb  Äurfürften  ermä^tt  mürbe.  Salb 
nad)  ber  3Ba!)I  fprad)  ber  33ifd)of  öon  25ercelti  über  bie  beiben  (Sapitularen  ^er= 
mann  9lboIf  ö.  ©otm§  unb  S^o^aun  ö.  2Binneburg  bie  ^^^riöationSfentenj  auS, 
etma§  fpäter  and)  über  ben  Slompropft  @eorg  öon  2Bittgenftein  unb  ben  ßapitular 
j:^oma§  öon  ^ried^ingen.  —  5Bon  nun  an  fieC  bie  anfet)nlid)c  ^}3tac^t  be§  ;^aufe§ 
Saiern  gegen  ®.  in  bie  3öagfd)aale,  mät)renb  ein  anberer  2Bittet§ba(^er,  ber 
nimmermübe  ^faljgraf  ^of)ann  ßafimir  at§  fein  2}orfiimpfer  in  bie  ©d)ranten 
trat.  S)er  neue  Kölner  ßr^bifi^of  tie^  in  feinem  an  friegstüdjtigen  Seuten  reid)en 
Stift  Süttic^  SBerbungen  aufteilen  unb  ernannte  feinen  älteren  trüber  ^erbinanb 
(ber  ieboc^  erft  im  October  am  gff'^eine  eintraf)  jum  Dbeifelbf)errn.  ^lei)x  noc^ 
lag  bem  regierenben  ^^per^og  SBilfielm  bie  @l)rc  unb  ""Dlacfit  be§  i^aufeö  S3aiern 
unb  ba§  3öol§t  ber  rümifd)=fatf)olifc^en  .^ird^c  am  .'perjen;  für  beibe§  [türmte  er 
fein  eigenes  ßanb  in  gro^e  ©df)ulbenlaft.  3000  ^}}lann  g-upolf  unb  1000  Üteiter 
mürben  in  SSaiern  gemorben.  S)a  ^erjog  2öii:§etm§  ^JJlittel  nic^t  reichten,  fd£)icEtc 
^^apft  (Tregor  auf  beffen  bringenbe  SSitten  roieber^oU  reidie  ©ubfibien.  —  ?tuf  ber 
©egenfeite  ^atte  ^fat^graf  ^ol)ann  ßafimir  feine  SBerbuugen  öon  beutfd^em, 
franjöfifd^em  unb  fd^mei^erifd^em  33olf  begonnen,  fobalb  ber  2lu§brud^  be§  Krieges 
gelöi^  mar.  ^Ibma'^nungen  be§  .ßaiferS  beantmortete  er  mit  fedcm  Seugnen.  @in 
paar  9teidl)§ftäbte  (2lnfang  5[Rärä  in  .gjeilbronn)  öerfprac^en  ein  S)arlel)en  unb 
eine  33erfammlung  proteftantifd^er  ©tänbe  unter  bem  S}orfi^  be§  ßurfürften  Öub= 
mig  öon  ber  5pfalä  bemittigte  gnbe  ^ärj  in  äöormS  ^Beiträge  au  (Seb"^arb'§ 
Unterftüfeung.  ^m  3lpril  fam  (S.  felbft  au§  aSeftfalen  in  bie  ^falj  unb  fd^loB 
l^ier  am  14.  ^u  i^riebels^eim  mit  i^o^ann  Gafimir  einen  SSertrag,  morin  er  biefen 


©eb^arb.  465 

p  jeinetn  ©cneralfclb^erxn  ernannte,  toeldiem  @taf  5IboI|  üon  ^euenar  unb  ßarl 
Sruc^fe^  untei-jlel^en  follten.  ®.  öerjprad)  bie  Stäbte  unb  feften  5ßlä^e  am  SH'^ein, 
Welche  noc^  ober,  toic  9t{)einBetg,  toieber  in  feinem  Sßefi^  tnaren  ober  barein 
fommen  toürben,  bem  ^sfalägrajen  einjuräumen  unb  öer^iänbcte  i^m  a(§  Garantie 
für  bie  SSefolbung  be§  Ärieg§t)otf§  ba§  ganje  ©räftift  fammt  att'  feinen  6in= 
fünften.  —  3öät)renb  Sodann  Safimir  rüftete,  liefen  firf)  bie  brei  meltlic^en 
Äurfürften  nac^  beutfci)er  ©itte  in  einen  weitläufigen  Sc^riitennjedifel  mit  bem 
.^aifer  ein,  rteldier  am  12.  3lprit  bamit  cnbete,  ba^  ber  i^aifer  auf  bie  bereits 
erfolgte  ^äpftlic^e  ^^riöation  @eb^arb'§  l^inmieg.  (Später  tt)urbcn  jebocf)  bie  3tu§= 
gleidiSbemütiungen  öon  ben  ßurfürften  hjieber  aufgenommen.  —  3m  SuU  erfc^ien 
5uer[t  3of)ann  6afimir'§  ^ati),  2)octor  SÖeutteric^,  mit  einem  2rup|3  gran^ofen  unb 
©d^toeiäer;  im  3luguft  folgte  ber  ^Pfal^graf  felbft  mit  bem  öau^jt^eer,  jufammen  ettoa 
7000  5Jlann  Üteiter  unb  ^u^öolf.  3^1'  9le(f)tTertigung  biefer  .ß'riegSexpebition  erlief 
er  ein  öom  7.  Sluguft  au§  Sautern  batirteg  StuSf^reiben ,  Ujorin  er  al§  feine 
^auptmotiöe  bie  „5Ibtreibung  ber  2:t)rannei  be§  5ßapfte§"  unb  bie  „(Srl^aÜung 
ber  beutfcf)en  Siöertät"  bejeicfinete.  i^nSbefonbere  beftritt  er  als  SBortfü^rer  ber 
äöetterauer  örafen  bie  SSerbtnblic^feit  be§  gegen  @.  f^jrecfienben  geiftüc^en  9)or= 
Be'E)aIte§  unb  tt)iebert)oIte  bie  in  ben  testen  ^a^^r^e'^nten  oftmals  öorgebra^ten 
Slrgumente  für  bie  ^i'^iftfHnng.  ^it  großen  grmartungen  faf)  alle  3Be(t  feinem 
Stn^ug  entgegen,  ^n  Äöln  regten  fid^  bie  proteftantifc^en  (5t)mpat^ien  toieber 
(ebt)aft  unb  mact)ten  fic^  befonberS  Suft,  a(§  ein  po|)u(ärer  ^rebiger,  ber  ^fai*rer 
Bttptfan  i^faaf  an  ©t.  5]kTien=9IbIa^  gegen  bie  5Jtipräucf)e  be§  fiötner  §eiligen= 
cultu§  prebigte.  ®. ,  ber  Beim  Jperannaf)en  ^ol^ann  6afiniir"§  au»  bem  bereits 
ganj  proteftantifirten  Sßeftfalen  toieber  an  ben  Si'^ein  getommen  mar  unb  auf 
bem  ^aufe  SülSborf  ^of  ^iett,  fc^ürte  bie  ©rregung  in  ^öln  burd)  offene  3?riefe 
an  9tat:^  unb  ©affetn  (3ünfte),  toorin  er  gegen  bie  ^pfaffen,  gegen  bie  ©panier 
unb  befonberS  gegen  ben  ÄapitelSfelb^^errn  ©alentin  öon  i^fenburg  3trgtoof)n  fäte, 
Dr.  SBeutteri(^  erütt  öor  Unfel  eine  ©ditappe,-  eroberte  unb  üerbrannte  aber  bafür 
bie  ?Ibtei  S;eu|,  im  2(ngefi{i)te  ber  ©tabt  Äöln.  S;amit  toaren  inbe^  au^  bie 
ÄriegSt^aten  be§  pfalsgräfüi^en  öeereS  ju  @nbe.  @S  fe'^tte  an  @elb,  um  baS 
meuternbe  3}oI!  ju  beja^Ien.  ^o'^aitt^  gafimir  befd)toerte  fic^  bitter  über  ©., 
ber  feine  ^ufagen  nic^t  gel^atten  t)ahe,  toeber  @elb  f(i)affte  no(i)  feine  feften  $plä|e 
bem  ©eneralfetb^errn  öffnete.  3}on  ^bel  unb  ©täbten  in  SBeftfalen  unb  im  geft 
gtecfling'f)nufen  :^atte  @.  ^toar  anfe^nüi^c  (Kontributionen,  t^eitS  freitoiliige,  f^eilS 
er^toungene,  erl^alten ,  aber  baS  reichte  ntc^t  aus  unb  bie  im  StuSlanb ,  bei  ben 
Olieberlänbern,  ^ü  i?önig  §einri(^  öon  'Jlaöarra  unb  bei  ßtifabetl^  öon 
(Jnglanb  erbetene  Unterftüfeung  fonnte  fo  rafrf)  ni(f)t  3ur  ©teEe  fein,  ^n 
feiner  9}er(egen^eit  fuc^te  ^o^nn  ßafimir  fogar  Bei  ber  ©tabt  Äötn  um  ein 
S)arte]^en  nad^,  toaS  f)öfli(^  abgelel^nt  tourbe.  S)er  Kölner  9tat^  öerftanb  eS  öor= 
trefflich  jtoifc^en  beiben  Parteien  ben  3teutraten  ^u  fpieten.  S)a§  !^atte  ben  3}or= 
tt)eil,  ba^  bie  Sürgerfcfiaft  au§  bem  ^anbelSöerfe^^r  mit  Beiben  fic^  einigermaßen 
für  i'^re  fonftigen  @efd)äft§öertufte  entf(i)äbigen  fonnte.  %xo^  allen  ©elbmangetS 
follen  aber  in  biefer  3eit  fotool  ®.  toie  fein  (^retb^eia-  unb  gleich  i^nen  natürti(j^ 
aurf)  auf  Soften  ber  SSauern  i§re  UntergeBenen  in  ©auS  unb  SrauS  geleBt 
f)a&en.  2l(§  fic^  ba§  ÄriegSbolf  enblic^  auS  ber  ©raff^aft  @at}n,  too  gemuftert 
toorben  toar,  rf)einabtoärt§  in  iBetoegung  gefegt  f)atte,  tourbe  e§  öon  J^önigStointer 
unb  bem  S)rac§enfel§  mit  blutigen  köpfen  toeggefi^icEt.  S;anad)  fct)einen  ^o'^. 
ßafimir'ö  ©d^aaren  ein  paar  Söodien  ^uerft  bei  SSonn,  bann  bei  ®eufe  unb 
50tüt^eim,  ^ötn  gegenüber,  gelagert  unb  baS  bergifc^e  iGanb  auSgepIünbert 
äu  l^aBen,  toaS  ernftlid^e  35efd)toerben  beS  ^erjogS  Don  ^ülicf)  juv  Orolge  l^attc. 
91nfang  GctoBer  finben  toir  ben  '^fal^grafen  wieber    Bei  (SngerS  unb  9ftommer§= 

Mgem.  bcutfc^c  Siograp^ie.    VIII.  30 


^QQ  @ebt)arb. 

boi1,  untertialb  @t)renl6ieitftein ,  ot)ne  ba^  man  ubtx  ben  3ufammen^ang  biejer 
3Jläi'f(^e  tiax  tDÜrbe.  ■!pier  tx]ä)\tn  ein  faijerltc^er  .<perolb  in  jeinem  Öagcr  unb 
fovbcrte  i£)n  unb  jeine  Dbevften  bei  ©träfe  ber  2ld^t  äur  yiiebevlegung  bev  3Baffen 
auf.  5aft  gleid^^eitig  ext)ielt  ber  ^talsgrai  bie  5tQC^rid)t  üon  bem  am  12.  Dcto6er 
erfolgten  2;obe  feineg  23rubcrg ,  beö  Äuriürften.  5Daä  cifte  bot  i^m  einen  \mU= 
fommenen  33orwanb,  ba§  ätncite  einen  ©runb  fein  unbotmä^ige§  .^eer  aufjulöfen 
unb  felBft  in  bie  ^4Jfal3  jurürf jueilen,  um  ni(^t  üon  ber  ^ormunbfc^aft  über  ben 
fünftigen  ßurfürften  au§gef(i)toffen  ^u  werben,  gin  2^eil  feiner  Solbaten  öertief 
fic£),  anbere  fc^Iugen  fid)  burc^  bie  23ert)aue  ber  S3auein  im  33ergif(i)en  nad^  bem 
^eräogt()um  äöeftfalen  burc^ ,  um  bort  bei  &.  ©olb  unb  neuen  i?rieg§bienft  5U 
finben.  —  S)er  2;ob  be§  Äurfürftcn  bon  ber  ^fatj  mar  für  0).  ein  großer  dlaä)Ü)eii, 
ba  biefer  fid^  «feiner  <Baä)c  mit  mirftii^em  (Sifer  angenommen  ^atte,  mä^renb  ber 
Äurfürft  öon  iöranbenburg  ben  rt)einifd)en  5£)ingen  ferner  ftanb  unb  Äurfürft 
5luguft  öon  ©ad^fen ,  ftetä  friebtiebenb  unb  üon  öorn^erein  an  ber  Ütec[)tmä|ig= 
feit  öon  03eb§arb'ä  beginnen  jtoeifelnb,  wegen  beffen  älerbinbung  mit  bem  |)aufe 
giaffau  unb  ben  9leformirten  nod)  3urücft)aUeuber  geworben  mar.  2lud^  i?urfürft 
3luguft  t)atte,  wie  'üanbgraf  3Bill)eIm,  bie  rafc^e  .^eiratt)  (sjebl^arb'ä  unjeitig 
gefunben.  3ubem  gab  firf)  .Öer^oq  2Biü)elm  öon  33aiern  gro^e  5Jlü^e,  il)n  burd^ 
bie  (Erinnerung  an  bie  aüe  f^reunbfc^aft  ber  beiben  Käufer  üon  6.  ab^u^iel^cn. 
2lud^  bie  nieberlänbifd)en  S)inge  t)atten  fid)  für  biefen  ungünftig  geftaltet:  5ar= 
nefe'§  SÖaffen  waren  feit  bem  borigen  Sa^re  überalt  im  fiegrei(|en  33orbringen; 
bagegen  t)attc  fic^  ber  .sj>er3og  bon  ^^njou  burd^  feinen  ttjörid^ten  5infd^Iag  auf 
Slntwerpen  (17.  Januar  1583)  bie  (*»)emütt)er  ber  Oleformirten  cntfrembet. 
Oranien  gab  fid)  lange  bergebli^  ^)lüt)e  eine  Sluöfö^nung  mit  bem  ^erjog  ^u 
©tanbe  ^u  bringen,  benn  in  ben  ^3tieberlanben  tioffte  man  je^t  beffereä  bon  einer 
Söerbinbung  mit  ©•  unb  bem  ^-Mötjgrafen  ^ol)ann  b'afimir.  SJon  biefen  aber 
öerlangte  man  ipitfe,  ftatt  fle  it)nen  ju  bringen.  2öat)renb  ber  ^:pfal,^graf  am 
9lieberrf)ein  berweilte,  erfdf)ien  bc§l)alb  bei  it)m  eine  eigene  (S)efanbtfdt)aft  ber 
glamänber.  @eb'^arb'§  (V)egner  t)aben  it)m  gleict)  3lnfangä  SSe^iel^ungen  3U  bem 
|)er5og  üon  Slnjou  üorgeWorfen ;  er  felbft  wiberfprac^  wiebcrl^olt  ber  33el§aubtung 
unb  eä  finbct  fidt)  wirfüct)  fein  $Bewei§  bafür.  dagegen  war  ber  ©efanbte  ilönig 
^einrid)§  üonütaüarra,  <^err  üonSegur,  we[d£)er  im  i^uli  1583  nad^  ben 'Jiieber= 
lanben,  nad)  ßnglanb  unb  5Deutfd)tanb  abgefd&icft  Würbe,  um  ein  gro^eg  anti= 
^)äpftlid)e§  iSünbni^  ju  ©tanbe  ju  bringen,  unter  anberen  and)  mit  einer  &dh= 
unterftü^ung  (Beb^^arb'ä  beauftragt,  bie  aber  ücrmutf)lid)  nie  jur  Stugjafilung 
gelangte.  —  (S.  felbft  fdt)eint  im  |)erbft  1583  nic^t  abgeneigt  geWefen  3u  fein 
gegen  eine  5ßenfton  auf  fein^mt  ju  üerjidtjten.  Sei  ben  3)ergleidf)§üerl)anblungen, 
Weld)e  üon  ben  fünf  anberen  Äurfürften  im  October  unb  3lnfang  ^Jbüember  ,^u 
fjranffurt  gepflogen  würben,  ging  üon  feinen  eigenen  ^eüollm.äc^tigten  ber  abfurbe, 
aber  ber  augenblicElid)en  ©ad)lage  entfpred^enbe  33orfdf)lag  au§,  ^erjog  Srnft 
folte  bie  eräbifd)bflid)e  Sßürbe  mit  ben  rf)einifc£)en  Slerritorien,  (^).  aber  bie  Äur= 
würbe  lytb  ha^  ^erjogtlium  Sßeftfalen  erl)alten.  SSon  ©eite  be§  neuen  (Srjbifd^ofg 
fträubte  man  fidt)  gegen  jebc  ®elb»@ntfd£)äbigung ,  Weil  eine  fold^e  einen  ^l^^if^^ 
an  ber  35erbinblid)feit  be§  geiftlid)en  Jßorbc'^altg  in  [id^  3u  fd^lie^en  fd^ien.  Sin 
glüd£lidC)er  äBaffenerfolg  im  ^Jlieberftift  t)ob  um  biefe  g^it  (Sebljarb'g  5Jlut]§  üon 
neuem,  .»pier  war  au^er  Ül'^einberg  unb  Uerbingen  audf)  nod)  ber  fefte  ^^lerfen 
^ül§  (äWifd)en  ßrefelb  unb  Wöx^)  in  @raf  ^euenar'g  Sefi^,  Woraus  i^n  ber 
@^orbifd£)of,  in  2}erbinbung  mit  ^.  Srnft'g  äöaEonen,  ju  üertreiben  fudite.  Sa 
fd^idte  ^5.  in  (5ile  au§  SBeftfalen  unb  bem  ^^eft  Ütedling^ufen  Jfteiter  unb 
^ne(^te  unter  bem  SBaftarb  @itel  ^einrid)  üon  33raunfd^Weig  jum  6rfa^  ^erbei; 
ilinen  ju  .!pülfe  famen  gelbrifi^e  Sruppen.  S)ie  ^Belagerer  würben  am  9)lartin§= 
abenb  (a.  ©t.)  überrafi^t   unb    erlitten   ftarfen  a)erlu[t.     9ieid£)e  Sßeute    fiel  ben 


(Seb^arb.  467 

(Siegern  ju.  2Bext§öoIIer  nod^  tDar  ber  moraüfc^e  ©eroinn  für  @.  Siefer  fing 
bamal§  aud)  an  auf  bie  innere  Crbnung  ber  fir(f)tid)en  35ert)ältniffe  in  2Be|"t= 
iaten  ißebac^t  5U  nehmen,  nad^bem  er  fid)  hiii}ex  faft  nur  mit  bem  51ieberreißen 
bes  alten  Äirci)entf)um§  befc^dttigt  ^atte.  9iber  ba&  6nbe  bes  ^.  1583  unb 
ber  '3tnTang  be§  neuen  ^a^xt^  brachten  ft^roere  ^Ziebettagen  für  @.  (Sd)on  am 
4.  ^Jiooember  (a.  ©t.)  t)atten  ®ra|  9irenberg  unb  fein  (5d)tt)ager  ©alentin  oon 
Sfenburg  ba§  Sc^Io^  ^op^eteborf  befe^t.  3Jtit  il^nen  ging  nunmef)r  ba§  jüngft 
eingetroffene  baieiifcfie  öütf§cor|3§  an  bie  enge  Sinft^Iießung  öon  Sonn.  3(m 
7. /IT.  2)ecember  rourbe  bie  tapfer  öert^eibigte  S3urg  ©obeeberg  öon  ben  Saiern 
mit  ftürmenber  <öanb  genommen.  Um  ben  bro^enben  3}ertuft  öon  35onn  ju  t)er= 
lauten,  fanbte  @.  auö  SÖeftfalen  burc^  bergifd^e§  @ebiet  unter  (äitet  ^einrid)  etroa 
5000  ÜJtann  Änecf)te  unb  ^Reiter  nebft  ^tunition  unb  Sebensmittetn  an  ben 
9tl)ein.  Slber  it)r  SInjug  toar  bem  bairifd)en  (^elb^errn  längft  Berrat^en.  @r 
erwartete  ben  i^einb  in  einem  6interf)alt  untoeit  Siegburg ,  überfiel  i^n  unt)or= 
fe^enbö  (am  23.  S>ecember  2.  Januar)  unb  fprengte  einen  großen  X^eit  fcine§ 
SJolfes  in  bie  l^oc^ge^enben  gtut^en  ber  3Igger  unb  ber  ©ieg.  Sen  Saiern  fielen 
alle  S]orrät^e  in  bie  ßänbe.  9iun  begann  bie  33efa^ung  bon  Sonn  gegen  i^ren 
Cberften  Gart  Jruc^feB  3U  meutern.  i8efte(^ung§öerfu($e  ber  gerabe  bamate  mit 
neuen  päpftü(^en  Subfibien  unterftü^ten  bairifd)en  Slnfü^rer  l^alfen  baju,  ba^  bie 
Sonner  Äricgsfned^te  fd)liefelic^  i^ren  £berften  mit  feinen  jroei  .^auptleuten  gefangen 
nal^men  unb  gegen  ^a^lung  öon  -4000  fronen,  unter  bem  Jitel  rüdftänbiger  Se= 
folbung,  am  19. /29.  Sanuai:  niit  fammt  ber  ©tabt  ben  Saiern  überlieferten,  ^ux  35e= 
fd)önigung  i^reg  Serratt)s  gaben  bie  Äriegsfnedjte  öor,  fie  Ratten  big^er  niäjt 
geteuft,  baB  <!peräcg  Srnft  ber  rei^tmä^ige  ^urfürft  öon  J?ötn  fei.  Sie  er^ietten 
freien  ^tb^ug  mit  äöaffen  unb  ©epärf,  tt)ä£)renb  eine  ^tn^a^t  ©eb^arb'fc^e  Seamte 
ober  Ueberläufer  ^um  Strang  öerurtt)eitt  unb  jtoei  ^^röbifanten  im  5Ri^ein  crtränft 
tourben,  öon  benen  aber  ber  eine,  ^kg.  9lort^aufen,  ttiie  burc^  ein  äöunber 
fi(^  rettete.  6arl  xrutfife^  faB  längere  ^ät  auf  Sd)lo§  <g)ut)  an  ber  i^laaS 
gefangen:  am  3.  gebruar  1586  tüurbe  er,  auf  öielfadie  gürbitten  unb  gegen 
Kaution,  feiner  ^aft  entlaffen.  —  5U(i)bem  noi^  @raf  Dteuenar'g  fefte»  Schloß 
SSebburg  am  9.  '>5Räx?j  a.  St.  gefatten  mar,  ging  -^er^og  O'ti-'binanb  baran  feinen 
Gegner  au($  au§  23eftfalen  ju  öettreiben.  Siort  f)atte  noc^  am  23.  £ecbr.  a.  St. 
ein  ;C'anbtag  ju  Sriton  eine  allgemeine  Sanbe§=S)efenfion  befc^toffen;  in  ber  3:§at 
aber  fanben  bie  bairifd)en  Xruppen  je^t  faum  33}iberftanb  im  Jsianbe.  @.  felbft 
50g  ficf)  beim  |)eranrü(ien  be§  bairifd)  =  fpamfcf)en  -^eeres  gegen  Söefel  äurücf 
unb  öon  bort  ^um  3(nfd)tu^  an  bie  ftatifi^en  Gruppen  in  bie  @raffd§aft 
Sütptien.  Slber  bie  @egner  folgten  il)m  bort^in  unb  überraf($ten  bei  Surg 
(Verborg)  an  ber  atten  ^^ffel  am  Cfterabenb,  (31.  ^Rärj  neuen  Stitö)  feine  3}or= 
l^ut  unter  Sitet  öeinrid),  fdjtugen  fie  unb  naf)men  ben  öermunbeten  gü^rer  fetbft 
gefangen.  Sarauf  5ogen  @.  unb  @raf  ^]leuenar  mit  etwa  1000  9teitern  weiter 
rüdmärtS.  51euenar  trat  al§  Statthalter  öon  ©eibern  in  ftatifi^e  Sienfte ,  ©., 
felbft  fein  ^riegsmann,  fanb  mit  feiner  @emal)lin  ein  3lft)t  in  £elft  bei  Dranien, 
beffen  Seii^enbegängni^  er  balb  banac^  beigemo^nt  l^at.  @an3  SSeftfalen  fiel  nun 
unerwartet  raf^  bem  Sieger  in  bie  -öänbe.  ^Jlur  ein  paar  fefte  %^lä^e  im  ^eft 
DiecEling^aufen  mußten  burcf)  Slnbro^ung  öon  @emalt  .jur  Uebergabe  ge^mungen 
töerben.  (3ule^t,  erft  am  6.  Dböember,  capitulirte  @r.  DZeuenars  Sd^lo^ 
<g)o^en=2imburg.)  2lm  5.  ^uni  (n.  St.)  tourbe  ber  neue  Äurfürft  felbft  an  ber 
Sanbeggrenje  beim  Sirfenbaum  untoeit  Söerl  öon  ben  au§  ber  Verbannung 
5urüc£gefel§rten  toeftfdlifi^en  'Käthen  feierlid)  empfangen.  6ine  Stabt  na(^  ber 
anberen  leiftete  il^m  Jpulbigung.  ütocl)  im  ^uni  fonnte  ßrnft  auf  einem  in  bem 
bisher  proteftantifc^  gefinnten  6efecfe  abgel)altenen  meftfälifc^en  Sanbtag  bie  Oleftc 
ber  öeb'^arb'fc^en  Äirc^enreformation  öernid^ten  unb  3uglei(^  bie  allgemeine  fat^o= 

30* 


4gg  ®cbf)atb. 

IifcC)c  gieftauration  beö  ßanbeS  Beginnen.  —  D^acf)  fotc^en  ©riotgen  toax  nid^t  baran 
3U  benfen,  ba^  er  fi(f)  mit  bem  niebcrgetoorfenen  ©egner  aui  tüeitere  33evgieid)§= 
f)anb(ungen  einlaffen  tt)ürbc,  toie  folc^e  im  5lptil  unb  ^J3tai  1584  tion  Öcfanbten 
öeifc^iebener  faf^oltfd^ei-  unb  protc[tantifcf)ev  ^N'^f"  3^  3iotenbuvg  a.  b.  %.  ber= 
jud^t  njurben.  ©d^on  am  27.  9luguft  (n.  ©t.)  louvbe  (Jrnft  au  Süttid)  öon  bem 
Äurititften  üon  Jrier  in  ba§  .Slui-iürftencoüfg  aufgenommen,  nad^bem  auöor  5luguft 
öon  ©ad^fen  auf  pei-föntic^e§  3"!-'^^^"  ^^i-'  Iifiben  Äuvfürften  öon  ^^Jlainj  unb 
Stier  feine  6intt)illigung  gegeben  ^atte.  S)ie  3u[timmung  be§  .^urfürften  Don 
^ranbenBurg  erfolgte  erft  im  Tolgenben  S^a'^re.  5Die  pfäljifdtic  ©timmc  ru'^tc 
roegcn  ber  5J^inberjaf)rigfeit  be§  .f^urprinjen.  —  Ö.  Brad^te  ben  nieber(änbifdf)en 
(Staten  jtrar  meber  ßanb  nocf)  @etb  mit,  n)ol  aber  einen  merf^boüen  '}ted£)tö= 
titel,  auf  Örunb  beffen  bereu  .ffrieg^tiölter  bon  nun  an  ^al)xe  lang  in  bie  nodl) 
nid^t  au§gefogenen  r^einifd^  =  tt)e[tfätifc^en  2anbfdt)aften  ©trcifpgc  mad^en  unb 
ißeute  barauS  t)oten  fonntcn.  Dlid^t  minber  frof)  über  biefe  9Ut§bet)nnng  be§ 
Ärieg§terrain§  mar  auc^  ba§  fpanifdl)e  .i?rieg§öoIf.  &.  perfönlic^  öerfd)n.nnbet 
faft  au§  ber  allgemeinen  0)efd^id)te ;  nur  feineg  ^amenS  bebicnen  fid)  bie  ftati|dl)en 
Gruppenführer  ©raf  '^Ibotf  oon  'OIcucnar  unb  9]lartin  (2cl)en!  öon  '"Jit)beggen,  um 
in  ben  folgenbeu  3iQf)tcn  balb  biefe  balb  jene  ©tabt  be§  ©r^fiiftö  ju  erobern 
unb  3U  branbfc^a^en.  ©o  fällt  it)nen  im  ''Mai  1585  ^teu^  in  bie  i^aub ,  um 
nadf)  me^r  al§  Sfn^i-'eöfrift  burc^  ?lterauber  tion  ^arma  im  'Diamcn  be§  .ffurfürften 
©ruft  ttiieber  erobert  unb  entfetjlidt)  für  feinen  ?lbfall  gepc^tigt  ju  merben.  ^m 
9Jlärj  1586  mirb  bie  meftfälifd)e  ©tabt  9Berl  tion  @d)enf  auSgeplünbert;  öor 
SBei'^nadlitcn  1587  Bemäd)tigt  er  fi(^  fogar  be§  ©i^ee  ber  furiürftlid)en  9legierung, 
ber  ©tabt  58onn,  bie  erft  uad^  fec^emonatlid^cr  ^.Belagerung  ^n  ^33iid)aeIiS  1588 
tion  ben  ©paniern  für  ^urfürft  @rn[t  lüieber  eingenommen  mirb.  iR'lieinberg 
taufd^t  in  ben  ^a^ren  1584 — 1606  nic^t  meniger  al§  fecl)§mal  fpanif^e  ^ot= 
md^igfeit  gegen  nieberlänbifd^e  unb  umgefel^rt.  i^.  felbft  fc^eint  bi§  fur^  tior 
bem  (am  11.  51ugu[t  1589  öor  'Jtimmegen  erfolgten)  lobe  fcine§  angcblid^en 
gelbmarfc^atlg ,  bc§  Dberftcn  ©d)enf ,  in  ben  'Jiiebertanben  öerU)eiIt  ju  '^aben, 
:^atte  aber  toenig  33ortt)ciI  tion  beffen  Eroberungen.  2)ic  Ginfünfte,  bie  er  aug 
9tl)cinberg  unb  ^Jteu§  ^ütte  aietjen  fönnen ,  mad)tc  @raf  'Jteuenar  i^m  ftreitig. 
3Il§  6tifabetf)  tion  @nglanb  ^u  ßnbe  be§  ^.  1585  ben  trafen  tion  Seiceftcr  ben 
9tieberlänbcrn  ju  -öülfe  fanbte,  fc^lo^  @.  fid)  bicfem  auf§  engfte  an,  biente  i^m 
al§  Siaf^geber  unb  S^ermittler  td  feinen  tiiclfad)en  ^fvrungen  mit  ben  ftatifd^en 
2tnfü{)rern.  2)agegcn  unterftü^te  ßeicefter  ben  Srudlifeffen ,  ber  am  ^öt^igften 
5Jtangel  litt  unb  tior  ©orgen  au  Körper  unb  (*»)cift  tief  gebeugt  mar,  mit  (^oelb 
unb  anberer  9totf)burft  unb  empfal^I  ifin  miebert)ott,  aber  roie  e§  fd)eint  üergeben§, 
aud)  ber  (vJnabe  feiner  Königin,  ©in  fef)r  unauöerläffiger  öemä'^rSmann  er^ä^lt, 
3lgne§  tion  ^an§felb  fei  einftmal§  felbft  ju  ßlifabef^  nadl)  ©nglanb  gefommen, 
um  .^ülfe  3U  erfleljen,  aber  fdfinöbe  abgemiefen  morben.  ^m  ©ommer  1587 
madtjte  @.  bei  feinem  eigenen  f^elbmarfdEiatt  ©d)enl  eine  5lnleil)e  tion  6000  6Qrol§= 
Bulben,  tool  auf  ^3iimmermiebergeben.  —  ^m  ^.  1589  begab  er  fid)  mit  feiner 
®emaf)lin  nad^  ©tra^burg.  2;ortf)in  l^atte  fidf) ,  jieboc^  D'f)ne  fein  perfönlidt)e§ 
Sut'^un,  bereits  im  ^.  1584  ber  Kölner  ©treit  über  bie  t^reifteltung  tierpflaujt. 
&.  toar  aud^  at§  ©rabifc^of  2)ombed^ant  3U  ©trapurg  geblieben,  brei  anbere 
tion  bem  SBifd^of  tion  SSercetti  grcommunicirte,  bie  ©raren  C^eorg  tion  2Bittgen= 
ftein  unb  .gjermann  Slbolf  tion  ©olm§  unb  ber  ^V^ei^err  Sofjann  tion  SSinne^ 
bürg  fafeen  ebenfalls  im  ©trapurger  Äapitel.  9lun  behaupteten  bie  fat^olifd^en 
,<^apitel§:^erreu ,  bie  päp[tlidl)e  ^ritiation  gelte  anä)  für  ©trapurg,  tDäl)lten  ben 
■Kölner  S^orbifd^of  .^erjog  fyriebrid^  al§  neuen  S)ombed^ant  unb  fdl)loffen  bie 
anberen  gebannten  tiomJ^apitel  au§.  2)iefe  aber  bemäd)tigten  fid),  mit  3uftim= 
mung  be§   ©tra^urger  9fiatl)e§,   ber  bortigen  ©tiftSl^öufer  unb   ginfünfte  unb 


©eb^arb.  469 

bel^aupteten  fi($  barin  mit  Söaffengetuatt.  Sluc^  @.  büefi  Bis  ju  jeinem  iobe 
in  bei-  £e(i)anei.  Äranf Reiten  unb  ^Jtanget  trübten  jeine  legten  Sebeneja^re. 
©ebrängt  öon  feinen  ©täubigem  au§  bem  fötnifc^en  Kriege,  mu^te  er  ftatt  fie 
ju  be^atiten,  noc§  immer  neue  Sd^utben  mai^cn.  '^atb  naä)  feiner  SBer'^eirat'^ung 
|atte  @,  3u  S)iüenburg  ein  Jeftament  erricf)tet,  ttiorin  er  rür  ben  i^aU  feine» 
finberlofen  5tbfterbenö  feine  S3rüber  Gart  unb  {yerbinanb  ju  Uniöerfalerben  ein= 
f efete ,  feiner  @emat)tin  aber  eine  fieibrente  beftimmte.  5lun  tcar  gerbinanb 
bereits  im  ^.  1585  hti  bem  öerungtürftcn  UeberfaE  bon  öerjogenbufd)  um= 
gefommen,  6orl  im  ^.  1593  in  ©traPurg  geftorben.  S)e5^atb  tie^  @.  furj 
bor  feinem  2obe  ein  neues  münbticf)e§  2eftament  aumetimen  (im  3f-  1601  am 
15.  Wäx]  ü.  @t.),  tDorin  er,  jum  S^anf  für  empfangene  äöol^ttl^aten ,  ben 
regierenben  <!per3og  Don  2Bürtemberg  ju  feinem  @rben  ernannte  unb  mit  ber  33er= 
f orgung  feiner  SBittme  gemäB  feinem  früheren  3;e[tament  betraute.  Ser  ^er.jog 
na^m  mirfüc^  bie  @rbfd)aft  an,  morau§  fi(^  bann  tangtoicrige  ©treitigfeiten  mit 
ben  @rbtruci)feffen  öon  Söatbburg  enttoicielten.  Ueber  eignes'  meitereg  (g^icEfol 
ift  ni(i)t§  befannt.  @.  ftarb  am  ^immetfal^rtstage  1601  (21.  2)^üi  a.  St.)  unb 
fanb  feine  9lu]^eflätte  im  Jllünfter  neben  bem  borangegangenen  trüber  daxi.  Sa 
er  fi(f)  ber  lut§erifc§en  Öefire  menigftens  ni(^t  feinbfelig  gezeigt  t)attc,  fo  Oer= 
anftaltete  i^m  bie  tut^erifcfie  6eiftüci)feit  unb  bie  Uniöerfität  eine  e^renöoKe 
2eicf)enieier.  ©ein  ©rabmal ,  bas  fpäter  au§  bem  3Jtünfter  entfernt  roorben  ift, 
rühmte  be§  5]knne§  ä^erftanb  unb  SSiffen,  feine  treffticfie  5}ertt)altung  f)o^er 
@t)renftellen,  öor  allem  aber,  ba^  er  bie  reügiöfe  3Ba§rt)eit  ber  t)ö(^ften  äöürbe, 
bie  .^eitigfeit  ber  @t)e  einem  unreinen  (Zölibat  öorge^ogen ,  bann  mit  gaffung 
ben  Sc^aaren  feiner  f^einbe  getoic^en ,  unb  enblic^  förbeiiic^  aber  ni(^t  geiftig 
gebro(^en ,  feine  (Seele  @ott ,  ben  Seib  ber  @rbe ,  feinen  9iuf  guten  5Jienfc^en 
befef)(enb ,  öerfi^ieben  fei.  —  S)a§  allgemeine  Urtt)ei(  öon  5Jlit=  unb  ^lac^tcett 
ift  nict)t  fo  günftig  ausgefallen,  boc§  manchmal  aü^u  l^art.  Söeber  im  öuten 
ncdf)  im  23öfen  ragte  6.  über  feine  5Jlittebenben  ^eröor.  Seine  iöauptfet)ter  — 
Steigung  jum  Xrunf,  jur  35erfd^tt)enbung  unb  ju  ^tugfäimeifungen  —  maren  faft 
attgemeine  geiler  feiner  Qnt=  unb  Stanbeggenoffen ,  toä^renb  er  an  öielfeitigen 
Äenntniffen  über  ben  meiften  berfetben  ftanb.  S)a^  er  öon  9latur  gutmüt^ig 
unb  leutfelig  mar,  gefielen  aud^  feine  gfi^be.  ^ä'^jorn  unb  Uebermutl^  im  GJtücf 
lagen  aber,  toie  fo  mantfimat,  hxä)t  neben  biefen  guten  ©igenf(i)aiten.  %n^ 
potitifc^em  (Gebiet  mar  fein  fd)limmftcr  ^ti)kx  ber  5)^anget  an  richtiger  S($ä^ung 
feiner  -Gräfte  unb  ber  feiner  ©egner.  D^ne  alte  SSorbereitung,  o^ne  Selb,  o^ne 
SBaffen  unb  5)knnf(^aft,  o^ne  äuöertäffige  t>-i.'eunbe  unternahm  er  ein  meitau5= 
fel^enbeg,  unfet)tbar  ^um  Kriege  Tü§renbe§  2öerf.  9taci)  ber  erften  "Dtiebertage 
legte  er  bie  ^änbe  in  ben  S(i)oo^  unb  martete  ab,  ob  ni(^t  anbere  feine  Sac^e 
mit  ber  allgemeinen  bes  ^?roteftantiemu§  öerfedjten  mürben.  Jagegen  ift  e§ 
unbillig,  entmeber  feine  anfänglich  fat^olifc^e  Haltung  ober  feinen  Ütetigionsmec^fcl 
at»  löeuc^etei  3u  beseicfinen.  ^n  römifcf)=!at^otif(f)en  5tnfc§auungen  aufgemac^fen 
öertvat  er  fie  auc^  nad^  au^en,  ot)ne  fie  jebocf)  3ur  9lid§tfd)nur  feine»  ganzen  S)enfen§ 
unb  JpanbelnS  ju  machen.  2ll§  bann  bie  folgen  feiner  Neigung  ju  3tgne»  öon 
^Ransfelb  i^n  in  bas  9tom  feinbfelige  Sager  getrieben  l^atten,  aU  alte  feine  ber= 
föntid)en  ^ntereffen  mit  benen  be§  '4^roteftantigmu§  ^ufammen  fielen,  mürbe  er 
naturgemäß  ein  eifrigerer  3}ertreter  beffelben  al»  juöor  eine§  btoB  gemD'^nt)eiti= 
mäßigen  ^at^olicismus.  2)er  ©egenfa^  jtoifc^en  Ütom  unb  2Bittenberg  ober 
@enf  mar  ja  fein  bloß  bogmatifc^er.  ^^olitifdfie  @egner  9tom§  unb  be§  mit  ii)ni 
öerbünbeten  Spanien  gab  es  in  '2}^enge,  benen  bie  bogmatifcfieu  Streitfragen 
gleic^gittig  ober  unöerftänblic^  maren.  3^  biefen  beuten  l)at  mol  auc^  6.  Sruc^feß 
geljört.  —  Seine  äußere  @rfcl)einung  ragte,  fomeit  ]{<£)  au§  einem  bei  Ä^eöen^iller 
befinb tilgen  §ot3f($nitt  nad§  .g)ogenberg'?;  fdi)ließen  läßt,  fo  toenig  töie  feine  geiftige 


470  ®cbf)atb  HL,  25.  ö.  OtegenSbutg. 

ubex  bie  ^ütelmäBiöfeit  l^eröor:  toeber  ©diön^eit  unb  äöürbe,  aber  aucf)  nt(f)t 
ba§  (Segentt)eil  ft)i-e^en  au§  ben  trüben  |d)taifen  ©emtSjügen.  S)od)  mad)te 
er  noc^  na(^  feinem  ©inr^e  auf  ben  jtoaT  eitlen,  aber  ftugen  unb  n)cltetiaf)venen 
(Srafen  öon  ßeicefter  ben  ©inbrucE  eine§  öoEfommenen  (Sentleman§. 

5D'.e  2lu§f(itrei6en  &^^ax'a'^  unb  So'^ann  6afimir'§.  —  ©i^inger'ä  ^toei 

erfte  (anonl^me)  Oielationen:  Kelatio  historica,  .^erbftmeffe  1583  unb  ipiftorifc^e 

5Sef(i)reibung ,    Cftermeffe  1584.     33on  bemjelben:   Rerum    vaticiniis   accomo- 

data  historia  bi§  @nbe  1584  unb  Leo  Belgiens  (1588)  mit  @d)tac^tenbitbern 

Don  .!^ogenberg.  —  SfHt:  De  Bcllo  Coloniensi  libri  IV,  1584.     @in  liber  V. 

in  ber  ?lu§gabe  bon  158<3.  —  Äteinjorgen,  Sageburf)  bon  ®ebt)arb  3:rud)fe|, 

5Jlünfter  1780.  —  5lu§3üge  au§  biefen  Quetten  unb  weitere  Sitteraturnac£)tt)eife 

bei  .f)äberUn,   %    t.  9t,'®.,   13.  Sb.,   unb  in  ß^roni!  ber  Sruc^feffen  bon 

SBalbburg,  2.  SSb.  1785.  —  ßinjelne  toeitere  @rgän,^ungen  bei  ^laffei,  Annali 

dl  Gregorio  XIII.,  ülom  1742.  —  Slretin,  «majtmitian  ber  (5r[te,  1842.  — 

SSruce,    Corresp.  of  Leycester  in  ben  5>ubl.  ber  Camden    Society,    '»Jlr.  27, 

1844.  —  ©roen  ban  ^rinfterer,  Archives.  —  ©adiarb,  Corresp.  de  Guillaume 

le  Taciturne.   Y.    —   jtfjeiner,    Annales   Ecclesiastici ,    tom.   III.    1856.   — 

(gerber),    @cjd)i(i)te  ber   gai^^itie   ©rfien!  bon  ^t)beggen   1860  k.     (5inige§ 

anä)  au§  3lrc^iben.  .hoffen. 

(^kbl)0rb  III.,   m]ä)o]  bon  9{egen§burg,  t  am  2.  5December  1060,  ift 

Wa'^rfd^eintid)  im  erften  ^a^v-jetint  bc§  11.  3t<if)rf)unbert§  in  £)ftfran!en  geboren. 

«Sein  Sßater  toar  ein  un§  bem  ^tarnen  nad)  ni(^t  befannter  fränüfi^er  ©raf,  ber 

in  ber  6)egenb  bon  Det)ringcn  angefeffen  mar,  feine  5!)tutter  ^Ibet^eib  bie  SBitttoc 

bc§  rt)einfränfifd)en  (^irafen  -Speinricf) ,  bie  fid)  balb  nad^  beffen  SLobe  mieber  ber= 

mät)lt  "^atte,  fein  ©tiefbrubcr  atfo  ber  nad)matige  ^aifer  ^onrab  II.     @.  mar 

in   feiner  Äinb'^eit   jum   geifttid^en  ©tanb  beftimmt   unb   einem   mürjburgifdien 

Ätofter   jur   @r(iie!)ung   übergeben;     aber   fein    t^atenburftiger    unb   hiegerifc^cr 

8inn  "^iett  e§  hinter  ben  engen  ^loftermanern  um  fo  meniger  au§,  at§  er  buri^ 

ben  2ob  feiner  bäterlid^en  ?lnbermanbten,  mie  e§  fd)eint,  ber  aUeinigc  @rbe  ber 

33efi^ungen  be§  ;g)aufe§  mürbe,     ©o  entflo'^  er  bem  .^tofter  unb  übte  fii^  in  ben 

2Baffcn,   bie  er  bereits  moI)l  ju  fü'^ren  tonnte,   at§  i^n  ber  33efd)tu^  be§  unter 

bem  SSorfi^   feineS   faiferlid)en  ©tiefbrnberS   ju   granffurt   berfammelten  9teid)§= 

concitg   am    23.  ©eptember   1027   nött)igte  ©d^mert    unb   ©d)i(b   nieberjutegen, 

fid)  fd)eeren    jn  laffen   unb    ba§    gering   gefc^ä^te  gciftlidie  ©etoanb   mieber  an= 

jutegen.     ^an  "^at   bie  Söermuf^ung  au§gefprod)en ,   bafe   biefer  (Soncit§befd)lu| 

hnxä)   eine  Setl^eitigung    (^eb'^arb'S   an  bem   3Iufftanbe   (5rn[t§   bon  ©d)maben 

gegen  ben  ^aifer  I)erborgerufen  fei;   boc^  lä^t  fid)  ba§  nid)t  ermeifen,    unb  mir 

|ören,   fo  lange  Äonrab  II.  lebte,   niemals  ettoa§  bon  5Jli|t)ettigfeiten  ^mifdien 

biefem  unb  feinem  Sruber,   ben  J^onrab,    nad)bem  im  ^är^    1036  ber  $8if(|of 

(SJeBI)arb  II.  bon  JRcgenSburg  geftorben  mar,  ju  beffen  51ad§folger  ernannte,    ^nbeffcu 

einen  mirftid)  gciftlii^cn  ÖebcnSmanbel  ^at  25ifd)of  @.  niemals  gefü'^rt  unb  feiner 

iSugenbneigung  jum  äöaffen'^anbmer!  ift  er  alle  3eit  feines  Seben§  treu  geblieben; 

faft  bie  einzige  eineS  35ifd|of§  mürbige  X^t,  bie  mir  bon  il^m  fennen,  ift  feine 

1037   in  @emetnfd)aft    mit    feiner   ^IJtutter  Slbel'^eib    boll^ogene   ©rünbung  be§ 

ßoüegiatftifteS  Det)ringcn  in  ber  S)iöcefe  aBürjburg,  baS  er  au§  feinem  SBatererbe 

botirte.     S)efto  mel^r  mei^  bie  botitifd)e  Öefd^ic^tc  mä^renb  ber  Dtegierung  ^ein^ 

rid)§  III.,  feines  3^effen,  bon  bem  unruhigen  35ifd)of  ju  ersä'^len.     S)a  3itegenS= 

bürg   in   biefer  3"t   ^^r   gemö'^nlid^e   Ort   ber  ©ammlung   beS  ^eereS  unb  beS 

^lufbruc^S  3U  gelbäügen  nad)  33öt)men  unb  Ungarn  mar,  mirb  (^.  mal^rfc^einlid^ 

f(^on  an  ben  erften  berartigen  Unternehmungen  .g)einri($S  5lntt)eit  getiabt  'E)aben ; 

auSbrüdtic^  "fierborge^oben  mirb  feine  Xfieitna'^me  an   bem  f^elbauge  bon  1044, 

ber  nad)  bem  ©iege   an   ber  Staab   bie   2Biebereinfe|ung   beS   bon   .fieinrid^  hi' 

günftigten,  bon  ben  ^2}tagt)aren  bertriebenen  ÄönigS  ^eter  bon  Ungarn  ermöglichte. 


Ci)ebf)arb  III.,  2?.  ».  SRegcniburg.  471 

1046  Begleitete  ^.  feinen  Steffen  auf  beffen  fRömeräuge ,  unb  einige  '^z\i  banod^ 
erl^ielt  et  öon  bemfetfien  bte  ?flei(^§a!6tei  .^em:pten  al§  Scf)en,  bie  in  biefem  '^<x^x= 
l^unbert  tüiebexl^olt  ba§  ©efc^icf  ^atte  öon  ben  .Königen  fienu^t  ju  »erben,  wenn 
biefelBen  Befonbere  ©unftbejeugungen  erloetfen  ttoEten.  i^n  Ungarn  war  in= 
^toifd^en  burd)  bie  S5erbrängung  Äönig  5peter§  fcf)on  feit  3al)ren  ber  beutfrfie  @in= 
flu^  toieber  befeitigt  toorben;  bie  ©tellung,  bie  fein  9ia(i)fo(ger  5tnbrea§  I.  bem 
9leic^e  gegenüber  einna{)m ,  toar  minbeften§  fe'^r  ätoeifell^aft ,  toenn  ni(^t  offen 
feinblid).  ^ro^bem  toar  e§  fc£)tt)er  ^u  red^tfertigen ,  ba^  @. ,  al§  er  fid^  im 
äöinter  1049  auf  1050  an  ber  ungarifcijen  Öjrenäe  auffielt,  einen  ^taubjug 
in  ba§  magt)arifd)e  (gebiet  unterna'^m,  auf  bem  er  rei(i)c  SSeute  mai^te.  .^aum 
toar  er  I)eimgefef)rt ,  fo  fielen  bie  Ungarn  rac^eburftig  in  bie  bairifd^e  Oftmarf 
ein  unb  rid^teten  gro^e  S]er^eerungen  an ;  ^J^a^regeln  gegen  fie  öon  S^eic^SWegen 
Waren  burc|  ®eb|arb'§  S5orgel^en  unbermeiblid)  geworben.  5tuf  einem  üom 
^aifer  p  ^iümberg  abget)attenen  bairifc^en  Sanbtage  Würbe  ber  DIeubau  ber 
§ainburg,  bie  al§  ÖJrenjtiefte  gegen  bie  5Jlagl)aren  bienen  foltte,  befd^toffen; 
.^erjog  ^onrab  bon  SSaiern,  ^arfgraf  2lbalbert  öon  Oefterreid^  unb  @.  Würben 
bamit  beauftragt  unb  löften  bicfe  Slufgabe,  freilief)  erft  nad)  längerem  Kampfe 
mit  ben  Ungarn,  bie  ben  35au  3u  l^inbern  füllten  (©eptember  1050).  ^eröor= 
ragenben  9(ntf)eil  na!§m  @.  an  bem  unglüdElicfien  Ungarnjuge  be§  Äaifer§  im 
.g)erbfte  1051  ,  inbem  er  mit  ben  ^er^ögen  Söelf  öon  Äörnf^en  unb  35reti§laö 
öon  S5ö{)men  bie  am  Iin!en  S)onauufer  operirenbe  <g)eere§abtf)eilung  fü'^rte; 
Wäl^renb  ba§  §au)3t^eer  unter  bem  :|3erfönlid()en  ßommanbo  be§  Äaiferg  wenig 
au§ridf|tete,  erfüUte  biefe  9torbarmee  it)re  in  ber  35erWüftung  Ungarn^  befte"^enbe 
9Iufgabe  unb  !e{)i-te  gtütfüd^  ^eim.  ^e'ld^e  9lotIe  %.  auf  bem  ^weiten  ungIücE= 
li(^en  ^yelb^uge  .Ipeinrid)^  1052  gefpielt  f)at,  wiffen  wir  nid^t;  bagegen  erfa'firen 
wir,  ba^  e§  in  biefem  Sat)re  au§  un§  unbefannter  SSeranlaffung  ^Wifd^en  i^m 
unb  bem  .^erjog  Äonrab  öon  ^Saiern  ^u  t)eftiger  ^el^be  fam,  bie  ba§  6infd£)reiten 
be§  ^aifer§  nöt^ig  mad£)te,  nad^bem  ber  |)er5og  eine  SSurg  @ebl§arb'§,  ^arfftein 
in  ber  Cberpfal^ ,  in  2lfc^e  gelegt  l^atte.  3tuf  einem  9teidt)§tage  3U  5[Rer-feburg, 
ben  ^einricE)  im  Slpril  1053  abl^ielt,  würbe  bie  2lnge(egenf)cit  unterfud^t  unb 
^onrab  feineg  §er3ogtt)um§  entfe^t,  eine  5}laBregeI,  bie  um  fo  allgemeinere  5[Ri^= 
biöigung  fanb,  ba  man  bem  Äaifer  bie  ^efriebigung  perfönlidt)er  '^aö^t  an 
Äonrab  beimaß  unb  audC)  ®.  fdf)Werti(^  ganj  of)ne  ©d^ulb  geWefen  fein  wirb. 
2[Bä{)renb  nun  .^onrab  nac£)  Ungarn  flol)  unb  baburi^  neue  ^a^regeln  be§ 
.^aifer§  gegen  fi($  ^eröorrief,  öermittelte  @.  g^-iebenSunter^anbtungen  mit  ^önig 
Qlnbrea§,  beffen  ©efanbte  auf  bem  9teid^§tage  3U  Sribur  im  October  1053  weit= 
ge^enbe  gugeftänbniffe  maditen,  bie  ^einri(|  annal^m.  ^nbeffen  Wu^te  Äonrab, 
ben  ^ilnbrea§  gern  aufgenommen  ^atte ,  ben  5lbf(i)tuB  be§  ^riebenS  3u  !§inter= 
treiben;  nod^  in  bemfelben  Satire  fiel  er  mit  ungarifdE)er  ^ülfe  in  ^ärnt^cn  ein 
unb  wu^te  au(^  in  Saiern  Unru'^en  gegen  ben  .^aifer  imb  ®.  gu  erregen,  ^it 
Wü^t  gelang  e§  bem  SSifdt)of  ©ebl^arb  öon  ®id§ftäbt,  einem  9}erWanbten  unfereg 
6.,  beffen  Ernennung  jum  Sif(i)of  ber  le^tere  1042  eiwirlt  l)atte  unb  ben  nun 
ber  Äaifer  für  feinen  5um  -^erjog  öon  23aicrn  ernannten  breijäfirigen  ©o^n 
^einrid)  mit  ber  58erWaltung  be§  Sanbe§  beauftragte,  t)ier  bie  Crbnung  wteber= 
'^eräuftellen ;  auc^  au§  ^ärntf)en  Würben  bie  Ungarn  allmäf)lid£)  Wiebcr  öerbrängt. 
3luf  bem  jweiten  ^uge  .§einrid^§  nadf)  Stalten  1055  begleitete  @.  ben  i?aifer, 
erlangte  aber  balb  mit  bem  .^er^og  SBelf  öon  ^ärnt^en  bie  ©tlaubni^  3ur  9tüdE= 
f el)r  in  bie  ^eimaf^ ,  Wo  ingwifd^en  einige  i§rer  SSaffoHen  fidf) ,  wie  @.  unb 
Sßelf  beliau^teten,  o^nc  i^^r  SBiffcn,  gegen  .öeinricf)  emt)ört  t)atten.  SSalb  nac^ 
i^rer  ^eimfe^r  aber  geigte  c§  fid^,  ba^  bie  beiben  ^üi^ften  fd^nöben  SSerraf^  gegen 
ben  ^aifer  im  ©inne  l^atten.  23eibc  traten  an  bie  ©pifee  einer  befonber§  in 
SSaiern  unb  Defterreid^  WeitöeräWcigten,  aber  wal)rfdC)einlid^  audf)  nadti  Sot^ringen 


472  ®ebt)arb,  6.  S3.  b.  ©atjbutg. 

unb  fjlanbern  l^inüberreid^cnben  äJerfditDörung,  beten  ^^tüerf  e§  getoejen  jcin  joö, 
bcn  ^aifer  au  evmovbeti  unb  ben  nac|  Ungarn  entflot)cnen  iperjog  .^onrab  auf 
ben  2;i^ron  ju  ert^eÖen.  3öa§  @.  ju  biefem  ül6en-aid)enbcn  ©efinnungstoed^jel, 
bem  23errat^  an  feinem  fai|erli(i)en  9Zeffen ,  mit  bem  er  furj  juöor  in  öeftem 
ßinöerne'^men  geftanben  Itiatte,  unb  ber  ii3erföf)nung  mit  feinem  bitterften  g-ctnbe, 
^erjog  Äonrab ,  t)eranta|t  ^at,  ift  ni(f)t  fict)er;  möglicE)  ift  e§,  tüa§  man  öer= 
muftiet  l)ot,  ba^  fein  bei  ben  legten  3}orgängen  in  23aiern  nidit  befriebigter 
(Sl^rgeij,  öieEeid)t  auct)  hk  6iferfu(i)t  auf  feinen  früheren  (Sd)ü^Iing  ©ebtiarb  üon 
ßic^ftäbt,  ben  be§  Äaifer§  föunft  inätoifdien  auf  ben  pä^jftlict)en  ©tut)l  crt)ol6en 
l^atte,  tt)n  feinem  ^Jteffen  entfrembet  ))at.  ©lücEüc^erttjeife  toarb  ber  öerbrec^erifc^c 
^-J3lan  bereitelt.  ^erjog  Äonrab  ftarb  in  ber  SJerbannung  eineg  jämmerlidien 
SobeS;  noc^  in  bemfetben  3ta^i-"e  1055  tnarf  ben  ^per^og  Söelf  eine  fd^toere  Äran!» 
l^eit  auf's  2obtenIagcr ;  bor  feinem  @nbe  entbedte  er  bem  i?aifer  bie  Serfd^toörung, 
äeigte  feine  5Jlitfct)ulbigen  an  unb  bat  .speinrid^  um  SJerjei^ung.  6.  würbe  nun, 
nac^bem  ber  ilaifer  im  Dloüember  1055  au§  Stalten  l)eimge!ef)rt  mar,  öor  ba§ 
(gerieft  ber  gü^-'ftfi^  geftettt,  tro^  anfänglid)en  ßeugneng  feine§  9}erbred§en§  über= 
fü!§rt  unb  crft  ju  2Bülfüngen  im  li^urgau,  bann  p  ©tofeln  im  -Spegau  in  <^aft 
gehalten.  23alb  aber  entließ  i'^n  ber  in  feinen  legten  Sagen  burc^  fo  biel  9Jtt^= 
gefd)icE  jur  Wüte,  geftimmte  Äaifer  feiner  .^aft;  im  3uli  1056  fd^enfte  er  it)m 
3U  2BDrm§  feine  ©nabe  mieber  unb  f e^te  i^n  in  fein  33i§t]§um  mieber  ein.  ©cf)on 
im  October  1056  ftarb  ber  itaifer  ju  33obfclb  im  ^axy,  (^.  war  zugegen  unb 
ba  fdt)eint  e§  noc^  einmal  ju  einer  ööüigcn  ^Xu§föt)nung  be§  fterbenben  ilaiferS 
mit  feinem  unbotmäßigen  £)I)eim  gefommen  p  fein,  -änii)  be§  le^tcren  ^raft 
fd)eint  aber  butct)  biefe  Greigniffe  gebrod)cn  getoefen  ju  fein ;  in  ben  öier  3fat)ren, 
bie  er  noc^  unter  §einrid|  IV.  tDät)renb  ber  Otegeutfd)aft  ber  .ff'aiferin  2tgne§ 
lebte,  tritt  er  nirgenbS  mei)x  bebeutenb  l^erbor;  am  2.  S)ecembcr  1060  ftarb  er, 
if)m  folgte  Ctto,  S)oml)err  ^u  ißamberg.  —  (So  toid^tig  @cbl}arb'§  Jll^ätigleit 
in  ben  9leid)§angelegen'^eiten  ift,  fo  wenig  33emer!en§Wertl)e§  l)at  er  in  feiner 
2)iöcefe  getl^an.  S)a§  bie  Älöfter  unter  einem  fo  geWattt^^ätigen  iperrn  feine 
guten  2;agc  Ratten,  lä|t  fic^  benfen ;  unb  in§befonbere  in  bem  reid)en  ©tif tc  öon 
©t.  ßmmeram  wuBtc  man  öon  feinen  6r)3reffungen  unb  Seraubungen  fd)timme§ 
3U  erääl)len.  @rwät)nt  mag  nur  nod^  werben,  ha^  unter  ®ebl)arb'§  9tegierung, 
unb  alfo  wol  nidt)t  ol^ne  feinen  Slntl^eil,  im  ^.  1052  öon  ^-t^a^ift  Seo  IX.  bei 
beffcn  SSefud^  in  SdegenSburg  bie  feierlid£)e  ^Inerfennung  au§gef)3rod^en  Würbe,  ba^ 
bie  ©ebeine  be§  l)eit.  S)ionl)ftu§  öon  ©t.  S)enl)§  nac^  ©t.  @mmeram  übertragen 
feien,  lieber  bie  an  biefe  f^abel  fid^  fnüpfenben  Slrugwetfe  ögl.  äöattenbadt), 
@efd§id)t§queaen  II,  292. 

Vita  Godehardi  prior,  Herim.  Aug.  Ann.  Allah.,  Lambert,  Bertlioldus, 

Chron.   Wirzeburg.    —    S5gl.    Ciief ebred)t ,    Äaiferjeit,    23b.    II.      ©teinborff, 

3fal)rb.  <^einrid£)§  III.  SSre^tau. 

ÖJcbllori),    ßrjbifdiof  öon  ©aljburg  (1060  —  1088),  flammte  au§  einem 

öornel^men  fd)Wäbif(^cn  @efd)led£)te ,  angeblidt)  au§  bem  ber  ©rafen  öon  ^elffen= 

ftein.     ©ein  S5ater  l)ie^  6:§abolb,  feine  5Jlutter  Sljala.     ©eine  ©d^Wefter  S)ietl)= 

bürg  War  bie  G)emal)lin  iene§  3öerner§  öon  9teidt)er§berg,  ber  feine  Surg  in  ein 

Älofter    reg.   ßl^or'^erren   öon   ©t.   2luguftin   öerwanbelte.     @. ,    Wol   fd)on   al§ 

.^nabc   jum   geiftlic^en  ©tanbe   beftimmt,  geno|   feine  ^ö^txc  2lu§bilbung  nad^ 

aUerbingg   nid^t   ganj  öerbürgten  3lngaben  ju  ^4^ari§  (ögl.  33ubin§äfl),  bie  Uni= 

öerfttöt    ^ari§   unb   bie   S^remben  an   berfelben,   ©.    115)    ober  p   ^^^aberborn 

(ögl.  ©d^effer=23oid^orft,  Annales  Patherbrunnenses,  ©.  69).     2ll§  feine  ©tubicn= 

genoffen   Werben  bie  fpäteren  SBifd^i)fe  2lltmann  öon  ^ßaffau    unb  3tbalbero  öon 

äßürjburg  be^eidlinet,  mit  Weld^en  il^n  nad^mal§  bie  ®leidC)^eit  ber  (SJefinnung  öer= 

banb.    2lm  4.   2Jlai   1055   würbe   er  öom   ßrabifd^ofe  ^albuin   öon  ©aljburg 


Seb^arb,  6.  S.  d.  Saljbutg.  473 

äum  ^Priefter  gcroeifit.  ^n  ben  testen  3"ten  Jpeinric^s  III.  biente  er  in  ber 
föntgli(f|en  Gapelle  uub  6tie6  aucE)  nacf)  bem  Xobe  b£§  Äaifet«  bis  ju  feiner 
(5ttDät)lung  jum  Grjbifd^ofe  am  fönigtic^en  öofc,  roo  er  öom  13.  ©eptbr.  1058 
bis  1.  S)ccbr.  1059  a(ö  Äan^ler  fungirte.  S5ermut^üc^  in  biefc  ^eit  Tällt  feine 
@e|anbtfd§aTt§reife  an  ben  griec^ifdien  ^of,  loo  er  ein  Äinb  be§  ^aiferS  taufte, 
toofür  er  ein  foftbares  iRationate  jum  (Sefd^enf  erf)iett.  3unt  ßrjbifdiof  bon 
©aljburg  öom  J?teru§  unb  ben  5Jtinifterialen  erffiäfiÜ,  erl^iett  er  am  11.  ;3uli 
,  1060  ]u  6f(f)niege  an  ber  2Berra  bie  fönigli(^e  ^nOeftitur  mit  9ting  unb 
©tab  :  am  21.  ^uti  tDurbe  er  burc^  feinen  ef)ema(igen  (ioüegcn  Slbalbert  öon 
Söüräburg  eingefe^t  unb  empfing  am  30.  ^uli  in  (Begentoart  bes  ^ifdiois  Sunjo 
öon  ©ic^ftäbt  unb  feiner  ©uffraganen  bie  bif(i)öfü(i)e  2öei!^e.  5im  22.  g-ebruar 
1062  erf)ielt  er  öon  ^apft  ?tteranber  II.  bas  ^^^allium,  23on  biefer  ^e^t  ai^ 
töar  &.  bi§  1075  faft  nur  in  feiner  Siöcefe  tf)ätig.  £ie  alljugrofee  3Iuöbe]^= 
nung  be§  er3bif(f)öf(idf)en  (Sprengeis,  in  ^yoio^t  beffen  ber  ^Jktropoüt  nic^t  überaß 
feinen  Cbliegenf)eiten  nac^fommen  fonnte ,  bemog  Cd.  mit  pöpftüc^er  unb  fönig= 
lidjer  3uftimmung  ba§  ^iSt^um  6urE  ju  errichten  (1072),  ba§  er  mit  fal3= 
burgifc^en  Äammergütem  unb  mit  6ütern  bee  bafelbft  beftet)enben  5ionnen= 
flofter§  botirte.  £o(i)  ertrirfte  er  jugleicf) ,  ba§  ba§  neue  23i5t^um  mit  bem 
Grjftifte  enger  at§  bie  übrigen  Suffraganbi5t{)ümer  öerbunben  blieb.  Sie 
präcJ)tige  ^irc^e  ^u  ©ur!,  gteid§  jenem  Dlonnenftoftcr  üon  ber  l§eiügen  .ipemma, 
©rafin  öon  lyriegac^  unb  :^tit\ä:)aä:)  gegrünbet ,  tourbe  jux  Somfirdie  erl^obcn. 
Siefetbe  i^xau  §atte  fci)on  unter  93albuin  ©eb^arb'e  9}Drgänger  auf  bem  erj= 
bif(^öfli($en  Stülpte  i^re  ausgebe^nten  33efi^ungen  im  6nns=  unb  5paÜentt)aIe  jur 
(Srünbung  eine§  ^enebictinei-ftifte§  beftimmt.  ^eboc^  erft  6.  fe^te  öemma's 
SBitlen  in§  SBerf,  inbem  er  ba§  ÄXofter  Slbmont  29.  ©eptbr.  1074),  bas  er  mit 
fd^mäbifc^en  5}tönc^en  au§  ©t.  ^Btafien  befe^te,  grünbete.  @r  felbft  fügte  ju  ber 
uifprüngtic^en  (Stiftung  öiele  ©(fienfungen  ^inju,  unb  eirertc  burc^  fein  Seifpiel 
anbere,  »ie  namentüd)  ben  5Jlarfgrafen  Gttofar  öon  ©teier  jur  "iitac^afimung 
an.  2lud^  ftattete  er  ba§  Älofter  mit  f oftbaren  ^^riefterornaten ,  pradEitöoIIen 
^tiä)tn,  fc^öngef{f)riebenen  33üc£)ern,  mert^öoßen  Üleüquien  u.  bergl.  reid)ü(i) 
aus.  Gr  brachte  e§  ferner  bal^in,  baB  ba§  ftaöifc^e  9}otf  feiner  S^iöcefe  fid)  ju 
bem  big  bal§in  gar  nici)t  ober  nur  täffig  entrichteten  ^^^i^t^^  öerftanb.  Ginen 
%tieii  baöon  tt)ie§  er  bem  Ä'Iofter  9(bmont  ju.  ^n  ben  großen  Slngetegen^eiten 
beö  9tei(i)e§  unb  ber  Äirc^e  trat  6.  bamals  uod)  menig  f)eröor.  Sen  Sreigniffen  am 
fönigü($en  .pofe  ftanb  er,  tt)ie  e§  f(i)eint,  ferne.  3Iuf  ber  ©t)nobe  ju  ÜJtainj, 
tütl<i)t  im  Slug.  1071  über  ben  ber  ©imonie  befc^ulbigten  58ifcf)of  ^art  öon 
Äonftan^  ,5U  ©erid^te  fa^ ,  töar  er  neben  Ubo  öon  Zxin  als  pdpftli(i)er  Segat 
anraefenb.  1074  mo^nte  er  ber  eilten  [yift^J^l^^o^e  ©regors  VII.  in  9tom  bei, 
auf  toel(i)er  hie  ©efe^e  gegen  ©imonie  unb  ^;|3riefteret)e  erneuert  mürben  unb  au^ 
ber  er  felbft  jum  erften  Mak  in  enge  Serü^rung  mit  jenen  3Infcf)auungen 
trat,  bereu  eifrigfter  2}ertl^ eibiger  er  in  ber  t^oiQ,t  toerben  follte.  ^m  9lo= 
öember  1074  erft^eint  er  am  föniglic^en  ^ofe  ju  ÜiegenSburg  unb  nad^ 
ber  (Bä^iaäjt  an  ber  Unftrut  (9.  ^uni  1075;  toar  e»  neben  bem  .öerjoge 
ßottfrieb  öon  Sotl^ringen,  bem  Gr^bifdEiote  ©iegfrieb  öon  ^Jlainj  unb  ben 
33if($öfen  3IbaIbero  öon  Söür^burg  unb  @mbri(i)o  öon  StugSburg  unfer  ©., 
toetc^er  bie  Untertoerfung  ber  ©adifcn  unter  ben  ^önig  öermittette  (25.  Cctbr. 
1075).  5Big  3um  2Iu5brud)e  be§  ^nöeftiturftreitce  ^idt  alfo  &.  treu  ^u  bem 
Könige  unb  f)at  gerabe  in  ber  legten  ^^it-  ^^  ^i^  ©ac^fen  in  SBaffen  ftanben, 
fic^  für  i^n  t^ätig  ermiefen.  (Srft  ate  ^einric§  IV.  (24.  ^an.  1076)  ben  ^^apft 
(Tregor  VII.  abfegte,  unb  biefer  bagegen  über  ben  Äönig  ben  Sann  öer^ängte 
unb  feine  Untert^anen  be§  2reueibe§  entbanb ,  ftellte  fic§  &.  auf  bie  ©eite  ber 
(Segner  be»   Könige.     (5nbe   Cctober   1076   nal^m   er   an   ben   33efci)lüffen  bes 


_j.74.  ®eb()atb,  6.  33.  ö.  Saläburg. 

f5ürftentage§  ju  3;vi6ui-  f^eit.  ßr  föt^nte  [ic^  aud)  nad^  ber  Söjung  beffell6cn  bom 
SSanne  mit  bem  Äönig  nid^t  au§  unb  jc^to^  jic£)  t)ielmet)r  ber  5]ßartci  be§  (S)egen= 
fönigä  Ülubolf  an,  obtool  c§  ätDcifeI|ait  ift,  oB  er  ber  3Ba'f)l  be§  le^teren  öeige= 
tüo^^nt  :^at.  Um  bem  ,$?önige  beffer  SBiberftanb  leiften  ju  fönncn,  legte  er  bic 
SBurg  über  ©t.  ^etcr  unb  bie  ^eften  ju  SBerfen  unb  grie§a(^  an.  S)o($  auf 
bie  5Daucr  öermod^te  fid)  ß).  nict)t  ju  Be'^aupten.  S5ergcben§  bemül)te  fid)  .^önig 
§etnri(^,  ben  grjbifd^oi,  ber  i^m  jute^t  allein  öon  allen  33i|cf)öfen  S9aiern§  notf) 
»iberftanb,  ju  gewinnen.  Ö).  crf(|ien  ^toax,  al§  il§m  freiet  ©eleit  ^ugefidiert 
mar,  in  9tegengl6urg ,  bod^  getang  e§  ^einric^  nid^t,  il)n  bon  bem  @egen!i3nig 
3u  trennen,  "äU  &.  nad^  ©atjburg  jurücEgeiü'^rt  mürbe ,  entfam  er  f)eimli(| 
feinen  Begleitern  unb  eilte  nad)  feiner  fd£)toäbif(i)en  .^eimaf^.  ^n  biefem  Sanbe, 
ba§  bamal§  unter  bem  ßinfluffe  2BiU)etm§  bon  ipirfi^au  unb  anberer  gefinnung§= 
bermanbter  5Jlänner  ein  ^auptfi^  grcgorianifd£)er  3lnfd£)auungen  mürbe,  fdt)eint  er 
fid^  junäd^ft  ru'^ig  öerl^alten  ju  l)aben ,  bi§  i'^n  bie  Erneuerung  be§  iBanncS 
über  .^peinridf)  IV.  unb  bie  2Ba^t  2öibert§  jum  (yegcn|)a:pfte  neuerbing§  auf  ben 
fird^li^en  Äampf|)la^  füt)rte.  3"nä(i)ft  fud)te  er  burd^  33ef^red)ungen  e§  ba'^in 
ju  bringen,  ba^  bie  S3ifdf)öfe  ber  (Gegenpartei  fid£)  für  ben  ^ßapft  erflären  foUten 
unb  be§megen  öerlangte  er  ju  toiebcr{)oIten  ?Olalen  eine  Unterrebung.  Sm 
^.  1080  ober  1081  rid)tete  er  an  ben  Sifd^of  ,'permann  bon  5Ue^  ein  ©enbfd^reiben 
(gebrucft  bei  2engnagel ,  Monum.  adv.  scliismaticos ,  pag.  7—29;  mieber'^olt 
bei  C^retfer,  Opp.  YI) ,  in  meld)em  er  übrigen^  in  ma^boHer  äÖeife  bie  ®runb= 
fä^e  feiner  ^Partei  bartegte,  ben  S3ei!et)r  ber  Gegner  mit  ben  (5j-communicirten 
unb  ba§  3?orget)en  berfelben  miber  (S)regor  VIT.  tabette,  bagegen  ba§  5ßerfal^ren 
be§  le^teren  bcrt^eibigte.  5ßalb  nad^  biefem  ©(i)reiben  fam  e§  ju  ber  getoünfdf)ten 
3ufammen!unft.  5Der  Äv'önig  moHte  nad)  Italien  jielien ,  feinen  Apauptfeinb 
ftürjen,  ben  ©egen^japft  einfe^en  unb  fid£)  frönen  laffen ;  er  motttc  't>^n  9lücEen  in 
S)eutfdf)lanb  gefid^ert  f)aben.  ©o  fam  e§  benn  im  gebr.  1081  in  einem  Söalbe  bei 
Häufungen  ju  einer  :^efprec^ung ,  bei  meldier  bon  «Seiten  be§  ÄonigS  bie  @rä= 
bifd^öfe  bon  i?i3tn  unb  Srier ,  bie  SSifdt)öfe  bon  SSambevg ,  ©peicr  unb  Utred^t, 
bon  ©eite  ber  ©ad£)fen  bie  ßrjbifd^öfe  bon  5)tainä,  Salzburg  unb  53tagbeburg 
bie  S3ifdf)Dfe  bon  ^aberborn  unb  Jpilbe§t)eim  zugegen  maren  unb  im  iUamen  ber 
©ad)fen  &.  ba§  3Bort  ergriff,  ©a  er  aber  in  feiner  9tebe  berlangte,  ba^ 
bie  Sßerfammtung  über  ipeinrid^ä  9led)t  jur  9leid^§regierung  entfd)eiben  möge, 
anbererfeit^  bie  ©ad)fcn  ben  Söaffenftittftanb  mit  bem  Könige  aud)  auf  ben 
^papft  au§gebet)nt  fef)en  toottten,  fo  löfte  fi^  bie  SSerfammlung  unbetrid)teter 
2)inge  auf.  2lu§  ben  nä(^ftfoIgenben  ^lO'fli-'en  fel)(t  un§  jebe  ©pur  bon  @ebl§arb§ 
poIitifd)er  Sßirffamf eit.  6§  unterliegt  tool  feinem  ^ioeif el,  ba^  er  fiel)  an  ber  2Bal)l  be§ 
neuen  ®egenfönig§  ^ermann  bon  Sujemburg  betl^eiligte,  aber  ernjä'^nt  mirb 
babci  fein  Flamen  ni(^t.  3lm  4.  3^uli  1083  meil^te  er  3U  ©inbelftngen  mit 
5lba(bero  bon  SBürjburg  eine  ßird£)e  ein.  @ben  bamal§  toibmete  il^m  5}lane= 
golb  bon  Sautenbadl)  bie  gegen  äöenrid)  gcridt)tcte  ©treitfdjrift.  1084  ridE)tete 
@.  neuerbing§  ein  fur3e§  ©dt)reiben  an  ^ermann  bon  ^e^,  in  toeld^em  er  bie 
©ültigfeit  ber  ^:]3apftn}eit)e  Söibertg  beftreitet  (bei  Hugo  Flavin.  M.  G.  SS.  VIII,  459). 
@rft  auf  ber  3}erfammlung  ju  ©erftungen  (20.  ^an.  1085),  auf  mel(^er  eö  fid^ 
neuerbing§  um  bie  Unterhierfung  ber  ©ad^fen  l^anbeltc ,  treffen  mir  @.  mieber 
al§  3Bortfül)rer  berfelben,  ben  SJertretcrn  ber  faiferlidt)en  Saä^e  ©rjbifdCiof  äBe^ilo 
bon  Mains  unb  33ifdE)of  ^onrab  bon  Utrecht  gegenüber.  5)er  ©treit  betraf  bie 
©rcommunication  §einridf)§  IV.,  bon  toeld^em  SBeäilo  behauptete,  ba^  er  mit 
Unred)t  gebannt  toorben  fei,  morauf  @.  ermiberte,  (Gebannte  muffe  man  meiben, 
ob  nun  ber  3Sann  gerecht  fei  ober  nidt)t.  S^be  5|3artei  tooEte  bie  (sjegner  be§ 
Unrc(^te§  übermeifen  unb  fte  baburd^  Urningen,  in  il)r  Sager  überpget)en.  3^1-* 
Ueber,^eugung  reid)ten  bie  borgebrad£)ten  2?etDeife  beiberfeitg  nid^t  au§.  'öUemanb 
mottle   aud)   nur  ba§    fleinfte  3ugeftänbni§   mad)en.     S)ie   35erfammlung  löfte 


©eb^atb,  5B.  b.  aSüraburg.  475 

iiä),  o'^ne  ba§  eine  Sßetftänbigung  tx^idt  tüorben  tüäre,  au|.  311  Cftern  fanb  fi(^ 
®.  3u  GuebünBurg  auf  ber  öon  bem  |3ä|)ftti($en  Legaten  S3i^oi  Ctto  Don  Dftia 
öeranftalteten  ©t}nobe  ein,  an]  tüdä)tx  ber  35ann  über  .öeinticf)  unb  bie  i'^m 
an^ongenben  33ifd)5ie  auf  ba§  feiertii^fte  auggefproc^en  njurbc  unb  bie  0)runb= 
jn^e,  bie  @.  3U  ©erftungen  bargelegt,  i'^re  SSeftätigung  erhielten,  hierauf  ant= 
tDortete  |)einri(i)  mit  ber  SSerufung  einer  ^Dtainjer  ©^nobe  ,  aui  tt)elcf)er  6eB= 
'^arb^g  ©uffvagancn  ^J^egintcarb  bon  fyreiftngcn  unb  Ctto  öon  9iegen§!6urg  fi^ 
einfanben  unb  bie  gegnerift^en  33i|d)öte  ercommunicirt ,  i'^re  Si§tt)ümer  für  er= 
lebigt  erfldrt  unb  neu  beje^t  Ujurben.  5tucf)  @.  traf  bieje§  Urf^eit.  5(n  feine 
SteÖe  foEte  ber  ftraf  SSert^oIb  oon  5)lo§16urg  gelangen ,  rtieli^er  namenttid) 
(Be6{)arb'§  ÖieBüng§f(i)öpfung  ^bntont  mit  furchtbaren  '^slünberungen  fieimfuc^te.  9n§ 
aber  .^einrid)  lY,  im  2lugu[t  1086  16ei  SBüräburg  eine  f(^n)ere  ^iieberlage  erlitt, 
fc^lug  enbüci)  au(^  für  ben  fcf)tü ergeprüften  (S.  bie  ©tunbe  ber  Srlöfung.  @e= 
leitet  öon  ben  S5ifd)öfen  5lttmann  öon  ^jßaffau  unb  5]leginn)orb  öon  {yreifingen, 
tt)eld)er  bie  Partei  be§  ßaifer§  toieber  öertaffen  "^atte,  bem  ©rafen  ©ngelbert 
öon  SSafferBurg  unb  öielcn  5JlinifteriaIen  fe'^rte  &.  naä)  neunjähriger  ?lbtDefen= 
!§eit  nüä)  ©aljburg  jurücE.  2)0(^  überlebte  er  ni(f)t  longe  biefen  legten  ©rfolg. 
@r  ftarb  am  15.  ^uni  1088  unb  tourbe  feinem  3öunfd)e  gernä^  ju  9(bmont  beigefe^t. 
6ine  ^niitra  unb  ein  ßrummftab,  gegentoärtig  no(^  im  SSefi^e  be§  Ä(o[ter§  2lb= 
mont,  merben  auf  (B.  jurürfgefü^rt ,  botf)  gef)ört  nur  ber  te^tere  bem  11.  3^at)r= 
^unbert  an ,  toä^renb  jene  ^unftöerftänbige  an§  @nbe  be§  14.  ^a^r^unbertS 
öertoetfen.  @benfo  ift  bie  53e]§au|)tung,  ba^  (*).  is^egatenrec^te  für  ganj  S)eutfcf)= 
tanb  mit  beren  33ererbung  auf  bie  ^tadifotger  befeffen  i)übe ,  falf(f).  —  3^  3lb= 
mont  tDurbe  fc£)on  ju  Einfang  be§  12.  ^al§r:§unbert§  ein  furjer  ?lbri§  öon  bem 
Seben  @eb'^arV§  gefcfjrieben,  toeldfier  gegen  ©übe  beffelben  ;3af)r^unbert5  ebenba 
eröDeitert  unb  au§gef(f)mü(it  tnurbe.  S5eibe  Seben§bef(^reibungen  finb  enthalten 
in  Mon.  Germ.  SS.  XL 

2.  ©(^mueb,  ©eb^arb  öon  ©atäburg  (1060—1088).  SSicn  1857. 
(5progr.  b.  £)ber=9leatfc£)ute  am  ©c^ottenfetbe).  —  ^,  2iBi(f)ner,  ÜJefc^ic^te  be§ 
35enebictiner=(5tifte§  3lbmont,  1874.  1.  33b.  3eiPerg. 

©Cbtiarb,  33ifd)of  öon  Sßürsburg  (1122  —  1127  unb  1150—1159). 
@r  ftammte  au§  bem  Sefctitec^te  ber  (trafen  öon  .penneberg;  a(§  3eit  feiner 
@eburt  barf  man  ben  Uebergang  öom  11.  jum  12.  ;5a^i-"^unbert  annehmen. 
3um  ^mde  toiffenfd)aftli(f)er  2tu§bilbung  meiltc  er  anfangt  ber  ^toanjiger 
3^al^re-be§  12.  ;3a^i-''^u^^crt§  p  5pari§;  ba  traf  it)n,  ber  nod)  feine  firc^lic^e 
SBeil^e  empfangen ,  au§  feiner  ^eimat^  ein  9tuf ,  burcf)  ben  er  fic^  unöermutl^et 
mitten  in  bie  bamatigen  !ir(^enöoIitif{^en  .kämpfe  ^ineingejogen  fa^.  S5if(^of 
(Srtung  öon  äBür^burg  toar  am  28.  S)ecbr.  1121  geftorben.  Äurj  öorl^er  "fiatte 
Äaifer  ^einricf)  V.  in  SBür^burg  mit  ben  ^^ürften  ein  3(bfommen  getroffen,  ba§  3ur 
Sißieber|erfteEung  be§  ^i-'i^^^^^  jmifi^en  ©taat  unb  Äird^e  führen  follte ,  ein 
9tb!ommen,  ba§  bor  altem  in  ber  ^nöeftiturfrage  äunäc^ft  gro^e  33orfid^t  unb 
3urü(i^altung  auferlegte.  Slro^bem  benu^te  ber  ^aifer  bie  ßrlebigung  be§ 
SBürjburger  ©tu^g,  um  ^ier  fofort  eine  Ü^eubefe^ung  öorjune^men.  S)ie  toa!§r= 
fcf)einli(^  im  f^ebruar  1122  unter  feinem  @inf(uffe  öorgenommene  3Baf)l  fiel 
auf  ben  jungen  &.,  ber,  mie  e§  fcf)eint,  einf[u§rei(i)e  f^ürfpredfier  am  öofe  l^atte, 
unb  unbebenftid)  ertl^cilte  i^m  6einri($  fofort  bie  ^nöeftitur.  ^m  @efo(ge  bc§ 
.f)of§  begab  ftd)  bann  ber  'Jieugemä^lte  nac^  33reitungen  im  ^ennebergififien, 
mo  eine  3ufcimmenfunft  mit  ßrjbifc^of  3lbetbert  öon  ^Jtainj  ftattfanb ,  ber  i^m 
al§  5Dletropolit  bie  3Bei:^e  in  9lu§fi(f|t  fteÜte.  Unterbeffen  batte  fitf)  aber  in 
Sßür^burg  rafd)  eine  öegenpartei  unter  gü'^rung  be§  S;omprDpftc§  Dtto  gebilbet, 
bie  ben  danonifer  Sftubger  jum  33iicl)of  mä'^lte.  %uä)  biefe  ^^?artei  fe^te  ftd^ 
algbalb  mit  ©rjbiftfiof  9lbelbert  in  SJerbinbung,  unb  bei  einer  3ufammcn!unft 
an  ber  äöerra,  roo  anä)  bie  bamal§  mit  bem  ^aifer  auf  gefpanntem  ^u^e  fteljen= 


476  ©eb'^atb,  SS.  U.  SBür^burg. 

ben  ©taufer  f^viebrtd^  unb  Äontab,  jotüie  Segaten  be§  ';^apfte§  ftd)  einfanben, 
tourbe  9tubgei-§  2BaI)t  beftätigt.  S)amit  tüax  ta^  3ei(i)en  3um  Kampfe  gegeben. 
Söüraburg  ex-fc£)cittt,  loie  fo  oft  im  11.  Sfal^rl^unbevt,  je^t  aberma(§  in  jtoci  feinb= 
lid^e  Heerlager  gefpalten,  unb  nid)t  etwa  blo§  bie  engeren  2Bür3bui-gi|i^en  3^ntev= 
effen,  fonbern  eben^ojefir  bie  großen  ba§  9teid)  betoegenben  Ojegenjä^e  tuaien  e§,  bie 
auf  biefem  Äam|)tpta^e  aufeinanbevftie^cn.  3unä(i)ft  fa^tc  @.  in  SBürjbuvg,  tüo  er 
bie  Sürgerjifiaft  jür  ftc£)  gewann,  ieften  ^yu^.  @§  tarn  im  ©ommer  1122  mit 
ber  ö)egen))artei  ju  ßämpyen,  bie  e§  le^terer  räf^Iirf)  erfct)einen  liefe,  öorerft  öon 
tüeiteren  ^^Ingriffen  auf  bie  ©tobt  abjuftetien  unb  bie  äöcif)e  Stubgerg  im  ^lofter 
Bä^'max^ad)  öorjunc^men.  (^j.  behauptete  fic^  in  ber  ©tabt  unb  Umgegenb,  9lub= 
ger§  (Seloalt  erftrecEte  fic^  über  ben  om  9lecCar  liegenben  %1)ni  be§  ^öigf^umg. 
33alb  barauf  gelang  ber  3lbfd)tufe  beö  Iangcrfet)nten  (^ricbenettJcrfeS  jtuifctien  ^aifer= 
t^um  unb  ^^apftt^um ;  aÜein  in  bem  Würzburger  ©(i)i§ma  wollte  baburcf)  nod)  feine 
Söfung  eintreten.  6inen  %1)nl  ber  ©d^ulb  baoon  trug  iebenfaE§  bie  eigent'§üm= 
tid)e,  me^rfac^  fdiwanfenbe  Haltung  be§  @rzbif(f)of§  3lbetbcrt,  ber  ?tnfang§  unter 
bem  2)rurf  ber  Gegenwart  be§  ^aifer§  ®.  35erfpre(i)ungen  gemacl)t  "^atte,  um  fid) 
l^intert)er  auf  bie  anbere  ©eite  ju  f(i)Iagcn;  im  ©eptember  1122  üerwenbete 
er  fi(^  beim  '^sapftc  in  einem  ©dtirciben  auf  ba§  6ntfct)iebenfte  für  Ütubger. 
2)iefer  ungewiffe  3u[tanb  wät)rte ,  wie  e§  fct)eint ,  o£)ne  wefenttid)e  3tenberung 
bis  jum  ^.  1124,  Wo  bann  bie  ©c^Iidjtung  be§  ©treite§  auf§  neue  in  Eingriff 
genommen  Wirb.  ^ap[t  Galirt  II.,  feit  bem  i5fnei>en§f<^lufe  ftet|  jum  (5ntgegen= 
fommen  geneigt,  fd)ien  ®.  all  bem  ßanbibaten  be§  ÄaiferS  nic£)i  abgeneigt,  (är 
entfanbte  t)auptföci)Iid)  Wegen  biefer  ?lngetegen()cit  ben  ßarbinalbifc^of  SBif^elm 
öon  ^^räncfte  nacf)  S)eutf($lanb.  2Iuf  einer  be§I)alb  [tattfinbenben  9}erfammiung 
ju  3öorm§  im  ©ommer  1124  gewann,  Wenn  mon  ®ebf)arb'§  eigenem  93eri(^t 
©tauben  fd)enfen  barf,  beffen  <Bad)t  erT)cblid}  an  XHugfic^t.  ^^llein  aud)  9tubger 
war  unterbeffen  uid)t  untt)ätig.  3Bol  gerabe  ?Ingcfid)tö  jener  für  i'^n  bebro^= 
lidien  Söenbung  eilte  er  uac^  9tom;  er  fanb  bort  gute  2lufnat)me,  aber,  wie  e§ 
fd)eint ,  feinen  beftimmten  Sefc^eib ;  unb  alSbalb  nad^  ber  9{ücffet)r  würbe  er 
ba§  Opfer  einer  gerabe  ^errfd)enben  dpibemie  im  ^.  1125.  3)amit  trat  ®eb= 
^arb'§  ©ad)e  um  fo  gewiffer  in  ein  neue§  ©tabium,  at§  ber  im  uämlid)en  Sa'^re 
erfotgenbe  Slob  be§  ÄaiferS  über'liaupt  einen  großen  llmfd)Wung  I)erbeifül)rte.  @r5= 
bifd)of  ';}lbelbert  war  je^t  5lngefid)t§  biefer  beränbertcn  Sage  nid)t  abgeneigt,  für  ®. 
fid)  ju  erflören,  um,  wie  er  felbft  fagt ,  eine  böüige  3ev'rüttung  ber  Würzburger 
kixä)t  ZU  öeri)üten.  Sine  ©t)nobe,  bie  er  auf  ben  18.  Dctbr.  1125  nad^ 
5Jiain3  berief,  foüte  barüber  entfd)eiben.  Tiaä)  Web'fiarb'S  2)arftettung ,  ber  ein= 
jigen ,  bie  wir  barüber  befi^en ,  würbe  it)m  bort  bie  2Bei^e  in  5lu§fid)t  gefteüt, 
Wäf)renb  nad)  einer  anbern  aÜerbingg  fc^Wer  ju  l^^grünbenben  5.?ermutt)ung  ber 
^Propft  ©mbrico  öon  Erfurt  bereits  bamal§  zum  ^Jtat^folgcr  auSerlefen  Worben 
Wäre.  SSalb  barauf,  Wie  e§  fdieint,  fam  e§  jebod)  in  SBürzburg  felbft  zu  einem 
neuen  :^eftigen  3ufammenftofe  ber  beiben  5]3arteien.  2)en  ©egnern  (Sebt)arb'§ 
unter  3^ü"l)i;ung  beS  S>ompropfte§  Dtto  gelang  e§,  bie  £)berf)anb  in  ber  ©tabt 
ZU  gewinnen;  aber  (B.  unb  feine  2lnf)änger  antworteten  barauf  mit  @inäf(^erung 
ber  35orftabt,  SSefe^ung  be§  0}krienberg§  unb  SSerWüftung  ber  ©tiftSgüter. 
©erabe  biefe  S^^at  f)at  inbeffen  (B.  unb  feiner  nod)  in  ber  Bä^wtbe  befinblidien 
©ad)e  me^r  gefd)abet  al§  genügt.  6rzbifd)of  ^Ibelbert  '^atte  wal)rfd)einlid^  fd)on 
gleid)  nad)  jener  Mainzer  ©t)nobe  bie  2lngelegenl)eit  bem  5pap[te  üorgetragen. 
^cbod§  iponoriuS  IL,  ber  9iad)folger  Galijt  IL,  war  einer  öon  jenen  Se= 
gaten,  bie  e'liebem  ber  2öei^e  ÜtubgcrS  beigewotint  "Ratten;  er  mo(|te  bal^er 
öon  öorne  'herein  @.  wenig  geneigt  fein.  S)ie  ©ntfc^eibung  ber  ßurie  fiel  benn 
aud)  entf (Rieben  zu  Ungunften  @eb'l)arb'§  au§.  @ine  öom  4.  5Jlärz  1126  batirte 
5lntWort  be§  5ßapfte§    gebot  feine  Entfernung,     ^ebod)  &.  I)atte  fid)  unterbeffen 


©eb^atb,  33.  o.  aCßütjburg.  477 

an  Äönig  ^ot^ar  geiticnbet.  5}tan  t)ef(^ieb  it)n  am  einen  5Reicf)§tag  nad)  (£trQB= 
butg,  Öer6[t  1126,  \do  aud^  ber  mit  SJoüfttecfung  jenet  päpftlirf)en  Sentenj  hc- 
traute  ßarbtnattegat  6ert)arb  zugegen  toav.  -Jto^  einmal  f(f)ienen  iidf)  f)ier  für 
@).  3luincf)ten  ju  eröffnen;  ©r^Bififioi  5tbelbert  ertf)cilte  if)m  ben  3tat^ ,  feine 
@ad)e  in  9tom  perfönüc^  ju  tiertreten.  S!a  fü'^rte  ein  neuer  ©emattftreicf)  feiner 
Sln^nger  in  Söürjburg  a6ermat§  eine  ungünftige  3Benbung  ^erbei.  6.  befam 
burc^  benfelben  bie  ©tabt  in  feine  Weroatt,  aÖein  bie,  mie  es  jc^eint,  fe^r  raf(^  bem 
no(^  bcrfammelten  3teicf)§tag  jufommenbe  ßunbe  baüon  fül^rte  nun  bie  3}er= 
l^ängung  ber  ßrcommunication  über  @.  'gerbet.  Äaifcr  Sot^ar  unb  ßrjbifcEiof 
5lbelbert  erfc^iencn  barauf  fetbft  in  äßürjburg,  too  ber  Sann  gegen  6.  tt)ieber= 
{)oIt  tourbe.  3;ie  <Baä)i  blieb  immerhin  ungefähr  no($  ein  ^a^x  lang  in  ber 
(Sc£)Ä)ebe,  unb  5lbelbert  fi^eint  no(f)  einmal  Unter^anb(ungen  mit  &.  angefnüpft 
3U  "^aben;  nacf)  be§  legieren  SIngabe  ^ätte  e§  ficJ)  babei  fogar  um  einen  33e= 
ftecf)ung§t)erfu(f)  ge^anbelt.  6ebf)arb'5  Sage  in  ber  Stobt  mar  aber  bocf)  in 
g^otge  jener  Sßorgängc  eine  un'f)altbare  gemorben,  fo  ba§  er  e§  öorjog,  fici)  auf 
feine  i^amiliengüter  jurücf^ujie^en.  23ei  einem  teeiteren  ^itufent^atte  2ot^ax^ 
unb  2Ibelbert§  in  JlBürjburg  im  folgenben  ^a^xt  1127  fanb  enbliä)  ber  lauge 
(Streit  feine  entf(^eibenbe  Söfung,  inbem  um  äöei'^nai^ten  ber  5propft  6mbrico 
öou  ©rfurt  (f.  b.  9t.)  jum  Sif(i)of  gemäf)(t  unb  fofort  auä)  inöeftirt  unb  gemeint 
würbe.  9to(f)  ein  ^jaar  ^at)re  lang  i)at  ß.  bie  gortfe^ung  eine!  jebocf)  erfotg» 
lofen  2öiberftanbe§  berfu(^t.  6ebt)arb"e  Ütotte  mar  inbe§  mit  biefer  5tiebertage 
in  bem  toürjbutger  S3i§tt)um§ftreit  ud($  feine§tt)eg§  au§geft3iett.  5U§  es  fic^  im 
3tpril  1131  um  bie  Dteubefe^ung  be§  Trierer  ßr^ftul^IS  §aube(te,  ba  taucht  fein 
Diame  pB^ticf)  lieber  auf;  eine  mächtige  Saienpartei  ma(f)t  il^n  ju  i^rem  (Ian= 
bibaten.  5lber  aud^  f)ier  t)ermo(i)te  er  nii^t  burd^jubringen,  inbem  balb  barauf 
bie  fS^at)l  be§  2l(bero  öou  5[}tontreuit  erfolgte.  (I§  mar  aber  @.  bot^  noc^  be= 
f(^ieben,  am  3lbenb  fetne§  Seben§  ba§  3W  3u  errei(^en,  um  ba§  er  ^a'^re  lang 
öergebticf)  geftritten  l^atte.  @egen  6nbe  be§  ©ommerS  1150  ftarb  ^u  2Bür3burg 
6mbiico'§  3^ac^foIger,  Sift^of  ©iegfrieb  öou  Jrufienbingen,  unb  noc^  im  näm= 
liefen  ^a^re  erfolgte  bie  äöat)t  ©eb^arb'g  für  ben  ertebigten  ©tu^t.  ^a^  biefer 
^Tieugemä^Ite  bem  ^aufe  ber  (trafen  bon  .öenneberg  anget)örte,  mirb  in  einigen 
Urfunben  flar  au§gefpro(f)en ;  unb  ber  weiteren  2Inna^me,  bafe  er  ibentifd^  fei 
mit  jenem  früheren  gleichnamigen  Siyf^umgcanbibaten  —  eine  fcf)on  öou  bem 
2öür3burg'fc^en  ßt^roniften  2.  y-rie§  öertretene  3(nf($auung  —  ftet)t  fein  irgeub= 
wie  ti-iftiger  (Brunb  entgegen,  um  fo  Weniger,  wenn  man  ba§  bei  jener 
frül^ereu  ftreitigen  fBat)l  noi^  fe^r  jugenbli(f)e  9Uter  (Seb^rb'S  in  35etrad§t 
äiel^t.  lieber  bie  inmitten  liegenben  ß^^^punfte  aber  (1131  —  1150)  finb  wir 
freilidf)  bejügtic^  feiner  ©(f)ictfale  faft  gan^  im  Unftaren;  urfunblic^e  eingaben 
fül)ren  auf  bie  35ermuti^ung ,  hü%  er  in  bem  ^weiten  ^a^rje^nt  ju  äöürjburg  im 
S!omftifte,  bielleic£)t  aud^  im  ßoEegiatftifte  ^Zeumünftcr  eine  Sßürbe  befleibete; 
au(^  fc£)eint  er  ben  bifcfioflidien  Sitel  nodt)  längere  3eit  ^at^  feiner  l'lbfe^ung 
geführt  ju  l)aben.  —  2Bie  bem  aber  fei,  au§  5lltem,  wa§  Wir  nun  öon  biefer 
fpäteren  9tegierung  @eb]§arb'§  wiffen,  tritt  un§  ba»  Sitb  eine§  encrgifdEien ,  be= 
fonberg  auf  Erweiterung  ber  politif(f)en  Üied^te  bee  6o(^ftift§  eifrig  bebadf)ten 
.^ir(^enfürften  entgegen.  2öir  bürfen  i'^n  al§  ben  erften  unter  jenen  Sift^öfen 
öou  SBürjburg  betradf)ten,  bie  es  Perfud^ten,  jene  bem  SßÜTjburger  ©tul^l  angeb= 
lidj  über  Oftfranfen  öerlie^ene  ^ersogSgeWalt  t^tfäd^tid^  geltenb  ju  machen.  6r 
wollte  ba§  u.  a.  befonberS  bem  |)0(i)ftift  ^Bamberg  gegenüber  burc^fü'^ren,  allein  e§ 
fam  barüber  ju  einem  -^l^roceffe,  in  bem  balb  nac^  @eb^arb"§  2;ob,  im  ^.  1160 
bur(^  faiferlid^en  Sprurf)  ju  Ungunften  jener  wür^burgifd^en  33eftrebungen  ent= 
f(^tebeu  würbe.  9lber  aud§  fein  bif(f)öflic^ee  3lmt  l)at  6.  gewiffen^aft  Perwaltet, 
Wie    ba§    au§    einer  9iei'^e    öou    Urfunben   für   ftr(^tidf)e   Sfnftitute    lieroorge'^t. 


^7g  ©ebl^atbt. 

gnblid^  ^at  ©.  aud)  feine  ^ftic^ten  al§  9tet(i)§iürft  mit  eiier  eviüttt.  ©cf)on 
bei  ben  S^oibeveitungen  juv  Söatjl  Äaifer  ^friebrid)  I.  fc£)eint  er  &et{)eitigt  ge- 
toefen  ju  fein,  unb  toir  begegnen  i'^m  in  bcr  x^oiQ,t  f)äufig  am  ^ofe  biefeS  Äaiferg. 
©0  begleitete  er  i'^n  im  ^.  1158  auf  feinem  jtoeitcn  ,-^uge  nad)  S^talien  unb 
na^m  nod)  an  bem  gicid)§tag  auf  ben  roncalifd)en  gelbern  im  5lobember  biefes 
;3at)re§  %t)nl;  ba  erfaßte  if)n  bort,  föot  im  S3orgefüf)l  feineS  na't)en  ©nbee, 
bie  ®ct)nfud)t  nad^  ber  .»peimat^.  ^it  bes  ÄaiferS  3iiftimmung  begab  er  \\ä) 
noc^  mitten  im  2[öinter  1159  auf  bie  |)eimreife,  aber  fd^on  7  Sage  nad)  feiner 
Stnfunft  inäÖür^burg  enbete  fein  lüec^felboüeS  Seben,  am  17.  ^Jlärä  (1159).  — 
S)ie  an  ®.  gerid)tete  2Bibmung  be§  berüt)mten  Codex  Udalrici  im  ^a^^re  1125 
fptidjt  bafür,  ba^  er  aud)  ©inn  für  litterarifd)e  ^gcftrcbungcn  befa|.  S)a^  er 
felbft  bie  t^eber  gettjanbt  3u  füt)rcn  tou^te,  jeigt  feine  ber  genannten  33rieffamm= 
iung  nad)t)er  ebenfalls  einberteibte  5üert'^eibigung§fd)rift  au§  bem  S-  1127,  eine 
^auptpuettc  für  jenen  toürjburger  33i§tt)um§[treit,  wcnngteic^  alg  ^^arteifd)rift  nur 
mit  SJorfic^t  ju  benü^en. 

Uffcrmann,  Episcop.  Wirceburg.  ©.  60  ff.  66  ff.  ©d)ulte§,  S)ipIomat. 
@ef(^id)te  be§  gräfl.  ^aufe§  ^enneberg.  S3b.  1.  ©.  39  ff.  35.  -^cfete,  ©er 
«Streit  um  ba§  23i§tti)um  SGÖür^burg  in  ben  Sa'^ren  1122—27  im  5lnäeiger 
für  Äunbe  ber  beutfd)en  ^or^eit.  9.  3al)rg.  9tr.  1 — 5.  ©icfebrec^t,  ^aifer= 
5eit  ii3b.  III  u.  IV.  Renner. 

®cl)l)arbt:  5lbam  ©ottlieb  @.,  gelehrter  Sd^riftfteKer,  geb.  ju  ^Jtaum= 
bürg  au  bcr  Saate  am  5,  5Jtai  1761,  t  ju  S)rcöben  am  15.  ^Jloti.  1831,  ttiar 
ber  ©ot)n  eineg  ttioI)[I}abenben  Kaufmanns,  ber  in  9laumburg  ba§  9tmt  eine§ 
9tatf)5fämmcrera  befteibetc.  6r  empfing  feine  3}orbilbung  auf  ber  bortigen  @tabt= 
fd)ule,  ftubierte  barauf  ju  !c'ei^3jig  »ä^renb  ber  ^al^rc  1781—1785  bie  9ted)te, 
unb  jWar  mit  befonberer  3)orliebe  ©taat§=  unb  9}öl!erred)t ,  baneben  ®efd)id)te, 
©taatentunbe  unb  neuere  ©prad)en  ,  unb  lie^  fi(^  bann ,  faft  unmittelbar  nad^ 
33eenbigung  feiner  Uniücrfität§ftubien,  in  ®re§ben  aU  ^Pribatmann  nieber.  3im 
3f.  1790  begann  er  fid)  biplomatifd)en  6)efd}äften  ^u  toibmen,  inbem  er  fid)  im 
©cfotge  ber  furfäd£)fifd)en  3Bat)Ibotfd)aft  ju  ^yranffurt  am  ^Dtain  an  bereu 
Slrbeiten  bet^eiligte.  $erfönlid)e  23e5iet)ungen ,  bie  er  bei  ®elegcn|^eit  eines  ^e= 
fud)e§  in  Sonbon  mit  bem  bortigen  furfäd)fif(^en  ©efanbten  Ö)rafen  ^Jlori^ 
SSrütyt  anfnüpfte,  I^atten  bann  3ur  golge,  ba^  er  mel^rere  ^a^xtt  in  fionbon  al§ 
fäcf)fifdf)er  !^egation§fecretär  fungirte.  @rft  in  reiferem  Seben§a(ter  öermät)Ue  er 
fid).  S)ie  3cit  öom  Secember  1815  bi§  3luguft  1820  brad)te  er  in  ^franffurt 
al§  ?egatiou§ratt)  bei  ber  töniglic^  fäcS^fifc^cn  33unbe§tag§gefanbtf(^aft  ju,  nad^= 
bem  er  ficf)  mätjtenb  ber  tiorljergegangenen  ^riegi^eit  borübergef)enb  aus  bem 
©taatäbienfte  jurüdgejogen  ^attc ;  in  bem  ^ule^t  genannten  ^al)xc  aber  marb  er 
3um  6t)ef  be§  (Bet)eimen  (5,abinet§ard)ib§  in  S)re§beu  ernannt.  Unter  ben  üon 
xt)m  beröffentlic^teu  fd)riftftetterifd)en  3Irbeiten  ftaat§red)tUc^en,  gefd)id)ttid)en  unb 
ftatiftifd^en  ^nt)ott§  finb  öiele  Ueberfe^ungen  au§  frcmben  ©prad)en.  2Inont)m 
gab  er  T^erau§  :  „Lettre  d'un  Saxon  ä  Mr.  le  Comte  de  Mirabeau  contenaut  quel- 
ques remarques  sur  son  tableau  de  TElectorat  de  Saxe  qui  se  trouve  dans 
TAppendice  de  POuvrage  intitule :  De  la  Monarchie  Prussienne  sous  Fre- 
deric 11"  (0.  €.  1789.  132  Seiten.  B».).  S5on  feinem  ©prad)finn  geben  3eug= 
ni|  feine  5(uffä|e  über  „gran^oftfdje  ^leologie"  (in  ber  5}tinerba  öon  3Ird£)enl§ol3, 
1793.  5tuguft.  @.  230  ff.  1795.  gjlalj.  ©.  234  ff.).  3tl§  ©d)riftftetterin 
befonber§  Sßerfafferin  öon  ^ugenbfd^riften  ift  au(^  feine  g^-au  6ora  Dl at alte, 
geborene  ^leumann  (nid)t  Diaumanu)  (geb.  12.  2lpril  1782,  t  26.  Ddober 
1827)  l^ier  nodt)  befonbcr§  ju  nennen. 

9t.  @.  @ebt)arbt'§  »riefe  au  ^.  %.  Söttiger  (in  ber  S)re§beucr  33ibtio= 
t^et).     So^.    @.   3lug.    Ätöbe,    ^euefteg    gelehrtes   S)re§ben,    Seip^ig    1796. 


@ebl)arb.  479 

<B.  37  [.  men]d,  '^as,  geleierte  2eut|(i)(anb.  6^n.  griebr.  «ülöEer,  g5er= 
3ci(^nt^  ber  in  3ei^  unb  ':)iQumBurg  gebol^raen  .^ünftler,  öetel^rten  unb 
Sd^riftfteller,  3ei^  1805.  ©.  30  f.  bleuer  9tefroIog  ber  S)eutfd)en.  Sal^tQ.  5. 
1827.  2;^.  2.  '©.  909-911.  i^al^vg.  9.  1831.  2^.  2.  ©.  968—973. 
Ä.  21.  Söttiget'i  praefatio  öor:  Catalogus  librorura  quos  coUegit  Ad. 
Theophilus  Gebhardtius,  S)re§ben  1833.     8«. 

©(^norr  öon  GarotSfelb. 

(b*cbl)Ori):  Sacob  (^anu§)  @. ,  ^P^olog,  geb.  am  8.  ^^ebi.  1592  ju 
<Bä)tDaxi1)o']en  bei  'Dteunbui-g  öor  bem  2BaIb  in  ber  CbertifaCä,  ge[t.  am  3.  Cct. 
1632  5u  öröningen.  2}orgebitbet  aui  ber  (Schule  ju  2tmberg,  bejog  er  1612 
bie  Unioerfität  ^u  ^eibelberg,  tüo  er  unter  (SruterS  ßeitung  jo  trefftidie  5ort= 
fcEiritte  maci)te,  ba^  er  jd^on  nad§  brei  i^a'^ren  mit  einer  feiner  bebeutenbften 
Slrbeiten,    ber    „Crepundiorum  sive  juvenilium   curarum   libri  III"    (Hanuoviae 

1615.  4^.)  fi($  in  bie  gele{)rte  äBelt  einführte,  ülafd)  folgten  auf  biefe  6rft= 
lingSarbeit  feine  „Animadversioues  iu  Catullum,  Tibullum,  Propertium"  (Fraucof. 

1616.  4*^'.)  unb  ..Antiquarum  lectionum  libri  11"  (Francof.  1618).  3Bie  @. 
in  einem  ungebrurften  23rieie  an  3of).  UIricu§  in  2lmberg  (bat.  au§  §eibel= 
berg  18.  Septbr.  1617)  mitfreut,  fo  ^atte  ei;  bur(^  @ruter'§  33ermitttung  eine 
^Bearbeitung  be§  ßatuttuS,  SibuIIuö  unb  5]3ropertiu§ ,  ein  5[Ranufcin|)t  öon  70 
SBogen  an  Saniel  ,!5einftu§  gefrf)i(it,  bamit  e§  auf  beffen  6mpiet)tung  burd)  bie 
@l3eüir§  gebrucit  n^erbe ,  aber  ba§  5)^anufcript  tnar  tro§  mel^rfac^er  5Jla'^nung 
ni(|t  me^r  jurücJgefommen.  ^n  bemfelben  SSiieje  fpriä)t  er  auc^  öon  einer 
Ütecenfion  be§  Siöiu§  mit  3lnmertungen ,  bereu  erfte  £ecabe  faft  öoUenbet  fei. 
Siefe  auc^  aus  anbern  ^J3Uttf)eitungen  befannten  3(rbeiten  @eb^arb'§  über  Siöiu§ 
gingen  mit  feiner  23ibliotf)ef  unb  fonftigen  ^a^t  bei  ber  ^lünberuug  ^u  ©runbe, 
bie  cP)eibeIberg  1620  burci)  2tt[t)'§  ©otbateSfa  erlitt.  S)ur(i)  bie  ßrieg§ftürme 
tourbe  aud)  ©ruter  aus  ^eibetberg  öertrieben,  toorauf  @.  für  i^n  bie  3}eTn)al= 
tung  ber  S3ibliot§ef  übernal)m,  aber  balb  (1621)  mu^te  au(i)  er  ben  2Banber= 
ftab  ergreifen  unb  iia*te  mel)rere  ^a'^re  öon  einem  Drte  jum  anbern  um^^er, 
ol)ne  in  jenen  fcfimeren  Stiten  fid)  eine  fidlere  Stellung  ju  erringen.  6ine 
2lu5ftd)t ,  bie  fic^  if)m  für  eine  ^^^rofeffur  in  U|)fala  eri3ffnet  l^atte ,  füljrtc  il|n 
1625  in  ben  ^ol)en  'Jtorben,  aber  al§  2lu§länber  unb  (^^alöinift  brang  er  mit 
feiner  35emerbung  nicl)t  burd^.  Sarauf  begab  er  fii^  nac^  Sioftocf,  mol)in  er 
auf  feinen  ^xffa^rten  fi^on  1622  gefommen  mar,  unb  l)ielt  al§  ^^riöatbocent 
3)orlefungen  über  römifd^e  ^iftorifer  mit  fo  gutem  ßrfolge,  ba^  er  1627  jum 
^Profeffor  ber  ©loquenj  öorgefc^lagen  tourbe;  aber  and)  ^ier  fd^eiterten  feine 
Hoffnungen  burdt)  ben  3eloti§muS  ber  lut^erifd^en  S^eologen  unb  tuxä)  bie 
ßriegeftürme,  bie  balb  über  ^Dterflenburg  l)ereinbro(i)en.  (Snblidl)  fanb  ber  ^art= 
geprüfte  ^ann  ein  2lfiyt  in  |>ollanb.  ^urj  öor  feinem  Sobe  l^atte  ©ruter 
einen  9iuf  naii)  ©röningen  at§  51ad^folger  bee  berühmten  Ubbo  (Jmmiu§  er'^alten ; 
auf  fein  3lbleben  erl)ielt  ®.  bie  ertebigte  ^rofeffur  ber  (i)efd)i(i)te  unb  griedl)i= 
f(^en  ©^rad§e.  &iM  unb  9lu^e  !^at  er  auc^  l)ier  nid^t  gefunben.  ^aum 
l^atte  er  einen  eigenen  ^äu§lid)cn  ^eerb  gegrünbet,  fo  öerlor  er  1630  feine 
grau  an  ben  i^olgen  i'^rer  erften  ßntbinbung;  ätoei  ^a^re  barauf  erlag  er  felbft 
einem  Slnfalt  ber  (£t)olera. 

Jani  Gebhardi  Exilium  sive  libri  II  carminum  in  exilio  scriptorum, 
Groningae  1628.  6ine  Yita  öon  feinem  trüber  3lnbrea§  in  'Wittenii  me- 
moriae  philosopliorum  etc.  Dec.  III.  p.  332  sqq.  Specimeu  lüstoriae 
litterariae  de  Jauo  Gebbardo  auctore  Joanne  Henr.  Audreae,  Heidelbergae 
1768.  40.  uni,  bebeutenb  ertoeitert  1780.  4°.  ipalm. 


^gQ  ©ebljatb  —  ®ct)f)arbt. 

©ftiÖorb:  ^axl  &.,  f^orftmauu,  geb.  am  4.  mai  1800  ,ju  (Stuttgart, 
geft.  am  4.  Siuli  1874  ju  ßannftabt.  9ia(^  erlangter  ®i)mnajiall6ilbung  ^u 
3;ül6ingen  beftanb  er  1815 — 1817  bic  ))raftifcf)e  f^otftlefire  im  9teöier  Böblingen 
unb  befuc^te  1817—1820  ba§  ^or[tin[titiit  in  Stuttgart,  um  alebann  auf 
me'^reren  9ieöieren  unb  bei  ^^orftämtern  (Tübingen,  SÄottmeil)  ju  |)rafticiren. 
3fm  ^at)rc  1822  mürbe  er  nac^  gutbeftanbener  erfter  Prüfung  aU  3lffiftent 
beim  gorftamt  üiottmeil  angefteEt,  mofelbft  er  faft  ein  ^a'^rge^nt  lang  mirfte, 
inämif(i)en  aud)  einmal  al§  35ermatter  üon  @emeinbe=,  ©tiit§=  unb  ^^riöatjorften. 
1831  mürbe  er  nad)  erjotgter  (fef)r  guter)  3lbfoIt)irung  ber  jmeiten  3^orftbien[t= 
:prüjung  (1828)  —  jmeiter  'C'e^rer  an  ber  gorftaf abernte  Äpo^cnl)eim.  S)er 
äußere  gorftbienft  jog  it)n  jebod)  balb  mieber  fo  mächtig  an ,  ba§  er 
f($on  1883  ben  kafticber  mit  bem  Söalb ,  feinem  frütjeren  2öirfung§frei§  t)er= 
taufd^te.  Sn  btefem  ^di)xc  trat  er  al§  Cberforftinfpector  (in  |)üfingen)  jur 
fürftlid^  gürftenBergifdJien  ^orftüermattung  über,  in  tüeldtier  er  burrf)  öcrfcf)iebene 
S)tenftgrabe  f)inburd^  (feit  1851  Dbcrforftratl^)  unb  an  berfc^iebenen  3Bo^norten 
(fpäter  in  5^onauefrf)ingcn)  bi§  ju  feiner  Serfe^ung  in  ben  9tul§eftanb  ^1861) 
eine  ^^ertiorragenbe  Söirffamfeit  entfaltete,  ^cn  3ieft  feiner  Jage  berbrac^te  er 
in  Gannftabt,  mofelbft  er  fidj  nod^  im  f^ö'^eren  Filter  megen  junel^menben  9lugen= 
Ieiben§  einer  Operation  untermcrien  mu^te.  ©eine  ßel^rborträgc  in  .f)o'^en§eim 
erftrecEten  \\ä)  auf  f^orftfctju^ ,  ^^orftbenu^ung ,  S^orftted^notogie ,  Q^orftbotanif, 
gorftgeftfiäftSprayiS  unb  ^ton^eidtinen.  ©eine  fi^riftfteHcrifc^en  ?lrbciten  finb 
nur  in  Sfournalartifeln  niebcrgelegt ,  befonber§  in  ber  forftlid^en  ^^»ettfdfirift  für 
S5aben,  melcfie  er  mäfjvenb  beä  ;3fiti^iume§  1838 — 1842  in  ©emeinfd^aft  mit 
bem  i5forftrat()  ^arl  3lrn§perger  l^eraulgab.  @r  ift  ferner  S3crfaffer  gan^  t)or= 
3üglid)er  5Dienftinftructionen  für  ba§  fürfttic^  f^ürftenbergift^e  f^o^f^ferfonat 
(1840)  unb  leitete  ben  babifc^en  ^^orftöerein  at§  95orfi^enber  etma  20  ^a'^re 
lang  in  l§öd)ft  erfolgreicher  2Beife. 

oon  Söebefinb,  31  ^a^xh.  ber  gforftfunbe,  26.  ^eft ,  Einlage  V  au 
©.  165.  .^o'^enl^eimer  ^Programm  bon  1859,  @,  31.  'iDlonatgfc^rift  für 
3forft=  unb  Sagbmefen,  1869,  ©.  6.  Scrn'^arbt,  ^orftgefc^ic^te,  III.  SSanb, 
©.  368  u.  398.  §e^. 

©Cbljarbi:  @eorg  ßl^riftop'^  C^.,  ^^rofeffor  in  öreif§malb  unb  al§ 
^][)latt,ematifer  bon  SSebeutung,  geb.  am  9.  ^an.  1667  in  25raunfct)meig ,  mar 
ber  ©ol)n  be§  bortigen  ^^rebiger§  an  ber  5!)tartin§fircf)e  3lnbrea§  (33.,  ben  er  aber 
fdion  in  feinem  ^meiten  Seben§j[a'§re  burd^  ben  Zoh  berlor.  2luf  ber  ©i^ule  ju 
33raunfd)meig  gebilbet,  ftubirte  er  ju  3^cna  unter  |)ebenftreit,  SSec^mann  unb 
S5elt^em  2:f)eologie  unb  ^^itofopl^ic ,  fomie  unter  Csa§par  ^ofncr  unb  ßrl)arb 
2öeigel  bie  matfematifd)en  unb  pl)t)fifalifrf)en  3öiffenfcf)aften.  äßeitere  9lu§bil= 
bung  in  biefem  x^-aä)e  erlangte  er  buri^  feine  3}crbinbung  mit  ben  betreffenben 
@ele!^rten  auf  ben  Uniberfitäten  ju  Wichen ,  öeibelberg  unb  Strasburg  ju  ber 
3eit,  al§  er  bie  ©ö'^ne  be§  berül)mten  2^eologen  5lbra^am  ^indelmann,  bamal§ 
©uperintenbenten  in  Sarmftabt,  unterricf)tete ,  bem  er  aud^  1688  nad^  ^am= 
bürg  folgte.  9luf  6mpfel)lung  feine§  älteren  39ruber§  .^einrid^  SBranbanu§  &. 
(f.  b.  5lrt.)  mürbe  er  barauf  1689  al§  au^erorbentlid^er  ^rofeffor  nad)  @reif§= 
malb  berufen,  um  ben  orbentlid^en  ^profeffor  ber  5}latl§ematif  Sfoac^im  Ütofenoto, 
ttJelc£)er  bamal§  fdt)on  ein  bejalirter  ^Jlann  mar,  in  biefem  2lmte  p  unterftü^en. 
.^ier  enttoicfette  er  eine  fo  au^erorbentlid)e  Sptigfeit  al§  afabemifdier'  2el)rcr  unb 
©(^riftfteller ,  ba§  er  in  ber  turjen  ^eit  bon  ^obember  1689  bi§  3U  feinem 
Sobe  am  19.  S)ec.  1693  nicf)t  nur  52  Jßorlefungen  ^ielt,  fonber  aud)  25  ©d^riften 
berfa^te,  bon  benen  22  im  'S)xnä  erfd^ienen  unb  3  im  5Jianufcript  ftdt)  in  ber  a3iblio= 
tt)ef  be§  @en.=©u|).  ^.  gr.  9Jiat)er  befanben.  ©ie  finb  in  i'^rer  ''Jflt^x^at)i 
matt)ematifd§en   unb  aftronomifd§en  ^nl)alt§,    jum  %1)ni  aber  bejie'^en  fid^  bie= 


®ebt)axbi.  481 

felfeen  auf  ^ommerfdie  @cfd)id^te,  u.  21.  „De  Vineta  et  Arcona",  1691;  „De 
Gryphe  Pomeranorum",  1692;  „De  veterum  Rugianorum  religione" ,  1693. 
f^ür  bie  @ef(f)t(i)te  ber  Uniüerittät  ©reifglüalb  finb  öon  Sebeutung  feine  f)anb= 
fd^riftlit^en  5trbeiten  „De  origiue"  unb  „De  reformatione  academiae",  fotoie 
ein  ^rogtamm  ,,Mem.  mathematicorum  Gryph.",  1693,  tt)eld^e§  bie  58iogra= 
p'^ien  fämmtli(f)er  matl^ematifd)er  5]ßrofeffoi'en  Bi§  gum  3f-  1658  entl^ält.  ©ein 
9iuf  toat  fo  toeit  ö  erb  reitet ,  ba^  bie  Uniöerfität  .^atte  i^m  eine  orbentli(f)e 
^pi'ofelfuv  ber  ^at^ematif  an6ot.  Uebergro^e  ^tnftrengung  Bereitete  i'^m  aber 
einen  fo  frühen  Xob,  ba^  fein  greif  er  @enoffe  OiofenotD  liju  noc^  16i§  1701  ü6er= 
lebte,    worauf   ^ex.  '^apU  fein  ^Jladfifotger  tourbe. 

©ä^nert,   5pom.  33tbl.  III,  377.     ^öc^er.     ^ofegarten,  @ef(^.  b.  Unit). 
I,  269.     Sä^nert,  dat.  ber  Uniü.=WM.  ^^i. 

©cbl^arbi:  ^einrid)  35ranbanu§  @.,  geb.  am  6.  5^obbr.  1657  in 
SBraunft^toeig ,  f  am  1.  S)ec.  1729  at§  erfter  9}ertreter  bon  ©pener'§  ©(i)ule 
an  ber  @reif§tDalber  Uniöerfität  bon  SBid^tigfeit.  33on  feinem  25ater,  2lnbrea§ 
@.,  5)Saftor  ber  '»IRartinSfirdie,  unb  anberen  jL^eoIogen,  namentlich  bem  fpäteren 
^aftor  an  ber  ^etrifirc^e  ju  ^Berlin,  S.  ^.  S^enng  öotgebilbet,  ftubirte  er 
feit  1676  in  ^ena  befonberg  unter  ^Jatentin  Söelf^eim  unb  griebemann  SBeci)= 
mann  ^fjitofop^ie  unb  X^eotogie.  i^n  ber  f^rotge  mibmete  er  fid) ,  mä^renb  er 
bie  grjietiung  ber  ©ö§ne  be§  ^an^lerS  ^.  9t.  bon  j?ielmann§egge  in  Hamburg 
leitete,  ebenbafetbft  unter  bem  berüf)mten  Drientaliften  ß.  (Sbjarbi  unb  fpäter 
in  Äiet,  too  er  auc^  Äort^olt,  ^^randE  unb  Opi^  i)örte)  unter  äBaSmuf^  bem 
©tubium  ber  orientalifc^en  ©praifien;  aU  bie  ^rofeffur  biefeg  f5fa(^e§  in  ®reif§= 
toalb  burc^  2äfern)i^'  Slbgang  pr  5)5räpofitur  in  ßoi|  1685  erlebigt  tourbe, 
erhielt  @.  biefe  burc^  ©bjarbi'S  ©mpfe'^lung  unb  trat  fie  1687  mit  einer  9tebe 
„De  usu  et  scopo  literaturae  hebraicae"  an.  1699  jum  ^Ragifter  unb  1702 
äum  S)octor  ber  2;^eologie  promoüirt ,  erl^ielt  er ,  obtool  bie  brei  ^rofeffurcn 
ber  X^eologie  befe^t  tearen,  bennoi^  bur^  5öermenbung  be§  (Beneralfuperinten= 
beuten  ^.  ^i.  5)lat)er,  toelt^er  feine  5af)ig!eiten  befonberS  t)0(^f(f)ä^te ,  eine 
4.  ^profeffur  unb  1705  nad)  ^ennig'S  Jobe  auc^  ba§  ^^aftorat  an  ber 
@t.  ;3acobi!ir(i)e.  ©d§on  in  ipamburg  bon  ben  Slnfi^auungen  be§  älteren  ^ie= 
ti§mu§,  toeltfier  ha^  SBefen  ber  9teligion  in  bie  g^römmigfeit  be§  @emüt^c§  unb 
9lein:§eit  ber  ©itte  legt,  ergriffen,  lernte  er  auf  einer  Steife,  toelc^e  er  nac^  bem 
2:obe  feiner  erften  ©attin  im  ^.  1691  aur  9Iufric^tung  feiner  ©eele  unternalim, 
5p§.  ^ac.  ©pener  in  ^Berlin  fennen  unb  fd)loB  mit  bemfelben  ni(^t  nur  eine 
perfönlid)e  ^^-reunbfd^aft ,  fonbern  unterjog  auc^ ,  bon  i^m  angeregt ,  bie  ße^ren 
be§  $ieti§mu§  einer  genaueren  Prüfung,  toelcfie  fie  it)m  niii)t  nur  mit  ber  bi§= 
t)er  in  Sreifgtoatb  unter  9tango  unb  i^.  f^^r.  iRat)ex  "^errfi^enben  Ort^obojic 
al§  gteid^berec£)tigt,  fonbern  oft  audl)  benfelben  überlegen  erfdieinen  liefen. 
©0  lange  5Jlat)er  lebte,  bermieb  er  e§  au§  2)an{bar!eit  gegen  feinen  @önner, 
mit  feinen  gegnerifdien  5tnfc^auungen  l)erborjutreten ,  naä)  beffen  Xobe  iebod) 
im  S.  1712  lel)rte  er  fie  offen  in  S5orlefungen  unb  ©(^riften  unb  geriet:^  ba= 
burd^  in  l^eftigen  ©treit  mit  feinem  5lmt§genoffen  Söürffel.  S)ie  mä^renb  beö 
norbifd^en  Kriege?  bon  1712—21  eingefe^te  bänifc^e  3{egierung  begünftigte 
aber  ben  ^ieti§mu§  in  fo  'i)o^em  @rabe,  ba^  fie  @.  3um  ©eneralfuperintenbenten 
an  ^at)er'§  ©teEe  ernannte,  '^aä)  ber  t^eittoeifen  9iücEfe:^r  S5orpommcrn§ 
unter  fi^roebifc^e  |)errfc^aft  im  ©totf Volmer  ^^rieben  1721  mürbe  ieboi^  bie 
Drf^oborie  mieber  ^5^er  gef^ä^t  unb  3llb.  Sfoai^.  bon  ^racEeWife  an  @ebl|ai-'bi'§ 
©teile  berufen,  i^nbe^  biefer  führte  fein  t^eologif($e§  Öe^ramt  fort  unb  gerietl^ 
auf§  neue  in  l^eftigen  ©treit  mit  bem  ^rofeffor  ^er.  ^apfe ,  melc^er  noc^  nacf) 
feinem    Zohe    im    ^.    1729    fortbauerte.     ©eine   jalilreidien    bon    S3ieberftebt 

Slllgein.  beutfcöe  Siograij'öie.  vm.  31 


^32  ®eb!)arbt. 

(iJlv.  1 — 65)  Qufgeääl^üen  @ci)riiten  Betreffen  namentlid)  bie  6jegefe  be§  atten 
2;eftamente§.  —  ©ein  ©o^n  ,  SranbanuS  (B-,  "geb.  1704,  t  1784,  ftubirte 
in  @reii§tt)alb  unb  i^ena,  Ijidt  anfangs  23ovtefungcn  in  ber  |)'f)iIofo^'^ifd)en  ^a= 
cnltät  ju  ©reifgtoalb,  ttjurbe  bann  1733  Siacon  in  ^Bergen  unb  fpätcr  (1737) 
^aftor  unb  ©uperintenbcnt  an  bev  5Jlarien!irc£)e  in  ©tralfunb.  —  ©ein  ßnfel, 
58ogi§Iott)  .^T einrieb  ®. ,  geb.  1737,  f  1818,  toar  ^aftor  an  ber  9licoIai= 
ürc^c  ju  ©traifunb. 

35.  ^.  @eb^rbi'§  ßeben  in  SSalt^afafg  (Sr.  Sodienblatt  ©.  227—37. 
—  25altt)afar,  ©ammtungen  jur  $om.  Äirciien'^iftovie  II,  823.  —  ^ofegatten, 
@ef(^id)te  ber  Uniocrfitüt  I,  269,  278.  —  5^1)1,  ^^Jom.  G)ef(^i(i)t§=5i)enfmäler 
V,  ©.  39  ff.  —  33ieberftebt'§  9Ud)nd)ten  bon  bem  Sebcn  unb  ben  ©d)niten 
neuüorpommerifd)=rügenfd)er  ©ele'^iiten.     1824,     ©.  63  ff. 

.^ä  der  mann. 
©ebliarbt:  Sfo'^cinn  Subtoig  Seüin  @. ,  6ef(^ic£)t§foi-id)er ,  geb.  ju 
33raunfd^tt3eig  ben  19.  931ai  1699,  befud^te  .^uerft  bie  geleierten  ©deuten  feiner 
Saterftabt,  bann  bie  Uniberfitäten  bon  ^elmftebt  unb  ^ena,  fpäter  aud)  ^aüe. 
Wo  er  ©unbling  unb  Subemig  l)örte.  ©eine  ©tubien  l§aben  eine  pol^l^iftorifdje 
atiditung  eingefc^Iagen,  aber  fid^  bod)  auc^  früt),  nur  nic^t  au^fdilie^lid^  ber 
@efc^id)te  äugewenbet.  ^n  3^ena  l^attc  er  fic^  befonber§  @.  33.  ©truüe  ange= 
fd^Ioffen  unb  im  3-.  1720  unter  beffen  3}orfit^  feine  rrfte  5(b!)anblung:  „Facta 
serenissimorum  ducum  Brunsvicensium  heroica"  üert^eibigt.  ^m  ^.  1727  er= 
tjielt  er  einen  9luf  an  bie  9littera!abcmie  ju  Süncburg ;  bort  l^at  er  berfd)iebene 
f^ädier,  aber  feit  1746  fpeciell  and)  @efd)i(^te  borgetragen,  ^n  biefer  ©tellung 
ift  er  big  3u  feinem  am  10.  ^Jiobember  1764  erfolgten  Zoht  berbtieben.  —  &. 
geno^  bei  Js^eb^eitcn  in  ben  geM)rten  Greifen  eine§  jiemlidien  Slnfel^enS,  ba§ 
er  feinen  t^iftorifct)  =  gcneaIogifd)en  ^.Jlrbeiten  berbanftc.  5Diefe  umfd)reiben 
ftofftid)  einen  Weiten  i?rci§,  fd)lie§cn  aber  aud^  Wieber  forgfältige  ©|3cciatuuter= 
fud)ungen,  wie  über  bie  nieberfäd)fifd§en  ©rafen  bon  ©berftein  u.  a.  nid^t  au§. 
(i}efd£)äljt  finb  feine  „^iftorif(^  =  genealogifd)cn  'Jlb'^anbtungcn",  beren  ^wei  le^te 
ZtjtxU  erft  fein  Bo'f^jx  Subwig  5lIbredE)t  ®.  '^erauSgegeben  unb  mit  eigenen  Unter= 
fuct)ungen  berme^rt  f)at.  Uebertjaupt  fliegen  bie  2Irbciten  be§  3}ater§  unb  be§ 
©o'tineS  auf  bem  geneatogifdt)en  ©ebiete  unberfennbar  in  einanber.  2Bie  befannt, 
"^at  ber  ©ol^n  ba§  nod^  f)eut  ju  Sage  braud^bare  2Ber! ,  „S)ie  @efd)idf)te  ber 
erblid)en  9teidt)§ftänbe  in  Seutfdjtanb",  3  58bc.  nad^  feiner  eigenen  5lu§fül§rung 
unb  mit  wcfentlid£)er  23enu^ung  ber  nacfigetaffenen  35orarbeitcn  unb  ©ammlungen 
feines  35ater§  p  ©tanbe  gebrad)t.  S)cr  günftigc  ©influ^  bon  5Jlännern  Wie 
©unbling.  Subewig,  ©trübe  auf  bie  h'itifdic  i5orfd£)ung,  bie  gerabe  ©egenftänbe, 
wie  fie  bie  ©eneatogie  ju  bejubeln  l§at,  am  Wenigften  entbehren  !önnen,  ift  in 
ber  3:t)at  beutlidt)  p  berfpüren.  3um  ©dE)luffe  mag  übrigens  erWaf)nt  werben, 
baB  ber  S^eröffentüd^ung  ber  3lrbeiten  ©ebfjarbi'S  bie  Stieilnal^mSlofigfeit  be§ 
^ubtüumS  wieber^^olt  empfinblid)e  ©d)Wierigteiten ,  bie  mand)en  anbcrn  ent= 
mutl)igt  l^ätten,  bereitet  t)at. 

S)ie  beften  5ta^ri(^ten  über  S.   2.    S.  (B^^axhi'^  Seben  unb  ©d^riften 

fte^cn   im    3.    Steile    (©.   201    ff.)    ber   bon  feinem  ©o'^n  l^erauSgegebenen 

<g)i[torifd^=genealogifd)en  Slb^^anblungen  unb  beffen  ßinteitung  jum  1.  S3b.  ber 

erbUd^en  ütei^Sftänbe.    3u  bgl.  2lbelung  unb  ^JJteufel.  aSegele. 

©cb^arM:    Äarl    3luguft    @.,    beutfd^er    Sitterat    unb    3Xuf!lärer    be§ 

18.   :3a:eri)unbert§.     3)on  feinen   SebenSumftänben   ift  nid^tS   ^flö^^ereS   befannt. 

@S  ift  nidt)t  einmal  fidler,    ob  er  X^eotog  ober  i^urift  geWefen:    für  ba§  erftere 

f^3rid£)t   bie  ^Jlefir^af)!   feiner  ©d)riften,    ba§   le^tere    tonnte  man  au§  einer  bon 

if)m    l^errül^renben    ^Ibl^anblung    „über    ba§    SSer^^ältni^    ber    ^'^ilofop'^ie    jur 

afied^tsgelal^rtieeit"  (SSeluftigungen  beS  35.  u.  2ö.  VII,  352)  fc^lieBen.     (5r  felbft 


(Seb^atbi.  483 

nennt  ficf)  ein  ^Jlitgücb  bet  2BeiBenfelfii(i)en  alet^op^iHfcficn  öefettfc^aTt,  toaS 
auf  einen  3u)ammenf)ang  mit  bem  ju  äöeißeniets  geborenen  Slufftärer  Sbel= 
mann  ^intüeifen  fönnte.  ©onft  eiicf)eint  er  Qt§  ©cfiüler  unb  Slnl^änger  ber 
2ei6ni^=2Botfif^en  ^p^ilofop^te ,  muß  ahn  and)  mit  ben  SctiriTten  engüic^er 
2)eiften,  S.  ©pino^ag  unb  ^.  Seffer'§  fic^  genauer  befd^äftigt  §aben.  ^n  ben 
SfO^ren  1742—44  ftnben  totr  feinen  -Jtamen  unter  ben  ^Ritarbeitern  ber  unter 
;3.  ^.  ©cfitoabe'e  .Rebactioi  in  öcip^tg  erl"(^einenben  33e(uftigungen  bes  S}er= 
ftanbei  unb  2öi^e§,  Don  benen  Sanb  III.  IV.  VI.  VII.  poetiicfie  unb  profaifi^e 
^Beiträge  bon  i^m  entt)alten  5.  23.  „£ie  unberiolgte  9teligion",  „5}om  93^angel 
ber  (Srünblic^teit  in  ben  Söiffenfc^aften",  „SJorjüge  ber  SBa^r^eit  unb  Zu^ 
genb"  :c.).  @rö^ere§  2luife!^en  al§  bteje  jiemlid^  matten  unb  fat^tofen  bibafti= 
fd^en  ^Poefien  erregten  üier  in  bemfelben  ^a^xt  bon  i^m  anont)m  l§erau§ge= 
gebene  naturaliftii(|e  unb  auTftärerijd^e  ©c^rtiten  unter  bem  Xitet:  1.  ,.Cogi- 
tatioues  rationales  de  usu  methodi  scientifici  in  theologia  revelata".  2Imfter= 
bam  1743  (ttal^ter  S)rucfort:  93er(in  bei  <Rübiger);  2.  „SJernünftige  ©ebanfen 
öon  bem  ©ebrauc^  ber  ftrcngen  Se^^rart  in  ber  2;]^eoIogie  bon  %.  X."  (beutftfier 
3tu§äug  au6  bem  9}origen);  3.  „9}ernunftmä|{ge  93etrad)tung  ber  übernatürtid^en 
5Begebent)eiten" ,  2Imfterbam  (Berlin)  1743;  4.  „S^rei  ©efpräc^e  über  tr)icf)tigc 
SBa^r^eiten  (1.  9}on  ber  llnenbliciifeit  ber  Söelt,  2.  g>on  ber  ßtoigfeit  ber  2Bett, 
3,  SBon  ber  göttlichen  Eingebung  ber  <Bä)xi]t)" ,  33erlin  1744.  S)er  6inf(uB  ber 
^olfifdien  !|]t)itojopt)ie  jeigt  ficf)  6efonber§  in  ben  brei  ^^oftutaten ,  toonad)  ber 
Sßerfaffer  ben  tt)iffenf(^aTt(i(^en  öottesgelc^rten  prüfen  toill:  1.  in  einer  S)emon= 
ftration  barf  fein  jum  S(^(uB  erforberlictier  <Sa^  fehlen;  2.  man  barf  ficf)  nic^t 
auf  f)iftonfc£)e  23etüeife  grünben,  bie  eine  ©acfje  nur  toalrfd^einüc^  machen, 
3.  Sen)eggrünbe  bürfen  nid^t  mit  58emei§grünben  öertDect)fe(t  n^erben.  SSon  biefen 
6eficf)t5punften  aus  njitb  nun  polemifirt  gegen  i^nfpiration ,  Söunber ,  ben 
©tauben  an  biabotifd)e  Söirfungen,  gegen  bie  3InnaI)me  bon  aüteftamentüc^en 
£t)pen ,  gegen  bie  ßc^re  bon  ber  5Jtenfct)tt)erbung  k.  ,  niä^renb  er  ben  Si^^a^^t 
feinet  religiöfen  ^Befenntniffcö  in  bie  äßorte  jufammenfa^t:  „@ott  unb  bem 
Äönig  treu!"  S^iefe  @d)riften  erregten  bamat§  burcf)  i^ren  unberf)üttten  beifti= 
fd§en  5latura[i§muö ,  burcf)  bie  offene  Seugnung  aller  Offenbarung  unb  :)teli= 
gionegefieimniffe ,  burd^  i^re  Seftreitung  ber  Scf)riftinfpiration  unb  i^re  t)a[b 
rationaliftifd^e  '^atb  mt)tl^if(^e  äöegbeutung  ber  biblifc^en  Söunberer^äfilungen 
nid^t  geringe^  2luffe^en,  unb  festen  nid£)t  bIo§  bie  ge^^^'^  ^e^  tt)eologif($en  5tpo= 
logeten  -in  ^Betcegung  (©egenfi^riiten  bon  ^t^twarbt ,  ipofmann ,  (5df)ubert, 
Grid^fon,  Söeicfmann,  fyörtfi^,  Siüentbat  k.  erfc^ienen  gegen  if)n),  fonbern  jogen 
auc^  bie  Singen  ber  ^foli^ei  auf  fidC}  unb  n)urben  fogar  in  ber  bamaligen  5}te= 
tropole  ber  Stuft (ärung ,  in  bem  Berlin  {yriebrid)§  be§  ©roßen,  potijeitid^  ber= 
boten  unb  bcfc^tagna^mt;  audE)  auf  ber  i3eip3iger  5}leffe  foto'"  bon  ber  @öt= 
tinger  tt)cotogifrf)cn  gacuÜät  tourbe  ber  öffentti(^e  S)erfauf  biefer  ©d^riften 
unterfagt, 

S.   Seluftigungen  be§   f8.   u.   20.,    Seipjig   1742  ff.     ©öttinger   ©et. 

3tg.    1743.     @.    724.    829.     Unfc^utbige   9"tac^rid^ten    1743.     @.    782    ff. 

Acta  bist.  eccl.    SBb.    IX.    1745.     <B.  441   ff.     2Batc|,  Bibl.  theol.  I,  777. 

SIbelung,  ^oi^tf-  bon  ^öd^er.   irinius,  5reibenter=8eri!on,    1759.    ©.  287  ff. 

unb  3ugabe  1765.  S.  34  ff.    S^otud,  ®efc£)ic^te  beö  9laticnati§mu§,  1865. 

<B.  144.  Sßagenmann. 

©cb^arbi:  Subtoig  SUbred^t  ©.,  geb.  am  13.  SIpr.  1735  ju  !^üneburg, 
©o'^n  bee  ipiftoriterS  unb  ©eneatogen  ^o^.  2ubm.  Sebin  ©.,  ftubirte  an  ber 
9titterafabemie  (Gymn.  illustre)  3U  Lüneburg,  bann  in  ©öttingen,  tt)urbe  1765 
brttter  Se^^rer  an  berfclben  Slitterafabemie,  erhielt  1787  ben  3:itet  eines  fönigt. 
©roprittanifd§=^annöb.  ütat^e§,    tourbe  1799  Sibliot^efar,  2lrd)ibar  unb  -ipof^ 

31* 


484 


©ctler. 


l^iftoriograpl^  ju  ^annober,  t  am  26.  Cct.  1802.  ©einem  35atcr  nicf)t  eben= 
büi'tig  nl§  ©eneatog  toax  er  boc^  ein  tücfitigev  ^iftorifev  iüv  feine  S'^it,  fpecieü 
für  bie  ©efc^idjte  be§  9totben§  unb  Often§.  ^üx  bie  ^allifcf)e  „^ittg.  2ScIt= 
gef(j^icC)te"  lieferte  er  2)änemarf  unb  Dtortoegen,  Ungarn  unb  bie  16i§  f)eute  noc^ 
nidit  un6rau(^bar  getüorbene  „@ef(f)i(i)te  aller  lDenbifc^  =  ftat)ifcf)en  (Staaten" 
(1789—97).  ?lud^  in  ber  lünel6urgifif)en  ©^eciatgefdjii^te  folgte  er  ben  ©puren 
feines  S3ater§.  ©eine  ,ßnx^t  &e]ä)\ä)tt  be§  0o[ter§  ©t.  ^Rii^aeliS  ju  fiüneburg" 
mürbe  erft  1858  auf  Soften  ber  Süneburger  2anbfd)aft  burd)  6.  ö.  Sent^e  ^er= 
ausgegeben. 

^m  3lllg.  ift  5[Jleufel  unb  9lotermunb,  @el.  ."pannoöer  ju  öerglei(i)cn. 

Äraufe. 

®cMer:  SobiaS  5pt)ilipp  i5i-'eit)err  öon  &.,  ©taatSmann  unb  ©d)rift= 
fteüer  mürbe  1726  ju  Scu^en^-'o'öa  im  9teu^'f(^en  geboren  al§  ©ol^n  be§  Äanätei= 
birector§  S^obiaS  @.  (Sr  ftubirtc  in  3ena,  @öttingcn  unb  S^iaUe  bie  Med)k  unb 
unlemal^m  bann  größere  9teifen.  1748  ert)ielt  er  in  Söerlin  bie  ©teile  eines 
^oHdnbifd^en  Öegation§=©ecretär§.  1753  trat  er  in  ben  öfterrei(^ifcf)en  ©taatg^ 
bienft  über,  in  meli^em  er  rafc^  cmporftieg,  nac^bem  er  jur  faf^oüfc^en  Äir(f)c 
übergetreten  mor.  (Sr  bcfteibete  öcrf($icbenc  !§öf)ere  ©taatSämtcr;  1782  murbc 
er  äum  mirfüdjcn  gel^eimen  9tatt)  unb  JBicef analer  ber  bö^mifct)=öfterreicf)ifd)en 
|)of!an3lei  ernannt.  1763  mürbe  er  in  ben  Ütitterftanb,  1768  in  ben  5i-"ei^ei''i'"n= 
ftanb  erlauben.  3n  feiner  amtlichen  S^tigfeit  t)at  er  fid)  namentlid)  um  ba§ 
©d)utmefen  unb  ba§  ^^oti^eimefen  ^erbienftc  ermorben;  bie  2)cbuction§=©d)riften, 
bie  er  gegen  bie  fdjmäbifdien  ';}{etd)5ftänbe  ju  fünften  ber  öfterreid)ifd)en  2)omi= 
nicalftcuer  abfaßte,  merben  al§  gelet)rte  unb  gebiegcne  5(rbeiten  gerühmt.  Söeit 
me'^r  at§  burd)  bie  !^eiftungen  in  feinem  33crufSfa(^  ift  er  jebod)  babnrd^  befannt 
gcmorben,  ba^  er  in  Oefterreid^  eine  regere  2^eilnal)me  an  ben  gciftigen  Ü3e= 
ftrebungen  be§  übrigen  S)eutf(^lanb  madj^urufen  fuc^te.  @r  mirtte  in  biefer 
9flid)tung  in  ät)nlid^em  ©inne  mic  ©onnenfclS ,  inbem  er  \\ä)  namentlid)  aud^ 
bcmü'öte,  feine  vcrfönlid)en  33erbinbungen  in  2)eutfd)lanb  jur  ^erftettung  eineS 
leb'^afteren  (SebanfenauStaufd^S  3mifd)en  beutfd^en  unb  i.iftcrreid)ifd)en  ©d)rtftftel(ern 
3U  t)crmertl)en.  f^freilid)  beging  er  ebenfo  mie  mand)c  anbcre  Söiener  ben  5e^ler, 
ficf)  mit  ber  ^totyfi^en  Partei  ju  tief  einjutaffen;  er  compromittirte  fidf)  burd) 
bie  33egünftigung  be§  ^toijianerS  Sfiiebet ,  bcffen  ;:öerufnng  na^  2Bien  einen  fo 
Übeln  3tu§gang  ne'^men  follte.  Sen  f^rcmben,  melc£)e  äBien  befud^ten,  mar  er 
ein  freunblid^er  ^^ü'^rer  unb  ^erat^er;  in  biefcm  ©inne  marb  er  aud)  in  bem 
^riefmed)fel  ämifd)en  Seffing  unb  (5ba  ^önig  ermäljut,  menn  aud)  Seffing  an 
ber  9teinl)eit  unb  Uneigennüljig!eit  feiner  9lbfic^ten  jmeifelt  unb  meint,  ba§  bei 
feinen  33emü'^ungen  aud)  bie  Sorge  um  ben  eigenen  9lul)m  eine  grofee  9iotte 
fpiele.  2}or  allem  mar  @ebler§  S'^ätigfeit  auf  bie  ßinfü^rung  be§  „regelmäßigen" 
2;i)eatergefdE)mad§  in  Söien  geric£)tet.  ©eine  eigenen  3}erfud£)e  auf  bem  (Gebiete 
ber  bramatifcf)en  5]3oefie  (gefammelt  unter  bem  %itd:  „S)e§  greil^errn  üon  @. 
t:^eatralifc^e  2Bex!e"  3  S3be.  1773)  tourben  ju  i^rer  3eit  mit  33eifaE  aufge= 
nommen;  me:^rere  mürben  in§  g^ranjöfifdje  übcrfe^,  ba§  berül)mtefte  „S)er 
5DHnifter"  fogar  au^  in§  Stalienif(^e.  Seffing  ^ielt  fel)r  menig  bon  biefen 
©tüden;  für  unfere  3eit  finb  fie  nid^t  mel^r  red^t  genießbar,  ©ie  finb  gan^  in 
ber  5[Ranier  ber  S)ramen  ber  fedE)3iger  Saläre  geljalten,  ol)nc  eigentlid£)e  Drigina= 
lität,  ol^ne  Ö5efd£)icf  im  Slufbau  unb  in  ber  S)urc^fü^rung  ber  ßtjaraftere.  ^n 
manc£)en  ©tüden  aeigt  fid^  &.  al§  5iad^a^mer  S)iberot&.  Sei  altebem  öerbienen 
fie  5lner!ennung  al§  Se^gniffe  be§  regen  (5ifer§,  ben  ber  öielbefc^äftigte  ©taat§= 
beamte  auf  bie  ^erftellung  toürbigerer  S3ül)nenber'^ältniffe  bermanbte.  &.  t  1786 
im  fe(^5igften  ßebenSjal^r. 


©cMatteL  485 

lieber  @eb(er'§  Seben  unb  (grfiniten  öergL  Sorben^'  Öericon  beutfc^cr 
S!i(f)ter  unb  -^rolaiftett  Sb.  11  unb  Söurjba(^'§  biograp^ifc^cg  Sericon  be§ 
Äaiiert§um»  Deftevreic^  33b.  Y,  Ueber  feine  9}erbinbungen  mit  beutf(i)en  (Se= 
leierten  finbet  man  tntevefjante  9la(i)roeife  in  ö.  53^.  Ütic^terö'ä  „®eifte§l"ttö= 
mungen"  (SSertin  1S75).  ßreiaenac^. 

^ebfattcl:  Sof^at  Slnfetm  gtei^err  ü.  @.,  ßrabifcfioi  öon  g)lüucf)en  = 
t^reifing,    geboren   3u  äöürjburg    am   21.   3(anuar    1761,  ftammt  au§  bem 
alten    fräutifcfien   6efc^(ecf)t,    ba§  feine   Stbftammung   öon   bem    Crte  ©ebiattet 
3tDif(^en  Otot^enburg  unb  5eud)twangen  herleitet,  n)0  e§  biö  in§  14.  ^af)rf)unbert 
begütert  toar.     (Bäjon  1180  tritt  ein  ©otje  be  ©ebefibel  urfunb(icf)  auf.     ©eine 
9tad§fommen  erfdieinen  ot§  33urgmannen  bea  Stfiloffes  ©tolberg  bei  ©erota^oien, 
at§  SSefi^er  einer  ^urg  ju  Uffentjeim,  a(§  5[Rarj(|äIIe  beg  öoc^ftijteS  äöürjburg. 
ßine  ^erüorragenbere  ^olle  fpiette  ^o'^ann  $^iUp|)  ü.  6.,  feit  1599  (yürft= 
bififiof  öon  Bamberg,  einer  ber  toleranteften  ^ircfienfürften  feiner  3fit/  i^^^'  ^^t 
ben  i^urfürften  öon  33ranbenburg  unb  Sadifen  unb  mef)reren  proteftantif(f)en  öe= 
le'^rten   in    öertrautem  93erfe!^r  ftanb.     @r  rief  baburc^  ben  3(rgwot)n  tvad),  aU 
beabfic^tige  er  felbft  ju  conöertiren  unb  fein  33i§t§um  in  ein  toetttid^eS  fyürften= 
t^um  5u  öerraanbeln.     ^nSbefonbere  ber  gtauben§eifrtge  ^erjog  53larimitian  öon 
SSaiern  ftiiee  wieber^olt  bei  Äaifer  unb  ^^apft  auf  biefe  defa^r  t)in  unb  erreichte 
enbtif^ ,   ha^   ein   förmlicher  ^^roce^   eingeleitet  mürbe.     (5f)e   e§  iebo(^  ju  ernft= 
liefen    (gcfiritten    fam,    ftarb  ^o^ann   ^f)itipp.  —    2ot§ar  2Infelm   ö.   6.    mar 
ber    ©ol^n    be§   ^rei§geri(^t§birector§    '^f)itipp   -^onrab    ö.    @.    ju    ©d^meinfurt. 
9lac^   S5oIlenbung   feiner  ©tubien  trat  er  in  ben  geiftlic^en  Staub  unb  mar  bei 
©äcutarifirung  ber   geift(id)en    5-ürftent|ümer   Sombec^ant  ju  äöürjburg.     3U§ 
SBürjburg  an  bie  ^rone  QJaiern  überging,   mürbe  er  jum  SSifc^of  jener  Siöcefe, 
fpäter   aber  ^um  ei-ften  (ärjbifc^of  öon  5)tüncf)en=5reiftng  au§erfe^en.     ^^iu§  TL 
beftätigte  i:^n  al§  fotc^en  am  25.  gjlai  1818,  am  1.  DloObr.  1821  erfolgte  bie 
Gonfecration.     ©ein    erfter    Jpirtenbrief    öom    6.   ^Jtoöbr.    1821    betont  baS  i^e= 
bürfni^  einer  grünbticf)en  3teftauration  ber  Üteügiofität  unb  ^iri^enjuifit,  moburc^ 
uic^t   nur  bie  ©eftatt   ber  Äiri^e  im  (Gebiet  ber  ueubegrünbeten  Siöcefe  mieber 
befeftigt ,   fonbern   au(f)   ber   @eift   ber  ßirc^e  im  ©aujen  unb  in  ben  einzelnen 
Steilen  neu  belebt  toerben  foEte.     Saju  feilten  öor  3lüem  bie  fcf)on  öom  triben= 
tinif(i)en  ^irdienrat^  öorgefc^riebenen  Gtericalfeminarien  beitragen,  ber  (Srjbilc^of 
ift  ber   ©tifter   ber   cteiicaten   Si(bung§anftatten  in   fyreifing.     £er  6ei[t  aber, 
ber  fpät'er   l)ier   auflebte,   ift  nicf)t  berjenige  be§  ©tifter§;  @.  mar  ein  milb  ge= 
finnter   ßircl)enfürft  unb    gleii^   feinem   5ll)n^erin  Sodann   ^$§ilipp    ö.    6.   öon 
fünfter  Sulbfamfeit  gegen  anbere  9ieligion§öerroanbte.     3^<i^  bro^te  e§  gelegent= 
li($   bes   ©treite§  megen  be§   25on;ang§   öon   Goncorbat   unb   9ieligion§ebict  3U 
gefäl)rli(f)em   ßoufiict   jmifi^en    i^m   unb   ber   ©taatSregierung  ju  lommen.     6r 
fottte   al§   erfter   .^ird^enfürft   be§   Königreiches  in  ben  9leid^§rat§  eintreten  unb 
l^atte  anfänglich  an  ben  ^ßräfibenten,  gelbmarfi^att  ^yürft  Sßrebe,  ben  3}erfaffung§= 
eib  eingefdl)icft,  na^m  jeboc^  —  ol)ne  ^toeifel   auf  33efe^l  ber  Gurie  —  ben  3U= 
crft  bebingung§lo§  geleifteten  @ib  jurüdE,    inbem  er  i^n  nur  mit  allen  möglidlien 
S5orbe^alten   ju   (fünften  be§   6oncorbat§   ablegen   toollte.     2ll§  jebod^  bie  9te= 
gierung   auf  i^rem   ©tanbpunft   be^arrte,    legte   er  felbft  eine  neue  gibeöformel 
öor,  monac^  ber  (5ib  ju  ni(i)tg  öerpflid^ten  foUte,  tt)a§  ben  ©laubengle^ren  ober 
ben  ©efe^en  ber  !at!§olif(i)en  Kirdt)e  toiberftreite ,  eine  gormel,  meiere  jeber  J^eil 
naii)  feinen  (Srunbfä^en   auflegen   fonnte.     5tudE)  gegen  ben  Sefd)luB  ber  2epu= 
tirtenfammer  öom  30.  93tai  1831,   monad^  bie  fat^olifc^e  ©eiftlid^feit  jur  3lu§= 
Übung  il)re§  'Zimtes  bei  gemifc^ten  S^en,  felbft  menn  bie  ©rjie^ung  aller  Äinber 
in   ber    fatt)olifdl)en   Äirc^e  uii^t  jugeftciiert  märe,  nöt^igenfallS  öom  ©taat  ge= 
^mungen  toerben  foHte,   erliob  ba§  erjbifd^öftid^c  Drbinariat  energifd^en  ^^^roteft. 


486 


©ebtüiter. 


^n  bei-  ^vai-i§  würbe  aber,  fo  weit  ber  (äinflufe  be§  ©rjbifd^ofS  rddfite,  gvo^e 
g^arfigieBigfeit  Ibewicfen,  Wenn  aud^  ba§  fh-rf)ü(^e  ^tinctp  gewai)vt  btciften  mu^tc. 
ßbenfo  würbe  in  einem  9lu§f(i)reit)en  üom  19.  Dtoöbr.  1841  an  bic  2)ecanQte 
unb  5piarrämter  getegentlid^  ber  ©requien  für  bie  öerftorbenc  ^roteftantifd^e 
,^önigin=2SittWe  Caroline  au§brüc!lid)  ^eröorgetjoben,  man  erwarte  jutoerfidittidC), 
„bn|  mit  ^arf^eit  SlÜeg  öermieben  Werben  Wirb,  wa§  in  bie|em  Slugenblirfe  bie 
2Bunben  be§  föniglicf)en  .öaufeS  norf)  fc^mer^tidier  ma(f)cn  Würbe".  Sefanntti^ 
würbe  biefe  ^a'^nung  nic^t  aUfeitig  6cac£)tet  unb  ber  3fIoti§niu§  einiger  ^an3el= 
rebner  I)atte  jur  'Soia,^,  ba|  in  ber  ,^ird)enpotitif  be§  fiaierifdicn  5Jlonard^cn  öon 
biefem  S^itl^u^ft  fi^  ßi"^  entfdiiebene  Söenbung  eintrat.  (B.  [tarb ,  wä^renb 
gerabe  eine  ^ubetfeiex  be§  25iäf)rigen  Sßirfeng  be§  Äirc^enjürften  öortereitet 
würbe,  gelegentticE)  einer  girmungSreije  im  ©täbtd^en  9Jlüt)lborf  am  1.  October 
1846. 

311.  <&d£)mib,  2raucrrebe  ouf  ben  .g)intiitt  fiof^ar  5Jnfetm  b.  @ebjatter§. 

—  ©eneralienfammlung  b.  ©rjbiöceje  ^ünc^en=f5^reii'ing,  I.  93b.:  Dbert)irtlt(i)e 

SBerorbnungen   k.    1821  —  46.   —  (Srfc^    unb    ©ruber,    1.    ©er.,    55.    Z'i)!., 

©.  308.  -geiget. 

@cbU)ilcr:    ^ieront)mu§   @. ,   ein   ."pumanift  ber  ^tejormationS^eit,  ber 

Sdeformation   aber,    Wie   bie   meiften  |)umamften  am  CBerrt)ein,  cntfdiieben  al6= 

geWanbt,  geboren  im  (5täbtd)en  ^orburg  bei  Gotmar  c.  1480,  t  in  .^agenau  ben 

21.    3^uni    1545.    —    (Sr  mad)te   feine   ©tubien   an  ber  Uniöcrfität  58afet  unb 

würbe  at§  norf)   iunger  ^lann   ^ur  Leitung  ber  (Sd^ule  in  ©dilettftabt  berufen, 

bie   burd)   S)ringenberg  ju   großem   9{nfef)cn   getommen  war.     Dtine  burc^  @e= 

biegen'fieit  bc§  3Biffen§  ober  burc^  «S^ärfe  be§  Urtt)ei(§  befonberS  I^erborjuragen, 

fd)eint  er  bocf)  nidjt  geringe  Öeltung  gewonnen  unb  namentüi^  auij  burä)  Wo'^l= 

wottenbe  ©efinnung  feine  ©cf)üter  fic^  öer|3fltcf)tet  5U  '^aben.     Unter  biefen  nennt 

man  33eatu§  9lt)enanu§,  Sol^anne§  ©apibu§  unb  Seo  3iub.     ©d)on  im  ^.  1509 

ertjielt  er,   wa^rf(i)einli(f)  auf   SSeranlaffung    ®ei(er'§  unb    3Bimpt)eting'§ ,   einen 

iliuf  an  bie  mit  bem  5}iün[ter  in  Strasburg  fic^  toerbinbcnbe  lateinifd^e  ©(i)ute. 

an  Wctdier  bann  ber  ^oet  Cttomar  "Jcactitigatt  (SuSciniue),  ein  in  -pariS,  SöWen 

unb  SCßien  gebilbeter  ^ann,  it)m  beigegeben  würbe  {(§,^.  ©dCimibt,   Yie  de  Jean 

Sturm,    21   f.).     ^ier   f(i)lo§   er   nun  an  (Leiter,  SBimp'^eling,  SSrant,  aurf)  al§ 

^Ritgücb    ber    litterarifd^en  ©efetlfc^aft,    enger   fit^  an,    unb  Wie  er  bie  @cf)ule 

emporjubringen    fi(^    bemü'^te,    fo    war    er    aud^    at§  @(i)riftfteller    fe'^r  f^ätig. 

Ueber  feine  (Stellung  in  bem  Kampfe,  in  Wetd^en  fein  atternber  (Vreunb  2öimpf)e= 

ling  burd)  möncfiifctie  ©egner  tierwidfett  würbe,  ftnb  Wir  nidf)t  genauer  unterri(i)tet. 

5ll§  aber  bie  auf  bem  tirdt)li(f)en  Gebiete  einbringenben  ''Jleuerungen  au(^  in  @traB= 

bürg   immer  mä(i)tiger  würben ,    trat  er  entfc^ieben  für  bie  Wanfenbe  ^^>artei  ber 

alten  Äirdie  auf.     ©roHenb  berüe^  er  1524  bie  fe^erifd£)e  ©tobt  unb  überna'f)m 

ha^  9lectorat   ber  ©d£)ule   in  .!^agenau,  feitbem  faft  Ieibenfcf)aftlidC)  bemü'^t,  ben 

neuen  Söo'^nfi^   gegen   bie   luf^erifdEien  ße^ren    ju  berWa^ren,  Wä^renb  bod)  bie 

bortigen  33u(i)brucfer  in  jener  3eit  mandt)e§  pr  ^-örberung  ber  neuen  Sßeftuebungen 

in  bie  Deffentlid^feit  brachten.     9(ud)   al§  <g)umamft  füt)lte   er  gegen  bie  5'leuer= 

ungen   fidE)   erregt,   mit  benen  grobe  S5ernarf)täffigung  ber  (Brommati!  unb  Wit[= 

fürlid^e  ©rüärung  ber  t)l.  ©^rift  geWö^nlidf)  ju  werben  fdE)ienen.     ^n  ^agenau 

blieb  er  bi§  an  feinen  2:ob.     @ine  feiner  erften  fd£)riftftetterifd^en  ßeiftungen  War 

bie   3lu§gabe   ber   3333.    be§  ^olt)boru§  5Bergiliu§   unb  ©abellicuS  de  inventori- 

bus  rerum   (©traPurg   1509).     ^m   ^.    1512   beranftaltete   er   eine    3lu§gabe 

ber  bon  6odt)laeu§  für  bie  5^ürnberger  ©d^ulc  bearbeiteten  Iateinifd£)en  ©rammatif, 

bie   er   feinem   ^^reunb   SQßimp'^eling   bebicirte.     Slnbere  ^^lilologifd^e,  t)iftorifd^e, 

f^eologifdtje  Slrbeiten  bienten  meift   bem   Sebürfniffe   be§  2;age§.     ^a§  er   al§ 

Iateinif(^er  S)id£)ter  ju  leiften  bermod^te,  jeigt  bieÜeicEit  am  beften  feine  „Pane- 


©ebife.  487 

gyris  Carolina",  mit  toeläjn  er  1521  ^axU  \.  Eintritt  in  S)cutf(^tanb  feiette; 
au§  i^r  fpric^t  noc^  ein  freierer  ©cift. 

©.  'M^xxä),  2)ie  ©c^ule   ju  ©(^lettftabt ,  in  ^ügen'§  Seitfc^Titt  für  bie 

^ift.   x^toi.   IV,    2  (toieber  aBgebrucft  in  feinen  ''Ulittl)eilungen  au§  b.  Öefd^. 

be§   eifaffeg   I,    78    ff.),   ©troöet,  SJaterlänb.    6efc^.  be§  (5tfaffe§  IV,  130  f. 

c'poratt)!^,  S5eatu§  9t:^enanu§  11  f.  ^aemmel. 

®ebifc:  i^  rieb  rief)  G).  —  unter  ben  ©rf)utmännern ,  tt3et(f)e  im  (e^ten 
drittel  be§  üorigen  ^a'^rt)unbert§  aud^  ba§  l§ö^ere  Unterrit^t^mefen  in  neue 
iBa!§nen  tenften,  einer  ber  f)ert)orragenbften,  —  geB.  ju  SoBerom  in  ber  5ßi.'ieg= 
ni^  ben  15.  ^an.  1754,  t  in  93erlin  ben  2.  mai  1803.  Sein  25ater,  ^Pfarrer 
bei  Drt§,  unter  ber  9lot^  bei  ,ßriege§  niebergeBeugt,  fc£)cint  ben  fräftigen  Änaficn 
o^ne  geiftige  9tnregung  getaffen  ju  ^aben ,  unb  fo  gaB  biefer  aucf)  nac^  bem 
2obe  be§  Spätere  fcinertei  Hoffnung  auf  erfreu(i(i)e  @nttt}icflung.  ^n  fotdjem 
3uftanbe  fam  er,  nacf)  fur^em  3tufent§alte  in  ber  <Bä)nk  ^u  Secfiaufen,  in  ba§ 
^aifen^auä  p  3üllicf)au,  tr)e((^e§  bamate  Steinhart  leitete.  3I6er  fein  geiftigee 
Seben  regte  fxd)  auc^  fe^t  nur  langfam,  unb  erft  nad)  feinem  Eintritt  in  ba§ 
neben  bem  Sßaifenf)aufe  bamols  begrünbete  ^äbagogium  begann  ber  Unterricht 
i|n  3u  JüecEen.  Um  fo  rafc^er  miüä)  ging  feitbem  bie  (Sntmidlung,  in  toenigen 
i^a^ren  fiatte  (3.  bie  meiften  ^Olitfc^üler  überholt,  ^m  9(lter  üon  16  ^at)xtn 
be^og  er  bie  Unitierfttät  ^ranffurt  aD.,  um  2:^eoIogie  ju  ftubiren.  Slucf)  ^ier 
arbeitete  er  raftIo§;  äu|erti(^  unterftü^t  unb  innerlid)  geforbert  burd^  ben  ^ro= 
feffor  Zöllner,  bem  er  bann  fort  unb  fort  l^erjüiiie  Sanfbarfeit  bewatirte,  bei 
einer  .^ranf^eit  anä)  baburd^  unterftü^te,  ba^  er  fein  ßollegium  über  5Retap^t)fiE 
fortfe^te.  @.  ^ätte  bann  felbft  bie  afabemifdie  Saufba'^n  ertoä^lt,  ttienn  nid^t 
2DlIner-§  2ob  if)n  entmut^igt  f)ätte  (1774).  5tuf  6mpfet)(ung  Steinbart'§,  ber 
JoUner'S  9tac§fo(ger  geworben  mar  unb  ben  früf)eren  ©d^üter  in  fein  6au§  auf= 
genommen  f)atte,  ging  er  bereits  1775  na(^  Serün,  um  bie  Seitung  ber  <B'ö'i)m 
be§  ^^ropfte§  ©^jolbing  3U  übernef)men.  <Bä)on  im  näc^ften  ^a^re  empfa'^I  i^n 
biefer  für  bie  ©teile  be§  ©ubrectorg  an  bem  tief  gefunfenen  5iiebridE)§toerberf(^en 
©Qmnafium ,  toetd^iem  burd)  eine  frif^e  Öe^rfraft  neue§  Seben  3ugefül^rt  toerben 
fottte.  &.  ex^idt  bie  (Stelle  unb  naf)m,  obtool  junäc^ft  no(|  in  Spalbing'S 
Öaufe  bleibenb,  an  ben  SSemü^ungen  um  eine  Dteform  ber  3Inftalt  unb  an  bem 
Ünterri(f;te  ber  oberen  Staffen  ben  leb^afteften  3tnt^eit,  feit  1777  at»  ^rorector. 
3ܧ  bann  1770  ber  fränfli(^e  Dtector  JpeiniuS,  beffen  9Imt  er  jute^t  mit  3U  Der= 
fe^en  f)atte,  in  ben  Stu'^eftanb  jurücfgetreten  irar,  »urbe  er  S^irector.  Sereits 
t)attc  er  aud^  al§  ScfiriTtfleller  fid^  terfud£)t.  ^m  S-  1777  ^^atte  er  „^nnbar'g 
otrimpifc^e  ©ieges^t)mnen"  Derbeuif(^t  erfd^einen  (äffen;  1779  folgten  „^inbar^S 
piltf)ifd)e  ©iege§f)t)mnen".  Unb  tnie  nun  bie  Ueberfe^ung,  obmol  in  ^^rofa, 
»eiteren  Äieifen  al§  eine  fel^r  lelbare  \t)n  em^fa^l ,  fo  legitimirten  i^n  bie  ßin= 
leitungen  unb  9Inmerfungen  audf)  bor  ben  goc^ii^önnern ,  benen  nur  ^ie  unb  ba 
bie  etmaö  fü^^nc  ^ritif  Sebenfen  ertoecEen  tonnte.  2t(§  ftrebfamen  <B^ulmann 
aber  jeigte  if)n  au^er  einigen  5Iuffä^en  bie  tief  eingreif enbe  (gd^rift  „  9lriftoteIe§ 
unb  ^afebom  ober  Fragmente  über  @r3ie^ung  unb  Sdflutoefen  bei  ben  3ttten 
unb  bleueren"  (^Berün  1779),  Site  praftifc^er  (5d)ulmann  beroä^rte  er  ]\d)  an  feinem 
@i)mnafium  in  ungemö^nlidfiem  ©rabe.  @r  füt)rte  in  ben  entfrf)iebener  au§ein= 
anber  gehaltenen  unb  berme^rten  (Slaffen  ba§  gadt)fr)ftem  burd^,  toar  felbft  im 
Unterrid^te  tote  in  ber  Seauffid^tigung  unermübli(^,  führte  neue  Sc^ulbüd^er  ein, 
forgte  für  £'e^rmitte(  öerfdiicbener  3trt,  grünbete  eine  $ib(iott)ef  für  (5d)ü(er; 
aud)  burcf)  Ginrid[)tung  öon  öiertetjätirlid^en  denfuren  für  bie  unteren,  öon  ^alb= 
iä^rlicf)en  für  bie  oberen  O'Iaffen  brodele  er  53eben  unb  JHegfamfeit  in  feine 
(5(f)ute.  hieben  bem  Sateinifdien  gelangte  auc^  hai  6ried)if(f)e ,  neben  bem 
(5pTadf|lid£)en  aut^  ba§  (Sad)Iid^e  ju  öoüem  9ied§t;  immer  toieber  tourbe  mannig= 


488 


©ebife. 


}ad}^  S5crl6inbung  bei*  ßectionen  erftreBt,  eine  feejonbcre  5Iuftnerffamfeit  ahn  bem 
1)äü^l\d)en  ^^Ici^e  ber  ©(f)ü(er  jugetüanbt.  6ntf(i)ieben  in  allem  n)Qi*  er  tiieüeid^t 
meiix  gefürrfitet  aU  getieft;  ober  er  I)atte  ^Jlomente,  too  Otüt)rung  i^n  über= 
mannte,  tt)0  er  weicf)  tourbe,  „too  ber  Sötoe  faft  mit  [id^  fpielen  lie^".  Sie 
reiferen  <Bä)nUx  fat)en  in  il^m  ftet§  eine  bebeutenbe,  ntäditig  anregenbe  ^erfön= 
lid^feit,  bie  bei  mand)en  ©onberbarfciten  auc^  bie  SBiberftrebcnben  pr  2(ner= 
fennung  äWang,  unb  n)a§  er  tl^at  unb  fagte,  ba§  prägte  ficf)  bi§  in  bie  fleinften 
3üge  jeinen  6d)ütern  für  bie  ßeben§jeit  ein  (9t.  S^öpU,  Öubteig  Xuä,  I,  16, 
22,  46  '].).  2Ba§  SSunber  atfo ,  ba^  ßltern  atter  ©tänbe  it)m  if)re  (5öf)ne  3U= 
iüt)rten,  ba^  er  enbtid;  öon  nief)r  al§  300  ©c^ütern  fid)  umgeben  fat),  ba^  fein 
®t)mnafium  ba§  blüt;enb[te  in  Berlin  murbc.  <Bo  gefdia'^  e§  nun  aud),  ha^  er 
bei  bem  5Rini[ter  ö.  ^^^»J^iti»  ^^"^  eifrigen  görberer  öon  ©d^utieformen ,  in  ganj 
befonbcrc  @unft  fam.  S^f^m  Ijatte  er  fein  Sud)  „5triftoteIe§  unb  33afebon)"  3U= 
geeignet;  it)m  trat  er  bann  bor  allem  baburd)  na'^e,  ba^  er  i'^n  in  bie  alte 
gitteratur  cinfül^ren  unb  befonbcrS  in  ber  gried)ifd)en  ©prad)e  unterridjten  burfte, 
tt)ie  er  benn  aud)  junädift  für  ben  ^Dtinifter  eine  3lu§gabe  be§  ^|^f)iloftet  bon 
©opt)ofle§  bcforgt  l^at  (1781).  S5gl.  Srenbelenburg,  griebrii^  b.  ®r.  unb  fein 
5[Rini[ter  f^reitierr  ö.  3p^ti!}/  1859.  S)er  ausgezeichnete  ©taat§mann  crfannte 
batb,  ha^  ®.  aud)  Leiter  reid^euben  5lufgaben  geiüad^fen  fei.  @r  tourbe  1784 
Dberconfiftorialratt),  unb  al§  brei  ^aljxc  fpdter  ba§  Dberfd^utcoÜegium  cingerid)tet 
lourbe,  fonnte  fein  Eintritt  in  biefe§  nid)t  jttjriieltiait  fein,  ^n  beiben  3lemtern 
aber  entfaltete  er  eine  betounberenSiDÜrbigc  5I()ätigf cit ,  wä'^renb  er  bod)  aud^ 
jel^t  feine  4>flic£)t  feine§  ©d)utamt§  öerfäumte.  ©ein  fdt)arfer  äJerftanb  fanb  in 
ben  aufgc'^äuiten  5tcten  ba§  ttjefenttidtje  fc^nell  "^erauS  unb  beinä^rte  fid£)  ftet§  in 
ben  6ntfd)eibungen  unb  (Srlaffen,  bie  öon  iljm  ausgingen;  in  feiner  2Bir!famfcit 
für  ba§  )3reu^ifd)e  Untcrricf)t§tt)efen  !am  nur  ^Jlcierotto ,  fein  9tmt§genoffe,  if)m 
gleii^ ,  unb  beiber  5öerbien[t  »ar  aud^  ba§  @bict  über  bie  Maturitätsprüfungen 
öom  20.  S)ecbr.  1788.  2Bie  mo^ttf)ätig  @.  bei  33ifitation§reifen  in  ha^  ßeben 
ein^etner  ©d)ulen  eingriff,  baöon  gibt  ein  Seifpicl  @dt)tt)aräe,  ®efd£).  be§  el^emal. 
©tabt=Sl)ceum§  ju  granffurt  a^Q.  (1873),  62  f.  ^n  engem  ^ufammen^ange 
mit  feiner  fo  erweiterten  S^ätigfcit  ftanb  aud^  ba§  1787  Don  it)m  begrünbete 
©eminar  für  geleierte  ©d^ulen.  6r  bereinigte  barin  anfangs  fünf,  fpäter  ac^t 
Mitgtieber,  bie  fämmtlid^  anä)  fdt)on  al§  Se^rer  t^ätig  inaren,  unb  bereitete  fo 
für  baS  t)ö^ere  Unterrii^temcfen  eine  ateil^e  tüdE)tiger  Männer  bor.  S^x  görbe» 
rung  gcreifterer  ©dt)üter  bienten  nebenbei,  ebenfalls  öon  il)m  eingeridt)tet,  eine 
päbagogifd)e  unb  eine  pl^ito(ogifdt)e  ©ocietät,  bie  ju  beftimmten  ^eü^ri»  unter  Zi)nl- 
na1)xnt  bon  (Sl^mnafialletirern,  Serfammlungen  f)ielten,  in  benen  3lbf)anblungen 
ber  Mitgliebcr  ber  9iei^e  nad^  eingef)enber  bcfproc^en  tourben.  ^n  jüngeren 
3^at)ren  tcar  ®.  öoU  ©l;mpatt)ic  für  y3afebon)'S  ©runbfä^e  unb  35erfudC)e  getoefen. 
;^n  ben  S)effauer  päbagogifd^ien  llnterl)altungen  loaren  einjelne  Seiträge  öon 
il^m  erfd^ienen,  unb  feine  befonbere  S^eitna'^me  Ijatte  e§  erregt,  atS  auf  Setrieb 
beS  MinifterS  ö.  3cbli|  bon  bem  nad)  s^aUe  berufenen  Jrapp  baS  Sr3iel^ungS= 
inftitut  jur  Silbung  fünftiger  ©d^uUe^rer  errid^tet  toorben  töar.  ©päter  freilidE) 
eriannte  er  bie  ©dE)tt}äcf)en  bcS  5)3]^itantt)ropiniSmuS  fel^r  töo'^I,  unb  über  bie 
2eid§tfertig!eit  ber  bieten  päbagogifc^en  bleuerer  l^at  er  gelegenttid^  fet)r  fd^arf 
fid)  auSgefprod^en  (©dt)ulfd£)riften  I,  75  f.).  2lber  mit  9tefetöi^  toar  er  bod§  ber 
2(nfid)t,  ba|  bie  lateinifd^en  ©d£)ulen  ber  Heineren  ©täbte  in  9lealfd^ulen  (33ürger= 
fd)ulen)  umgefd^mol^en  toerben  müßten.  —  SltS  ©c^üler  Söttner^S  tüie  als  Ser= 
el^rer  ©patbing'S  gel^örte  er  einer  S'^eologenfdljule  an,  bie  öon  bem  lird^lid^en 
Sel)rfl)fteme  l^intoegftrebte  unb  mit  bem  S^riftenf^ume  nod^  in  ööEiger  Ueberein= 
ftimmung  ju  [teilen  glaubte,  toenn  fie  für  „3lufflärung"  arbeitete.  Slber  5u  bem 
beutfdben  9ieformator  blidte  er  mit  Serel^rung  auf;  tt)ie  er  öon  Sut^er'S  päba= 
gogifd^en  Serbienften  bac£)te,    baS  betoieS   er  in  feinem  ^Programm  öon  1792: 


©ebife.  489 

„Sutl^efg  ^äbagogif  ober  @ebanfen  über  ©rätel^ung  unb  ©d^utmefen  aui  8utf|er'§ 
(5(^ri|ten  gefamtneü".  gür  ben  9)^imfter  0.  SBöUner  fonnte  er  freiUc^  ntd§t 
ebenfo  tüie  für  3^^^^^  ©egenftanb  be§  SertrauenS  fein;  hoä)  i)at  er  if)m  ben 
erften  SSanb  feiner  „©efammelten  ©t^uljc^riiten"  (1789)  geroibmet,  tod'^renb  ber 
^toeite  23anb  (1795;  bem  gan^  anberS  gearteten  ^ropft  2eIIer  bebicirt  i[t. 
UebrigenS  bieten  biefe  ©djutjc^riften  eine  ^üUe  päbagogifc^er  ^Belehrungen  in 
ferniger,  oft  fc^öner  ©prad^e,  burc£)au5  frei  üon  metf)obo[ogifd)er  ^(ügetei, 
bie  er  bei  feinem  ©ringen  auf  fft)(i)otogif(f)e  33egrünbung  be§  gmpfotilenen  in 
i^rer  Jpol^l^eit  leicht  erfannte.  ^ber  a[§  ^^^^''i^^^^^i^  1°^^  "^^^  fo  öiclfad)  Sefd)äftigte 
aucf)  no(i)  3eit  jur  Ülbfaffung  einer  9teit)e  bon  Sefebü(f|ern  unb  ß^reftomat^ien 
für  ben  fpra(i)ü(^en  Unterrid)t,  bereu  mandfie  in  immer  neuen  2luftagen  nü^lid§ 
geworben  finb.  6§  erfdjienen  ein  griect)ifd^e§  Sefebui^  (1781),  ein  Iateinifc^c§ 
^'efebud^  (1782),  eine  lateinifcfie  6f)reftomatt)ie  1792),  ein  fraujöfifc^eg  Sefe= 
bu(i) ,  eine  franjöfifcfie  6£)reftomat§ie,  ein  englif(i)e§  i?efebud§.  S)a§  Gigentf)üm= 
Iici)e  biefer  (Ec^ulbüc£)er  lag  bo(f)  öor  allem  in  ber  3}erbinbung  öon  'Bpxaä^^  uub 
©a(i)unterri(i)t.  SBeit  if)m  aber  in  päbagogif(^en  Singen  nicf)t§  flein  erfd^ien,  fo 
tierfa^te  er  1791  aucf)  ein  „Äinberbuc^  jur  erften  Uebung  im  Sefen  o^ne  5(33(i 
unb  Sud^ftabiren".  Um  fo  me^r  fann  es  überrafd)en,  ba^  er  aud^  no(^  für  ge= 
le'^rte  5Irbeiten  ^Jlu^e  fanb.  ,^ieri)er  red^nen  toir  „3}ier  SDialogen  bes  ^laton: 
5J^enon,  Triton  unb  beibe  3l(Eibiabe§  überfe^t"  (1780),  „M.  Tullii  Ciceronis  pliilo- 
sophiae  autiquae  ex  omuibus  illius  scriptis  collecta"  (1782);  ,,Pindari  carmina 
selecta"  (1786).  'DJtit  feinem  gi-'^unbe  Siefter  l^atte  er  fd^on  1783  jur  ^erau§= 
gäbe  ber  „^Berliner  'DJ^ouatSfcfirift"  fi(i)  berbunben.  ©pöter  Iie|  er  „Slnnalen  bes 
preu^ifdf)en  ©c£)ut=  unb  Äirc^enlüefen»"  erfdjeinen  (1800  f.).  5Iucf)  all  ®i(f)ter  ^at 
er  fid^  berfuc^t.  Seine  bielfeitige  unb  erfolgreid£)c  2;^ätigfeit  t)atte  it)m  attmät)lid) 
ein  fo  l^ofieS  2tnfe^en  ertoorben,  ba^  e§  !aum  at§  befonbere  3Iu»3eid£)nung  getten 
fonnte,  al§  er  1791  neben  bem  greifen  Süfd^ing  '*)]litbirector  be§  berlinifd§=!öl= 
nifc^en  ®t)mnafium§  (3um  grauen  ^(ofter)  würbe,  wä^renb  et  äugleidE)  notf)  bie 
Sirection  be§  ^-riebridfjroerberfd^en  @t)mnafium§  fortführen  foEtc.  @rft  naä) 
Süf(f)ing'§  Xobe  (1793)  legte  er  biefe§  2lmt  nieber,  um  ber  größeren  SInftalt 
unb  if)ren  ']tebenf(i)ulen  bottere  S^^eitna^me  roibmen  ^u  fönnen.  (Sr  ^atte  f)ier 
mit  ausge^eid^neten  51Mnnetn  pfammen  3u  toirfen  unb  geigte  fid§  rafd^  aud^  ben 
neuen  Slufgaben  getoac^fen.  9}on  ben  (Sinrid)tungen  SSüfd^ing'ä  behielt  er  ba§ 
meifte  bei.  Sa§  ©eminar  für  gete"t)rte  ©dfiuten,  ba§  ei;  mit  ^erübergenommen 
^atte,  "blieb  ©egenftanb  feiner  treueften  ©orgfalt.  —  (5e  War  i^m  einft  fd^wer  ge= 
toorben,  bie  Öeüebte  feines  iperjenS  al§  ©attin  in  fein  .!^au§  3u  fü'^ren  (1784  ; 
aber  bie  Gf)e  war  bann  eine  fe'^r  glücfüi^e,  Wie  aud^  feine  @ebidf)te  geigen.  S)ai 
ber  ftraffe  ©(^ulmann  audf)  im  .!^aufe  ein  fe^r  beftimmt  auftretenber  ßrjielier 
toar,  bari  man  of)ne  Weiteres  anne|men  unb  ergibt  fid^  aui^  au§  bem  SSer§ä(tni|, 
in  Weld^eg  ©pillefe  ju  ibm  trat  (SBiefe,  ©|).  28  f.).  ^m  ^.  1797  mad&te  er 
eine  Steife  nai^  Italien,  wo  er  in  brei  531onaten  2urin,  Q^torenj,  9lom,  Üleapel 
unb  Sßenebig  fa§.  3Uö  er  aber  in  ber  jule^t  genannten  ©tobt  bie  DUd^rid^t 
bon  ber  geiä^rüd^en  Srfranfung  feine§  ^^reunbeä  unb  ©teÜbertreterg  5JtidE)eIfen 
erhalten  l^atte,  eilte  er,  ol)ne  fid^  unterwegs  9tul)e  ^u  gönnen,  nai^  Berlin  3U= 
rürf.  ©eitbem  begann  feine  bor^er  feiten  bebrol)te  ©efunb^eit  ju  wanfen.  ^n- 
be§  fonnte  er  fid^  nid^t  entfd^tie^en ,  eines  feiner  5lemter  aufjugeben.  9^od^  im 
©ommer  1802  bereifte  er  unter  Slnftrengungen  bie  neuen  '^^lobinjen  ©üb=  unb 
üteuoftbreu^en.  Slber  noc^  in  bemfelben  ^a!^re  berfiet  er  in  ein  l^eftigel  !Rerben= 
fteber.  Gr  raffte  fid£)  no(f)  ein  9Jtal  auf  im  Slpinl  be»  folgenben  Sa'^reS,  um 
bie  öffentlii^en  Prüfungen  ju  Italien;  aHein  bie  faum  wicbergewonnenen  Gräfte 
fanfen  jep  bötlig  bal)in;  mit  i^nen  erlofd^  bann  and)  bie  hi^i  jule^t  genäl)rte 
-Hoffnung,   mit  föniglidier   Untei-ftü^ung  bie   ©dfiweia  befud^en  unb  bort  5Pcfta= 


490 


©cbite. 


lD33i'§  ßraie^ungSanftaÜ  fe{)eu  ju  fönnen.  —  S)ic.  burd^  feinen  Sob  entftanbcne 
SücEc  fonnte  junädift  ol§  unangiüttbai*  evjd^einen.  2Ba§  in  feinem  6t)ai-a!tcr 
unb  35eria^i-en  1)axk^  unb  üerteljenbe§  gctocfen  Wav,  ba§  fc^n^anb  jeijt  öoi*  bcn 
fingen  berer,  bie  i'^n  ge!annt  Ratten,  im  Si(i)tc  unbei-gänglic^er  33ei-bienfte. 

©.  ü6er  it)n  93,  ^.  ©rfimibt,  ^x.  @cbife,  eine  fitogr.  ©fijje,  Jöcvün 
1803.  t^-rana  ^orn,  gv.  ®ebi!e,  eine  SSiograp^ie,  Berlin  1808.  S)öi-ing, 
in  bei*  (5nct)ttopäbie  öon  @rj(^  unb  ©ruBcr,  ©ection  I,  33b.  55  (mo  reictie 
littei-arif(^e  ^Jiod^tüeifungen).  ißonnell  in  ©d^mib'g  6ncl)!topäbie.  .^eibemann, 
©ejc^ic^te  be§  grauen  i^Iofterg  ^u  33evlin,  1874. 

.^.  i?  a  e  m  m  e  I. 
®cbltc:  ßubtoig  ^riebrtd^  @ottIob  @rnft  ®.,  ein  (Sci)ulmann,  bev, 
h)Q§  bei-  ältere  Sruber  al§  bringeub  nöt^ig  Be3ei(f)net  l)atte,  unter  \et)x  gün[ti= 
gen  SSer'^ättniffen  organifirt  i)Qt:  bie  öon  ber  lateinifdien  Sd^ulc  gelöfte  beutfd)e 
•ißürgerfct)ule.  @r  toar  ben  22.  Oct.  1760  ju  a3oBeroto  in  ber  ^^riegnii^  geb.; 
er  t  ben  9.  ^uli  1838  ^u  58re§Iau.  —  Sereit§  brei  ^ionatc  naä)  ber  ©eburt 
burcf)  be§  5}ater§  %oh  eine  äßaife,  gab  er  um  fo  inniger  ben  (Sinlüirfungen  ber 
5Jlutter  [id)  {)in.  'Jlad^bem  er  bie  elften  SfHgenbja^re  in  ^^ertcbcrg  Oertebt  l^atte, 
tt)urbe  er,  10  ^a1)xe  alt,  bem  ©d)inbler'f(i)cn  Söaif entlaufe  in  SBerlin,  bann  aber 
bem  @l)mnafium  jum  grauen  ^ftofter  jugefü'^rt.  3ll§  f)ierauf  ber  '4^ro|)ft  <Spal' 
bing  1775  ben  älteren  33ruber  in  fein  i!pau§  berief,  erT)ieIt  er  burd)  biefen  neben 
©))albing'§  ©öf)nen  bie  erfte  ^^(nleitung  ^^u  n)iffenfd)aftlic^er  2f)ätigfeit  unb  bejog 
nad)f)er,  au§  bcn  5Rittetn  be§  ©d)inb(er'fd)en  2öaifent)aufe§  unterftüljt,  1780  bie 
Uniberfttät  >^alte ,  um  2f)eologic  unb  ^äbagogif  3u  ftubiren.  9lber  f($on  ju 
«Dftcrn  1782  übertrug  if)m  SBüfc^ing  at§  S^irector  am  grouen  Älofter  eine  2e^rer= 
ftette  an  biefer  5lnftalt,  bie  it)n  felbfi  gebilbct  '^atte,  unb  fo  fam  er  aud)  mieber 
in  bie  5lät)e  be§  älteren  Sruber§,  ber  bamal§  ba§  g^riebric^gmerberfc^e  @t)m^ 
nofium  leitete.  2öol  ouf  35ermittetung  beffelben  öeranla^te  ber  5Jtinifter  öon 
3ebli^  feine  Berufung  an  ba§  @Iifobetl§=®t)mnafium  in  33re§(au,  too  er  al§ 
britter  ^rojeffor  an  bie  ©eitc  be8  eben  fo  geleierten  al§  berben  y{ector§  3lrletiu§ 
trat-  5Zeun  ^al^re  l)at  fr  bort  treu  unb  mit  Grfolg  gearbeitet,  beglürft  burd^ 
eine  öon  toa^^rer  Siebe  gelnüpfte  6l)e  unb  burc^  bie  ireunbf(^aitlid)e  SSerbinbung 
mit  2ieberfül)n,  bem  5lad)iolger  be§  3lrletiu§,  mit  (Saröe,  5Jianfo,  ©treit  u.  31. 
(5r  toar  in  biefer  ^^it  Qu«^  neben  (5d)ummel  mit  ber  päbagogifd)en  Prüfung  ber 
3u  ©c^ulämtern  berufenen  Ganbibaten  beauftragt,  toie  er  bie  3luffid)t  über  ba§ 
fönigl.  ©eminar  für  Sanbft^ulle'^rer  ^atte  unb  an  ber  örganifation  ber  für  bie 
ifraelitifc^c  Sugenb  begrünbeten  233il'^etm§fd)ule  3:t)eil  na^m.  3n§  (Sd)riftftelter 
öerfa^te  er  „Einige  (Sebanfen  über  ben  jetzigen  3uftanb  ber  alten  Sitteratur  in 
unferen  geleierten  ©d)ulen"  (1787)  unb  ein  ^ebräifc^eS  ßefebud)  (1788);  eine 
fyteunbfdjaftgpflidet  erfüHte  er  burd)  bie  Verausgabe  öon  Sieberfüt)n'§  lateinifc^er 
Ueberfetjung  beg  gtobinfon  (1789)  unb  (in  5Berbinbung  mit  ©truöe)  öon  £ieber= 
fülin'g  fleinen  ©d^riften  nebft  beffen  SebenSbefd^rcibung  unb  ^Briefen  (1791). 
3im  October  1791  übernal)m  er  bie  Seitung  beg  (St)mnafium§  in  SSau^en,  ber 
^auptftabt  ber  Obertaufi^.  @r  hxaä)k  in  ben  Unterrid)t  biefer  3lnftalt  rafd^ 
feftcn  5pian  unb  ftraffe  Orbnung  unb  toirfte  jugleid^  in  toeitere  -Greife  anregenb 
'hinein  burd)  feine  Programme,  öon  benen  toir  nur  ^toei  nennen:  „(Sebanfen  cine§ 
(Sd)ulmann§  über  eine  bem  ©c^ultoefen  in  J?urfac^fen  beöorfte|enbe  9}eränberung, 
mit  befonberer  ^Se^ie^^ung  auf  bie  Dberlaufi^"  (1795)  unb  „'i)tad)rid)t  öon  ber 
gegentoärtigen  SSerfaffung  be§  (St)mnofium§  ju  35."  (1796).  ©päter  erfc^ien 
feine  Sd^rift  „Ouintitian'g  ©cbanfen  über  bie  bffentlii^e  unb  l)äu§lid)e  6r3iel)ung" 
(1803).  S)ur(^  fein  3!Birfen  in  35re§tau  mit  ben  'OJlängeln  ber  bamaligen  2el)rcr= 
bilbung  belannt  getoorben,  forbertc  er  fe^t  nai^brüdüd^  für  ©ad)fen  ßel)rerfemi= 
narien;  einfttoeilen  aber  fud^te  er  an  feinem  @t)mnaftum  junge  Männer  für  bie 


@eeraxt§.  491 

2;f)ätigfeit  in  35olf§f(^uten  botjuBereiten.  ^^öteii^  rviitU  er,  toic  im  aKgemeinen, 
jo  3unäc^[t  jür  bie  Dfierlauft^  barauf  '^in,  ba^  bie  lateinifdien  (Si^uteti  bei; 
kleineren  ©täbte  in  S3üi-gei-f(f)uten  umgeloanbelt ,  in  ben  größeren  ©tobten  neffen 
ben  ®t)mnaften  jetBftänbige  58ürgerf(i)ulen  eiTicf)tet  ttjürben.  <Bo  Wax  er  au§= 
reic£)enb  für  eine  nod)  einflu^reicEiere  ©tettung  au§gerüftet.  ^m  ^.  1803  tourbe 
er  äur  @inri(i)tung  nnb  ßeitung  einer  großen  i8ürger|d)ute  nad)  Seil^^ig  berufen 
unb  fd)on  im  ©ept.  b.  ^.  übergab  er  bem  ^Ragiftrate  „(Srunblinien  be§  ^Iane§ 
ber  neuen  33ürgerfii)ute",  toorauf  eine  für  bie  ©Itern  beftimmte  „Ütad£)ri(i)t"  er= 
f(i)ien,  bie  fel^r  geeignet  toar,  biefer  Slnftalt  bie  ^;>n^m  ber  S3et!)eiligten  äu  ge= 
minnen.  Unb  er  erfiob  biefelbe  rafd)  ju  einer  ^Jtufteranftalt  für  bie  tneiteftcn 
Greife,  ^n  einer  ©tobt,  bie  al§  @i^  einer  Uniöerfität,  al§  5)3flegeftätte  be§ 
regften  geiftigen  Seben§,  al§  ^ittelpunÜ  eine§  großartigen  §anbel§öer!ei)r§,  au(^ 
bon  i^m  ungettiö'^nti($e§  erwartete,  fanb  er  balb  ba§  attgemeinfte  SSertrauen. 
5lber  er  ^attt  ouä)  große  ©rf)rt)ierig!eiten  ju  übertoinben.  S)a§  ^praditgebäube, 
ba§  man  fofort  für  feine  ©t^ulc  aufäufü^ren  begonnen  ^atte,  fam  in  O^olge  ber 
ÄriegSunru'^en  nur  langfam  ber  SSottenbung  nä§er,  unb  bie  großen  Soften  be§ 
S5aue§  öerjetirten  bie  Mittel  für  genügenbe  5tu§[tattung  ber  ßef)rerftellen.  S)ie 
furcfitbaren  Octobertage  be§  S-  1813  bro'Eiten  ber  ©c£)ule  ööttige§  S5erberben,  ba 
ba§  @df)ull)au§  in  ein  ßoäarett)  öertoanbelt  tourbe  unb  bie  klaffen  in  atte  SSiertel 
ber  ©tobt  üerffieilt  toerben  mußten.  9lber  mit  um  fo  größerer  ^^reube  fül^rte 
®.,  ber  in  aEer  SSebrängniß  ben  großen  33efreiung§!am|)f  mit  ^atriotifd^er  @r= 
'fiebung  begleitet  l^atte,  im  nädiften  ^a^re  feine  i?inberf(^aaren  ju  ben  i^nen 
ge'^örenben  Dtäumen  äurüci.  f^aft  jtoei  ^atirje^^nte  nod)  l^at  er  ber  Slnftatt  bor= 
geftanben  unb  ju  il^rem  2lu§bau  nacf)  Gräften  beigetragen.  3Ba§  fie  in  biefer 
fpäteren  3e^t  getoorben  toar,  geigt  bie  „9leuc  5ta($rid)t  bon  ber  je^igen  33ef(i)affen= 
^eit  ber  Seibaiger  S3ürgerf(f)ule"  (1826).  5lt§  aber  bie  SSetoegungen  be§  ^.  1830 
unb  bie  bann  t)erbeigefü^rten  Umgeftaltungen  aui^  für  ba§  öffentlidEie  Unterric£)t§= 
toefen  neue  @efid)t§bun!te  getoinnen  ließen,  neuen  9lnforberungen  Oted^t  unb 
fRaum  getoä'^rten,  ba  erfannte  ©.,  ber  im  ^pxxi  1832  fein  öOjä^rigeS  2lmt§= 
jubitäum  feiern  fonnte,  baß  feine  Äraft  ben  neuen  5lufgaben  nic£)t  me'^r  ge= 
toad)fen  toäre.  (är  legte  be§f)alb  noc^  im  ^erbfte  jencS  ^a'i)X(^  fein  3lmt  nieber 
unb  30g  fi(f)  nac^  S3re§lau  ^nxM ,  too  er,  bon  ©attin,  Äinbern  unb  (änfeln  ge= 
bflegt,  bie  legten  i^a'^re  feine§  Seben§  pbra^te.  ©er  gtat^  bon  Seibjig  ^otte 
if)m  ben  boHen  31mt§gc§alt  gelaffen  unb  feiner  SBitttoc  eine  bebeutenbe  5ßenfion 
beftim'mt.  S)ie  umfangrei(i)e  2:t)ätig!eit ,  ju  ber  in  Seibäig  fein  2Imt  i'^n  ber= 
bfliditete,  "f)atte  i:^n  3u  fcEiriftltellerifdier  SLfjötigfeit  nic^t  me^r  fommen  laffen. 
S)o(^  ^at  er  1810  mit  Äeil  bie  ©(^ulreben  ^x.  5lug.  ©d^toar^e'^  {)erau§= 
gegeben. 

©.  6.  SSogel,  ^Beiträge  gur  (Sef(i|.  ber  2dp^.  33ürgerfc£)ule  (1853.  4.). 

^aemmel. 
dJccrortÖ:  5Jlarcu§  @.,  ®t)ecraert§  ober  (Serarb,  ber  ältere,  geb. 
au  Srügge  im  SInfange  be§  16.  Sol)v'§unbert§;  malte  Sanbfd^aften,  Slrc^itefturen 
unb  5porträt§.  ßr  toar  ©c£)üler  be§  9Jlartin  S)ebo§  unb  befleibete  1558  in  ber 
©t.  ßuca§=@ilbe  au  SSrügge  bie  ©teile  be§  ^)X)nUn  „23inber"  (©efd^toorenen). 
1577  finben  toir  i'^n  al§  freien  SJteifter  in  ber  ©t.  Suca§=®ilbe  in  Slnttoerpen 
cingefc£)rieben.  1585—86  begalilte  er  bafelbft  feine  33eifteuer  al§  ^itglieb  ber 
9tebert)fer=^ammer  „La  Yiolette".  @r  foE  in  ©nglanb  geftorben  fein,  too  er 
fid§  nieberließ  unb  1571  Hofmaler  ber  i?önigin  @lifabet:§  toarb,  bod^  muß  be= 
merft  toerben,  baß  @.  ficf)  1586  in  ^Inttoerpen  befanb.  ^ebenfalls  ift  er  bor 
1604  geftorben,  benn  S5an  ^Jlanber,  ber  in  biefem  ^a'^r  fein  SBerl  :^erau§gab, 
beftagt  \\ä) ,  über  biefcn  ^unft  feine  beftimmten  5tad)ri(i)ten  bom  ©ol)ne  bc§ 
Äün[tter§   erl^alten   au   können.     Söeber   @eburtg=   nod^  2:obe»ial)r  ^aben  bisher 


492  ®eefteranu§. 

|i(fier  feftgeftellt  toevben  fönnen,  inbem  bie  bon  ^itfington  angegeBencn  2)aten 
auf  einem  Sfrrt^um  Öevufien.  2ßir  fennen  öon  ®.  "einen  ic^öncn  9ii^  ber  ©tabt 
23rügge  (tior  1566),  ber  fid)  in  23vügge  befinbet,  unb  ^toei  ^^ottvätS,  ^Jtonn  unb 
g^rau,  bie  in  bev  SSiener  ©atterie  finb.  ^Man  erfennt  in  ben  t)erfc£)iebenen 
^unft^Weigen  (Seerartä'  Talent,  ^it  ^4-^atenier,  bringt  anä)  er  in  feinen 
Sanbf(i)aften  eine  nieber'^orfenbe  ©eftalt  an ,  bie  ein  natürli(i)e§  33ebürini^  t)er= 
tid^tet.  ©eine  33ilber  finb  allgemein  gefdjä^t.  @.  gab  ein  „.<panbbud)  über  bie 
3eid)enfunft"  ^erau§,  ba§  in  ^-Brügge  bertegt  unb  fpäter  in§  6ngUfc£)e  überfe^t 
njarb  (1674  in  4°).  1567  erfcf)ienen  bon  i^m  in  Srügge  .^u^jferftic^c  ju  6fop'§ 
i^abetn,  fon^ie  auc^  anbere  @tic[)e,  über  bie  jebocf)  eine  geluiffe  Unflarlieit  I)errfd^t, 
bie,  fo  gut  tüie  anbere  ^^eifet  über  bie  SebenSbaten  (Seerartä'  offenbar  baf)er 
rü^rt ,  ba^  fein  gleichnamiger  (5ot)n  i^n  no(^  (Sngtanb  begleitete  unb  bort  in 
feine  g-it^ftapfcn  trat.  S)er  Sater  @.  matte  ebenfalls  auf  ®ta§-,  auct)  ftammt 
bie  3eic£)nung  ju  bem  ©rabmat  ^art  be§  Äü^nen  in  SSrügge  bon  it)ni.  —  ^n 
ber  3ln§[tettung  bon  ^Dknct)e[tcr  1857  (ber  iJatatog  nannte  i^  5Jiarcu§  @arrarb) 
toaren  brei  bon  i^m  ^errütjrcnbc  ^^Jorträtg  ber  Königin  ßlifabett),  unter  bcnen 
fid^  baSjenige  nomenttid)  au§3eid)uet,  auf  n)eld)em  bie  Königin  in  ^^^roceffion 
i^ren  S}etter  öorb  .ipubfou  befud)enb ,  bargeftcllt  ift.  -ipiernac^  fertigte  3}ertue 
feinen  berüfimten  @tid).     S)a§  tounberbolle  iöifb  ge()ört  t)cute  bem  2orb  5Digbl). 

^]Jtarcu§  &.,  Öt)eeraert§  ober  ©erarb,  ber  jüngere  <Bol)n  be§  ä3or= 
{lerge^enben,  ttiarb  ebenfalls  in  33rügge  geboren.  '^Jlan  bermuttjet ,  ba^  er 
(5d)üler  be§  2uca§  be  .^cere  getuefen  fen;  .^ramm  gibt  intt)ümli(^  an,  ba^  er 
1577  in  bie  ©t.  ßuca§=(SiIbe  eingefd)rieben  fei,  toaS  bie  „Liggeren"  nid)t  er= 
toä'^nen.  @§  tuirb  angenommen,  ba|  er  33i[ber  für  ßtöfter  in  23rügge  malte. 
(5r  arbeitete  mit  feinem  ib'ater  in  ©ngtanb  unb  marb,  n)ie  bicfer,  Hofmaler  ber 
Königin  (Slifabetl) ,  fpäter  ber  Königin  3lnna.  Sier  jüngere  @.  mar  an  bem 
englifdien  ipof  ein  feljr  gcfud)ter  ^JJtaler,  toa§  inbe^  me^r  auf  ^JJiobe  berul)t,  atö 
hü^  er  ein  auBergemöl)ntid)e§  Talent  gel)abt  Tratte,  ©eine  SBerfe  finb  l)aubt= 
|ä(^lid)  burd)  bie  bargeftettten  ^erfcmlic^fcitcn  intereffant.  S)ie  ,'^,eid)nung,  fotoie 
ha^  Kolorit  finb  oft  fd)ma(^  unb  bie  ßompofition  ift  mittelmäßig,  aber  er  ber= 
[taub  feinen  giguren  biet  £eben  unb  ©eift  einjü^audien ;  feine  23ilber  leiben 
an  einem  getoiffen  5Jkngel  an  .^armonie.  ©iret. 

©CCftcrainiö :  Sotjann  @. ,  gel)ört  einem  (Sefd)te(^t  an,  au§|  meld)em 
me"^rere  ^itglieber  in  ben  remonftrantifd)en  3^iftigfeiten  Ijerbortraten  unb  il^re§ 
^rebigeramte§  entfep  tnurben,  j.  58.  bie  ©ebvüber  6orneliu§  unb  ^rnolb  unb 
il)re  S3ettern  $eter  unb  ^JtanniuS  ®.  S)er  bebeutenbfte  aber  mar  3fol)ann  (^., 
feit  1609  ^rebiger  im  2)orfe  SJreelanb  unb  bem  9iemonftranti§mu§  ganj  er= 
geben.  1610  folgte  er  bem  9iuf  ber  ©emeinbe  ju  3Hfmaar,  too  er  im  ^.  1586 
geboren  tt)ar,  unb  prebigte  bort  mit  großem  SSeifaH.  3ll§  fi(^  jur  '^di  ber 
nationalen  ©t;nobe  bon  S)orbre(^t  ein  3lufrul^r  in  5llfmaar  er'^ob,  führte  bie§ 
1619,  ttjieUJol  bie  ©taaten  bon  .^^oHanb  i^n  bon  aüet  SSet^eiligung  baran  frei= 
fpradien,  bennoc^  feine  3lbfe^ung  l)erbei,  nid^t  nur  meit  er  al§  9temonftrant  ben 
calbiniftifdien  ©iferern  berußt  mar,  fonbern  and)  toegen  feiner  Hinneigung  jum 
©ociniani§mu§.  SCßirflid)  entl)ielt  feine  ßonfeffion,  mel(|e  er,  jufammen  mit  feinem 
ebenfaÜg  abgefegten  SSruber  ^peier,  ber  ©t)nobe  überreid^te,  eine  fid)  in  man(^er 
Hinfidt)t  bom  3^emonftranti^mu§  entfernenbe  üteligionSauff affung ,  inbem  er  bie 
9lttgegentt)art  @otte§,  bie  ^)xiä  ^Jcatnren  S^rifti  unb  bie  ©rbfünbe  leugnete,  fid^ 
babei  ben  2lnfid)ten  ber  Staufgefinnten  bon  ber  Dbrigleit  unb  Äinbtaufe  an= 
fd)loß  unb  bie  Seigre  bon  ber  9ted)tfertigung  ganj  eigenartig  erflörte.  S)iefe 
©efinnung  fü'^rte  il)n  balb  ben  ßottegianten  bon  9flt)t)n§burg  ju,  für  bie  er 
eifrig  t^ätig  mar,  big  er  fid^  im  ^.  1620,  um  ber  '^i^igen  35erfolgung  au  ent= 
ge'^en,   nadt)   bem  Dtorben  £)ft=i5f^ie§lanb§  jurüdf^og,  too  fein  SSruber  5ßeter  unb 


©effcfcu.  49g 

bei*  Bekannte  ^an^^fiuljjen  fi($  fd)on  aufhielten.  (5tn  i'^m  noc^  im  leiben  ^alive 
angetragenes  ^voiefforat  lel)nte  n  ab  unb  leibte  in  ftiller  3ui"ücfge3ogenl)eit  öon 
feiner  .^änbe  SlrBeit,  16i§  bie  ^eft  it)n  mit  3^rau  unb  ,^inb  1622  njegraffte. 
S5on  ü)m  erfc^ien  eine  „Predicatie  over  "t  ontset  van  Alcmaer,  gedaen  a*^ 
1618,  8  October  ovei'  Act.  IX:  31,  Mitsgaders  't  Examen  over  hem  gehouden 
in  't  Consistorie  a^  1619,  11  en  12  Maarz  4'^",  unb  ein  lateinifd)e§  ®ebid)t 
„Idolelenchus",  melc§e§  öon  Äamp'§ut)aen  überfe^t  tnorben  i[t. 

95gl.  5)3aquot,  Mem,  III.  p.  174.  Historie  der  Rhynsb.  Vergad.  door 
Faschier  de  Fyne.  ©lafiuS,  Godg.  Nederl.  unb  S5an  ber  2la,  Biogr.  Woor- 
denb.  33 an  ©lee. 

©effd'cn:  .^ einrieb  @,,  ©enotor  ber  freien  ©tabt  ^amBurg,  geb.  bafelfift 
am  24.  Dctbr.  1792,  trug  bo§  (Gepräge  eine§  ed)ten  l)anfeatifct)en  93ürger§  unb 
©enotorg.  —  Söäl^rcnb  Steigung  unb  S3efäl)igung  il)n  auf  ba§  ©tubium  Ijinju» 
meifen  fi^ienen,  mar  er  burd)  ben  früljen  Slob  feineg  3}ater§  öeranla^t  tüorben, 
fid)  bem  Äaufmann§ftanbe  ju  toibmen.  ©c^on  in  feinem  14.  :3at)re  mu^te  er 
bie  ©(i)ule  öerlaffen  unb  al§  ^anblungSle'^rling  in  ba§  |)raftifd)e  Seben  treten, 
aber  er  mu^te  eine  fo  frül^e  unterbroct)ene  miffenfc^oftlidie  Silbung  au§  fid^ 
felbft  tueiter  auSjubauen.  f^^reilirf)  mu^te  er  baju  bei  anftrengenber  SogeSarbeit 
bem  ©cfilafe  bie  frül)en  5)lorgenftunben  abgeminnen.  Oftmals  tnurbe  i!§m  bie& 
redit  fdimer  unb  ber  alte  §anblung§biener ,  öon  bem  er  fid)  meden  lie^,  mu|te 
ilim  9lbenb§  berfpre($en,  i:^n  jebenfaHS  ^um  5luffte'^en  ju  smingen,  au(^  toenn 
er  ilin  am  anbern  5Jtorgen  biefe§  S5erfpre($en§  entbänbe.  5lu§  ber  mit  gliefen 
ge^jflafterten  Kammer ,  in  toeldjer  bie  2el)rtinge  bc§  @efd)äft§  fd)licfen,  eilte  er 
bann  in  ba§  nod)  einfame  ßomptoir,  um  ben  ©tubien  obzuliegen,  bie  il)n  eine, 
aucf)  bei  .^aufleuten  großer  ^lanbelSftäbte  ungemölmlic^e,  miffenf(±)aftlict)e  33ilbung 
geminnen  liefen.  ©effden'S  ^fünglingSja'^re  fielen  in  bie  gro^e  3eit,  in  toelrf)er 
S)eutfd)tanb  ba§  ^od)  ber  g^rembl^errfc^aft  abfcfiüttclte.  S)er  lurje  ^ubel  über 
bie  erfte  33efreiung  .^amburgS  (5[Rär3  1813)  mar  berraufc^t,  bie  befreunbcten 
9fiuffen  l)attcn  bie  ©tabt  berlaffen  unb  bie  f^^ran^ofen  zogen  mieber  ein.  &.,  ber 
tüxä)  feine  injtoifdien  an  ben  3;ag  gelegte  beutfctie  ©efinnung  fid)  gefälirbet 
mu^te,  ging  nad)  ©djmeben.  ®er  @ang  ber  ©reigniffe  beranta^te  il)n  aber 
balb,  na^  Deutfd^tanb  zurüdjufel^ren,  um  fid)  bem  (JorpS  ber  freimittigen  Säger 
anäufd)lieien ,  'mtid)t§i  in  2Bi§mar  ou§  geflol)enen  unb  bertriebenen  -Hamburger 
^Bürgern  jur  5Jtitl)ülfe  an  ber  33efreiung  il}rer  S^aterftabt  gufammentrat.  '»Dtit 
biefem  -6or))§,  in  beffen  3R\tk  er  au(|  bei  einem  9]orpoftengefed)t  bertounbet 
mürbe,  naiim  er  2;"§eil  an  ber  Belagerung  unb  ßntfe^ung  .^amburgS  bon  ben 
g^ranjofen  unb  mit  bemfelben  jog  er  ein  in  bie  jum  ^meiten  5]tolc  befreite 
©tabt.  9lad)  biefer  .^riegSe^ifobe  unternal^m  ®.  eine  abermalige  9teife  nac§ 
©darneben,  auf  ber  er  faft  ein  ^üi)x  zubrachte,  unb  trat  bann  am  1.  Januar 
1816  al§  Sl^eilne'^mer  in  ba§  eltertid)e  §anblung§l§au§.  f^ür  baffelbe  bie  fidiere 
gefd)äftlid)e  ©runblage  3U  geminnen,  mar  jel^t  fein  Bemühen;  nur  jeitmeife, 
namentlid)  ©onntag§,  erlaubte  er  fid)  eine  iBefc^äftigung  mit  5]}oefie  unb  äßiffen^ 
fc^aft.  @r  mu^te  aber  mol  finben,  ba^  er  fi(^  biefer  SSefc^äftigung ,  für  bie  _er 
bie  größte  9leigung  :§atte,  ou(^  in  befc^ränttem  5^a^e  nid)t  :^ingcben  bürfe, 
menn  nid)t  bie  3lrbeit  feine§  Berufes  barunter  leiben  fottte.  ^n  einem  ©ebic^te 
na^m  er  bon  ber  5Jtufe,  „ber  er  bod^  tein  ed)ter  ©ol^n",  förmlid)en  2lbfd)ieb 
unb  Inibmete  fobann  feiner  gefi^äftlic^en  2;i)ätigfeit  feinen  ganzen  S'^^i^  ^^^  äu 
bem  5lbfd)nitt  feines  SebenS,  ber  i'^n  3ur  SBirffamfeit  für  baS  ©emeinmo^l  berief. 
S)ie  bürgerlid^e  Bermaltung  in  ben  .g)anfeftäbten  refrutirt  fidt)  auS  ben  meiteften 
Greifen;  bon  benen,  bie  l^erange^ogen  meiben,  gelangen  biejenigen,  meldte  ftd^ 
olS  befähigt  unb  als  o|)ferbereit  in  Eingabe  i^rer  3^^^  unb  Gräfte  ermeifen,  ju 
ben  mid^tigeren  Slemtern.      2llS  ein  5Jiann  ber  le|tgenannten  %xt  mürbe  ®.  er= 


494  öeffrfen. 

fannt.  ä)evbient  mac£)te  er  jic^  namentüd)  a(§  ^JHtglieb  ber  93et)üi-be  ber  ^am= 
burger  @iro=Sanf,  bereit  au^gebilbete  (Sinriditungen  (bie  bem  jpäteren  ÖJiro=33er= 
fe^r  ber  9tei(f)§!)Qn!  al§  ©rimbtage  gebient  Ijaben)  toeiter  ju  üerüotttommueu  er 
\\ä)  beftrebte;  fobann  al§  ^Jlitgüeb  ber  (^ommerjbeputation  (-•panbelsfammcr)  unb 
nad)  bem  großen  33ranbe  al§  lltitgUeb  ber  ';}tati)§=  unb  ^Bürgerbeputation  üou 
1842,  tDc{d)e  beu  äÖieberaujbau  ^'^aniburgS  leitete.  2Bäf)rcnb  er  an  ber  23au£= 
öerlüaltung  tt^eilna'^m,  30g  er  ba§  gan^e  93anfJüc|en  in  ben  SSereid)  jeiue§  (5tu= 
bium§,  fpäter  bie  3oli=  unb  Söefteuerungsjrageu  unb  anbere  ©egenftänbe  ber  U}oIfö= 
lDirtI)fd)ait  unb  .^anbclspolitif.  S"  biejen  i^ää)exn,  in  benen  er  bie  proltifd^en 
mit  'bm  f^eoretijdien  .^enntnijfen  öerbanb ,  mürbe  er  eine  ©Ijeciolität  unb  eine 
2lutorität ,  bie  meitt)in  Geltung  erl)iett.  2(u(i)  litterarijd)  mirfte  er  burc^  feine 
t)anbeI§potitij(i)cn  Srofd)üren:  „2)ie  ©teUung  ber  cS^anfeftäbte"  unb  „3ur  33ant= 
jrage".  ^m  3-  1Ö45  mürbe  6).  jum  Senator  ermä()tt  unb  trat  nunmel)r  in 
einen  nod)  größeren  äßirfung§frei§.  6r  ^atte  u.  ^^(.  mcjcntlii^en  2lntt)eil  an 
ber  S)entid)riit  be§  .»pamburger  ©enatS  über  bie  SDiffcrcntial^oHe,  meldte  bie 
^rin^ipien  be§  freien  ^'^'^^^'^^^  bertl)eibigt  unb  ber  bie  6f)re  miberjutir,  bei 
3lufl)ebung  ber  englifd)en  ^JtaöigationSacte  für  t>a^  ''^ailanmü  in  baä  6nglifd)c 
überfetjt  ^u  merben.  23ei  ben  S3crütt)ungen  über  eine  3olI=  unb  ^onbelöeinigung 
2)eutfd)(anb§,  bie  1848  in  J^-ranfjurt  unb  1851  in '2)re§ben  unb  i^ranffurt  ftatt= 
janben,  mar  @.  ber  ^eüoümädjtigte  be§  -Hamburger  ©enatS  unb  mu^te  bie 
l^omburgifd)c  i5-reil)aienftellung  für  alle  ßbentualitäten  ju  maf)ren.  ^n  ber 
großen  Jpanbel§trifi§  bon  1857  gc()Drte  er  ju  benen,  bie  einen  flaren  S3tid  be= 
t)ieUen  unb  glüdüd)  öerljinberten ,  ba|  ©taat  unb  6ef ei^gebung ,  loie  bon  bem 
aufgeregten  .s^ianbelSftanbe  gcmünfd)t  iinirbe,  in  ben  fid)  natürlid)  enttuidetnben 
®ang  ber  23erl)ä[tniffe  eingriffen.     @.  t  am  3.  Cct.  1862. 

|)einrid)  ®. ,    ein  5tc£rolog,  im  .^amb.  ßorrefponbenten  bom  9,  Januar 
1862.  gmil  b.  531  eile. 

©cffdcil:  ;3oi^anne§  &.,  tut^erifd)er  ®ei[tlid)er,  mürbe  am  20.  gebr. 
1803  äu  Hamburg  geboren,  mo  fein  au§  5teul)au§  an  ber  Dfte  ftammenber 
5ßater  Äaufmann  mar.  ©eit  b.  3>-  1816  befu(^te  er  ba§  ^ol;anneum  unb  im 
©ommerfemeftcr  1822  ba§  afabcmifd)e  @l)mnafium  feiner  33atcrftabt.  S)arauf 
ftubirte  er  in  ©ijttingen,  in  Jpalle  unb  bann  mieber  in  (V)öttingen  Sfieologie. 
^Jlad)bem  er  an  ber  legieren  Uniuerfität  ben  pt)i(üfopIjif d)en  Soctorgrab  ermorben, 
!el)rte  er  gegen  Oftern  1826  nad)  ^-jomburg  ^urürf,  luo  er  am  13.  Suti  1826 
nad)  beenbetem  ßjamen  unter  bie  'Sai)l  ber  6 anbibaten  bc§  geiftUc^en  5[llinifte= 
rium§  aufgenommen  mürbe.  (5r  befd)äftigte  fic^  l)ier  au^er  mit  feinen  ©tubien 
mit  @rtl)eilung  bon  ^^M-ibatunterrid)t,  befonberg  an  ©d)ulanftalten  für  5Jtäbd)en. 
@d)on  al§  ©tubent  l)atte  er  auf  größeren  9ieifen  faft  ganj  2)eutfd)lanb ,  bie 
©(^tüeij  unb  Dberitalien  fenncn  gelernt;  al§  ßanbibat  bereifte  er  im  S.  1829 
Stalten  unb  ©idlien  unb  Mjrte  burd^  bie  ©d^meij  ^urüd.  ?lm  29.  9tob.  1829 
marb  er  jum  5Diaconu§  C^srebiger)  an  ber  ©t.  5]iid)aeli§firc^e  in  .s^amburg  ge= 
toäiyit,  in  toeldjcr  ©tellung  er  bi§  au  feinem  Sebengenbe  berblieb.  ^ei  ber  ^eier 
be§  300jäl)rigen  ÜteformationSjubiläumS  in  .g)aEe  tourbe  er  honoris  causa  jum 
Soctor  ber  3::§eologie  ernannt.  9iac£)  einer  ettoa  ad)tmonatli(^en  ^-anf^eit, 
bon  toelc^er  er  nodj  in  ^iffingen  Teilung  gcfm^t  l)atte,  ftarb  er  toenige  3:age, 
nad)bem  er  in  bie  ^eimat^  aurüdgefelirt  tuar,  am  2.  Oct.  1864.  @.  l)atte  eine 
ungetoö^nlic^e  m-beit§!raft.  2rot3  einer  faft  unglaubli^en,  angeftrengten  3:^ätig= 
teil  in  feinem  3lmte,  mar  er  bod)  im  ©tanbe,  nod^  fortUjä^renb  x^ii\ä)t  unb 
Äraft  für  feine  miffenfc^aftlid^en  m-beiten  fic§  ju  erhalten,  ^n]  f^olge  biefer 
le|teren,  liernac^  bann  auc^  burcf)  feine  Sl^eilnal^me  an  ben  SSe'ftrebungen  be§ 
®uftab=?lbolb:^--8}erein§,  mor  er  mit  einer  großen  Slnjal^l  bon  ©ele^rten,  nament= 
lid^  bon  £l)eologen,  befannt  unb   ftanb   in   einem  reichen   litterarifc^en  SSerfel^r, 


©egenBauv.  495 

bei;  jeinen  eigenen  ©tubien  bann  aud)  toicber  öielfad)  ^u  @ute  fam.  ©eine  58e= 
reittoittig!ett ,  anbern  ju  bienen,  fei  e§  buri^  9tad^iorjä)ungen  in  ben  l^aml6urgi= 
]ä)tn  33ibliDt^efen ,  fei  e§  au§  ben  <Bä)'d^tn  feiner  eigenen  33iHiot{)ef,  tuurbe 
xe\ä)liä)  in  3Infpru^  genommen,  ©eine  eigenen  5lvbeiten  feetoegen  \iä)  I)aupt= 
fä(i)lic£)  auf  bem  @el6iete  ber  j?ird)engef(^ic^te  feiner  Söaterftabt,  ber  <^t)mnologie 
unb  ber  Äated^etif.  ^n  erfter  .^infid^t  ift  au|er  an  feine  bieten  n)ert"^t)oEen 
Beiträge  jn  ber  3eitf(i)riit  be§  33erein§  für  Jiamfturgifiiie  @efd§i(^te  t^auptfäi^lid) 
an  feinen  „^o^ann  äßinüer",  1861,  ju  erinnern,  in  toeld)em  SBerle  bie  burd^ 
ben  ^ieti§mu§  in  ipamburg  erregten  ©treitigfeiten  ou§  meift  ungebrucJten  Quellen 
gefc^ilbert  toerben.  ©eine  '§t)mnologif(f)en  Äenntniffe  16ereid)erte  unb  öertoertl^ete 
er  äunäc^ft  in  feiner  longjätirigen  53^itarl6eil  an  bem  bann  feit  bem  ^.  1843  in 
ber  lut!§erifd)en  Äircfie  S^amiuxa,^  eingefü'[)rten  (Sefang6uc£)e.  ^m  ift  e§  i^^m  be= 
fonberS  gu  bauten,  ba^  eine  rei(^ere  5Iu§toal)t  älterer  ßieber  toieber  in  biefe§ 
©efangBucf)  aufgenommen  tourbe.  2ll§  er  im  S-  1852  bon  ber  ßonferenj  ber 
beutfdien  eöangeliftiieu  gtcgierungen  in  6ifena(i)  3um  ^Ritgliebe  ber  ßommiffion 
für  Slnfertigung  eine§  aEgemeinen  ebangelifc£)en  @efangBud)e§  ernannt  morben 
»ar,  gab  er,  toeit  er  nict)t  mit  ber  5)Uiorität  in  ber  ßommiffion  p  ge^en  ber= 
mod^te,  felöftänbig  einen  ©nttourf  5U  einem  „?lllgemeinen  eöangelifc^en  ®efang= 
öu(^e",  .^amliurg  1853,  f)erau§,  ber  noc£)  immer S3eact)tung  berbient.  3}on  ent= 
fd^ieben  bteifienbem  äßert^e  ift  feine  5trl6eit  üBer  bie  „,^amBurgif(^en  nieber= 
fäd^fifd)en  ©efangbüd^er  be§  16.  i^al^r^unbertg",  1857,  bereu  fämmtlid^e  Sieber 
er  in  i^ier  urfprünglid^en  (Seftalt  mit  einer  l)iftorif df)en  Einleitung  ^erauSgaÖ. 
S)em  fatect)etif(^en  ©ebiete  ge'^örte  fein  erfte§  grö|ere§  äBer!,  „UeBer  bie 
berfd£)iebene  @int:§eilung  be§  SefaloguS",  1838,  an;  bor  oUem  aöer  baSjenige 
äBer!,  auf  beffen  |)erftellung  er  jafirelangen  an'^altenben  f^^lei^  unb  au^erbem 
auä)  gro^e  Soften  geiuanbt  t)atte,  „S)er  Silbercated)i§mu§  be§  15.  ;^a^rt)un= 
bert§  unb  bie  cote(|etifct)en  ^auptftüiie  in  biefer  3^^*  ^^^  ^^^  Sutl^er",  bon 
toel(^em  äöerfe  leiber  nur  ber  erfte  %^dl,  bie  ^e'^n  ©ebote  umfaffenb,  1855  mit 
12  Silbertafeln,  l^erau§ge!ommen  ift;  toä^renb  ber  5lu§arBeitung  be§  ätceiten 
2:i§etle§,  äu  tüeld^em  fd^on  bie  .Silber  gebrudt  toaren,  ftarB  &.  @r  ^atte  l§ier 
ein  @ei)iet  betreten,  ba§  bor  il)m  ^Jliemanb  aud§  nur  annä'^ernb  mit  fol^er 
@rünbli(i)!eit  bearbeitet  :§atte;  „e§  lam  barauf  an",  wie  er  felbft  fagt,  „eine 
berlorene,  jebenfaltS  bergeffene  ßitteratur  ©d^ritt  bor  @d£)ritt  ttiieber  ju  entbecfen 
unb  im  3ufammenl§ange  ju  begreifen",  gür  bie  (S5ef(^idt)te  be§  Iirdt)lid^en  £eben§ 
namentlift)  in  S)eutfd)lanb ,  bor  ber  Oieformation  ift  ^ier  eine  in  bor'^er  un= 
geal^nter  äöeife  reid^lidt)  flie^enbe  Quelle  eröffnet,  unb  toenn  e§  aud^  immer  fe^r 
3U  bebauern  bleibt,  ba^  ba§  äißerl  ui(i)t  boltenbet  ift,  fo  ift  bod^  gerabe  in  ber 
genannten  iJinfidCjt  ber  erfc£)ienene  Sll^eil  be§  Sßer!e§  tool  toid^tiger,  al§  bie  fol= 
genben  borau§fict)tlid§  geworben  toäten,  bpeil  gerabe  bie  ^elin  ©ebote  in  ber  3^^* 
unmittelbar  bor  ber  9fteformation  für  bie  2el)re  unb  ^^rebigt  eine  Sebeutung  ge= 
iDonnen  liatten,  tnie  äu  feiner  anberen  ^^it-  ®-  l)interlie^  eine  ungemein  gro^e 
unb  rei(i)l)oltige  Sibliotl^e!,  bereu  i^atalog  gebrückt  ift;  einige  2lbtl)eilungen 
berfelben  famen  auf  bie  Hamburger  ©tabtbibliotlief,  ba§  übrige  irurbe  leiber  in 
einer  3luction  jerftreut.  ©ine  gro^e  Slnsa'^l  i'^m  für  feinen  „Silbercated^i§mu§" 
l)ö(i)ft  »idfitiger  5[Ranuf!ripte  unb  3?ncunabeln  l§atte  er  felbft  befeffen. 

Ueber  il§n  ift  ju  bergleidien  au^er  ben  eingaben  im  Seiilon  ber  l)am= 
burgifd[)en  ©d^riftfteEer :  (©engelmann)  Dr.  ;^o^anne§  &.,  9te!rolog  in  ber 
3lllgem.  Äird^euäeitung,  43.  Sa^^'Saug,  Darmftabt  1864,  9lr.  82. 

SSertlieau.. 
©cgcubaiir:   Sofep^  5lnton  (bon)  ©.,  gjtaler,  geb.  ben  6.  Wdx^  1800 
äu  SBangen  im  5lttgäu,   t  al§  lönigl.  toürtembergifd^er  Hofmaler  ju  Ülom  ben 
31.  3fan.  1876,   tourbe  auf  (Srunb  bon  bielberfbred()enben  autobibaltifdfien  S5er= 


496  ©egenbaur. 

fudfien  fünijel^niäfing  üom  5profe||or  9tot)eit  ö.  ßanger  in  bie  3eicf)enjrf)ule  ber 
5Jlün(i)ener  2lfabemie  aufgenommen.  @r  frf)(oB  bort  (5-rcunb[(^att  mit  ^.  (5. 
3^acol6§  au§  @ot§a  unb  5t.  ütiebet  qu§  33nireutl§,  tüetrfie  beibe,  h)ie  ev  fetbft 
fc^on  al§  ©dtjüler  me"§i-  eine  coloviftifd^e  Sftid^tung  öeriotgten.  3fm  ^.  1820 
fam  et  mit  einem  Delgemätbe ,  einem  „t)t.  ©ebaftion"  (je^t  in  ber  .lpauptfirct)e 
feiner  33aterftabt)  unb  mit  ben  33i(bnifjen  feiner  ßttern  nad^  Stuttgart ,  too 
2)annecler  jid^  feiner,  tote  fo  bieler  aubercr  jungen  Talente,  annahm  unb  i!^n 
bem  Äönig  äöil^elm  empfahl,  tiefer  bemiHigte  i^m  eine  Unterftü|ung  für  brei 
weitere  ©tubienja^re  in  5Jlünd)en  unb  ließ  i:^n  auä)  narf)  3l6tauf  biefcr  3cit  in 
Sftatien  reifen.  6.  f)ielt  fid)  in  ^Itom ,  obttjot  burdö  bie  6mpfet)tungen  ßanger^§ 
unb  S)annecEer'§  mit  ^od) ,  Seit,  ©dinorr,  DöerbecE  unb  anbcren  beutf(f)en 
Äünftlern  in  SSerbinbung  gebrarf)t,  neben  ber  'Jtatur,  toeld)e  er  in  Sanbfdiaft, 
3lrd)iteftur  unb  (Figuren  fleißig  ffi^jirte,  borne^mlid)  an  9iafaet.  SJon  feinem 
grüublid^en  ©tubium  biefeS  Söorbilbeä  ^eugen  jmei  bamalg  in  bie  ^eimatl;  ge= 
f(f|icttc  öelbilber  (je^t  im  Stuttgarter  ©d)toffe)  „S)ie  erften  ßttern  nad)  bem 
5ßertufte  bc§  ^^5arabiefe§"  unb  „5Rofe§,  feinem  S}olfe  Söaffer  au§  bem  Jydlm 
fd)Iagenb".  ©ein  erfter  5Berfud)  im  greSfomaten,  „,^erfuie§  unb  Qmp^alt" , 
roe(d)en  er  im  ^.  1826  auf  einer  2Banb  feine§  5ltelier§  gemad^t  ^atte,  würbe 
öon  2;t)orn)albfen  angefault  unb  befinbet  fic^,  allcrbing§  nid)t  fet)r  gtüdlic^  abgelöft, 
jcljt  in  beffen  'OJlufeum  3u  ^opentjagen;  eine  etma§  fteinere  d'opie  in  Öel  befi^t 
bie  ©tuttgarter  ©taat§gaEcrie.  ^Jiod)  in  bcmfelben  ^a^re  !am  ber  burd)  biefe 
5lrbeit  fc^nell  ^u  einem  fd)önen  Un]  gefommene  J?ünft(er  nod)  ©tuttgart  äurüd 
unb  fd)müdte  in  ber  fotgenben  Seit  im  Stuftrag  ^onig  3Bitf)eIm§  einige  9täume 
ber  bamalS  im  33au  begriffenen  93iUa  ^Jtofenftein  bei  Ganftatt  mit  f^i-'e^fcn  au^ : 
bie  Äuppet  be§  |ycftfaa(e§  mit  ©cenen  au§  „Vtmor  unb  ^4>ft)d)e"  naä)  5lpu(eiu§ 
unb  ba§  93ibIiot^ef,^immer  ber  Königin  mit  ben  öier  Sfatjres^eiten  in  ber  (Scftatt 
uon  fd)tüebenben  ^Jtäbd)enfiguren.  'Jiad)  33oüenbung  biefer  5lufträge  ging  @. 
wieber  nad)  ^taüen  unb  erfanb  in  9tom  eine  5trt  bon  beWegti($en  ^5fre§fen,  in= 
bem  er  ipoljra'^men  mit  S)rat)t  überfpannen  unb  bie  barüber  gezogene  l'einwanb 
ftüdweife  mit  ^atf,  ©anb  unb  @t)|)§  grunbiren  tic^.  (Sr  wät)Ite  für  bie  fo 
t)ergeftcttten  ©emätbe  t^eilS  reügiöfe,  tl)eil§  mi)tt)o(ogifd)e  ©toffe  unb  fanb  balb 
©önner  unb  Käufer  genug,  fo  baß  i^m  ein  neuer  3tuftrag  feinc§  ilönigS,  ber 
it)m  bei  einem  93efuc^e  in  ber  ■'peimatt)  im  S.  1835  <^u  2:^eil  Würbe,  faft  un= 
gelegen  fam.  ®.  fottte  einige  ©äle  be§  ©tuttgarter  ©c^{offe§  mit  greifen  au§ 
ber  älteren  Würtembergifd)en  (S}cf(^id)te  jieren  unb  erl^ielt  baju  eine  fcfte  2ln= 
ftettung  al§  .g)oimaIer.  ^aft  äWan^ig  ^a^xc  lang  blieb  er,  inbem  i'^m  immer 
wieber  neue  ©äle  überWiefen  würben,  in  biefem  ©ebäube  befd)äftigt  unb  erWarb 
fid)  namentlich  burc^  biejenigen  23ilber,  in  Weld^en  er  bem  ©toffe  nac^  mit  ben 
befannten  Würtemberg.23allaben  bon  S.  Urlaub  jufammentraf,  einen  '^öd)ft  populären 
Flamen  in  feiner  .^eimat^.  6ine  fpätere,  im  ^.  1860  boUenbcte  Stuf  gäbe,  bie 
5DecEe  be§  fogen.  Weisen  ©aale§  in  bemfelben  ©d)toffe  mit  ©cenen  aug  ber  grie= 
d^ifd)en  5!)lt)t|ologie  au§pfd)mürfen,  führte  ii}n  ju  einer  neuen  2;ed)ni!  für  2Banb= 
bilber.  6r  malte  fie  auf  SeinWanb  in  £)el  unb  überwog  fie ,  na^bem  fic  an 
Ort  unb  ©tette  gebrad)t  waren,  mit  einem  3Bacf)efirni§,  ber  il)nen  ba§  2lnfe'^en 
bon  Snfauftif  gab.  Slu^er  biefen  großen  SBerfen  malte  (S.  t^eit§  in  ©tuttgart, 
tl^eilä  in  9iom,  wo  er  in  feinen  fpäteren  Seben§ial)ren  regelmäßig  ben  2öinter 
äubra^te,  auc^  ©taffeleibilber  in  größerer  Slnja'^l:  gute  33ilbniffe,  al§  Äir(^en= 
bilber  gefc^ä^te  5Jlabonnen  unb  nU;tl)ologifd)e  ©cenen,  wie  fie  befonberS  ^önig 
2öilt)elm  liebte.  @r  aeigte  fi(^  in  allen  feinen  ©d^öpfungen  al§  einen  ^öd)ft 
gewanbten  3eicf)uer,  beffen  immer  flüffige,  aber  oft  aud)  alläu  glatte  f5formen= 
]pxaä)t  an  bie  bon  2öilt)elm  ^aulbac^  erinnert.  3ln  feinen  '^iftorifd^en  ^reSfen, 
toelc^e  jebenfoll§  al§  ba§  §auptwerf  feinc§  Seben§  3U  betrad)ten  ftnb,   ift  neben 


&tl)t  —  ©el)len.  497 

frifdier  Stfinbung,  tiaxn  ßompofttion  unb  flotter  S3etoegung  ber  f^iguren, 
namentli«^  eine  für  feine  !^tit  ungetüöfinlid^  fräftige  unb  reic£)e  garbe  lu 
rühmen. 

S5gl.    bie   ^ünftlerteyifa ;    ®rimm,    ®efd£)id)te   bon   2Bangen   i.  31.    unb 

meinen  9ZetroIog  in  ber  ©c^toäbifd^en  ß'fironif  bon  1876. 

2Ö  i  n  1 1  e  r  H  n. 
(Hc^C:  ©buarb  ^ einrieb  ©.,  S)i(^ter,  geb.  3U  S)re§ben  1.  gebr.  1793, 
t  bafetbft  13.  gebr.  1^50,  ©o^n  bon  6t)riftian  Samuel  ®.,  .^of-  unb  ^uftia= 
tatl^  in  ®re§ben,  er'^ielt  mit  S^eobor  .^örner  jufammen  l)äu§li(i)en  Unterricht, 
befu(f)te  1808  —  12  bie  Sanbe§fcl)ule  ju  ^forta  unb  ftubirte  bann  in  Seibäig 
9te(^t§tt)iffenf(^aft.  ^n  feiner  33aterftabt  lie^  er  ft(^  barauf  al§  3lböocat  nieber, 
bo(i)  gab  er  nie  feine  SSefcfiäftigung  mit  ber  3)i(^tfunft  auf,  unb  ba§  l^atte  für 
i'^n  bie  go^ße,  ba^  er  foft  loöl^renb  feine§  ganzen  Seben§  mit  5!Jlangel  ju  fämpfen 
:§atte,  auc^  no(^  nad^bem  er  1832  aU  genfor  für  bie  nic^t  in  bie  gacuttät§= 
miffenfd^aften  einf(f)Iagenben  Süi^er  bei  ber  Ärei§birection  3u  S)reäben  angeftellt 
morben  mar.  @r  ftarb  im  S)re§bener  ^ranfen^aufe.  ©ci)on  1817  gab  er  bie 
2:ragöbie  „@uftab  5lboIp^  in  5)eutf(^Ianb"  l^eraug.  Slu^er  biefem  unb  anberen 
S)ramen  toerfa^te  er  aber  au(^  9tomane  unb  5floöeIIen  (Sammlung  tiermif(f)ter 
©d^riftcn",  3  qSbe.,  SSunalau  1836—37)  unb  ju  <Bpo^x'^  Optx  „^effonba" 
lieferte  er  ben  2ejt. 

gjleufel,  @.  %.     gieuer  «Refrolog  b.   S)eutf(^en,  ^ai)x%.  28,  1850,  2^.  1, 

1852,  @.  116  ff.     Si-ümmer,  S)eutfd§e§  S)ic§tertejifon  S3b.  I,  1876. 

©c^norr  bon  6arol§felb. 
©e^emo:  ^oT^onne§  Slbral^am  a  (S.,  auä)  ©el^ma  gef(^rieben,  pol= 
nif(f)er  ©betmann  unb  reformatorifdier  ©(^riftfteller  auf  bem  (Bebiete  ber  beutfd^en 
^eere§fanität§cinri(^tungen,  geb.  ungefähr  1662  unb  f  1700.  @.  mibmete  fic^ 
nac^  bem  frühen  2:obe  feiner  ©Itern  ber  2anbtoirtl)fc§aft  unb  bann  bem  ^ilitör, 
bei  toelcf)  te^terem  er  öon  ber  ^Jife  ouf  U^  jum  .t)aubtmann  borrüdte  unb  fid^ 
an  11  gelbjügen  bet^eitigte.  ©bäter  entfagte  er  ber  Dfftcier§fteEung,  um  5Jte= 
bicin  äu  ftubieren  unb  bie  le|tere  al§bann  in  ^olftein,  .^amburg,  SBerlin  ic.  mit 
ben  günftigften  Erfolgen  au§püben.  ©eine  mititärfanitären  Drganifation§t)or= 
fd^täge,  bereu  mefentli^e  im  ßaufe  ber^eit  bermirltid^t  toorben  finb,  legte  er  in 
folgenben  ©d^riften  nieber:  „SBotöerf eigner  gelb=5Jtebicu§  SSegreiffenbe  bie  5Ri§= 
braüd^e,  meldte  bi^^ero  fotool^l  in  5lnftettung  ber  ^n.  gelb=50'lebicorum,  al§  gelb= 
fd^erer,  mie  aud)  bei  @inrid£)tung  ber  alfo  genannten  gelb=Äaften  bergangen  finb, 
fambt  @inem  unma§gebli(i)en  mo'^lmeinenbem  ^^roject,  toie  unb  auff  ma§  meife 
fold^eg  oHe§  fönne  remebiret  toerben",  1684.  91.  „S)er  Dfficirer  tooleingerid^tete 
gelbabot^e!",  1688.  „Krauler  ©olbat,  fammt  einer  gelbabot^e!",  1690.  „S)er 
franfe  ©olbat,  bittenb,  ba§  er  möge  l^infül)ro  beffer  conferbiret,  mitleibiger  trac= 
tiret  unb  borfic^tiger  curiret  toerben",  1690.  99. 

Molleri  Cimbria  literata,  tom.  II.  pag.  218 — 20,  —  SlEgemeine  m{litör= 

ärätlidCie  Bettung  1869,  gir.  19  u.  20.  ^ermann  grölid^. 

®C^Icn:  Slbolb^gerbinanb  ©„g'^emüer.  Geboren  juSSütoto in 5ßommern 
1775.  3uuäc^ft  ^Ibof^efer,  ftubirte  er  in  Königsberg,  too  er  al§  Dr.  med.  bro= 
mobirte,  arbeitete  bann  unter  Älabrot^  in  33ertin  unb  l^abititirte  fid§  in  <^alle 
al§  S)ocent  ber  ßl^emie.  1807  ging  er  nai^  ^üni^en,  bon  ber  3lfabemie  ju 
ilirem  5!JZitgliebe  ernannt,  too  er  1815  fd§on  ftarb  unb  ätoar  an  einer  S5ergiftung 
burdf)  3lrfeni!toafferftoffga§,  mit  beffen  Unterfud^ung  er  fid^  befd)äftigte.  y3efannt 
ift  65.  al§  |)crau§geber'  mehrerer  d§emifd^er  i^ournale:  be§  „dienen  altgemeinen 
Journals  ber  ß^emie"  (1803—5,  6  SSbe.),  be§  „Journals  für  (5^emie  unb 
^^l^fif"  (1806—10,  9  Sbe.)  unb  be§  erften  35anbe§  be§  „gtebetitoriumS  für 
bie  ^^rmacie",  bon  55ud£)ner  toeiter  fortgefe^t;  ferner  al§  Ueberfe^er  bon  S5er= 

Mgein.  beutfdöe  SStoßrotiDie.    VIII.  32 


498  ©et)ler. 

tt)oKet'§  „Elements  de  l'art  de  teinture"  unb  bonSerjeltug'  „^ex]u^  ....  ein 
©l)ftem  ber  iütineralogie  ju  öegrünben".  —  eine  fteinc  6(i)i;ift  öon  ®.  „5afe= 
lidie  Slnleitung  jur  ©r^eugung  unb  ©etoinnung  bc§  ©atpcterS",  tDurbe  ju  feiner 
3eit  oiet  benu^t.  (SJcl^ten'S  eigene  Unterfuc^ungen  finb  Weniger  befannt ,  er 
roieber^olte  16efonber§  3}erju(^e  Slnberer  unb  Brachte  baburc^  oft  erft  .^lar'^ett  in 
fcf)on  öor  if)m  beoBac^tete  Srfc^einungen,  jo  toibertegte  er  bie  öon  i^ourcrot)  unb 
2}auguetin  öertretene  Sel^auptung,  ba^  ?tmeifenjäure  nur  ein  ©emijd^  au§  @fj'ig= 
fäure  unb  ^lepfelfäurc  jei,  n)a§  übrigen^  ©uerfm  jd)on  jrü'^er  für  unrid^tig  ge= 
iialten  fiatte.  S)ann  ift  @.  einer  ber  6r[ten,  öieüeici)t  fogar  ber  @rfte,  rodä)tx 
bie  ©iitigfeit  ber  Slaufäurc  erfannte.  ®e^ten'§  früher  jEob  al§  Dpjer  feiner 
2Biffenf(^ait  erregte  allgemeineä  unb  tiefet  ^itgcfü'fil.  Sabenburg. 

(^ti)Uv:  ^of)ann  ©amuel  2;raugott  ®.,  geb.  am  1.  ^oö.  1751  ju 
@örli|,  ftubirte  in  Seipjig  anfangs  ^at^ematif  unb  ^Jtaturtt)iffenfd)aften,  bann 
bie  9te(j^te,  tiromotiirtc  al§  Doctor  juris  unb  'fiabititiite  fidE)  1776  al§  ^ribat= 
bocent  ber  ^JJlattjematif.  ©päter  (1783)  tourbe  er  ütat^ö'^err  unb  1786  33eifi|er 
be§  Dber^ofgeri(^t§  in  Seip,yg  unb  ftarb  bafelbft  am  16.  Od.  1795.  ®.  be= 
fci)äftigte  ficf)  eifrig  mit  p'£)t)fifalif(i)en  ©tubien,  gab  eine  „©ammlung  jur  ^^i;ftl 
unb  ^Jtaturgefd§i(i)te"  (4  5J3be. ,  1778—92)  l^erauS  unb  überfe^te  aSerfe  öon 
S)etuc,  ©regort),  2tbam§,  f^ourcro^  u.  31.  ^n  tüeiteren  Greifen  n)urbe  er  be= 
fannt  burc^  fein  „$t)i)fifalif(^e§  SBörterbud^"  (5  S3be.,  1787—95),  beffen  fpäter 
öon  35ranbe§,  ©mclin,  Sittrott»,  .g)orner,  ^unrfe  unb  '4>iaff  beforgte  ^)ieubearbei= 
tung  (11  S3be.,  1825—45)  nod^  l^eute  ^odigefd^ä^t  tnirb.     (93gl.  «üleufel) 

ß  0  m  m  e  l. 

(Ski}\tx:  ^ot).  Äarl  &.,  m-jt,  ben  17.  mai  1732  in  (Börli^  geboren, 
jeigtc  f(^on  in  früi)cr  ^iugenb  eine  au§gefprod)ene  ^Jleigung  für  bie  a3efd^äftigung 
mit  ben  'Otaturtt)iffenfd)aften.  '»Jtad)  Säeenbigung  feiner  @t)mnafialbilbung  föaubtc 
\xä)  @.  be'^ufS  beS  ©tubiumg  ber  ^kbicin  nac^  fieipjig,  iro  er  auf  6mpfet)lnng 
feine§  a3ater§  eine  freunblid)e  5lufnat)me  bei  ßubtoig  fanb  unb,  nad)  SSeenbigung 
feiner  ©tubien  im  ^.  1758  bie  S)octortDÜrbe  erlangte.  25on  ben  ^aturrt)iffen= 
fdjaften  ^atte  öorjugSmeifc  bie  ^Mineralogie  feine  -ilufmerlfamleit  gefeffelt;  f(i)on 
ein  3^al§r  öor  feiner  ^Promotion  tjatte  er  eine  f leine  mineralogifd^e  ^Irbeit  („De 
characteribus  fossilium  cxternis")  öeröffentlic^t  unb  nad)  5lbfolöirung  feiner  Uni= 
öerfitätSftubien  begab  er  fid)  nai^  gi-'^iberg,  mo  er  fid)  längere  3eit  auSfd^lie^lid^ 
mit  biefem  ©egenftanbe  befd)äftigte.  S)ann  mad^te  er  eine  miffenfc^afttid)e  9ieife 
burd)  bie  ©dimeij  unb  S)eutf(^lanb  unb  ging  jule^t  nad^  ©trapurg,  um  t)ier 
be§  geburt§l)ülflic|en  Unterridi)t§  in  ber  eben  bamal§  in  '§ot)em  5lnfef)en  ftel}en= 
ben  f^rieb'fcEien  ©d^ulc  tl)eilt)aitig  p  werben.  —  '^ad)  ßeipaig  jurüdgeteljrt, 
'^abilitirte  er  fic^  bafelbft  al§  Soccnt  ber  ^Jlineralogie  —  unb  jtoar  al§  ber 
ßrfte,  ber  in  ßei^jig  3}orlefungen  über  biefen  ©egenftanb  '^ielt,  gleidfijeitig  aber 
befd^äftigte  er  fid^  mit  ärätlid^er  ^^rajiS,  fpecieE  mit  @eburt§l^ülfe,  unb  erlangte 
alSbalb  einen  fold)en  Stuf,  ba^  er,  al§  einer  ber  gefud)teften  ^raftifer,  fd^on  im 
3f.  1759  öon  ben  ftäbtif(^en  Sel^brben  3um  ©tabt=@eburt§l)elfer  unb  1762  auf 
Eintrag  ber  mebicinifd£)en  g^acultät  jum  Prof.  extraord.  ber  $8otanif  ernannt 
tourbe.  ^m  ^.  1773  tourbe  i:^m  ber  orbentli^e  Se^rftu^l  ber  $^l)fiologic, 
1780  ber  ber  Slnatomie  unb  ßl^irurgie  übertragen,  unb  1789  rücfte  er  in  bie 
©teEung  be§  5profeffor§  ber  ^raltifd)en  5Jlebicin  ein.  3lm  6.  9Jlai  1796  enbete 
er  fein  tl§atenreidi)e§  ßeben,  l)0(^gee:^rt  öon  feinen  greunben  unb  Mitbürgern, 
toeldie  er  nidl)t  nur  burd§  eine  umfaffenbe  ©ele'^rfamfeit  unb  feine  l)eröorragenbe 
är^tlid^e,  befonberS  geburt§]§ülflid£)e,  Seiftungen,  fonbern  au(^  burc^  bie  §er5lid^= 
feit  unb  Milbe  feine§  Qtjaxatki^ ,  burd)  toa^rc  ^^ilant^ropie  an  fii^  gefeffelt 
l)atte.  —  ©eine  litterarifcf)e  S'^ätigleit  befdiränft  fid)  au§fd^lie^lid^  auf  eine 
gro^e  3a^l  Keiner  a!abemifd§er  @d)riften  (ein  öoEftänbigeg  S3er3eid)ni|  berfelben 


©e'^ren  —  (Se'^ttnger.  499 

ftnbct  ficf)  in  Biogr.  m^d.  IV.  p.  374),  bon  toelc^en  bie  geBurtSplflic^en,  au§ 
ben  S.  1760  —  92  ftammenb,  gefammelt  unb  in§  S)eutfd^e  überfe|t,  unter  bem 
Xitel  „Äleine  Sd^riften,  bie  (äntöinbungSfunft  betteffenb",  öon  Äü^n  (in  ^ttiei 
Sänben,  is^eip^ig  1798,  !§erau§gegeBcn),  bie  erfte  ©teile  einnehmen.  Stiele  feiner 
in  biefen  ©d^riften  niebergelegten  2et)ren  [te'^en  auc^  f)eute  nocE)  in  üoEer  ®ül= 
tigfeit  unb  fidiern  i'^m  einen  toürbigen  ^ta^  unter  benjenigen  Sterjten,  toeld^e 
bie  ©eöurt^^ülfe  in  2)eutf(f)Ianb  3u  @"^ren  gebracfit  ^aben.  ^.  ^ix\ä). 

©e^rcn:  Äarl  ßl^riftian  ö.  ®.,  —  tange  3^^t  e^^e  ^kxte.  ber  refor^ 
mirten  ®eiftlic£)!eit  Äurt)efjen§  —  toar  am  8.  Dct.  1763  ju  Harburg  geboren. 
^a(i)bem  er  bafelbft  feine  ©c£)ulbilbung  erl^alten  unb  feine  (fünfjä'^rtgen)  a!a= 
bemifd)en  ©tubien  beenbet,  erhielt  er  1787  bie  jtoeite  ^rebigerftette  ber  2llt= 
ftäbter  ^iri^e  ju  Ototenburg  in  5^ieber§effen  übertragen.  6ine  ©aftprebigt,  bie 
er  1789  ju  5JlarBurg  '^ielt,  teufte  bie  befonberc  2lufmerffam!eit  be§  5proieffor§ 
3Jlieg  ju  ipeibelberg  auf  i^n,  beffen  Smpfe'^tung  i^nl790  auf  bie  gtoeite  5prebiger= 
[tette  ber  beutf(i)=reformirten  ©emeinbe  ju  Jio|)en§agen  hxaäjte.  5lac^  bem  Xobe 
be§  elften  ^rebiger§  (1801)  ern)ät)lte  i^n  bie  (Semeinbe  unter  ben  öort^eii§af= 
teften  SSebingungen  ju  i^rem  einzigen  ©eelforger.  Slüein  tcenn  f(i)on  fid§  nun 
@.  ber  glüc£ti(f)ften  8eben§ftettung  unb  ber  gefegnetften  äöirtfamfeit  in  ^open^agen 
erfreute,  fo  entfc^Io^  er  fic^  hoä}  1805  (auf  ben  2Bunfc§  feiner  @attin,  geb.  ©laim 
au§  9lotenBurg)  bem  ^ufe  be§  2anbcommentI)ur§  3u  ^Jtarburg  folgenb ,  auf 
bie  (unter  beffen  ^atronat  fte^enbe)  ^Pfarrei  3U  g^elSberg  in  ^Ueber^effen  über^ 
juge^en.  S)er  S)örnBergif(i)e  Stufftanb  toä'^renb  ber  fran^öfifdien  ^rembl^errfc^aft 
trug  i^m,  bem  treuen  beutfc^en  5Jiann,  eine  breimalige  SSer^aftung  unb  eine 
t)iermonatli(i)e  Sinfperrung  in  5)lain3  ein.  2lu§  feiner  ^paft  entlaffen,  feiste  @. 
xüi)\%  neben  feiner  paftoralcn  Söirffamfeit  feine  tüd)tigen  fc^riftftellerif(i)en  2lr= 
beiten  (bie  er  f(i)on  in  ßopen'tiagen  begonnen)  fort,  ^n  gere(i)ter  SBürbigung 
ber  legieren  berlie^  i^m  bie  t^eoIogifcE)e  gacultät  ju  Äiel  1817  bie  £)octor= 
mürbe.  ®er  gtüdlid^ften  (Sefunbl)eit  fid§  erfreuenb,  berrid^tete  er  atte  £)bliegen= 
l^eiten  feine§  Serufe§  mit  größter  Sreue  bi§  fur^  bor  feinem  (burct)  ben  S^ertuft 
einer  inniggeliebten  Xod^ter  befd)(eunigten)  Slob,  ber  am  6.  }^ebx.  1832  erfolgte. 
—  @.  gab  eine  beträ(i)tlic^e  kn^aijl  feiner  3eit  gern  gelefener  ©(^riften  (Äinber= 
fc^riften,  Äatec^iSmen,  ^rebigten,  Safualreben)  |erau§.  %uä)  ^x^idt  bie  reTor= 
mirte  ©emeinbe  ju  Äopen'^agen  bur(^  il^n  ein  neue§  (bom  ^reSb^terium  appro--- 
birte§)  ©efangbud),  fomie  einen  neuen  .ffatedt)t§mu§  unb  eine  berbefferte  Siturgie. 
9Iu^erbeTn  beröffentlid^te  er  mehrere  Söerfe  l^iftorifc£)en  ;^nl)att§  (3.  35.  eine  @e= 
fct)ict)te  ber  9teformirten  in  £>änemarf),  ebirte  Üeberfe^ungen  au§  bem  3)änif(^cn. 
2lu^erorbentIic^  ^a^lreidt)  finb  bie  3Xb^anblungen,  Otecenfionen  unb  fonftigen  SÖei= 
träge,  bie  er  at§  Mitarbeiter  ber  (Snct)f[obäbie  bon  (Srfct)  unb  ©ruber,  ber  ^oaUi'^ 
f(i)en  unb  Jenaer  Sitteratur^eitung ,  ber  allgemeinen  .^ird^enäeitung  unb  bicler 
anberer  23lätter  lieferte. 

S5gl.   ©trieber,   ^eff.  (Selel^rtengefc^.,  23b.  XVIII.  ©.  168-82  unb  bie 
eiligem,  mrd^en^.  1832,  "Rx.  68.  -ipeppe. 

©erringet:  Sofepl)  ®.,  fat§otif($er  J^eologe,  geb.  am  10.  3lbril  1808 
p  Unter!odt)en  bei  5lalen  in  Sßürtemberg;  befud)te  ba§  ®t)mnafium  3U  ^U= 
toangen  1816  —  22,  ftubirte  ^^ofop^ie  unb  3:^eologie  al§  3ögling  be§  3Bil= 
:^elm§ftift§  in  Tübingen  1822—26,  tourbe  im  i^alire  barauf  nai^  ber  üblichen 
©eminarSborbereitung  in  9iottenburg  pm  ^riefter  gemeint  unb  erl)ielt  feine  erfte 
bienftlic£)e  S5ermenbung  al§  23icar  in  ^}^eul)aufen  a.  b.  3^.  ^m  folgenben  3al)re 
fd^on  al§  9tepetent  in  ba§  äöil^elmSftift  (fat^ol.  (Jonbict)  nadt)  3:übingen  be= 
rufen,  berlie^  er  biefe  ©teile  1831,  um  bie  Pfarrei  '»Jj^ögglingen  anautreten. 
S3on  bem  Slnfe'^en,  toelc^eS  er  fii^  '^ier  ju  ermerben  tnu^te,  ^eugt  e§,  ba^  er 
1839  bon  bem  angreujenben  DberamtSbejir!  3lalen  jum  ?lbgeorbneten  für  ben 

32* 


500 


®ei  —  ®ctb. 


hJüvtembergifd^en  ßonbtag  getoät)lt  tourbe,  ein  fatlfiolifc^ei-  ©eiftlid^cv  in  einem 
3Ui-  ^älfte  |iroteftantifd)en  SSejivf!  Um  bieje  3fit  fingen  auä)  in  21Mirtcmbevg 
gettJijfe  fivd)lid)e  t5rragen  an,  brennenb  jn  merben  nnb  fd)on  toax  bie  fönigtic^c 
gflegiernng  gegen  ein  5Jlitglieb  ber  fQtt)olif(i)=tt)eotogifc£)en  f^acuttät,  ^4>^'oief|o^ 
5)lai-f,  öovgefcfinttcn ,  inbem  fie  bcnfelben  auf  eine  l'anbpjanei  öerje^te.  3ln 
^axt'^  ©tette  nun  marb  öon  bcr  üiegierung  65.  augcvfel^en  unb  nad)  längeren 
2}er'§anblungen  mit  f^acultät  unb  afabemifd^em  «Senat  auä)  mivÜid)  ernannt, 
na(i)bem  er  bie  3^1^19^  gemacht,  fein  ^)tanbat  at§  Slbgeorbneter  nieberjulcgen, 
um  fid)  ganj  feinem  atabemifdf)en  SBerufe ,  mctc^er  i^m  bcn  ©ortrag  ber  ^}Jtorai 
unb  ber  6j:egcfe  be§  ^Jteuen  2:eftamente§ ,  fpäter  and)  ber  ^aftoralt^eologie  auf= 
erlegte,  mibmen  ju  tonnen.  6r  trat  fein  3lmt  an  am  12.  Dct.  1841.  3lltein 
er  fonnte  ^ier  feinen  red)ten  Soben  gcminnen.  ©einer  ©eiftfäric^tung  nad)  ge= 
l)örte  er  3U  jenen  9Jlännern  öon  tool^lmeinenber  @cfinnung ,  aber  oberfläc^lid^ 
rationaliftifdier  S3ilbung,  mcld)e  bie  üteformibeen  3>ofepl)§  II.  in  bie  ^ixä)t  ein= 
äufül^ren,  für  i^re  Sluigabc  anfa'^en;  aber  fold)e§  33eftrcben  mar  bamal§  Bereite 
ein  ^i[nad)roni§mu§,  al§  9Jlänncr  mie  5£)rei),  Äulin,  A^efete,  Söclte  ber  gacultät 
il^re  9tid)tung  gaben,  unb  nadjbem  fd)on  ein  WöfjUx,  Jpevbft  unb  ^irfdier  t)oraug= 
gegangen  maren.  (S.  befa^  mebcr  jene  geiftige  Energie  unb  Ueberlegcnlieit,  noc^ 
jene  perfönlidie  3ln3iel)ung§trait,  um  einen  ^,!lnl)änger£rei§  ju  geminnen  unb  ju 
jeffeln,  öielmet)r  brotitc  ttjxii  eine  förmlid)e  ©eceffion  feiner  ^ul^örer,  fobalb  biefe 
mit  bem  ^.  1848  unter  anberen  ^-reil^eiten  aud)  bie  erlangt  l^atten,  bie  t)or= 
gefd)riebcnen  9}ortefungen  bei  ben  il)nen  beliebigen  a!abemifd)en  S)ocenten  ju 
|ören.  2)aburd)  fat)  fid)  @.  öeranla^t,  fc^on  1848  um  S^erfeliung  ober  jeit^ 
meilige  @ntl)ebung  t)on  feiner  ©teile  nac^jufuc^en,  1849  aber  fid)  um  Ueber= 
tragung  ber  ^4>ifli-'4tclle  ^od)ertl)ürn  ju  bcmrrbeu,  auf  meldie  er  am  20.  ©ept. 
b.  ^.  inöeftirt  mürbe.  —  2;l)eil§  ein  3)rang  feine§  frommen  G)emütt)§,  f^eilS 
ba§  ^ntereffe  für  biblifd)c  ©tubien  bemog  il)n  nod^  in  öorgerüdtem  ?lttcr  ^u 
einer  Sfleife  nad)  ^atäftina,  t)on  meld)er  er  nic^t  meljr  3urüdfel)ren  foHte.  @r 
ftarb  1857  ju  i^evufalem.  —  9ln  ©diriften  ^interlie^  er:  „©t)noptifd)e  3"= 
fammenftellung  be§  grifd)ifc^en  SejteS  bcr  öicr  ©bangelien  nad^  ben  ©runbfätjen 
ber  auf^entifdien  -Harmonie",  1842,  4".  —  „Siturgif.  6in  Seitfaben  ju  ala= 
bemifd^en  33orträgen  über  bie  diriftlid^e  ßiturgie  nac^  bcn  ©runbfäljen  ber  fatl)o= 
lifd)en  Äird)e",  1848.  —  „Sl^eorie  ber  ©eelforge.  @in  ßeitfaben  ju  a!abemif(^en 
SSorlefungen"  ic,  1848.  ßinfenmann. 

@ci  .  . .  f.  aud§ :  mti  ..  . 

(^eib:  .^arl  (Suftaö  @.,  fe'^r  l^crborragenber  ßriminalift,  geb.  12.  3lug. 
1808  ju  Sambs^eim  in  ber  9ll)ein)3falä  (3?aiern),  mar  ber  ©oi)n  be§  @ut§befi^er§ 
@eorg  *33alentin  ®.  unb  ber  31effe  be§  S)id)tcr§  unb  Literaten  Äarl  (B.,  einc§ 
in  ^cna  unter  ^^riditc  k.  gebttbeten  ^anne§,  meld^er  feinem  ^Jleffen  ben  erften 
Unterricht  ^u  Sl^eit  merben  lic^  unb  bie  erften  ßeime  miffenfd^aitlid^er  Steigung 
unb  9tid)tung  in  bie  ©eele  be§  Änaben  fentte.  ^3iamentlid)  fd^eint  burc^  biefen 
Dl)eim  ber  ©runb  ju  ber  ®.  burc^S  ganse  lieben  begleitenben  Siebe  3um  claffi= 
fd)en  Slltertl^um  gelegt  tnorben  ju  fein.  35on  feinem  12.  bi§  jum  19.  ^ai)xe 
würbe  ®.  auf  ben  ®t)mnafien  äu  ©rünftabt  unb  SttJe^'^v-üden  meiter  gebilbct. 
Sm  ^.  1827  bejog  er  bie  Uniöerfität  unb  ftubirte  bi§  1831  in  g^ünd^en,  |)eibet= 
berg,  33onn  unb  mieber  in  opeibclberg,  mo  er  1831  promobirte.  6r  l)örte  t)or= 
3ug§tocife  bei  Salier,  2öening=^ngenl)eim,  gjtaurer,  2;:§ibaut,  Qaä)axiae,  9Jlitter= 
maier,  9Jlorftabt,  bem  ipiftorifer  5Jtittler  unb  äöalt^er  unb  mürbe  namentlid^ 
bon  5Rittermaier  unb  5Jlittler  beeinflußt,  bon  5)littermaier  nid)t  in  ber  3Seife, 
baß  er  auf  @cib'§  miffenfct)aftlidl)c  9ti(^tung  bon  Einfluß  gemefen  toäre,  aber 
bod)    fo,    baß    er   ben  ftubirenben  ®.  am  meiften  ergriff  unb  jur  SBol^l  feine§ 


&tib.  501 

fpäteren  ©)3ecialfa(^e§ ,  be§  ©hafred^tS ,  ben  Slnfto^  %ab ,  bon  ^Jlittler  butd) 
ma^gebenbeg  ßingreiien  in  @eib'§  jlpätere  £eÖen§f(i){cIfaIe.  9lad)bcm  ®.  lurje 
3eit  in  f^i^anfent^al  16ei  Saml6§{)eint  pi-afticirt  ^tte,  folgte  er  1832  einem  buv^ 
ben  (Staatsrat^  ö.  ^Dtaurer  in  Wünäjtn  tievmittelten  9tu[e,  mit  ber  für  ben 
jungen  Äönig  Otto  ernannten  9tegentfrf)aft  al§  9fiegentf(^aft§fecretär  nac§  (Srie(f)en= 
lanb  äu  ge^en.  ®ort  öerlblieb  @.  t^eil§  aU  ße'^rer  be§  langen  Äönig§,  tl^eil§ 
at§  SJlinifterialratl^  im  ^uftiäminifterio  (tooau  er  Bereite  anfangt  1833  ernannt 
tDurbe),  !6i§  1834,  tt)o  er  jugleii^  mit  bem  abberufenen  ^laurer  nacf)  S)eutfct)= 
lanb  äurü(ffe!§rte.  (5r  ging  nun  an  bie  5lu§fül^rung  feinet  fcE)on  bor  ber  gried^t^ 
fc^en  Steife  feft  gefaxten  5piane§,  fid)  al§  aEabemifct)er  Seigrer  ju  liabilitiren,  unb 
^tvax  entfc£)teb  er  ft(^  fd)lie^lid§,  na(|bem  er  urfbrünglic^  an  9Jlünc^en  unb  ^eibel= 
berg  gebaut  Ijatte,  auf  5Jlittter'§  35eranlaffung  für  3üi;i(^-  ®i:  bereitete  \iä) 
äunäctift  t^eil§  in  feiner  9}aterftabt  ßamb§^eim,  t^eil§  in  S^^^'^  HW  auf  fein 
ßel)ramt  öor  unb  Ujurbe  1836,  o'^ne  borl^er  ^riöatbocent  getoefen  ju  fein,  ^um 
au^erorbentlict)en  5Profeffor  in  S^xiä)  ernannt-  @r  la§  bort  juerft  im  2öinter= 
femefter  1836—37  (Sef^ic^te  be§  ©trafrec^tS.  ^m  gebruar  1842  tourbe  er 
3um  orb entließen  ^rofeffor  für  ©trafredit  unb  @traf=  unb  ßiöilbroce^  ernannt, 
föinen  1844  an  i^n  ergef)enben  9iuf  nai^  @reif§tt)alb  lehnte  er  ab,  folgte  aber, 
nad^bem  er  fic§  1846  mit  einer  na'^en  SÖertoanbten  feine§  i^adfigenoffen  Slbegg 
fel)r  glüdlic^  t)erl)eiratl)et  ^atte,  im  ^erbft  1851  einem  3tufe  nac^  Tübingen, 
.^ier  n)ar  i^m  nur  noc^  eine  12|ä"^rige  2;l)ätigfeit  bergönnt,  inbem  er  bafelbft, 
nad^bem  er  fd^on  lange  bor^er  ge!rän!elt,  am  23.  Wäx^  1864  im  56.  ßeben§= 
ja^re  unb  im  28.  feiner  S)ocententl§ätig!eit  ftarb.  25on  1862  auf  63  l)atte  er 
ba§  9iectorat  belleibet  unb  1862  ben  toürtembexgift^en  ßronenorben  erl)alten, 
ol}ne  ba^  er  ben  mit  le^terer  2lu§3ei(^nung  berbunbenen  berfönlidtien  2lbel  ge= 
fülirt  f)&tk.  @.  toar  mit  ganzer  ©eelc  (Sele^rter,  ^ox]d)n  unb  atabemifd^er 
ßeljrer.  ^n  le^terer  iBejie^ung  n)ir!te  er  mit  boEer  ^pingabe  unb  ganzem  3fn= 
tereffe.  3ll§  ©dfiriftfteEer  "^at  er,  tro^  ber  eben  ertoä'^nten ,  feine  litterarifd^e 
jT^ätigfeit  bielfad^  erf(i)toerenben  unb  unterbtedt)enben  Äränflidt)!eit ,  bie  9ted^t§=, 
namentlid^  bie  ©trafre^tStoiffenfd^aft  burd)  fel)r  toert^botle  2Ber!c  geförbert.  S[t 
bie  Sln^a^l  ber  legieren  nidt)t  gerabe  übergroß,  fo  ^eidtinen  fie  fid^  bafür  fämmt= 
lief)  burd^  befto  größere  innere  SSebeutung  au§.  ©ie  beruljen  o'^ne  ?lu§na^me 
auf  ber  jubertäffigften  unb  getoiffcn'^afteflen  ®rünblid)!eit  unb  ben  auSgebel^n« 
teften  unb  eingel^enbften  überaE  ganj  felbftänbigen  gorfd)ungen.  St'^eilrceife  ftnb 
fie  bon  bal)nbre(|enber  S3ebeutung  unb  eine  bleibenbe  gunbgrube  toiffenf(i)aftli(^er 
SSele^rung  unb  Slnregung.  (Seib'§  9ti(^tung  mar  eine  ftreng  unb  entfdt)ieben 
!§iftortfdt)e ,  fo  ausgeprägt,  ba^  er  anbere  9ti(f)tungen  unb  bereu  SSertreter  tool^l 
unterfdC)ä^t  l^at.  ©eine  ^auptwerfe  ftnb  bie  „(Sefdtjidjte  be§  römifdC)en  6rimi= 
nalbroceffeg  bi§  jum  2obe  ;3uftinian§",  1842  unb  ba§  „ßel^rbuc^  beö  beut» 
fc^en  ©trafrecf)t§",  erfter  SBanb  ((Sefd)i($te)  1861,  ^toeiter  Sanb  (©t)ftem: 
SlÜgemeine  2el)ren)  1862,  ber  britte,  befonbere  2:^eil  ift  leiber  nidt)t  me^r  er= 
fcl)iencn.  S)a§  erftgenannte  äöer!  ift  burt^  neuere  Slrbeiten  tl^eiltt)ei§  überl^olt. 
33ei  feinem  @rfdt)einen  aber  toar  e§  ba^nbred)enb  unb  bie  erfte  ^b'^eren  2lnfbrüd)en 
genügenbe  umfaffenbe  SSearbeitung  be§  römifd^en  SriminalproceffeS ,  ^erbor= 
gegangen  au§  ber  grünblid^ften  i^enntnife  unb  getoiffen^afteften,  fa(^ber[tänbig[ten 
S)urdt)forfd£)ung  be§  gefammten  in  SSetrad^t  tommenben  Materials,  namentlid^ 
audf)  ber  nid^tjuriftifdfien  alten  ©dt)riftfteEer ;  e§  toirb  aEe^eit  ein  ^erborragen= 
be§  S)en!mal  beutfc^er  äßiffenfc^aft  unb  333iffenfd^aftlid)feit  bleiben.  5Daffelbe 
gilt  bon  bem  „Se'^rbudfie  be§  beutfdf)en  ©trafredf)t§",  meldf)e§  ebenfaES  au§  ben 
umfaffenbften  S3orarbeiten ,  grünblid)fter  unb  bielfeitigfter  gorfd^ung  unb  lang= 
jätiriger  unb  liebeboEer  Eingabe  an  ben  @egenftanb  l)erboTgegangen  ift.  5lament= 
ti(f)   ift  e§   an  l^iftorifd^en   unb  litterarifd^en  eingaben  überrei(|  unb  eine  uner= 


502 


®cier. 


f(^öpjlic£)c  f^unbgi-ul6e  bcutjd^ct  @elet)i-famleit,  bem  ®elct)rten  unb  bem  9ted)i§= 
leieret  unent6c'f)rlic^ ,  für  bie  erften  ftubentifdjen  Sebüiinijfe  Irenigcr  geeignet, 
üuä)  (nadf)  bem  ^tane  unb  3Bitten  jeine§  SSei'jafjerS)  mef)v  (Srunbxi^  al§  au§= 
grfül^rteS  2e1)xbviä).  3luf  bie  (5ti'airc(^t§tf)eonen  gelit  eS  nicf)t  ein.  ^^luBerbem 
öerbanfen  mx  ®.  bie  folgenbcn  ©cfiniten.  ©ein,  burd^  ben  ^lufeutl^att  in 
©ficc^enlanb  t)eröovgerutene§  ©vfttingäwert  tüav  bie  „5DavfteItung  be§  9ied)t§3u= 
ftaube§  in  ©riedienlanb  Wä'^vcnb  bet  türfifdien  ^'^enfcfiQft  unb  16i§  jur  ^Infunit 
^önig  Dtto'S  I.",  1835,  eine  geiftöoüe,  t)0(i)intei-efjante,  über  itircn  ©cgenftanb 
Icl^vreid)ft  aufflärenbe,  ©eib'g  gan^c  tt)ifjenjd)aftUd)e  ?üt  bereits  erlennen  laffenbc 
©d^rift.  Sn  ben  i^atirgäugen  1836,  37,  38,  39,  40,  45  unb  47  be§  3trct)it)§ 
be§  (kriminalreditS  öeröffcntliditc  er  im  ©anjen  |e^§  ?lb'£)anb(ungen ,  lüeldje 
jämmtlid)  burcf)  bie  '^eröorget)oftenen  großen  Sorjüge  it)re§  S3erfaffer§  auSgejeic^net 
finb.  ©ie  t)anbetn  namentUd)  über  bie  5lott)tDenbig!eit  einer  öerglcidjenben  S3e= 
rüdfid^tigung  bcr  neueren  ©trafgejepüdier  bei  2)QrfteIIung  be§  gemeinen  beutfdien 
ßriminalred^t§ ,  über  ben  (Sinflufi  be§  Srrtt)um§  in  S3epg  auf  ba§  Cbject  im 
©trafred^t,  über  bie  ©renje  ätüifdjen  ciöilred)tlic^em  unb  criminellem  23etruge, 
über  bie  „33ef)altung"  im  5lrt.  159  ber  Carolina,  jomie  über  anberc  midjtigc 
f^^ragen  be§  ©trafrec^tä.  ß5elcgentli(^  be§  9lntritt§  feiner  au^erorbentIi(^en  ^rü= 
feffur  in  3üric£)  öeröffentlic£)te  &.  ein  ^^^rogramm:  „De  confessionis  effectu  in 
processu  criminali  Komanorum  observationcs  aliquot"  (Turici  1837),  todäje^  bereite 
feine  SSertraut'fieit  mit  ben  ^ltertt)ümern,  feine  S3elefen't)eit  in  beren  juriftifdien 
unb  ni(i)tjuriftifd)en  ©d)riftftellern  offenbart.  2)urd)  bie  SBetregung  be§  ^.  1848 
ttjurbe  "^eröorgerufen:  „2)ie  9fleform  beS  beutf(i)cn  9led)t§leben§",  1848,  meldic 
©(^rift  fic^  über  alle  ©ebiete  be§  9te(i)t§  unb  il)re  üteform  öerbreitet.  2)ie 
SluSfül^rung  anberer  Utterarifc£)cr  5}3täne,  ju  betten  3um  %t)di  fcl^r  tueit  angelegte 
3}orarbetten  bereite  gemad)t  tüaren,  ift  (ciber  burd)  ben  ju  frül)  eingetretenen 
2:;ob  öereitett  luorben ;  e§  fann  be§'f)alb  nur  nod^  auf  einige  fleinere  5lrbeiten  im 
'illeuen  9iefroIoge  ber  S)eutfd)en,  12.  ^ai)xq,.  1834,  in  ben  Äritifd^en  3fflt)rbüd)ern 
für  beutft^e  9ted)t§n)iffenfd^aft  bon  9ftid)ter  unb  ©d^neiber,  8.  ^fo^Mong  1844 
unb  ein  9te(^t§gutadC)ten  in  Unterfud)ung§fad)en  gegen  Seobegar  O^raalb,  betr. 
Seleibigung ,  SJerteumbung ,  SSetrug,  5tufreijung  1850,  aufmerffam  gemad^t 
toerben. 

£ueber,   (Suftab   ®eib.     ©ein  Seben  unb  2öir!en,   Scipäig  1864,  (Sngel= 

mann.    (©^letter'§  Saf)rbüd^er  ber  beutfd^en  9ted^t§tüiffenfdf)aft,  X.  a3b.  2.  ^. 

©.   171.     2)er  (Scridt)t§faat   16.  S^ot^rg.   [1864]    ©.   319.     5Jlünd)ener  frit. 

Siertelia^r§fd)rift  VI.   ©.   321.     Oefterreid^ifc^e  SSiertelja^rfd^rif t ,  XV.   S3b. 

1.  ^.^    Sitteraturblatt  ©.  5).  Sueber. 

®cicr:    glorian    ®. ,    ftammte    au§    einem    au§geftorbenen    fränüfd^cn 

3lbel§gefd^Ied)t ,    ba§    eine   S3urg    in    ©iebelftabt   bei   SBürjburg   befa^.     ©eine 

^ugenb   liegt   im  S)unfel.     @r  mar  unter-benen,    meld)e  &'6^  bon  33ertid)ingen 

1519  3U  5[)födEmüt)t  gefangen  nat)men.     S)a|[   er  ein  ©enoffe  ber  ©ictingen'fd)en 

Unterne'timung  gemefen  fei,  ift  nur  S5ermut^ung.     3U§  ber  Sauernfrieg  ^^f^-anfen 

ergriff,  übernatjm  er  bie  f^ütirung  ber  SSauern  ber  9totenburger  Sanbmet)r,  bie, 

untermifc£)t  mit  einem  f^ä^nlein  angemorbener  ßanb§!ned)te ,    unter  bem  9Zamen 

ber  „fdimar^en  ©d)aar"  burcE)  friegerifd)e  3iic£)t  ^^^  9lüftung  fict)  auS^eidineten. 

Sie  fd^marje  ©dE)aar,  toie  biejenige  ^fädlein  9torbad£)'§  bon  3?öcfingen,  fct)lug  fid^ 

ju  bem  „l^eEen,  Iid)ten  .Raufen  £)bcnmalb§  unb  'Jlecfarf^alS".     3In  beffen  ©piije 

ftanb   ©eorg  ^e^ler,    ein   l^eruntergelommener   SBirtt)    au§   bem  furmain^ifd^en 

i^teden   Battenberg ,    toä'firenb  23}enbel  ^i^ler ,    e'^emaliger  ^an^ler  be§  trafen 

bon  <g)o'f)ento{)e,  ctjrgeijig  unb  gemanbt,  al§  geiftigeg  ^aupt  gelten  tonnte.     3fl)m 

fam  e§  barauf  an,  ben  5lbel  für  bie  Semegung  ju  geminnen,  inbe^  f^'forian  ®. 

e§  atten  an  ^a^  gegen  feine  ©tanbe§genoffen  äubortliat  unb  gelcgentli(^    bafür 


®eter.  503 

]pxaii},  aUt  SSutgen  ju  Brecfien  unb  onäufirennen.  @§  toaren  bieje  ©(^aaten, 
tüetdie  nm  16.  5lpxil  1525  bie  Xtiat  öon  3Bein§t)erg  boÜ!6rad)ten.  ©ie  jagten 
ben  ©xafen  Subwig,  |>elitei(i)  öon  .^elfenftein,  Cberöogt  be§  Drte§,  bev  fid^  crft 
jüngft  bei  Stuttgarts  3}ext^eibigung  gegen  .^er^og  Utricf)  tapiex  betl^eiligt  ^atte, 
unter  ^Jßieiienftang  in  if)re  ©pie^e  unb  mipanbelten  jeine  6emal)tin,  eine 
natürtid^e  Zodjtn  5Jlaj;imilian§ ,  bie  i'^ren  äweiiä^rigen  ÄnaBen  auf  bem  3lrm, 
um  ba§  SeBen  be§  ©rafen  Bat.  ^aä)  ber  ©inna^me  |)eiIbronn§  jd^eint  fid^ 
(B.  mit  feiner  fd^tüarjen  ©d^aar  öon  ber  übrigen  ^affe  getrennt  ju  tiaben, 
bie,  toot  auf  ^ipIer'S  9iat^,  ®ö^  öon  35erli(i)ingen  jum  g^^^^auptmann  wdijiU. 
SSeibe  5tbt^eitungen  fanben  fid)  Einfang  ^ai ,  öerftärft  bur(|  anbere  fränfif(i)e 
(Sd^aaren  öor  äöürjBurg  äufammen  unb  mai^ten  fic^  an  bie  S3elagerung  be§ 
fyrauenbergeS.  2;amal§  trat  @.  gegen  bie  ^ei^fporne  im  Sauernrat^  bafür 
auf,  ba§  man  fid^  mit  ben  ^ugeftänbniffen  ber  Sefa^ung  Begnügen  möge,  brang 
ober  gegen  bie  rabical  gefinnten  ©enoffen ,  bie  er  in  ber  ^i^e  eineS  ©treiteö 
„be§  Teufels  SSruberfd^aft"  nannte,  nidf)t  burd^  (9}tittt)eilung  öon  ^.  Dr.  .Renner 
nad§  bem  5)ianufcript  öon  2.  5rie§).  Söä^renbbe^  beriet^  in  ^eitbronn  ein 
3}erfaffung§au§f(^u^  fe^r  merfmürbige  ßntmürfe  einer  burd^greifenben  3teid§§= 
reform,  ^ipter  »ar  gegentoärtig.  S5on  einem  (Sefinnungägenoffen,  ^^riebrid^ 
Söeigant,  furmainjifdiem  i?eller  öon  ÜJlittenberg ,  öparen  Sßorfd£)läge  eingelangt. 
3n§  aber  ba§  ^eer  be§  f(i)n)äbifd£)en  SBunbeg  unter  bem  Xrudjfeffen  öon  2Ba(b= 
bürg  gegen  bie  Sauern  I)eranrü(ite ,  löfte  fic^  ber  S5erfaffung§au§f(i)U^  auf. 
.^ipler  fu(^te  im  9^ecEart^aI  bie  3f^'[t''-'ciiten  ju  fammeln  unb  eilte  bann  nad) 
SBür^burg,  um  bort  |)ülfe  3u  fu^en  unb  für  bie  ^erfteüung  ber  S)i§ciplin  ju 
loirten.  ^ribeffen  fe^te  ber  Srudife^  feinen  (5iege§3ug  fort,  Um  20.  5Jlai  tourbe 
bei  5fifdEargartad§  ber  gefangene  ^.  Sflorba^,  an  einen  Saum  gebunben,  tangfam 
öerbrannt.  3Im  2.  ^uni  erfolgte  bie  ^Jtieberlage  ber  Sauern  bei  Äönig§f)ofen. 
^e^ler  unb  ^ipler  entfamen,  mofern  ber  le^te  nidfit,  toie  6öfe  öon  Serlid^ingen, 
ft^on  früljer  ba§  ^eer  öerlaffen  t)atte.  ;3n3n)ifd^en  mar  G).,  abgefdiicft  ^um  Sanb= 
tag  öon  ©d^meinfurt,  alSbann  gu  Serl^anblungen  mit  bem  ^Jlarfgrafen  ^afimir 
öon  Sranbenburg,  in§  Sager  äurücEgefe^rt.  5)^it  ber  fc{)r  3ufammengef(^moIäenen 
fd)tt)ar5en  ©dC)aar  na'^m  er  am  4.  Suni  an  bem  blutigen  J^ampfe  bei  ©uljborf 
unb  i^wgotftabt  S^eil  unb  mu^te  fidE)  au§  bem  ©diloB  Sngolftabt  in  ein  @e= 
tjöl^  3U  retten,  unb  i^ier  umftettt  5flac£)t§  mit  ein  5paar  (Setreuen  burdtijufcfitagen. 
ßntfd^toffen  ben  ^ampf  ni(i)t  aufzugeben,  manbte  er  fid^  nad^  bem  Malier  @e= 
biet.  5lBer  am  9.  ^uni  mürbe  er  auf  bem  ©pcitid),  untoeit  bei  ©d£)(offe§  2im= 
bürg,  öon  feinem  eigenen  ©d§mager,  SOßil^elm  öon  ©rumbad^  überfaÜen  unb 
mit  feinen  legten  5(nf)ängern  getöbtet.  3)te^ler  blieb  öerfdEjoHen.  ^ipler  trat 
nod^  im  ©eptember  1525  öor  bem  ^ofgei-ic£)t  in  Stotmeil  auf,  um  einen  alten 
$Proce^  gegen  bie  ©rafen  öon  ^olientol^e  meiter  ju  öerrolgen,  mu|te  aber,  ber 
i'^cilna'^me  am  Sauernfrieg  Beft^ulbigt,  entfüe'^en.  @r  foll  toäl^renb  be§  9teid^§= 
tagg  öon  ©peier  1526  „mit  öerfteflter  5tafe  unb  ^leibung"  bafetbft  erfd^ienen 
fein  um  feine  <Baäjt  3U  fü'^ren,  tourbc  aber  in  pfal^gräflid^e  @efangenfd^aft  nadt) 
5teuftabt  gebrod^t  unb  fdieint  in  ber  §aft  geftorben  ^u  fein. 

Ced£)§Ie,  Seiträge  3ux  @efd)i(^te  be§  SauernfriegcS,  1830.  Senfen,  @e= 
fdE)idf|te  be§  SauernfriegeS  in  Cftf raufen,  1840.  2ß.  3immermann,  ©efd^ictitc 
be§  großen  beutfd^en  SauernfriegeS ,  2.  5t.  1856.  Sriefe  .^iplcr'S  in  ber 
@efct)id)te  @b^  öon  Scrlid^ingen  (3lu§g.  1861),  ©.  413-16,  774,  775. 

©t  ern. 

®Cter:    ^o1).    S)aniel    @.  (@et)er),  Dr.  med.,    geb.  10.  5loöbr.  1660 

äu  gtegensburg,    geft.  (?)  1735,  mar  ^uerft  $t)t)ficu§  in  ^tl^et),    in  beffen  5^äl)e 

er  bei  2Beint)eim   bie   fpäter  fo  mid^tig   gctoorbene  2lblagerung  mitteloligocänen 

3Dleere§fanbe§   mit  ben   barin  eingefdiloffcnen ,    öortrefflid)  erl^attenen  2:t)ierreften 


504  &eitx  —  (Seier. 

entbecfte.  2)arüber  l^anbett  jein  2öerf  ,,De  montibus  conchiferis  et  glossopteris 
Alzeyensibus",  Frauc,  1678.  äöiv  finben  U)n  jpäter  aU  ©tabtarjt  in  ^]Jtann= 
l^eim.  ^ier  qabtn  i^m  bie  Öenacfibarten  Slblagerungen  tertiärer  ©äugett)ierrefte 
Wt  ©ppelS^eim,  in  bem  jpäter  öielfaci)  bef(f)rie6encu  S)inotf)erienfanb  reidjlict)  (Stoff 
5U  ©tubien ,  aU  beren  ßrgcbnife  Ö).  bie  »ertl^DoUe  yibl^anbtung  ,,De  variis 
ossibus  lapidefactis  auiiuantium  ac  gigantum"  (Mise.  Ac.  uat.  Curios.  1687)  fd)rieb. 
SSor^er  ging  eine  fteinc  '*Jloti5  ,,De  aqua  petrificante  in  tacta  Eppelheimensi 
et  museo  petrefacto"  (baf.  1686).  2lu(f)  jd^rieb  er  me'^rere  fleinere  mebi= 
cinif(i)e  3lui|ä^e:  „De  inembrana  per  urinam  excreta;  de  raira  sympatbia  patris 
et  filioli  in  paroxysmo  febris  tertianae ;  de  calculo  vesicae ;  de  abortu  etc.  ; 
de  mira  antipathia  et  exinde  de  anirai  deliqui  corto,  de  variis  naevis''  ic. 
(baj.  1686).  @.  tüutbe  bann  ^etbarat  unb  enbüc^  furiäc^fifd^er  Seibarjt.  2lt§ 
SJlitglieb  ber  faifert.  fönigt.  lUfabemie  ber  ßeopolbina  Sarotina  t)atte  er  ben  33ei= 
namen  Daedalus  erl^alten. 

^^oggenb.   S3iog.   1,  867.     Süc^ner,    Acad.    s.   imp.    Leop.    Carol.  nat. 
cur.  historia  474.  @  um  bei. 

©cjcr:  Äarl  (yrtebrid)  Otto  ®. ,  fönigl.  fäd^fifd^er  Defonomierat^ 
unb  9tittergut§beft^er ,  öerbient  um  (Sinfü'^rung  ber  tünftüdjen  3)üngemittel, 
insbefonbere  bc§  ^^eruguano  unb  beö  .ßnoc^enmel^tö ,  fotoic  um  3}erbefferung  ber 
23auernlüitt^fd)aftcn  im  fäc^füd^cn  (är^gebirge,  ttjar  geb.  am  7.  ^Jtob.  1705  ^u  S)re§= 
ben,  mo  fein  Sater  '^vofcffor  am  fönigt.  ^4^agent)aufe  toax,  t  ani  4.  3^unt  1872 
in  Cber^obet  bei  '4>ßnjig.  ©einer  "Dieigung  folgenb  erlernte  er  im  15.  SL'eben§= 
jat)re  bie  ^anbroirtl)fc^aft  in  S^angrnrinne  hti  5^-eiberg ,  benu^te-  jebocf)  bie 
2Binter  ber  crften  brei  ^a\-)xe  ^u  fernerer  miffenfd^aittic^er  5lu5bilbung  in  S)re§= 
bcn.  ipierauf  überna'^m  er  eine  Sermalterftellr  auf  bem  .^ammergute  2öenbel= 
ftein  bei  ^33h'rfeburg ,  fe^rte  aber  1816  nac^  einer  lanbmirt^fc^afttict)en  üleifc 
jur  Sermaltung  nacE)  ?angcnrinne  ^urücf  unb  evtoarb  einige  ^at)xe  fpäter 
biefe  i^m  liebgetoovbene  2öirfung§ftätte  ju  eigenem  ^eruf.  ^iS'^er  mar 
biefeg  (5)ut  nac^  ber  gcn:)ö'^n[id)en  gebirgifcfien  2Birt!§fd^aft5meife  eingerichtet 
gemefen.  ''Mit  Üaxcm  331icE  crfannte  er  bie  ^Hänget  berfelben ,  unb  mit  fieserer 
©rfenntniB  unb  fluger  S3orfict)t  üerbeffcrte  er  bie  6inricE)tungen  unb  t)ob  er  bie 
Erträge  fo,  bafi  i^angenrinne  ba(b  einen  9tuf  al§  ^3Jtufterroirtt)fd)aft  aucf)  nad^ 
au^en  erroarb.  Selbft  au§  ber  ^erne  famen  S3cfud)er  unb  lernbegierige,  um 
fidE)  unter  ©ejer'g  Leitung  ju  bitben.  ©eit  1849  fe|te  er  feine  äöirffamfeit  in 
Oberjobel  fort.  3ll§  ©dE)viftftfüer  trat  er  mit  ber  öon  ©c^mei^er  unb  ©dt)u= 
bart^  '^erauggcgebenen  gefrönten  ^^rei^fd^rift  „Heber  3}erbefferungen  ber  23auern= 
tDirtf)fdiaTten  im  fä^fif(Jen  grjgebirge"  2.  Stuft.  1840)  ^eröor.  m^  9]litglieb 
ber  öfonomifc^cn  ®efellfd)aft  im  Äönigreid^  ©act)fen  l^ielt  er  feit  1828  üiete 
äJorträge  in  bcn  S3erfammtungen  biefcr  (SefeEfdtiaft ,  bie  e§  als  eine  ^öxberung 
ber  fäd)ftfd)en  Sanbmirtt)fd^aft  ertannte ,  jene  lehrreichen  arbeiten  äu  fammeln 
unb  in  einer  befonberen  ©ct)rift  t)erau§3ugebcn:  „3tu§  ber  @rfat)rung.  3}orträge 
unb  23emer!ungen  über  tierfd^iebene  ©egenftänbe  ber  S5otf§=  unb  2anblt)irtl§fcf)aft 
mit  befonberer  23eaief)ung  auf  ba§  j?önigreid§  ©ad)fen  unb  bie  bafetbft  übtidf)e 
@ebirg§mirtt)fc^aft"  (1866). 

5ßgt.  Sfa^^i-'^üc^ei'  füi:  5}ot!g=  unb  SanbtDirf^fd^aJt  ber  Defonomifd^en  @e= 
fettfdtiaft  im  Äönigreidt)  ©ad£)fen.     X.  SSanb.     4.  .g)eft.  Söbe. 

©cicr:  DJlarttn  @, ,  at§  attteftamenttidt)er  (Sjeget  unb  crbautid^er  ©c^rift= 
ftetter  befannt,  war  am  24.  Slprit  1614  ^u  ßeip^ig  geboren,  tourbe  1643  ©ub= 
biaconu§,  1645  2)iaconu§ ,  1647  5trdt)ibiaconu§ ,  1658  ^paftor  an  ber  Zlpma^-- 
firc^e  ju  Seipjig,  crt)iett  al§  fotd^er  1661  nod^  eine  orbentlid)e  ^rofeffur  an  ber 
Uniöerfität  fomie  bie  ©uperintenbentur  bafelbft  übertragen,  ging  aber  1665  auf 


®eiet  —  (Setger.  505 

bie  einflu^ret(f)e  ©teile  eme§  Ober'^ofprebigerg  unb  ^ix^enxaÜ)^  ju  S)re§ben 
über;  t  am  12.  ©eptbv.   1680  ju  ^-reibei-g.  jp. 

(b'cier:  5p  et  er  ^4>^tlipp  ö.,  irü^et  öfterrei^ifd^er  Oberfelbarjt,  bann5ro= 
fejfor  ber  6ameratencr)cIopäbie,  ber  g-orfttoiffenic^ajt,  33ergfunbe,  ledfinologie  unb 
^anbelölüiffenit^ait  an  ber  Uniöerfität  Söüräburg  ,  foioie  l'et)rer  ber  iGanblüirt!^» 
jdEiait  am  6IericaI=  unb  ©d^udetirerfeminar  bajelbft,  mar  geboren  1773  ju 
^^riffen^aufen  in  33aiern,  t  am  2.  ^lUti  1847  in  SBürjburg;  fc^i-ieb  „lieber  bie 
9tationaI^  unb  f^inanjmirt^fd^aft  ber  ö[terrei(i)ifd§en  53tonar(i)ie  nad^  bem  ^y rieben 
bon  ^U-eßburg",  1806;  „3ßie  ift  ba§  gabrifroeien  in  ben  9ti)eingegenben  am 
mirfiamften  ju  beleben",  gefrönte  ^^^^-'eisft^i'iit,  1809;  „Ueber  Ianbftänbif(i)e  33er= 
fidierung  ber  ©taatibebüriniffe  in  S)eutf(i)Ianb"  1819;  „Ueber  6nct)f[opäbie  unb 
^et^obologie  ber  2Birt^fd^ait§Ie^re" ,  1820;  „Ueber  ben  ^au§^tt  unb  bie 
Sec^nif",  1820;  35erfucf)  einer  ßfjarafteriftif  be§  i^^anbetg",  1825;  „Se^rbu(^ 
ber  2anbmirt£)l(i)ait  unb  tanbmirtf)jrf)aitli(i)en  2;ed^noIogie",  1828,  le^tere  (5cf)ri|t 
auf  3}eranlaffung  eine§  fönigl.  9tefcript§.  Unter  feiner  5)litroirfung  crji^ten 
auct)  bie  bon  SabigeS  rcbigirte  „^lllgemeine  3citf'^^'iit  l'üi'  Sanb=  unb  ."pauS^ 
mittt)fc£|att."  Söbe. 

(feiger  (ober  na($  bem  toed^fetnben  (Bt^ä^mad  ber  3eit  auc^  ©etjger),  ein 
fiegetmä^ige§  23ürgergef(^Iec^t  ju  9tofen^eim  in  Saiern  ,  ba§  burd)  gro^e  2ei= 
ftungen  in  ber  ß^irutgie  unb  5)lebicin  fid)  l)erüortl^at.  S)er  örünber  biefex* 
tyamitie  ift  .g)an§  Starob  @. ,  meld^er  1574  öon  ber  9teid^§ftabt  Uebertingen 
nad)  9tofenf)eim  30g  unb  bofetbft  in  feiner  ^unft  be§  Srud)=  unb  ©teinfc|neiben§, 
and)  ©taarftec^ene ,  fammt  allerlei  äöunb=  unb  Stugenar^neien  großen  9^ul)m 
getoann.  ^Jtübe  ber  bielfacfien  ^äcEeleien  mit  bem  el)x'famen  9latl)e  bafelbft, 
fünbete   er    1598   fein  23ürgerred)t  unb   50g    1601    nad)  Sluggburg,   mo  er  fid) 

1614  ein  SrbbegrdbniB  errid^tete,  aber  bod^  1616  ju  9lofenl)eim  geftorben  ju 
fein  fd^eint.  Unter  feinen  20  Äinbern  ragt  Zohia^  ®.  l^eröor,  geb.  1575, 
metd^er  im  <öaufe  be§  S3atcr§  praftifd^  lernte,  fd^on  1594  bei  bem  3[llarfgrafen 
öon  Surgau  auf  feinem  3uge  nad)  Ungarn  al§  ^^elbfd^eerer  biente,  1598  bie 
^Jleifterprüfung  al§  SBunbarjt  ju  9tofenl)eim  beftanb,  bann  aber  nad£)  3)lünd§en 
ging,  too  er  1601  al§  ©tabtmunbar^t  in  Slnfe^^en  ftanb  unb  ju  Operationen 
nac^  3iofenf)eim  unb  2;irol  gerne  berufen  tourbe.  9n§  gelbmunbarjt  mact)te  er 
bie  3üge  gegen  3)onaun)ört'^  1607,  ©al3burg  1611  unb  ^rag  1620  al§  Dber= 
felbarät  ber  baierifd£)en  3lrmee  mit  unb  mar  jur  geit  ber  *^eft  1625  fel)r  t^ätig. 
S)a  er  -bon  |)au§  au§  nidt)t  ftubirt,  fonbern  nur  bei  feinem  2}ater  gelernt  l)atte, 
]§olte  er  ba§  2}erfäumte  mäfjreub  feiner  5praji§  14  Sfa^re  lang  im  '^^riöatunter= 
ri(^t  nadt)  unb  erlangte  nad^tröglid)  am  16.  5lpril  1614  ben  2)octorgrab  ber 
5Jlebtcin.  ®r  ftarb  um  1658,  nadf)bem  er  in  einem  3llter  bon  82  ^a^^ren  bi§ 
3ute^t  nod^  eigenl)änbig  operirt  l^atte.  2obia§  @.  maäjtt  juerft  auf  ba§  3}or= 
■^anbenfein   unb   bie  Sebeutung  be§  Hüpferlings  aufmerffam   unb    mürbe   fomit 

1615  ber  Sntbeder  beg  !^eute  nod^  florirenben  S3abe§  Üiofenl^eim.  S)ie  ©d^idfalc 
feineg  1620  ju  ^Dlünd^en  gefauften  ^aufeä  erjäl^lt  23eba  ©tubcnüoH  in  feiner 
„@efdE)id^te  bei  föniglidf)en  grjiel^ungSiuftituteg"  5)tünd^en  1874.  <B.  357. 
Saniel  Ü5.  (ber  jüngfte  Sruber  be§  SobiaS) ,  geb.  1595,  ftubirtc  ju  3tug§= 
bürg  unb  Tübingen,  ptomobirte  al§  S)octor  ber  ^Jlebi^in  3u  ^^sabua,  30g  1629 
nad)  ^repurg,  eri)ie(t  bon  .^aifer  t^'ei'binanb  III.  ben  3lbel,  mürbe  X.'eibar5t 
be§  Honigs  öon  Ungarn,  ging  1657  nad^  StegenSburg,  luo  er  am  14.  gebr. 
1664  ftarb.  —  3mei  ©öt)ne  be§  iobiaS:  93taU(^ia§  (geb.  1606)  unb  ®faia§ 
(geb.  1607)  mibmeten  fid)  gleid^faöS  ber  ^ebi^in;  beibe  bejogcn  bie  ^odi)fd^ule 
5U  2ömen  (mo  ©faiaS  bor  öollenbeten  ©tubien  ftarb).  5tad)bem  ^JtaladtjiaS  in 
^ari§  nod)  Stnatomie  get)ört,  ging  er  nad^  5Mnd)en,  mürbe  Is^eibarjt  be§  Bux- 
fürften  ^ajimilian  unb   ftarb  bafelbft  am  23.  ©eptbr.  1671.    ^talad)ia§  toar 


506  ^"a^'^- 

ein  gfreunb  be§  S)i(^tei-i  Salbe,  trelc^em  er  1647  in  fieftiger  i^ranfl^eit  boä 
SeBen  rettete  (2öeftermQt)ei-  1868.  S.  85).  gJlalad^iaS  @.  jd^rieb  „33oi[ic^t§ma^= 
regeln  gegen  bie  !:pe[t" ,  eine  ©i^rift  über  ©emüf^Sfranftieiten ,  au^erbcm  eine 
„Fontigraphia  ober  Srunnen=Sefd)reil6ung  be§  ^eilbronnen§  bei)  5Benebict= 
Beuren"  ,  ^Jlüni^en  1636  unb  ,,Margaritologia  sivc  dissertatio  in  qua  demon- 
stratur,  margaritas  Bavaricas  in  usu  medicinali  aequivalere  orientalibus  et  oc- 
cidentalibus",  Monachii  1637. 

SBgl.  S)enf=2eB=2öürbig!eiten  sur  gfortjü^rung  be§  fog.  ^arnaffi  SBojci,  1737. 
II.  mit  ben  brei  in  Äupjer  ge[to(i)enen  ^portrötmebaillen  bei  2)aniel,  STobiaä 
unb  3!Jtala^ia§  63eiger,  u.  D.  2;.  üon  ."peiner:  Stironif  öon  9iofent)eim,  1860. 
S.  176,    wo  bag  ^:tiorträt  be§  Zohia^  &.  unb  beffen  2Bappen  in  .g)ol3fd§nitt. 

.g)  t)  a  c.  .^  0  U  a  n  b. 
©cigcr:  t^ranj  Xab.  @.,  t)iftorijd§er  unb  S5oIf§fd^riit[telIer ,  geB.  am 
7.  S)ec6r.  1741»  au  ^Jlurnau,  ftubirte  au  ettal  unb  i^nnSbrud,  1773  ^ßriefter, 
9leIigion§le'^rer  unb  (55ejc£)i(^t§^)tofeffor  am  6abettencor|)§  ju  ^JSlünä)tn,  bann 
Pfarrer,  f  am  14.  Octbr.  1841.  Unter  feinen  ©diriften  fei  erloälint:  „$aftoral= 
Iei)re",  1789;  „Unterrid^t  in  ber  SBaumgärtnerci",  1795;  „£el6en§gej(i)ici)te  bei 
guten  unb  bernünitigcn  33auer§manneö  Söenbelin",  1791  (in  3  3luf(agen); 
„(Solbcne  Segenbe  ber  2öcltgejd)irf)te",  1792;  „9leuefte8  @itten=  unb  Q^mpd- 
bud)",  in  öier  Stuft. 

35gt.  ©.  SSaumann,  ^Jlnrnau  1855.  ©.  195.  ^t)ac.  |)otlonb. 

GJcifier:  ^ranj  Ö5. ,  fatt)olifcf)cr  2;t)eotoge,  geb.  am  16.  ^ai  1755  ju 
.^arttng  bei  9tcgen§burg,  gcft.  am  8,  SIRai  1843  ju  Suaern.  ©ein  Saufname 
mar  i^otiann  'Jtepomu!,  fein  DrbenSname  grana  SliburtiuS;  in  feinen  ©ctiriften 
nennt  er  fid)  S^^ana-  ö.  ma(i)tc  feine  ©tubien  a^erft  bei  ben  Sfefuiten,  bann  int 
©eminar  ber  Senebictiner  au  9tegen§burg,  1772  mürbe  er  au  Suaern  5ranci§= 
caner  (1805  trat  er  mit  päpfttidier  @rtaubni|  au§  bem  Drben  au§).  ^fladibem  er 
1773  bie  ©etübbe  abgelegt  t)atte,  fe^te  er  au  9tegen§burg  unb  3Büraburg  feine 
©tubien  fort.  1779  aum  ^riefter  gemeit)t,  mar  er  einige  ^^eit  ßetirer  ber  |cbräi= 
fd^en  ©prodje  au  9tegen§burg,  bann  öier  ^Ja'^re  ^profeffor  ber  ^oetif  unb  9tt)etorif  an 
bem  Ö^mnafium  feine§  CrbenS  in  Dffenburg  (mo  er  einige  ©c^au=  unb  ©ingfpielc 
bi(i)tcte  unb  le^tere  auä)  in  ''Ulufif  fe^te),  bann  ßector  ber  ^^ß'fiitofopl^ie  in  5rei= 
bürg  in  ber  ©c£)meia.  1788  mürbe  er  Sector  ber  Sütjcotogie  im  Ätofter  unb 
©tiftSprebiger  au  ©otott)urn,  mo  er  ficf)  nac^  bem  5tu§bru(i)e  ber  franaöfifc^en 
gtebolution  in  ein  Komplott  aut  Söiebertjerfteüung  be§  Äünigtt)um§  burrf)  bie 
©d^meiaer  =  9tegimenter  einlief.  1792  mutbe  ®.  at§  ^U-ofeffor  ber  5Dogmatif 
unb  Äitc£)engefdt)i(^te  nad)  Suaern  berufen,  1808  auc^  aunt  ß^ortierrn  an  bem 
©t.  Seobegar=©tift  im  .^of  ernannt,  (©ein  SBruber  ©mmeram  mar  ^rofeffor 
ber  ^l^ilofop^ie  in  Suaern,  geft.  am  2.  2^an.  1805.)  1819  mürbe  &.  feiner 
^profeffur  enf^oben.  ^n  Suaern  mar  @.  Sl^eotoge  ber  ^iunciatur  unb  ein  ein= 
ftu^reid^er  9tatf)geber  ber  ^Jiuncien.  @r  öermittette  aud^  öietfadf)  ben  35erfel)r 
beutfd£)er  SSifd^öfe  unb  (Seiftlidtien  mit  ^Jfom  unb  ert)ielt  miebertiott  mid^tige  5luf= 
tröge  bon  ber  päpfttid^en  Surie.  S)ie  bem  „©dtimeiaer  Stieologen"  öon  9lom 
au§  angebotenen  Iir(^tic£)en  3tu§aeic^nungen  (ßeo  XII.  fott  i'^m  fogar  ben  6ar= 
binat§t)ut  angeboten  t)aben)  let)nte  er  ab.  StucE)  at§  ©dtiriftftetter  mar  &.  uner= 
mübet  für  bie  fatt)otif($e  ®ad)t  in  ftreng  !ird£)li(i)em  ©inne  tt)ätig.  @r  "^at  fein 
größere?  tt)eotogif(|e§  Söerf  t)eröffentlid£)t,  aber  eine  gro^e  9lnaaf)t  öon  fteineren, 
meift  apotogetifdt)en  ober  potemifd^en  ©d)riften  über  bogmatifä)e,  !ir(i)engef(^ict)t= 
lid£)c,  fird^enred^ttid£)e  unb  potitifd£)e  ©egenftänbe. 

gr.  ®eiger'§  fämmtlid^e  ©d^riften  (t)er ausgegeben  öon  Sfof^P'^  SGÖibmer), 
8  58änbe,  1823 — 39  (ber  4.  SSanb  entt)ält  Ueberfe^ungen ,  meift  au§  bem 
granjöftfi^en).  —  ^.  SCßtbmer,    S)er   fei.   S^orl^err  gr.   ©eiger,   ßaute  au§ 


©eiger.  507 

beffen    ßeben,    1843.    —    91.    ^flcholog  XXI  (1843),   1,  ©.  381—390.  — 

2öe|er  unb  2öelte,  ^ivc^enlei-ifon  IV,  354.  —  Söerner,  ©efc^id^te  bei-  fatl^ol. 

2;^eoIo9te  <B.  360.  9teufd). 

feiger:  ^o^ann  «urfarb  @. ,  ^uvift,  geö.  am  5.  ^ebx.  1743  in 
^^üxnbcrg,  geft.  am  13.  ©et)t!6r.  1809  in  Erlangen,  toarb,  nadibem  ex  jeinen 
Söatei-,  ben  2öalbf(i)reiber  ^of)ann  6.  1752  oertoren,  in  bem  ^oufe  feine§ 
müttciiid^en  ß)ro|üater§  @d)unter  in  feiner  Sßaterftabt  erlogen  unb  bejuc^te  ba§ 
bottige  Gymnasium  Aegidianum  unter  ©olger.  1759  be^og  er  bie  Uniöerfttät 
©riangen  um  Surigpruben^  ju  [tubiren  unb  toarb  fdt)on  am  11.  5lobbr.  1762  jum 
S)octor  promoöirt,  im  ©ecember  beffetben  Sci'§i-*e§  äum  au^erorbentlid)en  ^Projeffor 
ernannt  unb  ein  ^a^r  borauf  jum  orbentüdien  5profeffor  in  ber  juriftif(i)en  3^a= 
cultät  befbrbert.  3)ie  ungetoötinlid)  irü^^eitige  5lnfteHung,  meldte  er,  tüie  man  annalim, 
bem  ©iuftuffe  feinet  ©(^toiegeröaterS ,  be§  ^ofratl)  ©eibel,  QuäftorS  ber  Uni= 
öerfität,  unb  ber  (Sun[t  be§  ©el^eimraf^  (Brafen  bon  ©Ilrob  öerbanfte,  erregte 
tuie  bie  5ßerfonatacten  ergeben,  großen  UntoiEen.  S^nbe^  gelang  e§  i^m  burd) 
tüi^tige  gü'Eirung  feine§  2lmte§  ben  ©inbrucE  be§  ettcaS  anomalen  6rtDerb§  ju 
übertoinben.  @r  toarb  '2Jlitglieb  be§  (5pruc£)coItegium§  unb  be§  ©enati,  er'^ielt 
1770  ben  ^ofraf^Stitel ,  toarb  1777  Don  ber  |){)ilofo^pd)en  S^acuttät  mit  bem 
S)octortitel  bee'^rt,  1778  <Bä)olaxä)  be§  Srtanger  @t)mnafium§  unb  rürfte  aUmä'^Iig 
in  bie  befjer  befolbeten  ^^rofeffuren  feiner  ^^acultät  öor.  2)a§  S)ecanat  beüeibete  er 
jtoauäigmal,  oft  ba§  ^mt  be§  ^rocanäter§  unb  fünfmal  ba§  5prorectorat.  @r 
toirb  un§  gefd)ilbert  al§  getoanbter  unb  beliebter  ße^rer,  begabt  mit  bem  glü(i= 
lidEiften  @ebäd)tni^,  öon  eifernem  S^tei^e,  ber  fein  ©tubieräimmer  nur  berlie^  um 
\id)  äu  feinen  SSorlefungen  ju  begeben,  toelc£)e  er  3  bi§  4  ©tunben  täglii^  mit 
größter  Streue  l)ielt,  iebod)  auSjufe^en  ^pflegte,  toenn  ein  ©etoitter  im  Slnjuge  mar, 
beffen  3lu§bruc£)  i^  feit  feiner  ^inbl)eit  mit  unübertoinblid)er  Stngft  erfüEte. 
©eine  Se^rt^ätigfeit  umfaßte  bie  @nct)!lo|)äbie ,  ben  ^^roje^ ,  ba§  Äird)enre($t, 
allgemeine  9^ed)t§gefc£)i(^te  unb  @efd)i(^te  be§  beutfc^en  ?ftei(i)§.  ©aneben  l^ielt 
er  bva!tif(^e  Uebungen  unb  mar  in  fo  au§gebel)ntem  ^Dfla^e  al§  3fle(i)t§confulent 
unb  5Jlitglieb  be§  ©|}ru(i)cot[egium§  tl)ätig,  ba^  il)m  für  umfaffenbe  litterarifd^e 
arbeiten  feine  3eit  blieb.  5lu^er  einigen  S)iffertationen  Ainb  (Butac^ten  fotoie 
einigen  SSeiträgen  für  bie  3eitfc£)rift  „S)ie  neuefte  iuriftijc^e  Sitteratur"  (Erlangen 
1776—84),  :^at  er  mit  feinem  ©d)toiegerfol)ne  &)x.  ^x.  &IM  f)erau§gegeben : 
„^erftoürbige  9ted)t§iälle  unb  Slb^anblungen  aug  allen  Steilen  ber  9fted)t§= 
gelel)rfam!eit ,  mit  beigefügten  Urtl)eilen  unb  Öutac^tcn  ber  @rlanger  Suriften= 
gacultät",  Erlangen  1792—1806.  3  Z^dU.  ^Zai^bem  i^m  im  S.  1808  ein 
©d)laganfatt  bie  linfe  ©eite  gelä~§mt,  ber  S^ob  if)m  feine  ^^rau  nad)  46jäl§riger 
Sl)e  im  t^ebruar  1809  entriffen  l)atte,  ftarb  er  öon  Kummer  gebeugt,  aber 
tl)ätig  bi§  jum  legten  ^age  feine§  £eben§,  an  toeld)em  er  nod)  4  ©tunben  lang 
35orlcfungen  gel)alten  l)atte.  2)ie  ^erfonalacten  ergeben,  bafe  feine  23ermögen§= 
ber^ältniffe  bei  einem  (Seilte  bon  1200  g-l.  fe^r  mi^lid^  getoorbcn  toaren,  toä§= 
renb  er  frül)er  ein  au§!ömmlid)e§  SBermögen  öon  feinem  SBater  ererbt  ^atte. 

S)gl.    Memoriam  J.    B.  Geigeri  —  Prorector  F.  Th.  Loschge  —  com- 

mendat,  Erlangen  1809.  4.  ©tin^ing. 

feiger:  Sa^aruS  ©.,  geb.  am  21.  gjtai  1829in  i5rran!furt  a.  5Jt.,  geft.  am 
29.  Sluguft  1870.  ®. ,  ber  ©o:§n  einc§  jübifc^en  5priüatgelel)rten,  erhielt  bi§ 
3um  14.  3a!§re  feine  Silbung  auf  ber  fatl)olif(^en  ©etectcnfc^ule  feiner  SSatcr= 
ftabt ,  tourbe ,  gegen  feine  Steigung  bon  ben  (Altern  jum  ^aufmann^ftanbe  be= 
ftimmt,  58ud)l)änbler,  berlie^  aber  biefen  Seruf  fel)r  balb,  um  fid)  auf  bem 
(S^mnafium  3U  ^ranffurt  ju  einem  geleierten  Serufe  öor^ubereiten,  ftubierte  in 
^onn,  Jpeibelberg,  Söür^burg  namentlid^  !|3^ilofob'^ie  unb  ©prac^toiffenfc^aft. 
5Bon   1861    bi§   3U  feinem  3:obe   toar   er  2et)rer  ber  beutfdien  ©prad^e,   inotl^e= 


508  ®fi9i)- 

tnatifd^en  ©eograp'^ie  unb  be§  Jpebmifcfien  an  bev  ifraeütif(f)en  9teal=  unb  35olf^= 
fc^ute  in  g-ranffurt.  (Beigei-'§  .'QauptWexU :  „Uiipvung  unb  ßnttüicfetung  ber 
menf(^li(^en  <Bpxad}t  unb  äJevnunit",  1.  ;öb.  1868,  2.  ^b.  1872  (tierauggegeben 
bon  silfreb  ©/>  unb  „2)er  Urfprung  ber  ©pta^e",  1869,  ^eicEinen  fid)  tnnert)al6 
ber  fprQ(i)pf)Uofop'§ifc£)en  ^yorfdtiungen  ber  neueren  '^ext  burc^  einen  eigentf)üm= 
liefen,  mit  ©d)avi[inn,  p:§ilofopt)il(^er  Sicje  unb  reicher  @prad)fenntniB  öer= 
tretenen  ©tnnbpunft  au§:  „S)ie  <Bpxaä)z  i[t  in  intern  anfange  ein  t|ieri|d)er 
©c^rei ,  lehoä)  ein  foId)er ,  ber  auf  einen  ßinbrucf  be§  ©eficfitSfinneg  an  fic^  er= 
folgt"  (Urfpr.  u.  ßntto.  I,  22);  „2)ie  (Spract)e  ift  6ntn)icEeIung,  nii^t  @nt= 
Ortung,  fie  beginnt  ni(i)t  mit  9iei(^t^um,  'DJlannigialtigfcit  unb  S3oiIfommen^eit, 
Jonbern  mit  bem  gevingften,  unfdieinbarften  33e[i|.  ^f)r  gebührt  unter  alien 
menf(i)lirf)en  @ei[te§oermögen  gefd)ici)tlic^  ber  erfte  Ütang;  fie  ift  bie  Cueüe  ber 
SSernunit.  2lu§,  an  unb  in  if)r  f)at  \id)  bie  äJernunft  jetbft,  nad)  ben  atten= 
ttialben  im  Uniöerfum  '^errfc^enben  ©ejc^en  ber  ßaufalität,  langfam  unb 
naturgemäß  enttoicfelt"  (Urfpr.  b.  ©prac£)e  XXVIII).  —  kleinere  3lrbeiten  @ei= 
ger'§  entt)ött  „^ur  @ntmi(ftung§gefct)i(i)te  ber  ''})kn|(^^eit",  1871  (t;erau§gegeben 
bon  2ltireb  ©eiger.) 

6.  $ejd}ier,  SajaruS  Seiger,  ©ein  ßeben  unb  2)enfen.  2tug§b.  2lIIgem. 
3tg.  SSeitagc  30.  2)ec.  unb  31.  3)ec.  1871.  —  S)erj.  unter  bemjelben 
3:itet,  ^ranfjurt  1871.  ^'eStien. 

(^kigl):  Äarl  @. ,  Äaurmann,  geb.  11.  3funt  1798,  geft.  27.  3^an.  1861 
in  SSafet.  5ll§  attefter  (5of)n  einer  ja'^treidjen  ^amilic  mar  i?arl  @.  fd^on 
frült)e  jum  bereinftigen  Eintritt  in  ba§  bätcrUd^e  2)rogueriegeid)äft  beftimmt. 
Tcad)  forgfältigcr  Sluebilbung  in  ben  öffentlid)en  ©deuten  ^afetä  unb  bem  treff= 
Ud^en  ^nftitute  be§  iprofeiforä  6f)ri[topf)  3?ernouüi,  ba§  bamalä  ben  tüd)tig[ten 
Äbpjen  iöafetö  bie  fpäteren  ^jteatgt)mnaiicn  erfel^te,  madt)te  er  bie  faufmännifdie  i^etirc 
unter  ber  Seitung  feinet  5i3ater§  burd)  unb  ert)ielt  l^ierauf  eine  \!(nfteäung  in 
einem  ^tarfeiUer  Jpaufe.  ^lllein  ^uneljmenbe  ^ränflic^teit  be§  äJaterö  nöf^igte 
i^n  balb  jur  9lürffef)r,  um  fd^on  mit  23  3^at)ren  an  bie  ©pi^e  bcö  ®ejct)ätte§ 
3U  treten.  5Rit  ebenfo  biet  Sejonnen^eit  at§  Energie  iüf)rte  ber  junge  ^JJlann 
ba§  Ucbcrnommeue  juerft  mit  geringen  'DJlittcln  fort  unb  bef)nte  mit  ben  mac^= 
jeuben  ^räjtcn  feinen  2Birfung§!rfi§  immer  mciter  au§.  3öät)renb  ber  urfprüng= 
lic^e  ipanbel  mit  SDroguen  unb  3{pott)efermaarcn  naä)  unb  nact)  auSfdt)Ue|lidt) 
einem  Slffociö  übertaffen  mürbe ,  marf  fid)  ®.  felbft  mit  beftem  6rfotg  auf 
ben  Raubet  mit  S^arbmaaren  unb  bie  ©pecutation  mit  ©tapelartüeln  (SSaum= 
motte  unb  Solonialmaaren)  im  @rü|en  in  35erbinbung  mit  anberen  33afeler 
|)äufern.  S)aneben  crfannte  er  mit  mertmürbigem  ©djarfbüd,  ma§  immer  auf 
bem  ©ebiete  bon  S^nbuftrie ,  Apanbel  unb  ajertef)r  bie  3eit  bertangte  unb  fudt)te 
biefem  33ertangen  nad^  .ß'räften  entgegen^  ober  juborjufommen.  ©o  bett)eiligte 
er  fid§  lebt)aft  an  ber  ©rünbung  einer  baSterifd^en  33aummott=©pinnerei  unb 
aBeberei  im  babifd^en  Söiefent^ate  (1836)  unb  geigte  bamit  bem  5abrifanten= 
unb  Jpanbeigftanbc  ber  fdtimei^crifdien  (Brenäptä^e  ben  aSeg,  mie  er  fidt)  über  bie 
^aä)tt)e\U  be§  fo  gcfürd)teten  unb  bi§  jute^t  befümpften  ^^nf(^luffe§  bon  58aben 
an  ben  beutfd)en  3ottbercin  ni^t  bloß  ^inroegfc^en,  fonbern  fie  fogar  in  ^or= 
f^eile  ummanbeln  fonnte.  ^m  S}ereine  mit  ©dimiblin  unb  ©peifcr  unb  an* 
bern  einfict)tigen  j^aufleuten  rief  er  bie  ^an!  bon  a3afe(  in§  ßeben  (1845) 
unb  tourbe  jum  ^räfibenten  berfelben  ernannt,  toie  audE)  3um  ^^räfibenten 
be§  ^aufl^aufe§  in  Safet.  S)ann  arbeitete  er  mit  attem  difer  für  bie:  fSex- 
tüirflid^ung  ber  fdEimei^erifd^en  ßentratbal^n  —  bon  .  Safel  nadt)  Sern  unb 
?larau  — ,  bereu  Scitung  ü)m  bi§  ju  feinem  £obe  anbertraut  blieb.  SBeld^e 
ßinfid)t  man  bem  ^J^lanne  auf  biefem  ©ebiete  atigemein  zutraute,  ge^t  aud^  bar= 
au§  t)erbor,  baß  ber  33unbe§ratt)  il)n  neben  bem  berbienten  Topographen  S^e%Ux 


©euer.  509 

in  Söintert^ur  im  ^.  1851  um  ein  befonbereS  Cjutacf)ten  üBer  bie  i^rage:  ob 
©taatSbau,  ob  ^riöatbau  ber  fc^tpeiäcrifdien  ©ifenba^nen?  erjiid)te,  Ö.  fp^ac^ 
fi(^  entf(i)ieben  für  ben  ^pnüatbau  qu§  ,  o'f)ne  5l^nung  ber  StuSfd^teitungen, 
beten  fic^  bet  jonft  fo  nü(ä)terne  fd^toeiäerifdie  5!)Qrafter  im  £auie  htx  3^^^  hei 
biefem  ©t)fteme  iät)ig  erlDeifen  jollte.  kleben  bem  Tillen  befteibete  @.  au(|  lange 
^ai)xc  bie  ©teile  einc§  ^itgtiebe§  be§  9iegierung§i-at^e§  oon  5Bafel=(5tQbt  unb  leitete 
al§  foldjet  mit  großer  Um[i(f)t  bie  ginanaen  be§  ^")aIbfanton§  unb  bie  2;f)ätigfeit 
be§  <g)anbeI§CDnegium§  ober  ber  oiticiellen  bailerifc£)en  |)anbcl§fammer.  $ßon  bet 
ottetgrö^ten  SSebeutung  ]üi  bie  ©eibeninbuftrie  Sajel§  unb  bie  neuere  ^ätbetei 
unb  S)ru(Ierei  überl^au:pt  foHte  ein  Unterne^^men  »erben ,  ba^  6.  noci)  tDä'£)= 
tenb  leinet  legten  ^ran£f)eit  in§  Öeben  rief,  inbem  er  einem  ftü'^eren  2lnge[teEten 
in  bem  <g)au|e  jeine§  6(i)tt)ager§,  bem  öerrn  5RuIIer=^a(i ,  bie  nötf)igen  6api= 
talien  pt  Einrichtung  ber  erften  Slniüniabri!  gut  3}etiügung  fteEte.  5Die  öoÖe 
Jtagtoeite  biefe§  Unterne'f)men§  modjte  @.  mot  a^nen,  aber  faum  üar  bor  klugen 
"^aben.  S)aburc^,  ba^  biefe  3eitti(^  erfte  ^tnilinfabrif  ber  ©d^meij  ba(b  nad£) 
it)rer  ©rünbung  an  feinen  So"§n  überging  unb  bon  biefem  auä)  butc^  i^te  l'ei= 
ftungen  auf  ben  etften  ^la^  in  biefet  fpeciellen  i^abrication  unb  in  berjenigen  anbetet 
i^atberttacte  gel^oben  unb  bi§  f)eute  auf  i^m  ert)alten  mürbe,  baburrf)  bleibt  bet 
^Jiame  &.  tool  füt  immet  mit  einet  bet  mic^tigften  ^etioben  bet  SBa§(et  ^n= 
bufttiegef(i)i(^te  üetbunben.  äöattmann. 

(heiler:  :3o:§anne§  &.  bon  ßaifet§betg,  fo  genannt  nacC)  bem  2öo:^n= 
Ott  feines  @ro^öatet§,  bet  i^n  erjogen  l)atte,  mat  geboten  am  16.  Wdx^  1445 
3U  @c^affl)auf^n.  ^n  biefet  ©tabt,  bie  bamal§  noä)  untet  öftetrei(i)if(^et  ^etr= 
fc^oft  ftanb,  toar  fein  Später  So:^anne§  @.  at§  @eplfe  be§  bortigen  91otar§  be= 
fc£)äftigt.  1446  al§  Stabtf(^reiber  nad^  5(mmer§tt)eil)et  im  eifa|  übetgefiebelt, 
ftatb  bet  25atet  @eilet'§  fdion  1448,  inbem  et  bei  bet  9}etfotgung  eineS  S3äten, 
bet  bie  äöeinberge  be§  Dtte§  öetmüftete,  eine  töbttii^e  2Bunbe  et'^iett.  S)ie 
^uttet,  9lnna  3ubet,  lebte  bi§  ju  il)rem  ^o^en  Filter  mit  bem  ©ope  jufammen. 
®en  Knaben  na'^m  fein  trefflidfier  ©ro^öater  ju  fid^ ,  lie^  i^n  aber  bie  ©c^ule 
im  benad)batten  5lmmet§raei!§et  befuct)en.  1460  ging  ®.  auf  bie  eben  etöffnete 
Uniöetfität  ^^reiburg  über  unb  toarb  :^ier  1462  baccalaureus  artium.  1463 
TOagifter.  1465  la§  er  über  bie  Smnma  be§  Sllejanber  ^ale§,  1466  übet  bie 
33üd)et  de  anima  unb  befleibete  1469  unb  1470  ba§  ©ecanat  bet  ptjilofop'^ifc^en 
gacultät.  1471  fiebelte  et  an  bie  ebenfoHg  bot  Äutjem  begtünbete  Uniöetfität 
23afel  'übet ,  too  et  3uglei(^  in  bie  pl)ilofob^ifd)e  unb  t^eologifd^e  g^acultät  auf= 
genommen,  an  bet  leiteten  al§  ©tettöetttetet  be§  SitulatptofeffotS  S3otlefungen 
^ielt.  1474  marb  et  Secan  bet  |j^ilofop:^ifd)en  ^facultät  unb  S3accalauteu§  bet 
Sll^eologie,  1475  S)octot  unb  otbentlid^et  5]ßtofeffot  bet  2;I)eologie.  1476  fel)tte 
et  auf  einen  burd)  bie  ^reiburget  ^ürgerfd^aft  beranla^ten  3fiuf  an  biefe  Uniöet= 
fität  äutüd  unb  toatb  l)iet  füt  ha^  näd^fte  Söintetfemeftct  äum  9lectot  etmä^lt. 
3lltein  fd^on  im  folgenben  Sa^i'e  betlie^  et  greibutg  unb  übetl)aupt  bie  2e^x= 
tliätigfeit  an  ber  Uniberfität.  SBürger  öon  Söür^burg,  bie  i'^n  in  Saben  bei 
einem  ^utaufentl)alt  ptten  |)tebigen  :§öten,  etmitften  feine  ^Berufung  al§  5|>rebiget 
in  il)te  33atetftabt,  inbem  fie  butct)  eigene  SBeittäge  il)m  ein  (Se^altöon  200 
©olbgulben  fid)etten.  ®od)  e§  gelang  anbeten  il)n  öielmel^r  für  bie  .^auptftabt 
feines  ^eimatl)tanbe§  ju  getninnen.  Sll§  &.  bon  Söürjburg  nad^  35afel  reifte, 
um  feine  23üd)er  abjuT^olen,  fteEte  i'^m  ber  5lmmeifter  bon  (Stra^urg,  ^eter 
@d^ott,  bie  S3etpflid§tung  gegen  feine  elfäffifd^en  Sanbgleute  fo  lebl)aft  bot,  ba| 
et  fid)  bemegen  lie^  in  ©tta^burg  3U  bleiben,  ^^eter  ©c£)ott  unb  feine  ^freunbe 
etloitften  butdf)  et^eblic^e  ©elbopfet  (jä^tlid^  loaten  30  ßjolbgulben  an  ben 
aSifd^of  3U  3at)len;  bie  ©efammtjalilung  toitb  auf  500,  felbft  auf  1200  @otb= 
gulbcn  angefd^lagen) ,   ba^  @.   al§  ^tebiget  bet  Sotenjfitdfie  unb   al§  Kapellan 


510  ©eitet. 

be§  S3if(f)of8  im  ^Jlünfter  ju  t'vebigen  beauftragt  Warb.  @rft  1489  tüarb  bicfe 
^Infteüung  enbgiltig  feftgeje^t,  nad^bcm  'Einträge  bon  au§toärt§  ]§er  ba§  SJerbleiben 
@ciler'§  in  f^rage  geftellt  t)atten.  ^amentU(|  '^atte  ber  1486  erloäl^lte  33i|c^oi 
t»on  SlugSburg,  gi-'i^i^i-'iii)  bon  ^o'^enjoUern,  ber  in  ^^^reiburg  (S5eiler'§  ^Ud^folger 
im  Ütectotat  getoefen  mar  unb  in  ©tra^urg  al§  S)ecan  ber  j^af^ebrale  fid) 
innig  mit  i^m  befreunbet  'tiatte,  ben  leb'^aiten  Söunfd^  ®.  in  feiner  5lät)e  ju 
befi^en.  (B.  fuc£)te  mit  anberen  ©traPurger  ^^reunben  no(^  im  3^uli  beffelben 
3fat)re§  33,  griebricf)  in  2)iIIingen  auf;  im  ©eptember  1488  fam  er  nad)  5lug§= 
bürg,  um  bort  ju  prebigen  unb  te^^rte  erft  5tnfang  1489  nad)  ©tra^urg  jurücf. 
^Jlod^  einmal  befud)te  erSSifc^of  griebrid^,  aU  er  bom  ^aifer  ^kjimiüan  1503 
nac^  ^ü'^tn  im  bairifd^en  (Gebirge  berufen  lourbe  jur  Sefbred^ung  toic^tiger 
9lngelegen^eiten.  Äaifer  ^Jlajimilian  I^atte  f(^on  frü'f)er  bei  feinen  tjäuftgen  33e= 
fud)en  in  ©traPurg  65ci(er^§  ^Jircbigten  gern  gef)ört  unb  i!§n  1501  jum  faifer= 
iid)en  i^aplan  ernannt.  i5ür  @.  mar  an  ber  ©trapurger  ©teüung  befonber§ 
angenel)m,  ba^  er  t)ier  jum  Seidjf^ören  meniger  berpfliditet  mar,  ba  feine  über= 
gro^e  ßJemiffenljaftigfeit  bieg  ?lmt  i^m  unb  ben  )Beict)tcnben  befd)toerli(^  mad)te. 
^Jlud)  füf)tte  er  fet)r  mot,  ba^  feine  Begabung  i'^n  auf  ein  2Bir!en  in  größeren 
Greifen  l)inmie§.  @r  prebigte  aEe  ©onn=  unb  f^efttage,  in  ber  f^aftcn^eit  tägüd^ ; 
unb  jmar  nid^t  nur  im  ^lünftcr ,  fonberu  überbieS  in  mef)rcren  Ätöfteru ,  be= 
fonberS  bcm  ber  Oteuerinnen  in  ber  ^Ragbalencngaffe,  in  meld)em  er  bie  reformirtc 
Drbnung  cingefüt)rt  t)atte.  ©elbft  au^ertjalb  ©trapurgS  prebigte  er,  befonberö 
an  Äirdimei^tagen ,  toor  attem  in  ber  geliebten  oberlänbifd^cn  ,<peimatf).  31I§ 
^4irebiger  be§  ^Jtünfterä  f)atte  er  namenttid^  aud)  bie  ©l;nobalreben  unb  bic 
ßeid)mprebigten  beim  2obe  ber  S3ifd)bfe  ju  f)alten ,  unb  1)kx  mad)te  er  feine 
üteformbeftrebungen  mit  aller  i^raft  geltenb.  ^IRit  einem  ^^reimutt)  ol§ne  (^irenjen, 
ber  am  Ö^rabc  ber  berftorbonen  Sift^öfe  felbft  aU  .f)ärte  erfd^einen  mod)te,  fd)alt 
er  bie  SJerberbffieit  be§  föleruS,  mie§  er  auf  bic  ^Jiof^menbigteit  ber  Scfferung 
l^in.  ©0  am  17.  9loöember  1478  am  @rabe  35.  9lobert§,  fo  bei  ber  Eröffnung 
ber  ©t)nobe  3u  ©trapurg  om  18.  ^Iprit  1482  (bie  erftc  gebrudte  ^prebigt 
@eiter'§),  fo  in  ber  9tebe  auf  S.  ^Ibrec^t  am  14.  Octobcr  1506.  ^a%  33. 
5llbrec^t  bie  papftlidie  ßrtaubni^  in  ber  i^afteUiieit  Sutter  unb  @ier  3u  effen 
aud)  für  ©traPurg  ermirtte  unb  fid)  freilid^  bamit  eine  neue  (Sinna^^mequeHe 
eröffnete,  t)at  @.  il)m  immer  mieber  pm  iBortourf  gemad)t.  ^id)t  minber  ent= 
fd^ieben  aber  trat  @.  ben  bürgerlidtien  6inridC)tungen  unb  (vJemo^n^eiten  ©traB= 
burg§  entgegen,  mo  biefe  gegen  feine  ftrengen  f^orberungen  berftie^en.  5lud)  in 
biefen  Äceifen  bertrat  er  bie  Firmen  unb  Sßcrlaffenen.  1481  bei  einer  .^unger§= 
not^  fottte  er  nad^  ben  gtatf)§brotofoIlen  aufgeforbert  '^aben  mit  (bemalt  bie 
Äornborrätt)e  ber  9iei(^cn  ju  netimen  unb  fie  'tiinterbrcin  ju  be^atjlen.  Unb 
1502  fanb  er  in  feiner  ^anjel  einen  fettet,  er  möge  ben  3fiat^  ma'^nen  ba§ 
^olt  mit  feinen  ©teuern  ntd^t  ju  erbrüden,  ßrfotgreict)  mar  1485  feine  3Be= 
müt)ung  ben  ^um  Sobe  S5erurtl^eilten  bie  Sommunion  ju  ermirten,  freilid^  erft 
nad§  :§arten  kämpfen  gegen  ben  ^Blagiftrat  unb  bie  biefem  jur  ©eite  tretenben 
^önd^§orben,  unb  erft  nad^bcm  @.  unb  feine  greunbe  eine  6ntfd)eibung  ber 
|)eibetberger  Uniberfität  ju  i'^ren  ©unften  erlangt  unb  ben  päpftlitien  ^Jtuntiu§ 
um  33ei[tanb  angegangen  l)atten.  SBeniger  glüdlid^  mar  ®.  ben  (Befe^en  gegen= 
über,  toetdf)e  Sleftamente  ber  ®eiftlid£|en  nid)t  anliefen  unb  ben  in  ba§  ^lofter 
tretenben  bie  ©rbfäliigfeit  abfprad^en.  @in  SSorfaE  bon  1493,  in  meld£)em  er  fid§ 
gegen  bie  erfteren  auflehnte,  jog  i:§m  l)eftige  gfeinbfd)aften  su.  33itterc  5leuBerungen 
über  fold^c  ©rfa'^rungen  —  er  follte  gefagt  l^aben,  ba^  bie  ftäbtifd^en  S5e^örben 
mitfammt  il^ren  33orfa!§ren  unb  yftadjfommcn  alte  be§  3;eufel§  mären  —  jogen 
itim  1500  eine  Unterfud^ung  au,  meldte  if)n  1501  beranlape  feine  Sefdimerben 
in  21  ^rtüeln  aufammenauf äffen   (je^  gebrudt  bei  S)adt)euj  f.  u.).     Slu^er  ben 


©eilet.  511 

fd^on  genannten  Singen  finb  e§  namentlid^  bic  öffentlid^en  Spiele  unb  btc  baöon 
ben  ©tabtöeamten  äufallenben  (Sinfünfte,  übet  bie  er  fic^  beftagt ;  ierner  bie  5öer= 
toaltung  ber  Spitäler,  toeldie  fid^  toeigerten  bie  an  ber  bamat§  einxeilenben 
£uitfeud)e  ßrfranften  aufjunet)men;  enbticf)  bie  (SnttDei^ung  ber  firci)lid^en  geftc 
bur4  alier^nb  unjd)icf(ic^e  Spä^e ,  befonber§  burc^  ben  9ioraffen,  eine  ^^S^r 
an  ber  .i?an,iel,  au§  ttjeld^cr  3U  ^Pfingften  ben  3U  ^proceji'ion  unb  ^J^effe  5ßcr= 
fammelten  ^ö^ifc^e,  oft  unjaubere  Sieber  unb  2Bi^e  cntgegengejungen  tourbm. 
S)cr  toeitere  8}ertaui  biefer  3lngelegenf)eit  ift  unbefannt.  3}ieüei(^t,  baB  ber  ^ati) 
biefe  33e|c^toerben  ftiEfditüeigenb  fallen  lie^.  @r  mochte  glauben  mit  früt)eren 
3ugeftänbnifjen  genug  get^^an  ju  §aben,  burc^  bie  2l6i^affung  bes  au§  uralter 
3eit  ftammenben  Umjugeg  be§  n^itben  2öeibe§  öon  @ei§potb§t)eim  p  ^^raftnac^t  u.  a. 
e§  ift  begreifUi^,  boB  biefe  33olf§[uftbarfeiten  boc^  auc^  tf)re  ^In^änger  Ratten 
unb  ba^  biefe  bie  3a^t  ber  ^einbe  @eiter'§  berme'^rten.  @an5  befonber§  toaren 
e§  aber  bie  geiftü^cn  Crben ,  ttelc^e  fi^  @.  feinbfelig  entgegenftellten.  2öar 
hod)  f(^on  feine  2tnfteIIung  gegen  fie  geiicfitet.  Um  nic^t  ben  Drben  bie  ^ßrebigt 
gana  ju  überlaffen  l^atten  ^eter  ©d)ott  unb  feine  fyreunbe  bie  ©tette  ©eiter's 
geftiftet,  toeld^e  nur  öon  einem  Söeltpricfter  eingencmmen  toerben  foUte.  Sann 
?atte  @.  felbft  bie  l^ärteften  5tu§brücfe  über  bie  nic^t  reformtrten  fitöfter  gebraudit. 
S)od§  nii^t  atte  Orben  öerurf^eilte  er:  bie  fiartt)äufer  unb  bie  ^ot)anniter  am 
grünen  SBörb  —  bie§  freiüd)  auc^  eine  Stiftung  frommer  Säten  —  Ratten  feine 
öolle  2(ner!ennung  unb  üi-'e"nM<^<ilt-  1^80  :^atte  er  auf  einer  2öallfa§rt  nad) 
©infiebeln  auc^  ^]ticolau§  öon  ber  tytüe  befuc£)t;  einen  SSatbbruber  in  ber  •Jiät)e 
feiner  ^eimaÜ) ,  9tamen§  ©eboftian,  ^iett  er  5oc^.  &.  felbft  füllte  ju  Reiten 
in  fid)  ben  Srieb  fid)  öon  ber  Söelt  prüdäuäietien  unb  föar  1501  im  SSegriff 
fid)  mit  Söimp^eling  unb  G^riftop^  öon  Utentjeim  in  bie  ginfamfeit  3U  begeben, 
at§  burd)  bie  Söal^l  be§  ße^tgenannten  jum  Sifd)of  öon  Safel  ber_^^tan  öcreitelt 
tDarb.  Sn  biefen  freunbf(|aftlid)en  33er^äÜniffen  geigte  &. ,  baB  ^^  ^^t  ^2^ 
ftarften  grfenntniB  ber  ^Jlipräud^e  in  fiird)e  unb  ©efeEfc^aft  unb  mit  bem 
ftärfften  2Bitten ,  fie  ju  befämpfen ,  aud)  ein  (Semütl^  öerbanb ,  ha^  frieblic^eren 
Ütegungen  fi($  öffnete.  6§  maren  nid^t  nur  '^od|fte:^enbe  Männer,  benen  er  al§ 
geiftlic^er  9lat^geber  biente :  fiaifer  5Jlarimitian,  bie  33if{^öfe  griebric^  öon  3Iug§= 
bürg,  e^riftop^  öon  SSafel,  fpäter  ^t)ilipp  öon  fiötn.  5ßor  allem  nal^e  trat  i^m 
bie  gamitie  Schott.  5ßeter  Sdjotf  §  (Sattin  :§atte  ben  erften  Slnfto^  äur  Berufung 
@eiler'§  gegeben;  fein  gleichnamiger  <Bo'i)n  tt)U(^§  unter  @eiler'§  Cb^ut  tjeran 
unb  öettaufc^te,  bem  2öunfd)e  bes  3}ater§  entgegen,  bie  mit  gtäujenbem  ßrfolge 
begonnenen  juriftifd)en  Stubien  mit  ben  t^eologifc^en.  6r  gab  bie  öon  ®.  mit 
großen  Äoften  auf  9ieifen  nad§  St)on  unb  gjlarfeille  1483  gefammelten  SBerfe 
©erfon'g  1488  ^erau§.  "äl^  er  1490  faum  SSjä^rig  ftarb,  fammette  ©.feine 
SSrtefe  unb  (Bebii^te,  meiere  unter  bem  2:itc[  „Lucubratiunculae"  1498  erfd)ienen. 
®er  Herausgeber  mar  ein  anberer  g-^-'^unb  @eiter'§,  ber  ^umanift  SBimptieling. 
Sem  ^umani§mu§  geneigt  jeigte  fidl)  @.  au(^  burc^  bie  Slnerfennung ,  bie  er 
©ebaftian  Srant  joüte.  Seffen  Berufung  nad§  Strapurg  1501  trauen  leb= 
■^aft  befürtoortet  unb  rechnete  auf  if)n  für  bie  23egrünbung  be§  6t)mnafium§  ju 
StraBburg,  toetc^e  2Bimpl^e(ing  bamalS  betrieb  unb  meiere  burcf)  beffen  3ögHng 
Sacob  Sturm,  ben  Urenfet  ^:peter  Sc^ott'§,  fpäter  öertoir!lid)t  mürbe.  @.  fannte 
unb  fd^ä^te  bie  ]§umaniftifd^en  Stubien;  feine  93ibIiot^ef,  obmot  übermiegenb 
tl^eologifc^ ,  umfaßte  boc^  auä)  5poeten  unb  ^iftorifer.  Sie  ju  benu^en,  neben 
ber  au§gebe^nten  5ßrebigert^ätigfeit,  mad)te  er  burc^  ben  forgfältigften  ©ebraud^ 
feiner  3eit  möglid^.  Sei  Xifd)  ücB  er  fic^  baraul  öorlefen,  menn  er  fic^  ni(^t 
mit  greunben  in  mi^iger  Unterhaltung  erging.  S^m  einfadiften  2cben  nöt'^igte 
t:^n  fd^on  feine  äöof)ttt)ätigf eit ,  meld)c  it)n  auc^  bie  ©efc^enfe  feiner  greunbe 
nid^t  fd^onen  lic^.     Seine  ©efunb'^eit  tnar  jule^t  burd)  ein  Diierenleiben  geftört. 


512  ©etlcr. 

1505  ma(i)te  er  fein  Sleftament,  ba§  un8  erl^atten  ift,  unb  fügte  1507  öov  einer 
3fteife  noc^  einen  ^Jtad)trag  l^inju.  6r  ftarb  am  10.  ^är^  1510.  6r  toarb  im 
fünfter  Ibegraben,  ju  gü^en  ber  «^an^el,  toct^e  1486  ^^^eter  Bäjott  für  it)n 
f)atte  !unftrei(^  t)erftellen  laffen.  ©ein  £eben  bef(^rie!6  in  eleganter  .^ürje  SBeatuö 
gif)cnanu§.  SDiefe  vita,  1510  erfd)ienen,  ift  bann  mcl^reren  3lu§gaben  GJeiler'fdier 
Söerfe,  j.  33.  bcn  lateinifd^en  ^ßrebigten  über  bag  ?Jiarrenf(|iff ,  angeljängt 
roorben.  2lt§  ©rgönjung  bient  bie  ebenfalls  1510  erfd)ienene  6(^rift  äöimt)^e= 
ling§  ,Jn  Joannis  Keiserspergii  mortem  planctus  et  lamentatio  cum  aliquali 
vite  sue  descriptione",  toeld^er  eine  gan.^e  5lnjal^I  öon  3^rauergebi(^ten  anberer 
SSerfaffer  angehängt  finb.  ©in  33ilb  öeiler'S  finbet  fic^  auf  bem  Xitel  me'^rerer 
3öer!e,  bie  ^H'cbigten  bon  it)m  entl^atten,  fo  öor  bem  beutf(^en  ^aternofter  unb 
ber  beutfd)en  ^affion  in  ©eftatt  eine§  fiebfuc^enS,  tüo  er  auf  ber  ßaujel  ftef^enb 
bargeftem  ift;  am  Beften  aber  ift  ba§  «ruftbitb  öor  ber  ^oftilte  1522,  toeld^eS 
neuerbing§  öfter  toieber^olt  morben  ift,  unter  2lnberem  bei  S)ac^euj.  (5§  jeigt 
ba§  ernfte  6)efi(f)t  be§  ^rebiger§,  mit  ftarfer  9tafe  unb  fierabge^ogenen  ^unb= 
tüinfeln,  mit  locEigem  ^aax.     ©eine  ©eftalt  mar  gro^  unb  mager. 

^on  ©eiter'ä  rebnerifc^er  Segabung  unb  2Birffamfcit  geben  bie  ,^a'f)lrei(i)en 
unb  umfänglid^cn  Sßerfe,  bie  unter  feinem  ^Jlamen  gebrucft  finb,  hoä)  fein  boIl= 
ftänbigeS  unb  fein  juöeriäffigeS  ,'-i3iIb.  @r  mar  eben  Ütebner,  ni(^t  ©(i)riftfteller. 
Unbefümmert  um  littcrarifcEien  9tacE)ru'^m,  ftrebtc  er  mit  atter  ^raft  nad)  ber 
ticfften  Söirfung  auf  feine  3u^örer.  Söol  fanbte  er  äumeilen  einzelne  ^rebigten 
aufgearbeitet  an  befreunbcte  ^Jßerfonen;  aber  nic^t  einmal  ba§,  ma§  er  au§= 
gearbeitet  l^atte,  liefe  er  o'^ne  befonbere  SJeranlaffung  in  ben  S)ru(f  fommen. 
Unb  bie  m.eiften  ^ßrebigten  finb  niemals  beutfc^  bon  il^m  ausgearbeitet  motben. 
SCÖenn  SeatuS  9il)enanu§  rül)mt,  bafe  er  fi(^  ouf  ba§  ©orgfältigfte  üorbereitet  unb 
bie  ^prebigten  mürtlici),  menn  au(i)  o'^ne  ftiliftifcf)e  ©orgfalt,  aufgcf(i)rieben  l)abe, 
fo  bestellt  fi(^  bic§  auf  bie  lateinifcE)en  ©runb^üge,  meld)e  jum  Jl^eil  aüerbingS 
nod§  in  ben  te^en  Sfa^ren  (Seiler'S,  aber  bon  anberen  beröffentlid^t  morben  finb. 
5lber  fclion  frü^jeitig  begann  man  feine  ^rebigten  na(^3uf(^reiben  unb  biefe 
3^ad)f(^riften  in  ben  Srucf  ju  geben.  S)abei  mußten  natürli(^  biefelben  Sieben 
bei  fpäterer  3Bieberl)olung ,  3.  58.  bie  in  ©trafeburg  gelialtenen  bei  nod^maligem 
3)ortrag  in  5Iug§burg,  in  fel)r  brrfc^iebcner  äöeife  aufgefaf^t  merben.  Unmittel= 
bar  nac^  @eiler'§  Xob  entmidEeltc  fi(^  eine  förmlidie  ^nbuftrie  in  ber  S3cröffent= 
lic^ung  feiner  Sieben  unb  ©d)riften.  SSefonberS  tl)ätig  ermie§  fitf)  bie  ©rüninger'fdie 
Siruderei  in  ©trapurg  unb  ficlierte  fid)  burd)  bie  ©rmirfung  faiferlid)er  ^^ribi= 
legien,  toie  fie  f)ier  jiemlic^  juerft  auftreten,  gegen  9iad)brud.  £)ie  .f>erau§geber 
normen  überbieS  bielfad)  bie  bamal§  fo  blü^enbe  ^oljfc^neibefunft  ju  .^ülfe  unb 
fo  erfd^ienen  bie  3lug§burger  5lu§gaben  mit  .»poljfc^nitten  bon  ^an§  Surtmair, 
bie  ©trafeburger  mit  folc^en  bon  ^an§  Salbung  @rün,  5Jlentelin,  UrfuS  ©raf  u.  a. 
gefd^müdt.  2Jian(^e  ber  t)ierl)er  gel)örigen  ^^affionen  finb  mel^r  Xeitt  5U  §ol3= 
fd)nitten,  al§  bafe  biefe  ^ttuftrationen  3U  nennen  mären.  6§  ift  nun  leitet  ju 
erfel)en,  mic  ouf  biefem  SBege  eine  fe^r  berfd)iebcnartige  ßitteratur  entftanb,  bie 
@eiler'§  Flamen  trug;  unb  bie  ^Jiac^läffigfeit  neuerer  ßitteratoren  l)at  bie  S5er= 
töirrung  nod)  berme^rt.  Sm  golgenben  foll  berfut^t  toerben  biefe  SSertoirrung 
aufjulöfen,  toefentli^  auf  ®runb  ber  reii^en  ©ammlung  bon  Söcrfcn  @eiler'§, 
bie  bie  g^rciburger  Uniberfität§bibliott)e!  befi^t.  .!^ülfrei(|  finb  babei  atterbingS 
befonber§  bie  bibliogra|)l§ifc^en  'Jtotiäen  unb  Ueberfiditen  bon  S)a(^euj.  —  S5on 
einer  felbft:|)ublicirten  ©c^rift  fprid^t  @.  („Arbore  huraana"  1521  fol.  173  a): 
„3Ba§  man  aber  ein  fragen  fol  an  bem  totbet,  ermanen  unb  betten,  al§  ©erfon 
leret,  ba§  l§ab  ic^  juo  tütfd)  gemacht  unb  laffen  trudfen,  e§  foft  ein  |)fenning, 
ba§  fauff."  @r  meint  ben  furzen  2;ractat  (I) :  „3Bie  man  fic^  'galten  fol  bt)  eim 
fterbenben  menfdien"    (o.  £).   u.   ^r,   bann   1482).     3u  ©runbe  liegt  ©erfon'§ 


©eiler.  513 

opus  tripartitum,  ba§  @.  fpäter  öoHftänbig  überjefet  ^at  (IV\  ^m  .,Introduc- 
torium  in  spec.  tat.  ir*  ftellt  er,  tnte  es  f(f)eint,  bie§  33ü(i)[ein  jufammen  mit 
(II)  einem  33eici)t&ücf)(ein ,  bejjen  5^eubrucf  Sadieur  in  3iu§ii(f)t  geftellt  ^t. 
SSermutfjlicf)  ift  eS  ein  anberer  2:t)eil  be§  .,Opus  tripartitum" ;  eine  33ear6eitung 
baOon  jc^eint  ba§  jolgenbe  Oteimmerf:  „®i§  büc^tin  teifet  mie  fid)  ein  Qegltc^ei-' 
criftenmenfii)  jc^icfen  foll  juo  einer  ganzen  öot!omnen  ünb  gemeiner  bet)cf)t.  önb 
ift  gebrebig  önb  corrigieret  toorben  burd§  boctor  Äeifer^berg  ,3uo  Strasburg" 
(^afel,  DticotauS  Sam^tarter,  o.  ^.).  £)ann  ^at  @.  gemi^  ben  Srucf  bejorgt  öon 
ber  tateiniic^en  (Si)noba(rebe  be§  ^.  1482  (III)  ..Oratio  liabita  in  Sinodo" 
(o.  3.  (gtrapurg,  ©cfiüret;  micber'^ott  u.  21.  in  XXX;  überje^t  öon  2öim^f)e(ing, 
f.  u.  XXXI).  2It§  ein  (IV)  Söerf,  ba§  er  felbft  öeriJffentücEit  f)at,  ift  hk  Samm^ 
(ung  bon  fieben  2xactaten  ju  bejeiiiinen,  meiere  fic^  nä^er  ober  freier,  (e^tereg 
namentlii^  in  ben  Ginteitungen ,  an  ScfiriTten  @erfon''§  anfdilie^en :  „S)a§  iiTig 
f(^af",  „®er  t)elliic^  tem",  „Sie  friftenüA  fünigin",  „S;er  breiecfei^t  fpiegel", 
„S)er  efc^engrübel",  „S)aö  f(appermaul",  „S)er  troftit)ieget"  (0.  O.  u.  ^.  bei 
'5(^ürer,  alfo  ju  ©trapurg  gebrucft;  bann  ©trapurg,  ©rüninger  1514).  Ser 
breiecfedjt  fpiegel  (auc^  al§  „fpieget  ber  feelen"  bejeti^net)  ift  't)a^  Opus  tripartitum 
@erfon"§,  morau§  (I)  unb  mol  aucf)  (II)  aU  ßin^elfi^riiten  @eiter'§  f(^on  früher 
geftofjen  maren;  in  ber  ©efammtübertragung  merben  bie  einzelnen  £f)eite  be= 
3eic£)net  at§  „3}on  ben  gebotten,  öon  ber  beidjt,  ünb  öon  ber  fünft  be§  tool  fterbene". 
©0  mar  aud)  bereite  irü^er  einzeln,  aber  ni(^t  üon  6.  felbft  in  ben  SrucE  ge= 
geben,  er^ienen  (V)  „S;er  ^roftfpiegel",  0.  D.  u.  ^.;  53afet,  Olpe  0.  3f- ; 
Strapurg  1503,  1511,  1519;  2lugsburg  1505,  1507,  1508,  1513;  auc£)  in 
fpäter  3eit  toarb  bieje  ©d)rift  öfters  mieber^olt.  ©leid^fallS  öon  @.  abgefaßt, 
aber  nid)t  3um  S)ru(fe  beforgt,  finb  (VI)  „(Sin  ^et)lfame  (ere  unb  prebig"  0.  D. 
u.  S.;  0.  D.  1489,  1490;  unb  unter  bem  Site!  „S)er  bamm  ber  feien  §eit  unb 
ber  feligfeit",  ^ranffurt  a.  £.,  maxün  Bretter  1502,  nad^gebrucEt ;  (VII)  „^. 
@.  ö.  Ä. ,  Sin  lenbtbrieff  get^on  an  bie  toürbigen  ^yraumen  5u  ben  Oieutoeren 
3U  greiburg  im  23rei5gau",  ©trapurg  1499.  Sicher  burd)  anbere,  aber  mit 
@eiler'§  3uftimmung,  öeröff entließt  finb:  C^T^II)  ..Epistola  elegantissima  J.  K. 
de  modo  predicandi  domiuicam  passionem  et  de  nuditate  crucifixi"'.  in  3öimpl^e= 
ling^ö  ©c^rift  De  integritate  1505  aufgenommen;  (IX)  ..Passionis  Christi  unum 
ex  quatuor  evaugelistis  textura'',  tooäu  &.  bie  iBibelmorte  ^ufammengefteEt  unb 
9tingmann  ^^itefiu§  bie  ^orrectur  unb  bie  3}erbeutfcf|ung  übernommen  '§atte 
(tatetnifd)  0.  ^. ;  bann  ©traBburg,  ^nobtod)  1508  u.  ö.,  beutfd)  1506  u.  ij.); 
enbüd)  ebenfo  mie  bie§  me^r  ein  33i(bermerf  mit  bi6Iif(^em  2ert:  (X)  „S)er 
^-pajfion  ober  bj  Iet)ben  ^.  Q,.  noc^  bem  tert  ber  ft)er  (Söangeliften  mie  jn  bann 
ber  ^odigelert  ^.  @.  öon  Ä.  ^u  ©trapurg  jäxlii^  geprebiget  f)att"  (f.  u.  ju 
XXVIII).  2Bi(^tiger  finb  bie  5piubücationen ,  mit  benen  in  ben  legten  Sauren 
©eiterig  unb  nac^  feinem  Sobe  fein  -öauggenoffe,  ber  5priefter  am  Ätofter  ber 
9teuerinnen  i^acob  Dtt^er  am  ©peier  mel^rere  5prebigtfammlungen  @eiler'§  be= 
f annt  machte :  fie  enthalten  bie  {ateinif($en  Stuf^eii^nungen  tc^  $rebiger§,  smifc^en 
benen  einzelne  beutfd)e  2(usbrüde  erfc^einen.  ©0  (XI)  ,.Fragmenta  passionis 
sub  typo  placente  mellee'",  ©traPurg ,  ©d)ürer  1508.  1510.  1511;  (XII) 
„De  oratione  dominica"'.  ©trapurg,  ©d)ürer  1509.  1510.  1515;  (XIII)  :,Xa- 
vicula  sive  speculum  fatuorum"  0.  C.  u.  ^.,  1511,  ©traßburg,  ^noblod^ 
1513;  (XIV)  „Xavicula  penitentie'",  ©trapurg,  ©d)ürer  1511.  1512.  1513. 
1517.  1519;  2tug§burg,  Otmar  1511;  unb  fc^on  1512  öon  Dr.  ^.  _ö.  (Jd 
3U  einem  ©d)iff  be§  .6eit§  umgearbeitet;  (XV)  „Peregrinus",  ©trapurg, 
©djürer  1513.  Stu^erbem  gab  Cttl^er  no(^  folgenbe  beutfd)e  ©amm.Iungen  '^er= 
au§:    nad)   ben   Slufjeidinungen   ber   Sfieuerinnen  in  ©trapurg,  bereu  xert  ®. 

Stügem.  beutfc^e  SSiograp^ie.    VIII.  33 


514  ©eilet. 

noci)  felbft  burdigefel^en  t)atte  (XVI)  „S)er  feelen  parabi^",  ©tra^burg,  ©rfjürer 
1510;  unb  „iiac^  ^JJieinung  unb  Untcrtreifung  eigener  Jpanbtdirift"  bei  SJer= 
iaf|er§  (XYII)  „(i^riftenlict)  bilgerfrf)atft"  ,  Safet,  31bain  5ßetri  öon  Sangcnborff 
1512,  wobei  Ottl^er  jrül^ere  SDrudfe  unöoUfommen  unb  ungerecht  unb  ol)ne  3u= 
t^un  ©eiler'l  i^m  jugefd^iieben  nennt.  S)amit  i[t  offenbar  gemeint  ^XYIII) 
,,5Der  ^Pilger"  ,  1494  ju  Sluggburg  erfd^ienen;  roieber'f)oIt  in  (XIX)  „^^^i-'^bigen 
teutfcf)  unb  öil  guetter  leeren",  Slugsburg,  |>.  Ctmar  1508  (1510),  toel(i)e 
atterbiugS  nacf)  bem  Si^tu^roort  of)ne  (Beiler'S  3Biffen  unb  o'^ne  fein  ^utl^un 
gcbrudt  finb.  oben  ba  erfd)ien  (XX'  „Sias  bucf)  ©ranatapfel  .  .  mitfampt  .  . 
ausgangs  ber  finber  Sf^i'fl^el  •  •  •  bei-'  gaifttic^en  fpinnerin  .  .  öon  bem  Isafen  im 
Pfeffer  .  .  öon  fiben  fc^toertern  unb  f(i)al)ben",  1510,  wieber^olt  ©trafeburg 
1511.  1516;  ferner  (XXI)  „^a§  fc^iff  ber  ^Penitcn^",  überfe^t  au§  XIV,  1514; 
nad)gebrucft  in  (Strasburg,  bei  i^üpfuff  1515.  Söie  in  5lug§burg,  fo  ^tte  man 
aucf)  in  Strasburg  fd^on  bei  ©eitert  Scbäciten  feine  ^4>rebigten  ol^ne  feine  @r= 
taubnil  öeröffentlid)t.  ^ufvft  befaßte  ficf)  befonber§  bamit  ber  mit  ber  Ö)rünin= 
gerfd)en  Srudferei  in  23erbinbung  ftel^enbe  Slrjt  unb  iHtterat  3iol)ann  '^Ibetpl^uö 
3JlüIing.  Qx  lief;  in  einer  ..Margaiita  facetiarura'"  1509  aud^  eine  ©ammtung 
öon  teigigen  Söemertungen  ©ciler's  unter  bem  Sitcl  „Scomata"  brurfen,  moburct) 
er  (SJ.  in  nidit  geringe  G-ntrüftung  öcrfe^te.  (Sr  lie^  fic^  aber  nicf)t  abf(f)recfen. 
6r  überfegte  XI  unter  bem  2;itel  (XXII)  „Soctor  ^eiferöpergl  ^4^affion  .  .  in 
ftürfcöwci^  eins  fü|cn  5;^ebfud^en",  ©tra^burg,  ©rüninger  1513  unb  1514;  unb 
XII  all  (XXUI)  „£.  Ä.  5paternofter",  ©trapurg,  .püpfuf  1515.  Sagegen  l^at 
S)ad)eur  mit  Unrerf)t  auf  ®.  jurücEgefütjrt  tia^  öon  :3-  3lbe[pl)u§  öeröffentti(i)te 
33itbern)ert  „S)a§  ift  ber  *4>flffion  i"  5oi-ni  ein§  geric^t§t)anbcl§  barin  mifftöe 
Äauffbrieff  Urtelbricff  unb  anberl  geftett  fein  furtsmeitig  unb  nü^  juo  lefen"  o. 
€).  u.  ^.,  bann  ©tra|burg  1514,  IHüncficn  1516  unb  l^ier  aücrbingS  mit 
(Seilers  Atomen  gebrucft.  2IEein  abgcfet)en  öon  ber  läppiftfien ,  gar  nii^t  für 
bie  ^^>rebigt  geeigneten  ©infteibung  ber  '^^affion§gefdC)i(^te  in  juriftifcfie  i^ormen, 
iDeld)e  (B.  nid)t  jugetraut  werben  barf ,  ift  fein  'Jtame  öom  ^JMncficner  <!perau§^ 
geber  nur  burcf)  ^]JU^öerftänbni|  ber  Zueignung  gebraud)t  morben,  in  treldfjer 
^^bclpl)u§  fagt:  „2Ber  t)unger  I^at,  ber  mag  e§  ttiol  nüpid)  lefen,  bi§  unb  anber 
ü^legung  be§  ^eiligen  paffion§,  bereu  mir  bau  auc^  ein  ie^o  ö^  latinifcf)er  jung 
in  teutfd)  fprad)  transferiert,  fo  ber  burd}lüc£)tig  l)err  3fot)ann  ©eiler  öon 
^aiferfpcrg  boctor  unb  prebicant  ber  toblidl)en  ftat  ©trapurg  feinen  ünben 
ba  fetbft  {)at  geprebiget  önb  ö^gelegt ,  welcöe  iefeunb  in  trud  aud)  nütolid) 
ift  ö^gangen."  J^ier  fpielt  melp^uä  beutlic^  auf  XXII  an.  Tiaä)  ^;?lbelp]^u5 
mar  e§  inSbefonbere  ber  3?arfü|er  3^ot).  ^^^auli,  ber  fid)  mit  ber  3teprobuction 
@eiler'fd}er  '-l^rebigten  abgab,  ©o  gab  er  IjerauS  (XXIV)  „S)a§  döangelibucf), 
.  .aus  ©eiler'ö  9Jiunbe  öon  2Bort  ju  SBort  gcf(^rieben",  ©trapurg,  (Srüninger 
1515,  mieber^olt  alS  „göangelia  mit  öfelegung"  1517,  —  al§  „ßöangelia  baS 
ipienarium'-  1522,  in  ben  ©(^lufetoorten  aud)  bie  »)5oftiII  genannt,  ^ei-'ner 
(XXV,  „S)ic  6meiS,  jufammen  mit  .'per  ber  tüng  id)  biente  gern",  ©tra^burg, 
©rüninger  1516,  mieberl)olt  1517:  fo  roie  eS  ^4>ault  „öon  ieglid)er  ^.U-ebigt  bf= 
^Iten  in  feinem  .^aupt,  banai^  abgefd^rieben" ;  bann  (XXVI)  „S)ie  Sröfamlin 
boct.  JleiferSpergS  öffgclefen  öon  frater  :Sot)ann  '4saulin  .  .  unb  fagt  öon  t)tn 
funfftjel^en  .g)pmelfd§en  ftaffeln  bie  DJkria  öffgeftiegen  ift,  unb  gancj  öon  ber 
öier  Seumen  gefd^rei,  aui^  öon  bem  toannenfromer" ,  ©trapurg,  ©rüninger 
1517;  enblic^  überfe^te  er  XIII  unter  bem  2itel  (XXVII)  „S)eS  i)od)töirbigen 
boctor  .^eiferSpergS  narrenfd^iff",  ©tra^burg,  ©rüninger  1520.  6in  SDritter, 
ber  in  ©trapurg  t^rebigten  ©eiler'S  „nad^  feinem  ^lunh  nad^gefd^rieben"  f)er= 
ausgab,  war  ipcinrid^  SBe^mer,  ber  (XXVIII)  „£octor  ^eiferpergS  ^oftilt: 
über  bie   ft)er  euangelia  bur(^S  jor,  fampt  bem  Cuabragefimal ,    önb  öon  ett= 


©eiler.  515 

liefen  öetjligen ,  netolirf)  begangen",  ©traPurg  bei  Sdfiott  1522,  eiid)cinen 
Iie|,  mit  Silbern  bie  }\ä)  jum  2^ei(  auä)  in  X  öorfinben.  Segen  bal  3}er= 
fat)ren  öon  21belpf)u§  unb  5|}auli  fprad)  fid)  nun  naifibrücflic^  au»  ber  Qxbe 
unb  3Imt5na(i)foIger  ©eilers ,  jein  Üleffe  ^^^eter  SBicfram.  ^n  S3eii^  ber  6eiler= 
jrficn  ^anbfct) ritten  gelangt,  jud^te  er  bieje  gegen  jeine  Goncurrenten  3u  tier= 
tDertl)en,  Blieb  aber  nic^t  \ük  Ott^er  6ei  einer  einiadjen  SBiebergabe  ber  l^anb= 
|(firiitlici)en  9^otijen  ftef)en.  ©o  erfc^ienen  mit  einer  SJorrebe  öon  ^acoB  Sict^en 
(XXIX)  „Sermoues  prestautissimi  doctoris  J.  G.  K.  fructuosissimi  de  tem- 
pore et  de  sanctis  accomodaudi".  babei  auc^  „De  arbore  humana,  de  XII  ex- 
cellentiis  arboris  crucifixi ,  de  XII  fructibus  spiritus  sanctj ,  de  XXIII  cou- 
ditionibus  mortis,  de  morte  virtuali  sive  gratie'".  enblii^  ein  2ractat  ..De  dis- 
positione  ad  mortem  per  modum  alpbabeti'',  (Strasburg,  ©rüninger  1514. 
1515.  1519;  ferner  (XXX)  ..Sermones  et  varii  tractatus  Keiserspergii". 
©trapurg,  Srüninger  1518.  1521,  morin,  namentlich  lateinijcfie  gafiungen  ber 
in  ber  Sammlung  „tprebigen  teutfcE)"  (XIX")  ji^on  pubticirten  ju  finben  finb.  -öier 
i[t  aud)  bie  Sijnobalrebc  (III)  auigenommen,  meldie  injmifc^en  äöimpl^eling  1513 
unter  bem  Xitel  (XXXI  „gin  ^eiljam  troftlidie  prebig  boctor  ^.  @.  ö.  ^." 
überje^t  ^atte.  (5d)liepic^  finb  noi^  mehrere  Stra^burger  ßinjelauegaben  in 
beutjc^er  3pracf)e  ]ü  üerjeic^nen ,  bereu  -öerauSgeber  unbefannt  finb :  (XXXII) 
„^rebig  ber  ^imelfart  marie ,  .  .  öon  feinem  5Jtunb  abgefc^i-ieben"  ,  (Strapurg, 
©rüninger  1512;  (XXXIII)  „fSon  ben  Sünben  be§  munbs,  babei  2llpl)abet  in 
XXIII  prebigen",  om  <B<i)hii  aucf)  „XXIII  prebigen  öon  bem  bäum  be«  eroigen 
lebcn§"  genannt,  Strapurg,  ©rüninger  1518;  (XXXIY)  „i>on  ben  bri) 
Filarien  mie  fie  unfern  :^ern  5- 6-  holten  falben",  „öon  einer  e'^rfamen  3ii"9ii-'au 
angefd)rieben",  Strasburg,  (Brüninger  1520;  (XXXY)  „£a»  buocf)  Arbore  hu- 
mana'", eine  Ueberfe^ung  aui  XXIX,  Strapurg,  ©rüninger  1521. 

SBill  man  nun  auf  ©runb  eines  fo  öerfc^iebenartigen  ii^aterialö  fid^  ein 
SBilb  öon  ©eiler'g  S)enfart  unb  Ütebelneife  machen  ,  fo  mirb  man  3unä(i)ft  bie 
menigen  öon  i()m  felbft  herausgegebenen  ober  bod)  auegearbeiteten  -^rebigten 
unb  ^^lbl)anblungen  burdige^en  muffen.  Sabei  ift  freilid)  in  Setrac^t  ju  jiejen, 
bafe  @.  für  ben  Sefer  fid)  offenbar  anbers  barftellen  moUte  aU  für  ben  Jpörer. 
(grfterer  follte  nur  ba§  empfangen,  ma§  öor  jeber  Äritif  befielen  tonnte,  roäf)= 
venb  ber  ^^^rebiger  auf  ber  A^anjel  fid)  freier  ge'^en  lie^.  Gben  bes^alb  finb 
aud)  bie  Iateinifd)en  ^:prebigten ,  bie  £ttf)er  unb  '^eter  äöidram  öeroffentlic^ten, 
ntc^t  ha^  öolle  ©piegelbilb  feiner  9teben,  fo  auffientifd)  fie  an  fid)  auc^  fein 
mögen.  3lm  genaueften  bürfte  (Seiter's  gefproc^eneS  2Sort  in  ben  öon  3ut)örein 
unb  3u^örerinnen  nactigefi^riebenen  ^4>i-'ebigten  öorliegen,  namentlid^  in  ben 
5lug5burger  Sammlungen  „'^^rebigen  teutfd)"  unb  „©ranatapfel".  Sagegen  f)aben 
bie  geringfte  (Bemäl)r  bie  erft  fpäter  aus  bem  .i^atein  in§  Seutfc^e  3urüdübcr= 
festen  ober  nacf)trägli(^  au§  bem  ©ebäc^tni^  :^ergefteEten  -^^rebigten,  meldte 
5lbelp^u»  unb  ^pauli  öeröffentlid)t  ^aben.  gwlid)  finb  gerabe  ^^auli'ö  •4>ubli= 
cationen  befonbers  untcr^altenb,  reic^  an  oügen  aus  SJolfeleben  unb  2}olf§= 
glauben,  an  SBenbungen  aus  ber  S^olfefprai^e.  Slber  fie  enthalten  auc^  Un= 
f d)idlic^!eiten ,  bie  man  bod)  öergebens  in  ben  elfteren  Schriften  fui^en  mürbe, 
©eiler'g  5Irt  freimüt^ig,  5uroeilen  berb  bie  fittlid£)en  @ebred)en  aller  Stäube  5u 
fd)ilbern  unb  ju  rügen,  ift  boc^  nod)  toefentlic^  öcrfdiieben  öon  ber  ^^^auli"»  fid^ 
mit  58et)agen  baran  ju  mciben-  .pier  ftreift  5|}auli  bie  alte  '^Irt  ber  5l1önd)5= 
prebigten  an,  ber  ftd^  gerabe  ®.  am  ba»  entfc^iebenfte  unb  mit  bem  größtem 
ßrfolge  miberfe^te.  @eiter'§  -^rebigt  mar  auf  ba§  forgfältigfte  üorbereitct:  er 
fagte  ba^  frifcf)  aus  bem  6i  gefd)lüpfte  ipü^nc^en  nid)t  fd^mad^aft  mären.  Ueber= 
boten  fid)  bie  früheren  *;|3rebigev  mit  ber  Sänge  il)rer  blieben,  bie  bü  ju  10  Stun= 
ben  bauerten,  —  nac^  ©eilefs  ?Iu§brud,  wie  ein  Äufud  ben  anbern  überfcf)reien 


516 


©eilet. 


jj,m^  —  fo  fd)lo^  er  ^)ünftlic^  mit  ber  ©tunbe;  \a  et  tou^tc  bie§  3(6bi-erf)en 
Junftöott  ju  öerluertticn,  ©icQ  jelbft  unb  beu  .^övern  madite  et  9luffaffcn  imb 
a3ef)alten  (eichtet  buti^  ben  fttengen  (5(f)cmati»mu§,  bet  befonbetS  bie  S(^i)i  fieben 
bcüotäUfltc.  6t  btef)t  unb  loenbet  bie  ©egcnftänbe,  bie  et  befianbelt,  i)in  unb 
fiet,  getoinnt  i^ncn  abet  immet  neue  ©eiten,  übettojc^enbe  5öetg(fid)e  ab.  @etn 
fnüpit  et  babei  an  S)inge  be§  gen)ö^nti(f)en  2eben§  an  unb  fini^et  auc^  im 
SStbettDOtt  meift  itgenb  einen  ^unft,  bet  i^m  etlaubt  an  ^lütäglitfieS,  Mbe= 
fannteg  ju  etinnetn.  ©o  nimmt  et  3.  58.  au§  ben  plagen  (5g_t)pten§  (©job.  9)  bie 
SStafen  bot,  bie  am  l^iunbe  bet  ©glj^tet  entftanben,  at§  "»^JlDfe^  ©anb  auSftteute: 
et  etinnett  an  bie  äf)nli(i)en  eben  in  ©tta^butg  au§gebtorf)enen  ©eud^en,  unb 
betgleic^t  mit  it)nen  i'ünfunb^toanjig  ©ünben,  bie  man  mit  9teben,  obet  auc^ 
—  bie§  ift  bie  le^te  —  mit  ©d)tt)eigen  beget)en  finine.  ©0  gel^t  et  aud) 
fonft  bon  gleirfijeitigen  ßteigniffen  au§.  S)a§  ^ubeljalEit  1500  loitb  i'fim  jum 
5lnla^  eine  $i(getia|tt  ^u  fä)itbetn  unb  geiftlid^  ju  beuten,  bon  bem  ©ad 
be§  ®Iauben§,  bem  ©tab  bet  .g)offnung,  bon  bem  ^Jtantel  bet  ßiebe  ju  teben, 
3Uid^  fi^etäljaite  2tn^alt§bunfte  öet|d)mä!^t  et  nidit.  91I§  jut  5}lejjeäeit  in  ©tta^* 
butg  ein  lebenbiget  ßötoe  ge3eigt  lüitb ,  ptebigt  W.  bom  ^öEifdien  unb  einigen 
anbetn  aEegotifcfien  Sötoen.  S^ie  ^^affion  ju  etjä'tilen,  fam  i^m  fo  oft  miebct: 
ba  üetjudite  et  bem  ©egenftanb  eine  neue  SBütje  ju  geben,  inbem  et  fie  einem 
ßebfudien  öetglid),  ben  et  jut  (vafteu^eit  feinen  3u^öi-'ei-"Ji  auSf^eite.  51orf)  feltfamet 
etfd)eint  e§,  toenn  et  ben  Tonnen  bie  Untetmcifung  jum  flüftcttid)en  Sebcn  al§  einen 
.g>afenbfeffet  batfteHt,  it)nen  ba§  fi^cue,  öetaditete  3:()iet  at§  3}otbiIb  fd)ilbett: 
feine  langen  C^ten  foHen  fie  mat)ncn  föotteS  Sßott  fleißig  ju  ^öten,  fein  beftän= 
bige§  Is^ibpenbemegen  if)nen  ba§  ©ebet  anfd)auli(^  mad)en.  5)lan  toütbe  aber  bem  5]3te= 
biget  Unted)t  t^un,  toenn  man  bicfen  2on  füt  ben  il^m  am  meiften  eignenbcu  Ijielte. 
3Cßie  et  fid)  ^iet  ^u  benen  l^etablä^t,  bie  in  S)emutt)  unb  ©ntfagung  teben 
fotten,  fo  ftellt  et  fid)  fü^n  unb  ftolj  bem  Sifd)oi,  bem  ©tabttegiment  entgegen, 
©to^attig  läftt  et  bag  Sobtengetidit  übet  ^ifd^of  ütobett  au§  feinem  eigenen 
in  bet  ®tabe§nad)t  tebenben  5Dlunbc  ertönen.  Unb  bet  2;ob  ift  i^m  eine  öet= 
traute  9}orfteEung,  bie  er  feinen  U3eid)lic^en  3u^)örern  jum  3;ro^e  immer  mieber 
bringt :  feine  menigcn  eigenen  ^;]3ubIicationen  bet^anbetn  t)aubtfäd)tic^  bie§  S'^ema, 
batb  jur  ^ufee  ma^nenb,  balb  tröftenb.  3(ber  et  get)t  nic^t  auf  in  bet  glu(^t 
tiot  bet  Söelt.  33etü^mt  ift  feine  ©c^itbetung  bet  guten  @t)eftau  in  bem  33ud)e 
Arbore  humana;  in  ben  ©ünben  be§  53tunbe§  etinnett  et  an  bie  ©otgfatt,  mit 
bet  bie  Apau§ftau  bem  5}tanne  bett)eimlid)t ,  ba^  fie  i^m  ba§  !!^eibgeri(^t  fodje, 
bi§  fie  e§  it)m  auf  ben  %\\ä)  feijt.  gut  bie  3;^orT)eitcn  ber  5)tobe  t)at  er  ein 
offenes  5tuge:  mie  fie  atte  natütlt($en  Untetfd^iebe  öctmifi^t,  ben  f^tauen  bie 
Barette  ber  5Jlänner,  ben  5Rännern  5'T-'i^ucnl^auben  auffegt,  »ie  fie  in  ©tra§= 
bürg  2Bälf(^e  unb  S3öt)men,  Ungarn  unb  granjofen  jugleic^  ju  fel)en  geftattet, 
tüie  fie,  toaä  bor  ein  paar  3Saf)i-*en  noc^  al§  fein  gegolten  l^at,  je^t  in  ba§ 
©egentl^eil  um!e'f)rt.  ®ern  legte  er  ba'tjer  aud)  fo(d)e  Se^te  ju  ©runbe,  bie  ii)m 
33Iicfe  auf  ha^  gemDi)nlid)e  Seben  unb  treiben  na^t  brad)ten.  1494  loot 
S3tanf§  5tattenfc^iff  etfd)ienen:  1498  f)ielt  &.  feine  ^^^tebigten  batüber,  bie  tool 
unter  feinen  SBerfen  bie  größte  23erü'^mtl^eit  erlangt  l^aben.  6§  mar  aber,  mie  et 
Introd.  IIT.  bemettte,  nid)t  ba§  etfte  5Jtal  ba§  et  an  beutfdic  S)ic^tung  anfnübfte. 
@t  l^atte  fd^on  ftü"§et  ba§  @ebic^t  eine§  58auetn  fo  bel^anbelt :  bermut^lic^  ift  baffelbe 
gemeint  mic  fbäter  (Turba  XIII,  Nola  XXVIII),  mo  öon  einem  ©pottlieb  einel 
35arbier§  auf  bie  Siebe  bie  Siebe  ift,  nid)t  aber,  mie  3avnde,  51arrenfd)iff  ©.  262, 
öermut^ete,  ber  9ldermann  au§  Söl)men.  S)enn  bie§  Söerf  ift  ja  fein  föebid^t, 
unb  bie  bei  ®.  baneben  öotlommenbe  (ätinnetung  an  bie  ^tebigten  übet  ben 
2;ob  be^ie'^t  ftc^  öielmel^t  auf  bie  ©ammlung  Arbore  humana,  beten  (Eingang 
gerobe  ba§  2tbfd)tedenbe  biefe§  SLl^ema'g  bel)anbelt.     ©inern  Äinbetfpiel  ift  bet 


©eiler.  517 

5Prebiöttej;t  entlet)nt  in  XXY.  güv  bie  meiften  ^rebigten  m^m  üBrigen§  @. 
bie  SBevfe  ber  !ir(i)tic^  angeie{)enften  ^lebiger  jum  3Jluftei;  unb  3ur  QueEe. 
^nSfiefonbete  legte  er  bie  äöerfe  ©erjon'S  ju  ©runbc ,  lüie  namentüd^  mv  bie 
fieBeti  2;ractate  (IV)  bemevft  toorben  tft.  2l6er  aud^  anbete  2:^eologen  toevben 
benu^t:  fo  im  8eelenparabie§  SttBertuä  531agnu§  unb  .^umBertu§,  in  ber  (Jmei§ 
£)Dctor  X'^omaä  Srabantinu§,  in  anberen  9licotau§  öon  Sira  u.  f.  f.  6ine 
grünblidie  Söürbigung  @eiter^§  würbe  natürlicf)  bie  aSefttmmung  biefer  ent= 
lehnten  ©ebanfen  unb  53ilber  öorau§fe^en.  ©etbft  ba,  too  man  am  meiften 
■Driginaütät  öermutl^en  möc£)te,  in  ber  ©diilberung  unb  Sefämpfung  be§  5lber= 
glaubend  an  -iperen,  Sßerttiötie  u.  a.,  toeld^e  bie  ©meis  entf)ält,  le'^nt  er  fid)  an 
a}orgänger  an:  j.  (Seffcfen,  SSiIbercate($i§mu§  ©.  53  ff.  Dtiginat  bleibt  feine 
2(u§bruii§raeife,  feine  ^el^errfc^ung  ber  beutfi^en  Spracfie,  bie  fi%  in  einer  ^-üüe 
öon  ©)3ric^tt>ürtern  unb  fprid^toörtlid^en  9teben§arten,  in  ber  2uft  an  äöortfbieten 
unb  äöorterftärungen  !unb  gibt.  ^Jlanc^mal  ge^t  er  freiließ  ju  tüeit,  wenn  er 
ä-  33.  bie  ^^xfltc^t  be§  Sifc^ofS,  feine  S)iöcefanen  nic^t  m  öei'taffen  fi^on  im 
5ftamen  finben  toiE :  Sifc^off  fei  „bi  f(f)of",  bei  ben  ©d)afen  (Scomata,,  ober  menn 
er  künig  öon  künnen  ableitet  (6mei§).  2lud)  bie  S)eutung  ber  einzelnen  33u(f)= 
ftaben  eine§  äöorte§  toirb  un§  nic£)t  befonber§  erbauen;  ebenfo  bie  mel^rfad)  unb 
fd^on  in  VI  angenjanbte  5Xuf3ä'£)(ung  ber  Slugenben  nac£)  bem  %ip1)abtt.  ^ier 
jeigt  fid)  ein  ^ang,  ben  fpäter  2tbral)am  a  ©.  Glara  noi^  toeiter  au§bilbetc: 
äWifcEien  \f)n  unb  SSruber  Sert^olb  ^^at  SBacEernagel  mit  9te(i)t  ®.  geftettt.  S)ie 
tieifte  Äluft  aber  trennt  6.  öon  ber  mt)ftif(i)en  9tid)tung,  bie  im  öier^el^nten 
5a^r{)unbert  in  ©trapurg  felbft  burd)  (Scfl^art  unb  Sauler  öertreten  mar. 
3ft)rer  ®eiül)leüberfd)toänglid§!ett  fe^t  er  feinen  Sinn  für  ba§  äöir!licf)e  entgegen, 
fein  ^Ritgefü^t  für  ba§  SSotf,  feine  gorberung  ber  ftrengften  (5ittlic£)!eit  im  tägliä)en 
;^eben.  SBeil  er  öon  biefem  ©tanbpunft  au§  ganj  befonbet§  bie  SJerberbf^eit  ber 
Äiri^e  f(i)ilt,  l^at  man  i'^n  öielfad)  unb  f(i)on  frü|  für  einen  SSorläufer  ber  9te= 
formatoren  ertlärt.  ^n  ber  xl)at  trifft  er  mit  biefen  in  öieter  S^ejieljung  über= 
ein.  (Sr  ift  mit  bem  3lblaBl)anbet  nidjt  einöerftanben;  aufgeforbert  SSeiftcuern 
p  einem  Jürtenäug  ^u  fammeln,  bemerft  er,  ba^  biefer  9tuf  fd^on  fo  mi^a(^tet 
merbe,  mie  ber  be§  ^irten,  ber  lügnerifdf)  bel)aubtet  l)atte ,  ber  äöolf  fei  ba. 
S)a|  äöunber  oft  betrüglid)  erfunben  toerben,  nur  um  burd^  Söattfa'^rten  einer 
Sanbf(i)aft  ober  öielmel)r  il)ren  geiftlidl)en  unb  meltüc^en  i^erren  ^elh  3U3un)en= 
ben,  fagt  er  ungefd^eut.  ®ie  öielen  S^efte  finb  il)m  eine  S3ef^merung  bes  ge= 
meinen  5Ranne§.  @r  tabelt  bie  frü^e  93eftimmung  Unmünbiger  jum  Älofter, 
bie  beti  Altern  nur  bie  {ylüd)e  il)rer  ^inber  p^ielie.  S)a§  getoattfame  93er- 
fahren  be§  Äe^ergeridl)te§  über  ^ol^ann  öon  Söefet  mipiEigte  er  bur^aus. 
ßine  Üteformation  fagte  er  al§  unausbleiblich  öor'^er:.  ei  mu^  bred^en  ,  ruft  er 
einmal  öor  Äaifer  53^artmilian  au§.  Slber  biefe  ^Jlt^timmung  ift  freilidf)  öer= 
bunben  mit  einem  unerf(^ütterli(^en  glauben  an  bie  fird)lid^e  £e§re.  2Bat= 
benfer  unb  S3rüber  öom  freien  Reifte  befämpft  aud^  er.  Unb  fo  gehört  er,  an 
ber  «Sdimetle  ber  neuen  Sdt ,  hoä)  bem  531ittelalter  an:  tnie  burdl)  bie  3lrt 
feiner  äÖirffamteit,  bie  münblid) ,  nid)t  fd^riftftellertfc§  mar,  fo  aud)  burdC)  feine 
gefammte  @eifte§rict)tung.  ©ein  SSorbilb  ift  ©erfon,  ber  ^arifer  Äanjler,  ber 
Xräger  ber  ^ht^n  ber  Soncilien  ju  6onftan3  unb  33afel:  nur  boB  biefe  Sbeen 
bei  @.  burcl)au§  öotf§tl)ümlic^,  burc^auS  beutfc^  ausgeprägt  finb. 

(^.  21.  be  9tiegger),  Amoenitates  literariae  Friburgenses  fasc.  I.  II. 
Ulmae  1775.  —  S)er  Seutfc^e  ^merfur,  1783,  SSanb  IV,  ©.  121—144. 
193—212.  —  S.  g-.  Sßierling  (öielme'^r  ^er.  Sac.  Ob  erlin  ,  De  Johannis 
Geileri  Caesaremontaui  scriptis  germanicis ,  Argentorati  1786.  4''.  —  5. 
2B.  ^^.  öon  3tmmon,  ©eiler  öon  Äaifer§berg'§  Seben,  Seiten  unb  ^^rebigen, 
erlangen  1826;  recenf.  öon  S.  ®rimm,  @ött.  öel.  Slnj.  1827  (Äl.  ©dfjr. 
5,  13—18). — 2lug.  ©toeber,  Essai  historique  et  littöraire  sur  la  vie  et  les 


518  ®etlf)Ot)en. 

sermons  de  J.  G.  de  K.,  ©trapurg  1834.  4».  —  2tm.  SÖil^.  9tö^n(^, 
2:eftament  ^o^.  @eilev'§  ö.  ^.  in  ^Hgen  unb  giiebner,  3eitfc^i-iit  jüi-  '^ifto= 
vif(^e  X^eotogie  1848,  ©.  572—586.  —  a^ol).  ©effcfcn,  S)ei-  5ßitbercate^i§= 
mu§  be§  funtjel^nten  ^a^r:f)unbcrt§  I,  Seipaig  1855,  ©.  10-12  u.  5.  2ln= 
{)ang  29—47.  —  5lug.  ©töBer,  3ui-  ®ej(|i(^te  be§  3^olf§aBevglauBen§  im 
5InTange  be§  XVI.  ^a^r^unbevtä.  2Iu§  Dr.  3fo^.  @eilex'§  ö.  ^.  (5mei§, 
33afel  1856.  —  S)etf. ,  Sur  le  lieu  de  naissance  de  G.  dit  de  K.  in  bei* 
Revue  d'Alsace,  1866,  p.  59  sqq.  —  €).  Sorena  unb  2Ö.  ©euerer,  ®efrf)i(^te 
be§  ßljafjeg  (Berlin  1871)  1,  149—153.  —  33ii'lingev,  ?l(emannia  3,  1  fg. 
129  ig.  (1875).  —  3Ö.  SBacfernaget ,  9lltbeutjct)e  ^$vebigten  (1876)  ©.  441 
6i§  444.  —  L'abbö  L.  Dacheux,  Un  reformateur  catholique  ä  la  fin  du 
XV®  siecle,  Jean  Geiler  de  Kaysersberg,  Paris  et  Strasbourg  1876.  — 
(2)erj.),  S)ie  älteften  ©d^rirten  ®ciiei;'§  öon  Äaifer§16ei-g  I,  gveiBurg  i.  33.  1877. 

6.  gjlaxtin. 
@ciII)Ol)ClI :  3U*no(b  0).  öon  gtotterbam ,  nimmt  unter  ben  ge(ef)rten 
^DJtännern,  welrfien  ba§  regutitte  Äloftcr  ©rünentt^al  bei  Trüffel  im  14.  unb  15. 
^at)vt)unberte  feinen  guten  9tuf  öerbanfte,  eine  l^ertionagenbe  ©teile  ein.  51ac^ 
tioHenbetem  ©tubium  ju  33ologna  unb  5pQbua ,  ttjo  er  ben  Sioctortitet  be§  !a= 
nonifdjen  9tec£)t^  erl^iett,  !ef)rte  er  in  bie  ©tiftung  be§  ^o^nn  9lu^§broect  ein 
unb  lebte  bort,  mit  jd^riitfteÜerifd^en  ?Irbeiten  bcfi^äftigt,  bi§  1442.  33icttei(^t 
toax  if)m  aud)  ber  Unterridit  an  ber  i?Io[terf(^u(e  ju  ©rünenf^al  übertragen, 
mie  ein  öon  it)m  öerja^teg,  päbagogifd)e§  2ef)rbud)  für  2:f)coIogic,  5)lebicin  unb 
fanonifc^c§  9trd)t,  ba§  ,,Sopnium  doctrinale"  öermutt)en  Iä|t.  2!iefe ,  nur 
!^anbfd)riftli(^  ei;iftirenbe  ?lrbeit ,  entt)ält  toi($tige  ^Jiac^ric^ten  über  ba§  ©d)ut= 
toefen  jener  ^fit.  2)ie  Örammatif,  ba§  l^ei^t  bie  .^enntni^  ber  Iateinifd)cn 
©prad)c,  war  if)m  „bie  ^Pförtnerin  aller  2Biffenfd)aft,  meiere  bie  taüenbc  3unge 
reinigt."  @§  fann  bat)cr  nic^t  föunbcrn,  ba|  (*•).  aiemtid)  genaue  33efannt= 
fdiaft  mit  ben  ©diriften  ^^tato'ö,  äiergil§,  .pippofrateä',  Jerentiu^'  unb  anberer 
glaffifer  ^eigt,  toetdie  jum  Unterricht  in  ber  ^?iofterfd)uIc  ju  (^rüncntt)al  benü^t 
tourben.  5£)ie  ßogit,  lehrte  er  weiter,  fei  nid)t  im  3)ienfte  ber  ©op'^iftif  ^u  be= 
nützen,  fonbern  nur  ein  Mittel  jur  reineren  ©rfenntni^  ber  SBa'^rl^eit.  S)ie  9lt)e= 
torif  empfat)l  er  be|onber§  ben  i^uriften  unb  (obte  ben  ^eitfamen  (äinflu^  ber 
^}}lufif,  toietcol  er  ernff^aft  baöor  Warnte,  „ha^  bie  Äird)e  nid)t  jur  33üt)ne 
Werbe."  ^Irif^metif,  Öeometri!  unb  ^ftrologie  wu^tc  er  ju  fd)ä|en,  fprad^  aber 
bem  ©tubium  ber  ©etbfterfenntni^,  mit  ber  man  ben  „innerlichen  ^Renfd^en 
meffen"  lerne,  ben  SSorrang  ju.  3)iefe  mt)[tifd)e  ©cfinnung  trat  befonber§  '§er= 
öor  in  feiner  ©d)rift  „Gnotosolitos  i.  e.  Nosce  te  ipsum" ,  Weld)e  öon  ben 
iSrübern  be§  Gemeinen  2eben§  ju  Srüffel  1476  burd)  ben  5£)rud  öeröffentlid)t 
warb.  S)iefe  au§fü!§rti(^e  3Ir6eit  f)anbelt  Befonberg  öon  ber  ÜJtoral  unb  ber 
@lauben§le'f)re ,  aber  aud)  öon  mand)em  ©egenftanbe  ber  firc^lic^en  2)i§ciplin, 
wie  unterbiet,  ßjcommunication  unb  anberen.  ipauptfäd)lid)  auf  biefem  ©ebiete 
be§  fanonifc^en  9ted)t§  bewegen  fid)  feine  weiteren,  in  .g)anbf(^rift  öieüeid^t  ^ie 
unb  ba  noc^  öortjanbenen  ©djriften,  wie  au§  i§ren  Sitein,  Welche  wir  bem 
Necrologio  monasterii  viridis  Vallis  Marci  Mastellini  enttef)nen,  ju  fd)tie§en 
ift.  S)iefe  Slrbeiten  [inb  fotgenbe:  „Liber  visitationum  Viridis  Vallis",  „Remis- 
sorium  juris  civilis  et  canonici",  „Lectura  super  constitutionibus  Benedicti 
Xll",  ,,De  contractibus  usurariis",  ,,Recollectio  conciliorum  Joannis  Calderini", 
„Speculum  collationum",  ,,Vaticanus  s.  speculum  pbilosophorum",  ,,Confessio- 
nale",  ,,Tractatus  de  electione"  unb  „Moralizatio  cursus  triumphalis". 

35gl.  5Jla[teflinu§  in  bem  genannten  5tecrologium.  ^paquot,  Memoir. 
litter.  moU,  Kerkgesch.  van  Nederl.  II,  2.  st.  bl.  242,  262—268, 
288,  368  unb  6§r.  äöeiB,  Biogr.  Univ.  Suppl.  LVI.  p.  455. 

öan  ©tec. 


©etfe  —  ©eis^üttner.  5^9 

®ci)c:  ^o^anneg  @. ,  geiftli^er  ^^ic^ter  bee  16.  ^a^r^unbertS;  au§ 
^TJicIfungen  in  9lieber^effen.  @r  öeraBte  in  bem  öielbeliebten  ■g)itbebranb§ton 
ober  „in  bem  2on  tüie  man  finget  ben  Sergreien  in  bem  ^oa(f)im§  2:al"  fein 
„fd^öncs  üaft  tröftlii^  neue§  ßieb  in  c^iiftlid^cm  greuj  unb  2rübfalen  burd^  öit 
^eilfame  35ermanungen ,  <Bpiüä}  unb  Seifpielen  k.  a(te§  unb  neue§  leftamcntS, 
umb  rechte  @ebulb  unb  gnebige  griöfuug,  mit  Sefenntniß  ber  Sünben,  in  Älagc 
unb  Sittioeig  fierätic^cn  gelungen" ,  in  39  (Stroti^en ,  beren  ^tniangsbuc^ftoben 
bie  Söorte  „3fof)anne5  @eife  üon  931elfungen  mad^tS  Öieb  nero"  ergeben,  moran 
ft^  nodE)  3mei  ©tropfen  al§  „3?efc£)tuB"  m  „bem  c^riftentic^en  gutherzigen  C^efer"- 
anfc^üeBen.  Siee  Sieb,  ba§  einzige,  ba§  rair  Don  i{)m  fennen,  rourbe  3U  93lar= 
bürg  1547  „burd^  Stnbreag  Äotben"  gebrucft.  Söiebergebrutft  bei  'J^f)\lipp 
äöacfernaget,  ba?>  beutfd^e  i?ir(^enlieb  3,  ©.  964—967.  ß.  SSartfc^, 

GJctfcr:  f.  (b'e^fer. 

©ci^^aim:  ^ol^ann  6aT(  Söitl^elm  ©.,  Ii)rifc§er  2)i(^ter  unb  ^umorift, 
rourbe  geb.  am  6.  September  1784  ju  S3re§rau,  erhielt  feine  ißilbung  aur  bem 
@t)mnafium  3U  (5t.  6Iifabetf),  ftubirte  Don  1803—6  ^^itotogie  3U  ^alle^  trat 
bann  al§  Öe^rer  an  ber  Ce[5ner"f(i)en ,  fpäter  9teic^e'fcf)en  Unterri^tganftalt  ein, 
rourbe  1811  ad^ter  6oüege  am  ßlifabetf)=6t)mnafium  unb  ftarb  at§  erfter  Cber= 
leerer  an  bemfetben  am  29.  Januar  1847.  (5r  toirfte  al§  populärer  ©c^rift^ 
fteller  burc^  feine  aSod^enfc^rift  „Ser  $au§freunb",  bie  Pon  1821—32  :§eraui= 
fam  unb  mit  „bem  ^pumorift"  1832—33  enbete,  auf  einen  groBen  Öeferfreig. 
Slufeer  fleinen  ©etegen^eitsfdiriften  Perfekte  er  eine  Ueberfefeung  oon  brei  ©att)ren 
be§  ^ora.j  in  |)erametern  (1829)  unb  Perfuc^te  fid^  au(^  im  Srama,  menn  au^ 
nic^t  mit  gleidtiem  Q)IM,  tt)ie  im  2prifcf)en.  Srei  fteine  Suftfpiele :  „5)ie  ^oä)-- 
3eit  Pon  5]3öpelmi^",  „©c^lag  fieben"  unb  „S)a§  alte  ^au§'',  erftere  in  ©ubi^'ä 
^affxhuä) ,  fanben  nur  gettieitten  Seifall,  ©eine  |)auptt§ätigfeit  war  ber  Öt)iif 
äugetoenbet.  ^n  ber  1839  SSreetau  bei  ^.  93^ar  in  2  33änben  erfdE)ienenen 
Sammlung  feiner  „(Sebid^te"  erfd)eint  er  Porne^müc^'  a(§  f^örberer  fetterer  @efeaig= 
feit,  ats  tatentpoller  @elegen^eit§bi(^ter  im  befferen  SBortfinne.  @emütf)a^feit, 
geiftreid§e_  ginfätte  unb  ©angbarfeit  ^ei^nen  fie  Port^eil^aft  aus.  Sie  6om= 
poniften  feiner  Saterftabt  ^abm  einen  großen  2^eit  baPon  componirt  unb  nod^ 
^eut_  erfüngen  manche  in  Siebertafeln  unb  ©efangpereinen  au^  be§  meiteren 
beutfc^en  9}aterlanbe5  (3.  25.  „^Diur  frö^licf)e  Seutc"  k.);  piele  finb  ^erftreut  auf 
Flugblättern  unb  in  3eitfc^riften,  Piele  nod^  gar  nic^t  gebrucft. 

-    ©cl)lefifd^e  ^ProPinsialblätter  1848,  ©.  475  ff.     Programm  be§  @pmna= 

ftumö  3u  ©t.  eiifabet^  1847,  ©.  16.  ^alm. 

^ (Heic^^iittner :  ^ofef  @.,  geb.  ju  Smunben  in  Dberöfterreic^  1764,  f  am 
5.  Januar  1805.  3hmer  Sltern  ©o^n  ^If  er  fiel)  öjä^renb  ber  3eit  feiner 
@t)mnafialftubien  fümmerlid^  bur^,  trat  Jobann  in  ben  geiftlic^en  ©tanb,  oblag 
im  ©eneralfeminar  3u  SBien  ben  t^eologifc^en  ©tubien  unb  begann  fobann  feine 
feeIforgerli(^e  21mt§tl)ätigfeit  auf  einer  länblicl)en  ^^pfarrei  ber  Öinjer  Siöcefe. 
©Pater  tourbe  er  al§  Ji?atec^et  an  bie  Jpauptfcl)ule  3U  Sina  berufen ;  unb  ba  naä) 
31uf^ebung  ber  ©eneralfeminarien  eine  t^eologifd^e  Öe^ranftalt  in  Sins  erri(f)tet 
mürbe,  erhielt  er  an  berfelben  ba§  gekramt  ber  53toral=  unb  ^^aftoraltl)eologie. 
einen  jRuf  jur  Ueberna^me  be§  Sel)ramte§  ber  Sogmatif  an  ber  äöiener  UniPer= 
fität  lehnte  er  aus  Siebe  jur  ^eimat^  ah.  Slafür  übertrug  i^m  ber  Sinaer 
5öif(^of  @aE  (f.  b.)  W  Scitung  be§  61ericalfeminar§  unb  aeid^nete  i^n 
bur(^  ben  i^m  Perlte^enen  Jitel  eine§  Sonfiftorialrat^ee  au§.  3}on  ©eite  ber 
faiferli^en  ^Regierung  mar  i^m  bie  Ernennung  jum  9tegierung§ratf)e  fotoie 
3um  eteferenten  in  geiftli(^en  unb  genfur=3tngelegen§eiten  für  Cberöfterreic^ 
angebaut,  bie  in  ber  X^at  auc^  erfolgte;  e^e  er  aber  ben  neuen  S^ienft  antreten 


520  ®ei§mat  —  ©cijfct. 

tonnte,  raffte  i^  unbermuf^et  ber  Sob  :§inn)eg.  6r  öeröffentUc^te  iin  legten 
^üi)xt  fetne§  !2el6en§  eine  „S^eotogifc^e  ^orat  in  wiffenf^aftli^er  ®avfteUung", 
3  2;t)le.  (9lug§b.  1804),  toeld^e  i'^in  einen  e'^renboUen  $la^  in  ber  (V)ef(^i(Jte 
ber  t^eotogif(5en  Sitteratur  be§  fat^otifd^en  S)eutf^lanb§  fiebert  (ögl  bie  fur^e 
SBürbigung  berfell6en  in  3Berner'§  (sjefdiicfite  ber  fat^olifrf)cn  S^eologie  S)eutfc^- 
tanb§  ©.  265);  au§  feinem  litterarif^en  9lad)ta^  öeröffentüdite  i^.  X.  ®cl)er 
einen  %M^  ber  fir(f)Iicf)en  WlaubenStel^rc  unter  bemSitel;  „3)erfu(i)  einer  iuiffen= 
f(i)aftlicj)en  unb  :|)Dpulären  :5)ogmatif,  ^unädjft  für  fat^olif^e  9leagion§let)rer", 
•SBien  1819. 

äöurjfiad) ,   Siogr.  ßei*.  be§  ^aif.  Defterreid)  unb  bie  bafelbft  angefül^rte 
Sitteratur.  SB  er  n  er. 

(^kiömar:  f.  (bljcijörnar. 

(SJcifo:  |.  im\o. 

ökiffcl:  3of)anne§  öon  ©.,  ßarbinal  unb  ©rjbifrfiof  öon  Äöln,  geB.  ben 
5.  gelbruar  1796  3u  ftimmelbingen  an  ber  .starbt  unb  geft.  ben  8.  Sept.  1864 
3U  Äöln.  6cf)on  in  irüt)eftcr  S^ngenb  üerrietf)  er  l^o'Eie  Einlagen  unb  ein  benad)- 
öarter  Pfarrer  Beftimmtc  bie  einfac£)en,  aber  nicf)t  unbemitteüen  (Sttern,  ben  ge= 
mdkn,  lernbegierigen  ÄnaBen  ftubiren  ju  (äffen.  91a(i)bem  ber  junge  ®.  auf  ber 
lateinifd^en  ©cijule  ju  ßbeel^eim  I}inreiä)enb  öorbereitet  werben ,  begab  er  fid^ 
1813  in  einem 'Filter  bon  IT^fat^ren  nac^  5)lainj,  wo  er  am  faiferlic^en  Sl)ceum 
feine  p^iIofop§ifd)cn  ©tubien  beenbete.  ^m  Jperbft  1815  trat  er  in  bae  öon 
Siebermann  geleitete  ©eminar  unb  er't)ielt,  nad)bem  er  3um  ßicentiaten  ber 
2;t)eotogie  |)romobirt  worben,  am  22.  5luguft  1818  bie  ^priefterwei^e.  j^aum 
ein  :^albe§  ^a^x  wirfte  er  in  ber  praftifd)en  ©eelforge  ai^  Kaplan  unb  ^^^fan^ 
öertoalter;  fd)on  im  Einfang  be§  S.  1819  würbe  ber  ftrebfame  junge  5Jtann, 
ber  balb  bie  Slufmerffamfeit  ber  geiftüd)en  unb  Weltlirf)en  33e'§örben  auf  fid) 
gelenft  unb  ba§  pt)itotogifd)e  @j;amen  beftanben  l^atte,  ^um  ^Profeffor  unb  9leU= 
gion§tet)rcr  am  Wt)mnafium  in  ©peier  ernannt,  ^ier  f)attc  er  ©etcgentieit  feine 
auägcjeid^nete  Seljrgabe  ju  bewähren  unb  Weiter  3u  entwideln.  @r  Oerftanb  e§, 
fid^  an  biefer  gemifd)tcn  2lnftalt  bie  '^ödifte  5(d)tung  feiner  goUegcn  unb  bie 
innigfte  Siebe  feiner  ©djüler  3U  fid)ern.  i?aum  26  ^a^rc  att  Würbe  er  am 
22.  Suni  1822  jum  ''3Jlitglieb  be§  neuerrid^tetcn  2;omtapitet§  berufen.  Dtoc^  in 
bemfetben  3fat)re  würbe  it)m  bie  ©teile  eine§  ©d)ulrat^eg  für  bie  baierifd^e  '^falj 
übertragen.  S)a§  9(mt  eine§  ^{eligionStel^rerg  am  ©ijmnafium  bet)ielt  er  üorläufig 
bei.  33ei  feinen  öielfad£)en  amtlid)en  S3ef(^äftigungen  wufitc  ber  f^ätige  unb 
gewanbte  junge  Som'^err  ^^it  3^  ben  mannigfad)ften  littcrarifd)en  9lrbeiten  ju 
gewinnen.  S)iefe  3lrbeiten  waren  t^eotogifdt)er,  [taat§red^tlid)er ,  t)iftorifd^er, 
poetifdt)er  unb  bettetriftifc^er  3(rt.  0).  War  einer  ber  fruc^tbarften  unb  '^erüor= 
ragenbften  ^JJlitarbeiter  an  ber  in  Wain^  erfd)einenben ,  bie  römifd£)e  9tid^tung 
öertretenbe  unb  bie  t)ermefifdt)en  (Mrunbfd^e  befämpfenben  3eitfdE)rift  „2)er  ^atI)olif ". 
©eine  l^iftorifd^en  3lrbeiten  „3)er  i?aiferbom  ju  ©peier"  (1826—28),  „S)er 
Äird^enfprengel  be§  58i§tl^um§  ©peier"  (1832)  unb  „S)ie  ©d)tad)t  am -.^afenbü^l 
unb  ba§  ßöniggfreuj  bei  ©ölltieim"  (1835)  öerbienen  ben  befferen  ^iftorifdf)en 
5lrbeiten  bamaliger  S^'xt  an  bie  ©eite  gefegt  ju  Werben;  fie  jeidtinen  fid^  auä 
ebenfo  burd^  t)iftorifd)e  ^xitxt  wie  burd^  einen  blül^enben,  fd)Wungt)oEen  ©til. 
SSon  feinen  Ülobeüen  unb  S)id)tungen  finb  ju  nennen:  „S)ie  ©tiftung  be§  .^lofterS 
Simburg",  „®ie  ßarmagnoten  in  ber  ^pfalj  1793",  „2)er  ©tabt  ©pet^er  SSerratt) 
unb  9tettung  im  ^aijxt  1330",  „S)a§  ^o^anniäfeft  ju^M^bad)  in  ber  ©onnen= 
wenbe  be§  ^a1)Xi§,  1310",  „S)er  ^aftnad^t  ?Jlontag  in  ber  3lbtei  ^ornbad^  im 
Satire  1447",  „9}erWüftung  ber  5lbtei  Simburg  burd^  ben  ©rafen  @midt)  bon 
ßeiningen  im  ^ai^xt  1504",  „S)er  ßeid^enjug  be§  Äurfürften  f^riebrii^  V.  jn 
fjfrantenffial  im  Sa'^re  1632",   „S)ie  ^Belagerung   bon  S)eibe§^eim  im   brei^ig= 


©eiiiel.  521 

jährigen  Kriege",  „3)ie  äßUberer  am  ^aarbtgefiivge  im  ^a^re  1782".  2tt§ 
©tilift  war  ©.  ^5(f)[t  fiebeutenb.  ©eine  (5jebid)te  namentü(^  lüaren  e§,  toeld^e 
bie  5Iufmerfjamfeit  be§  fiaievififien  Äönig§  Subwig  auj  bieje§  gtönäenbe  latent 
l^inlenften.  ©er  guneigung  feine§  ^önig§  ^atte  ®.  e§  ju  öerbanfen,  ba^  er  1836 
an  bie  ©teEe  be§  OerftorBenen  f5fi-*i"3  S)onat  äöerner  jum  S)ombec^anten  ernannt 
würbe.  Äaum  brei  ©tunben  toar  er  in  biefe  Söürbe  inftattirt,  a[§  SSifc^oi 
9ti(^ar3,  ber  öon  ©|3eier  na(^  2lug§Burg  berfe^t  Werben,  in  feierüd)er  ^apitel§= 
fi^ung  ein  fönigli(i)e§  5De!ret  öom  20.  ©e|)tem'6er  öorlefen  lie^ ,  Woburii)  bem 
neuen  Sombei^anten  bo§  erlebigte  SSiSffium  ©peier  öerlietjen  Würbe.  5)ie  5Diöceje 
befunbete  it)re  unöer^o^tene  ^-reube  barüber,  ba^  ein  ©ol^n  be§  Öanbe§,  ein 
■»JlJtann,  bejfen  2;ü(^tigfeit  unb  X'tiatfrait  allgemein  befannt  war,  ber  bie  ©itten 
unb  digent^ümlii^feiten  ber  S)töcefe  au§  langjähriger  ©rfa^rung  fannte  unb  a(§ 
^riefter  wie  @e(e^rter  eine  gteicf)  ^o^e  2I(i)tung  geno^,  an  bie  ©pi^e  ber  [peierer 
Äirdde  geftellt  würbe,  i^m  6'onfiftorium  üom  20.  5Jlai  1837  würbe  @.  üon 
*^a|3ft  ©regor  XYI.  |)räconijirt,  am  13.  5tugu[t  in  Slugeburg  conjeErirt  unb  am 
30.  beffelben  '>)Jlonat§  in  ©peier  eingejü^^rt.  @.  übernat)m  bie  Leitung  ber  SÜöcefc 
in  einer  ^üt,  in  Weld)er  fic^  auj  fird)Iic^em  ©ebiete  ein  Umt(f)Wung  im  ^ntereffe 
be§  ftreng  römifciien  ©Q[tem§  öorbereitete.  9Jttt  ber  freifinnigen  3ti(f)tung, 
welcf)e  auf  bie  nationalen  ©igentpmtit^feiten,  bie  protiiujieEen  2;rabitionen  unb 
bie  @eje^e  be§  ©taate§  bie  gebü^renbe  9tücfl"i(i)t  na^m,  o^ne  bem  ©tauben  unb 
bem  5|5rincip  ber  fird)li(i)en  6in|eit  im  ©eringften  yii  na"^e  ju  treten  unb  in 
conieji'ionell  gemifi^ten  ©egenben  eine  liberale,  rüii[i(i)t§t)otte  33ef)anblung  ber 
^3Jhfd)elE)en  öevlangte,  o^ne  bie  5Red)te  unb  öejütile  be§  fafEiDÜjctien  2;f)eile§  ju 
Deiic^en,  foKte  gänälid)  gebroc£)en  werben.  2)er  ßinflu^  be§  ©taate§  auf  bie 
äußere  S}erwaltung  ber  Äircfie,  auf  bie  23efe^ung  ber  geiftlic^en  ©teilen,  aui  bie 
S)i§ciplinargewalt  ber  Sifd)öie,  auf  bie  ©r^ietiung  ber  6eifttirf)en ,  auf  bie  fir(^= 
ü(f)en  ^nftitute,  auf  bie  äußere  93etl)ätigung  be§  firc^tic^en  2eben§  foEte  ööttig 
beseitigt  Werben,  ^m  ganzen  fat^olij(i)en  S)eutf(i)tanb  begann  e§  jicf)  3u  regen. 
@§  würbe  eine  Bewegung  öorberMtet,  beren  S^d  ba't)in  ging,  bie  burcf)  eine 
ütei^e  üon  Goncorboten  unb  bijc^öfüd^en  3}erorbnungen  geregelten  fird)en  =  poti= 
tifd^en  S^er^^ättniffe  im  ©inne  be§  ftrengften  Ultramontani§mu§  umjugeftalten 
unb  bie  t^eoIogijrf)en  unb  p^i(ojopf)if(^en  2ti)X]tixi)U  an  Uniüerfitäten  unb  ©emi= 
narien  in  bie  .!pänbe  üon  5pro|efforen  3u  bringen,  welcf)e  in  ber  ^Verbreitung  bee 
jejuitif(^en  unb  Iigorianif(^en  ße'^rftiftemS  bie  ^5d)fte  Slujgabe  ber  !ir(i)ti(^en 
i3e§ranftalten  erfannten.  Sie  Otuntiaturen  unb  eine  ni(i)t  unbeträc^ttidfie  '■IRengc 
öon  ©eiftüc^en,  weld^e  i'^re  Silbung  im  Collegium  G-ermanicum  er!)atten  l^atten, 
waren  e§,  burcf)  beren  rührige  S^ätigfeit  biefem  ©t)[tem  eine  immere  größere 
SSerbreitung  gegeben  Würbe.  SieSiid^öfe  unb  S)ocenten,  Welche  ^Bebenfen  trugen, 
bie  SSeftrebungen  ber  i^eiuiten  mit  atten  Äräyten  ju  unterftü^en ,  würben  unter 
geheime  Gontrote  geftettt  unb  bur(f)  95erationen  aller  5trt  eingejcf)ü(i)tert  unb  in 
jebem  äöiberftanb  gelät)mt.  ©(i)IagWörter,  Wie  „9ie(^te  ber  fiird)e,  3öe(!= 
ung  be§  fir(f)U(^en  Seben§,  SJert^eibigung  be»  @lauben§,  -öanbfiabung  ber  S)i5= 
ciblin,  2(ufirif(f)ung  be§  fird)tid)en  ©inne§"  würben  baju  benu^t ,  bie  ^(t)x^ai)i 
be§  fatI)oIifcf)en  3}oI!e§  für  bie  ultramontanen  Seftrebungen  ju  gewinnen.  ®. 
gef)örte  Weber  feiner  Sr^ie^ung  no(^  feiner  51eigung  naä)  3U  ben  fanatifd^en 
SSorfämpfern  ultramontaner  ©runbfä^e;  aber  al§  S3if(i)of  ber  !atl)olifc^en  Äirc^e 
l)atte  er  bem  5]3apfte  ©e'^orfam  gefcf)Woren  unb  er  fannte  feinen  ©runb,  warum 
er  nidC)t  bem  ©t)ftem,  weld)e§  in  9tom  für  ba§  allein  faf^olifdie  galt,  baö  Söort 
reben  follte.  ®ut  römifcf)  ju  fein  lag  in  ber  ©trömung  ber  S^^^  ^^^  ^^^'  ^^ 
ber  !irdC)lic^en  Jpierardjie  ficfi  nidit  l^intangefe^t  feigen  wollte,  burfte  ber  9tid^tung 
ber  3ett  fi(^  nid^t  entgegenftelten  wollen.  %üxä)  @rünbung  eineä  ^nabenfeminari 
bewieg  ©.,   ba^  e§  i^m  @rnft  War,  ft(^  ftrenge  nac£)  ben  alten  fird£)lid§en  3}or= 


522  ®eiffel. 

fd)niten,  namentlich  nacf)  benen  be§  SErientev  6ondl§,  ju  i-id^ten.  2)ur($  biefe 
©tiitung  errei(i)te  ev  ben  boppelten  S'^^ed:  einmal  eine  bur(f)au§  firdilid^e  @r= 
jiel^ung  be§  jungen  6(eru§,  Jobann  bie  ©rünbung  einer  ^sflanjftätte  für  eine  3u= 
reid^enbe  2lnjat)l  junger  Öeiftlid^en.  .^önig  Öubmig  ertt)eiUe  bem  tliatfräftigen 
unb  fegen§retd)en  SBirfcn  be§  35if(i)oi  (5).  baburcC)  feine  9lnerfennung,  ba^  er  bem= 
felbcn  ben  ^lerfönlidien  ?lbet  öerlief)  unb  i'^n  burd^  anbere  @t)renl6e5eugungen 
au§äci(^nete. 

9tur  öier  ^ai^xt  füf)rte  @.  ben  freierer  Sifc^of§ftal6.  ©o  lange  bie  in 
S)eutfd)Ianb  immer  me'^r  fiel)  öer&reitenben  ftreng  ultramontanen  ©runbfä^e  fi(i) 
tebiglirf)  auf  tl)eoretifc^cm  (S)cl)iet  fiemcgten,  nahmen  bie  Staaten  feine  9}eranlaffung, 
i^re  baburcl)  öielfad)  bebro'^ten  9ted§te  mit  (Energie  ^u  fcl)ü^en.  ^n  ^öln  i)atte 
ber  ßrjbifiiiof  glemenS  ^uguft  ben  erften  entfrf)eibenben  (Sci)ritt  jur  (Sinfül^rung 
be§  ultramontanen  ©l)ftem§  in  ba§  is^eBen  be§  3)olfe§  gemagt.  ©eine  Entfernung 
üom  er^Biftfiöf tilgen  (5tul)t  mar  bie  ^^olge  gemefcn;  ber  preu^ifd^e  ©taat  l)atte 
geglauBt  fic^  felbft  aufzugeben ,  menn  er  bie  tt)atfä(^lid)e  S)urc£)fü{)rung  ber  öon 
ber  ßurie  bertretenen  C^runbfätse  ol)ne  äBiberfpru(^  gefc^e'^en  laffc.  5Der  neue 
Äönig  i^riebrid)  SBil^elm  IV.  glaubte  feinem  ganbc,  namentlid)  aber  feinen 
fatl§Dtifd)en  Untertl^anen,  e§  f(i)ulbig  ju  fein,  ber  römifc^en  ^urie  bie  i^anb  ber 
SJerfö^nung  3U  reidien.  ^ad)  längeren  Unterl)anblungen  mürbe  tro^  be§  2Biber= 
fprucl)e§  einiger  unt)erföt)nlid)er  Garbinäle  im  ©eptember  1841  eine  ßonöention 
ätoifclien  ber  ^jreu^ifd^en  9lcgierung  unb  bem  rDmifd)en  (Stul)le  gcfcf)loffen ,  too^ 
burc^  bie  J?ölner  Errungen  ba^in  beigelegt  mürben,  ba§  ber  @rjbifci)of  6lemen§ 
Sluguft  einen  Ö'oabjutor  er'^alten  fottte.  (Siemens  Sluguft  t)atte  fic^  um  be§  lieben 
griebenS  mitten  in  fein  ©cl)icffal  ergeben  unb  bie  3ufid)erung  ertl^eilt,  ba§  er 
atte§  bereitmittig  ber  6ntf(^eibung  be§  ^4^at)fte§  überlaffe.  2luf  ben  SBorfc^lag 
be§  J?önig§  Submig  öon  iöaiern  mürbe  (*>>.  mit  3uftimmung  ber  preu^ifd^en 
ülegierung  jum  (ioabjutor  be§  gr^bifc^ofg  öon  .^öln  mit  bem  9te(f)te  ber  ^ad)= 
folge  unb  jum  9lbminiftrator  ber  ßr^biöcefe  ^öln  ernannt.  6lemcn§  ^luguft, 
ber  im  Secember  1841  ben  S5efu($  feine§  9lac^folger§  in  5Jtünfter  cm|jfing,  über= 
manb  balb  feine  anfänglicl)e  ?tbnrigung  gegen  ben  ßoabjutor  unb  münfd^te  bem= 
felbcn  glüdtidien  ßrfolg  in  ber  2)urd)füf)rung  feiner  ^o'^en  3lufgabe.  33on 
5Rün[ter  reifte  Ü5.  nac^  ^Berlin,  mo  er  mit  l)o'^er  2lu§5eid)nung  empfangen  tnurbe 
unb  am  9.  Januar  1842  bor  bem  öerfammelten  9Jlinifterium  ben  @ib  in  bie 
ipänbc  bc§  Äönigä  ablegte,  3lm  4.  5Jlär,^  trat  er,  burd)  ein  furjeS  .§irten= 
fd)reiben  be§  ©rjbifdiofs  6lemen§  5luguft  eingefü'^rt,  bie  35ertoaltung  feineS 
fd^micrigen  3lmte§  an  unb  mürbe  am  15.  ^ai  öom  ^ßapfte  jum  @r,ibif(f)of  bon 
Sfconium  präconifirt.  3utn  Semeife,  ba^  bie  preu^ifdie  9legieruug  ben  ernften 
SCßiÜen  ^ahe,  für  bie  golgc  ^xieht  mit  ber  Äird)e  ju  'galten,  erlief  biefelbe  eine 
SSerfügung,  monac^  fie  ben  S3erfel^r  ber  5ßifd)öfe  mit  bem  päpftlid^en  Stul^le  frei 
gab ,  für  bogmatifd)e  ßiiaffe  lebiglic^  eine  ^Uttl)eilung  an  bie  ©taat§regierung 
forberte,  bei  allen  anberen  aber,  falls  fie  aud^  nur  mittelbar  ben  ©taat  unb 
bie  bürgerlichen  35erl)ältniffe  berührten,  bie  SSerfünbigung  unb  3lnmenbung  bon 
ber  öorgöngigen  ^uft^t^i^^nug  ber  meltlid)en  Seliörben  abhängig  mad)te,  bann 
bie  einrid)tung  einer  eigenen  fatl)olifc^en  51bt!^eilung  im  SultuSminifterium, 
meli^er  aud)  bie  Sßal^rung  ber  ftaatlid)en  JpolieitSrec^te  übertragen  mürbe.  ®a§ 
^Kinifterium  glaubte  feinen  ©infprud)  erl^eben  5U  foHen,  al§  ber  neue  Dber^irt 
in  feinem  erften  |)irtenf($reiben  bie  fird)li(^en  ©runbfä^e  be§  @rabifc^of§  (£lemen§ 
Stuguft  unbebingt  aud^  für  bie  feinigen  crftärte.  ßine  5lenberung  in  ber  !ird§en= 
politifd)en  Haltung  ber  neuen  S)iöcefanPermaltung  ftanb  bemnad)  nicl)t  p  ermarten, 
nur  mar  ber  neue  Seiter  ber  S)iöcefe  feiner  in  ber  fyorm  unb  nachgiebiger  in 
unmefentlicf)en  S)ingen ;  er  mu^te  gefc^idt  unb  gemanbt  bie  gefäf)rlicf)ften  flippen 
p  umgeben  unb  bie  betreffenben  gtatligeber  ber  Ärone  ganä  für  feine  ©ebanlen 


©etfjel.  •  523 

unb  Slnfi^auungen  ju  gcioinnen.  5J^an  jaf)  Te(i)t  balb  ein,  ba^  ba§  ©teuer  ber 
Kölner  S^iöcefe  fxc^  in  öänben  befanb ,  tDetc^e  ben  ^^-rieben  mit  bem  Staate 
aufrecht  ju  ermatten  raupten,  o^ne  im  @ering[ten  ben  Stmorberungen  ber  ßutie 
entgegenzutreten.  Slm  19.  DctoBer  1845  ftarb  ber  erjbiidioT  6temen§  3(uguft 
unb  ber  feitl^erige  (ioabjutor  beftieg  ben  erjbifcfiöTlic^en  Stu'^t.  5tm  2-i.  'Dloöbr. 
beffelben  Sa'^reS  erhielt  er  ba§  ^^attium  unb  am  11.  ^an.  1846  mürbe  er  im  ^o^en 
2;om  feiertief)  int^ronifirt.  Sie  attgemeine  X^eitna^me  an  biefer  geier  gab 
jpre(f)enbe§  3fii9ni§  ^on  ber  Siebe  unb  9Ict)tung ,  meiere  @.  fic^  bei  ben  6eift= 
liefen  wie  Saien  gefiebert  ^atte.  Seiner  Ä(ugt)eit,  6ett)anbtt)eit ,  Umjicfit  unb 
geftigfeit  toar  e§  gelungen  bie  huxä)  bie  Befarmten  Söirren  auf's  Xieffte  erregten 
©emüf^er  ju  beru|igen,  ba§  firc^üd^e  Seben  in  jeber  Sejie^ung  ^u  {)cben  unb 
ftdt)  bie  9iegierung  be§  i^m  perfonlid)  mo'£)(toolIenben  i?Dnig§  f^riebrii^  äßilfielm  lY. 
5U  befreunben.  2öaf)renb  in  aüen  beutfd)en  Staaten  bie  fattiotifc^en  SSe^örben, 
benen  bie  firc^Iicf)en  ^tngelegen'^eiten  anöertraut  maren,  mit  ben  Sifc^öfen  megen 
ber  übertriebenen  ^srdtenfionen  berfetben  in  Streit  geriet^en,  mu^te  bie  !at^oüf(f)e 
Slbt^eitung  be§  6ultu§minifterium§  jeben  ßonftict  ^u  öermeiben  unb  ben  ^rieben 
3tt)ifd)en  Staat  unb  ^irc^e  aufrect)t  ^u  ert)atten,  Sem  ßr^bifc^of  tag  baran,  bie 
^ermefifcfjen  Streitigfeiten  3um  5lbf(|tu^  ju  bringen.  Sen  (Gegnern  be§  ^erme= 
fiani§mu§  mar  e§  gelungen  in  9tom  ein  öerbammenbeg  Urt^eit  gegen  biefe§ 
St)ftem  p  ermirfen.  9Iuf  6runb  biefe§  Urt!^eit§  untermarfen  fic^  öiete  5ln^änger 
hei  St)ftem§ ,  mehrere  aber  erflärten ,  fie  feien  erbötig  ba§  3}erbammung§urt^eit 
quoad  tidem  anjuerfennen ,  glaubten  aber  bie  quaestio  facti  geltenb  mad)en  3u 
muffen.  &.  bermari  biefe  ßinrebe  unb  er  mu^te  e§  burdijufe^en,  baß  ^^iu§  IX. 
am  25.  3uü  1847  bie  üon  feinem  33orgänger  au§gefpro(i)ene  93erbammung  ein= 
fac^  beftätigte.  DZun  l^atte  er  @runb  ben  5In^ängern  be§  öermefianismuS  bie 
SQai)i  3u  laffen ,  ob  fie  fi(^  eimad)  bem  Spruc^  be§  5|}apfte5  untertoerfen  ober 
fic^  jeber  meiteren  öe^rt^ätigfeit  an  ber  Uniöerfität  SBonn  enthalten  mollten. 
^}Jtit  biefem  Si^ritt  be§  ßrjbifdliofs  mar  ber  ^ermefif(^e  Streit  gef(f)li(^tet,  aber 
auc§  bie  g^-'^i^eit  ber  tf)eologifd)en  SJßiffenfc^aft  gebroct)en.  ©. ,  ber  üon  ^au§ 
au§  nid^t  al§  ein  ^einb  freier  {yorfc^ung  angefe^cn  toerben  tonnte,  ^atte  e§  über 
ftd)  gebracht  im  ^ntereffe  be§  t)errfc^enben  St)ftem§  ben  ©eift  ber  freien  Söiffen^ 
f($aTt  in  Steffeln  ju  fd^lagen.  Sa^  er  mit  ^eftigfeit  unb  6ntfd^iebenf)eit  ber 
beutf(f)=fat^oltfcf)en  Semcgung  entgegentrat,  liefe  fid)  of)ne  Sdimierigfeit  begreifen. 
S)afe  er  aber  ben  Ciegnern  öjünt^er"»  nad)gab  unb  ben  @ünti)erianigmu§  tür  eine 
©efa^r  für  ben  fatf)olifd^en  ©tauben  erflörte,  machte  i^m  unter  ben  beutfd)en 
öetet)tten  öiete  fyeinbe. 

oben  ^atte  fid)  bie  burd)  bie  ^ermefifc^e  unb  güntfierifc^c  i^rage  angeregte 
SSemegung  etma§  berul^igt,  al§  bie  politifc^cn  ^Tiar^ftürme  über  ha'Q  Sanb  l)in= 
brauften  unb  alle  ©eifter  in  fieber^arte  2(ufregung  festen.  Sn  biefer  milbbetuegten 
^eit  be§  .S.  1848  bemätirte  fid^  @.  al§  einen  fat^olifcl)en  S3ifd)of,  ber  bem  ^aifer, 
n)a§  be§  Äaifer§,  unb  6ott,  ma§  6otte§  ift,  ^u  geben  gcfonen  mar.  ^n  mehreren 
•s5irtenfd)reiben  ermaf)nte  er  bie  ©laubigen  ^u  ^xitht  unb  6intradl)t,  jur  '^ti^tung 
ber  bürgerlichen  mie  firdilic^en  Crbnung  unb  @efe^Iid)feit.  Sie  '^^artei ,  meldte 
bie  politifd^en  Sßerfammlungen  in  ^^ranffurt  unb  Berlin  aud)  auf  bae  fird)en= 
politifdl)e  i^etb  gefdl)oben  .ju  fe^en  roünfcf)te,  ftetlte  ben  @rjbifd^of  ^o^anneg  jum 
Sanbibaten  für  bie  conftituirenbe  )3reufeifd)c  ^ationalüerfammlung  auf  unb  mit 
großer  5;)tajorität  mürbe  er  gemä^lt.  '^n  jener  tief  bewegten  3^^^  ^^^^^  ®-  Mt 
unb  entfdjieben  für  ben  ^önig,  beffen  ^aus  unb  X^ron,  babei  entmidelte  er  aber 
anä)  eine  rührige  X^tigfcit  für  bie  ßrmeiterung  ber  fird)li(fien  9?ec^te  im  Sinne 
ber  fatl^olifdien  *$artei.  ^^m  unb  feinen  )3oIitif(^en  [y^-'eunben  unb  ©efinnung§= 
genoffen  gelang  eö  ba§  9Jtinifterium  jur  Sarangabe  unb  33efeitigung  aller  6au= 
telen,   meiere  bi§   bal§in   ber  Staat  pr  ^Ser'fiütung  aller  Uebergriffe  öon  Seiten 


524  ©eiffet 

bei-  ^hä-)t  in  bie  Sejugniffe  be§  ©taate§  für  not^iüenbig  cvad^tet  Ijatte,  fotüie 
füx  bie  3lnertennung  einer  fird)ti(i)en  ©elbftänbigfeit  3U  Beftimmen,  lüeld^e  eine 
9tei^e  öon  Sauren  ^inburd^  ber  fatf)oIij(i)en  i?ivif)e  eine  ireie,  unge^inbci-te  (änt= 
jaltung  be§  fivd)ü{^en  SeBenS  unb  bie  @ntiüicE(ung  !ird)li(i)ev  Sfnftitute  ßi§  ju 
bem  fünfte  geftattete,  tüo  foti^e  ßntj^altnng  unb  gnttoirftung  bem  ©taate  be= 
benftic^,  ja  gefät)i;Ii(^  toerben  ju  toollen  fd)ien.  2)a§  iveunbfi^flitüc^e  3jerl)ättni§ 
älüifc^en  bem  {Si-jbi|d)oi  unb  bem  ^Jtinifterium  fc^ien  fic^  ettt)a§  trüben  ju  motten, 
al§  bie  ©taat^regierung  öon  atten  föeiftlii^en,  rt)eld)e  ein  ©taatSamt  befleibeten, 
einen  iinbebingten  gib  auj  hit  S^eriaffung  öertnngte.  W.  erllürte,  ba^  er  all 
„bcruiener  |)üter  unb  S^ert^eibiger  ber  9tec^te  ber  fat^olifd)en  Äircfie,  überein= 
ftimmenb  mit  ben  unüeriätjrbaren  Cik-unbfci^en  berfelben",  ben  @ib  auf  bie  3}er= 
jaffung  nur  infomeit  jür  betbinbenb  unb  re(i)t§£rä|tig  erad)ten  fönne,  aU  er 
salvis  ecclesiae  juribus  geleiftet  merbe.  ®a§  ^Jlinifterium  Ien!te  ein  unb  na'^m 
t)on  ber  f^orberung  eine§  unbebingten  @ibe§  ^Xbftanb.  (S)ccbr.  1850.)  gine 
onbere  ©)3annung  trat  fpäter  wegen  9lu§iertigung  ber  S3e[tattung§urfunbe  für 
ben  5Dompropft  ein.  Sel^arrüd)  meigerte  jid)  ba§  ^Jtinifterium  bie  öon  5Kom 
auf  ben  5yorfd)lag  be§  t)reu|ifd)en  ^UlinifteriumS  genetjmigte  Ernennung  bei  .sperrn 
Dr.  SJlünc^en  ju  bottjieiien.  @.  meigerte  ftd)  in  ^yolge  befjen  bie  .s^auD  ju  irgenb 
einer  anberen  Ernennung  eine§  2)om(jerrn  ju  bieten.  @r[t  1863  gelang  e§  bie 
S)i|ferenjen  beizulegen.  3)ie  Urfunbc  für  ben  S)ompropft  mürbe  anSgeftcttt  unb 
zugleich  erl^icUen  öier  mirElid^e  unb  jluci  (5^renboml)erren  it)re  Seftattung.  9to(^ 
e]§e  (^).  nad^  S3erün  gcn)ät)lt  mar,  '^atte  er  feine  ©uffraganbifdjöfe  p.  einer  6on= 
ferenj  nad)  j?ütn  eingelaben.  @§  mar  bie§  bie  (Einleitung  ju  einer  3u[ß'nn^en= 
fünft  fämmtUdier  (Srjbifd)öfe  unb  Jöifi^öfe  SDeutfc^lanbg ,  meldte  im  ^erbft  in 
SBür^burg  ftattfanb.  %m  19.  October  Ujurbe  bie  ä^erfammlung ,  toeldie  au§ 
einem  Sarbinal,  3  ßri^bifi^öfen,  15  33ifd)öfen  unb  5  bifdjöflic^en  iBebottmäc^tigten 
Bcftanb ,  in  ber  genannten  ©tabt  unter  bem  3)orfit5  (skiffel'ä  eröffnet.  S)ie 
©i^ungen  bauerten  bi§  jum  IG.  ^ioöember.  2)ie  auf  bie  ßvmeiterung  ber  firc^= 
liefen  9ted)te  unb  bie  blütl)enreid)ere  Entfaltung  be§  !ird)lid)en  l'ebenl  Ijin^ielenben 
S3erl)anblnngen  unb  5öefd)lüffe  biefcl  fijnobaten  6ongreffe§  lel)ntcn  [ic^  an  eine 
bon  il^m  abgefafite  umfangreiche  S)en£fd)rift  an.  ."pierin  mar  gefagt ,  ba|  bie 
^ifdjöfe  S)eutf(^tanb§  jufammengetreten  feien,  um  üereint  fid)  über  bie  ©tettung 
auSjufbrec^en ,  meld;e  bie  .ßird)e  ber  neuen  Drbnung  ber  Singe  gegenüber  ein= 
ju'^aüen  fjobe.  S)ic  Xrennimg  ber  .H'irc^e  bom  ©taat  liege  nid)t  im  SBitten  ber 
Äird)e.  3)iefc  nel^me  aber  für  i'^re  ^iffion  öotte  g^reil)eit  unb  ©elbftänbigfeit 
in  ?infbrud),  in§befonbere  aber  für  tt)r  oberfteS,  göttlid)e§  9ted)t  ber  Seigre  unb 
Erjiel^ung  ber  ^Jbnfdi'^eit.  ßbenfomenig  fönne  bie  ,^ird)e  auf  i^re  ütei^te,  bie 
leibli^e  äöo'^tttjäterin  ber  ä^ölfer  jn  fein,  unb  i^ren  6uttu§,  bie  3lu§fbenbung 
ber  ©acramente  unb  atteS  auf  ben  @otte§bien[t  SSejüglii^e  ungel)inbert  unb  felb= 
ftänbig  ju  orbnen,  berjit^ten.  S)ie  33ifd)öfe  müßten  für  bie  geiftlii^en  9}ereine 
ba§  gteid^e  ^aa^  ber  5lffociation§frei'^eit  in  ^Infprud)  nel)men,  me(d)e§  bie  35er= ' 
faffung  be§  ©taate§  aUtn  33ürgern  gemöt^re.  ©nblid)  f)abe  bie  Äird)e  ba§  Ueäjt 
ju  beanfprudjen,  xtjx  mo£)(ern)orbene§  ©igent^um  frei  unb  felbftänbig  ju  üermalten 
unb  ju  bermenben.  6§  muffe  feierlich  Söermal)rung  gegen  ba§  ^i^trauen  ein= 
gelegt  merben,  Ujornit  ber  S^erfe^r  ber  SSifc^öfc  unb  ©laubigen  mit  bem  Dber= 
faupt  ber  Äird)e  Übermacht  merbe.  S)er  niebere  6leru§  tonnte  fid)  nid^t  über= 
zeugen,  ba^  feinen  Sfntereffen  auf  biefer  S}erfammlung  in  irgenb  einer  3Beife 
9ted)nung  getragen  fei.  S)erfelbe  t)atte  fürchten  ju  muffen  geglaubt,  ba^  au§ 
ben  ber  ^ird)e  in  ben  ©d)oo§  gefattenen  ^yrei^eiten  nur  eine  größere  9lb^ängig= 
!eit  bon  ber  bifc^öfüc^en  äöittfür  ermad)fen  merbe,  menn  ba§  9}erl)ältni^  3mif(^en 
S3ifd)of  unb  ©eiftlidjfeit  nid)t  auf  altfanonifi^er  Oirunblage  neu  geregelt  merbe. 
eine  ^Inja^l  bon  372  öeiftlic^en  l^atte  ben  mui^  in  einer  c^rfurc^täbott  ge^al= 


©eiifet-  525 

tenen  3lbveffe  bcu  ßrjbifc^oi   um   bte  ^ul^lfung  bes    niebeven  6(evu§   ju   feinem 
9^ecE)te,  um  bie  burd)  ba§  canonifd)e  9^ed)t  öorgefefiene  befinitiöe  5lnftettung  ber 
Pfarrer,    um  bie  ©infe^ung   geiftlitfier  ©etic^te  ju  Bitten.     5luci)   unter   ben  in 
biefet  -Petition  entt)altenen  onberen  ^Punften  bejanb  fict)   !ein  einziger,   ber  nic^t 
bui'c^  ßoncilieuBefc^Iüffe  ober   canonifdie  SSoxfdinrten   begrünbet   merben   fonnte. 
S)o(^  biefer  @(i)ntt  bei*  372  G)eiftlid)en ,    in  lDetd)en  baS  jeit  ber  na|)o(eonij(f)en 
3eit  f^ftematijc^  unterbrürfte  ©elbft=  unb  9tec^t§betou^tjein  in  feinem  2:obe§!ampf 
p  einer  legten  Seben§äu§erung  aufjuringen  fidE)  bemüt)te,  fci)ien  bem  ßr^bifdiof 
eine  2lnma^ung   unb   ©elbftüBerl^efiung ,   gegen  meiere  nid)t   ernft   unb   ftrenge 
genug  eingefd£)ritten  tt}erben  fönne.     @r  i)atte  Mittel  genug  in  <g)änben,  um  bie 
llnterjeid^ner  cinjufcfiücijtern  unb  jur  3uvücJna'^me  il^rer  Unterfc£)rift  ju  smingen. 
3tEc  big  auf  einige  toenige  gaben  bem  Sirucfc  nad)  unb  erf(ärten  i^re  UnterfdE)riit 
jurücEjie'Eien  ju  tooüen.     deiner  mürbe  beförbert,  fo  lange  er  nod)  auf  ber  Sifte 
ber  372  ftanb,     @§  fcfieint,  ba^  bie  ?lb reffe  bocE)  in  einem  ^^unfte  ba§  üjemünf(f)te 
errei(i)t  ^at.     (B.  fat)  fid§  nämlici)  öeranla^t  f(f)on  im  Secember  1848  ein  eigene^ 
er3bif(^öfli(^e§  Djficialat   mit   einem  5p«äfe§,   einem  lauster,    einem   Promoter, 
einem  defensor  matrimonii ,  jmei  9iät^en ,  ^mci  'Ölffefforen  unb  einem  3(ctuar  ^u 
erricfiten  unb  bemfelben  eine  beftimmt  begrenzte  6eric^t§barfeit  äupmeifen.     5luf 
6runb  ber  au§gcbe!)nten  9ie(i)te,  toetcEie  ber  ähäji  öerfaffungSmä^ig  ^ugefproc^en 
maren,   öerftanb    e§  &.   bie   günftigen  SSer'Eiältniffe  ju  einem   rafdien,   Iebf)aften 
Sluffi^toung  be§  gefammtcn  ürc^lic^en  Seben§  ju  benu^en.    DIeue  Pfarreien  tourben 
errid)tet,  neue  ^ird)cn  gebaut,   neue  2tnbac^ten  eingeführt,   Änabenfeminare  ge= 
grünbet,  berfdJiiebene  Orben  in  bie  S)iöcefe  l^ineingejogen,  53liffionen  unb  ßrercitien 
gel^alten.     ^n   rafc^er   ^^otge   entftanben   eine  ^ei^e   öon  flöfterlid)en  9Infta(ten 
unb  Öenoffenfdjaften  in  ber  ©tobt   unb    ßrjbiöcefe  Äöln.     3uerft  tiefen  fid)  bie 
'Mffion§bi-*iefter  öom  '^eiligen  S}incen3  toon  5paul,   aud)    Sajariften  genannt,   in 
i?öln  nieber;  il^nen  tourbe  fpäter  bie  Seitung  ber  ^nabenfeminare  in  531ünftereifel 
unb  9leu^,   fomie  be§  Semeriten'^aufeS  ^u  5}^arientl^al  überlaffen.     3luf  bie  2a= 
3ariften  folgten  bie  ^efuiten,  bie  3}äter  ber  3}erfammlung  be§  allerl^eitigften  @r= 
(öfer§  unb   eine  ^tei'^e  toeiblid)er   ©enoffenfd^aften  jur  ^^^fii^e  be§  bef(^au(id)en 
Seben§,   für  Unterricht  unb  ©räie^ung   ber  meiblidien  i^ugenb,    für  Hebung  ber 
d)riftli(^en  ^Barm'^erjigfeit  an  öerloffenen  Äinbern,  äöaifen,  l?ran!en,  SIrmen  unb 
9}ermal§rloften.     @.  gab  mieberf)oIt  feiner  ^o^en  S5efriebigung  über  biefe  frifc^en 
SebenSäu^erungen   auf   fird)ti(^em    ©ebiete   unb   über  ba§  neuermad)te  firc^Iid)e 
Semu^tfein  freubigcn  S(u§brud.     Ob  er  aber  auc^   in   gteid)er  2Beife    burd)  ba§ 
@ebaf)ren  ber  fid)  rafd)  ju  einer  l^o^en  Scbeutung   auffd)mingenben  !atf)olif(^en 
33ereine,  (Jafino'g  unb  ^otfSüerfammlungen  erbaut  mar,  ift  3toeifel^aft.     2;i§at= 
fad)e  ift  e§,  ba^  er  ben  in  fotd)en  SJerfammlungen  unb  S5ereinen  fid)  breit  mad)enben 
(Elementen   gegenüber   eine  gemiffe  3urüd]^altung   beobachtete.     @§  fcfieint,   ba^ 
feinem  fc^arfen  33lid  bie   (BefalEir  nici)t  entging,   melci)e   ber   alten  l^ierardjifc^en 
Drganifation  bro'^te,   menn  bem  Soienelemente  in  f^i-'flSen,    meiere  naturgemäß 
lebigticf)  jum  9teffort  ber  !irci)Iid)en  Se^^örben   geborten,   ein   3u   großer  Einfluß 
unb  eine  3lrt  ric^terliciien  ©prud)e§  über  bie  !ird)lid)e  (Beftnnung  bon  23ifc§öfen 
unb  ©eifllic^en  eingeräumt  mürbe. 

©eiffePg  SSebeutung  für  ba§  Mftige  Stufblü'^en  be§  fat^olifdjen  8eben§  in 
S)eutf($lanb  mußte  in  9iom  3Xner!ennung  unb  S)anf  finben.  3unt  2(u§brud 
biefe§  S)anfe§  unb  jur  S8eIo!§nung  feiner  großen  2}erbienfte  mürbe  er  am  30.  <Btp= 
tember  1850  öon  5|3abft  ^iu§  IX.  ^um  ßarbinalpriefter  ber  riJmifciEjen  ^irc^e 
ernannt,  ©einen  Sitet  ertjielt  er  bon  ber  uralten  ^irc^e  be§  l^eiligen  2aurentiu§ 
auf  bem  SSiminal.  S)er  a^joftolifc^c  91untiu§  am  !.  !.  §ofc  3U  Söien,  5}lfgr. 
9]iale=5prela,  überbracf)te  il^m  bie  i^nfignien  ber  neuen  ^ürbe  unb  überrei(i)tc 
if)m  am  12.  D^obember  1850   unter  großen  ^^fiei-'tic^^eiten  im   l^o^en   Som  ba§ 


526  ©eiffel. 

6arbinat§6ivet.  5Dte  iüävmfte  Zi)t\inüf)mt  bei-  S3ürger  ber  ©tabt  Min  unb  ber 
ganzen  ©rjbiöcefe  geftaltete  bieje^eier  ju  einem  toatiren  2Jol!§ie[te.  6§  bauerte  ober 
norf)  jaft  (3  ^at)xt,  e{)e  er  fid)  naä)  9tom  begaB,  um  pevjönlicf)  ben  6arbinal§t)ut 
in  Empfang  ju  ne'fimen.  6r  l^atte  biefe  9teije  jo  lange  f)inau§gefd)oBen,  lueit  e§ 
if)m  an  bem  ©elbe  iet)lte,  tt)elc£)e§  bie  ©intü^vung  in  ba§  6aibinal§  =  (EoIIegium 
unb  bie  33efi^nat)me  öon  jeiner  Äirc£)e  !o[tete.  ^n  9tom  rouibc  er  mit  ber 
^(^tuug  unb  SJerc'^rung  aufgenommen,  me(d)e  einem  53knne  üon  feiner  f)oI)en 
perjönlic^en  23ebeutung  unb  feinen  SBerbienften  um  bie  i?ir(f)c  ge&üt)rt.  5Der 
überaus  glänjenbe  ©mpfang,  ber  i^m  bei  feiner  ^lüctfetir  in  feine  S)iöcefe  bereitet 
war,  beU)ie§  einerfeit§  bie  ^ol^e  S3eret)rung,  tt)elc£)e  er  in  ber  ganzen  S)iöcefe 
geno§,  aubererfeitS  gab  fie  .^unbc  t)on  ber  großen  f^reubc,  mit  weld^er  man  att= 
gemein  bie  ber  «Kölner  ^ird)e  fomol  wie  bem  guäbifdiof  perfönlid)  erwiefcne 
?(u§3ei(^nung  begrüßte.  ^Roä)  e^e  @.  üom  ^apfte  mit  bem  ^4^urpur  befleibct 
tüurbe,  mar  er  öom  ^önig  griebrid^  2Bi(f)eIm  IV.,  ber  bem  iBlncr  ©rjbifdioi 
feine  befonbere  Zuneigung  jugemenbet  l^atte,  mit  bem  t)öc£)ften  Crben  be§  Sanbes, 
bem  be§  fctimar^en  9tbter§  gefctimücft  worben.  3Son  i}{om  jurürfgete^rt  ua'^m 
er  ben  bereits  auf  ber  oben  berüf)rten  SBür^burger  23if(^of§t)erfammlung  angeregten 
©ebanfen,  ha^  alte  ;3n[titut  ber  ©Ijuoben  toieber  in§  Is^eben  ^u  rufen,  in  ernftüd)e 
©rmägung.  33alb  ftanb  bei  it)m  ber  ©utfc^tu^  feft,  bie  93ifd)öfe  ber  Jl'ölner 
Äird)euproljin3  ju  einer  ^robinjiatfQnobe  jufammenjuberufen  unb  burc^  biefe 
3}erfamm(ung  befd)üe^en  ju  laffen,  ma§  in  ©ad)en  beS  ©taubenS  unb  ber  S)i§= 
ci)3lin  ben  il^ebüifniffen  ber  3t^it  5U  entfpredjen  fd)ien.  S)ie  Sitzungen  mürben 
gel^alten  öom  29. 'Jlpril  bi§  17.  53lai  1860.  ^n  ber  üorbereitenben  ßommiffion, 
roeldje  fämmttid)c  33efd)tüffe,  bie  gefaxt  Werben  fottten,  bem  Söefen  Wie  ber  Sform 
nad)  feftfteEte,  räumte  ber  Garbinal  .^ögtingcn  bes  6ermanifum§  unb  ^ifuiten, 
weld)e  in  ber  5Diöccfe  wirtten,  einen  überwirgenben  ©influ^  ein.  @§  fam  fo  ein 
äöert  ju  ©taube,  weld)c§  ben  ftreng  ultramontanen  (Srunbfäl^en  meljr  Gonceffionen 
mad)te,  at§  e§  mand)em  ©eiftlidien  gut  fd)ien.  S)aS  6oncil  felbft  gab  einfad) 
fein  placet  ju  ben  öortier  formulirten  23efd)lüffen.  S)cr  römifd^e  ©tul^l  erf^eitte 
gern  feine  3uftinimung  ju  ben  S)efreten,  Weldie  unter  bem  ßinflu^  feiner  eifrigfteu 
3tnt)änger  gefaxt  Worbcn  unb  ben  curialiftifc^en  ^i?Xnf($auungeu  über  ben  ^4>apft 
unb  beffen  Stellung  ju  ©tauben  unb  SiScipIin  entfprad)en.  ^tubcrtt^alb  ^ai)xe 
nad)  biefcm  (ioncil  Würbe  ber  Garbinat  jur  3:t)eitnat)me  an  ben  .!puIbigungS= 
feierlid)feiten  be§  neuen  i?ünig§  2öilljelm  I.  nad)  Königsberg  berufen.  ®ro§c§ 
5luffet)en  mad)te  bie  bei  biefer  ©elegenl^eit  get)altene  9iebe,  Worin  ber  Garbinat 
als  93ertreter  beS  preu^ifc^en  @:piScopateS  unb  ber  preu^ifdien  Kaf^olifen  eben  fo 
]tt}X  ber  Streue  gegen  ben  .^onig  unb  baS  tönigtid)e  .^^au§,  wie  ber  ©orge  für 
bie  ©a(^e  ber  itird)e  unb  xl)x  bebrängteS  Dber'£)aupt  berebten  SluSbrucf  gab.  ^n 
einem  SBviefe  an  ben  33tfd)of  ÜticolauS  öon  ©peier  über  biefe  Otebe  fagt  @.  felbft : 
„Einige  ^4>vin3en  äußerten,  ba^  eS  iljnen  befonbevS  gefallen  I^abe,  ba|  id)  fo  frei= 
mütf)ig  ben  ^^^a|)ft  t)ineiugebrad)t  Tjätte;  „fo  wäre  e§  Würbig,  fo  wäre  eS  würbig". 
S)a^  aber  bie  Siberaten  unb  Siemofraten  in  i'^ren  blättern  meiner  9tebe  93eifaE 
fpenbcten,  I)at  mid)  überrafd)t.  @S  gefd^a't),  weil  id)  ben  9Jlut^  t)atte  ben  König 
an  bie  S5erfaffung  ju  erinnern".  Sei  bem  jwei  ^alire  fpäter  erfolgenben 
25iäl)rigen  ^ifc^ofSiubiläum  erfuT)r  ber  Garbinal  abermals,  weldje  Öiebe  unb 
33erel)rung  Öeiftlic^e  unb  Saien  il)m  entgegentrugen  unb  weld)eS  3lnfel^en§  er  fid) 
beim  KönigS^aare  wie  beim  5papfte  erfreute.  S)er  fel^nlic^e  Söunfcfe,  Weidjen 
ber  ßräbifdjof  bei  biefer  ^^^eier  äußerte,  ben  2:ag  nämUd)  ju  erleben,  Wo  bie  2lb= 
fdjtu^mauer  jWifc^en  Apoc^c^or  unb  ßangfdjiff  beS  Kölner  S)omS  niebergelegt  unb 
ber  Siom  öon  ben  Slprmen  an  frei  in  feiner  ganzen  ^^rad^t  unb  ^Jlajeftät  bem 
erftaunten  iBlide  fid£)  jeigen  werbe,  würbe  il;m  erfüttt.  9Jlit  großer  Slt)eilnal)me 
War  er  bem  9luSbau  biefeS  äBunberWerleS,  ber  faft  gleidijeitig  mit  feiner  ^Berufung 


©eifetev.  527 

on  bie  ©pi^e  bei*  ©vjbiöcefe  mit  xü^tiger  ^raft  begonnen  toorben,  gefolgt  unb 
im  3f-  1863  ftanb  ba§  @otte§f)au§  Bi§  auf  bie  Stürme  öotlftänbig  auigefiaut 
ba.  S)ie  ©c^eibemauer  fiel  unb  am  15.  DctoBer  feierten  ^öln,  bie  (Sr^biöcefe  unb 
bex  ßrjbift^of  in  ©egentnart  öieler  lofjen  geifttid)en  unb  toeltUi^en  SBürbenttöger 
ba§  geft  ber  25oEenbung  be§  S)ome§.  ©.,  ein  fdiöner,  ftattlic^er,  imponirenbei;  ''Dlann, 
in  beffen  ganjem  SBefen  eine  natürlidie  SBürbe  unb  ^o'^eit  lag,  fü'^lte  fic^  ba= 
mal§  fd)on  öon  fc^tocren  förpertitfien  Seiben  l^eimgefui^t ;  .Krampf aufäße  ber 
!^eftigften  2lrt  ma(i)ten  i^n  mand)mal  ju  !ir(^lic^en  fyunftionen,  bie  ju  ö errichten 
er  fic^  oorgenommen  l)atte,  gänälid)  unfäl)ig.  Jro^  feineg  ernften  Unniot)lfein§ 
orbnete  er  für  ben  ^uli  1864  eine  adittägige  ^eiei'  3um  2lnben!en  an  bie  Ue6er= 
tragung  ber  Üielipuien  ber  l)eiligen  brei  .Könige  in  ben  Kölner  S)om  an.  Dl)ne 
SSebenfen  l)atte  er  feine  3uftin^nTung  ba^u  gegeben,  ba|  bie  genannten  ^Reliquien 
Bei  biefer  ©etegen^eit  öon  einer  eigenen  Gommiffion  unter  3iiä^£^ii^9  einiger 
fact)öerftänbiger  ^lerjte  unterfuctit  toürben.  ©ein  3une^menbe§  Seiben  geftattete 
i^m  ni(^t  fi^  an  ber  ^-eier  ^u  Bet^eiligen,  lüie  er  e§  getoünfc^t  l^atte.  3öenige 
2:age  nad^  ber  3l&reife  ber  ju  biefem  f^efte  ge!ommenen  SSifi^öfe  legte  er  fid^  auf 
ba§  ^ranfenlager ,  öon  bem  er  fii^  nid)t  lieber  ergeben  fottte.  ^lad^bem  er 
Stabt  unb  ©r^biöcefc  n)ieberl)olt  gefegnet  ^atte,  öerfd^ieb  er  am  8.  ©ept.  1864. 
©eine  öertt3e§lid§en  tiefte  fanben  i^re  Dtu'^eftätte  im  6^or  ber  l^o'^en  Somlird^e. 
ßölnif(^e  S5ol!§äeitung,  ©e^t.  1864.  Äölnifc^e  ßeitung,  ©e|jt.  1864.  — 
9iemling,  (Earbinal  bon  ©eiffet  im  SeBen  unb  2Birfen.  —  ©ci)riften  unb 
Sieben  öon  Sol)anne§  ßarbinal  öon  (Seiffel,  "^erauSgeg.  öon  ^.  Ti).  Sumont, 
4  33be.  S.  ennen. 

©eitler:  ^ einrieb  (B-,  toar  93u(^bru(ier  in  9tegen§Burg  unb  toa^rfctieinlid) 
@efeEe  Bei  bem  Befannten  35u(i)brutfer  §an§  ^o^t  (Carbo),  tt)eld)er  toegen  be§ 
®ru(ie§  öon  ©(^riften,  mid)e  bie  @rumBad)'fd)en  ipänbel  jum  Sn^alt  Ratten, 
9legen§Burg  öerlaffen  mu^te.  2Bol)er  &.  flammte  unb  too  er  geBoren  tourbe,  ift 
unBefannt.  ©ic£)er  ift,  ba^  er  Bon  1558—63  öerf(i)iebene  äöerte  brurfte,  bie 
feinen  9?amen  unb  fein  Sudjbrucferäeid^en  (ein  üerBotener  Saum,  öon  meldiem 
eine  (Seife  SSlätter  fri^t,  3ur  ^ei^ten  fte'^t  ein  6ngel  mit  einer  (Beifei  unb  jur 
Sinfen  ein  (Sngel  mit  einem  23ud)e,  an  bem  93aume  felBft  ftelien  bie  Söorte: 
„Lignum  vitae")  tragen,  ©eine  3)rucferei  toar  bon  bem  Bi'oteftantifd^en  ©uBerin= 
tenbenten  '3Zifla§  (Salt,  beffen  ^yreunben  Sllt)ricu§  jc.  in  2lnfprud5  genommen. 
Söenn  au(^  biefe  Sraftate  oft  ol)ne  ^ai)x^ai)l  unb  ®ruiiort  erfd^ienen  finb,  fo 
oei-rat^en  bo(i)  bie  Settern  ben  Urfljrung  au§  jener  SBertftätte.  S)er  S)ru(f  biefer 
©dl)riften  üBertrifft  an  '3lu§ftattung  meit  bie  ^ol)rfct)en  3lrBeiten  an  9teinl§eit 
unb  g^eftigleit.  (S.  bructte  bie  2:itel  feiner  23ü(J)er  mit  rotten  Su(^ftaBen,  U:)enig= 
fleug  in  ber  erften  3e^l/  bagegen  fe'^ten  ,g)ol3fc£)nitte  unb  2itel=  fottpie  ©eiten= 
Sorburen  gän^lic^.  SBann  ®.  geftorBen,  mar  nicl)t  ^u  ermitteln,  boc^  brucEte 
um  ba§  ^.  1567  ©eorg  &.,  toetd^er  mol  ber  ©o^n  üon  i^m  getoefen,  ba  er 
ba§  gleii^e  Sudf)brucleräei(^en  fü^rt,  nur  in  ettt)a§  geänberter  fyorm,  n)orau§  fit^ 
folgern  lä^t,  ba^  er  bie  SudibrucEerei  feine§  2}ater§  fortfe^te.  Ser  erfte  ®ru(f 
Don  §einric^  Ö).  ift:  „S}om  ^rrf^umen  unb  ©eilen:  theses  et  hypotheses.  b.  i. 
gemeine  ©|)rücl)e  k.  huxä)  Kicol.  Gallum  1558"  unb  ba§  le^te  Belannte  Söerf 
1562:  „Brevis  responsio  ad  confessionem  theologorum  Wittenbergensium  de 
libero  arbitrio  auth.  Zach.  Praetorio". 

SSgl.  ^t^en^lofer  unb  ©c^uegraf,  @ef(^ic^te  ber  S5u(f)brucfer!unft  in  9tegen§= 
Burg,   ©.    28   ff.     (Seiner,   Suc£)brucferlunft   III.   ©.  353,  354. 

^elc^ner. 
^*ciplcr:   «Henriette   aBil^elmine   &.,   geB.    am   1.  ©e^tBr.  1772  ju 
DZaumBurg,  t  am  25.  91oö.  1822  ju  S)re§ben,  mar  bie  Soc^ter  be§  Kaufmanns 
Sorena  §olberrieber,  unb  Ber'^eiratl^ete  fidf)  mit  bem  t)np%üd)  fad§fen=got^aifd£)en 


528  ©eitler  —  ©cift. 

3flegierung§ratf)e  ;3ot)ann  ©eotg  @.,  mit  weld-jcm  [ie  im  ^.  1793  narf)  (^ot^o 
-jog'  unb  nad)  'Dtiebertcgung  feiner  ©teEe  im  ^.  1816  naä)  S)ve6ben,  bann  im 
;^.  1819  auf  bQ§  öon  {"^m  erfauite  öut  Otabibor  bei  23ubtjfin  in  ber  Obevlnufi^. 
;3!^ven  ebten  Gfjaraftev  unb  \i)xt  eblen  ÖejüI^Ie  Bcnjeijen  if)te  ftebic^te,  bie  evft  noc^ 
i^rem  2obe  oon  bem  ^ofratf)  unb  ObevBibliottiefai-  f^^iebric^  Jacobs  gebammelt 
unb  l^erauSgegeben  ttiurben  (1823).  „5)iit  jarter  tnciblic^er  ©d)eu"  —  fagt 
^acol6§  —  „öetbarg  fie  bie  Slüttjen  if)re§  (V)ci[te§  unb  ber  gtütf liefen  ©tunben 
i^rer  ßinjamfeit.  @ie  fannte  bie  (Sitclfeit  nirf)t,  ba^er  I)at  bei  il^rem  ßcben 
'Itiemanb  babon  .^unbe  bcfommen". 

ö.  ©c^inbel,  2)ie  beutj(i)en  ©d^riftfieüexinnen  bc§  19.  3ia^)v'f)unbert§, 
geipjig  1825,  %%  III.  ©.  loi.  Secf. 

©eitler:  3fol§ann  (Bottfrieb  (B.,  geb.  am  14.  ^uni  1726  äu  Sangenau 
in  ber  Cberlau[i|,  t  am  2.  (Bept.  1800  ju  ßot^a,  roax  ber  ©olEin  be§  $iarrer§ 
Sfol^ann  S)aniel  &.  ju  Öörli^  (ge[t.  am  7.  jyebr.  1760).  6r  er'^ielt  feine  erfte 
23ilbung  ju  ÜJörlit^ ,  ftubirte  bann  feit  1744  ju  ^eip^ig,  mürbe  bafelbft  93acca= 
(aureus  (1747),  bann  ^Jtagiftcr  (1748)  unb  trat  nad^  93oIIenbung  feiner  ©tubien 
a(§  ^auSle'^rer  in  ba§  ©tieg(i^'fd)e  .pau§  ju  S^eip^ig.  1751  mürbe  er  al§  6on= 
rector  nad)  Öeipjig  berufen.  3(uf  bie  na(^brüc£lici)e  ©mpfetjlung  6rnefti'§  murbc 
er  1768  S)irector  be§  öl)mnafium§  ju  6ott)a  unb  erf)ie(t  at^  fotd^er  ben  Xitel 
Äiri^enratf)  (1772).  Cbgleid)  ber  •'per^og  ©ruft  II.  i^n  feiner  befonberen  Ö)e= 
mogcnl^eit  unb  5veunbfd)aft  mürbigte,  fo  folgte  er  bod)  im  3.  1779  einem  9tufe 
al§  ütector  nac^  ©d)uipforta,  metd)e  ©teile  er  bi§  jum  ^.  1786  befteibete,  mo 
i^n  ^erjog  (Srnft  IL  al§  .gjofrat'^  unb  Sirector  ber  33ibtiott)ef  jurüdrief.  5lt§ 
fold)er  ftarb  er.  ©eine  großen  9}erbienfte  um  baö  Wl)mnafium  f)at  (£f)r.  gerb, 
©c^ut^c  in  feiner  (V)efd)id)te  be§  OJijmnafiumS  ,^u  föotI}a,  bie  um  bie  58ibUot|ef 
gi'iebrid)  Jacobs  im  erften  93anbe  feiner  „^3eiträge"  gefd)ilbeit.  ©eine  mert§= 
öoÜen  ©c^riften  beftefien  mcift  au§  Programmen. 

©.  mmid,  ßejifon.  »ed. 

(^Ci^mar:  3fuUu§  ©.,  58uc^bruder  in  |)ilbe§^eim,  brudtc  öon  1650—52. 
Ueber  fein  Öeben  ift  menig  befannt  gcroorben,  nur  foüiet,  ba^  er  im  ^.  1650 
bon  ben  Wöffel'fd)en  (Srben  eine  Sruderei  in  ^ilbc§t)eim  übernommen  ^atte,  ifin 
aber  fc^on  gegen  (Jnbc  bc§  ^.  1652  ein  früher  2ob  bem  faum  begonnenen  63e= 
fd)äfte  entriß,  ba§  bon  1653  an  unter  ber  {yii^ma:  3itliu§  ^^)-  fei.  Söittme  bi§ 
1656  fortgefe^t  mürbe,  mo  bann  @ric^  9tamm  bie  S5ud)brurferei  übernal)m ,  ber 
öon  1656—66  brudte.  3Baf)rfd)einIid)  fam  9tamm  burc^  .^^eirat^  ber  SBittme 
®.  in  ben  Sefi^  ber  S)ruderei,  bie  unter  ber  (^irma:  (Srid)  9lamm  fet.  Söitttüe 
in  ben  ^.  1666  unb  67  borfommt,  ha  ^icr  bod)  mo^l  biefelbc  ^perfon  auftritt, 
toeld)c  mir  al§  i^uliuS  föei^mar'S  SEßittme  fennen  (ernten,  aKein  e§  mu^  bei  einer 
35ermutl^ung  bleiben,  ba  ein  SemeiS  barüber  nid)t  erbracht  lüerben  fann,  nod) 
aud§  barüber,  an  men  bie  2)ruderei  im  ^.  1667  überging. 

S5gt.  ©rotefenb,  (Befd)id)te  ber  33ud)brudereien  in  ^annoberfc^en  unb 
braunfd^meigifc^en  Sanben,  .«oannoücr  1840.  ©raffe,  Sel^rbud^  ber  8ittcratur= 
gefi^id^te  III.     grfte  2(bt^.  ©.  193.  Äed^ner. 

(^eift:  2(uguft  (g^riftian)  ©.,  Sanbfc^aftgmaler,  geb.  am  15.  Oct.  1835 
3U  aöür^burg,  er'^ielt  bie  erfte  Einleitung  bon  feinem  Später  5lnbrea§  &.,  einem 
trepd^en  X^iermaler;  befud)te  bie  t)oü)ted^nifc^e  ©d)ule  bafclbft;  ficbelte  1853 
na(i  5Jtünd)en  über,  mo  er  al§  ©c^üler  Don  fyri^  58amberger  fein  fd)öne§  lalent 
fo  rafc^  entmidclte ,  ba^  er  fc^on  nad)  jmei  ^a'^ren  al§  felbftänbiger  ^ünftler 
auftrat.  1854  burc^jog  (B.  ba§  9il)öngebirge,  1857  Unterfranfen,  beffen  male= 
rifd^e   ,,33urgruinen"   er  in   einer  ©ammlung  geiftreidjer  ütabirungen  miebergab, 


©eitner  —  ©eijfofler.  529 

meidjt  mit  2ert  Don  Gongen  burc^  i^.  3Ibelmann  in  Sßürjburg  1858  !§erau§= 
gegeben  tourben.  1859  |üf)tten  \i)n  jeine  Stubien  in  bie  ü-änftfc^e  (5cf)tDei3  unb 
nad^  ßarl»ruf)e  3u  ^teifter  Sc^iTmet;  in  ben  jofgenben  ^a'^i'cn  buT(f)[treifte  er 
bae  6aienfdE)c  ^oc^lanb;  im  -iperbfte  1866  begann  er  eine  größere  Dieije  naä) 
Italien,  üBerrointerte  jeiner  angegriffenen  ©efunb^eit  toegen  in  9lom,  öon  roo 
er  ßnbe  l^tai  1867  jc^wer  leibenb  jurücEfe'^rte ;  am  15.  2:ec6r.  1868  öer^aud^te 
er  jein  nur  ber  Äunft  getoei^teg  Seben.  ©.  toar  ein  S;icf)ter,  ber  bie  9^atur  in 
i^ren  tierften  Stimmungen  be(euci)tete  unb,  o^ne  ber  äöa'^r^eit  ju  na^e  ju  treten, 
mit  bem  (5tf)önf)eit§geTü!§t  feiner  ^3inien  ttiebergab.  SSettJunberungstoert^  ift  fein 
5tei| ,  toomit  er  nicf)t  nur  eine  gro^e  3^^^  ^on  CelBilbern  ausfül^rte,  fonbein 
aurf)  einen  2($a^  öon  ©tubien  fammelte ,  meiere  ex  mit  getoiffen'^aTtefter  Sorg= 
fott  wahrte,  fe(6e  c§ronotogif(^  orbnete  unb  barüber  fojufagen  ^uä)  ^ielt.  2^a§ 
meifte  baöon  iDuxbe  teiber  am  20.  5}tai  1869  in  einer  Stuction  Derfteigert. 

3}g(.  @mft  görfter'S  'ilac^ruf  in  ^ei(.  56  3lIIgem.  3^9-  (9iug§b.  üom 
25.  gebr.  1869.  Sonn  8ü^onj"§  ^unftt^ronif  1869,  S.  U2—U.  2(nbrefen, 
S^ic  bcutfc^en  gjta[er=5}tabirer  bes  19.  ^af)x^..  s^eipjig  1869,  III.  207—21. 
9legnet,  üJlünt^ener  Äünftlerbilber ,  Seipjig  1871,  I.  148 — 58  unb  beri.  in 
^ü^oto'ö  3tf^i-ft.  1872,  S.  197—99.  2)taiEinger,  SSilberd^ronif  ber  Stabt 
5Jliinc£)en,  1876,  III.  S5b.  9tr.  1408—1520.  ©.  'Jßortr.  gemalt  oon  ^.  3Bein= 
gartner  1862.  ^tjac.  Jpottanb. 

Wcitncr:  Gmft  Sluguft  &.,  geb.  1783  ju  6era,  Dr.  med.  3(nTang§ 
praftifci)er  ^Ir^t  ju  Öi^Bni^  im  S(f)önburgfc^en ,  begrünbete  er  eine  c^emifdie 
gobrif  bafelbft  unb  fpäter  eine  jmeite  in  Scf)neeberg ,  too  er  1852  ftarb.  @. 
öcrbiente  jicf)  einen  9iamen  ali  (5'^emifer  burcfi  bie  ©rfinbung  bes  9{rgentan§ 
(;]teufitber).  3Beiter  beft^äftigte  er  fic^  ^auptfäct)Iic^  mit  ber  Färberei  unb  ent= 
beifte  babei  bai  färben  tf)ierifc^er  unb  pflan3ticf)er  Stoffe  burcf)  c£)romfaure 
©alje;  bann  öeröffentüi^te  er  fleinere  Sc^rüten,  Don  benen  bie  bebeutenbften 
über  bie  ^abrifmä^ige  Bereitung  bc§  Srauben^ucferS  unb  St)rup5  aus  ^artoffeI= 
mef)l  unb  über  3>erfu(^e,  bag  Slaufärben  moÖner  S^uge  o§ne  Snbigo  betreffenb. 
6r  gab  ]^erau§  jtoei  Sänbe:  „33riete  über  bie  ß^emie"  unb  ba§  ebenfalls  3tt}ei= 
bänbige  äöerf  „Sie  gönritic  2Beft  ober  Untert)attungen  über  ü'fiemie  unb  xedi)= 
notogie".  5IIIgemeiner  befannt  ift  @.  burc^  bas  0(n(egen  bon  Üreibgärten  über 
htn  unterixbifc^en  Äo^tenbränben  ^u  ^ptanife  bei  3^i'iflu. 

^oggenborff,  S3iogr.=Iitter.  .öanbtDörterbu(^.  Sabenburg. 

Gicijfoficr:  Suca§  ©.  öon  9teiTTenegg,  geb.  am  18.  ^Bärj  1550  ^u 
Sterjing  in  Üirol,  ftubirte  in  ^lugeburg,  (Strasburg  unb  -^arie  1572,  roo  er  ein 
Slugenjeuge  ber  58art^otomäu§nac^t  mar,  ging  bann  Gnbe  1572  über  SrotjeS 
unb  SSefancon  nac^  Sole  unb  Strapurg,  1575  nac^  ^^abua.  1577  treffen  mir 
i^n  am  9teicf)efammergerirf)t  ^u  Speier,  1578  in  Sole,  mo  er  aU  Doctor  juris 
utriusque  promoöirte.  .'pierauf  (ieB  er  fic^  in  3{ugöbutg  a(ö  Otet^tSantöalt, 
inibefonbere  im  Sienfte  ber  gugger  nieber,  t)eirat!^ete  bafetbft  1590  unb  ftarb 
auä)  bort  1620.  Seine  nad)  allen  Seiten  ^öd)ft  U\)udä)t  Selbftbiograp^ie  ift 
herausgegeben  öon  SIbam  Söolf,  2Bien  1873.  öt)ac.  ipoltanb. 

(b'ci^toflcr :  S^^^'^^O-^  ®-  bon  ©ailenbacf)  unb  öaunSl^eim  (1560 
bi§  1617),  geb.  in  Sriren,  ^roteftant,  ftubirte  in  Strapurg  unb  SBafet,  lebte 
in  3Iug§burg ,  mürbe  fönigt.  9lat§ ,  ülei(f|§ritter  unb  gi-'^i^ei-'i-'-  6eneraIproöiant= 
meifter  Tür  bie  faifexlidie  2(rmee  unb  1597  9leicf)§pfennigmeifter;  er  ftiftete  1607 
ba§  ^ab  auf  bem  33renner  in  ürol  unb  t  1617. 

Slbam  äöolf,  Suca§  ®.  ic.  (f.  o.).  3Bo(f. 

Singent.  beutid^e  IBiograD^ie.   vni.  34 


530  ©elbfe  —  ®elbenf)auer. 

(^elbtc:  3iD'^anu  ^einrid)  (i>.,  gott)aijcf)er  .^iftovüev,  geb.  ju  33enecCen* 
ftein  in  ber  cl^ematigen  l£)annot)erf(i)en  ©vatJdiQtt  ^o^nftein  am  15.  ^uni  1746 
(nQ($  ber  SlngoBc  feinet  2ei(^en[tcine§),  t  ju  63ot|a  am  26.  5lug.  1822,  tüurbe, 
naci)bcm  er  i^t^fti^uctor  be§  ©rbprinjen  (ärnft  t)on  ©ad)|cn=ßoBurg=©aalieIb  gc= 
toefen,  am  13.  S)ec.  1779  gonfiftorialoffeffor  in  Öotl^a  unb  am  8.  See.  1783 
Oberconfiftorialratl^ ;  jute^t  toar  er  äJicepräfibent  be§  £)bcrconfi[toi*ium§.  ©ein 
^aupttoerf  ift  bie  „Äir(^en=  unb  (5d)utent)eriaffung  be§  .sperjogttjumS  öotl^a" 
(3  %tjit.  in  gr.  4^  1790 — 09),  eine  öottftänbige  actenmä^ige  Umarbeitung  be§ 
öom  £)ber{)ofprcbiger  Srüdfner  l^erauSgegebenen  „^irct)en=  unb  (Sd)uten=©taate5 
be§  ßcrjogt^mS  @ott)a".  3)ieje§  mit  großem  ^^lei^e  au§geTüt)rte  Unternehmen 
(ber  1.  %^l.  ent]E)ält  318  (Seiten  Sejt,  ber  2.  %^.  733  unb  ber  3.  %^.  824) 
toar  um  jo  berbienftlidier,  al§  bie  öon  ßrnft  bem  frommen  '^errü^renbe  jad)jen= 
got|aifd)e  j^ircf)en=  unb  ©d)ulöerfaftung ,  luie  Ö.  in  ber  5Borrebe  mit  9led)t  be= 
merft,  bon  iel)er  faft  in  ganj  S)euty(i)lanb  für  mufterT)ait  galt.  Ucber  il^ren  Ur= 
lieber  !£)at  @.  aucf)  eine  gute,  au§tül^rtid)e  53iogra)3'^ie  berfa^t:  „^erjog  (Srnft, 
genannt  ber  fjfromme,  ju  ©ot^a,  al§  ^knfd)  unb  9tcgent;  eine  t)iftorif(^e  5£)ar= 
[teüung,  au§  ^^(cten  unb  betuä^rten  Srucffdjriften  gejogen  unb  mit  einem  Ur= 
funbenbudie  !^erau§gegeben"  (3  S3be.  1810).  5Iu|erbem  ift  öon  i'f)m  t)rröffentlid)t 
morbcn:  „S)er  9laumburgifd)e  ^-ürftentag,  ober  mid)tige  Urfunben  unb  Steten, 
ben  megen  erneuerter  Unterfd^rüt  ber  SUig§burger  Gonfcffiou  unb  33efd)idung  be§ 
Goncilii  ^u  2::ribcnt  bon  ben  proteftantifd)en  ^^ü^'f^^t^  i'^^  Stänben  in  jleutfd)= 
(anb  1561  3u  ^Jiaumburg  an  ber  ©aale  gel^altenen  Cvonbcnt  betrcffenb"   (1793). 

©  d)  r  a  m  m  =  ^  a  c  b  0  n  a  t  b. 

C^clbcnljaucr :  C^)erT)arb  (SS.  ober  nad)  feiner  ©eburt§ftabt  ^limtoegen 
9lot»iomagu§  genannt,  öerbient  unter  bie  ^ieiormatoren  ber  ^Uebciianbe  ge= 
ja^lt  ju  mcrben.  9}on  nteberer  .^ertunft,  geboren  1482,  ert)ieU  er,  unterftüljt 
bon  Stbrian  6orbatu§,  Somt)err  ju  ^3iibbclburg,  feine  miffenfd)aftli(^e  6r5ie't)ung 
an  ber  ^^raterfdjule  be§  SUeranber  .6egiu§  unb  ^ot)anne§  Coftenborp  ju  S)ebenter. 
^a6)  i^ollenbung  feiner  T)umaniftifd)en  ©tubien  bejog  er  bie  §od)fd)uIe  ^u  Sötoen 
unb  er'^ielt  bort,  unter  @ra§mug,  ben  ^Jkgiftertitel.  SBalb  aber  trat  er  in  ben 
Orben  ber  ^reujbi-über  ein  unb  ermarb  fid),  nad)  empfangener  ^rieftertocil^e,  bie 
(Sapellanftettc  am  ^ofe  ^arl§  bon  Defterreid)  ju  Srüffel,  too  er  ein  !reunbfd^aft= 
lid)e§  3]erT)ättniB  mit  bem  ]^ottänbifd)en  Stbmiral  ^p^ilipp  bon  S3urgunb  an= 
fnüpfte.  Sil§  6rj't)er5og  Äarl  1517  nad)  ©panien  abreifte  unb  ^ptiilipp  bon 
SSurgunb  injmifdien  auf  ben  33ifc^of§ftul)l  bon  Utred)t  er'^oben  mar,  folgte  er 
biefeni  atö  ©ecretär  nad)  feiner  5Diöcefe.  %\%  ^reunb  unb  3}crtrauter  be§  33i= 
fc^ofe§  na'^m  er  balb  an  ben  Und)tigften  ©taat§angelegenf)eiten  2{)eil,  böEig 
etnberftanbcn  mit  ber  -Hinneigung  be§  Sifd)of§  jum  ,'pumani§mu§  unb  3ur  9le= 
formation,  mie  fid)  aus  ber  bon  i'fim  berfa^ten  Siograp^ie  be§  ^^ifd)of§  na(^= 
meifen  lä^t.  Tiad^  ^:]3^itipp'§  Sob  1524  trat  er  in  ben  S)ienft  ^J^ajimitianS  bon 
Surgunb,  9Ibte§  au  ^Jlibbelburg.  5ll§  biefer  burd^  baSjenige,  ma§  er  burd)  ben  au§ 
Sänemarf  bertriebcncn  .^önig  (i^riftian  II.  bei  beffen  9luientl)alte  3u  ^ibbelburg 
erfufir,  ein  Iebenbige§  ^ntereffe  für  bie  SSemegungen  auf  bem  (Gebiete  ber  .^ird)e 
unb  ©(^ute  in  ©adifen  gefaxt  l)atte,  fd)idte  er  @.  nad^  Söittenberg.  S)iefe  im 
■^erbft  1525  unternommene  Üteife  toarb  bon  entfdieibenbem  6inf(u|  für  feine 
meitere  (Befinnung.  "^(xö:^  einem  furjen  Slufentl^alte  im  -^aog,  nur  3toei  Sage 
nad)  ber  |)inric^tung  be§  5}tärt^rer§  So"§cinn  $iftoriu§,  metd)e  er  in  feinem 
„Itinerarium"  at§  eine  f(^änbtid)e  grebett^at  berurtl)eilte ,  begrüßte  er  ju 
S)ebenter  .g)inne  3flobe,  ju  Bremen  ^acob  5]ßraepofitu§,  ju  öraunfd^toeig  i^ol^ann 
5pelt  unb  3u  5Jlagbeburg  5ZicoIau§  ♦3tm§borff ;  ju  SBittenberg  traf  er  mit  Sutl^er, 
5)letan(^tl§on  unb  ßarlftabt  jufammen.  SSalb  fc^lo^  er  fid^  gana  ber  9tefor= 
mation  an  unb  bezeugte  nad)  feiner  |)eim!ef)r  öffentlidt)  „bie  neue  gteligion§auf= 


©elbovp.  531 

faffung  fei  bem  apoftolifc^en  ©tauben  bm-d)au§  genm^".  ^e|t  U^xk  ex  aUx 
nic^t  naä)  ^ibbelbuvg  ]uxM ,  fonbern  txxoaxb  fid^  bon  feinem  gveunbe,  ©teöen 
)aan  3ut)Ien  öon  9ii)eöe(t,  domment^ur  be§  beutfdjen  <!paufe§  ju  Uti-e($t,  bie 
^paftorfteüe  ber  5?tai-tinifitc^e  "au  Z\ti  in  ©elberlanb.  Seine  reformatorifc^e 
ÜBiiffamfeit  raadite  i^n  öalb  ber  .öeteroborie  ücrbä^tig;  ber  3?if^oi  öon  Utrecht 
unterfagte  i^ni  nac^  toiber  i:^n  er:§ol6ener  5lnflage  bie  freie  ^rebigt,  unb  als  auc^ 
^ei-^og  ^Q.x[  öon  Seibern  fid^  jur  Sefämpfung  ber  Äe^erei  aufmat^te,  entzog  fic^ 
@.  1526  ber  brofienben  ©efal^r.  ^m  folgenben  Sa|re  ^ielt  er  fic^  ju  äöorm§ 
auf,  tüo  er  ficf)  öerl§eiratf|ete,  unb  ju  ©trapurg,  loo  er  fii^  mü^fam  bur($ 
5)3riöatunterric^t  ernähren  muHte.  S)a§  9iectorat  an  ber  St.  Slnnaf^ute  ju 
3(ug§burg,  welches  er  1531  er:§ie(t,  bra(i)te  feinen  Sebensurnftänben  nur  geringe 
53effevung.  2I(§  er  aber  öom  Sanbgraien  ^^iüpp  öon  i>ffen  a\\  ber  ^Jkrburger 
Uniöerfität  1532  jum  ^profeffor  ber  (Beft^i^te  unb  1534  bei  2^eologie  ernannt 
toar,  fing  eine  beffere  3eit  für  i^n  an.  —  (BroBen  2Intf)ei(  ^atte  er  öon  je^t 
an  an  ben  9tetigion§üngetegen^eiten  S)eutfc§(anb§.  1537  ujo^nte  er  ber  3u= 
fammenfunft  in  S^matfalben  unb  15-10  bem  eöangelifc^en  ßonöent  äu  ^agenau 
Bei,  tuar  au^  unter  ben  Unterzeichnern  ber  ^efftfc^en  Äirdienorbnung  öon  1539. 
Srrig  ift  bie  graä^Iung,  fein  STob  fei  bie  golge  ber  ^i^^anblungen  geWefen, 
iDe(($e  er  auf  einer  Üieife  in  ber  5H^e  öon  55raunf($tocig  öon  Ütäubern  ^u  er= 
leiben  I)atte;  benn  bicfer  3}orfatt  ift  unftreitig  fd^on  in  ba§  ^.  1525  ju  fe^en, 
al§  er  au§  äBitteuBerg  nad)  ipodanb  :^eimfe:^rte.  S^ielme^r  raffte  bie  ^eft  i^n 
1542  äu  5Jtarburg  l^in,  n^o  ficf)  feine  9tu^eftätte  in  ber  St.  düfabetpr^e  be= 
finbet.  (B.  3ei(^nete  fic^  in  mancher  ipinfi^t  burd§  gro|e  ©ete'^rfamfeit  au§. 
^efonber§  aber  |at  er  SSerbienfte  at§  .^^iftorifer.  Scriöeriug  ^_at  un§  in  feiner 
Batavia  illustrata  mehrere  fteinere  Schriften  ©elbcn'^auer'S  aufbcwa!)rt,  ro'xt  bie 
„Historia  episc.  Ultrajectineusium",  „Historia  Batavica",  ,.De  situ  Zeelaudiae-, 
i,Pompa  exequiarum  Catholici  regis  Hispauiorum  Ferdinaudi"  unb  anbere. 
äöi^tiger  ift  fein  ,Jtiuerarium^',  öon  ^ift  unb  9tot)aarb§  (Arcbief  Dl.  IX. 
bl.  509  ff.)  abgebrucft,  ti)elcf)e§  feine  9ieife  nac^  Söittenöerg  er^äl^tt.  Seine 
|)au|)tarbeit  ift  jebocf)  bie  „Vita  Philippi  a  Burguudia  episc.  Ultraject."  ju 
©tra^burg  herausgegeben,  aud§  öon  f^re^erui  unb  Struöiuö,  Rer.  Germ.  Scrip- 
tores  unb  ^IJtatt^aeuä ,  Analecta  I,  tt)ieber  abgebrudt.  äöietoot  feine  5Be= 
urtf)ei(ung  biefeg  i^m  fo  natje  befreunbeten  Prälaten  nic^t  gan^  unpart§eiif(^ 
ift,  aei^net  fic^  biefe  5trbeit  bodf)  burc^  (ebenbige  S)arfteIIung,  wichtigen  Sn§a(t 
unb  gro^e  Sai^li^teit  au§.  —  2tud§  al§  5lpologet  öerbient  @.  9?eac^tung,  in= 
bem  fein  Uebertritt  jur  9teformation  nic^t  nur  einen  Sruc^  mit  feinem  greunbe 
<Sra§mul,  fonbern  auc^  einen  (yeberfrieg  mit  biefem  f)eröoiTief.  SlIS  @.  nemüc^ 
in  feinen  „Epistolae  Erasmi"  unb  ..Annotatioues  Erasmi" .  toetc^c  1529  ^u 
Strapurg  erfd^ienen,  einige  Steüen  au§  gra§mu§'  Schriften  anfüt)rte,  meldte 
ben  ^e^ermorb  tabetten,  crmerfte  er  babur^  ben  heftigen  Unmillen  bc§  9totter= 
bamer'Ä,  toclc^er  befannttid^  ben  9}erba($t  ber  öeterobojie  ängfttirf)  fürifitete  unb 
bat)er  mit  einer  fi^arfen  6egenfd§rift  ..Contra  pseudo-evangelicos"  antmortete. 

Ueber   bie  Duellen  äu  feiner  Siograpf^ie  ögt.  öan  ber  2la,  Biogr.  Woor- 

denb.   unb   SdE)ut^   ^acobi   in:    De  Kalender  voor  Protest.  1862.     3u  öer= 

gleichen  finb   toeiter  De  Hoop  Scheffer,  Gesch.  van  de  Herv.  in  Nederl.  II. 

S.  178  ff.  u.  5öa^(e,  Dict.  bist,  et  erit.  öan  SIee. 

©elborV  @or^iu§,   5J^ater,    mar  nad^   öan  ^Jlanber,    ber   i^n  (Bualbrop 

@or^iu§  nennt,  geboren  ju  Sötoen  in  Trabant  im  ^.  1553.     ^Jlad^  bem  33eiicf)t 

beffelben   Sd)riitfteaer§   fam  6.  in  feinem   17.  ober  18.  ^a^re  nad^  Slnttoerpen 

in   bie  ^Ralergilbe  au   %xm^  grancfen  bem  SIelteren,  fobann  au  bem  ^:porträt= 

mater  Srans   ^^ourbuS,    ber  bama(§   eine§  großen  5lamen§  ficf)  erfreute.     Slud^ 

6.   !am   in   9luf,   unb   ber  i^erjog   öon  2:erranoDa  na^m  i^n  in  feine  S)ienfte. 

34* 


532  ©clbotp. 

3n§  bctjetbc  im  ^.  1579  ttegen  fjfiiebenäunterl^anblungen  nacf)  ^öln  tarn,  i)e= 
gleitete  i^n  unfet  ^laler  unb  jcitbem  blieb  ber  testete  bi§  an  feinen  1616  ober 
1618  erfolgten  Xob  bafelbft  anfäffig.  6.  toar  l^auptfä^tid^  ^Silbnifemater,  bod) 
matte  er  auc^  'f)iftorifrf)e  S?ortt)ürfe ;  fo  ertüäfjnt  Dan  ^anber  einer  Siana,  einer 
©ufanna,  eineä  (Süangeliften ,  ber  (Befc^ic^te  bon  Öftrer  unb  3l^aöüeru§,  jmcier 
SSruftbitber  öon  6f)riftu§  unb  5)laria.  S:ie  beiben  (enteren,  n)ie  eine  Sufanna 
(öieUeidit  na^  bem  bei  'oan  5Jtanber  ermä'^nten  3?i(be  ,  bie  öicr  ßtiangetiften, 
eine  Sßerfünbigung  ^ariä,  eine  ^Dlagbatena  unb  anberc  ^Blätter  tourben  bon  bem 
befannten  dri^piaen  be  ^a^  in  i?upfer  geftoc^en,  anbere  Stattet  führte  '^^.  ;3ffel= 
bürg  au§.  S)ie  .g)iftorien  öon  Ö).,  bie  o^nebem  einen  me^r  ober  njeniger  porträt= 
artigen  G^arafter  '^aben,  finb  in  ber  Söeife  ber  niebertänbifi^en  ^Utanieriften  ge» 
galten.  2)ur(i)au§  erfreutid)  iebocf)  ift  &.  in  feinen  Sitbniffen;  biefelben  finb 
uon  2lffectation  frei,  treu  nad)  ber  ^catur  au^gefil^rt  unb  jei^nen  fitf)  burd^ 
eine  angenef)me  ^yarbe  unb  gettjiffen'fiafte  3<^i^nung  au§.  35on  ber  fprü^enben 
5Ranier,  ttjetd^e  bie  fpäteren  ^liebertänber  fcnn5eid)net ,  ^ben  fie  norf)  nirf)t§,  fie 
erinnern  nod)  an  bie  Sitbniffe  eineS  91.  ^oro,  ^yr.  ^;pourbu§  unb  anberer  ^leifter 
be§  16.  :Sa^r'^unbert§.  3?efonber§  f)äufig  finb  fie  in  ^ötn,  boc^  fommen  aud^ 
anbertüärtS  (fo  in  ber  ':|>inafotf)e!  ju  'JJtün^en  unb  in  ber  faifertit^en  r>)anerie 
ju  äöien)  Söerfe  öon  i^m  öor.  Sein  3et«^cn  toar  ein  öerfcf)lungenc§  ULI.  mit 
beigefügtem  F.  (b.  f).  fccit). 

5)letct)ior  W.,  ^Jlater,  ju  Äötn  tt)of;n^aft,  ift  bermnt^ücf)  a(§  ©of)n  beS 
Obigen  ^u  betrachten.  2Benigften§  matte  er  in  beffen  Stit  ^öitbniffe,  bie  jeboc^ 
ben  bitten  nicf)t  erreichen.  ^Jlerto  in  feinen  '3iarf)ric^ten  öon  bem  Seben  unb 
ben  Söerfen  fötnifcf)er  ^ünfttcr  filtert  Silber  ^tnifi^en  1615  unb  1637  öon  it)m 
auf.  .»pier  ift  übrigen^  ju  bemerfen;  ba§  ^IRerto  bie  ^Jlonogrammc  mit  einanber 
öertaufc^t  ^at  unb  in  feiner  t)inten  angefügten  Xafet  bie  be§  (>)or^iu§  bem 
9J^etc^ior  unb  umgcfe^rt  gibt  —  o^ne  ^toeifet  in  golge  eine§  btofeen  ^rrt_^um§ 
ber  5eber.  3t.  ^ogenberg  ftact)  nad)  5)tctd)ior  ba§  '^eiterbilbnife  öon  Söotfgang 
3Bit^elm,  ^fatjgrafen  bei  ^'^ein  unb  ^lerjog  öon  Saiern. 

@corg  &.,  Waitx,  ma'^rfc^eintic^  ebenfattS  ein  ©o^n  be§  öor^iuS  (5J., 
fommt  im  9tntmerpener  Siggere  CilJIater.^unftbud))  öon  1610—23  öor.  1636 
fam  er  auf  ber  S)urd)reife  öon  i?ötn  nad)  ^^^onbon,  too  er  öielteic^t  fc|on  früt)er 
fic^  aufget)alten ,  burd)  ^tntöjerpen  unb  befteüte  für  einen  „(^reunb  in  Äötn" 
(ber  'Dtame  ift  teiber  unbefannt  geblieben)  bei  ^KubenS  bie  gro^e  unb  berüt)mte 
Äreujigung  5|3etri,  bie  fic^  in  ber  8t.  '^>eter§fird)e  bafetbft  befinbet.  öeorg  btieb 
nod^  in  ben  ^.  1637  unb  38  mit  Stuben^  in  2}er^anbtung  über  ba§  Sitb. 
@e§r  fonberbar  ift,  mag  ©anbrart  (leutfdje  ^Jlaterafabemie)  öon  &.  berichtet; 
öpir  fe^en  ben  ^affu§  ^ier'^er:  „Ö.  tnar  ein  guter  (iontrafäter  ju  öonben,  atttüo 
er  fe'^r  öiel  2eben§=groBe  9lngeftd)ter  unb  motgteidienbe  Gontrafäte  gema'^tt: 
.^ingegen  toar  er  ein  fo  fi^te^ter  3ei($uer,  ba^  i^me  faft  unmögtii^  gefallen, 
ein  3lngefid)t  öon  fret^er  -S^^ianb  auf  ba§  %uä)  ober  Rapier  ju  bringen:  S/iefem 
Übel  öorjubiegen,  '^atte  er  6  ober  8  tootgefteltte  3tngefid)ter  öon  einem  anbern 
93leifter  auf  ^apir,  fo  mit  9labetn  burd)ftoc^en  maren:  Son  biefen  fud)te  er 
5)a§ienige,  fo  \xä)  jum  bäften  auf  ba§  unter  Rauben  {)abenbe  fd)idte,  au§,  bur(^= 
baufd)te  fetbige§  mit  gefd)abener  .treibe  auf  fein  2u(^  unb  formirte  fobann  naä) 
bemfelben  fein  ßontrafät.  C^)teid)tt3ol  brad)te  er  bei)  fo  überaus  f(^ted)ter  Sei<i)en= 
Äunft  gar  ä'^ntidie  ßontrafäte  jutoegen  unb  fic^  fetbften  barmit  toot  '^in".  ^laä) 
äöalpote  befa^  6.  in  S)ruvt)=Sane  ein  prad)töotte§  ^au§  mit  ©arten,  wo  bie 
Sornet)men  gufammen  ju  fommen  unb  Äabaten  ju  fd)mieben  pflegten.  Seiner 
öanbiteute,  bie  nad)  ©ngtanb  famen,  naf)m  er  fid)  an,  unb  fetbft  2t.  öan  S)t)d 
mo'^nte  eine  3eit  taug  bei  it)m.  2luc^  ge'^örte  er  3u  ben  2luffel^ern  ber  Jbnigt. 
(^emdtbefammtung.     ^m    ^.    1653    be^og    er   ein   A^au§   in   ber  Archer-street. 


©elboip.  533 

ßeorg  ©.  unb  6.  @ox^iu§  finb  öfter  mit  einanber  öertcedijelt  tüorben.  9kd§ 
@eorg  ©.  ftoi^  ber  in  Sonbon  (efienbe  9t.  üan  35oerft  bie  33ilbnifje  öon  ^. 
©tetoart  S)u!e  o]  Senor  unb  9t.  Sartt)  (Eount  oj  ßinbjet). 

Dtoif)  erroäfinen  tniv,  'ba'^^  ein  fyranj  ßelbrup  1644  all  5)teifter  in  ha^ 
Kölner  ^^taterBud^  eingcjctiviclben  ttjurbe.  2B.  @(f)mibt. 

(V)cli)0rti :  iöeini-iii)  6.  (fein  fj^amilienname  ift  6aftritiu§) ,  ein  niebcr= 
länbifii)er  (S(i)utmann  au§  ©elborp,  föeldfien  bie  mormatorifciien  33etoegungen  in 
ben  Dliebevlanben  nac^  S^eutfd^tanb  getvieBen  "^aben.  2Bir  finben  it)n  üU  ülectov 
bei-  @d)ule  3U  ©neef  in  g^-ieslanb,  fpäter  in  gleicher  (5igenf(i)aft  p  S)clft,  tt)o 
et  ©egenftanb  inquifitorifci)er  9}erfoIgung,  inSbcfonbere  burcf)  ben  Befannten  9tu= 
arb  Sappev  öon  ßncfiufen  tt)urbe.  g§  waren  Befonberä  fleine  fatirifd)e  ©d^ritten 
©elborp'S ,  teeld^e  Slnta^  3u  biefen  Sßerfolgungen  gaben  unb  ben  9}erfaffer 
notl^igten,  fid^  bur(^  f^tud^t  benfelBen  3U  entjie'^en.  5tad§bem  er  \iä)  huxä)  eine 
pfeubontjme  Schrift  an  lapper  gerächt  ^atte,  fam  er  al§  ütector  na(f|  Duisburg 
am  9t:^ein,  luo  man  unter  5Dtitmir!ung  be§  berüt)mten  i?o§mogtap:§en  ©er'^arb 
"ODtercator  1559  ein  @i)mnafium  grünbete.  S)ie  Eröffnung  erfolgte  taut  ber 
S)ui§burger  (5tabtred)nung  am  18.  Cct.  b.  ^.,  an  toetc^em  Xage  „bem  rectori 
Gelclorpio  al§  er  bie  lectiones  angefangen  unb  feine  oration  getl^an  l^atte,  mit 
8  Cuart  3Bein§  öere^ret"  mürbe.  5tIIein  6.  tonnte  fid)  mit  einem  feiner 
Öe^^rer,  bem  au§  SBremen  nac^  S)ui§burg  berufenen  nieberlänbifi^en  Sanbgmann 
:^o'^ann  5Jtotanu§  nid)t  üertragen.  mes'tialb  er  nad^  ämeijätiriger  aBirffamfeit  feiner 
©teile  enf^oben  mürbe.  @r  fe^te  feine  S^ätigfeit  jeboct)  in  S)ui§burg  unb  anberen 
bena(^barten  Crten  burdt)  grrid^tung  einer  geleierten  !|}riDatfdf)uIe  fort.  6in 
für  i'^n  als  ausge^eid^neten  i3et)rer  begeifterter  ©d^üler  ift  ber  al§  ©dfiriftfteller 
nid^t  unbetannte  SSeftfale  .g)einrice  P.  ^öPel,  ber  i^m  in  bem  (nod)  ungebrucEten) 
„Speculmn  Westphaliae"  ein  Senfmal  feiner  2)an!bar!eit  fe^t.  ©in  ©önner 
unb  a3efd£)ü^er  Selborp'«  toar  audt)  ber  berül^mte  @raf  ^ennann  Pon  9tuenar 
3U  2Jleur§.  @r  blieb  au^erbem  mit  gele^^rten  unb  angefet)enen  5tieberlänbern  in 
33erbinbung,  mie  3.  ^.  mit  ^;^t)ilipp  ^Jtarnir,  i^anuS  Soufa,  ^oad^im  ^opperg, 
eber^arb  üteibanus  2c.  ^m  ^.  1578  befud)te  i^n  ber  nact)mal§  berühmt  ge= 
morbene  oftfriefifd£)e  @efdt)id^tfd)reiber  Ubbo  6mmiu§.  ^m  ^.  1582  follte  er  al& 
^rofeffor  nad)  Seiben  beruren  merben,  ma§  fidf)  aber  jerfdtitug.  @r  teerte  übri= 
gen§  nac^  3öeftfrie§Ianb  prüdE,  mo  er  na;^  bem  3eugniffe  feine§  ©d£|üterö  .!pöPeI 
im  ^.  1585  Perftorben  ift.  ©ie  öon  ben  belgif(^en  S5iograp:§en  ©toeertiug  unb 
3lnbreä  Perseidineten  ©d^ulfd^riften  (3.  33.  ,.Iiistitutio  rei  literariae  in  Schola 
Delfeusi".  Antverp.  1556;  „Xomothesia;  sive  de  Legum  latione  ad  constituen- 
dum  vitas  moresque  studionim  ad  S.  P.  Q.  Duysburgeusem",  1561.  4.  „De 
institutione  Scholaruni  ex  monasticis  opibus  facienda"  (an  ben  (trafen  Pon 
^uenar)  k.,  fomie  feine  meift  fatirif(f)  ge'tialtenen  unb  anont)m  erfc^ienenen 
latcinifd^en  ©ebid^te  finb  Perfd)oüen.  Sin  ©o^^n  @eIborp'§,  £)nia§  &.,  ftubirte 
1577  3U  (^enf  (?  „Onias  Flausemus  Frisius"  im  livre  du  Recteur,  catalogue  des 
Etudiants  de  l'Academie  de  Geneve,  1860,  ©.  22),  tourbe  fpäter  Sodor  ber 
gietfite. 

Henricus  ab  Hoevel,  Speculum  Westphaliae  (f)anbfdf)riftt.  äu  5Jtünfter). 
Gabbema,  Illustrium  et  clarorum  virorum  epistolae.  Editio  altera.  Har- 
lingae  1669,  mo  im  ^Inl^ange  ©riefe  Pon  unb  an  @.  Reitsma,  Houderd 
jaren  uit  de  geschiedenis  der  Hervorming  en  de  Hervormde  Kerk  in  Fries- 
land. Leeuwardeu  1876.  ^Briefe  bes  '^0^.  ^itotanuS  im  ©tabtard^iP  3U 
-  SSremen.  Äöt)nen  im  ^^rogr.  be§  S)ui§burger  6i)mnafium§  1860,  ©.  14  ff. 
.^ö^nen,  Ütebe  3.    300jä^r.  Jubelfeier  b.  @pmn.  3U  S)ui§burg  1859,  ©.  3  f. 

6.  ^ rafft. 


534  ©ctccn  —  @eleniu§. 

©clceil:  ß)ottjxieb  ^ul)n  ÖJrai  bon  &.  unb  5lmftetab,  furbaieiifdicr, 
bann  fai|erli(f)er  ©encrat  im  SOjä'^i-igen  Ä'viegc,  tvax  in  glanbevn  geboren  unb 
txat  im  3»-  1^'15  bei  ben  faiferli(|en  Srup^jen  in  Italien  aU  x^uiiüxUx^n  ein, 
begab  fid)  jcboc^  1618  in  baierij(^en  2)ienft  unb  rüdEte  im  ^Regiment  9Int)oU 
bi§  jum  Dberft  bor,  5!)lit  biefem  Ülegimente  na'^m  er  unter  SiÜt)  an  bcffcn 
gelbjügen  in  Söl^men  unb  am  9lt)ein,  bann  an  bcr  Belagerung  bon  ^agbeburg 
unb  an  ber  ©c^tad)!  bei  ßeipjig  Slt)ei(.  9kd)bem  er  [ii^  1632  buri$  bie  33er= 
t^eibigung  bon  SBoIienbüttel  gegen  ben  .^er^og  bon  Lüneburg  ausgezeichnet  t)atte, 
er'^ielt  er  im  ^uni  1633  ein  jetbftänbige§  ßommanbo  in  Söefttalen.  5Jlit  ^iüd 
unb  6)ef(f)irf  jü^rtc  er  in  biefem  unb  im  fotgenben  ^a^xt  bie  i^m  anbertrauten 
10000  5Jtann  ligiftifd^er  Gruppen  gegen  bie  jerftreut  aujtretenben  §eer^auicn 
be§  Sanbgrajen  bon  -Reffen  unb  be§  |)er3Qg§  bon  Lüneburg ,  fotoie  gegen  bie 
©(^toeben  unter  (5tat)l]^anb§fc.  1636  al§  (Seneraln)ad)tmei[ter  in  faifetlictien 
S)ienft  übergetreten,  !ämbjte  er  im  23erein  mit  bem  faijerlic^'baierijc^en  .Speere 
unter  ipa^jelb  unb  G)ö^  mit  (SylM  gegen  bie  (S(f)U)eben  unter  33aner  unb  i)aV\ 
biefen  big  an  bie  Cftjcc  jurücCbrängen.  5lnfang§  163i»  tjatte  ber  ßaifer  bem  ©rajen 
(5).  ba§  Gommanbo  am  9t'§eine  übertragen;  nai)  33ereinigung  mit  ben  Baiern  unter 
9Jierct)  übevyd)ritt  er  im  October  bicfe§  3tal)re§  bei  ©beider  ben  Üt^ein,  mu|te 
jebod^  balb  toicber  jurüctgel^en,  um  ben  (Gegner  au§  bem  9t!§eingau  ju  bertreiben. 
3^ad)bem  er  im  iolgenben  ^ai)xc  Bingen  belagert  unb  eingenommen  '^atte,  ber= 
einigte  er  fic^  im  ©eptcmbcr  mit  4000  ^ann  ju  f^n^  unb  2000  ^jerben  bei 
f^ri^tar  mit  bem  Iaijerlirf)en  |)eere  unter  Seobolb  Söil'^etm,  trennte  fidf)  jebod^ 
mieber  bon  bcmjelben,  um  (Vi-'iebberg  ju  belagern,  unb  bedfte  fobann  toäl^rcnb 
be§  3Binter§  bie  |)0(^|tiite  SBürjburg  unb  Bamberg  gegen  einen  beabfit^tigten 
©infaE  ber  ©(i)meben.  5tmang§  1641  t)üli  er  Baner  au§  ber  Cber^DJalj  ber= 
treiben  unb  marfd)irte  bann  im  3tprit  an  ben  Dil^ein,  too  er  im  näc^ften  ^ai)xt 
im  ^ölnijd)en  unter  -^at^felb  an  bem  entf(^eibung§tojen  gelbjuge  gegen  (Buebriant 
%1)exi  nal^m.  Balb  barauf  fct)eint  (^).  bie  ^Irmee  bertaffen  unb  fid)  a[§  8anb= 
comt^ur  bei  beutjcf)en  Drbenä  auf  bie  Baltet)  ?lltenbic|en  jnrücEgejogen  5u  l^aben. 
Bom  ^aijer  mit  bem  ©eneratat  im  n)cftiälif(^en  ilreife  betraut,  erjc^eint  er 
1644  tüieber  auf  bem  ÄriegSfciiauplatj.  91ad)bem  er  mit  feinen  Gruppen  bei 
5lf(^affenburg  ju  bem  <g)eere  unter  ^ercl)  gcfto^en,  folgte  er  bemfelben  naä) 
©(^toaben  unb  befet)ligte  in  ber  unglüdEUc^en  ©(i)ta(^t  bei  3lEer^eim  ben  recf)ten 
f^lügel.  .g)ier  gefangen  genommen,  mürbe  er  nad)  furser  3eit  gegen  ben  fran3ö= 
fifdien  Ö^eneral  Örammont  au§gemecf)felt  unb  fobann  an  ©teile  be§  bei  %\in= 
1)tim  gefallenen  ^ercl;  an  bie  ©pilje  be§  baierifd^cn  .^eere§  geftellt.  Unter  ßeo= 
polb  SBit^elm  al§  Dberbefc'^Igl^aber  naf)m  &.  1646  an  beffen  jiemliii)  tliaten^ 
iofem  f^elbjuge  gegen  2:urcnnc  unb  SOßrangel  S'^eil  unb  im  Wäx^  be§  folgenben 
3{a'§re§,  uad)bem  ber  i?urfürft  bon  Baiern  Söaffenftiüftanb  gefd^Ioffen,  er'^ielt  er 
ben  erbetenen  Slbfd^ieb.  @.  ftarb  1657  ju  g)kftrid^t  ober  ju  9tltenbiefen,  mit 
feinem  Steffen  ging  fein  03ef(i)(ed)t  ju  6nbe. 

9ib  in.    3Intiquariu§  III,  4.  1857.     ipeitmann,  ÄriegSgefd^.  bon  Baieru 
u.  f.  f.,  1868.  Sanbmann. 

©clcnillö:  afol§anne§  ®.  (1585-1631)  unb  3Iegibiu§  @,  (1595  bi& 
1656),  beibe§  Kölner  ^iftorifer.  Unter  ben  Kölner  (5Jefc^id)t§freunben  be§  16. 
unb  17.  ^al^r'^unbertS ,  tDeId)e  fic^  mit  ]^i[torifcf)en  9lrbeiten  befci)äftiget  ^aben, 
finb  äu  nennen:  ^lermann  b.  Dteuenar,  @raf  |)ermann  bon  BIan!en§eim,  5JleI= 
d^ior  Braun,  ©tep'^an  Broelmann,  i^oiejann  gtin!,  6onft.  b.  S^gfirc^en,  Sodann 
.^arbenrat]^ ,  &^x))l  Bofiu§",  ^atf^iaS  Bofiug,  Sorenj  ©uriu§,  2lrnotb  g3te§:§ob, 
|)ermann  grombadt),  Sfo'^ann  unb  3legibiu§  ®.  S)ie  beiben  le^tgenannten  neJimen 
unter  aüen  ben  erftcu  9tang  ein.  S)er  ältere  bon  i'^nen,  So'^ann,  mürbe  am 
17.  Dct.  1585  unb  ber  jüngere,  3tegibiu§,   am  10.  ^uni  1595  geboren.     S)em 


©elemug.  535 

älteren  tcurbe  toegen  feiner  feebeutenben  SlnCagen  frf)on  in  irü'^efter  S^Öfi^i)  öon 
jeinen  Se^rern  eine  gtänjenbe  3ii^wnft  öor^ergefagt.  ^tac^bem  er  im  S.  1610 
bie  priefterlic^en  äöeil^en  er^^altcn  l^atte,  ftieg  er  xa]ä)  ton  ©tufe  5u  ©tufe. 
5^01^  im  Sahire  feiner  äöei'^e  überna'fim  er  bie  9iegentie  be§  5)tontanerg^mnafium§, 
1612  tourbe  er  S)ecan  ber  ^Pof ot)^ifc^en ,  1618  ber  f^eotogifcfien  gacultät, 
1621  ^itglieb  be§  S)omcapitel§,  1624  Sec^ant  be§  ©tifte§  üon  ©t.  ?(pofteIn 
nnb  1626  ©eneratöicar  ber  gr^biöcefe  ^öln.  9lu(^  fein  SSruber  9(egibiu§,  ber 
bei  ben  Sefuiten  in  ^JJtainj  ben®runb  3U  feiner  wiffenf^aftüdien  Silbung  legte, 
entf($loB  fiel),"  feine  Gräfte  unb  gäl^igfeiten  bem  Sienfte  ber  ^ixä^t  ju  toibmcn. 
3lm  10.  ^ot).  1614  trat  er  ju  9fiom  in  ba§  Collegium  Germanicum  ein,  too  er 
ungefähr  fünf  ^di)xt  mit  grnft  unb  ßifer  Ij'^ilofopliifc^e ,  fir(^enrecl)tli(^e,  bog= 
matifd^e  unb  ard^äologifdie  ©tubien  trieb.  2lm  19.  ^ärj  1619  erl)ielt  er  in 
ber  Sateran!trd)c  öom  garbinal  i^o^ann  (Sarjia  bie  5prieftertoei:^e.  5Jlit  ben 
beften  geugniffen  berlie^  er  9tom,  um  in  ^Perugia,  too  bie  ^Promotion  geringeren 
ßoftenaufrtanb  erforberte,  einen  l)ö'f|eren  @rab  in  ber  3:"^eologie  äu  ertoerben. 
31m  15.  ©e^jtember  würbe  er  in  @egentt)art  beg  (Brafen  SrucfifeS  bon  äBalbburg 
unb  öieler  anberer  beutfdl)er  abelid^er  -Sperren  pm  SSaccalaureug  ber  2;^eoIogie 
promoöirt.  5lm  16.  October  langte  er  »ieber  in  ^öln  an.  ©leic^  nai^  feiner 
diüdk^x  tourbe  er  ^um  ülector  ber  jum  S)om  gel^örigen  5Jlargaret^encapeIle  am 
^:pfaffent:§or  ernannt,  ^m  ^.  1621  erhielt  er  eine  ber  unter  bem  plamen 
secuüdae  gratiae  ber  Uniüerfität  überlüiefenen  ^räbenben;  e§  mar  bieg  ein  (Ia= 
nonifat  am  ©t.  5lnbrea§ftifte.  3mei  ^jalire  barauf,  in  feinem  28.  SebenSja'^re, 
promoöirte  er  im  .spörfaale  ber  tl)eDlogifcf)en  gacultät  pm  ßicentiaten  ber  %1)to= 
logie.  ©ein  ©inn  ftanb  me^r  auf  eine  fegenSreic^e  2:l)ätig!eit  in  ber  praftif(i)en 
©eetforge,  al§  auf  ben  9tul)m,  ben  i^m  bie  Seleljrtenlauiba'^n  öerfprat^.  2)arum 
betoarb  er  fi(^  1625  um  bie  bamal§  jur  ©rlebigung  gefommene  ^Pfarrei  pm 
^t.  61)riftop'^.  31n  biefer  wegen  i^re§  geringen  ßinfommen§  ftarf  bernacl)Iäffigten 
unb  felir  öerfommenen  ^ßfarrei  fanb  ber  feeleneifrige  (B.  eine  Sßirffamfeit, 
welciie  gon^  feiner  5leigung  entfprac§.  2)ie  Jpfarrei  aäflte  1600  Snfaffen,  meift 
bcbürftige  Gärtner  unb  31ifer§leute,  S)er  Pfarrer  beäog  öom  ©tifte  ©t.  ©ereon 
131/2  5JtaÜer  Oioggen,  2  50^alter  2Bei3en  unb  20  gjtalter  ^afer.  Safür  mu|te 
er  öerauggaben  für  ben  gaptan  30  Später,  für  3öol)nung§miet'^e  36  Sljaler, 
für  äÖad^g  unb  2i($t  40  (Bulben,  für  DJte^mein  45  21)aler,  für  befonbere  f^eft^ 
li(^!eiten  50  @ülben,  für  bie  ßantoren  beim  40ftünbigen  ©ebete  3  @ulben,  für 
bie  Santoren  in  ber  l)eiligen  SBodfie  3  2:^ater.  gür  i^n  felbft  blieb  fonac^  faft 
gar  mcf)t§  übrig.  S)em  ^^ßapfte  fomol  mie  bem  öorfi^enben  Sarbinal  ber  ^ro= 
paganba  ftettte  er  bie  ööllige  Un3ulänglic£)feit  ber  ^Man-eieinfünfte  öor  unb  t)er= 
banb  bamit  ba§  3lnfu(^en,  ber  ^Pfarrei  ©t.  g^riftop^  ebenfo ,  mie  fotc^eä  im^. 
1580  mit  ben  meiften  anberen  Pfarreien  ber  ©tabt  gefi^e^en  toar,  ein  ßanonifat 
eines  ber  benac£)barten  ©tifter  ©t.  (Bereon  ober  ©t.  Urfula  ju  incorporiren. 
^Jlur  in  fotoeit  ging  man  in  9lom  auf  biefeg  3}erlangen  ein,  al§  man  eine  3Si= 
carte  öon  ©t.  (Bereon  mit  ber  ^farrfteEe  ^um  ^1.  6'^riftop:^  öereinte.  5ta(^= 
bem  ©.  fec^§  ^a^xe  lang  ta^  genannte  Pfarramt  mit  bem  glänaenbften  ßrfolgc 
öermaltet  ^atte,  fa^  er  fic^,  um  einen  befonberen  äöunfc^  feine»  33ruber§  ^0- 
^anne§  ju  erfüllen,  genöt^^igt,  öon  feiner  ©teEe  ^urücEjutreten.  ©fin  SBruber 
^o'^anneg  nämlic^,  ber  e§  fi$  3ur  ßeben§aufgabe  gemacht  l)atte,  fämmtli(^e  auf 
bie  (Befc^ii^te  be§  Kölner  @räftifte§  be3üglic£)en  Urfunbcn,  CueHen  unb  ^iotiaen 
äum  3mect  einer  erfcl)öpfenben  fritifcfien  Bearbeitung  in  3lbfcf)rift  ju  fammeln, 
mar  plö^licl)  im  rüftigften  9}tanne§alter  auf  ba§  2;obe§bett  gemorfen  toorben. 
3legibiu§,  in  beffen  Firmen  fein  35ruber  öerfd)ieb ,  _^atte  bem  ©terbenben  öcr= 
fpred^en  muffen,  ba§  äßerf,  an  bem  er  bi§  bal)in  fc^on  nad)  Gräften  firf)  be= 
t^eiligt  ^atte,   mit  aEem  gleite  fortäufe^en,  feiner  SSoEenbung  äuäufü:^ren  unb 


536 


©elenius 


\o  bie  ö)ej(f)ic§te  her  Äötner  Äitd^e  in  tlaxe^  Ötc^t  ^u  [teilen.  Um  baö  9}ev= 
fpred^en,  tt)el(i)e§  er  feinem  33ruber  gegeben,  eijüHen  3u  fönnen,  mu|te  er  jein 
^Pfarramt  niebertegen.  5)iit  rafttofem  ßiier  liefe  er  fid)  nun  bie  SSoüenbung  ber 
i^m  öon  feinem  S3ruber  '^interlaffenen  ^lufgabe  angelegen  fein.  „Seinatje  iünT= 
3e'§n  ^a^xt  long",  fd^rieb  er  felfift  im  ^.  1645,  „nüd^  Sag  unb  9lad)t  mit  ber 
mir  übertragenen  3tu|gal6e  befd^äftigenb ,  l^abe  icf)  bie  .g)anbf(f)riften  alle  mit 
großen  Soften  unb  ^ü^en  au§  otten  Sfripturen,  bie  mir  l^ier  bereitwillig,  bort 
nur  mit  S^^ang  au§  ber  ©tabt  unb  S>iöcefc  mitgetl^eilt  n^urben,  biö  jum 
breifeigften  iBanbe  fortgefetit.  ^eber  Sanb  ift  einem  einzelnen  }^ad)e,  3.  93.  ben 
Äir(i)en,  3lrd)it)en,  5!)lün5en,  ©cmätben,  .^oftbarfeiten,  ber  UniOerfität  k.  be= 
ftimmt.  3lttf§,  ma§  id)  an  S^it  erübrigen  tonnte,  öermenbete  id)  auf  biefe 
(Sammlung;  entroeber  überjeugte  \ä)  mi(^  fritifd)  üon  ber  9le(^t^eit  ber  eingaben 
ober  \ä)  befaßte  mid^  mit  5Iusarbeitung  unb  X^eilung  be§  fierauS^ugebenben 
^au|)twerEe§".  Seim  xobe  bee  ©eneratöicarS  @.  umfaßte  bie  (Sammlung  fedf)5 
SSänbe.  Slegibiuö  bradjtc  fie  bi§  auf  breifeig.  93on  ben  it)m  überfanbten  Gopten 
Derglict)  er  einen  grofeen  2^ei[  felbft  mit  ben  originalen.  SBenn  auc^  bie  meiften 
Gopten,  bie  bon  ungeübten  3lbfdl)reibern  genommen  mürben,  fel;ler!^aft  unb  un= 
correft  [inb,  fo  bel^alten  fie  boc^  immer  al§  Grfal^  Hir  bie  in.^mifdien  berloren 
gegangenen  Criginale  einen  l^ol^en  2Bert^.  93on  gröfeeren  3lrbeiten,  bie  er  in 
biefe  (^ammlung  auinal)m,  finb  ju  nennen :  eine  Öefd^tdite  ber  iperjoge  öon 
(Beibern,  bon  Sleöe,  ber  (trafen  öon  ber  5)larf,  bie  „Chronica  piaesulum",  bie 
„Historia  Richezae-',  bie  „Vita  Brunonis",  bie  „öimburger  6f)ronif",  bie  „@e^ 
fd§idl)te  öon  ©tcinfelb",  bie  „6efd)i(^te  ber  3iacobe  üon  5öaben",  bie  „ßl^ronif 
ber  Sanbgraien  Pon  Jljüringcn" ,  bann  intereffante  Urfunben  jur  6efd£)ic£)te  be§ 
Äurfürftcn  @ebl)arb  Irud)fe^,  ber  Kölner  Unioerfität,  be§  Sttfteä  St.  (Kunibert, 
be§  ^omftitteö,  ber  Slbtei  2)eu^,  be§  Quirinu§ftifte§  ^u  ^Jieufe.  2)ie  ganje 
©ammlung  nannte  er  „Farrago  diploniatum  et  notationum  pro  historia",  unter 
melc^er  S3e3eid)nung  fie  noc^  je^t  in  ber  litterarifd^en  2öelt  befannt  ift.  S)rei 
^aiju  na<i)  (^kleniug'  iobe,  1695,  ermarb  ber  Kölner  9latl)  biefe  fdf)ä^en§tt)ertt)e 
©ammlung  burd§  Äauf  Pon  ben  Ü)eleniu§'fd)en  @rben.  53ei  einer  im  ^.  1744 
burd^  ben  9iegiftrator  ^ßtanfen'^eim  Povgenommenen  Otepifion  iel)lten  bie  23änbc 
12,  19  unb  23;  12  entt)ielt  ba§  ^Jtanuffript  ju  ber  Sd)rift  „De  magnitudine 
Coloniae",  19  ein  ,.Chronicou  Coloniensium  antistituni"  unb  23  bie  „Vita  Bru- 
nonis,  Mathildis,  Ezzonis",  bann  Uifunben,  bie  .ßlöfter  unb  (Stifter  be§  3}efteö 
9lectlingl)aufen  betreffenb.  (äiner  biefer  Pernüfeten  Sänbe  befanb  fidl)  im  33efi^ 
be§  2)omt)errn  Pon  ^illee^eim,  bie  beiben  anberen  in  bem  be§  ^;^^aftor§  P.  ^üt§. 
S>er  19.  unb  23.  Sanb  feilten  nodt)  immer,  ebenfo  ber  12.;  ftatt  be§  le^teren 
tourbe  fpäter  au§  bem  5Befi^  be§  Ganonifue  Pon  .^iües^eim  ein  Gattular  be§ 
2lpoftelftifteö  al§  12.  5ßanb  in  bie  Sammlung  eingefc^oben.  ^Jland£)ei  StücC 
pjurbe  nadt)  bem  ^.  1645,  too  @.  bie  a3änbeja'§[  auf  30  angibt,  'bi^  jum  3»- 
1653  in  bie  einzelnen  93änbe  eingefügt.  '>ilaä:j  feinem  ÜRüdtritt  Pon  ber  G^riftopt)- 
Pfarre  t)atte  inbefe  ®.  feinesmegä  fopiel  9iu^e  unb  ^JJtufee  ju  feinen  t)iftorifd^en 
9lrbeiten  gewonnen,  toie  er  gel)offt  i)atte.  9)on  ben  Perfd£)iebenften  Seiten  mürben 
fein  @ifer  unb  feine  ^eixntniffe  in  5lnfprud§  genommen,  fobafe  er  auf  feine  ge= 
fd)idf)tlic^en  (Stubien  einen  guten  %t)eii  ber  '^lafijt  Pertoenben  mufete.  S)arum 
nannte  er  bie  bei  näd)tlid£)er  äöeite  entftanbenen  Sdfiriften  „Lucubratioues". 
3)om  ^erjog  Pon  Sülid),  mie  öon  Perfd^iebenen  anberen  ^yürften,  erl^ielt  er 
mand)en  auf  bie  <£">pbung  be§  fatl)olifd^en  Seben§  be^üglid^en  3tuftrag.  Snt  S- 
1645  mürbe  er  Pom  ^ex]OQ  äBolfgang  2Bii:^elm  erfud£)t,  im  ."perjogtlium  iBerg 
fämmtlid^e  ^$farr!ird)en ,  ßapellen,  Jpofpitäler  unb  3lrmen{)äuf er ,  bereu  Okbäube 
Pielfad)  fel^r  Perroal^rloft  unb  bereu  itePenüen  grofeen  3;^eil§  Perfd£)leubert  toaren, 
3u  Pifitixen,   atte  ^Bifebräucfie  unb  5Jiifeftänbe  abjuftetten  unb  (Sorge  ju  tragen, 


©elen.  537 

ba^  bie  einjelnen  Sanbbed)anten  mitgetf)eiüen  neuen  9teformpunfte  getüiffenl^aft 
fieforgt  inütben.  3}om  (Stifte  (5t.  3lnbrea»  tourbe  S.  am  2.  Stuguft  1647  jum 
(5d)oIafter  gettiä^tt,  Balb  barauf  auc^  jum  ^ßropft  öon  ßranenburg  ernannt. 
gräBtj(i)oi  gerbinanb  Betraute  if)n  am  4.  ^ult  1650  mit  ber  «Stellung  eine§ 
erä6if(^öfü(^en  Gommiffars  jur  5IbfteHung  ber  im  oBerr'^einifd^en  J^eile  ber  6r3= 
biöcefe  eingeriffenen  5Jtipräu(f|e.  5)ie  jur  Srfüttung  biefeS  6ommiffarium§  unter= 
nommenen  ^ieifen  boten  6.  toillfommene  @e(egen't)eit ,  in  ben  ^.  1651  unb  52 
ba§  fct)ä^en§toert^efte  ^Jlateriat  jur  2luiflärung  ber  öefcf)ici)te  aBeftfa(en§  unb  bes 
.^od^ftiitcg  C§nabrücf  ju  jammeln.  3}om  päpftüc^en  Oluntiuö  (Sanieliciu§  tturbe 
er  am  25.  Sept.  1653  jum  2tubitor  ber  Äölner  Tiuntiatur  ertodt)tt.  ^m  ^. 
1655  beftimmte  i^n  fein  ^ugenbfreunb  unb  (Stubicngenoff e ,  ber  £§nabrü(ier 
i5fürftbif(^of  granj  Sßit^elm  ö.  Söartenberg,  ju  feinem  2Beit)bif(i)ofe.  Ser  öom 
Kölner  5hintiu§  gefü:^rtc  SnformatiöproceB  mürbe  am  16.  5lu_güft  gefc^toffen 
unb  an  ben  ^apft  ging  bon  D§naBrü(f  au§  ba§  2(nfu(^en,  ben  für  bie  16ifd§öf= 
lic^e  SBürbe  burc^aus  geeignet  Befunbenen  &.  ju  präconifiren.  (änbe  '^äx^  1656 
mürbe  er  ^um  episcopus  Aureliopolitanus  confecrirt.  .^aum  aber  toar  er  nad^ 
£)§nabrüc£  üBergeftebelt  unb  l^atte  fein  '^o'^ei  2lmt  angetreten,  fo  ereilte  i^n  im 
Sluguft  beffelben  ^a^reS  im  62.  Seben§ja^re  ber  2ob.  6r  fanb  feine  9tu^eftätte 
im  Some  p  C§nabrü(f.  Sie  (Schriften,  bie  @eleniu§'  Dlamen  einen  i)ttoox= 
ragenben  ^(a|  in  ber  '^iftorifc^en  $3itteratur  fid)ern,  finb:  „Yiudex  libertatis 
ecclesiasticae  et  martyr  s.  Engelbertus"'  etc.  SiefeS  bon  ^ol^anne§  @.  be= 
gonnene  2öer!,  eigentlid^  ein  ßommentar  jum  geben  be§  l)i.  Engelbert  bon 
Caesarius  Heisterbaceusis,  tourbe  öon  2Iegibiu§  ®.  öollenbet  unb  1633  ^erauö= 
gegeben.  Sin  ^af)x  barauf,  1634,  erfi^ien  bie  „Pretiosa  Hierotheca  duodecim 
unionibus  historiae  Coloniensis";  tnieber  ein  3a§r  fpäter  bie  „Staui'ologia  Co- 
loniensis".  ^m  ^.  1636  ber  „Canon  canonicorum  Enfridus  eleemon  insignis 
s.  Andreae  Colon,  decanus  et  canonicus";  ^toei  S^a'^re  barauf,  1638,  bie  „Hi- 
storia  et  vindiciae  b.  Richezae  comitissae  Palatinae",  1639  bie  ..Supplex  Co- 
lonia  sive  processio  anno  1634-',  im  i^.  1640  ,.Par  ss.  Suibertus  et  Plectrudis''. 
^m  ^.  1645  erfi^ien  @eleniu§'  ^auptmer!  „De  admiranda  sacra  et  civili  mag- 
nitudine  Coloniae  Claudiae  Agrippinensis  augustae  Ubiorum  urbis".  Seim 
giat^c  ber  (Stabt  !am  (S.  im  ^uni  1644  um  bie  grlaubniB  ein,  biefe§  Sud^ 
brutfen  ju  bürfen.  6§  tourbe  befc^Ioffen,  „ba^  bie  Syndici  ba§  ^anuffript 
cjaminiren  unb  bemnöd^ft,  roenn  bie  übliche  Genfur  erfolgt,  bem  ,g)erfommen  ge= 
mä^  berfa'^ren  toerben  foüe".  S^ax  üermag  biefe§  SSudt),  toel(^e§  ben  (E^aratter 
feiner  abergläubifctien  Q^it  unb  eine  allju  toeit  gel^enbe  9tomanifirungöfuct)t  ni(i)t 
berleugnen  fann,  bor  einer  ftrengcn  Äritif  nit^t  ©taub  ju  'galten;  ni(i)tö  befto 
toeniger  be^ätt  e§,  ha^  Söerf  eine§  eifernen  5IeiBe§,  für  aüe  Seitm  unleugbaren 
SBert^  unb  l^o'^e  Sebeutung.  @§  ift  gleic^fam  eine  Ü^egeftenfammlung  aus  ben 
ftäbtif(f)en  Urfunben,  bie  in  einer  fpäteren  3eit  öerni(^tet  unb  öerfc^Ieubert 
worben  finb,  unb  e§  bleibt  eine  rei($e  gunbgrube,  au§  toeti^er  ftet§  atte  33earbeiter 
ber  Äölner  @ef(^ic£)te  toerben  fct)öpfen  muffen. 

^ar^^eim,  Bibl.  Colon.  —  grombad),  Ann.  —  S)e  ©red,  Sie  beiben 
©eteniui.  —  Gelenii  farrag.  tom.  29.  —  ^anbfd^riftü(^e§  im  Kölner  ©tabt= 
ard)iü.  S.  6nnen. 

0)Clcn:  ©igmunb  &.  (Seelen),  5)3:^i(olog,  geb.  ju  ^rag  1497, 
gcft.  5U  Safel  1554.  ßr  ftammte  au§  einer  abeüd^en  gamitie,  bie  für  eine 
ftanbesmöBige  ßr^ie'^ung  be§  begabten  (5o^ne§  befte  gürforge  traf.  S'^  feiner 
toeiteren  ?Iu§bitbung  tourbe  er  13  ^a^xt  alt  unter  einem  -^oimeifter  naä) 
Stauen  gefdjicEt,  too  er  in  ^^abia  unb  33oIogna  ftubirte  unb  l^ierauf  einen 
längern  3luTentl)alt  in  9}enebig  na^m  unb  unter  ber  Seitung  be»  berüt)mten  5Jlar!c§ 


538 


©den. 


«niujui-o§  bai  @i-ie(5^if($e  grünblic^  erlei-nte.  35on  33cnebig  au§  untevna'^m  er 
längere  9tcijen  noc^  ben  Snfeln  be§  griecE)ifc^cn  5lr(^ipclagu§,  bur^  gnii^  Stauen, 
gfranfrei^  unb  2)eutf(^tanb.  2)er  Zoh  feine§  3)ater§  notfiigte  it)n  cnblicf)  jur 
^ücffe^r  mä)  '^xa^,  wo  er  fidE)  entfc^to^,  ba  fein  33ermögen  burd^  feine  langen 
gieifen  ftar!  gelitten  "fiatte,  \x<i)  ganj  ber  geteerten  Öaufbat)n  ju  toibmen.  ^^iad)-- 
bem  er  eine  3eit  lang  ^Priöattorlefungen  ü6er  grie(f)ifd}e  Sitteratur  in  ^^rag  gc= 
:§alten  t)atte,  ging  er  1524  mä)  33afel,  too  er  mit  6ra§mu§  betannt  rturbe 
unb  \iä)  beftiminen  lie|,  in  bie  S)ienfte  be§  bcrüljmten  ^ud)brucfer§  5i-"ot>en  at§ 
gorrector  für  bie  grie(^ifd^e ,  tateinifd^e  unb  f)e6räifcE)e  Sitteratur  einzutreten. 
^n  biefer  ©tettung  üerbtieb  er  bi§  ^u  feinem  3:obe,  miemot  er  met)rere  öortt)eit= 
l^afte  Einträge  jur  UebernQljme  öon  Sel^rftellen ,  mie  3.  33.  ber  bc§  ©ried)ifct)en 
an  ber  ©c^ule  ju  9türn!6erg  auf  ^JteIan4tt)on'§  (Smpfe'^Iung,  ert)atten  ^tte.  3In 
ben  großen  Sßerbienften,  meld)c  fic^  bie  g^robenifc^e  2)rucferei  burct)  bie  Sßeröfffnt= 
li(i)ung  befferer  ober  ungebrudfter  Sei'te  um  bie  alte  Sitteratur  ermorben  {)at, 
l^atte  @.  ben  toefentlidjften  3lntl^eit,  unb  entwirfelte  eine  Xljätigfeit ,  bie  an  bie 
großartige  cine§  .£^enricu§  ©tep'^anue  erinnert.  6r  öerfaßte  bie  jafilreid^en 
9}orreben  ber  unter  feiner  Leitung  gebrurften  äÖerfe;  aU  i^ritifer  teiftete  er  bei 
feiner  umfaffenben  ©clel^rfamfeit  unb  großem  8d^arf[inne  fel)r  SSebeutenbeS,  menn 
ouc^  bie  Ml)n^eit  feiner  Ätitif  mand^en  jtabel  erfa'^ren  l^at.  Um  bie  gried^i= 
fdf)en  ©djriftftetler  ju  übergeben,  beren  S)rucf  er  o'f)ne  neue  '^anbfdiriftlidfie  ^Ulittcl 
beforgt  t)at,  fo  gab  er  einige  fteinere  geograp'^ifd^e  ©dt)riften  (,.Arriani  periplus 
ponti  Euxini  etc.'')  au§  ber  .s;-)cibelberger  .«panbfdtirift  ^Jlr.  398  mit  lateinifd^cr 
Ueberfe^ung  1)nan^  (1533),  unb  l)atte  an  ber  erften  9(u§gabc  be§  griec£)ifd)en 
XejteS  be§  ^labiuS  Sofep^uS  (33afet  1544)  toefentlic^en  5lntl)eit.  Söon  3al)lreid)en 
griedl)ifd^en  äBerfen  fomol  ber  toeltlid^en  al§  ber  geiftlidien  Öitteratur  lieferte  er  bie 
bamalS  unentbet)rlid^e  tateinifd£)e  Ueberfe^ung,  mie  öon  5lp|)ianu§,  ben  10  erften 
SBüd^ern  ber  r5mifdl)en  5(rdt)äotogie  be§  5i)ion^fio6  bon  .'paiicarnaffo§,  ben  SBerfen 
be§  Suftinu§  ^artt)r,  be§  ^uben  ^l^'^ilon,  ber  ©c^rift  be§  DrigeneS  gegen 
6clfu§  K.  3Iuf  bem  ©cbiete  ber  lateinifd£)en  I^itteratur  finb  au  nennen  feine 
3lu§gabe  be§  9lmmianu§  5JlarceIlinu§ ,  ben  er  burd^  93enü^ung  ber  beften, 
je^t  berfdl)oIlenen  ^anbfd^rift  be§  Älofter§  -Spergfetb  bebeutenb  öerbeffert  unb  er= 
gänät  :^at  (33afel  1533),  eine  5lu§gabe  be§  2iöiu§  mit  SeatuS  9t^enanu§  (1535), 
bie  on  treffenben  93erbefferungen  reid)c  ^Bearbeitung  be§  fd^tyierigen  5lrnobiu§ 
(1546)  K.  5luc£)  als  Sejifograp:^  l)at  fid)  W.  öerfucE)t  burd)  ein  bergleidl)enbe§ 
äöörterbud§  t)on  4  ©pradl)en  (gried)ifd),  lateinif(^,  beutfd)  unb  böl^mifdE))  mit 
bem  2itel  ,,Lexicon  symphonuni,  quo  quatuor  linguavum  Europae  familiarium . . 
concordia  consonantiaque  indicatur",  33afel  1537  unb  1544.  @iu  ^öerjeidiniß 
ber  (Stämme  flat)ifd£)er  3u^9^  :M^^  liugua  Illyrica  utuntur"  '^at  er  bem  berü'^mten 
gonrab  ®e§ner  geliefert;  f.  beffen  Mithridates  fl555)  fol.  54  sq. 

3lu§fü'^rlid)fte  SSiogra^jljic  öon  35.  9iöfe  in  ber  §aHe'fd£)en  Sncl)flot)äbie, 
too  audf)  bie  frül^eren  Cuellen  angcfül)rt  finb.  .^alm. 

(iJclcn:  SBictor  @.,  au§  Srier  gebürtig,  ber  einzige  nam'^afte  35ertrctcr 
ber  quietiftifd^en  3[Rl)fti!  in  2)eutfdE)tanb ,  't)atte  fdE)on  im  ad£)ten  ßebenSja'^re  bei 
ben  .R'apuäinern  5profeß  gctl)an,  rourbe  bann  'Jtoöijenmeifter ,  Ijernad)  föuarbian 
3U  Syrier  unb  fd^ließlid)  ^^roöincial  ber  r'fieinifdlien  ^ßrobin^  feine§  OrbenS  ,  al§ 
meldier  er  am  14.  ©eptbr.  1669  ju  Xrier  ftarb.  S)erfelbe  öeröffentlid)te  (mit 
ja'^lreii^en  3lpprobattonen)  im  ^.  1646  ju  Äöln  eine  (üon  i^m  mätirenb 
eine§  3lufent^aite§  in  .^öln  aufgearbeitete)  <5(^rift  unter  bem  2itcl  ,, Summa 
practica  theologiae  mysticae",  meldE)e  al§  bie  öoUftänbigfte  unb  genauefte  6obi= 
fictrung  ber  quietiftifdi)=m^ftifd^en  Ueberlieferung  ber  !atf)olifd£)en  Äirdf)e  angefeljen 
Werben  fann. 

gjgl.  ^eppe,  @efd^.  ber  quietift.  gni^flif,  33erl.  1874,  S.  102-104. 

^- 


©ele^ti  —  ©eümer.  539 

(^clc^ti:  :So^anne§  6.  (aucf)  ©ele^flj),  toai;  „S)iencr  be§  l^eiligen 
Stjangelü" ,  tnic  er  ft(f)  felbft  nannte,  l)ei  ben  niäf)vif(i)en  Srübern;  er  (ebte  ju 
^ulnerf  unb  jpäter  ju  @röbti^  in  ißö'^men,  tt)o  er  1568  geftorben  fein  fott. 
5!)lit  5Jtid)aeI  Sfiam  unb  ^^etrug  §ubertu§  ^at  er  bal  gro^e  beutfc^e  SBrüber= 
gejangbuc^  'herausgegeben,  über  toelrfieS  Söacfernagel  in  ber  SBibliogra^'^ie 
©.  336  ff.  auSfü'^rlic^  beri(i)tet.  Sie  erfte  2(u§gabe  erfc^icn  im  i^a'^re  1566 
unb  ift  toa'^rfcf) einlief)  3U  5]3rag  gebrurft;  bie  atneite  erfd^ien  9lürnberg  1580. 
^n  biefeS  ©efangbucE)  1)at  er  eine  ^Inja'^I  eigener  Sieber  aufgenommen ,  öon 
benen  SBarfernagel  im  3.  33anbe  feine§  „Seutfc^en  Äircf)enliebe§"  21  f)üt  ab= 
brurfen  (äffen. 

9}gL  ^oä),  ®ef(^i(^te  be§  ^rc^enliebS,  3,  3lufl.  2.  »b.  @.  411  u.  414. 

i.  u. 

©climcr:  Ie|ter  ^önig  ber  5ßanbalen  (530 — 534  nad^  6^v.),  au§  bem 
(i)ef(^Ieci)t  ber  31§bingen ,  ©ol^n  be§  (SelariS ,  6nfel  be§  ©euäo  unb  ber  tömi= 
f(i)en  ^aifertoci)ter  ©ubocia  ,  Urenlet  be§  großen  S5egrünbev§  be§  öanbalifdien 
SHeic^eS  in  ?Ifri!a,  ©enferid^  (f.  b.  9h-ti!el).  S)ie  fü^ne  ©ci)ö^fung  eines  @er= 
manenreid)e§  in  Slfrifa,  getrennt  öon  jebem  3ufammen^ang  mit  anbercn  (Sermanen= 
ftämmen,  bon  9tom  unb  23t)3an3  ^er  gleid^  bebro'^t ,  l§atte  n)enig  Hoffnung  auf 
2)auer.  S3alb  natf)  bem  2;obe  be§  gefürc|teten  @eefönig§  (Senferii^  seigten  fic^ 
Spuren  bon  ©c^toäi^e  unb  Spaltungen  im  Staat:  ha^  f)ei§e  Älima,  bie  üppige 
SebenStoeife  in  5tfrifa  öer^e'^rten,  entneröten  bie  Äraft  be§  S5oIfe§:  bie  t^öric^te 
SSerfotgung  ber  Äatf)oIifen  burd)  bie  arianifcf)en  25anba(en  mu^te  ben  .^a^  ber 
römifctien  -probinäialen  gegen  bie  ^Barbaren  unb  ^e^er,  bie  Se'dnfucEit  nac^  S5e= 
freiung  buvd)  bie  faiferlic£)en  äöaffen  auf  ba§  (Sefä^rlidifte  fteigern.  Sci)on  ber 
So^n  unb  ^ladifolger  @enfericf)'§ ,  ■^unerid^  (474 — 484)  mufte  gegen  Spjana 
bie  nachgiebige  Sprad)e  ber  S(i)mä(^e  füf)ren  unb  er  toie  fein  9lad)fotger  (Bunftia' 
munb  (484 — 496)  bermoditen  tuxä)  mieber'Ejolte  S($Ia(^ten  ni(f)t  bie  einge= 
borenen  5Jlauren  Don  immer  fecferen  . Streif ^ügcu  in  ba§  banbatifctie  (Sebiet 
jurüd  3U  fdjreden.  S)er  nä($fte  .^önig  2'^rafamunb  (496—523),  burd)  ®eift 
unb  Silbung  auSgejeidinet,  ^ob  ba§  ytexä)  toieber,  befonberS  burd)  bie  einfi($t§= 
DolIc  3>erbinbung  mit  Sl^eoberid) ,  bem  großen  Dftgotf)en!önig  in  Italien, 
mit  beffen  Sditoefter  SImalafriba  er  fidi  bermäf)Ite:  in  ber  3;t)at  mar  bie  ^Jtac^t 
ber  Oftgof^en  bie  näd)fte  natürliche  Stü^e  be§  bebenfüc^  ausgefegten  3}an= 
balenrei(|§.  6S  mar  bal)er  eine  ^öi^ft  üerberbüdie  ^anblungSmeife  öon 
3:'t)rafamunb'§  9iad)fotger,  ipilberic^  (523  —  530,  ^unerid)'§  unb  (fubocia'S 
So^n)',  bie  erfprie§Iid)e  g^reunbf($aft  mit  ben  italifd)en  ©oftien  in  offene  5einb= 
fd)aft  äu  öermanbeln.  S)er  fd)mad)c  ^yürft,  ber  So^  ber  ütömerin,  mar  mit  bem 
(fpöteren)  Äaifer  ^uftinian  naf)e  befreunbet  unb  fud)te  ftatt  bei  ben  natürtid)en 
f^reunben,  ben  Sotten,  Oiüdfialt  bei  bem  natürtid)en  f^einbe,  —  bei  35t)3an3  — 
9tüdf)alt  wiber  ba§  eigene  9}olf.  ^Imalafriba  ftarb  im  Werfer  megen  angeb= 
lidier  35erf($raörung,  bie  erlefenen  (Sotten,  toeld)e  fie  begleitet  'tiatten,  fielen  im 
Kampfe  für  ii)xz  ^ürftin  —  baS  ÄönigS^auS  ber  £)ftgotl)en  mürbe  baburd)  in 
einen  rac^efudienben  y^einb  öermanbelt.  5ltt'  biefe  £)inge:  bie  ^riegSuntüd)= 
tigfeit  beS  ÄönigS,  ber  burd)  bie  ^Zauren  mieberl^olte  9^iebertagen  erlitten,  ber 
^xüä)  mit  ben  ®otl)en ,  bie  öerbädjtige  unb  bemüt^igenbe  -ipinneigung  3U  S3t)= 
janj,  aud^  mol  bie  getinbere  iöel^anblung  ber  ^atl^olifen  machte  ben  ^önig  bei 
ben  eisten  S}anbalen  öer'^a^t  unb  öeräd)tlid) :  an  bie  Spi^e  ber  nationalen, 
patriotifc^en  Partei  trat  nun  (S.  —  6r  toar  nad^  <g)ilberid)  ber  dltefte  53lann 
beS  ipaufeS  ber  2t§bingen:  alfo  nadf)  bem  öon  ©enferid)  eingeführten,  )X)a^x= 
fdf)einlid)  öon  ben  2Jtauren  entte^^nten  $.rincip  beS  SenioratS  ber  3:^ronf olger : 
er,  ber  tapferfte  Krieger  feineS  3}olf§,  jugleid)  ein  ^arfenhinbiger  SDid^ter ,  be= 
gnügte   fid^  nidf)t  mit  ber  SrlDartung  ber  ßrone:    er  gemann  ben  9lbel  unb  bie 


540 


®etimer. 


Slüc^ttgften  ber  S5anba(en  Tür  feinen  ^tan,  ben  untiiegerifiiien  ^önig  ju  ent= 
tl^roncn:  er  bet)auptete  bieüeidit  nic^t  o(}ne  ©runb ,  bcv  üon  ben  iBl^iantinern 
gana  ab'^ängige  ^^üift  ge^e  bamit  um,  ba§  Oieid)  feinen  lyreunben  ^uftinu^  unb 
3^uftinian  in  bie  ^anbe  ju  fpielen:  er  gönne  bie  Jperrfd)aTt  nid)t  it)m,  ber  einem 
anbern  3tüetg  be§  ApaufeS  ber  2l§bingen  angehörte  unb  al§  ^eri1d)er  fräitig 
gegen  Sl^janj  auftreten  würbe.  ©.  unb  feine  Partei  festen  ben  Äönig,  beffen 
n)affcntüd)tigen  2}etter  unb  5etbf)erin  ^oamer  unb  beffen  53ruber  euage§  ge= 
fangen  unb  @.  beftieg  ben  2;^ron.  ^roEop,  ber  @efd)ici)t§fc^reiber  bcs  finfenben 
3}anbalenrei(^e§ ,  nennt  freitid)  @.  toie  ben  erften  .g)elben  ber  ä>anbalen  (neben 
jenem  ^-^oamer,  bcm  „3(d^itteu§  ber  3}anbalfn")  einen  gefäI)rUd}en  ^knn  öon 
böfem  6f)arafter,  habgierig  unb  neuerung§füd)tig :  aber  biefer  Oom  ©tanbpuntt 
be§  S3t)3antiner§  fet)r  begreiflid)e  2;abel  üert)üüt  bod)  aud)  in  ^^^rofop'S  S)ar[te[= 
lung  nid)t  bie  3;:^atfad)e ,  ba^  mit  bem  el^rgei^igen  ^Jiad)foIger  bie  l^eften  feine§ 
5ßolfc§  gegen  ben  f(^n)ad)en  ^önig  unb  bie  bt)iantinifd)c  ^^politif  burd)  bie  fetjr 
notl^tDenbig  geworbene  2Jertt)eibigung  ber  nationalen  (5l)re,  [y^'^i^^it  unb  öriftenj 
berbunben  maren.  S)cr  SBerlauf  ber  S)inge  geigte  balb  ,  lt>ie  bringcnb  bie  öon 
bem  oftrömiid)en  Jpofe  broljenbe  ®efaf)r  Ujar.  3tufti"icin<  i^aifer  feit  ^^(pril 
527,  griff  fofort  mit  beiben  ipänben  nad)  ber  toiEfommencn  0)elegent)eit  3ur  @in= 
ntifd)ung  in  ba§  9]anbalenreic^.  S)ie  gan^e  ^enbeuj  bon  Suftinian'§  "Dtegierung 
fül^rte  au§  mef)r  aU  einem  @runbe  jnm  ''Eingriff  auf  ba§  9ieid)  ber  33anbalen. 
^bgefetjen  bon  bem  ©treten,  bie  berlorenen  2()eiie  beä  ftieftlii^en  Oteid)e§  raieber 
unter  bie  iperrfd)aft  be§  öftiic^en  ju  berfammetn,  mar  eö  bie  i^bee  bc§  ftrengen 
Äatf)olici§mu§ ,  meiere  i:^n  al§  Sef^üljer  unb  Befreier  ber  9{c(^tg(änbigen  au§ 
bem  2)rud  ber  arianifc^en  !öarbaren  gegen  Ü).  auftreten  tjie^.  Sofort  gab  er 
bem  ©treit  eine  retigiöfe  gärbung  unb  fnd)te  bie  nationale  Safie  feine»  5einbe§ 
babutc^  ju  erfd)üttern,  ba^  er  it)n  a[§  3lnmafecr  barftellte.  %tx  Äaifer  ber 
^anbeftcn  berleugnet  feine  juriftifirenbe  5Jknier  aud)  in  ber  biplomatifd)en 
ßorrefponbeuj  mit  ®.  nid)t.  6r  f orbert  biefen  auf,  fid)  mit  ber  tf)atfäd)Iid)en  ©ewatt 
be§  Äbnigf^umS  ju  begnügen,  mit  ber  '^lnnaf)mc  ber  Ärone  aber  bi§  3um  iobe 
|)ilberid)'§,  bei  nad)  @enferid)'§  ©enioratgefel^  red)tmüBigen  ^önig§,  ^u  märten, 
©tatt  aller  ^(ntroort  lie^  @.  ben  .spoamcr,  beffen  friegerifd)e  .^raft  er  am 
mciften  ju  fürd&ten  Tratte,  blenben,  unb  naf^m  A'-)ilberid)  unb  @uagc§  in  noc^ 
engeren  rv)emat)rfam.  3iuftinian  ,  beffen  ^eer  nod)  fern  in  9lfien  im  '^^^erfertrieg 
befd)äftigt  unb  3u  einem  Selbjug  gegen  hie.  meergemaltigen  23anba(en  fel^r  un^ 
luftig  toar,  fut^te  3unäd)ft  ^)dt  ju  gewinnen :  in  einem  jmeiten  ©d)reibcn  erflärt 
er,  Üi  möge  bie  einmal  ergriffene  §errfd)aft  bel)altcn,  feine  Wernngenen  aber 
freigeben  unb  nad)  SSi^^anj  fd)irfen.  S)Dd)  allju  burd)fid)tig  war  bie  5tbfii^t 
biefer  ^^orberung:  ^uftiriia"  wottte  in  ber  ^erfon  bei  6nttf)rünten  ftetl  einen 
lebenbigen  S}orwanb  jur  bewaffneten  6inmifd)ung  in  ba§  9>anbalcnreid)  an 
feinem  ^ofe  f)aben  ,  um  bei  befferer  ©elegen^eit  ber  ni($t  all  red)tmä|ig  aner= 
fannten  .'perrfd^aft  (Selimcr'l  unb  bamit  ber  Unabl)ängigfeit  fcinel  53oltel  ]u= 
gleii^  ein  gewaltfamel  @nbe  ju  bereiten :  bal  ©d)reiben  fd^lo^  mit  ber  2!ro= 
|ung,  im  ^-aU  ber  Steigerung  Werbe  ber  .$?aifer  mit  ben  Söaffen  einfd)reiten 
unb  l^ierbei  bie  mit  ©enferid^  gefd)loffenen  3}erträge  nid)t  beriefen ,  fonbern 
bielmefir  erfütten ,  benn  er  werbe  baburd)  ben  Äönig  ber  3}anbalen  nid)t  ht^ 
friegen,  fonbern  rächen,  b.  ^.  nid)t  Ö). ,  fonbern  .'pilberii^  fei  ber  rcd^tmä^ige 
^bnig  ber  3}anbalen.  i^n  feinem  fe^r  felbftbewu|ten  5lntwortfd)reiben  weift 
(B.  ben  Q}erfud) ,  il)n  bon  feinem  S}ot!  ju  trennen  unb  all  5lnmafecr  barju^ 
ftetlen,  fräftig  jurüd:  bal  SSolf  ber  Söanbalen  l)abe  in  geredeter  9iot^we^r 
.^ilberid^  entf^ront,  Weil  er  wiber  bal  ^anl  bei  6enferid)  böfe  ^}ieuerungen  im 
©c^ilbe  geführt  (gemeint  ift  Wol  ber  ^'lan,  bie  .^rone  einem  anbern  all  @.  ju^ 
juWenben)   unb   i'^n   nac^   bem   ®efe|  bei  ©eniorati  auf    ben  leeren  2'^ron  ge= 


©elimer.  541 

rufen.  2BoIIc  ber  Jlaifer  ben  ^^fneben  6re(i)en,  fo  toürben  ficE)  bie  33anbQ(en  naä) 
Gräften  xoQ^xm  unb  jene  @ibe  anrufen,  mit  ltie(d)en  3^"^,  fein  SSorfa^r,  bcn 
griebengöertrag  Befdimoren.  ^uftinian  erfannte ,  baB  burd^  3]erf) anbiungen 
ni(f)t§  ju  errei(i)en  mar,  er  befd^toB  ben  ^rieg  unb  ntai^te  mit  ben  i^erfern 
triebe,  um  bie  Xruppen  unter  Sßelifar  nac^  ^tfrifa  p  fenben.  §of  unb  ipeer 
bangten  aber  fo  fef)r  öor  biefem  ^elbjug,  jumat  bor  ber  ^^^otte  ber  Sßanbalen, 
—  alle  Trüf)eren  Singriffe  öon  S^jana  raaren  atterbing§  unter  großen  55er* 
lüften  geft^eitert  —  ba§  erft  ein  Xraumgefirfjt  eine§  orientatifctjen  35ifct)of§, 
tt)eld)em  ©ott  ben  Sieg  be«  .^aifer§  öoröerfünbete ,  ben  Gruppen  ^ut^  mad^en 
mu^te.  S)er  J?rieg  mürbe  offtciett  at§  fat^oliic^er  Äreujäug  gegen  bie  arianifc^en  ^e^er 
beseid^net:  ber  Sifd^of  bon  3?l)5an3  betet  für  ba§  |)eer  unb  bringt  jum  günftigen 
SBor^eic^en  einen  eben  erft  ©etaujten  auf  ba§  51bmiralfc^iff.  5(n  ben  Sßanbaten 
aber  rädfite  ficf)  nun  auf  ba§  (Sd^merfte  bie  graufame  3}erTotgung  ber  fatf)o(if(^en 
^robinciaten  unb  bie  t^örige  5ßcrfeinbung  mit  ben  @otf)en :  g(eidl)  3U  Slnfang  be§ 
.Krieges  mürbe  bie  midf)tige  Stabt  2ripoü§  bon  einem  ^robincialen  an  bie  ^ßij^antiner 
berrat^en  unb  ber  Öottie  6oba§,  ber  ©tatt^atter  ©elimer's  auf  ©arbinien,  em^Jörte 
fidf).  S^er  ^önig  fd^icfte  unter  feinem  SSrub er  Sja^o  ben,^ern  feiner  ^ac^t,  5000 
erlefene  Krieger  auf  120  @(f)iffen  gegen  ©arbinien.  S)a§  gotf)ifc£)e  ©icitien  aber,  bie 
notürüdfie  Srücfe  ju  einem  Singriff  auf  Stirifa,  marb  bem  gelbl^errn  be§  ÄaiferS  mit 
aüen  feinen  ööfen  unb  5^orrät^en  erfc^loffen,  unb  in  jeber  SBeife  unterftü^ten  bie  £ft= 
gott)en  Setifar  in  feinem  Unternehmen :  fie  berrief^en  if)m  in§befDnberc,  ba^  bie 
gefüri^tete  banba(ifct)e  g^Iotte,  ftatt  Stfrifa  ju  becEen,  gegen  ©arbinien  gefegelt  fei. 
oo  tonnte Selifar  o^ne  Söiberftanb  in  Stfrifa  (anben(SInfang September):  erforberte 
in  einem  9Jlanifeft  ^fiömer  unb  3}anbaten  am,  it)n  a(§  SBefreier  aufjune^men: 
bie  ^robincialen  förberten  benn  aud§  feinen  grfolg  in  jeber  2Beife,  bie  S5an= 
baten  aber  t)ielten  treu  ]u  i'ijxem  ^önig ,  ber  fic^  al§  ni(f)t  unmürbigcn  ©egner 
be§  33eafariu§  ermie§.  ^n  ber  l^ai,  e§  ift  faft  nur  ber  ^önig  unb  feine  Sippe, 
@enferi(^'§  6efdl)(e(^t,  meiere  fräftigen  Söiberftanb  leiften:  ha^  S3o(f  ber  35an= 
baten  mar  frü^  unter  bem  ginftu^  be§  |)immel§  unb  bc»  üppigen  2eben§ 
in  Slfrifa  erf(i)Iafft:  ba^er  gelang  e§  bem  ^elbtierrn  ^uftinian'S,  mit  nur 
16,000  9Dlann  in  furjer  3eit  unb  o^ne  gro^e  ^Jlü^e  ba§  einft  fo  gefürc^tete  9lei(^ 
(Senferi(^'§  ^u  ^erftören ,  mäf)renb  bie  Cftgot^en  i^re  ungef(f)mä(i)te  ^raft_  in 
Smanjigjätirigem  öelbenfampf  bemäl^ren.  &.  Iiatte  einen  ^riegsplan  entmorfen, 
melier  na^  bem"  Slugen5eugen  ^rofop,  ber  Selifar  aU  9le^t§rat^  begleitete, 
beinat).e  bie  5Bernid)tung  be§  !aifer(idf)en  §eere§  jur  Solge  ge'^abt  I)ätte:  er 
f(i)eiterte  an  bem  Ungeftüm  ber  a§bingifdt)en  güx'ften  unb  an  ©elimer'g  eigener 
aCßeidE)^erai_gteit.  5)er  t)art  am  ^eer,  ber  Äüfte  entlang  bon  Dft  nad)  2Seft  auf  Äar= 
t^ago  marfd^irenbe  getnb  fotlte  an  günftiger  Stelle  bon  ben  brei  ^anbfeiten  jugteic^ 
angegriffen  unb  in  bie  See  gemorfen  merben  unb  jmar  bon  Slmmata,  6e= 
limer"§  .^ruber  in  ber  g^'ont,  bon  ©ibamunb ,  öelimer'S  '^leffen  in  ber  linfen 
glanfe,  bon  bem  Äönig  felbft  mit  ber  .öauptmacf)t  im  Ütüden.  Stber  im  gifer 
^ei^er  Japferfeit  greift  Stmmata  ju  frü§  an,  bor  bem  Eintreffen  ®ibamunb'§, 
er  ftö^t  bei  Secimum  auf  bie  ben  S5ortrab  3Setifar'§  bitbenben  5Jlaffageten  unb 
fällt,  nad^bem  er  3mölf  ber  beften  Krieger  im  @in3elfampf  erlegt:  feine  flie^enbe 
Sdl)ar  reiBt  bie  bon  Jlart^ago  nacfirücienben  Gruppen  mit  fic^  fort ,  unb  mirb 
bon  ben  ^Reitern  S3elifar'§  bi§  an  bie  X'^ore  ber  |)auptftabt  berfotgt.  ^Ütunftie^ 
©ibamunb  in  feinem  ^lanfenangriff ,  o^ne  Unterftü^ung  bon  ber  ^-ronte  be§ 
geinbeS  f)er,  auf  bie  ^unnifc^en  Äerntruppen  33elifar§,  marb  gefcfjlagen  unb  ge= 
tobtet.  S^em  Äönig  aber  gelang  e§,  jmifi^en  ber  «pauptmad^t  23elifar'§  unb 
einer  borau§  marfdl)irenben  Slbtfeitung  einjubred^en  unb  biefe  in  milber  gludl)t 
auf  erftere  jurüciäumerfen.  Unb  je^t,  fagt  ^^^rofop,  ^ätte  ®.  entmeber  bie  ^af= 
fageten    auf   bem  äßege   nad^  Äart^ago  rafdt)    ein'^olen  unb  erbrücEen  ober  fogar 


542 


©elimer. 


S3etifar'§  tievloivrte  9teif)en  fpvengen  !öimen:   aber  er  tl^at  fein§  öou  beibeti:  bie 

ßei(^c   |eitic§    topfern  ^ruberä  Slmmata   ^ielt  i]f)n  auf:  mit  aBe()fIagen  uiib  ber 

(Sorge  für  bie  ißeftattung  öertor  er  ben  nie  toieber  fel^renbeii  ^lugenblicf:    q(§= 

6atb  tion  ber  neu  georbneten  ^auptmac^t  5ßeUfar'§  angegriffen   unb  gefd)Iagen, 

flo'^  er  auf  ber  ©tra^e  mä)  5htmibien,   feine  |)auptftabt  i?art^ago ,  bereu  un= 

öerläffigen  $8eh)o'^nern  unb   5}tauern  et  fic^   nic^t  anöertrauen  mod)te,   53elifar 

5prei§  geBenb.     3}on  bort  fü^irte  er  ben  {(einen  Ävieg  gegen  bie  2fntiafion§armee 

fort,  inbcm  er  burc^  feine  reicf)cn  (5d)ä^e  unb  burii)  ^]3litbe  bie  Sanbl6eöi3Iferung, 

toelcfie  weniger  a(§  2tbe(,  ©eiftlidie  unb  ©tobte  unter  bem  2)rurf  ber  33anba(eu 

gelitten,  für  fid^  5U  geminncn  fud§te :  er  bot  ein  ©olbftücf  für  jeben  33^3antiner= 

Mop\   unb    rief  eilig  feinen  93ruber  l^a^o  mit  ben  ©einen  ]müd,  tüetd)er  einft= 

ineiten  ®oba§  auf  ©arbinien  öernict)tet  ^atte:    oEe  ^ann()eit,  Wagt  ber  .^önig, 

fei    plüljüd)    toon    ben    tiertt)eid)[id)ten   53anbalen   getoidien ,    burd)  beren  ©c^ulb 

kmmata  unb  ÖJibamunb  gefallen  unb  9ftoffe,  ©djiffe,  Äarf^ago,  faft  gan^  5lfrifa, 

an    bie    geringe    ^Iruppenjal^l    33elifai§   öerlorcn    gegangen    fei.     ^n   ber  2t)at 

fämpft   nur   ber  Äönig   unb   fein  ^au§   energifd)   tuiber  ben  'Jlationalfeinb  an : 

ba§   ^olt   abn  ift  jujar   nid)t   treu(o§,  bod)   jienitid)   fraftlo§.     3ScrgeMid)  be= 

mül)te  fid)  ®.  um   33unbeggenoffen :    bie    .£)üu)5tlinge    ber    ^Jlauren    traten    auf 

©eite   Söeüfar'S   unb    ber   äöeftgott)en!önig    5:if)cubi§    bertoeigerte    bie    erbetene 

2öaffenl)ülfe,  al§  er  ben  ^-aU  öon  ^art^ago  erfut)r.     5tad)  ber  35creinigung  mit 

bem   5urüdgefet)rtcn  I^ajo   in   ber  ßbene  üon  S3uIIa  30g  @.  auf  i?art't)ago:    er 

l^offte,  jebod)  irrig,   bie  '^(rianer  im  romifc^en  ^eere  toürben  ju  it)m  übergeben. 

5ßei  2;rifameron   tarn   eä   jur  ©c^tacfit    OJJIitte   S)ecem6er).     Ser  Äönig  fpornte 

auf  ber  ganjen  i3inie  bie  ©einen  jur  2apferfcit,  hen  alten  9iut)m  ber33anbalen, 

äumat  6)enferid)'§,  3U  n)at)ren:  in  biefem  ©inne  befa()t  er  bie  ©pcere  abzulegen 

unb  nur  mit  beut  ©c^tnert  ^u  fämpfen.     ^\vd  ".Hngriffe  a3elifar'§  würben  friiftig 

5urüdgefd)tagen :    aud)   bei  bem  brüten  ftanb   bie   ©d)Iad)t,    bi§  Sja^o  fiel  — 

ber   britte   ^^tebinge  in  bem  furjen  ßricg   —  ba   flo'^en  bie   S^anbalcn  in  it)r 

Sager,  in  n)etd)e§  bie  ütömer  nad)brangen  unb   ungeheuere  Söeute  mad)ten:    0). 

War  mit  wenigen  ^Begleitern  nac^  ^lumibien,   bann   in  baö  ^appnagebirge  ent= 

flot)en,    Wo  it)n  atsbalb  x^axa    mit   einer  ©d)ar  öou   -S^crulern  im   taiferlic^en 

SDienfte,   nad)  öergebUd)em  ©türm  auf  ben  fteiten  i^tU ,  au§3uf)ungern  begann. 

Obwol    !)ier    @.    mit    feinen    ^leffen     unb    anbern    cbetn    äJonbaten    bittere 

51ott)  litt,   wif§  er  bod)  bie  ilufforberung  jur  @igebung  unter  günftigeu  S3ebin= 

gungen  in  tiefem  Ü)efül)l  be§  bljjantinifdien  Unred)tg  mit  föniglid)en  SBorten  ah 

unb  erbat  nur  üon  bem  germamfd)en  ^einbe  brei  S)inge :  ein  ©tüd  33rob,  beffen 

er  lange  nid)t  getoftet,  einen  ©d)Wamm  für  feine  trauten  klugen  unb  eine  ^^ax']e, 

ein   Sieb   baju   ju  fingen,    ha^  er  auf  fein  unglüdlic^eS  ®cfd)id  gcbid)tet  l)abe. 

gara    gewäl^rt  bie  Sitten ,    aber  bie   @infc§lie^ung   ftcigert   bie   .^ungergnott) : 

enblic^  wirb  bie  ^raft  be§  ilönigS  gebrod)en,  ba  er  fei)en  mu^ ,  wie  einer  feiner 

jungen  Steffen    fid)  ntit  einem  ^Jtaurenfnaben  um  ein  ©tüd   elenbeften  (SkMdc% 

f(^lägt  —  bicfe  Statur   ift   Weither,   Wenn  man  will,  ll}rifd)er  angelegt  al§  aEe 

anbern  (S)e[talten  jener  3fit ,    öon   Welchen  Wir  wiffen.     ()l  ergab  fid)  nun  mit 

ben  ©einen  gegen  eiblic^e  Söerbürgung  58etifar^§  für  eljrentiolle  Sel)anblung  t)on 

©eite  be§  ^aiferS.     3ll§  er  gefangen  in  Äartl)ago  eingefül)rt  würbe,  brad)  er  in 

fd^attenbea    ®eläd)ter   au§:    man   l)ielt    e§   für    ein   3f'4)fn    be§    Söa'^nfinneö. 

©eine  greunbe    aber   erllärten   e§  al§  ba§  bittere  ^o^ladien  über  bie  ßitetfeit 

attcr  menfd)lic^en  S)inge,   ba|  er,   bon   !öniglid)em  iölut  unb-felbft  ein  ,$?önig, 

fo(d)en  Umfc^lag  be§  ß)lüd§  erfahren.  —  i^n  bem  glänjenben  Xriump'^  Selifar'S  ju 

SSljjanj   Würbe   aud)  &.  im  ^^urpurmantet  mit  feinen  (Befippen  gefangen  aufge= 

fül)rt.     ?ll§  er  bei  bem  Eintritt  in  ba§  ipippobrom  ben  Äaifer  auf  '§ol)em  Slirone 

fal)  unb   bie  ganje  Siefe  be§  eigenen  f^oÖeg  ertannte,  ba  Weinte  ober  flagte  er 


Seltnef.  543 

ni($t,  jonbern  rief  immer  tnteber  ben  Spruch  Sa(omon'§:  „ßitetfeit  ber  6itel= 
feiten.  2(lle§  ift  eitet."  35or  bem  S^^roti  legte  et  ben  5purt)ur  ah  unb  toax] 
itd§  öor  ^uftinian  jur  Srbe.  6r  er'^ielt  mit  feinen  SSevmanbten  reiche  @ütev 
in  (Balatien,  abei  ni(i)t  ben  öetf|}to(^enen  '^atnciat ,  loeil  er  jic^  meigerte,  au§ 
bem  3lrianiömu§  jum  Äatt)oti<:i§muö  überzutreten. 

5Jlarcu§,  Histoire  des  Yandales.  5Pari§  1836  (unjuöerläffig).  ^apen= 
coxbt,  @e|c^irf)te  ber  t)anbaU|(i)en  ^eiTJd^ait,  33erün  1837.  S)a^,  Könige 
ber  ©ermanen,  I.,  3)tünd)en  1862.  Sial^n. 

GJcIine!:  §  er  mann  3tnton  @. ,  geb.  ju  ^oräeniotoeg  in  Söl^men  am 
8.  Sluguft  1709,  trat  1728  in  ba§  ^rämonftratenferUofter  in  (Seetau  ein  unb 
mürbe,  nai^bem  er  bie  ^Pricftertoei^e  erl^alten  ^atte,  nad)  2Bien  gefc^icft,  um 
bort  bie  ülec^te  ju  ftubiren.  '^laä)  ber  9tü(ifet)r  in  jein  Älofter  toarb  er  jum 
^;profejfor  ber  allgemeinen  Sejc^ic^te  unb  3um  Sirector  ber  Äiri^enmufif  ernannt. 
Sit»  gejc^ioEter  33iotinift  unb  Drganift  errang  er  batb  ioIct)e  5Inerfennung,  ha% 
in  i:^m  ber  Söunfi^  entftanb ,  ju  reifen.  @r  ging  junädift  naä)  ^arii ,  wo  er 
\\ä)  mit  biet  ßriolg  aud§  öor  bem  Äönig  pren  Iie|.  ^n  ^leapet,  too  er  einige 
;3a^re  blieb,  na^m  er  ben  Ttamen  (Seröetti  an,  gleidifam  ba§  italienijc^e  S;i= 
minutit)  Don  Cervo  (öirft^) ,  mie  ba§  bö|mij(^e  Gelinek  ober  Jeliuek 
ba§  Siminutiö  öon  Jeleii  (^irjc^)  ift.  @rf(^  unb  ©ruber  nennt  il^n  irrig 
ßerretti  unb  S.  iilei)er§  @r. "  ßonberf.  Öerifon  gar  goröetti.  Sn§  .ßlofter 
prücEgef et)rt ,  ging  @.  mit  SrlaubniB  feiner  Dberen  einige  3eit  iiQ'^  '^^'^Ö,  K)o 
er  fi(^  beim  bamaligen  ©ro^prior  be§  5Jlaltl)efer=Crben§  auffielt.  S}on  t)ier 
mieber  nad)  ©eelau  äuiücEberufen ,  ertoaiiite  bie  Suft  jum  Steifen  abermals  fo 
mä(f)tig  in  i^m,  ba^  er  1779  jum  brüten  ^])lale  ba§  ^lofter  bertie^  unb  mieber= 
um  nac^  Italien  ging,  tno  er  in  2)^aitanb  am  5.  S)ecbr.  1779  ftarb.  S5on 
feinen  Gompofitionen  foÜen  einige  Goncerte  unb  ©onaten  für  ä^ioline  gebrucft 
morben  fein.  2lnbere  Sßerfe  für  .^irclie  unb  Drgel  foE  ba^  ^lofter  ^u  Seetau 
bema^^ren. 

:^o:^ann  ©etinet,  fein  ^Bruber,  tcar  Crganift  bei  St.  Sßenjel  am  ber 
ßleinfeite  in  5]}rag  unb  fott  ein  trefflicher  l'autenfpieter  gemefen  fein.  6r  ftarb 
1780  in  5prag.  3tt)ifc^en  biefen  beiben  Srübern  unb  bem  nac^folgenben  5tbbe 
©eline!  fc^einen  übrigen»  feine  Dertoanbtf(f)aTtlicf)en  SSerbinbungen  beftanben  ju 
^aben.  \  {^ürftenau. 

©clinct:  ^hht  Sofe|)^  @, ,  geb.  ju  ©elej  in  Sö^men  am  3.  2)e' 
cember  1758,  befuc£)te  bie  Sefuitenf(i)ule  ju  ^Pr^ibram,  bann  bie  Uniöerfität 
äu  ^^rag,  mo  i^m  ber  rü§mli($ft  befannte  Crganift  Segert  £)rget=  unb 
6ompofition§unterri(i)t  ert^cilte,  mobur($  fein  fc^on  frü^  erroac^te§  Talent  für 
5Jlufif  fe:^r  geförbert  tourbe.  1783  trat  &■  in§  ©eneralfeminar  3U  5|3rag  ein 
unb  er:^ielt  1786  bie  ^i-ieftertDei^e.  Um  biefe  3^^*  ^^"^  5:)b5art  nad^  ^^rag, 
um  bort  feinen  Son  ^uan  aufzuführen.  S)er  5Jteifter  lernte  @.  beim  6rafen 
5ß:§ilipp  .ßinsft)  fennen  unb  empiafil  i^n  biefem,  fo  bap  berielbe  i^n  ju  feinem 
i)au§caplan  unb  Glabiermeifter  ernannte.  9tacl)  ungefähr  2  ^a^ren  begleitete 
®.  bie  gräflid)e  Familie  naä)  SBien,  tt»o  er  in  bie  S)ienfte  be§  güi'ften  ^o'itp'i) 
ßinSfQ  trat,  in  beffen  .^aufe  er  13  ^a^xe  lang  Sel)rer  ber  gamitie  blieb,  ^n 
SBien  na^m  er  noc§  t^eoretifc^en  Unterr-i(^t  hei  5llb red) tsb erger  unb  l)atte  ba§ 
©lud  in  noc^  engere  freunbf^a^tlii^e  SJerbinbung  mit  ^J^ojart  3u  treten.  6r 
fing  feine  f(^öpferif(^e  Saufba^n  juerft  mit  ^Variationen  über  2l)emen  bes  großen 
9Jteifter5  an  unb  fam  balb  ai^  ßom^Donift  fold)  leichteren  ©enres  unb  aud)  al§ 
^ianift  unb  ße^rer  ju  großem  9tuf.  S^iefe  für  il)n  glänjenbe  ßpodje  bauerte 
bi§  ungeTä'^r  1810.  S;ie  3a'^I  öon  @eline!g  Sompofitionen  ,  unter  benen  fic^ 
fe^r  biet  35ariationen  beftnben,  ift  au^erorbentlic^  gro§.  9Jtan  fcf)ä^t  bie  5Renge 
ber  gefdiriebenen  unb  gebrudten  SBerfe  auf  natje^u  1000.  ©d)immer  nennt  i^ 
ben  „3}ariationen=§ero§".     S)er  9taum  berbietet,  feine  ßompofitionen  l^ier  fämmt» 


544  ^eüett. 

lid^  aufjujä^ten;  c§  Ibefinben  fid)  banmtcr  2  %x\o'§>  tut  %siano  unb  @tvcic^= 
inftrumente  (op.  10.  u.  25),  3  ©otiateii  ]nx  '^^ianofovte  mit  otTci(i)in[tru= 
mcnten  (op.  11.  13.  35),  öiele  (Sonaten,  5pi§antaften,  9tonbo'§,  5)}otpounf  §  k.  \üx 
51.Uano  aÜetn;  gegen  125  öarUrte  Xi)emen,  gebrucft  in  ben  öci'fc^iebenften 
©tobten  öon  nur  einiget  SBebeutung.  33ei  ';)(nbrö  in  Cffenborf)  ift  ein  tf)e= 
matijd^et  Katalog  biefer  51>ariationen  evfdjienen,  ber  bi«  ^u  Plummer  100  gel)t. 
2lu§erbem  finb  aber  toiel  berartige  6onipo[ttionen  unter  bem  Flamen  @etinef'§ 
er|d)ienen,  bic  gar  nic^t  öon  i{)m  finb.  2)ie  ^parifer  ^Jtufifatienl)änbter  l)atten 
^jiu[ifer  im  ©olbe,  tt)elci)e  für  fie  „5)tufif  öon  ©elinef"  iabriäirlen,  bie  einzige, 
tttelci)e  bamalS  bie  ^Robenttett  fpielen  UioEte.  Ucbrigen§  entbehren  biefe  6om= 
pofitionen  ücineren  ®enre'§  nid)t  einer  gert)iffen  ©leganj  unb  Seirf)tigfeit :  @igen= 
j(f|a|ten,  Welche  bem  Gomponiften  fo  ra|d)en,  n)enn  aud)  jc^neE  öerblaffenben 
aiu'^m  öerfc^afftcn.  @.  ftarb  am  13.  Stprit  1825  in  Söien  unb  :^intcrlie^,  ob= 
n)ol  er  bei  Sebäeiten  einen  Zt)nl  feine§  S^ermögenS  eingebüßt,  ben  bürjtigen 
3}ern3anbten,  bie  er  jeitlebenä  unterftü^t  f)atte,  nod)  ein  33ermögen  öon 
42000  ©ulben,  n)elct)e§  er  burd)  feine  ßompofitionen  ernporben  l^atte. 

SQßur^bad) ,   Siogr.   Jsjerifon  5.  %t}t\{.     getiS'  Biogr.  univers.  des  Musi- 
ciens.  T.  III.  ^4)ari§  1862.  ^ürftcnau. 

®CÖert:  6I)riftian  fjürditegott  &.,  mürbe  ju  ^^ainid)en  im  fäd)ft= 
fc^en  ©rjgebirge  am  4.  ^uü  17 Ib  aU  ber  iünfte  <Bot)n  eines  unbemittelten 
4Jrebiger§  geboren  unb  tt)ud)§  unter  bem  ftrengen  S)rurf  äußerer  3}erl}ältniffe 
t)eran,  öon  bem  gleid)  ba§  erfte  (Slüdtt)unfd)gebid)t  be§  .Knaben  ^eugt.  9(ud)  ber  un= 
|rifd)e  Unterrid)t  in  ber  güi-'ftenfd^ule  ju  ^JJleiBen  1729,  mo  er  mit  feinen  litte= 
rarifc^en  (<i)enofffn  9tabencr  unb  ©ärtncr  5i-'eunbfd)ait  fd)lo^,  fonnte  feinem 
fränftid)en  äöefen  feinen  jugenbüdien  3tutfd)tt3ung  öcr(eit)cn.  Ui'a  armer  ©tubent  ber 
Jtjeologie  ju  ßeipjig  (173-4)  50g  er,  gemi^  öon  Wottfdieb  angeregt,  bie  fc^önen 
3Biffenfc^aften  in  ben  iheiä  feiner  i^ntercffcn ,  unb ,  mä^renb  if)ni  feine  fd)tDad)e 
33ruft  ben  33cruf  be§  ^an^elrcbnerS  balb  öerfagte ,  bilbete  er  fid)  3um  bele^ren= 
ben  unb  erjietienben  ©dirififteHer  l^eran.  1739  |)ofmcifter  ber  ©öl^ne  beö  §errn 
öon  C'üttic^au,  t)at  er  nod)  mel)rerc  ^atjrc  al§  ^Jlentor  junger  Seute  feinen 
Untertiatt  gefunben.  S)er  jtoeite  Seipjiger  '^lufentt)alt  fc^Io|  il^n  bem  litterari= 
fd)en  llreife  (Mottfc^eb'S  enger  an.  3Bir  finbcn  if)n  1741  unter  ben  '^eröor^ 
ragenbften  5Jiitarbcitern  ber  öon  ©dittiabe  'herausgegebenen  ,,©ctuftiguugen  bc§ 
35erftanbe§  unb  3Bi^e§" ,  bi§  bic  ©pattung  ber  ^^^artei  if)n  mit  ©ärtner,  ben 
©(^ieger§,  gramer  ic.  öon  ber  immer  meljr  in  einer  unprobuftiöen  ^otemi! 
aufge^enbcn'GIique  trennte.  6r  ift  an  ben  „iBremifd)en  Seiträgen"  bett)eiligt  unb 
bamit  äu^ertid)  ein  ?lntigottfd)cbianer.  ©(^nell  burt^  feine  erften  ^^abeln  populär 
geftiorben,  't)abilitirte  fi(^  ®.  174  5,  ein  ^a^x  nad)  feiner  Promotion  jum  'DJIa= 
gifter  an  ber  !Qeipäiger  Uniöerfität  mit  einer  l|iftorifd)en  unb  ffieoretifdien  516= 
!^anblung  ,,De  poesi  apologorum  et  eorum  scriptoribus".  fSon  irgenb  einer 
fclbftänbigen  loiffenfd[)afttid)en  5:t)ätigfeit  ift  nid)t§  ju  öerseid^nen;  um  fo  toeiter 
erftrcdt  fid^  bafür  fein  ginftufe  al§  Sef)rer.  @.  lä^t  fid)  nad)  mancher  ^Jiic^tung 
mit  bem  3^ttauer  9iector  6t)riftian  äöeife  öcrgleidien,  ber  bie  jungen  fäd)ftf(^en 
3lbligen  ju  „poIitifd)en"  ^Jlännern  ^eranbilbete.  S)er  fränflid)e,  milbe ,  ge= 
fällige  «Hiann  mar  nic^t  nur  ein  fdtjüd^ter  aufrid)tiger  (Sf)rift,  ber  bie  bürger= 
üd)en  3eitgenoffen  burd)  feine  ©c^riften,  bie  ©tubirenben  burd)  leife  gefproc^ene 
äöorte  erbaute,  fonbern  aud^  ein  gemanbter,  urbaner  SBeltnmnn,  ber  mit  rcb= 
feiiger  fäd)ftfd)er  ^öflid)!eit  unb  feinen  Umgangsformen  ba§  ^-rauenjimmer  unb 
ben  3lbcl  gewann,  ©eine  ^^abeln  mußten  aEe  großen  unb  !leinen  Äinber  au§= 
toenbig,  ^riebrid)  ber  ©ro^e  berief  it)n  ju  jener  bcnfwürbigen  Unterrebung,  bie 
©eUert  felbft  un§  mel^rfad)  berid)tet  :^at,  pveu^ifd)e  ^rinjen  l^ulbigten  ii)m,  öon 
ber  33erel)rung    auc^  ber  bärbei^igften  ©olbaten  be§   fiebenjätjrigen  Äriegel  er= 


©eüext.  545 

^ä^Un  ber  „.^ufarenbiief"  unb  anbete  frieblicEie  Stattet  au§  unruhiger  ^e\t, 
(Senexat  Soubon  unb  ber  i)o1)e  öfterreid^ifc^e  5lbel  ttug  if)n  in  ^avt§6ab  auf  ben 
Rauben ,  mätirenb  in  ©a^jen  bie  Sc^önielb'S ,  SBünau'g ,  Srüf)r§  k.  fic^  ben 
Srieftoec^jet  mit  i'^m  3ur  ©tire  fc^ä^ten.  S)er  'tjogere  5Jiann  mit  bem  feingc= 
fd§nittenen  @eft(i)t,  ber  ^iblernaje,  bem  flaren  SBlicE,  ttie  i^  ©xaff' §  öoitreffücties 
'^Porträt  öeretoigt,  mar  bei  ^o^  unb  5liebrig  gteict)  BelieBt,  am  5pult  einen 
in'^attlofen,  aber  fiüfjigen  ^tauberbrief  an  @rbmut^e  öon  ©d^önfelb  ober  feine 
bürgerliche  Sufenfreunbin  f(i)reibenb ,  ober  auf  bem  berühmten  ja^men  (5c^im= 
mcl  au§reitenb.  ^^Wofe  5lncfboten  geugen  üon  biefer  allgemeinen  öot^ac^tung. 
kleine  unb  gro^c,  öietfac^  anontjme  ©efd^enfe  erleichterten  i"^m  ba§  !^eben,  ha^ 
er  öon  feinem  fargen  5profefforenge'^att  (feit  1751)  nii^t  ^ätte  friften  fönnen. 
©ein  Sob  am  13.  Secember  1769  rief  eine  beifpiellofe  5Jienge  unbebeutenber 
poetif(^er  unb  iprofaifd^er  5le!rotoge  an§  2xä)i.  fyrifc^ere,  auffliegenbe  @eifter 
fonnten  nie  mit  il^m  füllen.  Seffing,  obtool  in  feiner  erften  ^eriobe  unber= 
fennbar  öon  ©ellert  beeinflußt,  blieb  xi)m.  fern,  ^lo|5ftodf  rü'^mt  feine  (5ittlid)= 
^  feit  unb  5Jlilbe,  um  fpäter  mit  ben  ©öttingern  bie  marflofe  ©cf)toä(i)e  feiner 
©ebanfen  unb  Sprache  ju  berpönen ,  unb  ber  junge  ©oetl^e  le'^nte  bei  aEer 
'^Pietät  ©etlert's  ganje  9^id)tung  ab.  Sie  ängftüd)e  gebrüifte  Stimmung  mar 
aEmä^lig  immer  meinerlii^er  unb  unft)m|)at^if(^er  getoorben.  5^mmer  frf)on  §atte 
felbft  fein  Sdierj  unb  ^^^ro^^finn  etma§  2öe^müt'^ige§  an  fic^,  bann  raubte  \\)m 
bie  ftete  Ärän!üct)feit  bie  le|te  SebenSfrifc^e.  Wan  "^alte  feine  „Sroftgrünbe 
miber  ein  fte(i)e§  Seben"  gegen  bie  l^errlid^e  9tebe  (Brimm'g  „Ueber  ha^  Sllter" ; 
ni^ti  al§  matt^er^ige,  religiöfe  3ufpi-'ürf)e,  moralifc^e  3[)ta^nungen.  2)a§  „2;age= 
huä)"  au§  bem  ^at)xe  1761  ift  ein  gerabeju  miberüdier  S5emei§,  mie  ber  arme 
Öeibenbe  fi(i)  aurf)  feelifrf)  jermarterte  unb  fein  @cmüt^  burii)  bie  übertriebenften 
grunblofeften  ©crupel  über  Unglauben,  ^arte,  23er|tocEtl^eit,  Sinnlid)feit  unb  hk 
^erfnirfc^teften  ©ebete,  ein  trauriger  ;^eautontimorumeno§,  fafteite.  S)iefe§  unge= 
funbe  gül)len,  biefe  fleinen  3^^^^^  ^^^f^  ängftlid)  abgejirfelten  Sßege  fonnten 
einen  innerlii^en  i5'0i-'tfc£)i-"itt  in  unferem  geiftigen  Seben  nic^t  erzeugen.  Slber 
@ellert'§  erfte  ^eriobe  jeigt  nur  bie  Äeime  be§  fpäteren  unleiblid^en  2;rübfinne§. 
^mmer  ftitt  in  fc^lounglofen  Betrachtungen  mebenb ,  fc^ließt  er  bo(^  au§  feinen 
fabeln  unb  ßomöbien  einen  fi-ifc^en,  fd^nippifc^en,  ja  einen  galant  friöolen  2on 
ni(f)t  gan3  au§.  ®r  ift  bamal§  nic^t  nur  ber  gute  6§rift,  ber  fluge  Se^rer,  fon= 
bern  eben  fo  felir  ber  „polite"  Äleinparif er ,  ber  mit  einem  feinen  Säckeln  um 
fic^  fdiaut;  freiließ  ni(i)t  eben  toeit.  S)aß  er  fogar  33at)le'§  Dictiounaire  histo- 
rique  et  critique  al§  ^Diener  (Sottfc§eb'§  überfe^en  :^alf,  bürfen  mir  nur  al§  eine 
bur(^au§  äußerli(f)e  {Fronarbeit  betrachten.  —  @ellert'§  erfte  gabeln  bebeuten  einen 
feltenen,  burc^f(^lagenben  (Srfolg.  dlaä)  hen  groben  in  ben  „Seluftigungen" 
fd)reitet  er  überrafc^enb  f($neE  öor,  1746  bie  erfte,  1748  bie  jtoeite  (Sammlung 
ber  ^yabeln  unb  grjälilungen.  S)ie  ^a^i  ber  3luflagen  unb  Ueberfe^ungen  ift 
bann  Segion.  S;ie  elenben  9leimer  öom  ©erlöge  ber^2:riller  unb  ©toppe  öer= 
fc^toanben  mit  einem  ©(^lage;  @leim,  auc§  Sid^tmer  unb  ^feffel,  muffen  na<i) 
iöm  meit  3urücfftel)en.  gr  t)at  nicfit  bie  fnappe  Sßeife  ber  Sllten,  bie  fit^  Sef= 
fing  nac^  geEertifirenben  SSerfuc^en  mä'^lte,  fonbern  bie  blumigeren  ^fabe  2a= 
fontaine'§  gefuc^t.  S)ie  33ereinigung  fran^öfifc^er  causerie  mit  ber  ein^eimifd)en 
Umftänblic^feit  unb  einem  beutfc^bürgerlii^en  @ebanfeninl§alt  erlaubten  i^m  ftc^ 
griebric^  II.  gegenüber  al§  „iDxiginal"  ju  bejeii^nen.  ©eine  ©toffe  ftnb  ben 
üerfi^iebenften  Cuellen  entlel)nt.  &.  liat  au(^  ältere  beutfd^e  gabuliften  ge= 
fannt.  ^Jle^rfad^  gab  biefelbe  95orlage  fomol^l  ein  geftredteS  Suftfpiet,  al§  eine 
f5fabcl  1)n  (Setfc^toefter ,  franfe  g^rau).  Sie  eigentti(f)e  3:^ierfabel  trat  jurüdf. 
S)ie  (Sattung    mar    öor    2effing"§  .^ritif   mit   öielen  fremben,    f(i)äferli(^en  unb 

5atgent.  beutfcöe  SBiograD^ie.    YlII.  35 


)46 


©eUevt. 


ana!i-eontif(^en  ©leinenten    t)ermi|d)t    unb    ber    poetifd^en   grjätilung    jugejelttt. 
«öteleg   an  ^otiöen   unb  ©timmungen   i[t  bei  ©eEevt  lebigüc^  poetiid^c  Obfer- 
bana.     2Ö0  er  mit  £aune  einiad^e  3üge  be§  gen)öi;)ntid^en  3Betttreibcn§  auigveift, 
ift  er  tro^  ber  langaf^migen  ^Jlorat   |o  glüdfüd^  tüie  deiner,     ©ein  grüner  ßfel 
ober  franfer  ^unb",   fein    „S)ie  5ßrürfe  fömmt"  ober  ba§  föftlid^e  „^a,   Sauer, 
bQ§  ift  gan^  lt)a§  anberä"  finb  unöergänglic^.   ®.  toar  toiel  njeltftüger  unb  pfiffiger, 
at§    man  wol  benft.     ®r  lonnte  öiel  met)r  abmalen,   ma§  fein  93IidE  feft  I^iett, 
aber  er  traute  fid)  nid)t.     Gin  bortrefflid)er  Seobad^ter  fleiner  5>er^attniffe  meife 
er  alitäglid^e  ©efd^id^ten,  g'^efccnen,  bie  fleinen  ©c^mäd^cn  ber  fonft  öon  i'^m  fo  öer-- 
etirten  S)amen,    S)umm^eiten  ber  ^Bauern   ober  ^lacfereien    burd^  ^funfer    unb 
$öögte  u.  bgl.  realiftifd)  mit  einer  leidet  ironifdjen  Färbung  abjubilben,  aber  ja 
red)t  be^utfam,    bi§crft   unb   mit  üiel  SDebotion  gegen  fpo],  9lbcl  unb  SteUgion. 
S)er  angencl^me  gabutift  unb  er3äl)ter  ,  toie  it)n  (SoetTje  genannt  ()at,  teilt  nid^t 
ben  (SJete'^rten  bienen,  fonbern  „ben  bernünftigcn,  tlugen  Frauenzimmern  bon  ge= 
funbem  $ßerftanbe",   unb  noct)    tiefer   fteigt  ber  let)reifrigc  Sln'^änger  einer  nü^= 
iid^en  Sid^tung,    iüeldje  ridendo   castigat  mores,    für  it)n  gilt  e§,    „bem,    ber 
nid)t  biet  3]erftanb  befi^t,    bie  äöal)rt)eit   burd)  ein  iöilb  ^u  fagen".     S)ie  ßefer 
begriffen  ot)ne  biet  geiftige  3lnftrengung  feine  ^bfd)  auf  ebener  (5rbe  getienbe  ^Jtanier. 
©erabe  ba§  (^emifd)  öon  :^armtefer  SS^onie,  55hittcrn.n^,  ©pie^bürgerlid)fcit  unb 
©ittente'Eire  mar  i'^nen  ein  miUfommcneS  8df)au  um  bid^,  fd)au  in  bid^.    5}tan  mottte 
bama(§  „bemoratifirt"  fein.  S)ie  abfotute6)nneinncrftänbIid)!eit,  ein  fraglid)e§  poeti= 
fd)e§  S^beal,  mad)te  WeHert'^  ivabeln  jum  9}olfßbudE),  ba§  fortan  ftatt  ber  Sanife  ic. 
neben  Sibet  unb  '4>oftiIle  ftanb.  —    Sid)  fetbft  unb  feine  guten  Sefannten  fanb 
ba§  mittlere  publicum  aud£)  in  ben  ßomöbien.     3)ie  erften  bramatifd^en  93erfud^e 
finb  ©d)äferft)iele  für  bie  „Seluftigungen",  „©l)töia"  unb  „5Da5  Sanb",  in  ben 
^Jlotiben  trabitioneü,  ot)ne  Semeglidf)feit,  aber  fprad£)lid)  unb  metrifdE)  ber  ®ott= 
fd)eb'fd)en  ^^Irt   überlegen;    gemanbt  ift  aud)  ha^  ftngfpiclmäfeige  „Drafel"  nadf) 
@t.  Soii"  gearbeitet.     ß)eltert'§  ßuftfpiel  ift  eminent  bürgerlid^,  im  titterarl^iftori- 
fd£)en  ^ufammen'^ange  unb   culturl)iftorifd)    al§  3lbfpiegelung   beutf(^en   £eben§ 
t)on  großer  55ebeutung,    aber   fo   unbramatifd) ,    mie  felbft  bei  ben  Spitö^noffen 
menigeS.    Sie   Cirunblage  ift    gegeben  burdt)  bie  eigenen  unb  angeeigneten  3}or= 
arbeiten   ber  (■^)ottfd^ebin ,    bie  fran^Dfifd^en  Originale  unb  ein  paar  |)olbergfd^e 
©cenen.     Obenan    ftet)en   bie    öraffign^    unb   'DUücÜe  be    ta   6t)auff6e,   beffen 
comödie  larmoyante    ber   gerül)rte   @.   begierig  erfaßte  unb  in  ber  a!abemifd)en 
5lntritt§rebe  Pro  comoedia  commoverte  (1751)  üertrat.     S3gl.  Seffing  4,  117  ff. 
®.  ift  beutfd)er,  al§  bie  meiften  gleichzeitigen  ßuftfpielbid)ter.     ^n  feinem  23ürger= 
t)aufe   fel)len,    nid)t  jum   3}ortl)eile  be§   bramatifd)en  £eben§,   jmei  franjöfifdEie 
itipen:    ber  fede  valet  unb   bie   bormi^ige   intrigante  Qo']e  !öifette.    „6l)er  mit= 
leibige  S^'^ränen,    al§  freubige   (^eläd)ter"    erregt    ju  l)aben,    mar  für  it)n  „ein 
fcf)öner  33ormurf".     5llfo   9tül)rung   unb    33ele^rung   ba§   mefentlid^e;    be§^alb 
fallen   mand^e   fonft  ftereott)pe  Fattoren ,   obgleid)  fid£)  be§  3:i)pifdf)en  nod)  iiber= 
genug  finbet.     S)ie  ^erfonen  finb  fe'^r  über  einen  ßeiften  gefd^lagen :  bie  53iäbd)en 
jung,  l^übfd^,   nid^t   ol)ne  S5ermögen,   fromm,   l^äuSlid) ,  tugenbl)aft,  bod)  „ein 
paar   9Jtäul(^en"   nidt)t    abgeneigt,     ^l^re  fleinen   gertigfeiten   auf   Glabier  unb 
ßaute,   in   ^üä)t  unb   Sanjfaal,   ein  biSi^en  fyraujöfifdl) ,    natürlid^   ein  guter 
Srief,  i'^re  ßectüre  (SSibel,  @efangbud£),  5]5amela,  3ufd)auer,  Jüngling,  Sremer 
SSeiträge)   jeigen   ba§    5libeau    mittlerer  93ilbung.     33iel  fjötjex  ftedt   @.   feine 
Sbeale  aud)  in  ber  $8üd£)erfd^au  für  6rbmutl)e  nid§t.     S)ie  jungen  ^J^änner  ent= 
hjeber  el^rfame,  langtoeilige  ©efetten,    bie  auf  i^r  ßrbe  ober  2lmt  l^in  ol)ne  biet 
-^i^e  in  bie  (51^e  treten  motten,  ober  ^eud^ler  unb  ©tu^er,  nad^  geläufigen  9}or= 
bilbern.     Sie  eilten  pebantifc£)e  SSiebermanner,   bie  ©atten  ^4>antoffel^elben ,   bie 
SJäter  unbebeutenbe  dupes.    Sic  grauen   gutmütl^ige  ^au§mütter,    ober  gemäfe 


©eüett.  547 

ben  tyabdn  pu^jüd^tig,  fofett,  bigott,  ©ruppen  unb  ßonttafte  finb  beliefit; 
überetnftimmenb  mit  bem  Otoman  ein  finniges,  ernftes,  ein  munteret,  Io|e§  5Jtäb(i)en. 
5Die  GtiQvafteve  enttoeber  trofttoö  geroö^nlid)  unb  langtoeilig,  wie  Sottd^en,  i^xau 
Samon,  ber  9Jtagi[ter,  bie  fü§en  ^Imanten,  ober  ol^ne  jebes  fomif(f)e  3}ermögen 
carifirt,  raie  ber  pt)legmatif(i)c  Crgon  unb  feine  fofette  (yrau,  ber  franjöfirte 
&td  Simon  (ög(.  ^can  be  {yrance ,  S)ie  öaulfranjöfin) ,  ber  at§  gi'^i'öenfer  ge= 
toiffe  Käufer  bejui^t,  ober  bie  an  einer  9(nbrienne  erfranfte  grau.  ©eHcrt-S 
6efte  giQut  bleibt  bie  üerlogene  filjige  33eti(^n)efter  lyxau  iRid^arbinn.  Siefe-  in 
bie  übli(^e  9}erIobung5geicf)ii^te  mit  einem  je'^r  teibenfc^aftglojen  Srauttaujd) 
übers  Äreu^  eingctoicfelte  Sf)arafterftubie  entbehrt  fogar  einzelner  füt)nerer  3üge 
ni(i)t:  bie  fec^jigjd'^rige  grau  bittet  no($  tägti(^  um  ,$?euf(f)t)eit.  Uebrigen»  ^t 
j(f)On  Seifing  auf  bie  leifen  ^^fviöolitäten  ber  ÖeEerffc^en  Suftfpiele,  iä)  erinnere  an 
bas  „Sooe",  ^ingetoiefen.  Sag  Streben  na(^  Tieuem  miBglürft  jumeift  flägüct); 
man  fe^e  Suld^en,  bie  „bejäfimte  Söiberfpenftige"  Sellerfs.  ^I1tit  ber  Satire  gegen 
Safter  unb  Sc^tt)ärf)en  öerbinbet  fic^  bie  rüt)renbe  S}er!^errlic^ung  einfacher  2u= 
genb,  3}iel  3Inftanb  unb  ßbelmut^,  aber  mögli($ft  toenig  Seibenfc^aft;  man 
l^eirat^et  unb  erbt.  2Ber  burd)  einen  Betrüger,  ber  auc|  auf  un§  anfangt 
einen  ^octift  etirenwertfien  (Jinbrurf  mac^t,  enttaufc^t  ttiirb ,  behält  feine  golfung 
unb  fud)t  fic^  üerftänbig  einen  6rfa^.  Sinige  ^auptmotiüe  ber  „3ärt(i(i)en 
Sc^toeftern"  mödite  ic^  auf  ben  Ingrat  be»  Sestouciieg  jui-ücffütiren.  S!en  S^orjug 
ber  6ellerffd)en  Suftfpiele  ais>  „toat)rer  yamiüengemälbe",  bie  „ba§  meifte  urfprüng= 
Ud)  beutfctjc"  fiaben,  ^at  f(i)on  Seffing  Cöamb.  Sram.  2B.  7,  93  ff.^  buvd^ 
feinen  fd)neibigen  Säbel  ber  flachen  ^!)lanier  eingef($ränft,  meldte  platte  Starren 
in  i^rer  fc^mu^igen,  nac^läffigen  Sintagsfleibung  auf  bie  S3ü:^ne  bringt;  „fxe 
muffen  ni(^t§  bon  ber  engen  Sp'^äre  fümmerlicl)er  3uftänbe  öerratl)en,  aus  ber 
fic^  jeber  "herausarbeiten  toiC."  ©eüert  sollte  fein  ^^^ublicum  nie  aus  ber  oben 
3fämmerli(^feit  bes  fäd)fif{^en  ^s'^iliftertl§um§  l)eraus3iel^en.  S)ie  fd^öne  ütainetät 
ber  ©tubenmäbc^en  3U  Seipjig,  bie  teigige  ßinfatt  fagt  in  iljrer  alten  -^^rofa, 
was  fie  beult  unb  gebockt,  au(f)  toa§  ber  Sefer  ]\ä)  beult  (Sc^iEer,  „^eremiabe"). 
S)as  tuar  bie  @ottfd)eb=Sellert-2BeiBifi$e  SBafferfluf^  (6oet:^e).  91ic§ts  ift  im  6in= 
blicf  auf  bie  lebenbige  33ül)ne  gebacl)t,  alle»  leblofe  ©tubenarbeit ;  (ärpofition,  ■)Jloti« 
öirung,  ßntroiiielung  immer  öerfe^lt  ober  ganj  üergeffen,  ba§  Dlebenfä(f;li(^c 
ftet§  am  breiteften,  manche  g^Qur  ober  Scene  ööllig  überflüffig,  jeben  3lugenbli(f 
ein  Stittftanb  ber  öanblung  burd^  enblofe  gef(|mä^ige  (Erörterungen.  Sie 
Sei^nil  mel)r  als  linblid),  unb  jebe  Spur  Pon  Spannung,  Semegung,  braftifd^en 
2Birlungeu,  lomifc^en  Situationen  toirb  öermi^t.  Ser  Siatog  f(i)lei(^t  covTect, 
aber  la^m  einher.  9tebfelige  5)}erfonen  gel)en  ab  unb  ju.  Sie  6inl)eit  bes 
Ortes  feftjulialten ,  fällt  bem  ungelenlen  Sramatiler  offenbar  fel)r  fdjffier;  er 
fud^t  fid§  in  ber  täd^erlic^ften  Unbel^ülflic^feit  burd)  ein  beftänbigeg  23arten, 
Slbrufen  (3.  33.  jum  Kaffee),  3}orau§ge]^en  u.  bgl.  3U  retten,  bamit  bie  Seute 
nur  ju  ober  au§  einanber  fommen.  Ser  ralfi^e  moralifirenbe  unb  reaüftifd^e  3^9 
er'^ielt  biefe  aud)  an  9Iad)folgern  nid)t  armen  Stüde  lang  auf  bem  -Repertoire.  „Sic 
3?etfd)tt)efter"  ift  juerft  in  ben  ^Bremer  Seiträgen,  bie  erfte  (Sefammtausgabe  ber 
Suftfpiele  1748  erft^ienen  ,  mä'^renb  bie  S(^riften  erft  1757,  unb  meiter  Pon 
17i39  an  '^äufig  sufammengefa^t  morben  finb.  Sie  SCßenbung  jum  ^Bürgert^um 
boüjog  ft^  aud)  im  ^Romane.  (B.  fd^tnärmte  für  Samuel  ^id^arbfon.  3}on 
öielen  ^Belegen  fei  nur  ber  munberlid^  aufgeregte  33rief  an  23rü^l  ,8,  119)  feinet 
fieber'^aTten  6nt^ufia§mus  toegen  genannt.  3wifdl)en  ^ameta  unb  Glariffa  fällt 
„Sa§  Seben  ber  fd^njebifdl)en  ©räfin  @***",  1746.  Sie  9ta;^a^mung  Sftid)arb= 
fon's  ift  unPerfennbar ,  (F^riftlid^feit  unb  5Jloral  fauftbid  aufgetragen,  aber  ba§ 
Perroorrene  (Betriebe  ber  greigniffe  burd^  ©etlerfs  Sd^eu  Por  energifd^en  Sö= 
jungen  fo    unfittüdf)   unb    peinlicf)    geworben,   baß   Slutfd^anbe  unb  Soppel^ei= 

35* 


548 


©cUctt. 


tattert  at§  tceife  SüQung  bev  SSorjefiung  erjcf)einen.^  ^etauggeviffene  ©teilen  fönneu 
leicht  einem  6^el6i-U(^si-oman  entnommen  fi^einen,  bie  ,|panblung  ift  ftarf  üBcvtaben, 
'öit  (£l§ai-Qftei-iftt!  fc^a6tonent)a|t  ober  abgefd^macft :  leibenbe  Sngenb,  ficfe^vte  %u^= 
filtüeijung,  öiel  9ieblid)feit,  ein  ibealer  (5c^a(i)eriube,  eine  pirifc^c  Dkiüe,  öerfetittev 
^umor.  Unb  atte§  fo  ^armlog  unb  el^rlid^  gemeint !  2)ei-  SSeifatt  büefi  nid)t  au§,  benn 
ba§  publicum  toar  ebcnfo  naiö,  mie  ber  3Jtoralift.  „S)ic^  joll  ber  jd^önften  Butter 
getiebtefte  unb  fc^önfte  Soditer  tefeu"  (Älopftorf).  äßenn  Ijier  öiete  Stellen  über 
gtcügiou,  Sebengauffoffung,  93ei-geljen  met!mürbig  unttieotogifd^  flingen,  \o  ift  äu 
bebeufeu,  ba|  ®.  überf)aupt  lein  ftarver  Ortf)obojei-  mar,  ba^  aud)  feine  reü= 
giofen  5(uf(^auungen  einen  rationaliftijd^eu  33eigef(f|marf  traben.  33eU)ei§  finb  gleii^ 
feine  „(Seifttic^en  Dben  unb  Sieber"  1757,  me(d)e  gar  ni(i)t§  öon  gereimter 
Slogmatif,  fonbern  {)üd)ften§  teleotogifd^e  i8etrad)tungen  bieten,  im  übrigen  cin= 
fac^e  ©ebete  eine§  gtäubigen  ©emüf^eS,  toetd)e  au^er  ber  gro|en  ©emcinbc  aud)  ber 
aufgellärtere  (Sebitbete  gern  nadjf^rad).  „®ott  beine  ®üte  reid)t  fo  meit",  „^})lein  erft 
(Sefüt)t  fei  ^rei§  unb  2)an!" ,  „2öie  groB  ift  be§  Slttmä^tgen  ©üte"  merben 
immer  unter  ben  beften  proteftantifdien  ^ird)cnüebern  genannt  merben,  unb 
Sßcet^oöeng  2öne  fid)ern  mand)en,  mie  „2)ie  .stimmet  rü'fimen  be§  6migen  @^re" 
eine  mächtige  äßirfung.  ®. ,  tangc  ^ai-jxt  ber  ^opulärfte  ©d^riftftetter ,  ^at 
güebrid^  bem  ©ro^en  ein  gnäbige§  Söort  enttodt,  er  Ijat  öor  Söictanb  ben  3lbel 
^^erangeruien  unb  Cefterreid)  getoonnen,  er  l^at  ba§  ganje  58ürgertf)um  mit 
geiftiger  Speife  öerforgt,  aber  nic^t  mit  ber  .^raftbrü^e,  bie  ber  öerfümmerte 
•iDIittelftanb  fo  nött)ig  "^atte.  6r  fo  menig  mie  ber,  immert)in  Diel  jrifdiere, 
3tabener,  Wagten  e§  einen  Son  anjufd^tagen ,  bem  man  nid)t  ben  bämpfenben 
S)rud  be§  33rüf)lfd)en  Regimentes,  bie  f(äglid)en  '4>i-*eB3uftänbe,  furj  bie  gan3c 
!^eu(meierlid)e  5)tift're  be§  bamaligen  Sad)fen§  anmerfte.  2)a§  ift  bag  matte 
2empo  ber  Scip^iger  ^agifter  ju  ber  3fit,  mo  mit  bem  ©teigen  ^rcu|en§  eine 
neue  lugenbyrifc^e  Sitteratur  if}re  (bd)tt)ingen  ju  regen  begann.  ©leic^mot  nennen 
mir  @.  einen  ße'^rer  unb  faffen  barin  öieleä  ^ufammen.  Set)rer  mar  er  fd)on 
äu^erlid^,  anjangg  .^ojmeifter,  bann  ^rofeffor.  @r  ta§  über  ^JJloral,  über 
9tt)etorif  unb  Sitteratur.  ©eine  „Woralifd)en  93or(efungen"  (1.  ^^tuSgabc  1770) 
wirften  entfd)ieben  met)r  burd)  bie  meiere,  freunbüdie  ^4>fi-iönlic^teit  biefeg  ©eel= 
forgerä  auf  bem  Äatt)eber,  aU  burd)  i^re  Originalität,  benn  fie  geben  im  ®runbe 
nur  feid)te  retigiöfe  33rtrad)tungen  unb  Slnmat^nungen.  (Setegenttid)  läuft  eine 
Strt  i^obegetif  be§  afabemifd^en  Seben§  unb  ©tubium§  mit  unter.  6§  mar  2;on, 
bei  bem  guten,  berütjmten  ^;)]lanne  ju  ^ören.  '^rin^en  fa^en  mit  im  ßoEeg 
ober  hörten  ein  5)3riüatiffimum.  2!ie  R^etorif  unb  bie  ftiliftifc^en  Hebungen 
maren  ebenfo  ibeenIo§  unb  beruhten  auf  einem  unmanbelbaren ,  bat)er  fd^nell 
üeralteten  ©tanbpunft  ber  (Jorrectlieit.  Gicero,  Ouintilian,  ^opc,  23oiteau  liegen 
3u  ©runbe.  9luc^  bie  ©d)(u§rebe  (5,  116)  „äBie  meit  fid)  ber  'jhi^en  ber  Siegeln  in 
ber  Serebfamfeit  unb  ^oefie  erftrcde"  öerrat^en  bei  aller  ^olemif  gegen  bie  Ütcceptc 
unb  bie  reguläre  21rauerfpielmad)e  ben  atten  @ottfd)ebianer ,  bem ,  mag  er  au(^ 
anbcre§,  toie  9Jlitton,  '^eran^ietjen,  bie  Otiten  unb  „bie  guten  franjöfifdien  ©d)riit= 
fteÜer  au§  bem  Submigifc^en  3^iitttter"  al§  f^üfiver  gelten,  unb  ber  in  3)eutf(^= 
taub  ni(^t  über  9Jlo§^eim,  ipageborn  unb  ©d)(egel  ^inauegetommen  ift.  ©o 
mar  e§  im  2Befentlid)en  rid^tig,  toenn  jtrei  Unberufene,  ^aubitton  unb  Unjer,  if)n 
in  ben  „^Briefen  über  ben  2Bertf)  einiger  beutfd)er  S)iditer"  einen  „mittelmäßigen 
S)id)ter  ol^ne  einen  fyunfen  öon  ©enie"  nannten  unb  @oett)e'§  berüf)mte  'Äecen= 
fion  in  ben  i^ranff.  gel.  Stnjeigen  (jpempet  29,  13  ff.;  ögl.  Sichtung  unb  SBa'£)r= 
i)eit  21,  32  ff.)  fonnte  ii)m  au(^  nur  ben  Ru'^m  eine§  broud)baren  Bel-esprit 
laffen,  ber  Pon  loa'^rer  ^^oefie  feine  9t^nung  "fiattc  unb  in  feinen  Söortefungen 
3llle§,  mag  feit  1748  in  S)eutfc^lanb  errungen  mar,  ignorirte,  meit  er  e§  nic^t 
3U  faffen  bermod)te.   @in  ßefirer  mar  &.  auf  bem  ©ebiete  ber  ©pralle  burc^  birectc 


©ettert.  549 

Anleitung  (33orträgc,  UeBungen,  2tbt)anblungen)  unb  feine  ganje  ©c^tiftftelleret. 
(5)ettert'§  Sriefe  finb  bajür  1)ö<i)it  fiebeutfam.  Seine  gett)i§  ^erjtic^  unBebeutenbe 
Gorxefponbenj  mit  SemoifeHe  !Quciu5  ift  Iitterai-f)iftorii(^  ein  ©eitenftüd  ju  ben 
Sriejen  ber  Seöigne.  ÜJlan  brängte  ftd^  an  i^  {jeran.  ©ein  ©rief  toar  3U= 
gteic^  ^itf^eitung  unb  ^JJlufter;  ein  Srief  bamal§  üBer'^autJt  ein  gartä  anber 
2)ing  al§  l^eutc,  ein  ©rabmefjct  bev  Sitbung,  be§  ieinen  3tu§brucf§.  ©o  Iang= 
toeiüg  uns  bieje  weitjd^tüeifigen  ipöflid)! eiten ,  ©c^erje,  ©alanterien  unb  5Re= 
fiejionen  üorfornmen  unb  fo  wenig  un§  :^eute  bie  i)aI16poetif(i)en  fvanaöfirenben 
©piftetn  iodm  fönnten,  bamals  ftreuten  fie  feinte  einer  öerfeinerten  (S(^riit=  unb 
Umgang§fprQdf)e  über  ba§  Sanb.  @(i)Dn  1742  fc£)viel6  @.  feine  „(Bebanfen  tion 
einem  guten  beutfd^en  Sriefe",  um  1751  f^eotetifd^  unb  parabigmatifc^  burd^  feine 
„SBriefe  nebft  einer  pra!tifd)en  SlB'fianbtung  tion  bem  guten  @efc^macfe  in 
aSriefen"  ben  elenben  2:alanber,  ^unfer,  Dleufird)  ben  ©arauS  ju  mad)en.  — 
^6er  öiet  allgemeiner:  bie  .^ogeborn  unb  &.  1)abtn  mieber  'Diatürlic^feit  unb 
ßeid^tigfeit  in  unfere  ©prad^e  gel6rad)t.  ®etterf§  emftge§  SSemüfien,  feinen  ©tit 
au§3ufeilen,  BlieB  nic^t  of)nc  grfolg.  9)lan  lefe  boi^  bie  gro^entt)eiI§  tierroorfenen 
33etträge  in  ben  „Seluftigungen".  Sie  polirte  gelbitbete  3}er!e^r§fpra(fjc,  ba§ 
„Ungeätoungene",  „5}tunterc"  „fd^öne  Siatogifd^e"  follte  aud^  im  S)icf)ttDer!  pr 
©ettung  fommen.  Diefe  mortreid^e,  gern  al6fdt)tt>ei|enbe  (FontierfationSmanier  ift 
!ein  ftiliftifd^e§  ^beal  unb  in  anberer  ^inft(i)t  @ottfd^eb"§  te^r'^after  ßat^eberton 
nur  burd^  einen  lel^r'^jaften  ^^ßlauberton  erfe^t,  alber  e§  fü'^rt  tion  (Seüert  unb 
feinem  ^tn'^ang  eine  ßinic  3u  Söielanb  2C.  —  @.  toar  anerfannt  al§  9latt)geber 
in  ben  loiditigften  ^jrragen  ber  2eBen§iü^rung ,  ber  (Sräie^ung,  ber  Serufötoa^I. 
ßin  Seigrer  unb  35orBereiter,  inbem  er  ba§  ütterarifc^e  Sfntereffe  in  S)eutfdf)tanb 
3tDar  !eine§tt)eg§  tiertieft,  aBer  ungemein  ausgebreitet  f)at.  S)iefe,  man  barr 
fagen,  gro^e  päbagogifd^e  St'Eiätigfeit  fam  ben  f^olgenben  ju  (Bute.  @ine  Oor= 
urtl^eiläfreie  931onograp^ie  über  ©ettert  ift  ein  bringenbe§  Sebürfni^. 

lieber  bie  älteren  3Iu§gaben  ber  2Berfe  unb  SSriefmed^fet  f.  i^örbenS 
2,  69  ff.,  @oebe!e  578.  S)ie  @efammtau§gabe  burdt)  ^(ee  1839  (unb 
öfter)  10  aSbe.,  ift  leiblich  öottftänbig,  ent^ätt  auc^  bie  meiften  SSriefe  unb 
Sramer"§  Siograp^ie.  ©ettert'S  Seben  tion  S)öring,  1833,  ^abrifarbeit. 
fftttter,  ®eEerf§  Seben  unb  äöirlen  1870.  2Benig  in  giaumann"§  (Settert- 
bud)  1854.  ^Briefe  an  grt.  (ärbmut^e  tion  ©cf)önfelb,  1758—1768.  {^a^-- 
lener  5lntiquariu§  I)  1861.  (SeEert'S  xagebud^  au§  bem  i^a'^t  1761, 
Seipaig  1862.  Heber  6eIIerf§  ©til  tigl.  @ri(f)  ©(^mibt  im  ^Injeiger  für 
beutfd^eg  2Ittertt)um  unb  beutfd)e  Sitteratur,  2,  38-79. 

6ric^  ©d)mibt. 
ÖJcUcrt:  G'firift.  g^regott  ©.,  ein  "^od^gefdEiä^ter  gj^etatturg,  geb.  am 
11.  Slug.  1713  äu  ^ainic^en  bei  greiberg  in  ©ad^fen,  geft.  am  1.  ^lO^ai  1795 
3U  greiberg,  toar  ber  ©ol^n  be§  5]3iarrer§  ßl^riftian  @.  unb  älterer  33ruber  be§ 
6erü:§mten  S)id§ter§  6f)r.  g?üri$_tegott  ®.  ^aä)  bem  SSefui^e  ber  ©tabtfd^ule 
feiner  S5aterftabt  unb  ber  f^ütftenfi^ule  in  5)lei^en  be^og  @.  1734  bie  Uni= 
öerfttät  Seipaig  unb  fud)te  bann  1736  fein  toeitere§  g^ortfommen  a(§  Se'^rer  an 
einem  @t}mnafium  in  Petersburg,  ©c^on  nad)  SScrtauf  eine»  ^a1)xt^  mürbe  _ er 
5um  Slbjunft  ber  Sltabemie  ber  2Biffenfd^aften  bafelbft  ernannt  unb  toibmete  fid§ 
nun  bort  mä'^renb  eineS  lOjätirigen  SlufentV^teS  unter  bem  ©influffe  be§  großen 
gj^af^ematiferg  guler  bem  ©tubium  ber  S'^emie  unb  $|t)fit.  ©eine  erfte 
^ublication,  eine  Ueberfe^ung  tion  6ramer'§  3lnfang§grünben  ber  5probii= 
!unft,  fällt  mit  bem  (5nbe  feines  ^peterSburger  Slufenf^alteS  jufammen.  3JnS 
9}aterlanb  äurücfgefe'^rt  fe|te  er  1746  unb  1747  in  f^reiburg  feine  ©tubten  ber 
e^emie  unb  5p^t)fi!  neben  jenen  ber  ^üttenproceffe  eifrig  fort  unb  ertt)eiUe 
Unterrid^t  in   biefen  gäd^ern.     (3.    erhielt  bamalS  tiom  Äurfürften   eine   !leine 


550 


©ettius 


«Pcnfion.  ©eine  crftc  telBftänbige  ©d)tift:  „5lnfan9§grünbe  bev  metatturgifdfien 
g^^mic",  Seipjig  1750,  jeidinet  fici)  burd)  (MnbH(i)teit  au§  unb  öcrf)att 
il^m  1753  au  einer  bejolbeten  5ln[tettung  al§  ßommijfionSratt),  in  toetd^er  ©tel= 
lung  er  mit  ber  Sluffid^t  ber  58ergn)erf§maf(i)inen,  mit  ber  ^Prüfung  bcr  ©rfimetj^ 
t)roceffe  unb  c^emifd)en  Untcrfudiungen  ber  ©r^c  Betraut  Inurbe.  5)tet)rere  Heinere 
Slb'fianblungeu  au§  biejer  3"t,  tt}ie:  ,,De  tnbis  capillar.  prismaticis";  ,,De 
phaenomenis  plumbi  fusi  in  tubis  capillaribus" ;  .,De  densitate  niixtorum 
ex  metallis  et  semimetallis  factorum"  erj(i)ienen  1750—51  in  ben  ©ci)riiten 
ber  'Petersburger  5lfabcmie  S3b.  XII  unb  XIII.  ^n  biefer  Stellung  Befd)äitigte 
@.  fic^  aud)  in  praftifc^er  Sdic^tung  eifrigft  mit  33erbefferungen  ber  33erg= 
maj(i)inen  unb  be§  .(püttenproceffeS.  (5(i)on  1755  iotgte  ein  atfciteS  grö^ere^ 
äßer!  „?lniang§grünbe  ber  ^probirfunft" ,  tnelc^eS  gteicf)fam  ben  2.  33anb  jeinet 
crften  ^ubliilation  bitbet.  Seibe  tnurben  in§  5ranaöfifc£)e  überfe^t  unb  erlebten 
eine  jteeitc  2luflagc.  @.  galt  bamat§  al§  einer  ber  beften  5Jtetatturgen  unb  jein 
^uf  30g  öiele,  fclbft  au§länbifd§e  gac^teute  nac^  ^yreiberg,  um  fid^  bei  i'^m 
priöatim  meiter  auSjubilben.  3im  ^.  1762  mürbe  ®.  ^um  Cber'^üttenbermatter 
bejörbert  unb  al§  1765  bie  SSergafobemie  gegrünbet  mürbe,  erl^ielt  er  bie  'iproj^effur 
ber  mctaÜurgifd^en  Stiemie.  5ßi§  menige  ^a^xt  öor  feinem  Xobe  feljte  er  feine 
Sßortefungen  in  biefcm  i^ad^e,  bie  er  burc^  3a{)Irei($e,  mit  größter  (Sorgfalt  iiber= 
machte  @j;pcrimente  unb  Sßerfuc^e  jroccEbienlid)  unterftü^te,  fort  unb  bilbcte  eine  bor= 
jügüd^e  ©(^ule,  au§  bcr  eine  gro^e  Sln^at)!  tüditiger  Apüttenmänner  "^erborging 
unb  burc^  mclcf)c  ba§  färfjfifd^e  ipüttentoefcn  jn  ^oljer  SBIüt^e  gelangte.  Später 
übertrug  er  feine  3}orlefungen  feinem  ©d)üter  i^ampabiuS ,  fe^te  aber  big  ju 
feinem  ^ol)en  Filter  bie  3}erfuc^e  jur  Serbcfferung  ber  .spüttenproceffc  fort.  6r 
erlebte  bie  gro^e  ^^'eube ,  ein  ncue§  9}erial^ren ,  bal  fogenannte  falte  9lmalga= 
mircn  ju  entbedfen ,  melct)e§  gegenüber  ber  in  Ungarn  gebräuc^licfien  ^Jtetl^obc 
mefentlicfie  5ßortl^eile  unb  ©rfparniffc  gemalerte.  ^IRit  Sei'^ülfe  6t)arpenticrg 
tüurbe  biefe  9)lctl)obe  1790  in  ©ac^fen  eingefülirt.  3ui'  Seto'^nung  feiner 
großen  S^krbienfte  mürbe  er  1782  mit  33eibcl^altung  feiner  Stellung  jum  mirf= 
lid^en  33ergratt)  ernannt,  ^n  fpäteren  3al)i-"en  publicirte  @.  nur  mel)r  menig 
wie  3.  33.  „33erfud)e,  ba§  in  2>ünfte  auigelöftc  Söaffer  beim  Sd)me(,5cn  ftatt  bcr  35la§= 
bälge  aujumenben" ;  „lieber  ein  fünftlidieg  rotl)e§ßupferglo§";  „2;ie  35erfertigung 
einer  guten,  bauert)aften  garbe  au§@almct)"  u.  f.  m.  2)iefe  ^tuffä^e  erf(f)ienen  in 
.»^ötiler'g  bergmännifdt)em  Journal  1789—1791.  ®.  crrei(i)te  rüftig  unb  tl)ätig, 
babei  allgemein  geel)rt  unb  gef(^ö^t  ba§  l^ol^c  5llter  öon  82  Sal)ren. 

Äö^ler"g  Stanbrebe  am  ®rabe  ©eßert'g.    Scl)li(f)tegroll,  ^^lefrol.  für  ba§ 
^.  1795.  IL  S3b.  ©ümbel. 

©CÜillÖ  SnecanuS  ober  ;3^elle  ^o^e§,  einer  bcr  9teformatoren  ^rie§= 
lanbg.  Sd^on  al§  ^priefter  im  2)orfe  ®ie!erf  bei  ßötoarben  neigte  er  fidl)  ber 
9teformation  ju;  nadf)  crllärtem  Uebertritt  aber  mu^te  er  1567  naä)  (ämben 
fliegen.  Sd^on  im  nödfiften  ^a^re  ^ielt  er  fid^  ^eitmeifc  mieber  ju  fibtoarben 
auf  unb  förberte  in  jenen  ©egenben  bie  9ieformation.  S)ie  Sömarbener  @e= 
meinbe  l)ätte  it)n  gerne  gleidf)  bel)alten;  bod^  Dermeigerte  ba§  Gonfiftorium  ju 
(ämben  feine  ©ntlaffung.  Seit  1570  ober  mirfte  er  al§  ^h'ebigcr  bauernb  ju 
öömarben,  unangefod^ten  öon  bem  bort  refibirenben  neuen  S3ifd^of  6uneru§  ^^etri. 
9tl§  e§  jebod^  1573  ben  Sbaniern  unter  ßagpar  be  9ioble§  gelang  il)re  6errf(i)ait 
in  5rie§tanb  mieber^erjuftcllen,  erneuerten  fid)  bie  ä>erfolgungen  miber  bie  ?ln^ängcr 
ber  üleformation  unb  6.  manbcrte  nadti  ßmben  au§ ,  bi§  f^i-'i^^^a^b  ber  @enter 
^^acification  beitrat  unb  baburdt)  um  1577  eine  öötlige  Umfe^r  ber  firdE)lidf)en 
Sßer{)ältniffe  ^crüorrief.  'üaä)  ßömarben  jurüdgefelirt ,  leitete  ®.  1578  bie  erfte 
öffentlid£)e  3Serfammlung  ber   (Semeinbe  in  ber  ^acobinerfird^e.     2öie   lange  er 


(3tlpU.  551 

fid^  je^t  bort  auffielt,  lä^t  fid)  ntcf)t  nacfitoeijen.  1583  treffen  toir  ii)n 
al§  S)eputu-ten  ber  6(aifi§  üon  SSolätoarb  auf  ber  grane!er  ©l)nobc,  tüo  er  um 
feine  @nt(affung  öom  5ßrebigtamt  Bat,  um  fic^  burc^  fc^riftfteüerifdie  StrBeit 
ganj  bem  S)ienfte  ber  .^irc^e  au  toei'^en.  S)ie  ©t)nobe  bemittigte  biefe  Sitte 
unb  bie  Staaten  5rie§Ianb§  crtf)eilten  \i)m  eine  auSreic^enbe  ^^enfion.  Söietoot 
er  bem  @eifte  3toingU'§  ganj  jugetl^an  Ujar,  gelang  e§  bod)  bem  catöiniftifc^ 
gefinnten  33eja  nic^t,  i^m  bie  ^o(|a(^tung  feiner  Mitbürger  ju  ent^ietien,  beren 
er  fid)  öielme^^r  big  an  feinen  gegen  ba§  @nbe  be§  16.  ^a^r^unbertä  erfolgten 
Xob  in  lo'^em  9Jla^e  erfreute,  mit  ben  üorne'^mften  6ef(^te(f)tern  ^^riegtanbg 
in  greunbf(^aft  Derbunben.  ©eine  Iateinifii)en  S)i(i)tungen ,  me^r  aber  no(^ 
einige  je^t  fe^r  feiten  gemorbene  ©diriften  öerbürgen  i'^m  unter  ben  2:^eo= 
logen  feiner  3eit  eine  el^renöoHe  Stelle.  S)ie  öorjüglidiften  biefer  Slrbeiten  finb 
bie  „Methoclica  descriptio  de  gratuito  foedcre  Dei ,  sacramentalibus  signis  et 
baptismo",  1584,  audi)  in  ^oIIänbifd)er  Ueberfe^ung  1588,  „Methodica  descriptio 
de  christiaiia  correctione  et  excommuuicatione",  1584;  „Commentarius  brevis 
in  quo  demonstratur :  non  minus  in  ecclesia  Christi  nunc  sub  N.  Test,  esse 
posse  ac  debere  magistratum  quam  olim  sub  vetere" ,  1584;  „Legitima  ratio 
interpretandi  et  ad  ecclesiae  aedificationem  proponendi  S,  Scripturam",  1588; 
„Commentarius  de  artificio  dial.  et  rhetor.  ad  scripturam  recte  accommodan- 
dum",  1588;  unb  ,,Isagoge  in  Caput  IX  epist.  Pauli  ad  Romanos'". 

2!öeitere§  über   i'^n  finbet  ft(i)  bei  (SIafiu§,    Godgel.  Xederl.  unb  in  ben 
bort  genannten  Quellen.  öan  ©tee. 

(BtlÜiiU:  3luguft  §einri(^  ßliriftian  &.,  geb.  ^u  5Braunfd)roeig  am 
21.  3fan.  1769,  geft.  ebenbafelbft  am  20.  5tpri(  1842,  mar  ber  ©o^n  eine§ 
Se^rerS  in  33raunfd)meig  unb  mürbe  nad)  abgelegtem  ©ramen  1794  juerft  8ef)rer 
an  ber  äBaifen^auefc^ute ,  bann  ©ubconrector  be§  5[Rartineumg  i®t)mnafium), 
bem  am  18.  ge'^iuar  1802  3}ortefungen  am  ,$?aroIinum  über  populäre  3lftro= 
nomie  unb  @ta§fd§leifen  übertragen  tourben,  1811  ^^rofeffor  an  ber  ^Jtilitärfc^ule, 
1814  Sef)rer  ber  Slftronomie  unb  be§  ©lasfc^teifenä  am  ÄaroUnum  unb  1821 
aud)  51>rofeffor  ber  "Diaturgefdiidite  unb  5)lat:§ematif.  (5r  er'^ielt  1829  ben 
S:^ara!ter  eine§  ©^ulratbä  unb  marb  auf  fein  3lnfud^en  am  1.  Cctober  1835 
mit  öoEem  @e'^alte  in  ben  9luf)eftanb  öerfe^t.  Seine  SSorlefungen  toaren  popu= 
lärer  3trt  unb  benu|te  er  bei  benfelben  neu  erfunbenc  ^Planetarien  unb  Sunarien 
unb  anbere  3Jeranfd)aulid)ung§apparate.  Seine  Söerfe  be^ielien  fi^  auf  @Iementar= 
matf)ematif  unb  populäre  5tftronomie.  ^m  S.  1805  öeiöffentlid)te  er  eine 
„SlEgemein  fa^lid)e  33etrad)tung  über  ba§  gro^e  Söeltgebäube"  (5.  5lufl.  1825), 
1811  eine  „^^IHgemeine  Sarftellung  ber  Cberfläd)en  ber  äöelttörper  unfere§ 
Sonnengebiets",  unb  ber  ^omet  Uo'm  ;^.  1811  tieranla^te  i^n  eine  „5^eue  3lnfi(^t 
über  ben  merftoürbigcn  ^iaturbau  berÄometen,  befouberS  be§öonl811"  !^erau§= 
jugeben,  toeld^eg  Su(^  bi§  1829  brei  5tuflagen  erlebt  :^at.  @r  betrad)tet  bainn 
bie  Kometen  tl^eilS  al§  noc^  flüffige,  tt)eil§  al§  fefte  .Körper  mit  5ltmofp^äre  umgeben, 
an  xodii)t  fid)  ber  Sd^meif,  al§  au§  bem  im  äöeltraum  überaE  öerbreiteten  Öi(^t= 
ftoff  befte^enb,  anfd^liefet.  S)ie  ^auptöeränberungen  auf  ber  örbe  fd^reibt  er  bem 
Stufftür^en  großer  Waffen  au§  bem  äßeltraume  ju.  ^m  ^.  1809  erfd)ien  eine 
furje  2)arftellung  bc§  2ßeltgebäube§,  1815  ein  Sel^rbud)  einer  populären  ^immelg= 
funbe,  1817  eine  Einleitung  jur  populären  öimmelS^  unb  ßrbfunbe,  1825 
mieber  eine  „S)arftettung  be§  großen  2öeltgebäube§".  %n  matl)ematifd)en  SBerfen 
ei*fd)ien  1809  —  12  in  2  5ßänben  „öemeinnü^ige  Einleitung  ju  grünblid^em 
9te(^nen",  eine  „@rünblidE)e  Elnmeifung  pm  9fle^nen",  1821,  2.  Eluflage,  1818 
ein  „Sel)rbud)  ber  6benen=  unb  Äörper=(S)eometrie"  unb  1824  ein  „Cef)rbud^  ber 
ebenen  Trigonometrie",  Sudler,  meldte  er  bei  feinem  Unterrid^t  anmanbtc. 


552  ©etpf";  —  ®e^tct)- 

^0,^-  ^-  S-  Sjc^enburg,  ©nttourf  einer  (5}ejd)id§te  be§  Collegii  Carolini 
in  SSraunfd^tüeiQ ,  Sevlin  unb  Stettin  1812;  9Jleu|eI  @.  Z.;  Slnnalen  bei- 
^upt=  unb  Ütefibenaftabt  33raunjc^toeig  1831,  ^r.  28  unb  29. 

58  i-  u  ^  n  §. 
®cH)!c:  (5 ruft  fji-'iebrii^  @.,  orbentlic^er  ^rofcffor  in  33ern  (geb.  am 
8.  ?Ipril  1807,  t  am  1.  ©e^t.  1871),  toutbe  Bei  33egninbung  ber  ferner  .»podi^ 
fcElule  (1834)  au§  feiner  |ä(i)[ifd)en  Jpeimatl^  bortl^in  berufen  unb  l§at  big  ju  feinem 
3:obe  bafelbft  ununterbrod)en  gen)ir!t.  ©eine  frü'^eren  ^Irbeiten  l^atten  fid)  t^eilg 
ber  ejegetifii)en,  tl§eit§  ber  ft)ftematifd)en  Sll^cologie  jugetüanbt  (bgl.  feine  „S)og= 
matit"  1834,  fein  „©cnbfd)reiben  anSac^mann  über  bie  3lnorbnung  ber  ßrjäl^Iungcn 
in  ben  ft)no|)tif(^en  ©öang."  1839,  unb  feine  „^ugenbgefd^id^te  be§^errn"  1847). 
©^äter  concentrirte  er  fi($  auf  ba§  l^iftoiifd^e  gac^  unb  '^at  !^ier  burc^  feine 
ßir(i)engef(i)i($te  berSc^toei^  (I,  1856;  II,  1861)  .!perüorragenbc§  geleiftet.  ®a§ 
(leiber  unboÖenbet  gebliebene)  Söerf,  eine  toürbige  ^Jarattele  ju  9lettberg'§ 
ßirrf)engef(i)id)te  S)eutfd)lanb§  unb  SSRoW^  Kerkhistorie  van  Nederland,  i[t  eine 
f^unbgrube  treuer,  rebli($er,  ftreng  objectiöer  O^orfd^ungen.  Dbg(eid)  l^inftd)tli(^ 
mancher  Segenben  tuol  etwa§  ju  conferöatib ,  fe^tt  e§  6).  bo^  feine§toeg§  an 
Iritifc^em  ©djarfblidfe ,  unb  fotool  ber  erfte  33anb,  mlä)n  bie  ^eit  ber  9tbmer=, 
S9urgunber=  unb  5ttemannent)errfc^aft  umfaßt,  at§  ber  jtoeite,  ber  bie  fränüfd^e, 
neuburgunbifd)e  unb  ^nieite  alenmnnifdie  ^eriobe  be'^anbelt,  ttjerben  für  alle  3eit 
bie  förunblage  weiterer  Unterfud^ungcn  bilben.  S)a|  ber  ^iftorifd)en  ßJeleI)rfam= 
!eit  @etp!e'§  aud§  eine  finnige  poetifdie  3luffaffung  jur  ©eite  ftanb,  belpeift  ba§ 
ftcinere  SGÖer!  über  bie  d§riftlid)e  ©agengefd)id)te  ber  ©ditoeij  (1862). 

9H)j|)oIb. 
(^Cltar:  |)err  05.  ein  ll^rifdier  5Di(^ter  be§  13.  ^fa^rl^unbertS  au§  9leibl§art'§ 
©c^ule,  nur  bie  ^arifer  ^anbfd^rift  lC)at  toenige  ©tropl^en  ertjalten.  S)ie 
.^erren  öon  5Jlerger§borf ,  tüeld)e  ber  2)id)ter  ermähnt ,  gel^ören  Wol  ^u  bem  in 
5lieberöfterreid)  nad)tt)ei§baren  @ef(^ted)t  (Fontes  rerum  Austriacarum,  2.  5lbtt)., 
4.  a3b.  ©.  307). 

S3on  ber  >^agen ,  ^JHnncfänger  4 ,  485.  3Sartf(^ ,  ßieberbid)tcr  @.  LI. 
3a(^er  bei  Qx]ä)  u.  ©ruber  5lbtt).  I,  93b.  57  ©.  80.  2B.  2BiImann§. 
dJfltd):  Solf)ann  griebrid^  @. ,  poUtifdier  St)rifei-,  geb.  am  18.  f^ebr. 
1815  3U  ^Jlü'^lbac^  in  ©iebenbürgen,  abfolöirte  bie  ©t^mnafialftubien  in  .^ermann= 
ftabt,  bejog  barauf  al§  stud.  theol.  bie  Uniöerfität  «erlin  (1836—38)  unb  fanb 
nac^  feiner  9iüd!el)r  in  bie  ^eimatJ)  Slnftettung  juerft  al§  9tector  ber  (yramma= 
ti!alfd)ule  in  58roo§,  feit  1848  al§  Pfarrer  in  9lume§,  Wo  er  jung  am  7.  ©e|)t. 
1851  ftarb.  ©ein  ^tarne  ift  mit  ben  politifi^en  .kämpfen  ber  fäd)fif(^en  Station 
tüöl^renb  ber  ^cit  öon  1840  —  50  eng  öerflod)tcn.  @r  biente  feinem  SJoIfe  gegen 
magt)arifd)en  6^aut)ini§mu§  mit  SBort  unb  g^eber  unb  jtoar  nac^  ber  if)m  eigen= 
tpmüdien,  poetifd)  angelegten  Slatur  öorjüglic^  al§  politifdier  S)id)ter,  nad) 
bem  S3orbilbe  ber  :politifd)cn  Stjrifer  S)eutfc^tanb§ ,  inSbefonbere  ^naftafiug 
ß)rün'§  unb  ^ertoeglyg.  ©d)on  1841  erfd)ien  bon  il)m  ein  «änbdien  „ßt)rifd)e 
@ebtd)te",  unb  feitbem  lie^  fic^  feine  ^Jtufe  ftürmifd)  bernelimen,  fo  oft  fid^  ein 
öffentli($er  5Inla|  baju  bot.  ©ein  bebeutenbfteS  SBer!  ift  ba§  „Sieberbuc^  ber 
fiebenbürgifc^en  S)eutfd§en",  2  .§efte,  1847  unb  1851,  ßigeneg  unb  f^rembeg 
fammelnb ,  morin  bie  gute ,  f  atriotifd)e  ©efinnung  nid^t  feiten  ben  5Jlongel  ber 
^^Poefie  erfe^en  mu^te.  5ll§  bog  ^a^x  1848  ben  ©adifen  in  ©iebenbürgen  ben 
^ampf  um  i'^r  nationaleg  S)afein  aufatoang,  fa'^  @.  e§  alg  eine  ^flid)t  S)eutfd§= 
lanbg  an,  fic£)  ber  bebrängten  ©tammeggenoffen  aujunel^men.  @ine  9lbreffe  an 
bie  gran!furter  9iationalberfammlung  (abgebrudt  in  ber  9luggb.  Mg.  3eitung 
tj.  18.  5luguft  1848,  Seilage)  gibt  biefer  Ueberjeugung  Slugbrud.  ®leid§äeitig 
ging  @.  alg  SBote  ber  fäd^fifcEien  3^ugenb  ©iebenbürgeng  mit  brei   anberen  per= 


GJemeinet.  553 

fönüd)  nad)  Seutfciilanb  unb  fud^te  öefonberS  in33re§tau,  SSevlin,  ßeip^ig,  §alle, 
granffutt  a./^.  unb  äöien  für  bie  ©ac^c  feinet  SBolf§t^um§  ju  toirfen.  2t(§ 
litterarijcfie  t5'i-'ii<i)t  ^ielei-'  SBanbexung  gaB  er  noc^  1848  :f)erau§:  „2)eutjd§lön= 
bit(ä)e§  5lbrefTen  =  2IIbum  an  ha§>  StebenBürger  S)eutfc^tf)um".  5Da§  ^a^r  1849 
hxad^tt  ben  ^i-'ieben,  1850  it)m  unb  öieten  Sfnberen  fo  manche  6nttäufd)ung. 
§in|ort  JDanbte  fid)  @.  teöl^aiter  al§  ftütier  ben  fird§li(f)en  ^fntei-effen  ^u;  ba§ 
ipoütifc^e  2;e|tament  ©tefan  ßubtoig  gflct:§'§  (f.  u.)  bevanla^te  i:§n  bie  .§erau§= 
gaöe  einer  „(5d)ul=  unb  Äirctjenseitung"  ju  betreiben,  an  toeld^er  tänger  t^äU 
äune£)men  inbeffen  fein  frü'^er  Xot  ü^n  l^inberte. 

5ögl.  Xraufi^,  ©(^riftfteEer=8ei-ifon  II,  2  j.  ^JlüUer. 

©emcincr:  ^arl  2;:£)eobor  ©.,  geb.  am  10.  S)ec.  1756  3U  9tegen§burg, 
geft.  bafelbft  am  30.  51ot).  1823,  toar  berS^roffe  eine§  alten  S5ürgergefcE)te(i)te§ 
jener  Sfieic^Sftabt  unb  ©ol)n  be§  bortigen  Senator^  0)eorg  S^eobor  (1. ,  beffen 
@attin,  eine  2;od)ter  be§  furfäd)fifd)en  9teid)§tag§fecretär§  <^errid§,  mütter(id)er= 
feit§  au§  ber  ^ßrebigerfamitie  ©erpiliu§  ftammenb,  ben  al§  58ibIiogra|}lf)en  be= 
fannten  ©uperintenbcnten  biefe§  ^amen§  jum  ©ro^bater  l^attc.  S)a^er  fottte 
unb  tüoüte  [tcE)  aud)  &.  junädift  ber  ß^otteSgete'^rt^eit  toibmen,  betrieb  bereu 
©tubium  3U  ßeip^ig  1775—78,  bad)te  aber  fobann,  toeil  für  ein  geiftlidie§  Stmt 
in  ber  §eimatl§  nur  entfernte  3lu§fi^t  beftanb,  auf  einen  anberen  ^rotertoerb. 
gr  forf(^te  im  (Eommunatarc^iöe  über  bie  (Sef(^id)te  ber  i^uben  in  9tegen§burg 
nad) ,  öerfa^te  eine  (ungebrudt  gebliebene)  51bt|anblung  biefe§  2Setreffe§  unb  be= 
toog  burd)  bereu  Ueberreii^ung  bie  5Jla(^tf)aber,  i^m  ben  Eintritt  in  ben  ftäbtt= 
f(^en  Sßertt)altung§bienft,  öorerft  ba§  9tegiftratur  =  unb  5trd)ibh)efen  3U  geftatten. 
greilii^  mu^te  fid)  @,  für  biefen  neuen  33eruf  erft  juribifd)e§  unb  bipIomatif(^e§ 
Söiffen  auf  ben  Uniöerfitäten  ^ngolftabt  unb  (Srlangen,  bann  ^raftifd^e  i?ennt= 
niffe  in  ber  S)ipIomatif  loäl^renb  eine§  brein3öd)entfi(^en  2lufent^a(te§  bei  bem 
baireut^ifdien  3Ird)it)ar  ©)jie^  auf  ber  ^taffenburg  unb  toä^renb  eine§  ad)ttägigen 
bei  (Sranbibier  unb  Dbeiiin  ju  ©tfa^jabern  aneignen.  S)ann  aber  tourbe  er 
(1781)  al§  ©t)nbi!u§  =  2Ird§it)ariu§  ber  gieid^§ftabt  9tegen§burg  angefteEt,  balb 
aud)  mit  ber  S5ermaltung  t^rer  SSibtiof^e!  betraut  unb  bi§  jum  erften  ©ijnbüug 
unb  ©tabtfd)reiber  (Äauäleibirector)  beförbert,  tuobei  e§  if)m  erlaubt  toar,  burc^ 
23ertretung  einiger  ©tobte,  barunter  SSremen,  am  9teid)§tage  fein  ©infommen  ju 
er'^ö^en.  S)er  Uebergang  9tegen§burgö  an  bcn,^urerä!an3ler  öon  Salberg  (1803) 
brad)te  il)m  al§  @rfa^  für  bie  ftäbtifc^en  3lemter  unter  Selaffung  öon  3lr(^iü 
unb  SSibliot^e!  bie  ©teEe  eine§  2anbe§birection§rat!^e§ ;  ferner  tcacb  i'^m  aud) 
ba§  biS'^er  fürftbifd)öftic^e  3lrd)ib  anbertraut  unb,  bamit  er  be'^ufs  feiner  gefd)i($t= 
lid)en  gorfc^ungen  freien  3utritt  liabe,  unter  ber  SSejeic^nung  „®eneralar($ibariat" 
ein  £)berauffid)t§red)t  über  bie  anberen  (meift  !löfterlid)en)  2lrd)ibe  in  Ütegensburg 
ertl^eilt,  bereu  bebeutenbfte  bon  bem  SBenebictiner  3ii-'^9^'öt  bertoaltet  tüurbcn. 
5Die  baierifd)e  9iegieruug  fteEte  (1810)  ben  Sanbe§birection§rat]^  Ö).  3ur  S)i§= 
t)ofition,  lie§  it)m  bagegen  bie  2SerU)al)rung  ber  reid)§ftäbtif(^en  fotoie  fürftbifd)öf= 
tid)en  ärd)ibe  unb  9tegiftraturen,  au§  benen  (1816)  ein  eigene§  5lrd)ibconfer= 
batorium  gebilbet  toarb.  2ll§  (1820)  organifatorifi^e  5Jla^na'^men  beffen 
^luflofung  nötljig  maditen,  burften  bie  reid)§ftöbtifd^en  Slrc^ibalien  jener  3^^^^"' 
meiere  @emeiner'§  9tegen§burger  ßl^ronif  nod)  ni(^t  errei($t  t)attc,  bi§  fie  liier^u 
benü^t  wären,  in  9legen§burg  bleiben.  ®.  l^atte  bereits  al§  35ibliogra^l§, 
namentlich  burd^  SBefd^reibung  bon  ^nlunabeln  unb  ^anbfc^riften  ber  3flegen§= 
burger  ©tabtbiblioti^ef  (1785,  1791)  2lner!ennen§toert]§e§  geleiftet,  al§  er  ft!^ 
auf  beutfc^e,  befonberS  baierifd)e  (Sefd)i(^te  be§  9Jlittelalter§  toarf.  .^ier  errang 
feiu  ©treben  feinen  bleibenben  Erfolg.  Sie  Urfac^en  lagen  tl§eil§  au|er  i'^m  — 
no(^  toar  ja  bie  beutfc^e  9lec^t§gefc^ic^te  nid^t  gefd)affen  —  t^eil§  allerbingä  in 
feinem  ju   tüenig  umfaffenben  unb   eingelienben  CueHenftubium,   wobei   er  ftet§ 


554  ©emeinci;. 

neue  ßntbedCungen  ju  maä^m  glaubte,  an  feiner  öorgeio^ten  ^Heinung  aber  tto^ 
atter  SBibeilcgungen  mit  ©igenjinn  unb  bem  ©egner  leicht  ^jerjönücfie  ^Jlotiöe 
jufc^reiBenb ,  teftfjielt.  Unter  fold)en  Uel6el[tänben  litt  aud)  bie  befte  feinet 
@(i)riften  au§  biefer  ^eriobe,  bie  „@ef(^ic^te  be§  ^erjogt^umS  Saiern  unter 
,^aifer  ^riebrict)  be§  (Srften  9tegierung"  (1790).  2ßoI  fein  größter  3intt)um  war 
bie  f(i)ün  l^ier  auftauc^enbe,  fpäter  noä)  wiebei^iolt,  inSbefonbere  in  ber  ?ibf)anb^ 
tung  „Ueber  ben  Uifprung  ber  <5tabt  9iegen§burg  unb  aller  alten  greiftäbte, 
noinentlic^  ber  ©täbte  33afel,  Strasburg,  ©pcier,  äöormg,  ^ainj  unb  SöUn" 
(1817)  berfo(i)tene  3Infi(i)t,  e§  t)abe  im  ?OtitteIalter  ben  9teict)§ftäbten  gegenüber 
eine  eigene  J?(affe  öon  „greiftöbtcn"  mit  gan^  aufeerorbcnttid)en  ^^^rärogatiben 
gegeben.  (Semeiner'§  ©tärfe  war  nun  einmal  nidjt  fritifc^e  5oi-1(^un9  unb 
mett)obif(i)e  ©ntmidfelung ,  üielmetir  frei  au§  bem  23oIIen  fc^öpfenbe!,  ungebunben 
referirenbe  ©rääl^lung.  ©o  get)ört  fcf)on  bie  —  teiber  nur  bi§  jum3ial)i-'e  1669 
bearbeitete  —  „@efd)ic£)te  ber  öffentlict)en  ^öer'^anblungen  be§  ju  ::)tegen§burg 
norf)  fortmä^renben  9tei(^§tag§"  (3  ^änbe,  1794 — 96)  ju  feinen  gelungeneren 
2Berfen.  @ine  ben  Einlagen  unb  SJer'^altniffen  föemeiner'g  entfprec^enbe  3(ufgabe 
mar  enbüd^  bie  ©(f)ilbcrung  ber  23ergangentjeit  feiner  3Saterftabt.  @r  ba(i)te  an 
feine  topograpl^ifc^e  (Sef(i)i(|te,  tooäu  toie  jum  SSerufearc^iöare  i^m  bie  unöer= 
broffene  Stfribie  gemangelt,  fonbern  er  mäf)lte  fic^  ctn^eitlid^e  S)arfteltung  in 
annaliftifcC)er  S^orm.  5£)o(^  nur  bi§  ^um  S-  1^25  öermocf)te  ®.  feine  „5Reic^§= 
ftabt  9legen§burgif(i)e  Q.^xom(" ,  bom  brüten  Sanbe  on  mit  bem  'Jiebentitel 
„©tabt  9(tegen§burgifd§e  3iöl)tbücf)er"  noc^  ju  fül)ren  (ber  erfteSSanb  mürbe  1800, 
ber  ätoeite  1803,  ber  britte  1821,  ber  öierte  nac^  feinem  Jobe,  1824,  im  S)rucEe 
üottenbet);  jum  2l)eile  al§  ©upptcment  fann  bie  öon  itjxn  (1792)  anonl;m 
l^erauSgegebene  „ßJefc^ic^te  ber  ^irc^enreformation  in  Stegensburg"  (bi^  1555) 
gelten.  23ebürften  nun  aUerbingä  jene  ^4^seriobcn  ber  9tegen§burger  (^)cf(^i(^te, 
womit  fic^  bie  erften  SSänbe  ber  „O'^ronif"  bcfrf)ä|tigen,  bei  bem  ledigen  ©taube 
ber  beutf(^en  S3erfaffung§gef(i)icöte  unb  CueUenfunbe  grö^tentl)eil§  einer  neuen 
SSearbeitung,  fo  finb  bie  ^wei  legten  33änbe  (1430 — 1525)  —  faft  ganj  au§ 
ungebrucltem  ^ateriale  gefi^öpft,  ba§  jum  2l^eile  (wie  bie  OiatljSprotofoEe)  je^t 
öerloren  fd)eint  —  nad)  (vietjalt  unb  ©eftalt  bauernb  !^od)f(^äpar ,  benn  fie  ge= 
Währen  ein  reid)e§  unb  flauet  33ilb  communalcn  2eben§  unb  äußerer  SSorgänge, 
baju  eine  f^ülle  lulturgefd§id§tlid}er  9iad)ri(^ten.  6t)arafteriftifd)  für  @emeincr'§ 
politifd)e  S)enfart  ift  eine  ©d)rift,  bie  et  im  ^.  1810,  al§  fein  Uebergang  an 
SBaiern  beöorftanb,  »erfaßte,  ^n  ber  „Gjefc&id)te  ber  altbaierifc^en  Sauber,  il)rer 
3legenten  unb  Sanbeöeinwo^ner"  wollte  er  an  ber  ^tgilolfingerjeit  (biefe  allein 
ift  bel)anbelt)  bart^un,  wie  33aiern,  ein  „2}orlanb"  be§  fränfifd)en  9teid)e§  bilbenb, 
fc^on  einmal  unter  „fraujöfifdiem  ©cepter"  geftanben,  biefe§  9]erl)ältni|  aber 
nid^t  fo  fd^meralid)  gewefen  fei  al§  bie  Dftgotl)en§errfc^ait.  S)a§  bereits  gebrudte 
©laborat  legte  er  53tontgela§  bor,  unb  wa'^rfdieinlid^  auf  beffen  2Bin!  unterblieb 
bie  ^Verbreitung.  Ükdibem  aber  ^aiern  üom  ^tl^einbunbe  ^urücfgetreten ,  foUtc 
bie  nämlid)e  ©i^rift  al§  eine  ^3Jlal^nung  jur  Xl)atlraft  Wirten,  auf  ba^  jiene§ 
nid^t  no^  einmal  in  eine  fo  bebenflid^e  ßage  fomme  wie  bie  barin  gefd)ilberte. 
3u  biefem  SSe'^ufc  mu^te  freiließ  ber  9lu§brud  l)in  unb  Wieber  geänbert,  beS^alb  ein 
bebeutenber  3;l)eil  umgebrudt  Werben  (2lnfang§  5Iot)ember  1813);  gleid)Wol  ift  bie 
wenig  erbauliche  erfte  Senbenj  noc^  fennbar  genug;  ba§  wiffenf(^aftlid)e  (ärgebni^ 
ber  gerabe  nid)t  unflei^igen  Slrbeit  :§aben  Suc^ner'S,  3flubl)art'§  unb  S3übinger'§. 
5orfd)ungen  toöüig  antiquirt. 

Äieff)aber'§  35orrebe  jum  öierten  Sanbe  öon  ®emeiner"§  JRegenSburgifd^er 
6t)ronif,  biograp^d^e  5kcf)rid)ten  über  benfelben  ent^altenb.  3lften  be§  f. 
baierifd)en  allgemeinen  9lei(^§ard)iöe§.  ö.  Oefele. 


®cinnia=5tiiiu2.  555 

©cmmo  =  (yriÜUÖ :  6otncIi§  @. ,  3lftronom,  geb.  am  28.  .gebr.  1535  ju 
Sötoen,  t  am  12.  Cctofier  1577  eBenba,  ber  ireniger  berühmte  So^n  be§  l^ier 
nad)Tolgenben  Otainer  @.  Sr  ertcarb  fic§  1570  bie  mebiciniftiie  SloctortDÜtbe 
unb  erhielt  nod)  in  bemfelben  i^a^re  bie  ^profen'ui;  bieler  äöijfenfc^aTt,  toeld^er 
einft  lein  2>ater  botgeftanben  '^atte.  58ei  bietem  SSiffen  toar  er  angeftecEt  öon 
aftrotogijclen  ^rtf^ümern,  toetc^e  er  in  bem  SBerfe  ..De  iiaturae  divinis  charac- 
terismis".  Slnttoevpen  1575,  bei  6e(egenl^eit  bes  Stuttaudiene  be»  berüt)mten 
neuen  <5terne§  in  ber  Sajfiopeia  laut  inerben  Iie§.  .^n  bemietben  3Berfe  finbet 
fi(^  auc^  eine  burc^  ben  6rfo(g  beftätigte  Sßerfünbigung  eines  beüorfte^enben 
SrbbebenS.  @.  "fiatte  nebft  feinem  Sottegen  ipeter  33eau|arb  b'eu  2Iuitrag  erhalten 
ein  hnxä)  '^ap)t  ©regor  XIII.  öon  ber  Uniüeriität  Ööroen  erbetenes  ©utac^ten 
über  bie  ge|3lante  ^alenberreform  au§3uarbeiten ,  al&  beibe  @elc!^rte  in  furjer 
3iDifdE)enfrift  öon  ber  %'t]t  baf)ingerafft  tourben.  DLacf)tTäg(i(^  tanb  fic^  ba§  öon 
^^eiben  bereits  unterjeicfinete  ©diriftftüd  in  ber  Se^aufung  bes  ßinen  öor  unb 
fonnte  an  feinen  ^cftimmung§ort  gelangen. 

Quetelet.  Histoii'e  des  scienc.  math.  et  phys.  cbez  1.  Beiges.  —  ^oggen= 
borff,  33iogr.=litt.  6anbtoörtcrbu($  I,  872  für  bie  £;aten,  tneld^e  bei  Cuetetet 
burct)  mel^rfacfie  2)rucff eitler ,  bie  fic^  fonjol  auf  ben  ©o^n  aU  auf  ben  3}atcr 
begießen,  entftellt  finb.  —  Ant.  Favaro,  Xuo\a  studi  intorno  ai  mezzi  usati 
dagli  antichi  per  attenuare  le  disastrose  conseguenze  dei  terremoti.  Tenezia 
1875.  pag.  29.  (Santor. 

(^Cinina=tyrif{llÖ :  Üiainer  @.,  2Iftronom  unb  Slrjt,  geb.  am  8.  S)ec.  1508 
ju  2)odEum  in  giieSIanb ,  too^er  i^m  ber  33einamc  grifius  ftammt,  t  am 
25.  5)^ai  1555  aU  .^^rofeffor  ber  5Rebicin  an  ber  Uniöei-fität  Söioen.  Sein 
!s3eben§Iauf  toar  ein  fet)r  einfai^er.  Sr  öertor  jung  feine  ©ttern,  empfing  feinen 
erften  Unterricht  in  Groningen,  befud)tc  balb  barauf  bas  ©roninger  Gottegium 
in  $3ött)en  unb  mibmete  fid^  bem  Seruie  nac^  ber  ipeilfunbe ,  toä^renb  er  au§ 
"Steigung  5Jtat^emattf  unb  befonber§  Slftronomie  trieb ,  benen  auc^  feine  fämmt= 
tid^en  fd)i-iftftetterifc^en  öeiftungen  angehören,  ^n  feinem  eigentlichen  iyaä)t  roirb 
nur  eine  1592  burc^  ©aretiuS  in  (Vvonffurt  f)erausgegebene  Sc^riH  über  bie  ©ic^t, 
.Xonsilia  quaedam  de  arthritide".  mittelbar  auf  i'^n  jurücEgeTü^rt.  ©eine  äußere 
Stettung  mufe,  tote  aus  feinem  Sriefroec^fcl  mitSo^anne§  £antiicu§  (gtarbinber) 
^eröorgel^t,  mel^riacfiem  2öed)fel  untermorfen  gemefen  fein,  ^^^^'f^  ^^^^  ^^'5*  toar 
er  feit  ben  öier,3iger  3(a!)ren  ^rofeffor  ber  "DJ^atliematif  in  Söroen,  fpäter  unb 
jebenfaüs  öor  1553  ^rofeffor  ber  5J^ebicin  cbenbafetbft,  ßngftc  f5fi"eunbfcf)aft 
öerbanb  il)n  mit  einem  (iottegen  iriöetiuS,  ber  eben  fo  ftattlic^  unb  frärtig  auö= 
]a^  loie  @.  3art  unb  f(i)mäd)tig  (ögt.  bas  ^öilbniB  bes  6.  bei  Foppens.  Biblio- 
theca  Belgica) ,  fo  baB  man  bie  ^^eiben  nur  ..Lovaniensium  medicorum  par 
impar''  nannte,  ^n  ber  Stftronomie  ift  @.  al§  geiftiger  @d)üter  unb  Olac^fotger 
be§  5tpianu§  (f.  0.)  ju  bctrad)ten ,  toenn  auii)  ein  ^jerfönüd^er  ^ufammen^ang 
nici)t  nac^jumeifen  ift.  ©emma'g  erfte  3jeröffenttic^ung  1529  toar  eine  (Srgänjung 
ber  6o§mograp'^ie  bei  Slpianul.  ©leic^  biefem  befc^äitigte  er  fic^  biet  mit  3}er= 
befferung  aftronomif(i)er  ^nftrumente ,  unter  toelc^en  ber  „aftronomifc^e  9ting" 
befonber§  genannt  fein  mag.  ©leic^  if)m  gab  er  eine  neue  ^etf)obe  jur  i8e= 
ftimmung  ber  geograp"^ifc^en  C'ängc  an.  ^n  bem  1547  in  '$ari§  gebr-udten 
33uci)e  ,.De  usu  globi"  fc^reibt  nämtic^  ©.  au§brücEfi(^  öor,  man  foüe  auf  Dieifen 
eine  öon  ben  fleinen  genau  ge'^enben  Utjren  mitne!§men,  bie  man  gegentoärtig 
anjuTertigen  miffe  unb  bie  öor  ber  3Ibreife  nad)  ber  3eit  bei  'ülbgangiortei  aftro= 
nomifi^  gerii^tet  toerben  muffe;  untertoegi  fotte  man  alibann  bie  ^tit  nacf)  ber 
U^r  mit  ber  burc^  neue  Seobacfitungen  ermittelten  roaliren  ä^it  Dergleichen;  ber 
Unterfc^ieb  beiber  ^eiUn  beruhe  auf  ber  Sängenbtfferenj ,  meiere  rücEmärti  aui 
if)m    ermittelt   toerben   fönne.     S;iefe  2lht:^obe  gilt   il^ren   ©runbjügen  nacii   bü 


556  ©emmel. 

auf  ben  l^eutigen  Sag  aU  bie  einfadifte  unb  tnirb  auj  (Sd^iffen  ftet§  angelüanbt. 
Sa"^nbve^enb  tnaren  aucf)  bie  geobätijrfien  2}oii(^nften ,  tueliie  @.  in  bem 
„Libellus  de  locorum  describendorum  ratione",  ^Inttüerpen  1533,  bevöffentlid)te. 
SOßinfetmcffungcn  an  jtoei  Drten  öon  betannter  (Sntiernung  angcftettt ,  ge[tatten 
bie  öon  beibcn  Seobac^tungSorten  au§  einöifirten  5)}unfte  aU  5Dui-(i)jd)mtte  öon 
öeraben  ju  er'^atten  unb  gett3ät)ren  bei  gortfe^ung  be§  9}eria"^i-en§  eine  n)at)i-e 
3;rianguIation.  9Jlit  biefcn  ^Jtaftifd)  fo  lüicfitigen  ßel^ven  ttitt  ®.  an  bie  <Bpi^t 
einer  nieberlänbifdjen  geogro^jl^ijd^en  ©diule,  bcren  bebeutenbfter  SJertreter,  ^er= 
cator,  unmittelbar  (Bemma'§  Untervid^t  geno^.  Sind)  bie  „Charta  sive  mappa 
mundi"  be§  C^.  felbft',  Söwen  1540,  ent^ätt  f(f)on  eine  ^eltbefdireibung  nai^  alten 
unb  neuen  eingaben,  ^arl  V.,  bei  tt)elcl)em  (S.  |et}r  in  Öunft  [tanb,  tuie^ool 
ber  befd^eibene  Öetel^rtc  fid)  bom  ^oje  jern  ju  Italien  ^jflegte ,  mact)te  ben  9}cr= 
faffer  auf  einen  ^ii-'i-'^lium  in  biefem  SSuc^e  aujmerflam ,  tüelc^cr  bann  in  einer 
neuen  bem  ^aifer  jugeeigneten  2lu§gabe  öerbeffert  i[t.  Um  biefelbe  :^ext  trat 
&.  al§  arit^metifd)er  ©cl)rijtftetter  auy.  ©ein  fletnc§  !i3e'§rbucl)  biefer  Sßiffenfdiaft, 
toelc^eS  feit  1540  in  häufigen  hinflogen  erfd)ien,  ift  nja'^rfctieinlid^  ba§  erfte,  in 
it)eld)em  ^um  ^toedc  ber  3lu§fprad)e  öieljiffrige  S^'tfUn  burd)  fenfredite  ©triebe 
in  ©rupfen  t)on  je  3  3ifff^'n  abgetl^eilt  merben.  i^^erner  ift  barin  bie  .^unft 
gclel)rt  reine  quobratifd)e  (Gleichungen  burc^  bie  Regula  falsi,  b.  f).  huxä)  bie 
9Jtet!^obe  jtäeicr  jalfdier  '^(nfät^e  3U  löten,  toaö  ß^riftop^  9lubolpt)  für  unmöglid) 
l)ielt  unb  tüojür  9Jiid)ael  ©ti|el  bem  ®.  gro|e§  Sob  fpenbet.  S)urdC)  alte  bieje 
ßeiftungen  mu(^§  ©emma'ö  Stu'^m  unter  ben  3fit9e"offen  fo  1)oä} ,  ba^  nal)e= 
liegenbe  SKortfpiele  mit  bem  ^Jtamcn  „ßemma"  tt)iebcr'^olt  erroä'^nt  lüerben,  ja 
ba|  berfelbe  fogar  in  „ßbelgeftcin"  öerbeutfdlit  tnurbe.  @.  foll  in  ber  S)omini= 
fanerürc^e  ju  x^öttjen  begraben  fein.  Söann  er  fid)  mit  feiner  S'vau  Sarbara 
öerl^eiraf^ete ,  ift  unbefannt.  5Die  6l)e  fd)eint  nid)t  glücElidt)  gctoefen  ju  fein, 
lieber  feinen  ©o"^n  6orneli§  @.  f.  o. 

5ögl.  Ääftner,  ©efd).  b.  ':mat^em.  I,  129  unb  II,  334,  573,  579  flg.  — 

Quötelet,   Histoire  des  sciences  mathematiques  et  physiques  chez  les  Beiges. 

Bruxelles  1864,  pag.  78  flg.  —  (Jur^e  in  ©run.  3lr(^itJ  LVI,  313  flg. 

6  a  n  1 0  r. 
(^cmmd:  .§  er  mann  @.,  9lr($ite!turmater,  geb.  1814  ju  33arten  in  Oft» 
preufeen,.  öerlebte  feine  ^ugenb  auf  bem  !Qanbe,  er'^ielt  feinen  ©c^ulunterric^t  in 
Königsberg  i.  '4^r.  unb  befud)te  bann,  toeil  er  bon  Sfugenb  auf  gro^e  Tteigung 
für  bie  SSaufunft  gejeigt  i)atte,  nad)bem  er  ba§  gelbmeffen  erlernt,  bie  föniglidl)e 
Sau=§l!abemie  ju  33erlin,  malte  gtei(^3citig  aber  in  bem  3ltelier  be§  ^rofefforS 
fertig,  ^ad)  neunjäl)rigem  ?lufentl)alte  in  33erlin  fiebelte  6.  mit  9tofenfelber 
nad^  Königsberg  i.  %sx.  über,  tuofelbft  ber  xietjterc  im  3f.  1845  eine  Kunft= 
5l!abemie,  bereu  S)irector  9lofenfelber  mar,  organifirte.  ®.  mürbe  ^Profeffor  an 
berfelben,  übernal^m  ben  Unterrid^t  in  ber  ^perfpectibe ,  2lrd)iteftur  unb  Kunft= 
gefd^id^te.  3^  Königsberg  l)at  03.  feitbem,  ^toei  in  ben  So'^^'en  1850  unb 
1855  auSgefü'^rte  üteifen  nad)  i^talien  ausgenommen,  o'^ne  Unterbredl)ung  getüirlt 
unb  gearbeitet.  @r  malte  biele  meift  gröfere  9lrd^ite!turbilber,  meldte  ju  ben 
beften  feiner  3^^^  gehörten.  S)ie  ^otiöe  baju  entnalim  er  i^txl^'^ialxtn,  tl)cil§ 
2)eutfd£)lanb ,  t:§eilS  aud)  feinem  eigenen  S3aterlanbe.  @r  machte  burd)  feine 
2lrd§itefturgemälbe  auS  Oftpreu^en  eigentlich  juerft  auf  ben  l)of)en  SBerf^  ber 
mittelalterlidl)en  i8auben!mate  biefer  ^robinj  aufmerffam.  ß).  Ijatte  ein  offenes 
5luge  für  atteS  ©d)öne,  fanb  bie  maleiifd^en  Partien  überall  leidet  !§erauS.  ßr 
l^at  unenblicl)  biel  ©tubien  gemalt  unb  ge^eidinet.  Singer  33ebuten  mirflid^ 
bor^anbener  Saulid^feiten  l^at  er  5lrd£)itefturbilber  aud§  bielf ad^  componirt,  l^at 
aud)  berfd)iebcne  ©nttoürfe  jur  SSerfd^önerung  bon  Königsberg,  au  einem  neuen 
S)t)m  für  ^Berlin  k.   unb   manche   (Joncurren3  =  (5ntmürfe  für  größere   iöaulbcrfe 


QJemmingcn  —  (Semmtngcn=^otnberg.  557 

gefertigt.     9lu§geiü^rt   oon  feinen  (SnttDÜrfen  ift  nur  roenig.     ((Jinige§  auf  bem 
(gute  Seijnu^nen  in  Sitt^auen.)    6.  ftarb  am  22.  ^Jlätj  1868  ju  Königsberg  i.  ^^^r. 

gt.  Sergau. 
^cmmingcu:  ©fier^arb  5i;iebri(^  grei^err  öon  @.,  öon  ber  ^Bürger 
Sinie  be§  alten  narf)  bem  Stammfi^  ©emmingen  bei  Springen  in  ber  babiicf)en 
*;|3fal3  Benannten  @efct)Ie(i)t§ ,  in  tt)el(^em  ficf)  im  16.  ^af)r^unbert  äöotj  unb 
2;ieti-i(f)  at§  23eiörberer  ber  üieformation,  im  17.  i^a^t^unbert  Slein^arb  ol§ 
Öiftoriograp^  '§eröortf)aten,  gel6.  in  ^citBronn  am  5.  5tot).  1726,  geft.  in  (Stutt= 
gart  am  19.  ^an.  1791.  ^urbe  174:8  mürtembergij(i)er  5Regierung§ratt),  1758 
tituürter,  1767  wirfüc^er  ®elt)eimer  9tat^,  3tegierung§rat^5='^räfibent,  2e^enprot)[t, 
and)  ^räjeä  be§  2öec^ielgeric|tö  unb  ber  6ommercia(=  Deputation.  5üö  reiner, 
unaÖt)ängiger  G^arafter  mar  @.  Bei  feinen  SanbSteuten  ^o(f)geac^tet,  inlBefonbere 
meit  er  feinen  bertrauten  fyreunb,  9legierung§rat^  .ÖuBer,  bem  ^a|  be§  öer^ogä 
Äarl  nit^t  prei§gaB.  @ebic£)te,  toeld^e  an  feinen  Söttinger  Ce^rer  datier  erinnern, 
in  ben  ©diriften:  „5poetifd)e  33ti(fe  in»  SanbleBen"  (öoniöobmer  'herausgegeben), 
1752.  „SSriere  neBft  anberen  poetift^en  unb  profaifc^en  Schriften",  1753.  i^um 
35erbru|  be§  SSerfafferS  aud)  öon  ^^c^ariä  §erau§gegeBen ,  1769.)  3Inbere§  in 
ben  ©öttinger  5]^ufena(mana(i)en  öon  1771  unb  1774.  5(ucf)  Glaöier^Sonaten, 
CffenBa(^  1786.  3}iele  Briefe  SllBrec^t  D.  Jpalter§  an®,  auf  ber  fönigl.  öffentl. 
33iBliott)ef  in  Stuttgart. 

Äajner,  ■JDtateriatien  ju  einem  Sienfmat  be§  .  .  .  .  @.  t^^-'^nff.  1791.  — 
2)enfmat  f.  @.  g.  ö.  (Semmingen.  9}on  ^.  2.  ^uBer,  1793.  —  $faff, 
2Bürt.  tpiutar^  I,  90  ff.  —  (gtorfer,  e^ron.  b.  gam.  b.  (Semm.  II,  2, 
51  ff.  —  9}gt.  auc^  ^licotai'S  Steife  X,  36  ff.  ^.  ^artmann. 

0)Cinmingeu  =  ^pornBerg:  Dtto  greitieva-  öon  ®.,  geb.  in  ^eilBronn  am 
8.  5toö.  1755,  ftubirte  ^ura ,  ^at  auc^  einige  ftaatsraiffenfdiaftlic^e  Sc^riiten 
berfa^t.  51I§  .^ojfammerrat^  in  !)Jlann^eim  mar  er  ein  eifrige»  'DJtitgtieb  ber 
furpfätjifc^en  bcutfc^en  ®efettfd)aft,  ögt.  bic  ütt)ein.  Seiträge  jur  @ele!^rfamfeit. 
-IRit  Satberg  Befreunbet,  felBft  Siebter,  intereffirte  er  fic^  leB^aft  für  ba§  iltann= 
Reimer  3;^eater,  au(^  für  ©c^iller'S  erfte  Sramen.  Seine  SemiramiS  moHte 
^IJto^art  componiren  (nic^t  erhalten),  ©pöter  üBerfiebette  &.  nacf)  Söien,  mo  er 
1799—1805  at§  Babifd)er  öefanbter  toirfte,  lebte  bann  auf  feinen  ©ütern,  3U= 
(c^t  in  öeibelBerg;  geft.  am  15.  ^äx^  1836.  ©eine  fcfiriftftellerifc^e  J^ätigfeit 
Beginnt  öer^ättniBmä^tg  fpät  unb  f(f)(o^  frü§  mit  bem  roä^renb  feiner  Söiener 
3eit  ^erau§gegeBenen  „^^Jtaga^in  für  Söiffenfd^aft  unb  Sitteratur"  '1784  f.)  unb 
ben  paar  „QBiener  @p^emeriben"  aB.  ©(f)on  Dor'^er,  1782  f.,  ^atte  er  bie 
2öo(^enfc^rift  „Der  2Be(tmann"  öeri3ffentü(ä)t.  ©eine  S)ramen,  UeBerfe^ungen 
unb  journaüftifc^en  Unternehmungen  gef)en  beut(i($  öom  53^ann§eimer  il^eater 
au§.  2(ud§  er  f)at  9touffeau"§  „^tjgmalion"  1778  übertragen;  bie  ^iemüc^  mitt^ 
fürüc^e  5profabearBeitung  be§  ©^aiefpeare'fc^en  9ii(^arb  II.  ift  o^ne  febes  Serbienft. 
Sa§  fünfactige  Srauerfpiel  „©ibnet)  unb  ©illt)"  nennt  er  in  feiner  Siramaturgie 
einen  moraüfc^en  ©(^(eifftein ,  bem  au^er  ber  Stügrung  alle§  fe^le,  unb  fpri^t 
öon  ^i^ei^errn  ö.  ©ugler  al§  Serfaffer.  2)en  mir  ma^rfc^einlic^en  3ufammen= 
^ang  ber  „(grBfd)aft"  (1779)  mit  „S)er  junge  ©einige  ober  bie  grbfc^aft"  (auc§ 
nur  „S)ie  6rBf(^aft"  genannt)  öon  SranbeS,  ber  fein  2Ranufcript  in  5Rann^eim 
^intertaffen  f)atte  (•)Jteine  SeBen§gef(f)i(f)te  2,  274),  fann  iä)  ni(f)t  erörtern,  x^nx 
bie  2f)eatergefc^ic^te  ift  no(f)  je^t  rcd^t  toid^tig  bie  S)aIBerg  getoibmete  „5Jlann= 
Reimer  Dramaturgie  für  ba§  ^a^r  1779"  (1780).  Die  einjetnen  ©türfe  m'^ren 
un§  toarm,  nur  manchmal  ju  fe^r  au§  ber  „gülle  be§  .^erjeng",  bie  neuen  ©tücfe 
unb  bie  ^Jhtgtieber  ber  ©et)ter"f(^en  Gruppe,  befonber§  ^i-'^u  ©egter  unb  Sor(f)er§ 
üor.  Die  5luffaffung  ift  bie  eine§  noblen  geBilbeten  5Dlanne§,  ber  feinen  Seffing 
gelefen  |at,   aber  gern   smift^en  entgegengefe^ten  ©tanbpunften  öermitteln  miK; 


558  ©emufaeul  —  ®enäT)r. 

bie  altaemcinen  ©rcutfe  o"^ne  tiejere  Sebeutung,  im  dinaelnen  ötel  treffenbeg, 
manches,  tüie  bie  ÜBej^red^ung  be§  „5Jlac6etf)"  dxmlic^.  @emmingen'§  littevar= 
i)iftorif^  ^evt)oa-agcnb[te§  äöer!  ift  „S)er  beutfd^e  .^au§öatei-,  ein  ©c^aufpiel", 
1782  (etfte  3lunü^vung  unter  bem  Sitel  „S)er  beutjd^e  ,spau§öater  obev  bie 
Familie",  imS)eceml6ei-  1780;  umgearbeitete  3lu§gal6e  1790).  ©in  ^Banntjeimet 
9lecen|ent  tü'^i-'t  ben  3lu§gang  auf  einen  gjlünc^ener  S3orfaE  ^urütf.  S)al 
©d^aufpiel  le^nt  fict)  in  einigen  4-)auptmotiöen  an  5£)iberof§  Pere  de  famille 
an,  ber  nac^  Sejj'ing  meber  iranäöfiid^  no($  beutf(i),  yonbern  bto§  men|($U(^  toar. 
3)ie  5)urct)jü'^rung  i[t  grunböerjcfiicben.  ^arl,  ber  ©o'^n  be§  .SpauSöaterS  ©raien 
SBobmar,  liebt  Sottt^en,  bie  STod^ter  bc§  ^ater§  Seborf  (ögl  Minger'§  Dleue  Slrria). 
S)iefe  fielet  benn  and)  it)rer  ^lieberfunit  entgegen.  S)a§  I^ema  be§  i?inbe§morb5 
tt)irb  berü'E)rt.  S)a3tt3ijct)en  brängt  ^iä)  bie  ©ejatir  einer  ^jciraf^  Äarig  unb  ber 
ftarfgeiftigen  ©räfin  ?Imalbi;  ßottdien  fucE)t  fie  auj.  5Jtan  benierft  bie  %ti)n- 
lic^teit  mit  „^abate  unb  Siebe".  5lber  ber  ^au§t)ater  gibt  jeinen  ©cgen,  öer= 
jötjnt  nebenbei  feine  Xoditer  ©o^I)ie  mit  it)rem  all,^u  n)eltmännifct)en  ©atten, 
unb  bringt  feinen  guttjersigen,  aber  ettoaS  leidjtfinnigen  jüngeren  (SoI)n  gerbinanb 
auf  gute  SBege.  .^art  unb  i^erbinanb  toerben  natürtid)  beförbert.  S)iberot  nennt 
„bie  3)erforgung  eine§  ©ot)ne§  unb  einer  Xoditer"  bie  |)au^3tftütjen  feineS  S)iama§; 
t)ier  t)abcn  tuir  jtoei  ©öl)ne  unb  eine  2:o(i)ter.  5)a_|  le^tere,  mit  ©intoittigung 
be§  .söaiigtiaters,  of)ne  ßiebe  ge^eirat^et  I^at,  fällt  auf.  @r  ift  eine  leblofe  mora= 
Iifc£)e  ©lieberpuppe.  S)a§  ganje  ©tuet  toimmelt  üon  ben  abfic£)tü(^ften  9teben 
über  jtugenb  unb  5ßfli(i)t ;  nur  ßeborf  fpric^t  lieber  öon  feinem  ßoüegen  9lapt)aeL 
35on  ben  Gonflicten  S)iberof§  unb  feiner  bei  alter  Se'[)rVftigfeit  fo  feinen  Sedjnif, 
befonber§  in  ber  i^ütjrung  bc§  ®iatog§,  feine  ©pur.  3lüeö  ift  conftruirt, 
marionettentjaft.  A'Mftorifdt)  getjört  ha§i  ©ct)aufpiel  in  eine  Ütei^e  mit  ben  ©tücfen 
2Bagner'§,  ©prictmann'S ,  ^J)t5Ilcr'§,  @ro^mann'§  (bor  aüem  „^Jlic^t  melt)r  al§ 
fe(i)§  ©Rüffeln"),  unb  ©(i)iEer§  „ßabale  unb  Siebe". 

a^gt.  t).  2Beec^,  Sab.  SSiogr.     (S)ie  ®eburt§=  unb  Sobcgbaten  in  ®oeb. 
©runbri^  finb  irrig.)  6ric^  ©(iimibt. 

(^cmufacuö:  .§ieronl)mu§  ©.  (latinifirter  ^lame  für  ©müe§),  würbe 
1505  ju  ^ü^I'^aufen  im  (5tfa^  geboren  unb  er'^iett  bort  feine  58ilbung  bi§  jum 
^.  1523,  too  er  nad)  53afel  übeifiebelte  unb  bie  Uniöerfität  bafelbft  bcfuc^te. 
9la(^bem  er,  ein  eifriger  3ut)örer  ©larean'§,  im  ^.  1525  bie  SBürbe  eineS 
5Jlagifter§  erlangt  '^atte,  30g  er  nad)  ^^ranfreid)  unb  befd^äftigte  fid^  neben  p'^ilo= 
fopl)ifd)en  ©tubien  öor^üglid)  mit  ^Jiebicin.  ätn  ^.  1533  tüurbe  er  in  3;urin 
pm  S)octor  ber  "OJlebicin  creirt  unb  ein  Sfa^r  fpäter  al§  ^rofeffor  ber  '^t)).)\\t 
an  ber  Uniöevfität  SSafel  angefteHt,  meld)e§5lmt  er  1537  mit  bem  einer  ^Profeffur 
ber  ariftotelif(^en  Sogi!  üertaufd£)te.  3m  'i^erbft  1542  erfranüe  er  auf  einer 
gteife  nad)  Italien  unb  ftarb  am  29.  ^an.  1543.  @r  überfe^te  bie  @eograpl)ie 
©trabo'§  in§  Sateinifd^e  (25af.  1539;  2.  ?lu§g.  1557),  ebenfo  einige  ©d^riften 
be§  3lriftütete§ ,  fd)rieb  eine  „Censura  de  Aristotclis  dogmatibus",  einen  6om= 
mentar  ju  ben  „Analytica  posteriora",  einen  SebenSabri^  ©alcn'S  ac. 

®cnätir:  i^evbinanb  6.,  rl^einifd^er  5Jlifftonar  in  ßl^ina,  flammte  oui 
©d^lefien  unb  lüurbe  1846,  nad^bem  er  feine  S5orbilbung  im  9}tiffion§feminar  ju 
58armen  empfangen,  nadt)  bem  fübli(^en  6t)ina  gefanbt.  (5r  tt)ar  ber  erfte 
r'^einifdie  ^iffionar  in  ßl^ina.  SSeranlaffung  ju  feiner  5lu§fcnbung  gab  ber  'ouU 
]aä)  aU  3lpoftel  6t)ina'§  be^eid^nete  Miffionar  ©üpaff,  toeldlier  ben  ©a^  auf= 
geftcUt  l)atte,  6l;ina  muffe  burd)  6'^inefen  befe'^rt  werben.  S)emgemä§  l^atte  er 
eine  gro^e  ^enge  6l)inefen  getauft  unb  al§  3Sol!§prebiger  in  atte  ^rotiinjen 
gefanbt.  Sa  er  felbft  burd^  feine  amtlid)e  ©teUung  aU  ©olmetfd^er  bei  ber 
englifd^en  9tegierung  auf  §ong!ong  ftar!  in  5lnfpruc£)  genommen  war,  üerlangte 


®enaft.  559 

et  öon  5ßQJel  unb  SSatmen  junge  ^ifftonare,  bie  er  aU  2lufjel§ev  (©uperinten= 
benten)  feiner  d)tneftfd)en  3}ol!§prebiger  gebrauchen  fönne.  6iner  öon  benen,  bie 
it)m  p  biefem  3tt>e(i  gefanbt  tourben,  toax  @.  (5§  bauerte  einige  3eit,  16i§  er 
ber  (i)inefifcf)en  ©praci)e  mäd^tig  tt)urbe.  ©oBalb  er  aber  anfing  mit  eigenen 
klugen  ju  je^en  unb  mit  eigenen  Dt)ren  ju  ^ören,  erfannte  er,  ba^  bie  fogenannten 
(^incfif(|en  9}olf§^rebiger  faft  bur(i)gc{)enb§  untüürbige  ^Jtenjc^en  feien  unb  nur 
barauf  ausgingen  @elb  ju  mad^en  unb  bie  äöei^en  3U  betrügen.  ®.  30g  fi^ 
be§^alb  ööttig  öon  bem  (Sü^taff'fc^en  Unternehmen  jurüd  unb  begrünbete  felbft 
eine  fleinc  (Jöangetiftenfc^ute  in  2;ai|)ing,  bie  er  \päin  nac^  ^oau  üericgte  im 
©anon  ^rei§  in  ber  ^roöinj  Ämangtung  (Ganton).  S)ie  Pflege  biefe§  fteincn 
Seminars  blieb  feine  liebfte  Sefdiäftigung  big  an  feinen  Job.  gür  feine  jungen 
ßbangeliften  öerfa^te  er  me'^rere  djinefifciie  Sel^rbüd^er  unb  Sractate,  unter 
anberen  eine  altteftamentlidCie  @ef(i)i(i)te  in  33erfen,  S)oneben  30g  er  al§  %x^t 
unb  ^pvebiger  burc^  bie  (^ineftfd)en  ©tobte  unb  ©örfer,  Ijieitte  unb  :prebigte,  lie^ 
auc^  bie  älteren  (äüangeliften  ^rebigen  unb  getoann  in  toeiten  .^reifen  ba§  3"= 
trauen  ber  Reiben.  3ll§  il)m  1849  ^iffionar  Ärone  (geb.  1823,  frül)er  ©emi= 
narift  in  ber  5lltmar!  unb  .!pau§lel^rer  in  9tu^lanb)  ju  ipülfe  gefcEiidt  toar,  über= 
na'^m  btefer,  fobalh  er  bie  ©pradie  erlernt  l)atte,  öor^ugSmeife  bie  9tunbreifen, 
bie  ©traienlJrebigten  unb  .^eilungen.  SSeibe  9JHffionare  l)atten  toürtembergifd)e 
5pfarrer§töd)ter  ju  ^^-rauen,  weld)e  fid)  ber  (i)inefifd)en  Leiber  annal)men  unb 
^Räbcfienfctiulen  anlegten.  3lt§  aber  aEe§  im  beften  @ange  toar,  bra(^  ber  ettg= 
lifc^=($inefif(i)e  Ärieg  au§  1856,  unb  öeranla^te  eine  faft  bieijä"§rige  Unterbrect)ung 
aller  miffionarifc£)en  2;i)ätig!eit  im  Innern  be§  Sanbe§.  ®er  aufgeftaiiielte 
51ationalftol3  ber  Gl^inefen ,  weld^er  bie  toei^en  ^Barbaren  für  S5errätf)er  unb 
9täuber  anfa'^,  unterf(i)teb  ni(^t  3toif(^en  (änglänbern  unb  S)eutfd)en,  unb  mad^te 
^agb  auf  bie  ^öpfe  aEer  2öei|en.  @.  unb  Ärone  flüd^teten  mit  il)ren  5pfleg= 
lingen  nac§  ■g)ongfong,  fuc^ten  bort  ha^  Heine  ©eminar  iort3ufü'^ren,  betl)eiligten 
fid^  an  ben  l^umanen  Seftrebungen  ber  ©nglänber  3ur  Stellung  ber  Staufenbe 
öon  ©lenben  in  bem  eroberten  ßanton,  bie  in  .junger  unb  3}ertoa'^rlofung  ju 
©runbe  gingen;  fud^ten  audt)  in  ^Jlacao  unb  in  ^ongfong  (Sute§  3U  tl)un  unb 
baö  (äüangelium  3U  berbreiten  too  unb  toie  fie  lonnten,  bis  enblidf)  1860  ber 
t^riebe  öon  Sientfin  i^nen  geftattete  toieber  in§  2anb  3U  gel)en.  Sie  6öangeli[ten= 
fd§ule  tourbe  toieber  nad^  .^oau  öerlegt  unb  beibe  ^Jliffionare  toaren  im  Segriff 
bie  frül^ere  2^:^ätig!eit  toieber  3U  beginnen,  al§  eine  fdt)toere  drfranfung  ber  t^i-'^u 
Ärone  .feine  S^üdfel^r  nac^  (Suro^a  nötl^ig  madE)te.  @rft  nad^  3toet  Sfo'^ren  toar 
bie  ^ran!e  fo  toeit  '^ergefteltt ,  ba^  ßrone  e§  toagen  fonnte  nad)  6l)ina  5urütf= 
3u!el^ren,  too  @.  fd[)on  auf  i'^n  toartete.  Senn  aud^  biefer  felbft  beburfte  einer 
längeren  Slugfpannung,  ba  aud^  feine  ©efunb'^eit  auf'§  äu^erfte  gefd^toäd^t  toar. 
5lber  Ärone  !am  nirf)t  toieber  nad^  ß^ina,  er  ftarb  auf  ber  Dtücfreife  in  9lben 
(^oöember  1863)  unb  @.,  ber  fid§  fd^on  jur  5lbreife  nad^  Suropa  gerüftet  "^atte, 
entfdf)lo^  ftd)  auf  biefe  9lad^rid£)t  i)in,  nodf)  3U  bleiben  unb  einen  9'?ad^folger  unb 
ßrfa|mann  ^rone'§  ab3utoarten.  S)a  bradt)  in  §oau  bie  Spolera  au§.  Sie 
ipeiben  flüdf)teten  öor  ben  @r!ranltcn  au§  ben  .g)äufern  ober  toarfen  bie  ©terben= 
ben  auf  bie  ©tra^e.  (S.  na'^m  ein  fd^toer!ran!e§  Sßeib  ,  ba§  '^ütfloS  öor  feiner 
Z^ixx  lag,  in  fein  |)au§  unb  pflegte  e§.  2)a§  SBeib  gena§,  aber  bie  ganje 
5Jlifftonarfamilte  toarb  angeftecft.  S)ie  übrigen  f^otoilienglieber  tourben  gerettet, 
aber  @.  felbft  mit  3toei  feiner  Knaben  ftarb,  ein  Opfer  feiner  Sarmlierjigleit, 
am  6.  5luguft  1864.  b.  9tol§ben. 

©Cliaft:  Slnton  @. ,  toar  1765  3U  Srad^enberg  in  ©d£)lefien  geboren,  too 
fein  SSater  beim  g-ürften  öon  §a^felb  ba§  2lmt  eineg  |)au§f)ofmeifter§  belteibete 
unb  nidt)t  ©enaft ,  fonbern  Ätjnaft  '^ie^.  ®r  ^atte  noij  eine  ^Jtenge  ©efd^toifter 
unb  tourbe  al§  ber  befä^igtefte  unter  ben  ©öl^nen  ganj  gegen  feinen  SBillcn  in 


560  ®f«"f^- 

bie  3Jefuitenf(f)itle  mä)  ßrafau  gefdjidt  unb  bcm  geiftüd^en  ©tanbe  gelDibmet. 
^n  feinem  20.  3af)ve  fef)vtc  et  reicE)  an  toiffenfi^aittidien  unb  ©^va^fenntniffen 
in  feine  |)eimatt)  jurüd,  tDo  et  nad)  beni  Sßitten  feine§  5ßatet§  als  Kaplan  ein= 
tteten  foÜte;  aW  fein  SBibetfiteBen  unb  feine  a3itten  ^tfen  if)in  nichts,  unb  fo 
fa^te  et  fid^  ein  ^etj  unb  öetlie^  mit  menigen  2:^aletn  in  bet  2:afc^e  :§eimli(^ 
bet  ettetn  ^au§.  @t  Wottte  ©d^aufpietet  metben  unb  ging  äunäc^ft  nai)  S3te§= 
(au;  bott  n^utbe  et  a6et  abgemiefen,  motauf  et  fic^  naä)  Suuälau  »anbte,  mo 
eine  teifenbe  ßomöbiantenttuppe  i'^t  äöefen  ttieB  unb  lüo  et  nac^  einigen  ^tobe= 
toEen  mit  toöd^entlic^  einem  2^alet  (S)age  engagitt  tüutbe.  3luf  bem  gefc^tiebenen 
S^^eatetjettet  etfc^ien  fein  ^amc  bott  jum  etften  ^}Jta(c  al§  ©enaft.  Uebet  biet  ^at)X 
ttieb  et  fi^  nun  bei  folc£)en  ©efettfi^aften  t)etum,  fang  unb  fpielte  in  aEen 
möglichen  f!?äc^etn,  bi§  i'^n  im  ^.  1786  fein  gutet  ©tetn  naä)  '^xü%  ju  Söal^t 
fü'^tte,  bet  bott  SDitectot  be§  beutfd^en  ©c£)aufpiel§  tt)at.  2Bat)t,  felbft  ein  tüd^tiget 
©d^aufpielet ,  na^m  fid)  feinet  an  unb  untettic^tete  itjn  in  Jßlafti!  unb  S)ecla= 
mation.  S)a  ®.  bet  itaüenifi^en  ©ptad^e  mä(i)tig  toat,  mai^te  et  audE)  balb 
33e!anntfd)aften  mit  ben  ©ängetn  bet  italienif(^en  €ptx  untet  ©uatbafoni; 
butc^  SBaffi,  jüt  ben  bet  S)on  3^uan  gef(^tieben  ift,  tetnte  et  fogat  ^Jlo^att  fennen. 
®.  befa|  eine  fet)t  ()übf(^e  Xenotftimme ,  m^alh  il^n  2öal§t  l^auptfäc^lid)  im 
beutfct)en  ©ingfpiel  at§  3:enotbuffo ,  tooju  et  bag  meifte  Xalent  mitbtat^te,  be= 
fc£)äftigte.  gut  bie§  garf)  etf)ielt  et  aud^  im^f.  1791  einen  Stnttag  nadt)  Söeimat, 
t)ott)et  abet  fe'^tte  et  nod)  einmal  in  feine  |)eimat^  jutücf,  um  eine  3)etföt)nung 
mit  9)atet  unb  ^3Jtuttet  t)etbeijufü^ten,  roa§  i^m  aud^  gelang.  &.  toutbe  ]^aupt= 
färf)lic^  babutd)  befaunt.  ba^  et  untet  @oet^e'§  Leitung  öon  1793  —  1817  al§ 
9tegiffeut  (,3Bö(i)net)  am  .spofttieatet  3U  Sßeimat  toitfte.  3)te  3}etbienfte,  »eIdC)e 
et  fid^  auf  biefcm  Soften  etmatb,  routben  öon  ©oetl^e  unb  ©dt)illet  fe^t  ^oä) 
angefd^tagen  unb  gcfd^ä^t.  „^n  bie  Intentionen  beg  (Stfteten,  beffeii  unbebingteg 
aSetttauen  et  befofe  unb  fic^  unauSgefe^t  et^ielt,  Ijattc  et  fid^  fo  f)ineingebad)t 
unb  eingelebt,  ba|  et  getoö^nlicf)  ettiet^,  toag  bet  SJteiftet  tüollte  unb  toünfdfite, 
nod)  el)e  fein  ^33iunb  e§  augfptac^."  (2B.  &.  ©ott^tbi,  Söeimatifd^e  2t)eatet= 
bilbet  aus  ®oeti)e'§  geit.)  (5).  ge'^ötte  bem  SÖeinuitanet  .spoffticatet  big  ju  feinet 
^penfionitung  am  1.  Slptil  1817  an,  genau  fo  lange  algföoetl^e  felbft.  ©t  ftatb 
am  4.  mäx^  1831. 

ßbuatb  ©enaft,  ^ug  bem  2;agebud)e  eineg  alten  ©d^aufpieletg.    @.  5pa§= 
que,  ©oet^e'g  2;t)eatetleitung  in  SBeimat.  i^ütftenau. 

^Ctioft:  ©buatb  gtanj  &. ,  ©o^n  be§  üotigen,  geb.  ju  äöeimat  am 
15.  ^uli  1797,  etletnte  na^  feinem  3tugttitt  au§  bet  ©ä)ule  bag  (ionbitot= 
Ijanbtoetf  unb  btadl)te  eg  in  biefem  5Jletiet  big  pm  (^eplfen  in  bet  gtoBl)etäog= 
lid^en  JpoTconbitotei.  g-tül^jeitig  enttüidEelte  fi(|  feine  "^übfdje  Satitonftimme, 
tteg'^alb  et  Öefanguntettid^t  beim  ^JJlufübitectot  (iatl  Sbettoein  et^iett,  ttjobutdl) 
fid^  feine  ^}teigung  füt  Zfjtakx  unb  5Jlufi!  fteigette.  'Jiad^bem  c§  it)m  gelungen 
mat  beg  SSatetg  äBibettoitten  gegen  bie  S3üt)nenlaufba'^n  ju  befiegen,  bebütitte  er 
untet  (Boef^e'ä  fpecieEet  Seitung  in  Söeimat  am  23.  ^Äptil  1814  al§  Dgmin  in 
'ÜJloäatt'g  „(5.ntfüt)tung  aug  bem©etail".  ^m  S  1816  ging  et  nad)  ©tuttgatt, 
um  nod)  @efangguntettidt)t  bei  ^äfet  p  nct)men,  ttotauf  et  im  folgenben  i^al^tc 
in  S)tegben,  bann  in  cSpannobet,  5^tag  unb  Seipjig  Engagement  anna'lim.  1828 
big  1829  fül^tte  et  bie  S)itection  beg  ©tabtf^eatetg  in  'iDlagbebutg  unb  ttat  im 
5lptil  beg  leiteten  i^aljteg  ein  lebenglänglidl)eg  Engagement  am  |)oftl)eatct  ju 
äßeimat  an,  n)o  et  1833  —  51  aud^  bie  £)t)etntegie  füt)tte.  ^m  ^.  1860  etfolgte 
feine  ^enfionitung ;  öon  bott  ab  etfd^ien  fein  9Zame  nut  noc^  alg  ©aft  untet 
bem  Sitel  eineg  Etjtenmitgliebeg  auf  bem  Slieatetjettel.  'Jladl)bem  et  am  17.  9lptil 
1864  untet  aEgemeinet  Sl'lieilna^me  fein  SOja^tigeg  i?ünftletiubiläum  gefeiett 
:^atte,   ftatb   et   am  3.  Sluguft  1866  in  SBiegbaben  im  ^aufe   feinet  mit  bem 


©enaft.  561 

6om)3omften  ^.  gtaff  bermälC)Uen  2:o(i)tei;  5Dori§.  ®.  toar  ju  feiner  3eit  fel)r 
gefdiä^t  aU  tüditiger  ©änget  unb  ©c^auf^ieler.  Äüftner  Beuxt^eitt  i^n  in  feinem 
35u(f)e  „Sfiücfblicf  auf  ba§  Seipjiger  ©tabttf)eater"  fe!^r  eingef)enb.  @enaft'§  33ie(= 
feitigfeit  toar  ei-ftQunU(^.  51id^t  nur,  ba^  er  im  recitivenben  ©(^aufpiele  toie  in 
ber  Oper  toirfte ,  leiftete  er  im  Grüften  toie  im  ^omifcfien ,  in  älteren  loie  in 
jugenblidien  Ütoßen  be§  @c^au=  unb  ©ingfpiele§,  im  poetifc^en  2)Tama  enblid^ 
lüie  im  6onöerfation§ftü(fc  S^or^ügtic^eg.  6ein  Oiepertoir  in  ber  Cper  umfaßte 
fämmtüc^e  erfte  S5a^=  unb  ^aritonpartf)ien,  toa§  auf  einen  großen  Umfang  feiner 
©timme  f(^lie|en  lö^t:  er  fang  ben  ^ampa  unb  aud§  ben  ©araftro.  Sind)  im 
©cf)aufpiel  trat  er  in  ben  bcrfc^iebenften  Ütotten  ouf;  fo  fpielte  er  ben  2BaIIen= 
ftein  unb  ben  ^unfer  öon  9llp  (3eitgeift) ,  ben  @ö^  unb  So^Qi-'iö^  *5tt)¥  (i^ic 
feinblii^en  Srüber) ,  ben  ^önig  5|3|ilipp  (£on  6ar(D§)  unb  ©d^ufter  (Sumpaci 
3}agabunbu§).  ^n  ben  fpäteren  3^iten  feiner  S3üf)nent^ätigfeit  tüirfte  er  nur 
noii)  aU  ©c^aufpieler  unb  Blieb  boBei  ben  S^orBilbern  ber  fIoffifc£)en  Jl^eaterjeit 
treu.  —  3luc^  al§  ßomponift  rourbe  @.  Befannt,  namentlid^  BlieBen  feine  in 
Seipjig  unb  Weimar  aufgeführten  Dpern  „2>ie  ©onnenmänner"  unb  „2)ie  33er= 
rätl^er  in  ben  5llpen"  ni(f)t  o'^ne  Seifatt.  Slu^erbem  finb  einige  Sieber  öon  i:^m 
erfd^ienen,  fotoie  ein  grö^ere§  ©efangsftücE:  „Sie  le^te  ©tunbe  be§  öaufe§"  öon 
©ap^ir,  für  eine  ©ingftimme  mit  Orc^efter  ober  ^ianoforte.  2tu(^  ^Jtemoiren 
gaB  @.  l^erau§  unter  bem  Jitet  „3(u§  bem  ^^ageBuc^e  cine§  alten  ©(i)aufpieler§" 
(Seipäig  1861  —  66,  4  Steile),  öon  benen  namentüct)  bie  erften  58änbe  intereffante§ 
3!Jtateriat  3ur  ©(i)iIIer=(S)oett)e3eit  in  2Seimar  entl^alten.  2ll§  gef(i)i($tIi(J)e  Cuelte 
freiließ  bürfen  fie  ni(f)t  o^ne  ^ritif  Benu^t  Werben. 

Caroline  6t)riftine  65.,  geB.  S^ö'^ter,  feine  ©attin,  geB.  ju  Gaffel  am 
31.  Januar  1800  (nidEit,  mie  getoö^nlict)  angegeben  toirb,  am  20.  g^eBr.  1804), 
toar  bie  ältefte  Xoiiiter  öon  SBil^elm  S5ö§Icr  au§  5[Rannf)eim ,  ber ,  urfprünglid^ 
^urift ,  öon  ^fflanb  beraogen  tourbe ,  \iä}  ber  Jöü'^nc  3U  mibmen  unb  in  t^ran!= 
fürt  Bis  ju  feinem  frühen  2;obe  im  i^aä)  fein  fomif($er  unb  G^arafterroIIen  fi(^ 
bie  ©unft  be§  5puBIifum§  erloarB.  6l|i-iftine  (S,  erl^telt  eine  treffliche  Gr.siel^ung 
unb  trat  äuetft  in  ^^ranffurt  1815  al§  ßlaöierfpielerin  öffentlid^  auf.  S)e§ 
35atere  £ob  Beaog  fie,  1816  ein  Engagement  am  ftänbifdjen  X^eater  in  ^srag 
an^unel^men;  1818  trat  fie  mittlrer  jüngeren  ©c^toefter  2ori§  (fpäter  bie  (Battin 
Smit  S;eörient'§)  in  ben  S5erbanb  be§  bama(§  unter  ber  Seitung  ^üftner'S 
ftet)enben  ©tabttl^eater§  in  Seipjig.  S)ort  lernte  fie  @.  fennen  unb  üermä^Ite 
\\ä)  mit  if)m  am  14.  mai  1820.  SBeibe  erl^ielten  1829  IeBen§IängIict)e§  @n= 
gagemetit  am  ^oftfieater  p  Weimar,  mo  d^riftine,  '§o(i)  gee"^rt  unb  gelieBt, 
am  15.  5Ipril  1860  ftarB.  —  Soet^e  toor  i^r  fe^r  geioogen  unb  toie  er  fie  aU 
ßünftlerin  f(i)ä^te,  Betoeift  ba§  (Sebic^t,  ba§  er  i^r  am  31.  3Jan.  1822  toibmete: 

Jreu  tDÜnfcf)'  iä)  Sir  ju  Seinem  geft 
Saö  Sefie  tüa§  fid)  tDÜnfd)en  lä^t ; 
2)od)  toünfc^t'  ic^  mit  jum  Sebenafranse 
®id}  anjiifc^au'n  in  Seinem  (SIan;^e; 
SDic^  felbft  m  .^anbeln,  Söorten,  33IidEen, 
SRir  unb  ben  §teunben  3um  Sntjüden. 

3luc^  i^r  ^at  Äüftner  im  „'MidUiä"  ic.  ein  el^renöotteS  Senfmal  gefegt.  9Im 
f)ö(^ften  ftanb  fie  im  feinen  Suftfpiel,  in  Stollen  toie  Sonna  Siana,  5Rinna  öon 
SSarnl^elm  k.  ,  ober  aud)  in  foI(i)en  Stollen  be§  Iraner  =  unb  ©d^aufpiel§ ,  bie 
me^r  ^nnigfeit  aU  Seibenf(f)aft ,  me'^r  ru'^ige  innere  ^ot)e«t  unb  3Bürbe,  aU 
eine  natf)  3lu§en  fic^  Sa^n  bret^enbe  c'peftigfeit  unb  einen  9Iuftoanb  öon  ^raft 
erf orbern.  Sa^in  ge'^örten  bie  gürftin  in  Glife  3}alberg ,  bie  Königin  in  S)on 
ßorIo§,  bie  ^rinjeffin  in  2affo,  2Balburg,  Gorbetta,  Tlaxia  ©tuart  k.  ^n 
atten  biefen  Stollen  geigte   fie  eine   fo  imponirenbe  ."po^^it,   eine   fo  9ld)tung  ge= 

^tagem.  beutfd^e  SBtDgTai)l)ie.   MII.  36 


5ß2  ®^"f  ~~  ©eneHi. 

Bietenbe  SBürbe  unb  ]o  öiel  35ev[tanb  unb  fyeint)eit,  ba^  man  biefelben  ju  ben 
öov^ügliciiften  Seiftungen  biefer  2lvt  ääl^len  butite.  —  S)ic  iBniftBilber  öon  ßbuavb 
unb  ßl^riftine  @.  befinben  ficf)  im  g^ol^er  be§  neuen  2;f)eatei-§  ju  ßeip^ig. 

gütftenou. 
®cnc:  Slnbreag  @.,  brudte  ju  ^agbeburg  öon  1566—93.  lieber  fein 
ßeben  tft  ni(i)t§  nä'^ereg  betonnt  gctüorben.  Sluf  feinen  S)ru(Itt)ei-fen  mirb 
lein  5tame  öielfarf)  öevfd)ieben  gefdCineben,  benn  man  finbet:  @ene,  @ena, 
®:§ene  k.  ©ein  er[te§  33ucf),  n)eld)e§  er  mit  feiner  <5'iifma  brudEtc,  mar:  „.^oh. 
Garcaei  ma'^rtiaffter  ©ebraud)  be§  l^eitigen  6atec^i§mi,  1566",  8.  unb  ba§  le^te, 
im  S.  1593  bei  if)m  gebrückte  äöert:  „©d)neiber,  Seid)=^^rebigt  auf  SBolffgang 
trafen  ju  33arbt)  (Semat)lin".  4. 

3)gt   öeBner,   a3udt)brudfer!unft  IV.  ©.  173.     (SJräffe,  Se^rbud^  b.  Sitte= 
rärgefd^ic^te  Sb.  III  2tbt^.  1  ©.  175.  Äeld^nex 

C^kllcUi:  23uonaöentur  a  @.,  .g)iftDriemnaler,  geb.  in  Serlin  28.  ©ept. 
1798,  t  in  3Beimar  13.  ^o\).  1868.  6iner  alten  au§  Italien  eingettianberten 
Äünftterfamilie  angel)i3renb ,  (5ol)n  eine§  mittelmäßigen  5Jlaler§  unb  'Jieffe  bc§ 
Oietgenannten  ^Jlrct)itetten  ipanS  6l)riftian  ®.,  tl)eilt  er  mit  biefcm  bie  ©igeufdioft 
bur^  eine  in  febcm  ©inne  bebcutenbe  ^erföntid^leit  nod§  mäcf)tigcr  auf  bio  3eit= 
genoffen  gemirft  ^u  t)aben,  al§  burcf)  feine  J^eiftungcn.  —  ^n  biefen  gel)ört  er 
jenem  abfoluten  ^beali§mu§  an ,  ber  babur(^,  baß  er  ben  ^Jlenfdjen  öon  allen 
33ebingungen  ber  3eit^  ''Jtationatität ,  ®efrf)i(^te  unb  S^rabition  loätöft,  i{)n  ber 
©intbnigfeit,  bem  "intangel  an  eigentüdier  ^nbiüibualität  berfaÜen,  jebcn  S3oben 
öerlieren  läßt,  ba  bie  (5terblid)cn  ja  gerabe  ba§  ^robutt  biefer  ^^acto^i^/  feine 
abftratte  Söefen  finb.  —  S)icfe  ?lnfc£)auung,  meiere  fid)  balb  an  ein  felbft  5U= 
red)t  gemad)tc§  ®ried)en^  ober  9lbmcrtt)um  anfd)ließt,  balb  öon  einer  ibcalen 
^eit  träumt,  unb  nad)  ^rt  ber  ^ntife  ©ötter  unb  5Jtenfd)en,  perfonificirte  5öe= 
griffe  unb  '§iftorifd)e  ^erfonen  mengt ,  l)ängt  eben  mit  bem  ^beali§mu§  aufö  ge= 
nauefte  jufammen,  ber  bie  äroeite  A^älfte  be§  toorigen  Sal)rf)unbert§  be!^errf(|t. 
gr^eugte  fie  boi^  in  S)aöib  unb  glajmann  ganä  äl)nlid)e  @rfd)einungen ,  mie  in 
5Jleng§,  3;l)ormalbfen  unb  ßanoöa  ober  6arften§,  biefem  abfoluten  ä^orbilbc 
unfere§  ®.  ''}3lan  ift  belanntlid^  übcreinge!ommen,  fie  im  ©egenfa^  jur  naja= 
renifd)en  be§  Oöerbed  unb  nationalen  be§  6ornetiu§  bie  antififirenbe  ju  nennen, 
eine  ißejeidinung ,  bie  aücrbingS  nur  in  fet)r  befd)eibenem  ^taße  auf  biefelbe 
paßt,  ba  fie  burd)au§  fubjediö,  bem  ©eift  ber  5lntife  im  @runbe  meit  meniger 
öertoanbt  ift  al§  bie  Ütenaiffance.  —  ©o  ift  benn  aud)  il^r  geiftiger  35ater  ganj 
unb  gar  nid)t  .^omer,  fonbern  9louffeau.  —  ^'i)x  Eintreten  in  ber  .Iflunft  mar 
bie  not^menbigc  ^^olge  ber  Uebertreibung  be§  malerifd)en  5princip§,  meld)e§  bie 
©eele  be§  Sarof=  unb  9tococoftilc§  gewefen  unb  fid^  im  3opf  aufgelebt  l)atte, 
wie  fie  nun  il)rerfeit§  burd^  bie  Uebertragung  bc5  ptaftifc^en  in  bie  ^JUlerei  nod§ 
meit  mel)r  fünbigte,  meld)e§  ben  eigentti^  formal  greifbaren  i?ern  il)re§  3Befen§ 
au§mact)t,  mäf)renb  ber  ^ntjalt,  ber  in  biefe  ^-orm  gegoffen  marb,  ein  fe'^r  öcr= 
fct)iebener  mar.  Sei  (SJ.  nun  ift  berfelbe  im  mefentlid)en  eine  ''^Irt  55ergötterung 
ber  eigenen  fct)önen  ^erfönlid^teit,  bie,  mie  bie  @oetl)e'§,  burd)  beffen  Sichtungen, 
fidE)  burd^  feine  ßompofitionen  5iel)t ,  unb  öon  i'^m  in  eine  2lrt  ^erfuleS  um= 
getoanbelt  mirb ,  in  alt  feinen  ^ßilbern  balb  al§  foldf)er  ober  Jupiter,  balb  al§ 
Dbt)ffeu§  ober  al§  „äöüftling"  auftritt.  —  5ln  ber  berliner  Slfabemie  unter  bem  @in= 
fluß  feine§  £)l)eim§  gebilbet,  ber  benfelbcn  6ultu§  ber  eigenen  ^erfönlidf)!eit 
trieb ,  Welcher  für  ta§  @nbe  be§  öorigen,  mie  ben  2lnfang  be§  je^igen  ^a1)x= 
■^unbert^  fo  be^eidtinenb  ift,  bann  1820  mit  bem  (Stipenbium  einer  preußif d^en 
^rinjeffin  nad^  9tom  gel^enb,  entfaltet  er  bort  unter  bem  Sinfluffe  be§  6arften§, 
ber  it)n  fd)on  in  33erlin  burd£)au§  be^errfcE)te,  bann  ^od^"§  unb  2^ormalbfen'§  al§= 
balb  biefe  5lrt  bon  5lnfd£)auung,  bie  bei  ilim  baburdE)  einigermaßen  gerechtfertigt 


©eneEi.  563 

cTJcfieint,  ba^  bieje  5pei-jönli^!eit  eine  in  jeber  93e3ie'^ung  geiftig  unb  Uxptxlid) 
t)od)Begabtc  toar.  —  91i(i)t§beftotüeniger  f)at  e§  gerabe  bicfer  (?.uttu§,  ben  er  mit 
ftd)  jelber  trieb,  öer|c£)ulbet,  ba^  (S.,  bem  e§  tüeber  an  ^p^antafte,  nod^  an  @e= 
ttaltung§!raft  fe'^lte,  um  ben  I;öct)[ten  3lufga6en  ber  -^unft  getoac^fen  ju  jein,  fo 
gut  toie  gar  !eine  ©nttoicElung  unb  33ertiefung  be§  Patents  im  Saufe  ber  ^at)xe 
äeigt,.  in  feinen  testen  9trl6eiten  genau  berfetbe  erf($eint,  ber  er  in  feinen  erftcn 
ift,  f)inter  aE  feinen  Berühmten  3eitgenDffen,  6orneIiu§  unb  OöerBei,  ÄaulBac^ 
unb  gü^ri(^ ,  ^PreHer  unb  ^ä^nd  3urüiibleibt ,  oBtool  er  burc^  angeborene  33e= 
gabung  ben  meiften  gleic^ftef)t ,  unb  audi  öon  i'^nen  fo  gead^tet  toirb.  ^a  ba| 
er  jene§  grünbli(f)e  ©tubium  ber  Statur,  burd^  ba§  fie  allein  3U  gewinnen,  t)er= 
f  (fimä'^enb ,  nic^t  einmal  eine  eigent^ümMje  f^otmenfpradie  erringt ,  f  onbern  bie 
be§  6arften§,  bie  er  fid)  in  frü'^er  Sfugenb  angeeignet,  beibehält,  of)ne  fie  irgenb 
ex^tblid)  meiter  auSjubitben.  SBie  biefe,  ift  fie  ein  ©emifdC)  bon  9temini§ccn3en 
an  bie  2lnti!e,  nod)  toeit  mel^r  aber  an  ^iä)el  Stngelo  unb  bi§n)eilen  aui^ 
ütafaet,  mie  toir  it)n  in  ber  f^arnefina  treffen,  otjue  aber  jemals  bie  (^•ein'^eit  be§ 
©tubiumS  biefer  5Jleifter  ju  geigen,  fonbern  bietme'^r  in  nur  ^u  bieten  S)ingen 
in  eine  eintönige  9Jtanier  auSartenb.  S)enn  @.  übertreibt  no(f)  6arften§  unb 
begnügt  fict)  meift  mit  bem  bloßen  (Sontour,  öerfdimä^^t  jebe§  ernfttiafte  «Stubium 
ber  5!Jlaterei  nict)t  nur,  bereu  S^edjui!  er  fi(f)  niemat§  bemä(i)tigt,  fonbern  felbft 
bex  <5(i)atten=  unb  Sid)tU)ir!ungen,  ber  (Settiänber  k.  @r  inbiöibuatifirt  niemals 
feine  ^öpfe ,  bie  fidE)  auf  ein  Su^enb  immer  toieberfel^renber  2;t))3en,  bei  ben 
g-rauen  eigentlich  auf  eine  einzige  5Ka§!e  befd^ränten,  bie  in  alten  möglichen 
SSariationen  beftänbig  toieberte'^rt.  —  2Bie  fel^r  feine  Stnfdiauung  ber  i?unft  ftcf) 
öom  Seben  lo§gelöft,  jeigt  fic^  am  beften  in  feiner  2leu|erung :  „ber  ^^^ifct)  geljört 
in§  Söaffer,  ber  i?ünftler  naä)  9flom!"  Unb  obrool  er  nur  3e§n  i^al^re  bort 
öertoeilte,  fo  ift  er  bod^  mit  feiner  (Sebantentoelt  aud^  tüirttic^  ben  ganzen  übri= 
gen  üteft  feineg  2eben§  au§fc^lie^lidt)  bort  geblieben,  ba§  feine  geiftige  ^eimatfi 
getoorben.  —  S)iefer  boEftänbigen  inneren  (Sntfrembung  "falber  ^at  er  aud§  in 
feiner  9lation  niemals  3Soben  faffen  tonnen,  l§at  nur  auf  einzelne  Äünftter,  mie 
^äl^ncl,  9ial)l,  ^Berbette,  ^rugger  u,  31.  getoirft,  einen  eigentlichen  ©dtjüler  aber 
niemals  gel)abt.  Unb  ba§,  obmol  feine  überaus  ja'^lreic^en  dom^jofitionen  inner= 
"^alb  beS  9ta^menS  jener  6infdt)rän!ungen,  bie  man  übertreibenber  Semunberung 
gegenüber  feft^altcn  mu^,  in  ber  burd^auS  ibealen  Söelt,  in  bie  fie  unS  fü'^ren, 
oEerbingS  eine  güHe  bon  @dt)önl)eiten,  eine  gro^e,  freie  unb  eble,  einfa(i)e  %xi 
menfd^lictie  ©efd^icfe  unb  9}erl)ättniffe,  baS  Seben  überl^aupt  auäufeljen  enttoidfeln, 
bie  an  bie  antife  ©implicität  gar  oft  Ijinftreift,  toenn  aud^  @.  niemals  naiö, 
fonbern  im  (Begent^eil  burc^auS  reflectirenb  unb  bemüht  ift.  —  2)a  er  feine 
ct)clifc^en  Som|)ofttionen  unb  berü'^mteften  ©inäelbilber  faft  alle  in  jener  frü'^eften 
römifd^en  Seit  fd^uf  ober  bod§  conci)}irte,  in  ber  ^toeiten  größeren  Hälfte  feineS 
SebenS,  bie  er  nad^'^er  in  2eip5ig,  ^Mncfien,  Weimar  öerbrac^te,  nur  Uienig 
eigentlidt)  9leueS  ^robucirte,  fonbern  meift  baS  3llte  nur  mieber:^olte ,  fo  fann 
man  bei  3luf3äl§lung  feiner  5lrbeiten  nur  annä^ernb  (fironologifd)  öerfaljren. 
©eine  ©tofffreife  fu^te  er  faft  aKe  inner'^alb  beS  .^omer,  ber  SBibel  unb  bei 
S)ante,  bie  er  aber  ganj  felbftänbig  bel)anbelt,  fpeciett  bie  antue  @öttermt)tl)e 
um  eine  5Jtenge  neuer  Kombinationen  bereidt)ert,  Slüegorien  aller  5lrt  unb  enblid^ 
ein  il)m  gauj  eigentl)ümli(^eS  romantifdö  bämonifiiieS  ©eure  fdtiafft.  2llle  abei' 
toerben  genau  in  berfelben ,  jeber  2lrt  bon  ©etoanbung ,  bie  i'^m  feiten  gelingt, 
aus  bem  SBege  gc'^enben,  nur  baS  ^ladCte  mit  toir!li(|er  33irtuofttät  unb  gro|= 
artigem  ©tilgefü^l  '^anb'^abenben  ßarftenS'fd^en  f^ortnenfprad^e  be^anbelt.  ^\i 
ben  frü^eften  unb  fd£)önften  antifer  5Jlt)t^e  angebörigen  jä^lt  jene  (Sefd£)ic^te  beS 
®ant)meb,  bie  anfangs  für  ben  ©peifefaal  eineS  für  Dr.  .^ärtel  in  ßeipjig  er= 
bauten  römifd^en  ^aufeS  beftimmt  mar,  unb  bie  mit  U)xtx  bem  Seben  ber  5pft)ct)e 

36* 


5(54  ®cneQi. 

in  bfr  fyarnefma  entnommenen  %xi  ber  ©int^cilung,  an  ©d^önfieit  bev  ©vfinbung 
unb  Otliljttjmif  ber  ^^inie  fel^r  tt)o!^l  ftd^  neben  jenen  göttüd^en  ßompofitioncn  fe'^en 
laffen  barr.  iiHt  ber  (Jinfd^ränfung  fveilid^,  bafe  un§  Ütafael  mit  großartiger 
Üiüiüität  mirfüc^e  lebenbigc  ^Jlenfd^en,  burd)gebilbete  6^ara!tere  gibt,  n>üt)renb 
bie  ©eneHi'fc^en ,  toie  alle  bloe  reflectirte  ßunft,  immer  etroae  fi^emcn'^aTte^ 
bel^alten,  unb  bie  23}al^tl^cit  be§  ^lulbrucfö  nur  ju  oit  ber  Sd)ön^eit  ber  ^Ginie, 
einer  |3laftifd^  too'^tgeTänigen  Stellung  autgeopiert  toirb,  fo  ba^  feine  fyiguren 
nod^  mel^r  ati  bie  (Iar[trn§"fd^en  ober  ^Dtid)el  ^;!IngeIo"jc^en  po^ren,  feiten  ganj 
bei  bem  finb ,  mag  fie  tl)un.  —  Unter  biefen  bie  Sünettcn  fültenben  <£cenen 
finbet  man  bann  all  .ipauptbilb  @encüi  felber  al§  ^erfules  ^ufagetf§  unter  einer 
^üul^e,  bcren  Sad^  üon  ben  üier  ^fö^i^cgjeiten  getragen  mirb,  am  Otanb  einei 
Springbrunnen»  gete'^nt,  ber  öor  il)m  fi^enben  Cmp^ale  öon  feinen  5l^aten  t)or= 
fingenb.  'Dieben  bem  gelben  ber  il)n  begeifternbe  '4>l)antafus.  2;er  Königin 
föd^elt  3cP^i}i^  J^it  feinen  St^mingen  ^ü'^lung  ju ,  ^an ,  ein  Sat^r  unb  9lmore 
umgeben  fie.  5(ul  bem  hinter  ber  Saube  ftel^enben  '^aum ,  um  ben  fic^  ein 
3Beinftocf  fc^lingt,  lf)at  fic^  bie  ^Betoo^erin  t)cröorgcma(^t,  neben  ber  'Qaufd^enben 
ift  i?omu§  in  ben  ^meigcn.  ^lut  ber  anberen  Seite  ber  'i^aube,  £)mpl)ale  gegen= 
über  fifet  '^a(f)U5,  bei  il^m  ein  5lmorin,  ^ad^antinnen  unb  eine  ßentaurin,  an= 
geblic^  ebenfüll»  bem  ©cfange  juliörenb ,  in  2Bir!tic^fcit  aber  faft  alte  fid^  in 
fdf)ünen  Stellungen  berounbern  laffenb.  S;a|  eine  foldf)e  fünftlic^  combinirte 
ßompofitionsmeife,  mit  toie  öiel  Salent  fie  aud^  au§geTül)rt  fei,  immer  erfättenb 
mirfen  muffe,  teud^tct  ein,  um  fo  me^r,  als  bie  ^iguven  wenig  üon  jener  gött= 
lid)en  Oiaioität  unb  ^yi-'iidEie  ber  Slntife  jeigen ,  fonbern  faft  fämmtlidt)  fe^r  mo^l 
miffcn,  ba^  fie  bafi^en,  um  betrad)tet  ju  merbcn.  —  3nnerl)alb  biefer  engen 
@renje  fann  man  aber  an  bem  '^ol^en  Sc^önl^eitögefü'^t,  bem  t)errli($en  rf)t)t^mi= 
fd^cn  Sinn,  meldten  ber  5Jtaler  jeigt,  fidE)  um  fo  mel^r  erfreuen,  al§  er  fid^  fic^t= 
lidE)  fo  in  biefe  mntt)ifc^  allegoiifd^e  2Belt  t)ineingclebt  l^at,  baB  it)i'e  Figuren 
menig|len§  i'^m  toirflid^  lebenbig  geworben  finb ,  menn  er  aud^  toeit  entfernt  ift, 
uns  biefe  ^üufton  aHcmal  audf)  beibringen  ju  fönnen.  'Geltere»  ift  it)m  ent= 
fd^ieben  beffer  gelungen  bei  ber  als  ^^jjrebelle  unter  biefem  .Ipauptbilb  t)inlaufcn= 
ben  ,porf)3eit  be§  ^adiuS  mit  ber  Olriabne,  einer  (Fompofition  öoH  fmnDoll  übcr= 
mütt}iger  ©rajie,  mie  bie  präd)tigen  @ant)meb=Scenen,  obmol  aud^  ^ier  mic  bei 
biefer  ganjen  ctafftciftifc^en  Sd^ule  nur  ju  oft  ber  S(^önl^eit  ber  ^inie  bie 
aöalir'^eit  be»  5lusbrud§  jum  Cpfer  gebrad)t  mirb.  6.,  ber  fid)  in  ben  legten 
15  Sialiren  feinet  Seben»  auf  bie  Cetmalerei  toarf,  bie  er  biif)er  faft  ganj  öer= 
nadfilaffigt,  !§at  biefe  Gompofition  aud^  für  ©raf  S($acf  auigefül^rt,  tuo  fie  aber 
ob  feiner  lidf)t=  unb  reijlofen  [yäi-'&ung,  mie  ber  ungenügenben  •Dlobcllirung  l)alber 
roeit  mcniger  wirft  als  im  bloßen  ßontour.  Unter  ben  öielen  rein  aHegorifcEien 
(iompofitionen ,  bie  er  gemacht,  fei  l)ier  aud)  eineS  ibeaterOorliangl  gebockt, 
beffen  3nf)alt  burd§  bie  25erfc  aulgebrüdt  mirb : 

„S)er  i^eibenfd^aften  müile»  ^eer  bem  Sd^ooß  ber  alten  "Dcad^t  entflammt, 

„S;ie  ftiüe  Sd^aar  ber  lugenben  Dom  Öidt)t  geboren,  Öii^t  umflammt, 

„2^er  "üiemefis,  be§  Or<itut"^  aöalten,  ^^x  fd^aut  fie  l)ier  in  xraumgeftalten", 

mae  er  nun  BudiftäblidE)  ausführt ,  bie  Ülad^t  mit  ben  Seibenfd^aften  unten ,  iia§i 
!^id^t  mit  ben  Jugenben  oben,  "Diemeft«  unb  gatum  redfits  unb  linf»  fteüt,  unb  fie 
mit  anberen  Scenen  einral)mt.  S^aß  Silber,  beren  3?ebcutung  man  erft  mü^fam 
entziffern  muß ,  niemals  ben  (Jinbi-udE  mad^en  fönnen ,  wie  fold)e,  mo  ber  2}or= 
gang  beim  erften  5Btid  flar  toirb ,  ift  fclbftoerftanblid),  inbeß  ^at  ber  Mnftler 
burd)  bie  gefd^idtc  ©ruppirung  unb  ß^arafteriftif  feiner  meift  fdE)ön  unb  he- 
beutenb  gcba(^ten  Jigui'^n  nid^t  nur  allcl  getlian,  um  un*  ben  ©ebonfen  beutlid^ 
ju  mad^en,  fonbern  aud§  un§  mit  ^ol^er  3ld^tung  Dor  fold)  erhabener  3lnf(^auung 


©eneEt.  565 

3u  erfüllen.     5£)a§  gleichfalls  6ei  ©diacf  Befinbtid^e  ©ernätbe  iüirtt  freilid^  nodf) 
toenigei;   als  ba§   eben  Befd^rieBene  burcf)   feine   trifte   i^ärBung.     Unmittelbarer 
öerftänblid^    unb    barum   tjadcnber    finb    bie   figurenreid)en    ßompofitionen    beS 
9tanbe§  ber  Europa  unb   bie  ©c^lad^t   3toifd)en  33acl)u§  unb  ß^furg,  beibe  aud§ 
fd)on   frül)   componirt   unb   in  fpäteren   Sa'^ven    für  <B<i}ad  in  Del  au§gefül)rt. 
^ier  ift  bie  toonneboHe  |)eiter!eit  ber  ©cene   auf  ber  einen,   ba§  toilbe  ©ehJÜ'^l 
ber  ^ämpfenben  auf  ber  anberen  mit   großem  2;alent  unb  au  (Beftalten  über= 
rei(i)er  5pi)antafie  auSgefül^rt,  obtool  aud^  l^ier  fofort   auffättt,   ba^   bie  S^iguren 
meit  öfter  pofiren,  al§  ha^  mirllic^  unb  glaubtoürbig  t^un,  toaS  fie  fotten.     3u 
feinen  fd)önften  ©inäelcompofttionen  gehören  bann  ber  feine  (Sefänge  ben  Sanb§= 
ieuten  öortragenbe  <^omer  unb  ber  ben  5}litfflat)en  ^abtln  erjä'^leube  3lefo)3,  njo  wir 
auc^  am  l)äufig[ten  Söa'^r'^eit  be§  5lu§bru(i§  mit  ©c^ön'^eit  ber  (Sruppirung  üer= 
einigenbe    (Sjeftalten   finben.  —  Unter   ben,    ber   il)m  unftreitig   am  meifteu  3U= 
fagenben   griec^ifdicn  Tlijfi^t   entnommenen  ©toffen,    finb   bann   aud§   noc^   bie 
6t)clen   ber  3^lia§   unb    £)bl)ffee    aufäufü^^ren ,    bie   ebenfalls   gro^e  ©(f)önl§eiten 
Seigen.  —  SlucE)    eine    Sln^alit   biblif(|er   ©ujetS    l)at   @.  be^^anbelt,    fo  bie  bei 
<Bä)aä   auSgefü'^rte   23ifton   be§    Sjedtiiel   unb   5lbral§am,  bem  bie  Geburt  eines 
@ol)neS   öerfünbet   toirb.     |)ier  ift  bie  3lnlel)nung   an  ^ic^el  Stngelo  fe'^r  auf= 
faltenb.     ©inb   bie  öorgenannten   ßompofitionen   faft   otte  in  9tom   entftanben, 
toeld^eS  ber  ^ünftler  1831  mit  Seipjig  t) ertauf d)te ,  um  jene  erftbefc^inebenen  für 
Dr.  ^ärtel  auSjufü'^ren,  fo  ge'^ören  eine  9tei^e  anberer  f^jäterer  3eit  an,  als  in 
f^olge   öon   ©treitigfeiten   mit  ^ärtel,    bie   iljren  legten  (Srunb  mol  im  Unber= 
mögen  beS  ÄünftlerS  'Ratten,  in  ber  it)m  gänjlidC)  fremben  ^^•reSco=3^ect)ni!  fortäU= 
lommen,  jene  3lrbeit  inS  ©totfen   geriet"^  unb  unauSgefül)rt  blieb.     &.  öertoeilte 
nun  einige  ^alire  in   ßeipjig  unb  jog  bann,  ftetS  in  9lotl^  unb  ^Irmut"^  lebenb, 
toenn   aucE)   ob  feines  SlalentS ,  mie  noc^  me'^r  ob  feiner  burc^auS  l^armonifcJjen 
unb  ibealen,  c^aralteröoEen  5perfönli(^!eit  ^ocf)gea(i)tet,  um  1837  nact)  ^ünd^en, 
tDO  eS  il)m  inbe^  tro^  feineS  9lufeS  unb  ber  eifrigen  SSermenbung  fo  l)od§ftel)en= 
ber  O^reunbe,   toie  Cornelius  unb  Otottmanu,  eben  fo  menig  glücfte,  ju  großen 
monumentalen  2lrbeiten  ju  gelangen,  toie  fie  boc^  öiel  toeniger  ^Begabten  in  güKe 
3u  2;l)eil  tourben.     ^a  ber  i'^m  abgeneigte  Äönig  ßubtoig  lie^  bie  £)bt)ffee  fogar 
lieber  nad)  leic^tfinnigen  ©c£)toant'^aler'fd)en  ©ü^äen  in  ber  Ütefibenj  uod^  fc^mäi^er 
auSfül^ren ,   als  fie  i^m  ju  übertragen.     ßJ.  bearbeitete  nun  ben  S)ante  in  einer 
ütei'^e  öon    (S^ompofitionen ,    bie    er    1846-50    felber    rabirte    unb    Verausgab. 
Unter  ben  bielen  ^ttuftrationen  ber  göttlid)en  ^omöbie  nehmen  biefe  nad^  ttn 
ßorneliuS'fcfien  fid^erlict)  ben  erften  *$la^  ein.     äöeit  bebeutenber  unb  felbftänbiger 
finb    aber   noc^    bie   beiben   großen  romantifd£)en  33ilbercl)clen,  baS  Seben  einer 
^eje,  10  23lätter,  bann  beS  nacf;  Strt  beS  Son  i^uan  aufgefaßten  SöüftlingS  in 
20   ^Blättern,    tüo    ber   ßünftler   eine   gütte   öon   großartiger   6rfinbungS!raft, 
mand)eS  ©elbfterlebte  unb   äugleic§   ein  fo  mäct)tigeS  bämouifi^eS  2Befen  ^eigt, 
baß  er  in  biefem  faft  einzig  baftel)t.     Unb  baS,  obtool  er  feine  @eftalten,  ob  er 
nun  .^omer,  bie  33ibel  ober  baS  ^Jlittelalter  barftelte,  laum  je  aud^  nur  coftüm= 
lid^  öeränbert,   immer  öor  aEem  er  felbft  bleibt,  nur  feiten  bie  ©intoirfung  ber 
i^n   umgebenben  äßelt  jeigt.  —  @S  ift  ein  öottlommeneS  Traumleben,  baS  er 
uns  tiorfüt)rt,  toie  eS  nie  unb  nirgenbS  ejiftirte,  aber  bott  l^ol^en,  freien  unb  tief= 
finnigen   ©eifteS,    unberftänblid^   unb   ungenießbar  für  bie  5Jiaffe  unb  anjie^enb 
tro^  feiner  ©införmigfeit  für   ben  Kenner,   —  ob   ber  burd^auS  eigentpmlid^en 
unb  ungett)ö^nlid§  möd£)tigen  lünftlerif d^eu  ©ubjectibität,  bie  fid^  barin  auSfpridit. 
3lber   ©eneüi'S  ©eftalt  ift  unb  bleibt  in  ber  Äunftgef(i)id^te  ber  nur  halbfertige 
5torfo  eines  3ftiefen.     3ulc^t  "^at  er  unS  aud^  fein   eigenes  Seben  in  einer  9teit)e 
üon  gompofitionen  gefd^ilbert,  bie  inbeß  toeniger  toerf^öott  finb  als  feine  frül^eren 
Strbeiten,  menn  fie  au<S)  intereffante  ßinblidCe  in  bie  3lrt  gemäl^ren,  toie  er  baS= 


56(5  (Senctli  -    ©engenbad). 

fetfie  auffaßt  unb  il)m  ect)t  lünfttenjd)  aEe  abfhaften  SSegiiffe  fi^  joiort  jur 
tebenbigen  @eftalt  bexbic£)ten.  —  ^m  3.  1858  toavb  er  butc^  ben  @ro^l)eTäOQ 
nad^  Söeimai*  berufen,  too  ev  fid),  tote  fd)on  tange  öot^er,  faft  nur  ber  2Bieber= 
l^olung  feiner  S^ugenbarÖeiten  wibmete,  aber  bod)  toenigftenS  nic£)t  me^r  mit 
^otl^  unb  Slrmut^  ju  fäm|}fen  "^attc,  tt)ie  in  feinem  ganzen  5)tanne§aUer,  ein 
^am^jf,  ben  er  aber  mit  fo  ftoifd^em  |)elbenmutt)  führte,  ba^  er  nie  bie  antife 
.^eiterteit  unb  ©djaffenStuft  be§  merftüürbigen  ^anne§  ju  trüBen  üermodjte,  bev 
an  echter  ©eetengrö^e  feine  meiften  ^^itgenoffen  meit  überbot-  ^ec^t. 

®cncüi:  |)an§  S'Eiriftian  ©.,  ^Ird)ite!t,  t  am  30.  2)ecember  1823  im 
5ltter  öon  60  3af)rcn,  @r  i[t  me'^r  Stijeoretifer  unb  feine  JTenntniffe  umfaßten 
nid)t  attein  bie  33ou!unft,  fonbern  aEe  Gebiete  ber  i?un[t.  @r  begleitete  feinen 
lungeren  SBruber,  ben  ^akx  3anu§  ®.  (9}ater  be§  Suonabentura  ®.)  nac^  9toni, 
um  fid)  I)ier  al§  ^ünftlrr  ^u  bollenben.  ^urädgele'tirt,  ^idt  er  fid)  meift  in 
^abii^  im  ^^intenftein'fd^en  .'paufe  auf.  9ll§  3lrd)ite{t  lüar  er  nur  ttjenig  ffjätig, 
bagegen  toor  fein  SBiffen  auf  bem  Gebiete  ber  3lttertl^um§toiffenfd)aften  um= 
faffenb,  toie  er  aud)  aEfeitige  23ilbung  mit  bem  feinften  ©efc^mad  öeieinte.  3luf 
bie  fünftterif($e  6nttt)idlung  feine§  ^fleffen  SSuonabentura  @.  naf)m  er  ben  ent= 
fd)iebenften  unb  glürflid)ften  ßinflu^.  ©.  toar  aud)  al§  .^unftfd)rift[teEer  tt)ätig ; 
^eröor^u'^eben  ift  in  biefer  ^infid^t  feine  ©d)rift:  „Sbee  einer  3lEabemie  ber 
bitbenben  fünfte",  Sraunfd^Ujeig  1800.  S)ann  gab  er  ba§  2f)eater  ju  ?ltl^en, 
nad^  2Ird)iteftur,  «Scenerie  unb  SarflettungSfunft  mit  Tupfern  1818  ^erau§. 

SBeffet^. 
©cncrfid):  S^o'^ann  ®.,  geb.  am  15.  3lug.  1761  ju  Äe§marf  in  Ungarn, 
mad)te  feine  ©tubien  am  S^ceum  ju  5pre|burg  unb  unter  ®ric§bad^,  S)öbeiiein, 
(Jidi'^orn  in  i^cna.  5iad)bcm  er  bon  1788 — 1821  bie  ^rofeffur  ber  ^iftorifd£)en 
unb  f ^iIofop'§ifd)en  SBiffcnfc^aften  am  2l)ceum  ju  ßc§marf  befleibet  t)atte,  tourbe 
er  al§  erfter  ^rofeffor  an  bie  am  25.  <Se:ptbr.  1819  gegrünbete  |)roteftantifc^= 
t^eoIogif(^e  ße^ranftatt  in  äßien  für  bie  ^äd)ex  ber  j?ird)engefcf)id)te  unb  be§ 
Äirc^enre(^t§  berufen,  toofelbft  er  nac^  ^Ujeijätiriger  3Birffam!eit  am  18.  3!Jlai 
1823  geftorben  ift.  Sr  war  einer  ber  üerbienfttiottften  ö[terreid)ifd)en  (Sd)u(männer 
feiner  3^^*»  Ö^d)  ad^tungStoert'^  toegen  feiner  ou§gebreitetcn  Äenntniffe,  al§ 
loegen  feine§  moralifdjen  (J^arafterS.  ^.  ®.  SBenrid^,  fein  SoEcge  an  ber  Sßiener 
eöangeüfdC)=t"^eoIogifdC)en  ßei)ran[tatt ,  befennt  bon  if)m,  nie  me'^r  ,g)eräen§güte 
unb  finblic^en  ©inn,  unb  fetten  foli^e  3;t)ätigfeit  unb  fold^en  2lmt§eifer  bei  fo 
öorgerüdtem  ^tter  gefunben  ^u  '^aben.  6r  entfaltete  eine  frud)tbare  fd^riftftene= 
rifct)e  St^ätigfeit  auf  f)i[torif(^em  („®efct)ic^te  ber  öfterreidiifd^en  ^lonarc^ie", 
8  33be.,  1815—17.  „Srajan,  ein  biogra^ifc^e§  ©emälbe"  2  S3be.,  1811), 
)}äbagogifd§em  („^Beiträge  ^ur  ©dtiutpäbagogif",  1792.  „Ueber  bie  je^ige  S3er= 
faffung  bex  proteftantifd)en  ©d)ulanftalten  in  Ungarn",  1803)  unb  ^3ra!tifd)= 
tl^eoKogifc^em  („9teben  über  toict)tige  ©egenftänbe  ber  9teligion",  1817.  „@ufe= 
bio§,  für  greunbe  ber  gieligion",  2  S3be.,  1824)  (Sebiet. 

Sßurjbad),  33iograpt)ifd^e§  Sej-ifon  be§  Äaiferf^umS  Defterreid^,  Zf)l.  5, 
©.  133,  too  fid^  aud)  bie  übrige  biograp^ifct)c  Sitteratur  berjcid^net  finbet. 

©.  grau!. 
©engeitbnd):  %^ampl)\iu§>  ®.,  2)ic^ter  bc§  16.  Mi:^unbert§.  ir  lebte 
in  SSafel,  n)o  er  atoifctien  1509  unb  23  bidjtete  unb  at§  23ud^bruder  eine  fel^r 
xege  2;t)ätig!eit  enttoidelte.  Ueber  fein  ßeben  miffen  mir  tro^  ber  äa^lreid^en 
©(^riften,  bie  tüir  bon  ii)m  befi^en,  fo  gut  tüie  gar  nic£)t§.  ©eine  ©t^riften 
finb  äiemlid)  mannigfaltiger  5lrt.  3unäd)ft  5Jleifterlicber,  bon  benen  eine§  eine 
®efd)i(^te  bon  fünf  ^uben  betianbelt,  bie  ba§  33ilb  5Jlaria'§  befc£)im|)ften.  ^ier 
jeigt  fid)  ®.  noc^  al§  eifriger  Äaf^otif,  mä^renb  er  fpäter  ein  ebenfo  eifriger 
3ln^änger  ber  Deformation  tourbe.     ^n   einem    nnberen  ^eifterliebe  erjä'fiU  er 


©engenbacC).  567 

ba§  <Bä)dmm]iM ,  ba§  bi-ei  ©ejeEen  1517  in  SSerün  QU§fü'§rten.  3Iu(^  ^ifto= 
i-if(^e  ©reigniffe  t)at  er  in  nte'fiv  öoIfSmä^ig  gil^attenen  ßiebern  baigefteHt. 
©0  ben  Äricg  jwifc^en  g^i-anfreidC)  unb  35enebig  nnb  bie  ©diladjt  Bei  SlgnobeEo 
(am  14.  mai  1509;  bgt.  ßitiencron,  ^iftorifd^e  S5olf§üebei-  III.  28  ff.),  bie 
©(^lacfit  Bei  3;ei-ouenne  (j^ertoan)  ätt)i|(i)en  5[RQrimilian  I.  unb  ben  gi-'a^äofen 
am  22.  3luguft  1513  (ßilienaon  III.  100  ff.);  inbe^  Beruht  Bei  letzterem  Siebe 
bie  5lutoi-f(f)alt  ©engenBacE)'^  nur  auf  SSermuf^ung ;  ba§  g(eitf)e  gilt  Bon  bem 
Siebe  auf  bie  <S(^ta3)t  Bei  ^^loöara  (bie  9latDerrenf(i)(a(i)t)  am  24.  3uni  1513 
(ßiliencron  III.  92  ff.).  (Sin  anbereg  :f)iftorifii)e§  @ebi(^t  „S)er  alt  g^bguo^" 
(1514)  enthält  eine  9JZat)nung  eine§  alten  ©(^tDei5er§  an  einen  jungen,  fid^  nidit 
auf  bie  (Streitigfeiten  ber  f^ürften  einjulaffen,  unb  ift  Irbt  mit  burc^  bie  (5c£)tad)t 
Bei  5loöara  Beranket,  in  tt)elc£)er  1500  @d)n)ei3er  im  5Dienfte  öon  5Jiai-imilian 
©forja  gefaEen  toaren.  —  i^ann  Berfa^te  (3.  eine  Slnja^l  gereimter  unb  ^ro= 
faifctier  53üd)lein  BoHtifd^en  unb  moralifdien  ^n'f)aU§.  ^er  3eitgef(^i(i)te  get)ört 
barunter  an  „Der  toelf(i)  i^lu^"  (1513),  ba§  auf  bie  italienif(i)en  i^uftänbe  ju 
jener  Sät  fid^  Be^ie^^t  unb  bie  f^orm  be§  ,^artenfBieI§  äur  ©inüeibung  mä'^lt. 
gerner  bie  „;^iftort)  Bon  einem  ^Pfarrer  unb  einem  @eift  unb  bem  ^urrner", 
eine  fd^arfe  ©atire  gegen  S'^omaS  5!Jturner,  ber  bie  ^Reformation  Befc^mören 
toiU ,  aBer  Bon  bem  ®eifte  berfelBen  Berfc£)Iungen  toirb.  6uttur'f)iftortfc^  am 
intereffanteften  ift  ba§  „Liber  vagatorum",  eine  ©cfiilberung  be§  SreiBenS  ber 
SSettler  auf  @runb  öon  SSerpren  berfelBen  in  SSafel.  ©el)r  BelieBt  unb  Ber= 
Breitet  touxbe  bie  ^rofaauflöfung  biefeS  33uc^e§,  tt)el($em  ein  33er5ei(^ni^  Bon 
rof^toälfctien  SBörtern  BeigegeBen  ift.  3n  ^rofa  öeröffentlid)te  @.  unter  anberm 
„S)er  S3unbfii)uc£)"  (1514),  toorin  er  ben  UtfBrung  be§  33unbfd)U(^§ ,  eine§ 
SBauernaufftanbe§  im  33rei§gau,  er^ä^lt;  öorange'^t  ein  ®ebicf)t  at§  Einleitung, 
in  toelc^em  unter  3lniül)rung  ^a^treicCjer  BiBlif(i)er  33eifBiele  @el)orfam  gegen 
OBrigfeit,  Slbel  unb  (Beiftlic^feit  emBfol)len  toirb.  —  5luc£)  l)at  @.  mehrere 
ältere  @ebi(^te  in  erneuerter  unb  umgearBeitetcr  ßieftalt  "^erauSgegeBen ;  fo  ba§ 
„gieB^ängtin",  eine  !§üBfcf)e  «Sammlung  Bon  Söeingrü^en  unb  äBeinfegen,  unb 
bie  anmut^ige  Segenbe  Äunj  .^iftnerS  Bon  ben  Beiben  ^afoB§Brübern.  —  3lm 
Bebeutenbften  ift  jeboi^  ®.  al§  bramatifdier  S)i(^ter.  ©eine  brei  g^aftnad§t§= 
fBiele  finb  nic^t  Blo§  beS'^alB  litterarifi^  tt)i(^tig,  toeil  er  ber  ältefte  S)rama= 
tifer  be§  16.  ;3al)r^unbert§  ift,  fonbern  aud^  megen  i'^rer  2:!enben3.  ©ie 
!önnen  red^t  eigentlii^  al§  S^enben^ftücfe  im  Beften  ©inne  Be^eid^net  merben.  @r 
fteEt  barin  bie  ^uftänbe  ber  unmittelBaren  ©egentoart  bar,  mit  ber  2lBfid£)t 
moralifd^en  ^u|en  baburd^  ^u  ftiften.  ^n  ber  Einlage  finb  bie  ©tütle  meift 
einfa(^ ,  unb  toietool  fie  Beftimmt  toaren ,  in  ber  luftigften  3^^^  ^^§  3a^re§  ge= 
fBielt  3U  merben,  tragen  fie  bod^  einen  bur(f)au§  ernften  6^ara!ter.  S)aburd§ 
unterfd^eiben  fie  fid^  mefentlic^  bon  faft  allen  gaflna(^t§fBielen  jener  3^^^-  ^^^ 
eine  bon  ben  je'^n  3l(tei"n  ber  Söelt,  mürbe  ma^rfdfieinlid^  1515  öon  ben  ^Bürgern 
in  3Safel  ^u  ^aftnaii)t  aujgefül)rt  unb  in  bemfelBen  ^ai)xe  gebrückt,  bann  auc§ 
in  ja'^treidien  2)rucfen  im  16.  unb  fogar  nodf)  im  17.  i^a^r^unbert  aufgelegt. 
S)ie  jel^n  Berfd§iebenen  SeBenealter  be§  ^enfd£)en  merben  barin  borgefü^^rt  unb 
emBfangen,  naiiibem  jebe§  fein  ©Brüd^lein  "^ergefagt,  Seiiren  öon  einem  @in= 
fiebler.  S)ag.-  ^toeite  ift  bie  (Soud£)matt  ber  23afeler,  1516  eBenfatt§  Bon 
33a§ler  SSürgern  gegeBen  unb  23afel  1516  gebrückt,  aBer  nur  no(^  ein  5Jtal 
(1586)  mieber^olt.  @§  ift  gegen  6"^eBru(^  unb  Unfeufdf)l)eit  gerid)tet,  nid^t 
gegen  5Jlurner'§  ©ebidit,  fonbern  gegen  ein  anbereS,  ba§  bie  Unfeufd^l^eit  für  fünb= 
lo§  ertlärt  |atte.  ßnblid^  ber  5tolll|art,  1517  aufgeführt  unb  gebrucft,  bann 
nod§  mel^rfad^  jum  jt^eil  mit  i^nterBolationen  aufgelegt,  ^ier  finb  e§  bie  Ber= 
fdf)iebenen  ©täube,  toeld£)e  (^araÜerifirt  toerben,  inbem  jebem  BejeidEinenbe  S5erfe 
in   ben    5Jtunb    gelegt    tcerben ,    tüorin    er  nac^    ber  3ufunft  fragt,  Vorauf  fie 


568  ©engtet  —  ©ennato. 

bann  bie  Betreffcnben  Söciffagungcn  aU  5lnttt)ort  erf)atten.  Sine  burc^auS 
ernfte  unb  tüd^tige  ©efinnung  äeidinet  atte§  aug,  tt)a§  &.  gefd^rieben  unb  t)ei-= 
teilet  \f)m  ein  eigentt)ümüc^e§  fsjepräge. 

$amp'§Uu§  &.,  t)emu§gegeben  üon  Ä.  ©oebefe,  ^annoöcr  1856. 

©cngicr:  3lbam  (S.  (fpäter,  al§  9iitter  be§  6ibilüei-bienftorben§  ber  6aieri= 
fdien  Äxone,  mam  b.  @.),  fat^olifdier  S^eologe,  geö.  am  26.  ©eptbr.  1799 
in  S3am6erg,  f  am  1.  Slprit  1866  ebenbajelbft.  ßr  mad^te  jeine  ©tubien 
am  ö^mnafium  unb  Stjceum  feiner  5ßaterftabt  unb  tourbe  bort  am  19.  Dctbr. 
1822  3um  ^^riefter  gemeint.  1824  toufbe  er  jum  ^^proieffor  ber  !s3ogi!  unb  ';}le= 
UgionSle'^Te  an  ber  neu  errichteten  Sticeaktaffe  ju  Sanb§!f)ut  ernannt,  ging  aber, 
et)e  er  biefeg  Imt  ontrat,  mit  6rlaubni|  ber  9tegierung  nod)  ein  ^a^r  jur 
f^ortfe^ung  jeiner  ©tubien  nad)  Slübingen;  bie  bortige  tiieologifd^e  ö-acuUät 
^)romobirte  \i)n  aud)  jum  S)octor,  1828  mürbe  &.  ^rofeffor  ber  ^irt^engefd^id^te 
unb  be§  ^ird)enre(i)tg  am  S^ceum  in  Bamberg,  ^el^rere  Berufungen  an 
Uniberfitäten ,  lliün(^cn  ic ,  lehnte  er  a1).  1842  rourbe  er  3um  S)omcapituIar, 
1848  pm  2)ombecan  beg  Samberger  ^Jletrobolitancapitet§  ernannt,  ©eine 
^Profeffur  legte  er  im  gebruar  1849  nieber,  mar  aber  oom  Februar  1850 
bi§  Februar  1862  hüiioris  causa  9tector  be§  8t)ceum§.  1858  ^atte  i^  Slönia, 
Saiai  11.  aum  ßräbifd^of  bon  Bamberg  au§er|e'§en;  Ö.  weigerte  fic^  aber,  bie 
Ernennung  an3unet)men,  meil  er  in  9iom  eine  ^u^ücfmeifung  iürd)tete  (g^riebrid), 
Ö)ejd)id)te  be§  bat.  (£onciI§  I.  452).  —  ©diriften:  „lieber  ba§  33er§ältni^  ber 
S^eologie  ^ur  ^:pi)iIo|op^ie",  1826.  „2)ic  i^beale  ber  2öiiienfd)ait  ober  bie 
@nct)ftopäbie  ber  x^eotogie",  1834;  me'^irere  ?luijä|e  in  3eitfd)riiten,  namentlid^ 
in  ber  Xübinger  Stieol.  Cuartalfc^r.  1827—35,  u.  a.  „über  eine  angeblic^  .^u 
f)offenbe  3in^iffei-"en3irung  be§  ^atl)oliciömu§  unb  ^^roteftünti§mu§  in  einem 
l^ö^eren  ©ritten",  1827;  „lbl)Dri§men  über  ba§  Bert)ältni^  ber  i?ir(^e  jum 
©taatc",  1832. 

Sögt.  SBerner,  Wejd).  b.  fat^.  St^eotogie,  ©.  565.  9t. 

(icnuöro :  9lntonio  'JJtaria  be  03.,  Scgrünber  ber  äBiencr  0)rabeur= 
?lfabemie  unb  faiferlidier  gjtebaitteur,  geb.  3U  'Jteapel  im  ^.  .1679,  f  ju  SBien 
am  3.  Oct.  1744.  Sita  Äaifer  ÄarC  VI.  ben  2t)ron  beftieg,  erftattete  i^m  bie 
A^otfammer  ben  23eridjt,  ba^  ba§  öfterreid^ifd^e  ^Dlün,5n)efen  auf  einer  ©tuje  [tet)e, 
bie  meber  bem  ©taate,  noi^  ben  ©taatgbürgern  pfage,  meil  in  ber  'JtuSprägung 
ber  ^ün^en  feine  (S)leid)mäBigfeit  einge'fialten  loerbe  unb  fetbft  bie  Öolbmünjen 
in  ©dt)rot  unb  .^orn  bifferiren.  2)arau|^in  befcf)(o|  nun  ^arl  eine  öoüftönbige 
9teorganifation  be§  ^Mn^mcieng.  S)ic  ^Jlünjämter  ert)ielten  burd^meg§  neue 
©inrid^tungen  unb  für  ba§  Söiener  9}tünjt)au§  mürben  brei  befanntc  ^DlebaiÜeure 
unb  ^ünjeifenfdtineiber  l^erbeigejogen ,  meiere  bie  ^Jtutterftöde  für  bie  currenten 
^ünjen  .^u  liefern  'Ratten,  bie  ©darneben  9ticf)ter  unb  23eder,  bann  ber  9Zea)3oIi= 
taner  Ö.  35om  3f-  1725—30  mar  er  al§  'i)Jlün3eifenfd^neiber  im  ^Mnjamte 
f^ätig,  bann  gelang  e§  Ü^m,  ben  ^]!)tonard)en  pr  Begrünbung  einer  eigenen  @ra= 
beuratabemie  ju  bemegen.  S)iefelbe  tourbe  im  S-  1734  eröffnet  unb  foCte  ftetg 
bier  ©d^üler  auSbilben.  S)ie  erften  ©d^üler  maren  bie  ©ebrüber  ^Ratt^euS  unb 
©ebaftian  5Donner.  ^atf^eug  aber,  ber  bamatg  bereite  ein  'DJtebaitteur  üon 
Sebeutung  mar,  ücrfdjmä'^te  ben  Unterricht  be§  mälfd^en  ^eiftere,  unb  al§  Ö). 
bennocf)  naä)  9lblauf  Don  brei  Sia^ren,  bie  i'^m  für  bie  2lu§bilbung  iebe§  ©d^üter§ 
3ugefbroct)ene  9iemuneration  öon  300  öulben  forberte,  fam  e§  p  ©treitigfeiten, 
bei  meldt)en  Öennaro'§  "^abfüd^tige  (ScfinnungSart  nur  3U  beutlid)  ju  SLage  trat. 
&.  mar  el^rgeijig,  felbftfüd^tig  unb  t)abfüd)tig  bi§  3um  f)öd^ften  ßJrabe,  babei 
tou^te  er  burcE)  t)interliftige  .^anblungen  ftet§  fein  S^tl  ju  erreichen.  31I§  Äünftler 
berbient  @.  immert)in  Seadf)tung ,  miemol  feine  Sll^ätigfeit  feine  befonber§  l§od^= 
ftelienbe   mar,   unb   er  mit  bem  ^J^ebaiEeur  S)onner  einen  Bergleid^  nic^t  au§= 


®cnoeI»  —  (Senjerid^.  569 

l§ätt.  ©ein  Söerf  Belauft  fid)  auf  ca.  15  9JtebaiEen;  bie  beften  ftnb  jene  auf  ben 
f^üeben  bon  ©panien  unb  bie  auf  -^eraeug.  S)er  .ßünftter  leitete  6i§  an  fein 
6nbe  bie  öraöeuraf abemie ,  bo(|  Bitbeten  fi(f)  fämmtlic£)e  ©c^üter ,  nad^bem  fte 
ba§  5(Bfotutonum  er^tten  Bei  2)onner,  ber  au(^  1744  bie  5Direction  ber  @ra= 
öeurafabemie  übernahm.  6.  ^at  einen  Sinftu^  auf  bie  Söiener  5JlebaiEeur= 
(Schulen  ni(i)t  ausgeübt. 

'üad)  ben  3lrd)iüalien  he^,  |)offammerai-d)it)e§  Bearbeitet.  —  2:obtenproto= 
fotl  ber  ©tabt  3Bien.  ^abbebo. 

(^Clioclö :  Slbra^am  @.  ber  jüngere,  ^^ür  feinen  S5ater  gilt  Slbra'^am 
@.  ber  ältere,  geb.  3U  ^Inttuerpen,  ber  1636—37  al§  freier  ^eifter  ber  2uca§= 
gilbe  erfd^eint;  ein  ©d^üler  Bon  @ abriet  Strand  ober  ^^rantfen.  5ltan  toei^  öon 
biefem  älteren  nic^t  einmal,  ob  er  ein  bebeutenber  ^]31aler  toar  unb  ob  2lrbeiten 
öon  il^m  ert)alten  finb.  &.  ber  jüngere,  geb.  1640  ^u  Slnttoer^en,  l^atte  at§ 
erfte  Seigrer  Satfcreel  unb  f^iertantS.  Sladt)  Beenbigter  Se^rjeit  ging  er  nac^ 
5Jari§,  too  er  al§  2anbfd)after  rafd^  Slnerfennung  ertoarB.  @r  arBeitete  für 
2ouöoi§  unb  getoann  fid)  bie  @unft  2e&run'§,  ber  öon  i^m  bie  lanbfd)aftlid§en 
.^intergrünbe  feiner  5tteranberfd)la(^ten  malen  lie^.  %üä)  öan  ber  5Jtcuten  Be= 
biente  fid)  feine§  Salent^.  1665,  nod^  nid)t  25iäl)rig ,  tcarb  6).  in  bie  ^arifer 
2l!abemie  ber  fc^önen  J^ünfte  aufgenommen.  Salb  barauf  fel)rte  er  nacf)  3lnt= 
tt)erpen  ^urüii  unb  toarb  1672  freier  3[Reifter  ber  Suca§gilbe.  ^wti  ^dijxt  fpätcr 
ging  er  nai^  Italien  unb  lie^  fiel)  für  einige  ^ai)xt  in  fRom  nieber,  too  er  ben 
33einamen  5lrd)imeb£§  erhielt,  ^laä)  einem  nod^maligen  3lufent:§alte  in  ^ari§ 
fe'^rte  er  fobann  1682  in  bie  ^eimat^  3urüct,  too  er  nac^  rul)ig  frieblicfiem  unb 
gead^tetem  Söirfen  1732  geftorben  ift.  Sie  n^o^ltl^ätigfte  ©orge  toanbte  er  bem 
p  Slntnierpen  gegrünbeten  .^of^jij  für  arme  9leifenbe  p;  ber  Sßorftanb  Bezeugte 
ifjm  feine  S>an!bar!eit  bafür,  inbem  er  feine  ^üfte  öon  bem  trefflidt)en  S3ilb= 
Iraner  öan  ber  S5oort  anfertigen  lie^.  SSei  feinem  erften  3lufentl)alt  in  ^ari§ 
unterrict)tete  er  feinen  SanbSmann  ^^^an^  ITliüe  ober  5)Uttet  in  ber  5perj^3ectit)e. 
—  ©enoers  Befte  ißilber  finb:  5]Hneröa  unb  bie  ^ufen  in  einer  Sanbfd^aft 
(in  ^InttoerBen)  unb  eine  Sanbfc^aft  (in  Sraunfc^meig).  @r  porträtirte  aud^, 
o^ne  fid§  ^^ieiin  jebod^  üBer  bie  ^Mttelmä^igfeit  ^u  '^eBen;  toar  audt)  Äupfer^ 
ftec^er.  ^^.  2e  iötanc  giBt  fein  2öer!  auf  73  giummern  an;  Sartf(f)  fprid^t 
groar  öon  75,  fü^rt  aBer  nur  73  auf.  5)tariette  fdt)reiBt  i^m  in  feinem  2lBe= 
cebario  fünf  ©ticfie  öon  ßanbfd^aften  3U,  bie  aBer  nid)t  öon  i§m ,  fonbern  nur 
öon  S^tiEon  nad§  if)m  geftoc£)en  ftnb.  S)ie  i^m  im  2lbecebario  getoibmete 
^lotiä  ift  unöottftänbig  unb  unrid^tig.  UebrigenS  ift  bie  3af)l  feiner  ©tid^e 
nod§  nid^t  mit  ©idfier^eit  feftgeftettt.  ©ein  ©rabftid^el  ift  breit  unb  leidet,  bie 
$erfpectiöen  finb  ba§  befte  babei,  ba§  übrige  ift  !att.  3ll§  ^Tcaler  öerftanb  er 
ftdt)  öortrefftic^  auf  bie  Sid^teffecte  unb  i^rc  SBiebergabe.  ©ein  6o(orit  ift  natür= 
lid^,  feine  3eid^nung  öoll  SJerftänbni^.  ^n  ber  fe^ler'^aften  unb  conöentioncHen 
gompofition  er^ob  er  ftc^  nidt)t  über  feine  3eit.  ^n  ber  ^luction  ^oet  1760 
tourben  4  Silber  öon  il^m,  „S)ie  öier  ^a^re^äeiten",  um  105  fl.  öerfauft. 

©iret. 

©cnftft  (61^riftopl§)  f.  Sreiteimu  (S^riftopl)  (SJ.  ö.),  SSb.  III.  ©.  287. 

(^kn)eri(ij,  Äönig  ber  SSanbalen,  SSegrünber  be§  S5anbatenrei(^e§  in  2lfrifa 
(iid)tiger  al§  „©eiferte^":  öon  bem  2öilbgQn§=.^a'^n,  „ba§  3lltert^um  liebte  e§, 
SSenennungen  öon  ^elbtn  ftarfen  mut^igen  Spieren  p  entlel^nen"  [^ac.  @rimm]), 
unedt)ter  ©o^n  be§  5>anbalenfönig§  ©obegifel,  au§  bem  -^aufe  ber  2l§bingen,  ber  al§ 
i5fül)rer  feine§  35olfe§  a.  406  auf  bem  Quge  öon  '^^annonien  nacf)  ©aüien  im 
.^ampf  gegen  bie  granfen  fiel:  i^m  folgte  ein  e^eli(^er,  aber  nod^  nid^t  waffen= 
reifer  ©ol^n  ©unt^erid^,  für  toeld^en  ber  ältere  SBruber  @.  t]§atfäd£)lid§  ©cl)toert 
unb  ©cepter  führte.     (Ueber  biefe  ^Bereinigung  ber  toiberftreitenben  CueUenberid^tc 


570  ©enjerid^. 

f.  2)at)n,  Könige  ber  ©ermonen  I.,  5)^ünd^en  1861,  @.  143.  144.).  Tcocf)  bm= 
jälingem  öeil^eei-enben  Umtieväiel^en  in  ©aÜien  gelang  im  .g)ei!6ft  409  bei-  fc^on 
einmal  gef(i)eiterte  SSevfurf)  bei-  beiben  banbaüfdien  33ölfei-|(i)aften  ber  5löbingen 
unb  ©ilingen,  mit  il)i-en  2Banb  eigen  offen,  ben  Allanen  unb  einer  ®i-u^}pe  fuebi= 
fi^ei  (5d)aai-en,  buic^  bie  ^^st)i-enäenpäffe  in  Spanien  einjubringen:  ba§  2oo§ 
tf)eitte  ben  a§bingif(i)en  35anbalen  unb  ben  (Sueben  ^^ufanimen  bie  ßanbfcfiait 
(Salläcia  im  Dtoibmeften ,  ben  filingifc^en  bie  füböftli«^  fjieian  gienjenbe  ^ätica, 
ben  'Allanen  Sufitanien  im  ©übtoeften  ju:  at§  im  ^.  416  bie  ©itingen,  im  ^. 
418  bie  Allanen  it)i-en  ßönig  im  Äampf  gegen  bie  SBeftgotl^en  öerloren,  fc^iloffen 
fid^  bfibe  33ölfeif(f)aften  ben  21§bingen  unter  (yunf^ciid)  an,  toeldiei-,  toie  feine 
5^a(i)io(gei ,  öon  ^a  ah  ben  Jitel  „Äönig  ber  S}anbalen  unb  Allanen"  füf)i-te: 
al§  biefer  im  ^amp]  gegen  bie  ^^ranfen  gefallen  (427),  folgte  it)m  (^),  auf  ben 
X^ron  unb  fül^rte  ben  f(f)on  bei  Seb^eitcn  @unt^ericf)'§  gefaxten  ^4>tan  au§,  mit 
feinem  33oIf  (Spanien  ju  öeilaffen  unb  in  bem  frudjtbaien  römifdjen  ^Jioibafrüa  eine 
neue  ^eimat^  ju  fud^en:  ber  faiferlid^e  ©tatt^atter  Sonifaciuä  f)atte  bie  3}an= 
balen  felbft  herbeigerufen ,  \iä)  ber  bro^^enben  3lbfe^ung  unb  Seftrafung  ju  ent= 
jie^en,  n^eli^e  ber  meftrömifc^e  .^of,  angeblid)  in  Solge  einer  ^intrigue  feineä 
^ebenbuf)Ier§  3K'tiu§,  gegen  i^n  befc^toffcn  ^atte:  öielleid^t  Ijatte  (^3.  bie  33e= 
äiet)ungen  ^u  S3onifaciu§  angetnüpft  al§  ^efef)I§!^aber  ber  t)anbalifc£)en  'Kaub= 
fc^iffe,  Weld^e  fd^on  feit  ber  6innal)mc  öon  ©eöiüa  unb  Äart^agena  (425)  bie 
SSalearen  unb  aud)  bereite  bie  iüiften  'JtoibafrifaS  f)eimgefud)t  l)atten :  e§  war 
für  bie  ^ac^tentroirftung  ber  SJanbalen  öon  t)öct)fter  33ebcutung,  ba|  fie  fo  frü'^ 
aud^  auf  bie  S3cl)erifct)ung  ber  @ee  il)r  3(uge  rid)teten.  S)er  SBertrag  mit  S3oni= 
faciuä  l)atte  ba§  i-ömifdt)e  ?lfiifa  in  brei  2;^eile  gegtiebeit:  0).  foltte,  obätoar 
i&i§t)er  nid)t  ^önig,  eine  felbftänbige  |)eri-fct)aft  ei-t)alten.  ^JtadE)  bem  Sobe 
@unt^erid)'§  fül^rte  nun  (^).  bie  Ueberfiebelung  auä:  bor  ber  ßinfc^iffung  ber 
5tr)ifd)en  50  unb  80000  köpfen  fc£)lDanfenb  berechneten  ^Jienge,  manbte  ficf)  @. 
noddmal  rafd)  in  bie  aufgegebenen  (Si^e  jurücE  unb  fdC)lug  bie  nadtibrängenben 
©ueben,  bie  alten  O^einbe  bei  ^Jleriba  auf§  ^aupt:  üjr  Äönig  eitrant  auf  ber 
g^luc^t  in  ben  ^lutl)en  beä  9lna§  (ber  Öuabiana).  —  ^n  Slfrifa  entfaltete  nun 
©.  aUe  .Gräfte  feiner  großartigen  ^erfönlidjfeit :  er  ift  eine  ber  gemaltigften  ©6= 
ftalten  ber  l)elbenreid5en  3fit  ber  SJöltermanbcrung :  nat)c  liegt  bie  9}ei-gleic^ung 
mit  bem  toeifen  Dftgotl^enfonig ,  bem  großen  2t)eobericl) :  aber  ber  teilbe 
SSanbale  fte'^t  i^m  gegenüber,  toie  bem  milben  Xag  bie  blutige  ^Jlad^t:  ein  0)6= 
xüd§t  belüftet  it)n  mit  bem  3}oitourf  be§  33i-ubei-moi-be§ :  er  toar  lurj  öon  ö)e= 
ftalt,  feit  einem  ©tur^  mit  bem  )^]cxt>e  l)infenb,  üerl^alten,  mortfarg,  abge'^ärtet, 
jäliäornig,  l^abgierig,  liöd^ft  gefd^idt,  unter  bie  «dürften  unb  33ölfer  ben  ©amen 
ber  3tt'ietrad)t  ju  ftreuen  —  ein  3ug,  ber  an  £)bt)in  gemal)nt  —  rafc£)er  mit  ber 
2;t)at  fertig,  al§  feine  (^^einbe  mit  bem  ßntfdjtuß-  5Jtit  Slrglift,  Sreubrud^  unb 
SSerratl)  entreißt  er  ben  Stömevn  feinet  3ieid^e§  ."pauptftabt,  i^'artliago :  bie  Söätte 
ber  anberen  ©täbte  werben  meift  gefdf)leift,  jebc  fünftige  @rt)ebung  unmi3glid^ 
äu  mad)en:  o^ne  geregelte  X^eilung  nimmt  er  fobiel  Sanb  al§  er  braudjt  für 
ftdf)  unb  feine  SSanbalen  ben  (5inmo!§nern  ah,  todä)e  ei-fdt)lagen,  öertrieben  ober, 
wenn  fie  bleiben,  öon  bem  arianifd^en  ^errfd)er  um  i^re§  fatl)olifd)cn  58efennt= 
niffe§  mitten  graufam  Perfolgt  werben:  Empörungen  im  eigenen  35olf  fd)lögt  er 
blutig  nieber,  aEe  erreidjbaren  j?üften  unb  ßilanbe  be§  3Jtittelmeer§  toerben  ge= 
plünbcrt :  fliegt  fein  gefürd^teteg  9taubfct)iff  in  ©ec,  fo  bc^eid^net  er  bem  fragenben 
©teuermann  lein  beftimmteg  3iel,  fonbern  läßt  fid)  „Pon  2öinb  unb  Söette  ju 
foldjen  ^Jtenfc^en  tragen,  benen  @ott  jürnt"  —  ein  ed^t  fagenl)after  3ug  — : 
wie  fein  fd)redli(^er  Sunbc§genoffe,  ber  l)unnifd)e  5lttita,  auf  bem  gefttaiiö'  ^^^"^ 
ber  Panbalifd^e  ©eelönig  ein  ©d^reden  ber  33ölfci,  eine  ©eißel  meeranwo'^nenber 
5)lenfd^en.     22ßie  ein  ©türm  braufte   feine  bemalt  über  üüe  5kc^barn  f)in,  ber= 


©cnferic^.  571 

berfilic^ ,  ^erftörenb ,  ni(i)t  erf)altenb ,  unb  baö  2Sevf  jeineö  Seben§ ,  ba»  al6en= 
teuei-(i(i)e  ?ftetc§  blonber  ©etmanen  im  ^ei^en  Sanbe  3lfrifa'§,  roax  Oon  tux^n  Sauer. 
3unä(^[t  mufete  6.  fic^  in  Sljnfa  gegen  ben  5Jlann  toenben,  bet  i^n  ^erbei  ge= 
rufen.  33oniTaciu§  !§atte  ii(^  mit  bem  n)e[trömiicf)en  öof  mieber  au§geföf)nt  unb 
fu(i)te  nun  juerft  auf  gütUcfiem  2Sege ,  bann  mit  ©etoatt  bie  gciät)rli(i)en  *3}er= 
Bünbeten,  toeti^e  er  '^erbei  be|c^moren,  raieber  fort  ju  fc^affen.  ■Jtacf)  ^toei  t)er= 
lorenen  ©ci)[aci)ten  (a.  430.  431)  mu^te  er  bie  5}}rot)inj  ben  3}anbaten  über= 
laffen  unb  &.  eroberte  eine  ßanbfii)aft  nacE)  ber  anberen;  nur  bie  brei  Stäbtc 
Äarti)ago,  Jpippo  unb  ßirta  raaren  nod^  in  ber  @ematt  ber  Dtömer:  ein  im  ^. 
435  gef(i)Ioffener  g^riebe  Beließ  ben  S}anba(en  i^re  Eroberungen  gegen  eine  216= 
gäbe  unb  eib(id)en  9}er3ic^t  auf  toeitere  Sluebreitung.  5lber  @.  befann  ficf)  nii^t, 
Bei  guter  Gelegenheit  biefen  6ib  unb  9}ertrag  gu  bred)en:  mitten  im  gerieben 
nal^m  er  (Dctober  439)  ^art^ago  toeg  unb  bon  biefem  feften  ^unft  au§,  feiner 
neuen  ^auptftabt ,  begann  er  alebalb  mit  feinen  rafct)en  9taub]d§iffen  jene  üer= 
!§eerenben  go^^'t^i^  ^^.ä)  allen  Äüften  bc§  ^JJtitteImeer§,  metdie  feinen  unb  ber 
S5anbalen  5tamen  jum  (gdirecfen  ber  35ötfer  machten.  Sm  ^.  440  marb  ba§ 
meerbei)errf(^enbe  ©iciüen  angegriffen,  Silt)bäum  erobert,  ^anormu§  belogert, 
barauf  llnteritalien  bebrot)t,  eine  oon  Stj^anj  ju  ^ülfe  gefanbte  g^otte  (441) 
ri(i)tete  ni(^t§  au§  unb  9tom  erfaufte  burcE)  neue  ^Ibtretungen  in  5lfrifa  un= 
fidiern  ^i^ieben  (442).  5lber  bie  emige  ©tabt  foltte  ben  fü|nen  93teerfönig  in 
ben  eigenen  ^JJlauern  fe^en:  bie  SJermirrung  unb  ^artf)eiung,  in  toeld^e  bie  {5r= 
morbung  9}atentinian§  burc^  beffen  Olad^folger  i^^arimuä  Otom  geftürjt  §atte, 
benü^te  6.,  angebtid)  bon  ber  (Jubojia,  äßittme  5^atentinian§  unb  gcjmungenen  ©attin 
be§  5Jtörber§  herbeigerufen  —  er  f)atte  toenigftenS  445  mit  3}atentinian  über 
eine  9}erfc§toägerung  ber^anbelt  — ,  in  ber -^afenftabt  ^^Drtu§  mit  feiner  5'totte  ein= 
äulauien  unb  in  ba§  miberftanbslofe  9iom  einju^ie^^en.  Sanj  unbegrünbet  ift 
bie  frül^er  l^errfd^enbe  unb  immer  nod)  nid)t  ganj  öerbrängte  ^öorftellung,  bei 
biefer  ßetegen^eit  fei  bie  eigentlidie  „^erftörung  Ütome",  b.  fj.  bor  aEem  feiner 
5pra(f)tgebäube,  Sentmöler  unb  33ilbfäulen  gefi^e^en.  Saju  Ratten  bie  33anbaten 
in  i^rem  furjen  2(ufentf)alt  bon  14  xagen  tt^eber  3Ibfic^t,  noc^  53httel,  no(^ 
3eit.  S)ie  2}anbalen  jogcn  nad^  ^(ünberung  ber  ©tobt  mit  ben  faifertid^en 
©(^ä^en,  barunter  ben  2empe(gerätf)en  öon  ^erufalem  unb  bieten  Gefangenen,  bar= 
unter  (Suboria  unb  i^re  beiben  2ö(i)ter,  nact)  .ß'art^ago  ^urücE:  ®.  ^atte  bie 
(5d)ttiäd§e  9tom§  erfannt:  er  eroberte  nun  ben  3teft  ber^^roDinj  Stfrifa  unb  ber= 
toertfiete  bie  @efangenfcf)aft  ber  brei  ^^^'üuen  ber  faiferlid)en  gi^milie  jur  (Jin= 
mifd^u'ng  in  bie  römifctje  IfJoIitif.  9}ergeben5  forberten  bereu  greilaffung  unb 
<&(i)onung  ber  römifd^en  Äüften  bie  <)perrfc^er  öon  9iom  unb  bon  ^ti^an^.  23ei 
ben  neuen  S}er^cerungen  öon  ©icilien  unb  Unteritalien  marb  ^toax  ber  fyül^rer 
ber  ütotte,  ein  ©c^mager  @enferic^'§,  überfallen  unb  getöbtet,  439,  nad)bem 
fcf)on  im  ^.  436  ber  gewaltige  3Jtann,  xodä^n  ti)at]ä.ä)i\<i}  ba§  3lbenblanb 
regierte,  ber  Äaifermadier  ütifimer,  ein  Suebe,  bei  ^Igrigent  ein  Sanb^eer  ber 
SSanbalen  gefc^Iagen,  aber  bie  9taubfa'f)rten  bauei-ten  fort  unb  als  im  ^.  460 
Äaifcr  2Rajorian  s^ei  gro^e  g^otten  gerüftet  lf)atte,  um  öon  (Spanien  au§  in 
Slfrifa  p  lanben,  fam  bem  &.  juöor,  überfiel  bie  glotten  auf  ber  9i^ebe  öon 
Äarf^agena,  na'öm  einen  2^eil  berfelben  meg  unb  erjroang  fo  ben  fyrieben,  aber 
nur  um  i^n  balb  toieber  ju  bredlien  unb  abermals  ^ai)x  um  ^a^r  ©icilien  unb 
Italien  ^eimjufuclien.  S;er  oftrömif(^e  ßaifer  Seo  l)atte  enblic|  ßuboria  unb 
bereu  eine  Socfiter  ^lacibia  um  f(^roere§  ßöfegelb  frei  gefauft,  aber  bie  ätoeite, 
@uboria,  ^atte  &.  mit  feinem  ©o!)ne  öunerici)  öeimäl)lt  unb  benü^te  biefe  3}er= 
fdimägerung  mit  bem  .öaufe  S}alentinian§  III.  ber  '4>otiti^  feinc§  bebeutenbften 
geinbe§,  9iifimer§,  entgegen  ju  mirfen:  er  öermarf  ben  öon  biefem  neu  erhobenen 
^aifer  ©eöeru§   unb   öerlangte   bie  oftrömif(i)e  Äronc   für  £lt)briu§,  ben  Gatten 


572  ©enjeric^.         „^^ 

jenet  ^tacibia  unb  ©dötoagcr  feinet  @ot)ne§ :  audj  bem  öon  Olüimer  unb  ^aifct 
ßeo  gemeinfam  erhobenen  'Jiaiiifotgcr  be§  ©eöeruS,  Vlnt^emtu§,  öerhjeigerte  (467) 
05.  bte  2lnerfennung  unb  griff  bann  aud^  bie  b^janti.iifc^en  j?üften  an.  ©nblid^, 
nad^bem  9tifimer'§  ifolhte  ^nftrengungen ,  bann  gemeinfame  (Sefanbtfcfiaften 
md£)t§  gefxuc^tet,  ticibanben  ftd)  bie  beiben  ^aif eueict; .  ju  einer  großen  combi= 
nirten  Unterne'^niung  ^ur  Söerni^tung  be§  9iaub[toat§,  it^tcfier  nun  feit  t)ier,^ig 
;3a!§ren  bie  mäd^tigften  Ütcidie  ber  6rbe  ungeftraft  auf  ba§  graufamfte  gejjeinigt 
iiattc,  Äaifer  2eo  betrieb  bie  9tüftungen  im  größten  ^JJla^ftab  :  Stj^an^  bemannte 
über  taufenb  (5d)iffe  mit  mel^r  at§  l^unberttaufenb  erlefenen  Äriegern:  brcijc'^n 
Zentner  ®olbe§  betrugen  bie  Soften,  ^eine  äl^ntid^e  5lrmaba  l^at  ba§  Dftreid) 
fpäter  melir  aufgebrad)t.  S5on  brei  ©eiten  äugleid^  foHte  %.  angegriffen  werben: 
S8afili§fu§,  be§  i?aiferö  ©c^toager,  foHte  al§  Oberfetbl^err  bei  Äartl)ago  lanben, 
ein  ätoeiter  f^-ü'^rer,  ^erofliu§,  bei  5S:ri|)oli§  unb  ju  Sanbe  gegen  bie  bann  mit 
ben  bereinten  ^eeren  p  erobernbe  ^auptftabt  jie^en,  tt)äf)renb  bie  Söeftrömer 
unter  5UarccEinu§,  üerftärtt  burd)  SBtijantiner,  bon  Satmatien  au§  ©arbinien 
ben  iöanbalen  entreißen  foHten.  S)ie§mal  tt)arb  e§  ©ruft  unb  ber  3lnfang  be§ 
Eingriffs  gelang.  ^larcettinu§  eroberte  ©arbinien,  iperafliuS  bie  ©tobte  bon 
2;ripoli§  unb  marf(f)irte  auf  i?artf)ago,  in  beffen  Dläl^e  bei  5ap  ^JUrcuriu§,  280 
©tabien  öftlid}  bon  ^arf^ago ,  Safi(i§fu§  bon  ©icilien  au§  gelanbet  mar  unb 
bereits  einige  günftige  ß)efeci)te  geliefert  I)atte :  am  ©tranbe  ber  S3uct)t,  in  meld)er 
bie  ©(^iffe  anterten ,  mar  ber  23t)3antincr  befeftigte§  !!3agcr  gefd)lagcn.  (^ro^ 
tnarb  bie  (Befatjr.  S)a  erbat  %.  eine  SBaffenruI)e  üon  5  3!agen,  meldte  it)m 
tl^brigerloeife  bemittigt  mürbe,  —  man  flüftertc  aud)  öon  9?efte(i)ung  ober  ä^erratt) 
arianifd)  gefinnter  ^^'f^^erren  — ,  ber  ©cefönig  roartcte  nur  auf  ^xx^  Eintreffen 
günftigen  (3Beft=)2Binbe§,  rüftete  Sranber,  bemannte  alle  feine  Ärieg§f(i)iffc  unb 
überfiel,  al§  bie  erfe't)nte  ^rife  einfprang,  mol  jur  ^ladit,  mit  fylammen  unb 
©iä)mert  bie  fdimerfälligen,  bid)tgcbrcngten  2;riremen  ber  33i)jantiner :  tro^  tapferen 
2öiber[tanbe§  einselncr  gülirer  ging  bie  ftolje  2lrmaba  in  geuer  unb  33lut  äu 
©runbe:  33afili§!u§  rettete  bor  bem  '^mxi  beg  .^Taifer§  nur  ba§  9lfl)t  ber  ©obl)ien= 
fird)e  unb  bie  (Vürbitte  feiner  ©d)tDefter.  'Jtun  mu^te  aud)  .Speraftiu§  fid)  mieber 
einfd)iffen  unb  unb  ba  ^)larcettinu§  auf  ©arbinien  üon  feinem  ^itfelbl^errn  mar 
ermorbet  morbcn ,  ging  auc^  biefeS  ©ilanb  mieber  an  bie  95anbalen  üerloren, 
meld)e  nun  ärger  al§  je  gubor  7  ^at)re  lang  bie  fd)ul}lofen  .lüften  beiber  9tei($e 
berl)eerten.  ßnblid)  im  S.  475  fd)lo^  ©.  mit  Sl^^anj  ben  fogenannten  „emigen 
^rieben" ;  e§  mar  ber  auSgejeidineten  ^erfönlid)feit  be§  ©efanbten  j?aifer§  3^^", 
bem  ^-potriciuä  ©eöcrug,  gelungen,  ben  ''JJteerfönig  pm  9lbfd)lu|  bicfeS  3)ertrag§ 
äu  beftimmen.  (S.  mar  alt  gemorben ,  er  berlangte  nac^  9lul)e  unb  moEte  fein 
gteid)  unter  feinem  minber  fräftigen  ^fiad^fotger  §unerid)  nad)  Gräften  fidler 
ftetten.  S)iefer  SScrtrag  bilbete  bie  9ic(^t§grunblage  ber  3]erl^ältuiffe  jmifdien 
35t)3anj  unb  ^artl^ago  bi§  jum  Untergang  \ii^  9}anbalenrei(^e§.  W\i  bem  abenb= 
länbifc^en  ^aifertl)um  unter  bem  ^atriciu§  £)refte§  marb  475  ebenfalls  ^^friebc 
gefdfiloffen  unb  al§  balb  barauf  Dbobafar  bie  .i^errfct)aft  über  Italien  gemann, 
berftänbigte  fid^  auc^  mit  biefem  @.  in  ®ütc,  inbem  er  i^m  gegen  ;3al)reStribut 
einen  großen  2:f)eil  bon  ©icilien  ^urüdEgab.  S5on  ben  ^Jta^regcln  @enferid)'§ 
in  ber  inneren  Sßermaltung  ift  au^er  ber  üleorganifation  be§  ^eere§  nad^  ber 
Sanbung  in  3lfrifa  unb  ben  graufamen  S3erfolgungen  ber  fattjolifd^en  Äirc£)e 
nod£)  etma  ^u  ermäl^nen  fein  fogenannte§  „Xeftament",  ridl)tiger  ©rbfolgegefc^, 
burc6  toeldieS  er  ben  ©eniorat  al§  i^olgeorbnung  im  ÄönigS'^aufe  ber  3l§bingen 
einfüfirte :  unter  alten  ©liebern  ber  S)t)naftie  foEte  ftet§  o§ne  9{üdftd^t  auf  ßinie 
ober  ©rabnä^e  ber  23ermanbtfc£)aft  ber  ältcfte  5Jlann  auf  ben  2t)ron  folgen. 
@enferidl)'§  ftaat§männifdl)er  58lid  l)atte  bie  ®efal)ren  mol  erlannt ,  melci)e  ber 
5Rangel   fefter   golgeorbnung   für   bie   germanifd^en  Äönig§gefdf)ledl)ter    entl}ielt: 


@en5jd)ebel  —  ©etiBter.  573 

jeber  el^rgeijige  Sßrinj  fonnte  Bei  ber  aBfotuten  Söal^lfvei^eit  be§  33oIfe§  ben 
@rtff  nac^  ber  -Üxom  tttagen  unb ,  fanb  er  3ln^ang,  ben  33üTgerfrieg  entjünben. 
(S.  lernte  ben  <Seniorat  bei  ben  3Jtauren  fennen,  mit  icetc^en  er  in  Ärieg  unb 
{yriebe  in  ftetem  fSexU^xt  ftanb  unb  toä^lte  gerabe  biefei  '^rincip,  weit  el  mel^r 
aU  jebeä  anbere  bie  3?erufung  eine§  SBaffenunfäfiigen  auf  ben  2§ron  unb  bie 
5tot!^ttenbigfeit  einer  9iegentf(i)ait  au§f(i)tie^t.  (B.  ftarb  im  Januar  477.  (Sein 
5^Qme  n)ar  nod§  60  ^aE)re  lang  ber  @tan3  unb  ber  ge^ürctitete  (S(f)itb  be§  öon 
ii)m  gegrünbeten  Üteic^es. 

Sie  Literatur  f.   bei  ©elimer;    baju  ^ermann   ©(fiutje,   De  testamento 

Genserici.  ^ena    1859,    unb   t)icrü6er  2)a^n,   in   ö.  ^öjt'S  5)Mnd)ener  Ärit. 

3}ierteljat)retc^rift  1860.  2)at)n. 

ÜJcn^)d)CbcI:  5?ur(^axb  @.,  S^eriaffer  einer  toert^üollen  Sammlung  öon 
@^ru(i)gebict)ten  au§  bem  erften  SJiertel  be§  17.  ^a'^rl^unbertS.  lieber  feine 
Sebensumftänbe  i[t  nicfjtö  meiter  befannt  all  ba§  menige,  mas  er  jelbft  auf  bem 
xitet  feinc§  S5ucf)e§  angibt:  ba^  er  au§  ©(^meiniurt  gebürtig  mar  ober  bod^ 
bafelbft  als  ..Ecclesiastes"  unb  .,Philologus"  lebte;  bie  9)orrebe  feineS  33uc^eg 
aber  fc^rieb  et  1618  in  Söarmbrunn  bei  .öirfc£)berg  in  S(f)(e[ien.  Seine  S(i)rift 
ift  betitelt :  „Ethica  Cliristiana  Rhytlimica.  @in  c^riftlic^e»  fcfiönee  Üteimbuc^  .  .  . 
3(u§  bieten  guten  nü^Iidien  S5ü(^ern  sufammengetragen  .  .  .  S)urc^  M.  Burg- 
hartium  Gensschedelium  Suinphordianum  Osterofraucum :  Ecclesiastem  et  Phi- 
lologum".  Sei^^ig  1619.  8.  2Bie  er  felbft  in  ber  S^ebication  bemerft,  toaren 
bie  Cuetten  für  feine  ^pxüä^t  unb  !Spri($mörter  bie  St^riften  ber  Oteformatoren, 
ältere  ®bru(^bicf)ter ,  fomie  B?fonbera  StammBüdier  unb  er  !^ött  fie  Tern  öon 
allem  3tnftöBigen ,  Jto'^en  unb  (Semeinen ,  tooburc^  gerabe  f o  Oiete  3}o(f§Büct)er 
feiner  3eit  ftc^  '^eroort^un  3u  muffen  gtauBten.  Gin  anberroeitige§  2Berf  @en§= 
fc^ebefs,  beffen  er  in  ber  Zueignung  be§  genannten  als  Bereite  '^erauSgegeBen 
Grtoäl^nung  t!^ut  unb  mo^u  ba§  Sefpro(i)ene  ben  toetttidien  x^eil  bitben  foHe, 
finb  (SßeHer,  SInnalcn  II.  @.  190):  „g^riftüc^e  ©ebett  in  Xeutfi^e  Otet)men  ge= 
fa^t  .  .  ."  gret)Berg  1619.  8. 

^offmann    ö.    ^yaüexUehen,   ©penben    ^ur    beutfd^en    Sitteraturgef(f)i(^te, 

@.  21  —  26,  mofelbft  aud)  19  ber  Ethica  Christiana  abgebrucEt  finb. 

S-  gl-' an  (f. 
©cn^Ier:  3fof)ann  3Inbrea§  @. ,  Ideologe  unb  ,6iftoriter ,  geb.  am 
12.  ^ai  1748  ju  ^itbburg^aufen,  t  am  19.  ^ai  1831.^  2;en  erften  Unter= 
ri(^t  eiupfing  er  in  feiner  9}aterftabt  unb  auf  bem  @t)mnafium  ju  doBurg, 
moran  fi(f)  bann  ba§  gac^ftubium  ber  x^eologie  auf  ber  Jenaer  <g)0(i)fc£)ule 
fdfllo^.  1768  teerte  er  nac^  feinem  ©eburtSorte  jurücf,  um  ^ier  Bi§  ju  feinem 
2obe  in  öerfrf)iebenen  Stellungen  j^u  mirfen;  fo  u.  a.  1777  afs  «e^rer  be§  6rb= 
bringen  gi-^e^i^^'^  Don  §itbBurgf)aufen.  Um  ßirtfie,  Schute  unb  Staat  ^at  er 
fic^  roä£)renb  biefer  S^^^  mannigfache  3}erbienfte  ermorben,  befonbers  feit  i^m 
1790  burc^  Ernennung  jum  ipofbrebiger  jugleic^  ber  Eintritt  in  bae  Gonfiftorium 
eröffnet  mar.  1707  mürbe  er  jum  Gonfiftoriatrat^  unb  CBer^ofprebiger,  1800 
3um  gel^eimen  Äircfienratt),  1819  jum  öeneralfupeiintenbenten  beförbert.  Gifrigc 
iitterarifd^e  2t)ätigfeit  out  gefc^ic^tticf)em  ©ebiet  ift  e§  aber  bor  allem,  hk  6. 
einen  bauernben  ^^iamen  fiebert.  Sc£)on  Don  feiner  fiü^eften  Stubienjeit  an  trieb 
er  neben  bem  gac^ftubium  mit  33or(iebe  @ef(^ici)te  unb  (Beneatogie,  unb  ^a1)U 
reiche  StrBeiten  feigen,  ba^  e§  il^m  an  33egabung  unb  6ete()rfamfeit  in  biefer 
Oiic^tung  feineemegS  fehlte.  Seine  öeiftungen  bemegen  fit^  befonberS  auf  bem 
©ebiete  ber  oftfränüfd^en  @efc^id§te,  unb  man  barf  i^n  ba  neben  jene  g(ci(^= 
zeitigen  i^ox'iä^tx ,  toie  Sd)ulte§,  Sprenger,  Stumpf  u.  31.  ftelten,  bie  bie  Gr= 
forfc^ung  ber  @ef(^id)te  biefer  ^^probinj  auf  fotiber  iiuettenmäBiger  ©runblage  mit 
©rfotg    anftrebten.     Sein    .^auptmerf    ift   bie    „@ef(f)i(^te  be§  fränfifd^cn  @aue§ 


574  ®^"^  —  (^fnt^s- 

©raBfctb",  (5cf)teufingen  1802,  2  S5be.,  \e1)x  Breit  in  ber  SMagc  unb  mitunter 
mit  etlüaS  getoagten  genealogifd^en  ßomBinationm ,  im  @an3en  aber  bod)  eine 
^eute  nod)  nid)t  entwcrt^ete  ^^Irbeit.  ^Ö^e'firere  genealogif($e  3}erjud)e  t)aben  it)m 
SluSaeid^nungen  bon  Seite  auSmärtiger  ^-ürftenperfonen  eingetragen ,  toälirenb  er 
fic^  um  bie  Äunbe  feineS  engeren  $öaterlanbe§  burd^  eine  „Sefdireibung  be& 
f5ÜTftentt)um§  ^ilbburg^aufen"  (5ßb.  VII.  ber  in  äöei^enberg  l^erauSgefommencn 
Sammlung  geograpt).,  t)iftor.  unb  ftatift.  S^rijten)  öerbient  mad)te.  ©nbüc^ 
fei  noc£)  eine  fleine  ©d)riit  ertt)ät)nt:  „5£)ie  23anbalen  be§  18.  Saf)rf)unbert§  ober 
®e|(i)id)te  be§  franjöfifiien  ßinfall§  in  einen  Sanbftricf)  in  granfen".  .g)ilbburg= 
l^aujen  1796,  bcrfa^t  al§  ?lufrui  pr  Unterftü^ung  ber  öom  ®urä)5ug  ber 
^ran^ofen  fd)mer  getroffenen  SSetoo^ner  be§  t)iIbBurg^ufenf($en  9lmte§  Ji'önig§= 
Berg  i.  g.  9}on  9lu§3eicl^nungen,  bie  @.  in  9lner!ennung  feiner  h)iffenf(i)aftlid)cn 
St'Eiätigfeit  jutamen,  mag  noci)  genannt  merben  bie  ©rt^eilung  ber  V^üofop'^ifc^en 
S)octortDÜrbc  üon  Seite  ber  Uniöerfität  Söürjburg  in  g^olge  be§  2öerte§  über  ben 
©rabfetbgau,  foiuie  bie  (Ernennung  jum  correfponbirenben  3!Jlitgtieb  ber  Slfabemie 
ber  3Biffcnfd)aften  in  ^)Uind)en. 

3}gt.   eine   16iograpl)if(^e   Stijäe   über  &.   na(^  beffen  l^intertaffenen  auto= 

biograpWen  papieren  im  ^Jt.  ^Dlefrolog,  9.  ^a^^rg.  1831,  1.  2t)l.  ©.  432  ff. 

mit  ^Berjeidini^  feiner  fämmtlid)en  Schriften.  .g)enner. 

(Skllt:  Suftu§  ober  Söffe  (3^obocu§)  b.  @.  (®:§enb t),  ,Spiftorien=  unb 
^sorträtmater  um  1470.  —  ®.  fd)eint  einer  ber  üorjügtidiften  Sd)üler  öan 
6t)d'§  gemefen  ju  fein,  ber  mit  biefem  jufammen  an  ber  Slnbetuug  be§  !i^amme§ 
in  ®ent  gearbeitet  I)at.  1468  —  74  malte  @.  an  einem  auf  9Inregung  ^riebrid^ä 
t).  ^ontefettro,  ^eriog§  bon  Urbino,  au?  —  tüie  Safari  angibt:  Sub= 
fcription  befteEten  Silbe.  '3jer  ^er^og  fclbft  ift  auf  biefem  Silbe  bargeftellt, 
fotoie  ber,  mit  einer  Senbung  be§  S(^ad)§  öon  ^crfien  betraute  ©efanbte  ^cno. 
Sn  ben  gted)nungen  ber  „Orronleic^namSbrüberfc^aft"  finben  mir  aber,  ba^ 
biefe  1474  ba§  Silb  mit  250  ©olbgulben  bejal^lt  1)ahe  unb  bie  Safari'fd)e 
Eingabe  märe  bemnad)  unrid)tig.  ''Mä)  bicfer  3eit  ift  fein  ^Jtame  in  S^talien 
berfd)otlen.  6§  mirb  nod^  ein  jmeiter  ^uftuS  b.  ®.  genannt,  ber  Schüler  be§ 
fjranj  5tori§  gemefen  fein  foU,  boc^  möd)ten  h)ir  glauben,  ba^  beibe  ein  unb 
berfelbe  finb,  benn  man  mei|  fo  menig  bon  biefem  ^aler,  ba|  er  aud)  3Juftu§ 
Sneeboet,  meld)er  1461  3lettefter  ber  St.  Suca§=@ilbe  in  (Scnt  mar,  genannt, 
fomie  aud^  mit  Suftu§  unb  S'o'^ann  be  ^llemana  bcrwcdifelt  toorben  ift.  Die 
Slrbeiten  obigen  @ent'§  ^cic^nen  fti$  burd^  il)re  fc^öne  unb  breit  angelegte  6om= 
pofition  an§  unb  df)ara!teriftifd)  finb  feine  ,^'öp']t  unb  bie  3eic£)nung  ber  .^änbe. 
S)ie  5leifcl)farbe  ift  ungemöi)nlid^  gefättigt  unb  burd)fid)tig.  2)ie  i^^m  3ugefdt)rie= 
benen  2Berfe  finb:  „®ie  Serfünbigung",  ein  in  ©enua  gcmalteg  f^reScobilb,  ha^ 
freilid)  auc^  bem  ;2(uftu§  be  3llemana  beigelegt  toirb,  ba§  Silb  ift  im  Älofter 
bon  Sta.  ^aria  bi  (lafteHo  forgfättig  er'^alten;  ba§  „5lbenbmal)l"  in  Urbino 
in  ber  2lgatl)enfirdl)e.  1763  eyiftirte  bon  i'^m  nod)  in  ®ent  in  ber  Sacob§!irdE)e 
eine  „ßreujigung  be§  5petru§"  unb  eine  „6ntl^au^)tung  be§  ^kulu§".  5lnbere 
Silber  f  (feinen  i|m  mit  Unredl)t  jugefctirieben.  Sir  et. 

d^CHt^C:  griebrid)  3öill}elm  &.,  Sc^riftftetter  unb  Sdjulmann,  mürbe 
am  28.  x^tbx.  1805  p  ^Jlagbeburg  geboren.  Sein  Sater,  ^o'^ann  ©ottfrieb 
@.  (t  1825),  ein  in  ben  fran^öfifdfien  9iebolution§!riegen  gefd)ulter  SBunbarjt, 
l)atte  fiel)  1802  mit  .^etnrid^  3!<i)o'f^e'§  ältefter  Sdtjtoefter  G^riftiane,  bermittm. 
^audl)er  (geb.  1765,  f  1837),  berl)eirat^et.  Son  ben  beiben  biefer  6t)e  ent= 
ftammenben  Sö'^nen  enttoidelte  ber  jüngere  ^^riebrid)  ©.,  anfangt  im  ^aufe  unb  in 
ber  S(^ule  toenig  bead^tet,  fpäter  im  Serfel^re  mit  anberen  Schülern  be§  Älofter§  U.  S. 
f^rauen  3u  53lagbeburg,  u.  a.  ß.  üiofenlranä,  ß.  ^mmermann,  ®.  Solf  (b.  fpäter. 
6onbertiten=Sd^riftfteEer  6laru§),  rafd^er  i^erbortretenb,  bielfeitige  ©aben,  bie  il)n 


©enttje.  575 

bon  bem  1825  Begonnenen  ©tubium  ber  Xl^eologie  in  ßaHe  mel^r  ju  belletnfti= 
i(f)er  ©(^riitftellerei  unb  Iitterarge|cf)icf)tlicf)en  ©tubien  fü^i-'ten-  ^0(|  e^e  er  am 
5.  ;3an.  1828  in  .öalle  bie  p^i[ojop'^ifc£)e  ©octortoürbc  ermarb  (,,Diss.  de  poesi 
macaronica").  Iie§  n  ben  sioman  „Son  Enrique  öon  2;oIebo"  f;i827)  brurfen. 
&xo%t  SSeiä^igung  für  ©prad^en,  leichte  3(nfTaJiung,  fid)ere§  g^ormgefü^t,  bi(^te= 
ri|(^e§  2ln=  unb  ^lac^empfinben  micfen  ben  bamalä  ©cJitrianfenben  in  bemfelben 
@rabe  auf  bie  ^ai)n  bee  t'itterar^iftoriferS  unb  Ueberfe^erS,  toie  i'^n  leicht  ein= 
tretenbe  3Befangent)eit  beftimmte,  ber  .ffan^el  ^u  entfagen  unb  aud)  ben  %ylan, 
iid)  aU  S;ocent  ^u  ^bilitiren,  aufjugeben.  @r  ergriff  ba§  ©c^utfad^  unb  trat 
£ftern  1829  al§  "^^robanbuS  am  ^^äbagogium  U.  2.  grauen  in  9JI.  ein.  9ta(^= 
bem  er  fid^  bort  im  ^erbft  1830  mit  Henriette  Ütofenfran^  (t  7.  '^lai  1877), 
ber  einzigen  ©(^mefter  be§  ^f)itofop^en  Äarl  ^ofenfranj,  öer^eirat^et  {)atte, 
folgte  er  einem  9iufe  an  ba§  @i)mnafium  3u  6i§Ieben,  an  toeldiem  er  bi§  .ju 
feinem  2;obe  mirfte.  —  SeIIetriftifd)e  2lrbeiten  '„S)on  fyernanbo  öon  Solebo", 
S)oppeInoöeIIe,  1829.  —  „@raf  ©unbotf",  9toman,  1831.  —  „Sonnette  unb 
gtegien"  öom  3}erfaffer  be§  „S;on  (Snrique",  1833)  traten  baih  gan^  in  ben 
^intergrunb  gegen  Iitterargefc£)id)t(ici)e  Unterfucf)ungen  unb  Ueberfe^ungen :  „S)er 
ät)tiop5  be§  guripibee.  Ülebft  äftf).  2lb^.  üb.  b.  @atl|rfpiel",  1828.  -  „5}erfud) 
üb.  b.  ßpigramm",  illagbeb.  1829  C^rogr.)  —  ®ef(^.  b.  macaronifc^en  $oefic 
unb  Samml.  if)rer  öorjügtid^ften  S)enfmate,  1829  (2.  21.  1832).  —  3}irgir§ 
belogen.  ^Jlit  eint,  über  S5irgir§  Seben  unb  gorttcben  al§  S)i(i)ter  unb  3au= 
berer",  1830  (2.  21.  1855).  —  „ßanbbuc^  ber  &e]ä)iä)U  ber  abenblänb.  8ittera= 
turen  u.  ©pradien".  1.  %i)l  1832  (ital.  ^;^rofa);  2.  2^1.  1834  (ital.  Sicf)ter) ; 
8.  %^l  1834  (frana.  ^^rofa),  (mel^r  nic^t  erf^ienen).  —  „guciiö'  t)eroif(^=!omi= 
fd)e§  ©ebicfit  „ber  5Jlüc£enfrieg"  mit  3}arianten  u.  ginl.",  1883.  —  „De  im- 
postura  religionum".  2;ertrecenf.  mit  litterar^ift.  öinL,  1833.  —  ^^Jlaria  be 
3at)a'§  gioüellen,  überf.  tjom  ©erfaffer  be§  S)on  gnriciue",  1833.  _— -  „©ee=2lne= 
monen.  ^toöellcn  eines  Unbefannten,  f)erau§gegeben  bom  3}erfaffer  bei  £on 
gnrique",  1886.  —  „2lnberfon'§  Umriffe  einer  Steife  öon  ^opent)agen  nad)  bem 
^arje,  ber  fä(^ftfd§en  ©(fimeij  unb  über  Serün  jurüd.  2(u§  bem  S)änifc^cn 
überfe^t  öom  3}erfaffer  ber  See=2hiemonen  unb  "herausgegeben  öon  ^.  2B.  &.", 
1836.  —  „Xempel  freier  @otte§öere^rung.  Betrachtungen  ber  S)ic£)ter  unb 
£en!er  über  Sott,  Statur  unb  ^llcnfc^enleben",  1837.  —  ©aätoifc^en  ^tte  @. 
einige  unbebeutenbe  päbagogifc^e  8(^riften  öeröffentlicfit:  „Einleitung  jum  Ueber= 
fe^en  in  bas  Soteinifc^e  unb  ®eutf(i)e  für  2lnfänger",  1831.  —  „S)ie  ricf)tige 
fran^öfifctie  StuSfprac^e  md)  Suöiöier",  1835.  —  „^anbtoDrterbu($  beutfdE)er 
©t)nont)me",  1835  (2.  21.  1838).  —  ,.L"art  poetique  de  Boileau-Despreaux 
avec  des  eclaircissements  litteraires^',  1839.  —  „S)a§  breu^if(i)e  '3tegenten'§au§", 
1889  (2.  31.  1840).  —  Seine  eigentliche  fc^riftftetleiif^e  X^ätigfeit  fc^loB  ah 
mit  einer  größeren  2lrbeit  über  Sutlier'e  Seben,  1841.  4.,  unb  ber  Verausgabe 
unb  ßrflärung  öon  Seofito  gotei^go's  ^loscaea  ober  ^Mcfenfrieg,  1846  unb  brei 
5öänben  „S^eutfc^e  S)ic^tungen  be§  5]litte(alter§  in  öoUftänbiger  2lu§gabe  unb 
Bearbeitung",  1841—46.  —  Seitbem  öeröffentlid)te  er  au^er  einem  Banbe  „®r= 
innerungen  an  Slf^otU"  (1850,  unb  einer  „Unterfucf)ung  über  bie  ßöangelien 
unb  Söunber  ber  Jungfrau  ^Jlaria"  (1852)  nur  norf)  Äleinigfeilen.  —  5)a§ 
3erreiBen  ber  gefeEfd)aftli(^en  i?reife  feit  184S,  amtlic£)er  BerbruB,  manches  Seib 
in  ber  g-ani^lie/  i^aju  Seifüge  Bereinf amung ,  läl^mten  feine  bi»  ba'^in  neben 
gemiffen:§aftefter  2lmt§fü^rung  fo  rege  I^ätigfeit.  —  gr  ftarb  al§  jtoeiter  Dber= 
tefirer  beö  ©timnafiumi  am  9.  2lbrit  1866,  langfam  öer^ungert  in  f^olge  eine§ 
2Jlagengef^müTe§,  nac^bem  er  mit  p^ilofop^ifc^em  @leid^mutt)e  fein  Seiben  über 
brei  2Jtonate  ertragen  unb  felbft  beoba(i)tet  :§atte.  ^ermann  ©entiie. 


576  ©entili?. 

ÖJcntiliÖ:  ©cipio  ©.,  ^urtft,  geB.  1563  ju  GafteEo  @an--®enefto  in  ber 
9Jlarf  Stncona,  iüngfter  (Sotin  be§  3h-h)te§  9JtottlC)aeu§  ©.,  folgte,  faum  bem 
^naftennlter  enttDad)|en,  feinem  3}atet  unb  feinem  älteften  33ruber  S(I6ertcu§,  alö 
biefe  if)x  5Satertanb  öcvlie^en,  um  unbef)inbert  bem  eöangelifd^en  Sefcnntnift 
leöen  ju  fönnen.  ^n  ^rain  fanb  ber  5ßatev  für  längere  3fit  eine  geficEierte 
(SteEung.  ^Ibericu§  (B.,  ber  bereits  1572  in  Perugia  jum  Doctor  juris  ;)ro= 
moöirt  \oax  unb  ein  ricf)terli(i)e§  3lmt  Öefteibet  l^atte ,  jog  nad)  (Snglanb,  wo  er 
al§  ^rofeffor  ju  Drforb  feinen  9tu^m  auf  bem  (Sebiete  be»  öffentlichen  9le(i)t§ 
erwarb,  ©ci^io  &.  mad)tc  feine  ©tubien  in  Tübingen  unb  SSittenberg,  Wo  i^n 
1586  fein  33ruber  au§  (ängtanb  befuc^te.  9U§  ber  35ater  nac^  ©nglanb  über= 
ftebelte,  be^og  @.  bie  Uniöerfität  2et)ben,  um  unter  ^.  2ipfiu§  feine  pf)iIologi= 
f(^en  unb  unter  .§.  S)onettu§  feine  juriftifd^en  ©tubien  fort^ufe^en.  S)a  aber 
S)onettu§  1587  feiner  ^^rofeffur  entfe^t  würbe,  ging  &.  nad)  ^eibelberg,  wo 
bamalS  ^ipp.  a  ßottibuS  unb  3fuliu§  5paciu§  a  ^geriga  bie  9ted)te  tetjrtcn.  @. 
öerfud)te  fid)  '^ier.  Wie  e§  fd)eint,  mit  ßrfolg  aU  SDocent  unb  e§  eröffnete  fid) 
il^m  bie  2lu§fid)t  auf  eine  ^Infteüung  al§  ^rofeffor  ber  ^nftitutionen.  ^^xc 
33ereitelung  fd^eint  @.  ber  ^ntrigue  be§  5paciu§  jugefd^riebcn  ^u  l^aben.  3In= 
geblic^e  S)ro^ungen,  bie  ®.  au§geftoBcn  unb  beteibigenbc  'Jteu^erungen,  welche  in 
einem  an  .^.  a  6oIlibu§  gerichteten  (Bebi(^t  (^eibelberg  1589.  4'')  gegen '^Naciuä 
entl^atten  fein  foEten,  üeranla|ten  biefen,  ®.  beim  afabemifc^en  ©enat  an5U= 
flagen.  5£)a§  Öebid^t  warb  conftScirt  unb  ®.  mufete  berfpredien ,  wät)renb 
fd)webenben  ^roceffc§  bie  ©tabt  nic^t  ju  bertaffen.  S)emungead)tet  ging  &., 
inbem  er  jur  ^ro^'tfe^ung  be§  ';j5roceffe§  einen  t).srocurator  bcftcllte,  feinem  üoil^er 
gefaxten  ""^ylan  gemä|  nad^  33afet.  (vr  fanb  t)ier  i^ranj  .söotomanuS,  ber  fd^on 
burd)  ^Utifegefdöid  unb  i^ranf^eit  gebeugt,  fid^  nod^  in  feinem  Ictjtcn  l'ebenSjafire 
an  bem  Talente  bei  jungen  ©elel^rten  erfreute  unb  it)m  bie  gtäujenbfte  3u^unft 
öer^ie^.  5lm  16.  3lprU  1589  Warb  &.  unter  23afiliu§  'Jlmerbad)'i  S)ecanat 
3um  Doctor  juris  promoüirt.  @r  fet)rte  nodE)  einmal  auf  fur,ie  3eit  nad^  Jpeibel= 
berg  jurüd,  blieb  bann  ben  Söinter  in  33afel,  unternatim  mef)rere  Steifen  in  (S5e= 
fd^äften  bc§  englifdlien  Ö5efanbten  unb  lam  im  g^rü^jal^r  1590  al§  33egleiter 
einei  trafen  öon  Drttenburg  nad§  'Jiürnberg  unb  3lltorf.  i^ier  fanb  er  feinen 
alten  2et)rer  S)onetlu§  wieber,  ju  bem  er  in  bie  öertrautefte  SSejie'liung  trat. 
6r  übernafim  interimiftifd)  bie  öacant  geworbene  S5orlefung  ber  Sfnftitutionen 
unb  bie  ©(^olard£)en  waren  auf  S)oneEu§'  (5mpfef)lung  geneigt,  itim  bie  burdl) 
(Sipl)aniu§  5lbgang  crlebigte  ^rofeffur  ber  5)}anbecten  ju  übertragen,  al§  war= 
nenbe  unb  befcf)Werenbe  ©d)reiben  öom  ^eibclbergcr  ©enat  unb  öon  "it-^aciui  ein= 
liefen.  2)er  $roce^  nämlicf)  t)atte  unter  bem  eifrigen  ^Betreiben  be§  lotteren  tro^ 
ber  Sefd^Werbefc^riften ,  Welche  ®.  an  ben  .^urfürften  gericl)tet,  unb  gütlictier 
9}erfud)c  in  contumaoium  feinen  Fortgang  genommen  unb  ^u  einer  (Sntfd^eibung 
ber  ^33iarburger  ^uriftenfacultät  gefüljrt ,  welcl)e  über  @.  bie  Stelegation  au§= 
fprad),  ein  ©rfolg,  ben  ^|saciu§  f(^teunigft  nadl)  ^:)lürnberg  metbete.  @.  ap|3el= 
lirte  bagegen  on  ben  Äurfürften,  ber  bie  bieten  einfenben  unb  in  ber  ßanjtei 
begraben  lie^.  2;ie  ©d^olard)en  aber  fanben,  nad£)bem  fie  fid^  genauer  über  ben 
Hergang  informirt  :^atten,  fein  Sebenfen,  ©.,  beffen  ^öortefungen  fid^  bei  größten 
^eifalli  erfreuten,  befinitiö  anaufteHen.  ^'^m  Würbe  bie  5ßrofeffur  ber  5nftitu= 
tionen,  bann  ber  ^ponbeften  unb  nad^bem  ©oneüui'  ^^ad^folger,  5ß.  SöefenbecE 
1598  3lltorf  Wieber  öeiiaffen  :§atte,  bie  erfte  ^profeffur  in  ber  juriftifdlien  ^acul= 
tat,  fowie  ha^  2lmt  einei  (Jonfulenten  bei  9iürnberger  9tatl)i  übertragen.  (5r 
blieb  in  biefen  ©teüungen  bii  ^u  feinem  2;obe.  Unter  ben  3a§lreid)en  SSe= 
rufungen,  bie  er  ablegte,  ift  bemerfeniwerf^  bai  ^Bemü'lien  ^:papft  Slemeni  V., 
i^n,  unter  3nfid^erung  üoEftänbiger  aieligionifrei'^eit,  für  33ologna  3U  gewinnen. 
@. ,   Weld^er  me:^rmati  bai  Slectorat   ber  Uniöerfität   befleibete,   übte  burd)  bie 


(*5en^.  577 

geiftüolle  ^n|(^e  feiner  ^erfönlidifeit  in  ungelDöf)nlicf)em  ©rabe  3ln3iet)ung§!rait 
unb  ßinflu^  auf  bie  ©tubenten  au§.  ^Dagegen  ]tf)iie  e§  au(^  in  5lItori  nidEjt 
an  ßonflicten  mit  ßoHegen,  toie  bem  ^iJJ^ifofop'fien  unb  5!Jiebiciner  2:aureIIu§; 
unb  tPteber^lt  entf)alten  bie  SIcten  ben  35oitt)urf,  ba|  @.  ein  Iei(f)tTei-tige§  SeBen 
fü^re  unb  \\ä)  in  ber  2;runfenl§eit  gtobe  ßjceffe  ju  ©(^utben  fommen  laffe. 
^nbe§  Wax  bie  S^xt  getoo^nt,  folc^e  S)inge  je^r  nad)[i(^tig  ju  Beutt^eiten; 
©entilig'  2lnfe!§en  beim  9tat^e  in  ^lürnBerg  unb  auf  ber  Untüer[ität  erlitt  feine 
5Rtnberung.  @rft  in  feinem  49.  SebenSjal^re  öerl)eiratl^ete  er  fid^  mit  ^Qgba= 
lena ,  be§  reichen  ßäfar  ßolanbrini  qu§  Succa ,  ber  at§  «^auj^err  in  91ürnBerg 
lebte,  gelehrter  Slocfiter.  3^^^  Äinber  gingen  au§  biefer  Qf)t  l^eröor,  bie  id)on 
nad)  4  Satiren  fein  %oh  löfte.  @.  ftarb  am  7.  2(ug.  1616.  S)ie  Seic^enrebe, 
toeliiie  if)m  fein  College  ^Dt.  ^JJiccart  l)ielt,  ift  bie,  ni(f)t  gan^  correcte,  ©runbtage 
ber  fpäteren  SSiograp'^ien.  6r  marb  an  ber  ©eite  feine§  großen  Sel^rerg  unb 
f^reunbeS  ^ugo  S)oneIIu§  Beftattet.  ®a§  innige  SSer'^ättniB ,  in  melc^em  er  mit 
biefem  (f  4.  ^ai  1591)  nocf)  ein  ^a^x  lang  gelebt  l^atte,  entfiielt  für  i!^n  bie 
Slufforberung ,  beffen  ^interkffene  ©d^riften  I)erau§pgeben.  3!Jtit  ber  ^bition 
be§  faft  öoHenbeten  britten  S5anbe§  ber  „Commentarii  juris  civ.",  l^attc  il^n  ber 
S5erftorbene  felbft  beauftragt;  bie  beiben  folgenben  33änbe  ftetttc  er  aus  '£onettu§' 
S}orarbeiten  mit  @inft(i)t  unb  @efdt)icf  (1595  — 97)  jufammen;  2)oneIIu§  Opuscula 
posthuma,  ein  fleiner  Dctaöbanb,  erfc£)ienen  „ex  bibliotheca  Sc.  Gentilis",  1604. 
^n  feinen  2}orieben  unb  ßrgäuäungen  befunbet  er  ba§  öoHe  35erftänbni^  ber 
ft)ftematifcf)en  ©ebanfen  S)oneIt^§;  er  fetbft  aber,  ebenfo  fe^r  $t)iIoIoge  al§ 
^urift ,  ]§at  bie  ^uriSiprubeuj  öor^uggujeife  in  ber  p^tloIogifc^^antic|uarif{^en 
9ii(^tung  angebaut,  toie  namentliii)  feine  am  meiften  öerbreiteten  SBerfe  „Par- 
ergorum  ad  Pandectas  libri  IL"  unb  „Originum  liber  singularis",  1588. 
1664.  8^^.,  (Dtto,  Thesaurus,  Ed.  2.  Vol.  4.  p.  1269  s.)  geigen.  9iei(^c§ 
SCßiffen ,  feine§  Urtl^eil  unb  gef(^macEöoIIe  5Dar[teHung  finb  i^m  eigen.  Sine 
Sammlung  feiner  3a!^lrei(i)en  pl)tlologif(^en,  juiiftifdien,  t^eologifclien  unb  ^oeti= 
fc^en  ©(^liften,  ju  toelcl)er  ©enfenberg,  33ceermann  unb  3eibler  Seiträge  lieferten, 
erfdiien  Neapel.  1763—69,  8  SSbe.  4^  ©ie  ift  inbe^  nid^t  öoEftänbig,  »ie 
bie  3}etäei(^niffe  bei  ^^^bler,  SBitt  unb  Sugler  ergeben. 

S5gl.  Piccarti  laudat.  funebris  Sc.  Gentilis.  Slltorf  1617.  4*^.  ^Bitten, 
Memoriae  Juriscons.  ©.  25,  QexhUx,  Vitae  Jctor.  Altorfin.  I.  105,  III. 
148.  Sugler  VI.  146.  SBill  =  5ftopitf (^ ,  Mrnberg.  @ele^rten=ÖeE.  I.  522. 
V.  398.     ©tin^tng,  ^.  S)oneItu§  ©•  40,  44  f.  63.  69.  (5tin|tng. 

®Cll$:  5i"^ebri(^  ö.  &.,  tourbe  im  ^.  1764  (am  8.  (5e|)tbr.  nac^  ben 
eingaben  feiner  ^-amilie,  am  2.  5}lai  feinen  eigenen  3luf3ei(i)nungen  3u  golge) 
in  33re§lau  geboren,  ber  ©o'^n  eine§  :pteu§ifd)en  5)lün5beamten  unb  einer  ge= 
borenen  9lncitlon  aus  SSerlin.  2Beber  auf  ber  ©c^ule  feiner  S5aterftabt,  nod^ 
auf  bem  ^oac^imgf^aler  (St)mnafium  in  Serlin,  mol)in  fein  Spater  al§  ■'Dtüngbirector 
öerfe^t  toorben  mar,  öerrietl)  ber  .^nabe  bebeutenbe  Ö)cifte§anlagen;  erft  fpät  ent= 
micEelten  firf)  jene  Talente,  roeldie  bem  DJlarwe  in  ber  ^olge  eine  !^erüorragenbe 
©tellung  öerfiliafften.  S)er  unbebeutenbe  ©tubent  reifte  toä^renb  feine§  ^^ufent= 
^altee  in  Königsberg ,  ttio  er  feine  juriftifcfien  ©tubien  Dottenbete ,  p  einem  ge= 
manbten  unb  geiftOoEen  5]^anne.  2Bie  öiel  baju  bie  Kant'f(^e  ^^sl)i(ofop^ie  bei= 
trug,  lü^t  fid)  nic£)t  genau  feftfteHen;  gemi^  ift  nur,  ba|  ber  gro^e  i?önig§berger 
2)enfer  ben  Jüngling  mäi^tig  aufrüttelte  unb  anregte,  jebocl)  mel)r  auf  bie 
Silbung  be§  @eifte§  al§  auf  ben  ß^arafter  feineg  ©c£)ülerg  öon  tiefgreifenbem 
ßinfluffe  mar.  ']Jlit  bem  tategorifcfien  ^mperatiö  ftanb  @.  3t'it  feine§  Seben§ 
auf  gefpanntem  gu^e  unb  feine  ganje  ^^aturanlage  mact)te  il)n  gu  einem  ^füngei-* 
©pifurä  geeigneter.     S)ie  Steige  ber  ©egentoart,  ben  @enu|  be§  Seben  auSgufoftcn, 

Stllgem.  beutfcfje  SBtoflvaJj'tiie.    VIII.  37 


578  ®«n^- 

toar  unb  Blieb  il^m  |)QUptätr)ect,  ofigletrf)  er  aud)  eblen  ^tntoanblungen  fid§  nict)t 
unjugäugüd)  jeigtc  unb  ber  Söfung  großer  9tuigaben  feine  ^raft  5Utt)Qnbte. 
^m  ^.  1785  nad)  Serün  äuxürfgele'^rt,  trat  er  in  ben  ©taatSbienft,  tüurbe  öon 
©ciiulenburg  qI§  gel^eimcr  ©ecrctär  bei  bem  fönigüdien  ©eneralbirectorium  an= 
gefteEt  unb  ftieg  balb  jum  Ärieg§rat!^  empor.  5Die  preu^ifc^e  Siefibenj  !onnte 
jür  einen  5Jtenfd)en  öon  ber  ^laturanlage  üon  @.  nur  öerberblid)  njerben. 
S)a§  fittenloje  unb  Oerberbte  Seben  in  ben  tonangebenben  ßtaffen  ber  ®efettfd)aft 
füfirte  i!)n  in  eine  ©enu^toelt  ein ,  bereu  ^^rreuben  er  bi§  auf  bie  .Spefe  foftete 
unb  bie  für  bie  ganje  ßnttoicflung  feineg  6'§ara!ter§  ber'^ängnilöott  werben  fottte. 
Sßie  er  felbft  jagt,  jat)  er  ftd)  feinen  eigenen  ©cEirtiadi^eiten  unb  Seibenfd)aiten, 
ben  glül^enben  5)5l)antomen  feineg  unru^^igen  ^opte§,  ben  2;i^or^eiten  feiner  @e= 
feEfdiaften,  bem  5Drange  unb  ©eräufcf)  ber  SBelt  übcrtaffen.  ®ie  g-reubcn  ber 
Xafel  unb  be§  23ec^er§,  ber  Umgang  mit  gi'Quen  fd^memmeu  alle  SJorfä^e  fid) 
bem  finnlic£)en  Taumel  ju  entroinben  t)inn)eg,  bie  ^.Jlnflüge  bc§  .^ant'fc£)en  Üligo= 
ri§mu§,  n)oöon  angefiaud^t,  er  öon  Königsberg  l^eimgefe'^rt  tt)ar,  berbuften  um 
fo  met)r,  ba  aud^  bie  perfbntic^cn  SSe^iefiungen,  toeld^e  er  mäf)renb  feiner  ©tubien= 
äeit  mit  ßlifabef^  @raun  angefnüpft,  ficf)  löften.  ©ine  .^ranf^eit  bringt  it)n 
jur  33efinnung;  genötl^igt,  ba§  3intmer  3U  t)üten,  befdiäftigt  er  fi(^  mit  ben 
äöiffenfd^aften  unb  lernt  mit  befonberem  ßifer  fran^öfifd)  unb  englifd),  toeld^e 
©prad)en  er  fid)  in  einem  für  bie  bamatige  :^dt  feltenen  5Jla^e  ju  eigen 
mad^te  unb  woburd)  er  fid)  bie  5JiDglid)feit  eröffnete,  in  biptomatifd)en  j?reifen 
eine  t)eröorragenbe  ©tettung  ein]unet)men.  SDie  fran5öfifd)c  3teöoIution  rüttelte 
\i)n  au§  feinem  ©inneSleben  empor.  S)ie  gro^e  politifd)e  53en)egung  erfd^ien  it)m 
ber  erfte  pra!tifd)e  Sriumpt)  ber  5pt)ilofop'^ie,  ba§  erfte  Seifpiel  einer  9iegierung§= 
form ,  bie  auf  ^^rincipien  unb  ein  3ufamment)ängenbe§  ©l)ftem  begrünbet  mirb. 
S)ur(^  bie  ©reigniffe  im  Söeften  @uropa§  angeregt ,  entftanb  auc^  fein  erfter 
fd)riftftetterifd)er  35erfud)  „Ueber  ben  Urfprung  unb  bie  oberften  ^^rincipien  be§ 
9ied)t§",  metd)er  im  5IpriI  1791  in  ber  33iefter  =  ©ebite'fc^en  ^Jlonat§fd)rift  er= 
fc^icn.  9iod)  öon  G5runbfä^en  erfüllt,,  bie  er  in  ber  ©d^ule  Äant'S  eingefogen 
i)atte,  wirb  er  pm  5lpologeten  ber  franjöfifdien  9teöolution,  bereu  ent^ufiaftifd)er 
^In'^änger  er  blieb ,  bi§  bie  3lu§fd§reitungen  berfelben  il^u  belel^rten ,  ba^  bie 
9)ertt)irflid)uug  feiner  i5"i-'ei^eit§ibealc  nid)t  3u  erloartcn  fei.  3lu§  einem  begci= 
fterten  2lnt)ängcr  mürbe  ein  eutfd)iebener  (Begner  ber  großen  SBemegung  unb  ein 
greunb  unb  ä}ertl)eibiger  ber  englifd)en  @inrid)tungen.  S)a§  SBerf  33urfe^§,  „Se- 
trad)tungen  über  bie  fran3öfifd)e  9tcöülution",  melc^e§  er  überfe^te  unb  mit  9ln= 
mertungen  unb  größeren  3ufät;en  öerfal) ,  l^at  an  biefem  'ülnfid)t»toed)fel  l)eröor= 
ragenben  2lntl)eil.  S)ie  Ueberfc^ung  ift  ein  5)leifterftüd  unb  öcrräf^  ben  fünftigen 
5Jleifter  be§  ©til§;  bie  ja'^lreic^en  3inmerfungen  ünb  bie  fünf  beigefügten  5lb= 
l)anblungen  betunbcn  gro^e  SBelefen'^eit  unb  eine  genaue  Äenntni^  ber  englifd)en 
@efd)i(^te.  S)iefe  5lrbeit  machte  ®.  alg  geiftöotten  (5d)riftftelter  in  toeiteren 
Greifen  befannt,  aud)  an  3lngriffen  fel)lte  e§  nid)t,  bie  i^n  al§  ©ölbling  ber 
©emalt  barftettten.  @in  ^ai)X  barauf  erfd)ien  bie  Ueberfel^ung  be§  SBerfeS  öon 
haltet  bu  $an:  „Ueber  bie  fran3öfifd)e  9tet)olution  unb  bie  Urfad)en  il)rer 
S)a)ier"  (1794),  gleid)fatt§  mit  gufä^en,  5lnmerfungen  unb  SSortoort.  äJon  bem 
gleid)faü§  überfe^ten  äßerlc  '';)Jlonnier'§  „(Erörterungen  über  bie  Urfac^en,  warum 
bie  9iebolution  nic^t  äur  ^^'i'ei^eit  gefü^^rt  f)aW' ,  erfd)ienen  im  ^.  1795  nur  jtuei 
X^eile  be§  öierbänbigen  Originalmerfeg,  mit  ^a^lrei^en  3lnmerfungen  unb  3ufä^en 
Derfel^en.  ®.  tourbe  burd)  biefe  5lrbeit  aum  Stubium  ber  gefc§i(^tli(^en  Urfac|en 
ber  Umwälzung  angeregt  unb  trug  fid)  auä)  mit  bem  ^lane,  eine  öoUftänbige 
®efd)ic£)te  ber  franäöfifd)en  23erfaffuug  3U  liefern,  ©leii^seitig  war  ®.  aud^ 
publiciftifd)  öielfad)  t^ätig.  Sine  ^Ibljanblung  ,^ant'§  im  ©eptemberlieft  1793 
ber  33crliner  gjionat§fd)rift  „Ueber  ba§  SJert)ältniB  3wifc^en  S^corie  unb  ^:prai-i§" 


&mk.  579 

öeranla^tc  einen  Sluffafe  im  (5(f)(u§^efte  biefev  ^eitfc^rift,  hjorin  „eine  6e= 
fc^eibene  Ü^eöiüon"  ber  ^Qnffcf)en  Säfee  öeriuc^t  ttuvbe.  5lnbere  3irtife(  Ratten 
bic  iran^öiijdie  Steöolution  unb  i^re  2tueicf)reitungen  jum  ©cgenftanbc.  ^m 
3,  1795  grünbete  @.  bie  „9teue  beiiti(i|e  ^onatöjciinTt",  bie  ei  fünf  ^a^te  lang 
rebigii'te  unb  mit  einer  Steige  öon  ^tuTfäfeen,  pmeift  ^iftDrijdi^poütifrfie  Ueber= 
ficf)ten  ber  |)auptbegcBenl^eiten ,  öerja^.  ^m  ©egenfo^e  ju  granfreic^  betont  er 
jumeift  bie  gofgeri^tigfeit  ber  engUf(f)en  6inri(f)tungen,  unb  unter  ben  Derfc^ie= 
benen  ßonftitutioneftjftemen  gibt  er  ber  engtifi^en  3ßerfaffung  ben  '$rei§ ;  baneben 
maren  es  {yinanjTragen ,  bie  feine  Äraft  in  Slnfprurf)  nahmen.  &.  war  in  ber 
bamaügen  3fit  einer  ber  Söenigen,  tneldie  bie  Sebeutung  berfelben  Tür  ba§ 
ftaatli^e  Sefien  erfannten  unb  feine  ^enntniffe  ber  fran^öfifc^en  unb  engüfd)en 
ginan^üer'^ättniffe  finb  npa§rf)ait  [tauncnSioert^;  bas  äBerf  be§  @enTer§  b'^üernois, 
©efdii^tc  ber  rranjöfifd^en  ginanjöertoaltung  bi§  1796,  gab  er  im  -ilus^ug  im 
?luguft§eft  feiner  3fitfcJ)rift  ^erauSunb  entft^top  fi(f)  S)an!  ber  Slufforberung  engtif^er 
Staatemänner,  ju  einer  öollftänbigen  Ueberfefeung,  tneldie  im  3.  1797  erfd^ien. 
Slußer  biefen  SIrbeiten  öeröffentlic^te  er  in  biefer  Truct)tbarften  ^^J^eriobe 
feiner  fct)riftftellerifd)en  X^ätigfeit  au(^  noc^  fetbftänbige  £)riginatf(i)riften, 
toelc^e  buriiimeg  einen  gemäßigt  liberalen  (Beift  at^men,  "iloä)  glaubte  er  an 
bie  fortfcEireitenbe  ßntroictlung  unb  SJerüoIIfommnung  ber  menf(i)tic£)en  @efell= 
fc^aft  unb  gab  feiner  Ueberjeugung  einen  lebenbigen  unb  niefit  feiten  begeifterten 
^(uebrucf.  öier^er  gef)ört  fein  -3luffa^  über  bie  ^yotgen  ber  ßntbecfung  öon 
5Imerifa  unb  feine  Sarftetlung  be§  englifd^en  Staat»f)au3'^alte§,  toelcE)-  lefetere 
3lrbeit  er  im  ^.  1800  in  franjöfifcfier  Spradie  Verausgab  (..Essai  sur  l'etat  de 
radministration  des  finances  de  la  Grande  Bretagne",  London  1800).  ©anj 
mi^glücit  ift  eine  gefc^ictittic^e  5lrbeit  über  ^aria  ©tuart  im  SBerltner  Jafc^eu' 
burf)  für  1799.  5lm  befannteften  würbe  fein  berü^mteg  ©enbfc^reiben  an  ben 
ßönig  griebrid^  SBil^elm  III.  öon  ^ßreuBen  bei  beffen  Sfironbefteigung  (1797). 
Sie  i^atfactie,  baB  ein  preu^ifcfier  SBeamter  e»  toagte,  feinem  .Könige  n3ot)t= 
gemeinte  Ütat^fc^täge  ju  ert^eiten  unb  mit  befonber§  ftarfem  5Iccentc  ju  be= 
tonen,  ba§  bie  neue  5Kegierung  unbebingte  ']t>re||reif)eit  getnäfiren  fottte,  erregte 
faft  allgemeines  3luife^en.  llloc^te  @.  üieHeid^t  an  bie  3}eröffentti(^ung  feiner 
Slrbeit  Hoffnungen  gefnüpft  ^aben ,  au§  feiner  öer^ättniBmäBig  untergeorbneten 
©tettung  au^  einen  feinen  Äenntniffen  unb  {yä^igfeiten  entfprec^enberen  ^^often 
geftellt  ju  toerben,  fo  fa^  er  fic^  atlerbingS  in  feinen  (irraartungen  getäufc£)t:  in 
ben  3Iugen  be§  Äönig§  ^atte  6.  einen  i^tl^in  begangen,  baB  ^^  ^us  feiner 
©p^äre  herausgetreten  toar  unb  fi(^  erfü§nte ,  fic£)  an  ben  -IRonarcfien ,  wenn 
au(^  in  ber  fcE)icfIi(^ften  Oform,  3u  wenben.  @.  war  mittlerweile  jum  5|}olitifer 
^herangereift ,  ber  ni($t  blo§  allgemeine  5lnfi(i)ten  au§fprec^en,  fonbern  auf  bie 
©eftaltung  ber  Ser^ättniffe  einen  maBgebenben  (JinfluB  aueüben  wollte.  Siefe 
äweite  gpoc^e  ber  f(f)riitftellerif(i)en  :^auiba^n  fe^te  ®.  in  bie  Steige  ber  ^eröor= 
ragenbften  politifctien  Senfer  unb  errang  if)m  bie  $alme  be§  erfton  beutfc^en 
*$ubliciften,  ber  bieder  wenigften»  öon  '3liemanb  übertroffen  worben  ift.  Ütic^t  ber 
^ampf  gegen  bie  Tranjöfifc^e  Bewegung,  fonbern  bie  3Ba^rung  beutfc^er  3nter= 
effen  War  für  i§n  nunmehr  ha$i  leitenbe  ^Jtotiü.  Sr^'ü^^r  ale  irgenb  ein  3^^^= 
genoffc  !^atte  er  bie  Senbenjen  ber  bamaligen  ^Jlac^t^aber  erfannt  unb  feinem 
ftaatSmännifc^en  Stirf  würbe  e§  ftar,  baB  "^ie  t^atenfi^eue  ^Jteutralitdt  '^U-eufeen§ 
unb  beffen  ■;)H(^tbeti^eiligung  an  ber  europäifi^en  (Koalition  für  S)eutfd)lanb  öer= 
berblic^  werben  bürfte.  Um  bie  öffentlidie  -Bteinung  aufjuElären  unb  ju  leiten, 
grünbete  er  ta^  „|)iftorif(^e  Journal"  (1799—1800),  ein  politifcl)e§  Drgan 
erften  ütangeä,  in  Weldiem  er  bem  ÖJebanfen  einer  35efämpfung  5ranfreirf)5  leb= 
]§aften  Stusbrucf  gibt,  ^m  ©egenfa^  3u  ^ranfreic^,  beffen  9}erfaffung5ejperimente 
einer   oft   gerabeju   bernic^tenbeu   ^ritif    unterzogen    werben,   erfc^einen  bie  eng= 

37* 


580  ^cn^- 

lifd^en  S3erl^ältniffe  in  einem  um  ]o  ru'^igeren  53i(f)te,  al§  ami)  bie  öfonomifrfien 
^ujlänbe  bei-  bvitifcfieu  ©ilanbe  ein  bevebteä  3^"3"^B  '^^'^  @efunbf)eit  bieten. 
S)ie  ipolitif  ©nglanbS  ^at  nivgenbä  einen  getoanbteven,  fenntni^rei(|eren  S3er= 
tretex  gefunben.  <Bpxaä)  jeboi^  trü'^er  au§  feinen  ©ctii-iiten  bev  33ett)unberer  eng= 
lifi^er  3uftänbe,  jo  je^t  ber  3lntoatt  be§  englifd)en  ^;)Jiinifterium§ ;  bie  3eitfc^i"i!t 
fonnte  at§  Organ  englif^er  ^oütif  angejet)en  tüerben.  @.  tourbe  feinen  Uel6er= 
jeugungen  nid)t  untreu,  aber  fein  2Bir!en  f|ätte  bei  ber  ÜJtittoelt  eine  größere 
3tnerfennung  unb  bei  ber  5ia(i)tüelt  eine  unbefangenere  Söürbigung  gefunben,  tuenn 
er  fid)  nid)t  mit  bem  ''SlaM  ber  Ääuflidifeit  belaben  l^ätte.  3lUein  f(i)on  längft 
ftüfterte  man  fidt)  in  SBerlin  ju,  ba^  &.  für  feine  im  englifd)en  i^ntereffe  ge= 
i^altenen  ?lrbeiten  be3at)lt  Ujorben  fei,  unb  fein  %a%ehuä)  beftätigt  f§,  ba^  feine 
finanziellen  unb  t)äu§li(^en  Ser'^ältniffe,  bie  ma^Iofen  33erf(^tt)eubungen  unb  3Iu§= 
fc^toeifungen  feine§  ^pribattebeng  i'^n  jur  Stnna'^me  öon  ßntto^nungen  öeranla^tcn. 
i8ei  nüchterner  @rttiägung  mu^  jebod^  jugeftanben  tuerben,  ba^  @.  fein  gemeiner 
Jpanblanger  in  ber  33ertf}eibigung  einer  ^lolitif  toarb,  bie  feiner  innerften  Ueber^eugung 
lüiberfprad).  @r  war  unb  blieb  ber  5tnmatt  6nglanb§,  nid§t  ineil  ifjn  bie  britifrf)en 
^Jtinifter  gtänjenb  entlo'^nten,  fonbern  meil  feine  ^olitifd^en  ^Infid^ten  mit  ben 
il^ren  übereinftimmten.  S)er  Umgang  mit  ben  l^eröorragenbften  ^Diplomaten  in 
ber  Ijreu^ifdien  Apauptftabt,  mit  ©tabion,  6ort;§fort  u.a.m.,  erweiterte  feinen  (Se-- 
fi(i)t§frei§  unb  gemäf)rte  il^m  einen  tiefen  ßinblirf  in  ben  @ang  ber  europäifi^en 
^^olitif;  fein  Urt^eil  tourbe  fieserer,  tiefer,  ftaat§männif(f)er.  2)ic  äJerpflidjtung, 
aümonatiid)  ein  <!peft  feineg  3owi"not§  ju  tiefern,  mürbe  i{)m  täftig  unb  er  ent= 
fd)tof!  ficE),  feine  3eitf(f)rift  in  äioangtofen  ftärferen  .^peften  unter  bem  2;itel: 
„Seiträge  jur  @ef(i)idjte,  ^olitif  unb  politifc^en  Defonomie  unferer  ^^it"  er= 
fc£)einen  ju  laffen.  ^m  ^.  1801  erfc^ien  at§  erfte  goi-'tfe^ung  feine  ©rfirift: 
„Ueber  ben  Urfprung  unb  6()arafter  be§  Krieges  gegen  bie  fran^öfifrfie  9tetio= 
lution",  morin  er  ben  ^JZad)ti)ei§  ju  liefern  fud}t,  ben  bie  neuere  ®efd)iditfd)reibung 
nur  erl)ärtet  "^at,  ba^  bie  einjigcn  Url)eber  be§  ^riege§  bie  'Jtationalöerfammlung 
unb  bie  Sfatobiner  feien  unb  ber  unglücffeligc  "-^luggang  bcffelben  burc^  hie  elenbe 
^rieg§füt)rung  öon  ©eiten  Der  SSerbünbeten  öerfd)ulbet  mürbe.  S)iefe  3trbeit  gef)ört 
unftreitig  ju  bem  beften,  ma§  ber  (Veber  biefe§  ^anneö  entquoll,  unb  nie  ^at 
er  fpäter  in  feinen  (2d)riften  eine  foli^e  tiefe  5luffoffung,  eine  äljutic^c  Steife  be§ 
Urf^eitS,  einen  ed)teren  f^^-eifinn  entmirfelt.  2]on  bemfelben  Seifte  burc^tränft 
ift  bie  3lrbeit,  meiere  er  unmittelbar  nad)  3}eröffentli(^ung  ber  ermäl^nten  ©d)rift 
in  Eingriff  nal)m:  „S5on  bem  |3olitif(^en  3ul'tan^e  öon  Europa  öor  unb  nad§ 
ber  9teöolution",  eine  ^^rüfung  be§  55udf)e§  öon  ^auteribe:  „De  l'Etat  de  la 
France  a  la  tin  de  l'an  YIII". 

^Politifc^  unb  focial  mar  feine  Stellung  in  Serlin  unhaltbar  gemorben. 
©eine  2lnfi(^ten  ftanben  im  ©egenfo^  mit  benen  ber  mn^gebenbften  .Greife 
5preu^en§,  ba  er  fii^  ^um  35ert:^eibiger  ber  ^^oliti!  @nglanb§  unb  Defter= 
reic^g  aufmarf.  (55.  bürftete  nad)  einer  ftaat§männifc^en  S^ätigfcit,  meldte 
feinem  3:alente  eine  cntfpred)enbere  Söirffamfeit  eröffnete  unb  fal^  alle 
3lu§fic^ten,  in  ^ßreu^en  3u  einer  günftigeren  S)ienftlaufba^n  ju  gelangen,  öer= 
eitelt;  feine  :^äu§lic^en  SSerpUniffe  maren  jerrüttet;  feine  @^e  mit  ber  Sod^ter 
be§  Dbcrbaurat^eS  ®itnt)  mar  meift  burd)  feine  ©d)ulb  eine  traurige;  feine 
grau  fc^ritt  jur  ©d)eibung,  @.  miHigte  ein.  S)iefe  ^ipriöatöer'^ättniffe  mögen 
feineu  ©ntfc^luB,  -^reu^en  ju  öeilaffen,  gezeitigt  ^aben.  ©c^on  feit  bem  ^al^re 
1799  ftanb  er  ja  aud^  in  SSerbinbung  mit  bem  ^Jlinifter  ber  auswärtigen 
pingelegen'^eiten  Oefterreid)§,  bem  greifierrn  ö.  2:f)ugut,  unb  ^atte  aud^ 
für  bie  Ueberfenbung  feiner  politifc^en  ^eitf^rift  ein  gnäbigeg  faiferlid^eS  @e= 
fd)cn!  er'^alten.  ©ein  Umgang  mit  bem  faiferlicl)en  ©efanbten  in  23erlin,  bem 
(Srafen  ©tabion,  eröffnete  i^m  bie  9lu§ficl)t  ju  einem  Unterfommen  in  Ocfterreic§. 
%m   21.    ^uni    1802   feiert    er  feinem  3Saterlanbe  ben  9tüden,  öertoeilt  mel^rere 


®en^.  581 

SBodfien  in  S)re§ben,  tDo  er  in  Se^ie^ungen  ju  ^Jletternid)  trat;  ®nbe  ^uli  6e= 
finbet  er  [ic^  in  ber  Äaijerftabt  an  ber  5Donau.  3Bic  e§  jd)eint,  l^aöen  ©tabion 
unb  ^Jtetternid)  lijm  bie  SBege  geebnet  unb  feine  SBe!Qnntfd)ait  mit  ga^Benber, 
ßottorebo  unb  ß.  Sofienjl  Vermittelt.  2luf  Stnraf^en  ^^-a^benber'S  ül6erreid)te  @. 
ein  9Jlemoire,  njorin  er  feine  5Dienfte  anbietet;  eine  ^lubienj  bei  bem  Äaifer 
bleibt  jebod§  erfolglos,  bi§  e§  ben  SSemül^ungen  feiner  (Sönner  gelang,  bie  S3e= 
benten  be§  5Uonar(f)en  ju  jerftreuen.  3lm  6.  @e))tember  eröffnete  il)m  S.  60= 
ben^l,  ba^  ber  ^aifer  il;n  in  ?lnerfennung  feiner  fettenen  @infid)ten,  fotoie  „feine§ 
rülimtic^en  @ifer§  für  bie  ©r'^altung  ber  9tegierungen ,  ©itten  unb  Drbnung" 
mit  4000  ©ulben  al§  9iat^  in  feine  Sienfte  nel^me.  2lnftatt  fd^leunigft  jur 
Orbnung  feiner  3lngelegenl)eiten  nadEi  SSerlin  aurütlauf e'^ren ,  öertoeilt  er  einige 
SBoc^en  in  S)re§ben  unb  lä^t  fi(^  beftimmen,  öor  feiner  Ueberfiebelung  nadj 
2Bien  nai^  ßnglanb  ju  gelten,  um  ben  britifd^en  @taot§männern  aud^  tjerfönlii^ 
nä^er  3U  treten,  ©eine  Steife  nac£)  ßonbon  brockte  il§n  mit  5pitt  unb  (Sranbitte 
in  innige  SSerbinbung;  bie  englifd^en  ©taat§männer  aller  ©c^attirungen  be= 
tounberten  ba§  Talent  unb  bie  Äenntniffe  be§  5}lanne§,  ber  bamalg  al§  ein 
^l)änomen  toegen  feiner  tiefen  S5ertrautl)eit  mit  ben  Einrichtungen  be§  ^nfel= 
lanbeS  erfd^ien.  §atte  @.  fdjon  biS'^er  ber  ^oliti!  be§  Snfellanbeä  feine  geber 
geliehen,  fo  fielen  il^m  nun  bie  g^rüd^te  in  ben  ©d^oo^,  inbem  er  fid£)  bie  be- 
träd^tlid£)en  (Selbbortljeile  nidfjt  entge^^en  lie^  unb  bie  3ufid^erung  eine§  beftimmten 
^a'^reSgelialteS  erl)ielt.  ©eine  ©teEung  in  äöien  mu^te  i^n  ben  35ertretern  ber 
antireöolutionären  ßontinental^^olitif  um  fo  bege^ren§mert^er  mad^en.  S)ie 
^^oliti!  ber  ßobenjl  unb  ßottorebo  l^atte  ein  entfd^ieben  frieblic^eg  (Bepräge  unb 
geigte  fid^  !riegerifd§en  Slnmanblungen  gang  unaugänglicf).  ®a§  ©treben  @ng= 
lanbl  unb  Stu^lanbä,  Cefterreic^  3U  einer  (Koalition  gegen  ^Jtapoleon  ju  ge= 
minnen,  fanb  lange  feinen  5ln!lang;  bie  33emü^ungen  üon  (B.  in  biefer  9tiä)= 
tung  auf  hie  öfterreid^ifd^en  ©taatämänner  ßinflu^  3U  nehmen,  blieben  ol^ne 
©rfotg.  ©eine  ©tettung  mar  eine  böttig  untergeorbncte.  S)er  SBicefangler  60= 
bengl  fanb  tool  an  htn  tlaren  unb  berebten  S)en!f(^riften ,  toeld^e  @.  öon  3eit 
3U  3eit  überreid^te,  äft:§etifd^e§  23e:§agen,  bie  9lid§tung  feiner  ^oliti!  tourbe  ba= 
burd^  in  feiner  SBeife  beeinflußt.  @r  f^eilte  nidl)t  ben  unerbittlichen  .^aß, 
n)eld£)er  ®.  gegen  ben  Imperator  an  ber  ©eine  befeelte.  Sie  Slrbeiten,  toeli^e 
biefer  ^eriobe  ber  ®en^'fdt)en  S^tigfeit  entflammen,  gehören  3U  ben  fräftigften 
unb  f(i)mungboEften  feiner  f^eber.  ^n  feiner  ©d£)rift  „3Jon  bem  politifdien  3u= 
ftanb  bor  unb  nac^  ber  9tetJolution"  (^Berlin  1801  —  2),  befämpfte  er  in  energi= 
fd£)er  Söe'ife  ba§  ©t)ftem  einer  allgemeinen  frangöfifd^en  Uebermadl)t,  mel(i)e§  feile 
fiebern  üer^errlidl)ten ,  unb  auf  ©d§ritt  unb  Sritt  trat  er  ben  frangöfifd^en  5ln= 
maßungen  entgegen;  mit  ©pott  unb  ipol^n  geißelt  er  bie  „neröenlofe  ^olitif 
ber  ^öfe,  bie  ba§  Untoürbige  mit  @rgcben]§eit  bulbe".  (S5.  gel^ört  au  ber  fleinen 
Slnja^l  öon  5!)tännern,  bie  in  berebter  Söeife  für  ba§  fefte  3ufammenge^en  mit 
^Preußen  eintreten,  o:^ne  jebod^  bie  Söiener  ©taatgfünftler  anberen  ©inne§  3U 
malten,  bie  fid^  erft  biel  3U  fpöt  baau  entf(^loffen  unb  fid^  l^ierju  me:^r  burd§ 
bie  23emü^nngen  9tußlanb§  al§  huxä)  bie  toa'^rliaft  ftaatSmännifd^en  9lu§einanber= 
fe^ungen  il^rer  S3eiratl^e§  beftimmen  ließen.  @r  befämpft  in  fdl)arfer  SBeife  in 
einem  5)lemoire  öom  6.  ^uni  1804  bie  2lnerfennung  ^ftapoleong  al§  ^aifer. 
S)ie  Sßereinigung  @enua§  mit  granfreid^  brücft  i:^m  abermals  bie  lieber  in  bie 
|)anb.  ©eine  gan^e  fd^riftfteEerifd^e  S^ätigfeit  toä'^rcnb  biefer  ©pod^e  atf)met 
,g)aß  gegen  9lapoleon,  Äampf  gegen  bie  maßlofen  Uebergriffe  f^ranfreid^S.  Äeine 
®elegen:§eit  bleibt  ungenü^t,  um  feinen  @ebanten  3lu§brucE  ju  geben,  fei  e§,  in= 
bem  er  eine  ©eclaration  SubtoigS  XVIII.  gegen  bie  Ufurpation  be§  ÄaifertitelS 
öon  ©eiten  Napoleons  entmirft,  fei  e§  in  einem  @lüc£munfd§fdl)reiben  an 
©uftab  3lbolf    bon  ©tfitoeben  bei   Gelegenheit  ber  befannten  £)rben§3urücffenb= 


582  ®f"^- 

bung.  S)ei-  2lu§16i-U(^  be§  ßnegeg  beleBte  jeinc  Hoffnungen  für  fuvjc  '^tit,  oB= 
glei^  er  in  bie  ^^ä'^igfeit  ber  öften-ei($if(f)en  ©taatSmänner  ein  gi'o|e§,  nur 
äu  fe'^r  16egrünbete§  5Ri^traucn  fe^te.  ©ein  Urtl^eit  über  bie  bamatg  ma^geben= 
ben  ^er|i3nlid)feiten  an  ber  S)onau  ift  ein  Seleg  burc^bringcnber  ^luffaffung 
unb  fd)arfen  Urttjeils.  35eim  ^Beginn  be§  Äriegeg  öerfcnfte  er  fid)  in  eine  3lr= 
beit,  tt)eld)e  bie  9Jlittet  p  SBieber^erfleüung  be§  europäijci)cn  ©teic^getoid^teS 
angeben  unb  einem  fünftigen  dongreffe  öorarbeiten  foEte.  i^nntittcn  ber  Strbeit, 
at§  er  gerabe  ba§  ä>er!^ältni|  5loif(i)cn  Deftcrreid)  unb  ^i-'iitf^'ßic^  16eleud)tete, 
trafen  ifin  bie  5lad)rid)ten  über  bie  geioaltigen  Unglüdsfötte  an  ber  S)onau. 
5licmanb  tnnrbe  burd)  ba§  ©dieitern  ber  Koalition  fo  t)art  getroffen  al§  ®. 
Seiber  feilten  bie  2lnt)att§punfte  jur  S3eurtt)ei(ung ,  in  tt»eld)er  äöeife  er  in  €)U 
mü^,  too^in  er  bem  .ipofe  gefolgt  njar;,  auf  bie  ßJeftaltung  ber  :potitifd)en  33er= 
^ältniffe  ©influ^  ju  ne$mfn  fud^te.  S)ie  if)ni  burd)  ben  5riebcn§fd)tu|  geworbene 
5)ht^e  öcrloenbete  &.  jum  ^Ibfc^luffe  eine§  3Serfe§,  tt)el(^e§  ben  ©lanj  unb  bie 
Äraft  feiner  ©arftettung  im  gläujenbften  ßid)te  jeigt:  „^luffientifdie  £>arfiettung 
be§  S3ert)ättniffe§  ^tüifd^cn  ©ngtanb  unb  ©panien  bor  unb  bei  bem  2lu§bru(^ 
beg  Krieges  3n)ifd)en  beiben  Zaditen",  ^Petersburg  (Setpäig)  1806.  bitten 
unter  inneren  unb  äußeren  ilämpfen  öoHenbete  er  feine  im  5)lai  1806  öeröffentlid)te 
leiste  fclbftänbigc  ©d)rift :  „f^i-'agniente  au§  ber  neueften  ®efd)i(^te  be§  potitifc^en 
(S(etd)gewid)tc§  in  ßuropa"  (J^eip^ig  1806).  ©d^ärfer  tonnten  bie  f5et)ler  ber 
^tegierungen ,  bie  SBerirrungen  be§  öffentlid)en  ©eifteg  ber  SSölfer  nid)t  gegeißelt 
toerben,  at§  e§  in  ber  umfangreid)en  SSorrebe,  bie  faft  äu  einem  felbftänbigen 
3BerIc  aufdilooll,  gefd^a't).  9lur  au§  einem  SBunb  „ber  ©tarfen,  Steinen  unb 
©Uten"  fönne  nod)  eine  ^Jlad)t  ertoadifen,  bie  33ötfer  ju  befreien  unb  ber  SBeU 
bie  9tut)e  ju  fid)crn.  S)nrd)  S)eutfd)tanb  fei  ßuropa  gefallen,  burdt)  £)eutfdt)tanb 
muffe  c§  lieber  emporfteigen".  6ine  33erebfamteit  feltencr  xHrt  befunbet  biefe 
SSorrebe  mit  faft  prop^etifi^en  Slusbliden  in  bie  3ufunft.  Üreffeub  bemerft  ^Jto'^t: 
©.  l)at  ^ier  eine  politifctie  i^Iug=  unb  33ranbfdt)rift  gefd£)rieben,  wie  bie  ®efd)id)te 
faum  eine  jlreite  aufjumeifen  |at;  fie  toai  eine  fte'^enbe  ÄriegSerflärung  gegen 
ben  i^einb  unb  loirfte  audt)  aU  foIdf)e  in  ben  ©emüf^ern  fort  unb  fort,  ©eine 
realiftifdfie  5^atur  finbet  jebod)  fein  Se'^agen  an  bto^en  tt)eoretifd£)en  @rörte= 
rungen,  bie  unmittelbare  ©egentoart  mit  itiren  .^toingenben  gorberungen  bilbet 
ben  5Rittetpunft  feineS  ^ntereffeg.  Sie  Sefd^äftigung  mit  ber  ^otitif  ift  if)m 
grimmiger  (Srnft,  unb  roät)renb  er  in  S)re§ben  in  mand)en  ,5tugcnbliden  ganj 
im  3ln^ören  ber  3)ortefungen  3lbam  TOüHer'g  ^u  fi^tDetgen  fd£)eint,  arbeitet  er 
Sag  unb  5^adt)t  an  einem  Q^riebengproicd.  2)ie  Sfiüftungen  5Preu^en§  nalimen 
feine  ganje  ^(ufmerffamf cit  in  ^Infpruc^ ;  ein  neuer  ©eift  fdt)ien  in  ber  preu§ifc£)en 
ipauptftabt  feinen  ßinjug  ju  f)atten,  öielleidt)t,  ba^  öon  l)ier  au§  ber  eintrieb  gu 
einer  üöttigen  Umgeftaltuug  be§  europäifd)en  ©taatenft}ftcm§  ausging.  (S.  blieb 
feinem  praftifd^en  ©runbgebanfen  einer  SSerbinbung  Defterreid)5  mit  ^reufeen 
treu.  5tur  bie  beiben  beutfdt)en  ©ro^aaten  ^anb  in  ^anb  mit  ©nglanb  öer= 
mod)ten  ba§  Uebergett)idt)t  5ranfreid)§  ju  erfd^üttern.  Um  in  biefem  ©inne  ju 
roirfen,  begab  fidt)  ©.,  öon  |)augtoi^  aufgeforbert,  in  ba§  preu^ifd^e  ipauptquartier 
nadt)  ^laumburg  unb  folgte  bemfelben  nad^  Erfurt,  ©eine  33efprect)ungen  mit 
ben  ©taatSmännern  unb  5Jlilitär§  5Preu|en§  fonnten  febod^  auf  bie  ©eftaltung 
ber  SSer^ältniffe  feinen  (äinflu^  getoinnen,  ba  bie  Äataftroplje  öon  i^ena  unb 
3luerftäbt  bie  ^lieberlage  ^reu§en§  öiel  frül^er  entfd^ieb,  at§  felbft  bie  gröbftc 
©dtimarjfelierei  erwartet  Ijatte.  ©eine  3lntt)efenl)eit  im  .«pauptquartier  jeitigte  nur 
eine  ^^rui^t,  fein  Sagebudt),  eine  ^yunbgrube  für  ben  (S}efdt)idt)tgfd)reiber,  für  bie 
Seurtt)eilung  jener  2^age  gerabe^u  unentbel^rlid^.  S)ie  ^lar^eit  unb  Ütul^e  ber 
©r^ä'^lung  ift  betöunbernSlöertl^.  Sie  Slufjeic^nungen  (Sen|en§  geliören  unftreitig 
m  ben  föftlid£)ften  perlen  beutfd^er  5Jlemoirenlitteratur.     5Jlit  Unred)t  :^at  man 


®en^.  583 

@.  at§  einen  ©pion  ©tabion'g  Beseic^net.  3Iu§  ben  bi^^er  6efannten  2lcten= 
[tücfen  bev  Sßiener  ©taatSfan^tei  ift  bux($au§  nic£)t  etfid^tlid^,.  ba^  bie  33ei-tct)te 
öon  @.  irgenblüie  auf  ben  (Bang  bcr  ö[tetrei(^tf(^en  ^potitif  öon  au§f(i)(aggeben= 
bcm  (Stnflu^c  waren;  in  ben  ja'fih-eid^en  Sentfd^riften  be§  öJi-afen  ©tabion 
über  bie  öon  Cefterreic^  einjune^menbe  .g)altung  finbet  fic^  aiic^  nic^t  einmal 
ber  ^lame  be§  berühmten  $]ßubliciften ,  unb  e§  jc^eint  nid)t,  baB  @.  in 
^yotge  eine§  oificietten  3luftrage§  fid)  im  preu^ifi^en  ^au^jtquartier  einyanb. 
3Bal^rf(^einli(^  lie^  er  fiä)  einzig  unb  allein  hnxä)  bie  ©inlabung  öon  |)augn}i^ 
beftimmen,  burd§  eigenen  9(ugen|c£)ein  bie  S5erf)ältniffe  ju  prüfen,  um  barnad§ 
äu  beurtiieiten ,  ob  irgenb  ein  ginflu^  auf  bie  äöiener  ©taat§männer  3u  üben 
fei.  Dbgleicf)  ©tabion  fc^on  toäfirenb  feine§  5lufent^alte§  in  SSerlin  al§  (S5e= 
fanbter  mit  (B.  in  Serül^rung  getreten  toar,  fcfieinen  bie  Sejie^ungen  ber  beiben 
9]länner  rtja^renb  ber  Jptigfeit  ©tabion'§  al§  5Jlinifter  be§  Steu^ern  ni(i)t  innig  gemcfen 
5u  fein,  ©eit  bem  äöinter  1806  lebte  @.  in  ^^rag,  im  ©ommer  gemährten  bie 
bötimifc^en  33äber,  ^arlSbab  unb  Sepli^,  3erftreuung  unb  5lnregung  im  Um= 
gonge  mit  ben  ©pi^en  ber  @efeEf($aft.  S)ie  Greife  ber  ^öi^ften  Striftofratie  toaren 
i^m  jugönglid)  unb  :^ier  fnüpfte  er  3um  Z^til  jene  S5erbinbungen  an,  bie  i^m  au(^ 
fbäter  für  bie  ßeit  feine§  bauernben  Slufenf^attS  in  Söien  ni(f)t  of)ne  dingen  tourben. 
5Jiitten  im  Sebenägenuffe  blieb  &.  fi^riftfteEerifc^  ni(f|t  untl)ätig.  ©c^on 
fein  5lbfagebrief  an  ^o^ann  ^Jlülter  öom  gebruar  1807  befunbet  beutlic^, 
ba^  feine  politifdie  Ueber^eugung  burd)  öie  großen  Srfc^ütterungen ,  meli^e 
ber  5lu§gang  be§  ruffifd§=preu§if(^en  Krieges  in  ber  europäifct)en  ©taatenmett 
l)erborrief,  eine  3lenberung  nic^t  erfahren  :^atte  unb  feine  ©egnerfc^aft  ju 
bem  9Iapoleon'f(^en  ©t)ftem  ungebro(i)en  blieb.  ®iefe  feine  UeberjeugungS^ 
treue  mu|  bei  ber  enbgültigen  Seurt^eilung  be§  5}lanne§  beträc^tlicf)  in  bie 
äßagfc^ale  foUen.  3lu§  biefer  [Spoc^e  flammen  eine  ^In^a'^l  umfaffenber  S)enf= 
f(i)riften,  bie  erft  öor  lur^em  in  bie  Oeffentlidifeit  traten  unb  flar  geigen, 
ba§  er  mit  offenem  3Xuge  unb  einbringenbem  S^erftänbniffe  ben  politifc^en  @r= 
eigniffen  folgte  unb  fe^nfüd)tig  ben  SlugenblicE  l^erbeife^nte ,  in  toetcfiem  e§  ge= 
lingen  fönnte,  ba§  frauäöfifc^e  ^od^  ju  bred^en.  ®a§  5)temoire:  „Sur  les  mo- 
yens  de  mettre  un  terme  aux  malheurs  et  aux  dangers  de  PEurope  et  sur 
les  principes  dune  pacilication  generale-',  3tDifd)en  bem  25.  ^uni  unb  bem 
15.  ^nli  1806  abgefaßt,  foltte  öem  Söiener  ßabinet  einen  2Beg  jur  Crbnung 
ber  beutf(i)en  2lngelegenl)eiten  unb  jur  33egrünbung  eine§  bauernben  ^^i-'iebenS 
äeigen.  S)ie  |ier  entmicfelten  ^läne  tourben  burc^  ben  5lbfd)lu^  be§  9t^einbunbe§ 
tiereitelt-.  „9}ier  2Ö0(f)en  arbeitete  \ä)  Sag  unb  9lad)t  an  einem  g^riebenSproiect 
—  fcfireibt  @.  an  5.  ö.  ^Ulüüer  am  4.  2luguft  1806  —  öon  bem  ift  feit  ber 
gottlofen  ßonfoberation  ber  beutf($en  ^^ürften  nun  teiber  laum  ein  ^^e^en  melir 
brauchbar.  3ll§  l)iftorifc^=politifc^eg  @ebi(i)t  »erben  ©ie  e§  immer  mit  einigem 
:3ntereffe  fe'^en."  2luf  eine  9teugeftaltung  S)eutf(^lanb§  mu^te  nunmel^r  S^erjid^t 
geleiftet  merben;  Cefterreid)  allein  touvbe  unb  Uuh  ber  .port  aüer  3}aterlanb§= 
freunbe.  3öa§  @.  öon  einer  5teugeftaltung  ber  ^l^onari^ie  erwartet,  t)at  er  in 
einer  bi§:^er  unbelannten  S)enffd)i-ift  auSeinanbergefe^t,  Sn  bie  legten  5Jlonate 
be§  ^.  1808  fättt  bie  9lu§arbeitung  einer  weiteren  S)enff(f)rift,  weldie  ber 
jüngere  ^rofefdi-'Cften  1868  herausgegeben  f)at:  „@ebanfen  über  bie  ^-rage, 
toa§  mürbe  ha^  |)au§  Defterreid^  unter  ben  je^igen  Umftänben  ju  befct)tie^en 
^aben,  um  S)eutfä)(anb  auf  eine  bauerl)afte  äöeife  öon  frember  ©emalt  p 
befreien",  eine  Slrbeit,  Welche  bur($meg§  ba§  Gepräge  eineg  feltenen  ®eifte§  an 
fid)  trägt.  @§  ift  jebod)  ni^t  erfid^tlid),  ob  ®.  biefetbe  bem  öfterreic^ifd^en 
3Jlinifter  mitget:^eilt  l)at.  S)ie  SSeurt^eiler  öon  ®.  :^aben  faft  au§fd)lie^tic^  nur 
feine  2:l)ätigfeit  nac^  1815  im  2luge  unb  öergeffen,  ba^  er  jur  3eit  ber  tiefften 
ßrniebrigung  S)eutfd)lanb§  mit  9J]ännern  Wie  ©tein  in   einer  Sinie  foc^t.     2)ie 


584  ®^n^- 

oBen  ertoä^nte  S)en!f(f)nit  ift  jum  Zf^eü  eine  fjftud^t  be§  ^Scrfe'^rS  bcr  fieiben 
gjlännev  unb  bie  'fiter  cnttoideltcn  ^läne  ftimmen  mit  jenen,  bic  ©tein  1809 
enttüorfen  ^at,  ounattenb  üöerein.  @rft  feit  bem  23eginn  be§  ^.  1809  natjm 
®.  tätigen  ^nt^eil  an  ben  ©efd^äiten.  ^tac^bem  ber  .ß'rieg  gegen  2fi-anfrei(f) 
fiefc^tofjene  ©a(i)e  toax,  tourbe  er  bon  ©tabion  nad^;  äöien  Berufen  unb  mit  ber 
2lbfaffung  öerfd)iebener  ©c£)riftftücfe  betraut.  S)a§  am  15.  9(pril  in  ber  äöiener 
3eitung  öeröffentlic^tc  ÄriegSmanifeft  tüurbe  öon  i^m  Ocrfa^t  unb  erlitt  öor 
feiner  tpuBUcatiou  nur  einige  geringe  ^lenberungen.  äBät)rcnb  be§  i?riege§  war 
feine  puBliciftifdie  unb  gefd)äitti(^e  T^ätigfeit  [tarf  in  9lnfpru(^  genommen;  allein 
feitbem  ba§  faiferlic^e  Apoftager  in  %oti^  Weilte  unb  ©tabion  zeitweilig  in  Wäh- 
ren ober  33öt)men  fic^  auftiielt,  BlieB  @.  unBefd^äftigt  unb  tonnte  fict)  barauf 
Befd)ränfen,  al§  unBefangener  ^ufc^aucr  bie  SJorgänge  in  ben  öfterreic^ifd)en 
.^reifen  einer  fritif(i)en  Prüfung  3u  unterbieten  unb  in  2ageBud)Blättcrn  ba§ 
@rgeBni|  feiner  ßrfa'^rungen  äu  fijiren.  5lu(f)  t)ier  Befunbet  er  feinen  fdtiarfen 
SBlirf,  feine  ttare  oBjcctiüe  SarfteüungögaBe.  2)a§  Bon  S3arnt)agen  I)erau§gegeBenc 
SageBud)  ift  für  ben  ^^iftorifer  eine  gunbgruBe  für  bie  ©(f)ilberung  jener  2;age 
geworben  unb  t)at  felBft  in  S)etait§  burc^  ^eranjictiung  ber  officieEen  ?lctenftücfc 
öotte  33eftätigung  erfatiren. 

Ter  3lBfd)tu^  be§  ^rieben§  traf  if)n  '^art,  oBglei(^  er  öon  ber  ^Jiott)= 
wenbigfcit  beffelBen  burc^brungen  war.  Sei  feiner  genauen  i?cnntni^  ber 
maBgeBenben  ^^U'rfönlid)feiten  erwartete  er  öon  ber  O^ortfe^ung  be§  i?ricge§ 
burd)au§  nid)t§  unb  unter  ben  gürfpredjern  be§  |^-riebcn§  war  er  ber 
eifrigfte,  Berebtefte.  2)amal§  Bott^ogen  fid)  in  feinem  äöefen  jene  2lenberungen, 
Wctd)c  in  bem  ÖeBen  üou  ^Jldnnern  einjutrcten  pflegen ,  beren  .i^offnungen  öiet= 
fad^  ©d)iffBrud)  gelitten  l^aBen.  2)ie  aSetämpfung  3^ran!reid)§  unb  feiner  .^eere 
'tiatte  Bi§t)cr  feinen  ©eift  unermübtid)  Befd)äftigt,  öon  ber  Sr^eBung  Oefterreid^ä 
unter  einem  fraftöoüen  ©taatamanne ,  wie  e§  ©tabion  unftreitig  war,  erwartete 
er  bie  SBerWirtüc^ung  Iangjät)rig  genährter  SBünfdie.  S)iefe  waren  in  bic  33rü(^e 
gegangen,  toa^  SBunber,  ba|  fid^  in  ^otge  beffen  in  feinem  ganjcn  3öefen  eine 
tiefe  2ßanblung  öoK^og,  bie,  burd)  'Jttter  unb  förpcrlid)e  ßeiben  unterftü^t,  it)m 
jene  9tic^tung  gab,  woburd^  er  fid^  nunme'^r  öon  ber  SSergangenticit  fcfjieb. 
„|)öttifd)  Btafirt"  ift  bie  öon  i^m  geWät)(te  Sejeidinung  für  feine  bamalige  ©ttm= 
mung;  e§  War  ein  ^uftanb  ber  3lBfBannung  unb  iSnbifferen,^  ber  ^J}tadt)tIofig!eit 
unb  öeere.  ^tur  baB  eine  anber§  geartete  'Jtatur  alle  Slnftrengungen  gemad)t 
lyätU,  um  ba§  ©teii^gewid^t  ber  inneren  Gräfte  wieber  ju  gewinnen,  o'^ne  fid) 
öon  äußeren  $ßert)ä(tniffen  ganj  Beeinfluffen  ju  laffen. 

^etternic^,  ber  nadt)  ©tabion'ö  OtücEtritt  mit  ber  Seitung  be§  auswärtigen 
3lmte§  Betraut  worben  war,  ftanb ,  wie  e§  fdt)eint,  in  ber  erften  o^it  feiner 
minifterieUen  2;f)ätigfeit  nur  in  lofen  SSe^ietiungen  3u  @.  2)iefer  l^attc  fid^  naä) 
bem  Kriege  wieber  nadt)  ^rag  jurüdge^ogen  unb  Iie|  fid§  nur  ungern  Beftimmen, 
feinen  9lufentt)att  in  ber  öfterr.  ^tefibenj  ^u  netimen.  5lod)  unter  ©tabion  t)atte  ®.  für 
feine  ©teltung  feine  Beftimmt  umf (^xieBene  üt^ätigfeit ;  er  War  me'^r  ober  weniger 
3>oIontär  geWefcn,  ber  in  felBftänbigen  frei  geWät)tten  ©taat§fd^riften  feine  3lnfid£)ten 
bai'legte.  ^etternid^  gegenüber  Befanb  er  fid^  anfangt  in  einem  gewiffen  3luta= 
goni§mu§  unb  fein  Urt^eit  über  ben  ÜJhnifter  be§  5lu§Wärtigen  war  gerabe  fein 
fdf)mei(^etl)afte§.  6rft  feit  1812  f(^eint  eine  Slnnä^erung  jwifd^en  Beiben  ftatt= 
gefunben  ju  t)aBen,  bie  attmä^Iid)  eine  regelmäßige  SJerwenbung  öon  @.  in  ber 
©taatgtan^lei  l^erBeifü^rtc.  ^Dletternid^  öerftanb  e§,  i^n  ^u  Benu^en  unb  feine 
treffltd^e  g^eber  (^u  öerwert^en.  ©§  entwidelte  fidt)  feitbem  ein  freunbfd£)aftlid^e§ 
Sßer^ältniB,  Weld)e§  namentlidö  für  bie  ^^olge^eit  BebeutungSöott  würbe,  inbeat 
(§.  felBft  einen  maßgeBenben  ©influß  auf  bie  9tid£)tung  unb  ben  ®ang  ber  öfter= 
rcid£)ifd^en  ^olitif  gewann,  ^n  feinen  ?lnfid)ten  öottjog  fid)  ein  Bebeutfamer 
Umfd£)Wung:    fein    ©tanbpunft   in    ber    $Beurtl)eitung    europäifd^er    aSerl)ältniffc 


®en^.  585 

iDurbe  ein  öfteiTetd)if(i)ei- ;  er  ibenttficii-te  \\ä)  ganj  mit  bem  ©taate ,  in  beifen 
©ienften  er  ftanb.  ©eine  5)^ittDirtung  an  ben  großen  ©reigniffen  ber  ^a^rc 
.1813—15  lä^t  ficE)  na^  bem  öortiegenben  Material  ni(^t  ganj  ficf)  er  [teilen. 
6r  begleitete  ^ettemidE)  auf  allen  Üteifen,  blieb  in  öoüfter  ^enntni^  aller  6r= 
eignijfe ,  tnar  in  bie  33erl)anblungen  ju  @itf(i)in ,  9teid)enberg ,  Sftatiboräic, 
£)|)Dcno  eingetoeifit ,  unb  Befanb  ji^  aud§  in  ^rag,  al§  ber  le^te  SSerfucE)  ge= 
madjt  ttiurbe,  5^apoIeon  jur  9lnnat)me  ber  ö[terreic^ijcf)en  f^riebensbebingungen 
3U  beftimmen.  Sr  tfjeitte  ganj  bie  2lnfic^ten  9Jletternid)'§ ,  ba^  ber  ^^riebe  bem 
Kriege  öor^uäielien  fei,  unb  ttiürbe  e§  mit  ^reube  begrübt  fjobtn,  toenn  S^aboteon 
bie  D[terrei(i)ifd)en  5öorfd)läge  angenommen  l^dtte.  S)ie  Aufarbeitung  öon  biplo= 
matifcfien  ©c^riftftücEen  fiel  il)m  gauj  ju  unb  er  löfte  bie  il)m  übertuiefenen 
Slufgaben  mit  ben)unbern§n)ertl)em  ©efdiid.  £>a§  ^J^anifeft  Defterreid)§ ,  melc^eg 
om  19.  Sluguft  in  ber  Sßiener  3eitung  erfd)ien,  entflammte  feiner  ^eber;  !ül)t 
unb  glatt  in  ber  gorm  jeigt  e§  beutlidE),  bai  fein  .^opf  einen  größeren  2lntl§eil 
baran  f)atte,  al§  fein  ^ixy.  öon  jenen  ßmpfinbungen,  rodä^e  bie  beutfdtien  ^a= 
trioten  bettjegten  ,  aud)  ni(^t  eine  ©pur.  9lt§  ber  Ärieg  begann,  blieb  @.  in 
^rag,  „eine  9lrt  bon  oberfter  Senfur=  unb  öon  geheimer  ^oli^eibel^örbe".  Tlit 
5)tetternic^,  öon  bem  er  autlientifc^e  'Jladirictiten  öon  bem  ^rieg§fd)aupla^  erholt, 
ftc^t  er  in  innigfter  35erbinbung ,  er  leitet  bie  ^^^rager  3eitung ,  fd)reibt  3lrtifel 
für  biefelbe.  Söeld^er  5lrt  bie  fonftigen  bon  i^m  öerfa^ten  S)enff(^riften  unb 
©utai^ten  toaren,  ift  nid^t  befannt. 

2)er  SBiener  (£ongre^  bot  feinen  5^eigungen  unb  fyö^igfeiten  ein  gro^e§  fyelb. 
S)a§  ®efettf(i)aft§(eben  feffelte  i§n;  in  bem  S}erfel)re  mit  (Staatsmännern  unb  @lü(iä= 
rittern,  bie  fid§  in  ber  S)onauftabt  jufammenfanben,  füt)[te  er  fict)  in  feinem  ßtemente. 
2)ie  potitif(f)e  2:l)ätigfeit  gewann  tro^  feiner  33lafirt'^eit  neuen  9iei3  für  i|n.  ©elbft 
feine  @egncr  erfanntcn  fein  felteneg  publiciftifc£)e§  Talent,  mel(i)e§  i^n,  mie  fonft 
9Hemanb ,  für  bie  ©teKung ,  bie  er  ^ugemiefen  erhielt,  befähigte.  S)ie  fyü^rung 
be§  ^4^rotocon§  fiel  i§m  bei  ben  meiften  25erl^ anbiungen  gu.  gefte  unb  S5ergnüg= 
ungen  raei^fetten  ab  mit  ernfter  anbauernber  2:t)ätig£eit ;  (S.  gel^örte  ju  ben  menigen 
emftg  arbeitenben  5Jlenfd)en  in  SBien.  SGSie  meit  fein  Slnt^eit  an  ber  ilteugeftaltung 
ber  Drbnung  rei(^t,  mirb  ficE)  töol  fcl)tt)crli(^  fieser  feftfteEen  laffen,  feineSfalll 
toar  er  unbebeutenb;  feine  33emü^ungen  3ur  ©(^li(^tung  ftreitiger  5ßunfte 
mürben  3umeift  öon  Erfolg  gefrönt,  ©ein  ©tanbpuntt  ift  ein  fpecifif(f)  öfter= 
reict)if(i)er ,  unb  bie  preu^ifi^en  3;enben3en  fanben  feinen  energifc^eren  ©egner. 
S)ie  meiften  officieEen  Slctenftücfe  jener  2;age  rühren  öon  i^m  l§er.  S)ie  ^Mtef)t 
'Napoleons  öon  6lba  fct)re(ite  i^n  au§  feiner  felbftgefättigen  9tul^e  empor,  unb 
e§  ift  nid)t  unmal)rf(f)einli(^ ,  ba^  @.  ju  ben  f^fürfpret^ern  einer  frieblid)en  2lb= 
finbung  mit  ';)lapoleon  gehörte.  2)ie  friegerifd^e  Stid^tung  trug  ben  ©ieg  baöon 
unb  führte  nad^  menigen  2Bo(^en  bie  öerbünbeten  ^Speere  naä)  5]3ari§.  9lud^  @. 
fanb  fi(^  bafelbft  ein,  um  bei  ben  2Jerl)anblungen  feine  ©teile  al§  ^^rotocott= 
fü^ver  anjunelimen.  S)er  ©d)(u^traftat  fam  unter  feiner  ^Mtmirfung  ju  ©tonbe, 
unb  fpöter  lie'^  er  feine  S^eber  ben  Diplomaten ,  um  il^re  2öei§f)eit  unb  il)rcn 
9tu"^m  au§3upofaunen  unb  ber  SBelt  in  l)od)tönenben  Söorten  ^u  öerfünben,  ba^ 
ber  Qlugenblid  gefommen  fei,  mo  bie  3lu§fi(i)t  auf  ein  golbeneg  3eitalter  in 
ßuropa  nid)t  me^r  unter  bie  leeren  Slräume  gehöre.  9Jlit  befonberem  SSel^agen 
übte     er    ba§    griebenapoftolat    unb    öertl^eibigte    bie   9iul)e  um   jeben  ^rei§. 

9kc^  ^erfteEung  be§  ^yrieben§  nal)m  ®.  an  ber  91euorbnung  beä  öfterreic^. 
©elbtoefeng  leb^ften  ?tntl)eil.  ©eit  bem  23eginn  feiner  litterarifc^en  Sliätigfeit 
l§atte  er  fic^  namentlid)  mit  bem  ©tubium  bei  englifdfien  unb  fran^öfifdtien  S5er= 
l^ältniffe  einge^^enb  befd£)äftigt  unb  burd^  Ueberfe^ungen  öerfcf)iebener  äöerfe,  benen 
Einleitungen  unb  Slnmerfungen  hinzugefügt  maren,  nid^t  feltene  i?enntntffe  bc= 
funbet.     S)er  ^offommerpräftbent  O'bonneÜ  jog  it)n  öielfadE)  au  9latl)e  unb  ob= 


586  ®«nfe- 

gteid)  &.  mit  ben  im  ^.  1810  jut  53efeiti9ung  bev  ^l^apiertoirttifc^aft  exgiiffenen 
5)JtaBna^men  nic^t  einöerftanben  toax  unb  feine  aBtoeid)enbeit  9lnfi{i)ten  münbtid) 
unb  f(^ri|tli(^  betonte,  berfagte  er  bem  ßeiter  bei*  5fteneic^if(f)en  ^inan3üertt)at= 
tung,  ben  er  perfönlid)  ^od)fcC)ä|te ,  feine  Unterftü^ung  nid^t  unb  griff  öielfac^ 
publiciftifd^  ein,  um  bie  bem  patente  bom  20.  f^efir.  1810  ju  ©runbe  liegenben 
@efid)t§pun{te  tlax  ju  legen  unb  ti}eitmeife  auc^  p  öerf^eibigen.  Sie  3lug§= 
Burger  Leitung  bradite  bamal§  me^^rere  ^^irtüel  au§  ber  ^^reber  üon  @.,  bie  fid^ 
burS)  J?lorl)eit  unb  Ueberfic^tlidifeit  au§.5eic^nen.  ^it  ©tabion,  ber  im  3^a^re 
1814  an  bie  ©pi^e  ber  S^inanäöertüattung  geftettt  tuurbe,  ftanb  ®.  feit  me^r 
al§  einem  ^al^raelint  in  inniger  a}er6inbung ,  unb  er  ^atte  nun  ©elegen'tieit, 
feinem  (Sönner  bie  wefentlid^ften  S)ienfte  ju  teiften.  SCßie  meit  ©.  Bei  ber  g^eft= 
fe^ung  ber  öon  ©tabion  in  5lu§ficC)t  genommenen  ^a^na^men  mittoirfte,  tä|t 
fict)  ätt)nr  nic£)t  actenmäBig  nac^tüeifen :  au§  feinen  SLagebüdiern  ge'Eit  jeboc^  t)er= 
öor,  ha%  er  öiclfac^  p  'dtattje  gebogen  tourbe  unb  au(^  eine  atei'^e  hierauf  be= 
äüglid)er  Strbeiten  lieferte.  S)ie§mal  ftanb  auc^  feine  publiciftifc^c  2{)ätigfeit  mit 
ber  eigenen  UeBerjeugung  im  ©inttange  unb  bie  in  ber  ?Uig§burger  3eitung 
öeröffentticfiten  ^Irtifel  geben  getreulich  feine  2tnfic^ten  toieber.  S)ie  ttpefentlidiften 
S)ienfte  leiftete  ®.  jebod^  bem  trafen  ©tabion,  al§  bie  S)urd)fü^rung  be§  $lane§ 
in  i^olge  einiger  ^i^griffe  ju  fi^citern  bro'^te  unb  in  ben  ma^eBenbften  Greifen 
erl)eBliS)e  ^toeifel  erwa(^ten,  oB  auf  ber  aboptirten  ©runblage  bie  ijerfteltung  be§ 
metattifdien  ®elbttiefen§  üBertjaupt  ^u  erreicf)en  fein  tDÜtbc.  2)urd^  @.  lourbe 
gjlettcrnid)  gewonnen  unb  biefer  t)ielt  ben  toanfenben  ^Ütonardien  feft  unb  tt)el)rtc 
ben  getoidjtigen  ßinflu^  ber  (siegner  ©tabion'ä  oB.  S)ie  ^^lugSßurger  3eitung 
entt)ält  im  ^.  1818  eine  ganje  9iei^e  öon  ^^Irtifctn,  beren  S^erfaffer  &.  toax. 
S)er  Bebeutenbfte  3luffa^  mar  ber  „UeBer  ba§  öfterreid^ifctie  ®elb=  unb  6rebit= 
mefen",  ber  \iä}  in  ber  Beilage  Dom  21.  :3^uni  1818  finbet.  &.  l)atte  öott= 
fommen  'üitä^t,  loenn  er  biefe  Arbeit  al§  ein  fleine§  i^unftftücf  be^eitfinete  unb 
fic^  barauf  öiel  einbilbete.  6r  überfe^te  biefclbe  mit  großer  ©orgfalt  in§  Sran= 
jöfifc^e  unb  lie^  fie  in  biefer  ©pradje  al§  ^Brofc^üre  crfc^einen.  3lu(^  fpätcr, 
na(i)bem  bie  öfterreid)if(f)en  ®elböerl)ältniffe  längft  georbnet  toaren,  feffelten  %i= 
nanjfragen  fein  ^ntereffe  unb  bi§  tief  in  bie  jmaujiger  ^ai)xe  öerfolgte  er  mit 
gefpannter  9lufmerffamfeit  bie  finanziellen  33erl)ältniffe  ber  ^eröorrageubften  euro= 
^3äifc^en  ©taaten,  namentlid^  granfreicfig  unb  @ngtanb§;  erft  feit  bem  ^luftaud^en 
ber  orientalifdien  ^^xao^z  feierte  er  biefen  ©tubien  ben  9iüdfcn. 

©eit  ber  9tü(ifet)r  öon  ^^ari§  l)atte  @.  auc^  einen  ma^gebenben  (äinflu^  auf 
bie  9lid)tung  ber  öfterreid).  ^4^olitif  erlangt.  5£)ie  früt)er  nur  loderen  Se^ie'^ungen 
5ur  ©taatäfan^lei  mürben  inniger  unb  fein  perfönlidieS  35er^ältni§  3u  bem  Seiter 
berfelben  ein  intimeg.  ^n  ber  Xliat  taud)te  nun  feine  einzige  gi'oge  auf,  an  melc^er 
6J.  nid)t  mittelbar  ober  unmittelbar  toefentlic^cn  ^Inf^eit  na^m,  unb  t^eil§  im  per- 
fönlidien  S5er!e^r  mit  5Jtetterni(^,  t^eilS  fdiriftlid)  in  ©riefen  unb  3[Remoiren  f)at 
®.  auf  bie  .^altung  be§  6aBinet§  Beftimmenb  eingemirÜ.  ®.  tourbe  ber  äJer= 
trautefte  ber  33eitrauten  be§  ^^üi'fien  5)letterni(^ ;  er  er'^ielt  öon  aÜen  Vorgängen 
3uerft  bie  genauefte  ^unbe ,  bie  p  ergreifenben  ^Jta^na'^men  mürben  i^m  juerft 
mitgetlieilt,  feine  ^Jteinung  unb  fein  '^att)  einge'^olt.  2)ie  SlBänberungen,  toelc^e 
3toifd)en  (^^onception  unb  2lu§|ül)rung  nid^t  feiten  eintreten,  finb  jum  großen 
2;^eile  auf  feine  5}titmir!ung  gurüdjufü^ten  unb  bie  ungemein  flaven  unb  px'cL= 
cifen  3lrBeiten  öon  (S.  ^aBen  feiten  auf  ^etternic^  @inbrud  ju  mad)en  öerfe^lt. 
3fn  öielen  x^äUtn  ift  e§  fdl)mer  ^u  fagen,  öon  roem  bie  erfte  Slnregung  ausging,  oft 
lie^  ftd)  5Jtetternic^  Beftimmen,  einen  fd)on  gefaxten  '^ian  auf^ugcBen  ober  um3uän= 
bern.  S)er  9ieftauration§gebanfe  mar  mit  bem  äöefen  ber  öfteia-eidf).  ^oliti!  innigft 
öertoad)fen.  S)ie  liBeralifirenben  Hinflüge  be§  ©rä^erj.  .ßarl  unb  ©tabion§  !^atten 
\iä)   ber  33illigung   be§  5}tonard)en  nid)t   erfreut.     @inen  geeigneteren  SSertreter 


@en^.  587 

fonnte  bic  S)urd)iü'^i-ung  be§S8et)ormunbunö§ft)ftem§  unb  ba§  @i-l§Qltun9§jt)ftemnic^t 
crl^olten,  aU  ^etteiniä),  beffen  ©teHung  eine  um  fo  fiejeftigtere  tourbe,  je  mti)x 
er  fid)  bem  ©ebanfenheife  feineg  (Sel6ieter§  anbequemte  unb  nac^  au^en  jene 
(Svnnbfä|e  öex-trat,  beven  Sefeftigung  naä)  innen  S-ranj  at§  einen  6arbinal= 
punft  an'iaf).  S)ie  ^ittüii-fung  bon  ®.  in  biefev  ^tic^tung  toar  umfaffenb;  ba^ 
namentli(f|  ben  3Iu§tDÜ(i)fen  ber  ^outnatifti!  unb  ^uölicifti!  ber  ^rieg  etflärt 
metben  mü^te,  wmht  öon  (B.  eifngft  öexioi^ten,  unb  er  ift  ber  geiftige  Url^eber 
ber  meiften  ^jla^nal^men ,  bie  fpäter  mit  größerem  ober  geringerem  Srfolge  in 
©cene  gefeljt  mürben.  2lu§  icbem  gegen  bie  9ie[tauration§tenben5en  gerichteten 
i^outnalartifel  grinfte  i'Eim  ba§  ©efpenft  ber  9tebotution  entgegen,  in  ieber  un= 
f(f)ulbigen  9tegung  jugenblid)er  SBraufelöpfe  toitterte  er  gro^e  ©eja'^ren  für  bie 
neue  Drbnung  ber  S)inge.  ©er  „£)efterrei(^ijc£)e  SSeobadjter"  würbe  nicE)t  mübe, 
bie  2lu5[c£)reitungen  ber  öffentli(i)en  ^IJleinung  auf  Seben  unb  Sob  ju  befämpjen 
unb  bie  35et)auptung  über  bie  !§eröorragenbe  5Jtittt)irfung  be§  SJolfei  in  bem 
3Setreiung§!amp|e  äurürfjumeifen.  ^n  ben  2lu§f(i)reitungen  ber  treffe  erblicJte 
(5).  eine  unge'Eieuere  ©efa^r,  meiere  bie  3^1'^^^!^  be§  euro|)äij(i)en  @taatenft)ftem§ 
bebro^te  unb  ber  energijd)  entgegengetreten  Werben  mu^te.  Sauge  juüor,  e^e 
aui  bem  6arl§baber  ßongreffe  eine  Einigung  über  bie  ju  ergreifenben  ^a^na^men 
bemerfftettigt  Würbe,  fann  &.  auf  ^Jlittel,  Wie  bem  Uebel  ^u  fteuern  fei  unb  cr= 
fann  S3orj(f)Iäge,  bereu  unmittelbare  SSerWirflid^ung  jeboc^  auf  ©c^Wierigfeiten  ftie^. 

3u  Stachen  ftanb  bie  Sefämblung  be§  3f^töfi[if§  ebenfalls  auf  bem  5]3ro= 
gramm.  SBie  @.  ber  SBelt  öer!ünbigte,  werbe  „Sr'^altung,  nitfit  3luftöfung  ober 
UmftuTä"  jeben  ©d^ritt  ber  öerfammelten  Wä<i)tt  be^ei^nen.  ©.  fungirte  al§ 
^rotocoIIfüf)rer  unb  '^atte  aucf)  an  ben  gefaxten  Sßefd^tüffen  ben  ^erborragenbften 
Slnt^eit.  S)er  biplomatifd^e  ^^^elbjug  jener  2:age  war  feinen  eigenen  Steu^erungen 
3U  f^fotge  ber  ftrengfte  unb  arbeitSöoÜfte ,  augleidf)  aber  auc^  ber  glüdtidifte, 
ru^mlidifte  unb  befriebigenbfte;  nie  Würben  i^m  ä^nlict)e  ßorbeeren  3uer!annt; 
jeben  Slag  Würbe  it)m  ba§  f(^mei(^el^afte  Sieb  öorgefungen,  o^ne  i'tin  fönne  e§ 
feinen  Songre^  geben,  -jleben  bem  ßobe  ber  ©taatSmänner  unb  i^M^^^  ^eimftc 
er  aber  auä)  reicfie  ^etofinungen  ein ;  öon  allen  ©eiten  ftrömten  i'^m  reiche  @elb= 
gefcf)enfe  3U.  ®eftäf)lt  unb  geftärft  fef)rte  er  l^eim,  um  ben  ^ampf  gegen  bie 
^JU'uerer  fort^ufe^en  unb  bie  3Ibmacf)ungen  ^u  5la(^en  gegen  aEe  Angriffe  ju 
berttjeibigen.  S)te  2lug§burger  3fiiw"9  brachte  im  ^^ebruar  1819  eine  2[rtifel= 
ferie  gegen  ba§  franjöfifcfie  i^ournal  "DJünerüe  unb  bie  SBiener  ;Sat)rbü(i)er  be§= 
jetben  ;:3al^re§  ben  großen  5tuffa^  gegen  be  5ßrabt'§  „©em.älbe  öon  ßurotia  nac^ 
bem  ßongre^  öon  9locf)en".  (S.  unb  fein  ^eifter  träumten  öon  einem  bipto= 
motifd)en  ^^ubeljafire,  Weld)e§  nunmef)r  über  6uro|)a  l^eranbre(i)en  Werbe. 

S)iefe  5p^anta§magoiie  würbe  balb  ju  nid^te.  S)ie  ©rmorbung  ^o^ebue'g  rief  ba§ 
üerf(^eu(i)te  @ff)3en[t  einer  beborfte'^enben  allgemeinen  UmWäläung  wieber  Wac§; 
man  Witterte  überall  5!Jleutf)elmörber  unb  35erfii)Wörer  unb  t)ielt  e§  für  not^= 
wenbig,  ben  ®eift  ber  Unruhe,  ber  Neuerung  unb  be§  3^ortfd)ritte§  ju  bannen, 
a^on  Stauen  au§,  Wo  \iä)  5Jtetternid§  befaub,  würben  bie  einleitenben  ©c^rittc 
gemacfit,  bie  ^u  ben  ß^arlSbaber  Konferenzen  führten.  ©§  lä^t  \iä)  nun  bocu= 
mentarif(^  nadiweifen ,  ba^  @.  bie  9tid}tung,  weldie  ber  leitenbe  öfterreic^ifd^c 
Staatsmann  einfd)tug,  in  ^erboiragenber  SBeife  beeinflußte.  ^Jletternid)  fdiwanlte 
lange  über  bie  ju  ergreifenben  5RitteI;  ®.  unb  5lbam  ^Dlüller,  bereu  Briefe  i^n 
in  9iom  unb  dleapd  trafen,  brai^ten  bie  etwag  unflaren  ^been  bf§  5Jtinifter§ 
pr  Steife.  ?li(^t  in  ^^ranffurt,  wie  9Jtetterni(f)  anfangt  geplant  l)atte,  fonbern 
in  öertraulid^en  SSerat^ungen  ber  an  ber  ©pi^e  ber  ©efc^äfte  fte^enben  ©taat§= 
männer  fottten  bie  ''IRaßregeln  gegen  bie  bemagogifdjen  Umtriebe  befprod^en 
werben.  S)ie  3Sorfd)läge  entfprangen  nur  3um  2:^eil  bem  ^opfe  93tetterni(^'§; 
äumeift   @.    l^at  i^nen  bie  ^^orm    gegeben,  in  wel(|er  fie  ben  in  6arl§bab  öer= 


588  ®^"^- 

fammelten  5Utni[tern  bovgetegt  rtutbcn.  S)er  fJelbäugSJjlan  gegen  bie  Uniöei-ji^ 
täten  ift  faft  au§fci)Iicp(^  jein  äöer!,  tt)eld)e§  er  mit  Unteijtüliung  5)lüEer'§ 
feinem  ©ebieter  munbgevcc^t  machte,  ©eine  gorrejponbena  mit  ^JJIetternic^  im 
f^fvü^ja'^i-  1819  f)at  nur  bie  Unitierfität§angetegen{)eit  ^um  ©egenftanbe.  ®ie 
©vunblinien  eine§  S3ejii)lujfe§  sur  S5er^ütung  be§  ^3JliBbraud)e§  ber  treffe  beruhten 
ani  einem  Elaborate,  roeld^e§  fdpn  üor  M^  ""^  2;ag  aU  ©rnnblage  bon  S3e= 
xaf^ungen  gebient  !)attc,  bie  in  äöien  jmifi^en  &.,  ^avbenberg ,  Sforban  unb 
^ettci-nici)  gepflogen  wovben  toaven.  ^Jiebft  ber  ^43reffe  marcn  e§  aber  ou(^  bie 
lanbftänbifd^en  3}erfaffungen  ber  beutfcf)en  Älein=  unb  ^Jlittelftaaten,  gegen  toelc^e 
bur^  eine  entfpred^enbe  5tu§Iegung  be§  3lrtifel§  13  ber  33unbe§Qcte  angeftürmt 
mürbe.  Sie  33unbe§acte  üerr)eiBe  „tanbftänbifd^e",  aber  mit  nii^ten  „3tepräfen= 
tatiOüerfaffungcn",  toax  ber  Stn'^att  eine§  9lctenftücEe§ ,  tueld^eS  ber  lieber  üon 
@.  entftammte.  ^lit  großem  SBe^agen  merben  bie  burrf)  bie  giepräfentatiö= 
öerfaffungen  bro^enbcn  @efat)ren  gefc^ilbevt;  bie  im  ©efolge  berfelben  auitreten= 
ben  3lttnbnte  berfelben  at§  5)liniftcrberantluortli(^feit,  £)cffentlid)feit  ber  23er[)anb= 
lungen,  unbefd)rän!te  ^^re^Tveiljeit  unb  unbefd}ränfte§  ^ctition§red)t  feien  mit 
ben  erften  23ebingungen  einer  monarc^ifd)en  9tcgierung§form  unücrträglic^.  Tiaä) 
58eenbigung  ber  ßonferenjen  mar  feine  f^eber  nnermübtid)  tt)ätig,  um  bie  93e= 
beutung  berfelben  ^u  beleud)ten  unb  alle  1'lngriffe  ab^umel^ren.  i^e  l^eftiger  bie= 
felben  maren  unb  je  fd)roffer  ber  2Biberfprud)  3mifd)en  feinen  nunmef)rigen  2lu= 
ftd)ten  unb  ben  frü'^eren,  namentlid^  über  bie  treffe  ju  Sage  trat,  um  fo 
met)r  '^atte  @.  ba§  SSebürfniB,  feinen  ©tanbpunft  3U  rechtfertigen.  6§  toäre  ein 
3^rrt^um  anjunetjmen,  ba^  ®.  nur  at§  befolbeter  .^anbtangcr  ^Jlctternid)'§  fprad^ 
unb  fc^rieb.  S)ie  autt)entifd)eften  ^euQi^iife  liegen  bor,  ha'^  bie  au§gefprod)enen 
5lnfid^ten  öon  i^m  getl^eilt  mürben.  2)ie  f^urdit  bor  bem  UmficSgreifen  bev 
tebolutionären  Sibeen  "^atte  fic^  fd)on  längft  feiner  bemäd)tigt  unb  it)n  in  ba§ 
Sager  ber  9ieaction  t)ineingetrieben.  „S)ie  9{ul)e  um  jeben  ^4^rci§",  lautete  ba= 
mal§  bie  ^^.^arole  unb  ba§  unfdfieinbarfte  Äreignifj  genügte,  um  il)n  in  bem  neuen 
©ebanfenfreife  ju  beftävfen.  (Sanj  riditig  mürbe  bemerft,  ba^  auc^  eine  ge= 
miffc  m^ftifdje  9lid)tung,  meldte  fic^  ^citmeitig  feine§  fonft  Haren  Äopfe§  be= 
mäc^tigte,  baju  beigetragen  l^at,  ba^  er  in  bem  ^oliäeiftaate  ba§  |)eil  fuc^te.  ©o 
ablel)nenb  er  fi^  fonft  gegen  bie  2:^eofopl)ie  ^bam  'OJiüIler'g  berljielt;  in  mand^en 
Momenten  fdjien  er  ganj  bie  3lnfid)ten  fcine§  ^yveunbeg  p  tl)eilen  unb  feine 
i-eceptibe  Statur  gab  fid)  ben  ßinflüffen  berfelben  l)in.  5Damal§  fd)ien  e§  if)m 
faft  gemi^,  ba^  feine  moralifd^e  unb  folglid)  aud)  !cine  politifd)e  SBeltorbnung 
beftel)en  fönne,  tt)enn  fid)  ntd)t  ^DJtittel  finben  liefen,  bie  SJernunft  eine§  hieben  ju 
bönbigen;  ber  ^roteftanti§mu§  fd)ien  ifim  bie  erfte,  ma^re  unb  bie  einzige  Qucüe 
aEer  ungel)euren  Uebel.  Snbem  \xäj  bie  Ütegierungen  beciuemten,  ben  ^4^roteftan= 
ti§mu§  al§  eine  erlaubte  xeligiöfe  ^orm,  al§  eine  ©eftalt  be§  6^riftentl)um§,  ein 
5Jtenfd)enred)t  anjuerfennen,  mit  i^m  ju  capituliren,  i^m  feine  ©teUe  im  ©taat 
neben  ber  eigentlid)en  magren  .^ird)e  anjumeifen ,  mar  fofort  bie  religiöfe,  mora= 
ltfd)s  unb  politifd)e  2Beltorbnung  aufgelöft.  S)ie  fraujöfifd^e  9tebolution  unb 
bie  nod)  fc^limmcre  in  ®eutfd)lanb  beöorftel^enbe ,  flcffen  au§  ber  nämlid)en 
Quelle.  S^eber  ^^cubaliSmuS ,  felbft  ein  fet)r  mittelmäßig  georbneter,  toax  it)m 
toittfommen,  toenn  eine  S^efreiung  bon  ber  .^errf(^aft  be§  4>öbel§,  ber  falfdien 
(gelehrten,  ber  ©tubenten  unb  befonberg  ber  3c^tung§fc§reiber  baburd)  erhielt 
toerben  !onnte.  Üta'^el  l)at  ganj  ri(^tig  bemerft:  (i).  ergriff  ba§  Unmal^re  mit 
3Bal)r^eit§leibenfd)aft ,  unb  für  feine  6pod)e  feiner  SBirffamfeit  ift  ba§  äBovt 
3utxeffenber  al§  für  bie  bamalige. 

3ln  bie  auf  ben  SBienergonferenaen  gefaßten  Sefc^lüffe  fnüpfte®.  "^od^gefpannte 
©rmartungen.  S)ie  großen  9}erl)ältniffe,  jubelte  er,  fte'^en  alle  bortrefflid);  bie 
franjöfifd^e  9legierung  mirb  au§l|elfen ,  fo  biel  fie  bermag,  aber  ficl)er  unb  3n= 
öerläfftg  nid)t  fdiaben.     2)ennocl)  gab  gerabe  granfreid§   ju  33eforgniffen  Einlaß 


Ö)cnt3.  589 

unb  bie  ^Borgänge  in  ber  iranaöfifc^en  '^eputixientammn  forberten  bie  ^Polemif 
im  S3eol6ac^ter  i)erau§.  S)ie  @rmoi-bung  be§  -ip^^-'^og^  ö.  SSerrt)  fc^rerfte  bie  in  ber 
Dften-ei(^i|c()en  Ote[ibenä  öerfammelten  Diplomaten  auf,  unb  <5d)tag  auf  Schlag 
folgten  bie  üieöolutionen  in  ©panien,  Steapel  unb  ^oi-tugal.  3Jletternic^  blieb 
bei  ben  S5orgängen  auf  ber  iberifc^en  ^albinfel  fü'til  unb  rul^ig  unb  ma^  ben 
ßreigniffen  feine  gro^e  SSebeutung  bei.  Söeit  fc^örfer  unb  jutreffenber  beurtl^eilte 
@.  bie  @ac£)tage  unb  fein  ftaat§männifct)er  Slici  erfaßte  bie  2;ragtt)eite.  ^Jtur 
bie  9(taf(^'^eit ,  mit  toeld^er  Cefterreicf)  in  Italien  ein^ufi^reiten  ^iene  mad)te, 
gab  i'^m  bie  Verlorene  'Stu^e  tuieber  unb  feiner  @influ§na{)me  ift  bie  .^altung 
bc§  öfterrei(i)if(f)en  6abinet§  3Uäuf($reiben.  5Jlit  ben  ßongreffen  5U  2:roppau,  Öoi= 
bai^  unb  IBerona  l)at  &.  feinen  5kmen  bauernb  t)erfIo(i)ten.  2)ie  tDic£)tigften 
©djriftftüde  mürben  öon  if)m  öerfa^t  unb  er  übertoanb  feine  rf)eumatifc§en  Uebel, 
bie  it)n  ungemein  plagten,  um  feinem  9lmte  al§  ^protocoEfü'^rer  gerecht  ju  mer= 
ben.  S)aneben  fanb  er  no($  Wu^e  unb  £^uft  p  5lbfd)lüffen  alter  unb  ju  2lbfaffung 
neuer  5lrbeiten.  @in  ©jpofe  über  bie  öon  ©tabion  ergriffenen  i5^inanjma^nal§men 
tourbe  bamal§  öorbereitet,  unb  im  öfterretcl)if(^en  SBeobaditer  prangte  ein  5trtifet 
gegen  ben  ^ü^xtx  ber  Dppofition  in  f^ranfreict),  Benjamin  Gonftant,  Sie  rafd^e 
'Jiiebertoerfung  ber  Siebolutionäre  in  Italien  feuerte  i^n  an,  bie  @efd)i(^te  be§ 
neopotitanifd)cn  fyelb^ugeS  in  überaus  l)umoriftif($er  SBeife  ju  er^ä^len.  5£)ie 
greube  über  bie  errungenen  drfolge  ^alf  \i)m  über  bie  förpexlic^en  Seiben,  bie 
er  tro^  SSäber  nicE)t  bewältigen  fonnte,  l)inmeg,  unb  fein  ©eift  fanb  ©pannfraft 
genug,  um  bem  SSerfaffer  beg  ^anuffriptS  au§  ©übbeutfi^lanb  fd)lagfertig  ent= 
gegenjiitreten.  ©0  oft  e§  galt,  gegen  ben  ßiberali§mu§  ^^ront  ju  madien,  fanb 
man  i^n  am  $(a^e  unb  Mne  ©d)rift,  fein  ^ournalartifel  öon  einiger  ^ebeutung 
blieb  unbeai^tet. 

@ine  ftittere,  aber  eingreifenbere  SBirffamfeit  entfaltete  @.  toä^^rcnb  bie 
griec^ifdlie  S^rage  auf  ber  3;age§orbnung  [tanb.  SBä^renb  biefer  S^it  leuditete 
fein  ftaat§männifd)e§  Talent  im  l^ellften  (Stande.  Sn  ber  SSeurt^eilung  ber 
potitifdjen  33erl^ältniffe  unb  ber  ma^gebenben  5]3erfonen  fteEte  er  ben  ^^ürften 
5Jletterni(^  in  ben  ©ct)atten.  2)er  SSrieftnedifel  mit  feinem  SBorgefe^ten  au§  biefer 
3eit  liefert  bie  Selege,  ha^  fein  fd^arfer  SSlicf  bem  @ange  ber  ©reigniffe  öoran= 
eilte  unb  bie  ©tettung  ber  europäif(^en  5[Räc^te  ri($tiger  erfaßte  al§  5Jletterni(^. 
S)iefer  lebte  nid^t  feiten  in  bem  Söa'^ne,  burrf)  feine  Haltung  einen  beftimmenben 
(Sinflu^  auszuüben  unb  ben  3Xu§bruc^  ber  SBirren  t)erl)inbern  ju  fönnen  unb 
nur  fein  felbftgefäHiger  ©inn  l)alf  il)m  über  mannigfache  2;äuf(^ungen  ^inmeg, 
inbem  er  auc^  bort  fiel)  einen  ©ieg  öorfpiegelte,  mo  er  im  (Srunbe  eine  gemaltige 
^fiieberlage  erlitten  l^atte.  S)er  SBal^n,  ha^  man  bie  türfif(^=grie(f)ifcf)e  grage 
„in  aller  ©tille  begraben  t)abt" ,  bauerte  bei  (S.  nur  furje  3eit;  feit  ßanning 
ba§  9tuber  in  ©nglanb  fül^rte,  erfannte  er,  ba^  ficf)  ©nglanb  bon  bem  SSunbe 
ber  ©roBtnädite  loS^ulöfen  anfc^ide;  bie  franaöfifcfie  ^olitif  fofettirte  mit  ben 
^eEenen;  3fiu§lanb§  Unauberläffigfeit  mar  ebibent.  ®.  erfaßte  bie  ©ac^lage 
unb  bejeicfinete  bie  9ti(^tung,  meldte  bie  öfterreidl)ifd)e  ^olitif  einfc^lagen  mü^te, 
um  in  ben  orientalifd)en  Slngelegenlieiten  eine  ma^gebenbe  Stolle  ^u  fpielen,  unb 
nur  bie  ©egenbemerfungen  Metternidl)'§  machten  i^n  in  feinen  meift  richtigen 
(vombinationen  3eitmeilig  irre  unb  bemerfftettigten  e§,  ba^  er  feine  eigene  2luf= 
faffung  jener  feine§  5Jleifter§  unterorbnete.  S)ie  jalilreic^en  gebrudlten  unb  un= 
gebruiJten  S)enff(^riften  öon  @.  au§  biefer  @poc£)e  fpiegeln  nii^t  immer  feine 
eigenen  3lnfi_cl)ten  ab.  S)ie  meiften  finb  auf  5lnregung  be§  leitenben  ©taat§= 
mannet  abgefaßt,  um  ben  öfterreic^ifd^en  ©efanbten  mitgef^eilt  5U  merben.  @. 
allein  erfaßte  öon  oEen  ©taatSmännern  teenigften§  jeitmeilig  bie  gro^e  l)iftorifd§e 
ÜJliffion ,  mel(^e  Defterreic^  naturgemäß  ^ufiet.  ®.  ließ  fidl)  bei  feiner  @egner= 
fd^aft  gegen  bie  „entorteten  9lamen§genoffen  öon  ^^inbar  unb  @paminonba§"  ni(^t 
bon  feinem  unau§löfdt)lid§en  9teöolution§l)affe  leiten,  fein  §auptgefid^t§punft  für 


590  ®«n^- 

bie  Seurffieitung  bev  ovientalifc^en  ^vage  tpor,  tüic  richtig  bemerft  touvbc,  nidit 
ber  antireöolutionäve ,  fonbetn  ber  antirujfijc^e.  ^n  biefev  SSejietiung  tüittcrte 
er  inftinctib  bie  gro^e  &e']di)x,  toeldie  bem  öiteneid){f(i)en  Staate  bon  bem  üBer= 
tjanb  ne|menben  ^influffe  be§  norbifrfien  ^olo[|e§  brol}te.  ©etbft  jui-  3eit  bes 
innigften  ©inöerftänbniffeS  jtDifdfien  Oeftcvrcii^  unb  9tu|tanb  empjanb  er  gegen 
bie  ^^olitif  biejer  ^adft  eine  faft  unbesiegbare  5tntipatt)ie,  unb  man  füt)lt  gteid)= 
jam  bie  3(n[treugung,  bie  e§  i^m  foftete,  feine  Ueber^eugung  ber  feine§  ^JJleifter^ 
äum  Opfer  ju  bringen. 

@.  fticilte  bie  2^ubel'^t)mnen  uidit,  bie  er  auf  SBunfd)  feine§  3}orgefe^ten 
nad)  gefc^toffenem  Q^rieben  anftimnite  unb  toorin  er  ber  2ßeÜ  öerfünbigte, 
ba^  Defterreid)  allein  ben  ©runbfä^en  be§  9led)t§  unb  ber  gcfe^Iid)en  £)rb= 
uung  treu  geblieben  toar.  SSielfac^  überfd)lid)  it)n  bie  ©mpfinbung ,  ba^  ba§ 
©t)ftem,  bem  er  feine  ganje  ^-aft  jugeltienbet,  eigeutlid)  ein  öerIorene§  fei.  ^di) 
tvax  mir  ftete  bettJu^t,  fd^rieb  er  in  biefen  üageu,  ba^  ungead)tet  atter  ^ajeftät 
unb  ©tärfe  meiner  3)ottmad)tgeber  uub  ungead)tct  ber  einzelnen  ©iege,  bie  mir 
erfochten,  ber^eitgeift  jule^t  mäd)tiger  bleiben  mirb,  al§  mir;  ba^  bie  treffe,  fo  fe'^r 
id)  fie  in  i^ren  3tu§fd)reitungen  öerad)tete,  it)r  furd)tbare§  Uebergemidit  über  alle 
unfere  Söei§f)eit  uid)t  üerlieren  mürbe  unb  ba^  bie  Äuuft  ber  S)iplomaten  fo 
menig  aU  bie  ©emalt  bem  ÜBeltrabe  in  bie  ©peic^en  ju  fallen  bermag.  ®ie  faft 
munberbare  ßlafticität  fcineg  @cifte§  unb  i?ürper§  ^alf  it)m  über  ben  Söiberfprudti 
feine§  ßebeng  ^inmeg  unb  er  fud)te  fid),  mie  fo  oft,  burd)  ben  ®enu^  f(^ablo§ 
5U  t)alten.  ©ein  ®efunbt)eit  t)atte  fid)  burd)  ben  Sßefud)  @aftein§  gebeffert  unb 
gehäftigt  unb  er  empfaub  uad)  feiner  !:)\üdfet}r  au§  ben  'illpen  ein  lebi)afteö 
@efüf)l  bon  2BoI)(fein.  ^iod)  bor  Äurjem  fd)ien  er  unter  ber  Saft  be§  5llter§ 
ganj  niebergebrüdt ,  alleg  erfd)ien  i^m  leer,  matt  unb  abgefpanut,  ba§  l'eben 
^atte  für  il)n  jeben  Sfteij  berloren.  Tiuu  fud)te  er  bie  lange  ^a1)xc  gemiebene 
@efellfd)aft  mieber  auf,  ber  Umgang  mit  f^rauen  erfreute  i^n  unb  ber  ©reis 
l^eimfte  Xriump'^e  ein,  toie  in  ben  fd)önften  Ziagen  feiner  ^ugcnb.  S)er  65jä'^r. 
93tann  berliebt  fid)  teibenfd)aftlid)  in  eine  blü^enbe  faum  Utjä^r.  S^än^erin  unb 
finbet  an  ben  Steigen  berfelben  ©ntfcl^äbigung  für  mand)e  ^Jtieberlage  auf  püli= 
tifd)em  getbe.  S)ag  58ud|  ber  !^iebcr  bon  .steine  ma(^t  i'^n  feinen  fonftigen 
ernften  ©tubien  abfpänftig  unb  mit  innigem  33el)agen  babet  er  fid)  ftunbenlang 
mit  feinem  f^reunbe  5profefd)  „in  biefen  melanc^olifd)en  ©etoäffern".  Slud)  in 
feinen  politifd)en  ?lnfid)ten  bottjog  fid)  eine  merfmürbige  2Banblung.  S)er  ener= 
gifc^e  9}ertreter  be§  l?egititnität§princip§  fe^rt  ^u  ben  freifinnigen  Slnfdiauungen 
feiner  -Sugenb  jurüd  unb  befreunbet  fid)  faft  mit  bem  conftitutionellen  ©t)ftem. 
Legitimität  unb  9]olf§fouberänetät  erfc^ienen  i^m  nid)t  al§  feinblid^e  ^ole, 
bie  einanber  betämpfen  muffen,  fonbcrn  al§  ©egenfätje,  bie  red)t  gut  neben  ein= 
anbcr  befteljen  fönnen.  ©einem  (äinfluffe  ift  e§  jum  %t)nl  jujufdjreiben,  mcun 
ber  leitenbe  9Jlinifter  Defterreid)§  fid)  mit  ber  S^ronänberung  in  granfreid)  fo 
rafd)  befrcunbete.  S)ie  ßr'^altung  be§  grieben§  mar  ba§  fel)nfüd)tige  3iel,  i>eni 
(S.  3ufteuerte,  nur  bejüglic^  Stalieng  mad)te  er  eine  ^uSna'^me  unb  bert^eibigte 
ba§  gted)t  be§  bemaffneten  @inf(^reiten§.  ©o  xeid)  an  SBiberfprüdien  ift  bas 
Seben  biefeg  3!)tanne§,  ba^  er  bie  polnifd)e  9tebolution  al§  eine  bered)tigte  aner= 
fannte  unb  ba§  Gelingen  berfelben  raünfd)te.  ©ein  realiftifd)er  ©inn  berfannte 
nic^t,  ba|  eine  neue  (gpod)e  anbred)e,  mit  bereu  9tid)tung  man  fi(^,  fo  gut  e§ 
eben  ging,  au§einanberfe|en  mu^te.  SBol  rebete  ex  aud)  je^t  nD(|  ben  alten 
(Srunbfä^en  ber  ßrljaltung  ber  3iul)e  unb  Drbnung  ba§  Söort,  aber  ol)ne  ©d)roff= 
l)eit  unb  ©d)ärfe  bertl)eibigte  er  bie  conferbatibcn  ©runbfti^c  unb  um  eine  brennenbe 
g-rage,  meld)e  bie  Üiul^e  ßuropa§  gefät)rben  lonnte,  au§  bem  Söege  äu  fd)affen, 
befreunbete  er  fid)  fogar  mit  ber  23olf§fouberänetät.  ©o  in  ber  belgifd^en  i^-xaQ,i, 
Ibo  er  entfd)ieben  Partei  gegen  ben  ^önig  ber  ^^ticberlanbe  na'^m.  S)er  e'^emalige 
©egner  ber  SSerfaffungen  in  Deutfc^lanb  meinte  nun:  eine  ?lnfeinbung  be§  con= 


©eng.  591 

ftitutioneEen  (5l)ftem§  fönne  feineStoegS  in  ber  5IBfid)t  berjenigen  liegen,  toelc^e 
in  bem  monav(^i|(^en  ^rincip  bie  fic^erfte  SSürgfc^ait  jür  ben  iöeftanb  ber  €)xb= 
nung  ev!ennen.  ^n  Uebcreinftimmung  mit  bem  @eiftc  bee  Sa!f)i;f)unbert§  muffe 
man  beroeifen,  baB  ba§  ©i^ftem  regelmäBigen  |yortf(i)ntt§  mit  bem  (5t)ftem  ber 
(Sr'^Qttung  nic^t  not^ttJenbig  in  2Biberfpru(^  fielen  muffe.  S)a5  toe^mütl^ige 
©efü'^I  mürbe  bem  '»Dlanne  nic^t  erfpart,  bie  5Jta(^t  feine§  Salenteg  einer  öer= 
(orenen  ©ac^e  ^ugemenbet  3U  l^aben,  unb'  in  trüben  ©tunben  fproi^  er  offen  ben 
Söunfii)  au§,  aU  ©(iiriftfteller  üergeffen  ju  toerben. 

S)ie  oftmalige  Trennung  bon  feiner  (Beliebten,  bie  auf  öerfcl)iebenen  ^ii^ncn 
©aftroEen  gab,  erl§öl)te  feine  niebergefdilagene  ©timmung;  @elböerlegen§eiten  famen 
feit  1828  liinju,  nact)bem  bie  ßorrefponbenj  mit  ben  öospobaren  ber  SSallacCiei 
aufgeprt  l)atte,  unb  obglei(f)  ö^ürft  9J^etternid)  feinem  f^^'euribe  ju  ßülfe  fam  unb- 
aud^  9totl)f(f!ilb  in  ^^aris  feinen  ßorrefponbenten  entlo^^nte,  floffen  bie  CueHen  bod) 
niä)t  fo  xt\ä)i\d).  mie  in  früfieren  Sagen.  S;a§  5lbleben  ber  f^reunbc,  befonbers 
ber  %oh  9Ibam  5)lüller"§,  fomie  bie  ^Ibna'^me  feiner  förderlichen  .ffräfte  riefen  ben 
@ebanfen  an  bie  SJergänglic^feit  toaä).  (Srf(f)ütternb  mirtte  ber  S^ob  @oet^e''§ 
unb  feitbem  bereitete  er  fi(^  jur  legten  ©tunbe  öor,  orbnete  feine  3lngelegen= 
l^eiten,  ber  fonft  9]^ut:§lofe,  ben  i^urc^t  bei  bem  ©ebanfen  an  ben  Sob  befct)li(f), 
äeigte  fi(f)  entf (floffen  unb  mut^ig.     ©c^mer^toS  entf erlief  er  am  9.  ^uni  1832. 

@.  mar  ein  5J^ann  Don  ungemö'^nlidien  @eifte§anlagen.  Älarl)eit  unb 
©elbftänbigfeit  be§  Urt^eil§,  Surc^fic^tigfeit  ber  Sarfteüung,  ein  feltener  @e= 
f(f)ma(i  in  ber  formellen  Se^anblung,  machen  bie  Sefung  feiner  ©(i)rtften  3U 
einem  @enu^  unb  nur  in  feinen  älteren  Slrbeiten  finbet  fiel)  eine  getoiffe  S3or= 
liebe  für  r^etorifc^en  ^omp.  2Bol  teenige  bcutf(^e  ©diriftfteEer  l)aben  ber  gorm 
ein  berartige«  uneimüblic^eg  ©tubium  jugemenbet;  Söodien,  ja  531onate  lang 
feilte  er  an  einer  furjen  Einleitung;  felbft  ben  minber  bebeutenben  3lrbeiten 
toanbte  er  eine  große  ©orgfalt  p.  S;ie  wichtigeren  SBriefe  mürben  ni(f)t  im 
erften  Söurfe  abgefenbet,  fonbern  mannigfach  umgearbeitet,  ^n  öielen  ©c^inft^ 
ftücfen  ift  ber  @runbgeban!e  nic£)t  fein  (äigent^um;  er  mürbe  if)m  öon  DJletternic^ 
gegeben,  bie  ginfleibung  if)m  jebocl)  gänjlici)  überlaffen.  Siele  Sluffä^e  im  öfter= 
reici)if(i)en  Seobac^ter  unb  in  ber  Slugeburger  allgemeinen  Shilling  finb  auf  biefe 
äöeife  entftanben.  @.  befa^  eine  feltene  ßlafticität  beS  @eifte§  unb  erfaßte  mit 
großer  öeic^tigfeit  bie  fd^toierigften  ^Probleme  be§  ftaatüc^en  2eben§.  3>on  ^aufe 
aui  eine  conferöatiüe  'Olatur ,  mürbe  er  in  ber  stoeiten  -öätfte  feineg  Sebens  ber 
^eröorragenbfte  3}ert^eibiger  ber  Segitimität,  ber  SJorfec^ter  ber  9leaction,  ber 
@egner  freiheitlicher  ßinrit^tungen.  ^n  einem  Sanbe,  mie  ßnglanb,  mürbe  er 
feine  Talente  ben  Sort)-'^  geliehen  §aben,  in  Cefterreic^  mürbe  er  ein  SSemunberer 
ber  5Jtetterni(i)'fif)en  ©taatefunft,  ein  S^ert'^eibiger  jener  Sftegierungsfunft,  bie  in 
ber  ßr^altung  ber  9lul)e  unb  Dtbnung,  in  ber  Sefämpfung  jeber  frei^eitlicl)en 
Stic^tung  ba§  ,§eil  erbliiite  unb  jeben  Slerfucl)  an  ben  einmal  eingebürgerten 
formen  3u  rütteln ,  al§  eine  @efal)r  für  bie  5Jienfci^l)eit  bejeic^nete.  33efonber§ 
feit  bem  Söartburgfefte  l)at  ©.  bei  allen  öon  Defterreic^  ausgegangenen  reactio= 
nären  5Ra§nal)men  nic^t  blo§  lebhaft  mitgetoirft,  fonbern  öielfad)  aui^  ben  2ln= 
ftoB  gegeben  unb  feinen  Giebieter  in  energifc^er  SBeife  baju  gebrängt ,  bie  be= 
rüd)tigten  33ereinbarungen  mit  ben  beutfci)en  ©taat§männern  an^ubalinen.  6§ 
ift  nicf)t  richtig,  menn  behauptet  mirb,  ba^  er  im  ßinjelnen  oft  toeiter  gelten 
mu^te,  al^  feine  eigene  innerfte  Steigung  gemefen  märe,  irgenb  eine  '')tötl)igung 
t3on  au^en  lag  für  i^n  ni^t  Oor,  gegen  cie  treffe  unb  Unioerfitäten  fo  ma^tog 
aufjutreten,  ®ie  l§ierauf  be^ügücfien  Slrbeiten  lieferte  er  nicfit  auf  ^efel)l,  fon= 
bern  au§  eigenem  eintriebe,  ©ein  ©elbbebürfniB  war  ein  au|erorbentlic^e§,  oft 
befanb  er  fic^  in  @elbt)erlegenl)eiten ,  aber  eigentlich  fäuflic^  ift  er  nie  gemefen. 
3ur  ^dt  ber  6arl§baber  unb  Söiener  gonferenjen  floffen  i^m  bie  Cuetten  rec^t 


592  ®e4- 

veicf)tic^;  feine  ßortejponbenj  mit  ben  .«poSpobaren  bev  SBoÜacfiei,  bie  ^etternid^ 
Dermittctt  I^atte,  brachte  it)m  getoaltige  (Summen  unb  evft  feit  1828  befanb  el- 
fte^ öielfad^  in  finanäieÜen  5löt^en  unb  mu^te  in  feiner  SSebrängni^  ni(f)t  feiten 
ju  ^Jietternicf)  feine  3uflu(i)t  nehmen,  um  für  bie  33efiicbigung  feiner  mannig= 
fachen  93ebüi;fniffe  bie  erfotberlid^en  5Jlittel  ju  erlangen.  6eine  ?Irbeit§fraft 
war  eine  feltene;  oögleirf)  fein  (Sele'^rter,  t)atte  er  fiel)  ein  umfaffenbeS  Söiffcn 
in  faft  üUcn  3lDeigen  ber  l)i[torifc^=politif(^en  S)i§ciptinen  erworben  unb  feine 
bebeutenbe  Slrbeit  entging  feiner  ?lufmerffamfeit.  3luf  bem  ©ebiete  ber  33olf§= 
mirtl^fc^nft  [tanb  er  für  feine  ^^it  faft  ein,yg  ba  unb  über  @elb=  unb  Srebit= 
fragen  ^at  er  einige  gerabeju  meifter^fte  5lrbciten  geliefert,  bie  mag  it)nen  öiel= 
teid)t  an  Originalität  abgel)t,  burcl)  Ätarl)eit  unb  Ueberfid)tlid)feit  ber  2)ar= 
ftellung  erfe^en.  2öic  fd)arf  man  aud^  bie  ©c^roäd)e  feiucö  0'f)arafter§  fabeln 
mag  unb  e§  bebauern  mu§,  ba^  eine  fo  reid)  angelegte  'Jtatur  mit  großen  fittlic^en 
3Rängeln  bel)aftet  War:  bie  3tnerfennung  al§  erfter  ^^^ublicift  5Deutfd^lanb§  fann 
i!^m  nid)t  öerfagt  werben.  i8ief)er  ift  er  fd)led)terbing§  öon  91iemanb  errettet 
worben. 

©ine  üoEftänbige  Sammlung  fämmflid)er  (Schriften  ift  big'^er  nid)t  bor= 
fianben;  üon  feinen  3al)lreid)en  bebeutenben  ©riefen  ift  nur  ein  f leiner  Sljeil 
in  jüngfter  3eif  öerDffentlid)t  Worben,  öon  feinen  größeren  :pülitifc^en  ^^rbeitcn 
au§  ben  ^.  1813 — 32  finb  einige  <Stürfe  gebrudt.  S;en  erften  33crfu(^  einer 
^ufammenfteEung  ®en|'fd)er  <Sd)iiften  machte  3B.  23}eic£.  S)ie  öon  bemfelben 
herausgegebenen  3lu§crwät)lten  (5d)riften  öon  fy-  ö.  ©.,  (Stuttgart  u.  ßeip^ig 
1836  —  38,  laffen  ungemein  öiel  ju  wünfc^en  übrig.  233eit  entfpred)enber  ift 
bie  öon  ®.  (Sd)lefier  beforgte  (Sammlung:  ©d^riften  öon  t^-.  ö.  ®.,  ein  2)enf= 
mal  I— V,  ^JJiannf)eim  1838—40.  Sefonber§  wert^öoü  für  bie  SBürbigung 
be§  ^}Jtanne§  ift  ber  ^ßriefwec^fcl  mit  3iot)anne§  ö.  ^J}lütter  unb  baö  meifter= 
■^afte  Sagebuc^  über  ben  vUufentlialt  im  preu^ifd)en  .^auptquortier  öor  ber 
(Sd^lac^t  öon  ^cna.  Memoircs  et  lettres  inedits  de  Chev.  de  Gentz  publ. 
par  G.  Schlesier.  ©tuttg.  1841.  ^n  neuefter  ^eit  famen  f)in5u:  £)ie  2;age= 
büd)er  öon  (S.  au§  bem  ^Jiad)laffe  öon  3}arnl)agen'§  l^erauSgegeben,  6  S3be. 
S3efonber§  wertl^öoll  jeboi^  finb  bie  9lufjeid)nungen  au§  bem  ^.  1809,  eine 
fyunbgrube  für  bie  (Sl^arafteriftif  ber  öfterreid)ifd)en  ^4-^olitif  im  ^.  1809; 
©riefwed)fel  mit  5lbam  '3)tüller,  (Stuttg.  18.57 ;  ^Briefe  öon  &.  an  ^ilat,  ^er= 
ausgegeben  öon  9Jtenbelgfof)n=©artf)olbt),  Seip.^ig  1868,  2  Sßbe.  9lu§  bem 
'^tad)laffe  ^^tiebrid)»  öon  Ö).  (öon  ^4>rofefd)=Dften,  bem  ©ol)ne  be§  befannten 
Diplomaten),  2  5Bbe.,  2Bien  1867,  befonber«  ber  jWeite  33anb  Wid)tig.  De- 
peches  inedits  du  Chevaliei-  de  Gentz  aux  Hospodars  de  Valachie  pour 
servir  ä  l'histoire  de  la  politique  europäenne  1813 — 28,  publ.  par  le  Comte 
Prokesch-Osten  fils,  3  Vol.,  ^:psari§  1876.  3ur  ©efc^id^te  ber  orientalifd^en 
grage,  S3riefe  au§  bem  5tad)laffe  t5ri-*iebri($§  ö.  ®.,  1823 — 29,  l)erau§gegeben 
öon  31.  ö.  ^rofefd|=Often,  Söicn  1877.  33on  feinen  ja^lreid^en  öfonomifd)en 
Sdiriften  finb  nur  33rud)ftücfe  öeröffent[id)t.  Defonomifd)=politifd)e  fv^'asniente 
in  ber  beutfd)en  3]iertelial)r5fd)rift  1840.  6ine  red)t  intereffante  3lrbeit  öon 
&.  üb.  ^^apiergelb  3.  SS.  bei  Seer:  2)ic  ginon^en  Cefterreic^S  im  19.  S^a'^r^., 
^rag  1877,  lieber  ®.  ift  bereits  eine  ftattüd)e  Sitteratur  öor^nben.  S)ie 
öon  ®.  (Sd^lefier  l^erauSgegebene  Sammlung  entf)ält  in  ben  (Sinleitungen  ^u 
ben  ©en^'fc^en  (5d)riften  manchen  wid)tigen  ^Beitrag  ,^ur  SBürbigung  beS 
Cannes ;  befonberS  intereffant  ift  ber  33rief  tßrofefd)-Dften'S  an  ben  .i^erau§= 
geber;  9}arnl)agen  ö.  @nfc,  2)enfwürbigfeiten  unb  biograpt)if(^e  S)enfmale. 
,g)at)m'S  5lrtifel  ®.  in  ber  ©nc^ftopäbie  öon  6rfd)  u.  ©ruber;  ^Jtol^t,  ®efd). 
unb  ßitteratur  ber  ©taatswiffenfc^aften,  Sb.  II.  S.  488—511;  gjlenbelsfo^n-- 
a3artf)otbt),  ^r.  ö.  ®.,  ein  ^Beitrag  jur  @efd)id)te  DefterreidjS  im  19.  3al)rl)., 


©en^foto.  593 

2tipm  1867.  IWbex  ba§  Set^äünife  Oon  Ö.  ju  ^Retternicf) :  St.  3Beei-,  f^üvft 
^JIctterntcE)  im  ^Jleuen  '^^lutaici) ,  fieiauSgegeBen  öon  ßiottfcfiaU,  33b.  V. 
©c^mibt=äöeiBenie(§,  f^r.  ö.  @.,  2  S3be.,  ^rag.  SSeer. 

(\icnö!oU)  :  ']H!olau§  @.,  Dr.  jur.  unb  xed)t§gete'^x-ter  33ürgermei[tev  bon 
Stratjunb  unb  al§  G^ronift  iür  bie  pommei-^e  (Bejc^ic^te  tDid)ttg.  6r  ftammte 
Oielletc^t  au%  ^ecftenburg,  ieboc^  fef)Ien  ung  über  feine  Sugenb  unb  31u§6i[bung 
beftimmte  5kd)i-ic^ten,  unb  bermögen  teir  nur  au§  ber  Ueberficf)t  ber  in  jeinem 
%üQ,thuä)  öon  i'^m  ertoä'^nten  SBüi^er,  fotoie  au§  bem  Umftanbe,  ba^  er  feine 
ga'igenoffen  unb  bie  5RitgIieber  ber  ftäbtifd)en  gc^ule  mit  Iateinifc£)en  gteben 
begrüBte,  ben  Sctitu^  ju  ^ie^en,  ba^  er  eine  bielfeitige  :^umaniftif(i)e  ^ilbung  er= 
f)ie(t,  meiere  fic^  au^er  feiner  5ad)tDiffenf(i)ait  auf  bie  lateinift^e  unb  grie(i)ifc^e 
Sprache,  fotoie  auf  (^efd^ic^te  unb  ^atl^emati!  Be^og,  unb  bie  i^n  auc^  ein  leb= 
fjaftes  i^nteteffe  für  mufifalift^e  9Iuffü^rungen  empfinben  lie^-  ©enauere  3^ad)= 
ricijten  erf)atten  wir  erft,  feitbem  er  im  ^.  1540  ha§>  ©ijnbicat  beim  (Stra(= 
funber  ^att)t  ert)ielt,  unb  neben  bemfelben  eine  ousgebe^nte  5|}rQri§  at§  9ted)t§= 
anmatt  führte,  äöenn  mir  i^n  a(§  fotd^en  ^äufig  bie  |)er3oge  öon  ^Jledtenburg, 
bie  5üi-ftin=9tebtiffin  öon  9tibni^,  fomie  bie  ©tabt  9^oftod  öertreten  fe^en,  auä) 
mä)  einer- 5tacf)ridE)t  öon  ©aftrom  ,  bei  gjto^nife  III,  p.  43  feinen  $Ian  öer- 
nehmen,  in  bie  2)ienfte  be§  $erjog§  ju  treten,  fo  fc^einen  biefe  Umftanbe  gteic^= 
fall§  auf  feine  mec£tenburgif(|e  l'lbftammung  (jinjutoeifen.  ^n  ©tratfunb  fanben 
iebo(^  feine  Süi^tiglcit  unb  öerbienftöoUeS  SBirfen  eine  fo  f)o^e  Stnerfennung, 
ba^  ii)m  ber  9tat:^  am  5.  Sluguft  1544  ba§  .ßir(i)ente'§n  ju  ^:prot)n  öertie'^,  beffen 
@enu^  i^m  eine  forgenireie  Stellung  unb  einen  angenehmen  2tufent!^att  Iänb= 
tiefer  6rt)o(ung  gemährte,  ^m  ^erbfte  1555  mürbe  er,  nad^  bem  Sobe  ber 
Sürgermeifter  ^JtifotauS  ©teöen  unb  g^rtftop^  Sorber,  mit  Stnton  Sefom  ,^u 
bereu  Dkc^fotgern  gemät)tt,  be'^iett  aber,  ba  er  nac^mie§,  ba^  tia^  ©t)nbicat  it)m 
größere  ginfünfte  gemä'^re,  auä)  biefe§  2tmt,  jebo^  mit  ber  6rleicf)terung,  ba^ 
i^n  ber  rect)t§getet)rte  unb  fe^r  gefcf)äft§gemanbte  ^^rotonotarinS  sßart^otomäuS 
©aftroto  (f.  b.  Strt.)  in  beffen  gütirung  unterftü^te.  ^n  feinem  neuen  äBir= 
fung§freife  '^atte  er,  Befonberg  feit  1559,  in  mefcfiem  ^d)xe  fi(^  ber  ältefte 
Sürgexmeifter  granj  Söeffet  in  fyolge  eine§  ©c^laganTatteS  öon  ber  ^tljx^ü^ 
ber  ©efc^äfte  jurürf^og,  ©tralfunb  fomot  am  '^er^ogtirfien  Apoie  ju  SBotgaft  unb 
Stettin  at§  auf  ben  ;Ganbtagen  unb  ben  9}erfammtungen  be§  .g)anfabunbe§  ju  öer- 
treten, na^m  au^  teb'^aften  9tnt:^eil  an  ber  ßntmirftung  ber  ftäbtif(f)en  ä)er= 
faffung,  an  ber  2lu§übung  ber  ®eri(^t§Bar!eit  unb  (Sinfü^rung  ber  neuen  J?ir(^en= 
orbnung,  in  ^o^ße  toelc^er  Stralfunb  eine  ürc^tictie  Setbftänbigfeit  unb  ein  be= 
fonbere§  ftäbtifrf)e§  Sonfiftorium  erhielt,  ^n  bem  3toif(i)en  5'i-"iebri{^  II.  öon 
2)änemart  unb  (arid)  XIV.  öon  ©c^meben  auggebrod^enen  Kriege  öon  1563  Bi§ 
1568,  in  metcfiem  SüBecf  burc^  feine  5ßereinigung  mit  S)änemarf  fo  auBer= 
orbenttid^  gro^e  2}erlufte  erlitt,  na"^men  ©tratfunb  unb  (SreifSmatb,  mcfenttidö 
burct)  ben  Sinftu^  i^rer  älteften  Sürgermeifter ,  51ifoIau§  ®.  unb  Sertram 
©mitertoft) ,  eine  neutrale  ©tettung  ein  unb  legten  bamit  bie  erfte  ©runbtage 
3U  ber  engeren  SSerbinbung,  toelc^e  in  ber  ^yolge  mit  ©c^meben  angefnüpft 
tüurbe.  @.  TOuBte  namentlich  bie  ^;)leutra(ität  ber  rügif($*pommerfc^en  Äüfte 
burd^  bie  35efct)ü^ung  fdtjöjebifc^er  ©c£)iffe ,  me((f)e  bie  Spänen  im  ©tralfunber 
■Öafen  ju  fapern  fudt)ten,  aufrecht  3U  erf)alten  unb  fe^tc  auä)  bie  geftungSmerfe 
unb  SBe^rfraft  ber  ©tabt,  bei  ben  ©efal^ren,  metc^e  ber  3u9  ^^^  •'pe^"3DS§  ß"i<^ 
Don  Sraunfc^toeig  naif)  Siötanb  im  ^.  1563  für  5ßommern  öerantaBte,  in  guten 
©taub,  öereinigte  fid^  aud)  mit  ben  '^erjogtid^en  'Käthen  in  £'oi^  3U  bemfetben 
^meiJe.  (Sin  BefonbereS  9}erbienft  ertoarb  firf)  (3.  im  3ufammen^ange  mit  ber 
neuen  .^irdtienorbnung  burc^  bie  ©tiftung  ber  fttibtifi^en  ©c^ule  im  ßat^arinen= 

^tßgem.  beutfc^e  aSiogratoliic.    YIII.  38 


594  ü)enl^toiu. 

!to[ter,   beren  evften  Ütector,  M.  Sorenj  2Bt)beman  au§  Königsberg  in  bcv  ^)lcu= 
mar!,  er  am  20.  Slpril  1560  mit  einer  latcinifcljen  Ütebc  ciniüt)rte.     S)urd)  feine 
eigene   öielfeitige   SSilbung   unb    ba§  ©tubium   üon  ^elancf)tt)on§  ©(^rijtcn  an- 
geregt, npibmcte  er  biejec  Slnftalt,  fotoie  ben  fird)Ii($en  ä3erl)ältniffen  aud)  in  ber 
g^olgc    eine  leW)ajte   gürforge,    jonjol  burd)   ßinjd^reiten  gegen  ben  ©d)n)ärmer 
^4^cter  ©utefe  unb  bie  Unbutbfamfeit  ber  rcd)tmäBigen  ©eiftli^en  al5  burd)  @in- 
iü^rung  bon  ©diulgefetjen   unb   beren  9lntt)enbung   namentüd^  hei  ©treitigfeiten 
5tt)ijd)en   ben    ^ie'^rern   unb  5lnfteIIung   öon  neuen  tüd)tigen  ©d^ulgenofjen.     ^n 
feinen   legten  ÖebenSia'^ren  trat   bie    ^IReinung§üerfd)icben:§eit   ,^tt)ifc^en  il)m  unb 
feinem  jüngeren  3lmt§ge|ä:^rten  Sartt)otomöu§  ©aftrom  fc^roffer  f)erüor,    fo  ba^ 
er  bei  3unet)menber  !ör^erlid)er  ©($toäd)e  attmäfjlig  bon  ber  gül^rung  ber  ftäbti= 
fd)en  2lngelcgenf)citen  ^urüdlrat,    bi§  er  am  24.  ^ebruar  1576  im  74.  2eben§= 
jatire   ftarb/unb   ©aftroto,    1578  ^um  Sürgermcifter  erluäl^It,    ben  Sßorfi^  im 
MaÜ)t  übernahm.  —  23ett?egt  fid)  @en^folü'§  |)raftifd)c  2:l)ötigfeit,  roie  foId)e  nad) 
feinem  eigenen  Sagebud)   unb   anberen  d)ronifa(ifd)en  '.}Iuf^eid)nungen  feiner  ^^^it 
gefd)ilbert  ift,  borjugStueife  in  bem  ©ebiete  feiner  engeren  i^^eimat,  fo  wirb  er  burd) 
bie  genannte  t)iftorif(^e  Quelle,  meldje  bon  3ober  in  ^anb  III  ber  ©tralfunber 
g'^ronüen  beröffentlid)t  ift ,    aud)  für  weitere  Greife  unb  namentlid)  für  bie  aU= 
gemeine  6utturgefd)id)tp   unb    nieberbeutfdie  ©prad)forfd)ung   mid)tig.     ®a§  un§ 
erhaltene  Jiagebud) ,    bon  i^m  fclbft  in  2  Streite  gcgliebert,    umfaßt  bie  ^di)xe 
1558 — 67,  jebod)  lä|t  bie  erlüäl)ntf  ^tnfü^rung  bon  ©aftrow  III,  43:    ba^  er 
in  medtenburgifd)e  S)icnfte  treten  woHte,  unb  bie,   fofcrn  ©aftroto  (ber  fid)  bi§= 
weiten  in  ber  S)atirung  irrt)  lt)ier  juberläffig  ift,  auf  eine  ©teile  bon  (Sen^fow'S 
S)iarium  bon  c.  1558  Sejug  nimmt,  bie  5}ermutl^ung  ,]u,  ba^  nod^  ein  früt)erer 
SBanb,  ber  auc^  9lufäcid)nungen  au§  feiner  Sugenb  entl)alten  "mochte,  borI)anbeu 
gewefcn  fei.     ^u§  ben   ert)altenen  3:'£)cilcn   erfahren  Wir  nur  (III,  203),  ha'^  er 
am  <>.  Sccember  1562  in  fein  61.  ^ai)x  getreten  ift.     2)agegen  unterrid)tct  un§ 
ba§  Xagebud) ,    abgefet)cn  bon  ben  bereite  erwär)nten    wid^tigen  (Sreigniffen  über 
feine  (^-amilicuber'^äUniffe,  über  feine  Kinber  au§  brei  6t)en,  über  feine  juriftifc^e 
^^rajiS  ,   ftäbtifd)e  3)erWattung  unb  ©treitigfciten  mit  ^ImtSgcnoffen ,  über  arjt- 
li(^e   unb    törperüd)e  ^^flege,    5llc^emie  unb  3iu'^e^"fi.    ßunft  unb  3öiffenfd)aft, 
fowie  über  ein  regeS  gefelligeS  Stieben,  ba§  fid)  in  feftlic^en  Belagen  mit  dürften 
unb  ©tanbeSgenoffen ,    im   ,g)aufe   unb   (^u  *45rot)n   be^aglid)   erget)t.     5Rit  ^Kec^t 
bemerft   ^^abriciuä   in  b^n   ■Spaufifd)en   @efd)id)t§blättern  I,  1871,  ©.  178,  baft 
un§  Ö).,  in  Uebercinftimmung  mit  feinem  im  Sürgermcifterfaal  be§  ©tralfunber 
9lat'^t)aufe§   aufgefteltten  ^^^orträt,    in   feinem   2;agebud)e  al§  eine  „berbfräftige, 
pra!tifd)e  ^Jcatur  be§   16.   ^al)r'^unbert§"    erfc^eine;    wenn   er   jebod)  jebe  ©pur 
„bon  tieferem  ©emütl)    unb    f)öt)erem   ©d)Wung"    in    ben    5lufäeid)nungen   ber= 
mi^t,  fo  ift  bagegcn  ^u  erinnern,  ta^  biefer  -iJtaugel  be§  S)iarium§  feinen  ©c^Iu^ 
auf    feine    ^4>''^|di^    5ulä^t,    benn    aud^    ber    gemütl)boII[te   ber  beutfd)en  TOaler, 
3Hbred)t  Sürer,  erfd)eint  in  feinem  9ieifetagebud)e  trodener  unb  realiftifd)er  wie 
G).     2}ielmel)r  glaube  id)    au§   einer  ']iac^rid)t  bon   iBerdmann  (©tralf.  (£t)ron. 
I,  86)  fowie  au§  einigen  furzen  'Jtad^rufcn  beim  Sobe  feiner  g^'eunbe  (III,  37s, 
386  u.  a.)   fd)tie^en   p  bürfen,    ba^  ®.  mit  2eben§frü^lid)feit  ein  freunbtid)e§ 
2öo'£)lWotten  unb  tieferei  (Scmütt)  berbunben  ^ahe,   Wä^renb  bei  ©aftrow,  unge= 
achtet  berfetbe  fo  ja^treidje  33ibetfprü(^c  unb  5Dloralborf(^riften  feiner  ©elbftbio= 
grap'^ie  eingefügt  I)at,  me!§r  ber  2]erftanb  unb  ein  l^erbere§  @emüt^  Ijerbortritt. 
^n  ^xan^  Söeffel  unb    ''3lifolau§  ®.    treten  un§   geWifferma^en   bie   legten    9te= 
präfentanten  be§   5Jtittelalter§   in   ben   SJor^ügcn  unb  ©d^wäc^en  beutfdjen  @e= 
müt!§c§  entgegen,  Wa"^renb  ©aftrow,  obWol  er  fie  an  ^ebeutung  überragt,  fdt)on 
mel^r  burdf)  bie  33ilbung  ber  ütenaiffancc  beeinflußt  erfc^eint. 


OJeotg  ilL,  {y.  ü.  i'lttt)Qit.  5y5 

5ti£olQU§  ®en|folü'§  Sagebuc^  öon  1558—67,  auf  bev  ©tralf.  9tat:^§= 
bibüot^e!,  ^.  b.  3ober,  ©half.  6f)romton  III,  1870,  mit  ©en^folp'S  ^ov^ 
Mt.  mot}mte,  ©aftroto'g  ßeBen  III,  1824,  mit  3lnf|.  ®.  Sröge,  ßeben 
gi-anä  3öeffel§.  3Jlot)ni!e  .unb  ?>oUx,  ©tialf.  (^^xonifen,  23b.  I,  1833, 
<5.  86,  145;  Sb.  II,  1843,  ©.  12  ff.  yJlot)mfe ,  ^o§.  ^teberug  Seben, 
1840,  mit  Söapben  unb  gacfimilie  ©en^fotD'S.  3ober,  @efc^.  be§  ©tratf. 
@t)mnafium§  I,  <B.  15—46;  II,  18;  III,  90.    S)innie§,  Stemmata  Suiiclensia. 

@COrg  III.,  güift  bon  Sln^alt,  mar  ber  britte  ©o^n  be§  f^ürften  (ärnft 
Uon  Slnl^alt  (f  1516)  au§  beffen  @:^e  mit  5[)tai-garett)a ,  einer  Soc^ter  be§  ^er= 
3og§  |)einri(^.I.  öon  ^Jiünfterberg.  @eboren  am  13.  Sluguft  1507,  öerlor  er 
ben  5öater  in  frül^er  ^ugenb  unb  feine  toie  feiner  SSrüber  ©r^iel^ung  fiel  ba^er  bor= 
3ug§meife  feiner  frommen  unb  '^auSliälterifc^en  ^tutter  ju,  meiere  mit  ben  ,^ur= 
fürften  Sllbrec^t  bon  ^ainj  unb  ^oai^im  öon  S3ranbcnburg  fotoie  mit  bem 
.^er^oge  Öieorg  bon  @a(f)fen  bie  S5ermaltung  be§  £'anbe§  unb  bie  SSormunbfdiaft 
über  bie  jungen  dürften  bi§  3U  beren  (Sro^iä^rigfeit  führte.  S)em  geiftüd^en 
©tanbe  beftimmt,  marb  ®.  1518  S)om:§eri:  in  5)^erfeburg  unb  bejog  bann  1519 
in  (Semeinfdiaft  mit  feinem  SSruber  So§ann  bie  llniöerfität  Seip^ig,  too  er  \\ä) 
unter  ßeitung  feine§  ^^räceptor^  @eorg  |)elb  au§  ^^o^'c^^eim  eine  geleierte  33il= 
bung  öon  einer  %uie  unb  einem  Umfange  erlnarb,  mie  fie  felbft  in  jener  3^^^ 
ber  töieberauflebenben  ©tubien,  menigften§  in  fürftli(f)en  5?reifen,  ju  ben  @eüen= 
t)eiten  get)örte.  2Bie  faft  alle  f)eröorragenben  (Seifter  jener  xage  töarb  auc^  er 
öon  ben  bie  3eit  faft  au§f(^liepi(^  be'^errfcEienben  religiöfen  fragen  auf  ba§ 
^nnigfte  berütirt,  bo(^  blieb  ber  ginflu^  ber  eifrig  fat^oiifd^en  5)luttcr  für  i^n 
no^  lange  3eit  mafegebenb.  ^m  S-  1520  toarb  er  ßoabjutor  ber  Sombrobftei 
^Rerfeburg  unb  1524  mir!lid)er  S)omprobft  bafelbft.  (Sarbinal  2(lbrec^t,  @r3= 
bifd^of  öon  Tlain^  unb  5Jlagbeburg,  ber  feine  ausgebreiteten  ^enntniffe,  nament= 
lid^  auf  bem  Gebiete  be§  fanonifd^en  ^tei^teg,  ju  fd)ö^en  tnu^te,  ernannte  if)n 
1529  3u  feinem  9tat^e  in  ber  gtegierung  be§  graftiftS  ^JJlagbeburg.  9ia(^bem  er 
an  S3i§t"^um,  ba§  man  i^m  antrug,  au§  (Srünben,  bie  feiner  (5infi(^t  mie  feinem 
(J.l^aratter  gleich  fe'^r  3ur  ßl^re  gereicliten,  abgele'^nt,  toarb  er  nacl)  feiner  9}^utter 
£obe  (t  8.  _Suni  1530)  burd^  eifrige  Söef^äftigung  mit  Sutl)er'§  unb  ^eland^= 
t^on'§  ©(^riften  allmä'^lic^  für  bie  lut^erifd^e  Se^^re  getoonnen.  ©o  langfam, 
ja  faft  fc§üc^tern  fii^  biefe  Sißanblung  in  feinem  ©eelenleben  öolt^og,  fo  be= 
ftimmt  unb  entfd)icben  l)at  er  an  i^r,  nadjbem  fie  eine  jEliatfai^e  gemorben,  feft= 
gehalten.  @ine  milbe,  öerfö^nlicfie,  aber  in  ber  getoonnenen  Ueberjeugung  feft= 
murjelnbe  ^:pevfönli(i)feit ,  blieb  ^^ürft  ®.  gegenüber  ben  5)jta'^nungen  feineg  frü= 
I)eren  33ormunbe§ ,  be§  ^erjogS  ©eorg  öon  ©a(^fen ,  ber  i^n  in  ber  !at^olifcl)en 
Ätr($e  feft5ul^alten  bemü|et  mar,  ebenfo  unerfcl)ütterli(^  mie  er  anbererfeit§  Sut^er 
megen  feiner  oft  all^u  lebhaften  unb  berben  ©d^veibmeife  freimüt^ig  tabelte.  „i^d^ 
mei^,  ertoieberte  iftm  biefer,  ba^  6to.  gürftlid^e  (Snaben  e§  (^riftlicEi ,  roo'^l  unb 
gut  meinen,  fo  toiH  id)  mii^  auc^  mc£)t  bunten  laffen,  ba^  it^  aÜein  ben  l)ei= 
ligen  (Beift  "^abe,  mitt  meine  f(^arfe  ^yeber  be^  meinem  ©(iireibäeug  legen  unb 
beten  "Reifen."  Unb  ein  anbere§  ^Jlal  äußerte  et:  „^^ürft  @eorg  ift  frömmer 
benn  id^;  wo  ber  ni(f)t  in  ben  ^^immel  fommt,  merbe  iä)  too^l  l)erau§bleiben." 
©elbft  bem  megen  ber  eifrigen  ^arteina'^mc  be§  ^^ürften  Sßolfgang  im  f(^mal= 
falbif(^en  Kriege  gegen  bas  5ln|altifd^e  ^au§  anwerft  feinbfelig  geftimmten 
Äarl  V.  mu^te  @.  burd^  feine  ftitte  ©eelengrö^e  unb  feine  fefte,  überjeugungS^ 
öolle  <Bpxaä)e  eine  faft  an  ©^mpatliie  grenaenbe  3lcf)tung  abjugetöinnen.  Unter 
allen  dürften  be§  giei(^e§,  meinte  er,  fei  feiner,  bem  er  ben  gürften  ©eorg  an 
grömmigfeit  öergleidl)en  ober  öor^ie^cn  tonne,  ßr  l^offte  burd^  ij^n  öor  anberen 
nod^  in  9teligion§fad§en   ettüa§  M^id^eg   au§auri(^ten.     3:ro^  feine§  Uebertritt§ 

38* 


596  ©corg  ^riebtic^,  3R.  ü.  S?aben=3^ur(ad^, 

5um  2ut'i)ext^nm  entfagte  @.  bem  geift(id)en  ©tanbe  md)t,  tie|  fid)  öictme^v, 
nac^bem  er  1544  auf  bringenben  SöunjcE)  bc§  ^um  '^(bminifttator  öon  5)teiicbmg 
poftutivten  ^er^ogS  9(itguft  öon  ©ac^jen  jum  ßoabjutoi*  befjetben  ertoä^It  ttjorben 
tDor,  feierlid)  aU  folcf)en  öon  J^utl^er  im  S)Dme  p  ^Jtcvjeburg  oibiniren,  tüorübev 
if)m  ^JiBlandif^on  ein  9ltteft  QUgfteEen  mu^te.  ^n  biefer  ©teEung  arbeitete  er 
jum  großen  i^eile  bie  Äirc^enorbnung  bon  1544  auö ,  tücld^e  cSperjog  ITtori^ 
tion  ©adCifen  für  feine  j^anbe  erlief.  Salb  aber  nötl)igtc  i'^n  bie  ^tieberlage  ber 
eöangelifdien  fyiii-'ftei^  int  fc^maltalbifrfien  i?riege,  auf  ba§  ßoabiutorat  öon 
ÜJlerfeburg  äu  öer^id^ten.  ©eit  biefer  3eit  (1548)  njanbte  er  feine  3;l}ätigfeit 
faft  au§f(i)lie^lid)  ben  2tnf)altifc£)cn  Canbcn  ju,  in  tt)etd)cn  bereits  früt)er  burd) 
it)n  unb  feine  vorüber  3i0^aiin  unb  3foad)im  in  @emeinfd)aft  mit  bem  Jvürften 
äöoifgang  bie  5;^ut]^evifd)e  Se{)re  eingefüfirt  morben  toar.  33ei  ber  i]anbe§tt)eilung 
mit  feinen  Srübern  im  ^.  1546  Waren  if)m  bie  ^lemter  2öarm§borf,  ^^Uö^fau, 
«Spar^gerobe  unb  @üntl)er§berge  jugefaüen ,  unb  biefcm  befd)eibenen  5öefi^t|umc 
wibmete  er  mit  aufo^jfernber  .^ingebung  bie  letjten  Satire  feine§  Öeben§.  S)ur(^ 
Derftänbige  3)erlt)altung§ma^regeln  fud)te  er  ben  äÖo'^tftanb  feiner  Untertanen 
5U  '^eben ,  bor  2(IIem  mar  er  aber  aud)  '^ier  bemütit ,  burd)  bie  Umgcftaltung 
ber  JHrd)e  im  eöangclifc^en  Sinne  unb  beffere  Einrichtung  ber  Schulen  für  i'i)x 
geiftigcS  äBoljl  ju  forgen.  6r  berfd)mäf)ete  eä  nid)t,  bie  ^^^farrer  feineg  !^anbe§= 
tt)eite§  felbft  ju  untcrrid)ten ,  prebigtc  ^dufig  in  ben  ^ird)en  ju  S)effau  unb 
2Sarm§borf  unb  fud^te  ben  religiofen  ©inn  in  feinem  ^axite  nad)  allen  9td)= 
tungen  I)in  ^u  beleben  unb  ju  förbcrn.  (är  ftarb  47  ^a^xt  alt  unöermiU)tt,  am 
17.  Cctbr.  1553  ju  2)effau,  mo  er  aud)  begraben  liegt.  —  ©eine  3at)Ircid)en 
©d)riften,  metd)e  bon  feinen  ^fitgcnoffcn  ben  ©djriften  Suffier'S  unb  5)letand)= 
tf)on'§  gleidigefteüt  mürben,  finb  au§fd)üefeüc^  tt)cotogifd)en  ^nVIteg.  ©ie  finb 
äuerft  1555  ju  SBittenberg  in  ^^olio  mit  einer  ü^orrcbe  5Jlflan(^t^on'§ ,  bann 
in  mieberI)oIten  5Ibbrüden  erfd)icnen,  '^(u^er  einer  3{eit)e  öon  5prcbigten  tt)eit§ 
in  Iateinifd)cr ,  tt)äi^  in  beutfc^er  ©prad)e  unb  öon  ©cnbfd)reiben  an  fürftlid)e 
unb  anbere  l^erborragcube  ^^erfonen  feiner  3eit  bürfte  bie  ganj  in  i3utf)er'§ 
©eiftc  gefd)riebene  ©(^rift:  „Unterridit,  mie  bie  ^^farrljerren  baä  3}oIf  jur  Sgu^e 
unb  @ebet  ermat)nen  foHen"  ,  eine  befonbere  @rmäf)nung  öerbienen.  3(ud)  ^at 
er  eine  erbaulid)e  ©d)rift  feiner  ^hittcr  (3}on  bem  iC'eiben,  ©tcrben  unb  ber 
3luferftet)ung  6t)rifti ,  öerfificirt)  !)erau§gegeben ,  fomic  er  eä  aud)  liorjugSiüeife 
mar,  ber  33rotuff  jur  ?lbfaffung  feiner  5lnl)altif(^en  (5I}ronifa  öcranta^te. 

ö.  kleinem  ann. 
®COrg  gricbri(ft,  illarfgraf  öon  iB  a  b  e  n  =  ^  u  r  I  a  c^  ,  ber  ©tamm^alter  be§ 
babifd)en  §^ürften'^aufe§ ,  ift  einer  ber  bebeutenbften  ^yürften  beffclben.  ©ein 
Später  mar  ber  9teiormation§fürft  .^^'arl  II. ,  ber  fic^  buri^  eine  ernfte  3{id)tung 
feines  SebenS  auSsei^nete ;  unb  feine  ^JJtutter ,  bie  ':t^falägräfin  3lnna  gilt  mit 
9ie(^t  als  ein  ma|re§  Meinob  ber  ^ürftinnen  i{)rer  3eit.  Einer  it)rer  '4>rin,')en 
ift  ein  ©^3ätling,  eben  @.  ^.,  geboren  am  30.  i^anuar,  nad)  anbern  am 
10.  ;5anuar  1573  in  ber  ^atlSburg  ju  S)ur(ad).  ©d^on  4  ^a^re  nad^'^er  ftarb 
ber  Sater,  er  l^atte  burc^  Seftament  fein  2änbd)en  feinen  brei  ©ö^ncn  3U  ge= 
meinfc^oftlic^er  9tegierung  I)intertaffen.  2)ie  Butter  toar  nebft  3  dürften  jur 
Sormunbfdiaft  ber  Äinber  berufen.  ©d)mäd)Iid)en  ÄorperS  öon  Äinb  auf  er= 
^olte  fid)  @.  Of.  mit  3unel)mcnbem  3Uter.  Süchtige  Se^rer  bilbetcn  ben  be= 
gabten  ^:prinäen ,  fo  ba§  er  mehrere  ©prnd)en  fertig  rebete.  ^n  Strasburg 
mad)te  er  feine  ©tubien  unb  ging  mä)  Italien,  nod)  nid)t  17  ^al^re  alt.  Um 
jene  3eit  trat  fein  trüber  ^atoh  pr  r5mif(^=fat:§olifc^en  Äird^c  über,  mau  mad)te 
Söerfuc^e,  aud^  il^n  auf  benfelben  2Beg  ju  bringen,  er  miberftanb  entfd)ieben. 
Eben  ging  9}larEgraf  ^afob  bamit  um,  ben  2f)eil  ber  ^Jlarfgraffd^aft  33aben, 
ber  i^m  jugefaEen  mar,   in  bie  fat^olifc^e  ^ird^e  jurüdjufütiren ,    ba   ftarb  er. 


©eorg  fyriebricf),  5Jt.  ü.  33Qbcn=S;ut(acf).  597 

3luc§  jein  anbever  S3ruber  6rnft  griebrid^ ,  ber  in  S)urta(^  reftbirte ,  öertie^  bie 
luf^enjd^e  Äirdie  unb  ^ulbigte  ber  re|ormtrtcn.  (^tiatt  toollte  er  bie  i!^m  in 
fir(^üc£)er  iBejicfiung  lüiberipenftige  (gtabt  -4>forj!^eim  mit  Gruppen  bemütf)igen, 
ba  ftarb  er  untertDcg§  an  einem  Sc^Iagftujie.  DJlit  bem  iobe  ber  Beiben  iBrü= 
ber  n)ar  @.  5. ,  ber  im  jogenannten  marfgräfler  Sanbe ,  bas  if)m  aU  @rbe  5U= 
gefaEen  toar,  refibirte,  in  ben  SSeji^  ber  ganjen  ^arfgraf^aft  gefommen.  ^n  ber 
5llitte  ber  neunziger  ^ai)xt  —  er  mar  erft  22  Saf)re  a(t  —  trat  er  bie  5Regie= 
rung  feines  oberen  X.'änb(^en§  an.  Sei  ber  Sinfü^rung  bes  (Seneralfuperinten= 
benten  2Beininger  ^atte  er  felbft  in  ©egentoart  ber  fämmtüc^en  Öeiftlii^en  feiner 
<g)errfc^aft  ba§  Söort  ergriffen  unb  bie  SSic^tigfeit  i^res  58eruf§  it)nen  an  ba§ 
|)er3  gelegt.  Ueber'^aupt  nal§m  er  ben  teb^afteften  Sintl^eit  an  ben  ^^Tarrft)no= 
ben,  bei  benen  er  nid§t  bto§  erftfiien,  fonbern  fiif)  auc^  an  ber  S)i§cuffion  6e^ 
tf)eiügte.  SBeit  er  mit  3te(i)t  bie  Oteligion  al»  bie  einzige  ©runblage  be§  9}olfi= 
tüoi)lt^  anfa^,  tl^at  er  alles,  um  fie  3U  förbern.  Sa«  fie^t  man  au§  ber  üon 
i^m  aufs  neue  ^erauggegebenen  Äird^enorbnung  feinet  SSaters,  in  beren  S5orrebe 
er  au§fprid)t,  ta%  „bie  Untertl^anen  ju  emfigem  Äirc^gang  unb  ■öörung  gött= 
lic£)en  2Sort§,  au(^  Sefud)ung  unb  ©ebraucf)  ber  fettigen  Sacramente  angetrieben, 
unb  hingegen  üon  ben  ärgerti(^en,  ftrafbaren  Saftern  mit  6rnft  abgetoiefen  tDer= 
ben  foEen."  23a§  er  öon  feinen  Untertt)anen  Perlangte,  ba§  mar  für  iiin  f eiber 
^erjenlangelegen'fieit.  5Jtan  befi^t  Pon  if)m  no(^  feine  Jpanbbibel,  bie  er  tägtitf) 
im  ©ebrau^e  ^atte.  i^^r  ^n^alt  tnar  fein  Xroft,  befonber§  in  ben  Seiben§= 
tagen,  bie  i'^m  in  reidiem  SJtaBe  aufgelegt  maren.  SBenn  er  bie  SSibel  bur($ge= 
lefen  i)atte,  fo  bemerfte  er  e§  in  berfelben.  ^n  feinem  @terbejai)re  1638  l§atte 
er  fie  58  ^ai  burdigelefen,  ober  toie  er  fd^reibt  „u^getefen".  5Jlan  Perftel^t  biefen 
gürften  ni(^t  in  feinen  .öanblungen ,  toenn  man  fie  nii^t  Pon  biefem  (5tanb= 
puntte  ou§  betrachtet,  ßs  mar  i^m  bes^atb  auci)  barum  ju  t^un,  ba^  eine  beftimmte 
Drbnung  im  ütetfitstoefen  l^ergefteEt  toerbe.  6r  Ue§  aEe  bisherigen  ^tei^te  unb 
@efiräu(i)e  feine§  Sanbes  burcf)  feine  tftec^t^gete^rten  jufammenfteEen.  Saraug 
entftanb  bie  „Sanbe§=JCrbnung"  unb  ba§  „8anb=9te(i)t" ,  bie  im  ^a^xt  1622  in 
S)urta(^  gebrucft  tourben.  6rft  fein  @ot)n  unb  ^]la($fotger  ^yiiebric^  Y.  fixierte 
fie  gefe^lict)  ein.  ^larfgraf  ®.  %.  präfibirte  felber  feinem  ©taatSrat^e,  benn 
er  mottte  3lEes  mit  eigenen  9lugen  fe^en,  unb  t§at  oft  felber  nacf)  ben  ©efe^en 
ben  2lu§fpru(f).  S)arum  liebten  i^n  auc^  feine  Untertf)anen ,  meil  fie  feinen 
9te(^t5finn  fannten.  6§  gab  nici)t  lei(f|t  einen  leutfeligeren  unb  gütigeren 
dürften.  Söo  e§  aber  galt,  Grnft  ju  gebraucf)en,  lie^  er  fiel)  nic^t  laffig  finben. 
grül^c  fcl)Dn  jeigte  fiel)  bei  xi)m  eine  'Jieigung  3um  ÄriegSbienfte.  S)amal»  l^atten 
bie  Surfen  einen  großen  2beil  Pon  Ungarn  in  Sefi^  genommen  unb  waren 
brauf  unb  brau,  fic^  meiter  in  Oefterreid)  feftjufe^en.  S)a  30g  aud)  @.  g.  mit 
Gruppen,  bie  er  felbft  aut  feine  Äoften  unterl)ielt,  bem  ungarifc^en  Äriegs^eere 
äu  §ülfe  unb  mar  namentlich  bei  bem  (äntfa^e  pon  ßanifi^a  anmefenb.  Ueber= 
|aupt  gehörte  er  3U  ben  augge^eicfineten  x^eoretifern  im  i?rieg§mefen  feiner 
3eit,  mie  fein  noc^  in  brei  35änben  Por^anbene§  3Ber!  bemeift,  melc^eg  grünb= 
lid)  Pon  il)m  felber  burd^gearbeitet  ift.  6r  fing  es  am- 12.  ^uli  1614  an  unb 
mibmetc  e§  feinen  Söhnen.  6r  fagt  im  Eingänge:  „Ser  Ärieg  ift  ein  gefä^r= 
lic^,  2lu5gang§  ^Iben  mi§lid§  unb  an  fiel)  felbft  ein  bö§  Perf)a^t  2Berf,  melc^eS 
man  nit  leid^tticl)  foE  Por  bie  öanb  nel^men  ,  e§  fei  benn  bie  äu^erfte  'JloÜ), 
fo  fein  ©efe^  leibet ,  Porf)anben ,  ober  man  muffe  folcf)e§  jur  9iettung  feiner 
6^re  unb  33erfi($erung  Sanb  unb  Seute  not^roenbig  t^un."  @r  foEte  bie§ 
felber  ju  feinem  unb  feiner  ^arfgraffc^aft  Schaben  unb  Siijmerj  erfahren. 
^Jtan  mag  ben  SOjä^rigen  Ärieg  betrachten,  mie  man  miE,  bie  le^te  Urfacf)e 
beffelben  ift  bie  9teligion.  Sa»  3^^!^  ^^s  i^efuiti^muS ,  ber  an  bem  ijfterreic^i^ 
fcj^en  6ofe   befonbers  feit  5etbinanb§  II.  ütegierung   einen  burc^greifenben  @in= 


598  ©eorg  gtiebrid),  EH.  ö.  Saben^Turlad). 

flu§  f)atte,  loar  bie  ^)lu§rottung  be§  ^rote[tanti§mu§.  2)avum  fdilofjen  bic 
eöangelifc^en  f^ürften  uub  inef)rere  9teid)§ftäbtc  ein  35ünbni|,  befannt  unter  bem 
^tarnen  Union,  3ur  Sßertt)eibigun_g  toibev  65ett)alt,  bie  man  i^ren  i)led^ten  antt)un 
njoHe.  ©.  1^.  nQt)m  ben  lebl^aiteften  5lntl^eit  baran,  unb  lie|  fidE)  nidjt,  toie 
^urfacf)fen  unb  Äurbranbenburg  baburc^  ftören,  ba^  bcfonbevS  öon  bem  refor= 
mivten  ^uijüi-ften  öon  ber  ^fal^  bie  SJereinigung  betrieben  würbe.  6r  l^attc 
iiä)  in  bicfer  ,<pinftd)t  einen  ttjeiteren  33(idf  bett)a^rt.  S)a6  bic  fatf)OÜf(^en  ©täube 
einen  ©egenüerein,  bie  fogenannte  ßiga,  ftifteten,  ift  befannt.  Sieje  beibcn  ^^^Qr= 
teten  [tauben  fii^  mit  gebauten  ^^-äuften  gegenüber,  unb  e§  beburfte  nur  eineg 
§uufen§  in  ba§  ^Pulöerfa^,  fo  mar  ber  Ärieg  ba.  S)iffer  ^^unfe  mar  bie  fBai)l 
be§  Äurfürften  ^tiebrid)  V.  t)Ou  ber  '^']al]  jum  Könige  öon  SSö^men.  2)ie 
.^ataftroptie  auf  bem  meinen  33erge  befd)teunigte  ba§  ©d)i(fjal  ber  Union.  5lbet 
gerabe  je^t  bemäf)rte  fid)  bie  Streue  unb  ber  ©belmutt)  be§  ^JJlarfgraien  ß.  |>- 
3Bät)renb  bie  anbern  ©lieber  ber  Union  iat)uenftü($tig  mürben,  l^ielt  ®.  3'-  »^ug, 
unb  mar  entfd^Ioffen,  tro^  ber  5Xbmaf)uungen  feiner  3iät^e  unb  einzelner  feiner 
angefe'^enften  Officiere  in  ben  Äampf  einzutreten.  Um  fein  «ipau^  öor  ber  'Staä)e 
be§  ^aifer§  ju  fd)ü|en,  legte  er  fc^on  am  22.  ?tprit  1622  bie  ^üegierung  in  bie 
Apänbe  feiue§  ©o'^neS  nieber.  @§  fd)toffen  fid^  mel^rere  dürften,  unter  anbern 
ber  uad^'^er  fo  berühmt  gemorbene  f^elb'^err  33ernl^arb  öon  SBeimar  feinen  ^^ruppen 
an.  2)a§  ,^eer  be§  ^Diarfgrafen  mar  bebeuteub,  unb  ba  ®raf  ^J]lan§fetb,  in  beffen 
■»^rmee  ber  mit  ber  ^X(^t  belegte  ^önig  i^riebrii^  öon  33öt)men  fid^  befaub,  auf  bem 
-^lanc  ftanb,  fo  mar  ju  t)offeu,  ba^  %iil\)  gegen  ba»  öcreinigte  .'peer  unterliegen 
merbe.  Unb  mirflid)  mürbe  er  aud)  jmifd)en  9JlingoI§'^eim  uub  2öie§lod^  ge= 
fd)lagen ,  unb  ^mar  nid)t  o'^ne  einige  93eil}ülfe  be§  ^Jlarfgrafen.  @.  i^.  rüdte 
mit  feinen  Gruppen  bem  ügiftif(^en  .Speere  bi§  gen  SBimpfen  nac§.  Unb  "^ier 
füllte  ft(^  fein  ©d)idfat ,  unb  man  mu|  t)in,5uf eljen ,  ba§  feine§  2anbe§  entf(^ei= 
ben.  6§  ift  ein  noct)  nic^t  gctofteS  iRätt)feI,  marum  bie  !Irubpen  5Jlau§= 
felb^§  \xä)  öon  ben  ^arfgräflict)en  trennten.  3}ereint  t)ätten  fie  o^ne  3^^'!^! 
bie  5lrmee  Stillt)'^  gefd)tagen.  2ßar  e§  bic  @iferfud)t  ^JJlan§fetb"§,  ber  überfiaupt 
unöerträgtid)  mar  unb  gern  attein  operirte,  um  ben  3tu^m  eineä  ©iege§  attcin 
ju  genießen ,  ober  glaubte  @.  ^y.  o^c  ben  ©rafen  mit  %\Ui)  fertig  merben  ju 
fönnen,  ha^  ift  ehtn  gefd)id)tlid)  nid)t  aufgeftärt.  %m  26.  '^Iprit ,  nadt)  je^iger 
Üici^nung  am  <>.  ^Jtai  1622  ftanb  ber  ^Jtarfgraf  mit  einem  mol)lau§gerüfteteu 
.§eerc  öon  etma  20000  ^Dtaun  bem  ligiftifc^en  ebcnfo  ftarfen  .öeerc  bei  SBimpfen 
gegenüber.  S)cr  33eginn  ber  ©(^lact)t  mar  für  ben  5)larfgrafcn  fe^r  günftig, 
Stillt)'^  2;ruppeu  mußten  mcidE)en.  Jillt)  fürd)tete  einen  ^meiten  2ag  öon  5Jlitt= 
gol§t)eim,  unb  bat  ben  ^arfgrafen  um  einen  äöaffenftiEftanb  öon  nur  jmci 
©tunben.  ®.  3^.  bcmittigtc  i^n  gro^müt^ig,  ftatt  ben  geinb  ,^u  öernic^ten.  2)a3u 
öeränbette  ber  DJtarfgraf  uugünftiger  Söeife  feine  ©teüung.  ^Raä)  ein  Ul)r  fam  ber 
fpanifc^e  @eneral  ßorboöa  mit  einem  ,^eere  ben  öigiften  ^u  ipülfc.  Sfe^t  entfpann 
fid£)  ber  ^eftigfte  Äampi,  bie  (S^ronif  fagt,  c§  t)abe  gebonnert  unb  gepraffelt,  al& 
menn  Jpimmct  unb  Srbe  ^ufammenbredtien  mottten.  ©i^on  mieten  bie  Sigiften, 
ber  ^Berluft  auf  beiben  ©eiten  mar  bebeuteub.  S)a  entpnbete  ein  ©d)U^  einen 
^ißulöermagcn  be§  marfgräflid^en  Jpeere§ ,  e§  entftanb  eine  mirre  5lucE)t.  @egen 
4  U^r  mar  ber  ©ieg  2;illt)'§  entfd^ieben,  uict)t  o^ne  ba^  namentlid^  ba§  foge= 
nannte  mei^e  Ütegiment,  unter  bem  fid^  fel§r  öielc  ^forjt)eimer  befanben,  fid^  auf§ 
Japferfte  geloe'^rt  unb  baburdf)  bie  gludit  be§  9Jlarfgrafen  begünftigt  l^ätte. 
@§  l)at  fid§  fpäter^in  bie  ©age  öon  bem  ßelbentobe  ber  400  ^.pforj'^eimer  gebilbet, 
eine  zmeite  3luflage  ber  ©partaner  bei  3:|ermopt)tä ,  aber  fie  lä§t  fid§  gefd^id)t= 
lid^  nid^t  feft^alten.  S)te  i5folgen  biefer  9Keberlage  mar  für  bie  5Jlarfgraffd)aft 
entfe^lid),  benn  baicrif(^c  uub  faifertid£)e  ©olbaten  fud^ten  ba§  Sanb  burd^ 
©engen,   ^Brennen,   glauben  unb  ißtünbern  graufam  l^eim.     2öa§  litt  ba§  jarte 


(Seorg  griebric^,  ÜJI.  o.  sBaben--£ur(ac^.  599 

öemüt^  be§  ^Dlarfgrafen  burc^  folcfie  greöett^aten !  Qx  f)ielt  iidj  je^t  auf  bem 
Teften  Sd^loffe  öorfjburg  eine  3eit  ^fins  auf.  Sas  toar  aber  nic^t  ba§  etnjige 
llngtüd,  ba§  i^n  betroffen  ^tte,  er  öerlor  nun  aurf)  bie  gDtarfgraffcfjaft  3?aben 
bur(^  fatferlic^e§  Urt:§eil,  obtoo^t  fein  Sruber  6inft  griebritf)  fie  neun  ^a^re 
unb  er  felber  ac£)täe!^n  "  ^a^re  befeffen  tjaiit.  6r  begab  fid^  no(^  im  Cctober 
nac^  @enf ,  aber  fein  (Seift  fann  aufi  Dleue  au?  friegerifc^e  2^ätigfeit,  um  bem 
tief  gebemütf)igten  ^önig  ^riebric^  auf^ul^elTen.  (ix  brachte  mit  eng(if(^er  Unter= 
[tü^ung  eine  ^a^treic^e  '»IRannfd^aft  an  ben  ©renaen  ber  (5cf)iDeii  3ufammen  unb 
führte  fie  bem  Könige  Oon  S^änemarf  3U,  ber  ber  Sa($e  ber  '^roteftanten  bei= 
fte^cn  toollte.  ^m  5Jlai  1627  übernal^m  er  al§  bäntfc^er  ©enerattieutenant 
ta^  Cbercommanbo ,  aber  in  bem  unglücEIicfien  3£itpunfte ,  a(§  XiüX)  unb 
äöaüenftein  bie  norbbeutfc^cn  ^]roteftanten  befiegt  Ratten.  &.  ^.  eilte  mit  feinen 
Gruppen  bem  bereit!  gefc^tagenen  .öeere  nad) ,  jeboc^  bei  Aöeiligen^afen  in  bem 
norböftIi($en  Söinfel  öon  .üolftein  rieb  ©raf  Schlief  am  21,  8eptbr.  1627  fein 
Öeer  faft  gan^  auf.  "Jtad)  biefer  Äataftrop'^e  30g  iid)  ber  ^J^arfgra^  über  iooU 
(anb  nac^  ©traBburg  in  fein  bortigeS  ^au5,  2)rac^enfe(5  genannt,  in  bie  8tiIIe 
jurüdE.  öier  bra(^te  er  bie  meifte  Qtit  feine§  no(^  übrigen  Gebens  o^ne  peT= 
fönlid^e  2^ei(na^me  an  ben  öffentlichen  ßreigniffen  ju  nehmen ,  mit  erbauHc^en 
S5etracf)tungen  ber  ^eiligen  Schrift  unb  anberer  guter  ^ü(f)er  gu.  SaB  er  5U= 
meilen  feine  .öeimat^  befuc^te,  ift  befannt,  befonber§  menn  bie  Sc^meben  fiegten, 
morüber  er  fic^  fe§r  freute,  aber  baB  er  au^  @enf  nic^t  öergeffen  ^at,  betueifen 
brei  ^Briefe,  bie  er  öon  bort  au§  im  ^al^re  1631  an  ben  ^aifer,  bie  beutfc^en 
dürften  unb  ben  ^urfürften  öon  Sac^fen  gerii^tet  ^at.  2:ie  fteine  3Brof(i)üre 
f)at  au§  <Bixa<ij  4,  33  ba§  ^Jtotto:  „35ert^eibige  bie  235a^rf)eit  bis  in  ben  2ob, 
fo  toirb  @ott  ber  ."perr  für  bi($  ftreiten."  S)er  ,ffaifer  g^i-'binanb  II.  I)atte  i^n 
auf  bem  Gonöent  ju  Ütegensburg  einen  9iebellen  genannt  unb  bie  (Süter  feiner 
Cfficiere  eingebogen.  £a§  tonnte  @.  fy.  mii)t  auf  fic^  fi|en  taffen.  @r  erftärte 
in  feinem  Schreiben  an  ben  i?aifer  ,  baB  er  iiä)  öor  ©ott  bem  .»per^enifünbiger 
unb  in  feinem  ©ewiffen  unfcfiutbig  tüiffe.  @5  fönne  bieg  nur  Don  i§m  ÜJli|= 
günftigen  mit  Ungrunb  öorgebrac^t  toorben  fein.  6r  möge  '^ehi)i  erti^eilen, 
feine  Dffictere  bei  bem  ^tirigen  ru'^ig  öevbieiben  ju  laffen.  6r  fiabe  fic^  jeber 
Seit  äur  3}erantroortung  erboten,  e§  fei  aber  ni(f)t§  geft^e'^en.  S)ic  dürften 
Bittet  er,  nid^t  ju.^ugeben,  ba§  fo  oiele  taufenb  e'^rlict)e  Seute  unge'^ört  öer= 
bammt,  „unb  mit  folgen  unferer  (of)ne  ettetn  9ftu^m  ,5u  melben  nio^I^ergebrac^ten 
9teputation  unteibentic^en ,  e^rrü^rigen  Jitetn  erft  in  unferm  'bitter  unbillig  be= 
f(^tDcrt-tDerben."  Sen  Äurmrften  Don  Sai^fen  ermaf)nt  er,  nicbt  ru^tg  5U3U= 
fe^en,  ba^  fo  oiele  2:aufenbe  megen  i^rer  -Religion  öerurt^eilt  merben.  6§  ift 
ein  entfd^iebenee ,  tno^If^uenbeS  ^eugnife  eine§  dürften,  ber  touBte,  an  wen  er 
glaubte  unb  ber  mit  Äönig  S^aöib  fagen  fonnte:  „SdE)  glaube,  barum  rebe  xä)." 
Söä^rcnb  6inige  o^ne  ©runb  Dermut^en,  ba^  er  in  @enf  geftorben  unb  begraben 
fei,  ift  e§  öiet  ma^rfc^ein(id)er,  baß  er  in  StraBburg  f)cimgegangen ,  unb  roie 
Sc^öpflin  be:§üuptet,  im  5[!tünfter  beigefe^t  fei.  Sein  lob  ertolgte  ben  14.  Sept. 
1638.  S;rei  ^Jilal  l^atte  er  fi($  Dermä|tt,  unb  erfreute  fid)  an  ac^tjefin  Äin= 
bern.  ©eine  erfte  @emaf)ün  mar  bie  3Bi(b=  unb  Üi^eingräfin  ju  5alm,  ^u= 
tiana  Urfula,  eine  ftuge,  bemüt^ige,  ma:§rt)aft  fromme  ^ürftin.  ^^x  erftee  .ßinb 
mar  ^at^rina  Urfuta ,  eine  reid^  begabte  ^^ainjeffin ,  bie  fid5  mit  bem  Sanb= 
grafen  £)tto  Pon  ^effen=6affet  Permä:^Ite.  S)er  (ärbprinj  ^riebfid^  folgte  bem 
9}ater  in  ber  Oiegierung.  ßin  anberer  %^xm^  mar  ^arl,  ber  ficf)  frül^e  burd^  auBer= 
orbentlit^e  5äf)ig!eiten  au§3ei($nete.  6r  mar  ein  tapferer  <öelb ,  ber  nur  ju 
balb  öon  biefer  (frbe  fdf)eiben  muBte.  gbenfo  erging  ee  bem  ^rinjen  6f)riftop]§, 
ber  neben  bem  ^önig  ©uftaö  3Ibotf  öon  Scfimeben  ritt,  at§  berfelbe  bie  S5e= 
tagcrung   öon   Sngolftabt   in  3tugenf(^ein  na^^m.     6ine  ^uget  liB  bem  ^rinjen 


gQQ  ©eorg,  ^.  t.  ä}aietn--Sanb§t)ut. 

ben  'falben  Bop]  t)intüeg.  2)ev  Äönig  äußerte  in  feinem  ©dimerje:  „3($  ]§abe 
3000  ^rin^en  in  bicfem  einzigen  berloren."  ©o  nal^e  bem  ^Jtatfgrafen  biefer 
2;ob  ging,  fo  äußerte  er  bod),  er  jei  aufrieben,  weit  ber  Äönig  unüerle^t  geblieben 
fei.  S)ie  ^^^rin^effin  Sibt)Ea  ^tagbatena  würbe  bie  ©ema^lin  be§  ©rafen  3fO= 
^ann  öon  5taffau=3^bftein.  S)ie  erfte  ©ematilin  t)atte  if)m  übertjaupt  15  ^inber 
geboren.  21I§  fie  im  9tpril  1614  geftorben  War,  trat  er  noc^  im  ©pätf^erbfte 
beffelben  ^af)xt^  in  ben  e^eflanb  mit  ber  ©räfin  9lgat^a  öon  ßrbad).  ©ie 
geöar  i^rem  ©ema'^le  brei  ^rinjeffinnen,  bon  bencn  jwei,  3lnna  unb  eiifabef^, 
fi(^  burd)  it)re  reiche  93egabung  unb  l^intertaffene  Iitterarif{f)e  3lrbeiten  t)erbortt)aten. 
%U  if)m  aurf)  biefe  ®emal)Un  im  ^ai)x  1621  burd^  ben  3:ob  üon  ber  ©eite 
genommen  Würbe,  öer^eiratf)ete  er  fid)  ^um  brüten  ^Jlale  mit  ßtifabett)  ©tolj, 
bei  Sloc^ter  eine§  2lmtmann§  bon  ©taufenberg.  (Sin  Stoditerlein  au§  biefer 
6^e  [tarb  in  früt^efter  i^ugenb.  Sie  pflegte  it)n  treutid)  in  feinem  ^^Uter  unb 
überlebte  i|n  um  14  ^a^xt.  'üoä)  immer  fel)lt  eine  au§iül)rlid^e ,  auf  arc^i= 
balifc^e  Duetten   geftütjte  ;öiograp|ie  bicfe§  bortrefflid^en  ^^üi'ften. 

Sebber^ofe. 
@eorg  ber  9lcid)e,  <g)er5og  bon  33aiern  =  Sanb§1^ut,  geb.  in  Sanb§l)ut 
am  15.  9lug.  1455,  warb  bi§  jum  13.  Seben§jal)re  unter  2luffid)t  ber  5;)tutter, 
3lmalie  bon  ©ad)fen,  in  33urgl)aufen  eijogen.  ©eitbem  er  '»IRartini  1468  feinen 
ßin^ug  in  £anbgl)ut  ge'^alten,  warb  er  bom  3]ater,  Öer^og  Subwig  bem  9leid)en, 
bereits  ju  ben  9l{cgierung§gefd)äften,  befonberS  jur  Seratl)ung  ber  neuen  Sanbe§= 
orbnung,  ^ugejogen.  ©eine  SJerlobung  mit  ßubmilla,  2;o(^tcr  be§  33bl)menfönige 
®eorg  ^^.'iobiebrab,  würbe  au§  potitifc^en  förünben  rüdgängig  unb  eine  3}erbinbung 
mit  J?aifer  ^\-riebrid)§  2:od)ter  bcrgebenä  angeftrebt;  am  14.  ^lobbr.  1475  ber== 
mä'^lte  er  fid)  mit  .Spebwig  ,  Joditer  be§  i?önig§  .ilafimir  lY.  bon  ^^olen.  ^aft 
aEe  g-ürften  be§  füblid)en  unb  mittleren  2)eutfd)tanb  mol^nten  ber  ipodijeit  bei, 
wo  ber  ßanbS^uter  ,^of,  burd)  ytei(^tt)um  unb  5t>runtliebe  berül)mt,  einen  atte© 
überbietenben,  oft  gefdjilberten  ^^ufwanb  entfaltete.  ?lm  18.  ^fanuar  1479  folgte 
@.  bem  2}ater  in  ber  ^tegierung  bc§  Sanbeliuter  unb  be§  bamit  bereinigten 
Sngolftäbter  ?lntt)eilö  ber  bairifdien  l^anbe.  6iner  feiner  erften  ßrlaffe  berbot 
atten  Slmtleuten  unb  ^^^fiffl^^"'^  6)efd)enfe  ansune^men;  anbere  rid)teten  fid)  gegen 
Söalbberwüftung ,  l)ot)en  3i"§luBf  .^leiberprunf ;  1501  würben  feine  fämmtlid^en 
jal^lreid^en  äjerorbnungen  in  ber  fogenannten  großen  2anbc§orbnuug  .iper,^og 
@eorg§  berbunben.  ^m  95erein  mit  feinem  Sßettcr  'Jllbrec^t  bon  33aiern=^]Jlünd)en 
liefe  @.  burd^  eine  C^ommiffion  ba§  2anbred)t  ,f?aifer  Subwigö  umarbeiten;  boc^ 
fd^eitcrte  bie  beabfid)tigte  Üteform  bamalg  no^  an  bem  SJßiberftreben  bei  !L'anb= 
ftänbe,  bie  mit  ':)3hfebergnügen  bemerften,  welc^'  breiter  ©trom  römifd)en  9ted)te§ 
in  ben  neuen  ©efe^en  it)re  altgewolinten  ^^Infc^auungen  ju  bur(^bred)en  bro^^te. 
^Jlid)t  minber  nai)m  e§  bie  3titterfd)ait  bem  iperjoge  übel,  bafe  er  bei  ben  @r= 
nennungen  feiner  '45fleger  unb  9tic^ter  weniger  bie  ^uge^örigfeit  ^um  einl)eimifd)cn 
2lbet  al§  ^enntnife  be§  römifdien  9ted)te§  bcrüdfidjtigte,  äOie  in  9ted)t  unb 
SSeamtenWcfen  mad)t  bie  Ütegierung  be§  ^er^ogS  auc^  in  militörifdicr  üRiditung 
einen  entfd)iebenen  ©d)ritt  au§  mittelalterlid)en  gegen  mobeune  3^1't'inbe  l)in. 
S)ie  @efat)r,  bie  bom  f(^wäbifd)en  Sunbe  brof)te,  beranlafete  il)n  1488  ein  ftel)enbeö 
^eer  ^u  werben,  für  bcffen  Unterlialt  bon  ben  Untertanen  eine  ^riegSfteuer  ge= 
forbert  Warb.  5Do(^  !am  e§  nad^  biefer  ©eite  ju  feinem  ^ufammenftofee  unb 
über'^aupt  unter  @eorg§  9tegierung  ju  feinen  bebeutenben  friegerifd^en  ßreigniffen. 
''ÜU  er  1480  über  ein  Söierteljalir  in  SBien  berweitte,  wo  er  bom  Äaifer  bie 
Se'^en  empfing,  l^atte  er  jwar  ein  wol)lgerüftete§  ,§eer  bei  fiel) ,  ba§  er  gegen  bie 
dürfen  3u  füliren  gebadete,  liefe  jebod^  auf  ben  9iat!§  be§  i?aifer§  feine  !riegerifcl)en 
^iäm  fallen.  ißergebenS  bemül)te  er  fid)  bamal§  eine  2lu§föf)nung  3Wifdl)en 
f^riebrid)  unb  5Jlatt)ia§  bon  Ungarn  l^erbei3ufül)ren.     2)a§  Slnfinnen  auf  Ärieg3= 


©eorg,  ^.  b.  S3aiern=2anb§^ut.  601 

!^ülie  gegen  ben  Ungamfönig  aber,  ba§  ber  .^aifer  ftettte,  tüatb  1482  öon  ben 
^aiern^erjogen  ^ui-ütfgeiüiejen.  2Bieber^ott  geriet!^  @.  mit  Äaifer  ^^ebrid^  in 
^loiejpatt.  ©0  unterftü^te  er  6ei  ber  ^4^afjauer  53if(^oT§iDa^(  gegen  ben  öom 
Äaifer  Begünftigteu  ©eorg  ^ä^ter  feinen  j^anjter  gi-'iei'i-'i'^  ^Jlauerf irdener ,  lie^ 
burcf)  feine  Xruppen  öon  ber  (yefte  Cfcer^ul  nu§  bie  ^affauer  ^tjftabt  in  33ranb 
fc^ießen  unb  jroang  ^ä^ter  äum  XKbjug.  ^ei  ber  [treitigen  ^lugsburger  S3if(i)of§= 
toat)I  1486  bagegen  jog  ®eorg§  ©(|ü^üng  unb  5öetter,  ^o^ann  öon  ber  5ßiat3/ 
ben  für^eren  gegen  ben  faiferlicfien  (£anbibaten  gi-'iebrit^  toon  Qoiiem.  3lud) 
fe^tc  e§  ber  Äaifer  burd§ ,  baB  @.  bie  öom  gr^^erjog  ©igmunb  an  3(ug§6urg 
öerpTänbete,  bann  öon  i'^m  um  36000  ^^l.  ausgelöfte  5Jiarfgraff(i)aft  2?urgau 
gegen  ©rftattung  ber  ^^^janbfumme  mieber  aufgeben  mu^te.  ^m  ©ommer  1490 
führte  6.  bem  Äönige  ^i)3tarimilian  500  9ieiter  gegen  Ungarn  ju,  na^m  S^eil 
an  ber  Eroberung  öon  (Stein  am  3tnger  unb  öon  ©tut)[tt)ei|enburg  unb  empfing 
nacE)  ber  le^teren  St^at  öom  Könige  ben  9ftitterfcf)(ag.  33atb  trat  er  ju  DJtajimilian 
a(§  Jpofmeifter  feiner  öcmal^ün  in  ein  engereS  3Jert)ättni^,  folgte  feinem  .!poftager 
nad^  S^nnebrud,  greiburg,  auf  bie  9ieid)§tage  öon  2öorm§  unb  2tug§burg  unb 
30g  1499  als  föniglicfier  ßrieg§^auptmann  nacf)  ©eibern.  Stuf  eigene  S^auft 
!^atte  er  1485  einen  gelb^ug  gegen  DBrblingen  unternommen,  al§  beffen  Bürger 
auf  bem  (Sebiete  ber  öon  i^m  getauften  @raff(i)aft  Äirdf)berg  einen  it)rer  f^reinbe 
gefangen  genommen;  bod)  tie^  er  fic^  no^  fect)§roö(i)enttici)er  Belagerung  bie 
Sßermitttung  bee  33ifct)of§  öon  6i(f)ftäbt  unb  eine  3Ibfinbung  mit  (Selb  gefallen, 
©egensreid)  erioieg  fic^,  nad)bcm  bie  3tt)ietrad)t  ber  loittelöbai^ifdien  33ettern  fo 
öiel  Unheil  über  it)re  ßanbe  gebrad)t  l^atte,  lange  Sat)re  @eorg§  gute»  SBert)ättni^ 
äur  ^Mndiener  Cinie.  Söie  ätoifct)en  ben  ^erjogen  2llbre(^t  lY.  unb  ßfjriftopl^, 
öermittelte  er  met)rmal§  anä:)  3tt)if(i)en  2tlbrect)t  unb  bem  ^aifer,  gmifdien  bem 
erfteren  unb  bem  Öömlerbunbe.  6in  1487  gefct)toffene§,  1490  erneuertes  23ünb= 
ni^  gur  iBeförberung  ber  Gf)ren  unb  SBürben  be§  ,g)aufe§  Saiern  öerbanb  atte 
brei  ttittet§bac^ifct)en  ßinien,  bie  2anb§^uter,  bie  5Jtünc£)ener  unb  bie  pfä(3ifd)e. 
Sltbrec^t  t)atte,  al§  er  nod^  finberto§  mar,  für  ben  S^all,  ba^  er  ot)ne  männlitfie 
^tlocfifommen  fterben  mürbe,  @.  3um  ßrben  beftimmt.  ©päter  aber  erftuififen 
Sllbred^t  ©öl^ne,  toät)renb  bie  ©eorgi  öor  bem  ißater  ftarben,  fo  ba^  nun  nat^ 
ben  ^auSgefe^en  Ülieberbaiern  öielme^r  an  5Ilbrec^t  fallen  ju  muffen  fdt)ien. 
S.  aber  öermot^te  fic^  ni(i)t  barein  3u  finben,  ba|  bae  Öanb  feinen  ^taciifommen 
entzogen  toerben  fottte;  er  öermä^tte  feine  3;oc£)ter  ßüfabetl^  1500  mit  9tupredt)t, 
bem  ©o^ne  5l]§itipp§  öon  ber  ^^falj  unb  feiner  ©ctimefter  ^Jlargarett)c ,  unb  öer= 
fdirieb  -it)r  unb  i^rem  ©ema^t  feine  fämmttid^en  Sanbe.  @§  mar  ein  unfeliger 
unb  roiber  attee  Ueä^t  öerfto|enber  6ntf(f)(uB,  ber  Saiern  unb  bie  ^4>ialä  noc^= 
mal§  ben  23erf)eerungen  be§  58ürgerfrieg§  au§fe^en  unb  um  t)errU(i)e  Sanbftric^e 
öertür^en  follte.  35ergeben§  fpract)  bagegen  (Beorg§  ^an^Ier,  2Bolfgang  ßotberger, 
5Rauerfird)ner§  Dlac^f olger;  ber -^er^og  marf  auf  it)n,  mitUnrect)t,  mie  es  fd^eint 
(öergt.  @ei|  im  Cberba^er.  ^^tri^iö,  XI,  206  f.)  ben  3}erbad£)t,  feinen  ^Uan  öor^eitig 
an  bie  Oeffenttid^feit  gebrai^t  3U  t)aben,  unb  lie^  it)n  jur  Jpaftfe^en.  Söie  öoraus^ufel^en, 
ert)oben  fomot  ber  beredjtigte  ßrbe,  2I(brecf)t  IV.  öon  3^aiern=''}}^ünd^en,  mie  Äaifer 
^Jtarimitian  entf(^iebene  @infprad^e  gegen  be§  ^erjogg  eigenmädt)tige  ßrbfotgeorbnung ; 
biefer  aber  lie^  fidf)  nict)t  irre  mactien,  berief  feinen  ßibam  al§  ©tattfatter  nad^ 
aSaiern  unb  rüftete  ^um  ,^-ieg.  ^nbeffen  toud^S  feine  Ärdnf [idE)feit ,  an  ber  fein 
Sebensmanbel,  roie  e§  fc£)eint,  nidf)t  ol^ne  @d£)utb  mar.  ^m  ©eptember  1503  trat 
er  auf  äratlic^en  9tatt)  eine  Sieife  naä)  bem  Söilbbabe  an,  erreichte  aber  nur  mefir 
Sfugolftabt,  mo  er  am  1.  S)ecember  fein  Öeben  enbete.  @teid^  barauf  fam  ber 
Ärieg  um  bas  Öanb§t)uter  6rbe  3um  2tu§bru(^.  Zxo^  einer  fo  öert)ängni^öotten 
2tu§faat  unb  tro^  ber  6innaf)me  be§  preifingifd^en  SBoInjadC),  momit  (S.  ebenfalle 
ba§  9ted§t  öerle^te,  glaubt  5lbt  Ütumpler,  ein  3eitgenoffe,  bem  öerjoge  ba§  Sob 
ber  griebcneliebe   unb  Ü)ered£)tig!eit  nidl)t  üorentl^alten  3U  muffen.     Dlid^t  minber 


g02  ©corg,  Si.  b,  iöö^men. 

xüt)mt  beijetbe  ©eorgS  ^Jiitbe ,  ben  ©(i)u^ ,  ben  cv  beii  '.Hvmeu  getüät)i-te ,  bie 
3)et)otiou,  tDobiiid)  ev  bie  ®eiftliif)feit  erireute.  'Rod)  ^enk  beftei)!  511  ''JJiüii(i)en, 
nac^  bcm  -iper^og  benannt,  ba§  ©corgianum,  ein  .^lerifatfeminav,  ba§  er  1495 
an  feiner  ßanbe^nniöeijttät  i^ngotftabt  ftijtete.  SSegievig  nac^  ©elb  nnb  Bdjä^m, 
glänzte  er,  im  grellen  (^egenja^e  ^u  bem  ftetä  fnirferifc^en  i?aijer  gri-'iebrid),  bod) 
aud)  wieber  gern  burcf)  i^reigebigfeit.  Sllä  1491  |(f)tt)ere  2;f)euerung  eintrat,  gab 
er  auy  feinem  ,$?aften  ^u  ßanb§t)ut  ha'i  .$?orn  um  billigen  ^4-^rei§.  ßljclic^e  Sreue 
ge{)örte  nid)t  ju  feinen  2ugenben;  auc^  tnenn  er  baf)eim  toar,  fafe  feine  botnifc£)e 
■!pau§frau  oft  öerlaffen.  ©benfotoenig  l)ätte  man  il^m  93iä^igfeit  im  Strinfen 
na(i)rüf)men  fönnen.  2;urnieren  unb  ber  ^aq,h  tüax  er  eifrig  ergeben  unb  in 
bel)aglid)em  ^ü^iggang  üerfäumte  er  oft  aud)  ©taat^gefd^äfte.  2)o(^  fi^affte  er, 
al§  ber  Sanbtag  Wegen  be§  3Bilbfcf)aben§  23efrf)tDerbe  er^ob,  tuenigften§  für  einige  3eit 
feine  ^fagb^unbe  unb  ^-alfen  ab.  2öa§  Siumpler  bon  feiner  Siebe  jur  (Sinfamfeit 
unb  Ungefti3rtl)eit  berid^tet  —  toie  er,  um  nid}t  erfonnt  ju  loerben,  oft  eine  ©tabt 
in  örmlid)er  ^leibung  betrat  unb  Wie  fd^toer  ber  Zutritt  ju  iljm  ,^u  erlangen 
war  —  gilt  wol  me^r  bon  ben  frül)eren  ^al^ren,  Wo  er  nod)  nid)t  aU  |)of meifter 
am  föniglidien  .ipofe  waltete. 

SJon  ben  bairifd)en  6:i)roniften  befonberg  50eit  Slrnpcd,  ?lbt  ütumpler  öon 
i^ormbad^ ,  5}etter  öon  ßanb§l)ut;  Ärcnner,  Sanbtag§t)anblungen.  —  ^äutlc, 
©enealogie  be§  .s^")aufe§  SöittelSbad^ ;  .^lud^otju ,  \?ubwig  b.  i}tei($e;  33uc^ner, 
(5)efd)id)te  b.  iöaiern,  VI;  ^fd)offe,  Saier.  ©efc^.  II.  9t iejler. 

dJcorg  öon  .<?unftatt  auf  ^4^obiebrab,  gew.  ®.  öo^  $obiebrab  genannt, 
So'^n  23ictorin§  bon  Äunftatt  unb  3luna'§,  Xoc^ter  ;3oI)ann'§  bon  Söartenberg, 
würbe  am  23.  3lbril  1420  ju  ^^^obiebrab  in  iöötjmen  geboren,  ©ein  (Sefdylec^t, 
obwol  in  53tä^ren  unb  iööl)men  anfäffig,  war  Weber  eine§  ber  ältcften,  nod)  fel^r 
begütert;  boc^  war  @.  mit  ben  erften  3lbel§familien  33öf)men§,  ben  9iofenbergen 
unb  ©ternbcrgen  nat)e  berWanbt  unb  berfdiwägert.  .  S)ie  ^unftatt  waren  ^uffiten, 
fo  lange  e§  foldje  gab ;  @eorg§  33ater  War  mit  3i^fa  befreunbet ;  eine  lieber^ 
lieferung  mad)t  biefcn  p  ©eorgg  2:aufbatl)en.  2lu§  (Seorg§  i^ugenb  bringt  burd^ 
ba§  ©etümmel  ber  ipuffitenfämpfe  feine  ^unbe  3U  un§.  S)od)  riefen  fie  il)u  in 
^arter  Suflcni»  5"^'  erften  3ßaffentl)at  auf  ba§  ^^^elb  bei  Sipan  (1434) ,  Wo  mit 
ben  beiben  ^^rofopen  13000  Krieger  niebergcmad)t,  bie  !^uffitifd)e  S)emofratie  für 
immer  gebrod)en  würbe.  2luf  {)uf|itifd)--natioualer  ©eite  erfc£)eint  er  bann  ebenfo 
in  ^önig  3abred)t  II.  llämpfen  bor  Xabor  (3tug.  1439).  9tac^  9llbrec^t  II. 
2obe  begann  für  ^ö^men  hk  „föniglofe"  3fit/  ein  Wirrei,  Wüfte§  !^arteigetriebe. 
^atl)oUfd)e  93arone,  bie  unter  Ulridl)§  bon  ütofenberg  gülirung  religiös  unb 
potitifcl)  iu  ben  SJer'^ältniffen  bor  ber  großen  ^Bewegung  jurüct^ufornmen  [trebten, 
Utraquiften  unter  'iDtein'^arb  bon  ^fieutiauä,  bie  au§  bem  .$?eld)e  tranfen,  fonft 
mit  jenen  ein§  Waren,  bie  grofee  utraquiftifd)e  ^^Partei,  bie  unter  ^^taief  bon 
^4^ir!ftein  unb  üiofi^jana  ßompactaten  unb  errungene  politifdl)e  fyreit)eiten  ju  be= 
l^aupten  trachtete,  enblid^  bie  9tefte  ber  rabifat=bemofratifd^en  Xaboriten  rangen 
burd^einanber.  Sei  allbem  fte^en  baronialc  ^Wede  l^ier  Wie  bort  im  3}orber= 
grunbe,  f)ört  febe  einl^eitlid}e  3]erwaltung  auf,  berfd^Winben  ®erid^t  unb  5tbgaben, 
ftoden  .'panbel  unb  Raubet.  S)er  jugenblidl)e  ^^obiebrab,  ju  5ptai-ef  ftel^enb,  tritt 
jWar  noc^  bor  biefem  geadl)teten  ^^ütirer  jurüd,  aber  feine  3Bal^l  3um  .<paubt= 
manne  be§  33unjlauer  Äreifeä  (1440)  unb  nod)  mel^r  feine  (är'^ebung  äum  ge= 
mcinfamen  ^^^arteil^aupte  (stäfi)  ju  ^uttenberg  (1444)  nadj  ^^stacefS  Jobe 
bezeugen,  Wie  fet)r  er  burd)  ^Begabung  l)erborragt,  im  S3enel)men  fid^  ©eltung 
äu  berfdl)affen  Wei^.  3lföbalb  wirb  ®.  ber  i^üt)rer  oEer,  bie  unter  billigen  23e= 
bingungen  na(^  ^^riebe  unb  Drbnung  bertangen,  ba§  .^aupt  einer  ftet§  wadtjfenben 
^^artei.  So  wie  bie  Sloboriten  au§  rcligiöfen  ©rünben  fid)  it)m  unterorbnen,  fo 
nöf^igt  er  burd)  energifdf)e§  Streben  no^  feften  ^idm  bie  „?teul§aufer"  '^^artei 


Seovg,  J?.  t).  mtjmin.  603 

,3um  '^(nfc^tul  au  bie  „ÜtofenBerger".  ^pobiebrab'S  S^ede  ftnb  einmal  Te(iQiö§= 
nationale:  bie  Sompactaten ,  J?.  ©igmunb'ä  3}eriprec^ungen ,  ben  „©üfinbrief" 
üon  l-i-iO  autrec^t  ju  ermatten,  bann  poütifc^=6avoma( :  mit  SJßa^rung  ber  freien 
Äöniggma^t  5Ubrec^t  II.  ©ö^n  Sabiatam  inö  2anh  ju  befommen ,  bamit  bei- 
S}or^enf(f)ait  ber  @egner,  bie  im  SSefi^e  ber  erften  Canbegämter  ftnb,  ein  (Snbe 
gema(l)t  werbe.  Scf)on  ^t  au^  Otot^^ana  erreicht,  baB  burc^  SSejcfituB  bc§^]irager 
2;reifönig§(anbtage§  ber  rec|t(ic^e  ^eftanb  ber  iaboritenjectc  öernid)tet  i[t;  au§ 
©eorgS  engem  Sunbe  mit  i'^m  ermäcf)ft  bie  meitere  3tufgabe,  9toft),jana'§  S5e= 
ftätigung  a(§  ßr^bifcfiof  ju  errei(i)en. 

5Jlit  Sift  unb  ©eroatt  ringt  ^obiebrab  mit  feinen  ©egnern,  benen  er  an 
J?[ugf)eit  unb  5ßorfic§t,  @ebu(b,  ^i(rBeit§frait  unb  2f)ätigfeit,  3äf)igfeit  unb 
©nergie  übertegen,  an  ÜtücEfic^tgloiigfeit  unb  ß^rgei^  gleich  ift. 

Statt  na^  ^rag  jum  ©aöitanbtage  1444  p  fommen,  tagt  ^^obiebrab  mit 
ben  ©einen  3U  Dtimburg,  bringt  bann  burcf)  rürf^attlofe  ©pradie  bie  rv)egner  auf 
bem  nadfitotgenben  g^meinfamen  öanbtage  (1.  '3toö.  1444)  ju  Qugeftänbniffen  in 
allem  bi§  auf  bie  Äönig§irage.  Sabietam  foH  a(§  öerr  unb  ^önig  „angenommen" 
unb  gefrönt  toerben;  fönne  er  nic^t  bi§  ju  beftimmter  3e^t  ^"5  ,Öanb  fommen, 
fo  foÖe  „fid^  bieg  fetbft  öeriorgen".  ^^obiebrab  unb  ber  bon  ^afenburg  f ollen 
tradjten,  ba^  -Koftijana  gemeint  merbe.  3Iber  feine  ber  ^^arteien  ^äft  it)rc  ^ufagen. 
ßat^oüfi^e  Ferren,  unter  if)nen  -ßaienburg  ieihit,  jprecfien  bei  (äugen  IV.  gegen 
'Koft)3ana'§  ^^eftätigung  unb  erloirfen  einen  auSmeid^enben  ^ef(i)eib.  5tnberfeit§ 
betonen  @.  unb  bie  Seinen  nac^  mie  üor  bie  2Ba^f  be»  Äönig§  unb  bie  ^oÜ)= 
roenbigfeit,  i§n  ra|(^  nad)  ^Jö'^men  ju  bringen,  ©egenjeitige  3}orn)ürie ,  frud)t= 
lofe  ßrflärungen  unb  3}eif)anb(ungcn  »aren  bie  f^otge.  Seit  &.  mit  ütoftjjana 
bie  Utraquiften  nac^  jeften  fielen  feitet,  ift  e§  moglid)  feine  Sac^e  ju  ber  be§ 
ganzen  Stoffes  3U  machen.  Scf)on  gerät^  e§  nacf)  unb  nac^  in  Srregung.  S)ie 
aifgemeine  Erbitterung  gegen  ben  Sifc^oT  Don  iltei^en,  ber  bie  bö^mifc^en  5Jlagifter 
unb  Stubenten,  weif  fie  aus  bem  ^tfcfie  trinfen ,  ungewei^t  entlaffen ,  gibt  bem 
ffugen  '^^artei^aupte  erft  rerfjt  bie  ^tögfic^feit ,  fic^  jum  retigiöfen  S}orfämpfer 
5U  machen.  Saburc^  geminnt  er  eine  fo  bro^enbe  Steifung,  ba^  bie  in^mifc^en 
in  SBien  öerfianbefnben  ©cgner  in  einen  eifigen  Öanbtag  ,5U  ^4>ifgram  (^uni  1446) 
wilfigen ,  beffen  Sefc^tüffe  i^re  Sorge  öor  ^^obiebrab  beutfid)  öerratf)en.  2)ie 
SiuTü^rung  ,^abi§fatt)"5  bi§  Snbe  1447,  roibrigeniaffö  man  ju  nichts  weiter  üer= 
pfficfitet  fein  moEc,  bie  Sßa^f  eine§  ÖanbeeöermeferS  wirb  neben  ben  2}erein= 
barungen  üon  1444  befi^foffen.  3tber  elfterer  miberftrebt  O^riebric^  III. ,  Sabi§= 
fatti'ö  3]ormunb,  feiere  f^eitert  auf  bem  ^Präger  'DJtartinilanbtage  ber  ganzen 
.y?rone  1446  an  bem  SBiberfpruc^e  ber  Stäbte,  mefc^e  Ütofenberg,  ^$iobiebrab'§ 
3Ba§f  beforgenb ,  im  (Be^eimen  auiftac^eft.  ?fu§  9tü(ific£)t  auf  ben  i^aifer  unb 
bie  eigene  ^ad)tftelfung  im  Sanbe  arbeitet  ütofenberg  ber  ßinfü'^rung  be§  ßönig§, 
afe  ^at^olif  ber  SSeftätigung  9ioft),5ana'§ ,  entgegen.  5£;a  bermt  &.  auf  ben 
11.  Ototiember  1447  feine  g-reunbe  ^u  firf)  naif)  i?uttenberg:  bie  fc^feunige  9fuf= 
fteffung  eineg  <öeere§  wirb  bef(f)foffen.  Sie  faft  unauf^örficf)en  ©ren5fef)ben  mit 
Äurfa(^fen,  ba§  64  bö^mifiiie  Stäbte  unb  Sc^föffer  noif)  au§  bem  großen  Kriege 
f)er  befi^t  unb  eben  je^t  wieber  ben  im  9leici)e  fämpfenben  bö^mifc^en  Söfbnern 
fc^weren  2fbbru(^  getrau  §at,  bitben  ben  äJorwanb.  ^n  unbegreiffid)er  9}er= 
bfenbung  fä^t  fic^  Ütofenberg  burc^  5pobiebrab'§  9}ermittfung  in  feinem  Streite 
mit  ben  2aboriten  buri^  neue  S3otfii)aften  unb  S3er§anbfung  enttäufdfien.  Sefbft  bie 
3Öarnung  griebric^  III.  (Secembcr  1447)  bfeibt  erfofgto.i.  Sagegen  erftären 
bie  SSö^men  am  3.  Wäx\  1448,  fie  wofften  unb  fönnten  nicf)t  länger  o^ne 
Öerrn  fein,  f($eitex-t  Garbinat  6arOajaf'§  ^Dfliffion,  ftatt  3ioft)3ana  ju  beftätigen 
bie  Summen  in  ben  S(^oo§  ber  Äirdie  jurürf^ufüfiren ,  in  ^rag  ööffig.  3toar 
treten  bie  „9Zeu^aufer"  nun  förmfid^  jur  äffen  .^irt^e  über,  bafür  fd)fie|en  ficf) 


604  ©eotg,  Ä.  ö.  SBö^men. 

mit  bem  größten  Z^tiU  ber  jRitterjd^ajt  bie  ^rager  bem  ^obiebrab  =  5Buubc  an, 
bem  Bereite  aud)  bie  !atl§oIifd)en  ©tevnbetge  mit  i^vcn  f^i'eunben  an%e^öxm.  2lm 
11.  i^uni  1448  toirb  bmct)  feieiiid^eii  5Befd)lu|  bei-  33ÜT9erfd)ajt  qu§  ^-Prag  t)er= 
tüiefen,  traS  nid§t  sub  utraque  communicirt.  S)a  fa^t  ^obiebrob  am  24.  ^uni 
3U  .Jluttenberg  bcn  Sefdtitu^  Io§5ufct)tagen ,  rücEt  unter  bem  SSovluanbe  cinc§ 
3uge§  gegen  ©ad^fen  üor  ^4^rag  unb  nimmt  e§  burdt)  einen  Jpanbftreid^  (^tadit 
öom  2.  auf  ben  3.  ©eptemfiev). 

5Rit  einem  ©d^tage  änbert  fi($  bie  ©tettung  ber  ^krteien.  S)ie  oberften 
2anbe§ämter  fommen  in  utraquiftifd)e  ^änbe,  5Jl.  ö.  ^Jleuf)au§  loonbert  a(§  ®e= 
jangencr  auf  ba§  ©d)Io^  ,^u  '^Jobiebrab.  S)a§  S)om{apiteI  cnttoeid^t  nac^  ^Uljen, 
toäfirenb  9toft)3ana  jurücff etirt ;  bie  beutfdf)en  ^JJiagifter  unb  Stubenten  üeiiafjen 
äum  jtoeiten  ^Blate  bie  ©tabt  mit  aUen ,  bie  nid)t  ben  .^eld)  sollen;  ^^rag  ift 
miebcr  .^au^tfi^  be§  |)uffitentt)um§ ,  jel^t  jugleic^  ber  5Jtad)t  unb  be§  3lnjet)en§ 
5ßobiebrab'§.  ^Jtun  gilt  e§  ben  entfdieibenben  ßampi  um  bie  3)ormac^t  im  ßanbe. 
©rft. treibt  ba§  ©c^idfal  be§  33ater§  Utric^  öon  ^Jieu()au§  in  bie  aBaffen;  au§ 
biefer  gelobe  erttDäd^ft  ber  Äampi  be§  ©trafoni^er  ^unbe§  (ge[t.  om  6.  g^ebr.  1449) 
gegen  ^ßobiebrab.  ^n  ber  ©rfenntni^,  ba§  biejen  perjönüd)e  unb  politifd£)e, 
nid)t  religiöse  ^Jtotibe  leiten,  treten  bie  2;aboriten  öon  it)m  jurüd;  ioä)  fte^t 
nur  ein  I^eil  ber  ^1)xen  ju  ben  ©tratonit^ern.  ^^^obiebrab  bel)auptet  fidE)  in 
feiner  übermädtjtigen  ©tellung  im  Äampje,  ben  ein  SöaffenftiÜftanb  bi§  jum 
23.  9J(pril  1450  enbet,  'Jlun  bcrbeden  3}er'^anblungen  bei  beiben  ^^Parteien  ge= 
l^eime  üiüftungen  unb  .S^")ülfemer6ung  aud^  im  3(u§Ianbe.  2)ie  ©:paltung  ber 
beutfd^en  ^^ürftcnl^äufer  burd^  ben  großen  jäd^[ifd§=branbenburgifd^en  i^'rieg  1449 
bi§  1450  erleichtert  biefe  Seftrebungen.  S)er  i^aifer  unb  (am  13.  Steril  1450 
3U  .^aaben)  Äurfürft  griebrid)  öon  ©ad^jen  fagen  ben  ©trafoni^ern  Jpütfe  ju; 
bie  ^;pobiebrab'|d)e  5|3artei  ftnbet  (27.  Wdx,]  1450  ju  2Bunficbel)  engen  2lnfdf)Iu^ 
an  |)er3og  2BtIf)eIm  öon  ©acf)jen  unb  bie  Sranbenburger.  ^ilber  nadt)  Erneuerung 
be§  ^ompie§  öon  if)ren  33ünbnern  im  ©tid^e  getaffen,  ertennen  bie  .Sperren  fd)Ue^= 
lid^  (SBitfteiner  SJertr.  ö.  11.  ^uni)  5pobiebrab'§  Uebergemidfit  an,  morauf  biefer 
nad^  rafd^er  S^eftrafung  be§  fäd)fifd^en  .^urfürften  unb  ber  ©innal^me  (Sera'ä  auf 
bem  großen  ^^riebenSlanbtage  ^u  ^4^rag  (25.  'Jioö.  1450  bi§  6.  ^an.  1451)  bie 
3uftimmung  ber  Sarone  p  feinem  ^Programm  erreidf)t  unb  fidf)  mit  feinen 
©egnern  audt)  ^erfönlid)  au§föl^nt;  Utrid^  öon  9lofenberg  mar  bereits  öon  aKen 
öffentltdt)en  ®efdf)äften  jurüdgetreten.  Stro^bem  lie^  ^sobiebrab,  bie  (Siferfucfit  ber 
S3arone  aud^  ber  eigenen  !:partei  f(^euenb,  bie  5ßermeferfrage  nod)  ungelöft.  3(ud^ 
in  ber  ÄönigSfrage  tritt  ein  Umfdfittjung  ein.  5Zun  finb  e§  bie  fat^olifdt)en 
SBarone  unb  ©egner  ^obiebrab^S,  bie  ben  .^önig  im  ^anbe  ju  l^aben  münfdt)en, 
um  buri^  itm  gegen  jenen  mieber  ^u  (Geltung  ^u  fommen;  anbcrerfeit§  neigt 
fid^  ^obiebrab,  nun  felbft  im  iöefitie  ber  ^ad^t,  bem  mit  ber  ^luStieferung 
äögernben  .Jlaifer  ju.  Sl^atfäd^tid^  n^irb  fein  ftar!e§  unb  bod§  milbeS  äßalten 
für  ba§  zerrüttete  !i3anb  in  ben  nad^folgenben  Sal)ren  jur  unerme^lidjen  2Bot)t= 
f^at.  ©(^on  öorbem  {)atte  er  ben  f^el^ben  nad£)  .Gräften  gefteuert;  je^t,  nact)bem 
er  fid^  aud£)  mit  ben©^lefiern  (21.  Stuguft  1450  5u  ^önigingrä^)  jur  ©rl^altung 
bc§  grieben§  geeinigt,  l^ören  {yauftred£)t  unb  (Srensfriege  ööKig  auf,  öerfd£)töinben 
bie  Ütäuberbanben ,  ^iel^en  bie  ©ölbner,  ju  .spaufe  o^ne  33efd^äftigung ,  au^er 
öanbe§.  S)a^  bie  äöege  frei  toerben,  9ted£)t  unb  (Seridf)t  buvd)  bie  äöieberl^erftettung 
ber  „.ßrei§rect)t§^3flege"  jurüdf e^^ren ,  lä^t  <^anbel  unb  .g)onbn)er!  crblüf)en,  ben 
materiellen  3Bol)lftanb  ottmäl^lic^  fid^  ^eben.  @§  toaren  (Seorg'§  fdt)önfte  ^ai)xt, 
^ai)xc  ber  f^-ürforge  für  fein  4">eimat^lanb ,  mälirenb  nod)  ^ö'^ere  !^idt  bem 
©trebenbcn  öorfdC)tt)eben.  Tiaä)  'äu^tn  befc^äftigen  neben  ber  fädl)fifd)en  S^e^be 
©•  bie  fird^lid^e  unb  bie  .^önigSfrage.  ®ie  Burie,  feit  1448  gefräftigt  unb  öoll 
©iegeS'^offnung ,   fe^t    il^re   Uniongbemü'^ungen    fort,    njö'firenb    bie    lltraquiften 


Seotg,  Ä.  ö.  S3öf)men.  605 

jcf)tt)arf)e  5Berjud)e  marfien  bui-(^  ben  9Infc£)Iu§  an  bie  ©riechen  au§  i^rei-  2^)oüiung 
^erau§3ufommen.  ^Pteben  Ülicot.  ö.  ßueS ,  ;jof).  ^apiftran  6emüt)t  fii)  6nea 
©ilöio,  jugleid^  a(§  faijerüd^er  ©efanbte  toegen  ^.  Sabi§laiD  untertjanbelnb,  iüt 
^om  (Sutt  l-iSl  ju '-J^enefc^au).  3fn  öet^ängniBöoIIer  ^iDeibeutigfcit  läBt  ^obie= 
bvab  f)onen,  i!^n  jelbft  ju  geluinneu  unb  crflävt  fid)  Bereit  Ütofijäana  aufjugebeu. 
(&rf)on  üetftänbigt  fid)  Äaijei-  gnebrid)  III.,  tt)ie  juDor  mit  ;3.  Jpuni^abi,  ]o  mit 
^^obiebrob  über  !Gabi§Iatt)"§  '^luStiereiung ;  er  überträgt  i§m  beim  Eintritte  feinet 
^tömerjugee  üortäufig  bie  Öanbe§öermejung  (Cctober  1451).  9Im  27.  ''Hpxxi  1452 
oon  ben  ©tiinben  feiner  ^^artei  jum  ©ubernator  a,mät)Ü,  jtüingt  er  unter  fluger 
33enut;ung  ber  äJer^dltnifjc  bie  laboriten  unb  fat^olifdien  33arone  ((September 
1452,  roäl^renb  bie  Jpauptniad)t  ber  Ütojenberge  gegen  ben  Äaifer  fämpjt),  it)n 
an^uerfennen.  9tun  ttiatjäd^Uc^  6errjd)er  ^öf)men§  erreid)t  er  burd)  feine  5eftig= 
feit  Don  bem  je^t  öon  lUric^  P.ßittp  geleiteten  Sobislan)  bie  ^emittigung  aller 
feiner  gorberungen  (3naim,  5lpril=5)]ki  1453),  toei^  aber  bann  burc!^  gefällige^ 
Setragen  bie  Steigung  bee  jungen  Äönigl  äu  gewinnen.  «Seitbem  aie^t  ®. 
Ungarn  unb  bie  ö[terreid)ifd)en  «Iperjogt^ümer  in  bie  Atreifc  feiner  ^^^olitif. 

3m  ßinöerftänbuiffe  mit  ben  autonomen  ^^^arteien  unter  .'öuni)abi  unb  ßijinger  ift 
er  bem  ©turje  Ulr.  P.  6itlp,  be§  öaupteS  ber  ipoipartei,  nid)t  fern  unb  f^lie|t 
mit  jenen  am  läge  dor  ^abiSlato'S  Krönung  in  ^^prag  (28.  Cctober  1453)  einen 
feften  5Bunb.  5}er  Äönig  beftätigt  i^obiebrab  auf  6  ^aijxt  in  feiner  @ubernator= 
mürbe  unb  geneljmigt  feine  bebeutenbcn  (Süterermerbungen :  ba§  5ürftentf)um 
53^ünfterberg,  bie  ©raff^aft  (Sla^,  bie  Jöurgen  9llbred[)tic  unb  ^4>ottenftein  unb 
roaljrfdieinlid)  aud)  Äolin.  S)afe  5J}obiebrab  mr  atle§  forgt  —  aud)  ba§  große 
C'anbrec^t  toirb  am  13.  Wdx^  1454  erneuert  — ,  nur  nid)t  ben  utraqmftifc^en 
grmartungen  entfprid)t,  erregt  bereits  SSebenfen  unb  öffentli^en  3;abel,  ben  er 
nur  mit  5M^e  unterbrüdt.  ^^^obiebrab  ^eigt  fid)  nun  bemüf)t  bie  ^Jiebenlanbe 
mieber  fefter  an  bie  i?rone  ju  fnüpfcn.  ®te§  gelingt  mit  ben  ^]Jtäl)rern,  obmol  e§, 
meil  fie  ben  ^önig  bebingungsloe  aufgenommen,  jum  Streite  fommt,  mit  (5d)leficn, 
roo  i^abielato  in  SSreelau  felbft  bie  .»pulbigung  empfängt,  mä^renb  ^vobiebrab 
fid)  bie  Sürgerfc^aft  Tür  immer  entfrembet,  nid^t  aber  mit  ber  'Jtiebetlaufi§, 
.Öuremburg,  ben  in  fä(^fif(^en  ipänben  befinblid)en  :Qe^en,  berentmegcn  bie  5et)ben 
fortbüuern.  ^^obiebrab  fielet  fid^  burc^  bie  (ireigniffe  im  Drbenelanbc  unbben 
projectirten  lürfenfelbjug  immer  mieber  gel)emmt,  erntet  aber  felbft  für  feine 
(srbietungen  ju  2Biener=^]teuftabt  {^Mx^  1455)  reichen  33eiTall.  Sie  Otürfberufung 
(£illt)'§  be,5ei($net  bas  Uebergemic^t  ber  ^ofpartei,  mit  ber  fid)  '^^obiebrab  (3lprit 
1455)  fing  oerbinbet.  Sie  Perfui^t  nad)  ^.  .ipunpabi'S  lobe  in  Ungarn  jur 
^-)errfc^aft  ^u  fommen  unb  wirft  nac^  diüt)'^  Sobe  bort  not^mals  bie  nationale 
'i^artei  nieber,  toorüber  e§  jum  3lufftanbe  fommt.  ein  C^leic^eg  in  Oefterreid) 
unb  Söf)men,  mo  ':i>obiebrab  wegen  Ungel^orfamg  in  ber  fäd^jifc^en  (^irenjfe^be 
unb  bem  Streite  ^önig  :iiabi§lam'§  mit  bem  ^aifer  über  bie  (Sinp'fc^e  (Srbfc^aft 
mit  Sabi§lalD  in  Spannung  gerat^en  mar,  ju  öerfui^en,  öcrfjinbert  ^obiebrab'S 
i?lugt)eit,  ber  ftatt  in  baS  bem  Könige  ergebene  äBien  ju  fommen,  biefen  ^mingt 
fic^  nac^  -4>rag  unb  bamit  unter  feine  Leitung  ju  begeben,  too  ber  Äönig  am 
23.  Dtoöember  1457  ptö^li^  ftirbt.  ^tlibalb  bereitet  ^ßobiebrab  mit  auBer= 
Drbentltd)er  ,ßlugl)eit  unb  Unifid)t  feine  eigene  @rl)ebung  öor. 

£ie  iHitterfd)aft  unb  feine  alten  greunbe  au§  bem  iperrenftanbe,  ütofpjana  unb 
große  ä^erbienfte  um  ha?)  2anh  finb  feine  Stufen.  Stetg  bemütjt  gute  Sejieljungen 
,ju  Otom  ju  erl)alten,  begegnet  er  nun  oereint  mit  9toft)3ana  jebem  äöiberftanbc  oon 
bort^er  bmd)  Erregung  gefteigerter  Union5l)offnung ,  ^ilft  in  Ungarn  bem  mit 
feiner  Iod)ter  perlobten  ^THatt).  .^puntjabi  jum  5:^rone,  bemirft  burd)  5.^er= 
fpred)ungcn  unb  @elb  ,  S;rol)ung  unb  Ueberrafd)ung  bie  3iiftimmung  auc^  ber 
fat]§olifcl)en   Marone    ju   feiner  2Baf)l    am    2.    Wäx^    1458.     S)ie   ipaböburger, 


goß  ©eoig,  Ä.  i).  Sö^meit. 

^ei-,^og  2[öilt)clm  bon  ©ad)|en ,  bie  Könige  öon  ^4^olen  unb  f^ranfvcid^  finb  bov 
il^m  erlegen.  SBi§  3U  feiner  Ärönung  geiuinnt  ©.  nocE)  ben  größten  2:t)eil  9Jiät)rcn§ 
für  feine  9lnerfennung ,  erlangt  aber  bie  .^rone  (6.  Max)  an§  ber  i^anb  jioeier 
ungarifc^er  33ifc^öTe  nur  unter  ben  fon  ßarbinal  darüajal  öorgefciirieBenpn  33e= 
bingungen  feine§  eigenen  fofortigen  UcbertritteS  jur  ölten  ^ird)e,  bann  ber  cib= 
liefen  Sufage  ber  Union,  rüofür  il)m  jebod)  S^rift  getüäl^rt  lüirb.  S)er  neue 
.^önig  ift  16emül)t,  in  ber  äBeife  ber  SJorfaliren  ^u  I)errfd)en,  in  bie  2fürftcn= 
!f)ierarcf)ic  feiner  3eit  einjutreten.  6in  raf(f)er  ^-elb^ug  (3uni)  untertüirft  ben 
9teft  ^3iät)ren§  au^er  ^glau ;  bie  unmittelbar  anfcl)lie^enbe  f^el^be  gegen  ©rjlieräog 
3n6rec£)t  unb  ben  .»^aifcr  iül)rt  ben  fiegreid)en  iiönig  !6i§  an  bie  S)onau  unb 
berfd^afft  it)m  bereu  ?lner!ennung.  (Sd)lefien  aBer  —  bie  23rc§lauer  öoran  — 
unb  bie  ©cc^Sftäbte  berweigern  bie  ,s^-)ulbigung ,  wäl^renb  iiurfac^fen  mit  feineu 
33unbe§genoffen  ben  offenen  ^rieg  anbrotjt.  S)iefen  öerl^inbert  bie  gro^e  ^^ar= 
teiung  ber  3i3ittel§bad)er  unb  ^otjenjoüern  im  Oteid^c,  bie  ftd)  ,^tt)ar  einen  'iltugen= 
btid  (Dctober^2)ecemBer)  näl)ern  unb  93i3'^men  mit  gcmeinfamem  Eingriffe  l)ebrol)eu, 
bann  aber  nad)  neuem  Sft'iftc  (53eginn  1459)  genötl)igt  finb,  beibe  ben  9lnf(^lu§ 
on  ben  S3LVl)mcn!önig  ju  fud)en.  2)er  ßgerer  %aa,  (5lpril= 'O^ki  1459)  bringt 
bon  ©eite  ©ad)fcn§  33er3id)t  auf  bie  6rbanfprüd)e ,  .§crau§gabe  ber  bieffeitS  bc§ 
(Erzgebirges  gelegenen  bo'^nüfdjcn  2et)en,  33erlobung  ber  föniglid)en  unb  '^er3og= 
lid)en  ^inber  unb  ©inung  beiber  -Käufer,  ßbenfo  berbünbet  fi(^  @.  mit 
Sßranbenburg  unb  ivviebrid)  bon  ber  ^falj,  tttcift  aber  bie  CEiming  mit  .^er^og 
ßubwig  bon  33aiern  =  2anb§l)ut  unb  ben  33orfd)lag  ^Jiartin  ^air'g,  ftd)  3um 
römifd)en  Könige  mäljlen  ju  laffcn ,  ,^urüd.  S)ie  fieunblid)en  Se^ieliungen  mit 
ben  Äurfürften  be§  5Heid)e§,  ber  tt)eitn)eifc  ?lnfd)tu^  ber  ©d)lefter  unb"  ber  8au= 
fi^er  bringen  inbe^  ben  Äönig  auf  biefen  ^Uan  jurüd.  S)cr  Mnxg,  berpfltd)tet 
fid),  um  ben  Haifer  ^^u  geminncn  (33rünn  3uli=9iuguft  1459),  il}m  ba§  ilönigreid) 
Ungarn  im  ^rieben  ober  burdi  @emalt  einzubringen,  fud)t  nun  oud)  miti^erjog 
ßubtrig  9tu§g(eic^ung  ber  ©treitigteiten  unb  ^ünbni^  (©eptember  unb  Dctober 
1459  3u  SauS  unb  ^^ilfen)  unb  get)t  bann  bereint  mit  'OJtartiu  ÜJlair  auf  bem 
Zttjeiten  (ägcrer  Sage  OJlobember  1459)  unmittelbar  an  bie  5£)urd)fü^rung  be§ 
5projecte§.  6r  felbft  tl)eilt  fid)  ^}ar!graf  ^llbrec^t  bon  33raubcnburg  mit,  ber 
feine  Unterftülsung  an  bie  33iEigung  be§  J?aifer§  fnüpft.  ^Jlartin  ^33lair  gel)t 
(35eginn  i^atiuar  14()0)  nad)  ^aitanb ,  bort  ®elb  für  ben  5pian  aufzutreiben, 
inbem  er  bem  .^erzöge  ©forza  bie  Sfnbeftitur  burd)  &.  berl)ci^t ,  ^\n§i  11. ,  ber 
auf  bem  ^Rantuaner  C^ongreffe  unb  burc^  allf eilige  ^yriebenSfliftung  einen  2;ürfen= 
Zug  ermöglid)en  mill,  bringt  and)  bie  23re§tauer  zum  ®el)orfam  unb  ^u  bem 
23erfpred)en,  ©.  nad)  brei  3>o^ven  zu  Ijulbigen.  S)er  ©treit  be§  ÄaiferS  mit  ben 
öfterreid)tfd)en  ©tänben  bietet  ®,  ©elegen'^cit,  feine  23ermitttung  anzubieten  unb 
um  bie  ^uftimmung  zu  feiner  äöal)l  zu  bitten  (^3Mrz  1460).  äbgemiefen  fuc^t 
er  bicfe  bergebeuö  bem  aud)  über  bie  ^Jtid)terfünung  ber  3Brünner  S3erträge  er= 
zürnten  iTaifer  abzubringen.  5£)ie  auf  ben  5lürnberger  unb  3Bicner  3icid)§tag 
(berufen  auf  ben  3.  unb  28.  Wäx^)  gefegten  .!poffnungen  bereitelt  ber  z^ifd)en 
beiben  i5ürftengru|)|)cn  auäbred)enbe  Äricg.  äöä'^reub  beffen  berbinbet  fid)  ^önig 
®.  enger  mit  ^erzog  Öubtüig  (8.  Mai)  zu  35ermittlung  unb  2Baffenl§ülie;  bie§ 
befd)leunigt  bie  „9?otI)et"  =  9li(^tung,  bie  il^m  bie  @ntfd)eibung  über  bie  nod) 
fdjtüebenben  ©treitpunfte  übertoeift.  S)aburd)  unb  burd)  bie  in  3lnregung  ge= 
brad)te  SluSlöfung  ber  ^iicberlaufil}  l)offt  @.  bie  Sranbenburger  gefügig  zu  mad)en. 
9ll§  ber  ©e))temberreid)§tag  zu  SBicn  bie  Dppofttion  gegen  ben  5)3apft  unb 
(Vriebric^  III.  bjieber  in  g-^uB  bringt,  redinet  ber  ^onig  auf  biefe,  bereinigt  fid) 
zu  ^Nrag  mit  .g)erzog  Subtoig  (8.  Dctober)  zu  feiner,  toenn  nött)ig  getoattfamen 
©rl^ebung  auf  ben  beutfd)en  S^ron  unb  fenbet  5Jkrtin  Mak  zu  Unterl^anblungen 
mit  ben  Äurfürften  in§  fReid),    mäljrenb  er  ^atl)ia§  bon  Ungarn   zu  berfö'^nen 


(SJeorg,  ß.  ü.  *öf)men.  607 

unb  fi(^  äu  tierlbünben  loei^  (25.  'iJtob&r.)  unb  ftc^  auä)  mit  ^alen  (28.  9loöbr.) 
QU§9tei(i)t.  ©(i)on  5uöov  l)at  @.  and)  öon  ?Ubred)t  toon  Sranbcnburg  allgemein 
bie  3ujase  jeinei;  Untevftü^ung  bei  ©ad^jcn  unb  3?ranbenburg  erlangt,  ju  gleicEier 
3eit  fuc^t  ^erjog  ^nbtüig  bnicf)  einen  engen  Sunb  mit  bcn  Surften  jciner  ^^artei 
3U  9lürnberg  (11.  ^loöemberj  ben  .ßönig  3U  förbern,  bann  geminnt  M.  5]tair 
BebingungStoeije  ^Jlain^  unb  ^jatj.  2lber  be§  ^önig§  Haltung  9tom  gegenüber 
aui  bem  33amberger  Sage  (13.  5)ecember)  mad)t  feine  SBünbner  fd^manfenb,  auf 
ber  ßgerer  gürftenöerfammlung  (2.  gebruar  1461)  l^inbern  hu  53ranbenburger 
bie  beabfii^tigte  2Ba:^I,  bie  bon  ben  j^urfürften  ju  gtürnberg  (ßnbe  gebruar) 
Qbgelet)nt  tuirb.  ©eit  1460  ma^^nt  bie  .^urie  immer  bringenber  bie  Union  enb= 
lid^  in  Singriff  p  nehmen,  ^e^t  (DJMrä,  3lpril  1461)  öerfud)t  berÄönig  biefelbe 
roirflid^,  um  bie  ^uftimmung  be§  ^a|3fte§  gu  feinem  in  momentaner  ©rregt^eit 
gefaxten  tßlane,  \xd)  burd)  eine  25uEe  einfad^  jum  römift^en  Könige  ernennen  3u 
laffen,  3u  geminnen.  2)ie  ungel)eure  Slufregung  be§  bon  9toft)3ana  nun  gegen 
05.  geleiteten  utracfuiftifdien  S}oltc§  jeigt  aber,  ba^  bie  Union  je^t  unb  nie  mög= 
lici)  fei  unb  jmingt  ®.  am  15.  gjtai  ju  öffentlicJ)er  feierlid^er  ©rttärung  für  bie 
ßompactaten.     @§  ift  ber  äöenbe|)unft  in  ©eorg'ö  !Ceben  unb  ^önigtl)um. 

©egen  9tom  unb  fein  ä>ol!  in  unbereinbarer  Söeije  berbflic£)tet,  l)at  er  felbft  bas 
Ungemacl)  feiner  fpäteren  9tegierung  mitberfi^ulbet;  nur  bie  ^^riebenSbebürftigteit 
ber  Äurie,  be§  Äönig§  fing  bere($nenbe  5|}oliti!  bermag  ba§  2}erl)ängniB  :^inau§= 
äufdiieben.  ©e  gilt  borerft  bie  üblen  SoiS^n  ber  mißlungenen  .l^önigg^jrojefte  ju 
tragen.  äöäl)renb  i§n  bie  23ünbner  brängen,  gegen  ben  Äaifer  bor^ugclien,  muß 
er  i^  al§  fünftigen  gürfpredjer  in  ^om  fc^onen  unb  ber^inbert  bodfi  ntd)t, 
baß  man  il)n  al§  ^DUttetpunft  ber  @egnerfc^üft  gegen  ^apft  unb  Äaifer  bejeicimet 
(Sommer  1461);  am  25.  ^uU  mirb  aud^  gegen  @.,  al§  Reifer  ßei'äog  ßubmigS, 
ber  9iei(i)§frieg  er!lärt.  gür  ben  ^ampf  gegen  ba§  'Eingehaltene  9tom  fui^t  @. 
einen  moralifd^en  ipolt  in  neuen  iprojecten  unb  gerät'^  in  bie  |)änbe  biploma= 
tifc£)er  Slbenteurer,  je^t  be§  g^rangofen  Slnton  9Jlarini.  Dbmol  &.  für  f^riebric^  III. 
auf  beffen  Sitte  am  6.  September  einen  Sßaffenftittftanb  mit  atten  feinen  ©egnern 
bermittelt,  bermag  er  bod)  ber  9tac£|e  an  ben  Sranbenburgern  ni(i)t  3u  entfagen 
unb  fagt  am  1.  September  gjtarfgraf  2llbrec£)t,  am  14.  October J?urfürft  fyriebri^ 
ab.  3}on  gftom  bebrängt  fteEt  er  aber  balb  feinen  Streit  mit  3llbre(i)t  auf  ben 
abmal)nenben  ^aifer,  äiel)t  feine  2:ruppen  au§  bem  Sfteic^e,  bermittelt  auf  bem 
^Jrager  ^ynebenScongreffe  (5.  5^obember — 7.  2)eäember)  einen  allgemeinen  2ßaffen= 
ftiüftanb,  seigt  fiel)  aud^  betreffs  ber  9tieberlaufi^  einem  Sluggleid^e  geneigt  unb 
jubem  gefd)äftig  ben  Ärieg  smifi^en  ^olen  unb  ^^reußen  ju  bermitteln.  3ll§ 
ber  griebenSftifter  in  Europa,  toie  er  fidE)  in  ^om  barftellt,  unb  burdf)  ba§  5ln= 
erbieten  eine§  SürfenfelbjugeS  fud^t  er  ^iu§  IL  günftig  3u  ftimmen  unb  feiner 
enblict)  abgefertigten  ©efanbtfd^aft  ben  Soben  boräubereiten.  @r  ift  fanguinifdf) 
genug,  ba§  5ßefte  ^u  l)offen,  fogar  bie  ßrlangung  ber  bt)3antinifd)en  i?ai|erfrone 
fdfjmebt  feinem  ßl^rgeije  bor.  2lber  ber  ,^rieg  bauert  in  ^reußen  fort  unb  be= 
ginnt  in  ber  Saufi^  unb  im  gteidfie  auf§  5teue,  bie  .»^ui-ie  fte'^t  unberrücft  auf 
ben  3ufagen  bon  1458.  2;ro^bem  bie  65efanbtfd)üft  ben  (Sel)orfam  im  9Umen 
be§  ganzen  ^önigreid^ee  geleiftet,  antmortet  ^^iu§  II.  auf  bie  SSilte  um  bie  Se= 
ftätigung  ber  Sompactaten  mit  beren  feierlid^er  Sluf^ebung  (31.  Wäx^  1462). 
Sofort  änbert  ber  5?önig  feine  ^politif,  fie  ftü^enb  auf  bie  SSefriebung  mit  ben 
"Dtad^barn  (6.  i^uni  triebe  mit  SSranbenburg  gegen  9lücEgabe  ber  5^ieberlaufi^er 
^fanbfc^aft)  unö  5}larini'§  ^rojeft  eine§  europöifi^en  gürftenbunbeS,  ber  loSgelöft 
bon  ber  3}ormunbfdt)aft  beg  ^:papftt'Eum§  unter  ^erftettung  internationalen  DiedbteS 
unb  @eri(^te§  ®.  einen  feften  9tücfl)alt  bieten,  beffen  SBilbung  burdl)  ben  bDr= 
geftettten  3^edt  eine§  Sürfen^ugeS  erreidf)t  toerben  foü.  Ser  erfte  :Ealbgetungene 
SdCiritt  ift  ber  Slbfc^luß  eineg  S)efenfibbunbe3  gegen  bie  fürten  auf  ber  3ufammen= 


(508  ®eotg,  Si.  b.  2Bö()mcn. 

fünft  @eorg§  mit  ßaftmir  bon  ^4^oIcn  ^u  (^ko^glogou  (18.  5)tai  1462).  5E)eä 
J(?öni9§  unfluge  ^cftigfeit  gegen  ben  mit  bev  Ö)efanbtfrf)QJt  nadt)  ^45i*Qg  gefommenen 
!i3egaten  gantinug  be  SSatte,  ber  gefangen  gefegt  tüirb,  maä)t  ben  S3ru(^  mit  Ütom 
noct)  grelier  C^oftag  bom  17.  Sluguft  1462);  feine  33emüf)ungen  ju  ber  eigenen 
unb  ber  utraquifti[(f)en  ©tänbe  =  grflänmg  für  bie  ßorn^iactaten  anä)  bie  ber 
fat§oli|c£)en  SSarone  unb  (am  18.  ©e|3t.)  ber  faf^olifctien  @eiftücf)feit  ju  erlangen 
finb  eitel.  2)ie§  ift  aud§  f^äter  ber  gatt  (2ag  öon  Srünn  3^uli  1463);  bodt) 
bleiben  fie  norf)  treu  unb  fud^en  3U  öermitteln,  n)ä'§renb  ber  bebrängte  .^aifer 
bie  au(^  fonft  öom  Könige  gereifte  .^urie  jum  3utt'arten  nötl^igt.  S)ie  ^tettung 
be§  in  feiner  Surg  p  2Bien  belagerten  J?aifer§  bringt®.  t)0(|tDidf)tigen  @5cminn : 
3Jie^rung  ber  böl)mifd)en  ßanbe§|)ribilegien ,  OtüdEgabe  ber  l^abäburgifct)  =  lujem= 
burgifd^en  (ärböerträge ,  ßrl^ebung  feiner  beiben  jüngeren  ©öl)nc  in  ben  üteid^§= 
fürftenftanb  k.,  befonber§  ha^  23erfpre(^en  nad)brüdElidt)fter  S5ertoenbung  in  Ütom. 
Sfnjmifdfien  roiih  ber  i^ütftenbunb ,  öon  S5enebig  unb  ^i-'^nfreidt)  gebilligt,  an 
5!Jlatl^ia§  bon  Ungarn  jur  Unzeit  unb  ungcfdt)icEt  gebrai^t,  öon  Surgunb,  wie  e§ 
fd^eint,  in  Üiom  öerrat^en ;  er  mirb  buri^  gefdt)icEte  9(ftion  bc§  5papftf§,  ber  fid)  mit 
33enebig  unb  Ungarn  ]ü  einem  ©onbcrbunbe  bereinigt  (October  1463),  bereitelt ; 
ber  angeftrebte  engere  93unb  @eorg§  mit  ^-ranfreic^  fül^rt  nur  ju  einer  be= 
bcutung&lofen  ©inung.  ;3'n  Öcfül^le  ber  na^cnbeu  ©efaljr  me'^rt  ber  .ßönig 
biefe  burdt)  feine  3!Jia^regeln  gegen  fie.  (Ex  berfiei^t  bie  Surgen  in  Sötimcn  mit 
.^riegSborrät^en  unb  ©etreuen,  mad)t  feinen  Solju  !i?ictorin  pim  Öanbc§t)aupt= 
mann  in  ^)Jtät)ren,  fudE)t  fid^  bie  ^aufitjen  unb  ©djtefien  ju  ftdf)ern  unb  mel)rt 
baburd)  bie  9lbneignung  ber  otine^in  über  fein  perfönlid^e§  9tegiment  mi|mutt)igen 
Marone.  (5d)on  lä|t  fidC)  bie  Äurie  auc^  bon  ^aifer  griebridf)  ni(^t  länger  t)in= 
Italien  unb  ift  (15.  ^uni  1464)  bie  (^itotionSbuHe  gegen  &.  ouögefertigt ,  a(§ 
^^iu§  II.  ftirbt  unb  fein  5^ad^folger  ^^aul  II.  nodjmalö  9tuffcf)ub  unb  bie  ©enbung 
cineg  Legaten  bemiÜigt.  2)a  aber  @.  beffen  unbilliges  Serlangen,  bon  ber  23e= 
lagerung  3o^'nfteiu§,  ba§  bem  meuterifc^en  aber  bom  ^apfte  in  8dt)utj  genommenen 
^t)ne!  b.  Söttau  geljört ,  abjuftel^en,  abtoeift,  erfolgt  am  28.  i^uni  1465  bie 
ditation  @eorgö  binnen  180  Jagen  unb  ber  5luftrag  an  ben  Legaten,  gegen 
ßJeorgä  Reifer  mit  (Jenfuren  boranäugel)en.  ^Jiun  nimmt  ';l>aul  II.  bie  SrcSlauer 
in  feine  Qbl)ut,  fünbigt  ben  i^af^olifen  23ö^men§  ®eorg§  beborftcljeube  Ibfe^uug 
an  unb  mat)nt  bie  ^^^ürften  bom  Serfe'^re  mit  biefem  ah.  S)ic  böl)mifdl)en  Saroue, 
audf)  in  religiöfem  burd^  ba§  9ieligion§gefpräd^  auf  bem  ^ebruatlanbtage  1465 

,  gefdl)ärfteu  ©egenfa^e  ju  @.,  berat§en  fii^  (©ommer  1465)  ju  ©rünberg,  ©tra=- 
foni^  unb  Ärumau,  um  bom  iiönige  bie  9lbl^ülfe  ^aljlreidlier,  mirtlii^er  unb  ber= 
meinter,  Verlegungen  it^rer  9ledt)te  unb  ber  ßanbegfreil^eiten  ]u  berlangen,  merben 
aber  bon  ©.  unter  bem  Seifaüe  ber  Dtitter  unb  ©täbte  (|)erbftlanbtag,  23.  ©ep= 
tember  1465)  miberlegt  unb  abgetoiefen  unb  treten  barum  ju  @rünbcrg  (28.  9tob. 
1465)  jum  „.^^errenbunbe"  ^ufammen.  ©.,  millenS  feinem  ©ol}ne  Sictorin  bie 
5^adl)folge  ^u  fidf)ern,  übergibt  feinen  iöefi|  ben  beiben  jüngeren  ©öljnen,  appettirt 
gegen  bie  (Station  am  21.  Dctober  unb  menbet  fid)  an  aEe  g^ürften  um  S}er= 
mitttung ,  toä^renb  er  in  3tom  burdl)  Submig  bon  Saiern  unb  Ungarn  auf  bie 
^erftettung  ber  S)inge  bor  1462  lautenbe  Einträge  unb  Serfprec^ungen  be^ügUd^ 
eineg  Äreu3juge§  tl^un  lä^t.  ©d^on  ^at  fidC) 'D)kt^ia§  bon  Ungarn  (2.  Dct.  1465) 
9tom  gegen®,  erboten;  beffen  Einträge  merben  abgen)iefen,  fd)on  am  8.  S)ecember 
1465  —  nod^  bor  9lblauf  ber  grift  —  @eorg§  Untert^anen  bom  Sreueibe  ent= 
bunben.  5lun  fielet  ^ilfen  auf,  ficf)t  fid)  ©.  genöt^igt  mit  ben  Ferren  nac^ 
Unter^anblungen  in  SSubmeiä  unb  Otaubni^  einen  förmlid)en  2Baffenftillftanb  ju 
fc£)lieBen  (bi§  ©aEi  1466).  S)a§  Bögern  ber  ^urie  gibt  bem  Äönige  3eit. 
3Cßät)renb  bie  fäd£)fif(^en  «Iperjöge   mit  ben  Inegalen  in  33re§tau  ber^anbeln ,    ber= 

•  fudC)t  ber  Äönig   mit  Unterftü^ung  (Tregor  ^eimburg'§  nod^malS  feine  <Baä)t  ju 


®eorg,  Jf.  ö.  SBöf)men.  609 

einer  oÜgememen  2lnge(egenf)eit  bei*  toeltlicfien  Wää)ie  ju  machen.  ?Ii&et  toenigei* 
burc^  ^eimfturg'S  ©dlvetBen  nad)  Ungarn  unb  i^ormutare  für  bie  5ürftent)er= 
mittlung,  Qt§  burd)  bie  iöerwenbung  ^Jtarfgraf  2ll6re(i)t§  unb  ba§  QrBieten  einer 
großen  .g)eere§rüftung  gegen  bie  dürfen  fommt  e§  auf  bem  '•JiürnBerger  ^)iei(i)§tage 

1466  ju  bem  SBefc^Iuffc,  öon  $aul  II.  einen  %aQ  für  bie  gemeinfame  3tu§= 
g(eid)ung  ber  böf)mif(i)en  f^rage  ju  Verlangen.  2)agegen  toä^lt  ber  ^errenlbunb 
in  3^ttau  (12.— 18.  ©ept.)  3bene!  ö.  ©ternberg  ^um  ^au|)tmann  unb  befcfilieBt 
burd^  bie  -iperein^ie'^ung  aller  ^af^olÜen  ber  i?rone  feine  Umtüanblung  in  eine 
!at"f)olif(^e  Siga,  toilligt  aber  bann  in  SSertängerung  ber  3Baffenru'^e  bi§  23.  5l|3rit 

1467  unb  neue  SSer^anblungen  in  5'leu'^au§.  äßö^renb  ber  .^önig  burtf)  un!luge 
.'peftigfeit  gegen  ben  .^aifer,  bie  un^eitige  SSelagerung  bon  5^am§Iau  unb  feine 
Sßerbinbung  mit  ben  „SSrübern"  feine  Sage  t)erf(^limmert ,  belegt  ^aul  II.  am 
23.,  S)ecember  1466  i!§n  unb  feine  ^^amilie  mit  bem  SSann,  fprid^t  il^m  ben 
S^ron,  feinen  ©ö^neu  bie  5ta(i)folgc  ab.  S)ie  ©prüc£)e  ju  öoEftreden  rechnet  bie 
.^urie  auf  bie  Siga ,  bereu  faft  fci)on  gelungene  S5ert)anblungen  ju  9leu^au§ 
nun  erfolglos  bleiben  unb  bie  fic^  toittig  erbietet,  unb  auf  ^ßolen.  Stuf  bem  fjebruar^ 
tanbtage  (24.-27.  ^^ebruar  1467)  ift  ®.  ju  fpät  gegen  bie  ^erren  nachgiebig 
unb  toirb  nochmals  auf  bie  ßompactaten  öer|)flic^tet.  S)ie  S5erfuc£)e,  in  9tom 
neue  SSerl^anblungen  an3u!nüt)fen ,  einjelne  ber  sperren  ^u  geminnen,  fcfieitern. 
"■Jlai^  ©ternberg'§  SSeftätigung  burd§  ^aul  II.  am  20.  Wäx^  einen  fi(^  bie  Sigiften 
fefter  5U  ©rünberg  (14.  3lpril),  am  felben  Sage  apljellirt  ber  ^önig  aud)  gegen 
bie  SSannbuEe  unb  ber.ßrieg  beginnt,  in  ^atillofen  ©in^etugefeciiten  unb  ^urgen= 
belagerungen  befte'^enb.  ,3uS^c^'^  [treitet  man  mit  ber  lieber,  ^tac^bem  ber 
"Mrnberger  9ieid)§tag  (^uli — Stuguft  1467)  umfonft  bie  S3ermittlung  berfu^t 
§at,  toobei  bie  toeitere  ßntfrembung  be§  Äaifer§  unb  auä)  ^er^og  Submigä  öon 
®.  t)erbortritt,  bermittelt  Äafimir  öon  5]3oIen,  an  ben  fic^  beibe  Parteien  mit  bem 
3lnerbieten  ber  bbtimifd^en  tone  unb  ber  9ta(^foIge  geU)enbet,  einen  Söaffen= 
[tiKftanb  üom  30.  ^flobember  bi§  25.  Sfanuar  1468  jum  S^^'^^  e^"e§  f5^'ieben§= 
tage§  in  iBrieg.  @r  bringt,  ba  ber  ßegat  auf  @eorg§  3}ernic£)tung  befielt,  nur 
bie  Kräftigung  ber  Gegner,  bie  toäl^renb  be§  burc^  bie  ^olen  bi§  jum  26.  Wäx^ 
öerlängerten  äöaffen[tiEftanbe§  fi(^  an  9}tat!^ia§  Don  Ungarn  menben.  S)a  3u= 
gleid^  ouc£)  bie  :bäpftli(i)en  Soten  fic^  bon  5}}oIen  nad^  Ungarn  begeben,  ber 
Kaifer ,  bem  ^^rin^  S5ictorin  am  29.  S)ecember  abgefagt  l^at  unb  in§  Öanb  ge= 
brodien  ift,  um  ^ülfe  ruft,  crttärt  5Jtatl§{a§  am  31.  Tläx^  1468  ben  Krieg, 
ben  er  na.d^  rafd)er  umfid^tiger  ülüftung  am  12.  9tpril  aufnimmt,  ^aul  II. 
unterftü^t  i'^n  mit  neuen  (Senfuren  (20.  3l|3ril)  unb  ber  Senbung  eine§  jmeiten 
Legaten,  9toöareIIa'§,  mit  größeren  3}ottma(i)ten.  König  5Jtatt)ia§  nöt^igt  35ictorin, 
bem  ®.  äu  ^ülfe  eilt,  jur  9ftäumung  Cefterreic£)§,  fte'^t  beiben  unterl)anbelnb  bei 
Saa  gegenüber,  erobert  nac^  (Seorg§  ^Ib^ug  ben  größeren  S^eil  3!Jiä^ren§.  Un= 
ausgefegte  Kämpfe,  fruc^ttofe  S3ermitttung§t)erfuif)e  erfüllen  ba8  ^.  1468;  bie 
„aä)t  Unglüdsmod^en"  (Quitte  9luguft  bi§  ^itte  October)  bringen  @.  fd^toere 
S5erlufte,  bocE)  menbet  fid)  ba§  SöaffenglücE  unb  ft^lägt  aud^  bie  33ol!§ftimmung 
im  9leid£)e  ju  feinen  fünften  um.  2tber  fd^on  finb  felbft  ©ac£)fen  unb  Sranben= 
bürg  willens,  im  äu^erften  f^atle  au  ^apft  unb  Kaifer  p  fielen  unb  mirb  in 
9iegen§burg  (gebruar,  ^Jlärj  1469)  über  ben  9leid^S!rieg  gegen  Söl)men  öer= 
§anbelt.  ®a  bie  Ütarf)ridf)t,  ba^  triebe  fei.  —  König  53tatl)ia§  :^at,  beim  ßinbrud^e 
in  Sö^men  öon  65.  bei  ^itemotö  (25. /26.  t^ebruar)  eingefc^loffen,  einen  3Baffen= 
ftiEftanb  bi§  pm  3.  3lpril  1469  abgefdl)loffen  unb  öerfprodl)en ,  65.  auf  (Brunb= 
läge  ber  ßombactaten  mit  9tom  au§aufö^nen,  toogegen  il)n  btefer  entläßt  unb 
Unterftü^ung  bei  ©rlangung  ber  beutfd£)en  Krone  jufagt.  ^ber  auf  bem  Dlmü|er 
griebenStage  (7.  5lpril  bi§  1.  ^JJtai)  üer'^inbert ^Jloüarella  alle»;  loä^renb  bereits 

gtagciii.  beutfcöc  Siograljfiie.    VIII.  39 


QIQ  ©eorg,  ^.  b.  SBö'^men- 

üJtatl§ia§'  3öat)t  jum  ^önig  toon  ^öljmen  geplant  tüivb,  evreicfit  @.  6ei  mandiei-lei 
^erfönlic^er  ©emüf^igung  burrf)  polnijdie  SSermittlung  16to§  bte  3}er[ängevung  ber 
äöaffenrulie  16i§  l.^fanuav  1470  unb  bie  3ufage,  5Ratt)ia§  tüerbe  in  feinev  (5ac£|e 
nad)  Sfiom  |(^i(ien.  5Durd)  5Jtatl§iQ§'  ^önig§tt)at)t  unb  bie  nac^tolgcnbe  ^^ulbigung 
in  Olmü^  unb  S3re§lau  ü6ev  jeine  Stäujc^ung  betefirt,  brid^t  ®.  fofort  mit  öer= 
^tüeiteltcr  Energie  (o§.  2Bät)renb  ber  i¥ai|ev,  über  ^JJlat{)ia§'  ungeftümeS  «Streben 
erjd^retft,  öon  biefem  äurürftüeidit ,  ebenfo  33ranbenburg  unb  ^4>oIen,  jud)t  ©. 
burcf)  ©ac^jen  3}erfö^nung  mit  f^riebrid)  III. ,  läfet ,  an  5|3oIen  ficfiern  9tüdt)aU 
ju  finben,  auj  bem  5^rager  Sunilanbtage  bie  ^lodiiolge  be§  ^^rinjen  äBlabiSlalt) 
befd^lie^en,  arbeitet  im  9ieic£)e  toie  an  ben  ^öfen  öon  ißnrgunb  unb  gran!reid) 
^at'fiiaS'  beutfdicn  .^önig§plänen  entgegen ,  tritt  enblid)  in  ä^erbinbung  mit  ben 
unpfüebenen  ungarifctien  ©ro^en  unb  iül)rt  ben  ^rieg  tro^  3)ictorin"§  (5}efangen= 
nannte  (27.  3^uli  1469)  ]o  glüdlid),  ba^  ein  Xfjdl  ber  Sigiften  nur  burd^  @r= 
ftärung  it^rer  ^Neutralität  ][ä)  bor  gänätid)em  9iuine  ju  fd)ü^en  öermag.  2}er|agt 
aud)  ^önig  ^afimir  tro^  @eorg§  33emüt)ungen,  unb  fein  brot)cnbe§  5)tani|eft  an  ba§ 
9ieid§  toom  1.  i^anuar  1470  äöaffen^ütie,  ja  felbft  eine  befinitibe  @r!tärung,  ^o 
geftaltet  fid)  ®eorg§  Sage  bod)  immer  günftiger.  S)ie  53iIIac^er  i5ürftenberjamm= 
lung  (19.  Suli  bi§  1.  5Iuguft  1470)  bei  bem  Äaifer  erflärt  \xä)  bafür,  @.  auf 
bem  Xl^rone  p  ert)alten,  toät)renb  5Jlat^ia§'  rafd)er  ©iniall  in  Söf)men  (3luguft 
1470)  mißlingt.  5Da  fic^  in  iBöl^men  n)ie  im  <)ieid)e  bie  Stimmen  |ür  @.  mel)ren, 
in  Ungarn  über  ben  fd)lDeren  langbauernben  Ärieg  fic^  fteigenbeS  ''XUi^bergnügen 
funbgibt ,  bietet  5Jtatl^ia§  burd)  ©ternberg  in  $otna  ben  f^rncben  unter  5öebin= 
gungen  an ,  bie  &.  ben  5tt)ron ,  il)m  bie  ''Jiad)foIge  fid)ern.  9lur  bie  Otüdfid^t 
auf  ^^olen ,  ba§  baburcE)  p  rajd)er  ©rflärung  gebrängt  wirb .  t)inbert  (B.  an= 
3unet)men.  %xo^  Äirdienbann  unb  i?e^erglauben  erfolgt  (gafc^ing  1471)  bie 
S3ermät)lung  bon  @eorg§  jüngftem  ©ol)ne  ^t)x\d  mit  ^af^arina  öon  Sadifen. 
2)ie  fäd)fifd)en  ^Sperjoge ,  öoni  ^aifer  unterftü^t ,  ftimmen  enblid)  aud)  bie  J?urie 
milber  unb  fd^on  l)at  C^arbinat  ^ranj  öon  ©iena ,  ber  bie  ©ac^e  ber  Äird^e 
auf  bem  iKegenSburger  9teid)§tage  füt^ren  joK,  S3efe!§l  erVIten,  aud)  bie  böl)mifd^e 
Streitfrage  in  Unter^anblung  ju  nelimen,  al§  @eorg§  Zoh  gemelbet  mirb. 

S)ie  äöafferfud)t ,  bie  feinen  in  ben  testen  Satiren  fel)r  ftarfen  Äörper  bi§ 
pr  Unfenntlid)!cit  entftettte,  l^atte  am  22.  Wäx^  Uli  be§  Äönig§  2ihen  ein 
Snbe  gemad)t. 

Äein  ^obiebrab  nal)eftel)enber  ä^i^ßenoffe  ^at  un§  feine  ^^erfonlidifeit ,  fein 
Sinnen  unb  ©mpfinben  menfd)lid)  näl)er  gebracht.  3ll§  einen  ^Jtann  öon  turpem 
gebrungenen  i?ör|3er,  weiter  ^''autfarbe,  bli^enben  Singen  unb  gefelligen  'üJlanieren, 
„augeftedt  ^töar  öom  |)uffiti§mu§ ,  fonft  aber  red^lfd^affen  unb  ebel",  fd)ilbert 
lijU  äur  3eit' feiner  35ertt)eferfd)aft  (Jnea  Silöio.  Slu^erbem  laffen  fid()  marme 
Siebe  3u  ben  Seinen  unb  ju  feinem  Sanbe,  Sparfamfeit,  bie  fpäter  faft  in  ©eij, 
rege§  Streben,  ba§  ju  ö  erb  erb  ti  et)  er  (5l)rfud)t  ausartet,  Sebl^aftigfeit,  bie  leid)t  ju 
ungeredjter  .!peftig!eit  toirb,  ni(^t  öerfennen.  ®eorg§  Sluftreten  in  ber  @efd)id)te 
ift  je  nad)  bem  ^^arteiftanbpunftc  öerfi^ieben  beurtt)eilt  töorben.  ©id^er  ift :  ber 
^ärt^rer  ber  freilieitlid^en  ^hnn,  ber  überäeugungSöoIle  Utraquift  ift  ber  .^önig 
nie  getoefen.  Slber  er  gel)ört  ju  ben  gcbietenben  ßkiftern,  bie  felbft  o!^ne  be= 
fonbere  ^)erfönlidE)e  SSilbung  —  ber  .^ünig  fprad^  menig  beutfd^,  nur  bö'^mifdl)  — 
3eit  unb  ©elegenl^eit  mit  flarem  93lide  ju  erfaffen,  mit  fiegreid^er  (Energie  p 
benü^en  öcrftel)en.  So  forgt  @.  erft  öäterlid^  für  fein  Sanb  unb  leitet  mit 
überlegener  j^lug'^eit  beffen  ^olitif.  9lber  bie  tleinlid^e  3eit,  in  bie  er  gleid^ 
50Nar!graf  Sllbred^t  geftellt,  geftattet  nid^t,  ba§  fid^  bie  trefflidt)e  5laturanlage 
pm  Rollen  unb  ©bleu  entfoltet.  ®eprg§  biplomatifdt)e  fünfte  öermögen  nii^t 
if)m  toalire   ^^reunbe   p  öerfdjaffen;   öon  ß^rgeij   unb  @lüd   öerblenbet  ge'^t  er 


©eotg,  2Jl.  t).  5Branbenbut9=3ln§bad^.  611 

in  gutem  ©lauben,  nber  aüju  füt)nem  SBertvaucn  3}erptli(i)tun9en  ein,  beren  lln= 
crfüübarfeit  ben  2lBenb  ^eineä  Öeben§  in  Ükc^t  unb  Trauer  f)üllt. 

(}.  ^atacit),  ©efcf).  SBoiim.  IV,  1.  u.  2.  Slbt^l.  ^.  maxt^xaVi  jec^§ 
3I^anbIungen  über  Ä.  @.  unb  feine  3eit.  6.  Sßoigt,  ©eorg  öon  SBöf)men  ber 
^ujiitenf önig ,  öift.  3ti^r.  1861.  ©.  3}oigt,  Enea  Silvio  de'  Piccolomini. 
3  a3be.,  Berlin  1856  —  63.  ^.  ®.  S)i-o^!en,  &t]ä)\ä)k  ber  ^reu^.  ^^oUtif  II, 
1.  2Ibt()l.  m.  Sorban,  S5a§  ^ömgtf)um  @.  üon  ^^obiebrab ,  ^eipjig  1861. 
21.  33aimann,  ein  ^a^r  bö^mijdier  ®ejc^id)te,  2trd).  f.  öftetr.  ©efcfiid^te, 
LIY.  ^b.,  3Bien  1876.  ?l.  Sac^mann,  SSö^men  unb  feine  >Jlad^bar[dnber  unter 
@.  öon  ^:pobiebrab  1458—61,  ^rag  1878  u.  a.  2Ö.  58 ad) mann. 

(Ijcorg  ber  fromme,  ^)31arfgraf  öon  Sranbenburg  =  5Inip  ac^ ,  geb.  am 
4.  mäx^  1484  als  Sot)n  be§  ^]]krfgrafen  yriebric^  bes  Slelteren,  atjo  (Fntel  bes 
«marfgraien  9übrec^t  Sl^iües ,    unb    ber    potniicf)en    ^rinjeifin   ©op^ia,    einer 
Sc^roefter  hti>  Äonigs  äölabi§Iatü   öon  Söfimen  unb  Ungarn,   jomit  ber  35etter 
be§  leiten  bD^mi|c^  =  ungarii(^en  ^ageEonen.     gr   i[t   ber  ^Begrünber  ber  :^_o^en= 
äoEerni^en  ^errjd^ait  in  bem  ic^(efifd)en  iyür[tentf)um  ^ägernborj  unb  ein  eiiriger 
prberer  ber  JReiormation,  fotoie  ber  örö^e  jeineg  §auje§.     ©ein  S)ater,  ber  fid) 
einer  jo'^treic^en  ^amiüe  erfreute,  Ijatte  i'^n  anfangs  für  bie  getftlicf)e  Saufbatju 
beftimmt,  id)icfte  i^n  aber  1506  ^umS^ienft  an  ben^of  feines  ©d^tnagers  Äönig 
äßtabislaro,  ber  meift  auf  feiner  ungarifc^en  ÄönigSburg  in  Dfen  reftbirtc.    ^pier 
ermarb  fi^  ber  junge  gürft  bie  ©unft  feineS  Cl)eims  in  betn  5Jtaa§e,   ba^  it)n 
biefer  bei  feinem  1516   erfotgenben   2obe  jum   ^itgtiebe   ber   für  Ungarn  cin= 
gefegten  üormunbfc^aftüd^en  ütegierung  unb    jum   (Srjic^er  be§   erft  3e:§njät)rigen 
2:^ronerben    Submig    einfette.      Der    gleidiaeitige    bö^mifd^e    @ef(i)ic^t§fc^reiber, 
a3ifci)of  ®ubraöiu§  öon  Dlmü^,  fäüt  bei  biefer  @etegen{)eit  ein  fe^r  ungünfttges 
Urt^eit  über  i^n.     iöättc  ber  ^^rinj  Subwig,   fagt   er,    einen  tü^tigen   ßrjiefier 
ermatten,   ber  nid§t  allein  auf  bie  SeibeSpflege ,   fonbern  auc^  auf   bie  ß^arafter= 
entraicElung  gefet)en,  fo  UJäre  bie  gute  ^3(nlage,  bie  ber  Änabe  jetgte,  nic^t  erfticft 
ttorben.     ©o  aber  tnurbe  nad)  bee  33ater5  äÖiüen  fein  graietier  unb  .«öofnieifter 
gjtarfgraf  @.,  jttjar  ein  guter  ^err,  bem  aber  ^efte,  ©^aufpiele  unb  Sanjenfte^en, 
(Spiet  unb  3:an5  me:^r  am  ^perjen  lagen  at§  ernfte  25efd)äftigungen.     Cbrool  bie 
bij^mif^e  unb   ungarifd^e  @ef^id)tfd)reibung   biefeS  Urt^eit   fic^   angeeignet  ^at 
unb  ben  gjtarfgrafen  @.  für  bie  in  Äönig  Öubtoig,  ben  übrigens   bie  ^ä)iaä)t 
bei  'JRoi)aq  fd^on  im  20.  SebenSja'fire  t)inraffte,  fpäter  ^erPortretenbe  ©enuBfuc^t 
unb  Unroirtt)f(iaftac^feit  öerantmorttic^  mad)t,   fo  mill  hoä)  ber  3}ortt)urf  man= 
gelnben  .ernftee  ju  bem ,   toaS   toir   f onft   über   feine    ganje   öerftänbige  2ebeni= 
fü^rung  erfat)ren,  für  it)n  felbft  in  feiner  äÖeife  paffen ;  et)er  bürftc  eine  ungered)t= 
fertigte   ^kc^giebigfeit   gegen   bae   91aturet  beS   jungen   dürften  unb   bie  lodere 
SebenSmeife  beS  6ofe§ ,  öon  ber  er  auc^  nad)  anbern  3eugniffen  ni^t  mof)[  fret= 
äufprec^en  fc^eint^  it)ren  ®runb  in  bem  33eftreben  gehabt  t)aben,  fic^  bie  it)m  atS 
Stuelänber  öietfad)   beneibete  ©unft  be§  Königs   ju  fiebern.     2Iuc^   mar   es  ben 
a3Dt)men  ärgerlid)  genug,  ba|  er  feinen  (5influ|  bei  beiben  gutmüt^igen  Königen, 
Spater  wie  ©of)n,  ju  feinem  ^Bort'^eit  auSjunüfeen  ftrebte.     Cbmol  er  burc^  feine 
freiließ  nur  fur^e  e^e  (1509—10)  mit  SSeatrij,  ber  2Bitttoe  beS  ^otianneS  Ö'or= 
öinuS,  geb.  ©röfin  ^rangipani,   in  Ungarn   bereits  gro^e  ^efifeungen  erlDorben 
^atte,  fud)te  er  boc^  eine  ^Betofinung  für  feine  Sienfte  in  ben  bequemer  gelegenen 
<iänber-n  ber  böt)mifd)en  Ärone,  namentlid)  in  ben  5a^lreid)en  fc^tefifd)en  5ür[ten= 
tpmern,   über  bie  biefetbe  gebot,     ^uerft ,  t)ei^t  eS,   l^abe  er  feine  3tugen  auf 
baS  gürftent^um  ©logau  unb  bann   ebenfo   öergeblid)    auf  baS  ß^gertanb ,   baS 
■  freiließ    für  feine  frönfifc^en  33efi^ungen   biet   ^^InjiefiungSfraft   t)atte,   geworfen, 
(änbti^  getang  eS   it)m  in  Cberfdjtefien  5uB   3u  faffen,   inbem   er   1512   juerft 
^toifc^en  öeräog  2?o^ann  öon  Cppeln  unb  ^craog   S^atcnttn   öon  Dtatibor  einen 

39^ 


(;]^2  ©eorg,  Tl.  ö.  S3tonbenbui-9=3ln§bad). 

iBertrag  3u  Stanbe  1)Tcaä)U,  in  toeicfiem  ftcf)  biefe  fieiben  ^^ürftcn  gcgenfeitigc 
SeerBuitg  aufic^erten;  loäre  ^ol^ann  bev  Uebevlebenbe  unb  ftüxBe  er  ot)ne  örben, 
fo  foüe  fein  ganzes  ßanb  an  9Jlatfgraf  ®.  jatten.  f^ür  ben  i^ratt,  i'^B  ^^^o% 
^ol^ann  juexft  ünberloS  fterbc,  tarn  ®.  mit  >g)ei-äog  33atentin  bai)in  überein,  ba^ 
le^terer  mit  i^in  fd)on  bei  feinen  Seb^eiten  bie  Oon  erfterem  tiinterlaffenen  fönig= 
li(|en  Seilen  tf)eilen  tuoEte.  Dbttjot  biefe  SSerträge  bem  öon  Äönig  2ÖIabi§tatt) 
erft  1510  gegebenen  5Jta|eftät§brief  miberfprad^en ,  in  hjetd^em  Qu§brüc£tid)  feft= 
gefegt  toar,  bo^  fein  3lu§tänber  in  ben  ßänbern  ber  bö'^mifi^en  Ärone  föeber 
burc^  @efrf)enf,  nod)  Äanf  unb  5Ber|)fänbung  irgenb  toelc^e  ©üter  erlange,  bamit 
biefe  Sefi^ungen  ni(^t  bereinft  burct)  einflu^rei(^e  ßeute  öon  ber  Ärone  33öf)nien 
abgetrennt  toürben,  trug  gIeid^h)of)l  bcrfelbe  ^önig  lein  33eben!en  fie  al§balb  3u  bc= 
[tätigen,  l^atte  er  boc^  injtDifdien  1511  bem  ^jerjog  i^o^iann  bereite  ba§  öoU= 
fommen  freie  25erfügung§red)t  über  feine  Sanbe  eingeräumt,  ma§  eben  ber 
^aje[tät§bricf  öerl^inbern  fottte,  tea§  aber  bem  ^erfommen  in  ©d^tefien  entfprad). 
21I§  bann  1521  bie  contra'^irenben  dürften  bie  früf)eren  25erträgc  no(^  einmal 
beftätigten  unb  im  Dctober  beffetben  Saf)reg  .^erjog  Sßatcntin  ftarb,  feine  33e= 
fi|ungen  alfo  5unäd)[t  an  ^Jerjog  ^o^ann  fielen,  beftätigte  aud^  Äöntg  ßubUJig 
atte  biefe  23erträgc  unb  fügte  auSbrüdtüct)  liinju,  e§  foÜe  bem  93tar!grafen  nict)t 
jum  ©cl)aben  gereidien ,  ba^  er  fein  ©inmol^ner  ber  böl)mif(i)en  ^rone  fei.  Sic 
bö'^mifd^en  ©tänbe  braditen  nun  aEerbing§  bei  ber  barauf  erfotgenben  ©efd)n)örung 
be§  "ilRaicftätSbriefeS  butd)  Äönig  i3ubtoig  auSbrücflirf)  bie  Älaufcl  ^^inein,  baf 
er  bie  beiben  5ürftentl)ümer  Op:peln  unb  9iatibor  nac^  -'per^og  3ot)ann§  2obe 
^iemanbcm,  „tt)elcf)e§  (5tanbe§,  9Mnge§  unb  25olfe§  er  and)  fei",  berfc^reiben, 
fonbern  fie  ju  eignen  Rauben  nel)men  folle,  aber  bemungeac^tet  crflärten  fie  bod) 
auf  bem  nä(i)ften  Sanbtage  au§  9tüdtfi(^t  auf  „ben  S3lut§freunb  ©r.  ©naben"  it)re 
(SinttjiHigung  jum  Slnfall  berfelben  an  ^Bartgraf  ®.  unb  befcl)loffen  benfelben,  fo= 
batb  i^m  bie  beiben  (VÜvftentf)ümer  anl^eimfielen ,  al§  fd)lefif(^en  ^yürften  an^u^ 
erfennen.  ^o^ann  öon  Oppeln  geftattet  it)m  hierauf  ben  2itel  eine§  ^eijogS 
öon  9tatibor  ju  füt)ren  unb  räumt  i'^m  ©tobt  unb  (Sd)lo^  Dberberg  ein;  öon 
Äönig  Submig  er'^ält  er  noc^  bie  .^errfd^aft  33eut^en  auf  ^njei  Seibeäerben. 
2)erfelbe  ertf)eilt  il^m  1523  and)  bie  5öolImad)t  2et)en  unb  anbere  @üter  in 
©d)lefien  an  fid) ,  feine  23rüber  unb  il)rc  Srben  ^u  bringen ,  nur  foEe  er  öon 
foldien  Jsie^en  i^m  unb  ber  ilrone  gleid)  anberen  fcl)tefif^en  ^^üi-'ften  öerpflid)tet 
fein.  S)arauff)in  erlauft  ®.  nodl)  im  felben  Sal)re  öon  @eorg  ö.  ©d)ellenborf, 
bem  ©ol)ne  be§  bö^mifd)en  .^auälerS  unb  bamaligem  3tnt)aber,  ba§  fdilcfifi^e 
gürftent^um  ^ägernborf  mit  ben  beiben  ©täbten  ^ägernborf  unb  ßeobfd)ü^  unb 
erlangt  bie  ^ßele'^nung  öom  Äönige  bamit,  foba§  er  fi(^  fortan  ^exx  öon  ;3ägern= 
borf  unb  ülatibor  nennt,  ^nbem  er  1525  in  ^weiter  6l)e  fid^  nod^  mit  |)ebn:)ig, 
ber  S^oc^ter  be§  -'perjogS  ^axl  öon  5}lünfterberg,  öermätjUe,  ber  bamalS  an  ber 
©pi^e  ber  böt)mifd^en  ülegierung  ftanb  unb  für  ben  ^aU  ber  -äbtt>efenl)eit  be§ 
Äönig§  ßanbeSöermefer  mar,  tt)äf)renb  feine  ©c^toefter  ©opl)ia  feit  1519  ben 
mäi^tigften  ber  fdl)tefifdl)en  .gjerjöge,  ^^riebric^  II.  öon  ßicgni^  unb  33rieg,  eine 
anbere,  2lnna,  ben  ^erjog  3Bcnäel  öon  Jefd^en,  feit  1518  ^u  5)tännern  '§atten, 
fc^ien  @.  feine  ©teHung  in  ©d)lefien  nac^  ^öglidifeit  gefiebert  ju  '^aben.  S)od) 
fal)  er  fic^  bereits  im  nädl)ften  ^a'^re,  al§  fein  junger  S^etter  ben  dürfen  erlegen 
mar,  e'^e  er  mit  feiner  .^ülfe  fjatte  p  i^m  flogen  fönnen,  einem  neuen  böf)mifc|en 
.sÖerrfc£)er  gegenüber,  ber  e§  mit  ben  üted^ten  ber  Ärone  crnfter  nal^m  al§  feine 
^^orgänger  ßubmtg  unb  2Blabi§lam ,  unb  ber  menig  geneigt  toax  ein  53Wglieb 
einc§  fo  mäd^tigen  ^aufe§  ö?ie  ba§  ber  ^ol^en^ottern  im  5öefi|;e  fo  auSgebe^nter 
^errfd)aften  innerfialb  be§  böf)mifd^en  3fieidf)e§  ju  bulben.  ^n  ber  SL^at  nötl)igte 
^erbinanb  fdt)on  1528  ben  finberlofen  ^o^nn  öon  Op^Deln  il^m  feine  ßanbe 
al§  ^eimfatt  p  öerfi^reiben ,   3unä(^ft  nodl)  mit  bem  3Sorbel^alt  einer  red^tlidC)en 


®eorg,  3Ji.  ö.  93tanbenburg=5tn§bac^.  613 

©ntfc^eibung  über  bie  ©ültigfeit  ber  frü'£)ereti  33erf(i)tet6ungen ;  unb  at§  bet  5RQrf= 
graf  gettenb  machte,  baß  er  183,333  Bulben  qut  bic  gürftentf)üiner  fielen  1^ ab e, 
tarn  e§  1531  ju  einem  9}evgteid),  toonac^  ©.  nur  ber  ^Tanbbeft^  in  ben  beiben 
fyürftentpmern  unb  ben  -öetrfdiaften  ObevBerg  unb  Seufzen,  in  biefer  aui  jioci, 
in  jener  auf  brei  !0ei6e§erben,  für  bte  genannte  ©umme  oerbüeb.  ^m  ^.  1532 
nac^  3^o^ann§  Jobe  trat  ^arfgraf  ®.  biefen  5)}Tanbbefi^  an.  ^n  ^ägernborf, 
baö  geibinanb  feine  ,!g)anbl^abe  !§atte  anjutaften,  bef)auptcte  er  jein  iürftUc^eä 
9iec£)t  ungefcf)mä(ert ;  am  l.i^uni  1532  beftätigte  if)m  gerbinanb  bie  Trüfjer  öon 
Subtoig  empfangene  ißelc^nung.  35i§  an  feinen  Xoh  l^at  er  biefem  33efi^e  eine 
eifrige  Sorgfalt  jugewanbt ,  nocE)  'heutigen  2;age§  erinnert  ba§  SBappen  an  bem 
ni(^t  eben  ftatttit^en  ©d^tojfc,  ba§  er  Don  @runb  au§  neu  gebaut  ^at,  an  bie 
gerabe  f)unbertjät)rige  branbenburgifc^e  §errf(^aft  bafelbft  (1523 — 1623.  @o 
lange  fie  bauerte,  war  Sägernborr  ber  Srcnnpunft  be§  !l>roteftanti§mu§  in  Cber= 
j(f)Iefien,  mit  i^rem  ^luf^ören  im  9lnmng  be§  brei^igjä^rigen  Krieges  toarb  aud^ 
er  lieber  getoattfam  befeitigt.  %i^  görberer  ber  ^)teformation  öerbient  &.  noc^ 
eine  befonbere  ^Betraifitung.  ^mx]t  fanb  er  in  feiner  einflu^reidtien  Stellung  am 
bö^mifd^en  -^o^e  ©etegenfieit  fi(f)  al§  Sef(f)ü^er  ber  öon  Is^ubroig»  Ütegierung  t)er= 
botenen  firc^(i(^en  Steuerung  ju  jeigen,  fein  93ertDenben  ^inberte  1522  unb  1523 
ein  @inf(^reiten  gegen  bie  eigenmdd^tige  Üteformation  in  Sd^tefien ,  namentlid) 
in  ^ßreslau.  ©eine  jn^eite  @^e  mit  ^ebirig  öon  ÜJ^ünftcrberg  mad^te  i^n  jum 
©(^miegerfo'^n  be§  erften  fct)lefif(^en  dürften ,  ber  fid^  offen  jur  neuen  Se^re  be= 
fannte.  3Iu(i)  in  feinem  (Srbtanbe  ^raufen,  ba§  er  nad£)  be§  3}ater6  er^toungenem 
■O^ücftritt  Don  ber  ülegierung  mit  feinem  älteren  trüber  ^afimir  gemcinfdtiafttid) 
be§errf(^te,  mar  er  e§ ,  ber  ben  reügiö§  inbifferenten ,  burdt)  feine  baierif(^e  @e= 
ma'^Iin  unb  perfönlidEie  SSejiel^ungen  p  gerbinanb  jur  3utücEl^attung  geneigten 
Sruber  DormärtS  trieb,  foba§  bereits  am  1.  Cctober  1524  ein  Sanbtag§abfdt)ieb 
bie  ^rebigt  be§  reinen  @Dangetium§  Tür  ba§  branbenburgifc^e  gvanfen  Derorbnete. 
^la<i)  be§  SruberS  ff  1527)  Xobe  fü^rt  er  bie  ^Reformation  entfc^toffen  meiter, 
befeitigt  bie  ber  atten  Ce^re  an'^ängenben  Öeiftlid^en,  ^ätt  eine  ,ffircbenDifitation 
üh  unb  fü!)rt  in  3}erbinbung  mit  ber  Stabt  9lürnberg  1528  eine  rein  eDangelifd^e 
Äirrf)enorbnung  ein,  bie  1533  reDibirt  unb  Derbeffert  mirb.  Sein  jüngerer 
33ruber  K'ar  Sltbred^t,  ber  |)od§meifter  be§  beutfdien  CrbenS  in  ^reufeen.  ^^n 
beftärfte  er  in  bem  3}orfa^ ,  ben  2Iu§meg  au§  ber  3tt"ing§lage,  in  ber  er  unb 
ber  Crben  ftc^  befanben,  burd^  3}ermanb(ung  beffelbcn  in  eine  wettlicfie  öerrfd^aft 
3U  fudfjen.  @r  reifte  perfönüdt)  mit  bem  Sema^t  if)rer  beiben  8ii)tDefter,  bem  ßerjog 
fyriebrid^  IL  Don  ^iegni^ ,  an  ben  potnif(^en  §of ,  roä^renb  31tbred£)t  in  bem 
obenertoä^nten  33eut^en  blieb,  unb  Der^anbelte  jenen  Ärafauer  3}ertrag  Don  1525, 
in  bem  .^onig  Sigi§munb  feine  ^uftimmung  jur  Grri(f)tung  eine§  in  ber  branben= 
burgifc^en  g^amiüe  erblid^en  ^erjogt^um»  ^freu^en  gab.  ^n  ben  bann  fotgenben 
Satiren  ber  Ärifi§  i[t  er  ftet§  entfcf)ieben  auf  ber  Seite  Sut^ere.  6r  unterfd^reibt 
1529  bie  Speirer  ^roteftation ,  er  gelf)t  nad^  bem  ^Jtarburger  9teügion§gefpräd^ 
mit  J^urfürft  So'^ann  Don  Sadt)fen  ^ufammen,  auf  Srunb  perföntid^er  33erat^ung 
in  Sc^Iei^,  er  befennt  fid^  p  ben  17  Sd^roabadt)er  Slrtifeln,  er  ift  bann  in 
9tug§burg  unter  ben  äöortfü^rern  ber  ^rotcftanten  unb  erftärt  bem  ^aifer,  e^e 
er  Don  6otte§  äöort  abftel^e,  motte  er  lieber  auf  biefer  Stette  nieberfnieen  unb 
]\ä)  ben  ^opf  abl^auen  laffen;  er  unterjeid^net  enblid^  bie  ^tugsburgifdEjc  (Fonfeffion. 
(gegenüber  ben  Semüf)ungen  bes  ßaifer§  unb  beffen  35ruber§  ^erbinanb  i'^n  bei 
feinen  fc^tefifct)en  ^ntereffen  ju  faffen  unb  bem  ©rängen  feine§  furfürftlid^en 
SSettere  3ofl(i)inx  I-  blieb  er  ftaubfiaH;  er  antwortete  auf  be§  festeren  f^rage, 
ob  er  aucf)  bebenfe,  ma§  i^m  auf  bem  Spiele  fte^e :  5Jlan  fagt,  id^  fott  au§  bem 
Sanbe  Derjagt  »erben,  idt)  muß  e§  @ott  befef)Ien.  S)a§  mar  fein  Stanbpun!t, 
toeiter  ging   er  nii^t,   att^en  iöefd^lüffen   fid§    gegen  gemaltfame   ^aBregeln  bei 


Ql^  ®cotg  griebri^,  3)1.  b.  35ranbcnburg  j.  'Jlnöboc^. 

^aijer§  5U  tüetiren  öeiiagte  n  feineu  SSeitritt.  S)er  %oh  be§  Äurjürfteu  3^oad)im  I. 
gab  it)m  ©elegentieit  aurf)  auf  jcine  35crn)anbten  in  ber  '^Raxt  im  et)angeli|(f)en 
©inn  3U  mitten;  ol§  ^oad^im  II.  fid)  ber  Üieformation  geneigt  geigte,  fanbte  et 
feinen  |)otptebiget  ©ttatnet  nacf)  Sötanbenbutg ,  um  an  bet  3lu§atl6eitung  ber 
mätfif(i)en  Äit($euöetiafjuug  mit^umitfen ,  unb  in  bet  2f)at  finb  bie  Öe'^tattifet 
betfctben  faft  butiiigängig  au§  bet  öon  i^m  ftü^et  etlaffenen  itänfifdien  i?itd)en= 
otbmtng  entnommen.  3lu(i)  füt  bie  politifi^en  3^ntereffen  be§  gedämmten  ^aufeg 
unb  bie  33etbinbung  bet  täumtid^  \o  toeit  augeinanbetfttebenben  einzelnen  Linien 
untet  einanbet  bemieS  et  jottttjä'^tenb  eine  t^ätige  2:t)ei(naf)me.  ©o  gel6üt)tt 
i^m  aud)  ein  mejentUd^et  3lntt)eil  an  jenet  ßtbbetbtübetung  öon  1537  jmijd^en 
bet  Äutünie  unb  bem  ßiegni^  =  Stieget  Aöet^og  ^^tiebtirf)  IL,  feinem  ©d^Waget, 
bei  bet  ba§  Äutt)au§  fteitid)  ni(i)t  einmal  fobiel  ©tücf  t)atte  al§  et  in  Dp^eln 
unb  Statibot,  bie  et  menigftenl  aU  ^fanbbefi^  bef)auptet  l)atte.  .^n  ^^tonten 
felbft  tebte  et  mit  feinem  I)etanma(i)fenben  9leffen  9llbte(i)t  3ltcibiabe§,  bem  '^intct= 
iaffenen  ©otine  ^afimit§,  alletbing§  ni(f)t  in  ©inttad^t,  bet  müfte,  junge  <lpett 
befd}ulbigte  ben  D^eim  ba§  35atet[anb  Optanten  ju  ©unften  feinet  fd)Iefifc^en 
35efi^ungen  ju  ftatf  befteuett  3u  t)aben.  Stuf  bem  9legen§butget  9leici)§tagc  öon 
154i,  bem  testen,  ben  (S.  befu(^te,  t^eitten  fie  fi($,  mobei  i^m  ba§  untete 
f5ütftentt)um  Slnfpad)  öetblieb;  jtoei  ^atjte  batauf,  am  27.  3)ecembet  1543, 
ftatb  et  im  3lÜet  öon  nod)  nid)t  60  Saf)tcn.  ^Ulaä)  bem  Jobe  feiner  fc^on  et= 
n)ät)nten  3n)eiten  (V)ema^lin  ipebmig  öon  3Jlünftetbetg,  beten  35tiefc  ebenfalls  ein 
eiftige§  SteligionSintetcffe  öetratl)en,  1531,  mar  er  noc^  einmal  mit  ©mitie,  ber 
^oct)ter  .'peinticf)§  öon  ©ad^fen,  öetmäf)U,  bet  5Jluttet  be§  einjigen  ©o]§ne§,  ben 
et  f)intetlie|,  @eotg  ^tiebtid^. 

2)a§  biogtap|ifd)e  ^Jtatetiat  übet  ÜJIavfgtaf  5llbterf)t  ift  äiemlid^  jetftteut. 
S)ie  Utfunben  in  ^ejug  auf  bie  fcf)Iefif(i)en  Stmetbungen  finben  \iä)  im  Cod. 
dipl.  Sil.  VI  unb  eine  2)atfteEung  batna^  bei  Sietmann ,  ©efd).  öon  3;top= 
öau  unb  SföQei-'nbotf.  —  Uebet  feine  ©teliung  jut  ^tefotmation  fpticl)t  ©d)U= 
linu§'  Seben  u.  (Sefd^.  be§  m.  ®eotg ,  Qxanf].  u.  ßeipj.  1729.  S)ie  S)iffet= 
tation  öon  H.  Cuers  De  Georgii  m.  Br.  in  aula  Vladislai  et  Ludovici  IL 
Ung.  et  Boh.  reguni  vita  et  cousiliis  politicis,  33etlin  1867,  ift  nut  eine 
particula  prima,  gibt  inbe^  mef)tfad)  gan^  neue  ?lu§funft. 

5Jt  a  t  f  g  t  a  f. 
®COrg  ^-ricbtit^:  ^^Jktfgtaf  öon  Staub enbutg  ^u  ?ln§bac^  unb 
33aiteutl),  geb.  ju  5lnöbac^  om  5.  31ptil  1539,  einjiget  ©of)n  be§  ^at£= 
gtafen  @eotg  (be§  gtommen)  unb  feinet  btitten  ®emal)lin  (Smilic ,  geft.  am 
26.  2l^3til  1603  ju  ^^tnSbai^ ;  jmeimal  öetmä^lt,  ba§  etfte  'DJtal  ben  26. 
(28.?)  S)ecbt.  1558  mit  ßlifabet^,  Xocfitet  bc§  5Jtat£gtafen  ^o'^ann  öon 
^tanbenbutg=Ü'üfttin  (geb.  1540,  f  1578),  jum  jmeiten  9Jtale  am  3.  SlJlai 
1579  mit  ©op'^ie  ,  Socktet  bc§  §et-iog§  3Bill)elm  öon  S5taunfd)meig=;Günebut9 
(geb.  1563,  f  1639).  S3eim  Jobe  feines  Satet§  etft  4  ^afite  alt,  nad^  tefta= 
mentatifd^et  SSetfügung  beffelben  untet  bet  Obetöotmunbfdfiait  bet  ^utfütften 
öon  ©ad)fen  unb  Stanbenbutg,  fomie  be§  ü^anbgtafen  öon  .Reffen,  roeldien  alS 
Untetöotmunbet  eine  Slnja^l  an§bad)et  Sftäf^e  beigegeben  toat,  übetnal^m  et, 
öon  feiner  ^]}^utter  fotgfältig  erlogen,  1556  bie  5Hegietung  beS  i}ütftent:^um§ 
3ln§bac£)  unb  mutbe  balb  batauf  auc^  mit  ben  fd^lefifc^en  SSefi^ungen  feineS 
Sßatet§,  bem  g^ütftentf)ume  ^ägetnbotf  fammt  Obetbetg  unb  33eutl)en  bele{)nt, 
jeboc^  ftanben  il^m  bie  leiteten  jmei  $ettfd)aften  nut  pfanbbefi^meife  ju.  2lm 
8.  Januar  1557  ftatb  ju  ^^fotj^eim  bet  ^aiteutl)et  ^Jktfgtaf,  ^llbted^t  b.  ^. 
C^IIcibiabeS).  ©ein  Sanb,  öetl)eett  unb  au§gefogen,  lag  unter  faiferlic^em  ©e= 
queftet.  @.  g.,  unterftü^t  öon  öetmanbten  unb  befteunbeten  .'pöfen,  machte  mit 
@tfoIg;  nid^t  nut  feine  ®tbanf|)tüdf)e  batauf  geltenb,  fonbetn    mu§te  auc^  butd^ 


®eorg  griebtid^,  3)i.  ü.  SBranbenburg  3.  SInsbod).  615 

gejcf)icft  Qejüjii-te  Unterfianbtungen  öon  ben  Sunbesftänben  OtütnBerg,  Samberg  unb 
äöür^burg  eine  ßntjc^äbigung  öon  175,000  ©ulben  tcegen  ber  öon  i^^nen  ^n= 
ftörten  ^piaffenburg  ju  erlangen  unb  ebenfo  bie  {^orberungen  au§  bem  ©cf)ulben= 
roejen  bes  öerftovbenen  2l(6re(i)t  gegen  i§n  mögücfift  ju  befeitigen.  @in  neuer 
^IRad)t5utDad)§  tDurbe  ii)m,  al§  bem  nädE)ft6ere(i)tigten  §(gnaten  unb  ^Jlitbele^^nten, 
burc^  bie  35ormunb|c§a|t  über  ben  blöbftnnigen  ^er^og  öon  ^^reu^en ,  ?l(brec^t 
griebric^. 

Sei  einer  joldien  S}crf(i)ieben^eit  ber  Sage  unb  SSer^Itniffe  ber  @ebieti= 
f^etle  be§  ^Jtarfgrafen  ift  e§  um  |o  nöt^iger,  eine  allgemeine  6f)arafterifti£  feiner 
Söirffamfeit  ju  geben,  al§  man  nur  baburc^  in  ben  ©tanb  gefegt  njirb,  if)m 
ööüig  gerecht  3u  »erben. 

innige  9teügio[ität  im  Sinne  ber  bamaligen  ftrengeren  (utf)erij(^en  3licf)= 
tung  bilbete  einen  .!paut)t3ug  feine§  (^^arafter§  unb  man  fann  jagen  bie  @runb= 
tage  ber  5tutfaj|ung  feiner  Sftegentenpflid^ten.  @§  tcaren  nici)t  Otebenearten  im 
Stite  feinet  3^italter§,  menn  er  baöon  fpricf)t,  ba^  er  t)er^)f(i(i)tet  fei,  „i^riftüd^eö 
iürftli(i)e§  6infef)en  p  l^aben,  gute  Drbnung  ju  erequiren"  ,  fonbern  biefe  unb 
ä^n(i(f)e  3Borte  entfpra(i)en  feiner  Ueberjeugung  unb  innerftem  Söefen.  @r  f(i)IoB 
bas  2Berf  ber  9teformation  in  feinen  fränfifd^en  Räubern  ah ,  inbem  er  nad) 
Sinken  ber  Äirc^e  eine  Drganifation  gab ,  nac^  i^nnen  burc^  5^öt^igung  jur 
Untcrfd)riit  ber  Goncorbienformel  ben  Streit  über  bie  öel^re  beenbigte;  Ie|tere§ 
nid)t  o^ne  fo  mand^e  l^arte  5}ta^reget,  aber  immer  noti)  mitber,  al§  in  anberen 
beutfci)en  Staaten.  S)en  Äir(i)enbann  ftrid^  er  au§  gurdit  öor  5)HPraud)  au§ 
ber  Ö'onfiftorialorbnung.  ^m  ^er^ogt^um  ^preu^en,  too  gleichfalls  bie  6on= 
corbienTormet  unterjeidinet  mürbe ,  bef(i)n)i(f)tigte  er  jum  S)an!  ber  fonft  i^m  fo 
fet)r  miberftrebenben  Stäube,  ben  Ätrdt)enftreit.  ®.  ^y.  mar  üon  ben  bi-'oteftanti= 
frf)en  (dürften  S)eutf(^Ianb§  einer  ber  eifrigften,  meiere  bie  Union  betrieben,  unb 
mürbe  auä)  al§  einer  ber  bebeutenbften  bcrfelben  betracf)tet.  Unter  ben  3eitge= 
nöffifct)en  3^egenten  be§  branbenburgcr  ^aufe§  mar  er,  hti  allen  ^yragen,  melifie 
bie  Stellung  ber  ^^>roteftanten  im  '}teic^e  betrafen,  ber  entfd)iebenfte,  tuenn  er 
aucf)  bei  bem  engen  3iifttmmen'§ange ,  ber  bamals  3mif(f)en  ben  fird)tic^en  unb 
ftaatli(f)en  '^ngetegen'^eiten  beftanb ,  e§  nicf)t  Oerfäumte  bie  ^ntereffcn  feine§ 
!^anbe§  ober  feine§  ^aufe§  babei  im  3Iuge  ju  behalten :  fo  in  bem  Strapurger 
SBifdiofgftreite,  fo  in  bem  jüüc^'fcfien  ©rbfolgeftreite.  ^^ür  Strapurg  geigte  ftc^ 
ber  ^JDIarfgraf  tfjätiger  ,  at§  ber  eigene  S}ater  be§  2lbminiftrator§ ;  er  roirfte  für 
if)n  bei  Den  5ürften6eratt)ungen ,  Dcrmaltete  für  i^n  bie  etfä^if(^en  3lemter  unb 
unterftü^te  t§n  bur(f)  (Selb  unb  Gruppen,  ^n  ber  jütid^'fdien  SacEie  1599 
murbc  bie  33unbe§erecution  gegen  bie  Spanier,  bie  freiüä)  flägtict)  genug  enbete, 
eifrig  Oon  i^m  betrieben  unb  teiftete  er  bebeutenbe  35orf(^üffe  jur  Untergattung 
ber  Gruppen.  3Bar  jmar  aud)  bei  ®.  g. ,  mie  übert)aupt  bamal§  im  beutfc^en 
9leid)e,  baS  pm  Jummetpla^e  frember  ^rieg§fned)te  unb  für  ba§  ^uetanb  ge= 
morbener  Sötbtinge  gemorben,  ber  nationale  Sefict)t§punft  in  ben  ^intergrunb 
getreten  :  fo  beätoedte  er  bodg  burd)  atte  biefe  35eftrebungen  nur  ein  S(^u^= 
bünbni^  gegen  ba§  3}orfd)reiten  ber  fatt)otifd)en  'Partei.  33efonber§  teb^ft  mar 
fein  iöcrüe^r  mit  5i-"anfrei{^.  @r  fanbte  in  ben  Straßburger  2tngelegent)eiten 
feinen  9tat^  2Balbenfet§  nad)  *4^ari§.  |)einri(^  IV.  nennt  fic^  feinen  So^n  unb 
fd^enfte  if)m  fein  33itbni^  in  f oftbarer  Raffung.  Songar,  ber  befannte  (Uefanbtc 
biefe§  Jlönig§  bejeid£)net  i^n  at§  einen  princeps  laudatissimae  menioriae.  —  @§ 
mof)nte  it)m  ein  teb§aite§  ©efü^t  feiner  ^ürfttid^feit  inne,  aber  nic^t  bto§  burcE)  ben 
©tauä  feines  öofeä  unb  feine  imponirenbe  (Srfd^einung  —  ^fatjgraf  9teint)art 
fd£)ricb  i^m,  er  freue  fic§  mieber  einmal  feine  Sc^ön^eit  3U  fc^en  —  fonbern 
aud)  burc^  bie  Energie  feiner  Stnorbnungen  bet^ätigte  er  biefe§  @efü^t.  @ing 
er  ^iebei,    namenttit^  in  ben  3Jert)anbtungen  mit  ben  Stäuben,    jumeiten  rüd= 


QIQ  ®eotg  Q^ticbrit^,  331.  b.  iBranbenbutg  j.  SinSbod). 

|i(^t»to§  t»oi-  unb  fd^oB  alt^ergeBi-acfite  9led§te  unb  ^Piibitegien  6et  ©eite,  to 
gefc^at)  bie?  in  bem  leblic^en,  mit  (Srfolg  Begleiteten  S3e[ti-eben,  S8effere§  an  bie 
©teile  ber  3}ou-ec£)te  ^n  fe|en  unb  ju  ©unften  be§  2öo'^t[tanbe§  unb  ber  ©i(^ev= 
tieit  be§  ßanbeS ,  jumal  bcv  Bäueiiid^en  33eööl!evung,  ju  t)anbcln.  6v  j(iui 
faft  auf  attcn  ©ebieten  be§  öffentlichen  ßebcnS  „neue  Drbnungen"  ,  BefonberS  in 
i5^ranfen  f)at  er  Stecht  unb  9}ev'tt3aUung  unb  baBei  ben  ganjen  33eamtenorgani§= 
mu§  wefentlid)  unb  förberlicf)  umgeftaUet.  ApieBei  Bebiente  er  ficf)  mit  3}ortieBe 
im  ©egenja^e  3u  ben  abetid)en  9lätt)en,  ber  Bürgerliciien,  „ber  ©(i)reiBer."  Sll§ 
@.  5-  i>a§  oBergeBirgif(i)e  ^^ürftenttium  üBerna|m,  mar  baffelBe  in  bem  tro[t= 
lofeften  ^^f^'^^^'''  öermüfiet ,  auSgerauBt,  ot)ne  SSeamte  ober  bod)  mit  fold^en 
ber  fd)Ied)teften  5lrt ;  al§  er  bie  SBormunbfdiaft  üBer  ben  ^erjog  SIlBred^t  x^xieh- 
ritf)  crliielt,  mar  ba§  ^er3ogt()um  öiele  ^atirje^nte  l)inbur(^,  unter  ber  SBcrmaltuug 
meniger  öorncf)mer  ütätt)e ,  ber  £)Ber=  unb  StegimentSräf^e ,  auf  ba§  äu^erfte 
l^eruutergefommen :  Beim  Zoht  be§  ^arfgvafen  mar  ber  f^finanj^uftanb  in  feinen 
fämmtli^en  93efit3ungen  ein  root)tgeorbneter  unb  gebeit)lid)er,  mic  benn  üBer^u|jt 
biefer  3ttJfiö  ^f^-'  ©taatSöermaltung  mit  93oiiieBe ,  ©ad)fenntni^  unb  großer 
@enauig!eit  öon  it)m  gepflegt  würbe.  3öa§  if)m  am  ^JJleiften  jur  Js^aft  gelegt 
mirb ,  ift  feine  teibenfdiaftlic^e  3agblieBt)aBerei ,  bie  mebcr  burd)  bie  Etagen  ber 
©täube,  nod)  burc^  bie  9lBmat)nungen  ber  ®ciftlid)!eit  geminbert  werben  !onnte,  aBer 
bemungeac^tet  war  er  mit  einer  für  feine  3eit  feltenen  ©orgfalt  auf  bie  Kultur  unb 
9iu^ung  be§  äBalbe§  Bebad)t.  %uä)  feine  gro^e  greube  an  ©tanj  unb  prun= 
fenbem  ^lufwanbe  Bei  A^ofe  wirb  i'^m  öorgeWorfen,  oBer  er  lie^  fd)öne  SSauWerfe 
errii^ten  :  p  ^laffenBurg ,  33aireutl^ ,  ^3ln§Bad),  Äönig§Berg ,  30g  be§"^alB  italie= 
nifc^e  5}leifter  in  ba§  ßanb  unb  war  ein  ®5nner  ber  2öiffenfd)af t ,  ber  ''JJtufi! 
unb  be§  (S5efange§.  S)abei  war  er  freilid^  wie  fo  biele  bamaligen  dürften  ber 
2lftrotogie  unb  5nd)emie  ergeBen  unb  ber  .g)oft)rebiger  6aefiu§  ^ugleid)  ^of aftrolog  unb 
^alenbermad)ev.  2ro^bem ,  ba^  er  fid)  gern  mit  einem  großen  ^offtaate 
umgaB  unb  Bei  fürftlidien  58efud)en  bie  üornel^mften  (Srafen  unb  .^erren  feine§ 
Sanbe§  in  bie  Sftefibenj  Befat)t,  lie^  er  bennod)  aud)  t)ier  bie  9tüdfi(^ten  auf 
©parfam!eit  nid)t  au^er  3luge,  fd)rieB  fogar  öor,  Wie  öiel  an  3e^'''ui^9  ^^ 
©d^loffe  felBft  unb  in  ben  3öirtt)§i)äufern  für  bie  .!pof(eute  au§gegeBen  werben 
bürfe.  —  6tne  anbere  i?tage,  bie  fid)  in  f5^ran!en,  wie  in  '4>rcu^en  fortWät)renb 
Wieber'^olte ,  War  t)ie  üBer  f)äufige  SlBwefen'^eit  be§  5Jtarfgrafen,  ein  5Jli|ftanb, 
ber  freiüd)  Begrünbet ,  bem  aBer ,  Bei  ber  Sage  ber  Berfd)iebenen  ©eBiete,  nid)t 
aBgcl)olfen  Werben  tonnte. 

9teit)e  ic^  biefen  attgemeinen  S3cmerfungen  nod^  bie  Bebeutenbften  @inäet= 
l^eiten  au§  ber  9{egierung§gef(^id)te  be§  ^Jtartgrafen  an,  fo  ift,  wa§  f^^'anfen  Be= 
trifft,  nadijutragen,  ba^  er  bort  eine  Drganifation  ber  proteftantifd^en  Äirc^e  burd^ 
Sinfüt)rung  einer  (Sonfiftorialöerfaffung  unb  jeitweifer  SJifitationen  gefdiaffen 
l§at.  S)ie  ßonfiftorialorbnung  öon  1594  ent{)ält  Seftimmungen ,  bie  nod^  (Set= 
tung  '^aBen.  S)ie  ßoncorbienformel  unterfd)rieB  ber  ^artgraf  1577;  bie  ^ömpfe 
Wegen  ber  Sel)re  —  ber  (Seneralfuperintenbent  unb  S}erfaffer  be§  ^Jln§Bad)er 
Äated)i§mu§  ,^arg  würbe  aBgefe^t,  nad)  erfolgtem  SBiberruf  wieber  eingefe^t, 
felBft  bie  ^Jtutter  be§  ^Jlartgrafen  wegen  ^rrgläuBigfeit  Derbädl)tigt  —  würben 
Balb  Befd)Wid^tigt.  —  5Jtit  ben  fräntifdien  ©täuben  fam  e§  ^War  ju  leBl)aften, 
aBer  boc^  nid^t  ju  fo  lieftigen  S)eBatten  al§  in  ^Preu^en  unb  ©(^lefien.  SBie 
üBer^aupt  im  ^oleujoÜern'fdfien  graulen  bie  ftänbifd^e  Waäjt  nie  einen  redeten 
SSoben  fanb,  fo  Betradlitete  ber  felBff^errüd^e  ®.  g.,  nad§  feinen  eigenen  SBortcn 
\i)x  58eWiIIigung§red^t  nur  al§  Blo^e  Formalität.  S)ie  iJtitterfd^aft ,  weld£)e 
üBrigenS  feit  1560  bon  ben  ßanbtagen  WegBlieB,  fanb  in  if^m  einen  energifdE)en 
©egner  il)rer  3}orredl)te  unb  il^rer  UnaB^ngig!eit§BeftreBungen.  23ei  ber  lln3U= 
länglicf)!eit  il^rer  J?rieg§bienftleiftungen,  griff  er  jur  .g)eranäic!^ung  be§  Bürgerlidt)en 


®eorg  fjtiebrtc^,  Tl.  t.  Sranbenbutg  3.  3ln§bad^.  617 

(5tement§  jum  ÄriegSbicnfte  „^ufterungen"  unb  jur  Slntoerbung  öon  2artb§fned§ten. 
©einer  öortreffUd^en  5inan3tDtrtf)fc^aTt  tourbe  f(^ou  gebadet  unb  ebenfo,  ha^  babei 
eine  geicifje  Sorgialt  für  bürgerliche,  geroerbtici)e  unb  bäuer[icf)e  ^nterefjen  fid^ 
jeigt.  ©0  bef)ütete  er  3um  2^cit  fein  Öanb  unb  ben  iränfif(f)cn  Äreig  üor  ben 
9}ern)üftungen  unb  ^piünberungen  ber  burdfijie^enben  Sölbner.  Sem  oberfränfi^ 
jc^en  Sergmerfebetrieb  war  er,  raenn  aud^  irucf)t(o§,  autju^elfen  bemüf)t.  2)ie 
..Brandenburgensis",  toenig  abgeänbert,  tourbe  neu  f)erau§gegeben  unb  jroar  in 
einer  im  Sanbe  felbft,  nämlic^  in  .poj  errichteten  2)rucEerei.  S)ie  9ted)t3pflege 
toarb  in  ber  fpäteren  3^^^  feiner  fRegiemng  menfc^üc^er.  3i^^^£i'f)e  ^^oti3eiücr= 
orbnungen  erfd^ienen.  Stiele  jeigen  bei  ber  ernften  retigiöfen  Stimmung  ber 
3eit ,  bei  2;ürEennot!§ ,  9teIigion§berfoIgung ,  ^^eft  unb  -J^lacEerei ,  eine  büftere 
!l?eben§anfdf)auung  unb  mahnen  jur  Stnfe^r  in  fid^  jelbft.  f^ür  @d£)u(en  gefc^a^ 
man(^e§ ;  bie  gü^T^c^f'^ule  in  ßeit^bronn ,  ba§  contubernium  pauperum  in 
^Inöbadt)  tourben  gegrünbet.  3fn  aÜen  2:§ei(en  be§  33eamtenorgani§mu»  erfolgten 
burdtigreifenbe,  organifatorifdEie  3}eränberungen  unb  ßontroHma^regetn.  S3ei  ber 
l^äufigen  5tbmeyen^eit  be§  gü^lt^n  mar  jebod)  gegenseitige  3tDietrad^t  unb  ^n= 
trigue,  bie  in  bie  f)öl^eren  SSeamtenfp^ären  ^inauf,  ein  jorttüä'^renber  Uebelftanb. 
^mmer'Eiin  blieben  i'^m  bie  fränfif(^en  Beamten  bie  liebften  unb  oertrauteften ; 
]o  mar  in  ^Insbad^  eine  eigene  ^an^tei  für  preu^ifdEie  (Sachen,  ber  ."poirat^  @. 
ü.  SBambact)  tnurbe  in  5t>reu§en  unb  Sd^Iejien  Dtelfac^  üerroenbet  unb  tro^  atter 
Cppofition  lie^  ®.  fy.  feine  Trän!ifd)en  ^tät^e  nid^t  fallen.  S)ie  ^öd^ften  ^Beamten 
f)olte  er  fic^  gern  au§  ben  öorne^mften  Stäuben.  (Sine  S^it  lang  füf)rte  fogar  ber 
^^fatjgraf  Äarl  öon  ^irfenfelb  =  3^e^'^i-"ücf^ri'  ^£^"  Stammoater  be§  baieiif(^en 
Äönig§f)aufe§,  fteHöertretenb  bie  Sanbesregierung  im  3^ür[tentf)um  (1587  bi§  etroa 
1595,  »efolbung  an  @elbge{)alt  1500  ©ulbcn,  bann  8  9teiffige,  16  5]3ferbe, 
8  Äutf(^en  ic).  —  3}on  Grtoerbungen  mä^renb  ber  Jftegcntenjeit  @eorg  fyriebrid^S 
finb  bie  @cf)arnedE"fd^en  2e'f)en  befonbers  3U  ermäßen  unb  al§  ein  bebeutenbcS 
Greigni^  ift  nod^  l^crborp^eben ,  ba^  ber  fogenannte  DZürnberger  5raifd£)proce|, 
ein  jReic^Sproce^  über  ben  llmrang  ber  9te(i)te,  toelc^e  5iürnberg  burd£)  ben  Äauf 
ber  33urggrafenburg  erworben  l§at,  nad)  ettoa  fed^jigjä^rigem  55erlaufe  unter 
i'^m  glütflicE)  beenbet,  wenn  audt)  uic^t  öoKjogen  würbe.  —  @r  war  mit  23am= 
berg  au§f(f)rcibenber  fyürft  be§  fränfifd^en  Äreifeg  unb  äeitweiliger  Cberft  beö= 
felben.  Sei  ben  (Srumbad£)"fdt)en  ^änbeln  trat  er,  jeboc^  nur  ^ögernb,  auf  bie 
©eite  feiner  @egner. 

5luf  bai  .söer^ogt^um  ^reuBen  muBtc  fidt)  natürtid^  bie  5Iufmer!famfeit 
öeorg  i^riebri(^§  wenben  ,  at§  nad§  bem  2obe  3llbre(f)t§  beffen  unmünbiger  unb 
nac^  erlangter  ^l^lünbigfeit  btöbfinniger  ©o't)n  an  bie  tftegierung  fam  unb  bie 
^errfd)aft  üon  einer  £tigar{^ie  ausgeübt  würbe.  2Bir  fe!£)en  he^alb  auc^ 
f(^on  im  ^di)xt  1573,  al§  ber  ßönigsberger  Sanbtag  mit  ben  Cligardt)en,  ben 
9^egiment§rät]^en ,  in  3^^ft  ^^'i<  ^^^  ÜJ^arfgrafen ,  al§  ben  näd^ftbered^tigten 
5}titbelc'^nten,  im  Canbe,  fowo'^l  um  fid^  über  ben  3uftanb  9llbre(|t  griebric^g 
3u  öergewiffern,  al§  aud§  bie  Ueberna^me  ber  3}ormunbfd^aft  über  benfelben  an= 
jubafinen.  3)od^  gelangte  er  erft  1577  unter  bem  ^^olenfönig  ©tepl^on  5Ba= 
t^ort}  unb  tnxä)  benfelben ,  ben  DberIe!^n§!§eiTn  ^reu^en§ ,  tro^  be§  2Bibcr= 
ftanbeS  ber  ©tänbe  unb  3tegiment5rät{)e  jum  öer^ogt^um.  5tm  27.  y^bruar 
1578  leiftetc  er  in  SBarfd^au  ben  Se'^enieib.  Samalg  war  e§,  ba^  feine 
erfte  ©emal^Iin,  eine  anwerft  milbf^ätigc  S)ame ,  bereu  ^tnbenten  nodt)  l^eute 
eine  9lei^e  öon  Stiftungen  bewahrt,  in  einem  S)orfe  bei  2Barfd§au  ftarb.  @r 
30g  nun  in  ':^>reu^en  ein  unb  lief  at§batb  bie  Stäube  jufammen,  mit  benen  er 
öon  ba  an  in  fortwä^renben  3si*^iii-'f'^iffeii  i^S;  '<^(^^  fti''itt  über  bie  5luf= 
bringung  ber  an  ^4>oIen  ^u  reid^enben  Subfibien,  ber  Summen  5ur  3'i^iiii^9  "^cr 
Sdtjulben ,    über    bie    ©eneralöifitation ,    ben    i^ian    (Seorg    gnebric^S    an   bie 


518  ©eorg  griebvid),  3Ui.  u.  2ßvanbenbuvg  3.  ^Jlnabad;. 

©teEe  bei;  Sij(i)öfc  ein  (i^onfiftonum  ju  fe^cn,  unb  üorjügüd)  evf)oben  iirf)  bie 
Stönbe  gegen  bie  iränfijcfien  9tätf)e.  ^m  S-  1582  war  bie  gegenfeitige  6i'= 
Ibitternng  |o  f)oc^  geftiegen,  ba^  bie  ©tänbe  gegen  ben  ^erjog  S?e|d)tDcibe  beim 
5po(enfönige  iüf)i-ten,  ttelcEie  jebod)  nic^t  3U  ©unften  berfelben  entf(^iebcn  tuurbe, 
6ine  anbete  S)iffei-enä  ergab  \iä}  mit  bei*  ©tabt  ^önigS&erg,  bie  geftü^t  auf 
i!^re  ^priöilegien,  bie  ^ifitation  be§  iper,}og§  ni(^t  bulben  toollte.  (Sv  Belegte  fie 
mit  einer  ©träfe  öon  20,000  ungarifrf)en  ®utben ,  bie  er  aBer  fpäter  jurüdE^u^ 
netjmen  \xä)  öeranta^t  fonb.  2)er  ^erjog=3Sormunb  fonnte  tro^  aller  biefcr 
3ertüürfniffe  in  einem  UeBerBlicEe  üBer  feine  3}errt)altung  ben  ©tönben  gegenüber 
\id}  riü^men,  bafe  er  ben  Äirdienftreit  beigelegt,  um  bie  ^tfabemie  fict)  bemüht, 
eine  georbnete  ^^inan^bermaltung ,  unparteiift^e  9te(^t§|)flege  unb  gute  Orbnung 
im  ßanbe  ^ergeftettt  f)aBe. 

£)affelBe  ©diiaufpiet  ber  erBittertften  ^wiftigfeiten  mit  ben  ©täuben  mieber- 
f)olte  fid)  aucf)  in  ^(ägernborf.  2)ovt  !§anbelte  e§  fid)  'f)auptfäct)Ii(^  um  ben 
©c§u^  öon  SBauern  unb  23ürgern  gegen  bie  3(uif(^reitungen  be§  |^eubalabet§ 
unb  um  bie  ©infü^rung  eine§  anberen  9ied)te§  an  bie  ©teile  be§  mangelt)aften 
unBittigen  unb  in  feiner  Stnmenbung  unöer[tänblic|en  ßanbred)te§.  CBtool  er 
bie  @infü!^rung  eine§  neuen  3{edjte§  ni(i)t  burc^fe^te,  öerroaltete  er  bod^  im 
übrigen  ba§  iianb  fo  gut,  ba^  bie  ©tabt  SeoBfdjü^  i^m  nad)rüt)men  fonnte, 
man  filie  im  d)rift[i(f)en  Billigen  3tegimente  o^ne  alle  3luflage  unb  iBefct)toerniffe, 
roie  fonft  nirgenbSwo.  —  ^m  ^a^xt  1574  na'^m  er  einen  mei)Tmonat= 
lic£)en  3tuf entf)alt  in  ©d)(efien ;  er  fd)rieB  bamalö  nad^  5ln§Bacf) :  er  feiere  feine 
©tunbc. 

^n  ben  legten  !i]eBen§iaf)ren  be§  finberlofen  dürften  Befc^äftigtc  i^n  mannig= 
fad)  bie  ©orge  wegen  feinet  ^Jtac^(affe§.  5)urc^  einen  in  Sera  öeraBrebeten, 
in  5JlagbeBurg  bolljogencn  3}ertrag,  fielen  bie  fränfifd)en  f^ürftent^ümer  an  bie 
©tiefBrübcv  be§  Jlurfürften  3ioad)ini  ^'i-'^ebrid^ ,  ßfiriftian  unb  Sioai^im  @rnft, 
bie  nad)  bem  Soofe  fid)  äu  tt)citen  tjätten  (1598  unb  1599).  ^ägernborf  '^atte 
er  Bereits  1596  öon  Jobeätoegen  bem  ßurfürften  felBft  gefc^enft,  ber  e§  1606 
an  feinen  stuciten  ©o^n  ^o^nnn  (Beorg  eigent^ümlid)  übertrug.  S^ejüglic^ 
^4]reu|en§  Beftimmte  &.  5-  in  feinem  2e[tamente  öon  1600  ,  ba^  bie  'Oiad)fotge 
burdE)  bie  polnifc^e  ^fnöeftitur  fdt)on  geregelt  fei.  ^n  biefem  ^afire  Befiel  ben 
^3Jiarfgtafen  eine  fo  'heftige  Ä?ranff)eit,  bafe  fid£)  ba§  ©erüi^t  öon  feinem  2obe 
an  ben  .ööfen  öerBveitete.  S)ic  ^urfürftin  ©lifaBett),  Stiefmutter  be§  Äurfürftcn 
unb  ^rmtter  öon  ß^iiftian  unb  ^oad^im  ßrnft  Beeilte  fid)  eine  ©efanbtfc^aft,  bar= 
unter  ben  fpäter  im  58aireutl)ifd^en  fo  mächtigen  SSarell,  an  öerfc^iebene  (^-ürften  unb 
aud^  nacl)  2ln§Bad)  Behufs  ber  ©id^erung  ber  @rBfd^aft§anfprüd)e  i^rer  ©5t)ne 
aBäuorbnen,  fogar  ba§  „?lu§fd£)reiBen  be§  93tarfgrafen  6§riftian  an  bie  ©täube 
im  ßanbe  ^u  g^ranfen"  (öom  23.  S^uli  1600)  war  Bereits  gefertigt  Worben. 
2ll§  nun  bie  übereifrige  J?urfürftin=2Bitttt)e  erfu'^r,  ba^  ®.  g.  noc^  lebe,  fc£)rieB 
fie  einen  @ntfd)ulbigung§6rief  an  benfelBen,  in  meld^em  fie  fagt,  ba^  fie  burdt) 
ba§  (SJefd^rei  öon  feinem  Jobe  jum  l)eftigften  erfd)roden  unb  ^^erjüdf)  BetrüBt 
gemefen  fei,  e§  aBer  für  nöt^ig  erad)tete  „au§  mütterüdjer  ©orgfalt  auf  'DJlittet 
unb  2öege  3U  benfen,  toie  il)ren  armen  Äinbern  ju  Reifen  fei". 

2)er  50tarfgraf  erlag  einer  me'^rtägigen  Äranf^eit.  9lm  1-4.  ^uni  1603 
raurbe  feine  2ei(|e  in  ber  ©raBfird^e  feiner  9t|nen ,  p  .^eilsBronn,  feierlid)  Bei= 
gefegt,  ©ort  erf)eBt  fiel)  audt)  ba§  öon  i^m  felBft  nod^  Beftellte  ^IRonument  mit 
feinem  ©tanbBilb.  ©ein  'Porträt,  fomie  ba§  feiner  Beiben  (5rrauen  ^ängt  eBen= 
faE§  in  ber  bortigen  Äiri^e. 

äöerfen  wir  nod}  einen  33licf  auf  ben  5)loBttiatnad§ta^  @corg  i5fviebrid)§,  fo 
finben  mir  in  bemfelBen  einen  reidl)en  (B<i)a^  öon  ®efd§meibe  unb  ^utoelen,  bar= 
unter  nodl)   eine   Erinnerung   an  ben   ©d)tt)anenorben   „ätöei   @efettf(^aften   mit 


©corg  aStll)c(m,  Ä.  ü.  Sronbcnbutg.  619 

Äetttein",  eine  3Jlenge  präd^tiger  Äletber,  nid^t  toeniger  aU  35  foftbarc  5)länte(, 
öiete  ©etoe'^re  unb  jafitreit^eS  anbereS  ^agbgerätfie,  ©eine  33iMiot!^ef  umfaßte 
ungejä^i;  200  SBänbe,  mcift  t^eotogifc^en  ^n^ltes. 

SauBmann  (ein  S(i)üler  bet  ipeitSbronner  ^ürjienic^ule) ,  Oratio  fuuebr. 
1603;  gtentfd),  5ßianbenburgifc£)er  ßebernf)ain  1682;  S^urr,  ©eorg  g^iebrid^ 
1684;  (yatcfenftein,  9loi-bgaii'f(f)e  ^Utettpmer  III,  1743;  Sang,  neuere  6ef(^i(i)te 
öon  33at)reut^,  III.  1811;  ipolle,  ©eorg  gi-'^ebtidC)  im  Cberfiänfiicf)en  3lrd^ib 
SBb.  VII ;  2oeppen,  S)er  lange  ^önigSberger  i'anbtag  im  9fiaumer"jct)en  3:af(f)en= 
Surf)  1849;  Serfelbe,  S)ie  preu^ifc^en  Öanbtage  unter  (Seoig  gi^iebtid),  3  @t)m^ 
nafiatprogramme  1865 — 1867;  33ievmQnn,  ^ägernbori  unter  ben  .^ofjenjollern 
im  XI.  SBbe.  ber  3"tf(f)ri|t  be§  fi^tefifcfien  Ö)e)(i)icf)t§öerein§.  ^jaocjofin, 
@ejcE)icöte  be§  preu^ifcfien  33eamtent^um§  IL  35b.  S.  13  —  18.  öaenle. 
(Scorg  ÜiMlHni:  -ßurmrft  öon  53ranbenburg  geb.  3.  13.(?)  ^Jlob.  1597, 
t  1.  3^ecbr.  1640.  @rbe  ber  ''Iflaxt  3?rQnbenburg,  ber  c(ebif($en  Öanbe  unb  be§ 
iperjogt^umS  ^^i^reu^en  fo  roie  ber  ber  5Berroirfücf)ung  na'fien  5Infprücf)e  feine§ 
|)auje§  auT  ba§  ^er^ogtlum  ^ommern  befaB  ber  24ia§rige  gürft  bei  feinem  9te»= 
gierunggantritt  (23.  £)ccbr.  1619  materielle  Wad)t  genug,  um  in  ben  großen 
j^ämpjen,  me((f)e  bama(§  in  S)euti(^Ianb  jum  2tuöbru(f)e  gefommen  waren  unb  im 
Cften  ätüifc^en  ^^olen  unb  ©d^roeben  fi^  öorbereiteten,  Tür  feine  ^ntereffen  fräftig 
einzutreten,  [yreiüc^  tcar  ein  öoIXer  unb  erfo(grei(f)er  ©ebrauc^  jener  5Rittel  batoon 
ab'f)ängig,  in  mie  toeit  er  im  <5tonbe  tnar  bie  6igenma(^t  unb  ben  partifulainft^ 
ifi^en  ©inn  ber  Stäube  jener  brei  !^anbf(^aften  feinem  .öerrfcfiermiüen  gefügig 
ju  madjen,  ober  in  mie  meit  er  (Sinfic^t  unb  Energie  bcfa^  in  ben  entfd)ciben= 
ben  ÜJ^omenten  jener  SBettfämpfe  unter  ben  ^ßii^'teien  unb  3}erbinbungen ,  bie 
burd£)  fie  gefc^affen  »urben ,  biejenige  ju  erfennen  unb  berjenigen  fid)  anäu= 
fdf)Iie^en ,  bie  feiner  Stellung  am  erfprie^üdiften  erf(^ien.  3lber  auf  bie  Sö= 
fung  folc^er  Slufgabe  war  bie  Ülatur  @eorg  äÖil^elmS  nid§t  angelegt.  ^Jloi^ten 
ben  mitben  unb  leutfeligen  i5'ürften  l^in  unb  mieberbie  '^Jla'finung  an  feine  .perrfc^er» 
pflicE)t,  bie  gurd^t  öor  bem  Urt^eit  ber  5ia(i)toelt  ober  fetbft  Stegungen  be§ 
g^rgei^eg  befd^äftigen ,  fo  toaren  bo(^  öor£)errfc§enb  feine  ©ebanfen  ben  f(ein= 
liefen  ^ntereffen  be§  bamaügen  -öoflebenS,  2rinfgelagen ,  Sagb  unb  äußerem 
2anb  jugelranbt;  too  e§  galt  einen  ernften  @ntfdE)(u§  3u  f äffen ,  fc^toanften  fie 
unflar  unb  unfetbftänbig  3tüifdf)en  entgegengefe^ten  Steigungen.  @inerfeit§  ^atte 
er  f(i)on  at§  ßurprinj  mäfirenb  feiner  ©tatt^tterfdiaft  in  ben  ütl^einlanben 
(1614 — 17)  einen  bort  eingeborenen  ßbelmann ,  bem  ©raten  2lbam  öon 
Sdiroar^enberg  feine  befonbere  &nnit  gefd^enft,  weit  ber  getoanbte  'Biaxin  fd^on 
bort  ntdf)t  toa^(erif(f)  in  feinen  5Jlitte(n  bei  ben  ^ufigen  (Eonflicten  mit  ben 
Stäuben  unb  bem  2Riterben,  bem  ^fal^graren  öon  5tcuburg,  über  alle  3}erlegen= 
tjtiUn  ieiä)t  ^inmeggefiolfen  fiatte,  auä)  be§  Äurfürften  Seöotion  öor  ber  9Iuc= 
torität  be§  beutfd^en  i?aifer§  in  öoUem  5Jla^e  tf)eilte.  äBenngtcid^  ber  @ünft= 
ling  öon  @.  Sß.  jum  ^räfibenten  be§  @ef)eimenratf)e§  erhoben  unb  mit 
ben  toi(i)tigften  Staategefdfjäiten  betraut  feinen  ^errn  mit  faft  bämonifdier  @e= 
malt  an  fid£)  ju  fetten  öerftanb ,  fo  tonnte  biefer  bennod^  fid)  ber  @r!enntni^ 
ni^t  öerfd£)tieBen,  ba^  ber  burd^  feinen  ©igennu^  unb  feine  £)abfud^t  ben  Unter= 
tränen  öer'^afete  5]tinifter  nic^t  nur  al§  Äat^otif  fonbern  aud^  huxä)  33egünfti= 
gung  ber  am  faiferlic^en  ipofe  bamat§  öerfolgten  ^^^olitif  bie  i^ntereffen  feines 
Staates  unb  be§  furfürftü(i)en  §aufe§  auf§  empfinblidtifte  öertcfete.  Siefe  @r= 
fenntni^  in  if)m  ma(^  ju  ertjaUen,  waren  feine  näd)ften  Umgebungen  anbauernb 
bemüfit:  feine  Sema^Iin  Süfabct^  (F^arlottc,  bie  Sc^toefter  beS  ^urfürften 
griebrit^s  V.  öon  ber  ^Ißial^  unb  i^re  längere  3fit  ^^^  O^lüdEjtling  bei  i'^m  öer= 
loeitenbe  Butter,  ßouife  Juliane,  bie  2^odf)ter  Söit^^etme  öon  Dranien,  ber  größte 
I|cil  feiner    .^ofleute,   mit  loenigen   9tu§naf)men  fein  ©e^eimeratl^.     3lIIe  biefe 


g20  ©eorg  SDBil{)em,  Sl.  b.  2?tQnbcnBurcj. 

gleicf)  @.  3B.  Hfeft  2lnt)ätiger  bev  rejonnu-ten  ßon^eifion  tüaven  öon  bcv  Uel6ev= 
äeugung  evtüllt,  ba^  Äatfer  ^^erbtnanb  II.  ^anb  in  ^anb  mit  ber  fat^oti= 
fc^en  Sfteaction  in  feinen  bamaligen  autofratijd^en  unb  fanatifc^cn  ©etüften  3u= 
näd)ft  e§  auf  bie  Unterbrücfung  ber  9lei{i)§[tanbc  caltinifcfien  @tauben§  abge= 
fe'^en  t)abe,  unb  ba^  nur  fefteä  3ufaniinent)aüen  mit  ben  gleid^  fiebro^ten  9tei(i)§= 
ftänben  ober  mit  au§märtigen  ^arteigenoffen  bie  reid)§[tänbifct)en  9le^te  unb  bie 
gieIigion§freit)eit  be§  i?urfürften  unb  feiner  Xlntertt)anen  öor  5ßernid)tung  ]u 
nja'^ren  im  ©tonbe  fei.  ^^r  J?ampf  jeboci)  gegen  bie  nad)  it)rer  ?lnfid)t  üer= 
berMic^en  Senbenjen  ©d^marjenbergä ,  menngleid)  nur  feiten  unb  öorüberge^^enb 
tion  (ärfolg  Begleitet,  t)crmel)rte  nidjtS  beftomeniger  bie  Unfid^eri^eit  be§  fi^madjeu 
^errfd)er§.  ^fn^ieni  biefer  gejmungen  ben  mäd)tigen  3ettereigniffen  gegenüber,  in 
Ujetdie  er  l^ineingeriffeu  mürbe,  ©teüung  5u  nel)men,  in  feinem  äöanfelmutl) 
meber  naäj  au^cn  nod)  bei  feinen  Unterf^anen  fid)  Geltung  unb  Vertrauen 
ju  erringen  berftanb ,  fonnte  e§  nid^t  fehlen,  ba^  bie  oberfte  ßeitung  allgemad) 
feinen  unb  feiner  9tätl)e  <^änben  entglitt,  ba§  ©djidfal  ber  brei  i^anbfd)aften,  in 
tDel(^e  ber  furfürftlid)e  ©taat  au§cinanberfiel ,  toefentlic^  burd)  bie  ©täube  unb 
bie  auämärtigen  ^J^äd^te  entfd^icben  mürbe,  mä'^renb  ba§  fläglid)e  äöalten  ber 
oberften  9legierung  in  iebcr  Sanbfd)aft  in  befonberer  öcftaltung  fid)  funb  gab.  ^n 
ben  r  1^  e  i  n  i  f  d)  c  n  !G  a  n  b  e  n ,  bereu  25ermaltung  öorl)errfd)enb  in  ©ditoarjenberg  e 
Rauben  lag,  war,  feitbem  ber  ^Jlitcrbe  be§  ^urfürften ,  SCßolfgang  3öii:^elm 
bon  ^Jleufcurg  jur  tatl)olifd)en  ^artei  übergetreten  mar,  ber  frühere  3;l)cilung§ber= 
trag  3U  .Tanten  (12.  ^^oöbr.  1614)  burd)  bie  ^^einbfeligfeiten  beiber  gürf^en  gegen 
einanber  tl)atfäd)lid)  au^er  Äraft  gefegt  morben.  S)er  ^i^faljgraf  namentlid)  I)otte, 
fobalb  ber  9{eligion§Meg  in  23ül)men  1619  auSbrad},  fid)  ein  fpanifd)eg  |)ülf§'§eer 
üerfd)afft,  meld)e§  unter  faiferlid)er  ^lutorität  (5lug.  1620)  in  bie  clebifd^en  Sanbe 
einbrang.  2)ie  .^ottänber  boten  al§balb  bem  .^urfürften  i^re  .^ülfe  ^ur  S5er= 
treibung  be§  au(^  i'^nen  geiäl)rlid)en  ^einbeg  an.  SIber  ©d)mar,Knberg,  ber  pix= 
fönlid)  '^erbeüam ,  mic§  fie  jurüd,  ba  mau  bem  X^aifcr,  ber  biefen  ©ebieten 
5teutralität  3ugefid)ert  ^aht,  feinen  ?lnla^  jum  33erbad)t  geben  bürfe.  3ll§  aber 
tro^  biefer  ,^ufid)erungen  bie  ©panier  unter  argen  35ermü[tungen  bi§  in  bie  Ö5raf= 
fd^aft  5)tarf  öorbrangeu,  ba  ]af)  and)  ©d^maräenberg  feine  anbere  9iettuug  al§ 
bei  ben  ^oHönbern.  SDicfe  aber  mi^trauifd)  gegen  ben  „!aiferlid)en  ^enfionär" 
unb  nur  auf  il)ren  eigenen  3}ortl)eil  bebad)t ,  öerftanben  fid)  ba^u  nur  unter 
ben  '^ärteften  3?ebingungen  unb  geftatteten  ben  ^^eeren,  bie  fie  nad)  ßleöe 
f(^idten ,  gleid)fatt§  gemalttl)ätige  5lu§fdC)reitungen.  ^nbem  nun  aud)  ber 
j^urfürft  unb  ber  ^fal^graf  jur  3?el)aubtung  il)re§  i8efi^e§  bie  Unter= 
flauen  mit  ©teuern  bebrüdten ,  fo  manbte  fid)  ber  Untüille  ber  babei  menig 
bead^teten  ßanbftänbe  junäd^ft  gegen  jenen  al§  ben  Ur'^eber  atte§  Un'^eiB 
unb  mürbe  in  biefer  5luflel)nung  üon  bem  .^aifer  unb  öon  ben  .^ollänbern 
ermutl)igt.  5^ad£)bem  fold)er  3uftanb-  7  ^a1)xt  angebauert  l^atte,  gelangte  ber 
^Pfaljgraf  allgemad^  pr  ©rtcnntniB,  ba^  ber  Äaifer  e§  audf)  mit  i'^m  nid)t 
e^rlid)  meine;  al§  bal)er  beim  SSorbringen  ber  taf^olifd^eu  |)eere  in  ^fiorbbeutfdj^ 
lanb  %iUl)  ben  Sluftrag  erl)ielt,  jene  rl)eiuifd£)en  Gebiete  für  ben  ^aifer  ju 
fequeftriren ,  ha  einigte  fid)  (9.  ^Jlärj  1629)  ju  S)üffelborf  äöolfgang  SBill^clm 
mit  @.  2JÖ.  3U  einer  borläuftgen  2;i^eilung  i^re§  gemeinfamen  @rbe§  auf 
25  Sa'^re ;  beftimmten  jugleidt)  if)re  3Sunbe§genoffen,  bie  .^oEänber  unb  ©panier, 
ber  .^urfürft  nid^t  o'^ne  fd^toere  Opfer,  ba§  Sanb  <5U  berlaffeu,  unb  aud§  ber 
Äaifer  bequemte  fid^  baju,  al§  ba§  2luftreten  ©uftat)  9lbolf§  in  S)eutfd£)lanb  il)n 
in  93ebrängni|  hxa^tt.  ©eit  Slprit  1631  l^atte  ba§  Sanb  nad^  au^en  ^in 
^^rieben  gemonnen.  ©ofort  entlub  fid^  bie  Erbitterung  ber  ©täube,  ganj  befon= 
ber§  angeregt  burdt)  bie  unlautern  ^Jtittel ,  meiere  ©dt)marjenberg  in  ben  3^^^^" 
ber  ^Jtotl)  gegen  fie  angemanbt  l)atte,  in  f)eftigcn  5lu§brü(^en  gegen  bie  furfürft= 


©eorg  2Bitf)cIm,  Si.  ö.  3?raubcnburg.  621 

üd^e  ütegierung;  in  t^i-em  3;ro^e  nic^t  nur  au]  i^re  '^ergel6rad)ten ,  fon= 
bern  auc^  bie  über  bcn  o'^nmäc^ttgen  ^enfcfier  angemaßten  9tec§te  fietrad^teten 
iie  it(^  al§  eine  felb[tänbige  neben  ber  Sanbeövegtcrung  f)errf(^enbe  SRacEit.  S)te 
•JpoIIänber  t)atten  in  ben  legten  20  ^a^ven  iüv  bie  ©elbcr,  bie  fie  bcm  Äut= 
mrften  Doxgef(^offen  t)attcn,  ni(^t  nur  mefjrere  fefte  '^iä^e  feineä  ®ebiete§  fic^ 
angeeignet  jonbern  au(^  einen  S'^eit  ber  2)omänen  ftcf)  öerptänben  (äffen ,  3u= 
gleich  aber  burc^  bie  i)o^en  3^i^i^"  >  ^i^  1^^  Ü*^  berec£)neten ,  ben  Setrag  ber 
@(^ulb  aEjd'^r(i(^  anfef)nticf)  öerme'^rt.  SUe  nun  Si^roarjenBerg  1632  burc§ 
periönli($e  Unterfianblungen  im  ipaag  eine  Jii'ii-'ung  berfetben  baburc^  ausjuroirfen 
iic^  öemü^^te,  ha^  er  .^u  einer  3Xb3af)(ung  berfelben  in  beftimmten  Triften  fi(^ 
erbot,  fo  glaubten  bie  ©tänbe,  ba  biefe  ^Q^^ungen  nur  burc^  bie  Steuern  ber 
'^anbf(i)aft  geteiftet  toerben  fonnten ,  fi(f)  bere(i)tigt ,  fid)  burd)  i^re  3lbgeorbneten 
in  jene  S5erf)anbtungen  ein.^umifcfien  unb  fnüpften  auc^  ba^eim  an  i^re  Unter= 
ftü^ung  Sebingungen ,  burd)  bereu  3Iuna^me  bie  ßaubeSregierung  gu  einer 
S(i)atten'^errf($aTt  ferabgefe^  loorben  todre.  S)er  ©treit  fjierüber  toar  noc^  nac^ 
brei  ;3af)ren  nic^t  au5gegli(^eu ,  at§  bie  -öoüänber  am  bie  9tad)rii^t ,  baß  @. 
3Ö.  burc^  Seitritt  jum  '4>T-'a9ßi"  i5rneben  auf  bie  faiferli($e  (Seite  übergegangen 
war ,  in  feine  ^eitigften  ^^einbe  ficE)  umroanbetten ,  unb  ftiä'tirenb  fie  in 
Serbinbung  mit  ipeffen  unb  anberen  Sunbe§genoffen  ber  ©d)tDeben  bie  cIeDifrf)en 
'^anbe  auf§  neue  ^um  ©d)aup(a^e  i^ree  Äriegeg  gegen  bie  Äaiferlic^en  unb  bie 
Spanier  mad)ten,  ,^ug(eic^  auc^  unter  ber  Sro^ung,  bie  üerpfänbeten  Somänen 
einjujie^en ,  bie  SSefriebigung  if)rer  (Selbiorberung  Dertangten.  -Jtoc^  im  iobe§= 
ja^re  bes  ^urfürften  (1640)  befanb  fi(^  ha^  2anb  unter  bem  S)ru(f  ber  ,^rieg§= 
leiben,  öon  .öollanb  au§  Würbe  ^ur  ßin^ie^ung  ber  2^omdnen  Dorgefdivitten ;  ber 
furfürftlic^e  itat"^  öon  SStument^al  aber,  ber  narf)  bem  ipaag  gef(i)i(it  mürbe, 
um  burc^  feine  SorfteEungen  fene  (Stn^ie^ung  rücfgdngig  ju  macEien,  befanb  fici) 
^ier  einer  ®efanbtf(^aft  ber  clet)if(i)en  Stdnbe  gegenüber,  roetd)e  burc^  Sefte(f)ungen 
unb  ^ntriguen  bie  .g)olIänber  jur  Slusfü^^rung  i^te§  Sor^abens  aufftac^eüen. 
Söeniger  bie  ©ng^er^igfeit  ber  Stdnbe  als  bie  Unfi(^erf)eit  be§  J?urfürften 
in  feinen  @ntf(f)Iüffen  bra(i)te  ba§  Stammlanb ,  bie  ^arf  Sranbenburg 
in§  tieffte  Stenb.  2Bie  foEte  man  ^ier  Vertrauen  ju  bem  dürften  geminnen, 
ber  g[ei(f)  beim  Seginn  feiner  ^eri-fdiait  feiner  ^Jtutter  ni(i)t  ju  mehren  öer= 
mochte,  als  fie  öon  ^etotifc^em  Sifer  für  ba§  2ut^ertt)um  erjüEt,  eigenmdc^tig 
i^re  2:o(^ter  ol^ne  2Biffen  beö  So'^neS  mit  bem  Könige  öon  Schweben  öermäi)(te 
unb  in  Serbinbung  mit  bem  Äurfürften  öon  ©ad^fen  ben  '^tan  betrieb,  bai 
.per^ogt^um  ^Preußen  unb  bie  9^^eintanbe  in  bie  .g)dnbe  lut^erifc^er  ^ipringen  ju 
bringen,  für  biefen  ^rocd  hmä)  einen  au§  SOßittenberg  fjerbeigeiuTenen  2§eoIogen 
ÜJteiBner  bie  berliner  Seöölferung  gegen  bie  9ieformirten  aufreihte  unb  i^re 
5(bfid£|t  erft  aufgab,  al§  it)r  ^meiter  ©o§n,  Sod)ini  SigiSmunb,  bie  it)m  babei 
juget^eilte  ütoHe  jurücfiDieS?  —  ©einerfeite  ^atte  ®.  2Ö.  beim  3(u§bruc^e  be§ 
böt)mifc£)en  ^riege§  (1619'^  al§  ©lieb  ber  broteftantifd)en  Union  bie  Partei  feinet 
3um  bö^mifc^en  .Könige  gerodelten  ©c^roagcrS  gi-'^ebric^  T.  Don  ber  ^falj  er= 
griffen  unb  auc^  bie  mdrtifc£)en  ©tdnbe  Ratten  jur  Sert^cibigung  bee  2anbe§ 
i^m  bie  ^Jiittel  ^ur  SInroerbung  be»  Ärac^t'fcfien  Dtegimentee  hergegeben-  3lber 
rod^renb  er  f(i)roan!te,  in  roie  roeit  er  in  biefe  gefdl)rlic^en  .pdnbet  fi(^  ein= 
(äffen  foEte,  f)atte  bie  ©(i)(a(^t  am  roeißen  Serge  (8.  Dioöember  1620)  bie 
bö^mifc^en  unb  f(^(efifc^en  ^roteftanten  ber  9ta(|e  be§  Äaifer§  preisgegeben, 
fein  D^eim  ^o^ann  6eorg  roar  gedditet  unb  feines  ."öerjogt^ums  3dgern= 
borf  beraubt  roorben;  an  @.  2B.  aber  erging  bae  Serbot  bie  flüd£)tigen 
@(auben§genoffen  bei  ficf)  aufjune^men  unb  bie  [vorberung ,  ju  ben  Äoften  h^% 
öom  Äaifer  in  Serbinbung  mit  Äuxfac()fen  gegen  ©(^(efien  unb  Sö()men  ge= 
fü()rten  Krieges  beizutragen.  2;er  ^urfürft  fügte  fic^;  nur  unter  fd^roeren 
Slengften  geftattete  er  ber  ftüi^tigen  .Königin  öon  Sö()men  in  Äüftrin  i^re  91ieber= 


622  öJcorg  22ßUI)eIm,  ß.  ü.  ^ranbenturg. 

!untt  aB^utüarten ;  bie  mär!tfc£)en  ©tänbe  aber  erfannten  in  biejen  Söovgängen 
nur  ein  ©trafgeri(f)t  ®otte§  über  bie  (Satüiniften  unb  nötljigten  itiven  dürften 
bufd)  25ern)eigerun9  be§  ©olbe§  ba§  ^rai^t'fdie  ^tegiment  bi§  auf  130  '»DUnn 
3U  enttajfen.  3II§  barauf  ber  Äaifer  mit  ttiad)|enber  ^üt)nt)eit  über  bie  ilteid)^^ 
orbnungen  ftd)  Ijintüegfeijenb ,  f^riebricf)  V.  ädjtete  unb  bcv  .^urtoürbe  beraubte 
unb  burd)  Uebertragung  ber  le^teren  an  ben  -^crjog  bon  33aiern  (1623)  bie 
^Jtajorität  im  ^urfürften  =  (Kollegium  an  ben  !att)otifd)cn  2t)eil  brac£)te,  ba  ge= 
toannen  bie  ä^orfteEungen  ber  reformirten  @et)eimenrät^e  jo  öiel  ^Jlac^t  über  (S. 
äö.,  ba^  er  nic^t  nur  in  9}erbinbung  mit  Äurfat^fen  biefen  ©d^ritten  feine  9ln= 
erfennung  bertoeigerte ,  fonbcrn  aud) ,  at§  .^urfad^fen  im  3funi  1624  fid£)  bem 
faiferlidien  Sßilteu  beugte,  feinen  9ftat^  33ettin  au§fanbte,  um  nadibem  bie  frü'£)ere 
proteftantifdie  Union,  ber  er  anget)ört  ^atte,  unter  ben  ©türmen  be§  böt)mifd)en 
^liegeg  aufgelöft  morben  föar,  für  ta^  ^n^tanbetommen  eine§  neuen  ^unbeg 
norbbeutfdjer  dürften  mitjutDirfen ,  wetdiem  2)änemarf,  ©darneben  unb  be§  i?ur= 
fürften  ©c^mager  ^etf)Ien  @abor  üon  ©iebenbürgen  fid)  an^ufdilie^en  ,  (Jngtanb 
unb  g^ranfreid)  Unterftüfeung  in  ©elbniittetn  öerf)ie^en.  fieiber  gemann  Sellin 
bie  Ueberjeugung,  ba^,  betoor  nid)t  bie  ©Haltungen,  meiere  S)änemar!§ 
6t)rgei5  unb  ©iferfudit  auf  ©d)lt)eben  t)erborgerufen  I)atle,  befeitigt  feien,  au§ 
biefem  i^unbe  fein  <f)eit  3u  ermatten  ftünbe ,  unb  fonnte  bem  .^urfürften  nur 
ratt)en,  ftd)  bortäufig  parteilos  ju  t)alten.  5ll§  nun  1625  ber  .<^rieg  in  9lorb= 
beutfd}Iaub  unter  ß'^riftianS  IV.  non  S)änemarf  Leitung  auSbrad),  unb  üon  -Jtor- 
ben  ^er  bie  .^eere  bon  S)änemar!  unb  beä  ©rafen  ''33^an§ielb ,  t)on  ber  anberen 
©eite  über  ^JJkgbeburg  unb  25raunfd)tt)eig  bie  3BaIIcnftein§  unb  ZillX)'^  fid)  ben 
9JlarIen  nät)erten,  ba  erftärten  fid)  atte  friegfü£)renben  Zi)nlt  geneigt  bie  '-Ularten 
a(§  parteilofen  Soben  anjuerfennen  ,  mofern  ber  ^urfürft  bie  Eingänge  feine§ 
SanbeS  an  ber  ^aöcl  unb  Ober  mit  !^inlänglid)er  2;ru)5penmad)t  bettjad^te. 
9lber  toa^renb  ©.  3B,  mit  feinen  ©täuben  über  bie  9lufbringung  ber  bafür 
nött)igen  ^Jlittet  feilfd)tc ,  rüdten  3[Ran§felb§  ©ötbner^orben  üermüftenb  in 
bie  ^riegnitj,  ber  bänifd^e  ©eneral  ^-udEjS  öermüftenb  in  bie  5Utmar!  ein;  tDor= 
auf  bann  aud£)  2BaIIenftein ,  nai^bem  er  (15.  Ipril  1626)  an  ber  ©effauer 
SBrüde  ben  5]tan§fclbern  eine  ^ieberlagc  beigebrad)t  ^atte,  fjinter  it)nen  ^er  fid) 
in  ber  ^arf  einlagerte.  ''Jiacfjbem  33ianbenburg  fo  miber  feinen  Söitten  in  ben 
Äambf  Ijineinge^^ogen  U^ar,  [teilten  bie  calüinifd)en  $Hätt)e  bem  i^ürften  ben  offenen 
5lnfd)lu|  an  bie  ebangetifd^en  23unbe§genoffen  al§  ba§  einzige  3iettung§mittet 
bar ;  fie  tonnten  i'^m  nad^meifen ,  ba|  in  äöien  bereiti  feine  3lec^tung  geplant, 
ba^  man  bie  5^cumarf  einem  {)o^en5oEerifdt)en  .i^onöertiten ,  ba§  iperjogt^um 
•preu^en  bem  ^od)mei[ter  be§  beutfd)rn  Orbcn§ ,  felbft  ba§  ^eimfall§red£)t 
auf  Sommern  an  SBaiern  ju  übertragen  gebenfe.  3lber  ©(^toarjenberg'S  (Segen= 
bemült)ungen,  ®.  9Ö.  £)ierüber  ju  berutjigen  unb  feine  ^inn)eifungen  auf  ben 
bem  ^aifer  fdt)ulbigen  ©e'fjorfam  raaren  um  fo  mirffamer ,  ba  aud^  bie  mär!i= 
fd)en  ©täube  biefe  S)eöotion  tl^eitten.  S)ie  9tac£)rid£)t ,  ba^  ^önig  ©uftab  Slbolf 
bon  ©dt)meben  eben  bamatS  ben  erneuerten  ^ampf  gegen  ^olen  mit  ber  SBefe^ung  ber 
S^üim  be§  '^eraoglid^en  ^^^veu^enS  (^uli  1626)  eröffnet  t)atte,  l-ourbe  bon  bem 
fd^lauen  ©ünftlinge,  iDer  fie  feinem  ^errn  al§  eine  bemfelben  perfönlict)  miberfal^rene 
33eleibigung  barfteEte,  baju  benu^,  nid)t  nur  ®.  3Ö.  ju  offenem  S5ru(^e  mit  ©d)tDe= 
ben  3U  treiben,  fonbern  i'§n  aud^  mit  3lrgtt)o^n  unb  ^i^trauen  gegen  feine 
calbinifd^en  9latl)geber,  benen  berröt^erifd^e  Serbinbung  mit  bem  ^JlanSfelbifdtien 
t^eere  unb  ben  ©c^toeben  borgetoorfen  tuurbe,  ju  erfüllen,  ^fnbem  ber  ^urfürft  felbft 
nadt)  ^$reu|en  ging,  um  „buri^  bie  S^t  ^u  jeigen,  ba^  er  be§  ©d)meben!önig8 
i^einb  fei",  überlief  er  e§  ©d^maraenberg  bie  angefe'^enften  9^itglieber  be§  gel)eimen 
9tat^e§,  ®ö^e,  äBinterfelb,  ^rudmann  u.  ?l.  burd^  §od)berrat^§prDceffe  unfd)äblid) 
3U   matten  ober  einjufd^üd^tern.     9Jlit  foId)en  Sürgfc^aften  für  feine  ©efinnung 


©eorg  Wilijdm,  ff.  ü.  S^ranbenBurg.  623 

trat  (S).  2Ö.  jut  Partei  bee  .Qaifers  über,  erfaimte  (22.  'iJJlai  1627)  bie  6aicnjdf)e 
^ui'tDÜrbe  an ,  öerbot  feinem  2lbel  im  bänifcEien  ^eere  ju  bienen  unb  fanb 
eine  Stec^tjertigung  biefev  S)emüt^igungen  in  bev  (Srmägung:  „2öa§  ge'Ejt  micf) 
bie  gemeine  Sacf)e  an ,  menn  iä)  alle  meine  (Sl^re  unb  ,5eitli(^e  2Bo!^lTal§vt  öer= 
lieren  joE?"  S)ie|ei:  @ntj(i)Iu^  trug  f(f)limme  fyrü(f)te.  siUe  ■Hoffnungen,  tneld^e 
©c^lDar^enöerg  if)m  auf  bie  ^^urücigoBe  öon  Sfögernborf ,  auf  3tmneftie  für  bie 
geästeten  ^yürften  ober  auf  bie  Sßeftätigung  be§  9{nrect)te§  auf  ^^ommern  öorgefpiegelt 
l^atte,  ermiefen  fidC)  al§  nii^tig;  ein  barauf  geri(i)tetf§  @efu(^  mürbe  Dom  .^aifer 
feiner  Slnttoort  gemürbigt.  2öol  aber  mürbe  bie  '»D^ar!  in  ben  nä(^ften  öier 
^a'^rcn  mit  2lu§na^me  einiger  feften  ^lä^e,  ju  beren  SJert^eibigung  bie  ©tänbe 
ben  Unterl^alt  für  einige  .g)unbert  !urfür[ttiä)er  J^rup^jen  Betoittigten ,  faft  an= 
bauernb  öon  S^urd)mörfä)en  unb  6in(agerungen  faiferüc^er  2rupt)en,  nament= 
lid)  ber  gegen  'lltedtenburg  unb  ^^ommern  fäm|)fenbcn  2öaIIenftein'§  ]§eimgcfud)t. 
Unb  3um  So'£)ne  für  bie  bafür  geBracf)ten  Opfer  erfolgte  6.  f^tbx.  1629  ba§ 
faiferlii^e  @bift ,  meiere»  bie  9teformirten  tiom  9ieIigion§frieben  auöfc^Io^  unb 
if)re  2}ertilgung  al§  ben  SSeruf  be§  Äaifer§  Derfünbigte,  barauf  am  9.  Wdv^  ba§ 
9teftitution§ebitt ,  auf  @runb  beffen  ba§  ©r^Bietl^um  ^RagbeBurg ,  au§  beffcn 
S5efi|  ber  C^eim  be§  .ffuifürften  dl^riftion  2öi(f)elm  fcfjon  1626  öertineBen  mar, 
einem  !aifertirf)en  ^rinjen  üBergeBen  unb  bie  3  BranbenBurgifcf)en  SBi§t^ümer  neb[t 
i'^rem  (Jrtrage  feit  50  ^a^ren  ^urücfgeforbert  mürben;  bie  Sefi^na^me  ber 
pDmmerfct)en  i'^üfte  burd)  ba§  3BaIIenftein'f(f)e  -öcer  unb  bie  eBen  baburi^  öer= 
anlaste  5Hufnaf)me  einer  fc^mebifc^en  ^Befa^ung  in  ©tratfunb  erroetite  bie 
fi^limmften  Seforgniffe  für  ben -^eimfoll  5)3ommern§;  öom  Äaifer,  ber  in  berfelBen 
3eit  eigenmä(i)tig  bie  donfiScationen  ber  (Süter  BranbenBurgifc^er  Safaßcn  Derfügtc 
unb  ben  .^urfürften  mit  miütärifi^er  SSefe^ung  3Serlin§  Bebrol^te,  mofern  er  e§ 
]\ä)  erlauBe ,  fein  preu^if(f)e§  SeiBregiment  nac^  ber  5Jtarf  ju  Bringen,  toar  nur 
(a(i)Iimme§  ju  ermarten.  2ro^  aUebem ,  ja  tro^  ber  gan^  entgegengefe^ten 
^^olitü,  mel(|e  6.  SB.  im  -öerjogtl^um  ^4>«u^en  ju  Befolgen  burd)  bie  Umftänbe 
gejmungen  mürbe,  öermoc£)te  er  fic£)  ni(f)t  baju  ju  ermannen,  bie  rettenbe  «öanb, 
meldte  ©uftab  Stbolf  ben  eüangelifd^en  dürften  9iorbbeutf(^{anb§  barBot ,  für  bie 
•)3larf  anjunefimen.  2Iuf  bie  Tia(i)riä)t  öon  ben  3lBfi(i)ten  be§  Sc^mebentönigl 
f(^i(fte  er  if)m  ©efanbte  nad^  SJanjig  entgegen,  melc£)c  gegen  ba§  9}erfpre(i)en  bie 
Äaiferlic^en  5ur  Otäumung  öon  ^ommern  unb  £an,^ig  ju  Beftimmen  9teutratität 
für  biefe  Sanbfc^aften  forbcrten.  S)er  ,^önig  antroortete,  unb  jmar  erft  nac^bem 
er  fi(f)  in  Sommern  feftgefe^t  l^atte ,  ber  Äurfürft  muffe  aufl^ören  ©tattl^alter 
eine§  faiferlic^en  SienerS  ju  fein,  unb  fic^  entfd^eiben,  oB  er  fein  geinb  ober 
Q^reunb  fein  motte,  im  le^teren  iyaUt  erbiete  er  fid) ,  e§  ba'f)in  p  Bringen,  ha'Q 
ber  «Öeräog  öon  ^^ommern  fc^on  jefet  ba§  Sanb  bem  .^urfürften  üBerlaffe,  5lu(^  je^t 
magt  biefer  fo  menig  feine  Sr^ff^ii^  aB^utoerfen,  baß  er  öietmc^r  ben  au§  ^^omment 
öertrieBenen  .ffaiferüc^en  ben  ^a^  Bei  ßüftrin  öffnet  unb  ifinen  baburi^  möglid^ 
mad)t,  fid^  um  ^ranffurt  unb  2anb§Berg  ju  fammeln  unb  öon  ba  Bi§  üBcr  bie 
.§aOel  eine  53ert^eibigung§fctte  einjurid^ten,  burd§  metd^e  ber  .^önig  brei  53lonate 
lang  ge:§inbert  mirb,  bem  Bebrängtcn  'öJlagbeBurg  (5ntfa^  3U  Bringen.  511»  enb= 
lid^  felbft  bie  Srftürmung  öon  granffurt  unb  SanbäBerg  (16.  Slpiil  1631) 
burd§  bie  ©c^toeben  auf  ben  .^urfürften  feinen  ßinbrurf  mad^te ,  ritt  ber  .^önig 
an  ber  (Spi^e  öon  10  ^Regimentern  auf  Serlin  3u.  ^t^i  erft  entf(^lieBt  fic^ 
ber  ^urfürft  (4.  5Jtai) ,  jebod^  nur  Bi§  jum  gntfa^e  ''IRagbeBurgS  —  ©panbau 
äu  üBerliefern ,  f orberte  e§  aBer  fd£)on  nac^  menigen  Sagen,  ati  bie  .ßataftrop^c 
jener  @tabt  gemetbet  mirb,  gurücf.  @uftaö  2IboIf  räumt  bie  geftung ,  fe|rt 
aBer  fogtetd^  auf§  neue  feine  Söaffen  gegen  SSerün  unb  (äßt  bem  f^ürftcn  feine 
2Ba^t  at§  fic^  unBebingt  ju  fügen.  S)ie  am  11.  ^uni  unb  31.  Stuguft  1631 
mit  il§m   gefd^Ioffenen  SJerträge  öerpfUd£)ten  ifin  neBen  ©panbau  aud^  ^afe  unb 


524  ©eorg  2ÖtlI)elm,  i?.  ö.  löranbcnbutg. 

f^eftung  .^üfttin  bcn  ©dilreben  ju  öffnen,  bei  einem  Eingriffe  be§  ^aifcrg  an  ber 

3}ert^eibigung  unter  bcm    Oberbefe:^!   (5(^tt)eben§   t^eil3iine:^men  ,  monatlich  30= 

unb  jpäter  40,000  Z^aUx  ^nm  Untevt)alt  üon  10  fditoebifdien  iReiteiTegimentern 

beijutragen,    geftatten   i{)m    abex  3ugteicf)   3ui-  ©rfüUung  bev  auf  bem  Seipjiger 

gonOente  (Wäx^  1630)  gegen  bie  eöangelifä)en  9tei(^§ftänbe  übernommenen  SSer= 

pfli(i)tung  fid)  ein  felbftänbigeg  ,g)eer  üon  gtcitern  unb  ^-uBboIf  anjumerben.     (55. 

2Ö.  "^atte  nid)t  Urfac^e  barüber,  bo^  er  ju  biefem  ©d)ritt  gezwungen  tnar,  fi(^ 

ju  beflagen.     5lüerbing§   entfernte   fid^  Sdjwaräenberg  nad)  ^^Jrcufeen,    toöfirenb 

bie  reformirten  9tätf)e  mieber  ©influfe  gewannen,  unb  bie  (5d)tt)ebcn  fid)erten  fi($ 

burc^  S3efe|ung   ber  feften  $Iä^e  in   Sranbenburg  unb   5|3ommern  bcn  Ütüden; 

bagegen   ftanb   er  je^t  einem  33unbe§genoffen  jur  ©eite,  ber  junädjft  ttjenigftenä 

für   bie  i'^nen   beiben   gemeinfamen   ^ntereffen   fäm^fte  unb    geh)ann  bemfelben 

gegenüber  eine  toürbigc  (Stellung,   inbem  er  mit  feinem  angeworbenen  .ipeerc  in 

Sßcrbinbung    mit  bem   glei(^fall§   ju    biefer  33unbe§genoffenfd)aft   übergetretenen 

ßurfadifen    gefonbcrt    öon    ben    ©dimeben    bie    ©übgrenje   beiber   Sänber  gegen 

3öaIIenftein'§  §ecr  öertt)eibigte ;    unb  Wenn  gteid)  in  bem  ;g)elben!önige  im  S5er= 

laufe    feiner    ©iegc   ©ebanfen   gemedt  mürben,    tnetdie  anbcrn  beutfd)en  ©tän= 

ben  beben!(id)    crfd)einen  burften,  Wenn  namentlid)    bie  ©rünbung  eine§  eöan- 

gelifc^en   Äaifert^um§   mit   fc^mebifc^er  ©pi^e  il^n    crnftlid)  befc^äftigte ,   fo   er= 

öffneten    gerabc   biefe    ßntmürfe   bem    .^urfürften   glänjenbe  3lu§fid)ten,    ba  bie 

im  (Februar  1632  über  bie  9jerf)eiratf)ung  feiner  ein,^igcn  Soditer  mit  bem  Äur= 

prinjen   öon   Sranbenburg   eröffneten  Sßcr^anb hingen   bcutlid)  funb  gaben,    ba§ 

ber  ßönig  jene§  ;^iet  nur  bann  für  erreii^bar  ^ielt,  menn  e§  i^m  gelang,  burd) 

bie  engfte  SJcrfnüpfnng  ©c^roebcn§  mit  Sranbenburg  eine  ben  .'pabSburgern  ba§ 

Öleid)gemic^t  bictenbe  -öauömadit   3U  grünben.     3tud)  nad)bem  ba§  ©d)tad)tfelb 

bei  .'s^ü^en  fotd)e  .g)offnungen  öernic^tet  fiatte,  t)tett  6.  2Ö.  nod)  3  ^a^ve  an  ber 

f(^mebifd)en    3}erbinbung    feft    unb   mieä   namentlid^   bie   Slnerbictungen ,    huxä) 

metc^e   3BaIIenftcin  il^n   auf  feine  gefährliche  5öat)n  f)inüberjutoden  fud^tc,    ent= 

fd)ieben  üon  fid^  ab.     ^^ÜS  aber  bie  Uebeiiegcnf)eit  ber  ©d)meben  im  ^velbe  burd) 

bie  ^Ptörblinger  ©d)tad)t  (6.  ©eptbr.  1634)  gebrochen  fd)ten,  unb  i?urfad)fen  fid) 

,^u  5prag  (30.  ^Rai  1635)  mit  bem  5?aifer  unter  33ebingungen  einigte,  ,^u  bereu 

3lnna'f)me  auct)  bie  übrigen  eüangetifd^en  O^ürften  unter  firmeren  S)ro^ungen  aufgefor= 

bert  mürben,    ba   tourbe  @eorg  2Sil^elm§  ©tanb^aftigfeit  auf  eine  tiorte  ^^^i-'obe 

geftellt.     SlHerbingä  tonnte  mand£)e§  i'^n  gegen  ©d)meben  bebenflid)  madE)en:    be§ 

fd)n)ebifd)en  ')teid)§fan3ter§  üormiegenbeS  SSeftreben  für  bie  Opfer,  meldte  ©d^tDe= 

ben  in  biefem  .Kriege  gebrad^t  ^ttc ,    ©vfalj  auf  beutfd)em  33oben  ^u  gewinnen, 

ba§  offentunbige  5öemüt)en  ber  fdtitoebifd^en  l?ricg§befe^(§()aber  nad^  bem  ^öeifpiele 

3BaIIenftein'§   fid)  für  i^re  ©olbforberungen  mit  beutfc^en  Sanbfd^aften  bejafilen 

.^u  laffen,  unb  ber  ben  beutfd^en  ^ntereffen  üerberblid)e  ©influ^,  ben  9'iid)etieu  feit 

ber   9törbtinger   ©c£)Iad^t   auf    ©darneben   ausübte.     ^et)r   nod^   at§  biefe  allge= 

meinen   Momente   ängftigte    ben    ^urfürften    ba§   33erf)alten    ber  ©dt)meben   in 

■45ommcrn,  tt)eld§e§  ßanb,  nad£)bem  e§  üertrag§mä§ig  i^nen  bi§  jum  f^rieben  über= 

geben   war ,    fie    nid^t    unbeutlid^    aU  bauernbe  i?rieg§beutc  betradf)teten.     2lber 

wartn   bie   Stnerbictungen    be§    j?aifer§    bap    anget^an  bie  fd£)Webifd)e  S3imbe§= 

genoffenfc£)aft   entbel^iiic^   ju  mad£)en?     S)a§   9teftitution§ebift   würbe,    aber  nur 

für  je^t,    fugpenbirt,   über   bie   red^ttii^e  ©teEung   ber  9teformirten  würbe  ge= 

fd)Wiegen,  bie  3led^tung  branbenburgifd^er  ^rin^en  unb  be§  furpfäljifdt)en  .^aufe§ 

nic^t  jurüdgenommen ,    bie  6üangelifd)en  in  ben  !aiferlidf)en  Sanben  blieben  ber 

Söiüfür  be§  J?aifer§  preisgegeben.     S)a§  9tcd^t  33ünbniffe  ju  fdilie^en,  fowie  bag 

Steigt  ber  ©elbftüertl^eibigung  be§  ^urfürften   Wutben  ftar!  beft^ränft,   ü)m.  ba= 

gegen  Seiträge  für  eine  9teic£)§armee  aufgenöttiigt ,  bereu  ßommanbo  au§fd)tie^= 

Uä)  bem  .IJaifer  unb  bem  ^urfürften  öon  ©ad^fen  äuftonb.     2Ber  ben  6f)arafter 


®eorg  2Bilt)e(m,  Ä.  ü.  93ranbenbutg.  625 

be§  Äaijerg  unb  bie  5l!6fi(^ten  ber  an  feinem  .g)oie  öor'^etrlc^enben  ^Partei  fannte, 
fonnte  nid^t  5n}eife(n ,  ba^  er  al§  ©icger  aUt  jene  SSebingungen  jum  33erberben 
be§  ^urfürften  umbeuten  lüerbe.  2)ie  refoi-tnirten  3iätt)e,  bei*  Äanälev  ©ölje, 
Seud^tmar,  Änefebecf  ttJtefen  in  einbtingüc^en  SSoxfteßungen  it)m  bie  91ot^tDen= 
bigfeit  bei  (5(i)h)eben  jeft^ul^aUen  naci),  Djenftietna  gab  bie  na(^brü(füd)ften 
SSerfic^erungen  fotc^en  iyall§  bie  ^ffieinlanbe  äu  befreien  unb  ^ommern  narf)  bem 
(^rieben  für  SSranbenburg  ju  räumen;  felbft  unter  ben  niärfifd)en  ©täuben  er= 
flärte  jid)  eine  ftarEe  ^Partei  für  biefe  ^politif,  au(^  in  ben  übrigen  J?reifen  ber 
märfifdien  Seöölferung  offenbarte  fic^  tebl^afte  (St)mpatf)ie  für  bie  fd)tt)ebifd)en 
@Iauben§brüber.  2lber  ©c^maräenberg,  ber  feit  1632  an  ben  furfürftlic^en  .öof 
jurücfgefe'firt,  narf)  mie  öor  ben  fdimad^en  f^ürften  in  feinen  SSanben  I)ielt,  wanbte, 
aU  ^urfac^fen  jur  @ntf(i)eibung  brängte,  ben  ©e^orfam  gegen  ba§  9teic^§ober= 
^au|3t,  bie  ttarnenbe  ^intoeifung  auf  ba§  ©d^idfal  be§  .^urfürften  öon  ber  ^Pfatj, 
bie  menig  gere(i)tfertigte  SSorliebe  für  .^urfodifen  ,  öor  allem  bie  5lu§fic^t ,  mit 
ipülfe  be§  ßaiferS  unb  Äurfac£)fen§  ^ommern  üon  ben  ©d^weben  ju  befreien  al§ 
toirffame  <^ebel  an,  um  feinen  ,^errn  auf  bie  faiferlic^e  ©eite  l^iuäubrängen ; 
bie  ©d)tt)cbcn,  ^ielt  il^m  ©ditoaräenberg  öor,  tonnten  i^m  Sanb  unb  Seutc  öer= 
berben,  ber  ßaifer  aber  fie  il^m  böttig  nel^men,  i^n  „entred)ten"  unb  ächten. 
Ütact)  f(^toeren  33ebenten  beboEmäd^tigtc  i^n  ber  i^ürft  ben  ^rager  i5"rieben  an= 
äune{)men,  boc^  nur  gegen  bie  beftimmte  3iifi'^c''-*ui^9/  ba^  ©d^meben  gütüd)  ab= 
gefunben,  eine  attgemeine  Stmneftie  ertaffen  merbe  unb  J?urfa(f)fen  feinen  2lnfprü(^en 
auf  bie  ctet)ifd)en  (Gebiete  entfage.  2lber  ber  (Sünftling  benu^t  eine  (ilaufel 
feiner  ^nftruction,  bie  il^m  in  befonberen  9^ott)fäKen  freie  ^anh  tie§,  um  tro^= 
bem  ba^  bie  3lu§fi(i)ten  für  ©c^toeben  fic^  gebcffert  Iiatten  (5luguft  1635),  menn 
au(f)  ni(i)t  formeE  fo  boi)  t^atfäcEilic^  (mittelft  ber  Sßiener  ©egenerflärung  Dom 
11.  ©eptbr.  1635),  ben  i5r'*-ieben  mit  bem  ^aifer  ofine  jene  Sicherungen  ab3U= 
fd^lie^en.  S)ie  branbenburgifi^en  Siruppen  traten  unter  fäcfififc^en  £)berbefe{)l 
unb  am  6.  Januar  1636  erfolgt  bie  Ärieg§er!tärung  gegen  ©(^mcben.  2)ie 
burc^  ba§  anfänglic£)e  SBaffenglütf  ber  neuen  Sßunbeägenoffenfc^aft  erraerften  ;^off= 
nungen  toerben  nod)  in  bemfelben  i^a^re  burd)  23aner'§  ©ieg  bei  SBittftocE 
(24.  ©eptbr.  1636)  niebergefc^tagen ;  am  l^ärteften  toarb  baburd)  bie  5Jlarf  be= 
troffen,  meld)e  bi§  auf  bie  3  geftungen  fid§  ben  ©iegern  ergeben  mu^te.  3luf§ 
neue  boten  biefe  bem  nac^  ^ei^  geflüchteten  Äurfürften  ^rieben  an;  bie  @e= 
i^eimen  9lätl§e  unb  bie  ©tänbe  brangen  in  il^n  nad^^ugeben.  2lber  beffen  ©inn 
mar  einjig  auf  5Regen§burg  gexnd)tet,  too  ©c^toaräenberg  für  bie  2Bittfäf)rigfeit,  ber 
äBal£)[  be§.  ©ol^ne§  gerbinanbäll.  pm  beutfc^en  Könige  ^usuftimmen,  öort^eilfiafte 
33ebingungen  forbern  fottte.  greitid^  bie  begetirte  9lmneftie  tourbe  ii)m  bermei= 
gert;  bennorf)  mie§  ber  Äurfürft  nidtit  nur  bie  eintrage  ber  ©(^toeben  äurüdf, 
fonbern  lie^  au(^  toie  öor  10  ^a^ren  bie  calöinifc^en  jRätl^e  feine  Ungnabe  füllen, 
(Sö|e,  5pfuel  unb  Seuc^tmar  öerloren  i^r  2lmt.  ©c^roaräenberg  Ifiatte  bie§  baburd) 
errei(i)t,  ba^  er  feinem  Jperrn,  obgleii^  berfelbe  loegen  ber  ©d^mäd^e  feiner  gü^e  nid^t 
mel§r  ju  ^Pferbe  ju  fteigen  öermoct)te,  ba§  ^Patent  jum  faiferlidt)en  (Seneraliffimu§ 
au§  9tegen§burg  mitbrad£)te.  S)er  ©ünftling  mar  fortan  ber  alleinige  ßeiter  ber 
9tegierung.  S)ie  nädf)fte  ^^o^S^  ^'^^  '^^'^  S5ertuft  ^^ommernS.  5U§  am  10.  5)iärä 
1637  .^eräog  S5ogi§laü  XIV.  ftarb,  münfditen  feine  ©tänbe  bie  2}ereinigung  mit 
SSranbenburg ;  ba  aber  bie  ©darneben  ti^atfäd^Iic^  ,g)erren  be§  l'anbey  eine  33eft^= 
na|me  beffelben  bur(^  ben  ßurfürften  nid^t  ä^laffen  tonnten,  fo  glaubten  bie 
^Pommern  ba§  äu^erfte  für  i^ren  fünftigen  ©rb^errn  getrau  3u  l^aben,  toenn  fic 
öon  beiben  Gegnern  ha^  S^Q,t\tänhm%  öerlangten,  ba^  ein  f(f)on  hei  Öebjeiten 
be§  ^erjogä  eingefettet  9tegierung§cottegium  bi§  jur  erfolgten  Einigung  bie  '}tc= 
gentfd^aft   fortfüi^re.     Slber   baöon   moEte    @.    2B.    nidl)t§    toiffen.     25ietme^r 

«Httgem.  beutfdie  aSiograp'&tc.    VIII.  '^  40 


526  @eorg  SBiltjelm,  il.  ü.  33vanbcnburg. 

]at)xm  ie^t  in  it)n  .ffne9§=  unb  ©volbevungögcbanfen.  6inc  ^Injat)!  bienfttojer 
mäi-{i[c[)er  ÄlriegSoBei-ften,  tneld^e  in  Söien  5i3cfd)äjtigung  fud^en,  toeiben  unter 
^ermittelung  ©d)niar3enl6erg'§  in  ben  Slienft  beö  ßuvtütften  genommen  um 
6000  5Jtann  ju  g-u^  unb  1000  9teiter  aur  ©roBerung  ^|>ommern§  an^uwerlben ; 
bie  ^Jtittel  jur  3lntt)erl6ung  unb  jum  Untert^alt  ttjurben  anf(^einenb  öom  ^ai]ex 
l^ergegeben,  tt)at|äd)lid)  jum  größten  Stf)eit  au]  bie  ©ummcn  ongetoicjen,  tDeld)e 
bcr  Äuiiüift  iür  bQ§  9teic£)§^cer  f)atte  ^a'^len  foüen.  i^ür  bieje  Untexftüljung 
leifteten  bie  Obexften  bem  .^ai|er  unb  bemnä(i)ft  bem  Wutiüi'ftcn  at§  befjen  ©tell^ 
öertreter  ben  S^xeueib  unb  befe^ten  bie  brei  ßanbeSfeftungen.  Siejer  i?rieg§eifer 
nal^m  jebocf)  balb  eine  traurige  äöenbung.  ^mc  Dberften  benntjten  i^re  S)oppet= 
fteliung  ^u  ßrpreffungen  ^ttJeitactier  ^itrt.  Sei  ber  ?inmerbung  unb  5i3efolbung 
ber  Xruppen  betrogen  fte  ben  dürften  unb  beredinctcn  ben  ©olb  für  öott^ätiUge 
9tegimenter,  wätirenb  öou  ben  7000  ^JJlann,  \üx  bie  fte  fid^  bejatilen  liefen,  nur 
2000  im  S)ienftc  ftanben.  31I§  !aiferUd)e  ©fficiere  aber  betrachteten  fie  fid)  mic 
in  irembem  ^anbe,  fdirieben  Kontributionen  au§  unb  geftatteten  if)tcn  5ud)t(o|en 
Gruppen  jeben  greöel.  ^m  SBetteifer  mit  ben  ©ditoeben,  meld)e  il^re  ©infätte 
in  ^ommern  mit  ^^^^ünberungö^ügen  in  bie  ^IRar£  öcrgalten,  tjaben  fie  über 
beibe  l'anbe  namenlofcö  ßlcnb  gebracht.  ®er  ^urfürft  aber,  neuen  ^^(anen  3u= 
gett)anbt,  entzog  fid)  bem  5lnblid  biefer  ©reuel,  inbem  er  1638  ©dimarjenberg 
bie  Seitung  33ranbenburg§  überlaffenb ,  nac^  ^Preu^en  überficbelte. 

3im  ;g)erjogtt)um  ^^ reuten  I)aben  fid^  bie  5lngetegeni)eiten  @cor'g  2ötl= 
l)clm§  nod)  am  günftigften  geftattet.  5E)a5  alleS  ^ia^  unpatriotifct)en  SLreibens 
unb  nicbrigcr  G:igenfud)t  übcrfteigcnbe  @ebaf)ren  beg  ftänbijd)en  5lbel§  unter 
Äurfürft  ipan§  ©igiemunb  tjattc  aügcmac^  nidt)t  nur  bei  ben  ©täbten  fonbern 
aud)  unter  ben  ©beUeuten  felbft  äBiberfprud)  ermedt.  3}on  ber  auf  ^^olonifi= 
rung  beö  2anbe§  offen  au§get)enben  ^45artei  ber  Cuerulirenben  fd^ieb  fidC)  ber 
gri)^te  Xt)eit  be§  ^Jlbel§  al§  bie  ^roteftirenben  ab,  meldt)e  jufricben  mit  ben  ge= 
wonnenen  9ledt)ten  eine  weitere  ©d)n)ädt)ung  ber  2anbe§t)errfd^aft  mi^bittigten. 
2ll§  (S,  äö,  ba{)er  1G20  ^ur  ^ulbigung  na^  .Königsberg  tam,  unb  bie  Cucru= 
litenben  erft  nad)  ©emäl^rung  neuer  gorbernngen  fid)  berfelben  unter,ye!§cn  tuolltcn, 
gelang  e§  i^m  insbefonbere,  inbem  er  ben  33orurtl)eiten  ber  üon  ben  lutl)erifdt)en 
©eiftttdjen  gegen  i()n  aufgereijten  ^öeöötfernxng  barin  3iect)nung  trug ,  ba^  er 
fclbft  öor  bem  ^ßejuc^e  be§  üor  it)m  gel^altenen  reformirten  (^otte§bienfte§  ab= 
mal)nen  Iie§,  fd£)on  auf  bem  erften  !s3anbtage  30,  Cctober  1620  neben  ber  Jpul= 
bigung  aud^  bie  ßrtaubni^  beä  reformirten  ^^riöatgotteSbienfteS  burdEijufe^en. 
©röteren  SäJiberftanb  bereiteten  itjm  bie  ^olen  bei  ber  äiete^nung.  SBie  in 
einem  l)errenlofen  Sanbe  erfdt)icn  im  gebruat  1621  eine  polnifdtje  föommiffion 
in  Äöniggbcrg ,  meldje  oI)ne  jebe  3]eranlaffung  eine  Untcrfud^ung  angeblid^cr 
33 efctjU) erben  öornai)m ,  in  bie  ßanbeSregierung  eigenmädt)tig  eingriff ,  für  ben 
2;ür!enfrieg  eine  au^erorbentlid)e  3:;rubpent)ülf e ,  öor  allem  abmedCifelnbe  Sefe^= 
ung  ber  oberftcn  Sanbeefteßen  mit  £utl)eranern  unb  Äatl^olüen  öerlangte. 
5lber  gcrabe  i^r  unOerfd)ämte§  "Sluftreten,  ba§  aud^  bie  ©täube  um  il^re 
eigenen  9ledE)te  beforgt  madt)te  ,  bestimmte  biefe  ben  f^fürften  pm  äßiberftanbe 
ju  ermut^igen  mit  fo  gutem  (Srfolge,  ba^  nad^bem  ber  Äönig  tion  ^4>oien  burdt) 
ein  @clbgefdC)enf  unb  burd^  bie  Uebertragung  be§  £)bcrmarfdE)attamte§  an  ben 
öon  ben  $oIen  geforberten  ßanbibaten  jufrieben  gefteEt  mar,  nid^t  nur  bie  6om= 
',  miffion  abgerufen  marb,  fonbern  audE)  (S.  3Ö. ,  aU  er  im  September  1621  fid) 
^^}f  .?'*'  3Barfd£)au  begab,  of)ne  2Öiberfprud§  mit  ^reu^en  bele|f)nt  würbe.  ^n= 
^mfür  beä  oi-.ot  aud£)  |ier  bie  ^-xa^t,  oh  für  ober  miber  ben  ^aifer  mit  fdiWerem 
9ted^t  ber  ©elbftbertv,..(?urfürften  fjeran.  Sae  bringenbe  (Sefud^  be§  greifen  §od£)= 
gegen  SSeiträge  für  eine  Ütetu^öon  äöefternai^,  ^reu^en  bem  beutfc^en  Orben  unb  ber 
lid)  bem  .Kaifer  unb  bem  Äurfür|iftstlen ,    t)aitt   Äaifer   gerbinanb   IL  im  grü^ja^r 


©corg  ilöil!)clm,  Si.  b.  58raiibenburg.  627 

1625  beijällig  auTgenommen  unb  jum  ©egenftanb  gefjeimer  Untet'^anbtungen 
gemad)!;  man  berietf)  in  2Bien,  oB  bie  SBtebereinfe^ung  burc^  ein  faiferli(|e§ 
.^eer  ober  burd^  bie  ^^olen  erfolgen  foüe.  9}on  ber  anbern  ©eite  öefrf)lofe  um 
biefelbe  3eit  -^önig  ©uftaü  9Ibolp!^  ben  ©d^auptat;  be§  mit  ^oUn  erneuerten 
Krieges  Oon  i^iülanb  nat^  ^reu^en  ju  öertegen,  um  baburc^  ben  ©renken  S!eutfd^= 
tanb§  notier  gebracht  auf  bie  Gntic^eibung  be§  bort  getü'^rten  Äriege§,  ber  aud§ 
leine  ^nterefjcn  nat)e  Berütirte,  ßinfluB  äu  gewinnen.  S)ie  öier  fteinen  ge= 
miet^eten  Sd^itfe,  mit  benen  man  im  ^erjogttium  bie  ^ü[te  gegen  eine  ßanbung 
fidlem  ^u  fi3nnen  meinte,  Ieicf)t  üBertt3ä(tigenb  tanbete  ber  .ßönig  5.  ^uli  1626 
in  5piIIau,  Bemü'^etc  fic^  buri^  bie  freunbüd^fte  33el^anblung  bae  Öanb  unb 
feinen  f^ürften  auf  feine  ©eite  p  jiel^en  unb  lic^  ber  l^erjoglidfien  ütegierung 
3cit,  inbem  er  in  bae  polnifdtje  ^^reu^en  einfiel,  be§  abmefenben  ^urfürften  Se= 
fet)le  einju^olen.  S;a  biefer ,  bamal§  burcf)  ©dtinjaräenberg  auf  bie  faiferlid^e 
©eite  ^ingejogen,  jeber  ßrttärung  ausmicf),  fo  ^atf  ficf)  ba«  ^anb  felber,  inbem 
bie  ^au^jtftabt  Königsberg  Bebingung§lo§ ,  bie  übrigen  ©tänbe  unter  3}orbe]^aIt 
ber  furTürftIicf)en  @cnef)migung  6nbe  ^uli  1626  mit  ben  ©darneben  auf  5^eu= 
tralität  abfdt)Ioffen.  Slbev  ®.  So.  öon  2Bien  l^er  aufgeforbert,  feine  2reue  3U 
betoätiren,  rütfte  am  Stmang  be§  Sa!^re§  1627,  jene  5}erträge  für  nicfittg  erflä= 
renb ,  mit  4600  ©ölbnern ,  met(i)e  er  in  ^^pteu^en  mit  600  Wann  Sanbmilij 
öerftärfte,  aU  ^einb  ben  Sd^treben  entgegen ,  erlitt  jebodE)  als  er  nod^  öor  916= 
lauf  eine§  mit  jenen  gefd^loffenen  StiÜftanbe^  einen  2^eil  feiner  2:ru^pen  jur 
^Bereinigung  mit  ben  ^otcn  auefanbte,  6.  ^uli  1627  bei  -^reu^ifi^marf  eine 
cmpfinblidtje  ^Keberlage,  inbem  bie  ganje  2l6tl)eilung  bie  SBaffen  ftrerfte.  Selbft 
bie  @roBmut§,  tt)el(f)e  ber  Äönig  gegen  bie  (befangenen  übte,  änberte  ben  Sinn 
be§  Äurfürften  ni(f)t,  big  jener  burd)  einen  öerf)eerenben  ©infatt  in  ba§  ^er5og= 
t:§um  i§n  am  6.  3lug.  1627  jur  Unterjeidlinung  eine§  S}ertrage§  jtDang,  in  ber  er 
fid^  öerpflid^tete,  ben  ^^olen  feinen  Seiftanb  p  leiften.  S^a  er  aber  für  bie  @ic^e= 
rung  ber  ©renjen  feine  2}orforge  trug,  fo  mürbe  fein  ©ebiet  öon  ben  :polnifct)en 
Gruppen  in  ben  näct)ften  jmei  3fl'^i-"fn  al§  ein  feinblid^eS  Öanb  mit  Sranb= 
fd^a^ung  unb  ^ptünberung  fieimgefud^t,  tcaS  bann  aud^  miebcr  fifimebifd^eg 
Kriegsüolf  l^erbeiäog.  Siefer  unglücflid^e  3uftanb  nötf)igte  bie  preu^ifd^e  9te= 
gierung  auf  eine  frieblid)e  Beilegung  bes  polniidt)=fdt)tt)ebifcf)en  i?riege§,  in  ben 
fid^  inäloifc^en  auä)  ber  Kaifer  eingemifdtit  l)atte,  '^inparbeiten.  S;ie  5^iebcr= 
länber  unb  Gnglänber  au§  faufmännifd)em  ^ntereffe,  öor  allem  g^-'Qi^'^i'Eiff), 
meldl)e§  bem  säirtiebenfönige  oolle  örfi^^^t  ju  öerfd^affen  beftrebt  loar ,  feine 
<&eeresmadt)t  auf  ben  beutfd)en  Ki-ie^§fd)aupla^  3U  füliren,  begünftigten  unb 
unterftü§ten  biefe  3>er^anblungen  mit  fo  gutem  Grfolgc,  ba^  am  26.  ©eptbr. 
1629  ju  9ritmarf  ein  ffdl)5Jäf)riger  ©tittftanb  bem  Campte  ein  @nbe  mad)U. 
^md)  ben  l)ier  abgef(f)loffenen  33ertrag ,  namentlid^  burcf)  bie  Seftimmung  be»= 
felbcn,  toeldtie  bie  Sd^meben  für  biefe  ^a1)xe.  im  33efifee  ber  preufeifdl)en  .f>afenfüfte 
lie|,  bem  Kurfürften  aber  einen  2;!^eil  ber  polnifd^=preu^ifdi)en  '^Iproöinj  übertrug, 
mürbe  ber  Kurfürft  in  bie  munberlic^e  Sage  öerfe^t ,  ba^ ,  möl^renb  er  in  ber 
^Jtarf  bie  ütolle  eine§  faiferlidt)en  ^unbe§genoffen  fpielte,  er  al§  ^erjog  Pon 
^sreuBen  nicfit  nur  einer  gegen  ben  Äaifer  geridi)teten  Xlnternef)mung  ber  S(^we= 
ben  mefentlid)en  33orfd)ub  leiftete,  fonbern  aud^  um  ben  über  ben  polnifd^en 
Dber^eriTU  gemonnenen  9}ortf)eil  3U  bel^aupten,  bie  engfte  SSerbinbung  mit 
©dfimeben  ju  unter^^alten  ge^mungen  mürbe,  ^ebenfalte  bract)te  ber  ©tiUftanb, 
jumal  al§  er  naä)  6  ^afjren  (12.  ©eptbr.  1635)  buxä)  ben  ©tul^mSborfer  3}er= 
trag  um  neue  26  ^afire  öerlängert  tourbe,  bem  .perjogf^um  einen  bauernben 
äußern  f^rieben.  2öie  fe'^r  aud^  bas  Öanb  in  ben  näcfiften  ^a^ren  unter  ben 
5ladf)toe^en  be§  -ßriegcö  unb  burd^  bie  Üteibungen ,  bie  jtoifd^en  bem  Äurmrften 
unb  feinen  ©täuben  fortbauerten ,    litt,   fo   erl^olte   e§   fidl)  bo($  allgemadt)  Pon 

40* 


528  ®corg  Wiltjdm,  Ä.  D.  Sronbenbnvg. 

feinen  3)Tan9fQlen  unb  geloann  neue  Äräite  üotne^müc^  burd)  bie  ^a1)lxdä)m 
5Iü(^tHnge  aÜer  ßonfeffionen  unb  ^Parteien,  toetc^e  in  ben  nä(i)[ten  3at)ten  qu§ 
ig{f)Iefien,  Ungarn,  S)eutf(i)lanb ,  (ängtanb  unb  @(i)otttanb  öertrieben  ^ier  ein 
%\t)l  fu($ten.  2lu(i)  jür  ®.  SB.  eröffneten  fid^  günftigc  33er{)ältniffe  babuK^,  bofe 
nad^  bem  3:obe  ^önig  ©igiSmunb  TU.  öon  ^oUn  (1632)  fein  <Bo^n  äötabi§= 
(aö  IV.  3ut  .f)eiTf(^aft  gelangte,  ein  fräftig  aufftvebenber  ^üxit,  tt)el(f)er  Bemül^t 
gegen  ba§  5pfaffen=  unb  2IbeI§tegiment,  toeld^cS  fid)  in  ^polen  aUer  ©en^alt  be= 
mäc^tigt  l^attte,  em^iotjufomnien,  auc^  in  ^^reu^en  bem  Äurfüi-ften  gegen  feine 
Stäube  freiere  S3etDegung  ju  öerfi^affen  fu(i)te,  um  i'^n  bafür  für  feine  S9eftre= 
bungen  benu^en  ju  fönnen.  ?fu§  freien  ©türfen  t)ob  er  ba'^er  bei  ber  neuen 
SSeletinung,  bie  er  ®.  3Ö.  am  9.  Mäx^  1632  ertl^eitte,  aEe  bie  33efd)ränfungen 
auf,  toelc^e  ben  preu|ifd)en  Aper^ogen  feit  1609  bon  ^^olen  auferlegt  toorben 
toaren  unb  gab  aucf)  frül^eren  eine  mitbere  Sebeutung.  ^yreilii^  öerlangte  er 
bafür  aurf)  ©egenbienfte.  (Seit  1636  mit  einer  2;oc^ter  Äaifer  i5ei."binanb§  II. 
t)ermät)tt  unb  in  bie  ^Vläne  beg  fpanif(f)=öfterreid)ifrf)en  .g)aufe§  hineingezogen,  toetc^eS 
feit  in  SfO^ven  bie  ^jroteftantifc^en  Seemächte  aud^  in  bem  Oftfeeüerfe^r  ^u  fc^ä= 
bigen  bemüht  ttiar,  ging  aucE)  er  barauf  au§,  bie  obcrfte  ©etüatt  über  bie  Dftfee 
üon  ©cJ)tt)eben  an  fein  Stteid)  3u  übertragen  unb  bie  Mittel  jur  33e^auptung  ber= 
fclben  burd)  Sefe^ung  ber  preu^ifc^en  Seel^äfen  ^u  getoinnen,  in  benen  er  burd) 
Erneuerung  ber  bon  ben  ©c^toebcn  aufgebrad)ten  .^anbelljöHe  unb  burd)  3tn[tet= 
(ung  ber  fc^on  bon  jenen  erprobten  3ot(bäd)ter,  ber  ©piringe,  reidien  ^oÜQctoinn 
ju  erzielen  ^offte;  ba§  3tnerbieten  einer  Sl^eiCnat^me  an  biefem  ©ctoinn  erfd)ien 
it)m  t)inreid)cnb ,  um  ber  Unterftü^ung  @eorg  3Bil|eIm§  getoi^  ju  fein.  3lber 
bie  (ärfcöeinung  einer  poInifd)en  ^(otte  unb  ber  23nu  ber  äö(abi§tab§burg  in  ber 
Sandiger  33ud)t  fotoie  bie  'Jcad)ri(^t  bon  ber  atüdfe'^r  ber  f)abfü(^tigen  ©piringe 
erwedten  in  allen  Dftfeelänbern,  bornet)mIid)  aber  unter  ben  Se'^örben  ,  ©tän= 
ben  unb  ©eeftäbten  be§  tjer^ogtic^en  ^reufeen§  eine  fold)e  Erbitterung  unb  @nt= 
fd^toffenljeit  jum  SBibcrftanbe,  ba§  aud)  ®.  2B.  fic^  ba^u  ermannte,  bie  i5orbe= 
rung  ,^önig  SBtabiSlato'g  jurürfäumeifen.  3U§  bie  ©piringe  mit  einem  j?rieg§= 
fd)iffe  bor  ^^illau  crfd)einen ,  werben  fie  mit  öettiatt  an  ber  j^anbung  get)inbert 
unb  jum  Slbjuge  gczmungen.  S/ie  ®änen  l^atten  injtoifdien  bie  polnifd)en 
Schiffe  abgefangen,  ^ie  6ntfc^Ioffent)eit  be§  ^urfürften  ^ätt  iebod^  nic^t  lange 
bor.  ©eit  er  jum  faifcrlid)en  ®eneraliffimu§  ernannt  mit  ^^^rojecten  ^ur  Erobe= 
rung  bon  ^sommern  fid^  trägt,  würbe  e§  ©d^toarjenberg  unb  bem  öfterreid^ifdt)en 
.pofe  nid^t  fd^toer,  il)m  in  ber  Untcrftü^ung  be§  Könige  bon  ^4^olen  ba§  geeignetfte 
^Jlittel  jur  Erreichung  jeneä  ^itU^  nac^^uweifen.  Tioä)  ef)t  er  1638  bie  5Jtarf 
bertäfet  um  nad^  ^preu^en  über^ufiebeln ,  einigte  er  fidE)  (29.  ^uni)  in  Äöpenif 
mit  polnifd£)en  ©efanbten  bal)in,  bie  ©eejölle  mieber  einzuführen,  bie  Eintreibung 
berfelben  ben  ©piringeu  ^u  übertragen  unb  ben  Ertrag  mit  5]3olen  ju  tlieilen. 
^n  ^reu|en  angelommen,  tjat  n  am  Slnfangc  be§  S-  1639  in  ©robno  mit 
bem  Könige  eine  3ufantmenfunft;  e§  toar  auf  ein  combinirteS  Unternehmen  ab= 
gefe'^en.  Um  jene  3eit  fegelte  bon  ©panien  eine  mädf)tige  2lrmaba  gegen  bie 
Oftfee  ^in  au§.  @leid)zeitig  erfc^eint  in  ^reu^en  ein  faiferlidlier  Oberft,  ^er= 
mann  Soot^,  mit  einem  *)ßatente  ®eorg  3öill)elm§  berfelien,  ba§  it)n  beboE= 
mädt)tigt,  ein  ."peer  für  ben  ^aifer  in  $reu|en  jur  äJermenbung  gegen  bie 
©dimeben  in  ßiblanb  anjutoerben;  gleid^jeitig  begannen  bie  ©piringe  in  ^^^ittau 
unb  ^cmet  i^re  ©efd^äfte,  um  pnäd§ft  ©elbmittel  jur  Eroberung  5Pommern§ 
ju  befd)affen,  unb  ber  SSruber  Äönig  2BIabi§lab'§ ,  5prinz  3^ol)ann  Eafimir,  be= 
gibt  fi(|  auf  ben  3Beg  naä)  ©panien.  5lber  nod£)  in  bemfelben  Sal)re  erleiben 
alte  biefe  ^länc  fdt)mät)li(^en  ©d^iffbrud^.  S)er  ^rin^  toirb  in  g^ranfreid^  ange= 
galten  unb  bleibt  ein  ^at)x  gefangen,  33ootl)^§  Unternehmung  gegen  Siblanb 
fc^lug  Enbe  SfuU   boEftänbig   fef|l ;    bie  fpanifc^e  glotte  toirb  an  ber  englifd§en 


®eorg  gfttebrici),  5Ji.  b.  3tnlbad^  —  ©eorg,  f).  c  S8taunjc^Wetg=8ünebutg.       629 

^fte  bei  ben  5)oron§  öom  t)oIIänbijc^en  5lbmiral  2;rom^3  gefd^tagcn  unb  jur 
Umfe^r  gejtoungen:  ber  ginanjptan  enbücf)  jc^lug  in  bas  öotte  @egcnt^eil  um. 
2)a  bie  ©tabt  Sandig  bie  ßinfü^rung  bes  neuen  3oIIe§  gtücflid^  bon  fid)  abge= 
wel^rt  :§atte ,  ]o  30g  fi(^  ber  ©eeöerfe^r  üon  '^^iüau  unb  Kernel  narf)  2)an5ig 
l^in;  bie  Qbüe  trugen  toeniger  ein  al§  frül^er,  ber  ^anbel  lag  barnieber;  bar= 
über  er'Eiebt  fic^  allgemeiner  Unwillen,  bie  Stänbe  toerben  autfä^iger  als  je; 
aber  @.  2B.  be'^arrt  babei,  ba^  ber  Boü  er'^oben  toürbe  unb  bie  gpiringe 
bleiben  joHen.  dlxä)t^  bejeidinet  ftärfer  ben  @rab  ber  ©(i)n)ä(i)e  unb  ^nboten^  be§ 
dürften,  aU  ba^  er,  unbefümmert  barum,  ba§  ber  größte  2^ei(  feiner  33e[i^ungen 
am  5Rf)eine  unb  in  Sranbenburg  in  ü-ember  ©elnaÜ  unb  in  tieicm  (Jlenbe 
fc^mad^tet ,  unb  in  5)3reu§en  bie  Untert^anen  i^m  aurfä^ig  finb ,  nac^mieDor  am 
jeinem  ©ci)loffe  9leut)aufen  hei  Königsberg  ben  fyreuben  ber  3fagb  unb  2:rin!= 
gelage  fid^  mibmet  unb  in  if)nen  öoHe  SSefriebigung  finbet.  ^m  1.  S)ec.  1640 
ift  er  in  Äönigsberg  erft  45  Sa'^rc  alt  geftorben. 

S)rol)fen,    ©efc^.  ber  ^^reuB-  '^>olitif  III.  1;  (Jrbmannöbörffer,    Urf.  unb 
2lft.  33b.  I;  t).  ApaeTten,  Urf.  unb  9Ift.  58b.  V;  33acafo,  Öef(i).  ^:}}reui  33b.  Y. 

2^.  öirfd^. 

ÖJCOrg  gricbrij^,  ^Jtarfgraj  üon  Stnsbad),  geb.  am  23.  5lpril  1678, 
t  am  29.  Wdx^  1703.  S)er  ^toeite  <Bot)n  be§  gjlarfgvaTen  So'^ann  ^riebrid), 
begleitete  et  feinen  älteren  feit  bem  22.  Mäx^  1687  unter  33ormunbf(^aft 
regierenben  SSruber  61§riftian  Sübrec^t  im  ©ommer  1692  auf  einer  Gabalierreife 
burc^  ©nglanb,  -öotlanb  unb  bie  fpanifc^en  ^iberlanbe,  toorauf  er  in  Gleöe  am 
!ur=branbenburgifä)en  öofe  fici)  am^ielt.  SBenige  2age  nad)  feine§  ^rubere  Sobe 
(6.  Cctober  1692  übernal^m  er  Tür  münbig  erftärt  bie  Regierung  bon  3ln§ba(f), 
unterbrad^  jebodl)  feine  9iegententl)ätigfeit ,  inbem  er  balb  wie  in  ben  S.  1695 
unb  1697  als  SJolontair  in  ber  9teiä)§armee  an  bem  Kampfe  gegen  granfreid^ 
t^etlnalim,  tl^eilS  Oteifen  nad^  S^talien  unb  granfreid^  unternal)m  ober  am  ^Berliner 
Öofe  lebte.  6rft  beim  2lu§brudl)  be§  fpanifd^en  grbfofgefrieges  wibmete  er  fidfi 
ernftlid^  bem  Äriegebienft,  tcarb  als  (S5eneralfelbmai-fdt)all=^ieutenant  in  bie  faifer= 
lidfie  2lrmee  autgenommen  unb  jeii^nete  fid^  im  ^^anuar  1702  in  Dberitalien 
bei  ber  felbftänbigen  ?lu§fül^rung  eine§  Eingriffs  auf  bie  ^eftung  SerfeEo  aus, 
n)cld£)e  er  ^ur  ßapitulation  nötl)igte,  leitete,  nodl)  in  bemfetben  ^a^xe  nad) 
S)eutfd^lanb  jurüdgefel^rt ,  bie  ^elogerung  öon  i^anbau  unb  commanbirte  im 
^.  1703  in  bem  f^elbjuge  gegen  ben  Äurfürften  öon  S5aiern,  burd^  ein  9tcid^§= 
befret  3um  ©eneral  ber  9teid§5armce  ernannt,  ben  linfen  ö^lügel  be§  ü-än!ifd^en 
6orp§,  tourbe  aber,  inbem  er  an  ber  ©pi^e  öon  800  Üteitern  in  ber  9iä^e  öon 
9tegen§burg  einen  X^a^  über  bie  iMl§  gegen  11  (JScabrons  Saiern  mut^ig  öer= 
t^eibigtc,  öon  einer  ^itugfctcnfugel  getroffen,  nad^  Äuttenfee  gebrad^t,  too  er, 
nod^  nic^t  25  ^af)x  alt,  ftarb.  %f).  ^irfd^. 

©corg,  ^erjog  öon  5Braunfd§tDetg=2üneburg  (dalenberg),  toar  ale 
ber  fed^ete  (5o|n  .^erjog  3Bil]§elm§  öon  Lüneburg  am  17.  fvebr.  1582  geboren, 
t  1641.  33on  1591—96  toibmete  er  fidt)  toiffenfd^aftlid^en  ©tubien  auf  ber 
Uniöerfität  ^ena ,  befud^te  bann  bie  näd^ften  Sa^re  öerfd^iebene  beutfd^e  .ööfe, 
big  er  im  ^.  1604  fidi)  ber  militärifd^en  C'aufba^n  ausfd^lie^lid^  l^ingab.  3" 
ben  D^ieberlanben,  suerft  im  <§eere  be§  ^^rinjen  5Jlori^  öon  Oranien,  bann  in 
bem  feineg  ©egners  3lmbrofio  ©pinola,  lernte  er  l^ier  ben  Ärieg  praftifd^  fennen. 
S)a§  3lnerbieten  ©pinola'i,  in  fpanifd^e  2)ienfte  ju  treten,  le'^nte  er  ab  aus 
OlüdEfid^t  auf  bie  ben  .öollänbern  befreunbete  ^olitif  feines  33ruber3,  be§  regierenben 
^erjogä  (Srnft  II.  öon  gelle.  3ln  biefe  erften  Ätieg§bienfte  fd^loffen  fid^  längere 
9leifen  nadf)  3fi;an!rei(^ ,  ßnglanb  unb  Italien,  öon  benen  i^n  ber  Job  ^er^og 
Grnft§  II.  1611  nadl)  §aufe  tief.  (5d£)on  am  3.  S)ecbr.  1610  l)atten  bie  ^öbne 
Öerjog  Söil^elmS  unter  3uftimmung  ber  ßanbfd^aft  befdEjloffcn,  ba§  ^yürftcntfium 


630  öJeotg,  ^.  ü.  SBraunfd^lüeig^iJünebuicg. 

Lüneburg  mit  ben  ba^u  geüjörigen  ©vaffdiQiteii  unb  fünittgen  5ln|äUen  joUe  un= 
getrennt  unb  unget^eilt  bei  «i^erjog  ßvnft  unb  bejfen  cttDaigm  ''Jia(^fommen  in 
bcr  9tegievung,  unb  alfo  [tet§  unb  atte  geit  bei  6inem  vegierenben  dürften  bleiben. 
9taii)  bem  lobe  @vnft§  übernatim  ber  ^toeite  5önibev,  ß^riftian,  bie  Ütegievuug, 
toeldier  jenen  Untf)eilbai-feit§öertvag  njieber^ottc ,  ber  aud^  Dom  jlaifer  am 
29.  Dctbr.  1612  beftätigt  toarb.  Um  jcber  3ei1plitterung  be§  üäterüt^en  irbe§ 
üorjubeugen ,  famen  bie  Vorüber  ferner  überetn ,  ba§  nur  ßiner  bon  it)nen  t)ei= 
rattjen  unb  ben  für[tli(^en  ';)iamen  Tort)3fIanjen  bürfe,  unb  bo^  ha^  ii'ooS  t)ier= 
über  entf(f)eiben  foEe.  S)a§  £'oo§  beftimmte  .^er^og  &.  ,^um  (Stammljalter  be§ 
@ef(i)lec^te§.  ^)iad^  3?eenbigung  jeiner  Steifen  trat  @.  in  bänifct)e  j?rieg§bienfte. 
Sim  bänif(^=fd)n)ebi|c^en  Kriege  (1611  —  13)  t^atte  er  q(»  dommanbeur  beä 
Iüneburgifd)en  ütegimentS  me^rjad)  ©etegenl^eit,  \iä)  at§  tapferen  unb  umfi(J)tigen 
5üt)rer  ^u  betoeifen.  31m  30.  2)ecbr.  1612  öerlie^  ®.  ben  bänifc^en  S)ienft, 
na^m  jebo(^  1614  auf  3lntrog  Äönig  6t)riftian§  IV.  ba§  patent  eine§  Cbcrften 
in  ber  bönifc^eu  SIrmee  mieber  an  unb  bejog  öon  biefer  3eit  an  ben  bamit 
öerbunbenen  @el§att.  91a(i)  6ette  jurürfgefe^rt,  toibmete  &.  bie  näd^ften  ^ai^c 
auyfc^Iie^Iid)  ben  3fntereffen  feinet  SruberS  6t)riftian,  namentüc^  in  beffeu  Streitig^ 
feiten  mit  «Iperjog  ^^i^icbrict)  lUrid^  bon  58raunf(^meig=äBolfenbüttel  wegen  ber 
@ruben'^agen'f(^en  (Srbfd)aft.  -^er^og  ®,  gelang  e§,  öom  ^aifer  ^JJtattt)ia§  ein 
Urtf)eil  ^n  ermirfen ,  monad^  ba§  ^ürftent^um  ©ruben'^agen  in  bem  ^uftanbe, 
tüie  e§  ber  te^te  .Sperjog  ^pfjilipp  befeffen,  ber  Iiineburgifct)cn  ßinie  übergeben 
meiben  foÜte  (1617).  3tu§  2)anfbarfeit  übermie§  i^m  ."peraog  (£t)riftian  öon 
6eüe  ba§  ©d)to§  unb  5(mt  |)er3berg  am  Aparte,  beffen  ©infünfte  it)m  bie  ^tög= 
licf)feit  gaben,  eine  j^föinitie  ftanbe§gemäB  3u  untcrijatten.  S)em  frü'^eren  33e= 
frf)iuffe  ber  SBrüber  gemä|  bertjeiratljete  fid)  je^t  @.  unb  jtüar  mit  3tnna  6leo= 
nore,  3;ocf)ter  be§  Öanbgrafen  iGubmig  V.  öon  .Speffen=2)armftabt. 

5Die  balb  fic^  fotgenben  ßneigniffc  be§  breifeigiä'^vigen  Ärtege§  gaben  -^erjog 
®.  einen  größeren  3!Birfung§frei§  für  bie  (Sntfaltung  feiner  militärifd)en  unb 
poütifd^en  33efä:^igung.  2)ur(^  bie  unbebac^ten,  fü^nen  3üSe  bc§  (Brafen  ^Jtan§= 
felb  unb  be§  .g)albetftäbter  S9ifd)of§  (If)riftian§  b.  ^.  mürbe  naä)  bem  3ufannnen= 
bruc^  ber  .s^errfd)aft  be§  äöintcrfönigg  ber  ifrieg  aucf)  nad)  'Jlieberfad)fen  üertegt. 
2ll§  ber  ^önig  öon  Sänemarf  immer  offener  banad)  ftrebte ,  in  ^Jiieberfadjfen 
feften  gu^  ^u  faffen,  fud^te  .spcrjog  (S.  feinen  33vuber  6f)ri[tian  öon  SeEc  ju 
beftimmen,  fid)  für  eine  bemaffnete  ^Jteutratität  ju  entfd)eiben.  5lber  biefe  ^Jleu= 
tratität  tonnte  au§  ^Jlangel  an  Selb  unb  Gruppen  bem  einbringen  ber  bänifd)en, 
ber  faiferlid^en  unb  ligiftifd)en  ^(rmee  gegenüber  nur  in  ungenügenber  Sßeife 
burdigefü^rt  merben.  2)ie  ßntfrembung  ätoifc^en  ^er^og  ®.  unb  6l)riftian  IV. 
marb  immer  großer.  9lm  9.  g:ebr.  1626  erhielt  @.  auf  feinen  2Bunfd|  bie 
©ntlaffung  au§  bem  bänifc^en  i?rieg§bienfte ,  unb  burd)  3}ermittetung  feines 
@d)n)iegeröater§  mürben  einteitenbe  ©döritte  ju  feinem  (Eintritt  in  faiferlidie 
2)ienfte  getrau.  3ll§  ber  .spcrjog  förmlid)  in  bie  faiferlic^en  S)ienfte  getreten 
mar,  betl)eitigtc  er  fid)  am  f^elb^uge  gegen  öeraog  ß^^riftian  b.  ä.  unb  ben 
^önig  öon  5Dänemar!  (Slpril  1626)  unb  gel^t  bann  nac^  ber  3Betterau  ^u  bem 
i^m  beftimmten  äBaffenplat  Sfnä^'ifc^en  mirb  i?önig  6f)xi[tian  IV.  öon  2111^ 
bei  ßutter  am  ^Barenberge  (27.  5luguft  1626)  öoUftänbig  gcfd)tagen  unb  jie^t 
fic^  nad)  ber  @lbe  jurüd.  ^er^og  ©.,  ber  im  (September  nad§  ^iieberfa^fen 
t)eimgefe{)rt  mar,  befehligte  ein  6orp§  ber  3SaUenftein'fc^en  5lrmee  unb  nimmt 
an  ben  meiteren  Operationen  gegen  ^'önig  gl^riftian  in  ber  5Jlarf  33ranbenburg 
unb  ^olftein  rü'^mlidjen  Slntl^eil.  ^Jiod)  ef)e  ber  triebe  mit  S)änemart  fbrmlii^ 
abgef(^loffen  mar,  berief  il^n  ein  faiferlid^er  S3efef)(  nac^  Sftalten.  S)a§  6orp§ 
beg  ^erjogS  ®.  bilbete  einen  l'^eil  ber  faiferlic^en  5lrmee  in  bem  um  bie  6rb= 
fd)aft  öon  3!)lantua  unb  5!Jlontferrot  jmif^en   Deftcrreid^   unb  gronfreid^   1628 


®eorg,  .§.  ti.  SraunjditDetg^Sünebuicg.  631 

entbrannten  Kriege,  .^ier  in  Sftalien  etTut)v  er  Äränfungen  unb  gurürffe^ungen 
mannigfacfier  2lrt.  3)ic  gftürffid^t,  toetrfie  bie  faiferlic^'e  gartet  früfier  auf  i§n 
genommen  f)atte,  fc£)icn  jie  je^t,  tt)o  bie  ©egner  be§  ^atfcrg  niebetgemorien 
toaren,  au^er  ^Ääft  laffen  ju  fönnen.  3l6er  öor  attem  nat)men  bie  9.?er^ältnifje 
in  ber  .^eimatf)  je|t  eine  @e[talt  an,  bie  ba§  ferfönlid^e  ©rfc^einen  @eorg§  at§ 
be§  einzigen  entfc£)iebenen  (51§arafter§  be§  braunf(^n)eig=IüneBurgi|c£)en  ^auje§  jur 
^ot^n)enbigfeit  mad)ten.  Xitit)  ftrebte  barnad),  ba§  gürftent^um  (Salenfeerg  an 
ficE)  3U  bringen,  ^n  äBien  ging  man  bamit  um,  .g)er3og  griebric^  Ulrich  in  bie 
2ld)t  3U  erftdren,  um  |o  einen  S^ortoanb  ju  finben,  ütitCl)  ba§  ?yürftentf)um 
ßalenberg  p  übertragen  unb  aurf)  ^4-^a|))3en'^eim  mit  einer  ö^nlt(i)en  S)otation 
3u  bcbenfen.  Sn  biefem  frittfrfien  Moment  trat  ^arimilian  für  ben  unglücf= 
Ii(f)en  SCßolfenbüttter  ^erjog  beim  J?aifer  ein.  S)er  Äaifer  lentte  ein,  aber  ba§ 
mitttermeite  üeröffentü(|te  9ieftitution§ebict  (16.  mai  1629)  bebro^te  bag  ßanb 
mit  ben  l^erbften  35ertu[ten.  yiod)  et)e  ^aifer  ^erbinanb  II.  bem  ©rängen  be§ 
9{egen§burger  9teicf|§tage§  nadjgab ,  bie  Weitere  2lu§fü^rung  be§  9teftitution§= 
ebicteg  ju  [iftiren  unb  SBaHenftein  be§  £)berbefel^l§  ju  entfe|en,  mar  bereits 
©uftaö  SIbolf  mit  feinem  ^eere  an  ber  |3ommerf(^en  Jlüfte  getanbet.  ^ex^oa, 
@.  mar  einer  ber  erften  beutfdCien  i^fürften,  bie  mit  bem  fiimebifc^en  Könige  in 
33erbinbung  traten.  S)ie  Unter'^anblungen  ämifc^en  beiben  fct)einen  f(^on  1629 
eröffnet  ju  fein.  5lm  25.  Suli  1630  gab  @.  ben  faiferliien  2)ienft  auf;  bie 
Otü(ffi(i)t  auf  feinen  SSruber,  ben  .^er^og  6f)rtftian  öon  6eHe,  öer^ögerte  etma§ 
ben  5lbf(^tu^  eines  S5ertrage§  ^mif^en  if)m  unb  ©uftab  9Ibolf,  ber  au^erbem 
23ebingungen  enf^ielt,  bie  @.  Vorläufig  jebe§  energift^e  .^anbeln  unmöglich 
machten.  S)er  ^erjog  ber^jfüc^tete  fid),  falls  ber  Äönig  öon  ©i^toeben  in  einen 
^rieg  gegen  benad)barte  "IRäcEite  öertoictelt  toerben  foltte ,  bemfetben  einige 
Ütegimenter  ju  errid^ten,  auct)  mit  feiner  '^t^erfon  felbft  ÄriegSbienfte  leiften  ju 
moUen,  mofür  er  einen  ;3at)re§ge^alt  Don  5000  3;^alern  bejie^^en  foÜte.  S)a= 
gegen  ^atte  fiif)  ber  ^er^og  auSbebungen  unb  mar  if)m  in  bem  tönigt.  patente 
öom  26.  Dctbr.  1630  auä)  äugefic^ert,  ba§  er  nid)t  ge'^alten  fein  fottte,  miber 
ha^  römifc^e  9tei(^  beutfdier  ^^tation  ju  bienen.  S)er  fReüerS  ÖeorgS  batirt  öom 
21,  3lpril  1631.  ©eit  biefer  Unteräeid^nung  fal)  fic^  ®.  als  in  fc^mebifdien 
5£)ien[ten  ftefienb  an  unb  bejog  crft  öon  biefem  S^age  an  bie  i:^m  ^ugcfagte  i8e= 
folbung.  3lber  fo  lange  9tieberfad)fen  nod^  öon  faiferli(^en  Sirup^jen  befe^t  mar, 
mu^te  ber  ^er^og  feine  9tüftungen  fet)r  ge'^eim  betreiben,  jumal  fein  SSruber 
®:^riftian  i'fim  feine  Söerbeplä^e  in  feinem  ßanbe  geftatten  moEte.  ^m  October 
begab  iiä)  ®.  naä)  SCßürjburg  ju  .^önig  @uftab  Slbolf,  mit  bem  ein  weiterer 
Mionabertrag  abgefd^toffen  mürbe.  ®r  trat  gmar  alS  fd^mebifctier  ©eneral  in 
beS  SlönigS  S)ienf^te,  be'^ielt  fid^  aber  boct)  eine  gemiffe  ©elbftänbigteit  öor;  in 
ben  braunfct)meigifd)en  ^ü^'ftent^ümern  unb  bem  ©tifte  ,<pilbeS^eim  fottte  er 
minbeftenS  üier  Sftegimenter  merben  unb  bamit  ben  nieberfäc^fifilien  ÄreiS  öon 
ben  .^aifeiiid^en  fäubern.  5Iu^erbem  mürbe  i:^m  öom  Äönig  f)ülfrei($e  ^anb 
äur  Erwerbung  beS  ßid^SfelbeS  unb  bcS  23i§tl)umS  ^JJlinben  öerf|)ro^en.  5tuf 
beiben  ©eiten  mar  man  aber  ni(f|t  gefonnen,  ben  SJertrag  feinem  äöortlaute 
nac^  3ur  2luSfül^rung  ^u  bringen,  ^eber  fuc^te  bem  Slnbern  im  eigenen  ^ntereffe 
auSjubeuten:  ber  .^önig  moüte  ben  ^er^og  als  gefügiges  Söerf^eug  feiner  5^^(äne 
benu^en,  ber  iperjog  t)cnbelte  nur  fo  meit  alS  fd^mebifi^er  ©eneral,  alS  bamit 
fein  unb  feineS  ^aufeS  ^ntereffe  nid)t  in  ßollifion  fam.  3(bgefe^en  öon  menigen, 
nid)t  fe'fit  !§eröorragenben  Unternehmungen  gegen  bie  J?aiferlic§en  in  ÜlieberfacEifen 
ift  öon  ben  friegerifd)en  Unternetimungen  ^er^og  ©eorgS  biS  3um  SLobe  ©uftaö 
StboIfS  nichts  befonbereS  p  melben. 

^lad^   ber   2ü|ener   ©d^lac^t  brad^    ®.    öon  Sorgau   auf  S5erantaffung  beS 
f(^tDebif(f)en  Üteic^SfanäterS  Djenflierna,    an  ben  er  fic^  in  ber  nädiften  3eit  eng 


532  ©eorg,  ^.  \).  Syxaunfd^hJeig^Süneburg. 

Qnf(^to§,  naäj  Söeftfalen  auf  unb  bonn  nad^  ^fliebei-fac^yen ,  ba§  öon  ba  ab  ber 
auifcf)lieBü(i)e  ©d^aupla^  jetner  Iriegerifc^en  Sfiätigfeit  blieb.  5Bon  bem  fd6tt)e= 
bifdien  getbmai-jdiall  S)obo  bort  ^n^p'^aujen  unb  bem  Dberften  ©tatjl^anfd) 
untei-ftü^t,  begann  er  am  14.  ^är^  1G33  bie  Belagerung  tion  .^ameln.  S)a§ 
a3elagerung§l§eer  tourbc  nod)  öergrö^ert  burc^  bie  unter  Silo  ^Jllbred^t  Don  U§Iar 
ftel^enben  2öol|enbütterfd)en  Otegimenter  unb  bie  ©treitfräfte  beö  Saubgrajen 
SBit^elm  bon  Äaflel.  2Bäl§renb  (55.  Hameln  nod^  cinfd^Iofe,  fiattcn  [ic^  bie  öon 
^öln  bi§  5Jltnben  jerftreut  liegenben  faiferlid^en  Ütegimenter  bereinigt  unb  brol^ten 
Hameln  ju  entfe^en.  ^erjog  &.  Iä|t  ben  ©eneralmajor  bon  U§Iar  ^ur  Ue6er= 
toad^ung  <g)ameln§  ,^urüc£  unb  tritt  bei  ,!pej|"if(f)=Dlbenbori  mit  bem  l^elfifdien 
®cneral  ^Jlelanbcr  unb  bem  ©rafen  ,^nl)t)'^auien  bem  iJeinbe  gegenüber.  @,  er= 
ringt  über  bie  Äai|erti(^en  einen  boEftänbigen  ©ieg  (28.  ^uni  1633).  SBenige 
Sage  barauf  capitulirte  Jpameln  (3.  ^uli).  Sie  33ürger  bon  Hameln  mußten 
fofort  für  ^erjog  ß^riftian  bon  Lüneburg  ben  JputbigungSeib  leiften.  2lu5 
^Jlangei  an  'iJJtannfdiaften  fonnte  (B.  feinen  ©ieg  nid^t  au§nü^en,  benn  bie.g)effen 
jogen  nact)  Söeftfalen ,  Änt)p^ufen  nad)  D§nabrü(f ,  unb  Ugtar  bracf)  jur  SBe= 
lagerung  nacf)  Ißeine  auf.  5Iuc£)  Djenftiern  roottte  bie  ^ac£)t  be§  fü^nen  ^er= 
äog§  nicf)t  attju  gro^  werben  laffen,  beibe  mißtrauten  einanber.  S)ur(^  ben 
Stob  feineö  5ßruber§  6t)ri[tian§  b.  9le,  bon  Seile,  bem  ber  Göjätirige  -C^er^og 
5luguft  folgte,  ein  5Jlann,  ber  aCen  energifdien  6ntf(J)lie|ungen  feinb  \vax,  bcfferte 
ftd)  bie  i3age  @eorg§  aud^  nid)t.  3luf  bem  jum  27.  i^anuar  1634  naä)  .^alber= 
ftabt  au§gefd^riebenen  i?rei§tage  tourbe  jmar  ®.  ,5um  .^reiSgeneral  ernannt,  aber, 
mt  um  feine  ©clbftänbigfeit  ju  l^emmen,  fe^te  Ojenftiern  il^m  33aner  pr 
©eite.  äBälirenb  bie  ©ifferenjen  jtbifd^en  il)m  unb  Dj-enftiern  immer  größer 
bjerben,  fd)eut  er  fi(f)  bod)  jeljt  fct)on,  Uiic  feine  äJertuanbten  U)ünfd)ten,  bon  ben 
©ci)toebcn  ficE)  ju  trennen,  ©eit  ber  jjtoeiten  ^älfte  be§  ^.  1634  lädielte  bom  neuen 
bo§  ©lud  bem  ^aufe  .^abSburg.  'Jtod^  bem  £obe  2ßaEenftein'§  ^tte  ©r^ticräog 
f^erbinanb  ben  Dberbefef)!  über  bie  fat|otifc^en  ^ecre  übernommen,  Defterrei($ 
unb  33aiern  Ijatten  ben  früheren  3toift  beigelegt  unb  bon  Sitalien  ftieß  unter  bem 
(£arbinat=3^nfanten  eine  fpanifd)e  ^rmee  bon  10000  ^lann  ju  ben  Äaifertid^en. 
S)ie  ©ditoeben  toerben  bei  Oiörblingen  am  6.  ©e^jtbr.  1634  jum  erften  5Jtale 
bcfiegt.  S)ie  näc^fte  f^rolge  biefe§  ©iegeg  ber  Äaifertid^en  ift,  baß  ©adifen  mit 
bem  .^aifer  in  f^riebenSunter^anblung  tritt. 

^n  biefe  ^eit  fäüt  ein  für  bie  fernere  ©teEung  .^per^og  ®eorg'§  mid^tigeg 
ßreigniß.  5lm  11.  3luguft  1634  ftarb  ofine  @rben  in  Sraunfc^toeig  ^erjog 
f5fnebrid)  Ulrich ,  ber  te^te  9!Ranne§fproß  be§  mittleren  ^aufeg  '^raunfd)tt)cig. 
©ofort  ließ  .sperjog  3luguft  b.  2te.  bon  6eEe  bom  5ür[tentl)um  93efi^  nehmen, 
am  22.  5lugu[t  erfdC)ienen  SeboIImäd)tigte  bc§  ^er^ogS  @.  in  bem  furj  jubbr 
burd^  bie  Srup^jen  ^^^^'ic^^'ic^  Utridf)§  wiebcr  eroberten  .lpilbe§!^eim  unb  ergriffen 
in  bcffen  Flamen  bon  ©tabt  unb  ©tift  SSefi^  unb  ließen  für  .^er^og  &.,  fobann 
für  bie  ^erjöge  Sluguft  unb  ^^riebridE)  bon  6eHe,  '^iernad^  für  bie  beiben  ^ax= 
burgifd£)en  33rüber  unb  enbüc^  für  ^uliuS  6rn[t  unb  3lug[t  b.  ^.  bie  ^ulbigung 
leiften.  S)ie  beiben  t'pauptprätenbenten  bejügtid^  ber  toolfenbüttelfd^en  Grbfd£)aft 
ibaren  ^er^og  ©.  unb  ^erjog  5luguft  b.  ^.  bon  S)annenberg,  benn  bie  Srüber 
@eorg§ ,  Sluguft  b.  2le.  unb  ^yriebrid^ ,  Ibaren  o^ne  legitime  Srben ,  ebenfo  bie 
trüber  Söil^elm  unb  Otto  bon  ber  .g>arburger  Sinie;  unb  3^uliu§  Srnft  bon 
ber  ©annenberger  Sinie,  ber  gleid£)fatt§  o!^nc  männlid^c  9lad^lommenfdt)aft  tttor,  Ijattc 
alte  feine  6rbred§tc  gegen  100000  2:t)aler  feinem  jüngeren  Srubcr  Stuguft  b.  ^. 
abgetreten.  2ll§  aber  ber  35efel^l§:§aber  ber  faiferlidt)en  39efa^ung  in  2öolfen= 
büttel  bie  Sänber  ^^riebric^  Ulrid^§  für  eröffnete  faif erlidie  8e§en  erltärte,  näherten 
fid^  bie  ftreitenben  ^rätenbenten,  unb  am  5.  ©eptbr.  1634  fd^loffen  bie  Stätte 
@eorg§   unb   5luguft§  ju    5Reinerfen  eine  borläufige  Ucbereinfunft ,  toonad^  bie 


föeorg,  ^.  ti.  33taunic^toetg=Sünebutg.  633 

SSefi^ergreifung   o^ne  ^^räjubia   bet  9ie^te  einjelner,  atö  Tür  ba§  ©efammt^auS 

gefdie'^en,    angefet)en   unb  bie  9legierung   einfttoeiten   burcf)    Äanjter  unb  iRat^e 

be§  öerftorbenen  l'anbesfierxn  fottgefül^vt  werben  foüe.     ^njroifd^en  geftaüete  fid) 

bai    Sßer'^ättniB    6eorg§    ju    Cjenftiern    immer    unfreunbüd^er;    ber  fd^mebifc^e 

.^an3ler  entt)o6  ben  iperjog  be§  Dberbefe^^lg  über  hie  fd^mebiji^en  ^Regimenter  in 

•Jücberfaiiifen  unb    übertrug   biefen   auf  ben  ©enecat  ©perreuter.     S)iea  toar  bie 

SSerantaffung ,  ba§   @.    je|t   fii^   üon    ber   fcf)»ebijc^en  ^^artei   trennte  unb  bem 

^rager  ©eparatfrieben  beitrat  (31.  ^uli  1635).     %[%  bie  SJerl^anbtungen  megen 

iReguürung    ber    SBotfenbüttter    ßrbjc^aft   ju  feinem    erireuli(^en  (Snbe  fommen 

looÖten  unb  bie  ©equeftration  bes  Sanbe§  burd^  ben  Äaifer  ju  bejürd^ten  [taub, 

traf   @.   ptö^Iic^   am    23.    ^Jtoüember   in   SJraunfc^roeig   ein  unb  berantaBte  bie 

ftänbifc^en  3lbgeorbneten  aur  Stbfaffung  einer  ©(iirift,  roeld£|e  3(uguft  b.  ^.  auf= 

fotberte;   fid^   innerhalb    jroeier  Jage  unumlnunbeu  ju  erftären,  ob  er  aujrid^tig 

nad§   einer  3}ereinbarung  [trebe.     ©.   toittigte  in  bie  Unt^eitbarfeit  ber  5ürften= 

tl^ümer  Söolfenbüttet  unb    Galenberg   unb    in   bie  Sciriebigung   ber  ^arburger 

Öinie  buri^  2ibtretung  ber  (Srarfd^ajten  §o^a   unb  33(anfenburg.     2Im  14.  S)ec. 

mar  ber  öottftänbige  3:£)eilung§rece^  entroorien  unb  unterjetd^net.     2>ic  ^arburger 

Sinie   erl§ie(t  bie  genannten    GJraifd^ arten ,    bie   S)annenberger  ba§   f^ürftentf)um 

äßolfenbüttel ,    bie    geüild^e    Galenberg    mit   ben  meift  an  ^pilbe§]^eim  öerfe^ten 

Öomburg-etjerftein'fdtien  ^^pianbftücfen.     3(m  27.   ^an.    1636   f^lofjen  bie  brei 

Srüber    2(uguft   b.    9{e.,   griebric^   unb  öeorg  einen  neuen  9}ertrag,  monad^  @. 

ba§    ^ü^fte^t^um    (Fatenberg    als    jelbftdnbiger    Staat   mit   ber  neuen  gtefibenj 

■Öannoöer  eingeräumt  mürbe.     Sfn  feiner  G^igenjc^ait  ale  regierenber  fyürft  fonnte 

d.  feinen  ^tan,  bas  gcfammte  C^au§  ^raunfd^meig^Süneburg  ju  einer  beroaffneten 

Neutralität    gegen    fc^roebifdie    unb   faiferüd^e    ^^nfprüd^e  3u   öermögen,  enblid^ 

burd^fe^en.     2(m    14.    93tai   1636   famen   bie  brei  regierenben  ^erjogc  in  ^cine 

jufammen  unb  fcEitoffen  l^ier  einen  3tece§  ab,  monad)  in  ben  brei  |)er3ogt^ümern 

]tä)^    Ütegimenter    angemorben,    biefe   üU  ^riegimad^t   be§  @efammtl§aufe§  öon 

ben   brei   ,g)erjögen   unterl^alten   unb  bem  Oberbefehle  ^erjog  @eorg§  unterftettt 

merben  foüten.     2It§  am    1.  Cctober   @eorg§  SSruber,  2lugu[t  b.  S}ie.,  ftarb,  be= 

[tätigte    beffen    ^iadiiotger    ^riebrii^    bereite    am    6.    Cctober  ben  9}ertrag  Dom 

27.  i^anuai-"-     Un^  noc^  e^e  »^aS  Sa'^t  3u  ßnbe  ging,  ftfilojfen  bie  brei  öerjöge 

ju  Seüe  am  10.  S)ecbr.  einen  gamilienbertrag,   in  bem  fie  für  bie  3u!unft  ein 

einmütf)ige§  ^anbeln   unb  Stttianaen  mit   fremben  ^Jläd^ten  nie   einjuge'^en  öcr= 

fprad^en.     3tud^   fonft   enthielt   ber   SJertrag   nod§   mant^e  toic^tige  Seftimmung, 

wie   3..  SB.    über    bie    ©ucceffion  beim   etwaigen  2tu§fterben  ber  einen  Sinie  ic. 

S)ie   feinbfelige   (Stellung,    welche  ber  Äaifer  in  ber  näd^ften  3eit  gegen  &.  ein= 

na^m,    trieb    biefen    wieber   aut   bie   fcfiwebifd^e  ©eite.     ©teid^jeitig,  al§  er  fi(^ 

Sauer  näfierte,  f(^[o^  er  auc^  ein  Sünbui^  mit  ber  Sanbgräfin  %maiu  glifabetl§ 

öon  Reffen  (1639),   beibe   X^eite   Derfbrad^en  fid)  gegenfeitig  ©c^u^  unb  ^ülfe, 

@.  öerfprad^   5000,   bie  Sanbgräfin  4000  5Jlann   jur  Surd^fü^rung  biefe§  9Jcr= 

t^eibigung§bünbniffe§ ;   fpätere  üteoerfe  öermetjrten  noc^.bie  3;ruppen3a'§t.     ^la^ 

ben  3Wif(|en  @.  unb  Saner  getroffenen  SJereinbarungen  fd^toffen  fid§  bie  braun^ 

fd^weig=(üneburgifc:|en   Iruppen  bem  fc^webifd^en  ^eerc  an,  mit  bem  fid^  bereite 

im   5Jiai   1640   bie   franjöfifd^en  unb   bie  einft  üon  33ern^arb  Pon  2Beimar  be= 

fel^ügten    beutfd^en    Otegimenter    unter    bem    ^eraog    oon    Songueöiüe    Pereinigt 

Ratten.     S)ie    Uneinigfeit   ber    gü^rer    trug   bie   ©c^utb,    ba^   tro^   ber  großen 

ÖeereSmaffen   feine   miütärifd^en   ßrfotge  errungen   würben.      S)ie   jwifd^en   ben 

gfü^rcrn    befte^enben    ^J^iB^eüigfeiten   follten    auf    einem    2;age    in    ^ilbt^eim 

(Dctober    1640)    auSgeglid^en    Werben.      Nadf)    biefem    großen    „öilbeSl^eimer 

Sanquet"  ftarben  mehrere  ber  angefe^enften  beutfc^en  x^eitnel^mer,   aud§  ^erjog 

@.    fing   an   ju  fränfeln,   ein  ft^leid^enbes  fyieber  Perlie^  i^n  nidbt  mel^r.     6r 


ß34  ®corg  aBilf)elm,  ^.  ö   aJtounjd^lDctg«ßüneburg. 

ftarb  am  2.  Stprit  1641.  —  -Ipevjog  @.  gehört  ^u  ben  t)ert)oi*ragenbften  ^ütften 
in  ber  S^^^  ^^^-  oOjäi^ngen  Äriegeg.  ^JZid^t  nur  ein  tücf)tiger  ^elb^err,  mef)r 
no(^  ein  gewiegter  S)ipIomat ,  toei^  ex  fein  <5d)n)ert  unb  feine  ^Jtad^t  auf  bie= 
jenige  ©eite  ju  werfen,  bie  i^m  augenl)Iirfli(i)  am  meiften  33ortt)eil  bietet.  3fe 
nad)  ber  poUtifd^en  Gonfteüation  ergreift  er  ^cute  biefe,  morgen  jene  Partei,  be= 
ftimmenb  für  i{)n  ift  in  erfter  ^inie  ba§  eigene  unb  bann  ba§  ^ntereffe  be§  6raun= 
fc^tt)eig4üneburgif(f)en  @efammtl^aufe§. 

ö.   b.    S)e(ien ,  .'perjog   @.  öon  SBraunfd^tüeig  unb  ^^üneburg.     .^annoöer 

1833,  4  Söbe.     ^atiemonn,  (S)rfc^i(i)te  ber  £anbe  Sraunfc^toeig  unb  Süneburg. 

©bttingen    1855,    II.  33b.     ©cfiaumann,  3)a§  Seftament  ber  iper^og§  ©.  bon 

5Braunfd)n)eig=ßüneburg  1641    in:    9ta(^ri(i)ten   bon  ber  fönigl.  (Sefellfc^aft  b. 

äßiffenfd^aften  u.  b.  @.»3l.=Uniöerfität  ju  ©öttingen,  1877,  5lr.  8,  ©.  145  ff. 

^.  ^anirfe. 
@corg  SSil^cIm,  'f)er,pg  bon  33raunf(^h)eig  =  ßüneburg,  geboren  am 
16.  ^an.  1624  p  ^erjberg  at§  ^toeiter  <So^n  be§  .^er,iog§  65eorg,  [tubirte  ju 
Utred)t  unb  unternahm  bann  bie  gett)öf)nlirf)e  Dteife  burc^  ©nglanb ,  ^^-ranfrcid^ 
unb  3(talien.  5Der  am  10.  Secbr.  1648  erfolgte  xob  feine§  C^eim§,  beg  ^er= 
5og§  griebrid)  bon  Süneburg  unb  6ette,  brad)te  it)m  bie  Oiegiernng  ber  2anb= 
fd)aften  (i'atenberg  unb  ©öttingen,  inbem  ber  ältere  ißruber  St)riftian  Subtoig 
nad)  ben  SBeftimmungen  be§  bäterlidien  JejtamentS  unb  beg  S5ertrage§  ber 
S3rüber  bom  10.  3funi  1646  bie  SrbfcEiaft  bee  €l^eim§,  Süneburg,  gette  unb 
@rubent)agen,  für  fid^  ertoät)Ite.  &>.  2B.  naf)m  fic^  anfängücfi  ber  9tegicrung 
feiner  Sauber  mit  boüem  Stufte  an ,  jebod^  crfaltete  ber  (Sifer  balb,  bcfonberg 
nad)bem  bie  Oteifeluft  il^n  faft  jebeg  3at)r  ju  einem  au§gebe^nten  ^lufenf^altc 
nad)  Litauen  füt)rte.  3Jm  ^.  1656  berlobte  er  fic^  ju  .^eibelberg  am  ^ofe  be& 
.^urfürften  Äarl  Subttjig  mit  ber  ^Prinjeffin  ©opl^ia  bon  ber  ^pfat^,  beut  jüngften 
Äinbe  be§  ct)emaligen  i8ö^menfönig&  griebrid^,  geboren  om  14.  Cct.  1630. 
2;ic  S3e(]ie'^ungen  Würben  aber  fd)on  1658  getöft  unb  ©opl^ia  bem  jüngften 
33ruber  ®eorg  3©ilt)elm§,  bem  fpäteren  Äurfürftcn  6nift  3luguft,  ber  1660  ba§ 
33i§t^um  Denabrüd  erhielt,  berlobt;  @.  SB.  berpflid)tete  |id),  nid^t  3ur  S3er= 
mät)lung  p  fd^reiten  unb  nad)  bem  jlobc  ber  finbeilofen  23cüber  (£^ri[tian  Sub= 
mig  unb  ^o^nn  griebrid)  (Salenberg  unb  6eHe  an  ©ruft  3luguft  abzutreten. 
5)er  2ob  bcö  ätteften  3?ruber§  Sl^riftian  Subwig  am  15.  Mäx^  1665  füfirte 
nad)  ben  SSeftimmungen  be§  Seftamentg  be§  |)er3og§  @eorg  Seränberungen  in 
ber  33ertf)eilung  ber  melfifd)en  ^yürftenttiümer  ^erbei,  bie  nac^  S3eilegung  ber  t)ier= 
über  äWifc^en  ben  iBrübern  entftanbenen  ©treitigfeiten  burd)  ben  |)itbe§t|eimer 
SSergteict)  bom  2/12.  ©ept.  1665  enbgüttig  feftgefe^t  tourbe.  ©.  2B.  ert)ic(t 
burd)  ben  ä)ergteid)  ßette  mit  S)iept)ol3,  Apot)a,  SL^alfenrieb  unb  ©d)auen;  ^o-- 
^ann  i5fi:iebric^ ,  ber  im  5((ter  nädt)ftfoIgenbe  Sruber,  (5alenbcrg,  (Bruben^agen 
unb  ©öttingen.  S)urd^  perfönncE)e  Üieigung  geleitet,  fc^Io^  fid)  @.  2Ö.  enge  an 
feinen,  if)m  geiftig  überlegenen  jüngften  ißruber  ©ruft  2luguft,  bon  Weld)em  er 
aud)  in  politifc£)er  SSe^ie^ung  böüig  beeinflußt  mürbe,  befonber§  nad^bem  biefer 
hmä)  ben  Zot  bon  ^o'^ann  ^riebric^  am  8.  S)ecember  1679  in  ben  33cft^  bon 
(Salenberg  gelangt  mar.  ©emeinfam  mit  @rnft  2luguft  ftanb  er  in  politifcl)er 
35eäiel)ung  auf  ©eiten  be§  Äaifer§.  «mit  ßrnft  Sluguft  fteüte  er  bem  Äaifer 
1674  beträd^tlid^e  .^ülfStruppen  für  ben  9ieid)gfrieg  gegen  ^tanfreid^,  an  welchem 
er  perföntid^  %1)äi  nai)m  unb  am  2.  Dd.  1674  bei  ßnfigl^eim  fein  Kontingent 
mit  Erfolg  gegen  Surenne  commanbirte.  3f^'*i^i^i'"Ii^iffe  mit  bem  taiferl.  £)ber= 
felbl)errn  ^ournonbitte,  foWie  bie  brol^enbe  Spaltung  ©d£)meben§  beranlaßten  i'^n, 
na^  Seile  äurüdäulef)ren  unb  ben  SSerWidlungen  ^Wifd^en  Äurbranbenburg  unb 
©cf)meben  aufmerffame  2;l)ätigfeit  ^ujumenben.  ©eine  ^olitif  führte  if)n  ju= 
fammen  mit  ßrnft   Sluguft  auf   bie  ©eite  be§  großen  ^urfürften,  mä:§renb  ^o= 


©eoxg,  ^.  D.  Sraunfc^tücig,  2lbm.  3.  ÜJlinben.  635 

^ann  fynebrid)  eine  Slütana  mit  ©(^toeben  abfc^Io^.  ^m  fotgenben  ^af)xe  finben 
wir  if)n  unb  ©rnft  Sluguft  toieber  bei  ber  &{^einarmee,  too  fein  peiföntid^cr 
gjlutf)  am  16.  Stuguft  bie  (S(f)Iacf)t  bei  ber  ßonaer  SBrücfe  entfc^ieb  unb  ba(b 
baraui  and)  bie  ^inna'^me  öon  trier  ^erbcifüJirte.  95on  2rier  au§  rief  if)n  ber 
frf)n3ebifc£)e  Ärieg  in  bie  .f)eimatf)  3urürf,  nocf)  im  ^.  1675  unternahm  er  ali 
Äreiöoberftcr  9tieberfac£)fen§  nad)bem  ^ofiann  ^riebrid^  öon  ber  Slttianj  äurü(f= 
getreten  toar,  mit  bem  ßönig  ß^riftian  V.  bon  Slänemarf  unb  bem  Sifc^ofe 
(itiriftop'^  ^Bernarb  öon  5Jtünfter  ben  Sp^i>3U9  9^9^^  ©(fitoeben,  eroberte  S5urte= 
f)ube  unb  belagerte  ÄartSbutg  unb  ©tabe.  S)ie  gemeinfame  ^oütif  ber  metfi' 
f(^en  |)äufer  toä'^renb  biefe§  Äriegel  toar  ba§  Olefultat  feiner  3?emü^ungen.  &. 
2Ö.  ^atte  fid^,  toie  fc^on  erwähnt,  bei  9lbfc^lu^  ber  S^epacten  feinet  33ruber§ 
(Srnft  5lugu[t  unb  ber  ©op^^ia  öon  ber  ^']aU  öerpfli($tet,  nict)t  pr  6t)e  fd^reiten 
p  trollen.  6r  f)atte  fpäter,  bei  einer  Üteife  in  ben  ^^tiebertanben,  ein  burrf) 
auffolienbe  ©(^önl)eit  au§ge5ei(^nete§  gräulein  (äteonore  b'DIbreufe,  einer  6mi= 
grantenfamilie  angefiörenb,  fennen  gelernt,  ju  ber  er  balb  in'  naivere  33eäie^ungen 
trat,  ßleonore  b'Ctbreufe  fam  1665  naä)  Seile  mit  einem  (Se^alte  öon 
2000  S'^alern  unb  ber  3ufid)erung  öon  6000  3:t)alern  nac^  bem  Sobe  be§ 
i^erjogg;  ©ruft  Sluguft  unb  feine  @emü"t)ün  beförberten  nacf)mei§lirf)  biefe§  eigen= 
t:^ümlic^e  unb  nid^t  äu  redjtfertigenbe  3jer§äUniB,  wol  in  ber  3lbfi(i)t,  bem  .^er= 
joge  (S.  äö.  f)ierburd^  bie  Singe^ung  einer  ftanbeSgemä^en  @^e  unmögticf)  ju 
mad)en  unb  fid)  ben  bereinftigen  Einfall  öon  SeEe  ju  fid^ern.  5ßon  ben  Äinbern 
Seorg  2öil^eim§  unb  ber  Stconore  b'DIbreufe  blieb  nur  eine  Jod^ter,  ©opl)ie 
2)orotI)ea,  geboren  ma'^rfi^einlid^  im  ^erbfte  be§  ^.  1666,  bie  burc^  if)r  un= 
glüdEIid^eS  ©d^icEfal  befannte  ^prinjeffin  öon  3lf)Iben,  am  Seben.  Steonore 
b'OIbreufe  ttiurbe  1674  ^ur  9teid)§gräfin  öon  Harburg  unb  3BiI^eIm§burg 
(einer  für  fie  gebilbeten  ^lUobiaf^errfdiaft)  ert)oben  mit  ber  SScftimmung,  ba| 
i^rc  Xodcjttx,  menn  fie  fid^  in  ein  attfürftli^eg  i^au§  öermäfilen  mürbe,  beredt)tigt 
fein  foüe,  Sitel  unb  äöabpen  einer  .^erjogin  öon  ^raunfi^meig  ju  fül)ren.  ^m 
fotgenben  ^a^^re  öermä^Ite  fic^  ®.  2ß.  mit  ber  ^uftimmung  ber  übrigen  ßinien 
be§  .'paufeS  mit  Eleonore  b'DIbreufe,  nac^bem  er  für  feine  Segcenbenj  au§  biefer 
ßl)e  3U  fünften  feineS  S5ruber§  ©ruft  Sluguft  auf  bie  ©ucceffion  in  Seile  öer= 
jid^tet  fiatte.  S)a§  ungtücflic^e  ©df)icEfat  ber  ^Prin^effin  ©op'^ie  S)orot^ea,  bie 
burd)  i'^re  Xodtjttx  ©op^ia  S)orot'^ea,  @emal)lin  ^önig  f^-riebridl)  2öil^etm§  I., 
©tammmutter  unfereg  ßaifer^aufeS  mürbe,  ift  betannt.  3unäc^ft  mit  bem 
'^riujen  §luguft  i5fi-"ie^^'i<^  öon  äöolfenbüttel,  ber  1676  an  ben  i^olgen  einer  bei 
^^itippSbutg  er'^altenen  äöunbe  ftarb,  öerlobt,  tnurbe  fie  1682  mit  bem  ßur= 
prinjen  ®eorg  Subtoig ,  nad^matigem  Könige  ©eorg  I.  öon  Snglanb,  öcrmä^Ü. 
2)ie  Äataftrop^e  be§  ^.  1694  (2lffaire  ÄönigSmarf)  ^attc  bie  ©d^eibung  ber 
@^e  unb  bie  gefängtii^e  3lbfü^rung  ber  ^rinjeffin  nad^  bem  einfamen  ©(^loffe 
2l^Iben,  too  fie  am  13.  ^oöember  1726  ftarb,  3ur  ö'olge.  @.  3Ö.  ftarb  ju 
3BienI)aufen  am  28.  Sluguft  1705;  mit  feinem  2obe  fiel  Seüe  an  bie  ^urliuic. 

©  a  u  e  r. 
®eorg,  „Sonfirmirter  ber  Srj=  unb  ©tift  Bremen  unb  Sterben,  2lb= 
miniftrator  ju  finben",  toar  al§  öierter  ©oI)n  Jpeinrirf)§  b.  5te.  öon  S3raun= 
f^toeig=aBolfenbütteI  geb.  22.  ^oö.  1494.  Sr  ift  ber  le^te  fat^otifc^e  ^exx  öon 
^Bremen  unb  SScrben  getoefen,  in  ^Mnben  blieb  ber  Äaf^oticiSmuS  öorl^errft^cnb. 
©(^on  1527  toar  er  nadf)  bem  2obe  So'fiannS  YII.  jum  Srjbifi^of  öon  9liga  poftu= 
Itrt,  refignirte  aber  no($  im  felben  ^a^re  gegenüber  ber  gei'tbfetigfeit  be§  ^eer= 
meifterg  äöatt^er  öon  ^ptettenberg.  1534  tourbe  er  5]5robft  be§  'i)l.  ßreujcapitelg 
unb  ju  ©t.  5^ori|  in  ^ilbeS^eim,  1535  Sompropft  ju  ^öln,  1536  2)ompropft  ju 
SSrcmen,  ^atte  auä)  noc^  Sanonicate  5U  ©t.  (Sereon  in  Äöln  unb  im  S^omcapitet 
p   ©trapurg.     Sei  fold^en   Sinfünften  tonnte   er  al^  ein  fürftlidt)er,  feingebil= 


636  ®eotg,  §.  f.  SBtaunjd^loeig,  2lbm.  j.  9Jiinbett. 

beter  ßeBenmnn,  ber  ben  Umgang  @elel)i-ter  liebte,  fic^  in  feiner  goftfreien  nnb 
njo'^ttl^atfpcnbenben  .^"^fluS^ttung  too'^liüljlen ,  n)eld)e  aud)  be§  treuen  gamilien^ 
Ie6en§  nid^t  entfiederte,  obtool  er  ni(i)t  öer'fieirat^et  loar.  ©eine  SebenSgenojfin 
war  eine  ßlfafjerin,  Dttitie  Sojima,  jeine  attjei  Söl^ne,  Söilt)elm  unb  §ein  = 
rid^,  toaren  Belannt  unter  bem  Flamen  S)uj  ober  S)ur  tion  (Sl^rftein,  5Pfanb= 
Befi^er  öon  SBeften,  beibe  fielen  jung;  fie  l)atten  16i§  bat)in  in  it)re§  S5ater§ 
bifdlöflic^em  .'pofI)alt  ju  Söerben  eine  angefe'^ene  ©teEung ,  tlpeinrid)  begleitete 
1564  eine  ©efanbtfdiatt  an  @berl)arb  D.  |)oHe  uacf)  Süneburg.  ^lud)  ben  el)e= 
Ii(|en  2lu§f(^reitungen  feine§  5Bruber§  öeinrid)^  b.  ä-  öon  SSraunfi^tüeig  gegen= 
über  fef)en  Ujir  il)n  fel§r  nad)[icf)tig ;  ber  beliebten  beffetben,  ©tia  ö.  2:rott,  unb 
il)ren  .^inbcrn  räumte  er  1558  jeine  ^ropfteicurie  ju  .^ilbe§l)eim  ein,  rtio  fie  1567 
[tarb.  Söie  feine  beiben  .g>ilbe§l)eimer  ^propfteien  au  @öa'§  brittcn  ©o^^n,  |)ein= 
rid§  Äarl  öon  J^ird^berg,  fanien,  i[t  nicf)t  böllig  f(ar.  ^m  Dctober  1554  tourbe 
®.  S5ifd)of  öon  ^inben,  unb  ba§  S3i§tl)um  !am  unter  i^m  fid^tüd)  toieber  ju 
dtü1)e  unb  Gräften;  5lm  4.  5lpril  1558  warb  er  pm  grjbijdjioi  öon  ^Bremen 
unb  am  14,  5lpril  gum  39if(^o|  öon  SSerbcn  nacf)  Uebexein!unjt  beiber  ßapitel 
poftultrt,  um  ba§  ©d^utbentüefen  jeine§  3)orgänger§  unb  S3ruber§  6f)riftop'^  in 
Qrbnung  ju  bringen,  ©eine  frieblid)e  ütegierung ,  todä^e  an  ÄriegSf^aten  nur 
bie  Sßiebereroberung  be§  ftiitijd^en  Dtter§berg  jal) ,  brad)te  ben  ^art  mitgenom= 
menen  ©tiftern  ©ebeil^en;  tüunberbor  i[t,  ba^  er  tro^  ber  2lbn3eid)ung  öom 
SlugSburger  Dteligiongfriebeu  nid^t  tt)enigften§  bie  beiben  ©tijter  Bremen  unb 
3}erben  feinem  ^'^aufe  ju  erf)atteu  fuc^te.  @eft.  4.  S)ecbr.  1566,  ujurbe  er  im 
S)om  3U  Sterben  beftattet.  S)ie  Oieformation  im  ßr^ftift  Bremen  toar  ju  föeit 
öorgcbrungen ,  aU  ba^  er  fie  l)ätte  ^inbern  fönnen ,  felbft  Wenn  er  töoKte ;  im 
33i§t^um  Sterben  l§at  er  if)r  fclbft  erft  bie  ^fabe  eröffnet  unb  fie  feft  eingebürgert, 
al§  er  im  3Uter  fid)  ii)x  felber  zuneigte.  Sro^bcm  er  tt)al)rfdf)cinli(^  burd§  feinen 
lut^erifdien  Äanjler  .^einrid)  ^ßord^olt  erft  ben  reformatorifd^en  3i^een  jugefülirt 
tourbc,  unb  ber  tüegen  ber  ^arbenbergifd£)en  Unrul)en  au§  33remen  gen3id£)ene 
33ürgermeiftcr  S)etmar  Äenfel  fid)  bei  i{)m  auffielt,  30g  er  bod^  bie  milbere 
:pl)itippiftifdt)e  3luffaffung  ber  ßonfeffion  augenfd()einlid)  öor  unb  fütirtc  1563  in 
fein  93i§t^um  Sterben  bie  i^ird^enorbnung  ber  reformirtcn  ©tabt  Bremen  ein ; 
öiettcidt)t  be§'§alb  I^ielt  er  \id)  in  ben  ©omliänbetn  audf)  faft  |)affiö,  obtool 
SSremen  feiner  burd^  !aiferlid£)e§  beeret  öom  12.  ^uti  1562  beftimmten  @nt= 
fd^eibung  \iä)  mäjt  unterwarf ,  unb  er  auf  bem  9leidt)§tag  ju  ^^fi-'ai^fiurt  am 
5.  2)ecbr.  1562  wieber  in  bie  SJergteid^Scommiffion  ernannt  tt»ar.  S)a  er  nun 
einmal  bie  Steformation  eingeführt,  fud^te  er  fie  aud£)  tro^  ^affauer  33ertrag  unb 
9lug§burger  9teligion§frieben  fidler  3u  ftellen,  unb  naf)m  be§l)alb  ben  lutl^erifdien 
23ifdE)of  öon  Sübed  unb  9lbt  ju  ©t.  ^)iidf)aeli§  in  Süneburg,  ßber'^arb  ö.  -C^otte, 
als  ßoabiutor  öon  35erben  an,  1564;  für  35remen  fdl)eiterte  biefetbe  2lbfid)t  an 
bem  S)omca|)itet ,  in  ^Unben  fd)eint  er  gar  feinen  3}erfudf)  gemad)t  ju  l^aben. 
@.  war  nie  confecrirt,  auf  feinem  Stobtenbette  lie^  er  fid^  ba§  9lbenbmal)l  in 
bciberlei  (Seftatt  reid^en.  5piu§  V.  liatte  il^m  noc^  im  felben  ^al)re  aufgetragen, 
ben  9teid)§tag  ^u  3lug§burg,  Wo  ^ayimiüan  II.  ben  9leligion§ftreit  öergeblid) 
au§jugleideen  fudf)te,  im  ^ntereffe  be§  fat{)olifd£)en  @lauben§  perföntid^  ju  be= 
äiel^en;  Wa§  er  inbeffen  nid^t  tf)at. 

SBgl.  ^fanfudEie,  ©efd^.  be§  iBi§t^.  SSerbcn  IL  ö.  Äobbe,  ^Bremen  unb 
Sterben.  SBiebemann,  ©efd^.  öon  SSremen.  ^eue§  öaterl.  5lrd£)iö  1832,  I. 
©.  194.  3tfd£)r.  be§  :§iftor.  S5erein§  für  ^lieberfad^fen  1854,  ©.  281  f.  unb 
399  f.  SDie  rid^tigen  S)ata  bei  5öoigtel=6o^n  unb  ^ottl^aft.  ®ute  Silber 
öon  i^^m  bei  ^erm.  3fungf,  S)ie  bremifd£)en  ^TJlünjen,  SSremen  1875,  Slaf.  9. 
Ueber  bie  SJer'^ältniffe  S3remen§  unter  feiner  ^iegierung  f.  Slttg.  b.  33iogr.  III, 


©eorg,  e.  83.  ü.  Sriren.  637 

582,  3trt.  2;ame(  ö.  S3üven.  S^ie  tf)m  burc^  faiievl.  ^Jianbat  tiom  12.  ^uU 
1562  übertragene  (Jntfc^eibung  ätoifcfien  bem  alten  9tatf)e  unb  ber  ©tabt  Iet)nte 
biefe  ob.  Ar  au  je. 

©corg  öon  Cefterrei^,  1525—39  ^i]d)oi  öon  33riren,  bann  @r3= 
bi|(^ot  oon  SJalenc  ia,  feit  17.  3tug.  1544  33ifci)oi  öon  Öüttirf),  toar  ein  natür= 
(id§er  <5ol§n  beg  i?aifer§  ^Jlajimiüan  I.  öon  einer  ©atjburgcrin.  2)a  3Jlaji= 
milian  bie|em  einzigen  unter  feinen  unetjetic^en  ^inbcrn  erlaubt  t)atte,  ben  2;itel 
öon  Defterrcict)  ju  führen,  fo  ttjurbe  er  mit  Äart  unb  gerbinanb  in  ben  5lieber= 
tanben  erjogen  unb  fam  öon  bort  nati)  ©panien,  too  er  eine  ^^^enfion  aus  ben 
bifdiöfli^en  (SinEünften  bon  Jotebo  unb  2arragona  geno^  unb  tt)o  er  ficf)  ehen 
aufl^ielt,  al§  er  unmittelbar  nacf)  ber  UnterbrücEung  be§  2iroter  ißauernauTftanbeg 
auf  SBunfc^  ber  Sanbelfürften  ^um  SBif(^of  öon  5öriren  poftulirt  tturbe.  (5r 
war  bamalä  21  ^a^rc  alt  unb  :§atte  bie  f)öf)eren  SBeitien  nocf)  nid)t  empfangen. 
3lm  8.  3lot}.  1526  !am  er  fetbft  nac^  SBrii'en,  boc^  t)iett  er  fi(i)  meift  nii^t  '^ier, 
fonbern  in  Italien  unb  in  ben  ^liebertanben  auf.  5tm  28.  3lug.  1528  '^ielt  er 
eine  S)iöcefanfi)nobe  ju  SSriyen  ab,  im  Januar  1529  mo{)nte  er  bem  Sanbtagc 
3U  ^nnSbrud  bei,  auf  toetcfiem  er  im  35erein  mit  bem  SSifdiofe  üon  Orient  bie 
3luf^ebung  ber  gegen  ben  ßleruS  gerici)teten  ßanbe§otbnung  bon  1525  erroirfte. 
Sie  Sürfengefal^r  üeranta^te  i'^n,  ']\ä)  ju  Sf^nebruii  einen  fc^marjen  ^arnifc^ 
fd^tagen  ju  (äffen,  ba  er  3öiüen§  mar,  felbft  in§  ^^felb  ju  jie^en.  Saju  fam  e§ 
jebod^  nit^t ,  fonbern  er  eilte  dielme^r  in  33egleitung  faiferli(f)en  ftriegsDolfei 
ßarl  y.  nad)  Italien  entgegen,  mit  metc^em  er  ju  ^^piacen^a  jufammentraf.  @. 
begleitete  benfelben  nacf)  Bologna  unb  mo^nte  aud)  am  24.  i^ebr.  1530  beffen 
Äaiferfrönung  bei.  S)ann  eilte  er  narf)  SSrixen  öorau»,  um  f)ier  alle§  für  ben 
Smpfang  be§  .^aifer§  bor^ubereiten,  ber  i()m  bafelbft  am  2.  5Jtai  bie  3iegatien 
Derlie^.  3lm  9.  5Jtai  wohnte  er  bem  Sanbtage  bei,  ber  ju  ipalt  oon  Srjtieräog 
gerbinanb  eröffnet  mürbe  unb  begleitete  fobann  ben  (enteren  auf  ben  9teid^6tag 
3U  ?lug§burg.  %m  25.  ^tot).  !et)rte  6).  naci)  Sriren  jurücE ,  begleitete  aber  im 
^ebr.  1531  bie  öertoittmetc  Königin  Tlaxia  öon  Ungarn  na^  ben  5Uebertanben 
unb  füll  erft  nad)  einem  Sa^i^e  fei't  33i§t^um  mieber  (23.  ^ebr.  1532),  S)od§ 
fc^on  im  Dlobember  be§  folgenben  ^a^reg  er^^ielt  er  üon  bem  ^aifer  ben  2luf= 
trag  ju  einer  neuen  Steife  nact)  ben  9tieber(anben  an  ben  ^of  ber  ©tattl^alterin 
5Jlaria  öon  Ungarn,  bei  ber  er  bie§mat  bi§  1535  Ukh,  wä^renb  er  bie  «Sorge 
für  ba§  33i§t§um  5ßrii-cn  feinen  ©tatt^ltern  überlief.  1534  ging  er  im  3luf= 
trage  ber  ©tatt^altcrin  ber  'O^iebertanbe  als  ©efanbter  nac^  Hamburg  unb  na(^ 
Sänemar!,  um  bie  gartet  be§  Äönig§  ß^riftian  II.,  ber  mit  ^}laria§  ©d)toefter, 
^fabella,  öermä^Ct  mar,  ju  unterftü^en,  ma§  fict)  jcbod^  at§  üergebüc^  erloiel, 
ba  bie  S)änen  öietme^r  Sl^riftion  III.  auf  ben  S^ron  ert)oben.  9ta(i)bem  er  fo= 
bann  no(i)  bem  ^^pfatsgrafen  hn  0tl)ein  griebrid^  feine  bänifrfie  33raut  jugefü^rt 
^atte,  reifte  er  über  33riren  bem  Äaifer  in  @efet[fcf)aft  ber  33rüber,  grtebrid^, 
S)ompropfte§  p  äBürjburg,  unb  ^of)ann  3llbred)t,  531arfgrafen  öon  33ranben= 
bürg,  bi§  91eapel  entgegen  unb  too^te  am  17.  SIprit  1536  ber  berühmten 
9tcbe  bei,  toeli^e  ßarl  V.  ju  9tom  in  bem  gonfiftorium  ber  Garbinäte  l^iett. 
@r  begleitete  hierauf  ben  Äaifer  nact)  CberitaUen,  fet)rte  aber,  al§  biefer  feinen 
3ug  nac^  granfreic^  fortfe^te,  nadt)  53riren  jurüd,  ha^  er  am  3.  Dctbr.  1536 
für  immer  öerlieB,  um  neuerbing§  fid^  nad^  Srüffet  3U  begeben,  ^n  Xirot  mar 
man  bamit  fel)r  unaufrieben,  mie  man  auö  ben  bitteren  JBemerfungen  Äirc§mair'§ 
jum  ^.  1538  erfiefit.  S)enn  in  ber  2^at  müt^ete  smar  bie  geiftlic^e  Ütegierung 
in  SBriren,  namentü(^  gegen  bie  3Bibertäufer,  mit  i^euti  unb  ©c^mert ;  aber  für 
bie  fittlic^e  |)ebung  be§  6(eru§  gefd^al^  faft  ni($t§.  @.  felbft  öerfiet  ju  33rüffel 
al§balb  in  eine  fdfitoere  Äran{|eit,  bie  i^n  brittt)olb  ^a^re  an  Rauben  unb 
gü^en  lä'^mtc.     Site  junetimenben  Etagen  über  feine  ftete  3lbmefen^eit  au§  lirol 


ß38  ©eorg  I.,  Ä.  ö.  ©rofebrittonnien  «.  Stlanb. 

fieloirften  enblidC),  ba^  @.  auf  ba§  39i§tt)um  SBvixen  xefignirte,  noc^bem  \i)m  bcv 
Äaifev  auf  23itteu  bev  ^önigiu  Waxia  ba§  6r5l6i§tt)um  3}alencia  in  ©^anien, 
ba§  ber  im  ^.  1538  berftovÖeue  ßarbinat  öon  Süttid)  in  absentia  geliabt,  ü!6er= 
tragen  ^attc.  1539—4:1  tüeilte  ®.  in  (Spanien.  9lüein  aucf)  t)ier  tüat  nicfit 
feines  33teiBcn§.  3)enn  bev  Äaifev,  bem  e§  bei  feinen  Äxiegen  mit  S^ranfreid) 
barauf  anfam,  bog  SBiSf^um  öüttidE)  in  juöerläffigen  .^änben  p  tüiffen,  belüivfte, 
ba^  ®.  1540  jum  S/oml^errn,  fialb  barnad)  gum  G^oabjutor,  1544  jum  5ßifcf)of 
Don  ßüttid^  evt)Dbcn  würbe,  tüoBei  betfelbe  jugteid)  auf  S5alencia  refignirte.  ^il§ 
@.  1541  au§  Spanien  butc^  i^ranfveicE)  nad)  Süttid)  reifen  moüte,  tüurbe  er  ju 
l'tion  auf  SBefe'^l  be§  Äönig§  S^ranj  I.,  ber  \iä)  tnegcn  ber  Öefannten  ©rmorbung 
feiner  Untertjdnbter  ^u  einem  neuen  Kriege  iüiber  ben  ^aifer  öorlbereitete,  an= 
gciialtcn  unb  feftgefetjt.  @rft  nad)  22  9)^onaten  lüuvbe  er  gegen  ein  f)o!)e§  ßöfe= 
gelb  freigelaffen  unb  traf  1543  in  Trüffel  ein.  3lud)  al§  33ifd)of  öon  Süttid^ 
eiferte  @.  gegen  bie  SBibertöufer,  U)ät)renb  fein  ^yürftenttjum  unter  ben  S)urd)= 
pgen  ber  !aifcrüd)en  2;ruppcn  unb  ben  Eingriffen  üon  ©eiten  ^yranfreidig  üiel 
3U  leiben  i)attc.  S)ie  ^eftuug  ^Bouillon  fiel  (1552)  burd)  SSerraf^  ben  5ran= 
jofen  in  bie  <!pänbe,  ttjö'^renb  ber  .^aifer  unb  fein  ©oljn  bie  ^veftungen  53^arien= 
Burg,  C^t)arlemont  unb  ^^^t)iüppebille  auf  lüttid)fd)em  6e6iete  erbauen  liefen. 
@.  ftarb  am  5.  ^3ki  1557  unb  luurbe  in  ber  ©omfirc^e  ju  Süttid)  beigcfe^t. 
(Sögl.  ^eergott,  Xapl^ograp'^.  I.  291.  gjlünaen  @eorg§  al§  23.  üon  Süttii^  bei 
^eergott,  Nummotheca  P.  I,  T.  II.  61.) 

33gl.  ©innadier,  S3eiträge  jur  @efd).    ö.  ©äben  u.  ^örijen  VII.  —  6f)a= 

peauitte,     Qui    gesta     pontitioum    Leodiensium     sciipserunt ,     Leodii     1616. 

p.  342  SS.  3ei^bcrg. 

®COrg  I.,  feit  1698  Äurfürft  Don  .^Tannoöer  unb  üon  1714—27  Äönig 
üon  (SJro^brittannien  unb  ^^rtanb,  tnar  bex  ©o'^n  be§  Äurfürften  ©ruft 
Sluguft  üon  ^annoüer  unb  ©opl^ia'e,  2od)ter  bes  SöinterlönigS  griebrid)  üon 
ber  5pfal3,  (Snfelin  be§  Äönig§  ^afob  I.  üon  englanb.  2ll§  @.  am  28.  ^ärä 
1660  geboren  tourbe ,  toar  nod^  Wenig  9luafid)t  für  bie  gebadjte  glönjenbe  3U= 
tünftige  ©teEung ;  fein  3}ater  War  bamale  nur  ein  apanagirter  ^rinj  oi^ne  ßanb 
unb  Seute.  @rft  nad)  bem  2:obe  jWeier  älterer  ol)ne  männüi^e  ©rben  üerftor= 
bener  SSrüber  1665  unb  1679,  gelangte  er  in  Sefi^  be§  fyütftentl)um§  6alen= 
bcrg;  jebod)  für  bie  ^^i^unft  l)atte  er  unb  fein  tCiauS  fd)on  bamal§  Weitere  2lu§= 
fid)ten.  ©ein  älterer  im  gürftentljum  Lüneburg  regierenber  SSruber,  @eorg  3öil= 
l)elm,  l^atte  nämlid),  burd)  fjantiüenrürffic^ten  bewogen,  fd}on  früher,  21.  5lpril 
1658 ,  einen  9tece^  auSgefteltt,  ba|[  er  fid)  nid^t  ftanbe§mä|ig  üermäl^len,  unb 
fomit  feinem  93ruber  unb  beffen  5kd)fommenfd)aft  nad)  feinem  Sobc  bie  @rb= 
fd^aft  feiner  !!?anbe  jnfidjern  wolle,  —  ein  ^aU ,  ber  and)  im  S.  1705  Wirllid} 
eintrat.  93tit  bicfer  üorau§fid)tlid)en  SBieberüereinigung  ber  oft  unb  üielma(§ 
get^cilten  Welfifi^cn  Sefi^ungen  in  ber  .Spanb  6rn[t  3luguft§  mu^te  fein  OInfel)en 
al§  ba§  einc§  bebeutenben  dürften  fowcit  wad)fen,  ba^  ber  Äaifer  nid)t  anftanb, 
il)m  auf  fein  5Infud)en  1692  bie  Söürbe  cine§  neugefd^affenen  neunten  Äurfürften 
5u  üerleil^en.  ?luf  bie  @räiel)ung  be§  jungen  -prinjen  l^atte  feine  geiftreidf)e 
Butter  ©opljie,  bie  befannte  ^rreunbin  ßeibni^',  mit  il)ren  3lnfidC)ten  unb  3}or= 
urtt)ei(en  ben  größten  @influ^,  ber  in  fpäteren  ßebenSjal^rcn,  namentlidE)  in  feinen 
gamilienüer'^ältniffen ,  nur  ju  feftr  ^crüortrat.  @in  SSerfud)  ber  ^lütter,  i^n 
mit  einer  englif(^en  '5)lid)te  ^u  üer'^cirotl)en ,  fd)lug  fel)t.  6inc  anberc  wirfti(^ 
eingegangene  dtjt  warb  ber  ©rnnb  unenblidjen  Unglüdg  in  ber  g-amilie.  ©eorgs 
D'^eim  nämlii^,  ber  gebadE)te  ä^ruber  feine§  23ater§,  ^erjog  ©eorg  3ßilf)elm  üon 
6eEe=ßimburg,  "^atte  üon  feiner  ©eliebten,  einer  3[Rarquife  b'Clbreufe,  eine  einjige 
Slod^ter,  ©opl)ie  ©orot^ea,  geb.  ben  16.  ©ept.  1666.  S)er  Äaifex  l^atte  biefe 
fd)on  frül)er,   im  galt  fie  fid)  mit  einem  ^rinjen  fürftlid)en  @eblüt§  üetmäl)ten 


®eorg  I.,  Ä.  b.  ©roBbrittannien  u.  3rlanb.  ,     639 

toütbc,  jum  Klange  einer  16rQunfd)lüetgijd)en  ^ßrin^effin  erl^oben.  ©päter  tjer= 
1)äxai^tk  firf)  ÖeorQ  3BiIt)eIm  toti-fIi(|,  ganj  im  (jinöerftäubni^  mit  jeinem 
Srubei-  6rnft  2luguft,  mit  feiner  ©elieBten,  nad^bem  ber  Äaifer  aud)  bieje  S)ame 
äum  9iange  einer  ^crjogin  bon  Sraunfc^toeig^ßünefiurg  erhoben  liatte.  2)ie 
Beiben  SSäter,  um  bie  ^Bereinigung  it)rer  Bciberfeitigen  !siönber,  au^er  jenem  9le= 
nunciation^rece^  nod)  fefter  ju  madöen,  befc^lolfen  bie  ^Bereinigung  il^rer  .^inber, 
unb  ®.  tparb  1682  ber  ©emal^l  feiner  ßoujine  ©op^ie  2)orott)ea.  2(u§  bicfer 
(5^e  entfproffen  jmei  Äinber,  ©eorg  IL,  naci^'^er  ^önig  öon  ©roPrittannien, 
unb  ©ot)t)ia  ©orotl^ea,  (Semo'^lin  .^önig  g^riebrici)  SBil'^elmS  L  öon  ^reu^en 
unb  fomit  ©tammmutter  ber  fpäteren  :|)reu^if(^en  Könige.  @o  tauge  Ü)eorg§ 
fSatn  lebte,  Iie|  biefer  ben  ©o'^n  ju  feiner  Sticilunl^me  an  9tegierung§gef(f)äfteu 
äu.  233ot  aber  toirb  beffen  91ame  t)äufig  in  ben  Kriegen  be§  ^aifer§  genannt. 
S)er  gtücttid^e  SluSgaug  be§  berüt)mten  ©turmeS  ber  ö'^ftung  5teu§äufet  in  Ungarn 
1685  n)irb  ber  SLa|)fer!eit  be§  jungen  5|3rin3en  jum  .größten  Z^ziU  ^ugefdirieben. 
@r[t  nadibem  ^urfürj't  ßrnft  3luguft  feit  1694  p  fränfeln  begann  unb  im  Sauf 
ber  näct)ften  ;3a'^re  föi;:|3erli(^  bi§  ju  tiöttiger  Unfä'^igfeit  abnahm,  trat  ber  (Sot)n 
in  bie  9tegierung§gefd)äite  ein  unb  warb  nad^  bem  2;obe  feine§  3}ater§  1698 
Äurjürft  bon  .^annober.  ©eit  ber  9iebolution  in  ßnglanb  im  ^.  1688,  toelc^e 
bie  !att)olif(i)en  ©tuart§  bom  Sl^rone  ftie^  unb  bie  ^jroteftantifctien  Xöt^ter 
3Ja!ob§  IL,  5Jlaria  ncbft  it)rem  (Sema'^l  Söiltjelm  bon  Oranien  unb  nadt)  if)nen 
3tnna  auf  ben  engtifc^en  2;^ron  ert)ob ,  galt  e§,  nac^bem  fämmtlid)e  Äinber  ber 
Ic^teren  geftorben  Waren,  eine  neue  ©ucceffion§=Drbnung  l^er^uftelleu.  S)ie  mit 
bem  ^^^arlamente  bon  1701  bereiubarte  Succession  -  Act ,  berief  bie  Äurfürftin 
@op{)ie  bon  ^annober  unb  bereu  ^JtadjfommenfdEiaft ,  Wofern  fie  ^iroteftantifd^, 
nac^  bem  Sobe  ber  Königin  ^nna  auf  ben  3;^ron  bon  ©roprittannien.  S)rei 
anbcre  ©efe^e,  bie  fogen.  Security-Act  unb  bie  beiben  Acts  of  naturalization 
bom  11.  Stprit  1706  follten  bie  obige  Seftimmung  noct)  met)r  befeftigen. 
3lttein  bi§  äum  wirtlichen  2;obe  ber  Königin  5lnna,  1714,  fd^ien  fid^,  tro^  biefer 
Seftimmungen  bie  2lu§fid§t  auf  ben  englifd£)en  jt^ron  nod^  mand^mal  trüben  ju 
wotten.  Sine  nidt)t  geringe  ^Jartl^ei  in  @ngtanb  badjte  ben  ©oT)n  be§  toerftor= 
benen  Äönig§  ^atob  IL,  i^afob  III.,  auf  ben  englifd£)en  Sll^ron  3U  er'^eben  unb 
namentlidti  nad§  bem  ©tur^e  5Jlarlboroug^'§  unb  ber  äöt)ig§  1710  fd^ien  bur(^ 
Xergiberfationen  be§  9Jlinifter§  Sotingbrofe  beftrirft,  bie  Königin  9tnna  nur  ju 
fet)r  geneigt,  i^ren  SSruber  ^atob  III.  ^u  begünftigen.  S)ie  finge  ©tellung, 
weld^e  bie  ^urfürftin  ©opl^ie,  bon  Seibni^  unb  ergebenen  euglifd^en  ^^reunben 
beratl^en,  bei  biefer  fdf)Wierigen  ©ituation  einnafim,  inbem  fie  bie  ©id^erung  it)rcr 
^Jted£)te  ni(^t  au§fd£)liepid^  in  bie  -ipänbe  einer  ber  ]§errf(^enben  poütif(^cn  5par= 
freien  beräöt)ig§  ober  2;ort)§  legte,  fonbern  ftüglitf)  nur  bon  einer  "^annoberfd^en 
'^artt)ei  ber  @efe^IidE)feit  rebete,  in  Wetd)er  5[Ritgtieber  bon  beiben  obigen'  ^^ar= 
tt)eien  firf)  fanben;  —  inbem  fie  ferner  ben  ^ortbeftanb  ber  proteftantifd^en 
Üteligion  in  ©nglanb  unb  ^e^'n'^altung  ber  „popery"  al§  an  it)re  ^^erfon  unb 
an  eine  prote[tantif(^e  ©ucceffion  gefnü^ft  barftettte;  —  atte§  ba§  ^atte  bodf) 
enblidf)  ben  @rfotg,  ba^  nad-j  bem  Sobe  ber  ^urfürftin  ©ob^ie  am  14.  ^uni 
unb  bem  ber  Königin  3lnna  am  12.  Sluguft  1714  ber  SBefi^ergreifung  be§  eng= 
tifctien  2;^rone§  bon  ©eiten  ®eorg§  al§  6rben  feiner  9Jtutter,  feine  er^ebli(^c 
©d^wierigfeiten  entgegen  ftanben,  S)er  t)annoberf(f)e  ©efanbte  b.  SBot^mer  in 
öonbon  orbnete,  o^ne  3Biberftanb  ^u  finben,  aEe§  an,  toa^  für  bie  2:l)ronerl^ebung 
feiueg  ^errn  nötl^ig  war  unb  bor'^er  flüglid^  bebadt)t  unb  actenmä^ig  nieber= 
gelegt  War.  ©d£)on  feit  1706  nämlid^  War  eine  berfiegettc  Urfunbe  in  ©ngtanb 
beponirt,  mit  ber  Stuffdirift:  „gleid^  nad)  bem  Sobe  ber  5?önigin  Slnna  ju  er= 
erbredt)en",  in  Welcher  7  probiforifdt)e  äiegenten,  nebft  einer  ^injat)!  Sorb  Dberrid^ter, 
ernannt  Waren,  Weldtie  fofort   für  bie  Äurfürftin  ©op^^ie  in  if)rem  Flamen  39efi^ 


640  ©eorg  I.,  Ä.  ü.  ©lOBbrittannicn  u.  Srlanb. 

üon  ber  ^Regierung  evgveiien  joEten.  ^nbem  b.  SSot^mer  ievner  öon  bcii  t)or= 
gefunbencn  get)eimen  ^^apicren  einen  großen  Jfieil  ungelejen  öerbvannte,  unb  ba= 
burc^  eine  ^enge  öon  ^JtotaBilitäten  einer  unongenelimen  ßompromittivung  ent= 
30g,  gewann  er  folc^e  äugleid)  für  ben  neuen  Äönig.  2)er  bi§f)erige  9Jlinifter 
Soüngbrofe,  im  öoEen  ©eiü^l  feiner  ©traibarfeit ,  entflog  nadi)  i^ranfreic^,  um 
einer  ttjegen  .^ocf)berratf)  gegen  x1)n  angefteüten  Unterfuci)ung  ju  entgegen.  S)enn 
bie  35ett)etfe,  ba^  er  bie  Königin  ?lnna  beftänbig  getrieben,  bie  Succession  -  Act 
umpfto^en  unb  i'^ren  äJruber  ^afob  III.  jum  S^ronerben  3U  erflären,  lagen  ju 
f(ar  Dor.  ©0  fonnte  @.,  geleitet  öon  einer  flotte  öon  22  ßrieggfdiiffen,  am 
1.  Oct.  in  Sonbon  eiujie'^cn,  unb  am  31.  b§.  Tilt^.  bie  Ärone  ber  bereinigten 
Äönigreidie  ©roPrittannien  unb  Urlaub  empfangen.  (Sofort  naljm  er  in  jeiner 
Umgebung  bie  umfaflenbften  Seränberungen  bor.  S)ie  ©raren  ^Jtotting^am  unb 
Xotonjl^enb  mürben  nad^  5>erabj(i)iebung  be§  alten  5Jtini[terium§  bie  neuen  5Jli= 
nifter.  2)er  alte  au§  84  5)3erjonen  befte^enbe  gel)eime  9lat^  warb  burt^  einen 
neuen  öon  40  5Jtitgliebern  erfe^t.  (Später  traten  bann  bie  'Jiamen  (5tant)ope 
unb  SBalpolc  at§  9iatl)geber  für  bie  englijc^e  ^olitif  in  ben  iüorbergrunb.  Slber 
ber  '-^rätenbent  S^afob  III.  moüte  naä)  bem  Jobe  jeiner  ©(^mefter  nidlit  fojort 
alle  ipoffnungen  auf  ben  cngtifd^en  3:'^ron  ausgeben,  bie  in  it)m  bon  allen  ©eiten 
gemedt  unb  bon  (yranheic^  befonberö  begüuftigt  mürben.  Sine  bebcuteube  ^^ax^ 
tl)ci  in  ©(^ottlanb  unb  ©nglanb  trat  offen  mit  ben  äöaffen  in  ber  öanb  für 
i^n  auf.  ^eborf)  ber  -öer^og  bon  Slrg^le  ^erftreute  bie  5lufrüt)rer  in  ber  blutigen 
5(i)lad)t  bei  S)umblein  ben  24.  ^ob.  1715.  2)iefer  Unfall  f)inberte  jebod) 
;jafob  in.  nid^t,  fclbft  am  22.  S)ec.  in  ©c^ottlanb  3u  erfcl)einen.  6r  fcl)lo^ 
fid)  einem  bom  ©rafen  ^^aiT  gefammelten  -Speere  an  unb  lie^  ftd)  jum  .Könige 
bon  @roBbrittannien  proclamiren.  ^^Xber  nur  ju  batb  überjeugte  er  fid^  bon 
ber  .!poffnung§lofigteit  feiner  fiage  unb  fe'^rte  nad)  grantreic^  äurüd.  S3on  nun 
an  mar  @eorg§  rut)ige  ."perrfdiaft  im  ,;5ni^ern  gefid)ert  unb  er  burfte  nod) 
einige  folgenbe  äJerfdimörungen  ju  ©unften  ber  ©tuartg  in  ©nglanb  leid)t  unb 
blutig  unterbrüden.  f^ür  feine  ^annoberfd)en  Staaten  '^atte  @.  ein  9iegierung§= 
Steglement  bom  21'.  Sluguft  1714  ^urüdgelaffen.  ^in  gel^eimcr  9latf|  foUte  bier 
öerfd)iebene  i^üä)n  ber  ©efc^äfte,  Publica,  Cameralia,  Juridica  unb  Consistorialia 
felbftänbig  erlebigen  unb  nur  bie  fpecieüe  (ärlcbigung  ber  Militaria  behielt  fid^ 
ber  J?önig  bor.  SDer  geheime  ';}tat^  berief  bie  ßanbftänbe  unb  unter'^anbclte  mit 
ifjuen  über  bie  nöf^igen  Steuern  unb  3ufdl)üffc.  3llle§  marb  ftiU  unb  ru'^ig  er= 
lebigt;  ba§  ßanb  mar  aufrieben;  e§  ging  wenig  (Selb  nac^  ©nglanb  unb  fclbft 
bie  ©infünfte  ber  furfürftlid)en  S)oumincn  mürben  ^um  23ort£)eil  be§  SanbcS 
bertoanbt.  S)a§  f leine  Jpaunober,  nunmet)r  burc^  ^-Perfonalunion  mit  einer 
europäifd^en  ®ro|mad)t  bereinigt,  mu^e  natürlidl),  mic  e§  bei  folc^em  2}er^ältni^ 
nidf)t§  anberc§  fein  tonnte,  im  allgemeinen  ber  '^politif  @nglanb§  folgen.  Sin 
Wid^tigeS  ßreigni^  für  ba§  !^anb  mar  bie  Erwerbung  ber  .sperjogtf)ümer  33remcn 
unb  Sterben,  meiere,  feit  bem  meftfälifdl)en  f^rieben  S^meben  juftänbig,  im 
norbifd)en  i^riege  bon  2)änemarf  erobert  maren.  l!3e^tere5  mod^te  biefer  (Srobe= 
rung  faum  re^t  trauen  unb  trat  fie  bal)er  in  ber  ilopenl^agener  ßonbention 
bom  26.  ^uni  1715  für  695,773  ZtjaUx  an  Jpannobcr  ab.  3b3ar  proteftirtc 
Sd)meben  bagegen,  entfagte  jebod^  im  Stodl)olmer  ^rieben  bom  20.  ^Jtob.  1719 
gegen  eine  @ntf(^äbigung  bon  1,185,476  2;^aler  atten  meiteren  9lnfprüd^en.  3lud§ 
marb  in  bemfelben  ^a^xe  ba§  5Imt  3öilbe§f)aufen  burdl)  Äauf  ermorben.  3Ser= 
fcl)iebene  S3ünbniffc  mit  norbifc^en  Staaten  im  folgenben  ^a'ljre  befeftigten  jene 
Srtoerbungen  nod^  mel^r,  S^ermidelter  brol^ten  bie  politifdl)en  23er'^ältniffe  im 
^.  1724  3U  werben.  @§  Warb  berraf^en,  ba|  ber  i^aifer  bon  Defterreid^  mit 
bem  .Könige  bon  Spanien  ein  t)eimlidl)e§  Sünbni^  gefd)loffen  f)abt,  in  meldl)em 
festerem  berfprodl)en  mar,  it)m  toieber  jum  SBefitie  bon  ©ibraltar  unb  ^Jlinorto, 


ÜJeotg  L,  Si.  o.  ©toBbrittannien  u.  ^tlanb.  641 

bic  üon  ben  ßnglänbern  erobert  iraren,  ju  öerl^elfen.  2)em  ^uf^te  @,  burcf) 
ißerfitnbungen  mit  .spoUanb  unb  i^xantxää)  entgegen  ju  toitfcn,  toä^renb  £)efter= 
reidt)  ^tu^tanb,  Portugal,  Sarbinien  unb  berf^iebene  beutf(i)e  Staaten  ju  33er= 
fiünbeten  ^atte.  %m  3.  Sept.  1725  fi^to^  &.  mit  '^reu^en  ben  SBertrag  bon 
^erren^aujen ,  ber  biejen  Staat  für  bie  fieborfte'^enben  grcignifje  mit  Gngianb 
berbanb.  2lu§  biejer  allfeitigen  5ßart^eina^me  gef)t  ^erbor,  ba|  ber  .^rieg,  menn 
er  äum  5tuöbruc^  gefommen  ttäie,  ein  europäifd)er  !^ätte  beerben  müf|en.  3tu(^ 
.^annober  mu^te  ruften  unb  nod)  ein  befonberer  Sßertrag  berbanb  «peffen  iur 
3luifteEung  bon  12000  ^JJlann,  bie  jur  S)ec£ung  ,g)annober§  berbjanbt  merben 
fottten.  Sttlein  eg  fam  ni(i)t  jum  J?riege;  ber  ßarbinat  i^r^eurt)  bermittelte  ben 
grieben,  beffen  Präliminarien  gegen  6nbe  be§  S-  1726  gu  5pari§  eröffnet  wux= 
ben.  Sen  boUen  5tbfrf)lu|  erlebte  @.  nid)t  me'^r.  6r  ftarb  mä^renb  einel  Se= 
fuc^§  feiner  beutfc^en  Sänber  aut  ber  ^eife  in  ber  ^tät)e  bon  D^nabrücf  am 
22.  ^uni  1727.  @.  1)üt  fic^  niemat»  in  ba§  englifc£)e  2Befen  einleben  fönnen, 
jo  nidjit  einmal  ber  Sanbesfprac^c  marb  er  boEfommen  mäditig.  Dbmot  er 
]d)on  in  feiner  ^ugenb  ficf)  in  brei  ©prallen  fertig  du§brüc£en  tonnte,  mu^te  er 
\\ä)  mit  feinen  englifd^en  5}tiniftent  oft  in  fc^ted)tem  Sateinifd)  berftänbigen. 
äJor  allem  toaren  bem  an  beutfd^en  unnaf)baren  3IbfoIuti§mu§  getoofinten  ^Jürften 
feine  5lbt)ängigfeit  bom  ^Parlamente  unb  bie  fid^  über  i^n  TÜcffx(^t§lo§  äuBernbe 
'^preffe  ^utoiber.  6r  nannte  fiel)  oft  einen  bom  unabl)ängigen  dürften  jum  fönig= 
licl)en  Settter  Segrabirten.  S}on  Geratter  toar  er  berfdiloffen,  »enig  mitt§eil= 
fam,  ja  fi^roff.  Seine  (Fouftne,  bie  «^erjogin  ßlifabet^  ß^arlotte  bon  Orleans, 
nennt  tl)n  „froid",  fpric^t  auc^  einmal  bon  feinem  „n)unberlicl)en  öirnfaften"  ! 
(Segen  feinen  So§n  war  er  abfto^enb,  ja  fogar  fo  feinbfelig  gefinnt,  ba^  er  öfter 
bie  3lbficf)t  :^atte,  i^n  ju  berleugnen  unb  bon  ber  Sucreffion  au§juf(f)lic^en. 
Seine  Uebfte  6rl)olung  toaren  9ieifen  nati)  ^annober,  bie  er  aud)  in  ben  Sal)ren 
1716,  1719,  1724  unb  1727  ausführte.  Uebrigen§  getoann  er  burc^  treue  (5r= 
lebigung  feiner  9tegierung§gefc^äfte  üuä)  bie  3l(|tung  ber  Sefferen  in  ßnglanb. 
9lnber§  war  es  mit  ben  S5erf)ältniffen  feine§  ^Jribatlebens.  S)ie  fd^mä^liclifte 
5Jtaitreffentt)irt^fc^aft,  f(^on  begonnen  at§  er  no(^  Äurpi-in^  toar,  toarb  n)ä:§renb 
feine§  ganzen  8eben§  fortgefe^t,  pm  Sl^eil  mit  ^erfonen,  bie  i^m  fct)on  bem 
SSlute  nadt)  nä^er  ftanben.  Sein  unglücftic^eg  e^elic^e§  9}er:^ältni^  unb  fein 
3Serfaf|ren  gegen  feine  @emal)tin  Sopf)ie  S^orot^ea,  meldje  al§  berfto^ene  @e= 
fangene  toegen  eine§  angebtii^  ftrafbaren  SSertiältniffee  mit  bem  ©rafen  Äönig§= 
mar£  bi§  p  i^rem  2:obe  1726  im  Sd^loffe  3tf)lben  i^re  Jage  zubringen  mu^te, 
l)at  eine  gan^e  Sitteratur  ^^erborgerufen ,  in  toelcl)er  ^tnflagc  unb  3Sert^eibigung, 
bigl^er  bei  fd)tt)anfenbem  ©nburttieil,  abtoec^feln  (in  ben  ^aupttoerten  angefül)rt 
unb  befprodjien  bei  .öabemann,  ^annob.  @ef(^id)te  III.  451  ff.).  9}or  aEem 
:^at  bie  ^lomantif  bie§  ganje  23erl)ältni^,  über  toeldjem  ftet§  ein  gel^eimnifeboHer 
no(^  ni(i)t  aufgel^obener  Sii)leier  lag,  ausgemalt  unb  entfteüt.  S)ie  einfache 
t)iftorifc^e  aSa'^rf)eit,  ber  ©runb ,  auf  bem  bie  5p:^antafie  i^re  ©ebilbe  baute,  ift 
folgenber:  2)ie  fpätere  Äurfürftin  Sopl^ie  mar  juerft  mit  bem  ^erjog  @eorg 
2Biri)etm  bon  Gelle  bertobt  unb  biefem  au§  ^leigung  unb  bon  ganjem  |)erjen 
5ugetf)an.  Si^roff  toarb  fie  bon  biefem  megen  geheimer  nid^t  fe^r  eiirenber  Ur= 
farf)en  feinem  Sruber  ßrnft  2Iuguft  abgetreten  unb  übertoiefen.  5lle  il^r  unber= 
geffener  el^emaliger  beliebter  fpäter  anbere  ^erjengber'^ättniffe  anfnüpfte,  warf 
fie  auf  bie  grau  beffelben,  me^^r  noc^  auf  bie  f5frudl)t  ber  Siebe  ißeiber,  jene  un= 
glütflid^e  ißrinjeffin  Sopl)ie  S^orof^ea,  ben  töbttid^ften  ipa^.  Zxo^  bereu  ßegitimation 
burd^  fpätere  61^e  unblüiferlid^e  S^erfügung,  fa'fi  Sop|ie  in  i^r  ftet§  nur  ba§  au§ 
nieberem  Staube  ftammenbe,  mit  ber  levis  notae  macula  bet)aftete  une'^elii^e  ßinb; 
unb  ba  fie  bon  it)rer  Butter  ganj  unb  gar  ba§  übertriebenfte  ©efü'^l  be§  Stoljeg 

giltgcm.  beutf^e  aSiogrojj^ie.    ^^II.  41 


642  föeorg  IL,  Ä.  b.  ©roPrittannien  u.  Srlanb. 

auy  bie  ©rclufttiität  be§  !önigli(i)en  33lute§  geeiBt  !§attc,  fo  falf)  fie  bte  oon  ben 
SJätei-n  öermittette  ^eiraf^  al§  eine  9}li^^eii-at]§  mit  einer  be§  fürftlidien  9tange§ 
UntDüxbigen  an.  ^t)xt  öertraute  ^id^te,  jene  genannte  «^erjogin  öon  CrleonS, 
]px\ä)i  in  if)rer  ßorrefponbenj  gan,^  im  ©eifte  i^xn  Spante,  üon  biejer  ^eirat^ 
at§  tüie  bon  einer  „©d^anbe  ber  gamilie".  5Der  Äurprinj,  öon  Äinbe§beinen 
an  ganj  in  fotdien  5ln[id^ten  ber  Butter  aufgelebt  unb  baöon  erfüüt,  \af)  fid^ 
bei  ber  il^m  gebotenen  ^eirat^  ftet§  aU  ba§  leibenbc  Opfer  einer  politifd^en 
(Kombination  an.  Wit  perfönlid^em  SöibertoiHen  trat  er  in  bic  @f)e  ein,  unb 
öon  Slnfang  an  gab  er  biefem  burcf)  bie  brutalften  ©jceffe  gegen  feine  @emalC)ltn 
9laum.  ^lac^bem  fie  atoei  Äinber  geboren,  l^atte  fie  il^re  ©d)ulbigfeit  gett)an. 
(S(^on  1691  bei  ©elegen'^eit  ber  5)loItte'fcj§en  S^erfd^toörung  fud^te  man  fie  au§ 
ber  gamitie  auSpftofen;  bamat§  fc^Iug  e§  fe'til.  Keffer  gelang  c§  1694,  in= 
bem  man  jenes  ^er^ältni^  mit  bem  ©rafen  Äönig§marf  öorfd^ob,  SDenn  man 
mu|  ttiol  bebenfen:  bie  21rennung  ber  @]§e  erfolgte  nicf)t  toegen  einer  ber  ^rin= 
3effin  ertoiefenen  ©d)ulb ,  im  ©egentl^eil,  feine  Äunft  ber  Unterfud£)ung,  feine 
2)ro^ung  gegen  bie  zugezogenen  beugen  fonnten  ben  geringften  iöeh)ei§  einer 
fol(i)en  erbringen;  fonbern  nur  auf  ben  @runb  ber  malitiosa  desertio,  inbem 
fid)  bie  ^rinjeffin  ftanbl)aft  tocigerte,  naä)  bem  33orangegangenen  toeiter  mit 
i^rem  ©emaf)!  ju  leben,  toarb  J5ie  (5f)e  getrennt.  <^ätte  ber  Äurfürft  (Jrnft 
?luguft  länger  gelebt,  toäre  er  namentlid^  nid^t  burd^  beftänbigc  ^ranf^eit  feit 
1694  förperlidC)  unb  gciftig  gänjlid^  ruinirt  gett)efen,  öieHeic^t  märemand^eä  anberä 
geiüorben;  feitbem  aber  alle  SSlaä)t  unb  aller  6influ§  in  bie  ^änbe  ©opl)ie'§ 
unb  i'^reS  ©o'^neS  gelangten,  war  für  bie  UnglücElid^e  nid^tg  mel^r  ju  l)offen. 
S)ie  in  ßunb  öerma'^rte  angebliche  Gorrefponbenj  3tt)ifc^en  ber  ^urprinjeffin  unb 
Äönig§marf ,  ift  meljr  tt)ie  malirfdlieinlii^ ,  fpäter  gemad)t,  um  bem  ^ilnbringen 
ber  ^^amilie  ÄonigSmarf  mit  fotd^en  angeblidCien  23eioeifen  ber  ©d^ulb  eine§  ber 
S^l^rigen  ben  ^Jlunb   ju  ftopfen.     Rubere  5Documente  gab  c§  in  äöal^rl^eit  nid^t. 

©  d^  a  u  m  a  n  n, 
©corfl  II.  (2luguft),  Äönig  öon  ©roBbritannien  unb  ^rlanb, 
Äurfürft  öon  .^pannoöer,  geb.  am  30.  Dctober  1683,  (Sol^n  be§  SJorigen  unb 
ber  unglüüElid^en  ^ßrin^effin  8opljie  S)orot'^ea  öon  ßette ,  fdE)on  feit  1706  jum 
^erjog  öon  ßambribge  in  ber  englifd^en  ^^^eerage  unb  1714  al§  i^ronprinz  zum 
^Jßrinzen  öon  2Bate§  erforen.  (Jr  toarb  im  Söerein  mit  feinem  SJetter,  bem  fpäteren 
^önig  i^riebridt)  2Bi(^elm  I.  bon  5^U-eu^en ,  öon  il^rer  gemeinfdl)aftlid^en  @ro^= 
muttcr,  ber  Äurfürftin  ©opf)ie  in  ^errenl^aufen  erlogen,  ßine  frül)zeitige  gegen= 
fettige  Slbneigung,  meldie  fct)on  bie  i?naben  fern  l^iclt,  l^at  aud^  fpäter  fid^  bie 
gjlänner  nicl)t  perfontic^  nähern  laffen.  @.  erhielt  unter  bem  l^erzog  öon  5)^arl= 
boxougl^  toälirenb  be§  fpanifd^cn  6rbfolgefriege§  feine  militärifd§e  SluSbilbung, 
unb  namentlicE)  trirb  bei  ber  (Sefd^id^te  be§  g^elbjugeä  öom  ^a^re  1708  fein 
^amc  oft  mit  9lu§jcid)nung  genannt.  @r  mar  feit  1705  öermäl^lt  mit  3öil= 
Ifelmine  (Caroline,  Sod^ter  be§  5Jtarfgrafen  öon  9ln§badl).  S)iefe  geiftreidl)e  S)ame 
mar  ftet§  öom  mol)ltt)ätig[ten  ßinflu^  auf  il^ren  @cmal§l.  ^n  glüdflid^er  @]§e 
gebar  fie  i^m  ad^t  .^inber  unb  ftarb  nur  zu  frü:§,  fd^on  am  1.  S)ecember  1737. 
Seiber  entftanb  —  eben  fo  toie  bei  feinem  S3atcr  —  balb  ztoifd^en  ®.  unb  feinem 
älteften  ©oline  ^Jriebrid^  ein  unglüdlid§e§  gefpannte§  SJerl^ältni^ ,  tt)a§  nie 
ganz  au§geglid)en  loorben  ift.  gaft  märe  ztoifd^en  i^m  unb  bem  ^bnig  griebridt) 
aOßil'^elm  I.  öon  5]3reu^en  ein  Ärieg  au§gebrod§en ,  öeranla^t  burd^  aSerbungen 
be§  2e|tcren  in  l^annoöerfc^en  Sanben,  toeld^e  im  ®eifte  bamaliger  Seit  ^W- 
ol)ne  räuberifdie  (Setoalttl^ätigfeiten  unb  Ungerec^tigfeiten  abgingen,  ^lid^t  allein, 
ba^  ©.  am  14.  S)ecember  1731  ein  (äbift  erlief  gegen  „bie  preu^ifdlicn  unb 
fremben  Söerber§";  er  zog  öielmelir  zum  (Sd)u^c  feiner  Untert^anen  ein  ^tn 
an  ben  Ufern  ber  6lbe  zufammcn,  Wogegen  ^riebridi  äöill^elm  I.  40000  5Jlann 


©eotg  II.,  Ä.  ö   ©roBbttttannien  u.  ^rlanb.  643 

3U  ^agbeburg  fcfitagTertig  ^ielt.  Sie  -öerjöge  öon  ®ot^a  unb  Sraunjc^meig 
öermittetten  jeboc^  flügltc^  bic  Sßerjöl^nung  ber  geveijten  ^onarrfien.  5}on 
Sternen  eriDarb  @.  gegen  ?(6tretung  bes  i^iedtn  33egefarf  ba§  3Imt  33(umrnt^at 
unb  bai  6eri(f|t  ^leuenfiri^en.  Ser  Staber  S}evgteicf)  öom  23.  9Iuguft  1741 
beftätigte  fpäter  biefen  Jauft^.  SBäl^tenb  bie  allgemeinen  poütifc^en  .5ßerf)ä[tnijie 
bi§  je^t  fi(i)  jienUid)  iriebürf)  georbnet  l^atten ,  breiten  bie  ßreigniffe  feit  bem 
^.  1740  berttjicEeÜev  unb  friegerifcfier  juraerben,  ^n^ern '^fi  bem  beöorftef)enben 
?(uö[tev6en  be§  fiabeburgiid^en  5Jlannsftamme§  Äaifer  .ftart  VI.  butcf)  bie  io= 
genannte  pragmatifcfje  Sanction  feiner  'Xoä)tn  5Jlaria  Jl^erefia  bie  9la(f)fo(ge  in 
feinen  C'anben  3u  fict)ern  raünfd^te,  fuc^te  er  allenthalben  bie  europäifc^en  ^^JtäcEite 
für  biefe  Slnorbnung  ju  gerainnen.  @.  l^atte  fc^on  1731  al§  Äurfürft  öon 
^annoöer  feine  3u[tin^i^ung  3u  biefer  9tnorbnung  gegeben.  91a(^  bem  iobe 
Äart§  VI.  trat  3unä(f)ft  ber  Äurfürft  2ll6red)t  öon  SSaiern  al§  @emat)l  einer 
Sod^ter  ^ofep:^  I.  aU  ^rätenbent  unb  Grbe  auf,  raä'^renb  gteidijeitig  g^fi^i^i*^  H- 
bon  ^reu^eu  feine  fd)(efif(^en  .Kriege  gegen  Defterreic^  begann.  5lu(^  granfreid^ 
unb  Spanien  ftanben  auf  3II6rec^t§  ©eite.  @.  feiner  ^ufage  treu  ergriff  für 
9)taria  2:f)erefia  bie  2Baffen.  (Sein  Sieg  bei  2)ettingen,  bcn  ;er  am  27.  ^uni 
1743  f)auptfä(^tic^  mit  ^annoöerfc^en  unb  9leict)ltruppen  gegen  bie  in  Seutfcf)^ 
lanb  eingebrungenen  g-ranjofen  erfocht,  toar  bon  großer  Sebeutung;  ber  Jpaupt= 
frieg  fpielte  fic^  fpäter  in  bie  öfterreii^ifc^en  5iieberlanbe  hinüber,  rao  er  öon 
,§annooeranern,  .pottänbern  unb  Ceftei-reic^ern  nic{)t  eben  gtücfüd^  gegen  granf^ 
reii^  geführt  tourbe,  bi§  er  am  18.  Cctober  1748  mit  Slnerfennung  ber  präg- 
matifdien  Sanction  burc^  ben  fyi-iebcn  bon  9lacf)en  beenbigt  raurbe.  5tod^  raä^renb 
biefeg  Krieges  raar  ber  junge  Stuart  Äart  gbuarb,  Sot)n  ^acoB  IIL,  in  S(i)ott= 
lanb  erfd^ienen.  Sofort  rieten  i^m  bie  für  bie  atte  St}naftie  begeifterten  @in= 
rao^ner  5U  unb  prottamirten  if)n  al§  if)ren  Äönig.  Scfineü  raar  ©binburg  ein- 
genommen;  mit  einem  gefammetten  öeere  brac^  ber  ^^prätenbent  in  Sngtanb  ein, 
rao  er  nad^  met)reren  f leinen  Siegen  fogar  ^]}tand£)cfter  einnahm.  &.  begab  fid^ 
auf  ber  Stelle  öon  ^oKanb  nad)  (ängtanb,  um  bie  geeigneten  lllaBregeln  gegen 
biefen  gefäl)rli(i)en  3lufftanb  ju  treffen,  ^n  berSc^lad^t  bei  Gulloben,  27.  3lpril 
1746,  raarb  bas  §eer  ber  Sc£)otten  burcf)  ben  öetjog  öon  ßumberlanb,  jraeitcn 
©0^  bes  .Königs,  öernic^tet  unb  bamit  bie  ftuartifdl)en  3lnftrengungen ,  bem 
§aufe  ^annoöer  bie  ,^rone  ftreitig  ju  madtjen,  für  alle  3eiten  befeitigt.  '^tur 
JU  blutig  raarb  nac^  bem  Siege  bie  Seraegung  unterbrücEt.  Scr  ^rötenbent, 
nad^  ^0(^fdl)ottlanb  fliel)enb,  rao  er  feine  begeiftertften  3ln^änger  l)atte,  fanb, 
öerfolgt  .unb  öerfe^mt  burdl)  eine  3ßrämie  öon  30000  ^funb  Sterling,  racl(^e 
auf  feinen  Äopf  gefegt  raar,  oft  in  öö^len  öerborgen  unb  unter  ben  abenteuer= 
lid^ften  33ertleibungen  Sd^uö,  bis  enblid^  i^n  ein  franjöfifc^ee  Sdl)iff  naäj  5i-'ön^= 
reic^  5urü(ifüt)rte.  Qu  gteicier  3eit  hjarb  bae  jur  ©rlebigung  gefommene  5ürften= 
f^um  Cftfrieglanb  ein  neuer  3afifapTel  jraifd^en  Jpannoöer  unb  ^;]3reuBen.  Sias 
alte  ,g)au§  ber  dirffena  raar  am  26.  ^Mrj  1744  mit  bem  ^üi^ften  Äarl  (Sbjarb 
erlofd£)en.  Sd^on  fein  ©ro^üater  ü'^riftian  @berl)arb  l^atte  am  22.  ^Mx^  1691 
mit  feinem  "iliad^bar,  bem  Äurfürften  bon  >!pannoöer,  einen  ßrboerglcid^  ba'^in 
gefd^loffen,  ba^  nad^  bem  3lu§fterben  ber  oftfriefif(^en  f^ütften  beren  Sanb  an 
^annoüer,  bagegen  bei  3lu5fterben  beg  .|)aufe§  öannoöer  bie  ©raffc^aften  <6ot)a 
unb  Siep liolj  al§  6rbe  an  bie  friefifd^en  {dürften  falten  foUten.  Sagegen  |atte 
ber  nad^malige  Äönig  gne^vtcf)  I.  öon  ^ßreu^cn  am  10.  Secember  1694  bom 
^aifer  Öcopolb  einen  ©rpeftanjbrief  auf  ^elel)nung  mit  Cftfrieölanb  nad^  5tu§= 
fterben  be§  bortigen  fyürftenl^aufes  erl^alten.  hierauf  geftü|t,  na^m  na<i)  gintritt 
biefeg  @reigniffe§  griebriif)  II.  fd^nell  bom  :Ganbe  Sefi^^  3llle  '^H-otcftationen 
unb  Berufungen  auf  9lec^te  älteren  Satum§  bon  Seiten  ^annobers  Ralfen  nid^te; 
5prcu§en  blieb  borcrft  im  SSefi^  feiner  ßrraerbung.     'Diad^  löngeren  ru'^igen  ^ai)xm 

41* 


644  ®eorg  II.,  i?.  ü.  ©rofebtittannien  u.  ^x(anb. 

warb  &.  feit  1756  jur  2'^eUna^me  an  bem  fieBenjäfinQen  Kriege  betrogen.  @in 
5tnfu(^en  nämüd)  öon  feiner  Seite  an  bie  Äaiferin  ^URaxia  il^erefia  für  aüe 
güüe  eine  Garantie  für  bie  Integrität  feiner  beutfd^cn  Sanbe  ju  übernehmen, 
roarb  abgelehnt;  bagegen  üBerna'^m  O^riebric^  II.  im  SSertrage  öon  Söeftminfter 
am  16.  Sfai^uar  1756  öereittoiEig  eine  folrfie.  2)amit  loar  auc^  ^ugleic^  bie 
33unbe§genof|enf(^aft  @nglanb§  unb  ^4^reuien§  in  bem  auSbred^cnben  .Kriege  au§= 
gefproc^en,  um  fo  me^r,  ba  aud)  bem  auf  Defterrei(i)§  ©eite  [te^enben  granfreic^ 
au§  üerfc^iebenen  Urfad^en  bon  ©eiten  ßngtanbö  ber  Ärieg  erflärt  Sorben  war. 
2)er  .^erjog  öon  Gumberlanb  raarb  an  bie  ©pi^e  eineS  -iOOOO  5Jlann  ftarfen, 
au§  t^annoberanern,  .Reffen,  Sraunfc^toeigern  unb  Öotlianern  16eftef)enben  ."peereS 
gefteHt;  aÜein  befiegt  am  26.  3fuU  1757  Bei  .gjaftenbef  öom  franjöfifdien  ^Jlar= 
f^att  b'@ftr6e§,  fd)to|  er  am  8.  ©eptemfier  bie  f(^impflicf)e  Sapitutation  öon 
Älofter  =  3^öen  ab,  (aut  loeld^er  ba§  gan^e  93unbe§^eer  f)ätte  aufgelüft  Werben 
muffen.  ^ebod^@.  gene'^migte  biefelbe  nid^t;  baö  öeer  befam  t)ielmef)r  in  bem 
|)eräog  ^evbinanb  öon  S3raunf(f)toeig  (f.  o.)  einen  fälligeren  3Infüf)rer ,  unb  bie 
geinbfetigfeiten  begannen  öon  -Jteuem,  unb  ^War  mit  fo  glücflidjem  Erfolge,  ba^ 
ba§  norbmeftüciie  5£)eutf(i)tanb  "baih  öon  ben  3r^-an3ofen  befreit  würbe.  "Oiod^ 
wäf)renb  ber  wcd)fe(nben  (Srfotge  ber  erften  3^at)re  beö  großen  Äriege§  ftarb  ®. 
am  25.  Dcfober  1760  in  feinem  ^afaft  öon  .^enfington.  65.  War  fein  53knn 
öon  "^ol^er  geiftiger  33egabung  unb  f)eröorragenben  ÜicgierungSfäl^igfeiten ,  wo( 
aber  f)atte  er  einen  ftaren  gefunben  'i)JZenf(i)enöerftanb  unb  ©inn  unb  5ßerftänbni§ 
für  alieS  ^^raftifc^c.  ©o  fonnte  e§  fct)r  Wo^t  fein,  bafe  ©ngtonb  wä^renb  feiner 
langen  3tegierung  brei  glücfü^e  S)ecennien  burcf)lief.  66en  jener  praftifdie  ©inn 
(ie|  i^n  in  ©ir  'Olobert  Sßalpole  (t  1755)  ben  red)ten  ^ann  finben,  ber  wä^renb 
einer  langen  ^inifter.^eit  bie  ^Jlac^t  unb  ben  9teic^t^um  ©nglanbl  burd)  öcr= 
nünftige  ^BerWaUung  ber  ^^inanjen  auf  eine  bebeutenbe  .söö^e  ^ob.  S^reilid^ 
mo(^te  unter  einem  'lötanne ,  Wie  biefer  War ,  ber  öon  ^Jlenfc^en  überhaupt  feine 
beffere  ^t)et  ^atte,  al§  ba^  ^eber  um  einen  gewiffen  ^srei§  fäufUt^  fei,  manäjt-i 
ber  9Jloral  SBiberfprei^enbe  in  ber  33erwaltung  mit  unterlaufen,  inbe^  im  Öanjen 
f)at  ficj§  ©ngtanb  nid)t  fd)te(^t  bei  fotdjcr  ^4^t)i(ofopf)ie  gcftanben.  5Bei  bem  eigen= 
wittigen,  eigenfinnigen  6[)arafter  beä  ^önigg,  ber  gern  wiberfprac^ ,  aber  öon 
3(nberen  feinen  SBiberfprui^  leiben  fonnte,  mu^te  3Salpo(e  ftüglid)  aüe  SJorfd^lägc 
fo  einritzten,  ba^  e§  fc^ien,  at§  gingen  fie  au§  ber  ^nitiatiöe  be§  ÄönigS  t)eröor. 
Sie  Königin  unterftüljte  bann  ben  ^Rinifter  babei  auf  bewunbern§Würbig  ffuge 
Sißcife,  3Etn  gewöl)nlid)en  ßeben  War  (^.  ber  größte  '4>ebant.  ^aäj  ©tunben, 
ja  nad)  ^]3tinuten  War  bie  o^ne  5}eränberung  tägfid)  wieberfel^renbe  U^r  ber 
2eben§orbnung  abgemeffen.  ^n  Äleinigfciten  war  bic§  ftet§  Iäd)erlid) ;  attein  ba 
bie  ^ÄegierungSjeit  eben  fo  feft  unb  ot)ne  Unterbrechung  i^r  jugefc^ricbcneS  5pen= 
fum  in  ^^Infprud^  na^m,  fo  warb  biefe  (äigentl)ümti(Zfeit  be§  .1lönig§  nur  eine 
2Bol)tt^at  für  ba§  ßanb.  fyaft  nod)  größer  wie  bei  feinem  33ater  war  bie  liebe= 
öotte  3tn^änglic^feit  an  ba§  Sanb  feiner  ©eburt.  2öar  er  ermübet  öon  feinen 
englifd)en  ®efd)äften  unb  bem  ßampf  mit  bem  Parlament,  langweilte  i'£)n  bie 
©efettfi^aft  in  Sonbon,  fo  war  eine  9ieife  nad)  bem  kontinent  feine  liebfte  6r= 
f)olung.  3Som  ^a'^re  1728—55  finb  nid)t  Weniger  al§  3Wölf  ^Reifen  in  feine 
l^annoöerfd)en  ©taaten  unternommen ,  öon  benen  er  ftet§  Wie  neubelebt  jurücf^ 
fe^rte.  9luf  bie  @rtebigung  ber  l)annoöerfd)en  ^Ingetegen'^eiten,  bie  öom  Könige 
bireft  im  23ereine  mit  ben  bortigen  ^JJtiniftern  ausging,  Ratten  fold)e  Steifen  ben 
Wo^Itl^ätigften  SinfluB-  Sttteä  ert)ielt  fid^  in  frifd)em  2ihm  unb  bei  fotc^er 
J'^eilnai^me  be§  i?önig§  fonnte  nid)t§  einfd^tafen,  wie  bie§  teiber  unter  ber 
fotgenben  ^Regierung  nur  3U  balb  gefc^a'^,  —  '^lud^  biefer  Äönig  ^atte  feine 
^Dtaitreffen ,  benen  iebodl)  in  feiner  SSe^ie^ung  ein  öerberblid)er  (Singriff  in  ben 
(Sang  ber  ©taat§gefd)äfte   geftattet  War.     S)iefer  Umftanb   l^atte   aber   auf   ba§ 


GJeorg  III.,  Si-  t.  ötoBbrtttanmen  u.  3r(anb.  645 

innige  9}et'£)ältni^  mit  jeiner  ©ema'^Iin  feinen  ßinfluB,  um  fo  toeniger,  ha  biefe 
geiftric^e  unb  finge  grau  bae  in  ben  3f^töft^ä(tmnen  üegenbe  UnDermeibüc^e 
mit  9tuf)e  unb  of)ne  jänfifc^e  (Jiierfuc^t  auinafim  unb  refignirt  ertrug.  @.  üer= 
ef)rte  baf)er  and)  törmtid)  feine  @emaf)fin  unb  t^at  nad^  feiner  Seite  l§in  3Bid^= 
tige§,  ol^ne  fie  Oorf)er  ^u  f)ören.  21(5  fie  auT  i^rem  legten  ^ranfentager  bem 
Stöbe  entgegenfa'^,  wid^  ber  Äönig  nid)t  öon  i^rer  ©eite;  man  erjö^It,  baB,  af§ 
fie  i§n  bat,  fid)  mieber  .^u  öer'§ciratf)cn ,  er  bcforgt  unb  in  öollem  Seöjufetfcin 
ber  Unerfet((id)fcit  beffen,  ma§  er  öerliercn  foUte,  im  l§öci)ften  Sct)mer5  ausgeruren 
l^abe:  Jamals.  Jamals,  je  n'aurais  que  des  maitresses!  Se«  traurigen  53erf)ält= 
niffe§  3mif(^en  @.  unb  feinem  ätteften  @of)ne  unb  mutf)ma§ü{f)en  2t)ronfolger 
oriebricf)  Öubmig,  ^rinj  öon  2Bate§,  geb.  am  13.  ^uni  1707  ^u  öannotiev, 
ift  fd^on  gebadet,  ^m  ^.  1725  für  öoltjä^rig  erftärt  marb  er,  mit  2lnroeiiung 
feines  äöol^nfi^es  in  ipcrren^aufen,  jur  J^eitnafjme  an  ber  f urfürftfid^en  ütegierung 
in  .^annoüer  jugelaffen.  ©ine  Siebe  jur  $rinjef|in  Söil^elmine  öon  ^reu^en, 
Sd^mefter  fyriebridf)  IL ,  toarb  bei  ber  Abneigung  bc§  S5aterl  gegen  -^reuBen 
nid^t  gutgeheißen  unb  if)r  entfc^ieben  entgegen  getreten.  S)ie§  ^at  ber  ©of)n  bem 
9}ater  nie  öergeffen  unb  bie  perfönüd^e  Söerftimmung  jmifc^en  Seiben  ift  nie 
ganj  roieber  beigelegt,  ^^^ar  öermöf)[te  fic^  fpäter,  1736,  ^riebridl)  aui  Söunfii) 
fcine§  Spätere  mit  Slugufte,  ^^riujeffin  öon  @otf)a,  aber  bie  23eigerung  beffetben, 
nunmel^r  ba§  6infommen  bes  <5of)ne§  bi§  auf  eine  ftanbe§mäBige  <^öf)e  ju  Der= 
mehren,  f(^ürte  ba§  ^^feuer  notf)  mel^r  an.  @ine  abermalige  S}ei-föi)nung  im 
3-  1741  mar  nur  fdieinbar  unb  a(§  ber  Äronprinj  9  ^a§re  barauf  am  20.  93Ui 
1751  ftarb,  mar  ber  Unfriebe  no^  ehen  fo  menig  beigelegt  al§  am  2age  feine« 
@ntfte^en§.  6in  fo  bur(i)au§  nüdt)terner  unb  praftifd^er  (£f)arafter  mic  ber  ©eorgs, 
ber  mebcr  öon  @efül)ten  nod^  öon  irgcnb  einer  3lrt  be§  ^bealümuS  beT}errf(^t 
mar,  fonnte  menig  Sinn  für  i^unft  unb  2Biffenf(f)aft  l^aben.  Seboc§  mar  er  auf 
ber  anberen  Seite  mieberum  gerabe  in  ber  i3infid£)t  praftifcf)  genug  einjufe'^en, 
mel(^en  ^Jtu^en  beibe  für  ben  Staat  l^aben  fönncn.  6r  gehörte  ba^er  nid^t  ju 
ben  9Jtonar(f)en  feiner  3eit,  we(dE)e  Äunft  nnb  SBiffenfd^aft  öeradt)teten ,  ja  fie 
fogar  läd^erlidf)  machten,  nur  aus  bem  ©runbe,  tocit  fie  felbft  fein  5}erftänbniB 
bafür  !^atten.  S3emei§  bafür  finb  jroei  Stiftungen,  bie  unter  feiner  Sftegierung 
entftanben.  3unäcf)ft  bas  in  Sonbon  1753  errichtete  brittifc^e  ^Jlufeum,  ein 
i^nftitut,  ma§  öon  feinem  gteid^en  in  ber  äöett  übertroffen  mirb ;  fobann  in  feinen 
f)annoöerf(i)en  Staaten  bie  :§auptfäd^tid)  naä)  ben  2}orfcf)lägen  be§  ^Jlinifters 
©erlad)  5Ibotp:§  ö.  ^tün^^aufen  geftiftete  Uniöerfität  Söttingen  —  nad^  i^rem 
Stifter  (Georgia  3Xugufta  genannt.  Sd)on  feit  bem  ^.  1730  begannen  bie  9}er= 
l^anblungen  bieferf)atb;  1734  fonnte  bie  eigenttidf)e  Stiftung  unb  am  17.  Sept. 

1737  bie  förmlii^e  6inweif)ung  erfolgen.  S;ie  Societät  ber  SBiffenfd^aften  toarb 
1750,  auäj  nodt)  bei  Seb3citen  @eorg§  gegrünbet.  3luf  bem  großen  allgemeinen 
gelbe  ber  23iffenfc^aft  ift  mol  fein,  au(i)  nidf)t  ber  geringfte  3toeig,  ber  biefer 
großartigen  Stiftung  nid£)t  praftifd£)e  unb  bauernbe  ©rfotge  ^u  öerbanfen  gehabt 
I)ätte!  Sd^aumann. 

©COrg  in.  (2Bii:^elm  fyriebrid§),  Äönig  öon  öroßbrittannien 
unb  Si'lunb  1760—1820,  unb  bi§  1815  ^urfürft,  nac^bem  Äönig  öon 
^üunoöer,  ber  ßnfcl  be§  SSorigen,  So'§n  be§  1751  öerftorbenen  j^rinjen  griebrid^ 
öon  2öalel  unb  ber  ^^rinjeffin  5lugufte  öon  (Bot!^a,   mar   geboren   am   4.   3|uni 

1738  in  einem  ^$riöatf)aufe  au  Sonbon  am  St.  ^ameepla^e.  Unter  ber  langen 
BOjä^rigen  9legierung  biefee  ^J3lonardf)en  toarb  baejenige  europäifd^c  Staatenföftcm, 
bas  fi(^  au§  ben  griebeneft^lüffen  p  fünfter  unb  Dsnabrüdf  1648  unb  3U 
Utred^t  1713  mü^fam  losgerungen  l)atte,  öötlig  über  ben  Raufen  geworfen  unb 
an  beffen  Stelle  ein  anberes  t^eils  fd^on  befinitiö  gegrünbet,  tl^eiU  für  weitere 
Slusbilbung  in  fünftigen  ^^^ten  öorbereitct.     ^an  brandet  nur  an  folgenbe  Sr^» 


646  (Seorg  III.,  ^.  ü.  ©ro^btittonnien  u.  ^i^'ani'- 

eigniffe  ju  evinnern :  'üaä^  S3eenbtgung  be§  fiebenjäfingeä  Ävtege§  tritt  ^ßfcu^en 
in  bie  3fteit)e  ber  europäifd^en  @vo^mii(i)te ,  wä^renb  .^ottonb  gäiiäüc^  öon  bev 
bebeutenben  ©teüung  jurüdtritt ,  bie  e§  fic^  tDäl)venb  ätoeiet  SQt)rl£)unbcrte  fo 
mül£)fam  unb  fo  ru^möott  enungen.  9tuf[(anb,  t)i§t)et  nuv  im  Dften  unb  in  ber 
Xürfei  befd)äftigt ,  tritt  3U  gleidier  3^'*  ^ud)  jür  ben  SBeften  ©urcpal  aU  mit= 
beftimmenbe  |)auptina(i)t  ein.  ©in  jünfter  äöelttl^eil,  Irenn  auä)  nid^t  ^um  erfteu 
5}ht  entbecCt,  lüirb  eigentticf)  erft  befannt.  ^n  ben  3}ercinigten  (Staaten  öon 
Dtorbamerifa,  nad^bem  fie  fic^  öon  (Snglanb  to§gerifjen,  ent[tef)t  ein  neuer  äBelt= 
ftaat ,  beffen  SSebeutung  im  33öl!eröerfet)r  firf)  öon  2:age  ^u  2age  bi§  ^u  einer 
je^t  no(i)  !aum  ^u  ermeffenben  .!pöl)e  fteigert.  S)en  6rfa^  für  ßnglanb  bilben 
bie  ungef)euren  ßrobevungen  in  Slnbien  unb  feine  übrigen  neuertoorbenen  Kolonien 
in  atten  3Cßi'lttt)eilen.  S)ann  folgt  ber  fijrmlict)c  Umftur^  oEer  älteren  auf  9lb= 
foIuti§niu§  ber  .s2)errfrf)er  begrünbeten  ©taatöanfctjauungcn  unb  ©taat§formen  mit 
feinen  bi§  t)cute  fortbauernben  i^olgen  burd)  bie  franjöfifd^e  9teüolution ;  unb 
enblic^  bie  ^eittoeife  Umfel^rung  aller  äußeren  europäifcCien  ©taatSöer'^ättniffe 
burd^  9lapoleon.  äBoHte  man  erörtern,  meieren  5lntf)eil  bie  9tegierung  (SeorgS 
unb  feiner  großen  5Jlini[ter,  23ute,  i^orb  'üoxtl),  ber  beiben  ^$itt'§,  ^^oj  u.  31.  on 
biefen  ©reigniffen  l^atte,  fo  fönnte  e§  nur  gefc|ef)en,  tuenu  man  bie  öottftänbige 
2Bettgefcf)i(i)te  jener  ^eit  erjälilte.  äßol  aber  foll  \xä)  bie  ©egentoart  baran 
erinnern,  bafe  in  bem  jule^t  erloälinten  großen  ^Ringen  ber  unterbrücEten  5)öl!er= 
freit)eit  gegen  ben  2;errori§mu§  91opoleon§,  ©nglanb  unter  feinem  Äönig  ®.  bie 
tüüi)ie  treibenbe  3Jla(i)t  toar.  9ti(^t  allein,  ba^  c§  attenf^alben  jur  ©ee,  ju 
ßanbe  öorjüglid)  auf  ber  ^jQrenäifd^en  ^albinfel  felbftänbig  ben  ,^ampf  gegen 
ben  Ufurpator  aufnat)m,  ber  biefem  mand^e§  ^unberttaufenb  feiner  beften  Ärieger 
unb  ungejä'^lte  5JliEionen  foftete,  tooburcl)  3uer[t  an  bem  ©tauben  an  feine  un= 
tt)iberfte|lic^e  5Jta(i)t  unb  folgemeiS  an  biefer  felbft  gerüttelt  tüurbe;  mel)r  noc^ 
fud^te  e§  alte  feine  ^^einbe,  rocnn  fie  befiegt  unb  entmutt)igt  ^rieben  gefd^toffen 
f)atten,  öon  '"Jleuem  aufzuregen  unb  burc^  ungetjeure  ©ubfibien,  bie  tt)ot)t  ^JJtitti= 
arben  betragen  l)aben,  ju  untetftü^en ,  bi§  nad)  langem  ^ampf  cnblidt)  ber  2ag 
bc§  ©iege§  anbradl).  S)ie  ©orgen ,  tnelc^e  bie  Sfieilnatime  an  jenen  großen 
2öeltbegebenl)eiten  einem  .Könige  öon  ©roPrittannien  öerurfac£)te,  l)ätten  jur  '!)tot'^ 
tool  allein  fi^on  ^ingereidt)t  biefem  ein  fleine§  in  ®eutf^tanb  äuftänbigeS  ©ebiet 
ettoaS  in  ben  .»pintergrunb  ju  rüdEen.  S)a^  folcl)e§  aber  bei  ®.  ganj  abfonberlic^ 
gef(^al),  ^atte  einen  nod^  öiel  tiefer  liegenben  @runb.  S)ie  erfte  9tcbe,  tt)eld£)c 
er  im  Parlament  l)ielt,  fd^to^  mit  ben  äBorten:  „3tn  (5nglanb  geboren  unb  er= 
jogen  rü^me  irf)  midi)  be§  5tamen§  eine§  33ritten!"  S)amit  ift  3llle§  gefagt. 
©eine  beiben  23orgänger,  öon  (Beburt  .ipannoOeraner,  il)rer  bcutfc^en  ^eimat^ 
unöergeffen,  blieben  2)eutfdöe  auf  bem  englifct)en  Jliron.  :^nbem  fie  i^r  ®eburt§= 
lanb  öfter  befudf)ten,  erl)ielten  fie  jugleidt)  ha^  ^^ntereffe  für  baffelbe  ftet§  xoai^ 
unb  lebhaft;  fie  intereffirten  fiel)  für  bie  23ertrialtung  beffelbcn  unb  fannten  fie, 
inbem  fie  Ztjeii  baran  nahmen.  ®,  mar  ber  erfte  in  @ngtanb  geborne  .^errfdi)er 
ber  S)t)naftie  ^annoöer,  3uglei(^  ber  erfte  im  dultug  ber  englifd^en  j?irdl)e  (5r= 
3ogene;  ber  erfte  ferner,  ber  öon  ^ugenb  auf  nid^t§  al§  engtif(i)e§  Seben  unb 
englifdl)e  ©elüo^n^eiten  unb  @igentl)ümtid£)feiten  gefeiten  l)atte.  @r  toar  bal)cr 
audC)  in  feinen  3lnfd^auungen  nur  ©nglänber.  S^n  fümmerten  tüenige  ou§märtige 
Cuabratmeilen  nid)t,  unb  er  ^ielt  e§  bal)er  nid^t  ber  ^3Jiül)e  mertl)  foldt)e  buri^ 
eigene  2lnf(f)auung  nä'^er  fennen  ju  lernen.  2öäl)renb  bi§l)er  bie  y^ermaltung 
ber  "^annoöerft^en  Sanbe  nadl)  bem  3teglement  @eorg  I.  unter  beftänbiger  berfön= 
lidfier  3;l§eilnal§me  be§  5!Jtonarcl)en  ge^anb^abt  tourbe,  warb  e§  nunmel^r  anber§. 
6ine  fogenannte  „@nglifd)e  Äan^lei"  mit  einem  l)annoöerfcl)en  3}linifter  an  ber 
Spi^e,  bie  in  Sonbon  il)ren  ftetigen  ©i^  l)atte,  toarb  erridt)tet.  %n  biefe  gingen 
bie  Sleferate  unb  Einträge   ber  ^inifter  in  .^annoöer ,    benen  bann   öon  jener 


©eotg  III.,  St.  b.  ©lofebrtttannien  u.  Stkni*-  647 

Äanäfci,  gteic^tam  al§  \)öäj)kx  entf(f)eibenber  ^Se^ötbe,  bie  angeblid^cn  ^öc^ften 
(Sntfd^eibungen  Bi.  ÜJlajeftät  jurücEgejcfiicft  tourben.  2;ie  fyorm  iDatb  bebet 
aüerbingS  getoa^tt;  bie  ßntfcfieibungen  famen  mit  Untei-fc^rift  bc§  ^önigi  unb 
ßontxafignatur  be§  ^iniftei-§  ^nxM.  3tllein  @.,  fcf)on  genug  bon  ber  großen 
engüfcf)en  ^olitif  in  ^^nfpru(^  genommen,  ^atte  toeber  ^^it  noif)  Öuft  [t(f)  um 
ba§  fteine  ^annoDer  öiel  p  fümmern.  ^a  er  fc^on  ber  beutjcfien  Sprad^e, 
öielmef)r  aber  no(^  aÜer  inneren  2anbe§ber!^ältniffe  bort  tiollfommen  untunbig 
mar,  roax  jolgemeife  in  ber  9(rt,  mie  ba§  3teferat  geftellt  toar,  jcfion  im  33orau§ 
bie  fönigUcf)e  @ntf(f)eibung  präjubicirt.  ^nbem  nun  ber  abürfie  ^]Jlinifter  ber 
A^aujlei  in  Öonbon  nur  ein  Setegirter  jeiner  abliefen  5l]iniftercolIegen  in 
.spannoüer  mar,  fo  folgt  barauS  öon  felbft,  bo^  ber  2lbet  überhaupt  in  Apannooer 
ber  f)errj(f)enbe,  aüe§  beftimmenbe  ©tanb  ioerben  raupte.  S;iefer  beburite  jebod^ 
für  beftänbige  gü^Tung  ber  laufenben  (Seid)äite  oft  berjenigen  ^(rbeitsfrajt  unb 
^ntelligenj,  melciie  me^r  im  bürgerlichen  6tanbe  ju  finben  mar.  äöoUte  biejet 
babei  auf  gemiffe  9leu|erlic^feiten  öerjit^ten,  fic^  nic^t  anmaBenb  öorbrängcn, 
rooHte  er  namentü^  bei  feinen  Slrbeiten  3tnberen  bie  @^re  laffen  unb  fid^  mit 
materiellen  5Bortt)eiIen  begnügen,  fo  fonnte  er  ol^ne  Cftentation  nac^  3(u^en  oft 
3U  großem  6influ|  gelangen.  S)od)  trat  bei  foldiem  2]erl)ältnife  fofort  aucf)  im 
bürgerlichen  ©tanbe  ein  gemaltiger  'PiepotiSmuS  lierüor.  6§  mar  ein  gefc^toffenex 
Ärei§  öon  beöorjugten  ^^amilien,  meiere  foldje  iBort^eile  be§  t)öf)eren  ©taatg= 
bienfte§  au§fc§lie|licf)  in  Slnfpru^  nahmen,  unb  mer  nicf)t  burcf)  3}ermanbtf(^aft 
ober  protection  baju  gel^örte ,  brang  fi^toer  in  biefen  9ting  ein.  S)er  öanno= 
öeraner  fonnte  bat)er  mit  Stecht  öon  einer  „bürgerlid^en  5lriftofratie"  reben, 
beren  öortl)eilt)afte  ©teÜung  im  @taat§bien[t  in  oielen  ^yamitien  oft  gerabejn 
erblich  geworben  ift.  5^er  patriardialifdie  3uftanb,  in  roelc^em  bei  ben  3lemtem 
:jufti3  unb  2lbminiftration  öerbunben  mar,  i]t  ort  gerügt  unb  at§  ^annoöerf^e 
@igentl)ümli(f)feit  l^ingeftellt;  bie  (Sinmol)ner  bamatiger  ^ett,  anfpruc^IoS  unb 
wenig  öermöl^nt,  l^aben  ficf)  bamat§  nid)t  ung(ü(flic^  babei  gerü'^tt.  9lber  ein 
SBortl^eil,  ben  öannoüer  öor  allen  beutf(^en  Staaten  üorau»  l^atte,  mar  ber: 
ba^  im  i^anbe  fein  6ot  mar.  Sßenn  man  bebenft,  ba^  gu  jener  S^^^  be§  5(b= 
foluti§mu§  in  Se^ieliung  auf  bie  ^inaujcn  für  ben  Sfegenten  fein  ^Jlaa^  ber 
SBejc^ränfung  unb  feine  ßiöilliften  beftanben,  baß  fie  oielme^r  nac^  SSelieben  in 
bie  Waffen  eingreifen  tonnten,  um  bem  öuru§  unb  ber  '^>rac^tüebe  ju  frö^nen, 
um  il)re  5}tiütärgelüfte  ju  befriebigen,  um  bie  (Selber  für  SBautcn  öon  (Sc^löffern 
unb  für  ii)xt  DJtaitreffcn  ic.  lierbei^ufi^affen ,  fo  befommt  man  leicf)t  eine  ^bee, 
melc£)e  ©ummen  ein  S^üiften^of  bem  Sanbe  attjäfirlirf)  foftete  unb  meld)e  ©teuern 
bie  Hntertl^anen  me^r  aufbringen  mußten,  um  foldien  2luftoanb  ju  befriebigen. 
S)iefer  ungeheure  ^often  ber2(u§gabe  fiel  in.öannoöer  ganj  meg,  über  ein  öoUeä 
3faf)r^unbert  ift  er  bem  Sanbe  erfpart  unb  '^at  pm  inneren  3Bol)(ftanb  ber  23e= 
mol)ner  nidit  wenig  beigetragen.  Senn  Wenn  aucf)  Don  öerfd^iebenen  Seiten 
auägefproc^en  ift,  ba§  ^eimlid^  au»  bem  Öanbe  öiel  Selb  nac^  (Jnglanb  gefloffcn 
fei,  fo  ift  bie§  ein  großer  3Jrrtl)um.  SBenn  öielmelir  öon  ©eiten  @nglanb§  im 
eignen  ^ntereffe  öon  .spannoöer  befonbere  ^eiftungen  geforbert  würben,  3.  ^.  au^er= 
gewöl§nli(^e  ^riegSteiftungen ,  fo  erfolgten  ftet§  l^ierfür  nod)  englifc^e  ©ubfibien. 
■Jiur  fo  ift  e§  ertlärlid) ,  baß  ba§  Sanb  bie  ungel^euren  (Srpreffungen  ertragen 
fonnte ,  welche  öon  öerfcfiiebenen  ©eiten  in  bemfelben  im  Slnfange  biefeg  ^a^x= 
l)unbert§  auggerü^rt  worbcn  finb.  2)ie  legten  ^afire  bes  fiebenidlirigen  J?riegeg 
brachten  für  ba§  ^urfürftent!^um  nod^  manrf)e  f(^Were  ilage,  erft  feit  bem  f^rrieben 
öon  1763  gelangte  eg  enblicf)  ju  einer  langen  wo"^tt^tigen  9tu^e.  S;enn  ba^ 
einäelne  2ruppentf)eitc  öerwanbt  würben,  bie  33efa^ung  öon  Gibraltar  ju  öcr= 
ftärfen,  anbere  pr  5Jtitbefe^ung  öon  5t?ort  =  5Jlal^on  auf  ber  3nfel  5)lallorfa, 
anbere  in  £ftinbien  ber  bortigen  ßompagnie  bienten,  ^atte  auf  innere  SBer^ältniffe 


648  ®eorg  III.,  Ä.  ti.  ©to&brtttannten  u.  ^rlanb. 

feineu  ©influ^.  3>m  norbamerifanifd^en  grei'^eitShnege  foi^t  jebodE) ,  toie  oft 
iälf(i)li(i)  angegeben  ift ,  fein  ,g)annobexaner  unter  ben  übrigen  ba^u  gefauyten 
beutfc^en  ^üli§truppen.  —  @r[t  bei  bem  3[öicberaufleben  be§  ^roie!t§  Defterreid)§, 
nad)  2lu§fterben  be§  2Bittel§bac^'j(^en  ^Jtann§[tamme§  in  35aiern  ba§  £anb  p 
erwerben  gegen  Ueberlaffung  ber  ^Jtieberlanbe  an  ben  näd)[ten  ßrben ,  ^art 
SL^eobor  bon  3*^eibrücfen,  tt^arb  ^annoder  toieberum  mit  in  bie  euro^3äifci)e 
5|5olitif  '^ineingcjogen.  9iad)bem  befannt(i(i)  ^ofepf)  II.,  tro^  ber  ©tipulationen 
be§  Sejrfiener  ^^riebeng  öom  13.  9Jtai  1779,  jene  alten  päne  wieber  aufnatim, 
fe^te  \iä)  ^reu^en  unter  ^^riebrid)  II.  bagegen  unb  ftiftete  äu  biefem  ^toed  am 
23.  ^nü  1785  im  9}erein  mit  ^Badj^n  unb  .g)annober  ben  fogenannten  5ür[tcn= 
fiunb.  S)er  l^annoberfdje  abgeorbnete  ^inifter  ö.  Seulmi^,  War  bei  ben  9}er= 
Itianblungen  bieferl^alb  bejonber§  tt)ätig ,  unb  [tctö  auj  flare  Darlegung  ber  3lb= 
ftd^ten  be§  S)erein§  bringenb,  öer^inberte  er  bur(^  feine  2öirffam!eit  bamalige 
anbere  Union§beftrebungen  ^reu^eng,  bie  mat)rfd)eintic^  nebenbei  mit  berfolgt 
Werben  fottten.  33alb  folgte  bie  gro^e  fran^öfifdie  Sieüolution.  2lm  erften  9leid)g= 
friege  gegen  gi-'öi^fi'tid)  na'^m  ^annoöer  feinen  birecten  5lntt)eil ,  fonbern  jatilte 
nur  feine  Üieid^gfteuer.  6rft  nad)bem  nad)  ber  .^inridjtung  ßubwigg  XVI.  @. 
ber  auSbauernbftc  .Kämpfer  gegen  ^yi-'fliifi^eid)  geworben  war,  warb  -S^annoOer 
glei(^fatt§  in  bie  folgcnben  j^riege  berwidelt.  6in  ''Jlrmee=ßorb§  öon  13000  ^Dtann 
unter  bem  5eJ^i)'^a''1'i)ßtt  b.  tyrcitag,  bei  weld^em  fic^  aud)  bie  ^erjöge  Don 
ßumberlanb  unb  (Sambribge  (f.  o.)  befanben,  tiereinigte  fid)  in  glanbern  mit 
bem  großen  .^eere  ber  6nglänbcr  unter  bem  23efet)Ie  bei  ^crjog§  öon  'llorf. 
S)er  i^elbjug  nat)m  bcfanntlid^  feinen  glüdlid^cn  3lu§gang.  ^^^reufeen  fagte  fid)  lo§ 
bon  ber  (Joaütion  unb  fc^tofi  einfeitig  unb  feine  bi§t)erigen  9}crbünbeten  btog= 
fteEenb  am  5.  ?Xbrit  1795  mit  granfreic^  fyrieben  ^u  Safet.  6ine  2)emar= 
f ationStinie ,  Welche  bie  füblid)en  (Staaten  SDeutfc^lanbö  bon  ben  nörblid)en  a'b- 
fonberte,  —  ^u  weldjen  legieren  aud^  ba§  i?urfürftentt)um  .g)annober  gel^örte,  — 
gewährte  biefem  eine  bottftänbige  9leutralität  unter  ber  Garantie  ^reu|[en§.  ^it 
ben  bamit  berbunbenen  fc^weren  Cbfern  glaubte  ^annober  fid§  bie  ©teEung 
eines  bon  ber  englifdien  ^oütif  unabhängigen  beutfd)en  Staates  erfauft  ju  liaben 
unb  War  aut^  bieg  äJer^ältnife  im  ^afcler  ^^riebenginftrument  feftgefetjt  unb  bon 
5Preu^en  anerfaunt.  S^eboc^  foltte  fid)  ^Ätteg  bieg  balb  alg  2;äufd)ung  t)eraug= 
fteEen.  2)ag  Jsianb  mu^tc  jum  S)emarfationgf)eere  ein  (Kontingent  fteEen,  weld)eg 
Wäl)renb  ber  ^dt}xt  bon  1795 — 1801  einen  .ffoftenaufwanb  bon  8  ^JJlittioncn 
Zf)aUx  berurfac^te.  ^nt  le^teren  ^a^xt  fiel  bag  ©l)ftcm  beg  Safeler  f^riebeng 
burd)  bie  anberweitigen  SSeftimmungen  ber  griebengfdjtüffc  ju  ßunebille  am 
9.  Februar  1801  unb  Slmieng  am  27.  ^ärj  1802.  ^:tjreu|en,  fc^on  ganj 
franjöfifi^em  @influ§  berfallen.  War  gezwungen  ber  bon  ^iapoleon  unter  Z^eiU 
naijxnt  bon  9lu^ianb  unb  S)änemarf  gcftifteten  fogenannten  „bewaffneten  ']leu= 
tralität"  beizutreten.  Welche  ben  3^bccE  ^aben  fottte  ©nglanb  jur  Stnerfennung 
eineg  anberen  ©eered^tg  in  ißcjie^ung  auf  bie  neutrale  ^I^^iöSp  ^^  bermögen. 
,3lnfängli(^  ignorirte  le^tereg  biefe  feinblid)e  ©tettung  ^^reu^eng;  alg  fie  jebod§ 
3U  oftenftbel  würbe,  fa|  eg  fid)  gezwungen  einige  pi:eu|ifd)e  (Sd)iffc  Wegäune'^men. 
^reu^en  bagegen  befc^lo^,  unter  bem  2}orwanbe  bie  'üJlünbungen  ber  @mg,  3Befer 
unb  &ht  f(|ü^en  ju  muffen,  alg  ütcpreffatic  bag  ganje  i?urfürftent^um  i^annober 
in  SSefi^  ju  nel^men,  obgleich  cg  eben  nod^  bei  ©rünbung  ber  Semarfationgtinie 
anerfannt  l)atte,  ba§  ^annober  unb  ßnglanb  alg  ^Wei  ganj  berfd)iebene  (Staaten 
mit  berfd^iebener  ^politif  an5ufef)en  feien,  unb  ^a^  ^ßreu^cn  bie  ©arantie  für  ein 
fol(^eg  politifdjeg  ©t)ftem  übernommen  l^atte.  ©in  preufeifctjeg  Jpeer  unter  bem 
@eneral  b.  itleift  rüdte  in  ^annober  ein,  bem  fein  SGßiberftanb  entgegengefe^t 
Werben  fonnte,  weil  ^Jtiemanb  barauf  borbereitet  war.  9lm  22.  Stprit  1801 
fam  ber  ^linifter   bon  ©d^ulenburg   unb    berlag  im   @e^eimen  Statine   bie  bon 


ßeorg  UL,  Ä.  d.  ßrofebrittannien  u.  S^tanb.  649 

^augtüil  untetjd^riebene  3)ectaration  Dom  30.  Wäx^,  laut  toeldier  .^annober  all 
crofierte«  Sanb  Qn,}ufe]^en  fei,  toa§  ^infort  ben  Äönig  üon  4-^reu^en  all  jeinen 
^ernt  anjuerfcnnen  ^aBe!  ^tllein  bie  ßrmorbung  be§  Äaifere  ^;paut  m  5peter§= 
Burg,  jolüie  bas  33ombarbemenl  Äopenf)agen§  burc^  '^tclfon  jprengten  Batb  bie 
S3erBinbung  ber  bewaffneten  ^ieutralität.  Snbem  bamit  äugteict)  jeber  (Svunb 
für  eine  preupcfie  £)ccupation  ^annoöeri  tnegfiet,  öetlic^en  bie  Stvuppen  fc^on 
im  DctoBev  beffelben  ^al^re§  mieberum  ^annoöer,  too  Balb  bie  alten  S3er{)ättniffe 
toiebev  J)evgefteÜt  tüurben.  ^eboi^  no(^  öor  ßrtaffung  bes  3iei(i)ebeputation§= 
^pau^tjiiituffel  befe^te  ^Preu^en,  ba§  immer  öon  einer  ©ntfd^äbigung  megen  bee 
aufgegebenen  ^annoüerS  rebete,  eigenmächtig  ,g)itbesf)eim  unb  ©oelar  unb  (ie| 
fid)  biefe  ßrtüerbung  am  25.  5e^i-"uii^  IS'^'S  burd)  jenen  3tct  befinitiö  ^ufprei^en. 
3lt§  im  S.  1803  ber  ^rieg  jtoifdien  ©nglanb  unb  ^^rrcinfreicf)  Don  bleuem  au§= 
brad^  ,  rüdftc  unter  9Jlortier  bie  fogenannte  Armee  d"Hanovre  in  ba§  S3anb  ein, 
ba§ ,  auf  fo  ettoa^  nict)t  üorbereitet ,  in  feiner  S3ejiet)ung  gerüftet  mar.  S)ie 
9Jlinifter  o'^ne  9latl^  fu(i)ten  foldjen  öergeben§  untereinanber  unb  bei  ber  .^anätei 
in  Sonbon.  ®a§  .öeer  unter  bem  5elbmarf(i)aE  ö.  SBatmobcn,  unöollftänbig 
auSgerüftet,  befam  bie  nidjtsfagenbftcn  tounb erlief ften  3}er!§altung§ma^regeln. 
Salier  jogen  ftrf)  bie  öor^anbenen,  auf  ber  2Beft|eite  be§  ^anbe§  aufgefteüten 
Gruppen  nac^  ber  Gapitulation  Pon  ©ulingen  am  3.  ^uni  1803  !^inter  bie 
@lbe  5urürf.  ^ber  auc^  l^ier  erfolgte  nac^  ber  (JIb=6onPention  Pon  Strtteneburg 
am  5,  ^uü  bie  PoIIftänbige  Sluflöjung  ber  '^annoPerfd)en  ?lrmee,  beren  gan.^c 
2lu§rüftung  mit  ^ferben,  Kanonen  unb  übrigem  Kriegsmaterial  in  ben  -öänben 
ber  tyranjofen  Perblieb.  Tiur  bie  ^ebingung,  ha^  bie  Gruppen  in  il)te  ^eimaf^ 
3urücEgef(f)i(!t  toerben  follten,  marb  t^eilmeis,  jeboi^  l)eimlici)  nici)t  ei-füllt.  Cfficiere 
unb  ©olbaten  eilten  nad^  ben  an  ben  ^Jtünbungen  ber  Glbe  unb  3Befer 
Pon  bem  3Jtajor  P.  b.  Seien  eröffneten  SBerbeftcHen,  um  in  englifdie  Sienfte  ju 
treten.  Sc^on  im  ^.  1804  maren  gegen  4000  ^pannoPeraner  nad)  ßnglanb 
übergefü'^rt  unb  aus  if)nen  eine  englifd)=beutfd^e  Segion  gebilbet,  bie  fid^  im  Saufe 
ber  3^at)re  ftets  burd§  neuen  ^iifl^^^  öom  9}aterlanbe  Perme^rte.  2)iefe  Segion 
marb  Pon  (Jnglanb  in  feinen  Kriegen  gegen  granfreic^  in  Spanien,  Italien  unb 
3ule^t  in  35elgien  Pertoanbt,  tno  fie  ]id)  ftet§  mit  fold^em  Sftul^me  bebedte,  ba^ 
2Bellington  bie  l)annoPcrfc£)en  Gruppen  oft  al§  5Jlufter  für  feine  englifd)en  l^in= 
geftettt  ^at.  @§  folgte  nunmehr  bie  franjöfifd^e  Sefi^ergreifung  öannoPerl, 
meldte  bem  Sanbe  me'^r  als  50  5)HIlionen  au^er  ber  Saft  ber  täglid^en  6in= 
quartirung  geloftet  l^at.  (Sie  bauerte  bi§  3ur  Sllitte  be§  ^.  1805.  3lt§  um 
biefe  3^^*  ber  i?rieg  ^apoleon§  gegen  Defterreidl)  au§brad),  muBte  nämlid^ 
bie  Slrmee  Pon  ^annoPer  unter  Sernabotte  burd§  ^^ranfen  über  2lnfpad§  mar= 
fdl)iren,  um  ben  bi§  Ulm  Porgebrungenen  Cefterreidl)ern  in  ben^lüden  ju  faEen. 
©ogleid^  mad^te  nun  ber  53hnifter  @raf  5Rünfter  ben  33orfdl)lag,  ha^  Sanb  rafd§ 
mieber  in  58efi^  ju  nehmen,  unb  fc^on  am  4.  Secember  fonnte  in  .l^annoPer 
unter  ungel)eurem  ^ubel  bie  9iüdfe^r  ber  alten  S}er^ältniffe  Perfünbet  toerben. 
^ebod^  bie^reube  mar  Pon  lurjer  Sauer.  5)]reu|en,  toaS  unentfd£)lDffen  gezaubert 
f)atte  ber  öfterreid^ifd^=ruffifd^en  Koalition  beizutreten,  mu^te,  nat^bem  jene  Soa= 
lition  nad)  bem  ©iege  Pon  3lufterli^  jerfprengt  mar,  jc^t  allein  ftet)enb  ,  !raft= 
unb  miClenlol  ben  33eftimmungen  ÜlapoleonS  fid§  fügen,  mit  biefem  ein  Cff=  unb 
S)cfenfip  =  Sünbni^  am  15.  Secember  1805  abfd^lie^en,  tt)cldE)e§  furj  befagte: 
^Preu^en  er^lt  bie  Staaten  be§  Äönig§  Pon  Snglanb  in  Seutfd^lanb  mit  Pott= 
fommener  ©onPeränctät,  tritt  bagegen  3lnfpad^,  iöaireutt),  dtebe,  Ütemd^atel  unb 
93alengin  an  ^^ranfreid^  ah  !  5llle  ^^^roteftationen  ©eorgs  :^alfen  nichts ;  er  fonnte, 
ber  5)lad^t  unb  bem  Unredlit  toeid^enb,  in  einem  päterli^en  531anifeft  Pom  18.  5Jlai 
1806  nur  feine  getreuen  Untert^anen  auf  eine  beffere  ^ufunft  Pertröften.  23ereit§ 
am  26.  ^f^nuar  1806  pjar  ein  preu^ifd^el  .^eer  unter  bem  ©raren  Pon  Sd^ulcn= 


ß50  ©eorg  IH,  Ä.  ö.  ©ro^Btittannien  u.  ^rtanb. 

Burg  in  ^annoöer  jur  Sefi^ergteifung  ber  neuen  Srtoei-fiung  eingevüdt  unb  juni 
jtueiten  5[ilalc  toarb  ^annoter  preu^ifc^.  '^lEein  aud)  biejer  neue  gewaltsame 
3uftanb  foüte  öon  fuvjer  S)auev  jein.  ^tadibem  in  bem  balb  barauf  folgenben 
Kriege  ätoi|d)en  9la|)oleon  urib  5Pteu^en,  te^tereg  naä}  ben  @(i)Iad)ten  öon  S^ena, 
@t)lau  unb  ^tiebtanb ,  jotüie  nad}  bem  Xilfitev  ^^vieben  faft  ^ei-trümmert  toar, 
roufben  bie  ^annoberfd)en  ßanbe  al§  bon  ^^^^reu^en  eroberteä  Xenitorium  angejei)en 
unb  ^JJtoi-tier  mu^tc  ben  .^annoberanern  ertlären,  ba§  fie  fortan  yi'anäüfijd^e  Unter= 
tfianen  feien,  äöeiter  rief  bann  baö  S)efret  tiom  18.  5luguft  1807  ba§  neue 
Äönigreid)  2öeftpl)aten,  aU  Dotation  für  ben  jüngften  5Brubcr  ^J^apoleong,  S^erome, 
:^ert)or,  äu  beffcn  Territorium  bog  e^^emalige  Äurfür[tentf)um  Jpannober  gefd^lagen 
tDurbc.  5J)er  9tt)cinbunb,  3U  tDeI(i)em  3Beftpf)aIen  geprte,  gab  ftet»  SSeranlaffung 
p  neuen  ßeiftungen  unb  Sontributionen,  bie  frf)on  feit  ^-al^ren  auf  ba§  üon  t)er= 
fd^iebenen  |)erren  occupirte  unb  au§gefogene  ßanb  gebrüiit  l^atten.  S3ei  bem  im 
^.  1809  öon  £)efterreid§  gegen  ^Jtapoleon  unternommenen  neuen  Kriege  blieben 
fteine  Unternet)mungen  gegen  ba§  itönigreict)  2öe[tpf)alen ,  mte  bie  S)örnberg§, 
fotoie  ber  31*9  ^^^  •^ei-'äogS  2Gßtlt)elm  öon  25raunf(i)tt)eig  =  £)el§,  aU  ju  öercinjelt 
unb  fctitoad),  ol)ne  Sebeutung.  ©nblid^  mürben  fpäter  no($  bie  ©egenben  ber 
5)lünbungen  ber  (Sms,  Söefer  unb  @lbe  al§  neue  S)eportement§,  bireft  jum  fran= 
jöfifc^en  .^aiferreid)  get)örig,  erflärt,  um  ba§  öon  ^Jtapoleon  erfunbene  6ontincntal= 
|t)ftem  au(^  l§ier  im  ganjer  Strenge  !^anbt)aben  ju  fönnen.  5Jiitten  unter  ben 
ungeheuren  ißemegungen ,  meldtie  in  ben  folgenben  ^ö^i-'cn  @uro|3a  burd^^ucften, 
enbigte  fid^  ,  toenn  aurf)  nid)t  ba§  Seben ,  bod)  bie  9tegierung§tf)ätigfeit  Äönig 
(S5eorg§.  58ereit§  1765  l^attenfid)  bei  it)m  bie  erften  ©puren  öon  ©cifteöjerrüttung 
gezeigt;  beunru'fiigenber  traten  meitere  2lnfäEe  im  S.  1788  auf,  fo  ba^  fd)on 
bamatS  ber  ^Utinifter  ^.ßitt  bem  ^^^arlamente  ein  @efe^  öorlegte  loegen  Uebertragung 
ber  aUegierung  auf  ben  3:t)ronfotger;  ba  jeborf)  ber  ßönig  fc^on  im  ^^ebruar  be§ 
näc^ften  3^at)re§  mieber  genag ,  fo  marb  einftmeiten  jeneS  @efe^  jurürfge^ogen. 
Slllein  narf)  mieber^olten  förmti(i)en  2öal)nfinn§  =  ?lu§brü(i)en  unb  bei  gänjti(|em 
6rtöfd)en  ber  33ernunft  im  ^.  1810  mu^te  man  auf  ben  3^n^tt  beg  gebadeten 
®efe^e§  ^urürffommen  unb  burd)  $arlamentgaftc  öom  2'J.  Januar  1811  marb 
ber  ältefte  ©o'^n  @eorg  al§  ^prinjregent  an  bie@pi^e  ber  3tegierung  gefteHt.  — 
■Jceun  3t<i^)i-c  noä)  bauerte  bei  fonft  eiferner  (Sefunbljeit  ha§>  traurige  Ji'eben  be§ 
''IRonard^en.  i^n  ^of)en  luftigen  ©älen,  in  benen  ,  um  jeben  möglid)en  6dC)aben 
äu  öerl)üten,  alle  2Bänbe  gepolftert  maren,  loanbelte  er,  jute^t  aud)  ööttig  erblinbet, 
tröumenb  unb  gebanfenlog  einher,  big  am  29.  Januar  1820  ber  Job  feinem 
Seiben  ein  @nbe  machte.  —  Stlg  naäj  bem  SLobe  feineg  SSatcrg  ^^nebrid^  fidt)  für 
@.  bie  ''Äugfidit  auf  ben  brittifcfien  3:^ron  eröffnete,  mar  er  nod^  ein  ^nabe  öon 
13  3fal)ren.  S)ie  ©rjieliung  in  nid^t  smedmä^iger  9lbgefd£)loffent)eit  blieb  faft 
augfdtjlie^lid^  in  ben  ^änben  feiner  ^J^utter  unb  nur  fie  mar  eg  öorjüglid), 
fcinegmegg  einige  unpraftifdfie  unb  pebantifd^e  Seigrer,  meldE)e  auf  bie  Sntmidelung 
feineg  ßtiarafterg  ben  größten  (Sinflu^  l)atte.  2Bar  biefer  bal^er  in  mand)er  ^in= 
fid)t  fdiroff ,  toenig  bicgfam  unb  l)artnäcEig  eigentoiEig ,  namentlich  in  ber  .g)tn= 
fid)t,  ba|  \\ä)  fbäter  ber  ^Jtann  nid^t  gern  3lnberen  unterorbnete ,  namentlid^ 
nid)t  in  politifd£)em  Seben  —  mie  fid£)  bag  gerabe  ein  ÜJlonard^  in  ©nglanb  öor 
aEen  Slnberen  oft  mü^  gefallen  laffen,  —  fo  toeifen  englifd^e  (Sefd)id£)tgfc^reiber 
l)ierfür  alg  (Srunb  ftetg  auf  bie  Butter  l)in,  bie,  alg  bie  ^rinjefftn  eineg  Ileinen 
beutfdien  ^ofeg,  bie  Sbee  ber  abfoluten  ©emalt  beg  6perrf(^erg,  bie  gerabe  bei 
jenen  fteinen  ^'ö\m  in  l)öc^fter  S3lütl)e  ftanb  ,  mit  nad)  ©nglanb  gebrad^t  1)abe. 
2)iefe  ^bee  marb  burd)  ©corgg  fpäteren  .^ofmeifter,  ^inifter,  nadfi'^er  S3ertrauten, 
ben  Sorb  S3ute,  nod£)  met)x  genäl)rt  unb  führte  fd^on  in  hm  erften  i^al^ren  feiner 
Ütegierung  ju  ben  aufregenbften ,  bag  politifdje  Slnfel^en  ©eorgg  tief  ^^inab» 
brüdenben  SSorfätten.     Unter  biefen  fei  nur  furj  ber  äßilfeg'f d^en  ©fanbale  im 


@eorg  IV.,  Ä.  D.  ©rofebtittannien  u.  Stlaub.  651 

^ai'tament,  ber  fulminanten  ^umu§6rieie  u.  %.  gebarfit.  S)ie  Unpoputarität 
be§  ^önig§  fteigerte  jic^  fo  tt^eit,  ba^  aufeer  '•4?öbe(eicef|en  fogar  öerf(i)iebene 
3lttentate  auf  fein  Seben  ftatt  l^atten.  S)er  fc^roffe  SBiberftanb,  ben  feine  ^oüti! 
bem  Stnfinnen  ber  norb=amenfanif(^en  (Sotonien  entgegenfe^tc,  bic  ber  politifciien 
greifieit  be§  5JiutterIanbe§  t^eit^aftig  ju  toerben  n)ünfrf)ten,  füt)rte  ,^u  bem  un= 
gtücEtic^en  {^rieben  öon  17S3  unb  bem  S5er(uft  jener  fc^önen  Sänber.  3tuf  ber 
anberen  (Seite  '^at  e§  aber  aurf)  in  (Snglanb  tool  5liemanb  gegeben,  ber  ben 
großen  Sugenben  be§  93ionarrf)en,  meli^e  neben  jenen  ^^efilern  ^ert)or(eud)teten, 
nic^t  bie  '^öd^fte  9lrf)tung  gejottt  l^ätte.  @.  ttar  ein  rerf)tfrf)affener  ^Jlann  in  ber 
öoEften  Sebeutung  be§  2ißortc§,  ma^r^oftig,  treu,  unb  öon  innigfter,  toa^rer, 
nirf)t  f)eurf)Ierifrf)er  unb  fd^cinbarer  g'i-'ömmigfeit  burc^brungen.  ©ein  i)äu§tirf)e§ 
Seben  mar  ein  dufter  in  jcber  Sejie^ung  bon  5türf)tern^eit,  i?'eufrf)'^eit  unb  6in= 
fac^'fieit.  ©eine  liebften  ßr^olungen  maren  3lu§flüge  auf  feine  tdnbtid^en  @üter, 
mo  er  firf),  ganj  ber  'Jcatur  lebenb,  gern  mit  Ianbmirtl)f(^aftli(^en  33erfuc§en  bc= 
frf)äftigte.  ©an^  gegen  ba§  Sßeifpiel  feiner  beiben  33orgänger  lebte  er,  bie  e'^etit^e 
Sreue  aud^  nic^t  in  @ebanfen  öerle^enb,  mit  feiner  (Bema|tin  ein  gtücflic^  ^äu§= 
(irf)e§  Seben.  @r  toor  öermätjlt  feit  bem  8.  (September  1761  mit  ber  ^rinjeffin 
6!§arIotte  öon  ^ecEten6urg  =  ©treli^.  SBie  erjätjÜ  toirb,  fo  foK  ein  33rief  ber= 
fetben,  in  melc£)em  firf)  ganj  if)r  ebler  G'fiarafter  unb  i^r  gute§  meid£)e§  .!perä 
au§gefproc^en  l^abe  unb  ber  äufäHig  ^ur  ^enntni^  bei  ^önig§  gefommen  fei, 
biefen  fogteid^  bemogen  t)aben,  um  bie  ^^rin^effin  au  toerben.  (Sieben  ©ö'^nc 
entfproffen  au§  biefer  glücflic^en  (k^t:  @eorg,  ^Prinjregent  unb  51arf)fotger, 
g^riebricf),  Jperjog  üon  'Ojorf,  Söif^elm,  -^er^og  öon  Gtarence,  fpöter  öon 
1830—37  ^önig  öon  ©ro^brittannicn  unb  ^annoöer,  ©buarb,  ^er^og  bon 
Äent,  ftarb  6  Sage  öor  feinem  S5ater,  eine  einzige  Sorfiter,  Sßictoria,  je^t  .Königin 
öon  ©roPrittannien ,  t)interlaffenb  ,  ©ruft  .Sluguft ,  ^erjog  öon  4umber(anb, 
öon  1837 — 51  ^'önig  öon  ipannoöer,  Sluguft  O^riebrirf),  .^er^og  öon  ©uffer, 
unb  3lbo(pl^,  öer^og  öon  ßambribge,  unb  au^er  i^nen  fe(|§  2;ö($ter.  6ine 
©c^mefter  be§  ^önig§  mar  jene  unglürflic^e  (Caroline  ^[Ratl^ilbe,  Königin  bon 
3)änemarf,  bie  in  O^otge  ber  am  Äopent)agener  ,g)ofe  entftanbenen  5patoftreöotution, 
bie  ben  @rafen  5Branb  unb  ©truenfee  ba§  ßeben  foftete,  unb  in  melrf)e  man 
bie  Königin  gern  at§  5Jtitfcf)ulbige  öermirfett  l^ätte,  öon  i^rem  @ema^(  getrennt, 
gteit^fam  öerbannt,  in  Gette  ein  frül^e§  (Snbe  fanb.  ©c^aumann. 

®eorg  IV.  (Stuguft  {yi-'iebric^),  ^^rin^regent  unb  Äönig  öon  (Sro^= 
brittannien  unb  ^rtanb,  ^önig  öon  ipannoöer  öon  1820  —  30,  ber  ältefte  ©o'^n 
be§  SBotigen,  marb  geboren  am  12.  2luguft  1762.  53on  ber  9iatur  mit  ben 
g(ürftirf)ften  Einlagen  au§geftattet ,  furfite  man  biefe  burd^  bie  forgfältigfte  (5r= 
jiel^ung  meiter  auSjubilben.  9(ber  man  öerfaf)  e§  mit  berfelben  in  manrf)er  ^in= 
fi(^t.  @anä  ben  ftreng  toriftifd£ien  9[nfic^ten  be§  35ater§  angemeffen,  ^ielt  man 
ben  ©o^n  ftreng  abgefrfjloffen  öon  2tnberen  unb  getöäi)rte  il^m  toeber  3Ibmed^§= 
(ung  nodt)  ba§  geringfte  unf^ulbigfte  U^ergnügen.  9)^and^e  ©d^madC)f)eit  ber 
^)Jiutter,  bie  fie  fid&  gegen  it)ren  Siebüng§fof)n  ju  ©d^ulben  fommen  lie^,  mag 
üud)  übel  eingetüirft  l)aben.  S)ie  ^^-olge  öon  aÜem  biefem  toar,  ba§  &.,  al§  er 
im  S-  1783  für  majorenn  erflört  tooiben  mar,  um  fi(^  für  ben  biäfierigen  ^toang 
3u  entfd^öbigen ,  fid^  fofort  bem  auSgelaffenften  Seben  f)ingab.  3uf^"ft  i^diiä) 
frf)ien  e§,  al§  menn  e§  l^auptfödfilidt)  bie  ^olitif  fein  folle,  melctie  il)n  befc£)äTtigen 
mürbe,  inbem  er  mit  ben  genialen  Männern  ber  äö^ig  =  Gppofition ,  ©^eriban, 
$urfe,  ^0?  u.  31.  in  genaue  3]erbinbung  trat;  allein  batb  geigte  firf),  ba^ 
fi^limmere  Seibenfrf)aften  über  il^n  jur  ^errfd^aft  gelangen  mürben:  33erfd^mcn= 
bung,  ©piel  unb  jebe  anbere  2lu§frf)meifung  in  finnlid^en  ©enüffen.  Unter  ben 
öielcn  ©eliebten  feiner   frü^eften    ^ai)xt   toirb    namentlid^    eine  5Jlrg.    9tobinfon 


g52  ©eotg  IV.,  ß.  b.  ©rofebrittannien  u.  3fi:Iattb. 

genannt  —  toetd^e  fpäter  aud)  einmal  mit  unangene'^men  gnf^üEungen  au§ 
jener  3eit  gebro^t  Ijat.  5Jlit  ßiBertinS,  unter  benen  ber  nichtsnutzige  ^Jlr. 
58rummel  obenan  [tc^t,  tnurben  2;age  unb  5lädt|te  mit  garofpiel  unb  anberen 
2lu§f(i)ir)ciiungcn  bur^gebrad^t,  —  ein  S)ert)ättni|,  n}a§  lebtiait,  tüenn  man  füni 
berjeinernbe  ^atir'^unberte  mit  in  5lnf(^tag  bringt  —  an  ba§  be§  späteren  ^önig§ 
^einric^  V.  öon  ßnglanb  äu  fetner  noblen  $Banbe  erinnert,  aur  geit  aU  er  nod^ 
Äronprin^  mar.  2)a  bie  ginfünfte  be§  ^rinjen  3U  bem  berj^menberifdtien  3lui= 
manbe  be§  crften  ©entlemanä  bon  gnglanb,  mie  fid)  ®  gern  ufuncn  lie^,  balb 
nid)t  met)r  3ureid)ten  ,  jo  tjäuften  fid)  ©c^utben  auf  6d)ulben,  unb  al§  er  fi(^ 
fogar  ^eimlid^  au^er  )eanbe§  burd§  einen  fat^olifd^en  ^^iriefter  mit  einer  !att)o= 
Ufd)en  3)ame,  ber  fd)5nen  unb  liebenäwürbigen  äöittme  gii^tjerbert,  trauen  liefe, 
|üt)rte  bieg  SSer'^ältnil  a«  gänaUc^cr  3}erfeinbung  mit  feinen  ßttern,  meld)e  bei 
foId)er  ot)ne  i^re  einmilligung  eingegangenen  S3erbinbung  nur  eine  prin^lid^c 
gjtaitreffe  in  jener  S)ame  erfennen  moEten.  S)a  ®.  enblic^  feiner  get)äuften 
©c^ulben  megen  nirgenb  einen  ?tu§roeg  \ai)  unb  nur  eine  Serföljnung  mit  feinen 
gltern  it)m  bie  Mittel  ju  bereu  Xitgung  bot,  fo  fam  e§  jur  Trennung  jener 
33erbinbung  unb  jur  ßinge^ung  einer  anberen,  meld)e  ben  2öünfd)en  ber  ©Itern 
unb  bem  eignen  fronprinalidien  ©tanbe  gemäfe  mar.  5Im  30.  S)ecember  1794 
toar  bie  SSerlobung  @eorg§  unb  am  8.  Stpril  be§  fotgenben  S^at)rc§  bie  Sßer= 
mät)lung  mit  ber  ^^Prinjeffin  Caroline  bon  SSraunfdjmeig ,  Sodjter  be§  C^erjogä 
ßarl  äöiUjelm  gerbinanb  unb  ber  ^rinjeffin  2lugufte  bon  ßngtanb,  @d)tüefter 
@eorg  III.  ©ine  Ql)e,  meldte  mie  biefe,  nur  ju  bem  3med  gefc^loffen  mar ,  bie 
5}littet  äur  5Beäal)lung  bon  682000  ^:pfunb  (Sterling  ©d)utben  tjerbeipfd^affen, 
tonnte  feine  glüdlit^e  fein,  ©c^on  1796,  nac^  ber  ©eburt  ber  ^rinjeffin  6i)ar= 
lotte,  trennten  fid)  bie  beiben  ßtiegatten,  roorauf  bie  ^^ronprinjeffin  gteid)fam  aB 
Sßerftofeene  juerft  in  einem  2anbt)aufe  p  Slat^eaf^,  fpäter  auf  Üteifen,  jule^t 
auf  einer  S}itta  am  (Somerfee  if)r  Seben  anbrachte.  6ine  eljenmlige  ©eliebte  be§ 
^rinjen,  9Jlr§.  Werfet),  fott  burc^  ^to^i'^enti-'äsereien  ben  erften  ©amen  be§  5Jlife= 
t)erl)ättniffe§  gelegt  unb  üeranlafet  ^aben,  ba|  ]ä)on  im^.  1806  Unterfui^ungen 
über  ba§  Setragen  ber  Ävonprinseffin  eingeleitet  mürben,  meld)e  jebod)  für  biefe 
nur  red)tfertigenbc  Ütefuttate  ergaben,  '^taä)  biefer  Trennung  begann  @.  bon 
gteuem  fein  au§fc^toeifenbe§  2eben  unb  aud)  jene  ^h'§.  gi^'^erbcvt  foE  il)m 
toieber  nät)er  geftanben  "^aben.  ©eit  bem  29.  S)ecember  1811  mar  ®.  jum 
^Prinärcgent  bon  ßnglanb  für  feinen  ber  3iegicrung  unfäljig  erflärten  S3ater  er= 
nannt  morben.  @r  tierfolgte  nun  unter  Seituug  ber  bamaligen  ^Jlinifter  ben  feit 
S^a'^ren  eingefd^lagenen  ®ang  ber  englifd^en  5politif.  Semgemäfe  naf)m  er  aud§ 
an  attcn  großen  ßreigniffen  ber  fotgenben  ^al)re  iL^eil:  an  bem  ©turjc  9Zapo= 
leon§  unb  an  ber  neuen  2lnorbnung  ber  pDtitifd)en  9}erl)ältniffe  @uropa§  auf 
bem  SBiener  ßongreffe  unb  ben  beiben  i^ricben§fd)lüffcn  ju  ^ari§.  3ln  ben 
Kriegen,  meld)e  ßnglanb  für  jene  großen  3mede  gefül^rt  l;atte,  t)atten  aud) 
'^annoberfi^e  Gruppen,  befonber§  in  ©panien,  ©übfranfreid)  unb  juletjt  bei 
Söaterloo  ben  rü^mlid^ften  2Intl)eil  genommen.  3ll§  cnblic^  &.  nad)  bem  2;obe 
feine§  5ßater§  mirtlid)cr  .J^önig  bon  ©rofebrittannien ,  ^i-'lanb  unb  |)annober 
gemorben  mar  unb  feine  Krönung  für  fol(|e  Söürben  ftattfinben  foEte,  traten 
25erlegenl)eiten  ein,  bie  ^u  ben  ©Eanbalen  ber  ärgften  3lrt  fü'^rten.  5Die  Königin 
Caroline,  über  bereu  SSetragen,  namentlid)  über  i^re  ©teEung  ju  bem  Italiener 
SSergami,  meldier  auf  i^ren  3fieifen  it)r  fteter  33egleiter  unb  fpäter  i'^r  ©ünftting 
gemorben  mar,  feit  1813  fernere  Unterfu^ungen  ftattge'^abt  l)atten,  erfd^ien  plö^= 
lid)  in  ©nglanb,  um  i'^re  9led)te  al§  Königin  geltenb  ju  mad)en,  mit  bem  35er= 
langen,  jugleid^  mit  il)rem  (Sema'^l  gefrönt  ju  meibcn.  S)er  ärgerlid£)fte  ^rocefe 
mit  ben  ärgerlic^ften  3)erl)ören  angeblid^  beftod)ener  S^usert  "-i^^  anberen  Unter= 
fud)ungen  bradt)  bon   51euem  au§.     S)a§  fSoit  ftanb   entfd^ieben   auf  ©eite  ber 


©eoxg  IV.,  Ä?.  0.  ©toBbrittannien  u.  ^itlanb.  653 

Äönigin  imb  bro^te  mit  ben  fm'ci)tBaTften  ^emonftrationen.  2I(§  bte  Königin 
jur  2^ei(naf)me  an  bet  Krönung  in  bie  Äircf)e  bringen  n3olIte,  )^3axh  fie  buvcf) 
bic  firutatfte  ©etoalt  •  bavan  Oer^inbert.  äBenige  Jage  barauf  erlöfte  i'^r  Job 
i^ren  (Bema'^t  ^loar  öon  ^anbgreijtic^en  23erlegcnt)eiten ,  allein  auf  ber  anberen 
(Seite  tau(^te  ber  5)erba(f)t  eine§  fd^toeren  SSerbrecfienö  auj.  öatte  bod)  bie  Jobtc 
öerorbnet  auf  i^ren©arg  bie  i^nfc^rift  ^u  je^en:  (Carotine,  -öer^ogin  tjon  5öraun= 
fc^lüeig,  ermorbetc  .Königin  öon  ßngtanb !  5la(^  ben  33e[timmungen  be§  Söiener 
6ongreffe§  fielen ,  außer  bem  angetretenen  ÖaucnBurg ,  bie  atten  ^^roöinjen  be§ 
^urftaatg  .^pannoöer,  öerme^rt  mit  §itbe§^eim ,  Cftiriestanb ,  C'ingen,  '^epptn 
unb  bem  nörbti(J)en  ßic^sfelb  it)rem  legitimen  ^errn  tüieber  p,  ber  biefe  üer^ 
einigten  ^efi^ungen  feit  1814  jum  -ßönigreii^  ^annoüer  ert)o6.  2!er  öftere 
Uebergang  biefer  ^s^änber  in  frembe  |)änbe  ^atte  §ier  fc^on  man(f)e§  3ttte  burc^= 
einanber  geroorfen  unb  neue  33er^ä(tniffe  geftf)affen.  2;ie  3eit  ferner  ^atte  ganj 
anbere  ©taat§anf(f)auungen  ^ertiorgerufen ;  fo  tonnten  bie  Ser^ättniffe  eine§  con= 
ftitutionellen  ^önig§  Oon  gngtanb  ju  feinen  beutf(^en  Staaten,  bem  nunmehrigen 
Ä^önigreic^  ^annoüer  eigenttid^  nicf)t  mo^t  tit  bisherigen  abfotutiftifc^en  bleiben, 
fonbern  auc^  §ier  bertangte  ber  ^eitgeift  51eue§.  5Jlan  hoffte  ba^er  l^ier  ber 
3ufage  bes  §  13  ber  3?unbe§afte  gemä§,  auc^  auf  eine  35erfaffung,  in  melc^er 
\\<i}  ettoag  bon  bem  freifinnigen  engtifi^en  Seifte  tüieberfpiegette.  2) enn  bie  übrigen 
poiitifc^en  Schritte  @nglanb§  in  ber  großen  eurobäifc^en  ^olitif,  Söeigenmg 
jum  ^Beitritt  ber  ^eiligen  ^tlliauä,  '»IRifebilligung  öon  allen  .^anbtungen  unb 
(Srunbfä^en,  metc^e  auf  allen  ben  fotgenben  eurobäifc^en  Gongreffen  aulgef^rocfien 
tDurben,  tDet(i)e  jur  -öebung  unb  ^^eftfteÜung  be§  3lbfotuti§mu§  abget)atten  rourben, 
üe|en  für  bie  innere  ^JerfaffungSenttoicfelung  be§  Äönigreic£)§  ^annober  etroag 
ertoarten.  allein  man  faf)  fii^  babei  fe^r  balb  getäufdit;  bie  neue  nunmehr 
entftanbene  ^annoöerfcfie  3}erfaffung  ^atte  trenig  9te^nti(^feit  mit  ber  englifd^en, 
fie  blieb  bie  beutfi^  =  monar(i)ifct)e.  S)er  @ang  ber  (änttoicietung  in  biefer  Sc= 
jie^ung  ift  ettna' folgenber:  3unä(f)ft  tourben  al§  Ö)runblage  toeiterer  ?Iu5bi(bung 
für  ^annoöer  naii)  ben  Sefreiungshiegen  alle  bie  alten  3}er[)ältniffe  öon  1801 
broflamirt.  S;a§  ^Jlinifterium  in  ^annoöer  mit  allen  feinen  alten  Steckten  warb 
toieber  eingefe^t,  ebenfo  bie  englifc^e  ^an^tei  in  Sonbon,  je^t  unter  bem  Sorfi^e 
be§  Örafen  5Jlünfter,  ber  wä^renb  ber  franjöfifi^en  3eit  niit  mehreren  DJ^iffionen 
betraut  unb  baburc^  bem  föniglidien  ."paufc  befannt  gemorben  unb  nä^er  getreten 
tnar.  ^n  biefer  «Stellung  toarb  er  bie  erfte  politifdie,  ber  <Baii)t  nac^  auct)  faft 
bie  allein  ^crrf(^enbe  ^evfontic^feit  in  bem  neuen  ilönigreid^.  Unter  ben  neuen 
Slnorbnungen,  meiere  in  bemfelben  nötf)ig  waren,  tcar  ber  roid)tigftc  ßJegenftanb 
bie  ftänbifc^e  53erfaffung.  Sie  33eftanbtf)eite  beö  atten  ^urfürftent^um§  bitbeten, 
abgefel)en  öon  fteineren  ^^arjellen,  a^t  öerf(^icbene  güi'ftent^ümer  unb  @raf= 
fc^aften,  3u  benen  1803  Dsnabrürf  unb  181-1  ^itbeg^eim  unb  bie  anberen  6r= 
Werbungen  beg  SBiener  6ongreffe§  ^injufamen.  ^^aft  alle  Ratten  i^re  befonberen 
Stäube,  bereu  5Red)te  unb  (Einrichtungen  firf)  aber  fämmtlic^  nur  auf  ':partifular= 
31ngelegenl)eiten  einer  jeben  ^roüinj  belogen,  i^ebe  Sanbfd^aft  ^atte  i^re  eigene 
Drbnung  unb  einen  für  ficf)  abgefonberten  .öau^fialt ;  febe  beforgte  if)re  befonberen 
proöinäietten  3tu§gaben,  fo  ba§  Steuergrenjen  ba§  Sanb  na(^  allen  Seiten  ^in 
buri^f^nitten.  S^ie  einäige  (Semeinfd^aft  aller  ^^roöinjen  war  ber  gemeinfrfiaftlic^e 
Sanbe§^err.  31tlgemeine  :^anbe§angetegen"^eiten  liefen  fi(^  mit  i^nen  nici)t  traf= 
tiren,  ba^er  war  eine  ^eränberung  im  @eifte  ber  Qtit  not^wenbig.  S^er  ein= 
äuf(f)lagenbe  äöeg  tonnte  nicf)t  jweifet^aft  fein.  (Sine  SJer^anbtung  mit  ben 
einzelnen  2anbfct)aften  war  au§fi(^t§lo§.  Äraft  be§  Souöeränetät§rec^t§  ging 
ba^er  bie  3fiegierung  einfeitig  öor  unb  berief  burd^  ein  gteffript  be§  ^^riujregentcn 
d.  d.  (Sarlton=§oufe  öom  12.  5(uguft  1814  eine  allgemeine  Stänbeöerfammlung 
für  ben  S)eccmber  beffelben  Sa'^reS,  weld)e  aud^  in§  Seben  trat  al§  proöiforif(f)c 


654  &eox%  IV.,  Ä.  ü.  ©ro^brittannien  u.  Srtanb. 

allgemeine  ©tänbeöerfammlung.  S)ie  ütedite  berfelbcn  luaten  bov  atten  S)ingen 
33eftimmiingen  über  bie  3trt  unb  bie  3<i^^^-  in  toeläjm  bie  t)ci;j(i)icbenen  lanb- 
[tänbifd)cn  ^övpevfdiQiten  an  jener  allgemeinen  ©tönbeberfammlung  2:]§eil  ncl^men 
joKten,  bancben  9leglement  über  ©efd^äftaorbnung.  ©i?  tagte  in  ©iner  33erfamm= 
lung.  6ine  5Xenberung  be§  35erl)ältniffe§  jtüiji^en  9lcgenten  unb  Unterf^anen  ift 
bamtt  im  Slügemeinen  nid^t  getroffen,  benn  e§  i)ieB  au§brüiilic^ :  „S)ie  big^erigen 
altftänbifc^en  gie(i)te  fottten  fortbauern".  @o  mufetc  c§  äurS^it  ber  ®ntftef)ung 
be§  il'önigreic^g  bleiben.  S)er  SCßiener  6ongre|  t)atte  nod^  nid)t  über  lanb= 
[tünbifd^e  ^)led)te  in  beutfc^cn  ßinjelftaaten  entfd^ieben ,  überbem  I^iefe  e§ :  „man 
müfje  erft  bie  grfa^rung  maücn  taffen".  (35gl.  ßuben,  S)a§  J?önigreid)  ^annoüer 
nad)  feinen  öffentticfien  33ert)ältniffen  jc,  1818,  unb:  ^;ur  ®efd)id)te  be§  Ä5nig= 
rei(f|§  ^annober  in  ben  erften  ^^a'^rcn  nad)  ber  ^Befreiung.  5lnont)m,  jebod)  üon 
giel)berg.)  D'^ne  3^eifet  l^at  biefe  iprobiforifc^e  allgemeine  ©tänbeüerfammlung 
maudC)e§  @ute  geleiftet.  5luf  bie  alte  Drbnung  geftcitt  unb  öcrtoirfen,  fd)onte 
fie  bie  6igentt)ümtid)feiten  bcrfetben  möglic^ft;  bennod)  mufetc  unbermeiblid)  ein 
großer  2;t}eil  babon  aufgeobiert  tüerben  unb  ba^  fie  fid)  l)ierp  l^erbeilic^  tvax 
ba^  (Srgebni^  be§  ftüglid^  öon  ber  9tegierung  getoä^^Itcn  (5infammerfl)ftemä.  5£)cm 
©lunbbefi^  mar  in  biefer  l^ammer  ein  übertoiegenber  9lntf)cil  an  ber  9}ertretung 
be§  Sanbeg  ^ugemiefen.  S)ie§  lag  in  ben  alten  l^unbertjä^rigen  3lnfd)auungen 
ber  Untertt)anen.  Unter  102  Sieputirten  maren  55  SiJertreter  be§  ©runbbefi^eä 
unb  unter  le^tercn  mieber  47  Titterfd)aftlid)e  2;^eilnc'^mer.  3ll§  bann  im  :3\  1819 
bie  Ütegierung  ben  3ntbun{t  jür  gefommcn  ^ielt,  ha'i  big'^erige  ^roöiforium  auf= 
anheben,  mar  bem  äu  fd)affenben  2)efinitit)um  bie  in  2)eutf(^lanb  l^errfdienbe 
politifc^e  Strömung  uii^t  günftig.  ߧ  mar  ba§  i^a^r  ber  Äarl§baber  )Befcl)lüffe 
unb  ber  ?lu§legung  be§  2lrt.  13  ber  Sunbe§afte  im  ©inne  beä  ftreng  monar= 
d)ifd)en  ^rincipS.  3)er  ®raf  gjlünfter  "^atte  mätjrenb  feine§  langiäi)rigen  ?lufent= 
l)alt§  in  (Snglanb  unb  feine§  SSerfe'^rg  mit  englifd)en  ©taat§mönnern  mäl)renb 
ber  Dccupation§3cit  einige  freifinnige  3tbeen  unmillfürlid)  in  fid)  aufgenommen 
unb  fam  mit  fold)cn  nad^  bem  äBicner  ßongreffe.  2)iefe  temporären  freifinnigen 
Slnmanblungen  toaren  jebod)  bafelbft  burd)  bie  continentalen  9lnfd)auungen  unb 
ba§ ,  ma§  er  öon  ©eiten  ber  übrigen  föro^mäd)te  fa"^  unb  l^örte ,  balb  ööllig 
öcrbrängt.  S)a  nun  aber  einmal  fcft  befd)loffen  mar  ba§  ^:)3roöifürium  burd) 
eine  neue  S5erfaffung  ju  erfe^en,  fo  galt  e§  nunme'^r  eine  fold)e  jeitgemä^e  p 
entmerfen.  @§  mar  bieg  <Badcjt  be§  ^inifteriumS  in  ^annober,  bor  allen  Singen 
aber  miebcr  be§  bamaligen  faft  allmäd)tigen  unb  einflu^reid)ften  ÜJlitgliebe§ 
beffetben,  be§  ^Jlinifterg  b.  33remer  (f.  o.).  $erfönlid)  meniger  ba^u  bcfäl)igt 
geriet^  bie  Slrbeit  in  bie  |>änbe  feine§  ^t1).  C^abinet§  =  ©ecretär§  ^}let)berg,  ber 
eigentlichen  ©eele  ber  l)annoberfc^en  ülegierung;  biefer,  ma§  ftaatSmännifd^e  2^n= 
tettigenj  angel)t,  al§  bie  befäl)igtfte  9{egierung§  =  5lutorität ,  boUenbete  aud^  bie 
Slrbcit.  ©ein  (Sntmurf  erljielt  in  ^annober  unb  bemnäd)ft  in  Sonbon  bie  @e= 
ncl)migung  unb  mürbe  mit  menigen  unb  unbebcutenben  Slbänberungen  aU  fünftige 
l^annoberfd^e  ßanbe§berfaffung  proHamirt  burd)  ba§  patent  bom  7.  S)ec.  1819. — 
^n  bicfem  @efe^  ift  ba§  3mci!ammerft)ftem  eingefül)rt.  ^n  ber  erften  Kammer 
fa|en  bie  ©tanbeS'^erren,  bie  ^Prälaten  unb  bie  9litterfd)aft.  ^n  ber  atoeiten 
l^atten  unter  ben  übrigen  SDeputirten  bie  ber  ©tobte  ba§  entf(^iebene  Uebergemic^t. 
Sie  Steinte  ber  ©täube  übrigeng  mürben  im  5lllgemeinen  nic^t  er'^öljt,  fonbern 
blieben  mefentlid)  bie  ber  probiforifd)en  ©tänbeberfammlung  nnb  biejenigen, 
meiere  borl)er  fd^on  ben  5)ßrobin3ial=ßanbftänben  jugeftanben  "Ratten,  nämlidl)  33e= 
milligung  ber  ©teuern  unb  9)litbermaltung  berfelben  unter  £)berauffid)t  ber 
ßanbeS'^errfd^aft.  Sei  ber  attgemeinen  Sanbeggefe^gebung  :^atten  bie  ©tönbe  nur 
ba§  9f{edf)t  ber  3urat^eaie:^ung ,  ber  gutad^ttid^en  ?leu§erung  unb  ba§  Üted^t  ber 
SJorfteltung ,   !eine§meg§  aber  ba§  gied)t  ber  eingreifenben  St^eilna^me.     ©old^e 


©eorg  IV,,  SL  b.  ©roßbrittannien  u.  3tlanb.  655 

25et|af|ung§gi-unbfä^e,  toeldie  ben  oBigen  Sefttmmungen  entgegen  geftanben  l^ätten, 
öerwivrt  ber  §  6  beg  ^^atentg  auebrücfüd^,  unter  bem  5öortoanbe ,  „ba|  fte  nod^ 
nic^t   betoäf)rt   feien",   toic  fotc^ergeftatt   fc^on   irüf)et  öon    ber   9legicrung  ben 
©tönben  3)Wt{)eilungen  gef(i)ef)en  feien.     ^Mt  biefer  SJerjaffung  toarb  ba§  Äönig= 
reict)  bi§  jum  ^.  1833   regiert  unb   ber  ©taat   bamit   notfibürftig  in  Crbnung 
ge'^atten.     5£)ie  '^errfdienbe  ablicf)e  ^:partei  fuc^te  fic^  noct)  fefter  gegen  jebe  ^Kegung 
gegen  ftcf)  au  fiebern,  burci)  ba§  ^Princi^),  ba^  jebe  5tnftet(ung  eine§  ©taatSbieneri 
mit  bem  35orbet)aU  ber  j?ünbigung,  —  natürlid)    einer  uriHfürlidien ,   gefc^el^e. 
^nbuftrie  gab  es  fo  gut  wie  gar  ni(i)t;  man  moUte  fie  auc^  nic^t;   man  rooEte 
nur  einen  5lrferbauftaat,  meit  bie  5}litgtieber  beffelben  genügfamer  unb  nidf)t  um= 
blicEenb  finb.    S^a§  einjige  gute  toar,  ba§  bie  ginanjen  in  normale  Crbnung  famen 
unb  ber  ßrebit  be§  Sanbeg   feft   unb  unerfc^ütterlic^  ftanb.     ©rft    ba§  ^.  1833 
brad)te  nad^  manchen  ©türmen  ein  jeitgemä^eS  ©runbgefe^.     ©eit  bem  3.  1816 
toar  ätoar  ber  |)eräog  üon  ßambribgc  (f.  o.),  ein  jüngerer  trüber  be§  ^önigg  (B., 
al§   ©eneralgouöerneur    be§  ^önigreic£)§   nad^  |)annoöer   öerfefet.     StIIein    biefer 
gute  unb  braöe  ^:pNrin3  toar  nt(i)t  ber  5}lann  bamac^,  in  irgenb  einen  S'^^^%  ^e^" 
9iegierung  felbftänbig  orbnenb   ober  änbernb    einzugreifen.     @r  biente  nur  baju, 
ba§  töuiglidie  |)au§  in  ben  beutfc^en  Staaten   öu^erlict)   ju  ret)räfentiren.     S)er 
©d^toerpunft  ber  Üiegierung  blieb  ftetS   bie   englif(^e  ßauätei  unter  bem  ©rafen 
«»lünfter.     allein  felbft  jeneg  ^patent  öon  1819  fc^ien  gjtanc^em   in   feinen  3u= 
geftänbniffen  f(i)on  ju  toeit  ju  ge'^en,   namentlid)   lag  ber  ?lbel  bieferl)alb  bem 
trafen  5Jlünfter  in  ben  D^ren.     9Jtan  :^atte  erfahren,    baB   fein  S3erfaffer,   ber 
©e^eime  ßabinetgraf^  9tePerg,   no($   S}erfaffung§pläne  ^abt,    um   toeiter   aui^ 
bie  gfJed^te  be§  9lbel§  me'^r  in  2Iu§glei(^  mit  benen  ber  anberen  ©tänbe  ju  bringen, 
gjlan  fritifirte  bal^er  einzelne  5]3unfte  be§  ^:patent§,   in  toeldjen  man  Sln^lt  er-- 
blidtc,   um  baran  fpäter  3Beitere§  5U  fnüpfen  unb  lie^  es  an  SSortoürfen  gegen 
ben  ^inifter  Sremer,   ben  oftenfiblen  3}ater  be§  ^:patent§,   nidlit  fehlen.     S)iefer 
ftatt  ba§  2Ber! ,  toa§  unter  feinem  Flamen  erfc^tenen  toar ,  ju  üert^eibigen ,   gab 
bie  @enugtl)uung,  \)a%  er  ben  toir!li(^en  Serfaffer,  ben  ©e'^.  gabinetSrat:^  9tef)= 
berg  aufopferte,  unb  i'^n  au§  bem  S)ienft  entfernte,  toä'lirenb  er  felbft  rul)ig  im 
Slmte  üerblieb.     S)er  35erluft  Die^berg'i,  jebenfaEg  ber  geiftreic^fte  ©taatämann, 
ben  ^annober  in  neuerer  3eit    gef)abt   '^at,   toar   ein    nicf)t    ffoä)    genug  an3U= 
fd)lagenber  Serluft.     3m  ^erbfte  be§  ^.  1821  befucl)te  ^önig  @.  feine  beutfdien 
©taaten.     S)er  Ü)runb  ber  Ütetfe  toar  aber  fc^toerlit^  ber  ,  biefelben  burc^  eigene 
Slnfd^auung  fennen  au  lernen ;  bielmel^r  toar  biefe  gieife  f otoie  bie  eben  üoÜenbete 
irlänbifcl)c  nur  eine  politifc^e  5lnorbnung,   um  ben  ßönig  auf  längere  3eit  bon 
ßonbon  ju  entfernen,  too  bie  Slufregung  gegen  if)n,   namentlich  toegen  ber  f!an= 
balöfen  ©treitigfeiten  mit  ber  Königin,  auf§  ^ödiftc  gefticgen  toar.     ^Jlan  ll)offte 
mit  dieä)t,  bafe  ficf)  folc^e  toä^renb  einer  längeren  ^eit  legen  toürbe,  in  ber  man 
ben  ©egenftanb  berfelben  nid^t  bor  9lugen  ^aU.     S3ei  fol(i)em  3}er^ltniB  erflärt 
ftc^  leid)t,   ba^    eine   folciie  ^Jteifc   für  §annoöer  gar  leine  bleibenbe  Sebeutung 
f)aben  fonnte.     S)ie  3eit  ging  l^in  in  nie  enbenben  raufc^enbcn  gcftlid^leiten  unb 
Suftbarfeiten,  miäjt  angefteHt  toaren,  um  bie  '^olien  Säfte  ju  öergnügen,  toeld^e 
öon  allen  ßnben  :^erbeigeftrömt  toaren,  um  einen  Äönig  öon  ©nglanb  ju  begrüben. 
®.  felbft,    fd^on    lange    !ränflid^ ,   förperli(i)    faft  unbetoeglicl)   burd^    gi(i)tifc^es 
Seiben,  fonnte  an  ben  toenigften  jener  ^efte  f^eilnetimen  unb  öermodt)te  nur  mit 
äu|erfter  2lnftrengung  ftd^  feinen  Untert^anen  einige  5)^0 le  öon  2Beitem  ju  geigen, 
^it  if)m  toar  fein  ^inifter  Sorb  Gaftlereag^  gefommen,  ber  mit  bem  gleid^faüs 
crf(f)ienenen  f5fürften  ^etternic^  ettoc§   grofe  europäifdl)e  ^^olitif  getrieben  :^aben 
mag ;  innere  ßanbcgangelegen'^eiten  finb  nid)t  jur  ©pjcai^e  gefommen.     S)ie  ßr= 
lebigung  einiger  ©nabcnfa^en  fotoie  bie  2ßo:^lt|at  ber  9luf^ebung  ber  abcnblid^cn 
S^orfperre  für  bie  ©tabt  ^annoöer  finb   bie  einzigen  bleibenben  9tefultate  ber 


656  ®eoicg  IV.,  j?.  ö.  ©roßbrittannien  u.  ^J^lanb. 

Slntüefenl^eit  ©eorgS  in  feinen  beutfdjen  Staaten.  Salb  nac^  feinev  Ütüdfel^r 
nac^  gngtanb  tüovb  fein  ^ame  noif)mal§  in  einer  ävgevli(f)en  ^Ingelegen^eit  ge= 
nannt.  ©eit  bem  2obe  be§  .^erjogS  f^riebnc^  2Gßilt)elni  öon  33raunfrf)n)eig-Del§ 
in  ber  ©(i)Ia(^t  Bei  QuatrebraS  1815  toar  bic  25oi*mnnbjct)aft  feiner  beiben  ©ö^ne 
auf  ®.  übergegangen.  @raf  fünfter  l^atte  (Special  =  SSoIImac^t ,  bie  biefer'^alb 
nöf^igen  5lnorbnungen  ju  treffen ,  beren  2lu§füt)rung  auf  bem  kontinent  bann 
bem  ®ef).  Oiat^  ©(^mibt  =  ^$Metbet  jufiel.  9lt§  mit  bem  ^.  1823  bie  fSoU-- 
iätirigfeit  be§  ^rin^en  Äart  unb  ber  eintritt  feiner  ülegierung  erfolgte,  fott  @raf 
■»Dtünfter  öor^er  öergeblic^  gen)arnt  unb  geratl)cn  Ijaben ,  fotc^en  ^^itpunft  noc^ 
roeiter  l)inau§3uf(i)ieben ,  inbem  er  ben  '^riujen  für  ein  l)ol^e§  3ftegentenamt  nodi 
nid^t  für  befähigt  l)atte.  S)er  ©rfolg  reditfertigte  nur  3u  fel^r  fotrf;e  93eben£en. 
2)ie  mi($tigften  3lemter  in  23raunfd)lt)eig  tourben  öom  .^erjog  ^art  mit  ben 
jmeibeutigften  Kreaturen  befe^t  unb  ber  bi§l^erigc  ?Jtitüormunb ,  ö.  ©c^mibt= 
3ßl)ifclbe!  mu|te,  um  fein  Seben  ju  retten,  au§  bem  ßanbe  fliel^en.  .Iperjog  ^axi 
rii^tete  barauf  eine  @rf)ma^fcf)rift  gegen  feine  bisherigen  SSormiinbcr  mit  ber  2ln= 
flage ,  feine  ©rjie'^ung  abfirfjtlit^  fo  geleitet  ^u  ^aben ,  um  tlju  unfähig  ^ur 
Ülegierung  ju  machen.  Sraf  5)lünfter  üert^eibigte  \\d)  unb  feinen  Äönig  mit 
ber  ©d^rift:  „Sßibertegung  ber  ef)tenrü'^rigen  33cfcl)utbigungen,  meli^e  ©eine 
3)ur(^taud)t  ber  .Iperäog  üon  Sraunfc^meig  fi($  gegen  i^ren  erhabenen  Sßoxmunb 
erlaubt  ^aben",  unb  let)nte  eine  perfönlidtie  ^erauSforberung  jum  ®ueE,  bie  er 
öom  .f)er^og  empfangen  l)atte,  ab.  5Da§  Seben  beffelben,  üon  feiner  9tegierung 
unb  SSertreibung  öon  Sraunfd^meig  an  big  ,^u  feinem  Seben  unb  2:reiben  in 
^ariä  imb  enblirf)  in  @enf,  bilben  bie  befte  ^ted^tfertigung  für  Äönig  @.  unb 
ben  trafen  ^Mnfter.  —  ^n  feinem  ^ribatteben  betraf  ben  ^önig  (S.  nmni^er 
§orte  ©(^lag;  ber  traurigfte  mar  ber  Job  feiner  einjigen  2;ocl)ter  d^arlotte. 
S)iefe  licbenSmürbige  ^rinjeffin,  berStolj  ber  englifc^en 'Station,  geb.  am  7.  ^an. 
1796,  ^atte  fic^  au§  perfbnlii^er  Steigung  mit  bem  'iprin^en  öeopotb  öon  ©act)fen= 
Soburg,  bem  fpäteren  ^önig  öon  SSelgien,  ben  fie  bei  Gelegenheit  feine§  58efud^§ 
in  ßnglanb  lennen  gelernt  t)atte,  am  2.  'üJiärj  1816  öermä^lt,  aber  fc^on  am 
5.  9toöember  1817  ftarb  fie  im  etften  Äinbbette.  ^m  S-  1827  ftarb  ferner 
ber  Siebling§bruber  be§  .^önig§,  ^^riebric^  -^erjog  öon  9)orf,  in  feinem  64.  ^atjxe. 
ÜJiit  i^m  öerlor  ber  i?önig  feinen  bemät)rteften  greunb  unb  immermäfirenben 
SSegleiter.  Sommer  einfamer  marb  ba§  Seben  be§  ,ilönig§.  S^m.  legten  5Jtalc 
jeigte  er  fid^  öffentlid)  am  20.  3luguft  1829  bei  ©elegen^eit  ber  ®runbftein= 
legung  be§  S)entmal§  für  feinen  35ater  ©eorg  III.  Unter  ben  erfdf)recfü(i)ftcn 
©d^mer^en  unb  Seiben  enbete  ber  2:ob  am  24.  3?uni  1830  ba§  ßeben  ®eorg§  IV. 
(5r  l)at  alte  ©labten  ber  33olf§ftimmung  burd^gemadl)t.  ^^opulär  bi§  jum 
^leu^crften  im  3lnfang  feiner  ßaufbal)n  !am  e§  bal)in,  ba^  ba§  3}olf  i^n  ftcinigen 
mottle.  ,Spöl)er  mie  je  ^ob  fid^  unter  i'^m  bie  Sebeutung  @ng(anb§  al§  europäifd^c 
©ro^mad^t,  einerlei  roclc^cS  ©t)ftem  im  Innern  be§  Sanbe§  öexfolgt  muvbe,  ob 
ba§  be§  Sorb§  (iaftlereagl^  ober  ha^  folgenbe  (Sanning'§.  S)em  .g)annoöeraner 
ftanb  bei  atter  innigen  unb  ^äljen  ^tn'^änglid^feit  an  fein  ^yürften|au§  im  9ltt= 
gemeinen  bie  5perfönlid£)feit  biefe§  „engtifcf)en"  ßönig§  fern  unb  eine  gemiffe 
@teid^gültig!eit  gegen  i^n  lie^  fti^  ni%t  öertennen.  @§  luar  nid^t  attein  bie 
nationale  9]erfd)iebent)eit  —  benn  ®.  fud^te  feinen  l§üd£)ften  9lut)m  barin,  ber 
erftc  ©nglänber  mit  atten  feinen  ©igent^mlid^reiten  äu  fein,  —  aud^  bie  poli= 
tifd^c  ^Ibgefd^loffen'^cit  toar  ©tunb  fold)er  ©rfdieinung.  6in  Ärei§  öon  Männern 
au§  bem  beöorjugteften  ©tanbe  "^atte  ]iä)  ^mifi^en  ^önig  unb  ba§  35olf  geftettt, 
gleich  einer  ehernen  ^auer,  in  mel(i)er  e§  nur  ein  IteineS  ^förtd^en  gab,  an 
bem  ber  ©raf  9Jlünfter  forgföltig  äöad^e  :^ielt,  über  Wittes  ma§  liinein  unb  :^erau§ 
ging.  Darum  feierte  fid^  aud^  ber  .g)a§  be§  SanbeS  '^auptfäd^lid^  gegen  il^n  al§ 
bie  Duette  atte§  Uebel§   unb    trieb  il§n   öon  biefer  ©tettung  in   jener  3^^^/   ^^^ 


©cotg  V.,  Ä.  ü.  ^QnnoDer.  657 

nac^  bem  3t-  1830  bie  großen  europäifc^en  SSeiDcgungen  begannen.  6e  roaxen 
f(f)n)ere  unb  rool  nicf)t  unberechtigte  ^efrfiulbigungen,  bie  man  if)m  öoiroavi. 
2;agegen  f)atte  ber  öerjog  Don  ßambribge  in  feiner  Stellung  aU  (^eneral= 
gouDerneur  be§  Äönigreicf)§  toäf)renb  ber  3.  1816 — 37  burc^  bie  !2iebenöroürbig= 
feit  ieiner  ^^erfon  unb  acfjtungöroürbigeg  S3er^alten  bie  Jöerjen  aller  £)annoüeraner 
gewonnen  unb  bne  i^anb  fa^  if)n  allgemein  trauernb  fc^eiben ,  als  anbere  ^et= 
lältniffe  feine  roeitere  ^tnroefenfieit  unmöglicf)  macfiten.  5Jtit  3tecf)t  fann  man 
iDo^I  fagcn:  er  mar  es,  ber  nacf)  ben  roecfifetOoIIen  Saf)ren  üon  1810  —  14  bie 
9ln^ängli(i)feit  ber  ^annoüeraner  an  i^re  9tegentenfamilie  öon  'Jleuem  belebte 
unb  ftetö  im  3Sact)fen  eri)ie(t.  ©et)  au  mann. 

(gcorg  V.,  f^i^if^ttii)  3Uejanber  Äarl  6rnft  2luguft,  fünfter  unb 
te^ter  Äönig  öon  ^annoDer,  töniglicf)er  $rin3  Don  @ro|6rittannien  unb 
^rlanb ,  .^erjog  Don  Gumberlanb ,  aus  bem  ^erjogücf)cn  öaufe  ißraunfcf)tt)eig= 
i^üneburg,  urfprünglic^  2Belf=6fte,  einjiger  ©of)n  ßrnft  Slugufts,  ,g)er,^og5  Don 
(Sumberlanb,  nac^f)erigen  Dierlen  .Königs  Don  .^annoDer,  unb  ber  in  bintter  @^e 
Dermä^ltcn  ^^rinjeffin  ^yrieberife  Caroline  Don  9JtecfIenburg=(5tre(i^ ,  geboren  am 
27.  5Jtat  1819  in  SSerün,  t  am  12.  ^uni  1878  in  ^:paTis.  Unter  forgfältiger, 
^auptfä(f)tt(i)  Don  ber  3Jlutter  geleiteter  ßrjic'^ung,  Derbrac^te  er  bie  ^ugenb^eit 
t^eii»  in  ßnglanb ,  tf)eits  in  ^Serlin ,  tt)of)in  ber  SSater,  in  5Jli§mut§  über  bie 
•Jinfna^me,  melrfie  fein  potitifc^eS  9luftreten  in  ßnglanb  gefunben,  1819,  furj 
Dor  ®eorg§  @eburt,  ben  SBo^^nfi^  Derlegt  ^tte.  5Zac^bem  bas  cngtifcfie  ^^ar(a= 
ment  im  3uni  1825,  auf  bie  Buf^ge  einer  engüfd)en  ©rjie^ung  ©eorgs,  einen 
3ufc^uB  3U  ben  .Soften  berfelben  bemilligt ,  fe'^rte  ßrnft  Stuguft  mit  bem  So^ne 
1828  nac^  Gnglanb  jurücf,  mo  biefer  bie  6lbonf(f)uIe  befucf)te.  Sijiefier  be§ 
'^ringen  roaren:  Slbjutant,  fpäter  Cberforftmeifter  D.  S)üring,  Dr.  !^er  unb  23or= 
(efcr  öofratf)  Sobe.  S)iefe  übten  jeboc^  entfernt  nic^t  ben  Ginflu^  auf  i!|n  aus, 
roie  bie  in  potitifrf)er  öinfidjt  abfolutiftifc^  gefinnte  DJlutter.  'änd)  beren  SSruber, 
bem  '^rin,jen  .^art  Don  iltecflenburg ,  ftanb  (5j.  perfönliii)  naf)e  unb  foE  bem 
3}erfef)re  mit  bemfelben  feine  erften  eigentf)ümlic^en  Sßorftellungen  Don  Äönigs^ 
roürbe  entnommen  ^aben.  ©eine  erfte  miütärifd)e  Umgebung  bitbeten  'Jtittmeifter 
D.  .pebemann  unb  3lbjutant  @.  D.  lyxtie.  ^n  ber  5Red)t6n)iffenfc^aft  unterrichtete 
if)n  Gonfiftorialrat^  ^Bergmann,  fein  fpäterer  Gultusminifter.  S;ie  größte  ^3lei= 
gung  jeigte  @.  Don  frü^  an  3um  Stubium  ber  ©efcf)i(^te,  namentliä)  auc^  ber 
©efd^ic^te  feines  öaufe§.  Seine  ©tubien  mürben  jeboci)  f(i)on  ba(b  baburc^  er= 
f cuttert,  ha^  bie  ©efjfraft  feines  linfen  'ituges  Dertoren  ging;  jttar  gefc^a^  bies 
3unä(^ft  .in  (volge  einer  .ßran!f)eit,  es  liegt  aber  auc^  bie  SJermut^ung  nat)e, 
baB  e§  auf  einem  erbli(i)en  ^e^ler  berul)te,  benn  nic^t  nur  f)atte  ber  ©ropater, 
ber  erfte  l)annoDerf(^e  .König,  ©eorg  III.  Don  ßnglanb,  in  :^öf)erem  911ter  bas 
9tugenlicf)t  gan^  Derloren,  fonbern  auc^  ber  53ater  mar  auf  einem  ^iluge  erblinbet. 
6in  unglü(flici)er  S^^'^^  führte  1833  bie  DöIIige  ßrbünbung  f)erbei.  ^itä^eres 
hierüber  ift  erft  nad)  @eorg§  Sobe  3um  erften  5Jtale  glaubf)aft  allgemeiner  be= 
fannt  geworben.  6in  Slugenjeuge,  Jy.  9Jlacfarlane  Spong  ju  ßarlom  in  ^rlanb, 
Deröffentlic^te  unterm  22.  ^uni  1878  in  bei  „2ime§"  etwa  g-olgenbe§:  Söäl^renb 
Ud)  @.  mit  i^m  unb  bem  ^^rin^en  @eorg  Don  Gambribge  im  iölumengarten  be^ 
S(f)loffe§  5u  2Binbfor  unterhielt,  fcf)mang  er  me^rmal§  eine  lange  grünfeibene 
33örfe  mit  großen  golbenen  Cuaften  in  ^orm  Don  Gi(i)eln  an  beiben  6nben  in 
ber  C'uft  f)erum  unb  ^ätte  beinahe  fein  @efid)t  fcfion  einmal  getroffen;  ermahnt, 
Dorfic^tig  wegen  feines  51uge§  ^ufein,  lai^te  er  über  fold)e  ^^engftlic^feit;  im  3tugen= 
blicf  barauf  aber,  als  er  bie  33örfe  wieber  ^erum  fc^wang,  fcf)tug  er  fie  t)eftig 
in  fein  recl)tes  2luge.  3Ier3tticl)c  öülfe  würbe  folgenben  2:ag§  gefu(f)t ,  al§  Der= 
mehrte    3ii)meräen    feine    21)eilnat)me   am  xurnen   ^inberten.     ^m  wefcntlic^en 

StUgem.  beutf^e  »iogta^J^&ie.   vm.  42 


558  ®eorg  V.,  Ä.  ü.  ^aitnoöer. 

übereinftimmenb  'hiermit  ift  eine  ^ittl^eUung  öon  £).  Älopp  in  bei  „S)eutfd)en 
35o«§-3eitung"  öom  25.  SuH  1878,  nur  fott  ^iernac^  (SJ.  ju  ©diloB  i?ett)  ben 
35eutel  in  Ipielenber  i5fi'"eube  über  ein  eben  öerabjoIgteS  9lImo|en  gefdjttjungen 
^bcn.  ©ruft  Sluguft,  tt)eld)er  \xä)  um  btc  ©rjictiung  beg  @ol)ne§  toenig  befümmerte, 
iDoHte  ftct)  öon  beffen  toöttiger  Srblinbung  ni(^t  überjeugen  laffen,  entließ  jogar 
bie  Slerätc,  toeld)c  üjin  bie  äöa'f)r'f)eit  gefagt,  ungnäbig,  lie^  burd^  ^eiltünftter 
öerj{i)iebener  ?lrt  .g)eilöerjud)e  anftelien  unb  reifte  im  ^txhit  1833  mit  &.  nad) 
^Berlin,  um  biefcn  ber  6ur  be§  älteren  ©räfe  ju  übergeben,  Bei  bem  er  jelbft 
f(i)on  1827  eine  folcf)e  burt^gemadit.  S)ie  (Srblinbung  im  3Ilter  üon  14  i^a'fli.'en 
würbe-  für  ben  (S^araÜer  unb  bie  ©c^idfale  ®eorg§  unb  in  5oIge  befjen  für  ba§ 
®ef(i)ic£  beö  Königreichs  ^annoüer,  öon  ber  größten  Sebeutung.  @§  War  natür= 
ü(^,  bafi  bei  ber  nunme'^r  eintretenben  SluSbilbung  be§  ÖJel)ör§  (S.  fi(^  me'Eir  ber 
''Dtufif  ^utoaubte ;  öon  i5fi;eunben  tnerben  it)m  fogar  6om))ofitionen  nat^gerül^mt, 
D.  Kto^)p  in§befonbere  fagt  in  ber  „S)eutf(^en  5öolf§=3eitung"  "»Jlr.  1611  öon 
1878,  feiten  l)abe  jemanb  eine  fo  reine,  er'^ebenbe  ^^reube  an  ber  9Jlufif  gel^abt, 
auf  beren  ©ebiete  ®.  eine  fd)affenbe  Kraft  getoefen  fei  „burc^  eigene  6ompo= 
fitionen  unb  burd)  feine  5Jlebitattonen  über  bie  äöirfung  ber  9Jlufif."  @§  war 
aud)  nid)t  auffäEig,  ba|  fid|  bei  bem  rein  inneren  Seben  be§  35linben  in§befon= 
bere  religiöfcr  6inn  enttüidelte;  eigentljümlid)  aber  mar  bie  ©ntfte^ung  einer 
getoiffen  2)en!weife,  meld)c  immer  melir  ju  Xage  trat,  nad)bem  ber  35ater  1837 
burd)  ben  2;ob  2Bilt)elmö  IV.  öon  ©nglanb  auf  ben  SL^ron  be§  nunmelir  ]^ier= 
öon  getrennten  Königreid)^  öannoöer  Berufen  War,  in  beffen  .f)aupt[tabt  @.  mit 
ber  Butter  am  15.  ^uli,  jWei  Sßoc^en  naii^  bem  3>ater,  ben  ©in^ug  l^ielt. 
3)urd)  S3linbl)eit  öon  ber  Söelt  ber  ti)irf(id)en  Sl^atfad^cn  abgefd)loffen,  baute 
fid)  nämlid)  ®.  eine  ganj  eigene  @eban!enmelt  auf,  in  meldte  er  fid^  mit  immer 
größerer  ©tarrl)eit  l)ineintel)te  unb  beren  (Srunblage  eine  ma^lofe,  bie  gegebenen 
25ert)ältniffe ,  namentlid)  .§annoöer§  unb  S)eutfd)lanb§  unberüdfid^tigt  laffeube 
Ucberliebung  bilbete,  in  metc£)er  er  ba§  ©ouöeränetätSgefül^l  berart  auf  bie 
©pi^c  trieb,  wie  fein  anberer  ber  beutfd)en  i^-ürften,  ja  e§  mad£)te  faft  ben  Sinbrud, 
als  ob  er,  geftütjt  auf  ba§  ^-l^orbilb  feineS  ftoljen,  l)errifd^en,  gemaltfamen  S3ater§, 
auf  biefe  2lrt  au(^  gegen  bo§  ©d^idfal,  n)eldf)e§  i'^n  !örperlic^  getroffen,  ju 
opponiren  gebäd£)te.  5£)er  öor  allem  it)n  be]^errfd£)enbe  @ebanfe  War  ber  öon  ber 
SSebeutung  feineS  ®efd^led^t§.  2)effen  aUerbingS  nad)Wei§6ar  l§ol)e§  3llter  unb 
bie  9lotte,  weldf)e  ba§  2öelfentl)um  öor  ^fa^i-'^unberten  in  ber  ©efc^id^te  gefptelt, 
fd^ienen  il)m  bie  SJorfteüung  gewedt  ,^u  |aben,  e§  fei  ba§  welfifd)e  (Sefd^led^t 
öon  ber  3}orfcl)ung  aud§  fernerl)in  ju  großen  Singen  beftimmt.  S)a§  ßanb 
^annoöer  fd)ien  er  nur  al§  2lnfa^  3u  bem  großen  Söelfenreid^e  ju  betrad^ten, 
ju  beffen  Silbung  e§  burd^  einen  x^etjin  ber  @efd)id§te  öor  600  Sfal^ren  nid)t 
ge!ommen.  ^^annoöer  War  i'^m  audf) ,  burd^  feine  Sage ,  Weil  brei  größere 
glüffe  be"^errfdf)enb  unb  wegen  einer  au§gebet)ntercn  ©eefüfte  ber  norbifd^e  ^n= 
funftSftaat,  bem  äugletd^  bie  iBel^errfdf)ung  ber  ^Jtorbfee  pfaüen  muffe.  S)a§  @. 
über'^aupt  wagen  lonnte,  biefe  an  9Jlanie  grenjenben  5pl)antafien  geltenb  3U 
madtien,  ba^  er  e§  fpäter  ba'^in  bringen  !onnte,  einem  ganjen  ©taatäWefen  im 
@rnfte  juäumutlien,  benfelbeu  nad^juleben,  ha^^  war  junädift  öeranla^t  burdf) 
bie  öon  ©ruft  ?luguft  aufgefteltte,  bann  mit  (Eonfequen^  unb  fdf)arf  burd)gefül)rte 
f^iction,  ba^  ®.  fe^enb  fei,  inbem  beffen  Umgebung  i'^m  aEe§  fo  barftellen 
mu|te,  als  fel)le  f^m  nidCjtS  an  ber  |^äl)ig!eit,  bie  S)inge  äu^erlii^  ju  erfennen. 
Sie  @rBlinbung  beS  Kronprinzen,  öon  weld£)er  baS  publicum  amtlii^  ba§  @rfte 
erft  nad^  feiner  22.  ^uli  1838  ftattgeliabten  Konfirmation  erful^r,  fdE)ien  audf) 
für  @rnft  3lugu[tS  2Bunfd^,  bem  Sanbe  ^annoöer  bie  eigene  D^naftie  ju  erhalten, 
Bebrol^lid^.  S)ie  Sßerfaffung  öon  1833,  weld^e  bie  eigene  2luSübung  ber  9ie= 
gierung   burdt)   ben   König   öcrlangte,  logifd^erWeife  alfo  einen  SSlinben  öon  ber 


®eotg  V.,  Ä.  0.  ^annoöer.  659 

Sl^i'onfolge  auS^ufd^Iie^en  ]ä)xen,  l^atte  ßrnft  3iuguft  gteicf)  imc^  jeiner  il^ron^ 
befteigung  umgefto^cn  unb  bamit  fetbft  bte  ^Jtögli^feit  einer  Dtegentfdiatt  feines 
jüngeren  3Bruber§,  bee  ^erjog§  öon  Gambribge,  befeitigt,  toeld^er  au§  ber  ^txt 
feiner  früheren  (5tattt)atterfc^ait  .^annoöerg  t)ier  beliebt  toar.  @5  fam  nun  norf) 
auf  eine  gcteifje  'Jtegetung  ber  einfügen  9tegierung  be§  Slinbcn  unb  au^  beffen 
batbige  9}crt)eirat^ung  an.  3"  erftcrem  Qroed  fe^te  @rnft  5tuguft  am  3.  ^iuli 
1842,  o'^ne  @int)otung  ftänbifd)cr  ßJene'^migung,  einfadE)  burd^  ^^atent  feft ,  bafe 
bie  Unterf(i)rift  be§  einfügen  Äönig§ ,  n)enn  er  bünb  bliebe,  burc^  Saugen  feft= 
geftellt  toerben  foEte.  3*^01?  eiblic^  ju  berpflicfitenbe  ^[Jerfonen  tourben  bejeid^net, 
öon  benen  ^toei  ju  jebem  Stete,  roetc^er  eine  Unterfd^rift  be§  Äönigg  erforbere, 
angezogen  toerben  unb  bejeugen  foüten,  ba^  bcm  btinben  ^donardien  bie  3Iu§= 
fertigung  in  i^rer  ©egentüart  boüftänbig  t3orgetefen  unb  Don  i§m  unterjeicfinet 
fei,  S)iefc  (Sinrid^tung  bot  offenbar  feine  (Sidt)er^eit  für  eine  eigene  genügenbe 
Äenntni^na^me  bes  fünftigen  .^önig5  bar  unb  auc^  ber  @influ§  jener  ^toötf 
5Jlänner  erfdf)ien  nid^t  of)ne  23ebenfen.  @§  fef)tte  aurf)  ni(^t  an  ftaat§red£)t(id^en 
©d£)riften  jum  ^lad)tt}eife,  baß  bie  feit  ben  3eiten  be§  bi^^antinifd^en  9teid^c§ 
ttirgenb§  jugetaffenc  Otegierung  eine§  33Iinben  unftatt^aft  fei;  jebocf)  man  frfieint 
ftdf)  bei  ipofe  mit  ber  Sluffaffung  begnügt  ju  !§aben,  toeldfic  in  D.  Ä'Iopp'g  'Jie» 
holog  @eorg§  in  ber  „S)eutfd)en  35olf§=3eitung"  üom  25.  ^uli  1878  mieber 
'^erö ortritt ,  too  e§  '^ei^t:  „2)a  ber  ^rinj  nid^t  blinb  geboren  toar,  fo  loar  ber 
Mangel  be§  9tugenti(^t§  für  i'^n  nidit  ein  ^inberni^  ber  S^ronfolge"  unb  e§ 
l^abe  fid^  berfelbe  an<i)  über  feine  58(inb^eit  feinegmegs  unglütfUd^  Ö^iü'Eitt.  3^ 
einem  eigentlid^en  SBiberftanbe  gegen  bie  fettfame  @inri{f)tung  fam  e§  nidf)t,  ba 
bie  ©täube  feinen  SBiberfprudt)  erf)oben.  äöie  e§  fc^ien,  um  ber  äöelt  ju  jeigen, 
ba^  @.  tro^  feiner  33tinbf)eit  wirflief)  regieren  fönnc,  übertrug  if|m  ber  S3ater 
1843  für  bie  5)auer  feiner  3lbtDefenf)eit  in  ©ngtanb  bie  ©tellöertretung  in  ber 
ütegierung.  Siefelbe  war  freilidE)  fo  befi^ränft,  ba^  gteid^too'^l  ßrnft  3luguft 
au§  ber  ^^^rne  ba§  ^Reifte,  felbft  Unbebeutenbeg  anorbnete.  ^m  '2tpril  1842 
f)Qtte  fid§  @.  mit  ber  ^rin^effin  -DJtarie,  ätteften  Xod^ter  be§  ^erjogS  Sofepf) 
öon  ©adf)fen=3Iftenburg  unb  ber  |)er5ogin  3tmalie  öon  2ßürtemberg,  öerlobt. 
£)iefelbe  mar  geboren  am  14.  SIpril  1818,  alfo  etwag  älter  at§  ®.  S)ie  33er= 
lobung  mürbe  im  i^uü  1842,  in  Sfbtoefenl^eit  6rnft  3tuguft§,  amtli(^  befannt 
gemacht;  bie  Söermä^tung  fanb  am  18.  gebr.  1843  ftatt.  S)ie  ^ronprinjeffin 
neigte  jum  ^sieti§mu§,  einer  bem  Könige  nid^t  äufagenben  ütid^tung.  2)a§  galt 
al§  einer  ber  ©rünbe,  au§  Welchen  ber  iöof  bee  Kronprinzen,  roetd)er  ba§  ^^alai§ 
in  ber  3lbolfftra^e  ju  .^annoöer  bewohnte,  üom  fönigl.  -ipofe  auffatlenb  gefd^ieben 
mar.  S}on  ben  ©tänben  mit  einer  au§reid£)enben  Slpanage  bebad^t,  Tüf)rte  (B. 
ein  fo  äu  fagen  jurücfgebrängteg,  faum  jur  Deffentlidifeit  getangenbe§  Öcben,  fo= 
ba$  ba§  publicum  if)n  mot  bebauerte,  öom  SSater  fo  ftreng  unb  abgefi^ieben 
gelialten  äu  werben,  ^an  pflegte  öon  il^m  in  weiteren  iheifen  "^ödfifteng  burd^ 
feinen  jäl)rlicf)en  8ommeraufent^alt  in  Tiorbernet)  ju  l^ören  unb  burd^  feine  3luf= 
fc^en  erregenben  offenen  Sleu^erungen  be§  9Jh^TaIlen§  gegen  Slüe,  weli^c  ber 
9tegierung  aud^  nur  bie  geringfte  Dppofition  mad^ten.  5lu§  ben  ^Jtärjtagen 
öon  1848  ift  ein  be^eid^nenber  3lu§fprucl)  aufbewahrt:  auf  bie  Oiad^rii^t,  ba§ 
ber  .^önig  ber  S3eöötferung  3u9eftänbniffe  gemacfit,  bemerfte  @. :  „§at  benn 
,25ater  feine  Kanonen?"  9luf  ber  anberen  Seite  war  ba§  ^lUnifterium  öom 
^ära  1848  ba§  erfte,  weld^eg  fein  Programm  aud§  ®.  öorlegte,  obwot  berfelbe 
bi§  baf)in  öon  3legieTung§gef(^äften  fern  gehalten  war.  6r  geigte  benn  aud^ 
grofeeg  Sßertrauen  jum  5)linifterium  ©tüöe  unb  gab  am  9.  Sept.  1848  utfunb= 
ü(^  ba§  3}erfpred^en  ab,  bie  am  4.  ©ept.  3u  ©tanbe  gefommene  8anbe§öerfaffung 
in  allen  ^punften  getreutid§  aufreiht  3u  lialten.  ^n  leb!§afteren  3}erfe:§r  würbe 
er  crft  feit  Sluguft   1850  gebogen,  Wo  e§  mit  ben  .^örperfräften  be§  Äönigg  ju 

42* 


tjt)(j  Opcorg  V.,  ^.  D.  ipannoDer. 

@nbe  ju  get)en  ^c^ien  uiib  ber  5(bel  bc§  ßanbeö  ftcf)  mit  ®.  me{)r  in  3Scrbinbung 
je^te.  2lm  18.  ^loö.  1851  ftarb  (Srnft  Sluguft  unb  &.  bcfticg  im  ^Jlltcr  öon 
32  ^a^ren  unangefoditen  ben  Sl^von.  @r  legte  ftd^  bie  ^Q^l  i>e§  fünften  .^önigS 
bie?e§  ^Jtamen§  bei,  obmot  bie  erften  bciben  ©eorge  al§  Äuviüi-ften  .Ipannoöev 
be^err|rf)t  Ratten,  it)m  aljo  nad^  ber  jonft  übtidien  ^edinungSweife  bie  3at)l  bcö 
dritten  gebührt  ^ätte.  S)ur(^  biejen  Otegiexungötüec^fet  erfcfiien  norf)mal§  bie 
grage  auigetoorjen,  ob  bog  Sanb  L^^")annot)ei-  ber  befferen  ^agc  fid)  ttjerbe  ei-freuen 
fbnnen,  toelc^e  it)m  eröffnet  toorben,  feit  eS  nii^t  mel^v  bIo§  ein  üon  ber  9te= 
gierung  loenig  bead^teteS,  ber  2öiUfür  be§  einfieimifc^en  5lbel§  übertaffene§  3ln= 
längfei  eine§  fremben  ßanbe§  bilbete.  S)aB  @rnft  Oluguft,  ber  erft  im  67.  ßeben§= 
\dt}Xt  ben  2;i§ron  beftiegen,  ben  3lu§länber  ni(i)t  Ijattc  abftreifen  fönnen,  war 
am  @nbe  no(^  erftärticf)  gewefen;  ®.  bagegcn  ^atte  feine  ^ugenb  jum  %^t\l  in 
5E)eutfd)(anb  ücrbracfit  unb  19  ^atjxt  a(§  .^ronprin^  in  .'pannoöet  gelebt.  2Senn 
bennocE)  fein  ^}tegiernng§antritt  mit  lebhaftem  ^i^trauen  angefe^en  tüurbe,  fo 
lag  ber  ®runb  eben  in  feiner  f)inrei(^cnb  betannt  genjorbenen  ganj  eigentf)üm= 
Ii(|en  Senfweife,  in  toelcEier  man  bie  QueEe  neuer  '']Jti|ftänbe  erbliiite.  i^reilid) 
getobte  er  in  einem  atsbalb  ertaffenen  'ipatentc,  melc£)e§  im  ^ird^iöe  ber  (5tönbe= 
öerfammtung  feine  Slufbewa^rung  fanb,  noc^nialä  bei  feinem  „föniglic^en  3Borte 
bie  unberbrücf)ticf)e  ^efttiattung  ber  SJerjaffung" ;  aud)  ma^te  bie  ^^tnfprad)e, 
weldje  er  am  20.  ^Uoö.  hei  ber  Apulbigung  be§  ^}Jlagiftrat§  ber  ^Jlefibenj  t)ielt, 
allgemein  ben  beften  ©inbrud.  @r  fagte  u.  a.  barin:  „^d)  erflet)e  täglid)  Oon 
®ott  unb  id)  tt)unfd)e  nichts  mc^r,  atg  ba^  alle  meine  Untertt)anen  if)re  Q^chde 
mit  bem  meinigen  öercinen  mögen,  ba^  er  mir  Äraft  unb  !s3id)t  gebe,  mein 
fdiwcreg  3lmt  jum  ©egen  meine§  33olfe§  ju  Oerwalten.  (äg  wirb  mein  33e[treben 
fein,  mein  33oIf  unb  mein  Sanb,  foweit  e§  an  mir  ift,  gtüdlid)  ju  feigen". 
S)iefe  fd)i3nen  SBorte  Waren  jeboc^  nid)t  im  Staube,  bie  weit  öerbreitete  58eforg= 
ni^  wegen  ber  9lbfid)ten  @eorg§  ju  befd)Wic^tigen.  S)iefelbe  grünbete  fid)  auf 
bie  befannt  geworbenen  eige.ntt)ümlic^en  93orftettungen  be§  ißtinben  unb  bie^  um 
fo  me^r,  atä  bie  ^eittage  für  eine  ©eltenbmai^ung  abfotuti[tifd)er  aBüufd)e  ganj 
au^erorbentlid^  günftig  festen.  @§  War  gerabe  bie  ^^it,  in  we(d)er  bie  IReaction 
gegen  bie  5ßemegung§ja^re  in  i^re  ooüe  33(ütf)e  trat.  @rft  am  23.  3lug.  1851 
t)atte  ber  S3unbe§tag  gan^  allgemein  fotd)en  Jenbenjen  bie  äöege  ju  ebnen  ge= 
fud)t  burd)  ben  iBefd)lufe,  ba^  in  ben  ©injelftaaten  alte  bem  33unbe§re(^t  Wiber= 
ftreitenben  S3cftimmungen  au§  ber  ©efe^gebung  entfernt  werben  follten.  S)arauf 
£)in  I)atte  in  ber  2^at  bereite  unter  6rnft  ^iluguft  ber  5lbet  eine  reactionärc 
Bewegung  eiujuteiten  üerfuc^t,  unb  in  ben  testen  2Bo(^en  feincö  8eben§  ^atte 
benn  aud)  biefer  .^önig  ben  Oou  i^m  bem  53anbe  feiertid)  Oer^ei^enen,  üon  ben 
©tänben  f(^on  genehmigten  S3erWaltung§organifation§=®efel3cn  bie  3uftintmung 
öerfagt,  weit  fie  angeblid)  bem  monard)ifd)en  5|}rincib  wiberfpräd)en.  Unter 
biefen  Umftänben  lag  bie  Sefürd^tung  fe^r  nat)e,  @.  Werbe  foId)en  33eftrebungen, 
ju  welchen  i^n  aEe§  ein^ulaben  unb  wetd^e  faft  f(i)on  angeba'^nt  ^u  fein  fd)ienen, 
fid§  balb  öottftänbtg  tiingeben.  ^lan  fa|te  e§  bal)er  aud)  al§  erften  (Sd)ritt  :§ier= 
äu  auf,  al§  @.  fd)on  am  22.  ^Jioo.  1851  an  ©teile  bc§  ^ini[terium§  9Jtünc^= 
i^aufen=2inbemann  ba§  of)ne  ^^rogramm  in§  9imt  tretenbe  ^JJlinifterium  <Bä)nU 
ernannte.  S)a§  ^i^trauen  Würbe  aud)  nidjt  baburd)  geminbert,  ba|  ®.  am 
2.  S)ecbr.  ben  ©tänben  bie  35oU,5iet)ung  feinet  ®elöbniffe§  mittelft  befonberen 
©d^reibenS  anzeigte,  in  Welchem  abermals  (Sott  angefle'^t  würbe,  ba§  33anb  ber 
Sintrac^t  jwifd^en  ^i3nig  unb  93olf  ju  feftigen  unb  unauflciglid)  ju  wahren. 
3)er  ©runb  iebodt).  Warum  er  fid^  nid)t  fojort  ber  üteaction  Eingab,  tag  tebigtid^ 
bai-in ,  ba^  gerabe  fein  f)od^  au§gebilbete§  ©ouüeränetätggefü^l  fidt)  gegen  @in= 
mifdt)un9en  be§  S3unbe§tag§  in  bie  inneren  2lngelegenl§eiten  be§  Canbe§  fträubte. 
^Jiur  beö^alb  wiberftanb  er  ben  Seftrebungen  be§  ?lbel§,  bef)uf§  aCßiebererlangung 


©eorg  V.,  Ä.  ü.  .^annoöet.  661 

feinev  )jroötnaia((anbf(i)aftIi(i)en  ülecfite  auf  jenen  2Beg  ju  brängen.  Sic  ^tnifter 
33ome§  unb  ö.  b.  S)erfen  ttjaten  ätoar  iür  öerfteÜung  be§  3Ibelöfammer,  tüdä^Q 
6i§  1848  beftanben,  @.  aber  iDOÜte,  ba§  auc^  biefes  gtement  bev  Äronc  nic^t 
toieber  über  bcn  i?o^f  ttjad^je.  Slügemeine  SSeji-iebigung  erregte  aurf)  eine  Ülei^e 
öon  9ieformen,  toett^e  1852  in§  Seben  traten.  33atb  jeboc^  gemann  ba§  @igen= 
f^ümtidje  unb  3BunberIi(^e  in  @corg§  SSorftettungen  öon  ber  58ebeutung  feine§ 
Äönigtt)um§  bie  DBer^anb  ü6*er  alle  jeine  6rtt)ägungen.  Wan  toiti  tDa^r= 
genommen  ^aben,  ba|  ben  3lnftoB  ^icrju  feine  3ujammen!unft  mit  bcm  Äaifcr 
öon  Defterreic^,  jotoie  ben  Königen  öon  Saiern  unb  SBürtemberg  gegeben  "^abe, 
Xüdä)t  gelegentüc^  feiner  nad^  Äirdi'^eim  jum  Sefuc^  ber  ©ro^mutter  feiner 
©ema'^Un,  ber  ^rin^effin  -Henriette  öon  äBürtcmberg,  unternommenen  9leife  er= 
folgte.  Unter  bem  ©influffe  ortt)oborcr  @eiftti(f)en  toud^g  immer  met)r  ber 
äöal^n  be§  S3ünben,  bafe  er  gauj  befonber§  öon  Sott  begnabigt  unb  ougge^eic^net 
befähigt  fei,  alle§  felbft  ju  prüfen  unb  au  entfc^eiben.  S)emgemä§  begann  er 
fici)  um  eine  ^enge  öon  Sinjeln^eiten  ber  SöerttJaltung,  namenttid^  im  Gebiete 
ber  iperfonalfragen,  ju  befümmern  unb  entfd)ieb  in  biefen  S)ingen  oft  'hinter  bem 
9türfen  be§  9teffortminifter§.  ^n  ^yolge  beffen  fa'^  ]iä)  ein  I'^eil  ber  Seamten= 
töelt  unb  be§  ^ublicumS,  namentti^  in  ber  ^auptftabt  mit  i^rem  großen 
©d^maro^erf^um  be§  ^ofe§,  jiemlidt)  meit  in  ba§  (Sebiet  ber  l§crrf(i)enben  @taat§= 
lüge  hineingezogen,  ^la^  einem  2)organge  ju  !Geer  würbe  e§  feit  5tnfang  1853 
unter  ben  35eamten  Sitte,  bei  feftlid£)en  ©elegen'^citen ,  menn  bie  @efunb!^eit  be§ 
^ömg§  getrunfen  mürbe,  beiäufügen,  ba^  „in  beffen  Ärone  SSerfaffung§treue  ber 
t)ö(^fte  ;^umel"  fei.  ©olt^e  ©dtimeii^eleien  unb  Säufdfiungen  fielen,  bie  Neigungen 
be§  Äönig§  nur  ftärfenb,  gerabe  in  bie  3eit,  in  Ujelciier  berfelbe  öom  (Hrunbfa^e 
ber  51id)teinmif(^ung  be§  93unbe§tage  abjugelien  begann.  ^]ht  9tüiifi(i)t  l)ierauf 
l)ättc  bie  II.  Kammer  ben  am  25.  Slpril  1853  ben  ©täuben  öorgelegten  ©efe^entmurf 
loegen  Slenberung  ber  33erfaffung,  in§befonbere  ber  33eftimmungen  über  bie  3u= 
fammenfe^ung  ber  J?ammern,  au§  ©rünben  ber  Älugl)eit,  um  »eitere  3lnfprüc^e 
be§  2lbel§  abjufc^neiben,  ju  genehmigen  fid)  tool  entfc^loffen,  toenn  fie  nid^t  in 
nod£)  ^ötierem  ©rabe  megen  @eorg§  fdliloanfenben  <Sinne§  befürd^tet  ^ätte,  ba§ 
berfelbe  gerabe  alSbann  fid^  angetrieben  fül)Ien  fönnte,  ben  Söeg  be§  9tüdffd§ritt§ 
nodt)  meiter  ju  öerfolgen.  3tuf  ber  anberen  ©eite  mürben  aber  burd^  biefe  9tb= 
letjunng  bie  nun  ou(^  öon  ©eiten  anberer  beutfd^er  i^öfe  genährten  abfolutiftifd^en 
?lbfid£)ten  @eorg§  gereijt.  ^m  ä^ertrauen  auf  le^tere  fomie  auf  bie  ©cf)mäc^en 
be§  blinben  ßönig§  festen  e§  fid§  bie  reactionären  Elemente  jur  5lufgabe,  einen 
2ßeg  3u  bereiten,  auf  bem  fid^  @eorg§  obige  33ebenfen  umge'^en  liefen.  9ln 
feinem  ."poie  3u  ^otenfird^en  mürbe  im  3lnfang  ^J^oöember  1853  öon  5lbeli(^en 
ein  ba^in  ab^ietenber  ^lan  entraocfen.  S)er  .^önig  felbft  gab  ftci),  nad^bem  er 
am  21.  ^Jloöember  ba§  ^Jlinifterium  Sütfen  ernannt,  ganj  bem  Sinfluffc  be§ 
frü'^eren  5lrcf)iöfecretär§  @.  3intmermann  t)in,  ber,  au§  bänifd^en  Sienften  al§ 
'Dber=9tegierung§=9tat'^  unb  9teferent  be§  (SJefammtminifteriumS  in  Ijannööerfd^e 
S)ienfte  prücfberufen,  in  einer  S)entfdt)rift  au§fü^rtc,  ba^  bie  a3eftimmungen  ber 
SSetfaffung  öon  1848  über  bie  proöin^iallanbfc^aftlid^e  SSerfaffung  unb  bie  2luf= 
■^ebung  ber  ©tanbfc£)aft  ritterf(^afttidf)er  S)eputirter  in  ber  erften  .Kammer,  ja 
ba§  überhaupt  bie  ganje  9}erfaffung  eigentlid^  bunbe§iiiibrig  ju  ©taube  gefommen 
fei.  5l(§  nun  ber  S5unbe§tag  am  12.  5lpril  1855  bie  ^annööerfd^e  giegierung 
pr  S3efeitigung  jener  ^^iunfte  aufgeforbert  unb  i^r  am  19.  ^Äprit  gar  eine  no(f) 
umfaffenbere  ^lufgabe  roegen  ^Iprüfung  ber  anbermeiten  ©efe^gebung  natf)  if)rer 
!Bunbe§mäBigfeit  gefteEt  ^atte,  fäumte  man  im  Sanbe  nid^t,  in  jatjlreid^en  58itt= 
fc^riften  ©•  an  fein  roegen  ber  3}erfaffung  gegebenes  2öort  unb  ben  öfter  öon 
tl)m  gcbraud^ten  9tu§brucE  öon  bem  ^önig  unb  95olt  umfdf)liagenbcn  33anbc, 
roeld^eS  ni^t  jcrriffen  roerben  fotte,  ju  erinnern,  foroie  barauf  tiinjutoeifen,  ba| 


QQ2  ©eorg  V.,  Ä.  o.  ^onnoöcr. 

e§  je^t  bie  3ßaf)vung  feiner  ©ouöerainetät  gegen  ben  ^unb  gelte.     IMn  jic^  ent= 
]pxad)  e§  ganä  bev  'iJteigung  be§  Äönigg,  3U  allen  3eiten  in  unmittelbarem  33er= 
fef)re  mit   ber   SeüöÜerung  äu   [te'^en;   in§be|onbere  ift  e§  nic^t  redit  glaublid), 
ba^   er,   gan^   fid)  jelbft  übertaffen,  für  jene  SCßarnungSftimmen  au§  bem  33olfe 
ööÜig   unempfängliii)   geblieben  märe;   t)ermutt)lid^    aber   l)at   ber  blinbe   .^önig 
niemals  ^enntni^  öon  benjclben  erl^alten.     ©eine  Umgebung  bel^anbelte  i^  f)in= 
firf)tli(^    be§    ateactionSplanS    fe'^r    öorjici)tig;    bai  ^inifterium    üerfünbigte  bie 
33unbc§befc£)lüjje ,   berief   aber  bie   ©tänbe   junäc^ft   nur  megen  ber  33orlage  jur 
.perftettung  ber  ^Äbeläfammer.     S)ie  ©tänbe  l)inmiebevum  legten  bagegen  toeniger 
(5Jemi(i)t  auf  iljre  gegen  jenen  ßntmurf  an  ba§  ^inifterium  gerichtete  Senffd^rift, 
als  öiclmc^r  auf  i^xe  Slbreffe  an  &.,  in  melcfier  er  mieberum  an  fein  megen  ber 
35erfaffung  atoeimal  frei  ert^eilteS  2öort  erinnert  unb  um  'iJJta^regeln  jur  6id)er= 
ftettung  feiner  ©ouöerainetät,  folüie  ber  ©elbftänbigfeit  be§  ßanbeS  gebeten  mürbe, 
^n^miftfien  mar  bie  ßage  ber  gitianjen  be§  Äönig§  öon  ma^gebenbcr  33ebeutung 
gemorben.     2)em   ^ßUnbcn  mar   u.    a.   auc^   ber  5!Jla|[tab   für  ein  @leic^gemi(^t 
jmifd^en  feinen   @innal)men   unb   ausgaben   ab^anben  gefommen;   ber  befonbere 
©lauj  ber  Sßelfenfrone  mu^te  fi(^   aud)  in  bem  gemad)ten  ?lufmanb  geigen,  unb 
je   fpatfamer  ber  fronprinjlic^e  ^of  gelebt,  um  fo  berfd)menberif(i)cr  mürbe  je|t 
gemirtlifdiaftet.     Öj.    mar  fe'^r   freigebig,   faft   fein   93ittgefuc^    um  Unterftü^ung 
blieb  unberücEfid)tigt.     S)ie   bei   ^orbftemmen  für  bie  Königin  gebaute  ^arien= 
bürg  unb  ber  großartige  ©d^lo^au,  melc^er  in  ^ontbrittant  au§gefüt)rt  merben 
foütc,    er^eifd)ten  bebeutcnbe   ^DUttel   bei  fc^on   erfc^ijpfter  Äaffe.     ©eorgä  Um= 
gebung  crftrebte  bal)er  ^ugleid)  eine  iöefferung  ber  föniglidien  ^^inanjen,  nad^bem 
i^r  .Ipaupt^ict  burc^   ben  33erfaffung§umfturä   unb  bie  Cctrot)irung  öom  1.  5lug. 
1855  erreidit  mar,    bon  meld^   Ic^terer   auffälliger  3Beife  nac^träglicf)  bel^auptet 
merben    tonnte ,    ba|   auä)    liierburd)    „nur    ba§   33anb   jmifi^en  9tegenten    unb 
Untertl)anen    nod)   inniger    gefnüpft    morben"    fei.     ©.    ging    mit    befonberem 
(Sifer   barauf   ein ,   jenen   ^\ün  burd)  ©infül^rung   eineS  bie   ftänbifrf)en  (&teuer= 
bemittigung§re(i)te    gän^lid)    abfcE)mäd)enben    ginanjcapitelS ,    fomie    burd)   3lu§= 
fd)eibung    öon    Romainen    an    <5teüe    ber    Äronbotation    ju    erreichen.     '^aii)= 
bem   bie   ©tänbe   öon   1856   biefeg   9lnfinneu  abgelet)nt,  erging  bie  fönigl.  33er= 
orbnung    megen    2öieberl)erftetlung    be§    f5infl"3ca|)itelS    öon    1840   unb    ®.  be= 
t{)eiligte   fid)   fclbft  an   ben  (äinlüirfungen  feiner  9iegierung  jur  Schaffung  einer 
biefer  Slenberung  juftimmenben    jmeiten  Kammer.      @r   öerbot   bem   @i;minifter 
ö.  ^Jlündjliaufen  nebfl  @ema{)tin  ben  >^of,    meil  fic^  berfelbe  in  ber  (Sommiffion 
ber    öorigen  Kammer  ber  projectirten  ^rt   ber  2)omainen=3lu§fc^eibung  miberfefet 
t)atte;  er  na'^m  gegen  anbere  W)diä)t,  meiere  mit  9Jiünd)'§aufen  öerf ehrten,   ein 
"^ödift    ungnäbigeS   2Befen    an    unb   befd^ieb    jmei  ©öttinger  ißrofefforen  ^u  fid), 
um  bie  3Bal)l    öon  ^eier  unb  33raun  ju  öer^inbern.     ^n  ber  .^auptftabt,  mo 
9i.  ö.  S3ennigfen  al§  danbibat   aufgcfteEt  mar,   erhielte  ®.  baburd),  baß  er  fid) 
einige  Sage  öor  beräßa^l,  am  14.  ;3an.  ls57,  unter  bie  f^reimaurer  aufnetjmen 
ließ   unb   in   bereu  Greife  Steben  l)ielt,  ben  ©ieg  be§  ÜtegicrungScanbibatcn  mit 
@iner    ©timme    ^e'^rtjeit.     9lad§    ben   äöal)len    unterfagte    ®.   fed)S    gemä!§lten 
©jminiftern,   meld)e   1856    bei   ber   3lblef)nung  be§  ^^inanjplanS  eine  Stolle  ge= 
f)}ielt,  auf  (Srunb  einer  ä^üei  Sage  öor  ben  3öal)len  octrot)irten  SSerorbnung,  bie 
©ene'^migung  jum   Eintritt   in   bie   Äammer.     5tac^bem  bie  burc^  fol(^e  ÜJlittet 
ju  ©tanbe  gefommene  ^meite  Kammer    1857  ben  ginaujplan  beS  9}oria^re§  ge^ 
nel)migt,   fpradC)   fid)  ©.   bei  einem  ben  ©täuben   1858  gegebenen  5Jlat)le  bal)in 
au§ :  S)er  Staub,  ben  bie  freöetnbe  i^anb  ber  Slebolution  fcf)on  einmal  unb  leiber 
abermall  1848  an  bem  ©igentl^ume  be§  ^errfd^erl^aufeS  geübt,  fei  gefül^nt.     Unb 
ber  mclfifd)e   (5)efd)ic^t§f(^reiber  D.  Mopp   erläutert  in   ber    „S)eutfd)en  S3olf§= 


©eorg  V.,  ü.  ü.  .^annoDer.  663 

Leitung"  Dom  26.  ^nü  1878  bie,  bie  ©emüt^er  bemÄönige  in  ^o^em  @rabe 
entTrembenbe  S)omainenauäf(i)eibung  au§  „bem  ©runbjuge  feinet  2!Befen§",  näm= 
lid^  ba^  berjelbe,  „toic  er  ^ehem  fein  ^iec^t  gab  ober  lie§,  fo  and)  ba§  feinige, 
ba§  Üie(f)t  feine§  ^önigf^umS  forberte."  @r  ^abe  baburc^  aud)  (e^tere§  unab= 
l^ängig  ]f)aben  tooHen  Oon  ben  toec^felnbcn  5!Jlef)rf)eiten  in  ben  Kammern  unb  fei 
fern  baöon  gett)efen,  ba§  9ied^t  feines  ßönigtf)um§  als  ein  abfoluteS  ju  be= 
tra(^ten,  aber  er  ^abt  im.  ©egenfa^  geftanben  ju  ber  2lnfi(i)t  Dom  Staate  als 
ber  Cueüe  aUeS  9tc(i)t§.  ^emx  ba§  Sanb  fcti^er  f($äbigenben  5(u§f(f)eibung  tag 
ber  dJebanfe  ^n  ©runbe,  ba§  in  ^annoöer  baS  S^omanialbermögen  öon  ben 
retd^en  3lttobia(befi|ungen  ber  ^illunger,  SSrunone,  Ütorb^eimer  unb  Suppüngen= 
burger  ftamme.  ^n  biefen  3?orftettungen  fonnte  ficf)  &.  nur  beftärft  fügten, 
njenn  fogar  Slbgeorbnete ,  öoran  ber  ^ofbefi^er  Ütubotpl^ ,  i^n  besüglid)  jener 
3Ra^regel  in  einem  bie  ^ebenfen  ber  ^uriften  öerl^ö^nenben  ©ebid^te  al§  @runb= 
befi^er  befangen  unb  i^m  biefeS  feiertid^  übeneict)ten.  S;ergteid)en  üe^  ficC)  &. 
nur  ju  gerne  gefatten,  unb  aU  ba§  5Jtinifterium  33orrie§  barauf  ausging,  bie 
nod)  übrigen  neueren  ©efe^e  in  einer  faft  jebe  9legung  üon  ^^reÜ^eit  unb  ©elb= 
ftänbigfeit  benel^menben  SSeife  3u  befdiränfen ,  öerfel^lte  eö  nirf)t,  bieö  als  S5er= 
ftärfung  Don  (SeorgS  föniglic^er  ©etoatt  ju  bejeid^nen.  2lu(^  ber  leitenben  ^het 
beffelben  bejüglic^  be§  SBelfen^aufeS  fc^meid^elte  baS  5Jlinifterium  babur(^,  ba^ 
e§  in  amtlichen  ©rlaffen  ben  3tusbrucf  „2Belienl)au§"  einfül)rte.  2!a§  35orrie§'fc§e 
9tegierungsfl)ftem  mar  über^^aupt  bem  Söefen  beS  ^önigS  angepaßt  unb  loirb  ^u 
nid^t  geringem  J^eile  ge!ennäeid)net  hnxd)  ba§  ni(i)t  erfolglofe,  bie  @efinnungS= 
lofigfeit  fel)r  fteigembe  Seftreben,  mittelft  ©unftbejeigungen  unb  3"Wenbung  öon 
3}ortl)eilen  ber  ^Regierung  Stn^önger  ju  öerfc^affen ,  bie  ©egner  aber  burd§  @nt- 
jiel^en  Don  3}ort^eilen  p  fi^recEen.  Sin  ßin^elnlieiten  foltfien  SJerfa'^renS  be= 
t^eiligte  fic^  Ö.  3umeilen  felbft  burd^  ben  ®eneral=5poli3ei=£irector  SBcrmutl). 
„2Ber  ©eorgS  ^been",  fagt  iBufrf)  ff.  u.),  „als  buri^  irgenb  etttjaS  bebro'^t  bor= 
äuftetten  Derftanb ,  ber  üermoi^te  i'^n,  einerlei  toie  Diel  ober  mie  menig  @runb 
feine  2)ai-[teltung  ^atte,  ju  aEen,  aud^  ben  ungere(i)teften  unb  tl)öridt)teften  5Jla^= 
regeln  ju  geminnen  unb  galt  i^m  als  treufter  S^iener".  SBiberfprud)  gegen  baS 
9legierungSft)ftem  fafete  (S.  als  :berfönlid^e  ^eleibigung  auf.  @in  ^erDorragenber 
gaE  biefer  3lrt  begab  fid§  am  7.  ^uli  1857,  too  ber  i?önig  bem  ^agiftrat  ber 
9iefiben3  fagen  licB ,  er  mürbe  ber  @inlabung  ^um  Sc^üfeenfefte ,  nac^bem  bie 
fd^mar5n-ott)=golbene  ^yal^ne  bort  befeitigt,  gefolgt  fein,  menn  er  nidf)t  ^abe  be= 
für(i)ten  muffen,  mit  bem  5[Ragiftrat  unb  ^ürgerborftel^ercoEeg  äufammenjutreffen, 
meldie  bei  aßen  toic£)tigen  2lngclegenl)citen  eine  grunbfä^li^e  D^jpofition  gegen 
feine  Ütegierung  gezeigt  l^ätten,  obwol  er  fic^  boc^  in  jeber  SBeife  gnäbig  gegen 
bie  ©tabt  ermiefen,  fo  nod^  für^lid^  burd^  9lbtretung  Don  Serrain  nac^  ber  @lodE= 
fee.  SllS  fiel)  bie  ©tabt  gegen  bie  il^r  fo  beigemeffene  ©efinnung  öertoal^rte,  fa|te 
bieS  (S).  als  3fif^en  mangelnber  ßl)rTurc^t  auf.  gia(i)bcm  bann  bie  ©tabt= 
bel^örben  in  Slbmefen'^eit  i^rer  einflufereidiften  5Jlitgtieber  eine  grgeben^eitSabreffe 
an  ben  ^önig  geridf)tet,  erbielten  fie  Don  biefem  bie  Slufforberung,  biefe  (Sefinnung 
bzi  ben  DZeutoa^len  i^rer  2)lttglieber  burc^  bie  Z^at  ju  betoä^ren;  babei  toar 
Dorgefül)rt,  mieDiel  SJerbienft  bie  ©tabt  Dom  <^ofe  t)abe.  2)ie  ©tabt  rt)al)i-te  jc= 
bod^  bei  ben  2Ba:§ten  il)re  äBürbe.  3llS  bagegen  baS  ebenfaES  in  Ungnabe  ge= 
faEene  6öttingen  eine  ©rgeben^eitSabreffe  an  @.  rid^tete,  [tattete  bie  föniglid^e 
gamilie  alSbalb  einen  SSefud)  bort  ab,  toobei  @.  Don  ber  ©tabt  als  „beS  ÖanbeS 
treuefter  9}ater,  5ürften=95orbilb,  ^ann  beS  SöorteS,  .öannoDerS  (SlücE  unb  greube" 
gefeiert  mürbe.  9ln  bem  in  Ungnabe  gefaEenen  CSnabrücE  ful)r  @.  auf  ber 
Steife  Don  unb  nadl)  'DZorbernet)  ol)ne  anjulialten  Dorbei,  obmot  auf  bem  $o]^n= 
^ofe  üEe  S?e!^örben  in  Uniform  Derfammelt  toaren.  ©eine  eigentl)ümli(^en  3}or= 
fteEungen  lamen   burc^   feine   Dielen  öffentlid^en  hieben  im  Uebermafe  jum  35or= 


664  ®eorg  V.,  Si.  b.  ^^annoüer. 

fd^ein.  @§  nal^men  babei  fogar  getnö'^nltd^e  ütegentenacte  tei(f)t  ben  G^atafter 
be§  pra'^Iertfc^en  unb  gcjudit  comöbtenl)aiten  an,  3.  5ß.  al§  er  am  20.  Cctbr. 
1857  gjlijfionaren ,  roeldie  nac^  ^Jleufatebonien  abgingen,  erftätte,  ba^  bie  Sage 
yeineS  9teid)e§  ben  SBitten  @otte§  befunbe,  ba|  ba§  welfifdtie  ipaul  unb  :^anb 
mit  öoüer  Äraft  t^ättg  fei,  jein  göttticf)e§  2Bort  in  fremben  äöeltt^eilen  au§äu= 
Breiten.  (S§  erregten  joli^e  3Ieufeerungen  in  weiteren  IPreijen  ojt  ein  gcrabeju 
t)ein(ic^e§  (Befühl  barüBer,  ba^  an  fold)er  ©teile  bie  ^ürftenmürbe  bi§  jur  Säd)er= 
ii(^!eit  tjerabgefe^t  tourbe.  @igentt)ümli(^  loar  auc^  ®eorg§  ^lii^f^^flutragung 
großer  grömmigfeit,  wie  bie§  3.  5ß.  in  feiner  ^rebigtä^U(i)en  Ütebe  Bei  @runb= 
fteinlegung  ber  ß^riftugürd^e  3U  ^annober  l^erüortrat.  Sei  allen  amtlid)en  %n= 
täffen  mürben  @eorg§  SBorte  immer  gefachter,  ja  proöocirenbcr  in  ber  2(rt  aU 
wenn  er  öermöge  eigener  S3efid)tigung  fein  Urf^eit  abgebe.  Unter  fold^en  Um= 
ftänben  fu(^ten  ^Unner  öon  G^arafter  ben  .^ot  ni(f)t  auf,  an  bem  üielmei)r 
5ßerfonen  wie  grifeur  53ü4)re(i)t  unb  Suc£)brucEer  ^^ocfroi^  3U  er{)ebti(f)em  (Sinflu^ 
getaugten.  5ltä  bie  miüfät)rigen  iTammeru  1858  bem  3öunf(^e  ©eorg§,  „biete 
(Befe^e,  bie  bag  f(f)Ieci)te  ©epräge  ber  ;^eit  on  fi(i)  tragen",  3U  änbern,  na(^= 
gelommen  Waren,  fc^ien  ba§  .^önigtt)um  ®eorg§  auf  bem  .Ipöl^epunfte  angetangt 
3U  fein,  ^n  biefem  Stugenblitfe  evftanb  il^m  fein  gefüf)rti(^fter  ©egner :  bie  au^ 
^reu^cng  5ßorget)en  bere(i)nete  ^Bewegung  für  bie  beutfd^e  Oteform.  2)ur(^  ben 
Umf(i)Wung  in  '^i^reu^en  tie^  fid^  ©.,  bei  allem  überlieferten  ^]Jli^trauen  gegen 
baffetbe,  anfängtidt)  nict)t  beirren;  at§  aber  biegrage  eine§  beutfdt)en  ^artamenl§ 
mc'^r  t)eröortrat  unb  ;^annoüer  gar  bie  2Biege  beg  '.UationatöereinS  würbe,  gerietf) 
@.  mit  ben  f^orberungen  ber  S^xt  in  fd§ärfften  SBiberfprud).  Sie  ^bee  ber  un^ 
lö§lidt)en  SSerbinbung  be§  t)annoberfd^en  3}otfe§  mit  bem  äöetfentiaufe  füUte  fo= 
fet)r  fein  ganjeg  ©ein  unb  äÖcfen  au§,  ba^  bei  il)m  feine  ©pur  eine§  äÖunfd§e§ 
auftaud)te,  fid^,  fo  gut  ei  get)e,  mit  ber  nationalen  33eWegung  ab.^ufinben.  3öic 
tief  er  fidt)  burdl)  bie  3ut"utl)ung  ber  5lbtretuug  einiger  ©ouöeraiuetät§redl)te  ge= 
Mn!t  füt)ltc,  trat  unter  größtem  ^31uffet)en  I)eröor,  al§  er  am  26.  31uguft  1859 
einer  Deputation  au§  @mben  er!lärte,  ba^  er,  Wenn  bie  (bem  9lationatöerein 
angel)örenben)  Bürger  i^m  ferner  entgegenträten,  „nid^t  mel^r  an  ba§  Stufblü^^en 
ber  ©tabt  benfen,  namentlich  fein  Slugenmer!  md)t  auf  bie  fo  nof^wenbigc  3>er= 
befferung  ber  ©cf)leufie  lenten  fönne".  ^yerner,  als  ^3tinifter  53orrie§  im  9lpril 
1860  in  ber  3Weiteu  Kammer  äußerte,  bie  beutfc^en  Jyürften  würben  auf  jebe 
SBeife  i^re  ©ouüerainetät  3U  wat)ren  fuct)en  unb  fönntcn  burd^  bie  'Jtotf)  fogar 
ba3U  gebrängt  werben,  bie  2tllian3  auswärtiger  ^Jtädl)te  3U  fud)en,  ba  würbe 
bieg,  gegenüber  ben  patriotifdt)en  35erwat)rungen,  weld^e  in  gan3  2)eutfdt)lanb  ba= 
gegen  laut  würben,  öon  @.  burdt)  bie  @r^ebung  23orrie§"  3um  ©rafen  in  ber  l)eraug= 
forbernbften  3öeife  beftätigt.  Unb  fo  würbe  mit  bem  goi'tfd^teiten  ber  nationalen 
S3eWegung  bie  ©timmung  am  Jpofe  nur  gerei3ter.  ^an  gefiel  fidl)  l^ier  in  .^ianb= 
tungen,  wetrf)e  ben  größten  ®egenfa^  3ur  beutfd^en  Üteform  fdl)ienen  augbrücEen 
3U  füllen.  2)a'^in  gehörte  aucf)  bie  pompt)afte  21rt ,  wie  @.  bie  6ntl)üEung  bes 
9leiterftanbbilbeg  feineg  SJaterg  3U  .^annoöer  feiern  lie^.  "Dtod^  Weiter  entfrembete 
fidf)  @.  üon  ber  Seöölferung  burd^  (Sinfüt)rung  eineg  fet)r  beralteten  ^atedE)igmua, 
Woburd^  er  fidt)  eine  befonberg  l)eilfame  äBirfung  auf  bie  @r3ief)ung  ber  Unter= 
flauen  3U  tot)oIer  ßiefinnung  öerfpradf).  S)ie  51enberung  war  wegen  ber  öoraug= 
fid^tUd^en  l^lbneigung  ber  Seöölferung  öon  ortf)oboren  ©eiftlid^en  mit  äöiffen 
unb  SBitten  ©eorgg  f^on  feit  1857  l)eimtidl)  öorbereitet.  ^n  ber  3}erorbnung  öom 
14.  3lpril  1862  fprad^  er  2)anf  aug  gegen  @ott,  „ha^  er  biefcg  aSert,  Wetc^eg 
wir  öon  ganjem  §er3en  bittigen,  ^at  üotlenben  laffen".  Sfebodt)  faft  Wie  im 
S5orgefüt)l  beg  auffteigenben  Unwittcng  ber  33eöölferung  fud§te  er  fid^  im  ©ommer 
1862  in  aSolfgfreifen  perföulic^  beliebt  3U  mad^en.  (är  befudite  bie  i3anbe  fabeln 
unb  Sßurften  unb  erfd^ien,  atg  auf  feinen  SBunfdf)  getegenttid^  beg  ©d^ü^enfefteg 


©eorg  V.,  ^.  \>.  ^anm'otx.  665 

in  ber  Sieftbenj  ba§  25jä'^rige  ^uBiläum  jeineS  (SinjugS  ai%  Äron^^nnj  geleiert 
lüutbe,  auf  bem  ©d^ü^en^jta^e,  wo  er  ^dt  für  S^tt  öefud^te.  33aib  jeboc^  er= 
iutjx  er  bie  erfte  gro^e  6nttäu|(i)ung,  qI§  in  ben  Oöationen  für  5t?a[tov  S3auer= 
|d)mibt  in  ßüd)0tt3,  ben  SSetämpfei-*  be§  alten  .^ated)i§mu§,  unb  in  bcn  folgenben 
Unruljen  im  ^uguft  1862  pgteici)  ber  ganje  angesammelte  UnmiKen  über  bie 
3R;egii'rung§toei|e  eine§  Ä5nig§  lieröortrat ,  ber,  jum  2;^eil  in  ^^olge  Berufung 
fat^olifdier  ^tinifter,  jogar  in  ben  35erbad£)t  fat^olijirenbcr  ©efinnung  gcrietl^. 
3um  erften  5Rale  erlebte  er  je^t,  ba^  bie  ^Jtinifter  bereit  maren,  bem  S3ol{§= 
toiEen  nadijugeben;  jein  ©inn  blieb  aber  jelbft  bann  unerfd)üttert ,  al§  be§ 
(Srafen  23orrie§  tt)ieberl)olte  23Beigerung,  in  ®o§lar,  bem  (Xurorte  ber  Königin, 
beim  frülieren  <Bä)ut)mad)ex  „Dtaturboctor"  Sampe,  ^u  erfdieinen,  öerriet^,  ba| 
bie  Sfiatten  'öa^  jinfenbe  ©c^iff  be§  2öelfentt)um§  p  üerlaffen  fid^  anfc^icften. 
^^lud)  ba§  am  10.  3)ec.  1862  ernannte  ^IRinifterium  |)ammerftein  mar  ni(i)t  fel6= 
ftänbig  genug,  ®.  über  bie  S^^tlage  auiäuflären.  S)erfelbe  ful^r  fort,  fid^  um 
bie  fteinften  S)inge  ^u  befümmern  unb  iolgte  Weniger  bem  9tat^e  ber  ^inifter, 
al§  bem  be§  ®eneral=^:i5Dft=S)irectDr§  33ranbi§,  be§  ^olijei=5Director§  2öermut:§, 
beffen  9^a(i)iolger§  ü.  @ngelbrec£)ten  unb  be§  9tegierung§=9{atl§§  ö.  5Jlebing.  ©anj 
mefentlic^  üermöge  ber  9ti(i)tung  ®eorg§  !am  ipannoöer  mit  öerfc^iebenen,  burc^ 
bie  nationale  Oleiormbemegung  lierborgerufenen  (Srfdieinungen  in  SBiberftreit. 
S>ie  öon  beutfdien  Staaten  feit  1859  unternommenen  ©d^ritte  3ur  ©d^affung 
eine§  beutfd)en  ßüftenfd£)u|e§  mürben  im  ©runbe  fämmtli(^  öon  ^annoöer  tjer= 
eitelt,  oblüol  bod§  gerabe  beffen  SSeftimmung  al§  ©eeftaat  mit  ber  i^bee  be§ 
3Belfenreid^§  äufammen£)ing.  S)er  (Srunb  war  ber,  ba^  5ßreu^en  iebe§mal,  felbft 
am  93unbe,  bie  ©ai^e  in  bie  .^anb  befam.  @.  ging  l^ierin  aber  aud§  nid^t 
felbftänbig  tior,  obrool  noc£)  1864  bie  Meinung  auggefprod^en  morben  ift: 
„ßinjig  unb  allein  ift  e§  ^onnoöer,  öon  bem  jDeutfd^Janb  S)a§,  ma§  i^m 
in  biefer  33eäiel)ung  not^  tl)ut,  erlnarten  !ann  unb  barf"  unb  ®.  l^abe  tool 
bemiefen,  ba|  er  S)a§,  ma§  ein  l)ö'^ere§  (Sefd^icE  bem  SSaterlanbe  öer^ei^t, 
jur  mirflid^en  Srfüttung  bringen  merbe.  ^m  5lnfang  ber  1860=  er  ^a^re 
bemcgte  fid)  (B.  in  aEen  S^ragen  ganj  auf  bem  ©tanböunfte  ber  um  il)re 
©ouöerainetät  beforgten  ^DUttelftaaten  unb  öerftanb  fidf)  in  ber  S3unbe§reform 
nur  äur  Unterftü^ung  be§  öon  öornl)ercin  au§fid^t§tofen  ^laneS  ber  ßon* 
ftituirung  einer  S)elegirtenöerfammlung  ber  bcutfd^en  Kammern  am  ^Bunbe. 
5Jlag  audt)  bie  au§fd)lie|lid§  melfifdt)e  ^:t5oliti!  nid£)t  eigentlich  auf  unbeutfd§e  ^klt 
geriä)tet  gemefen  fein,  fo  mürbe  fie  bod^  burdt)  bie  Umftänbe  ju  einer  ööttig  unnationaten. 
©0  befonberS  in  ber  S'^-age  ©c£)le§mig=.g)olftein§ ,  mo  ®.  loeber  auf  bie  äBünfc^c 
beg  beutfd^en  25olf§,  nodt)  auf  bie  Otiöalität  ber  beutfd£)en  (Sro^mät^te  StüdEfid^t 
nal^m,  fonbern  ju  ©unften  be§  englifd£)en  35orfc§lag§  ber  @rl^altung  ber  Snte= 
grität  ber  bänifd^en  -}Jlonarc£)ie,  fomie  be§  9led^t§beftanb§  be§  ßonboner  ';|3rotocolt§ 
auftrat  unb  für  ben  S5unbe§bef(i)lu|  öom  10.  Dct.  1863  megen  ber  @i-ecution 
in  .g)olftein  bie  ©ntfd^eibung  gab.  3lud^  tro^  ber  traurigen  gioHe,  meldte  feine 
Gruppen  bort  fpielten,  blieb  ®.  babei,  ba^  fein  5)linifter  ®raf  5pioten  eine  ric^> 
tige  ^olitif  öerfolgt,  unb  füllte  fid^  tief  baburd^  gelränft,  ba|  feine  Gruppen  in 
golge  be§  33orge|en§  ber  beutfdC)en  ^äd^te  §olftein  mieber  öerlaffen  mußten. 
2)a§  3exlDÜrfni|  ätoifd^en  ^^^reu^en  unb  Oefterreid^  mu^tc  1866  bie  melfifdfie 
^bee  auf  bie  l)ödt)fte  ^robe  fteHen.  9iadt)  bem  preu^ifdEieu  9leformöorf(^lag  öom 
24.  Sffläx^  lie^  ®.  militärifd^e  SSorbereitungen  treffen,  toar  aber  bem  preuBifd)en 
©efanbten  gegenüber  auf  Sefeitigung  aEen  ^i^trauen§  bebad^t.  3tud§  nadt)  ber 
mieber^olten  Jpinmeifung  5Preu^en§,  ba^  jene  Slnorbnungen  bod^  eine  bebenflid^e 
Senbenj  öerrietl)en  unb  eine  bewaffnete  ^leutralität  Wegen  ber  l^age  be»  2anbe§ 
nidt)t  gebulbet  werben  !önne ,  bel)ielt  ®.  bie  frieblicfie  ^Btiene  bei.  2)iefe  Würbe 
jebodt)  auffattenb  beleud£)tet,  aU  er  am  5.  5Jlai  beim  9tücfmaiidt)  ber  öfterreid^ifdien 


566  ®eotg  V.,  Si.  o.  .^annoter. 

JSrigabe  au§  Jpolftein  brei  ;jat)i'gän9e  ber  ^Beurlaubten  einberufen  unb  im  ^unbe 
für  einen  Eintrag  gegen  ^^preu^en  ftinimen  Iie|.  S)ie  pveufiifcfie  'Dtote  öom 
9.  9Jiai  fteEte  il^n  Oor  bie  @ntfd)eibung.  33ei  fortgelegter  (^-einbfeligfeit  toerbe 
ber  Äönig  öon  ^reu^en  jebe  anberc  9fiü(ffi(^t,  and)  bie  auf  einen  itjm  fo  na^ie 
ftel)enben  53tonar(i)en  mie  &.,  bem  SSebürfni^  ber  (2elbftert)altung  unterorbnen. 
S)ie  (Srflärung  alier  feiner  Generale,  ba|  ba§  ^nx  nid)t  fcf)lagfertig  fei,  fd^ien 
ein  feinbüdieä  SSer'^alten  gegen  5preu§en  au§3ufd)Iie^en.  @o  fam  el  ju  ben 
'JieutralitätSber^anbtungen ,  in  toe^en  5preu|en  (am  20.  3Jiai)  unter  öier  S3e= 
bingungen ,  burd)  tt)eld)e  e§  ber  (Souüerainetät  ©eorgö  nicfit  ju  nol^e  treten 
rootttc ,  bie  ©eroäfjrleiftung  ber  Unabtiängigfeit  ^annoüer§  anbot.  %U  @. 
jögerte ,  fam  öon  33erlin  bie  äBarnung ,  nid)t  auf  ^reu^enS  'Otieberlage  burd) 
Deftcrreid)  ju  rechnen.  2)a  rourbe  Ö).  burd^  bie  ©enbung  feineS  i^albbiiiberg, 
be§  öfterreic^ifc^en  @eneral§  ^rinäen  ^arl  ju  (Sotm§=35raunfeI§ ,  belogen ,  offen 
auf  bie  Seite  Oefterrei^g  ju  treten.  SBie  ®raf  Siömard  am  11.  Wäx^  1867 
im  norbbeutfd^en  9leid)§tag  erüärte,  l^atte  8oIm§  bem  Könige  33ertrauen  ju 
800000  Cefterreidiern  eingeflößt  unb  in  Sotge  beffen  I)abe  man  in  .Ipannoüer 
„Ärieg  gewollt  mit  offenen  3tugen",  fei  aud)  cntfd)ioffen  getoefen,  im  ^alle  be§ 
©iegS  preußifd)c  ^probinjen  ju  nel^men.  3lm  13.  '^ehx.  1869  bemerfte  @raf 
iBiSmard  meiter  im  9tei(|§tage:  „SCßären  mir  befiegt  morben,  ic^  gtaube,  baß 
bog  äBelfenreid) ,  bie  .!pcrfteEung  beä  9teidj§  .g)einrid)§  be§  Sötoen  in  ber  öoEen 
51ugbet)nung  tic^  nicberfäd^fifc^en  ©tamme§,  menigftenS  auf  ber  linfen  ©eite  ber 
61be,  ben  bamaligen  |)errfd)erberec^nungen  nid)t  fo  gan,^  fremb  mar".  2)te 
,poffnung  auf  fold^e  ßrfüEung  feiner  füfjnften  4>Iäne  fd)eint  für  @.  fo  öertodenb 
gemefen  ju  fein,  baß  er  il^r  ^u  Siebe  .^rone  unb  Sanb  auf§  6picl  fe^tc.  S)a§ 
©emagte  beffelben  liegt  fo  fef)r  auf  ber  §anb,  baß  fctbft  D.  ^lopp  in  feinem 
'Jlefrologe  @eorg§  bie  (Srläuterung  geben  p  muffen  glaubt,  bie  Unfunbe  be§ 
preußif(^=itaIienifd)Bn  JBünbnißbertragg  üom  8.  9(pril  1866  jiel^e  fid^  burdt)  ba§ 
gan^e  35erf)alten  @eorg§,  unb  @raf  SiSmard  beutete  am  11.  Mäx^  1867  im 
norbbeutfd^en  3ftci(^§tage  an,  le^terer  l^abe  fid£)  in  bem  ©ruft  ber  ©ac^e  getäufd^t, 
„ob  in  bemjenigen  2)ünfel,  mit  bem  @ott  öfter§  bie  dürften  fdt)lägt",  laffe  er 
bat)in  gcftellt.  Unb  bie  3teußerung  be§  ©rafen  Siämarrf  im  9leid)§tag  an 
bemfetben  Jage:  „mir  finb  t)ingef)altenmorben  mit  J^ergitierfationen",  fd)ien  fid)  nid^t 
bIo§  auf  bie  'JleutralitätSücrl^anblungcn ,  fonbern  auf  ba§  ganje  9)er^aUen  ber 
^annoöerfd£)en  9tegierung  feit  Wäx^  bejiefien  3u  foEen.  Jlönig  ®.  fonnte  aud^ 
in  biefem  3lugenblide  nod)  öon  ©lüdfagen,  ba  it)m,  felbft  nadf)beni  er  14.  ^uni  1866 
für  Oefterreidf)?  Eintrag  auf  5}tobiUfirung  be§  25unbe§f)eer§  ^tte  ftimmen  (äffen, 
oon  -^reußen  nod^malg  ein  Sünbniß  mit  ber  3ufid)Pi"iin9'  i^  biefem  ^^aEe  bie 
'Jiedtite  unb  ^ntercffen  @eorg§  maleren  ju  moEcn,  angeboten  murbc.  S)ie  öon 
biefem  felbft  bem  preußifdf)en  (Sefanbten  mitget^eilte  3lbtet)nung  grünbete  fidti 
fe^r  bejeidjnenb  barauf,  baß  in  ^preußenö  9tcformöorfdt)[age  feine  SBürgfdt)aft  für 
feine  ©ouöerainetät§redf)te  ^u  erbliden  fei.  Unb  babei  fann  bodf)  nur  bie  öoEe 
@infid)t  ber  ©efa^r  x1)n  bemogen  l^aben,  bie  SSert^cibigung  be§  2anbe§  aufäu= 
geben  unb  ben  fdf)leunigften  ^Ib^ug  be§  |)eere§  anjuorbnen.  3tod)  in  ber  9lad^t 
äuöor  fu^tc  eine  Deputation  ber  ©tabtbe^örben  ®.  jur  3lenberung  feiner  ^olitif 
3U  bemegen,  er  blieb  jebod)  unerfd£)ütterli(^,  fe^te  fel^r  auSfül^iiidC)  bie  3luffaffung 
feiner  üled^te  au§einanber,  erftärte,  „a(§  6f)rift,  ^[Ronarcf)  unb  SBelf"  nid^t  an- 
berS  f)anbeln  ju  fbnnen  unb  empfahl  bie  mit  ben  bciben  XödC)tern  jurüdbleibenbe 
Königin  bem  ©dfiu^e  ber  33ürgerfdf)aft.  ^n  einer  2lnf|)rad)e  an  biefc  erflärte  er, 
er  begebe  fid^  „mit  bem  ttjeuern  Äronpriujen"  jur  5Jlrmee  in  bie  füblid)en  3;f)eile 
feinei  .ffönigreid)§  unb  öom  Hauptquartier  (Söttingen  au§  ließ  er  am  18.  ^uni 
burd^  @raf  ^4>Iciten  eine  SSermal^rung  gegen,  bie  am  16.  erfolgte  preußifd^e  33e= 
fe^ung   <^annoöer§    rid^ten,    mobei   fid^   auf   bie  öom  gefammten  Europa  oner= 


©corg  V.,  Ä.  B.  .^annober.  667 

faitnten  ©ouöevainetät§recf)te  @eorg§  berufen  tüuvbe.  2Im  21.  ^uni  bmc^  er 
mit  bem  ^ttu  öon  ©öttingen  auj,  um  \\d)  über  (SofEia  mit  ben  Saiern  ju  Der« 
einigen,  unb  jagte  in  einer  3tnfpra(f)e  an  bie  ^annoöeraner,  er  öerlaffe  ben 
fieimifi^en  S3oben,  „um  bie  <Baä)e  be§  angegriffenen  9terf)tg  ju  öertf)eibigen". 
Söäl^renb  be§  5!)tarf(i)e§  tie|  if)m  Äönig  2Cßilt)eIm  burii)  ^erjog  @rnft  üon  ßo= 
Burg  ben  ©urdjjug  nadt)  S3aiern  anbieten,  toofern  er  eine  ^Zic^tbetl^eitigung  feiner 
3;ru^3)3en  am  Kriege  gegen  ^reu^en  für  ein^a^r  berfiürge;  @.  tef)nte  jebod)  mit 
bem  Semerfen  ab ,  ba|  er  öon  3}erVnblungen  lf)ierüber  eine  Sßeräögerung  ber 
militärifd)en  Operationen  ni(^t  abt)ängig  madien  fönne.  3um  öierten  5Jlale 
!am  U)m  Äönig  SBil^elm  entgegen ,  inbem  er  am  26.  ^uni  burcf)  Dberft  ü. 
2)öring  gegen  ein  unter  Slnerfennung  be§  fteu^ifd)en  S8unbe§reformt)orfc£)tag§ 
öom  14.  :3uni  einjuge^enbeg  33ünbni^  eine  el^renbolle  ßapitutation  für  ba§  ^eer 
anbot.  2lud§  bie§  te'^nte  @.  ab  unb  er  füllte  firf)  burcf)  einen  bei  ßangenfatäa 
üorüberge!§enb  erlangten  33ortl)eiI  f(i)on  fo  fel^r  gef)oben,  ba|  er  am  27.  ^uni 
fofort  eine  pomphafte  Infpradie  an  ba§  ^eer  erlief.  Sie  ßapitutation ,  ju 
tt)el($er  er  fid^  jebod^  in  t^olge  ber  »eiteren  bortigen  i^ämpfe  am  29.  ^uni  ent= 
fd^Iie^en  mu^te,  geftattete  if)m  unb  bem  ©ol^ne,  nad)  freier  äöa^it  ben  2(ufent= 
i^ait  au|erl)alb  |)annoöer§  ^u  nelt)men.  @r  begab  fid)  ju  feinem  ©c^toiegerüater 
nac^  beffen  ^agbfcC)Io^  3U  ^ummel§f)ain  im  attenburger  Söeftfreife.  ^ier  em= 
pfing  er  3lbreffen  ton  ^^itgliebern  ^annoberfc^er  3ftitterf(i)aften  unb  ber  §ot)a= 
S)iepf)olä'fd§en  Sanbfdjaft,  toelctje  babon  ausgingen,  ba|  im  x^aUt  ööüiger  Um= 
fe^r  aurf)  je^t  bie  Ärone  für  i^n  nod)  nid^t  berloren  fei ,  unb  Dergeblic^  um  ein 
neues  9Jiinifterium  baten.  %m  17.  ^uli  begab  fidE)  ®.  nad)  äßien  unb  Pcr= 
fud^te  öon  §ier  au§,  gerabe  al§  bie  ^reu^en  öor  äöien  [tauben,  f5T;iebcn§unter= 
^anblungen  an3u!nüpfen,  fein  33rief  mürbe  jeboc^  nidt)t  angenommen,  ©in  S5er= 
fu(^  ber  ©tabtbeprbe  öon  .^annober  öom  2.  2luguft,  @.  äur  Slbbanfung  ju 
©unften  be§  ©ol^neg  5u  bemegen,  tourbe  öon  if)m  in  ^ie^ing,  n)o  er  bie  äJitta 
S5raunfrf)toeig  betoo^nte,  abgetclint.  @egen  bie  preu^ifdic  (Sinöerleibung  .g>an= 
noöer§  er^ob  ©.  35ertoa'§rung  bei  allen  europäifd^en  ^öfen.  @r  worf  ^^reu^en 
öor,  it)n  abfid§tlid^  getäuf(^t  ju  f)aben,  inbem  e§  fd^on  längft  beffen  Slbfid^t 
getoefen  fei,  fid§  §annoöer§  ju  bemächtigen.  „Söir  übermeifen  bem  Unmiüen  ber 
ciöiliftrten  äöelt  biefen  Singriff,  üerübt  im  öotten  f^rieben  gegen  ba§  £anb  eineS 
befreunbeten,  öermanbten  unb  öerbünbeten  dürften".  2)ie  ©inöerleibung  nannte 
er  einen  „öerbred§erifc£)en  9taub",  rief  alte  Tläiijtt  ju  ^ülfe  an  unb  erflärte, 
niemals  auf  feine  9tedt)te  ju  öer^id^ten.  ^n  einem  ©rlaffe  an  bie  ^annoöeraner 
fagte  er  gar,  er  l)abe  anä)  nadf)  ^reu^enS  ©iege  bie  <§anb  3um  t^rieben  geboten, 
fie  fei  aber  äurüdfgemiefen  morben.  S)ie  Untertanen  unb  33eamten  entbanb  ^r übrigens 
öorläufig  beS  ßibeS,  Gegenüber  atten  ©(^ritten  ^reu^enS,  bie  alten  mit  ben 
neuen  35erl)ältniffen  p  öerföl)nen,  öerl^ielt  fidt)  ®,  forttoäfirenb  ablel)nenb.  S)ie 
.Königin  mu|te  pr  @rl)altung  ber  melfifd^en  Stimmung  in  |)annoöer  bleiben 
unb  na<i)  i^rer  Ueberfiebelung  nadt)  ber  ^Jlarienburg  mürbe  biefe  eine  ^^^t  ^^"0 
ein  Jpeerb  preu^enfeinbtid^er  3lgitationen ;  bie  preuBifd)e  9tegierung  mad^te  jebodt), 
nadt)bem  ein  ©d^reiben  beS  .^önigS  3öil§elm  an  bie  j?önigin  SJlarie  auf  ©eorgS 
äöeifung  erfolglos  geblieben,  bem  treiben  ein  (5nbe  unb  bie  .Königin  reifte  am 
2o.;3^ulil867  ab.  ®ef ä'^rlict)eren  ß^rafterS  fdtjien  bie  33ilbung  einer  fogen.  „2Belfen= 
legion".  1400  l)annööerfdE)e  ©olbaten  jog  man  nadt)  ^oHanb  unb  Defterreid^, 
öon  'i)m  begaben  fie  fid)  als  gefd^loffener  Körper  burcf)  bie  ©d)tt)ei3  nad^_  gi-*on!= 
reic^.  ®iefe  ununterbrodf)ene  9lgitation  beS  Jpie^inger  ^pofS  War  einer  ^efeftigung 
ber  neuen  beutfd^en  3uftänbe  t)inberlidE).  S)ie  preu§ifd£)e  9tegierung  mar  baljer, 
nadt)bem  Slgenten  auS  Jpie^ing  bie  erfte  Slnregung  gegeben,  ju  93erl)anblungen 
über  einen  33ertrag  mit  (B-  bereit,  moEte  jebod^  erlangen,  ba|  berfelbe  auf  eine 
unfrudt)tbare  ^^Jrätenbentfd^aft  öeräid^te,   ol)ne  ba|  bieS  übrigens  mit  SCßorten  ju 


668  ®eorg  V.,  ß.  b.  .^annober. 

gcfd^e'^en  Bvaud^te.  S)ie  3]ert)anbtungen  ftocften,  at§  ®.  antä^tid)  be5  8urem= 
Bürger  ©treit§  loieber  auj  ba§  3Iu§tanb  ju  l^often  begann,  führten  aber  am 
29.  ©ept.  1867  ju  einem  25ertrage ,  toonaci)  ©.  fein  in  engüjd^en  ©tocfä  an= 
gelegtes  Kapital  öon  600000  2.  ©terting,  fein  ©ilbergerätt),  feinen  :3uroelen= 
fc^a^  unb  anbereS  bett)eglicf)e§  ^riöateigentt)uni  be^^alten  unb  jur  @ntf(^äbigung 
für  S)omainen,  goi^f^en,  ©dilöffer,  ©arten  11  ^Wittionen  %i)lx.  in  4V2  %  preu^. 
(Staatspapieren  jum  ^lenntoertf) ,  fotoie  5  9JtiIIionen  Xf^lx.  haax  er'^alten,  audf) 
ba§  ©d)(o|  in  ^errent)aufen  unb  bie  Romaine  ßalenberg  i[)m,  jebod)  fo  lange 
unter  preu^ifc^er  3}ertüattung  öerbleiben  fottten,  bi§  er  für  fid)  unb  feine  @rben 
auSbrürftic^  auf  bie  l?rone  toerbe  öer^id)tet  tjoBen.  dMi  ber  Unter^eictinung  biefc§ 
35ertrage§  üerjiditete  er ,  nacf)  ber  öon  ber  preuBifc^en  Otegierung  bem  )i3anbtage 
öorgctrageneu  3luffaffung,  „mit  boHem  Sewu^tfein"  auf  feine  ^Itei^tSanfprüc^e  au^ 
bie  ^rone,  tüoran  au^  feine  fpäteren  gegentl^eiligen  3leu|erungen  nict)t§  mel^r 
änbern  !onnten.  Söä^renb  bie  5lu§fü^rung  biefe§  3}ertrag§  fid)  orbnunggmä^ig 
beräögerte,  fe^tc  @.  unb  fein  ^of  in  i^ie^ing  bie  preuBcnfeinbü(i)e  2lgitation  fort, 
^ci  ber  filbernen  ^od^jeit,  toeläje  er  am  18.  gebr.  1868  im  ^aiferftörf(=^:i>a(ai5 
am  sparte  öon  ©(f)i3nbrunn  feierte,  fprad^  @.  1200  feiner  ^(n'^änger,  toetc^e  auf 
feine  Soften  auS  <g)annoöcr  angelangt  maren,  nad^  großen  tt)e(fifct)en  Äunb= 
gebungen  berfelben ,  bie  .spoffnung  au§ ,  in  furjer  3^it  aU  freier  f elbftänbiger 
Äönig  nad)  .g)annoüer  jurürfjufe^ren.  ^it  feinem  @elbe  mürbe  ]n  ^ariS  ein 
SStatt  „La  Situation"  gegrünbet  jur  SBa^rung  ber  Steinte  ber  Entthronten  unb 
3ur  @d)ürung  öon  ^;t>reuBen^aB.  2)ie  preuBif(|e  9tegierung  ]di)  fid)  barauf  „ou§ 
9iott)mef)r"  öeranta^t,  burd^  9}erorbnung  öom  2.  ^äri  1868  bie  ^efd^tagnaljme 
be§  in  obigem  SJcrtrage  ermähnten,  foroie  alle§  fonftigen  in  ^reu^en  befinbti(|cn 
3]ermögen§  @eorg§  unb  bie  ©inftettung  ber  öertragömä^igen  3i"ffn3a'^lung  ju 
öerfügen.  ^n  einem  Seric^te  bes  ©taatSminifteriumS  an  ^önig  3Biti)elm  mar 
als  @runb  angegeben,  ba§  bie  '^öorauSfe^ungen  unb  33ebingungcn  beS  ilertragS 
öon  ®.  nid)t  erfüllt  feien,  bo^  er  inSbefonberc  bie  Söetfenlegion  ]n  unter^tten 
fortfa^Cire  mit  ber  au§gefprod)enen  ^Xbfid^t,  fie  bei  günftiger  ©elegenfieit  ju  feinb= 
liefen  .!panb(ungen  gegen  '•^reu^en  ju  öermenben.  S)cr  bienfttidie  5öer!ef)r  biefer 
^Truppen  mit  ber  .öofbienerfd)aft  in  v*pic^ing  fei  amtlid^  feftgcftettt.  9tud)  ^a^^ 
&.  bie  Sreue  preu^ifc^er  Untertf)anen  ^u  erfdjüttcrn  öerfu(^t.  ©(eid^jeitig  mürbe 
(SeorgS  „IRinifter"  @raf  Opiaten  ju  öietjing  megen  Seitung  ber  Umtriebe  ^ur 
Drganifation  eineS  auSmärtigen  Eingriffs  öom  prcu^ifd^en  (5taatSgerid)tSl)ofe  ju 
15  ^a^ren  3u(^tf)auS  öerurt^eitt.  3öie  Ätopp  in  (SeorgS  ^lefrologe  (2)eutfd)e 
Sßolf§=3eitung  m-.  167  öon  1878)  bcri($tet ,  ^at  \\ä)  &.  über  bie  ©efc^tag- 
natjme  gefreut,  meil  er  „gerabe  baburd)  rein  unb  ftar  öor  alter  3Belt  bajuftet)en" 
glaubte  unb  barin,  namentlich  in  ©raf  5Bi§mavd'S  ^Berufung  auf  bie  "Olotl^mel^r 
bie  gtäuienbfte  3tnerfennung  feineS  9led)t§  unb  ber  ^331ad)t  feine!  ^rincipS  er= 
blidt  t)abe.  2)ie  preu^ifc^e  IRegierung  legte  bie  3}erorbnung  öom  2.  Wdx^  1868 
bem  öanbtage  öor  unb  bei  ben  Sßerlianblungen  beS  Jperrenl)aufe§  erflärte  ©rat 
23i§mard  am  13.  f^ebr.  1869,  bie  ^tegierung  fel^e  fic^  in  bem  ^öertrauen  ge= 
täufd^t,  mel(^eS  fie  in  fürftlid^eS  6^rgefül)t  gefegt.  S)ie  ®enel)migung  ber  S5er= 
orbnung  burd)  ben  ßanbtag  mürbe  am  15.  Jebr.  1869  befannt  gemaif)t,  3U= 
gleit^  mit  ber  3}erfünbigung  eines  ©efe^eS,  monadt)  bie  2öieberaufl^ebung 'jener 
33efdC)lagna^me  nur  burd^  (Sefe^  folle  erfolgen  fönnen.  S)iefe  ßrlaffe  riefen  einen 
neuen  ^^roteft  ©eorgS  ^eröor;  in  einem  33riefe  öom  30.  ^Jlära  1869  marf  er 
bem  .ß'önige  öon  ^^reu^en  öor,  bie  Erfüllung  feiner  SJertragSpflid^ten  i^m  gegen= 
über  burd)  jene  (Srlaffe  öon  einem  fremben  Söillen  abt)ängig  gemad£)t  ju  laben; 
äugleidl)  manbte  er  fidt)  gegen  bie  öom  @rafen  ^BiSmard  bei  legieren  5öer|anb= 
lungen  im  Sanbtage  erhobenen  Inflagen  unb  beftritt  namentlid^ ,  ba|  öon  i^m 
felbft  bie  ^Jlitgtieber  ber   Söetfenlegion   l^erangejogen   feien;    unterftü^t  ^be  er 


©cotg  V.,  ü.  0.  .f)Qnnoi)er.  669 

biefelben  nur  tregen  if)xex  Oiot^.     2)er  Sluegang   beg   beutjc^^franjönfc^en  i?rieg§ 

Oon  1870  fcf)ieu  ©eorgg  .s^offnungen  ']üx  immer  ju  äerftören.     SJton  l^orte  ni(|t 

mej^r   Diel   Don    i^m    als    juttjeiten    ben    (Smpjang    f)erüorragenberer    3lnf)änger. 

8eit    5TÜ{)iaf)r   1868   öetlebte   er  bie   2Binter    im  2otf)ringerpalQis  ^u  ^^^cnjing 

bei  äöien,   rco   er  reichen   ©enufe   in   ber  ^^Jiufif  janb ,  bie  Sommer  bogegen  in 

ber  5)itla  9iebtcn6a($er   ober  2f)un  bei  (Smunben  in  Dberöfterreid^.     1873  unb 

1874  befudite  er  wegen  eineg  2eiben§  ba§  Seebab  Siarri^,  unterwarf  ficE)  einer 

fcf)mer,5^Qiten   Operation  beim   SBirner   6f)irurgen   5Jlo|etig   o.    iltoorf)oi,  nat)m 

feit   ^erbft    187-1   bauernben  Jlufent^alt  in   i^xantxeiä:)   unb   benu^tc  1875  ba§ 

28ab   3u   33arregei  im    franjofifcfien   ^Departement    ber    oberen  $t)renäen.      5(m 

27.  Sept.  1876   fprac^   fi(^   ber  ^nnööerfcEie  ^^roöin^iatlanbtag   einftimmig  für 

SBieberauf^ebung  ber  SBefd)Iagna^me    öon  6eorg§  33ermögen  aus,  bie  preu|if(f)e 

9tcgierung  war  aber,  toie  au§  ber  ^Beantwortung   einer  Stnfrage  im  -penen^ufe 

am    5.    ^c^x.    1877   l^eröorging,    wegen  nodt)  fortbauernber  welfifci)er  31gitation 

ni(f)t  baju   geneigt.     Um   biefe   3eit   öerfdiUmmerte  fic^  ®eorg§  Öciben,  er  öer= 

brachte  ben  Sommer  1877  in  ©munben,  Siarri^  unb  33arregc§.     äÖenn^cmanb, 

ber  if)m  nä^er  ftanb,  i^n  üerlieB,  Pflegte  er  i^n  ju  fegnen,  inbem  er  im  9iamen 

ber   2)reieinigfeit  ba§   A?reu3e§5ei(f|en  über  bie  Stirne  jog.     Seit  gebruar  1878 

wieber  in  '^ari§,  rue  de  Pressbourg  7,  wo^nenb,  unterzog  er  fi(^  abermat§  einer 

fc^Wierigen  Operation  unb  ftarb  plö|üi^  am  12.  ^uni,  nact)   ber  Cbbuction  in 

golge  Verfettung  be§  ^erjen».     ^n  fünf  Äird)en  ber  Stabt  Jpannoüer  fanb  am 

15.  ^uni  unter   großem  ^ubrange  2raucrgotte§bienft  ftatt.     S)ie  SeileibSabreffc 

au§    ber   früf)eren    Ütefiben^    an    bie   Äönigin   ^JJtarie  war  üon  43700  ^^^erfonen 

unterfd^rieben.     ?lm  18.  Suni  würbe  ju  ^^^ariS  in  ber   Iutt)erifd)en  Äir(^e  de  la 

Redemptiou    in  ber   rue  Chauchat,    unter  X^eilna^me  be§  ^^riujen  üon  2öate§ 

unb   Dieter   anberer   5ürftticE)fciten   ha^i  2ei(^enbegängniB   gefeiert.     S/ie  Don  ber 

Königin  Don  (Snglanb  erbetene  Srlaubni^  jur  Veife^ung  in  ^erren'fiaufen  würbe 

Don    ber    preu^ifc^en    Diegierung    alSbatb    ert^eitt.     S)er  Sot)n  (Beorgs,   Srnft 

'ituguft,    fteEte    bann    beftimmte   Sebingungen   auf,    wel(i)e  bie  2tu§f(f)lie^ung 

jeber  ÜJtitwirfung   ber .  preußifi^en   33e^örben,    5Jii(itär§  ober  ^potijei  be^wedften. 

Cbwot   bie   preu^ifc^e  ^Regierung,  nac^  ÜDlitt^eitung   ber  .Königin  S3ictoria,  biefe 

SSebingungen  nidf)t  beanftanbete,  entfcf)icb  fici)  ber  '4>rin3  auf  bie  Siebenten  feiner 

S^iat^geber,    pto^lid^   für  bie  33eife^ung   in    ber  St.  ©eorggcapeUe  ju  2Binbfor, 

wo   fie   am   24.   ^uni  ftattfanb.     53ie§rere   gri3§ere   engtif^e   unb   Diele  ^arifer 

33(ätter    bradjten   warme    D^ac^rufe,    Don   größeren   beutfiien  blättern   nur  bie 

„Germania"  unb  bie  wetfifd^en  33(ätter  in  -^annoDer,  auc^  ba§  SBiener  „35ater= 

lanb".     S)iefe   nannten   i§n    einen    eblen,    ritterlichen    .g)errfc£)er ,    einen   großen 

2)utber  unb    feine    Otegierung    eine   gefegnete.      „^orning=5ßoft"    fagte:     Seine 

Sorgen   unb    S(^wäc^en   ertrug   er  mit   ejemptarifd^er   Seelengrö^e.     'ütuc^    bie 

„Simee"   jottte   feinen  perfönüc^en  Sigenfc^aftcn  SlnerEennung,  Derurt^eitte  aber 

feine   ^Jolitif.     „lltorning  SlbDertifer"    meinte,    @.    fei   ein  »grand  gentilliomme 

jusqu'au  boiit    des   ongles"    gewefen.     £).   Ätopp   nennt    it)n  im  9hfroIoge  ben 

„9Jlann   be§   üted^ti" ;    bie    .^nfd^rift    feine!    2öappenfc^i(be§    „@ott    unb    mein 

9teci)t",  fei  in  i^m  g^eifd)  unb  Slut  geworben;   biee  Dor  allem  fei  „ber  l§aupt= 

fäc§ii(^fte  Sc^Iüffet  feincS  ganzen  SebenS". 

Sein  Sol^n,  Srnft  5luguft,  geb.  am  21.  Sept.  1845,  ertie|  am  11.  ^uli 
1878  au§  ©munben  an  atte  beutfdjen  f^ürftcn  unb  freien  Stäbte  bie  (Erflärung 
unb  an  ben  ,^önig  Don  ^reu^en  noct)  eine  befonbere  „"illotificatiün",  ba^  er  atte 
auf  if)n  übergangenen  3ted§te  feineS  33ater§,  inibefonbere  biefenigen,  welche  bem= 
felben  in  SBejug  auf  bae  Äönigreid)  JpannoDer  juftanben,  „DoE  unb  ganj  auf= 
re(f)t  ermatte"  unb  Dorläufig  ben  Jitel  „^crjog  Don  Gumbertanb  unb  ju  23raun= 
fcf)Weig  unb  Lüneburg"  annet)me. 


670  ©eorg,  ®rf.  b.  ^ennefa(;tg:9iom'^itb. 

Oppnmann,  S^x  ®efd§.  |)annoöei-§  bon  1832-66,  2.  3Iufl.,  3  58be., 
S3erl.  1868;  S.  2Bale§tobe,  Scmofr.  ©tubien,  5ßb.  II,  .^amB.  1861,  @.  313, 
auc^  unter  bem  2:itel  „.g)ie  SBelf!"  evf(f)ienen ;  ©d^aumann,  |>anbl6.  b.  @efd^. 
b.  ßanbe  ^annobev  u.  Sraunfctitüctg,  §ainl6.  1863;  ^veu^.  3öod)enl6I.  1852, 
©.  55;  ©tüöe  im  ©taatStoörterBud)  35b.  IV,  ©.  729;  ©egenlüavt  X  (8eip3. 
1855),  @.  645;  Unfeve  3eit,  erfte  ^olge,  «b.  VI  (ßeipa.  1862),  @.  721 
(„|)annoöer  unter  ^önig  ®.  V.),  33b.  VIII  (ßeipj.  1864),  ©.  202  u.  642, 
neue  golge:  Sb.  III  (ßeipj.  1867),  ©.  721— 754  („^annot)er§  te^teXoge"), 
S3b.  VIII,  ©.  33;  5öl.  33uf(^,  S)a§  Uebergangiia^r  in  |)annober  (ßeipä-  1867) 
6ap.  1  u.  2  („S)ie  legten  äBetfen  auj^annoöerS  S^ron");  ©up|)l.  3.  11.  5tufi. 
b.  6ont).-ßei-.  («rocff.  1872),  93b.  I,  @.  774;  über  b.  Seije^ung :  «Ulorning^ 
$oft  ö.  25.  i^unt,  ®eutjd).  5ßoIf§--3tg.  m-.  1594  b.  4.  ^uli  1878.  9tefrD= 
löge:  9Zat.=3tg.  ö.  16.  S^uni,  5)eutf(^e  S5ol!§-3tg.  ^Ir.  1581  ö.  19.  ^uni, 
D.  ÄIopp  bafelbft  ^Ir.  1610  big  ^r.  1624  (erfd^ien  aud^  felbftänbig  u.  b.  %.: 
„Äönig  @.  V.",  §ann.  1878),  2öefer=3tg.  9lr.  11284,  gjlagbeb.  3tg.  "Hx.  279  ü. 
19.  ^uni,  ^öln.  3tg.  ^Ix.  163,  2.  ^  ö.  13.  ^unt,  SimeS  b.  13.,  Saili) 
Set.  b.  13.,  19.,  20.,  ©aturbal)  9teb.  b.  15.  Sfuli  1878;  „S}a§  ©d§iff(ein 
6:^rifti",  ^parifer  5JionQt§f(i)rift  b.  '':)Jlenegoä,  1878,  Tix.  7;  „(Erinnerungen 
an  (B.  V.,  ^önig  b.  .^annober",  bearbeitet  b.  C  2::^eobor,  SStemerl^ab.  1878; 
„(5f)rengebä(^tniB  <Bx.  5)1.  b.  ^önig§  ®.  V.  b.  ipannober"  (^annob.  1878; ; 
6.  b.  2Bet)r§,  SSiogr.  u.  öebäd^tni^fc^riTt  auf  ^önig  @.  V.  (^annob.  1878); 
2).  aItI)annob.  Äatenber  \.  1879  b.  2.  ©rote;  Discours  et  Prieres  funebres 
prononces  aux  obseques  de  S.  M.  Georges  V,  roi  d'H.  le  18  Juin  1878 
pour  M.  M.  les  pasteurs  Kuhn,  Appia  et  Lods  de  Feglise  de  la  rödemption. 

9jß  i  p  :p  e  r  m  a  n  n. 
(^corg,  @rai  bon  §enue6erg=9löm^ilb,  geb.  1395,  toax  ber  ©ol^n 
?Srriebrirf)§  I.  bon  ^enneberg-gtömtiilb  unb  beffen  ®emat)Iin  ©lijabett)  bon  ^enne= 
berg=©(^teufingen ;  in  i'^m  erreid)te  bie  ßinie  ,^enneberg=9löm'§ilb  (1274  —  1549) 
il^ren  l)Drf)ften  ®Ian3.  5ll§  einziger  männtid)er  ©tammt)alter  ber  Sinie  Würbe 
er  bereitg  1402  mit  Äat^rina,  Jod^ter  be§  ©rafen  ^ol^ann  bon  2Bert:^eim 
berlobt;  er  ber^eiratt)ete  \\ä)  mit  i^r  1412,  nac^  il^rem  aber  bereite  1419  er= 
jolgten  ünberlofen  lobe  mit  S^o'tianneta ,  Xod^ter  iJJ'^ilippS  bon  ^Jlaffau.  9ll§ 
9legent  jud^tc  er  bor  allem  bie  äußere  (5id£)erl)cit  feiner  Sanbe  feftäuftetten,  er= 
rid^tete  be§^alb  1424  mit  bem  ^JKarfgrafen  SBil^etm  ju  «meinen  al§  Sefi^er 
bon  Coburg  eine  gemeinjdt)aittidf)e  8anbtt)et)r  3tt)ifd)en  ben  beiberjeitigen  Säubern, 
berbanb  fiä)  1430  mit  bem  93ifc^oT  So'fiann  bon  Söürjburg  unb  äöil^elm  III. 
bon  ^enneberg=©cf)leufingen  jur  gemeinjd£)ajttid)en  Untcrf)altung  bon  ^teifigen 
gegen  räuberif^e  ^ad^barn  unb  fd)Io|  1436  mit  SBil'^elm  bon  ©d)leufingen  unb 
Jperjog  ©iegmunb  bon  ©ad)fen  einen  ©ertrag  auf  äetoä^rung  bon  ©diut^  für 
t>ie  ^^flege  Coburg,  giamcntlidf)  aber  erridf)tete  er  1436  mit  äöit^elm  bon 
©dt)leufingen  ein  3lufträgalgerid^t  jur  ßntfd^eibung  ber  atoifd^en  if)nen  felbft  ent= 
fte^enben  ©treitigfeiten ,  ju  n)eldf)em  jeber  3:§eil  brei  feiner  9iitter  al§  33eifi|er 
unb  ber  .Kläger  au§  ben  Ülittern  be§  ®egner§  einen  Dbmann  ju  beftimmen 
Vtte.  daneben  forgte  @.  für  bie  ßrtoeiterung  feine§  Territoriums :  fo  erlüorb 
er  inSbcfonbere  biele  mür^burgifd^e ,  jum  2t)eil  frü^^er  f)ennebergifd£)  geroefene 
33efi^ungen,  toie  ba§  ©tammfd§to§  feiner  Sinie  ?Ifd^a,  ferner  ba§  3lmt  M1)n-- 
borf  unb  nebft  anberen  fulbaifd)en  33cfi^ungen  bie  ©tabt  ©aljungen,  bereu 
©atine  er  it)re  bi§  jur  ^Zeu^eit  gültig  getoefenen  'Steäftt  berlie!^.  ©oweit  bie 
9töm'§ilber  unb  bie  ©d^Ieufingcr  93efi^ungcn  bermengt  toaren,  fud)te  er  burd) 
gegenfeitigen  2lu§taufd§  ben  Sefipanb  3U  bereinfa^en.  ®eorg§  33ebeutiing  unter 
feinen  3eitgenoffen  ert)ettt  baraug,  t)a^  mau  if)m  fo  oft  bie  ^Vermittlung  bon 
©treitigfeiten  übertrug.  1440  berglic^  er  ben  S3ifd£)of  ©iegmunb  bon  SBüraburg 
mit   beffen   S)omcapiteI   unb   tourbe    in  gotge  biefe§  3>ergleid)§  mit  ber  neu  ge= 


©eorg  Srnft,  ©rf.  to.  ^ennebergsScfjleuitn^en.  671 

fd^affenen  Söürbe  eines  tDÜt^feurgijc^en  Stiititiauptmanng  befletbct;  1442 
fd^Ud^tete  er  bcn  (frbfolgeftrcit  jtoifd^en  •gjeinricf)  XI.  üon  ^enneber9=©d§teu= 
l'tngen  unb  belfen  9}ettern;  1449  tourbe  et  jutn  [tänbtgen  ©c^iebsric^ter  ^iDtjd^en 
SBürjbuvg  unb  Sac^fen  ernannt ,  1450  öerglic^  er  ben  GrjbifcfioT  S)ietrid^  üon 
ÜJlainä  mit  ben  9tci(^§ftäbten  gtotenbutg  a.  X.  unb  öaüe  a.  Ä.  u.  a.  m.  @. 
t  25-  3^uli  1465  auT  bem  od^loffe  Battenberg  unb  tt)utbe  in  bet  Äirc^e  be§  öon 
i'^m  gegrünbeten  unb  reic^  auSgeftatteten  ß^orl^errenftift§  ^u  ^löm^ilb  begraben. 
3}on  jeinen  Sö^en  fe^te  nur  fein  Dtac^folger  griebrid^  IL  ben  ©tamm  fort, 
bie  anberen  ftarben  unoerfieiratl^et,  baDon  einer,  ^^ilipp,  al§  33if(^of  üon  33am= 
berg;  bet  jüngfte  ber  (£öf)ne  njor  bet  betütimte  @t;\bijd)0T  Settolb  oon  ^ainj 
(Sb.  IL  <B.  524). 

©d^uIteS,  Diplom,  ©efd^.  b.  gräfl.  <öauje§  öenneberg,  Z%  I.     .öitbburg= 
^ujen  1786,  (5.  -356  ff.  "  '  ©er Unb. 

(^eorg  (Srnft,  ber  Ie|te  @raf  öon  Benncberg  =  <Sd^leuftngen,  tourbe 
am  27.  5Uai  1511  ju  (Sc|teufingen  geboren,  ©eine  6ttem  maren  Sßil^elm  VI. 
öon  §enneberg  =  (5c^(euftngen  unb  Stnaftafia  öon  Stanbenbutg.  @ine  feiner 
(Sd^toeftern  toax  bie  befannte  Äat^arina  öon  ©(^tearjburg,  bie  auf  i!^rem  ©d^loffe 
^Hubotftabt  fogar  einen  %i!ba  gittern  mad^te.  6r  geno^  ju  Sc^leufingen  nad^ 
ben  ^Begriffen  bamaUger  3^^^  ^^^  beften  Unterrid^t,  fowie  eine  öottteffürfie  unb 
ftteng  retigiöfe  Sr^iefjung.  ^((S  Jüngling  befuctjte  et  bie  6öfe  öon  S^ütid^  unb 
Königsberg,  bereifte  ^Ru^tanb,  $o(en,  (Sc|toeben,  Sänemarf  unb  bie  ^^iiebertanbe 
unb  fam  1530  an  ben  ^of  be§  Sanbgrafen  *$§ilipp  be§  Sro^müt^igen  öon 
.peffcn,  ber  feit  1521  mit  öenneberg  erböerbrübert  war.  $^ilipp  fanb  öefaEen 
an  (S.  @.,  toeifite  i^n  in  aÜe  feine  ''^läm  ein  unb  nai)m  it)n  alebalb  mit  am 
bcn  ■  Üteid^Stag  ^u  3(ug§burg,  tt)o  ö.  6.,  md^renb  feine  gteid^faüö  anmefenben 
SSrüber  nobeln  ^^affionen  !^u(bigten,  bie  23e!anntfd^aften  öieter  bebeutenber  '^er^ 
fönen  machte  unb  namentlich  ber  ptoteftantifd^en  ße^re  na!§er  trat.  1584  fod^t 
er  aU  9tittmeifter  im  ^eere  ^^ilipps  be§  ©toBmüt^igen ,  meldte!  lUtic§  öon 
Söürtembcrg  roieber  in  fein  Sanb  einfette,  bann  mai^te  er  in  faifert.  2)tenften 
1536  ben  erfolglofen  Krieg  Kart§  V.  nad^  @übfranfreid§  mit  unb  iod^t  1542 
a(§  Dberftet  ber  fränfif(^en  Kreistruppen  gegen  bie  dürfen,  ^n  biefem  i^db^ 
juge  jeid^nete  er  fi($  al§  9teiter  unb  Krieggmann  au§  unb  rettete  bem  fpäteren 
Kurfürften  DJlori^  öon  Sad^fen,  meldten  hit  dürfen  bereits  öom  ^$ferbe  geriffen 
Ratten,  ha^  geben.  3um  £anf  ertoirttc  2)lori^  nad^  fiegreidE)er  93eenbigung  bei 
f(^malfatbif(^en  Krieges,  baB  Karl  Y.  feine  ^tbfid^t,  bie  ©tobt  ©cf)malfalben  ]u 
jerftören^  aufgab  unb  ba§  f)ennebergifd^e  @ebiet  öon  Surifimäi-fd^en  befreite. 
'^aä)  feiner  9tücffe:^r  au§  Ungarn  öer^eiraf^ete  fi(^  @.  @.  bem  2J5unf(f)e  feines 
35aterS  jufolge  1542  mit  ßlifabet^,  Jod^ter  beS  .^erjogs  ßrid^  öon  ^raunfd^meig 
unb  2Bitt)elm  TL  trat  i§m  bafür  1543  bie  ^Regierung  in  ber  ©raffet oft  öenneberg= 
(5d)Ieufingen  ab,  meldte  ^errfd^aft  1549  bur(^  3Iu§fterben  ber  Sinie  ^enneberg= 
9iöm^ilb  fid)  über  bie  gefammten  l^ennebergifd^en  'staube  au6bef)ntc  unb  @.  6. 
ben  ?ftang  eineS  fyürften  gab.  51IS  Ülegent  mibmete  @.  @.  feine  2;|ätigfeit  öor= 
jugsüpeife  brei  g^ecfen:  ber  ©infül^rung  ber  Üteformation  in  feinem  Sanbe,  ber 
35etbeffetung  bcS  ©d^uImefenS  unb ,  ba  et  feine  Hoffnung  auf  9^adf)fommenfd^aft 
^atte,  alfo  mit  if)m  baS  .^auS  .^enneberg  auSftarb,  ber  Drbnung  ber  2}ett)ältniffe 
feines  iS^anbeS  nad§  feinem  Jobe.  S)utd£)  feine  öielen  35etbinbungen  mit  t)etöot= 
tagenben  ptoteftantifc^en  ^ürftenl^öufetn  fd§on  lange  füt  ben  5j}toteftanti5muS 
gemonnen,  befannte  et  ftdf)  alSbalb,  nad^bem  et  an  bie  Otegietung  gelangt  »at, 
offen  äur  augSburgifdE)en  donfeffion.  ©ein  ißater  toat  bamalS  noc|  ftteng  faf^o^ 
tifd^  gefinnt  unb  rourbe  erft  merfroütbigctnjeife  butd£)  ben  ©icg  beS  Kat^oliciS= 
muS  im  fi^malfalbifd^en  .Stiege  füt  bie  Oteformation  gewonnen,  ber  er  aber  nun 
um  fo  fefter  anl^ing.     &.  @.  fonnte  beSfialb  bei  ber  ©infü^rung  ber  9teformation 


672  ®eorg  (Srnft,  ®rf.  ü.  ^ennebet9=®(|leuiiu9en. 

nur  fc^vitttDeife  öorgc^en.  3unäc^ft  betiei  er  auf  2ut{)er'§  Sm^fe'^lunQ  ben  Dr. 
tbeoL  ^o^onn  f^örfter  öon  Söittenfierg  al§  (SJeneralfuperintenbenten  uacf)  ©d^Ieu= 
fingen  unb  geftattete,  ba^  man  üBeraE  eöangeüfd)  prebigen  bürfe.  2)a  aber  fein 
35olf  burd)gängig  ber  ebangelifc^en  Sc^re  jugetfian  icar,  fo  öerfereitete  fi^  biefc 
fo  rafd)  im  ^penne6ergifrf)en ,  ba|  ©eorg  (^rnft§  Sßater  fid^  1543  bereits  au§= 
brücCUc^  öorbel^alten  mu^te,  ba^  er  unb  fein  ^offtaat  faf^oUfd^  Hieben.  6inc 
1544  abge{)altene  ©eneralöifitation  ber  Äird^en  be§  ßanbeg  ergab  unter  ben 
(SJeifllidien,  üon  benen  mgndie  neben  i^rem  geiftlic^en  3lmte  norf)  ein  ,!panbtt)er! 
betrieben,  gre^e  llntoiffentieit  unb  in  ben  ©emeinben  bie  ärgften  Unorbnungen. 
(5§  tourbe  be§t)alb  eine  ber  3lnfteIIung  ber  (S)eiftti(i)en  öorau§ge^enbe  ^^srüfung 
eingeführt,  3ini)t  in  ben  ©emeinben  gefci)afft  unb  ein  ßonfiftorium  unb  @l^e= 
gerid)t  ju  ©ci)leufingen  errid)tet,  meldfieS  fpäter  öon  ba  nad)  ^Jta^felb,  (Beorg  @nift§ 
gehjö'^nlid^er  Stefibenj,  unb  enbtic^  nad)  5Reiningcn  öertegt  tourbe.  S)en  ^löftern 
öerbot  man  Slufna^me  neuer  5!Jlitglieber ,  nur  foI(^e  ßonöente,  mel(i)e  fid)  offen 
ben  ^Jleuerungen  miberfe^ten,  mie  bie  5Jlinoriten  in  ©d^leufingen  unb  bic  Sene« 
bictiner  in  .Iperrenbreitungen  tourben  al§balb  aufgelöft.  ®.  6.  t)ulbigte  ber  üer= 
fö|nlic^en  9tid)tung  'DJIeland^t^on'S  unb  fud)te  überaE  bie  getrennten  JReligion§= 
Parteien  5u  bereinigen,  mie  benn  aud)  bie  ber  ßoncorbienformel  unb  ^aul= 
bronner  f^ormel  ju  (Srunbe  tiegenbe,  öon  3Inbreae  unb  6§emni^  öerfa^te  6ini= 
gungSformel  auf  einer  Slnregung  @eorg  grnftg  berul^t.  .statte  fid)  nun  fd)on 
görfter  burd)  fein  fd)roffe§  3luftreten  gegen  ba§  am  '^ennebergifd)en  ^ofc 
^errfd}enbe  IQeben  unmöglich  gemotzt  unb  1555  feine  ©teüung  aufgeben  muffen, 
fo  fanb  (S.  ß.  nod)  öiel  größeren  äBiberfprud)  bei  feiner  ®eiftlid)feit ,  aU  er 
feine  liberalen  9lnfd)auungen  in  bie  ^rajig  umfe^en  tooEte:  er  woüte  äal)lreid)e 
geiertage  befeitigen,  felbft  bie  .'pauptfefte  foEten  auf  einen  Sag  bef(^ränft  löer= 
ben,  e§  ftörtcn  it)n  bie  ©teEung  ber  Elitäre  unb  ®eifttid)en  nad)  Dften,  bie 
öieten  Zeremonien,  iiai  Äreu^fdjlagen ,  ber  6j:orcigmu§.  @r  entmarf  ba'^er  eine 
neue  Slgenbe  („2)ie  ^enncberger  i?ird)enorbnung"),  bie  gefammte  ©eiftüc^feit  bi§ 
auf  einen  5|3farrer  (i5ifd)er  ju  ©d^malfalben)  lef)ntc  fid)  bagcgen  auf,  beftritt  il^m 
fogar  ba§  ^)iec^t  jum  (5rta^  einer  folc^en  Crbnung;  er  aber  gab  nic^t  nac^, 
fonbern  fe^te  ei  burd),  bafe  bic  aEerbing§  in  il^ren  ftrengften  SBeftimmungen 
mobificirte  ^ird)enorbnung  1580  auf  einer  ©l)nobe  förmtid)  anerkannt  mürbe. 
2)ie  burd)  ?luf^ebung  ber  geiftlid)en  Stiftungen  flüffig  geworbenen  (Sinfünfte 
öertoanbte  er  nur  p  ^roeden,  loel^e  man  bamalä  mit  ju  ben  fird)lid)en  3äl)lte, 
3ur  ©rünbung  öon  äöol)lt:^ätigfeit§anftatten  unb  namenttid)  jur  Stiftung  öon 
Sd)uten.  UeberaE,  öorjugSlneife  in  ben  Stdbten,  mürben  ©d)ulen  eingerid)tet, 
in§befonbere  aber  mibmcte  er  feine  Stufmerffamfeit  ber  :^ennebergifd)en  Sanbeg= 
fc^ule,  bem  jetzigen  ®i)mnafium  ju  Sc^leufingen,  me(d)e  ^Inftatt  er  1577  grünbete, 
mit  ben  reid^ften  ^JMteln  auäftattete  unb  mit  einem  Sllumnat,  ber  fogenannten 
Kommunität  öerbanb.  S)a  ©lifabet^,  ©eorg  (SrnftS  (5}emat)lin,  1566  finberlo§ 
ftorb,  fo  öerel)elid)te  er,  auf  beffen  9lugen  aEein  ba§  f)ennebergif^e  ^au§  berul^te, 
fid^  1568  nod^molS  mit  ©lifabetl),  Sod^ter  be§  C^er^ogS  g^riftopl)  öon  äöürtem= 
berg;  al§  aber  audt)  biefe  @l^e  finberlo§  blieb,  mar  feine  gan^e  Sorge  barauf 
gerid^tet,  für  feine  Sänber  nac^  feinem  Sobe  ju  forgcn,  er  f)atte  ja  au^  ba§ 
materieEe  Sßoljt  berfelben  ftet§  im  2luge  gebabt.  3um  ^toecEe  ber  Slbtragung 
öon  Sc^ulben  l^atte  er  ba§  9lmt  ^Jtainberg  an  Söür^burg  öerfauft  unb  bafür 
bie  Stabt  ÜJleiningen  ermorben,  er  l)atte  forgfam  regiert  —  felbft  auf  Dteifen 
nol)m  er  Sefd^merben  feiner  Untertl^anen  entgegen,  unter  i^m  mar  ber  SSergbau  ju 
:^lmenau  unb  anberen  Drten  neu  aufgeblü:§t,  bennod)  aber  laftete  nod)  eine 
fd^toere  Sc^utb  auf  feinem  gürftent^ume.  ®iefe  mu^te  öon  feinem  3Sertrag§= 
erben  übernommen  merben,  bamit  er  burd)  bie  Sd^ulben  unbeirrt  bie  ßinfünfte 
be§  2anbe§  für   beffen  2öoP  öertoenben  fönne.     @in  2t)eil  feines  2erritoi-ium§, 


©corg  I.,  2.  ü.  §efjcn=^orm|"tobt.  673 

ben  er  mit  A;-)cffeii  gemeinfc^aftlic^  feefa^,  fiet  öertragSmäBig  an  ^cffen^^aflet 
unb  für  biefeii  Brauchte  ei;  nid)t  ju  Jörgen;  er  fd)to|  nur  1575  mit  2ißitf)etm'IV. 
üon  .Reffen  einen  SBertrag  bat)in  ab,  ba^  fie  in  biefem  iSiebiete  nicf)t  mel)r  neben, 
fonbern  gemeinfrfiaitlict)  mit  einanber  regieren  ttJoHten.  SBcgen  feiner  übrigen 
J3anbe  jud^te  er  juerft  mit  Äurja(i)fen  einen  ßrböcrtrag  ab^ufc^üe^en;  ba  it)m 
aber  f)ier  nid^t  bie  genügenben  BuQcftänbnifie  geroätirt  tourben,  fo  töenbetc  er 
fi(^  on  bie  ^öufer  ber  @rneftinif(i)en  Sinie,  unb  e§  fam  mit  biefen  am  1.  ©ept. 
155-i  ju  ^o^Ia  ein  ©vbfolgetiertrag  ju  ©tanbe,  in  ^olge  beffen  bie  .^perjöge  ber 
@rne[tinif(^en  ßinie  gegen  fof ortige  Uebernat)me  ber  :§ennebergi|d)en  2anbe§f(i)ulb 
üon  130474  ©ulben  6  @r.  bie  nic£)t  an  «Reffen  fattenben  ^ennebergifcfien  Sanbe 
nac^  @eorg  @rn[t§  %oh  erhalten  fottten.  Sa  e§  nun  ^tt)eifell)aft  war,  ob  bie 
l^er§felbif(^en  fielen  (bie  35ogteien  >g)erren=  unb  i*fVQuenbreitungen)  an  Reffen 
ober  (5act)fen  faEen  mürben,  fo  öermittette  @.  @.  jtoifctien  beiben  <^äufern  ben 
fogen.  Äafimirianifd^en  S5ertrag  öom  31.  3luguft  1583,  nac^  melc£)em  biefe  Sef)en 
get^eilt  toerben  foEten.  Äur^  barauf  ftarb  (S.  6. :  er  befud^te  im  2)ecember  beS 
genannten  ^af)re§  feine  (Stammburg  |)enneberg,  bort  erfranfte  er  unb  ftarb  am 
27.  2)ecbr.  1583  im  ^aufe  feine§  33urgmann§  ^ermann  2:rott,  ber  te^te  |)enne= 
berger  am  gu^e  feine§  im  33auern!riege  äerftörten  ©tammfdf)Ioffe§.  S)ie  im 
Ätofter  SSeffra  beerbigten  Stirnen  t)atte  er  fcfion  felbft  im  Erbbegräbnis  ber  Äirc^e 
SU  ©d^teufingen  beife^en  laffen;  bort  fanb  aud;  er  feine  le^te  3iu^eftätte  unb 
über  feinem  ©arge  marb  ber  ^ennebergifd^e  ^elm  unb  (5dt)ilb  äerbrodien. 

©d^utte§,  S)iplom.  ©efcf).  b.  gräfl.  .g)aufe§  .»penneberg,  %^.  IL  (.g)ilbburg= 
f)aufen  1791),  @.  193  ff.  ülüiiert,  ©.  ®.,  ber  Ie|te  (Sraf  öon  ^enneberg, 
Sena  1873.  Söcicter,  geftfd^rift  äur  g?eier  be§  300iä^rigen  ^ubitäumS  beS 
ä.  ^r.  ^enneberg.  @t)mnaftum§  ju  ©d^teufingen.     ^IReiningen  1877. 

©erlaub. 
@COrg  I.,  ßonbgraf  öon  |)effen  =  S)armftabt,  genannt  ber  fromme, 
oierter  unb  jüngfter  (Sof)n  ^l^ilip^j§  be§  ©ro^mütl^igen,  mar  geb.  am  10.  ©ept. 
1547,  mä^renb  ber  (SJefangenfd^aft  feine§  9}ater§,  unb  mürbe  mät)renb  biefer 
öäterüd^en  @efangenfd^aft  am  ipofe  feine§  ©t^roagcrä  5Rori^  öon  ©ad^fen ,  bann 
aber  mit  10  jungen  3lblt(i)en  feine§  2llter§  in  3ieSfi^^<i^^  erlogen,  bi§  er  1562 
nadf)  ^Jlarburg  gerufen  mürbe,  mo  mäl^renb  ber  .<perfteßung  be§  ©cf)toffe§  ^u 
ßaffel  ber  Jpof  fic£)  auffielt,  ^aä)  bem  Stbleben  be§  Sanbgrafen  ^ßl^iü^p  be§ 
©ro^mütl^igen  im  ^.  1567  öoHjogen  feine  ©öt)n?  bie  öon  i!^m  angeorbnetc 
l'anbe§tt)eilung.  S)er  iüngfte  berfelben,  @.,  be!am  in  ber  S^ieitung  bie  obere 
©raffd^aft  Äa^enelnbogen,  na'^m  feinen  ©i^  in  ©armftabt  unb  toarb  fo  ©tifter 
ber  barmftäbtifd^en  Sinie.  3)er  ©taat  mar  bamal§  öon  fel§r  geringem  Umfange 
unb  beftanb  nur  au§  ben  5(emtern  S)armftabt,  3tuerbadt),  ©ornberg,  2ici)tenberg, 
9tein^eim,  9fiüffet§l^eim ,  -^omberg  unb  einem  %^dU  be§  2lmt§  iBuparf);  fpäter, 
nad§  bem  STobe  ßanbgraf  ^:t>pip|)§  öon  ^effen-gif)einfel§  (1583),  fiel,  ba  biefer 
feine  5tadf)!ommen  l)attc,  nod^  ^omburg  öor  ber  .!pöl§e  nebft  ben  Slemtern  ©(Rotten 
unb  ©tornfelg  i^fim  ju.  5tn  ber  ©teile  be§  1546  burd^  ben  ®eneral  ißeucrn 
ober  SSüren  jerftörten  ^a^enetnbogener  ©d§Ioffe§  erbaute  ftd§  @.  ein  neue§.  3tl& 
er  bie  9tegierung  antrat,  mar  er  nodC)  ni(i)t  gauj  20  i^a^re  alt,  altein  er  geigte 
ficf)  beffenungeo(|tet  al§  üuger  unb  traftöoller  Otegent  unb  leitete  mit  öiet  ©org= 
falt,  @infid£)t  unb  St'^ätigfeit  bie  9tegierung§gefdt)äfte  felbft.  ^ebem,  ber  in  eigenen 
ober  fremben  9lngelegen^eiten  if)m  etma§  öorjutragen  ^atte,  gab  er  ®et)ör,  unter= 
fud^te  aEe§  felbft  unb  mufete  feinen  Meinungen  unb  9Infid^ten  bei  Seratl)ung  mit 
feinen  ^Beamten  burc^  Ätarl)eit  unb  ©rünblidifeit  ein  fold^e§  Uebergemid)t  ju 
öerlei!§en,  ba§  rool  nid£)t  leirf)t  anber§  ai^  nad)  feinem  Urt^eite  entfdiieben 
rourbe.     ^it  einer  für  bamalige  ^ät  feltenen  9tufmerffamteit  forgte  er  für  35er= 

aiEgem.  beutf(i&e  Siogratiöie.    VIII.  43 


g74  föeotg  IL,  ß.  D.  ^efjen=S;atmftabt 

bcjjetung  unb  3}crbreitung  bcr  2anbtDirtf)|(^aTt  unb  Dbft6aum3U(i)t  unb  f)alf  ba= 
burd)  feinem  burd^  bie  legten  Kriege  etloaS  Oerarmten  2anbe  wieber  empor. 
2)uti)  21nlegung  eines  ^anal§,  be§  fogen.  Sanbgrabene,  mad^te  er  einen  Biäl^er 
roegen  ©ümt)fen  unBraudibaren  SanbftridE)  3U  frud)tbaren  Sefilben,  unb  eröffnete 
ben  33ctt)Dt)nern  feine§  2anbe§  baburdC),  ba|  er  ben  Söeinbau  anfangen  lie^,  eine 
neue  Quelle  be§  ßrUjerbS.  ©ctbft  23erfud^e  jum  ©ctbenbau,  bie  er  begünftigte, 
gaben  tt)ei(n3eife  einen  ertDÜnfd)ten  Srfolg.  Um  bie  @ett)erl6e  auf  atle  SBeifc  in 
9Xufnat)me  ju  Bringen,  ertl^eilte  er  einigen  Orten  5Jtarftgerec^tigfeit  unb  anbere 
©erec^tfame,  unb  bermel^rte  burd§  3lnlegung  üon  ißcrgtoerfen  nid^t  attein  bie 
@taat§cin!ünfte,  fonbern  öerfd)affte  baburd)  jugteid^  tiieten  5)lenfd^en  it)ren  ßeBen§= 
untertialt.  5tud^  für  bie  SJolfsbilbung  forgte  er  burd^  ©rric^tung  öon  5rei= 
fdt)ulen,  füt)rte  1582  ben  ©ebraud^  be§  gregorianifd^en  i?atenbcr§  ein,  unb  toenn 
er  tüegen  Söertreibung  ber  Sfuben  auö  feinem  Sanbe  getabelt  toirb,  fo  mufe  man 
ju  feiner  gntfd^ulbigung  anfü'^ren,  "Oa^  nidtit  religiöfe  Unbulbfamfeit  fein  53eroeg= 
grunb  war,  fonbern  ha^  &i-bai)xm  ber  ^uben  im  ^anbelSöerfei^r  mit  ben  6t)riften. 
2CÖat)r'^afte  $öett)unberung  üerbient  feine  georbnete  unb  fparfamc  ■g)au§'^altung, 
bur4  toeldtie  eä  il^m,  tro^  feiner  Befd^räntten  ©inna'^me,  möglid)  tourbe,  o^ne 
ba|  man  i^m  fleinlid^e  6infrf)ränfung,  ^Hanget  an  S^reige6ig!eit  ober  5}erle^ung 
be§  fürftUct)en  ?lnftanbg  jum  25ormurf  madf)en  fonnte,  nic^t  nur  Bebeutenbe  35e= 
fi^ungen,  at§:  ©torfftabt,  äöolf§!e'^Ien,  Sifd^oföl^eim,  @eI)aBorn,  ©en§felb,  Ära= 
nid^ftcin  u.  a.  m.  burd^  Äauf  an  fid)  ju  Bringen,  fonbern  aud^  foftfpielige  ®e= 
Bäube,  wie  ba§  ©d)lo^  in  5Darmftabt,  ba§  ;3agbfc£)Io|  Äranid^ftein  aufführen  ju 
laffen.  ^ud)  bie  ^anbeSüerBefferungen,  baöon  mir  ©rmä'^nung  get^n,  erforberten^ 
nid)t  unBebeutenbe  5Iu§goBen;  er  Bemerfftelligte  atte§,  o'^ne  ba§  Öanb  mit  316= 
gaBen  ju  brüden  unb  o'fine  ©d)ulben  ju  I)interlaffen,  ja  er  l^intcrlie^  fogar  einen 
für  banmlige  ^^^ten  gemi^  Bebeutenben  ©d^a^  üon  einer  l^alBen  'OJUttion  ©utben. 
®.  Befa|  üiele  .$?enntniffe ,  Befonberg  in  ber  ®efdf)id£)te ,  in  atten  unb  leBenben 
Spxaä^m  unb  War  boBei  fe'^r  retigtög  unb  tt)at)rl^aft  frommen  @emütf)§.  5Hit 
järttid^er  ©orgfalt  Wibmete  er  fid)  ber  ßrjiefjung  feiner  j?inber,  unb  bie  9lcfultate 
bicfer  ßr^iel^ung  toaren  bie  günftigften.  Unterftüfet  mürbe  er  baBei  burdf)  feine 
trcff(idt)e  @cmat)tin,  9JlagbaIene,  eine  geBorene  ©räfin  öon  ber  ßippe.  ^u  frül§ 
für  fein  ßanb,  beffen  S9efte§  xijxn  Warm  am  Jöerjen  tag,  ftarB  er,  49  ^at^xe  alt, 
am  7.  geBr.  1597.  "  äöaltl^er. 

©corg  IL,  Sanbgraf  öon  |)effen  =  S)armftabt,  ein  burdt)  Stiarafter, 
grömmigteit  unb  @ele^rfam!eit  l^eröorragenber  ^ürft,  ©ot)n  beä  Öanbgrafen 
^ubmigs  Y.  unb  feiner  (Bemal^Iin  ^ogbalenc,  Sod^ter  be§  ^urfürften  ^fo'^ann 
@eorg  üon  SranbenBurg.  @eBoren  am  17.  ^Jiärj  1605,  f  1661,  ertiiett  er 
bie  forgfältigfte  ßrjie^ung ,  in  religiöfer  ^infid)t,  Wie  in  Se^iel^ung  auf  ba§ 
SBiffen.  ^n  feinem  ad^tje^nten  2eBen§ia|re  l^atte  er  Bereits  fieBen  ''JUa.l  bie 
SiBel  in  üerfd£)iebenen  ©pradC)en  gelefen,  bie  er  grünbüdC)  fannte,  unb  ta§  fie 
Bi§  äu  feinem  Xobe  nod^  28  ^al  burdf).  Unter  Seitung  bc§  ©rafen  3fot)ann 
ßafimir  üon  6rBad^  bur(|reifte  er  ben  größten  2;t)eil  üon  guropa  unb  erlebigte 
an  ben  üerfd^iebenen  .^öfen  bie  üäterlidt)en  2lufträge  mit  großem  ®efdt)id.  33ei 
feiner  ^eimfef)r  er'^ielt  er  bie  9lad)rid^t,  ba^  fein  Später,  ber  in  bem  gro|en 
Kriege  ber  <Baä)t  be§  ÄaiferS  treu  geBtieBen  War,  in  @efangenfd^aft  be§  •Äur= 
fürften  griebridt)  üon  ber  5|}fal3  gefallen  fei,  al§  er  au§  feiner  üon  ben  ©egnern 
Befe^ten  Stefibenj  flüd^ten  Wottte.  ®en  Später  au§  ber  ®efangenfd)aft  ju  Be= 
freien.  Bot  &.  alle  bittet  auf.  dr  Befanb  fid)  im  ^.  1626  Bei  feiner  Sraut 
in  3)re§ben,  a(§  er  bie  5kd)rid£)t  üon  bem  iobe  2ubwig§  V.  erf)ielt.  9lm  9. 
^uguft  tam  er  in  S)armftabt  an,  um  bem  Später  bie  legten  @l§ren  ju  erweifen 
unb  bie  |)ulbigung  feiner  Untertt)anen  entgegen  ju  ncl^men.  ©eine  ganje  9fle= 
gierungSjeit  ift  eine  3eit  ber  Seiben  unb  ber  S)rangfale  aller  3lrt  geWefen.     S)er 


®eotg  II.,  8.  b.  ^effen^^arrnftabt.  67.? 

SOjä^rige  .^ricg  (aftete  am  bem  Sanbe  mit  allen  feinen  Sd^recfen.  Sieje  toaren 
für  bas  S3anb  um  fo  größer,  weil  @.,  anrangl  ^njar  im  eigenttid^en  i?ampTe 
neutral ,  bod^  ein  ^Inlfjängcv  ber  faiferUc^en  i^^olitif  toar  unb  ai%  fo(cf)er  ben 
ßroll  ber  ©egner  bei  jeber  ©eiegenr^eit  ^u  empfinben  {)atte;  bann  ahn  aud^, 
toeil  er  megen  ber  'DJtaröurger  @rbfd)aft  b.  t).  toegen  ber  ßrbfc^aft  bes  Sanbei 
£'ubtoige  öon  ÜJtarburg,  ber  finberIo§  geftorben  mar)  fic^  im  (Streite  mit  Äafjet 
befanb,  beffen  ^orberungen  öon  Sc^toeben  unb  ^tantxnd),  auf  beren  Seite  ce 
ftanb,  unterftü^t  mürben,  ©länjenb  mar  ber  Einfang  ber  9tegierung  ©eorgs  II. 
Gr  eroberte  furj  nad^  eintritt  berfetben  St.  @oar  unb  fft^etnfetS,  öoUenbete  bie 
33efi^naf)me  ber  fämmttic^en  Sanbe§tt)eite ,  meldte  ber  Äaifer  feinem  93ater  3u= 
gefprüd§en  '^atte,  unb  nöt^igte  Raffet  im  ^.  1627,  in  hk  9l6tretung  bicfer 
Sanbe§tt)ei(e  3U  miüigcn.  Sßö^renb  er  fo  mit  gtücflidiem  Srfolg  feinen  Staat 
3u  tergrö^ern  fud^te,  mar  er  aber  nic^t  meniger  bemüht,  burc^  nü^lid^e  ?ln= 
ftalten  unb  6inrid^tungen  bai  2Sof)[  feines  Sanbes  ju  beförbern.  @r  begrünbete 
1627  ein  @t)mnafium  ju  S)armftabt,  Derbefferte  bas  ,^ir^en=  unb  Sc^ulrocfen 
unb  erl^iett  mit  Sorgfalt  bie  Crbnung  in  5t>oüiei=  unb  ötegierungsfad^en,  menn 
gteid^  manche  Störung  barin  eintrat.  S)o(^  alle  biefe  löbüd^en  SInftrengungen 
öermoc^ten  ni(i)t  bie  2Bunben  ju  Reiten,  bie  bem  :i3anbe  burd^  feine  S3erbünbeten 
gefd^Iagen  tourben ,  benn  ma^rlid^  ebenfo  f(f)recflicf)  al§  in  geinbeS  2anb  !§aufte 
bas  faifertid^e  unb  ligiftifc^e  ^eer  in  bem  itjnen  oerbünbeten  ^effen=S;armftabt. 
2)e§  Äaifers  ^J^ac^t  mar  ju  jener  Qdt  auf  ben  ^öc^ften  @ipfel  geftiegcn,  unb 
l^anbgraf  @.  mu^te  nun  erfahren,  ba^  i^n  feine  Stn'^änglid^feit  an  benfetben 
nid)t  öon  ben  brürfenben  ^Jia^regeln  befreite,  metc^e  ber  Äaifer,  im  6efü^t  feiner 
'Mgemalt,  über  bae  gan^e  proteftantif(^e  Sieutfd^Ianb  öer^dngte.  6§  erfc^ien 
ben  6.  ^läx^  1629  bas  9teftitution§ebict,  me((i)e5  ben  '^roteftanten  befat)( ,  ben 
.ßatf)oIifen  alle  geiftüd^en  @üter,  bie  fie  feit  bem  '^affaucr  S5ertrag  in  Sefi^  f)atten, 
äurücfjugeben  unb  au(^  öeffen=S)armftabt  mußte  fitf)  i^m  unterwerfen.  S)effenunge= 
ad§tetbet)arrteÖeorg  nid^t  nur  banmls  in  feiner  5tn^ängti(^teit  an  ben  ^aifer,  fon= 
bem  auc|  felbft  bann  nod^,  at§  @uftaü  2IboIpf)ö  iiegreidC)e  SSaffen  ben  35unbel= 
genoffen  be§  ^aifer§  gefäl^rüc^  3U  merben  anfingen;  er  roeigerte  fic^,  bem  '^unbe 
beijutreten,  roe(dE)en  bie  übrigen  proteftantifc^en  dürften  ^eutfdilanbl  im  5- 
16-31  mit  ScJimeben  fc^loffen,  mu^te  aber  baiür  aud^  6alb  M^m,  benn  mit 
^ülh  ber  fc^mebifc^en  2Baffen  gelang  es  bem  i3anbgrafen  Don  ^peffen^Äaffel,  bie 
i:^m  entriffenen  l'anbeSt^eite  mieber  ju  erobern.  ©.,  beffen  Canb  »on  feinbUd^en 
Einfällen  bebrol^t  mürbe,  eitte  bem  fiegreid^en  ^önig  öuftab  ^^bolpt)  bi»  i^xant= 
fürt  entgegen  unb  üerfud^te  bie  bro'^enbe  ®*efaf)r  burci)  Trieblid)e  Uebereinfumt 
abjumen'bcn.  @5  gelang  i^m  bie§  aud^ ,  miemo^t  e§  anfangt  ni(f;t  ben  Schein 
f)atte,  ai^  moüte  Suftaü  9tbotp^  bon  ber  Sebingung,  baß  ®.  bem  SSünbniffe 
ber  proteftantifc^en  dürften  beitreten  folle,  jurücfftetien.  ©uftaö  ?lbotpf)  begnügte 
fic£)  mit  Uebergabe  ber  ü'^ftung  9tüffelsf)eim  unb  mit  ber  ^ufage,  eine  ftrenge 
ÜZeutratitöt  in  biefem  Kriege  beobarf)ten  ju  mollen.  S)iefe  3>crgünftigung  —  bie 
immer  noc^  ni(^t  üollftdnbig  mar,  meil  §effen=.ftaffe(  feine  SBaffen  gegen  i)effen= 
Sarmftabt  ^u  braud§en  fortfuhr  —  mürbe  bem  öanbgrafcn  t)auptfä(f)lid|  nur 
megen  feiner  S5erroanbtfd§aTt  mit  bem  ßurfürften  Pon  Sac^fen,  ben  @uftaP  3lbo(p^ 
ju  fct)onen  Urfad^e  l^atte ,  unb  in  33erüdEfid)tigung  bes  jammerooüen  ^ufto^^es 
feinei  Sanbeg,  gemährt.  2;enn  !§atte  aud^  bis  je^t  bas  5)torbfd£)mert  be«  Äriegel 
noc^  nii^t  fo ,  mie  fpöter  es  gefdtiaf) ,  gegen  bie  friebtid^en  5>3eroo"^ner  geroütbet, 
fo  mar  bod^  nid^t  allein  atleö  Canb  raft  gönjtid^  öeröbet ,  fonbern  91ot^  unb 
(jtenb  Ratten  aud^  rürd^terlic^e  ^ranf Reiten  erzeugt,  bie  oiele  'D3tenfc{)en  ^inmeg= 
rafften.  Sd£)on  im  ^.  1629  jeigten  fid^  bie  Spuren  öon  ipeft,  unb  f(i)icn  es 
aud)  ^umeiten ,  a(§  moHten  biefe  Derfc£)minben,  fo  fe^rten  fie  boc^  roä^renb 
mehrerer  ^a^xe  mit   erneuerter  Äraft  iurücf   unb  büeben  bis  ^um  ^.  1635  im 

43" 


Ö76  ©eorg  IL,  2.  ü.  |)efjcn=2armftobt. 

3une]^men.  2)tefc  fürchterliche  ^ptage,  öerbunben  mit  bent  graujamen  2öütf)cn 
ber  Krieger ,  l^atte  jute^t ,  befonber§  in  ber  ©railc^oft  ^a^enelnbogen ,  tüo  bie 
Äranff)eit  am  t)ejtigften  toar,  Bei  toeitem  bie  '^ef)x^ai)i  ber  SSeööIferung  f|intoeg= 
gerafft,  ©er  ßanbgraf  fellbft  "^atte  firf)  mit  feiner  gamilie  nadt)  ©ci)to|  l'ic^ten= 
berg  flücf)ten  muffen,  tDot)in  fic^  aud§  ba§  (SJl)mnafium  30g.  5Da  feine  ätjtlidie 
.^ütfe  ben  gortfiritten  ber  ^ranf^eit  ßinl^alt  ^u  tl^un  öermoct)tc,  unb  ber 
^enfd^en  |)offnung  aüein  nod^  auf  unmittelbaren  33eiftanb  be§  .!pimmet§  ge= 
rid)tet  mar,  fo  mürben  mel^rere  33u§=,  !öet=  unb  Safttage  anberaumt,  bie  att= 
jätirlid^  gefeiert  merben  fottten,  unb  e§  ertönte  ba§  ©locfengelöute  ju  mehreren 
beftimmten  ©tunben  be§  2age§,  meld)e§  allgemein  jum  ftiEen  @cbet  aufforberte. 
3fm  3f-  1Ö36  nat)m  bie  Äranff)eit  ab  unb  ^örte  1637  enbli^  auf.  3lIIe  biefc 
entfe^lic^en  ßeiben  I)atten  ba§  ßanb  bergeftalt  entöölfert,  üermüftet  unb  öerarmt, 
ba^  bie  ^rieggüöffer  faft  nid)t§  melir  3U  i^rem  Untert)alte  fanben,  mic  biet 
meniger  bie  S8emot)ner  be§  Sanbe§,  benen  ber  ©olbat  norf)  ba§  mit  ©emalt 
na^m,  tDa§  ettoa  aufäÜig  nod)  ju  finben  toar.  S)en  l^ödiften  ®ipfet  tjattt  ba§ 
gtenb  1634  erreicht,  al§  ber(5d)roeben  |)eer,  bei  ^brblingen  (6.  ©ept.  1634)  gefd^tagen, 
ba§  Sanb  burcf)jog  unb  mit  aller  ©raufamfcit  gegen  bie  toel^rlofcn  3Setoot)ner  öer= 
fu^r.  2)o(i)  faft  graufamer  noci)  l^aufeten  bie  oerbünbeten  faiferlidl)en  Sruppen; 
nid^tS  blieb  bem  armen  !^anbmanne.  5Balb  brad^en  ©d^toeben  au§  ^JJtain^  ^eröor 
unb  öerjagten  bie  Defterrcirfjer,  balb  lehrten  biefe  ^urücf,  bie  ©dliroeben  öor  fi^ 
^crtreibenb,  unb  beibe  ^^arteien  toctteifcrten  in  9lu§übung  ber  fdt)amlofe[ten  ent= 
fe^lidliften  ©raufamfeiten.  l^anbgraf  @.  lie|  bmä)  ein  öffcntlii^eS  patent  bie 
6intool)ner  feine§  l'anbeS  aufforbern,  ben  ©olbaten  mit  SBaffengetoalt  äöiber= 
ftanb  3U  leiften,  unb  berfpracf)  il)nen  33ciftanb.  6nbli(^  gab  aud^  @aHa§,  ber 
£)berbefel)l§l)aber  ber  faifertidf)cn  Sru^pen ,  ißcfel^l ,  .i^effen=3)armftabt  üon  @in= 
quartierung  unb  ieber  i?rieg§laft  ju  befreien.  SlHein  nidljt  lange  tourbe  biefer 
95efe^l  befolgt;  e§  famen  bie  58al)ern  im  ^.  1639  unb  öerful^ren  eben  fo  f)art, 
wie  bie  erbittertften  ^einbe;  e§  lamen  bie  Gruppen  be§  .^er^og^  Sßern^arb  öon 
äöeimar  nad^  Oberl)effen  unb  in  bie  Söetterau  unb  festen  bie  ©räuet  ber  33at)ern 
fort.  Unter  folcl)en  Umftänben  tourbe  e§  ."peffcn^ÄTaffel  ni(^t  fcf)toer,  fidl)  mit 
©etoalt  toieber  in  33cfi^  be§  it)m  frül^er  cntriffenen  Sanbeäbe^irfä  3U  fe^en.  Sanb= 
graf  ®.  fucl)te  jtoar  Söiberftanb  ju  leiften,  icboi^  feinc§  ©egner^  ^adl)t  toar 
hmä)  ©d^toebenS  unb  fyranfrei(^§  -^ülfe  fo  übertotegenb  getoorben,  ba^  biefer 
ot)ne  ßrfolg  blieb;  er  mu^tc  au§  2)armftabt  flieljen,  ba  granjofen  bie  ©tabt 
befehlen,  unb  faum  fcl)ien  fein  9lufentl)alt  ju  Sieben  il)m  ^inlänglidl)e  ©icf)erf)eit 
äu  getoä'^ren,  ba  ber  ©ieg  ben  2Baffen  ^effen=i?affel§  folgte.  S)er  toeftfälifd^e 
triebe,  am  6.  Sluguft  1648  ju  ^Jlünfter  unb  am  8.  ©eptember  äu  DSnabrücE 
unterjeid^net,  madjte  enblid^  ben  2)rangfalen  ein  @nbe.  ipeffen=2:;armftabt  mu^te 
bie  Sanbeät^cile,  bie  ber  .fiaifer  im  .3\  1622  bemfelben  3ugefprodE)en  l)atte,  toieber 
an  .»peffen^^affel  abtreten,  fi{f)  auf  feine  früheren  ©renken  befd^ränfen,  unb  er= 
l^ielt  bagegen  eine  @ntfd^äbigung§fumme  öon  60000  ft.,  bie  freilicl)  ben  S3ertuft 
an  ßdnbern  fe^r  toenig  erfetite.  —  2)a§  ©lenb  toar  im  Öanbe  ju  einem  entfe|= 
lid^en  @rabe  geftiegen,  ©ctoerbe  unb  9IcEerbau  lagen  ganj  barnieber,  öerarmt 
toar  bie  nodl)  übrige  fd§toadl)e  S3eöölterung,  äöüften  lagen  ba,  too  frü^^er  fleißige 
9Jlenfdl)en  tool^nten.  —  5^a(f)bem  enblic^  ber  triebe  '^ergeftellt  toar,  bemül/te  fic^ 
Sanbgraf  (B.  mit  toa^rl)aft  öäterli(i)er  i3iebe  unb  ©orgfalt,  bem  unb efd^ reib lid^en 
61enb  abjulielfen  unb  feine  SScmül^ung  blieb  nidl)t  ot)ne  tool)ltt)ätige  folgen. 
Um  bie  ^Betreibung  beS  31dlerbaue§  ju  ermuntern,  lie^  ®.  betreibe  unb  S3ie^ 
aufkaufen  unb  e§  öert^eilen ,  lie^  öiele  Obftbäume  pflanzen  unb  ertoedfte  fo  bie 
!!3uft  äur  2lrbeit  hei  ben  Sanbleuten.  @r  fteHte  bie  brbnung  in  aüen  g^oeigen 
ber  ©taatäöertoaltung  toieber  l^er,  traf  poli^eilidlie  Inftalten  5ur  ©id^erung  be§ 
(5igent!§um§  unb   öerbefferte  ba§  ßird^en=  unb  ©d^ultoefen.     @ine   toeife  ©|jar= 


©eotg  III.,  5.  So.  ü.  Sabant.  677 

lamfeit  fc^te  if)n  in  ©tanb,  bmd)  ben  StnfauT  me'^vevei-  ni(f)t  unbeträd^tlid^er 
@üter  bon  ben  ^^aniitien  |)eufenftQmm ,  granfenftein  unb  ©d)önBovn  feine  {Jin= 
fünfte  äu  öeime^ven.  SBol^ttfiätig  in  i^ven  i^olgen  mar  bie  ©orgiaÜ  ©eorgl, 
aliein  ^iotl)  unb  ^Irmuf^  ^ervfd^ten  noc^ ,  aU  ber  2;ob  bem  ©treiben  be§  ^>.'anb= 
grafen  ein  ^iel  fe^te;  er  ftarlb  am  11.  ^uni  1661  in  einem  5ltter  öon  56  3^at)ren. 
@.  II.  tüax  ein  trefflirfier  9tegent,  burc^brungen  öon  ber  9luigaBe  eine§  Sanbe§^ 
iürflen  unb  begabt  mit  einer  feÜenen  Älart)eit  be§  (BeifteS  unb  ©ncrgie  bes 
^anbetn§.  ©runbpg  jeine§  6f)arafter§  mar  eine  ed)t  menfd^enireunbtic^e  5römmig= 
!eit.  ©eine  tägli(|e  SSejc^äjtigung  mit  ber  t).  ©cfirift  unb  jeine  mec^felöolle 
ßeben§bat)n  ^atte  i'^n  irü^jcitig  baran  gemö'^nt,  atte  Seben§=  unb  ©taatatoeiä^eit 
auf  ba§  S^ec^t  unb  bie  äöa^r^eit  äurüdjuiüfiren,  lt)eld)e  öor  ©ott  gilt.  Unb  mit 
biefer  religiöjen  Ueber^eugung  öcrbanb  er  eine  genaue  .^enntni^  ber  ^füct)ten 
unb  ©erec^tfame  fcine§  ©tanbe§  unb  S3eruie§  unb  ber  jeitgemäBen  ^Bebürmiffe 
einer  n)ot)ltooIIenben  unb  gereiften  Sanbeäregierung.  S)abon  legt  ba§  in  ^ex^^ 
lidEier  ©prai^e  öon  i'^m  felbft  öerfa^te  Seftament  ba§  fcf)önfte  3eugniB  ab. 
S)arin  Betel)rt  er  feinen  'i)tact)ioIger  über  aüe  ©egenftänbe  ber  SanbeSöertDaltung, 
ber  j^inan^tn,  ber  |)au§=  unb  ©taat§öerfaffung,  empfiel^tt  il^m  ein  einträchtige^ 
3ufommeni)aUen  mit  ber  älteren  Sime  be§  fürfttidicn  ^aufe§  3U  .Gaffel,  (S^r= 
furdit  unb  ©el^orfam  gegen  ba§  £)bert)aupt  be§  beutfc^en  9{ei(^§,  o^ne  5^ac£)tl)eil 
ber  5reit)eit  unb  äBo'^liatirt  feine§  Sanbe§,  gleii^e  ©erec^tigfeit  gegen  3lrme  unb 
9leict)e,  fluge§  ßinüerftänbni^  mit  ben  ©täuben  be§  2anbe§,  befonberg  Serücf= 
ft(^tigung  ber  ftet§  ju  treuer  5lufopferung  bereit  gejunbenen  ©täbte,  unb  gibt 
i^m  bie  äöarnung,  ba^  2:reue  unb  ©laube  met)r  at§  ©djä^e  unb  i?iieg§ma(i)t 
3ur  Sefeftigung  ber  i^errfc^aft  bienen.  @§  f(i)liefet  mit  ben  ]^'öntn  Söorten: 
„^Jte'^rgemelter  unfer  ©o!)n  unb  ©ucceffor  joE  jcbermann  gern  bienen  unb  fict) 
„bemül^en,  öiel  ^ü|lic£)e§  unb  @ute§  aufzurichten,  einen  ieben  Xag  bor  öerloren 
„'galten,  an  bem  er  ni(^t§  9te(f)tfd^affene§  au§gerid§tet,  foE  fid^  befleißigen,  bem 
„iBaterlanb  eine  ©ante,  unferem  ^auß  eine  @^re,  atten  unferen  fürftli(i)en  ä}er= 
„manbten  unb  ^Inge'^örigcn  ein  2;roft,  i'^m  fetbft  eine  9iut)e,  ben  9tät^en  unb 
„S)ienern  ein  gütiger,  frommer  unb  er!ennbli(i)er  SSater,  ben  Untertanen  ein 
„6ron  unb  ©c£)u^,  männiglid^  eine  ^ufluc^t  fein."  ^  Söalttier. 

@COrg  in.  ©tobaeu§  0.  ^almburg,  gürftbif^of  öon  Saüant 
(1584—1618),  tourbe  1532  geboren.  Ueber  feinen  ®ebutt§ort  finb  bie  %n-- 
fi(i|ten  get^eilt.  S)ie  ißorrebc  3U  feinen  SSriefen  be^eid^net  5leiffe  in  Oberfc^tefien 
al§  folrfien;  aEein  ba§  äeitgenöffifd^e  3eugniß  be§  gabianug  QuabrantinuS 
mad^t  e§.  maf)i-fc§einli(^er ,  ba|  ®.  öielme'^r  ju  23raun§berg  im  ehemaligen  pol= 
nifdien  5lntl)eile  be§  <g)erjogtl)um§  ^reußen  geboren  lüurbe.  ©eine  Sitbung  er= 
l^ielt  er  im  beutfdien  ßoEegium  ju  9tom,  too  garbinal  SeEac  nun  fein  Seigrer 
toar.  ®.  toar  ^Pfarrer  ju  (Sra^  unb  2)ombec^ant  ju  33riren,  al§  i^n  ber  6r5= 
bif(^of  üon  ©al^burg  am  19.  October  1584  jum  SBifc^of  bon  Sabant  ernannte, 
©eine  SDiöcefe  fanb  er  fel^r  jerrüttet  bor;  benn  Suf^er^S  Sel)re  :§atte  aud)  im 
ftiEen  Sabanttl^ale  Eingang  gefunben  unb  faft  ber  ganje  3lbel  be§  2anbe§,  bor 
aEem  bie  grei^errn  b.  Ungnab,  fingen  berfelben  an.  2)a§  SiStl^um  felbft  toar 
faft  12  ^al)re  ^inburd^  unbefe^t  gemefen  unb  bon  bem  ©edauer  gürftbifd^ofe 
@eorg  5lgricola  al§  3lbminiftrator  bertoaltet  roorben.  3lurf)  bie  mirtl)fd)aftli(^e 
Sage  be§  an  fid)  nid^t  reid§  botirten  Siät^umS  war  nid£)t  günftig.  @.  mibmete 
feine  3Iufmerffam!eit  ^uerft  ber  Oieform  feine§  eigenen  6leru§.  S)ie  ©teEe  eine§ 
$robfte§  an  bem  6§or:§eu-enftifte  ©t.  3lnbreä,  ttjeld£)e§  ä^gleid^  ba§  bifd)bflic^e 
ßapitel  bilbete,  tourbe  fortan  ftatt  burd^  2Ba^l  bon  il)m  felbft  befe^t.  Sßieber- 
l^olt  »urben  fird^lic^e  ^öifitationen  im  Sabanter  ©prengel  angeorbnet.  ginen 
toid^tigen  äöenbepunft  im  2thtn  be§  gfürftbif(^of§  bilbete  feine  Ernennung  jum 
©tattl)alter  bon  3^nneröfterreid^  burd^  grjl^eräog  gerbinanb   (ben  fpäteren  ^aifer 


678  ^fo^Q  III-/  5-  35.  t).  Saöattt. 

f^erbinanb  IL),  tt)e((i)e  im  ^.  1597  eriofgte.  3fri  btejev  Stellung,  öon  her  n 
erft  1608  auf  fein  eigene^,  bringenbeS  2lnfuc^en  entf)o6en  tourbe,  übte  er  auf 
bie  öon  bcm  ©r^^evjoge  Betriebene  ßJegenvcfovmation  ben  größten  @inf[u|  au§. 
33on  le^terent  aufgefoxbert,  ]pxad)  n  fid)  in  einem  längeren  ©d)rei6en  (©t.  9ln= 
breä,  20.  3luguft  1598)  ilfier  bie  3fit,  ju  ber  unb  über  bie  5lrt,  tt)ie  man  ba§ 
2Berf  in  Singriff  ne'^mcn  foUe,  au§.  9Jtan  muffe,  erflärte  er,  fogleid)  Beginnen 
unb  bürfe  |i(^  nicl)t  burd)  bie  borgeBraditen  (Jintoenbungen  be§  Jürfenfriege§, 
einer  tea^rfiieinlid^en  Sm^örung  ober  gar  einer  ,!pcrBeirufung  ber  3:ürfen  ein= 
fi^üc^teiTt  laffen.  5luffci)ub  toerbe  ba§  UeBel  nur  größer  unb  beffen  33ertilgung 
fdimerer  mad)en.  Söon  öffentli(i)en  Unterrebungen  xäÜ)  er  ah]  benn  foltiie  feien 
nur  fd)äblic^.  S)a§  Bcfte  5)Kttet  fei  bie  ftrenge  Slu§fül§rung  eine§  allgemeinen 
@bicte§,  burd^  ba§  anBefol)len  toerbc,  enttoeber  fatt)olif($  ju  toerben  ober  au§= 
juwanbein.  3"St^^<^  muffe  man  aBer  ba§  33olf  burc^  gererf)te  ^uftijpflegc  unb 
gute  Jßermaltung  ju  geminnen  fuc^en.  ©taatSllug,  toie  er  mar,  riet^  @.,  ni(i)t 
fofort  gegen  aKe  5ßroteftanten  einjufdireiten ,  fonbern  üor  altem  bie  ^räbicantcn 
abpfc^affen  unb  audl)  biefe  ni(i)t  auf  einmal,  fonbern  juerft  in  (Sra^,  naäj^tx 
bie  üBrigen,  burc^  ba§  33eifpiel  gefd^rerft,  öon  felBft  ficf)  entfernen  mürben, 
©egen  bie  am  -Sjofe  geplante  @rri(^tung  einer  ©lauBenSinquifition  fprad)  fic^  ®. 
au§.  ^}Jtan  muffe  ba§  aBfi(^tlict)e  Wärtt)rert'^um  ber  ©ectirer  öcrmciben.  ^ux 
grö|eren  ©icf)ert)eit  tonne  man  üBrigen§  eine  [tariere  Sefa^ung  nadt)  &xa^  öer= 
legen.  ^J^erbinonb  befolgte  im  ©ro^en  unb  ©aujen  biefen  ütatl^.  ®.  ert)ielt  p= 
nä(i)|t  ben  Sluftrag ,  bie  lutl)erifcl)en  ©tabträf^e  öon  @ra3 ,  bo(^  ot)ne  3luffc^en 
5U  erregen,  ju  entfernen  unb  burd)  fat^olifd^e  p  erfe^en.  ®.  lub  bie  bisherigen 
©tabträtl)e  3u  einem  freunbf(i)oftli(^en  ^JJla^te  ein,  mfl(i)e§  o'^ne  öerftimmenbe 
9leibung  t)eiter  öerlief.  'üaä)  bem  5Ra§le  na^m  er  jebcn  bei  Seite  unb  t^eilte 
i!§m  ben  2Bitten  be§  ßanbegl)errn  mit,  ber  i^nen  bie  SBal^l  liefee,  bem  ^4^roteftan= 
tiömu§  ober  i'^rem  ^^often  p  entfagen.  '^ad)  einem  2age  Sebenf^eit  erflärten 
fie  fi^  für  ba§  jmeite.  2)en  SSürgern  mürben  unbefugte  SSerfammlungen  fortan 
unterfagt.  S)urd^  ein  S)ecret  öom  1;5.  September  1598  mürben  bie  lut^erifd^en 
^räbicanten  au§  ©raj  unb  aUen  lanbeSfürftlic^en  Orten  öerbannt.  hierauf 
folgte  ber  S3efel)l,  ba^  bie  33ürger  ber  lanbe§für[tii(i)en  Stäbte  fat!§olif(^  merben 
ober  nad)  ä5erfauf  i^rer  unbetoeglic^en  ©üter  unb  9lbgabe  eine§  3et)nten  au§= 
manbern  müßten.  2)ie  bagegen  er'^obenen  ftänbifd^en  SSefc^merben  mürben  abge= 
töiefen.  S3emaffnete  ©taubenScommiffionen  ^ogen  öon  Ort  ju  Ort,  um  allent= 
l)alben  ba§  Söerf  ber  (Segenreformatton  burc^äufül^ren.  ^ei  bem  inneröfter= 
reid)ifdl)en  ^tegenten'^aufe  ftanb  ®.  in  l^ol^er  ©unft.  (S§  gibt  in  bcmfelben  mä^= 
renb  jener  3^at)re  faft  fein  ^amilienereigm^  öon  SSebeutung,  ju  meld)em  nirf)t 
auc^  ber  SBifd^of  öon  iL'aöant  jugejogen  morben  toäre.  1594  reifte  er  ou§  3ln= 
la^  ber  Sermä^lung  ber  Sd^mefter  ^erbinanbS  Slnna  mit  SigiSmunb  III.  öon 
$olen  al§  SSegleiter  ber  ©rä'^erjogin^äöittme  5)kria  naä)  Profan,  1595  begleitete  er 
biefe  an  ben  ^o]  be§  ^^ürften  öon  Siebenbürgen  Sigmunb  Sat^ori,  be§  SrdutigamS 
il^rer  jüngeren  Stodtiter  Waxxa  ß^riftina.  Slm  24.  Sept.  1598  fcl)ioffen  &.  unb  ber  fpa= 
nifd£)e  ©efanbte  3U  ©roj  al§  Sßeöoümädtitigte  bie  ß^epacten  jmifd^en  5fi-'i>infltt^^ 
Sd^mefter  ^J^argaretlia  unb  ßönig  ^4>l)ilipp  III.  öon  Spanien  ah.  hierauf  be^ 
gleitete  er  bie  Sraut  unb  bereu  ^J^utter  bis  na(^  ^Dlailanb.  58ei  ber  33er= 
mäl)lung  ^^erbinanbg  mit  ber  bairifd^en  ^^rinjeffin  ^aria  Slnna,  bie  am  23. 
Slpril  1600  äu  (Braä  ftattfanb,  l)ielt  ®.  bie  irauungSrebe.  2)er  (är^lieraogin 
^aria  3)lagbalena,  Sd^mefter  ^e^"i>inatti>§/  tt)<ir  er  ^^irmpaf^e.  3ll§  J?önig  Sig= 
munb  öon  ^^olen,  nai^  bem  Slobe  ^Jlnna^S,  fi(^  um  beren  Sd£)mefter  ßonftantia 
bcmarb,  l^ielt  (22.  October  1605)  ®.  äu  ©raj  an  bie  3lbgeorbneten  beffelben 
eine  Slnrebe,  morin  er  bie  greube  ber  @r3l)er5ogin  =  Söittme  über  bie  abermals 
auf  i^re  Sod^ter  gefallene  äöal^l  beS  Königs  auSbrüdfte.     2lud^  bieSmal  begleitete 


@eorg,  Q.  f8.  ö.  Tlaini.  679 

er  bie  Sraut  unb  bereit  Ü3tuttcr,  erioiebcrte  an  ber  äöeic^fel  Ükmenl  berfet&en 
bic  SSegrü^ung  ber  polnifc^en  ©efanbten  unb  :^ielt  am  12.  2)ecember  auf  bcm 
gelbe  öor  Ärafau  an  ben  -ffönig  felbft  eine  feierüc^e  ^tnrebe.  %n<i}  ju  5crbi= 
nanbe  SSrübern,  ben  drjl^erjögen  Ceopolb  unb  .^arl ,  toelc^c  Beibe  für  ben  geift= 
lidfien  Stanb  Beftimmt  toaren,  befonberä  ju  bem  (enteren  ftanb  @.  in  naf)en  S3c= 
3ie^ungen.  6r  ert^^eilte  ,29.  Sluguft  1595;  bem  gr^fierjog  ^arl  im  Cratorium 
ber  öerroittroeten  (är^^erjogin  ^u  ©raj  in  ©egcnmart  aller  '^rinjen  unb  '^rin= 
äejfinnen  bie  nieberen  SScil^en,  2Im  1.  2Jlai  1604  riii)tete  er  oon  ^salmburg 
au§  ein  au§iüf)rli(i)e§  unb  (ef)rreid)e§  (S(f)rei6en  an  ben  ©rstier^og,  in  roclrf)ent  er 
einen  öiücfblicE  au!  ben  6i§f)erigen  SSeriauf  ber  ©egenreformation  mari.  5lte 
ber  iunge  ^xin^  jum  SBifc^oT  üon  SSreSlau  poftuürt  rourbe ,  begleitete  i§n  @. 
r\aä)  feinem  öorläufigen  Si^e  'Jleiffe  unb  ftanb  bemfelben  in  ber  ©igenfc^aft  eine§ 
SBcrraoLterö  unb  Cberft^ofmeifterä  (1609—1611)  bcrat^enb  3ur  Seite.  Cbgteid^ 
bem  ^roteftanti§mue  aus  ganzer  Seele  abgeneigt,  unter  bcffen  ©egnem  i'^m 
neben  liefet,  5^ietrirf)ftein  u.  a.  eine  ber  erften  Stellen  gebül^rt,  tonnte  er  hoä) 
im  gemö^Iid^en  Seben§oerfef)r  auc^  ben  '^>roteftanten  rücffic^tsooll  ju  begegnen. 
Unerbitttii^  ftrenge  gegen  öffentliche  3iu^eftöre^;,  jeigte  er  fid^  ^uroeilen  mitb  bei 
23eftraTung  ber  Sc^utbigen.  ßr  übte  gerne  öaftfreunbfdiaft.  ^n  \!lugenb tiefen 
ber  '»Blu^c  eilte  er  auf  irgenb  eine  33efi^ung,  fa^  ben  Sd^nittern  ju  ober  be= 
fe^nitt  fetbft  bie  3fieben.  2)ie  ©uc^t  naä)  ß^renfteüen  toar  i^m  fremb.  '"Jtie 
öerrief^  er  ben  Söunfc^ ,  ben  .^irtenftab  feinet  fteinen  5Bi§tf)um5  mit  einem 
Belferen  3u  üertaufc^en.  2l(ö  i^m  grä^^erjog  gerbinanb  ben  Garbinats^ut  t)er= 
|(i)affcn  motite ,  le'^nte  er  bie§  bef^eiben  ab.  Seine  Sriefc  befunben  it)n  al§ 
einen  miffenfcfiaftlic^  gebitbcten  2)lann.  S)iefe  Briefe  —  bie  ^aut)tquelle  für  bie 
@efc|i(^te  feine§  SBirfenö  —  ftnb  u.  b.  %.:  „Georgii  Stobaei  de  Palmburg  epi- 
stolae  ad  diversos"  ju  S3enebig ,  1749,  4'\  fobann  (at§  5lact)bru(f)  ju  SSien, 
1758,  4*^^',  öeröffentli^t  toorben.  S)rei  ber  mi(i)tigften  —  eigentlid^  2;enfj(^riften 
an  ßrj^er^og  [yerbinanb  unb  an  ßr^tierjog  ^art  —  mürben  u.  b.  X. :  „Historica 
religionis  reformatio  penna  theologica  111.  et  rev.  d.  d.  G.  Stobaei  de  Palma- 
burg" oon  i^.  Sapolcfani  5U  2t)rnau  1714  ebirt.  Siefeiben  unb  einige  anbere 
25 riefe  auc^  bei  .öanft^,  Germania  sacra  II,  676.  713.  736.  Sin  fleineg  S(^rift= 
c^en:  „De  clericorum  meorum  iiistitutione",  ba§  @.  (1614)  Srjtierjog  5erbi= 
nanbä  ätteftem  So^ne  ^ol^ann  ^art  mibmetc,  fif)eint  Dertoren  gegangen  ju  fein. 
ÄUT3  Dor  feinem  Jobe  fü^tte  @.  fic^  gebrängt,  in  einem  fe(bftoerfa§ten  »Pro- 
memoria-  bie  Summe  feine§  iSebenö  p  jiefien.  ^nbem  er  bie»  t^at,  fonnte  er 
nicf)t  otine  ©enugt^uung  auf  eine  45|ä^rige  9lmt§t^ätigfeit  3urü(ibüd!en.  Tenn 
wenn  er  aucf)  nicfit  me^r  ben  öollftänbigen  Sieg  feiner  Sac§e  erleben  follte,  fo 
toar  boc^  berfelbe  bereite  angebaf)nt  unb  eine  bur(f)greifenbe  3(enberung  ber 
Sacf)tage  ju  ©unften  bei  J?at^oIicilmui  bereits  eingetreten.  (3.  ftarb  balb  nad^ 
ber  3Ibfaffung  biefer  Sd^rift  im  Sd^toffe  2)cEerberg  bei  3}ö(fermar!t  am  Sa/tag= 
fluffe  (23.  Cctober  1618).  Seinem  SBunfd^e  gemä§  rourbe  er  in  ber  S)om!ird§e 
gu  St.  3tnbreä  na^e  bem  .g)oc^a(tar  beftattet.  3lbbilbung  feine§  ©rabmatei  mit 
bem  2Bat)lfprucE)e :  .,Isoli  vinci  a  malo,  sed  vince  in  bono  malum"  in  ben  beibcn 
3tu§gaben  feiner  53riefc.  (Sbenba  fein  93ilbnife  nad§  einem  "im  Ütefectorium  ju 
St.  5lnbreä  befinblicfien  ©emälbe.  S)a§  '^jßräbicat  „ü.  ^^atmburg"  füf)rte  ber= 
felbe  na^  einer  ipei-rfc^aft  biefeg  ütameni  in  llnter!ärntt)en. 

ß.  2angl,  'Mei^e  ber  ^ifd^öfe  öon  ^^aoant,  Älagettfurt  1841,  S.  230   ff. 

—  gr.  ^urter,  (Sefd^.  .^aif.  j»fcrbinanb§  IL,  IV.  S.  17  ff.  —  ;i5-  Stepifc^neg, 

@eorg  III.  Stobäu§  ö.  '^almburg,    fjürftbifc^of   öon  !i3aöant   (5lrd§.  t.  k.  ö. 

&.-£..,  XY.  33b.).  ö.  3et|berg. 

(^eorg  ü^i^^ci>i-'^c^  b.  @reiffcnftau,    geboren    am  8.  September  1573, 

im  Collegium  Germanicum  jum  Ideologen  au»gebilbct,  Warb  1601  Somfc^olafter, 


680  ©eorg,  ^.  b.  5JtedlenBurg  —  ®eotg,  ®.  Ap.  ti,  5Jlccftcnbutg=©treli^. 

1 604  S)om^ropft  in  «Ulaina,  1616  33if(i)ot  öon2Q3oim§  unb  am  20.  Dct.  1626  ©rafti^oT 
bon  ^ainj.  33ei  feinem  Dtegierungiantritte  toar  ba§  ei(^§fclb  bon  2öatten= 
fteinä  Xruppen  jd^toer  t)eimgefuct)t ,  toorüfeei'  er  auj  bem  SßunbeStage  in  äöüvj= 
öurg  (22.  Februar  &i§  18.  «üläi-j  1627)  j?lage  er^ob,  inbem  er  2ßaüenftein  mit 
ei^riftian  bon  ^alfierftabt  auf  eine  Sinie  fteEte.  ''Roäj  im  felben  ^al)re,  at§  er 
im  October  mit  feinen  ßollegen  in  gjtü'§tt)aufcn  aufammen  fcun,  erneuerte  er 
feine  SBef^merben  unb  Brad^te  bie  ^IRittel  unb  Söege  jur  .gierfteüung  be§  grie= 
ben§  in  Setatl^ung.  2lt§  er[te§  Mittel  hieran  Beaeid^nete  er  auf  bem  gonbentc 
in  Singen  (S^uti  1628)  bie  3liiberufung  Sßattenftein'S  öom  6ommanbo.  Me 
biefe  SSeraf^ungen  unb  23ef^lüffe  iiit)iten  au  feinem  Siele,  ba  SBattenftein  ben 
Äaifcr  au  täufd^en  berftanb.  S)ie  ^Jlü^l^aufer  Verätzungen  tourben  baburd^ 
beriiängnifeboll,  ba^  fie  ben  3lnftoB  a"  ^^^  i)ieftitution§ebict  üom  6.  ^ära  1629 
gaben;  wie  in  ^Jtül^ll^aufen  .©.  bereits  fid^  für  bie  23ßiebererftattung  ber  ben 
^otfiolifen  entriffenen  @üter  au§gefprodt)en ,  fo  biüigte  er  and)  ben  gntlourf  a« 
bem  erlDÖ^nten  ©biet,  ber  it)m,  gteidE)  feinen  geiftlic^en  'DJlitfurfüvften,  bor  ber 
Söeröffentüd^ung  aur  ißegutadt^tung  n^ar  mitgef^eitt  tborben.  S)en  SJottaug  biefeS 
@bict§,  au  Neffen  2)urd^füt)rung  in  ben  r'§einifc£)en  greifen  ®.  nebft  bem  ^lllbte 
bon  ^^ulba  unb  bem  ©rafcn  bon  9}lanberfdf)eib  beftimmt  mar,  erlebte  ber  .ßur= 
fürft  nid^t  me'^r.  Unter  @.  begann  ber  Sau  be§  l^eute  nod£)  fte'^enben  furfürft= 
ii(^en  (5cf)lofjeö. 

3foanni§,    Script,    rer.   mog. ,    I.    933 — 040.  SocEcnfjeimer. 

ÖJcorg,  C^eraog  bon  «Die Nienburg,  geboren  am  23.  gebruar  1528,  ge= 
ftorben  am  20.  ^nü  1552,  mar  ber  britte  <Bol)n  be§  .^eraogg  2llbrfd)t  VII. 
bon  ^e(iIenburg=®üftrDtt).  @r  mürbe,  jebeniallS  fd)on  feit  1537,  am  |)ofe  ber 
.^eraogin  (Jlifabett)  bon  Sraunfd^tbcig  mit  bereu  ©ot)ne  gridE)  b.  ^.  (II.)  gemein= 
fdtiaftlid)  eraogen,  unb  ging  mit  biefeni  1546  unter  bie  .^ülf§ti:up))en ,  metdC)C 
«Dlori^  bon  (5ad)fen  bem  Äaifer  aufü^rte.  3öal)rfd)einli(|  na'^m  &,  an  bem 
3uge  be§  ßcljteren  gegen  ben  ^urfürften  bon  ©acfifen  unb  an  ber  ©d^tad)t  bei 
^üfilberg  2;|eit,  genannt  mirb  er  jcbüd^  erft  1550,  in  wetd^em  Sat)re  er  ftdf) 
mit  ^toril3  bei  ber  Belagerung  ber  wegen  bertoeigerter  3lnnat)me  be§  i^nterimS 
in  9l(^t  erftärten  ©tobt  ^Jlagbeburg  befanb.  Salb  nad)  bem  Scginn  ber  Se= 
lagerung,  melc£)e  bom  16.  (September  1550  bi§  a^'u  9.  ^Hobember  1551  bauerte, 
würbe  ®.  ^  noc^  im  ^.  1550  —  bei  einem  ^Uu§faII  ber  ^agbeburger  ge= 
fangen  genommen  unb  fam  erft  nad^  ber  (Kapitulation  biefer  ©tabt  mieber  frei. 
6r  blieb  nun  bei  ^ori^,  trat  mit  biefem  bem  Coc^auer  Siinbni^  gegen  ben 
Äaifer  bei  unb  l)atte  a«  Einfang  be§  ^.  1551  bie  ©tabt  Söolmirftäbt  inne. 
^it  ben  übrigen  g-ürften  be§  So(^auer  Sunbe§  toar  er  bor  9lug§burg,  Ibo  fie 
ftd£)  berfammelten ,  moi)nte  ber  Belagerung  biefer  ©tabt  bom  1.  — 5.  9lpril  bei 
unb  aoQ  bann  mit  it)nen  nad£)  5tt)rol,  mo  er  am  19.  Wai  bie  bon  ben  ^aifer-- 
lid)en  gut  befeftigfe  Sl)renberger  Ätaufe  crftürmte.  S)urd)  feine  2:opferleit  trug 
er  toefentlid)  aur  fdf)nellen  Seenbigung  be§  gelbaugel  bei,  tbeld£)en  ber  ^affauer 
Sertrag  befd£)lo^.  hierauf  na'^m  er  an  ber  am  17.  i^uli  beginnenben  Belagerung 
ber  ©tabt  ^ranffurt  a.  5Jtain  Ztitil  ^m  20.  3^uli  traf  i^n  eine  au§  ber 
©tabt  abgefeuerte  ^anonenfugel  unb  ri^  it)m  ba§  redf)te  Bein  meg,  in  t^o^QC 
Weld^er  Bermunbung  er  am  felben  iage  ftarb.  ©eine  Seid^e  mürbe  am  7.  5luguft 
in  ber  ^eiligen  Blut§=6apelle  be§  S)ome§  au  ©d)toerin  beigefe^t. 

2ifd^,  medknh.  Sal)rb.  a.  berfd^.  D.  ^romm. 

Qjcorg  griebrid^  .^arl  i^ofep^,  ©roPeraog  bon  ^edlenburg  = 
©trelil3,  geboren  am  12.  3luguft  1779,  geftorben  am  6.  ©eptember  1860, 
toar  ber  ültefte  ©o'^n  be§  nad)  bem  SLobe  feinet  finberlofen  Bruber§  Slbolp"^ 
griebric^  IV.  am  2.  ^uni  1794  aur  9legterung  gelangten  (Sro^^eraogS  ^arl, 
toeldfiem   er   am  6.  ^Jlobembcr  1816  fuccebirte.     @r  tüar  au  .»pannober  geboren. 


©cotg,  «.  t).  aJie^.  681 

too  fein  33atei-  bamat§  al§  gropritannifd^cr  unb  Braunfd^toeig  =  lüneburgif (f)er 
f^elbmai-fd^all  leBte.  ©eine  ^Jlutter,  be§  3}atcrö  erfte  ©ema^tin,  war  ^rteberife 
Caroline  ^uife,  ^rinjcffin  öon  ^effen=2)armftabt ;  feine  ©rf)weftern  toaren  6^av= 
lotte,  @emat)Iin  be§  .'per^ogS  f^riebricE)  ju  (5ac£)fen=.§i[bBurgf)aufen,  X^erefe,  @e= 
maf)lin  be§  ^yürften  Äarl  ^tejanber  öon  Xi)üxn  unb  Xarie,  ^uifc,  (Sematjün 
be§  ^öntg§  g^riebric^  Söil^etm  III.  öon  ^reu^en,  unb  grieberife,  (Bemaf)lin  be§ 
^^tinjen  Subtoig  bon  ^^^reu^cn,  in  jroeiter  6^e  be§  ^^rin^en  {ytiebiic^  SCßi(t)e(m 
öon  ©oIm§,  in  britter  be§  ^önig§  ßrnft  5(uguft  öon  Aoannoöer.  Sein  8tief= 
öater  UJor  bcr  als  gelb^eiT  unb  ©taatämann  t)0(i)gce^rte  C>erjog  Äart,  geboren 
am  30.  ^lobember  1785,  geftotben  am  21.  September  1837.  .g)eraog  ©.  lebte 
nad^  einer  forgfältigen  35orbiIbung  mef)rere  Sa{)re  am  |)ofe  ju  Berlin,  barauT 
üon  1802 — 1804  in  Italien.  1806  ging  er  3u  S}erf)anblungen  mit  bem  fran= 
jöfifd^en  Gabinet  nac^  ^ari§  unb  na'^m  1814  an  ben  Sßer'^anblungen  be§ 
^5ürftencongref|e§  5u  SBien  X^eil;  jpäter  l^ielt  er  fic^  "bti  feiner  SdiWefter  in 
ßnglanb  auf,  bis  er  burd^  be§  35ater§  Xob  ^ur  9tegierung  gelangte.  S)ie  9le= 
gierungs^anblungen  be§  @ro^^er,iog§  mußten  fid^  bei  ber  ÄIeint)eit  be§  Sanbei 
auf  bie  Crbnung  ber  inneren  3]erfä{tniffe  beffelben  befd^ränten;  nai^  mand£)er 
Otic^tung  l^in  maren  fte  jebod)  3lu§flüffe  ber  eigenen  .^nitiatibe  be§  ^Jü^'ftei^- 
2)te§  ift  befonber§  in  Se^ug  auf  ba§  Sd()ulwefen,  ba§  Slrrnen^  unb  2öo^ttt)ätig= 
feitStoefen  unb  ba§ '  ^ird^enmefen  bcr  gall.  3lud^  SSiffcnfd^aft  unb  fünfte, 
namentlidE)  bie  5Jlufit  unb  bie  Saufunft,  förberte  ber  {)od^=  unb  feingebilbete 
gürft  nad^  feinem  23ermögen  audt)  baburi^,  ba^  er  jungen  Xatenten  gern  bie 
5}littel  3u  if)rer  SluSbilbung  rei(f)te.  Seine  2Bo^It§ätig!eit  mar  fprid)mörtli(^, 
feine  f^rrömmigfeit  ernft  unb  tief;  bie  ^irdE)en  be§  2anbe§  fudE)te  er  ju  ber= 
fd^önern  unb  mo  erforberlid§  ju  reftauriren.  ^uf  feinen  religiöfen  ?Inftd£)ten  be= 
ru^te  ber  ßonferbatibiSmuS  in  poIitifdt)en  unb  botf§mirtf)fdf)aftti(^en  S)ingen, 
metd)er  i'^n  u.  21.  antrieb ,  fid^  fd^on  bor  ber  ^ublication  be§  fpäter  burd£)  ben 
^^teienmalber  Sdl)ieb§fprudE)  aufget)obenen  Staatsgrunbgefe^eS  bom  10.  Cct.  1849 
bon  ben  3]er'^anblungen  über  bie  mecftenburgifd^e  3}erfaffung§änberung  jurürf- 
äujie^en.  —  @eorg§  @ema'§lin  mar  feit  12.  2luguft  1817  ^JJtarie,  ^ninjeffin 
bon  ^effen=^affel,  geboren  am  21.  ^uli  1796. 

«iogra^j^ie  im  2trdE)ib  f.  £'anbe§f.  b.  ©ro^^.  ^ecflenburg,  ^atjrg.  1860. 

2.  i^romm. 
ÖJcorg,  58if(^of  bon  5Jle^,  geboren  1433,  mar  ein  jüngerer  Sof)n  be§ 
9Jlar!grafen  Sßfob  I.  bon  33aben  unb  ber  ^ßrin^effin  ^at^arina  bon  Sotf)ringen. 
3um  geijttid^en  Stanbe  beftimmt,  ertjielt  &.  am  23.  ^Jtob.  1445  in  Saben  bie 
Xonfur;  1451  roieS  if)m  ^mar  fein  Später  S)urlad£)  at§  ^arfgrafen  bon  53aben 
3U  unb  1453  beftimmte  er  bie§  bon  neuem  im  Xeftamente,  ®.  aber  moüte 
feinem  Serufe  nid^t  entfagen  unb  berjidEitetc  auf  S)ur(ad£)  1454  ju  ©unften 
feiner  älteren  SSrüber  Äarl  unb  S3ernf)arb.  ©.  mürbe  S)om{)err  äu  Äöln  unb 
am  5.  Cctober  1457  Goabjutor,  ''Uiainburn  unb  5lbmini[trator  be§  5öifdf)of§ 
bon  ^e^,'  ^onrab  bon  33opparb.  @in  treffüd^er  ^ird^enfürft ,  mürbe  er  ^on= 
rabS  giac^fotger  am  20.  %pxii  1458  unb  ergriff  am  27.  ^uli  1461  Seft^. 
9Zod§  1461  beräu^erte  er  Saarburg.  1461  30g  @.  auf  33efel)I  bc§  Äaifer§  unb 
be§  §papfte§  mit  feinem  23ruber  .^arl  unb  anberen  .sperren  gegen  ^urfürft 
griebrid)  I.  bon  ber  ^falj,  ben  Sefc^ü^er  be§  ^Jlainjer  grjbifc^ofS  3)ietl^er  bon 
^fenburg,  aber  bei  SedEenf)eim  am  30.  3iuni  1462  fiel  er  fciiroer  bermunbet  in 
pfäl^ifd^e  ®efangenfd£)aft,  fam  erft  nad^  ^eibetberg,  bann  nadf)  ber  33urg  @id^ol§^ 
'^eim  bei  illann|eim ,  mürbe  jiemlid^  milbe  be'^anbett,  mu^te  aber  geloben,  nie 
mel^r  gegen  i^urpfalj  ju  ftreiten  unb  ben  ^urfürften  mit  ^Uu§  II.  auS^ufö^en, 
—  auf  SJermenbung  be§  lotl^ringifd^en  ^aii(^an§  ^^ol^ann  bon  3}inftingen  er= 
'^iett  er  am  22.  Januar  1463  gegen  60000  ©ulben  i^öfegctb  ,   bon  benen  man 


gg2  ©eovg,  öJrf.  t.  9laiJou=S3eitftein, 

]p(Xtex  10000  abliefe,  jcine  ^vetl^eit.  Um  fic^  für  bteje  ©umme  jd^abloe  ju 
galten,  Beftcuerte  ®.  mit  ))äpfilidE)er  grlaubnife  jein  f(i)utbIofe§  S3i§ti)um;  ha 
ile|  unb  bie  2)oml)evren  ©egner  S)ietl)ev'§  öon  Sfenburg  toaren,  öeriolgte  @. 
fie  gi-aufam  —  e§  fam  enbtid^  auc^  äut  öoüen  «Spaltung  ätoijdien  ber  ©tabt 
unb  ben  ©om^erren,  bodE)  legte  @.  ben  ©tveit  am  31.  3^anuar  1466  bei.  1473 
njollten  bie  ßotl^ringei-  5Jie^  überrumpeln,  bocf)  ji^lofe  ®.  1474  ätoiji^en  bem 
neuen  ^erjoge  iÄene  unb  ber  Stobt  gerieben.  1473  fottte  @.  in  Girier  ^ar(  ben 
jl'ül^nen  aum  Könige  öon  SBurgunb  frönen,  al§  ber  ^aijer  plö^Iiii)  abreifte. 
1477  erbat  er  in  faiferlidiem  3luitrage  in  ®ent  iür  ^arimitian  bie  ^anb 
5Jlaria'§  öon  33urgunb  unb  feiner  2)ermittlung  gelang  bie  glänäenbe  53erbinbung. 
3jn  Erinnerung  an  biefe  2)ienfte  mottte  il^m  gjlarimiüan  ba§  S3i8tl)um  Utrecfit 
äutoenben,    aU   @.    am   11.   October   1484   in   ÜJlot)enüic   ftarb.     6r  ru'^t  in 

2Jleuriffe,  Histoire  des  evesques  de  l'c^glise  de  Metz,  9Jlc^  1634.  ^a= 
comtn  |)uffon,  Chronique  de  Metz  (1200—1525),  public  par  Michelant, 
5Jle^    1870.     ©(^öpflin,    Historia  Zaringo  -  Badensis. 

^leinfd^mibt. 

©corn,  Ö5raf  öon  ^aff au  =  33eilfteitt,  fpäter  ©illcnbutg,  geboren 
ben  1.  (September  1562,  britter  <Bo1)n  be§  trafen  Sodann  VI.  be§  kelteren 
(t  8.  Dctober  1606),  au§  beffen  erfter  ß'^e  mit  ßlifabef^,  ;^anbgräfin  öon 
ßeuc^tcnberg.  6r  ftubirte  im  ^.  1576  ju  ^eibelberg,  toorauf  er  fi(5  1578  in 
bie  ^ieberlanbe  begab ,  um  bafelbft  unter  bem  ©rafen  (Süntl^er  öon  ©(^marj^ 
bürg  -^riegSbienfte  au  net)men.  3)ort  taud)te  ber  ®cban!e  auf,  i'f)n  auf  ben 
bifd^öflid^en  ©tul^l  ju  Utrerfit  au  beförbern,  getaugte  jeboi^  ni(i)t  jur  9lu§= 
fü^rung.  Söon  1580  an  finben  mir  i'tin  am  .^ofe  be§  ^arfgrafen  ©corg  griebridti 
öon  2ln§ba(i)  unb  33aireutf).  5^acf)bem  er  bereits  im  ^.  1604  burc^  ^auf  öon 
feinem  5ßater  mit  3lmt  unb  ©tabt  3)ricborf  fic^  ein  Jerritoiium  ermorben  ^atte, 
crtiielt  er  na(^  bem  Sobe  beffetben  in  ber  mit  feinen  Srübern  Söittietm  ßub= 
mig,  Sodann,  ©ruft  gafimir  unb  SfO^ann  Submig  im  ^.  1607  getroffenen  ©rb« 
t'^eilung  bie  ."perrfctiaft  33eitftein  mit  bem  Söeftermalbe,  bem  ©runbe  33urba(^ 
unb  bem  ^icEengrunbe.  jDiefen  33efi|  öcrmelirte  er  1611  burc^  ben  ?lnfauf  bc§ 
feinem  SBruber  ^^o'^ann  augefattenen  ?lnt^eite§  an  bem  mit  Äurtrier  gemeinfamen 
2lmte  Söe'^r^eim.  33i§  jum  ^.  1612  refibirte  er  in  S)ittenburg,  um  für  feinen 
in  .»pollanb  abmefenben  SSruber  9Bilf)elm  i^ubmig  bie  Stegierung  be§  Sauber  ju 
übermalten.  S)ann  aber  fiebelte  er  nac^  bem  ©ct)loffe  23eilftein  in  fein  eigene^ 
Serritorium  über,  ^m  ^.  1618  öereinbarte  er  mit  feinem  23ruber  ;3o^ann 
einen  S5ergteic£),  bemaufolge  i'^m  biefer  fein  i)ted)t  abtrat,  nac^  bem  Jobe  be§ 
ötteften  SBruberS  2öil{)elm  Submig  in  bie  ^errfd^aft  über  S)iIIenburg  aufaurücEen. 
5)emaufoIge  übernaf)m  er  auif)  1620  nac^  bem  Slbfterben  3Bilt)elm  8ubmig§  bie 
.'perrfd^aft  S)iÜenburg  unb  mürbe  fo  ber  Stifter  ber  neuen  S)it[enburgifd^en 
Sinie.  S)ie  |)errfc^aft  Seilftein  fam  aur  SSert^eilung  unb  er  bet)ielt  nur  ben 
®runb  SJurbad^  unb  ben  .Ipirfengrunb.  3n  feinem  !Ganbe  mirftifd^aftete  er 
mufter'^aft.  9lamentlid^  fei  ermälint,  bafe  er  glei(^  feinen  Srübern  eine  ®eric^t§=, 
ßanbe§=  unb  5potiaeiorbnung  ertiefe,  ©r  ftarb  1623  ju  2)ittenburg.  @r  mar 
jmei  ^at  öeri^eirat^et :  1)  mit  9tnna  Slmalta  öon  9laff au  =  SaarbrüdEen  (öon 
1584—1605)  unb  2)  mit  2lmatia,  ©räfin  öon  Sal)n=2Bittgenftein  (öon  1605 
an)  unb  55ater  öon  16  ^inbern,  öon  benen  a^ei  Sö^e  !iJubtoig  .s^einridl)  unb 
mbred^t  ba§  ßanb  f^eitten.     5lber  fd^on  1626  beerbte  ber  grftere  ben  Sedieren. 

e.  Ap.  ö.  gtaufd^arb,  5toff.  @efd^te^t§tafel  b.  Dtton.  Stammes,  S)tlten= 
bürg  1789,  tianbfd^rifttit^.  ß.  5).  Jßogel,  33efdt)reibung  b.  öeraogt^.  9iaffau, 
äöieSbaben  1843.  ^oad^im. 


®eotg  ^(uguft  Samuel,  g^.  ü.  5Joffau=3'bftein  —  ®corg,  ''^x.  ö.  Clbenburg.      683 

i^toxq  3luguft  ©antuet,  (Braf,  feit  1688  fyürft  üon  5t äff au  =  :3b ft ein, 
geboten  ben  26.  gfbi-""^!-"  1665  ,  (5oi)n  be§  ©rafen  Sof)ann  öon  Üiaffau=3ibftein 
(t  23.  mai  1677),  (Stifterg  biefet  ßinie,  qu§  beffen  attJeiter  e^e  mit  'Unna, 
Gräfin  üon  Seiningen=2)ac^§6urg.  5tad^bent  ev  fid)  a(§  junger  Wann  auf  iKeifen 
begeben,  evtiielt  ev  1684  öom  ßaifet  bic  fogen.  venia  aetatis  unb  übernal^ni  bie 
Regierung.  (Jinem  feiner  U^orfa'^ren,  bem  (trafen  :3ot)ann  I.  öon  yiaffau= 
SBeitburg,  tüar  am  26.  (September  1366  üon  ^aifer  ^art  IV.  bie  evbUc^e  2Bürbe 
eine§  gefürfteten  ©rafen  erfreut  toorben,  boc^  fiatte  bi§  baf)in  feiner  ber  naffaui= 
fc^en  trafen  ben  (^ürftentitel  gefül)rt.  ^e^t  baran  anfnüpfenb  erneuerte  ^aifer 
^^eopolb  I.  am  4.  9luguft  1688  ben  naffauifct)en  ©rafen  Söatramifc^en  ©tamme§, 
@.  %.  ©.  bon  ?laffau«^ftein  unb  2öalrab  öon  5flaffau  =  Ufingen,  biefe  Bütbe, 
inbcm  er  i'^nen  9tang  unb  mittel  öon  f^ürften  be§  9(iei(^§  öerlie^.  5Diefer 
®tanbe§eT!)ö|ung  fud^te  @.  51.  ©.  aud)  äu^erüif)  einen  geföiffen  ^^lac^brucf  ju 
öerleif)en,  Woju  it)m  namentlich  feine  Siebl^aberei  für  33auten  91af)rung  gab- 
@r  erneuerte  ba§  ©c^Io^  ju  ^bftein  unb  öerfat)  c§  mit  einer  ©c^to^fapelle, 
baute  einen  Söitt^umSfi^  5u  3Bie§baben  unb  erri(i)tete  ba§  ©d^to^  33iebric^  am 
3*l^ein,  toot^in  er  aud)  öon  ^bftein  ou§  feine  Sftefibenj  öertegte,  fc^uf  .ipöfe  unb 
'»Dteiereien  in  feinem  Sanbe  unb  grünbete  ba§  nac^  if)m  benannte  S)orf  @eorgen= 
born,  ertoeiterte  unb  öerfd)önerte  aucf)  feine  ©tobte  ^bftein  unb  2Bie§baben. 
®erüt)mt  toirb  au^erbem  feine  burd^auS  n)ot)tgeorbnete  Regierung.  Söer^eiraf^et 
mar  er  feit  bem  ^afixt  feiner  6rt)cbung  in  ben  ^^ürftenftanb  mit  Henriette  2)o= 
rotf)ee,  ^rinjeffin  öon  Dettingen  (1672  —  1728),  mit  metc^er  er  12  .ffinber  ge= 
toann.  Xro^bem  ^interlie^  er  feinen  ©of)n  jum  ^ac^fotger  unb  fd)(oB  fomit 
ben  5Rann§ftamm  ber  Sinie  5laffau=Sb[tein  am  26.  October  1721.  (Srben  ber 
.^errfd)aft  tourben  ^riebrid)  Subloig  öon  5taffau  =  Otttüeiler  (^bftein)  unb  ^art 
ßubmig  öon  5^affau=©aarbrüden  (2öie§6aben),  bi§  biefelbe  1728  ungetf)eitt  bem 
SÖßil^elm  .^einrid)  öon  5taffau4lfingen  juftel. 

^.  ®.  ^agetgan§,  ütaff.  (Sefc^Ied)t§tafet  be§  äöatram-  ©tammeS,  ^franff. 
u.  J^eipjig  1753,  unb  6.  S).  SJogel,  SSefi^reibung  b.  Jperjogt^umS  5taffau, 
2öie§baben  1843.  ^oac^im. 

©COrg  5}5eter  ^^^'^ebric^,  ^^rinj  öon  Olbenburg,  jtteiter  ©ol^n  be§ 
.(perjogg  5peter  §riebrid)  Subtöig  öon  Otbenburg  unb  ber  ^ßrinjeffin  ^^^rieberife 
@Iifabetl§  31malie  Stugufte  öon  äßürtemberg,  geboren  ju  gtaftatt  om  0.  5Jlat 
1784,  erf)iett,  nad)bem  er  feine  5Jlutter  fd)on  im  ämeiten  ^al^re  öerloren  t)atte, 
in  ©emeinfc^aft  mit  feinem  um  ein  ^dijx  älteren  SSruber,  bem  nadimaligen 
©roPerjog  5luguft  'f.  b.),  unter  ber  einfid)t§öoIIen  Seitung  fcine§  33ater§  Unter= 
xiäjt  unb  ©r^ie^ung  buri^  ßl^riftian  ,^rufe,  ben  fpäteren,  burd^  feinen  ^iftorifc^en 
3ttla§  befannt  geroorbenen  ^rofeffor  ju  Seipjig.  3m  ^i-'ü^ifi^i;  1803  belogen 
bie  springen  bie  Uniöerfttät  C'eipjig,  fefirten  im  grü^ja^r  1805  nad^  Dlbenburg 
prüd  unb  bereiften  bann  big  jum  3luguft  1807  (Snglanb  unb  ©d)otttanb.  ^m 
g^rü'^ia'^r  1808  begab  fid^  ^^rinj  ®.  an  ben  faiferUdC)en  ^of  in  ^-|}cter§burg,  um 
in  'Jtu^lanb  einen  paffenben  SCßirfung§frei§  ju  finben.  5)tit  befonberer  aiu§3eid^= 
nung  aufgenommen,  tourbe  er  3um  Öouöerneur  öon  'Diotcgorob,  Jtter  unb  ^aroslaU) 
ernannt,  folöie  in  bie  5Direction  ber  gefommten  äöaffer=  unb  !^anbcommunication 
berufen,  unb  öermäf)lte  fid^  am  30.  3lprit  1809  mit  ber  @ro^fürftin  j^atl^arina 
^^aulotnna,  ber  ©c^roefter  be§  j?aifer§  2tteyanber.  ^n  feinen  mid^tigen  5lemtern 
mit  |)ingebung  unb  Erfolg  t^ätig ,  n)ibmete  er  fid^  feit  bem  9lugbru($  beg 
ruffif^=fran3bfif(^en  .^riegeg  ber  ^ürforge  für  bie  ipofpitäler,  bereu  33efudE)  if)m 
gerabe  in  bem  ^.y^ugenblid ,  alg  er  ber  (Setoä^rung  feineg  bringenben  2Bunfd^eg, 
an  bem  .Kriege  t^ätigen  9lnt^eit  ju  nel^men,  entgegenfaf),  eine  .ßtanf^eit  äujog, 
an  weld^er  er  nad§  töenigen  Jagen  am  27.  S)ecember  1812  ju  Jroer  ftarb.  — 
3loei  ftcinc  ©ammtungen  öon  @ebic^ten,  „5ßoetifdC)e  S}crfud£)e",   bie,    mit  3cic^= 


684  föeotg,  ^.  ö.  <Baä)]en. 

nungen  feiner  ©ema'^ün  gegiert,  ^u  ^o§fau  1810  gebrucft,  aber  nic^t  in  ben 
Sud^^anbel  gefomtnen  finb,  legen  3fugni^  afi  öon  ber  ©mpfängUd^feit  unb  ber 
.Siebe  bc§  ^^^rinjen  für  bie  ^^oefie.  —  @r  l^inteiiie^  ätt)ei©öt)ne:  f^i-'i^bricE)  'i^aul 
^tleranber,  geb.  30.  Stuguft  1810,  f  16.  giobember  1829,  unb  ßonftantin 
gciebrid^  ^tttx,  geb.  26.  Sluguft  1812.  ©eine  Söittwe  öermdtilte  fid)  nati)nujl§ 
mit  bem  i?önig  3BiIf)etin  I.  öon  äöüvtemberg.  ^u^enbec^er. 

ÖJeorg,  .^etjog  öon  ©ac^fen,  ber  ältefte  ©of)n  2l(bre(^t§  be§  ^e^er^ten 
Qu§  jeiner  6^e  mit  ©ibonie  ^obiebrab ,  geb.  am  27.  5lugu[t  1471,  geft.  nm 
17.  ?tpril  1539,  öermätjtt  am  21.  'Jiotibt.  1496  mit  ^orbara,  ber  Zoä)ttx  (iafi= 
mitä  IV.  öon  ^olen;  baöon,  ba^  er  feit  beren  2obe,  15.  g^ebr.  1584,  ^um  ^eic^en 
ber  Sraucr  fi(^  ben  Sart  nid)t  mcl^r  fiiieren  lie^,  ertiielt  er  ben  ^Beinamen  be§ 
33ärtigen;  au(^  toirb  er  tt)ot  ber  9tei(i)e  genannt.  Urfprünglid^  bem  geiftlid)en 
©tanbe  beftimmt,  erl^ielt  er  eine  bem  entfprec^enbe,  jebod^  nid)t  über  bie  f(i)o= 
laftifcfie  Silbung  ]^inau§gel)enbe  @r^iet)ung,  bod)  gab  fein  9}ater  biefen  5pian 
balb  mieber  auf  unb  fteÜte  i^n  fd^on  mit  fiebjel^n  ^^a'^ren  mätjrcnb  feiner  eigenen 
^tbmefen'^eit  an  bie  ©pi^e  ber  ^tegierung ,  beren  ^4>Pic£)ten  fid)  ber  junge  ^ürft 
mit  6ifer  unb  ©emiffenfiaftigfeit  unterjog,  fo  ba^  er  baburc^  frütjjeitig  @elegen= 
{)eit  fanb  fic^  ju  einem  tüd)tigen  9tegenten  au§5ubilben.  ^m  ^.1500  begleitete 
er  feinen  3}ater  auf  bem  3wge  gegen  bie  aufftänbifd^en  fyriefen  unb  al§  biefer 
bort  Dom  Sobe  ereilt  worben  mar,  trat  er  auf  ©runb  be§  öon  Sllbrec^t  14.  ^ebr. 
1499  ju  ^Jtaftrid^t  ju  3}er'^ütung  meiterer  !Gänbertf)eiIungcn  mit  feinen  ©binnen 
crrtd^teten  ©rböertrogö  felbft  bie  9legierung  ber  attatbertinifd^en  Öanbe  an,  ma^= 
renb  fein  Sruber  .g)cinri(^  g-rieSlanb  er'^ielt.  S)od)  übertrug  it)m  biefer  fd)on 
1503  bie  ©tatf^alterfdiaft  über  baffelbe,  trat  e§  if)m  bann  ganj  ab  unb  tourbe 
bafür  in  bem  bvüberlidien  ä^ergleid)  ju  fieip.^ig,  30.  5Jtai  1505  mit  ben  Slemtern 
greiberg  unb  äöolfenftein  unb  einer  Sfal^reärcnte  abgefunbcn.  ?lber  aud)  0), 
öermoc^tc  nid)t  ^rieSlanb  ^ju  bef)aupten ;  nac^  öergebtid^en  3In[trengungen,  bie  ber  auf= 
gebrungenen  lyremb'^errfc^aft  i)artnädig  miberftrebenben  f^riefen  ^um  ®et)orfam  ju 
3toingen  30g  er  e§  öor  feine  3lnfprüd)e  barauf  für  200000  xt).  x^l.  an  ben  @r3= 
i^erjog  Äarl  öon  Defterreic^  abzutreten,  ^n  ber  9f{egierung  feiner  ©rblanbe  be= 
tüäl^rte  @.  ©infic^t  unb  SBo^ÜDoHen,  fo  bo^  Sutl)er  bcfannte,  .»peraog  @.  l^abe 
öiele  f(^öne  Xugenben  unb  fei  gefd)idEter  jum  Stcgieren  benn  mand)er  fromme  9te= 
gent-  ^xn  ^.  1503  Tü'^rte  er  bie  ©inf^eilung  in  neun  Greife  ein,  fd)to^  1505 
mit  SabiölauS  öon  Sö'^men  ju  Ofen  eine  (Einigung  miber  bie  f5el)ber  unb 
5ptader,  regelte  1506  bie  ßomtjetenj  ber  Cber=  unb  Untergerid)te  unb  burd^  bie 
<t)oforbnung  öon  1508  ben  fürfttid)en  öof^att  unb  bie  3lmt§t]§ätig!eit  ber  ßanjlei, 
bor  aEem  aber  ftad)  fein  mol^Igeorbneter  ^auö^alt  öon  ber  ftetcn  ®elb= 
notf)  ber  ©rneftiner,  öon  bcnen  er  fid)  aud)  in  ber  ^Jlünjpolitif  gänjlid) 
trennte,  öorf^eil^oft  ab,  menn  fd)on  er  aud)  baburc^  nid)t  öerl^üten  tonnte, 
ba^  fid^  bei  feinem  2;obe  neben  einer  33aarfc^aft  öon  128393  g-I.  ©c^ulbcn 
im  Setrage  öon  500000  fyt.  öorfanben.  3Befentlid§  beftimmenb  für  ©eorge 
politifc^c  ©tellung  mürbe  fein  gefpannteS  33ert)ältni^  3U  ber  erneftinifc^en 
^urlinie,  ba8,  au§  ber  S^eilung  öon  1485  l^errü'^renb ,  fid)  feitbem  burd£)  man= 
dE)ertei  ^iB'^elligteiten ,  nit^t  ^um  toenigften  aud^  burd^  bie  ©iferfui^t  aut 
bie  miffenfc£)aftU^e  S3Iütf)e  ber  Uniöcrfität  äBittenberg,  öon  metc^cr  ba§  fd)o= 
laftifd^  gebliebene  Öeip^ig  gan^  öerbunfett  tourbe,  erweiterte,  ©d^on  ba^  @.  in 
bem  ©tteite  ber  SBettiner  mit  ber  ©tabt  Erfurt  ben  Äurfürften  3unädt)ft  tool, 
toeil  it)m  burd^  bie  friefifdf)en  Jpänbel  bie  ^änbe  gebunben  toaren ,  o'^ne  bie 
nbtl^ige  Unterftü^ung  lie^,  bann,  ba^  ber  ©treit  über  bie  t)efftfd^e  5ßormunb= 
fdt)aft  nid^t  o^ne  fein  3ut'§un,  inbem  er  bie  Sanbgräfin=2Bittme  begünftigte  unb 
balb  barauf  il)re  2;odt)ter  ©lifabetl)  feinem  ©o^ne  .^o^ann  öerlobte ,  jum  'üaäj^ 
tl^eile  beä  ,$?urfürften  ausging,  fteigerte  bie  Sntfrembung ;    bie  ipauptfad^e  aber 


war,  baB,  toä^renb  gi^iebrid)  bev  SSeife  an  bei-  (api^e  bev  oppofttioneücn  5ütften= 

Partei  ftanb,    6.  bei-   if)m   Oon  feinem  33atei-  Dorge.^eic^neten  ^Hic^tung,  nämlic^ 

bcm  engen  5(n|(i)(ujie  an  ba§  ^au§  ^abibuvg  getreu  blieb.   Siefee  5RiBöer^ä(tni§  3u 

ben  (Jrneftinern   ^at   aurf)  bie   TeinbfeUge  Stellung  ©eorg'g  ]ur  lutt)erifcf)en  )Rt= 

iormation  bebingen  ^elyen,    roie  umgefe^rt  jeneg  burd)  le^tere  öerjc^ärTt  werben 

ift.     %n  fi(f)  toar  6.  nid)t§  roeniger  als  blinb  gegen  bie  ©ebrec^en  ber  Äird^e; 

er  miBbittigte  2e^e(§  2tl6(aBf)anbe(   entfc^ieben   unb  jroar  nid)t  btofe  aus  finan= 

jieüen  @rünben ;  bal  oon  bem  33ijc^oT  Don  ^llterieburg  gegen  bie  Öeip^iger  2;il= 

putation  angefc^Iagene  SBerbot  UeB  er  abreißen  unb  fc^rieb  i^m  unroillig:    „baB 

uniere  ÜfieoCogen  jotd^e  SiSpution  fliegen,  bünft  uns  fei  roiber  it)r  ^profeB,  benn 

if)nen  aU  2ti)xtxn  ber  ScfiriTt  foüte  eine  ^yreube  fein,  bamit  fie  bas  an  ben  2ag 

brä(^ten,  barüber  fie  piel  gute  prandia  Perjetirt  ^aben.  können  fie  fotc^er  Siöputatton 

nid)t  roiberftel^en  unb  i)aben  ©orge,  fie  möd)ten  confunbirt  Werben,  aisbann  wären 

uns  lieber  alte  äöeiber  an  if)rer  ftatt ,   bie  fangen   uni  unb   fpännen  uns  um§ 

X^o^ti."     3)er  Disputation,    burc^  bie  er  wot  aud)  ben  ©lan^  feiner  Uniperfität 

3u  fieben  gebad)te,  wof)nte  er  in  5)3erfon  bei,    aber  ber  (äinbrud,  ben  er  banon 

empfing,   ftimmte   it)n  für  Öut^ers  Badcje  feineswegs  günftig.     SBar  if)m  fd)on 

bie  $rebigt,  bie  biefer  am  25.  ^uli  1517  Por  i^m  in  Bresben  ^ielt,    um  bes= 

willen,    weit   fie   bie   !;3eute  ruc^tog   unb  gegen  gute  SGÖerfe  gleichgültig  macfien 

muffe,    bebenflid^  erfc^ienen ,    fo    na^m   er   ie|t  nod^   Piet   größeren    9lnftoB   an 

Öutl^er"»  SiKigung    etlidier  «sä^e  ^uffen's.     2^enn  Pon   einem  Eingriff   auf  ba^ 

befte'^enbe  S^ogma   wollte   er   nid)t§    wiffen;    unter  SfteTormation  Perftanb  er  3U= 

näd)ft    unb   If)auptfäc^(id)    nid)t§  a[§  bie   SSefferung  bes   geifttid)en  Stanbeg,  bie 

aber  nur  Pon  ber  Äirc^e  fetbft  unb  ben   georbneten  ©ewatt'en ,   nic^t  Pon  einem 

Ginjelnen ,    ber   fid)  Permeffe ,    al§  fei   er   aüein   lux   mundi .    ausjugetien   t)abe. 

^n  biefem  ©inne  gef)örte  er  auf  bem  iUeid^stage  ^u  SöormS  ju   benen,   bie  am 

entfd)iebenften   auf   21bfteIIung   ber   fird)lid)en  ÜJliBbräudie ,   unb  jwar  burd)  ein 

c^riftlid^eä  don^il  brangen;  neben  ben  101  Sefd^werben  ber  ©tänbe  übergab  er 

noc^  iwölf  befonbere  gegen  bie  3lnnaten  unb  ben  3lblaB.     ^eftanb  er  in  3Borm§ 

auf  3fiefpectirung  bes  Sut^ern  jugefagten  fiesem  ©eleitei,  fo  im  'Tteid^sregimente 

auf  energifd^er  Surc^fül)rung  bes  2Bormfer  Qbicts,  weit  er  eben  in  ^uf^er'g  9luf treten 

PorjugSweife  nur  bie  '^tufte^nung  gegen  bie  gefe^lidie  Drbnung  fal^ ,  brang  aber 

bamit  gegen  ben  furfäd^fifd^en  ©efanbten  .öan§  Pon  ber  '^piani^  nic^t  burc^.    5)tit 

bem  fic^  um  biefe  3eit  Poll^ie^enben  33ruc^e  jwifi^en  bem  Äaifer  unb  bem  .ilurfürften 

üon   Sac^fen  würbe   aud)   ba§   33ei-l)dltniB   ber  beiben   isettern  ju  einanber  ein 

immer  beben!lid£)ere§.     2;aB  ®.  an  bem  1522  juerft  oon  5lleanber  ausgebrüteten 

'^Uane,  griebric^  ber  ^ur  p   entfe^en  unb  biefclbe  auf  if)n  ju  übertragen ,   9ln= 

ti^eit  gehabt  i)ahe,  ift  allerbings  Weber  erweislich  nodf)  wal)rf(^einlid);  wenn  1523 

fein  ißcrfe^r  mit  'i>^iüpp  Pon  Reffen  ein  auffallenb  intimer  war ,    fo  ^atte  ba» 

barin  feinen  6runb,  baB  biefer  bamall,  11.  S)ecbr.,  fein  @ibam  würbe;  baB  er 

aber  um  jenen  '4?tan  wu^te,    o^ne   fid)   birect    ablel^nenb    bagegen  ju  Pert)alten, 

beWeift  eine  31euBetung,   bie  i^m  bei  biefer  ^oc^jeit  im  (Sefpräc^  mit  gr.  P.  2]§un 

entfiel,     ^n  SBittenberg   fa^   man    nid)t   o^ne  ernften  Slrgwo^n  auf  i^n.     3^od^ 

reid)ten  fic£)  bie  Q}ettcrn  nod)  einmal   bie  -Ipanb   jur  ^efämpfung    beö  5}tün3cr'= 

f^en  3tufru^r§.     &.   na^m   an  ber  ©d)la(^t  bei  granfen^aufen  J!§eil  unb  ^ielt 

bann  in  ben  tt)üringifc^en  'ütcmtern  unb  in  ^l^erfeburg  ein  ftrenge§  Strafgericht, 

au(^  im  ßr^gebirge  l)atte  er  Unrul)en  ber  ^Bauern  ju  bämpfen.     ^t^t,  nad)  33e= 

fiegung  ber  dauern  unb  bem  iobe  O^riebrid)!  be§  SBeifen,  glaubte  er  ben  ^eiU 

punft  JU  energifd)eren  ■'Dlaferegeln  gegen   bie  fird)Iid)en    Steuerungen    gefommen. 

(Sr  fäumte  ni(|t  nod^  ju  •]Oflül§If)aufen   bei  bei  bem  nunmehrigen  Äurfürften  3fo- 

^ann  auf  emftlic^es  ©infc^reiten    gegen  2ut!§er  ju  bringen  unb  lie^  eg  an  2öar= 

nungen    bei  feinem  Sc^wiegerfol^n  fid)  ber  (Sad^e  beffclben  anhängig  3U  mad)en 


686  ®eorg,  §.  X>.  gad^ien. 

nt(f)t  festen.  %U  6eibe§  nid^tS  |rud)tete,  |d)to|  er  3^uni  1525  ^u  S)c|jau 
mit  ben  ^uviürften  öon  5)lain5  unb  öon  23vanbenl6urg  unb  ben  |)ei'jögen  öon 
33raunf(f)n)eig  einen  33unb  jum  SBibeiftanbe  gegen  bie  etoangeüjcfie  ße^xe  unb 
gab  bamit  ba§  ©ignat  jur  ©pattung  beö  ütei(^§  in  jftiei  Teinblid)e  ßager.  ©eit= 
bem  galt  65.  al§  ba§  ^au|)t  unb  bie  ^aupt[tü|e  ber  altgläubigen  Partei  unter 
ben  Saien.  S)en  il)m  öon  feinem  flü(f)tigen  Äanäler  D.  ö.  ^aä  ongcbid^teten 
3lnjd)tag  eine§  gewaltjamen  Sßorget)on§  gegen  bie  ©bangelifd^en  jebocf)  [teEte  er 
entfc^ieben  unb  tool  mit  (Srunb  in  Slbrebe,  ^n  feinem  eigenen  Öaube  fud^te  @,  bem 
Einbringen  be§  6öangelium§  au§  allen  i?räftcn  ju  fteuern.  5lber  freiltd)  madlite 
fd)on  ba§  i^neinanbergreifen  erneftinifd)er  unb  albertinifc^er  ©ebiet§tt)eile  feine 
Slnftrengungen  unwirffam.  ^n  ben  S3ergftäbten,  n?o  ber  Äurjürft  bie  5Jlit^ol)cit 
l^atte,  griff  ba§  ©üangelium  äuerft  um  fid^  unb  bon  ba  au§  tüeitcr.  5}lit  ber 
SScrgeblid^feit  ber  33erfolgungen  fteigerte  fidt)  i^re  öeftigfeit ,  ein  ^Bürger  bon 
5Jlitttt)eiba  bü^te  fogar  bie  33efreiung  einer  ^ionne  mit  bem  2el6en.  ^n  ^JJIei^en 
Ite^  er  5U  SBcieftigung  be§  alten  ®lauben§  1524  mit  großem  (Sepränge  ba§  ^eft 
be§  eben  erft  l^eilig  gef^3rod)enen  5Bif(^of§  S3enno  öeranftalten.  ßeiber  trug 
Sutl)er§  eigenes  23er'^alten  nid)t  toenig  baju  bei  ben  .^erjog  in  feinem  3öiber= 
voHim  gegen  bie  Steformation  unb  bamit  audl)  in  ber  S^crfolgunggfud^t  gegen  ab= 
trünuige  Untertl)ancn  ju  beftärfen.  ©ein  jLroftbrief  an  ben  öertriebenen  .^art= 
mutl^  öon  ^ronberg  tcurbe  ber  3lnfang  ,^u  einem  au(^  öon  Sutl)er§  ©eite  mit 
ungered^tfertigter  .g)eftigfeit,  oft  mit  ma^lofer  !i3eibenf(i)aftlidl)feit  gefül^rtcn  5eber= 
frieg  ^Uiifd^en  beiben.  9iad)bcm  (S.  ju  ber  öon  it)m  beranla^ten  Ueberfe^ung 
be§  bleuen  Seftaments  burd^  ^.  Smfer  1527  eine  gel)arnif(f)te  ä^orrebc  gefd)rie= 
ben  l)atte,  lie^  er  im  folgenben  ^^a'^re  unter  6oc£)läu§'  ^Jiamen  „3luf  Sutl)er'§ 
©d)anbbü(i)lein  Sin  bie  ßt)riften  bon  ^aUe  eine  Slnth)ort",  unb  1529  eine  „93er= 
tt)eibigung  be§  bifdf)öfli($en  5Jlanbatö  ju  ^JJlei^en  tüiber  beffen  ©df)cltn)orte"  unb 
1531  unter  bem  Ütamen  be§  5pfarrer§  f^-ranci§cu§  Slrnolbi  (f  b.)  eine  „Slnttoort 
auf  ba§  S3üdt)lein  fo  2).  2uit)n  tüitn  Äaif.  2lbfd£)ieb  l^at  au§gel)en  laffen",  er= 
fd)einen,  wogegen  Sutl)er  fein  5pampl)let  „Sßiber  ben  5Reudl)ler  ju  S)re§ben" 
ridljtete.  Sluf  bie  ^acE'fd^en  .^■)änbel  be^og  fid^  £utl)er'§  i5lugfd)rift  „93on  f)tim= 
lidE)en  unb  geftol)lenen  ^Briefen  famt  einem  ^falm  ausgelegt  toiber  ^erjog 
(iJeorgen  ju  ©.  1529",  toetdtje  bie  Entgegnung  t)eröor-rief :  „Ein  fur^er  93erid§t, 
©0  toie  (S.  b.  @.  @.^er(^og  ju  ©.  auf  e^tid)c  neue  rafenbc  Sügen,  bie  ^Jl. 
Sutf)er  in  einem  S)rucE  tt)ibcr  unfere  Entfd£)ulbigung  be§  getid£)tcn  SBünbni^ 
l^alben  l)at  auggel^en  ju  tt)un  berurfad)t".  1533  folgte  ßiitl)er'§  „Söerantwor^ 
tung  ber  aufgelegten  2lufrul)r  öon  |).  ©eorgen  fammt  einem  ^roftbrief  an  bie 
Eliriften  öon  il)m  au§  Scipjig  unfd)ulbig  öerjagt" ,  unb  auf  Eod^läu§'  6rnji= 
berungen  beffelben  „steine  9lnttt)ort".  Unb  bod^  fonnte  berfelbe  ßutt)er  fd£)reiben :  „e§ 
l)at  mid)  gefdimer^et,  bafe  biefer  treffliche  unb  fromme  g-ürft  fid^  berina^en  ein= 
treiben  läffet  öon  feiner  Umgebung,  ben  id^  ja  bod)  al§  einen  foli^en  anerfannt 
unb  erfaf)ren  fjobt,  ba^  er  faft  mo'^l  fürfttidf)  rebte,  roenn  er  feine§  .iperjenS 
©prad£)e  rebte".  ,g).  Emfer,  S-  Eod^läuS,  feit  1527  be§  al§  öerbäd^tig  entlaffenen 
§of:brebiger§  Erogner  9tad^folger,  ®.  3Bi|cl,  ber  S)re§bner  ^^farrer  ^43-  ©t)lüiu5, 
ber  granciScaner  Sltöelb ,  ber  2tbt  p  Slltjette  iß.  35ad£)mann  bilbeten  nac^  bem 
SluSbrude  be§  ^türnberger  ©tabtfd^reiberg  Saj.  ©pengler  „bie  @eorgifdl)e  Ean^let) 
unb  ©d^mibte",  bie  be§  iperjogS  ^a^  gegen  ba§  Eöangelium  immer  öon  neuem 
f(^ürte.  ^amentlid^  feitbem  @.  burd^  ben  2ob  be§  ^urfürften  ^fo'fiann  ^er 
Sleltefte  be§  ^aufe§  getoorben  ioax,  äußerte  fidl)  biefer  .^a^  in  ber  junefimenben 
A^^eftigfeil  ber  S5erfolgungen.  „Sieber",  erflärte  er,  „tt)oEe  er  mit  feiner  (Semal)lin 
iiadt  unb  blofe,  ben  <Btab  in  ber  .^anb,  inS  Elenb  gel)en,  al§  feinen  Unter= 
flauen  erlauben,  ba^  fie  nur  im  fleinften  Stitel  öon  ber  fatl^olifd^en  Seigre  ab= 
toid^en,   beöor  nidl)t  auf  einem  Äonjil  anberS  befdf)loffen  märe."     S)od§  aber  er= 


©eorg,  §.  ö.  ©ad)^en.  687 

jd)üttei'te   attee  bie§    feineötüegS   jeinc   aniänglidie   Ueberjeugimg  öon  bcr  ^bf^^ 
toenbigfeit   einer  Üteformation ,   öietmetir   not^igten  i^n   bie   unauifjaltfam  iort= 
jc^reitenbe    2lui(öjung   be§    alten   ÄiT(^enh)e|en§,  bie  allmät)lic^e  ©ntteerung  bev 
Älöftet  unb  bie  einrei^enbe  Söerfd^leubctung  i'^rer  Öüter  jetbj't  Jpanb    an   biefelbe 
3U  legen.     S)ie   bon   i^m  1524  au  bem  breiiadien  ^^^ecfe  ber  Slu§fc^(ie|ung  bei- 
neuen  Seigre,    ber  SBefjevung   bev  Übeln  §au§Vltung  unb  .öerftettung  ber  geift= 
Udien  3u<it  U"i>  Orbnung  angeorbnete  5ßifitation  burct)  bie  Söijc^öie  bon  ^ei|en 
unb  gjlerjebuvg  unb  etlidie  Ütät^e  beftätigte  nur  bie  Jrofttofigfeit  be§  aUgemeinen 
3uftanbe§,    o^ne   ben  SJerfatt  t)emmen  au  f önnen ,   ja   inbem  @.  fid)  bas  9tec^t 
beilegte,'  bie  Uebei[c^üffc  au§   ben  ^loftereinfünften  ^u   gemeinnü^igen  Braerfen 
au  Demenben,  inbem  er  bie  Urfunben  unb  Äleinobe  ber  .^(öfter  in  äJernja^rung 
nal^m   unb  jule^t  fogar   einzelnen   ©tobten,  3.   33.  Sei^^jig   ba§   üted^t  öertie^, 
tierlaffene  Äloftergüter  an  \\ä}  ju  faufen,  tl)at  er  ot)ne  e§  ju  toollen,   jelbft  ben 
etften    ©t^ritt    jur    ©äculariHrung    ber  Ätöfter.     6§  ift  eben  ba§  2ragif(^e  in 
©eorgS  ßeben,    ba^    er   ben    unmöglichen   Äampf   gegen   eine  mit  gefc^i{i)tti(i)er 
^^lotl^toenbigfeit  fict)  üoUaie^enbe  ^leugeftaÜung  unternommen  '^atte,  unb   bie  ßr» 
fenntnil   tjieröon   berbüfterte  bie   legten  ^a^re  |eine§  2eben§.     (är  fetbft  mu^tc 
noct)  borauöfelien,   ba^  mit  jeinem  Stöbe  fein  £anb  fid^  ber  ebangelifdien  Seigre 
offnen  merbe,  benn  bur^  ben  ünberlofen  2:ob  feiner  ©ö^e,  3äot)ann§  11.  3^an. 
1537  unb  be§  tro|  feine§  SSIöbfinn§  erft  am  27.  3fan.  mit  etifabet^  b.  g)lan§= 
fetb  bermät)tten  f^riebri(^§,  26.  g?ebr.  1539,   njar  fein  Sruber  ^einricf) ,    beffen 
Uebertritt  ^m   gteiormation    er   1537    bergeblid)    au  ^inbern  gefu(i)t  t)atte,  fein 
nädjfter  ßrbe  gemorben.     Umfonft  fuc^te  (S.  einem  fotdien  ^uigange  burd)  Sßer= 
^anblungen  mit  ben  güangelifc^en  ^u  ^Dlüfitberg  unb  ScipaiQ,   bann    mit  feinen 
ßanbftänben  toegen  eine§  5tu§glei(^§  in  ©adien  ber  ^Religion,  umfonft  burd)  ben 
«Borfdilag    einer    SJermä^lung    feineg    ^Jceffen    gjtori^    mit    feiner    bertoittn^eten 
©d^miegertoditer    boraubeugen;    a^lp^t    falte    er   fogar  ben  5ß(an  bem  römifd)en 
Könige  gerbinanb  bie  5fla(|folge  im  albertinifc^en  ©ac^fen  auautoenben,  aber  bie 
bestiatb  nad)  9)lei|en  berufenen  ©täube  lehnten  benfelben  ab  unb  fein  2;ob  am 
17.  ^;«|)ril  1539  erfparte  ii)m  ben  ©d^mer,^  über  bie  abfc^täglid)e  3Intttort  feine§ 
Sruber§  auf  fein  Söerlangen,  fid^  im  iperaogt^um  jeber  5^euerung  in  ©ac^en  ber 
gteligion  au  enthalten.     3tn    i^m  berlor   juglcid)   ber  im   ^unt  1538  bon  bem 
Söicef analer  |)elb  aufammcngebrac^te  ^eilige  23unb  feinen  l)aubtfäd^lid)ften  9lürf= 
^alt.     er    ift    ber    le^te   ber   im   S)om    a"  ^eifeen  beftatteten  äßettiner.     23on 
feinen   ae'^n  Äinbern   überlebte  il^n   nur  feine  an  ^p'^ilipb  bon  Reffen  bermäpe 
Xoc^ter  6l)riftine.     ©einen   Ü^amen  trägt   ba§  1534—37  erbaute  9tefibenafd)lofe 
in  S)reöben,   bon  bem  jebod)  in  bem  fe^igen  S3aue  nur  noc^  wenige  Ütefte  bor= 
l)anben  finb.   ^m  S-  1516  l)atte  er  auf   bem  Äönigftein  ein  Söleftinerflofter  ge= 
grünbet,   ba§   aber  balb    einging.     (Sin  Sieb  bon  ibm  toiber  biejenigen,  fo  bon 
SSifc^off  au   Reifen   erbid^t  liaben,    al§   folte   er  bie   Slöorte   augftreid^en  laffen 
„@otte§  Söort  bleibt  en^ig"  ,  fotoie  ba§  Sennolieb  bon  1524  „SSenno ,    bu   biel 
:§eitiger  5Jlann",  unb  ein  ßieb  wiber  ben  6^.  |)er|og  ^yriebridl),   bo  er  ime  riett) 
er  folte   nid^t   in  grie^laubt  aie'^en,  bie  n)a'^rf(^einlid^  beibe  cbenfall§  bon  i'^m 
:^crrü:§reu,  fie:§e   im    3lrct)ib   für  Sitteraturgefd)ic^te  bon  ©d)norr  bon  ^arolsfctb 
III,  45. 

©palatin,  De  Alberti  Ducis  Saxon.  liberis  bei  5!Jlende,  SS.  II,  2127  ff. 
©edenborf,  Historia  Lutheranismi  I,  §.  80  sq.  33erfd)iebene§  über  @.  bei 
©eibemann,  5Die  gteformation§aeit  in  ©ad)fen  1517  —  19.  1876.  eine  er= 
fd)öpfenbe  Siograb£)ie  @eorg§  mie  er  fie  tto^l  berbiente ,  ift  noc^  nid)t  bor= 
Rauben,  ©eine  gt)renrettung  ^at  juerft  berfud^t  ©d^utae,  ©eorg  unb  «ut^er, 
1834.  fylat^e. 


688  ®eotg,  33.  b.  ©amlanb  —  ©corg  Sßil^elm,  3f.  ,v  (Scfiaumburg^^Öippc. 

©corg  ü.  ^:t5oIen3,  S3i|ci)oi  öon  ©amianb:  ].  ü.  'iPoIcnj,  @eorg. 

®COrg  ilBiUjelm,  regierenber  5üi;ft  p©c^aumburg  =  Ötppe,  geb.  am 
20.  3:ecl6r.  1784,  geft,  am  21.  ^fioöbr.  1860.  ©t  mar  ber  ©o'^n  be§  ©rafcn 
ipf)ilipp  6vn[t,  mit  bem  nad§  bem  Sobe  beg  finbeiiofeti  ©rafen  SBütielm,  beä 
berü{)mten  portugiefifc^en  i5etbmari(J)aE§ ,  im  ^.  1777  bie  jüngere  9tebenlinic 
3tlöerbiffen  jur  ^Regierung  gelangt  mar.  ©eine  ^Jluttcr  Juliane,  Xoö^itx  be§ 
Sanbgrajen  2ßil!^etm  öon  .g)effen=5|3i)ilipp§tl)at ,  gebar  i^n  i^rem  (Sema^le,  ber 
nad)  bem  Söerlufte  breier  @öt)ne  unb  einer  JodCiter  au§  feiner  erften  @f)e  bereits 
iieb2nunbiünfäigiät}rig,  fiii)  mit  i^r  öermät)tt  t)atte,  jur  (Vreube  be§  Sanbeä  al§ 
erften  unb  einzigen  ©ot)n.  If^aum  brei  ^a'^re  alt  öertor  ®.  fd^on  ben  93ater,  unb 
bie  2Rutter  übernahm  nun  bie  öormunbfc|aitüd)e  iJtegierung,  bie  i^r  gteic^  im 
3ln|ange  fc£)mere  23ebröugni^  bracfite.  Unmittelbar  nacf)  bem  Jobe  be§  ©rafen 
!:p{)ilit)|}  ßrnft  occupirte  nämlidE)  ber  Öanbgraf  23il{)elm  öon  ^effen=Äaffel  mit 
gemaffneter  .Sj)anb  bie  6raffii)aft  ©(Naumburg  =  Sippe  unter  bem  33ormanbe,  ha^ 
fie  i^m  al§)  ßel)n§f)errn  l)eimgeiallen ,  weit  ®raf  ^l)ilipp  ©ruft  au§  ber  uneben= 
bürtigen  ^t)e  feine§  55aterö  (5fi-"ifi>i"i(^  ©rnft  mit  ^^{)ilippine  bon  f^J^ief^n^aufen 
entfproffen  fei.  2)ie  ©riifin  Juliane  tonnte  jtoar  bie  Dccupation  be§  SanbeS 
nic^t  l)inbern  unb  ,flü(i)tete  mit  i^ren.  Äinbcrn  auf  preuBifci)e§  ÖJebiet  nai^  ''IJlinben, 
mu^tc  c§  aber  l)ier  bnrd^^ufe^en,  ba|  in  i^olge  eine§  öon  it)r  ermirtten  9lei(^§l)ofratl)§= 
fpru(f)e§  ber  ßanbgraf  bie  ©rajfd^aft  mieber  räumte.  'Jiad^bem  fo  bem  jungen 
trafen  fein  bätertic^eg  @rbe  gerettet  unb  ^u  Mftigerem  ©diut^e  beffelben  bie 
faiferlic^E  33eftätigung  eine§  ^itüormunbeS  in  ber  '^^erfon  be§  ^annbücrfc^en  ®e= 
fanbten  in  SBien  ©rafen  bon  3GßaEmoben=(5)imborn  ermirft  mar,  brachte  bie 
@räfin  Juliane  il)ren  ©ol)n  im  ^^rüljjal^re  1788  nad)  Saufanne  unb  lie^  if)n 
bort  bi§  (^um  folgenben  3al)re,  too  er  unter  Seitung  eineg  ^ofmeifterg  in  ba§ 
©al,^mann'f(i)e  6räiet)ung§inftitut  na(f|  ©(^nepfenttial  gefanbt  mürbe,  ^m  ^di}-c 
1794  fe^rtc  er  nad)  SücEcburg  jurüdf,  um  !^ier  unter  Leitung  beg  Dberften 
öon  .ipaafe  am  mütterlichen  ^ofc  feine  weitere  3lugbilbung  ju  finben.  ©d^on 
im  3.  1799  aber  öerlor  er  bie  ^JMter,  unb  Würbe  nun  nad)  .sponnoöer  ge= 
fanbt,  wo  er  be^ufg  feiner  ^^ortbilbung  unter  ben  9lugcn  beg  33ormunbe§  ©rafen 
SBattmoben  fic^  auffielt,  bi§  er  Dftern  1802  bie  Uniöerfität  Seip^ig  bejog. 
.spier  war  il)m  neben  feinem  biSl^erigen  ©ouöerneur  bem  Dberft  öon  ^aate,  ber 
nad^malg  al§  ^^piftorifer  rüfimlic^ft  befannt  geworbene  g^riebrid^  äöilfen  at§  Sn= 
ftructor  beigegeben.  ^Jlebcn  feinen  wiffenfd)aftli(^cn  ©tubien  fanb  er  in  Seipjig 
im  ^aufe  be»  ^Jlaterg  ^ol^.  g^r.  -Xug.  Sifc^bein,  2)irectorg  ber  bortigcn  Äunft=^ 
afabemie,  ®elegenl)eit ,   feinen  ©inn  für  jei^nenbe  fünfte  au§jubilben.     3Jm  ^. 

1805  begab  er  fidl)  einige  ^ät  naä)  SSerlin  unb  trat  bann  mit  feinen  beiben 
©d)Weftevn  eine  Steife  na(^  Italien  an,  öon  ber  it)n  aber  balb  fein  unterbeffen 
nad)  35üdeburg  übergefiebelter  ii)ormunb  ^urüdrief ,  um  i()n  in  ben  in^wifdjen 
eingetretenen   ©türmen   ber   ^^it   feinem  Sanbe  nal§e  p  t)aben.     2tm  lu.  Sfuni 

1806  erl)ielt  er.  Wenige  2öod)en  öor  3luflöfung  be§  beutfc£)cn  9teid)e§,  bie  faifer= 
lidC)e  (Srof[jäl§rigfeit§erflärung,  tie^  jebodt)  feinem  SJormunbe  einftweiten  nod^  bie 
Fortführung  ber  9(legierung§gefd)äfte  unb  öer!ünbete  erft  am  8.  'üJlai  1807, 
unter  2lnna^me  beg  gürftentitelg ,  feinem  Sanbe  ben  felbftänbigen  eintritt  ber 
Stegierung,  nodE)bem  fur^  öorl)er,  am  10.  3lprit,  mit  ^ül)e  ber  ©intritt  be§ 
Sanbeg  in  ben  9tt)einbunb  bei  'i)lapoIeon  erlangt  war.  Um  eine  6rleidt)terung 
be§  f^üi'fterit^uing  öon  ben  Soften  beg  3t!§einbunbeg,  namentlidi  feinen  militäri= 
fdt)en  Seiftungen  3U  erwirfen,  begab  fid)  ber  ^^ürft  im  9luguft  1807  perfönlic^  nad) 
^^arig.  2llg  bag  öerl)ängni^öotte  i^a^r  1813  ^erangerüdt  war,  fd^lo^  anä)  6J. 
SB.  am  3,  S)ecbr.  3U  gi'anffurt  a.  W..  öom  9tl)einbunbe  jurüdEtretenb ,  fid)  ben 
jur  33e!ämpfung  5^apolcon'g  öereinigten  ÜJläd^ten  an.  ^od)  ber  erften  @innat)me 
Don  $arig  begab  er  fid^  auf  einige  ^}Jlonate  bort^in  unb  öon  ba,  nur  auf  fur^e 


©cotg  II,  ^.  b.  Sd^Iefien^aStieg.  689 

3cit  in  jein  C'anb  jurücfgefc^rt,  im  Dctbt.  18U  narf)  SBien,  um  au^  bem  ^ier 
jufammengetretenen  Gongreiie  jeine  3tec^te  tüofiräunel^mcn.  örft  im  3iuli  181.") 
fe^rte  er  Don  äöieu,  mo  jeine  (&(i)toeftet  SBit^elmine  am  7.  «Roöbr.  1814  bem 
©roien  (Jrnft  öon  ^IHünfter  if)re  |)anb  gereicht  l^atte,  nad)  Sücfebutg  jurücf  unb 
öermä^tte  ft^  mä^  iDieber^ergeftelltcm  ^rieben  am  23.  ^uni  1816  mit  Der 
^rinjejfin  ^ba  öon  äßatbecf,  hie  i^m  am  1.  3(uguft  1817  ben  ©rbprin^en, 
je^igen  dürften  'Jlbolt  ©eorg  gebar.  9}tit  großem  ©iier  toibmete  ber  gürft  öon 
ba  an  [id^  ber  inneren  33ertt)altung  l'eineS  Öanbe§  unb  toor  barauj  bebacf)t,  für  ba§= 
fetbe  bie  ^o^ficn  ber  .öeimjud^ungen  ]o  langer  Ärieg§ja^re  ju  beseitigen.  S)ie 
<!pebung  ber  Sanbtoivtl^fc^aTt  unb  ber  ©etnerbe ,  fotoie  ba§  @rjief)ung§tt)efen  üe^ 
er  fid^  bejonberg  angelegen  fein,  'lloä)  im  S.  1806  ^atte  er  bem  Öanbc  eine 
auf  ä^ertretung  öon  9titterfc^aTt,  ©tdbten  unb  3lmt§untcrt]^anen  beru^enbe  (anb= 
ftänbij(f)e  35erfaffung  gegeben,  unb  auj  bem  !^anbtage  öon  1818  fam  eine  gie= 
gulirung  beö  5inana=  unb  Steuerraejenä  3u  Stanbe.  ^m  3.  1837  trat  ba§  C'anb 
bem  »ssteueroereinc  unb  mit  biefem  im  ^.  1854  bem  beutjcfien  ^oUöerein  bei. 
S^ie  ßröffnung  ber  ba§  ßanb  burc^jd)neibenben  (^ijenba^n  im  ^.  1847  brachte 
bemjelben  toefentlic^en  ©etoinn.  SDie  grüd^te  be§  im  gürftent^um  öer]^äItniB= 
mäBig  ruJ)ig  öerlauienben  ^at)xe§,  1848  toaren  ein  neues  äöa^Igefe^  unb  ein 
@cje^  über  bie  S}erantmortüd)feit  ber  9tegierung§mitgüeber.  2)ocf)  blieb  bie 
Otegterung  beö  jeiner  ganzen  ^leigung  nacf)  ben  'Jieuerungen  abgemanbten  dürften 
aud)  jcrner  eine  me!^r  patriarc§alijc£)e.  Slber  aud^  fo  ertearb  er  fic^  burd^  feine 
raftlofe  J^ötigfeit  für  ba§  2Jßof)i  bee  2anbe§  ,  feine  mol^lmoUenbe  ©efinnung, 
feine  ^ugängüd^feit  unb  iJeutfeligfeit  bie  3ldt)tung  unb  Siebe  feiner  UntertJ)anen. 
geinb  aÜeg  3ßvun!eg  unb  für  ficf)  felbft  fparfam,  f)atte  er  ftet§  eine  offene  .ipanb, 
mo  e§  galt,  bei  9(nberer  'Dlotf)  unb  35erlegenf)eit  einzutreten.  2luc^  bei  feiner 
öoräugstoeife  ben  Üiegierunggfotgen  getoibmeten  S^ätigfeit  Bema^^rte  er  ©inn  unb 
2}erftänbniB  für  bie  fd^öncn  fünfte  unb  mar  ..Kenner  unb  ©ammler  öon  6e= 
mälben  unb  Äu^ferftid^en.  @r  ftarb ,  nad)bem  er  im  ^ai)xc  1857  fein  fünf3ig= 
jäl^rigeS  SiegierungSjubiläum  gefeiert  ^atte ,  am  21.  ^Jioöbr.  1860,  fd^on  feit 
mel^r  al§  ^mei  ^al^rjetjnten  ben  ')tcgierung§ja'E)ren  nact)  ber  ältefte  ber  eurot)äi= 
fd^en  (Souöeräne. 

iBgl.   bie   5Biograöf)ie  in   SSoigt's   beutfc^em   ütegenten=5ltmana(^   auf  ba§ 
^.  1829  unb  ben  91efroCog  im  fc^aumburg=(ippifd)en  Äalenber  für  1861. 

ip  r  e  u  fe. 

®COrg  II.  ber  Sc^marje,  Jperjog  öon  33rieg,  einer  ber  bebeutenbften 
dürften  'au§  bem  §aufe  ber  fd^(efifdt)en  5piaften ,  öon  ben  ^eitgenoffen  ^nclt)tu§ 
genannt,  mürbe  am  18.  ^uü  1523  geboren  unb  ftarb  in  ber  "Itadfit  öom  7. 
3um  8.  DJlai  1586.  ©eine  ©Item  Waren  gnebridf)  IL  öon  ^Brieg^Siegnilj  unb 
beffen  ^toeite  ©ema^^Un  ©op^ie  öon  Sln^badt).  Sie  ßrjiel^ung  bee  jungen  ^:)}rinäcn 
leiteten  Dr.  Öembad^ ,  griebricf)  öon  i^nobetsborf  unb  ^ol^ann  öon  SBen^ft); 
au§  biefen  Xagen  feine§  geiftigcn  2Serben§  mirb  öor  allem  feine  grofee  @emanbt= 
^eit  im  öJebraud^e  ber  (ateinifd^en  ©prad^e  l^eröorge^oben.  Steifen  in§  2lu§Ianb, 
meldte  bamal§  al§  Slbfd^tu^  einer  too^tgeleiteten  fürftlid^en  ©rjie^ung  ju  gelten 
pflegten,  fd[)eint  er  nid^t  gemacht  ju  "^aben.  2^agegen  mürbe  er  öon  feinem  5}ater 
frü^  in  bie  ^olitiE  eingefü£)rt  unb  lernte  aud^  ben  @ang  ber  inneren  5BeriDal= 
tung  be§  !Ganbe§  fennen ,  über  toe(d^e§  einft  ju  "^errfc^en  er  berufen  mar.  ^m 
15.  gebr.  1545  öerl)eirat!^ete  er  fid^  mit  33arbara,  lod^ter  ^urfürft  .3oa= 
ii)im§  II.  Don  SSranbenburg,  an  bemfelben  2age,  an  bem  feine  ©d^mefter  ©opl^ie 
ftd^  mit  bem  branbcnburgifd^en  Äurpiinjen  :jof)ann  ©eorg  öermö^lte.  33eim 
3IbfdC)luffe  biefer  2)oppeI^od^3eit  mürbe  bie  fd£)on  1587  jmifdEien  ben  -Käufern 
Srieg=5iegni^   unb    5ßranbenburg   öerabrebete  ßrböcrbrüberung  öon  bciben  6on= 

SlUgem.  beutid^e  SSiogroti^ie.    VUI.  44 


690  ©eorg  IL,  iQ.  b.  ©c^lefien=93rieg. 

trat)enten  Befräftigt.  2tEein  Äönig  i^evbinanb  öon  39öt)men  benü^te  bie  ®unft 
ber  SSer'tiältmffc  üor  5tu§6i-uct)  be§  fd)malfalbifct)en  i?nege§  unb  crftätte  bie  6r6= 
öereinigung  am  18.  Wai  1546  für  ungültig.  (55.  erhielt  nac^  bem  am  17.  @ep= 
tembev  1547  criolgten  %oht  feine§  3}ater§  bie  SSeftätigung  jeinet  ^priöttegien 
unb  bie  23elel)nung  mit  bem  ^er^ogttiume  (7.  ^äv^  1549  in  ^4^mg)  in  ber 
jt^t  nidit  e^er,  al§  bi§  et  burd^  einen  giebevS  bev  örböerBrüberung  jeine§ 
S5ater§  mit  Sranbenburg  entfagt  t)atte.  ^arf)  bem  öätcrtic^en  3;eftamente  mur^ 
ben  bie  Jperjogtf)ümei-  S3i-ieg=2iegni|  fo  gett)eilt,  ba^  ®.  33rieg=2öol^lau,  fein  ättefter 
S3rubei'  ^xiebridf)  (III.)  ßiegni^  erl^ielt.  Se^tever  iüt)lte  \iä)  entmeber  burti)  bie 
Stjeilung  benad)tt)eiUgt  ober  ^atte  bei  feinem  lounentiaften  6!§ara!tei-  au§  irgenb 
hjeld^en  ©xünben  einen  i^xoU  auf  feinen  33ruber  gemorfen,  fo  ba^  bon  1549 
16i§  1550  ein  l^eftigev  ©treit  jtoifc^en  ben  Srübern  auSbiadf).  ^önig  f^erbinanb 
!6ef(i)ieb  Öeibe  al§  ßel)n§'^evr  bor  feinen  gleid)namigen  ©ot)n  nad^  ^vag,  tt)eld^ev 
ben  26.  ?lprit  1550  bie  ^Brüber  ju  einem  fncblid^en  ^bfommen  jwang.  Sie 
fpäteren  ©d^irffate  ^^^i^brid)©  III.  bon  ßiegni^  beineifen  genugfam,  ba^  unfer 
ijfüift  nid^t  ber  fd^utbigc  SEtieil  gemefen  fein  toirb.  ®.  naf)m  im  @egentf)eil 
auä)  in  ber  3ufunft  ben  größten  2lntt)eil  an  ben  unglücftid)en  5öer^ältniffen  be§ 
liegni|er  |>ofeä ;  fein  9ieffe  —  ber  burd^  ©d£)toeinidE)cn'g  S)en!tt)ürbig!eiten  bcfannte 
§einridf)  XI.  —  t)at  me^rfad^  3ufludf)t  am  'örieger  |)ofe  gefud^t.  5lm  16.  ^3lai 
1558  fd^reibt  biefer  feinem  23atet:  er  fei  nur  au§  Suvd^t  bor  beffen  Sräuen  unb 
©treidt)eu  bon  Siegni^  nai^  SBrieg  geflo'^en  unb  toeil  er  bei  ber  fd§led)ten ,  il^m 
tt)ibcrfat)renen  ®el)anb(ung  aEe  @efunbt)eit  unb  ^^farbe  berloren  l)abe.  ^m  ^e- 
bruar  1585  fanbtc  @.  feinem  dtteften  ©o^e  3foad)im  lyriebrid^  bon  33re§Iau 
ein  S5er5eid)nifj  beffen,  ma§  fidt)  bor  länger  al§  200  ^a'^ren  mit  jmei  SSrübern, 
^erjögen  bon  Siegni^  jugetragen,  bamit  er  barau§  erfet)en  fönne,  „mie  fie  ein= 
anber  aud)  um  Sanb  unb  Seute  brad)t,  tt)eldt)e§  biefem  je^igen  SBefen  gar  fel^r 
gleidC)  unb  ä^nlidf)  gefet)en."  ®.  '^at  bei  ben  ©treitigfeiten  .!peinrid^§  XL  mit 
Sßater  unb  23ruber  f o  biet  at§  mögtidf)  ^u  bermittetn  gefudfit ;  ba^  ber  (5rf olg  'bä 
bem  eigen  gearteten  Ttatureü  ber  Uegni^er  Jöermanbtcn  nur  gering  toar,  barf 
nid£)t  Söunber  netjmen.  @.  II.  t)atte  bie  Stegierung  feineS  proteftantifd^en  öer= 
5ogtI)uni§  in  einem  fritifc£)en  53lomente ,  in  ben  Sagen  naä)  Äarl§  V.  ©icge 
bei  ^)Jlüt)tberg  übernommen.  6r  l)at  ei  inbe^  berftanben,  fid^  mit  (Sefd^id  au§ 
ber  ungünftigen  politifd)en  ßage  3U  jiel^en.  ^erfönlid^  ftanb  er  mit  ben  ^ab§= 
burgern  im  beften  33ert)äÜniffe,  er  mar  bei  ber  Krönung  ^Jlajimiliani  in  ^^rag 
unb  i^repurg  zugegen.  1565  mar  er  unter  ben  20  dürften,  meldt)e  bie  ßeid§e 
Äaifer  ^Jerbinanbi  bon  ber  SBurg  in  Sßien  nadE)  ber  ©tept)an§firdt)e  trugen. 
Siubotf  II.  übexnad^tete  1577  mit  feinen  3Srübern  ^atf^iai  unb  '^lai  im 
SSrieger  ©d^loffe.  ?ll§  bei  ©olimang  biertem  (Einfalle  in  Ungarn  1566  bie  ®e= 
fa^r  aud^  für  ©dt)Ieficn  mud^g,  30g  @.  am  2.  3fuli  an  ber  ©pi^e  bon  2300  ^ann 
fdE)lefifdE)er  unb  läufiger  3;rup))en  bem  .^aifer  nad)  Ungarn  ju  ipütfe.  S)a  aber 
©oliman  fdf)on  im  ©eptember  bor  ©^igett)  ftarb,  fo  tamen  bie  ©d^Iefier  nid)t 
in§  geuer.  S)a§  !^ol)e  SSertrauen,  metd^eS  man  am  faifertid^en  ipofe  auf  ba§ 
9lepräfentation§taIent  unb  ben  politifd^en  Sact  ®eorg§  fe^te,  bemeifen  bie  biel= 
fad^en  ßommiffionen,  3U  meldten  er  bon  Söien  au§  nominirt  tourbe;  fo  1558 
bei  9fiegu(irung  ber  polnifdE)=fdf)lefifd)en  ©renje ,  1574  jum  (Smpfange  be§  neucr= 
n)äf)lten  ))olnifdt)en  Alönigi  ,speinrid)  bon  SßaloiS  :c.  Söenn  ®eorg§  politifd^e 
2:i^ätig!eit  troibem  eine  im  ©ro^en  unb  ©anjen  nidE)t  bebeutenbe  mar,  fo  tag 
ba§  in  erfter  ßinie  baran ,  ba^  bie  fteigenbe  ^ad^tfültte  be§  <g)aufe§  -g)ab§burg 
bie  fleinen  Sel^nifürften,  fo  eiferfüd^tig  biefc  fonft  auf  i^re  Siedete  l^alten  mod)ten, 
bod)  tief  l^erabbrüdEte  unb  in  enge  (Srcn^en  bannte.  S)a§  5öer]§ältni§  ift  l^äufig 
fd^on  ha^  3mifdt)en  ^errn  unb  Untertan.  S)ie  2?riefe  @eorg§  an  ben  .^aifer 
beroeifen  ba§    aufS  S)cutlid^fte.     1549  bittet  et  il^n,    fein  allergnäbigfter  Äönig 


®eorg  IL,  ^.  ö.  ©d)tefien»33rieg.  691 

unb  ^txx  ju  bleiben ;  ein  anbeve§  Wai  nennt  ev  i^n  feinen  allcrgnäbigften  Äbnig 
unb  ©rb^errn;  1573  öevfpnd^t  er  bem  Äaifer  auf  beffen  Slufforberung  fcf)(eunigft 
^laä)xiii)t  nad)  äöien  ju  fenben ,  jaES  er  in  bem  (Streite  5n)ifct)en  ben  liegni^er 
SBrübern  etroas  bem  Äaijcr  ^tad^tfieingeß  erra{)ren  foüte.  S;ie§  ©efutit  ber  llntcr= 
tüüifigfeit  roirtte  lä'^menb  qut  bie  eigene  Söerffibeurt^eitiing  bes  dürften  ^urücf. 
©eine  legten  SebenStage  füllte  bie  ©orge  qu§,  ba§  fein  1562  jum  Goabjutor  beä 
6r3bifcf)of§  Don  IRagbeburg  ertt)ät)Iter  ©ol^n  bem  Stnbrängen  ber  fat^oüftfien 
9leaction  unb  ben  ^^U-ätenfionen  ÄuttöInS  auf  ^^Ragbeburg  ni(^t  ttjerbe  roiber= 
fte'^en  fönnen;  benn  gegen  Äötn,  fo  frfireibt  @.  eigen^änbig  an  3oa(f)im  5i^ieb= 
rid^,  feien  beibe  bod)  nur  arme,  unöermögenbe  Öefellen.  Ungtci(^  bebeutenber 
a(§  in  ben  politifc^en  ^änbeln  ber  3ett  tritt  nun  ®eorg»  2;§ätigfeit  atl  i'anbeö= 
f)txx  l^erüor.  Site  ütegent  feine§  ^erjogtt)um§  23rieg  gel^ört  er  ot)ne  3^5^^!^^  3^ 
ben  trefflic^ften  i^ürften,  toeldje  ba§  16.  3fa^i-"f)unbert  l^etöorgebrac^t  :§at.  S)a 
fommt  jener  faft  allen  ^4-^iaften  eigent^ümlict)e  nüchterne  ^ufl-  j^ne  praftifc^e 
9ti(f)tung  auf  bie  fteinen  ^ntereffen  bee  täglichen  Sebene  fo  rei^t  jur  ©eltung. 
S)er  9)tangel  an  ©c^ioung  unb  £'eibenfd)aft  in  ©eorgs  3Befcn  ift  feinem  53anbe 
el^er  getoi^  jum  ©cgen ,  als  3um  5^a(^t^eil  gemefen.  S)ie  roo^ttl^ätigen  folgen 
feiner  9tegierung  l^atte  Dornemüd^  bie  ©tobt  ißrieg  ju  empfinben,  meti^e  G).  jur 
9tefiben5  tDät)Ue.  S)en  Üleigen  ber  nufebringcnben  3)erorbnungen  be§  dürften  er= 
öffnet  bie  ©tabtorbnuug  öon  1550.  ©ie  betrifft  bie  Setoerbe  ber  Säder, 
ivteifc£)er  unb  33rauer,  tt3el)rt  ber  äJert^euerung  ber  unentbe^rlic^ften  9la'^rung§= 
mittel  unb  entl^ätt  ©trafbcftimmungen  gegen  bie  auf  ben  ©trafen  ^errf(f)enbe 
Unfauberfeit.  1561  erfc^ien  eine  Crbnung  ber  5Raurer,  ^in^nterleute  unb  lage^ 
löt)ner,  nad)  meldier  „^raei  Siiener  ben  ganzen  2ag  burd)  bie  ©tabt  gel)en  unb 
bie  in  ben  2Birtt)§f)äufern  ©i^enben  x\aä)  xi)xex  ^a^rung  fragen  folien.  2Ser 
nic^t  arbeiten  will,  foll  in  ben  ©torf  gefüf^rt  ftjerben."  6§  folgten  balb  eine 
5euer=,  3Bäd)ter=,  ipoc^jeitöorbnung  u.  a. ,  foroie  ^eftftellung  ber  oon  ben  '^ür= 
gern  ju  leiftenben  5tbgaben.  ^n  gleicher  2Beife  forgte  ber  .perjog  für  bie  33erbeffe= 
rung  unb  Erweiterung  ber  fürfttic^en  Äammergüter,  er  t)at  n)äl)renb  feiner  9tc= 
gierung  für  mtifx  al§  150000  X\)ix.  (Süter  ba^u  gefauft.  2>ai  ^^ntereffe  (Beorg§ 
für  2anblDirtt)fc^aft ,  ^^ifdierei  unb  i^agb  ge'l)t  au«  allen  feinen  ißriefen  l^eröor ; 
ber  größte  i^eil  feiner  (iorrefponbenj  toar  lanbrairt^f($aftlid)en  ober  out  bie 
^agb  beäüglid)en  3tngelegenf)eiten  gemibmet,  unb  es  mad^t  feinen  Unteifd^ieb,  ob 
fid)  ber  üfüvft  aur  Sfteifen  ober  in  ber  ipeimat^  befanb ,  faft  au»nat)mSlog  ht= 
f(^aftigen  fid§  feine  SSriefe  mit  (fragen  ber  angeregten  5lrt.  93on  X^xa^  aus 
orbnet  er  an  ,  ba^  bie  fürftlid)c  5ftüf)le  in  93rieg  mit  jnjei  ©teincn  öerfel^en 
toerbetx  fott.  Slus  S3ab  ^3anbed  befief)lt  er  bem  iBrieger  ^Jlagiftrate,  ba§  Dber= 
t^or  toötben  ju  laffen.  2}om  .Könige  non  Sänemarf,  bem  er  feinen  S;anf  au6= 
fprii^t ,  bafe  er  feiner  alö  bei  untnürbigften  SsienerS  nid^t  ganj  öcrgeffen  tfobt, 
taufd^t  er  gegen  ilöd)e,  UngarttJein,  ^irfi^geroei^e  unb  gefd^ni^te  Äöpfe  3^§länber 
©tuten  unb  Äüf)e,  ©imbeder  23ier  ein.  Siem  ßrj'Eierjog  ^e^-'^ino^^  ö"^"  Defter= 
reidl)  tiere'^rt  er  einmal  2  2urnierroffe,  3  Goppel  3iQgbf)unbe  unb  3  ©c^od  grofee 
.Karpfen.  @in  befonbereä  3tnben!en  ^at  fid^  @.  II.  in  33rieg  burd^  bie  1574 
erfolgte  ©tiftung  ber  ©dl)ü|engilbe  unb  burd^  feine  SSauten  errid^tet.  }ya]i  alle 
monumentalen  ^Bauten  33ricg§  ftammen  oon  i^m,  e§  ift  faum  ein  ©tein  in 
biefer  ©tabt ,  ber  nidl)t  an  i^n  erinnerte.  S.  mar  ber  ©(^öprer  bee  ^errUd^en 
^iaftenfc^loffes  in  33rieg ,  bae  ein§  ber  frü^eftcn  unb  beften  2Serfe  ber  tRenaif= 
fance  in  S^eutfd^lanb  mar;  berühmte  italienifd^e  SSaumeifter,  bie  er  mit  üielen 
Soften  'l)atte  fommen  laffen ,  ^aben  bas  ftattlid^e  ©ebäube  errichtet ,  roel(^e§  bei 
ber  ißelagerung  Kriegs  burd)  ^riebridl)  ben  ©roßen  17-41  leiber  ein  Otaub  ber 
{ylammen  würbe.  @rf)alten  geblieben  ift  nur  ba§  fd^öne  ^portal  mit  ben  33ruft= 
bitbern    ber    h-üt)eren  ^^iaften   unb   ben    nift   lebensgroßen   ^ifluven  ©eorge  unb 

44  ^ 


592  ®eorg  IL,  .&.  b.  ©d^Ieficn^Stüg. 

feiner  @cmat)Iin,  toetc^e  norf)  t)eute  ftotä  auj  it)rc  ©diöpfungen  l^inaBje'ficn.  3)er 
.«peräog  war  ferner  gunbator  unb  (Jr&auer  bei  „jditofeartiQen"  33rie9er  ®t)mna= 
fiumS,  ber  .spebwigSfird^e  mit  ber  borunter  fieftnbli^en  ^^ürftengruit  ic.  ®en 
33au  be§  ftattlic^en  9lat'^'^au|e§  :^at  er  jefir  gcjörbert,  bie  Jl^tirme  ber  ^icotai= 
firdie,  ]o  unboüenbet  njie  fte  ^eutc  no(^  fte'fien,  finb  fein  2öerl.  2öq§  feine 
Stellung  äu  ben  {irdE)Iid§en  ^^ragen  ber  3eit  betrifft,  fo  mu|  '^ier  5unäc£)ft  er= 
TDd^nt  ttjerben,  ba^  ®.  mit  ben  lat^olifcfien  Sif(i)öfen  öon  33re§lau,  bie  augteid^ 
DbertanbeS^QUptteute  öon  ©d^lefien  »oren,  ununterbrod)en  im  beften  Serfe^rc 
geftonben  'fiat.  S)ie  2lrt,  in  toetdier  ber  proteftantifd)e  ^erjog  mit  ben  fatt)oli= 
f(^en  33ifd)öfen  tjer!ef)rt,  ^at  ettoaS  gerabe  für  un§  ungemein  5JBo^lt^uenbe§. 
1552  f^reibt  SSifc^of  Salttiafar  bon  ^romni^  an  ®eorg§  ©ema'^lin:  er  l^abc 
fic^  gegen  il^ren  &ma^l  atte  3eit  al§  befonber§  guter  f^^rennb  unb  ^Ua(^6ar  er= 
•Riefen  unb  fi(^  be§'f)alb  eines  fo  öerle^enben  iBricfeS,  ttjie  er  if)n  jüngft  er'^alten, 
ni^t  öerfe^en.  ®.  t)abe  i^  einen  alten  |)errn  gefd)olten  unb  bei  feinem  f!rrauen= 
jimmer  ganj  unangenet)m  gemadit.  QBenn  unter  bem  (^TCfluenjimmer  ein  SSödlein 
fei,  ba§  it)n  bcS^alb  ni(|t  ungefto^en  laffen  fonne,  meit  er  aU  SBifc^of  nid^t 
:^eirat^en  bürfe,  fo  tüoUe  er  firf)  burd)  bie  üBerfanbte  33utte  guter  2öein= 
trauben  aller  ^eirat^  abgefauft  l^aben.  33arbara  antmortete  gleiä)  fc^erj^aft: 
fte  ^offe,  ba^  \\ä}  ber  33ifrf)of,  lüa§  baS  .»peiraf^en  betreffe,  nod)  eine§  SSefferen 
beftnnen  toerbe.  2ll§  bie  ]proteftantifc£)en  ©rofegtogauer  fic^  mit  (bemalt  einer 
^irc^e  äur  3lu§übung  if)re§  @otte§bienfte§  bemöditigt  t)atten,  Ujar  unfer  .^erjog 
jugleicf)  mit  bem  SreSlauer  S3if(f)ofe  in  ber  bom  .^aifer  ernannten  ßommiffion, 
unb  feiner  öermittelnben  2:t)ätigfeit  ift  e§  t)or  attem  jujufdireiben,  bafe  bie  @lo= 
gauer  im  93efi^e  i^xn  Äircf)e  öerbüeben.  S)a§  Silbnife  Martin  @erftmann'§ 
(1574-85),  mit  tt>elrf)em  ®.  in  befonber§  freunbfc^aftlic^em  SSer'^ältniB  ftanb, 
fling  ftetS  in  feinem  ©c^taf^immer ;  Sifc^of  ©erftmann  öermad^te  it)m  teftamen= 
tarifd)  feinen  beftcn  9iing  unb  einen  foftbaren ,  rot'^fammetnen  mit  3obet  ge= 
fütterten  ^elj.  ^U  ber  erfimabe  5lnbrea§  Sterin  1585  33ifd)of  geworben  mar, 
fdjrieb  er  ben  ^erjoge:  er  motte  i^  in  SSrieg  befudien,  um  mit  it)m  über  aU= 
gemeine  S3atcrlanb§=  unb  ;3uftiäiQ<^en  ju  reben.  S)er  i?aifer  {)abe  i^m  bie 
Dbertanbeg^uptmannf^aft  übertragen,  unb  er  moüe  ge'^ord)en,  fü'^le  fid^  inbe^ 
fel^r  unfidier.  (S).,  ber  ältefte  unb  erfat)renfte  i^ürft  be§  ßanbe§  ©d^tefien,  möge 
it)n  nic^t  öerlaffen ,  fonbein  mit  feinem  guten  Siattie  unteiftüijen.  31I§  ^:prote= 
ftant  er{)ebt  fi(^  @.  meit  über  feine  gtei($jeitigen ,  gtaubenSöermanbten  O^ürften. 
@r  f)at  jmar  feinen  ?tugenblicC  baran  gebac^t,  auc^  nur  einen  Sud^ftaben  feineS 
proteftantifd[)en  5öefenntniffe§  tjinjugeben  unb  ift  al§  eifriger  ßuf^eraner  geftorben, 
aüein  fein  ganjeS  religibfe§  i5üt)len  unb  Senfcn  bur(i)toet)t  ein  .g)aud^  ber 
neueren  3eit.  (är  l)at  ben  Är^btocalbiniSmuS  3eit  feines  ßebenS  auf§  "^eftigfte 
befämbft,  er  mar,  menn  aud^  nid)t  bem  2Bortlaute,  fo  bod^  bem  @eiftc  nadt) 
ein  ?lnt)änger  ber  Soncorbienformel;  eine  öon  bem  ^erjoge  ^fuliuS  öon  93raun= 
fd^meig  üorgefdt)Iagene  SSertieiraf^ung  feiner  Sod^ter  mit  einem  ^faljgrafen  öom 
3lf)einc  fd^lug  er  auS,  meit  „am  fetben  Drte  bie  catbinifd£)e  ßcl^re  nit  menig  ein= 
geriffen  fein  foüe."  SaS  toar  iebod^  nur  bie  ^ntoterauä  be§  S)ogma,  ni(^t  bie 
beS  ßebenS.  5tid^t§  mar  iinferem  ^^ürften  öert)a^tcr,  atS  menn  i'^m  ein  ^ßrebiger 
3u  ©efaüen  rebete.  (5r  tiebte  e§  im  @egentt)eil,  menn  bie  ■g)oft'^eologen  i'^re 
Meinung  freimütt)ig  äußerten,  unb  einem  Pfarrer,  ber  nid^t  ^ofgeifttidfier  merben 
wottte ,  meit  er  einem  fo  t)ornet)men  Imte  nidf)t  gemadifen  fei ,  antwortete  @.  : 
3)ie  Surften  get)5ren  in  benfetben  .^immet  mie  bie  Sauern,  id^  Witt  baffetbc 
Söangetium  '^ören ,  baS  ben  armen  ßeuten  geprebigt  mirb.  3^^^  ^aftoren ,  bie 
einem  tieberticfien ,  auf  bem  Sterbebette  tiegenben  Sergtnabben  baS  ^benbmat)t 
öermeigcrt  tjatten,  fe^te  er  o^ne  weiteres  ab ;  jwei  Superintenbenten,  Wctd)e  fene 
geiflti^e  3JntoIeranä  berf^eibigten,  mußten  i'^nen  fotgen.     äöiber  bie  Äird^cnbu^e 


&eox%  Dtubolf,  C-  ^-  ©c{)lefien=Siegnt^.  693 

eiferte  @.  ÖejonberS  bes^alb,  toeil  fie  nur  bie  Firmen,  nic^t  aber  SIbel  unb  @eift= 
U{i)fett  träfe,  „bie  bod^  anäj  ftarf  ftraudietten".  ®.  toar  unbeftritten  ber  größte 
f^ürft  unter  ben  Srieget  ^iaften:  „er  t}at  ba§  gürftent^um  in  einen  ©tanb  ge= 
fe^t ,  ba§  man  ba§  alte  Sanb  nid^t  met)r  erfannte  unb  bae  neue  ni(^t  of)ne 
S3ett)unberung  anfef)en  tonnte."  Unb  ni(i)t  blol  für  ©tobt  unb  «öer.jogt^um 
SBrieg  mar  feine  ütegierung  öon  SBebeutung :  ber  tiefe  ßinbrucE  feiner  großen 
^Perfönlic^feit  mad)te  fid)  auf  ba§  ttjo'^lt^ätigfte  für  bie  gan^e  ^Probin^  gettenb. 
©ein  <^Df  tDor,  tuie  21ilefiu§  fagt,  ba§  9tatl§f)au§  öon  gan,5  ©d^tefien. 

33re§I.  ©taat^arc^iü ;  ©c^öntoälber,  5J3iaften  5.  S3r.  11;  6(an)nig,  53rieger 
3Bod)enBl.  öon  1790.  Ärebs. 

©corg  iHuboIf,  ^eräog  öon  Siegnife,  geb.  ben  22.  Januar  1595  in 
O^lau,  t  am  14.  Sfonuar  1653  in  5öre§tau,  Dberlanbe§f)auptmann  öon 
©cf)lefien  1621  —  28.  ©eine  Altern  waren  |)eräog  :3oac^im  g-riebricE)  öon 
Srieg  =  ßiegni^  unb  2lnna  5}laria,  SlodCjter  3oaä)im  6rnft§  öon  9tn^alt.  ^lad) 
teftamentarifd^er  33erfügnng  füfirte  bie  ^Jtutter  @eorg  Ülubolfä  big  ju  i^rem 
1605  erfolgten  Jobe  bie  ^Regierung  über  bie  .^er,iogtpmer ,  bann  übernahm 
9{egiment  unb  S}ormunbfd£)aft  über  bie  öier  !§interlaffenen  Äinber  ber  ^er^og 
Äarl  öon  3[Rüni"terberg=Del5 ,  ein  ©dtintager  be§  öerftorbenen  ^oa(^im  griebrid^. 
@.  9t.  tourbe  jugtcict)  mit  ben  ©öl^nen  feinet  2}ormunbe§  unter  Seitung  bei 
Dr.  jur.  Äonrab  Raffelt  am  .^ofe  ju  Det§  erlogen,  ^m  ^.  1610  ^atte  er  eine 
gefäl^rlid^e  ^rantt)cit  3U  überftel^en,  öom  3.  ^uni  1611  bi§  ^um  26.  ^J^är^  1612 
bejurf)te  er  bie  megen  il^rer  Drf^oboj-ie  bamale  öietgerü'^mte  Uniöcrfität  i^xanU 
fürt  a./£).  @r  ftanb  toäfirenb  ber  furjen  3cit  fcine§  bortigen  Slufentpltes  unter 
2luffid£)t  einei  Dr.  ^otiann  ^lud£  öon  ^;)lucfenborf  unb  lebte  mit  bem  gleid^fattl 
in  granffurt  antcefenben  branbenburgifd£)en  ^ur^rinjen  in  öertrautem  Söer!e!§re. 
1609  erfolgte  bie  ^ünbigfeiteerftärung  feinei  älteren  :Sinber§  ^ol^ann  ßl^riftian; 
fie  bebingte  jugleid)  eine  Xl^eilung  ber  ererbten  33efi^ungen,  loeli^e  am  11.  ^äx] 
1611  proöiforifi^  unb  öom  8.— 11.  DJtai  befinitiö  ftattfanb.  2ln  S.  9t.  fielen 
Siegni^,  @olbberg ,  ©robiperg',  Süben ,  §at)nau ,  5^ard^toi| ,  SBo^tau ,  ©teinau, 
Söinjig,  ^errnftabt  unb  einige  fteinere  Orte.  Söol^lau  mar  jum  ^^ürftentpm 
Siegni^  gefd^lagen  toorben ,  meil  le|tere§  burdl)  ben  3}erfauf  ber  Äammergüter 
unter  ber  öerfd)menberifd§en  9tegierung  ^einridt)§  XI.  fe'^r  entraerttiet  toar.  S^er 
9litf{^ener  Sßalb  bei  Dljlau  blieb  ben  Srübern  gemeinfd^aftlidE)  jur  Sluiübung  ber 
S^agb.  9lm  20.  9tug.  1612  napi  ^aifer  5)tatt^ia§  öon  ^ßrag  aus  @.  9t.  nad^  er-- 
langtcr  5[Rünbig!eit  „jum  9}afatlen"  an  unb  befreite  ben  23ormunb  öon  feiner 
5(5flid^t,  am  1.  Cctober  1612  leiftete  ber  §erjog  öor  bem  faiferli(^en  Dberamte 
3U  Sreilau  ba§  ipomagium,  ben  5.  3luguft  1615  beftätigte  ber  Äaifer  ,ju  5prag 
beiben  SSrübern  bie  gefammte  Sepspnb.  3lnfang§  Sfuni  1613  l^ielt  @.  9t.  in 
SBcgleitung  beö  älteren  ^ruberö  feinen  feierlid£)en  Sinjug  in  Siegni^,  ben  2ag 
barauf  na^m  er  bie  -l^ulbigung  ber  ©täube,  unb  ber  23ürgerfd^aft  entgegen 
„opc  befonbcre  ©olennitäten ,  öon  benen  ber  ^erjog  fein  greunb  war".  9tad^ 
Ernennung  eine§  Sanbe§put)tmann§  txaä}  er  ben  2.  3uli  1613  in  Segleitung 
öon  fieben  feiner  .^ofbeamten,  barunter  ^ol)ann  ö.  ^reifelwi^,  So^^ann  6rnft 
ö.  ^oftij,  6l)riftian  ö.  ©c^licE,  ju  einer  größeren  9teife  öon  Sicgni^  auf.  S)urd§ 
bie  £aufi^,  ha^  5Jtei^nifc£)e,  5ln'§altifdl)e ,  burdt)  2:pringen ,  grauten ,  @dE)waben, 
SBaiern  gelangte  ber  gürft  an  bie  3l(pen ,  nad)  bereu  Ucberfteigung  53taitanb, 
^loren^,  9tom,  @enua,  Succa,  2}enebig  befud^t  würbe.  S)urd^  ®raubünben'§ 
^Jäffe  nad§  ber  ©djWei^  jurücfgelangt ,  burd^ftreifte  ber  ^erjog  nun  in  rafd^er 
f^olgc  i5rranfreic^ ,  ipoÖanb ,  gauj  9lorbbeutf erlaub  unb  raftete  3ulefet  Wieber  bei 
feinen  SJerWanbten  in  5lnplt.  ^iex  fa^te  ber  neunacpjä'^rige  fyütft  eine  Steigung 
3U  ber  ^^l^rinjeffin  ©opl^ie  @lifabet§,  xodt)ter  S^ol^ann  ©eorgl  öon  3lnplt=S>effau, 
unb  öermäl^lte  fid§  am  4.  Dtoöember  1614   mit  ibr.     ©d^on  am  14.  9toöember 


ß94  @covg  Slubolf,  -g).  ti.  Sc^tciicmSiegni^. 

ttjor  ev  in  Siegni^,  um  bie  ^Sorbereitungen  ju  ber  öier  Sage  haxan]  ftattfinbenben 
feier(trf)en  6int)olung  feiner  ®emat)Un  ju  treffen.  93alb  naä)  feiner  33erf)eiratf)ung 
trat  &.  9t.  jum  reformirten  93efenntni|  über,  bocf)  tourbe  ber  Uebertritt  erft  am 
14.  Siecember  1616  öffentlid)  in  ben  Siegni^er  ßirdien  öerfünbigt.  6§  hjar 
biefelbe  3cit,  in  toelc^er  ber  bertoanbte  Äurfürft  öon  Sßranbenburg  fein  luf^erift^eS 
SBefenntni^  mit  bem  (valöin'S  Oertaufc£)te.  SSieüeid^t  ift  bQ§  ^öeifpiet  3ot)Qnu 
Sigi§munb§  nic^t  o't)ne  ßinftu^  auf  ®.  9t.  gemefen;  am  meiften  n)irb  i'^n  aber 
ol^ne  3^eifel  ba§  S)rängcn  feiner  eifrig  reformirten  @emat)tin  beftimmt  t)aben, 
obgteirf)  er  fdion  1621,  alfo  noc^  öor  it)rcm  3;obe,  jum  Iutl)erifd)en  SSetcnntni^ 
jurürffe^rte.  ütod)bem  bie  f(^lcfifd)en  ^^ürften  unb  ©tänbc  ©rä^erjog  ^e^binanb 
öon  ©teiermarf  qI§  ^tadifotger  be§  ^atffiiag  äum  .^erjoge  getoä^Ü  l^atten,  nat)m 
ber  tünftige  .sperrfcfier  über  ©(^lefien  am  24.  September  1617  t'eriönlid)  auf 
ber  S5re5lauer  SSurg  bie  .ipulbigung  ber  ^yürftcn,  unter  benen  fid)  aurf)  @.  91. 
befanb,  entgegen,  ^m  öctober  1619  ujurben  20  S^efenforen  be§  Sanbe§  ©djleften, 
unter  il)rer  ^ai)i  aud)  unfer  ^erjog,  ernannt.  S)en  in  rafd)er  f^otge  fid)  änbernben 
3eitumftänben  gemä|  faf)  8iegni|  je^t  öerfd)iebenc  O^ürften  in  feinen  dauern: 
am  7.  unb  8.  i5rPbruar  1620  ben  neuen  33öf)menf5nig  ^^riebric^  V. ,  im  ©pät= 
fierbft  1621  ben  Äurfürften  öon  Sad^Jen,  bem  @.  91.  —feit  bem  27.  Stprit  1621 
an  ©tette  feine§  Sruber§  ^ot)ann  6!§riftian  Dbertanbe§f)au^3tmann  öon  ©d^lefien  — 
am  22.  Dctobcr  1621  jur  feierlichen  @inl)o(ung  öon  33re§Iau  au§  entgegen= 
geritten  mar.  ^n  ben  ^.  1621  unb  1622  machten  bem  neuen  C)berlanbe§= 
laujjtmanne  bie  S5ertt)idelungen  in  Dberfc^Iefien ,  namentlich  bie  kämpfe  be§ 
^arfgrafen  öon  Sfögernborf  gegen  bie  ^aiferlid)en  unb  ber  Söiberftanb  be§ 
jüngeren  Xt)urn  in  ("dIo^  öiel  ^u  fdiaffen.  ©eit  1626  begannen  bie  Ärieg§leiben 
fid)  aud)  in  Oberfd)(efien  füt)lbarer  ^u  machen,  in  65eorg  9lubotfä  ©ebiet  juetft 
bei  ben  ®urd)3Ügen  ^JtanSfelbS  unb  3fot)ann  Srnft§  öon  3Gßeimar.  @.  91.  erlief 
mefirere  £)beramt§patente  gegen  ^tan§felb  unb  beffen  9lnt)änger  mit  bem  (Sr= 
mahnen,  i'^nen  teinen  3}orfd}ub  3u  Iciften  unb  bie  ßanbe^mitij  miber  fie  auf= 
jubieten.  S)en  gegen  biefe§  5ßorget)en  proteftirenben  bänifd)en  ^riegScommiffar 
g)til3laff  lie|  er  in  ?lrreft  ne'^men.  ^^Im  19.  i^uti  1626  öeröffentlid^te  er  aur 
^bmet)r  gegen  'i}Jlan§felb§  ©infaü  ba§  befannte  ^lufgebot  be§  jefinten  5Jtanne^ 
für  ganj  ©d)lefien,  eine  ^a^regcl,  öjelc^e  bei  ber  ©d)ncEigfeit  be§  ^an§felbifd)en 
2)urd^marf($e§  unb  ber  ßangfamfeit,  mit  tt)eld)er  bie  fd)Iefifd)en  Xruppen  au» 
fammenfamen,  freitid)  o'^nc  2Birfung  mar.  3i'9t^'<^  mu^te  er  gegen  ben  päpft= 
lid)en  J^egaten  ßaraffa ,  meld^er  fid)  bamat§  unter  bem  SSormanbe  einer  Ä(Dfter= 
reöifion,  in  Söa'^rl^eit  aber  jur  ^Vorbereitung  ber  balb  nad)foIgenbcn  Gegenreformation 
in  @d)lefien  auff)ieU,  öielfac^  mit  @ntfd)ieben'^eit  auftreten.  S)a§  ^.  1627 
brachte  neue  ilämpfe.  S)ie  auf  ber  S3erfolgung  ber  5)tan§felber  unb  S)änen  be= 
griffene  Slrmee  2öallenftein§  na'^m  äBinteniuartierc  in  ©d)lefien,  unb  (55.  91.  t)atte 
(5d)tt)ere§  burc^3u!ämpfen,  um  bie  unter  Dberft  Jpebron  in  feinem  eignen  2anbe§= 
gebiete  .paufenben  unb  unter  anberen  i^ü^i'^i-'n  i^n  9tei§e'fd)en,  ißre^tauer,  Srieger 
©ebiete,  fotoie  in  ben  ^^ürftentpmern  (Sdjtöeibni^  =  Stauer  lagernben  "habgierigen 
©ölbner  jufrieben  ju  ftellen.  3fl^'t^'eid)e  5BerfammIungen  ber  Stäube,  in  benen 
öiel  gef))ro(^en  unb  menig  erreidjt  hmrbe,  fanben  ftatt,  bi§  bie  SGÖallenfteiner 
enblid)  im  2luguft  au§  bem  gän^lid§  erfd)Dpften  ©djlefien  nad)  'Jtorben  aufbrachen. 
3}on  ber  SBrutatität,  mit  meld^er  SSattenftein  gegen  bie  ^iaften  auftrat,  ber 
ömporfömmting  „gegen  bie  @rbfn  eines  atten  9tamen§  unb  9tu]^me§",  jeugt 
eine  aüerbingS  nid)t  ganj  öerbürgte  ^itf^eitung :  %U  @.  9t.  einen  feiner  Untere- 
t^nen  jum  3;obe  öerurt^eilt  tjotte,  obgteid)  ber  S5erbrecf)er ,  um  fein  Seben  ju 
retten,  SCßaKenftein'fc^e  2)ienfte  ju  nehmen  begel^rte,  foll  ber  f^riebtänber  bem 
.perjoge  erflärt  ^aben,  er  möge  i'f)m  200  gjtann  ber  Siegni|er  SSefa^ung  fd)iden, 
ober  er  merbe   ein  S)u|enb  öom  Siegnifeer  3(bcl  beim  Äopf  net)men  unb  nieber= 


^  Seorg  SRubolf,  §.  ö.  «c^lefiemSiegni^.  695 

^auen  lajjen.  Sa^  ^.  1628  toat  ba§  ^al^r  ber  (^egenrerormation  in  Sc^lefien. 
Xer  ^Burggraf  |)annibal  öon  So^no  unb  ber  i^anbcSfiauptmonn  Bon  Cpperiborf 
äogen  mit  bem  ^o1)xiü"]ä^en  9icgimente,  ben  berüchtigten  Setigmoc^em,  öon 
Stabt  äu  ©tabt ,  um  bem  alten  ©tauben  neue  2lnt)änger  ju  geminnen.  @.  91. 
faf)  bic^e  9}orgänge  mit  tiefer  3?etrübnife.  ^I§  it)n  ber  Äaifer  in  bie  ßornmiflton 
berier ,  roelctje  ben  ©togauern  i^re  einjige  eüangetiicf)e  .^itc^e  entreißen  joüte, 
lel^nte  er  nac^  öort)erigcr  iHücfjprac^e  mit  feinem  SBruber  3o^ann  6t)riftian  biejcn 
Sluftrag  ob.  Umionft  marfite  er  5ßorfteIIungen  am  Äaifer^ofe;  nacf)bem  fic^  auci) 
bie  angerufene  fä(i)ftfdt)e  2)ermittelung  roirfungiloe  jeigte,  gab  er  bie  2Bürbe 
ber  CberCanbe«^au|)tmannici)aft  miebev  in  bie  ^änbe  be§  ^aifere  ^urücf,  roetc^er 
fie  nun  ^mar  auc^  einem  proteftantifc^en,  aber  gefügigeren  'QJianne,  bem  öerjoge 
öon  Cel6=33ernftabt,  übertrug.  @.  3t.  mibmete  firf)  öon  je^t  ab  faft  au5fcf)lie|= 
lid)  ben  ^nterefien  feines  ^er.jogt^^ums  is^iegni^.  2ie  (Sorge  für  ba§  äBo^t  feiner 
Untertf)anen  naf)m  i^n  um  fo  mef)r  in  '3tnfprud),  al§  fid^  ber  ^rieg  balb  mieber 
naä)  Srf)[efien  jog.  ^\t  5Mf)e  roa^^rte  @.  9t.  feine  ^Jteutrolität,  öietfac^en  '3(n= 
forberungen  um  Uebergabe  ber  fyeftung  ^^iegni^  unb  3lufnaf)me  einer  faiferlirf)en 
ober  fd)tt)ebif(^en  33efa^ung  muBte  er  fid^  gefd^icft  ju  entjiel^en.  S;ie  i^eftigteit, 
mit  roetd^er  ber  ßerjog  bamalg  feine  Unparteilic^feit  ju  bet)aupten  fuchte ,  öer= 
bient  in  ber  2f)at  9tnerfennung.  6§  wirb  er3äf)(t,  ba^  1632  bei  einer  3ufammen= 
fünft  ätoifcfjen  @.  ?R.  unb  einem  bie  9tufnat)me  fä(f)fxfc^er  Gruppen  forbernben 
-feerjoge  Pon  'JlÜenburg  bie  fürftU(f)en  ^ierfonen  „^^art  aneinanber  geratt)en"  feien. 
^lad)  S:uöa(5  am  29.  Stuguft  1632  bei  Steinau  über  bie  Äoiferlid^en  erfcc^tenen 
Siege  muBte  ftcf)  ber  öerjog  inbe^  baju  entfd^üefeen ,  -4<'iOO  3Jtann  SluOat'fc^er 
Gruppen  in  feine  ^rftentf)ümer  C'iegni^ -- SSo^Iau  aufjunefimen.  Unb  um  ber 
S^ermüftung  p  entgegen,  mit  ber  ^aiferlic^e,  mie  Srf)tt)ebcn,  abmed^felnb  bie  näd)ftc 
Umgebung  oon  Siegni^  ^eimfu(^ten,  bradjte  ®.  St.  fd^lie^ticf)  aurf)  bie  'Dieutraütät 
feiner  Otenben'j  jum  Dpfer.  '•Utitte  ^uli  1633  na{)m  er  ben  faiferüd^en  Dberft 
)Ginfet)  in  bie  Stabt  auf.  3t(6  ber  fäc^ftf($e  @eneratiffimu§  (nad^  3lnberen  ^art 
griebric^  pon  Ce(§)  hit  fc^tefifrfien  f^fürften  unb  Stäube  für  ben  27.  ^uni  1634 
3U  einer  ^ufammenfunft  nadf)  33re§lau  berief,  um  für  ben  ^Infd^tuB  ber  SdE)Iefier 
an  bie  fädt)fifc^=fd§mebif(f)c  Partei  ju  mirfen,  trat  ouc^  @.  9t.  bicfem  33ünbniffe 
.bei  unb  nat)m  je^t  fä(f)fif(^e  Gruppen  in  Siegni^  auf.  3Iüein  nac^  3Baüenftein'§ 
Siege  bei  Steinau  (11.  Cctober  1633j  über  2^uöal  mu^te  fid()  ber  .^per^og  ber 
t)arten  9iotf)roenbig!eit  fügen  unb  am  14.  Cctober  abermals  eine  faiferli^e  33e= 
fa^ung  unter  ßraf  S(^afgotf(^  in  öiegni^  aufne^^mcn.  &.  9t.  erfanntc  nun,  ba^ 
alle  feine  iBemü^ungen  3ur  &rf)a(tung  feiner  Selbftänbigfeit  öergebtic^  maren. 
(5r  Perlte^  feine  9tefiben3 .  oerringerte  feinen  öofftaat  unb  Dertebte  bie  meiteren 
^riegsjatire  mit  feiner  Si^tocfter  Üitaric  Sop|ie  in  bem  fürftüc^  (iegni^if(i)en 
^aufe  3U  ^Brestau.  ^ier  ciireute  er  fi(^  junäd^ft  perfönlic^er  SidE)ert)eit  unb 
t)atte  hodf  @e(egen^eit,  feinen  unter  ben  furdf)tboi-ften  jJriegefaften  feufjenben 
Untert^anen  ^ie  unb  ba  ©rteid^terung  ju  oerfc^ äffen  2er  1635  jmift^en  bem 
Äaifer  unb  ^urfact)fen  abgefc^loffene  gi-'if^e  berüf)rte  auc^  ®.  9t.  Sißie  bie 
.perjöge  Pon  Srieg  unb  Cell  nebft  ber  Stabt  iSre§(au  mufete  er  ben  Äaifer 
fc^rift(icf)  um  3}er3ei^ung  bitten ,  aßen  aufgerichteten  Sünbniffen  cntfagen ,  aud^ 
bie  S)Dcumente  barüber  aueliefern  unb  bem  -^aufe  Ccfterreid^  auf§  9teue  burd^ 
.panbgelöbni^  Jreue  fcl)roören.  Xafür  oerfpradE)  il^m  ber  ^aifer  feine  (Snobe 
unb  Sc^u|  ber  *4>riPilegien  unb  ber  9tetigionlfreif)eit.  33on  1641  an  befleibete 
®.  9t.  5um  jmeiten  iUale  bie  Stelle  einel  £)ber(anbe§^auptmann§  Pon  Sd£)leften. 
Xoc^  tritt  feine  QBirffamfeit  bei  ber  allmä^lid^en  iöerroilberung  ber  friegenben 
^Parteien,  bie  gegen  ^^reunb  unb  geinb  gleich  übel  ju  l^aufen  p^egten,  nid^t  be= 
fonberl  in  ben  55orbergrunb.  9tadf)  Seenbigung  bei  Siegel  fe^en  wir  ben 
dürften  auf  alle  Sßeife  bemüht,  bie  feinem  i^anbe  gefc^lagenen  Söunben  ju  f)eilen. 


ß96  ®eorg  2Bill)elm,  §.  ö.  ©(i)lcfien=Stegni|. 

^m  (Sinne  jener  3eit  jeigte  tx  jid^  üBcr'^aupt  al§  ein  teditcr  33atet  feiner  Untere 
tränen;  fo  petitionirte  er  unter  Slnberem  6ei  @etegcnt)eit  bei  großen,  öiegni^ 
im  'Jloöember  1648  öer'^cerenben  SBronbei  mel^rfac^  um  Unterftü|ung  6eim 
Ädjerl^oje  unb  erlangte  in  ber  %1)at  eine  ©uBöention  öon  3000  2:|atern  unb 
eine  (Steuerermäßigung.  5ll§  '^erborrogenbe  ßeiftungen  jeiner  ^legentenf^ätigteit 
werben  noc^  angefütirt  ber  1614  begonnene  großartige  33au  bei  ßiegni^er 
©dllojfeg,  bie  gegen  1628  erjoXgte  gertigfteltung  ber  ßanbcäorbnungen  be§  gürften= 
t^umS  ßiegnit^,  ber  logenannten  Constitutiones  Kudolfinae  unb  bie  1646  mit 
WenigftenS  100000  itialern  unternommene  ^^unbation  be§  3^o'§anni§[tifti  ^ur 
ßr'^attung  ber  Äird^en=  unb  @(i)u(biener  an  ber  ^fo'^anniäfirrfie  in  Siegni^. 
XJeiber  War  bie  3eit,  toel(i)e  i'£)m  für  eine  jo  fd)öne  2:i)ätigfeit  Bemefjen  mar, 
nur  fur^.  ©d)on  1637  mar  er  faft  immer  fräntüd^  gemefen  unb  fonnte  Wegen 
gittern  ber  ©lieber  nid^t  fd^reiBen.  1639  beüagt  er  [id§  in  einem  35riefe  über 
feine  „baufällige  !3eibe§öermögen^eit".  @r  ftarb  in  einem  bitter  üon  58  S^al^ren 
am  14.  Januar  1653,  ^orgen§  jwifc^en  8  unb  9  U'^r  in  33re§Iau  am  Sd^Iage 
unb  würbe  am  14.  ^ai  in  ber  ^fo^annigfirdie  öon  Siegni^  beftattet.  5lad^ 
bem  am  9.  gebruar  1622  erfolgten  2;obe  feiner  erften  ©ema'^lin  l^atte  fid^ 
@.  91.  am  25.  ^floü.  1624  mit  «)}lagbalene  (Stifabet^  bon  «münfterberg  =  £)et§ 
(t  1631),  ber  2od£)ter  jeneg  ."perjogS  Äart  öermä^lt,  ber  fein  23ormunb  gewefen 
war  unb  feine  erfte  (Srjic'^ung  geleitet  '^atte.  S3cibe  ßl^en  blieben  finbcrlo§. 
2fn  Siegni^  l)at  fidC)  ber  fyürft  üer^ltnißmäßig  wenig  aufgel^alten,  meift  Wohnte 
er  bei  feiner  ©d^wefter  in  '^^ard^wi^  ober  in  ^Breslau.  5£)ie  6t)roniften  rülimen 
öor  Willem  bie  ^^römmigfeit  (Beorg  9tubolf§;  er  ftanb  mit  ^ot)ann  ^rnbt,  bem 
bekannten  3}erfaffer  be§  „wahren  G^riftent^umi",  in  brieflidE)em  ^erte'^r,  bon 
feinen  Scrwanbten  in  ^nl)alt  erbat  er  fid§  ^^^rebigten  öon  bortigen  GJeiftlid^en, 
um  fie  burd)  bcn  2)rucE  in  ©(^lefien  ju  öerbreiten.  ^Jlad^  ^J^len^el  foü  er  bie 
Äatljolifen  begünftigt  unb  in  ber  ©dt)loß!apeUe  üon  ^Jard)Wi^  bisweilen  ^effc 
im  ^ontificatl^abitc  gelefen  l^aben.  Segen  6nbe  fcineS  ßebenS  ließ  er  fid^  öon 
feinem  .^aufe  in  öiegni^  einen  öerbecEten  @ang  nad^  ber  3iol)anni§fird£)e  bauen, 
um  ba§  @otte§f)auä,  fo  oft  er  WoEte,  befud^en  ju  tonnen.  (Seine  f^römmigteit 
war  übrigen^  nid)t  frei  öon  3eloti§mu§:  S)iaconu§  (Süntl^er  an  ber  Dbertird^e 
in  Siegni^  öerlor  1627  nad^  einer  ^^rebigt,  bie  bem  gürftm  mißfallen  ^^atte^ 
feine  Stettung.  "äuä)  bie  gepriefene  @ered^tigfcit§liebe  ®eorg  ^iubotfi  erbält  in 
bem  ö.  Stangc'fcf)eu  ißroceß  öon  1625  eine  eigent^ümlid^e  Färbung.  5Jtit  ber 
Öinie  ber  Srieger  ^iaften  ftanb  ®.  9t.  im  2BiberfbrudE)  mit  ber  l^äßlid^en  2;ra= 
bition  be§  ßiegni^er  9tegenten!^anfe§  au(^  nad)  bem  Jobe  feine§  33ruber§  in 
freunbfc^aftlidt)ftem  SJerfe^re ,  er  ^at  feinen  '•Jieffen  mand£)en  guten  '^aÜ}  erf^eilt. 
Äraffert,  ßl^ron.  ö.  Siegni^  II,  2.  Sd£)bnwälber,  ^^Jiaften  j.  Sr.  III. 
Äön.  StaatSard^iö  in  23re§lau.  ^reb§. 

®COrg  IsföiUjcIm,  ber  le^te  Sproß  bei  5?iaftenftamme§,  geb.  ben  29.  Sept. 
1660  auf  bem  Sd^loffe  ju  G:§tau,  t  am  21.  ^Jtoöbr.  1675  ju  33rieg,  war  ber 
einjige  überlebenbe  ©ol)n  be§  ^er^ogg  6'§riftian  öon  S3rieg  =  Siegni^  unb  ber 
f^ürftin  Suife,  geborenen  ^rinjeffin  öon  2lnl§alt=S)effau.  2)a  bie  @eiftlidC)!eit  ben 
35orf(^lag,  il^m  bcn  'Jiamen  ^-Piaft  beizulegen,  mißbilligte,  weit  berfelbe  nidt)t  im 
d)riftlid^en  ^alcnber  ftel)e ,  fo  würbe  er  nact)  feinen  l^aufpat^en ,  bem  großen 
Äurfürften  unb  ^erjog  ®eorg  III.  öon  Srieg  genannt.  SdC)on  in  bem  frül^en 
Sllter  öon  5  Sa'^ren  Würbe  ber  ^rin^  üon  bem  erften  §ofprebiger  feine§  Söaterä 
in  ben  Se'^ren  be§  reformirten  SSefenntniffeS  unterwiefen,  feine  wiffenfd^aftlid^cn 
Stubien  leitete  ber  ^ofmeifter  5luguft  ^riebridE)  33o|ne  unb  ber  ßeibarjt  be§ 
•ÖcräogS  .^einrid^  ^Jlartini,  ber  aud£)  eine  9il^etorif  für  ben  ^riujen  aufarbeitete. 
S)er  junge  i^ürft  jcigte  öon  S^UQf"^  a^f  ein  ftarfe§  ©ebäc^tniß  unb  fdf)nette 
iJaffungSgabc ,   er  üerftanb  e§  fid^   in   ber  italienifd^en  unb   fpanifd^en  Sprad^e 


©eorg  Sßil^eim,  |).  ö.  Sd^tefien^Siegm^.  G97 

jd^riTtüc^  ausäubrücEen  unb  fprad)  Cateiniid)  unb  H-anjöfijc^.  Sturf)  bie  übrigen 
«Seiten  feiner  ©r.^ie^ung  würben  ni(^t  öcrnac^läüigt,  er  lernte  reiten,  tanjen  unb 
fechten  unb  t)ielt  ju  jeiner  Ufbung  oft  fleine  Sl^orträge  öor  feinen  gttern  unb 
öor  Säften  am  .Oore.  <B<i)on  Trü§  Bewies  ©•  3Ö.,  roie  faft  alle  feine  3}orTa{)ten, 
eine  gro^e  'Jieigung  ju  ben  SSergnügungen  ber  ^agb ;  am  23.  3tuguft  1672  '^at 
ber  ^mölfjätirige  !|]rinj  bei  einer  ^a%h  im  3;t)iergarten  ^u  5ßrieg  fogar  einen 
S^ägerorben  „be§  gotbenen  ipirfc^es"  geftiftet.  2lm  27.  gebruar  1672,  bem  xage 
öor  bem  lobe  feines  2)ater§,  fc^icfte  bie  5)lutter  ben  jungen -^rinjen  mit  feinem 
|)ofmeifter  auf  bie  Uniüerfität  g^^anffurt  a.  C  S)ort  würbe  i'^m  ein  eigenes 
Jpau§  gemiett)et  unb  ein  fleiner  öo^'taat  eingeri(i)tet ,  bie  nöt!^igften  ;^eben6= 
bebürfniffc  würben  öon  ©teinau  unb  Srieg  au§  ^u  SÖaffer  ^ingefcf)icEt.  33on 
granffurt  aus  mac£)te  @.  3S.  auc^  23efu(f)e  am  turmrftüc^en  ^oh  ju  33ertin. 
3lüä)  feiner  1673  erfolgten  ^timUi)x  würbe  erwogen,  ob  man  ben  ^^rinjen  nid^t 
3U  feiner  Weiteren  ^lusbitbung  aur  Steifen  fd^iden  foEe;  bie  Butter  fprad)  firf) 
inbe^  bagegen  au§  unb  fo  unterblieb  es.  9iac£)  ben  teftamcntarif(f)en  23eftira= 
mungen  be§  öerftorbenen  Jperiog§  f)atte  bie  9Jlutter  be§  5)3rinäen  bisl^er  bie  9tegent= 
fd^aft  über  bie  «öer^ogttiümer  unb  bie  9}ormunbf(^aft  über  ben  So^n  gerüfirt. 
Ob  bie  gürftin  nun  burcf)  i^re  etwas  frauent)afte  3trt  ju  regieren  3tnfto|  im 
Sanbe  erregt  f)atte,  ober  ob  bie  3}ormunbfd)aTt§rüt'^e  größeren  ßinfluB  ju  erlangen 
Ijofften  ,  genug ,  le^tere  trugen  plö^Iit^  am  Äaifert)oie  auf  ^Jtünbigfeitserflärung 
be§  dürften  an,  unb  &.  2Ö.,  obwot  er  ben  SBiberwitten  ber'lUutter  gegen  biefen 
2}organg  fennen  mu§te ,  ftimmte  ^^u.  2Im  14.  53Urä  1675  l^atte  er  in  SBien 
Slubienj  bei  i?aifer  £'eopolb  unb  leiftete  bie  ipulbigung.  Slm  30.  5)lär3  ^ielt 
ber  neue  Sanbesfürft  feinen  feierti(i)en  ßin^ug  in  '^rieg,  am  26.  Sluguft  in  Öiegni^, 
etwas  fpäter  in  äöo^lau.  ^m  ©eptember  wo'^nte  ber  junge  ^erjog  einem  öanb= 
tage  in  Öiegni^  bei  unb  fef)rte  bann  nacf)  33rieg  jurücf,  um  bie  .öirfc^jagben  im 
CberWalbe  ju  beginnen.  (Bd)on  waren  einige  ßbelleute  an  t)erfd)iebene  5ürften= 
f)öfe  abgefanbt  worben,  um  eine  paffenbe  SSraut  für  ®.  3Ö.  auS^ufuc^en,  fct)on 
t)atte  er  ben  öollftänbigen  Entwurf  einer  SJeriaffung  'ür  bie  öerjogtfiümer  aus^ 
arbeiten  laffen,  als  er  fid^  am  15.  51oOember  auf  einer  Sagb  in  ben  2öälbern 
ber  redeten  Cberuferfeite  plö^Iii^  unWo^l  fül)tte.  Um  fidl)  3u  erwärmen,  trat  er 
in  6roB=Tteuborf  in  ein  Sauernf)au5,  in  welchem  btatternfranfe  ,j?inber  gelegen 
l^aben  fotten.  Sie  Sler^te  erfannten  junädlift  feine  Äranft)eit  nid^t,  bis  enblid^ 
bie  ^^ocEen  in  gefä^rti(^fter  2Beife  ausbrad£)en.  S)ie  gerabc  auf  einer  Üteife  nadl) 
Söien  begriffene  ÜJlutter  beg  -^perjogs  tonnte  bem  Sofne  feine  'Pflege  angebeil^en 
laffen.  "Jcad^bem  ®.  2B.  ben  ^aifer  nocf)  in  einem  eigcnt}änbigen  5?riefe  gebeten 
l^atte,  feine  „lieben  Untertl)anen  bei  i^ren  ^^riüilegien  unb  il^ren  bigberigen 
©taubenSübungen"  ju  belaffen,  tierfd^ieb  er  unter  l^eftigen  Sd^merjen  am 
21.  ^loöember  Mittags,  15  S^^i-'e/  1  ^3tonat  unb  23  2age  alt.  Sie  über= 
treibenbe  öefcl)i(f)tsfcl)reibung  i)at  i^m  ben  OUmen  ^ncomparabilis  beigelegt;  bod^ 
ift  es  natürlid^,  ba^  bem  ö'ürften  bei  ber  furjen  Stegierungsjeit  üon  9  Ültonaten 
Wenig  (Gelegenheit  ju  l^cröoi-ragenbcn  Xl^aten  gegeben  War.  ^lls  Seweig  rür 
feine  ©eifteSgegenWart  fül)ren  feine  23ewunberer  bie  Slntwort  an,  weld^e  er  bem 
Äatfer  Seopolb  auf  bie  ^rage,  wetdlies  bie  befte  Oteligion  fei,  gegeben  i)abe :  bie, 
©Ott  unb  bem  Äaifer  getreu  fein!  Sine  gleiclijeitige  33ef i^reibung ,  weldbe  auc^ 
burd^  ein  in  ber  9tula  bes  et)emaligen  ©^mnaftumi  in  C^Iau  befinblid^es  ©emälbe 
beftätigt  wirb,  fi^ilbert  ben  Jperjog  als  einen  ^^üngling  Don  blüt)cnber  @cfid^t§= 
färbe,  blonben  3lugenbrauen,  geraber  'Jtafe,  großen  3lugen  unb  etwas  Dorfte!^enben 
Sippen;  bie  lodEigen  ipaare  fielen  i^m  big  auf  bie  Si^ultern  l^erab.  ^Ht  (B.  2Ö. 
ftarb  bag  Jpaus  ber  ^^iaften  aug ,  „nai^bem  eg  900  ^al)re  geblül)t,  t^olen 
24  Könige,  ©cl)lpfien  123  ^jerjoge,  ber  Äird^e  6  (ärjbifdliöfe  unb  Sifd^öfe  unb 
einem  großen  %i}tiie  beg  öftlid^en  ©uropa  üteligion  unb  Guitur  gefd^entt  l^atte". 


698       ®corg  ßubmig,  $.  ü.  ©ct)(e«iD.=.^olftein''@ottorp  —  ©eotg,  33.  ö.  ©Ijctjer. 

2)er  ^aifet  jog  ba§  eviebigte  Se'Eien   ein,    ot)ne   bie   branbenburgifrfien ,    an]   bic 
@tböerl6iüberung  üon  1537  fidE)  [tü^enben  Slnfprüc^e  ^u  berüdfiditigen. 

©taronig,   Krieger  äöod^enblatt  bon  1790.     ©diöntoälber ,   ^:^Ua[teu  ^um 
SSriege  III.     .^mffcvt,  S^ron.  bon  Siegni^,  II,  2.  ÄrebS. 

©eorg  Öubtoig,  ^crjog  bon  öol[tein  =  ®ottor)),  geb.  am  16.  ^ärj 
1719,  t  am  7.  September  1763.  ©ein  35ater,  33i|d^oT  bon  ßiiberf,  ftarb  1726. 
2)ie  ^ijtuttex,  eine  geb.  ^Prinae^  bon  ^aben=5i)uvla(^,  fc^eint  i^ren  jüngften  ©ot)n 
®.  Ö.  ettoaS  bei-jogen  3U  t)aben,  benn  bct  ^reu^enfönig,  in  beffen  2)ien[t  betjelbe 
1741  al§  93oIontait  unb  im  näd^ften  gelbaugSjal^rc  als  Äüraffier-Dberftlieutenant 
trat,  |at)  fic^  genötf)igt,  bem  iungen  ^errn  nod)  al§  S)ragoner=Oiegiment§(i)ei  in 
^iejenburg  einige  militär=moralp|ilojop'^ifc^e  Ütügen  briefUc^  angebeil^en  au  laffen. 
(33gl.  Militaria  au§  f5friebri(i)§  be§  ©ro^en  3eit,  ^Berlin  1866,  ©.  64.)  3»c 
länger  unb  je  entfd^tebener  jebod^  ber  ^erjog  einen  rcrf)tfd)affcnen  2)tenfteiier  ht^ 
tf)ätigte,  befto  met)r  befeftigte  ficE)  in  il^m  —  bem  ©rabfinnigen  unb  nie  nad^ 
eitetm  9ftuf)m  ßüfternen  —  ber  Söunjct),  al§  „e'^rlict)er  .^erl"  anerfannt  ju  merben. 
((5,  58,  122,  16ü  ber  1867  in  Clbenburg  aus  guten  Quellen  bearbeiteten,  aU 
2Jlanujcript  gebrühten  33iograpl^ie.)  ©enerallieutenant  im  f^rebruar  1757,  9iittcr 
be§  '^olfteinifd^en  2lnnenorben§  feit  1737  unb  be§  ruffifc^en  3tnbrea§orben§  feit 
1745,  txtjidt  ber  .^erjog  d.  d.  iBre§lau  14.  Januar  1758  ben  ©rfitnaräen 
Slbterorben  pr  33elo|nung  tü(^tiger  Seiftungen  unter  geIbmarf(^aE  b.  Sc^malbt 
(Militaria  @.  113).  2)emnä(i)ft  jeid^nete  fidt)  ber  ^erjog  au§  aU  5lbantgarbe= 
iüt)rer  beim  „aüiirten"  ."peere.  t}ür  ben  t^elb^ug  1760  ^ur  .^auptormee  berufen, 
traf  it)n  nad)  ber  Xorgauer  S<i)iaä)t  bie  Ungnabe  be§  ÄönigS  t)art  megen  einer 
Sangfamfeit  (Oeuvres  IV,  89;  gie^ott)  II,  297  u.  300).  S)er  -Öeraog  bat  am 
8.  2)ecember  1760  um  feinen  2lbfc^ieb,  erf)ielt  fold^en  aber  erft  ben  27.  «utärä 
1761.  ßjar  ^^eter  III.  30g  i'^n  aU  feinen  D^eim  in  ruffif(i)en  S)ienft  unb  cr= 
nannte  i'^n  am  21.  gebruar  1762  jum  ^^elbmarfdiall.  i)er  .pcrjog,  bon  9tad)= 
fud^t  fern,  fudt)te  in  ^^etereburg  bie(5ad)e  5Preu§en§  beftenö  p  förbern;  er  l^ätte 
als  S)anfbarfeit§bemci§  griebrirf)^  be§  (Sro^en  je^t  beffen  .!pau§orben§ftern  jum 
^meiten  5Rale  er'^alten,  rocnn  ber  mit  ©efdiäften  überbürbete  ^rieg§fürft  nidt)t 
nodt)  rec£)taeitig  auf  biefen  ^jrrf^um  aufmerffam  gemad^t  morben  toäre.  Slui 
30.  Sfuli  1762  mu|te  ber  .^■)er3og  bie  9{efibena  ber  „©emiramiS  bei  ^JtorbenS" 
bertaffen,  um  —  mit  ftnrf  gefd)mäterter  SSefolbung  —  al§  ©tattt)alter  in 
.poUtein  ju  amtiren.  3Im  ®eburt§tage  ber  ßjarin,  ben  2.  ^Jlai  1763,  liefe  er 
in  ^iet  bie  UniberfitätSfcftrebe  nid^t  im  übtid^en  l'atein,  fonbcru  beutfcC)  I)alten. 
S)en  33erluft  ber  ©attin  (geb.  ^prinjefe  bon  .g)olftein=33edEj  bermodt)te  ber  o^ncliin 
burdt)  UnglüdE  tiefgebeugte  ^erjog  nidtit  ^u  überleben.  @r  ftarb  am  2;age  il)rer 
33cife^ung.  ©ein  1755  ju  9iiefenburg  geborener  ©ot)n  5|ßeter  fuccebirte  1823 
al§  regierenber  „«l^erjog"  bon  Dlbenburg.  @raf  Sippe. 

©COrg,  SBifd^of  bon  ©pe^er,  ein  jüngerer  SBruber  ber  Äurfürften  Sub= 
mig  V.  unb'iVnebridt)  II.  bon  ber  ^Pfal^,  mürbe  in  ^eibelberg  am  10.  ^^ebruar 
1486  geboren,  g-rülie  fd^on  ert)ielt  er  ßanonifate  in  9Jlaina,  Äöln,  Strier  unb 
©pet)er,  mürbe  1499  S)ompropft  in  ^Jlainj,  treidle  äßürbe  er  1506  ablegte, 
10.  ^lobember  1502  ^ropft  ju  ©t.  S)onatian  in  S3rügge,  bann  5|3farrer  in  ^of= 
l)eim  unb  Sord^,  12.  i^'^bruar  1513  enbli(^  33ifd£)of  bon  ©pet)er  unb  burfte 
buri^  päpftlidl)c  9?ergünftigung  (22.  3funi  1513)  alle  feine  ^frünben  beibel)alten. 
^Jiadf)bem  er  1514  in  ^cibelberg  ftubirt,  empfing  &.  am  10.  ^uli  1515  bic 
^U-ieftertoei'^e  unb  am  22.  ^uli  bie  bifcl)öilidl)e  SBeilie.  ®.  ftanb  ftet§  gut  mit 
feinem  3)omfapitel.  C^ne  feiner  langen  ©treitigfeiten  mit  ^urpfalj  ju  ermäl^nen, 
mö(i)te  id^  nur  ®eorg§  ©teüung  aur  9ieformatton  betonen.  Söä^renb  er  fid^ 
reblid)  bemü'^te,  ber  eingeriffenen  ©ittenlofigfeit  be§  (Elerug  unb  ben  berfdE)ieben= 
artigften  5Jli|bräud^en  ju  fteuern,   berbot   er  ben  @eiftüd£)en  Sutl)er"§  ©dtiriften, 


©eorg  III.,  *.  d.  itient.  699 

bie  aufeerorbentüif)  oerfireitet  iraven,  immer  bei  fid)  ju  füfiren  unb  befc^icEte  im 
;3uni  1524:  ben  '^egenSburger  ßonöent,  an]  bem  bie  enbgültige  ÄiicJ^enipattung 
erfolgte  —  fein  2öeipif(^of  (Sngetbrec^t  t)ingegen  fc^to|  fid^  ber  neuen  Ce^re  an. 
@.  fonntc  tro^  atten  Semü^ene  ben  ©cift  bes  ^^ptoteftantismue  nic^t  bannen. 
Um  Dftern  1525  begann  aurf)  im  33i§tf)um  ber  befannte  33auernaufftanb ,  bie 
25auern  in  ^HalfcE)  im  SBrur^ein  ftürmten  bie  bif(i)öfUrf)en  Heller,  öeiftärftcn  fic^ 
bmä)  3ujug,  6.  flo^  nac^  .speibelberg,  bie  23auern  nat)men  bie  6c^Iöffer  .^ißtau, 
Stoltenberg  unb  '-Brudifal ,  festen  eine  prot)iforifcf)e  ^Itegierung  ein,  überflut^eten 
ba§  2tmt  Ubenfieim  unb  bebro'^ten  ©peijer  fetbft.  3tm  29.  5Ipril  ritt  ©.,  mut!^= 
Doli  mie  er  mar,  begleitet  öon  2)iet^er  o.  j)alberg  unb  i8ernf)arb  o.  ©ölcr,  ju 
ben  gtebeüen  nacf)  .öerienalb  unb  üerfprad^  it)nen,  fie  bürften  naii)  SBeliebcn 
^^Jrcbiger  be§  @öangeüum§  annet)men;  in  Uben^eim  eröffnete  er  bann  Unter^anb= 
tungen  mit  l^nen  unb  liefe  fiif)  ^n  einem  33ertrage  am  5.  ^J)tai  1525  ^erab  — 
tf)euer  erfaufte  er  ben  g^icben.  ^ber  nur  burcf)  Sßaffengemalt  fonnte  btefer 
buri^gefül^rt  merben,  Äurpfalj  mit  anberen  dürften  jog  gegen  bie  Ütebellen,  unter 
SBlulOergiefeen  mürben  if)nen  i^re  (Eroberungen  entriffen  unb  am  26.  ^Jtai  "^utbigle 
ber  SBrurl^ein  bem  Äurfürflen  üon  ber  ^falj,  ber  ii)n  an  6.  jurüdmieg,  melcfecr 
nac^  Uben^eim  äui^ürflel^rle  —  im  "Kugutt  mürbe  ®.  öon  Üleuem  ge^ulbigt. 
^il  5Rilbe  unb  ©erecfiligfeil  fucf)te  @.  nun  bie  SBunben  au§  biefen  flürmifc^en 
Jagen  ju  Reiten  unb  ha^  jeitlid^e  2Bo'§I  feiner  Unterl^anen  ju  förbern.  1529 
mo^nte  er  norf)  bem  berü'^mten  @pet)erer  9teid)§tage  an,  aber  am  27.  September 
erlag  er  auf  Sc^lofe  Äifelau  ber  al§  „engtif(i)er  ©d^meife"  bejeii^neten  großen 
geudie  b.  S-  6ein  @rab  ionb  er  im  2)ome  ^u  Spet)er,  fein  2)en!mat  3er= 
ftörten  bie  gran^ofcn  1689. 

afiemling,  ®efct)ic^te  ber  SSifdiöfe  ju  ©perier,  5Jlain3  1854,  2  33be.  — 
.^äuffer,  C^ef(i)i(i)te  ber  r^einifd)en  ^^falj,  .»peibelberg  1845,  2  35be.  —  9ian!c, 
S)eutfc§c  ©efc^id^te  im  ßeitalter  ber  gteformation,  6  5ßbe.,  ^Berlin  1839—47.  — 
Süierorbt,  @ef(^i(f)te  ber  eüangeüfcfien  Äir^e  in  bem  ©rofelierjogt^um  Saben, 
Äarl§rut)c  1847—56.  Äleinf  cl)mibt. 

@COrg  m.  (»on  Sied^tenftein) ,  SSifc^of  öon  Orient  (t  1419);  biefer 
SpröfeUng  be§  mächtigen  öfterreid^ifd^^mä^rif^en  3lbel§^aufe5  2ied^tenftein=%ifol§= 
bürg,  war  ber  ämeitgeborne  (5o^n  Jpertniba  III.  beö  älteren.  S)er  geiftlid£)en 
Öaufbaf)n  beftimmt,  gewähren  mir  i^n  fc^on  1381  aU  brüten  in  ber  'Stntjc  ber 
SBicner  3)ompröpfte  unb  all  ^n^aber  be§  mit  biefer  ©tellung  öerbunbenen  3Imte§ 
eine§  Uniöerfität§tanäler§,  in  meld^er  ßigenfc^aft  ®.  feinen  ftreitluftigen  G^arafter 
nid^t  öerleugnen  fonnte.  1390  am  29.  Septem.ber  gelangte®,  jur  äßürbe  eine§ 
gfürftbifdjoT§  öon  Orient  burcl)  ^apitelwal)l.  S)ie  neue  Söürbe  foUte  i^m  fc^limme 
ü3eben§prüfungen  befd^eeren.  3^enn  ber  unruhige,  Treil)eit§luftige  6inn  ber  Bürger 
öon  Orient,  ber  Iro^  unb  bie  ©emaltt^aten  ber  bifd)öiti(i)en  S5afatten ,  bie  fidE) 
mie  bcifpielStoeife  bie  3lrco,  Saftelbarco,  Sobron  u.  %.  nie  gerne  bem  bifd§öf= 
Ii($en  Öe'^nglierrn  fügten,  unb  öor  5ltlem  ba§  unflare,  roiberfprurfi^DoEe  S5e_r^lt= 
nife  ber  ^ifd^öfe  öon  Orient  al§  unmittelbarer  iKeid£)§fürften  ju  ber  „©raffd^aft 
2irol",  beven  ^uriSbiction  ba§  33iätl)um§gebiet  burd^freujte,  bereu  politifd^e  Öanbee^ 
grenze,  S^talien  gegenüber,  ba§  Irienter  23i§tl)umölanb  einfd^loB,  —  all'  bieg 
mufete  naturnot^roenbig  bie  Stellung  ber  3Bifd)öfe  fef)r  fc^mierig  geftalten,  be= 
fonberö  aber  bann,  menn  ein  fo  ^ervifcf)er,  ftreitluftiger  G^arafter,  mie  biel  ®., 
ber  öied^tenfteiner,  mar,  jur  .öerrfc^aft  gelangte,  unb  in  ber  5et)be  mit  ben  35iS»= 
conti'ß  öom  ^.  1404  um  xenno  unb  Sobro,  onbererfeitö  in  bem  longen  Streite 
mit  beren  5lnl)ängcrn,  ben  21rco'§  —  feine  !riegerifdf)e  Einlage  irü^  genug  öerrief^. 
Sein  parier,  f)errifcl)er  Sinn  unb  bie  (Geltung  ber  ©ünftlinge,  unter  meldten  ber 
35icar  öon  Orient,  5rance5d£)ino  öon  93al  be  'Pton  pJloneberg),  ben  Stabtbürgern 
am    meiften   öer^afet    mar,    öeranlofeten    im    gebruar    1407    bie    folgenfdtjwerc 


700  ©eorg,  SJ.  ö.  Orient. 

Empörung  bcr  Srienter  33ürgevj(f)ait ,  beren  Ucbevrafc^enbee  ben  Sifc^oj  jur 
91arf)giel6igfeit  unb  jum  95evj;)red^en  a«^an9-  ^i^  9tc(f)te  unb  gveitieiten  ber  ©tabt 
fürber  adjUn  ^u  toollen.  S)a^  fid^  @.  ben  Umftänben  nur  geätoungen  iügte  unb 
in  bem  2lujtreten  ber  Xrienter  eine  gtebellion  fa'^,  weldie  ber  ^eräog  ^ricbricf)  IV. 
aus  bem  ^auje  ^ab§Burg  (f.  bort)  al§  ßanbesjürft  lirolö  auSnü^en  tüolle,  be- 
ttjeift  ba§  tt)eitere  ^luftreten  be§  S5i|d)of§,  anbererjeitö  jein  ablel)nenbc§  33ert)altcn 
gegen  ben  Eintrag  be§  ApabeburgerS  auf  Söcrinittlung  unb  ipülfe.  3lt§  nun  aber 
®.  ben  toeljd^en  ßonbotticre,  Dttobon  be  2;orcilii§,  ju  einem  @eh3altftreid§e 
gegen  bie  Srienter  in  ©otb  nat)m  unb  bie  23ürgerjc^a|t ,  üon  it)rem  crften 
©Jretien  firf)  ermannenb,  mit  ßift  ben  33if(^oi  gefangen  fe|te  unb  einige  feiner 
©ünftlinge  ermorbete,  —  war  bie  3eit  "^^^  2)emütl)igungen  für  &.  gefommen. 
3)enn  ^erjog  g^riebricf),  öon  ben  Xrientern  'herbeigerufen,  erfct)ieu  mit  feinen 
9tät^en  unb  ftarfer  3Baffenmad)t ,  bcmül^te  fic^  anfänglid)  aEerbingS  um  ben 
S3erglei(^  ättjifd^en  ben  Jrientern  unb  i^rem  geiftlic^en  |)errn,  mat)ntc  aEe  2:rientcr 
Untertl^anen  (\um  @et)orfame,  f^iette  aber  ^ugleici)  bie  9ioEe  eine§  Dberl^errn 
unb  bemäd)tigte  fid^,  buri^  eine  ©ctoaltt^at  ber  bif(i)öfü(^en  -öauptteutc  ju  9liüa 
unb  Xenno  gegen  feine  S5oEmac^tträger  gevciat,  ber  ^4^erfon  be§  Äird)enfür[ten, 
fü'^rte  it)n  mit  fid)  na(i)  ^öruned  unb  nöf^igte  it)n  'tiier  jur  Unter^eid^nung  eineg 
25ergleic£)e§,  bemjufolge  ^ergine,  Otiüa,  l'obro  unb  Stcnno  bem  -^erjoge  übergeben 
toerben  foütcn.  ®.  erfc^eint  bann  in  2Bien  unter  ber  ^Jluffid^t  ^erjog  iCeo^Jolb  IV., 
be§  äÜeften  .g)erjog§  ber  (eDpoIbtnifd)en  !iiinie,  beä  SruberS  ^-riebrid)  IV.  unb 
öormunbfd)aftli(^en  2}ertt)efer§  bee  £anbe§  Oefterreic^  im  tarnen  fcincS  '!)Jtünbet§ 
.^er^og  ?nbred)t  V.  ^n^o%  Seopolb  IV.  l)atte  ben  ^ifc^of  burc^  ben  Unit)erfität§= 
^jebett  berfiaften  laffen.  ?IÜe  93eifu(^e  ber  äöiener  ^rcunbe  ©eorgö,  inSbefonbere  bie 
3tnftrengungen  ber  aSiener  Uniüerfität ,  il^ren  gcmefenen  Äanjler  au§  feiner 
3mang§Iage  ^u  befreien,  blieben  frud^tlo§.  ^erjog  Öeopolb  bel^anbettc  ben 
Strienter  33if(^of  al§  S5crtrag§brü(^igen.  S)ic  SBiener  Stabt^errn,  ot)ne'^in  gegen 
Seopolb  IV.  eingenommen,  t)atten  nod£)  einen  anbcren  Seweggrunb ,  fict)  barüber 
bei  beffen  Sruber  unb  poütifd£)em  @egner,  .ipev^og  (Srnft  bem  (Siferuen  (f.  bort), 
ju  befd^meren.  5lad)  fird)lid^en  ©a^ungen  traf  uämlidt)  ben  Ort,  atttoo  ein 
Äirc^enfürft  gefangen  ge'^alten  würbe,  ba§  ^nterbift.  S)ie  ^nteröention  (5rnft§ 
War  nidE)t  fonberlid^  ernft  gemeint  unb  änberte  nid)t§  an  ber  ©adC)Iage.  ßrft  im 
3t.  1409,  nac^bem  23ifd)of  (S.  wä^renb  feiner  äöiener  S^nternirung  at§  Dbmann 
ber  ©d)ieb5rid)ter  ben  ©treit  ber  .^erjögc  @rnft  unb  Seo^olb  um  bie  öfter= 
reid^ifd^e  5öormunbfd)aft  unb  2anbe§berwefung  ju  begleidfien  fic^  bemüt)t  Ijattc, 
erlangte  er  burd^  ben  ©d^wa^er  ©c^iebgfpruc^  ber  ^irct)enfürften  öon  ©al^burg, 
Srijen  unb  ßaöant  unb  jweier  ©d)ieb§männer  be§  53aienftanbe§,  —  bie  gi-'ci'^fit 
ber  9lüdfel)r  nad)  2;rient  in  fein  a3i§tl)um  unb  einen  9lu§gleid^  mit  |)er3og 
griebrid^.  S)od)  nid)t  lange  Wäl)rte  ba§  faum  geftiftete  gute  ©inöernelimen. 
S)enn  nad^  ber  3ufammen!unft  mit  bem  SBifd^ofe  ju  9iiba  befdiutbigte  .^erjog 
t^riebridl)  IV.  ben  Sedieren  eine§  S3ergiftung§tierfud£)e§  unb  woEte  aEe  Weiteren 
SSer'^anblungen  abbred^en.  @.  na'^m  nun  ju  ber  23ermittlung  ^er^og  6rnft§ 
feine  3uflu(|t  unb  biefer  führte  aud)  eine  neue  3lnnäl)erung  l^erbei.  5ll§  iebodl) 
auf  bem  33o^ner  2;age  bie  rüdfid£)t§lofe  ©infprad^e  be§  mäd^tigften  SanbeSl^errn 
Tirols,  ^einrid^S  öon  3ftottenburg,  alä  ßanbeSl^auptmanneg  an  ber  @tfd§  unb  im 
SBi§t^um,  gegen  3lnna'§me  ber  l^er^oglidien  g'Orberungen ,  ben  neuen  S3rud£)  unb 
ba§  engere  33ünbni^  bc§  33ifd£)of§  mit  bem  3tottenburger  "^crbeifülirte ,  fam  e§ 
erft  jum  redl)ten  äöirrfal.  S)er  ^Jtottenburger  überfiel  Orient,  lie^  ba§  ^aupt 
ber  SSürgerpartei  '^inridl)ten  unb  bie  ©tabt  gräulid^  öerWüften.  ^Jlun  eilte  -^erjog 
griebridt)  l)erbei  (1410);  ber  Siottenburgcr  entwii^  nad)  Saiern,  35ifdf)of  ®.  nacl) 
3Bien.  2ll§  bann  ber  genannte  übermütt)ige  Sanbegl^err  bie  23aiernl)er3öge  gegen 
ben  l)ab§burger  griebridf)  aufgellest,  begab  fid^  neuer  -Hoffnungen  öoE  ber  Slrtenter 


©corg  gttebtic^,  g.  ».  SBalbecf.  701 

S3t|rf)of  naä)  Sirol  jurücE.  Sein  SBerbünbeter  lourbe  jeboc^  Bolb  gebemüttiigt  unb 
geiangen  Qefe|t,  @.  aber  ju  einem  neuen  ^Sertrage  gejtoungen  (141(i,  4.  S)ec.), 
bemauiotge  ex  auj  ba§  33i§t;^um§tanb  ,  mit  iBorbe^alt  feiner  geift(irf)en  @erec^t= 
famen,  Oerjic^ten  unb  fic^  mit  einer  S^a'^reSrente  toon  5000  2)ufaten  begnügen 
mufte.  S;er  -öerjog  öon  2:irot  na'^m  ba§  i8i§tf)um§(anb  in  eigene  SßermaÜung 
unb  beftellte  für  boö  geiftlid^c  2Bejen  einen  ©uffrogan  unb  Sßifar.  @.  »ar  aber 
niäjt  gefonnen  ben  ^ampf  mit  bem  .§ab§burger  aufjugeben.  5ßon  ^Jlifotöburg 
in  ^ä^ren,  attmo  er  bie  3eit  feiner  freimiKigen  SBerbannung  anbrachte,  belegte 
er  ^n^oQ,  g^riebritf)  mit  bem  großen  Äird^enbanne  unb  etflärte  ben  2:rienter 
©uffragan  unb  S5ifar  at§  abgefegt  (1411,  10.  ?lug.; ,  forberte  feine  S5i5t^m§= 
leute  jum  Söiberftanbe  gegen  ben  3Itroter  ^erjog  auf  unb  fanbte  eine  au§Tü^r= 
ücf)e  ^tagefc^rift  an  ben  ^apft  Sof)ann  XXIII. ,  ber  if)n  bann  jum  Garbinale 
ernannte,  '^(uc^  auf  ^önig  ©igi§munb ,  ben  ©egner  ber  '^abeburgifdjen  Seopol= 
biner ,  glaubte  er  jäl^len  ju  !önnen ,  ba  er  an  bem  föniglicf)en  ,öofc  bie  bcfte 
3lufna^me  fanb  unb  bie  beften  33erfpred)ungen  etl^ielt.  S)ie  Urfunbe  See  genannten 
öuremburgerg  (1412,  25.  3uni,  Dfen)  festen  auc^  bie  tioCte  öönnerfc^aft  @igi§= 
munb§  äu  bezeugen.  ©.  fe^te  auf  ba§  Sonftan^er  ßoncil  feine  beften  'öoffnungen. 
2lber  tcar  fd^on  ba§  SSünbni^  3^ol)ann§  XXIII.  mit  ."per^og  (Vi-'i^brii^  feiner 
©ac^e  ni(^t  günftig,  fo  f)atte  aud)  bie  3(bfe|ung  be§  genannten  ^^apfteg  bie  Üiic^t= 
anerfennung  ber  Garbinalgmürbe  @eorg§  jur  S^olge.  Sagegen  bewirf te  bie 
Slec^tung  be§  <g)ab§burger§  5-ic^i-*i<i)  (f-  '^oü)  eine  günftige  SBcnbung,  inbem 
nun  Äönig  ©igi§munb  (1415,  8.  ^uli,  donftanj)  ben  ^if(|oi  öon  Orient  t)olI= 
ftänbig  reljobilitirt  crflärte.  ^erjog  ^yriebric^  proteftirte  bagegen  unb  öom 
12.  3luguft  1415  begann  nun  im  Q,ondU  ber  ärgerliche  ^^roce§  um  baS  S5il= 
t'^um  Orient,  meldier  ben  21.  ^tobember  jum  35ortl^eile  @eorg§  erlebigt  tourbe. 
^XlS  aber  ^erjog  (yriebrid^  au§  ber  ßonftanjer  |)aft  enttoicf)  (1416)  unb  ben 
.^ampf  um  Sirot  mit  macfifenbem  ßrfolge  aufnatim ,  tonnten  toeber  bie  5Iu§= 
fprüd^e  ber  ,^irc£)enöerfammlung  noct)  bie  erneute  Slei^tung  unb  SSannung  be§ 
vöer^og»  burd§  ben  J?önig  unb  ba§  (?oncil  bie  ©ac^e  (Beorg§  günftig  entfd^eibcn ; 
b^^0Q,  i^xitönd)  ttjoltte  ba§  SSiSf^umSlanb  nic^t  aufgeben.  (Snbtic^  öcrmittelte 
ber  neue  ^papft  Martin  V.  (10.  ^])tai  1418)  einen  9Iu§gleic^  ätoif^en  ben  (^iegnern 
unb  Sifc^of  ®.  feierte  nun  öon  5lug§burg  mit  firfierem  (geleite  nad^  Orient 
jurücf,  beffen  33ürger  ben  ber'^aBten  Äird^enfüi-ften  nur  unmutbig,  eingefc^üd)tcrt 
burd)  bie  3)ro'^ung  ber  ffteid)§ad)t ,  aufna!^men.  3IIlein  bem  frieblofen  Sifdiofe 
mar  fein  ruhiger  $cfi^  feine§  ©ebieteS  befcfiieben.  @r  gertctl)  al^balb  in  neue 
Öänbel  mit  bem  .öeräoge  griebrid),  Derbanb  fic^  mit  beffen  2Biberfac|ern,  ^eter 
öon  Spaur  unb  ^ari§  tion  Öobron ;  —  mä^tenb  ber  §ab§burger  an  ben  ^erren 
Don  5ßillanber§  unb  ben  ©rafen  öon  Slrco  3Serbünbete  fanb  unb  fi($  mit  ben 
5Scnetianern  öerftänbigte.  @in  äöaffenftillftanb  (5.  2lprtl  1419)  follte  neue 
griebenSöer^anblungen  anbal^nen.  ®.  erlebte  ni(i)t  mcl)r  i^ren  2lu§trag;  erftarb 
auf  bem  ©dfjloffe  'Oieu^Spaur  im  |)oct)fommer  1419;  —  ein  Äirt^enfürft ,  bem 
ber  Streit  im  33lute  ftaf  unb  ber  (Sinn  für  ben  ^rieben§beruf  geiftlic^en  ijeben§ 
Teilte,  aber  ein  ^ann  öon  ©eift  unb  Unternef)mung§luft ,  ber  mit  aller  @nt= 
fc^iebenl)eit  feine  reicf)§unmittelbare  Stellung  3u  magren  fiel)  beftrebte. 

33gl.  bie  Öitt.  ju  bem  3lrtifel  .gjcrjog  griebrid^  IV.  0.  Jirot;  bie  2itt. 
be§  Sonftanjer  (?oncil§  (.starbt,  Söeffenberg,  Xofti);  Sonetti'§  Cuellenmerfc  3. 
@ef(i).  ber  .^trc^e  tion  2:i-ient;  Sinnad)er,  ^.i3eitr.  ä.  @efrf).  b.  b.  ^irci)e  Säben= 
Si-ijen,  6.  5ßb ;  9lfc^ba(^,  @efc^.  b.  Slöiener  Unitierfitdt  im  erften  3{a^r:^unbert 
i^re§  58eftanbe§  (SBien  1865);  [?atfe,  ®efd^.  be§  rürftl.  .'paufes  i^ie^tenftein 
(2öien  1868,  I.  3$b.,  meift  naci)  53ranbi§).  Ärone§. 

@eorg  ('yricbnd),   erfter  gürft  tion  2SatbecE,    ©rar  tion  ^^^rmont  unb 
(Sulemborg,    toarb    am   31.  Januar   1620    geboren    al§   ätoeiter    Sot)n    be§ 


702  &eoxii  ^riebttc^,  ??.  ö.  SBatbecf. 

ÖJrafcn  3öoh-ab§  IV.  öon  2Balbec{  =  $t)rmont  unb  ber  ©räftn  ^nna  bon  S8aben= 
©uvlarf).  Se^tere  ftammte  mütterlii^eiieitö  aus  bem  nteberlänbtfc^en  @efd)le(^t 
^Pattanbt,  bem  bie  ©rajjdiajt  (Julembovg  gehörte,  todä^e  barum  nad)f)ei-  ber 
3BalbccJ'f(^cn  ©vafeniamtlie  an'^eimfiel ,  ^n  feiner  i^ugcnb  mad)te  er  in  jcinem 
armen  ^änbd)en  bie  @reuel  unb  ba§  @(enb  bc§  brei^igjä'^rigen  Krieges  mit,  h)a§ 
feiner  ©r^iel^ung  öfter  jum  ^ai^tt)eil  gerei(i)te;  e§  bot  if)m  aber  @elegen't)eit, 
jd^on  at§  Äinb  mit  35 efd)tt) erben  unb  ^lül)en  tämpfen  ju  lernen.  1639  öon 
feinem  9}ater  nad)  ^atis  gebradtit,  um  feine  6aöalier§bilbung  ^u  öoEenben,  trat 
er  na(^  beffen  balb  eingetretenem  Zoh  1641  al§  g^reitoittiger  mit  ättjei  feiner 
aSrüber  in  ben  S)ienft  ber  (Seneralftaaten.  S)er  i5ftb3ug  bon  1642  trug  it)m 
3ur  SBelo^nung  feiner  Siapferfeit  eine  ^Jteitercompagnie  ein  unb  ba^u  f(ä){o^  er 
eine  öorti)eil^afte  .^eirat^  mit  ©tifabetf)  6t)artotte,  2:oc^ter  be§  ftaatifc£)en  ^^elb^ 
marfd)an§  (trafen  2Bilf)elm  öon  'Diaffau=S)ilienburg.  S)rei  ^a^re  f^äter,  1645, 
toarb  er  burd)  ben  2;ob  feineg  SBruber§  '^i)ilipp  jl^eobor  ba§  ^anpt  feiner  f^Q' 
milie,  jugleid)  ber  35ormunb  feiner  minorennen  9^cffen.  3lt§  fold^er  na'^m  er 
aucf)  bie  ^^bminiftration  ber  ©raffdjaft  (Sulemborg  in  bie  §anb ,  ma§  ju  bieten 
neuen  SSe^iet^ungen  mit  ben  ^Ueberlanben  fü'^rte,  roie  bie  Drbnung  ber  3}er]f)ält= 
niffe  fcine§  §aufe§  in  9iorbbeutfcf)tanb  i^n  bie  perfbntiii)e  !öefanntfct)aft  mit 
bem  nac^f)erigen  Äönig  Äarl  ©uftat)  öon  ©d^toeben  machen  lic|.  5)iefe  33c= 
3iet)ungen  ju  ber  antiöfterreic^ifdjen  ^^^artei  in  Europa  unb  namentlid)  jene  ju 
bem  oranifct)en  -^aufe  t)eranla|tfn  1651  ben  i^urfürften  ^^riebiicf)  Söilt)elm  öon 
SSranbenbuvg,  at§  ber  jülic£)'fd)e  Ärieg  mieber  au§jubred)en  brot)te,  ifim  bie 
©tette  eine§  ©eneratmajorS  anzubieten  5Ug  jcbod)  ber  triebe  gefd)toffen  tourbe, 
beöor  ber  ^rieg  red)t  angefangen,  öerlie^  er  biefen  S)ien[t  töieber,  aber  nur  um 
balb  nad)t)er  einen  neuen  9tuf  nad)  SSerlin  ju  erlialten.  Mit  bem  9iang  eine§ 
@el)eimen  9latl^§  unb  ®eneraUieutenant§  trat  er  je^t  1652  in  ben  branben= 
burgifd)en  5Dienft.  S)er  ^urfürft  übertrug  i'^m  balb  bie  toid^tigften  @efd)äfte 
in  ber  5Rilitär=  unb  ^inanjöertualtung ,  f^eilmeife  auc^  bie  auSmärtigen  5lnge= 
Icgen^eiten  unb  lie^  äule^t  feinem  6influ§  auc^  in  ber  großen  ^olitif  freien 
Vauf.  ®.  5-.  t)alf  eifrig  an  ber  öom  j?urfürften  unternommenen  Umgeftattung 
ber  33ertoaltung,  tt)eld)e  jebod)  junäc^ft  tpegen  be§  2Bibcrftanbc§  ber  Sanbftönbe 
aufgegeben  merbcn  mu^te.  Seffere  ©rfolge  erhielte  er  in  ber  großen  ^olitit. 
^toar  '§atte  ber  Äurfürft  fd)on  ben  früf)er  öon  33urg§borf  öertretenen  3(nf(^lufe 
an  Defterreic^  aufgegeben,  bod)  fein  ©efanbter  in  9tegen§burg,  ber  fällige  SSIumen= 
t§al,  t)atte  noc^  fo  öiet  @influ^,  ba^  er  ein  felbftänbige§  Sluftreten  gegen  Defter= 
reid)  öer'^inberte.  ®a§  marb  je^t  anber§.  «Seit  äöalbed  in  ber  Sftegierung  bie 
"fieröorragenbe  ©tettung  eingenommen,  meiere  er  nid)t  aÜein  feiner  {)o'£)en  @e= 
burt  unb  feiner  35crmanbtf(^aft  mit  bem  Äurfürften,  fonbern  anä)  feinen  i^ät)ig= 
feiten  öerbanfte ,  öerfud)te  ber  Äurfürft  fid)  an  bie  ©pi^e  ber  beutfd)en  5Pro= 
teftanten  ju  [teßen  unb  töar  bie  "^adit  be§  ^aifer§  im  9teid)§tag,  toeldie  auf 
ber  6rgeben{)eit  beä  ÄurfürftencoIIegiumS  beruhte,  gebrochen.  1653  reid)te  2Qßat= 
bed  beim  .$?urfürften  eine  merfmürbige  S)enffd)rift  ein;  in  berfelben  mar  ber 
ßntmurf  einer  neuen  Union  atter  beutfd)er  ^roteftanten ,  au^er  ber  ^falj  unb 
^urfad)fen  enf^alten,  meldie  unter  ^ütirung  33ranbenburg§  in  erfter  9lei]§e  gegen 
Defterreid),  in  ber  jtoeiten  gegen  ben  ©inftu^,  meinen  ©c^toeben  unb  3^ranf= 
reidi  auf  bie  ^ßroteftanten  feit  bem  ^rieg  übten ,  gerid^tet  mar.  Sm  großen 
©an^en  3eid)nete  er  ben  äöeg  üor,  melct)er  fbäter  burd)  ^^reu^en  eingef(|lagen 
marb.  ©er  ie|t  jmifdien  5polen  unb  ©dimebcn  auSbrec^enbe  .H'rieg,  in  tüeld^en 
ber  Äurfürft  öon  SSranbenburg  a(§  SSefi^cr  $Preu^cn§  öermidelt  marb,  öereitette 
eine  meitere  2lu§bilbung  biefer  neuen  ^olitü,  bereu  einzige  f^rudtjt  bie  Söfung 
ber  ^emmenben  S5erbinbung  mit  Oefterreid)  mar.  @.  5-  übernal^m  ie|t  bie 
i^ül^rung  ber  in  ^|5reu^en  ^ufammengejogcnen  Gruppen   unb  fu(^te  öergebeng  bie 


®eotg  griebrirf),  5.  ü.  2Balberf.  703 

2luirecf)teri)Qttung  ber  ^leutralität  gegen  ©c^toeben  bur(f)3ufe^en.  6r  trübte  nocf) 
nid^t,  in  »eichen  jcÜfamen  SJßenbungen  ber  .ffurfüvft  fic^  gefiet,  ber  im  ^fflnuar 
1656  im  Äönigsberger  Iractat  ben  S(i)n)ebenfönig  q(§  l'e^n§f)errn  anerfannte, 
—  bie  erfte  9tieberlage ,  bie  65.  g.  am  öoie  erlitten.  ®oc^  gettiann  er  6alb 
jeinen  ©influfe  roieber,  als  er  ben  Jractat  t)on  ^Jlarienbutg  burc^iuie^en  toaste, 
unb  bamit  bie  3l6tretung  öon  '^ofen  unb  .ßalifc^  Reiten  ©(^toebenö  gegen  eine 
Dffenfiü=  unb  SLeienfiöoIIianj  gegen  ^olen  ertaubte,  ^m  'Qei'be  njenig  glüdfUd^, 
l^atte  er  einen  fd^n3eren  Stanb  ben  übrigen  furfürftlid)en  @eneräten  unb  (5taat§= 
männern  gegenüber,  bie  er  burd)  feinen  über  alle  öinberniffe  t)intt)egftürmenben 
6iTer,  jeine  rücffic^telofe  3lrt,  auä)  bie  älteften  Siiencr  be§  Staatg  ju  be^anbetn, 
ticT  Derte^t  ^atte,  tt)äf)renb  fie  jugleic^  in  ganj  anberen  SSerf)ä[tnii|en  aufge= 
toai^fen  ujaren.  ©eine  Stellung  am  .öofe  toarb  me^r  unb  me^x  untergraben, 
nur  bie  Äurfürftin  unb  bie  Ic^ttjebijcEje  ^lllianj,  bie  er  je^t  toieber  feinen  '4>Iänen 
gegen  Cefterreic^  bienftbar  ju  matten  fud^te,  hielten  itin.  Site  jeboc^  ber  .ffrieg 
bee  ©(fitoebenfönigs  gegen  S)änemarf  1656  ju  einer  DöHigen  Umgeftattung  ber 
S)tnge  führte  unb  ber  Äurfürft ,  ber  je^t  Sommern  ju  geminnen  l^offte ,  ber 
SlEiauj  gegen  ©darneben  beitrat,  fonnte  (S.  ^.,  ber  fid^  gegen  biefen  jä^en  '4^artei= 
toed^fcl  ernftlicE)  fträubte,  nidit  lönger  in  SSranbenburg  berbleiben.  de  toar  ifim 
bamalS  nodt)  nidt)t  flar,  ba§  bie  alte  2tnfd£)auung,  in  ber  er  nod§  befangen,  bie 
2BeIt  tl^eile  fid^  in  eine  fat^olifd^  =  :§absburgifci)e  unb  eine  proteftantifd^e  Partei, 
nid§t  mef)r  galt,  ©einem  ©tanbpunft  getreu,  oertie^  er  1658  ben  SDienjl 
be§  Äurfürften  unb  trat  in  benjenigen  ©d^meben§,  jebod^  p  fpät,  um  no(^  einen 
glänjenben  3tnt^eit  am  Kriege  nel)men  ju  fönnen ,  ber  1660  mit  bem  Io> 
Äarlö  X.  ein  (5nbc  na^m.  6r  !§atte  nur  auf  ben  unfein  unb  ben  jütifd^en 
Äüften  ben  fteinen  ^rieg  ju  führen  gefiabt,  unb  marb  öon  ben  je^t  bie  9tegie= 
rung  leitenben  3teid)lrät^en  al§  ein  über3äl§liger  6enerat  geäwungen,  feinen  2lb= 
fd^ieb  3u  nel)men.  S}ergBben§  fud^te  er  eine  feinem  Otang  unb  "iteigungen  ent= 
fprec^enbe  ©teile  in  {yranfreid^  unb  ©ngtanb.  Dtamentüd^  bie  2Q5eigerung  Öub= 
toig'§,  ber  i^n  mit  einem  (Selbgefdtienfe  ^eimfdE)icfte,  toie  fein  Siograp^  9taud§bar 
fagt,  „toeil  er  ein  allju  patriotif(^e§  ©emüt^  an  i^m  öerfpürte",  fd^eini  i^n  ge= 
fränft  äu  ^aben.  ß^^Ö^^^^  bietteidf)t  ^t  fie  ii^m  auc^  bie  2(ugen  geöffnet  über 
ben  politifd^cn  ^i^ftQ^'ö,  roenigftcnS  öon  je^t  an  fam  er  ju  ber  0^rfenntni§,  bie 
©era'^r,  ha^  SeutfdE)Ianb  feine  f^r^'ei'^eit  unb  Unab^ängigfeit  einbüßen  toerbe, 
bto^e  nid^t  meljr  Don  Cefterreidt)  t)er,  noc^  meniger  öon  bem  ganj  oi)nmäd^tigen 
©panien,  fonbern  öon  ^i-'Q^freid^.  @§  toar  eben  bie  3eit ,  in  roetd^er  ber  ba= 
malige  9i^einbunb  in  f)öd§fter  Stütl^e  ftanb  unb  fran^öfifc^e  Gruppen  bie  Drb= 
nung  f)erftellten ,  ale  im  3fteid§  ein  franjöfif(^er  ^lüiirter  gefrönft  toarb.  (Sin 
5)lann  öon  äöalbecf'ä  (ärfa^rung  unb  ß^infid^t  mu^te  3ugeben,  baB  ei  je^t  nid^t 
tote  öor  bem  roeftfälifd^en  ^^rieben  religiös  politifc^e,  fonbern  rein  poUtif(^e  3Jlo= 
tiöe  luaren,  bie  bie  SCßelt  betoegten.  C^ne  fid^  je  Defterreid)  an3ufd^liefefn,  beffen 
befd^räntte  •§au§po[itif  öon  itjm  immer  befämpft  roarb ,  lid^tete  er  öon  je^t  an 
feine  ^olitit  gegen  granfreic^.  S^^effen  mar  er  burd^  ben  lob  feine«  'Jleffen 
.^einrid^  Sßotrab  ftatt  5Ibminiftrator  ber  .»öerr  öon  beffen  ©ütern  geworben  unb 
je^t  Sefi^er  breier  fouöeräner  @raffd^aften ,  bie  ficf)  aber  alle  in  fe^r  ungeorb= 
netem  3uftanbe  befanben.  3)ie  ^4>oIitif  [ie§  aber  nid^t  3U ,  ba^  er  fic^  bamit 
öiel  befd^äftigte.  9U§  1664  ber  Sütfenirieg  au§brad§,  toarb  il^m  bie  ©teile  einei 
gelbmarfd^atllieutenante  ber  3lcidf)§armee  übertragen ,  unb  ati  fotd^er  nat)m  er 
an  ber  ©d§tarf)t  bei  ©t.  ©otf^orb  xlieit.  2öie  geroö^nlid^  ^iclt  er  ein  xage^ 
bucfi  über  bie  militiirifdjen  ©reigniffe,  mit  ^emerfungen  über  bie  ^riegfüf)rung 
angefüllt,  ttieli^e  be3eugen,  mie  crnftl)aft  er  benÄriegftubirteunb  jugleid^,  roie  etenb 
bie  beutfd^en  gelbfierren,  namentüd^  bie  ber  9teid£)öarmee  benfelben  3U  führen  Der= 
ftanben.     ®.  g.  trat  je^t  in  ein  fe'^r  öertrautid^eS  S^er'^ältnil   3U  ^iltontecuccoti 


704  ©eoxg  f^xicbxid^,  fj-  ö.  Söolbccf. 

unb  bem  .'perjog  tion  Sotfiringen,  '•Mä)  beirt  gtiebeu  öon  3}aibär  trat  er  1665 
in  S)ienft  bc§  .^erjogS  Oon  33raunfcf)tt)ei9=2üneburg=C?eIIe  unb  leitete  bie  i8elage= 
rung  ber  ©tabt  SSraunfc^tueig ,  tt)eld)e  bem  16raunf(i)tDeigifi^en  gürften'^aufe  firf) 
m(i)t  untertoerjen  tDOÜte,  fonbern  eine  rei(^§ftäbtifc£)e  ©teEung  beanfpruditc.  S)ie 
^üneburger  g-ürften,  nac^  bem  SSranbenburger  bie  bebeutenbfte  ^Jtac^t  ^]torb= 
beutfci)tanb§,  im  33cfi^  jafilreid^er,  gefdiuUer  S^ruppen ,  waren  öon  f^ranäojcn 
unb  ,'pollänbern  umtoorben,  bereu  SBetteifer  ft(^tbar  toorb  unb  nad)  bem  3)eöo= 
tutionSfrieg  unb  ber  Siriple  =  ^lHiauä  in  ^^einbfeligfeit  umf(i)Iug.  Obgleich  eng 
mit  ber  oranifct)eu  gartet  öerbunben,  trat  6.  5.  aud§  mit  S)e  3Bitt  unb  bem 
bama(§  ^errfd^enben  9ttegeuten  in  fe^r  öcrtraute  Söe^ietiungen  unb  fd^Io^  eine  S)e= 
;enjiü=5lEian3  ber  Süneburger  dürften  mit  ber  9tepublit.  Sind)  näf)erte  er  fid^ 
ttjieber  bem  ^urfürften  bon  SSranbenBurg,  in  bem  er  noc^  immer  ben  berufenen 
5ül)rer  ber  beutfdien  ^roteftanten  erfannte,  namentlich  at§  bie  fat^oüfd)en  fi(^ 
bem  'i^rotectorat  g^ranhcid)§  untermarfen.  S3on  biejer  3^^*  (166ft)  finbet  man 
if)n  überall,  too  e§  gilt,  bem  franjöfifc^en  @influ^  entgegen^umirfen.  S)o(^ 
yd)eint  er  auct)  öon  ben  für  reid^Sftänbifi^e  Q^reificit  jd^wärmenben  fteinen  ^üiTt^J^ 
al§  ein  Söortämpier  angekl^en  morben  ju  fein;  mit  ben  t^ürftenbergen,  ben 
treuen  ©ftaöen  ber  franjöftjrfien  ^^otitif,  blieb  er  in  pcrfbnlici)  freunbfd^ait^ 
tilgen  SJejie'^ungen ,  obgleid^  i^n  bie  franjöiifd^en  ßJefanbten  in  2)eutj(f)lanb 
öffentli(^  at§  ben  erbitterten  (Gegner  öon  Submig  XIV.  be3etd)netcn.  3ll§  ber 
Ärieg  ätt)ijrf)en  ^^-antreirf)  unb  -Oottanb  eine  ®eh)i^f)eit  toarb ,  war  ^3tiemanb, 
ben  faiferU(^en  ©efanbten  Sifota  etwa  ausgenommen,  tt)ätiger  al§  er,  in  2)eutfd^= 
(anb  ju  agitircn  für  ein  Sufammengel^en  ber  S)eutf(^en  mit  ©panien  unb 
^ottanb.  Xk  9lttianj  23raubenburg§  unb  ber  3{epublif  warb  öon  niemanben 
eifriger  unterftüijt.  ©eine  befannte  ©efinnung,  fein  Stuf  at§  ^Dlilitär  unb  feine 
$ßcrwanbtfct)ait  mit  bem  naffauifcf)en  .Oaufe  finb  e§  mol  gemefen ,  metd)e  2öit= 
f)etm  III.  öon  Dranien,  gteid^  nat^bem  er  bie  Söürben  feineS  9}ater§  befommen, 
öeranta^ten,  if)m  bie  ©teile  eine§  getbmarfc^allä  unb  militärifd^en  33eratl)er§ 
anzubieten.  ®.  t^.  äwetfelte  feinen  5lugenbtidE,  biefelbe  anjuncl^men  imb  legte 
©eptember  1672  ben  (Stb  in  bie  |)änbe  feine§  neuen  ®önner§  in  beffen  .^aupt= 
quartier  ju  Sobegraöen  an  ber  ]^oIlänbifcI)en  Utrec^ter  ©ren^e  ab.  ^it  gc= 
mo'^ntem  @ifer  unb  mel^r  al§  gewohntem  Srfotg  mtbmete  @.  f5-  f^  feiner  neuen 
'^(ufgabe.  Son  bem  erfat)renen  unb  gefc^ultcn  5adE)mann  unterftü^t,  gelang  e§ 
3GßiU)e(m,  bie  nieberlänbifd^e  SIrmce  ui(^t  allein  an  S^^,  fonbern  auc^  an  @e= 
'^att  bebeutenb  3U  ert)öf)en.  3)ie  ni(f)t  glänzenben,  bod)  foliben  ©igenfc^aften 
2ßa(bc(i'§,  ber  namentlich  bem  Dienft,  ber  Uebung,  ber  Organifation,  ber  ^n= 
tenbantur  unb  S^ertoaltung  ber  Strmee,  inSbefonbere  aud^  bem  geregelten  35er= 
pflegung§=  unb  ©anitätsmefen  feine  ©orge  mibmete,  tarnen  auf  einem  2;errain, 
roo  e§  feine  ©etegen^eit  ju  einer  brillanten  ^riegfül)rung  gab,  ju  if)rem  9led^t, 
unb  allgemein  mar  bie  '^Inerfennung  feiner  SJerbienfte  bei  ber  'Äeorganifation 
be§  .^eere§  unb  ber  35erti§eibigung ,  wie  aud£)  ber  5Iit  unb  SBeife ,  mit  ber  er, 
at§  er  1673  ba§  Dberfommanbo  in  |)olIanb  bei  Stbmefenl^eit  9Bi(^eIm§  er'^ielt, 
mit  ben  ©taaten  unb  bereu  ^Se'^örbeu  ftd^  ^urecfit  fanb.  ''IRit  aBitf)elm  trat  er 
batb  in  ein  intime§  SSer'^ältni^ ,  ba§  namentlid^  in  ber  @emeinfd^aft  öon  poU= 
tifd^en  Sbeen,  bod^  audl)  in  einer  beiberfeitigen  Slnerfenuung  murmelte.  3)er  reij^ 
bare  (S^arafter  3Batbecf'§  unb  bie  etWag  fc^roffe  3lrt  3Bitt)etm§  brol^ten  bann 
unb  mann  biefe§  @inbernel)men  ju  ftören,  boc^  at§  2Bitt)elm  feinen  treuen  (Bc= 
fährten  rec^t  erfannt  ^atte,  mu^te  er  il^n  mit  einer  9lüdEftdf)t  unb  3äi-'tlid^'^eit  ju  be'§an= 
beln  bie  bei  bem  öftere  fatt  gefdE)ottenen  5Ranne  SGSunber  '^ei^en  mag.  ©ie  tf)eilten 
öon  je^t  an  @ute§  unb  33öfe§.  35ei  ©eneffe,  1674,  Warb  Söalbedf  fd^wer  öer= 
wunbet  unb  barum  öer'^inbert,  anber§  al§  öon  feinem  Äranfenbette  I)erab  frei= 
üc^   öergeblidf)e  9tatI)fci)Iäge    für    bie  äöeiterfü'^rung   be§  gelbaugg  ju   ert^eiten. 


©eotg  grtcbvirf),  g.  ü.  Sßolbccf.  705 

Sa§  nä(i)[tc  ^ai)x  reifte  er  al^  ©ejanbier  nad)  SJÖien ,  um  ein  6efjei-c§  (SinOer= 
net)men  ber  5l[Iiirten  be^ügtici)  be§  gelbäugsplanS  ju  ©tanbe  f,n  bringen,  roa^ 
ben  gett)ö^nlic£)en  ©ejanbten  unb  Dtefibenten  ber  ©taaten ,  |)eemgferf  unb  ^amel 
iSrut)ning,  nidfit  gelungen.  S)o(i)  am  2Siener  Jpoi  fonnte  man  nocf)  nii^t  ben 
9lrgtoof)n  gegen  ben  alten  ©egner  üBerwinben.  ^^n  ©anjen  benu^te  er  je^t 
jeinen  nic^t  geringen  ßinflu^  in  9lorbbeutfcf)tanb  3um  Diu^en  ber  ^Ittianj,  bie 
aber  immer  mel^r  gelodert  unb  immer  unfätiiger  marb,  ben  ^ran^ojen  ^u  »iber-- 
[tel^en.  ^Jlamentlid)  ba§  ^.  1676  jeigte  biefe§  unb  brocl)te  ®.  5.  mancherlei 
S5erbrufe.  3uer|"t  iül)rte  feine  SBeigerung,  eine  ©c^ladit  gutjul^ei^en ,  al§  ber 
^rinj  im  ^lai  3Sou(^ain  ju  entfe^en  fucf)te,  ^u  einer  33erftimmung  jroifc^en 
i^nen,  tceldie  bei  SöalbecE  nod^  lange  nacf)flang,  unb  bann  warb  il)m  bie  un= 
lösbare  Slufgabe  ^u  2;i^eil ,  mit '  einem  fleinen  3lrmeeforp§  bie  ^Belagerung  öon 
^]!Jtaftri(f)t  gegen  ben  ^arfdl)aE  (5d)omberg  p  becEen.  Ueberl^aupt  mar  er  unp= 
jrieben  mit  ber  bamaligen  ^riegSjü^rung  unb  fam  es  namentli(i)  mit  ben  wenig 
an  2t)aten  —  toä)  um  fo  me^r  an  Söorten  unb  ^4>rätcnfionen  rei(f)en  fpanifi^en 
©eneralen  ju  fortmätjrenben  ßonflicten.  ©eine  (Befunbl)eit  fing  an  fiel)  ju  üer-- 
fc^leii)tern ,  fein  (Seift,  huxä)  allerlei  35erbru^,  ^J^Bö^fi^icE  unb  f)äu§lid^e§  Un= 
glüd  (er  öerlor  1678  feinen  einjigen  noc^  lebenben  ©o^n  unb  einen  fet)r  ge= 
f(f)ä^ten  ©cl)miegerfü{)n)  l^eimgefnc^t,  öerlor  an  ßlafticität  unb  Energie,  ^toar 
na'^m  er  einen  l)eröorragenben  2lntf)eil  an  ben  ©c^laditen  Don  5)tont=(Saffel  unb 
©t.  S)eni§,  1677  unb  78,  bod)  aud)  'liier  warb  er  meiften§  ni(^t  üom  @lüd  be= 
günftigt,  mäljrenb  bie  fel)r  engen  Sejieliungen  mit  2öilt)elm,  ber  große  6influ|, 
ben  er  i)atte,  it)m  ben  'Dteib  öieler  i«pötlinge,  ben  ^a'Q  öieler  :;1tcgenten  eintrug. 
S)enn  feinem  (Stirgeij,  feinem  ©treben,  fid)  im  gelbe  unentbel^rlid)  ju  machen, 
warb  bie  .^artnädigfeit ,  womit  ber  ^^rinj  fid)  bem  'JU^mmeger  gi-'ie^en  tt)iber= 
fe^te,  bon  üielen  3ugefd)rieben ;  er  War  in  bem  toiele  SSeforgniffe  erroedenben 
.Öanbet,  um  ben  gelbern'fc^en  .gjeräoggtitel  bemfelben  anjubieten,  üerfloc^ten  unb 
galt  überliaupt  al§  ber  ^üf)xex  einer  ber  greil^eit  gefäl)rlid)en  ^ilitärpartei. 
greilid^  unterließ  er  nid)t,  tl)eil§  burd^  Unter^anblungen  an  fremben  ^öfen  unb 
ba§  Jtufgebot  jeineö  ganzen  perfönlid)cn  @influffe§,  2ßtlf)elm  ^u  unterftü^en, 
tf)eil§  benfelben  bmd)  f^lugfdjriften  ^u  oertl^eibigen,  wol  ber  erfte  beutfc^e  gürft 
ber  je  ^ampl)letift  geWefen.  ^laä^  bem  fyrieben  in  feine  (Braffc^ait  äöalbed 
äurüdgef e^rt ,  mo  er  meift  ben  äöinter.  Wenn  er  nid)t  im  g^elbe  ober  im  .&aag 
üerweilen  mufete,  3ubrad)te,  um  fid^  ju  erl)olen  unb  feine  fe^^r  jerrütteten  9}er= 
:§ältniffe  ju  orbnen,  feuerte  i^n  ba§  glenb,  ba§  fein  arme§  ßanb  öon  ben  freien 
Quartieren  ber  armirten  i^ürften,  namentlid)  ber  ^Dlünfterifc^en ,  erlitt  (er  war 
feit  öiete'n  ^a^ren  perfönlid)  mit  feinem  mäd)tigen  'Diad)bar  ißern'^arb  ö.  @alen, 
bem  ^aupt  ber  ^att)olifd)en  in  ^Jlorbbeutfd)lanb  unb  i^einb  .gjottanbS,  ^erfaßen) 
3U  neuer  2f)ätig!eit  an.  @r  plante  eine  Union  ber  fleinen  Üteid)§ftänbe  ^u  be= 
Waffnetem  Sßiberftanb  gegen  biefeS  Unwefen;  merfwürbiger  Söeife  war  e§  ber 
::Bifd)oi  öon  ©trafeburg,  ber  ^ürftenberger,  ber  i^n  auf  ben  ßebanfen  gebrad^t, 
ber  fid)  in  biefer  Union,  einen  neuen  ©onberbunb,  ein  neue§  SBerfjeug  für 
granfreid^  gegen  ^aifer  unb  'Sttiä)  erfa'^,  wäl^renb  &.  0^.  im  Gkgent^eil  bataii§ 
eine  SBaffe  gegen  ^^franfreid^  fd^miebete.  S)en  ginflu^  beffelben  gefd^idt  benu^cnb, 
gelang  e§  i^m  im  ©eptember  1679  äWtfd^en  ben  dürften  unb  (^hajen  ber  3!Bet= 
terau,  ber  (Jifel  unb  be§  3Befterwalb§  ein  Sünbni^  5u  ©tanbe  ju  bringen, 
ba§  als  bie  „Union  ber  öorberen  Oieic^Sf reife"  bcfannt  ift.  ©in  S)irectorium, 
bem  eine  öon  fämmtlid^en  Unirten  gefteHte  fleine  5lrmee  nebft  Öanbwc'^r  unb 
Äricg§f(^a^  ge^ord^te,  follte  bie  i^ntereffen  ber  Unirten  öertreten  unb  namentlid^ 
öer!)inbern,  ha'Q  in  bem  ©cbiet  berfelben  freie  Cuartiere  öon  ben  fogenannten 
„armirten  dürften"  (bie  Gruppen  unter{)ielten  jur  5öermietl)ung  an  ben  $öc^ft= 

SlHaem.  beutjd&e  Siogra$)'6ie.    Vin.  45 


706  ©eorg  Sfiiebrid),  g.  ö.  SBalbecf. 

btetenben)  genommen  toüiben.  S)er  3tnfc^tuB  ,^urfö(n§,  ba§  jcbod)  batb  touhtx 
austrat,  »ie  mel)rere  unter  ^ürftenBerg'S  Sinftu^  ftel^enben  fteine  9{eid)§ftänbc, 
unb  namcntücf)  >^efjen=^afjel§ ,  üerIielC)en  ber  Union  6alb  ein  getoiffeS  2tnjcf)en. 
2)er  Sanbgray  .^atl  öon  ^effen=^afjel ,  ein  feiir  beutfd^gefinnter  ^ürft  unb  eif= 
riger  f^reunb  SBalbecf'g  toarb ,  aU  er  eine  Dften[io=  unb  2)eienfit)aIIian5  mit 
ber  Union  gef(i)loffen ,  ba§  oftenfible  Apaupt  be§  3Sunbe§,  beffen  ©eete  jebodt) 
äöatbeci  blieb.  Ütad)!§er  traten  nod)  ^effen=S)arm|tabt ,  ^Jlaffau  unb  mel^rere 
fleinere  ^^ürften  bei,  jujei  ^a'£)re  fpäter  ber  SBifd^of  öon  Bamberg  unb  SBürjburg 
unb  ber  iränfijdie  ^rei§.  6r  roax  bamal§  ft^on  eine  ^ad^t  im  Steid)  getoorben, 
wellte  beftimmt  gegen  i^ranfrei(i)  gefel)rt  lüor,  ber  aber  öon  ber  bef(f)ränften 
^^oliti!  Defterreict)g  ungern  gebulbet  ttiarb ,  wel(i)e  benfelben  a(§  gefäl^rlic^  für 
Äaifer  unb  9leid)  anfat).  S)ie  S5eriaj|ung  be§  S3unbe§  toollte  SBalberf  ber 
9leid)§armee  anpaffen,  über  beren  Olcorganifation  er  metjrere  5Denffd)riften  ^inter= 
laffen  unb  namentlich)  burcE)  feinen  i5f«unb,  ben  ^Bifd^oj  bon  Santberg^SBürjburg, 
bem  9ieid)§tag  öorlegen  liefe.  So  lange  er  namentlid)  an  ber  @rrid)tung  unb 
33erftörfung  ber  Union  arbeitete,  liefe  2Bilt)elm  öon  Dranien  il^m  bic  freie  ^anh. 
bann  al§  bie  ."^eit  getommen  war,  au§  berfelben  ben  ©runbftein  eine§  beutfd^en 
Sünbniffeg  gegen  granfreid)  ju  mad^en,  fotnie  au§  bem  5lffociation§tractat  ben 
eines  europäifd^en,  nal)m  er  bie  Oberleitung  in  bie  ^anb,  febodf)  fo,  bafe  2Bal= 
bedf'S  Slction  eine  üöttig  felbftänbige  blieb,  nur  bafe  beibe  'OJlänner  fo  üiel  mie  möglich 
it)re  ^Itaferegeln  öereinbarten  unb  bamit  bie  (&df)ritte  beS  einen  in  2)cutfcf)lanb  nidit  bie 
bee  anberen  in  ^ottanb  unb  ©c^toeben ,  (Snglanb  unb  Spanien  gegenüber  nid^t 
burd^freujten.  @§  war  bie  ;^eit  ber  9teunionen,  al§  ßubwig  XIV.,  auf  einfcitige 
'Auslegung  bes  ^Ujmtoegcr  i5fi-"ieben§  unb  beS  £ef)nred^teS  fid^  ftü^enb,  fortwätirenb 
fotüol  in  SSelgien ,  al§  in  2)eutfd)lanb  ju  neuen  ?innejionen  fd^ritt ,  bei  jebem 
äöiberftanb  ÖJewalt  braud£)enb,  WaS  er  al§  ^Jlotl)tDel)r  entfd)ulbigte  unb  mit  fri= 
öolen  9tebenSarten  unb  fe^r  ernftt)aften  S)rot)ungen  ben  9ieid£)§tag,  foWol  wie 
Spanien  unb  ben  Äaifer  l)inl)altenb ,  wäl)renb  er  ben  ^eftig  entbrannten  Streit 
äWifdCjen  2Bilt)elm  unb  5tmfterbam  benu^te,  um  bie  ^Itcpubli!  im  Sd£)ad^  ju 
Italien.  3Bie  befannt  ftanb  it)m  bamalS  ber  grofee  Äurfürft  auf's  ©ifrigfte  bei. 
2)er  3wed  9Bilt)elmS  unb  3Balbect§  war,  eine  Partei  beS  äBiberftanbeS  ju  organifiren 
unb  Öubwig  burd^  fräftige  Haltung  in  bie  Sdfiranfen  jurüdjuWeifen,  waS,  £)offten 
fte,  bei  einiger  ©inigfeit  auä}  o^ne  .^rieg  gelingen  würbe,  dagegen  rietl^en 
Sranbenburg,  5lmfterbam  unb  bie  fyranjöfifdfigefinntcn  im  Üteidt)  jum  ^flad^geben 
unb  befd^ulbigten  fie,  Europa  auS  perfönlii^em  Slirgei^  unb  ^afe  gegen  ^ranf= 
reid§  aufS  neue  in  einen  auSfidjtSlofen  Ärieg  ju  ftür^en.  @S  ift  "^ier  nicf)t  mög= 
lid^,  ein  Silb  ju  geben  Pon  SöalbecE'S  mannigfaltiger  2;f)ätigleit  in  ben  ^ifl^^i^ 
1681 — 83.  @S  gelang  i'^m  nad)  unfäglidt)er  ^üt)e ,  aud^  ben  atgwöl^nifdien 
unb  faft  unjugänglidicn  Äaiferl)of  unb  ben  gröfeten  ^'^eil  ber  beutfdtien  füllten, 
aufeer  ben  r'^einifd^en ,  Äurfad)fen  unb  33ranbenburg  ju  einer  gewiffen  Ueber= 
einftimmung  ju  bringen,  unb  im  ^.  1682  ben  gröfeten  2riumpt)  feines  SebenS 
äu  feiern,  inbem  er  ben  Saienburger  9tecefe  ,^u  Staube  brad£)te,  eine  ®efenfiü= 
^Ittianj  5ur  ©r'^altung  ber  Unberle^bar!eit  be§  9{eid£)eS  ^wifd^en  bem  ^aifer, 
^urbaiern,  bem  bairifd)en,  ober'^effifd)en  unb  frän!ifd)en  Greife,  bie  fid£)  jur 
Stellung  zweier  Slrmeen  am  9tt)ein  öerpflidf)teten ,  Woju  er  eine  britte  Pon  ben 
lünebuiger  unb  fonftigen  norbbeutfdien  9{eidf)Sftänben  ju  fügen  l^offte.  @r  War 
je|t  eine  persona  gratissima  beim  .^aifer  geworben  unb  ber  f^ürftentitel  fottte 
il)n  belolinen,  ber  feinen  So"^n  l)atte,  um  fein  (Sefd^led^t  fortaupflanjen.  S)er= 
felbe  lam  barum  nad^  feinem  ^^obe  an  bie  anbereSinie  beSSBalberfifd^en  @rafenl)aufe§. 
■iJlod)  immer  War  @.  f5-  ^it  ber  5lu§rüf)rung  ber  Stipulationen  beS  ßa5en= 
burger,  ober,  wie  bie  Sßelt  bamalS  unb  namentlid^  bie  l)eftig  flagenben  ^er= 
liner  S)iplomaten  fagten,  3öalbedifdf)en  9teceffeS,   befd^äftigt,  alS  ber  Sürfenfrieg 


®cotg  ^Ttebric^,  5.  ö.  2Ba(bec!.  707 

be§  3.  1683   ^ein  Söerf    über   ben   Rauten    [tie|.     aiüe   ^äfte    mußten    gegen 
Cften  gefenbet,  ber  aSeften  entblößt  toerben.     äÖalbecf  felbi't  m^rte  bie  Iruppen 
ber  Stüianj  bem  Ädjer  ]n  -öütre   unb   na£)m  an  berert  Spifee   unb   al§   miütä^ 
lifc^er  33evatf)ei-  bf-s  «öcv^ogs   t>on  Öotl^vingen   unb   bev  Äurrürften  öon  ©ac^fen 
unb  33aiei-n,    ber    lyüijXfc  ber   beutid)=öfterreici)iic^en   3Irmee,    einen    ef)renDoIlen 
Slnt^eil    am    gntja^   Don    SÖicn    burc^    ben    ^:|}oten!önig    unb    bie    üerbünbeten 
Seutjd^en.     2;ie   üon  if)m   ^intertafjene   iöejd^rcibung    ber  (Sc£)lac^t    jeigt,    teie 
Ujentg  bie  gewöhnliche  Sgetiauptung  begrünbet  ift,   al§  »äre  bieg  nur  ba§  2Betf 
^o^ann  gobiesfi'ä   geroejcn.     aöalbecf'*  äöerf  in   ®euticf)(anb  roar  jebocf)    jer^ 
ftört.     2ro^  aüen  oerjtoeifelten  ^^Inftrcngungen  2Bi(f)elmö  unb  Söolbecf's  gelang  eä 
lüeber  in  S)eutfd§lanb,   no(i)  in  öollanb  eine  ^nterDention  ju  SBege  ju  bringen, 
all  Öubwig  Surcmburg  belagern'  tie|  unb   \o   bie  3}erbinbung  jtDijc^en  33e(gicn 
unb  S)eutic5(anb  abjc^nitt.   3m  öegent^eil  bei  bem  im  (Spätja'^r  1084  gejdjloifenen 
jloanäigjä^rigen  2Baffen[tiIlftanb   roarb   it)m  ber  ractifc^e  SSefi^  jeiner  tüiberrec^t= 
lidien    Eroberungen    juerfannt.     i'iur   bie    Hoffnung    aui    spätere    Seiten    blieb 
ber  ^ctionepartei    unb    if)ren  ^äuptern   äöil^eim   unb  Söalbecf.     ^reiüc^   biefe 
famen  e^er  al§  jemanb  erwartete.     Sjer  2ob  ^arti  II.   öon  (Sngtanb,   ber   ben 
:Cauf  ber  engli^en  9teDotution  befcf)teunigte,  ba§  unertoartete  @tücf  bei^  Äaijere 
im  Jürf enfrieg ,    bie    ^3JliBf)anbtung    ber    TranjöfifcEien   '^^roteftanten ,    toeld^e    im 
äöibenuf  bes  SbictS  öon  Alantes  gipfelten,   bie   nac£)maligc  Umfel^r  be§   großen 
;ffurmr[ten   unb   bie  a}eTJö^nung  ber  ^sarteien  in  .^oüanb  bewirften  einen  gänj= 
licJien  Umjc^wung  ber  Singe.     SBalbed  tonnte  batb  feine  5tction  roieberauTne|)men 
unb,  nac^bem  er  1685  all  jWeiter  Sefe^ls^aber  unter  bem  .öersog  bon  Sot^ringen 
unb  bem  Äurmrften  öon  ^aiern  ben  Xürfenfelbjug  in  Ungarn  mitgemacht,  neue 
*4?läne  jur  EBerroirfti^ung  bes  alten  ßiele  icftmieben.     ^n  engem  (Jinüerftänbnife 
mit  äöil^elm,  ber  jefet  burct)  feinen  Ctiplomat  (Jf^arb  auc^  perfönlit^  roirfen  liefe, 
:^ali  er  1686  ben  berüljmten  9tuglburger  9leceB  p  Söege  bringen,  ber  eigentlich) 
nur  eine  grtteiterung  bee  Sarenburgeri  mar.     Siefeö  SünbniB   genügte   bamals 
Subtoig  öon  neuen  ^luej^reitungen  jurücf^u^alten,   o^ne  bafe  bie  in  golge  beö= 
felben   unter  Söalbecf'Ä  ^eiel^l   auigeftellte  Slrmee   ini  ^elb    ju  rücfen   brauchte. 
SBö^renb   ber  ac^tjiger  5at)re   mar  SÖalbec!"e   Stellung  in   |)olIanb    eine    je^r 
unftiere    gemejen,    bie   31mfterbamer   Ütegenten    unb   if)re   greunbe    fuc^ten    ben 
europäifdien  ©törenfvieb ,  roie  man  it)n  mol  nannte,   aus  bem  [taatijc^en  Sienft 
3u    öerbrängen.     Sebod^  SBit^elm   ^ielt    uneridf)ütterli(^  Stanb.     ^geöor    er    ben 
aus  bem  £ienft  tafic,   müiie  man  il)n  felbi't  megjagen,   jagte  er.     ^e^t  trat  er 
mit  öielen  frülieren  Gegnern  in  ein  beüeres  SerftdnbniB  unb  feine  Stimme  tiatte 
wicber  einflufe   in   ber  Ütepublif.     W\t  ben  Otat^spenfionärcn  gagct ,    a?entinct 
unb  Stjföelb,   gehörte   er   ju  ben  menigen  eingeroei^ten  in  2öill)elm§  ^^töne  in 
a^e.iug  auf  (Snglanb.     ßr  arbeitete  eifrig  mit  am  Slbfd^luB  ber  erft  ftreng  geheim 
gehaltenen  Unter^anblungen  mit  33ranbenburg,  ben  lüneburger  dürften  unb  mit 
Öeffen,   melcJ)e  ber  Ütepublif  bie  nac^  önglanb  abge^enben  Gruppen  crfe^en  unb 
e'ine   beutfd^e  öüliearmee    an    ben  ^Ti'fiein    bringen  foüten.     ßbenfo   mar   er   el, 
welcher   bie   aÜcrgetjeimften  Untert)ünblungen  aöilt)elm§  füt)rte,   um  ben  2Biener 
ÖOT  5ur  (Sut^eiBung    be§   allen  bort  gehegten  ißrincipien  roiberftreitcnbcn  Unter= 
ne^menö   ju  jmingen.     S^cr   ^effenfaffeffcfie  l^hnifter  ö.  ©ovo   war  unter  feiner 
Oberleitung  mit  biefer  fc^töierigen  9}liffion,   bie  faft  öon  ^liemanb  geahnt  toarb, 
beauftragt.     Unb   als   enblid)  äBil^elm   naä)  (Snglanb    aurbrac^  ,   liefe  er  ©^  §. 
ba§  Cberfommanbo    über    fämmtlic^e    Iruppen   ber   Ütepublif,    nicf)t    al^  5elb= 
marf(^all,   fonbern  als  fteüöertretenber  ©eneralcapitän ,   ber  ba«  i)tec^t  ber  ^^5a= 
tente ,  ber  ^lusgabe  ber  53cTe^le  jum  Öarnifonmeiifel ,   and)  innerfjajb  ber  *^^ro= 
öin^en,  :^atte,  freiließ  3um  grofeen  a3erbrufe  bes  Staat§ratl)ö,  ber  oberften  Unioni= 
bel^örbe  ber  5RepubliJ,   ber  aucf)  ba§  Äriegsrocfcn  unterfteüt  mar,  trelcl)cr  biefe^ 

45* 


708  QJeotg  gtiebrid^,  f^.  ü.  SSatbccf. 

3fiedf)t  in  Slbtoejen^eit  be§  (SeneralcQ))itän§  für  fi^  in  9lnjpiurf)  na^m.  gilr 
aOßalberf,  ber  feine  9le(^te  mit  einiget  ©cfiroffieit  toa^vtc,  eine  Cuelle  öon  unenb^^ 
liebem  S5ctbru^,  of)nc  tt)eld)e  alber  feine  ©etoalt  ööüig  illuforifrf)  geblieben  tt)äre. 
3(n  ber  Spi|e  ber  wenig  ja^lrcii^en  nieberlänbifd^en  3lrmee,  beren  Äern  in  @ng= 
lanb  war,  unb  einer  %n^ai)l  aEiirter,  meift  beutfc^er  Xmppen,  leitete  @.  f^. 
je^t  im  ßinöerftänbnil  mit  bem  Äurfürften  griebric^  öon  SBranbenburg  unb  bem 
fpanifd^en  ©eneralgouöerncur  ©aftanaga,  einem  ©ranben,  beffen  llnfäl^igleit  nur 
öon  feinem  ©tolj  übevtroffen  Warb,  fo  gut  e§  eben  ging,  bie  SJerf^eibigung  be§ 
9Heberrl§eine§  unb  S3elgien§,  1689  gegen  ben  unfät)igen  ^umiereS  nicf|t  oljne 
(Srfolg ;  betfelbe  Warb  bei  SBalcourt  auf§  .ipoupt  gefd^tagen  unb  gewann  nirgenbS 
Xerrain,  ol)ne  ba^  iebodf)  Söalbecf,  beffen  ^ang  jur  metljobifc^cn  Ärieg§füf)rung, 
beffen  5lbfd)cu  öor  allen  2Bagniffen  burd^  fein  9llter,  feine  .^ränflidifeit  unb  ba§ 
nieberbrücEenbc  ©efüljl  feiner  S3erantWortlid)feit  an  ber  Spi^e  einer  innerlid^ 
fd)Wa(^en  ?(rmee,  welche  bie  einzige  übrige  be§  @taat§  war,  mef)r  at§  öerboppelt 
würbe,  irgenb  etWaö  unternal^m.  3)o(^  im  nädjften  ^dtjx,  1690,  jül^rte  gleich 
ber  5lnfang  be§  x^elh^n^^  jur  blutigen  ©dilad^t  bei  ^^f^euruS,  in  Welrf)er  er 
öom  5)flarfd§all  2uj;emburg  gön^lid^  gef erlagen  warb.  S)ie  2lrt  unb  SBeife  aber, 
wie  er  aEc  fonftigen  S}erluftc,  au|er  bem  öon  6l)arleroi,  ju  öet"^inbern  Wu^te, 
beWeift,  ba|  er  bcn  (Spott  unb  2abel  nicE)t  öerbiente,  wetd)en  bie  3ßitgenoffen 
auf  ii)n  {)äuften.  3lber  e§  ift  nid^t  ju  leugnen,  SöalbecE  ^atte  niemals  ©lücE  im 
gelbe.  S)ie  beiben  näd^ften  ^atjxe  trat  er  Wiebcr  in  feine  frül^ere  Stelle  jurütf, 
bie  ftaatifc^c  9lrmee  unter  Söill^elm  3U  commanbiren  unb  beren  (S}eneralftab§= 
äjt]  ju  fein.  9lber  feine  läge  Waren  ge^äl^tt.  .^urj  nadC)  ber  blutigen  <Bd)laii)t 
bei  ©teenlerte,  Welche  äöil^elm  3luguft  1692  gegen  Sujemburg  öerlor,  Warb  er 
bur(f)  feine  überl)anb  nc'^menbe  ^-anflieit  (er  litt  fc^on  öiele  ^a'^re  am  '4>obagra 
unb  bamit  öerWanbten  Dualen)  gezwungen,  bie  'Xrmee  ju  öerlaffen  unb  in  @m§ 
Sinberung  3U  fud)en.  5Dann  reifte  er  nodt)  nad^  feiner  Ütefibenj  Slrolfen,  wo  er 
meiftenS  ben  SBinter  3ubradl)te,  aber  ^ier  öerfd£)ieb  er  am  19.  ^loöember  1692, 
faft  73  ^ai)x  alt.  ©eine  ©ema'^lin  überlebte  il^n,  wie  mel^rere  Jöd^ter.  1)oä) 
ber  gütf-^ntitcl  ui^^  feine  fämmtlid^en  beutfd^en  Sefi^ungen  fielen  feinem  SSetter 
on^eim,  weil  er  feine  männlichen  -Icad^fommen  l^interlie^.  @.  g^.  ift  unter  ben 
beutfcl)en  güi^ft^tt  be§  17.  3ia^i^^unbert§  eine  fcl)arf  abfted£)enbe  ^^^erfonlid^feit. 
5-ür  i^otlanb  nur  aU  5)tititär  öon  Sebeutung,  wät)renb  er  feine  ftaat§männif(^e 
5äl)igfeit  feinem  9}aterlanbe  allein  wibmete ,  war  er  einer  ber  crften ,  ber  in 
ber  ^üt)rung  SSranbenburgS  ba§  einjig  jutreffenbe  ^littel  erfannte,  S)eutfd^lanb 
au§  feinem  politifd^en  6lenb  ^erau§5uf)eben,  einer  ber  erften,  ber  an  einer  9}er= 
befferung  ber  9leid£)§öerfaffung,  namentlich  burcli  9ieorganifation  be§  9ieicf)§l|ecr= 
Wefeng  gearbeitet  ^ot.  Sr  t^at  biefe§  mit  einer  Energie,  welche  namentlid§ 
Staunen  erregt.  Wenn  man  in  feinen  SSriefen  feinen  leidet  erregbaren  unb  nieber= 
gcfcl)lagenen  6'^arafter  tennen  lernt.  (Sin  guter  ©enerat,  bodl)  !ein  Jvelbt)err  im 
loderen  ©inne,  in  erfter  Sinie  Staatsmann  unb  ^Patriot.  2lu^er  2öill)elm  öon 
Oranien  t)at  3^ran!rei(^,  at§  e§  2)eutf^lanb  im  17.  ;3ol)r^unbcrt  ju  unterjodfien 
fu(^te,  feinen  "heftigeren  unb  unermübtic^eren  ©egner  gefunben.  ©eine  2;i)ätigfeit 
War  beifpiello§,  bie  ^Dlaffe  feiner  l)interlaffenen  S)enff(i)riften,  i^ou^'nale,  6orre= 
fponbenjen,  öon  Weldlien  noi^  öiele ,  namcntlicf)  au§  feinen  legten  S^a^^ren  öon 
168-5  an  öerloren  gegangen  ober  noc^  in  3lrd)iöen  öerftecft  liegen,  ift  enorm. 
2)ie  unerfdl)ütterlicl)e  (Vreunbfdf)aft  eines  5Jtanne§  wie  3öil|elm  III.  legt  ein 
^ol^eS  3eiigniB  feineS  Söert^eS  ab ,  ber  namentlid^  feine  Dteblii^feit  unb  Xrcue, 
feine  Sonfequenj  in  feinem  QJor'^aben,  bem  betragen  ber  englifd£)en  ©taat§= 
männer  entgegenjufteHen  pflegte,  unb  ber  i^n  aufridfitig  betrauerte,  Wie  ein  u.  a. 
öon  9{anfc,  @ngl.  @efd£)id^te,  mitgetlieilter  33rief  an  §einfiu8  ^cigt,  '»IRit  Seib 
unb  ©eele  feiner  3lufgabe   l)ingegeben,  War  er  mitten  im  6'^aoS   be§  17.  ^al§r= 


©eorg,  ©rf.  —  ©eorg,  §.  ö.  S33üttember3=ÜJJömpeIgatb.  709 

:^unbert3  ein  auirid^tiger  Patriot,  ein  e(f)t  beutfd^er  (Etaatemann ,  rote  bic 
beutj(i)en  gürftenttiümet  bamolö  feinen  auijutüeiien  ^aben;  öieücid^t  fein  groBer 
^ann,  boct)  einer,  ben  bas  beutt'c^e  2}olf  ^oc^  f)alten  iottte,  rocil  er  nad)  bem 
großen  ^uiiürften  Dieüeid)!  ber  befte  roar,  ben  2:eutf(^lQnb  bamatö  ^atte. 

©eine  Don  feinem  (Se^^eimratl)  ^o^.  Üieorg  ö.  Ütauc^bat  ^u  einer  Öcben§- 

gefc^ic^te   aufgearbeiteten   Journale   finb   als  Seben   unb  2f)aten  be§  dürften 

(SJeorg  griebrid)  oon  SJÖatbecf  Don  Dr.  ßur^e  unb  6at)n  1867—72  in  Sttotfcn 

erjc^iencn.     Gs    fet)ten    nur   bie   nie  gan^   aufgearbeiteten  ^a^re   1688—89. 

lieber  jein  2Bir{en  in  5iranbenburg :  @eorg  griebrirf)  öon  SBatbecf ,  ein  preu^i^ 

l'c^er  (Staatsmann  im  17.  ^a^rj^unbert,  SBertin  1867,    bon  ^roi-   (Srbmann§= 

börffer.     Ucber  fein  ^ufammenrairten  mit  Söit^etm  öon  Cranien:  aöitf)etm_  HI. 

öon  Dranien  unb  ©eorg  ^i-'i^bind)  oon  SBalbecf,   Apaag  1873,   öom  5ßcr^aficx 

biefeö  3lrtifell,  in  wetdiem  SBuc^e  ber  33rieTWec^iet  beiber  ^^itänner  bie  ^auöt= 

ia^e   ift.     2tuc^  2:rol)fen ,    ^reu^ifc^e   ^^olitü,   III.  3,    gibt  mand^ertei  ^äiv-- 

fd^lüffc   über   ben    hu^ex  ganj  öergejjenen  ^itann   unb   jeine  I^ätigteit   5um 

heften  2euti($(anb§  unb  ^:preuBens.  V-  ^-  5)lüller. 

(Vjcorg,   @raf   öon  SBürt  emberg=  ?)lö  mp  e  tgarb ,   geboren   ju  6o]^en= 

ura^  am  4.  gebruar  1498,  geftorben   ^u  Äirfel    bei  3roeibrücfen  am  17.  ^uü 

1558,  aroeiter  So^n  bee  (Brauen  |)einric^  öon  2öürtemberg  =  ^lltömpelgarb.     9}on 

jeincm  älteren  3?ruber  Ulrid) ,   meld^er   5ur  ^^tad^rotge  im  ^erjcgt^ume  3öürtem= 

berg   felbft  gelangte,    ert)iett  er  ben   22.  ^uni  1513   für  ben  JyaU  bes  Jobc^ 

feines  SSaters  (r  1519)  unb  feiner  ?ftutter  (t  1521),   bie  biefen  te^teren  einge= 

räumten  etfäfiifd)en  33efi^ungen  bes  mürtembergif(|en  öaufeS  ^orburg,   9leid)en= 

meiner   unb    ^ilftein    jugemicfen.     i^iacf)    ber   S3ertreibung    feines    ^rubers    aul 

äöürtemberg   burd^   ben   fdjroäbifc^en  5ßunb   im  S-  1519   f)ielt  S.  fi(f)  meift  ju 

©trapurg   au?  unb    toar   eimg   bemüht,   bie  Otec^tc  feines  öaufes  ju  magren, 

befam  übrigens  ben  2.  September  1526  öon  Utrict)  9JfömpeIgarb  mit  5ugef)örigen 

^■»errfd^aften  in  ^orm   eineä  ©c^einöerfaufS    unb   unter   9Jorbe^aIt   ber  aöiebei= 

lofung  eingeräumt,    rourbe   aud) ,   nad)bem  ber  |)er3og   im  3.  1534   fein  Öanb 

toieber    erobert,    beffen    Statthalter    in    ^Dlömpelgarb ,    bi§   if)n    UIri{$§    So^n 

6f)iiftop^  im  3-  1542  in  biefcm  3tmte  ablöfte.     Um§  3-  1530  jur  eöangelifd^en 

Gonfeffion  übergetreten  m^m  er  5)ienfte  bei  ben  fc^matfalbifd^en  Sunbelgenoffen 

unb  öerfiel  besbalb  nad)  bem  rür  bie  le^teren  ungtücfüc^en  5Iusgange  be§  Kriegs 

öon  1546-47' in  bie  faiferüc^e  3lc^t,  aus  mi^n  er  erft  nac^  mehreren  ^a^ren 

toieber  befreit  mürbe.     ®urc^  ißertrag  öom  4.  gjlai  1553    übertieß  it)m  öeraog 

eiiriftop^  namentli^  bie  ©raffd^aft  ^J^ömpetgarb   nebft  ben  ba^u  ge'^örigen  unb 

ben  f^'on  genannten  etfäflifd)en  ^^errfdiaften   als  Secunbogenitur  unb  öeranlaBte 

aud)    ben    bereite    57jät)Tigen   (Srafen    im   3.  1555    3ur  3}ermä^tung    mit   ber 

19iä^rigen   Barbara,   2o^ter  bes  iC'anbgraTen   ^:p^iüpp   be§  ©roßmüt^igen   öon 

Reffen.     2: er  jtDeite  Sof)n  aus  biefer  6^e,  ^riebric^  (f.  33b.  S  S.  45),  pflanzte, 

nai^bem  öeräog  (i^iiftop^'s  Sof)n   unb  -DladiToIger ,    iperjog  öubroig,    finberlos 

öerftorben"    allein    ben  mürtembergifd)en   ^Jlannsftamm  fort.    —  ©rat  ö).,   ein 

frommer  gürft,  mar  felbft  geiftlid)er  2)i^ter. 

g}gl.   6f)r.  5r.   ö.  Stalin,    Birtemb.  ©efc^ic^te,   4.    (5.  VII.    90.   199. 
324.  334.  382.  484  ff-  490  ff.  ^^'-  Stalin. 

@eorg,  ^er^og  öon  9Bürtemberg  =  ^^Jiömpclgarb ,  geboren  am  5. 
Cctober  1626,"  geftorben  am  1.  3(uni  1699,  Urentel  bes  öorigen  unb  jiingerer 
©o^n  bes  -Öerjogs  ^^ubwig  [ynebrid)  öon  äöürtemberg  =  9]lömpelgarb.  ^m  3. 
1662  folgte"  er  feinem  älteren  33ruber  öerjog  «eopolb  griebridi  in  ber  9tegie= 
rung  ber  mürtembergifd^en  ©ecunbogenitur  ^llömpelgarb  mit  baju  get)örigen 
iperrfdiaften.  3m  3}erlauTe  ber  Kriege  Äonig  i3ubmigs  XIY.  mit  bem  beutfd^en 
9teid)e    mürbe  ju  ßnbe  bes  S-  1*376  ^IJlömpetgarb   öon  ben  granjofen  befe^t, 


710  ©cotge. 

rooraui  ®.  ba§  Üanh  Derüeji.  ^^ai-'  tt^urbe  tf)m  im  ^.  1684  bic  ^3Jtögtid)feit  ber 
gflüctfe^v  äu  2;{)eil,  ba  er  ficf)  jebod^  toeigettc,  bie  iranäöftjc^e  Dber(c^cn§^en;li(^= 
feit  onjuerfetinen,  mu^te  er  tüiebcr  toeicEien  unb  fein  SÖetter,  ber  .s^erjog  3lömi= 
niftrator  griebri(^  ^axi  öon  SöürtemBerg  iüt)rte  bie  35eriüa(tung  ber  @ra!f(i)aft 
in  feinet  (&ot)ne§  9tamm,  bi§  @.  felbft  im  ^.  1698  mieber  jurücffe'^rte.  ßr 
war  ein  fonberbarcr ,  ^ur  9legierung  unter  ben  bamaligen  j(i)h}ierigen  3}erl^ält= 
niffen  burc^au§  ungeeigneter  ^lann  unb  t)interliefe  aus  feiner  6t)e  mit  ^nna, 
%od)Ux  da^pax^  ö.  ßotignl) ,  ^]larfc£)aE§  öon  ^ranfreid) ,  einen  ©of)n,  -Ipetjog 
lijeopolb  ßber^arb,  tt)elrf)er,  ic£)led)t  erjogen,  ein  äufeerft  |^(imnie§  ^eben  fül^rte 
unb  im  ^.  1723  biefe  !iJinie  be§  mürtembergifdien  §aufe§  befd^Io^. 

©tdtin. 
©COrgc:  ^ol^ann  griebrid^  Seopotb  ®. ,  üerbienter  '^Jäbagog  unb 
5pt)i(ofop^,  geboren  3U  SSerün  am  14.  2lugu|t  1811,  t  am  24.  mai  1873,  toar 
ber  ©o'^n  eine§  gefd^icEten  «^upferftec^erS.  S)en  erften  Unterridit  er^^ielt  er  in 
einer  5paroc£)ialfct)u(e  feiner  93aterftabt,  trat  1821  in  bie  Cuinta  be§  5riebric^= 
äöerber'fcfien  ®t)mnafium§  ein,  toeti^eS  bamal§  unter  ber  JGeitung  beä  S)irector 
Zimmermann  ftanb,  unb  öerlie^  baffetbe  naä)  acfitjä'^rigem  58efu(i)e  mit  ben  öor= 
trefflidiften  ^^usnifl^"  al§  primus  omnium,  um  in  Berlin  S^eotogie  ju  ftubiren. 
3luf  bie  Uniöerfität  bradite  er  einen  burd^  baö  Sefen  ber  alten  ?lutoren  für 
atte§  <Bä)öm  geöffneten  ©inn  unb  einen  burc^  bas  ©tubium  ber  ^Jtatfjematif 
frcigetüorbenen  nnb  gefd^ätften  S5er[tanb  mit ,  ber  nur  f(ar  unb  beutlid^  S8etDie= 
feneg  anerfennen  tooHte,  mäfirenb  bie  bamatige  2^eo(ogic,  toic  fic  im  ^f^tereffe 
frommer  ^Ueditgläubigfeit  gelehrt  marb,  öor  5(IIem  unbebingte  Untermerfung  be§ 
@eifte§  unter  ba§  2)ogma  üerlangte  unb  auf  ba§  daffifc^e  ?Utertt)um  mi^a^tcnb 
t)erabfa^.  @r  ^orte  t)orne]^mti(^  ©c^teiermadt)er  unb  ^Jtcanbev;  üon  nac^Vltigem 
6influfe  auf  feine  geiftig  fitttic^e  ßntmidfelung,  roeldie  fcfimcren  inneren  kämpfen 
jutrieb,  mar  bie  innige  33ertraut^eit  mit  bem  .!poBbad)'fcf)cn  .»paufe.  S)urd£)  bie 
ungebüt)rti(^e  ^u^iutlung  einer  ^etotifc^en  !Ottt)oborie  abgefto^en ,  warb  ber 
ftrebfame  (Beift  ^um  anbern  (Sjtrem  i)ingebrängt ,  menn  auct)  bie  in  ber  Sugenb 
getoccCte  ^^ömmigfeit  ni(i)t  ganj  in  Unglauben  umfdl)lug;  aber  enblofe  S^^eifet 
ftiegen  in  i'^m  auf,  unb  e§  gab  Reiten,  in  meieren  ba§  jerriffene  ®emütf)  untei= 
liegen  ju  motten  fdjien.  2)e§^lb  gebact)tc  er  ber  3;t)eologie  3u  entfagen,  manbtc 
\iä}  auf  @runb  be§  -fpebräifd^en ,  meldieg  er  auf  ber  ©cl)ule  mit  33ortiebe  unb 
@rfolg  betrieben,  bem  ©tubium  ber  orientalifcl)en  ©pradien  ju  unb  öcrbanb  mit 
bem  5trabifd)en,  ©t)rifd)en,  ^^Jerfifi^en  unb  5lrmenifd^en  bai  ©anätrit.  91uc^  bie 
@efd)i(^te  be§  '>J]torgenlanbe§  jog  er  in  ben  Äreig  feiner  ©tubien  unb  trieb  t)er= 
gleid)enbe  ©rammatif,  um  au(|  auf  bem  Gebiete  ber  ßinguiftif  ben  orientati= 
f(^en  (Seift  im  ©egenfa^  ju  bem  occibentatifc^en  infonbert)eit  bem  claffifd)en  3U 
erfaffen.  S)ie§  füt)rte  il^n  3ur  forgfamen  !Gecture  ber  alten  (itaffifer  jurüd  unb 
aucE)  ^^ribatftunben  im  ©riei^ifdien  unb  2ateinifdl)en  mochte  er  biefem  ^toedt 
bienftbar.  ©ein  n)iffenfd)aftlidl)er  @ifer  beftimmte  i^n  balb  nac§  3lblauf  beä 
afabemifd)en  2riennium§  ju  b^'omoöiren :  er  ermarb  burd)  Serf^eibigung  ber  ^n^ 
auguralbiffertation :  ,,üe  Aethiopum  imperio  in  Arabia  felici"  am  14.  5luguft 
1833  bie  5)octorniürbe  unb  '^abilitirte  fid)  am  25.  3tuni  1834  in  ber  p^ilüfopt)if^en 
f5^acuttät  ju  33erlin.  5Jlittlermeile  öotljog  }iä)  in  it)m  mef)r  nnb  me'^r  eine 
geiftige  Umraanblung.  ^atte  i^n  ©d)leiermad)er ,  bem  er  fid§  mit  ber  gan.^en 
@tutf  jugenblic^cr  Segeifterung  angefd)loffen  unb  beffen  ))t)ilofo|)t)if(^e  unb 
tl^eologifd)e  33orlefungen  er  nie  öerfäumt ,  in  ben  ^afen  be§  ©eelenfriebenS  ge= 
rettet,  fo  trat  it)m  immer  ftarer  unb  beftimmter  bie  ©elbftaufgabe  öor  31ugen, 
ber  3Serföf)nung  öon  äßiffen  unb  ©tauben  atle  feine  Gräfte  ju  mibmen  unb  au(^ 
Slnberen  ein  5ül)rer  auf  biefem  SSege  ju  merben.  5tun  manbtc  er  fiel)  bem 
alten  2eftamente  3u,  um  ba§  SSer'^ältni^  beffetben  jum  neuen  in§  \i\ä)t  ju  fe|en : 


George.  711 

QU§  biefen  Stubien  ging  bie  (Sd^riit:  „S)ic  alten  jübifd^en  i^t]it"  ^eröov. 
S;a§  eben  bamals  etj^einenbe  Strau§"f(i)e  SJBerf:  „2)a§  2then  3du"  Deranta^te 
bie  ^Ibfajfung  ber  ißrojdiüre :  „5)ii)tt)u§  unb  ©age"  (1837),  in  roetc^er  er  bie 
33egnffe  bcs  'DJli)tt)ui  unb  ber  (Sage  wiffenfc^aTtlicf)  ^u  entoicfeln  unb  auf  i^r 
SBer^ältniB  jum  d)riftti(i)en  ©tauben  ^injutreijen  fu(i)te,  in  ber  feften  Ue6er= 
jeugung ,  ba|  ber  toatire  c^ri[tti(i)e  ©taube  nic^t  ^inbere ,  fetbft  in  bem  neuen 
Üeftamentc  5Jli)tt)ijcf)e§  im  ricf)tigcn  ©inne  bei  2öorte§  anjunelinien.  äöeit  i^m 
jeboi^  Sicherung  jeiner  äußeren  Sage  an  ber  Uniöeriität  in  ief)r  ferner  Otuöfidit 
ftanb ,  beid)lo|  er  eine  '^Inftellung  at§  ©t)mnafiattet)rer  ju  fuc£)en.  2}on  allen 
roeiteren  examinibus  biepenfirt ,  trat  er  pietätöott  bei  bem  üon  Dr.  9lib6ecE  ge= 
teiteten  2fnebri(^=2öerber'i(^en  ©tjmnafium  ein,  bem  er  jeine  Si^utbitbung  öer= 
banfte,  unb  abjotöirtc  fein  ^H-obejafir  öon  ^Ulicfiaetis  1836 — 37.  'ka^  ©riei^ifctie, 
^pebrdifc^e,  j^ateinifdie  unb  (^ranjöfifc^e  bilbeten  bie  Hauptfächer  feine§  Unter^ 
ri(f)tc§  in  oerfd)iebenen  Ätaffen.  Später  trat  er  in  ba§  College  francais  über, 
ertt)eitte  i)ier  bcn  toteinifd)en  Untei-rii^t  unb  teitete  bie  ftitiftifd^en  Hebungen 
barin;  um  [ic^  aber  in  ber  iranjofifctien  ü'onOerfation  ju  üeröoUfommnen ,  er= 
f)ielt  er  ein  Stipenbium  unb  batnit  eine  ^nroartfc^aft  auf  eine  Stubienreife 
nad)  ^^aris.  ^n  ber  franjöfifdien  .öauptftabt  gemann  er  mä^renb  einjäf)rigen 
'^ufentf)attee  (1840 — 41)  ben  teicf)ten  unb  freien  ©ebraud)  ber  Sanbeifprad^e 
unb  ^örte  nebenbei  l^öc^ft  intereffante  naturroiffenfc^aftlic^e  3}orlefungen,  melt^e 
if)n  fpdter  ju  ät)nti(^en  Stubien  öeranta^ten.  Ueber  ^^on,  5)tarfeitle,  üleapel, 
Stom,  5toren3,  bie  Sdjweij  fe^rte  er  mit  rei(f)en  (ärtal^rungcn  ^urücf,  blieb  iebod^ 
auc^  nac^lier'  mit  franjöfifc^en  greunben ,  befonber§  ©eiftlicfien ,  in  fortlaufenber 
ßorrefponbenä.  '^lad)  bem  Xobe  bee  ":l>rofeffore  ^tgen  am  grauen  ."^tofter  unter 
2}teinecfe"§  S^irection,  fpdter  am  3oacl)im5tl)al  befc^äftigt,  marb  er  fctiliefelid)  am 
Äölnifc^en  ©l;)mnafium  a(§  öülfelelirer,  feit  1847  alö  orbentüc^er  2el)rer  ange= 
ftellt;  eine  3eit  lang  gab  er  auc^  am  ßabettenliaufc  Untcrrid)t.  S;ie  3Bemebi= 
gung,  meiere  i^m  ber  ©Ijmnafialunterric^t  geraä^rte,  mirfte  ermut^igenb  unb 
förbernb  auf  bie  afabemifct)cn  SJorlefungen  ein.  2)en  früljeren  altteftamentlic^en 
Kollegien  gefeilte  er  nunmehr  pliilofop^ifc^e  ^inp,  toic  j.  5B.  über  ©lauben  unb 
SBijfen,  über  bie  Seweife  oom  2)afein  ©otteS,  in  benen  er  ben  Hegerf(^en  5or= 
mali§mu§  mit  Sc^leiermacl)er'fcf)er  ^nnigfeit  unb  2iefe  ju  butc^bringen  fuc^te. 
5Zeben  ber  angeftrengten  Öe^rt^ätigfeit  im  ©(i)ulfa(i)e  la§  er  regelmäßig  brei  (loU 
legten  privatim  unb  eine  publice  unb  gab  au^evbem  öiele  5]}riDatftunben.  ;jn= 
jtoifcljen  t)atte  er  burcf)  3}ermä^lung  mit  2lugu[te  Sü'^rig  1844  ben  eigenen 
Öerb  begrünbet  unb  trat  in  einen  reicfjen  gefelligen  SSerfe^r.  Sßcrtrauten ,  toie 
unau&gefe^ten  Umgang  pflegte  er  mit  bem  3fona§"f(i)en  unb  !pifci)on'f(i)en  .^oufe, 
war  aucl)  mit  2tt)eften,  2renbelenburg,  SepfiuS  u.  %.  eng  befreunbet.  S;cr  fort= 
fcf)reitenben  3fit  warb  er  geiftig ,  mie  fc^riftftelterifii)  gerecf)t.  5)ie  eöangelifd^e 
donferen^  ju  ^Berlin  ocranlaßte  bie  Verausgabe  ber  fleinm  5lbl^anblung :  „9ti(^t 
®ct)rift,  nid§t  ©ei[t,  fonbern  ber  ©eift  ber  Si^rift."  Ungetf)eilten  3Seif all  fanben 
feine  tiefgel)enben  [yorfcf)ungen  über  bie  fünf  Sinne,  met(i)e  buxd)  3ufammen= 
faffung  ber  neueren  Srgebniffe  ber  ipt)i)fif  unb  ^^^t)fiologie  eine  ©runblage  ber 
'^fqd^ologie  ju  geminnen  fu(^ten.  ^n  weiterer  i^oiQ,t  fc^rieb  er  1854  feine 
„lpft)(f)otogie  unb  "lltetap^pfif",  roeil  er  jcbocf)  in  beiben  einen  felbftänbigen  unb 
neuen  2Beg  einfi^lug,  blieb  bie  33eförberung  au§,  obmol  il)m  ber  'lltinifter  6id^= 
l^orn  bei  einer  Berufung  nacf)  Äaffel  al§  '^kin^enerjie'^er  mit  ber  9Iu§iic£)t  auf 
eine  $rofeffur  in  ^J^arburg  biefelbe  jugefidliert.  Sag  ]^errf(f)enbe  Ütegiment  mar 
feiner  freien  fyotfcl)ung  ungünftig  geftimmt ,  unb  er  gelangte  frü^^er  beim  ©i)m= 
nafium  ^28.  ^uli  1854),  als  an  ber  llniDerfität  jur  '^^rofeffur.  ^lact)  langem 
^arren  ttiarb  er  am  10.  Januar  1856  @rtraorbinariu§  unb  am  1.  5tooember 
185S  al§  Crbinariu»  na($  ©reifSWalb  berufen.     &xex  Deröffentlid^te  er  all  5Jtit= 


712  ®eorgi. 

t)cvau§ge!6et  bc§  <Bä)lmxmaä)n']ä}en  9Zadt)laffeS  beffen  „^$fl)(i)oIogie"  (1862  unb 
gab  1868  fein  ^aupttoer!  „S)te  Sogi!  aU  2Biffen|(^Qit§let)i-e"  l^evau§.  ©eit 
1860  5)]itglieb  ber  lüiffenfc^aitlic^en  ^^xülungScommiffion  für  ba§  5i-'an3öfi|(i)e, 
bte  ^|iIofopt)ie  unb  ^äbagogü,  Befleibete  er  ba§  S)ccQnat  ber  |)l§iIofopt)if(^en 
gacultät  1865 — 66  unb  toar  Rector  Magnificus  im  ^.  1868.  9iod)  einer  biel= 
Zeitigen  unb  reidigejcgneten  SBirfjamfeit  ftarfi  er  in  einer  .g)cilanftalt,  in  welrfjer 
er  @ene|ung  tion  f(i)tt»erer  @emütt)§fran!^eit  gefudit. 

©el6ftbiogra|)i)ie  im  ^anuffript,  burd^  g^amitienmitttieilungen,  lotüu  auö 
ben  ^erjonalacten  unb  bem  SUbum  ber  Uniöerfität  ©reifSwalb  ergänjt. 

ipädermann. 

ÖJcorgi:  etiriftian  ©iegmunb  @.,  eöangetijc^er  Z^tolo^e,  geboren  im 
^uti  1702  3U  ßurfou  in  ber  9cieberlau[i^,  tt)o  fein  33atcr  OberamtSabtiocat  toax, 
t  am  6.  (geptemBer  1771.  @r  fiefud^te  bie  ©c^ute  juerft  in  Suctau,  fobonn 
üon  1720  an  in  g^Jidau  unb  bejog  1722  bie  Uniberfität  Söittenberg.  ,<pier 
mibmete  er  \\<i)  bem  ©tubium  ber  3:^eologie,  ber  claffifd^en  unb  ber  morgen^ 
länbi|(^en  ©Ijrac^en,  tourbe  1723  5!}lagi[ter  ber  ^>'^ilofDi)t)ie,  I)abilitirte  fict)  1726 
mit  ber  üDifferation :  „De  Chaldaeosyrismis,  Rabbinismis  et  Persismis  dictioni 
Novi  Foederis  immerito  affiotis",  tourbe  1727  ^tbjunct  ber  b^itofopl^ifdien  ^0= 
cultät,  1736  au^erorbentlii^er  ^^^voiejjor  ber  ^4>t)ilotogie,  1743  orbentüd)er  ^ro= 
fejfor  ber  %1)eolog,\e ,  enblic^  1748  3)octor  ber  J'^eologie.  @.  i)at  \\ä)  befonber§ 
um  bie  Äritif  unb  ßjegefe  be§  neuen  Seftamenti  öcrbient  gemad)t,  ging  aber  ju 
meit  in  bem  33eftreben,  toelrfiem  öor^ugglneife  feine  literarifci)c  2:f)ätig!eit  getoib= 
met  toar,  nämlici)  bie  ©pradie  bee  neuen  2;eftaments  aU  ööllig  frei  öon  bem 
6influffe  anberer  ©prad)en,  befonber§  be§  <g)ebräifc^en  unb  be§  Satcinifi^en,  '^in= 
aufteilen,  womit  er  namenttid)  gegen  bie  in  entgegengefetster  3fiid)tung  ju  meit 
gei)enben  3lnfi(f)ten  öon  2t)om.  ©atacfer,  ^o^.  'i^orft  unb  ^ot).  DIcariu§  in 
3Biberfprud)  trat.  ©(i)on  in  feiner  oben  ermäljuten  .^abilitation§fd^rift  öerfo(f)t 
er  biefen  ©tanbpunft,  unb  eben  barauf  fielen  ab  bie  fpäteren  ©d^riften:  „De 
Ebraismis  dictioni  N.  T.  immerito  affictis",  1726  —  27.  „De  puritate  Grae- 
corum  N.  T.  fontium  Attica  a  Dorismis,  Boeotismis  atque  poetismis  aliena", 
1731,  namentlich  aber  „Vindiciarum  N.  T.  ab  Ebraismis  libri  3",  1732,  meldte 
©c^riften  Diel  äöiberfprud)  '^erborriefen ,  unb  i^u  in  eine  literarif(^e  5et)be  mit 
3io|.  (Sri),  ^app  unb  ©igi§m.  griebr.  2)refig  öermicfelten.  @r  trat  biefen  in 
ben  ©treitfc^riften :  „De  Latinismis  Graecae  N.  Foederis  dictioni  immerito  af- 
fictis'", 1731.  „Apologia  dissertationis  de  latinismis  etc."  unb  „Apologia  dis- 
sertationis  de  latinismis  .  .  .  vindicata",  1732,  entgegen,  unb  fü'^rtc  benfelben 
©egenftanb  in  bem  1733  crfd^ienenen  „Hierocriticus  N.  T.  sive  de  stylo  N.  T. 
libri  3",  tüoran  fid^  in  bemfelben  ^a1)xe  „Pars  2.  sive  controversiarum  de  La- 
tinismis N.  T.  libri  3"  fdf)lo^ ,  nocf)  meiter  an§.  35on  fpäteren  9Bcr!en  ift  ju 
ertüät)nen  eine  ©ammlung  feiner  über  einjelne  ©teilen  be§  neuen  2eftament§ 
l^anbelnben  Disputationen  unb  ^Uogramme  unter  bem  Sitel:  ,,Appavatus  pbilo- 
logico-tbeologicus  ad  Evangelica,  Domini  festisque  diebus  dedicata",  Yol.  1 — 4, 
1745—57.  2Iu|erbem  beforgte  er  1736  eine  forgfältige  3lu§gabe  be§  neuen 
j^eftamentö  mit  SInmerfungen  unb  1737  eine  gleidt)e  mit  ber  lateinifc^en  lieber^ 
fe^ung  be§  Arias  Montanas.  @r  fc^rieb  aui^  eine  ^tn^a^l  S)i§putationen  unb 
Programme  pr  Äriti!  unb  (Syegefe  be§  neuen  2cftament§ ,  fotnie  bogmatifd£)en 
Snf)alt§.  6nblid)  !am  noc^  1775  au§  feinem  "Diacfilaffe  l^erau§:  „Aunales  Aca- 
demiae  Yitebergensis  1655 — 1755,  usque  ad  annum  1772  continuati  ab  E.  G. 
Cbr.  Schroedero". 

5BgI.  melung.     ^Jleufel,  2er.    ^tat^Iet,  ^e^tleb.  ©ete^rte,  Y.  64.    mo]ex, 
^Beitrag  ju  einem  Sej-ifon  bei  je^tleb.  Sl^eotogen,  ©.  221.     ©trobtmann,  33e^= 


©eotgi.  713 

träge  jur  öiftorie  bei  ©ela'^tt^eit ,   IV.  265.     S)effctben   9leuc§  gel.  Europa, 
I.  273.     Döring,   2t)eoIogen  %eut]ä)iax\h?>  im  18.  unb  ly.  3a^r^.,    I.  489. 

9teb§lo6. 
®COrgt:  .!ptei-onr)mu§  6.,  geboten  ben  13.  5Jki  lii59  3u  Königsberg, 
routbe  ben  26.  5(prit  1685  bafelbft  ^Jlagifter  unb  1694  ^rofeffor  ber  *:poefie, 
f)at  au(f)  einige  pf)i(oiopt)ijd^e  unb  äft^etifd)e  Scf)riTtcn  Ifjerauegegeben.  (Sr  er= 
toarb  naä)  bem  3:obe  ber  SBitttrc  be§  Suc^brucferS  Siegmunb  C'ange,  bie  in 
beffcn  5Befi^  gefommcne  nteici)'id)e  33u(^bru(f erei ,  fc^te  fie  jüt  eigene  9te(f)= 
nung  rort  unb  er'fjielt  bafür  unterm  26.  ^uti  1701  ein  '^^riöitegium.  3n  bem= 
klben  ^at)re  mact)te  bie  SBefi^eriu  ber  Dieu^ner'ic^en  ^ud)brucEerei ,  bie  2Bittn)e 
6atf)arine  Üteu^ner,  einen  ^rocefe  gegen  if)n  on'^ängig,  angeblict)  wegen  ^n= 
le^ung  itire^  ^:psriüilegium§.  S^ie  gntjdieibung  bieje§  9tec^ts[treite§  aber  fiel  nadi) 
bem  öom  König  beftätigten  Urtl)ei(lfpruc^,  d.  d.  1703  ben  27.  September,  ba= 
'^in  aus,  ba|  „alle  in  ben  gemeinen  8anbe5=  unb  ^^soüjeifac^en ,  mie  aud)  bei 
ber  2Itabemie  üorrallenbe  ^mprimerie,  unb  teomr  ha^  2;ru(ferlol§n  ex  aerario 
publico  geja!)lt  luirb ,  allein  in  ber  9teuBner'ict)en  Sruäerei  gemacht  merben 
foHen ;  loenn  aber  au^erbem  ^emanb  cttua» ,  e§  feien  afabemifc^e  ober  anbere 
(Sd^rirten  unb  ^ü(^er  ausge'^en  laficn  moüte,  fo  i'te'^t  bem,  ber  bicfelbcn  brudEen 
(ä^t,  frei,  felbige,  in  melc^er  DrudEerci  er  loill,  brucfen  ju  laffen,  o^ne  baB  er 
fo  roenig  ju  ber  einen,  al§  ju  ber  anbern  Cfficin  präcife  fi^  ju  Ratten  öerbunben, 
^rofeffor  @eorgi  bürre  feinen  3}er(ag  frei  öerfaufen  ober  anbern  überlaffen.  2er 
a^ertrag  ^mifc^en  ÜteuBncr  unb  :l>vofeffor  Uexä)  fei  nid)tig,  weil  ber  König  nicf)t 
gefonnen  fei,  nur  eine  Suc^brucferei  galten  ]u  laffen  unb  bcrfetben  gleic^fam 
ein  ^JJlonopol  ju  geftatten,  fonbern  fotiiele  ju  conceffioniren,  al§  er  für  bienfam  er= 
ac^te."  9leuBner  ^tte  mit  Oteii^  einen  3}ertrag  unterm  14.  Cctober  1675  ge= 
fd)loffen,  tDornad)  5Reic^  bem  ÜieuBner  ben  S;rurf  alter  S(f)ulbü(i)er  unb  afabc= 
mift^en  Sd^riften  überlief,  o^ne  i:^n  je  in  biefem  9ted)te  becinträt^tigen  ju 
wollen.  Ö.  brucfte  jeborf)  nic^t  lange,  ba  er  fcf)on  1709  feine  Cfficin  an  bie 
eöangelifrf)  =  reformirten  Kirchen  Sit^auens  Derfaufte.  6r  mibmcte  fi^  ganj 
miebcr  feiner  ^^^rofeffur  unb  feinen  ©tubien  unb  ftarb  am  12.  2fuli  1717  ju 
Königsberg. 

a3gt.  (gieinfe)  ©efc^ic^te  ber  ^uc^brndEercien  in  Königsberg,   ©.  18.  30. 

Strnolbt,  |)iftorie  ber  Königebevgif^cn  Uniüerfität,    IL  ©.  403  u.  404.     ^i- 

fan§fi,  ^ijireuBifc^e  :^iterärgefcf)i(f)te.  Keld^ner. 

©corgt:  ^ol^ann  ®,  eiTic^tete  im  S.  1664  ju  Seipjig  eine  Su^bructerei 

unb  leitete  fie  bi§  jum  ^.  1701,  worauf  fie  an  So'^ann  Gaspar  illüUer  im  3- 

1702  überging  unb  im  ^.  1717  uon  SSern'^arb  ß^riftop^  Sreitfopf  au§  61au5= 

t^al,  ber  bie  Söittwe  1719  ge^eirat^et  l^atte,  fortgefe^  Würbe  (fie^e  ben  91rtifel 

58reittopf   u.  gärtet  Sb.  III.  S.  296  ,    fo   baB  f^e   unter  anberer  girma  ^eute 

noc^  befte'^t.     lieber  bas  Seben  oon  @.  ift  weiter  nichts  befannt. 

§affe,  @efc£)ic^te  ber  Scipsiger  SBud)brudEerfunft,  Seipjig  1840,  ic. 

K  e  l  d)  n  e  r. 
"  ©COrgi:  Sodann  ©otttieb  @. ,  geb.  1738  ju  Golberg  in  ^:pommem, 
t  ben  13.  DZoö.  1802  ju  <Bi.  ^:peter§burg.  i^n  feiner  feeimat^  ^Ipot^efer,  reifte 
er  1769  nai^  5|ßeter5burg ,  wo  feine  üielfättigen  unb  praftifd^en  Kenntniffe  i^n 
fo  empfal^len,  ba§  er  fc^on  im  ^uni  1770  einer  ber  Wiffenfc^aftlid^en  (yrpebitionen 
unb  3War  ber  fogen.  Crenburg'fd^en,  bie  bamalS  unter  ^4>rofeffor  galcE  arbeitete, 
beigefeilt  würbe,  ^lit  biefem  reifte  er  in  ber  Kirgifenfteppe  unb  äÖeftfibirien. 
1772  würbe  er^^'attas  beigegeben,  mit  bem  er  1772  —  74  gro^e  Il^eile  bee  mitt= 
leren  Sibiriens  bereifte.  (5ine  feiner  Hauptarbeiten  war  ^ier  bie  Umfdjiffung 
bes  Saifal  unb  bie  Slnfevtigung  einer  Karte  beffelben.  1775  ernannte  if)n  bie 
?lfabemie  ber  SBiffenfc^aftcn  ju  Petersburg  ju  il)rem  ?lbjunften.     1783  würbe  er 


714  ©corgii. 

^Mfeffoi-  ber  ß^emie,  1799  goEegienvat^.  S)ag  .^aupttoerf  ©eovgi'S  i[t  bic 
„@eogrQp'^tj(i)  =  f^t)fifaUjd)e  unb  nQturt)iftoi-ifci)e  SSejdireibung  be§  tu|[tf(i)en 
9f{eid)e§"  (5  S3be.  unb  ^Mc^tr.  1797—1802).  3)ic  bebeutenbfte  feiner  gieifen 
!§at  er  in  „SSemerfungen  auf  einer  Oieije  im  ruffi|rf)en  Üteid)e  im  ^af)xt  1772" 
(2  23be.  1775)  befd)rieben.  SSemerfenSnjertt)  finb  ferner:  „33cfrf)rcibung  aller 
^Jlationcn  be§  ruffif(i)en  9teid)e§,  i^rer  ßeben§art,  Üteligion,  ©ebräudie  ic."  (2  SBbe. 
1776)  unb  ^al^lreidje  ted)nifci^e  unb  t)oIf5mirt^fcE)aftlici)e  3lb'^anbtungcn,  toie  bic 
ipreigfdiriften  „Ueber  bie  öort^eil'^Qften  ^Nebenarbeiten  berSanbleute  be§  ruffifd^en 
gftcid)e§"  unb  „äJon  ben  ^üdienfalaen  rufftf(i)cr  ßanbfeen  unb  ber  beften  5lrt  it)rer 
Steinigung"  (^bl^anbl.  ber  Petersburger  ofonomifdien  ©cfeüfd^aft,  33b.  I.  u.  II).  — 
@.  tnor  einer  ber  öcrbienftlidiften  unter  ben  ^atilreirfien  beutfrfien  @ele!^rten,  toeldtie 
an  ber  ©rforfd^ung  be§  ruffifd)en  5Kei(i)e§  unter  --paEaS  2;^eil  genommen.  ^Jtit 
praftifdiem  33licC,  ©c^arffinn  unb  öielfeitigen  ^enntniffen  auSgeftattet,  founte  er 
©r'fieblidieS  Iciflen  in  einem  Sanbe,  ba§  bem  gorf(i)ung§trieb  be§  ©elel^rten  el6cn= 
fobiel  9lnregung  bot,  tt)ie  bem  2}erbcfferung§tricb  be§  ^raftifer§.  ©eine  3lrbeitcn 
ge^en  aUe  auf  ben  ^unft,  finb  frei  öon  9lbfd)meifungen  unb  *^^rafen  unb  bur(^ 
bie  äat)treid)en  fclbftänbigen  23eobac^tungen,  bie  fie  umfcf)lie^en,  norf)  immer  öon 
äöert^.  ^Ka^el. 

^5cor(jii:  6berf)arb  (^riebricf)  ©.,  öcrbienter  toürtembergifdier  ©taat§= 
mann,  geb.  am  18.  3fan.  1757,  f  am  13.  Slpril  1830,  @nfel  beS  folgenben  unb 
©ot)n  be§  tt)ürtembergif(^en  ©eneralmajorS  ®.  3luf  ben  Uniöerfitäten  Tübingen 
unb  ©bttingen  gebilbet,  mürbe  er  im  ^.  1780  für  furje  ^eU  iprofeffor  ber 
Oted^te  an  ber  berü'^mten  ÄarI§fcC)ute ,  fpäter  gtegierung§=  unb  ßonfiftorialratt), 
audj  ^ird^enfaftenSaböocat,  in  ben  ^.  1797  —  99  tanbftänbifd)er  (Sonfulent  unb 
in  biefer  ßigenfd^aft  ftänbifdier  3)eputirter  auf  bem  Gongre^  p  ütaftatt.  Stad)= 
bem  er  mieber  in  feine  früheren  5lemter  ^urücfgefefirt,  erfolgte  ju  Snbe  be§  ^. 
1805  ber  Umfturj  ber  alttoürtembergifd^en  9}erfaffung  burc^  ^önig  ^^riebrid^. 
^n  ^olgc  biefeg  @reigniffe§  öermeigerte  @.  aug  (55eiDiffen§pfIi(i)t  ben,  ben  S3e= 
omten  [tatt  beg  ücrfaffungSmä^igeu  S)ien[teib§  nunmel^r  abbeiiangten  unbebingten 
©ib  unb  30g  fid^  batier  in8  ^riöatleben  jurücE.  'iJlad)  einiger  3ett  ieboc^  uneber 
in  ben  ^ufti^bienft  eingetreten ,  mürbe  er  im  Serlaufe  einiger  ^al^re  ^räfibcnt 
be§  mürtembergifc£)en  Dbertribunalg.  @r  mar  aud)  im  @ebiet  beg  (£iöi(rerf)t§, 
fotoie  fpeciett  beg  mürtemb.  Äird^cnrec^tg  fdf)riftfteHerifc^  fEiätig. 

5Bgl.  ©c^mäbifd^e  6t)rDnif  Don  1830,  ©.  439  f.,  443  f.,  ©ammlung 
öon  ßebengbefc^reibungen  k,  betr.  bie  ©eorgii'fd^e  f^amiüe ,  ©tuttg.  1876, 
@.  81—92.  ^.  ©tälin. 

©corgti:  Sfo'tiann  6ber{)arb  ®.,  l^cröorragenbcr  toürtembergif^er  ©taatg= 
mann,  geb.  ju  Urad)  am  21.  S)ecbr.  1694,  t  ^u  Stuttgart  am  20.  ^uni  1772. 
^n  ber  .^lofterjd^ule  ^u  SSeben^aufen  unb  auf  ber  Uuiöerfität  Tübingen  gebilbet, 
trat  er  im  S.  1716  atg  ^ubiteur  unb  ©ccretär  in  bag  öfterretdC)ifi|e  gtegiment 
^^Jriuä  Sot^ringen,  melcfieg  in  Italien,  befonberg  in  ^Jleapel,  berti)ai|bt  tDurbe. 
;^m  ^.  1722  ging  er  öon  ba  in  ben  milrtembergifdicn  S)ienft  über,  junöd^ft 
alg  3lcgicrunggratl) ,  bann  atg  Äammer^irocurator  unb  Ifammerbiredor.  -ßr 
l^atte  ingbefonbere  bie  ^JJlömpelgarber  Slngetegen^eiten  5U  beforgen,  tourbe  aber 
aud^  öielfact)  ju  S3ert)anbtungen  mit  anbercn  ©taaten,  in  ©taatg=,  'Qlnan^--  unb 
.'panbelgangetegen'^eiten  öermanbt.  Sltg  er  bem  .g)er3oge  Äarl  3l(eyanber  öon 
^ürtemberg  bie  33etrügereicn  beg  berü(^tigten  ^uben  ©ü^  öormieg ,  öerftel  er 
ber  gtad^c  beg  (enteren,  weict)er  @nbe  beg  3f-  1736  feine  S)emiffion  unb  eine 
Unterfud^ung  feiner  Slmtgfü'^rung  öeranla^te.  ^adt)  bem  Xobe  beg  genannten 
.«perjogg  mürbe  er,  jumal  feine  llnfd£)ulb  fid^  ttar  ertoieg,  mieber  mit  bem  Äammer= 
bircctorium  betraut  unb  augleid)  ©e'^eimerratl^.  ^n  ben  3,  1741 — 44  toor  er 
au|erorbentlidt)er  ©efanbter  am  ^ofe  griebrid^g  beg  @ro^en  öon  3ßreu|en,  tlieilg 


öJeralb  —  ©etbl.  715 

um  bte  Oberaunic^t  üBer  bie  @väief)ung  ber  brei  naä)  33erlin  gejanbten  tt)üi-tem= 
bcrgifcfien  '^H-in^eii,  barunter  be§  6rB|)rin3en  Äart  ßugen,  ju  leiten,  tt)ei(§  um 
bie  ^ngelegenl)eiten  be§  j^erjogttiumö ,  bejfen  Otcgierung  fid)  bamalS  nä^er  an 
5]ßreu|en  anfdito^,  attba  ju  beforgen.  ^m  ^.  1755  mürbe  er  Gonfiftoriatpräfi^ 
beut.  31I§  iebod^  jur  3eit  ber  gemattf^ätigen  öetjc^roenberifd^en  9tegierung  .^er= 
30g  ,^arl  @ugen§  ber  aümäc^tige  ^inifter  5Jlontmartin  einen  neuen  ©teuerptan 
entmorien  f)atte  unb  ftc^  @.  bemfcll6en  als  einer  iÄec^tömibrigfeit  im  get)eimen 
Oiat^e  miberfe^te,  rourbe  er  pm  jmeiten  ^Jlale  jcineö  Imtes  entladen  (1764), 
erl^iett  jmar  öon  bem  Jperjoge,  melc£)er  jein  UnredEit  balb  einjat),  bie  20ßiebcrein= 
fefeung  angeboten,  na^m  fie  aber  nii^t  met)r  an.  (är  mar  ein  fenntni^rei(f)er 
unb  gemanbter  «Staatsmann  öon  unmanbelbarer  9tec^t(i(i)feit  unb  tier  reügiöfem 
8inne. 

33gl.   ipiaff,    SBirtenberg.   ^:t5lutar(^    II,   1  —  5.     (Sammlung   a.    a.    D., 
©.  17  —  58.  ^.  ©tälin. 

®cralb  öon  @t.  ©allen,  im  alamannijdien  2)ialect  .^erolb ,  Äer^^o  Ib 
genannt,  toirb  in  ber  öon  ©ffetiart  IV.  öer|a|ten  ^tofter(i)ronif  al§  einer  ber 
^eröorragenbften  ße'^rer  mä^renb  ber  SBlüt^e^eit  ber  .^lofterfd^ule  im  10.  ^ai)x= 
^unbert  gemeiert.  @in  @d)üler  ^^totferS  be§  @tammler§,  ber  912  geftorben  ift, 
joll  er  öon  Einfang  feine§  ©ubbiaconateS  an  ununterbrocfien  ber  ©diule  üor= 
geftanben  t)aben,  bi§  er  noc^  jur  3eit  £)tto"§  I.  in  '^o'^em  9lltcr  [tarb.  @r  war 
aber  au(^  al§  ^;priefter  ein  gcmaltiger  ^rebiger  unb  öcrmaltete  aVi  Pfarrer  an 
ber  @ti|t§fir($e  bie  ©enbgericE)t§barfeit.  Singer  einer  @rmäl)nung  im  iobtenbuci) 
5um  10.  5Rai,  mo  er  at§  ^})lönii),  ^^Jriefter  unb  Slrjt  bejeirfinet  mirb ,  fommt  er 
-  nur  nodt)  öor  in  ber  äöibmung  be§  ©ebid^teS  öon  2Baltt)ariu§  an  ben  Sßijc^of 
@r^amboIb,  aller  2öat)rf(^einli(^feit  nad)  ben  Si|ct)0T  öon  ©trapurg  öon 
965  —  91.  2ll§  !Ge^rer  l)atte  er  bem  jungen  gfteliart  I.  biefen  ©toff  au§  ber 
altbeutfdien  ^etbenfagc  5ur  Bearbeitung  gegeben,  rael(f)en  fpäter  @!fel)art  lY. 
überarbeitet  ^t.  Sft  bie  gorm  unb  ©prai^e  be§  unter  feiner  2luffi(^t  ent= 
ftanbenen  @ebicl)t§  aucf)  mangelhaft,  fo  ^eitfinet  e§  fic^  borf)  burd^  eine  gro^e 
grifd^e  unb  Öebenbigfeit  ber  Sarftellung  au§,  unb  legt  öon  bem  ireien,  ber 
9l§cetif  abgeneigten  ©eifte  ber  bamaligen  5?lo[terf(^ule  ein  merfmürbige§  3eug= 
ni^  a^. 

mi  oben  Y,  790  u.  792  bie  Slrt.  güc^art  I.  u.  (5ffet)art  lY. 

äß.  äöattenba^. 

©cracrt,  granciScaner  öon  ©.  Ironb,  bic^tete  im  14.  ^a'^r^unbert  nad) 
bem  X^aternij^en  be§  2^oma§  6anttmpratenfi§  bie  SebenSgefd^id^ten  ber  l).  ^xi- 
ftina  öon  ©.  Jronb  (herausgegeben  öon  S-  •&•  Normans,  (Sent  1850;  unb  ber 
f).  öiutgarb  öon  Tongern  (l)erau§gegeben  öon  bemfclben  in  2)e  S)ietf(i)e  2öa=  , 
raube  III,  ?lmftetbam  1857).  lieber  bie  beiben  ^eiligen  ögl.  ^$reger,  ©efdl)  b. 
beutfd^en  5Dftt)fti!  im  ^M.  I,  60  ff.  —  (gin  anberer  S)ic^ter  ift  «ruber  (S.  ö  a  n 
8ienl)out,  ber  au  ©ent  im  ©tile  9]laerlant§  ein  aftronomifc^=meteorologifc^e§ 
^el)rgebi(i)t  öerfa^te  (:§erau§gegeben  öon  ^.  dlariffe,  Seiben  1847,  Niemve  Reeks 
van  YVerken  van  de  Maatschappv  van  nederlandsche  Letterkunde  lY). 

5)lartin. 

(Btthl:  Sorenj  ©.,  ^itiffionär,  geb.  am  25.  ^uni  1830  ju  2öafferburg, 
ftubirte  1841  in  ©d^eiern  unb  1844  in  5Ründ^en  Sotanif,  ^W\^l  (J^emie, 
mürbe  ber  gjlittetpunft  einc§  fteinen  ftrebfamen  ÄreifeS  öon  i^ünglingen,  mibmete 
fid^  bann  ber  Jl^eologie,  mürbe  1855  $riefter  unb  begeiftertc  fidt),  burc^  bie  per= 
fönlid^e  25efanntfd§aft  mit  bem  ^roöicar  Änobledier  angeregt,  für  bie  central= 
afi-ifanif^e  ^Jtiffion.  'Rad}  grünblid^en  iöorbeteitungcn,  (Erlernung  öon  ©prad^en 
:c.  in  IRom,  ging  @.  im  3tuguft  1856  öon  Srieft  über  Slleranbrien  mä)  ^at-- 


716  ®«bl  —  ©erbeliu». 

tum,  too  ber  öielöerfprei^enbe,  eble,  ganj  ibeal  angelegte  Jüngling  nur  3U  16alb 
j(f)on  am  11.  S^uli  1857  bem  g^ieöer  erlag. 

33gl.    ben    Diefrolog    üon    ^.   ^Ji.    ©c^netber   im   XX.  Sfal^reöberid^t  be§ 
Woi-ijc^en  3}erein§  öon  Cöerbaiern  für  1857  (1858),  ©.  89—94. 

,^t)ac.  ,g)onanb. 

©erbt:  ^t)iUpp  @.,  geb.  am  21.  ^an.  1719  ^u  Sraubenbac^  in  23aiern, 
Sfejuit,  Seigrer  be§  canomfd)en  ^eäjt^  an  ben  (Sottegien  ju  ©ttmangen,  2lug§burg 
unb  f^^reiburg  im  5Br.,  nad)  ber  Sluffiebung  beä  Drbenä  33eneficiat  in  2lug§burg. 
©rfiriften :  „Diss.  can.  de  impedimento  clandestinitatis ,  an  ex  const.  apost. 
Bened.  XIV.  pro  acatholicis  foederati  Belgii  provinciis  de  eodem  edita  soli- 
dum  pro  Germaniae  quoque  nostrae  locis  acatholicis  argumentum  deduci  possit. 
Aug.  Vind.",  1761,  4.  „D.  can.  de  fraudulenta  legis  declinaiione",  ib.  1760. 
De  Backer,  Bibl.  IV.  270.  ö.  ©dE)uUe. 

©crbeliu^:  9lifotau§  ©.,  geb.  in  ^ßfor^tieim  {^af)x  nid)t  betannt),  t  in 
©traPurg  15G0.  6r  ftubirte  1506  in  .fföln,  ber  |)0(i)fd§ule,  bie,  tro^  i^re§ 
fd)Iimmen  3lufe§  fo  mand)e  tüchtige  9]länner  bamal§  auSgebilbet  ^at,  üon  mo 
au§  er  mit  ^o1).  2;rit^emiu§  einen  iJ3riefroed)fe(  untert)ielt,  bann  1507  in  äßien, 
roo  er  fid)  in  6elti§  collegium  poeticum  ben  Seinamen  5Jtujop^itu§  gab,  in 
Söiener  S)ruc£ereien  al§  geleierter  ßorrector  fEjätig  mar,  u.  0.  bei  ber  burd)  33ern= 
!§arb  ^erger  neu  herausgegebenen  lateinifd^en  ©rammatif  be§  5Zif.  ^ßerotto, 
anbere  ©d)riiten,  3.  S3.  Albertus  Magnus:  „De  natura  locorum"  (@tra|burg 
1515)  mit  empfe'filenben  2)ifti(^en  begleitete,  Don  bem  .^iftorifer  6u§pinian  be= 
fonber§  unterftü^t  würbe,  bem  er  jeittebenS  feine  Sln^^änglid^feit  bema^rte,  au(^ 
mit  feinem  gro|en  2anb§mann  ^teud^lin  in  Sejiel^ung  trat  (9teud)lin"§  S3rief= 
mec^fel,  Stuttgart  1876,  ©.  173  u.  299).  9leuc|lin'g  2ob  |at  ®.  fjjätet  in  • 
mand)en  23riefen  l^erjlid)  betrauert,  6u§pinian'§  ©(^riften:  „De  caesaribus  at- 
que  imperatoribus",  1540,  „Cassiodori  chronicon",  1552,  i§at  er  forgfältig 
l^erauSgegcben ,  ber  erfteren  eine  Siograp^^ie  6u§pinian'§  beigefügt.  Sei  biefen 
2lu§gaben  ift  er  blo§  ©bitor,  nid^t  etma  aud)  Kommentator;  bie  Siograp'^ie  6ug= 
pinian'S  ift  mef)r  ber  begeifterte  ^anegt)rifu§  eine§  enf^ufiaftifd^en  ©djüter§,  al§ 
bie  frittfd)e  SBürbigung  eine§  ."piftoriferS,  mel^r  ber  bantbare  Tribut  für  cm= 
l^fangene  SBo^^ltl^aten  al§  eine  miffenfd^aftlidje  5lrbeit.  Sauge  beüor  er  biefe 
Siograp^ie  fd)rieb,  ^atte  er  SCßien  öeilaffen.  1513  treffen  mir  i^n  in  Bologna  auf 
ber  itatienifd^en  ©tubienreife ,  bie  not^menbig  3ur  ?lu§bilbung  be§  .'pumaniften 
gel)örte,  mo  er  fid)  bie  juriftifc^c  Soctortuürbe  ermarb,  bann  in  Safel,  mo  er  in 
bem  @elel)rtenl)erein  fid)  befattb,  ber  in  einem  ©ebic^te  be§  @ra§mu§  gepriefen 
mirb,  feit  @nbe  1515  in  ©ttaPurg.  S)en  2;itel  jureconsultus  beljielt  er  bei,  be= 
mü^te  fid)  aud)  in  ber  erften  ^eit,  mic  er  f(^rcibt  .,in  curiis  ecclesiasticis  causas 
agere",  l^at  aber  öon  feinen  j;uriftif(^en  ©tubien  nur  ein  3engni^  t)interlaffen,  bie 
„Vitae  jurecousultorum"  (Safet  1537),  bie  mir  freilid)  nur  bem  ititel  nad^  be= 
!annt  finb.  ©päter  mürbe  er  in  ©tra^urg ,  too  er  fic§  am  11.  2)ecbr.  1525 
öer^eiratl^ete.  Seigrer  unb  ^ßrofeffor  ber  ®efdl)idete  unb  mar,  ebenfo  mie  früher  in 
SBien,  at§  gelehrter  ßorrector  einiger  ©tra^urger  unb  benad)barter  ^agenauer 
S)rudereien  tl^ätig.  2lu(^  ba§  t)äterlid)e  Talent  ber  "DJtalerei  fc£)eint  er  au§ge= 
bilbet  3U  ^aben.  2Benigften§  ift  eine  ^Jtad)rid)t  erhalten,  ba^  er  1540  bem  auf 
bem  Stagc  3u  ^agenau  anmefenben  fran3Dfifceen  ©efanbten  2a3aru§  23aif  ein 
üon  i^^m  gemad^teS  (SJemälbe,  bie  ©tobt  (Senua  üorfteüenb,  gefdC)irft  l)abe.  5tu|er 
mit  ben  genannten  Söiffenfd^aften  unb  fünften  bef^öftigte  er  \\ä)  aud§  mit  ber 
Sll^eologie.  S)enn ,  mie  feine  g^reunbe  be^uptetcn ,'  begcl^rte  er  3uerft  bie  ©tette 
eine§  @eiftlid)en  in  ©tra^urg,  tonnte  fie  aber  nid)t  erlangen  unb  na^m  fie 
bann  nidt)t  an,  at§  fie  i^m  3U  fpät  angetragen  mürbe.  ?lber  menn  er  aud)  fein  geift= 
li(^e§  ?tmt  belleibete,  fo  bett)eiligte  er  fid£)  boc^,  mie  bie  meiften  ©elel^rten  jener 


@erbeltu§.  717 

3eit,  an  ben  leligiöfen  .<?ämpicn  unb  jtoar  a(5  eifriger  !Qutf)erancr  in  einer 
©tabt ,  in  roelc^er  ^l^itgüeber  aller  neueren  SteligionSparteien  aurtraten  unb  bic 
9tciormirten  batb  bie  .!perrjc^aft  erlangten.  3u  biefer  («Definnung  rourbe  er  ]ü= 
öörbcrft  burc^  Treunbfc^aft(i(i)e  S3ejie^ungen  gebrängt,  roclcf)e  er  Don  hui)  an  mit 
2utf)er  unter{)ielt.  Öutf)er  l^atte  [i^  fc^on  Oon  ber  3Bartburg  aul  an  if)n  ge= 
roenbet,  if)n  fpäter  ^um  *4>at^en  feine§  älteften  Sohnes  gemacE)t,  if)m  1528  ein 
glänjenbes  Scugni^  au§geftellt;  baiür  untcrri(f)tete  @.  i^n  üon  allen  t^eologi« 
f(i)en  3}orgängen  in  ©trapurg,  ni(i)t  of)ne  geltjäfiige  33einertungen  gegen  bie 
leitenben  Männer,  öeröffentlicf)te  1522  ^^ut^er's  Derle^enbee  ^djxtxben  an  6apito 
in  beutfc^er  Ueberfe^ung,  roünjd^te  aber  später  eine  Söcriöl)nung  3tt}ifcf)cn  Sut^er 
unb  ben  Dberbeutjcf)en  anjubafinen  unb  ermaljnte  erfteren,  öjeniger  ^ejtig  in 
leinen  3d)rirten  gegen  bie  (enteren  aui^utreten.  Unter  ben  Öuf^eranern  tierfe^rte 
er  aufecibem  befonberl  mit  5}lelan(f)tl)on,  mit  bem  er  burrf)  Ianbemännij(f)e  ©efinnung 
eng  öerbunben  mar  unb  burc^  ben  er  öon  ungered)tfertigten  ?lnflagen  befreit  mürbe 
unb  aud^  mit  58ugenf)agen ;  unter  ben  3teformirten  mit  33uccr  unb  -öebio, 
melcfier  le^tere  mit  i^m  in  manchen  religiöfen  3(nfic^ten  übereinftimmte.  (5r 
fd^rieb  au^  einen  „©enbbrief  bem  flaijnenn  i)eufflin  ju  ^Jßfor^^aim  burrf)  91ico= 
laum  Öerbellium",  1523,  ber  bem  „Sermon  ^oi^.  <Bd)'toehei'^"  oorangeftellt  ift, 
in  welchem  er  feine  ßanblteutc  unb  @efinnung§genoffen  jur  ©otteöfurc^t  ermahnt. 
%u^n  mit  ben  (Benannten  mec^felte  er  Briefe  mit  Wxä).  öummelberger  IRündjen, 
^ofbibl.)  unb  ^o^.  (5rf)Webel  (^toeibrücfen  15^7).  ^in  Beugniß  feiner  t^eo= 
logifrf)en  unb  :^iftorifd^en  Tieigung  ift  feine  ©c^rift:  ,.De  anabaptistarum  ortu  et 
progressu",  bie  aber  gänjlid)  Derf(i)oIIen  ju  fein  f(i)eint.  2)agegen  finb  mef)rere 
3eic^en  feiner  '^ifiorifc^^geograp'^ifc^en  2:l)ätigfeit  erhalten.  3""ft  bie  fteine 
3lrbeit  „X.  G.  in  descriptionem  Graeciae  Sophiaui  praefatio"  (juerft  33afel 
1545,  c.  90  <B.  in  gol.).  S)ie  ©d^rift  ift  feine§roeg§  blo§  eine  5ßorrebe,  fon- 
bem  eine  üoüfommene  Sdiilberung  ber  einjelnen  Sanbfc^aften  unb  <5täbte  be§ 
alten  @ried^enlanb§,  meldte  &.  im  31uftrag  be§  Su(f)^änblcri  Cporinul,  bem  er 
auc^  einjelne  Cuetten,  3.  S.  ben  bamale  nodl)  ungebrudften  2lelian,  öerbanfte 
unb  auf  3lnregung  be§  3^oad§im  damerariuS  oerfaBte  unb  al§  Gommentar  ju 
ben  ©täbtebilbern  be§  X.  S.  ^in^ufügte.  2)ic  9lrbeit,  ben  (Brafen  2Bitl)elm  unb 
Ctto  ü.  dberftein,  bereu  53ater  unb  Cnfel  &.  berpfli^tet  toar ,  geroibmet,  .^eigt 
eine  fe^r  ^übfd§e  3}erbinbung  geograp^ifdf)er  unb  ^iftorifdE)=antic|uarif(f)er  5)lit= 
tfieilungen,  unb  beftel^t  ^umeift  in  einer  ?lneinanberrei:^ung  öon  stellen  au§ 
römifc^en  unb  gricc^ifd^en  Sdiriftfteltern.  'Iber  aud^  bie  mobernen,  toie  grmotao 
$8arbaro  merben  nid^t  öergeffen;  befrcunbetc  bcutfdE)e  3eitgenoffen,  mie  ber  ^at^e= 
matifer  (S^riftmann  öerlinuS,  ber  Apiftorifer  Gaspar  |)ebio,  ber  ^f)ilologe  3trnol- 
bu5  5lrleniu§  unb  ber  |)ebraift  ^^paul  (yagiu§  merben  gerühmt,  bie  Stabt  'Jlugs^ 
bürg  gepriefen,  meit  fie  foftbare  .^aubfcliriTten  aus  @rie(i)enlanb  unb  Italien 
ermorben  unb  ©traßburg  jum  dufter  oorge^alten;  SttapurgS  ^agc  au5Tü"§rti(^ 
mit  ber  6orintt)§  üergli(f)en.  (Belegentlid^  fommt  bann  aud^  bie  beutf(^_=patrio= 
tifc^e  Stimmung  jum  %u^hxnä),  fo  ba^  er  hei  ber  Sßermüftung  Oon  xljeffalonien 
traurig  unb  ftagenb  ber  3erftörung  Ungarns  burc^  bie  dürfen  gcbenft,  mäbrenb 
er  fonft,  al§  echter  .ipumanift,  gern  ben  3tut)m  unb  bie  9}ortrefflic^feit  ber  3"t 
oerfünbet,  in  metct}er  er  lebt,  ^er  Sefcfireibung  ber  einzelnen  Stäbte  unb  öanb= 
f(^aften  folgt  eine  31ufää^Iung  aller  geogtap^ifc^  roid^tigen  ^^unfte  mit  "Eingabe  ber 
geograp^ifcl)en  ^änge  unb  SBrcitc.  liefen  all  Söorläufer  üoraufgefdl)icften  Sc^rirten 
folgte  1550  ba§  A^auptmerf:  „X.  G.  Phorcensis  pro  declaratione  picturae  sive 
descriptionis  Graeciae  Sophiani  libri  septem"  (c.  300  [yoliofeiten  mit  Oicien 
.harten).  (5§  t^eilt  bie  9}or5Üge  mit  bem  ooraufgel^cnben  ©cf)rif tcl)en :  e§  ift  ein 
ooIlfommene§  Se^rbud)  ber  p^tjfifd^en  unb  politifc^en  (Beograp^ie  bee  alten 
(Brie^enlanb§ ,   alfo    felbftöerftänbtic^   ni(^t  bie  Sefd^reibung  biefel  iGanbei  nad^ 


718  ®erber. 

etgenex  ?{nf(i)QUung ,  jonbevn  ftreng  noc^  ben  9JUttt)ei(ungen  bei  alten  ©(f)nTt= 
fteUev,  5Dieje  toeiben  in  i^ret  Uebexeinftiminung  mit  ober  3ibn)eict)ung  üon  bcr 
3eic^nung  bc§  ©opf).  aufgezeigt,  mit  fritifc§)en  SSemertungcn  begleitet,  bie 
nid^t  leiten  eigene  p'^ilologifdie  ßonjccturen  enthalten  obev  bie  Slnbeter  betrachten. 
Slu|er  ben  geograpt)i|(^en  23emer!ungen  finben  fid)  aud)  gefc£)id)tüct)e  Slbjd^nitte: 
ein  furjcr  Slbri^  ber  griedf)ifd)en  (S5efcl)i(i)te  über!§aupt,  Erörterungen  über  6nt= 
ftetjung  unb  5tu§16ilbung  ber  griediifd^en  ©pradie,  über  bie  ©itten  ber  @ried)en. 
S3ei  ber  iöe|(i)reibung  eine§  jebcn  einzelnen  SanbeS  werben  bie  Slutoren  aufge= 
füt)rt,  bie  barüber  gefd)rieben  :^aben,  nidit  feiten  aud^  foldie  citirt,  bie  nur  ll)anb= 
fdiriftlicl)  öortianben  waren,  bie  @.  aber  hod)  beuu|t  ober  öon  bercn  ßjiftenj  er  burcf) 
greunbe  gel^brt  l^at.  Sei  jeber  ßanbjcl)ait  unterfd^eibet  er  regiones,  montes, 
tlumina,  urbes,  insulae,  bie  er  alle  einzeln  burdige'^t,  oft  mit  großer  3lu§fü'£)r= 
Iid)!eit,  Wenn  er  firf)  audl)  '^äufig  genug  beSwegen  entfc^ulbigt,  ha^  er  fürjcr  fei 
al§  bie  2ßürbe  be§  ©cgenftanbeg  erforbere.  ©nblid^  mu§  ®.  al§  ,sperau§geber 
cineg  Ijiftorifd^en  äöerf(^en§  genannt  werben:  ,,Icones  imperatorum  et  breves 
vitae  atque  rerum  oujusque  gestarum  indicationes:  Ausonio,  Jacobo  Micyllo 
Ursino  Yelio  authoribus",  ©tra^urg  1544,  bem  er  eine  SSoirebe  tiorangcfd^itft 
I)at.  S)a§  3Cßerfdl)en  felbft,  mit  übermäßig  fcl)leci)ten  23ilbniffen,  fügt  ju  bem 
23ilbe  fine§  jeben  i^aiferä  (nur  feiten  fel)len  bie  23ilber)  je  brei  S)iftid)en  t)inju, 
öon  benen  je  ein§  für  aHe  ^aifer  bon  Urfinug  23eliu§  geliefert  ift,  Wäl^renb  bie 
beiben  übrigen  bi§  ^u  5llerauber  SeöeruS  bom  2lufoniu§,  Don  ba  an  bi§  'Qtx^ 
binanb  1.  bon  i^af.  'J}Hcl)llu§  f)errü^rcn. 

5ßgl.   bie  fc:l)r   fcltenen    im   ä^orfte'lienben   be'^anbelten  ©d)riftcn  be§  @. ; 

ferner  ^eld^.  5lbam,  Yitae  jurecons.  .speib.  1620,  <B.  133  ff.     Ütö'^rid),  @efd). 

ber  Üleform.  im  ßlfafe  I.  u.  II.  passim.     9lfdl)ba(f),   ®cfc^.  ber  3Bieuer  Unib. 

II.  (1878),   ©.   316—18.     ^orawil,    Slnaleften  3.  ®ef^.  beg  .f)umani§mug 

in  ©diwaben  (SBien  1877),  ©.  49  ff.,  55  ff.  ßubwig  (feiger. 

ÖJcrbcr:  gl^riftion  @.,  lut^erifdi)er  Pfarrer  unb  ©d)riftfteller,  Würbe  1660 
äu  ©örnilj  unweit  S3orna  bei  Seipjig  geboren.  5tacl)bem  er  1679  3U  Seipjig 
unb  1684  3u  Söittenberg ,  Wo  er  aud)  bie  ^JlagifterWürbe  erWarb,  Xl)eologic 
ftubirt  '^atte,  würbe  er  1685  ^^Jrebiger  au  9iotl)fd)önberg ,  1690  3U  ßodwi^ 
in  ber  2)regbener  i^nfpection  unb  ftarb  bafelbft  ben  25.  5Jtai  (nid^t  am 
24.  gnära)  1731.  gr  ift  3}erfaffer  be§  j?irdl)enliebe§ :  „2Boll)l  bem,  'ber  ©ott 
3um  (5rreunbe  ^at".  3ll§  ©dl)riftfteller  "^at  er  fidl)  burcl)  met)rere  2Ber!e  be= 
fannt  geniad£)t,  bereu  infonbert)eit  eine§  für  bie  beutfd^e  ©pridl)Wörter!unbe,  fo= 
wie  bie  ©ittengefdfc)ic^te  be§  17.  Sat)r§unbert§  bleibenben  äöertl)  Myäli.  ^n 
biefem,  Weld)e§  ben  2;iiel  ']üt)xi:  „Unerlanute  ©ünben  ber  Söelt  .  .  ."  S)re^ben 
1690.  8.  (britte  gbition:  3  X^le.  2)reBbcu  1699.  8.  [äöeimar.  ^a^rbb.  lY, 
299];  bierte  gbition  ebenb.  1701,  8),  ergel)t  fid^  ber  35erfaffer  (©.  1267-86) 
über  bie  „undl)riftlid)en  ©)3rü(^wörter",  Wcld^e§  .^abitel  er  mit  ben  fotgenben 
äöorten  einleitet :  „^Jtun  werben  etlid£)e  fel^r  grobe  unb  unflätige  ©brüd^Wörter 
folgen,  ba  mir  grauet,  felbige  fürjuftellen ,  weil  fie  aber  hoä)  fo  gemein  fet)n, 
tan  id)  nid)t  für  über.  S)ie  groben  ©äun,  bie  bon  ber  6rbar!eit  Weber  in 
SBorten  noc^  3ßerfen  uidl)t  bil  ^Iteu,  pflegen  p  einem  ^JJlenfd^en,  ber  il^ren 
©ebandcu  nad^  ^ur  Unjeit  rebet,  au  fagen:  2)u  folft  uic^t  et)er  reben,  bi§  bie 
Äul)e  uiefet,  algbcnn  folftu  fagen :  .!pelfe  bir  (Sott,  liebe  (BroBe=^utter  ...  61 
fömmet  aber  uod^  gröber  unb  ärger.  S3iele  fpred^en  au§  Unwillen  unb  Sßer= 
adl)tung  au  bem  ^Jted^ften:  X^nc  mir  Wa§  anber§:  £)ber  red^t  beutfdl)  ..."  (bgl. 
@oet^e'§  ®ö^,  erfte  3lu§g.  1773).  2)a§  24.  Äapitel  fprid^t  bon  ©tocE=  unb 
©d^ald§=^Iarren,  ba§  26.  „bon  ber  3;runcEen^it"  unb  enblid^  ba§  74.  „bon 
©ntblöffung  ber  SSrüfte".  Sgl.  über  äl)nlicl)e  23et)anblungen  fogen.  gotttofer 
©brüd^Wörter:  6.  ©pangenberg,  Elegantiarum  veteris  Adami  decades  sex, 
eiöl.  1562.  8.  (gjlünd^en:    ©taat§bibl.,  bi§  je^t  unbefannter  erfter  S)rud);    ^. 


(Serber.  710 

^Mxt  ©c^ameliu^,  ©piid^tüövtct  ,  .  .  fBdä)t  S^m  SDecfel  bei-  ©ünbe  .  .  .  t)or= 
gef(i)ü^et  toexben  .  .  .  ßeipaig  o.  ^.  (1716),  fl.  8  (in  S)re§ben);  6.  ^et^ner, 
©ottlofe  (5^nd)tt)örter ,  i^ena  1705,  8.;  ^,  @.  ©diul^e.  De  abusiono  quorun- 
dam  prouerbiorum,  9laum6urg  1740,  4.  6ine  ^toeite  proöerbiali^e  (Sd)riit: 
„Sylvula  sententiarum  ...  Dresdae  ...  1700%  12.  («Ulünc^en:  (5t.  =  S3i6I.) 
enthält  1983  tateinifc^e  unb  gvied§ij(^e  meift  pi'ofai|c^e  unb  alpt)abetif^  ge= 
orbnetc  (Sentenzen,  bie  iebod^  burcf)  1969  beutfc^e  @ä^e  loiebergegeben  finb. 
S)ie|e  Sylvula.  ju  beten  ^erauSgaöe,  me  aud)  bet  öotigen  Sammlung  ®.  burd) 
ba§  3m*eben  bcö  2:^eologen  6t)r.  ©ciiücr  (t  1693)  Bcftimmt  ujurbe,  ift  nun 
atterbtng§  öoüfommen  Trei  üon  afl  jenen  übel  öevmerften  anftö^igen  unb  „in= 
ciöilen"  ©prüi^en,  aber  fie  ift  aucf)  frei  öon  iebem  öott§mä^igen  Äernfprud^c, 
gieimc  ober  g{eben§art,  unb  nur  mit  mixijt  toerben  400  beutj^e  ©prirf)tDörtcr 
gejunbcn,  bie  ju  bie|em  Atomen  bered^tigt  [tnb  unb  felbft  bieje  get)örcn  au  ben 
getDöi)nliii)ften. 

i^öc^er,    wo    aud^    fummarifd^   feine    übrigen   ©d)ri|ten   angegeben  finb. 

SSaur,   |)anbtt)örterbu^   II.   ©.   417—18.     2riniu§,   (Sefd^ic^te  b.  @otte§geI. 

I.  ©.  269  ff.     S)u^teffi§,  Bibliographie  Parömiologique  1847,  ©.  338, 

^.  ^rancE. 
®crbcr:  era§mu§  65.,  ein  bifdiöflic^  ftrapurgifc^er  .g)interfaB  au§  9}lol5= 
l)eim,  erfd^eint  im  t^i^ü^ja'^i-'  1525  al§  ^ü'^rer  eine§  ^aufen§  unterelfäffifc£)er 
33auern,  ber  im  Stifte  ?lltorf  fein  äöefen  trieb.  Söcreint  mit  ben  |)aufen  öon 
©tep'^angfelben  unb  9leuenburg  tub  er  bie  ©traputger  ^^räbicanten  ju  einer 
®i§putation  nad^  Sittorf  ein;  ba§  (Sefpräd)  blieb  ot)ne  ßrfotg  unb  noc^  am 
f eibigen  2;age  (18.  Slpril)  toarb  ®.  jum  oberften  i^auptmann  ber  öereinigten 
Raufen,  cttoa  20000  ^ann,  ertoäl)lt.  9ll§  fold)er  fü^rt  er  eine  lebl)afte  6or= 
ref^onbeuä  mit  ben  Sauernliaufen  unb  mit  bem  6trapurger  üiat^e,  toeld^er 
3tDifd)en  iperrfdiaften  unb  23auern  üermittelte.  Siefelbe  jeigt  in  &.  ben  ge= 
fd^idten  ^ül^rer,  aber  aud^  ben  pfiffigen  Sauern,  wenn  er  3.  S.  bie  ben  SSauern 
geneigten  Elemente  in  ©tropurg,  bie  ^e^ger  unb  ©ärtner,  an  fid^  m  ^odm 
fu^t.  S)uxd£)  fold^e  Unäuüerläffigfeit  toarb  bie  5)i5glid)feit  einer  friebli(^en 
ßöfung  öerfd)erat,  bie  Sage  Don  Obere^n^eim  unb  ^oBl^eim  blieben  erTolglo§. 
©eit  bem  28.  Slpril  ift  ©erber'l  Hauptquartier  in  «ntauerSmünfter ;  üon  bort 
au§  bominirte  ber  „t)elle  ^aufe"  in '  ben  geifttic^en  ©tiftern  ber  Umgegenb,  bie 
geplünbert  tourben ,  o^ne  ba^  fid^  babei  bie  äöilb^eit  be§  fd^toäbifdien  «auern= 
friegeg  gezeigt  :§ätte.  S)em  tjeran^ie^enben  .»peraog  Slnton  Pon  Sot^ringen  gcgen= 
über  gemannen  bie  SSaucrn  einen  ©tü^punft  (13.  ^ai)  an  ber  bifc^of liefen 
©tabt  3abern,  bereu  33ürger  fid^  bem  5lufru:§r  anfcf)loffen.  äBä^renb  ®.  nod^ 
mit  ber  «efa^ung  be§  nahegelegenen  ©d^loffe§  ^oljbarr  um  llebergabe  unter= 
iianbelte,  !am  am  15.  ^Jlai  ba§  i^eer  be§  Herzogs  Oor  ber  ©tabt  an,  unb  nad^ 
refultatlofen  ©d§armü|eln  3toifdt)en  ber  ©tabt  unb  bem  angreifenben  ^eere  mürbe 
am  16.  ein  53auernl)aufe  bei  bem  S)orfe  ßupfftein  untoeit  ,3abcrn  burd^  bie 
Sot^ringer  öernid^tet.  Unter  bem  entmut^igenben  giubrud  bicfer  9Ücbertage  he= 
gann  ba§  23auern^eer  3U  fc^mel^en  unb  &.  untcrlianbelte  über  freien  Slbjug  ber 
©einen.  2)ie  (Kapitulation  fottte  am  17.  gjlai  au§gefül)rt  toerben,  aber  bie  ab= 
aietienben  Raufen  tourben  treulos  überfatten  unb  nad)  ber  geringften  Eingabe 
16000  aSe^rlofe  niebergeme^elt.  9tad)träglic£)  fud^ten  bie  2otl)ringer  bie§  ba= 
burd^  3U  red)tfcrtigen,  ba^  fie  bem  (B.  ^interliftige  3lnfd)läge  auf  ferneren  2öiber= 
ftanb  unb  boppelte§  ©piel  beimaßen.  ®.  toarb  gefangen  unb  am  ^;>lbenb  be§ 
SlutbabeS  aufge^enft.     @r  ftarb  in  '^erau§forbernbem  £rot  Sllbred^t. 

(icrkr:  ©ruft  ßubtoig  &.,  geb.  am  29.  ©ept.  1746  3U  ©onberä^aufcn, 
t  am  30.  Suni  1819  bafclbft.  ßr  mar  ber  jüngere  ©ol^n  üon  >^einrid^  ^5tic. 
®.    (f.    u.).     Untet    ben    35ater§    Seitung    unb   geförbert   burdf)    ba§  bama(§  in 


720  ©erbet. 

©onberSl^aufen  f)en*f(f)enbe  rege  ^Jlufifleben ,  befi^äjtigte  er  ]iä),  o^nc  bie  tt)ifj[en= 
fc^aftlic^e  9(u§bitbung  ju  Oerjäumen,  frül^  fcf)on  praftifd^  unb  tf)eoretifd)  mit  bei; 
^ufif.  6v  toutbe  im  6tat)iev=  unb  £)i-gel=,  tüie  aud^  im  33iotonccttfpiel  tüd)tig 
unb  componivte  aud);  früt)  |c£)on  trat  6ei  if)m  eine  entfd)iebene  Neigung  jum 
©tubium  ber  9Jtuii!gefc^ict)te  ^eröor.  3tui  ber  ©d^ute  ju  ©onber§{)au|en  öor= 
Bereitet,  ging  er  1765  na(^  fieipjig,  um  ^nxa  ^u  ftubiren;  bod^  »onbte  er  fid^ 
Ipäter  faft  au§|cf)lie|Ud^  ben  fd^önen  SBiffenfd^aften  5u.  ©eine  mufifaüji^e  S3il-- 
bung  ianb  in  ßci^jig  bie  mannigfad^fte  unb  gebiegenfte  9lal§rung  unb  <55Tbe^ 
rung  unb  gewann  it)m  bie  bauernbe  f^reunbjd^aTt  be§  ßapettmeifterg  :3o^- 
2lbam  Ritter,  ©eine  fd^önften  ©tunben  maren  bie,  in  benen  er  bie  auSgejeidtinetc 
©ängerin  ©Ujabef^  ©df)mef)iing  (jpätere  'DJlara)  auf  bem  dlaüier  begleitete,  ^jtad) 
breijäl^rigem  ^lujentiialt  in  Sei^j^ig  ging  er  nad)  ©onber§f)aufen  jurücE.  @r 
würbe  Wufifte'tirer  ber  jürftlic^en  ^inber,  ^ammermu|ifu§ ,  unb  atS  fein  55ater, 
ben  er  in  feinem '^(mte  fdE)on  unterftülst  ^atte,  1775  gcftorBen  toar,  .s^oforgonift. 
(5)Iüdlid)e  ^Ibteed^Slung  boten  it)m  ^Reifen  nad)  SQßeimor  (177-2  unb  1776),  nad^ 
Öeipjig  (1780),  wo  .f)iller  if)n  freunbtic^  aufna'^m,  nad)  (Jaffcl  (1786),  Wo  bie 
Dper  bamal^  in  f)o|er  SBIüf^e  ftanb ,  unb  öon  bort  auf  ber  .^eimrcife  nad) 
Rötungen,  wo  er  ben  öon  it)m  "^odigeetirten  i^orfet  befudfite.  S)a  bie  ^JJ^ufif  am 
fürftlid)en  .§ofe  fid£)  ber  frü'^eren  ®unft  unb  ^4>f^^Sc  nidC)t  me^r  erfreute,  fo  wib= 
mete  er  faft  alle  feine  ^eit  bem  ©tubium  i'^rer  ßitteratur  unb  @efdE)id^te ;  eine 
©ommlung  öon  Jonfünftterbilbern  fü()rte  i'^n  in§6efonbere  auf  ba§  biograp^ifd^e 
©ebiet.  ^n  ©onber§f)aufen  befanb  fidf)  feine  öffentliche  3Sibüot^eE,  bie  if)n  ba= 
bei  ^ätte  unterftü^en  f önnen ;  jum  2}erftänbni^  mandf)er  9Bcr!e  unb  ^ur  gü^rung 
beS  ^riefWed^fetS  war  bie  grünbUdt)i'  (Erlernung  neuer  ©prad^cn  nott)Wcnbig. 
(S)erber'§  S^tei|  unb  ^^u^i^^Uc^  übcrwanb  biefe  unb  anbere  |)cmmniffe  unb  ge= 
wann  it)m  jugleic^  bei  feinen  ^trbeiten  mand^e  llnterftü^ung,  für  bie  er  ftetö 
banfbar  war.  6r  rü'^mt  inäbefonbere  bie  35eit)ü(fe  eiuc§  ©onberS^aufcr  5«unbe§, 
be§  ."pofmufifuö  unb  ,^ammerregiftrator§  ^of).  2Bit^.  (V)üntl§er  ©pect  (geb.  am 
6.  ^uU  1751,  t  am  8.  2)ec.  1797),  ber  unermübüd^  für  i^n  fammette  unb 
ercerpirte.  ©o  entftanb  aümäljüd)  ßerber'S  2Bcrf:  „^iftorifdf)=6iograp^ifd£)eg 
!!2ejicon  ber  Jonfüuftter,  weld^eg  ^Jiad|vidf)ten  öon  bem  Sebcn  unb  SBerfen  mufifa= 
lif^er  ©d)riftfteüer,  berül^mtcr  (^omponiften,  ©änger,  ^Jteifter  auf  ^^nftrumenten, 
S)itettanten,  C)rget=  unb  ^inft^-'umentenmad^er  entt)alt" ;  e§  erfdt)ien  in  2  Jfieilen 
1790  unb  92  in  ßeip^ig,  bem  ^Weiten  2:t)ei(  ift  ein  9ln^ang  beigefügt,  Weld^er 
^Jtad^rid^ten  öon  Silbniffen,  ©iC^ouetten ,  33üften  unb  ©tatuen  berüijmter  Sou' 
leerer  unb  Jonfünftter ,  bon  großen  Drgelwerfcn  unb  ein  ^nftrumentenregifter 
enthält.  2)a§  2Cßer!,  welc^eg  ®.  felbft  aU  gfortfelmng  be§  2Balt^er'fd)en  Seji= 
fon§  bejeii^net ,  fanb  bie  öerbiente  ^ilncrfennung  (1810  erfd)ien  ju  $ari§  eine 
üon  (J^oron  bcforgte  franjöfifdtie  Ueberfe^ung),  unb  erWarb  bem  3)erfaffer  Diele 
greunbe  unb  ^Diif^elfer  bei  ben  unermübtid^  fortgefe|ten  31rbeiten  jur  (Srgänaung 
unb  ^-Serid^tigung  beffelben.  ©eine  SSüc^erfammlung  war  feebcutenb  gcWad^fen ; 
5Wei  Steifen,  öon  benen  bie  eine,  1793,  il^n  über  Sraunfdiwcig  nad^  -öamburg, 
3lItona,  93erlin,  ipaße  unb  Seip^ig,  bie  anbere,  1797,  wieber  nadt)  ^Berlin  führte, 
erweiterten  ben  ^rei§  feiner  ^efanntfd)aften  unb  Äenntniffe  unb  gewä'f)rten  i^rit 
geiftige  @rfrifd)ung;  in  33erlin  entjüdte  it)n  befonber§  ber  ©efang  ber  gefeierten 
©d^id.  —  1795  er'^ielt  er  ju  ben  bi§6erigen  '^temtern  aU  i^oforganift  unb 
.^ammermufifug  au(^  ba§  eineä  .öoffecretärl,  ba§  mit  ^eitraubenber  9tedf)nung§= 
tüf)rung  öerbunben  war;  baneben  t)atte  er  Unterric£)t  im  (5tatiier=  unb  Crgcl= 
fpiet  unb  im  (5)cfang  ju  geben.  @r  etjäl^lt  felbft,  ba^  er  nad^  unb  nadf)  bi§ 
98  ©infonien  aEein  öon  ipat)bn,  ben  er  befonber§  liebte,  für  ben  .!pof  angefd^afft, 
burc£)gefe^en,  öon  S)rudfel)lern  gereinigt  unb  in  ben  ^ofconcerten  aufgefül)rt  l£)obe. 
©päter  fpielte  er  in  ben  .^ofconcerten   öftere  SSioIoncett.     @in  ^Jlufter  ber  Crb= 


©cxbcr.  721 

nungötiebe  unb  2()äti9feit ,  raupte  er  ben  amt(icf)cn  *$flic^ten  ftxeng  ju  genügen 
unb  jugleic^  feine  n)iffenjd)aft(id)en  Slröeiten  iottjuiüfiven.  3(lä  ergän^ung,  nidit 
aU  neue  "3luf(age  bei  erften  äBeifei,  etf^ien,  toie  bie  brei  Sßovmoi-te  oon  1802, 
5  unb  10  bettjeifen,  buxcf)  bie  .^riegSunru'^en  öet^ögert,  ba§  ;\tt)eite  SBeif  unter 
bcm  ettriQö  öeränbetten  Ziid:  „9leue§  ^iftonjd)=biograpt)ifd)e5  Cerifon  ber  2:on= 
fünfttet ,  tt3e(rf)e§  ':)tac^ncf)ten  öon  bem  Seben  unb  ben  SBcrfen  mufifaliidjer 
Srfiriitftellei;,  bevüt)mter  (iomponiften,  (Sänget,  ''Uteiftet  auf  ^nftrumenten,  fun|"t= 
Dotier  S)ilettQnten ,  ^Rufiftierleger ,  aud)  Crgcl=  unb  ^nftrumentenmacf)er,  älterer 
unb  neuerer  3^^t,  au§  allen  Diationen  entfiätt"'  in  4  X^eilen,  Seipjig  1812, 
13  u.  14;  ber  te^le  %1)eH  wieber  mit  füni!acf)cm  ^In'liange,  fotoie  mit  $erid)ti= 
gungcn  unb  -Raditrägen.  @.  mar  53litarbeiter  an  me{)reren  3eitfc^riften ,  in£= 
befonbere  an  ber  .'^eipjiger  mufifatifc^en  Leitung,  in  met(^er  fic^  u.  a.  eine  in= 
tereffante  Sd)itberung  bei  großen  ^ufittcfteS  in  i^ranfentjaufen  1810  finbct. 
6r|reulic^  war  e§  iür  feinen  i^ebeniabenb ,  ba^  bie  ^Jlnfif  unter  bem  dürften 
©untrer  griebricl)  Äart  I.  einen  neuen  ^tujfd^raung  gewann.  (Jin  Dor^ügIi(^ei 
Jparmoniecorpi  würbe  eingerichtet,  jür  mcl(^e§  6.  mam^erlei  componirte;  fpäter 
auä)  ein  21)eater  mit  guter  Dper.  ©o  '^atte  @.  mand^en  ÄunftgenuV,  an  ben 
55orttägen  bei  Gapellmeifteri  .spermftebt,  eine§  ber  erften  ßtarinettöirtuofen  feiner 
3eit,  crjreute  er  fid)  immer  öon  neuem;  frembe  .ßünftter,  ,3.  S.  ©pof)r,  gaben 
roieber^olt  Goncerte  in  ©onber§t)aufen.  5Die  lebenbigfte  3:^eitnaf)me  für  alles, 
tDol  feine  ^unft  betraf ,  blieb  i^m  bis  in  fein  ^o^ei  311ter.  Unbefangene,  ^er5= 
Ii(i)C  I^eilna^me  an  allem  @uten  unb  ©djönen,  war  ein  Örunbjug  feinei 
äöefens;  fie  fpri(i)t  fiel)  überall  aud)  in  feinen  Sdjriften  au§.  S;er  treffliche 
9)lann,  in  weld)em  man  ni(^t  nur  ben  Äunftgele'^vten ,  fonbern  aud)  ben  fittlid^ 
tü($tigen  (S^araftcx  öertf)rte,  ftarb  f)ocf)betagt ,  nad)bem  er  ^wei  Sage  juDor  fid^ 
noci)  an  einer  Dpernöorftellung  erfreut  ^atte  unb  ali  er  ^ur  Sln^örung  oon 
(J^erubini's  SBafferträger  eingelaben  werben  foEte,  ganj  plö^tid^  in  ^^olge  einei 
Scf)laganfall§.  ©eine  ©rabftätte  ift  Pon  einer  25erwanbten,  bie  fein  öauiwefen 
gefül)rt  unb  it)n  beerbte  —  er  war  nid)t  üer^eirat^et  —  mit  einem  einfad^en 
S)enfmale  oerfefien  worben.  ©eine  mufifalifc^e  ^üd^er=  unb  53ilberfammlung 
fam  burd)  Äauf  fofort  nac^  feinem  Jobe  in  ben  33efi^  bn  ©efeüfc^aft  ber  MniiU 
freunbe  in  äöien;  feine  wid^tige  OJlufifalicnfammlung  unb  feine  umfangreidf)c 
gorrefponbenj  finb  leiber  jerftreut  worben  unb  wol  jum  groBten  Xijdi  bcrloren 
gegangen.  Sine  Partie  ber  öon  i§m  unb  feinem  ^ater  gefertigten  ^Ibfd^riften 
älterer  gompofitionen ,  öon  S5urtef)ube,  ^.  '^ad^elbel,  ^.  ©.  58acl)  u.  91.,  fam 
üor  Äurjem  au§  einem  granffurter  3lntiquartate  in  ben  3Scfi|  bei  ^rn.  Dr. 
ßrid)  ^^Jiieger  in  5ßerlin. 

5Jian  fe£)e  ©erber'i  Slutobiograpfiie  in  feinem  'ü.  2.   ber   lonfünftler, 
2.  x!)I.  ©p.  293—305.  Sftmifcf). 

®crber:  §einrid)  ?iicotaui  ©.,  geb.  am  6.  ©eptbr.  1702  in  bem 
fdjWar^burgifc^en  Slorfe  SBenigen=6^r-icf) ,  wo  fein  35ater  Sanbmann  unb  6e= 
ft^Worener  war;  t  am  6.  3tug.  177.5  p ©onberi^aufen.  6r  befud)te  bie  ©d)ule 
3u  'OJtüt)lt)aufen  unb  feit  1721  bie  3u  ©onberi^aufen ,  erlangte  unter  tüchtigen 
Sel)rcrn  frül)  fcl)on  eine  bebeutcnbe  gei-'tigfeit  im  @laöier=  unb  Orgelfpiel  unb 
mad)te  im  ßomponircn  glürflicl)e  3}erfud)e.  ^m  5Jlai  1724  bejog  er  bie  Uni= 
oer-fität  iJeip^ig,  um  ^ura  ju  ftubiren  unb  fid^  unter  ©ebaftian  33ac^  in  ber 
ÜJlufif  auijubilben.  S5on  bem  ^Jtetfter  fc£)on  aui  lanbimannfc^aTtlid^en  gtüd= 
ftd)ten  Treunblidl)  aufgenommen,  geno§  er  ben  Unterricl)t  beffelben  3Wei  Satire 
lang  mit  folc^em  Erfolge,  baB  er  ju  beffen  ßiebtingifd^ülern  gef)örte.  1727  ini 
ßlternl)aui  3urü(fgefef)rt,  würbe  er  1728  in  bem  ©täbtct)en  .geringen  bei  ^Jtorb= 
l^oufen    Crganift,   gab    aber   bie  ©tettung  in  golge  einer  großen  geueribrunft 

aiHgem.  beuticfte  Sio9rm3f)ie.    VIII.  46 


722  ©erbet. 

|(i)on  im  näd^ften  ^af)xt  auf,  3Begen  jeiner  anfe'finüdjen  ©rö^e  fteEten  it)m  bie 
2Ber6ev  toieber^ott  nad^.  S^  ®ni>e  be§  3.  1731  berie?  if)n  ber  gürft  ©üntljev 
at§  ^oforganiften  nad^  Sonbevll^aujen,  too  er,  ba  ber  fyürft  ein  guteS  Drc^efter 
unterhielt,  ba§  geeignete  gelb  für  feine  Jlunft  fanb ,  unb  nad)bem  er  fid^  1734 
Ocrt)eiratl)et  ^atte,  in  jnjar  einfachen,  bod)  gtüdflirf)en  SJer^ältniffen  lebte.  1737 
befuct)te  er  feinen  ßel^rer  23acf)  in  ßeipjig.  Unter  bem  f^^ürftcn  §einrid&  erljieÜ 
er  3u  feinem  bisherigen  ^Jlmte  1749  ba§  eineS  Äetterfd)reiber§,  tt)elc^e§  feine  3eit 
felir  in  Stnfprud^  na^m.  @r  ftarb,  nad^bem  er  tux^  juöox  auf  feinem  (£laöier 
ben  öariirten  6t)oral:  5JlQd^'§  mit  mir,  ®ott,  nad^  beiner  ©üt',  gefpielt,  in 
golge  eines  ®dt)laganfalt§.  6r  War  ein  öorjügtidtier  6tabier=  unb  Drgelfpieler 
unb  ein  trefflicE)er  ^ufiflel^rer.  6r  fct)rieb  eine  6eträc^ttid)e  3lnsat)l  öon  2öer!en 
für  Ö'laöier  unb  Drgel;  fe't)r  gefd^ä^t  unb  nodt)  in  biefem  ^atir'lmnbert  öielfadf) 
bcnu^t  tüurbe  ein  (l)anbfd)iHftlic^  üerbreitete§  6l)ovalbud)  mit  be.iifferten  33äffen. 
3ll§  gefdl)idter  ^]Jled^anifer  öerfertigte  er  einige  mufifalifd^e  ^fnftrumente  üon  eigen= 
tt)ümlid)er  ßonftruction. 

3Beitere§  in  6.  2.  ©erber'S  |)iftor.=biograpt)ifdE)em  Sej;ifon  b.  Sonfünftler 
2^1  1.  (Seipj.  1790),  <B.  490—98.  2t).  ^rmifdl). 

©crbcr:  3iot)ann  ßl^riftian  ©.,  trefflict)er  ©dtiaufpieler ,  au§ge5eid£)net 
burdt)  eine  Sielfeitigfeit,  bie  i'^m  nidt)t  nur  gcftattete  SSieleS,  fonbern  gleidfijeitig 
1ßor5ügtid)e§  ju  teiften,  geb.  am  19.  9iobbr.  1785  ju  öannoOer,  t  am  3.  5Jlai 
1850  in  Dlbenburg.  &.  6efa|  für  feinen  ^eruf  fe'^r  günftige  5)Httel,  bie  fidf) 
fclbft  fcl)on  in  ben  Aufführungen  fleiner  ©türfe  geigten,  mit  benen  er  fid^  unb 
feine  ©pielgenoffen  tjinter  bem  9lücEen  ber  ©Itern  erfreute.  5Diefe  iGe^teren  motttcn 
nämtid^  burd^auS  nic£)ts  ^ören  öon  feiner  t^eatralifd^en  Sieb^aberei  unb  öerneinten 
fe'^r  na(^brüdti(^  feinen  Sßunfd^,  bem  Xlieater  fid^  mibmen  ju  bürfen.  @o  er= 
griff  ®.  benn  ba§  ©tubium  ber  (It)irurgie,  bem  er  unter  Leitung  be§  ^of= 
6f)irurgen  ©tromeljer  in  ^annoöer  aud)  Don  1800— 1802  oblag,  bann  aber  einen 
3luguftfonntag  benu^te,  um  '^eimlid^  nad^  Sraunfd^meig  ju  entflie'^en,  roo  eine 
franjöfifdtie  unb  bie  ©efettfd^aft  öon  5)lagbeburg  ^orftettungen  gaben.  S)er  ^lutf), 
bie  iJtuc^t  ju  ergreifen,  ^atte  bem  2füngling  nid^t  gefehlt,  mol  aber  mangelte 
er  if)m  fid)  bem  9tegiffeur  i^xieh.  2ub.  ©dimibt  üorjuftellen  unb  als  ba^er 
feine  fleine  5ßaarfd)aft  jur  Üleige  gegangen,  fe^rte  er  ju  ben  ßltern  unb  in  feine 
erfte  i8erufSfpf)äre  jurüd.  23on  befferem  Srfolge  begleitet,  begab  er  fid)  1803  mit 
einem  3tuö^i^^H"fii"^  3^  S)irector  i^oumla  in  Semgo ,  bei  bem  er  al§  @raf 
@d£)mettcrting  in  äöeiffe'ä  S^agb  bcbütirte,  engagirt  rourbe  unb  mit  ber  öefellfdl)aft, 
ba§  gan3e  6lenb  manbernber  ^Eruppen  fennen  lernenb,  nadf)  !!3ippftabt  ^og.  Sfe^t 
na^m  fidl)  ber  ^nnt)öOerfdl)e  9legiffeur  9t:^einl§arbt  feiner  an,  auf  beffen  @m= 
Pfeilung  er  al§  2cnorift  in  ^agbeburg  engagirt  tourbc,  öon  mo  er  fid)  1806 
nad)  (Stettin  manbte  —  in  ber  Dper  mie  im  ©d^aufpiel  gleidt)  befdf)äftigt  — 
unb  bann,  1807,  mit  feiner  gi-'flu  (geb.  äöarnid)  einer  ^Berufung  an  ba§  @tabt= 
tiieater  nadl)  Hamburg  fyolge  Iciftete,  mo  er  im  3lbril  al§  ^einrid^,  feine  ^xau 
aU  ®I§bctt)  in  bem  i?o^cbue'fd^en  @rafen  öon  Surgunb  juerft  auftrat  unb  big  1812 
bafelbft  öerbtieb.  S5on  Hamburg  ging  @.  ju  i?lingemann  nadt)  i^annoöer,  öon 
^ier  au§  in  Sraunfd^weig,  2)armftabt,  granffurt  a.  W..  unb  6arl§ru!§e  beifällig 
gaftirenb ,  bann  in  Srcmen  unb  bi§  1881  in  ßaffel  engagirt,  überna'^m  er 
1831  bie  2)irection  be§  S'^eaterS  p  Srem&n,  gab  1832  aud§  3]orftettungen  in 
Olbenburg  ,  mo  er  naä)  ber  3lufgabe  feiner  33rcmer  S)irection  erft  als  2)irector 
unb  beliebtes  ^JJlitglieb,  feit  1842  als  ^^enfionär  beS  1833  eröffneten  ^of= 
tl)eaterS  öerblieb  unb  1850  öerftarb. 

^einridl)'S  ?llmanac^  f.  gi^eui^i'e  ber  @d£)aufpielfunft  XV.  ©.  159 — 162. 

;^ofep§  ^ürfd^ncr. 


©erberga.  723 

©crbcrga,  ättefte  Joc^ter  beg  beutfc^en  Königs  ^eitirid^  I.  aus  feiner 
e^e  mit  3Jlat)t^iIbe ,  irutbe  um  bas  ^at)x  913  ju  Dtorb^auien  geboren 
unb  nad^  i^rer  gleid)namigen  ©ro^tante,  ber  ^lebtifi'in  öon  @anberäf)eim  6c= 
nannt.  Äaum  t)erangctt)aci)fen  reid)tc  fte  nac^  bem  2BitIen  beg  58ater§  928  ober 
929  i^re  .?panb  bem  ;!3otl)ringert)erjoge  ©ijetbert,  ber  jeiner  Sibfunft  unb  Stellung 
nad^  i^rer  nidjt  untoürbig  jc^ien ,  mit  reict)en  'Jlntagen  aber  einen  je'^r  unbc= 
[tänbigen  ©inn  unb  altju  raftlofen  Unterne^mungSgeift  Derbanb.  2)iefe  6f)f 
tourbe  mit  jmei  itinbern,  .üeinricE)  unb  ^,!Ubraba,  gefegnet.  So  lange  .^cinrirf) 
am  Seben  mar,  ber  ben  feurigen  S(^miegeriof)n  lieb  gewonnen  l)atte,  blieben  bie 
33eäie^ungen  be§  Iotl^ringifci)en  jum  beutjd)en  £)0Te  ungetrübt.  9^icf}t  ]o  nad^ 
feinem  2obe  unter  ber  Diegierung  Dtto'§,  Don  bem  ©ifelbert,  obgleich)  er  it)n  mit= 
gemäl^tt  l^atte,  bennoc^  nad^  furjem  fiif)  (oSfagte,  um  mit  feinen  ©egnern, 
^einrid^,  bem  SBruber  be§  Könige,  Jper^og  (Jbert^arb  öon  ^ranfen  unb  bem  meft= 
fränüfc^cn  .iperrfcf)er  in  2.^erbinbung  ju  treten.  Seine  freöel^afte  ^iluflef)nung 
bereitete  it)m  buri^  feinblid^en  Ueberfatt  im  Sommer  ober  ^erbft  939  bei 
3lnbernadE)  einen  früt)en  2ob :  füe^enb  ertranf  er  in  ben  Sf^ut^en  be§  ^t^eins 
unb  feine  le^te  9tuf)eftätte  fannte  man  nict)t.  So  rourbe  ®.  in  jungen  3af)i-"fn 
3ur  SCßittme  burc^  ein  3>er^ängni^,  an  bem  fie  felbft,  menn  aurf)  ein  fpäterer 
Sd^riftftetter  fie  auflagt ,  fidE)ertid^  o'^ne  S(f|ulb  toar.  ^1)xen  Sruber  |)einricf) 
tDenigften§  toie§  fie,  Dtto'e  @rimm  fürc^tenb,  oon  i^rer  fjefte  ß^eöremont 
jurücE,  in  melc^er  er  eine  ^i^f^uc^t  fu{^en  rooüte.  ^^x  eigenes  8oo§  aber  naf)m 
rafd^  eine  unoeri^offte  SSenbung  ,  benn  um  i!§re  <^anb ,  bie  eben  erft  frei  gelDor= 
ben,  betoarb  fid^  ber  junge  meftfränfifdie  Äönig ,  ber  Karolinger  Subtoig ,  ber 
S^erbünbete  ©ifelbert'S,  ber  fie  in  öott)ringen  auffucl)te.  C^ne  out^un  if)reS 
Sruber§,  ber  fie  ober  it)rc  J^oi^ter  bereite  bem  ^aiern^erjoge  33ert{)oIb  jum 
ßo'^ne  feiner  streue  jugebac^t  ^atte ,  fdE)(o^  fie  biefen  33unb  mit  bem  fc^önen, 
um  minbeftenS  fieben  ^af)\e  jüngeren  fyürften  unb  mürbe  öon  bem  (5r3= 
bifd£)ofe  Slrtolb  öon  Üleimi  jur  Königin  ber  5i-'an!en  gefalbt.  S)iefe  6^e,  bie 
fünf  Söf)nen  unb  ^mei  iöcfitern  bas  !i'eben  gab ,  mar  eine  glücCüi^e  unb 
an  ber  ftugen  unb  millen§ftarfen  @emal)lin  raub  Submig  in  Dielen  i^ä^rti(f)= 
feiten  eine  treue  unb  äuöerläffige  Stü^e.  2fn  Söibermärtigf eitcn ,  an  S)rang= 
falen  unb  Kämpfen  aber  mar  feine  'Jtegierung  nur  aüju  reid) ,  ba  er ,  ftatt  ein 
3Berf5eug  in  ben  <g)änben  be§  3lbet§,  namentUi^  feines  Sd^toagerS,  be§  ^erjogs 
^ugo  öon  ö'i-'ancien  ju  fein,  öielmet)r  mit  ungenügenben  Kräften  banad^  ftrcbte, 
i^nen  felbftänbig  bie  Spi^e  ^u  bieten.  9Iuf  Slnftiften  jene§  gefdt)a^  e§,  ha^,  als 
er  fiel  na(^  bem  xobe  be§  9tormannen!f)erjog§  9Bil^elm  nad)  :Äouen  begeben 
I)atte,  um  bae  Sanb  in  a3efi|;  5U  nehmen,  er  bort  am  13.  ^uli  945  öon  ben 
2)änen  öerrätt)erifd|  überfallen  unb  Teftge^alten  mürbe.  5^urc£)  bie  SluSlieierung 
be§  jroeiten  erft  in  biefem  ^a'^re  geborenen  -^^rinjen  Karl  ^offtc  S.  bie  ^Befreiung 
be§  @emaf)lg  ju  erfaufen,  allein  er  ging  burcl)  bie§  Cpfer  nur  au§  ber  nor= 
mannifc^en  @efangenfcf)aft  in  bie  ,&ugo'§  über,  feine»  gefäfirlid^ften  'lteben= 
bu!§ler§.  3)a  richtete  bie  Königin  i^ren  ipülferuf  an  Dtto,  ber  bisher  met)r  bie 
©egner  begünftigt  l)atte,  jc^t  aber  ^DDtitleib  mit  ber  ßrniebrigung  feinet  trüberen 
9Biberiad)er§  ju  faffen  begann.  2;ennoc^  mufete  Subroig  Taft  ein  ^a'^r  lang, 
hi^  jum  ^uni  94:6 ,  in  unmürbiger  |)aft  f(^madl)ten  unb  fonnte  bie  Jyxex^^ 
{)eit  enblidl)  nur  baburdl)  erfaufen,  ba§  er  bem  übermächtigen  33afallen 
bie  f^efte  ßaon,  feine  le^te  ^uflud^tSftätte ,  burd§  6.  überliefern  lie^.  '3alb 
barauf  erfüllte  Ctto  bie  3ufcige,  bie  er  ber  Sd^mefter  gegeben  unb  rüdfte  als 
SJerbünbeter  i'^rel  ©emal^lg  mit  einem  gemaltigen  ^eere  in  bas  meftfränfifd^e 
@ebiet  ein,  um  bie  auffäffigen  ^i^afallen  mieberum  ber  Krone  ju  beugen,  ^teims 
mürbe  nacl)  breitägiger  Belagerung  eingenommen  —  bie  Königin  blieb  bafelbft 
3UTÜdl,  big  nad§  ^ouen  brangen  bie  2)eutfd^en  öor,    mcitere  Eroberungen  aber, 

46' 


724  ©exberga. 

namentltd)  bie  üon  2aon  glüdften  nic^t,  jo  bofe  bie§  grolaitigc  Untexnet)men 
borf)  nur  einen  ]t^x  unöoüftänbigen  ßi-jolg  auiäutoeifen  f)atte.  Sßon  6efon= 
berem  äöex'tf)e  Hieb  inbeffen  für  bie  ^^folgejeit  bie  offene  ^arteina'^me  Ctto'ö 
für  bie  ©o(i)e  be§  bebrängten  toeftfränfifrfien  Äömgtt)uni§ :  fie  ju  er'^altcn 
unb  3U  beleben  War  oorne'f)mIi(^  bie  5lufgabe  @erberga'§,  bie  toir  ju 
jDftei-n  949  am  beutfdien  |)ofIager  in  9Iarf)en  in  folrf)er  2lbfi(^t  finben.  ^it 
bem  33erft)re(^en  fcine§  Seiftanbe§  fe^rte  fie  l^eim  unb  unter  beutfd^er  S5er= 
mittelung  »urbe  enblid)  950  bev  i^riebe  jn)if(^en  <^ugo,  Subwig  unb  ben  übrigen 
SßafaEen  l^ergeftettt,  ßaon  bem  Könige  ausgeliefert.  S)ie  bortige  5Jtarienabtei, 
früt)er  (Sigenti^um  feiner  5}lutter,  fdienfte  er  feiner  (5Jemaf)lin.  5^eue  5Jlife'^eüig= 
feiten,  iuetdie  biefen  ertt)ünfrf)ten  3uftanb  nur  fur^e  3cit  unterbradt)en,  tvu^U  (B. 
953  burdi  eine  perfönlid)e  ^ufcmtmenfunft  mit  bem  |)er3oge  glücfüd§  beijulegen. 
Scf)on  aber  toaren  bie  Jage  if)re§  öielgeprüften  0)emal^I§  ge^ä^lt,  obgleid)  er 
faum  ba§  5llter  öon  33  3^at)ren  überfc£)titten  ^atte:  ein  Unfall  auf  ber  Sfagb 
ber  bie  farolingifc£)en  f^rMten  (eibenfd^aftlii^  nad^ju'^ängen  pflegten ,  madite 
feinem  ßebcn  am  10.  ©eptbr.  954  ein"  üor^eitigeg  @nbe.  65.  ,  jum  ätt)eiten 
5JJiale  in  äöittttjentrauer  öerfenft,  begrub  ben  (hatten  in  ber  ^(ofterfir(|e  öon 
St.  9temi  ju  9teim§ ,  fogleic^  aber  ttjanbte  fie  fi^  aud) ,  um  il^rer  ^^amitie 
bie  ^Jtad^folge  ju  fid)ern,  an  ben  frül^eren  @egner,  ben  .^erjog  t)on  5i-"flncien,  ber 
fie  ef)rent)ott  anfnat)m.  9Jlit  feinem  33eiftanbe  fomie  burd^  bie  ©unft  be§  @r5= 
6if(i)of§  SSruno  öon  Äöln ,  be§  jüngeren  S5ruber§  ©erberga'S ,  mürbe  ber  5tt>ölf= 
jährige  Sot"^ar,  ein  fräftiger  unb  öielöerfprec^enber  Änabe,  am  12.  Üioöember 
öon  bem  (är^bifdiofe  3htoIb  öon  5Reim§  jum  Könige  gemeit)t.  Unter  bem 
6(^u^e  be§  öerf(^toägerten  unb  befreunbeten  fäct)fif(^en  i?aiferl§aufe§  friftete  fic^ 
fomit  bie  .!perrf(^aft  ber  Karolinger  im  meftfränfifdjen  9tei(i)e,  5u  bereu  ©i(i)e= 
rung  ba§  enge  ©inöerftänbnife  fe^r  oicl  beitrug,  ba§  jmifdfien  @.  unb  it)rcm 
33ruber  35runo  a(§  ^cr^og  öon  Öott)ringen  beftanb.  (5rtei($tert  mürbe  bem  Ie^= 
tcren  feine  ^Jtittterrotte  baburd),  ba^  bie  ®emaf^tin  ^ugo'e  öon  branden  (ber 
am  16.  3>iini  956  ftarb ,  nac^bem  er  fid)  jule^t  bem  Äönig§t)aufe  treu  be= 
miefen)  .!patl)tt)ibi§  eine  jüngere  6c^n)efter  ber  Königin  mar.  S^on  956  legte 
35runo  eine  ^e^bc  be§  jungen  König§  unb  feiner  ^Jtutter  mit  bem  6)rafen 
Steginar,  bem  ©dimager  ber  le^teren  bei  unb  ^mang  if)n  bie  ®üter  im  ?)taa§= 
gau  l)erau§3ugeben ,  bie  ®.  einft  öon  @ifelbert  jur  ^Jlitgift  erl)atten  '^atte. 
©egen  benfelbcn  9teginar,  ber  mie  fein  23ater  ben  Seinamen  2angl)al§  fü'^rte, 
teiftete  957  ber  junge  König  mit  feiner  Butter  bem  Grjbifdjofc  33runo  Seiftanb 
im  6)au  öon  Kamerif  unb  fo  fonnte  enblid)  feinem  mitben  unb  gefe^tofcn 
treiben  ein  dnbe  bereitet  merben.  3u  längeren  5Jerl)anblungen  mit  ®.,  ^'gatt)= 
mibiS  unb  iliren  ©binnen  jog  58runo  an  ber  ©pi^e  eine§  lot^ringifd)en  ^eerei 
dnbe  958  nac^  Surgunb,  959  mürben  biefelben  fortgefe^t  unb  mit  bem  @r3= 
bif(^ofe  öereint  feierten  Sot^ar  unb  @.  ba§  Dfterfeft  in  Köln.  ©d)on  960 
unterftü^te  S5runo  micberum  ba§  föniglic^e  .Speer  auf  SSttten  ®erberga"§  bei  ber 
^Belagerung  öon  2)ijon  unb  2rot)e§,  bereu  ©raf  Stöbert,  einer  ber  ©öt)ne  .^ugo'§, 
fi(^  bemäd)tigt  l)atte.  ."pernad)  !am  e§  benn  aud)  enblid)  ju  bem  35ergleid)e 
3tDifd)en  ben  legieren  unb  bem  jungen  Könige,  ber  unter  ber  33ürgf(^aft  be§ 
großen  @räbif(^of§  bem  toeftfränfif(^en  9teid^e  für  längere  3eit  ben  inneren 
^rieben  fid)crte.  2ll§  im  ^.  962  ba§  (Sr^biSf^um  9teim§  neu  ju  befe^en  toar, 
fud)te  @.  abermals  ben  betoäl^rten  'Itat^  be§  33ruber§  unb  nac^  feinem  Urf^eile 
iDurbe  biefe  9lugelegen^eit  entfd^ieben.  Sei  ber  glorreii^en  .!peimfel)r  Dtto'S  be§ 
@ro|en  öon  'feinem  Dtömerjuge ,  fi^arte  fid)  im  ^uni  965  ju  Köln  eine  glän= 
jenbe  Söerfammlung  um  i^n,  in  ber  öor  allem  bie  ©lieber  feine§  .i^aufeS  ein 
frb^lid)e§  SBicberfe^en  feierten.  9lud)  ©.  mit  iliren  ©öt)nen  Sotl)ar  unb  Karl 
na'^m  an  biefem  (^-amilientage  Xljeil,  bei  meld)em  fie  ol)ne  3tt3eifel  tool  jum 
testen  ^ale  il)re   e^rlöürbige  Ü)tutter   5Jla^tl)ilbe  erblidte.     ^^in  mal)rfc^einlic§ 


©erbert.  725 

tDurbe  eine  üfiniiüenöerbinbuiig  jtoifcfjen  ben  Äarotingern  unb  bem  jödfirijc^en 
ßaifcrl§au|e  beiabrcbet  unb  bem  jungen  Könige  ?otf)ar  @mma,  bie  Sticttod^ter 
Otto'ö  ,  jur  grau  beftimmt ,  bie  er  im  näc^ften  ^a^xe  f)eimfü!)rte.  5}lit  ber 
mäd)tigen  Äaiferin  2lbel^eib,  ber  ^Jlutter  biefev  jungen  .ß'ömgin,  trat  @.  nod^  in 
eine  jroeite  'i^erfcEiroägerung ,  inbem  [ie  i^re  2:oc^ter  ^^3laf)tf)ilbe  ctma  um  biefe 
3eit  bem  Surgunberfönige  ^onrab  ,  bem  ii^ruber  3lbe[f)eib§,  .^ur  rv)ema"^lin  gab. 
S)em  münbig  gemovbenen  (5of)nc  unb  ber  ©d^miegertoc^ter  gegenüber  fd^eint  fict) 
&.  üom  öftentlictjen  ^,^eben  me^r  unb  me^r  jurüdEgejogen  ju  f)a6en,  in  toelcfie« 
fie  big  ba^in  at§  Leiterin  bee  jungen  .^önig§  jo  oft  beftimmenb  eingegriffen.  Sie 
erlebte  967  ben  2ob  i^rer  ^Jtutter,  ber  fie  furj  jutior  nod^  ein  golbgeftirfte» 
©etoanb  jugefaubt  t)atte.  (5§  bedEte  nun  bie  9lu'öeftätte  i^rer  ßüern  in  Cuebün= 
bürg.  5lm  4.  gebr.  968  fd£)enftc  @.  für  ba§  !5ee(en|cil  ©ifelberts  unb  feiner 
Gltern  ber  Äir(f)e  öon  ©t.  %emi ,  in  ber  fie  bereinft  auö  befonberer  SBerc^rung 
für  ben  ^eiligen  9temigius  ru^en  tooHtc,  i!§re  33efi^ungen  ju  5Reerfen  im  ^3laa§gau 
unb  an  bcnad^barten  Orten  im  Umfange  öon  82  ^ufen.  'Md)t  fe^r  lange 
ü&erlebte  fie  biefen  3lct  ber  '^Hetät ,  benn  fie  mirb  nad^  9G8  überhaupt  nic|t 
me^x  ertodl^nt  unb  ftarb  ba^er  ma^rfd^eintidf)  in  biefem  ober  bem  nöd^ften  ^a1)xe 
am  5.  5Jlat.  ^^xe  ©d^ön^eit  unb  ©tttenreinl^eit  mürbe  gepriefcn ,  fie  jeii^ncte 
fid^  burd^  fird§lid£)e  gi'ömmigfcit  au§  unb  i^r  at§  einer  eifrigen  Sefcrin  ber  t)ti' 
iigen  ©d^rift  mibmete  ber  gelet)rte  Wönä)  ^bfo  öon  3!)er  fein  merfmürbige§ 
iBurf)  öom  3(ntid)rift.  2}on  ben  ^inbern  i'^rer  erften  @^e  überlebte  ber  Sol^n 
,6einrid^  ben  ^i^ater  nur  um  wenige  ^a^i'^,  bie  iod^ter  ^tbraba  mürbe  mit  bem 
meftfränfifdt)en  ©rafen  9tagenolb  öon  Oioufft)  öermä^tt.  ^on  ben  Äinbern  jmeiter 
(Jt)e  folgte  ber  im  ^.  941  geborene  SotVr  feinem  Sater  öon  954—986  in  ber 
9tegierung  nad^.  ^arl  (Äarlmann),  945  geboren,  ber  al§  Säugling  ber  9}luttcr 
entriffen  mürbe ,  ftarb  öielleid^t  in  normannifd^er  (Bei angenfd£)aft ,  ßubmig  ,  948 
geboren,  enbete  gleidl)fatl§  frül§,-öon  ben  (Jnbc  'OJMrj  953  geborenen  S^iU 
lingen  ^arl  unb  Apeinrid)  überlebte  ber  (entere  bie  Jaufe  nur  furje  ^txt ,  ber  erftere 
muc^s  fräftig  ^eran  unb  fpielte  als  ^erjog  öon  5liebertotf)ringen  unb  (Begner  ber 
ßapetinger  nadjmats  eine  wenig  e'^renöolle  Atolle  in  ber  franjüfifiiien-  @efdf)id^te. 
3}on  ben  beiben  2öd)tern  ©erberga'g,  bie  in  ben  Sfa^i^en  943  unb  948  ba§  2idE)t 
ber  3BeIt  erblicEten ,  bie  eine  eine  '^at^e  ^ugo'§  öon  grancien ,  bie  anbere  be« 
^er^ogS  ^onrab  öon  Sot^ringen,  würbe  (Serbcrga  an  ben  (trafen  3Ibelbert  öon  9}er= 
manboig  öermäl^tt,  ^Jta'^t^itbe  an  ben  ^önig  j^onrab  öon  55urgunb.  9lu§  ber 
erfteren  (äl)e  ging  ber  Sifd^of  öiubolf  öon  'D^ol)on  'fieröor,  au§  ber  te^teren  6er= 
berga,  ,bie  ''lllutter  ber  Äaiferin  6ifela. 

@.   ©ai^,    ^a^vbüd^er    be§  beutfi^en   9tcid^§   unter   Äönig   §einrid^    I. 

Üleue  Searb.  33eiiin  1863.  —  ^opfe  unb  S)ümmler,  .^aifer  Otto  ber  ©ro^e, 

ßeip^ig  1876.  —  Ä.  Don  ÄaWftein,   ©efd^id^te  be§  franjöfifd^en  Äönigtl^um« 

unter  ben  erften  Gapetingern,  I,     Setpäig  1877.  6.  S)  um  ml  er. 

©erbcrt:  Martin  6.,  au§  bem  @ef%(c(f)te  ber  Sblen  öon  ipornau  ftam= 

menb   unb    eine   ber  öorne'l)mften   ^iei-"^^"  be§  Senebictinerorbene  im  18.  ^(x^x= 

^nbert  ,- mürbe   am   13.    ^Jtuguft  1720  ju  ^orb    am    ^Jledfar  im  ©(^marjmalbc 

geboren,     ©einen    Tvü!)efteu    3ugenbunterridf)t    empfing    er    in    ben    ©(^ulen   ju 

6§ingen,  greiburg  i,  5Br.  unb  ju  ^ungenau  in  ber  ©d£)Wei.j;  im  ©tüte  ©t.  33(aften 

im  ©dfiroarjmatbe  ftubirte  er  ^4>^itofop!^ie  unb  Ideologie,     .^aum  16  Satire  alt 

legte    er   jU    ©t.    Slafien    bie    DrbenSgelübbe   ab;    im  3.  1744  mürbe  er  3um 

5J>riefter  gcmei'^t ,   unb   unmittelbar   barauf  jum  Se'^rer  ,   juerft  ber  ^l^itofopl^ie, 

fobann  ber  2;:^eologie  beftettt,    al§  meld£)er  er  bi§  ju  feiner  (Fr^ebung  jum  5lbte 

mirfte.     9^ebftbei  mürbe  if)m  bie  ';>luffidl)t  über  bie  ©tiftÄbibltotl)ef  anüertraut ;  aud^ 

auf  Üteifen  nad^  g^ranfreidl),  ^^talien  unb  in  beutfc^en  i;?änbern  mürbe  er  öon  feinem, 

in  Diiterlidlier  '^iebe  i^m  juget^anen  3lbte  ^Jleinrat  gefenbet,  moburd^  fein  (5lefid^t§= 

freie  öietfältig  erweitert,   unb    aud£)  bie  ?tn!nüpfung  öon  53e3ief)ungcn  ju  531än= 


726  ©ctbctt. 

nem    ber   (Seletjrtcmuelt   gcförbevt   rourbe.     ^n  bie    ^a^ve  1754— 64  iäüt  eine 
^}ieif)e   na(i)einanbei-    erfdjienener  !^ef)rfc^riften  ß)erbert'§  (6t)arafteri|tif   berfeltieu 
in  2öerner'§    @e|d).   b.   fat^.    ^tjeologie   <B.   181-89.    101  f.  204  '].  207  ].), 
roeli^e   [i($    fo  jiemüd^  über  bQ§  gejammte  ©eBiet  ber  Ie'^i'{)QTten  J^l^eologie  öei-= 
breiten,   unb  bie  um  bie  3Jtitte  be§  18.  i^aMu^^^^^'^^  öor  fid)   gef)enbe  Uinbil= 
bung  ber   t)crgebrad)ten    t^eDtogij(^=fd)otaftifd)cn  Setirlueife  im  Senebictinerorben 
c^arafterifiren.     äöie  in  ben   .^(öftern    2öc[tbeutj(f)lanb§  unb  ^Jlittelbcutfc^lanbS 
regten  fiii)  5Be[tre6ungen    foldier  2lrt  aucf)  in  Defterreict) ,    unb  l^otten  bie  in  bie 
f^erefianijrfie    S^it   jattenbe   ©tubienreform   jur  f^olgc,    beren   ^4^Ian   burd)   bcn 
SSenebictincrabt   9tauten[traurf)    ausgearbeitet   tüurbe.     ®.   befennt,    ba^  it)n  bie 
^unbe   öon  bcn   in    Defterreirf)  fid)  üorbereitenben  9fteiormen  nic^t  loenig  ermu= 
t^igt  '^abe,  mit  feinen  eigenen,  benjelben  öerlüanbteu  35orfd)(ägen  tjcröov^utreten, 
unb   bicfelben   in   fuccejfiüer   ^Durcharbeitung   aller   S'^eile  unb    jDi§ciplinen  ber 
(et)r^aiten  2:t)eoIogte  (bogmatijd)e,  moratifc^e,  liturgijdie  It)eoIogie)  ju  erproben. 
2)ie  SSerbienfte  ber  ©c^otaftifer  um  Die  (5t)ftemiiirung  ber  2t)eologie  würbigenb, 
roitt  er  (entere  bo($  3unäd)ft  aU  fird)Iid)=pofitit)e  Söifjenfc^aft,  mit  jpe^ieüer  33e= 
äiet)ung    auf   bie  patriftifc^  =  augu[tinifd)e    ße'^rtrabition ,    unb  mit  finniger  S3er= 
ttcfung   in   ben  ®eift    be§   fird)Iid)en   ?tttertl)um§    be^anbelt  feljen.     5J3efonbere§ 
3^ntercffe  {)atte  für  i^n  bie  facramentale  unb  liturgifd)e  3:t)eoIogie;    biefer  S5or» 
liebe    üerbanft  bie  f^eotogifd^e  äöelt  feine  umfangrfid)en  5|>ubticationen  über  bie 
attalemannifd)c  l'iturgic ,  tueldie  übrigens ,  mie  jene  über  bie  j?ircf)enmufif,  einer 
fpöteren   (Jpod^e  feiner  2Birffam!eit  ange'^ören.     S)cr  neugegrünbeten  baierifc^en 
5lfabemie   ber   3Biffenfd)aTten ,    loetd^e  il)n  unter   it)re   Witgtieber  aufgenommen 
f)atte,  toibmete  er  feine  ©d^rift   „De  radiis  divinitatis  in  operibus  naturae,  pro- 
videntiae  et  gratiae''  (1762\    eine   ^Ärt   fpecutütiber  S^eobicee,    beren  3lu§fü^= 
rungen  t)ornct)mIid)  gegen  ©pinoja  unb  Sat)te  gerid)tet  finb,  unb  augenfdieinlic^ 
auguftinifd^e   Sfbecn   ju  il^rer   Unterlage    t)aben.     5DaS  ^.  1764,  in  roeld)em  er 
üon   ber    (Kongregation  feines   ©tiftcS   jum    ?y-ürftabte   beffelben  gemäl)tt  mürbe, 
inaugurirt   eine   neue    (Spod)c  feiner    SBirffamfeit.     @r  trat   burc^  bie    auf  i^u 
übertragene   SlbtStoürbe   aud)  in   bie   ©tellung    eines   Sanbc§l)errn   unb    9leid)S= 
fürften  ,    unb    als    öftcrreid)ifd)cr  Untertt)an  jum  i?aifert)ofe  in  2öien  in  nöljere 
SBejie'^ung.     2Bie   er   als    ©tiftSabt  feinen   ^fli(^ten   muftertiaft   nad)fam,   unb 
burd)  feine  getoinnenbe,  eben  fo  leutfelige  als  mürbcooÜe  "^^erfönlic^feit  ber  leben= 
bige   Ii)puS   beS   unter  feiner    Seitung  im  ©tifte  f)errfd)cnben  trefflid)en  ©eiftcS 
mar ,    fo    tt)u|te    er    aud^    feinen    ^tufgaben   als   2anbeSt)err   buri^  ^medmä^ige 
5Jlaf5nat)mcn    unb   3lnorbnungen   für   bie   öffentliche  ©id)er!§eit,    Q^örberung  beS 
länblid)en  2Birtt)fd)aftSbetriebeS   unb    ber   ^nbuftrie,   burd^   @rridt)tung   gemein= 
nü^iger  3lnftalten   unb  ©orge    um  ben  S3olfSunterridE)t  ju  entfpred^en.     6^orat= 
teriftifd)   für  feine   ©tettung   alS   geifttid)er   SanbeSl^err  ift   feine   ©d)rift:    „De 
dierum   festorum  numero   minuendo,  celebritate  augenda"  (1765).     Sßier  3^al)re' 
^alire   nac^   feiner   ©r'^ebung   jum  5(bte  mürbe  baS  Älofter  ©t.  Slofien  fammt 
ber  Äird)c ,   bem  33üdt)erfaalr   unb  anberen  ba,^u  gel)örigen  9iebengebäuben  burct) 
eine  geuerSbrunft   ^erftört;     mit   5Mf)c   mürbe  auS   bem   SSranbe  ein  3;t)eil  ber 
,33üd)cr=  unb  Urfunbenfd^ä^e  unb  baS  '^^Mnäcabinet  gerettet.     Semjufolge  nal)men 
bie   näc^ften   i^a'^rc   ©erbert'S   ©orge   für   ben  SBieberaufbau  ber  Slbtci  in  ^n= 
fprud^;  biefer  2tngetegenl)eit  fomen  feine  frül)eren  Steifen  ^u  ftatten,  auf  toeldjen 
er  feinen  ard^iteftonifdt)en  ®efdt)mad  3u  bilben  (Gelegenheit  gefunben  "^atte.     6l)r. 
fyr.   ''Jiicolai,    ber  baS   Älofter   nat^   beffen  üoEfommcner  aBieber:§evftellung  be= 
fud)te,  gibt  in  ber   ©(^ilberung  feiner  OJeife  hnxä)  S)eutfc^lanb  unb  bie  ©d)tDeiä 
(S3erün   1783   ff.)   eine   35efc^reibung   bon   bem  SluSfe^^en  unb  ber  inneren  (5in= 
rid)tung  beffelben,  unb  befennt,  bon  bem  ©tifte  fotool  mie  bon  beffen  33emo]^nern 
bie  öort^eii:^afteften  (Sinbrüde  mit  fid)  fortgenommen  ju  ^aben.     ^m  Saufe  bon 


©erbctt.  727 

bxei  3af)Ten  roar  ber  ^Bau  je  weit  öorgtfc^ntten,  baß  bie  jerftreuten  Ü3lönc^e  tüieber 
im  ^(ofter  ^ufammenn)of)nen  fonnten ;  bie  pvQrf)tDoüe  .^ixd)c,  nacf)  bem  5)lui'ter  ber 
rÖmiicf)en  Maria  della  rotonda  erbaut ,  mit  einer  ipegen  it)rer  Gonftiuction  unb 
coloriftiic^en  2;ccotation  oielbelDunberten  -Kuppel,  rourbe  a.  1783  Poüenbet  unb 
icierüc^  eingcroei^t.  Unter  bie  ben  lagen  ber  Ginroeifiungg^eierlic^feit  (20.  bi§ 
28.  geptbr,  1783j  geroibmeten  6rinnerung5|cf)riTten  gcf)ört  ©erberfg  ..Historia 
Nigrae  Silvae,  ord.  i>.  Bened.  coloniae  (©t.  SStofien,  1783  ff.,  3  S3be.  4".),  im 
erften  Sanbe  mit  einer  ^bbitbung  ber  neuen  c"?ir^e  Derfet)en.  ^u  ben  Sorgen 
um  ben  23ieberaufbau  ber  ^ilbtei  famen  jene,  roctc^e  i^m  bie  ilbminiftration  bc§ 
StiHe§  unb  bie  burrf)  ^ntriguen  if)m  aurgebrungene  ^Jtötl)igung,  bie  iBenörec^te 
beffelben  ju  roatiren,  bereitete.  (Jin  ehemaliger  ftiftiicf)er  öoirat^  mad^te 
ju  Einfang  ber  fipb^iger  Safere  in  Söien  bie  eingebe ,  ha%  bie_  angebüi^  pon 
Äaifcr  Ctto  II.  auegefteüte  etiftungsuvtunbe  bei  .i^tofter?  unterfc^oben  fei  unb 
beffen  gefammter  ^Befi^  auf  Ufurpation  unb  örid^teic^ung  berul^e.  £iefe  2enun= 
jiation  foroie  eine  öfterreic^ijcf)^  lanbeö^evrtii^e  3}erorbnung  über  bie  *:i}rofe§ab= 
legung  in  ben  Ätöftern  PcranlaBte  6.  ju  einer  ^roeimaligen  ^}leife  nac^  iSien ; 
c§  gelang  i^m,  bie  Otät^e  ber  .^aiferin  'i)31aria  2:^erefia  Pon  bem  gutem  ^Red^te 
feines  Stiftes  3U  überzeugen,  unb  bie  Äaiferin  felber  entließ  i^n  beim  ^roeiten 
3Jtale  auT  ta'z  ^utboollfte,  befc^enfte  i^n  mit  einem  felbftgefticften  Ü)le§gcn)anbe, 
nnb  liefe  if)n  noc^  überbiefe  nacf)  feiner  öeimfuntt  huxd)  ein  ©efcfjenf  Don  3Siener 
^:i}orceüan  überrafdien,  roeli^el  Pon  einem  burcf)  bie  ßaiferin  bictirten  n-eunblic^en 
Si^reiben  begleitet  mar.  @.  icar  bem  öfterreic^ifdien  6Tjl)aufe  treueft  ergeben. 
6r  fü^te  bie  Pon  bem  St.  SSIafianer  5]krquarb  .perrgott  bearbeitete  Tapho- 
grapliia  Principum  Austriae  ]n  (£nbe  (C'inbau  1772),  unb  roünfci^te  bie  neuer= 
baute  StiHefir^e  .ju  einem  SRaufoleum  ber  auBerf)alb  Ceften-eic^  unb  S:eutfd§= 
lanb  ,  namentlii  in  ber  Si^rceij  ju  ^afel  unb  Äonigifclben  beigefeötcn  ^aU- 
burgif(^en  {vürften  gcmad)t  3U  fe^en.  ^IRaria  Ifierefia  nal)m  biefes  JÖor^aben 
mit  2öof)lgeTallen  au';  fi^on  a.  177<)  mürbe  burcf)  il}ren  3tefibenten  in  ber 
Sd^roei^  bie  Uebergabe  ber  !L'eicf)en  an  bal  .fflofter  St.  ^laficn  ertüirft,  mofelbft 
fie  nad)  SSoüenbung  ber  neuen  Äircf)e  in  ben  rüx  fie  beftimmtcn  neuen  6rü!_ten 
feierlii^  beigefet^t  mürben.  'M^  ein  SBeroeis  feiner  9ln^änglic^feit  an  tah  Äaifcr- 
^au5  barr  auc^'  bies  gelten,  bafe  er  noc^  in  feinen  legten  -eebeniia^ren  für  eine 
britte  oerbeferte  Sluegabe  ber  erften  jmei  iPänbe  üon  öfvrgotfe  Monumenta 
domus  Austriacae  Sorge  trug.  £urc^  ben  in  ber  sBenebictinerfi^ule^  ju 
St.  ©ermain  gebilbetcn  öen-gott  mar  ber  met:^obifd^e  betrieb  f)iftorifd^er  Stu= 
bien  na(^  St.  5i?lafien  perpfknjt  morben;  @.  fa^  bie  (Fr^altung  unb  ermeiterung 
biefer  5Irt  Pon  literarifrf)er  33etriebfamfeit  als  eine  ber  Hauptaufgaben  be§ 
pon  i^m  geleiteten  StiUee  an.  (Jr  faßte  ben  ':i>lan  einer  nac^  bem  'JiluiUx  ber 
Gallia  sacra  angelegten  Äirc^engefc^ic^te  aüer  beutfcf)en  iC'änber,  unb  faf)  ftc^ 
in  unb  auBerf)alb  bes  Stirtel  nad^  ben  beften  unb  gccignetftcn  ^DWarbeitern  an 
biefem  Unternehmen  um.  2er  -:)}robromu5  beffclben,  Don  bem  St.  :plafianer 
Uffermann  abgefaßt,  trat  in  ßerberfs  porlcßtem  \?eben3Jaf)re  ans  Üidjt :  über 
ben  loeiteren  Fortgang  biefes  bur^  ungünftige  ^eitöerböltniffe  gef)cmmten  unb 
enblic^  oöllig  5um  Stiüftanbe  gebrachten  Unternehmens  nef)e  s.  v.  Uffermann, 
^ilmbrofius  gicf)^orn,  Irubbert  -}teugart.  ^n  lebenbiger  23ecf)felbeiief)ung  mit 
jenem  Unternef)men  fottte  auc^_  bie  ftaatlic^  =  politifd^e  @efc^id)te  £eutfc^lanb§ 
urfunblid^  cr^orfc^t  unb  in  befonberen  SBerfen  bargefteüt  morben;  ber^  ^;!lnfang 
baju  liegt  in  ber  Don  bem  St.  3?lafianer  jvranj  .^reuter  perfafeten  ©efc^id^te 
ber  öfterreic^ifc^en  ißorlanoe  Dor  (1790).  05.  felber  ebirtc  einen  .Codex  episto- 
lariä  Rudolph!  I.  Rom.  Regis"*  (1772),  foroie  eine  Sc^ri't  -De  Rudolphe  Sue- 
vico  comite  de  Rhinfelden .  duce  et  rege,  deque  ejus  t'amilia-  (1785).  _®et= 
bett'§  litcrai-ifc^e  .spauptleiftungen,  melcfje  i|m,  über  baä  (liebiet  ber  arc^ipalifd^en 


728  ©eibett. 

unb  antiquarifd^en  f5foi1«^ung  l^inau§greiicnb,  in  ber  allgemeinen  ßuttuTgefd^id^te 
einen  unöergänglidjen  'iJlamen  [idiern,  betreffen  bie  ®efd)i(i)te  ber  5Ruftt. 
®.,  n)eld^er  mit  ®Iucf  SSejiel^ungen  unter'^iett,  liebte  bie  ^Jlufif  öon  S^ugenb  an, 
unb  l^atte  auf  feinen  Steifen  3af)Irei(^e  mufifalifd)e  ^Jlanufcripte  gefammelt ;  mit 
bcm  f5rtanci§caner  P,  ^Jtartini  in  Bologna  l^atte  er  bie  5Beröffentti(i)ung  einer 
erften  umjaffenben  ©efd^idite  ber  ^Iflufif  bcrabrebet,  tD05U  ^Jlartini  ben  generellen 
%i)txi,  ®.  aber  at§  fpe^ietten  S^eil  bie  (S}efc£)id)te  be§  Äird)engefange§  liefern 
fottte.  ©cl^r  öiel  öon  ben  ^Jtaterialien,  mctdie  ®.  für  biefe§  9)or^aben  in  öiel= 
jäf)rigem  ©ammeln  müf)fam  ^ufammengebrac^t  t)atte ,  tourbe  in  bem  Älo[ter= 
branbe  1768  ein  Oiaub  ber  f^Iammen;  glücEüd^er  äBeife  loar  bajumal  ber  erfte 
58anb  bee  2Berfe§  „De  cantu  et  musica  sacra  a  i)rima  ecclesiae  aetate  usque 
ad  praesens  terapus"  fd)on  gebrurft,  unb  befanben  fid^  bie  ^Ibfd^riften  ber  mid^= 
tigeren  9Jtanufcripte,  xodäjt  er  für  ben  jnjeiten  2t)eit  ju  üerttjerftien  J)atte,  aufeer= 
Ifialb  be§  ^lofterg  in  anberen  .g)änben,  namentlid^  feineS  ^yreunbe^  5}lortini.  S)a§ 
SBerf  erfc^ien a.  1 7 74  ju  ^L'inbau  in  ^mei  Ouartbänben.  Sine  anbere  nidfit  minber  tt)idf)= 
tigetiterarifd^e^ublication  mar  bie  bon  65.  beranftaüete9(u§gabe  ber  alten  firci)Iid§en 
JRufiffc^riftftetler  aus  beutfdtien,  franjöfifd^en  unb  italienifd^en  -SpanbfdE)riften  in 
3  Cuartbänben  (©t.  33Iafien,  1784).  @.  mar  übrigen§  nic^t  blo§  tl§eoretifrf)er 
^ufiffenner  unb  ^ufiffd)riftfteüer ,  fonbern  öerfud)te  fidf)  fclber  aud^  in  mufi= 
!alif(^en  Sompofitionen.  5iatürlid^  mar  it)m  barum  ju  tl^un ,  bie  ^^ftege  ber 
lird^lid§en  ^Jiufif  in  feinem  eigenen  ©tifte  jum  möglid£)ftcu  ®rabe  ber  5^ott= 
Iomment)eit  ju  erl^eben;  ber  altfird^Iidf)e  ernfte  (vf)oralgefang,  meld)en  er  in  ^om 
fenncn  gelernt  t)atte,  tourbc  burd)  i^n  in  ber  ^ixä)e  ju  ©t.  33lafien  eingcfül^rt. 
'Jtidlit  blo§  eine  ernfte  ebte  ^ufif,  fonbern  aud^  anbere  .<?'ünfte  unb  ^^i^tigfeiten 
mollte  er  in  feinem  Älofter  betrieben  fe'^en,  unb  lie^  ben  l)ierfür  öerantagten 
5Jtönci)en  unb  ßaicnbrübern  beffelben  jebe  3lrt  öon  ^örberung  angebei^en;  fo 
lie|  er  3.  S.  einen  berfelben  bie  ®la§malcrei  erlernen,  unb  bie  erlernte  Äunft  an 
einigen  f^enftern  ber  neuerbauten  ©tif tSfird^e  erproben,  ß.  mar,  ol)ne  ber  Sreue  feiner 
Iirdf)lid£)en  Uebcrjeugungen  irgenbmie  ju  öergeben,  ein  Wann  tjon  humaner,  milber 
Senfart,  meld^er  aud^  öielfadf)  mit  '4Jroteftonten  literarifdf)  t)er!el)rte,  ju  ein.^elnen 
berfelben  fogar  in  einem  nähern  5reunbfd^afteüerl)ältniB  ftanb;  bem  .spiftorifcr 
3f.  2)an.  ©df)öpflin  füllte  er  fid£)  für  bie  ^ör'berung  feiner  ©tubien  über  bie 
Liturgia  alemannica  ju  immermä^renbem  3)anfe  Oerpflid£)tet,  meld^em  er  "bei  üer= 
fdfjiebenen  Slnläffen  ben  fierjlid^ften  5lugbrudE  gab.  (£r  geljörte  feiner  @efinnung§= 
rid£)tung  naä)  ganj  ber  tljerefianifd^en  6pod£)c  an;  in  bem,  ma§  barübcr  f)inau§fdt)ritt, 
fa^  er  bebenftidf)c  D^euerung,  bie  er  um  fo  meniger  billigen  fonnte ,  je  fid^tlidt)er 
fidf)  biefe  gegen  baSjenige  !el)rte,  momit  fein  gauje^  perfönlid^es  ©ein,  5£)enten 
unb  (^•ü'^len,  fomie  feine  berufli(f)e  Seben§ftellung  auf§  cngfte  öermad^fen  mar. 
^rül^jeitig  ^atte  er  fd)on  ale  3tnl^änger  einer  gemäßigten  9Jlitte  bie  innerf)ütb 
be§  ^atl)olici§mu§  l)erüorgetretene  ©pannung  jmifcfien  ^^^apaliften  unb  (5piö= 
copalen,  Ultramontanen  unb  GiSmontanen  betlagt  (bgl.  feine  ©d£)rift  ,.I>e  com- 
munioue  potestatis  ecclesiasticae  inter  summos  ecclesiae  principes,  Pontificem  et 
Episcopos",  1761);  ba§  ^luffommen  be§  t^ebroniani§mu§  mürbe  öon  il)m  al§ 
f(^toere  ©c()äbigung  ber  .fiird^e  empfunben,  unb  er  fd^mcid£)ette  fidt)  jum  nad)= 
träglidjcn  SBiberrufe  feine§  f^i-'^unbeS  3-  '^t-  öon  Jpontl^cim  @inigee  beigetragen 
p  !^aben.  S)ie  mit  bem  ö'e'öi-'onianiSmug  üerfdt)mifterten  Xenbenjen  beö  ^0= 
fepl)ini§mu§  feierten  fid^  unmittelbar  gegen  bie  Ätöfter,  für  beren  )Hed£)te  er  al§ 
$räfe§  be§  brei§gauifd^en  5t>rälatenftanbe§  tämpfenb  einjufteljen  |atte.  3n  feiner 
„Ecclesia  militans"  (1789)  feierte  er  fidf)  birect  gegen  ba§  3fofepl|inifc^e  ©taat§= 
!ird£)ent^um ,  inbem  er  au§  ber  @ef(i)idE)te  ber  bergangenen  Sat)rl)unberte  nac^= 
äumeifen  fui^te ,  ba|  bie  (Sinmifd^ung  meltlid^er  ^erren  unb  iVürftcn  in  inner= 
firc£)lid^e  33er'§ältntffe  ber  ^ird§e  jeberjeit  ©droben  gebrad£)t  f)abe.   ©ofern  ber  geÖi^O' 


©erbtet.  729 

nianiemue  aus  bem  ßatticaniSmui  unb  ^anfenilmus  '^erauggeteac^fen  toar,  ba 
ja  ber  ^anfenift  Dan  ßepcn  §ont|eim§  'xitf^xn  geiDefen  toar,  gla-ubte  er  in  feinen 
legten  SeBen^ia^ren  aud^  bie  f^eologifd^e  (Srunblage  be§  ^anfeni^mus  einer 
t^eologifc^en  ^^rüiung  untcr^ie'^en  ju  joüen  („Jansenisticarum  controversiarum 
ex  doctrina  S.  Augustini  retractatio" ,  1791).  ^orf)  tierer  mußte  @.  felbfb 
öerftänbtici)  burd^  bas  UmfidigreiTen  be§  9}ottairiani6mu§ ,  bes  Freimaurern  unb 
^ttuminatenioefenS  fid^  berütirt  Tüllen;  leine  klagen  ^ierüber  [inb  in  feiner 
Ecclesia  militans  niebergelegt.  3lef)nUd£)en  ^xi\)aiW^ ,  toie  biefe  ©c^rift  ift  fein 
Opus  posthumum  mit  bem  2;itel:  .,De  sublimi  in  Evangelio  Christi  juxta  di- 
vinam  verbi  incarnati  oeconomiam"  (1793).  ®r  fci)ieb  am  13.  SOlai  1793  au§ 
bem  irbifdf)en  Seien ;  feine  Seid^e  mürbe  in  ber  öon  it)m  erbauten  neuen  <Stiit§= 
lird^e  beigefe^t,  einer  feiner  öertrauteften  greunbe,  ber  StiftScapitutar  ^o^- 
S3apt.  2öei^  :C)iett  bie  im  5)rucEe  crfi^ienenc  Xrauerrebe  auf  i£)n  (@t.  SBlafien, 
1794,  4".).  5lad)ruie  unb  biograp^ifd^e  ©fijsen  über  if)n  finben  fid^  öer^eic^net 
in  ber  öaüe'fi^en  ©ncDctopäbie  s  v.  ©erbert;  eine  neuefte,  in  bie  ©efd^ic^te  bei 
©t.  ^Blafien  öcrmobcne  S)arftettung  feine§  2eben§  unb  2öirfen§  nebft  einem 
d^Tonotogifd^  georbneten  S5er3ei(i)niB  feiner  gcEiriften  gibt  ^of.  Sober:  S)a§  e:^c= 
matige  ßlofter  ©t.  25lafien  unb  feine  ©ete'^rtenafabemie  (©eparatabbrurf 
au§  bem  ^yreiburger  S^iöcefanard^iö  Sb.  VIII)  ©.94—111;  ebenbaf.  ©.  99 
bie  '^totij  Don  ber3erftörung  ber  nad^  Sluf^ebung  bes  ©tirteS  nod^  cr^Uen  ge= 
büebenen  fi^önen  Äird)e,  bie  ®.  erbaut  '^atte,  burcE)  einen  SSranb  am  7.  gebr. 
1874.  aSerner. 

Verbiet:  S5alti)afar  ©.,  ^hniaturmaler ,  geb.  ju  ^Jtibbelburg  1592, 
t  1667?  (ögt.  Äramm'e  ©upplement  ju  feinem:  Dictionnaire  des  artistes  hol- 
landais;.  ®.  befd^äftigte  fid^  mit  ^lalerei,  31rd^itectur,  3)iplomatie  unb  ©taat2= 
ö!onomie.  ©ein  geben  mar  ebenfo  unruhig  toie  mit  ^ntriguen  eifüüt.  6t 
entbedfte  u.  a.  ber  ^nfantin  Sfabella  gegen  eine  SJergütung  öon  20000  3:f)alem 
eine,  Don  bem  ^önig  Don  ßnglanb ,  bem  ^rin3en  Don  Cranien  unb  9tidt)etieu 
angebettelte  35erfd^mörung  gegen  ©panien.  1613  reifte  &■  nai)  ßngtanb ,  roo 
er  junäd^ft  in  ben  S^ienft  bc§  A^eräoge  Don  33udfingf)am  trat,  ber  it)n  mit  nad) 
©panien  na^m.  ©päter  roarb  @.  ber  (Sünftting  Äarl  L,  tt»eld£)er  i^n  mit  mid^= 
tigen  Slufträgen  betraute  unb  i^n  jum  Üiitter  f^lug.  (Sr  roarb  in  biplomatif^c 
llntert)anbtungen  mit  ^ineingeaogen  unb  auc^  mit  Ütubens  Der^anbette  er  im 
5ftamen  feine§  ^errn,  bee  ^önig§  Don  gngtanb.  S)ie  ^meite  i^m  anDertraute 
5Jliffion  1631  gej^af)  f{^on  unter  officieüerem  6f)arafter.  ßr  mar  bei  ber  Sp 
fantin  gut  angefc^iieben  unb  l^iett  fid£)  roä^renb  einer  Dtci^c  Don  ^a^ren  in 
Srüffel  auT,  unb  eben  in  biefe  ^eit  fallt  bie  oben  erroa^itte  i^erfc^roörung,  roie= 
root  fdfiroer  ju  begreifen  ift,  ba^  Slaxi  I.  roie  bie  f^franjofen  i^m  banac^  il^re 
Unterftü^ung  ni^t  entzogen  f)aben.  3Iber  1641  ert)ält  er  Don  Äart  I.  eine 
^taturatifationiurfunbe  unb  1643  in  granfrei^  bie  3}ergünftigung  Seii)f)äufer 
roiebcr  einfül)ren  ju  bürfen.  S^od)  l^at  er  roenig  greube  an  biefem  i^m  ^om 
^önig  Don  gi-'anfreid)  Dertie^enen  *:)}tiDitegium  gehabt,  ba  man  il^n  mit  Cuä= 
(ereien  Deriotgte  unb  ibm  feine  9tu^e  liefe.  (Sr  30g  ba^er  roieber  nad)  ©nglanb 
jurücE,  roo  er  fid)  nieberliefe  unb  balb  ati  ©d^riftfteEer ,  ba(b  a(§  mala  tf)ätig 
roar,  bod£)  getane;  ei  i^m  roeber  auf  bem  einen  nod)  auf  bem  anbercn  3Beg 
beffer  al§  in  ^oüanb,  too^in  er  fc^üefeüc^  überfiebelte  unb  roo  er  neue  SBerfe 
'^erauigab.  ©.' beroo{)nte  längere  ^eit  S)elft,  boc^  30g  er  1653  nac^  93UbbeI= 
bürg.  Sias  ftäbtifd^e  3tegifter  fü^rt  i'^n  auf  mit  „feiner  grau  ©ema^ün,  .^crrn. 
©o^n  unb  gräulein  locfeter".  Um  1657  fiet  i^^m  ein,  in  ©urinam  fein 
©d^irffat  3u  üerfud^n.  (Jr  giünbete  bort  eine  Sotonie  jum  3tnbau  bee  Sanbel 
toa%  x\)m  jeboÄ  nic^t  gtüdte ,  unb  fo ,  Dom  ©c^idEfal  Derfolgt ,  fe^rte  er  roieber 
l^eim.  ßnbtid^  f(^ienen  beffere  2age  ju  fommen,  bie  mit  ber  ^)tüdfel}r  ber 
©tuarfg  unb  ber  X^ronbefteigung  Äar(§  II.  anfingen.   @erbier"§  ^^tngetegen'^eiten 


730  ®"t)l  —  @crbc§. 

orbneten  ]ic^  unb  er  befd^äftigte  fi(^  au§f(i)(ie^li(^  mit  Sccoration  unb  %xd)i= 
ttttux.  Ueber  Ic^tere  gob  er  S(i)riiten  f)erau§.  @r  ftarb  in  ßonbon,  nadjbem 
er,  toie  e§  getoi^  j(i)eint,  au§  bcr  fattjolij^en^irc^e  au^gef (Rieben  trar.  Üiad^ 
getüiffen  3)ociimenten  luäre  ®.  1572  geboren.  .g)iernad)  mü|te  er  beinal^e 
lunbertjälirig  gettjorben  fein  unb  mit  85  ^a'^ren  bie  'Steigt  nac^  SCßeftinbien 
unternommen  tjahen,  tt)a§  boc^  jet)r  unroal^rfi^einlid)  ift;  au^erbem  finb  .'R'romm'ö 
^Jiact)rid)ten  un^n^eifet^it.  ®.  f)nt  nur  menige  ''JJlalereien  '^intcrlaffen,  iebcnfaü§ 
finben  fi(f)  bereu  nur  menige,  aber  er  t)at  öerld^iebene  3lrbeiten  über  9lrcf)itefur, 
ben  5prei§  be§  ^Jlatevial§  ic.  IjerauSgegeben.  SSan  2)t)cf  1)at  jein  33ilb  ge^eic^net, 
ba§  al§  ©tid)  in  ßorneilte  bc  33ie  ju  finben  ift.  ©irct. 

©crbl  f.  ®crbcl. 

©crtfcn  f.  (Werten. 

(Serben :  S)aniel  ®. ,  au§gejeid)neter  2!^cotoge  bcr  reformirten  Äird)e, 
namcntlid)  auf  bcm  ©ebiet  ber  9leiormation§gefc^i(^te.  @r  mürbe  ben  19.  ?lprit 
1698  ju  33remen  geboren,  au§  einer  angefe'^encn  ftäbtijd)en  fvon^ilif-  -^iac^bem 
er  QU|  ber  ftäbtijd)en  t)o]§en  ©d)ule  ju  SSremen  jid)  für  eine  juriftifd^e  Saufba^ 
öorbereitct  aber  aud^  babei  orientatift^e  unb  gried)ifd)e  ©procfiftubieu  getrieben  tjatte 
—  im  ^.  1716  bigputirte  er  j.  35.  über  ben  *^^tuto§  be§  ^riftop^ane§  gegen  9{id)arb 
58entlet)'S  ^nfidjten  —  manbte  er  fidE),  angeregt  burd£)  au§geäeid)nete  !öremijdt)e 
2{)eologen,  namenttid^  burd£)  ben  berühmten  ^^riebridt)  3lboIi  ßampe  unb  I^eobor 
.»pafe  ber  ^'^eologie  ju.  Sfm  ^.  1719  ging  er  jur  ^^ortfe^ung  feine§  StubiumS 
nadf)  Utrcdt)t,  mo^in  aud^  fein  ßef)rer  !iJampe  1720  berufen  tourbc.  1722  rourbc 
er  ßanbibat  be§  ^h-ebigtamte§  im  .^aag,  moraui  er  eine  Oteijc  burd^  JpoIIanb, 
S)eut|dE)Ianb  unb  bie  ©d^meij  mad^te,  auf  ber  er  mit  mand^en  (Sele'^rten,  nament= 
lidt)  mit  .^iftorifern  in  5öerbinbung  trat,  ^m  ^-Begriff  jum  ^roiefjor  bcr  2;^eo= 
logie  nad^  ,^anau  ernannt  ju  merben ,  mä'^lte  i'^n  bie  rejormirte  ©emeinbe  ju 
äöageningen  in  ^ollanb  ,^u  i{)rem  ^rebiger,  mel(^e  ©teile  er  im  3.  1724  an= 
na^m  unb  2  ^a^re  lang  befleibete.  1726  mürbe  er  an  bie  Uniöerfität  ju 
3)ui§burg  al§  ^^-^rojeffor  ber  Sl^eotogie  bcruien ,  nadf)bem  er  öor^er  t)on  Utredt)t 
bie  tl^eologifd^e  2)octormürbe  erholten  l^atte.  1728  mürbe  it)m  aud)  ba§  i^aä:} 
ber  ^ird)engefd)id^te  übertragen.  9U(^  neunjäl^riger  SBirtfamfeit  in  ®ui§burg 
fam  er  at§  '^-'i-'oi^ffoi-'  '^^^  2t)eoIogie  nadt)  ©röningen,  mo  er  audf)  fpäter  bie  ©tcüe 
eine§  UniterfitätäprebigerS  übernat)m,  unb  bafclbft  am  11.  ?Vebr.  1765  ge= 
ftorben  ift.  ^n  5Be,^ie^ung  auf  feinen  tl^eologifdf)en  ©tanbpunft  im  5tllgemeinen  folgte 
®.  bem  ©l;ftem  be§  berü'^mten  ßocccjuS  unb  feine§  2e{)rer§  Sampe,  beffen  nad£)ge= 
laffene  ©d)rijten  er  auc|  ebirt  l^at.  S)iefer  ©tanbpunft  tritt  in  feinem  (iom= 
penbium  ber  bogmattjd£)en  Sl^eotogio  '^eröor,  h)eld)e§  er  1734  =;u  S)ui§burg  unb 
äel)n  3fat)ve  fpäter  nod^  einmal  tiermel)vt  !^erau§gab.  ©eine  ^auptt^tigfeit 
liegt  aber  auf  bem  '^iftorifd^en  Gebiete.  ^Jtad^  bem  S5orbilbe  ber  bibliotlieca 
Bremensis  gab  er  öon  1732  an  bie  „Miscellanea  Duisl^urgensia"  (2  25änbe), 
unb  öon  1736  an  bei  feiner  Ueberfiebelung  nadl)  Groningen  bie  „Miscellanea 
Groningana"  al§  gortfe^ung  ber  S)ui§burger  9Jti§cellaneen  (4  33änbe  1736  bi§ 
1743)  :^erau§,  in  meldt)en  3eitfd^riften  bie  ejegctifd^en  3lrbeitcn  nod)  ba§  Ueber= 
gemid^t  über  bie  t)iftorif^en  '§aben.  35on  1744 — 52  erfd^ien  in  4  Cuartbänben  ba§ 
midt)tige  unb  nod^  immer  gefud)te  unb  tücrtliöoHe  2öerf  „Historia  reforniationis  sive 
annales  Evangelii  seculo  XVI".  ;^n  einer  fef)r  Haren  unb  grünblid£)en  äöeife  be= 
fd)reibt  er  ben  ®ang  ber  reformatorifd^en  Semegung  bur(^  Europa,  unb  fügt 
unter  bem  SLitel  „Monuiiienta  antiquitatis"  jebem  Sanbe  einen  urfunbticl)en 
Xtjtil  ^um,  in  meld^em  er  mand^e  biSl^er  unbe!anntc  S)ocumente  unb  SSriefe, 
namentlich  öon  bem  ©trapurger  ^Reformator  ßapito  mitt^eilt,  meIdC)e  Ö).  au§ 
bem    ^tac^laffe    be§  .speibelberger  Il^eologen  ^einrit^   9ltting   empfangen  l^atte. 


®cibc§.  731 

(Sin  umfangreic^eteg  Utfuiibenbud^  t)aupt^ärf)ürf)  Tür  bie  3^^^  ^^"^  Deformation 
gab  @.  öon  1748  an  bi§  1763  unter  bem  Jitel:  „Scrinium  antiquariuni  sive 
miscellauea  Groningana  nova"'  in  8  SSänben  f)erau6,  worin  eine  gro^e  IDtenge 
tDid)tiger  Urfunben,  2el6en§befc^rcibungen  k.  mitgef^eitt  roirb.  ©.  ^at  tür  feine  ^tii 
für  bie  iReformation§gef(f)i(^te9lu§ge3ei(i)nete§  geteiftet,  was  um  fo  mef)r  an.juerfennen 
ift,  ba  er  firf)  bie  Xocumente  nur  mit  5Rüf)e  oerfctjoffen  tonnte.  'Dkc^  feinem  Jobe 
erfrf)ien  auc^  ein  Sßert  über  bie  ^Reformation  in  Sita^icn  unter  bem  Jitet :  „Spe- 
cimeii  Italiae  reformatae.  f)erau§gegcben  Don  ^oÜebecf",  öeibcn  1765.  4.  S)ie 
umfangrei^en  '^iftorifcfien  5tu^eid)nungen  be§  2Befc(er  ^aftor§  5lnton  »an  S)ort'^, 
metdie  je^t  im  Staateardiiü  ju  ^üffetborf  aufbema!§rt  werben,  finb  bem  ausge= 
äeid)neten  'IJlanne  tro^  feiner  33emü!§ungen  teiber  nid^t  5U  ®eficf)t  gefommen. 
£>ie  33erbienfte  tion  @.  würben  übrigen^  f(^on  ju  feinen  öebäeiten  üietfad)  aner= 
fannt,  fo  warb  er  j.  SS.  ^Jtitgtieb  ber  '3lfabemie  ber  2öiffenf(f)aften  ju  SSerlin. 
lieber  fein  '^eben  f.  eine  autobiograp'^ifdie  ©fiäje  in  ben  Miscell. 
Duisburg.  I,  126  ff.  unb  eine  Erweiterung  berfelben  in  ben  Miscell.  Gro- 
ningana I,  178—184.  6.  ^rafft. 
dcrbcg:  @eorg  @uftaö  @.,  geb.  am  8.  ^an.  1709  ju  20i§mar,  geft. 
1758  ju  ©tettin,  Botjxi  be§  1725  geftorbencn  <Secretär§  beim  fd^webifc^en  2ri= 
bunal  ju  3Bi§mar,  ^oad)im  Henning  @.  @r  ftubirte  nid)t,  wie  fict)  angegeben 
finbet,  äu  ^toftocE,  wol  aber  ju  ^etmftäbt ,  wofelbft  er  auf  @runb  ber  -Disser- 
tatio  inaugur.  pragmatica  de  debitis  ex  feudis  praecipue  Pommeraniae  sol- 
vendis",  Helmstadii  1732  ^octor  ber  'Tiec^te  würbe.  "Rod)  in  bemfelben  ^ai^xt 
trat  er  bie  Stböocatur  unb  ^^^rocuratur  bei  bem  Tribunal  feiner  Sßatcrftobt  an, 
würbe  1743  Senator  unb  ging  ba§  ^ai)x  barauf  ali  fönigt.  preu§ifct)er  3ufti3= 
rat^  unb  ©tabtftjnbicuS  nad^  Stettin,  ^n  ben  ^aijxen  1736—44  gab  er  ju 
SGßismar  tjtxauS)  „51ü^(icf)e  (Sammlung  oerf(f)iebener  guten  %^e\l^  ungebrurfter 
Sd)riften  unb  Urfunben,  weld)e  bie  ^Jtecflcnb.  2anbe§re(i)te,  @efcf)ic6te  unb  93er= 
faffung  erläutern  fönnen."  9lt§  ^itgtieb  ber  ju  ©reifewatb  unter  bem  Ütamen 
Colleetorum  historiae  et  iuris  patrii  gebilbeten  @efeüfd)aft  na^m  er  regften  3ln= 
t!§eil  an  ber  ^Bearbeitung  ber  in  jWei  „'ütugiertigungen"  1747  unb  1756  er= 
f^ienenen  „9lu§ertefenen  Sammlung  üerfc^iebener  ^Jtact)ridC)ten  jur  Äenntni^  be§ 
.^^erjogtl^umö  S^or=  unb  .pinterpommern,  wie  audf)  ber  ^nid  Dlügen."  Sie  zweite 
Ausfertigung  ift  fein  alleiniges  93erbienft.  'Hoä)  feien  awei  2;rucffc^riften  au§ 
ben  9tnf äugen  feiner  litterarifc£)en  I^ätigfeit  erwäl^nt:  „Diss.  de  eo.  quod  ju- 
stum  est  in  casu  dubiae  ac  litigiosae  successionis  principum",  Jpamburg  1730 
unb  „Diss.  epist.  ad  Aug.  ßalthasarem  de  iurisdictione  criminali  academiis 
speciatim  Grvphioae  competente".  Vismariae  1734. 

S5gt.  '2lbelung  unb  ^ö^er  II,  1414.     53ernl).  .^xtV),  23eiträge  jur  iötecfl. 
Äirct)en=  unb  @etet)rtengefc^i;^te  I,  307.  Schirr  mac^  er. 

^erbeö:  ^f)itip|)  23altt)afar  ßJ.  —  au§  einer  alten  mecftenburgifd)en 
nacf)  ^^ommem  übergefiebelten  gamilie,  weld)c  eine  Cilie  äWifd)en  33Iumcnjweigen 
im  2Bappen  tüfirt  unb  au§  ber  ^afilreic^e  ^^^aftoren,  @eridt)t6=  unb  9tatf)§mitglieber, 
unter  if)nen  audf)  ber  JribunatSpräfibent  2!aüib  Öeorg  Don  6.  (1726  —  29) 
^erDorgingen  —  geb.  äu  (Sreifswatb  168U,  t  'JloDember  1736,  war  ber 
So'^n  be§  '^^rofefforS  unb  ipofgerict)t5birector§  griebridf)  @.,  geb.  1634,  geft. 
1696,  eines  nam'^aften  ^uriften,  beffen  Schritten  3tuguftin  S5altf)afar 
(f.  b.;  1729  in  2  Sßänbeu  l^erausgab.  Ütac^bem  er  bie  @t)mnafien  ju  ®reif§= 
walb  unb  Stratfunb  bcfud^t  ^atte,  ftubirte  er  feit  1698  in  (Sreifgwalb  unb  >!palle 
bie  p£)itofop:^ifc^en  unb  iRed)t§Wiffenf Raffen  unb  begab  ftd^  bann  nacf)  9io= 
ftocf  3U  feinem  Schwager,  bem  '^erjogl.  mecftenburgifc^en  Otegierungsrnf^e 
^acob  SSalf^üfar,  um  fid^  für  bie  juriftifcf)e  ^$rari§  ausjubilben.  'Rad)  Sreif§= 
walb  äuxürfgefe^rt,  begann  er  biefe  JGaufba'^n  unb  warb  jugteic^  1708  ^;!icentiat 


732  ©cteon  —  ®crt)arb,  ^.  D.  S^etg. 

ber  Üiedite,  üfterna^m  jeboif)  nacf)  ^4^altt)en'§  2obe  1713  bie  orb.  ^H-ofejfui  ber 
6ef(i)i($te  unb  ^Jtoral  in  ber  )3'f)itofopf)t|c^en  ^^acultät ,  in  treldicm  3tmte  er 
llnitievfalgefrfiicfite  unb  5Uturred)t  lai.  ^m  ^.  1714,  nac^  Sd^aif'S  Jobe  er= 
l^ielt  er  eine  orbentlid)e  ^^^rofeffur  ber  3fui-"i^pi-"u^en5  unb  la%  ^^^ftitutionen,  ^au= 
bectcn,  ße^nSrerfit  u.  21.  naä)  ben  2et)rBüd)ern  öon  ©tr^cE,  Sauterbad)  unb  @. 
51.  ©truüe.  3fn  ©emeinji^Qit  mit  feinem  23etter  .«penning  (£r)riftopt)  65.  (t  1723), 
toetd^er  gteid)iatt§  feit  1701  eine  ^^^rofeffur  be§  römifd)en  '){ed)te§  öerttjaüete, 
tnar  er  auc^  am  ßonfiftorium  tlf)ntig  unb  touibe  nac^  beffen  2obe  1724  S)irector 
beffetben.  Seibe  iJied^t^gele^rten  :^atten  in  biefer  ^fit  aud)  einen  ttjefenttidien 
(Sinflu^  auf  Stuguftin  33alt^afar'§  juri[tifd)c  ^luäbilbung.  ^n  ber  ^otge  betl^ei^ 
ligte  er  fid)  aud)  an  bem  in  ©reiföroatb  ätoifdien  ben  9InI)ängern  bes  ^;pieti§mu§ 
(5eH)arbi,  Sfluömetjer,  ^.  ^.  33altt)afar  unb  bem  gü^i^ei^  öer  Drtl^oboren  ^. 
^apU  au§gebro(^fnen  Streite,  inbem  er  bie  ^ietiften  öom  iuri[tifd)en  ©tanb^ 
:punfte  au§  öertfjeibigte ,  morauf  fic^  bie  ©c^rijt  „De  jurisprudentia  non  i)api- 
zante",  1731  16e,^ieJ)t.  9}on  feinen  übrigen  ^Ib'^anblungen ,  tt)cld)e  S)ät)nert  im 
©reifSmalber  Uniö.  6at.  I,  751  unb  SBiebcrftebt  aufführen,  ift  bcfouber§  ^u  nennen : 
„De  Germaniae  in  circulos  et  praecipue  in  sex  divisionis  origine",  1710.  9lad^ 
einer  furzen  35ertt)altung  be§  |)ofgerid^t§birectorate§  feit  bem  ^.  1734  ftarb  er 
pU^üi^  im  S-  1736. 

^Bieberftebt ,  9tad)ri(^ten  jc,  ©reifSwalb  1824.  —  Äofegarten,  &t]äj.  b. 

Unit).  I.  5.  279.  —  ':|.U;(,    '4>oi""ierfd)e  ®efd)id)t§ben!mäler  V,    ©.   18,  47. 

^  ii  d  e  r  m  a  n  n. 
Ö^crcoii:  'i)lico  taue  6.,  ^Jtaiujer  SancettariuS  unter  ben  ßrjbifc^öien  unb 
Äurfürften  ©(^toeifarb  öon  ßronenberg  (1604—1626)  unb  ©eorg  iyriebrid^  öon 
©reiffenttau  (1626  — 1629j,  toattete  feinet  9lmte§  in  ben  fd^mcren  3citen  öon 
(Stiftung  ber  Siga  (1609)  bi§  ju  jener  (Spo(^e  be§  brei^igjätjrigen  ÄriegeS,  too 
ber  Äurfürft,  beffen  '^anb  toiebert)ott  öon  SBaüenftein  bcbrüdt  tourbe,  in  @r^ 
fenntni^  ber  (Jnb^iete  beffelben  3ur  (Jntferuung  3BaIIenftein'i  ernfttid^e  ©dirittc 
einleitete.  Unter  biefen  Umftänben ,  bei  ber  ^eröorragenbeu  ©tettung  feiner 
dürften  innert)alb  ber  Siga  unb  bei  bem  energif(^en  (Eingreifen  ber  l;)iegenten  in 
bie  ^otitifc^en  3}ert)äUniffe  mar  @.  eine  gro^e  ^lujgabe  gefteüt.  ^nnit  finben 
tt)ir  it)n  in  '-Begleitung  feine§  §errn  in  ';)5rag  (1610),  too^in  i^aifer  9tubolf  ben 
©r^bifc^of  ©dimeitarb  berufen  '^tte,  um  mit  il^m  unb  anberen  güi-'ften  bie 
^Uttel  unb  äßege  jur  ?lnbaf)nung  einer  3}erftänbigung  mit  ^att)ia§  unb  bie 
S3eitegung  ber  3ütid)"fd)en  (Jrbfolgeftreitigfeiten  ]u  berat^en  (Joanuis,  Script, 
rer.  mog.  I.  915).  ^n  teljterer  9tngelegenl)eit  marb  Ci>.  nebft  SInberen  mit  ber 
9Jtiffion  betraut,  am  franjöfifd^en  Aöofe,  fomie  an  bem  öon  $5ranbenburg  unb 
^Jceuburg  bie  "Diieberlegung  ber  SBaffen  3U  betreiben.  2)ie  (^efanbtfdiaft  tüurbe 
auf  bem  2öcg^  jurüdberufen  unb  ein  ßonöent  nad)  Göln  au§gcfd)rieben,  auf 
metd)em  ®.  feinen  -'perrn  öertrat.  5lud)  ^ier  marb  fein  (Erfolg  erhielt  (Joannis, 
1.  c.  I,  917).  3fnt  9luguft  1619  folgte  @.  bem  Äurfürften  nad)  (vranffurt  jur 
fS^af)l  ^^erbinanbS  II.  (Sine  te^te  ^iffion  mar  bie  3um  GonOente  nad)  Singen 
(25.  S^uni  1628) ,  auf  n)eld)em  eine  ernfte  23orftellung  an  ben  f?^üifer  um  (5nt= 
fernung  3öattenftein'§  berufnen  rourbe.  2)ie  33efd^lüffe  famen ,  ba  SBatlenftein 
9lbplfe  öerfpra(^,  junäd^ft  nid^t  .^ur  3(u§fül)rung. 

^urter,    3ur   @efd§idt)te   SBaßenftein'e   ©.   224   ff.,    270.     C.    ^lopp, 

Xiltt)  I,  478.  Sodenl^eimer. 

(^crljarb,  be§  erften  ^Jlarfgrafcn  unb  .öerjog«  SBil^elm  öon  Sfülid^  ältefter 
©o'^n,  nimmt  eine  gemiffe  Sebeutung  in  ber  nieberr^einifc^en  !;llegenten=  unb 
S;erritorialgefcl)id^te  burd)  ben  Umftanb  ein,  ba§  er  aU  6rbtl)eit  feiner  ©emal^tin 
^argarett)a,  itod^ter  beS  @rafen  Otto  IV.  öon  5Raöen§berg  unb  ©nfetin  2lbolf§  V. 
öon  SSerg,  1348  biefc  beiben  Territorien  an  ba§  ^ülid^'fd^e  ^iau§  brad£)te.    ^tvax 


@erf)Qtb  I.,  J8.  0.  ^Bremen.  733 

fanb  bama(§  noc^  feine  SBerehügung  bcv  beiben  .perjogt^ümev  5ü(i(f)=53er9  [tatt, 
benn  ®.  fucccbirte  gar  nic^t  im  ©tanimlanbe  feineä  Sßnterg,  ftarb  üiclmr^v  ]ä)on 
Dor  biefem  im  S.  1360  (18.  ^nd).  3lber  jein  (änfel  2tbo(p()  beerbte  »üieber 
9fieinolb  Oon  3ülid^=®elbern ,  ben  ßntel  2ßit^elm§,  unb  fo  toar  burd)  i^n  boc^ 
bet  ©runb  gelegt  ju  ber  gonccntrirung  nieberr^einiicfier  ^ürftenf^ümer  in  einer 
.«panb,  tüie  fie  fpäter  in  noc^  ^öf)erem  ''Ula^t  feitens  GteDe  [tattjanb.  '^tußerbem 
aber  Oerme'^rte  ber  junge  tapfere  ö^ürft,  ber  '^voütif  feines  .öaujee  getreu,  in  ben 
^ämpTen  auf  ©eiten  'L'ubwigs  bce  SBaiern  unb  i?'ar[s  Don  l'uremburg  in  @emein= 
jcfiaTt  mit  jfinem  S}ater  gegen  bie  (abignoni[tifc£)='i  iran,]öfi|cf)  gefinntcn  berjeitigen 
Örjbifdiöie  öon  Äötn  fein  Territorium  in  fur^er  3cit  um  bie  .öerrf(i)ait  .parben= 
berg,  Stabt,  (S(i)(o^  unb  3"^^  3U  ^aiferSroertf)  unb  ben  Jpof  ©olingen. 

i3acomblet'§  Urfunbcnbud)  be§  Weberr^einS,  Sb.  III.  Sacomblet'S  3irc^iö 
für  bie  ©efc^ic^te  bes  Oiieberr^cine ,  58b.  IV,  <B.  06 — s2 ,  S.  236—252. 
t).  .'paeften  in  ber  ^eitfcfir.  be§  bergifc^en  ®ef(i)id)t§t)erein§,  58b.  II  ©.  19  —  23, 
III,  ©.  232  f.  ©occfe. 

©cröarb  I. ,  58ifc§of  üon  Cänabrüd  1192  —  1216,  f  at§  (irjbif^of  Don 
.Pjamburg  =  35  r  e  m  e  n  am  13.  Sluguft  1219;  ber  te^te,  toetc^er  bis  ju  feinem 
lobe  ben  .Hamburger  Sitct  führte,  war  ber  aioeite  Sof)n  beS  ©raren  öeinricf)  I. 
öon  Dtbenburg,  be§  ©tifterS  ber  SGßitbeS^äufer  ßinie  (t  1167)  unb  ber  loc^ter 
beS  ©rafen  ^einrid)  öon  (Leibern.  Sl(S23ifc^of  3lrnotb  am  15.  Xecember  1191 
auf  bem  ^reu,viuge  geftorben  toar,  wä^tte  i^n  ba§  Dänabrüder  2/omtapitel,  mit 
bem  er  fid)  aber  im  Kampfe  ätoifd^cn  ^^f)iüpp  unb  Dtto  IV.  al§  treuer  Stn^änger 
ber  otaufer  unb  öegner  ber  ^ütftenpolitif  überwarf;  aud)  fd)eint  er  mit  ben 
J^ird)engütern  nid)t  üorfii^tig  getoirtt)fc^aftet  ]n  t)aben.  S^er  Streit  jtoifc^en 
^nnocenä  III.  unb£ttoIV.,  ber  fid)  im 'Jiorben  in  ben  (Eingriffen  2JÖatbemar§  bes 
(SJroBen  üon  S)anemart  unb  in  ber  äwiefpäüigen  @r3bif(^of§n)af)I  ber  SDomfapitel 
öon  33remen,  ba§  ben  Sd^teStoiger  35ifd)of  3Balbemar,  unb  .Hamburg,  bas 
5Burd)arb  üon  ©tumpen'^aufen  toätjÜe,  wieberfpiegeüe ,  brachte  1210,  ba  ber 
'^apft  betbe  nid)t  beftätigte,  Sßalbemar  bannte  unb  Surc^arb  üer^iditetc,  beffen 
naf)en  S5ertoanbten  &.  burd^  2öa^t  be§  Sremer  S)omfapitet§  am  30.  Dctober 
auf  ben  crjbif(^öftid)en  Stu^t,  ben  er  aber  erft  1216  einnefjmen  fonnte.  (Js 
tüurbe  if)m  beS^atb  geftattet  bie  C§nabrücfer  2)iöcefe,  nad)  ber  er  auc^  genannt 
tüurbe ,  beijube^lten.  S)er  gebannte  Sßatbemar  würbe  inbe^  Qegen  il^n  burd) 
Ctto  IV.,  bur(^  bie  ©tabt  33rcmen  unb  burd)  bie  ©tebinger,  bie  namentüd) 
feit  1207  if)re  Äraft  Ratten  fenncn  lernen,  gehalten,  bie  auf  Seite  @erf)arb'§ 
ftefienben-  ^inifterialen  bagegtn  burd^  bie  tro^igen  dauern,  roetc^e  felbft  bie 
ftarfe  58urg  -J^agen  an  ber  llJ^arfd)  Cfterftabe  berannten,  niebergeroorfen.  9lber 
burc^  eine  9heberlage,  bie  @raf  ^einrid)  II.  üon  ,spoQa  =  Stumpen!^aufen,  Ö)er= 
^arb'S  ©ro^neffe,  üor  ber  Surg  .poi^a  1212  ben  Sauern  beibrad^te,  änberte 
fi«^  ber  Äampf,  obtool  nod)  1214  ber  ©i^  ber  (Sbett)errn  üon  ©tötet  jerftört 
lüurbe.  '31I§  Äaifer  gr^c^^i'^  II-  ^"^  "^5.  ^uli  1215  in  Stachen  gefrönt  rourbe, 
affiftirte  @. ,  aber  nur  als  33ifd)of  üon  Cinabrüd ,  boc^  nannte  er  fid^  fcf)on 
früher  im  fetben  3Eif)i-'e  ßtjbifdjof.  Dttoe  IV.  ©turj  lie^  if)n  nun  aber  bie 
©tebinger  gewinnen ,  üielleid)t  burd)  3Iufgabe  ber  bod^  nur  mit  (bemalt  beiju^ 
treibenben  3cf)i^ten,  unb  fo  ftü^tc  er  ftc^  "^infort  wefentlid^  auf  biefe  gemrdfjteten 
35auerlanbe  ber  5JUrfd)en,  bereu  2ro^  boburdE)  fo  n)udC)§,  baß  @.  aU  inbirefte 
3}eranlaffung  be§  auSrottenben  ^reujjugl  feineg  ^lac^folgerS  (^ert)arb  II.  an= 
gefe^en  werben  fann.  Unter  bem  S)rud  ber  ©tebinger  würbe  1217  aud^  bie 
©tabt  SSremen  ^ur  Unterwerfung  hnxä)  eine  fogenannte  „@intradf)t"  gezwungen, 
unb  ®.  ^ielt  in'^omp  feinen  ginjug,  bod^  ^atte  er  ber  ©tabt  bie  üon  .partwig  II. 
erlangten  5reif)citen  beftätigt.  Xk  furjen  ^a^xt  feiner  folgenben  ruf)igcn  'Hc= 
gierung  tonnten  bem  (Srjftifte  bie  in  ber  f)altIofen  Ütegierung  .P)artwig§  II.,  ben 


734  ©erwarb  IL,  d.  5Ö.  D.  Söremen. 

äöalbemQx'j(i)en  Äämipfen  unb  buvdf)  feine  eigne  ÄriegTü'^rung  gefdilagenen  SBunben 
ni(i)t  {leiten.  S)a§  Olbenbuiger  ^an§  abn  '^at  \xä}  burd)  ©eriiai-b'l  Stettung, 
toätirenb  fein  33vubei-  Ctto  ^ugtcicf)  1204 — 18  5ßif(^of  öon  fünfter  luar,  un= 
fraglid)  ju  einer  5Rac^t[teIInng  erhoben,  bie  e§  früt)er  ni(i)t  befa^. 

5ßgl.  gjlöjci-,  OSnabr.  ©ejd^.  III.  ©tüöe,  @efd^.  bc§  |)od)ftiit§  D§n.  II. 
unb  be|onber§  ^.  31.  ©d^umadier ,  2)ic  ©tebinger,  ©.  61  ff.,  n)o  bie  %ad)= 
toeife.  S)ct)io  in  ö.  ©l)bel§  ^ift.  3eitf(^i--- XXX  (1873),  ©.  222  ff.,  u.  ©efc^. 
b.  61*36.  .^aml6.=33remen  II.  Ä raufe. 

(^erljarb  11.,   ©rabifdioi  uon  93renien  1219—58,  ein  ©oftn   jenes  mert= 
tDürbigen  ßbel^^errn  Q3ern:^arb  öon  ber  Sippe  (f.  'Eiligem,  '^öiogr.  33b.  II  ©.  422  ff.), 
ber  al§  SBifc^of  öon  8elonien  in  (Bemeinfd)aft  mit  feinem  ©ot)ne  Dtto,  ^-Bifc^of 
öon  Utrerf)t,    ®.   bie  3Bei^e   ertl^eilte,  nac^bem  i^n,   ber   feit   1216   ^^propft   3u 
^Jaberborn  gcroefen  ttjar ,   ba§  Sremifdie  S)omfapitel   o't)ne  3ujie^ung  be§  ^am= 
burger  ÄQpitelS  ertoäf)It  ^atte.     S)er  3^ul)m  be§  9}ater§,  be»  alten  ^^^arteigängers 
«i^einrictiö  be§  ßötoen,  bie  anfe'^nlid^c  (Stellung  öon  (Ser'^arbS  näd)ftcn  5)ertt)anbten, 
bie  naljen  Sßejietiungen  feine§  .^aufe§  ju   ben  Söelfen  empfaf)len  it)n  ebenfo  fe'fir 
wie  feine  perfönlii^en  @igenf(i)aften    jur  Siegelung   ber  fd^föierigen   SJer^ättniffe, 
in  toeldjen   fid)   ba§   ©rjftift  befanb.     Söenige    2Bod)en  fd)on  nad)   eintritt  ber 
9legierung  gelang  itjm  ber  ?lbfd)tu^  cine§  5Bertrage§  mit  bem  ^Pfal^grafen  |)einrid) 
(September  1219),  burd^  tt)eld)en  bie  (S5raffd)aft  ©tabe  ber  bremifc^en  Äiri^e  ju 
©igen  abgetreten,  jebod)  aU  Sel)nbefi^  bi§  ^um   jtobe   be§  ^falägrafen  in  beffcn 
."pänben  betaffen  tourbe.     9lber  ber  natürlid)e  2öiberftreit  ber  Slntereffen  ^toifdien 
bem  ©rjbiSt'^um  unb   ben   metfifd)en  'Jiad)barn  ern)ie§  fid)  ftdrfer    al§  bie  alten 
5reunbfc^aft«jbeäiet)ungen,  unb  bie  öiel  umftrittene  ©taber  ©raffd^aft  ttjurbe  no(^ 
mef)rmalg  jum  ^^iifapfel   ber  Parteien.     (Segen   ben  'i^ertrag  öon    1219   t)atte 
^^JfatjgraT  ;^-)einrid)  feinen  ^Jieffen  Dtto   baö  Äinb  im  ^.  1223   ^um   2e'f)n§erben 
aud)  für  bie  ©tabijd)cn  ©üter  beftimmt   unb   bie§  gab  für  Otto    öon  Süneburg 
ben  ^nla^  im  Kampfe   jmifdien  2)änen   unb   S)eutf(^en,    ber  foeben   burc^  bie 
(^efangcnnal^me  Äönig  äöalbemarS   eine   entfd)eibenbe  2Benbung  ^u  ©unften  ber 
S)eutfd)en  genommen  unb  ben  ©r^bifdioi  @.   an   bie  ©pi^e   ber   Kämpfer   gegen 
bie  bänifc^e  Dccupation  ^olftein§  gerufen  "^atte,    feinerfeitS   bie  bänifc^e  Partei 
3U  ergreifen.     ^Iber  in  ber  ©(^lad)t    bei  5Jtöln  n)urbe   er  1225  mit  9Ubert  öon 
Drlamünbe  burc^  bie  beutfdien  Sßerbünbeten  au§  bem  i^iVitt  gefd)Iagen ;  unb  als 
Otto  nad)  ber  ©nttaffung  Äönig  äöatbemar§  au§  ber  ©ejangenfc^aft  aufs  5leue 
beffen  2rat)nen  ergriff ,   mürben   in  ber  ©d)tad)t  hd  33ornl)ööb ,    in  meld)er  6rj= 
bifd)of  ®.  ben  erften  Eingriff  leitete,   jugteid)  mit  ben  planen  be§  S)änen!önig§ 
aud)  bie  ."poffnungen  be§  i'üneburgcrS  fürerft  öernid^tet.     9lo(^  einmal  inbe^  öcr= 
fud)te  Otto  bie  S^erlegen^eiten   be§   Srjbifc^ofS   mät)renb  be§   ©tebinger  Krieges 
3ur  ©eltenbmac^ung  feiner  3lnfprüd)e  auf  ©tabe  ^u  benu^en,   nnb  crft   a(§  aud) 
biefer  SJerfud)  fe^lfd^lug,  öerftanb  er  fid)  im  ^.  1236  ju  einem  befinitiöeii  SBer= 
3id)tc  auf  bie  ®raffd)aft ,    bie   öon   ba   ab   ein  unbeftrittener  23efi|  be§  ©rjftiftg 
geblieben  ift,   beren  glücfUd^e  SSe^auptung   burc^  (5r3bifd)of  @.   ber   2;erritorial= 
entmidelung  be§  6rjbi§tl)um§  il^ren  ^bfd)lu^  gab.     Sie  rul)möot[e  ©^lad)t  bei 
58orn^ööb ,  meld)e  mit  einem  ©i^lage  ^olftein  öon  ber  S)änen^crrfd)ait  befreite, 
gab  bem  ©r^bifc^of  ®.  auc^  ben  alten  33efi^  feiner  Äird)e,  S)itmarfd)en ,   jurüd 
unb  befeftigte  fein  ^Änfel^en  jenfeitS  ber  Slbe.     S)er  burd^    feine  einfeitige  2öal)l 
burd)  ba§  bremifd)e  3!)om{apitel   auf§  ^^leue   erregte   ©treit  jtoifd^en   biefem  unb 
bem  Kapitel  ^u  .ipamburg  fanb   nad)   langwierigen  ^roceffen    enblic^   burd)  ben 
5ßertrag  öom  24.  S)ecembcr   1223,    öom  ^4?apfte  beftätigt   am    1.   Slpril  1224, 
feine  ©rlebigung,    monad)  fünftig  bie  er5bifd)öflid)e  Söürbe  auSfd^lie^lidC)  bei  ber 
bremifd)en  .^irc^e  öerbleiben  fottte:  öon  ba  ab  ift  ber  2itet  eine§  l^amburgifd^en 
ßr^bifd^ofS  ööüig  erlofd^en,  ein  Umftanb,  ber  nid^t  blo§  zufällig  jeitlid^  3ufammen= 


@etf)atb  IL,  e.  23.  d.  Sternen.  735 

yättt  mit  bem  ööttigen  Gnbc  ber  großen  norbifc^en  ^Jhfiionsf^ätigfeit,  für  toelc^e 
einft  ba§  ©rjbiStl^um  3lnjd)ai§  errichtet  loorben  Xüax.  2)enn  |o  gtücflic^  Ö).  in 
ben  bi§f)er  ertt)äf)nten  Unterne'^mungen  icar,  ben  befinitiöen  33erluft  ber  testen 
übeiieei|d)en  ^^roDinj  feinet  ©tijtS,  ber  litilänbijdien  Äird^e ,  üermod^te  er  ni(i)t 
ab^uroenben.  fvattifcf)  toar  fdion  ber  im  3-  1229  üerftorbene  5Biid)of  Gilbert 
öon  Sfliga  ööttig  unabf)ängig  üon  S3remen  getüefen,  bie  befinitiDe  ßonftituirung 
be§  9iigaiic^en  ©räbiSt^uml  erfolgte  1255  burc^  eine  Sulle  Stteronber  IT.  3}er= 
geblid)  f)atte  @.  im  ^.  1230  eine  @efanbtjrf)aft  an  ben  ^'apft  gef(i)icft,  um  eine 
autoritatiöe  ^Inerfennung  ber  9ie(i)te  feiner  Äirct)e  auf  Siölanb  burct),5ufe^en,  Oer= 
ge61i(^  fict)  1247  binbenbe  Qufogen  öon  3t(6ert  ©ucrbeer  geben  taffen ,  ber 
bamalö  auf  ben  Sübccfer  35if(^of§ftu^[  erfjoben  mürbe  unb  bereite  jum  fünftigen 
Iiülänbij(i)en  Metropolitan  auSerfe'^en  mar.  6)ert)arb§  C^cfanbtfrfiaft  im  3f.  1230 
l^ing  noc^  mit  einem  anberen  ^(ane  be§  drjbif^ofS  ^ufammen,  mit  bem  beab= 
fidltigten  ßreu^jug  gegen  bie  ©tebinger.  Sa^  biefe  Sauernfd^aft,  toetd^e  in  ben 
kämpfen  roäijrenb  be§  bremi|rf)en  ,Sird)enj(^i§ma§  üon  1207  — 17  eine  gemiditige 
OloEe  ftetö  auf  ©eiten  be§  Dom  ^aifer  anerfannten  @rjbifci)of§  gefpiett  f)atte, 
bicf)t  öor  ben  2:l)oren  ber  er3bif(i)öfli(i)en  Metropole  eine  unabhängige  Griften^ 
füf)rte,  fetbft  ben  firct)lict)en  3ef)nten  ju  jafilen  oermeigerte,  erfd^ieu  atö  eine  fo 
gefä{)rü(i)e  3lnomalie  in  einer  3^^^  ber  mac^fenben  llnabt)ängigfeit  ber  ©täbte 
Don  ber  iüi-ftlidien  ©ewalt,  ba^  @.  gleich  nacf)  Seenbigung  ber  norbatbingifd^en 
2Binen  i'^re  Unterroerfung  ernftüc^  befct)(o§.  5Xber  ber  erfte  33erfucf)  baju  mar 
öon  bem  friegerifc^en  Sjotfe  in  einer  <Bä)laä)t  öom  25.  Secember  1229  fiegreid^ 
jurüctgemiefen,  be§  ßr^bifd^ofg  33ruber  ^ermann  öon  ber  Sippe  mar  im  Äampfe 
gefaüen.  Sie  Gräfte  be§  ©rjftift^  crtoiefen  fid^  ni(f)t  [tarf  genug  ba§  freie  SBauem= 
öotf  ju  be^toingen,  es  mußten  bie  großen  Wdä)te  ber  ßird^e  ju  |)ülfe  gerufen 
werben.  (Sd£)on  im  Märj  1230  erflärte  bie  bremifdtje  ©t)nobe  bie  ©tebinger 
für  Äe^er  unb  eifrig  betrieb  nun  @.  Bei  Äaifer  unb  ^4>apft  bie  Äreujprebigt  gegen 
feine  f^einbe.  2;od£)  erlangte  er  erft  1232  öon  @regor  IX.  bie  ©rIaubniB  nnb 
erft  auf  bie  ^unbe  öon  bem  Mi^gefdE)idE  ber  erften  Äreujfal^rt  gegen  bie  3}er= 
feierten  ert{)eitte  ber  5ßap[t  1233  ben  2l)eilnet)mern  an  bem  Kampfe  bie  gleid^en 
33ergünftigungen  toie  benen,  metd^c  gegen  bie  Reiben  jogen.  Slber  öier  Eingriffe 
roiefen  bie  Stebinger  mit  unöerglcid^lii^er  SBraöour  jurücE,  obroot  fclbft  i^xt 
natürlidl)en  33unbe5genoffen ,  bie  frieftf^en  3}ötferfd^aften  an  ber  Untermefer,  bie 
©tabt  23remen ,  fie  im  ©tidie  liefen ,  ja  bie  le^tere  enblid)  gar  für  bie  2"^eil= 
nal^me  am  Kampfe  gegen  fie  getoonnen  mürbe,  obmol  .^erjog  Dtto  öon  Süne= 
bürg ,  ber  eben  jefet  feine  kämpfe  megen  ©tabe  mieber  aufnahm ,  i^nen  feine 
birecte  Ünterftü^ung  geroäf)rte.  ®r[t  am  27.  Mai  1234  erlagen  bie  tapferen 
33auern  in  ber  blutigen  Sc^tad^t  bei  3lltenef(^  i'^rem  @efc^id£;  (5rjbifct)of  @. 
^atte  mit  9lnmenbung  ber  äuBeil'ten  Mittel  audf)  l)ier  triump^irt.  Mit  ber  ©tabt 
Sremen  mar  @.  gleich  im  SSeginne  feiner  ^Regierung  in  heftigen  ^ttiiefpalt  ge= 
ratl^en ,  al§  er  3ur  ^ebung  ber  burd^  bie  öoraufgegangenen  SBirren  ftarf  er= 
fd£)üttcrten  ginanjfräfte  be§  ©tift§  öermittelft  eine§  feften  ©cf)loffe§  an  ber  2Befer 
Öanbel  unb  ©d)ifffaf)rt  mit  einem  3oll  3U  belaften  öerfudt)t  ^atte.  @r  öermoc^te, 
burd^  feine  anbertueiten  ©orgen  ju  fet)r  in  Slnfprudl)  genommen,  nid^t  burd§= 
jubringen,  fonbern  muBte  jidl)  bie  geroaltfame  3e>:ftörung  ber  2Bitteborg  gefaflen 
taffen  unb  in  ber  näct)ften  ^^it  barauf  bebacl)t  fein  burcf)  eine  Steige  öon  6on= 
ceffionen,  namentlich  im  ^.  1233,  al§  er  fid^  bie  Unterftü^ung  ber  ©tobt  gegen 
bie  ©tebinger  fid^ern  mollte,  ein  gute§  23er^ltni^  ju  ben  bürgern  ju  erl)alten. 
S)ie  ftarfe  ©tettung  aber,  totlä^e  er  nad^  ber  ßonfotibirung  feinel  Serritoriumi 
unb  nad^  Crbnung  ber  ginan^en  be§  ßrjbiSt^ums  fic^  erworben  ^atte,  erjtoang 
im  3f-  1247  öon  ben  SSremer  'bürgern  ben  Söerjidlit  auf  bae  eigenmäi^tig  öon 
i^ncn  abgefaßte  ©tabtred^t  unb  bie   unbebingte  3tnerfennung  ber  erjbifd^öflic^en 


736  @ett)atb  I.,  ^.  ö.  ßambrai  u.  3tna-3. 

©eric^tSBarfcit.  .spocfibetagt  ftarb  @.,  na(^bem  it)m  in  ben  testen  ^a^ren  fein 
^e^e  33if(i)of  ©imon  öon  ^abefbotn  qI§  ^Ibminiftrator  äur  ©eite  geftanben  f)attc, 
am  27.  ^uti  1258. 

2)e^io,  (SJefc^.  be§  ®ra6i§tt).  .!pomburg=!öremen,  SSb.  II,  Aap.  9  unb  10. 
<Bä}umaä}a,  3)ic  ©tebinger.  ö.  33ipt)en. 

ßJcrljorb  I.,  S5if(i)Di  öon  ßambtai  unb  '»JtrraS,  f  am  14.  gjtärj  1051, 
wat  au§  angefel^enev  unb  begüterter  (Familie  ju  ^^lorenneö  geboren,  too  fein 
3}ater  Strnutf  ®rbf)err  toar  unb  etnÄlofter  gegrünbet  t)atte.  3^n  frü'fier  ,^ugenb 
lüor  er  in  bie  nod)  öon  ®erberf§  ©eift  erfüllte  ©(i)ulc  öon  3f{eim§  eingetreten, 
beffen  @r,0if(i)of  Sllbero  fein  mütterli(f)er  ^öerroanbter  n}ar;  t)ier  öerbanb  i^n  innige 
f^reunbfd)ait  mit  bem  nachmaligen  3lbt  3tid)arb  öon  ©t.  3}anne§  ju  3^erbun, 
ber  in  ber  (Sefd^id^te  ber  flöfterlit^en  Steformberoegung  ^u  ^^nfang  be§  11.  3fa^r= 
f)unbertS  eine  fo  bebeutenbe  3lotte  fpielt.  @.  ergriff,  nidit  toie  Ülid^arb,  bie 
5Jlön(i)§taufbof)n,  fonbern  trat  in  bie  Äapette  ^önig  ^einric£)§  II.  ein  unb  rourbe 
öon  biefem,  obmol  er  erft  bie  S)iaconat§tt)cit)c  empfangen  l^atte,  im  Januar  1012 
jum  Ttaififotger  beö  Sif(i)of§  @rlöin  öom  dambrai  ernannt.  .g)eintict)  ^atte  ge= 
toünfc^t,  ba^  ö).  ficf)  ,^u  Bamberg  öor  bem  öerfammelten  beutfc£)cn  ©pilcopatc 
3um  Sif(f)of  meiticn  (äffe,  maä  i^m  bei  ben  eigent^ümti(f)en  S^erl)äUniffen  be§ 
politifd^  jum  beutf(^en  3lcic^  ,  firrf)lirf)  aber  jur  (Srjbiöcefe  9teim§  gel)ürenben 
-Sporf)ftift§  öon  befouberer  äöid)tigfeit  fein  mufete.  Mein  @.,  beffen  erfter  @runb= 
fa^  tt)ät)renb  feiner  faft  öier.jigiä'^rigcn  SBaltung  e§  mar ,  icben  (Sonflict ,  wenn 
irgenb  möglich ,  in  fluger  33orfirf)t  ju  mciben ,  let)nte  biefen  Eintrag  ab  unb 
empfing  in  9leim§  am  27.  ?lpril  bie  bifc^öftid)e  Sßei^e.  %n  ben  3lngelegen^citen 
bc§  Üteic^e§  unb  in§befonbere  ber  toeftli(^en  Xl)ei(e  beffclben  na'^m  ®.  mä^renb 
ber  'Hegierung  .peinric^§  II.  ^eröorragenben  ',Hntt)ei(.  ©d^on  1012  ober  1013 
foU  auf  feine  ^-öeranlaffung  ©ottfrieb  au§  bem  .^aufe  ber  ^Jtrbennergrafen  jum 
perjog  öon  ''Jtiebertot^ringen  ernannt  fein,  barauf  fud)te  er  jmifrfien  bem  neuen 
|)eräog  unb  bem  ©rafcn  Santbert  öon  Sötoen  atlerbingS  öergeblid)  (^rieben  äu 
öermitteln,  mie  er  aucf)  fpäter  in  ben  Iotf)ringif(^en  8ocatfel)ben  ftet§  um  fyrieben§= 
ftiftung  bemül)t  mar.  dagegen  Iet)nte  er  feine  2t)eilnat)me  an  ber  2anbfrieben§= 
öereinigung,  meldte  um  1020  bie  SÖifd^öfc  ber  iltcimfer  ^irc^enproöin^  abfd)toffen, 
ab ,  meit  baburcf)  bie  geiftlict)e  ©ematt  in  bie  9ted)te  unb  ^^fiicf)ten  be§  .^önig= 
tt|um§  eingreife,  bem  e§  ^ufomme  ben  5^"ie^Pi^  ^^^t  ftarfer  -öanb  ju  mat)rcn,  unb 
mcil  man  buri^  bie  S3efct)mörung  fold^er  5i-'ici>cn§bünbe  nur  bie  So-^  ber  ^]Jhin= 
eibe  öermef)rc.  1012  nat)m  er  an  ber  ^Belagerung  öon  ^}te^  burd)  ,g)einri(^  IL 
£t)eil  unb  1021  wotinte  er  bem  .^oftage  ^u  Otimmegen  bei,  auf  meld^em  ber 
britte  ;^ug  .^einric^S  II.  nad)  :^talien  befdiloffen  mürbe,  ^m  ^ai  1023  ging 
er  mit  bem  ?lbte  9tici)avb  al^  (Sefanbter  bc§  .^aifer§  an  ben  fran^öfifdien  ^of 
unb  öerabrebete  bie  ^^ufammenfunft  beiber  Jperrfd)er  ju  ;jöoi§  im  3luguft  beffelben 
^al^reS,  roä'^renb  melc£)cr  er  |)einrid)  begleitete.  'Utad)  öeinrit^^  II.  3:obe  fd^lo^ 
er  \xä)  ätoar  ber  lotl)ringifcf)en  ^^artei ,  meldte  gegen  .^onrab  II.  fic^  gebilbct 
liatte,  ni(i)t  offen  an,  l)ielt  aber  auc^  mit  feiner  3lnerfennung  be§  le^teren  fo 
lange  prüdf,  bi§  er  2Bei^nad)ten  1025  mit  ben  lot^ringifdien  Jper^ögen  jufammen 
bie  .^ulbigung  leiften  fonnte.  2lm  ^ofe  Äonrab§  II.  tritt  65erarb§  ®nflu^ 
meniger  bebeutcnb  l)eröor  aU  an  bem  ^einrict)§  II.,  unb  mit  ^einrirf)  III.  ftanb 
er  fogar  1041  unb  1042  in  einem  fef)r  gefpannten  35ert)ältni^ ,  ma§  öietteidtjt 
mit  feinem  2Biberftanb  gegen  bie  öon  bem  ßönig  begünftigten ,  öon  Slquitanien 
unb  Surgunb  naci)  ^Jtorbfrantreict)  unb  Sot^ringcn  öerpflanjten  ^Beftrebungen  für 
bie  9lner!ennung  be§  @otte§ftieben§  (treuga  Dei)  äufammenl^ängt.  ^m  inneren 
feiner  2)iöcefe  lag  @.  mä'^renb  be§  größten  2^eil§  feiner  Otegierung  in  erbitterter 
5el)be  mit  bem  6t)ateEain  SBalter  öon  ^ambrai,  ber  oft  genug  mit  Unterftü^ung 
be§  5Jlarfgrafcn  öon  iJlanbern  ficf)  (Eingriffe  in  bie  bifd^öflidien  9lec^te  erlaubte. 


®cr:^atb  I.  —  @et{)Qrb  III.,  @r.  t).  ©elbetn.  737 

9lud^  al§  Söalter  1041  in  ber  3Jtarienfii-cf)c  ju  Gambrai  meucf)(erilc^  ermorbct 
tDQi-,  f)Qtte  &.  noci)  nic^t  3tu^e;  ba  er  bem  im  ^-Bann  ©eftorbencn  ba^  5Bfgrä6= 
niB  in  getuei^ter  @rbe  öerroeigevte,  festen  SBaÜers  SBitttoe,  ßimentrubiö,  unb  if)r 
ätteiter  65emQ^t  ^ot)anne§,  SSogt  Don  ^Irtaä ,  bic  geinbjeligfeiten  fort;  te^terer 
befe^te  bie  33urg  öon  Gambrai  |ür  feinen  unmünbigen  (5tieTfof)n ,  unb  @.  tourbe 
gejroungen ,  um  feine  Äiri^engüter  öor  n)eiteven  33ern)üftungen  ,^u  fc^ü^en ,  ben 
Derftorbenen  G^ateüain  noc^  nac^  bem  2obe  ju  abfotoircn  unb  feine  regelmäßige 
23eftattung  ^u  ertauben.  6rft  ber  balb  barauf  erfolgte  Job  Don  SSalters  (5of)n 
befreite  ben  33ifci)of  Don  biefen  9tac^ftellungen  unb  nötf)igte  3iot)anne§,  ber  bie 
iBerleil^ung  bes  Dafanten  2et)en§  für  fid^  tt)ünf(^te,  milbere  ©aiten  auf^ujictien, 
ol^ne  baß  inbeffen  bie  ^;!lngelegent)eit  bi§  jum  2obe  bes  33if(f)ofi  ju  Döüigem 
5lbfc|(uß  fam.  3{uf  ben  ©tammbeft^ungen  fcine§  .spaufeö  ju  j^ftorenneS  grünbete 
&.  ein  St.  ^of)anne§£toftcr,  beffen  Leitung  er  bem  SIbte  3ticf)arb  D.  «St.  3)annee 
übertrug.  S)urc^  benfetben  ließ  er  auc^  ba§  ^^eter  = '^au(§f tofter  3U  .g)autniont 
bei  ^Jtaubeuge  reformiren,  Dertrieb  bie  .^anonifer,  bie  ficf)  f)ier  tt>iberre(f)tli(^  feft= 
gefegt  l^atten,  unb  f(i)ü^te  ben  Don  9ti(^arb  eingefe^ten  Slbt  g'otfuin  gegen  bie 
Umtriebe  ber  Derjagten  Ä?(erifer.  %ü<i)  bie  Don  35if(^of  SBotbobo  Don  ßütticf) 
angeorbnete  Üteform  Don  ßiofter  Sobbeö  fomie  bie  ^Befreiung  be§  reicf)Sunmittet= 
baren  ßIofter§  ©t.  ©liStain  Don  ben  Sebrüdungen  be»  (trafen  Ütainer  Don 
•D^on§  hmä)  Äonrab  II.  unb  bie  ^Jteftitution  be§  ^(o[ter§  3Surtfct)eib  an  ba« 
33i§t^um  Süttid)  burc^  .^einric^  II.  DoII^ogen  fic^  unter  @erarb"§  5Jlittoirfung. 
^n  dambrai  begann  er  1023  (1021)  ben  prä(i)tigen  ^leubau  ber  fleinen  unb 
DerfaEenen  5Jkrien  =  Äat^ebra(e,  bie  am  18.  Cctober  1030  (1027?)  gemeit)t 
rourbe;  aud)  bie  Sefeftigung  Don  (iateau  (^'ambrefia  burcf)  ben  S3au  eines  mä(i)= 
tigen  2f)urme§  auö  Guaberfteinen  unb  bie  ©rünbung  unb  2;otirung  be§  am 
22.  (September  1025  gemeinten  ©t.  3lnbrea§!(ofterg  bafelbft  finb  fein  2öerf.  Um 
bie  ^iftoriograp^ie  ertnarb  er  fid)  ein  :^erDorragenbe§  SSerbienft ,  inbem  er  burrf) 
einen  getoiffen  grutbert  ba§  !i^eben  be§  SSifc^ofs  9lutbert  Don  (iambrai  (633 — 69  ?) 
fc^reiben  ließ  unb  namentüc§  inbem  er  einen  i^m  na^eftel^enben,  bem  9kmen 
nac^  unbefannten  Somfierrn  feiner  ^ixäjt  jur  ^Ibfaffung  ber  Si»t^um§gef(^ici)tc 
Don  Gambrai  (Gesta  episcoporum  Cameraceusium),  einer  ber  roic^tigften  CucIIen 
für  Iot^ringif(^e23erf)äItniffe,  Derantaßte.  ®.  ftarb  nacf)  längerer  frfiroerer  Äranf^ 
^eit  am  14.  ^Jfläx^  1051;  fein  91acf)fotger  toarb  ber  ^^^ropft  Öietbert,  ber  Don  i^m 
erlogen  toar  unb  i^m  im  Seben  fe^r  nal^e  geftanben  ^atte. 

Gesta  episcop.  Cameracensium  IIb.  III;    Mon.  Germ.  SS.  VII,  465  ff.; 

bann  bo§  Chron.  S.  Andreae  Cameracensis,  bie  Ann.  Elnonens.  u.  a.     25gt. 

i3e  ©ta^,  Cameracum  christianum,  p.  22  ff.  33reßtau. 

©cröörb  I-,  ®vaf  Don  ©eibern  unb  Söaffenberg,  tebte  p  (Snbe  be§ 
11.  unb  Einfang  be§  12.  ,3a'^r:^unbert§  unb  ift  ber  erfte  ipen  be§  £'anbe§  ©eibern, 
ber  l^iftorifc§  unb  urfunblid)  beglaubigt  ift.     (Sr  ftarb  1117. 

(^eröarb  iL,  ©raf  Don  ©etbern  unb  3utp^en.  Sleffen  So§n  f)eiratf)et 
(Srmengarbe,  (Srbtoc^ter  be§  ©rafen  Ctto  Don  ^utp^en,  unb  Dereinigte  beibe 
@raffd)aften.  6r  lebte  in  fel^r  engen  Sejie^ungen  ju  Äaifer  öeinrii^  V.  unb 
ftarb  1131.  ßin^ige  9}ertrauen  Derbienenbe  Cuette  über  beibe  ift  Stoet,  Urfunben= 
buc^  Don  ©elre  in  ^utP^^"- 

©cröötb  in. ,  ©raf  Don  ©etbern  unb  3utp:5en,  be§  Dorigen  Urenfct, 
folgte  1206  ober  7  feinem  2}ater  Ctto  II.  unb  naf)m  f^ätigen  'Xnt^eit  an  ben 
kämpfen  ber  Söetfen  unb  SBaibünger  auf  Seite  5i-iebrid)§  Don  Sc^maben,  megfialb 
er  Don  beffen  ©egner  Dtto  inet  ju  teiben  l^atte.  'Und)  in  ben  Dielen  dampfen 
unb  Streitigfeiten  um  ben  Utrec^ter  ^ifc^ofsfi^,  too  ber  getbrifc^e  (iinfluB  bem 
^oIIänbifd)en  bie  äöage  3U  "galten  fu^te  unb  er  1209  feinen  Sruber  Ctto  einfette, 

StEgem.  beuticöe  Siograjjljie.   MU.  47 


738  ©et^tb  I.  —  ®ert)atb  III.,  ®rf.  ö.  .^olftetn. 

unb  in  Groningen  unb  2)rent]§,  too  bie  ©intüol^nei-  bie  3lutovität  ber  93tfd§öfe 
öfters  nid^t  anerfennen  tooEten,  ]ii}xitt  er  üftevS  ein.  ^Jlit  einer  35ral6anter  ^rin= 
^effin  bertieirattiet  unb  mit  bem  l^ottänbifc^en  @rafent)au§  öerf(i)tt)ägert ,  jeine 
jTpd^ter  Siteron  t)eiratl^ete  äöilltielm  I.  öon  .^oüanb,  nimmt  er  einen  ftebeutenben 
5pia^  in  ber  nieberlänbifc^en  @ej(^i(^te  ein.     ®r  ftarb  1229. 

5p.  2.  gJlüHet. 

©erwarb  I.,  ©ol)n  3lbolf§  IV.  öon  8(^auen6urg  unb  ^olftein  unb 
.^eittt)ig§  öon  ber  ßip:pe,  geB.  um  1232,  folgte  neften  feinem  älteren  33ruber 
^oliann  I.  1239  bem  33ater,  ber  in§  Älofter  trat,  in  beiben  (Sraffd^aften  nad^, 
unter  3}ormunbf(^aft  be§  ^er^ogS  2l6el  öon  ©dileSmig,  beffen  folgenreiche  Söcr= 
binbung  mit  ^ed^t^ilb ,  molf§  IV.  Zodc}tex,  1237  al§  eine  ^Jlad^toirfung  be§ 
33orn'§ööebcr  ©iege§  anjufe'^en  ift.  S)er  fd)te§migfd^e  .^erjog  fc^ü^te  bie  9ied)te 
unb  Sntereffen  feiner  ©i^toäger,  äugleitf)  freiließ  aud)  bie  feinigen,  lüirffam  gegen 
ben  eigenen  33ruber  @ri(f),  .ffönig  öon  ©änemarf.  5k($bem  ein  erfter  «Streit 
rafd)  gefd)li(^tet  mar,  nalimen  bie  jungen  (trafen  einen  3toei|ö!^rigen  Slufentl^alt 
in  5Pari§.  .3urücEgefel^rt  fäm)3ften  fie,  unterftül^t  öon  SübedE,  iia^  i^nen  bie 
©c^irmöogtei  übertrug,  im  Sunbe  mit  Slbel  1247  unb  48  erfolgreid)  gegen  ben 
gemeinfamen  geinb.  ©ie  griffen  nad)  öorübergel^enbem  3^oifte  unter  fid)  1250 
anä)  9tenb§burg  an ,  meld}e§  tro^  bc§  Sorn^ööeber  ©iege§  nid^t  jurüdgegcben 
mar.  3ll§  je^t  aber  .^erjog  Slbel  feinem  erf(^lagenen  S3ruber  auf  bem  bänifd^en 
2;'^rone  folgte,  tam  e§  über  bie  ©tabt  ju  einem  gütlidien  5lu§gleid^:  12  gute 
Männer,  Schleimiger  unb  ^olfteincr,  fpra(^en  fie  bem  ipolftenlanbe  ju.  ©^on 
1252  fanb  Slbel  felbft  ein  getoaltfameg  @nbe.  S^o'^ann  unb  @.  traten  nun 
il)rerfeit§  für  feinen  ©o'^n  SGÖalbemar  unb  nad^  beffen  Sobe  für  2ßalbemar§  öer= 
triebenen  23ruber,  6rid)  I.,  al§  .^erjöge  öon  ©d)le§mig  gegen  ben  5ßruber  9lbel§, 
6l)rifto^^,  ^önig  öon  S)ünemarf,  ein.  6f)rifto^l)§  ©o'^n  öottenbl,  @ric^  ®li|)ping, 
erlag  1261  auf  ber  ßoli'^aibe  bei  ©d)leetoig  ben  öerbunbenen  ©c^leStoigern  unb 
^olfteinern.  S)er  bänifdie  Äönig,  fammt  feiner  9Jlutter  gefangen,  erl^ielt  bie  i^xü= 
l)cit  erft ,  nac^bem  er  feinen  33etter  igrid)  I.  mit  bem  ^jerjogtljum  belel^nt  l^atte 
(1264).  ^(o'^cinn  mar  inbe^  1263  geftorben.  g^ür  bie  ©ö^ne  beffelben,  3lbolf  V. 
unb  3^ol)ann  II.,  führte  @.  bie  9tegierung,  fc^ritt  aber  um  1273  mit  i'^ncn  jur 
erften  3;t)eilung  be§  Sanbe§.  @.  erl^ielt  au^er  ber  ©tammgraffd^aft  an  ber 
SBefer  faft  jnjei  ©rtttl^eile  öon  ^olftein,  einen  jufammen'^ängenben  ©treifen  im 
SBeften,  einen  .^erftüdelten  im  -Dften.  .s^amburg  unb  S^elioe  blieben  feine  gemöl|n= 
lid)en  gflefibensen.     gr  ftarb  (21.  S)ecbr.?)  1290. 

SBgl.  au^er  anberen  2öaiti,  ©d)le§mig=^olftcin§  @efd§.  u.  9lorbalbingifd)e 
©tubien  III  (passim)  unb  IV.  3^anfen. 

(Scrljarb  III.,  ober  ©ecrt  ber  @ro^e,  föraf  öon  -Oo  Ift  ein,  ift  bex  ältere 
©ol§n  ^einrid^S  I.  öon  9ienb§burg  unb  .^cilmigg  öon  aSrunll^orft ,  @n£el  öon 
(SJer"^arb  I.,  beffen  Sinie,  bie  ^^ttjon,  burd^  feine  brei  ©öl^ne  6)erl)arb  II., 
Slbolf  VI.  unb  |)einridE)  I.  in  bie  ^loner,  ©c^auenburger  unb  9tenb§burger 
fid^  öeratoeigte,  neben  roeld)en  So:^ann§  I.  ©ö'^ne,  Slbolf  V.  unb  ^o^a^i^  H-.  i)ie 
©egeberger  unb  Bieter  barfteHten.  (B.  liat  burd)  bie  ßrbauung  eine§  ©d^loffee 
in  9lenb§burg  (1320)  feiner  Sinie  erft  i'^ren  feften  ©i^  gegeben,  ©eine  5lnfänge 
finb  fagen^ft  umfponnen;  feine  ft)äteren  i^ten  ge'^ören  ber  beutfdfien  ®e= 
fd)ic§tc  an. 

Geboren  um  1292 ,  menigften§  nod^  unmünbig  beim  Sobc  feine§  Söaters 
(1304),  erbte  @. ,  ba  fein  jüngerer  SSruber  @ifelbert  in  ben  geiftlid^en  ©taub 
trat,  ben  gienb§burger  Slntl^eil  aüein,  ber  im  Söefentlid^en  ba§  alte  |)olftein  im 
engeren  ©inne,  ein  Viertel  etma  beö  l^eutigen  ^er^ogt^umS,  umfaßte,  ©eit  1312 
ei-f^eint  er  in  Urlunben  felbftänbig  unb  öermäl^lte  fid)  1314  mit©o^l§ie,  Soditer 
be§  ©rafen  ^RicolauS  II.  öon  äöerle,   früheren  SSerlobten  6rid§§  öon  ©d^Weben. 


©er^Qtb  III.,  ®rf.  b.  |)oIflein.  739 

3)erfeinbet  mit  ber  ^slöner  Vinie,  burd)  bie  er  iidj  bon  ber  grbjd^ayt  bes  Segc= 
bei-ger  motf  auägefcJitoffen  fanb ,  erjc^eint  (S.  au(^  nic^t  unbet^eitigt  an  bcm 
jät)en  Untergang  be§  Bieter  Kaufes:  5tbolT,  ®o§n  3o^ann§  II.  bon  Äiet,  ianb 
3toei  ^a^xt  naä)  feinem  älteren  2?ruber  ben  2ob  burc^  bie  .^anb  .öarinng 
9tebent(oo5,  eine§  93erat^er§  unb  3}ertrauten  bon  6.  33ieüei(^t  l^ängt  el  mit 
biejen  SScftrebungen  am  2tu§Breitung  feiner  ÜJtac^t  ^ufammen,  menn  0).  fid^ 
1314 — 17  im  me^iiaii}  erneutem  S!tenftDert)ä(tni&  au  ßrirf)  ^J^enbeb  bon  Säne= 
mar!  Befinbet,  ber  il^m  unb  feinem  33etter  ^o^ann  III.  bon  ber  $Iöner  Öinie 
1301  für  ben  ©olb  bie  i^nfet  gü^nen  berpfänbet.  1316  gelangte  @.  in  Jotge 
bon  Xobegfäüen  unb  35er3i(^ten  ber  Stamme§better  in  ben  23cfi^  bon  ungerä^r 
ber  ipälfte  ber  ganjen  ©rarfdiaft  ^^otftein;  im  3Beften  bon  ßiber,  öiefet-^Iu, 
|)olften  =  2tu ,  6tbe  unb  ber  mittleren  ©tör  umfaßt,  bilbetc  biefer  Seft^  ein  ge= 
fd§toffene§  Sanje;  bon  ber  ©tör  ging  er  in  öftüi^er  Otic^tung  Bi§  an  bie  obere 
Srabe  unb  fci)lo^  enblid^  nod)  ba§  6i§mar'fd§e  ein.  S)a§  Uebrige  fiet  So'^ann  III. 
bon  ^lön  ju. 

S)iefen  ßrmerb  bertl^eibigte  @.  erfotgretcf)  gegen  bie  2lnfed)tungen  Slbolfs  YII. 
bon  ©(^auenburg,  ber  (Stammgraffd^aft,  ben  er  1317  bei  5ßramftebt  fc^tug  unb 
gefangen  na^m,  gegen  beffen  '^unbeggenoffen  ©ün^el  bon  3öittenburg,  ben  er 
Q(eid)iaE§  gefangen  na^m  unb  gegen  bie  S)itt)marfcf)er,  benen  er  an  ber  ^Jünjener 
2lu  auT  i^rem  i}tücfjuge  bon  Äiet  eine  3lieber(age  beibraciite.  1319  fiet  er  in 
it)r  eignet  Sanb ,  fijtug  fie  unb  fd)IoB  fie  in  bie  Äirt^e  bon  Söörben  ein.  21I§ 
er  aber  bmct)  ba§  l^erabtiäufelnbc  S3Iei  be§  ange^ünbeten  S;ac^e§  bie  ©egner  jur 
9}er3Weiflung  unb  ju  einem  unerwarteten  9tu§fatt  trieb,  erlitt  er  eine  bertuftboUe 
^Jiieberlagc  unb  räumte  ba§  Sanb. 

1321  mifi^t  fi(^  @.  bereits  toiebcr  unb  aud)  mit  Grfotg  in  ben  ©treit  feines 
©(i)n)ager§ ,  be§  öetjogä  ^o'^ann  bon  ©adifen  mit  bem  trüber  @ric£) ;  nad^ 
Sol^anns  iobe  er|ält  er  bon  beffen  ©ol^n  Gilbert  Sauenburg  für  6000  '^Mxt 
berpfänbet.  3"  boller  @enugtt)uung  unb  bemüt^igenber  2Ibbitte  für  bie  an= 
getrauen  Unbilben  3tt)ang  i^n  bagegen  ber  Sübedfer  Sifi^of  ^einriif)  ^ocE^oIt  (1324). 

S)ur(^  ben  2ob  6ric^§  IL  bon  ©c^IeSmig,  feine§  ©d^toeftermanneS ,  mirb 
Ö).  auf  einen  toeiteren  ©c£)au))Ia|  gerufen.  @r  tritt  für  feinen  Steffen  unb 
^ülünbel,  ^er^og  Söatbemar  V.  bon  ©d^te§toig,  al§  S5erfedt|ter  ber  fd^teSioigfdien 
©etbftänbigfeit  gegen  S)änemarf  ouf,  fd^tägt  G^riftop'^  II.  aut  bem  ^efterberge 
Bei  ©d^leSmig,  berrotgt  i^n  bi§  auf  ^yü^nen,  fe^t  feinen  Ü^effen  auf  ben  bänifd^en 
Sttiron,  „5}ormunb  bes  9tcidl)e§  ©änemarf",  unb  lä^t  fidC)  bann  bon  i'^m  am 
15,  ^^uguft  1326  3u9ll)borg  in  boHer  3teid^§berfammlung  ba§  ganje  ^erjogt^um 
©üb  =  ^ütlanb  al§  Se'^en  übertragen,  ba§  nie  lieber  mit  S)änemarf  bereinigt 
ttjerben  foE.  S)iefer  folgenreiche  ©rteerb  blieb  niäjt  unangefod^ten.  ^it  2Baffen= 
geiüalt  bon  @ottor)3  abgeloiefen,  berfud)te  ber  bertriebene  6§rifto|}'^  ben  Söeg  ber 
Unter^anblung.  @.  tiefe  iiä)  tuxd)  Sodann  IIL,  be§  ÄönigS  ©tiefbruber,  mit 
80,000  ^Jjlaxt  beftimmen,  feine  2Biebcr§erfteIlung  p  geftatten,  of)ne  jebod^  feinen 
fdt)le5migfcl)en  Se^nSbefi^  aufjugeben.  (Sinen  neuen  Eingriff  auf  ©ottorp  wies  er 
blutig  ab.  5Da  aber  äöalbemar  !§erantt)U(^§ ,  tonnte  it)m  ba§  ^er^ogttium  nid^t 
füglid^  borent^alten  bleiben.  3um  6rfa^  ert)ielt  nun  ®.  bie  33ete^nung  mit 
^ü^nen  unb  bie  3lnwartfd§aft  auf  ©c^leitoig  im  i^aUt  bon  äöalbemare  un= 
beerbtem  ^lobe,  toofür  bann  ^^ü'^ncn  an  ba»  Äönigreic^  jurüdfalten  fottte.  9Iud^ 
biefes  ';!tbfommen  berl^inberte  neue  3}erfud§e  (5t)riftop'E)§  nid^t.  @ert)arb5  ©teg 
auT  ber  So^^aibe  aber  1331  erjhjang  ben  Vieler  ^rieben  bom  10,  i^anuar  1332 
unb  bie  2}erpfänbung  bon  9iorbjütlanb  unb  gütinen  für  100,000  W.axt,  auf 
einmal  ju  jagten,  .ffönig  S^riftop'^  ftarb  im  ©lenbe;  fein  ©o%  Ctto  roarb  bei 
3}iborg  gefd)lagen  unb  gefangen.  Grft  1336  legte®,  feine  SßormunbfcEiatt  nieber, 
beftimmte  jebodl)  feinen  ^^leffen  nadb  borüberge'tienbem  ©treit  1340  ju  bem  S5er= 

47=^ 


740  ©criiavb  VI,  ®tf.  ü.  |)o(ftein. 

trage  öon  X^üfeecE,  in  treldiem  @.  fic^  für  ben  größeren  Z^ni  öon  9brbiüttanb 
ta^  -öerjogtr^um  (5(i)Ie§it)ig  atg  ^janb  mit  Ianbeg{)eniic^en  'Sttä^ttn  übertragen 
Iie§.  21I§  er  äum  53ef)uie  ber  5(u§tü^rung  bie|e§  23ertrage§  nac^  ^ütlanb  gebogen 
war,  roarb  er  ^ier  in  tRanberS  bon  bem  iüt|(i)en  (SbeBnianne  ^)lieU  ßbbejen  unb 
©enoffen  2lp.  1  näd^ttid^  übertatten  unb  aui  feinem  SBette  ermorbet.  6r  t)inter= 
lieB  3tt)ei  ©ötjne,  ^^einrid)  ben  ©ifernen  unb  Staus,  be§  S5ater§  toert"^. 

35gl.  3Bai^,  @d)le§toig=^olftein§  ©efd).  2)a^Imann,  2)änifd^e  @e|(^ic^te. 
91orbalbingif(i)e  «Stub.  III,  IV,  V  unb  über  feine  (Srmorbung  ^^alt'g  9lr(i)it)  II, 
463  ff.  Urfunbenfammlung  ber  (5.-U.=S.  ©efeüfct).  33b.  II.  Raufen. 
©cr^orb  VI. ,  niar  ber  ättefte  (5ot)n  i^einri(i)§  be§  ©ifernen ,  ©rafen  öon 
^olftein,  alfo  ein  6n!et  öon  @eert  bem  ©ro^en.  ^ur^  naä)  bem  2obe  fetne§ 
Spätere  fiel  i^m  auf  Örunb  ber  ßrfolge  feineS  ®ro^bater§  burtf)  bie  @unft  ber 
norbif(f)en  2}er^ä(tniffe  unb  ba§  3uS^l"tänbni§  feine§  Df)eim§  C^tau§  ba§  ^erjog^ 
t^um  ©(i)Ie§mig  ju.  93krgaretl§e  nämüd^,  SBatbemar  Sttterbag'g  Soc^ter,  if)rem 
(Botjn  Dlaf  ganj  ©fanbinaöien  ju  fi(f)ei-n  ober  ju  geminnen  bemüht,  entfrf)to^ 
fid)  ben  langen  ©treit  um  (5cl)le§toig  ju  enbigen  unb  e§  al§  ein  bänifc^e§  Öe^en 
erblid)  an  ha^  ©cfiaucnburger  @raienf)au§  öon  ^olftein  unb  jUjar  immer  nur 
an  Sinen  be§  @ef(i)tec^t§  ju  übertragen:  am  15.  5luguft  1386  toarb  ®.  ju 
0ii)6org  feierlici)  belet)nt  unb  leiftete  Dlaf  al§  bänifd)em  J^önige  bie  .»pulbigung. 
©ottorp  ober  Sonberburg  maren  feine  Ütefibenjen.  2tu{^  ber  Sifdiof  öon  ©d)le§= 
roig  öerpfUditetc  fid^  it)m  ju  2:reue  unb  .^ülfe.  2lt§  1397  @raf  ßlauä  mit 
.s*-)inter(affung  nur  einer  xo(i)ter  ©lifabetf)  ftarb ,  fom  e§  3tt)ifci)en  ®.  unb  feinen 
,^n)ei  ^Brübern  2tlbreii)t  unb  .Speimid^  ju  ©treitigteiten.  ßlifabet^  übertrug  if)re 
5lnfprü(i)e  an  ®.,  ben  fic  jum  SSormunb  naf)m.  @rft  burc^  ^uf^un  ber  ^Jlannen 
beibcr  X?anbe  fam  auf  bem  SSiert  öon  Sorn^ööeb ,  Wo  nun  bie  5}erfammlungen 
ber  l)o(fteinifrf)en  ©tänbc  gel)alten  würben ,  am  28.  Sluguft  ein  3}erglei(^  ^u 
©tanbe,  an  bem  l)ier  aber  offenbar  aud)  bie  fd)le§migf($e  ^}Jtannfc^aft  2t)eit  ^atte, 
benn  ber  9}ertrag  bitbet  jugleid)  ein  ©runbgefe^  für  bie  öereinigten  Jperiogtt)ümer, 
®.  erl^iclt  ^lön  mit  bem  norbüfttirf)en  Söagrien  unb  f^etimarn,  ipanerau  mit 
.'pabemarfc^en  unb  ©(i)enefelb ,  ^afelborf  unb  einen  Sfteit  ber  äBilfter  unb 
Sremper  ^JJiarfd).  S)ie  Oied^te  an  |)amburg  unb  6utin  fomie  bie  „^annfdiaft" 
beiber  I^anbc  blieben  unget^eilt.  S)a§  |)eräogtl)um  Sditeemig  marb  ®.  auf 
9  ^a^rc  gelaffen,  bann  foEte  unter  ^Jlittoirf ung  ber  '«Dtannen  barüber  entf(^ieben 
roerben.  ^n  biefe  gebeil)lid)e  ßntWidElung  ©c^teätt3ig=Jpol[tein§  fiel  ein  öer^äng= 
ni^üoüer  ©d)lag.  S)ie  S)it^marf(i)er ,  feine  bequeme  9tac^barn,  forberten  wegen 
eiue§  9iaub3uge§,  ben  -^er^og  @ri(f)  öon  £'auenburg  ol)ne  abjufagen  unternommen 
unb  mit  ungef)inbertcm  'Surrfi^ug  burd^  ba§  Sanb  be§  ©rafen  2tlbrec£)t,  feine§ 
Sd)raiegerfot)neS ,  33ruber§  öon  ®.  auggefü'^rt  t)atte ,  ®enugtl)uung.  ^llbreclit, 
ber  unfcf)ulbig  ju  fein  mit  einem  6ibe  öor  feinem  ^Bruber  bcrfic^erte,  foraie  @. 
füi^lten  fid)  beleibigt  unb  griffen  tro^  einlenfenber  SSorftettungen  ber  S)itl)marf(^er 
jur  ©emalt.  ©ie  brangen  1403  bi§  5Jtelborf  öor  unb  errid)teten  im  Sanbe  felbft 
an  bem  ^^a^  ber  S)el[brüde  bie  'O^larienburg.  ©egen  ben  S^orbcn  öollfü!§rten 
fie  einen  Diaubäug.  3urüdfel^renb  öon  biefem  ftürjte  5nbred)t  in  ber  ^orber^ 
^amme  mit  feinem  ^ferbe  unb  ftarb  am  28.  ©eptember.  @.  beftanb  je^t  bottenb§ 
ben  Srbietungen  ber  S)it'^marfcl5er  gegenüber  auf  gänalid^e  Unterwerfung.  5)tit 
gtänjenber  ©treitmad^t  fiel  er  1404  in§  Sanb  unb  richtete  gegen  ben  9^orben 
einen  neuen  Staubjug.  ?luf  bem  ütüdwege,  ben  er  burd^  bie  ©über'^amme  na^m 
(je^t  bie  „©clianje"  genannt),  entftanb  bei  ber  S^or'^ut  ein  Särm.  ®.  in  ber 
■iD^einung,  e§  gäbe  einen  ©treit  ber  ©einen  p  fc^lid)ten,  fprengte  o'^ne  .'pelm 
^crbei:  ba  jerfdfimetterten  it)m  bie  5Dit^marfd§er  ba§  ipi^upt»  i»<ife  £^'  tobt  jur 
6rbe  fanf;  neben  il)m  fan!  bie  SSlütfje  ber  ^olfteinifd)en  9titterf(^aft,  300  an  ber 
3a^t,    ben  2;^ieren  be§  f^elbeS   unb  ben  Sßögeln  preisgegeben,    bi§  öerwanbte 


®etf)atb  VI.,  ®rr.  D.  ^üücf)  —  ®crf)arb,  d.  »•  Süüc^.iBcTg.  741 

grauen  als  ^3tonnen  beifleibet  fie  fortt)olten.  6.  um  groBes  ?öfege(b  aulgeHefert 
warb  in  ber  ^^tt)on  gamiüengruft  beigelegt.  Srei  Knaben,  üon  benen  ber 
jüngfte  erft  nad^  feinem  lobe  geboren  marb ,  ^interlie^  er ,  lüie  fein  ßanb ,  ju 
f(f)lDeren  ®efd)i(ien.  Sias  gefc^af)  am  OlmalbuS » 5lbenb  (4.  5Iug.  1-404);  mit 
@runb  Teierten  bie  Stt^marjc^er  ben  ^efttag  Dftern  gleirf).  %nx^  5leocoru§  ift 
un§  ein  Srudiftücf  eineS  gteirf)jeitigen  2iebe§  auf  biefc  33egeben'^eit  erhalten. 
(ö.  Öiüencron,  öiftor.  Sßolfslieber  I,  'DU-.  45.) 

3}gt.  äßai^,  Sd^IeStt).=aoIft.  @e^.  I,  @.  274  ff.    Urfunbenjammlung  k. 

SBb.  II.  "  Raufen. 

(Vjeröörb  (VI.),  (Braf  bon  3iütic^,  britter  @o^n  äßil^etms  (V.),  ber  bei 
bem  Sturm  auf  Stachen  erfc^tagen  mürbe,  fuccebirte  1297  feinem  3?ruber  2öat= 
ram ,  weldier  einer  ber  ©ieger  öon  Söorringen  (1288)  geroefen  toar.  @r  na£)m 
gteid^  biefem  eine  feinblidEie  ©teüung  3um  fö(nifdt)en  ©tift  ein  unb  erfct)eint  au^ 
(Seiten  Äönig  2llbre(^t§  gegen  ßrjbifd^oT  2ßic^botb  im  23unbe  mit  ben  märtifc^en 
©rafen.  ^n  bem  Streit  smifc^en  Subtoig  bem  33aiern  unb  grjbifc^of  öeinrid^  II. 
nal^m  er  gleidtifalle  für  ben  erftcrn  ^^artei.  <Boiä)t  Sienfte  blieben  nic^t  un^ 
belohnt.  6r  ermarb  baburd)  unter  anberm  1301  ben  5)3fanbbefi^  üon  Äaifere^ 
merff)  unb  ^tiin  3^af)re  fpäter  bae  2[ad)ener  Sc^ult^eiBenamt  unb  trug  fo  5ur 
9}ergröBerung  be§  5tnfe^en§  feine§  Jerritoriumi  bei,  bas  fd)on  feit  5tusgang  be5 
12.  Sa"£)r^unbert§  eines  ber  mäc^tigften  jmifciien  gif  et,  5)taa5  unb  Üt^ein  geroefen 
mar  unb  na(^mal§  unter  feinem  Sof)ne  SBitl^elm  aur  erften  nieberr'^cinifc^en 
^arfgroffd^aft  erf)oben  rourbe.  S)ie  le^te  Urfunbe  ©er^arbs  ift  öom  10.  ^Jlärj 
1328  batirt. 

8acombtet'§  Urfunbenbucf)  für  ben  ^^lieberrl^ein,  II.  u.  III.  33b.     2acom= 

blet'§   Slrd^ib    für   bie    6ef(^id§te    bes    9lieberr^eini ,    33b.   IV,    S.    17—48. 

b.  ^aeften  in  ber  3eitf<^vift  be§  bergif(^en  ö)ef(^.=33er. ,  Sßb.  II,  S.  15 — 19. 

©oerfe. 
ÖJcr^arb,  ber  ^tüeite  .öerjog  Don  Süli(f>  =  58erg,  llrenfel  bei  ©rafen 
@.  öon  58erg  unb  9iaöen§berg  au§  bem  :3ütid)'f(f)en  .öaufe  (f  1360),  ©nfet 
^eraog§  Söil^elm  I.  öon  Serg  ft  l^OS)  unb  So'^n  2öil^e(m§  öon  9taöcn§= 
berg  (t  am  22.9loöember  1428),  aua  beffen  S^e  mit  9(bel§cib  öon  lecftenburg, 
folgte  feinem  £)f)eim  2Ibolf  am  14.  ^uü  1437,  faum  jmanjigia^rig ,  in  ber 
^Regierung  unb  empfing  am  14.  September  beffelben  ^a^ree  öon  ^aifer  Sigii= 
munb  bie  5Rei(^§be(ef)nung  forool  mit  ^ütidt) ,  33erg  unb  9taöen§berg  ate  au(^ 
mit  ©etbern  unb  3ütp'§en,  auf  roeld^e  le^teren  ^anbe  bae  öau§  .3üti(f)  öon 
^erjog  (Berl^arb's  Urgro^'^eim  SBilfielm  l^er,  6emaf)(  ber  @rbtocf)ter  ^Jlaxia  öon 
Selbem, 'bem  bort  ^ur  öerrfdjaft  getaugten  öaufe  ßgmont  gegenüber  Succeffion5= 
redete  begrünbete,  nacf)bem  mit  bem  finbertofen  Üieinatb  1423  ber  ^J^anneftamm 
ber  |)er,5öge  öon  3ülirf)=®e[bern  auggeftorben  mar.  £oc§  roarb  roeber  burcf)  bie 
faiferli(f)e  ^^^rotection  —  ein  S3efet)t  SigigmunbS  an  bie  Unterttianen  in  ©etbern 
unb  3ütpt)en,  ben  öerjog  @.  ju  i'^rem  ßrbtierrn  an,june!^men,  d.  d.  25.  Septbr. 
1437,  blieb  roirfungloS  —  no^  burc^  2Baffengeroalt  Öe^terem  ber  33efi§  ber 
gelbrif(^en  Öanbe  ju  S^eil.  S^urd)  bie  ©rfc^öpfung  feines  Stammgebietel  in 
golge  ber  öor^ergegangenen  unauf^örtid^en  5ei)ben  junäc^ft  jur  roieberf otten  3}er= 
löngerung  be§  2öaffenftiHftanbe§  mit  5Irnolb  öon  ggmont  unter  ber  gern  gebotenen 
«ßcrmitttung  be§  ßrjbif^ofS  2ietric^  öon  Äöln  genöt^igt ,  öermod^te  6.  nad^ 
Sßieberaugbrud)  bes  «Krieges  felbft  burcf)  ben  glönaenben  Sieg  über  bie  in  bas 
3ülic^'f(i)e  eingefallenen  Scf)aaren  ^trnolbs  bei  C'innic^  am  ^ubcrtustage 
(3.  ^Dioücmber)  1444,  öeremigt  burc^  bie  Stiftung  bes  ritterlichen  St.  ^ubertul= 
Drbens,  nur  fo  üiel  ]ü  erreid£)en,  ba^  ber  gelbrifc^c  5>er5og  bie  9Infprücf)e  auf 
Sülidl),  bie  er  al§  Sol^n  einer  Sctiroefter  jenes  |)erjog3  Meinalb  bist)er  be^uptet, 
nid^t  roeiter  öerfolgte.     ^Dlad^  bem  förmlid^en  3}erjid^t  auf  Sfülic^ ,   ben  Strnolb» 


742  GJevIjarb,  |).  ü.  ^üüc^^Serg. 

ißruber,  SCßUl^etm  toon  ©öiitont,  am  23.  5lot)eml6cr  1445  öeutfunbete,  brad^tc 
^itng^eräog  iSo'^ann  öon  Sleöe,  äum  S)ante  jugleid^  für  (Serfjai-be  'Jteutralitat 
in  ber  ©oefter  ^e^be,  3toif(^en  biejem  unb  Slrnolb  einen  33ettra9  (d.  d.  4.  ^uni 
1447)  jur  Garantie  be§  B eiberf eiligen  2Sefi|ftanbe§  auf  10^af)re  jum  9lbfd)Iuffe, 
tt)et(i)et,  mel^vmatS  erneuert,  ber  35orIäuier  be§  ä)er!aufe§  ber  iüU(^j(^en 
@rbre(i)te  auf  ©eibern  an  ^erjog  Äar(  öon  SSurgunb  al§  9le(f)t§na(^folger 
3lrnolb§  (im  i^uni  1473)  tourbe.  ©eit  1445  mit  ©op'^ia,  2o(i)ter  ^erjogä 
SSerntiarb  öon  ©adifen  =  Sauenburg  öermä^It  unb  feiner  friebfertigen  Dlatur  ent» 
ft)re(f)enb  öorjugStoeife  mit  ber  Drbnung  feine§  A^au§^atte§  unb  ber  Sefferung 
ber  inneren  ßanbegöer'^ättniffe  befdiäftigt,  öermod^te  @.  fic^  gIeicf|tt)ol  nic^t  au§ 
bem  S>ru(fe  ber  finanziellen  SSerlegen'^eiten  ju  ert)eben.  ^mmer  neue  33erpfän= 
bungen  t)on  ®ebiet§t{)eiten,  inSbefonbere  öon  allmäl)lic^  faft  fämmtlicf)en  bergifrf)en 
Stemtern ,  fdiienen  bietmef)r  eine  Stuflöfung  be§  Territorium^  in  einzelne  fo  gut 
mic  felbftänbige  Sfieile  anjuba'^nen,  jumal  ber^er^og  unter  bem  lA.Wäx^  1451 
ben  Stmtleut^n  auSbrüctIirf)  ba§  S^iei^t  gegenfeitiger  58ünbniffe  unb  .'pülfcleiftung 
jugeftanben  ^atte.  i^ujtoifc^en  mar  berfelbe  im  ^inblide  auf  feine  ©elbnotl^  unb 
^inberlofigfeit ,  üu§  @iferfuci)t  bor  bem  Überflügeinben  (ileöe,  tior  Willem  aber 
unter  bem  ©influffe  ber  energifdien  5|3erfönlirf)feit  5DietricE)"§  öon  .^öln  ju  einem 
auffaEenben  Sd)ritte  übergegangen,  inbem  er  unter  bem  12.  ÜJiärj  1451  in  ber 
i^orm  eine§  S3erfaufe§,  auf  ben  x^aü,  ba^  er  ober  einer  feiner  9la(i)fommen  ol^ne 
ÖeibcSerben  ftürbe,  bie  @c£)enfung  be§  .«öerzogtliumS  33erg  mit  ber  ^errfd)aft 
SBlanf cnberg ,  ber  (Braffcfiaft  3ftat)en§berg  unb  ber  ©täbte  ©injig  unb  giemagen 
an  ben  l^eiligen  5petru§  unb  ba§  ßr^ftift  Äöln  gegen  ein  Entgelt  üon  104,000  gl. 
üoÜjog.  SSorbereitet  burd)  Unterl)anblungen,  meldte  feit  1449  mit  ßrjbifdjof 
2)ietrid§  unb  au(^  mit  .^aifer  griebric^  III.  (burct)  ben  (Srafen  ©umprerfit  öon 
^ieuena'^r)  gepflogen  morben,  mar  biefer  @d)ritt  öon  befonberen  93ett)it[igungen 
an  bie  9titterfd)aft  unb  bie  ©tobte  tion  33erg  unb  33tanfenberg  (5.  SS.  (Srla| 
ber  5lbgabe  be§  3^utter"^afer§  ju  ©unften  ber  9titterfd)aft,  ©c^enfung  öon  S3ogt= 
gütern  an  bie  ©täbte  u.  a.  m.)  begleitet:  ber  Sfugcnbfreunb Söalter  öon  SSeüeffen 
ert)ielt  ©(^lo^  unb  .'perrfc^aft  .»parbenbeTg  jum  ^^^räfent.  ©r^bifdiof  £>ietrid)  trat 
fofort  in  ben  ftipulirten  33efi^  öon  SSlanfenberg  ein  unb  lie^  in  aÜen  ^^emtern 
unb  ©täbten  bon  3?erg  bie  @rb^ulbigung  für  fid)  unb  feine  ^]la(i)folger  einnetjuten ; 
ebenfo  unterließ  ^Q^jft  'JticotauS  V.  nid)t,  ber  ©d)entung  unter  bem  4.  Siuli  1452 
feine  ^cftätigung  ^u  ertl)eiten  unb  nur  bie  Otitterfc^aft  üon  SiüHcf)  erlief  im 
Sßerein  mit  bem  ju  einem  33iertel  am  Jperjogtljum  Siülicf)  berechtigten  Sbell^errn 
@erl)arb  bon  Soen,  ©rafen  öon  SBlanfen^eim ,  eine  SSertea^rung  gegen  atte  für 
fie  nad^tl^ eiligen  Gonfeciuenjen  (am  1.  Dctober  1452).  S)a  toarb  unerroartet  bem 
.^erjoge  am  1-  Januar  1455  ein  ©o'^n  unb  @rbc  geboren  unb  fo  bie  33ermirf= 
lid^ung  jene§  (Jeffion§üertragc§,  menn  nic^t  aufgehoben,  fo  bocf)  i^i  möglid^ermeife 
meite  i^nm  gerügt,  ©eine  iörmlii^e  3lufl)ebung  erfolgte  unter  günftigen  35er= 
^ältniffen  nac^  bem  ?lbleben  ©räbifd^ofg  S)ietric^  II.  unter  beffen  9lac£)folger 
9iubred^t  üon  ber  ^idi^  (1469),  faft  gleidijeitig  nad^  bem  gemaltfamen  @nbe 
be§  legten  ©rafen  üon  SSlanfen'^eim ,  SBillielm ,  au§  bem  .'paufe  Soen  bie  6on^ 
folibation  be§  üierten  Ti)eii^  üon  ^ülid)  mit  ben  jülid)'f(^en  ©rblanben  be& 
■Iperjogg.  ^^ür  @.,  meld^er  1460  in  ©d)mac^finn  üerfaEen  toar,  fül)rte  feitbem 
feine  ©emal^lin  ©opl)ia  mit  ben  9lätt)en  bie  9tegierung;  fie  ftarb  inbeffen  üor 
bem  @emaf)le,  am  9.  ©ebtember  1473,  unb  toenige  2age  barauf,  am  19.  beffelben 
5Ronat§,  folgte  i'^r  ber  ätoeite  ©o"^n  5XboIf  im  2obe  (geb.  am  1.  2lug.  1457\ 
mie  e§  ^ei|t  in  O^olge  einer  S5ermunbung ,  bie  er  in  einer  O^e^be  mit  griebrici) 
üon  ©ombreff,  ^errn  ju  Serben,  beim  ©c^loffe  iomberg  in  ber  6ifel  baüon= 
getrogen.  SSäl^renb  ber  legten  SebenSjalire  @er]^arb'§  regierte  balier  beffen 
ölterer  ©o^n  2ßill)elm,  1472  mit  glifabet^,  2oc^ter  be§  ©rafen  ^ofiann  II. 


(Set^orb  IL,  @.  0?.  t).  «Dlainj.  743 

öon  Ofiafjau  =  ©aai'brücf en ,  oertnäl^tt,  toelc^e  i^m  ali  3)htgiit  bie  Jperrfc^aften 
^emeberg  unb  !L'ölt)en6erg ,  joioie  S)ieft  unb  ^\ii}en  in  3?i-Qbant  jubrac^te.  @. 
ftaxb  am  18.  9Iuguft  1475,  angebUd^  in  feinem  ©d)loffe  ju  ßüCsbotf,  unb  warb 
gleich  feinen  SBotfa^ren  in  ber  gürftengruft  ber  3l&teifirc^e  ju  Miltenberg ,  bem 
bergif^en  Some,  beftattet.  ©ein  3lnbenfen  ift  eng  Detfnüpft  mit  ber  ©tiftung 
unb  Sotirung  bei  ßreuäbtüberftofteri  ju  Siüffelborf  (14.  Sluguft  1443;,  fotoie 
mit  ber  Seftätigung  ber  Statuten  ber  ©t.  ©ebaftianu§  ^  ©(^ü^engefetlf(f)ait  in 
berfelben  bergif^en  .öauptftabt  (20.  i^anuar  1452). 

i'acomblet,  Urf.--^U(^,  U3b.  lY.  Serfelbe,  Slrdiiü  i.  b.  @ef(^.  be§  ^ieber= 
r^eini,  33b.  IV.  ^tebing'^oüen'fdie  ßollectaneen  im  ©taatiarc^iöe  ju  S)tiffel= 
borf.     t).  3uccalmaglio,  2lbtei  Miltenberg  u.  a.  m.  |)arle^. 

©erwarb  n.,  (Srabifc^of  oon  5}la ins  (1288—1305),  entflammt  bem  toetter= 
auifc^en  S;t)naftengef(^tec^t  öon  (Sppenftein,  mel(^e§  im  S^aufe  bei  13.  ^aljr: 
^unberti  tiier  feiner  3lngel)örigen  ben  main^er  Srjftul^l  befteigen  fa^  unb  fomit 
einen  uicf)t  geringen  (Sinflu^  auf  bie  ©efd^icfe  S)eutf(^lanb§  ausübte.  @Ieii$ 
feinem  9}etter,  bem  ßräbifc^of  SBer-ner,  trat  aurf)  @.  frül)e  in  ben  geiftlicfien 
©tanb  ein,  ermarb  rafd)  bie  l)ö^eren  @rabe  unb  betoarb  fid§  bereite  1284  nac^ 
bem  3:obe  feines  33erlDanbten  um  bie  5tad^folge  in  bcffen  2öürbe.  %oä)  mar 
ber  eppenfteinfdieMln^ang  im  S)omcapitel  ni4)t  fo  ftarf,  al§  baB  ©•  §ätte  burc^= 
bringen  fönnen.  Sie  äöal^l  fiel  ätoiefpältig  aus,  ber  ^roce^  ber  beiben  (ianbi= 
baten  fam  öor  ben  römifd^cn  ©tuf)l  jur  Sntfc^eibung  unb  nac^  taft  ätDeijäl^rigem 
©treit  tourbe  toeber  @.  nod)  fein  ©egner,  fonbern  ber  treue  ^^reunb  unb  ge= 
fdiicfte  @efrf)äft§trager  ^önig  JRubolfi,  35ifc^_of  öeinri($  öon  SSafel,  jum  erj= 
bif^of  öon  ll^ainä,  @erl)arbö  ©egner  3um  Sifc^of  öon  35afel  ernannt,  toä^renb 
&.  leer  aueging.  6§  unterliegt  feinem  3tt)eifel,  ba|  ^ier  eine  ^ntrigue  fpieltc, 
ber  Äönig  ^ubolf  nic^t  fremb  mar  unb  ber  ißorgang  ift  barum  bejeic^nenb  für 
@er:^arb"5  ©tcllung.  ^nbeffen  balb  nac^  ber  '3Heberlagc  in  Tlain^  eröffneten 
ficf)  i^m  neue  3lu§fi(^teu  in  2rier.  3lud^  "Eiier  tourbe  er  als  ßanbibat  aufgeftellt, 
aucf)  ^ier  aber  f)atte  er  in  Soemunb  öon  SBarnsberg  einen  gefä^rliif)en  ©egner, 
allein  biesmal  lie§  ber  2ob  bei  @r3bif(i)oti  ipeinrid^  öon  Mainj  ben  Gonftict 
eine  beibe  Bewerber  befriebigenbe  ööfung  finben.  (S.  mürbe  nun  öom  5j3apfte 
5um  @räbif(^of  öon  5Jlain3,  SSoemunb  jum  ©rjbifcliof  öon  Jrier  ernannt,  am 
3.  Wäx^  1289  erhielten  beibe  bas  '^.'allium.  —  &.  toar  amgcmadifen  in  bem 
Slnfc^auungifreife  (Irjbifdmf  Sßerneri,  ber  nid^t  nur  bie  (Brunbfä^e  ber  lanbes^ 
fürftlidien  Mlllgemalt  entfc^ieben  aufrecfit  ^ielt,  fonbern  auc^  —  unb  bas  fättt 
^auptfäc^licf)  ini  ®etoid)t  —  bie  9te(i)te  bei  neuen  ^urfürftencoUegi  neben  benen 
ber  3iei(^igetDalt ,  man  möditc  fagen  öerfaffungimä^ig  fi(i)er  ju  ftellen  gefuctit 
^atte.  2;iefe  S)oppeltenben3,  mit  ber  Sßerner  nirgenbi  öoUtommen  burd^gebrungen, 
griff  oud^  6.  energifd^  unb  entfd^ieben  auf.  )iioä)  offener  unb  meitgeljenber  als 
SBerner  ftrebtc  er  banacl),  bie  ©tellung  bes  Grjfanjleri  in  Seutfi^lanb  auf  Soften  ber 
töniglic^en  ©emalt  ju  ^eben,  unb  jugleidf)  auc|  bas  mainjer  ßrjftift  territorial 
abäurunben  unb  ju  ermeitern.  S3e^terei  öerurfadC)te  jatilreidlie  ^wifte  mit  Heineren 
unb  größeren  ©etoalten  in=  unb  au^er^alb  bei  ©väftifti,  erfteres  mirfte  bebingenb 
auf  ben  35erlauf  ber  tolgenben  ^al)re  beutfd)er  @efd)i(^te  ein.  £er  enge  SSunb 
ber  brei  r^einifd^en  .^urfürften,  mie  er  hii  jum  Jobe  2öerner"i  beftanben,  mürbe 
erneuert,  bet  fölner  ©r^bifi^of  ©iegfrieb,  ber  mäfirenb  ber  2Birren  in  '»lltainj 
unb  2:rier  empftnblidl)e  ßinbu^en  an  ^ta(^t  erlitten  l^atte,  mürbe  in  offenem 
©egenfa^  3U  Äönig  Ütubolf  unterftü^t  unb  am  Mlbenb  feines  Gebens  fa"^  biefer 
fi(^  toieberum  einer  gefd)loffenen  Cppofition  gegenüber,  bie  'ü)n  bai  ©nbaiel 
feiner  SSeftrebungen  öerfe^len  lie^.  gür  bai  iBer!^ältni| ,  in  melc^ei  @.  jum 
Könige  trot,  ift  ei  ma^gebenb ,  ba§  ttir  biil^er  töeber  ©.  ali  ^fUQcn  in  irgenb 
einer  Urfunbe  Otubotfi,   noc§   eine  Urfunbe  Jiubolfi  für  @.  nacEiweifen  fönnen, 


744  ©erwarb  IL,  (5.  S8.  ö.  Hiainj. 

oBgteit^  er  bem  ^oftagc  in  driurt  Bcilüolintc  unb  imc^'^er  auc^  auf  bem  9leid^i= 
tage  ju  f^ranffurt  erjc^ien.  ?luf  Selben  ^anbette  e§  fid^  um  bie  SOßa'^l  SUbtec^te 
jum  5^ad)fotgev  jetneS  S5ater§  unb  auj  beiben  lüuvbe  ber  Äönig,  tote  ein  ben 
^aböBurgern  ül6erau§  ei-gebener  ftraPurger  ßl^ronift  mit  |d)tec£)t  t)ei-t)e{)ltem 
2terger  16end)tet,  mit  feinem  9lnltegen  einfad)  abgetoiejen.  ©.,  bei  bem  neben 
allen  tcnitoxiaten  ©elüften  oer  ©ebanfe  an  ta^  Oteicf) ,  an  bie  Seitung  befjelben 
burc^  bie  ^urjürften  unb  fpeciell  bur(^  ^Jtainj  ftet§  übermog,  mar  entfd)loffen, 
bie  fic^  i^m  bei  ber  Ä5nig§roat|t  barbietenbe  @elegent)eit  jur  S)urc^füf)rung  jeiner 
$täne  ni(i)t  ungenu^t  entjcfilüpicn  ju  laffen.  5Der  ^^abäburger  9nbred)t  mar  it)m 
p  mächtig,  mie  jeiner  3eit  ber  ^ßfätjer  ßubtoig  jeinem  Sßetter  Söerner,  unb  mie 
biefer  in  Ütuboli,  fo  glaubte  er  in  Slbolf  öon  'ökffau  ben  geeigneten  Ganbibaten 
gefunben  p  fiaben.  S)er  fleine  (Sraf,  ber  in  fölnijd)cn  S)ienften  getöteten,  |d)ien 
ba§  paffenbe  aBcrf^eug  ju  jein,  um  bie  9ici(^§reiorm  im  furjürftlit^  mainäijdien 
(Sinne  au§3utüf)ren.  S)ie  ^Jtitfurfürften  mürben  gemonnen ,  ber  ©raf  gemät)lt. 
5£)ie  plum^je  !t3i)"t,  mit  ber  @.  nad)  öfterreicf)ijc^en  23eric£)ten  babei  ^u  äßerfe  ge= 
gangen  fein  foll,  ift  öon  ber  neueren  Äritif  aU  ©rfinbung  nadigelniefen  unb 
cbenfo  fann  bie  3lnj(i)auung ,  met(i)e  in  ber  ^atjl  5Ibolf§  nicf)t§  al§  einen 
jdjmufeigen  .Spanbel  auj  Soften  be§  gtet(i)§  erblicEt,  al§  überrounben  bejeidinet 
merben.  Sienn  loenn  au\^  bie  meiften  ^uriürften  bie  2öat)l  jur  Sejriebigung 
i^rer  für[ttic£)en  ©onberintereffen  benu^ten  unb  anä)  (S.  feinen  ^riöatDorf^eil  in 
umiaffenbfter  SBeife  mat)rna{)m,  ]o  finb  borf)  bie  S^orberungen,  melci)e  er  in  58e= 
,^ug  auf  bie  ^ei(i)§angelegenl)eiten  er'^ob  unb  fid)  bemilligen  Iie§,  burd)au§  in 
ben  Sorbergrunb  ju  [teilen.  S)a§  ©rjfanäleramt  öon  ^Jtainj  jottte  fortan  nid^t 
metir  blo§  eine  SBürbe  gleid)  ber  be§  ^IRarfd)aII§  ober  ©dicnfen  bejeidinen,  fon= 
bem  bie  mirfticEie  S^orftanbfd^ait  ber  9leid^§regierung  in  fid)  fc^lie^en,  ber  Sitel 
foEte  einen  realen  3^nt)alt  erfialtcn.  (B.  bege'^rte  ju  bem  33e!§uf  für  fid^  unb 
feine  ^fladifolgev  ba§  @mennung§rec^t  be§  ^of=  unb  23ice!an3ler§,  toa§  ein  neuerer 
5orfd)er  treffenb  bat)in  d)arafterifirt ,  ha^  e§  „für  jene  3cit  o^ngefä'^r  benfelben 
©ffeift  ge{)abt  l^ätte,  mie  menn  bie  9Jlinifter  ^eute  m<i)t  bon  ber  .^rone,  fonbern 
Don  ben  ©täuben  ernannt  mürben".  Unb  bicfeS  ©treben  nad^  gefe^lid)cr  9iege= 
(ung  be§  @influffe§  ber  ©täube  auf  bie  9{eid^§regierung  bleibt  feitbem  ein 
d)arafteriftifd^eö  'Minimal  ber  mainjifd^en  ^5otitif  bi§  über  ben  3lu§gang  be§ 
5JiittcIalter§  I)inau§.  —  Äönig  5Xbolf  bemilligte  biefe  f^orberung  mie  jebe  anbere, 
bie  if)m  öorgetegt  mürbe ,  aEein  bie  Hoffnungen,  m€ldf)e  @.  baran  gefnü^ft,  er= 
füttten  fid)  nid)t.  SSereite  nact)'  furjer  i^xi^t  nal^m  3lbölf  meber  in  ber  inneren 
nod^  in  ber  äußeren  ^olitif  9iüdfid^t  auf  ben  ^ainjer  unb  biefe  felbftänbige 
|)altung  be§  leiber  nur  3U  fd^madt)en  ^önig§  mar  ber  eigentlid^e  91nla§,  mie  feines 
58rud^e§  mit  ©.,  fo  aud^  feine§  ©turjeg.  Sei  @.  !ommt  nod^  in  58etrad£)t,  ba^ 
ba§  ©trcben  9lbolf§,  fid)  in  5Jlei^en  unb  2;t)üringcn  eine  ^auämad^t  ju  ermerben, 
bie  territoriale  ©teüung  be§  main^er  |)0(^ftift§  in  biefen  Sanben  auf§  äu^erfte 
gefät)rbete.  S)er  SSerfu^,  bie  9fted)te  bon  ^Raina  beim  Könige  geltenb  ju  mad^en, 
milglüdEte,  Öj.  legte  beim  päpftlid^en  ©tul^l  einen  förmlichen  ^roteft  gegen  ben 
!L'änberfd£)ac^er  3lboIf§  ein  unb  feitbem  gingen  bie  5pfabc  beiber  au§einanber. 
2)ennod)  trat  @.  feine§meg§  ^u  ber  öon  |)er3og  ?Hbredt)t  geführten  Dppofition 
gegen  ben  ^önig  über,  öielmel^r  beobad)tete  er  in  öorfidf)tiger  3urücf^altung  fo= 
rool  ba§  2;reiben  be§  ^önig§  mie  bie  ^.Jlnftalten  be§  Oefterrei^erS  jum  ©turje 
be§  ^errfd^erg,  entfd)toffen  im  entfdE)eibenben  ^[Uoment  bie  Seitung  beö  ©anjen 
an  fid)  ju  rei§«n  unb  3llbredE)t  mie  2lbolf  feinen  SCßiEen  aufjuämingen.  Unb  al§ 
nun  ber  ßonflift  ftdf)  unabmenbbar  äufpiijte,  3llbrect)t  unb  feine  SSerbünbeten  jum 
©(^lage  bereit  ben  (Sr^bifd^of  jur  5Jlilmirfung  aufforberten,  ba*  befd)ieb  ®. ,  öon 
bem  33eftreben  geleitet,  bem  mainjer  ©tul)Ie  ein  öerfaffung§mä^ige§  ÜtedC)t  ju 
magren  ober  rid^tiger  ju  ermerben,  öon  fid)  au§,  meil  e§  i'^m  al§  ©rjfanjter  äu= 


@et{)arb  II.,  G.  ig.  D.  ÜJiatnj.  745 

ftcl^e  unb  gebül^ie ,  ben  Äönig  unb  |eine  SBiberiac^er  ^u  einer  güvftenüerfnmm^ 
(ung  nad^  ^i-'öi^^^urt ,  qut  ber ,  tüie  e§  im  3lu5fcf)reiben  ^eißt,  über  bie  i^erbejie= 
rung  ber  Sage  bei  9iei(^ei  beraf^en  loerben  joUte.  Gr  mochte  l^offen,  au?  bieje 
äöeife  beibe  ^part^eien  überflügeln  ju  fönnen,  njurbe  aber  bitter  enttduid^t. 
£q5  rafd^e  ^Borbringen  unb  bie  IHai^t  9tlbrrcf)t§,  bejjen  ^^'^^errntalent  ben 
^•ieg  nod^  öor  ber  Sc^lac^t  bereits  ju  Ungunsten  '^Ibolis  entf(i)ieben  f)Qtte,  jinang 
i^n  3U  offener  '|'Qrtf)eina^me,  üon  ben  2Iuf)ängern  bei  i^erjogs  gebrängt,  fprod^ 
er  am  23.  ^iuni  1298  ju  IHainj  über  ben  abroejenben  i?önig  bas  3lb|e^ung§= 
urt^eit  au«.  2öcnige  xage  baram  brachte  bie  Sd^lac^t  bei  ®öllf)eim  Slbotr  ben 
2ob  unb  @.  um  ben  erf)offten  ©ewinn.  gr  t)atte  jum  Sturze  2lbo[f5  mit  ge= 
roirft,  toeit  biejer  fic^  nidE)t  ben  Crbnungen  untermarr,  bie  ber  ©rjbifc^oT  für  bie 
5Reid§§öerTaffung  not^roenbig  erac£)tete,  in  bem  SlugenbUcfe  aber,  roo  if)m  biefee 
gelang ,  ]ai)  er  fic§  Don  3nbredf)t  überl^olt.  5(tterbing§  UeB  ft(^  2ltbre(^t  bei 
feiner  2Bat)l  3U  ^ugeftänbniffen  l^erbei,  irelc^e  bie  üon  3lbolf  faft  übertrafen,  bie 
mainjer  ^an^terred^te  insbefonbere  n)urben  in  öoUem  Umfange  anerfannt ,  bafür 
bad)te  aber  ber  neue  i?Dnig  nod^  meniger  als  lUbotf  an  beren  SJerroitftic^ung. 
Äoum  brei  ,3at)re  öergingen,  ba  ftanben  bie  r^einifcf)en  ßurfürftcn  2Ilbred)t  ge= 
nau  fo  feinblidE)  gegenüber,  mie  öorbcm  2(bolf,  nur  war  bieimat  &.  öon  Dorne= 
'fierein  gü^rer  ber  Cppofition.  —  S)ie  UrfadEien  ber  6nt5tt)eiung  waren  äbnticE), 
ber  3Iu§gang  öerf(^ieben  Sae  Streben  3(lbred)t5 ,  bie  Ärone  mit  &nih  Don 
(^ranfreid^  in  feinem  Jpaufe  erbUd)  ju  mai^en,  bie  Diid^tberüdEfic^tigung  ber  äut= 
fürften  in  9leid^sangetegen^eiten  unb  nodf)  einige  Streitpunfte  me^r  untergeorb= 
neter  2Irt  erzeugten  bereits  1299  eine  fo  tiefge^enbe  Spannung  jmiji^en  Äönig 
unb  ßrjfanjlcr,  baB  ein  ^ufammenftoB  unüermeibüc^  mar.  S)ie  SInetbote,  baB 
&.  fid£)  öor  ber  ^ufammenfunft  ber  Könige  Sltbrec^t  unb  ^J^itipp  Don  5rant= 
retc^  bei  Duatretjaur  mit  ben  SBorten  entfernt  i)abt,  es  feien  nodt)  me^r  Könige 
in  feiner  2:afd5e  entölten,  ftammt  allerbingS  aus  fet)r  trüber  Cueüe,  bejeid^net 
aber  feine  Stellung  jum  Könige  richtig,  ^^enn  feitbem  plante  @.  in  ber  3:f)at 
bie  Slbfe^ung  Sllbred^tl.  Irier  unb  Äötn  maren  batb  geroonnen,  ber  ^4>fat3graf 
f(f)Io^  fiä)  ebenfalls  an,  ein  förmüc^es  33ünbniB  ber  Pier  dürften  ftelltc  bie  @nt= 
feiTiung  2ilbre(^t§  öom  x^rone  offen  at§  6nb3iet  auf.  2;ie  x^atfraft  bes  Königs 
üereitelte  inbeffen  bie  2lbfic£)ten  ber  Segner.  3}on  ben  Üt^einftäbten  nad^^altig 
unterftü^t,  eröffnete  er  ben  Ärieg,  beöor  nod)  bie  gürften  fi(i)  beffen  Derfa^en, 
unb  einer  nad^  bem  anberen  mußte  feine  fcf)mere  .öanb  fügten.  Ser  ^:pfat3graf 
arg  bebrängt,  bequemte  fid)  3uerft  3um  grieben,  @.  mefirte  fic§  länger.  Seine 
gefte  33ingen  öor  allem  miberjtanb  mit  rü'^mlid^er  ^tusbauer  faft  ^xod  5Ronate 
lang  bem  ^^Infturme  bes  Königs  unb  i^re  6innat)me  mar  eine  für  bie  bamalige 
.^riegsfunft  fo  merfmürbige  2^at,  baB  bie  3eitgenoffen  fie  einer  einge^enben  33e= 
fdireibung  mürbigten.  S^em  gälte  biefer  Stabt  folgte  eine  ^ßerroüftung  bes 
Üt'^eingauea,  fiel  ber  fidf)  fran3öfif(i)e  6ülfef(i)aaren  burc^  ©emaltt^ätigfeiten  :§er- 
oortf)aten  unb  bennoc^  beugte  @.  fid^  ni^t.  (frft  als  3Ilbrec^t  im  folgenben 
^a^xt  (1302)  fidl)  ju  einem  3roeiten  &elb3uge  anfct)icftc,  perftanb  er  fid^  not^= 
gebrungen  3ur  Untermerfung.  Sie  ^cbinguugen  bes  gricbens  rcaren  für  ben 
ftol3en  9]tain3er  bemütt)igenb  genug  —  erf^ienen  fie  boii»  feinen  ^Jtac^folgern  fo 
fc^mäi)Iic£),  ba|  fie  no^  in  ber  Üllitte  be§  18.  ^afir^unbertö  bie  3?efanntmac^ung 
ber  betreffenben  Urtunbe  nici)t  geftatteten  —  aüein  raeit  ^rter  traf  i^n  bas 
gefilfd^Iagen  aü  feiner  ^Uäne.  S)enn  nac^bem  er  ben  jyrieben  gefc^loffen,  mußten 
ßöln  unb  Irier  binnen  furser  grift  ebenfalls  bie  @nabe  bes  A?önigs  nad^fuc^en 
unb  biefer  glän3enbe  Sieg  ber  Oteic^sgeroalt  über  bie  dürften  mar  nid^t  nur  mit 
fc^meren  materiellen  ginbuBen  für  bie  Unterlegenen  öerbunben,  er  minberte  audt) 
bas  9lnfel)en  unb  bie  23ebcutung  bei  Äurfürftencollegä.  S^ie  33emüt)ungen  &n= 
l)arb§,  ben  Äurfürften  einen  beftimmcnben  ßinfluB   auf   bie  GntfcfilieBungen  unb 


746  ®ert)Qvb,  (^vf.  ö.  Dlbenburg  u.  2)clmenf)ovft. 

50'la|na'^men  be§  9ieic^§o6erf)aupte§  ju  ertuirfcti  unb  bie'  Üteid^giegieiung  in 
ftönbijcf)=oligQr(i)if(^em  ©inne  ju  orbnen,  toaven  üoUftänbig  ge|rf)eitei;t  unb  if)r 
Urheber  fam  ni(^t  mt1)x  baju,  fie  n)iebei;aufpnel)men.  2lm  25.  ^^-ebr.  1305 
fd^ieb  er  au§  bcm  ßeben,  toeiter  öom  3^^^^  entietnt  al§  Bei  feinem  (Eintritt  in 
bie  J^aujöal^n.  —  S)enno(i)  :^at  er  bie  5ß(äne,  tt)ie  überfommen,  ]o  aud)  jeinen 
^Jtarf)ioIgetn  al§  poUttfdic  2::rabition  überliejert  unb  faft  auSno'^mSloä  1)abtn  alle 
big  auf  Serf^olb  üon  ^enneberg  am  3lu§gang  be§  3Jtittelaltet§  fimah  fid^  an 
beten  S)ux(^iül)iung  abgemüht.  S5iel  ttjeiter  ift  aber  feiner  gelangt,  benn  aEe 
f)atten  ben  gteid)en  SBiberftanb  ber  3Sal)lfönige  unb  fürftlirfien  Serritorialfjcrren 
äu  belämpfen,  benen  ba§  partüulare  ftet§  über  ba§  gemein|ame  Stntereffe  ging. 
S5gl.  ßoreuä,  ®eutjd)c  ©efcf).  im  13.  u.  14.  ^at^r:^.,  33b.  II;  Äopp, 
©efct).  b.  eibgenöff.  Sünbe,  SSb.  III.  üon  ber  9ftot)p. 

©crl^arb  ber  '^utf)ige,  @raf  bon  -Dlbenburg  unb  S)elment)or[t,  geb. 
um  1430,  t  1499  (ober  1500),  ber  britte  unb  jüngfte  ©ol)n  bei  ©rafen  S)ieb= 
xiä),  bem  aU  bem  ©tammüater  ber  norbifd)en  .^erii(i)ergc|d^Ie(i)ter  bie  ®ef(i)id)te 
ben  33einamen  bei  ©lücEjeligen  gegeben  l^at ,  unb  ber  (Gräfin  .^eitoig,  einer 
@c§loefter  ber  testen  fd)aumburgifd§en  .'peräöge  öon  ©(^leSluig  unb  ©rafen  öon 
c'poiftein,  ttjurbe  nacf)  bem  1438  erfolgten  21obe  be§  SSaterö  mit  jeinen  S3rübern 
6l)ri[tian,  bem  na(i)maUgen  Äönige  ßl^riftian  I.  öon  ©änemarl  (j.  b.),  unb 
^ori^  am  ^o']t  it)re§  Cf)eim§,  be§  .^er5og§  Slbolf  VIII.  öon  ©d)Ieätoig=|)olftein, 
erlogen.  Sa  9Jtori^  bem  get[tlicf)en  ©taube  fid)  getoibmet  liatte  unb  ßl^riftian 
in  gotge  jeiner  äßa|l  äum  Äönig  öon  Sänemarf  (1448)  auf  feinen  2lnt|eil  an 
ben  @raffd)aften  Clbenburg  unb  Selmen^orft  öer^idjtete  (1454),  fo  fielen  testete 
bem  ©rafen  ®.  aEein  ^u.  5Jlori^  inbe^  entfagte  bem  geiftlidjen  35eruf,  öer= 
mä'^tte  ficE)  mit  einer  ©räfin  öon  .^oija  unb  forberte  ben  Sefi^  ber  Jpälfte  ber 
©raffc^aften  mit  gewaffneter  ^anb.  Unterftü^t  öon  bem  ^er^og  2Bil^eIm  öon 
SBrauufditoeig ,  fc£)lug  ®.  ben  Sruber  auf  ber  Sorftel^eibe  (1463),  mu^te  ftd§ 
jeboct)  auf  einbringen  bei  ^bel§,  ber  ®ei[tli(i)feit  unb  ber  SBürgerfd^aft  ber  ©tabt 
Dlbenburg  baju  öerfte^en,  bie  <!perrf(^aft  mit  5!Jiori^  ju  tl)eilen,  ber  aber  fc^on 
1464  ftarb.  —  i^nätüifd^en  toar  i^er^og  Slbolf  VIII.  geftorben  (4.  S)ec.  1459). 
c»).  unb  SRori^  l^atten,  all  (J^riftian  auf  feine  Steckte  auf  Dlbenburg  öer= 
jic^tete  (1454),  bereite  il^ren  2lnfprü(i)en  an  ©(i)le§h)ig=^olftein  ju  beffen  ©unften 
gegen  bie  3ufitf)erung  einer  Slbfinbung  öon  40000  rt)cintfd)en  ©ulben  an  jeben 
ber  Srübcr  entfagt.  3Beil  aber  bie  3a'§tung  berfelben  nic^t  redjtjeitig  erfolgte, 
na^m  &.  für  fid)  unb  al§  SSormunb  ber  Äinber  feine§  35ruber§  5!Jlori^  feine 
3uflud)t  jur  ©elbftliülfe,  jog  teieber'^olt  nad)  ^olftein  (1465  u.  1466),  befehle 
^HenbSburg  unb  öeranla^te  ben  ilönig  6!§riftian,  it)m  bie  (5inlöfung  öerfd^iebener 
bcm  9lbel  öerpfänbeter  @d)löffer  ^u  geftatten  unb  i^n  für  bie  3^it  ^»£1^  3lbn)efen= 
l^eit  be§  Äönig§  äum  Statthalter  ju  ernennen.  2)a  ®.  fid)  beim  2lbel  burd) 
äßill!ür  öerl)a^t  mad)te,  mä|renb  er  bie  3lnt)änglid)feit  ber  SSauern  fid)  3U  ge= 
tüinnen  tt)u|te,  fd)lo^  jener  1469  eine  SSerbinbung  gegen  il)n,  tooburd)  er  be= 
töogcn  töurbe,  fid)  in  bie  ttjeftlidjen  ^Rarfc^en  3U  begeben,  too  bie  SSauern  i^m 
.'pulbigung  leifteten  (1470).  2)er  ^önig  erfc^ien  in  ^olftein  unb  ^toang  ®., 
bie  öon  it)m  befehlen  ©c^löffer  ^erau§äugeben,  aEen  3lnfprü(^en,  mit  3lu§na^me 
beöienigen  auf  bie  für  bie  3lufgabe  feine§  @rbred)t§  an  ©d)le§toig=^olftein  nod^ 
rüdftänbige  (Summe,  ju  entfagen  unb  Urfel^be  ju  fc^toören.  5ll§  inbe^  im  ^. 
1472  bie  ^riefen  ber  id)le§n)igfd)en  5!)larf(^en  einen  3lufftanb  erregten,  folgte  @. 
il)rem  9iufc  unb  erfd)ien  toieber  bei  ."pufum,  !onnte  aber  ber  burd)  ben  ^erjog 
öon  9Jtedlenburg  unb  bie  Stäbte  Hamburg  unb  ßübed  öerftärltcn  bänifc^en 
Madiji  nid^t  miber[tel)en,  ttjurbe  gefc^lagen  unb  mu|te  in  fein  (ärblanb  enttöeic^en. 
."pier  l^atte  injtoif(^en  baö  Stift  SBremen  ^^nfprüd)e  auf  S)elmen^orft  erl^oben. 
S)er  (är^bifc^of  .ipeinri(^  II.,   jugleid)  Sifi^of  öon  ^Jlünfter,  unterftüfet  burc§  bie 


Üier^arb,  J.  33.  v.  äöüt^buvg.  747 

Hamburger  unb  Sübecfev,  xoddjt  @.  öurc^  ben  .spanbel  ftörenbe  Unternehmungen 
fic^  3U  geinben  gemoi^t  ^atU ,  eiict)ien  1473  öor  2elment)or[t ,  raurbe  inbefe 
buvd)  bic  35ermitttung  ber  ©vafen  öon  .g)ot)a  ,jum  5l6,}uge  üevanta^t.  %htx  im 
folgenben  ^a^re  (l-iT-l)  tourbc  @.  üom  ßrjbijrfiof  unb  ben  mit  i^m  öctbunbenen 
CftTriefen  in  Dlbenburg,  toietool  öergebti«^,  Belagert,  roa§  it)n  Deranta^te,  •|)ülic 
in  einem  ißünbni^  mit  .^art  bem  Äü'^nen  öon  Surgunb  ju  fuc^en.  2l6er  er 
raupte  jic^  jelbft  l^etfen,  at§  bie  Sremer,  öerftärft  burd)  Dftiriefen  unb  2Rünfter= 
länber  toieberum  in§  ßanb  fielen ,  unb  brachte  ben  ^^"^ben  eine  entfc{)eibenbe 
9lieber(age  bei  U475),  tt)el(f)e  norf)  je^t  unter  bem  ^amen  ber  „33remer  Jaufc" 
beim  fSolte  ber  Umgegcnb  im  ^tnbenfen  fte^t.  6in  i^riebe  ju  CuafenbrücE 
(1476)  Jetten  ben  5ef)ben  ein  giet.  S)a  aber  &.  fein  SJerfprec^en,  bie  ^$i(ger, 
^aufteute  unb  SBanberer  rut)ig  il)rer  Sttale  jiel^en  ju  (äffen,  ni(i)t  tjidt,  fo  be= 
lagerte  (SrabifdioT  ^einric^  1482  gleichzeitig  Clbenburg  unb  S)elmen^orft.  @. 
trat  in  feiner  Sebrängni|  bie  9legierung  feinen  (5öf)nen  ah  unb  öerlic|  feine 
^eimat^.  6r  fcf)eint  au§toärt§  Spietraum  für  feine  ge^beluft  gciunben  ju  ^aben. 
Üla«^  mehreren  3»ttt)ren  fet)rte  er  jurücE,  inbeB  feine  blo^e  ©egenttjart  war  feinem 
untierfö'^nlii^en  geinbc,  bem  (Sräbifd^of  §einri(^,  fo  furchtbar,  ba§  er  bie  Sö^ne 
bettjog,  bem  3}ater  feinen  Stufent^alt  in  Dlbenburg  ju  geftatten.  £er  alte  @raf 
30g  nac^  [yi-'anfi-'eict)  unb  ftarb  1499  in  ben  tpt)renäen  auf  einer  SBaEia^rt  nac^ 
St.  ^acob  äu  Gompoftella.  —  äBegen  feiner  gef)beluft  unb  perfönlid)en  2:apfer= 
feit  ^at  er  ben  ^Beinamen  be§  5)iut^igen  ober  Streitbaren  (bellicosus)  erhalten, 
gür  Dtbenburg  ift  feine  9tegierung§3eit,  abgefe^en  öon  ber  Sicherung  bes  Sefi^eS 
bei  friefifd)en  2Sebe,  ber  Erbauung  be§  S(f)toffe§  ju  5tcuenburg  (1462)  unb  ber 
grtoerbung  äJarelS  (1481),  noc^  infofern  öon  iBebeutung,  als  toä^renb  berfelben 
bie  erfte  planmäßige  Q3ebeirf)ung  in  ben  53larf(i)en  ausgeführt  lüurbe. 
öon  §a(em,  @ef(^i(i)te  be§  |)eräogt^um§  Ölbenburg,  33b.  I. 

3Jiu^enb  edier. 
©erwarb,  5ürftbifcf)of  juerft  öon  ^Jlaumburg  =  3ei^  (1362—72),  bann 
öDU  äBürjburg  (1372  —  1400;,  So^n  be§  (trafen  .g)einriä)  XI.  öon  Sd)U)ar3= 
bürg  in  3:^üringcn  unb  beffen  erfter  ©ema^Iin  ^etene,  einer  geborenen  ©räfin 
Don  Sdiaumburg,  geb.  um  1330.  Jrofe  friegerifdier  9ln(age  unb  ber  Ueber= 
lieferung  aufolge  fogar  ber  ©rftgeborene,  würbe  er  beftimmt,  bie  geiftticf)e  $3auf= 
ba^n  einjufd^lagcn  unb  foll  in  feinen  jüngeren  ^aljren  u.  a.  be^^ufs  feiner  5tu§= 
bilbung  unb  um  öort^eilfiafte  9}erbinbungen  anjufnüpfen,  an  ben  pöpftüc^en 
•Öof  nad^  Stöignon  gefc^icft  werben  fein,  ©emiß  ift,  baß  er  früt)  mit  einem  6a= 
nonicat  an  ber  Somfirdie  ju  ^laumburg  unb  SBürjburg  unb  töiber  ben  äöiüen 
beg  Sonöenteö  butc^  !popft  ^nnocenj  VI.  mit  ber  *prop)tei  an  ber  alten  Äapctte 
3u  giegensburg  bebac^t  rourbe.  ^m  ^.  1362  ift  er,  nad)  bem  ^obe  be§  5ürft= 
bifct)of§  gtuboli  öon  "Jtaumburg,  wie  e§  fd)eint  abermals  burd^  päpftlid)en  ein= 
f(uß,  3u  beffen  5iad)iolger  erWäl^lt  worben;  er  l)at  biefeS  9lmt  aber  nur  10  :3a!^re 
lang  öerWaltet.  ©ewoltt^ätig  unb  ein  fd)lec^ter  ^aueljalter,  wie  er  öon  'Jiatur 
war,  finb  jwifd^en  i^m  unb  feinem  Gapitel  balb  genug  ^e^'^ürfniffe  entftanben, 
bic  anlegt  JU  einem  ööttigen  5ßrud)e  gefüf)rt  unb  feine  Stellung  im  Üiaumburger 
.spod)ftift  unmöglich  gemad)t  ^aben.  'Jtid)t  ftarf  genug,  um  mit  eigenen  Gräften 
ben  ^ampf  mit  feinen  ©fguern  auijune^men,  :^at  er  ficf)  nad)  3löignon  gewenbet, 
um  bei  ^apft  (Srcgor  X.  perfönli^  feine  äßieberf)erfteaung  ju  betreiben;  bie 
©unft  be§  ÄaiferS  .fori  IV.,  auf  bie  er  na^  allem  wol  ^ätte  rechnen  bürfen, 
t)üt  er  3u  biefem  S^^^  mit  9*e^t  "ic^t  ^ür  au§reid)enb  gel)alten.  5)ie  golge 
biefer  3lppellation  War  nun  aEerbingS  nlc^t  ©erwarb's  äöieber^erftettung  im 
'Jtaumburger  S5i§t^um,  wol  aber  feine  Serpflanjung  nad)  äöürjburg,  bie  für  i^n 
unb  nod)  mel^r  für  biefeS  .'po^ftiit  bann  fo  öerl)ängnifeöoll  geworben  ift.  ^n 
äöürjburg  war  nac^  bem  lobe  be§  gürftbifd^ois  5Ubrec^t  öon  .!pof)enlo^e  (t  am 


748  ©er'^otb,  g:.  33.  ö.  SBJütäBurg. 

27.  :3um  1372)  eine  5Doppe(lt)al§i:  gefc^e^en.  Sie  ^inber'^eit  bei  ^apittU  ^atk 
ben  SDompropft  Sltbred^t  öon  ^e|berg,  bie  53lel^r3at)l  ben  SSamberger  S)ombecQn, 
2Bitti(f)  öon  äöolframSboii ,  jum  ^iac^iolgcr  getoä'^tt.  2)em  ©rtoä^tten  bei 
9Jltnbeii)eit  toax  e§  gelungen,  bie  (Sonfecvation  burd)  ben  ^Jtainjer  Metropolitan, 
unb  ttia§  unter  ben  gegebenen  Umftänben  jaft  norf)  ntet)r  Belagen  tüoüte,  bie 
jubelnbe  3lnerfennung  öon  ©eite  ber  ©tabt  äBür^burg  ju  gewinnen ,  inbem  er 
i^r  bie  öoüe  9lutonomie,  n)el(f)e  if)r  fein  3lmt§öorgänger  getoaltfam  entzogen  t)atte, 
im  roeiteften  Umfange  jurüctgob.  2)er  fo  au§gefd)loffene  ©egencanbibat  Söittict) 
l)atte  ebenfalls  ben  2öeg  nact)  9löignon  eingefd)lagen ,  um  bort  feine  2lnfprü(i)e 
jur  ©eltung  ju  bringen ,  unb  t)ier  tüar  e§  nun,  mo  er  mit  feinem  (Scl)icEfalsf= 
genoffen,  bem  au§  feinem  ^od^ftift  öerbrängten  'Diaumburger  gürftbifcJiof  @.  3u= 
fammentraf.  3Ba§  nun  atte§  ^mifc^en  beiben  öerlianbelt  mürbe,  miffen  mir  beg 
5^äl)eren  nic£)t,  ba§  Srgebni^  fpridjt  febod)  beuttic^  genug  unb  mar  entfd;eibenb : 
fie  traten  il^re  3lnfprüd)e  ber  eine  auf  äBür^burg,  ber  anbere  auf  5^aumburg 
einanber  ab,  unb  ber  ^papft  fprad)  ju  biefer  3lbmad)ung  feinen  ©egcn  unb  öer= 
liet)  ®.  bie  ^^^roöifion  mit  bem  ,^od)ftifte  2Cöürjburg.  ÖJ.  burfte  fid)  mot  al§ 
beu  geminnenbeu  jlt)eit  betrachten;  ba§  ^oi^ftift  SBür^burg  ftanb  bem  'J]aum= 
burger  in  jeber  9lüdfid)t  meit  tioran  unb  l)atte  üou  je^er  al§  eine§  ber  t)or= 
nel)mften  unb  begel)ren§mert^eften  im  üleid^e  gegolten;  unb  ber  ©unft  be§  ^apfteS 
mie  be§  Äaifer§  in  gleichem  ©rabe  fidler,  traute  fid)  ®.  nad)^altige  Mad)t  ge= 
nug  3U ,  jebem  Söiberftanbe  ^um  Zxo^ ,  in  ben  33efi^  be§  ertauf^ten  Siät^umS 
3u  gelangen.  S)a§  2öql)lred)t  ber  ßapitet,  bie  3»ntereffen  ber  ^od)ftifte  felbft 
pflegten  ja  feit  met)r  al§  einem  3^a'^rl)unbert  ol)nebem  gerne  umgangen  unb  meit= 
abliegenben  @efid)t§punften  geopfert  ju  merben.  ©cnug,  mäl)renb  SBittid^  fid§ 
nad)  5Zaumburg  manbte  unb,  fd^eint  e§,  of)ne  äöiberfprud)  Pon  bem  ertaufd)ten 
SSiSt^um  SSefi^  ergriff,  fel)rte  @.  mit  päpftlid)en  (5mpfe^lung§fd)reiben  an  Äaifer 
.^arl  IV.  nad)  5Deutfd)lanb  jnrüd,  unb  gleidi^eitig  erlief  (Tregor  X.  an  ba§ 
ßapitel,  ba§  ^^oc^ftift  unb  bie  ©tabt  SBür^burg  ben  gemeffenen  23efet)l,  ben  biS= 
t)erigcn  35ifd)of  öon  ^laumburg  al§  SSifd)of  unb  i^errn  aufzunehmen  unb  it)m  ju 
l^ulbigen.  2)er  ^'aifer  ^t  ^.  fc^on  in  ber  allernäd^ften  ^di  mit  faft  auffälliger 
^aft  mit  ben  9iegalien  belet)nt;  e§  ift  fein  Zweifel,  ba^  beibe  fid)  einanber  gut 
öetftanben,  unb  bie  SSermut^ung  liegt  naf)e,  ba§  03.  ^arl  IV.  fd)on  je^t  al§ 
©egenleiftung  bie  binbenbe  3"f«9e  mad)te,  bie  faiferlic^e  5politif  überl)aupt  unb 
im  befonberen  ^arl§  Siebling^tüunfc^ ,  feinen  ©o^n  Söenjel  bei  feinen  liiebjeiten 
al§  ^at^folger  im  9teid)e  gemä'^lt  3U  fe^en ,  nad)  Gräften  ju  unterftü^en.  So 
gebedt,  erfd^ien  @.  im  ^odl)[tift  SBür^burg  unb  forberte  ba§  Sapitel  unb  bie 
©tobt  jur  5lnerfennung  bc§  päpftlid£)en  unb  faiferlicl)en  3Billen§  auf."  Sf^^'ocl) 
öon  beiben  ©eiten  ert)ielt  er  eine  able^nenbc  Slntmort:  ba§  ßapitel  mie  bie 
©tabt  t)ielten  nad)  mie  öor,  il^ven  Siechten  unb  ^ntereffen  eutfprec^enb ,  an 
3llbred)t  öon  ^ePurg.  51un  mar  freiließ  @.  am  menigften  ber  Manu,  fidl) 
fur<}meg  abmeifen  ^u  laffen  unb  befd)to§  fofort ,  angriffStüeife  öor^uge^en.  S)er 
9lbet  bc§  ©tifte§  f)atte  fidt)  ol)nebem  pm  guten  %^t\i  gleidf)  bei  feinem  ©rfd^einen 
au§  ©runbfa^  für  i'^n  au§gefprodt)en ;  ferner  ftettte  fi($  if)m  ber  „Sanbfriebe" 
mit  feiner  Mad^t  jur  33erfügung,  enblidl)  jogen  feine  Srüber  unb  SSettern,  bie 
trafen  Pon  ©dt)marjburg  nebft  it)rem  5ln^ang  i{)m  jur  ^lilfe  :§erbet.  ^^lngefid)t§ 
biefer  Uebermat^t  famen  ba§  C^apitet  unb  bie  ©tabt  SBür^burg  balb  jur  @infid)t, 
ba^  fie  i'^m  auf  bie  S)auer  Söiberftanb  ju  leiften  nid^t  im  ©tanbe  fein  mürben. 
S)er  23urggraf  ^riebridf)  IV.  Pon  ÜZürnberg  —  ein  naiver  SSerroanbter  ß)erf)arb'§ 
—  öermittelte;  ba§  2)omcapitel  ging  in  ber  9ladl)giebig!eit  üoran  unb  lie|  feinen 
ßanbibaten  fallen,  jumal  ber  ^apft  mieberl)olt  in  ber  nact)brüdlid^ften  SBeife  mit 
feiner  Pollen  3lutorität  ^u  @unften  ®er^rb'§  eingetreten  mar,  bie  ©tabt  folgte 
nadl)  unb  er!annte  @.  ebcnfaES  all  it)ren  §errn  an,  mogegcn  il^r  biefer  bie  öotle 


©et^arb,  gf.  9?.  ö.  üßürabutg.  749 

Summe  ber  grei^eiten  Beftätigte,  bie  fie  ^ule^t  üon  gütftbijc^oi  %lhxcä)t  ^efe= 
berg  oerlie^en  ei-{)atten  f)attc  (^juni  1373).  3llbre(f)t,  oller  öülfgmittet  entblößt 
unb  üon  SlHen  öevtaffen,  fof)  ftd^  balb  genug  genött)igt,  bie  ©nabe  jeine^ 
fiegvei(f)en  öegnetS  an^ufletien,  bev  i^n  burcf)  bie  2)a3n)iic^enfunft  n)o^(ge= 
finnter  5)ermitt(er  ttiieber  in  feine  frühere  Stellung  eintreten  tiefe.  6S  mar 
inbefe  eine  arge  2:äuic^ung,  ttjenn  man  ettoa  biefen  3}ergteid^  ats  ben 
Slnmng  eines  normalen ,  irieblicEien  5ßermtniffeö  jroiiclien  (^.  einerjeitä  unb 
feinem  ßapitet  ober  gar  ber  ©tabt  aSürjburg  anbererjeitö  ^ätte  betrachten 
motten.  60  mar  bies  eben  einer  ber  5ßergleic£)e ,  roie  man  fie  in  jener  <3eit 
in  äf)nlidt)en  ^fäüen  fo  ^äufig  ju  f^tiefeen  p\ie%tt,  bie  ben  Streit  oertagten, 
bie  Urfac^e  beffelben  aber  ungef)oben  liefen.  2)a§  ^ermürfniB  tjat  fic^  oielmef)r 
balb  genug  erneuert  unb  ift,  menn  and)  nod)  ein  53^al  bejcf)mic^tigt,  jule^t  ju 
einer  Sßerroitflung  ber  jeltenften  5lrt  gebieten,  burct)  roel^e  bie  Öefctiii^te  @er= 
^arb'§  er[t  if)ren  eigent^ümli(f)en  unb  mit  ber  9teici)6gef(^ict)te  auT5  engfte  üer= 
fnüpften,  fie  äug(ei(|  in  t)o^em  (Srabe  cl)arafteriiirenben  3nt)alt  befommen  ^at. 
@.  mar  tro^  feiner  Steigung  jur  ©eroaltfamfeit  feine  xoi)t  'Jiatur  unb  ben  ibealen 
eintrieben  feiner  ®|3ocl)e  ftanb  er  feinesmegs  öer[tänbnifelo§  gegenüber;  aber  er 
mar  ein  autofratifc^  unb  ariftofratif(^  geftimmter,  sugletcf)  harter  unb  rücffjc^ts- 
lofer  gürft,  ber  mit  fic^  ni(^t  '^anbeln  liefe  unb  bei  jebem  aSiberftanbc,  auT  ben 
er  ftiefe,  fofort  anö  Sc^roert  fct)lug;  baöer  ba§  ©epräge  Don  ^Rul)elofigfeit  unb 
jugreifenber  .^eftigfeit,  ba«  feinem  öffentlicl)en  i^eben  aufgebrücft  ift.  Ueberbiefe, 
menn  er  bie  eine  ober  bie  anbere  Jugenb  eine^  guten  Otegenten  befafe,  fo  mar 
er,  roie  fc^on  angebeutet,  boct)  geraife  fein  Ülec^ner,  fein  Staatsroirtl).  £er  Staat§= 
^aus^alt  be§  SBürjburger  5)od^ftifte§  toar  feit  langer  3ett  jerrüttet  unb  biefe 
Zerrüttung  mit  bie  QueÜe  audj  ber  frül)eren  Birren  geroefen;  ö.  felbft 
fam  tief  üerfc^ulbet  in§  Stift;  unb  bie -Dtotljroenbigfeit,  fic^  baffelbe  mit  ©eroalt 
ju  unterroerfen,  ^atte  biefe  Saft  beträditlicf)  gefteigert.  S^iefeg  O^er^ältnife  attein 
reichte  ^in,  e§  äroifc^en  ber  mifetrauifct)en  Stabt  unb  bem  neuen  öernt  frf)on  in 
ber  näc^ften  3eit  jum  ^ruc^e  äu  treiben.  Siie  (yrei^eiten,  bie  @.  ber  Stabt  bei 
bem  ermähnten  3}ergleic^e  beftätigt  f)atte,  ftanben  feinen  autofratifd^cn  9ieigungen 
unb  fitiauäietten  Sebürfniffen  im  QBege;  er  nat)m  bal^er  im  raupen  äßortbruc^e 
im  35erlaufe  bei  ^.  1373  feine  aulbrücElii^e  3lnerfennung  berfelben  jurücf  unb 
erflärte  bie  fünfte,  al§  eine  bemofratifc^c  Einrichtung,  für  aufgehoben.  2)ie 
autonomifc^e  9ti^tung  in  ber  Stabt  mar  aber  ju  tief  gerourjelt  unb  ju  mächtig, 
alö  bafe  fie  einen  fold)en  Scf)lag  roiberftanbslos  t)ingenommen  l)ätte;  ^erau5= 
geforbert  roie  fie  roar,  roel)rte  fid)  öielme^r  bie  Stabt,  roäl)renb  bas  Somcapitel 
an  fi(i)  B^^ti^ten  ju  l^aben  fc^eint,  in  einem  geroaltigen  3tuibruc^e  (^:)ioüember 
1373)  gegen  ben  roortbrü(^igen  ^yürften,  bem  balb  nict)ts  anberei  übrig  blieb, 
als  5U  Äaifer  .ßarl  IV.  feine  Zuflucht  3u  nehmen  unb  beffen  Slutcrität  gegen 
ben  fiegrei(^en  ^ufftanb  in  33eroegung  3u  fefeen.  S)er  .^aifer  erflärte  auc^  in  ber 
3:l)at  bie  roiberfpänftige  Gapitale  fofort  in  bie  gtcict)iacf)t  unb  ert^eilte  @.  3u= 
gleich  bie  ermäc^tigung,  in  2Bür.^burg  unb  äroei  ÜJleilen  im  Umfreii  einen  neuen 
3ott  auf3uri(^ten,  roas  bie  geroö^nlicje  Sorm  ber  aufecrorbentlic^en  Sefteuerung 
roar.  Slls  ©egenleiftung  ^atte  @.  ein  «ünbnife  mit  i^aifer  ^arl  unb  beffen 
So£)n  Äonig  SBen^el  gef^loffen,  in  roelc^em  bie  engfte  Solibarität  il)rer  ^ntereffen 
auTö  auebrürflic^fte  Derfünbigt  rourbc  unb  6.  fic^  jugleicf)  namentli^  für  ben 
gaü  einer  neuen  Äönig§roal)l  ju  gemeinfamem  |)anbeln  mit  Äarl  unb  SBenael 
auebrücflic^  öerbinblicf)  motzte,  ^thoä)  bie  blos  moralifcl)e  Unterftü^ung  oon 
Seite  be§  ^aifers  f)ätte  6.  ber  aufftänbifc£)en  Stabt  gegenüber  borf)  nid)t  fo  te!(i)t 
jum  -Siele  gefüf)rt.  ®.  ^atte  batier  jugleicf)  bebeutenbe  Streitfräfte  aurgeboten 
unb  eröffnete  im  ^ebruar  1374  nun  mit  il)nen  ben  Äampr  gegen  biefelbe:  bie 
Stabt  leiftete   tapferen  Biberftanb    unb    fc^lug   roieber^olte  Eingriffe  ah;    jute^t 


750  ©ev'^arb,  5-  SB.  b.  SÖJütjburg. 

aber  etmübetc  fie  bod^  unb  na'^m  bie  tüieberum  %n9ebotene  Sßermittlung  (am 
25.  ÜJlär^  1374)  an,  bie  fie  t{)atfäii)li(|  in  bie  ."pänbe  be§  ^ür[tbi|rf)of§  lieferte, 
bei-  binnen  furjer  ^^it  jeine  unbefd^ränfte  ^enfi^aft  über  fie  t)er[tettte.  S)ieje§ 
fc^tüertid)  aud)  je^t  bem  ©inne  be§  5Bcrölei(^e§  gemä^ ;  unb  fic£)er  ift,  ba^  bie 
Stimmung  in  ber  ©tabt  auä)  tüeiter^in  eine  gef^jannte  blieb  unb  @.  eine  il^m 
feinblid)e  Partei  tt)iber  fid^  l^atte;  finb  bod§  fd^on  im  ^.  1379  fo  jd^ümmc  ®e= 
rüct)te  über  fein  '}tegiment  nad£)  9löignon  gebrungen,  ba§  ber  5]iopft  eine  eigene 
6ommif[ion  5um  'S'medt  ber  Unterfudt)ung  berfelben  in  i^ranffurt  pfammentreten 
lie^,  beren  @rgebni^  bann  allerbing§  ju  ©unften  be§  Sif(^of§  au§gefatten  i[t. 
3^mmerl§in  '^atte  toofji  ober  übel  @.  mit  ber  Unterwerfung  ber  ßopitale  fein 
nädl)fte§  ^i^^  erreict)t  unb  gab  fiii)  nun  mit  bem  ganjen  Ungeftüm  feine§  2empe= 
rament§  ber  3!3erfolgung  feiner  territorialen  S^ntcreffen  unb  ber  bamit  in  3^= 
fammenliang  ftet)enben  SSer'^ältniffe  l)in.  Unter  ben  9teid^§für[ten  be§  ©übenä 
nimmt  er  eine  l)eröorragenbe  Stellung  ein,  tüie  fie  t^eil§  in  ber  2aqt  unb  33e= 
beutung  feiner  StiftSlanbe ,  tl)eil§  in  ber  fräftigcn  ^idlitung  feine§  ^olitifcf)en 
6^ara!ter§  begrünbct  mar.  3Bo  er  einen  ?tnfprurf)  ju  l^aben  glaubt,  lä|t 
er  nic^t  auf  fidt)  märten  unb  p  jeber  ©tunbe  ift  er  bereit,  bemfelben  mit 
bem  ©d^mert  in  ber  .^anb  ""itadibrurf  ju  geben,  ©o  bilbet  feine  gan^e  9le= 
gierung  eine  faft  ununterbrodl)ene  .^ette  öon  ^^el^ben  unb  ©ü^nen,  Don 
Jlrieg§3ügen  unb  ^^riebengfdilüffen.  ^n  ■  nat)er  unb  mieber^olt  erneuerter  9.1er= 
binbung  ftel)t  er  öon  Stnfang  an  mit  bem  i^-ürftbifdl)of  Sambert  bon  Bamberg 
unb  bem  Burggrafen  ^-riebrid)  Y.  bon  9^ürnberg;  e§  l^anbclt  fiel)  babei  in  erftcr 
Sinie  um  bie  3lufre(^tl)attung  be§  £anbfrieben§  unb  nebenher  um  bie  'Jcieber^ 
l)altung  ber  po^jularen  9?eftrebungen.  %xi  ^aifer  ^arl  IV.  fdl)liefjt  er  fidt)  nad) 
mie  bor  auf§  engfte  an  unb  unterftü^t  beffen  5lnftrengungen  für  bie  Crganifi^ 
rung  öon  ÖanbfriebenSeinrtd^tungen  im  größeren  ©tt)le.  33ei  bem  Gonflicte  be5= 
felben  mit  bem  fd)mäbifd)cn  ©täbtebunbe  nimmt  er  grunbfä^lidt)  unb  entfd^loffen 
be§  .^aiferS  ^^artei;  er  ift  ^erfonlid)  mit  i^m  gegen  Ulm  ge,^ogen.  S)afür  er= 
m ortet  er  micber  .^arl§  Unterftü^ung  in  feinen  ^ertoürfniffen  mit  ben  fränfifdl)en 
9teid)§ftäbten  ©d^meinfurt,  2öinbSl)eim  unb  öor  allem  9tott)enburg§  a.  %.,  biefid)  ber 
2(nerfennung  gemiffer,  öon  it)m  erhobenen  ober^errtidE)en  3lnfprüdl)e,  im  5ßefou= 
beren  feinc^i^  faiferlii^en  2anbgeri(^te§,  au?  guten  ©rünben  nid)t  uutermcrfen 
tooUten.  S)iefc  ©treitfrage,  fbecicll  mit  ^Jtotlienburg ,  ^ietit  fid)  burdf)  bie  ganje 
;^eit  feiner  Sfiegierung ;  fie  ftel)t  im  engen  3ufammenl)ang  mit  ber  großen  ftäbti= 
fdt)en  Semegung  ber  3eit;  mel)rmal§  l)at  Ö5.  mit  bewaffneter  .^anb  feinem 
2Billen  9tadl)brud  gegeben,  unb  bod)  ift  er  nid^t  jum  crftrebten  ^\tit  gefommen. 
©inen  berl^ängniBboHen  Söenbe^junft  für  @.  bilbet  ber  2:ob  .^aifer  .^arl  IV.  unb 
bie  auc^  bon  it)m  feiner  3eit  mit  begünftigte  ^tad^folge  Äönig  SBen^elg  im 
9{eidf)e  (1379).  SlKerbingS  finb  biefe  berl)ängniBöollen  f^folgen,  bie  einerfeit§  in 
ber  ^erfon  be§  neuen  i?önig§  unb  anbererfcit§  in  ben  allgemeinen  93erl)ältniffen 
murmelten,  nur  aHmälig  unb  langfam  Ijerborgetreten ;  junäd^ft  t)atte  ber  3:!§ron= 
medifel  für  65.  nur  bie  eine  SSebeutung,  ba§  fie,  o!^ne  an  feiner  einmal  genom« 
menen  ©teEung  principiett  irgenb  etma§  3U  änbern,  i^n  auf  ber  eingefd&lagencn 
S?al^n  mit  öerftärfter  ^JJbd^t  bortüärtS  trieben,  ©ein  3lnfd)luB  an  bie  9teid)§= 
bolitif  äßenjelg  erfd^eint  3unäd§ft  nod)  inniger  al§  je  üorbem;  er  tritt  bem  auS 
33eranlaffung  beg  ^Jöpftlic^en  ©c^i§ma'§  im  '^.  1879  auf  bem  9leid^§tag  ju 
i^ranlfurt  ^u  ©unften  $apft  Urban  VI.  gefd^loffenen  SSünbni^  bei;  auf  allen 
9teid^§tagen  SBenjelg  begegnen  mir  it)m;  an  beffen  Slnftrengungen  für  bie  Drb= 
nung  be§  8anbfrieben§  ift  er  nod)  unmittelbarer  betl^eiligt  alg  jur  3eit  ÄarlS  IV. ; 
er  crfdlieint  in  biefen  S)ingen  förmlich  ol§  gtatl)  unb  S5ertrauen§mann  be§  Äö= 
nig§;  mit  aSen^elg  ^^ftintmung  fü^rt  er  (1384)  in  feinen  eigenen  Sanben  ben 
fog.  „meftfätifdl)en"  Sanbfrieben   ein  unb  ernennt  für  beffen  3)urdf)fü^rung  einen 


®crf)arb,  fj.  f8.  D.  aBürjbutg.  751 

eigenen  2anbncf)ter.  ^n  bem  großen  GonfUcte  jtoiidien  dürften  unb  Stäbten 
[te!^t  er  felbftrebenb  unb  feinen  eigenften  'Steigungen  entfpred^cnb  auf  ©eite  ber 
erfteren;  mit  einer  Slrt  üon  Seibenjdiaft  etgreirt  er  Partei;  bie  ©c^ttjanfungen 
SSenjelS  in  biefer  x^xa^e  t}at  ex  offenbar  nid^t  mitgemadit.  %i^  •Öerjog  Scopolb 
öon  Oefterreid)  mit  ben  (Sibgenoffen  Brati)  (1386),  {)at  aud^  @.  mit  anberen 
9tei(f)§fi:rften  biefen  ben  ?lbfagebrief  gefc^rieben ;  fo  toie  in  ber  ©cf)lac]^t  bei 
S)öffingen,  in  ber  bie  Ülieberlage  be§  fc^toäbifd^en  ©täbtebunbe§  entfd^ieben  mürbe, 
an  ber  ©eite  be§  (Brafcn  ©berl^arb  öon  SBirtemberg  aud)  fein  Kontingent  nic^t 
gefehlt  !§at.  3tn  ben  öerfdjiebenen  Sagesfa^ungen  unb  ©ü^neüerfuc^en  ju  5)ler= 
genttieim,  §eibelberg,  51ürnberg  bi§  ju  ben  Söer'^anblungen,  bie  jum  Öanbfrieben 
üon  (5ger  fü'^rten  ^1389),  tjat  (S.  eifrigen  unb  mir!famen  2lntf)eil  genommen 
unb  ift  au(^  für  bie  2lu§fü§rung  berfelben  eingetreten ,  freilief)  ni(i)t ,  o'^ne  baB 
er  felber  toieber  no(^  in  bemfelben  ^a^xt  ber  2}erle^ung  jene§  fJriebenS  öon 
ber  ?ftei(^§ftabt  ütotl^enburg  angeflagt  mürbe.  @benfo  begegnen  mir  il^m  ba§ 
^a^r  barauf  bei  ben  mid^tigen  5)ta§regeln  2öen^et§,  betreffenb  bie  5)lün3gcfe^= 
gebung  unb  bie  Subenf(^ulbentilgung,  aber  boct)  fo,  ba^  er  ha^  eigene  S^ntereffe 
bem  öffentli(f)en  borange^en  (ä|t.  —  ^n  ben  allgemeinen  3lngelegenl§eiten,  nament= 
lid)  beö  Sanbfriebeng ,  tritt  @.  auc^  in  ben  folgenben  ^al^ren  "^anbetnb  auf. 
^m  ^.  1391  mad^t  er  mit  bem  SBifc^of  öon  Bamberg  eine  üteife  ju  Äönig 
SBeuäel  nad£)  $rag;  boc^  fangen  in  biefet  3eit  bie  eigenen  9{ngelegenl§eiten  if)n 
fid^tticE)  mieber  mef)r  unb  am  (Snbe  auSfd^lie^lic^  ju  bef(i)äftigen  an.  Sßie  fpäter 
t^ürftbifct)of  Suüu§  ftredt  er  ben  2tvm  nad)  bem  .söo(i)ftift  gulba  au§,  freiüd^ 
of)ne  sum  3iele  ju  fommen  1357 — 91).  ^n  biefe  ^dt  fällt  eine  i^effbt  mit 
ben  Ferren  ö.  2;i^üngcn  megen  be§  ©obenbergeS,  bie  fic^  bi§  139.")  unb  bod^ 
nit^t  3U  feinem  3}ortf)eite  öerlängert ;  gleichzeitig  ftürjt  er  fiii)  feinem  Söettcr 
@raf  .^einricE)  öon  ©d^toar^burg  ju  Siebe  in  eine  ^^elibc  mit  bem  Sanbgrafen 
33alt^afar  öon  2:^üringen,  mirb  aber  öor  Coburg  3urüdEgefdt)lagen  unb  mu|  ben 
erbetenen  ^rieben  treuer  be^atjlen.  5Da§  -öod^ftift,  ba§  an  biefem  |>anbet  in 
feiner  Söeife  bef^eiligt  mar,  l^at  ju  allem  anbern  ^in  einen  öcrroüftenben  ©infatt 
ber  Springer  über  fict)  ergct)en  laffen  muffen.  5Rtt  feinen  (Sefd^ted)t5öermanbten 
^at  @.  übrigens  ununterbrochen  enge  Se^ie^^ungen  unterl^alten ;  er  !^atte  fid§  fo= 
gar  fein  2lnred)t  auf  bie  eöentuelle  ©ucceffion  an  bem  öäterlidtien  ^errfd^aft§= 
gebiet  öorbel^alten  unb  anbererfeit^,  —  toa§  feinem  politifd^en  33erftanbe  6ftre 
mad^t,  —  eine  Sefd^ränfung  be§  beliebten  ©rbf^eilung^bi^incipe  in§  unenblid^e 
nad^brüdlid^  anempfohlen.  5lber  immerl^in,  biefe  fortgefe^ten  5?^^^^^  !^atten  bie 
unau§bleibli(i)e  SBirfung  gel)abt,  ba^  bie  ^^inanjen  be§  5ürftbif(f)of§  unb  be§ 
ipod£)[tift§  in  immer  örgere  i^erroirrung  gerat^cn  maren.  3"^'^'-  i^^^  ^^^'  ^°'"^^ 
fpieligen  Äoburger  Q^e^^be  maren  alle  <g)ilf§mittel  @erl)arb"§  erfd^opft,  bie  @in= 
fünfte  auf  ^al^re  ^inau§  öormeggenommen  unb  öerpfänbet.  S;a§  5£)omcapitel 
1)aitt  lange  3eit  gute  93tiene  jum  böfen  ©piel  gemacht  unb  fid^  bereit  finben 
laffen,  ber  öfonomifd)en  dlotf)  aufjul^elfen :  aber  9lüe§  mar  fruditloä  geblieben 
unb  ber  gute  äöille  beffelben  nun  aufgebrandet.  Unb  mie  ba§  S^omcapitel  mar 
jum  guten  Steile  au(^  ber  übrige  6leru§  geftimmt.  @§  maren  aud^  il)m  ju 
fd^mere  unb  5u  l)äufige  Opfer  angefonnen  morben.  ß).  l^atte  öon  3eit  ju  3^^^ 
öon  Äönig  ^enjel  bie  Ermächtigung  ju  neuen  au|erorbentlidt)en  Sefteuerungen 
er^^alten;  biefe  trafen  aber  aud^  ben  6lci-u§  unb  fdf)on  im  ^.  1385  l)atten  bie 
6t)or^erren  be§  6oIlegiatftifte§  ^ieumünfter  gegen  bie  millfürlid^e  ©c^a^ung  fi(^ 
aufgelel^nt  unb  toaren  bafür  öon  bem  erjürnten  gü^'ften  au§.ber  ©tabt  gemiefen 
morben.  S)ie  ©timmung  bei  ber  ftöbtifcfien  S3eöölferung  ber  ^auptftabt  unb 
ber  C'anbftäbte  be§  .spo(|ftifte§  mar  öergleid^ungSmeife  no(^  erbitterter,  als  fie 
nod^  öiel  fc^merer  unter  bem  S)rude  biefe§  ©nftcmeä  gelitten  t)atten.  ^eber  Sag  liatte 
eine   neue   Soft   gebrad^t    unb    ba§    6efüf)t   ber  Unerträglid^feit    ber  löage   öon 


752  ®crf)arb,  g.  iö.  ti.  SSüraburg. 

©erlitt  3U  ©^ritt  gefteigert.  SBie  ^ätk  man  gerabe  in  ben  populären  Äreijen 
ber  (Stabt  aSüräburg  bie  burc^  ben  gcftrcngen  .perrn  Dertovenen  greitieiten  ter= 
geffen  fotten,  jumal  je^t,  h)o  in  ber  ^}iä^e  ber  grofee  <5täbte!rieg  geiü'^rt  lootben 
war,  beffen  Stuägang  ben  ber^a^ten  3uft^iii>  äu  öereroigen  brot)te?  @.  fel6ft 
täujt^te  [id^  über  ben  fritifc^en  ß^arafter  ber  Soge  nicf|t  me^r.  (5r  jc^ritt  ba^u, 
jur  <Rieber:^altung  ber  offenbaren  ©ä^rung  in  ber  ©tabt  felbft  eine  ^toingburg 
anzulegen,  aber  bie  mi^trauifc^en  ^Bürger  fielen  barüber  l^er  unb  jerftörten  bie 
bereits  fertigen  ©runbmauern.  Unb  hodt)  ging  ber  i5fürftbifcf)or  auf  ber  Salin 
feines  brütfenben  ©tiftemS  unerbittlicl)  üortoärtS.  ^m  S.  1396  lie^  er  fic^  öom 
^$apfte  Sonijaä  IX.  eine  neue  ©teuer  oui  bie  Stiitggeiftlidjfeit  üertoittigen;  aber 
ein  allgemeiner  5prote[t  erfolgte,  ben  er  mit  ber  SSerbannung  be§  S)ombecan§,  alä 
beS  i^üt)rer§  ber  Dppofition  au§  ber  ©tabt  beantroortete.  ^n  bemfelben  ^di)xt 
(2.  9Jtai)  gett)äl)rte  i^m  äöcnjel  eine  au^erorbentlicl)e  Sefteuerung  jebeS  ^aujeS 
ober  .!pofe§,  öon  altem  in  ben  ''JJtü^^len  gemal^lenen  betreibe  unb  Don  jcbem  r^a^ 
2Bein  tuxä)  ba§  ganje  Sanb,  Unb  fc^on  ba§  ^a^x  barauf  lie^  er  fiel)  öon 
bemfelben  SBenjel  für  einen  neuen  unb  in  ber  Z^at  l^o^en  3oll  auf  alten  Söein 
unb  alles  betreibe,  ba§  auS  bem  ©tifte  ausgeführt  tourbe,  bie  (ärmäd^tigung 
ertl^eilen,  eine  ßaft,  bie  jeben  in  gleid)em  ^]Jla|e  traf  unb  als  eine  f(^lecl)tl)in  un= 
erträglid)e  Sergeroaltigung  angefe^en  mürbe.  3}on  ber  Kapitale  öcrbreitete  fic^ 
bie  ©ä'^rung  auf  baS  flache  Sanb,  üorab  in  bie  Sanbftäbte  beS  Jpod)ftifteS,  bie 
unter  bem  ©l)ftcme  ®erl)arbS  it)reS  X^eilS  nic£)t  weniger  gelitten  l)atten.  2)er 
©ebanfe  eineS  gemeinfamen  äöiberftanbeS  üerbanb  fid)  mit  bem  \\ä)ex  fd)on 
längft  ermogenen  ^lanc  ber  ©elbftplfe.  fiodi)  üor  ^4^fing[ten  beS  S.  1397 
f(^loffcn  elf  ©täbte  beS  .s^oc^ftiftS  mit  ber  (Kapitale  einen  33unb ,  beffen  näclifte 
IDta^regel  eine  gütlid)e  Unter^anblung  mit  ®.  mar,  um  iljn  ^u  einer  freitoittigen 
^^erabftimmung  feiner  l|ol)en  ^^orberungen,  betreffenb  ben  neuen  aBeinjoll,  ^u  be= 
megen.  S)er  autofratifd)e  unb  gelbbebürftige  gi'a'ft  letinte  aber  unevbittlid^  febe 
©rmä^igung  ab,  unb  ba  bie  Delegirten  ber  SSunbeSftäbte  i^ren  feften  ©ntfd^lu^ 
entgegenl)ielten ,  fid^  fener  Sefteuerung  ju  entjie^en ,  fprad)  er  ftel)enben  guBeS 
ben  33ann  über  bie  Sßiberfpenftigen  auS,  maS  beiberfeitS  mit  einer  ^riegSer!lä= 
rung  gleid)bebeutenb  mar.  9tun  maren  bie  Singe  an  bem  ^4>unfte  angelangt, 
mo  nur  meljr  bie  ©eroalt  entfd^eiben  fonnte.  2)ie  empörte  ^auptftabt,  in  ber 
bie  rabifalen,  jünftigen  (Jtemente  nun  obenauf  famen,  antroortete  fofort  mit 
einem  3lufftanb,  bie  «perrfdliaft  in  ber  ©tabt  fiel  i^r  mie  öon  felbft  ju,  bie  S5efte 
^]3larienberg  tonnte  freilid)  nur  mit  ©eroalt  genommen  roerben,  roaS  tro^  ber 
bie  ganje  S)auer  beS  SlufftaubeS  über  fortgefe^tcn  33elagerung  nid^t  gelungen  ift. 
S>agegen  l)atten  bie  üerbünbeten  Sanbftäbte  baS  ißeifpiel  ber  ^^auptftabt  mit  ber 
^ünbigung  bcS  ®el)orfamS  nad^geat)mt.  ®.  l§atte  gleich  beim  ^^uSbrudie  beS 
3lufftanbeS  ben  'JJlarienbcrg  in  ber  5lbfid^t  öerlaffen,  bie  '^Jtitkl  in  Seroegung 
3U  fe^en,  benfelben  nieberjuroerfen.  @r  l^atte  ju  biefem  3roecfe  bie  Unterftü^ung 
feines  <g)aufeS  unb  beS  l}od^ftiftifd|en  SlbelS  angerufen.  Snbe^  l^at  er  offenbar 
öorlüufig  eine  auSreict)enbe  ^lilaäit  nii^t  aufgebracht,  fc^on  roeil  eS  il§m  an  bem 
nervus  rerum  mangelte.  3)er  abgefallenen  Sapitale  toar,  roie  fe^r  man  fie  aud^ 
bcläftigte,  bei  ber  Ueberlegen^eit  ber  2}ert^eibigungSfunft  in  jener  3eit  nid)t  fo 
leidet  beiäufommen,  unb  felbft  bie  Sanbftäbte  l^aben  ungeroö^nlicl)  lange  3^^^ 
2Biberftanb  geleiftet.  Slber  immerl)in,  ber  ©täbtebunb  mar  unb  blieb  auf  fid^ 
attein  angeroiefen  unb  nadl)l)altigen  Sßeiftanb  "^atte  er  faum  öon  irgenb  einer 
©eite  l)er  3U  erroarten.  S)ie  fd^mäbifc^en  unb  fränfif(^en  9f£eidl)Sftäbte  roaren 
feit  ber  legten  fd^roeren  9Ueberlage  ju  tief  entmutt)igt,  alS  ha^  fie  je^t  p  einem 
fü^^nen  ©ntfd^lu^  fic^  ^tten  aufraffen  mögen,  ^n  biefer  SJerlegen'^eit  unb  um  nic^t 
bloS  einem  brot)enben  ^ilngriff  ju  begegnen,  fonbern  ^ugleidfi  baS  fürftlidl)e  ^od^ 
ein  für  alle  ^at  abjufdliütteln  unb  fi^  eine  neue  3u^unft  äu  begrünben,  faxten 


öJer^Qtb,  fj.  35.  tj.  STOürabutg.  753 

bie  autflänbij(f)en  Stäbtc,  Sßürjbiirg  üoian,  ben  ^^Jlan,  \\d)  an  Äönig  äöenael 
p  tDcnben.  Sie  orbneten  in  ber  lf)at  Sofort  eine  OJefanbtfd^aft  an  i^n  ai,  bie 
il^m  bie  ^age  ber  2)in_ge  fd)ilbctn  unb  bie  SBitte  Dottragen  joUte ,  fie  unter  bie 
©tobte  bes  $Rcic^e&  aufjune^men.  2;afe  gcrabc  SBenjet  eg  geroejen  war,  ber  Tvj. 
ben  öer{)a|tcn  Söeinjoll  öctroiHigt  f)atte,  machte  fie  in  bicjem  beginnen  nic^t 
im  minbeftcn  irre.  5)cr  gefaxte  ©ebanfc,  ber,  tticnu  er  firf)  öermirftic^cn  Iic|, 
unief)lbar  ba§  ,^o(i)ftift  fprcngen  mufete,  rvax  boc^  nid^t  fo  abenteuerlich,  als  er 
fül)n  unb  überra^enb  toar.  6§  (ag  ettoal  ber  ^^rt  bamats  in  ber  Suft. 
Äönig  äBenjel  ^atte  firf)  jeit  bem  ßgerer  £'anb|i-ieben,  beffen  erloartcte  2öirfungen 
attju  langfam  eintraten,  in  gefteigerter  93er[timmung  immer  me^r  au?  fein  Grb= 
lanb  Sötjmen  jurücfgejogen  unb  bas  9teic^  ftc^  iclbft  übertafjen.  5Bei  ben 
3leid^siür[ten  f)atte  er  öoüenbö  allee  Vertrauen  öertoren;  fie  Ratten  fic^  bereite 
mit  ber  3Ibfi(^t  befreunbet,  ftrf)  burd^  eine  ^Jlcumaf)!  feiner  ^n  entfebigen;  ba^ 
feine  (5d)ulb  auc^  bie  i^re  toar,  geftanben  fie  tüo^l  ober  übel  nic^t  ,^u.  9luci) 
ba§  33er{)ältni|  (VÜrftbif(i)OT  ©erwarb's  ju  i^m  ^atte  gelitten;  ft.  ^atte  fic^  in 
feiner  (Stellung  pm  Äönige  öon  3toeibeutigfeitcn  nidjt  frei  ermatten.  2Iti  bie  erwähnte 
@efanbtf(f)aft  aul  gi^^nfen  in  ^iprag  anlangte,  rüftetc  Sßenjel  eben  ju  einer  f^ai^xt 
in§  Ueiä) ,  t)auptfäd§ti(i)  auc^,  um  ben  planen  feiner  ©egner  juüor.^ufommen. 
S;ie  (Stimmung,  in  ber  i^n  bie  ©efanbten  trafen,  toar  fo  bie  ermünfcf)tefte  für 
fie;  ber  .^önig  mar  über  bie  f^ürften  tief  erbittert  unb  e»  fonntc  if)n  nur  reiben, 
benfelben  ein  'iJJlat  ju  geigen,  mo  i'^re  (Sc^mäd^c  liege  unb  roie  gut  er  fie  fenne. 
©0  fanb  bie  @efanbtf(^aft  bie  freunb(i(^fte  9lufno^me;  SBenjet  genehmigte  im 
allgemeinen  i^r  (SJefuc^ ,  orbnete  in  ber  ^erfon  feine§  i^^iebtingä  23orjmoi  üon 
Stüinar  fofort  einen  ©tettdertreter  nac^  SBür^burg  ah  unb  ocrfprac^,  mit  näd^flem 
felbft  fommen  ju  mollen.  Unb  bann  in  Mrnbcrg  angefommen,  ftelltr  er  jene 
Urfunbe  aus,  bie  fc£)einbar  in  befter  goi-'tn  i>cn  öerbünbeten  ©tobten  bes  ^odj^ 
ftift§  SBür^burg  bie  9leic^§frei^eit  mit  allen  iRecf)ten  unb  ^flic^ten  5ufid)erte 
(13.  Cctober  1397).  2)iefe  Urfunbe  enthält  in  i^ren  'DJiotiüen  eine  bünbige 
unb  fd^arfe  .^ritif  be§  potitifd^en  unb  ftaat§tDirt^fdf)aftIic^en  ©t)ftem§  be§  5ürft= 
bifdf)of§  @). ,  referbirt  if)m  aber  am  ©d^tuffe  alle  3^ecf)te,  bie  er  üon  3I(ter§  ^er 
an  ben  gebad£)ten  aufftänbifd^en  ©tobten  ^abe,  eine  Gtaufel,  bur(^  toetd^e  ]iä) 
äöen^el  offenbar  ben  eüentuellen  OtücE^ug  bccEen  mollte.  Stnfangl  ^'loocmber  fam 
ber  Äönig  bann  fetbft  nad^  äöür^burg ,  bae  im  greubentaumel  über  bie  er= 
rungene  9ftei(i)§frcil)eit  fd^toelgte,  unb  fe^te  nad^  einem  5lufent^att  öon  mehreren 
Xagen  bie  Steife  nad§  ^rr^nf'urt  fort,  tool^in  er  einen  9teid^§tag  angefagt  ^atte. 
6ier  fteÜtc  fid£)  aud^  ®.  ein,  um  feine  ©acf)c  menn  nic^t  bei  bem  Könige,  fo 
boct)  bei  ben  Ofüi'ften  ju  betreiben,  bie  am  Snbe  bod§  ba§  le^te  2Sort  ju  fpred^en 
l^atten.  6r  felber  mit  feinem  5tnf)ange  mar  offenbar  öorläufig  nicf)t  im  ©tanbe, 
be§  3lufftanbe§  ^err  ju  ttterben  unb  bie  tapfer  öert^eibigte  Kapitale  ^u  ne'^men. 
6in  nid^t  ]u  unterfd^ä^enber  ßrfotg  mar  il^m  aüerbingS  bereits  zugefallen;  ta'i 
SBür^burger  Somcapitet,  offenbar  über  bie  JfiJirfungen  feiner  Cppofition  erfd£)rcrft, 
'^atte  feine  (Geneigtheit  ju  erfennen  gegeben,  fi(^  mit  bem  gürftbifc^of  p  öer= 
ftänbigen.  Unb  in  ber  i^at  erreichte  ®.  ^ier  in  [yranffurt  roenigftenS  fo  oiel, 
ha^  ^enjel  (31.  Januar  1398)  einen  ©pruc^  ertiefe,  in  metdtiem  er  bie  ^u= 
fid)erungen  Don  'Jlürnberg  jraar  nicf)t  gcrabcju  miberrief ,  aber  boc^  in  einem 
augenfällig  gebämpften  Jone  bie  freiüdt)  unläugbaren  9lecf)te  6erl)arb's  fo  ftarf 
betonte,  bafe  ein  l^oficr  @rab  üon  Säufd^ung  baju  gef)örte,  ^u  mahnen,  bofe  er, 
gebrängt  wie  er  mar,  f(^liefeüdö  nid^t  nod)  weiter  jurüdfraeid^en  roerbe-  QnU 
fd^cibenbes  ift  aber  nad^  wie  öor  nid^t§  gefc^e^en.  2)ie  ©tabt  SBürjburg,  bie 
Äönig  SBenjel  @nbe  ^uni  139>;  auf  ber  Oiürfreife  roieber  berührte,  behauptete 
fid^  nad^  wie  Dor,   unb  fo  Perüef  baS  ^al^x  o^ne  bemertensroerttic  i^orgängc  im 

«Ilgein.  btut^äft  aBtoatoj)J)ie.    VIH.  48 


754  ®ert)otb,  fj.  S.  D.  2Büt3burg. 

Gebiete  be§  5lufftanbe§.  S)te  ©tettung  be§  ^önig§  bagegen  in  jeinen  ©rfttanben 
wie  im  9teic§e  lüurbe  äufe^enbä  fc^toieriger ;  ^c^on  fprad)  mau  bon  feiner  (Jnt= 
tt)ronung  jiemlii^  laut.  Unter  biejeu  Umftäub^n,  öou  ben  Äurfürften  öeftürmt 
unb  bebrol)t,  entfc^lo|  er  fid),  bie  |räufif(i)en  SSunbegftäbte  fallen  ju  taffen  unb 
fpracf)  er  fid^  lüenigften§  ti)atfäd)lid§  für  ^.  au§.  ©o  erlief  er  (am  17.  ^fanuar 
1399)  ju  feinem  t5fi-'cin!furter  <Bpxnä)  bie  Läuterung  öou  ^ßrag,  in  Wcld^er  bie 
abgefatteueu  ©tobte  angetoiefen  lüurbeu ,  i^reu  35unb  aufäulöfen  unb  il)rem 
dürften  neu  ^u  !§ulbigen.  3"Ö^c^'^  erlief  2BenäeI§  ©tettdertreter  Beim  ©täbte= 
bunb  eine  ©inlabung  ju  einer  2;agfa^ung  nad)  .^i^ingen,  um  einen  gütUd)en 
äJergleid)  jWifctien  ®.  unb  ben  ©tobten  tjerfieijufüftren.  2)ie  Untertianblungen 
fc^eiterten  aber  an  ber  '^artnädigen  Steigerung  @erf)arb'§,  in  bie  borgefd^lagene 
3lmne[tie  aud^  alle  bie  ^uf[tänbifd)en  ein^ufd^lie^en ,  bie  fict)  toä^renb  ber  Un= 
rut)en  an  Seib  unb  @ut  be§  6leru§  öergriffen  "Ratten,  ^it  einem  2Borte,  '©• 
üertangte  Ergebung  auf  (Snabe  unb  Ungnabe,  eine  gorberung,  ber  fid)  bie  ©täbte 
nid)t  untermarfen.  ©o  ging  bie  Slagfa^ung  ergebni^tog  auSeinanber  unb  bie 
ßöfung  be§  ©treiteS  war  mieberum  auf  bie  ©pi^e  be§  ©c^toerteS  geftettt.  6§ 
entfprad)  ba§  am  6nbe  ben  innerften  Steigungen  be§  ^^ürften.  @r  raffte  atle 
öerfügbaren  unb  erreid)bareu  i?räfte  ^ufammen;  bie  ©rafen  üon  ©d)tt)aräBurg 
unb  ^enneberg  ftie^en  3u  it)m,  ber  33urggraf  üon  Nürnberg  unb  felbft  ber  junge 
Jper^og  Subtoig  (ber  ©ebartete)  öou  S3aiern,  üon  bcm  ©tift§abel  nid^t  ju  reben, 
füf)rte  it)m  SJerftärtungen  äu,  ber  Äurfüvft  üon  5}tainä  fanbte  <^ilfe;  freiUdö 
lie^  fid)  alle  bie  gebra(^te  .^ilfe  me'^r  ober  weniger  auf  Soften  be§  ij)0(^ftift§ 
bejatilen.  ^ffbenfaES  l§atte  man  in  biefen  Greifen  eingefeT)en,  ba^  bie  g'Ortbauer 
be§  fiegreic£)en  5(ufftanbe§  eine  ©efa'fjr  für  aEe  übrigen  in  fid)  berge,  ^m  i^od^= 
ftift  ^Bamberg  3.  33.  mar  ba§  in  Söürjburg  gegebene  Seifpiel  burd)au§  ni(^t 
roirfung§lo§  geblieben,  ^n  ber  SSerfammlung  3U  ^5ord)t)cim  ju  ^acobi  1399, 
ber  @.  perfönlid)  beiwo'^nte,  fd)eiuen  jWifd^cn  i^m  unb  bem  35urggrafen  ^riebrid^ 
bie  entfd^eibenben  SSerabrebungen  getroffen  morben  ju  fein,  ©injelne  Sunbc§= 
ftäbte,  bebrängt,  wie  fie  Waren,  fingen  bereits  im  ©ommer  beffelben  Sal)te§  an, 
i^ren  g^-'i^^^ii  ä^  mad)en;  bie  ßapitate  felbft  jebod),  obwol  feit  langer  3eit  eng 
eingefd)toffen ,  unb  obwol  ber  ^-rauenberg  na(^  wie  bor  in  ben  Rauben  ber 
f5ürftbifd)öfti(^en  geblieben  War,  ftanb  noc^  unangetaftet  ba.  'Jteben  ben  !rie= 
gerifd)en  Bewegungen  waren  noc^  neue  Söergleid^Süer'^anblungen  eingeleitet  Wor= 
ben,  äule^t  in  Slürnberg  unter  ber  ^itegibe  be§  Burggrafen  unb  man  ^offte,  ba^ 
fie  biefe§  Mal  üon  ©rfolg  begleitet  fein  foltten.  3)a  fiel  aber  ein  (^reigniB  üor, 
ba§  aEe  berartigen  33ermittelung§üerfud)e  überflüffig  machte.  S)ie  9lufftänbifd§en 
in  SBürjburg,  wo  e§  eine  Partei  gab,  bie  aud^  je^t  üon  feiner  Sta(^giebigteit 
etwas  "^ören  woUte,  l)atten  befc^loffen,  um  bem  einrei|enben  Mangel  an  Seben§= 
mittein  ab^uljelfen,  na(^  bem  in  ber  ^id^tung  gegen  ©df)Weinfurt  gelegenen 
S)orfe  Sergtl^eim,  Wo  bie  üoEgefpidten  (iJetreibemagajine  be§  2)omcapitel§  fid^ 
befanben,  einen  bewaffneten  3ug  3u  unterne'^men.  S)iefer  ^lan  würbe  in  ber 
'Jlad^t  üom  3.  auf  ben  4.  ^fanuar  1400  mit.  Wie  e§  fdieint,  ber  gefammten 
fampffä'^igen  S5eüöl!erung  ber  ©tabt  wirflidt)  ausgeführt,  mißlang  aber  üon= 
ftänbig;  er  war  offenbar  bem  f5üi-"Pifdf)of  üerratl)cn  Worben  unb  fo  tvat  ben 
3lufftänbifd)en,  al§  fie  in  Sergf^eim  anlangten,  eine  il)nen  überlegene  fürftbifd^öf= 
üd§e  ©treitmac^t  entgegen,  mit  ber  fie  nun  ben  i?ampf  aufnelimen  mußten  unb 
üon  ber  fie  tro^  tapferer  ©egenwe'^r  üoEftänbig  gefc£)lagen  würben.  S)a§  ift 
baS  treffen  bei  Bergf^eim,  ba§  in  ber  @efdt)i^te  ber  ©tabt  unb  be§  ©tiftS 
2BüräBurg  (5pocl)e  mad§t  unb  bem  ©treite  äWifdtjen  @.  unb  feiner  aufftänbifd^en 
(Kapitale  ein  plö|lidf)e§  unb  unerwartetes  S^ei  fe^te.  Bon  ber  fyortfe^ung  beS 
SBiberftanbeS  fonnte  feine  9tebe  mel)r  fein;  aud£|  bie  Unterl^anblungen  in  5)lürn= 
berg  waren  überflüffig,    ba  baS  ©d£)Wert  unb  bie  Gewalt  bie  ßntfc^eibung  üor= 


&ni)axb,  5.  9?.  d.  SBüraburg.  755 

tDeggenommen  Ratten.     e§  iDurbe  ^max  jtoifi^en  ber  dapiiait  unb  ifirrm   ficQ- 
m^en  .perrn  nacfiträgticf)  eine  ^^trt  öon  3}erg(eic^  gefc^Ioffen,    ber   aber  an   ben 
plgen   itjrer  Üheberlagc  unb   ber   unbebingteu   Ergebung    nicfits   ünberte     6. 
ber  »a^i-enb  be§  entfc^eibenben  ibrgange  bei  »ergtf)eint  leibenb  in  feinem  naben 
^agbldjlone   233ernecf   barniebergelegen   roax,    ^atte   inj^ifc^en   feine   iieben^frart 
totebergeTunben   unb   J)ielt   nun   feinen  ßinjug  in   bic  befiegte  unb  toie  öeröbete 
fetabt,   bie  jum  au^erften  gefc^ritten  mx   unb   nun   baö   äußerfte  über  fi*  er= 
ge^en   taffen   mußte.     3In   bar6arif(^cn  grecutionen   an  ben   ^ü^rern   bee  ?1ut-- 
It^onbes,   bereu   man  noc^  f)ab§aft   geworben    roar,    ^at  es  mcf)t  gefehlt      i^on 
e^onung  war  überhaupt  feine  Ütebe ;   bie  ©tobt  unb  %e  Sßerbünbeten  mußten 
Sc^abenerfa^   im  weiteften  Sinne   teiften  unb   e§  würbe   nac^   allen  Dtic^tungen 
eine  ]o  grunbhd^e  9te[tauration  burc^gefü^rt,  wie  fie  nac^  fotc^en  Vorgängen  ba= 
mal»  unb  fpater  an  ber  lagegorbnung   War   unb  wie  fie  ber  ©innesweife  eine^ 
10  unbarm^erstgen  ^errn  unb   ber  jeljt  reumüt^ig   fjinter  i^m  fte^enben  ^oI)en 
ülerilei  wo^t  ober  übet  gemäß  war.     93on  Äönig  SBenael   War  bei  biefer  Äata= 
[tropI)e  ferne  Diebe  me^r;  t^atfäd^üc^  war  er  ja  bereits  üoaftänbig  bei  Seite  ge-- 
fd^oben  unb   no(^   tn   bemfelben  3a§re  fprad^  bie  me^x^^l  ber  Äurfürften  bic 
^tbfe^ung  über  t^n  au§.     @.    fetbft    f)at    ben  Iriump^    über    feine  3öiberfac^er 
wenig  me^r  genoffen.     Ser  geführte  ^ampf  ^atte  bie  o^nebem  feit  langer  3eit 
franfen  finanjieaen  Gräfte  be§  .^oc^ftifts  in  einem  ©rabe  angegiiffen,   baß  na(^= 
traghd^   außerorbentlic^e  5Jiaßregetn  al§   angejetgt    erf^ienen,    bei   Welchen   ber 
©elbjtonbigfett  @er^arb§  üom  Somcapitet,  wenn  auc^  in  fd^onenber  gorm  unb 
mit  ^erbeijie^ung  fcine§  «i-uber§,    bee  trafen  ©untrer  üon  Sc^war^burg     eine 
Wefentüd^e  5Jtinberung  auferlegt  würbe.     ©.   l^atte  übrigen§,   wie  ber  libe'r  de- 
bitomm  Gerhardi  episcopi   im  SSür^burger  ^reiiard^io  auiweift,    fd)on  Dor  ber 
er^ebung   ber   ^odiftiftifd^en  Stäbte  eine  ^um  I^eil   aus  fe^r   ftcinen  23etTägen 
aufammengcfefete  l^o^e  @d)urbenlaft  aufgefiäuft,  bie  erft  fein  Dtacfifolger  mit  nicf)t 
geringen  Stnftrengungen   unb  Opfern    getilgt    l^at-     ^u   ben    legten   öffentlichen 
ginblungen   ©er^arbS  gehört,    ba^    er    (im   October   UOO)    fic^    officieU   Don 
SBenjel   loöfagte    unb    auf   bie  Seite  bes  ©cgenfijnigi  9hiprec^t  üon  ber  ^:pfal3 
öertragemäfeig   übertrat.     5Iber   bereite   am  9.  5loOember  beffelben  Sa^rei  ift  er 
geftorbm,   na(^bem   er  über  27  ^atirc   unter  fo    aufeerorbentlic^   fritifct)en  iVr^ 
pltniffen   brn   Stul^l    be§   ^.  iöurfarb   eingenommen   ^atte.     Saß   unter  einer, 
Wenn  auc^  langen,   aber   fo   unruhigen  fRegiemng  bie   innere  dntwicfelung  bee 
,§od^ftiftc5  feine   namhaften   [yortfd^rittc   mad^en    fonnte,    liegt   auf   ber  -öanb. 
^n  aa  biefen  bejügliclien   Singen    ift    wenig   er^eblid^eä   erhielt   worben,    üieles 
ftillgeftanben ,   mand^es  rücfwärt^  gegangen.     eine§   niu^   aber   fpeciell  ^eröor= 
gelioben  werben:  nämlidl)  bie  aSürjburger  lleberlicferung  erjä^lt,  bereits  ®.  ^aU 
ben  ©ebanfen,  ben  fein  näd^fter  ^31a(^folger  ausgeführt  ^at,  in  SBür^burg  eine  ^o^e 
Sd^uleju  grünben,   gefaßt  unb  in  Slngriff  genommen,   unb   fei  nur   burd^   bie 
friegerifc^en  ^eitlöuftf   an    ber  S}erwirflic^ung   gel^inbert  worben.     gine  urfunb-- 
Iid§e  ^Beftätigung   biefer  Ueberliefernng ,   bie   fid)   jur  S^^^   n^t   J^eiter  als  auf 
3:nt:^emm§  jurürf  Perfolgen  läßt,    ^at  fid^  freilid^   bis  ie^t  nic^t  finben  wollen. 
Sagegen  ift  I^atfad^e,    ba^  @.  5U  ber  ^enlid^en  gjlariencapeüe,   einem  ''öleifter= 
ftücfe  ber   gotfjifc^en  ^Baufunft,   bereits   in   ben   erften  Sal)ren  feiner  ^errfrf)aft 
ben  ©runb    gelegt   ^at.     Sein  gciftlid)es  Siegiraent    anlangenb,    bar?    ju   feiner 
ß^arafteriftif  nict)t  übergangen  werben,  baß  er  einmal  ben  9}ei-fu(^  gemacht  l^at,  an 
bie  weitoerbreiteten  fittli^en  ©ebre^en  feines  Ö'lcruö  bie  ^eilenbe  ^anb  3U  legen; 
freiließ  ^ören  wir  3ugleic|,  baß  er,  öon  feiner  Seite  ^er  unterftüfet,'  bie  betreffenbe 
SJerorbnung    wieber  jurücfgejogen  ^at.     Sie  fpater   eintretenben  5)erwicfelungen 
l^aben  bann  o^ne  3toeifel  berartige  aneifennen§wertbe  3lbfid;ten  nid^t  mcf)r  auf= 
fommen  taffen. 

4?- 


756  @et^atbu§  —  ©ei^atb  ö.  I?ctttoig. 

S.  t^rieS,  @ef(^i(i)te  ber  SSijdiöfe  üon  äöürsBurg  (bei  ßubetoig,  @ef(^i(i|t= 

f(i)rei6er   öon  bem  SSiSffiumb  So.)-    —   P-  Jovii  Chronicon  Schwarzburgicum 

bei  @(i)i3ttgen  unb  ^tet)Big,  Diplomm.  et  SS.  I.  cap.  18.  —  <Stäbted)ronifcn, 

öor  aÜem  S3b.  I  ber  5tütnb.  6f)ronifen  (®cbenfbuc§  beS  Ulman  ©trotner).  — 

Regesta  Bavarica,   S3b.  V— IX.   —  t).  Siliencron,   S)ie  t)ift.  S5olf§Iieber  bei* 

3)eutjd^en,   SSb.  I.   @.  161  ff.,  öom  äöürab.  (Stäbtefrieg   OJßarteifc^rijt).    — 

3lci(^§tag§acten ,   S3b.  I.,   II.  u.  III.    —    äöcgele,   ^fürftbifd^of  @er^rb  unb 

ber    ©täbtehieg   im    ^oc^ftift  äöirjburg,    ^lörbtingen  1861.    —   ^Äcten  be§ 

aöüräb.  Ärei§ai'd^iü§.  aßegele. 

©er^arbuö  monaclms.     (5in  beutf(f)er  giftcrcienfermönd) ,    5iamen§  ®. ,  l^at 

im  2lnfange  be§  14,  ^ffl^v'^unbcrtS  au§  ©diriften  be§  9le^o§  be  monte  5llbano, 

Sancveb  unb  ;3o^<inne§  be  5Deo  eine  ©djrift  „Defensorium  juris"  öerfoBt,  tootin 

bie  ©iureben  unter  19  Titeln  bet)anbett  iüerben.     2)affetbe  ift  in  einer  Slnjal^l 

bon  .i^anbfd)ri|ten   unb   Sirurfen    (einer  s.  1.   et  a.   fct)tt   bei   ^ain;    berliner 

©taat§bibl.  O^r.  2836)   öorl^anben.     lieber   bie  ^erjon   be§  3Jer|affer§   unb   ben 

Drt,  roo  er  lebte,  lä^t  ficC)  nic^ty  @ic^ere§  ermitteln,  ba  bie  eingaben  ber  ^anb= 

f(i)ri|ten  abtoetdien;   ficfierlid^  toar   er   ein  S)eutfd^er.     ^^rütjer  f^rieb   man   ba§ 

33uc£)   öielfad^   bem   berül^mten   (iarbinat  Sfo'^anneS   ^ona(f|u§  p,    ber   toeber 

Wörvi},  nod)  Siftercienfer  toar,  Jonbern  2e  5Jlot)ne  f)ie^,  latinifirt  Monaäju^. 

35gl.  meine  @efct).  b.  Quellen  u.  Sitter.  be§  can.  9ted^t§,  II.  314  ff., 
tt)D  bie  ©(^riften  öon  ©tin^ing  u.  3t.  angefütirt  finb.  ÜJluf^er,  ^ux  ®efd^. 
ber  gie^tsmiff.,  ©.  174  ff.  ö.  ©d)uUe. 

®crl(|flrb  öon  utile,  aud)  öon  Äettn)ig  genannt,  Sombaumeifter,  1247 
bi§  gegen  6nbe  bc§  13.  ^al)rl)unbert§.-  (5§  löirb  nid^t  barau  ge^toeifelt  mcrben 
fönnen,  ba^  (^.  ber  gro^e  ^Jteifter  getoefen  ift,  in  beffen  ,^o^3f  ber  ^lan  3U  bem 
SBunberbau  be§  Kölner  S)ome§  entftanben.  S)a^  9llbertu§  5Jlagnu§  ber  Urheber 
beg  !plane§  gewefen ,  toirb  mol  niemanb ,  ber  auä)  nur  eine  ^l'^nung  bon  ber 
Summe  umfaffenber  tec£)nifct)er  S)etailfenntniffe  l)at,  welche  ber  ^cifter  me§ 
3Berfe§,  wie  ber  i^ölner  S)om,  befeffen  l)aben  mu^,  im  @rnfte  bet)aut)ten  motten. 
2öie  "^od^  anä)  immer  bie  ©enialitöt  be§  @eifte§,  fowie  tik  Uniöerfalitöt  be§ 
3Siffen§  in  3llbertu§  ^JlagnuS  getoefen  ift,  fo  fel)lt  e§  bod)  an  jebem  '3tacl)mei§, 
ta%  er  bie  tet^nift^en  unb  fünftlerifi^en  ^enntniffe  befeffen  l)obe,  toelrfie  bem  ©diöpfer 
be§  Kölner  S)omplane§  in  ganj  befonberem  ^a|t  geläufig  fein  mußten.  Um 
fo  tüeniger  !ann  man  fi(^  für  bie  Slnna'öme,  ba^  ber  5pian  jum  S)om  bem  911= 
bertuS  3U  öerbanlen  fei,  erflären,  menn  man  bebenft,  ba|  biefer  gro^e  S)omini= 
faner  gerabe  in  ber  3eit,  in  toeldier  ber  fragliche  ^^lan  enttüorfen  töurbe,  fid^ 
nicl)t  in  ^öln  befanb,  fonbern  in  ^ari§  ttjeologifd^e  SSorlefungen  l)ielt.  3!)leifter 
(5).  l)atte  ol)ne  3tocifel  fcf)on  Semeife  feiner  l)ol)en  33efät)igung  gegeben,  al§  il^m 
1247  üom  ©r^bifc^of  donrab  unb  bem  S)omcapitel  ber  9luftrag  tourbe,  ben 
(Entwurf  aum  91eubau  einer  prac^töoüen  S)om!ird)e  au§5uarbeiten.  S)ie  ©diritte, 
toelct)e  5ur  25ef(f)affung  ber  nötl)igen  ißaumittel  öon  ©eiten  be§  6a:|}itel§  getl)an 
ttjurben,  werben  nur  in  Stücffic^t  auf  einen  öollftänbig  auggeorbeiteten  Sauptan 
für  ba§  gauje  projectirte  Söer!  gefd^e'^en  fein.  5Jtan  toirb  ni(i)t  annel^men 
fönnen,  ha%  bie  SSaul^erreu,  meiere  fic^  jur  ©rrid^tung  einer  gauj  neuen  S)om= 
fird^e  entfd£)loffen  l^atten,  öorläufig  nur  bie  3lnfertigung  eine§  5ptane§  für  ba§ 
^o^e  6^or  aÜein  foEten  in  2luftrag  gegeben  liaben.  S)arum  glaube  id^  be= 
l)au|jten  ju  bürfen,  ba^  5Reifter  ®.  bie  3ei^tt"ttSf^  iür  ben  ganzen  ®om  fcf)on 
im  ßaufe  be§  ^.  1247  enttoorfen  l§at.  3iöar  ift  e§  rid^tig,  ba^  ber  ^lon 
3U  Sangbau  unb  QuerfdCiiff,  toie  unfer  3?al)rVnbert  i^n  in  unöoEenbeter  go'^i" 
öorfanb,  nid^t  im  @eifte  ber  SSaufunft  be§  13.  ^a'^rliunbertä  enttoorfen  ift,  fon= 
bern  öielfad)  öon  ben  beim  ßl^orbau  3ur  9lu§fül)vung  gebrachten  ©runbfäien  ber 
franäöfifc^en  ©c^ule  abtoeid^t.     S)er  @runb  für  biefe  Sliatfad^e  fann  nur  barin 


©erwarb  to.  Äettlüig.  757 

gefudfit  toerben,  ba|  bie  eigentüd§e  3Iulfüt)rung  be§  urfprüngticf)en  ^^^lanes  nur 
ftürfroeife  öorging  unb  bev  '^stan  ju  Sang=  unb  ©eitenfd^iff ,  beuor  biefctben  in 
Eingriff  genommen  ttjurben,  nad&  ben  im  14.  unb  15.  3(a^vf)unbett  ^u  ©eltung 
getommenen  S5au|)i-incipten  umgednbevt  ttiurbe.  (fin  glücf liebes  b'ompeÜe  Tür  bie 
raf(i)e  i^nangriffna^me  be§  9teubaue§  roax  ber  33ranb  be§  alten  5Dome§  im  ^. 
1248,  ''Jtur  longjam  fdjritt  ber  35au  be§  juerft  in  Stngriff  genommenen  Cv^ore§ 
fort.  ßoUectengelber,  Oprer,  3in|en,  33ermäd^tnijfe,  bie  ©infünfte  juäpenbirter 
5Beneficien,  öerjeffene  ^Jröfenjgelber  boten  ben  ^roöiforen  ber  Saufaffe  bie  ?Hittc(, 
bie  ungcl^euren  Soften  be§  großartigen  58aue§  .^u  beftreiten.  5Bon  großer  53e= 
beutung  für  ben  glüdflic^en  fyoi-'tsang  be§  gemaltigen  Unternct)men§  mar  bie  ein= 
bringtic£)e  ©praci)e,  mit  toeldjer  '4^apft  ^fnnocenj  lY.  1248  fid^  ber  2;ombauia(f)e 
annal^m.  ^m  Sauj  ber  erj'ten  neun  Sfa^re  gebie^  ber  33au  fomeit,  baß  ta'^ 
S)omcapiteI  fid)  bettjogen  feigen  fonnte,  bem  Sombaumeifter  &.  fic^  |ür  jein  tü(i)= 
tige§  ©djaffen  erfenntlid^  ju  ermeijen.  ^m  ^.  1257  überließ  e§  bemfelben 
megen  ber  SSerbienfte,  bie  er  fid^  um  ben  23au  ber  .^ird^e  erroorben,  Pon  feinem 
an  ber  Xrunfgaffc  gelegenen  SBeinbergc  einen  großen  S3aupla^  unter  äußerft 
Portl^eill^aften  Sebingungen.  (B.  en-ic£)tete  auf  biefem  ipla^e  ein  großes  ftei= 
nere§  ^au%.  S)iefe§  ^au§  fiel  nad)  @erf)arb5  2obe  an  feine  Pier  -ßinber, 
tt)eld)e  fämmtlic^  bem  geiftlid)en  Staube  ange'^örten.  5^iefc  Perfügten  1302 
über  bie  il^nen  juftelicnben  3lntl§eile  be§  il^nen  nad)  bem  2;obe  i^rer  (Sltern  ju^ 
gefallenen  ^aufe§  ju  fünften  fird)lid)er  ^nftitute.  Ob  ^eifter  &.  anä)  ber 
^aumeifter  ber  2lbteifird)e  ^u  Miltenberg,  in  meldier  bei  aller  @infa(^l)eit  ein 
treue§  2lbbilb  be§  Kölner  SlomcS  erfannt  merben  muß,  getoefen,  ift  bi§  je^t  nod)  nid)t 
erroiefen.  ©id^er  ift  aber,  fia^  er,  ber  im  ©labbaclier  ^efrologium  magister 
Gerhardus  lapicida  de  summo  genannt  ttjirb,  beim  S8au  beS  (Jl)ore§  biefer  (5tift§= 
!ird)e  tl^ätig  gemefen  ift.  Db  ®.  Pon  Utile  unb  ber  „SBerfmeifter  ©erart  Panme 
S)o^me",  ber  in  einer  „alden  tzedulen"  al§  @igentl)ümer  eine§  @rbe§  bei  (St.  ^Itarien-^ 
©arten  genannt  mirb  unb  ba§  9}erfelen=6onPent  mit  einer  ütente  öon  fiebcn 
Sd)illing  bebac^te,  ibcntifd)  finb ,  fann'  nidl)t  feftgcfteHt  merben.  ^Uleifter  @. 
führte  ben  5flamen  @.  Pon  utile,  meil  fein  33ater  (Sotfc^alf  Pon  ber  unterlialb 
©t.  Kunibert  gelegenen  ^errlidf)!eit  9tile  nac^  ^öln  eingemanbert  toar.  Jpier 
-^atte  er  in  ber  5lä^e  ber  5!JlarceEu§  =  6apelle  ben  ^0']  ^ettmig  erroorben.  5öon 
biefem  <^ofe  Tül^rte  er  foPjol  toie  fein  So'^n  ©er'^arb  neben  bem  Flamen  „Pon 
Stile"  aud)  ben  „oon  Äettmig".  ®.  baute,  ef)e  er  äum  Sombaumeifter  berufen 
lourbe,  ein  in  ber  i^o'^annigftraße,  bem  (Sebür'^aufe  Pon  ^tiebctic^  gegenüber  ge= 
legene§  Jpau§;  im  ©dlireine  '^eißt  baffelbe  „doraus,  quam  edificavit  magister 
Gerardus-de  Rile".  &.  mar  in  bem  ^al^re,  in  meld)em  er  ben  S)ombau  be= 
gann,  mit  einer  getoiffen  ©ertrub  Perlobt.  S)a§  SJerlöbniß  rouibe  aber  aufge= 
loben  unb  ber  ^Bräutigam  er!§ielt  bie  ^rautgefd)en!e  jurüd  (1248).  SSalb  nad)= 
l^er  ]§eivotl)ete  er  bie  ©uba,  eine  ©d)mefter  be§  ^ellermcifter§  bt»  Siombed^anten. 
^aä)  ©.  liatte  am  ßnbe  be§  13.  Sal)r^unbert§  ^3teifter  Mlrnolb  bie  Seitung  be§ 
S;ombaue§.  'iJlad)  feinem  iobe  trat  beffen  ©ol)n  ^Jteifter  ^oliann  ein,  metdier 
im  ^.  1330  ftarb.  'ilaä)  :So:^ann  befleibete  jmei  ^al^re  lang  ein  getoiffer  ^Itutger 
bie  ©teile  eine§  S)ombaumeifter§.  (5§  fd^eint,  baß  er  ber  S^ombaumeifter  mar, 
meld)em  im  S.  1332  Slrnolb  Pon  3BePelin!^oPcn  ha^  ^aul  be§  ^-lacfo,  gelegen 
auf  ber  ©tabtmauer,  l^inter  bem  au?  ber  @de  5ettenl^ennen=3?urgmauer  gelegenen 
^üufe  iSfenburg,  al§  Mlmt§mo'§nung  anroie§.  9tutger'§  "^ladifolger  war  ber 
©teinme^e  5)lid)ael;  im  3^.  1364  mirb  er  aufgefül^rt  ol§  „'l^tid^ael  lapicida 
magister  operis  ecclesiae  Coloniensis" ;  in  biefem  Sal)r  erfcl)eint  er  fd^on  al§ 
Spater  einer  Xodliter  ßifa,  meldte  Pon  ber  ©tabt  eine  ©rbrente  Pon  20  @olb= 
gülben  tauft;  1387  {)eißt  er  ..magister  Michael  lapicida  ecclesiae  Coloniensis 
opifex'^     2tn  ber  betreffenben  Urfunbc  ift  bie  9tebe  Pon  ^id^ael^  Jod)ter  S)rut» 


758  ©ctfjQtb  ö.  ©tetetbutg. 

gini§,  Wetcfie  fic^  im  33efi^  eine§  ftabt!ölnif(f)en  9(ient£)riefe§  ubn  20  @olbgulben 
unb  be§  .f)auje§  jur  ©locEe  befanb  unb  in  SSrünn  an  ben  .,magister  Henricus 
de  Gemunden  lai^cida  et  familiaris  illustris  principis  marchionis  Moraviae" 
öeriieirat^et  tcar.  Unätoeifelfiaft  ift  biefe§  beufelbe  magister  Michael  fabricae 
ecclesiae  Colonieiisis,  ber  im  ^.  1368  al§  @igentt)ümei;  be§  §aufe§  äum  ßranen 
in  ber  „engen  ©äffe"  erfc^eint.  ^n  einem  3tctenftücE,  buvc^  tüetc^e§  1398 
„Sürgermeiftei;,  9tatt)  unb  33ürger  ber  Stabt  ^öln"  üor  ba§  faiferlici)e  §oi= 
geri(i)t  ju  9iotttt)eit  gelaben  toetben,  erjd)eint  unter  ben  Söorgefabenen  „3lnbre§ 
^JJleifter  im  Xum" ;  e§  ift  bieje§  ^])^eifter  2lnbrea§  öon  ©öerbingen,  ber  nod^  1412 
a{§  „2öerliü!§rer  in  bem  S)ot)me  jo  ßoelne"  erfdieint.  '^laä)  if)m  finben  toir 
^^3^eifter  ^icotauS  öon  SSüien  al§  Somftaumeifter.  @r  tuar  ber  D^eim  be§ 
©tabtfteinme^en  9tico(au§  öon  33üren  unb  ermarb  1424  ba§  Sürgerred^t.  3fn 
ben  steten  be§  Slmtäleutegexid^tS  ber  %  1433  unb  1436  erf^eint  „M^eit  aU 
uxor  magistri  fabricae  ymme  doem  be§  5Jlei[ter§  in  summo"'.  i^n  bem  für  bie 
©teinme^en  unb  3"J^nterteute  au§gefteltten  3unftbriefe  öon  1443  finbet  fid)  bie 
SSeftimmung,  „bafe  bie  Se'^rgefelien  am  doyme  ju  i'^rem  ^ngange,  toenn  fte  an 
ba§  9lmt  fommen,  bem  S)omtt)erfmeifter  6tai§  einen  r'^ein.  ©iilben  ja'^len  fotten". 
Söon  attcn  anbern  ©teinme^en  fonnte  ba§  ?lmt  nur  mit  ätoei  ©ulben  gewonnen 
werben.  'Raäj  'iUleifter  ^icla§  öon  SBürcn,  ber  1446  ftarb,  er'^ielt  ber  @e= 
matjl  feiner  ^Jlid^te  Sopl^ie,  ^eifter  Sonrab  Äut)n,  bie  Seitung  be§  S)om!6aue§. 
35on  biefem  wirb  angegeben,  „ba^  er  anfctinlidie  Silber  in  ©tein  ge'^auen  unb 
biefetben  fowol  inner'^atb  Wie  au^er'^alb  ber  S)omfir(f)c  aufgerichtet  f)abe" ;  er 
ftarb  im  ^.  146*J.  2)cm  ^eifter  Äut)n  war  auf  ber  Sagfa^ung  ju  gtegen§= 
bürg  ba§  Dbermeifterf^um  für  bie  Steinmeprüberfdiait  in  bem  ©ebiete  öon 
"llicberbeutfd^lanb  jugeftanben  Werben.  ?tuf  biefem  Cbermeifterf^um  beruf)te  e§, 
ba|  burct)  einen  ©d)ieb§fpruc^  in  8treitfad)en  .^wifdien  ben  ©teinme^en  unb  ^a= 
lern  1491  bem  „S)ot)mmeifter"  ein  gewi(f)tige§  SBort  eingeräumt  Würbe,  ^fo'^ann 
öon  f^ranfenberg  f(^eint  bamat§  2)ombaumcifter  gewefen  3U  fein. 

SBoifferee,  ©efdjjid^te  be§  SsomeS.  —  ßnnen,  S;er  5Dom  ju  Ä5ln.  — 
^erto ,  9tatf)ri(i)ten  öon  bem  i^eben  unb  ben  SQßerfen  fötnifc^er  ^ünftler.  — 
•.^anbfc^riftUrf)c§.  2.  ßnncn. 

(^icr^arb,  öon  1164  bil  1209  ^:probft  be§  3Jungfrauenftift§  ©teterburg, 
weftüc^  öon  SBoIfenbüttel,  war  ein  9?erwanbtcr  be§  gleichnamigen  5Probfte§  öon 
S^lidienberg  bei  (V)0§lar,  Weldier  aud^  ©teterburg  naä)  tiefem  33erfatt  ju  neuer 
35lütf)e  gebradit  ^atte.  9ia(f)  @erf)arb§  I.  2ob  1150  waren  wieber  fd)le(|tc 
3eiten  eingetreten;  am  21.  Secember  1163  würbe  (SJ.  IL  erwäl)lt  unb  im 
Januar  1164  öom  SSifc^of  öon  .^ilbeS'^eim  eingefe^t.  @r  war  öon  feinem 
fiebentcn  ^a^r  an  öon  ©erwarb  I.  erlogen  unb  l^atte  feine  2;ü(i)tig!eit  nac^ 
beffen  Sob  fünf  ^a'^re  lang  al§  ^ellermeifter  öon  9iicf)enbcrg  beWäl)rt.  ^n 
©teterburg  fteÖte  er  bie  ©ebäube  ^ex,  fül)rtc  bie  bort  au^er  Hebung  gefommene 
35erfct)leierung  ber  9lonnen  ein ,  erbaute  eine  neue  ©tift§fir(i)e  unb  Wu^te  in 
mufterl^after  aSeife  bie  ©tiftSgüter  ju  meieren  unb  gegen  Uebergriffe  ju  fci)ü^en. 
©d^weren  ©cfiaben  erlitt  ba§  ©tift  nad^  bem  5^'ieben  öon  3}enebig  burd^  ben 
^rieg  gegen  ;^einrid^  ben  2'öXDen  unb  gleid^e  33ebrängniffe  wieber'^olten  fid£)  1190 
unb  1191.  @.  gel^orte  wal)rf(^einli(^  3U  ber  ®efanbtfct)aft,  Welche  -JpeinridC)  ber 
\^öwe  1191  an  ^einrici)  VI.  abfanbte,  unb  war  1194  ber  Sermittler  be§  enb= 
lid^en  ^^riebenS.  lieber  aUc  biefe  33orgänge  finb  9lufäeicf)nungen  öorl)anbyi, 
welche  öon  i'^m  f^eilS  öerja^t,  t^eil§  öeranta^t  finb,  unb  fid^  mit  9lbfd§riften 
öon  Urlunben  unb  5lu§äügen  au^  3lnnaten  öermifdE)t  in  einem  ßopialbud^  be§ 
©tift§  au§  bem  14.  ^a'^rtjunbert  befinben.  3lu§fül)rlic^  faft  nur  über  bie  ®üter= 
gefdl)i(^te  be§  ©tift§ ,  geben  fie  bod£)  au(^  über  bie  ©cl)ic£jale  ^einrid^S  be§ 
Söwen  naii)  1177  nid^t  unwichtige  'Dlac^riditen,  beren  einfeitig  welftfd^e  2luffaffung 


©erl^atb  ti.  3ötp^en  —  @ert)Qtb.  759 

mit  anbeten  Seridjten  ^ujammen  ju  fialten  unb  burc^  biefelben  ju  betic^tigen 
i[t.  SSorpgtic^  leB^ait  unb  anjd^autict)  finb  bie  2)ran9fQte  gcf(i)ilbcrt ,  meldte 
bie  faiferlid)en  Äricgsf)eere  über  ba§  Öanb  bracfiten.  ®.  ftatb  erft  am  21.  (5ep= 
tembei-  1209,  aber  bie  SluijeicEinungen  gef)en  nur  bi§  jum  2;ob  bc§  -^er^ogg  am 
6.  5tuguft  1195.  3laii)  ixül^eren  ]e1)x  mangeltiaften  ^ittl^eilungen  tnxd)  ^ei= 
bom  unb  Öeibnij  f)at  @.  ^.  ^er^  naä)  3tuifinbung  ber  ^anbjd^riit  eine  2Iu§= 
gäbe  gegeben  unter  bem  2;itel  ., Annales  Stederburgenses  auctoie  tierhardo 
CSlon.  Germ.  SS.  XYI,  197  —  231)".     Ueberfefeung  öon  ß.  Söinfetmann,  1866. 

m.  SSattenbadg. 

©erwarb  oon  3ütp^en,  eines  ber  erften  unb  borjügti^ften  5Jlitglieber 
ber  öon  ©erwarb  ©rote  ju  £eöenier  errid^teten  Öenoffenfäiait  üon  Älerifem, 
mar  ^Profeffor  ber  2:t)eologie  ju  ßö(n  unb  ftarb  bafelbft  am  4.  5£)ecbr.  1398  im 
3IIter  öon  31  ^a^ren.  @r  l)intcr(ie^  jWei  geiftreid)e  a§cetifd)e  Sd^riiten:  „De 
relormatione  iuteriori  seu  vinum  animae"  unb  r^e  triplicilus  ascensionibus 
et  desceusibus  spiritualibus",  Ed.  Coloniae  1589  in  4".  Biblioth.  patrum 
Paris.  1654  t.  Y.  Colon.  1618  t.  XIV.  Lugdun.  1677  t.  XXVI.  2ritf)emiue 
fc^reibt  i^m  jerner  „Quaestiones  seutentiarum  notabiles"  unb  „Quaestiones  quod- 
libetariae"  ju,  fo  wie  Sermones  Hb.  I.  ,6.  .ß'ettner. 

©erwarb:  2lnbrea§  ©.,  geb.  29.  ©eptbr.  1580  in  ^labenburg  (nad^  ber 
Geneal.  Gerhard.:  Otobefurt)  bei  Cuebliburg ,  f  ben  17.  (Btptbx.  1623  al§ 
Äauäter  ju  5lrnftabt.  ©ein  93ater  toar  S5artf)o(omäu§  @. ,  fein  trüber  ber 
befonberi  burc^  feine  loci  theologici  berühmte  ^enenfer  X^eotog  ^o^ann 
@-  —  2tnbrea§  6.  er'^ielt  nac^  tjoEenbeten  Stubien  bie  juriftifcf)e  2)octortt)ürbe 
in  ^cna.  22ir  finben  if)n  fobann  als  33eifi^er  be§  Scipjiger,  al§  £rbinatiu6  bee 
ßoburger  ©d^öppenftu'^li ,  aU  3Beimarifd)en  ^ofratf)  unb  1616  a(§  foldien  in 
Üiubolftabt  bei  bem  ©rafen  üaxi  @üntf)er,  ton  mo  au§  er  als  ^anjlcr  nad^ 
3(rnftabt  berufen  mürbe,  ^n  biefer  ©tellung  mirfte  er  bil  an  feinen  2ob.  |)ier 
f)at  er  fid)  neben  feiner  amtlit^en  2:t)äti9fcit  burrf)  mo{)Ü^ätige  ©tiftungen  um 
bie  Slrnftöbter  ©^ule  fe^r  öerbient  gemadit.  '^tu^er  ben  öon  xijin  öerfa^ten 
juriftifc^en  ©d^riften ,  meift  Siffertationen  unb  S;i§putationen ,  metd^e  man  in 
•^effe'e  3}er3eic|ni^  f(^mar3burgifdf)cr  @elcf)rten  au§  bem  ^lustanbe,  3.  ©t. 
1833,  ©d^ul^rogramm,  Derseidinet  finbet,  foE  er  nac^  Apellbadf)  (©efd^i^te  ber 
grauenfirdie  ju  2lrnftabt,  ©.  VI  f.)  in  feinen  ^Jtanufcripten  merfmürbige  91ad)= 
ricfiten  öon  2(rnftäbtifcf)en  ^töftern  l^interlaffen  l^aben.  .'L'eiber  fonnten  biefe  nod) 
nid)t  toieber  aufgefunben  merbcn.  lieber  i^n  finb  au^er  bem  2Ingefüi)rten  nod^ 
ju  öergleicficn :  ^öc^er;  2reiber"§  ©d^ulprogramm  öon  1695,  ^Irnftabt;  Sreiber'ö 
fd^toarjburgifd^e  Genealogie  unb  (Si^orograp^ie ,  ©.  81;  9tobft,  2eben  bee 
©uperint:  Sappe,  ©.  68,  171;  9UcoIai'g  ^nfdji-iiten  ju  2Irnftabt.  VI.  ©ammt. 
3trnftabt  1825.  Stnemülter. 

©erwarb:  S)aöib  ©ottfrieb  @.,  Dberconfiftorialrat^  unb  ^nfpector  ber 
3Sreglaucr  .^irdE)cn  unb  ©c^ulen,  geb.  1734,  ben  9.  2)lai  in  |)errntauerfi^  bei 
3Bot)(au,  mo  fein  3}ater  -^pfarrer  mar  ,  t  am  29.  Qtuguft  1809,  fanb  frül^  öer= 
maift  in  bem  9tatf)ll)errn  SSaltagott  in  33ree(au  einen  2öof)Itl)äter,  beffen  Jpülfe 
i^m  ba§  ©tubiren  ermöglichte.  Söo^I  öorbcreitet  be^og  er  1754  bie  Uniöerfität 
ÖaHe,  öon  tveidjtx  3urüc£gefet)rt  er  in  i^oia^c  feiner  glänjenb  beftanbcnen  '^*rü= 
fung  1759  jum  i1tittag§prebiger  bei  ©t.  JrinitatiS  in  33re§Iau  beftellt  mürbe. 
9115  beliebter  ^vrebigcr  rücfte  er  rafd^  in  bie  ^ö'^eren  ©teilen  unb  al§  1778  ha^ 
*4?aftorat  bei  ©t.  ©lifabetf)  fid)  erlebigte,  berief  il)n  ber  9tat^  mit  Ueberge^ung 
ber  ^}^ädE)ftbere(i)tigten  an  bie  ©pi^e  ber  33re§lauer  ©eiftlid^feit ;  unmittelbar  bar= 
auf  erfolgte  feine  (Ernennung  jum  töniglid^en  Cberconfiftorialrat^.  9tl5  foldfier 
^at  er  fi^  burdl)  @inridf)tung  eines  befonberen,  längft  beabftd£)tigten  ©dE)ull)alter= 
feminars  1780  um  ha^  fd)leftfdl)e  2>olfgfd^ulmefen  ein  nid^t  ju  unterfd^ät;enbe§ 
Sßerbienft  crtöorbcn.     Sie   in  bemfelben  ^di)xe  öon  3?erlin  au§  öerorbnetc  6in= 


760  ®etf)atb. 

lii^vung  be§  neuen  SSerttnijd^en  @ejangl6u(^e§  in  bie  55re§Iauer  ^ii"d)en  fdficttctte 
an  bem  gemeinjamen  SBiberftanbe  bcr  ®eiftltd)cn  unb  hex  ÖJemeinben ,  toutbe 
bafür  aBer  Stnla^,  einer  9iet)ifion  be§  im  (öeBtaud^e  bcfinblid)en  S3uvg'jd)en  ®e= 
fangBuc^eS  näl)er  3U  treten.  ®er  Umjcfilag  in  ber  Äird)enpoliti! ,  n)el(i)er  naä) 
griebrid^  be§  ©ro^en  Sobe  eintrat,  fiftirte  aHe  ^leformen,  nid)t  Mo§  bie  in 
58re§Iau  beaBjic^tigte  ÖJefangl6ud)§t)erBef|erung,  toeld)e  erft  nad^  äööttner'S  ©turj 
njieber  auf  bie  JageSorbnung  gebracht  merben  fonnte.  ^tt  fiebert)a|ter  (Site 
fuc£)te  man  ba§  in  je^njätirigem  unfreiroilligem  ©tittftanbe  35cr}äumte  nac^^u'^oten ; 
unter  Sintoilligung  ber  Äau|mannf(f)ait  unb  ber  S^n'ik  unb  mit  @enet)migung 
be§  fönigticfien  6onfi[torium§  Beauftragte  ber  Mati)  ben  i^nf^ector  (S.  mit  ber 
?lu§arBcitung  be§  neuen  @efangl6uc£)e§  unb  fteHte  i:§m  frei  fid^  feine  ^itarBeitcr 
na(^  SSctieBen  ju  toätiten.  6§  föurbc  gearbeitet,  at§  oB  3lIIe§  auf  bem  ©fiele  [tünbe. 
Sie  Slufforberung  be§  giat^e§  batirt  au§  bem  3futi  1798,  im  muent  1799  lag 
ba§  neue  3Sud)  Bereits  gebrurft  öor,  am  ^^^almfonntage  1800  ujurbe  e§  jum 
erften  5JlaIe  in  ©eBraud)  genommen.  S)er  üBereilten  3lnfeitigung  entfpred^enb 
ift  benn  aurf)  bie  9IrBeit  geratt)en,  SBurg'§  ®efangBu(f;  in  \f)i  gar  nicf)t  n)ieber= 
^uerfennen;  e§  mar  ein  ganj  neueg  23u(^  getoorben;  bie  ftaffifd^en  älteren  Steber 
maren  mobernifirt,  öerftümmett  unb  ber  5Iuf!tärung,  fo  gut  e§  ging,  angepaßt, 
bie  jal^lreid)  neu  aufgenommenen  gereimte  ^U'ofa  mit  '^auSBadener  ÜJ^orat;  inbe^  ber 
3!öiberf|)ruci)  ber  3UtgtäuBigen,  mel(f)er  f)ier  unb  ba  taut  würbe,  berftummte  öor  @er= 
t)arb§  öerfötinlidiem^luftreten,  unb  e§  mährte  nid^t  gar  lange,  fo  fanb  ba§  (SefangBud^ 
ben  SBeg  in  bie  ^robin^ ,  toctc£)e  in  ber  91uftlärung  "hinter  ber  §auf tftabt  nit^t 
^urürfBleiBen  moÜte.  (Vrül^er  mit  gleid^gültigen  3lugen  angefet)en,  ift  e§  burd) 
bie  ungefd^icEten  3}erfu(^c  ber  ßircf)enBeI)örben,  e§  aB§ufd£)affen  unb  .f)al)n§  (f.  b.) 
etiangctifd£)e§  ^irc^en=  unb  |)au§gefangBud^  an  bie  ©teile  ju  fe^en,  in  neuefter 
3eit  in  ben  $Borbergrunb  gef(i)oBen  unb  mit  einem  ^limBug  umgeBen  morben, 
ben  e§  frül)er  nie  gefaßt  'Eiat.  ®.  mar  nidE)t  @elet|rter;  ba§  il^m  öon  ber  f^eo^ 
Iogifd)en  f^acultät  in  .^aüe  1797  honoris  causa  erfreute  S)octorat  ber  3;i^eologie 
mar  eine  9lner!ennung  fetner  Söirtfamfeit  at§  ©eiftlid^er.  5lu^er  me'Eireren 
großen  ^Ißrebigtfammtungen  finb  t)unberte  öon  einjetnen  ^rebigten  unb  6afual= 
reben  öon  i^m  im  Srucfe  erf(f)iencn. 

S)aöib   @ottfr.   ®ert)arb'§   ?eBen  öon  if)m    fclBft  Befd^rieBen.     .^erau§= 
gegeBen  öon  feinem  ©o'tjue,  SBreSlau  1812.  ©d£)immet|)fennig. 

©erwarb:  griebridE)  2Bil^eIm  gbuarb  ©. ,  mürbe  am  29.  9loöBr. 
1795  in  ^ofen,  mo  fein  ^öater  al§  9lidC)ter  angefteüt  mar,  geBoren;  im  foIgen= 
ben  Sa'^re  mürbe  biefer  nad^  33rieg,  im  ^.  1800  na(^  33rc§tau  al§  06er= 
confiftorialratf)  öerfe^  unb  fpäter  jum  £)BerlanbeSgerid£)t§rat{)  ernannt,  ^m 
etterlidt)en  .f)aufe  unter  günfttgen,  menn  aurf)  Bcfd^eibenen  9}er'^ältniffen  touä)^ 
@.  "^eran,  gelegentlidf)  üertoeilte  er  Bei  bem  müttertid^en  ©ro^öater  5^öffelt  in 
|)alle.  ^ad^bem  er  öon  1807  —  12  ba§  (5lifaBett)g^mnafium  Befud)t  '§atte,  mürbe 
er  am  30.  ^ärj  1812  in  33re§lau,  anfangs  ?lpril  1814  in  33erlin  immatriculirt 
unb  erlangte  al§  ber  erfte  cloctor  rite  promotus  ber  Uniöerfität  Berlin  am  1.  ^uli 
1814  bie  Soctormürbe.  .Ratten  in  SBreSlou,  mo  x^n  ©d£)neiber  memg,  ^einborf 
gar  nid^t  Befriebigte,  feine  :|3l)ilDlogifd£)en  ©tubien  öormiegenb  auf  eigenem  t^'^eißf 
Berul^t ,  f 0  äogen  il)n  in  S3erlin  ©aöignt) ,  SBolf ,  SSelfer ,  ^öä^  jeber  in  feiner 
3lrt  in  '^ol)em  '^a^t  an.  ©einer  öon  ^ugenb  an  ft)ftematifirenben  ülid^tung 
entförac^  namentli(i)  2Bolf'§  ©nc^clopäbic  ber  2lttert^um§miffenfc^aft ,  aBer  ben 
nad^lialtigften  @inbruc£  mad£)ten  33ötf'^'§  SSorlefungen  üBer  ^etrif  unb  griedt)ifd^e 
9lltertl)ümcr,  in  benen  er  bie  griei^ifdie  9Belt  tebenbig  merben  ]af).  ^Mf)  3eid§= 
nete  il^n  au§:  er  üBertrug  it)m  bie  iöearBeitung  ber  ©(i)olien  ju  '^^^inbar  unb 
tl)at,  ba  ®.  nad£)  eifriger  5Bergleidf)ung  ber  ^anbfc^riften  feiner  fd)mad^en  5lugen 
megen  bie  2lrBeit  nid£)t  öoEenben  fonnte,  feiner  SBorarBeit  unb  23eii^ülTe  rüt)= 
menbe  ßrmä'^nung.     ^^m    mibmete    ber    banfBarc   ©d^üler   feine    Siffertation : 


©cttjatb.  761 

„Lectioues  Apollouianae"  (1816;,  eine  £cf)riit,  xodä^t  lüeit  überbas  53^6  einet 
(5rftüng§ar6eit  l^inau»  (5Jele!^r|amteit  unb  ©ctiarffiiin  jeigte,  ben  Ginflu^  bet  bop= 
pelten  SeavBeitung  beö  If)ema§  aur  ben  Jert  bei  ^tpoUonios  nai^toies,  aber  burd) 
bie  Sd)äxye,  toomit  mittelmäßige  unb  große  @etef)ite  beurtf)eilt  njurben ,  eine 
l'trenge  Ütccenfion  ©.  |)ermann"3  "^erDoia'ief  unb  bem  Söevfaifer  einflußteic^e  'i)3er= 
fönen  entTrenibete.  S)at)er  ianb  (S. ,  a(§  er  [id)  auf  f^runb  biefer  <54riTt  in 
S5re§lau  am  16.  Wäx]  1816  als  ^^t^rioatbocent  fjabilitirt  ^tte,  feine  ausreic^enbe 
Unterftü^ung.  %{?>  er,  burcf)  ^Jtißerfotge  geteilt ,  mit  feinen  greunben  Söernicfe 
unb  2)teier  in  ben  „'l^^ilotogifd^en  blättern"  (23re§[au  1817,  2  .g)eite)  bie  Öeip= 
ätgcr,  aud§  33re§(auer  in  *4^rofa  unb  25erfen  fc^onungstoi  angriff,  l^atte  er 
auf  bie  Hoffnung  batb  ju  einer  !]3rofeffur  ju  gelangen  öerjid^tet.  %m  29.  -Jloo. 
1816  trat  er  eine  (Steüe  aU  6i)mnafia(Ie^rer  in  ^ipcfen  an,  füllte  firf)  aber  in 
feinem  treu  üerraatteten  9tmte  ^öcf)ft  unbe'Eiaglic^.  ^a  er  tro^  fötperlicfier  2ei= 
ben  litterarifci)  tl^dtig  blieb  (außer  einigen  Dtecenfionen  bereitete  er  eine  1820 
erfd)ienene  3Iu5gabe  be§  DJlajimu»  „^egi  vMiaQyßv"  üor),  mürbe  e»  il^m  ati 
grünblic^em  ,§)elleniften  mit  ber  ^txi  mo^l  gelungen  fein  ben  SBeg  auf  einen 
2et)rftuf)l  3U  finbcn  unb  bort  -M^licf)e§,  aber  ni(f)t§  |)eröorragenbes  ju  leiften, 
roenn  i!§n  nic^t  junel^menbe  .^ränflic^!eit  5u  feinem  ©lüdfe  in  eine  anbere  33a]^n 
geführt  l)ätte.  ©c^on  in  feiner  frühen  Sugenb  t)atte  er  (x\\  ben  klugen  gelitten, 
bie  Arbeit  an  ben  Scfiolien  ba§  Vit^d  öerf (flimmert ,  unb  all  baju  roieberljotte 
fyieberanfälle  i^n  ^eimfuc^ten ,  ]a^  er  ftc^  am  15.  Wäx^  1818  genöttiigt, 
in  Berlin  Urlaub  unb  .öeilung  ju  fud^en.  ©ort,  in  5?äbern  unb  bei  ben  3ci= 
nigen  öerbrad^te  er  ein  trübel  3ffl^i'-  S^^  folgenben  rietf)  man  i^m,  als  'ixxi 
Ucbel  na(^  einet  Sabefut  in  ^i)tmont  nicfjt  meinen  mollte,  ju  einem  2Bintet= 
aufentl^alt  in  Italien.  5lm  6.  Sluguft  mad^te  ftd^  ber  SBanbetct  auf  benSGßcg; 
bi§  jum  10.  91ot)br.  1820  Blieb  er  in  9iom,  babete  in  D^eapel  unb  3§c§ia, 
bereifte  Sicilien  unb  fel)rte  om  12.  Januar  1821  ju  ben  «einigen  nad^  S3re»lau 
jurüd,  mefentlii^  geftärft  unb  geiftig  erfrifc£)t.  2}on  ber  alten  Äunft  !§atte 
il^n  ber  Umgang  mit  2ölfcn  in  33erlin  unb  ein  flüdf)tiger  S5efuc^  in  S!rc§ben 
menig  getelirt;  in 'Pieapel  unbetont  geroann  er  einen  tieferen  (JinblicE  in  biefelbe 
unb  faßte  ben  Gntfcf)luß  einen  erneuten  3lufent^alt  in  einem  ^anbe,  baä  er 
fammt  ben  @intt)ot)nern  lieben  gelernt  l^atte,  ju  grünblic^en  antiquarifd^en  @tu= 
bien  ju  benu^en.  Ser  "^ioxi  ^atte  begreiflid£)e  Sd^roierigfeiten,  bas  5Jlinifterium 
jögerte  lange  einem  bisher  auf  biefem  @ebiete  nid£)t  erprobten  ?01anne  nad^  faum 
^meijä^riger  amtlicher  x^ätigfeit  bie  ^Jtittel  jur  üleife  ju  gemä^ren.  9lber  bie 
3loifdE)en3eit  be»^.  1821  ermunterte  @.  3um  3lu§!^arten.  ^^ei  einet  jmeiten  Äur  in 
-^J^rmont  traf  er  ben  Äunftl)änbler  ©erftäcEer  au§  23raunfc^meig,  fpäter  in  Serlin, 
toieber  an,  ber  fic^  für  feinen  '^>lan  etroärmte  unb  feine  ^^Dtitmirfung  in  3lu§ftd6t 
ftettte.  ^it  i'^m  machte  er  im  (September  eine  Oorbereitenbe  Steife  nad§  '$ari§, 
tDO  er  bie  Sammlungen  befud^te  unb  me^rfa(^e  S3efanntfd£)aften  anfnüpfte.  Gin 
längerer  3lufentl)alt  in  3?onn,  mo  er  in  bem  5?ibliotl)efar  ^^rof.  3?ernb  einen 
treuen  ^ipofenet  greunb  befuc^te,  mit  SBelcEer  unb  beffen  (Kollegen  näl)er  befannt 
tourbe,  förberte  feine  SDorbereitungen,  unb  al§  enblid)  bei  ben  Seinigen  nad^ 
feiner  ÜtüdEfe^r  ein  günftiger  23efd^eib  eintraf ,  il^m  :1teifegelb  nad£)  Italien ,  ein 
2öartegelb  öon  300  x^alern  unb  9luöficl)t  auf  miffenfd^aftlid^e  3lufträge  getoät)rt 
mürben,  mad^te  er  fidE)  frö^lidt)  auf  ben  2Bcg  :  am  18.  Cctbr.  1822  langte  er 
in  9tom  an,  too  et  feine  jroeite  .!peimat!§  ftnben  fottte.  9}on  nun  an  läcl)elte  il^m 
bag  ®lüc£.  Sin  günftige§  ^iifti^nrentteffen  mit  I^ietfdE)  unb  ©d^orn  im  '^a\\xt 
1823  öermittelte  eine  litterarifd^e  ^erbinbung  mit  ßotta,  mclc^er  für  regelmäßige 
Beiträge  ju  feinen  ^outnalen  ein  jä^ttid^es  .söonotat  unb  beteitmiHig  5)orfd^üffe 
gab ;  bie  33efanntfd)aft  mit  33unfen  unb  bem  (trafen  ^ngen'^eim  ließ  bie 
preu|ifd^e  Ütegierung   auf   feine  SBünfd^e   eingel^en;    bie  ©tünbung  bei  S3erltnet 


762  ®erf)arb. 

^UtujeumS  öerfc^offte  i'^m  ^luitröge  ju  5lnfäufen,  imb  im  ^.  1826  ei-t)ielt  er  in 
2)eutfd^lQnb  auf  ätoei  Sat)ve  fein  ©e^alt  ton  650  3:I)lrn.  unb  300  Z^x.  S^cifegetb. 
^m  Sißtntex  1828  burfte  er  bcn  .^ron^rinäen  öon  ^reu^en  in  üiont  führen  unb  naii) 
^Jleapel  begleiten,  im  Slnfong  5Jiär3  1833  erljielt  er  enblid^  al§  2lr(fiäoIoge  be§  33er= 
tiner  5Jlufeum§  eine  fefte  SlnfteUung  mit  1150  21^lr.  föe'Eialt.  33i§  jum  3f.  1837 
war  (B.  eigentlich  in  i^talien,  ba§  er  na(^  atten  9li(i)tungen  bur^ftreifte ,  ju 
.«paufe ;  feine  9leifen  nai^  S)eulfc^(anb  bienten  baju,  feine  äußeren  33er^ältniffe  ju 
orbnen,  bie  gefammeüen  tt)iffenf(i)aftlic§en  f^fi'üc^te  ju  öertoertl^en  unb  neue  Unter= 
nctimungen  üoräubereiten.  fSon  1822—26,  1828—32,  1833—34,  1836-37 
lebte  er  in  9tom  unb  5teapel,  mit  tiefer  ©mpftnbung  manbte  er  XacituS'  SBorte 
über  Steifen  na(i)  (Sermanien  auf  fid)  an,  unb  mit  f(i)mer3ti($er  Sftü^rung  rief  er 
mit  S)ante  au§:  vengo  da  luogo  ove  tornar  desio.  21u(^  betra(i)tete  man  i{)n 
in  9tom  nic^t  al§  f^remben  ,  man  munberte  ftd)  nid^t ,  Wenn  er  mieber  erfci)ien, 
unb  menn  er  fic^  entfernte,  toar  man  öon  feiner  balbigen  9tüiifef)r  überjeugt.  i^d^ 
i)a\}i  bie  ^af)re  1836  unb  1837  in  engem  SSerfe^r  mit  it)m  gelebt  unb  ftet§ 
üon  5^euem  feine  munberbare  ©etnanbtl^eit  in  SJer^ältniffe  unb  ^Jtenft^en  ficE)  ju 
fc^iden,  ba§  tiefe ,  wa'^r'tiafte  @emüt!§  unb  ben  fc^alf^aftcn  §umor,  bie  ®efc|i(I= 
lid)!eit ,  toomit  er  o'^ne  öon  feinen  Slbfid^ten  unb  Ueberjeugungen  etmaä  auf5U= 
geben  fd)arfe  ©den  umging ,  bie  gutmüt^ige  5reunblid)feit ,  toomit  er  jüngere 
üieute  anmieä,  bele'^rte,  untcrftü^te,  bie  SicbenSmürbigfeit  belüunbert ,  toomit  er 
gute  Einlagen  ^eröorjutoden,  ©nttäufd^ungen  ju  öerfdimerjen  raupte.  35or  9lttem 
fam  i^m  bie§  'Jtaturett  im  23erfcl^r  mit  ben  3^tatienern  ju  gute,  ^oä)  unb 
'JZiebrig,  Äunftl)änbler  unb  5£)iener,  toir!Iic§e  unb  eingebilbete  @röfeen,  ^eben  be= 
^anbelte  er  nac^  feiner  Söeife.  2)a  mar  feine  Sanbftabt ,  mo'^er  it)m  ntd)t 
merttiöoEc  ^itttjeilungen  unb  gut  gemeinte  @d)riften  jugefd^idt  mürben,  unb  töer 
einen  ®rui^  be§  ©ignor  Dboarbo  brad)te,  mar  einer  freunblidien  Stufnal^mc  unb 
ber  S(u§rufungen  che  brava  persona,  che  uomo  eccellente  gemi^.  @.  fül^lte 
bie§  Talent ;  er  liebte  ba§  3}olf  unb  ging  auf  beffen  gutmüf^ige  (Sitelfeit ,  bie 
öerbinbtidien  S^ormen  mit  fpielenbem  @rnft  ein.  (Slüdlic^  machte  e§  i^n  äu 
er^älilen,  mie  bie  ©elel^rten  be§  6afe  nuoöo  i^re  bele'^renben  @ef:prä(^e,  feinen 
Lerneifer  f(^ä|ten  unb  Slmati  if)m  ba§  S^UQnife  S^b:  e  dopo  si  e  messo  a  scri- 
vere  anche  lui,  mie  bie  ^Jteaipolitaner  jcbe  Gorrectur  in  bie  goi-'ntel  lei  m'  in- 
segna  einüeibeten ,  unb  mit  finblid^em  ^öe'^agen  crgö^te  er  fid)  an  bem  S3olf§= 
leben ,  ben  burattini  unb  beren  trefflii^em  Cassandrino.  ^it  ben  intereffanten 
gremben,  meld)e  9tom  bamalg  jum  ^ittelpunft  feiner  unb  l)od)gebilbeter  ®c= 
fettigfeit  mad)ten,  öerfel^rte  er  auf  bem  ^u^e  ber  ©leid^'^eit;  unter  @clef)rten 
unb  ^ünftlern  l)at  ^Jtiemanb  größeren  Sinflu^  auf  il^n  ge'^abt  al§  ber  l)oc^öer= 
cl^rte  öon  ©tadelbcrg;  ^anoffa,  beffen  ^enntniB  ber  Monumente  il^n  anjog, 
blieb  er  ein  treuer  f^^reunb;  in  SSunfen'ä  ;^aufe  fanb  er  ©eift  unb  .^erj, 
unb  bie  jungen  greunbe,  meldte  nacl)  ^inbar'§  3Bort  um  ben  lieben  2^if(| 
fdE)eräten,  fallen  mit  ßiebe  unb  35cre'^rung  ju  il^m  empor;  bie  liebftc  ©r^olung 
bot  it)m  SBottarb'S  gaftlid)e§  .g)au§.  —  ®§  toäd)ft  ber  ^enfdi  mit  feinen  |ö^ern 
3tüeden.  @.  l)atte  nid)t  geal)nt,  meldte  SSeftimmung  in  9lom  il)m  öorbe^altcn 
blieb.  ®leid^  nad)  feiner  ?lntunft  marf  er  feine  gried)ifd)en  ©tubien,  bie  il)n 
fpäter  toieber  ^n  einbringlidien  Unterfuc^nngen  über  ipefiob  unb  bie  Drp^üer 
fül^rten,  bei  ©eite,  um  fi(|  mit  bemjenigen  ju  befdl)äftigen,  wa§  ber  SSoben  bar=  • 
bot,  mit  römifd^en  2lltertpmern  unb  römifd)er  Jopograpljie,  S5on  le^terer  gab 
er  im  S)ecember  1823  in  ber  fleinen  ©d^rift  „Della  basilica  Giulia  ed  alcuni 
siti  del  foro  Romano"  eine  öielöerfpredlienbe  ^robc;  er  t)at  ^uerft  berSafilica  ^ulio 
bie  ridl)tige  ©tettc,  meldte  fpötere  ©ntbedungen  beftötigten,  angemiefen.  @ine 
weitere  Unternel)mung ,  ein  topograp:§if(^e§  Urfunbenbu^ ,  ift  ntd)t  abgefdliloffen 
morben;    bie  ©tettenfammlung ,   meldte   ber  33efd^reibung   ber   ©tabt  3f{om  jur 


@etf)Qtb.  763 

©runblage  biente ,   toav  untiottftänbig  unb    meine   Umarbeitung    burcf)  '^edtx'^ 
S3ud)  überflüffig  geworben;  ber  etftc  i^eit,  bie  '3l[tt)grapf)en ,  lieferte  au  meinem 
Codex    topographicus    umiafjenbe   SBorarbeiten.      2)ie    33e|d^reibung    ber    Stabt 
'^om  30g   6.    öon   ber  i^ottcnbung   jene§  2öerfe§  ab :    auf  ißunfen's  '^Inregung 
unternal)m  er  mit  '^latner  bie  33c|ä)reibung  be§  öaticanijdien  ^Rufeume,  eine  ge= 
biegene  ^eiftung,   burd§   genaue  vHngaben   unb  gelet)rte  (Srflärung   auägejeid^nct. 
%n  biefer  ?lrbcit  reifte  ®.  jum  ^eifter  {)eran,  fie  geigte  eine  ©eite  feinet  33cr= 
bienfte§,  bie  forgiältigc  33eobarf)tung  be§  (Sinjelnen,  im  öortt)eitt)aiten  Öid^te;  bie 
anbete,  bie  fi)[tematijd^e  3uiatnmeniaffung,  bitbete  fi(^  im  Umgänge  mit  ©c^om, 
^örönbfteb,  ö.  ©tacfelberg  u.  9t  aus,  unb  nic^t  au§fc^Iie|tid)  günftig  mirften  bie 
auf   (Sreujer'g  (5i)mboüf   beru^enben  9infi(i)ten  ber  5Jtet)räa'^(  auf  i!)n  ein.     S)er 
^iftoii[d)en  3luffafiung  meniger  geneigt ,    fu(i)te  feine  gorfd^ung  in  bie  2tiimmct 
ber  alten  Äunft  Drbnung  unb  ^ufammeniiang  ju  bringen,  inbem  er  ben  2)enf= 
mälem  einen  tiefen  religiöfen  ^n^alt  beimaß ,  aus  meinem  bie  religiöfen ,   oucf) 
bie  ml5ftif(^en  SJorfteltungen  be§  ^Utert^ms  rein  unb  umfaffenb  erfannt  merben 
fönnen ;  eine  'Sluffaffung,  meiere  nur  burc^  ftrenge  Unterfc^eibung  ber  3^^^^*^  öor 
bebenfti(^en  Söagniffen  gehütet  roerben  fann.     3luc§  bie  üortrefflid^e  9lbf)anblung 
über  „tRonis  antife  3?ilbtt)erfe",  meiere  @.  1826  für  bie  „93efcl)reibung  ber  ©tobt 
3tom"  l§interlie|(35b.  II,  <B.  277  ff.)  ift  öon  biefem ^}}langet  ni(i)t  frei;  fie  berücf= 
fid)tigt    in    einer   gebrängten,    aber    tiollftänbigen    Ueberfic^t   fomo^l  bie  Seiten 
unb  Stile  ber  £un[tgef(i)id§te  at§  ben    mnt^ologifd^en  unb  ft)mbotif(^en  (3t^aÜ 
namentlich  ber  ©rabbenfmäler,    betont  aber  bei  le^teren  bie  ft)mbolifcf)e  35ebeu= 
tung   mt)ftif(^er   ^^eier   mit  3)orliebe.     9ll§  0).  9iom  am  17.  Sluguft  1826  t)er= 
lie^,    ^atte    er    au^er  biefen    Seiträgen    öon    1823 — 26    fleißige  3?eri(f)te  über 
ar(i)äologif(i)e  6ntbecfungen  für  ba§  .^unftblatt ,    auc^  für  ha^  ^}lorgenblatt  an= 
mutl^ige  3teifefdE)itberungen  geliefert,    jtoei   micfitige  3öerte   öoUenbet   ober  t:^eit= 
toeife    nbgef(^(offen:    eine  mit  '^^onoffa  1825    unternommene  „iBefc^reibung   bei 
^TJlufeum§  öon  5teapel",  bereu  erfter  unb  einziger  2l)eU  (1828)  öon  feiner  Jpanb 
bie  2Jlarmorroerfe  ganj ,   9lnbere§  mit  feinem  ©enoffen   'jufammen   aufgearbeitet 
enthält,    glei(^    öor^üglitf)   mie   bie  5lrbeit   über  ben  3}atican  unb  bamatä  not^ 
ermünfd^ter,  ba  bie  Bä)ä^e  "Recüpel^  meniger  allgemein  betannt  waren.     Ungleich 
bcbeutenber  maren  bie    „2tntifen  33ilbmer!e",    nebft  bem  baju  gefiörigen  „ü}ro= 
bromu§  mt)tl^ologif(^er  Äunfterflärung"    (1827—39/.     SSeibe  SBerfe  finb  Xorft 
geblieben,    meil   bie  üotta'fd^e  33uc^'§anblung   hzi  bem  5lbfafee  be»  crften  %1^e\U 
i^xt  5Rec^nung  nicl)t  fanb.     Slber  in  if)nen,    foteie  in  einer  3teif)e  fleinerer  fpä= 
terer  ©d^riften  („Jpt)perboräif(^=römif(^e  Stubien"  I.  ©.  1  ff.,  1883,  ben  „35er= 
f)anbtungen    ber    berliner    '4^i)ilologenöerfammlung " ,    1850,    bem    „  ©runbrife 
ber  3lr(^äoIogie" ,  1853)   liegt    @er|)arb'ö   im    Söefentlic^en   im   ^.  1826  abge-- 
fc^loffene§   ©gftem   öor   9lugen.     Sie  Silbmerfe,   beren   3ei'^nungen  nur  t^eit= 
toeife  öeröffcntli($t  roerben  tonnten,   geben  eine  gro^e  S«-^^  unbefannter  5Jlonu= 
mente  in  ftilgetreuer  'Jiadjbilbung  unb  einer  SSoÜftänbigfcit ,    meiere  ben  ganjen 
Umfang  ber  ®i§ciplin  öcianf^auli(i)en  foll.     S;iefe  S)i§ciplin  l)at  @.  gefc|affen. 
^!^m  l^at  bie  ^Ird^äologie,  bie  er  aud^  tool  al§  monumentale  ^^t)ilologie  befinirt, 
bie  \!(ufgabe,    bie  antife  ßultur  au»  ben  5)tonumentcn   ju  erfennen  unb  ju  cr= 
tlären.     3^   bem  6nbe   bebarf  fie   öor  9lltem   einer  gefiederten  ©runbtage;     bie 
2)enEmäler  follen  fritifc^  geficl)tet  unb  jebeS  einjclne  burc^  bie  Sergteicf)ung  mit 
atten  öerroanbten  OerbfutIid)t  roerben.    ©ein  '^^araboron  ..Artis  monumentum  qui 
iinum  vidit.  nulluni  vidit.  qui  niille  vidit.   unum  vidit"   gibt  bie  allgemein  an= 
crfannte    gtegel   ber    SSe^nbtung   be»    ©iuäetnen.      ^nforoeit    biefe    umfaffenbe 
^enntniB  ber  ^unftroerfe    öon  grünblid^em  p'^ilologifc^em  SGßiffen  getragen ,  Dor= 
au§fe^ung§los  benutzt  rourbe,  roar  feine  .«permeneutif  mufter^aft;    inbem  er  aber 
ber  ';!innal)me  eine§  aufammen^ängenben  ©t)ftem§  antifer  retigiöfer  33orfteflungen 


764  @erf)ai;b. 

ju  ßiebe  ben  fünfttenfc^en  Sßert^  ber  Denlmätei  jenem  ftofflic^en  ©etoinn  uuter= 
orbnete  unb  xi)Vi  'i)\)poti)tti\ä)t  S)futung  Qt§  üotläufige  @etDi^f)eit  jur  j^[temati= 
fc^en  ßlajfiftcotion  Benuljte ,  entgegenge|e|te  2luffaffungen  |d)Qi-i  ju  befämpien- 
^ebcnfen  trug,  mifrfite  fid)  in  bic  ;3fnterpretatton ■  eine  öielbeutige  Unl6eftimmt= 
t)dt,  toeldie,  aud)  in  bev  j^i-ad)li(i)en  S)Qiftennng  bemerfbar ,  ifirev  allgemeinen 
Stnevfennung  f)inbernb  in  ben  3Beg  trat  unb  ber  in  j^ftematifdier  3Sonftänbig= 
feit  unb  gebrängter  .^ürje  unerreichten  „TOtif^ologie"  (1854  f.,  2  23be.)  nid)t 
bie  2lujnal£)me  öer^diaffte,  bereu  @.  felbft  mit  9ted)t  fie  mürbig  eraiiitete. 
Unübertrefflict)  bleibt  in  alten  Söerfen  bie  ®enauig!eit  ber  t{)atfä(i)lid§en  eingaben 
unb  ba§  jtatent  ber  ©ruppirung;  »er  i^n  irgenb  ein  2Jlonument  jum  er[ten= 
male  in  bie  .^anb  nehmen  fall,  mu^te  über  bie  ]ä)ax']t  58eobad)tung  aud)  mit 
gefd)tt)ä(^ten  fingen ,  bie  fc^nene  .^eran^ieliung  äljulic^er  Söerfe  unb  bie  ©i(^er= 
feit  ber  SSeftimmung  erftaunen.  Son  jebem  feiner  9{ömer3üge  foKte  bie  2ßiffen= 
fc^aft  (Seminn  3iet)en;  ber  bebeutenbfte  mar  bemjenigen  öorbeliaiten,  meld)er  il)n 
am  12.  gebruar  1828  nad)  9tom  fül^rte.  @r  fafete  ben  ^lan,  pfammen  mit 
feinen  ^^reunben,  bie  in  einer  l^t)perboräifd)=rDmifi$en  ©efeüfdiaft  öereinigt  maren, 
intereffante  2)en!mäler  in  regelmäßigen  ^eften  l^erauSju geben.  (Sotta  30g  bie 
anfängliche  3uf^fi^wng  feiner  2f)eilna^me  ^urüd,  ber  ^erjog  öon  SuljncS, 
unter  aEen  .^unftmäcenen  ber  fenntnißreic^fte  unb  opfermittigfte,  nat)m  ben  ^lan 
für  5pari§  toieber  auf,  aber  eine  günftige  @elcgenl)eit ,  bie  ®.  mit  @efd)id  unb 
(5ifer  benu^te ,  gab  iT^m  eine  fotgenreid)e  SBenbung.  S)en  .^ronprinjen  bon 
5preu|en  mußte  er  auf  ber  am  8.  51obbr.  nat^  dleaptl  gcmeinfd^aftlid^  unter= 
nommenen  9leife  3ur  Uebernat)me  be§  ^h'otectoratg  cine§  in  9tom  3u  grünbenben 
^nftitutS  für  ardjäotogifdie  ßorrefponbenj  ju  beftimmen,  unb  nun  tnar  e§  @er= 
l)arb'§  ©ad)e ,  biefe  europäifd)e  Untcrncfimung  ju  ©taube  ju  bringen.  %m 
9.  2)ecbr.  mürbe  mit  Fünfen  bic  Organifation  be§  i^nftitutö  feftgefe^t,  om 
21.  3lpxil  1829,  bem  @eburt§tage  ber  ©tobt  9tom,  ba§  Instituto  di  correspon- 
denza  archeologica  eröffnet.  S3eibe  931änner  finb  feine  SBegrünber  gemefen,  @. 
in§befonbere  fiel  nid)t  allein  bie  jtoerfmäßige  @intl)eilung  ber  ^ublicationen, 
fonbern  aud)  bie  fd)mierige  ^erbeifd)affung  be§  (5toffc§  p ;  er  forgte  bafür  mit 
raftlofem  unb  gtüdlid)em  ©ifer.  ^n  ber  |)auptftabt  toaren  locale  33Dr= 
urttieite  unb  ^Jtißgunft  3U  überminben  ,  in=  unb  außerl)alb  ^talien§  bie  t)er= 
fc^iebenen  correfponbirenben ,  orbentlid)en  unb  (S^renmitglieber  au§äumäl)len,  ju 
litterarifc^en  unb  ©elbbeiträgen,  bie  Äunftliänblec  unb  ©ammler  äur  ^Jlittl^eilung 
il)rer  Äunftfd^ä^e  ju  bemegen.  2)ie  ©rünbung  be§  3^nftitut§  lonnte  in  feine  ge= 
legenere  ^nt  fatten.  S)ai  befreite  ©riedienlanb  fing  an  fic^  ju  eröffnen,  mit 
51eabel  unb  ©icilien  mar  ®.  öertraut ,  in  9iom  begann  bie  9Xu§grabung  be§ 
^^•orum§  al§balb  fid)ere  Sln'^altSpunfte  ^u  bieten,  bie  ^agajine  ber  Äunftl)änbler, 
mit  benen  bie  einlaufe  für  ha^  SSerliner  ^ufeum  engere  23eäie^ungen  eröff= 
neten  ,  l)atten  fid)  mit  ber  ausbeute  ber  Um.gegenb  gefüllt ,  unb  ingbefonbere 
lieferten  bie  1827  entbedten  SCßanbgemälbe  öon  ßorneto ,  öor  Willem  bie  1828 
angefangenen  SluSgrabungen  öon  33ulci  mit  feinem  9leid)tl)um  bon  gemalten 
33afen  maffen^ofte§  5Jlaterial.  Sine  reife  f^rud^t  ber  le|teren  toar  @crl§arb'§ 
„Rapporto  Volcente",  ber  im  .^erbft  1831  öoHenbet  mürbe  (Annali  III, 
©.  218  ff),  ein  ^eiftertnert  ber  genauen  S3eobad)tung ,  ber  fnappen  unb  bod) 
boüftänbigen  S3ele^rung  über  ha^  2;i§atfäd)lic^e  unb  ber  fljftematifdien  5lnorb= 
nung,  momit  bie  S^ütte  be§  ©toff§  überfid)tlid)  gemad)t  mürbe,  ^^reilid^  ift  bie 
miKfürlic^e  Kombination  be§  ©enat§confultum§  über  bie  Bacchanalien  mit  bem 
6nbe  ber  S5afenmalerei ,  bereu  bacd)if(^e  3)iotibe  ftarf  betont  mürben,  ein  35ei= 
fpiel  litibof^etifclier  SSegrünbung.  S^m  öiertenmale  fe'^rte  (S.  am  5.  5^oöember 
1833  nad^  9lom  jurüd,  3mar  ali  ®aft  (benn  bie  im  ^ärj  be§  i^a'^i-'eS  erlangte 
3Inftellung  al§  5lrd)äotog  be§  5Jlufeum§  feffelte  ii)n  an  33crlin);  aber  ber  bamit 


®cvt)at6.  765 

öevöunbene  9luftrag  ju  tt)iffenf(^a|tti(^fn  9lcifen  ei'^ieU  feiner  beioeglic^eu  ^Jiatur 
bie  alte  ©tafttcität.  ?lui  biefer  9teife  iüf)i-te  er  S3rauu,  ben  er  mit  glücfticfiem  SBtitfe 
ju  feinem  ^ac^folger  at§  ©ccretär  be§  ^nftitutä  auöerfe^en  fiatte,  naif  'Mom. 
3lui  ber  Slürfreife  6efucf)te  er  5pari§,  üon  ^-i3er(in  au§  Öonbon.  S)ie  üebfte  (5r= 
Rötung  9en}ä§rte  i'^m  in  33onn  ber  ^tufent^alt  Bei  äßetcfcr  unb  Sernb.  Sßon 
bem  fünften  ^ufenttiatte  in  9tom,  too^in  er  am  1.  3luguft  183G  mit  3lufträgen 
be§  ^ufeum§  reifte,  fann  id§  al§  9tugen^euge  reben.  2)ip  freitägtic^eu  adunanze 
be§  ^nftitutS,  ba§  au§  precärem  Dbbacf)  in  bem  .s^aufe  ber  öcfanbtfc^aft  in  ben 
öon  33unfen  errid)teten  ©aal,  ber  un§  bamalä  ein  ^ßalaft  fc^ien,  üBergefiebett  war, 
loarcn  gefttage  für  mic^ ;  bie  @ett)anbtt)eit  unb  ©ic^er^eit,  toomit  er  neu  ju  Jage  ge« 
f ommene  .^unfttoerfe  Betjanbelte,  bie  aufmerffameSSetrac^tung  auc^  öerborgener  3fn= 
f(i)riften ,  tooju  er  feine  müben  Singen  jtüang,  unb  bie  umfaffenbe  j?enntni§  ber 
S)enfmäler  erfüEten  micf)  mit  Semunberung ;  bie  lel)rrei(^en  2}orlefungen,  tt)e(d)e 
er  in  franjöfifdier  ©t)rad)c  üBer  bie  2}afenfunbe  l)ielt,  öerfammelten  ein  grofeeä  unb 
gemäl)lte§  publicum.  S)er  ©lanjpunft  feinc§  ?lufentl)alte§  mar  bas  2öincEe(= 
mann§feft  in  ber  SSiüa  Sllbani,  bereu  SSenu^ung  er  mit  33unfen  burcE)  ben  ge= 
le'^rten  Slrd^iteften  ßanina  erlangt  "^atte.  &.  War  unermüblic^  in  6inlabungen, 
33efrf)tüic£)tigungeu  ^U^öergnügter ,  @inri(i)tungen ;  bie  gacfelfteleuc^tung  beä 
?l6cnb§  in  bem  großen  (Saale  mitten  unter  ben  ^JleifterWerfeu  ber  Äunft, 
bie  begeifterte  ©timmung,  bie  fi(f)  in  hieben  unb  6ebi($ten  ^uft  mad^te,  lic^ 
einen  unau§löfcf)lid)en  @inbrucE  jurücf.  33erbienten  2)anf  bot  i§m  ba§  öon 
Äünftlern  unb  Ökle^rten  am  14.  man  1837  öeranftattete  9lbfc§iebgfeft ,  gmit 
äöolf'ä  fciiöne  ^armorbüfte ,  ^.  ^et)er'§  begeifterteS  f^eftgebi^t:  ben  ©efeierten 
trieb  e§  nac^  ©ried^enlanb,  bo§  er  mit  !unbigem  33lic£  burd)reifte.  ©ein  Sluffafe 
„lieber  bie  ^unfttoerfe  ®rie(^cnlanb§"  (Annali  IX,  ©.  104  ff.)  ift,  wie  attc 
feine  SSerid^te,  mufter^aft.  S)en  3urüc£gefel)rten  begleiteten  wir  gegen  ba§  ßnbe 
be§  :5ulimonat§  jur  ^Joft.  (5§  war  ein  9lbfrf)ieb.  aCßol  ^ielt  er  fi^  jum 
fectiften  unb  fiebentenmole  bom  ©e^^tember  1840  bi§  jum  Wai  1841  unb  1843 
wieber  in  9iom  auf ,  au(^  bamal§  eifrig  um  ba§  ^nftitut  bemü'^t.  Slber  feine 
.speimatl)  war  iujWifi^en  Berlin  geworben ,  bie  Butter  unb  öefc^wifter  mit  i:^m 
t^eilten.  ^m  ^.  1836  würbe  U)m  bie  55erWaltung  ber  2}afen  unb  lerracotten, 
1855  bie  S)irection  ber  Slbtl^eilung  für  ©culpturen  übertragen;  im  3-  1843  würbe 
er  al§  au^erorb entließ) er,  1844  al§  orbenttic^er  ^rofeffor  an  ber  Uniöerfttät  angeftettt ; 
fd^on  im  ^.  1832  ^tte  i^n  ju  un.5ü^ligen  gelef)rten  ©efettfc^aften  bie  3lfabemie 
ber  Söiffenfd^aften  jum  correfponbirenben,  im  gebruar  1835  .^u  i'^rem  orbentlidien 
^}:)Utgliebe  gewä'^lt.  Sitten  biefen  SSerufSpflic^ten  fam  er  mit  treuem  gleite  narf). 
äßar .  aud^  feine  J^ätigfeit  an  ber  Uniöerfität  auf  eine  öerljältni^mä^ig  geringe 
3af)l  öon  Su^örern  BefdCiräntt,  fo  wirftc  fte  intenfiö  in  35orlefungen  unb 
Uebungen  um  fo  erfprie|li^er,  inbem  eine  naml)afte  Slnja'^t  tüchtiger  Strd)äologcn 
au§  feiner  ©ct)ule  t)ert)orging.  ^n  ben  Slbl^anblungen  ber  Slfabemie  öeriJffentU^tc 
er  äa'^lretc^e  Wichtige  Unterfuc^ungen.  5£)ie  ©d^ä^e  be§  ^J^ufeumg  öermel)rte  er 
burdf)  werttiöolte  Erwerbungen  unb  mad)tc  fic  tmä)  einen  genauen  unb  gele'^rtcn 
Äatatog  („S3erlin§  antife  SSilbWerte",  1.  2l)eil  183(3,  baju  „^eu  erworbene 
2)enfmäler",  1—3,  1836-44)  fowie  burd^  ftattlid^e  .'perauggabe  au§gejeid)neter 
äöerfe  („2;rinffd^alen,  5)afenbilber,  Srinffc^alen  unb  ©efäBe",  1840— 50)  attgemein 
jugönglid^.  5lber  feine  .^au^jtt^ätigfeit  blieb  ber  SluSbilbung  unb  SluSbreitung  ber 
ar^äologifc^en  3öiffenf(^aft  jugeWaubt.  Unabläffig  war  er  auf  bie  9}erbreitun9  ber 
ÄenntniB  ber  Monumente  bebad^t,  bie  er  felbft  burd^  9leifen  nad^  j^open'^agen,  ^:pariS, 
l^onbon  unb  öerfc^iebenen  beutfd^en  ©tobten  erweiterte ;  bie  grud^t  iebe§  iBefud^§  war 
eine  gebiegene  33efd)reibung  ber  bcfid)tigten  ©ammlung.  Sin  bem  römifd)en  Sfnftitut 
na^m  er  alä  ^Jlitglieb  ber  Gentralbirection  fortwölirenb  ben  teb'^afteften  Slntl^eit, 
mit   unermüblid^em  (Sifer  Wu|te   er  bie  ard^äologifd^en  ©tubien  unb  Srgebniffe 


766  ®er{)arb. 

ju  förbern.  9tl§  i^ven  53httelpun!t  in  2)eutfd)tanb  Begrünbete  er  bie  av(i)äo= 
Iogif(^e  @ejeEfc£)ajt  in  Berlin  unb  bie  ai-(i)äoIogif(^e  3^itui^9'  'öütgevte  ba§ 
SBindEetmannSieft ,  f otoeit  feine  SBe^iel^ungen  reic£)ten ,  in  S)eutfd)lanb  ein  unb 
lieferte  fott)o'£)l  für  bQ§  ^Berliner  eine  9tcil)e  öon  ^Pi-ogrammen ,  al§  für  bie  3ei= 
tung,  toeld^e  in  üeinerem  5Jta|[ta6  ben  3nftitut§fc^riften  entf|3ra(^,  föertl^öotte 
aSeiträge.  33efonber§  toic^tig  tourben  bie  ft)[tematifc^en  Bearbeitungen  ber  auf 
bem  SBoben  6trurien§  genia(i)ten  «Stubien.  S5on  ben  etru§fifc£)en  ©artop^agen 
f)atte  er  in  guten  3ßi'|nwngcn  eine  tioüftänbige  ©ammlung  angelegt,  beren 
Verausgabe  er  nic^t  felbft  betoerfftettigen  fonnte;  ^ßrofeffor  Srunn  '^at  biefelbe 
ftf)on  t^eiltoeife  au§gefü'^rt.  2)agegen  eröffnete  fein  boIIenbete§  3Bcrf  „@tru§fif(i)e 
(Spiegel",  4  33be.,  1843—- 68  burcf)  ftilgetreue  SlBbilbungen  unb  eine  gelet)rte, 
mit  feinen  ntt^f^ologifc^en  Stnfiditen  Derwadifene  ©rflärung  einen  öoltftänbigen 
©inbliii  in  eine  bem  ^un[tmertl)e  nad)  größeren  3:^eil§  untergeorbnete,  aber  für 
bie  ©rtcnntni^  ber  eigent^ümlid)  etru§!ifd)en  Ifunft  l)od)mtd)tige  glaffe  öon 
S)enfmätern.  2)icg  SBerf  barf  man  al§  ein  in  ft)[tematifd)em  ätbfd)lu^  mufter= 
"l)afte§  betrad)ten.  8eine  günftigen  33erl)ältniffe  l)atten  i'^n  ferner  in  ben  5Beft^ 
eines  großen  9lpparate§  bon  Safenbilbern  au§  ©trurien,  befonberg  au§  5^utci, 
gebrad)t,  ben  er  mit  Dielen  anberen  3e^(^nungen  jum  großen  3tu^en  ber  ^ox= 
fd)ung  bei  bem  5Rufeum  unb  ber  Uniöetfität  bereinigt  '^atte.  S)arau§  öeröffent= 
lid)te  er  1840 — 58  in  bier  Cuartbänben  eine  unfc^ä^bare  3lu§tt)al)l  „?lu§er= 
lefene  gried)if(^e  5ßofenbilber ,  '^auptfädilic^  etruö!ifd)en  5-unbort§",  meld)e  burd) 
genaue  farbige  3lbbilbungen  unb  au§fül)tli(^e  ©rflärungen  bie  ©runblage  unb 
eine  |)auptfiuelte  be§  5öafenftubium§  bleiben  tüirb.  3ln  ^Jlü^en  unb  Erfolgen 
reic^  fal^  &.  an  feinem  am  30.  3fuli  1865  gefeierten  S)octorjubiläum  mit  freu= 
biger  ^iül^rung  au§  jalilreidjen  ^Begrünungen,  toie  meit  bie  S}erel)rung  unb  S)anf= 
barfeit  feiner  S^reunbe  unb  ©d)üler  fid)  ausgebreitet  ^atte.  Sin  glän^enbeS  S^ugni^ 
geben  bie  „Nuove  memorie  dell'  instituto  di  corrispoiidenza  archeologica", 
Lipsia  1865,  toelc^e  bie  (Sentratbirection  beffen  Segrünber  mibmete.  diner 
l^er^lidien  3lnrebe  bon  ßepftuS ,  meldte  3uglei(^  einen  ^Ibri^  ber  ®ef(^id)te  beS 
i^nftituteS  entt)ält,  folgen  40  ^bl)anblungcn ,  moju  3)eutf(^e ,  Italiener,  ^ran= 
jofen ,  aBelgier  unb  ©riechen  metteifernb  beigetragen  'Ratten ,  ein  ttürbiger  ?lb= 
fc^lu^  eines  nur  ebeln  3b3eden  gett)ibmeten  2ebenS.  @S  mar  auc^  im  "^äuSlic^en 
•Greife  ein  glüdtid)eS  in  fteigenbem  ^O^la^e  gctoorben,  nac^bcm  fid^  ®.  am  5.  Suli 
1842  in  ^ranffurt  mit  @mitie  bon  ^tie^,  ber  breiunbätoan^igiätirigen  Xod^ter 
beS  fur'^effifd^en  aSunbeStagSgefanbten  ©e'^eimratl)  bon  Slie^,  bermäl)lt  l)atte. 
9ln  ber  (Seite  feiner  (Sattin ,  melt^e  an  ©aben  beS  ÖeifteS  unb  beS  .^erjenS 
i'^m  glcid)  ftanb  ,  berlebte  @.  23  glürflid)e  i^a'^re.  Wii  frol)er  @mpfänglid)!eit 
ging  fic  in  feine  2ieblingSbefd)äftigungen  ein,  lie^  il)n  burc^  beren  unberbroffene 
Unterftü|ung  bie  @d)mä(^e  feiner  ^ugcn  bergeffen  unb  mad)te  burd)  bie  liebenS= 
toürbige  ^Inmuf^  am  abmbtic^en  %i]ä)  fein  ^auS  ju  einem  Stempel  feiner  ®e= 
feHtgfeit.  S)ie  filbcrne  ^odjjeit  foüte  er  nid)t  erleben.  2llS  id)  ®.  im  2Binter 
1866  äum  le^tenmale  toieberfal) ,  fanb  id)  il)n  fel^r  gealtert,  ©eit  jel^n  3^al)ren 
toaren  feine  ^ugen  ftetS  fd)tt)ä(^er  gemorben,  äule|t  faft  erlofd)en.  S)en  gett)ol)nten 
©ang  jum  ^hifeum  fanb  er  noc^  allein ,  aber  .^altung  unb  SSemegung  ent= 
bel)rten  jener  elaftifd)en  Sebenbigfeit ,  toelc^e  ben  fd^lanfen,  jierlid)  gebauten 
^ann  aud)  in  baS  Filter  begleitet  l^atten.  Dtod^  einen  fd)önen  attifi^en  3lbenb 
feierte  id)  mit  feiner  geliebten  gried)if(^en  (SefeEfd^aft;  bie  "Dlad^rid^t  bon  feinem 
am  12.  ^ai  1867  erfolgten  fanften  %oht  tarn  nic^t  unertoortet. 

6in  boEftänbigeS  33erjeid)nin  feiner  (5d)riften  gibt  baS  bortrefflid^c  5Den!= 
mal  unfereS  gemeinfamen  greunbeS:  ßbuarb  ©erwarb,  ©in  SebenSabri^  bon 
Otto  Sal)n,  ^Berlin  1868.  ®ie  feinem  einbeulen  gemibmeten  lürjeren  9luffä^e 
bon  S)e  SBitte  u.  ^.,  finb  grö^tenf^eilS  bort  berjeid^net.  UrlicfiS. 


©erljaxb.  7G7 

©erwarb:  ^teronl;mu§  ©.,  geb.  ju  .öeibc(§f)eim  in  ber  ^Pialj  am  31.  S)fc. 
1518,  t  äu  Stuttgart  am  12.  ^ai  1574,  öevbienter  mürteml6evgif(|eT  <Btaat'i- 
mann.  @r  ftubivte  ju  äßittenberg,  mo  ^e(and)tf)on  fict)  feiner  eifrig  annafjm 
unb  3U  jlübingen,  mo  3^o(}.  SBrenj  i'^m  Diele  ^reunblid)feit  eitoie§.  !3)er  te^= 
tere  beloirfte  auc^  burii)  feinen  2lu§fpru(^,  ba^  Sott  in  feiner  Äir(f)e  nidjt  bIo§ 
gute  2t)eologen  fonbern  aud§  gute  (5f)riften  braudie  unb  ein  einziger  frommer 
9led)t§gete!^rter  berfelben  gröfjeren  S^uljen  f(i)affen  fönne  a(s  biete  getetjrte  X^to= 
logen,  ha^  (S}ert)arb'§  Später  feinem  ©ot)ne  ba§  ©tubium  bcr  9{ec^t§miffenfd^oft 
betoittigte.  ^fladjbem  ber  (entere  fobann  einige  ^atite  an  ber  Jübinger  Uni= 
berfität  gemirft,  mürbe  er  bon  'O^^'i^og  lUrid)  bon  äöürtemberg  in§  ßonfiftorium 
berufen,  trat  auc£)  auf  furjc  3eit  bei  beffen  25ruber  öerjog  @eorg  bon  2öürtem= 
berg=^ömbelgarb  in  ^jlatt)5bienfte.  5)o(^  erprobte  er  fic^  batb  mieber  in  lUtid^S 
S)tenft  unb  mürbe  namentü(^  bon  beffen  ©o^n  unb  Diac^folger,  öerjog  6^ri= 
fto|)!§,  mit  ben  mic^tigften  ©efd^äften  unb  Scnbungen  betraut,  ©o  im  S^al^re 
1550  ju  ben  Sßerl^anblungen  megen  be§  über  -^er^og  Utridf)  bet'^ängten  5eIonic= 
proceffeS,  im  ^.  1551  jum  2rienter  ßoncit,  im  ^.  1564  ^u  bem  3ietigion§ge= 
fpräd^  ^mifd^en  mlhtembergifd)en  unb  pfäläifc^en  Ideologen  in  ^Jlaulbronn.  3(m 
S.  1556  mürbe  er  S^icefanjler  unb  ^interlie^  ben  S^u^m  cincö  frommen,  eifrigen 
unb  in  ©taat§gefd)äften  erfalE)renen  5Jtanne§. 

33gt.    Sifdibein,    Vitae   cancell.    Wiitemb.  6 — 11.     (^ietmanni,  2>erfu(f) 
tur^er  2eben§befd^reibungen  berüf)mter  Söirtemberger  33 — 37. 

©tälin. 

©cr^orb:  Sofiann  ®. ,  Iutl)ei-if(^er  S'^eolog  unb  6rbauung§fd)riftfteüer 
be§  17.  Sa^rl§unbcrt§,  geb.  ben  17.  Octbr  1582  in  Cuebtinburg,  geft.  ben  17.  3tug. 
1637  in  :5ena  —  ber  ?lrd)itf)eo(ogu§,  ^3Jieifter  unb  93tufterbogmatifer  ber  lutl^e= 
rifd)cn  Ortl^obojie,  unter  ben  ipeioen  be§  ortt)oboren  2utt)ertl^um§  mol  ber  be= 
beutenbfte  unb  einfiu^reid^fte  burd)  feltene  ^Bereinigung  polemifc^er  ®elet)rfam= 
feit  unb  frieblid)er  ©ottfeligfeit ,  .umfaffenber  litterarifd^er ,  afabemifd)er  unb 
ürdienpotitifc^er  3Bir!fam!eit ;  ein  proteftantifd^cr  Äird)enbater  unb  SebenSjeuge 
ber  ebangcüfd^en  ^ird^e  2)eutf(^lanb§  in  ben  3citen  bcr  S5ertoüftung  unb  orf^O' 
bojen  (Jrftarrung.  ©eboren   au§   einer  angefet^enen  f^amilie  in    ber    ©tabt 

Queblinburg,  ©oi)n  bc§  bortigen  ©enator§  unb  9tat^§!ämmerer§  SSart^ot.  &., 
entfd)lo^  er  fi(^  fd)on  in  feinem  fünf^el^nten  SebenSjal^re,  in  i^otge  einer  fc^meren 
6r!ran!ung  unb  meIand)Dlifd)er  Slnmanblungen ,  morin  er  bon  bem  bamaligcn 
5|3rebiger  3fo!§ann  3(rnbt ,  bem  Sßerf affer  be§  ma'^ren  6|ri[tentt)um§ ,  2roft  unb 
geiftti^en  3ufpi:nd|  empfangen  t)atte,  3um  ©tubium  ber  3:l^eoIogie,  geno^  feine 
miffenfd)aftlid)e  33orbiIbung  auf  ben  ©d)uten  feiner  25aterftabt  unb  in  bem  be= 
nai^bärten  -!pa(berftabt ,  bejog  1599  bie  Uniberfität  äßittenbcrg,  ftubirtc  l^ier 
3unä(^ft  p^ilofopl^ifd^c  ^yäc^er,  '^örte  aud)  bereits  tt)eologifd)e  9}orIefungen  bei 
|)utter  unb  ®e§ner,  ging  bann  aber  auf  ben  SBunfd)  cine§  bornet)mcn  S5er= 
toanbten,  be§  fäc^fifd^en  ^rotanjIcrS  9taud)bar,  jum  ©tubium  ber  ^Rebicin  über. 
@rft  naö)  bem  2;obe  be§  te^teren  bertaufi^tc  er  ,  feinem  frül^ercn  ©elübbe  unb 
ben  9tat§fc^lägen  feine§  geiftüdien  55ater§  3o^.  5lrnbt  fotgenb ,  ba§  mebicinifd^e 
©tubium  mieber  mit  bem  f^eologifdien  unb  bie  Uniberfität  SBittenberg  mit 
Sena,  mo  er  jebod§  meniger  burc^  ^ören  bon  3)orlefungen  (bei  (Scorg  ^3tQliu§ 
unb  31.  9taubeniu§)  al§  burc^  angeftrengte§  unb  umfaffenbe§  ^ribatftubium,  be= 
fonberg  Sefen  ber  ©d^rift  unb  ber  ^ird)enbäter,  nad^  einer  brieflichen  3lnmeifung 
9lrnbt'§  (f.  ben  Srtef  aber  aud£)  bie  bagegen  ftefjenbcn  fritifdf)en  Sebenfen  bei  f^ifdlier 
a.  a.  D.  ©.  23  ff.)  feine  t'^eologifd)e  9lu§bilbung  bottenbet.  ^iad^bem  er  1603  bie 
^Ölagiftermürbe  3U  ^ena  fid^  ermorben,  begann  er  i^orlefungen  ju  Italien  —  erft 
pl)ilofop:§ifd^e  (über  Sogif,  ^^olitif  unb  ^etap'^yfif  nad)  ben  Gompcnbien  be§ 
.^elmftäbter  3lriftotetifer§  d.  ^J^artini),    fpäter  mit  grlaubni^  ber  t^eologifc6en 


768  ®et()atb. 

gocuttät  auä)  t"^eotogif(i)e.  9k(^  (Senefung  öon  einer  töbtlic^eu  Äran!l§eit,  in 
ber  er  6ereit§  fein  SLeftament  aufgefegt  tjatk  (f.  baffetbe  Bei  ^ifi^er  <B.  29  ff. 
naä)  bem  in  ßJot^a  6efinbtid)en  Original),  üBerfiebelte  er  mit  einem  feiner  2ei= 
tung  anöertrauten  3ögting  nadt)  Harburg  (1604),.  beffen  i^acultät  bamal§  burc§ 
^})länner  toie  ^en^er  unb  Söinfelmann  im  9iuf  befonberer  9te(^tgläul6ig!eit 
unb  @elet)rfamfeit  ftanb.  6r  betl^citigte  fid)  nid)t  BloS  an  i^ren  Sectioncn  unb 
2)i§putationen ,  fonbern  geno|  au(f)  ilCire  perföntid^e  f^reunbfdiaft  unb  f^orberung 
unb  begleitete  1605  ben  i"f)m  bcfonberS  befreunbeten  ^en^er  auf  einer  @ele'£)rten= 
reife  bur;^  (Sübbeutfd)Ianb ,  bie  i^m  3ur  (Srtoeiterung  feiner  titterarifd^en  Äennt= 
niffe  toie  feiner  )3crfönli(i)en  Sejie'^ungen  biente.  ^a(|bem  bann  aber  burd^  ßanb= 
graf  5)loriä  bon  -Reffen  ber  reformirte  Sc'^rtl)pu§  (bic  fogenannten  4  S}erbefferung§= 
punfte)  in  Harburg  eingefüt)rt,  bie  luf^eriftfie  Q^acultät  nac^  ©iefeen  überge= 
fiebelt  War,  fe'^rte  ©.,  nad)bem  er  noc^  einige  Stäbte  S^orbbeutf(f)lanb§  unb  ber 
^Heberlanbe  befu(^t  unb  an  eine  5lieberlaffung  in  ©ie^en,  Tübingen  ober  Sfioftod  ge* 
bad)t  l^atte,  enblidf)  auf  SBunfc^  feiner  Butter  1605  nad^  ^ena  jurüdf  unb 
^idt  1)m  aU  3lbiunft  ber  tl^eologifc^en  g^acuttät  mit  33eifaII  t:^eologifd§e  5Bor= 
lefungen.  3lber  filon  im  nä(^ften  ^af)xt  ]a^  er  fid^  faft  toiber  SEßitten  genötl^igt, 
auf  t>a^  einbringen  be§  .^perjogS  ^ol).  ßafimir  bon  Sad^fen=6oburg  ben  a!abe= 
mifdien  SSeruf,  ju  bem  i:^n  üleigung  unb  33egabung  liingejogen,  mit  bem  praf= 
tifd^en  äu  öertaufrfjen  unb  im  ^.  1606,  obftol  erft  24  3fal)re  alt,  ha^  3lmt 
eine§  ©uperintenbcnten  ju  .^etbburg  anäune'^men,  nad£)bem  er  jubor  nod^  öon  ber 
Sfenenfer  üocultät  bie  f^eologifdfje  2)octortt5lirbe  er'^alten.  —  %nä)  im  prafti= 
fc^en  2lmt  bema^rte  er  feine  @aben  unb  feine  gemiffen^afte  Sreue  befonber§ 
burdf)  eine  öon  lijxn  auggefü^rte  ürd^tidfie  ßanbeSüifitation  fotoie  burd^  5Rebaction 
unb  @infül)rung  einer  neuen  i^ird^enorbnung  im  ^.  1615,  mä'^renb  er  burd^  bie 
it)m  obliegenbc  Seitung  monatlicher  t^eologifd^er  5)i§butationen  an  bem  @t)m= 
nafium  Gafimirianum  ju  Coburg  fomie  burct)  eine  9ffei^e  öon  fcfiriftfteHerifc^en 
2lrbeiten  fortmäl^renb  audt)  miffeufdEiaftlid^  fi^  betl)ätigte.  —  ©eine  ©efinfud^t 
ftanb  nadf)  bem  afabemif(i)en  ßel^ramt;  bennod)  f(f)lug  er  mieber^ott  in  ben 
^al^ren  1610  ff.  an  i^n  getangenbe  Berufungen  nac^  Sieben,  2lltorf,  ^elm» 
ftäbt,  ^tna,  2Jßittenberg  aug,  meit  fein  ^^ürft  ii^n  ni(^t  entlaffen  mottle  unb  il^n 
hmä)  bie  Ernennung  5um  ©eneralfuperintenbenten  bon  Coburg  (^ebr.  1615) 
bauernb  feftjuljalten  fu(^te.  3ii^f|t  •i'^e'^.  Q^^  ii^  ©ommer  1615  burd)  ben  jtob 
be§  ©eniDr§  ber  gacultät  9ieuben  toieberum  eine  t^eologifd^e  Sel)rftette  in  ^ma 
erlebigt  mar,  bermoc^te  &.  bem  Slnbrängen  ber  ^enenfer  toie  bem  eigenen  3^9 
jum  afabemifd^cn  l^e^ramt  nid^t  länger  3u  miberftet^en :  er  erbat  unb  erhielt  auf 
fpeciette  35ermenbung  be§  fä(^fifd)en  ^urfürften  ^ot)ann  ®eorg  I.  feine  @ntlaf= 
jung  au§  foburgifdf)en  3)ienften  unb  überfiebelte  1616  nac^  i^ena,  um  biefer 
Uniberfität  fortan  bi§  ju  feinem  1637  eriolgten  Xobe,  tro^  ber  ^a^lreid^en  unb 
glän^enben  bon  atten  ©eiten  l^er  an  il)n  gelangten  ^Infragcn  unb  35ocationen 
treu  3U  bleiben  —  al§  gläUiHmbfter  ©tern  in  ber  bamaligen  f.  g.  Trias  Johannea, 
b.  t).  ber  au§  Sfoliann  ^ajor,  ^o'^ann  -^immel  unb  Sio'^ann  &.  beftel^enben 
buri^  f5fi-'öntmig!eit,  (Selel^rfamfeit  unb  TOilbe  gleid^  auSgejeidineten  ^enenfer 
X^eologenfacultät.  3luBerorbentlid£)  bielfeitig,  eifrig  unb  erfolgreidE)  mar  fortan 
@erl§arb"§  a!abcmif(^e  — ,  biel  auägebe^nter  unb  einfCu^reii^er  no(^  feine  pcr= 
fönlid^e,  brieflid^e,  litterarifd)e,  firc^cnpolitifd^e  2öirlfamfeit.  6r  "^ielt  ja^treid^e 
33orlefungen  unb  S)i§putationen  au§  ben  berfdf)icbenften  S)i§ciplinen ,  forgte  mit 
großer  £reue  für  bie  il)m  befannten  ober  fpeciett  empfohlenen  ©tubentcn,  ber= 
waltete  biermal  ba§  ülectorat,  mar  bebadfit  auf  35ermel)rung  ber  Uniberfität§cin= 
fünfte ,  unb  tonnte  in§befonbere  aud^  mä'^rcnb  ber  S)rangfale  be§  ^riegc§  bie 
©jiftenä,  ^yrequenj  unb  Blutige  ber  Uniberfität  ^ena  fogut  all  moglid^  ju  et= 
Italien.     2)abei  fammelte   er,   tro^  feiner   mäßigen  33efolbung ,    burc^  fürftlid^e 


®ett)arb.  769 

Jreigebigfeit  unb  roeife  Spaifamfeit,  burc^  ha^i  ^eiratJiögut  ieincr  belbcn  Ofi'oucn 
(1.  58at6ava  geb.  Oieumeict  au§  Söeimor,  t  1611  ,  2.  ^Jlarie  geb.  ÜJiattrnberg 
au%  ©ot^a,  t  1660  tüie  burcf)  eigenen  ßrtüeTb,  burrf)  ,!ponorare  unb  2;onQtiöe 
|ür  Sc^tiften,  ©utadöten  unb  anbete  2/ienft(eiftungen  iidj  felbft  ein  nic^t  unbe= 
h-ä(^tli(f)e§  33exmögen,  foboB  er  iidj  ein  i^anbgut  in  ^Itofela  fauien  unb  ©elb= 
anlegen  an  dürften  unb  3Jlagifttate  marfien  fonnte.  2;ie  Äricgejeiten  btacf)ten  if)m 
freiließ  aud)  gro^e  2}ev(u[te  burcb  (Sinquattirung,  ^^tünberung  unb  Setttjüftung  feinet 
Jpauje§  unb  @ute§:  bennocf)  befafe  er  furj  öor  |einem  Jobe  toiebcr  me^r  a(^  jubor. 
2;abei  erfreute  er  ftd)  ber  allgemeinen  Stiftung  unb  be§  3}ertrauens  feiner  Q.oU 
legen  tüie  feinei  i^anbeefierrn  unb  auSmärtiger  dürften ,  Staats^  unb  ÄiTd)cn= 
männer  in  fofcfiem  '^a^,  baB  er  ttjieber^ott  au  fird)(ic^en  unb  felbft  ju  politifd^en 
33erat^ungen  unb  9}er!^anb(ungen  beigeaogen  tourbe.  (Sine  ^erüorragenbe  )KoIIe 
fpielte  er  inebefonbere  bei  bcn  bamals  auf  S3eran(affung  be§  furfäc^ftfc^en  ■!öot= 
prebigerg  ipoeüon  ^oenegg  1621  ff.  in  Sac^fen  ueranftalteten  (utf)erifcf)en  If)eo[ogen= 
conbenten ,  too  bie  loicfitigften  tfieotogifc^en  unb  fir(i)ü(i)en  ^fitfragen  jur  S3c= 
fpred^ung  unb  (Sntfc^eibung  famen  unb  fo  für  bie  beutf(^(ut^erifc^e  .^irc^e  ein  —  trei= 
iict)  niemols  allgemein  onerfannteg  —  oberftee  firc^lid^e»  Iribunal  aufgericf)tet 
werben  foKte.  Bo  toitftc  &.  mit  bei  einem  ©utod^ten  über  hit  .öflmftöbter 
J'^eologie  unb  ^^f)i(ofDp{)ie  1621,  bei  ber  fogenannten  decisio  Saxonica  über  ben 
cf)riftoIogif(i)en  ©treit  ber  ©iefeener  unb  lübinger  Jl^eotogen  1624,  bei  bem 
@uta(i)ten,über  ben  fog.  tRat^mann'ft^en  (Streit  1628,  bei  ben  SJer^anblungen  über 
bie  9te(^t§gittigfeit  ber  Stugsburgifc^en  (Fonfeffion  unb  be§  Üteligionsfriebene 
gegenüber  ben  Silltnger  ^efuiten  1628 — 30  jc.  9Iber  aud^  ]u  potitifctien  2?e= 
rat^ungen,  j.  33.  über  bie  im  Ärieg  jtijifc^en  Sc^n^eben  unb  Cefterreid)  ju  er= 
greifenbe  fäcf)fifc^e  ^olitif  1631,  über  ben  53eitritt  .^um  ^^'rager  f^r rieben  1638  jc, 
jnr  3?erat§ung  neuer  Äird)en=  unb  ©cfiulorbnungen  u.  bgl.,  fogar  ju  fürftüd)en 
£)eiratf)§angelegen{)eiten  roirb  ber  erfa^^rene,  ftuge  unb  friebliebcnbe,  nur  in  po= 
litifc^en  ^i^agen  oft  aüju  ängfttic^e  unb  übermäßig  conferDatioe  lltann  mel^r-- 
fad^  beigejogen :  furj,  naä)  allen  (Seiten  f)in  wirb  fein  ÜiatI),  feine  2]ermittelung, 
feine  Jpütfe  in  3lnfprud)  genommen,  fobaB  e»  wa^ri^aft  unbegreiflich  erfd^eint, 
lote  fein  furjeg  J^eben,  feine  fc^wäc^Iid^e  ^örperfraft  biefer  53laffe  ber  üerfd^icben= 
artigften  2(rbeiten  geroac^fen  war.  (Sr  erlag  benn  aucf),  nic^t  boUc  55  ^a^re 
alt,  einer  fdt)einbar  unbebeutenben  Äranf^eit :  „fomm  .sperr,  fomm!"  waren  feine 
legten  Söorte.  (Seine  @ebeine  ruf)en  in  ber  (Stabtfitcfie  ^u  ^fna-  'Sein  ßoUrge 
3i.  5]lojor  ^ielt  bie  Öeidt)enrebe,  ©taffius  unb  Slill^err  in  Sena ,  Sc^neiber  in 
äBittenberg  ,  geuerborn  in  5)larburg  eigene  Ö)ebäd)tniBreben  auf  i^n  (fämmtlid^ 
gebrucEt  1637  —  38  unb  neben  bem  'Programm  feines  Ö'oIIegen  3.  .^immel 
Cueflen  für  ©erl^arbe  iQebenegefcfiidbte).  —  Sein  titterarifc^er  Otu^m  beruht 
f)auptfä(i)IidE)  auf  ^wei  größeren  t^eologifd^en  Söerfen,  einem  bogmatifi^en  unb 
einem  potemifd^en.  (4rftere§  finb  feine  „Loci  theologici,  cum  pro  adstruenda 
veritate  tum  pro  destruenda  quorumvis  contradicentium  falsitate  per  theses 
nervöse  solide  et  copiose  explicati'',  ju  tpelbburg  Pon  bem  27iä^ingcn  3üng= 
ling  begonnen,  1621  ju  ^ena  beenbigt,  gebrudEt  in  9  Duartbänben,  ^ena  1610 
big  1622,  eine  (Srgänaung  bee  erften  xl^eitö  bilbet  bie  1625  ^u  ^ena  erfcf)ienene 
„Exegesis  s.  uberior  explicatio  articulorum".  6in  rerormirter  'Jlac^brucf  er= 
fd^ien  ju  @enf  1639;  eine  neue  3tuggabe  1657  ju  granffurt  unb  .pamburg  in 
^olio  (beforgt  Don  bem  (So^n  So'^ttnn  ©ruft  @.);  eine  mit  wert^üollen  3uf<i^en 
unb  ßrcurfen  auggeftattete  Stuegabe  Peranftattete  1762  89  in  22  Cuartbänben 
ber  Tübinger  ^^^rofcffor  unb  Jfanjler  :3.  ^r.  (Sotta;  ein  neuer  3lbbrucf  beg 
uriprüngti(^en  2Berfeg  i[t  1863  76  ju  Serün  bei  Srf)lawife  erfc^ienen.  Heber  bie 
wiffenf(^aft(idE)e  SSebeutung  bc«  Söerfeg  unb  bie  i^m  gcbüf)renbe  Stellung  in  ber 
©efd§id§te  ber  proteftantifdtien  Siogmatif  üergl.  bie  Pon  5ifrf)er  a.  a.  D.  @.  392  ff. 

aillgem.  beutfc^e  Siograp^ie.    VIII.  49 


770  föetijarb. 

ÖeigeBvad^ten  9^otijen  unb  3eu9niffc ,  6otta'§  Praefatio  3u  feiner  5lu§gal6e ,  bon 
teueren  befonber§  ©a^,  @cfd)id)te  bei-  S)ogmatif  I,  @.  259  ff.     ^u  ber  "»mitte 
ftcf)enb  ätoifdien    ben    älteren    äöerlen    tion    (S'^emnij  unb  |)utter,    ben  f^jäteren 
Oon    6aIot)   unb    Cuenftebt   bejeicfinen  @er'^arb'§-  Loci   burdt)  bie  ©olibitdt  ber 
6i6lif(^en  ©runbtegung,  bie  6orrectt)eit  be§  orf^obojen  ©tanbpunfteS ,  burd)  bie 
9leid)l)altigfeit  be§  gelet)rten  5}laterial§,  bie  2)urd)ftcf)tigfeit  unb  Ueberfid^tlidifeit 
ber  Slnorbnung,   bie  burcfigängige  23crbinbung   ber  tt3iffenf(^Qftli(^en  unb  prafti= 
f(i)en   @efi(^t§pun!te    ben   .spöt)epunft   ber   orffiobojen   alttut^erif(i)en   S)ogmati!. 
Unb  tro^    einer   getoiffen    2leu^erlid)feit    ber   toiffenfc^aftlidien    5!)tett)obe ,    eine§ 
getoiffen  ^mangels  an  eigenen  bogmatifct)en  ober  ft)eculntiöen  (Sebanfen,  einer  ju 
großen  3Bertt)legung  auf  ?luctoritöten  gilt  bn§  Söerl  immer  nod^  mit  ^iedit  al§ 
baS  opus  palmare  ber  luttierifd^en  S)ogmati! ,    aU  öielbenü^te  unb  unerfd^öpfte 
gunbgruBe  tt)cologifd)er   ©ele'^rfamf eit ,    at§   grünbli(^fte  unb   umfaffenbfte  3]er= 
arbeitung    be§    bogmatifc£)en    <S(^a^e§    ber     lutl)erif(^en    .^ird^e    be§    16.    unb 
17.  3at)rf)unbert§.  —  5Dur(^gearl6eiteter  noct)  unb  öottenbeter  al§  bie  Loci  ift  ba§ 
^toeite  tt)eotogifd)e  i^au|)tlüerf  ®erf)arb'§,  bie  „Confessio  catholica",  —  ober  tuie 
ber  jtitel  öoEftänbiger  lautet:  „Doctrina  catholica  et  evangelica,  quam  ecclesiae 
Augustanae  Confessioiii  addictae  profitentur,  ex  Romano  Catholicorum  scriptorum 
sufiragiis  contirmata",  ^ma  1633 — 37.  4".    2  Sudler  in  4  Steilen;  neue  3tu§= 
gäbe,  beforgt  üon  bem  ©ot)ne  Sol).  5lnbrea§  (B. ,    Sfranffurt  1679.  4".     S)iefe§ 
2öer!,  ujorin  ber  SSerfaffer  nact)  bem  5ßorgang  Don  g^laduS'  festes  veritatis  bie 
(Stimmen    faf^olifdier   ©diriftfletter    jur   ^-üertl^eibigung    ber   eoangelifd^en  2et)re 
fummelt  unb  bie   etiangelifcfie  ilirct)e   alg  bie  tr)a'^rl)ait  !atl}olif(^e  bari'teUt,   gilt 
neben  6l)emni^'  Examen  concilii  Tridentini  at§  bie  bebeutenbfte  9tcd)tfertigung§= 
fd^rift   be§   orttioboycn   S^^uf^ertliumS   gegenüber   ber   alten   ^ird^e  unb  trug  i^m 
bal)er  ebenfoöicl   Sob   unb   5Danf   öon   Seiten   feiner   @lauben§genoffen   ein  al§ 
Singriffe    öon  Seiten  ber   (Segner.    —   ©dE)on    frü'^er    '^atte    ®.    in    befonberen 
(Sdt)riften  ben  ^efuiten  SSeUarmin  unb  einige  anbere  fat^olifi^e  ©egner  befäm^jft 
unb  aud^  an  Streitfd)riften  miber  Saltiini§mu§,  Sociniani§mu§,  6t)ilia§mu§  lie|  e§ 
ber   ftreng  ovtt)obore    X.'utljeraner    nidt)t  feilten.     ^Jlid^t  minber  bebeutenb  al§  bie 
bogmatifi^=polemifd^en  erfd)ienen  menigften§  feinen  3eitgenoffen  aud^  bie  ei-egeti= 
fd)en   Seiftungen   ®ert)arb'§:    bor  Willem   bie   öon  ifim   auf  öiclfeitigen  Söunfcf) 
unternommene  f^ortfe^ung  unb   33oltenbung    ber  großen,   bon  Sßl.  ßtiemnij  be= 
^onnenen,  bon  5p.  ßel^fer  fortgefeliten  (Sbangclienerflärung,  ber  fogenannten  Har- 
monia  Chemnitio-Lyseriana ,  luo^u  ®.  1626/27  bie  2eiben§=  unb  2luferfte'^ung§= 
gefd)ict)te  in   3    Quartbänben    '^iujufügte ,    foba^    bann    ba§    @anje    juerft    in 
einem  (Senfer  5^ad^brucf  1628  i^ol.,  bann  in  einer  au§  (Ser^arb'S  ^anbfdirift  rebi= 
birten  (SefammtauSgabe  ^pamburg  1652  unb  1704  in  3  goliobänben  erfdC)einen 
fonnte.     ^u^crbem   erfd^ienen   bon  il)m  nad£)  feinem  Stöbe  eine  9teif)e  bon  Som= 
mcntaren    unb   Slnnotationen    ju    berfd)iebenen    biblifd^en    S3üd£)ern    3llten   unb 
^Jteuen  3;eftamente§,  ju  ©enefiS,  Deuteron.,  ^ßfalnien,  ^^aulinifdt)en  unb  ^etrini= 
fdt)en   Briefen   (1637.   41.    58   2C.),  unb    enblict)   betl)ciligte  er  fidt)  nodt)  in  ben 
legten    ^atjren    feine§    Seben§    bei    ber   J^^erauSgabe  be§    auf  -^erjog  ©ruft  be§ 
frommen  äBunfd^   beranftaltcten   |)opulären  SSibeltoerfeS  (ber   fogenannten  äöei= 
marcr  ober  ''Jlürnberger ,    aud)  ,^urfürften=    ober  ©rnftbibel),   beffen  9tebaction  er 
eine  3eitlang   beforgte  unb  moau  er  felbft  (Senefig,    5£)aniel  unb  5lpofalt)t)fe  ge= 
liefert  l)at.  —  Seine  reidt)en    !ird^en=  unb  bogmen~^iftorifd^en  Äenntniffe  l)at  @. 
meift  in  feinen  beiben  .'pau|)ttDer!en,  ben  Loci  unb  ber  Conf.  Cath.  niebergelegt, 
minber  bebeutenb  ift  bie  nadt)  feinem  Xob  bon  feinem  (Sol)n  ^o^.  (ärnft  ®.  ^tna 
1653   'herausgegebene    „Patrologia".    —    dagegen    ift   für  bie   ^enntni^   feiner 
t^eologifdjen  (iJefammtanfi^auung    unb    jur   6^ara!terifti£   be§   bamaligen   tl)eo= 
logifdtien  StubienbetriebeS  bon  Söerf^  bie  glei(^  ju  9lnfang  feiner  ^enenfer  ^ro= 
feffur    1617    unb    öfter   l^erauSgegebene   ifagogifd^e   Sd)rift:    „Methodus   studii 


©er^Qvb.  771 

theologici" ,  auSge^eicfinet  befonbers  burd^  bie  dc^teöangeliic^c  ^Jetonung  bes 
(Sd)viit[tubium§  q1§  ber  t^eotogifcfien  f^unbameutalroiffenfd^ajt  joraie  burc^  ent= 
jrf)iebene  .Sperüorf)ebung  bet  ptaftifd^en  ^^tbjtoecfung  bes  t^eologifcfien  3tubium«5. 
?lo(i)  ftärfer  tritt  bieje  praftifd^c  3;enbeii5,  bie  biirc^  alle  iüifii'nfcf)aittict)en 
^jlrbeiten  be§  groBen  3;^eo(ogen  ficf)  !^iubui(f),jie^t ,  tjeroor  in  ieineii  ^4^vebigten, 
toon  betien  toir  mel)rere  ©ammtungen  (^.  33.  „^veftprebigten",  ^tna  1607,  „|)o= 
miUen  über  ha'?:  2ehtn  ^t\u  61)rifti",  1609,  „^jßoftiüe",  161:J,  „Postilla  Salomonea", 
1631  u.  ij.,  „Homiliae  in  pericopas  evang.  1634  unb  1636)  unb  eine  ^ei'^e 
einjelner  ßafualprebigten  be|i^en,  bie  burd^  ©iniai^^eit  ber  goi-'fn  unb  ^^füüe 
fd^riitmä^iger  ©ebanten  fid^  Qu§jei(i)nen ;  fotoie  enblid^  in  mehreren  prattifdf)= 
erbauUdf)en  <5c^viiten,  in  benen  er  nad^  bem  SJorbilb  feinet  öäterlic£)en  5i.'eunbeg 
^ot).  ^ilrnbt  ein  Si(b  unb  görberunggmittcl  ber  n^a^ren  (i)riftlic^en  ^rrömmigfeit 
ju  geben  üerfud^t,  bie  i£)m  aber  audt)  ebenfo  wie  jenem  ben  5yortDur|  be§  ^Jh)l"ti= 
ci§inu§,  2ßeige(iani§mu§  unb  anberer  ^e^ereien  toon  ©eiten  bet  fanatifcfien  Crt^o= 
boren  juge^ogen  t)aben.  2)at)in  getjört  oor  SlUem  feine  3^ugenbarbeit,  bie  ..Me- 
ditationes  sacrae" ,  eine  Ütei^e  öon  irommcn  33etra(i)tungen ,  t^ei(§  an  ©teilen 
ber  ^eil.  (5d£)riit,  tf)eit§  an  bie  ältere  a^cetifc^e  Sitteratur,  an  31uguftin,  Slnfelm, 
^ern^rb,  %i)oma^  öon  Kempen  fici)  anfc^üeBenb,  fc£)on  tt)äf)renb  feiner  (btubien= 
jeit  jum  S^td  eigener  ©rbauung  niebergefc^rieben  unb  1606  erltmatä  erjcf)ienen, 
nacf)mal§  in  unjäfitigen  iHusgaben  fju  ^ena,  Seipjig,  gi-'on^iui-'t .  ©tra^burg, 
!^et)ben,  ^mfterbani  ic.)  raicber  abgebrucft,  unb  Taft  in  olle  europäifd^en  (5pradt)cn 
überfe^t  (neuefte  3luögaben  3.  33.  öon  ©d)oIj  1863,  öon  ^aijtx  1864  ic). 
33orfi(^tiger  aber  aucf)  füf)Ier  unb  nüdt)terner  ift  feine  juerft  1622—23  ,^u  3?ena 
erfdf)ienene ,  bann  gleidtifaHS  öfter  toieber^otte  „Schola  pietatis,  b.  i.  (^riftlid^e 
unb  fieitfame  Unterrid)tung  jur  (Sottfetigfeit  k."  ,  Xüoxm  er  ju  23ermeibung  be§ 
3}orrourl§  be§  ^t)ftici§mu§  unb  2!Bcigetioni§mu§  ftreng  an  bie  ^eilige  ©d)riit 
fid^  :^aUen  unb  bem  3lrnbt''fd)en  Söa^ren  (I^riftentt)um  ein  ftreng  ort{)obore§ 
©eitenftücC  gegenüberftellen  roill.  Stu^erbem  ^at  @.  noc^  eine  9teit)e  öon  fteineren 
Xractaten,  3lpf)ori§men,  Crationen ,  4>räjationen,  2)i§putationen,  fv^utad^ten  über 
öerfdt)iebenertei  ttjeologifd^e,  fird^ti(f)e,  anä)  fogar  politifc^e  fragen  j.  33.  ..Ceu- 
turia  quaestioniim  politicarum" .  ^ena  1604)  gefd^ricben  unb  eine  ir)a^rt)aft 
coloffale  (Eorrefponbena  geführt:  über  10000  iBriefe  foüen  öon  i^m  eriftiren, 
einjetne  gebrucft  bei  gifrfier,  2^olucE  (Spicilegium  ex  commercio  epist.  J.  Ger- 
harcli  1864.  ^^rogr.)  u.  %,  üiete  ^nbfc^rifttid^  auf  ber  .Hamburger,  StraB= 
burger  (?),  ©ot^aer  u.  a.  33ibüot§efen.  ©ein  gefammter  ^anbfdf)riitlicf)er  ^JiacE)= 
lafe  in  nict)r  al§  30  33änben  fam  auf  bie  f)craoglid§e  33ibIiott)cf  ju  ®ot^,  ift 
aber  ui^t  me^r  öoüftänbig  öorf)anben. 

eine  au§Tü^rIicJ)e  33iograp:§ie  ^.  (SerJ^arb'i  fd^rieb  mit  Senü^ung  älterer 
gebrudter  ^toti^en  unb  ber  reidien  t)anbfdt)riftü^en  ©^ä^e  ber  @ott)aer  Sib(io= 
t^ef  ber  ßoburger  S)iafonu§  ßrbmann  9tubol|  f^ifc^er  unter  bem  Xitel  „Vita 
Jo.  Gerhardi  ad  illustrandam  bist.  eccl.  etc.,  Öeipjig  1723.  8.;  jttjeiter  M- 
brucE  unter  bem  2itet  Historia  eccl.  saeculi  XVII  in  vita  J.  G.  illustrata, 
Seipaig  1727.  33on  neueren  3Irbeiten  finb  ,3u  nennen:^,  ^r.^  dotta's  Prae- 
fatio  de  vita  scriptisque  auctoris  in  feiner  '^(uSgabe  ber  Ö)ert)arb'fd^en  Loci.  !i;ü= 
bingen  1762.  33b.  I;  ©c^röcf^  ,  Ä.=@.  feit  ber  ^Jieformation  IV,  ©.  355  ff.; 
."p.  Döring  bei  grfdf)  u.  ©ruber;  X^oIudE  in  feiner  3)orgefd)ic^te  be§  9tatio= 
naliämu§  «b.  I;  in  feinen  l'ebenSäeugen  au§  bem  17.  Sa^^"t)unbert  ©.  17J; 
3Bittenberger  2^eotogen  ©.  143;  unb  bei  ^er^og,  Itjeot.  0i.=(5.  V,  ©.  40  ff.; 
®.  l^ranf  in  feiner  @ef^.  ber  ^enaifc^en  Ifieol.,  feiner  ®efc^.  ber  proteft.  2f)eot. 
I,  ©.  371  unb  in  513iper'§  3eugen  ber  3Ba§r^eit  IV,  ©.  227  ff.;  (V)aB,  ®e= 
fii^te  bet  proteftantifc^en  2)ogmatif  I,  ©.  259  ff.;  2)orner,  ö)efc^icf)te  ber 
proteft.  Xbeologie  ©.  529  ff.  k.  äÖagenmann. 

49* 


772  ®erf)arb. 

©erwarb:  ^ofiann  @rnft  @. ,  I  unb  II,  lutl^enjc^e  S^^rotogen  beS 
17.  3(Cit)i"^unbeit§,  <Bo1)n  unb  @n!el  be§  3fenenfcv  So"§anu  ©erfiarb.  —  1)  2)er 
erftere  tft  geboren  ju  i^ena  am  15.2)ecBr.  1621,  al§  ältefter  ©o'^n  |eine§  ^aterä 
au§  beffen  jtüeiter  @^e  (j.  o.).  @r  16efud)te  bic  (5d)ule  ju  ^ena  unb  ftubitte 
jeit  1637  an  bev  bovtigen  Uniüevfttät  ^p^^ilofopl^ic ,  2;i^eologie  unb  orientaU|(i)e 
(Bpxaä)m,  fetite  biefe  6tubien  fpäter  ju  5lltoxf  unb  SStttenberg  fort,  bejud^te 
aber  aud)  nod)  eine  ganje  9ieil)e  tjon  anberen  Uniöerfitäten ,  mad)te  barauf 
eine  längere  Steife  burc^  .^oEanb,  ^^^rantreic^  unb  bie  ©ditoeij,  tourbc  1652 
Prof.  historiarum  in  Sfcna,  1653  Dr.  theo!.,  1655  ^xo'].  in  ber  fEieotogtjc^en 
i^acultät,  befleibete  berjd^iebene  afabemifd^e  äBürben,  toar  ein  5!)tann  öon  lil6e= 
raier  ©efinnung,  aber  öon  fc^toaifier  @efunbt)eit  unb  lüol  aud)  mäßiger  33egabung 
unb  ftarb  jc^on  ben  24.  g^ebr.  1668.  —  ßitterarifc^  Ijat  er  ftd)  befannt  gemad^t 
be|onber§  burd)  bie  Verausgabe  üerfc^iebencr  äöerfe  au§  bem  ^Jkd)la§  fetne§  SSaterS, 
wobei  er  jebod)  nid)t  mit  ber  nöttjigen  .^ritif  öerful^r  (3.  35.  berfd^iebener  exe- 
getica,  ber  ^patrotogie,  ber  jtociten  2lu§gabe  ber  Loci  ic);  er  felbft  fd)rieb  eine 
.,Isagoge"  5u  ben  Loci  th.  feineS  9}ater§ ,  eine  „Epitome"  ber  Conf.  catholica 
beffelben,  „Sylloge  decaclum  theologicarum" ,  einige  5trbeiten  jur  ©rammatif 
ber  femitifdE)en  Sprachen,  „Harmonia  linguarum  orientalium"  ic.  unb  3a!£)treidC)c 
2)ifjertationen  ercgetifd^en,  bogmatifd)en,  :potemifc^en,  fird^en'^iftorifd^en,  tinguifti= 
jd£)en  ^n'^altS.  ©ein  auSgebe'^nter  33rieime(^fet  befinbet  fid^  toie  ber  |eine§  Sßaterg 
aui  ber  ^^erjogt.  23ib(iotf)e£  ju  ©ot^a.  S}gt.  6t)prian,  Catal.  Mss.  Goth.  p.  69; 
gifdier,  Vita  J.  Gerhardi  ©.  263  ff.;  unb  bie  @ebä(^tni^reben  bou  ©dt)röter,  ^ma 
1668;  äBenbe,  ßudissini  1671;  ^rätoriu§  in  mem.  J.  E.  G.  1673.  — 
2)  ©ein  jUjeiter  ©o'^n,  be§  großen  SL^eol'ogen  Snfet,  ^.  6.  @.  IL,  lourbe  ben 
19.  ^5febr.  1662  ju  ^ena  geboren,  nad^  bem  früf)en  2:ob  feiner  Altern  bon  einem 
Dätertid)en  D^eim  3^0'^.  2lnbrea§  ®.  erlogen,  auf  ben  ©deuten  3U  ©ot^o  unb 
@era  öorgebitbet,  ftubirte  in  ^ena  unb  9tltorf  ^f)iIofopt)ie,  5tf)eotogie  unb  3^uri§= 
bruben^,  ma^te  eine  tt)iffenfct)aftUd)e  Üieife  burd^  S)eutfd)fanb,  bocirte  eine  furje 
3eit  in  3^ena,  Würbe  1694  Sfnfpector  ber  Äird^en  unb  ©deuten  in  @otl)a,  1797 
Dr.  theol.  in  3^ena,  folgte  1700  einem  9tuf  al§  ^tofeffor  ber  X^eotogic  nad) 
@ie^en,  wo  er  eine  eifrig  unb  ängftlid^  ortt)oboj:e  9tidf)tung  öertrat  unb  baburd^ 
•  mit  man(^em  feiner  freier  gerid)teten  ßottegen  in  ßonflict  £am,  ftarb  aber  fd^on 
ben  23.  Wäx^  1707.  @r  gab  eine  „Sylloge  diss.  theol."  feineS  3^ater§  :^er= 
au§,  öeranftaÜete  eine  ©ammtung  ber  firdt)tid§cn  2>erorbnungen  ^er^og  ©ruft 
be§  f5i-"onimen  bon  (Sotf)a,  beabfid)tigtc  eine  .g)erau§gabc  be§  tf)eoIogifd[)en  S3rief= 
med)fel§  feine§  (Sro|öater§,  bie  aber  nic£)t  ju  ©tanbe  tam,  bet!)eiligte  fid)  (at§ 
(Segncr)  an  ben  3}erl^anblungen  über  eine  Union  jwifi^en  Suf^eranern  unb  9te= 
formirten,  fowie  am  Äampf  gegen  bie  ©d^wärmereien  SDippers,  ber  öon  einem 
Singriffe  (Ser"§arb'§  3lnla^  nat)m  5u  farfaftifdien  5lu§fätteu  gegen  bie  afabemifd)e 
(Sotte§getal)rtl^eit  über'^aubt. 

©.  gifd^er,  Vita  J.  G.  @.  278  ff.;   ©trieber,   ^eff.  ®ele^rten=®efd^idf)te; 
V.  5Döring  bei  @rfd)  u.  ©ruber.  Söagenmann. 

©erwarb:  ßarl  2lbra^am  @.,  ein  at§  ^incratog  berühmter  91atur= 
forfd)er,  geb.  am  26.  f^ebr.  1738  äu  Serd^enbrunn  bei  Siegni^,  geft.  am  9.  3Jlära 
1821  3u  SSerlin.  ®.  geno|  in  feiner  ;5ugenb  ben  geWö^nli^en  ©d^ulunter= 
rid§t  unb  bejog  atgbann  bie  Uniöerfität  f^ranffurt  a.  £).  um  fidf)  bem  ©tubium 
ber  ^Jtebicin  3U  Wibmen.  2Rit  einer  9lb^anblung :  „De  Granatis  Silesiae  et 
Bohemiae"  1760  ^um  S)octor  promoöirt  Wenbete  er  fid^  borerft  bem  niebicini= 
fd)en  SSerufe  ju,  betrieb  jebodt)  aud)  ferner  b^t)fi£alifd^e  unb  mineratogifdt)e  ©tubien 
mit  SSorliebe.  ©einen  l^eiöorragenben  Äenntniffen  in  biefen  gädiern  öer= 
banfte  er  eine  ^Berufung  al§  Dberbergbau=  unb  9ted)nung§ratf) ,  jugleid^  aud§ 
aU  (SommiffariuS  bei  ber  35ergwerf§=  unb  ^üttenabminiftration  in  33erlin.     S)ie 


©erwarb.  773 

erften  größeren  ^^Nublicationen  ©er'^arb'S  t)ielten  fid^  auf  bem'mebicinifd^en  @e= 
biete:  „Triga  dissertationum  physico-medicarum",  1763  unb  „Materia  medica'-, 
bic  1771  eine  jtoeitc  Sluflage  ertebte;  „2)ie  SBärentraube ,  diemifd^  unb  mebi» 
cinifd^  betrad^tet",  1763;  mit  feinen  „^Beiträgen  jur  6{)t)mie  unb  @efrf)ic^te  ber 
Mineralogie"  in  atttei  33änben  (1773  unb  1776)  betrat  er  ein  neue§  gelb,  out 
bem  feine  ißeruiung  nad)  S3erlin  it)m  öieliacf)e  @elegenf)eit  ju  auSgebe^nteu 
irud)tbaren  arbeiten  bot.  ^n  bem  jtoeiten  SBanbe  biefe§  äöertei  [teilte  @.  ein 
neue§  Mineraljtiftem  ouy ,  ba§  firf)  bem  auf  rein  fünftlid)c  Mcrfmalc  gegrün= 
beten  gegenüber  jtüecCmä^ig  burd)  eine  natürlict)e  ©ruppirung  ber  Mineralien 
au§3eid)net,  inbem  e§  fic^  bejüglid)  ber  l^öl^ercn  ©tufen  me^r  auf  d^emifd^e,  jener 
ber  ©pecie§  met)r  auf  äußere  ^In^eid^en  ftü^.  2)affelbe  entl)äÜ  ^ugleic^  aud^ 
ted^nifd^=tüidC)tige  Semerfungen  3.  33.  über  ben  @teinfol)tenbau.  ©päter  t)erüon= 
ftänbigte  @.  baffelbe  in  bem  „@runbri^  eine§  neuen  Mineralft)ftem§"  (1797j. 
^ar'g  metaüurgifdtie  üteifen  jur  Unterfu(i)ung  unb  23eobad£)tung  ber  üorne!§mften 
@ifen=,  ©ta'^l=.,  SSlei^^  unb  ©tein!ot)lentoer!e ,  1757  —  1769,  bie  @.  au§  bem 
5ran3öfifdf)en  überfe^te,  berfal^  er  mit  ja'^lreid^en  3lnmerfungen  unb  tieröollftän= 
bigte  biefe§  äBerl  burcE)  ^mei  weitere  23änbe  mit  3al)lreid£)enifupfertafeln  (1781). 
;3n3tüifc£)en  l^atte  @.  1779  ben  2:itel  eine§  geheimen  23ergratt)§  er'^alten  unb 
mar  1786  jum  gcl)eimen  C»berfinanä=,  .^ricg§=  unb  S)omäncnratl)  beförbcrt  morben. 
^n  feinen  2lmt§gef(f)äften  rafttoS  tl)ätig,  faub  er  gleidE)mol  fortmät)Tenb  nod)  Mufee  ju 
fd§rift[tetlerifdt)en  Slrbeiten.  ©d)on  1779  toar  eine  neue  3lb^anb(ung:  „33eob= 
ad)tungen  unb  Mut^ma^ungen  über  ben  ©ranit  unb  @nei§"  erfd)ienen,  mel(f)er 
1781  —  82  ein  ätoeibänbigeS  2öer!  „Sßerfud^  einer  @efd^idt)te  be§  Mineral 
rei(^§",  eine  feiner  tieröorragenbften  miffenfctjaftlid^en  Seiftungen,  folgte,  ^n 
le^terem  2öer!e  fuc£)te  er  bie  ft)ftematifct)e  Mineralogie  burd^  23etradt)tungen  über 
bie  ^Jtatur  unb  6ntftel)ung  ber  Mineralien,  foluie  über  bie  ©ntfte'^ung  unb  bie 
Seränberungen  ber  @ebirge  ju  ermeitern  unb  3U  öerüottftänbigen.  @in  „Örunbrife  ber 
Mineralogie",  1786  mar  für  bie  Senu^ung  bei  5öorlefungen  beftimmt.  @e^r  eigen= 
tpmlidie  Slnfid^ten  öerfod)t  @.  in  einer  3lbl)anbtung :  „Ueber  bie  Scrtoanblung 
unb  ben  Uebergang  einer  ©tein=  unb  ßrbart  in  bie  anbere",  1788,  inbem  er  ju  be* 
tüeifen  fud^te,  baB  3.  S.  ber  Äalf  fid§  in  Äicfelerbe  toermanbele  unb  baburd)  felbft 
ganje  Gebirge  in  anbere  fidt)  umbitben  !önnten.  3lu§erbem  fdEirieb  ®.  eine 
Menge  fleinerer  3lbf)anblungen ,  lüeld^e  in  ben  ©d)riften  ber  S3erliner  ^Ifabemie, 
in  fenen  ber  SSerliner  ©efeEfd^aft  naturf.  S^reunbe,  in  6rell'§  dt)emifd^en  9lnnalen, 
in  ipupfner'g  Magazin  für  ^aturlunbe  |)elt)etien§  erfd)ienen  finb.  Mit  einer 
„Sammlung  bermifd)ter  (Schriften"  (1803)  unb  ben  „33eobad)tungen  über  bie  in 
Ärt)ftatten  unb  ilr^ftaEmaffen  eingefd^loffenen  feften  Körper"  (3lbt)anbl.  ber  2lfo= 
bemie  ber  2ötffenf(^.  in  Berlin  1814  unb  1815)  befd^lo^  er  feine  reid^e  fc^rift= 
fteüerifi^e  2;t)ätigfeit.  ®.  toar  Mitglieb  ber  ^Ifabemie  ber  2Biffenfd^aften  in 
Serlin,  Münd£)en  unb  ber  Ac.  natur.  curiosorum,  bann  ber  öfonomifd^en  @efett= 
fc^aft  in  Petersburg,  ber  (Sefellfc^aft  naturforf(^enber  greunbe  in  S3erlin,  ^franf' 
fürt  unb  J^alle,  au|erbem  9titter  be§  rotlien  9lbIerorben§.  1818  feierte  ®.  fein 
50jä^rige§  S)ien[tiubiläum  unb  ftarb  1821  in  l^o'^em  2ltter. 

erfd^  unb  @ruber'§  ®nct)!lopäbic  I.  ©ect.  60.  1855.   ©.  476;    Meufel, 
@.  2:.;  ^poggenb.  a3iogr.  880.  6.  äö.  @ümbel. 

©erwarb:  ßubwig  @.,  Mag.,  gebürtig  au§  grieblanb  im  .f)erjogt^m 
MecElenburg=©treli^ ,  mürbe  1709  ülector  an  ber  S)omf^ule  3U  9ta^eburg  (ftre= 
li^ifd^),  geriet^  ^ier  balb  mit  bem  ^Propft  Äo^lreiff  in  ärgerlid^e  (perfönlid^e, 
nid)t  bogmatifdie)  ©treitigfeiten ,  unb  tourbe  1712  bei^tb  an  bie  ©tabtfc^ule 
ju  ^euftreli^  öerfe^t.  ©päter  finben  mir  i^n,  bereite  oer^eirat^et,  in  9loftocf, 
mo  er  öon  SJorlefungen  lebte.  5ln  einer  1718  in  ber  S^acobifird^e  für  ben  er= 
franften  ^aftor  gel)altenen  SGÖei^nac^täprebigt   „Ueber  bie  geiftlid^e  ©eburt  3^cju 


774  ®ert)orbt. 

in  un§",  nafim  bie  ovtf)oboi-e  tticologijd^e  ^^a^^uttät  3Infto|,  Weil  ci:  bavin  bon 
bcm  ©"^tiftuS  in  un§  more  fanaticorum  (ml)[tij(^=pietiftif(^)  Iet)re ,  juglcid)  Qud) 
baron,  ba^  er  mit  einem  ber  xeformirten  ?lbenbma'£)fölel§i-e  ant)ängenben  ,<l'Qmmet= 
xati}  ©tuvm  freunblid^en  Umgang  l)ielt.  S)ie  S^acultät  öei-t)anbelte  mit  if)m, 
fonnte  il)m  jtnar  tcenig  anfiaben,  tool  aber  feine  (Stellung  untergroBen  unb  !6e= 
mirfen,  ba^  er  feine  ßoHegia  (privatissima)  me'^r  ^u  ©tonbc  bradjte.  @r  begab 
fi(^  nad^  '^ard)im ,  tüofjer  feine  g-rau  ftammte ;  bie  2[u§fid)t,  ba§  fc^tDerinj(i)e 
©(i)utrectDrot  ju  erlangen ,  3erj(i)lug  fidi  an  bem  öon  9io[to(i  au§  genät)rten 
33erbacf)te.  91amentli(ä)  fanb  man  in  feinen  früheren  9leu§crungen  aurf)  eine  t)er= 
bäd)tige  über  bie  fir(i)ti($e  Seigre  öon  ber  elüigen  33erbammni^.  ^n  ber  %^ai 
trat  ®.  jep,  nad^bem  er,  toie  er  fagt,  crft  in  5par(i)im  3ur  ööEigen  6ntf(i)ieben= 
'^eit  für  „bie  f)3ottmei§  fogenannten  neuen  ©öangeliften"  gefommen,  mit  einer 
umfänglichen  Jßert^eibigung  ber  ße'^rc  „öon  ber  SBieberbringung  aller  S)ingc" 
'^erbor:  „Systema  aTroy.avaoTccoewg ,  b.  i.  ein  boÜftänbiger  Sel^rbegriff  be§ 
©migen  ©üangelii  bon  ber  SBieberbringuug  aEcr  S)inge",  1727.  4.  S)o§  33ud), 
bcm  jene  ütoftorfer  2Beil)na(^t§|3rebigt  unb  ein  umftänblid^er  33eri(i)t  über  feine 
5öerl)anblungen  mit  ber  S^oftotfer  i5^acultät  angel)ängt  ift,  l)at  @.  bem  betüt)mten 
^fenaer  2t)eologen  3.  ^v.  ^ubbeug  gemibmet.  5Der  SSerfaffer  befannte  fid)  l^ier 
ganj  ju  ber  9ti(^tung  be§  be!annten  ^tjftiferg  unb  3lpo!al^pttfer§  ^^eterfen,  ben 
er  at§  feinen  geiftli(i)en  35ater  liebe  unb  berel^re.  S)a§  Sud)  tourbe  in  ^e(ilen= 
bürg  confi§cirt,  ber  ?lutor  bor  ba§  9toftocter  ßonfiftovium  citirt,  eine  S^lull)  bon 
(5ontrober§fcl)riften  erfd)ien.  @.  berlie^  9)ledlenburg  unb  ift  1738  in  ^Ältona 
geftorben.  3ln  feine  ^au^jtfdirift  fd^lie^t  fid)  nod)  „Snpplementa,  b.  i.  grünb= 
lid)e  9iettung  unb  33ert]^eibigung  k." ,  1728  unb  „Äur^er  SBcgriff  be§  etbigen 
gbangelium§",  Slltona  1729.  8.  —  33gt.  noc^ :  Der  tl)eol.  gacultät  ju  gtoftod 
reblid)e  unb  bentlid)e  ©ntberfung  ber  offenbaren  Untoa'^rl^eiten ,  weld)e  M.  S. 
(SJerfiarb  k.,  Üioftod  1728.  4. 

S.  (S.  äBalc^,  Einleitung  in  bie  9fieligion§ftreitigfeiten  innerl^alb  ber  lutl^cv. 
^irc^e  III,  259  —  533.  V,  421.  ^ortgefe^te  Sammlung  bon  alten  unb  neuen 
t^eol.  ©ad^en  (Unfc^ulb.  ^laä^x.),  1728,  ©.  593  ff.  u.  bie  folgenben  ^a^x= 
gänge  an  bielen  ©teEen.  2B.  9Jtöller. 

d^tr^orbt:  ^Uulu§  &.,  lutl^erifdlier ^prebiger  unb  näd)ft  Öut"^er  ber  größte 
S)i(^ter  gciftlidE)er  ßieber  beutfdjer  ^ui^flc  (1607 — 76),  flammte  au§  @räfen= 
l)aini(^en ,  in  toeld)er  bamal§  furfäd)fifd)en  ©tabt  fein  33ater,  (s^riftian  @., 
33ürgermeifter  mar.  9lu§  feinem  Seben  finb  aufeer  für  bie  @cfc^idf)te  feinet 
Äampfe§  gegen  bie  ©biete  be§  großen  iturfürften  bert)ättni^mäfeig  nur  menige 
Daten  befannt;  t^cilmeife  ift  erft  in  neuefter  ^e\t  ©agen'^afteS ,  ba§  bon  il^m 
crjäl)lt  mürbe,  mieber  bon  bcm  gefd^idlitlid)  beglaubigten  au§gefd)iebcn;  für  an--- 
bereS  finb  je^t  menigften§  fii^crere  ?ln^alt§pun!te  getoonnen.  2)a|  er  am 
12.  5Jlärä  1607  unb  ^mar  alten  ©tileg  geboren  (ober  getauft)  ift,  mirb  auf 
fidlerer  .^unbc  berulicn,  obfd)on  biefc  Eingabe,  fomeit  unfcr  l)eutige§  Sßiffcn  reicf)t, 
crft  im  ^.  1740  auftritt  unb  bi§  3um  ^.  1866  eigentlid)  unbead)tet  blieb, 
©eine  5)tutter  mar  eine  ßnfelin  be§  im  ^.  1570  al§  ipofprebiger  3U  S)rc§ben 
berftorbenen  @aEu§  Döbler.  ©einen  S}ater  l)at  er  mat)rfdC)einlid)  frül^  berloren. 
SBom  4.  2lprit  1622  bi§  jum  12.  Decbr.  1627  mar  er  ©c^üler  ber  prften= 
fdf)ule  ju  @rimma;  jtoei  iSal^re  bor  xijm  Wax  fein  SBruber  6l)rtftian  l)ier  auf= 
genommen.  Diefe  ©d)ule  ^eidinete  fidl)  burd)  frommen  ©inn  unb  ftrenge^3"'J§t 
au§;  ba^  unfcr  (B.  bort  fioben§mcrt]^c§  geleiftct,  bemeift  ein  nod)  borl)anbene§ 
3eugni^.  Ob  er  ju  bcnjcnigen  ©(^ülcrn  gcprte,  mcldf)c,  al§  im  3>-  1626  eine 
gcfäl)rlid§e  ©cud)e  in  Grimma  auöbrad) ,  bon  ber  @rlaubni§ ,  nad)  |)aufc  ju 
reifen,  ©cbraudE)  mad)ten,  miffen  mir  nic^t.  DaB  er  am  2.  Januar  1628  äu 
äöittenberg  infcribirt  murbc,  ftel)t  au§  bem  ju  ^aÜe  (l)anbfd^riftlid§)  borl^anbenen 


(iiet^rbt.  775 

Vllbum  jenev  Uniüeijität  feft.  SSittenbevg  roax  hamaU  no(f)  bcr  @i^  einer  Qe= 
mäßigten  unb  leöenStooIIeu  Drtt)obojic ,  öoll  tüavmen  Sintercfieö  für  bic  93ebüi7= 
niffe  ber  Ähd^e.  Unter  jeinen  bortigen  l'ef)rern  ift  ber  ^rofeifor  ber  Xljeologie 
^^aulu§  9löber  al§  befonberer  ^^i-'fUJ^^  ^e^'  Crgel  unb  be§  geiftlic^en  Öiebe§  unb 
aud)  at§  S)i(i)tcr  geiftlic^er  Sieber  befannt.  Sine  anbere  Uniocr[ität  nocf)  ju  bc= 
fud)en,  mögen  it)n  unter  nnbcrm  aud^  bie  traurigen  ÄriegS^eiten  get)inbert  t)al6en ; 
öon  5Jlitteln  fd^eint  er  nirf)t  ganj  entblößt  getüefen  ju  fein.  Sfnr  31.  Iö42  ttjirb 
et  fid)  no(i)  ober  toieber  in  Söittenberg  Qujgel^alten  t)at)en,  ba  ficf)  unter  ben 
gebrucften  @ebi(i)ten,  mit  toetc^en  ber  Hamburger  i^ocob  2ßct)renberg  ^u  jeiner 
am  26.  Slprit  1642  bajelbft  erfolgten  5)}romotion  begIücEtt)unfd)t  mürbe,  al§ 
le^te§  ein  lateinijdieS  Epigramm  in  bier  2)ifti(^en  üon  i^m  befinbet.  ^Jlid)t  biet 
jpäter  treffen  mir  it)n  in  Berlin  an,  mo  er  im  ^.  1643  feinem  f5fi-'funbe,  bem 
3ir(^ibiaconu§  ju  @t.  ^licoloi ,  ^oacEiim  gromm ,  ju  feiner  ."po(^jeit§feier  mit 
©abina  35artf)olb  in  einer  Gbe  ©lücE  toünfdite;  biefe  £)be  ift  ba§  frü^efte 
beutfc^e  ©ebid^t  ©er'^arbt'S,  beffen  @ntfte^ung§äeit  nadjmeiSbar  ift ;  bie  Sc^loefter 
ber  Sraut  feine§  greunbeä  mürbe  fpäter  feine  ^^i-'^u.  3)a|  er  um  biefe  3^^* 
unb  bi§  äum  ^.  1651  im  ^aufe  feine§  fünftigen  ©ct)h}iegerüater§,  be§  ^Ummer^ 
gerid)t§=3lböDcaten  5Xnbrea§  33artt)olb,  al§  ^auSte'^rer  tt)ätig  gemefen  fei,  ift  eine 
teine§meg§  fi(^ere  2lnnat)me;  nad^toeisbar  ift  nur,  ba^  er  im  3f-  1651  in  biefem 
Jpaufe  äu  33erlin  motinte.  6r  mar  bi§  ba^in  ot)ne  2Imt;  im  ^.  164o  nennt  er 
fid)  felbft  noc£)  einen  ©tubiofen  ber  3;t)eologie,  im  3f-  lö51  mirb  er  Dom  S3er= 
iiner  ^Utinifterium  (b.  t).  ber  luffierifdien  <5tabtgeiftli(i)fcit)  at§  Sanbibat  ber 
2f)eologie  be^eidmet.  2Bir  merben  aucf)  f)ierfür  bie  (ärftärung  in  ben  aEgemeineu 
3uftänben  finben,  bie  in  ^otge  be§  langen  Äriege§  eingetreten  maren;  mirb  un§ 
borf)  ni(i)t  nur  berid)tet,  ha^  biele  ©emeinben  gänjüd)  jerftbrt  maren,  fonbcrn 
auc^,  ba|  in  anberen  au§  ^Hanget  an  ©intünftcn  für  bie  geiftli(i)en  Steüen  biefe 
ja'tirelang  unbefe^t  blieben  ober  bod)  nur  Don  einem  ©tubiofen  au§i)ülfimeife 
öermaltet  mürben.  S)a§  @.  nid)t  unt"^ätig  gemefen  unb  nidit  unbefannt  ge= 
blieben  mar,  baDon  jeugt  ba§  Schreiben  be§  genannten  5Jtinifterium§  au§  bem 
^.  1651 ,  in  metc^em  biefe§  bem  ^Ragiftrat  ju  5[)tittenmalbc,  ber  fic^  an  't>a^ 
felbe  megen  eineg  ^adifolgerS  für  ben  Derftorbenen  ^ropft  ©obe  gemanbt  f)atte, 
eben  unfern  (S.  3u  biefer  ©teile  marm  empfiehlt.  S)er  le^tere  mirb  t)ier  ale 
eine  i^erfon  bejeidinet,  „beren  ^^^ei^  ^^^  ßrubition  befannt,  bie  eineö  guten 
®eifte§  unb  ungefälfd)ter  ßel)re,  babei  and)  eines  et)r=friebliebenben  Ö)emütl)e§ 
unb  d§riftli($  untabel^aften  SebenS  ift,  bal§er  er  auc^  bei  ^oi)tn  unb  'Dtiebrigen 
unfere§  £)rte§  lieb  unb  mertf)  getialten  unb  üon  un§  otlejeit  bai  ^^uQ^ife  ^i-" 
'galten  toirb,  ba^  er  auf  unfer  freunblicl)e§  2lnfinnen  ju  Dielen  ^aten  mit  feinen 
Don  @ott  empfangenen  mert^en  @aben  um  unfere  Äir(f)e  fid)  beliebt  unb  raof)l= 
Derbient  gemacht  l)at."  S)er  ©d)tu§  biefeS  3eusi^iffc§  ^inn  nur  barauf  gef)en, 
ta^  @.  in  33erlin  oftmals  bie  ^Prebiger  auf  ber  ^anjel  Dertreten  l)üt ;  momit  er 
fid)  fonft  befd)äftigt,  bleibt  beim  Mangel  jebe§  genaueren  ^inmeifeS  barauf  un= 
gemii;  mal^rfdieinlii^  ift,  ba^  er  Unterricht  ert:§eilt  l)at.  2)afe  einjetne  9lu§brüde 
in  feinen  Siebern  aÜenfattS  aud)  barauf  meifen,  bafe  er  mol  ^elbprebiger  fönne 
geioefen  fein,  ift  an  fid)  faum  jujugeben;  toeitere  ^Folgerungen  l)ierau§  ju  jie^en, 
ift  gerni^  ju  gemagt.  2)od)  ba^  er  bamalS  fc^on  al§  Siebter  geiftlic^er  Sieber 
befannt  gemefen  fein  mu| ,  barf  nid)t  unertüät)nt  bleiben ;  er  l)atte  nic^t  nur 
feine  2;|eilna'§me  an  freubigen  unb  traurigen  (Srlebniffen  im  Äreifc  ber  i^m  be= 
freunbeten  i^a^^ili^ti  in  manchem  ernften  ®ebid)te  auSgefprod^en,  mie  unS  bcr= 
gleid)en  au§  ben  .^.  1643  —  51  nod)  fünf  gebrudt  Dorliegen,  fonbcrn  inbem 
^ol)ann  Srüger'fd)en  ©efangbuc^e  Don  1648  (praxis  pietatis  melica)  finb  fc^on 
18  feiner  ^ird)enlieber  aufgenommen,  Don  bcnen  einjelne  auc^  fd^on  früf)er  ge= 
brudft  fein  fönnen,   unb  Don  anberen  Siebern  @erf)arbt'§,  bie  für  unfere  f)eutige 


776  ®ert)atbt. 

^enntnt^  juerft  in  j})äteren  S)tu(ien  öoxliegen,  tottb  mit  met)i-  ober  tocniger 
2öal^rj(i)einlid)feit  angenommen,  ba^  fie  aud^  au§  bieder  ^^it  finb.  3fo'§ann 
ßrügcr ,  ßantor  an  ber  5licolai=Äird^e  unb  Se^rer  am  @t)mnafium  pm  grauen 
Ätoftcr  in  SerUn,  ge'^örtc  ^u  bem  ^-ei^e,  in  n)cltf)em  fict)  ®.  bamal§  bewegte 
unb  ift  nic^t  unföa^rjdieinlid)  mit  il^m  befreunbet  gemefen,  ögt.  über  i'^n  S3b.  IV, 
©.  623  '}.  ßrüger  !ann  bie  ©er^arbt'fd^en  Sieber  in  biejer  ^Injafit  tool  nur 
öon  i^m  jelbft  ert)alten  t)aben;  bie  späteren  5luflagen  feinet  ©ejangbud^S  ent= 
l^alten  bann  no(^  me!f)r  ßieber  @et]^arbt'§;  er  t)at  [ie  in  ben  ©emeinbegebrauci) 
eingefü{)rt,  mie  aud)  bie  5ReIobien  ju  itinen  jum  S^eil  öon  if)m  ]^etrüt)ren. 
^n  i^otge  be§  ern)ät)nten  3eugniffe§  erhielt  @.  ben  Ütuf  nac^  5JtittentoaIbe ;  am 
2)ienftag,  ben  18.  5^oöember  1651,  mürbe  er  in  Serün  al§  ^ßropft  ber  ^ird^e 
ju  ^ittentoalbc  orbinirt.  5öci  biefer  Gelegenheit  jc^rieb  er  in  ha^  „3}cr5ei(f)ni^ 
ber  Orbinanben",  ba^  bie  in  ben  jt)mbolif(^en  35ü(^ern  ber  Iut£)erij(^en  ^ird^e 
einjd)lie|lid)  ber  ßoncorbienformel  enthaltene  ßel^re  „fic^  auf  bie  beuttid)ften  unb 
fefteften  3cugniffe  ber  propt)etijd£)en  unb  apoftolijdien  (5d)ri|t  grünbe,  unb  ba^ 
er  bi§  an  fein  öebenSenbe,  menn  @ott  i^m  gnäbig  fei,  bei  it)r  unbcrrücEt  bleiben 
moUe".  3n  ^Jlittenmalbe  foE  it)m  ber  bei  feiner  ^Berufung  übergangene  S)iaco= 
nul  ba§  Seben  fdimer  gemacE)t  l^aben;  aud§  fonft  foßen  bie  35crl)ättniffe  ungünftig 
gemefen  fein.  3lm  ©onntage,  ben  11,  f^ebr.  1655,  mürbe  ®.  3u  33erlin  mit 
9lnna  5J^aria  33artl)olb  (geb.  ben  19.  ^3)tai  1622)  getraut;  e§  mag  bann  au(^ 
einem  Söunfd^e  feiner  fjrau  entfprodien  "^aben ,  ba^  er  im  S-  1657  einen  9tuf 
nad^  23erlin  mit  großer  ^^reube  annal^m.  3ll§  nämlidt)  l)ier  ber  ^ropft  S3e!^r 
äu  @t.  5licolai  geftorbcn  unb  ber  2trd)ibiaconu§  Siliu§  in  beffen  ©tefie  gemät)lt 
mar,  bot  ber  ^)Jtagiftrat  &.  ha^  erlebigte  S)iaconat  an,  ber,  al§  er  im  S^uli 
1657  ba§  neue  3lmt  antrat,  tno^l  nidt)t  a^nte,  toddjt  ©d^mierigfeiten  xi)m  in 
biefer  ©teüung  bereitet  merben  mürben.  Söäl^renb  feine§  nid^t  einmal  6jäl^rigen 
9lufentl)alte§  in  ^Jlittenmalbe  l)at  er  ungefäl^r  bie  .^ätftc  ber  Sieber,  bie  mir  öon 
i^m  fennen,  gebidl)tct.  ®.  ftanb  in  S3erlin  in  gutem  3lnbenfen;  er  !§at  f)ier  in 
ben  erften  Sat)ren  fein  neue§  2lmt  in  i^rieben  pm  ©egen  feiner  ©emeinbe  unb 
unter  mad^fenber  ißeliebf^eit  gefül^rt;  er  ift  aud)  unfd^ulbig  an  bem  erneuten 
^^luSbrud^  be§  ©treiteä  jmifi^en  Sutl^eranern  unb  ^teformirten ,  ber  nun  balb  er= 
folgte ,  i)at  aber  bann  freilidl) ,  al§  ber  ©treit  entbrannt  mar,  aU  tuf^erifdCier 
@ei[tlid)er,  mie  c§  5lmt  unb  ©emiffen  öon  il§m  forberten,  fo  offen  unb  entf(^iebcn 
in  i^m  ©teEung  genommen,  bafe  aud§  er  bon  ben  ^^olQen  beffelben  l)art  getroffen 
mürbe.  2Ba§  gerabc  bamal§  im  einjelnen  ben  ßampf,  ber  feit  bem  Uebertritt 
be§  ^urfürften  ©igiömunb  3ur  „reformirtenSteligion"  in  Sranbenburg  nie  böüig 
geruht  l)atte,  l)ier  mieber  fo  lieftig  au§bredt)en  lie§,  ift  nidt)t  gan^  !lar;  bie  2}or= 
gängc  in  Berlin  ftanben  mit  ben  fird^lidi)en  Semegungen  im  übrigen  ®eutfd^= 
lanb  in  3ßed§felmirfung.  ^Jlamentlid^  tiatte  ber,  mie  fie  bie  ©ad^e  anfeilen 
mußten,  für  bie  8utl)erifd)en  fd^impflid^e  ^u§gang  be§  ßaffeler  9fteligion§gefpräd§e§ 
öom  ^.  1661  bie  SBittenberger  unb  aÜe  am  SSefenntni^  l^altenben  ßuf^eraner 
in  eine  grofee  Erregung  gebrad£)t.  2)er  gro|e  ^urfürft,  meld^er  nad§  bem  ^rieben 
öom  ^.  1660  feine  ©orge  ben  inneren  3lngelegen'^eiten  feiner  Sänber  jumanbte, 
l^atte  befolgten,  ba^  in  ben  berliner  5Jtagiftrat  aud)  reformirte  ^Jtitglieber  auf= 
genommen  merben  fottten;  biefe§  unb  anbereö  empfanben  bie  Sut^eraner  aU 
einen  Eingriff  in  i^re  9ted^te,  unb  fie  befürdC)teten  noc^  meitere  ©inbu^en.  6in= 
seine  lutl)erifd)e  ^^rebiger  liefen  fidt)  ma^lofe  Eingriffe  gegen  bie  9leformirten 
namentlid^  auf  ber  Äan^cl  ^u  ©df)ulben  fommen,  mie  fie  bodt)  fdf)on  burd§  ba§ 
ßbict  ©igi§munb'§  öom  3f.  1614  ftreng  unterfagt  maren;  al§  ein  befonberä 
tieftiger  Eiferer  mirb  ein  (College  @erl§arbt'§ ,  ber  ^rebiger  9iein^art,  genannt, 
ytun  erlief  Äurfürft  ^riebrid^  2öil^elm  am  2.  S^uni  1662  ein  ^Jlanbat,  in 
meld^em   er  ba§   ©biet  öon  1614    erneuert  unb  „ba§  unfelige  ^öerbammen  unb 


föer^Qtbt.'  777 

Sßetfeljern  auj  bet  .^anjet"  unterlagt.  2)a  et  aber  in  biefer  gut  gemeinten  unb 
im  übrigen  ö  ortreff  ticken  3}erorbnung  „bie  ebangetifc^n-eformirte  Oieügion"  ]d)ie(i)i-- 
t)'m  aU  bie  „tnal^rc"  bejeicijnete  unb  auc^  q(§  jeinc  .^offnung  auejprarf) ,  ba^ 
bereinft,  wenn  @ott  „bie  üöllige  Erleuchtung"  gebe,  i'ict)  alle  jeine  Untert^anen 
3U  biejer  toenben  würben,  fo  war  bie  f^olge,  ba^  bie  !Cutl^eraner  in  i^rem  5}li|= 
trauen  gegen  feine  ^Jta^na^men  unb  i^rem  äBiberroiüen  gegen  bie  JHeiormirten 
nur  beftärft  würben.  3)er  na(i)  feiner  2Infid)t  günftige  ^^lu^gang  bes  Gaffeler 
ßoHoquiumg  öerantaBte  i^n  barauf,  aud^  feincrfeit§  ein  (Kolloquium  jwifc^cn 
feinen  reformirten  ,!pof))rebigeru  einerfeitS  unb  ben  lut^erifc^cn  5JHnifterien  öon 
Serlin  unb  6ötn  an  ber  ©pree  anbererfeit§  ju  öeranlaffen;  unb  an  bemfelben 
iage,  an  weld)em  er  ben  33cfe{)I  tiiep  an  bag  Gonfiftorium  fanbte,  bem 
21.  2(uguft  1662,  erüefe  er  aud)  ein  3}etbot  für  alle  33ranbenburger ,  weld^c 
S^eotogie  unb  ^^i(ofopf)ie  ftubiren  Wollten,  bie  Uniüerfität  SBittenberg  ju  ht^' 
fud^en,  wai  5u  f)inbern  er  freilief)  na<i)  ber  Seftimmung  be§  Weftfä(ifd)en  ^riebcnS 
ni(fjt  befugt  war.  5i)ie  ^Jiinifterien  waren  juerft  2Q8iüeng,  bal  Goüoquium  ab= 
3ulef)nen;  wir  f)aben  noct)  @erf)arbt'§  motibirteS  33ebenfen  gegen  baffetbe.  3ln 
ben  9}erl^anb[ungen,  bie  nun  ftattfanben,  unb  bei  bem  Kolloquium  felbft,  welches 
bocE)  ju  ©tanbe  fam ,  lernen  wir  Oj.  at§  einen  tüc[)tig  gefd^ulten  unb  in  ber 
Iut^erifci)en  2^ogmatif  unb  ^^polemif  grünblic^  bewanberten  2I)eo[ogen  f ennen ; 
wenn  feine  @utad)ten  au(f)  nad)  ber  Söeife  jener  ^eit  in  einer  un§  wenig  an= 
fpred^enben  ^orm  unb  einem  wunberbaren  ®emifd^  üon  SateinifcE)  unb  ^eutfd§, 
bei  Welchem  ba§  leitete  fid^  namentüdt)  fteif  unb  ungewanbt  aufnimmt,  abgefaßt 
finb,  fo  fcf)(t  e§  i^nen  bod)  nie  an  ^lari^eit  unb  Sd)arTfinn,  unb  er  fd)eint  eben 
um  feiner  l^eröoiTagenben  t^eoIogifcE)en  Silbung  Witten  ganj  befonbers  mit  ber 
9tuöfertigung  ber  ?lntworten  unb  SJortagen  abfeiten  ber  tutt)erifd)en  53tinifterien 
betraut  Werben  ju  fein.  2ßer  it)n  nur  au§  biefen  2lrbeiten  tennte,  würbe  n-eiltc^ 
fd)Werlid)  auf  bie  5)^einung  fommen ,  ba^  berfetbe  'OJtann  aud)  im  ©tanbe  fein 
fönnte,  oortrefflid)e§  aU  S)id)ter  ju  leiften.  S)a§  Gottoquium,  wcld^eg  in  fieb= 
3e]^n  ©i^ungen  bom  1.  ©eptember  1662  bi§  jum  29.  5Jiai  1663  ftattfanb,  ^tte 
ben  beabfid£)tigten  ßrfotg,  bie  Sutl^erancr  unb  Dteformirten  einanber  notier  3U 
bringen,  in  feiner  2ßeife;  im  GJegenttjeit ,  ber  Srfotg  war  nur  eine  größere  @c= 
reijttjeit  auf  beiben  ©eiten.  2)ie  bon  bem  ^urfürften  befo^tenc  gortfe^ung  be§= 
fetben  unterblieb  be§t)atb  aud) ,  unb  fo  fa'^  fid^  ber  te^tere  bann  beranta^t,  am 
16.  ©eptbr.  1664  ein  abermatige§  ßbict  ju  ertaffen,  wetdies  fd)ärfer  ate  ba§ 
borige  ben  reformirten  unb  tuttjerifd^en  iprebigern  unb  Set)rern  „bei  5}ermeibung 
ber  ütemotion  bon  i^rem  ?tmte,  auc^  bem  53efinben  nadt)  anberer  3tnimabberfion 
unb  33eftrafung"  befat)t,  fie  fottten  einanber  nid)t  fd^etten  unb  berunglimpfen,  „nod§ 
audt)  ft'reitige  ßonfequentien,  Wet($e  fie  beiberfeitS  nid£)t  geftänbig,  aU  it)re  eigenttid)en 
iüel^ren  it)nen  aufbürben  nod^  beimeffen,  am  alterwenigften  aber  auf  bie  Äan^cl 
bringen".  Sn  biefem  ©biet  befatjl  ber  ^urfürft  au^erbem ,  ba§  wenn  femanb 
fein  ^nb  ot)ne  @rorci§mui  taufen  taffen  woEte,  „ber  belfatt§  angefprod)ene  •^rc= 
biger  ot)ne  Erwartung  ferneren  Sefel^tä  bie  2;aufe  atfo  beri-idf)ten  foüe".  Siefc§ 
(Jbict  erregte  nun  eine  93ewegung  unter  ben  lutl^erifd^en  6eifttid)cn  bor  attem  in 
Berlin,  wie  fie  nod^  nic^t  bagewefen  war;  man  fal^  ben  tutt)erifd)en  ©(auben 
burdf)  baffetbe  gefä'^rbet;  ba^,  9)erbot  ber  ^^Polemif  Würbe  at§  eine  S3et)inberung, 
ben  eigenen  ©tauben  3u  befennen,  empfunben;  bie  ^4-^äpftter  genöffen  größerer 
protection  abfeiten  be§  Äurfürften  at^  bie  Öut^eraner.  Unb  fobiet  war  ja  aufeet 
f^frage,  ba§  e§  fid^  um  eine  ©leid^fteltung.  Wenn  nid^t  um  eine  S^eborjugung  ber 
Steformirten  in  einem  bis  jum  Uebertritt  ©igigmunb"§  burd^weg  lutt)ei-ifc^cn 
Sanbe  l^anbette,  bie  ber  tuttierifd^en  Äird^e  md)t  gteid)güttig  fein  tonnte,  ^icfe 
unteugbare  @efat)r  für  feine  ^ird^e,  in  ber  er  geboren  unb  erjogen  unb  ber  er 
mit  .l^ers   unb   Äopf   3ugett)an   war,    red^tfcrtigt   aud^   ©er'^arbt'i  33er^atten  in 


778  ©crfiatbt. 

biefen  ^äm^ien.  @ine  ©ingabe  bcv  Iutl§enj(^en  @eiftlid)en  an  ben  Äuriürften, 
U)eid)c  auä)  öon  &.  untei-jeidinet  ift,  in  ireldiev  fie  Bitten,  if)nen  nid§t§  jujU' 
mutigen,  wa^  fie  öon  ber  gefammten  lutl)cnj(i)en  ßirdie  trennen  tonrbe  unb  au§ 
tt)elrf)fi;  i'^re  Ö)en)iffen§notl)  au§  jeber  3eile  erfici)Ui(^  ift,  fanbte  ber  ^urfürft, 
ber  oon  feinem  reformirten  ©tanbpunÜ  au§  fic§  in  il^re  SBebenlen  garnidEjt  {)in= 
einöerfe^en  tonnte,  fe'^r  ungnäbig  jurücf;  er  bertangte  nun,  ba^  \xä)  fämmtlid)e 
^rebiger  burrf)  Unteif(i)reibung  öon  9icöerfen  öer^3flid)ten  foUten,  bem  3^nt)Ql[te 
biefe§  unb  ber  früheren  ßbicte  nodileben  ju  tooHen,  rtibrigenfallS  fie  i!§rer  SIemter 
3U  entfe^en  feien,  ^e^t  nianbten  \id\  bie  ©eiftlid^en  in  il)rer  Derme't)rten  Slngft 
an  bie  tI)eoIogif(i)en  §acu(tätcn  ^u  .^etmftäbt,  ^ena,  Seip^ig  unb  SBittenöerg 
unb  an  bie  5[)linifterien  ju  A^amBurg  unb  TtürnBerg,  inbem  fie  it)nen  @j;enH3larc 
bee  @bicte§  öom  16.  (Sept.,  bog  im  gongen  Sanbc  öerbreitet  öjorben  mar,  3U= 
fanbten,  unb  fragten,  oB  man  fid^  @emtffen§l^atber  burd)  einen  ütcöerä  öerpfliditen 
fönne,  bem  ©biete  nact)Iel6en  ju  moüen.  3}on  biefen  erbetenen  ©utac^ten  fiel 
nur  ba§  3türnbcrger  bem  Sbicte  günftig  au§ ;  biefeS  fott  ben  :^ot)ann  ^abriciuS, 
ber  53b.  VI,  ©.  508,  i^^'xU  2,  ermäljut  ift,  jum  3}erfaffcr  iiaben,  einen  Xf)eo= 
logen,  ber  ber  fogen.  5Jteland)tl^on'fd)en  9li(^tung  äugetf)an  mar;  bie  i^ehnftäbter 
burften  nid)t  antmorten;  alle  übrigen  fprad)en  ficE)  me^r  ober  toeniger  cntfi^ieben 
gegen  bie  ^^^orberungen  be§  @bictc§  ober  bie  'DJIotiöe  ju  benfelben  au§  unb  miefen 
auf  bie  gcfä'§rlid)en  folgen  '^in,  bie  e§  tjaben  mü^te,  bemfelbeu  auf  bie  SBeife, 
wie  e§  öerlangt  fei,  nad^äufommen.  ©er  .ffurfürft  öermcrftc  e§  befonber§  übel, 
ba^  fein  (5bict  auStoärtigen  ßottegien  ^nx  genfur  überfanbt  mar,  unb  befa'^l 
nid^t  nur  ben  ©eiftlid^en,  bie  ert)altenen  Stntmorten  in  einer  baju  auf  ben 
28.  ^^(prit  1665  angefe^ten  ©ii3ung  feine§  (>onfiftorium§  im  Original  abzuliefern, 
fonbern  jugteid^,  nunmel)r  atßbatb  it)nen  ben  fd^on  frü'^er  geforberten  Üteöerö 
abjunefimen;  unb  an  biefem  Sage  mürben  bann,  um  ein  ©jempet  ju  ftatuiren, 
auf  augbtüdfUc^eg  33erlangen  be§  Äurfürften,  ber  ^ropft  ßiliu§  unb  ber  ^rebiger 
9fleinl)art,  beibe  (soEegen  @er]§arbt'§  an  ber  ^flicolaifircEie ,  öon  il)ren  3lemtern 
remoöirt;  ber  erftere,  meil  bie  anbercn  fid)  in  i^rem  amtlid^en  äJcrl^alten  l§aupt= 
fäd^tid^  nad£)  il)m  rid£)teten,  ber  anbere,  meil  er  öor  attem  bie  anberen  öom  9te= 
öer§  abl)alte.  6ine  Sittfd^rift  be§  'iJJlagiftrat§  ber  ©tobt  33erlin,  neue  gingaben 
ber  5|j!rebigcr,  in  beren  einer  fie  it)re  ©etoiffenäbebenfen  gegen  ha^  ©biet  au§fü]^r= 
lid)  mieber  barlegten,  ja  felbft  mel)rfad)e  auf  bie  ©treitpunÜc  genau  eingel)enbe 
äJeimenbung  ber  ©tänbe  für  bie  abgefegten  ^rebiger  erreid)ten  nur,  ba^  bem 
ÖiliuS  megen  feine§  l)of)en  SllterS  noc^  Sebenf^eit  gegeben  lüurbe;  Ütein'^art,  ber 
aud)  jdt)on  frül^er  buri^  feine  ^eftigfeit  3lnfto^  gegeben  l^atte,  blieb  abgefegt  unb 
fanb  i)ernadi)  in  2np^i%  eine  neue  (Stellung.  8iliu§  lie^  fid§  f^jäter,  namenttidl) 
burdl)  ein  (Sd^reiben  feine§  in  SSaireutt)  al§  ^ofprebiger  lebenben  6ol§ne§  betoegen, 
crft  münbli(^  unb  tjtxnaä)  am  3.  Januar  1666  fdl)riftlid)  ju  geloben,  bem  ©biete 
gemä^  leben  ju  tooUen,  aÜerbingS  mit  bem  55orbel)alt,  „nadl)  tt)ie  öor  bei  er= 
tannter  unb  befannter  rein=lutl)erif^er  Scl^r  unb  ©lauben"  ju  öerbleiben.  S)er 
Äurfürft  refibirte  bamol§  in  dteöe.  ^n  feinem  (5d)reiben  an  ba§  (£onfi= 
ftorium  ju  33erlin,  burd)  totiä^e^  Siliu§  mieber  eingefe^t  toirb,  —  e§  ift  öom 
31.  ;3an./10.  f^ebr.  (n.  St.)  1666  batirt,  —  l^ei^t  e§  am  ©d)luffe :  „unb  toeil  mir  un§ 
erinnern,  ba^  noi^  melir  öorl^anben,  fo  ben  9teöer§  nidE)t  öon  fidE)  gegeben,  öon 
bcnen  infonber^eit  ber  ^Pfarrer  äu  (St.  ^ticolai  ^aulu§  (B.  bie  anbern  nid^t 
roenig  öon  Unterfd)reibung  be§  9fteöerfc§  bel^ortiret,  al§  befehlen  hjir  eud)  gnäbigft, 
benfelben  öor  euc^  ju  forbern  unb  ju  2lu§ftellung  be§  9teöerfe§,  ba^  er  unfern 
©bieten  ge'^orfamft  nad^fommen  motten,  anjulialten,  unb  ba  er  foldf)c§  p  f^un 
fid^  öertoeigert ,  il^n  gleidf)fatt§  mit  ber  Ütemotion  ju  bebräuen ,  meiere  il§r  bann 
anä) ,  ba  er  fold£)e  beftänbig  öermeigern  tttirb,  in  unferm  Flamen  ansubeuten". 
5lm  6./16.  g^ebruar  forberte  ba§  ©onfiftorium  ®.  öor  unb  öerlangte,  ba§  er  ben 


6crf)avbt.  779 

„getröfinlic^en  ^^rcbiger^Sfietiere"  aueftelleu  ioUe;  a(£  C^.  crflärte ,  bas  nic^t  ^u 
fonnen,  unb  bie  i^m  angebotene  adittägige  Sebenfjeit  nid)t  annat)m,  ba  er  ]\dj 
fd^on  (ängft  bcbarf)t  ))ai)t  unb  tt)o(  nic^t  änbevn  toerbc,  rourbc  if)m  fogteid)  im 
Diamen  bes  ^mfürften  bie  '^emotion  angefügt.  Xas  Gonfiftovium  melbetc  bem 
,^urTüvften  biefen  9tu§gang  am  13./23.  gf^i-'iiflv.  —  S;ic  Seftüvjung  über  bie 
Stbfe^ung  @eil)aibt'ö  toax  um  ]o  größer,  al§  er  ganj  befonbers  geaci)tet  unb  be= 
liebt  roax  unb  9iiemanb  fafjen  fonnte,  woburcf)  ber  fanfte  unb  friebüebenbe 
ÜJlann  bem  ^urfürften  foIrf)en  3ln[tofe  gegeben.  S)ic  3}orftet)er  ber  (^lerocrfe 
iDünbten  [i(i)  an  bcu  9tat^,  berfetbe  moUe  beim  Äuriürften  bermitteln,  ba^  biejer 
„fromme,  ef)rlic^e  unb  in  Dielen  l'anben  berüf)mte  ^Jtann"  i^nen  möge  gelajjen 
toerben;  e§  fei  „mel^r  a(s  befannt ,  bofe  biefer  53hnn  nimmermehr  n^iber  feiner 
furiürftlicfien  Xurcf)Iau(^t  ©tauben  ober  beren  ©enoffen  gerebet,  gefc^ttjeigc  ge= 
fd^mä^et  i)ättc,  fonbern  er  l^at  alle  unb  jebc  jum  ttja'^ren  6^riftentf)um  bur^ 
geben  unb  Se^re  bi§  dato  gefüt)ret  unb  feine  ©eelc  mit  Söorten  ober  SBerfen 
angegriffen".  S)er  9iatt)  öon  SBcrlin  bertoanbtc  ]\ä}  barauf  auc^  fcf)on  in  einem 
(£d)reibcn  t)om  13.23.  Februar  bei  bem  ^urrürften  mr  6.;  er  fagt  unter  an= 
bcrm :  „freilief)  ift  e§  an  bem,  ba^  üielbefagter  -öerr  6.  fict)  aücmat  in  feinen 
$rebigten  atfo  ermiefen,  ba^  er  ßw.  furfüiftt.  Xur(^tau(^t  Üieligion  niemals 
mit  einem  SBorte  gcbad)t ,  3U  gefd^meigcn ,  ba^  er  auf  biefetbe  gefc^mä()et  ober 
gefc^olten  'i)ahm  follte;  unb  tric  fein  Vetren  jum  6^riftentt)um  ift  geii(f)tft  gc= 
toefen ,  alfo  '^at  aud)  allemal  fein  Seben  barauf  beftanben ,  alfo  ba|  mir  beibcr 
9ieIigionen  ^nQft^ai'e  if)ni  tt)o]f)t  ba§  ^f^fi^iB  gt^ben  fijnnen,  bafe  er  biltjero  einen 
untabet^aften  Söanbel  o'^ne  einige  3tergcrni^  gegen  jebermann  gefü^ret,  fogar 
ba§  auc5  @lü.  furf.  SJurd^I.  tein  23ebenfen  tragen  laffen ,  in  bero  5}lär!ifc^e6 
©efangbud^,  fo  unter  bero  l^ol^en  Flamen  im  ^.  1658  aU'ij'in  ausgegangen,  feine 
geifttirfjen  (Befänge  ober  fiicber,  beren  eine  jiemlic^e  Slnjatit,  im  XrucE  ju  geben 
unb  pubücircn  3U  loffen".  3n  einem  fpätcren  ©ci)reiben  ber  ©emerfe  an  ben 
üiat^  äu  33erlin  in  berfetben  5(ngelegent)eit  l^ei^t  es:  „@§  ift  bod^  eine  gro^e 
5lngft  ba§  ©emiffen;  es  täffet  fic^  ätoar  tueber  feigen  noc^  t^ören,  aber  bie  @m= 
pfinblic^feit  t)ot  man  2ag  unb  ^laä)t;  bat)ero  aud^  ©r.  furf.  S^urd^I.  fo  'i)o6)= 
löblid^  oEer  bero  Untertfjonen  Öemiffen  ungefrönfet  frei  (äffen  unb  bel^atten 
motten,  fo  gar  tta^  fie  auc^  ^att;oIifen,  Su^^n«  2Biebertäufer  unb  3[Beigelianer 
tu  i^ren  l^anben  o'^ne  einige  ©ubfcription  bulben  unb  teiben;  marum  fotten 
benn  mir  Sut^craner  unb  unfere  '^rebiger,  bie  wir  feine  Untreue  ermiefen,  fon= 
bern  bei  ©r.  furf.  S)ur(^l.  ju  Äiieg§=  unb  griebenS^Seiten  6ut,  6f)r'  unb  33tut 
angefe^et  unb  noc^  auf^ufe^en  uns  '^iemit  erftären,  deterioris  conditionis  feini" 
Cbmol  ber  .ffurfürft  onfönglid)  nid)t5  baöon  miffen  roottte,  bafe  (B.  ein  fo  frieb= 
(iebenb'er  3)lann  fei  unb  fid^  feinerlei  Sd^mät)ungen  ber  Üieformirten  I)abe  ^u 
iSdf)uIben  fommen  laffen,  audf)  nic^t  jugab ,  ba^  ber  gcforberte  'JieberS  it^m  @e^ 
miffcnebcbenfen  marf)en  fönne,  fo  mad)tc  bod^  fd^üc^Iid)  baS  mieberf)olte  ßcngniB 
beö  ^ogiftrateS  unb  bie  Sßermenbung  ber  Stänbe,  bie  fic^  bei  biefem  9Inla^ 
überl^aupt  über  fein  miÜfürlidje»  ^rä)enregiment  beftagten,  auf  i^n  ßinbrucf 
unb,  nadC)bem  er  nac^  Berlin  jurücfgefel^rt  mar,  liefe  er  am  9.;  19.  ^an.  16G7 
bem  5Jlagiftrat  münbtid^  burt^  ben  Cberpräfibenten  Otto  öon  @d)lDerin  an3eigen, 
bafe  er  bafür  l^alten  muffe,  @.  !§abe  bie  Meinung  ber  ßbicte  nic^t  red)t  begriffen, 
unb  bafe  er  i§n,  meil  er  fonft  feine  Älage  miber  it)n  tjcrnommen,  mieber  in  fein 
3Imt  einfe^e.  ^^lo<i)  an  bemfetben  Jage  erl^ielt  Ü).  burcf)  einen  6ef)eimfecrctär 
bei  ^urfürftcn  ^ittf)ei(ung  l^ieöon ,  jcbod)  mit  bem  ^uffl^c  -  ^f^'  Äurfürft  lebe 
ber  3ut)erfid^t,  bafe  ®.  fidf)  and)  oi)nc  ';]ieöcrö  feinen  ©bieten  gemöB  äu  bejcigcn 
toiffen  merbe.  S)iefcr  3ufa^,  ben  6.  a[§  bem  Sinne  bes  Äurfürften  entfpred^enb 
anfal^,  obfd)on  il^m  bon  anberer  (Seite  mitgefreut  mar,  er  fei  „ol^ne  aüe  Sub= 
fcription   unb    Gonbition"    mieber  eingefe^t,   mad^te   i^m  nun  aber  gerabc  neue 


780  ®ert)atbt. 

SBebenfen;  er  :^iett  ja  eben  ben  @ef|ovjam  gegen  bie  (Sbicte  für  unbereinfiar  bQ= 
mit,  „bo^  er  bei  allen  jeinen  lutfierijd^en  ©laubenäbefenntniffen  unb  namentürf) 
bei  ber  (Eoncorbieniormel  getaffen  toerbe".  £)bfct)on  er  be§^alb  öorläufig  einen 
%^eil  feiner  ^Imtsöerric^tungen  lieber  tuQt)rnat)m,  fo  bat  er  bod)  ben  ^agiftrat 
um  feine  gürfpradie  bei  bem  Äurfürften,  ba^  it)m  unter  ©rlaffung  be§  ©e^or= 
fam§  gegen  bie  ©biete  geftattet  tüerben  möge,  hti  ben  58efcnntniffcn  feiner  Äird)e 
äu  öerbleiben.  ^n  einem  unmittelbaren  ©(^reiben  an  ben  Äurfürften  legte  er 
bann  biefem  bie  ganje  ^^loÜ)  feinet  ®ett)iffen§  offen  bar.  5tber  biefe  ®eft)iffen§= 
bebcn!en  be§  2utt)eraner§  maditen  auf  ben  Äurfürften  üon  feinem  ©tanbpunfte 
au§  feinen  ßinbrurf;  er  antwortete  am  -i.  14.  gebruar  bem  ^Jtagiftrate ,  toenn 
@.  fein  ^mt  nic£)t  toieber  antreten  ttJoHe,  fo  möge  ber  ^agiftrat  für  eine  anber= 
toeitige  58efe^ung  feiner  ©teüe  forgen.  |)iermit  tt)ar  für  &.  bie  ©ad)e  ent= 
fc^ieben.  ier  ^Jtagiftrat  f)offte  anfangs  freilid),  ba|  &.  norf)  toerbe  toieber  fein 
3lmt  übernet)men  fönnen,  unb  jbgerte  barum  mit  ber  SCßieberbefeljung  ber  ©tette 
fo  lange  at§  irgenb  mögtidt);  ba§  gefcfia'^  aud)  au§  bem  (Brunbe,  tou  angegeben 
wirb,  um  ®.  ben  tt^eiliocifen  ®enu§  be§  @infommen§  beluffen  3U  fönnen.  —  @. 
blieb  pnäd)ft  rut)ig  inSerlin;  tt)a§  baöon  bericf)tet  wirb,  ba§  er  auä  ber  ©tabt 
au§getüiefen  fei,  ift  cbenfo  ungefc^ic^tUd)  loie  bie  weiteren  @r5ät)lungen  bon  feinen 
©rlebniffen  auf  ber  g^Iuc^t  mit  Söeib  unb  ^inbern.  @r  litt  aud}  äu^ertid)  feinen 
Mangel;  nicf)t  nur  forgte  feine  (^emeinbe  freiwillig  für  if)n,  fonbern  ber  |)erjog 
gliriftian  ju  (5ad)fen=^krfeburg  fe^te  i^m  and),  al§  @.  einer  33erufung  nacj 
gjlerfeburg  nic^t  folgte,  Tür  bie  3eit  feiner  ^Imttofigfeit  einen  ^afireggcl^alt  au§. 
—  Ucber  ben  g^ortgang  biefe§  firc^tic^en  ©treiteä  fei  l^ier  nur  in  ber  ^ür^e  er= 
wäf)nt,  bafe  ber  i^uifürft  auf  wieber^oltc  ©ingaben  ber  ©tänbe  am  6.  ^ut^i 
1667  auf  bie  3lu§fteHung  ber  üteüerfe  üer^id^tetc  unb  am  6.  ^Jlai  1668  in  einer 
S)ectaration  feine  Gbicte  in  einer  foIcf)en  SBcife  einf(f)ränfte ,  ba^  ©.  firf)  Wol 
mit  it)nen  f)ätte  befreunben  fönnen ;  bie  6rWäf)nung  ber  [treitigen  ße{)rpunfte  auf 
ber  Äauäel  unb  bie  33ert^eibigung  ber  eigenen  Äirdienlel^re  foHe  nic^t  verboten 
fein,  fonbern  nur  ba§  ücbtofe  93erfe^ern  unb  SSerbammen  ber  2Inber§tet)renben ; 
ba^  @,  fi(^  biefe§  aber  niemals  t)atte  ju  ©rfiulben  fommen  laffen,  ift  burd) 
auSbrücflidie  3euöniffe  feftgeftellt.  Dbfc^on  &.  biefe  i'^m  günftige  SBenbung  ber 
2)inge  nod^  in  Serlin  erlebte,  ift  an  eine  äöiebereinfe^ung  in  fein  2tmt  bann 
bod)  wol  bon  feinet  ©eite  gebadet,  2)ie  ?lrt,  in  weld)er  ber  .^ampf  tf)eilweife 
fd)on  bor  feinem  9iüdftritt  gefüt)rt  unb  bann  namentlid)  nad)  bemfetben  Oom 
5}lagiftrat  unb  einigen  ^rebigern  fortgefüfirt  war,  fonnte  i^m  nid)t  gefallen. 
@r  'liatte  au^erbem  aud)  anbereg  l^eib  ju  tragen.  $0on  feinen  fünf  ^inbern, 
jwei  %öä)tnn  unb  brei  ©ö^nen,  ftarben  üier  fefir  frül;;  nur  ein  ©ol^n,  fein 
t)ierte§  Äinb,  ber  im  ^uguft  1662  geborene  ^aul  griebrid),  überlebte  il)n; 
am  5.  9Jiärä  1668  ftarb  aud)  feine  i^^'^u,  erft  46  3^a^re  alt.  —  ©eit  feiner  ^n= 
ftellung  in  SSerlin  im  ^.  1657  l)at  er  bon  ben  120  ßiebern,  weld)e  bie  erfte 
©efammtauSgabe  berfelben  umfaßt,  wal§rfd)einlid^  nod^  32  gebid)tet;  in  bie  3eit 
nad)  feiner  ütemotion  im  f^^ebruar  1666  fättt  bann  bie -Verausgabe  biefer  ©amm= 
lung  feiner  Sieber  burd)  3^of)ann  @eorg  dbeling,  bgl.  S3b.  Y,  ©.  525,  weld)c 
äuerft  in  ben  ^.  1666  unb  67  (nid)t  1662;  in  ^ranffurt  a.  b.  D.  unb  SSerlin 
erfd^ien;  e§  ift  unbenfbar,  ba^  @.  bei  U)x  nid)t  irgenbwie  betl)eiligt  geWefen 
fein  fotlte,  Wie  bcnn  ©beling  bie  früljer  nicf)t  gebrudten  ßieber  ©er'^arbt'S  boc^ 
aud)  ;^5c^ft  waf)rf(^einlic^  öon  it)m  felbft  erl)alten  "ijat  %uä)  fonft  war  &.  nid^t 
ol)ne  nmnnigf ad)e  Sl^ätigfeit;  es  !^at  bie  S3ermutl^ung,  ba^  er  Unterrid^t  ert^eitt 
l^obe,  mand^eS  für  fid).  S)ennod^  fe'^nte  er  fid^  bon  Berlin  fort.  2ll§  beS'^alb 
im  ©eptember  1668  an  il^n  bie  Slnfrage  au§  Sübben  in  ber  ^iiebcrlauft^,  weld^e 
bamalS  ju  feiner  .f)eimatl^  ,^urfadl)fen  gehörte,  erging,  ob  er  ba§  bortige  5lrd^i= 
biaconat  überne'^men  unb  3u  bem  ^roeät  bafelbft  eine  (Saftprebigt  'galten  woüe. 


®cr{)otbt.  781 

tarn  er  biejer  @in(abung  nac^;  am  4./1-4.  CctoBer  prebigte  er  bort  unb  crflärte 
fic^  bann  2ag§  barauf  ]ux  5lnnal§mc  ber  ©teUe  bereit  unter  ber  SSebingung, 
ha^  feine  ?lint§tDo^nung ,  bie  fid^  in  einem  traurigen  ^uftanbe  befanb,  öorf)er 
genügenb  reftaurirt  werbe.  2tt§  bann  bie  yörmlic^e  2Baf)t  if)m  angezeigt  tt»ar, 
naf)m  er  biefelbe  oon  SBerlin  au§  am  6.  "JiDtiember  an.  !2^er  'Amtsantritt  öer= 
jögerte  [it^  aber  unb  jroar  grö^tenf^eitS  roegen  ber  öäffigfeit,  mit  n)e(c£)er  ber  33au 
betrieben  mürbe,  bi§  jum  ^uni  be§  folgenbcn  Saftes,  ^n  ber  3n3iic^en3eit  mar 
auc^  feine  (Sc^mägerin,  bie  fc^on  ermahnte  S^efrau  be§  ^i^rebigerö  ^i-'omm,  bie 
al§  SBittme  if)m  fein  ^ausmefen  gefül^rt  ^atte,  geftorben,  mas  i^n  auc^  feiner= 
feit©  länger,  a(§  er  gewollt  fiatte,  in  Berlin  auif)iett.  ^n  ^übben  t)at  er  bann 
no(^  fieben  ^a^re  gemirft;  an  trüben  6rfaf)rungen  ^at  e§  i^m  aud)  bort  nid^t 
gefehlt;  am  7.  ^uni  1676  ift  er  bafelbft  in  feinem  70.  3af)re  geftorben  (ober 
begraben).  Äurj  bor  feinem  2obe  fe^te  er  für  feinen  einzigen  überlebenbcn,  ba= 
ma(§  14iä^rigen  Sofjn  eine  Strt  9}ermä(f)tniB  auf ,  in  tt)elci)em  er  i^m  golbene 
Sebeniregetn  gibt  unb  if)n  namentli(^  äur  Jreue  gegen  feine  ßirc^e  ermahnt. 
@§  ift  in  biefer  Ueberfii^t  bes  @er^arbt'frf)en  SebenS  nicfjt  be§  ßinfluffe«  gebockt, 
ben  bie  fromme  @emaf)Iin  be§  .ffurfürften  2ouife  i^enriettc  auf  feine  Jfteftituirung 
im  Januar  1667  gehabt;  mas  barüber  erjäiilt  toirb,  fc^eint  nur  S^ermuf^ung 
3u  fein.  Dbwol  fte,  bie  ja  fetbft  geiftüc^e  ßieber  bidjtete,  @.  ^d)it  wa^x- 
f(f)ein(ic^  perfönüd),  jebenfatlS  aber  au§  feinen  Siebern  fannte,  mie  fc^on  barau§ 
folgt,  baß  i^re  Sieber  juerft  mit  ©erfjarbt'fdjen  in  bcm  5Runge'f(^en  ©efangbuc^c 
üom  ^.  1653  erf(^ienen,  unb  obmol  befannt  ift,  ba^  ber  Äurfürft  gern  auf 
illiren  ^taf^  t)örte,  fo  lä^t  fic^  bo(^  meber  Don  i^r  nocf)  Oon  bem  i:^r  eng  be= 
freunbeten  Cberpräfibenten  Ctto  üon  ©cf)roerin,  ber  gleic^fatlö  ein  tieffrommer 
-IRann  mar  unb  mie  fie  geiftU($e  Sieber  oerfaBte,  na(f)meifen,  ba|  fie  fic^  für 
®.  [^eim  Äurfürften  üerWanbt  Ratten;  unb  Scl)merin  mar  al§  rechte  ^anb  be§ 
Äurfürften  unb  al§  9}orfi^enber  be§  (5onfiftorium§  gerabe  berjenige,  burd^  ben 
bie  33efe^le  unb  3{ntroorten  be§  ^utfürften  in  ber  ©erl^orbt'fc^en  Sai^e  ergingen. 
Oh  ba§  mit  beiber  ftreng  rcformirtcm  Stanb^junft  3ufammenl}ängt,  ober  ob  nur 
für  unl  megen  mangelnber  ^3tad^rirf)ten  barüber  ntd)t  me^r  erfennbar  ift,  mal 
fie  für  @.  ju  t^un  Oerfucfjten,  mu^  ba^ingeftettt  bleiben;  ba§  beiben  bie  93tilbe 
unb  e(^te  grömmigfeit  @erf)arbt'§  ebenfomenig  mie  feine  einjigartige  JBebeutung 
als  S)i(i)tcr  öerborgen  bleiben  fonnte,  barf  geroife  gffagt  werben.  31uc^  ba§ 
möge  l)ier  nocf)  au5brücEti(i)  ermähnt  werben,  ba§  wir  ni(i)t  wiffen,  wa§  ben 
Äurfürften  bewogen  ^t,  in  feinem  ßrlaB  öom  31.  Januar  1666  au§  ßleöe 
plö^li(^  ein  fo  frfjarfes  SSorge^en  gegen  &.  ju  öerlangen;  aus  ber  %xt,  wie  @. 
in  einem  feiner  Sieber  fic^  barüber  äußert,  „ba^  man  i^n  an  fioben  Drten  .  .  . 
mit  böfen,  falfd^en  SBorten  fe'^r  übel  angebracht",  muB  wol  gefc^loffen  werben, 
ba^  Kleiber  i^n  öerleumbet  l)aben.  3tl§  Sid^ter  geiftlid)er  Sieber  fte^t  ®.  auf 
einer  .pöi^e,  bie  feit^er  nicf)t  wieber  erreicht  ift.  Sie  2Sn^rl)eit  unb  bie  Snnig= 
feit  feiner  ßmpfinbungen ,  bie  (Sewipeit  feines  @lauben§,  ba§  SJolfemäBige  unb 
babei  bie  fc^öne  (Sprache  unb  ^^orm,  in  Welker  le^tern  ^infict)t  bie  burd^  ^JJtartin 
Cpi^  in  ber  beutfc^en  Sitteratur  berurfadlite  ^Bewegung  für  i|n  nid)t  o^ne  merf= 
baren  (Hnflu^  geWefen  ift,  ^aben  feinen  Siebern  gleich,  ol§  fie  befannt  würben, 
bie  |)eräen  aller  beutfd)en  eöangelifd)en  6§riften,  gleidl)üie[  weld^er  ßonfeffion, 
geöffnet  unb  laffen  einen  großen  Slieit  berfelben  aud^  :§eute  nod^  mit  9ted^t  au 
ben  befannteften  unb  beliebteften  gehören.  Siele  bon  i^nen  ftnb  bes^alb  öon 
Einfang  an  in  bie  Äirc^engefangbüdl)er  aufgenommen  unb  gleid)  ben  beften  Siebern 
au§  ber  gteformationsaeit  feitbem  Gemeingut  ber  beutfc^en  eüangelifd£)en  61§riften= 
^eit  geworben.  2ßir  erinnern  nur  an  bie  Sieber:  „^efiel)l  bu  bcine  äöege", 
„diu  Sämmlein  gel)t  unb  trägt  bie  @(^ulb",  ,M  finge  bir  mit  Jperj  unb 
^Blunb",    „3Jfi   (Sott  für  mid§,   fo  trete",  „O  .^aupt  öoll  Slut  unb  Söunbcn", 


782  ©ev^arbt. 

„©oUf  irf)  meinem  ©ott  niiiit  fingen",  „3eu(f)'  ein  ^u  beinen  !It)oi-en".  ''JJlan 
bnnte  au§  feinen  fiebern  ein  öottftänbigeS  ©efangfiuc^  jufammenfteüen,  fo  fel)v 
umfoffen  fie  alit  fird^lid)en  unb  I)äu§li(i)en  SJer^ältniffe ,  tüobon  it)ie  3tnorbuung 
in  bei-  3(n§gnbe  SBnrfevnagers  ein  bentüd)eg  93ilb  gibt;  eben  gerabe  neben  ben 
clQffifc£)en  ßiebevn  be§  16.  Sa^rf)nnbert§  nnb  mit  met)v  ;Jicd)t  al^  bie  fc^önften 
QU§  bei-  geit  nad§  @.  lüevben  getabe  feine  beften  ßieber  ben  ©vunbftorf  be§ 
beutfd)en  ebangelifc£)en  ®efangbu(|§  aller  ;^)eiten  bilben;  ba§  i[t  ber  it)nen  ge= 
bü^ienbe  9tuf)m.  ©ie  (;aben  i()i-en  ganj  eigent^ümlicfien  (i^^araftcv.  6§  ift  nic^t 
me^r  üov  ollem  bie  befennenbe  ©emeinbe,  bie  auc^  im  Siebe  bie  ewigen  @iunb= 
raat)rf)eiten  be§  göangeüumi  bezeugt,  loie  in  ben  2;agen  ber  Oteformation;  ber 
Snngev  fprirf)t  fcf)on  ,5unäd)ft  im  eigenen  ^Jiamen;  lüät)renb  !iiut()er  fingt:  ©in' 
fefte23nvg  ift  nnfer  (Sott,  unb  betet:  ©r^It  un§  ^^err  bei  beinem  SSort,  t)ei^t 
e§  bei  ®:  „^ft  ©ott  für  mi^,  fo  trete";  „^JJiein  erft  (gefüllt  fei  ^^JreiS  unb 
2)an{".  ^4^Q(mer  t)at  e§  mit  9{ed)t  in  biefer  >§infid)t  a(§  be^eic^nenb  gefunben, 
ba^  etma  ber  ad)te  2;^ei(  oller  "lieber  (S5ert)orbt'§  mit  ^d)  anfängt,  lt)ät)i-enb  fein 
Sieb  yutf)er'§  fo  beginnt.  ®ert)arbt'§  lieber  fpredjen  feine  eigenen  perfönlid^en 
©rffltjrungen  au§,  wie  benn  oud)  n)al)ifd)einlid)  ein  no(^  größerer  Ztjiil  Don 
if)nen,  a(§  biejenigen  finb,  üon  benen  mir  e§  nod)  jeljt  miffen,  in  einem  gonj 
fpeciellen  (Srtebni^  im  ilreife  feiner  (}omitie  unb  ^-rennbe  i^ren  ?ln(a^  ^obeu. 
■"^Iber  bod)  ift  unter  feinen  Siebein ,  foioeit  fie  menigften§  jn  feinen  ßebjeiten  in 
bie  @efangbüd)er  ober  bie  (Sammlung  berfelben  oufgenommen  finb,  feineg,  in 
metdiem  nid)t  t)([^  perfönlidje  (Srlebni^  fo  burd)  bie  Se^ie^ung  ouf  bie  ewigen 
yBo§rt)eiten  be§  (^riftlidjen  @(ouben§  öertlört  ift,  bo^  c§  einen  allgemein  gültigen 
^fiorafter  ert)ätt;  bie  irbifd)e  (&d)ole  ber  iebeSnioligen  ßmpfinbung  ift  obgeftreift, 
nur  ber  ewige  aBal)rl)eit§gel)alt  ift  geblieben ;  fo  fönnen  olle,  bie  ftd)  in  ät)ntid)en 
Sogen  bcfinben,  i^re  (Gebauten  unb  ömpfinbungen  in  il)nen  au§gefprod)en  finben, 
follS  nur  bie  S}oi-ausfe^ung  be§  ©ängerg,  bie  unnmftö|tid)e  2Ba^rl)eit  ber  eüan= 
gelifd)en  Scben§anfd)auung,  and)  bie  ifirige  ift.  ^n  biefer  Jpinfid)t  Ijoben  feine 
Sieber  21el)nlid)fcit  mit  ben  ^|Jfalmen.  Unb  Wenn  man  mit  9ted)t  gefagt  ^at, 
(S5erf)arbt'§  Seben  liege  in  feinen  Siebern,  fo  ift  man  bod)  and)  oft  im  ©ud)en 
unb  g-inben  ber  perfönlic^en  i^e^ieliungen  im  Seben  be§  ©öngerg  fe{)lgegangen, 
wie  l)ernad)  bie  gntbedung  früljerer  3)rude  ober  anbereä  bewies.  5Did)tete  er 
aud)  nid)t  wie  im  'Jiomen  ber  i?ird)e  felbft,  fo  bo(^  ouci^  nid)t  al§  ein  einzelner 
^Jtenfd),  fonbern  bor  ollem  al§  ein  lebenbigeS  ©lieb  ber  .^irc^e.  2)ie  evfte  6)e= 
fommtauSgobe  feiner  Sieber,  bie  fd)on  oben  genannte  (Jbeling'fdie,  umfaßte  120; 
in  neuerer  ^dt  Ijot  mon  ou^eibem  nod)  11  beutfd)e  unb  5  lateinifd)e  ÖJebid)te 
öon  i^m  entbedt.  Welche  red)t  eigentlid)  @elegenl;eit§gebid)te  finb.  Unter  ben 
fpäteren  9lu§goben  ift  bie  bon  ^o^onn  .Speinri^  O^euftfing,  5uerft  gerbft  1707 
erfd)ienen,  beS^olb  wid)tig,  Weil  biefer  .iperouSgeber  ben  ^ej-t  „nod)  be§  feiigen 
Vlutorö  eigenl)änbigem*  lebibirten  6i-emptor  mit  ^lei^  überfelfen"  ^u  Ijoben  ei-= 
Kört;  in  ber  33oirebe  biefer  9lu§gabe  befinbet  \xd}  oud)  bo§  erwähnte  33ermöd)t= 
ni^  Ö5erf)orbt'g  an  feinen  8o^n  jum  erften  5)lale  obgebrudt.  S)er  Xert  ber 
Sieber  in  ben  älteften  S)ruden  bei  ßrüger  ober  9tunge ,  bonn  bei  (Sbeling  unb 
enbli(^  bei  geuftüng  weicht  nid)t  feiten  bon  einanber  ob,  unb  e§  ift  oft  fd)Wer 
3u  entfc^eiben,  wel(^c§  wol  ber  e(^te  ©er^orbt'fi^e  fein  mag;  ©.  mog  ouc^  felbft 
Ueberorbeitungen  borgenommen  ^oben.  @ine  öuBerft  genaue  fritifc^e  3lu§gabe, 
in  Weither  oUe  bei-fd)iebenen  Se§orten  bermerft  unb  ber  ältefte  2ej;t  ber  Sieber 
ttjunli^ft  feftgeftellt  ift,  l)at  ^.  ^.  23oc^mann,  Berlin  1866,  beforgt;  neue 
2itelau§gobe  1877;  :^ier  finb  ou^er  ben  131  beutfd)en  ouc^  bie  5  loteinifi^en 
(Sebid)te  abgebrudt.  %üd)  bie  älteften  ®rude  unb  frül)eren  21u§gaben  feiner 
Sieber  finb  l^ier  boEftönbig  ber^eidjnet  unb  beurt^eilt.  ^n  ber  ^^tngobe  ber 
Weiteren  Sitteratur  über  i^n  ergänzt  ^^ad^monn  bie  früheren  ''JJtitt^eilungen  bon 


(i5erf)au|ct  —  ®ett)ot).  783 

6.  6.  @.  ßanglberfcr,  ßcbcn  imb  ßieber  öon  !j3autu8  6.,  53er(in  1841.  ^n 
biefcm  testeten  Söerfe  [inb  bie  Utfunben  übet  @ei-^atbt's  Äampf  gegen  bie  Gbicte 
augfül^vüct)  mitgct^eiÜ  unb  nad)  i^neti  fein  i^eben  erid^Ü.  ?lef)nU(^e§  leiftet  bie 
3lu§gabe  öon  <3c^uti,  33evUii  1842.  2)ie  fämtntlicf)en  beutirf)en  öieber  mit  einer 
Ooi-tveffüd)en  btogvap^iicticn  unb  litterarifc^cn  (iinUitung  i)at  Slaxi  (^oebefe  im 
3f.  1877  aU  XII.  S3b.  ber  beutfc^en  5£)ic^ter  bei  17.  Sfa^r^unbevti  bei  33rocf= 
^ui  f)etau§gegeben ;  biefe  ^^luSgabe  i[t  raegen  ber  (iorrectf)eit  bei  Wertes  unb  ber 
übrigen  3utf<iten  für  ben  (Öebraud)  in  ttjeiteren  Greifen  je^t  am  meiften  ju  em= 
ptet)Ien,  njät)renb  bem  gclet)rten  33ebürini§  mel)r  bie  23a(i)mann'jc^e  Ausgabe 
genügt,  ©etjr  jd)ön  unb  braud)bar  finb  aud)  bie  feit  lH-i3  roiebert)oü  unb  in 
öerfd)iebenen  ^ovmatcn  in  Stuttgart  unb  jute^t  in  Öüterilo^  erfc^iencnen  ';Jluö= 
gaben  öon  Ä.  6.  ^.  SBacfernagel,  in  metd)en  freilid)  ber  Xert  unb  bie  Eingaben 
über  bie  (Sntftef)ung§jeit  ber  Sieber  feftgeftettt  finb,  ef)e  bie  mitunter  abroeidicnben 
Ütefultate  ber  neueren  5yi-'fd)ungen  betannt  n^aren.  (9Bi(ben!)a^n'i  ^4^au(  6.  ift 
eine  auf  "^iftorifd^e  ^^orfc^ungen  fid)  grünbenbe,  aber  im  eiujetnen  frei  erfunbcnc 
graä^tung.)  58  e  r  1 1)  e  a  u- 

6^crl)0U)er:  ^o^ann  93att^afar  &.,  fat§oUfd)er  X^eotoge,  geb.  am 
24.  ©eptbr.  1766  ju  j?aufbeuren,  t  1825  ju  5Dittingen.  @.  [tubirte  juerft  ju 
'^tugiburg,  bann  ^u  5£)iIIingen,  mürbe  ^ier  1789  ^^räfect  im  Gonbict,  1795 
iProfeffor  ber  3)ogmatif  unb  ©jegefe,  1800  jugleid)  fftegeni  bei  ßlericatfeminari. 
@r  fd)rieb  u.  a.  ..Theoria  hermeneuticae",  1811;  „ßt)ara£ter  unb  X^eologie  bei 
2lp.  ^aului  aui  feinen  Sieben  unb  Briefen",  1816;  „Ueber  bie  ^^falmen",  1819; 
„lieber  bai  ©efpröc^  ^efu  mit  ^Jtifobemui",  1820.  5Ud)  feinem  2obe  erfc^ien 
nod)  „35ib(ifd)e  ^ermeneutif",  2  %i)[e.  (1.  Einleitung  in  bai  31.  unb  91.  I. 
2.  ©runbfä^e  ber  (5(^riftaui(egung),  nad)  @ert)aufer'i  33ortefungen  f)erauigegeben 
(öon  51.  Serd^enmütter),  1829. 

gelber,  ©ete^rtenlerifon  I.  265;  III.  493.  'M. 

(^cr^ot)  öon  9tei($eriberg,  mürbe  1093  ju  _5Poüing  in  Cbcrbaiern  ge= 
boren,  unb  empfing  in  bem  bortigen  6^ort)errenftifte  feine  crfte  "iKuibilbung. 
oc^on  {)ier  ^eic^nete  er  fic^  öor  feinen  9Jtitfd)ülern  aui;  nad)bem  er  bann  mit 
16  ^al)ren  eine  fd^mere  ^ranf^eit  überftanben  ^atte,  manbte  er  fic^  gönjlid)  ben 
t)öl)eren  ©tubien  3U ,  juerft  in  S^if^^^Ö  ""^  5Jtoiburg,  bann  in  ipilbcit)eim, 
me(c§fi  bamali  eine  blü^enbe  unb  roeitberüt)mte  ©d)ule  f)atte.  |>ier  blieb  ©. 
brei  ^at)xe ;  nad)  feiner  ipeimfe^r  berief  i^n  ber  ^ifc^of  .ipermann  öon  Slugiburg 
3um  Seiter  ber  ©omfc^ule  unb  gab  i§m  ein  (ianonicat.  @.  füt)rte  bamali  nod) 
ein  fe{)r  melttic^ei  Seben,  mar  aud)  anfangi  noc^  ein  SJorfämpfer  bei  taiferüd) 
gefinnten  5öifd)ofi;  balb  aber  füf)lte  er  fid)  burc^  ben  päpftlid)en  33annflud)  be= 
öngftigt  unb  jog  fic§  in  bai  Älofter  Dtaitenbuc^  ^nxM.  2)ai  Söormfer  6on= 
corbat  [teilte  ben  ^rieben  ^er,  ®.  fel)rte  3urüd,  begleitete  feinen  33ifd)of  nac^ 
9{om  unb  öermittelte  beffen  9luifü§nung  mit  ßalirt  II.  9lber  bai  unfirc^lid)e 
Men  ber  S)omljerren,  an  melc^em  er  früher  o^ne  Sebenfen  tt)ei(genommen  ^atte, 
machte  i^m  jep  ft^mere  ©orgen  unb  1124  fa^te  er  ben  großen  (äntfd)luB,  feiner 
reichen  unb  angefe^enen  Stefiung  ju  entfagen  unb  fi(^  in  Stoitenbuc^  ali  rcgu= 
lirter  ß^or^err  einreiben  ju  taffcn.  Unabläffig  ift  er  öon  nun  an  bemüljt  ge= 
mefen,  bie  Söeltgeiftlid^en  unb  namentlich  bie  S)omt)erren  ju  canonifd)er  Sebeni= 
form  na^  ber  bieget  he^  ^eiligen  3tuguftin  ju  bemegen;  er  öerfuc^tc  fogar, 
^onoriui  II.  3um  ^annflui^  gegen  bie  mettlid)  lebenben  S)om§erren  ju 
bemegen,  aber  biefer  lel)nte  ei  megen  ber  ju  großen  ^Blenge  ab.  Eifrige  5örbe= 
rung  fanben  biefe  ^Beftrebungen  bei  bem  SBifc^of  ß^uno  öon  ^Kegeniburg,  melc^er 
®.  5ur  S)urd)fü^rung  berfelben  ^u  \id)  berief,  unb  bei  bem  Er^bifc^of  tonrab 
öon  ©ataburg,  ber  @.  1132  jum  ^:propft  bei  Ülor^errenftifti  ^}ieid)eriberg  er= 
'^ob.     A^ier  ift  er  bii  an  feinen  Sob    am  27.  3uni  1169   unabläffig  t^ätig  ge= 


784  Qiixidi. 

toefen;  fein  ©ttft  er'^oB  er  ju  Blül^enbem  unb  mufter'fiaitem  3uftö"i'e,  mufete 
aber  nod^  ertefien ,  ba^  e§  öon  ber  ouSbrei^enben  SJerjolgung  betroffen  njurbc 
unb  großen  ©diaben  litt.  6r  ftanb  in  ber  .^irdienfpaltung  auf  ©eiten  3llejan= 
ber§  III.,  bocf)  ni(i)t  o'^ne  fd^irere  SSebenfcn;  i!§m  mißfiel,  ba^  ?llejanber  fid) 
nic^t  öor  einem  ßoncil  reci)tfertigen  toottte,  er  tabelte  bie  n)ettlid)en  2Rittel  be§ 
ÄampfeS  unb  bie  baburd)  bebingte  finanäieEe  3(u§beutung  ber  ^irctie.  3)ag 
Sünbni^  mit  bem  Äönig  öon  ©icilien  unb  ben  ßombarben  tuar  i^m  fe'^r  an= 
ftöBig  unb  ebenfo  bie  Uebergriffe  in  ba§  ®ebiet  be§  Staate^.  3)lit  geuercifer 
üerfod)t  er  al§  @d)riftfteHer  feinen  reformatorif(^en  ©tanbpunft,  unb  ri(i)tetc 
audi  an  5)3äpfte  unb  ßarbinäle  feine  @rmat)nungen ,  natürlid)  ot)ne  @rfotg,  ob= 
glei(^  er  perföntic^  gro^e  Sichtung  unb  3lnerfennung  fanb.  :^nbem  er  für  9lein= 
feit  unb  grcifieit  ber  ^ird^e  fämpftc,  Iie§  er  au^er  9Ic£)t,  ba^  biefe  unauflöälid) 
in  ben  meülirfien  ©taat  öerfloctiten  mar.  @r  beflagte  biefe  SSerbinbung,  bod§ 
ot)ne  bi§  3u  ber  gorberung  bc§  3Seräid)t§  auf  bie  meltlid)en  9ted)te  üorjugetien. 
2ln  ber  @emalt  ber  mirflid)en  Xtjatfad^en  fd)eiterten  alle  feine  SSeftrebungen, 
aber  fein  furc^ttofer  g^reimutf  ift  in  l)ol^em  ©rabe  anjuerfennen.  3tud)  auf  bem 
Gebiete  bf§  S)ogma  ift  er  eifrig  tl^ätig  gemefen,  unb  l^at  ju  öerfdjiebenen  S5er= 
f)anbtungen  in  ©t)noben  unb  an  ber  ßutie  3lnla^  gegeben.  9tac^  ber  5luffaffung 
Don  S)iEoo  (De  G.  praepos.  Reich.  Diss.  Gryphisw.  1867)  mar  er  ber  erfte 
beutfd^e  £f)eologe,  melc^er  at§  Stn'^änger  ber  an  Sluguftin  an!nüpfenben  ml^ftifd^en 
2:f)eologie  ber  eben  bamal§  erftarfenben  fcöolaftifd^en  Seigre  SBiberftanb  leiftete. 
©eine  jat)lreid)en  ©d)riften  finb  nad)  ben  älteren  2(u§gaben  fel^r  mangel= 

l§aft   gebrudt   bei   5]ligne    193.  194.     Einige  ber  gef(^id)tlid)  mii^tigften  finb 

aber  erft   in   neuefter   ^3cit  ang   ßid)t    gebogen   öon  ^.   ©tül^,    ^.  ^aä},  ^^r. 

©d)eibelberger,  6.  ^Jiü'^lbac^er.    genauerer  ^Jlac^raeig  bei  äöattenbad),  S)eutfd)I. 

@efd)i(^t§qu.    (4.   2lufl.)   2.   237-240.     ^ßgl.   audj   bie  Slb^anblung  öon  ^. 

©tül^  über  if)n  in  ben  ®enffd)riften  ber  2Biener  2lfabemie  I.  113 — 166. 

2ß.  2Battenba4 
(^krttfe:  6l)riacu§@.,  aud;  Ö)evid)e,  Kardien  ober  Verden  genannt, 
foll  nac^  alter  Ueberlieferung  früi)er  5Rönc^  unb  bann  arcularius  gemefen  fein. 
3Cßa§  bie§  arcularius  bebeutet,  ift  nid^t  ftar.  5Rit  33edmann,  ögl.  unten,  ©.  218, 
ber  biefe  Eingabe  einer  alten,  ot)ne  f^rage  juöerläffigen  Quette  entnommen  {)at, 
einfach  „2ifd)ler"  ju  überfe^en,  empftet)lt  fid^  nid)t.  ^an  mirb  entmeber  an  einen 
Serfertiger  öon  !leinen  S)ofen  ober  Giften  (©elbfiften)  ober  an  einen  SBüd)fcn= 
mad)er  ju  beulen  l^aben  ober  e§  fönnte  aud^  eine  l^ö'^ere  ©tetlung  im  Älofter, 
etma  bie  eine§  Oefonomen  (arcarius  i.  q.  custos  thesaurorura)  gemeint  fein. 
(Sr  fott  fid)  barauf  pr  9teformation  gemanbt  f)aben  unb  in  äBittenberg  ein 
©d^üter  unb  i^reunb  Sutf)er'§  gemorben  fein.  6r  mürbe  ^aftor  ju  ©t.  5iicolai  in 
3erbft  unb  mar  jute^t  ©uperintenbent  unb  ^Jaftor  in  Sernburg.  S)a3mifd^en 
fd^eint  er  fid^  audf)  in  Sötten  (öieHeid£)t  o^ne  2lmt)  aufgel)alten  ju  "^aben;  bort= 
f)in  f dllrieb  il)m  nämlid^  im  3f-  1531  Sutl£)er  unb  fragte  it)n,  ob  er  bie  ©teHc 
eines  ©u)3erintenbenten  in  ©ijttingen  anäune^men  bereit  fei;  (SJ.  fdt)lug  biefe 
©teEung  au§.  2lm  9.  ©ept.  1538  marb  er  ju  3Bittenberg  S)octor  ber  Z^eo= 
logie.  ^m  ^.  1539  mu^  er  gefä^rli(^  franf  gemefen  fein,  ma§  Sut^er  öcr= 
anlaste,  ein  tt)eilne^menbe§  ©c^reiben  an  ben  SSürgermeifter  unb  Mat^  ber  ©tabt 
58ernburg  ^u  ridl)ten.  Um  ha§>  ^.  1546  f)at  er  „@in  (^rifllidl)  &ebü  für  6l)ur= 
unb  Surften  in  ©ad^fen  unb  ipeffen  fammt  aEen  djriftlid^en  ©täuben,  fo  ie|t 
megen  göttlidlien  3Bort§  in  9lüftung  finb",  in  9ieimen  bruden  laffen.  9lm 
8.  gebr.  1551  ift  er  ju  Sernburg  geftorben. 

3Jgt.  So^.  S^riftoff  Sedmann,  |)iftoria  be§  gürftent^um§  2ln§alt,  3erbft 

1710,  gol.,  Sb.  I.  ©.  117  u.  218;    au^erbem  ßuti)er'§  Sriefe.  —  ©oebcfe, 

©.  180.  I.  u. 


GJericfe  —  ©eting.  785 

©crirfc:  3^  rieb  tief)  Äarl  ©uftaö  ©.,  Dberamtmann,  würbe  geboren 
4. 3fan.  1755  in  .'ptlbeS'^etm,  f  29.  ^an.  1817  in  Sübgeri.  6r  roibmete  fic£)  ber  ßanb= 
totrtt)|ii)a|t,  pad)tete  fpätev  ba§  (Sut  Jpeinbe  bei  |)i(be§^eim  unb  bann  bai  Ätoftergut 
Sübgeri  bei  .^elmftäbt.  ^m  evrii^tete  er  ein  Innbn}irt^fc^Qltlic£)e§^nftitut,  tüoburcf) 
er  fic§  um  bie  ^luSbitbung  junger  2anbft)irtl)e  um  jo  met)r  tierbient  maäjie,  al§  fid) 
bamal§  bie  teiffenfc^aftlidie  9teform  ber  2anbn)irtt)fc^Qft  eben  er|"t  ju  entfalten 
Begann.  5Iu|er  al§  ße^rer  mad)te  fic^  ®.  aucE)  al§  ©ct)riit[tetter  Oerbient.  @r 
jd^rieb  „Einleitung  jur  f5füt)rung  ber  aBirtl)f(i)ait§gefd)ä|te  für  Sanbwirt^e",  1805, 
2.  Slufl.  1815;  „Elntoeifung  jur  Teilung  ber  2)re^franf{)eit  ber  ©diaje",  1806; 
„Einleitung  jum  §au§bac£en  unb  Sierbrauen",  1809;  „Elnraeijung  jum  @eije== 
fieben,  Sic^tcjielien ,  ©tärfemac^en",  1809;  „6ere§",  3  ^efte  1810.  gr  gab 
bie  4.  5lufl.  bon  @ermer§l)aufen'§  „^auSmutter",  1811  l^erau§,  rebigirte  mit 
Äiefetealb  eine  3eit  lang  bie  „Cefonomif(i)en  ^ejte",  Seip^ig  1792—1808  unb 
überje|te  ßoHain'S  „35erjud),  ben  9lo^  unb  Söurm  ber  Sterbe  3U  feilen",  1812. 

ßöbe. 

©cridc:  ^^eter  @.,  Elr^t,  ben  4.  Elpril  1693  in  ©tenbal  geboren,  ging, 
nacfibem  er  feine  @ct)ulbilbung  im  Soac£)im§t^al'f(^en  (SJl)mnafium  in  SSertin  be= 
cnbet  l)atte,  nad)  3ena,  um  bem  SBunfc^e  feiner  Altern  gcmä^,  fid^  bem  geift-- 
lid^en  ©tanbe  ju  toibmen,  toanbte  fic^  aber  balb  bem  ©tubium  ber  ^Jlebicin, 
perft  in  ^afle,  fpäter  in  ßeipjig,  3ule|t  in  Elltorf  ju,  luo  er  im  ^.  1721  bie 
S)octortDÜrbe  erlangte.  —  ^\dei  ^al)re  fpäter  erl)ielt  er  einen  9tuf  al§  Professor 
extraordinarius  ber  ^Jlebicin  unb  ^p^ilofob'^ie  nad^  §alte,  im  3-  l'^^O  tuurbe  er 
al§  Professor  Ordinarius  ber  Elnatomic,  ^t^armacie  unb  ßl)emie  nac^  .^elmftäbt 
berufen,  1731  3um  au^roärtigen  ^[Ritgliebe  ber  Elfabemie  ber  äöiffenfd) offen  in 
33erlin ,  einige  ^a'^re  fpäter  jum  ßeibarjte  be§  ^er^ogS  bon  Sraunfd£)ttjeig  er= 
nannt  unb  1744  rüdfte  er  in  ben  erlebigten  ße^rftu'^l  ber  tl)eoretif(^en  5Jlebicin 
in  ^elmftäbt  ein:  er  ftarb  am  8.  Oct.  1750.  —  Unter  ben  überaus  jaljlreirfien 
litter arifd)en  ^Probucten  (Beriefe'S  (bgl.  ba§  öottftänbige  SSerjeidCini^  berfelben  in 
Biogr.  med.  IV.  p.  395),  meift  fleinen  afabemifcEien  ©elegen'^eitlfdiriften,  ift 
nirfit  eine§,  ba§  ^eute  ber  iBeac^tung  toerf§  erfdC)eint,  in  bieten  berfelben,  be= 
f onberg  ben  bl)t)fiologifd)en,  bie  Se^re  öon  bem  33lutfrei§laufe  unb  ber  (Generation 
betreffenben ,  nimmt  er  felbft  einen  für  feine  3eit  antiquirten ,  irrf^ümlidt)cn 
6tanbbun!t  ein  unb  fo  ^at  ber  9iul^m,  beffen  fid)  &.  mäl^renb  feine§  2eben§ 
erfreute,  feinen  2;ob  ni(^t  überbauert. 

Heber  fein  Seben  bergl.  ßarpjob.  Memoria  etc.,  Lips.  1750. 

El.  ^irfdt). 

(SJcrUig:  Ulricl)  &.,  berühmter  58u(i)brucEer ,  bem  ba§  E^erbienft  jufommt, 
feine  Äunft  in  5pari§  eingeführt  ^u  '^abcn.  @ering'§  ^eimatl)  ift  ESeromünfter  im 
i^anton  Supern.  E^ietteid^t  toar  er  (Beliülfe  be§  bort  al§  SrucEer  mirfenben  (ilior'^errn 
fölia§  ^ell^ae  (ögl.  33b.  VI  (2.  6).  £)'i)  er  fic^  in  ^am  auggebilbet,  in  E3afel  ben 
5Ragi[tergrab  erttjorben  (möglich,  ba^  er  fpäter  in  ^ari§  honoris  causa  ju  biefer 
Eöürbe  fam) ,  ift  noct)  niddt  ermittelt,  ^m  ^.  1469  tuurbe  er  bon  EBif^etm 
gidtiet,  9tector  ber  Uniöerfität  5pari§  unb  ^o:§anne§  ü.  Stein  (be  Öapibe),  '4>rior 
ter  (Sorbonne,  mit  ^mei  anbeten  ÖJenoffen,  EJtartin  j^ran^  unb  EJlic^ael  ^ri= 
burger,  nac^  ber  fran^öfifc^en  ^''auptftabt  berufen.  Siefe  5)lännet  etöffneten  il)te 
^'^crtigfeit  in  bet  ©otbonne  1470  mit  „Gasparini  Pergamensis  epistolarum 
opus"  unb  bem  „Speculum  vite  humane  Roderici  Zamorensis".  9lad§  bem 
EBeggang  il)tet  ©önnet  jogen  fie  in  bie  „golbene  Sonne",  rue  St.  Jacques;  1477 
ttennten  fid^  bie  5toei  ©enoffen  öon  &.  Elu§  biefet  $etiobe  flammt  bie  „Biblia 
latina  vulgata'-.  1475.  ©.  btucEte  1478  allein,  öon  1479  an  mit  EJtal)nt)al 
unb  1484  mit  ^tembolbt.  Seine  ftü^eften  E3üdf)et  finb  in  Elntiqua  au§gefül)tt, 
jpätet  manbte  er  fidt)  3U  ben  gott)ifcl)en  2;t)pen.     S)ie  Sorbonne  unb  ba§  (College 

aittgem.  beutid)e  58io9ral)t)ie.    \UL  50 


786  5iacf)trQ9:  Seiger. 

in  "il^tontaigu  unterftü^ten  i^n  DielTQc^,  bajüv  öermad^te  er  faft  jein  %anie^  35fr= 
mögen  armen  ©tubircnben  biefcr  beiben  3lnftalten.  ®r  ftarb  am  23.  3iuguft 
1510  in  ^ari§. 

3le6i,    2)ie    33u(^bvu(ferei    ju   Sßeromünfter  im    15,  ^fo^T^^unbert ,  1870, 
S.  32  u.  ff.;  gfalfenftein,  ®efd)id)te  ber  SBud^brucEerfunft,  ©.  238. 

35aed^totb. 


©eigcr*):  Slbra()am  ®.,  ^erbon-agenbei;  jübijc^ci- 2:f)eoIo9,  geb.  24.  ?0tat 
1810  äu  granffmt  al'^Ifi.,  t  23.  Oct.  1874  ju  Berlin,  einer  ftrcng  ort^obojen 
Familie  ange^örenb ,  in  ber  rabbinifd)e  ©elc^rfamfeit  "^eimifd^  tüar ,  tourbc  ber 
burd)  ©eifteganlagen  au§geäeic^nete  Ä'nabe  j^on  in  ber  erften  ^ugenb^eit  im 
jübifd^en  ©(^riTttf)um  unterrirf)tet.  6r  (ernte  ^ebräifd^  lejen,  aU  er  faum  btei 
^aijxc  alt  toar,  würbe  balb  '^ernad^  in  bie  l^ebräifcCie  ^ibel,  fd)on  in  feinem 
Dierten  ^atjxt  in  bie  älteren  unb  einlageren  SBeftanbtl^eile  bc§  2a(mub§  (^if(i)na) 
unb  in  feinem  fec^ften  ^afjXi  in  bie  fpäteren  SnttoicEetungen  beffelben  (©cmara 
ober  2atmub  im  engeren  ©inne)  eingejü'^rt.  3Jlit  bicfer  äu^erft  frül^^eitigen, 
üon  ben  (Altern  al§  frommet  Söerf  betracf)teten  Untertoeifung  fam  man  jugleid) 
ber  aufeergetüöfinlic^en  SCßifibegierbe  unb  f^affungSgabe  be§  Knaben  entgegen. 
"^lü^ex  feinem  tatmubifd)  geleierten  SJater  (5Rirf)ael  Sajarn^  ©.,  geb.  1755,  f  im 
3lprit  1823)  untervicf)tete  it)n  I)aiiptfäd)licf)  fein  ältefter  SSruber  (©atomon  ©., 
geb.  1792,  f  am  4.  <5ept.  1878,  S5ater  Don  2a3aru§  ®.),  ber  eine  tion  ben 
©bi^finbigfeiteu  ber  meiften  bamaligen  Jatmubiften  entfernte  ^^et^obc  befolgte 
unb  i^^m  f(i)ou  gleid)jeitig  mit  bem  .^")ebräifrf)tefen  aud)  ba§  S)eutfd)(efen  bei= 
brad)te.  2)em  fortgefeljten  Unterrichte  biefeS  fc^arffinnigen  2almubgelel)rtcn, 
beffen  au§gebreitetc§  SCßiffen  aud)  bie  alten  ()ebräifd)cn  ©ramnmtifer  unb  6re= 
geten  umfaßte,  öerbanfte  ®.  bie  früt)jeitige  Orientirung  unb  bie  fefte  ©runblage 
auf  bem  ©ebiete  ber  jübifdien  2!^eologie,  ju  bereu  ©tubium  e§  bamal§  —  üon 
einigen  älteren,  meift  unbeaditet  gebliebenen  3Ößer!eu  abgefet)en  —  an  jeber  ft)fte= 
matif($en  Einleitung  fel)lte.  ^eben  bem  ausgezeichneten  2;almubgelel)rten  9i. 
•»Jlaron  f^fulb  förberte  it)n  in  feinen  t^eologifc^en  Sorftubien  befonber§  aud)  ber 
in  bem  bena^bartcn  Stöbell^eim  tto^nenbe  SBolf  ."peibentieim  (f.  b.  3lrt.).  S5on 
feinem  elften  ^a^^re  an  lie^  man  i'^m  ^ril}atunterrid)t  im  Sateinifdien  unb 
@ried)ifc^en  unb  nebenbei  aud)  im  ®eutfd)en  ertt)eilen.  2)ur(^  bie  öon  nun  an 
neben  ben  rabbinifd)en  «Stubien  fortgefe^te  33efd)äftigung  mit  ben  claffifd)en 
©prad)en  unb  anberen  Ujiffenfdjaftlidjen  ©egenftänben,  tute  burd^  bie  \?ectüre  ber 
bcutfd)en  dlaffiter  unb  burd)  ben  freunbfd)aftlid)en  iöerfel^r  mit  einigen  ftreb= 
famen,  nad^  freien  religiöfen  3lnfid)ten  erlogenen  5Uter§genoffen,  entlüidelte  fid) 
in  i^^m  ein  felbftänbigcS  @eifte§leben.  ^n  bem  elfjä^^rigcn  Knaben  waren  bereite 
religiöfe  3tocifet  ertoadjt,  bie  er  ^war  geti^altfam  nieberbrürfte,  aber  nic^t  für  bie 
5)auer  befiegen  tonnte.  (Sr  war  babei  in  ber  Sage,  ha'^  er  feine  ©efinnungen 
üor  feiner  näc^ften  Umgebung  üerbergcn  mu^te,  tt)a§  um  fo  peinlid)er  für  i^n 
War,  ba  tuan  if)n  t)on  frül^er  2^ugenb  an  für  ben  tt)eologifd)en  SSeruf  beftimntt 
Tratte,  äu  bem  er  fid)  aud)  burd)  feinen  religiöfen  ©inn  unb  burc^  bie  tief  in 
il)in  wur^elnbe  9lnl)änglic^feit  an  bie  —  nad)  feiner  fid)  aUmä^lid)  befeftigenben 
Ueberjeugung  —  nur  burd)  l^emmenbe  unb  trübenbe  ©inwirtungen  einer  traurigen 
33ergangenl)eit  entfteüte  tpäterlid^e  Üteligion  l)inge3ogen  fül^lte.  (^rü^e  fd)on  be= 
rül)rte  it)n  au(^  ber  ^ampf  für  bie  bürgerlid)e  @leid)flellung,  ben  bie  3fuben  in 
ben  beutfc^en  ijänbern  unb  in§befottbere  aud)  in  granffurt  a/^.  t)iele  ^ai)Xi 
f)inburd)    fü'^ren    mußten,    unb    nid)t    minber   ba§   bei    bem    fortgefdjrittencn 


')  3u  ©eite  506. 


©eiger.  787 

2;i§fi(e  betfetBen  {)errfc^enbe  ©treten  naä)  leligiöfen  ^leformen,  in  njetd^er  .öin^ 
fic|t  BefonberS  auä)  ^o'^Ijon  unb  5Jlicf)acI  dreijenadE)  auf  t^n  einloirften,  2öie 
fo  manche  jübifc^e  Jünglinge ,  Begeifterte  i^n  ber  ©ebanfe,  einft  Tür  bie  ^eBung 
feiner  ©taubenagenoffen  unb  bie  '(Läuterung  be§  3ut)ent^um§  toirten  }u  fönnen, 
unb  bieie§  Siel  erftrebenb ,  bUeii  er  Beim  Stubium  ber  X§eo(ogie.  '^leBen  bem 
<i^")eBräifd^en  Befd)ärtigte  er  fid)  eifrig  mit  bem  G^albäifc^en  unb  ©prifc^en,  öon 
bem  er  bann  aud^  jum  StraBifc^en  üBerging ,  unb  longe  (jute^t  no(f)  im  .perbft 
1829)  ft^toanfte  er,  oB  er  )iä)  nirf)t  auefd^Ue^tidE)  bem  ©tubium  ber  femitifd^en 
(Sprad^en  roibmen  folle.  ';!IBer  auc£)  für  ba§  eigentliche  tf)eotogifc^e  ^ad^  mar  ein 
leB^afteg  mifjenfd^aftlicE)e§  ^ntereffe  in  i^m  rege.  @r  ftubirte  bie  Schriften  be» 
5)taimonibe§  unb  anberer  j[übifc£)er  ^t^itofopfien ,  Befonberi  auc^  in  gefc^ic^tüdEier 
^")infid^t  unb  iud)te  fid^  üBer^upt  in  ber  bamate  noc^  mcnig  aufgef)ellten  @e= 
fcfiid^te  be§  ;3ubent^um§  (^oft'§  grö^erei  SBerf  erfd^ien  1820 — 29;  eine  ba^n= 
Bred^enbe  3lrBeit  öon  3un3  Brad^te  bie  1822 — 23  erfd£)ienene  „3eitid^riTt  für 
2öif|enfd^.  b.  Subentl§um§")  ju  orientiren.  @r  mar  17  ^aijxc  alt,  q(§  er  mit 
gereiftem  toiffenf(^aftti(^en  ©inn  eine  ben  2:a(mub  Betreffenbe  SlrBeit  unternafim, 
bie  gan3  au|ert)alB  be§  Äreife§  ber  gemö^nlic^en  \^ad)o,eUt)xtm  tag.  ©r 
jammette  ^tateriatien  ju  einer  ©rammotif  unb  einem  SßörterBud^e  üBer 
bie  ^Jlif^na  unb  tierfotgtc  baBei  bie  öor^er  faum  Bead^tete  {yortenttoidllung 
ber  tieBräifd^en  ©prad^e.  (Sin  !^ierauf  Be5üglid^e§  2Berf  Öanbau'i  fam 
it)m  etft  1828  ju  ©eftd^te ;  eine  ben  ©egenftanb  Betreffenbe  Sd^rift  %. 
x§.  .Ipartmann'i  erft  im  -^crBft  1829.  @rftere§  tourbe  Don  i^m  at§Balb 
al§  eine  oBerfläd^ü(^c  3IrBeit  erfannt  unb  fritifirt.  —  ^m  SSiBtifc^en  -l^atten 
c^erber  unb  ßid^'^orn  früt)e  auf  i§n  eingemirft.)  9^eBen  ber  fprad^miffenfc^aft^ 
tiefen  2lrBeit  unterna"^m  er  audt)  einen  (f)eBräifdl)en)  Sommentar  üBer  bie  ^JJlifc^na, 
bei  bem  er  öon  einer  ööUig  neuen  Stuffaffung  ber  tatmubifd^en  @efe|e5entn)icf(ung 
ausging,  ^it  fritifd^em  Sd^orfBticEe  erfannte  er  BereitI  bamat§,  baB  bie  ÜJtifcfina 
in  ber  auf  i^r  Beru^^enben  ©emara  nid^t  fetten  a6meidE)enb  öon  bem  urfprüng= 
Iid)en  ©inne  auigefa^t  mirb ,  unb  bemgemä^  öerfu(f)te  er  eine  öon  ber  fpäteren 
gemariftiidl)en  Deutung  unaB^^dngige  (Srftärung  berfelBen.  S)cr  Kommentar 
rourbe  jmar  Batb  mieber  öon  i^m  aufgegeBen;  er  Begann  aBer  bamit  feine  im 
3}erlaufe  feiner  fcf)riftfteUerifc§en  S^ätigfeit  öon  if)m  geltenb  gemachte  tief  ein= 
fcfineibenbe  Äritif  unb  öorurtt>ci(§tofe  gefd^i(i)tli(^e  Sluffaffung  be§  raBBinifdE)= 
tatmubifc^en  3Subentf)um§ ,  ba§  in  fetner  Srftarrung  ]xdt)  ati  reftc»,  Bi§  ^u  ben 
fteinftcn  Sinjetn^eiten  t)eraB  unlöSBar  äufammen'§ängenbe§  @efüge  barfteüt  unb 
ba^er  als  fotgerid^tige  trabitionelle  Slustegung  be§  BiBtifd£)en  Sefe^e^  Betrachtet 
rourbe.  ■  9In  bem  SBerfe  üBer  bie  Sprache  ber  ^if^na  arBeitete  er  —  mit 
UnterBrei^ungen  —  noti)  in  fpäteren  ^a^ren;  es  rourbe  aBer  burt^  anbere  %x= 
Betten  immer  me^r  jurücfgebrängt  unb  BlieB  unöoHenbet.  S)od§  ift  baraus  fein 
treffü(i)e§  „Se'^r^  unb  SefeBud^  jur  ©prad^e  ber  9Jlif($na"  (1845)  ]^cröoT= 
gegangen.  —  6§  mar  bamal§  fdt)on  jiemlic^  altgemein ,  ha^  ©tubirenbe  ber 
jübifc^en  S^eotogie ,  nadlibem  fie  ftd§  bie  für  it)r  fünitigeS  3Init  erforberlid^en 
raBBinifc^en  Äenntniffe  angeeignet  "Ratten,  jum  ^toede  if)rer  ^ö^eren  roiffenfd£)aft= 
lidE)en  StusBitbung  eine  Uniöerfttät  Befud)ten.  ßinige  greunbe  öerfc£)afften  ©., 
beffen  ^amiüe  in  jiemlic^  Befd§rän!tcn  3}er^ä(tniffen  leBte,  eine  Unterftüfeung 
für  bie  3ßit  feinem  afabemif^en  ©tubiumS ,  unb  im  3lprit  1829  Be]og  er  bie 
Uniöerfttät  ."peibelBerg.  ®r  ^örte  bort  SSorlefungen  öon  UmBreit,  2^auB,  ßreujer, 
Ä.  gr.  |)ermann  unb  ©(^loffer,  öon  benen  bie  Betben  le^teren  i^n  am  mciften 
anregten,  ^auptgegenftanb  feiner  ©tubien  roaren  bie  femitifd^en  ©prac^en,  Tür 
roeld^e  er  aBer  gröBtent^eil»  auf  feinen  ^^^i-'iöatfleiB  angeroiefen  roar.  Sr  öertiefe 
|)eibetBerg  fd^on  ju  6nbe  bes  erften  ©emefters  unb  ftubirte  bann  Bi§  ^uni 
1832  ju  33onn.     6r  t)brte  bort  bie  25orlefungen  öon  Söelcfer,  Sranbis,  ßalfer, 

50* 


790  ®"3«- 

|ür  feine  loiffenfd£)aft(id)en  f^orfc^ungen.  5lur  ungern  cntfii)Io^  er  ftd^  (1847), 
feine  ^^iH^^^'^ft  eingel^en  ^u  lafjen.  Um  bie  enlftanbene  ßüdfe  au§äufütten,  nal^m 
er  fie  nad)  einem  ^^üifd^cnraume  öon  15  S^a'^ren  mieber  auf,  jeboc^  mit  t!^eil= 
locife  beränbertem  ^lane.  ©einer  bamaligen  9{iii)tung  entf^rei^enb ,  manbte  er 
\iä)  in  ber  2lnfünbigung  be§  neuen  Organa,  ba§  unter  bem  2;itel :  „S^übifctie  3eit= 
fcfirift  für  Sßiffenfc^aft  unb  ßeben"  erfc^ien  (11  SSbe.,  1862—75;  ba§  Ie|te  ^eft 
tourbe  nadö  @eiger'§  2:;ob  mit  einem  tt)armen ,  i£)n  treffenb  (i)ara!terifirenben 
9la(^ruf  öon  feinem  ^^reunbe  ^.  ©erenburg  ausgegeben),  öorne'^müd^  auc^  „an 
bie  33il6elforfc£)er  atter  ßonfeffionen". 

3Em  Sfuli  1838  fd^ieb  ®.  öon  feiner  (Semeinbe  ju  3öie§baben.  @r  'Eiatte  fein 
f^)örlid)  bcfolbeteS  5lmt  niebergelegt,  tourbe  aber  bolb  nadi'^er  nad^  SrcSlau  berufen. 
irft  im  ®ec.  1889  fonnte  er  feine  ©teile  in  ber  bortigcn  (Semeinbe  antreten,  toeil 
bie  altortl^oboj-e  Gegenpartei  bie  baju  erforbcrlid)e  9iaturaIifation  mit  allen  Rütteln 
äu  öerl^inbern  fud^te.  ir  l^ielt  fid§  in  ber  ^toifdjenjeit  ju  33erlin  auf,  too  er  fid§  mit 
toiffenfd)aftlii^en  3lr&eiten  befc^äftigte.  5Die  feiner  Slnftettung  entgegenfte!§enben 
^inberniffe  fonnten  bei  bem  bamaligen  ©tanbe  jübifctier  2lngelegent)eiten  in  ^^reu^en 
nur  mit  öieter  ^Dtü^e  unb  nadt)  langtoicrigen  3}erl^anblungen  befeitigt  werben. 
"^Itaä)  bem  Eintritte  feinet  ^mte§  öer^eiratl^ete  \iä)  @.  mit  einem  5[Räb(i)en,  bem 
er  fd)on  auf  ber  Uniöerfität  ju  sBonn  feine  Neigung  jugetoanbt  "^atte.  (@r  !)atte 
ftd§  bereits  im  9]tai  1838  öertobt.  S)ie  bur^  Slnmut^  unb  ebte  Söeiblic^feit 
ou§geäeid§nete  Sebcn§gefäl§rtin  tourbe  it)m  im  S)ecember  1860  burd^  ben  Xob 
entriffen.)  3^  Breslau  l^atte  (S.  ja'firelange  .kämpfe  mit  ben  altort^obojen  @eg= 
nern  ju  beftel)en;  er  mürbe  aber  baburd^  in  feiner  immer  tiefer  eingreifenben 
3Birffant!eit  faum  gehemmt  uitb  füt)lte  fid^  beglüdt  burcC)  bie  S5ere^rung  unb 
Siebe  be§  übcrtoiegenben  2;t)eil§  feiner  ©emeinbe.  @r  grünbete  bort  eine  9leli= 
gion§fdt)ule,  einen  ^eijx--  unb  ßefcöerein,  betlieiligte  firf)  an  ben  Seftrebungen  an= 
berer  gemeinnü^iger  3}ereine,  mie  aucf)  an  öffentlidtien  5lngelegenl)eiten  unb  ^ielt 
eine  3^^^  ^ang  ä^orlefungen  für  ©tubirenbe  ber  jübifd£)en  3:f)eoIogie.  ^n  le^terer 
|)infid^t  Ifiatte  er  Hoffnung,  einen  tängft  öon  i^m  gel^egten,  für  bie  2öiffenfd)aft 
be§  S^ubentl^umS  unb  bie  S'Oi-'tenttt^icflung  beffetben  l)ö^ft  tt)ic£)tigen  5pian  ganj 
in  feinem  (ginne  öermirflic^t  ju  fe't)en.  (är  tjatk  ben  II.  ^anb  feiner  erften 
3eitfd^rift  mit  einer  3lufforberung  jur  (Srünbung  einer  fübifdC)  =  tlieologifd^en 
f^acuÜöt  eröffnet.  S)ie  bal)in  gerid^teten  33eftrebungen  Waren  erfolglog  ge= 
blieben.  @in  ^JJlitglieb  ber  33re§lauer  ©emeinbe  aber,  ein  lüarmer  S5erel)rer 
(Seiger'S  (^onaS  ^xäntd,  geft.  27.  ^an.  1846)  beftimmte  burd§  le^tmillige  Söer- 
fügung  einen  großen  2;^eil  feineS  fe^r  beträd^tlic^en  2}ermögen§  (neben  anberen 
großartigen  (Stiftungen,  bie  tl^eilmeife  fc^on  bei  feinen  ßebaeiten  in  SluSfül^rung 
lamen)  für  bie  Stiftung  einer  Slnftalt  pr  .^eranbilbung  jübifd^er  Zi)tolo%tn. 
Sin  einem  berartigen  miffenfd^aftlic^en  ^^nftitute  tüirlen  ju  fönnen,  mar  (Ueiger'S 
fct)nltd^er  3Buufd^,  unb  wie  er  baju  ganj  befonberS  ben  Öeruf  in  fic§  füllte,  fo 
■^atte  aud^  ber  Stifter  unäWeifel^aft  xf)n  unb  feine  9tid^tung  im  3luge.  9lt§ 
aber  bie  2lnftatt  in§  Seben  gerufen  mürbe,  übergingen  i^n  bie  2;eftament§ei;ecu= 
toren  unb  beriefen  einen  conferöatiben  Seiter.  S)iefer  Umftanb  trug  baju  bei, 
baß  @).  einem  öon  bent  SSorftanbe  ber  iSraelitifc^en  ©emeinbe  feiner  S5aterftabt 
an  i!^n  ergangenen  Olufe  folgte  unb  ba§  bortige  9fiabbinat  annat)m.  ®r  befleibete 
fein  Slmt  ju  ^ran!furt  a.  gjl.  öom  2luguft  1863  bi§  @nbe  1869,  too  er  al§ 
giabbiner  nad^  SSerlin  berufen  tourbe.  3ur  3lnnal^me  biefer  neuen  ©teile  betoog 
i'^n  u.  a.  aud^  bie  9lu§ftd§t  auf  bie  äöirffamteit  an  ber  „^ocl)fd^ulc  für  2öiffen= 
fd)aft  be§  i^ubent^umS",  bereu  ®rrid^tung  ju  Berlin  bamalS  f(^on  siemlidl)  ge= 
filtert  mar  unb  bie  benn  audl)  im  ^Ulai  1872  eröffnet  tourbe.  @ie  getoann  in  if)m  ben 
auSgeaeid^neten  Seigrer,  bot  il)m  aber  aud^  in  feinen  legten  SebenSjaliren  nodl)  bie  ®c= 
legent)eit  jur  ganzen  Entfaltung  feiner Äraft,  in  beten  SSollgefü^l  er  nodl)  ftanb,  al§  if)n 
ein  plö^lii^er  jlob  ereilte. 


©eiget.  791 

5)lan  fann  tjon  @.  jagen,  bafe  er  eine  jübifd^e  Zfjeoio^it  angebal^nt  l^at,  bie 
toejentUc^  Ö)ei(f)icf)tc  loäre  unb  einen  x^eit  ber  aEgemeinen  SBifienjc^att  be§  @ei[teg= 
tebenö  bilbeu  roürbe.  (5r  i)at  auc^  (öornefjmüd^  in  feinen  legten  ^Qtj^'cn,  junäciift 
mit  33ejug  aui  bie  Sc^tiften  üon  Dtcnan  unb  ©trau^j  S^-'QQ^"  ^<^^  (i)nftü(i)en  lf)eo(ogie 
oon  feinem  ©tanbpunfte  aus  befpro(f)en.  3ft  er  babei  aud)  nic^t  öon  öinieitigfeiten 
frei  geblieben,  |o  mußten  bod)  bie  ßrgebniffe  feiner  tt)iffenf(i)aftlid)en  Unterfu(^ungen, 
foweit  fie  baS  ©renjgebiet  ber  @efd)id)te  be§  ^ubenttjumö  unb  ber  ©efc^id^tc 
be§  6f)riftentl)um§  berüf)ren ,  unb  nic^t  minber  bie  ?luTfd)(üffe ,  bie  er  über  bie 
®efd)id^te  beS  i)ebräifd)en  SibeÜerteg  gegeben  f)at ,  aud)  üon  c^riftüc^en  X^eo= 
logen  berü(ffid)tigt  merben.  ^331it  lebenbigcr  ;3ntuition  gefd)id)tlid)er  ä^orgänge 
begabt,  nju^te  (53.  fid^  in  ;3eiti-"äume  unb  (i^araftere  ju  üerfe^en  unb  fteEte  bann 
au§  ben  feiner  Ü)ele^rfamfeit  ^u  (Gebote  fte^enben,  fritifd)  öon  i^m  gefid^teten 
ßinäet^eiten,  nid)t  feiten  na(^  rafc^er,  öon  einem  tt)id)tigen  Momente  auögef)enber 
unb  nac^l^er  genauer  begrünbeter  (ionception,  ein  lcben§üoIIe§  ©efammtbilb  3U= 
fammen.  ^Jioc^te  er  fid)  babei  aud)  f)in  unb  mieber  einer  ju  toeit  ge^enben 
ßonjectur  iiingeben ,  fo  ^at  er  boc^  auf  biefem  3Bege  genialer  3luffaffung ,  ber 
ja  fd)on  ju  fo  mand)en  tt)i(^tigen  6ntbedungen  gefüt)rt  l^at,  überrafd^enb  neue  @e= 
fid^tSpunfte  auf  bem  öon  i^m  burd)forf(^ten  ©ebiete  aufgehellt.  @r  l^at  ganj 
entlegene  cafuiftifc^e  Erörterungen  beg  2almub§  unb  öermanbter  3d)riften  jum 
erften  'DJlale  in  beutfct)er  Sprache  be^anbelt  unb  Tür  bie  ©efd^ic^te  öermert^ct. 
^n  öor^er  öötlig  unbead)tet  gebliebenen  ober  mißöerftanbenen  eingaben,  bie  in 
biefen  2Ber£en  erlialten  finb,  aber  al§  Jrümmer  frül)erer  oeiten  unter  fpäteren 
©c^ic^ten  öergraben  roaren,  in  ben  alten  Sibelüberfe^ungen,  fowie  in  bem  über= 
lieferten  Xe^tt  ber  ^ebraifd)en  ^ibel  felbft  ^at  er  bie  3eugniffe  öerfd)iebener 
•$f)afen  ber  ßntmidlung  gefunben  unb  aufgezeigt.  3lbroeid)enb  öon  ber  gett)o^n= 
tilgen  5(nficf)t,  »eldje  im  ^^^^^arifäiemug  unb  bem  auö  i^m  {)cröorgegangenen 
Jalmub  nur  3}er£nö(^erung,  SCßert=  unb  ©d)einf)eiligfeit  erbtidte,  ging  @.  fd)on 
bei  feinem  erften  ^^luftreten  (äöiffenfd).  3tfd)i:-  I-  36  u.  a.  anberen  ©t.)  baoon 
aus,  ba^  gerabc  bie  ^^^arifäer,  inbem  fie  ha^  biblifc^e  ®efe^  in  eigent|£)ümlid)er, 
öom  natürlichen  @d)riftfinne  abmeic^enber  äÖeife  beuteten  unb  neue  33eftimmungen 
f)inäufügten ,  im  ©eifte  ber  biblifc^en  U)orfc^riften  mirften  unb  ha^  SSebürnii^ 
ii)rer  ^^it  berüdfid)tigten  (fie  folgten  babei  freilid)  mel)r  einem  unbettmBten  ge= 
fd)id)tlid)en  S)range,  ma§  öon  @.  nid)t  immer  t)inreid)enb  f)eröorge^oben  unb 
nac^^er  öon  Slnberen  ööUig  ignorirt  rourbe),  tt)äl)renb  bie  ©abbujäer  fid)  an  ben 
SBortlaut  l^ieltcn  unb  bem  ©tillftanDe  ^ulbigten.  SBurbe  im  alten  i^ubent^um 
bie  im  "lalmub  aufge^eidljnete  irabition  al§  bie  einjig  ric£)tige  unb  für  alle  3"= 
fünft  geltenbe  3XuStegung  ber  ^ibel  betracf)tet,  fo  mar  fie  na^  @eiger'§  3tuf= 
faffung  ber  jeitlic^e  3Iugbrud  be§  allgemeinen  ^rincip§  eine§  lebenbigen  iyort= 
f($ritt§  unb  leitete  er  au§  xi)X  aud)  bie  ^Berechtigung  ju  weiterer  ßntroidlung 
unter  ben  nun  ööUig  öeränberten  3fitöer^ältniffen  ^er.  (^^Jlan  mag  t)iebei  an 
Öeffing  benfen,  beffen  ©treitfc^riften  gegen  öoeje  ®.  in  25onn  mit  lebl)aftcm 
;3ntereffe  gelefen  l^atte;  bod)  t)at  Seffing  fic^  bem  5Bud)ftabenglauben  gegenüber 
in  gan^  anberem  ©inne  auf  bie  Jirabition  berufen.)  ©pdter  öertiefte  &.  bie  ur= 
fprünglict)c  @runbanfd)auung  in  feinem  ^auptroerfe:  „Urfd)rift  unb  Ueber= 
fe^ungen  ber  ^ibel  in  il)rer  ^(b^ängigfeit  öon  ber  inneren  öntmirflung  be§ 
;Subentl)um6".  "iDtit  biefem  1854  öon  il)m  begonnenen,  1857  (alfo  am  6nbe 
einer  fünfunb^toan^igiä^rigen  3Birtfamteit)  Dollenbeten  SÖerfe  ^t  (S.  ben  .^toeiten 
5ibfd)nitt  feiner  miffenfd^aftlid)en  Xl^dtigfeit  begonnen  unb  bat)nbre(^enb  im  @c= 
biete  ber  biblifdl)en  .ßritif  gemirft.  6in  grgebniB  biefer  goi^fd^ungen  mar  aud^ 
bie  ^Ib^anbtung:  „^ip^ariföer  unb  ©abbujöer",  roeldl)e  ba§  2.  ^eft  bes  2.  ^anbe§ 
ber  „^übifd^en  3citf(irift"  brad)te.  ©eine  ]xü1)ext  ^^iuffaffung  mobificirte  ö. 
bat)in,  baß  in  ben  fog.  ©ecten  ber  'ipijarifäer  unb  ©abbujäer  fid^  ältere  religiofe 
unb  politifd^e  ^^^arteifftmpfe  fortfe^ten,    inbem  le^tere  ta^  auf  bem  3lbel  ber  ®e= 


792  ©cigcv. 

Burt  bevu^cnbe  unb  barauf  bie  ipcrrfdiaft  begiünbcnbe  5prieftevt§um  öertratcn, 
i^re  ©egnex  abex  bie  :prie[tetli(i)en  SSonec^te  inoglid^ft  ju  16ef(i)rän!en  trad^tetcn 
unb  bie  ben  ^xieftern  sugejd^tiebene  au§f(i)Ue^li(^e  ipeiligfeit  jür  ba§  ganje  3>oI! 
in  Slnfpvud^  na'^men.  S5on  gtö^ter  Söid^tigteit  ■  toav  babei  ber  5ia(i)tt)ei§,  ba^ 
bei-  33ibeltejt  lange  tenben^iöfen,  burd)  bie  im  3^ubentt)ume  bamalS  tierrfd^enben 
3eitbe[trebungen  öeranlalten  3lenbevungen  unterlag,  biefe  aber  bann  jum  großen 
2^eile  n^ieber  befeitigt  würben,  jo  ba|  berjelbe  un§  im  ©an^en  in  richtiger  ©eftalt 
öorüegt.  S)ie  auffaüenbe  St'Ciatfad^e ,  ba^  alte  SSibetüberfe^ungen ,  obgleich  im 
Uebrigen  mit  unfcrem  l^ebräijc^en  S^ejte  übereinftimmenb ,  bod^  an  ein^etnen 
©teEen  öon  i^m  abh3eid)en,  tourbe  erft  öon  ©.  ööHig  auigeflärt,  inbem  er  äeigte, 
ba|  jold^e  3Serf(i)ieben^eiten  nic^t  jclten  öon  5lbänberungen  be§  ®runbtejte§  t)er= 
rül^ren.  ©eine  gro^e  5ßertrautf)eit  mit  ben  aramäifc^en  5Diatecten  unb  anbere 
S)etail!enntniffe  boten  i'^m  tre^Iii^e  bittet  ju  joti^cn  unb  ä^lici)en  gorfdiungen. 
9tact)bem  er  einmal  bie  5ßibel  jum  .^pauptgegenftanbe  jeiner  teiffenfc^aitli^en 
2f)ätig!eit  gemacht  ^^atte,  ging  er  au(f)  tiefer  auf  bie  fie  betreffenben  g'^'^Sen  ber 
.^ritif  ein,  mobei  er  ebenjattS  (me^r  al§  in  ben  gen)ö'^nli(f)en  Urfunbent^eorien 
äu  gefd)el)en  pflegt)  ben  ge|(i)i(^tlidl)en  2öeg  betrat.  S)ie  Siefultate  biefer  Unter= 
fuc£)ungen,  ju  benen  er  be|onber§  burci)  bie  8}orträge  an  ber  „.g)0(i)fd)ule"  ber= 
anlaßt  würbe,  finb  (freilidE)  nur  lücfenl)aft  unb  !§auptjä(i)li(^  nac^  2luijei(i)nungen 
feiner  ©d)üler)  in  ben  betreffenben  gebrüteten  23orlefungcn  Ciitadigetaffene 
©(i)riften  IL  u.  lY.)  entl^alten  unb  l^arren  nocf)  ber  grünblic^en  ^^^rüfung.  — 
@.  legte  feine  tt)iffenfd)aftliii)cn  3tnfiii)ten  ftet§  unumtounben  bar,  mic  fe|r  er 
aud)  baburd)  in  SBiberfpruci)  mit  ber  !§errfc£)enben  ^Jleinung  geriet^;  in  feiner 
pro!tifd)en  SBirffamfeit  ging  er  f(^onenb  Pom  S3eftel)enben  au§  unb  erftrebte  bie 
t^ortenttoidlung  burrf)  ben  ju  belebenben  fd^affenben  (Seift,  forberte  aber  aud^ 
toieber,  ba^  l^emmenbe  geffeln  befeitigt  unb  Peraltete  goi-'n^en  umgeftaltet  werben 
(Pgl.  u.  a.  ben  3lrtifet  au§  ber  SBiffenfc^aftticEien  3eitfd^vift:  „S)er  ©d^riftfteEer 
unb  ber  9tabbiner",  ^JZadigelaffene  ©d^riften,  I.)-  @v  forberte  toiffenfdl)aftlid)e 
©rörterung  unb  freute  fid^ ,  wenn  auc^  bie  ®egner  in  würbiger  äöeife  auf  ben 
Äampfpla^  traten  (f.  5.  SS.  bie  9lecenfion  einer  widjtigen,  Pom  altorf^obojen 
©tanbpunfte  au§gel)enben  ©d)rift ,  2ßiffenfc^aftlid)e  3eitfdt)rift  II.  351  ff.). 
@inen  eigentlid)en  ^pian  Pon  ber  fünftigen  ©eftaltung  be§  i^ubenf^umS  l^at  er 
nidE)t  aufgeftellt;  er  lebte  aber  ber  Ueber^eugung ,  ba^  fid^  in  ber  3ufunft  aud^ 
bie  redete  gorm  l)erau§bilben  werbe,  wenn  nur  bie  Pon  ber  9leligion  un5ertrenn= 
lidl)c  @rtenntni^  burdt)gebrungen  ift.  tiefer  ©ebanfe  leitete  i!^n  aud§  bei  feinen 
gefdt)id£)tlidl)en  Strbeiten;  benn  bie  ©efd^id^te,  wie  er  fie  auffaßte,  foll  nidC)t  auf 
bie  erftorbene  33ergangenl)eit  l)inWeifen,  um  fie  wieber  l^er^uftetten,  fonbern  nac^ 
ben  in  i!^r  Perborgenen  SebenSfeimen  forfd^en,  um  fie  für  bie  ©egenWart  ju  be= 
fru(^ten.  „3Ba§  bie  äöiffenfd£)aft",  fo  fdf)iieb  er  im  SßorWorte  ju  feinem  tüf)n= 
ftcn  unb  bebeutenbften  Söerfe:  „Urfd^rift"  ic,  „al§  eine  gefdf)id)tlid^e  3Bat)r^eit 
für  bie  S^ergangen'^eit  aufnimmt,  ba§  mu^  fie  bann  audt)  at§  einen  neuen  grud^tfeim 
augftreuen  für  bie  f^ortentWicElung  be§  Subentl)um§.  Söenn  ber  33oben  ber  (S)e= 
fd^ii^te  aufgetocfert  Wirb  unb  hit  ^JJiäcl)te  aufgewiefen  werben,  bie  unabläffig  an 
il^m  gearbeitet  liaben :  fo  mu^  audf)  weiter  ber  gef(i)idt)tlid£)e  Zxuh  wieber  lebenbig 
werben  unb  ber  Sebengfaft  Weiter  ben  ©tamm  burd£)ftrömen,  um  in  neuer  f^rifdfie 
geiftige  i^rüd^te  ju  erzeugen."  —  25on  ben  ©d)riften  (Seiger'S  nennen  Wir  nur 
nod^  bie  äJortefungen :  „S)a§  SJubenf^um  unb  feine  @efc^idl)te"  (3  33be.,  1864 
[2.  3lufl.  1865].  1865.  1871). 

Soft,  ^Jleuere  ®efd^.  b.  S§r.,  III.  —  5lbral)am  @eiger.  gin  ©ebenfbtatt 
öon  Sert^olb  9tuerbad^  ((Segenwart,  VI.  3lx.  45).  —  2)er  obenerWä"^nte 
„5iad£)ruf"  P.  ^.  S)erenburg.  —  (Sine  Erinnerung  an  früliere  Seiten  P.  21.  6J. 
(;9tad^gel.  ©d^riften  I.   296  ff.)   —   ^Jta^gel.  ©(|riften  Y.,   woPon  eine  ©e= 


©enncp.  793 

l^arQtQUfiQabc  u.  b.  1. :  '^l.  ©eiget'S  öeben  in  ^Briefen.    ^erauSgeg.  D.  i^ublüig 
@eigev  (ls78).  ^atoh  5liiei-6ac^. 

@ennc|):   ^aspav   Don   ®.   (6a§pax  ®enepaeu§),   33uc^bru(!er  unb 
gcfiiittfteüei-    ju    ^öln    jwijdien    1532—1580.     @eburt§-    unb  lobegjofir  finb 
unbetonnt.     Seine  ^aupttljätigfeit   fällt  in  bie   ^eriobe  be§   ÄampieS  steiferen 
bem  Äölnev  2)omcapitet  unb  bcm  mit  ber  luf^erifdien  33en)egung  ft)mpQt!)ifirenben 
Stjbiidioie  .^ermann  tion  SBieb  unb  umfaßte  neben  ben  SBerfen   feiner   eigenen 
^preffe  aurf)  foIcf)e  austDärtiger  Cfficinen,    namenttid)  SIntttjerpener  unb  Cömener 
girmen,  fotoie  ben  ä>er(Qg  üon  ©c^iiften,  bie  faft  auefc^Iie^licE)  bcm  Öebiete  ber 
i-eligiöfen  ^^olemif,   ber  @ebetbuc£)Utteratur  unb  ber  Qmtli(i)en  ^irct)enevlQffe  an= 
gcl^örtcn  unb  ju  beten  Sßertriebe  er  auf  ^Betreiben  bei  9tector§  ber  Uniöcifitot  unter 
ber  iöebingung   nur  !att)olif(i)e  SSüi^er  ju  öerlegen,    boe  faiferlidje  ^riöitegium 
erhalten  ^atte.     ^n  feinem  SSeiiage  erf(^ien  aurf)  1552  eine§  Stnbernad^er  ^i(i)= 
ters   ^Batt^.   (ireu^   gaftnac^töfpiel   (©oebefe   ®r.  I,  319).     Sa§  S^iä)en  feiner 
2;rucferei  toar    eine   Suc^f cfieere ,    ber  er  enttteber  bie   ^nitifll^n  J-    ^^-  o^^^'  ^• 
P.  P.  T.  (Surgit  Pulchrius  Peiiia  Tonsa'  beigab,  boct)  bebiente  er  fid)  in  fpäterer 
3eit  eineg  anberen  6mbtem§,   ba§  9tott)=©d)Dl3   (Insignia  Typograph.  Sect.  V, 
N.  59)  abgebilbet  'i)at  unb  beffen  (£t)mbo(um  lautet:  Sicut  lilium  inter  spinas. 
3lef)nlict)    wie   fo  manrf)e  2;t)pograpf)en  feiner  3eit  i)ie  ttjiffenfdiaftlid^  unb  Iitte= 
rarifc^  tf)ätig  waren,    wibmete  aud)  @.   bie  ^Jtufeeftunben ,    bie  i^m  ber  33etrieb 
feines  @efrf)äfte§  tie^,  ber  (Sd)riftfteIIerei,  wenn  gteid^  feine  po(emifcf)e  2:f)ätigfcit 
auf    biefem   (Gebiete   feine   befonbet§    glüciti(f)e   ju   nennen  ift.     3)enn  über  fein 
profaifdies  ^auptraetf,   ba§   eine  äöiberlegung   be§  SteibanuS  bejWecfte:    .,Epi- 
tome.  roarf)afftigc  23ef(i)reibung  ber  Dornemften  ^änbel,  fo  fici)  in  gciftli(f)en  unb 
weltlichen   ©ac^en  .  .  .  öerlauffen   f)aben"  ,   1559,  gol.   fällt  felbft  ber  ^efuit 
Jpar^l)eim   in   feiner  Biblioth.    Colon,    p.    50   unb    250  ba§  Urt^eil,    e§  fei  ge= 
fd)rieben  „infeliciori  Minerva",     (äin   3Weite§   ä'^nlid^el    äöerf,     ein  poIemifd)er 
!Gaienfatecl)iömu§,    fülirt  ben  2itel:    „Ütebe  ünb  Antwort  ber  je^igen  3li5et)fpat= 
tung   in    ber  6^ri[tli(l)en  i?ir(f|en"  k.    1542   unb  1557.     53on  öer!)ältuiBmä§ig 
größerem   Söert^e   ift   feine   geiftü(i)e,    auc^   mit   ©rlaubni^    be§  .Kölner  ^at^t'i 
1539    öffentlid)    aufgefül)rte    ^omöbie :    „Homulus.     S)er    fünbcn    loin    ift    ber 
Soib  .  .  .",  (iöUen   bt)   i^aspar   üon   ©ennep.  M.  D.  XL.  4.  (@i)mn.=3?ibl.  an 
8t-  ©ereon  in  Äöln ;   ögl.   anä)    für    bie  fpäteren  5lu§gaben  @oebefe  a.  a.  D. 
317  — 18),    btren   ä^ebeutung  unb  grfolg  in  ber  33erül)rung  einet  in  ben  rcli= 
giöfcn   kämpfen   iener   tf)eologifd)  ftreitbaren   3"t  ftarf   öentilirten   grage,  ber 
^lte(i)tTertigung§tef)re    liegt.     Uebrigenl    ift    nur    ber  allerflcinfte   i^eil  biefe§  in 
einer  3Jlifct)ung   Oon   nieber=  unb   oberr^einifd)em  S)ialecte    gefc£)riebenen  Spielei 
perfönlid)e§  gigent^um  be§  ®.     S;ie  -^auptpuetle  war  il)m.  Wie  er  felbft  in  ber 
Sßorrebe    jur    erften   9lu5gabe    fagt,    eine    mit    3ufä^en    au§   anberen  beliebten 
Spielen  jener  3eit  bcteid^erte  33earbeitung  be§  1536  in  feiner  Cfficin  gebturften 
„Homulus"  be§  ^^Jettuö  S)ieftl)emiu§  unb  bie  englifct)e  ^JJtoralität  ..Every  -  man" ; 
über  anbere  Cueüen  öerglcidie  @oebefe,  Homulus  unb  Hekastus.  ^annoü.  1857. 
3lu§  biefen  Cueüen ,   unb  ba§  9}erbienft  bleibt  i^m  unbeftritten,  f)at  @.  e§  öet= 
ftanben,  ein  cinl)eitli(i)e§  funftgerec^t  ^ufammengefe^teS  ©an^e  ju  f(i)affen  ,  „Wae 
un§  bagegen  Don   biefen   befannt    ift  unb  bie  3lrt  unb  2Beifc  biefer  3ufan^n^fi^= 
fe^ung  nöt^igen   un§  bie  moralifct)e  ©ewipeit  auf,   ba§  ©ennep'S  6tgentl)um§= 
red^t  felbft   auf   bie   Scenen,    bereu   Original   nicf)t   me^r  ausgeben   ift,    fe^r 
3Weifell)after  '»Dlatur  ift."    3llletbing§  beanfprud)te  er,  wie  au§  feiner  SJorrebe  fic6 
ergibt,  baffelbe   auc^  bur(i)au§  nic^t    „l)ab  \ä)  mir  fürgenommen,  e^tictie  materi) 
barin  ju  trecfen")   unb   es   war  ja,   wie  befannt,  ba§  Softem  ber  gegenfeitigen 
2lu§plünberung  in  einer  fo  raftloS  arbeitenben  S^\t  Wie  ber  be§  16.  3^at)rt)unbcrt§ 
wol  erflärlid^  unb  üielfad^  recipirt.     So  l)atte  auc^  Seonl^.  gulmann  (Pgl.  Sb.  IV 


792  ©ciger. 

burt  htxuiftntt  unb  barauf  bie  ^enjd^aft  Ibegrünbcnbe  ^prieftert^um  öertvaten, 
i^xt  @egner  aber  bie  prie[tevlict)en  S5oned)te  möglic^ft  p  16e|d)ränfen  traditeten 
unb  bie  ben  ^prieftern  äugeft^rieöene  au§f(^lie^U(i)e  .»peiligfeit  füv  ba§  ganjc  S5ol! 
in  2lnjprud)  na'^men.  33on  größter  2öid)tig!eit  toar  babei  ber  ^Jta(^tt)ei§,  ba^ 
ber  33i6eUejt  lange  tenbenjicjen,  burd^  bie  im  3Eubentl)ume  bomalS  "^eiTfctienben 
3eitbeftrebungen  öeranlo^ten  3lenbeiungen  unterlag,  biefe  aber  bann  jum  großen 
X^eile  mieber  befeitigt  mürben,  fo  ba^  berfelbe  un§  im  ©an^en  in  riifitiger  ©eftalt 
öorliegt.  S)ie  aujjaEenbe  S^'^atfadie ,  ba^  alte  SSibelüberfe^ungen ,  obgleid)  im 
Uebrigen  mit  unferem  l)ebräifd)en  2;ejte  übereinftimmenb ,  boc^  an  einäelnen 
©teEen  öon  üjxn  abtoei(i)en,  mürbe  erft  öon  @.  ööEig  aufgellärt,  inbem  er  jeigte, 
ba^  jold)e  3!)erjd)icbenl;eiten  nid)t  feiten  öon  3lbänberungen  be§  ®runbtejte§  '^er= 
rül)ren.  Seine  gro^e  5Bertiautl)eit  mit  ben  aramäijd)en  S)ialecten  unb  anbere 
S)etail!enntniffe  boten  i|m  trefflid^e  Mittel  ju  fol(i)cn  unb  äl)nli(i)en  ^^orfd^ungen. 
5fiac£)bem  er  einmal  bie  Sibel  jum  ^auptgegenftanbe  feiner  miffenfd)aitlid)en 
3;l)ätigfeit  gcmad^t  l^atte,  ging  er  aud)  tiefer  auf  bie  fie  betreffenben  ^i-'^Sen  ber 
^ritif  ein,  mobei  er  ebenfatt§  (met)r  aU  in  öen  gemö^nlic^en  Urfunbent^eorien 
äu  gef(i)el)en  pflegt)  ben  gefct)ic^tlidt)en  2öeg  betrat.  S)ie  giefultate  biefer  Unter= 
fud)ungen,  ju  benen  er  befonberS  hnxdc)  bie  5öorträge  an  ber  „.ipoc^fd^ule"  tier= 
anlaßt  mürbe,  finb  (freilid)  nur  lücfenl)aft  unb  l^auptfäd)li(f)  nad)  Slufjeidinungen 
feiner  ©c^üler)  in  ben  betreffenben  gebruiiten  Sßorlefungcn  CJladigetaffene 
©rf)riften  IT.  u.  IV.)  entl)alten  unb  l)arren  nocf)  ber  grünblic^en  ^^^rüfung.  — 
®.  legte  feine  miffenfct)afttict)en  ^Infid^ten  ftet§  unummunben  bar,  mic  fe|r  er 
and)  baburd^  in  äöiberfpruc^  mit  ber  l)errfd)enben  Meinung  geriet^;  in  feiner 
prattifc^en  Söirtfamfeit  ging  er  fd^onenb  Pom  Sefte'^enben  au§  unb  erftrebte  bie 
gortentmidlung  burd)  ben  ju  belcbenben  fd)affenben  @eift,  forberte  aber  aud^ 
mieber,  ba|  l)emmenbe  i^effeln  befeitigt  unb  Peraltete  goi-'nxen  umgeftaltet  merben 
(pgl.  u.  a.  ben  Slrtifel  au§  ber  9Biffenfd)aftlid)en  3eitf(^rift:  „S)er  ©d^riftfteller 
unb  ber  9labbiner",  ^Jiadigelaffene  ©diriften,  I.)-  @r  forberte  miffenfd)aftlid§e 
Srörterung  unb  freute  fid) ,  menn  aud)  bie  @egner  in  mürbiger  SBeife  auf  ben 
.^ampfpla^  traten  (f.  j.  35.  bie  gtecenfion  einer  mic^tigen,  Pom  altortl)obojen 
©tanbpunfte  au§gel)enben  (5d)rift,  2iBiffenfd)aftlid)e  3eitf(^rift  IL  351  ff.). 
@inen  eigentlid^en  5plan  pon  ber  funftigen  ©eftaltung  be§  Subentl)um§  l)at  er 
nid£)t  aufgefteEt;  er  lebte  aber  ber  Ueberjeugung ,  ba^  fic^  in  ber  3wfunft  anä) 
bie  redete  i^orm  ^erauSbilben  merbe,  menn  nur  bie  Pon  ber  üleligion  un3ertrenn= 
lid§c  ßrfenntni^  burd^gebrungen  ift.  tiefer  (SJebanfe  leitete  i^  aud^  1)ti  feinen 
gef^ict)tlidE)en  5lrbeiten;  benn  bie  @efd^idf)te,  mie  er  fie  auffaßte,  fott  ni(^t  auf 
bie  erftorbene  S^ergangen'^eit  l^inmeifen,  um  fie  mieber  l^er^uftetten,  fonbern  nai^ 
ben  in  i!^r  Perborgenen  SebenSfeimen  forfd^en,  um  fie  für  bie  ©egenmart  ju  be= 
fruc£)ten.  „Söa§  bie  SBiffenfctjaft",  fo  fd^iieb  er  im  33ormorte  ju  feinem  fü]§n= 
ften  unb  bebeutenbften  2öer!e:  „Urf(^rift"  ic,  „al§  eine  gefd)id)tli(^e  3Gßat)r:§eit 
für  bie  3^ergangenl§eit  aufnimmt,  ba§  mu^  fie  bann  aud^  al§  einen  neuen  ^^rud^tfeim 
auSftreuen  für  bie  ^ortentmidlung  be§  Subentl)um§.  SBenn  ber  SSoben  ber  @e= 
ft^ii^te  aufgelocfert  mirb  unb  bie  ^JJtädt)te  aufgemiefen  merben,  bie  unabläffig  an 
i'^m  gearbeitet  l)aben :  fo  mu|  anä)  meiter  ber  gefd)id£)tlidt)e  S^rieb  mieber  lebenbig 
merben  unb  ber  ßebenäfaft  meiter  ben  (Stamm  burd)ftrömen,  um  in  neuer  3^rifdt)e 
geiftige  ^^i^ücEite  5u  erzeugen."  —  S3on  ben  ©d£)riften  @eiger'§  nennen  mir  nur 
nod§  bie  SJorlefungen :  „S)a§  i^ubenf^um  unb  feine  @efd)id)tc"  (3  SSbe.,  1864 
[2.  3lufl.  1865].  1865.  1871). 

Soft,  ^}leuere  @efd).  b.  ^^x.,  III.  —  ?lbra^am  ©eiger.  gin  ©ebenfblatt 
Pon  ^ertl)olb  3luerbad^  (©egenmart,  VI.  51r.  45).  —  3)er  obenermä"^nte 
„9k(^ruf"  P.  S.  S)erenburg.  —  Sine  Erinnerung  an  frül)ere  Briten  P.  %.  Ö5. 
(^ad^gel.  ©d^riften  I.   296  ff.)   —   ^.)iacf)gel.  ©c|riften   V.,   moPon  eine  ©e= 


©enncp.  793 

t)oi'ataus9abc  u.  b.  I. :  %.  @eigei*'i  Seöen  in  SBrieren.   -i^erauSgeg.  0.  !Cubwig 
m^n  (ls78).  ;3Qlob  ^luerBadC). 

^cnilCp:  Saäpav  üon  ©.  (6a§f  ar  @enepaeu§),  33ud)brucfer  unb 
@d)tiftftenei-  ju  ^öln  äloifc^en  1532—1580.  ©eBurtS^  unb  lobegjo^t  finb 
unbefannt.  Seine  ^aupttliötiafeit  föUt  in  bie  ^eiiobe  be§  ^ampie§  3tt)ii(i)en 
beni  ^Tölncr  S;omcnpitel  unb  bem  mit  bcr  Iut"^enj(i)en  SSen^egung  ftim^jaf^ifirenben 
Srjbildjoie  .^ermann  öon  Söieb  unb  umia|te  neben  ben  2Berfen  feiner  eigenen 
*45Tef|e  Qurf)  fold^e  auetoärtiger  öjficinen,  namentlid)  SIntttjerpener  unb  ßölnener 
girmen,  jolüie  ben  äiertag  üon  ©ct)n|ten,  bie  faft  au&fcfilie^Ud^  bem  ©ebiete  ber 
religiöfen  ^^olemif,  ber  @ebetbud)litteratur  unb  ber  amtlichen  ^ircfienerlaffe  an= 
gel)örten  unb  ju  beten  23erhiebe  er  auf  ^Betreiben  be§  9iector§  ber  Uniöeifität  unter 
bcr  SSebingung  nur  !Qtt)oli[(^e  S3üd)er  ^u  berlegen,  ba§  faiferlid^e  ^riöilegium 
ert)a(ten  f)atte.  ^n  feinem  S3erlage  erf(|ien  aud)  1552  eine§  2tnbernac^er  5Did)= 
ter§  ^attt).  ^reu^  g-aftnactitgfpiel  (©oebefe  @r.  I,  319).  5La§  3eirf)en  feiner 
2)rurferei  toar  eine  2:ud§f(i)eere,  ber  er  entttieber  bie  Initialen  J.  G.  ober  S. 
P.  P.  T.  (Surgit  Piüchrius  Penia  Tonsa)  beigab,  boc^  bebiente  er  fid)  in  fpätercr 
3eit  eines  anberen  @mblem§,  ba§  9tott)=©d)ol5  (Insignia  Typograph.  Sect.  V, 
N.  59)  abgebilbet  ^^at  unb  beffen  ©t)mbolum  lautet:  Sicut  lilium  inter  spinas. 
5te^nlid)  toie  fo  mand)e  2;t)pograp'§en  feiner  3eit,  bie  toiffenfci)aitlid)  unb  litte= 
rarifd§  tt)ätig  toaren,  roibmete  aud^  @.  bie  ^ufieftunben ,  bie  i^m  ber  betrieb 
feines  ®efc£)äite§  lie^,  ber  ©d)riftftetterei,  tt)enn  gleid§  feine  po(emifd)e  2:ptigfeit 
auf  biefem  ©ebiete  feine  befonbetg  glüdlic^e  ju  nennen  ift.  S)enn  über  fein 
profaifd)e§  |)aupttoei!,  ba§  eine  äöibertegung  beS  SteibanuS  bejttjedte:  .,Epi- 
tome,  roarf)afftigc  SSefd)reibung  ber  öornemften  4")önbe(,  fo  fid)  in  gciftlid)en  unb 
weltlichen  ©ac^en  .  .  .  öerlauffen  l)aben"  ,  1559,  f^ol.  fättt  felbft  ber  Sefuit 
Jpar^l)eim  in  feiner  Biblioth.  Colon,  p.  50  unb  250  ba§  Urtlieil,  e§  fei  ge= 
fd)rieben  „inl'eliciori  Minerva",  ©in  jtoeiteS  ö'^nlidieS  Söexf,  ein  polemifd)er 
X?aienfated)i§mu§ ,  fül)rt  ben  Xitel:  „9tebe  önb  3lnttt)ort  ber  je^igen  ^^e^fP'it^ 
tung  in  ber  Sl)ri[tlid)en  ^ird)en"  :c.  1542  unb  1557.  93on  öerl)ältniBmä^ig 
größerem  Söert^e  ift  feine  geiftlid)e,  aud)  mit  ©rlaubni^  be§  .Kölner  9({att)e§ 
1539  öffentlid)  aufgeführte  .^omöbie :  „Homulus.  S)er  fünben  loin  ift  ber 
2oib  .  .  .",  (Sötten  bt;  ^aSpar  öon  (Sennep.  M.  I).  XL.  4.  (@t)mn.=a3ibl.  an 
©t.  ©ereon  in  ^öln ;  ögl.  aud)  für  bie  fpäteren  3lu§gaben  (Boebefe  a.  a.  D. 
317  — 18),  btren  53ebeutung  unb  (ärfolg  in  ber  23erül)rung  einer  in  ben  reli= 
giöfen  kämpfen  jener  tt)eologifd)  ftreitbaren  3^it  f^ai-'f  öentilirten  i^rage,  ber 
3ted§tfertigung§lel)re  liegt.  UebrigenS  ift  nur  ber  atter!lcinfte  J^eil  biefe§  in 
einer  3Jlifd)ung  üon  nieber=  unb  oberrl)einifd)em  S)ialecte  gefd)riebenen  ©piele§ 
perfönlic^eS  6igentl)um  be§  &.  5Die  .g)auptquette  tt)ar  it)m,  tuie  er  felbft  in  ber 
SBorrebe  ^ur  erften  9lu§gabe  fagt,  eine  mit  gufä^en  auS  anberen  beliebten 
©fielen  jener  ^dt  bereid)erte  ^Bearbeitung  be§  1536  in  feiner  Dfficin  gebrucCtcn 
„Homulus"  beS  ^$etru§  S)ieftt)emiu§  unb  bie  englif d)c  ^JJloralität  „Every  -  man" ; 
über  anbere  Guetten  üergleid)e  ©oebefc,  Homulus  unb  Hekastus,  .^annoü.  1857. 
?lu§  biefen  Cuetten,  unb  ba§  SSerbienft  bleibt  i^m  unbeftritten,  l)at  @.  e§  üer= 
ftanben,  ein  ein!^eitlid)e§  funftgered)t  ^ufammengefe^teS  ©anjc  ju  fd)affen  ,  „tnaS 
un§  bagegen  üon  biefen  befannt  ift  unb  bie  5lrt  unb  SBeife  biefer  3iifanimen= 
fe^ung  nöt^igen  un§  bie  moralifdie  @emi§t)eit  auf,  ta^  @ennep'§  @tgent]§um§= 
red)t  felbft  auf  bie  ©cenen,  bereu  Original  nid)t  me^r  anjugeben  ift,  fe^r 
3meifelf)after  ^Jlatur  ift."  3ltterbing§  beanfprud^te  er,  wie  auS  feiner  Sorrebe  ficft 
ergibt,  baffelbe  aud)  burd)au§  nid^t  „"^ab  id)  mir  fürgenommen,  ejlidf)e  materi) 
barin  ju  treden")  unb  e§  mar  ja,  mie  befannt,  ba§  ©t)ftcm  ber  gegenfeitigen 
3lu§plünberung  in  einer  fo  raftloS  arbeitenben  3fit  tuie  ber  be§  16.  3^al)r^unbert§ 
mol  ertlärlid^  unb  öielfa^  recipirt.     ©0  l^atte  aud^  fieonl).  Sulmann  (ögl.  S9b.  IV 


794  3ufä^c  unö  S3etid)tigungeti. 

<B.  639)  fein  Scbenfen ,  ben  „Homulus"  beS  @enne^  unb  biefer  toieberum  ben 
be§  ^Petrus  öan  S)ieft  ju  plünbevn,  tDeI(i)er  le^tcre  j(i)Ue§ti(i)  auf  einer  bem 
16.  S<i^i-'t)unbei-t  angef)örenben  engtifdien  ^Jtoratität  „Every-man"  16eru'£)t.  5ög(. 
.^ametmann,  Op.  gen.  bist.  p.  1340.  2.  (ännen,  ^Xtieatr.  9}oi-fteE.  in  ber  9teid)§= 
ftabt  6öln,  in  ber  3eitfd)r.  für  ^reu^.  (Be\d).  nnb  ßanbegfunbe,  1869.  @oebe!e, 
^.  ©engenBad^,  ©.  54—76.  448-59.  605.  »JlorrenBers,  J?ölnifrf)e§  Siteratm-- 
leben  im  erften  33iertet  be§  16.  S<i^i:^-  ""^  ht\\tn  „Homulus"  (mit  einem  5116= 
brurfe  be§  ©ebic^teS  öon  1544),  9}ierjen  1873.  —  6.  %  ©errure,  Vaderlandsch 
Museum  voor  nederl.  letterk.  etc.  I  (1855)  58t.  34  —  40.  ^.  f^ftancf. 

3tt§  ^lad^brucfer  gelangte  @.  ju  einer  bebenfüc^en  33erüt)mtt)eit  burd^ 
6t)riacu§  ©Jjangenlberg,  ber  tüegen  be§  öeriälfdtjten  9lac£)bructe§  be§  fteinen 
ßQted)i§mu§  feine§  3)ater§  iS^o'^ann  ©pangenberg  in  feinem  33ucf)  „SBiber  bie 
ööfe  (Sieben  in  be§  2;eutfet§  ^ernöffet  ©piel"  öon  i'^m  jagt :  „S)er  t)eiIofe  'OJknn 
ßQgpar  ©ennep,  S3uct)brucEcr  ju  6öün,  "^at  nict)t  ©enüge  bran ,  ba^  er  mid^ 
unb  anbere  ©öangetifc^e  fie^rer,  \o  nod)  (ai§  lange  (^ott  toill)  im  ßeben  finb,  mit 
unerfinbtid)cn  Sügen  |d)änbet  unb  Idftert ,  fonbern  fd)onet  auc^  berer  nid^t ,  bie 
nun  öorlängft  nad^  tiiet  ge'^aBter  5!Jlüt)e  unb  Sreue  im  äßcinberge  be§  Jperrn  felig= 
lidt)  finb  entfdilaffen,  weldier  ^la'^men,  6t)r  unb  gut  6)eiüd)te  er  it)nen  abfd)neibet, 
unb  barju  auct)  i^re  Strbeit  unb  ©dtjiiften  nic£)t  al§  ein  et)rüdt)er  5Jlann,  fdt)änb= 
lidj  öerfct)vct  unb  tierfälfd£)et.  Hub  ein  foId)e§  rebtid)e§  ©tüdtein  t)at  er  fonber= 
lict)  bemiefen  an  mciueg  lieben  SBatern  feiigen  ;Sol)ann  ©pangenberg'S  (iate= 
d^i§mu§".  6l)riacu§  ©^jangenberg  f)atte  eine  ®egenfd)rift  gegen  bie  2Biberlegung 
be§  @leibanu§,  'mtiäje  (S).  im  2f-  1559  ^atte  bruden  laffen,  gefdt)rieben ,  auf 
toeli^e  eine  neue  ©i^rift  öon  jenem  folgte,  unter  bem  Stitel:  „(Sl^n  ©rnft^aff 
ttgc§  (Sef^jräc^  S^ifctien  ^aäpar  ®en  |  mp  Surger  unb  Sud^bruder  ^u  |  (Völlen 
unb  ßt^riaco  ©pangeu  j  berg  über  bie  @efd)id^t  93efd)vei  |  bung  ^ol)anni§ 
©leibani.  |  ^Iten  lieb^abern  ber  2Bar^eit  5^ü^  |  lid)  unb  fur^föeilidt)  3U  lefen.  j 
MDLXI  1  "  unb  biefe  ©d)rift  ift  für  bie  S3ud)brudergefdt)id^te  mii^tig,  ba  fie 
auf  Slatt  8  ff.  ba§  9}erieic^niB  ber  öon  ®.  öerlcgten  Sudler  ent:§ält. 

a^gl.  ßeffer,  Ajiftorie  ber  33ud)bruderel)  ©.  363  ff.  (Seiner,  Sud§brucfer= 
fünft,  III.  «b.  254  ff.  ©raffe,  Öe^rbuct)  ber  ßitterärgefc^id)te  III.  1.  3lbtl). 
©.  158.  25arrentrapp ,  ö-  ö.  SBieb  u.  fein  -}{eformation§öerfud£)  in  Äöln, 
?ln^ang  ©.  49*— 52*.     '  j?etd^ner. 


Bufä^c  unb  iBendjtigungett. 

SSanb  I. 

©.  327:     3um  Slrtifel  mitbringen  finb  bie  in  Sb.  VIII  ©.  320  ff.  im  3lrtifel 

@aEa§   auf   ©runb   neuer  ^^orfdtiungen  gegebenen  2Serid)tigungen  unb 

3ufät^e  5u  öergleii^en. 
©.  591.     3.  21  ö.  0.:  Snjiüifd^en  erfd)ien:  91.  ©mming^auä:  g.  SB.  9lrnolbi, 

ßeben  unb  .©d)öpfungen  eine§  beutfdtien  Kaufmanns,     äöeimar  1878. 
@.  628.     3.     7  ö.  0.:    ^naiüifd^en   erfd^ien:    ,^uräer  \?eben§abri^   be§   lüeil.  f. 

preu|ifd§en  @eneral§   @.   ß.   ö.   Alfter  k.  ,   'herausgegeben  öon  einem 

©o^ne  beffetben.     ^Berlin  1878. 

aSanb  IV. 
©.  142.     3.     1  ö.  u.:  Äüralic^  erfdt)ien:  6.  ©örffel,  ^ol).  griebr.  ^1)xiit,  fein 
Seben   unb   feine  ©d)riften.     ©in  Seitrag   jur  ©ele'^rtengefdfiid^te  be§ 
18.  Sa^.     Sei^jjig,  Sreitfopf  &  prtel,  1878. 


3uiä^e  unb  Scrtdjtigungcn.  795 

S.  296.  3-  1  ö-  »•:  ^'  ©rf)toai|,  2ehm  be§  ©cnerale  Äait  üon  Glaufetoi^ 
unb  ber  grau  'Dtaria  üon  (itaufettji^,  geb.  ©räfin  S3rilf)(,  mit  Sriejen, 
3luffäfeen  k.     2  S9be.     SSetlin,  S)ümm(er,  1878. 

33anb    V. 

3.  455.  3-  23  ö.  0. :  ^n  Jßonn  in  '^nüatBeii^  befinbet  fic^  eine  Saute  mit 
ber  3>njct)riit:  „lUbrid^  2)uiffoprugar  ßutario  A.  1521".  Slljo  ein 
iüniter  ber  ^^amitie,  mit  @aspar  gleichzeitig,  ü.  3Baiiel(ett)Sfi,  Öejcf).  ber 
Snftrumentatmuj.  im   16.  ^a^xi).  (1878)  ©.  31  3lnm.  2. 

©.  525.     3.  16  ü.  u.  I. :  Serün  1666  ^[t.  1662). 

S9anb  VI. 

©.  482.     3-  1^  ö.  u.  I.:   be§  ©uperintenbenten  unb  ber  ^aftoren. 

S.  485.     3.  21  ö.  0.  I.:  beffelben. 

©.  683.     3.     8  ü.  0.  l. :  (Sc^tcagerS.     ^önig  griebric^  IL  errichtete  .  .  . 

B.  684.     3-     7  b.  0.  I.:  5lnfpannung  (|t.  Slnfd^auungj. 

S.  684.  3-  "23  f.  b.  0.  I. :  ^er^og  ^y.  —  einerfeitl  an  bie  ^lotfirtjenbigfeit  ber 
@iege§befliffen^eit  unb  anbererfeit§  an  bie  nad)  bamaligen  ipeere§= 
öerpflegungSeinrii^tungen  gebotene  33et)ut|amfeit  bei  ben  9}orn)ärt§= 
beraegungen  gemannt  burd)  ic. 

SSanb  YIL 

S.  163.  3.  13  ü.  u.:  Dtto  öon  f5forften]^aufen  ftarb  im  ^.  1632.  S)a§  @ut 
^ill'^ofen  bei  ^ooeburg  faujte  er  im  ^.  1599  (Wening.  Topographia 
Bavariae,  2^1.  III  ©.  50).  ö.  Ceiele. 

S.   164.     3.  10  ö.  0.  t.:   763  (ft.   1763). 

S.  213.     6otumnen=Ueberfd^rift  l. :  "i^xand  (ft.  ginfenftein). 

©.  241.     3.  20  b.  u.  I.:  Xrabemünbe  (ft.  Söarnemünbe). 

©.  352.     3.  14  ö.  u.  ift  ba§  ^omma  :§inter  1330—34  ju  tilgen. 

©.  372.  (i^Tet)moniu§) :  S^ie  bon  mir  au§  fvret)moniu§'  ©d^riften  entnommenen 
biograp'^ifd^en  9^ac^ri(i)ten  werben  burd^  ben  nadCitotgenben  SSeitrag 
tt)e|entii(^  ergänjt  unb  t^eiltoeife  berid)tigt.  ©tin^ing. 

Dr.  9io(^u§  fji^eimann  mürbe  1556  Äanäter  ber  gejürfteten  ^^ropftei 
i8er(i)te§gaben,  ertoarb  1559  ben  9teic^§abet,  1567  ein  ®ut  p  ©ber= 
t)aujen  bei  9teic^enf)all  unb  [tarb  ben  9.  9}tai  1583.  ©ein  ©ot)n 
^o^nn  äöolfgang  ö'reimann  mürbe  am  14.  ^läx^  1546  ju  ^ngol= 
ftabt  geboren  (SSud^otjer,  Index  chronologicus ,  1599,  p.  613)  unb 
empfing  bafelbft  am  27,  ^uni  1571  ben  S)octorgrab.  ©eine  @r= 
nennung  jum  9iegterung§ratf)e  in  SBurgtjüufen  öom  1.  Januar  1575 
an  erfolgte  bereite  (5nbe  Dctober  1574.  .^m  ©ommer  1576  neben 
3lnberen  öom  Äaifer  al§  öfterreid^ifi^er  SSeifi^er  bes  9iei(^afammcr= 
geri(^te§  präfentirt ,  toarb  er  am  28.  ©eptember  beffelbeu  3faf)re§ 
fierju  gemät)(t  unb  am  nädiftfotgenben  19.  DZoüember  öerpflic^tet;  er 
legte  biefe§  3lmt  am  22.  Mai  1581  nieber.  -hierauf  mürbe  er  am 
9.  31uguft  1581  im  9fteid^§I)oiratf)e  öerpflic^tet,  am  7.  Januar  1586 
äum  !aiferlitf)cn  5|]f aljgraien ,  am  30.  S)fcember  1588  jum  53titgliebe 
beg  faifertic^en  geheimen  9tatt)e§  ernannt,  am  2.  gebruar  1589  in 
bemfelben  inftallirt.  ®a§  ^teictiebicefanjleramt  ift  i^m  am  13.  3lpril 
1594  ju  '$rag  übertragen  morben,  bod)  fc^on  am  13.  3tuguft  1597 
erl^ielt  er  bie  nadigefudtite  (äntloffung.     9tun  jog  er  fid^  auf  ba§  1596 


796  ^ufö^e  uni>  3?etic^tigungen. 

zmoxhtnt  Scfilo^  9tanbec£  bei  ^el'£)etm  jurücf;  am  10.  91ot)em6er 
1610  geftorben  toarb  er  in  ber  ititc^e  be§  ba^ugc'^övigen  S)oi7eö 
3I(teffing  beftattet  (93ev'^anbtungen  be§  f)iftorijd)en  53erein§  für  bie 
Dberpjatj  unb  9tegen§burg  33b.  V,  1839,  ©.  45).  ©röBtenttieitä  eine 
fet)r  umftänblic^e  Slutobiogrop'^ie ,  ber  aud^  bie  meiften  ber  gegen= 
toärtigen  eingaben  entnommen  finb ,  ift  bie  öon  SBotfgang  i^rreimann 
im  S-  1584  öerfafete  unb  bi§  1603  fortgeje^tc  „^au§(|ronif",  njobon 
id§  ?(bjc&rift  beft^e,  toä^renb  i^.  ^.  ßipotoSh)  in  feinen  „Urgef(i)id^ten 
öon  ^ünd^en"  X^.  II  ©.  623—650  nur  einen  6i§  1587  reii^enben 
3lu§jug  tieröffentlirf)te.  3(u^erbcm  ^at  fyreimann  im  ^.  1598  ein 
„Stammen  =  2Bappen=  unb  5reunbf(|aft§Bu(^"  öerfa^t,  lüobon  eine 
Slöfd^rift  auf  ber  fönigl.  .g)of=  unb  (5taat§bif)Iiott)ef  ju  ^ünd)en; 
in  biefem  SBerfe  fonnte  er  geneatogifd^e  'Jtadirid^ten  über  eine  30'^!= 
reiche  SSertoanbtjd^alt  unb  ©cEirtiägerfdiaft  geben,  benn  er  l§atte  öier 
i^rauen  unb  fünf^e^n  ^inber.  ö.  De  feie. 

6.  383.  3.  6  ö.  u.:  S)er  m-tifel  f^riberi^,  gJie(d)ior,  ift  l^ier  ju  ftreid^en, 
ba  er  S,  390  voce  g^rieberid)  no(^mat§  folgt  (toobei  übrigen^ 
bat)ingeftellt  bleibt ,  tt)etd)e  ©d^reibung  be§  DtamenS  bie  correcte  ift. 
2öir  bemer!en,  bo^  tüir  bcn  auf  ©.  383  ftctjenben  ?lrti!el  erft  er= 
l^ielten,  at§  fid§  ba§  9)lanufcript  be§  SSudiftaben  5.  längft  nid^t  mel^r  in 
unferer  .^anb  befanb  unb  baburdC)  eine  ßontrote  nidf)t  met)r  mbglid^  war. 
S)ie  ülebaction  mu^  bie  5ßerfd£)utbung  ber  S^rrung  infofern  abte^nenX 

SSanb   VIII. 

B.  139.  3.  25  ö.  0.  I.:  becnbet,  feit  1648  at§  Se^rer  in  ?ltt=S)amm  unb  al§ 
$vofeffor  ber  ^Jlufif  am  ©tettiner  ©Qmnafium.  —  2>afelbft  3-1*^ 
b.  u.  I. :  ju  Seitmeri^  big  er  in  ba§  ^prämonftratenferftift  ©tra'^ott) 
auf  bem  ^rager  .^rabfdf)in  eintrat,  mo  er  am  16.  Dctober  1683  (tarb. 
(S5gl.  geti§,  Biogr.  univ.  des  music.  1862  III,  348).     (©d^ttiarje.) 

©.  145.  3-  20 :  gromonb  (er  nennt  fid^  (ateinifd^  Fromondus)  bef^eiligte  fid^ 
aud^  an  ber  ßontroberfe  über  ba§  (5opernicanifdf)e  ©t)ftem  mit  ben 
bciben  ©d£)riften:  „Ant- Arislarchus,  sive  Terra  inimobilis,  liber 
unicus,  in  quo  decretum  S.  Congregationis  Cardinaliuni  S.  R.  E. 
anno  1616  adversus  Pythagorico  -  Copernicanos  editum  defenditur", 
1631,  unb  ,,Vesta,  seu  Ant-Aristarchi  vindex  adversus  Jac.  Lanspergium, 
Philippi  filium,  in  quo  S.  Congregationis  Cardinalium  a.  1616  et 
alterum  a.  1633  adversus  Copernicanos  terrae  motores  editum  iterum 
defenditur".  1634. 

©.  244.     3.  27  ö.  0.:  S5gt.  audf)  Mt-^ol.  93Iätter  82.  Sb.  (1878),  ©.  549  ff. 

©.  312.  3-  11  ö.  u. :  3uv  urfunbl.  Sitteratur  über  6.  ö.  ©ailingen  ift  nod) 
äu  tagt.:  e^r  2Ö.  .©d^irmcr,  (Befd^.  b.  StteS^eim  in  «mittelfranfen.  Slürnb. 
1842.  5Derfelbe:  ©cfd^id^te  b.  3öinb§^eim.  ^lürnb.  1848  ©.  48. 
Monumenta  Zollerana  Tom.  IV,  303—306.  @ef(f)id^te  ber  3fiei(^§= 
ftabt  9lürnberg  3ur  3cit  Äaifer  Äarl§  IV.  S3erlin  1873  ©.  182  f. 
♦  S  0  d£)  n  e  r. 

©.  357.     3.     9  b.  0.:  33gl.  aud£)  f^reiburger  2)iöcefan=3trdt)ib  11.  Sb.,  ©.  285, 

©.  443.    3-     7  b.  u.  (. ;  ber  ©dt)n)iegerfof)n,  mar  3Beber  k. 


$terer'ftf)e  ^oftii^bruderet.    <SU\)l)an  &iibel  &  do.  in  9itten6urfl. 


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